Skip to main content

Full text of "Zentralblatt für die gesamte innere Medizin und ihre Grenzgebiete 9.1914"

See other formats


Kilian 


B 3 774 447 











UNIVERSITY OF CALIFORNIA 
SAN FRANCISCO MEDICAL CENTER 
LIBRARY 





\ ‚Zentralblatt 
für die gesamte innere Medizin 
und ihre Grenzgebiete, „... 
(Kongreßzentralblatt) 


Offizielles Organ des Deutschen Kongresses für innere Medizin 


In seinem Auftrage herausgegeben 
vom derzeitigen Redaktionskomitee 


W. His Friedrich Müller C. von Noorden A. Schittenhelm J. Schwalbe 


Berlin München Frankfurt a. M. Königsberg i. Pr. Berlin 


Redaktion: 
A. von Domarus 


erlin 


Neunter Band 





Berlin 
Verlag von Julius Springer 
1914 


Druck der Spanterschen Buchdruckerei in Leipzig 


-g a - 


Inhaltsverzeichnis. 


Allgemeine Biologie und allgemeine Physiologie. 
1. 81. 129. 193. 257. 449. 497. 577. 673. 
Allgemeine Pathologie. 
2. 81. 130. 194. 259. 385. 449. 499. 578. 673. 
Allgemeine Diagnostik und Symptomatologie. 
6. 131. 266. 502. 675. 
Allgemeine Therapie und Diätetik. 
6. 84. 132. 196. 266. 386. 451. 505. 580. 676. 
Pharmakologie und Toxikologie. 
10. 85. 133. 198. 268. 388. 452. 507. 583. 677. 
Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 
Allgemeine klinische Bakteriologie, Protozoologie und Parasitologie: 
13. 87. 136. 202. 270. 390. 454. 508. 587. 
Spezielle Pathologie und Therapie: 
15. 89. 138. 202. 271. 391. 454 509. 589. 679. 
Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 
27. 94. 150. 219. 201. 405. 459. 523. 602. 688. 
Stoffwechsel. 
Allgemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik: 
29. 97. 151. 221. 302. 409. 461. 527. 604. 690. 
Spezielle Pathologie und Therapie: 
34. 100. 156. 225. 305. 411. 464. 533. 609. 693. 
Innere Sekretion. 
Allgemeines über innere Sekretion: 
40. 159. 314. 412. 617. 
Die Drüsen mit innerer Sekretion: 
41. 104. 160. 227. 315. 413. 470. 537. 619. 697. 
Verdauungstraktus. 
Anatomie, Physiologie, allwemeine Pathologie und Therapie: 
106. 163. 231. 316. 414. 540. 627. 
Spezielle Pathologie und Therapie: 
42. 107. 163. 235. 319. 417. 473. 542. 629. 
Leber- und Gallenwege. 
44. 111. 165. 241. 325. 419. 547. 632. 701. 
Pankreas. 
45. 114. 242. 326. 420. 474. 634. 
Milz. 
114. 327. 421. 475. 548. 634. 703. 


244 


CH) 


7 


IV Inhaltsverzeichnis. 


Urogenital-System. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 
46. 168. 421. 549. 636. 703. 


Spezielle Pathologie und Therapie: 
47. 114. 168. 242. 328. 422. 476. 550. 636. 704. 


Blut und blutbildende Organe. 
Allgemeine Morphologie, Physiologie, Methodik: 
48. 115. 170. 243. 333. 425. 477. 641. 705. 


Pathologie und Therapie: 
50. 116. 171. 245. 334. 427. 477. 552. 645. TOT. 


Zirkulationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 
55. 119. 175. 249. 340. 478. 554. 649. 709. 


Spezielle Pathologie und Therapie: 
56. 121. 177. 250. 343. 429. 480. 556. 653. 710. 


Respirationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 
61. 178. 251. 347. 433. 482. 561. 65T. 
Spezielle Pathologie und Therapie: 
61. 122. 180. 252. 347. 434. 561. 658. 711. 


Bewegungsapparat. 
66. 125. 182. 252. 355. 482. 564. 660. 712. 


Neurologie und Pisychiatrie. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 
66. 126. 182. 253. 356. 435. 484. 567. 660. 713. 


Spezielle Pathologie und Therapie: 
70. 127. 185. 254. 364. 440. 487. 568. 664. 714. 


Zentralblatt für die gesamte innere Medizin 


Band IX, Heft 1 und ihre Grenzgebiete S. 1—80 


Allgemeine Biologie und allgemeine Physiologie. 

Berliner, Bernh.: Beiträge zur Physiologie der Klimawirkungen. 4. Expe- 
rimentalpsychologische Untersuchungen über die Wirkung des Seeklimas. (Zeit- 
schr. f. Balneol., Klimatol. u. Kurort-Hyg. Jg. 6, Nr. 9, S. 246—253, Nr. 10, S. 275 
bis 280, Nr. 11, S. 313—317, Nr. 12, S. 349—356, Nr. 13, S. 379—387 u. Nr. 14, 
S. 409—412. 1913. 

Verf. hat sich als Aufgabe gestellt, mit Hilfe psychologischer Methoden den Ein- 
fluß des Seeklimas, speziell des Ostseeklimas, auf Kinder festzustellen, die zur Erholung 
nach Zinnowitz gesandt waren. Die Prüfungen wurden in Form einer Schulstunde vor- 
genommen und erstreckten sich auf: 1. Prüfung der muskulären Arbeitsleistung, 
2. Prüfung einer fortlaufenden geistigen, produktiven Arbeit, 3. Prüfung des Gedächt- 
nisses, bzw. der Aufmerksamkeit, 4. Prüfung einer sogenannten Präzisionsarbeit. 
Genaueres über Methodik, Versuchsanordnung sowie über die zahlreichen, tabellarisch 
und graphisch zusammengestellten Versuchsergebnisse möge in der sehr ausführlichen 
Arbeit nachgelesen werden. In der Hauptsache war das Resultat: Das Seeklima ver- 
ursacht: 1. Steigerung der körperlichen Arbeitsleistung. 2. Steigerung der Arbeits- 
geschwindigkeit bei fortlaufender geistiger Arbeit, 3. Sinken der Aufmerksamkeit, 4. Ver- 
besserung einer Präzisionsarbeit (Linien halbieren). 1. u. 2. faßt Verf. als Ausdruck 
einer psychomotorischen Erregung auf, die ihrerseits vielleicht die Folge des Nach- 
lassens gewisser höherer, hemmender, apperzitiver Funktionen ist; also gewissermaßen 
als Müdigkeitserscheinung aufzufassen wäre. Auch 4. erklärt Verf. als Folge der Auf- 
merksamkeitsverminderung, durch die eine Anzahl psychischer Hemmungen bei der 
mechanischen Arbeit wegfallen soll. — Näheres im Original. — Es ist also die Wirkung 
des Seeklımas gewissermaßen eine Hemmung höchster Gehirnzentren zugunsten unter- 
geordneter (motorischer) eine „Ruhigstellung des Gehirns“, eine „Verschiebung der 
Lebensvorgänge vom geistigen auf das körperliche Gebiet‘‘. Es entwickelt sich eine 
gewisse behagliche Lethargie, eine Denkfaulheit. Andererseits kann diese auch infolge 
der Ausschaltung oberster, kritischer und hemmender Centra die Form von Erregungs-, 
ja rauschähnlichen Zuständen annehmen. Tollens (Kiel). 


Bering, Fr.: Über die Beeinflussung des Sauerstoffverbrauches der Zellen durch 
die Lichtstrahlen. Untersuchungen an den roten Gänseblutkörperehen. (Univ.- 
Klin. f. Hautkrankh., Kiel.) Strahlentherapie Bd. 3, H. 2, S. 636—643. 1913. 

In Fortsetzung anderer Arbeiten untersuchte Verf. den Einfluß des Lichtes auf die 
lebende Zelle als Ganzes. Es wurden die kernhaltigen roten Blutkörperchen von Gänsen 
benutzt, deren Atmung durch Anämisierung der Tiere vor dem Versuch (mehrfache 
Blutentziehung) gesteigert wurde. Die Blutkörperchen wurden in einer Prüfzelle mit 
Quarzglasfenster mittels der Quecksilberdampflampe bestrahlt, der Sauerstoffverbrauch 
nach Haldane-Barcroft und Warburg -Meyerhof bestimmt. ` Es ergab sich, 
daß Weißlicht in großer Dosis den O-Verbrauch steigert (in noch größerer Dosis endlich 
die Zellfunktionen lähmt), daß Blaulicht schon in der halben Dosis den O-Verbrauch 
anregt und Grün- und Gelblicht in noch kleineren Dosen die Atmung ganz beträchtlich 
steigert. — Versuche mit anderen Zellen unter Anwendung von Sensibilisatoren stehen 
in Aussicht. O. Hesse (Berlin). 


Dominici, H.: Die Rezeptivität der normalen und pathologischen Gewebe für 
die Radiumstrahlung. Strahlentherapie Bd. 3, H. 2, S. 379—387. 1913. 

In diesem, als Vorwort zu dem Kompendium der Radiumtherapie von Barcat 
(Maloine 1912) geschriebenen Aufsatz faßt Dominici kurz seine Anschauungen über 
Radiumwirkung zusammen. Der Auffassung des Radiums als eines Kaustikums mit 
destruktiven Wirkungen tritt D. entgegen. Die Wirkung des Radiuns ist vielmehr 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 1 


ey, 


bedingt einerseits durch seine stimulierenden, evolutiven und metabolischen 
Effekte, andererseits durch Alter, Rasse und zufällige Veränderungen der bestrahlten 
Zellen. Eine interessante Reihe von Beispielen vorwiegend aus der Tumorlehre er- 
läutert die angeführte Theorie im einzelnen und macht sie praktisch nutzbar. D. spricht 
die Hoffnung aus, daß noch viele bisher ungeheilte Carcinome heilbar sind, sobald die 
Radiumtechnik in allen Teilen weiter ausgebaut ist. O. Hesse (Berlin). 


Hertz, Johanna: Über die Beeinflussung der Röntgenreaktion nach der Be- 
strahlung. Versuche am Kaninchen. (Med. Univ.-Poliklin., Bonn.) Zeitschr. f. 
Röntgenk. u. Radiumforsch. Bd. 15, H. 10, S. 313—321 u. H. 11, S. 333—346. 1913. 

Die Absicht, der noch immer nicht voll befriedigenden physikalischen eine bio- 
logische Dosimetrie der Röntgenstrahlen an die Seite zu stellen, stieß auf die Schwierig- 
keit, daß die üblichen kleinen Dosen der Röntgentherapie auf die Haut von Kaninchen 
nicht kräftig genug wirken, daß andererseits der Mechanismus der künstlichen Sensi- 
bilisierung noch mancher Aufklärung bedarf. — An einer kleinen, aber mit guten Kau- 
telen durchgeführten Versuchsreihe fand Verf. nun, daß durch Arsen (per os; nach 
Vorschlag von Prof. Krause) bei Kaninchen die Latenzzeit der Hautwirkung kleiner 
Röntgendosen (1—8 H) erheblich verkürzt wird; in der Qualität der Wirkung konnte 
Verf. keinen Unterschied gegenüber Tieren ohne Arsen feststellen. Diese Latenzver- 
kürzung war in gleicher Weise deutlich, wenn das Arsen erst nach der Bestrahlung 
eingeführt wurde, und ist auf Stoffwechselerhöhung zu beziehen; sie fand sich ebenfalls, 
wenn nach der Bestrahlung Hyperämie gesetzt wurde (Hyperämie des Ohres nach 
Sympathicusdurchschneidung am Hals). — Nebenbefund: Die unbestrahlte Peripherie 
der bestrahlten Hautstelle zeigte bei Arsentieren Epilation, bei Tieren ohne Arsen 
nicht. O. Hesse (Berlin). 


Lazarus-Barlow, W.S.: Die Wirkung radioaktiver Substanzen und deren Strahlen 
auf normales und pathologisches Gewebe. (17. internat. med. Kongr., London, 6. 
bis 12. VIII. 1913.) Strahlentherapie Bd. 3, H. 2, S. 365—378. 1913. 

Verf. gibt, unter Vermeidung rein klinischer und rein physikalischer Fragen, eine 
inhaltsreiche Übersicht einmal über die gesicherten Ergebnisse der Arbeiten letzter 
Jahre (vorwiegend englischer Autoren), die einen Einblick in die Wirkung radioaktiver 
Substanzen gewähren, ferner über die daraus resultierenden Fragen, die wahrscheinlich 
die Forschung der nächsten Zeit leiten dürften, damit ‚die schrecklichen Lücken in 
unserem Wissen in dieser Hinsicht ausgefüllt werden“. — Im Vordergrund der Be- 
sprechung stehen die Kenntnisse über zellschädigende und wachstumsfördernde Wir- 
kung der Strahlen. Auch wird, neben vielen anderen wichtigen Angaben, auf die 
Unterschiede des Gesamteffekts bei experimenteller Veränderung der Bestrahlungszeit 
und der Strahlungsmenge eingegangen, untersucht an verschiedensten Versuchsobjekten 
(Bakterien, Pflanzen, Seidenraupen, Nerv-Muskelpräparat u. a.). Näheres im Original. 

O. Hesse (Berlin). 

Meyer-Betz, Friedrich: Untersuchungen über die biologische (photodynamische) 
Wirkung des Hämatoporphyrins und anderer Derivate des Blut- und Gallenfarbstolfs. 
(II. med. Klin., München.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd.112, H.5/6, S.476—503. 1913. 

Eingehender Bericht über Tier- und Selbstversuche. Einzelheiten können bei der 
Reichhaltigkeit des gebotenen Materials nicht in kurzem Referat beigebracht werden. 

Alfred Lindemann (Berlin). 


Allgemeine Pathologie. 


Raubitschek, Hugo: Über Beziehungen mütterlicher Erkrankungen zu den 
Organen der Föten und Neugeborenen. (Landeskrankenanst., Czernowitz.) Beitr. z. 
pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. 57, H. 2, S. 345—377. 1913. 

Die vorliegende Arbeit stützt sich auf folgende Untersuchungen: 1. Es wurden 
Organe von Föten und Neugeborenen mikroskopisch untersucht, deren Mütter an 
Eklampsie, in einem Falle an hämorrhagischer Nephritis gestorben waren. 2. wurden 


z% 
ne aa) 5, ee ren 


en 


trächtige Tiere mit Ikterogen und Urannitrat vergiftet und die Organveränderungen 
der Mütter mit denen der Jungen verglichen. Resultate: die Leber der Föten 
und Neugeborenen eklamptischer Mütter zeigte außer Blutungen kleine herdförmige, 
z. T. schon makroskopisch, z. T. erst bei mikroskopischer Untersuchung erkennbare 
Nekrosen, die mit den typischen Leberveränderungen der Erwachsenen bei Eklampsie 
ın Parallele gesetzt werden. Außerdem fanden sich in den meisten übrigen Organen, 
besonders aber im Gehirn, kleine punktförmige Hämorrhagien. In dem Fall von 
hämorrhagischer Nephritis der Mutter fanden sich beim Neugeborenen ebenfalls 
kleine Blutungen in verschiedenen Organen, keine Veränderungen in der Leber, 
dagegen starke Hyperämie der Nieren, Blutungen und Exsudationen in den 
Bowmanschen Kapseln. Bei den experimentellen Vergiftungen wurden positive 
Befunde nur mit Urannitrat an den Nieren der Föten und Neugeborenen erzielt, die 
Jedoch von denen der Muttertiere erheblich differierten und vom Verf. nicht auf eine 
direkte Uranwirkung, sondern auf kompensatorische Funktionsübernahme für die ge- 
schädigten mütterlichen Nieren bzw. auf toxische Einwirkung durch die geschädigte 
Organsubstanz der mütterlichen Niere zurückgeführt werden. Die Befunde bei Ek- 
lampsie und Nephritis führt Verf. dagegen auf die Wirkung gleichartiger durch die Pla- 
centa ins fötale Blut überführter, abgeschwächter, toxischer Stoffe zurück. Oskar Meyer. 

Citron, Julius, und Erich Leschke: Über den Einfluß der Ausschaltung des 
Zwischenhirns auf das infektiöse und nichtinfektiöse Fieber. (Charité, Berlin.) 
Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 14, H. 3, S. 379—390. 1913. 

Die Verff. haben die Fieberfähigkeit von Kaninchen untersucht, deren Wärme- 
regulation durch den von Lesch ke früher beschriebenen ‚„Zwischenhirnstich“ zerstört 
ist. Sie fanden, daß bei Zimmertemperatur die Tiere sich nach der Operation unter- 
kühlten, auch wenn sie mit Trypanosomen oder Staphylokokken infiziert wurden; die 
Kontrolltiere fieberten hoch. Die Unterkühlung bei Zimmertemperatur trat gleichfalls 
ein, wenn der Stich bei bestehendem Fieber ausgeführt wurde. Auch die Einspritzung 
aseptischer fiebererregender Mittel — Anaphylatoxin, Kochsalz, Paraffinsuspensionen, 
Tetrahydronaphthylamin — hält den Temperatursturz nicht auf. Die Verff. schließen 
daraus, daß die durch den „Zwischenhirnstich‘ ihrer Wärmeregulation beraubten Tiere 
nicht mehr fiebern können. Nur in einigen Versuchen mit aseptischem Fieber war die 
Versuchsanordnung eine solche, daß die operierten Tiere durch von außen zugeführte 
Wärme bei normaler Körpertemperatur gehalten werden; damit ist bewiesen, daß 
aseptisches Fieber bei diesen Tieren nicht erzeugt werden kann. Für das infektiöse 
Fieber wurde diese beweisende Versuchsanordnung nicht benutzt. H. Freund. 

Anitschkow, N.: Über experimentell erzeugte Ablagerungen von anisotropen 
Lipoidsubstanzen in der Milz und im Knochenmark. (Med. Milit.-Akad., St. Pe- 
tersburg.) Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. 57, H. 2, S. 201—222. 1913. 

Während sich in der Milz unter normalen Verhältnissen nur eine äußerst geringe 
Menge von Lipoid- und Fettsubstanzen findet, entsteht bei experimenteller Chole- 
sterinsteatose eine gewaltige Ablagerung von flüssig-krystallinischen anisotropen 
Tropfen (Cholesterinestern), die der Hauptsache nach von den Zellelementen des Stro- 
mas und den Endothelzellen der Lymphsinus aufgenommen werden; infolge Hyper- 
trophie und Hyperplasie dieser Zellen entsteht eine eigenartige ‚„‚großzellige Splenomega- 
lie“, die vollkommen dem Bild der Milzveränderungen bei Lipoidämie (Diabetes) ent- 
spricht. Analoge Vorgänge spielen sich im Knochenmark ab. Diese mit Lipoidsub- 
stanzen gefüllten spezifischen histiogenen Makrophagen (Cholesterinesterphagocyten) 
können dann in das Blut übertreten. Thorel (Nürnberg). 

Koppel, Max: Üher die Quellung von Organgeweben bei verschiedenen Wasser- 
stoffionenkonzentrationen. (Med. Polikiuin., Univ. Straßburg.) Dtsch. Arch. f. klin. 
Med. Bd. 112, H. 5/6, S. 594—608. 1913. 

Die Messungen ergaben, daß die untersuchten Organgewebe (Niere, Leber, Muskel), 
wenn sie In geeignete Säurelösungen gebracht werden, bei Anwesenheit der physiologi- 

1% 


u Ds 


schen Salze innerhalb der klinisch in Betracht kommenden Schwankungsbreite der 
H-Ionen keine Säurequellung erkennen lassen. Die Säuretheorie des Ödems von 
M.H.Fischer ist daher nicht annehmbar. Schade (Kiel). 

McCleave, Thomas C.: Acute acid intoxication in children. (Akute Acidosis 
bei Kindern.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 20, S. 1764—1768. 1913. 

Verf. gibt einen Überblick über den Symptomenkomplex, der in der Literatur 
meist als rekurrierendes Erbrechen, oder periodisches acetonämisches Er- 
brechen beschrieben wird. Verf. glaubt, daß in solchen Fällen stets irgendein chro- 
nischer Infektionsherd im Körper vorhanden ist, in den Adenoiden, Tonsillen, im 
Darm, Wurmfortsatz oder irgend sonstwo, und daß durch Toxinanhäufung oder Ge- 
legenheitsursachen, die den an und für sich gestörten Stoffwechsel ganz aus dem Gleich- 
gewicht bringen, akute Funktionsstörungen der Leber provoziert werden. — Thera- 
peutisch empfiehlt sich in erster Linie die Entfernung des chronischen Infektions- 
herdes, wo das möglich ist, ferner eine Diät, die arm an Fett und reich an Kohlehydraten 
ist. Citronensaft und Traubensaft sind dabei zweckmäßig. Obstipation ist zu verhüten. 
Bei Vorboten des Anfalls soll man abführen und reichlich Natriumbicarbonat zuführen, 
ebenso im Anfall. Hier kann das Alkali durch Tropfklystier, im Notfall sogar intra- 
venös verabreicht werden. Im Anfall ist auch die Zufuhr von Traubenzucker (per os 
oder per clysma, im Notfall subcutan) zu empfehlen. Ibrahim (München). 

Menzer, A.: Rheumatismus und Tuberkulose. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, 
Nr. 48, S. 2219—2223. 1913. 

Die verschiedenartigsten Krankheitsbilder, wie Rheumatismus, Ischias, Thyre- 
otoxie, Störungen der Magensekretion, Obstipation, Kolitis, Ekzeme sind bereits des 
öfteren mit Tuberkulose in Zusammenhang gebracht worden. Menzer berichtet über 
4 einschlägige Fälle, die nicht allein dafür sprechen, daß Rheumatiker an einer latenten 
Tuberkulose leiden, sondern daß auch ihre rheumatischen Symptome in engster Be- 
ziehung zu d'eser Tuberkulose stehen. Der akute Gelenkrheumatismus ist meist eine 
akute Streptokokkeninfektion; nicht selten gelangen jedoch von latenten visceralen 
Herden (Nase, Gehörorgan, Tonsillen, Bronchialdrüsen) Bakterien (Streptokokken, 
Pneumokokken, Tuberkelbacillen) im Anschluß an irgendeine Konstitutionsschädigung 
(Erkältung, ungünstige Witterungsverhältnisse) auf hämatogenem Wege in die Gelenke, 
Sehnen, Nervenscheiden, Herz usw., und es befällt hier der Krankheitsprozeß vor allem 
das zellarme, mit engen Capillaren ausgestattete fibröse Gewebe dieser Organe. Je nach 
der Konstitution des einzelnen Kranken entwickelt sich nun bei kräftigen Menschen, 
deren Organismus zu lebhafter Reaktion fähig ist, ein heftiger akuter Gelenkrheumatis- 
mus, während bei schwächlichen anämischen Personen die mehr subakuten und zum 
Übergang in den chronischen Rheumatismus neigenden Formen entstehen. Jede Be- 
handlung, welche nur die im Krankheitsbilde eigentlich sekundären Gelenkerschei- 
nungen rasch beseitigt, ohne jedoch die primäre zentrale Ursache der kranken Kon- 
stitution anzugreifen, ist daher verfehlt; die Therapie muß vielmehr auf die Beseitigung 
der chronisch latenten Infektionsprozesse hinzielen. M. behandelt die akuten Rheu- 
matiker stets ohne Salicyl usw. zunächst mit Einspritzungen von Streptokokken- 
vaccinen, Bädern und örtlichen Umschlägen; nur diejenigen Fälle, die dabei nicht aus- 
heilen oder deren Rekonvaleszenz sich verzögert, werden einer diagnostischen Tuberkulin- 
probe und alsdann einer Tuberkulinkur unterworfen. Eine derartige Behandlung 
kann relativ lange dauern, schützt aber nachhaltig vor späteren Neuerkrankungen. 

Alfred Lindemann (Berlin). 

Dzierzynski, W.: Dystrophia periostalis hyperplastica familiaris. Zeitschr. f. d. 
ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 20, H. 5, S. 5£7—560. 1913. 

P. Marie hat vor Jahren ein eigenartiges Krankheitsbild als Dysostosis cleido- 
eranialis oder Dystrophia periostalis hypoplastica familiaris beschrieben, welches im 
wesentlichen durch eine mangelhafte Verknöcherung des Schädeldaches, infolgedessen 
durch Feinheit der Schädelknochen und langes Offenbleiben der Fontanellen oft bis ins 


ay D E= 

Greisenalter sowie durch eine hydrocephalische Kopfform, ferner durch Fehlen der 
Schlüsselbeine oder Ersatz derselben oder eines großen Teiles durch fibröses Gewebe 
und schließlich durch die Vererbbarkeit dieser Veränderungen im Knochengerüst ge- 
kennzeichnet ist. Verf. beobachtete nun an 12 von 22 Mitgliedern einer Familie (drei 
Generationen) eine Anomalie des Skelettes, die er dem Marieschen Krankheitstypus 
als hyperplastische familiäre periostale Dystrophie gegenüberstellt. Die hauptäschlich- 
sten Merkmale dieser Dystrophie sind vorzeitiger Schluß der Fontanellen sowie vor- 
zeitiges Verwachsen der Schädelnähte und eine hieraus resultierende Kopfform, die der 
Reihenfolge, in welcher die Nähte verwachsen sind, entspricht (Oxy-, Akro- und andere 
Cephalien). Ferner findet man eine starke Verdickung der Schädelknochen sowie eine 
Lordose der Schädelbasis (Kyphose derelben bei der Marieschen Dystrophia hypo- 
plastica), ein vorspringendes Gesicht und ein übermäßig massives Knochengerüst mit 
Verdickung der langen und kleinen Knochen (besonders Fingerphalangen und Schlüssel- 
beine). Diese Anomalien des Knochensystems sind angeboren und ausgesprochen fami- 
lär. Die Ursache der osteogenen Hyperfunktion des Periostes ist nicht genau bekannt, 
dürfte aber von allgemeinen Stoffwechselveränderungen abhängen, die durch abnorme 
innere Drüsensekretion hervorgerufen sind. Ob diese Dystrophie sekundäre Hirn- 
svmptome hervorzurufen vermag, läßt sich vorderhand nicht entscheiden. J. Bauer. 


Finato, L., e F. Novello: Ricerche sulla ipersensibilita dei pellagrosi. (Unter- 
suchungen über die Überempfindlichkeit bei Pellagrakranken.) (Pella- 
grosarıo di Ponton, Verona.) Gazz. internaz. di med.-chirurg.-ig. Jg. 1913, Nr. 44, 
S. 1038—1044. 1913. 

Die Überempfindlichkeit der Pellagrakranken wurde durch intramuskuläre In- 
jektionen eines mit Alkohol behandelten wässerigen Extraktes aus verdorbenem Mais 
untersucht. Die Injektion wurde bei jedem Pat. nur einmal vorgenommen, und es 
wurden jeweils 2 ccm einer 1 proz. Lösung des Extraktes verwendet. Im ganzen wurden 
59 Personen injiziert, von diesen waren 41 Pellagrakranke. Verf. konnte nachweisen, 
daß es in der Tat eine Überempfindlichkeit bei Pellagrakranken gegenüber den Mais- 
extraktinjektionen gibt; diese Überempfindlichkeit ist geringen Grades bei leichten, 
stärkeren Grades bei schweren Pellagrakranken und verschwindet nach eingetretener 
Heilung derselben. Verf. hebt die Wichtigkeit dieser Reaktion in der Beurteilung der 
Schwere bzw. der eingetretenen Heilung der Krankheit hervor. Poda (Lausanne). 


Tiedemann, Arthur: Ein weiterer Beitrag zur Rachenmandeltuberkulose bei 
Erwachsenen. Zeitschr. f. Ohrenheilk. u. f. d. Krankh. d. Luftw. Bd. 69, H. 3/4, 
S. 263—266. 1913. | 

Verf. berichtet über einen Fall von Rachenmandeltuberkulose bei einem 45 jährigen 
Manne. Des Tumor wegen zunächst für ein Sarkom gehalten, durch Probeexcision und 
pathologisch-anatomische Untersuchung aber festgestellt, daß es sich um ein tuberku- 
löses Granulom der Rachenmandel handelte. Der Fall wird als klinisch primäre Rachen- 
mandeltuberkulose angesprochen, da keine tuberkulöse Erkrankung irgendeines Organs, 
besonders keine tuberkulöse Lungenerkrankung festgestellt werden konnte. Die In- 
fektion scheint durch die ziemlich weite Nase stattgefunden zu haben. Oertel. 


Brix: Ein Fall von Situs inversus totalis. (Diakonissenanst., Flensburg.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 50, S. 2790. 1913. 


Rasor, Hans: Über ein Lipom des Erwachsenen mit Lipoblasten in versehie- 
denen Stadien. (Ein Beitrag zur granulären Fettsynthese.) (Pathol. Inst., Univ. 
Heidelberg.) Frankf. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 14, H. 2, S. 359—366. 1913. 

Die im Titel bezeichnete Geschwulst wurde operativ entfernt bei einem 25jährigen 
Mädchen. Sie war 10:8 :4 cm groß und saß im Unterhautzellgewebe des Rückens. 
Bei der mikroskopischen Untersuchung fanden sich alle Übergangsformen von jugend- 
lichen Bindegewebszellen bis zu ausgereiften Fettzellen mit allen Stadien feinster Fett- 
granula bis zu großen Fettkugeln. Verf. hält seine Befunde für wertvoll für die Theorie 


SEEN Au 


der sog. granulären Fettsynthese. Die Seltenheit des Befundes von Fettgewebe mit 
embryonalem Typus bei Erwachsenen wird besonders hervorgehoben. Oskar Meyer. 


Stilling, H., und H. Beitzke: Über Uterustumoren bei Kaninchen. (Pathol. 
Inst., Lausanne.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 214, 
H. 3, S. 358—380. 1913. 


Allgemeine Diagnostik und Symptomatologie. 


Musumeci, A., e S. Gangi: Sopra alcuni fattori che possono influire sui risul- 
tati della siero-reazione di Rivalta. (Über einige Faktoren, welche die Resul- 
tate der Seroreaktion nach Rivalta beeinflussen.) Zstit. di clin. med. gen., 
univ., Catania.) Clin. med. ital. Jg. 52, Nr. 10, S. 649—665. 1913. 

Hunde- und Kaninchenversuche. Bei der Prüfung der Zuverlässigkeit der Rivalta- 
schen Seroreaktion, fanden die Autoren, daß dieselbe je nach der Qualität und Quan- 
tität der gefütterten Nahrung großen Schwankungen unterworfen ist. Gewisse Pharmaka 
(HgCl,, Natriumkakodylat) beeinflussen ebenfalls die mit der Rivaltaschen Methode 
gewonnenen Resultate. Gigon (Basel). 


Henrich, Fr. Th.: Beitrag zur Klinik der direkten Untersuchungsmethoden. 
(Univ.-Klin. f. Hals- u. Nasenkr., Freiburg i. Br.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, 
Nr. 48, S. 2666—2668. 1913. 

Einige kasuistische Beiträge, bei denen sich die Oesophago- und Bronchoskopie in 
Fällen von Exstirpation von Fremdkörpern, Erkennung und Behandlung von malignen 
Tumoren usw. gut bewährt haben. — Zur Entfernung von Kehlkopfpapillomen bei 
kleinen Kindern wird die sog. Schwebelaryngoskopie von Killian empfohlen. Duneelt. 


Bukolt, A.: Das Auftreten einer Pupillendifferenz bei einseitigen Lungen- 
erkrankungen. Dissertation: Breslau 1913. 


Knauer, A.: Registrierkapseln und Pneumograph mit Metallmembranen. 
Journal f. Psychol. u. Neurol. Bd. 20, H. 5/6, S. 253—255. 1913. 


Allgemeine Therapie und Diätetik. 


Haskell, Chas. C.: The comparative value of various sugars in the feeding 
of infants. (Vergleichswert verschiedener Zuckerarten bei der Kinder- 
ernährung.) Arch. of pediatr. Bd. 30, Nr. 8, S. 572—587. 1913. 

Maltose-Dextrinpräparate sind dem Milchzucker bei der Ernährung von Säug- 
lingen überlegen. Birk (Kiel). 

Grumme: Über die Möglichkeit, den Fettgehalt der Milch zu steigern. (Tier- 
experimentelle Studie.) Zeitschr. f.exp. Pathol.u. Therap. Bd.14, H. 3, S.549—554. 1913. 

Fütterungsversuche an Ziegen. Durch Malztroponzulage war Verf. in drei 
gleichsinnig ausgefallenen Versuchsreihen imstande, eine durchschnittliche Vermeh- 
rung der Milchmenge um 18% , eine Erhöhung des prozentualen Fettgehalts der Milch 
um fast ein Drittel und cine Steigerung der Tagesleistung an Fett um mehr als die 
Hälfte gegenüber der gewöhnlichen Fütterung zu erzielen. Ibrahim (München). 


Funk, Casimir: Diät und diätetische Behandlung vom Standpunkt der Vitamin- 
lehre. (Cancer hosp. res. inst., London.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 47. 
S. 2614—2616. 1913. 

Krankheiten, die dureh Fehlen von Vitaminen in der Nahrung entstehen, nennt 
Funk Avıtaminosen: Symptome der Avıtaminosen sind: 1. Nervendegenerationen mit 
Lähmungen und Kontrakturen. 2. Dilatation des R. Herzens, Dvspnöe, Cvanose, Olig- 
urie. 3. Haut- und Höhlenwassersucht. 4. Zahnfleischschwellungen, Haut- und Periost- 
blutunzen. Knochenläsionen. 5. Stomatitis, Magendarmstörungen, Hautervtheme, 
multiple Nervensymptome. — Aus diesen Symptomen setzen sich zusammen die Avi- 
taminosen: Beriberi. Skorbut und Barlow, Pellagra: ferner gehören jedenfalls in dieses 
Gebiet der Mehlnährschaden Üzernvs. die endemische Arbeitertetanie und seltene Fälle 


u N e 


von Polyneuritis mit Herzdilatation und Hydropsien; wahrscheinlich auch Rachitis, 
Osteomalacie und Spasmophilie. — Jedenfalls auch zu den Vitaminen gehört die 
„Wachstumssubstanz“, die speziell in Milch und Butter reichlich enthalten ist. — 
Vitamine enthalten Brustmilch, rohe oder höchstens kurz einmal aufgekochte Kuh- 
milch, Butter und Käse, Eigelb, leicht geröstetes Fleisch, Fleischbrühe und -saft; 
frische Kartoffeln, grüne Gemüse und Gemüsesuppen; frisches Obst, roher Fruchtsaft 
und Kompott, Citronensaft; Brot aus ganzem Weizen oder Roggen. Reich an Vitamin 
sind frische Bierhefe, Hefeextrakte und -präparate, Lebertran. Starkes und langes 
Erhitzen zerstört die Vitamine, bei Auskochen gehen sie größtenteils in die Brühe, 
die oft weggegossen wird; auch durch Trocknen verliert man die Vitamine. Vitaminarm 
sind alle sterilisierten, lange gekochten oder getrockneten Nährmittel, ferner Eiereiweiß 
sowie die der Aleuronschicht beraubten Körner. — Für die Diät ergibt sich: Vermeidung 
exklusiver Mehlnahrung bei schweren Infektionskrankheiten; dagegen Zufuhr von Ge- 
müse-, Obstsuppen usw.; dasselbe gilt nach Operationen. Anorexie ist häufig Initial- 
symptom von Avıtaminose; daher stets in solchem Fall gemischte, vitaminreiche Diät 
versuchen. Häufig sind auch dyspeptische Symptome durch vitaminarme Ernährung 
bedingt. Beuttenmüller (Stuttgart). 


Grober: 4. Behandlung des komatösen Zustandes. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 39, Nr. 51, S. 2489—2492. 1913. 


Ghilarducei, F., et E. Milani: Action biologique et thérapeutique des sub- 
stances fluorescentes associées aux rayons X. (Die biologische und therapeu- 
tische Wirkung fluorescierender Substanzen, bei gleichzeitiger An- 
wendung derselben mit X - Strahlen.) Ann. d’electrobiol. et de radiol. Jg. 16, 
Nr. 3, S. 183—190, Nr. 5, S. 325—343 u. Nr. 7, S. 436—464. 1913. 

Die X-Strahlen gewinnen bei gleichzeitiger Anwendung fluorescierender Sub- 
stanzen (Eosin, Methylenblau) eine stärkere biologische Wirkung, als wenn sie allein 
appliziert würden. Zur Prüfung wurden herangezogen: Paramaecien, Flimmerepithelien 
des Frosches, Blut, Bakterien, Invertin, experimentelle Rattentumoren. Die Wirkung 
fehlt, wenn die fluorescierende Substanz nicht mit den der Bestrahlung unterworfenen 
Elementen in engem Kontakt ist. Die therapeutische Wirkung dieser kombinierten 
Behandlung bei Lupus, Epithelioma, Hauttuberkulose, skrofulösem Ekzem (6 Fälle) 
schien sehr befriedigend. Alle Einzelheiten sind im Original nachzulesen. 

Alfred Lindemann (Berlin). 

Sticker, Anton: Steigerung der Radiumwirkung durch statische Elektrizität. 
(4. internat. Kongr. f. Physiotherapie, Berlin 1913.) Strahlentherapie Bd. 3, H. 2, 
S. 737—740. 1913. 

Eine Reihe von Versuchen an Tieren und Menschen ergab, daß die Hautwirkung 
des Radiums (Mesothoriums) bei Aufladung des Körpers mit positiver Elektrizität 
weit stärker ist als bei Aufladung mit negativer oder ohne jede Elektrizität. (Die 
Versuchspersonen wurden auf einem Isolierstuhl durch eine nach Eulenburg zu- 
sammengestellte Influenzmaschine elektropositiv aufgeladen.) — In Kürze weist Verf. 
ferner auf ein von ihm hergestelltes neues Instrumentarium hin, das eine andere Kom- 
bination nutzbar macht: Wenn die auf dem Isolierstuhl sitzenden Patienten mit einem 
negativ aufgeladenen radioaktiven Präparat behandelt werden, läßt sich, ohne un- 
angenehme Wirkungen seitens der statischen Elektrizität, eine weit stärkere Tiefen- 
wirkung als bisher erzielen. O. Hesse (Berlin). 


Haenisch: Ein Fall von durch Röntgenbestrahlung günstig beeinflußtem Me- 
diastinaltumor. (4. internat. Kongr. f. Physiotherapie, Berlin 1913.) Strahlen- 
therapie Bd. 3, H. 2, S. 520—522. 1913. 

Bericht über einen durch Röntgenbestrahlungen vortrefflich beeintlußten 
Mediastinatumor (Sarkom oder Lymphosarkom). In den Pausen zwischen den ein- 
zelnen Behandlungsphasen wuchs die Geschwulst trotz Fortsetzung einer begleitenden 


z R 


Arseninjektionstherapie mehrmals wieder an. Nach der letzten energischeren Röntgen- 
serie zeigte sich der ursprünglich 18,5cm betragende Transversaldurchmesser bis 
auf 7,0 cm zurückgegangen. Seitdem hat die Besserung standgehalten. .Heidner. 

Bayet, A.: Die Behandlung des Krebses mittels Radium. Strahlentherapie 
Bd. 3, H. 2, S. 473—489. 1913. 

Oberflächliche Krebse werden mit ungefilterten Apparaten von 300 000 bis 500 000 
radioaktiven Einheiten in täglichen 2—3stündigen Sitzungen bis zu insgesamt 10—12 
Stunden Bestrahlungsdauer behandelt. Ist das Epitheliom relativ tiefgreifend, so wer- 
den noch einige Hartstrahlenapplikationen (Filtration mit 1—2 mm Blei) angefügt. 
Nach 14 Tagen kommt es zur Bildung der charakteristischen Radiumkruste und daran 
anschließend zur Vernarbung; die resultierende Narbe ist als ideal zu bezeichnen. Bei 
Lidepitheliomen und solchen des äußeren Gehörgangs ist deshalb die Radiumtherapie 
die Methode der Wahl. Den Röntgenstrahlen im speziellen ist sie auch beim Lippen- 
krebs und beim Ulcus rodens der Gesichtshaut, sowie durch die größere Seltenheit und 
Gutartigkeit der von ihr zu gewärtigenden Hautschädigungen überlegen. Manche 
Ulcera rodentia widerstehen freilich auch dem Radium; ebenso auch oftmals die Haut- 
cancroide vom Stachelzellentypus, insbesondere gewisse Formen, die häufig bei Greisen 
im Gesicht oder am behaarten Kopf angetroffen werden, ebenso Epitheliome des innern 
Augenwinkels, die auf den Conjunctivalsack übergegriffen haben, und die Mehrzahl 
der Zungencarcinome. Zur Bestrahlung tiefliegender Krebse benutzt man Platten- 
apparate bis zu 1 000 000 radioaktiver Einheiten, die mit 2 mm Blei gefiltert werden, 
oder kurze Röhrchen mit 2—5cg Radium aus 3—5 mm starkem Silber oder Platin; 
Gesamtapplikationsdauer bis zu 200 Stunden und Fortsetzung nach etwa achtwöchiger 
Pause. Die tiefen Carcinome der Brust- und Bauchhöhle gehören bis jetzt nicht der 
Radiumtherapie an infolge der Schwierigkeit, eine genügende Strahlenmenge an sie 
heranzubringen. Auch diejenigen tiefen Krebse, die der Haut noch erreichbar nahe 
liegen (Brustdrüsencarcinome und solche der Halsgegend) oder von einer natürlichen 
Körperöffnung aus der Bestrahlung zugänglich sind (Uterus-, Prostata- und Ösophagus- 
tumoren), sollen, wenn die Exstirpation im Gesunden durchführbar ist und Alter und 
Allgemeinzustand des Kranken sie gestatten, operiert werden. Ist das nicht der Fall, 
so tritt die Radiumtherapie in ihre Rechte und kann nicht selten noch weitgehende 
Besserungsresultate zeitigen; bei den scirrhösen Formen des Mammacarcinoms kann 
sie schon allein für sich Heilung herbeiführen. Prä- und besonders postoperative Be- 
strahlung, beide ev. auch mittels harter Röntgenstrahlen, ist dringend zu empfehlen, 
ebenso andrerseits Vorbereitung der Bestrahlung durch geeignete chirurgische Ein- 
griffe. Rezidive und schlechtweg inoperable Krebse, besonders solche des Uterus, des 
Rektums und der Speiseröhre, entfallen unbestritten der Radiumtherapie. Für sub- 
cutane Rezidiv-, bzw. metastatische Knoten eignet sich ein schwächeres Filter: !/, mm 
Blei; Einwirkungszeit 20 Stunden. Gegen nicht wenige Sarkome und Lymphosarkome 
ist die Radiumtherapie ausgezeichnet wirksam. Meidner (Charlottenburg). 

Wickham und Degrais: Kann das Radium der Chirurgie bei der Behandlung 
maligner Tumoren Dienste leisten? (ZLaborat. biol. du radium.) (17. internat med. 
Kongr., London, 6.—12. VIII. 1913.) Strahlentherapie Bd.3, H. 2, S. 457—472. 1913. 

Das Radium soll die Operation vorbereiten, unterstützen und vervollständigen. 
Unter diesen Gesichtspunkten ergibt sich eine neue, einheitliche Therapeutik: die 
Radium-Chirurgie. Sie stützt sich auf physikalische (Möglichkeit einer Auslese unter 
den Strahlen, die je nach ihrer Penetrationsfähigkeit für oberflächliche oder tiefer ge- 
legene Affektionen geeignet sind; Filtrationstechnik und Kreuzfeuermethode, die auch 
in der Tiefe eine gleichmäßige Strahlungsbeeinflussung von Tumoren gestatten), klı- 
nische (Beobachtungen über eine elektive Einwirkung der Strahlen auf Geschwulst- 
zellen, die dadurch ihren malignen Charakter verlieren oder sogar lokal zum Verschwin- 
den gebracht werden können) und histologische Gründe (cytulytische Vorgänge an den 
Tumorzellen mit nachfolgendem Ersatz der Krebsnester durch wucherndes Binde- 


2, 292 


sewebe; Radıio-Excitation der malignen Zelle bei ungenügender Strahleneinwirkung, 
weswegen die Anwendung hinreichend starker Präparate unbedingt erforderlich ist; 
Beeinflussung in der Tiefe bis zu 9 cm, bei Kreuzfeueranwendung auch darüber hin- 
aus nachweisbar). Bei den operablen Geschwülsten folgt die Radiumtherapie dem 
ohne Aufschub vorzunehmenden blutigen Eingriff als postoperative Bestrahlung. Ihre 
Berechtigung und Notwendigkeit ergibt sich aus den Resultaten, die bei operablen 
Tumoren durch aus äußern Gründen allein stattfindende Radiumbehandlung erzielt 
worden sind. Anführung mehrerer einschlägiger Fälle, aus denen u. a. auch hervorgeht, 
daß die Radiumtherapie zuweilen große verstümmelnde Operationen zu vermeiden 
erlaubt. Des weiteren werden Fälle mitgeteilt, welche die Nützlichkeit der Verwendung 
des Radiums vor, während und nach dem Eingriff bei schwer operablen Tumoren 
illustrieren. Die präoperative Bestrahlung hat und erfüllt den Zweck, die Geschwülste 
durch Mobilisierung leichter exstirpierbar, sowie das Operationsfeld durch Schädigung 
der ın seiner Umgebung verstreuten Geschwulstkeime weniger virulent zu machen. 
Bei den schwer operablen Geschwülsten des Magendarmtracts und des weiblichen 
Genitales kann die Chirurgie die Radiumtherapie durch Ausführung von Fistel-, bzw. 
andern geeigneten Hilfsoperationen unterstützen. Ebenso liegen die Dinge bei den so 
häufig inoperablen Neubildungen des Kehlkopfs; bei den fast immer inoperablen Tu- 
moren der Speiseröhre ist die Radiumtherapie erst recht am Platze. Die Bestrahlung 
anderer inoperabler Geschwülste kann durch vorbereitende Eingriffe gleichfalls wirk- 
sam vorgearbeitet werden; ın dieser Beziehung wird beispielsweise ein Fall wieder- 
vegeben, in dem ein mit den großen Halsgefäßen verwachsener Tumor durch Ablation 
seines größten Teils und nachfolgende Irradiation des Restes zu mehrjähriger Latenz 
gebracht werden konnte. Meidner (Charlottenburg). 


Sticker, Anton: Die Strahlenbehandlung der Krebse auf der 3. internationalen 
Konferenz für Krebsforschung. Strahlentherapie Bd. 3, H. 2, S. 451—456. 1913. 

Nach den Statistiken von Czerny, Wertheim, Schauta und Winter beträgt 
die auf operativem Wege zu erzielende Zahl der Dauerheilungen bei malignen Tumoren 
bestenfalls bis zu ein Drittel der Fälle. In einem Vortrage gab Witzel der Zuversicht 
Ausdruck, daß die Verbindung von Chirurgie und Radiotherapie die Rezidivgefahr 
herabsetzen werde. Unterstützend könnten hierzu auch örtliche und allgemeine chemo- 
therapeutische Maßnahmen mitwirken. Ausgedehnte und verwachsene Geschwülste 
würden durch vorgängige Bestrahlung leichter operabel gemacht werden. Im Ver- 
trauen auf die Wirksamkeit der postoperativen Bestrahlung werde man öfters von 
allzu schwer verstümmelnden Eingriffen zugunsten einfacherer Abstand nehmen können. 
Bei noch bestehendem Tumor ist zentrale Bestrahlung durch in die Geschwülste ein- 
gebrachte radioaktive Apparate anzustreben. Hierzu kann die Chirurgie durch Tunne- 
lierung von Tumoren, sowie durch Fisteloperationen in ausgiebigstem Maße behilflich 
sein. In letzterer Hinsicht wird das Vorgehen bei Geschwülsten des Verdauungstrakts 
und bei Blasentumoren, die auf dem natürlichen Wege, durch die Harnröhre, nicht 
mehr erreichbar sind, näher gekennzeichnet. Pınkuss, Gauss und Klotz sprachen 
über die Bestrahlungstherapie gynäkologischer Leiden. Letzterer glaubt, durch Kom- 
bination mit Elektrokobaltinjektionen an strahlender Energie erheblich sparen zu 
können; Pınkuss macht auch von der unterstützenden Wirkung intravenöser In- 
jektionen von Thor-X und Atoxyl, von Thor-X-Trinkkuren, sowie innerlicher 
Darreichung von Pankreatinpräparaten und ev. von Autovaccine-Injektionen Ge- 
brauch. De Nobele (Gent) berichtet über die Dannesche Methode der konzentrierten 
Anwendung der Radiumemanation bei Geschwulstkrankheiten; die Konzentration wird 
mit Hilfe von flüssiger Luft vorgenommen. Zur Radiumtherapie des Krebses sprachen 
ferner Odier, Jacobs und Ba yet. Jacobs hatte unter 25 Rückgängen bei inoperablem 
Gebärmuttercarcinom 3 Dauererfolge von 3—31/, Jahren zu verzeichnen; weniger 
günstig pflegen sich die Krebse jugendlicher Frauen, sowie die der Vulva, Klitoris und 
Vagina zu verhalten. Meidner (Charlottenburg). 


= 30, = 


Pharmakologie und Toxikologie. 


Bosse, Heinrich: Zur Jodipintherapie. St. Petersburg. med. Zeitschr. Jg. 38, 
Nr. 21, S. 284—288. 1913. 

Es wird von neuem die Aufmerksamkeit auf Jodipin gelenkt, das bemerkenswerte 
Erfolge zeigte bei schwerer Arteriosklerose, verbunden mit Stenokardie, ferner bei 
septischen Zuständen verschiedenster Ursache, auch bei Gonokokkensepsis. Injiziert 
wurde 25%, Jodipin 7 cm tief in die Glutäen, wo sie zur Analfurche abfallen, dreimal 
wöchentlich je lOccm, an Gesamtmenge 200 ccm. Schmerzen oder Schädigungen 
wurden nicht gesehen. Thielen (Berlin). 

Santesson, C. G., und Gösta Wiekberg: Über Wirkungen von Natriumbromat. 
(Karolin. med.-chirurg. Inst., Stockholm.) Skandinav. Arch. f. Physiol. Bd. 30, H. 4/6, 
S. 337—374. 1913. 

Natriumbromat (NaBrO,) ist für die Kreislauforgane der Säugetiere ziemlich 
indifferent, dagegen erweist es sich als ein starkes Gift für das zentrale Nervensystem. 
Es ruft, je nach den verschiedenen Applikationsarten (per os, subcutan oder intravenös) 
in verschieden großen Dosen, zunächst einen apathischen Zustand hervor und führt 
endlich durch Lähmung des Atmungszentrums zum Tode. Beim Kaninchen kommt 
es außerdem zu starker Diarrhöe, die nicht als allgemeine Salzwirkung aufgefaßt 
werden kann, für deren Entstehung wahrscheinlich ‚‚eine gesteigerte Darmsekretion“ 
eine wichtige Rolle spielt. Eine allgemeine Methämoglobinbildung konnte bei keinem 
der untersuchten Tiere (Kaninchen, Meerschweinchen, Hunde) nachgewiesen werden. 
Nur „als lokales Phänomen an der Injektionsstelle, in Lungen und Nieren traten ge- 
legentlich Erscheinungen auf, die viell:icht auf eine intravitale Methämoglobinbildung 
deuten könnten“. Besonders schwer waren die Veränderungen im Magen und in den 
Nieren beim Hunde, die vielleicht auf die in diesen Organen freiwerdende Bromsäure 
oder auf freies Brom zu beziehen sind. Chiari (Wien). 


Ghedini, G.: Sull’azione della sostanza cerebrale sulla tossicità della morfina. 
(Über dieWirkung vonGehirnsubstanz auf dieGiftigkeit desMorphi ums.) 
Ann. delľistit. Maragliano Bd. 7, Nr. 3, S. 185—192. 1913. 

Die an Meerschweinchen vorgenommenen Versuche ergeben, daß Gehirnsubstanz 
von Meerschweinchen, Kaninchen und Rind die Giftwirkung des Morphiums abzuschwä- 
chen vermag. Aus der Tatsache, daß Meerschweinchen, die mit dem Gehirn durch Mor- 
phium tödlich vergifteter Meerschweinchen behandelt wurden, überleben, schließt 
Verf., daß das Zentralnervensystem die toxischen Gruppen dieses Alkaloids fixiert und 
neutralisiert. Joannovics (Wien). 

Straub, Walther: Über die Beeinflussung der Morphinwirkung durch die 
Nebenalkaloide des Opiums. Bemerkungen zu der gleichlautenden Arbeit von 
R. Meissner in Bd. 54, S. 395 u. ff. dieser Zeitschrift. Biochem. Zeitschr. Bd. 57, 
H. 1/2, S. 156—160. 1913. 

Meissner hatte bezweifelt, daß eine Potenzierung der Morphinwirkung durch Nar- 
kotin stattfindet: (Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S.6). Straub widerlegt, gestützt auf 
seine früheren Versuche, die Ansicht Meissners und betont, daß ın der Kombination 
von Narkotin und Morphin die einfachste und rationellste Kombination gefunden sei, die 
dasselbe leistet wie das inkonstant zusammengesetzte Opium oder Pantopon. Kochmann. 

Pal, J., und E. Popper: Über die Darmwirkung des Codeins und des Thebains. 
Bemerkungen zur Arbeit von R. Meissner. (K.k . allg. Krankenh., Wien.) Biochem. 
Zeitschr. Bd. 57, H. 5/6, S. 492—494. 1913. 

Durch frühere Versuche war es festgestellt worden, daß die Alkaloıde der Phenan- 
trengruppe (Morphin, Codein, Thebain) eine Erregung des Darmes bedingen, indem 
Tonus und Pendelwelle an Größe zunehmen. Im Gegensatz dazu konnte beobachtet 
werden, daß die Körper der Papaveringruppe die Darmwand nicht erregen, sondern 
sogar den Tonus erniedrigen. Meißner hat nun aus seinen Versuchen am überlebenden 


==. Íi = 


Darm den Schluß gezogen, daß Codein unwirksam sei, und Thebain den Darm lähme 
wie Papaverin und Narkotin. In den vorliegenden Versuchen weisen die Verff. nach, 
daß Codein schon in einer Konzentration von 1 : 800 000 und Thebain in einer Ver- 
dünnung von 1 : 400 000 die Längs- und Ringmuskulatur des Kaninchendünndarms 
erregen. Die Verff. glauben daher, daß das von Meißner angewandte Thebain durch 
Papaverin oder einen anderen Körper dieser Gruppe verunreinigt gewesen sei. Kochmann. 


Schmid, A.: Über die Wirkungen von Kombinationen aus der Gruppe der 
Lokalanaesthetica. (Pharmakol. u. med.-chem. Inst., Univ. Bern.) Zeitschr. f. exp. 
Pathol. u. Therap. Bd. 14, H. 3, S. 527—536. 1913. 

Bei subcutaner Injektion (Versuchstier: Kaninchen) vergrößert Cocain die narko- 
tische Wirkung von Urethan und Morphium, besonders, wenn es in kleinen Dosen 
dargereicht wird. Die Kombinationen von Cocain mit Novocain, Tropacocain, Eucain, 
Stovain bedingen keine Steigerung der Wirkung über das arithmetische Mittel, sondern 
eher eine Abnahme der lokalanästhetischen Wirkung (Quaddelversuche am Menschen). 

Kochmann (Greifswald). 

Loewe, S.: Membran und Narkose. Weitere Beiträge zu einer kolloidchemi- 
schen Theorie der Narkose. (Pharmakol. Inst., Univ., Göttingen.) Biochem. Zeitschr. 
Bd. 57, H. 3/4, S. 161—260. 1913. 

Auf Grund der Feststellung, daß die Lipoide die Narkotica in hohem Maße adsor- 
bieren und die Leitfähigkeit lipoider Membranen durch die Behandlung mit narkotischen 
Lösungen vermindert wird, wird der Narkosevorgang folgendermaßen erklärt: ‚Durch 
Adsorption der Narkotica werden die hydrophilen Lipoidteilchen des lebenden Sub- 
strates in hydrophobe verwandelt, ohne Verlust ıhres Bindungswassers. Dadurch 
kommt erstens ein Verlust an Permeabilität des Substrates überhaupt zustande, womit 
eine allgemeine Schädigung der Funktionen verknüpft ist. Zweitens aber ist im beson- 
deren dort, wo das Substrat noch weiter differenziert ist, eine Verminderung der elek- 
tiven Permeabilität die Folge, woraus eine Abschwächung der auf dieser beruhenden 
bioelektrischen Potentialdifferenzen und damit eine Schädigung der spezifischen Funk- 
tionen dieser Membranen entsteht.“ Kochmann (Greifswald). 


Heinz, R.: Diogenal. Ein bromhaltiges Derivat des Veronals = Dibrompropyl- 
diäthylbarbitursäure. Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 47, S. 2618—2620. 1913. 

Von der Firma E. Merck-Darmstadt wurde ein bromhaltiges Derivat des Veronals, 
das Diog:nal, dargestellt, dessen pharmakologische Untersuchung Verf. vorgenommen 
hat. In den Versuchen erwies sich das Diogenal mindestens viermal weniger giftig 
als das Veronal (Kaninchen und andere kleine Versuchstiere). Schädigende Neben- 
wirkungen auf Blut, Herz und Nieren konnten nicht beobachtet werden. Das Brom 
des Diogenals wird nur sehr langsam ausgeschieden und ein großer Teil im Körper 
retiniert. Wegen seiner im ganzen milderen Wirkung empfiehlt es sich, als ‚„‚mildes‘“ 
Schlafmittel Diogenal zu verwenden, in der Dose von lg. ‚Noch aussichtsvoller 
erscheint die Prüfung des Diogenals als allgemeines Sedativum“. (Mildere Veronal- 
wirkung mit Wirkung der Bromkomponente.) . Chiari (Wien). 

Schwalb, H.: Vergleichende Untersuchungen zur Pharmakologie der Terpen- 
reihe. Dissertation: Göttingen 1913. 


Hanzlik, Paul J., and R. J. Collins: Hexamethylenamin. The liberation of 
formaldehyd and the antiseptice effieieney under different chemical and biological 
eonditions. (Hexamethylenamin. Das Freiwerden des Formaldehyds und 
die antiseptische Wirkung unter verschiedenen chemischen und bio- 
logischen Bedingungen.) (Med. school, West. reserve uniw.) Arch. of internal 
med. Bd. 12, Nr. 5, S. 578—612. 1913. 

Zum Nachweis des freien Formaldehyds eignet sich am besten das Phloroglucin 
(Grenze 1 : 10 000 000). In Lösungen von Hexamethylamin in Wasser und in ver- 
schiedenen Körperflüssigkeiten wird Formaldehvd nicht sofort frei, sondern erst nach 


ie 19 = 


Aufkochen oder nach einstündigem Stehen bei Bruttemperatur, sofort aber, wenn Säure 
zugesetzt wird. Alkalien verhindern das Freiwerden. Hexamethylenamin ist selber 
nicht batericid, sondern nur in dem Maße, als Formaldehyd frei wird; dieses Frei- 
werden ist abhängig von der H-ionenkonzentration der Lösung. — Nach Verabreichung 
von Hexamethylamin läßt sich kein freies Formaldehyd im Blut, in der Cerebro- 
spinalflüssigkeit und in allen übrigen Körperflüssigkeiten nachweisen, die alkalisch 
reagieren, auch nicht im alkalischen Harn. Dagegen ist es immer im Harn nachweis- 
bar, wenn die H-ionenkonzentration größer als 7,0 ist. Chari (Wien). 


Wieland, Hermann: Warum wirken aromatische Arsenverbindungen stärker 
auf Protozoen ein als aliphatische und anorganische. (Inst. f. Hyg. u. Bakteriol., 
Univ. Straßburg.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 1/2, 
S. 131—136. 1913. 

Die aromatischen Arsenverbindungen haben eine starke parasıtentötende Kraft, die 
den anorganischen oder aliphatischen Verbindungen des Arsens nur im geringen Maß 
oder gar nicht zukommt. Die aromatischen Arsenverbindungen sind Derivate des 
Benzols. Da eine ganze Reihe dieser letzteren als gute Desinfektionsmitts, bekannt 
sind, untersucht Verf. einige arsenfreie aromatische Verbindungen auf ihre parasiten- 
tötende Wirkung im Tierversuch (Weiße Mäuse, die Dourinetrypanosomen infiziert 
waren). Untersucht wurden: Phenol, Sulfanilsäure, p-Oxybenzoesäure, p-Phenol- 
sulfosäure, 1,-2-, 5-Amidosalicylsäurechlorhydrat. Die Versuche ergaben, daß keiner 
dieser Körper imstande war, die Trypanosomen im Tierkörper abzutöten. Chiari. 


Durham, Herbert E.: Einige Studien über Abrus- und Ricinus-Samen. Arch. 
f. Hyg. Bd. 81, H. 6, S. 273—285. 1913. 

Verf. berichtet in der vorliegenden Arbeit über Versuche, die er mit Abrus- und 
Ricinussamen bis zum Jahre 1905 angestellt hat, um der Frage nach der chemischen 
Natur der Toxine näher zu kommen; seit dieser Zeit hat er aus äußeren Gründen 
die Arbeit einstellen müssen; auch die Literatur ist nur bis dahin berücksichtigt. — 
Im Abrussamen sollen giftiges Globulin und Albumose vorhanden sein (neuerdings 
zweifelhaft, ob die zwei Eiweißarten wirklich verschieden); Durham stellte fest, 
daß Antiproteose gegen dasGlobulin und Antiglobulin gegen die Proteose wirksam ist. — 
Antiserum neutralisiert das Gift nicht sofort, sondern erst nach einigem Verweilen 
im Brutschrank. — Ricinussamen enthalten viel Phosphor in organischer Bindung. — 
Durch Extraktion mit Öl lassen sich keine toxischen Substanzen gewinnen. — Die 
Schalen des Ricinussamens enthalten wahrscheinlich kein Gift. — Keimendes Endo- 
sperm ist zuerst noch sehr giftig, später nimmt die Giftigkeit stark ab. — Die Frage, 
ob das Ricinusgift ein Protein oder nur an ein solches angeheftet ist, vermag auch 
D. nicht zu beantworten. Biberfeld (Breslau). 


Wolff, Herbert: Untersuchungen am Atemzentrum über Synergismus und 
Antagonismus von Giften. (Pharmakol. Inst., Univ. Freiburg i. Br.) Arch. f. exp. 
Pathol. u. Pharmakol. Bd. 74, H. 3/4, S. 298—310. 1913. 

Im Bürgischen Laboratorium wurde nachgewiesen, daß Morphin und einige 
Narkotica der Fettreihe sich bei der Gesamtnarkose in ihrer Wirkung potenzieren. 
Verf. untersucht diese synergische Wirkung der genannten Gifte speziell am Atmungs- 
zentrum und zwar deshalb, weil die Komponenten jede für sich diesem gegenüber sich 
so verschieden verhalten: Morphin wirkt bereits auf das Atmungszentrum, wenn sich 
noch keine Zeichen einer Allgemeinnarkose erkennen lassen, während die Narkotica 
der Fettreihe sich gerade umgekehrt verhalten. Die Ergebnisse der Versuche, die an 
Kaninchen vorgenommen wurden, sind folgende: Durch Untersuchung am rhythmisch 
tätigen Atmungszentrum läßt sich der Synergismus Morphin —aliphaätisches Narkoticum 
messend verfolgen. Der Effekt ıst auch hier ein potenzierter. Untersuchungen mit 
Nicotin ergaben, daß dieses Gift ein Antagonist des Morphins ist, „als es das morphi- 
nisierte Atemzentrum vorübergehend zur frequenteren Atmung reizt”. Chiart (Wien). 


as A 


Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 
Allgemeine klinische Bakteriologie, Protozoologie und Parasitologie : 


Thomas, Erwin: Experimentelle Beiträge zur Frage der Beziehungen von In- 
fektion und Ernährung. Mitteilg. 1. (Kaiserin Auguste Viktoria-Haus.) Biochem. 
Zeitschr. Bd. 57, H. 5/6, S. 456—472. 1913. 

Hornemann, 0.: Experimentelle Beiträge zur Frage der Beziehungen von In- 
fektion und Ernährung. Mitteilg. 2. (Kaiserin Auguste Viktoria-Haus.) Biochem. 
Zeitschr. Bd. 57, H. 5/6, S. 473—491. 1913. 

Es handelt sich um Fütterungsversuche an Ferkeln mit nachfolgender subcutaner 
Infektion mit bovinen Tuberkelbacillen. Die Tiere erhielten nach einer ge- 
wissen Vorperiode teils Kohlehydrat (Kartoffel und Zucker), teils Fett (Palmin), teils 
Eiweiß (Casein) bis zu 45%, der Gesamtcalorien der Nahrung zugesetzt. Die Verff. 
kommen zu folgenden Schlußfolgerungen: Bei Experimenten über den Zusammenhang 
von Infektion und Ernährung muß die Frage des Eintritts und die des Verlaufs der 
Infektion getrennt untersucht werden. Die Ernährung der verschiedenen Gruppen 
muß eine vergleichbare sein. Sie muß mindestens die Aufgabe erfüllen, ihnen die gleiche 
Anzahl von Calorien, die gleiche Menge von Wasser und von Salzen zu verfüttern. 
Irgendwelche gesetzmäßige Differenzen der Gewichtszunahme zwischen infizierten 
und nichtinfizierten Tieren gelangten nicht zur Beobachtung. Die Intracutanprüfung 
mit Mengen von 0,0008 bis 0,1 ccm bovinem Tuberkulin kann zur Erkennung einer 
tuberkulösen Erkrankung bei Ferkeln mit Erfolg benutzt werden, sie ist aber zur Er- 
kennung der Ausdehnung der Erkrankung nicht brauchbar. Die verschiedenartige 
Ernährung übte auf den Komplementgehalt und die opsonische Kraft der Tiere keinen 
nennenswerten Einfluß aus. Die infizierten und nichtinfizierten Tiere zeigten bezüg- 
lich ihres Komplementgehaltes keine Unterschiede. Die opsonische Kraft der nicht- 
infizierten Tiere war annähernd gleichgroß, die der infizierten Tiere über die Norm 
vermehrt, sie zeigte ziemlich erhebliche, aber keine gesetzmäßigen Schwankungen. — 
Ein günstiger Einfluß reichlicher Eiweißfütterung auf die Ausbreitung der 
Tuberkulose beim Ferkel war deutlich ausgesprochen, besonders gegenüber den 
Kohlehydrattieren. Ibrahim (München). 

Distaso, A.: Versuche, die menschliche Darmflora durch Zufuhr fremder Mi- 
kroben umzuwandeln. 1. Über das Schicksal der per os eingeführten Bakterien. 
(Roy. inst. of publ. health, London.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., 
Orig. Bd. 19, H. 6, S. 687—696. 1913. 

Untersuchungen an 3 Fällen von Cöcalfisteln ergaben übereinstimmend, daß 
ein für gewöhnlich nicht in der Darmflora enthaltenes und sporenfreies Bacterium 
(B. bulgaricus) ungeschädigt den Magen und Dünndarm passiert. Nach 24 Stunden 
sind die eingeführten Mikroben vollständig ausgeschieden. Toenniessen (Erlangen). 

Lemoigne, Maurice: Assimilation du saccharose par les bactéries du groupe 
du „B. subtilis“. Fermentation butylèneglycolique. (U msetzung des Rohrzuckers 
durch die Bakterien der Gruppe des Bac. subtilis. Butylenglykolgä- 
rung.) (Laborat. de Mazé.) Ann. del’inst. Pasteur Bd. 27. Nr. 10, S. 856—885. 1913. 

Um den Zucker in sich aufzunehmen, spalten ihn die Baktrien der Bac. sub- 
tilis-Gruppe unter Freiwerden von Kohlensäure. Diese intramolekuläre Atmung 
findet unter Berührung mit der Luft, also unter den Bedingungen des gewöhnlichen 
Lebens statt. Ähnlich wie bei der Alkoholgärung werden die entstehenden Produkte 
oxvdiert und verarbeitet („Die Gärungsphänomene sind Verdauungsvorgänge“, Mazé). 
Bei dieser Spaltung entsteht sekundär-tertiäres Butylenglykol, aus dem durch wei- 
tere Oxydation Acetylmethylcarbinol entsteht. Diese Butylenglykolgärung bildet 
eine besondere Art von Gärung des Zuckers (wie Milchsäure — Buttersäure und al- 
koholische Gärung). Die sehr verbreiteten Bakteriengruppen des B. subtilis und B. 
lactis aörogenes unterhalten die Gärung, die somit große Bedeutung besitzt. Die Milch- 
äure kann man als Zwischenprodukt dieser Gärung ansehen. Wenn man das sekundär- 


== MA 


tertiäre Butylenglykol als Kondensationsprodukt zweier Alkoholmoleküle betrachtet, 
so versteht man die Möglichkeit der Annahme, daß die Butylenglykolgärung eine 
Weiterführung der Alkoholgärung ist. Dies ist hypothetisch, steht jedoch mit den 
Tatsachen nicht im Widerspruch. Diese Beobachtungen beweisen, welche innere 
Verwandtschaft die Zuckergärungen, deren Verschiedenheit bisher immer hervorgeho- 
ben wurde, besitzen. Sick (Stuttgart). 

Tamura, Sakae: Zur Chemie der Bakterien. Mitteilg. 2. (Hyg. u. physiol. 
Inst., Univ. Heidelberg.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 88, H. 3, 
S. 190—198. 1913. 

Verf. hatte schon früher nachgewiesen, daß die Protoplasmabausteine zweier 
Bakterienarten (des Tuberkelbacillus und des Mycobacterium lacticola) dieselben 
sind wie die der höheren Lebewesen. Die vorliegenden Untersuchungen erbringen den 
Beweis dafür, daß das Mycobacterium lacticola die gleiche Zusammensetzung hinsicht- 
lich der organischen Bestandteile zeigt, wenn es auf eiweißfreiem oder eiweißhaltigem 
Nährboden gezüchtet wird. Das Bacterium ist also imstande, die aromatischen Eiweiß- 
bausteine aus aliphatischen C-Verbindungen zu bilden. Die anorganischen Bestandteile 
der untersuchten Bakterienarten sind jedoch je nach dem Milieu großen Schwan- 
kungen unterworfen. Toenniessen (Erlangen). 

Reim, W.: Die Säureagglutination der Bakterien und ihre Verwertung in der 
Praxis. Dissertation: Breslau 1913. 

Williams, Anna W., and Gary N. Calkins: Cultural amebae. A study in 
variation. (Kulturamöben. Eine Untersuchung über die Variation.) (Health 
dcp.. city of New York, a. zool. dep., Columbia univ.) Journal of med. res. Bd. 29, 
Nr. 1, S. 43—56. 1913. 

Eine aus einem Dysenteriestuhl gezüchtete Amöbenart wird systematisch auf ihre 
Variationsfähigkeit untersucht. Auf dem üblichen Nährmedium — alkalischem Agar 
mit Zusatz von Bakterien als Nahrungsstoff — besitzen dlese Amöben meist nur einen 
zentral gelegenen Kern, selten zwei Kerne, ein großes, dichtes Karyosom und eine con- 
tractile Vakuole. Die aus ihnen hervorgehenden Cysten sind ebenfalls einkernig. Die 
Amöben weichen in ıhrem Bau daher zunächst erheblich von den im Darm kranker 
Menschen gefundenen Amöben ab. Williams und Calkins züchteten nun die Amöben 
auf einem nährstoffreichen Medium (Hirn), dem täglich etwas Blut zugefügt wird, bei 
Anwesenheit hämoglobinophiler Bakterien und bei einer Temperatur von 38°. Unter 
diesen Bedingungen treten, besonders nach mehreren Tagen, zahlreiche zwei- und mehr- 
kernige Formen auf, das Karyosom zeigt in seinem Bau mannigfache Abweichungen, 
die contractile Vakuole kann schwinden. Auch die encystierten Formen können zwei- 
oder mehrkernig sein. So entstehen Formen, die nahe mit denen der Entamoeba 
hystolytica oder tetragena übereinstimmen. Die Untersuchungen zeigen also die 
große morphologische Variationsbreite der Amöben und mahnen zur Vorsicht bei 
der Klassifizierung der Amöben. A. Böhme (Kiel). 

Lorenti, Giovanni: Un nuovo metodo di coltivare i batteri anaerobi in pre- 
senza dell’aria. (Eine neue Methode der Kultur anaerober Bakterien bei 
Gegenwart von Luft.) (2sti. di batteriol., univ., Napoli.) Pathologica Jg. 5, 
Nr. 121, S. 678—680. 1913. 

Zur Kultur anaerober Bakterien (Tetanus, malignes Ödem, Botulismus) empfiehlt 
Verf. 20%, Peptonbouillon, in welcher die Mikroorganismen nicht allein üppig gedeihen, 
sondern auch ihre Virulenz bewahren. Joannovics (Wien). 

Pfeiler, W., Über die Brauchbarkeit der Seitzschen Azolithminlösung als Ersatz 
der Peiruschkyschen Lackmusmolke. (KaiserWilhelm-Inst. f. Landwirtsch., Bromberg.) 
Berl. tierärztl. Wochenschr. Jg. 29, Nr. 31, S. 553—557 u. Nr. 32, S. 573—577. 1913. 

Da die Petruschkysche Lackmusmolke nicht immer ein gleichmäßiges bioche- 
misches Verhalten, auch nicht bei Verwendung der gleichen Bakterienstämme zeigt, 
hat Verf. die von Seitz (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 2, S. 250) angegebene Azolithmin- 


Be 15 an. 


lösung, die der Lackmusmolke überlegen sein soll und auch leichter herzustellen ist, 
an einer großen Versuchsreihe nachgeprüft. Im ganzen wurden 60 Bakterienstämme 
aus der Typhuskoligruppe verwandt; die Versuche führten zu dem Ergebnis, daß die 
Azolithminlösung als vollwertiger Ersatz für die Lackmusmolke zu betrachten ist, zumal 
eine Ungleichmäßigkeit infolge der Herstellung ausgeschlossen ist. Ein weiterer Vorzug 
besteht darin, daß die Lösung wesentlich billiger ist als die Lackmusmolke. Emmerich. 

e Ziemann, Hans: Gesundheitsratgeber für die Tropen. Berlin 1913. Dietrich 
Reimer. (63 S. u. 16 Abbild.) M. 1.—. 

Das kleine Buch bildet den Inhalt von Vorträgen, die der Verf. in Kamerun vor 
der europäischen Bevölkerung hielt. Es wendet sich vor allem an den Laien, der in den 
Tropen ın ärztlichen Dingen oft auf eigene Hilfe angewiesen ist und daher in den Grund- 
begriffen der Tropenhygiene orientiert sein soll. Das erste und zweite Kapitel be- 
handelt die allgemeinen Eigenschaften des Tropenklimas, ferner das Verhalten der 
weißen Rasse gegenüber demselben sowie allgemeine Gesundheitsregeln. Der dritte Ab- 
schnitt enthält der Reihe nach die verschiedenen Tropenkrankheiten, wobei jedesmal 
Wesen, Ursache, Behandlung und Verhütung der Krankheit in kurzen Worten er- 
läutert werden. 16 Abbildungen sind den Abschnitten über Malaria, Schlafkrankheit 
und Pocken beigefügt. v. Domarus (Berlin). 

Kolle, W.: Robert Koch und das Spezifizitätsproblem. Dtsch. med. Wochen:chr. 
Jg. 39, Nr. 50, S. 2446—2448. 1913. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Bakterielle und Protozoenerkrankungen exkl. Tuberkulose und Syphilis: 


Prowazek, S. v.: Weitere Untersuchungen über das Vaceinevirus. (Inst. f. 
Schiffs- u. Tropenkrankh., Hamburg.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infek- 
tionskrankh., Orig. Jg. 72, H. 1/2, S. 94—102. 1913. 

Weder durch einmalige subcutane noch durch intraperitoneale oder intravenöse 
Injektion von Vaccine läßt sich eine Immunität der Cornea erzielen, wie das Grüter 
behauptet hat; bei Nachimpfung mit unverdünnter Lymphe an den Augen tritt regel- 
mäßig das Guarnierische Phänomen auf, bei Wiederholung der Impfung reagiert 
die Corneastelle nicht mehr. Verf. berichtet ferner über die Fortsetzung seiner Fil- 
trationsversuche, die nun mit dem Anreicherungsverfahren auf Ultrafiltern kombiniert 
werden. (Versuchsanordnung im Original.) In dem angereicherten Material ließen 
sich die fraglichen Vaccinekörnchen nachweisen, die genauer beschrieben werden. Bei 
den ultramikroskopischen Untersuchungen klarer Kinderlymphe zeigten die Körnchen 
eine der Brownschen Molekularbewegung sehr ähnliche Bewegung, wie sich aus einer 
Berechnung der Bahnen dieser Körperchen feststellen ließ. Emmerich (Kiel). 

Bridré, J., et A. Boquet: Vaccination contre la clavelde par virus sensibilise. 
(Die Vaccination gegen Schafpocken durch sensibilisiertes Virus.) Ann. 
de l’'inst. Pasteur Bd. 27, Nr. 10, S. 797—827. 1913. 

Während durch Inokulation von erhitztem Virus bei Schafen eine Immunisierung 
nicht in konstanter Weise erzielt wird, gelingt es, durch Vermischung des Virus mit 
einem entsprechenden Antiserum ersteres so abzuschwächen, daß eine Immunisierung 
durchgeführt werden kann. Es ist dabei gleichgültig, ob die Sensibilisierung mit frischem 
oder mit erhitztem Serum stattgefunden hat. Das so hergestellte Vaccin hält sich 
bei 8—10° mindestens 14 Tage. Nach der Einverleibung des Vaccins tritt an der 
Inokulationsstelle ein Ödem auf, das sich nach wenigen Tagen resorbiert. Es kann sich 
aber auch ohne Lokalreaktion eine Immunität entwickeln. Die lokale Läsion ist nicht 
kontagiös. Die Immunität tritt etwa 48 Stunden nach der Inokulation ein und dauert 
mindestens ein Jahr. Meyerstein (Straßburg). 

Rowe, Ch.: Die Behandlung des Scharlachs mit Rekonvaleszentenserum und 
Normalserum. (Städt. Krankenh., Charloitenburg-Westend.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 48, 
S. 1978—1982. 1913. 


Sowohl mit Scharlachrekonvaleszentenserum als auch mit Normalmenschenserum 


= fö = 


hatte Verf. günstige Erfahrungen zu verzeichnen. Ein merkbarer qualitativer Unter- 
schied in der Wirkung beider Sera trat nicht zutage. Das Serum wurde zum Teil unter 
Calbolzusatz (1 Tropfen 5proz. Lösung auf je 10 ccm) 2—3 Wochen konserviert. In- 
jiziert wurden intravenös 40—65 cem, mitunter am nächsten Morgen nochmals 20 bis 
40 ccm. Bei allen Fällen, die in den ersten Krankheitstagen injiziert wurden, kam es 
zu prompter Entfieberung und zu sehr günstiger Beeinflussung des Allgemein- 
befindens, festem Schlaf. Urobilinogengehalt des Urins und die Doehleschen Leuko- 
cyteneinschlüsse scheinen konform dem Temperaturabfall zu verschwinden, ebenso 
das Exanthem, Himbeerzunge und Halserscheinungen ziehen sich dagegen noch einige 
Tage hin. Schädliche Nebenwirkungen in Form vorübergehenden Temperatur- 
anstieges mit Schüttelfrost kamen nur im Anschluß an anfänglich verwandte sehr 
große Dosen (70—100 cem) zur Beobachtung. — Bei schon länger (über 5 Tage) be- 
stehendem Scharlach oder bei Scharlachsepsis ist die Serumbehandlung weniger wirk- 
sam, die Komplikationen werden durch sie offenbar nicht direkt beeinflußt. Unter 
den rasch und vollständig durch Seruminjektion entfieberten Fällen kam bei einem 
Patienten eine vorübergehende Scharlachnephritis zur Beobachtung. Die Gesamtzahl 
der behandelten Fälle scheint 12 gewesen zu sein. Über das Alter der Patienten ist 
leider aus den Krankengeschichten nichts zu ersehen. Ibrahim (München). 

Koch, Richard: Über Scharlachrekonvaleszentenserum. (Städt. Krankenh., 
Frankfurt a. M.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 47, S. 2611—2613. 1913. 

Koch hat 28 weitere Scharlachfälle, vorwiegend schweren Charakters, nach dem 
Vorgang von Reiß und J ung mann mit Scharlach-Rekonvaleszentenserum behandelt. 
Von diesen ist nur einer, der agonal ins Krankenhaus kam, gestorben. Die übrigen 
wurden sämtlich durch das Serum in eklatanter Weise günstig beeinflußt. Der Tempe- 
raturabfall war durchschnittlich 11!/, Stunden nach der intravenösen Seruminfusion 
beendet und betrug durchschnittlich 2,4°. Als ein besonders deutliches Kriterium 
der günstigen Gesamtwirkung betrachtet K. die Tatsache, daß die Mehrzahl der Inji- 
zierten in den folgenden 10 Tagen keine hohen Temperatursteigerungen mehr aufwiesen, 
Er legt jedoch Wert auf die Feststellung, daß nicht etwa nur die Körpertemperatur, 
sondern namentlich das Gesamtbefinden, das Verhalten der Kreislauforgane, der 
Psyche usw. eine prompte Wendung zum Guten aufwies. Während Reiß und Jung- 
mann nur schwere, aber reine Scharlachfälle behandelten, hat K. die Behandlung 
auch auf komplizierte septische Fälle ausgedehnt und gefunden, daß die Komplikationen 
zwar nicht beeinflußt wurden, die eigentliche Scharlacherkrankung aber auch in diesen 
Fällen durch das Serum gebessert wurde. Nur war in solchen Fällen der Einfluß des 
Serums auf die Fieberkurve weniger anhaltend und weniger leicht erkennbar. K. stellt 
fest, daß bei keinem der bisher mit Rekonvalenszentenserum behandelten Scharlach- 
fälle eine hämorrhagische Nephritis beobachtet wurde im Gegensatz zu den im gleichen 
Zeitabschnitt ohne Serum behandelten Scharlachfällen. Auch die Behandlung mit 
Normalserum steht ın dieser Beziehung dem Rekonvaleszentenserum nach, wie auch 
sonst entsprechende Vergleiche zugunsten des Rekonvaleszentenserums ausfielen. In 
die Beschreibung der Herstellungsmethode des Rekonvaleszentenserums hat sich ein 
Druckfehler eingeschlichen. Die Konservierung geschieht durch Zusatz von 10 Tropfen 
einer konzentrierten (öproz.) Karbolsäurelösung auf je 100 ccm Serum. Reiss. 

Gromski, M.: Über die Urobilinausscheidung beiScharlach. Przeglad pedyatryczny 
Bd.5, H.6, S. 338—358. 1913. (Polnisch.) 

Verf. hat an 25 Kindern mit Scharlach die Urobilinbestimmung qualitativ wie 
quantitativ vorgenommen. In 7 Fällen wurde auch Lävulose zur Prüfung der Leber- 
funktion verabreicht. Verf. kommt zu folgenden Schlüssen. Das Vorkommen von 
Urobilin in Scharlachfällen ist ein Zeichen der Leberinsuffizienz infolge der Wirkung 
der spezifischen Bakteriengifte auf die Leber. Die Urobilinurie wie die alimentäre 
Lävulosurie erlauben ein Urteil über den Grad der Leberschädigung. In Fällen, wo 
der Zustand sich verschlimmert, läßt die Trobilinbestimmung an die Möglichkeit: einer 


tieferen Schädigung der Leber denken; Verf. vertritt gleich Hildebrandt die Meinung, 
daß der Scharlach für die Entstehung der Lebercirrhose vielleicht dieselbe Rolle spielt, 
wie die akute Nierenentzündung für die Entstehung der chronischen. Sohn (Lemberg). 

Markl: Flecktyphus auf Schiffen. Arch. f. Schiffs- u. Trop.- Hyg. Bd. 17, 
H. 23, S. 805—809. 1913. 

Marki beobachtete gelegentlich des letzten Balkankrieges in Triest bei Rück- 
wanderern aus Bosnien Fälle von Flecktyphus, letzthin auch eine Epidemie unter der 
Schiffsbesatzung eines Schiffes, welches für einen türkischen Transport von Valona 
nach Konstantinopel gedient hatte. Es handelte sich um 18 Fälle unter der alten Be- 
satzung des Schiffes, während unter der neuangemusterten kein Fall beobachtet wurde. 
Mit Ausnahme eines Kranken, der nur subfebrile Temperatur von 37,4—37,6 hatte, 
schwankte die Temperatur bei den anderen zwischen 38—39,8. Alle zeigten Symptome 
eines Bronchialkatarrhes. Nur in 4 Fällen wurden Exantheme nachgewiesen und 
zwar in je 1 Fall von Miliaria bzw. Roseola und in 2 Fällen ein flohstichähnliches 
Exanthem. Die betreffenden Leute hatten während des Transportes mit den türkı- 
schen Soldaten, von denen viele an unbestimmbarer Krankheit gelitten haben sollen, 
zusammengelebt. M. zieht aus seinen Beobachtungen den Schluß, daß die Nicolle- 
sche Auffassung, wonach Flecktyphus nur durch Kleiderläuse übertragen wird, ge- 
stützt werden muß. Der Beginn der Krankheit war nicht so plötzlich, wie man früher 
vlaubte, das Fieber stieg stufenartig, wie bei T. abd., aber schneller, in die Höhe. Im 
späteren Verlaufe folgte der anfänglichen Euphorie große Apathie. Schon in den 
ersten Tagen bestand hartnäckige Schlaflosigkeit. Das Exanthem erschien am 4. 
bis 5. Tage und bildete eine unbedeutende Roseola an Brust oder Bauch, um sich in 
den nächsten Tagen mehr oder weniger über den ganzen Körper auszubreiten. Die 
Sektionsbefunde zeigten Ekchymosen und Petechien an den serösen Häuten, ins- 
besondere an der Leber- und Milzoberfläche, Bronchopneumonien, Degenerationen der 
parenchymatösen Organe und des Herzmuskels, ferner Schwellung der Milz, deren 
Pulpa halbflüssig und fast schwarz war. Das Blut war, wie beim Erstickungstode, 
flüssıgdunkel. In letalen Fällen Tod am Ende der 2. Woche. Mortalität betrux 15%. 
Die bakteriologischen Untersuchungen verliefen negativ. M. konnte aber die von 
Prowazek bei Flecktyphus in polynucleären Leukocyten gefundenen eigenartigen 
Granula ebenfalls sehen. Tierversuche waren negativ, im Gegensatz zu Nicolles und 
Comptes Befunden. Zur Diagnose des Flecktyphus im Anfangsstadium wurden 
alkoholische Organextrakte von einem an Flecktyphus Gestorbenen verwandt als 
Antigen, ferner nicht erhitztes Patientenserum. Hierbei fand er eine leichte, vorüber- 
sehende, aber deutliche Hemmung der Hämolyse. H. Ziemann (Charlottenburg). 

Vincent, H.: La vaccinotherapie (ou bacteriothörapie) de la fiövre typhoide 
et des fiövres paratyphoides. (Die Vaccinetherapie bei Typhus und Para- 
typhus.) @Gaz. des höp. Jg. 86, Nr. 120, S. 1873—1876. 1913. 

Verf. berichtet zusammenfassend über seine Erfahrungen bei der Behandlung von 
34 Typhuspatienten mit Typhus-Vaccin. Als Vaccin diente ein polyvalent:s, ziemlich 
konzentriertes Autolysat von Typhusbacillen, die durch Äther abgetötet waren. Bei 
den meisten Patienten erfolgte die Einverleibung in der ersten Krankheitswoche. Die 
Injektion wurde nach einigen Tagen, ev. auch noch ein drittes Mal wiederholt. Meistens 
sank nach der Injektion die Temperatur um 1/,—1° ab. In sehr günstigen Fällen 
trat eine völlige Coupierung der Erkrankung ein. Ganz allgemein wurde der Verlauf 
der Erkrankung günstig beeinflußt. Bei den behandelten Patienten wurde kein Todes- 
fall und kein Rezidiv beobachtet. Entsprechend dem Typhus-Vaccin hat Verf. auch 
ein Vaccin gegen Paratyphus A und B hergestellt und damit bei 3 Fällen von Para- 
typhus B gute Resultate erzielt. Meyerstein (Straßburg). 

Braza, Heinz: Elf Fälle von Periostitis typhosa. (Landeskrankenh., Klagenfurt.) 
Wien. klin. Wochenschr. Jg. 26, Nr. 48, S. 1985—1987. 1913. 

Unter 575 Typhusfällen fand sich I1mal eine Periostitis. Diese tritt gewöhnlich 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 2 


= 48: 2 


in der Rekonvaleszenz auf, und zwar in den ersten fieberfreien Tagen. Bevorzugt 
sind die langen Röhrenknochen (Tibia 7 mal, Ulna, Metatarsalknochen, Rippenknorpel 
und Schambein je l mal); meistens bildet sich die Periostitis spontan zurück; nur in 
2 Fällen war ein chirurgischer Eingriff notwendig. Gewöhnlich geht die Periostitis 
typhosa mit Temperatursteigerung einher, ein Kardinalsymptom ist der Schmerz, der 
namentlich zu Beginn der Erkrankung sehr intensiv sein kann. Emmerich (Kiel). 


Prinzing: Über Meiostagminversuche bei Typhus. Dissertation: Tübingen 1913. 


Netter, Arnold: Neutralisation du virus de la poliomyölite apres contact avec 
le sérum de sujets ayant eu autrefois une poliomyélite. Démonstration expéri- 
mentale de l’existence d’une méningite simple provoquée par l’agent de la polio- 
myélite. (Neutralisation des Poliomyelitisvirus nach Kontakt mit dem 
Serum der Personen, die früher Poliomyelitis durchgemacht hatten. 
Experimenteller Nachweis der Existenz einer durch Poliomyelitiser- 
reger hervorgerufenen Meningitis simplex.) Bull. et mem. de la soc. med. 
des höp. de Paris Jg. 29, Nr. 33. S. 526—529. 1913. 

Die experimentelle Infektion von Affen gelingt nicht, wenn das verwendete In- 
fektionsmaterial (das Nervensystem an Poliomyelitis verstorbener Mens hen oder 
Tiere) vorher mit dem Blutserum von Individuen zusammengebracht wurde, die Po- 
liomyelitis früher durchgemacht haben. Ebenso wirkt das Serum von Personen, die 
eine abortive Form der Poliomyelitis durchgemacht haben. Solche Abortivformen 
und ebenso gewisse ätiologisch unklare meningeale Erkrankungstypen lassen sich durch 
die das Poliomyelitisvirus neutralisierende Eigenschaft des Serums als durch dieses 
Virus bedingt erweisen. Neurath (Wien). 


Canestrini, Silvio: Betrachtungen über die klinische Symptomatik der Polio- 
myelitis (Heine-Medin) beim Erwachsenen. (Nervenklin., Univ. Graz.) Zeitschr. f. 
d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 20, H. 5, S. 585—628. 1913. 

Gegenüber einem großen Teil der Literatur ist zu betonen, daß auch nach den Er- 
fahrungen der steirischen Epidemie die Poliomyelitis nicht nur Kinder, sondern auch 
eine sehr große Anzahl von Erwachsenen trifft; kein Alter bleibt verschont, obwohl 
zwischen dem 20. und 30. Lebensjahre die größte Zahl Betroffener zu verzeichnen ist. 
Unter den auslösenden Faktoren scheint die Erkältung eine eminente Rolle zu spielen. 
Unter den weiblichen Patientinnen befanden sich 42°, in den letzten Monaten der 
Gravidität. Von den Prodromalerscheinungen werden starke Schmerzhaftigkeit längs 
des Nackens, der Wirbelsäule und der Nervenstämme, Schweißausbrüche, katarrhalische 
Affektionen des Respirations- und Verdauungstraktes, Fieber und vorübergehende Be- 
nommenheit hervorgehoben. Unter den Verlaufsformen waren auch bei Erwachsenen 
encephalitische, bulbäre, spinale, meningitische und nach Art’einer Landryschen Para- 
lyse vor sich gehende Fälle zu beobachten. Die Hirnnerven erwiesen sich sehr häufig 
betroffen, manchmal nur vorübergehend, manchmal durch längere Zeit; am häufigsten 
war der Facialis (18 Fälle), der Hvpoglossus (9 Fälle), der Triıgeminus (3 Fälle). der 
Abducens, Vagus, Glossopharyngeus (je 2 Fälle). der Opticus und Oculomotorius (je 
l Fall) betroffen. In einem Drittel der Fälle waren die Schnenreflexe auch an den be- 
troffenen Extremitäten gesteigert. Störungen der Sensibilität von kürzerer oder längerer 
Dauer waren häufig. Dieselben zeigten im allgemeinen den spinalen Typus. Es fanden 
sich Hyperästhesien, Hyp- und Anästhesien, Hyperalgesien und Hvpalgesien usw. 
Störungen des Blasen- und Mastdarmzentrums fanden sich bei 23%, der Fälle, sie dauer- 
ten bis zu 5 Wochen. Unter den Zirkulationsstörungen fanden sich Ödeme, Hyper- 
hidrosis, Blutdrucksteigerung auf der gelähmten Seite. Ferner Exantheme und Keri- 
tosen der Haut. Was den Ausgang der Fälle betrifft, gingen 22.806 ın Heilung, 63°, in 
Besserung, 6,10% letal aus. Neurath (Wien). 

Achard, Ch., et E. Feuillie: Traitement de Fangine de Vincent par les 
applications locales d’arsenobenzol. (Behandlung der Angına Vincentidureh 


2s dO 


lokale Anwendung von Arsenobenzol.) Bull. et mem. de la soc. méd. des 
höp. de Paris Jg. 29, Nr. 26, S. 199—202. 1913. 

Die ulcerierte Tonsille wird mehrfach mit einem glyceringetränkten, in trockenes 
Salvarsan getauchten Tampon betupft. Rasche Besserung. 6 Wochen später ein Re- 
zidiv auf der gleichen Tonsille, das auf lokale Salvarsanbehandlung wieder sehr gut 
reagiert. Um Rezidive zu vermeiden, soll die Behandlung nicht zu früh abgebrochen 
werden. A. Böhme (Kiel). 

Kleinhans, F.: Klinischer Beitrag zur Kenntnis vom Puerperalprozeß, her- 
vorgerufen durch Streptococcus viridans. (Dtsch. Frauenklin., Prag.) Prag. med. 
Wochenschr. Jg. 38, Nr. 38, S. 527—529. 1913. 

Der Fall betraf eine 35jährige Frau, die nach einem Abort im IV. Monat unter 
den Erscheinungen der Septicopyämie zugrunde ging. Aus dem strömenden Blute 
wurde Streptococcus viridans Schottmüller gezüchtet. Auffallend im klinischen 
Krankheitsverlauf war die starke Beteiligung des Zentralnervensystems unter dem 
Bilde einer am 15. Krankheitstage einsetzenden Myelitis transversalis. Die Obduktion 
ergab außer den puerperalen Veränderungen am Uterus u.a. eine frische Endokar- 
ditis der Mitralklappen, fıbrinös-eitrige Meningitis im Bereich des Kleinhirns und der 
Brücke, zahlreiche encephalitische Erweichungsherde im Thalamus und Pedunculus 
cerebri, Embolie der Arteria lienalis, beider Artt. renales und der Teilungsstelle der 
‘ Aorta abdominalis. Auf letztere führt Verf. die plötzlich aufgetretene Paraplegie der 
unteren Extremitäten zurück. Maase (Berlin). 

Bierbaum, K., und K. E. Boehncke: Ist die Komplementbindungsreaktion 
mit spezifischem Serum für die Milzbranddiagnose verwertbar? (Kgl. Inst. f. exp. 
Therap., Frankfurt a. M.) Zeitschr. f. Infektionskrankh., parasit. Krankh. u. Hyg. 
d. Haustiere Bd. 14, H. 4/5, S. 231—261. 1913. 

Die Verwendung der Komplementablenkung zur Milzbranddiagnose, die Djou- 
belieff (Institut Pasteur) für möglich hält, ist in Übereinstimmung mit Sobernheim 
dazu nicht verwertbar. Während die Immunsera in der Regel ein Komplement- 
ablenkungsvermögen überhaupt nicht zeigen, haben präcipitierende Milzbrandsera diese 
Eigenschaft, doch scheint es sich dabei um einen unspezifischen Vorgang zu handeln 
(unspezifische Lipoidreaktion ähnlich der Wassermannschen Reaktion). Sick. 

Bardach, Kurt: Zur therapeutischen Anwendung intravenöser Arthigoninjek- 
tionen. (Univ.-Klın. f. Haut- u. Geschlechtskr., Heidelberg.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 60, Nr. 47, S. 2622—2624. 1913. 

22 an Arthritis blennorrhoica (2 Fälle), Epididymitis (12 Fälle) und Prostatitis 
(8 Fälle) leidende Patienten wurden nach dem Vorgange von Bruck und Sommer, 
mit Verdünnungen der Gonokokkensuspension im Verhältnis 1 : 5 phys. Kochsalz- 
lösung behandelt. Nach 1/,—!/, Stunde Schüttelfrost, Temperaturanstieg bis 39°. 
Abfall zur Norm bereits am Abend (Morgeninjektion). Bei 160 Injektionen nur 9 mal 
die von Bruck hervorgehobene Doppelzacke (neuerlicher Anstieg der Temperatur 
um ca. 1° am nächsten Tag), ohne therapeutisch größeren Effekt, als bei den übrigen 
Injektionen. Anfangsdosis 0,2 Arthigon. Steigerung des Quantums bis 1,0 A. (Febrile 
Reaktion von kurativer Mitwirkung.) Gleich den intramuskulären Injektionen des 
Mittels sichert die intravenöse Einverleibung bei Nebenhoden- und spezifischer Gelenk- 
entzündung gute Dienste. Für große Dosen sei der Blutweg vorzuziehen. Nach den 
ersten Injektionen deutliche Lokalreaktion (gesteigerte Beschwerden in den ergriffenen 
Texturen). Nobl (Wien). 

Gasbarrini, Antonio: Das Bordet-Gengousche Phänomen (Komplementab- 
lenkung) bei Malaria. (Isti. di patol. e clin. med., univ, Sassari.) Zeitschr. f. 
Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 1/2, S. 178—197. 1913. 

Die Sera von Malariakranken wurden mit einem Malariaantigen zusammen- 
gebracht und auf Komplementablenkung untersucht. Das Antigen wurde dadurch 
gewonnen, daß Blutkörperchen von Malariakranken, die reichlich Parasiten enthielten, 

ox 


a. HN: 


gewaschen, getrocknet und gepulvert wurden. Eine Aufschwemmung dieses Pulvers im 
Verhalten 1:30 wurde 2 Stunden im Brutschrank gehalten und dann zentrifugiert 
und dekantiert. — Es ergab sich, daß das Serum von Malariakranken im Schüttelfrost, 
im Fieberanfall und sehr wenige Tage nach dem letzten Rezidiv keine Komplement- 
ablenkung verursachte. Dagegen lenkte solches Serum ab, wenn vorher die normalen 
Amboreptoren durch Adsorption mit Hammelblutkörperchen (Methode von Jacobäus 
und Mintz, sowie von Rossi) entfernt worden waren. Das nicht vorbehandelte Serum, 
chronischer Malariakranker, die seit verschieden kurzer Zeit rezidivfrei waren, ergab 
eine mehr oder weniger starke Komplementablenkung. Durch Absorption der Ambo- 
ceptoren wurde das Resultat immer deutlicher gemacht. Entsprechende Kontrollen 
mit Sera von gesunden Personen und andersartigen Erkrankungen fielen negativ aus. 
Meyerstein (Straßburg). 

Lamballe, F. W.: The utility of enzymes in malaria. (Die Nützlichkeit von 
Enzymen bei Malaria.) Med. rec. Bd. 84, Nr. 21, S. 928—931. 1913. 

Im Anschluß an einen früheren Bericht von Beard, der Trypsin zur Behandlung 
der Malaria empfohlen hatte und in Hinblick auf die neuen Untersuchungen von 
Abderhalden bezüglich Abwehrfermente des menschlichen Organismus, erprobte 


der Verf. Trypsin auch bei einer Reihe von Malariafällen, ferner auch das Amylopsin. 
Die Präparate waren in Glasampullen mit ungefähr 1 cem Inhalt enthalten. Eine Heil- 
dosis Trypsin entsprach einem Verdauungswert von 1250 Roberts-Einheiten, Amylopsin einem 
Verdauungswert von 500 Einheiten. Die Präparate sind steril und dauerhaft. Man verdünnt 
den Inhalt jeder Ampulle mit normaler Kochsalzlösung im Verhältnis von 1:5. Möglichst 
enge Injektionsnadeln sind anzuwenden, die eine, um das Trypsin aufzusaugen, während die 
andere zur intramuskulären Injektion dient, so daß die Haut gar nicht mit dem Trypsin in 
Berührung kommt. Schädlichkeiten entstanden nicht. Mehrfach entsteht ein lokales Ödem 
während 12—24 Stunden nach der Injektion. Der Erfolg soll ein sehr rapider sein; schon nach 
einer einzigen Injektion sollen die Parasiten aus dem peripheren Blute verschwinden; bei 
schweren Infektionen sollen drei Injektionen in Zwischenräumen von ungefähr 4 Tagen erfolgen. 
Eine Anzahl von Krankengeschichten folgt. H. Ziemann (Charlottenburg). 


Smith, C. H., and G. F. Graham: Relapsing fever in chitral with an accpunt 
of successful animal inoculations. (Rückfallfieber in Chitral, mit einem 
Bericht über erfolgreiche Inokulation von Tieren.) Indian med. gaz. Bd. 48, 
Nr. 10, S. 381—382. 1913. 

Die Autoren beobachteten eine Epidemie von Recurrens an der afganischen Grenze 
in Indien, ungefähr 7000 Fuß über dem Meere. Todesfälle kamen nicht vor, Heilung 
in 2 oder 3 Monaten war die Regel. Weitere Klagen wurden nicht beobachtet. In 3 
Fällen trat kein Rückfall auf, in 4 Fällen 1 Rückfall, in 1 Fall 2 Rückfälle und in 1 Fall 
3 Rückfälle. In wenigen, mehr langwierigen Fällen zeigte sich am Ende der Krank- 
heit Anämie und allgemeine Schwäche, sowie allgemeine Körperschmerzen während des 
Fieberparoxysmus. Es gelang auch, einige Ratten mit dem Blut zu infizieren. Citro- 
nensäure oder andere Mittel wurden dem infektiösen Material während der Impfung nicht 
beigefügt. H. Ziemann (Charlottenburg). 

Toyoda, Hidezo: Züchtungsversuche mit Babesia canis nach der Bassschen 
Methode. (Inst. f. Schiffs- u. Tropenkrankh., Hamburg.) Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 1/2, S. 76—81. 1913. 

Der Verf. prüfte die Befunde von Ziemann unter Anwendung einer ganz ähnlichen 
Technik. Er nahm aber das Blut aus der Fußvene der Hunde. Auch er sah im peri- 
pheren Blute des mit Babesia canis infizierten Hundes mehr als 4 Merozoiten in einem 
roten Blutkörperchen; dagegen fand er in 18 Stunden alten Kulturen bei 37° alle For- 
men mit 4—8, nicht selten auch mit 16 Merozoiten. Es trat also Vermehrung der Para- 
siten ein. Die Gesamtzahl der infizierten Erythrocyten ın einer bestimmten Zahl von 
(iesichtsfeldern blieb meist die gleiche, wie vor der Kultivierung. Später gelang auch 
einmal die Züchtung einer 2. Subkultur und eine gewisse Vermehrung der Zahl der in- 
fizierten roten Blutkörper. In den zwei Tagen alten Kulturen und Subkulturen trat. 
eine schwache Degeneration der Parasiten auf. Die infizierten roten Blutkörper wurden 


2 


auch auffallend größer. In dem Protoplasma sah man dann eine deutliche Trennung von 
Kern und Blepharoblast, ferner wurden freie, schizogonische Formen, die sich nach 3 Ta- 
gen weiter vermehrten, beobachtet. Diese zeigten dann meist starke Degeneration. 
Nach 4 Tagen hatten sich fast alle Parasiten aufgelöst, und es blieben nur vereinzelte 
rotgefärbte Kernhäufchen zurück. Nur selten waren noch große rundliche oder un- 
regelmäßige freie Parasiten zu sehen. Originalkulturen anzulegen, war nicht schwer, 
wohl aber Anlegen von Subkulturen. Dieselben gelingen am besten von 18 Stunden 
alten, bei 37° gehaltenen Kulturen. Ziemann (Charlottenburg). 
Eckard, B.: Übertragung des Trypanosoma rhodesiense durch die Glossina 
palpalis. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, 
H. 1/2, S. 73—76. 1913. | 
Kleine hatte angenommen, daß in Afrika unter geeigneten klimatischen Bedin- 
gungen jede bekannte Trypanosomenart in jeder Glossinenspezies sich entwickeln 
könnte. Anführung einer Tabelle über die Übertragungsversuche der einzelnen Au- 
toren. Tryp.rhodesiense hatte sich bisher nur in Gegenden gefunden, in denen Glossina 
morsitans vorkommt. Eckard gelang es nun, unter Anwendung von Serienversuchen 
nach Kleine von im Laboratorium gezüchteten Glossina palpalis 2,5% mit Tryp. 
rhodesiense zu infizieren. 3 der als infektiös festgestellten Fliegen sezierte er und inji- 
zierte den Inhalt der Speicheldrüsen, der Proventrikel und des Darms 9 verschiedenen 
gesunden Affen. Bereits nach 5 Tagen waren alle 9 Affen infiziert. Früher hatten 
Kleine und Eckard und auch Robertson mit dem Inhalt von Darm und Proven- 
trikel infizierter Fliegen Affen nicht infizieren können, sondern nur mit dem Inhalt 
der Speicheldrüsen; indes waren bei den früheren Versuchen Kleines und Eckards 
die infektiösen Glossinen durchschnittlich 50—60 Tage alt, bei dem Tr.-rhodesiense- 
Versuch Eckards nur 40 Tage. Bei einer 54 Tage lang durch Tr. rhodesiense infizierten 
Palpalis erwiesen sich ebenfalls nur die Speicheldrüsen infiziert. Hieraus schließt 
Eckard, daß die virulenten Trypanosomen allmählich aus dem Darm nach den 
Speicheldrüsen auswandern. Ziemann (Charlottenburg). 
Cockin, R. P.: Treatment of yaws by intramuscular injections of salvarsan. A 
report on a series of 45 cases treated at the yaws hospital, St. George’s, Grenada, 
B.W.I. (Behandlung von Yaws durch intramuskuläre Injektion von 
Salvarsan. Eın Bericht über eine Serie von 45 Fällen, behandelt im Yaws- 
Hospital, St. George, Granada.) Lancet Bd. 2, Nr. 23, S. 1609—1610. 1913. 
Die Methode stellt eine leichte Modifikation nach Taege dar. Der Autor fügte dem Sal- 
varsan in einem sterilen trockenen Glase 10—12 (minims!) reines Glycerin zu, dann genügend 
warme, chemisch reine 0,5 proz. Kochsalzlösung, bis eine Lösung von im ganzen 10 cem ent- 
stand, die nach Pinselung der Injektionsstelle mit Jodtinktur injiziert wurde, und zwar an 
der Verbindungsstelle der mittleren und oberen Drittels einer Linie, gezogen vom Tuber ischii 
bis zur Spina anterior superior. Pat. wurde dann 3 Tage im Bett gehalten und 2 Tage nach 
der Einspritzung Milchdiät gegeben. H. Ziemann (Charlottenburg). 


Tuberkulose: 


Ehrlich, P.: Erinnerungen aus der Zeit der ätiologischen Tuberkuloseforschung 
Robert Kochs. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 50, S. 2444—2446. 1913. 

Chaussé, P.: La vitalité du bacille tuberculeux éprouvée par inhalation et par 
inocultation. (Die Vitalität des Tuberkelbacillus, geprüft durch Inhala- 
tion und Inokulation.) Rev. de la tubercul. Bd. 10, Nr. 5, S. 350-365. 1913. 

Es wurde untersucht, in welcher Weise die Eintrocknung, das diffuse Licht, die 
Temperatur und Jahreszeit die Virulenz der im Auswurf enthaltenen Tuberkelbaeillen 
beeinflußt. Dabei ergaben sich große Unterschiede, je nachdem die Virulenz bei Meer- 
schweinchen durch Einatmen oder durch subcutane Impfung geprüft wurde. Bei 
der subcutanen Injektion nimmt mit zunehmender Dauer der Aufbewahrung die 
Virulenz allmählich ab, so daß im Sommer bei diffusem Licht und bei einer Tempera- 
tur von 15—25° nach einer Aufbewahrung des in dünner Schicht eingetrockneten 
Sputums während 25—30 Tagen die Impfversuche noch positiv ausfielen, vom 40. Tage 


— 29 — 


ab negativ wurden. Während des Winters bleibt die Virulenz bis zum 50. resp. (bei 
vollkommener Dunkelheit) bis zum 60. Tage erhalten. Je höher die Außentemperatur 
war, um so rascher nahm die Virulenz ab, bei 37° dauerte sie nur 10 Tage. Bei 
Prüfung mit Hilfe der Inhalation zeigte sich innerhalb der ersten Tage in bezug 
auf die Entwicklung und Verkäsung der Tuberkelknötchen in den Lungen kein Unter- 
schied gegenüber den Versuchen mit frischen Sputis. Nur war die Zahl der Läsionen 
in den Lungen geringer. Vom 10. Tage ab fielen sämtliche Inhalationsversuche negativ 
aus. Zur Erklärung dieser Beobachtungen nimmt Verf. an, daß auf dem Inhalations- 
weg nur völlig intakte Bacillen eine Infektion bewirken, nicht ganz intakte aber der 
Phagocytose erliegen, während bei der subcutanen Methode auch abgeschwächte 
Bacillen wegen einer Schädigung der lokalen Abwehrkräfte noch zu einer Erkrankung 
führen können. Meyerstein (Straßburg). 

Besredka, A., und Fr. Jupille: Ein neuer Nährboden für Tuberkelbacillen. 
Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 21, H. 1/2 (Festschr. d. 11. internat. Tuberkul.-Konf., 
Berlin, 22.—26. X. 1913), S. 53—56. 1913. 

Der Nährboden setzt sich zusammen aus Eiklar (Lösung 1 : 10) 5 Teile, Eigelb 
(Lösung 1 : 10) 1 Teil und gewöhnlicher Bouillon 4 Teile. Der auch für alle anspruchs- 
volleren Bakterienarten geeignete Nährboden verleiht den Tuberkelbacillen mit und 
ohne Glycerinzusatz ein rasches Wachstum, das für den humanen und bovinen Typus 
ganz verschieden ist. Sick (Stuttgart). 

Schmitz, K. E. F., K. Bardot und A. Kiepe: Über Reaktionskörper bei tuber- 
kulös infizierten Kaninchen. (Charité, Berlin.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. 
Bd. 14, H. 3, S. 413—444. 1913. 

Verff. prüften das Auftreten tuberkulöser Reaktionskörper, indem sie das Blut. 
von tuberkulös infizierten Tieren mit Tuberkulin mischten. Diese Mischung wird ge- 
sunden Tieren injiziert und ruft dann bei diesen eine Reaktion hervor. Bei intra- 
venöser Injektion kleiner Dosen von Perlsuchtbacillenreinkultur, die keine Tuberku- 
lose hervorzurufen vermögen, werden schon in den allerersten Tagen große Mengen von 
Reaktionskörpern gebildet, die auch ebenso rasch wieder verschwinden. Bei mittleren 
Dosen (1 mg) treten erst nach 14 Tagen Antikörper in reichlicher Menge auf. Sobald 
sich aber die Tuberkulose fest etabliert hat, sinkt der Antikörpergehalt im Blut herab, 
so daß die Reaktion mit dem Blut der Tiere negativ wurde, während diese selbst noch 
positive Tuberkulinreaktionen geben. Nach Injektion großer Dosen erwies sich das 
Serum der infizierten Tiere als giftig für normale Tiere. Vermutlich werden die einge- 
führten Tuberkelbacillen abgebaut und lassen dabei giftige Substanzen frei werden. 
Diese abbauenden Substanzen bilden einen Bestandteil des normalen Körpers und 
sind nicht an tuberkulöse Herde gebunden. Bei subceutaner Injektion beginnt, ganz 
gleich, wie groß die Infektionsdosis war und ob sie zur tuberkulösen Erkrankung 
der Tiere führte oder nicht, in der zweiten und dritten Woche eine kräftige Bildung 
von Antikörpern, die die Reaktion auszulösen imstande sind. Sie sind nicht nur in 
den Blutkörperchen und im Serum, sondern auch in Milz und Knochenmark zu finden. 
In der 4. Woche läßt die Bildung wieder nach, in der 5.—6. Woche hört sie ganz auf; 
es ist dabei ganz gleichgültig, ob die Tiere tuberkulös geworden sind oder nicht. Eisner. 

Andvord, Kr. F.: Die Tuberkulose, eine Kinderkrankheit. Beitr. z. Klin. d. 
Tuberkul. Bd. 29, H. 1, S. 95—102. 1913. 

Ohne neue Beobachtungen oder Tatsachen zu bringen, spricht sich Verf. dafür aus, 
daß die Mehrzahl der Tuberkulosen unter unseren gegenwärtigen Verhältnissen in die 
Kindheit zurückreicht, und daß ein gewisser Immunitätsgrad durch die früh erworbene 
benigne Infektion den weiteren Verlauf der Tuberkulosen des späteren Alters erklärt. 
Die symptomlosen Tuberkulosen stammen teilweise von tuberkulösen Menschen, sind 
aber wohl auch ziemlich oft tuberkulöser Milch zuzuschreiben. /brahim (München). 

Asspissow, S. M.: Heilversuche tuberkulöser Aifektionen der oberen Luftwege 
mit Wasserstoffsuperoxyd im Zusammenhang mit dem Studium seiner Wirkung 


4 2w: U Irs 
u ee ee S 


en m 


ai DI 


auf Tuberkelbacillen und Tuberkulin. (/nst. f. exp. Med. N.O. Sieber-Schumow u. Klin. 
v. Prof. Ssimanowski.) Dissertation: St. Petersburg 1913. IV, 152 S. (Russisch.) 

Im experimentellen Teil untersuchte Verf. die bactericide Wirkung von H,O, 
auf Reinkulturen von Tuberkelbacillen, 15—20 proz. Lösungen töteten die Bacillen 
momentan, 10%, nach 15°, 5% nach 3 Stunden, 3%, im Laufe von 10 Stunden ab. 
Die Virulenzkontrolle wurde an Meerschweinchen unternommen. Auf Alttuberkulin 
wirkten 15—20%, Wasserstoffsuperoxydlösungen zerstörend, 10 proz. nur abschwächend, 
während schwache in vitro gar keinen Einfluß ausübten. Aus 30 angeführten Kranken- 
seschichten (im ganzen hatte Verf. 60 Kranke behandelt) ersieht man folgenden thera- 
peutischen Erfolg: 5 Kranke = 20,9%, geheilt, 9 = 38,5%, gebessert, an 10 = 41,8% 
erfolglos. An 6 Kranken applizierte Verf. NaJ innerlich nebst Bepinselungen (15% 
Wasserstoffsuperoxydlösung) und Pulverisationen, und zwar 2 Fälle von Lupus der 
Nase und des Kehlkopfes und 4 Fälle von Kehlkopftuberkulose. In allen Fällen, mit 
Ausnahme eines, vollständige Heilung. Als Vorbedingung zur Einleitung der Therapie 
diente eine mäßige Lungenaffektion, da Jod bei Tuberkulose kontraindiziert ist. 

Weinberg (St. Petersburg). 

Schultz, Werner: Weitere Mitieilung über Eisentuberkulin. (Krankenh. Char- 
Isttenburg-Westend.) Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 29, H. 1, S. 29—37. 1913. 

Nach früheren Untersuchungen des Verf. liefert nicht nur das Eisen, sondern auch 
andere Schwermetalle Fällungen, in denen das Eiweiß biologisch unzerstört bleibt. 
Gegenstand der vorliegenden Untersuchung ist nun die Frage, welche Bestandteile 
des Kochschen Tuberkulins in die Fällung übergehen bzw. welche etwa zurückbleiben. 
Die Untersuchung ergab, daß das Eisentuberkulin sämtliche primäre Albumosen, den 
größten Teil der Deuteroalbumosen A und B enthält und einen Verlust an Pepton 
gegenüber Alttuberkulin aufweist. Harms (Mannheim). 

Fritsch: Erfahrungen über die Röntgentherapie der tuberkulösen Halslymphome. 
(Chirurg. Klin., Breslau.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 47, S. 2610—2611. 1913. 

Am geeignetsten für die Röntgentherapie sind die noch nicht weit fortgeschrittenen, 
als größere und kleinere Knoten fühlbaren Lymphome am Halse von Kindern und 
jugendlichen Individuen; sie können bis auf einen bindegewebigen Rest zum Verschwin- 
den gebracht werden. Ist bereits das umgebende Gewebe infiltriert, so ist nur von 
einer mindestens Y,jährigen Behandlung etwas zu hoffen; Abscedierungen müssen 
dureh Stichincision entleert werden, ohne daß davon Fistelbildung zu befürchten wäre. 
Selbst im fistulösen Stadium kann noch eine günstige Beeinflussung erzielt werden, 
und nur bei allgemein tuberkulös erkrankten Individuen ist auf einen Erfolg nicht zu 
rechnen. Als Technik ist die von Kienböck ausgearbeitete zu empfehlen: die Um- 
#ebung muß in weitem Umfange mit bestrahlt werden; alle 3—4 Wochen 1 E.-D. in 
höchstens 2—3 Sitzungen mittels harter Röhren und unter Aluminiumfilterung; bei 
fistulöser Haut nur je 2/3 oder !/, der Volldosis. Von 33 derartig behandelten Patienten 
zwischen 7 und 30 Jahren konnten 20 nachkontrolliert werden: 1 starb an allgemeiner 
Tuberkulose, 2 noch in Behandlung befindliche sind ungeheilt, 8 wesentlich gebessert, 
* wurden geheilt, 1 davon rezidivierte. Nachbleibende kleinere Drüsenreste sollen 
operativ entfernt werden. Im ganzen ist die Röntgenisierung tuberkulöser Halslyın- 
phome durchaus anzuraten. Meidner (Charlottenburg). 

e Rollier, A.: Die Heliotherapie der Tuberkulose mit besonderer Berücksichti- 
gung ihrer chirurgischen Formen. Berlin: Springer 1913. 119 S. M. 6.60. 

Die vorliegende Arbeit bringt eine Darstellung der Geschichte, der Technik und der 
klinischen Resultate sowie der Klimatologie der Heliotherapie. Zahlreiche Abbildungen 
vor und nach der Behandlung und Röntgenkontrollen veranschaulichen ın objektiver 
Weise die Heilkraft der Höhensonne besonders bei den chirurgischen Formen der Tuber- 
kulose. In einem besonderen Kapitel der experimentellen Beiträge wird ein Überblick der 
zurzeit herrschenden Ansichten über die Wirkungsart der Sonnenstrahlen gegeben: die 
meisten Autoren stimmen darin überein, daß die ultravioletten Strahlen eine Pigmen- 


u. 9 
tierung der Haut bedingen, und daß diese Pigmentierung eine Prädisposition zur Heilung 
bedeutet. Über die Entstehungsweise des Pigments gelten zurzeit noch 2 Theorien; nach 
der einen entsteht das Pigment autochthon, nach der anderen durch Vermittlung des 
Blutes. Rollier nimmt einen vermittelnden Standpunkt zwischen diesen beide Theorien 
ein und nimmt an, „daß das Blutkörperchen, das die kurzwelligen Strahlen absorbierte, 
durch diese letzteren selbst dissoziiert wird. Eine durch die langwelligen Strahlen 
vermittelte Vasodilatation würde den kurzwelligen den Kontakt mit den Blutzellen 
erleichtern, und das Protoplasma oder das Zellchromatin würden alsdann durch Dia- 
stase die Verfallsprodukte des Hämatins in Pigment umwandeln“. — Das Indikations- 
gebiet für die Anwendung der Heliotherapie ist ein sehr weites und wird folgendermaßen 
zusammengefaßt: 1. Die eigentlich externe Tuberkulose (Arthritiden, Ostitis, Periosti- 
tis, Tendovaginitis). 2. Eingeweidetuberkulose (Nieren, Ileocoecum, Hoden) und peri- 
toneale tuberkulöse Affektionen. 3. Schleimhaut- und Hauttuberkulose (Auge, Larynx, 
Lupus, xerophuloderma). 4. Tuberkulöse Drüsen aller Art, gleichgültig welcher Lo- 
kalisierung. 5. Tuberkulose des Respirationstractus (Lunge). Als Kontraindikationen 
müssen 1. bereits manifeste Amyloidentartung, 2. schwere konkomittierende Lungen- 
tuberkulose gelten. Harms (Mannheim). 
Syphilis : 

Müller, Rudolf, und Robert Otto Stein: Bemerkungen zur Cutireaktion bei 
Lues und ihre Beziehungen zur Wassermannschen Reaktion. (Klin. f. Geschlechts- 
u. Hautkrankh., Wien.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 47, S. 2184—2185. 1913. 

Bei intracutaner Einverleibung von Extrakten aus luetischen Lymphdrüsen 
(Drüsenluetin) ergaben sich im Tertiärstadium der Lues sowie bei Lues congenita 
positive Reaktionen, bei sekundärer Lues nur dann, wenn es sich um Lues maligna 
handelte. Bei Fällen von tertiärer Lues, die eine negative Wassermannsche Reaktion 
zeigten, nachdem sie früher positiv reagiert hatten, wurde diese Reaktion nach positivem 
Ausfall der Cutireaktion ebenfalls wieder positiv. Meyerstein (Straßburg). 

Müller, R., und R. O. Stein: Kutireaktion bei Lues. Mitteilg. 3. Bericht über 
350 Impfungen mit Drüsenluetin. Übersicht der Arbeiten mit Kultur- und Organ- 
luetin. (Univ.-Klin. f. Geschlechts- u. Hautkrankh., Wien.) Wien. med. Wochenschr. 
Jg. 63, Nr. 38, S. 2419—2425. 1913. 

Zusammenstellung und kritische Besprechung der bisher veröffentlichten Ar- 
beiten über eine Cutireaktion der Lues. Stühmer (Breslau). 

Foster, George B.: The Noguchi luetin reaction in syphilis. (Die Luetin- 
reaktion von Noguchi bei Syphilis.) Americ. journal of the med. scienc. 
Bd. 146, Nr. 5, 5. 645—659. 1913. 

Die Luetinreaktion wurde bei 13 Fällen mit sekundärer und behandelter 
l.ues, hei 5 Fällen mit tertiären Läsionen, bei 52 Fällen von latenter Lues und bei 
5 Individuen, die mutmaßlich frei von Lues waren, nachgeprüft. Die Reaktion fiel 
bei der ersten Gruppe in 779%, bei der zweiten in 80%, , bei der dritten in 88%, der 
Fälle positiv aus. Unter den Kontrollfällen reasıerte ein Patient, der klinisch keine 
Erscheinungen von Lues darbot und bei dem die Wassermannsche Reaktion negativ 
ausfiel, positiv. Doch hat bei diesem Patienten die Großmutter mütterlicherseits 
wahrscheinlich an Tabes welitten. — Während die Wassermannsche Reaktion ini 
Frühstadium der Lues meistens positiv ausfällt, ist die Luetinreaktion hier nur selten 
positiv. Umgekehrt überwiegt in behandelten und latenten Fällen der positive Ausfall 
bei der Luetinreaktion. Meyerstein (Straßburg). 

Marie, Auguste, et Broughton Alcock: Note sur cent réactions à la luötine. 
(Über 100 Luetinreaktionen.) Bull. et mem. de la soc. med. des höp. de Paris 
Jg. 29, Nr. 34, S. 579—582. 1913. 

In 37 Fällen fanden die Verfasser das positive Serumphänomen bestätigt 
durch Luetinpapeln. 6 Fälle, darunter 4 Fälle von konjugaler Paralyse gaben den posi- 
tiven Reaktionsausfall. Die Paralyse (Frühperiode) ging mut positivem Blut- und 


— 25 — 


Liquor-Wassermann einher. Schwache oder torpide Reaktionen wiesen 20 Fälle auf. 
Die Insertionen variierten auch in der Zeit ihres Auftretens. In zeitlicher Hinsicht 
machte sich die Phase des Erkrankungsprozesses und möglicherweise auch der Einfluß 
vorangegangener Behandlung geltend. Diese 20 Fälle setzten sich zusammen aus: 13 Para- 
lysen (Periode II, und Remissionsformen), 7 teils mit Salvarsan behandelten Paralysen, 
1 Hemiplegie mit paralytischen Symptomen, 8 Kranke (Paralytiker) mit teilweise 
negativem Wassermann (Blut-Liquor) haben deutlich positive Luetinreaktionen. Zusam- 
men 72 N. positiv. Geisteskranke mit Ausschluß der Paralyse ergaben 13 mal positiv N. 
(2 spezifische Hemiplegien, 2 Degenerierte), 1 Fall Heredosyphilis, Wassermann positiv, 
(Vater Paralytiker, Syphilitiker 7 Jahre krank, Frau: Wassermann positiv), 1 epileptischer 
Idiot, Wassermann positiv, 2 Fälle Verwirrung + spezifische Meningitis, Wassermann +, 
eine senile Dementia, Wassermann positiv, alte Syphilis. 17 Kranke, die an pro- 
gressiver Hirnparalyse oder anderen Nervenerkrankungen litten, boten kein Luetin- 
phänomen. 4 Fälle mit negativem Wassermann und solcher Anamnese und keinerlei 
klinischen Anhaltspunkten, ließen Lues mit Bestimmtheit ausschließen. 11 Paralytiker 
(8 mit Wassermann positiv), 1 Alkoholiker und 1 Tabetiker verhielten sich gegen die 
Vaccination gleichfalls refraktär. Der negative Reaktionsausfall wird bei den 8 positiv 
Wassermann-Paralytikern mit Kachexie in Beziehung gebracht. Nobl (Wien). 


Stender, Otto: Zur klinischen Bedeutung der Wassermannschen Reaktion. 
St. Petersburg. med. Zeitschr. Jg. 38, Nr. 21, S. 304—306. 1913. 

Der Wert der Wassermannschen Reaktion vor allem für die Erkennung von Erkrankun- 
gen des Nervensystems wird betont. Meyerstein (Straßburg i. E.). 

Leredde et Rubinstein: Réaction de fixation du complément et pouvoir hémo- 
lytique des sérums humains. Procédé de Wassermann et procédé de Hecht- Wein- 
berg. (Komplementbindungs- Reaktion und hämolytische Kraft der 
menschlichen Sera. Wassermannsche Reaktion und Reaktion von 
Hecht - Weinberg.) (Etabliss. dermatol., Paris.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. 
u. exp. Therap., Orig. Bd. 19, H. 5, S. 499—519. 1913. 

Verff. haben an einem größeren Material die verschiedenen Modifikationen der 
Wassermannschen Reaktion nachgeprüft. Teils wird in diesen der normale Gehalt 
des menschlichen Serums an Hammelblutamboceptoren (Bauer), teils der normale 
Gehalt des frischen Serums an Komplement (Hecht, Weinberg, M. Stern) benutzt, 
teils auch werden die Normalamboceptoren durch vorheriges Digerieren des inakti- 
vierten Serums mit Hammelblutkörperchen entfernt (Rossi, Jakobäus und Mintz). 
Durch alle diese Modifikationen gelingt es, die Reaktion zu verfeinern, so daß Verff. 
ihre Anwendung empfehlen. Die Bestimmung des hämolytischen Index der frischen 
Sera gestattet in gewissem Grade die Spezifizität der gewonnenen Resultate zu be- 
urteilen. Zwischen der hämolytischen Fähigkeit der Sera und der Wassermannschen 
Reaktion besteht keine Parallelität. Meyerstein (Straßburg). 


Mucha, V., und L. W. Ketron: Über Organveränderungen bei mit Salvarsan 
behandelten Tieren. (Unsv.- Klin. f. Geschlechts- u. Hautkrankh. u. pathol.-anat. 
Inst., Wien.) Wien. med. Wochenschr. Jg. 63, Nr. 38, 5. 2379—2386, Nr. 44, S. 2844 
bis 2852 u. Nr. 45, S. 2909—2915. 1913. 

Verff. untersuchten an zahlreichen, mit hohen und niedrigen Dosen Salvarsan be- 
handelten Kaninchen die Organe auf histologische Veränderungen. Mitteilung sämt- 
licher Obduktionsprotokolle. Sie kommen zu folgenden Ergebnissen. Das Salvarsan 
führt bei Anwendung hoher Dosen zur Nekrose des sezernierenden Epithels der Niere, 
die bis zur Zerstörung der ganzen Tubuli d. h. des Epithels und der Membrana propria 
führen kann. Die Injektion hoher Dosen führt, wenn das Tier die Injektion einige 
Tage überlebt, zum Auftreten von kleinen Hämorrhagien im Gehirn besonders in der 
Gegend des Pons. Wiederholte kleine Dosen von Salvarsan in konzentrierter Lösung 
schädigen das sezernierende Epithel und begünstigen das Auftreten von Verkalkungen. 
Kleine, selbst wiederholte Dosen in verdünnter Lösung schädigen das Epithel der Nieren 


n DE 


viel weniger. Das Salvarsan wirkt in jeder Dosierung, besonders bei wiederholten In- 
jektionen, auf die Gefäße der Niere und die Glomeruli schädigend ein. Es bedingt 
Hyperämie und Hämorrhagien sowie Verdickung beziehungsweise Obliteration der 
kleinen meist präcapillaren Gefäße in der Niere. Stühmer (Breslau). 


© Neisser, A.: Syphilis und Salvarsan. Nach einem auf dem internationalen 
medizinischen Kongreß in London im September 1913 gehaltenen Referat. Berlin: 
Springer 1913. 42 S. M. 1.20. 

Neisser hat in dem für den Internationalen medizinischen Kongreß bestimmten 
Referat seine Ansichten nicht nur über Salvarsanfragen, sondern über die ganze 
moderne Syphilistherapie zusammenfassend dargestellt. Er hält eine Spontanheilung 
der Syphilis auf Grund zahlreicher Affenversuche für so gut wie ausgeschlossen. 
Chemotherapeutisch stehen uns heute zwei Mittel zur Verfügung. Hg sowohl wie 
Salvarsan sind Syphilisspirochäten angreifende Mittel; sie wirken höchstwahrschein- 
lich direkt sowohl abtötend wie entwicklungs- und vermehrungshemmend. Stets 
soll in jedem Stadium der Syphilis der Krankheitsprozeß mit beiden Mitteln angegriffen 
werden. Die kombinierte Salvarsan-Hg-Kur hält N. in striktestem Gegensatze zu 
Wechselmann nicht nur für wirkungsvoller, als die Behandlung mit einem der 
beiden allein, sondern auch für weit ungefährlicher. Trotz intensivster Hg-Applikation 
hat N. niemals schwere Nebenerscheinungen nach Salvarsan gesehen. Die beiden 
Mittel wirken offenbar direkt spirillentötend, sonst wäre die prompte Wirkung der 
kombinierten Kur nicht recht erklärlich. Das Salvarsan ist als spirochätentötendes 
Mittel beim Menschen dem Quecksilber weit überlegen. Es ist daher für alle frischen Fälle 
das souveräne, weil mit größter Wahrscheinlichkeit eine „abortive“ Heilung ermög- 
lichende Mittel. Die zahlreichen unzweifelhaften abortiven Heilungen mit einwands- 
freien Reinfektionen verdanken wir einzig und alleın dem Salvarsan. In das Gebiet der 
abortiven Heilungen gehören auch die großen Erfolge der Salvarsanbehandlung mit 
Bezug auf das Zustandekoinmen einer gesunden und gesundbleibenden Nachkommen- 
schaft syphilitischer Mütter. Ärzte wie Publikum können gar nicht energisch genug 
auf diese wesentliche, durch das Salvarsan geschaffene Heilmöglichkeit hingewiesen 
werden. So zeitig wie möglich post infektionen mit Salvarsan plus Queck- 
silbereine energische Behandlung beginnen, dasist die Parole! N. geht so 
weit, auch schon einem Patienten, bei dem ein irgend begründeter Verdacht aus der 
Anamnese usw. vorliegt, zu einer energischen Behandlung zu raten. Die Serodiagnose 
schließt jede Unklarheit für die Zukunft bei solchen Patienten aus. Jede Salvarsan- 
behandlung soll energisch durchgeführt werden, zaghafte Anwendung des Medikamentes, 
zu kleine und zu protrahıerte Dosen bringen die Gefahr der Fastheilung mit jenen ver- 
derblichen einzelnen Restherden, die die Ursache der Neurorezidive sind. Nicht das 
Salvarsan ist neurotrop, sondern die Spirochäten sind es für das Zentralnervensystem 
und seine Hüllen. Nur bei Kumulation und Abspaltung der As-Komponente können 
sich die Symptome der As-Intoxikation einstellen. Rezidive sind bei guter Salvarsankur 
viel seltener als bei ebenfalls guter Hg-Behandlung. Als Gesamtdosis für eine Kur werden 
in der Regel 2,5—3,0 bei kräftigen Männern verwendet. Nach anfänglichen kleinen Do- 
sen 0,1—0,2 kann bald zu größeren übergegangen werden. Bei Erkrankungen im Nerven- 
system höhere Dosen, da hier die Beeinflussung der schwer erreichbaren Herde nur mit 
srößeren Mengen erreicht wird. Hier gilt der Satz: „Lieber kein Salvarsan, als ın zu 
kleinen Dosen.“ Hg genügt offenbar bereits in kleinen Dosen, um den Angriff des Sal- 
varsans wirksam zu unterstützen. Im ganzen also wird es sich empfehlen, da, wo die 
Möglichkeit vorliegt, abortive akute Heilung herbeizuführen (also bei primären und 
frisch sekundären Fällen), größere Einzeldosen zu bevorzugen (mit Beginn kleinerer 
Anfangsdosen), während bei älteren inveterierten Fällen häufigere Verabreichung kleiner 
Einzeldosen vielleicht mehr am Platze ist. Die Gesamtdosis für die einzelne Kur soll 
aber auch bei letzterer Methode nicht verkleinert werden. Man soll aber nie sich auf 
die Möglichkeit einer Abortivheilung verlassen, sondern stets der ersten Kur nach etwa 


= II: ze 


5—6 Wochen eine weitere folgen lassen. Auch bei dieser ist Salvarsan unter allen Um- 
ständen zu verwenden. Hier hängt im übrigen die Intensität der Behandlung von dem 
Ausfall der Seroreaktion ab. Die üblen Nebenwirkungen ebenso wie die gelegentlich 
vorkommenden ernsten Zwischenfälle sind sicher zu gutem Teile eine Folge unzweck- 
mäßiger Behandlung des Medikamentes. Die kolossale Steigerung der Giftigkeit des 
Medikamentes durch Reduktions- und Oxydationsprozesse muß immer wieder hervor- 
gehoben werden. Wasserfehler und Glasfehler haben unzweifelhaft zum größten Teile 
die unangenehmen Reaktionen verursacht, wenn auch nicht alle dadurch erklärt werden 
können. Darmstörungen sollen vermieden werden, da sie zur Entstehung toxischer 
Stoffe Veranlassung geben können. Ferner gibt es sicher Menschen, die primär gegen- 
über Salvarsan überempfindlich sind. Es ist deshalb richtig, erst dureh. kleine Neo- 
salvarsandosen die Empfindlichkeit jedes Menschen festzustellen, ehe man zu höheren 
Dosen übergeht. Durch Kumulation können Nebenerscheinungen (Exantheme usw.) 
entstehen, weshalb besonders auf die normale Funktion der Ausscheidungsorgane ge- 
achtet werden soll. Niere, Leber und Darm können in krankem Zustand verderbliche 
Salvarsanwirkungen veranlassen. Das Salvarsan muß individuell angewendet werden, 
die Beurteilung des gesamten Körperzustandes ist dringendes Erfordernis für die rich- 
tige Leitung einer Syphilisbehandlung mit Salvarsan. Wenn eine solche Beurteilung 
des Gesamtzustandes sorgsam durchgeführt wird, kann nahezu jeder Syphilitiker einer 
Salvarsanbehandlung zugeführt werden. Auch bei Aorten- und Gefäßerkrankungen, 
ferner bei Tabes, besonders in den früheren Stadien, sah N. niemals Schädigungen, 
dagegen viel gute Erfolge. Stühmer (Breslau). 

Obermiller: Arsen- und Salvarsanwirkung, ein Nachtrag zu meinen Arbeiten 
über die Nebenwirkungen des Salvarsans. (Klin. f. syphl. u. Hautkrankh., Univ., 
Straßburg i. E.) Berl. klin. Wechenschr. Jg. 50, Nr. 44, S. 2045 —2047. 1913. 

Verf. erörtert die Nebenwirkungen des Salvarsans, die er für Arsenintoxikationen 
halt. Näheres muß im Original nachgelesen werden. Stühmer (Breslau). 

Boas, Harald: Zwei Fälle von Reinfektion bei Salvarsan-Quecksilber-behan- 
deiten Patienten nebst einer Zusammenstellung unserer Resultate mit der kombi- 
nierten Behandlung. (Rudolph Berghs Hosp., Kopenhagen.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 60, Nr. 47, S. 2620—2621. 1913. 

Zwei sichere Fälle von Reinfektion nach Salvarsan-Hg-Kur. Aus der beigegebenen 
Tabelle der Erfolge der kombinierten Kur quoad Rezidive geht die Überlegenheit der 
Nalvarsan-Hg-Kur gegenüber der reinen Hg-Kur klar hervor. Ernste Nebenerscheinun- 
gen wurden nach Salvarsan nicht gesehen, dagexen starb ein Patient an Hg-Dermatıtis. 

Stühmer (Breslau). 
Parasitäre Erkrankungen: 


Branch, Edmund R.: Salvarsan in filariasis. (Salvarsan bei Filiariasis.) 
Journal of trop. med. a. hyg. Bd. 16, Nr. 23, S. 364—365. 1913. 
Mitteilung von Salvarsaninjektionen bei Filiariasis. In den meisten Fällen deutliche 
Besserung, indes hatte es sich auch mehrfach um Mischinfektion mit Syphilis gehandelt. 
H. Ziemann (Charlottenburg). 


Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 


Stuber, B., und F. Rütten: Über eine einfache Methode zur Bestimmung des 
phagocytären Index und dessen klinische Bedeutung. (Med. Klin., Freiburg i. B.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 29, S. 1585—1587. 1913. 

Die Phagocytosefähigkeit der Leukocyten wird durch unspezifische Wirkungen 
stark beeinflußt. Besonders den Lipoiden des Blutserums kommen sowohl hemmende 
wie hemmungsverhindernde Wirkungen zu. Um diese unspezifischen Schwankungen 
der opsonischen Serumwirkung auf einfache Weise zu bestimmen, verwenden die 
Verff. zu den Phagocytoseversuchen fertige Aufschwemmungen von Soorsporen in 
Kochsalzlösung mit Zusatz von Natrium eitricum und Ovalbuminlösung. Die Soor- 


8 — 


sporen werden avf Eosin-Glycerinagar gezüchtet. Merck stellt gebrauchsfertige Auf- 
schwemmungen her. Zu dieser Aufschwemmung wird eine bestimmte Menge Blut 
hinzugesetzt, das Gemisch wird für ®/, Stunden in den Brutschrank gebracht. Dann 
werden aus der Leukocytenschicht Ausstriche angefertigt und gefärbt. Die Dichte 
der Aufschwemmung ist so gewählt, daß bei Verwendung normalen Blutes jeder Leuko- 
cyt etwa l Spore aufnimmt. Nach dieser Methode wird nun das Blut kranker Personen 
mit dem gesunder verglichen. Die Methode verzichtet also auf eine getrennte Unter- 
suchung von Leukocyten und Serum, sondern vergleicht die Freßfähigkeit der Leuko- 
cyten eines Kranken im eigenen Plasma mit der eines Gesunden in dessen eigenem 
Plasma. — Der Index Gesunder nach dieser Methode gemessen, schwankt nur zwischen 
0,8 und 1,2. Bei Krankheiten findet man häufig abweichende, besonders subnormale 
Werte. Werte unter 0,5 deuten auf eine schwere Schädigung des Organismus. Bei der 
Pneumonie ist der Index im fieberhaften Stadium erniedrigt und steigt mit der Krise 
auf oder über die Norm. Tuberkulöse zeigen große Schwankungen. Die phagocytäre Krise 
ist unabhängig von einer Leukocytose oder Leukopenie im Patientenblut. A.Böhme. 

Torelli, Quintino: Comportamento delle agglutinine e delle opsonine negli 
animali castrati o inietati di prodotti testicolari. (Das Verhalten der Aggluti- 
nine und der Opsonine bei kastrierten oder mit Hodenextraktion vor- 
behandelten Tieren.) (III. clin. med., univ., Napoli.) Rif. med. Jg. 29, Nr. 47, 
S. 1289—1296. 1913. 

Die Versuche wurden an Hunden durchgeführt, welche 18 Tage nach der Geburt 
kastriert, mit Hodenextrakt und Typhustoxin behandelt wurden. Hierbei zeigt sich, 
daß das Serum der kastrierten Tiere spätər und in geringerem Grade Typhusbacillen 
zu agglutinieren vermag als normale. Das gleiche gilt auch bezüglich der Opsonine, 
so daß der Schluß gerechtfertigt erscheint, daß durch die Kastration eine derartige 
Beeinflussung des Organismus erfolgt, daß eine Herabsetzung der Agglutinin- und 
Opsoninbildung erfolgt. Eine Steigerung der Antikörperproduktion wird hingegen 
durch Injektion von Hodenextrakten erzielt. Joannovics (Wien). 

Prášek, Emil: Uber die Wärmeresistenz von normalen und Immunagglutininen. 
(Wilhelminenspit., Wien.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, 
H. 1/2, S. 146—159. 1913. 

Landsteiner und Reich hatten bei ihren Untersuchungen über Hämagglutinine 
nachgewiesen, daß die Immunagglutinine beträchtlich thermoresistenter waren als die 
Normalagglutinine. Diese Angaben wurden von Streng angezweifelt, der bei seinen 
Untersuchungen, die er allerdings mit Bakterienagglutininen anstellte, bei Normal- 
und Serumagglutininen das Eintreten der Inaktivierung gleichzeitig fand. Verf. hat 
nun die Landsteiner-Reichschen Ergebnisse nachgeprüft, und zwar mit der Ver- 
suchsanordnung von Streng (näheres im Original) und konnte sie absolut bestätigen. 
Er fand abermals eine Differenz der Thermoresistenz bei Normal- und Immunhämagglu- 
tininen, und zwar auch dann, wenn er das Serum desselben Tieres vor und nach der 
Immunisierung untersuchte; außerdem Konnte er eine Steigerung der Resistenz mit 
dem Fortschreiten der Immunisierung nachweisen. Zahlreiche Kurven erläutern das 
Gesagte. Emmerich (Kiel). 

Cummins, W. T.: The action of human blood serum on Guinea-pig erythrocytes. 
(DieWirkungvonmenschlichem BlutserumaufMeerschweinchenerythro- 
cyten.) (South. Pacific hosp., San Francisco.) Journal of med. res. Bd. 29, Nr. 1, 
S. 23—29. 1913. 

Nach den Angaben von Popoff löst das Serum normaler oder nicht syphilitischer 
Menschen im frischen Zustande und in Mengen von 0,1—0,3 cem einen Kubikzenti- 
meter einer 5proz. Suspension von Meerschweinchenerythrocyten komplett; dem 
Serum von Luetikern geht diese Fähigkeit ab und zwar nicht wegen eines Mangels 
an Amboceptor, sondern wegen des Fehlens oder des zu geringen Gehaltes von Komple- 
ment, das wahrscheinlich durch eine Verbindung mit Serumlipoiden inaktiviert wird. 


— 29 — 


Cummins hat 100 Sera mit dieser Methode geprüft und untersucht, ob dieselbe der 
Wassermannschen Reaktion parallel geht und diagnostisch verwertbar ist, kommt 
aber zu einem negativen Ergebnis. Doerr (Wien). 


Kumagai, T.: Versuche über die Antigenwirkung der Kohlenhydrate. (Physiol. 
Inst., Breslau.) Biochem. Zeitschr. Bd. 57, H. 5/6, S. 380—418. 1913. 

Normales Blutserum übt keinen Einfluß auf Invertin aus. 0,5% Fluornatrium im 
Serum beeinflußt die Invertinwirkung nicht mehr als Toluol. 1,5% hemmt dagegen. 
Nach wiederholter subcutaner Injektion kleiner und großer Rohrzuckermengen ist 
bei jungen Hunden Invertin im Blute nachweisbar. Bei ausgewachsenen Hunden und 
Kaninchen konnte nach parenteraler Zufuhr sehr kleiner Rohrzuckermengen kein 
Invertin im Blut nachgewiesen werden, wohl aber nach großen Mengen. Das Rohr- 
zuckerimmunserum übt auf Traubenzucker die Wirkung aus, daß dieser zuerst in eine 
linksdrehende, dann weiter in eine rechtsdrehende Substanz übergeht. Dieselbe rechts- 
stehende Substanz entsteht aus Lävulose. Das Rohrzuckerimmunserum spaltet auch 
Milchzucker; Stärke wird von ihm in viel kräftigerer Weise umgewandelt als von Normal- 
serum. Das unter dem Einfluß des Rohrzuckers entstandene Immunserum ist also 
nicht streng spezifisch. Durch Stehenlassen bei Zimmertemperatur resp. durch Er- 
wärmen auf 55—57° wird die Wirkung des Immunserums auf Rohrzucker, auf Dextrose 
und Lävulose sowie auf Amylum geschwächt oder vernichtet. Zusatz von Normalserum 
stellt die Wirksamkeit wieder her. Eine Übertragung des Rohrzuckerimmunserums im 
Sinne einer „passiven Immunisierung‘ von Tier zu Tier gelang vollkommen. Es han- 
delte sich dabei nicht nur um das Erhaltenbleiben der mit dem Immunserum einge- 
spritzten Fermente, sondern um eine durch die Injektion angeregte Fermenterzeugung. 
Es gelang sogar passive Immunisierung mit dem Serum eines selbst passiv immunisierten 
Tieres. — Durch Stärke-, Maltose- und Dextroseinjektionen wurde nur die diastatische 
Wirkung des Serums gesteigert; nach Injektion von Lävulose, Lactose und Galaktose 
enthielt das Blut neben vermehrter Amylase auch Invertin; es wandelte Dextrose in 
Lävulose um und führte diese in das Disaccharid über. Die Immunisation mit Kohlen- 
hydraten ist in gewissem Sinne eine „Allgemeinreaktion‘“. Spezifisch ist sie insofern, 
als diese Reaktion nur von einer bestimmten Gruppe von Körpern ausgelöst werden 
kann und sich die wesentliche Wirkung des betreffenden Immunserums auch nur auf 
eine bestimmte Gruppe von chemischen, mit dem Antigen verwandten Stoffen erstreckt. 


G. Eisner (Berlin). 
Stoffwechsel. 


Allgemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik: 

Umber und M. Bürger: Zur Klinik intermediärer Stoffwechselstörungen. (Städt. 
Krankenh., C'harlottenburg-Westend.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 48, 8. 2337 
bis 2341. 1913. 

Die Verf. weisen zunächst darauf hin, daß beim Wiederaufbau des Eiweißes im 
Organismus sicher auch Störungen vorkommen: ‚intermediäre Aufbau-Insufficienzen“ ; 
diese sind wenig bekannt; man sieht nur ihr endgültiges Produkt, die Abartung der 
Konstitution. Von den viel besser studierten ‚Abbau-Insuffizienzen‘‘ hatten die Verff. 
Gelegenheit, mehrere Fälle (2 Alkaptonuriker und einen Cystinuriker) genau zu unter- 
suchen. Die Alkaptonuriker (zwei Geschwister) stammten aus einer Alkaptonuriker- 
familie mit direkter Vererbung. Der Quotient H:N war höher als in den bisherigen 
Fällen ; es könnenalso nach Retention von Eiweißabbauprodukten aromatische und nicht- 
aromatische Gruppen ungleich ausgeschieden werden. Auch die SO,-Ausscheidung ent- 
sprach nicht immer dem ausgeschiedenen N. Die Verff. sehen hierin eine Stütze für 
die Annahme eines partiellen Eiweißzerfalles. Wie auch schon frühere Untersucher, 
nehmen die Verff. eine „Homogentisinsäureacidose‘‘ an, welche auch durch eine ver- 
mehrte Ammoniakausscheidung neutralisiert wird. Das Blutserum war, im Gegensatz 
zu früheren Beobachtungen, frei von Homogentisinsäure. Beide Patienten hatten 


Ochronose an den Ohren und an den Skleren; eine Grünbraunfärbung der Achselhöhlen 
muß, da der Schweiß keine Homogentisinsäure enthielt, auf eine ochronotische Ver- 
färbung des Talgdrüsensekretes bezogen werden. Den Zusammenhang zwischen Alkapton- 
urfe und Ochronose deuten die Verff. in der Weise, daß die Alkaptonurie nach jahr- 
zehntelangem Bestande zur Ochronose führt. Also nicht jeder Alkaptonuriker erlebt 
seine Ochronose. Die beiden Kranken hatten schließlich noch die typische Osteo- 
arthritis deformans, welche ebenfalls als direkte Folge der die Gelenke schädigenden 
alkaptonurischen Stoffwechselstörung angesehen wird. — Ein Cystinuriker, aus einer mit 
Diabetes schwer belasteten Familie stammend, bekam während einiger Anfälle von 
Nierenkoliken mit Abgang eines reinen Cystinkonkrementes eine auffallend harte In- 
filtration in der Pectoralisgegend; aus dem durch Incision gewonnenen Eiter und 
dem Gewebe konnte Cystin nicht gewonnen werden. Trotzdem neigen die Verff. zu 
der Annahme, daß es sich um Reizung durch Cystinkonkremente dabei handelte. 
Magnus-Alsleben (Würzburg). 

Kossow, H.: Leber und Acetonkörperbildung. (Mcd. Klin., Heidelberg.) Dtsch. 
Arch. f. klin. Med. Bd. 112, H. 5/6, S. 539—558. 1913. 

Unter der Voraussetzung, daß die mechanische Beeinflussung der Blutquantität, 
die die Leber durchströmt, einen Einfluß auf die Acetonkörperbildung hat, wurden 
Versuche an phlorizin-injizierten normalen, mit Eckscher Fistel versehenen und an 
solchen Hunden angestellt, bei denen das Blut der V. cava in die V. porta abgeleitet war 
(umgekehrte Eck’sche Fistel). 

Methodik: Nachdem sich die Tiere von der Operation erholt hatten, erhielten sie während 
einer Hungerperiode von 7 Tagen 1,0 g Phloricin subeutan in 25 ccm einer 1 proz. Sodalösung 
oder in 5 ccm 96 proz. Alkohol, der mit der gleichen Menge Wasser verdünnt wurde. Bestimmung 
der Acetonmenge nach Messi nger- Huppert, der ß-Oxybuttersäure nach Shaffer, des Ge- 


samtstickstoffs noch Kjeldahl, des Zuckers durch Polarisation. 15 Versuchsprotokolle, 8 aus- 
führliche Tabellen. 


Ergebnis: Eck - Hunde haben bedeutend geringere Acetonkörperausscheidung 
als Normalhunde; diese zeigen weniger als die Hunde mit umgekehrter Eckscher Fistel. 
7 Eck - Hunde scheiden insgesamt aus: 70 mg Aceton und 190 mg f-Oxybutter- 
säure, 4 Normalhunde scheiden insgesamt aus: 165 mg Aceton und 450 mg ß-Oxy- 
buttersäure, 2 Hunde mit umgekehrter Eck - Fistel insgesamt 235 mg Aceton und 
770 mg ß-Oxybuttersäure. Bei den Eck - Hunden, bei denen eine große Diurese 
auffällig war, stieg Aceton langsam an, in den letzten Tagen Gleichbleiben oder Sinken 
der Ausscheidung, nach Wiederbeginn der Fütterung nochmals ein Anstieg. Da die 
Untersuchungen im Hunger vorgenommen wurden, kam als Acetonkörperquelle 
nur körpereigenes Material in Betracht: Tiere mit gleichem Gewicht zeigen bei den 
drei Versuchsreihen stets gleichsinniges Verhalten, so daß die Annahme, es sei die ge- 
ringere Acetonkörperbildung der Eck - Hunde eine Folge ihrer Abmagerung, abgelehnt 
wird; auch beim gefütterten, gewichtskonstanten Eck - Hund blieb sie gegenüber 
dem Normaltier zurück. Untersuchung eines und desselben Tieres vor und nach An- 
legung der Fistel hatte gleichsinniges Resultat (Maximalwerte vorher: 241,94 mg Aceton 
und 659,73 mg ß-Oxybuttersäure; nachher: 156,3 mg Aceton und 358,39 mg P-Oxy- 
buttersäure; bei einem anderen Tier, das diese Differenz nicht zeigte, ergab die Obduk- 
tion, daß die V. portae durchgängig war. Die häufigen, ausgedehnten” Hautabscedie- 
rungen nach den subcutanen Phlorizininjektionen hatten keinen Einfluß auf die Aceton- 
körperausscheidung. Verf. zieht aus diesem Versuchsergebnis den Schluß, daß die 
Leber das zentrale Organ für die Acetonkörperbildung ist. Weiland (Kiel). 

@ Croner, Wilhelm: Diätetik der Stoffwechselkrankheiten. Berlin: Springer 
1913. 87 S. M. 2,80. 

Die Cronersche Diätetik bietet trotz kurzer Fassung eine inhaltlich recht voll- 
ständige Zusammenfassung der theoretisch und praktisch wichtigen Diätfragen. Wäh- 
rend die eigentlichen Stoffwechselkrankheiten (Zuckerharnruhr, Gicht, Fettsucht) 
relativ ausführlich behandelt sind, sind der Diabetes insipidus und die steinbildenden 


Diathesen kürzer besprochen. Jedem Kapitel geht in aller Kürze ein pathologisch- 
diagnostischer Grundriß voraus, der diejenigen Punkte hervorhebt, die für das Ver- 
ständnis diätetischer Fragen wichtig sind. — Die Literatur hat, soweit es bei dem 
knappen Raum möglich war, Berücksichtigung erfahren. Die in der Einleitung betonte 
Notwendigkeit, auch in der Diätetik zu individualisieren, kommt in der Behandlung 
des Stoffes zum Ausdruck. — Die Frage des Nierendiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) 
ist nur kurz gestreift. Lange (Waldesruh-Elberfeld). 

Pineussohn, Ludwig: Über die Einwirkung des Lichtes auf den Stoffwechsel. 
(II. med. Klin., Univ. Berlin.) Strahlentherapie Bd. 3, H. 2, S. 644—650. 1913. 

Fortsetzung früherer, ähnlicher Versuche an weißen Hunden zu der Frage der 
Beeinflussung des Stoffwechsels durch Sensibilisierung plus Lichtwirkung. Methodik: 
Hunde in Stoffwechselkäfigen bei konstanter, purinhaltiger Kost; Verarbeitung der 
Ausscheidungsprodukte mehrerer Tage zusammen. Bestimmt wurden Gesamt-N, 
Harnsäure, Purinbasen, Ammoniak, Aminosäuren, Oxalsäure, Allantoın. Verwendete 
sensibilisierende Farbstoffe: Eosin, Erythrosin, dichloranthracen-2, 7-disulfosaures 
Natrium und anthrachinon-2, 7-disulfosaures Natrium. Lichtquellen: Quecksilber- 
dampflicht in Glasröhre (Cooper-Hewlitt-Lampe) oder künstliche Höhensonne. Vor- 
periode 2x3 Tage, 6tägige Lichtperiode und ebensolange Nachperiode. Täglich 
injizierte Farbstoffmenge 0,2—0,5 g, tägliche Belichtungsdauer &—11 Stunden. Ergeb- 
nisse: Verhalten des Gesamt-N wechselnd; Kotstickstoff nimmt stets zu. Abnahme 
des Allantoinstickstoffs bei gleichbleibender Harnsäuiekurve, Zunahme des Basenstick- 
stoffs. Oxalsäureausscheidung fast umgekehrt proportional dem Allantoin. Harn- 
ammoniak und Aminostickstoff unverändert, nur bei anthrachinondisulfosaurem 
Natrium Ansteigen besonders in der Nachperiode. Durch Wechsel in der Wahl des 
sensibilisierenden Farbstoffes bei sonst gleichgebliebenen Bedingungen ließen sich in 
weiteren Versuchen verschiedene Abweichungen der eben beschriebenen Resultate 
erzielen. Weiland (Kiel). 

Serobianz, Nazareth Aga: Untersuchungen über das Verhalten des Restkohlen- 
stoffs im Epileptikerblute. (Psychiatr. u. Nervenklin., Unw. Leipzig.) Zeitschr. f. 
d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 20, H. 4, S. 425—446. 1913. 

Verf. konnte bei Epileptikern ein gesetzmäßiges Verhalten des Restkohlenstoffe- 
im Blute nachweisen. Im paroxysmenfreien Intervall ist der Restkohlenstoffgehalt 
normal (0,070). Bereits 5 Taxe vor’dem Anfall steigt der Gehalt an und erreicht im 
Anfall seine höchsten Werte. 5 Stunden nach dem Anfall ist die Vermehrung schon 
erheblich abgesunken und 24 Stunden nach dem Anfall nicht mehr nachweisbar. — 
Die Methodik der Restkohlenstoffbestimmung, die nach Enteiweißung mit Phosphor- 
wolframsäure ausgeführt wurde, war die von Messinger, in der Modifikation von 
Spiro, und muß ım Original nachgelesen werden. Lange (Waldesruh- Elberfeld). 

Labbé, Marcel, et Henry Bith: L’azote titrable au formol dans le sérum 
sanguin et ses variations. (Über den wechselnden Gehalt des Serums an 
formoltitrierbarem Stickstoff.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de 
biol. Bd. 75, Nr. 32, S. 398—400. 1913. 

Bestimmungen des Aminosäurengehaltes im Blut und seiner Beziehungen zur 
Aminosäurenausscheidung im Harn. Methode nach Bournigault: Fällung der 
Ammoniaksalze als phosphorsaure Ammoniakmagnesia, Neutralisation, Formolzusatz, 
Säuretitration (Genauere Beschreibung der Methode ist in einer früheren Arbeit an- 
segeben.) Normalwerte im nicht enteiweißten Serum 0,2—0,4 Zentigramm; im ent- 
eiweißten Serum (Enteiweißung mittels Kochen nach Säurezusatz, Mononatriumphos- 
phat, Alkohol, Alkohol-Äther, Trichloressigsäure) gibt die Methode negative Resul- 
tate. Zusätze von Aminosäurelösung (Glykokoll, Alanın) finden sich nach Enteiweisung 
quantitativ wieder. Verff. nehmen an, daß die im Serum enthaltenen, nicht frei gelösten 
Aminosäuren im Eiweißniederschlag mitgerissen werden. Ergebnisse der Bestim- 
mungen im nicht enteiweißten Serum: Steigerung auf 0,45—0,7 Zentigramm bei chro- 


nischem Ikterus, Leberkrebs, Typhus mit Leberinsuffizienz; normale Werte bei Ikterus 
catarrhalis; 0,9—1,05 g bei diabetischer Acidose. Diese Zahlen entsprechen der ver- 
mehrten Aminosäurenausscheidung im Urin. Bei der Urämie finden sich erhöhte Werte 
im Serum (0,5; 0,55) ohne Steigerung der Ausscheidung im Urin. Bei Pneumonie, 
Herzkollaps, Typhus, cerebraler Hämorrhagie, akutem Gelenkrheumatismus, chroni- 
scher Nephritis sind normale Formoltitrationszahlen gefunden. Das prozentuale Ver- 
hältnis zum Gesamt-N des Serums schwankt zwischen 0,5—4% , bei Leberinsuffizienz 
diabetischer Acidose, Urämie kann es auf 8%, steigen. Weiland (Kiel). 


Strauch, Friedrich Wilhelm: Fein zerteilte Pflanzennahrung in ihrer Bedeu- 
tung für den Stoffhaushalt. (Stadikrankenh., Altona.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. 
Therap. Bd. 14, H. 3. S. 462—479. 1913. 

Gemüsepulver (Dr. Friedenthal) enthalten keine durch den Mahlprozeß auf- 
geschlossenen schädlichen Bestandteile und können anstandslos in großen Mengen ge- 
reicht werden. Genaue Stoffwechseluntersuchungen lehrten, daß die kalorische und N- 
Ausnutzung des Spinatgemüses wie Spinatpulvers annähernd die gleiche ist. Bei 
Bohnenpulver war die Ausnützung doppelt so gut als bei frischem Bohnengemüse. Mit 
Bohnenpulver ist deutlich positive Stickstoffbilanz zu erzielen. Die Gemüsepulver 
können noch in Mengen von 350 g trockenen Pulvers genommen werden; das sind 
Quantitäten, die auf frisches Gemüse bezogen von Menschen nicht bewältigt werden 
können, ein Punkt der sehr ins Gewicht fällt, wenn Schonung des Intestinaltraktes 
geboten erscheint. Untersuchungen des Cellulosestoffwechsels ergaben, daß die Cellulose 
des Gemüsepulvers dreimal so gut ausgenutzt wurde als die des frischen Gemüses. 

P. Schlippe (Darmstadt). 

Blum, F., und Th. Umbach: Über Benzoylverbindungen von Eiweißkörpern. 
Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 88, H. 4, 8. 285—323. 1913. 

Benzoylierung wird als Mittel zur Erkennung der chemischen Beschaffenheit des 
Eiweißmoleküls benutzt. Neben den bekannten Methoden bei Gegenwart von Natron- 
lauge wird auch mit Zusatz von Bicarbonat benzoyliert, was sich als vorteilhaft heraus- 
stellt insofern, als Natronlauge das Eiweiß stärker angreifen kann. Als Material dienen 
Globulin und Albumin aus Pferde- und Rinderserum. Die nähere Methodik, besonders 
bezüglich der Reinigung, muß im Original eingesehen werden. Die Benzoyleiweißkörper 
sind krystallinisch und in allen organischen Lösungsmitteln unlöslich; weiße bis gelblich- 
weiße Pulver. Alle bekannten Farbenreaktionen fehlen. Im Gegensatz zu den mit 
Natronlauge benzoylierten Produkten sind die mit Bicarbonat benzoylierten von kon- 
stanter Zusammensetzung. Der Kohlenstoffgehalt der benzoylierten Serumalbumine 
und -globuline differiert um 1,3%, während die Differenz im gewöhnlichen Serumalbumin 
und -globulin 0,3%, beträgt. Es hat demnach die Benzoylierung eine Differenzierung 
der Kiweißkörper des Blutes verschiedener Tierspezies ergeben. Durch Verseifung wird 
die Zahl der Benzoylgruppen berechnet, ferner wird der C- und N-Gehalt der ange- 
wandten Eiweißkörper bestimmt. Bei der Benzoylierung von Jodalbuminen werden 
gelbe Produkte erhalten. Die Reaktion verläuft weit weniger gut. Auch für diese Jod- 
benzoyleiweißkörper werden analvtische Daten angeführt. Statt Benzoylchlorid lassen 
die Verfasser auch Chlorkohlensäureester auf Kiweißkörper einwirken. Die erhaltenen 
Produkte sind weiß, aber weit unreiner als die benzoylierten. Auch Benzolsulfochlorid 
reagiert auf Rinderglobulin: und es entstehen amorphe Körper. Dohrn (Berlin). 


q 


Friedmann, E.. und W. Türk: Zur Kenntnis des Abbaues der Carbonsäuren 
im Tierkörper. Mitteilg. 15. Verhalten des Benzaldehyds im Tierkörper. (Charité, 
Berlin.) Biochem. Zeitschr. Bd. 55, H. 5/6, S. 425—431. 1913. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 262. 

Aus dem Harn von Hunden, denen in Olivenöl gelöster Benzaldehyd subeutan 
appliziert wurde. ließ sich außer geringen Mengen Benzoesäure nur noch Hippursäure 
isolieren. Insbesondere konnten die von Dakın nach Zimtsäurefütterung aus dem 
Harn der Versuchstiere neben Hippursäure isolierten Substanzen — Cinnamoylglyein. 


u AR ne 


Acetophenon und Il-Phenyl-#-Oxypropionsäure — nicht aufgefunden werden. Eine 
Synthese des Benzaldehyds mit Essigsäure und Zimtsäure im Tierkörper, für deren 
Möglichkeit ältere Versuche sprachen, ist demnach unter den gewählten Versuchs- 
bedingungen nicht nachweisbar. Maase (Berlin). 

Labbé, Marcel, et Dauphin: L’azote colloidal urinaire. Son origine et sa signi- 
fieation elinique. (Der kolloidale Harnstickstoff; seine Herkunft und kli- 
nische Bedeutung.) Cpt. rend. hebdom. des seances de la soc. de biol. Bd. 75, 
Nr. 32, S. 391—392. 1913. 

Die Verf. fanden die Relation von kolloidalem zum Gesamt-N, die sie nach Kojo- 
Salkowski bestimmten, im Harn von Gesunden niedrig, bei Krebskranken zumeist 
hech. Jedoch zeigten auch zahlreiche andere Kranke (Leberkranke, Diabetes gravis, 
Störungen der Verdauung ım Darm usw.) Erhöhungen des Quotienten von Kojo-Sal- 
kowski. Die Autoren fassen die Vermehrung des kolloidalen Stickstoffs als Ausdruck 
westörter Leberfunktion auf und lehnen ihre Bedeutung für die Krebsdiagnose ab. Sarl. 

Buscaino, V. M.: Grassi, sterine e lipoidi nel sistema nervoso centrale in 
condizioni normali, sperimentali e patologiche. (Fette, Sterine und Lipoide im 
Zentralnervensystemunternormalen und pathologischen Bedingungen.) 
(Istit. di studi super., Firenze.) Riv. dı patol.nerv.e ment. Bd.18, Nr. 11, S.673-708. 1913. 

Untersucht wurden Gehirne geistig normaler und geisteskranker (19 Fälle) Men- 
schen, sowie Gehirne von Hunden und Kaninchen. Angewendete Methoden: Polari- 
sation, spezifische Färbungen (Sudan III, Nilblausulfat, u. a.) und fraktionierte Ex- 
traktion (Aceton, Petroläther, Benzol, abs. Alkohol, Äther). Im Gehirn normaler er- 
wachsener Menschen findet man in den perivasculären Räumen eine bedeutende Menge 
neutraler Fette und ungesättigter Phosphatide (Cephaline?). Die Gliazellen des 
Menschen enthalten vorwiegend Fette. Das gelbe Pigment der Zellen der Hirnrinde 
besteht fast ausschließlich aus Lipoiden. In Fällen von Psychosen (Dementia senilis, 
arteriosclerotica, praecox, progr. Paralyse) lassen sich keine sicheren quantitativen oder 
qualitativen Veränderungen nachweisen. Beim Hunde findet man die gleichen Ver- 
hältnisse wie beim Menschen. Das perivasculäre Fett fehlt dagegen fast vollständig in 
Gehirnen von Kaninchen. Gehirne kastrierter Hunde zeigen keine Abweichung von 
der Norm. In einem Falle von Tollwut beim Hund war die Menge des perivasculären 
Fettes vermehrt. Nach intravenöser Milchinjektion (experimentelle Lipämie) findet 
man in den perivasculären Räumen eine reichlichere Fettablagerung. Gigon (Basel). 

Landsteiner, Karl, und Emil Präsek: Über Säureflockung der Blutstromata. 
Mitteilg. 3 Blutantigene. (Wilhelminenspit., Wien.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. 
u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 1/2, S. 137—145. 1913. | 

Durch Feststellung der H-Ionenkonzentrationen, bei der eine Ausflockung in 
Bakt:riensuspensionen erfolgt, lassen sich die einzelnen Bakterienarten differenzieren 
(Michaelis). Verf. benutzte diese Methode bei der Untersuchung von Erythrocyten- 
stromata und erhielt mit den Erythrocyten von Kaninchen, Rind, Hammel, Ziege, 
Maus, Pferd, Meerschweinchen brauchbare Resultate. Allerdings sind die durch Säure- 
flockung nachweisbaren Artunterschiede der Blutkörperchen bei weitem nicht so 
mannigfaltig als die Spezifizität ihrer serologischen Reaktionen. Meyerstein. 

Natonek, Desider: Beitrag zur Bewertung der quantitativen Harnindican- 
bestimmung. Zentralbl. f. inn. Med. Jg. 34, Nr. 45, S. 1124—1128. 1913. 

Um festzustellen, ob aus dem Verhältnis der Menge verfütterten Indols zum 
Harnindican sich ein Schluß auf Grad und Konstanz der Indolresorption ziehen läßt, 
fütterte Verf. Kaninchen mit 10proz. Indollösung in Olivenöl und bestimmte das 
Harnindican colorimetrisch. Es zeigte sich, daß das genannte prozentuale Verhältnis 
nicht stabil war: bei größeren Indoldosen wurde prozentual mehr Indican aus- 
geschieden als bei kleineren, und ferner nahm nach einer zweiten Fütterung die Menge 
des Harnindicans stark zu, schwankte dann um einen mittleren Wert und stieg schließ- 
lich wieder an, wobei sich die Ausscheidungsdauer deutlich verlängerte. Am Menschen 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 3 


u, 


lassen sich diese Ergebnisse nicht ohne weiteres nachprüfen, da im Gegensatz zum 
Kaninchenharn der menschliche Harn normalerweise nur sehr selten indicanfrei zu er- 
halten ist. So viel ist aber sicher, daß wir nicht berechtigt sind, aus den Indicanwerten 
des Harns auf die Größe der Indolbildung im Darm zu schließen. Meinertz (Worms). 

Muster, J. F., und Gertrud Woker: Über die Geschwindigkeit der Reduktion 
des Methylenblaus durch Glucose und Fructose und ihre Verwertung in der Harn- 
analyse. (Laborat. f. physik.-chem. Biol., Univ. Bern.) Pflügers Arch. f. d. ges. 
Physiol. Bd. 155, H. 1/2, S. 92—96. 1913. 


Die verschiedene Schnelligkeit, mit der Glucose und Lävulose eine Methylenblaulösung 
reduzieren, kann zur Unterscheidung der beiden Zuckerarten im Harne benutzt werden. 2 cem 
Harn + 2 cem Zuckerlösung von bestimmtem Gehalt + 2 cem 15 proz. NaOH + 2 cem !/, proz. 
Methylenblaulösung ergaben vollständige Reduktion nach 61/,—81/, Stunden oder nach 1 Stunde 
5 Minuten bis 2 Stunden; je nachdem Glucose oder Lävulose genommen wurde: Durchschnittlich 
etwa 6—7 mal so großes Reduktionsvermögen der Lävulose als der Glucose. Ungefähr dasselbe 
Resultat, wenn die Lävuloselösung so weit verdünnt wurde, bis die Reduktionszeiten gleich. 
Die Konzentration der Methylenblaulösung darf nicht wesentlich anders als zu 0,5%, gewählt 
werden. Meinertz (Worms). 


Jolles, Adolf: Beitrag zur volumetrischen Harnstoffbestimmung. (Chem.-mi- 
kroskop. Laborat. v. Dr. M. u. Prof. A. Jolles, Wien.) Biochem. Zeitschr. Bd. 57, 
H. 5/6, S. 414—419. 1913. 

Die alte Knop - Hüfnersche Methode der Harnstoffbestimmung, die in der Zersetzung 
des Harnstoffs durch Bromlauge besteht, wird zu einer annähernd quantitativen, zu exakten 
Stoffwechselversuchen brauchbaren Methode gestaltet. Zur Ausführung derselben ist Azotometer 
von Jolles- Göckel nötig. Die Methodik ist der bekannten fast gleichwertig, hinsichtlich der 
Zeitdauer ihr bedeutend überlegen. Dohrn (Berlin). 

Levene, P. A., and C. J. West: The saturated fatty acid of kephalin. (Die 
gesättigte Fettsäure des Kephalins.) (Rockefeller inst. for med. res., New 
York.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 3, S. 419—bis 422. 1913. 

Spezielle Pathologie und Therapie. 
Eiweißstoffwechsel : 

Lusk, Graham: The cause of the specific dynamic action of protein. (Die Ursache 
der spezifisch-dynamischen Wirkung des Eiweiß.) (Physiol. laborat., Cornell 
univ. med. coll., New York.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 5, S. 485—487. 1913. 

In früheren Versuchen hat Lusk gezeigt, daß beim Hund durch Zufuhr von 25 g 
Glykokoll, respektive äquivalente, ebenfalls 20 g Glykose im Körper liefernde Mengen 
andrer Aminosäuren die Wärmeproduktion beträchtlich gesteigert wird, während dies 
bei Einverleibung von 20g Dextrose selbst nicht der Fall ist. Mischungen verschie- 
dener dieser Aminosäuren hatten einen vermehrten Effekt, der stärker war als der 
einer Fleischmenge von ungefähr gleichem N-Gehalt. Es mußte sich um eine spezifische 
Wirkung der betreffenden Aminosäuren auf das Zellprotoplasma handeln. — Als 
Experimentum crucis gab Lusk einem Phlorhizinhund 10 g Glykokoll; dabei mußte 
sein Energiegehalt in Form von Zucker ausgeschieden werden (10 g Gkykokoll ent- 
halten 31,1 Calorien und werden verwandelt in 8 g Zucker mit 29,52 Calorien und 4 g 
Harnstoff mit 10,11 Calorien.) Es zeigte sich, daß neben einer Ausscheidung von 7/40 
des aus Glykokoll zu erwartenden Zuckers die Verbrennungen um 21% anstiegen; 
Kontrollen mit entsprechender Zuckerzufuhr erhöhten den Stoffwechsel nicht. Es 
kann also die produzierte Wärmemenge nicht von dem Energiegehalt des eingeführten 
Glykokolls abstammen, sondern das Glykokoll muß als Zellreiz wirken. — Benedikt 
nimmt an, daß es sich um eine spezifische Wirkung organischer Säuren überhaupt 
handle. Lusk fand, daß AÄthylelukolat keine erhöhte Wärmeproduktion erzeugt, 
während dies bei Äthyllactat der Fall ist. Dagegen wirkt Glutaminsäure nicht auf 
den Stoffwechsel. Beuttenmäüller (Stuttgart). 

Jaworski, K.: Klinische Beobachtungen über die Abderhaldensche Reaktion. 
Przegląd lekarski Jg. 52, S. 329—331. 1913. (Polnisch.) 

Verf. hat in 27 Fällen von Puerperium die Abderhaldensche Reaktion mittels 
des Dialysierverfahrens untersucht und gefunden, daß die Ninhydrinreaktion noch 


u FB. a 


bis zum 14. Tage nach der Geburt zu finden ist. In 5 Fällen von Extrauteringravidität 
hatte er 2 mal positiven und 3 mal negativen Ausfall der Probe, was als Folge der schon 
vor längerer Zeit erfolgter Ablösung des Eies, was bei der Laparatomie bestätigt wurde, 
gedeutet wird. In Fällen von Hyperemesis gravidarum und Eclampsie war die Probe 
immer schwach positiv, was die Resultate Hen kels bestätigt. Marischler (Lemberg). 

Fiessinger, Noël, et Jean Broussolle: Existence d’un ferment de défense d’ Abder- 
halden dans le sérum d’un ictère grave. (Das Vorhandensein eines Abder- 
haldenschen Abwehrfermentes im Serum eines Falles von Icterus gravis.) 
Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 29, Nr. 33, S. 520—526. 1913. 

Mitteilung eines Falles von Icterus gravis, dessen Krankengeschichte ausführ- 
lichst wiedergegeben wird. Das Serum baute bei der ersten Untersuchung stark Leber- 
und weniger stark Nierengewebe, bei der 2., 3 Tage später stattfindenden Untersuchung 
sehr stark Leber- und schwächer Nieren-, Nebennieren- und Schilddrüsengewebe ab. Bei 
2 Fällen von gewöhnlichem Ikterus ließen sich keine Abwehrfermente nachweisen. Lampe. 

Schulz, Fr. N.: Über Auftreten eiweißspaltender Fermente im Blut während der 
„prämortalen Stickstoffsteigerung‘“. (Physiol. Inst., Jena.) Münch. med.Wochenschr. 
Jg. 60, Nr. 45, S. 2512. 1913. 

Bei normalem Kaninchenserum fand Verf. weder einen Abbau von Leber- noch 
von Muskelgewebe. Das Serum von Kaninchen, die 2—5 Tage gehungert haben, 
zeigt ebenfalls keinen Abbau gegen diese Gewebe. Sobald die Tiere die prämortale 
Steigerung der Stickstoffausscheidung zeigten, war die Reaktion in der mit Muskeln 
angesetzten Proben stark positiv. Brahm (Berlin). 

Theobald, Max: Zur Abderhaldenschen Serodiagnostik in der Psychiatrie. 
(Oberbay. Hei- u. Pflegeanst., Eglfing b. München.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, 
Nr. 47, S. 2180—2183. 1913. 

Auf Grund seiner Untersuchungen an 165 Fällen fand Verf., daß bei Dementia 
praecox die Reaktionen gegen Gehirn, Schilddrüse und Geschlechtsdrüsen gegenüber 
manisch-depressivem Irresein, Psychopathie, Alkoholismus, Hysterie und Dementia 
senilis überwiegen. Männliche Geschlechtsdrüsen wurden bei den Versuchen des Verf. 
niemals durch das Serum von weiblichen Dementia-praecox-Kranken abgebaut. Von 
32 Seren weiblicher Patienten verschiedener Krankheitsformen, die mit männlichen 
Geschlechtsdrüsen zusammengebracht wurden, bauten nur 3 Testikel ab, und zwar 
2 schwere Arteriosklerosen und 1 Epilepsie nach dem Anfall. Negative Befunde wurden 
erhalten bei Alkoholismus, Hysterie und Psychopathie und bei manisch-depressivem 
Irresein. Entfernte Ähnlichkeit mit der Dementia praecox boten inbezug auf das 
Abbauvermögen auf Gehirnrinde und Geschlechtsdrüsen Idiotieformen. In der Mehr- 
zahl der von Verf. untersuchten Fälle baute Paralyse Hirnrinde ab, einigemal Leber, 
nur einmal Geschlechtsdrüsen. Arteriosklerotisches Irresein baute mit einer einzigen Aus- 
nahme Gehirnrinde ab, ebenso senile Demenz und in den meisten Fällen auch genuine 
Epilepsie. Nach Ansicht des Verf. läßt sich die Dementia praecox in vielen Fällen 
durch das biologische Verfahren von gewissen anderen psychischen Erkrankungen 
differenzieren. Brahm (Berlin). 

Seherer, A.: Praktische Erfahrungen mit der biologischen Schwangerschafts- 
reaktion nach Abderhalden (Dialysierverfahren). (I. Uniwv.-Frauenklin., Budapest.) 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 47, S. 2183—2184. 1913. 

Verf. berichtet zunächst über die von ihm befolgte Methodik, die sich eng an 
die Vorschriften Abderhaldens anlehnte. Bezüglich des diagnostischen Wertes 
der Methode finden sich Angaben über Anwendung der Methode bei Schwangeren, 
im Wochenbett und bei gy näkologischen Fällen. Brahm (Berlin). 

Maass, Siegfried: Psychiatrische Erfahrungen mit dem Abderhaldenschen 
Dialysierverfahren. (Heilanst. Dösen, Leipzig.) Zeitschr. f.d. ges. Neurol. u. Psychiatr., 
Orig. Bd. 20, H. 5, S. 561—584. 1913. 

Maass hat 213 Untersuchungen mit dem Dialysierverfahren bei den verschiedensten 

3* 


Eu ah 


Geistesstörungen durchgeführt. Mehrere Fälle wurden wiederholt untersucht. Bei 
22 geistig gesunden Männern fand sich einmal Abbau von Gehirn, einmal schwacher von 
Schilddrüse. M. bezweifelt selbst die Richtigkeit dieser beiden Befunde, da kein klini- 
scher Grund für die Fermentbildung vorhanden war. Unter 65 Fällen von Dementia 
praecox fanden sich meist die bekannten Abbautypen; Fermente gegen Nebenniere 
waren in einer Anzahl der Fälle vorhanden. Zwischen Krankheitsbild und Ferment- 
befund ließen sich klare Beziehungen nicht stiften. Unter 14 Manischdrepessiven fand 
sich zweimal Schilddrüsen-, einmal Ovarium-, einmal Gehirnabbau. Bei der progressi- 
ven Paralyse wurde die Tatsache bestätigt, daß die Spinalflüssigkeit Gehirn nicht abbaut. 
Bei Idiotie und Imbezillität fanden sich manche interessante Ergebnisse. Die Epilepsie 
ergab keine eindeutigen Resultate. Bei Alterspsychosen ergab sich meist Gehirnabbau, 
oft auch solcher der Geschlechtsdrüsen; bei organischen Nervenkrankheiten waren ın 
den untersuchten Fällen nur Abwehrfermente gegen Gehirn nachzuweisen. Psycho- 
pathie und Alkoholismus ohne Psychose zeigte meist keinen Abbau. Kafka (Hamburg). 
Abderhalden, Emil: Serologische Diagnostik von Organveränderungen. Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 49, S. 2391—2394. 1913. 
Kohlehydratstoffwechsel : 


Roubitschek, Rudolf: Zur Frage der Zuckerbildung aus Fett. (Biok Inst., 
Frankfurt a. M.) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 155, H. 1/2, S. 68—76. 1913. 

Verf. untersuchte die trotz der Versuche Lüthjes, Blums und Cremers immer 
noch nicht absolut entschiedene Frage der Glykogenbildung aus Fett. — Zu diesen 
Zwecke wurden Hunde, die im N-Gleichgewicht waren, durch Injektion von Suprarenin 
glykosurisch gemacht und die Zuckermenge im Urin festgestellt. Dann ließ man die 
Tiere so lange hungern bis die Injektion der gleichen Menge Suprarenin keine 
Zuckerausscheidung zur Folge hatte. In diesem Stadium supponierter Glykogenfreiheit 
wurden die Tiere 8 Tage mit Öl gefüttert und dann wieder mit Suprarenin gespritzt. 
Das Resultat war in allen Versuchen, daß glykogenfreie, mit Öl gefütterte Hunde Zucker 
ausschieden. — Die gleichzeitig durchgeführte Kontrolle des N, P,O, und NaCl-Stoff- 
wechsels ergab, daß diese Substanzen nach Adrenalininjektionen nur dann in erhöhter 
Menge im Urin auftraten, wenn das Versuchstier noch nicht ganz ausgehungert ist. — 
Eine linksdrehende Substanz, welche bei einem Hunde nach Fettfütterung und Suprare- 
nininjektion auftrat, konnte nicht chemisch bestimmt werden. — Wurde jedoch das Fett 
subcutan eingeführt, so daß der Darm ausgeschaltet war, so zeigte sich kein Zucker. 
Offenbar mußte der Darm eben die Glycerinkomponente in Empfang nehmen, damit 
Zuckerbildung eintritt. Lange (Waldesruh-Elberfeld). 

Cohn, S.: Der Natrium- und Kaliumstoffwechsel beim Diabetes mellitus. 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 40, S. 1930—1933. 1913. 

Es wird die Hypothese aufgestellt, daß bei dem Diabetes mellitus der Salzstoff- 
wechsel des Organismus in dem Sinne gestört s:i, daß das Natrium vermindert, das 
Kalium vermehrt sei. Als Stütze für diese Annahme wird angeführt: häufiges Vor- 
kommen von freier Harnsäure im diabetischen Urin, Organanalysen, die ergaben, daß 
das Blut und die diabetischen Organe natriumarm und kaliumreich sind, beschleunigte 
fermentative Tätigkeit des Rohenzyms des Pankreas bei Gegenwart von Kaliumsalzen, 
Übereinstimmung der Symptome des Diabetes und der Kaliumvergiftung, erhöhter 
(iehalt des diabetischen Urins an Kalium, Ähnlichkeit zwischen Herztod bei Kalium- 
vergiftung und Coma diabeticnm, und schließlich eigene Untersuchungen über den 
EinfluB von Kaliumsalzen auf den Kohlehydratstoffwechsel bei Hunden. Diese er- 
gaben, daB nach Kaliumsalzverfütterung allmählich Glykosurie auftritt. Die Ursache 
dieser Störung scheint auf einer mangelhaften Funktion von Drüsen, besonders des 
Pankreas zu beruhen, das als Kaliumspeicher zu betrachten ist. Aufgabe der Therapie 
ist es, der Störung des Natrium- und Kaliumstoffwechsels Rechnung zu tragen; em- 
pirisch ıst dies durch Verordnung von Hafermehl geschehen. Verf. hat auf Grund seiner 
Hypothese eine Therapie aufgebaut, die ermutigende Resultate gegeben hat. Lampe. 


u HI ee 


Labbé, Marcel: Die Diät beim Diabetes gravis. (6. internat. Kongr. f. Physio- 
therapie.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 48, S. 1973—1978. 1913. 

Bei der diätetischen Behandlung des Diabetes mellitus ist zunächst die Hyper- 
glykämie zu berücksichtigen, die eine Einschränkung der Kohlehydrate und des Ei- 
weißes erfordert, des weiteren der Stickstoffverlust, dem durch reichliche Eiweißzufuhr 
gesteuert werden muß, und schließlich die Säureintoxikation, die.eine Verminderung 
des Eiweißes, speziell des tierischen, verlangt. Der Widerspruch der Indikationen für 
die Diät bereitet der sachgemäßen Behandlung des Diabetikers Schwierigkeiten. So 
wird gemischte Fleischdiät bei gleichzeitiger Einschränkung der Kohlehydrate vom 
Kranken gut vertragen und wirkt günstig auf die Hyperglykämie und den Stickstoff- 
verlust, aber sie führt zur Acidose; Milchdiät hingegen, Mehlkuren, Hülsenfrüchtekuren 
vermindern die Acidose, vermehren jedoch den Blutzuckergehalt; Fastenkuren sind 
von günstigem Einfluß auf die Hyperglykämie und die Acidose, aber sie sind nicht 
ohne Gefahr für den diabetischen Organismus und sollen deshalb nur vorübergehend 
angewandt werden. Die Diät des Diabetikers muß allen Indikationen angepaßt sein, 
sie muß individuell und frei von jedem Schema sein. — Die verschiedenen Diäten bei 
Diabetes mellitus werden teilweise unter Beigabe von Diätzetteln im einzelnen näher 
besprochen, so die gemischte Kost mit Verminderung der Kohlehydrate, die Milchkur, 
die Mehl- und Haferkuren, die Hülsenfrüchtekuren, die Fettdiät und die Fastenkuren. 
Einzelheiten sind im Original einzusehen. Lampe (München). 

Blum, L.: Zur Klinik und Therapie des Coma diabeticum. (Med. Klın., Straß- 
burg t. E.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 46, S. 2135—2138. 1913. 

In der Hauptsache Polemik gegen Ehrmann. Des näheren werden das Verhal- 
ten des Blutdruckes, die große Atmung und die Hypotonie der Bulbi beim schweren 
Diabetes mellitus resp. Coma diabeticum besprochen. Hinsichtlich der Therapie des 
diabetischen Komas nichts Neues. Lampe (München). 

Näf, Frz.: Über Diabetikergebäcke des Handels. (Sanat. „La Charmille‘‘ u. pharma- 
kol. Inst., Basel.) Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte Jg. 43, Nr. 48, 8. 1575—1582. 1913. 

Verf. bestimmte den Kohlehydratgehalt von 13 größtenteils in der Schweiz her- 
gestellten und in der Schweiz vertriebenen Diabetikerbroten. Er fand, daß von den 
analysierten Gebäcken nur zwei einen relativ geringen Kohlehydratgehalt aufweisen 
und somit dem Diabetiker einige Vorteile bringen, während alle übrigen sich durch 
einen hohen, dem gewöhnlichen Brot gleichkommenden Kohlehydratgehalt auszeichnen. 
Aus diesem Befund ergibt sich, daß Diabeteskranke darauf aufmerksam gemacht werden 
müssen, daß sie die käuflichen Diabetikergebäcke nicht in beliebigen Quanten genießen 
dürfen. Als in der Praxis gut verwendbar bezeichnet Verf. das von Jaquet angegebene 
Krüschbrot, das nur 8—12% an Kohlehydraten enthält. Lampé (München). 

Eber, Hans: Klinische Studien über die Phlorhizinglycosurie. (Med.-vet. Klin., 
Gießen.) Dissertation: Gießen 1913, 55 S. (O. Kindt.) 

Verf. untersucht, ob das Phlorrhizin geeignet ist, über Nierenstörungen Aufschluß 
zu geben, besonders, ob mit seiner Hilfe der Grade der Nierenschädigung zahlenmäßig 
zum Ausdruck zu bringen ist mittels des im Harn ausgeschiedenen Traubenzuckers. 
In seinen Versuchen an Wiıederkäuern, Hunden und Pferden stellte er fest, daß im 
allgemeinen die Größe der Zuckerausscheidung mit der Phlorrhizindosis steigt, daß 
jedoch kein bestimmtes Verhältnis zwischen beiden Faktoren besteht. Bestimnite 
Regeln über die Beeinflussung der Zuckerausscheidung bei der Phlorrhizinglykosurie 
durch Krankheiten verschiedener Art bestehen nicht. Bei Hunden läßt sich bereits 
mit geringen Phlorrhizindosen ein Harnzuckergehalt von über 10%, erreichen. Die 
Dauer der Phlorrhizinglykosurie schwankt zwischen 24 und 55 Stunden. Eine diagnosti- 
sche Bedeutung kommt dem Phlorrhizin nicht zu. — Weiter wurde untersucht, ob der 
Alkohol ein geeignetes Lösungsmittel für Phlorrhizin ist. Die Frage wird bejaht; für 
weniger konzentrierte Lösungen genügt Spiritus vini, für konzentriertere ist ale. abs. 
erforderlich. — Endlich will Verf. darüber Aufschluß gewinnen, ob mit Recht von einem 


Phlorrhizindiabetes gesprochen wird. Die Frage wird verneint, da Phlorrhizin keine 
Vermehrung der Harnmenge bewirkt. Es wird deshalb die Bezeichnung ‚„Phlorrhizin- 
glykosurie‘“ vorgeschlagen. Fritz Loeb (München). 
Toto, Alfredo: Prime ricerche sull’anafilassi rispetto ai sistemi antigluco- 
surici. (Versuche über anaphylaktische Erscheinungen im antiglykosu- 
rischen Systeme.) (Istit. di clin. e di patol. med., univ., Camerino.) Gazz. inter- 
naz. di med. chirurg.-ig. Jg. 1913, Nr. 42, S. 998—999. 1913. | 
Verf. versuchte, ob es möglich sei, Tiere, speziell Kaninchen, durch fortgesetzte 
kleinste Dosen diabetisch machender Substanzen derartig zu sensibilisieren, daß die 
entsprechenden antiglykosurischen Substanzen wirkungslos blieben. So wurden Kanin- 
chen 2 mal im Abstand von 3 Tagen je 0,01 Phloridzin subcutan injiziert und am 7. Tag 
gleichzeitig 0,025 Phloridzin und 0,05 Methylenblau injiziert. Die Glykosurie blieb 
dann nicht aus. In ähnlicher Weise konnte durch Vorherbehandlung mit Adrenalın 
die antiglykosurische Wirkung des Pankreasextraktes aufgehoben werden. Dagegen 
konnte keine Sensibilisierung konstatiert werden, bei Vorherbehandlung mit Morphin, 
wenn nachher gleichzeitig Morphin und Methylenblau, und bei Phloridzin, wenn nachher 
gleichzeitig Phloridzin und Glutarsäure gegeben wurde. Baldes (Frankfurt a. M.) 


Nucleinstoffwechsel: 


Bürger, M., und F. Schweriner: Über das Verhalten intravenös einverleibten 
Glykokolls bei gesunden und kranken Menschen (mit besonderer Berücksichtigung 
der Gicht und Lebereirrhose). (Städt. Krankenh., Charlottenburg- Westend.) Arch. 
f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 74, H. 5, S. 353—373. 1913. 

Versuche über die Glykokollausscheidung im Harn beim Gesunden und Kranken 
und bei intravenöser Glykokollzufuhr; die voneinander abweichenden Resultate früherer 
Untersucher werden durch Nichtberücksichtigung der Frage des „präformierten“ oder 
aus anderen Verbindungen abgespaltenen Glykokolls und auf methodische Differenzen 
zurückgeführt. Angabe der eigenen Methode der $-Naphthalinsulfoglykokolldarstellung ; 
hervorgehoben wird, daß nie mehr als 1,0 g NaOH pro 1000 ccm Harn zur Aufrecht- 
erhaltung der alkalischen Reaktion benutzt wird. Beim Gesunden mit normaler Er- 
nährung wurde kein Glykokoll gefunden, wohl aber nach reichlicher Eiweiß- resp. 
Fleischnahrung und nachfolgender großer Flüssigkeitszufuhr; höchste gefundene Werte 
beim Gichtiker, Leukämiker, Cirrhotiker. Um die Frage der Verwertung zugeführten 
Glykokolls zu beleuchten, wurde es intravenös injiziert, weil durch diese Art der Ein- 
verleibung Fehlerquellen, z. B. verschiedene Resorptionsverhältnisse, ausgeschaltet wer- 
den (Glykokoll mit Äther übergossen stehen lassen; Äther im Vakuum verdampft; 
Lösung des Glykokolls in steriler physiologischer NaCl-Lösung, Neutralisation mit 
steriler Natronlauge gegen Phenolphthalein; nie Fieber und Albuminurie nach der In- 
jektion). 4 lebergesunde, nicht gichtische Patienten verbrennen 1,0—2,0 g Glykokoll, 
das auf oben beschriebene Weise injiziert wird, restlos; 1 Patient schied nach 3,0 u 
Zufuhr Glykokoll im Harn aus. Nach intravenöser Harnsäureinjektion bei denselben 
Menschen trat Vermehrung der Urinharnsäure, jedoch kein Glvkokoll auf. Bei fünf 
Gichtikern war im Harn freies präformiertes Glykokoll enthalten, nach intravenöser 
Zufuhr von 1,0—2,0 g Glykokoll stieg der Glykokollwert im Urin, ebenso nach intra- 
venöser Injektion von in Piperazin gelöster Harnsäure. Annahme einer Erhöhung 
des Glykokollgehaltes im Blut des Gichtikers und Überschreiten des Schwellenwertes 
nach intravenöser Zufuhr mit Ausscheidung im Urin; Wahrscheinlichkeit der Annahme, 
daß Harnsäure eine der Muttersubstanzen der Aminosäuren ist. (Ausnahme: Bei einem 
sehr schweren Gichtiker tritt nach 3.0 g Glvkokoll intravenös kein Glykokoll im Harn 
auf, nach wiederholter Zufuhr von 3,5 &g Symptome des anaphylaktischen Shoks und 
dann typischer Gichtanfall an allen früher befallenen Gelenken.) Bei 2 Fällen sicherer 
Lebereirrhose fand sich dauernd Glvkokoll im Urin und Vermehrung seiner Menge nach 
intravenöser Zufuhr; Ursache dieser Erscheinungen sind Funktionsstörungen der Leber. 


Weiland (Kiel). 


Schweriner, Felix: Die Glykokollausscheidung des Gichtikers nach intravenöser 
Harnsäureinjektion. (Städt. Krankenh., Charlottenburg-Westend.) Dissertation: Heidel- 
berg 1913. 218. (Berlin, L. Schumacher.) 

Ignatowski (Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd.42, 1904), Hirschstein (Zeitschr. f. ex- 
perim. Pathol. u. Ther. Bd.4, 1907; Archiv f.experim. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 59, 1908) 
und Unna (Dissertation Leipzig 1907) haben das pathognomonische Verhalten des 
Glykokolls bei der Gicht festgestellt. Letzterer Autor konnte im U m berschen Laborato- 
rium nachweisen, daß die Glykokollausscheidung des Gichtikers in einem bestimmten Ver- 
hältnis zu seiner Harnsäureausscheidung steht in dem Sinne, daß in den Zeiten geringer 
Harnsäureausscheidung die Glykokollausscheidung steigt, während sie zur Zeit der Harn- 
säureflut im gichtischen Anfall ganz verschwinden kann. Daraus hat U m ber geschlossen, 
daß durch die Aufstapelung der Harnsäure in den Geweben des Gichtikers das reichlichere 
intermediäre Auftreten von Glykokoll begünstigt wird, so daß es zur Glykokollausschei- 
dung im Harn kommt. Zur Klärung dieser Frage prüftaufAnregung U mbersVerf. dasVer- 
halten der Glykokollausscheidung des Gichtikers nach intravenöser Harnsäureinjektion 
(Mitteilung der Versuchsanordnung, der angewandten Methoden und der Protokolle der 
untersuchten 8 Fälle.) Vier untersuchte anfallsfreie Gichtiker schieden im Harn 
dauernd Glykokoll aus. Diese Glykokollausscheidung stieg am Tage der intravenösen 
Harnsäureinjektion, die zur Harnsäuretention führte, stets beträchtlich an. (Um eine 
(ilykokollausschwemmung handelte es sich sicher nicht.) Im Harn der untersuchten 
sesunden Personen fand sich niemals Glykokoll. Auch nach intravenöser Harnsäure- 
injektion nicht. Es trat also auch bei der intravenösen Harnsäureinjektion der Gegen- 
satz zwischen Harnsäure- und Glykokollausscheidung zutage. Wurde die Harnsäure 
prompt ausgeschieden, so trat kein Glykokoll auf, wurde die Harnsäure retiniert, so war 
die Glykokollausscheidung stets um etwa das Doppelte vermehrt. Untersuchungen des 
Autors an einem Fall von Leukämie bestätigten die Erfahrung, daß bei abundantem Frei- 
werden von Harnsäure auch im nicht gichtischen Körper Glykokoll im Harn auftreten 
kann. Verf. stellt in Gemeinschaft mit Bürger eine Publikation über die bei der Gicht 
offenbar vorliegenden Anomalien des Glykokollstoffwechsels in Aussicht. (Vgl. das 
vorhergehende Referat.) Fruz Loeb (München). 
Mineralstoffwechsd : 


Hoft, Ida: Über die Frage der Kochsalzretention bei Nephritis, Herzkranken 
und Pneumonie und über die Entstehung der Ödeme. (Med. Univ.-Klin., Bern.) 
Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte Jg. 43, Nr. 45, S. 1410—1438. 1913. | 

Einleitend eine Zusammenstellung der Theorien über die Entstehung der Ödeme. 
Sodann 8 ausführliche Krankengeschichten von Nephritikern mit den Versuchs- 
protokollen. Bestimmt wurden im Serum resp. hydropischen Ergüssen und Liquor 
cerebrospinalis: Gefrierpunkt, Refraktionswert, Leitfähigkeit, Kochsalzgehalt; ferner 
Hämoglobingehalt und Erythrocytenzahl. Ergebnisse: Bei hydropischen Nephritiden 
stets NaCl- und H,O-Retention im Blute, mit Stärke der Ödeme steigend. Bei an- 
hvdropischen Nephritiden nie gleichzeitig H,O- und NaCl retiniert; beide Werte 
(NaCl und Refraktion) wechselnd. Es kommen dabei im Blute ausgesprochene NaCl- 
Retentionen ohne jede Wasserretention vor; also geht überschüssiges Kochsalz nicht 
an die Gewebe und ferner beruht die durch NaCl-Retention bedingte H,O-Retention 
nicht auf den Gesetzen der Osmose. — Der höhere NaCl-Gehalt der Ödemi zke it 
ım Verhältnis zum Blute erklärt sich dadurch, daß (nach Heidenhain) der physio- 
losısche NaCl-Gehalt der Lymphe den des Blutes übersteigt. — Bei 2 Fällen von 
kardıialer Hydropsie scheinbar normale NaCl-Konzentration des Serums bei starken 
Ödemen; berücksichtigt man aber die Hydrämie und berechnet den Kochsalzgehalt 
auf den normalen Refraktionswert, so ergibt sich eine starke NaCl-Retention; doch 
ist diese geringer als bei Nephritis mit schwächern Ödemen. Der NaCl-Gehalt der 
kardialen Ödeme ist geringer als der des nephritischen Ödems. — Bei eroupöser Pneu- 
monie mit ihrer Kochsalzretention ist der NaCl-Wert des Blutes nicht erhöht, das 


u. 4 = 


NaCl wandert in die Gewebe; trotzdem keine Ödeme; ob H,O-Retention im Blut zu- 
stande kommt, ist unsicher, sogar zweifelhaft. — Verfasserin erklärt NaCl- und H,O- 
Retention für völlig unabhängig voneinander, bedingt nur durch Störung der NaCl- 
resp. H,O-ausscheidenden Funktion der Nieren; sie nimmt außerdem an NaCl-Schädi- 
gung der Gefäße und vermehrte Durchlässigkeit; letztere wird bei Herzkranken durch 
die Stauung bewirkt. Beuttenmüller (Stuttgart). 


Symptomatische Stoffwechselanomalien : 


Allers, Rudolf, und Jose M. Sacristän: Vier Stoffwechselversuche bei Epilep- 
tikern. Zeitschr. f.d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 20, H. 3, S. 305—326. 1913. 

Stoffwechseluntersuchungen an 2 Kranken mit genuiner, 1 mit traumatischer 
1 mit Alkoholepilepsie im anfallfreien Intervall in der Absicht, Unterschiede der Um- 
setzungen bei genuiner und nicht genuiner Epilepsie aufzudecken. Methodik: kon- 
stante, stickstoffreiche (12—15 g) purinfreie Nahrung, 5—25 Tage Versuchsdauer; 
Bestimmung von Stickstoff, Harnstoff, NH,, Aminosäurenstickstoff, Harnsäure, Purin- 
basen, Kreatinin, Berechnung der Verhältniszahlen des Stickstoffanteils dieser Sub- 
stanzen zum Gesamt-N. Ergebnisse: Manche Fälle von genuiner Epilepsie können sich 
nicht ins Stickstoffgleichgewicht setzen; es läßt sich das auf Veränderungen in der 
Ausscheidung exogenen, N-haltigen Materials zurückführen, darin besteht ein Unter- 
schied gegenüber der progressiven Paralyse, wo diese Schwankungen auf den endoge- 
nen Eiweißumsatz zurückzuführen sind. Auf Schädigungen des endogenen Purin- 
umsatzes läßt die zuweilen zu beobachtende relative Vermehrung des Purinbasen-N 
schließen; die exogene Purinkurve ist ebenfalls zugunsten des Purinbasen-N verschoben 
und außerdem verschleppt. (Na-nucleinicum-Zufuhr.) Bei den untersuchten nicht 
genuinen Epileptikern fehlen diese Veränderungen alle. Weiland (Kiel). 


Innere Sekretion. 
Allgemeines über innere Sekretion : 

Kraus, F.: Pathologie der Schilddrüse, der Beischilddrüsen, des Hirnanhangs 
und deren Wechselwirkung. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 40, S. 1921 bis 
1925 u. Nr. 41, S. 1972—1977. 1913. 

Referat auf dem Internationalen medizinischen Kongreß zu London. An dieser 
Stelle können nur einzelne Punkte hervorgehoben werden, die ein besonderes Interesse 
verdienen. Das Jodothyrin ist kaum als das ausschlaggebende Produkt der Schild- 
drüsensekretion anzusehen; das Schilddrüsensekret wirkt ganz eigenartig und prin- 
zipiell anders als z. B. das Adrenalin. Die Hormonwirkung der Schilddrüse beeinflußt 
anscheinend elektiv die kontinuierlich-tonischen Innervationen, bzw. auch die ge- 
webs-autochthonen vitalen Prozesse. Erörterung der von v. Tschermak durchgeführ- 
ten Gegenüberstellung dieser tonischen (,Kineo“-tonus und Tonus der „trophischen“ 
Nerven) und der alterativen Innervationen. Homologisierung der präganglionären 
Sympathicusfasern mit dem Pyramidensystem, womit der Begriff der ‚aktiven‘ 
Hemmung verständlicher wird. Am meisten Wahrscheinlichkeit hat noch die hyper- 
thyreotische Theorie der Basedowschen Krankheit für sich, wiewohl der Gegensatz 
Hyper- und Dysfunktion gerade bei der Schilddrüse kaum etwas besonders Tiefgehen- 
des bedeuten dürfte. Die klinische Beobachtung spricht entschieden zugunsten einer 
neurothyreogenen Krankheitsentstehung. Die Hypothese eines funktionellen Anta- 
gonismus zwischen Epithelkörperchen und Schilddrüse scheint schwach gestützt, besser 
ist bisher eine gleichsinnige Leistung begründet. Das gleiche gilt für die Beziehung 
zwischen Schilddrüse und Thymus. In neuerer Zeit wird ein Antagonismus zwischen 
diesen branchiogenen Organen und den Keimdrüsen angenommen. Es ist noch nicht 
möglich, abzumessen, wieviel von den Einflüssen der endokrinen Drüsen über das Ner- 
vensystem geht und was direkt chemisch an den Erfolgsorganen angreift. Der von 
H.H. Meyer und seinen Schülern supponierte Antagonismus zwischen sympathischen 
und parasympathischem System ist auf żin gewisses Maß zu reduzieren. Die zur Funk- 


2 A ge 


tionsprüfung des vegetativen Nervensystems verwendeten Pharmaka können von 
vornherein nur Auskunft geben über den motorischen letzten Teil des Systems, auf den 
allein sie wirken, während sich die Hormonwirkungen weitaus komplizierter gestalten. 
Ebenso müssen die Bestrebungen, sympathicotonische und vagotonische Basedowtypen 
auseinanderzuhalten, auf das richtige Maß eingeschränkt werden. Wichtiger als dieses 
Problem des Antagonismus erscheint dem Verf. die Feststellung, wieviel von den Zu- 
ständen größerer Erregung und Erregbarkeit bei den an die Blutdrüsen geknüpften 
Krankheitsbildern zentraler Natur ist, wieviel auf peripherischen Vorgängen im Sym- 
pathicus, eventuell im autochthonen Leben des Protoplasmas beruht. Erörterung der 
Korrelation zwischen den in Rede stehenden und den anderen Blutdrüsen. An des 
Verf. Klinik konnte in einwandfreier Weise (Oxalatplasma) der erhöhte Adrenalin- 
gehalt im Blute Basedowkranker (Retzlaff), sowie Verarmung der Nebennierenrinde 
an Lipoiden und Schwund derselben an mit Schilddrüsenpräparaten behandelten 
Versuchstieren (Munk) nachgewiesen werden. Zum Schlusse folgt eine übersichtliche 
Systematik der Erkrankungen des Schilddrüsenapparates. J. Bauer (Innsbruck). 
Die Drüsen mit Innerer Sekretion: 

Schilddrüse, Nebenschilddrüsen, Thymus : 

Edmunds, Walter: Further observations on the thyroid gland. (9.) (Weitere 
Beobachtungen über die Schilddrüse.) (Brown inst., London, S. W.) Journal 
of pathol. a. bacteriol. Bd. 18, Nr. 1, S. 52—59. 1913. 

Hunde assimilieren Traubenzucker in der Nahrung weit besser als Milchzucker. 
Operierte Hunde, die kaum etwas Schilddrüse und nur ein Epithelkörperchen besitzen, 
assimilieren diesen schlechter als normale Tier’. Hunde ohne Schilddrüse und Epithel- 
körperchen, die durch Calciumfütterung am Leben erhalten werden, assimilieren da- 
gegen Milchzucker besser als normale Tiere. Diese Befunde stehen mit unseren heutigen 
Kenntnissen im Einklang. Schilddrüsenfütterung verursacht Glykosurie, Thyreoidek- 
tomie fördert dagegen die Zuckerassimilation. Entfernung der Epithelkörperchen bai 
intskter Schilddrüse wirkt nach Eppinger, Falta und Rudinger im entgegengesetz- 
ten Sinn. Aus den Versuchen des Verf. geht hervor, daß die Exstirpation dreier Epithel- 
körperchen in ihrer Wirkung auf die Zuckerassimilation die Exstirpation der Schilddrüse 
übertrifft. DieUUmkehrung des Effektes bei calciumgefütterten thyreoparathyreoidekto- 
mierten Hunden müsse so erklärt werden, daß die Funktion der Epithelkörperchen beı 
den behandelten Tieren anderswo im Organismus geleistet wird und dann nur die assi- 
milationsfördernde Wirkung der Schilddrüsenexstirpation übrig bleibt. J. Bauer. 

Mendel, Kurt, und Ernst Tobias: Die Basedowsche Krankheit beim Manne. 
Neurol. Zentralbl. Jg. 82, Nr. 23, S. 1477—1495. 1913. 

Statistische Verarbeitung eines Matcrials von 40 Fällen männlicher Basedowscher 
Krankheit, welche Verff. unter 282 Fällen von Basedow überhaupt beobachten konnten. 
Es kommt demnach auf sechs Basedowfrauen ein Mann mit Basedowscher Krankheit. 
Die Krankheit tritt im allgemeinen bei Männern in einem späteren Lebensalter auf als 
bei Frauen. Das Hauptkontigent stellt bei den männlichen Patienten das vierte Lebens- 
dezennium, bei weiblichen das zweite und dritte. Ätiologisch kommt bei beiden Ge- 
schlechtern allgemeine nervöse Belastung vor allem in Betracht, eine direkte (gleich- 
artige) Heredität sowie körperliche oder geistige Anstrengung als auslösendes Moment 
findet sich bei Männern häufiger als bei Frauen. Bei Männern fehlt häufiger eine Ver- 
größerung der Schilddrüse. In sexueller Beziehung zeigt der Mann eher eine Abschwä- 
chung seiner Funktionen, während die basedowkranke Frau nicht selten besonders 
stark sinnlich ist. Bei Männern mit Basedow findet man häufig eine Arteriosclerosis 
praecox. Schwerere Psychosen, insbesondere paranoiaartive Zustände und melancho- 
lisch-hypochondrische Depressionen beobachtet man bei Männern öfter als bei Frauen. 
Die bei weiblichen Kranken häufige Kombination von Basedow mit Hysterie, wird beim 
Mann nur selten angetroffen. Günstig verlaufende Fälle und mittelschwere sowie leichte 
Krankheitsbilder überwiegen beim Männerbasedow, während schwere, schnell zu Ka- 


I 


chexie führende Fälle, wie sie bei Frauen nicht selten sind, bei Männern zu den Aus- 
nahmen gehören. In Anbetracht des gutartigen Verlaufs des Männerbasedows wird man 
bei ihm mit der internen Therapie meist auskommen. Chirurgische Behandlung kommt 
nur bei schweren Fällen in Betracht. J. Bauer (Innsbruck.) 
Hypophyse und Glandula pinealis: 

Beclere: Die Röntgenbehandlung der Hypophysengeschwülste, des Gigantismus 
und der Akromegalie. (4. internat. Kongr. f. Physiotherapie, Berlin 1913.) Strahlen- 
therapie Bd. 3, H. 2, S. 508—519. 1913. 

Verf. berichtet über günstige Resultate der Röntgenbehandlung bei vier Fällen 
von Hypophysentumor (Gehirntumorsymptome, Erweiterung des Türkensattels, 
Augenbefund); ein Fall wies auch Gigantismus, Adipositas und Infantilismus der 
Genitalien auf. Durch monatelang fortgesetzte, wöchentlich oder in noch größeren 
Intervallen applizierte Bestrahlungen konnten subjektive und objektive (Gesichtsfeld) 
Besserungen erzielt werden; auch die innersekretorischen Symptome wurden in posi- 
. tivem Sinne beeinflußt. Als Eingangspforten für die Röntgenstrahlen (Aluminiumfilter 
von 1] mm Dicke, jeweilig applizierte Oberflächendosis bis maximal 3 H.) wurden ab- 
wechselnd die Temporalgegenden und die beiden Hälften der Regio frontalis be- 
nützt; Instrumentarium s. Original. — In weit fortgeschrittenem Stadium und bei 
schwerem Allgemeinbefinden ist die Röntgentherapie kontraindiziert. Sale (Berlin). 

Mamrot, Artur: Diabetes insipidus, infantile Genitalien samt Habitus — ein 
Symptomenkomplex bei Insuffizienz der Hypophyse. Przeglad pedyatryczny Jg. 5, 
H. 6, S. 360—372. 1913. (Polnisch.) 

Krankengeschichte, samt Photographie, Röntgenbild des Schädels und des Hand- 
gelenkes eines Kranken mit typischem Diabetes insipidus. Der 17jährige Kranke 
mit 149 cm Länge, war ziemlich schwach gebaut, ohne Haarwuchs in der Achselhöhle 
und an den Genitalien, deren äußere Beschaffenheit der eines 3—5jährigen Kindes 
glich, der rechte Hoden erbsengroß, linkerseits Cryptorchismus neben Hydrocele 
communicans, an den Hüften reiches Fettpolster. Das Röntgenbild zeigte das Aus- 
bleiben der Verknöcherung an den Epiphysenknorpeln und Verengerung und Ver- 
tiefung der Sella turcica. Das Zusammentreffen von Diabetes insipidus, gestörter 
Entwicklung der Genitalien und mangelnder Verknöcherung der Epiphysenknorpel 
ist als Folge der gestörten Funktion der Hypophyse anzusehen. Sohn (Lemberg). 

Polvani, Federico: Studio anatomico della glandola pineale umana. (Anato- 
mische Studie über die menschliche Glandula pinealis.) (Manicom. pro- 
vinc. di Genova, Cogoleto.) Folia neuro-biol. Bd. 7, Nr. 8, S. 655—695. 1913. 

Auf Grund systematischer, anatomischer und histologischer Untersuchungen der 
Glandula pinealisin den verschiedensten Altersstufen kommt Verf. zu folgenden Schlüssen : 
Die Epiphyse der Vögel, Säugetiere und der Menschen ist dem Epiphysendivertikel 
der Fische analog zu stellen, entspricht aber nicht dem Parietalauge der Reptilien. 
Als endokrine Drüse hält sie in ihrer physiologischen Funktion gleichen Schritt mit der 
inneren Sekretion der Geschlechtsdrüsen und fungiert als ein Organ, welches den inner- 
sekretorischen Einfluß von Hoden und Ovarium auf den Organismus regelt wodurch 
sie bis zu einem gewissen Grade indirekt die Entwicklung der sekundären Geschlechts- 
charaktere beherrscht. Joannovics (Wien). 

Verdauungstraktus. 

Rosenow, E. C.: The production of ulcer of the stomach by injection of 
streptococci. (Die experimentelle Erzeugung von Ulcus ventriculi durch 
Injektion von Streptokokken.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, 
Nr. 22, S. 1947—1950. 1913. 

Injiziert man Hunden intravenös stark virulente Streptokokken, so kann man 
dadurch Geschwüre im Magen und Duodenum erzeugen. Die Ulceration ist durch eine 
lokalisierte Infektion mit sekundärer Digestion bedingt. Das Geschwür ist gewöhn- 
lich vereinzelt, tief und hat eine ausgesprochene Tendenz zu Blutungen und zu Per- 


er AN 


foration. Da es gelungen ist, aus Streptokokken, die aus den Tonsillen gezüchtet wurden, 
Leschwüre zu erzeugen, so liegt die Annahme nahe, daß auch das menschliche Ulcus 
auf infektiöser Basis beruhe. Die Infektion der Magenschleimhaut erfolgt nicht, wie 
gewöhnlich angenommen wird, infolge Schluckens der Bakterien, sondern diese gelangen 
auf dem Wege der Blutbahn in den Magen und erzeugen bei genügend starker Virulenz 
cine lokalisierte Infektion. Roubntschek (Karlsbad). 
Myer, Jesse S.: Polyposis gastrica (polyadenoma). (Die Polypose des Magens 
|Polyadenom)). Journalofthe Americ. med. assoc. Bd.61, Nr. 22, S.1960— 1965. 1913. 
Die Diagnose wurde zufällig dadurch gestellt, daß im ausgeheberten Mageninhalte 
ein kleiner Polyp und in den Faeces ein großer Polyp gefunden wurde. Die Röntgen- 
untersuchung ergab ein ganz eigenartiges Bild. Die ganze rechte Magenhälfte sah wie 
gesprenkelt aus, der Wismutbrei schien überall durchgesickert zu sein, die Magengrenzen 
waren ganz unregelmäßig, so daß die Annahme einer malignen, das Magenlumen er- 
füllenden Neubildung, nahelag. Dieser Verdacht wurde durch die gleichzeitig anwesende 
Achylie gestützt. Dagegen sprach die überaus starke Schleimproduktion. Bei schweren 
akuten Blutungen mit Achylie und starker Schleimproduktion ist der Verdacht auf 
Poly pose des Magens gerechtfertigt. Die Ätiologie dieser Erkrankung ist wahrschein- 
lich in einer syphilitischen Gastritis zu suchen. Roubitschek (Karlsbad). 
Dünkeloh, Wilhelm: Das Ulcus duodeni. (Chirurg. Univ.- Klin., Leipzig.) 
Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 1, S. 174—182. 1913. 
Neben der Moynihanschen Trias kommt für die Ulcusdiagnose vor allem die 
Röntgenuntersuchung in Betracht. Für eine vollkommene Röntgendiagnose des Ulcus 
sind folgende positive Merkmale erforderlich: ptotischer Magen, verstärkte Antrum- 
peristaltik, offener Pylorus, rascher Übertritt von Mageninhalt ins Duodenum, Vor- 
handensein eines grauen Duodenalschattens neben dem tiefen Magenschatten, Rück- 
stände im Magen, röntgenpalpatorische Feststellung eines Schmerzpunktes am Duo- 
denum. Die Therapie des Ulcus ist in chronischen Fällen ble eine chirurgische. Die 
chirurgischen Methoden sind direkte und indirekte. Die erstere (Excision) wird selten 
ausgeübt, die letztere besteht entweder in einer Übernähung des Geschwüres oder in 
der Pylorusausschaltung nach Eiselsberg. Die Perforation muß innerhalb 12 bıs 
24 Stunden zur Operation gelangen, nach der 24. Stunde beträgt die Mortalität bereits 
50%, und über 40 Stunden hinaus scheinen alle Fälle zugrunde zu gehen. Das akute 
Geschwür ist konservativ mit hohen Dosen von Atropin subcutan und mit Einläufen 
von Calcium chloratum zu behandeln. Roubitschek (Karlsbad). 
Becker, Johannes: Über Darminvagination bei Kindern. Arch. f. klin. Chirurg. 
Bd. 102, H. 4, S. 1064—1076. 1913. 
Bericht über 12 Fälle aus der chirurg. Klinik in Halle. Unter den 4 akuten Fällen 
.(5 Monate—3/,3 Jahre) starben die 3, bei denen laparotomiert wurde, während der mit 
hohen Einläufen und exspektativ behandelte Fall zur Heilung kam. Unter den 8 chro- 
nischen Fällen, die sich über mehr als 5 Tage erstreckten, wurden 3 geheilt. Als Grund- 
satz gilt, die Invagination mit Resektion und nachfolgender Enteroanastomose zu be- 
handeln, wenn die Desinvagination nicht gelingt, oder wenn das Intussusceptum sıch 
als nicht mehr lebensfähig erweist. Je früher die primäre Operation ausgeführt wird, 
desto besser sind die Resultate. Bei Kindern unter einem Jahr ist jedenfalls die un- 
blutige Behandlung erst zu versuchen. Die im allgemeinen nicht sehr günstigen Re- 
sultate der operativen Maßnahmen mögen damit zusammenhängen, daß von den ein- 
geklemmten Darmpartien aus eine Intoxikation des Körpers erfolgt, die seine Wider- 
standskraft beeinträchtigt. Ibrahim (München). 
Hagmaier, Georg Otto: Über 560 Operationen akuter Appendicitis. Mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Todesfälle. (Städt. Krankenh., Heilbronn.) Beitr. z. 
klin. Chirurg. Bd. 87, H. 3, S. 631—640. 1913. 
Von Interesse für die interne Medizin ist vor allem die Tatsache, daß operative 
Eingriffe bei akuter Appendicitis solange eine günstige Prognose geben, als die Erkran- 


z di a 


kung auf den Wurmfortsatz beschränkt bleibt. Von 141 derartigen Fällen starb keiner, 
während von 242 Fällen, bei denen lokale peritonische Erscheinungen bestanden, 10, 
von 171 Fällen mit progredienter Peritonitis 45 Fälle einen tödlichen Ausgang nahmen. 
Der Verf. empfiehlt daher jeden auf Appendicitis verdächtigen Patienten unter Ver- 
hältnisse zu bringen, welche ein sofortiges chirurgisches Eingreifen möglich machen. 
Nachdrücklich wird vor dem Gebrauch von Abführmitteln gewarnt. In einigen Fällen 
septischer Allgemeinsektion bei Appendicitis hat Verf. 2%, Kollargol intravenös mit 
gutem Erfolge angewendet. Pringsheim (Breslau). 


Radliúski, Z.: Das Auftreten von Blut im Harn in einem Falle von Blinddarm- 
entzündung. Przeglad lekarski Bd. 52, Nr. 38, S. 505—506. 1913. (Polnisch.) 

Pat. hat einige akute Anfälle von Blinddarmentzündung überstanden, während 
jedes Anfalles trat 1—2 Tage lang Blut im Harne auf. Die nach einem solchen 
Anfalle ausgeführte Cysto- und Ureteroskopie zeigte normale Verhältnisse. Bei der 
Indigocarminprobe trat Farbstoff im Urin beiderseits nach 30 Minuten auf. Der 
von beiden Nieren gesammelte Harn zeigt normales Verhalten. Auch der Impf- 
versuch an Meerschweinchen fiel negativ aus. Nach einem letzten Anfall wurde Pat. 
operiert: typische Appendicitis, keine Verwachsungen des Wurmfortsatzes mit der 
Niere. Nach der Operation wieder Blut im Harn, 2 Tage andauernd. Verf. deutet 
das Auftreten von Blut im Harn bei Appendicitis als Folge eines toxisch-septischen 
Einflusses vom Darm aus und in dieser Weise sollen „per diapedesin‘‘ Blutungen in 
die Harnwege erfolgen. Sohn (Lemberg). 


Kirschner, Max: Zur Frage der Entstehung der Hämorrhoidalblutungen. 
(Jüd. Krankenh., Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 48. S. 2234-2237. 1913. 

In einem geeigneten operativen Fall von inneren und äußeren Hämorrhoiden 
wurden mikroskopische Untersuchungen vorgenommen. Die Entleerung hellroten 
Blutes braucht nicht ihre Ursache in dem Platzen von Arteriolen oder von Venen zu 
haben (im letzteren Falle bedingt die Beimengung von Luft die hellrote Farbe), sondern 
kann auch aus Blutextravasaten stammen, die durch die Epithelschicht ihren Weg 
nach außen gefunden haben. Die Zerreißung der oberflächlichen Deckschicht wird 
sowohl durch das Blutextravasat selbst, wie auch durch einen von außen wirkenden 
Reiz (Passage harter Kotmassen) bewirkt. Die therapeutische Beeinflussung der Deck- 
schicht mittels adstringierender Substanzen im Proktoskop ist deshalb in vielen Fällen 
innerer Hämorrhoiden notwendig zwecks Vermeidung stärkerer Blutungen. Schreuer. 


Leber und Gallenwege. 


Reschad, Hassan, und R. du Bois-Reymond: Zur Technik der Eckschen Fistel. 


Arch. f. Anat. u. Physiol., physiol. Abt., Jg. 1913, H. 3/4, S. 325—328. 1913. 
Statt der Eckschen Schere verwendeten Verff. erst einen Kupferdraht, der in späteren 
Versuchen durch einen Stahldraht, dessen Enden gehärtet waren, ersetzt wurde; endlich fanden 
sie als zweckmäßigsten Draht einen feinen Silberdraht, der in eine Darmnadel eingefädelt wird. 
Von 12 Versuchen, die ausgeführt wurden, fielen zwei vollkommen günstig aus, so daß mit 
Rücksicht darauf, daß 3 Versuche nur Probeexperimente und 2 Versuche durch unglückliche 
Zufälle gestört. waren, eine Mortalität von 60°% übrigbleibt. K. Glaessner (Wien). 
Chauffard, A.: Pathogénie de la lithiase biliaire. Rôle de I’hypercholestörin&mie. 
(Die Pathogenie der Gallensteinkrankheit. Die Rolle der Hyperchole- 
sterinä mie.) (Clin. méd. St. Antoine.) Presse med. Jg. 21, Nr. 93, S. 929—932. 1913. 
Zusammenfassung der Ergebnisse eigener Arbeiten und vorzüglich der seines 
Schülers Grigaut, nach dessen Methode der Cholesterinbestimmung die Untersuchun- 
gen ausgeführt sind: Festgestellt ist eine Hypercholesterinämie beim Ikteri- 
schen und Cholelithiasiskranken, ferner beim Typhuskranken und bei der 
schwangeren Frau. Bei Typhus besteht während der Fieberperiode Hyporchole- 
sterinämie, nach der Entfieberung entwickelt sich die Cholesterinämie, deren Kurve 
der Fieberkurve reziprok verläuft. Während der Schwangerschaft entwickelt sich 


u Ah. 


eine Cholesterinämie, die mit dem 7. Monat ihren Höhepunkt erreicht, nach vorüber- 
gehendem Abfall bei der Entbindung den Höhepunkt bis zum 10. Tage nach der Ent- 
bindung behält, um dann langsam abzufallen. Die Ursache ist beim Typhus und der 
Schwangerschaft eine Hypersekretion der Nebennieren, bei der letzteren auch des 
Corpus luteum. Beide Zustände, Typhus wie Schwangerschaft, disponieren sehr zur 
Gallensteinbildung. Hypercholesterinämie ist also eine der beständigen, pathogenen 
Bedingungen zur Cholelithiasis. Trotz großer Schwierigkeiten ist die Feststellung 
einige Male geglückt, daß der Hypercholesterinämie ein übergroßer Reichtum der 
Galle an Cholesterin entspreche bei der Schwangerschaft. Verf. unterscheidet exogenes, 
d. h. aus der Nahrung stammendes Cholesterin, welches in therapeutischer Hinsicht 
Aufmerksamkeit verlangt, und endogenes Cholesterin, das der Nebenniere und zeit- 
weise dem Corpus luteum entstammt. Aufgabe der Leber ist es, das Blutcholesterin in 
gesetzmäßiger Weise in die Galle auszuscheiden unter Aufrechthaltung eines bestimmten 
Cholesterinspiegels im Blute. Anscheinend wird das Cholesterin aber durch spezifische 
Tätigkeit der höchst spezifizierten Leberzelle nicht nur als Cholesterin ausgeschie- 
den, sondern hauptsächlich zu Cholalsäure umgewandelt und so der Galle zugleich als 
vorzügliches Lösungsmittel für Cholesterin mitgeteilt. Man findet nun bei Choleli- 
thiasiskranken eine auffallende Armut der Nebennieren an Cholesterin trotz 
der Cholesterinaerase. Es scheint also hier die Cholesterinämie eine Retentionser- 
scheinung zu sein. Es liegt eine Insuffizienz der Leberzellen vor, die nicht imstande 
sind, die normale Umwandlung des Cholesterins in Cholalsäure vorzunehmen, es 
vielmehr als solches in vermehrter Menge passieren läßt. Hypercholesterinämie und 
verminderte Bildung von Cholalsäure wären so zwei Folgeerscheinungen ein und der- 
selben Grundursache nämlich der mangelhaften Cholesterinelimination durch die 
Leber. Das Gallensteinleiden, beruht also in letzter Linie auf einer Störung der 
Leberzelle, auf einer spezifischen Leberinsuffizienz. Tollens (Kiel). 


Pankreas. 

Lifschütz, M.: Zur Frage der funktionellen Diagnostik der Pankreaserkran- 
kungen. Beiträge zur Lehre über die Verdauungsfunktion der Bakterien des Darmes. 
Arch. f. Verdauungs-Krankh. Bd. 19, H. 5, S. 562—605. 1913. 

Es besteht kein prinzipieller Unterschied in der Wirkung des Trypsins, Erepsins 
und einiger Bakterienfermente auf Eiweißstoffe; die einen wie die andern wirken auf 
native Eiweißstoffe, Erepsin jedoch bedeutend besser auf Peptone. Auf Eiereiweiß 
übt Erepsin keine Wirkung aus. Die Wirkung einiger Bakterien der Darmflora und 
ihrer Fermente ist wohl prinzipiell der Trypsinwirkung dem Casein gegenüber gleich, 
steht aber in der Intensität dem Trypsin bedeutend nach. Negativer Ausfall der 
Stuhlprüfung auf Caseinverdauung hat eine größere Bedeutung in der Diagnose einer 
Störung der Sekretionsfunktion als der positive Ausfall derselben. Neben dem pro- 
teolytischen Ferment sind auch die Diastasen zu untersuchen, während die Suche 
nach der Lipase keinen klinischen Wert besitzt. K. Glaessner (Wien). 


Kern, Tibor v., und Emmerich Wiener: Beiträge zur Diagnose und Therapie 
der funktionellen Pankreasachylie. (Z. med. Klin.. Univ. Budapest.) Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 39, Nr. 43, S. 2085—2086. 1913. 

Fall von Achylia gastrica und pancreatica. Von den Allgemeinsymptomen sind 
die subjektiven Beschwerden (Appetitlosigkeit, Druck im Magen) nicht charakteristisch. 
Objektiv ließen sich Abmagerung und unstillbare Diarrhöen nachweisen. Es bestand 
Kreatorrhöe und Steatorrhöe, im Stuhle fehlte Trypsin, ebenso nach Ölfrühstück im 
Magensaft, es bestand alimentäre Glykosurie. Durch systematische Pilocarpininjek- 
tionen konnte Sekretion des Pankreas angeregt werden. Die Pilocarpininjektionen 
(0,01 g) wurden 5—6 mal wöchentlich gegeben, daneben Acidolpepsin. Der therapeu- 
tische Effekt war ein guter; es scheint sich um funktionelle Achylia pancreatica zu 
handeln. K. Glaessner (Wien). 


=, 6 ze 


Marie, Pierre, et Guy Laroche: Forme h&maturique de la pancr&atite hömorra- 
gique. A propos d’un cas de pancröatite hömorragique avec nöphrite aigu& hematurigue. 
(Hämaturische Form einer hämorrhagischen Pankreatitis, d. h. ein Fall 
von hämorrhagischer Pankreatitis mit akuter hämorrhagischer Ne- 
phritis.) Arch. de med. exp. et d’anat. pathol. Bd. 25, Nr. 6, S. 682—692. 1913. 

Es handelte sich um einen 70jährigen fettsüchtigen Mann, der einen latenten Blasen- 
stein beherbergte, welcher ferner 6 Tage lang an Lumbalschmerzen litt und schließlich 
Hämaturie und Fieber zeigte. Es konnte auf Grund von Erythrocyten-, Leukocyten-, 
Cylinder- und Eiweißnachweis die Diagnose akute, hämorrhagische Nephritis gestellt 
werden; trotzdem zeigte der Patient keine Zeichen von Urämie. Anderseits mußte 
die Herzschwäche, absolute Obstipation, Gassperre, Intoxikationserscheinungen den 
Verdacht auf eine andere Ursache erwecken. Bei der Autopsie fand sich ein encystiertes 
Hämatom mit Knötchen einer Fettnekrose im Pankreas. Die Pankreatitis war die 
erste, die akute Nephritis die spätere Erkrankung. Es scheint, daß die akute hämorrha- 
gische Pankreatitis der Grundprozeß war, der als Komplikation eine akute Nephritis 
zur Folge hatte. Es dürften von der akuten Pankreasnekrose aus die Gifte resorbiert 
worden sein, welche die akute Nephritis im Gefolge hatten. K. Glaessner (Wien). 

Ricker, G.: Zu der Abhandlung von H. Seidel „Klinische und experimentelle 
Beiträge zur akuten Pankreasnekrose“ im 85. Bd. dieser Zeitschrift. Beitr. z. klin. 
Chirurg. Bd. 87, H. 3. S. 729—731. 1913. 

Eine Drucknekrose des Pankreasparenchyms, die Seidel in Betracht zieht, (vgl. 
dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 679) tritt durch die Gangunterbindung nicht auf. Die 
feinsten Ausführungsgänge und Drüsenschläuche sind beim Menschen und den Ver- 
suchstieren übereinstimmend gebaut, folglich die Einwände Seidels gegen die Über- 
tragung der Versuchsresultate vom Tiere auf den Menschen hinfällig. Eine Aktivierung 
des Zymogen ist zum Zustandekommen einer Nekrose nicht notwendig. Eine Salzlösung 
von der Konzentration und Zusammensetzung des Pankreassaftes kann Stase und 
Hämorrhagie bewirken. Trypsin und Lipase wirken nur, wenn vorher Stase avfge- 
treten ist. Der Einwand Knapes, daß es Fälle gibt, die geringe Blutung aber hoch- 
gradige Nekrose aufweisen, kann so zurückgewiesen werden, daß die Stase, nicht die 
Blutung das wesentliche ist. Seidel ist es nicht gelungen nachzuweisen, daß eine 
akute hämorrhagische Pankreasnekrose durch Eindringen von Duodenalinhalt in das 
Gangsystem ohne jede Läsion des Pankreas selbst entstehen kann. K.@laessner (Wien). 


Urogenital-System. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Veegelmann, S.: Niere und Nebenniere. (Pathol. Inst., Univ. Berlin.) Arch. f. 
exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 74, H. 3/4, S. 181—221. 1913. 

Der Verf. untersuchte das Blutserum von Kaninchen vor und nach verschiedenen, 
die Niere treffenden Eingriffen mit Hilfe des Laewen - Trendelenburgschen Frosch- 
präparates auf seinen Adrenalingehalt. Nach subcutaner Injektion von Uran- und 
Chromsalzen und von Kantharıdın konnte so meist nach ganz kurzer Zeit, spätestens 
nach drei Stunden, das Vorhandensein einer vasoconstrictorisch wirkenden Substanz, 
die dem normalen Kaninchenserum meist ganz fehlte, festgestellt werden. Intensive 
Kältereize führten fast momentan, Ureterunterbindung nach längerem Intervall zum 
Auftreten von Adrenalin im Serum, ebenso eine Quetschung der Niere. Die Nephro- 
pexie war unwirksam, die faradische Reizung der Niere war wirksam bei direkter 
Reizung, nicht aber bei Reizung durch die Bauchdecken. E. Neubauer (Wien). 

Ehrenberg, Rudolf: Experimentelle Beiträge zur Theorie der Harnsekretion. (Phy- 
stot. Inst., Univ. Göttingen.) Pflügers Arch. f. d. zes. Physiol. Bd.153, H.1-4.8.1-86.1913. 

Quellungsversuche mit einer Fülle von Einzelergebnissen, die im Original nach- 
gelesen werden müssen und die aussagen lassen, daß die Niere nicht wie der Muskel 
anfangs rein osmotisch funktioniert, um nach dem Absterben rein gelatineartig zu 
erscheinen, vielmehr von Anfang an ein Verhalten zeigt, das weder das eine, noch das 


= AT 


andere ist und die Vorstellung ermöglicht, daß die Nierenzelle in ihrer Permeabilität 
weitgehend variabel und durch die an sie herantretenden Stoffe beeinflußbar und in 
Ihrer Tätigkeit von ihnen abhängig ist. Hedinger (Baden-Baden). 


Spezielle Pathologie und Therapie: 
Eisner, Georg: Über die Beeinflussung der Nierenfunktionen des Menschen 


durch Kalksalze. (Städt. Krankenh. Moabit, Berlin.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. 
Bd. 112, H. 5/6, S. 442—475. 1913. 

DieMitteilungen von Wright und Ross, Renon, Hamburger und anderen über 
sünstige Beeinflussung der Albuminurie durch Caleiumsalze machefl es wünschenswert, 
eine sichere experimentelle Basis für die Einwirkung des Calciums auf die Nieren- 
funktion zu schaffen. Verf. untersuchte deshalb bei Gesunden und Nierenkranken 
vor und während der stomachalen Zufuhr von 6—15 g Calcium lacticum pro die Jod- 
Milchzucker-Kochsalz-Stickstoff-Wasser-Phenolsulfonphthalein- und Kalkausscheidung. 
Verf. kommt zu dem Resultat, daß die Calciummedikation fast ausnahmslos eine 
funktionelle Schädigung der Nieren herbeiführte. Verf. beobachtete bei einem Fall 
unter dem Einfluß des Calciums sogar Retention des eingeführten Stickstoffes. Der 
Umstand, daß die Eiweißausscheidung nach Kalkgaben zurückgehen, die Chlor- und 
Wasserelimination steigen kann, darf also noch nicht Veranlassung sein, den Kalk als 
Therapeuticum für Nierenkranke zu empfehlen. Die anhangsweise mitgeteilte Serie der 
gleichen Nierenfunktionsprüfungen bei einem Gicht- und Nierenkranken unter dem Ein- 
fluß des Atophans zeigt eine deutliche Hebung der Nierenfunktion. A. Heineke. 

Juliusburger, E.: Über die Beziehungen der multiplen Infarzierung der Niere 
zum klinischen Bild des Morbus Brightii. Dissertation: Breslau 1913. 

Bret, J., et Blanc-Perducet: La tuberculose rénale fermée à forme de mal 
de Bright. (Geschlossene Nierentuberkulose unter dem Bilde Bright- 
scher Nierenkrankheit.) Rev. de méd. Jg. 33, Nr. 11, S. 883—888. 1913. 

Verff. teilen 3 Fälle mit (einen selbstbeobachteten, 2 der Literatur), die klinisch 
als einfache Schrumpfnierenfälle imponierten mit allen typischen Zeichen dieser Af- 
fektion. Bei der Sektion wurde in allen 3 Fällen geschlossene, ausgedehnte Tuber- 
kulose der einen Niere mit chronisch nephritischen Veränderungen des restierenden 
Parenchyms und chronisch interstitielle Nephritis der anderen Niere gefunden. Bei 
einem 4. Fall (der Literatur), der klinisch gleichfalls als Schrumpfnierenfall diagnosti- 
zert wurde, bestanden in den Pyramiden beider Nieren geschlossene Käseherde bei 
Atrophie der Nierenrinde. In diesem Fall wies doppelseitige, dem Tierversuch nach, 
tuberkulöse Pleuritis und ein kalter Absceß in der Gegend des rechten Schlüsselbeins 
auf die Ätiologie hin. Verf. sind der Ansicht, daß die renale Tuberkulose zur Entwick- 
lung der Schrumpfniere Anlaß gegeben habe, obwohl es sich um ältere Individuen 
handelt (49, 57, 60 und 70 Jahre). Verff. besprechen die Pathologie und Pathogenese 
wie die Indikationsstellung zu operativer Therapie speziell bei einseitiger geschlossener 
Nierentuberkulose. Sie treten auf Grund der geäußerten Anschauung für die operative 
Entfernung der betreffenden Niere auch in solchen Fällen ein, bei denen die Käse- 
massen seit langem abgekapselt, klinisch nicht mehr in Erscheinung getreten sind. Die 
Entfernung der kranken Niere muß geschehen, bevor toxische oder bakterielle Noxen 
zur Entwicklung chronischer interstitieller Veränderungen auch der zweiten Niere 
geführt haben. A. Heineke (Badenweiler). 

Boetzel, Erhard: Experimentelle Untersuchungen überdie Hydronephrose. (Pathol. 
Inst., Heidelberg.) Beitr. z. pathol. Anat.u.z.allg. Pathol. Bd. 57, H.2, S.294—313. 1913. 

Gross und Wieszeniewski haben die Morphologie der Nierenzelle mittels 
vitaler Tolidinblaufärbung bei akuter Schädigung untersucht und je nach dem Grade 
der Vergiftung verschiedene Zellbilder festgestellt. Die Untersuchungen der Verf. 
bezweckten, das Verhalten der Nierenzellen chronischer Schädigung durch Hydro- 
nephrose gegenüber kennen zu lernen. Es seien hier die Hauptresultate wiedergegeben, 
deren Begründung durch morphologische Details in der Originalarbeit nachgesehen 


— 48 — 


werden muß. 6 Tage nach Ureterenligatur verliert die Niere des Kaninchens die Fähig- 
keit, den Farbstoff auszuscheiden, nach 1 Monat speichern die tubuli-contorti-Zellen 
den Farbstoff nicht mehr. Länger — bis4 Monate — dauernde Ligatur läßt die Kanälchen- 
epithelien in Atrophie, dann in Nekrose übergehen. Löst man die Ureterenunterbindung 
nach 1 Monat, so scheidet die Niere den Farbstoff sofort wieder aus, die Zellgranula 
färbt sich und die Vitalfärbung läßt keine Zellschädigung erkennen. A. Heineke. 

Meyer, Erich: Über den gegenwärtigen Stand der Pathologie und Therapie des 
Diabetes insipidus. Samml. zwangl. Abh. a. d. Geb. d. Verdauungs- u. Stoffw.- 
Krankh. Bd. 5, H.2, S. 5-58. 1913. 

Die Bedeutung der Arbeit liegt darin, daB sie zeigt, wie gerade das Studium des 
Diabetes insipidus geeignet ist, Fragen des Stoffwechsels, der Lehre von der inneren 
Sekretion und der Beziehungen beider zum Nervensystem anzuregen. Die Unter- 
scheidung, ob Polydipsie oder Polyurie das Primäre, ist für die Abgrenzung der Krank- 
heit immer noch von entscheidender Bedeutung. Gewisse Polyurien beruhen zweifellos 
auf primärer Polydipsie und haben mit dem Diabetes insipidus nichts zu tun. Schon 
durch genaue Beobachtung der Urinausscheidung läßt sich hier, wie an einem besonders 
lehrreichen Falle gezeigt wird. eine etwa vorhandene Täuschung nachweisen und die 
Polyurie als Folge der abnorm großen Flüssigkeitszufuhr erkennen. Die Funktions- 
fähigkeit der Nieren ist in solchen Fällen normal, die Untersuchung der Blutkonzen- 
tration kann wie beim Normalen nach längere Zeit fortgesetzter Aufnahme großer 
Flüssigkeitsmengen statt der zu erwartenden Blutverdünnung eine Bluteindickung 
ergeben. Demgegenüber erweist sich die Polyurie des Diabetes insipidus als eine prı- 
märe und die Konzentrationsfähigkeit der Niere in mehr oder weniger hohem Grade 
herabgesetzt. Gestützt wird diese Auffassung durch die Ergebnisse des Tierexperi- 
mentes, aus dem einmal hervorgeht, daß durch Beeinflussung vom Nervensystem aus 
primäre Polyurien und Änderungen in der chemischen Beschaffenheit des Urins auf- 
treten können; andererseits kommt es in gewissen Stadien experimenteller Nieren- 
vergiftungen zu funktionellen Reizzuständen der Niere, bei welchen deren osmotische 
Gesamtleistung ganz im Sinne des Diabetes insipidus herabgesetzt sein kann. Die 
Beobachtungen über Erkrankungen der Hypophyse bei einigen Fällen von Diabetes 
insipidus lassen noch nicht mit Sicherheit erkennen, ob auch hier eine nervöse oder 


eine glanduläre Ätiologie vorliegt. 

Bei einem Falle dieser Art, dessen Krankengeschichte ausführlich wiedergegeben wird, 
bestand bei ophthalmologisch und röntgenologisch nachgewiesener Hypophysisveränderung 
außer der primären Insipiduspolyurie mit Konzentrationsstörung der Niere, Dystrophia adipo- 
sogenitalis, nıyxödematöse Hautveränderung und Anhidrosis. Die Wasserausscheidung zeigte 
ala Besonderheit eine orthotische Störung, insofern als eine erhöhte Flüssigkeitsmenge nur bei 
Bettmihe vollständig ausgeschieden wurde, während sonst unter Ödembildung teilweise Reten- 
tion eintrat. Die Blutkonzentration war hier im Gegensatz zu den Fällen von Polydipsie normal. 

Die neueren Arbeiten über den Diabetes insipidus erfahren eine eingehende kri- 
tische Würdigung. Ihre Ergebnisse weisen zusammen mit denen der eigenen Unter- 
suchungen des Verf. darauf hin, daß für die weitere Klärung des eigenartigen Krank- 
heitsbildes eine tiefere Kenntnis der Physiologie und Pathologie des Wasserwechsels 
unerläßlich ıst. Der Praktiker findet alles Wesentliche über Diagnose, Prognose und 
Therapie der Krankheit angegeben. Jungmann (Straßburg-Els.). 


Blut und blutbildende Organe. 
Allgemeine Morphologie, Physiologie, Methodik: 


Pappenheim, A.: Über die Natur der einkernigen Iymphoiden Zellformen in 
den entzündlichen Exsudaten seröser Höhlen, speziell des Peritoneums beim Meer- 
sehweinchen. (ZI. med. Klin., Berlin.) Zentralbl. f. allg. Pathol. u. pathol. Anat. 
Bd. 24, Nr. 22, S. 997—1003. 1913. 

Um über die Natur der einkernizen Ivmphoiden Zellformen in den entzündlichen 
Exsudaten seröser Höhlen Aufklärung zu bekommen, speziell um ihre histogene oder 
hämatogene Abkunft zu eruieren, hat Verf. Meerschweinchen mit Carmin behandelt 


— 49) — 


und dann ein lymphoidzelliges Exsudat in der Bauchhöhle erzeugt. Die großen 
monocytoiden Elemente dieses Exsudates erwiesen sich als hochgradig carmin- 
gespeichert, müssen also im Sinne von Aschoff für histogene Elemente erklärt werden. 
Auch nach Thoriumvergiftung konnte der gleiche Befund erhoben werden, wodurch 
bewiesen wird, daß diese Elemente nicht aus dem Blut ausgewanderte Zellen sein können, 
da sich im Blut keine Leukocyten mehr fanden. Auch die kleinen Lymphocyten des 
Exsudates waren carmingespeichert. Es ist zu hoffen, daß die Lehre von der lokalen 
entzündlichen Gewebszellenbildung durch die Methode der vitalen Carminfärbung 
eine erhebliche Förderung erfahren wird. H. Hirschfeld (Berlin). 

Pappenheim, A.: Einige Worte über Histiocyten, Splenocyten und Monoeyten. 
(Im Ansehluß an die Mitteilung von Geh.-Rat Aschoff in Folia haematologiea 
Arch. Bd. 15.) Folia haematol. Arch. Bd. 16, H. 1, S. 1—48. 1913. 

Verf. erörtert an der Hand der jüngsten Mitteilungen Aschoffs (vgl. dieses 
Zentralblatt Bd. 7, S. 265) so ziemlich alle denkbaren cytogenetischen Beziehungen, 
die zwischen Histiocyten. Splenocyten und Monocyten, sowie den übrigen farblosen 
Elementen möglich sind. Er vermutet, daß die normalen Blutmonocyten nicht aus 
den eigentlichen Blutbildungsorganen, sondern aus dem ubiquitären Bindegewebe 
abstammen. Er berichtet dann über die Ergebnisse einiger Tierversuche mit der 
“arminspeicherung. Niemals fand er im peripheren Blut Zellen, die Carmin aufge- 
nommen hatten. H. Hirschfeld (Berlin). 

Ruffo, Albino: Le cellule granulose (Mastzellen) nel coniglio.. (Die Mast- 
zellen des Kaninchens.) (Istit. di patol. chirurg. dimostr. e di clin. chirurg. 
propedeut., univ., Padova.) Gazz. internaz. di med.-chirurg.-ig. Jg. 1913, Nr. 43, 
S. 1016—1019. 1913. 

Nach der Methode von Westphal und der Fuchsinfärbung nach Ruffo gelingt 
es Verf. auch beim Kaninchen Mastzellen nachzuweisen, die er als eine Varietät der 
Klosmatocyten auffaßt und denen er eine besondere Bedeutung für den Biochemismus 
der Gewebe zuschreibt. Joannovics (Wien). 

Dunzelt, Hans: Die Differentialauszählung der weißen Blutkörperchen in der 
Zählkammer. (II. med. Klin., München.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 47, 
S. 2616—2618. 1913. 


Eine sichere und nahezu vollkommene Differenzierung aller, auch der pathologischen 
weißen Blutkörperchen in der Zählkammer ermöglicht eine Färbung mit folgenden Lösungen: 
Stammlösung A: Methylenblau (medicinale Höchst) 0,08 g. Aq. dest. od. 50,00 g. Filtra! 
Stammlösung B: lproz. wässerige Eosinlösung (Eosin extra 4 B Hoechst) 5,0 g; Aceton pur. 
medicinale 30,0 g, Aq. dest. ad. 100,0. Filtra! 20 cem der Lösung A werden dem mit 40 cem 
der Lösung B vermischt, gut durchschüttelt und nochmals filtriert. Filtrat in dunkler Flasche 
aufbewahrt, hält sich einige Wochen. Aufsaugen der Pipette in der gewöhnlichen Weise, dann 
1—2 Minuten lang schütteln, zählen am besten in der Neubauerschen Kammer. Exakte Zu- 
sammensetzung der Lösung unerläßlich. — Lymphocyten: dunkelblaue Kugeln ev. mit blaß- 
blauem Hof. Große Mononucleäre weniger intensiv blau durch ihre Größe erkenntlich. Neutro- 
philie tiefblauer typischer Kern, Granula fein grau, staubförmig; Eosinophile hellblauer meist 
schlecht sichtbarer Kern, leuchtende rote Granula, Mastzellen oft schwierig zu identifizieren, 
Granula braunblau, oft eigenartig glänzend, in andern Fällen ohne Granula mit Vakuolenbildung. 
Myelocyten und Myeloblasten gut kenntlich am Kern, auch die kernhaltigen Erythrocyten be- 
sonders Megaloblasten leicht zu erkennen. Schlecht (Kiel). 


Veraguth, 0., und R. Seyderhelm: Über raschwirkende Beeinflussung ab- 
normer Leukocytenbilder durch ein neues Verfahren. Mitteilg. 2. (Privat-Laborat. 
v. Dr. Veraguth, Kurh. Rigi-Kaltbad u. Zürich.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, 
Nr. 48, S. 2664—2666. 1913. 

Im Anschluß an die in der ersten Mitteilung angegebenen Beobachtungen über den 
Einfluß des elektrischen Schwachstromes auf pathologische Leukocytenbilder (vgl. dieses 
Zentralblatt Bd. 8,S. 333) werden jetzt Reagenzglasversuche mitgeteilt, welche die Beant- 
wortung der Frage erstreben, inwieweit sich in vitro eine morphologische Umwandlung 
weißer Blutzellen, resp. deren Vorstufen durch den elektrischen Sehwachstrom erzeugen 
läßt. Methodisch wurde so vorgegangen, daß Blutstropfen in menschlichem Serum, 1 proz. 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 4 


za BO s 


und 0,6- proz. ClNa-Lösung in einem desinfizierten Glase aufgefangen und im Wasserbade 
bei 38 bis 39° C in mäßiger Schüttelbewegung gehalten wurden. In das zur Aufnahme der 
Blutmischung bestimmte Gefäß tauchten 2 breitgeschlagene Kupferdrähte als Elektroden 
ein, die den Strom von 1—4 Leclancheelementen zu je 1,2 Volt vermittelten. In den 
angeführten Versuchen schwankte die Spannung zwischen 2,4—4,8 Volt, die Intensität 
zwischen 0,6 und 2,0 M.-A. und die Zeit zwischen 2 und 13 Minuten. Sowohl in nor- 
malem wie beträchtlich stärker in leukämischem Blut zeigten sich die weißen Blutelemente 
verändert. Die Lymphocyten wiesen außer gelegentlichen kleinen Vakuolen im Kern 
und Protoplasma keine erkennbaren Veränderungen auf. Das Protoplasma der (ver- 
größerten) Myelocyten war oft gequollen und mit großen Vakuolen durchsetzt, auch 
der Kern wies häufig zahlreiche kleine Vakuolen auf. Die Kerne selbst waren in der 
Struktur verändert, von ringförmiger Gestalt, mit tiefen Einziehungen versehen, oder 
langgestreckt (polymorphkernig) bei Zellen von Myeloblastenhabitus. Auch zwei völlig 
getrennte Kernteile in einer Zelle wurden gesehen. Die polymorphkernigen Leuko- 
cyten zeigten ebenfalls Protoplasmavakuolisierung und stärkere Kernfragmentierung. 
Bei eosinophilen Zellen waren der Zelleib und der teils runde, teils gelappte Kern be- 
trächtlich vergrößert. Werner Schultz (Charlottenburg-Westend). 


Pathologie und Therapie. 
Eigentliche Blutkrankheiten: 


Schüpbach, A.: Über perniziöse Anämie in Schwangerschaft und Wochenbett. 
(Inselspit., Bern.) Kortesp.-Bl. f. schweiz. Arzte Jg. 43, Nr. 47, S. 1535—1541. 1913. 

Mitteilung zweier Fälle. Der erste verdient besonderes Interesse, weil infolge der 
anfänglich gestellten Fehldiagnose Nephritis statt Anaemia perniciosa die Frühgeburt 
zu spät eingeleitet wurde und der Exitus eintrat. Die Sektion ergab bezüglich des 
Foetus eine gute Entwicklung der fötalen Organe, Blutreichtum und Fehlen von 
Hämosiderose. Es ergibt sich daraus die Tatsache, daß der Foetus keinen Anteil hat 
an der schweren Erkrankung der Mutter. Die Kenntnis dieser Tatsache kann in gewissen 
Fällen von ausschlaggebender Bedeutung für die Indikationsstellung werden. Schlecht. 

Huber: Über den Einfluß der Milzexstirpation bei perniziöser Anämie. (Auguste- 
Victoria - Krankenh., Berlin- Schöneberg.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 47, 
S. 2179—2180. 1913. 

34jährige Frau, die vor 4 Jahren Lues durchgemacht, kommt in desolatem Zustande 
in die Behandlung: 15—20% Hämoglobin, 1,000 000 Erythrocyten. Blutbild typisch 
perniziös-anämisch. 32—34% "Lymphocyten. Zunächst Behandlung mit intraglutaealen Blut- 
injektionen. Besserung nach 3—4 Wochen: 26°, Hämoglobin und 1395000 Erythrocyten. 
Dann wieder Verschlechterung und nun Milzexstirpation. Milz auf das 3fache Volumen ge- 
schwollen, strotzend blutreich. Resistenz der Erythrocyten am Milzvenenblut normal. Mikro- 
skopisch hochgradige myeloide Umwandlung der Pulpa, zahlreiche Myelocyten, eosinophile 
Leukocyten (die im peripheren Blut fehlten), kernhaltige Erythrocyten. Nach der Operation 
auffallende Besserung. Nach 5 Wochen Hämoglobin 50°, Erythrocyten — 2,5 Millionen. 
Dann aber leichte Verschlimmerung, die jetzt durch Blutinjektionen auf einer Höhe von 
439%, Hämoglobin und 1,9 Millionen Erythrocyten zum Stillstand gekommen ist. Von einer 
Heilung kann kann also noch keine Rede sein. Blutbild nach der Operation: Unmittelbar nach- 
her neutrophile Leukocytose (bis 27 500). Allmählich wieder Anstieg der Lymphocyten von 
21 auf 43—47% und Auftreten von Eosinophilen bis 4—5°,,. Sofort nach der Operation 
schr zahlreiche kernhaltige Erythrocyten (30—47 auf 100 Weiße, stets einige Megaloblasten). 
Massenhaft Jollykörper. 

Mit der Wegnahme der Milz ist nicht die Krankheitsursache, sondern nur ein Teil- 
faktor (gesteigerte Hämolyse) entfernt. Der zweite Faktor, die Knochenmarks- 
erkrankung bleibt bestehen. Die Milzexstirpation ist indiziert, wenn alle anderen Be- 
handlungsmethoden versagen. Schlecht (Kiel). 

Cantieri, Collatino: Über die Cholesterinbehandlung eines Falles von Anaemia 
splenica des Kindesalters. (Pädiatr. Klin., Univ. Stena.) Wien. klin. Wochenschr. 
Jg. 26, Nr. 48, S. 1976—1979. 1913. 

11 Monate altes Kind, hereditär nicht belastet, das sich bei Brustnahrung anfänglich 
gut entwickelte. Im Alter von 9 Monaten stellte sich allmählich eine auffallende Blässe 


as A 


ein, zugleich vergrößerte sich das Abdomen. In den letzten Tagen vor Spitaleintritt 
Temperatur etwas erhöht, Objektiver Befund : Skelett normal, keine Ödeme; auffallende 
Blässe; Milz und Leber etwas vergrößert. Wassermann negativ. Urin o. B. Hämo- 
globin 20%, Erythrocyten 1 800 000, Leukocyten 4 800 (neutrophile 37,5%, eosino- 
phile 1,4%, große Mononucleäre und Übergangsformen 4,5%, Lymphocyten 55,6%); 
Aniso- und Poikilocytose, geringe Polychromatophilie, vereinzelte Normo- und Megalo- 
blasten. Therapie: Injektionen von ,Coleolo Serono“ (Olein- und Palmitinester des 
Cholesterins in Mandelöl gelöst), anfänglich alle 2 Tage, später täglich in der Menge von 
0,05 g. Blutbefund 34 Tage nach Einleitung der Cholesterinbehandlung: Hämoglobin 
80%, Erythrocyten 4 750 000 Leukocyten 8800. Auch in der Folgezeit zeigte sich weder 
im klinischen noch im hämatologischen Befund eine Neigung zur Verschlimmerung. — 
Zum Schluß erörtert Verf. noch kurz die Differentialdiagnose zwischen Leishmannia- 
anämie, Anaemia splenica und Anaemia pseudoleucaemica infantum. Roth (Zürich). 


Zamorani, Vittore: Contributo allo studio clinico ed istologico della linfogra- 
nulomatosi. (Beitrag zum klinischen und histologischen Studium der 
Lymphogranulomatosis.) (Arcisped. di S. Anna, Ferrara.) Riv. veneta di 
scienze med. Bd. 59, Nr. 8, S. 337—360. 1913. 

Verf. beobachtete 2 Fälle von Hodgkinscher Erkrankung, die beide einen sehr 
rapiden Verlauf nahmen. In vielen Drüsen fand man in dem ersten Falle histologisch 
eine starke Hyperplasie und völlig veränderte Struktur. In einzelnen Drüsen war eine 
starke granulomatöse Vermehrung der Zellen zu finden, die in manchen das Aussehen 
eines richtigen Tuberkels hatte. In der Milz war das Bindegewebe stark vermehrt; 
aber auch an einzelnen Stellen fand sich Zellenhäufung ähnlich wie bei der Leukämie. 
Eine gewisse Analogie mit Leukämie war auch im Knochenmark zu finden, wo Myelo- 
cythen, eosinophile Zellen und Myeloblasten vermehrt waren. Das Blutbild entsprach 
jedoch diesem Befunde nicht. Tuberkulinreaktion war negativ, was bei der allgemeinen 
Prostration der Patientin nicht zu vermuten ist. Im zweiten Falle fehlten diese Ver- 
änderungen in Milz und Knochenmark, und es war nur eine granulomatöse Veränderung 
ın den Lymphdrüsen zu konstatieren. Impfversuche mit Material aus Drüsen, die 
Tuberkelcharakter hatten, fielen negativ aus. Baldes (Frankfurt a.M.). 


Aubertin, Ch., et J. Gaillard: Transformation d’une leucömie myeloide chro- 
nique en leucémie aiguë à myéloblastes. (A propos du procès-verbal.) (Über- 
gang einer chronischen myeloiden Leukämie in eine akute Myelo- 
blastenleukämie.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 29, 
Nr. 34, S. 606—609. 1913. 

Aubertin und Gaillard beobachteten bei einer typischen myeloischen Leukämie 
die bis zum Juni des Jahres 1911 mit Röntgenstrahlen behandelt worden war, und 
bei der letzten Untersuchung 175000 Leukocyten hatte, ohne eine Änderung des Mi- 
schungsverhältnisses gegenüber früher zu bekunden, im September des gleichen Jahres 
eine fieberhafte Affektion, die im Laufe von 6 Wochen zum Tode führte. 8 Tage vor 
dem Tode zeigte eine Blutuntersuchung, daß sich das Blutbild einer Myeloblasten- 
leukämie ausgebildet hatte. Die fieberhafte Erkrankung war keine hinzugetretene 
Komplikation, sondern offenbar durch die Grundkrankheit bedingt. H. Hirschfeld. 


Béclère und Henri Béclère: Die radiotherapeutische Behandlung der Leuk- 
ämie. Strahlentherapie Bd. 3, H. 2, S. 553—560. 1913. 

Bericht über 110 bestrahlte Leukämien, darunter 12 lymphatische, 93 myeloide 
und 5 akute Leukämien. 

1. Lymphatische Leukämie. In allen Fällen sehr deutlicher Einfluß der Radiotherapie 
Bei einem Patienten Besserung bis zu 5 Jahren anhaltend. — 2. Myeloide Leukämie. Diese 
ist wie die Statistik zeigt bei weitem häufiger als die lymphatische Form. Die Technik bestand 
hauptsächlich in Milzbe »strahlung, Bestrahlung des Knochenmarks ergab niemals so überzeu- 
gende und rapide Erfolge wie die Milzbestrahlung. Jeweilige Dosis 4 H, 1 mm Filter und 
Härte 8—9 Benoist. Felderbestrahlung (Einze feld 8—10 cm Länge), W iederbestrahlung in 
2—3 Wochen. Alle Fälle reagierten gut auf die Behandlung, aber in allen Fällen waren, selbst 

4* 


wenn jede Krankheitserscheinung geschwunden war, im Blut einzelne seltene Myelocyten 
zu finden, ein Beweis dafür, daß die Therapie nur eine symptomatische ist. Auch die Verff. 
sahen zuletzt Versagen der Therapie und die gefürchteten Myeloblastenleukämien. In einem 
Fall mit 340 000 Leukocyten (Milztumor) ergab das qualitative Blutbild keine Myelocyten aber 
94%, Polynucleäre. Der Patient wurde wie ein Leukämiker mit gutem Erfolg behandelt. — 

3. 8 Fälle von akuter Leukämie blieben durch die Radiotherapie unbeeinflußt. Schlecht (Kiel). 


Renon, L., Degrais und L. Dreyfus: Radiumiherapie der myeloiden Leukämie. 
(17. internat. med. Kongr., London, 6.—12. VIII. 1913.) Strahlentherapie Bd. 3, 
H. 2, S. 551—552. 1913. 

Verff. sahen in 4 Fällen von myeloider Leukämie, die durch Röntgen- und Benzol- 
therapie nicht recht gefördert wurden, und bei einem fünften, nicht vorbehandelten 
Kranken eine ganz auffallend starke und besonders schnelle Besserung nach Radium- 
bestrahlung in massiver Dosis (30—33cg Radiumsulfat 24—48! auf 500—600 qem Ober- 
fläche verteilt, 2 mm-Bleifilter; 3—4 Sitzungen). Doch kam es nach 2—18 Monaten zu 
erneuter Verschlimmerung, die durch Radium nicht mehr gleich gut zu beeinflussen 
war. Verff. schlagen vor, durch geeignete Kombination von Röntgen-, Radium- und 
Benzoltherapie dauernde Heilung anzustreben. O. Hesse (Berlin). 

Krokiewiez, Antoni: Die Benzol-Behandlung der Leukämie. (St. Lazar.-Sp. 
in Krakau.) Przegląd lekarski Jg. 52, No. 45, S. 582—584 u. No. 46, S. 600—604. 
1913. (Polnisch.) 

In keinem der beiden Fälle von myel. Leukämie ist trotz des Gebrauches von 
126 und 206 g Benzol — abgesehen von einer vorübergehenden Verkleinerung der Milz 
um 6cm in einem Falle — ein nennenswerter Erfolg durch die Medikation zu ver- 
zeichnen. Reichenstein (Lemberg). 

Herxheimer, G.: Über die Lymphoblasten- (großzellig lymphatische) und 
Myeloblastenleukämie. Zugleich ein Beitrag zu den typhusartigen Veränderungen 
bei dieser. (Städt. Krankenh., Wiesbaden.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 45, 
S. 2506—2510 u. Nr. 46, S. 2573—2578. 1913. 

Herxheimer gibt zunächst einen kurzen Überblick über die Frage nach dem 
Wesen und der Genese der einzelnen farblosen Blutzellen. Nach den jetzigen Kennt- 
nissen ist die dualistische Lehre am besten fundiert. Die lange Zeit in ihrem Wesen 
viel umstrittenen mononucleären, großen und granulafreien Zellen gehören teils der 
Reihe der Lymphocyten, teils der Reihe der Granulocyten an; sie sind also entweder 
Lymphoblasten oder Myeloblasten; die Diagnose wird gesichert durch den Ausfall 
der Oxydasereaktion. Von großer Bedeutung waren diese Fragen für die akuten 
Leukämien, von denen man bis vor kurzem nur die akut lymphatischen kannte; in 
den letzten Jahren sind aber eine ganze Reihe sicherer myeloischer Leukämien (Myelo- 
blastenleukämien) mit ganz akutem Verlaufe bekannt geworden; es scheint sogar, 
als ob diese besonders akut verliefen, während die lymphatischen Leukämien mehr einen 
subakuten Charakter zeigten. — Darauf bespricht Verf. 4 eigens untersuchte Fälle 
von akuter Leukämie. 

Der erste Fall war eine Lymphoblastenleukämie bei einem 53/, jährigen Kinde., bei dem sich 
im Gesicht und am Hals beiderseits tumorartige Wucherungen befanden. Mikroskopisch bestanden 
diese aus massenhaften Anhäufungen von Lymphoblasten, die auch in sehr großer Zahl sich in 
den Follikeln der Lymphdrüsen fanden, so daß deren Struktur nicht mehr zu erkennen war. — 
Fall 2—-4 waren Myeloblastenleukämien mit je einem besonderen, auffallenden Befunde. Bei 
dem 1. Fall, einem Mann, der viele Jahre an einer Polyeythämie litt, traten kurz vor dem Tode 
massenhaft Myeloblasten im Blute auf; bei der Sektion fand sich ein enormer Milztumor; die 
Milz und das Knochenmark bestanden fast ausschließlich aus Mveloblasten. — Im 2. Falle 
handelte es sich um eine 62jährige Frau. die akut unter influenzaartigen Erscheinungen er- 
krankte, bei der die Blutuntersuchung aber eine akute Leukämie ergab. Die Obduktion bestä- 
tirte die klinische Diagnose; es fanden sich die typischen Veränderungen der Myeloblasten- 
leukinie: daneben aber wies das lleum massige geschwollene und nekrotische Partien wie beim 
Typhus abdom. auf; die bakteriologische Untersuchung stellte jedoch Kolibacillen als Ursache 
für diese Veränderungen fest. — Im Anschluß daran erörtert Verf. nun eingehend die Bedeutung 
von akuter Leukämie und bakterieller Infektion; er bespricht die in der Literatur bekannten 
Fälle, und kommt zu dem Schlusse, daß bei akuten Leukämien alle zufällig im Darm vorhan- 
denen Bakterien hier sekundär ihre Wirkung entfalten und Bilder hervorrufen, die an typische 


— 53 — 


akute Infektionskrankheiten erinnern können. — Als 3. Fall wird nur ganz kurg mitgeteilt 
der Sektionsbefund bei einem l16jährigen Knaben, bei dem zunächst eine chronisch lympha- 
tische Leukämie bestand, zu der dann akut eine Myeloblastenleukämie hinzutrat; das Blut, so- 
wie Milz, Lymphdrüsen und Knochenmark enthielten sowohl Lymphocyten in sehr großen 
Mengen, daneben aber auch noch reichlich Myeloblasten. Dunzelt (München). 


Sisto, P.: Sull’azione del torio X nelle malattie del sangue. (Über die Wirkung 
des Thorium X bei Blutkrankheiten.) (Istit. di patol. spec. med. e di clin. med. 
propedeut., uniw., Torino.) Boll. delle clin. Jg. 30, Nr. 10, S. 433—440. 1913. 

Die Behandlung von drei Fällen von myeloider Leukämie und von vier Fällen 
von progressiver, perniziöser Anämie mit intravenösen Injektionen von Thorium X in 
wässeriger Lösung führt Verf. zu dem Schlusse, daß diese Medikation der Therapie 
mit Röntgenstrahlen nicht überlegen ist, da mit diesen konstantere Wirkungen auch in 
Fällen erzielt werden, bei welchen die Thoriumbehandlung versagt. Thorium X beeinflußt 
nur vorübergehend den Blutbefund günstig, nicht aber die Krankheit selbst. Jounnorics. 

Lindbom, Oskar: Klinische und serologische Studien bei einem Falle von 
paroxysmaler Kältehämoglobinurie. (Sabbatsbergs-Krankenh., Stockholm.) Zeitschr. 
f. klin. Med. Bd. 79, H. 1/2, S. 147—176. 1913. 

Nach einer ausführlichen Zusammenstellung der umfangreichen Literatur über 
paroxysmale Hämoglobinurie, wobei besonders die serologischen Fragen berücksichtigt 
werden, beschreibt Verf. einen typischen Fall dieser Erkrankung, an dem er zahlreiche 
klinische und serologische Untersuchungen anstellen konnte. Er kommt dabei im wesent- 
lichen zu einer Bestätigung der Befunde von Meyer und Emmerich; so fand er regel- 
mäßig die typische Veränderung im Blutbild (Lymphocytensturz im Anfall und Ver- 
schwinden der eosinophilen Leukocyten), auch konnte er die Blutdrucksteigerung 
zu Beginn des Anfalls gleich nach der Abkühlung beobachten, sowie das Sinken während 
des Fiebers. Die Resistenz der roten Blutkörperchen beim Hämoglobinuriker wurde 
nur gegen Temperaturschwankungen und hypotonische Salzlösungen geprüft und da- 
bei keine Abweichung von der Norm konstatiert. Da Cholesterin in vitro eine Hem- 
mung der Hämolyse hervorruft, so wurden im vorliegenden Fall auch therapeutische 
Versuche angestellt: 6 intramuskuläre Injektionen von 0,5 g Cholesterin in einer 
lÜproz. Emulsion in physiologischer Kochsalzlösung (nach Pringsheim). Dieselbe 
Kälteeinwirkung, die vorher zu einem typischen Anfall geführt hatte, löste jetzt 
nur noch einen frustranen Anfall aus; dagegen zeigte das Blutbild dieselben Verände- 
rungen wie im typischen Anfall. Die Wassermannsche Reaktion, die vorher stark 
positiv war, wie bei den meisten paroxysmalen Hämoglobinurikern, fiel nach der 
Cholesterinbehandlung negativ aus. Vielleicht läßt sich durch größere Cholesterin- 
dosen ein vollständiger Heileffekt erzielen. Emmerich (Kiel). 
Symptomatische Blutveränderungen: 

Hazen, H. H.: The leucocytes in syphilis. (Die Leukocyten bei Syphilis.) 
(Freedmen’s hosp. a. John Hopkin’s hosp.) Journal of cut. dis. Bd. 31, Nr. 9, S. 618 
bis 633 u. Nr. 10, S. 739—750. 1913. 

Hazen hat sehr eingehend das Verhalten der Leukocyten bei der Syphilis an im 
vanzen 125 Fällen studiert. In unbehandelten sekundären Fällen hat er eine leichte 
Leukocytose mit relativer Vermehrung der Leukocyten festgestellt, unter der Behandlung 
mit spezifischen Mitteln sinkt die Gsamtzahl der Leukocyten, die relative Menge der Lym- 
phocyten steigt etwas, his 65%. Bei tertiärer Syphilis findet man selten eine Leukocyten- 
vermehrung, das Prozentverhältnis ist meistens normal. Starke Drüsenschwellungen 
bedingen keineswegs eine besondere Vermehrung der Lymphocyten. Schwere Fälle 
sekundärer Syphilis zeigen höhere Leukocytose. Eosinophilie bei einer Hauteruption 
spricht gegen die syphilitische Natur derselben. H. Hirschfeld (Berlin). 

Heineke, H.: Wie verhalten sich die blutbildenden Organe bei der modernen 
Tiefenbestrahlung? (Chirurg. Univ.- Poliklin., Leipzig.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 60, Nr. 48, S. 2657—2659. 1913. 

Die Erweiterung der Indikationen für die Behandlung mit Röntgenstrahlen und 





LE, Wi es 


radioaktiven Stoffen und die enorme Steigerung der Strahlendose macht ausgedehnte 
Untersuchungen auf etwaige Schädigungen anderer Organe zur dringenden Pflicht. 
Die vorliegende Arbeit befaßt sich mit dem Einfluß der Strahlung auf die blutbildenden 
Organe. Zunächst wurde für das lymphatische Gewebe festzustellen versucht, auf 
welche Minimaldosis dieses noch mit einer Zellschädigung reagiert. Zu diesem Zwecke 
wurden bei Meerschweinchen und Kaninchen die Peyerschen Plaques des Dünndarms 
oder die Milz aus einem kleinen Bauchschnitt vorgelagert, bestrahlt, das Organ zurück- 
verlagert, der Bauch geschlossen und das Tier 3—6 Stunden, später getötet. Experimen- 
tiert wurde mit 20 mg Radium. 11/,—2 Stunden nach der Bestrahlung fangen die 
Lymphocyten im Zentrum der Follikel, weniger in den Randpartien an zu zerfallen, 
nach 4—6 Stunden hat der Kernzerfall seine höchste Ausdehnung erreicht, nach der 
6. Stunde ausgesprochene Phagocytose, nach 12—24 Stunden keine Kerntrümmer 
oder Phagocyten mehr, aber die Follikel zellarm und im Zentrum lymphocytenfrei. 
Bei genügend intensiver Bestrahlung völlige Zerstörung der Lymphocyten. Die Be- 
strahlung während weniger Sekunden (5) mit 20 mg Radiumbromid genügt schon, um 
ausgedehnte Kernzerstörung hervorzurufen, während gleichzeitig die Haut keinerlei 
Reaktion zeigt. Einstündige Bestrahlung der Bauchhaut genügt, um die Lympho- 
cytären Apparate im Innern des Abdomens weitgehend zu zerstören, wobei die Filtrierung 
der Strahlen durch 3mm Blei die Wirkung nur wenig abschwächt. Die zerstörende 
Wirkung der Strahlen auf das Iymphatische Gewebe ist also eine ganz merkwürdig 
große. Die kleinste Strahlendosis, die noch Veränderungen an Knochenmarkszellen 
hervorruft, konnte noch nicht festgestellt werden. Gerade der Umstand, daß wir bis 
heute durch keinerlei Filtertechnik die Blutzellen vor den Strahlen schützen können, 
macht bei aller Tiefentherapie eine sorgfältige Kontrolle des Blutbildes zur dringenden 
Pflicht. Die Frage, ob die Zerstörung großer Lymphocyten- und Leukocytenmassen 
für den Körper einen Schaden bedeutet, und ob diese Schädigung mehr als eine vor- 
übergehende ist, läßt sich noch nicht entscheiden. Möglicherweise ist der bekannte 
Röntgen- und Mesothoriumkater auf die Schädigung der Blutzellen zurückzuführen. 
Eine ernste Mahnung bedeutet ferner die Tatsache, daß bisher 6 Fälle von Leukämie bei 
Radiologen bekannt geworden sind. Schlecht (Kiel). 


Hertz, Ryszard, und Marta Erlichöwna: Über den Einfluß kleiner Dosen Toluylen- 
diamin auf das Blut, nebst einem Beitrag zur Lehre von der Entstehung experimen- 
teller Hyperglobulie. (Kindlein Jesu-Spital, Warschau.) Gazeta lekarska Bd. 48,8. 1072 
bis 1079 u. S. 1141—1140. 1913. (Polnisch.) 

Mit Toluylendiamin, welches bei 0,1—0,2 auf 1 kg Gewicht bei Tieren starke 
Anämie hervorruft, konnten Hertz und Erlichöw.na bei fast allen Kanınchen, denen 
sie 0,01—0,02 Toluylendiamin auf 1 kg injizierten, eine Vermehrung der Zahl der r. Bl. 
um 25—50% erreichen. Schon nach der ersten Injektion konstatierten sie eine Zu- 
nahme der Zahl der r. Bl., was entschieden dafür spricht, daß 0,03—0,06 Toluylen- 
cliamin keine Anämie hervorruft. Die Hyperglobulie, die nur flüchtig anhält, kann 
bei entsprechender Dosierung und nachfolgenden Injektionen monatelang aufrecht- 
erhalten werden. Bei größerer Dosis oder bei Unterbrechung der Injektionen fällt die 
Zahl der r. Bl. bald sogar unter die Norm. Das Hämoglobin steigt nicht in demselben 
Maße wie die r. Bl. während der Toluylendiamineinspritzungen. Morphologisch waren 
die weißen und roten Blutkörperchen dabei ganz normal. Die Wirkung von großen 
nnd kleinen Toluylendiamindosen auf die Zahl der r. Bl. ist der Wirkung großer und 
kleiner Dosen von Hämolysinen, Radium, Tuberkulin usw. ähnlich. Toluylendiamin 
bewirkt zwar auch in kleinen Dosen Zerfall der r. Bl., wofür große Mengen von Hb- 
Derivaten in der Milz sprechen, aber eben dieser Zerfall trägt zur Entstehung von 
gewissen Substanzen — Hämatopoötinen — in der Milz und Leber bei, die 
in der Folge das Knochenmark zu einer regeren Blutkörperchen bildenden Tätigkeit 
anspornen und vielleicht eine Resistenzerhöhung der Erythrocvten, die H. und E. 
manchmal konstatierten, zustande bringen. Reichenstein (Lemberg). 


— 55 — 


Zirkulationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Mönckeberg, J. G.: Zur Entwicklungsgeschichte des Atrioventrikularsystens. 
Verhandl. d. Dtsch. pathol. Ges. 16. Tag., Marburg, 31. III.—2. IV. 1913, 8. 228 
bis 249. 1913. 

Mönckeberg untersuchte verschiedene schwere Herzmißbildungen und kommt 
zu der Bestätigung der Franklin - P. Malschen Auffassung, daß das Atrioventrikular- 
bündel einen Rest der Ohrkanalmuskulatur darstellt. Die Muskulatur kann an der 
Hinterwand des Ohrkanals persistieren, weil hier durch das von hinten und unten 
vorrückende Septum inferius die anatomischen Verhältnisse anders liegen als an den 
lateralen Wänden. Wenn die Septumanlage ausbleibt, so tritt auch an der Hinter- 
wand des Ohrkanals die muskuläre Diskontinuität infolge der Klappenbildung ein. 
In derartigen Fällen persistiert dann eine der Nebenverbindungen Mals und zwar 
wahrscheinlich stets die zwischen Ohrkanal und Truncus gelegene Form. Die Arbeit 
enthält 28 sehr instruktive Zeichnungen. Külbs (Berlin). 

Nakano, J.: Zur vergleichenden Physiologie des Hisschen Bündels. 2. Mitteil. 
Die atrioventrikuläre Erregungsleitung im Amphibienherzen. ( Physiol. Inst., Univ. 
Freiburg i. Br.) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 154, H. 8/10, S. 373—400. 1913. 

Nakano untersuchte mit der Gaskell- Engelmannschen Doppelsuspensions- 
methode, wobei stets der linke Vorhof und die Ventrikelspitze die Suspensionspunkte 
bildeten, am Frosch- und Salamanderherzen physiologische Differenzierungen der Er- 
regungsleitung festzulegen. Er fand in der Atrioventrikulargrenze eine deutliche Diffe- 
renzierung der atrioventrikulären Erregungsleitung in dem Sinne, daß die dorsalen 
und die lateralen Partien der Atrioventrikularverbindung sich auf einen minimalen 
Querschnitt bringen ließen, ohne daß ein Kammersystolenausfall eintrat. Diese Tat- 
sache deutet er so, daß den erwähnten Partien eine höhere funktionelle Bedeutung 
zukommt als den ventralen Teilen. Er betont weiter, daß sowohl im Frosch- wie im 
Salamanderherzen weder die Vorhofscheidewand noch das Ligamentum dorsale s. sino- 
ventriculare bei der atrioventrikulären Erregungsleitung eine Rolle spielen. Külbs. 

Ganter, Georg, und Alfred Zahn: Über die Beziehungen der Nervi vagi zu 
Sinusknoten und Atrioventrikularknoten. (Med. Poliklin., Univ. Freiburg i. Br.) 
Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 154, H. 8/10, S. 492—514. 1913. 

Ganter und Zahn untersuchten mit der Methode der lokalisierten Erwärmung 
und Abkühlung und mit der einfachen Reizung, wie sie Rothberger und Winterberg 
benutzten, den Einfluß der beiden Nervi vagi auf den Rhythmus der Herzteile und 
fanden: die einfache Reizung zeigt eine beträchtliche Mannigfaltigkeit der Effekte auf 
Frequenz, A,V,-Intervall und -Schlagfolge — die Verlangsamung der Frequenz ist bei 
Reizung des rechten Vagus weitaus häufiger eine intensivere als bei Reizung des 
linken — bei Reizung des rechten Vagus tritt häufiger synchrones Schlagen von Vorhof 
und Kammer in die Ercheinung, was auf eine Ausschaltung der normalen Reızbildungs- 
stätte zurückzuführens ist -—— ein Größerwerden des A, V,-Intervalls fand sich relativ 
häufig bei Reizung des rechten Vagus — unter 27 Versuchen mit einfacher Reizung 
konnte 17 mal ein Block beobachtet werden —; bei Reizung der Vagi mit gleichzeitiger 
Erwärmung des Sinusknotens wurde 14 mal ein Block ausgelöst; — durch lokale Er- 
wärmung des Sinusknotens bei gleichzeitiger Vagusreizung konnte die Vorhofsfrequenz 
je nach der Temperatur gesteigert werden, die Frequenzerhöhung war ausgiebiger bei 
Reizung des linken Vagus; — nach Ausschaltung des Sinusknotens durch Kälte über- 
nahm der Atrioventrikularknoten die Führung des Herzens. Aus den vielen anderen 
Einzelheiten der Versuche geht hervor, daß beide Vagi das spezifische Knotengewebe 
in ungleichem Grade beeinflussen, der rechte Vagus stärker als der linke auf die Reiz- 
bildung im Sinusknoten, und umgekehrt der linke stärker auf den Atrioventrikular- 
knoten einwirkt. Es kommen aber bei dieser Scheidung der Angriffspunkte beider 
Nerven recht erhebliche individuelle Unterschiede vor. Külbs (Berlin). 


u BG: as 


Wiener, Hugo, und J. Rihl: Die Änderungen der Anspruchsfähigkeit der 
Kammer des Froschherzens für verschiedenartige elektrische Reize unter dem 
Einfluß von Giften. (Inst. f. allg. u. exp. Pathol., dtsch. Univ. Prag.) Zeitschr. f. 
exp. Pathol. u. Therap. Bd. 14, H. 3, S. 496—511. 1913. 

An der Kammer des bloßgelegten Froschherzens bleibt die Anspruchsfähigkeit 
sowohl für galvanische als auch für Induktionsreize lange konstant (Stromzuleitung 
mit unpolarisierbaren Elektroden). Bei der Digitalinvergiftung verhalten sich Tempo- 
rarien und Eskulenten verschieden: bei ersteren bleibt die Anspruchsfähigkeit für beide 
Reizarten erhalten und zeigt sogar zunächst eine Steigerung; bei den Eskulenten findet 
dagegen eine bedeutende, oft bis zur Unerregbarkeit gehende Herabsetzung der An- 
spruchsfähigkeit für Induktionsschläge statt, und zwar nicht nur bei leichter, sondern 
auch bei schwerer Digitalinvergiftung. Dagegen bleibt die Anspruchsfähigkeit für 
galvanische Reize immer erhalten und wird nur manchmal herabgesetzt. Adrenalin 
beeinflußt am normalen Herzen die Anspruchsfähigkeit nicht, am digitalinvergifteten 
Herzen bewirkt es dagegen ein weitgehendes Absinken der Anspruchsfähigkeit auch für 
galvanische Reize. Atropin bewirkt eine hochgradige, wenn auch oft rasch vorüber- 
gehende Herabsetzung der Anspruchsfähigkeit für galvanische Reize, während die für 
Induktionsreize fast unbeeinflußt bleibt; ebenso, nur intensiver und dauernder, wirkt 
Nicotin. Aus den Ergebnissen der Verff. folgt, daß für die Anspruchsfähigkeit einer 
Herzkammer nicht nur der Unterschied zwischen natürlichem und künstlichem Reiz 
von Bedeutung ist, sondern auch die Eigenart verschiedener künstlicher Reize ; man 
darf daher immer nur von einer spezifischen Anspruchsfähigkeit für eine bestimmte 
Reizart sprechen. Rothberger (Wien). 


Lindhard, J.: Effect of posture on the output of the heart. (Der Einfluß 
der Körperhaltung auf das Schlagvolumen des Herzens.) (Finsen-Inst.) 
Skandinav. Arch. f. Physiol. Bd. 30, H. 4/6, S. 395—408. 1913. 

Beim Stehen wird das Minutenvolumen ein wenig kleiner, wahrscheinlich als Folge 
der Stockung im Venengebiet, das Schlagvolumen wird dagegen viel kleiner; bei 4 Indi- 
viduen betrug diese Verminderung 20,8%. Bei zurückgebeugter Körperhaltung wächst 
bei Frauen das Minutenvolumen um 17,2%, das Volumen jedes einzelnen Schlages 
um 31%. Bei Männern ist unter diesen Bedingungen kein Einfluß zu konstatieren; es 
hängt das wahrscheinlich von der Tätigkeit der Vasomotoren ab. Magnus-Alsleben. 


Ehrenreich, M.: Ein Momentverschluß an der v. Recklinghausenschen Arm- 
manschette. (Med.- Poliklin. Inst., Univ. Berlin.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, 
Nr. 50, 8. 2792. 1913. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Herz: 


Dunn, Charles Hunter: Cardiac disease in childhood, with special reference to 
prognosis. (Herzkrankheiten im Kindesalter mit besonderer Berück- 
sichtigung derPrognose.)Americ. Journal of dis. ofchildr. Bd.6, Nr. 2,S.104-116.1913. 

Die meisten Herzkrankheiten ım Kindesalter entstehenaufrheumatischerBasıs, 
nur etwa I/,, davon sind kongenitalen Ursprungs. Die Erscheinungen am Herzen 
sind im Kindesalter häufiger auf die akute Infektion, als auf die gestörte Kompensation 
zurückzuführen. Bezürlich der Art der Herzveränderung wurde isolierte Mitral- 
ınsuffizienzam häufigsten gefunden, ıhr folgt dann kombinierte Mitralinsuffizienz und 
Stenose. Perikarditis war nicht selten und fast regelmäßig mit Erscheinungen an den 
Klappen kombiniert. Von großer Bedeutung ıst der Befund. daß die Zahl der rezidivieren- 
den Fälle von Rheumatismus um das Fünffache die der gleich bei der ersten Erkrankung 
geheilten übersteigt. Nur wenige starben schon im ersten Anfall. Bezüglich der Art der 
Schädigung betrug die Mortalität beiakuten Endokartditiden und Perikarditiden 43%, 
bei chronischen Endokarditiden nur 18%. Verfolgt man die Fälle auch noch weiter- 
hin, so ergibt sich eine Gesamtmortalität der rheumatischen Herzerkrankungen von 


wi a nn ae 


=, RT. 


63%. Auch die nach der Entlassung aus dem Spital gestorbenen Kinder starben 
zum größten Teil unter akuten Erscheinungen bei Rezidiven, und zwar erfolgte der 
Tod in der Majorität noch vor dem 14. Lebensjahre, von älter gewordenen Patienten 
starben nur mehr sehr wenige. Weitere Untersuchungen wurden darüber angestellt, 
inwieweit die Leistungsfähigkeit der Überlebenden eingeschränkt wurde. Dabei stellte 
sich heraus, daß weitaus die große Mehrzahl der Überlebenden ein vollkommen nor- 
males Leben führen konnten. Es zeigte sich ferner, daß die Individuen, die eine Ein- 
schränkung ihrer Leistungsfähigkeit zeigten, alle erst nach dem 10. Lebensjahre ihren 
ersten Rheumatismusanfall durchgemacht hatten, während die Majorität der normal 
Arbeitsfähigen schon in früheren Lebensaltern erkrankt waren. Die weitere Prognose 
der Herzerkrankung ist daher, falls die Gefahr der akuten Infektion und der Rezi- 
dive überstanden ist, im Kindesalter günstiger zu stellen. Die Prophylaxe hat daher 
vor allem die Infektion und die Rezidive zu verhüten, bezüglich der Einschränkung 
der körperlichen Tätigkeit soll sie nicht zu weit gehen, da gerade dadurch der nor- 
male Anpassungsmechanismus gefährdet werden kann. Der Umstand, daß gerade 
von den Fällen, wo die Tätigkeit der Kinder auf das äußerste eingeschränkt wurde, 
mehr starben als von denen, die sich gänzlich selbst überlassen wurden, spricht nicht 
zugunsten der großen Ängstlichkeit quoad Anstrengungen. Witzinger.® 


Heller, Arnold: Über die Regeneration des Herzmuskels. Beitr. z. pathol. 
Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. 57, H. 2, S. 223—231. 1913. 

Nach Heller kommt dem Herzmuskel eine größere Regenerationsfähigkeit zu, 
als sonst angenommen wird; er sah namentlich in Diphtherieherzen solche Neubildun- 
gen von Muskelfasern, die durch Vergrößerung und stärkere Färbbarkeit der Kerne, 
Verlängerung, Einschnürung und ‚semmelzeilenartige Zerlegung‘ derselben, gelegent- 
lich auch durch Querspaltung eingeleitet werden, so daß längliche, oft stäbchenartig 
aneinanderliegende neue Kerne gebildet werden; alsdann schlitzen sich die Fasern zu 
langen Zügen junger Spindelzellen und Muskelbändern auf, so daß man dann ‚‚zwischen 
zerfallenen alten breiten Muskelfasern ganze Züge junger spindelförmiger oder zu 
langen schmalen Bändern ausgezogene Muskelfasern mit oft mehrfachen semmelartig 
aneinander gereihten Kernen‘ sehen kann; von diesen quergestreiften jungen Muskel- 
spindeln bis zu schmalen langen quergestreiften Muskelbändern und weit breiteren 
gewöhnlichen Muskelfasern kommen alle Übergänge vor. Ähnliche Regenerations- 
vorgänge sollen sich gelegentlich auch bei verschiedenen Herzaffektionen älterer Indi- 
viduen finden. Thorel (Nürnberg). 


Münzer, E.: Die Erkrankungen des Herzgefäßsystems im Lichte moderner 
Untersuchungsmethoden. B. Das Herz. Zentralbl. f. Herz- u. Gefäßkrankh. Jg. 5, 
Nr. 23, S. 537—555. 1913. 

Die Arbeit enthält im wesentlichen eine Übersicht über die wichtigsten Störungen 
des Herzrhythmus. An der Hand von Krankengeschichten und von 23 Kurven be- 
spricht Verf. die Bedeutung der modernen Untersuchungsmethoden (Sphygmographie. 
Venenpulsregistrierung, Elektrokardiographie) für die Erkennung der Rhythmus- 
störungen. Joachim (Königsberg). 


Paltauf, R.: Über einen seltenen Defekt in der Vorhofscheidewand. Verhandl. 
d. Dtsch. pathol. Ges. 16. Tag., Marburg, 31. III.—2. IV. 1913, S. 249—252. 1913. 

Paltauf beschreibt einen Septumdefekt, d. h. ein 1,4cm großes Loch in der 
Vorhofscheidewand unter und etwas hinter der Einmündung der oberen Hohlvene. 
Diese Lücke faßt Verf. nicht als eine Hemmungsmißbildung auf, sondern als das Ostium 
der rechten Lungenvene, deren oberer Ast in der Wand des Vorhofs verlaufend durch 
Debiszenz der vorderen endokardial gelegenen Wand in den Vorhof so einbezogen 
wurde, daß er scheinbar in den rechten Vorhof einmündete. Er faßt also das Loch als 
den Rest ein.r in den linken Vorhof eintretenden großen rechten Lungenvene auf und 
vergleicht den Fall mit einem von Preiss beschriebenen Septumdefekt bei einem 


— 58 — 


zwei Tage alten Kinde, der ebenfalls ein scheinbarer Defekt war, einer von denen, die 
mit der embryonalen Entwicklung des Septums nichts zu tun haben. Külbs (Berlin). 

Breunping, Fritz: Über den Wert der Herzgrößenbestimmung für die Diagnose der 
Klappenfehler im Kindesalter nebst einer Kritik der Ferndurchleuchtung zu diesem 
Zwecke.(Univ.- Kinderpoliklin., München.) Dissertation :München1913.58S.(H.Kutzner.) 

Nach umfangreichen methodischen Vorbemerkungen unternimmt Verf. den Ver- 
such, festzustellen, was im Kindesalter (6.—14. Jahr) die Größenbestimmung des 
Herzens für die Diagnose zu leisten vermag in all den Fällen, in denen ein Geräusch 
endocardialen Ursprungs am Herzen zu hören war. Folgende Tatsachen fanden sich: 
Die Diagnose der kindlichen Herzfehler beschränkt sich im wesentlichen auf die Deu- 
tung systolischer Geräusche. [In Frage kommen dabei vitium congenit., organ., 
musk., resp. relative Mitralinsuffizienz, akzidentelles anämisches Geräusch, Kom- 
pressionsgeräusch. Kommen diastolische Geräusche vor, so ist ihre Deutung und damit 
die Diagnose meist einfach. Nur bei kongenitalen Fehlern ergeben sich hier gelegent- 
lich Schwierigkeiten. Da schon theoretisch in der Differenzierung dieser verschiede- 
nen Zustände mit systolischem Geräusch die Größenbestimmung keine Rolle spielt, 
ist auch der tatsächliche Wert der praktischen Feststellung für den bezeichneten Zweck 
ein geringer. Die dem Kindesalter besonders eigentümlichen häufigen pathologischen 
Zustände mit Verstärkungen von Spitzenstoß und zweitem Pulmonalton bewirken, 
daß hier der Wert dieser sonst für die Differentialdiagnose ausschlaggebenden Befunde 
auch nur ein untergeordneter ist. Alle diese Umstände wirken zusammen dahin, daß 
speziell gegen das Pubertätsalter zu die Herzdiagnose selbst mit Anwendung aller 
Hilfsmittel oft über einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit nicht hinauskomnit. — 
Der Arbeit ist ein Literaturverzeichnis von 230 Nummern beigegeben. Fritz Loeb. 

Heynemann, Th.: Herz- und Zwerchfellstand während der Schwangerschaft. 
(Untn.-Frauenklin., Halle a. 8.) Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynaekol. Bd. 74, H. 2/3, 
S. 854—880. 1913. ; 

Auf Grund von Röntgenuntersuchungen an 42 Schwangeren und 35 Nichtschwan- 
geren kommt H. zu folgenden Ergebnissen: Vom 8. Monat der Gravidität an treten 
Verlagerungen von Herz und Zwerchfell deutlich in Erscheinung. Die Empordrängung 
des Zwerchfells am Ende der Schwangerschaft schwankte ım Röntgenbild (Fern- 
aufnahmen und Orthodiagramme) zwischen 1/4 und 4 cm und betrug im Durchschnitt 
2,1lcm. Hierdurch ist eine Querstellung des Herzens und eine Abknickung beim 
Übergang in die großen Gefäße bedingt. Die genannten Veränderungen tragen mit 
bei zur Vermehrung und Erschwerung der Herzarbeit am Ende der Schwangerschaft. 
sind aber hierfür unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht von ausschlaggebender Be- 
deutung. Ein Versagen droht erst, wenn Erkrankungen oder abnorme Verhältnisse 
die Funktionsfähigkeit herabsetzen. Die auffallend wenig beschränkte respiratorische 
Beweglichkeit des Zwerchfells ist geeignet, das Herz bei der Überwindung der ver- 
mehrten Arbeit zu unterstützen. In gleicher Weise wirkt vielleicht der Hochstand 
des Zwerchfells durch Herbeiführung einer besseren Entleerung des Herzens, die 
eine Erhöhung des Schlagvolumens zur Folge hat. Die Ursache der akzidentellen 
Schwangerschaftsgeräusche ist in der Abknickung der Arteria pulmonalis zu suchen. 
Sie werden häufig bei tiefem Exspirium stärker oder treten dann überhaupt erst auf. 
Sie verschwinden häufig nach dem Aufstehen der Wöchnerin, bisweilen auch der 
Schwangeren. H. Albrecht (München). 

Rosenbusch, Hans: Über mechanische Endokardveränderungen. (Städt. Kran- 
kenh., Wiesbaden.) Frankf. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 14, H.2, S. 342—358. 1913. 

Die bei Aorteninsuffizienz am Ventrikelseptum vorkommenden halbmondförmigen 
Schwielenbildungen (sog. Zahnsche Schwielen) entstehen durch mechanische Reizung 
des Endokards unter dem Einfluß der regurzitierenden Blutwelle und können gelegent- 
lich taschenförmig ausgebuchtet werden: ein Ausgleich des Klappenfehlers wird dadurch 


nicht erzielt, Thorel (Nürnberg). 


=, BG: 


Schultze, Fr., und Stursberg: Tod infolge Herzmuskelerkrankung oder dureh 
Kohlensäurevergiftung. (Med. Univ.-Klin., Wien.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 49, 
S. 2032—2034. 1913. 

Ein 39jähriger Brauereiarbeiter erkrankte alsbald nach einem ca. !/,stündigen 
Aufenthalt im Gärkeller (Kohlensäuregehalt der Luft nicht genau bekannt) unter 
Erbrechen, Verkleinerung des Pulses, erschwerter Atmung; Bewußtsein nicht gestört. 
Nach kurzer Zeit trat unter heftigster Atemnot und äußerst starker Blaufärbung 
des Gesichts der Tod ein. Die Sektion ergab: Starke Überlagerung der äußeren Fläche 
des Herzens mit Fettgewebe; der auf dem Durchschnitt gelbliche Herzmuskel bot bei 
mikroskopischer Untersuchung das Bild des körnigen Zerfalls und derart starker 
fettiger Degeneration, daß die Querstreifung nur noch vereinzelt und undeutlich er- 
kennbar war; Leber: fettreich; Nieren: trübe Schwellung, bindegewebige Umwandlung. 
Die Beurteilung erging dahin, daß das Herz nach dem Obduktionsbefund schon in einem 
so hohen Grade entartet war, daß dadurch der Tod ohne jegliche äußere Einflüsse 
jederzeit eintreten konnte; es ist also nicht der Beweis gebracht, daß die Betriebsarbeit 
für den Tod verantwortlich zu machen ist. Auch war die eventuelle Kohlensäure- 
vergiftung von zu geringer Intensität und Dauer, als daß sie hätte schädigend wirken 
können. Alfred Lindemann (Berlin). 

Rihl, J.: Supraventrikuläre Extrasystolen mit Ausfall der nachfolgenden Kam- 
merextrasystolen. (Propädeut. Klin., dtsch. Univ. Prag.) Zeitschr. f. exp. Pathol. 
u. Therap. Bd. 14, H. 3, S. 480—495. 1913. 

Verf. fand in drei Fällen beim Menschen Vorhofextrasystolen, welche nicht auf 
die Kammern übergeleitet wurden (Arterien- und Venenpuls); in Ermangelung einer 
elektrokardiographischen Aufnahme konnte der Ausgangspunkt dieser vorzeitigen 
Kontraktionen nicht genauer bestimmt werden. Der Ausfall der zugehörigen Kammer- 
extrasystole erklärt sich nur zum Teil aus der Vorzeitigkeit der atypischen Vorhof- 
kontraktionen, da manchmal bei gleicher Vorzeitigkeit die Erregung einmal übergeleitet 
wurde, dann wieder nicht. Der Ausfall der Kammerextrasystolen ist vielmehr haupt- 
sächlich auf eine durch höheren Vagustonus bedingte Hemmung der Reizleitung zurück 
zuführen. Rothberger (Wien). 

Steell, Graham: Angina pectoris and transient pericardial frietion-sound: A 
elinical experience. (Angina pectoris und vorübergehendes perikardiales 
Reibegeräusch. Eine klinische Erfahrung.) Med. chronicle Bd. 26, Nr. 2, 
S. 97—107. 1913. 

Allgemein klinische Betrachtungen; 4 eigene Beobachtungen. 

1. 55jähriger Patient; vor 15 Jahren Perikarditis; jetzt nach Nervenshock heftige schie- 
Bende präkordiale Schmerzen beim Gehen, dann auch tief in der Brust, ausstrahlend bis in 
Schulter und Nacken; leichte Temperatursteigerung, Pulsfrequenz normal; vorübergehend 
systolische Reibegeräusche in Gegend der Herzspitze; nach 10 Tagen Heilung. — 2. 60jäh- 
riger Arzt bekommt nach einer Zangengeburt heftige Schmerzen in der Brust, die bis in den 
linken Arm hinunterziehen, Dyspnöe; einmal wurde vorübergehend bestimmt über dem 
Herzen ein Reibegeräusch gehört: er starb nach 3 Wochen im Verlauf einer fieberhaften Lungen- 
hypostase; keine Sektion. — 3. Ein 58jähriger Herr bekommt gelegentlich Angina pectoris 
ähnliche Anfälle, einmal verbunden mit leichter Temperatursteigerung: bei einem dieser 
Anfälle (nach Radfahren gegen :tarken Wind) wurde ein extrakardiales systolisch-diastolisches 
Geräusch über dem Herzen gehört. Puls normal. — 4. 60jähriger Geistlicher, typische Angina 
pectoris; nach einem Anfalle hörte man ein akzidentelles Reibegeräusch von systolischem Rhyth- 
mus über der Mitralgegend; der Patient lebte noch Jahre lang. 

Verf. stellt die Frage, ob nicht eine vorübergehende Ernährungsstörung des Peri- 
kards bei einem ‚Nervensturm‘“ ausreichen würde, um ein gelegentliches vom Peri- 
kard ausgehendes Reibegeräusch hervorzurufen, ähnlich wie an dem Peritonealüberzug 
großer abdominaler Tumoren. Happich (St. Blasien). 

Leichtweiss, Fritz: Zur Kenntnis der Blutgefäßgeschwülste des Herzens. 
(Pathol. Inst., Gießen.) Dissertation: Gießen 1913, 34 S. (O. Kindt.) 

Nach Vorbemerkungen über die wenigen bisher bekannten primären Tumoren 


des Herzens wird die seltene Bildung eines verhängnismäßig sehr großen Carvernoms 


ze So 


(Leiche eines 54jährigen Mannes, der intra vitam keine Herzerscheinungen aufwies) 
beschrieben; die offenbar in dem subperikardialen Zellgewebe der rechten Seite der 
Aorta, wo dieselbe allein fest fixiert erschien, entstanden war und, sich 'subperikardial 
vergrößernd, schließlich die ganze Nische zwischen Aorten- und Pulmonalarterien- 
stamm einerseits, der Basis des rechten Ventrikels und der Wand des rechten Vor- 
hofs bzw. des rechten Herzohrs andererseits ausfüllte. Es handelt sich nach dem Er- 
gebnis der Untersuchung um ein venöses, kavernöses Angion, das nach Virchow als 
ein phlebogenes zu bezeichnen ist. Fritz Loeb (München). 
Gefäße: 

Klotz, Oskar: Arterial lesions associated with rheumatic fever. (Arterien- 
schädigungen bei Rheumatismus.) (Pathol. laborat., univ., Pittsburgh.) Journal 
of pathol. a. bacteriol. Bd. 18, Nr. 2, S. 259—269. 1913. 

Die rheumatische Arteriitis tritt in zwei Formen auf: 1. als einfache Entzündung 
in der Media und der Umgebung des Gefäßes, mit lokalisierten Schmerzen in seinem 
Verlauf (Neigung zur Sklerose, Ektasie und Aneurysmabildung); 2. als entzündliche 
obliterierende Arteriitis, die sich durch dauernde Schmerzen sowie Neigung zu dauern- 
dem Gefäßverschluß äußert (Thrombose, Embolie). Je nach dem Verlauf des akuten 
Gelenkrheumatismus (akuter — rekurrierende akute Attacke — chronischer Verlauf) 
ist der Befund am Gefäßsystem ein verschiedener, derart, daß jede Phase der Er- 
krankung mit Sicherheit an dem Charakter der entzündlichen Reaktion der Gefäß- 
wand erkennbar ist. Die Entzündung lokalisiert sich hauptsächlich in Media und 
Adventitia; die Intima.ist nur insoweit geschädigt, als es zu einer sekundären Reaktion 
über der entzündeten Media kommt. Das entzündliche Exsudat (mit Lymphocyten, 
Plasmazellen, polymorph-kernigen Leukocyten) erstreckt sich, je nach Intensität des 
Prozesses verschieden stark, besonders auf die Vasa vasorum der Adventitia und folgt 
von hier den feinen Gefäßen der äußeren Mediapartien; die benachbarten Muskel- 
zellen und elastischen Fasern gehen zugrunde. Die Prädilektionsstelle der Erkrankung 
ist die aufsteigende Aorta. Von der syphilitischen Schädigung ist dieser Prozeß dadurch 
zu unterscheiden, daß er, im Gegensatz zur Lues, gewöhnlich spontan zur Ausheilung 
kommt. In einer Anzahl von Fällen kommt es jedoch nicht zur Narbenbildung; es 
schreiten vielmehr die destruktiven Veränderungen so schnell fort, daß die Gefäßwand 
nachgibt. Aneurysma mit oder ohne Gefäßruptur ist die Folge. Bericht über einen 
einschlägigen Fall (6jähriger Knabe) mit akutem sackförmigen Aneurysma der Aorta 
ascendens. Dasselbe kam zustande auf Grund fortschreitender Zerstörung der äußeren 
Partien der Gefäßwandung (Vasa vasorum). Alfred Lindemann (Berlin). 

Dal Lago, Gerolamo: Contributo allo studio dell’aortite tubercolare. Osser- 
vazioni anatomo-istologiche. (Beitrag zum Studium der tuberkulösen 
Aortitis.) (Osp.civ., Venezia.) Morgagni Jg. 55, Tl. 1, Nr. 11, S. 401—422. 1913. 

Beschreibung von 2 Fällen von tuberkulöser Aortitis. Der erste Fall zeigte die 
Charaktere einer typischen Periarteritis tuberculosa Weigerts; der betr. Pat. war 
plötzlich einer schweren Hämoptöe erlegen. Bei der Autopsie fand Verf. eine Usur 
der Aorta infolge der Verbreitung einer kaseös-tuberkulösen Mediastinitis auf die 
Wand der Speiseröhre und der Aorta. Der fistulöse Gang war von der Speiseröhre 
aus durch nicht spezifische Keime infiziert. Bei dem zweiten Falle (38jähr. Mann), 
der einer allgemeinen schweren Tuberkulose (besonders der Lungen, Darmes und Hoden) 
erlegen war, fand Verf. einen ausgedehnten geschwürigen atheromatösen Prozeß in der 
Aorta und mehrere atheromatöse Plaques; die das Geschwür deckenden Thromben waren 
voll Tuberkelbacillen. Verf. läßt die Frage offen, ob in diesem Falle es sich um eine 
Endoaortitis tuberculosa (Benda) handelt, oder um eine Atheromatose der Aorta, die 
durch die Einwirkung der Tuberkelbacillen und ihrer Gifte zustande gekommen ist. Poda. 

Aschoff, Ludwig: Thrombosis. (Die Thrombose.) Arch. of internal med. 
Bd. 12, Nr. 5, S. 503525. 1913. 


Die Verlangsamung des Blutstroms und Veränderungen der Blutelemente, vor allem 





— ĝi — 


der Blutplättchen sind in ihrer Kombination die Hauptursachen sowohl der statischen 
als auch der toxischen Thrombose; für den statischen Typus ist die Verlangsamung des 
Blutstroms, für den toxischen Typus die Veränderung der Blutelemente von besonderer 
Wichtigkeit. Auf Grund von Tierversuchen kann man unterscheiden: 1. Blutplätt- 
chenthrom bose (Thrombusbildung in den Capillaren der Lungen, Leber, Milz nach 
intravenöser Injektion von homologem Serum, von Hämoglobin- und Stromatalösungen 
homologen Bluts, von heterologem Serum, Äther, Glycerin, destilliertem Wasser, 
Kollargol, Olivenöl); 2. Blutstromathrombose (nur in Verbindung mit der Blut- 
plättchenthrombose, wenn eine sehr starke Hämolyse im Blut eintritt); 3. Bluttrüm- 
merthrombose (nach Zerstörung der Blut-, Milz-, Leber-, Knochenmarkzellen durch 
Ricin, Bakterientoxine usw.);4. Leukocytenthrombose (Zurückhaltung von Phago- 
evten in den Capillaren der Lunge, Leber, Milz, besonders bei bakterieller Infektion, so 
daß in der Peripherie eine Leukopenie resultiert); 5. Fibrinthrombose (erfolgt nur 
sekundär als Folge der übrigen Typen). Alfred Lindemann (Berlin). 


Respirationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Hofbauer, Ludwig: Die zirkulatorische Funktion des Thoraxdruckes. (I. med. 
Univ.-Klin., Wien.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50. Nr. 49, S. 2274—2276. 1913. 

In der vitalen Retraktionskraft der Lungen sieht Verf. ein unterstützendes Moment 
für den kleinen Kreislauf. Die Einwirkung einer Druckerniedrigung auf den Blut- 
vmlauf in dünnen, elastischen Röhren hat Verf. am Modell nachgewiesen. Joachim. 

Hofbauer, Ludwig: Ursachen der Orthopnee. 2. Die kardiale Orthepanoe. 
Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 1/2, S. 128—134. 1913. 

Die bei kardialen Affektionen oftmals in Erscheinung tretende Bevorzugung auf- 
ıechter Körperhaltung (besonders über Nacht) führt zu einer wesentlichen Steigerung 
der Größe der Auxiliarkraft des Herzens, weil durch kaudalwärtsrücken des Zwerch- 
fells (im Sitzen ist der auf der Unterfläche des Zwerchfells lastende Druck ein negativer) 
die Lunge mehr ausgedehnt und ihre elastische Spannung vermehrt wird. Aber nicht 
nur eine gesteigeite Ansaugung des venösen Bluts durch die erhöhte vitale Retraktions- 
kraft der Lunge, sondern auch eine Förderung des rückläufigen Blutlaufs in der ganzen 
ınteren Körperhälfte sind die Folgen der aufrechten Körperhaltung, während der die 
vordere Bauchwand durch die auf dieselbe fallenden Baucheingeweide vorgewölbt 
ist: die langsam von unten nach oben fortschreitende exspiratorische Kontraktion der 
Eauchmuskulatur führt zur Hochdrängung des Zwerchfells und Erweiterung der Fo- 
ıamen quadrilaterum; gleichzeitig werden die Baucheingeweide und die Vena cava 
:scendens entgegen der Wirkung der Schwerkraft dem Herzen zu langsam und gleich- 
mäßig ausgepreßt. Bei der darauffolgenden Inspiration werden die Bauchdecken 
weich, die Eingeweide fallen dementsprechend nach ab- und vorwärts, und es erzielt 
nunmehr das durch die Exspirationsleistung der Bauchdecken hochgedrängte Zwerch- 
fell einen maximalen zirkulatorischen Effekt. Auf diese Weise werden die muskulären 
und elastischen Kräfte der Bauchwand zur Förderung des Kreislaufes ad maximum 
ausgenützt. — Polemik gegen Plesch. Alfred Lindemann (Berlin). 

Spiess, Gustav: Neuer transportabler Apparat zur Einatmung komprimierter 
und Ausatmung in verdünnte Luft. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 51, 
S. 2510—2511. 1913. 

Spezielle Pathologie und Therapie: 

Gehrels, Ernst: Über Folgen von subcutanen Traumen auf Lungen und Pleura 
mit besonderer Berücksichtigung der traumatisehen Pneumonie. (Krankenh. r. d. 
Isar, München.) Friedreichs Bl. f. gerichtl. Med. u. Sanitätspolizei Jg. 64, H. 5, 
8. 321—363. 1913. 

Nach Auseinandersetzung der verschiedenen Möglichkeiten von Läsionen und 
Erkrankungen im Bereiche der Lungen und Pleuren nach stumpfem Trauma schildert 


an IE E 


Gehrels eine Reihe von Obduktionsfällen, welche solche Möglichkeiten illustrieren 
und vom versicherungsmedizinischen Standpunkte aus einiges Interesse verdienen. 
Lungen- oder Pleurazerreißung infolge schwerer Thoraxquetschung, Lungenspießung nach 
a sınd die gewöhnlichsten Formen der subcutanen Verletzung (Fall I). Besonders 
en sich Lacerationen auch an Stellen bemerkbar, wo Lunge und Rippenfell verwachsen 
waren (Fall II und Fall VII). Bei schweren, tiefen Stürzen kommt es leicht zu Einreißungen 
am Hilus der Lunge (Fall IIi), selbst dann, wenn der Thorax unverletzt bleibt (Fall IV). Die 
Frage der traumatischen Pneumonie wurde an drei Beispielen behandelt; das erste (Fall V) 
zeigte eine für die Begutachtung wichtige Feststellung bei der Autopsie: die vorhandene Pneumo- 
nie war sicher älteren Datums als das zeitlich genau zu fixierende, schwere Thoraxtrauma des 
offenbar delirierenden, alkoholischen Patienten. Im Fall VI (Gutachtensfall) konnte durch Be- 
rücksichtigung aller anamnestischen Momente eine croupöse Pneumonie nicht als Folge eines 
supponierten Unfalls anerkannt werden. Sicher sind dagegen als Unfallsfolge die lobulären 
Pneumonieherde in der linken Lunge eines schwer verunglückten Mannes anzusehen, der übrigens 
auch Läsionen der Herzwand, beginnendes Duodenalulcus und frische Niereninfarkte auf sicher 
traumatischer Grundlage darbot (Fall VII). 
“ Geringere Lungenläsionen, Pleurarisse, Hilusblutungen sind nicht selten. Echte 
traumatische Pneumonien dagegen dürften ungemein rar sein; sie können sich lobulär 
entwickeln, wobei Lungen, die bereits entzündlich verändert sind (Bronchitis, Tuber- 


kulose) besonders gefährdet sind. Georg B. Gruber (Straßburg). 


Blum, Josef: Über Lungenspitzenkatarrhe nichttuberkulöser Natur. Zeitschr. 
f. ärztl. Fortbild. Jg. 10, Nr. 24, S. 748—752. 1913. 


Steiner, Wolfgang: Behandlung von Asthma bronchiale und Emphysem mit 
Lipojodin. (Städt. Elisabeth- Armenh.- Spit., Budapest.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 39, Nr. 51, 8. 2511—2513. 1913. 

Schwartz, H.: Ein Fall von Lungentumor. St. Petersburg. med. Zeitschr. 
Jg. 38, Nr. 21, 8. 291—293. 1913. 

Beschreibung eines Falles von kleinzelligem Rundzellensarkom der linken Pleura 
oder Lunge (?) bei einem 21/,jähr. Kinde, das klinisch zuerst als Pleuraexsudat erschien, 
sanguinolentes Punktat lieferte und in 3 Monaten zum Tode führte. Grober (Jena). 


Hofbauer, Ludwig: Kausale Bekämpfung des Lungenemphysems. (I. med. 
Uniw.-Klin., Wien.) (4. internat. Kongr. f. Physiotherap., Berlin, 26.—30. III. 1913.) 
Zeitschr. f. physikal. u. diätet. Therap. Bd. 17, H. 12, S. 705—724. 1913. 

Die Anschauung, daß das Lungenemphysem ursächlich mit einer primären Bron- 
chitis in Konnex stehe und als Folge herabgesetzter Kraft des elastischen Lungen- 
gewebes aufzufassen sei, ist unhaltbar. Die Freundsche Lehre, daß die Ausdehnung 
des Gewebes lediglich die Folge der fasrigen Degeneration der Rippenknorpel sei, trifft 
nur für eine Minderzahl von Fällen zu, in denen die Knorpelveränderungen sicherlich 
als primäres Leiden nachgewiesen werden können. Hofbauer beobachtete nun an 
den pneumographischen Kurven von einschlägigen Fällen, die Größenschwankungen 
der einzelnen Atemzüge im Verlauf ein und derselben Aufnahme zeigten, daß die 
Atmungsvertiefung lediglich nach der inspiratorischen Seite erfolgt; der exspiratorische 
Gipfel überragt nicht nur nicht das früher erreichte Maximum bei dieser Atemvertiefung, 
sondern bleibt sogar unter demselben zurück. Es bleibt also am Ende des tiefen Atem- 
zuges die Brustwand weiter vom Brustkastenzentrum entfernt als beim flachen. Ent- 
sprechend trat bei Vertiefung der Atmung lediglich eine Verstärkung der inspiratorischen 
Senkung des Zwerchfells, dagegen fast niemals eine stärkere exspiratorische Annäherung 
desselben an das Thoraxzentrum in Erscheinung. Da unter diesen Umständen das 
Zwerchfell auch am Ende der Ausatmung nicht bis zu der früheren, bei ruhiger Atmung 
innegehabten Stellung zurückrückt, bleibt von der vermehrten Inspirationsluft ein Teil 
am Ennde der Ausatmung trotz Atemvertiefung in der Lunge zurück; die hieraus resul- 
tierende Vermehrung der Restluft wird bei Fortdauer der Atmungsvertiefung immer 
eklatanter, der Tiefstand des Zwerchfells immer ausgeprägter, es kommt zur Lungen- 
blähung. Diese Atemänderungen sind unabhängig sowohl vom Willen des Kranken 
(Untersuchungen am bewußtlosen Patienten mit Cheyne-Stokeschem Atmen) 


u BT 


als auch von der Ätiologie der Atemvertiefung (pulmonale-extrapulmonale Ursachen). 
Für die Entstehung dieser Lungenblähung muß man den eigentümlichen Atemmechanis- 
mus verantwortlich machen, welcher bei Lufthunger in Aktion tritt: alleinige Verstär- 
kung der Einatmung, gewöhnlich viel stärker als die der Ausatmung. Spirometrische 
Untersuchungen bestätigten diese Befunde. Der Grund für die stärkere Steigerung der 
Einatmung bei Atemvertiefung im Gegensatz zur Ausatmung liegt darin, daß die 
Inspiration als Folge der Aktion willkürlicher Muskeln viel steigerungsfähiger ist als 
die normalerweise nur durch elastische Kräfte besorgte Exspiration. Da nun die in- 
spiratorische Innervation der unteren Brustwandabschnitte (vor allem die des Zwerch- 
fells) am meisten ‚‚gebahnt“ ist, entsteht bei Atemnot eine rein inspiratorische, nahezu 
ausschließliche Blähung der caudalen Lungenabschnitte. Der durch den Lufthunger 
ausgelöste pathologische Atemmechanismus stellt gleichzeitig die Ursache für die 
meist vorhandenen Bronchitis dar (Austrocknung der Schleimhaut der Luftwege). 
Die kausale Therapie erstreckt sich auf die Erlernung lediglicher Nasenatmung und 
Erzielung entsprechender Atemvertiefung mittels Exspirationsbetonung. (,Nasen- 
atmer‘“, „Exspirator‘, Übung der Bauchmuskulatur, die erst nach Erlahmen der 
elastischen Kräfte der Lunge innerviert werden soll, um dermaßen terminal die Zwerch- 
fellkuppe möglichst hoch in den Brustraum hinaufzutreiben.) Die Erfolge sind dauernde, 
sofern die erlernte Atmungsform weiter betätigt wird; die Lungengrenzen rücken wieder 
höher und bleiben dauernd respiratorisch verschieblich. Nicht nur rein pulmonale 
Störungen, sondern auch kardiale Inkompensationserscheinungen werden auf diese 
Weise behoben (Wirkung der Lungenlüftung und Bauchmuskelkontraktion auf die 
zirkulatorische Funktion); es erfolgt unter Erweiterung des Foramen quadrilaterum 
des Zwerchfells infolge der Bauchmuskelkontraktion ein verstärkter Rückfluß des 
Blutes aus der ganzen unteren Körperhälfte ev. unter Ansaugung durch das aus der Leber 
zum Herzen gespritzte Blut. Die Bauchmuskulatur stellt also eine wesentliche Auxiliar- 
kraft des linken Herzens dar. Alfred Lindemann (Berlin). 


Hoesslin, Heinrich von: Klinisch-röntgenologische Untersuchungen über 
Lungenkavernen mit Flüssigkeitsspiegel. (Med. Klin., Uniw. Halle.) Dtsch. Arch. 
f. klin. Med. Bd. 112, H. 5/6, S. 580—593. 1913. 

Lungenkavernen können dann röntgenologisch mit Sicherheit nachgewiesen werden, 
wenn sie Flüssigkeit enthalten; der Flüssigkeitsspiegel wechselt dann mit der Lage 
des Patienten; 'n manchen Fällen kann man auch beim Schütteln des Patienten Wellen- 
bewegungen in der Flüssigkeit feststellen. Voraussetzung für diese Erscheinungen ist 
selbstverständlich, daß die Kavernen nur zum Teil mit Flüssigkeit gefüllt sind. 
Die Flüssigkeit selbst ist entweder dünnflüssiger Eiter oder Blut, das in den Lungen 
(aus noch nicht bekannten Gründen) nicht gerinnt. Nach der Wanddicke der Absceß- 
höhle kann man alte und frische Kavernen unterscheiden. Die Entwicklung der Kaver- 
nen beginnt stets fast an der gleichen Stelle, unterhalb der ersten Rippe rechts oder 
links. Kavernen mit dünnflüssigem Inhalt kommen in allen Stadien der Lungentuber- 
kulose vor. — Die röntgenologische Untersuchung auf Kavernen ist außerordentlich 
wichtig, weil sie diese in sehr vielen Fällen zeigt, in denen physikalisch es unmöglich ist, 
sie nachzuweisen. Dunzelt (München). 


De la Camp, O.: Uber Strahlentherapie der experimentellen und menschlichen 
Lungentuberkulose. (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien 1913.) Strahlen- 
therapie Bd. 3, H. 2, S. 546—550. 1913. 

Kurze Mitteilung über das Ergebnis der von Küpferle und Bac meister ange- 
stellten Untersuchungen (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 688). Berichtet wird über 
die grundlegenden Tierversuche und über 15 Lungenkranke, die mit einer Dosis von 
je 300—600X bestrahlt sind. Eine Beeinflussung der experimentellen und der mensch- 
lichen Lungentuberkulose ist hierdurch erwiesen worden; die Wirkung war nur im 
I. und II. Stadium (Turban) günstig. O. Hesse (Berlin). 


ai E ea 


Davies, H. Morriston: A consideration of the influence of the first eostal 
cartilage on apical tuberculosis, based on a study of 402 specimens. (Eine Be- 
trachtung über den Einfluß des 1. Rippenknorpels auf die Spitzen- 
tuberkulose, auf Grund der Untersuchung von 402 Fällen.) Brit. journal 
of surg. Bd. 1, Nr. 1, S. 55—69. 1913. 

Verf. hat an 402 Fällen die Freundsche Theorie des Zusammenhanges von 
Spitzentuberkulose und Rippenknorpelerkrankungen nachgeprüft. Das 
Material zu diesen Untersuchungen lieferten größtenteils Autopsien, teils Radiogramme 
der oberen Thoraxapertur, teils Thoraxskelette und Lungen von Affen. Die Resultate 
der Untersuchungen des Verf., die in einer Anzahl sehr übersichtlicher Tabellen zu- 
sammengestellt sind, sprechen gegen die Freundsche Theorie. Weder eine ab- 
norme Kürze, noch eine Verkalkung der ersten Rippenknorpel fand sich bei Spitzen- 
tuberkulose häufiger als bei lungengesunden Individuen. Die Verkalkung der 
ersten Rippenknorpel hängt wesentlich von Alter, Geschlecht und Be- 
ruf ab. Die Beschränkung der Beweglichkeit des Manubriosternalge- 
lenkes, welche nach der Ansicht Rothschilds das Zustandekommen der Apicitis 
begünstigt, ist, aus dem Material des Verf. zu schließen, nicht als prädisponierend 
für diese Erkrankung anzusehen. Die Schmorlschen Furchen an der Lungen- 
oberfläche finden sich ebenso häufig bei kurzen wie bei längeren Rippen- 
knorpeln und sind deshalb nicht als die Folge einer abnormen Kürze derselben an- 
zusehen, sondern wahrscheinlich durch Emphysem bedingt. Verf. schließt, 
daß nach den Ergebnissen seiner Untersuchungen die Spitzentuberkulose mit 
den genannten Veränderungen im Bereich der oberen Thoraxapertur 
nichts zu tun hat, und daß demnach auch die operative Mobilisierung der 
„starren Thoraxapertur“ bei Tuberkulose keine wesentliche Besserung der 
Erkrankung im Gefolge haben dürfte. Denk (Wien). 

Mayer, Arthur: Die Behandlung der kavernösen Phthise durch extra- und 
intrapleurale Pneumolyse. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr.48, S. 2347—2349. 1913. 

In Fällen, wo Pneumothorax zwar indiziert, aber technisch nicht möglich ist (zu 
kleiner Pleuraspalt, zu kleiner Pneumothorax, der eine Spitzenkaverne nicht zum 
Kollabieren bringt), empfiehlt sich die Pneumolyse als Methode der Wahl. Zur An- 
füllung des durch die Pneumolyse entstandenen Hohlraumes bedarf es keinerlei Plom- 
bierung; wo es nötig, läßt sich statt Paraffinplomben Anfüllung mit Stickstoff nach den 
Grundsätzen der Pneumothoraxbehandlung ausführen, was denselben Effekt hat, 
aber viel ungefährlicher ist. Wo es gelingt, den Sitz einer Kaverne genauestens zu lokali- 
sieren und ihre zentrale Lage festzustellen, empfiehlt es sich, nur eine partielle extra- 
pleurale Pneumolyse am Ort der Kaverne vorzunehmen und ihren Effekt durch Eröff- 
nung der Pleura (intrapleurale Pneumolyse), also durch einen lokalisierten Pneumo- 
thorax, zu verstärken; eine Methode, die verhältnismäßig einfach, ungefährlich und 
bei sorgfältigem Schluß der Wunde, der das Entstehen eines Ventilpneumothorax ver- 
hindert, vielversprechend und erfolgreich zu sein scheint. C. Hegler (Hamburg). 

Breccia, Gioacchino: Zur Frage des künstlichen Pneumothorax. (Med. Klin., 
Genua.) Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 29, H. 1, S. 39—49. 1913. 

Aus dem am 5. Mai vor der K. med. Acad. von Genua gehaltenen Übersichts- 
vortrag ist lediglich hervorzuheben die Mitteilung des Verf. über Beobachtungen an 
einem mit künstlichem Pneumothorax behandelten Affen: die Collapslunge wies frisch 
entstandene tuberkulöse Knoten, die dazu gehörige Pleura hämatogen, mit den Ge- 
fäßen in Verbindung stehende Tuberkel auf; die nicht komprimierte Lunge war doppelt 
so groß und ın ein kompaktes tuberkulöses Gewebe umgewandelt. — Die weiteren Aus- 
führungen bringen nichts Neues. C. Hegler (Hamburg). 

Rochelt, Emil: Der künstliche Dauerpneumothorax. Wien. klin. Wochenschr. 
Ju. 26, Nr. 47, S. 1940—1941. 1913. 


Um die Nachfüllung bei künstlichem Pneumothorax möglichst zu vereinfachen, 


z j 


empfiehlt Rochelt folgendes Verfahren: Bei der Erstanlegung mittels Bra uerschen 
Intercostalschnittes und Füllung der Pleurahöhle mit Stickstoff wird durch die Schnitt- 
wunde (deren Ränder durch zwei tiefgreifende Nähte später geschlossen werden), 
die von R. früher (Wiener klın. Wochenschrift 1912, Nr.5) beschriebene, mit Ansatz- 
stück versehene „Ventilkanüle‘‘ eingeführt, über das Kanülenende eine Kautschuk- 
hülse gestülpt (um das Entweichen des insufflierten Gases zu verhindern) und mittels 
einer brusthütchenähnlichen Schutzhülse die Kanülenplatte durch Leukoplast an 
der Haut fixiert. Da eine Nachfüllung ohne jegliche Beschwerden jederzeit erfolgen 
kann, läßt sich dazu durch Wattefilter oder übermangansaure Kalılösung filtrierte 
Luft verwenden. — Die Gefahr der Pleurainfektion hält R. beim Dauerpneumothorax 
für nicht größer als bei dem bisher geübten Nachfüllungsverfahren, ebensowenig 
die Gefahr des Zurückbleibens schwer heilender Fisteln. — Über etwaige mit diesem 
Verfahren erzielte Resultate teilt Verf. nichts mit. C. Hegler (Hamburg). 

Mayer, Arthur: Experimentelle und klinische Mitteilungen über die nach 
Pneumothoraxoperationen auftretenden Pleuraergüsse. Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. 
Bd. 29, H. 1, S. 51—93. 1913. 

Exsudate kommen nur zustande, wenn ein größerer Pneumothorax längere 
Zeit bestanden hat. Verf. beobachtete 18 Exsudate bei 46 Operationen; fast stets 
bestand Fieber, oft noch lange nach Beseitigung des Exsudats; 2mal trat letzteres 
nach Angina, resp. fieberhafter Bronchitis auf. Stets handelte es sich um einseitige 
Ergüsse, doppelseitige sind nur vorgetäuscht. In einem Fall entstand ein sehr zellen- 
reiches Mischinfektionsexsudat durch Perforation des visceralen Pleurablattes über 
dem ausgedehnt erkrankten Unterlappen. Die Resorptionsfähigkeit der Pleura bei 
Pneumothoraxexsudat (für 25 proz. Jodipin) ist stark herabgesetzt. Nach dem kli- 
nischen, chemischen, cytologischen und bakteriologischen Verhalten ergeben sich 
vier Typen von Pneumothoraxexsudaten: a) Exsudate, die der Pleuritis der Tuber- 
kulösen entsprechen: Eiweißgehalt mäßig hoch, Rivalta +, Millon —; wenig Zellen, 
meist Lymphocytose; Tbk.-Bacillen spärlich, nur mit Essigsäure-Antiformin nachweisbar. 
Eosinophilie gering oder ganz fehlend. — b) Exsudate mit akut infektiösem Charakter 
(nach Angina, Bronchitis u. a.): hoher Eiweißzehalt, Rivalta +, Millon —: Leuko- 
evtose (oft stark degenerierte Leukocyten); mäßige, schnell vorübergehende Eosino- 
philie. Tbk.-Bacillen scheinen meist zu fehlen. Druck im Pneumothorax gesteigert. -—— 
c) Exsudate, durch Perforation der Pleura visceralis entstanden: reichlich gut erhaltene 
Leukocyten und Endothelien; Tbk.-Bacillen scheinen niemals zu fehlen; Eiweißgehalt sehr 
hoch; Rivalta stark +; Millon +. — d) Exsudate, die einen besonderen Typus dar- 
stellen; sie finden sich am häufigsten. Eiweißgehalt mäßig, 3—4°% ; Rivalta +, Millon —; 
spärliche Lymphocyten, ausgesprochene Eosinophilie (bis 20%); Tbk.-Bacillen nicht 
konstant, keine Drucksteigerung im Pneumothoraxraum; ausgesprochener Gehalt an 
spezifischen komplementbindenden Antikörpern; günstige Prognose. Neigung zu Rezi- 
diven. — Therapie: Die Exsudate können keineswegs „als willkommene Begleiterschei- 
nungen des Pneumothorax begrüßt werden‘, sie sollten im allgemeinen möglichst bald 
beseitigt werden, nur bei der 4. Gruppe (s. oben) kann man, wenn sie nicht allzugroß sind, 
abwarten. Sonst Abpunktieren des Exsudats und Ersatz durch Stickstoff. Autosero- 
therapie ist nur wirksam, wenn das Exsudat spezifische Antistoffe enthält. In besonders 
hartnäckigen Fällen Auswaschung der Pleurahöhle mit 2—41 einer ?/,—1proz. Lyso- 
formlösung (Forlanini). Dauerdrainagen sind nicht empfehlenswert. C. Hegler. 

Wendenburg, Friedrich: Über eosinophile Sputumzellen, im besonderen bei 
Tuberkulose. Ein Beitrag zur Frage der lokalen Eosinophilie. Beitr. z. Klin. d. 
Tuberkul. Bd. 23, H. 1. S. 103—111. 1913. 

Im Sputum findet sich häufig Eosinophilie bei verschiedenartigen infektiösen 
Katarrhen. Wo keine Bakterien als Erreger des Katarrhs nachgewiesen werden können, 
spricht Eosinophilie sehr für Tuberkulose. Bei dieser wird Eosinophilie fast durchweg 
gefunden, gerade auch dann, wenn Tuberkelbacillen nicht oder nicht gleich gefunden 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 5 


u. Be Se 


werden. Es handelt sich in allen diesen Fällen um eine lokale Eosinophilie ohne Ver- 
änderung des Blutes; so sind auch die Kerne dieser Zellen vielfach anders als die der 
Eosinophilen des Blutes: einfach und rund, dies gerade bei den Fällen stärkster Eosino- 
philie. Verf. nimmt an, daß sich die Eosinophilen bei lokaler Eosinophilie aus den 
Endothelien der kleinen Arterien und Capillaren bilden; bei der Lungentuberkulose 
würde der Reiz der chronischen Entzündung in Gestalt einer Peribronchiolitis zur 
eitrigen Sekretion in die Bronchen und anderseits zur Proliferation, Umwandlung 
und Auswanderung der Capillarendothelien und Endothelien kleiner Gefäße der Um- 
gebung führen und damit das Auftreten der Eosinophilen im Sputum bewirken, auch 
ohne daß Tuberkelbacillen nachweisbar sind. Meinertz (Worms). 


Bewegungsapparat. 


Alexandrescu-Dersca, C., und Stepleanu Vasile: Einige Worte über einen Fall 
von ehronischer Polyarthritis mit Ankylosen. (Med. Klin. Nanu-Muscel, Bukarest.) 
Spitalul Jg. 83, Nr.15. 1913. (Rumänisch.) 

Ein 35jähriger Klempner, der vor 6 Jahren einen akuten Gelenkrheumatismus 
durchgemacht hat, akquiriert eine schwere Gonorrhöe, worauf er Schwellungen der 
Knie-, Tarsotibial- und Metatarsophalangealgelenke, mit fast absoluter Bewegungs- 
unmöglichkeit bekommt. 14 Injektionen mit je 10 ccm Antimeningokokkenserum sind 
erfolglos. Nach einigen Tagen sind fast alle Gelenke des Körpers ergriffen. Die Knie- 
gelenke in Semiflexion ankylotisch, starke Atrophie der Muskulatur der unteren Ex- 
tremitäten, der Scapulae, der oberen Extremitäten. Keine Druckschmerzhaftigkeit, 
jedoch passive Bewegungen der Gelenke sind schmerzhaft, aktive unmöglich. Therapie: 
Massage, Faradisierung, forcierte passive Bewegungen, wonach in 6 Wochen komplette 
Heilung, mit Regeneration der Muskulatur eintritt. Nachdem die Erkrankung so- 
wohl Charaktere der Arthritis gonorrhoica, als auch des chronischen Gelenkrheumatis- 
mus aufweist, wird sie als ein Gemisch aufgefaßt, wobei die Gonokokkeninfektion 
den chronischen Gelenkrheumatismus zumWiedererwachen gebracht hat. Grigore Brauer. 


Baumel, J., et J. Margarot: Un cas d’achondroplasie. (Ein Fall von Achon- 
droplasie.) Prov. méd. Jg. 26, Nr. 46, S. 508—510. 1913. 

Beschreibung des bereits in der Nouv. iconogr. de la salpêtr. (s. dieses Zentralbl. 8, 
Nr. 7, X. 319) publizierten Falles. Kurze Wiederholung der dort an diesen Fall ange- 
schlossenen Erörterungen. . J. Bauer (Innsbruck). 


Neurologie und Psychiatrie. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Krasnogorski, N.: Über die Grundmeehanismen der Arbeit der Großhirnrinde 
bei Kindern. (Univ.-Kinderklin., Berlin.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 28, H. 4, 8. 373 
bis 398. 1913. 

Den Ausgangspunkt für die Erkenntnis der psychischen Grundmechanismen 
können die bedingten Reflexe bilden, die sich von den einfachen, unbedingten 
durch den Übergang des Reizes vom zentripetalen auf den zentrifugalen Weg über eine 
besondere vernittelnde Zwischenstufe des Zentralnervensystems unterscheiden. Der 
einmal gebildete bedingte Reflex trägt einen rein zeitlichen Charakter und kann zum 
Erlöschen gebracht werden, sobald das wiederholte Zusammentreffen mit dem ent- 
sprechenden unbedingten Reflex aufhört. Charakteristisch für die unbedingten Re- 
flexe beim Kinde ist die Schnelligkeit der Bildung, die hohe Stabilität und das leichte 
Erlöschen, doch schaffen Alter und Individualität Variationen. Der bedingte mo- 
torische Reflex ist ein sensibles Reaktiv auf verschiedene pathologische Zustände des 
Zentralnervensystenis, mit welchem schon in den ersten Monaten Defekte der corti- 
calen Tätigkeit festzustellen sind. Ein wichtiger psychischer Mechanismus ist auch der 
spezifische Spurreflex, der das menschliche Nervensystem grundsätzlich vom 
tierischen unterscheidet. Der Spurreflex hat das Eigentümliche, daß der bis auf Spuren 


ze sh. a 


geschwundene Reiz noch die spezifische Reflexaktion zur Auslösung bringt. Die hohe 
Spezifität und außerordentliche Präzision sind für diese Reflexgruppe beim Menschen 
charakteristisch. Bei übererregbaren Neuropathen ist die Spezifität der Spurreflexe 
sehr herabgesetzt. — Ein anderer Grundmechanismus der Hirnarbeit beim Kinde ist 
der der Analysatoren, denen die Aufgabe zukommt, die Reize der Außenwelt in 
kleinste Teile zu zerlegen und aufzulösen, um daraus neue Kombinationen zu schaffen, 
die gewissermaßen Projektionen äußerer Erscheinungen vorstellen. In bezug auf 
Gehörs-, Gesichts-, Bewegungsanalysatoren bestehen Unterschiede zwischen Tier 
und Kind, zwischen gesunden und kranken Kindern. Die Entwicklung der statischen 
Funktionen hängt von der des Bewegungsanalysators ab. Mannigfache Erfahrungen 
lassen ın der klinischen Untersuchung des Differenzierungsvermögens der Analysa- 
toren mit Hilfe der bedingten motorischen Reflexe die einzige objektive klinische Me- 
thode sehen, welche bei jedem Kind die analysatorische Tätigkeit bestimmter Rinden- 
partien, sowie die Ausdehnung des pathologischen Prozesses beurteilen läßt. — Wichtig 
ist weiter auch die Erkenntnis der nervösen Hemmungsvorgänge. Hierher gehören 
die erlöschende, bedingte, sowie innere Hemmung. Die Spezialisierung der 
Reflexe zwingt zur Annahme zeitlicher, bedingter Zentren. Man hat anzunehmen, 
daß die ganze Rinde mit solchen bedingten Zentren besät ist, welche bald entstehen, 
bald schwinden, sich bald vergrößern, bald verkleinern und je nach den Entstehungs- 
bedingungen mit dem oder jenem System der Rinde verbunden sind. Endlich ist der 
Typus der „bedingten Hemmung‘, der Mechanismus des ‚„nervösen Ladens 
und Entladens‘, zu würdigen, die mit zu den wichtigen corticalen Mechanismen 
gehören. Interessant sind die Beobachtungen an epileptischen Kindern. Noch vor 
Beginn der Krämpfe findet sich eine vorübergehende Störung der bedingt-reflektorischen 
Tätigkeit, welche unmittelbar in die Krämpfe übergeht. Nach dem Anfall zeigen sich 
alle corticalen Mechanismen geschädigt, und es kommt dann zu folgenden vier Phasen 
der Wiederherstellung. Zunächst absoluter Ausfall der bedingt reflektorischen Funk- 
tion, der ganze Cortex im Zustand generalisiertter Hemmung. Dann die Phase der 
allgemeinen Wiederherstellung der elementaren Funktionen, die Phase des Ausfalles 
der Differentiationen, endlich eine Phase der inerten Differentiationen. Von Interesse 
sind auch die Veränderungen in der Funktion der corticalen Grundmechanismen beim 
Myxödem, die sich nach Thyreoidinbehandlung kaum im Wesen ändern. Neurath.“ 
Barenne, J. G. Dusser de: Zur Kenntnis der Alloästhesie. Experimente und 
Betrachtungen. Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 34, H. 6, S. 523—540. 1913. 
Dem Verfasser ist es geglückt, experimentell das Symptom der Alloästhesie 
(Fühlen eines Reizes an der entsprechenden Stelle des entsprechenden andersseitigen 
Gliedes) zu erzeugen; und zwar tritt dieses Symptom gesetzmäßig auf bei unilaeraler 
Durchschneidung der sensiblen Rückenmarksbahnen und nachträglicher leichter Strych- 
ninisation (Betupfung mit einem von 1%, Strychninlösung durchtränkten Watte- 
pfröpfehen) und dadurch herbeigeführter Überregbarkeit eines Abschnittes der der 
Hemisektion homolateralen Hintersäule des kaudal von der Läsion gelegenen Rücken- 
markssegmentes. Liegen die Stellen der einseitigen Strychninisation und der Hemi- 
sektion um mehr als drei Segmente auseinander, so sind auf beiden Seiten und zwar 
weniger auf der homolateralen Seite, die subjektiven Erscheinungen des Syn- 
droms der Strychninvergiftung vorhanden. Offenbar erklären sich auch die bisher 
klinisch beobachteten Fälle von Alloästhesie durch vorwiegend einseitige Blockierung 
der zentripetalen spinalen Bahnen, kombiniert mit einem Übererregbarkeitszustand 
eines kaudal von dieser Läsion gelegenen Segmentes der gleichseitigen spinalen Hinter- 
säule. A. Jakob (Hamburg). 
Trömner, E.: Über Sehnen- resp. Muskelreflexe und die Merkmale ihrer Schwä- 
ehung und Steigerung. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 37, S. 1712—1715. 1913. 
Die Arbeit enthält eine Zusammenfassung der neueren Tatsachen und Anschau- 
ungen über Entstehung und Bedeutung der Sehnen-, Muskel- und Hautreflexe mit 
9% 


sm Ga as 


besonderer Berücksichtigung der eignen Untersuchungsergebnisse des Verf. Im Gegen- 
satz zu Sternberg faßt er auch die Periost-, Knochen-, Gelenk- und Fascienreflexe 
als reine Muskelreflexe auf. Er führt dafür neben verschiedenen von anderer Seite 
beschriebenen Tatsachen als direkten Beweis die von ihm zuerst angewandte perkuto- 
rische Muskelerregbarkeit an, welche zeigt, daß ebenso wie bei den Sehnenreflexen 
die Erschütterung des Muskels das Maßgebende am Reflexvorgang ist, und daß Periost, 
Knochen, Gelenke und Fascien nur jeweils die optimalen Angriffsstellen für die Er- 
schütterung darstellen. Da somit, außer von den üblichen Punkten aus, der Muskel 
auch von vielen anderen Stellen her erschüttert werden kann, ist die Zahl der Muskel- 
reflexe eine sehr große. Für ihre Benennung sollte nicht der Ort der Reflexauslösung, 
sondern der reagierende Muskel maßgebend sein. — Zur objektiven Feststellung der 
Subreflexie ist wichtig der Mangel einer größeren Anzahl dieser Reflexe und die vom 
Verf. beschriebene Dämpfung des perkutorischen Muskeltons, welcher eine stumpfe 
„pappige““ Beschaffenheit annimmt. Nicht beweisend ist die Herabsetzung der reflek- 
torischen Kontraktion, da diese auch unter normalen Verhältnissen großen Schwan- 
kungen unterliegt. Für die pathologische Reflexsteigerung wird als charakteristisch 
angeführt die Ausdehnung der Erregbarkeitssphäre, die sog. Kontraerregbarkeit, die 
lebhafte direkte perkutorische Muskelerregbarkeit, die klonische Reaktion, falls es 
sich um seltenere Lokalisationen handelt, und die Reflexkreuzung. — Den Babınski- 
schen umgekehrten Radiusreflex hält Verf. nur mit der von ihn angegebenen Modi- 
fikation der extremen Supination der Hand oder in Gestalt des gleichfalls von ihm 
beschriebenen Fingerphänomens für brauchbar und pathognostisch. Die von ihm 
bereits früher behauptete größere Empfindlichkeit seines „Wadenphänomens“ gegen- 
über dem Babinskischen Fußphänomen hat sich durch weitere Erfahrungen be- 
stätigen lassen. Maase (Berlin). 


Clark, L. Pierce: Remarks upon the irregular and unusual types of familial 
periodic paralysis and conditions simulating the same, with a preliminary report 
upon a new sub-type of this palsy. (Über die unregelmäßigen und seltenen 
Formen familiärer periodischer Lähmung und ähnlicher Zustände mit 
einem vorläufigen Bericht über eine neue Unterart dieser Lähmung.) 
Rev. of neurol. a. “psychiatr. Bd. 11, Nr. 9, S. 459—475. 1913. 

Im Mai v.J. berichtete Verf. über einen Fall von intermittierender familiärer 
Lähmung, die sich wesentlich von der gewöhnlichen Form unterscheidet. Es folgt eine 
Zusammenstellung der bis jetzt bekannten Fälle von periodischer Lähmung wobei 
die Ansichten der verschiedenen Autoren über die Pathogenese der Erkrankung Er- 
wähnung finden. Während aber als Hauptsymptome der familiären periodischen Läh- 
mung die Periodizität, die schlaffe motorische Lähmung, der Verlust der elektrischen 
Erregbarkeit, das Fehlen der tiefen Reflexe bei vollkommener allgemeiner körper- 
licher Gesundheit zwischen den einzelnen Anfüllen gelten, weisen die Beobachtungen 
des Verf.s keines dieser Symptome auf. Das Material entstammt einer Familie von 
4 Generationen, in der 9 Mitglieder an transitorischer Lähmung leiden. Die großen 
Anfälle sind durch eine mehr oder weniger komplette plötzliche Unfähigkeit, einzelne 
der willkürlichen Muskeln zu bewegen, charakterisiert. Die Störung stellt sich in un- 
regelmäßigen Intervallen von Tagen, Wochen oder Monaten ein und dauert bei meh- 
reren Fällen das ganze Leben hindurch. Die elektrische Erregbarkeit bleibt erhalten, 
die tiefen und oberflächlichen Reflexe sowie der Muskeltonus zeigen keine Verände- 
rungen, die Sensibilität ist nicht gestört, zuweilen sind die von den Hirnnerven inner- 
vierten Muskeln (Augenmuskeln, Zunge, Pharvnx, Lippen. Respirationsmuskeln) 
stärker ergriffen, die Attacke stellt sich gewöhnlich nach stärkeren psychischen An- 
strengungen ein und läßt innerhalb einiger Stunden nach. Mit dem Alter nimmt die 
Frequenz und Intensität der Anfälle zu: der einzelne Anfall kann einige Stunden 
dauern, kann sich aber auch über einen halben oder ganzen Tas erstrecken; besonders 
in letzterem Fall verläuft er besonders schwer: dann sind die Bulbi starr, die Muskeln 


in der Umgebung des Mundes gelähmt, die Zunge plump, das Zwerchfell paretisch, 
infolgedessen starke Dyspnöe und Unfähigkeit, tief zu atmen. Das Leiden scheint 
auf konstitutionellem Boden zu entstehen, denn die jüngsten Mitglieder der vierten 
Generation zeigen bereits degenerative Stigmata; auch ist interessant, daß sich die 
Erkrankung vorwiegend auf die weiblichen Individuen zu vererben scheint, während 
sich bei einigen männlichen Diabetes als Äquivalent vorfindet. Diese Tatsache ist 
vielleicht der dominierende Zug der vom Verf. aufgestellten Unterart, die sich durch 
das Verhalten der Reflexe, der elektrischen Erregbarkeit und der Unabhängigkeit von 
einer Psychose von den bis jetzt bekannten Formen unterscheidet. P. Biach. 

Lotmar, F.: Bemerkungen zur Adiadochokinese und zu den Funktionen des 
a Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte Jg. 43, Nr. 45, S. 1455—1456 u. Nr. 46, 

. 1457—1467. 1913. 

Nachdem Verf. den Begriff der Adiadochokinese, wie ihn Babinski geschaffen 
hat, dargestellt hat, bespricht er ausführlicher die Umgrenzungsversuche, die Gregor 
und Schilder dem Begriff gegeben haben. Sodann erörtert Verf. noch die Physiologie 
und Pathologie der Schwerempfindungen, die sowohl für die klinische als auch für die 
experimentelle Kleinhirnforschung nicht unwesentliche Bedeutung beanspruchen 
dürfen. Géronne (Wiesbaden). 

Tileston, Wilder: The occurrence of ankle-clonus without gross disease of the 
central nervous system. (Das Auftreten von Fußklonus ohne grobe Er- 
krankung des Zentralnervensystems.) Americ. journal of the med. sciences 
Bd. 146, Nr. 1, S. 1—10. 1913. 

Im Anschluß an die Darstellung von vier eigenen Fällen diskutiert Tileston 
die Frage, ob Fußklonus auch ohne organische Läsion des Zentralnervensystems auf- 
treten könne und kommt zu folgenden Resultaten: Fußklonus kann ohne begleitende 
organische Erkrankungen beobachtet werden, so vor allem bei akuten Infektionskrank- 
heiten, schwerer Lungentuberkulose, Urämie, im epileptischen Anfall, bei Intoxika- 
tionen, Übermüdungszuständen, bei manchen Neurosen und Psychosen und bei aku- 
tem Gelenkrheumatismus. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist eine toxische Läsion des 
Nervensystems in der Mehrzahl dieser Fälle als Ursache anzunehmen. In zwei autop- 
tischen Untersuchungen von Hirn und Rückenmark Tuberkulöser, bei denen ante 
mortem Fußklonus beobachtet war, ergab sich keinerlei pathologischer Befund. Im 
allgemeinen ist der bei toxischen Zuständen auftretende Fußklonus von dem echten zu 
unterscheiden durch das Fehlen von Spasmen und des Babinskischen und Oppen- 
heimschen Phänomens. Reichmann (Jena). 

Braunwarth: Ein Fall von Dystrophia musculorum progressiva. Tod durch 
Zwerchfellähmung. (XKgl. poliklın. Inst. f. inn. Med.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 78, 
H. 3/4, S. 361—369. 1913. 

Bei dem 38jährigen Patienten bestand seit etwa 12 Jahren eine progressive Atrophie 
der Schulter-, Brust-, Rücken- und Zwerchfellsmuskulatur. Durch die Mitbeteiligung 
des Zwerchfells trat infolge Atemlähmung der Exitus ein. Die histologische Unter- 
suchung des Rückenmarks ergab im Bereich der Kerne der die atrophischen Muskeln 
versorgenden Nerven insbesondere im Phrenicuskern die Zeichen der einfachen Atrophie 
und Rarefikation der Vorderhornzellen ohne degenerative Veränderungen. Ebenso 
zeigte der Phrenicusstamm das Bild des einfachen Faserschwunds mit interstitiellen 
Bindegewebswucherungen. Hingegen fanden sich in den erkrankten Muskeln neben 
atrophischen Veränderungen auch Degenerationen der Fasern in Gestalt von Zer- 
klüftung, Vakuolisierung, Schwund der Querstreifung und starker Vermehrung der 
Bindegewebskerne. An einzelnen Stellen war das Muskelgewebe völlig durch lockeres 
Binde-, bzw. Fettgewebe ersetzt. Der Gegensatz der einfachen Atrophie in den Vorder- 
hörnern des Rückenmarks und von degenerativ- -atrophischen Veränderungen im Muskel 
läßt auch anatomisch die Diagnose auf eine primäre Myopathie mit retrograder Be- 
einflussung der Vorderhornzellen zu. Maase (Berlin). 


we N) ee 


Messner, Emil: Weitere Mitteilung über die Färbung der NissiIschen Schollen 
mit Pikrocarmin. Journal für Psychol. u. Neurol. Bd. 20, H. 5/6, S. 256. 1913. 
Spezielle Pathologie und Therapie. 
Periphere Nerven: 


Ginestous, Etienne: Paralysie diabétique du moteur oculaire externe. (Diabe- 
tische Abducenslähmung.) Gaz. hebdom. des scienc. méd. de Bordeaux Jg. 34, 
Nr. 35, S. 410—412. 1913. 

Ein 68jähriger Patient war plötzlich mit Doppelsehen erkrankt. Die Unter- 
suchung der Nervensystems ergab, abgesehen von einer linksseitigen Abducenslähmung, 
einen völlig normalen Befund. Dagegen wurde ein Diabetes mellitus entdeckt, der dem 
Patienten sonst keinerlei Beschwerden gemacht hatte. Unter geeigneten diätetischen 
Maßnahmen ging die Lähmung in kurzer Zeit wieder zurück. Maase (Berlin). 

Beck, S. C., und M. Mohr: Über die Häufigkeit und diagnostische Bedeutung 
der Papillitis nervi optici bei der Säuglingssyphilis. (Brodysch. Kinderspit., Buda- 
pest.) Dermatol. Wochenschr. Bd. 57, Nr. 47, S. 1363—1366. 1913. 

Verff. untersuchten 126 syphilitische Kinder im Alter von 8 Tagen bis 1!/, Jahre 
mit dem Augenspiegel. Unter diesen fand sich 62 mal ausgesprochene Neuritis optici 
(graue Farbe, unscharfe Grenzen, bedeutende Schwellung [4—6 Dioptrien] und Exsudat 
auf der Papille. Bei 19 weiteren Fällen war die Diagnose zweifelhaft. Die Neuritis 
optici ist am häufigsten in den ersten 3 Lebensmonaten. Gerade in diesem Alter ist 
der Prozeß therapeutisch am wenigsten zu beeinflussen. Da die Neuritis optici ein 
so häufiges Symptom ist, kann sie in diagnostischer Hinsicht gute Dienste tun. Burk. 

Castro, Aloysio de: Angeborene Facialislähmung. (Policlin. Geral, Rio de Janeiro.) 
Neurol. Zentralbl. Jg. 32, Nr. 23, S. 1474—1477. 1913. 

Verf. beschreibt die Form der angeborenen Facialislähmung, bei welcher außer 
der Lähmung des 7. Nervenpaares noch Mißbildungen und Entwicklungshemniungen 
seitens des Gehörorgans, sowie Abwesenheit oder ungenügende Bildung des Felsen- 
beins und der darin existierenden Organe (Nervus facialis) vorgefunden werden. Es 
handelte sich um einen 44jährigen Portugiesen mit einer peripheren linksseitigen 
Facialislähmung bei fehlender elektrischer Erregbarkeit. Statt des Ohres sieht man 
links eine weiche gerollte Hautfalte mit einer stecknadelkopfgroßen Öffnung; der 
Processus mastoideus hebt sich links nur wenig ab. Diese Mißbildung des Ohres, 
offenbar verbunden mit Agenesie des Felsenbeins, ist für diese Form der angeborenen 
Facialislähmung charakteristisch. P. Biach (Wien). 
Rückenmark: 

Barth, Henri, et André Léri: Un cas de my6lite ascendante aiguë au cours 
d’une syphilis secondaire. Recherches bactériologiques et anatomiques. (Ein Fall 
vonakuterascendierenderMyelitisimVerlaufeinersekundärenSyphilis, 
unter spezieller Berücksichtigung von bakteriologischen und anatomi- 
schen Untersuchungen.) Rev.neurol. Jg. 21, Nr. 19, S. 333—402. 1913. 

Die Verff. teilen den folgenden Krankheitsfall mit: Bei einem jungen Mädchen, 
das im übrigen gesund war, entwickelten sich im 5. Monate einer Syphilis die Symptome 
einer aktiven ascendierenden Myelitis. Plötzlicher Beginn mit Kopfschmerzen, Er- 
brechen und Fieber; zwei Tage später vollkommene Lähmung der unteren Extremität; 
anı nächsten Tage Lähmung des linken Armes; am übernächsten Tage Parese des rech- 
ten Armes; Atmungs- und Kreislaufstörung; einen weiteren Tag später Störungen in 
der Bewegung des Halses und in der Phonation. In den ersten Tagen Retentio urinae, 
ddann relative Inkontinenz. Leichte Paresthesien gehen lokal jeder Lähmungserschei- 
nung voraus, aber keine objektiv nachweisbaren Sensibilitätsstörungen. Dann bleibt 
das Krankheitsbild stationär für ca. 10 Tage. Nachdem eine intensive Quecksilber- 
kur eingeleitet worden war, Tod am 17. Tage. Die Untersuchung des Liquor am vierten 
Krankheitstage ergab eine ausgesprochene und fast reine Lymphocytose, aus der die 
Verff. die Diagnose einer aktiven, syphilitischen Meningomyelitis abzuleiten sich für 


berechtigt hielten. Jedoch mußten sie ihre Diagnose ändern infolge der bakteriologi- 
schen Untersuchung des Liquor und des Blutes, die wiederholt: vorgenommen wurde; 
denn es fanden sich sowohl im Blut wie im Liquor stets reichlich Tetragenusbacillen. 
Die anatomische Untersuchung des Rückenmarks ergab an den Gefäßen Veränderun- 
sen, die auf eine syphilitische Erkrankung schließen ließen. So kommen denn die 
Verff. zu dem Resultat, daß in ihrem Falle zwei Momente zusammengewirkt haben, 
um das schwere Krankheitsbild auszulösen; einmal die Syphilis und zum anderen die 
Überschwemmung des Blutes und des Zentralnervensystems mit Tetragenusbacillen. 
Geronne (Wiesbaden). 
Lorenz, Adolf: Zur alten und modernen Behandlung der spastischen Paralysen. 
Wien. med. Wochenschr. Jg. 63, Nr. 39, S. 2497—2502 u. Nr. 40, S. 2607—2614. 1913. 
Bei einer kritischen Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile der direkten erößten- 
teils vom Verf. inaugurierten Operationsverfahren und der modernen Wurzelresektion 
ın der Behandlung der spastischen Paralysen des Kindesalters kommit Verf. zu einer 
entschiedenen Ablehnung der Foersterschen Metliode. Wegen ihrer Gefahrlosigkeit 
bei größerer Sicherheit des Erfolges der Wurzeldurchschneidung für bei weitem über- 
legen erachtet er das Stoffelsche Verfahren der ausgewählten Resektion motorischer 
Bahnen aus dem gemischten peripheren Nervenstamm. Die Nachteile, die die Stoffel- 
sche Operation gegenüber den alten Muskelmethoden bietet, bestehen in der Schwierig- 
keit der Dosierung der Resektion, in dem größeren und zeitraubenderen Eingriff 
und der Notwendigkeit bei veralteten Fällen mit trophischer Verkürzung der Muskeln 
die Resektion des Nerven durch Sehnenoperationen zu ergänzen. Aus diesen Gründen 
ist auch das Stoffelsche Verfahren für die untere Extremität ganz abzulehnen. Für 
die obere Extremität bedeutet die Stoffeloperation nur in einem einzigen Falle, 
nämlich bei dem Pronationsspasmus des Vorderarms, einen wirklichen Fortschritt 
gegenüber den direkten Methoden. Maase (Berlin). 


Leriche, René, et Paul Dufourt: Quatre observations d’élongation du plexus 
solaire pour crises gastriques du tabes. (Vier Beobachtungen von Dehnung 
des Plexus solaris wegen gastrischer Krisen bei Tabes.) Lyon chirurg. 
Bd. 10, Nr. 3, S. 256—264. 1913. 

Die Verff. haben nach dem Vorgang von Jaboulay in 4 Fällen von tabischen 
intestinalen Krisen die Dehnung des Plexus solaris ausgeführt. 

Operationsmethode: Medianschnitt oberhalb des Nabels. Nach Ablösung und Um- 
schlagen des kleinen Netzes wird direkt auf die Aorta und Arteria coeliaca losgegangen. Die 
Stämme der letzteren und ihre Aste wurden stumpf freigelegt, wobei man unter den oberen 
Rand des meist ptotischen Pankreas gelangt. Die Nervenästchen und kleinen Sympathicus- 
vanelien, welchen man dabei begegnet, werden durehschnitten bzw. exstirpiert. Meist werden 
auch die am linken Rand der Kardia verlaufenden Fasern des Ramus pneumatogastrieus 
n. vagi durchtrennt und endlich eine längere Massage der Plexusregion angeschlossen. 


Die Operation ist gefahrlos, doch sind bisher die Dauererfolge wenig ermutigend. 
Alle Fälle bekamen nach kurzer Zeit Rezidive. Indessen hoffen die Verff., daß viel- 
leicht eine Vervollkommnung der Operationsmethode die Resultate verbessern wird. 
Erfolge kann die Operation natürlich nur dort versprechen, wo rein periphere Stö- 
rungen vorliegen und Wurzelsymptome fehlen. Maase (Berlin). 


Oczesalski, K.: Ein Fall von Kotbrechen bei gastrischen Krisen. (Kindlein 
Jesu-Krankenh., Warschau.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 49, S. 2276. 1913. 

Während der 2jährıgen Beobachtungszeit eines Falles von gastrischen und analen 
Krisen wurde 4 mal deutliches fäkales Erbrechen beobachtet. Da Zeichen einer Magen- 
darmfistel fehlten, so glaubt der Verf. diese Erscheinung auf eine hochgradige Anti- 
peristaltik der Darmmuskulatur beziehen zu können. Das Koterbrechen ıst also in 
diesem Falle ein vagotonisches Symptom. Schreuer (Charlottenburg). 


Baeyer, H. v.: Mechanische Behandlung der tabischen Ataxie. (Krankenh. |. 
d. Isar, München.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 47. S. 2621—2622. 1913. 
Verf. hat eine Federschiene konstruiert, die einerseits die Wahrnehmung der Stel- 


8 712.. 2 


lung der Gelenke und des Kontraktionszustandes der Muskelu ermöglicht, anderseits 
mechanisch die aktiven und passiven Bewegungen der Beine hemmt. Sie unterstützt 
so einesteils die Übungsbehandlung, indem sie die durch die Bewegung bedingte Reizung 
der Haut und der tiefen rezeptorischen Endorgane an den Beinen mechanisch verstärkt, 
verhindert aber andernteils die groben, zum Teil ungewollten Bewegungen des ataktı- 
schen Patienten. Die vom Verf. konstruierte Bandage erfüllt diese Bedingungen. 
Sie besteht aus einer breiten Bandfeder, die auf die Vorderseite des Beins, vom Rist 
des Fußes angefangen, bis zur Leistengegend zu liegen kommt. Mit ihrem unteren Ende 
ist sie an einer Metallsohle starr befestigt. 4 Querbänder fixieren die Federschiene am 
Bein. Jede Bewegung reizt durch diese Anordnung die sensiblen oberflächlichen und 
tiefen rezeptorischen Endorgane in erhöhtem Maß, so daß auch die motorischen Impulse 
entsprechend beeinflußt werden. P. Biach (Wien). 

Drey et Malespine: Le tabes amyotrophique. (Hôp. St.-Pothin) (Amyo- 
trophische Tabes.) Lyon med. Bd. 121, Nr. 45, S. 749—762. 1913. 

Ein Tabesfall mit schwachen tabetischen und vorwiegend amyotrophischen 
Symptomen wird in seinen klinischen und autoptischen Befunden dargestellt. Eine 
etwa 50jährige Frau erkrankt mit Schwäche in den Beinen und Unfähigkeit zu gehen. 
Keine ausgesprochenen Symptome von Tabes. Auf antisyphilitische Therapie deut- 
liche Besserung. Bald aber rapide Verschlimmerung und Tod nach etwa 16 Monaten. 
Die histologische Untersuchung des Rückenmarks ergibt das klassische Bild der Tabes 
und degenerative Herde in den vorderen Wurzeln und im Verlauf des Ischiadicus. 
Die Verff. glauben, daß ihre Beobachtung sich mit dem von Chrétien und Thomas 
im Jahre 1898 zuerst beschriebenen Krankheitsbilde der „Tabes amyotrophique“‘ deckt. 

Reichmann (Jena). 

Klotz, Oskar: Syringomyelia: with autopsy findings in two cases. (Syringo- 
myelie mit Sektionsbefund in zwei Fällen.) (Pathol. laborat. untv., Pittsburgh.) 
Americ. journal of the med. scienc. Bd. 146, Nr. 5, S. 681—695. 1913. 

Eine 38jährige, an Schwäche in den Beinen leidende Frau bekommt plötzlich im 
Anschluß an multiple Eiterherde des Körpers eine totale Lähmung und Anästhesie 
beider Beine. Die Autopsie ergibt Einbruch eines abgesackten Eiterherdes von der 
Pleura parietalis aus in den Rückgratskanal und einen Erweichungsherd dement- 
sprechend in Höhe des 8.—9. Brustwirbels. Zentralkanal intakt. — Der zweite Fall 
betrifft einen 25jähriger Arbeiter. Nach ganz diffusen und unbedeutenden Prodromal- 
svmptomen tritt ebenfalls plötzlich Lähmung beider Unterextremitäten auf. Nach 
3 Monaten Tod infolge Cystitis mit anschließender Allgemeininfektion. Die Sektion 
ergibt ein erweichtes Gliom in Höhe des 8. Thorakalsegments. Auch hier ist der Zentral- 
kanal völlig normal und keine Andeutunz ontogenetischer Störung vorhanden. — 
Anßer primärer Syringomyelie unterscheidet der Autor vier ätiologische Momente für 
Entstehung sekundärer Höhlenbildung: 1. Neurvepitheliome, 2. Divertikel des Zentral- 
kanals, 3. Anomalien im Verschluß des Suleus posterior und 4. Degeneration von 
Gliomen. Reichmann (Jena). 

Lundsgaard, Christen: Eigentümliche Veränderungen im Rückenmarke eines 
Neugeborenen (kongenitale Syringomyelie). Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., 
Orig. Bd. 20, H. 2, S. 279—304. 1913. 

Bei einem 2 Monate altem Kinde, das mit großen äußeren Mißbildungen (Fehlen 
beider Beine und des linken Armes, flossenartige Umbildung des rechten Armes) be- 
haftet war, fand sich bei der Untersuchung des Rückenmarks eine Erweiterung des 
Zentralkanales, große längsverlaufende Hohlräume der Medulla, eine beträchtliche 
Entwicklung von gefäßführenden hvalinen Bindegewebszügen, die von der Pia aus in 
die Medulla hineinstrahlten. Pia und Adventitia der pialen und medullären Gefäße waren 
verdeckt, einige perivasculäre Lymphräume teils dilatiert, teils obliteriert. Es wird eine 
durch kongenitale Bildungsanomalien hervorgerufene Hvdromvelie und ein genuines 
heterotropes Wachstum des Mesenchynis in die Medulla hinein angenommen. Die Be- 


=, I 


obachtung spricht für die Gerlachsche Hypothese, nach der sowohl die syringomyeli- 
tische Höhlung, als auch die bindegewebige Membran auf kongenitale Mißbildungen 
zurückzuführen seien. v. Rad (Nürnberg). 


Roman, B.: Ein Fall von Hämangiom des Rückenmarks. (Pathol.-anat. Inst., 
dtsch. Unw., Prag.) Zentralbl. f. allg. Pathol. u. pathol. Anat. Bd. 24, Nr. 22, S. 993 
bis 997. 1913. 

Bei der Sektion eines 32jährigen Mannes, der klinisch die Erscheinungen einer 
vollständigen Querschnittsläsion des Rückenmarkes dargeboten hatte, fand sich im 
Rückenmark ein großes Hämangiom, das intramedullär in der dorsalen Hälfte des 
Rückenmarks, in der Höhe der IX. Dorsalnerven entstanden war. Anführung der spär- 
lichen Kasuistik analoger Fälle. Thorel (Nürnberg). 


Gehirn: 


Henrich, Ernst: Über das diffuse Gliom des Pons und der Medulla oblongata. 
(Städt. Krankenh., Stettin.) Frankf. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 14, H. 2, S. 294—319. 1913. 

36 Jahre alte Frau. Anamnestisch Sprachstörungen und Schluckbeschwerden, 
Unfähigkeit, zu gehen. Von seiten des Nervensystems ließ sich nachweisen: Steige- 
rung der Sehnenreflexe, Fußklonus, beiderseitige Facialisparese, Herabsetzung der 
motorischen Kraft, besonders der Beine. Normale Sensibilität, herabgesetzte Hör- 
fähigkeit. Sensornum klar. Kein Intelligenzdefekt. Augenbefund normal. Klinische 
Diagnose: Multiple Sklerose (Gehirntumor)? Die Sektion zeigte makroskopisch eine 
erhebliche, gleichmäßige Massenzunahme von Pons und Medulla oblongata bei ge- 
ringer Bevorzugung der linken Medullahälfte; die äußere Konfiguration dieser Hirn- 
anteile, sowie ihre Zeichnung auf Querschnitten war erhalten. Mikroskopisch erwies 
sich die Massenzunahme bedingt durch ein diffuses Gliom. Der Tumorcharakter der 
Gliawucherung ließ sich dadurch feststellen, daß sich innerhalb der diffus vermehrten, 
meist faserigen Glia, ein circumscripter Bezirk fand, der ausgesprochen neoplastische 
Eigenschaften aufwies. Der Verf. gibt eingehende histologische Details des Falles und 
ist der Ansicht, daß der vom Tumor ausgefüllte Bezirk nur ein eigenartig gebauter, 
in seinem Differenzierungsgrad veränderter Teil des diffusen Glioms ist. Er hebt 
sich scharf von seiner Umgebung ab, die Gliakerne sind ın Häufchen angeordnet, die 
Gefäßehaben eine veränderteWand und sind vermehrt, die Gliafaserung läßt sich schlecht 
darstellen; demgegenüber ist in der Hauptmasse der diffusen Geschwulst die Ver- 
teilung der Gliakerne gleichmäßig, die Gefäße sind nicht verändert, die Gliafaserung 
ist gut darstellbar. Klinisch ist an dem Fall des Verf. das vollständige Fehlen von 
Hirndruckerscheinungen und die weitgehenden Analogien zum Bild der multiplen 
Sklerose bemerkenswert. P. Biach (Wien). 


Wohlwill, Fr.: Multiple Sklerose. Pathologische Anatomie. Pathogenese. 
Ätiologie. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u Psychiatr., Ref. Bd. 7, H. 8, S. 849—878 
u. H. 9, S. 977—1009. 1913. 

Ergebnisse. 


Nunberg, Max: Beiträge zur Klinik der epiduralen Hämatome. (Chirurg. 
Uniw.-Klin., Freiburg i. Br.) Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 102, H. 3, S. 684—745. 1913. 

Verf. gibt eine nach jeder Richtung hin sehr ausführliche Darstellung des Gegen- 
standes unter spezieller Berücksichtigung von 8 Krankheitsgeschichten der Freiburger 
Klinik. Er glaubt, durch die von ihm zusammengestellten Fälle bewiesen zu haben, 
daß epidurale Hämatome selbst von beträchtlicher Größe, die durch Compressio cerebri 
zu Tode führen, ohne die meisten, bzw. ohne alle typischen Hirndrucksymptome ver- 
laufen können. An Stelle dieser können bestimmte weniger ausgeprägte Erscheinungen 
auftreten, für die Verf. die Bezeichnung „Aquivalente" vorschlägt und die für die Dia- 
gnose Hirndruck verwendet werden können; und zwar hat Verf. einmal häufiger eine 
auffallende motorische Unruhe der Patienten beobachtet; eine Beobachtung, die auch 
von anderen Autoren schon niedergelegt ist. Sodann weist er auf vorübergehende 





u Mi m 


Pulsveränderungen besonders hin, bestehend in Verlangsamung, bzw. auch in Unregel- 
mäßigkeit des Pulses. Ferner wird auf das relativ häufige Zusammentreffen von Extra- 
vasaten bzw. einer Verletzung einer Parietalgegend mit kontralateralen Oculomotorius- 
störungen aufmerksam gemacht. Das Fehlen eines oder auch einiger typischer Hirn- 
drucksymptome soll nicht für das Unterlassen eines chirurgischen Eingriffs entscheidend 
sein. Unter Umständen genügen auch schon die oben skizzierten Äquivalente als In- 
dikation für den chirurgischen Eingriff. Bestehen nach vorausgegangenenı Schädel- 
trauma gar keine typischen Symptome, auch nicht ihre Äquivalente, so ist, wenn Hirn- 
druck nicht sicher auszuschließen ist, dennoch eine Punktion bzw. eine Probetr epanation 
vorzunehmen, sobald irgendwie ernstere Erscheinnngen vorhanden sind. In allen 
sicheren Fällen ist die Indikation zu sofortiger Trepanation eo ipso gegeben; unter 
Umständen kann eine Probetrepanation oder Punktion vorausgeschickt werden. In 
allen unsicheren, vor allem auch topisch unsicheren Fällen ist die Punktion bzw. Probe- 
trepanation auszuführen. Diese soll möglichst häufig und ausgiebig angewendet werden. 
Sie ist auch außerhalb der Klinik ohne Schwierigkeit ausführbar. Géronne. 

Ciuffini, Publio: Osservazioni cliniche ed anatomo-patologiche sopra i tumori 
della pia cerebrale. (Klinische und pathologisch-anatomische Beobach- 
tungen von Tumoren der Pia des Gehirns.) (Clin. d. malatt. nerv., univ., 
Roma.) Riv. di patol. nerv. e ment. Bd. 18, Nr. 11, S. 709—727. 1913. 

Eine 32jährige Patientin war einige Monate nach einer Amputation einer carcino- 
matösen Mamma an Schwäche des rechten Beines erkrankt. Nach längerer Zeit zeigte 
sich ein lokales Carcinomrezidiv, danach linksseitige periphere Facialisparese und 
Parästhesien im linken Trigeminusgebiete, linksseitige Parakusie, frontaler Kopf- 
schmerz, Erbrechen. Es bestand rechts, auf der Seite des Carcinoms, ein Ödem des Armes, 
links fand sich Hypakusie, Trigeminus- und Facialislähmung, rechts leichte Hypo- 
glossusparese, Extremitätenparese, Steigerung des Patellar- und Achillessehnenreflexes. 
Keine Staungspapille, keine geänderte Beschaffenheit des Lumbalpunktates, negativer 
Wassermann. Die klinische Diagnose nahm eine Krebsmetastase entsprechend dem 
linken Kleinhirnbrückenwinkel an. Anatomisch fand sich ein Endotheliom der Pia, 
welches vorne einer großen Partie der Konvexität entsprach und die darunter liegende 
Rinde komprimierte. Betroffen waren beiderseits die oberen und mittleren Frontal- 
windungen, die oberen und mittleren Partien der pararolandischen Windungen. Neurath. 

Krause, Fedor: Ungewöhnliche Kleinhirngeschwulst, durch Operation geheilt. 
(Augusta-Hosp., Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 47, S. 2169—2172. 1913. 

Ein 2ljähriges Mädchen, das schon seit mehreren Jahren an Schmerzen hinter 
dem linken Ohr und in der linken Körperhälfte litt, erkrankte unter den rasch progre- 
dienten Erscheinungen eines linksseitigen Kleinhirnbrückenwinkeltumors: Doppelt- 
sehen, Übelkeit, Schwindel, Ohrensausen, Kopfschmerz, Stauungspapille mit Atrophia 
nervi optici (r > l), Taubheit links, Areflexie beider Corneae, Adiadochokinesis und 
motorische Störungen der linken Hand und ausgesprochene meningeale Reizerschei- 
nungen. Eine zweizeitige Operation entfernte eine 66 mm lange, 52 mm breite und 
52 mm hohe Geschwulst. unter dem linken Kleinhirn, die sıch als Fihrosarkom, von 
der Pia ausgehend, herausstellte. Nach der Operation bildeten sich die Krankheits- 
symptome weitgehend zurück. 4. Jakob (Hamburg). 

Bruns, L.: Die Behandlung der Gehirntumoren und die Indikationen für ihre 
Operation. (17. internat. med. Kongr., London, 11. VIII. 1913.) Monatsschr. f. 
Psychiatr. u. Neurol. Bd. 34, H. 6, S. 495—506. 1913. 

Es werden die Schwierigkeiten der Art- und Lokaldiagnose der Gelirntumoren, 
sowie die Indikationen und Aussichten ihrer operativen Angreifbarkeit kurz erläutert. 
Die gesichertsten Indikationen zu einem operativen Eingriffe geben die scharf um- 
schriebenen Geschwülste, die Sarkome, Endotheliome, Fibrome und Neurofibrome, 
von denen die extracerebral entstehenden die beste Prognose bieten. Auch die Cysti- 
cerken und Echinokokken liegen noch günstig, weniger schon die Tuberkel und die 


— AB. 


umschriebenen Gummnata; selbst die Gliome sind nicht von einer Radikaloperation 
auszuschließen. In letzter Zeit ist es gelungen, auch Tumoren im Wurm des Kleinhirns 
durch Eröffnung des 4. Ventrikels mit Erfolg operativ anzugreifen. A. Jakob (Hamburg). 


Röper, E.: Nach Palliativtrepanation regressiv gewordener basaler Hirntumor. 
(Psychiatr. Klin., Univ. Jena.) Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 34, H. 5, 
S. 470—484. 1913. 

Da die Literatur über regressiv gewordene Hirntumoren äußerst spärlich ist, 
so gibt Röper die ausführliche Krankengeschichte eines genau beobachteten dahin- 
vehörenden Falles. Verf. nimmt an, daß schon bei der Aufnahme des Kranken im 
Dezember 1897 ein Tumor an der Stelle des Gehirns bestand, wo er 14 Jahre später 
bei der Sektion gefunden wurde. Die starken Hirndruckerscheinungen hatten damals 
eine genaue Lokaldiagnose unmöglich gemacht, und es wurde bei dem chirurgischen 
Eingriff der Tumor selbst nicht gefunden, und erst die Sektion zeigte die regressiv 
vewordene Geschwulst (die mikroskopische Untersuchung ergab ein Fibrom) an der 
Basis des linken Temporallappens unterhalb des Nucleus lentiformis. Als Ursache 
für die Rückbildung des Tumors glaubt Verf. die Trepanation mit ihrer Druckentlastung 
ansprechen zu dürfen, entsprechend ähnlich gearteten Beobachtungen von Horsley 
und anderen Autoren. Geronne (Wiesbaden). 


Concetti, Luigi: Les syndromes de Little. (Die Littleschen Syndrome.) 
Arch. f. Kinderheilk. Bd. 60—61, Festschr. f. Adolf Baginsky, S. 155—221. 1913. 


In der Arbeit, die sich durch eine äußerst reichhaltige Kasuistik und genaueste 
anatomische und histologische Befunde ausgezeichnet, sucht Concetti seine Auffassung 
von der Littleschen Krankheit zu begründen. Diese läßt sich folgendermaßen zu- 
sammenfassen: Die Littlesche Krankheit kann nicht als ein durch eine einheitliche 
Ätiologie und Symptomatologie ausgezeichneter Krankheitsbegriff aufgefaßt werden. 
Aber ein alle verschiedenartigsten Krankheitsbilder vereinigendes Band sei eine die 
Pyramidenbahnen (das zentrale motorische Neuron) in irgendeinem Teil ihres Verlaufes 
treffende Schädigung, die zu einer Zeit einsetze, in welcher die Myelinisation der Nerven- 
fasern noch nicht vollendet sei, wodurch es zu einer Agenesie derselben komme im 
Gegensatz zu der unter denselben Bedingungen im späteren Lebensalter entstehenden 
Degeneration. Das wesentliche klinische Merkmal der letzteren sei die Lähmung, 
das der ersteren die Spasmen. Durch diese Auffassung erklären sich die Hauptsymptome 
der Littleschen Syndrome, nämlich die Spasmen, der Beginn im frühesten Lebens- 
alter, das hauptsächliche Befallensein der unteren Extremitäten und die von oben nach 
unten fortschreitende Besserung (da die langen Nervenfasern zu ihrer Regeneration 
naturgemäß länger brauchen als die kürzeren). Neben diesen wesentlichen Merkmalen 
nehmen die übrigen, häufig so vielgestaltigen Symptome (wie Paresen, Athetose, Chorea, 
sensorische Störungen, Intelligenzdefekte) eine mehr untergeordnete Stellung ein und 
sınd vom Charakter und der Lokalisation der die Pyramidenbahnen treffenden Schädi- 
gung abhängig. Die theoretische Möglichkeit, daß bei völlig intaktem Gehirn durch 
bloße Agenesie der Pyramidenstränge desRückenmarks ein Little ausgelöst werden kann, 
wird durch allerdings sehr vereinzelte Fälle bestätigt. Für die wenigen Fälle, bei denen 
trotz erhaltener Pyramidenbahnen Spasmen und trotz zerstörter keine auftreten, werden 
Erklärungen versucht (bloß funktionelle, anatomisch nicht nachweisbare Störung, 
andere Verlaufsrichtung der Pyramidenfasern). Die Theorie, daß die unter der Läsion 
sıch bildende Neurogliareaktion als Reiz auf die noch vorhandenen Rindenzellen wirke 
und alle die Symptome erzeuge, wird mit dem Hinweis, daß gerade die tiefstgreifenden 
Zerstörungen die intensivsten spastischen Zustände erzeugten, abgelehnt. Witzinger.* 


Brouwer, B.: Über partielle Anencephalie, mit Diastematomyelie ohne Spina 


bifida. (Neurol. Laborat., Univ. Amsterdam.) Journal f. Psychol. u. Neurol. Bd. 20, 
H. 5/6, S. 173—218. 1913. 


s P se 


Pagenstecher, H. E.: Akute Erblindung bei Hirnabsceß. (Univ.-Augenklin.. 
Straßburg i. E.) Arch. f. Augenheilk. Bd. 75, H. 4, S. 355—360. 1913. 

Akute Erblindung bei Hirnabsceß wurde bisher außerordentlich selten beobachtet. 
Verf. vermag zwei einschlägige beobachtete Fälle beizubringen. 


In beiden Fällen handelte es sich um metastatische Absceßbildung mit primärem Sitz in der 
Lunge; 8 bzw. 3 Tage nach Beginn der Lungenerkrankung trat plötzlich, ohne jede vorherige 
Augenerscheinung, völlige oder fast völlige Erblindung ein mit erhaltener, wenn auch träger 
Pupillenreaktion und bei normalem Augenhintergrund. Der Krankheitsverlauf war sehr 
stürmisch ; bereits nach wenigen Tagen erfolgte in beiden Fällen der Tod. Bei der Sektion wurde 
im ersten Fall ein eigroßer Absceß im rechten Occipitallappen gefunden, im zweiten Fall in 
beiden Hinterhauptslappen je ein symmetrisch gelegener Absceß im Bereich der Sehzentren; 
durch die Zerstörung der letzteren und vielleicht auch der Sehbahnen wurde die akute Amau- 
rose hervorgerufen, während in ersterem Fall die Erblindung vielleicht auf Fernwirkung des 
Abscesses zurückzuführen war. Wätzold (Lichterfelde). 


Starcke, Otto: Zwei seltene Ursprungsstätten des Gehirnabscesses. (Pathol. 
Inst. Würzburg.) Dissertation: Würzburg 1913, 13 S. (Cottbus, A. Heine). 

Von den beiden der Arbeit zugrunde liegenden Fällen metastatischer AbsceB- 
bildung schließt sich der eine an ein primäres Panaritium an, während sich der zweite 
im Gefolge einer Perforationsperitonitis einstellte. Fritz Loeb (München). 

Ponticaccia, M.: Sindrome probabilmente uremica simulante lesione encefalica 
a focolaio. (Wahrscheinliches urämisches Syndrom, eine Herdläsion 
des Gehirns vortäuschend.) (Sped. infant. Umberto I, Venezia.) Pediatria 
Jg. 21, Nr. 9, S. 669—684. 1913. 

Bei einem 7jährigen Kinde, das seit drei Wochen an einem febrilen, mit Leber- und 
Milzschwellung, Obstipation, Sopor, Bronchitis, Albuminurie einhergehenden Krankheitsbild 
litt, gegen dessen typhöse Natur die negative Widalsche Reaktion sprach, stellten sich plötz- 
lich andauernde Zuckungen im rechten Mundfacialis und eine Parese der rechtsseitigen Ex- 
tremitäten ein. Auch Aphasie, Zuckungen des hypertonischen rechten Armes, konjugierte 
Deviation des Kopfes und der Augen nach rechts, klares Lumbalpunktat, Polynuclcose des 
Blutes, Rötung, Schwellung und Ödem beider Papillen wurden in der Folge konstatiert. Wegen 
Annahme einer Herdläsion des Gehirns Trepanation, mit negativem Resultat. Die Sektion 
ergab eine alte Tuberkulose der bronchialen Lymphdrüsen und einen verkästen subpleuralen 
Solitärtuberkel, ganz frische Miliartuberkulose, schwere subakute parenchymatöse Nephritis. 
Die nervösen Erscheinungen im Krankheitsverlauf waren offenbar urämischer Natur. Neurath.K 

Rhein, John H. W.: Cerebral palsies without demonstrable anatomical fin- 
dings. (Über cerebrale Lähmungen ohne anatomischen Befund.) (Home 
f. incur a. laborat. of neuropathol., univ. of Pennsylvania, Philadelphia.) Journal of 
nerv. a. ment. dis. Bd. 40, Nr. 10, S. 639—650. 1913. 

Verf. hat bereits früher einmal einen Fall von spastischer Paraplegie mitgeteilt, 
der bei einem Patienten von Kindheit an bis zum 72. Jahre beobachtet wurde. Bei der 
Autopsie wurde makroskopisch nichts Anormales gefunden, ebenso ergab die mikro- 
skopische Untersuchung der Rinde, der Pons, der Medulla oblongata und des Rücken- 
marks nichts Pathologisches. Die Zellen der Rinde schienen normal zu sein, obgleich 
Betzsche Zellen in der Parazentralregion nicht gefunden wurden. Dieser Beobachtung 
fügt Rhein 2 weitere Fälle an, wo ebenfalls kein pathologischer Befund am Zentral- 
nervensystem erhoben werden konnte, trotzdem in beiden Fällen von Geburt, resp. von 
frühster Kindheit an schwere spastische Lähmungen bestanden hatten. Die Ursache 
der Lähmung konnte also in diesen Fällen nicht festgestellt werden. Verf. neigt daher 
der Annahme zu, daß es irgendwie Eigenschaften der Nervenzellen oder Nervenfasern 
gibt, die wir mit unseren jetzigen Methoden nicht nachweisen; können. Géronne. 

Castro, Aloysio de: Zum ,Flankengang“‘ bei organischer Hemiplegie. Brazil- 
Medico Jg. 27, Nr. 37, S. 390, 391. 1913. (Portugiesisch.) 

Nach Schüller ıst der Gang des Hemiplegikers dadurch charakterisiert, daß bei 
der Hinüberladung der Rumpflast auf die gesunde Seite, das Verhalten des paretischen 
Gliedes eine komplette Adduction, wie sie normaliter statt hat, nicht erlaubt; dadurch 
kommt der Fuß mit seinem innern Rande ins Schleifen. Grasset hat freilich auch ein 
Schleifen des Außenrandes beobachtet, doch kommt dies weit seltener vor. Schließlich 


MR: "ze 


kann es durch bestimmte Kombinationen der von der Lähmung betroffenen Muskeln 
zu einem III. Typus kommen, bei welchem der Schritt beiderseits gleich groß wird. 
Beim Typus Schüller fand Verf., daß, wenn die Augenkontrolle fehlt, eine Kreis- 
bewegung nach der gesunden Seite erfolgt, weil auf der gelähmten der Fuß stets etwas 
weiter vorgesetzt wird. Beim Typus Grasset erfolgt die Abweichung von der Geraden 
nach der kranken Seite. Dieses Verhalten, welches durch Markieren der Fußstapfen 
und kinematographische Aufnahme bequem demonstrierbar ist, kann für die Differential- 
diagnose: Hemiplegia organica bzw. hysterica gute Dienste leisten. Verf. bedient sich 
der Beobachtung des Flankenganges auch zur Entdeckung der Ataxie im ersten Beginn. 
Richartz (Bad Homburg). 

Pick, A.: Geheilte tuberkulöse Meningitis; zugleich ein Beitrag zur Aphasie 
der Polyglotten. Prag. med. Wochenschr. Jg. 38, Nr. 46, S. 635—637. 1913. 

Der mitgeteilte Fall gehört zu den relativ seltenen Fällen von Meningitis tuber- 
culasa, in denen sowohl diffuse wie auf Funktionsstörungen an mehr umschriebener 
Stelle zu beziehende Cerebralerscheinungen nicht nur rasch zurückgingen, sondern 
denen überhaupt keine weiteren Erscheinungen von seiten des Gehirns nachfolgten. 
Besonders bemerkenswert waren aphasische Erscheinungen, die sich als ausgesprochene 
Paraphasie und Paragraphie darstellten. Insofern diese als durch Störungen des 
sensorischen Anteils des Sprachfeldes bedingt erschienen, gehörten sie schon des- 
halb zu den selteneren, da motorische Aphasie wesentlich häufiger bei der tuber- 
kulösen Meningitis, besonders als Frühsymptom beobachtet wird. Als etwas ganz 
Seltenes dürfte auch das rasche Schwinden der Paraphasie in ca. 24 Stunden angesehen 
werden, und spricht Pick deshalb den Fall als transitorische Aphasie an. Was die 
Pathogenese der Cerebralerscheinungen betrifft, so handelt es sich hier sicher um 
eine meningitische Affektion, nicht um toxische Einwirkungen, da die Lumbalpunktion 
eine starke Lymphocytose des Liquors dargetan hatte. Sodann bespricht Verf. noch 
die Einzelheiten der Sprachstörung resp. der Paragraphie, die speziell durch Persevera- 
tion ausgezeichnet war. Geronne (Wiesbaden). 


Foerster, 0.: Der meningo -cerebellare Symptomenkomplex bei fieberhalten 
Erkrankungen tuberkulöser Individuen. Neurol. Zentralbl. Jg. 32, Nr. 22, S. 1414 
bis 1421. 1913. 

Foerster berichtet über einen Symptomenkomplex, den er im Laufe der letzten 
„wei Jahre 14 mal gesehen hat. Foersters Beobachtungen betreffen durchweg Kinder 
im Alter von 21/, bis 9 Jahren. Der zu schildernde Symptomenkomplex trat regelmäßig 
während oder ım Anschluß an eine fieberhafte Erkrankung auf, und zwar handelte es 
sıch &mal um Bronchopneumonie; einmal um Pneumonie und Pleuritis; zweimal um 
fieberhafte Bronchitis; einmal um fieberhafte Bronchitis und Pleuritis tuberculosa und 
cınmal um Peritonitis tuberculosa; einmal um Masern. Der Symptomenkomplex der 
Fälle, die in kurzen Krankengeschichten wiedergegeben sind, bestand erstens aus einem 
ausgesprochenen meningitischen Bilde. Es lag deutliche Somnolenz, in der Mehrzahl 
der Fälle sogar tiefe Benommenheit vor. Ferner bestand Nackensteifigkeit, des öfteren 
starker Cpisthotonus, kahnförmig eingezogenes Abdomen; die Beine waren meist in 
Beugecontractur fixiert, in allen Fällen war das Kernigsche Symptom sehr deutlich 
ausgeprägt; die Patellar- und Achillesreflexe waren in 11 Fällen lebhaft gesteigert, in 
drei dagegen anfangs erloschen. Neben der Steigerung der Sehnenreflexe bestand Fuß- 
klonus, positiver Babinski und Oppenheim. Ferner lag stets hochgradige Druck- 
empfindlichkeit der Weichteile vor. Die Pupillenreaktion war in zwei Fällen fast er- 
loschen in einem Fall bestand auch Ungleichheit der Pupillen. Das meningitische Bild 
war derartig ausgeprägt, daß ein Teil der Fälle direkt unter der Diagnose ‚Meningitis‘ 
Ing Krankenhaus eingeliefert wurde. Zu bemerken ist, daß sich dieses meningitische 
Zustandsbild in der Mehrzahl der Fälle im Anschluß an die fieberhafte Erkrankung ent- 
wickelt hat, ın einem kleinen Teil der Fälle aber dem Ausbruch der fieberhaften Grund- 
krankheit etwas vorausging; wenigstens fielen die meningitischen Symptome schon anf, 


er AR ge 


ehe letztere festgestellt werden konnte. Wesentlich ist, daß die meningitischen Erschei- 
nungen in allen Fällen die fieberhafte Grundkrankheit überdauerten, manchmal nur 
wenige Tage, manchmal aber auch um eine Woche und mehr. Obschon, wie gesagt, das 
meningitische Zustandsbild in sämtlichen Fällen sehr ausgeprägt war, und ein Teil der 
Fälle geradezu als Meningitis zunächst angesehen wurde, ergab in sämtlichen Fällen die 
Lumbalpunktion durchaus normale Verhältnisse; der Liquor wurde in sämtlichen Fällen 
‚auch bakteriologisch untersucht, die angelegten Kulturen blieben stets steril. Sodann 
trat nach dem Abklingen der meningitischen Erscheinungen eine ganz ausgesprochene 
cerebellare Ataxie in Erscheinung. In einzelnen Fällen war diese bereits zu Beginn der 
Krankheit deutlich, noch ehe die meningitischen Er scheinungen zur vollen Entfaltung 
gekommen waren. Die Ataxie dauerte mehrere Wochen, in einzelnen Fällen sogar 
monatelang an und bestand jedenfalls in allen Fällen noch deutlich nach dem Schwinden 
sämtlicher meningitischer Symptome; aber in allen Fällen schwand sie auch wieder 
völlig. Für das klinische Bild hat F. zunächst die Bezeichnung ‚meningo-cerebellarer 
Symptomenkomplex bei fieberhaften Erkrankungen‘‘ gewählt. Er weist noch besonders 
darauf hin, daß es sich in seinen Fällen durchweg um tuberkulöse Kinder gehandelt hat. 
Nicht nur, daß die Pirquetsche Reaktion positiv war, was bei dem geringen Alter der 
Kinder immerhin beachtenswert erscheint, nicht nur, daß in einem Teil der Fälle direkte 
tuberkulöse Grunderkrankungen vorlagen, oder später notorische Tuberkulose sich ent- 
wickelte. Vor allen Dingen ergab auch die probatorische Impfung mit Alttuberkulin 
eine deutliche positive Reaktion. Was die Erklärung des Symptomenkomplexes an- 
langt, so läßt Verf. unentschieden, ob eine etwa latent vorhandene meningeale Tuber- 
kulose flott gemacht wird und dann wieder rasch zurückgeht, oder ob es sich um eine 
einfach toxisch bedingte Meningealreizung, verbunden mit einem Hydrocephalus in- 
ternus, handelt, oder ob möglichersweise auch ein encephalitischer Prozeß dabei eine 
Rolle spielt. Er glaubt, daß der beschriebene Symptomenkomplex einmal seiner Häufig- 
keit wegen, dann aber seiner guten Prognose wegen Beachtung verdient. Geronne. 

Seiler, Fritz: Über einen Fall von reiner Agraphie bei einem an linksseitiger 
Hemiparese leidenden Linkshänder, bedingt durch einen Erweichungsherd im Gyrus 
supramarginalis dexter. Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte Jg. 43, Nr. 47, S. 1541-1558. 1913. 

Bei einem 60jährigen chronischen Nephritiker, der ausgesprochener Linkshänder 
war und nur mit der rechten Hand schrieb, trat nach einem urämischen Anfall eine 
linksseitige Hemiplegie auf mit nachfolgenden apraktischen Störungen rechts, die sich 
ohne Störungen der Sprachfunktionen vornehmlich in der Unfähigkeit, mit der rechten 
Hand spontan oder auf Diktat zu schreiben und zu kopieren, zeigte. Neben dieser 
motorisch-apraktischen Agraphie rechts bestand noch eine Stereognosie der linken 
Hand. Dieser Symptomenkomplex wurde hervorgerufen durch einen kleinen Erwei- 
chungsherd in derrechten Hemisphäre, derden Gyrussupramarginalis und einen 
kleinen Bezirk des mittleren Drittels der hinteren Zentralwindung und des Gyrus 
angularıs umfaßte. A. Jakob (Hamburg). 

Liepmann, H.: Motorische Aphasie und Apraxie. Monatsschr. f. Psychiatr. u. 
Neurol. Bd. 34, H. 6, S. 485—494. 1913. 

Der Verf. präzisiert und begründet hier kurz seine schon wiederholt ausgesprochene 
Auffassung, daß alle expressiv-aphasischen Störungen physiologisch und psychologisch 
und daher auch pathologisch dem allgemeineren großen Gebiet der Apraxie zuge- 
hören. Diese klinisch-physiologisch postulierte Anschauung vom apraktischen Wesen 
der aphasischen Störungen findet eine Stütze in der anatomischen Tatsache, daß 
die rechte Hemisphäre sowohl bei den freien Bewegungen (Handlungen ohne Objekte) 
wie beim Sprechen auf die Hilfe der linken angewiesen ist; denn auch das Sprechen 
ist als freie objektlose Bewegung aufzufassen, und diese bilden in ihrer Gesamt- 
heit eine besondere Gruppe innerhalb der Praxie, die besonders stark im Gehirn links 
lokalisiert ist. Kurz wird noch darauf hingewiesen. daß sich lokalısatorisch im Ge- 
hirn der mnestische und exekutive Apparat partiell decken. A. Jakob (Hamburg). 


ze 0 


Rad, v.: Über Apraxie bei Balkendurchtrennung. (Allg. städt. Krankenh., Nürn- 
berg.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 20, H. 5, S. 533—546. 1913. 

Nach wiederholten Anfällen mit Krämpfen und Bewußtlosigkeit ohne nachfolgende 
Presen entwickelte sich bei einem öljährigen Manne nach einem schweren apoplek- 
tischen Insult eine Parese der rechten Körperhälfte, eine sich bald zurückbildende 
motorische Aphasie leichten Gradesund ausgesprochene Akinese und motorische 
Apraxiein der linken oberen Extremität neben schweren psychischen Ausfalls- 
erscheinungen. Nach weiteren Apoplexien 2 Monate später trat der Tod ein. Im Ge- 
hirn fanden sich mehrere kleinere, meist strichförmige Erweichungen und ein großer 
Hauptherd, der offenbar die apraktischen Erscheinungen der linken Hand verursacht 
hat, und der sich darstellt als eine langgestr:ckte Erweichung an der medialen linken 
Hemisphärenwand ; neben dem Gyruscinguli ist namentlich das vordereund mittlere 
Drittel der linken Balkenhälfte völlig erweicht. Die Läsion des Gyrus cinguli 
und Balkens findet, allmählich kleiner werdend, erst ıhr Ende an der Grenze zwischen 
Parazentrallappen und Pacuneus; auch die erste linke Frontalwindung ist bis auf 
einen kleinen lateralen Rest eingeschmolzen. A. Jakob (Hamburg). 

Ehrhardt, A.: Ein statistischer Beitrag zur Entstehung der Epilepsie. Allg. 
Zeitschr. f. Psychiatr. u. psych.-gerichtl. Med. Bd. 70, H.6, S. 937—956. 1913. 

Aus einer Statistik an den Anstaltsinsassen von Carlshof ergab sich, daß bei fast 
einem Viertel die Krankheit aus dem ersten Lebensjahre herrührte, in einem weiteren 
Viertel aus dem 2.—6. Lebensjahre. 69%, von den Erkrankungen des ersten Lebens- 
jahres fielen auf die ersten 6 Monate. Als Ursachen wurden die verschiedenartigsten 
Erkrankungen angegeben, in einem Drittel der Fälle konnten Angaben nicht gemacht 
werden. Daß Schläge und eventuell Schreck den ersten Krampfanfall auslösen können, 
ist durchaus möglich, sie kommen aber in der Regel nur als Nebenumstände in Frage. 
Meist wird der Schreck nur eine seit Monaten oder Jahren durch Kopfschmerzen und 
Schwindel, Müdigkeit sich verratende oder seit ihrem ersten Auftreten schlummernde 
Epilepsie zu plötzlichem schwerem Ausbruche getrieben haben. Die Epilepsie stellt 
sich meist als eine Folge von Hirnentzündungen oder Hirnmißbildungen, infektiösen 
Kinderkrankheiten oder Hirnverletzungen oder allgemeinen Ernährungsstörungen 
(Rachitis) dar und dürfte ihre anfallsweise Wiederkehr einem plötzlichem Aufflackern 
in dem alten Entzündungsherde verdanken. Frankfurther (Berlin). 

Clark, L. Pierce: A clinical contribution to the irregular and unusual forms 
of status epilepticus. (Ein klinischer Beitrag zu den atypischen und un- 
gewöhnlichen Formen des Status epilepticus.) Americ. journal of insanity 
Bd. 70, Nr. 2, S. 335—410. 1913. 

Verf. hatte Gelegenheit, seltene Formen des Status epilepticus zu beobachten. 
10%, der Epileptiker finden im klassischen Status epilepticus ihren Tod. Ein Drittel 
aller Fälle von Status epilepticus stirbt im Anfall. Mit zunehmender Frequenz der 
Anfälle scheint das Bewußtsein zwischen den Attacken immer weniger zurückzu- 
kehren, sondern es stellt sich dauerndes, tiefes Koma ein. Gleichzeitig nehmen die 
einzelnen Attacken an Intensität ab. Am Ende der Konvulsion können die Paroxys- 
men auf eine kleine Muskelgruppe lokalisiert sein. Nach den ersten Anfällen kann 
die Temperatur und Pulszahl sehr steigen. Erholt sich der Pat., so erfolgt Genesung 
in 7—10 Tagen, wenn nicht, so stellt sich der Tod entweder infolge Asphyxie ein, oder 
im tiefen Koma, in welchem jedoch leichte Konvulsionen auftreten können. Verf. hält 
deshalb die klinische Einteilung des Status epilepticus in ein konvulsives und komatöses 
Stadium für rein willkürlich. Zu Einzelbeobachtungen übergehend, sind von den Fest- 
stellungen desVerf. folgende erwähnenswert: 2—4%, der Fälle von idiopathischer Epı- 
lepsie zeigen Jacksontypus. Epileptische Anfälle können im Gegensatz zu einer weit- 
verbreiteten Ansicht auch im Verlauf von Infektionskrankheiten (z. B. Masern) auf- 
treten. Interessant sind die Beobachtungen des Verf. über abwechselnde Lokalisation 
der Kunvulsionen. Er beobachtete bei einem 14jährigen Knaben paroxysmale Läh- 


mung bald des linken Armes, bald des linken Beines, bei einem 16jährigen Mädchen 
klonische Konvulsionen abwechselnd auf der linken und rechten Seite; die linke Körper- 
hälfte war nach den Anfällen meist 2—3 Tage paretisch. Auch Schwankungen zwischen 
klassischem und Jacksonschem Typus des Status epilepticus kommen vor. Als 
Äquivalente des Paroxysmus kommen halluzinatorische Zustände mit hohen Tempera- 
turen, sowie Somnolenz und psychische Lethargie vor. In einem Fall sah Autor echte 
tetanische Anfälle eine Statusperiode ausfüllen. In der Frage der Abortivbehandlung 
nimmt Verf. einen ablehnenden Standpunkt ein, da er danach manische Verstim- 
mung und Delirien auftreten sah. Zu den epileptischen Geistesstörungen übergehend, 
betont er, daß die typische postparoxysmale Psychose nicht einer Manie entspricht, 
weil sie mit Wiederkehr der Geistes- und Körperkräfte verschwindet; er bezeichnet 
sie als negative im Gegensatz zur positiven, fulminanten Psychose der epileptischen 
Manie. Eine Kombination von Hysterie mit Epilepsie gibt es nach Verf. nicht. Was 
die Therapie des Status epilepticus anlangt, so ist weniger auf die Konvulsionen als auf 
die Erschöpfung zu achten. Gegen diese ‚„Autointoxikation“ sind Cathartica in großen 
Dosen, Kochsalzinfusionen, hohe Irrigationen und Sauerstoffinhalationen, am Platz; 
Sedativa sind hingegen mit großer Vorsicht zu gebrauchen, weil sie eine rasche Ver- 
schlimmerung zur Folge haben können. P. Biach (Wien). 


Funktionelle Nervenkrankheiten und Psychosen : 


Benon, R.: Les névroses traumatiques. (Die traumatischen Neurosen.) 
Gaz. des höp. Jg. 86, Nr. 98, S. 1535—1542 u. Nr. 101, S. 1591—1600 1913. 

Verf. unterscheidet 4 Formen der traumatischen Nevrose: 1. subchronische und 
chronische asthenische Formen, 2. ängstliche Verstimmungszustände auf traumatischer 
Basis, 3. die traumatische Hypochondrie (Hysterie?), 4. die Unfallneurose im engern 
Sinn. Er bespricht bei den einzelnen Formen das Historische, die Ätiologie, Symptome 
und Verlauf, Differentialdiagnose, Prognose und juristische Bedeutung. Am aus- 
führlichsten wird die erste Form abgehandelt. Als ihre Hauptursachen sieht Verf. 
körperlichen Schmerz und Gemütsbewegungen (möglicherweise auch Gehirnerschütte- 
rung) an; daneben können noch andere Faktoren, vor allem die individuelle Prädisposi- 
tion von Einfluß sein. Die Erscheinungen dieser Störung umfassen alle Muskelfunk- 
tionen und alle geistigen Funktionen (Amyosthenie, Kopfschmerzen, Schwindel, 
Charakterveränderungen; ev. hypochondrische oder melancholische Symptome, Pho- 
bien, Verfolgungsideen, delirante Zustände mit Sinnestäuschungen). Unterformen 
lassen sich wieder abgrenzen entweder nach der Dauer oder nach der Intensität der 
Symptome. Differentialdiagnostisch kommt hauptsächlich in Betracht die traumatische 
Demenz. Die Prognose ist immer vorsichtig zu stellen. Bei der zweiten vom Verf. 
aufgestellten Form, den ängstlichen Verstimmungszuständen, stellt die persönliche 
Disposition das ätiologische Hauptmoment dar. Die dritte Form, die hypochondrische, 
möchte Verf. im Gegensatz zu andern Autoren nicht als traumatische Hysterie bezeich- 
nen, da sie mit der Hysterie nichts zu tun hat. Die Prognose dieser Form ist im Prin- 
zip nicht ungünstig. Die vierte Form tritt sowohl nach Einzelunfällen als auch ganz be- 
sonders nach großen Katastrophen auf; sie hat die günstigste Prognose, kompliziert sich 
aber nicht selten mit andern nervösen Zuständen. Als eine seltene Erscheinung er- 
wähnt Verf. schließlich noch eigentliche hysterische Krisen nach Traumen. Haymann. 


Kirchberg, Paul: Psychische Störungen während der Geburt. (Städt. Irrenanst., 
Frankfurta. M.) Arch. f. Psychiatr. u. Nervenkrankh. Bd.52, H.3, S.1153—1163. 1913. 

Mitteilung von 5 Fällen. Bei allen hatten sich vorher keine Zeichen von psychischer 
Erkrankung oder psychopathischer Veranlagung (inkl. Hysterie) nachweisen lassen; 
auch der Urin zeigte in keinem der Fälle Veränderungen. Die Psychose äußerte sich 
meist in Gestalt von Verwirrtheit mit motorischer Unruhe, Desorientiertheit, Hallu- 
zinationen und Amnesie für den Geburtsvorgang; Dauer meist zwischen einer halben 
Stunde und # Stunden. Haymann (Konstanz-Bellevue). 


Zentralblatt für die gesamte innere Medizin 


Band IX, Heft 2 und ihre Grenzgebiete S. 81—128 





Allgemeine Biologie und allgemeine Physiologie. 

Snyder, Charles D.: Eleetromyogram studies. 2. On the time relations and 
form of the eleetric response of muscle in the single twitch. (Die elektrische 
Reaktion im Muskel bei der Einzelzuckung.) (Zaborat. of physiol., Johns 
Hopkins univ., Baltimore.) Americ. journal of physiol. Bd. 32, Nr.7, 8. 336—346. 1913. 

Versuche am Froschgastrocnemius. Registrierung der isotonischen und isometri- 
schen Muskelkontraktion, zugleich mit der jeweiligen Ablenkung der Saite. Die zu 
beobachtenden diphasischen Aktionsströme laufen gewöhnlich in der Periode der La- 
tenzzeit ab. Andere der Kurven reichen aber weit in die Kontraktionsperiode der 
Muskelzuckung hinein. Diese letztere Erscheinung tritt dann auf, wenn die Spannung 
der gebrauchten Galvanometersaite gering ist. Frey (Königsberg). 

Frumerie, Karl: Über das Verhältnis des Ermüdungsgefühls zur C0,-Abgabe 
bei statischer Muskelarbeit. (Karolin. med.-chirurg. Inst., Stockholm.) Skandinav. 
Arch. f. Physiol. Bd. 30, H. 4/6, S. 409—440. 1913 

Selbstversuche von je einer halben Stunde Dauer. Die Gesamtsumme der Kon- 
traktionszeiten ist stets dieselbe; variiert werden die einzelnen Ruhepausen. Das 
von Johannson aufgestellte Gesetz, daß die CO,-Abgabe bei statischer Arbeit direkt 
proportional sei der Größe der Kontraktionsdauer, wird bestätigt und auf Werte der 
Kontraktionszeit bis zu 60 Sekunden ausgedehnt. Das Ermüdungsgefühl beruht zum 
großen Teil wahrscheinlich auf einer mechanischen Druckreizung der korpuskulären 
Nervenendigungen in Muskeln, Sehnen, Gelenken und Periost, welche Reizung all- 
mählich in Schmerz übergeht. Es zeigt keine Abhängigkeit von der Größe der CO,- 
Abgabe. Bei stärkeren Kontraktionen ist der Druck der Muskulatur größer als der 
Venendruck, und es kommt zu Stauungshyperämie der Extremität. Frey (Königsberg). 

Fröhlich, A.: Eine Vorrichtung für Dauerdurchströmungen von Kaltblüter- 
organen mit kleinen Flüssigkeitsmengen. (Pharmakol. Inst.. Unw. Wien.) Zen- 
tralbl. f. Physiol. Bd. 27, Nr. 19, S. 1011—1013. 1913. 


Allgemeine Pathologie. 

Czerny, Ad.: Die Bedeutung der Konstitution für dje Klinik der kindlichen 
infektionskrankheiten. Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. £0, Nr. 24, S. 737—741. 1913. 

Zahorsky, John: Heat and summer diarrhea. (Hitze und Sommerbrech- 
durchfall.) Americ. journal of dis. of childr. Bd. 6, Nr. 5, S. 289—318. 1913. 

Verf. referiert zunächst den Stand der Frage mit besonderer Berücksichtigung 
der älteren amerikanischen Autoren. Die Kurven, die er aus den letzten Jahren aus 
verschiedenen Städten und Staaten Amerikas bringt, sind interessant, bieten aber 
nichts wesentlich Neues. Verf. ist der Meinung, daß Wärmestauung auf den Säugling 
verderblich einwirken kann, aber keine Magendarmerscheinungen hervorruft. Auf 
der anderen Seite wieder meint Verf., daß die Hitze die Toleranz für die Nahrung 
herabsetzen könne, mit anderen Worten, daß also doch durch Hitzeeinwirkung Durch- 
fälle entstehen. Verf. sieht aber hauptsächlich die Ursache des Sommerbrechdurch- 
falles einmal in Bakterien, die durch den heißen Sommer virulenter werden, und sodann 
in endogenen und exogenen toxischen Substanzen unbekannter Natur, die durch die 
Hitze bzw. durch die Bakterien entstehen. Rietschel (Dresden).* 

Wolostnich, N.: Über Trichterbrust. Dissertation: Berlin 1913. N 

Ribierre, P.: Hydarthrose periodique et opothörapie thyroidienne. (A propos 
du procès verbal.) (Über periodischen Hydarthros und seine spezifische 
Behandlung mit Thyreoidea.) Bull. et mem. de la soc. med. des höp. de Paris 
Jg. 29, Nr. 32, S. 476—477. 1913. 

Ribierre weist kurz auf die Krankengeschichten von 3 von ihm beobachteten 

Zentralbl. f. d. gesamte Innere Medizin. IX. 6 





— 2 — 


Fällen hin, wo die Behandlung eines periodischen Hydarthros durch systematisch 
durehgeführte Darreichung von Thyreoidin-Tabletten von Erfolg gekrönt war. In 
einem anderen Falle, den Gandi beobachtet hatte, war die Thyreoidin-Therapie zu- 
nächst ohne Erfolg. Die betreffende Dame konsultierte dann den Verf. und gab an, 
daß die Anfälle von Hydarthros stets im Verlauf der Schwangerschaft verschwunden 
seien. Eine Behandlung mit Schilddrüsen- und Ovarialtabletten brachte zunächst 
Besserung, nach einigen Monaten trat aber dann ein Rückfall ein, der durch die gleiche 
Therapie nicht behoben werden konnte. Geronne (Wiesbaden). 

Zuccola, P. F.: Su di un caso di apoplessis surrenale. (Über einen Fall 
von Nebennierenapoplexie.) (Osp. magg. di S. Giovanni.) Gaz. med. ital. Jg. 64, 
Nr 28, S. 271—273 u. Nr. 29, S. 281—283. 1913. 

Die 67 jährige Patientin war wegen einer croupösen Entzündung der rechten Lunge 
in die Klinik aufgenommen worden. Am zwölften Krankheitstage, als der Lungen- 
prozeß sich der Lösung nahte, wurde Patientin plötzlich von äußerst starken Kolik- 
schmerzen mit Erbrechen befallen; zunehmende Schwäche, Kälte und Abblassung der 
Haut, Puls kaum fühlbar. Nach 10 Minuten Exitus. Autopsie: Myokarditis, schwere 
Atherosklerose, rote bzw. graue Hepatisation der ganzen rechten Lunge. Nebennieren: 
Hühnereigroß beiderseits, geschwollen, blutig infarziert (Gewicht der rechten 47, der 
linken Nebenniere 52 g). Die Struktur der Nebennieren ist makroskopisch nicht mehr 
erkennbar, der Schnitt ist glatt, dunkelbraun-schwarz. Mikroskopisch: Nur in 
der Zona glomerulosa ist an manchen spärlichen Stellen die Struktur noch erkennbar, 
obwohl die Zellenelemente gegen das Bindegewebe gepreßt und abgeplattet sind; 
von den übrigen Zonen (fasciculata, reticularis und medullaris) ist alles zerstört, nur 
hie und da sind einzelne Elemente in der Blutmasse sichtbar. Poda (Lausanne). 

Ceni, Carlo: Spermatogenesi aberrante consecutiva a commozione cerebrale. 
Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organismen Bd. 38, H. 1, S. 8—29. 1913. 

Ceni, Carlo: Spermatogenesi aberrante consecutiva a commozione cerebrale 
traumatica. (Spermatogenesis aberrans als Folge traumatischer Commo- 
tio cerebri.) (8. riunione d. soc. ital. d. patol., Pisa 25.—27. III. 1913.) Sperimen- 
tale Jg. 67, Nr. 4, Suppl., S. 261—267. 1913. 

Nach künstlich an Hunden erzeugter Commotio cerebri wurde eine vorübergehende 
(60—70 Tage) eigentümliche Störung in der Entwicklung der Samenzellen beobachtet, 
von Verf. als Spermatogenesis aberrans bezeichnet. Spermiogonien und Spermiocyten 
erfahren eine Entwicklungshemmung und die Chromosomen verwandeln sich direkt in 
Elemente, die als analog den Spermiden anzusehen sind. Gümbel (Bernau).“* 

Carmichael, Norman $.: On elephantiasis neuromatosa. (Über Elephantiasis 
neuromatosa.) Edinburgh med. journal Bd. 11, Nr. 5, S. 421—427. 1913. 


Interessante Krankengeschichten einer Frau und ihrer beiden Kinder mit Elephantiasis. 
Bei der 35jährigen Frau trat die Schwellung mit 15 Jahren zuerst »m rechten Fuß auf, ergriff 
dann besonders nach dem 31. Lebensjahr, nach dem 1. Kind rasch wachsend beide Beine und 
bildete eine kokosnußzgroße Geschwulst am Mons Veneris. Die beiden, #!/, und 21/,jährigen 
Kinder zeigten Schwellungen an der 1. Unterbauchgegend oberhalb der Mitte des Pou part- 
schen Bandes und eine Schwellung des rechten Beines und rechten Fußes. Filariainfektion wird 
ausgeschlossen. 4 schöne Photographien. Übersicht über die Literatur. Fine Operation und 
mikroskopische Untersuchung dieser Tumoren hat nicht stattgefunden. Kaerger (Kiel).CH 

Masuda, N.: Untersuchungen über die Zellenfunktion mit Hilfe der vitalen 
Färbung. Mitteilg. 2. (Charite, Berlin.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 14, 
H. 3, S. 448—451. 1913. 

Verf. zeigt mittels vitaler Färbung durch Alizarin, wie sich in einzelnen Organen 
(Magen, Zentralnervensystem) nach Schädigung der Versuchstiere durch Verabfolgung 
von Medikamenten Funktionsänderungen nachweisen lassen. Isaac (Frankfurt). 

Levin, Isaac: Distribution of vital stains in animals with inoculable tumors. (Ver- 
teilung vitaler Färbflüssigkeiten bei Tieren mit Impftumoren.) (Dep. of 
pathol., Columbia univ., New York.) Journal of med. res. Bd. 29, Nr. 1, S. 1—7. 1913. 


Vitale Färbflüssigkeiten 'Tumortieren injiziert zeigen keine spezifische Verteilung in 


= g u 


der Richtung einer besonderen Prädilektion der Tumorzellen. Die normalen Zellen der Umgebung 
zeigen auch Vitalfärbung wie der Turnor selbst. Bei Sarkom zeigen sich mehr vital gefärbte 
Zellen als beim Carcinom. Es kann also ein chemisches Mittel die eine Art von Tumor beein- 
flussen, die andere dagegen unbeeinflußt lassen. C. Lewin (Berlin). 
Warthin, Aldred Scott: Heredity with reference to carcinoma as shown by 
the study of the cases examined in the pathological laboratory of the university 
of Michigan, 1895—1913. (Die Erblichkeit des Krebses auf Grund der Unter- 
suchung der im pathologischen Institut der Universität Michigan 1895 
bis 1913 sezierten Fälle.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 5, S. 546-555. 1913. 
In manchen Familien und Familiengruppen läßt sich eine erhöhte Empfänglich- 
keit für Krebs nachweisen, die einhergeht mit erhöhter Empfänglichkeit für Tuberku- 
lose und verminderter Fruchtbarkeit. Die Familiendisposition ist dann am ausge- 
sprochensten, wenn Krebs in väterlicher und mütterlicher Ascendenz vorkommt. 
Familien, in denen schon durch mehrere Generationen Krebserkrankungen auftraten, 
zeigen in den folgenden Generationen ein immer früheres Auftreten der bösartigen 
Geschwulst und die Tendenz zu größerer Malignität. Die Gesetze der Erblichkeit des 
Krebses sind in ihrer Erklärung noch nicht spruchreif. C. Lewin (Berlin). 


Weller, Carl Vernon: Age incidence in carcinoma. (Altersdisposition für 
Krebs.) (Dep. of pathol. univ. Michigan.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 5, 
S. 539—545. 1913. , 

Die Disposition für Krebs ist am größten im Alter von 58 bis 62 Jahren, dann fällt 
der Anteil der Krebserkrankungen. Bei Frauen und Männern läuft die Erkrankungs- 
ziffer parallel, doch ist das Alter der Erkrankung bei Frauen um 5—10 Jahren früher. 
Dieses frühere Alter der Krebserkrankung bei Frauen wird durch das frühere Auf- 
treten des Brust- und Uteruskrebses bei den Frauen bedingt. C. Lewin (Berlin). 


Nutt, W. Harwood, J. M. Beattie and R. J. Pye-Smith: Arsenic cancer. (Der 
Arsenkrebs.) Lancet Bd. 185, Nr. 4691, S. 210—216 u. Nr. 4692, S. 282—284. 1913. 

Mitteilung über 26 Fälle von Krebs, die nach länger dauerndem Arsenikgebrauch 
entstanden sind. Es kommt zur Entwicklung eines Hautepithelioms, in der Hälfte 
der Fälle von multiplen Tumoren. Die Zahl des Arsenikkrebses im Verhältnis zur 
Gesamtheit der Carcinome ist jedoch so klein, daß sie ätiologisch kaum in Betracht 
kommt. Wie die Wirkung des Arsens in solchen Fällen zu erklären ist, läßt sich mit 
Bestimmtheit nicht sagen. C. Lewin (Berlin). 

Schmidt, R.: Das Krebsproblem in der Perspektive der inneren Medizin. Prag. 
med. Wochenschr. Jg. 38, Nr. 48, S. 659—663. 1913. 

Die Krebserkrankungen, namentlich die medullären Carcinome des Magen- 
darmtraktus, verlaufen zuweilen unter dem Typus einer infektiösen Erkrankung mit 
Ehrlichs Diazoreaktion. Die Seltenheit dieser Fälle weist aber auf sekundäre In- 
fektion hin. Die infektiöse Theorie des Krebses wird sowohl von Anatomen wie von 
oxperimentellen Krebsforschern abgelehnt. Verf. hält die Fragestellung, ob Infektion 
eder nicht, für verfehlt. Der pathologische Vorgang der Krebswucherung am einzelnen 
Organ gehört vielleicht mehr der allgemeinen wie der speziellen Pathologie an. Eben- 
sowenig wie Pneumonie, Retinitis albuminurica, Röntgendermatitis usw., obwohl ın 
jedem Falle eine Entzündung, unter diesem Begriff ätiologisch zusammen zu betrachten 
wären, ebensowenig ist die ätiologische Betrachtung des Krebses als eine einheitliche 
anzusehen. Was klinisch gleichartig ist, kann biologisch außerordentlich different 
erscheinen. Daher kommt wohl auch die Verschiedenheit der Befunde bei den serologi- 
schen Krebsfragen. Es ist durchaus nicht in jedem Falle so, daß von Geschwulstzellen 
eine Intoxikation des Organismus ausgeht. Eine einheitliche Krebsreaktion gibt es 
sicherlich weder im Magen, noch im Blute, noch im Harn. Man soll vielmehr serologisch 
Krebserkrankungen desselben Organs bei demselben Geschlecht, ähnlichen ätiologi- 
schen Bedingungskomplexen, bei Ausschluß dyskrasischer Störungen im Sinne von 
Lues, Gicht usw. vergleichen. Denn bei der Entstehung des Krebses handelt es sich 


6* 


as DE a 


meist um Bedingungskomplexe, nicht um eine einzige ätiologische Ursache. In diesem 
Sinne werden wir nun fragen dürfen, ob es in den Bedingungskomplexen der Krebs- 
erkrankungen eine spezifische nicht substituierbare ätiologische Komponente im Sinne 
eines belebten Virus gibt. Für einzelne Krebserkrankungen mag eine solche bestehen, 
für alle Tumoren ist sie sicher abzulehnen. Dagegen scheinen Beziehungen zwischen 
Infektionskrankheiten der Aszendenten, besonders Tuberkulose, und den Krebserkran- 
kungen der Deszendenten zu bestehen. Die anamnestischen Studien des Verf. haben ihn 
zu dem Gesetz geführt, daß der Infektionsindex Krebskranker, soweit er infektiöse Kinder- 
krankheiten und Fälle von Magenkrebs betrifft, ein abnorm niedriger ist. Unter 242 
Fällen von Magenkrebs wurde in 44% jegliche Infektion, in 74% eine infektiöse 
Kinderkrankheit negiert. Bei der Impfung mit Kuhpocken (Vaccination) kam es nur 
in 32%, zu einer Pustelbildung. Es handelt sich also wohl um eine konstitutionelle 
Eigenart der Krebskranken, die nur eine besondere Seite ihres sonstigen Verhaltens 
im Sinne des niedrigen Infektionsindex darstellen. Fast kommt man auf den Ge- 
danken eines Antagonismus zwischen der Empfänglichkeit für Krebs und den Infek- 
tionserkrankungen, wie wir ja auch sonst vielfach den Antagonismus verschiedener 
Erkrankungen (Gicht und Tuberkulose z. B.) kennen. Die Frage der spezifischen Stoff- 
wechselstörung bei Krebs ist nicht zu lösen. Man sollte vielmehr untersuchen, in wel- 
cher Häufigkeit Stoffwechselstörungen zur Krebserkrankung führen und weiterhin den 
Schädigungen der einzelnen Organe seine Aufmerksamkeit zuwenden, die erfahrungs- 
gemäß das Auftreten von Carcinom in dem betreffenden Organ begünstigen. Chronische 
Entzündungen auf dem Boden endogener Faktoren können wie bei der kindlichen 
exsudativen Diathese auch im Organismus der Erwachsenen bestehen und hier zu 
Krebserkrankungen führen. Auch der Tierkrebs ist zweifellos verschiedener Ätiologie, 
Befunde wie die von Bous, Fibiger, Jensen sind ebensowenig zu verallgemeinern 
wie das Vorkommen von Lupuskrebs, Bilharzia-Blasenkrebs usw. Sehr skeptisch 
äußert sich Verf. über die Frage der Frühdiagnose und regt endlich allgemein-diätetische 
und hygienische Vorbeugungsmaßregeln gegen alle uns bekannten ätiologischen Be- 
günstigungen der Krebserkrankungen an. C. Lewin (Berlin). 

Debernardi, Lorenzo: Cordoma sareomatoso del sacro. Contributo alla cono- 
scenza istologica e clinica dei tumori di origine cordale. (Chordoma sarcomatosum 
des Sacrums. Beitrag zur Kenntnis der Histologie und Klinik der von 
der Chorda dorsalis ausgehenden Tumoren.) (Istit. di patol. gen., univ., Torino.) 
Arch. per le scienze med. Bd. 37, Nr. 5, S. 404—442. 1913. 


Allgemeine Therapie und Diätetik. 

Shirlaw, J. Thomson: A plea for the treatment of inoperable cancer by feeding 
with glandular substances. (Rechtfertigung für die Behandlunginoperabler 
Carcinome mit Fütterung von Drüsensubstanzen.) Liverpool med.-chirurg. 
journal Bd. 33, Nr. 64, S. 398—414. 1913. 

Unter Voraussetzung der Reiztheorie des Krebses, daß durch anhaltende lokale 
Reizung Myriaden junger aktiver Zellen produziert werden können, und des weiteren 
in der Annahme, daß Wachstum und Entwicklung der Zellen durch die Sekrete der 
innersekretorischen Drüsen reguliert werden, was deren Physiologie und Pathologie 
uns gelehrt hat, wird ausgeführt, daß das gehäufte Vorkommen von Geschwülsten im 
höheren Alter sowie die Degeneration der meisten Blutdrüsen in diesem Alter den Ge- 
danken nahelegen, das schrankenlose Wachstum der Krebszellen könne bei vorhan- 
denem chronischem Reize durch die mangelhaft regulierende Funktion eben 
dieser innersekretorischen Drüsen bedingt sein. ‚Sie ölen die verschiedenen 
Räder der Stoffwechselmaschine und sorgen für ihren glatten Lauf.“ „Leben und 
Wachstum der Zelle sind chemisch-physikalische Probleme, beruhend auf dem Stoff- 
wechsel des Protoplasma‘‘; dieser und damit auch das Wachstum werden durch die 
Hormone der Blutdrüsen stark beeinflußt. ‚‚In diesem Sinne ist das Carcıinom eine 


Stoffwechselkrankheit.‘“ 1911 berichtete Woods vor der irischen Akademie 
über ein großes inoperables Drüsenrezidiv eines exstirpierten Larynxcarcinoms, das 
auf Schilddrüsendarreichung nach 6 Monaten vollständig verschwunden war (vorher 
histologisch als sicheres Carcinom erwiesen!). Obige Erörterungen erklären das völlig: 
Durch die Schilddrüsensubstanz und den Reiz, durch den diese auch die übrigen Blut- 
drüsen zu erhöhter Tätigkeit anspornt, wird die Widerstandsfähigkeit der umliegenden 
Gewebe gegen den vordringenden Krebs erhöht und das Gleichgewicht für normales 
Wachstum wiederhergestellt. So läßt sich auch die sicher vorkommende Immunität 
gegen Krebs erklären. 

Zum Schluß wird über eine 47jährige Frau mit Pharynxcarcinom berichtet, das vom Chi- 
rurgen für inoperabel erklärt war. Verf. ließ sich bei Borrough Wellcome & Co. aus Schild- 
drüse, Nebennieren und Hypophyse eines jungen Schafes Tabletten herstellen, die er der Frau 
monatelang verabreichte; und allmählich, zunächst sehr langsam, schwanden die hochgradigen 
Schluckbeschwerden, die Frau erholte sich zusehends, nahm an Gewicht zu und war noch 1 Jahr 
später wohlauf. Tölken (Zwickau).Ca 

Gmelin: Die deutschen Meere in ärztlicher Beleuchtung. Therapeut. Monatsh. 
Jg. 27, H. 12, S. 825—832. 1913. 


Pharmakologie und Toxikologie. 


Cloëtta, M.: Über das Wesen der spezifischen Arzneimittelwirkungen. Korresp.-Bl. 
f. schweiz. Ärzte Jg. 43, Nr. 48, S. 1569—1575. 1913. 

Der Grund warum gewisse Medikamente gerade auf bestimmte Zellkomplexe, 
auf bestimmte Systeme wirken, ist einmal in der chemischen Eigentümlichkeit des 
protoplasmatischen Aufbaues dieser Zellen zu suchen. Andererseits muß das Medikament 
selbst bestimmte Eigenschaften besitzen, zunächst die negative Eigenschaft, das 
Fehlen der allgemeinen Protoplasmaaffinität, wie sie den Protoplasmagiften zukommt. 
Weiter müssen bestimmte chemische Gruppen in der Peripherie des Moleküls vorhan- 
den sein, die ein Ineinandergreifen von Medikament und Protoplasma gestatten. 
Dies wird an mehreren Beispielen gezeigt (Cocain, Morphin), deren Wirksamkeit durch 
Entfernung peripherer Gruppen herabgesetzt oder aufgehoben werden kann. Außer- 
dem muß die Wirkung der Medikamente eine vorübergehende sein; die Zelle kann sich 
wieder von der Alkaloidvergiftung erholen, dies geschieht durch Zerstörung oder Aus- 
scheidung der Körper in ungiftiger Bindung. Außer dieser rein chemischen Vorgängen 
spielen noch physikalische Zustandsänderungen der Zellmembran eine große Rolle. 
Doch können diese physikalischen und chemischen Veränderungen uns nicht allein die 
Funktionsstörung erklären, wir müssen auch noch dasMoment des Eindringens des Giftes 
berücksichtigen, wie dies Straub in seinen Muscarinstudien gezeigt hat. Chiari. 


Bernoulli, E.: Untersuchungen über die Wirkung der Bromsalze. (Pharmakol. 
Inst., Univ. Basel.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 73, H. 5/6, S. 355-397. 1913. 

v. WyB hat die Ansicht geäußert, daß der Chlormangel die Ursache der Brom- 
vergiftung sei; dies wurde jedoch widerlegt, indem Ellinger und Kotake auf die 
Verschiedenheit des Vergiftungsbildes durch experimentellen Chlorentzug und Brom- 
darreichung hinwiesen. ,Jedenfalls vermag die Annahme einer Chlorverarmung des 
Körpers nicht alle Bromwirkungen zu erklären.“ Verf. hat nun untersucht, ob nicht 
bei der Bromwirkung eine physikalisch-chemische Reaktion vorliege und stellte Quellungs- 
versuche mit Halogensalzen, speziell mit Bromsalzen, am Gehirn an. Das Ergebnis 
war, „daß eine gegebene Bromlösung eine stärkere Quellung der Hirnsubstanz ver- 
ursacht, als die äquimolekulare Chlorlösung... Die weiteren Untersuchungen haben 
gezeigt, daß das Chlor des Gehirns zu einem Teil gebunden ist, zum anderen Teil durch 
Brom substituiert werden kann.“ Es kommt hiermit durch die Bromsalze nur zu einer 
relativen Dechlorierung der Gewebe. Nachdem die stärkere Quelluneswirkung der 
Bromsalze festgestellt war, wurde untersucht, ob die Neutralisierung der Bromwirkung 
beim Tiere (Kaninchen) nur durch Zufuhr von Chlorionen nach v. Wyß oder aber 


ii. po e 


auch von anderen Salzen möglich sei, die quellungshemmend wirken. Verf. konnte 
in der Tat durch Na nitricum und Na sulfuricum wenigstens vorübergehend eine Auf- 
hebung der Bromwirkung erzielen. ‚Bromsalze verursachen im Zentralnervensystem 
kolloidchemische Veränderungen. Die Bromionen, welche an Stelle der Chlorionen 
treten, ändern den Aggregatzustand der Zellkolloide.‘“ Chiars (Wien). 


Jödicke, P.: Über eine zweckmäßige Form der Bromdarreichung. (Kücken- 
mühler Anst., Stettin) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 44, S. 1809—1810. 1913. 

Jödicke glaubt nach seinen klinischen Beobachtungen wie Januschkes 
Experimenten, daß das Chlordefizit allein nicht imstande sei, die Bromalkaliwirkung 
im Organismus zu erklären; mit Luminal könne man die Bromtherapie nicht ersetzen (?). 
Er bedient sich mit Vorteil der Gelodurat kapseln bei der Bromalkaliverabreichung, 
mindert damit die lokalen Beschwerden im Magen- und Darmkanal und verzögert die 
Resorption. Er gibt bei Epilepsie 2—3 g BrK., 0,1—0,3 Luminal oder 1,0 Chlo- 
ralhydrat mit Na-Cl-armer Kost pro die. von den Velden (Düsseldorf). 

Januschke, Hans: Funktionelle Unterscheidung von Bromidwirkung und 
Chloriddefizit im Organismus. (Zugleich ein Beitrag zur Behandlung der Epilepsie 
und der Absencen.) (Univ.-Kinderklin., Wien.) Therapeut. Monatsh. Jg. 27, H. 11, 
S. 772—778. 1913. 

Zusammenfassender Vortrag. Man müsse bei der Bromalkaliwirkung eine spezi- 
fische Bromidionenwirkung annehmen, nicht alles durch Cl-Defizit erklären. Experi- 
mente an Kaninchen und Meerschweinchen mit parenteraler und Fütterungszufuhr, 
akut wie chronisch, mit Beobachtung der Narkose, Reaktion auf Krampfgifte (Pikro- 
toxin, Ringercampherlösung) und Lähmungen. Akute Narkoseeffekte bezieht Ja- 
nuschke auf Bromidionenwirkung, chronische auf NaCl-Verarmung. Letzterer kann 
man durch NaCl-Zulage steuern, ohne die Heilwirkung des Br aufzuheben. Die Folgen 
der Cl-Verarmung sind beim Tier verschieden je nach der Art des Vorgehens (Br- 
Fütterung, Diuretin usw.). Aus Froschherzversuchen (Williams) mit Ringerlösung, 
die verschiedenen Ersatz für NaCl enthielt, schließt er desgleichen, daß den Bromiden 
selbständige physiologische Wirkungen zukommen. Epileptische Kinder verloren 
Anfälle durch Bromalkalı trotz NaCl-Zulage, allerdings unter Umständen besser bei 
NaCl-armer Kost; einige allein durch Bromcalcium. Schließlich hatte er bei ge- 
wissen Absencen, die er auf cerebrale Vasospasmen bezieht, mit Diuretin, dem Spasmo- 
lyticum, gute Erfolge. von den Velden (Düsseldorf). 


Sommer, Maria Paula: Über die Ovarialveränderungen bei Mäusen und Ka- 
ninchen nach Cholininjektionen. (Frauenklin. u. pathol.-anat. Inst., Univ. Freiburg.) 
Strahlentherapie Bd. 3, H. 2, S. 871—876. 1913. 

Bei Mäusen und Kaninchen, die mit 1/,—1proz. Borcholinlösungen subcutan, 
intraperitoneal oder intravenös injiziert worden waren, wurden folgende Befunde an 
den Ovarien erhoben: Während das Stroma keine wesentlichen Veränderungen auf- 
wies, zeigten sich solche in ausgesprochenem Maße am Ei und am Follikelepithel. Das 
Protoplasma vieler Ovula war vakuolisiert und hydropisch geschwollen. Die Zellen der 
Theca follieuli interna waren gequollen und zeigten Kerndegenerationen, hauptsächlich 
in Form der Kernwandsprossung und der Pyknose. Die beschriebenen Veränderungen 
sind fast die gleichen, wie sie nach Röntgen- und Radiumbestrahlungen der Ovarien 
aufzutreten pflegen. Isaac (Frankfurt). 


Blumenthal, Ferdinand: Scheinbarer Erfolg bei einer Krebsgeschwulst dureh 
Kombination der Atoxyl- und Strahlentherapie. (4. internat. Kongr. f. Physio- 
therapie, Berlin 1913.) Strahlentherapie Bd. 3, H. 2, S. 523—526. 1913. 

Beschreibung eines Basalzellenkrebses, bei dem durch kombinierte Röntgen-Arsen- 
therapie wesentliche Besserung erzielt wurde. Verf. schlägt vor, intravenös Atoxyl 
0.2 + acid. arsenicos. 0,004 zu InJizieren, gibt überhaupt der Kombination von anorga- 
nischen und organischen Arsenikalien den Vorzug. C. Lewin (Berlin). 


= 7 = 


Deelairfayt: Acidose saturnine. L’intoxication saturnine et les alcalins. 
(Acidosis bei Bleivergiftung. Bleivergiftung und Alkalien.) Scalpel et 
Liège méd. Jg. 66, Nr. 17, S. 273. 1913. 

Declairfa yt sah wiederholt gute therapeutische Erfolge von der Alkalitherapie 
bei plötzlich auftretenden asthenischen Zuständen bei Arbeitern, die mit Blei zu tun 
hatten. In einem dieser Fälle, bei dem die Diagnose Saturnismus durch den Nachweis 
von Blei im Harn und charakteristischer basophiler Granula in den roten Blutkörper- 
chen gesichert wurde, fand D. im zuckerfreien Harn eine stark positive Lieben- und 
Gerhardtsche Reaktion. Heilung durch orale und subkutane Alkalizufuhr. EZ. Neubauer. 

Leoneini, Francesco: Studi ematologiei sul mercurialismo acuto. Nota 1: Sul 
eomportamento della viscosità del sangue e del siero di sangue, e della resistenza 
delle emazie. (Hämatologische Studien bei akutem Mercurialismus. 1. Mit- 
teilung: Über das Verhalten von Blut- und Serumviscosität, und über 
die Resistenz der roten Blutkörperchen.) (Istit. di med. leg., Firenze.) Gazz. 
internaz. di med.-chirurg.-ig. Jg. 1913, Nr. 44, S. 1033—1037 u. Nr. 45,S.1061—1067. 1913. 

Aus der Untersuchung von 9 Fällen akuter Sublimatvergiftung beim Menschen 
ergibt sich, daß die Viscosität des Blutes entweder unverändert bleibt oder zunimmt, 
doch schwanken die Befunde so sehr, daß denselben kein praktisches Interesse zu- 
kommt. Das gleiche, vielleicht in noch höherem Maße gilt auch vom Serum. Die Resi- 
stenz der roten Blutkörperchen erhält sich einmal unverändert, ein anderes Mal ist 
sie vermehrt und wieder ein anderes Mal vermindert. Joannovics (Wien). 

Hahn, Benno, und Kostenbader: Beitrag zur Erklärung der Wirkungsweise 
des Quecksilbers bei den Spirillosen. (Krankenanst., Magdeburg-Sudenburg.) Berl. 
klin. Wochenschr Jg. 50, Nr. 47, S. 2185—2186. 1913. 

Die Verff. zeigen, daß Quecksilberpräparate bei der Hühnerspirillose eine para- 
sitotrope Wirkung nicht ausüben. Dagegen konnte eine die Abwährkräfte des Körpers 
stimulierende Eigenschaft des Quecksilbers nachgewiesen werden. Isaac (Frankfurt). 

Blumenthal, Ferdinand, und Kurt Oppenheim: Über aromatische Quecksilber- 
verbindungen.3.( Pathol.Inst., Berlin.) Biochem. Zeitschr. Bd.57,H.3/4,8.261-296.1913. 

Die Verff. berichten über toxikologische Versuche bei Kaninchen und Ratten mit 
den verschiedenartigsten Hg-Präparaten, sowohl aromatischen wie Quecksilbersalzen. 
Am ungiftigsten sind diejenigen aromatischen Verbindungen, in denen zwei Benzol- 
ringe durch ein Quecksilber verbunden sind, wie z. B. im diaminomercuridiphenyldikar- 
bonsauren Natrium. Von den Verbindungen, in welchen das Hg nur mit einer Valenz 
an den aromatischen Kern gebunden ist, ist das Salicylquecksilber für das Kaninchen 
relativ giftig. Die Giftigkeit des Salicylquecksilbers wird erhöht durch Lösung desselben 
ın Diäthylendiamin, ferner, wenn es wie im Asurol, mit monooxyisobuttersaurem Na- 
trium zu einem Doppelsalz verbunden ist. Durch Einführung einer Sulfogruppe oder 
durch Veresterung der Oxygruppe wird die Giftigkeit des Salicylquecksilbers ebenfalls 
verändert. Toxynon (acetylaminomercuribenzoesaures Natrium) wird von den Ver- 
suchstieren per os uns intramuskulär gut vertragen. In der Leber findet eine reichliche 
Deponierung von Hg bei diesem Präparate statt. Komplexe Quecksilbersalze (Queck- 
silberkaliumrhodanid und das entsprechende Nitrit) sind weniger giftig als einfache 
Salze. Als Ausscheidungsorgane für alle Hg-Verbindungen ohne Unterschied der Kon- 
stitution kommen ım Tierversuch Nieren und Darm in Betracht. Vgl. dieses Zentral- 
blatt Bd. 1, S. 470. Isaac (Frankfurt). 


Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 
Allgemeine klinische Bakteriologie, Protozoologie und Parasitologie: 

Eisenberg, Philipp: Untersuchungen über halbspezifische Desinfektionsvor- 
gänge. Mitteilg. 1. Uber die Wirkung von Farbstoffen auf Bakterien. Vital- 
färbung-Entwicklungshemmung. (Kgl. hyg. Inst., Breslau.) Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 71, H. 5/7, S. 420—503. 1913. 


Verf. geht bei den vorliegenden Untersuchungen von der Beobachtung aus, daß 


in einem Gemisch von Chinablau und Cyanosin (,‚Cyanochin‘“) die Bakterien bei mikro- 
skopischer Betrachtung als helle, scharfbegrenzte Lücken, d. h. in Negativdarstellung, 
erscheinen. Die grampositiven Arten zeigen eine mattgelbe Färbung, die gramnega- 
tiven bleiben vollständig ungefärbt. Es folgt zunächst eine kritische Besprechung 
der Theorie der Gramfärbung, der Vitalfärbung und Zellpermeabilität (Overtons 
Theorie wird abgelehnt), der Toxizität und chemischen Konstitution der Farbstoffe. 
Von den sehr reichhaltigen Versuchsergebnissen können im Referat nur die wesent- 
lichsten hervorgehoben werden. Die grampositiven Bakterien nehmen das Violett leichter 
auf als die gramnegativen und halten die resultierende Jodverbindung stärker fest. 
Lebenskräftige Bakterien setzen der-Färbung einen gewissen Widerstand entgegen; 
jede intensivere Färbung schädigt die Lebensfähigkeit. Doch ist eine Vitalfärbung 
durch schwächer toxisch wirkende Farbstoffe sicher möglich. Die untersuchten bası- 
schen Farbstoffe (49) wirken alle in verschiedenem Garde entwicklungshemmend auf 
Bakterien, die untersuchten Sulfosäurefarbstoffe (41) sind zum Teil (9) nur schwach, 
zum größeren Teil stärker toxisch. Grampositive Bakterien werden im allgemeinen durch 
Farbstoffe 3—10 000 mal stärker beeinflußt als gramnegative. Die Ursache der Empfind- 
lichkeit der grampositiven Arten liegt in der größeren Permeabilität und in dem größeren 
Speicherungsvermögen für Farbstoffe. Die Wirkung der Farbstoffe ist unter diesem 
Gesichtspunkt eine halbspezifische. Sie kann zur Differentialdiagnose und vielleicht 
auch zu chemotherapeutischen Versuchen herangezogen werden. Tonniessen (Erlangen). 

Brandt, Rudolf: Beitrag zur Kenntnis der Morphologie oxydierender Bakterien- 
fermente. (Städt. Krankenh., Karlsruhe) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. 
Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 1/2, S. 1—22. 1913. 

Die Indophenolgranula der Bakterien wurden bisher verschieden gedeutet: ein 
Teil der Autoren hielt sie für aufgespeicherte Fett- bzw. Lipoidsubstanz, der andere 
Teil lediglich für Sauerstoffüberträger. Dem Verf. gelang es nachzuweisen, daß die 
Granula aus lipoider Substanz bestehen und daß von ihnen Oxydationswirkungen 
ausgehen. Der Beweis wurde durch Färbung mit Unnas Rongalitweiß geführt. Hierbei 
bleiben die Granula selbst ungefärbt (entsprechend der Tatsache, daß Methylenblau 
in reinen Fetten und Lipoiden nicht löslich ist), von der Peripherie der Granula aus 
beginnt jedoch die durch Oxydation bewirkte Umwandlung des Methylenweiß in Me- 
thylenblau. Ob die Oxydationsfermente nur in der Peripherie der Granula enthalten 
sind oder die Granula vollständig durchsetzen, ist damit zwar nicht entschieden, aber 
nach Ansicht des Verf. auch belanglos. Toenniessen (Erlangen). 

Waelsch, Ludwig: Über einen säurefeste Substanz bildenden Bacillus der Sub- 
tilis-Gruppe. (Hyg. Inst., dtsch. Univ., Prag.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. 
u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 71, H. 5/7, S. 503—511. 1913. 

Aus den Schuppen eines Eccema marginatum wurde ein zur Subtilisgruppe ge- 
hörender Bacillus gewonnen, der auf künstlichen Nährböden (bes. auf Zuckeragar) 
eine säurefeste Substanz bildete. Diese fand sich in Form von kleinen, sporenähnlichen 
Kügelchen (außerhalb der Bacillen) oder in größeren tropfenartigen Gebilden vor. 
Sie ließ sich durch Aceton extrahieren und konnte dadurch im Vergleich zu den Ba- 
cillen auf ihr antigenes Verhalten geprüft werden. Es zeigte sich, daß der Aceton- 
extrakt keine agglutinierenden und komplementbindenden Antikörper hervorrief. 
Dagegen bewirkte die Bacillensuspension die Bildung agglutinierender und komple- 
mentbindender Antikörper, und zwar reagierten die komplementbindenden Anti- 
körper auch mit dem Acetonextrakt als Antigen positiv. Verf. deutet seine Befunde 
im Sinne Landsteiners und nimmt an, daß Lipoide nur dann als Antigen wirken 
können, wenn sie durch Eiweißstoffe verunreinigt sind. Die Tatsache, daß der Aceton- 
extrakt nicht als Antigen wirkt, aber imstande ist, mit den durch die Bacillensus- 
pension erzielten Antikörpern Komplement zu binden, spricht dafür, daß die sog. 
haptophore Gruppe der Antigene nicht gleichbedeutend zu sein braucht mit der, welche 
die Antikörper erzeugt. Toenniessen (Erlangen). 


— 89 — 


Omeliansky, W. L., und N. O. Sieber: Zur Frage nach der chemischen Zu- 
sammensetzung der Bakterienkörper des Azotobacter chroococcum. (Kais. Inst. 
f. exp. Med., Sti. Petersburg.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 88, 
H. 6, S. 445—459. 1913. | | | 

Balfour, Andrew: A contribution to the life-history of spirochaetes. A reply to 
Dr. Gleitsmann. (Ein Beitrag zur Lebensgeschichte der Spirochäten. Erwi- 
derung auf Gleitsmann.) Zentralbl. f. Bakteriol., Orig. Bd.70, H.3/4, S.182-185.1913. 

Balfour vertritt auf Grund neuerer Experimente und Beobachtungen seine 
Ansicht, daß gewisse Spirochäten (Borellien) sich durch Bildung und Ausstoßung 
infektiöser vermehrungsfähiger „Granula“ aus dem Zelleib fortpflanzen, während 
Gleitsmann die Granula als Kunstprodukte zu deuten geneigt ist. (Vgl. dieses 
Zentralblatt Bd. 6, S. 278.) Scheidemandel (Nürnberg). 

Fraenkel, Eug.: Über metastatische Dermatosen bei akuten bakteriellen All- 
gemeinerkrankungen. (Allg. Krankenh., Hamburg-Eppendorf.) Zeitschr. f. Hyg. u. 
Infektionskrankh. Bd. 76, H. 1, S. 133—170. 1913. 

Metastatische Hauterkrankungen sind relativ am häufigsten bei den durch Sta- 
phylo- und Streptokokken verursachten akuten Allgemeininfektionen. Bei den Sta- 
phylokokken haben auch hier eitrige Prozesse die größte Bedeutung, daneben kommen 
initial ausgedehnte flüchtige Erytheme, mit und ohne Quaddelbildung und hämor- 
rhagische Zustände, sowie tiefliegende Erythema-nodosum-ähnliche Knoten vor. Bei 
den Streptokokken-Hautmetastasen werden eitrige Prozesse nur ausnahmsweise 
beobachtet. Nur durch die mikroskopische Untersuchung läßt sich entscheiden, ob 
es sich um eine ektogene oder metastatische Infektion handelt. Nach dem histologischen 
Bild steht im Mittelpunkt der Erkrankung die intraarterielle Ansiedlung der Er- 
reger. Die mikroskopisch sichtbaren Veränderungen sind dabei je nach der Art der 
Mikroorganismen bis zu einem gewissen Grade spezifisch, so daß sich beispielsweise 
die Differentialdiagnose zwischen typhöser Roseola und dem Flecktypus-Exanthem 
nach dem histologischen Präparat entscheiden lassen würde. Schürer (Frankfurt a. M.). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Bakterielle und Protozoenerkrankungen exkl. Tuberkulose und Syphilis: 


Belin, Marcel: Culture du virus vacecinal ‚in vitro“. (Kultur des Vaccine- 
Virus in vitro.) (Inst. vaccin., Tours.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. 
de biol. Bd. 75, Nr. 348—350. 1913. 

In Serum-Bouillon findet bei Zusatz eines Stückchens frischer Kaninchenhaut 
eine gewisse Vermehrung des Vaccine-Virus statt. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Kling, Carl A.: Über Schutzimpfung gegen Varicellen. (Allg. Kinderh., Stock- 
holm.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 45, S. 2083. 1913. 

Bei dem Ausbruch einer Varicellenepidemie im allgemeinen Kinderhause in Stock- 
holm wurden 58 gesunde Säuglinge in der Weise einer Schutzimpfung unterzogen, 
daß ıhnen Lymphe aus einer frischen, klaren Windpockenblase mittels einer gewöhn- 
lichen Impflanzette eingeimpft wurde. Am 8. Tage zeigten sich an der Stelle der In- 
okulation einige kleine Papeln, die sich meist am nächsten Tage in typische Windpocken- 
bläschen umwandelten und dann ohne wesentliche Allgemeinsymptome und ohne Ge- 
neralisierung (eine Ausnahme) abheilten. Von 31 mit positivem Resultat geimpften 
Säuglingen, die einer Infektion ausgesetzt waren, erkrankte nur eines an sehr leicht ver- 
laufenden Varicellen, während von 64 nicht geimpften 44 befallen wurden. Schürer. 

Ker, Claude B.: A note on scarlet fever in the aged. (Notiz über Scharlach 
ın hohem Lebensalter.) Edinburgh med. journal Bd. 11, Nr. 6, S. 492—496. 1913. 

Bei alten Leuten ist echter Scharlach recht selten. Verf. berechnet auf 263 986 
Scharlachfälle, die in modernen Infektionsspitälern verpflegt wurden, nur 20, die über 
60 Jahre alt waren, nur 2 über 70 Jahre. Der eigene Fall, der in durchaus typischer 
Weise in Erscheinung trat und günstig verlief (Exanthem, Scharlachzunge, Desqua- 
mation, Rheumatoid, Otitis media), war 74 Jahre alt. Ibrahim (München). 


= 90 — 


Schabad, J. A.: Anomales Scharlachexanthem. Arch. f. Kinderheilk. Bd. 62, 
H. 1/2, S. 79—84. 1913. 

Beschreibung eines bisher nicht beobachteten anomalen Scharlachexanthems in 
3 Fällen, die eine Mittelstellung zwischen typischem Scharlach und Scarlatina sine 
exanthemate einnehmen: Haut von normaler Farbe, Hautfollikel stark angeschwollen, 
so daB beim Betasten der Eindruck eines Reibeisens entstand. Dauer dieser Verände- 
rung der Haut mehrere Tage, danach starke Schuppung. Gleichzeitig bestand Fieber 
und scharlachverdächtige Angina. Die Diagnose Scharlach erscheint dadurch gesichert, 
daß von einem der Fälle zwei Scharlachinfektionen mit typischem Exanthem ausgingen. 
Auffallend ist jedoch, daß das Exanthem in einem Fall erst am 12. Tage der Erkrankung 
bemerkt wurde. Die hierfür gegebene Erklärung, daß das Exanthem vorher infolge seiner 
Undeutlichkeit übersehen worden sei, dürfte kaum befriedigen. Samelson (Straßburg).“ 

Richardson, George: The Rumpel-Leede phenomenon in the diagnosis of 
scarletfever. (Die Bedeutung des Rumpel-Leedeschen Phänomens für die 
Diagnose des Scharlachs.) Edinburgh med. journal Bd. 11, Nr.6, S. 496—500. 1913. 

In 210 sicheren Scharlachfällen war das Symptom ohne Ausnahme in typischer 
Ausprägung vorhanden. Es ist erst auslösbar, wenn der Ausschlag auf die Arme über- 
gegangen ist. Es war durchschnittlich während 29 Tagen auslösbar (13—96 Tage). 
Bei komplikationslosem Verlauf hörte die Auslösbarkeit früher auf als bei bestehenden 
Komplikationen. Schwierigkeiten in der richtigen Anstellung der Reaktion ergaben sich 
nur bei fetten Kindern unter 2 Jahren. Bei 13 normalen Personen, 22 Diphtherien, 
10 Keuchhustenkranken, 7 Varicellen und vereinzelten Fällen von Influenza, Pneu- 
monie, Tonsillitis fiel die Reaktion stets negativ aus. Von 15 Masernfällen waren 
jedoch 7 positiv,von8Rubeolen reagierten 4 positiv; aus bei skarlatiniformen Serum- 
und Arzneiexanthemen gab es positive Reaktionen. Bei all diesen Exanthemen 
scheint das Phänomen aber im Gegensatz zum echten Scharlach das floride Stadium 
des Exanthems nur wenige Tage zu überdauern. — Von 48 Fällen, die mit unsicherer 
Diagnose aufgenommen wurden, reagierten 17 Fälle negativ. Keiner zeigte später 
Schuppung, 25 reagierten positiv und schuppten später in typischer Weise, 6 positiv 
reagierende Fälle schuppten nicht ab. Verf. hält das Symptom für diagnostisch sehr 
wertvoll, besonders, wenn das Exanthem nicht mehr zu sehen ist. Negative Reaktion 
spricht durchaus gegen Scharlach, während positive Reaktion im Zusammenhang mit 
den anderen diagnostischen Momenten gewertet werden muß. Ibrahim (München). 

Fürth: Ein Bacterium der Faecalis-alcaligenes - Gruppe als wahrscheinlicher 
Erreger bei sechs typhusähnlich verlaufenen Erkrankungen in Ostasien. (Gouverne- 
mentslaz. u. bakteriol. Untersuchungsstat., Kiautschou, Tsingtau.) Münch. med. Wochen- 
schr. Jg. 60, Nr. 48, S. 2669—2671. 1913. 

In Ostasien kamen nicht selten typhusähnliche Erkrankungen zur Beobachtung, 
bei denen durch die bakteriologische und serologische Untersuchung keine Beziehungen 
zum Typhus nachgewiesen werden konnten. Bei einer Gruppe derartiger Erkrankungen 
fanden sich einmal im Blut und einmal im Stuhl zur Bac.-faecalis-alcaligenes-Gruppe 
gehörige Bakterien, die durch das Krankenserum bis zur Verdünnung 1:80 agglutı- 
niert wurden. Es wird daher für wahrscheinlich gehalten, daß diese Bakterien als 
Erreger ın Betracht kommen. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Bürger, L.: Über zwei Gruppen von Botulismus mit zwölf Erkrankungs- und 
fünf Todesfällen. (Unterrichtsanst. f. Staatsarzneik., Univ. Berlin.) Med. Klinik Jg. 9, 
Nr. 45, S. 1846—1850. 1913. 

12 Botulismuserkrankungen waren durch den Genuß von Schinken bzw. Blutwurst. 
hervorgerufen, die bis auf einen leicht ranzigen Geruch eine normale Beschaffenheit 
gezeigt hatten. Es gelang aus dem Schinken und aus Leichenteilen Botulismusbacillen 
zu kultivieren. Auf Grund der ausführlich wiedergegebenen Krankengeschichten 
wird die Symptomatologie, Diagnose und Therapie der Erkrankung eingehend be- 
sprochen. Schürer (Frankfurt a. M.). 


u SO 


Haushalter, P., et Jacquot: Méningite subaiguë à bacilles de Pfeiffer, à la 
suite d’une paralysie spinale infantile. (Subakute Meningitis mit Pfeiffer- 
schen Bacillen nach einer spinalen Kinderlähmung.) Arch. de méd. des 
enfants Bd. 16, Nr. 11, S. 845—849. 1913. 

Ein 2jähriges Mädchen begann 10 Monate nach einer abgelaufenen Poliomyelitis 
m fiebern; es zeigte nur Allgemeinsymptome einer Infektion, aber kein auf Erkrankung 
der Hirnhäute hinweisendes Zeichen; Heilung nach wochenlanger Dauer. In der fast 
klaren Cerebrospinalflüssigkeit wurde ein Kokkobacillus gefunden, dessen kulturelle 
Eigenschaften ihn in der Gruppe derInfluenzabacillen einreihen lassen. Trotzdem der 
Bacillus nicht tierpathogen war, nicht durch das Patientenserum agglutiniert wurde, 
und die Meningitis überaus gutartig war, möchten Verff. nicht an seiner pathogeneti- 
schen Rolle zweifeln. Da das Virus der Poliomyelitis seine Eintrittspforte im Rachen hat, 
wo auch der Pseudoinfluenzabacillus sich aufhält, so wäre es möglich, daß letztere 
mit den Poliomyelitiskeimen eingedrungen sind und eine latente Meningitis erzeugt 
haben. Lehndorff (Wien).® 

Sommer, Arthur: Die biologische Diagnose der Gonorrhöe. (Dermat. Univ.- 
Klin., Breslau.) Arch. t. Dermatol. u. Syphilis, Orig. Bd. 118, H. 2, S. 583—612. 1913. 

Der Agglutination und Komplementbindung kommt keine praktische Bedeutung 
für die Gonorrhöediagnose zu. Auch die Lokalreaktionen sind im Gegensatz zur Herd- 
reaktion am Ort der Erkrankung nicht spezifisch. Dagegen spricht bei erwachsenen 
Männern eine Temperatursteigerung: von mindestens 1,5 nach 0,1 Arthigon intravenös 
mit größter Wahrscheinlichkeit für eine gonorrhoische Erkrankung, während ein 
Temperaturunterschied von mehr als 2,5° und das Auftreten einer „Doppelzacke‘“ 
in der Temperaturkurve als beweisend betrachtet wird. Für Frauen und Kinder ist 
die diagnostische Dosis noch nicht genau bestimmt. sSchürer (Frankfurt a. M.). 

Sala, Giuseppe: Sulla febbre mediterranea. (Über das Maltafieber.) (Osp. 
magg., Milano.) Osp. magg. Jg. 1, Nr. 10, S. 648—660. 1913. 

Krankengeschichte eines in Mailand beobachteten Falles von Maltafieber bei 
aner 22jährigen Frau. Der Verlauf der Erkrankung war sehr protrahiert, das Fieber 
dauerte 8 Monate lang und endigte lytisch und spontan, ohne später Rezidive zu zeigen. 
Die Temperatursteigerung fand jeden Tag statt, und zwar in den Abendstunden, ohne 
jedoch regelmäßig immer dieselben Stunden einzuhalten und löste sich nach verschieden 
langer Dauer unter Schweißausbrüchen. Im Verlaufe der Krankheit hatte Patient 
Ikterus und öfters Erbrechen. Leber- und Milzvergrößerung, die letztere hält auch nach 
eingetretener Genesung an. Das Blut der Patientin agglutinierte während der Krankheit 
den Micrococcus melitensis in Verdünnung von 1:50. Poda (Lausanne). 

Ronchetti, Vittorio: Caso di polisierosite acuta da diplococco di Fraenkel. 
(Über einen Fall von akuter Polyserositis, hervorgerufen vondem Frän- 
kelschen Diplokokkus.) (Osp. magg., Milano.) Osp. magg. Jg. 1, Nr. 10, 
8. 661—662. 1913. 

Krankengeschichte eines Falles von gleichzeitig aufgetretener eitriger Peritonitis 
und beiderseitiger eitriger Pleuritis, diese kombiniert mit einer Bronchopneumonie 
des Unterlappens der Lunge beiderseits, bei einem 9jährigen Mädchen. Im Eiter konnte 
Verf. den Fränkelschen Diplokokkus in mäßiger Menge nachweisen. Blutbefund: 
weiße Blutkörperchen 10625, rote Blutkörperchen 3 191 666; polynucleäre Neutro- 
philen 80%, Eosinophile 1%, Basophile 0% ; große Mononucleäre und Übergangsformen 
8%; kleine Lymphocyten 10%, große Lymphocyten 4%. Die Autopsie bestätigte die 
klinische Diagnose. Poda (Lausanne). 

Schloss, Oscar M., and Nellis B. Foster: Experimental streptococeie arthritis 
m monkeys. (Experimentelle Streptokokkenarthritis bei Affen.) (St. 
Luke’s hosp., New York.) Journal of med. res. Bd. 29, Nr. 1, S. 9—22. 1913. 

Durch intravenöse Injektion von Streptokokkenkulturen, die aus den Tonsillen 
eines an akutem Gelenkrheumatismus erkrankten Mannes stammten. erzeugten die 


— 92 — 


Verff. bei Affen Fieber und vorübergehende Gelenkschwellungen. Durch wiederholte 
Injektionen konnte eine chronische Arthritis mit Kapselverdickung und Knorpel- 
erosionen hervorgerufen werden. Isaac (Frankfurt). 


Fox, Herbert: A hitherto undescribed bacterium associated with a eryptogenie 
infection. (Ein bisher nichtbeschriebenes Bacterium bei einer kryptogene- 
tischen Infektion.) (Wm. Pepper laborat. of clin. med., unw. Pennsylvania.) 
Zentralbl. f. Bakteriol., Orig. Bd. 70, H. 3/4, S. 143—148. 1913. 

Aus dem Blute eines mit Endokarditis verlaufenden Falles von septischem Fieber 
wurde ein Bacterium gezüchtet, das in seinem biologisch-kulturellen Verhalten gewisse 
Ähnlichkeiten mit dem Diphtheriebacillus hatte. Vom Autor wird als Bezeichnung 
Mycobacterium plumosum vorgeschlagen. Der Kranke wurde ohne wesentlichen Erfolg 
mit Autovaccine behandelt, starb später an den Folgen einer Gallenblasenoperation. 

Scheidemandel (Nürnberg). 

Smith, Allen J., Kenneth M. Lynch and Damaso Rivas: The transmissibility 
of the lepra bacillus by the bed-bug (cimex lectularius L.). (Übertragbarkeit 
des Lepra-Bacillus durch die Wanze.) (Pathol. laborat., univ. of Pennsylvania, 
Philadelphia.) Americ. journal of the med. scienc. Bd. 146, Nr. 5, S. 671—681. 1913. 

Durch eine besondere Methode konnten die Autoren Wanzen veranlassen, Blut 
zu saugen, dem man Leprabacillen zugefügt hatte. In den Wanzen wuchsen die Bacillen 
noch etwas heran, vermehrten sich auch an Zahl, verschwanden dann aber schließlich 
mit dem Kot zusammen, zum Teil degenerierten sie. Die Bacillen wurden in den Drüsen 
wie auch im Darmkanal gefunden. Die Autoren glauben, daß so infizierte Wanzen 
im Laboratorium die Bacillen übertragen können; ob dieser Vorgang sich aber auch 
in der Natur so abspielt, wäre noch zu beweisen. Vielleicht wäre dieser Übertragungs- 
modus nur eine der vielen möglichen Übertragungsmethoden. Auch andere Insekten 
könnten in Frage kommen. H. Ziemann (Charlottenburg). 


Unna jr., P.: Über Diathermiebehandlung bei Lepra. Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 50, Nr. 46, S. 2138—2140. 1913. 

Die Diathermiebehandlung wird zur Schmerzstillung bei Nervenlepromen warm 
empfohlen. Bei längerdauernder Behandlung können sogar tiefliegende Infiltrate zur 
Ausheilung gebracht werden. Die Diathermie ist imstande, die verdichteten, mit. 
Bacillen durchsetzten Nervenstränge zu erweichen und so der Behandlung mit Chaul- 
moograöl zugänglicher zu machen. Zur schnellen Radikalentfernung von Lepromen 
wurde die Kaustik nach de Forest mit Vorteil benutzt.  Schürer (Frankfurt a. M.). 


Sangiorgi, Giuseppe: Versuche mit dem filtrierbaren Virus der Meerschweinchen- 
pest. (Hyg. Inst., Univ. Turin.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektions- 
krankh., Orig. Bd. 72, H. 1/2, S. 70—73. 1913. 

Mrowka konnte nachweisen, daß das filtrierbare Virus der Vogelpest im Globulin 
niederschlag der infektiösen Exsudate enthalten und von den Globulinien nicht zu 
trennen ist. Verf. konnte diese Tatsache für das filtrierbare Virus der Meerschweinchen- 
pest bestätigen, obwohl er zur Fällung der Globuline andere Methoden als Mrowka 
anwandte. Der Auffassung Mrowkas, daß das filtrierbare Virus eine nicht lebende 
Substanz, sondern ein Eiweißkolloid von Globulincharakter sei, stimmt Sangiorgi 
jedoch nicht bei; denn Marchoux u. a. haben nachgewiesen, daß das Virus der Vogel- 
pest in vitro durch zahlreiche Generationen fortgezüchtet werden kann. Toenniessen. 


Wunschheim, Oskar R. v.: Über den Erreger der Hundestaupe. (Inst. f. In- 
fektionskrankh. Robert Koch, Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 47, S. 2294 
bis 2295. 1913. 

In mehr als 100 Fällen von Hundestaupe gelang es, einen in die Paratyphusgruppe 
gehörenden Mikroorganismus im Blut und den inneren Organen der erkrankten oder 
verendeten Tiere nachzuweisen und mit den Reinkulturen bei gesunden Hunden typische 
Staupe zu erzeugen. Schürer (Frankfurt a. M.). 


— 93 — 


Bemelmans, E.: La spécificité des streptocoques de la gourme. (Die Spezi- 
fizität der Streptokokken der Drüse.) Zentralbl. f. Bakteriol., Orig. Bd. 70, 
H. 3/4, S. 148—156. 1913. 

Der Flecktyphus der Pferde ist häufig mit der Druse und infektiösen Pleuro- 
pneumonie vergesellschaftet, woraus man auf gemeinsame Erreger schloß. Verf. glaubt 
nun bewiesen zu haben, daß die Erreger der Druse spezifische Streptokokken sind, 
da bei allen mit Pneumonie-Streptokokken- und Pasteurella-Serum vorbehandelten 
Remonten nur die Drusenkrankheit allein auftrat. Scheidemandel (Nürnberg). 


Tuberkulose: 


Pollini, Luigi: Contributo allo studio della bacillemia tubercolare. (Über den 
Nachweis von Tuberkelbacillen im Blute von Tuberkulösen.) (R. R. Istit. 
cin. di perfez., Milano.) Clin. med. ital. Jg. 52, Nr. 10, S. 617—632. 1913. | 

Verf. benützte zu seinen Untersuchungen die Schnitter - Stäublische Methode. 
Zwei Serien von Untersuchungen. Bei der ersten verfolgte Verf. die Angaben Schnitter- 
Stäublis. Von den 26 untersuchten fast durchweg tuberkulösen Fällen gelang der 
Nachweis von säurefesten Bacillen im Blute bei 18; sämtliche mit dem Blute der 26 
Patienten geimpften Meerschweinchen blieben aber am Leben; nach längerer Zeit 
wurden die Tiere getötet und gesund (nicht tuberkulös) befunden. Bei der zweiten 
Serie wurde das destillierte Wasser vor dem Gebrauche filtriert und in Autoklaven 
sterllisiert und andere Maßregeln getroffen, um eine Verunreinigung der Reagentien 
bzw. der Präparate zu verhindern. Verf. untersuchte bei dieser zweiten Serie das Blut 
von 38 sicher tuberkulösen Patienten; in keinem einzigen Falle gelang ihm aber der 
Nachweis der Tuberkelbacillen im Blute; auch sämtliche mit dem Blute der Patienten 
gespritzten Tiere blieben gesund. Poda (Lausanne). 


Strauss, Artur: Die äußere Tuberkulose, spez. Hauttuberkulose, und ihre Be- 
handlung mit Leeithinkupfer (Lekutyl). Strahlentherapie Bd.3, H.2, S. 651-686. 1913. 

Verf. berichtet über seine guten Erfolge bei der Behandlung äußerer Tuberkulose 
mit Lecithinkupferpräparaten. Isaac (Frankfurt). 


Vignard, P., et P. Jouffray: La cure solaire des tuberculoses ehirurgicales. 
(Heliotherapie bei chirurgischer Tuberkulose.) Monogr. clin. sur les quest. 
nouv. en méd., en chirurg., en biol. Nr. 74, S. 1-28. 1913. 


Barnes, Harry Lee: A preliminary report on 120 cases of tuberculosis treated 
with Friedmann’s vaccine. (Vorläufiger Bericht über 120 mit Friedmannscher 
Vaccine behandelte Tuberkulosefälle.) Providence med. journal Bd. 14, Nr. 6, 
8. 254—285. 1913. 

Die Untersuchung des Heilmittels ergab, daß es aus nicht immer säurefesten 
lebenden Bacillen bestand und für Meerschweinchen und Schildkröten unschädlich war. 
Nach der Injektion beim Menschen kam es in über 14% der Fälle zu Fiebersteigerung 
über 100° F und in 70% zur Induration der Umgebung, die im Durchschnitt 41 Tage 
andauerte. In 23% der Fälle trat Abscedierung ein, die im Mittel 23 Tage zur Heilung 
benötigte. Husten und Auswurf wurden nicht wesentlich gemindert, ebenso blieb der 
Bacillengehalt des Sputums in 85%, der Fälle unverändert. Auch der Appetit zeigte 
keine Änderung, bei reagierenden Fällen wurde er schlechter. Der Gewichtsverlust 
war stärker als bei nicht vaccinierten Fällen. 20% zeigten Besserung der Brustschmer- 
zen, der Rest blieb unbeeinflußt. Fieber und Nachtschweiße waren nach der Vaccination 
durchwegs gesteigert. Bluthusten blieb unbeeinflußt, ebenso die physikalischen Er- 
scheinungen. In 40% der nachuntersuchten Fälle zeigte sich 4 Monate nach 
der ersten Injektion eine deutliche Verschlimmerung. Von 5 chirur- 
gischen Tuberkulosen zeigte eine Gelenktuberkulose auffällige Besse- 
tung. Die in der Berliner med. Gesellschaft von Friedmann erwähnten wunderbaren 
Besserungen wurden im allgemeinen nicht beobachtet. Strauß (Nürnberg). 


— 94 — 
Syphilis : 


Brown, Alan: The luetin reaction in infancy. (Die Luetinreaktion im 
Kindesalter.) [Babies’ hosp., New York.) Americ. journal of dis. of childr. Bd. 6, 
Nr. 3, S. 171—173. 1913. 

Die Luetinreaktion ist ein wertvolles Hilfsmittel zur Erkennung der hereditären 
Syphilis: sie geht mit den klinischen Symptomen und den Befunden durch die Wasser- 
mannsche Reaktion parallel. Vor der Wasser ma n nschen Reaktion hat sie den Vor- 
zug der großen Einfachheit in der Ausführung und Beurteilung. Hornemann." 

Holt, L. Emmett. and Alan Brown: Results with salvarsan in hereditary 
syphilis. (Erfolge mit Salvarsan bei der Erbsyphilis.) Americ. journal of 
dis. of childr. Bd. 6, Nr. 3, S. 174—186. 1913. 

Die Mitteilungen beziehen sich auf 34 Fälle von Erbsyphilis, die mit Salvarsan 
behandelt worden sind; 6 von ihnen waren Brustkinder, 4 Zwiemilch-, die übrigen 24 
Flaschenkinder. Das Salvarsan wurde stets intravenös, in die Jugular- oder auch 
in eine Kopfvene, mittels Luerscher Spritze injiziert. Säuglinge bis zu 8 Monaten er- 
hielten 0,05 Salvarsan, resp. 0,075 Neosalvarsan, in 5ccm Wasser gelöst, ältere 0,1—0,2 
Salvarsan, resp. 0,15—0,3 Neosalvarsan. Die Injektionen hatten einen raschen und 
offenbaren Erfolg, auch bei solchen Patienten, die vorher auf Hg nicht reagiert hatten. 
Um Rezidive zu vermeiden, ist es ratsam, die Salvarsaninjektionen während eines 
Jahres in Intervallen zu wiederholen, auch wenn sich keine Symptome mehr zeigen. 
Die endgültige Heilung ist selbst unter Zuhilfenahme der Wassermannreaktion schwer 
festzustellen. Die besten Heilerfolge bei hereditärer Syphilis dürfte zweifellos die früh- 
zeitige Verwendung von Salvarsan mit nachfolgender Hg-Behandlung verbürgen. Die 
vom Verf. beobachteten Fälle werden in tabellarischer Übersicht mitgeteilt. Calvary.® 

Strathy, George S., and George A. Campbell: Results of treatment with salvar- 
san in late congenital syphilis. (Erfolge der Salvarsanbehandlung bei 
kongenitaler Spätsyphilis.) Americ. journal of dis. of childr. Bd. 6, Nr. 3, 
S. 187—191. 1913. 

Zur Beobachtung kamen 18 Kinder, darunter nur 3 unter 5 Jahren, die zum 
größten Teil an syphilitischen Knochenerkrankungen oder an interstitieller Keratitis 
litten. Die Dosis wurde so bestimmt, daß 0,6 g Salvarsan in 300 ccm Wasser oder 0,9 g 
Neosalvarsan in 150 ccm Wasser gelöst und von dem ersteren Mittel 2 ccm, von 
dem anderen 1 ccm pro Pfund Körpergewicht intravenös injiziert wurden. Die Injek- 
tionen wurden jede Woche oder jede zweite Woche vorgenommen, und 48—72 Stunden 
nachher wurde das Blut auf Wassermannreaktion geprüft. Klinisch war ın allen 
Fällen unter der Salvarsanbehandlung eine Besserung festzustellen. Die Wassermann- 
probe nahm bei der Wiederholung der Injektionen stetig an Stärke ab, wurde aber 
unter neun über 4 Jahre alten Patienten nur bei zweien negativ, und das erst nach der 
achten, resp. neunten Dosis. Je jünger das Kind ist, desto schneller wird der Wasser- 
mann negativ. Calvary (Hamburg).* 





Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 


Szontagh, Felix v.: Sensibilisationserscheinungen und Überempfindlichkeits- 
reaktionen. Jahrbuch f. Kinderheilk. Bd. 78, H. 5, S. 497—530. 1913. 

Schon in einer früheren Arbeit hat Szontagh den Scharlach als eine in die Gruppe 
der Überempfindlichkeitsreaktionen gehörige Erkrankung bezeichnet. (Vgl. dieses 
Zentralblatt Bd. 8, S. 245.) In vorliegender Arbeit erörtert Sz. die Möglichkeit, 
auch andere Erkrankungen des Kindesalters ähnlich aufzufassen, wobei Xz. 
vor allem die Angina anführt. Zur Erkrankung der Mandeln bzw. des gesamten 
Rachenringes gehört eine gesteigerte Disposition. Nz. identifiziert diesen Begriff 
der gesteigerten Disposition mit „Sensibilisierung“ des Organismus. Bei 
der Angina dürfte diese Sensibilisierung durch enterogene Schädigung zustande 
kommen. Diese Schädigung kann auch durch abnorm verlaufende intermediäre 


— 95 — 


Stoffwechselvorgänge gegeben sein. Auf diesem Boden virulent gewordene, aktivierte 
pathogene Keime entfalten ihre Wirkung in dem Krankheitsbilde der follikularen 
Angina, die demnaeh auch auf hämatogenem Wege entstehen kann. In analoger Weise als 
Erkrankung nach enterogener Sensibilisierung ist die Appendicitis aufzufassen. Auf 
einer Sensibilisierung eines Organsystems beruht wahrscheinlich die Parotitis epi- 
demica (Erkrankung des gesamten Speicheldrüsensystems und Pankreas und Hoden). 
Die Sensibilisierung allein führt noch nicht zur Krankheit, sondern dazu gehört 
noch ein aktivierendes Moment. Sz. erinnert an die aktivierende Kraft des Lichtes 
bei mit Hämatoporphyrin sensibilisierten Mäusen. In der menschlichen Pathologie kann 
z. B. die Erkältung oder körperliche Ermüdung eine derartige Rolle spielen. Angina und 
Scharlach hält Sz. für sehr verwandte Prozesse, beim Scharlach sei die Sensibilisierung 
eine intensivere und ausgebreitetere. Der Sensibilisator kann, muß aber nicht bei 
beiden Krankheiten identisch sein. Minimale qualitative oder quantitative Unterschiede 
können von großer Bedeutung sein. Auch für Scharlach nimmt Sz. eine Sensibili- 
sierung durch alimentäre Schädigung an und lehnt die Kontagiosität des Scharlachs ab. 
In ähnlicher Weise bespricht Sz. seine Auffassung über den Typhus abdominalis. — Da 
Sz. selbst auf gewisse Schwächen seiner Ausführungen hinweist und des hypothetischen 
Charakters derselben sich bewußt ist, so genügt es, diesen Charakter der Ausführungen 
zu betonen. Schick (Wien).® 

Axenow, Leonid: 683 Fälle von Serumkrankheit. (Städt. Kinderspit., St. Peters- 
burg.) Jahrbuch f. Kinderheilk. Bd. 78, H. 5, 8. 565—588. 1913. 

Es sind dies Fälle nach Injektion von Scharlachserum Moser. Häufigkeit der 
Erscheinungen 66%. Bei Kindern bis zu 5 Jahren traten dieselben häufiger auf (74,5%) 
als bei älteren Kindern (59%). Geschlecht der Kinder ohne Einfluß. Von Bedeutung 
für die Häufigkeit ist nicht die absolute Quantität des Serums, sondern nur deren 
Relation zum Körpergewicht. Dabei macht sich noch die Individualität des Serums 
und des Kranken geltend. Inkubationszeit schwankte zwischen 3 und 17 Tagen, das 
Maximum der Fälle kommt auf den 7.—10. Tag. ‚Sofortige Reaktion“ bei Reinjektion 
wurde nie beobachtet, dagegen mehrmals beschleunigte Reaktion. Die Dauer der Krank- 
heitserscheinungen schwankte von wenigen Stunden bis 4!/, Wochen. Mehrmals wurden 
„Perioden“ von Krankheitssymptomen beobachtet mit Intervallen von 8—11 Tagen. 
Auffällig ist, dad Axenow nicht weniger als 21 Todesfälle auf das Serum bezieht. 
Die Symptome, die dabei auftraten, waren hämorrhagische Erytheme, Arthritis purulenta, 
Pyämie. Es ist nicht ersichtlich, warum nicht doch diese Erscheinungen dem Scharlach 
zuzuschreiben waren. Überdies verzeichnet A. 11 Todesfälle, bei welchen das Serum 
selbst schuld trug. 4 mal wurde hierbei Hämolyse beobachtet, in 7 Fällen trat Gangrän 
der Injektionsstelle auf. Auch im zweiten Abschnitte erörtert A. unangenehme Zufälle, 
die hauptsächlich dann auftreten, wenn sich eine Scharlachkomplikation in die Länge 
zieht und mit der zweiten Periode der Serumkrankheit zusammentrifft; dann ver- 
schlimmert diese den Verlauf der Komplikation, indem sie ihn zu einem schweren 
macht. Deshalb beschränkt A. die Behandlung mit Serum auf die schweren Fälle. 
A. bespricht die Häufigkeit der einzelnen Symptome, deren Ablauf. Therapeutisch war 
die Verabreichung von CaCl, und die prophylaktische Injektion kleiner Serummengen 
nutzlos. Schick (Wien).* 

Michiels, J.: La r6action serique intracutanee. (Intracutane Reaktion 
auf Serum.) Arch. de méd. des enfants Bd. 16, Nr. 11, S. 885—844. 1913. 

51 Fälle, die vorher mit Di-antitoxin behandelt waren — wurden mit Hilfe der 
Intracutanmethode auf die spez. Serumüberempfindlichkeit geprüft. Die Reaktion 
ist spezifisch, wird vom 5. Tage nach der Seruminjektion schon positiv, verschwindet 
wahrscheinlich nach längerer, nicht genau zu präzisierender Zeit, ist häufig während 
der Erscheinungen der Serumkrankheit negativ. Negative Reaktion beweist die Ab- 
wesenheit einer Überempfindlichkeit, positive Reaktion spricht aber noch nicht dafür, da 8 
der Organismus sich auf der Höhe der Allergie befinde. Praktisch kommt die Reaktion 


er ig 


nur für diejenigen Fälle in Betracht, bei welchen — wie z. B. bei der Behandlung der 
Hämophilie mit Serum — es nicht darauf ankommt rasch einzugreifen. v. @roer.E 

Hirschfeld, L., und R. Klinger: Immunitätsprobleme und Gerinnungsvorgänge. 
Mitteilg. 1. (Ayg. Inst., Univ. Zürich.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., 
Orig. Bd. 20, H. 1/2, S. 51—80. 1913. 

Groß angelegte Arbeit zum experimentellen Nachweis der Beziehungen zwischen 
Immunitätsproblemen und Gerinnungsvorgängen. Kritisch-historische Übersicht über 
die Gerinnungslehre. Technische Angaben über Darstellung des verwandten Fibri- 
nogens, Serozyms (Thrombogen) Cystozyms (Thrombokinase) und der Ca-Salze. Aus 
der I. Mitteilung interessieren hauptsächlich folgende Daten: Aus gewöhnlich 
gerinnendem Serum wird Cytozym mit den Globulinen gefällt; letztere haben stär- 
kere Cytozymwirkung als ungespaltenes Serum, während Albumine meist wenig in 
dieser Richtung wirken, sogar die Globulinwirkung eher hemmen können. Oxalat- 
sera und ihre Globuline enthalten nur spärlich Cytozym. Letztere können jedoch aus 
sich selbst Thrombin bilden, Albumine nicht! So muß geschlossen werden, daß Throm- 
binbildung im Serum durch Antagonismen verhindert wird, die durch Spaltung des 
Serums aufgehoben werden können. (Wechselbeziehungen zwischen Albumin und 
Globulin. Vgl. antikomplementäre Wirkung der Globuline bei Wa. R. [Friedemann)). 
Albumine wie Globuline enthalten auch Serozym. Reines Cytozym ist koktostabil. 
Serum verliert durch Inaktiviren seine Cytozymwirkung; bei Globulinen ist der Effekt 
verschieden, ähnlich wie bei Organextrakten. Die hier vorhandenen fördernden und 
hemmenden Faktoren werden wahrscheinlich je nach der Relation verschieden beein- 
flußt. von den Velden (Düsseldorf). 

Hirschfeld, L., und R. Klinger: Immunitätsprobleme und Gerinnungsvorgänge. 
Mitteilg. 2. (Hyg. Inst., Univ. Zürich.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., 
Orig. Bd. 20, H. 1/2, S. 81—131. 1913. 

Die verschiedensten Suspensionen (Kaolin, Bakterien, Organzellen) können in 
cytozymhaltigen Seren Cytozymcharakter erhalten, d. h. sie bilden dann bei Ca-Ionen- 
anwesenheit mit Serozym Thrombin, was sie nichteytozymiert nicht können. So ist 
der Cytozymgehalt der verschiedensten Lösungen indirekt bestimmbar, unabhängig 
von der Gerinnung, da die cytozymierende Funktion des Serums mit seinem Cyto- 
zymgehalt parallel verläuft. Die Nolfschen thromboplastischen Substanzen sind 
mit den cytozymierbaren zu identifizieren. Kaolin und anorganische Pulver absor- 
bieren wahrscheinlich ganz einfach das Cytozym, Salzhemmungen durch hypertonische 
NaCl- wie physiologische BaCl,-Lösungen zeigen sich nicht; wohl aber bei Bakterien- 
und Stärkemehlcytozymierung, bei der neben Cytozymextrakten frisches Serum not- 
wendig ist. — Weiter wird die Frage der Beziehung der Anaphylatoxinbildung zur 
Thrombinentstehung verfolgt; es erscheinen die Suspensionen zur Giftbildung geeignet, 
deren Cytozymierung durch hypertonische NaCl-Lösung u. a. gehemmt werden können; 
die Thrombinbildung hat mit der Giftentstehung nichts zu tun. Schwierigkeit der 
Differenzierung der thermolabilen Serumsubstanzen, die besser als verschiedene Funk- 
tionen des aktiven Serums bezeichnet werden. Veränderung des Lipoidbestandes des 
Serums durch die Bakteriencytozymierung. Einzelheiten im Original nachzulesen. 

von den Velden (Düsseldorf). 

Kleinschmidt, H.: Ernährung und Antikörperbildung. (Med. Klin., Mar- 
burg a. d. L.) Monatsschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 12, Nr. 7, S. 423—442. 1913. 

Junge Hunde wurden verschiedenartig ernährt: künstliche Ernährung während 
der Säuglingsperiode, eine mit Kohlehydraten oder Fett extrem angereicherte Kost. 
Während dieser Perioden wurde ein Teil mit Hammelblutkörperchen und ein anderer 
mit Typhusbacillen immunisiert und nun beobachtet, wie die einzelnen Tiere sich be- 
züglich ihrer Antikörperproduktion (Hämolysine, Agglutinine, Bakteriolysine) ver- 
hielten. Dieselbe Untersuchung wurde an Tieren vorgenommen, die infolge künstlicher 
Ernährung während der Säugungsperiode an Ernährungsstörungen litten, und an solchen 


— 97] — 


die sich im Reparationsstadium befanden. Resultat: junge Hunde brauchen bei künst- 
licher Ernährung während der Säugungsperiode, ebenso bei einer mit Kohlehydraten 
oder Fett extrem angereicherten Kost keinerlei Störung in der Antikörperbildung zu 
erfahren. Sie können jedoch durch Ernährungsstörungen infolge künstlicher Ernährung 
während der Säugungsperiode in der Hämolysinbildung beeinträchtigt werden. Im 
Reparationsstadium nach Ernährungsstörungen kann die Hämolysinproduktion an- 
nähernd normal sein, auch wenn die allgemeine körperliche Entwicklung noch erheblich 
im Rückstande ist. Hornemann (Berlin). 

Sugimoto, T.: Über die antitryptische Wirkung des Hühnereiweißes. (Phar- 
makol. Inst., Univ. Wien.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 74, H. 1/2, 
S. 14—26. 1913. 

Die antitryptische Wirkung des Hühnereiweißes, mit der Methode nach Groß- 
Fuld bestimmt, ist eine recht erhebliche. Sie hängt, im Gegensatz zum Verhalten 
des Serumantitrypsins, an der Globulinfraktion. Durch Behandlung des Globulins 
bzw. des Eiereiweißes mit fettlösenden Substanzen erfolgt eine erhebliche Herabsetzung 
der Hemmungskraft, wie beim Serumantitrypsin. Am wirksamsten ist Petroläther 
und Äthyläther. Daraus ist zu schließen, daß die Hemmungswirkung durch lipoid- 
artige Substanzen, wahrscheinlich in Verbindung mit den Kolloiden des Eiweißes, 
bedingt ist. Auch Ausschütteln mit Olivenöl, welches Lipoide aufzunehmen vermag, 
setzt die Hemmungskraft etwas herab. Dagegen gelingt es nicht, durch Zusatz von 
lipoidhaltigen Extrakten des Eiereiweißes, von Ovolecithin, Lipoiden aus Gehirn und 
Leber, welche an sich kaum um besitzen, die antitryptische Wirkung zu 
verstärken. Kirchheim (Marburg). 


Stoffwechsel. 


Allgemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik: 


McCollum, E. V., and D. R. Hoagland: Studies of the endogenous metabolism 
of the pig as modified by various factors. 1. The effects of acid and basie salts, 
and of free mineral acids on the endogenous nitrogen metabolism. (U ntersuchungen 
über den durch verschiedene Faktoren beeinflußten endogenen Stoff- 
wechsel des Schweins. 1. Die Einwirkung von sauren und basischenSalzen 
und von freien Mineralsäuren auf den endogenen Stickstoffstoffwechsel.) 
(Laborat. of agricult. chem., univ., Wisconsin.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 2, 
S. 299—315. 1913. 

Die Versuche der Verff. zeigten, daß der endogene Stoffwechsel des Schweines die 
niedrigsten Werte aufweist, wenn das Tier mit Kohlenhydraten im Überschuß gefüttert 
wird, zusammen auch mit Mischungen von Salzen alkalischen Charakters. Die totale 
Stickstoffausscheidung, welche endogenen Quellen entstammt, kann erheblich gestei- 
gert werden, ohne daß sich die Kreatininausscheidung ändert. Mit Hilfe des Harnstoff- 
stickstoffs ist der tierische Organismus nicht imstande, die in der Kost vorhandenen 
Säuren zu saturieren, dagegen wird noch Stickstoff aus den Geweben zur Ammoniak- 


bildung herangezogen. Brahm (Berlin). 


McCollum, E. V., and D. R. Hoagland: Studies of the endogenous metabolism 
of the pig as modified by various factors. 2. The influence of fat feeding on endo- 
genous nitrogen metabolism. (Untersuchungen über den durch verschiedene 
Faktoren beeinflußten endogenen Stoffwechsel des Schweines. 2. Der 
Einfluß von Fettfütterung auf den endogenen Stickstoffstoffwechsel.) 
(Laborat. of agricult. chem., uniw., Wisconsin.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 2, 
8. 317—320. 1913. 

Verff. konnten zeigen, daß Fett als einzige Energiequelle bei Schweinen, welche 
durch langandauernde Stärkefütterung den geringst möglichen Stickstoffstoffwechsel 
hatten, eine Steigerung der Stickstoffausscheidung nicht herbeiführen konnte. Da- 

Zentralbi. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 7 


— 98 — 


gegen erzeugt Fettfütterung eine erhebliche Kreatinausscheidung. Die Gesamtkreatinin- 
ausscheidung (Kreatinin + Kreatin) wird ganz erheblich gesteigert, ohne daß eine 
Steigerung der Gesamtstickstoffausscheidung erfolgt. Zum Schluß folgen noch Aus- 
führungen über die Möglichkeit der Beeinflussung der Kreatinbildung durch die saure 
oder alkalische Beschaffenheit des Futters. Brahm (Berlin). 


McCollum, E. V., and D. R. Hoagland: Studies of the endogenous metabolism 
of the pig as modified by various factors. 3. The influence of benzoic acid on 
the endogenous nitrogen metabolism. (Untersuchungen über den durch 
verschiedene Faktoren beeinflußten endogenen Stoffwechsel desSchwei- 
nes. 3. Die Einwirkung von Benzoesäure auf den endogenen Stickstoff- 
stoffwechsel.) (Zaborat. of agricult. chem., univ., Wiscontin.) Journal of biol. chem 
Bd. 16, Nr. 2, S. 321—325. 1913. 

Es konnte gezeigt werden, daß erhebliche Mengen von Stickstoff, welche in Form 
von Harnstoff als Zerfallsprodukte des endogenen Eiweißstoffwechsels entstehen, nach 
Benzoesäurefütterung in Glykokoll umgewandelt werden, um zur Hippursäuresynthese 
herangezogen zu werden. Wird Benzoesäure nicht in größeren Mengen verfüttert, so 
beobachtet man kein merkbares Ansteigen der Totalstickstoffausscheidung gegenüber 
der Ausscheidung in der Norm ohne Benzoesäuregabe. Werden dagegen große Benzoe- 
säuremengen verfüttert, so zeigt sich ein deutliches Ansteigen der Stickstoffausscheidung 
Die Harnstoffstickstoffwerte betragen mindestens 20%, des Totalstickstoffs. Nach 
großen Benzoesäuregaben wurde niemals eine Änderung der Kreatininwerte beobachtet. 
Der endogene Stickstoffwechsel scheint mindestens zwei Formen aufzuweisen. Einmal 
kann durch Einführung von Mineralsäuren eine Steigerung der Ammoniakbildung 
herbeigeführt werden, oder eine Steigerung der Hippursäurebildung von Benzoesäure- 
gaben. Eine weitere Form, die ihren Ausdruck durch die Kreatininwerte findet, wird 
dagegen durch die von den Verff. benutzten Methoden nicht berührt. Brahm (Berlin). 


Nobécourt, P.: La signification clinique de Pazotémie chez les enfants. (Die 
klinische Bedeutung der Azotämie bei Kindern.) Arch. de méd. des enfants 
Bd. 16, Nr. 11, S. 801—817. 1913. 

Die Azotämie bei Kindern entspricht nicht vollkommen der des Erwachsenen. In der 
mittleren und späteren Kindheit ist sie vornehmlich die Folge von Nephritis wie 
beim Erwachsenen. Hier finden sich sehr hohe Harnstoffwerte bei den akuten Nephri- 
tiden, bestehen aber nicht weiter und trüben auch die Prognose nicht. Im Gegensatz 
dazu weist die geringe Vermehrung des Stickstoffs bei subakuter und chronischer 
Nephritis durch ihre Fortdauer auf eine tiefe und progressive Läsion der Niere. 
In früher Kindheit aber und besonders innerhalb der ersten Monate kommt der 
Nephritis für die Azotämie nur geringere Bedeutung zu. Das Wichtigste ist hier Azot- 
ämie bei akuten Zuständen, besonders Gastrointestinalerkrankungen 
und Bronchopneumonien. Eine wenn auch geringe, aber kontinuierliche Ver- 
mehrung des Harnstoffs ist ein prognostisch sehr wichtiges, ungünstiges 
Zeichen. A. Hirsch (Wien).® 


Knaffl-Lenz, E. v.: Über die Bedeutung des Tryptophangehaltes für die Pepton- 
wirkung. (Pharmakol. Inst., Univ. Wien.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 73, 
H. 4, S. 292—312. 1913. 

Die blutdrucksenkende und gerinnungshemmende Wirkung der Peptone ıst von 
ihrem Tryptophangehalt abhängig. Untersucht wurden Gelatine-, Zein-, Gliadin-, Vıcıi- 
lin-, Legumin-, Edestin-, Cucurbitin-, Lactalbumin- und Wittepepton beim Hund und 
bei der Katze. Der Tryptophangehalt wurde nach Hopkins und Cole festgestellt. 
Während die tryptophanfreien Peptone der Gelatine und des Zeins wirkungslos sind, 
nimmt die Intensität der blutdruckerniedrigenden und gerinnungshemmenden Wirkung 
vom Gliadin- zum Wittepepton, entsprechend dem steigenden Tryptophangehalt, in 
der angegebenen Reihenfolge zu. Maase (Berlin). 


—- 9 —_ 


Chodat, R., und K. Schweizer: Über die desamidierende Wirkung der Tyro- 
sinase. Biochem. Zeitschr. Bd. 57, H. 5/6, S. 430—436. 1913. 

Die Beobachtung, daß Tyrosinase unter bestimmten Bedingungen aus Aminosäuren Am- 
moniak abspalten kann unter Bildung von Aldehyd, wird zu Versuchen benutzt, um zu prüfen, 
inwieweit Chlorophyll die Tyrosinasereaktion beeinflußt. Aus der Bildung von Formaldehyd 
unter der Einwirkung von Tyrosinase und Chlorophyll auf Glykokoll scheint der Schluß berech- 
tigt, daß diese Formaldehydbildung in den Blättern als Synthese des Lichts aufzufassen ist. Dohrn. 


Kumagai, T.: Das Verhalten der Maltose im Blutserum des hungernden und 
gefütterten Tieres. (Physiol. Inst., Breslau.) Biochem. Zeitschr. Bd. 57, H. 5/6, 
S. 375—379. 1913. 

Im Einklang mit den Beobachtungen von Kusumoto ergeben Versuche, daß 
die Spaltung der Maltose durch Serum im Hunger stärker ist als nach Fütterung. 
Denn Serum von Hungertieren spaltet Maltose schneller, und zwar noch bei Serum- 
mengen, die beim gefütterten Tiere bereits unwirksam sind. Schweineserum wirkt 
stärker auf Maltose als Serum vom Kalb und dieses übertrifft an Wirkung das Hammel- 
serum. Dohrn (Berlin). 

György, P.: Beiträge zur Permeabilität der Blutkörperchen für Traubenzucker. 
(Städt. Krankenh. am Urban, Berlin.)Biochem. Zeitschr. Bd.57, H.5/6, S. 441—455. 1913. 

Bekanntlich sind die Blutkörper von Mensch und Hund im Gegensatz zu denen 
anderer Tiere für Traubenzucker permeabel. Verf. hat untersucht, ob Blutkörper einer 
Tierart, die an sich für Traubenzucker undurchgängig sind, durch gewisse äußere 
Faktoren permeabel gemacht werden können. Er arbeitete an Hammel- und Kanin- 
chenblutkörpern, variierte zunächst die Reaktion des künstlichen Mediums, in dem 
dieselben suspendiert waren, durch verschiedene Reaktionsregulatoren (Phosphat- 
Acetat-Carbonatgemische), untersuchte weiter die Wirkung einiger Hämolytica (Al- 
kohole) in nicht hämolytischen Konzentrationen, dann den Einfluß gewisser Salze 
(Calcium-Aluminiumsalze). Sämtliche Versuche haben ein negatives Ergebnis, es 
gelang nicht, die Blutkörper für Zucker permeabel zu machen. Tachau (Berlin). 

Rosenbloom, Jacob, and S. Roy Mills: The non-interference of „ptomaines“ 
with eertain tests for morphine. (Ptomainreaktion ist mit einigen Morphin- 
reaktionen nicht identisch.) (West. Pennsylvania hosp., Pittsburgh.) Journal 
of biol. chem. Bd. 16, Nr. 2, S. 327—330. 1913. 

Die durch aerobiotische und anaerobiotische Bakterien aus menschlichen Organen, 
erhaltenen Produkte gaben keine Reaktionen mit Reagenzien, die mit Morphin reagieren. 
so daß zugesetztes Morphin immer einwandfrei nachgewiesen werden konnte. Brahm. 

Woker, Gertrud, und Elisabeth Belencki: Über die Beeinflussung der Reaktions- 
gesehwindigkeit bei den Reduktionsproben des Traubenzuckers durch die Gegenwart 
von Metallen im Harn. (Inst. f. physik.-chem. Biol., Univ. Bern.) Pflügers Arch. 
f. d. ges. Physiol. Bd. 155, H. 1/2, S. 45—67. 1913. 

Verff. prüften eine große Menge von Harnen mit verschiedenen Quecksilber- 
präparaten behandelter Patienten auf das Verhalten bei der Reduktion von Nylan- 
derschem Reagens, Methylenblau, Silbernitrat, Knappschem Reagens und bei der 
Trommerschen Probe. Sıe konnten teils Verzögerung, teils Beschleunigung der Reak- 
tionen feststellen, doch ist Vorsicht bei der Beurteilung der Resultate notwendig, 
da sich in pathologischen und auch in normalen Harnen Substanzen finden, die die 
Reduktion teils beschleunigen (Nylander, alkal. Sublimatlösung), teils verzögern 
(Trommer). Eine große Rolle spielt die Konzentration des Harnes, ferner auch die 
Art des verabreichten Quecksilberpräparates. Auch Quecksilbersera wurden unter- 
sucht, die sich ganz anders und unregelmäßiger als Quecksilberharne verhalten. Es 
werden noch eine große Menge Einzelheiten mitgeteilt, die sich zu kurzem Referat 
nicht eignen. Meinertz (Worms). 

Kanitz, Aristides: Bezüglich der Reaktionskinetik der Glucolyse. Biochem. 
Zeitschr. Bd. 57, H. 5/6, S. 437—440. 1913. 

Prioritätsansprüche. Brahm (Berlin). 


7t 


— 10 — 


Thunberg, Torsten: Untersuchungen über autoxydable Substanzen und aut- 
oxydable Systeme von physiologischem Interesse. Mitteilg. 3. Zur Kenntnis einiger 
autoxydabler Thioverbindungen. (Physiol. Inst., Univ. Lund.) Skandinav. Arch. 
f. Physiol. Bd. 30, H. 4/6, S. 285—298. 1913. 

Nach Heffter soll die SH-Gruppe eine wichtige Rolle für die Autoxydabilität 
der Zelle spielen. Fußend auf dieser Hypothese wurden Thioverbindungen betreffs 
ihrer Sauerstoffaufnahme untersucht. Thioglykolsäure, «-Thiomilchsäure und Cystein 
werden in neutraler Lösung in Röhren mit Sauerstoff geschüttelt und die Sauerstoff- 
adsorption festgestellt. Stets wurde Sauerstoff aufgenommen. Dabei kann das gebildete 
H,O, zur Oxydation zweier weiterer Moleküle dienen, z. B. 2COOH - CH,(SH) + 0, 
= COOH - CH, - S—S-CH, - COOH +H,0, und 2 COOH - CH, - SH + H,O, 
= COOH -CH,-S—S-CH, - COOH = 2H,0. Steigerung der Temperatur um 10° 
erhöht die Sauerstoffaufnahme, in Übereinstimmung mit vitalen Verhältnissen. Wie 
bei der lebenden Zelle die Sauerstoffaufnahme proportional zur Quadratwurzel aus 
der Sauerstoffspannung zunimmt, so ist es annähernd auch in Versuchen mit der Thio- 
glykolsäure. Um analog der Zelle die Thioverbindungen in hochkomplizierten orga- 
nischen Medien zu untersuchen, wurde ihre Sauerstoffaufnahme in Milch und Eigelb- 
emulsion festgestellt. Hierbei zeigten sich teils Abnahme und teils Steigerung in der 
Reaktionsgeschwindigkeit der Sauerstoffaufnahme. Die Steigerung in Eigelbemulsion 
beruht wahrscheinlich auf dem Lecithin. Eine Beobachtung führte dazu, die Sauer- 
stoffaufnahme bei Gegenwart von Metallsalzen als Katalysatoren zu untersuchen. 
Dabei erwies sich Mangansalz von stärkster Wirkung, nämlich noch in einer Verdün- 
nung von !/,oo0o000 Mol. auf ein Liter. Die Oxydationsgeschwindigkeit der Thiomilch- 
säure war verdoppelt, der Thioglykolsäure vervierfacht. Cystein blieb unbeeinflußt. 
Im Zusammenhang mit dem ubiquitären Vorkommen von Mangan in allen Organen des 
tierischen Körpers gewinnt diese Beobachtung an Interesse. Dohrn (Berlin). 


Euler, Hans, und Harald Cramer: Untersuchungen über die chemische Zu- 
sammensetzung und Bildung der Enzyme. Mitteilg. 9. Zur Kenntnis der Invertase- 
bildung. (Hochsch., Stockholm.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 88, 
H. 6, S. 430—444. 1913. 


Hahn, Arnold: Zur Abkürzung der Ammoniakbestimmung im Urin nach 
Krüger-Reich-Schittenhelm. (Jüd. Krankenh., Berlin.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 39, 
S. 1598—1599. 1913. 

Über das Rohr des Destillierkolbens wird ein vom Verf. angegebener kleiner Eiskühler ge- 
schoben. Auf diese Weise wird das Destillat stark gekühlt, bevor es das Absorptionsgefäß 
erreicht. Als solches dient an Stelle der Peligotschen Röhre ein hohes Pulverglas, das wie bei 
der Originalmethode stark in Eis gekühlt wird und in dem die Titration direkt ausgeführt wer- 
den kann. Der Alkohol wird nicht in Intervallen und in größeren Mengen zugeführt, sondern 
durch einen Tropftrichter kontinuierlich zugetropft. Die Destillation ist bereits nach 5 Minuten 
beendet, weil die doppelte Eiskühlung eine sehr starke Evakuierung ermöglicht. Maase (Berlin). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Eiweißstoffwechsel : 


Gastaldi, G.: Ricerche sul potere rotatorio del plasma in diversi stati morbosi. 
(Das optische Drehungsvermögen des Plasmas bei verschiedenen Krank- 
heitszuständen.) (Istit. di patol. gen., univ., Torino.) Giorn. d. R. accad. di med. 
di Torino Jg. 76, Nr. 6—8, S. 241—243. 1913. 

Im 5 dm-Rohr kommt gegenüber der minimalen, innerhalb der Fehlergrenzen lie- 
genden Rechtsdrehung des Traubenzuckers nur die den Proteinen zukommende Links- 
drehung in Betracht, und man kann aus der Veränderung der Linksdrehung Schlüsse 
auf den Gehalt des Blutserums an Proteinen ziehen. In diesem Sinne untersuchte Verf. 
das Serum von Gesunden und Kranken polarimetrisch im dreiteiligen Halbschatten- 
apparate. Für Gesunde fand er eine durchschnittliche Linksdrehung von 2,20—2,30°. 
Bei der Pneumonie war während des Fiebers die Linksdrehung geringer und wurde nach 


— 11 — 


der Krise stärker. Bei Nephritikern und kachektischen Personen drehte das Serum 
schwächer. Kurz, das Drehungsvermögen richtete sich nach dem Gehalt des Blutes an 
Proteinen bzw. seinem Konzentrationsgrade. Wenn auch keine weitergehende Schlüsse 
aus der Arbeit gezogen werden können, so glaubt Verf. doch darauf hinweisen zu 
können, daß man in der optischen Methode ein ganz gutes Mittel hat, schnell aproxi- 
mativ den Gehalt des Serums an Eiweißstoffen zu bestimmen. Baldes (Frankfurt a. M.). 

Schultz, W., und L. R. Grote: Untersuchungen mit dem Abderhaldenschen 
Dialysierverfahren bei Scharlach. (Krankenh. Charlottenburg-Westend.) Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 60, Nr. 45, S. 2510—2512. 1913. 

Bei der Untersuchung des Serums von 27 Scharlachkranken mit der Abderhalden- 
schen Methodik wurden in der Mehrzahl der Fälle zwischen dem 5. und 32. Krankheits- 
tage Abwehrfermente gegen Lymphdrüsen nachgewiesen, während die Reaktion in 
den ersten Tagen und nach dem 33. Krankheitstage negativ ausfiel. Auch bei einigen 
anderen Kranken (z. B. bei Polyarthritis) fand „Lymphdrüsenabbau“ statt. Schürer. 

Van Siyke, Donald D., and Gustave M. Meyer: The fate of protein digestion 
products in the body. 3. The absorption of amino-acids from the blood by the tissues. 
(Das Schicksal von Eiweißabbauproduktenim Tierkörper. 3. Die Absorp- 
tion von Aminosäuren aus dem Blut durch die Gewebe.) (Rockefeller inst. 
f|. med. res., New York.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 2, S. 197—212. 1913. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 35.) Auf Grund eingehender Untersuchun- 
gen an Hunden konnten die Verff. zeigen, daß das Verschwinden von intravenös 
injizierten Aminosäuren aus der Blutbahn weder durch Zerstörung derselben, 
noch durch synthetische Vorgänge, noch durch chemische Veränderungen durch 
die Zellproteine bedingt wird. Die Aminosäuren werden größtenteils aus dem 
Blute durch die Gewebe absorbiert, ohne daß direkt eine chemische Ver- 
änderung mit denselben vor sich geht. Für die Muskeln wenigstens besteht 
ein richtiger Sättigungspunkt, so daß es Verff. niemals gelang, die Aminosäurewerte 
der gestreiften Muskeln höher als 75—80 mg pro 100 Muskeln anzureichern. Die Kapa- 
zität der inneren Organe weißt einen größeren Spielraum auf, so schwankt der Gehalt 
der Leber zwischen 125 und 150 mg. Wenn auch die Absorption der Aminosäuren 
aus der Blutbahn durch die Gewebe ziemlich rasch erfolgt, so ist dieselbe doch nie voll- 
ständig. Das Blut enthält in 100 ccm 3—8 mg Aminosäurestickstoff nach einer län- 
geren Hungerperiode. Daher scheint zwischen den Aminosäurewerten des Blutes und 
denen der Gewebe ein Gleichgewichtszustand zu bestehen. Der Vorgang, durch welchen 
die Aminosäuren durch die Gewebe aufgenommen und festgehalten werden, scheint 
nicht rein osmotischer Natur zu sein, da normalerweise die Aminosäurewerte der Ge- 
webe 5 bis 10 mal so hoch sind wie im Blut. Nach Ansicht der Verff. beruht der Vor- 
gang zunächst auf einer mechanischen Adsorption und dann auf der Bildung von losen 
molekularen Verbindungen zwischen Aminosäuren und Gewebselementen. Brahm. 

Van Slyke, Donald D., and Gustave M. Meyer: The fate of protein digestion 
products in the body. 4. The locus of chemical transformation of absorbed amino- 
acids. (Das Schicksal von Eiweißabbauprodukten im Tierkörper. 4. Die 
Artderchemischen Umlagerung von absorbierten Aminosäuren.) (Rocke- 
feller inst. for med. res., New York.) Journal of biol. chem. Bd.16, Nr. 2, 8.213—229.1913. 

Durch Versuche an Hunden konnten Verff. zeigen, daß die absorbierten Amino- 
säuren aus der Leber sehr rasch verschwinden. Zur Anwendung kamen Glykokoll, 
hydrolysiertes Casein und künstlich verdautes Fleisch. Wenn der Aminosäuregehalt 
der Leber durch Injektion von Aminosäuren in die Blutbahn verdoppelt wird, so 
kehrt derselbe schon nach 2—3 Stunden zur Norm zurück. Aus den übrigen Organen 
verschwinden die Aminosäuren weniger rasch (Nieren, Darm, Pankreas, Milz), am 
langsamsten aus den Muskeln. Gleichzeitig ınit dem Verschwinden der Aminosäuren aus 
der Leber erhöht sich der Harnstoffgehalt des Blutes. Einzelheiten sind im Original 
nachzulesen. Brahm (Berlin). 


— 102 — 


Van Slyke, Donald D., and Gustave M. Meyer: The fate of protein digestion 
products in the body. 5. The effects of feeding and fasting on the amino-acid 
eontent of the tissues. (Das Schicksal von Eiweißabbauprodukten im 
Tierkörper. 5. Die Einwirkung von Ernährung und Hunger auf den 
Aminosäuregehalt der Gewebe.) (Rockefeller inst. f. med. res., New York.) 
Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 2, 8. 231—233. 1913. 

In den Geweben hungernder Hunde fanden Verff., daß die freien Aminosäuren nicht 
verschwinden, eher finden sich etwas erhöhte Werte. Die Aminosäuren scheinen daher 
eine Zwischenstufe nicht nur für den Aufbau von Gewebseiweiß, sondern auch beim 
Zerfall von Gewebsproteinen zu sein. Auch läßt sich die Annahme stützen, daß sie eine 
Ruheform darstellen, die für längere Zeit unbenutzt abgelagert werden kann. Das 
Fehlen einer Anreicherung von freien Aminosäuren in den Geweben nach stark eiweiß- 
reicher Kost spricht dafür, daß der gespeicherte Stickstoff mehr als Gewebsprotein als 
in Form von Eiweißabbaustufen deponiert wird. Brahm (Berlin). 
Fettstoffwechsel : 


Legendre, Paul: Le eriterium de l’ob6sit& chez l’enfant. (Die Unterschei- 
dung der Fettsucht beim Kinde.) Clin. infant. Jg. 11, Nr. 19, S. 581—589. 1913. 

Unter Fettsucht versteht Verf. nur diejenige Art des Fettansatzes, die bei einer 
Ernährung und Art der Bewegung auftritt, bei der andere Kinder nicht fett werden. 
Er bespricht die zur Messung einer Fettsucht von verschiedenen Autoren angegebenen 
Maßstäbe, insbesondere die Methode von Heckel, dessen „Fettkoeffizient‘‘ das Ver- 
hältnis von Fett- zum Muskelgewebe ausdrückt. Dieser Fettmuskelkoeffizient wird 
nach 3 Größen bestimmt: 1. der schätzungsweise festgestellten mittleren Dicke des 
Fettpolsters; 2. dynamometrischen Messungen und 3. Analysenzahlen des Urins, und 
zwar die Vergleichung der Harnbeschaffenheit in der Ruhe und nach Muskelarbeit. 
Verf. gibt nun im speziellen noch an, wie diese drei Größen zu erheben sind, bringt 
aber keine eigenen Beobachtungen. Nothmann (Berlin-Wilmersdorf).® 
Nudeinstoffwechsed : 

Long, Esmond R.: The purines and purine metabolism of some tumors in 
domestic animals. (Die Purine und der Purinstoffwechsel einiger Tumoren 
bei Haustieren.) (Pathol. laborat., univ., Chicago.) Journal of exp. med. Bd. 18, 
Nr. 5, S. 512—526. 1913. 

Die in den Tumoren enthaltenen Purinkörper entsprechen nach Art und Menge 
den in normalen Geweben vorkommenden: Guanin und Adenin wurden reichlicher, 
Xanthin wenig und Hypoxanthin nur in Spuren gefunden. Harnsäure wurde nicht 


angetroffen. — Von den Fermenten, die Purine abbauen, wurden in den Tumoren im 
allgemeinen diejenigen aufgefunden, die dem Muttergewebe angehören, dem der Tumor 
entstammte. Saxl (Wien). 


Eckert, Adolf: Experimentelle Untersuchungen über geformte Harnsäure- 
ausscheidung in den Nieren. (Pathol. Inst., Univ. Breslau.) Arch. f. exp. Pathol. 
u. Pharmakol. Bd. 74, H. 3/4, S. 244—297. 1913. 

Untersuchungen bei normalen Tieren und bei gleichzeitig gesetzten Hetiblsgischen 
Veränderungen. Danach führen intravenöse Injektionen von einer Lösung von Harn- 
säure in lOproz. Piperazinlösung zur Ausscheidung geformter Urate in den gewun- 
denen Kanälchen und Henleschen Schleifen. Die Menge der Konkremente steigt mit 
der Menge der Injektionsflüssigkeit. Die ersten Konkreinente erscheinen schon 5 Mi- 
nuten nach der Injektion innerhalb der Kanälchenlununa; bei kleineren Injektions- 
dosen ist der Nullpunkt der Ausscheidung nach 5 Stunden erreicht, kann aber auch 
viel weiter hinausgeschoben werden. Die gebildeten Konkremente werden zunächst 
feinkörnig ausgeschieden; dann werden größere und kleinere Sphärolithe und Urat- 
zellen gebildet; als Schluß tritt wieder dè feinkörnige Ausscheidung ein. Die Urat- 
sphärolithe haben Kugelform; platten sich bisweilen durch gegenseitige Raumbeengung 
ab. Bei subcutaner Injektion führen dieselben Dosen — 0.08g pro Kilogramm Kan.- 


— 103 — 


nicht — zu den obigen Konkrementsbildungen wegen der langsamen Aufnahme in den 
Stoffwechsel, so daß die Harnsäure, bis auf einen geringen Rest, der die Niere gelöst 
passiert, zerstört werden kann. Zellschädigungen der Niere — temporäre Ureterunter- 
bindung, temporäre Unterbindung eines mittleren Arterienastes, Phosphor- und Subli- 
matvergiftungen — wirken hemmend auf die Konkrementbildung oder heben sie ganz 
auf. Es ist somit die geformte Ausscheidung der Harnsäure bei Vermehrung des Harn- 
säuregehaltes des Blutes als eine Partiarfunktion der Epithelzellen der gewundenen 
Kanälchen und Schleifen anzusehen, insoweit und solange diese unversehrt bleiben. 
Zahlreiche Analogien bestehen zwischen der Ausscheidung der Harnsäure und der 
mancher Vitalfarben, besonders des Lithioncarmins, das ebenfalls in den Tubuli con- 
torti und den Henleschen Schleifen ausgeschieden wird. Durch gleichzeitige Injektion 
von Lithioncarmin und von Harnsäure lassen sich parallele Ausscheidungsvorgänge fest- 
stellen in Gestalt des Auftretens feinster Körperchen außerhalb der Zellkerne. Weiter 
konnte Verf. durch Natriumentziehung durch Reisfütterung eine Aufhebung oder doch 
starke Verlangsamung die Konkrementbildung beim Versuchskaninchen erzielen. Tollens. 
Miineralstoffwechsel : 

Scholz, Bernhard, und Adolf Hinkel: Zur Frage der Chlorretention. (Bürger- 
hosp., Frankfurt a. M.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 112, H. 3/4, S. 334—347. 1913. 

Scholz und Hin kel untersuchten Haut, Lunge, Darm und Leber auf ihren Chlor- 
gehalt. Von jedem Organ wurden 25 g verarbeitet; die Stücke zerkleinert, bei 100 
bis 120° C bis zur Gewichtskonstanz getrocknet, mit Soda verascht und der Chlorgehalt 
nach Hoppe -Seyler - Thierfelder bestimmt. Bei 20 Leichen wurden diese Unter- 
suchungen angestellt. Die Resultate ergaben eine verwirrende Mannigfaltigkeit; 
als wirklich positive Ergebnisse der Untersuchungen sind zu nennen, daß das Chlor- 
hauptdepot des Menschen die Haut ist; es folgen dann der Reihe nach Darm, Leber 
und Lunge. Der Chlorgehalt eines Organs wird stark beeinflußt durch Stauung, 
Gewebsveränderung und Ernährungsstörung. Außer Nephritis führten auch andere 
Krankheiten, namentlich Anämie und Carcinose, zur Chlorretention. Dunzelt (München). 

Bauer, L.: Untersuchungen über CINa-Stoffwechsel bei an Ernährungskrank- 
heiten leidenden (künstlich genährten) Säuglingen. Pest. med.-chirurg. Presse 
Jg. 49, Nr. 47, S. 387—390. Nr. 48, S. 395—297, u. Nr. 49, S. 402—405. 1913. 

Verf. hat je einen Säugling mit Bilanzstörung, mit Dekomposition 1. bis 2. Grades 
und mit alimentärer Intoxikation einem Stoffwechselversuch unterworfen, um das 
Verhalten des Chlors zu studieren. Bei dem Säugling mit Bilanzstörung zeigte die 
Chlorretention sehr starke Schwankungen (— 0,087 g CINa am 5. bis 6. Tage, 0,813 g 
am 6. bis 7. Tage); nach Einleitung der sachgemäßen diätetischen Therapie trat ein 
gleichmäßiger Chloransatz auf; bemerkenswert sind die starken Chlorverluste durch 
die Faeces während der Bilanzstörung. Bei dem Säugling mit alimentärer Dekompo- 
sition fand sich negative Kochsalzbilanz mit starker Ausscheidung durch den Darm; 
nach Einleitung geeigneter therapeutischer Maßnahmen trat am 4. Tage eine geringe 
Retention auf. Zulage von Natrium phosphoricum 2 g pro die führte zu Gewichts- 
anstieg. Bei dem Säugling mit alimentärer Intoxikation war ebenfalls ein Kochsalz- 
verlust nachweisbar; die Bilanz wurde nach einem Teetag und bei geeigneter Ernährung 
sofort wieder schwach positiv. Auf Grund dieser Einzelversuche und der in der Lite- 
ratur niedergelegten Beobachtungen erörtert Verf. die Beziehungen zwischen Kochsalz- 
stoffwechsel und den klinischen Symptomen der betreffenden Krankheitsbilder. Orgler. 
Seltene Stoffwechselanomalien: 

Matejka, J.: Über Alkaptonurie. (ZI. inn. Klinik, Prag.) Časopis lék. českých. 
Bd. 53, Nr. 47, S. 1497—1503. 1913. 

Bei einem Fall von Alkaptonurie wurde der Einfluß verschiedener Diätformen 
auf die Ausscheidung der Homogentinsäure untersucht. Es zeigte sich, daß eine kohle- 
hydratreiche Diät die Ausscheidung der Homogentinsäure ungünstig, eine kohlehydrat- 
arme Diät hingegen sehr günstig beeinflußt bzw. zum Verschwinden der Symptome 


— 104 — 


wesentlich beiträgt. Da auch die Alkaptonurie zu starker Abmagerung führt, ferner 
die Infektionsgefahr bei dieser Erkrankung erhöht ist und Alkaptonurie schließlich 
durch entsprechende Diät gebessert werden kann, schließt Autor auf einen engen Zu- 
sammenhang zwischen Diabetes und Alkaptonurie. Roubitschek (Karlsbad). 
Symptomatische Stoffwechselanomalien:: 

Cantoni, Vittorio: La sintesi dell’acido ippurico nella gravidanza et nel puerperio. 
(Die Hippursäuresynthese während der Schwangerschaft und des Puer- 
periums.) (Laborat. di farmacol. speriment., univ., Genova.) Ann. di ostetr. e ginecol. 
Bd. 35, Nr. 9, S. 393—411. 1913. 

An Hand der Ausscheidung von Hippur- bzw. freier Benzoesäure nach Darreichung 
von Benzoesäure wollte Verf. nachsehen, ob die Fähigkeit, letztere mit Glykokoll zu 
paaren, bei Schwangeren vermindert sei. In der Tat fand er, daß bei Schwangeren ein 
erheblicher Teil der eingeführten Benzoesäure ungepaart ausgeschieden wurde. Dies 
konnte nun einmal daran liegen, daß bei Schwangeren die Fähigkeit zur Synthese 
herabgemindert ist, dann aber auch daran, daß der Organismus der Schwangeren nicht 
imstande ist, aus dem Eiweiß genügend Glykokoll zu spalten oder auch durch Amidie- 
rung ev. entstandener Glyoxylsäure zu bilden. Im letzteren Falle müßte die Benzoe- 
säure genau wie in der Norm fast restlos gepaart ausgeschieden werden, wenn gleich- 
zeitig Glykokoll verabreicht wird. Dies ist nun auch der Fall. Es wurde an Schwangere 
Benzoesäure und die entsprechende Menge Glykokoll verabreicht und dann wurde die 
Benzoesäure genau wie bei normalen Individuen fast völlig zur Hippursäure gepaart 
ausgeschieden. Baldes (Frankfurt a. M.). 

Schamberg, Jay F., John A. Kolmer, A. J. Ringer and G. W. Raiziss: Research 
studies in psoriaris: A preliminary report. Second paper. Protein metabolism in psoria- 
sis. (Untersuchungen bei Psoriasis: Einleitende Mitteilung II.EiweißBstoff- 
wechsel bei Psoriasiskranken.) (Polyclin. a. coll. f. graduates in med., Philadelphia, 
Pa.) Journal of cut. dis. Bd. 31, Nr. 10, S. 698—724 u. Nr. 11, S. 802—915. 1913. 

Verff. haben bei 6 Psoriasiskranken umfangreiche Untersuchungen des Eiweiß- 
stoffwechsels angestellt. Sie fanden in allen Fällen eine bedeutende Eiweißretention, 
proportional der Schwere des Falles, die nicht auf eine Ausscheidungsstörung in der 





Niere zurückzuführen war. (Zulage von 20 g Ù = 9.33 g N prompt ausgeschieden.) 
Auch der N-Verlust durch die Abschuppung ist geringer als die N-Retention; diese 
besteht auch fort nach fast abgeheiltem Ausschlag. Therapeutisch ergab sich, daß bei 
N-armer Kost besonders in schweren Fällen die Psoriasis ohne Anwendung sonstiger 
Medikamente zuı Abheilung kam, umgekehrt bei N-reicher Kost subjektiv Verschlech- 
terung oder Weiterausbreitung des Krankheitsprozesses eintrat. Als Erklärung nehmen 
die Verff. an, daß die wuchernden Epithelzellen der Haut das zu ihrem Aufbau not- 
wendige Eiweiß dem Blut und den Körperzellen entreißen und somit eine Art „spezi- 
fischen N-Hungers“ bewirken analog wie beim Stoffwechsel des Rekonvaleszenten. 
Die Wirkung der N-Zufuhr durch die Nahrung erklären sie so, daß durch große Eiweiß- 
mengen die Epithelzellen der Haut in ihrem an sich schon bedeutendem ‚Wachstums- 
trieb‘ bestärkt werden, wodurch der Ausschlag ungünstig beeinflußt wird; wenig N in der 
Nahrung wirkt umgekehrtdurch bald eintretende Erschöpfung des verfügbaren Körper-N. 
Welcher Art die N-Stoffwechselstörungen sind, ob primär oder sekundär, vermögen Verff. 
nicht zu entscheiden. Weland (Kiel). 
Innere Sekretion. 

Schilddrüse, Nebenschilddrüsen, Thymus: 

Mattirolo, G., e C. Gamna: Sopra il mecceanismo di azione dell’adrenalina 
sull’occhio negli stati di ipertiroidismo. (Über den Mechanismus der Adre- 
nalinreaktion an dem Auge in Fällen von Hyperthyroidismus.) (Ist. 
dı anat. patol. Torino.) Riv. crit. di clin. med. Jg. 14, Nr. 32, S. 497—503. 1913. 


l. In Fällen von experimentellem Hyperthyroidismus verursacht die Instillation 








— 15 ° — 


von Adrenalin im Conjunctivalsack fast immer eine deutliche Mydriasis (Kaninchen- 
versuche, Thyroidfütterung). In diesen Fällen beobachtet man häufig einen vermehrten 
Adrenalingehalt im Blute. 2. Bei sympathicotomierten Tieren (Halssympathicus) ist 
nach Thyroidfütterung die Adrenalinreaktion der Pupille weniger intensiv als bei 
nicht operierten Tieren. 3. In sämtlichen untersuchten 9 Fällen von leichtem Basedow 
fand Verf. die Adrenalinreaktion der Pupille negativ. Bei 2 Patienten mit schwerem 
Basedow war die Reaktion positiv; in einem dritten schweren Falle war letztere negativ. 
Die Autopsie der beiden Kranken mit positiver Reaktion ergab: Thymus persistens, 
Basedowstruma, in einem Falle anatomische Erscheinungen einer Hyperfunktion der 
Nebennieren (Mark sehr breit, chromaffine Substanz sehr reichlich. Gigon (Basel). 


Léopold-Lévi: Peut-on guérir le rhumatisme chronique par le traitement thyro- 
idien? (Kann man den chronischen Rheumatismus durch Schilddrüsen- 
behandlung heilen?) Journal de méd. interne Jg. 17, Nr. 19, S. 181—184. 1912. 

Der chronische Rheumatismus ist einer günstigen Beeinflussung durch die Schild- 
drüsentherapie besonders zugänglich bei jugendlichen Individuen, bei Erkrankungs- 
formen mit wiederholten Nachschüben, bei nicht zu starken Deformationen, ferner bei 
Zeichen einer auf die Schilddrüse zu beziehenden Diathese. ŒE. Neubauer (Wien). 


Nebenntierensystem : 


Boteano, E. R.: Contribution à Pétude physio-pathologique des glandes sur- 
rénales. (Beitrag zur physiologisch -pathologischen Erforschung der 
Nebennieren.) Journal de méd. interne Jg. 17, Nr. 15, S. 141—145. 1913. 

Der Verf. zeigt an 6 Krankengeschichten mit Obduktionsbefund, der in allen Fällen 
eine totale Zerstörung beider Nebennieren durch Carcinom, Tuberkulose oder Verkal- 
kung ergab, daß eine vollständige Zerstörung des gesamten Nebennierengewebes nicht 
zu Melanodermie führt, sofern nur der Bauchsplanchnicus intakt geblieben ist. Er 
faßt die Symptomatologie des Nebennierenausfalls zusammen; als nahezu konstante 
Symptome erwähnt er die Asthenie, die Hypotension (manchmal von Tachykardie und 
Arrythmie begleitet), Hypothermie, Hypoglobulie, Appetitlosigkeit, Abmagerung, 
Prostration. Von den inkonstanten Symptomen führt er unter anderen Albuminurie 
und Glykosurie an. E. Neubauer (Wien). 


Hypophyse und Glandula pinealıs: 


Iscovesco, H.: Contribution à la physiologie du lobe antérieur de l’hypophyse. 
Le lipoide (II B d) du lobe antérieur. (Beitrag zur Physiologie des Hypo- 
physenvorderlappens. Das Lipoid (II Bd) des Vorderlappens.) (Laborat. 
de physiol., Sorbonne, Paris.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. 
Bd. 75, Nr. 34, S. 450—452. 1913. 

Kaninchen wurde ein Hypophysenlipoid subcutan in täglichen Dosen von 0,005 g 
injiziert, das aus dem Vorderlappen durch Extraktion mit Alkohol, dann mit Äther, 
Fällung des Ätberextraktes mit Aceton, Extraktion des alkohollöslichen Teils der 
Acetonfällung :nit Alkoholäther gewonnen wurde. Die Wirkung 4—6 Wochen fort- 
gesetzter Injektionen äußerte sich in vermehrtem Bewegungstrieb der behandelten 
Tiere, großer Rauflust, in Zunahme der Freßlust um ca. 20%, in Zunahme der täglichen 
Harnm.enge, bei einer Behandlung während dreier Monate bei etwa 4!/, Monate alten 
Tieren in einer rascheren Gewichtszunahme, die vor allem die Nebennieren, Nieren und 
das Herz betraf; Schilddrüse und Geschlechtsorgane wurden in diesem Sinne nicht we- 
sentlich beeinflußt. Beim Menschen verursacht eine subcutane Injektion des Lipoids 
(2—5 ccm) vorübergehend Pulsbeschleunigung, Steigerung der Nierensekretion, Stei- 
gerung des Appetits und, bei Asthenischen, der Arbeitsfähigkeit. Bei Myokarditis län- 
gere Zeit angewandt, regelt es den Puls und erhöht den Blutdruck. E. Neubauer (Wien). 


Sicard et Reilly: Dissociation des fonctions de pilosité par dyseeretion endo- 
erinienne. Réaction hypophysaire avec hyperalbuminose rachidienne. (Présen- 


— 106 — 


tation de malade.) (Störungen im Haarwuchs infolge einer Dyssekretion 
innersekretorischer Drüsen. Vermehrter Eiweißgehalt der Cerebro- 
spinalflüssigkeit als Hypophysensymptom. Krankenvorstellung.) Bull: 
et mem. de la soc. med. des höp. de Paris Jg. 29, Nr. 35, S. 708—715. 1913. 

Bei einer 30jährigen Frau setzten vor 4 Jahren die Menses aus. Seit 3 Jahren leidet 
sie an Migräne, oft mit Nausea verbunden, manchmal Schlafsucht. Das früher reichliche 
Kopfhaar fiel in großer Menge aus, es blieb nur wenig kurzes, dünnes Kopfhaar übrig; 
andererseits trat an Oberlippe, Kinn, an den Extremitäten, bes. an den Streckseiten der 
Arme und den Innenseiten der Oberschenkel, am Gesäß und in der Schamgegend eın 
sehr dichter Haarwuchs auf. Die Hautfarbe im Gesicht, bisweilen auch an den oberen 
Extremitäten ist leicht cyanotisch. In der Bauchhaut finden sich fächerförmig angeord- 
nete, 12—20 cm lange, 2—3 cm breite bläuliche Streifen, die nicht durch Fettablage- 
rung in der Haut bedingt sind, da sie auch an anderen, fettarmen Stellen vorkommen. 
Verff. führen sie auf eine Dystrophie des bindegewebig-elastischen Hautgewebes zurück. 
Die Brüste sind in den letzten Jahren sehr fettreich geworden; das Becken ist normal, 
erinnert an den männlichen Typus. Keine Augensymptome, keine radiologisch nach weis- 
baren Veränderungen am Schädel, Wassermann negativ. Die Cerebrospinalflüssigkeit 
fließt unter normalem Druck aus, enthält 1°/,, Eiweiß; keine Lymphocytose. Die Verff. 
sehen in diesem Befund eine Stütze zur Diagnose einer Hypophysenerkrankung. 

E. Neubauer (Wien). 


Verdauungstraktus. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Romagnolo, Carlo: Sulla presenza dei fermenti dello stomaco (pepsina e lab) 
nelle urine. (Über das Vorhandensein von Magenfermenten [Pepsin 
und Lab] im Urin.) (Isti. di patol. spec. med. e di clin. med. propedeut., univ., 
Torino.) Rif. med. Jg. 29, Nr. 48, S. 1321—1325. 1913. 

Die pathognomische Bedeutung des Magenferments im Urin ist noch lange nicht 
sichergestellt. Verf. untersuchte daher in verschiedensten Krankheiten die Urine auf 
Pepsin und Lab unter Anwendung der Methoden von Fuld - Levison bzw. Fuld- 
Hiroyama. Bei fieberhaften Erkrankungen fand er Werte wie in der Norm oder auch 
höhere, was aus dem höheren Konzentrationsgrad des Urins zu erklären ist. Bei Krank- 
heiten, die wie Leukämie oder Morb. Basedow. mit Verminderung der Magenfermente 
einhergingen, war auch das Urinferment vermindert. Geringe Werte wurden auch bei 
Albuminurie gefunden. Dabei ist zu bedenken, daß hier das Eiweiß das Ferment ev. 
schon gebunden hatte. In vielen Fällen von Tuberkulose wurden normale, in der 
Schwangerschaft höhere Werte gefunden. In Fällen von Achylie fehlte das Ferment. 
Ebenso fehlte das Ferment bei Magencareinomen. Es kommt also weniger dem Fehlen 
als dem Vorhandensein des Fermentes eine pathognomische Bedeutung zu, insofern als 
bei Vorhandensein von Pepsin und Lab im Urin man mit ziemlicher Sicherheit Carci- 
nom ausschließen kann. Baldes (Frankfurt a. M.). 


Cannon, W. B., and I. R. Burket: The endurance of anemia by nerve cells 
in the myenteric plexus. (Der Einfluß der Anämie auf die Zellen des Plexus 
mesentericus.) (Harvard med. school.) Americ. journal of physiol. Bd. 32, Nr. 7, 
S. 347—357. 1913. 

Sie erweisen sich als relativ sehr widerstandsfähig. Ist die Anämie nicht vollstän- 
dig, wie nach Ligatur der betr. Darmgefäße, so erscheinen die Nervenzellen nach 6—7 
Stunden histologisch noch intakt. Bei Kompression der Darmpartien zwischen Glas- 
platten bleiben sie während etwa 31/, Stunden unversehrt. Der histologische Befund 
an den Nervenzellen entspricht der Möglichkeit für den Darm, die normale Beweglichkeit 
wieder zu erlangen oder nicht, ein Beweis für die nervöse Entstehung der Darmkon- 


traktionen (Magnus). Frey (Königsberg). 


— 107 — 


Eppinger, Hans, und J. Gutmann: Zur Frage der vom Darm ausgehenden 
Intoxikationen. Mitteilg. 1. (IZ. med. Klin., Wien.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 78, 
H. 5/6, S. 399—412. 1913. 

Nachdem Eppinger und Heß den Krankheitsbegriff der Vagotonie in die kli- 
nische Pathologie der intestinalen Neurosen eingeführt hatten, lag es nahe, nach der 
Pathogenese dieses Krankheitsbildes, welches sich am ausgeprägtesten bei gewissen 
Fleisch- und Wurstvergiftungen, weniger deutlich bei manchen Formen spastischer 
Obstipation zeigt, zu forschen. Die Untersuchungen haben sich in Anlehnung an die 
Tatsache, daß die Sympathikotonie auf Adrenalinwirkung beruht, zunächst auf Hor- 
mone erstreckt. Bisher hatten diese Untersuchungen wenig Positives ergeben: es 
wurden in pathologischen Stühlen und in der (nicht lebenswarmen) Darmschleimhaut 
eine Anzahl Basen (Cadaverin, Putrescin, Oxyphenyläthylamin und vor allem Histamin) 
gefunden, alles Substanzen, welche vagotonisch wirken. Die Versuche der Verff. 
gingen zunächst dahin, sich in normalen und pathologischen Fällen ein Bild von der 
Verteilung der Basen in den Faeces zu machen. Zur Trennung der einzelnen N- 
haltigen Gruppen wurde die Phosphorwolframsäurefällung und die fraktionierte Stick- 
stoffbestimmung nach Hausmann und Pfaundler verwendet. Es ergab sich in 
pathologischen Fällen, besonders bei diarrhoischen Stühlen mit alkalischer Raktion 
eeine beträchtliche Erhöhung der Basenwerte. Die Ammoniakwerte waren etwa gleich, 
die Harnstoffwerte etwas geringer als normal. Die Versuche, aus solchen Stühlen nach 
der Methode von Kutscher einzelne kompliziertere Basen zu isolieren, schlugen fehl. 
Dieser Mißerfolg ist wahrscheinlich auf die Schwierigkeit der Methode zurückzuführen. 
Denn es gelang erst nach Verfütterung großer Mengen Phenylamin oder Histidin, diese 
Basen aus den Faeces als Pikrate oder Platinate darzustellen. Pringsheim (Breslau). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Mundhöhle, Speiseröhre: 

Zumpft, W.: Über Speichelsteine und ihre radiographische Diagnostik. Disser- 
tatıon: Berlin 1913. 

Loeper, Maurice: Sialorrhöe et ptyalomanie chez les gastropathes. (Sialorrhöe 
und Ptyalomanie bei Magenkranken.) Progr.med.Jg.41, Nr.47bie, S.611-614.1913. 

Bei der Sialorrhöe spielt die Hyperfunktion der Parotis die Hauptrolle. Sie kommt 
vor bei organischen Erkrankungen des Magens (Geschwüre, Krebs, Stenose, hauptsäch- 
lich bei submukösen Infiltrationen), aber auch bei nicht organischen Affektionen, wobei 
ein Kardiospasmus fast konstantes Zwischenglied zwischen der Störung und der Sali- 
vation ist. Beinahe konstant ist die Sialorrhöe bei kardialen und präkardialen Erkran- 
kungen, meist ist sie auch bei Affektionen der kleinen Kurvatur und bei Sanduhrmagen, 
seltener bei Pylorusveränderungen vorhanden. Bei der Ptyalomanie handelt es sich 
hingegen um eine meist auf funktioneller Basis auftretende sekundäre nervöse Erregung 
der Speicheldrüsen durch Saug-, Kau- und Schluckbewegungen. Dieselben werden oft 
unbewußt, deshalb aber nicht unfreiwillig, nicht ausschließlich im Zusammenhang mit 
den Mahlzeiten ausgeführt. Die Störungen beginnen bei den meist nervösen Menschen 
mit dem Gedanken daran. Aerophagie mit Magenblähung und Druckgefühl, häufige 
Ructus und Speichelaufstoßen sind notwendige Folgeerscheinungen. Die Behandlung 
besteht in Anwendung krampfstillender Mittel. (Belladonna valeriana Born), warmer 
Kompressen, vorsichtiger aber ausreichender Ernährung und besonders in psychischer 
Beeinflussung. P. Schlippe (Darmstadt). 

Neumann, Friedrich: Die Behandlung der Narbenstenosen des Oesophagus mit 
Radium. (Internat. med. Kongr., London 1913.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 26, 
Nr. 47, S. 1933—1936. 1913. 

Verf. hat mit Hilfe eines Bougies, das am Ende eine Nickelkapsel zur Aufnahme 
des Radiums trägt, 2 Fälle von Narbenstenose des Oesophagus behandelt. Die Wir- 
kung der Radiumbehandlung scheint eine dauernde zu sein. Die bis jetzt gewonnenen 
Erfolge regen zu weiteren Versuchen an. Best (Rostock). 


— 108 — 


Magen, Darm, Peritoneum: 

Rusca, F.: Beitrag zur Magendiagnostik an der Hand von 109 Fällen unter- 
sucht mit dem modifizierten Gluzinski-Verfahren. Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte 
Jg. 43, Nr. 46, S. 1498—1514. 1913. 

Verf. hat mit dem modifizierten Gluzinski-Verfahren 109 Fälle untersucht. Die 
Technik, die er anwandte, ist folgende: 

Bis Vorabend des Untersuchungstages normale Kost. Am Morgen Ausheberung des nüch- 
ternen Magens, dann völlige Reinwaschung mit lauwarmem Wasser, dann Probefrühstück. 
(50—70 g Wassersemmel + 300 ccm Tee ohne Zucker.) ?®/, Stunde post, Ausheberung und Spü- 
lung wie oben. Dann Probemahlzeit (100 g gehacktes Fleisch, 150 g Kartoffelpüree mit 20 g 
Fett, ohne Flüssigkeitszufuhr. 1?/, Stunde nachher Ausheberung. Filtration der drei erhaltenen 
Portionen, Bestimmung der freien HCl resp. des HCl-Deficits mit Phloroglucin-Vanilin, der 
Gesamtacidität mit Phenolphthalein mit !/,, n-Natronlauge, resp. !/,, n-HCl. Für Milchsäure- 
nachweis Uffelmann, für Blut Guajak-Terpentin. 

Verf. fand in allen seinen Fällen — er untersuchte 10 normale Mägen, 10 Fälle 
von Gastritis alcohol., 11 Fälle von Stauungsmagen, 10 Fälle mit Hyperaciditäts- 
beschwerden, 10 Fälle von Ulcus ventriculi und 18 Fälle von Carcinoma ventriculi — 
daß die Behauptung Fonios (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 4, S. 206), daß bei 
Ulcus ventr. die freie HCl und die Gesamtacidität vom Probefrühstück zur 
Probemahlzeit eine Erhöhung erfahre, bei Carcinom dagegen die Werte für beide 
vom Probefrühstück zur Probemahlzeit absınken, nicht zu Recht bestehe. Das 
Zunehmen oder Abnehmen der freien HCl und der Gesamtacidität vom Probe- 
frühstück zur Probemahlzeit ist nach Verf. abhängig von den Verschiedenheiten 
der Sekretions-, der Motilitäts- und der Resorptionsverhältnisse.e. Auf Grund der 
Aciditätswerte könne nicht entschieden werden, auf welchen Grund eine Schleimhaut- 
insuffizienz zu beziehen sei und hält es Verf. bei der Schwierigkeit derCarcinomdiagnose, 
wenn Verdacht auf Carcinom vorliegt, für falsch, zuzuwarten, hält dagegen eine explo- 
rative Laparotomie in solchen Fällen für berechtigt. Der Arbeit sind ausführliche 
Tabellen und Literaturverzeichnis beigegeben. von Gintl (Karlsbad). 


Schlaepfer, V.: Ein Fall von akuter Magenatonie. (Med. Univ.-Klin., Basel.) 
Korresp.-Bl.f.schweiz. Ärzte Jg.43, Nr.46, 8.1517—1520 u. Nr. 47, 8. 1521—1523. 1913. 

Verf. berichtet über einen Fall von akuter Magenatonie und Dilatation. Dieselbe 
tritt auf in der Rekonvaleszenz nach akuten Infektionskrankheiten, bei Lageanomalien 
des Magens, Wirbelsäulenverkrümmung, bei Bandagen und am häufigsten 1—2 Tage 
nach einer schweren Narkose, nach Laparotomien, manchmal auch ohne ersichtliche 
Ursache. Das Krankheitsbild: akute Atonie und Dilatation mit dünnem, raschen Puls, 
Kollaps, Erbrechen oder nicht, starkem Meteorismus, akutem Gewichtsverlust. Verf. 
ist der Ansicht (auf Grund von in seinem Falle aufgenommenen Röntgenbildern), daß 
Überfüllung des Magens allein nicht zu akuter Atonie und Dilatation führen könne 
und sieht die Ursache in einer genetisch nicht aufgeklärten Lähmung der Magenmus- 
kulatur. von Gintl (Karlsbad). 


Brenner, A.: Das Zwerchfellreiben, ein Frühsymptom der Magenperforation. 
(Vers. dtsch. Naturforscher u. Ärzte, Wien.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 26, 
Nr. 48, S. 1973—1974. 1913. 

Verf. hat in 5 von 6 Fällen von Magenperforation als Frühsymptom, schon in den 
ersten Stunden nach der Perforation auftretend, ein metallisch klingendes Reiben 
hinten unter der Zwerchfellsgrenze, hervorgerufen durch das Verreiben der mit Luft 
gemengten Magenflüssigkeit zwischen Zwerchfell und dem ballonartig mit Luft ge- 
blähten Magen, nachweisen können. Bei der Wichtigkeit der Frühdiagnose rät er 
dringend, in solchen Fällen nach diesem Symptom zu forschen. Es kann jedoch nur 
das in den ersten Stunden nach der Perforation wahrnehmbare Reiben als Symptom 
des Austrittes von Magenflüssigkeit gedeutet werden, da späterhin auch der fibrinös- 
eitrire Belag des entzündeten Peritoneums der Organe unterhalb des Zwerchfells dieses 
Reiben hervorrufen kann. von Gintl (Karlsbad). 


— 109 — 


Finsterer, Hans, und Karl Glaessner: In die Milz penetrierendes Ulcus der 
großen Kurvatur des Magens. (II. chirurg. u. III. med. Klin., Wien.) Mitteil. a. 
d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 1, S. 126—140. 1913. 

Kasuistische Mitteilung des nach Meinung der Autoren bisher noch nicht beob- 
achteten im Titel genannten Befundes. Interessant ist, daß es mittels Röntgenver- 
fahrens möglich war, den Sitz des Ulcus an der großen Kurvatur genau festzustellen. 
Durch Resektion des Ulcus, Gastroenterostomie und Splenektomie konnte volle Heilung 
erzielt werden, ohne alle Komplikationen, was wesentlich auf die verwendete Lokal- 
anästhesie (inkl. eines kurzen Ätherrausches) zurückgeführt wird. Eine genaue Blut- 
untersuchung zeigte bei dem infolge Magenblutung anämischen Menschen sehr bald 
Regenerationsvorgänge an. Dabei kam es nicht zu Leukocytose. Nur eine Lympho- 
ceytensteigerung trat ein. Georg B. Gruber (Straßburg ı. E.). 


Ledderhose, G.: Über Magenpolypen. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 48, 
S. 2349—2350. 1913. 

Verf. berichtet über einen Fall, in welchem bei einer 64jährigen Patientin auf 
Grund der klinischen Beobachtung (druckempfindlicher Wulst in der Magengrube, 
Fehlen der freien HCl, Vorhandensein geringer Mengen Milchsäure, Gesamtacidität 4, 
occultes Blut im Stuhl) auf Grund der subjektiven Erscheinungen (Magenkrämpfe, 
Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen) und nach dem Röntgenbefund (mangelhafte 
Füllung des Pylorusteils mit zerrissener Kontur), die Diagnose auf „Tumor oder 
Narbenbildung am Pylorus, mit aller Wahrscheinlichkeit Karcinom“ gestellt und die 
Patientin der Operation zugeführt wurde. Die Operation ergab einen kirschgroßen 
Polypen mit dünnem zerreißlichen Stiel, ausgehend von einer Stelle der Magenwand 
nahe der großen Kurvatur, dreifingerbreit oberhalb des Pylorus. Mikroskopisch 
Adenom. Heilung. Aufzählung ähnlicher Fälle aus der Literatur. Verf. hält es für 
notwendig, in ähnlichen Fällen bei Stellung der Diagnose auch an Magenpolypen zu 
denken. von Gintl (Karlsbad). 


Gobeaux: Un cas de linite plastique de ’estomac. Observation radiologique. 
(Ein Fall von radiologisch festgestellter Linitis plastica des Magens.) 
Ann. de la policlin. centr. de Bruxelles Jg. 13, Nr. 9, S. 271—273. 1913. 

Verf. teilt einen jener seltenen Fälle von entzündlicher diffuser Sklerose der 
Magenwand mit Schrumpfmagenbildung mit, den er schon durch die Röntgen- 
untersuchung diagnostizieren konnte. Der Magen mit der Wismutmahlzeit zeigt folgendes 
besondere Verhalten: In dem oberen Viertel das Wismutdepot, darüber die Luftblase; von da 
geht ein schmaler starrer Streifen durch den palpabeln, starren, im ganzen verschieblichen 
Magenrest. Keine Peristaltik, Entleerung in weniger als !/, Stunde. Kein Schattenausfall von 
Geschwulstbildung des Magens oder verdrängender Organe. Es handelt sich also um eine 
gleichmäßige Schrumpfung des Lumens auf eine schmale Röhre. Keine Magensaftunter- 
suchung. Die Operation bestätigte genau den Röntgenbefund. Resektion des Magens, Ana- 
stomose des kleinen normalen Restes mit dem Jejunum. Am resezierten Stück nirgends ein 
Ulcus festzustellen; wohl aber ist der Tumor „auf dem Wege maligne zu degenerieren“. Rapide 
Erholung des durch stetes Ausbrechen der Nahrung sehr abgemagerten Patienten. (2 Röntgen- 
bilder.) Hoffmann (Dresden).CH 


Plew, Hermann: Über die Perforation des Darmes durch Ascariden. (Pathol. 
Inst., Straßburg.) Arch. f. Kinderheilk. Bd. 62, H. 1/2, S. 11—33. 1913. 

Mitteilung einer eigenen Beobachtung von Darmperforation durch Ascaris. 3jäh- 
riges Kind. Diagnose: Typhus. Tod an Perforationsperitonitis. Sektion: weder patho- 
logisch-anatomisch noch bakteriologisch Typhus nachweisbar. Peritonitis. Im Jejunum 
3 Perforationsöffnungen. Im linken Hypochondrium eine Ascaris. Die Mitteilung soll 
die Existenzberechtigung der Theorie stützen, daß auch ein gesunder Darm (nicht 
nur ein schon ulcerös veränderter) aktiv chemisch und mechanisch von Asca- 
riden angegriffen und perforiert werden kann. sSpüzer-Manhold (Zürich).* 


Rheindorf, A.: Über die durch die Oxyuris vermicularis hervorgerufenen patho- 
logisch-anatomischen Veränderungen in der Wand des Wurmfortsatzes nebst Be- 


— 10 — 


trachtungen über die Genese und das Vorkommen der Appendieitis. (St. Hedwigs- 
Krankenh., Berlin.) Frankf. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 14, H. 2, S. 212—266. 1913. 

Ergänzung zu den früheren Aufsätzen des Verf. (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 1, 
S, 443, Bd. 5, S. 545 u. Bd. 6, S. 296) über die Beziehungen der Oxyuris ver- 
micularis zur Wurmfortsatzentzündung mit zahlreichen illustrativen Abbildungen 
versehen. Rheindorf bleibt auf Grund seines reichlichen Materials völlig auf dem 
Boden seiner früheren Behauptungen über die Möglichkeit der Appendicitisgenese 
durch Oxyuren! bestehen. Er teilt in der breit angelegten, vielfach polemischen 
Arbeit viele interessante Einzelheiten mit, von denen nur die folgenden genannt sein 
sollen. Abgesehen von mechanischen Läsionen durch die Oxyuren kommen auch 
chemische, cytolytische in Betracht. Die Annahme Garins, die Oxyuren lebten vom 
Epithel, weist Verf. ab. Er betont auf Grund mehrerer mikroskopischer Befunde, daß 
auch die Oxyuris gelegentlich zu den blutsaugenden Parasiten gehört, während sie 
für gewöhnlich wohl von Lymphe sich nährt. Abgestorbene, in der Prozessuswand oder 
in Lymphknötchen liegende Oxyuren können bei schwacher Vergrößerung ein tuberkel- 
ähnliches Aussehen darbieten. Bei starker Vergrößerung läßt sich aber der Pseudo- 
tuberkel auflösen in die gut abgrenzbare Oxyurenleiche und die darum herum erfolgte 
Proliferation. In den toten Parasiten dringen Leukocyten ein, die übrigens nicht 
eosinophil sind. Eine Bindegewebseinscheidung noch lebender Oxyuren kommt nicht 
vor. Tote Oxyuren, um die eosinophile Zellinfiltrate vorkommen, scheinen aufgelöst 
werden zu können; auch kommt um solche tote Parasiten Bindegewebseinkapselung vor. 

Georg B. Gruber (Straßburg ı. E.). 

Zander, Paul: Kritische Rückschau über die Appendicitisfälle der drei letzten 
Jahre in der chirurgischen Universitätsklinik zu Halle a. S. Arch. f. klin. Chirurg. 
Bd. 102, H. 4, S. 944—987. 1913. 

In den letzten drei Jahren der Klinik wurden 308 akute Blinddarmentzündungen 
operiert, wovon 56%, männliche und 44%, weibliche Individuen betrafen. Die Gesamt- 
mortalität beträgt 9,7%. Ursache hierfür ist das Überwiegen der Spätoperationen. 
Allgemeinperitonitis waren 19,6%. Rat zur Frühoperation, wie Rotter nachgewiesen. 
Eingehende Besprechung der bekannten diagnostischen Zeichen. Ein prognostischer 
Schluß ist ohne Laparotomie unmöglich. Das abwartende Verhalten wird höchstens 
für 24 Stunden anerkannt und bei deutlichem Rückgang der Symptome. Im Spät- 
stadium wird die Operation bei Absceß, fortschreitender Peritonitis, in reinen Wurm- 
fortsatzerkrankungen, in schweren Fällen des sogenannten Zwischenstadiums ange- 
wandt. Grundzüge für die Peritonitisoperation sind: Schnelligkeit, Entfernung des 
Krankheitsherdes, frühe Inangriffnahme, möglichste Schonung, Allgemeinbehandlung. 
Spülungoder Austupfen seien gleichwertig bei diffuser Form. Das Ablösen 
der Fibrinbeläge wird verworfen, ebenso das radikale Vorgehen Frankes. Das Vor- 
gehen Murphys (schnellstes Operieren, Eröffnung des Abdomens durch kleinen Wech- 
selschnitt, Entfernung des Wurmfortsatzes, dickes Drain in den Douglas, kleine Knopf- 
lochincisionen, auch hier dickes Drain, keine Spülung, kein Austupfen, vollkommener 
Verschluß der Bauchwunden bis auf die Drains, Fowlersche Lage) erscheint ihm das 
Geeignetste wegen der schonenden Form und Schnelligkeit. Den Eiterabfluß erleichtere 
am besten die Fowlersche Lage. Was die Intervalloperation angeht: Nur auf strikte 
Indikation, entweder individuelle oder soziale, soll sie ausgeführt werden. An Stelle 
wahlloser Anwendung jener: Abwarten des neuen Anfalles und Früh- 
operation. Weichert (Breslau).”® 


Braeunig: Wurmfortsatzentzündung und Mandelentzündung. (Garnisonlaz., 
Stargard ı. Pomm.) Dtsch. militärärztl. Zeitschr. Jg. 42, H. 22, S. 871—873. 1913. 

Mitteilung eines klinisch genau kontrollierten Falles von schwerer Appendicitis im An- 
schluß an eine akute Halsentzündung. Der wegen einer Fußaffektion im Lazarett liegende 
Soldat erkrankte eines Tages an einer Angina follicularis; leichtes Fieber, Schluckbeschwerden, 
auf der vergrößerten linken Mandel sah man eitrige Pfröpfe. Unter der üblichen Behandlung 
Abklingen der Erscheinungen, am 4. Tage Aufstehen. Am 5. Tage wiederum erhöhte Tempera- 


— 111 — 


tur, Übelkeit, Leibschmerzen. Am 6. Tage Fieber, starke Druckempfindlichkeit und Bauch- 
deckenspannung in der Blinddarmgegend, Urinbeschwerden. Die Operation ergab beginnende 
Peritonitis und einen an der Spitze gangränösen, mehrfach perforierten Wurmfortsatz. Heilung. 
Das „‚Segmentäre‘‘ an dem erkrankten Wurm stützt die Annahme einer Entstehung der Ent- 
zündung auf hämatogenem Wege von den eitrig erkrankten Mandeln aus. de Ahna (Potsdam).CH 

Hammer, W.: Über Appendieitis im Woechenbett. Dissertation: Berlin 1913. 

Esmein, Ch.: Contribution à l'étude de la peritonite pneumococeique & forme 
aseitique. (Zur Kenntnis der Pneumokokkenperitonitis im Gefolge von 
Ascites.) Bull. méd. Jg. 27, Nr. 89, S. 979—981. 1913. 

53jähriger Mann, Alkoholiker, litt seit 6 Jahren an Ascites infolge hypertrophischer Leber- 
cirrhose. Nach wiederholten Punktionen im Laufe der Jahre bekam Patient vor 1!/, Monaten 
Schnupfen und Bronchitis. Zugleich schwoll der Leib wieder mächtig an. Nach der Aufnahme 
ins Krankenhaus förderte die Punktion hämorrhagisch-eitrig-fibrinöse Flüssigkeit mit zahl- 
losen Pneumokokken zutage. Patient verfiel allmählich, entzog sich dann aber weiterer Kranken- 
hausbehandlung. Es sind einige wenige Fälle von Pneumokokkenperitonitis bei 
Ascites infolge Lebercirrhose bekannt. Bemerkenswert an dem mitgeteilten Fall sind 
der milde fast fieberlose Verlauf der Peritonitis (nur 3mal bis 38°), das hämorrhagische Exsudat, 
endlich sehr heftige Durchfälle. Burckhardt (Berlin).C# 

Leber- und Gallenwege. 

Nesbitt, G. E.: Tests for liver funetion. (Funktionsprüfung der Leber.) 
Dublin journal of med. science Bd. 136, Nr. 503, S. 327—335. 1913. 

Von den gebräuchlichen Methoden der Funktionsprüfung der Leber (Lävulose- 
(alaktose Aminosäuren-Ausscheidung) verdient die Aldehydreaktion wegen ihrer 
Einfachheit den Vorzug. In allen Fällen, wo Urobilinogen durch die Aldehydreaktion 
nachgewiesen werden konnte, handelte es sich um Störungen der Leberfunktion (Chro- 
nısche Kongestion, Fett-Amyloidleber, Syphilis). Die Aldehydreaktion dient nicht 
zur Differenzierung der Leberkrankheiten, sondern zur Feststellung derselben. Der 
negative Ausfall der Reaktion ist für die Stellung der Diagnose ebenso wichtig, wie der 
positive. Roubitschek (Karlsbad). 

Rowntree, L. G., S. H. Hurwitz and A. L. Bloomfield: An experimental and 
clinical study of the value of phenoltetrachlorphthalein as a test for hepatic function. 
(Eine klinische und experimentelle Studie über den Wert des Phenol- 
tetrachlorphthaleins als Mittel zur Prüfung der Leberfunktion) (Johns 
Hopkins uniw. a. Johns Hopkins hosp., Baltimore.) Bull. of the Johns Hopkins hosp. 
Bd. 24, Nr. 273, S. 327—342. 1913. - 

Während das Phenolsulfophthalein nach subcutaner oder intravenöser Injektion 
durch die Nieren wieder eliminiert wird, wird das Phenoltetrachlorphthalein, wie die 
Verff. gefunden haben, vorwiegend mit der Galle ausgeschieden und erscheint zu einem 
vroßen Teile in den Faeces. Beim Menschen mit intakter Leber kommen nach intra- 
venöser Injektion von 400 mg dieser Substanz 30—50%, im Stuhle wieder zum Vorschein. 
Durch fieberhafte Erkrankungen wird die Ausscheidungsgröße nicht verändert. Bei 
schweren primären Anämien sowie bei Carcinomanämie ist die Ausscheidung des 
Phenoltetrachlorphthaleins verringert. Bei den verschiedenen Hepatopathien ergab 
sich folgendes: Kranke mit Stauungsleber und mit Lebercirrhose schieden nur 6—22% 
des eingeführten Farbstoffs, solche mit Lebercareinom 6—14% im Stuhle wieder aus. 
In den Fällen sehr verringerter Ausscheidung in den Faeces erscheinen geringe Mengen 
der Substanz ım Harne. Die Methode der quantitativen Bestimmung des Phenoltetra- 
chlorphthaleins ın den Faeces wird eingehend beschrieben. Verff. glauben nach ihren 
bisherigen Ergebnissen, daß die Ausscheidungsgröße des Phenoltetrachlorphthaleins 
Schlüsse auf die Funktionstüchtigkeit der Leber zuläßt. Isaac (Frankfurt). 

Whipple, G. H., T. C. Peightal and A. H. Clark: Tests for hepatic function 
and disease under experimental conditions. Phenoltetrachlorphthalein. (Mittel 
zur Prüfung der Leberfunktionen bei Krankheiten und unter experi- 
mentellen Bedingungen Phenoltetrachlorphthalein) (Johns Hopkins 
univ., Baltimore.) Bull. of the Johns Hopkins hosp. Bd. 24, Nr. 273, S. 343—357. 1913. 

Die Verff zeigen, daß gesunde Hunde nach intravenöser Injektion von 500 mg 


— 112 — 


Phenoltetrachlorphthalein indenFaecesdurchschnittlich 45% deseingeführten Farbstoffes 
ausscheiden. Diese Ausscheidung ist bei experimentell gesetzten Leberschädigungen je 
nach dem Grade der Parenchymschädigung mehr oder weniger vermindert. Isaac. 

Whipple, 6. H.: A test for hepatic injury, blood lipase. (Ein Mittel zum 
Nachweis von Leberschädigungen; Blutlipase.) (Johns Hopkins uniw., Balti- 
more.) Bull. of the Johns Hopkins hosp. Bd. 24, Nr. 273, S. 357—362. 1913. 

Der Gehalt des Blutserums an Lipase ist bei Menschen und Hunden ziemlich 
konstant. Bei Erkrankungen der Leber sowie bei experimentellen Leberschädigungen 
findet sich Jedoch ein beträchtliches Ansteigen des Lipasegehaltes des Serums. Isaac. 

Yokoyama, Yugo: Über tumorförmige eircumscripte Leberregeneration. ( Auguste- 
Viktoria- Krankenh., Berlin- Schöneberg.) Frankf. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 14, H. 2, 
S. 276—293. 1913. 

Die Histogenese der Leberregeneration ist in ihren Einzelheiten noch sehr strittig. 
Es fragt sich, ob man gewisse bei regeneratorischen Prozessen in der Leber zu sehende 
epitheliale Schlauchbildungen schon als Bildungen progressiven Charakters oder noch 
regressiven (Atrophie) ansehen soll. Eine Beobachtung des Verf. betraf die Leber eines 
47 jährigen alten Mannes mit Aortenlues und Aneurysmabildung. Die Leber entsprach 
einer Stauungsleber, zeigte aber scharf abgegrenzt vom Parenchym an der Vorder- 
fläche einen höckrigen Komplex, dessen graugelbliches, geschwulstartiges Parenchym 
sich deutlich vom umgebenden gewöhnlichen Lebergewebe schied. Dieser Herd zeigte 
mikroskopisch cirrhotische Prozesse, alveoläre Anordnung der Lebergewebsinseln ohne 
Acinusstruktur, mit Bildung drüsiger Schläuche, die im Inneren Gallepfröpfe zeigten, 
ferner mit Komplexen sehr großer, heller Zellen. Es handelte sich hier wohl um be- 
grenzten Leberparenchymuntergang, bedingt durch gummöse Entzündung mit Rege- 
neration, die über das Ziel hinausschoß und dabei eine geschwulstartige Bildung hervor- 
rief. Eine Bildung der neuen, jungen Leberzellen aus Gallengangsepithelien lehnt der 
Verf. für seinen Fall ab. Die auch anderen Autoren untergekommenen Zellschläuche 
am Rande der Regenerationsherde hält Yokoyama teils für neugebildete Gallenwege, 
teils für durch Bindegewebswucherung abgeschnürte und erdrückte Leberzellpartien. 
Da zwischen Leberregeneration und Adenombildung und weiterhin Lebercarcinom- 
entstehung Beziehungen bestehen, kann der mitgeteilte Fall als ein präcarcinomatöser 
Zustand (Orth) angenommen werden. Georg B. Gruber (Straßburg i. E.). 

Robin, Albert: Recherches sur la composition chimique du cancer du foie. 
Les principes inorganiques. (U ntersuchungen überdie chemische Zusammen- 
setzung des Leberkrebses. Anorganische Bestandteile.) Journal de méd. 
interne Jg. 17, Nr. 12, S. 111—114. 1913. 

Verf. hat vergleichende Untersuchungen über den Gehalt an anorganischen Sub- 
stanzen in der carcinomatösen Leber (sowohl bei langsam wie bei schnell wachsendem 
Carcinom) und in der Leber von Phthisikern und Alkoholikern angestellt. Es ergaben 
sich Unterschiede zwischen den schnell und langsam wachsenden Tumoren. Auch 
der Wassergehalt beider ist verschieden. Der Mineralgehalt und der Wassergehalt 
ist am größten in den schnell wuchernden Teilen und auch im langsam wachsenden 
Tumor größer als in der gesunden Umgebung. In der Asche sind Magnesium, Kal., 
Natr., Silicium und Phosphor sehr vermehrt, dagegen Kalk und Eisen vermindert. 
Die ersteren gehören also zur Gruppe der das carcinomatöse Wachstum begünstigenden 
Mineralien, letztere sind Bestandteile der das Wachstum einschränkenden Faktoren. 
Im ganzen läßt sich also eine Übermineralisation in den krebserkrankten Partien 
nachweisen, die sich im ausgesprochensten Maße in den am meisten befallenen Teilen 
ausspricht. Im Vergleich zum tuberkulösen Gewebe braucht das Carcinom mehr Na- 
trium wie Kalium, während die tuberkulösen Gewebe mehr Kalium als Natrium auf- 
weisen. Eine besondere Bedeutung weist Verf. dem Silicium zu. Es zeigt in dem üppig 
wuchernden Carcinom eine außerordentliche Vermehrung gegen die Norm. Es bedeutet 
jedoch einen Faktor, der zur Verteidigung des Organismus dient, da es sich im wesent- 


— 13 — 


lichen vermehrt findet in den Elementen, welche sich gegen das Vordringen der car- 
cinomatösen Zellen wehren. Zum Schluß erörtert Verf. die besondere Affinität der 
carcinomatösen Gewebe zu gewissen chemischen Stoffen (Jod, Arsen usw.). C. Lewin. 


Adelheim, Roman: Primäres Leberecareinom und Lebereirrhose. (Städt. Kran- 
kenh., München-Schwabing.) Frankf. Zeitschr. f. Pathol. Bd.14, H.2, S.320—341. 1913. 

Mitteilung eines Falles eines 62 Jahre alten Kutschers, der nach der pathologisch- 
anatomischen Diagnose an atrophischer Lebercirrhose mit Adenombildung und Über- 
gang in Carcinom (an 2 verschiedenen Stellen) an Herzhypertrophie, Ascites, Hydro- 
thorax, Ödemen und Stauungsorganen gelitten hatte. Mikroskopisch fiel außer der 
Laäönecschen Cirrhose mit Gallengangswucherung und Bildung von ‚Pseudogallen- 
gängen‘‘ eine kavernomähnliche, gefäßreiche Bindegewebsbildung in vielen Leber- 
bezirken auf. Neben mehr typischen Regeneraten des Leberparenchyms waren aber 
auch solide Zellkomplexe zu sehen; weiterhin fand sich die Bildung von Lumina, die 
dann von ein- oder mehrschichtiger zylindrischer bis kubischer Zellage umgeben waren. 
In weiteren Übergängen trat auch das Bild eines pflasterzellähnlichen Carcinoms 
mit polyogonalen Zellen und kleinen Kernen auf. Die 2 voneinander unabhängigen 
Carcinombildungen sind als Resultat einer über das Ziel hinausgeschossenen Regenera- 
tion, bzw. Hyperplasie (einer sog. Superregeneration) zu denken. Der Vorgang ist 
multizentrisch wie die regenerative Hyperplasie. Als wichtiges Merkmal gegenüber 
den Gallengangscarcinomen kommt den hepatocellulären Carcinomen das Vorhanden- 
sein eines aus Capillaren bestehenden Stromas zu, ferner die Anwesenheit eines aus 
Gitterfasern bestehenden feinsten Gerüstes, das die Capillaren wie ein Netz umspinnt. 
Dieses Gerüst nimmt man bei andersartigen Krebsmetastasen in der Leber nicht wahr, 
ebensowenig bei cholangiocellulären Tumoren. Die Zellen des Leberparenchymcarci- 
noms waren den normalen Leberzellen zwar sehr ähnlich, sie haben aber eine gewisse 
biologische Selbständigkeit, die sich in ihrem Verhalten bei der Leberverfettung oder 
gegenüber der Bestrebung zu cirrhotischen Veränderungen zeigt. Georg B. Gruber. 

Whittemore, Wyman: Surgery of the biliary passages during a period of ten 
years from january 1, 1901, to january 1, 1911, at the Massachusetts general 
hospital. (Chirurgie der Gallenwege während einer Periode von 10 Jahren, 
vom 1. I. 1901 bis zum 1. I. 1911, im Massachusetts -General-Hospital.) 


Boston med. a. surg. journal Bd. 169, Nr. 16, S. 571—575. 1913. 

Statistik über 595 operierte Fälle, von diesen waren 154 Männer, 441 Frauen. Es wurde 
die Cholecystostomie wegen Cholelithiasis 325 mal ausgeführt, Cholecystostomie wegen Chole- 
cystitis 88 mal, und wegen Pankreatitis 6 mal, Cholecystektomie wegen Cholelithiasis 92 mal, 
wegen Cholecystitis 39 mal, Cholecystotomie und Choledochotomie 17 mal, Ektomie und 
Choledochotomie 5mal. 16mal Choledochotomie, Cholecystotomie und Duodenotomie 4 mal. 
Des weiteren werden 5 Tabellen angeführt, in der ersten die Zahlen für die verschiedenen Ein- 
griffe, in der 2. die unmittelbaren operativen Resultate; die Gesamtmortalität betrug 1901 
20,9%, und ging allmählich auf 6,3%, im Jahre 1906 zurück. Von da wieder Zunahme bis 11% 
im Jahre 1910, wegen häufigerer Ausführung der Ektomie. Dabei betrug die Mortalität für 
Cholecystektomie 13,7%, für Cholecystotomie 10,7%. In der 3. Tabelle werden Dauerresultate 
gegeben. Unter 262 Cholecystotomien wegen Cholelithiasis hatten 24%, Rezidive, unter 86 
Cholecystektomien wegen Cholelithiasis 5,6%. In der 4. Tabelle werden Sekundäroperationen 
an den Gallenwegen mit Endresultaten mitgeteilt. Darin sind hauptsächlich die Patienten mit. 
Rezidiven erwähnt. In der 5. Tabelle werden die Todesursachen nach den verschiedenen Ein- 
griffen mitgeteilt. Verf. zieht am Ende den Schluß, daB nach seinen Tabellen die 
Cholecystektomie bedeutend weniger Rezidive ergibt als die Cholecystosto- 
mie,nurseidieMortalitätbeiderCholecystektomie etwas höher. Jurasz (Leipzig).CH 


Lejars, F.: Les fausses lithiases biliaires. (Die Scheinfälle der Gallenstein- 
erkrankung.) Semaine méd. Jg. 33, Nr. 48, S. 565—566. 1913. 
Klinischer Vortrag zur Differentialdiagnose. Fischler (Heidelberg). 


Hart, C.: Über die kavernöse Umwandlung der Pfortader. Berl. klin. Wochen- 
schr. Jg. 50, Nr. 48, S. 2231—2234. 1913. 
Mitteilung eines seltenen Falles. 
Q a, angeblich nie krank, bekommt plötzlich Blutspeien, stirbt nach 2 Tagen an Anämie. 
Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 8 


— 114 — 


Obduktion ergibt geplatzten Oesophagusvarix bei gummöser Leberlues, sowie bei konginetaler 
Verbildung der Pfortader, die zu einer kavernösen Umbildung dieses Gefäßes geführt hatte. 


Hart bestreitet den Zusammenhang der Lues mit diesem Pfortaderbefund gegen- 
über der Erklärung anderer Autoren, die mit mehr oder minder großer Wahrschein- 
Nehkeit einen entzündlich-proliferativen Prozeß für die Pfortaderobliteration bzw. 
-Rekanalisation haftbar machen (Verse, Emmerich). In Fällen von Varicenblutung 
im Bereiche des Magens und des Oesophagus lohnt sich stets die Untersuchung des 
Pfortadersystems, namentlich bei kindlichen Fällen; möglicherweise finden sich Miß- 
bildungen der Pfortader, die die wahre Ursache der kollateralen Venenüberlastung 
sein können. Georg B. Gruber (Straßburg i. E.). 


Pankreas. 

= Vernon, H. M.: Autokatalyse des Trypsinogens. Zentralbl. f. Physiol. Bd. 27, 
Nr. 16, S. 841—843. 1913. 

Für seine schon früher geäußerte Ansicht, daß die Umwandlung des Trypsinogens 
in Trypsin ein autokatalytischer Prozeß ist, oder daß fertiges Trypsin als Aktivator 
aus Trypsinogen das Trypsin frei macht, werden neue experimentelle Beobachtungen 
angeführt. Aktiviert man Trypsinogen mit Enterokinase, so erfährt die Aktivierung 
ım Laufe der Reaktion eine zunehmende Beschleunigung, was für eine Autokatalyse 
spricht. Mit Enterokinase bei 16° aktivierter Pankreassaft wirkt auf inaktiven viel 
stärker aktivierend, als dem Gehalt an Enterokinase entspricht. Umgekehrt ist es 
nach Aktivierung bei 37°, weil hierbei ein großer Teil des Trypsins zerstört wird, und 
dieser labile Anteil des Trypsins besonders gut aktiviert. Inaktiver Saft wird durch 
aktives Trypsin vollständig ohne Beisein von Enterokinase aktiviert. Kirchheim. 


Better, O.: Über einen Fall von Pankreassklerose. Dissertation: Berlin 1913. 
Milz. 

Fajans, Salomea: Multiple, herdförmige Ektasie der Venensinus in der Milz. 
(Pathol. Inst., Straßburg i. E.) Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. 57, 
H. 2, S. 282—293. 1913. 

-= Der im Titel benannte Befund wurde bei der Sektion eines 73jährigen Mannes 
neben einem chronischen Morbus Brightii, linksseitiger Herzhypertrophie und Broncho- 
pneumonie erhoben. Die Milz 'war beträchtlich vergrößert (20 :12:9cm) und mit 
zahlreichen schwarzroten, bis haselnußgroßen Herden durchsetzt, hatte auch klinisch 
als Milztumor imponiert. Irgendein Anhaltspunkt für die Ätiologie der eigenartigen 
Milzveränderung ergab weder die Anamnese noch der übrige anatomische Befund. 
Verf. ist infolgedessen der Ansicht, daß „auf die Annahme einer nicht näher zu erklären- 
den Schwäche in der Wand des Venensinus zu rekurrieren ist“. Oskar Meyer (Stettin). 


Nieren: Urogenital-System. 


. Glaser, F.: Erysipelas contra Nephritis. (Auguste-Vietoria-Krankenh., Berlin- 
Schöneberg.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 48, S. 2228—2230. 1913. 

Eine subakute, mit stärksten Ödemen, Ascites und Hydrothorax einhergehende 
Nierenentzündung bei einem 12jährigen Knaben heilte plötzlich im direkten Anschluß 
an ein schweres Rumpf- und Oberschenkelerysipel. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Rovsing, Thorkild: Diagnose und Behandlung der hämatogenen Infektion der 
Harnwege. Zeitschr. f. urol. Chirurg. Bd. 2, H. 2, 3. 185—200. 1913. 

Nach Rovsing sind die verschiedenen Koli-Infektionen der Nieren und Harnwege 
ebenso wie die Tuberkulose fast stets hämatogener Natur. Die Kolinephritis setzt 
akut mit hohem Fieber, Lendendruck, Blasenbeschwerden, oft mit Schüttelfrost ein. 
Harnbefund; Blutkörperchen meist nur in den ersten 24 Stunden, dann Albuminurie 
mit Leukocyten und Bacillen. Zylinder fehlen bei der Kolinephritis regelmäßig, weshalb 
dieselbe häufig als Pyelitis bezeichnet wird. Weitere Fehldiagnosen sind Nierensteine 
und Appendicitis. Nur in wenigen Fällen reihen sich die akuten Anfälle aneinander, 


— 115 — 


führen zu schweren Allgemeinerscheinungen mit septischem Charakter. Bei der In» 
fektion mit Kalı sind schwere Krankheitsbilder weit seltener als bei der Infektion durch 
Streptokokken, Staphylokokken und Proteusbacillen. Bei letzteren Harninfektionen 
reagiert der Harn alkalisch, bei der Koliinfektion stets sauer. Zylinder und Epithelien 
werden öfter gefunden. Der Harn bei tuberkulöser Pyurie ist sauer, enthält aber keine 
Bakterien, wenn nicht Mischinfektion vorliegt. Bei der Nierentuberkulose ist operative 
Behandlung indiziert, dagegen ist in den wenigsten Fällen von anderen Niereninfektionen 
und fast niemals bei den schwersten Koliinfektionen ein operativer Eingriff nötig. 
R. hat Nieren, die sich von miliaren Abscessen bei der Operation (Probeexcision) durch- 
setzt zeigen, völlig ausheilen sehen. Er behandelt die Infektion der Harnwege mit 
großen Wassergaben (Agq. dest.) und Salol 3—4 täglich 1,0. In hartnäckigen Fällen 
Einlegen eines Dauerkatheters und Blasenspülung, damit die Blase ständig von in: 
fiziertem Harne befreit ist. Scheidemandel (Nürnberg). 

Babonneix, L., et R. Turquety: Atrophie rénale unilatérale. (Einseitige 
Nierenatrophie.) Gaz. des hôp. Jg. 86, Nr. 125, S. 1965—1967. 1913. 

Die 54jährige Patientin starb unter rasch zunehmenden nephritischen Symptomen. Die 
linke Niere wog bloß 50 g. Das sezernierende Parenchym war fast vollständig verschwunden, 
die Gefäße zeigten schwere arteriosklerotische Veränderungen. Die rechte Niere war ebenfalls 
im gleichen Sinne erkrankt, bloß in viel geringerem Maße. 8 Figuren. v. Lichtenberg (Straßburg). C# 

Strauss, H.: Über Fortschritte in der Behandlung von Albuminurie und Ne- 
phritis. Therap. d. Gegenw. Jg. 54, H. 12, S. 529—536. 1913. 

Übersichtsreferat nach einem Vortrag, in dem Verf. die in den letzten Jahrzehnten 
in der Nephritistherapie erreichten Fortschritte skizziert. A. Heineke (Badenweiler). 

Cheinisse, L.: Les pyélites infantiles. (Die Nierenbeckenentzündungen 
im Kindesalter.) Semaine méd. Jg. 33, Nr. 49, S. 577—579. 1913. 

Die Pyelitis ist bei den Kindern eine der häufigsten Ursachen hoher Temperaturen 
ohne physikalische Zeichen. Ohne Urinuntersuchung sollte niemals die Diagnose: 
„Fieber ohne nachweisbare Erkrankung‘ gestellt werden. Der klinische Teil verweist 
hauptsächlich auf deutsche Arbeiten, bringt auch therapeutisch nichts Neues. 


Harnwege und Genitalien: Scheidemandel (Nürnberg). 


Israel, J.: Ein ungewöhnlicher Fall von Tuberkulose des Harnapparats. Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 47, S. 2295—2296. 1913. 

Durch C'ystoskopie festgestellte Blasentuberkulose wurde auf doppelseitige Nieren- 
tuberkulose zurückgeführt, da im Urin beider Nieren durch den Ureterenkatheterismus 
Tuberkelbacillen nachgewiesen wurden. Die Annahme einer doppelseitigen Nieren- 
tuberkulose mußte fallen gelassen werden, da die Kranke sich gut erholte und nur von 
Zeit zu Zeit Eiterharn entleerte. Als Ursache dieser periodischen Eiterentleerung 
wurde ein mit der Blase verwachsener und kommunizierender Tubensack tuberkulöser 
Natur entfernt, worauf die Blasentuberkulose ausheilte. Die ırrtümliche Annahme 
der Nierentuberkulose war durch die Infizierung der Ureterenkatheter mit tuberku- 
lösem Material bei der Passage durch die Blase veranlaßt. Scheidemandel (Nürnberg). 

Fulei, Francesco: Die akute interstitielle rheumatische Orchitis. ( Pathol. anat. Inst., 
Univ. Rom.) Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. 57, H. 2, S. 183—200. 1913. 

Fulci traf in einem Fall von akutem Gelenkrheumatismus akut entzündliche 
Veränderungen im Zwischengewebe des Hodens (Blutungen, Zunahme der Lympho- 
cyten, Plasma- und Zwischenzellen) an und schließt daraus, daß auch der akute Gelenk- 
rheumatismus in der Ätiologie der Fibrosis testis eine Rolle spielt. Thorel. 


Blut und blutbildende Organe. 
Allgemeine Morphologie, Physiologie, Methodik: 


Roemmele, A., and Robert Sweet: Basophile patches in the protoplasm of the 
neutrophile polymorphs. (Basophile Flecken im Protoplasma neutrophiler 
polymorphkerniger Leukocyten.) Lancet Bd. 185, Nr. 6, S. 384—385. 1913. 

Die eigenartigen Zellen waren 5 Tage lang während des akut fieberhaften Stadiums 


ge 


— 116 — 


einer diagnostisch nicht klar gestellten Erkrankung eines 2ljährigen Mannes im Blut 
in größeren Mengen nachweisbar. Die basophilen Flecken waren mit Jenner, Giemsa und 
Toluidinblau gut färbbar, die einzelnen Zellen enthielten 1—2, seltener 4—5 basophile 
Flecken; vielfach schienen sie durch feine basophile Fäden mit dem Kern zusammen- 
zuhängen. Anfangs bestand eine erhebliche Leukocytose (90 600), gleichzeitig fanden 
sich auch zahlreiche Myelocyten, die später aus dem Blutbild verschwanden. Die 
Verff. vermuten in den geschilderten ungewöhnlichen Zellen ein Entwicklungsstadium 
der neutrophilen polymorphkernigen Leukocyten. Ibrahim (München). 

Ruffo, Albino: Di un nuovo metodo di colorazione delle cellule granulose 
(Mastzellen). (Eine neue Methode der Mastzellenfärbung.) (Istit. di patol. 
spec. chirurg. dimostr., e clin. chirurg. propedeut., uniw., Padova.) Gaz. internaz. di 
med., chirurg., ig. Nr. 26, S. 609—610. 1913. 

Verf. empfiehlt zur Darstellung der Mastzellen Färbung mit 1% Karbolfuchsin und 
Differenzierung in 5% Schwefelsäure. Joannovics (Wien). 

Krolunitsky, G.-A.: Quatrième note sur la leucocytolyse digestive. Moment 
@’apparition de la leucocytose digestive chez le chien suivant les aliments et 
dans les repas répétés. (4. Mitteilung über Verdauungsleukocytose, Auf- 
treten derselben beim Hunde nach wiederholter Mahlzeiten.) (Laborat. de 
pathol., exp. et comparée.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, 
Nr. 32, S. 394—396. 1913. 

Nach Versuchen an Hunden tritt die Verdauungsleukocytose je nach der Art der 
verabreichten Nahrung zu verschiedener Zeit auf. Folgende Zahlen wurden festgestellt.: 
Nach Fütterung mit Bouillon konstatiert man nach 1!/, Stunden, nach Einnahme von 
gehacktem Fleisch nach 2 Stunden, nach Milchgenuß nach 2—3 Stunden, nach dem 
Fressen von rohen Fleischstücken nach 4 Stunden und nach gekochtem Fleisch nach 
4!/, Stunden den Eintritt der Verdauungsleukocytose. Dieselbe setzt dann ein, wenn 
die Resorption beginnt, und sollte daher besser als Resorptionsleukocytose bezeichnet 
werden. Verf. hat die Theorie aufgestellt, daß die Verdauungsleukocytose dadurch 
entsteht, daß die Absorptionsprodukte der Nahrung die Leber reizen, und daß ein 
Antileukocytolysin sezerniert wird, welches das durch die Milz gebildete Leukocrvtoly- 
sin neutralisiert. Auch hierfür werden Experimente angeführt. H. Hirschfeld (Berlin). 

e Lazarus, A.: Klinik der Anämien. Spezielle Pathologie und Therapie. Hrsg. 
von weil. Hermann Nothnagel. 2. vermehrte u. umgearb. Aufl. Wien u. Leipzig 1913. 
Alfred Hölder. Mk. 7,60. 

Die neue Auflage des Lazarusschen Buches zeigt im wesentlichen die gleiche An- 
ordnung des Stoffes wie die erste Auflage. Wie diese zerfällt sie in 2 Hauptabschnitte, 
von denen der erste die einfachen Anämien (die akute posthämorrhagische und die 
chronische Anämie), der zweite die perniziöse Anämie behandelt. Beide Teile haben 
unter Berücksichtigung der Forschung der letzten 13 Jahre zahlreiche Zusätze und 
Verbesserungen erhalten, wenn auch naturgemäß in den grundsätzlichen Fragen keine 
wesentlichen Unterschiede zu verzeichnen sind. Die Literatur ab 1900, dem Jahre 
der ersten Auflage, ist in einem besonderen Verzeichnis aufgeführt. Die beiden farbigen 
Tafeln sind durch neue ersetzt, die das charakteristische Verhalten der Blutbilder bei 
sekundärer und perniziöser Anämie anschaulich zum Ausdruck bringen. v. Domarus. 


Pathologie und Therapie. 
Eigentliche Blutkrankheiten: 


Di Cristina, G.: Ulteriori osservazioni sull’anemia splenica infantile con speciale 
riguardo alla etiologia ed alla patogenesi. (Weitere Beobachtungen über die 
kindliche Anaemia splenica mit besonderer Berücksichtigung der Ätio- 
logie und Pathogenese.) (Isti. di din. pediatr., univ., Palermo.) Pediatria Jg. 21, 
Nr. 10, S. 748—763. 1913. 

Die Syphilis ist die häufigste pathogenetische Ursache der Anaemia splenica der Kin- 
der. Sie wirkt direkt (in den meisten Fällen) oder indirekt als Ursache der angeborenen 





— 117 — 


Dystrophie. In einer großen Anzahl von Fällen findet man Tuberkulose mit Syphilis 
verbunden, sie kann aber auch allein die Anaemia splenica erzeugen, jedoch ist sie selten 
deren Ätiologie. Wahrscheinlich ist die Pathogenese folgende: Es erfolgt eine chronische 
Intoxikation des hämatopoetischen Gewebes, sei es durch Gifte, welche durch die 
Placenta einströmen, oder durch die Milch ausgeschieden werden, sei es, daß die Toxine 
von einem tuberkulösen Herd die schon vor der Geburt verdorbenen hämatopoetischen 
Gewebe schädigen. Andere Faktoren, die septischen Infektionen nicht ausgeschlossen, 
können dasselbe Syndrom erzeugen. Zufällige Momente kommen als ätiologische Fak- 
toren nicht in Betracht. P. Busacchi (Bologna).* 

Heudorfer, Emil: Untersuchungen über die Konzentration des Blutserums bei 
Anämien und Blutkrankheiten. (Med. Unw.-Poliklin., Tübingen.) Zeitschr. f. klin. 
Med. Bd. 79, H. 1/2, S. 103—127. 1913. 

Heudorfer unterzieht ältere Angaben über die Blutserumkonzentration bei 
Chlorose, perniziöser Anämie, Carcinomanämie usw. einer Nachprüfung. Technisch 
wurde so vorgegangen, daß nach Fingerblutentnahme bei Individuen, die mindestens 
eine Viertelstunde, meist mehr als eine Stunde geruht hatten, das gewonnene Serum 
mittels des Pulfrichschen Refraktometers in einem Wasserbade von 17,5° C bestimmt 
und der Eiweißgehalt aus dem gefundenen Skalenteil nach der Reißschen Tabelle 
berechnet wurde. Bei normalen Erwachsenen betrug die Serumkonzentration 7,2% 
bis 9%, Eiweiß. Nach der Nachtruhe war die Konzentration am niedrigsten und stieg 
nach dem Aufstehen und bei gewöhnlicher Tagesbeschäftigung an, um sich dann im 
weiteren Verlauf des Tages nur noch wenig zu verändern. An verschiedenen Tagen war 
beim einzelnen Individuum die Serumkonzentration ziemlich konstant. Flüssigkeits- 
zufuhr (11 helles Bier) hatte nur geringen Einfluß auf dieselbe. Bei Chlorose und perni- 
ziöser Anämie zeigte sich in mehreren Fällen eine erhebliche Herabsetzung der Serum- 
konzentration, während die Werte bei sekundären Anämien fast normal sind. Myeloische 
und lymphatische Leukämie zeigten normale Werte, mit Ausnahme eines kachektischen 
Kranken der letzteren Form, der eine beträchtliche Reduktion des Serumeiweißgehaltes 
aufwies. Echte Polycythämie sowie Polyglobulie wiesen normale Werte auf, ebenso 
Fälle von Lymphogranulomatose und von malignen Tumoren, ausgenommen eine Kon- 
zentrationsverminderung bei schwerer Kachexie. Eine pathologische Erhöhung der 
Serumkonzentration fand sich in keinem der untersuchten Fälle. Werner Schultz. 

Robineau: Transfusion de sang. (Bluttransfusion.) Bull. et mém. de la 
soc. de chirurg. de Paris Bd. 39, Nr. 28, S. 1198—1202. 1913. 

In einem Falle von schwerster Anämie nach Hämorrhoidalblutungen hat Ro- 
bineau eine direkte Transfusion durch arteriovenöse Anastomose mit dem Blut- 
spender ausgeführt. Die Dauer der Sitzung betrug 13 Minuten. Vor der Transfusion 
betrug die Zahl der roten Blutkörperchen 1115 000 und der Hämoglobingehalt 25%, 
11/ Stunde nach der Transfusion waren die Zahlen 2 480 000 und 50%, 16 Tage später 
3570 000 und 67%. Der Patient war klinisch geheilt. H. Hirschfeld (Berlin). 

Rénon, Degrais, et Desbouis: Radiumthérapie de la leucémie myéloïde, présen- 
tation de malade. (Radiumbehandlung der myeloiden Leukämie, Kranken- 
vorstellu ng.) Bull. et mém. dela soc. méd. des hôp. de Paris Jg.29, Nr. 35, S.649-651.1913. 

Die an myeloider Leukämie leidende Patientin wurde schon einmal am 11. Juli 
vorgestellt, nachdem sie in 51 Tagen 4 Radiumbestrahlungen der Milz bekommen hatte. 
Vor der Behandlung füllte die Milz fast den ganzen Abdomen aus, und die Leukocyten- 
zahl betrug 260 000, am 11. Juli war die Milz viel kleiner geworden, und die Leukocyten- 
zahl betrug 7000. Eine fünfte Bestrahlung erfolgte am 27. Juli. Seitdem hat sich der 
Zustand weiter gebessert, die Milz hat eine normale Größe erreicht. Im Blut sind aber 
immer noch einige Myelocyten zu finden. H. Hirschfeld (Berlin). 

Ellermann, V.: Untersuchungen über das Virus der Hühnerleukämie. (Inst. 
Í. gerichtl. Med., Kopenhagen.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 1/2, S. 43—48. 1913. 


In dieser Arbeit sucht Ellermann noch einmal zu beweisen, daß die Angriffe 


— 118 — 


von Schridde und Skiba (die sog. Hühnerleukämie sei nur eine Leukocytose) und die 
von Burkhardt (die Hühnerleukämie sei eine Tuberkulose) hinfällig gind. Er schil- 
dert noch einmal die überaus charakteristischen mit der menschlichen Leukämie 
übereinstimmenden Blut- und Organveränderungen und erwähnt, daß es eine myeloische 
und eine Iymphatische Form der Hühnerleukämie gäbe. Für die infektiöse Natur 
spricht die Übertragbarkeit durch zellfreie Filtrate. Tuberkelbacillen werden durch Filter 
zurückgehalten. Auf diese Weise gelingt es, aus Material, das Leukämie und Tuberkulose 
zugleich enthält, das leukämische Virus zu isolieren. Der myeloische und der lympha- 
tische Typ können in einem Tier kombiniert vorkommen. Bei der Übertragung erkranken 
einige Tiere myeloisch, andere Iymphatisch. Dasselbe Virus scheint also bald myeloi- 
sche, .bald Iymphatische Reaktion hervorzurufen. Verf. schließt daraus, daß vielleicht 
auch beim Menschen die beiden Leukämieformen Wirkungen ein und derselben In- 
fektion sind. H. Hirschfeld (Berlin). 

Feiertag, J.: Zur chronischen familiären Splenomegalie ‚Typ Gaucher“. 
St. Petersburg. med. Zeitschr. Jg. 38, Nr. 21, S. 298—304. 1913. 

Nach einer kurzen Ausführung über die Milzfunktion bespricht Feiertag kurso- 
risch die Anaemia splenica Bantis, die Anaemia pseudoleucaemica, den Morbus 
Banti, den chronischen Ikterus mit Splenomegalie (‚Typ Minkowski-Chauffard‘“). 
Nach Auseinandersetzung des „Typs Gaucher‘‘ der analogen Milzerkrankung teilt er 
drei Fälle dreier Geschwister in klinischen Einzelheiten mit. 

I. J' 22J. Hatte schon als Säugling eine große Milz. Haut blaß; Puls regelmäßig. Kein 
Ascites. Leber nicht vergrößert. Milz vergrößert, hart, wenig beweglich. Urin ohne Urobilin 
und Urobilinogen. Blut dünn, blaßrot; Gerinnbarkeit herabgesetzt. Hämoglobin vermindert. 
Erythrocyten und Leukocyten herabgesetzt (Neigung zu Blutungen). Oligochromämie, Oligo- 
cythämie, relative Lympbocytose, Anisocytose, Poikilocytose. II. Ọ 18J. Seit 6 Jahren Milz- 
tumor; blasse Hautfarbe; Puls 72; Leber nicht vergrößert; kein Ascites; keine Drüsenschwel- 
lungen; Anämie. Blutbefund wie im 1. Fall. IIL 5' 13J. Seit 4 Jahren hochgradiger Milz- 
tumor; Neigung zu Blutungen; äußerst blaß; vereinzelte Lymphdrüsenschwellungen; beschleu- 
nigter Puls; Leber vergrößert; kein Ascites; Anämie mit anfänglicher Leukocytose; später 
mit Leukopenie. — Alle 3 Geschwister sind ohne Strumabildung, aber in der Entwicklung 
zurückgeblieben. Ikterus fehlt. 


Die Fälle bieten keinen Anhaltspunkt für die Ätiologie der Krankheit. Das fa- 
miliäre Auftreten der Krankheit neben den übrigen Symptomen: weist auf die Zuge- 
hörigkeit zum ,Typ Gaucher“ der Splenomegalien hin. Milzexstirpation ist bei der 
Gutartigkeit des Leidens nicht indiziert. Möglicherweise handelt es sich bei der Krank- 
heit um eine Konstitutionsanomalie. Georg B. Gruber (Straßburg). 

Bunting, C. H.: An etiologic study of Hodgkin’s disease. (Eine ätiologische 
Studie über die Hodgkinsche Krankheit.) (Pathol. laborat., univ. Wisconsin.) 
Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 20, S. 1803—1804. 1913. 

Verf. hat in 4 Fällen von Hodgkinscher Krankheit aus den vergrößerten 
Lymphdrüsen ein dem Diphtheriebacillus ähnliches Stäbchen gezüchtet. Durch 
Verimpfung des letzteren auf Affen erzielte er eine Vergrößerung einzelner Lymph- 
drüsen, deren histologisches Bild dem bei Hodgkinscher Krankheit vorhandenen 
sehr ähnlich war. Isaac (Frankfurt). 

Stienon, L.: Un cas d’ietere hemolytique. (Ein Fall von hämolytischem 


Ikterus.) Journal med. de Bruxelles Jg. 18, Nr. 47, S. 505—507. 1913. 

14jähriges Mädchen aus gesunder Familie. Seit 3 Monaten Schwäche und Gelbfärbung 
der Haut. Beträchtliche Anämie (durchschnittlich 1,5 Millionen Erythrocyten). Großer Milz- 
tumor. Harn sehr urobilinreich. Im gefärbten Blutpräparat: Anisocytose, Poikilocytose, einzelne 
Normoblasten und Megaloblasten. Resistenz der Erythrocyten normal; Beginn der Hämolyse bes 
0,54%, ClNa-Gehalt. Tod an Erschöpfung. Die histologische Untersuchung der Milz ergab im 
wesentlichen als Ursache der Vergrößerung eine starke Erweiterung der venösen Sinus. 

Es handelte sich also um einen Fall von erworbenem hämolvtischem Ikterus. Isaac. 


Symptomalische Blutveränderungen : 
Arnone, Gioachino: Le alterazioni degli elementi figurati del sangue (e degli 
organi ematopoietici) nelle infezioni febbrili. Ricerche cliniche e sperimentali. 


— 119 — 


{Die Beeinflussung der geformten Elemente des Blutes und der hämo- 
poetischen Organe durch fieberhafte infektiöse Erkrankungen. Klinische 
und experimentelle Untersuchungen.) (Clin. med. gen., uniw., Palermo.) Ann. 
di clin. med. Jg. 3, Nr. 1/2, S. 169—205. 1912. 

In Übereinstimmung mit den Literaturangaben findet Verf., daß bei typhösen 
Erkrankungen mit Bronchitiden, Enterorhagien und Bacillen im Blute eine Vermin- 
derung der Erythrocyten und Leukocyten des Blutes stattfindet. Eine Vermehrung er- 
fahren nur die Lymphocyten und gelegentlich auch die Übergangsformen. Degenerations- 
formen der roten Blutkörperchen sowie Regenerationsbilder derselben sind häufig, wäh- 
rend in Leukocyten sudanophile Granula nachweisbar werden. Nach intraperitonealer 
und intravenöser Injektion von virulenten und abgeschwächten Typhusbacillen zeigt 
das Blutbild der Kaninchen ebenfalls Hypoglobulie, welche mit der Deferveszenz in 
der Regel schwindet. Mit dieser Abnahme der roten Blutkörperchen geht eine Stei- 
gerung des Agglutinationsvermögens des Serums einher. Auch im Tierversuch lassen 
sich die verschiedenen degenerativen Vorgänge an den Erythrocyten nachweisen, da- 
neben aber finden sich auch Jugendformen. Ganz konstant ist auch eine Abnahme des 
Hämoglobingehaltes. Die weißen Blutkörperchen sind vermindert und steht die Hypo- 
leukocytose in keiner konstanten Beziehung zum Agglutinationsvermögen des Serums. 
Eine Vermehrung erfahren die Lymphocyten und die Übergangsformen, vermindert sind 
die Blutplättchen. Nur im anaphylaktischen Stadium fehlt die Hypoglobulie. Die 
hämopoetischen Organe reagieren mit Hyperfunktion von Knochenmark, Milz und 
Lymphdrüsen. Was das Zustandekommen der Blutveränderungen anlangt, so schließt 
sich Verf. der Ansicht jener Autoren an, welche Hypoglobulie und Leukopenie auf 
einen vermehrten Zerfall von Erythro- bzw. Leukocyten zurückführen, welche in letzter 
Linie Wirkung des Bakterientoxins ist. Joannovics (Wien). 

Bauer, Julius, und Marianne Bauer-Jokl: Untersuchungen über Blutgerinnung 
mit besonderer Berücksichtigung des endemischen Kropfes. (Med. Univ.-Klin., 
Innsbruck.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 1/2, S. 13—42. 1913. 

Die Autoren stellten die Gerinnungsfähigkeit des Blutes mit der Fuldschen Methode 
bei 21° C Zimmertemperatur an Blutstropfen aus der Fingerbeere fest. Sie nehmen an, 
daß die Fehlerquellen, welcher dieser Methode anhaften, sich bei einiger Übung auf 
ein Minimum reduzieren lassen, wenn man regelmäßig mehrere Untersuchungen an 
einem Individuum anstellt. Bei Kropfigen wurde fast konstant eine Gerinnungsver- 
zögerung ohne Beziehung zum Funktionszustand der Schilddrüse gefunden. Hypo- 
thyreosen zeigten in der Regel die Verzögerung der Blutgerinnung ausgesprochener 
als Thyreotoxikosen. In einem Falle von Hämophilie, Infantilismus, hypothyreotischer 
Genese, wurde nach längerer Darreichung von einer Thyreoidintablette (Burroughs, 
Wellcome und Co.) eine beträchtliche Besserung der vorher stark verzögerten Blut- 
koagulation unter gleichzeitigem Rückgang der Hämophiliesymptome erzielt. Nach 
Darreichung von 2 Tabletten, einer nach Ansicht der Autoren für diesen Fall zu hohen 
Dosis, verzögerte sich der Eintritt der Blutgerinnung wiederum. Nach Strumektomie 
und Thymusresektion geeigneter Fälle wurde eine Besserung der herabgesetzten Blut- 
gerinnungsfähigkeit beobachtet. Bei verschiedenen anderen Alterationen des Blut- 
drüsensystems sowie bei allgemeiner Neuropathie und Status hypoplasticus kam eben- 
falls eine Herabsetzung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes häufig zur Beobachtung. 
Als morphologischer Befund koinzidierte hiermit sehr häufig eine Lymphocytose bzw. 
Mononucleose und eventuell auch eine Eosinophilie. Eine Verzögerung der Gerinnungs- 
zeit wurde ferner bei Nephritis, bei verschiedenen Anämien und Leberaffektionen 
beobachtet. Werner Schultz (Charlottenburg-Westend). 


Zirkulationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Külbs: Über das Reizleitungssystem im Herzen des Fisches. Clarite-Ann. 


Jg. 37, S. 24—26. 1913. 


— 120 — 


Tigerstedt, Carl, und Yrjö Airila: Über die Einwirkung des Pituitrins auf die 
durch die Aorta strömende Blutmenge. (Physiol. Inst., Univ. Helsingfors.) Skan- 
dinav. Arch. f. Physiol. Bd. 30, H. 4/6, S. 302—308. 1913. 

Untersuchungen an Kaninchen (Curare, Äther), Tigerstedtsche Stromuhr in 
Aorta ascendens, Hg-Manometer-Blutdruckschreibung. Hirudin. Die Diagramme zeigen 
nach intravenöser Pituitrininjektion den von der peripheren Gefäßkontraktion allein 
abhängigen Blutdruckanstieg mit gleichzeitiger Abnahme der durch die Aorta strömen- 
den Blutmenge. Da aber das Minutenvolumen lange Zeit herabgesetzt bleibt, auch 
Irregularıtäten auftreten, was nicht allein durch die Bekämpfung des erhöhten Wider- 
standes zu erklären ist, wird auf eine direkte Schädigung des Herzens durch Pitui- 
trın geschlossen. Das stärker peripher wirkende Adrenalin ist für das Herz weniger 
schädlich. von den Velden (Düsseldorf). 

Werschinin, N.: Über die Herzwirkung des Pituitrins. (Pharmakol. Inst, Univ. 
Tomsk.) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 155, H. 1/2, S. 1—18. 1913. 

Pituitrin, das Extrakt der Hypophyse, bewirkt bei intravenöser Injektion Verlang- 
samung des Pulses und Vergrößerung der Pulshöhe (Aktionspulse). v. Cyon faßte diese 
Wirkung als Ausdruck einer Reizung der zentralen Enden der N. vagi auf. Dem wider- 
sprachen Untersuchungen Hedboms, der am isolierten Kaninchenherzen ähnliche 
Wirkungen des Pituitrins beobachten konnte. Verf. hat nun die direkte Herzwirkung 
dieses Körpers am isolierten Froschherz nach den Methoden von Williams und von 
Straub nochmals untersucht. Dabei konnte er gleichfalls die Verlangsamung des 
Herzrhythmus verbunden mit einer größeren Höhe der einzelnen Herzkontraktionen 

eststellen. Dadurch wird die allgemeine Arbeit des Herzens nicht erhöht. „Ihrem 
Charakter nach ist diese Wirkung analog der sogenannten therapeutischen Wirkung 
der Stoffe der Digitalingruppe auf das Herz.‘ — Der Angriffspunkt liegt in den peri- 
pheren Hemmungsapparaten. Am atropinisierten Herzen äußert Pituitrin zunächst 
keine Wirkung. Erst nach einiger Zeit wird Pituitrin wirksam. Pituitrin erregt somit 
die Hemmungsapparate im Herzen, die durch Atropin paralysiert werden. — Im Gegen- 
satz zur Herzwirkung der Digitalingruppe spielt der Unterschied in den Konzentrationen 
der Lösungen (1: 300 — 1: 10000) keinen Hauptfaktor in der Wirkung. Desgleichen 
hat P. keinen Einfluß auf die motorischen Knoten und den Herzmuskel selbst. Chiari. 

Boruttau, H.: Beiträge zur Erklärung der Endzacken im Elektrokardiogramm. 

(Städt. Krankenh. im Friedrichshain, Berlin.) Arch. f. Anat. u. Physiol., physiol. 
Abt,, Jg. 1913, H. 5/6, S. 519—540. 1913. 
Die noch strittige Bedeutung der Endzacken des Elektrokardiogramms (Zacken T 
und U nach Einthoven) suchte Verf. experimentell zu ergründen An Herzen von 
Fröschen, Schildkröten und Kaninchen, die in situ freigelegt waren, wurde eine Wand- 
partie zwischen Basis und Spitze desselben Ventrikels kauterisiert; an diese abgetötete 
Stelle wurde die eine Ableitungselektrode angelegt, während die andere entweder an 
einem in der Nähe der Basis oder an der Spitze gelegenen Punkt appliziert wurde 
Zur Kontrolle wurden auch Elektrokardiogramme von Basis und Spitze des gleichen Ven- 
trikels aufgenommen Bei denjenigen Registrierungen, bei denen die eine Elektrode an 
einer abgetöteten Stelle der Herzwand anlag, erhielt Verf. einphasische Aktions- 
ströme, deren Kurven ähnlich aussehen wie eine Druckkurve des Ventrikels: steiler 
Anstieg, Plateau, etwas sanfterer Abfall. Der Abfall erfolgte am Ende der Systole, und 
zwar bei Ableitung von der Basis etwas später als bei Ableitung von der Spitze; demnach 
bleibt die Basis etwas länger negativ als die Spitze. Als Ausdruck dieser länger dauern- 
den Negativität der Basis faßt Verf. die T-Zacke des gewöhnlichen Elektrokardiogramms 
auf. Das Negativwerden der T-Zacke bei Muscarinvergiftungund Vagusreizung 
erklärt Verf. dadurch, daß bei den genannten Eingriffen die Spitze länger negativ bleibt 
als die Basıs, eine Annahme, die er ebenfalls durch Versuche erhärtet hat. Die zwischen 
den beiden Zackengruppen Q, R, S und T, U liegende Strecke der Äquipotentialität ist 
ın analoger Weise als Interferenzerscheinung zu deuten. Joachim (Königsberg). 


— 121 — 


Snyder, Charles D.: Electromyogram studies. 1. On some technical procedures in 
the use of the Einthoven galvanometer. (Einige technische Änderungen für 
denGebrauch desEinthovenschen Saitengalvanometers.)(Laborat.ofphysiol., 
Johns Hopkins univ., Baltimore.) Americ. journal of physiol. Bd. 32, Nr.7, S.329—335.1913. 

Zweckmäßige Zusammenordnung der elektrischen Widerstände usw. auf einem 
einzigen Tisch. Einrichtung der Edelmannschen Kameratrommel zur Benutzung 
verschiedener Rotationsgeschwindigkeiten (4 mm bis 2 m pro Sek.). Die Einzelheiten 
müssen im Original nachgelesen werden. Frey (Königsberg). 

Hawley, M. C.: Studies of blood-pressure in states of excitement and depression. 
(Studien über Blutdruck in Erregungs- und Depressionszuständen.) 
(Ilinois state psychop. inst.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 5, 8. 526—538. 1913. 

Graphische Messung des Blutdruckes (Tonogramme) bei einer Reihe von 
Psychosen; es wird das Erlangersche Sphygmomanometer verwendet. Fälle von 
Manie zeigen typische Kurvenbilder, die wohl auf den veränderten Gefäßtonus zu- 
rückzuführen sind: Große Amplitude, Raschheit der pulsatorischen Oszillationen, 
kurzer Intervall zwischen dem Beginne der Oszillationen und der höchsten Ampli- 
tude. Der Blut- und Pulsdruck überhaupt ist erhöht. Er wächst bei Steigerung der 
klinischen Erscheinungen und fällt bei Genesung der Patienten. Ist Arteriosklerose 
vergesellschaftet, so ist der Druck noch höher, doch verändern sich nicht obige Charak- 
teristica! Diese sind allein auf den manischen Zustand zurückzuführen. — Fälle 
von Stupor zeigen niedrigen Blut- und Pulsdruck. Die Amplitude ist niedrig, die Puls- 
aktion langsam. Es scheint das eine Tonuserniedrigung der Gefäße anzudeuten. — 
Depressionszustände zeigen niedrigeren Blut- und Pulsdruck als die manischen, 
aber doch höheren als die stuporösen Zustände. Dasselbe gilt in bezug auf die Höhe der 
Amplitude, das Einsetzen der höchsten Höhe und die Raschheit der Oszillationen. Be- 
sondere Erhöhungen sind auf Muskelwiderstand oder organische Erkrankungen zurück- 
zuführen. — Melancholie zeigt fast normalen Blut- und Pulsdruck (relativ hoch, da 
die untersuchten Patienten im mittl. Alter). Muskulatorischer Widerstand und Arterio- 
sklerose kann das Bild verändern (höherer Druck, höhere Amplitude). — Bei Unter- 
suchung von vielen Patienten mag es möglich sein, hohen Blut- und Pulsdruck ın einer 
Reihe von Fällen auf Konto von Gefäß- und Nierenerkrankungen zu schreiben; auch 
der Widerstand von seiten des Patienten ist als Fehlerquelle zu beachten. Immer 
mehrere Messungen! . v, Jagić (Wien). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Rivet, Lucien, et Lucien Girard: Un cas de malformation cardiaque avec anomalies 
multiples de l'appareil circulatoire. (Ein Fall von Mißbildung des Herzens.) 
(Hôp. St. Antoine, Paris.) Arch. des malad. du caur Jg. 6, Nr. 11. S. 720—732. 1913. 

Verff. besprechen einen Fall von Mißbildung des Herzens und der großen Gefäße 
bei einem 25 Tage alten Mädchen. Klinisch, außer einer starken Cyanose und ständig 
herabgesetzter Körpertemperatur (34,50) nichts Pathologisches nachzuweisen. Die 
Sektion ergab Dextrokardie mit situs viscerum inversus incompletus. Das Herz zeigt 
folgende Anomalien: Ein einziger Ventrikel, ein Vorhof mit zwei gut ausgebildeten 
Herzohren und normalem Verlauf der Coronargefäße. Die Art. pulmon. an ihrer Mün- 
dung obliteriert. Eine Persistenz des Canal. arterial. und ein gemeinsamer Stamm der 
Pulmonalvenen, welche statt in den Vorhof zu münden, zu der Leber ziehen, wo sie mit 
der Vena portae und Vena carva inf. anastomosieren. Verff. untersuchen die Ent- 
stehung dieser Mißbildungen, indem sie die Entwicklungsgeschichte des Herzens be- 
sprechen. Es ist nicht unmöglich, daß bei einem so komplizierten Entwicklungsgang 
irgendeine hemmende Ursache eintritt und die Weiterentwicklung verhindert. Ro- 
kitanskys Theorie diesbezüglich erklärt eigentlich nicht die Ursache einer initialen 
Mißbildung. Cruveillier und Bouillaud haben bereits vor langer Zeit eine intra- 
uterine Endokarditis als Ursache angenommen. Diese Endokarditis entwickelt sich 
meist an der Mündung der Art. pulmon. und erklärt hiermit die daraus folgenden MiB- 


— 129 = 


bildungen. Es erübrigt, noch die Natur der Entzündung des fötalen Herzens zu unter- 
suchen. Anamnestisch war bei der Mutter des Kindes weder während der Gravidität, 
noch früher eine akute Infektionskrankheit zu erheben. Lues ebenfalls nicht vorhanden — 
Wassermann negativ. Hingegen Tuberkulose der Mutter, Vater Alkoholiker. Vielleicht 
genügen diese beiden Umstände vereinigt, die Stenose der Art. pulmon. hervorzurufen. 
Carre besteht auf dem Einfluß der Tuberkulose bei den Stenosen der Pulmonalarterien 
und Landouzy und Laederich ist es gelungen, experimentell eine Pulmonalstenose 
bei einer trächtigen, mit Tuberkulose infizierten Hündin hervorzurufen. Obwohl die 
histologische Untersuchung der Art. pulmon. keinerlei Anhaltspunkte bot, erscheint 
Verff. in Ermangelung irgendeiner anderen Ursache die Tuberkulose als einziger 
Faktor der Pulmonalstenose, welche in diesem Falle alle anderen Mißbildungen zur Folge 
zu haben schien. v. Jagić (Wien). 


Coenen, Ch.: Uber Endokardschwielen. Dissertation: Bonn 1913. 


Mathewson, G. D.: A case of auricular flutter. (Ein Fall von Vorhofstachy- 
kardie.) (Roy.infirm., Edinburgh.) Edinburgh med. journalBd.11,Nr.6,8.500-504. 1913. 

Bei einem 52jährigen Manne mit Herzinsuffizienz schlugen die Vorhöfe 298—312 mal 
in der Minute; die Ventrikel schlugen zuerst halb so oft; unter Digitalis verlangsamten 
sie sich auf ein Drittel der bisherigen Frequenz; vorübergehend trat auch Vorhofs- 
flimmern auf. Das Befinden des Kranken besserte sich jedesmal, wenn die Ventrikel- 
frequenz langsamer wurde. Magnus-Alsleben (Würzburg). 


De Respirationsapparat. 

Menzel, K.M.: Zur Frage der Kehlkopf- und Luftröhren-Verlagerung bei Verände- 
rungen der Thoraxorgane. Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 28, H. 1, 8. 74—82. 1913. 

Bei einem 48jähr. Pat., der — wie die Sektion ergab — an einem Bronchialcarcinom 
der linken Lunge mit mächtiger Tumorentwicklung im linken Oberlappen litt, fand sich 
bei der klinischen Untersuchung mittels Laryngoskopie ein Schiefstand des Kehl- 
kopfs, er war über die Mittellinie nach rechts verschoben, gegen das Zungenbein ge- 
neigt und emporgedrängt, so daß seine Längsachse von rechts oben nach links unten 
verlief. — Um die Ursachen der Larynx- und Tracheadislokationen aufzuklären, hat 
Menzel Versuche an Leichen unternommen, deren Ergebnis folgendes war: Eine 
Dislokation der Trachea und des Larynx findet nur bei sehr stark wirkenden Kräften 
statt; kommt es dagegen außer einer Schiefstellung der Trachea noch zu einer Dis- 
lokation des Larynx über die Mittellinie hinaus nach der der Zugrichtung entgegen- 
gesetzten Seite, so ist außer der primär dislozierenden Ursache noch ein raumbeengen- 
der Prozeß auf der Seite der Trachealverziehung vorhanden, der das Laryngo-Tracheal- 
rohr nach aufwärts und nach der entgegengesetzten Seite aus dem Thoraxraume drängt. 

Dunzelt (München). 

Pamperl, Robert: Über die nach Kropfoperationen auftretenden Funktions- 
störungen der Nachbarorgane. (Chirurg. Klın., Prag.) Bruns Beitr. z. klin. Chirurg. 
Bd. 87, H. 2, S. 413—452. 1913. 

Verf. bespricht zunächst die Innervation des Larynx, nachher die möglichen 
Schädigungen, denen der Nervus laryngeus ausgesetzt ist, hauptsächlich bei Kropf- 
operationen. Er unterscheidet: Recurrensparalysen, Recurrensparesen, Internus- 
paresen, Transversusparesen, Ödeme und Hämorrhagien, Rötung der Stimmbänder, 
von denen er unter 182 Strumektomien 9, 6, 2, 1, 11 und 3 konstatierte. Die Fälle 
sind alle vor und nach der Operation vom Spezialisten laryngoskopiert. Die Prognose 
ist Im ganzen eine gute: Paresen heilen meist in kurzer Zeit vollständig 
aus, Paralysen heilen funktionell meist gut, d.h. durch Kompensation des gesunden 
Stimmbandes, eine längst bekannte Tatsache. Eine große Rolle spielt dabei die Atrophie 
des Stimmbandes. Sehr selten ist die Wiederherstellung der Leitung. Von 9 nach- 
untersuchten Patienten mit Recurrensparalysen ergab einer laryngoskopisch voll- 


— 123 — 


ständige Heilung, 1 Besserung, 2 waren gleichgeblieben, 2 waren verschlechtert. Im 
ganzen 17,58%, postoperativer Larynxstörungen, aber nur 4,39%, dauernder Re- 
currensparalysen. Albert Kocher (Bern). 
Lungen, Pleuren, Mediastinum, Zwerchfell: Ä 

Kraus, F.: Über Lungenödem. Mitteilg. 1. Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. 
Bd. 14, H. 3, S. 402—412. 1913. 

Versuche an normal atmenden Kaninchen mit geschlossenem Thorax sowie an 
urethan-narkotisierten, künstlich geatmeten Katzen, bei welchen der Brustkorb links 
weit geöffnet und das Lungenvolum nach der Methode von Weber verzeichnet wurde; 
außerdem wurde der Druck aus der Carotis, A. pulmonalis und öfter auch aus der 
V. jugularis registriert. Sowohl bei den Kaninchen, als auch bei den Katzen ließ sich 
trotz der verschiedenen Versuchsanordnung akutestes, allgemeines, alveolares Lungen- 
ödem erzeugen, wenn ihnen nach vorheriger Durchschneidung beider Vagi ein die 
Größe der eigenen Blutmenge erreichendes Quantum physiologischer Kochsalzlösung 
(100—400 cem) intravenös einverleibt wird, und zwar ziemlich rasch in Absätzen von 
je 50 ccm. Durchschneidet man die Vagi erst auf der Höhe der Plethora, so tritt kein 
Lungenödem auf; dieses stellt sich aber sofort ein, wenn man dann noch weiter 50 bis 
100 ccm Kochsalzlösung einspritzt. Toxische Vaguslähmung (durch Atropin) und gleich- 
zeitige Kochsalzinfusion macht ebenfalls kein Ödem. Kochsalzinfusion allein macht 
kein Lungenödem; auf Infusion von 100 ccm NaCl-Lösung bei Katzen mit stark ein- 
geengtem Lungenkreislauf folgt sofort Herzflimmern, aber kein Ödem. Als Schul- 
beispiel für Lungenödem empfiehlt Verf. einen Versuch, in dem zuerst die Vagi durch- 
schnitten werden und dann Kochsalzlösung infundiert wird; dieses Ödem kann kurz- 
dauernd sein oder zum Exitus führen, was vor allem vom Zustande des Herzens abhängt. 
Der Eintritt des Ödems erfolgt trotz der abnormen Blutverteilun g bei hohem Arterien- und 
Pulmonalisdruck, ist also nicht etwa an Lähmung des linken Ventrikels geknüpft. Kommt 
es zum Exitus, so sterben beide Kammern gleichzeitig; umgekehrt bleibt das Ödem bei 
plötzlichem Tode durch Flimmern aus. Im Beginn der Infusion bleibt hingegen der 
Nutzeffekt der Arbeitsleistung des linken Ventrikels unter Mitwirkung einer Rück- 
stauung nach dem rechten Herzen hinter dem dieses letzteren zurück. Für die Ent- 
lastung des kleinen Kreislaufs von der überschüssigen Flüssigkeitsmenge kommen 
neben der Anpassung deg Gefäßsystems, vermehrter Sekretion und Transsudation usw. 
auch aktive Veränderungen im Kontraktionszustande der Lungengefäße selbst in 
Betracht. Rothberger (Wien). 

. Hochhaus, H.: Über die Behandlung der chronischen Bronchitis und Bronchi- 
ektasien mit der Durstkur. (I. med. Klin., Akad. f. prakt. Med., Köln.) Med. Klinik 
Jg. 9, Nr. 49, S. 2007—2010. 1913. 

Hochha us hat in einigen Fällen von chronischer Bronchitis die Durstkur 
Sıngers (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 4, S. 649 u. Bd. 6, S. 610) mit sehr gutem 
Erfolge angewandt; es wurde erhebliche Besserung, sogar Heilung (Beobachtungs- 
dauer 10 Monate) erzielt; in mehr oder minder kurzer Zeit nahm die Sputum- 
menge ab, das Allgemeinbefinden besserte sich erheblich, vor allem aber besserte 
sich die Herztätigkeit. — In anderen Fällen hingegen versagte diese Durstkur. Die 
Kur selbst wird so vorgenommen, daß der Patient täglich nur 400—500 ccm Flüssigkeit 
in Form von Suppen, Wein, Wasser, Milch zu sich nehmen darf; an jedem 4. Tage ist es ihm 
erlaubt, bis zu 21 Flüssigkeit zu trinken. Nach den ersten Tagen des Unbehagens wird 
die Durstkur ohne Beschwerden von den Patienten durchgeführt. Dunzelt (München). 

Arnstein, Alfred: Über den sogenannten ‚Schneeberger Lungenkrebs“. Ver- 
handl.d. Dtsch. pathol. Ges. 16. Tag., Marburg, 31. III.—2. IV. 1913, S. 332—342. 1913. 

Fälle von Lungenkrebs sollen bei den Bergleuten der Schneeberger Gegend ziemlich 
häufig vorkommen. Verf. beschreibt einen Fall von Plattenepithelkrebs der Lunge 
mit sarkomähnlichen Metastasen bei einem Bergmann in Schneeberg. Die Pathogenese 
der Erkrankung bedarf weiterer Studien. C. Lewin (Berlin). 


— 124 — 


Gwerder, J.: Die Plombierung der tuberkulösen Lunge. (Sanat. drosa.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 48, S. 2668—2669. 1913. 

Vorläufige Mitteilung. Gestützt auf die Mitteilungen Baers hat Verf. re 
plombierungen bei Kaninchen, Katzen und Hunden vorgenommen mittelst pneumati- 
scher Plomben, welche als geschlossene oder gestielte Gummiblase in verschiedensten 
Größen und Formen zur Anwendung kamen. Die Vorzüge dieser pneumatischen 
Plomben gegenüber den soliden sind mannigfacher Art, als Luft- oder Flüssigkeits- 
kissen legen sie sich überall gleichmäßig an (Lungenkolpeurynter) und entfalten den 
größten Druck nach dem Locus minoris resistentiae, ferner ist die pneumatische 
Plombe nach Umfang und Zeit variabel und gleich dem Pneumothorax nach Be- 
lieben dosierbar. Auch ist ihre Anlegung in vielen Fällen einfacher, indem die 
Kavernenwand nicht von vornherein über der ganzen Ausdehnung abgelöst zu 
werden braucht, da dies durch Steigerung der Luftzufuhr allmählich geschehen kann. 
Eine Organisation der Gummiblase ist ausgeschlossen. Nach dem günstigen Verhalten 
der pneumatischen Plomben im Tierversuch ist die Übertragung auf den Pat. be- 
rechtigt. Harms (Mannheim). 

Kawamura, K.: Über die künstliche Erzeugung von Lungenschrumpfung durch 
Unterbindung der Pulmonalarterienäste und den Einfluß derselben auf die Lungen- 
tuberkulose. (Kaiserl. chirurg. Univ.- Klin., Kyoto.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. 
Bd. 125, H. 3/4, S. 373—383. 1913. 

In Überdrucknarkose unterband Kawamura bei gesunden und vorher tuberkulös 
infizierten Hunden und Kaninchen den zum linken Unterlappen führenden Ast der 
Arteria pulmonalis. Die ausgeschalteten Lungenlappen wurden nach verschieden 
langer Zeit histologisch untersucht. Wie dies Bruns und Sauerbruch beschrieben 
hatten, kam es zu intensivster Bindegewebsentwicklung und Schrumpfung. Diese 
können nicht als Folgen eines hämorrhagischen Infarkts gedeutet werden, da sich 
ein solcher in jüngeren Stadien nach dem Eingriff nicht fand. Bei den vorher infizierten 
Tieren waren die tuberkulösen Herde von mehr oder weniger dicken Bindegewebskapseln 
umgeben; sie enthielten reichliche Kalkablagerungen; Tuberkelbacillen waren in ihnen 
kaum nachweisbar. In den übrigen Lungenlappen war die Tuberkulose viel weiter 
fortgeschritten. K. glaubt, daß sich die Ligatur von Pulmonalarterienästen 
bei auf einen Lappen höchstens auf eine Seite lokalisierten Phthisen 
therapeutisch verwenden lasse. Schumacher (Zürich).® 

Minerbi, Cesare: Esperimenti intorno alla trasmissione transtoracica delle 
vibrazioni dei diapason nel pneumotorace. (Versuche über die transthoracische 
FortpflanzungderSchwingungenvonStimmgabelnbeim Pneumothorax) 
(Arcısped. S. Anna di Ferrara.) Riv. crit. di clin. med. Jg. 14, Nr. 29, S. 449—452. 1913. 

Beim gesunden Individuum werden die Töne der Stimmgabeln Cie, Cza Cee ©; 
Cy Ca durch den Thorax deutlich, oft verstärkt fortgepflanzt. Der Ton von c, wird ab- 
geschwächt; die Töne von c,, c, werden völlig ausgelöscht. Das ‚signe du sou“ (Trous- 
seau) ist unter physiologischen Bedingungen auf dem Thorax nicht wahrnehmbar, 
weil beim Perkutieren mit zwei Geldstücken nur höhere Töne als c, vom Geldstück- 
plessimeter erzeugt werden. Beim Pneumothorax werden höhere Obertöne fortgepflanzt 
als von der gesunden Lunge. Das ‚„signe du sou“ tritt daher als Resonanzerscheinung 
beim Pneumothorax auf. Die Leitung der Obertöne wird im letzteren Falle begünstigt 
1. durch den erhöhten Druck im Pleuraraum; 2. durch das Fehlen des Lungengewebes; 
3. durch die glatten Wände; 4. wahrscheinlich muß auch der lufthaltige Raum eine 
gewisse Größe haben. Gigon (Basel). 

Samson, J. W.: Weitere Erfahrungen mit dem künstlichen Pneumothorax bei 
Lungentuberkulose. Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 21, H. 1/2 (Festschr. d. 11. internat. 
Tuberkul.-Konf., Berlin, 22.—26. X. 1913), S. 176—192 u. H. 3, S. 247—257. 1913. 

Samson hat in 25 Fällen schwererer Lungentuberkulose die Pneumothorax- 
therapie eingeleitet. In 3 Fällen gelangen die Stickstoffeinblasungen wegen ausgedehnter 


— 125 — 


Pleuraverwachsungen nicht. 4 weitere Fälle scheiden aus, da die erzielte Gasblase zu 
klein war, um einen Effekt zu erzielen. In 2 von diesen Fällen wurde ohne Erfolg ver- 
sucht, mehrere derartige kleine Gasblasen zum Konfluieren zu bringen. 5 Fälle zeigten 
anfangs eine günstige Wirkung des Pneumothorax, aber es ließ sich kein Dauererfoig 
erzielen, und zwar dreimal wegen Ausbreitung des tuberkulösen Prozesses auf die 
„gesunde Seite‘, einmal durch eine nach zweijähriger Besserung eintretende Gravidi- 
tät, die trotz frühzeitiger Unterbrechung eine zum Tode führende Verschlimmerung ver- 
anlaßte, einmal durch einen 3 Wochen nach einer Nachfüllung auftretenden tödlichen 
Herzkollaps. In 13 Fällen war der Erfolg ein guter. 8 Patienten haben ihren Auswurf 
völlig verloren, mit Ausnahme von 2 Fällen ist die Temperatur günstig beeinflußt. 
Bei 5 Patienten entwickelte sich ein Exsudat, das in einem Falle wiederholte Punk- 
tionen nötig machte. Für das Zustandekommen des Exsudates mißt S. den bei Verwach- 
sungen durch den hohen Druck hervorgerufenen Zerrungen Bedeutung bei. In 4 Fällen, 
in denen Albuminurie bestand, verschwand das Eiweiß aus dem Harne. Die erste 
Stickstoffeinblasung machte S. in der Regel nach der Brauerschen Schnittmethode, 
in einem Falle fand bei Anwendung der Stichmethode eine Gasembolie statt, deren 
Erscheinungen jedoch schnell wieder verschwanden. Tachau (Berlin). 


Bewegungsapparat. 


Klose, Erich: Zur Kenntnis der Osteopsathyrosis idiopathica. (Krüppelheim, 
Zwickau-Marienthal.) Monatsschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 12, Nr. 7, S. 347—385 
u.1 Taf. 1913. 

4 Fälle: 1. Fall: 16 Jahre alter Knabe. Heredität 0. Voraufgegangene Rachitis. Beginn 
der Erkrankung mit 1!/, Jahren, seither 19 Frakturen. 2. Fall: 14 Jahre alter Knabe. Keine 
Heredität, Beginn in frühester Jugend. Seit dem 8. Lebensjahr allein 6 Frakturen. Defor- 
mierung des Thorax und Beckens. 3. Fall: Mädchen, 10 Jahre alt. Vater litt els Kind an 
Knochenbrüchen. Beginn mit 1!/, Jahren, seither 18 Frakturen. 4. Fall: Knabe, 12 Jahre 
alt, keine Heredität, Rachitis wahrscheinlich. Erste Fraktur mit 1!/, Jahren, seither 11 Frak- 
turen, alle die untere Extremität betreffend. Thorax leicht asymmetrisch. Röntgenbefunde: 
Abgesehen von den Deformitäten zeigen alle 4 Fälle keine Verkürzungen der Extremitäten, 
nur Fall 2 Beckenveränderungen, ferner alle mehr oder weniger starke Dicken- und Struktur- 
veränderungen, geringe oder keine Erhöhung der Strahlendurchlässigkeit. An den Epiphysen 
bisweilen gewellter Verlauf oder geringe Verbreiterung. 

Verf. schließt osteomalacische Prozesse bei allen Fällen durch den protrahierten 
Verlauf aus. Er macht den bemerkenswerten Versuch, die bekannten histologischen 
Befunde mit seinen Röntgenbefunden in Einklang zu bringen. Die histologische 
Untersuchung von Excisionsstücken des 4. Falles gibt keinen Befund im Sinne der nach 
Looser identischen Osteogenesis imperfecta. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Ewald, Paul: Rückenschmerzen, Spondylitis deformans und Unfall. (Orthopäd. 
Inst. von Ottendorff u. Ewald, Hamburg u. Altona.) Monatsschr. f. Unfallheilk. u. 
Invalidenw. Jg. 20, Nr. 10, S. 321—326. 1913. 

Nach Unfall auftretende Rückenschmerzen sind sehr häufig durch die im 
Röntgenbild leicht erkennbare Spondylitis deformans bedingt. Merkwürdig ist 
nur, daß das Trauma oft gering ist und daß oft die Veränderungen an den Wirbeln sicher schon 
lange bestanden, ohne die Arbeitsfähigkeit zu beeinträchtigen. Der Kranke, der wegen anderer 
Verletzungen zu Bett lag, klagt beim Aufstehen über Kreuz- und Rückenschmerz. kann dann 
nicht mehr in gebückter Stellung arbeiten, nicht mehr schwer heben und tragen; nach längerer 
absoluter Ruhe schmerzen nämlich arthritisch deformierte Gelenke allein infolge W iederauf- 
nahme der Bewegungen und der Belastung, auch wenn sie von keinem Trauma betroffen waren. 
Das Trauma wird oft erst konstruiert. Dagegen ist Verschlimmerung durch nachgewiesenes 
Trauma anzuerkennen, wenn kein beschwerdefreier Zwischenraum (abgesehen von der erwähn- 
ten Bettruhe) vorhanden war. Die Gesamtkonstitution, Wirkung des Alters und Aufbrauchs 
sind zu berücksichtigen. Beim Zusammenwirken von Krankheit und Unfall sollte man, wie in 
anderen Ländern, nur proportional entschädigen. Grashey (München). CH 


Piske, Johannes: Zur Kenntnis der Stillschen Krankheit. (Heinrich- Kinder- 
Hosp., Kiel.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 48, S. 1968—1973. 1913. 

Verf. teilt die ausführlichen Krankengeschichten zweier Fälle von Stillscher Krank- 
heit mit. Der eine heilte unter Einreibung von Ungt. colloidale Crédé und blieb während 


— 126 — 


einer 10 Jahre dauernden Beobachtung gesund. Der zweite starb während der klini- 
schen Beobachtung; bei der Obduktion zeigte sich eine ausgebreitete Tuberkulose; 
eine Untersuchung der erkrankten Gelenke fand nicht statt. Orgler (Charlottenburg). 


Neurologie und Psychiatrie. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Levinsohn, Georg: Der optische Blinzelreflex. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. 

Psychiatr., Orig. Bd. 20, H. 3, S. 377—385. 1913. 

` Auf Grund von Studien an gesunden Versuchspersonen und auf der Basis klinischer 
Beobachtungen am kranken Menschen macht Levinsohn bezüglich des Blinzel- 
reflexes folgende Mitteilungen: Der erste Grad einer Lidschlußbewegung — sei es, 
daß dieselbe durch einen diffusen optischen Reiz, sei es durch Annäherung eines Gegen- 
standes an das Auge, hervorgerufen wird — ist eine leichte Zuckung des Unterlides, 
meist in der medialen Hälfte, und oft nur auf der Haut sichtbar. Diese Zuckung tritt 
bei schwachen Reizen nicht immer in Erscheinung, sie ist bei Annäherung leichter 
als bei diffuser Blendung auszulösen. Der Reflex ist in der Regel sehr leicht erschöpfbar. 
Stärkere optische Reize, die mit einem Unlustgefühl einhergehen, rufen entweder eine 
Blinzelbewegung des Oberlides oder eine mehr resp. weniger ausgesprochene Lidschluß- 
bewegung hervor. Das gilt sowohl für diffuse optische, wie distinkte optische Reize. 
Der Annäherungsreflex kommt immer auf dem Wege über den Cortex zustande, während 
der Lidreflex bei diffuser Belichtung jedenfalls, wenn auch vielleicht nicht immer, 
auch nach Ausschaltung der zentralen Sehsphäre ausgelöst werden kann. Der Blinzel- 
reflex bei diffuser Belichtung ist deshalb für das Vorhandensein des Sehens diagnostisch 
nicht verwertbar. Geronne (Wiesbaden). 

Polimanti, Osw.: Über einen Starrkrampfreflex bei den Schildkröten. (Pry- 
siol. Abt., zoolog. Stat., Neapel.) Zeitschr. f. Biol. Bd. 63, H. 1/2, S. 1—10. 1913; 

Leeuwen, W. Storm van: Quantitative pharmakologische Untersuchungen 
über die Reflexfunktionen des Rückenmarkes an Warmblütern. Mitteilg. 1. Wirkung 
von Chloroform, Strychnin und Coffein. (Pharmakol. Inst., Reichsuniv. Utrecht.) 
Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 154, H. 4/7, S. 307—342. 1913. 

Die Versuche wurden an dekapitierten bzw. decerebrierten Katzen angestellt. 
Vom freigelegten N. peroneus aus wurden mittels Einzelinduktionsschlägen die homo- 
lateralen Beuge- und gekreuzten Streckreflexe ausgelöst und die Hubhöhe graphisch 
registriert. In Normalversuchen zeigte sich, daß die Reflexe längere Zeit hindurch 
sich mit solcher Regelmäßigkeit hervorrufen lassen, daß die Prüfung der quantitativen 
Wirkung von Arzneimitteln auf die Reflextätigkeit des Rückenmarks ermöglicht wird. 
Zunächst wurde der Einfluß der Chloroformnarkose auf das Verhalten der Reflexe 
untersucht und die Beziehungen der Reflextätigkeit zum Chloroformgehalt des Blutes 
festgestellt. Dabei ergab sich ein vollständiger Parallelismus zwischen Abnahme der 
Reflexintensität und dem Anstieg des Chloroformgehaltes im Blute. Die von anderer 
Seite behauptete anfängliche Reflexsteigerung in der Chloroformnarkose konnte für 
die Rückenmarksreflexe nicht bestätigt werden. Das Coffein erhöht die Reflexe 
sowohl am unvergifteten wie am Chloroformtier. Die gleiche reflexsteigernde Wirkung 
hat auch das Strychnin. Sie ist auch bei Einzelinduktionsschlägen nachweisbar. Maase. 

Barbocco, Amerigo: Rapporti fisico-chimici fra liquido cefalo-rachidiano e 
siero sanguigno in soggetti sani e patologiei. (Physikalisch-chemische Unter- 
suchungen über die Beziehungen zwischen Liquor cerebrospinalis und 
Blutserum bei gesunden und kranken Personen.) (Istit. di clin. med., untv., 
Genova.) Clin. med. ital. Jg. 52, Nr. 10, S. 633—648. 1913. 

Auf Grund seiner Untersuchungen über das spezifische Gewicht, über das A, die 
Oberflächenspannung usw. usw. hält Verf. die Cerebrospinalflüssigkeit für eine diosmierte 
Flüssigkeit aus dem Blute. Das Verhalten der obengenannten physikalisch-chemischen 
Faktoren hat bei der Untersuchung kranker Personen keine pathognomonische Anhalts- 
punkte zur Diagnose der Erkrankung ergeben. Poda (Lausanne). 


— 127 — 


Babinski, J.: Désorientation et déséquilibration provoquées par le courant 
voltaique. (Über Desorientierung und Gleichgewichtsstörung, hervor- 
gerufen durch den elektrischen Strom.) Bull. med. Jg. 27, Nr. 87, S. 955 bis 
956. 1913. - 

Babinski gibt eine kurze Übersicht über die Ergebnisse, die die elektrische 
Untersuchung des Vestibularapparates zutage fördert. Außerdem bespricht er kurz 
die Erscheinungen, die auftreten — sei es bei der Untersuchung auf dem Drehstuhl, 
sei es bei der Spülung des Ohrs mit kaltem oder heißem Wasser. Auf Grund seiner 
Erfahrungen empfiehlt er, nicht nur die letzteren Untersuchungen zur Anwendung 
zu ziehen, sondern auch regelmäßig die elektrische Prüfung vorzunehmen. Sie läßt 
manchmal Störungen des Labyrinths erkennen, die sonst nicht diagnostizierbar sind. Sie 
bringt bezüglich des Vestibularapparates oft eine sichere und einwandfreie Bestätigung 
der Ergebnisse, die mit den anderen Methoden gewonnen worden sind. Geronne. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Periphere Nerven: 

Frenkel, Henri: Sur les relations des affections familiales du nerf optique 
avec celles du système nerveux. (Über die Beziehungen familiärer Erkran- 
kungen des Nervus opticus mit solchen des Nervensystems.) Arch. 
d’ophtalmol. Bd. 33, Nr. 11, S. 661—681. 1913. 

Frenkel weist in ausführlicher Darstellung auf die mannigfachen Beziehungen 
hin, die zwischen den familiär vorkommenden Erkrankungen des Nervus opticus und 
den verschiedenen familiären Nervenkrankheiten bestehen. Géronne (Wiesbaden). 

Henschen, Karl: Resektion des Nervus obturatorius vor seinem Eintritt in 
den Canalis obturatorius zur Beseitigung der spastischen Adductorencontractur. 
(Chirurg. Univ.-Klin., Zürich.) Zentralbl. f. Chirurg. Jg. 40, Nr. 51, S. 1947—1950. 1913. 


Rückenmark: 


Aleman, Osear: Kasuistischer Beitrag zur Foersterschen Operation bei gastri- 
schen Krisen. Nord. med. Arkiv, 1: Kirurgi Bd. 46, Nr. 4, S. 1—12. 1913. 

Foerstersche Operation bei einer 42jährigen Frau, welche seit 6 Jahren gastrische 
Krisen hatte. Während der Operation geschah die Resektion des 7., 8., 9. hintersten Wurzel- 
paares leicht. Die Untersuchung nach 6!/, Monaten zeigte, daß Patient arbeitsfähig ist, guten 
Appetit hat, nichts erbricht, 12 kg zunahm und die blitzartigen Schmerzen im Epigastrium 
verschwanden, jedoch blieben die Darm- und Blasenkrisen. 


Hierauf teilt Verf. die bisherigen aus der Literatur zusammengefaßten Erfolge 
mit. In 40 operierten Fällen ist die Mortalität 22,2%. Unter 3l am Leben Ge- 
bliebenen sind 7 von ihren Krisen befreit, 14 besserten sich. Wo Besserung 
eintrat, haben die gastrischen Krisen meistens aufgehört, das Erbrechen aber dauerte 
öfters noch weiter. In 4 Fällen blieben die Darm- und Blasenkrisen. 6 Fälle zeigten 
keine Besserung. Nach dem Verf. ist das einzeitige Eingreifen und die einfache (nicht 
usteoplastische) Laminektomie anzuwenden. von Bakay (Budapest).® 


Gehirn : 


Mingazzini, M. G.: Remarque additionnelle à ma note: „Sur quelques petits 
signes des parésies organiques.“ (Zusatz zum Artikel: Über einige kleine 
Zeichen organischer Lähmungen.) Rev. neurol. Jg. 21, Nr. 23, S. 668. 1913. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 589. 

Orsós, F.: Zur Durchspülung des Subduralraumes. Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. 
Bd. 125, H. 3/4, S. 384—390. 1913. 

Die Durchspülung des Subduralraumes ist möglich, wenn durch ein Bohrloch des Schädels, 
in dessen Bereich die Dura kreuzweise gespalten wird, eine Kanüle eingesetzt wird und die 
Ableitung der Spülflüssigkeit durch Lumbalpunktion erfolgt. Verf., der nur Leichenversuche 
vornahm, hat bei atrophischem Gehirn festgestellt, daß von einem Bohrloch oberhalb des 
Tentoriums in 10—15 Minuten bei einem Druck von 30—40 cm Wasser 500 ccm Flüssigkeit 
aus der Lumbalkanüle ausflossen ; saß die Einflußkanüle unterhalb des Tentoriums, so genügten 
für die gleiche Menge 5—6 Minuten. Da durch den Druck der Spülflüssigkeit die Gehirnteile 


— 128 — 


an die ventilartig wirkenden Scheidewände (Falx und Tentorium) angepreßt werden, ist bei 
normalem Gehirn oder bei akuter Meningitis nur das Durchspülen beschränkter Räume (supra- 
und infratentorial oder auch nur einer Seite) möglich. Dabei kann die vorgedrängte Arachnoidea 
oder, wenn diese verletzt ist, Hirnsubstanz die AbfluBöffnung verlegen und muß mit einer Sonde 
zurückgeschoben werden. Gümbel (Bernau).CH 

Tetzner, Rudolf: Hydrocephalus und Gehirnerschütterung. (Unfallnervenherlanst. 
„Bergmannswohl‘‘, Schkeuditz, Prov. Sachsen.) Monatsschr. f. Unfallheilk. u. Inva- 
lidenw. Jg. 20, Nr. 10, S. 315—321. 1913. 

Ein 28jähriger Färbereiarbeiter, welcher mit angeborenem Hydrocephalus internus be- 
haftet war, bekam nach einem schweren Sturz einen Krampfanfall, war dann noch wochenlang 
bewußtlos. Er war vorher zwar geistig etwas minderwertig, konnte aber den Lebensunterhalt 
für sich und seine Familie verdienen; nach dem Unfall wurde er im Verlauf von 6 Jahren völlig 
dement. Da er vor dem Unfall keinerlei Zeichen einer fortschreitenden Verblödung gezeigt hatte, 
so war das Trauma als Ursache, zum mindesten auslösendes Moment anzusehen. Man durfte 
eine Schädigung des Gehirns annehmen, vielleicht lag die Q ui nc kesche Meningitis serosa vor. 
Demenz als einfache Folge von angeborenem Hydrocephalus kommt vor, doch handelt es sich 
dabei um jugendliche Individuen. Grashey (München).CH 

Goldstein, Kurt: Über die Störungen der Grammatik bei Hirnkrankheiten. 
(Psychiatr. u. Nervenklin., Univ. Königsberg i. Pr.) Monatsschr. f. Psychiatr. u. 
Neurol. Bd. 34, H. 6, S. 540—568. 1913. 

Aus den klinischen Untersuchungen ergibt sich, daß zwei Arten grammatischer 
Störungen symptomatisch und genetisch zu unterscheiden sind, solche, die von den 
Störungen der Sprache und solche, die von denen des Denkens abhängen; erstere sprach- 
liche Form beobachtet man am häufigsten bei der motorischen und amnestischen 
(sensorischen) kombiniert mit der centralen Aphasie, letztere vornehmlich bei den 
transcorticalen Aphasien; diese dokumentieren sich hauptsächlich in fehlerhafter 
Stellung der an sich erhaltenen Sprachformen und in gedanklicher Unordnung, während 
jene sich im Depeschenstil einerseits und in Wortverstümmelungen bei Ausfall kon- 
kreter Bezeichnungen andererseits kund tun. A. Jakob (Hamburg). 


Funktionelle Nervenkrankheiten und Psychosen: 


Bonhoeffer, K.: Die Infektions- und Autointoxikationspsyehosen. (17. internat. 
Kongreß, London.) Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 34, H. 6, S. 506—510. 1913. 

Spezifische Psychosen, die für bestimmte Infektionserreger charakteristisch wären, 
gibt es nicht. Die Frage, ob jede Art von Psychosen durch eine Infektionskrankheit 
hervorgerufen werden kann, die neuerdings von einigen Seiten bejaht worden ist, möchte 
Bonhoeffer gleichfalls verneinen. Die Einteilung der Infektionspsychosen nach dem 
Verlauf der Grundkrankheit in Initialdelirien, Infektionsdelirien, Kollapsdelirien und 
Erschöpfungspsychosen bringt nur eine rein äußere, zeitliche Beziehung zur Grund- 
krankheit zum Ausdruck; symptomatologisch verschiedene Krankheitsbilder, ent- 
sprechend diesen Verlaufsphasen, lassen sich nicht absondern. Überhaupt sind die vor- 
kommenden Symptom- und Verlaufsbilder nichts weniger als pathognomonisch für die 
Infektionsätiologie; man sieht die gleichen Bilder bei nichtinfektiösen Schädigungen, 
vor allem toxischer und autotoxischer, aber auch traumatischer und zirkulatorischer 
Art. Ja, nicht einmal für die exogene Ätiologie überhaupt sind alle Zustandsbilder und 
Verlaufsformen charakteristisch; nur das Korsakoffsche Syndrom und echte Delirien 
kommen niemals bei den endogenen Psychosen vor. Was bisher von Autointoxikations- 
psychosen an akuten Störungen bekannt ist, zeigt eine weitgehende Übereinstimmung 
mit den psychischen Störungen bei den toxisch-ıinfektiösen Prozessen. Besondere Ver- 
hältnisse liegen vielleicht bei den Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion vor; 
wenigstens sprechen dafür die Erfahrungen mit der Thyreoidea, bei der die Hyper- 
funktion zu einer gesteigerten motorischen und affektiven Erregbarkeit, die Hypo- 
funktion zu einer Verlanesamung der Reaktion führt. Alle übrigen sich hier anschließen- 
den Fragen, insbesondere auch diejenigen nach dem Zusammenhang der hebephreni- 
schen und katatonıschen Erkrankungen mit Störungen der inneren Sekretion und da- 
durch bedingten autotoxischen Vorgängen sind zurzeit noch völlig offen. Haymann. 








Zentralblatt für die gesamte innere Medizin 


Band IX, Heft 3 und ihre Grenzgebiete S. 129—192 


Allgemeine Biologie und allgemeine Physiologie. 

Hadda, S.: Die Kultur lebender Gewebe in vitro. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 40, Nr. 1, 5. 33—35. 1914. 

Sammelreferat. 

Gruber, Charles M.: Studies in fatigue. 2. The threshold stimulus as affected 
by fatigue and subsequent rest. (Ermüdungsstudien. 2. Die Beeinflussung 
der Reizschwelle durch Ermüdung und Ruhe.) (Harvard med. school.) 
Americ. journal of physiol. Bd. 32, Nr. 8, S. 438—449. 1913. 

Die Reizschwelle für den entnervten Muskel wie für das Nervmuskelpräparat 
steigt bei Ermüdung durchschnittlich um 100— 200%. Nach 15 Minuten bis 2 Stunden 
Ruhe ist die normale Erregbarkeit wieder da. Frey (Königsberg). 

Tschirjew, S.: Elektrische Erscheinungen am tierischen Muskel- und Nerven- 
system. (Physiol. Laborat., St. Wladimir-Univ., Kiew.) Arch. f. Anat. u. Physiol, 
physiol. Abt. Jg. 1913, H. 5/6, S. 414—448. 1913. 

Das Elektrogramm des sich kontrahierenden Muskels (Pieper) soll nicht der Aus- 
druck von Aktionsströmen sein, sondern eine Folge der Änderung des Muskelwider- 
stands; in ähnlicher Weise wird die Entstehung des Elektrokardiogramms erklärt. Das 
Matteucci-Hermannsche Schema des Elektrotonus kann vor der experimentellen 
Kritik des Autors nicht bestehen. Frey (Königsberg). 

Heitzenroeder, Carl: Über das Verhalten des Hundes gegen einige Riechstoffe. 
(Physiol. Inst., Gießen.) Zeitschr. f. Biol. Bd. 62, H. 11/12, S. 491—507. 1913. 

Es wird das Erkennen des Riechstoffes durch Aufzeichnung der Atembewegungen 
registriert. Untersuchung einer großen Zahl von Substanzen, ohne daß daraus irgend- 
welche Gesetzmäßigkeiten abzuleiten wären. Frey (Königsberg). 

Lindemann, Walther, und Bernhard Aschner: Über Natur und Verbreitung 
vasokonstriktorischer und wehenerregender Substanzen im Körper. (Univ.-Frauen- 
klin., Halle a. S.) (85. Naturforsch. u. Ärztekongr., Wien, 1913.) Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 60, Nr. 50, S. 2779—2782. 1913. 

Versuche am isolierten Kaninchenohr nach Bissemski ergaben, daß die wässe- 
rigen, eiweiß- und peptonfreien Extrakte einer großen Zahl von Organen vasokonstrik- 
torısche Wirkungen entfalten. Am stärksten wirkt in diesem Sinne das Pituglandol 
(wenn auch weit schwächer als Adrenalin und Histamin), dann folgen in absteigender 
Reihe ihrer Wirksamkeit das Enteroglandol, aus Darmschleimhaut dargestellt, das 
Pankreoglandol, Thyreoglandol und Epiglandol (aus der Zirbeldrüse). Ovoglandol und 
Luteoglandol waren unwirksam. Die Extrakte aus Darmschleimhaut, Schilddrüse, 
Pankreas und Zirbeldrüse wirken in dieser Reihenfolge absteigend auch wehenerregend ; 
doch ist das Pituglandol klinisch derzeit das brauchbarste. So erzeugt das Enteroglandol 
zwar sowohl in der Eröffnungsperiode als auch nach der Austreibungszeit typische 
Wehen, doch ist die Wirkung nicht immer regelmäßig und kräftig genug; vielleicht ist 
unter anderen das Stadium der Verdauung, in dem das Tier, von dem die Darmschleim- 
haut stammt, sich eben befand, von Einfluß auf ihren Gehalt an wehenerregender Sub- 
stanz. E. Neubauer (Wien). 

Clowes, G. H. A.: On reversible emulsions and the role played by electrolytes in 
determining the equilibrium of aqueous oil systems. (Über reversible Emulsionen 
und die Rolle, die Elektrolyte bei der Bestimmung des Gleichgewichtes 
von Wasser-Ölsystemen spielen.) (State inst. f. the study ot malign. dis., Buffalo, 
N. Y.) Proceed. of the soc. f. exp. biol. a med. Bd. 11, Nr. 1, S. 1—3. 1913. 

Die ‚„Ölwasser‘emulsion, die man durch Schütteln von gleichen Teilen Olivenöl und 
Wasser unter genügendem Zusatz von!/ „n-NOH erhält, kann sofort in eine. Wasseröl“- 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 9 


— 130 — 


emulsion umgewandelt werden, wenn man CaCl, in geringem Überschuß im Verhältnis zu 
NaOH zusetzt. Zwei und dreiwertige Kationen wirken intensiver als einwertige, wie dies 
schon Loeb und seine Schüler für biologische Systeme nachgewiesen haben. Chiari. 


Clowes, G. H. A.: On analogous effects exerted by antagonistic calcium and 
citrate ions in physical and biological systems. (Über analoge Wirkungen 
hervorgerufen durch antagonistischeCalcium- und Citrationen in physi- 
kalischen und biologischen Systemen.) (State inst. f. the study of malign.dis., 
Buffalo, N. Y.) Proceed. of the soc. f. exp. biol. a. med. Bd. 11, Nr. 1, S. 4—5. 1913. 

Diese Wirkungen wurden an einer wässerigen Suspension von ölsaurem Natron ge- 
prüft, der in verschiedenen Verhältnissen m/,CaCl,-Lösung und eine äquivalente Natri- 
umcitratlösung zugesetzt wurden; dann wurde Giftwirkung dieser Lösungen auf Mäuse 
und der Einfluß dieser Mischungen auf hämolytische Systeme untersucht. Aus den Ver- 
suchen geht hervor, daß der Punkt, an dem das Oleat aus seiner wässerigen Suspension 
nicht gefällt wird, genau mit dem übereinstimmt, bei dem sich keine schädigende Wir- 
kung auf Mäuse oder den hämolytischen Prozeß zeist. Chiari (Wien). 


Allgemeine Pathologie. 


Chagas, Carlos: Zur Epidemiologie des Amazonasgebietes. Brazil Medico 
Jg. 27, Nr. 42, S. 450—456. 1913. (Portugiesisch.) 

Für das ganze Amazonasgebiet ist die Malaria die bei weitem wichtigste Volks- 
krankheit. Sie dürfte dort in größerer Häufigkeit auftreten als irgendwo sonst auf der 
Erde. Es gibt Distrikte, wo die ganze Bevölkerung infiziert ist und Dörfer und kleine 
Städte, in welchen sie in kurzer Zeit die Hälfte der Bewohner hingerafft hat. In einigen 
Gummigegenden steigt die allgemeine Mortalität auf 70% lediglich durch die Malaria. 
Die Krankheit nimmt oft merkwürdige, auch dem spezialistisch vorgebildeten Forscher 
unbekannte Formen an; der Nachweis der Plasmodien ermöglicht oft allein die Dia- 
gnose. Von den drei Spezies der letzteren, die natürlich alle zu finden sind, herrschen 
fast überall die Tertiana benigna und die Tertiana gravis vor. Nur im Acregebiet trifft 
man die Quartana häufiger; vielleicht aber handelt es sich dabei um eine besondere 
Unterart, wie sowohl morphologische und biologische als besonders auch klinische Ab- 
weichungen von den gewohnten Bildern wahrscheinlich machen. Von solchen klini- 
schen Eigentümlichkeiten sei erwähnt ein sehr früh auftretendes, meist an der Tibia 
lokalisiertes, aber oft auch den Stamm und die Oberextremitäten befallendes Ödem. 
Ein durchgängiges Charakteristicum der Amazonas-Malaria ist die Häufigkeit schwerer 
nervöser Symptome auch in akuten Fällen: In den Beinen beginnende und nach oben 
fortschreitende Lähmungen von der Art der Landryschen Paralyse stellen sich schon 
nach wenigen Tagen ein, oft den letalen Ausgang bedingend; nicht selten tritt aller- 
dings unter spezifischer Behandlung Besserung und selbst Heilung ein. Die Poly- 
neuritis ex Malaria, von der frühere Autoren viel gemeldet haben, ist, wenn überhaupt 
vorkommend, sicher sehr selten. — Angesichts des ungemeinen Reichtums an Culi- 
cidien-Arten in Nordbrasilien ist es auffallend, daß nur drei Überträger gefunden 
werden konnten: die Cellia albimana argysotarsia und die Stethomya nimba. — Echter 
Beriberi begegnet man zwar in allen Teilen des Gebietes, aber doch lange nicht so häufig 
wie allgemein angenommen wird. Die mehrfach beschriebene akuteste Form, die sog. 
galoppierende Beriberi konnte Chagas trotz besonders darauf gerichteter Aufmerk- 
samkeit nicht beobachten. Eine wichtige Rolle spielen die verschiedenen Erscheinungs- 
formen der Leishmaniose, besonders die bisher keiner Therapie weichenden „wilden 
Geschwüre‘. Erst vor kurzem hat G. Vianna in der Einspritzung von Emetin ein 
sicheres Heilmittel gegen diese Krankheit eingeführt. — Bezüglich der Purü-Purü 
venannten, sicher kontagiösen fleckigen Hautkrankheit konnte Verf. die Ansicht 
früherer Autoren, wonach es sich um eine Streptothrixinfektion handle, nicht be- 
stätigen. Die Ätiologie bleibt einstweilen dunkel. Innere Organe sind an der Erkran- 


— 131 — 


kung nie beteiligt. Ankvlostomiasis kommt in größerer Ausdehnung am Rio Negro 
vor. Lepra gibt es in allen Distrikten. Eine Isolierung der Patienten wird nirgendwo 
geübt. H. Richartz (Bad Hombuug). 


Peiper, Albrecht: Beobachtungen über das Wintermaximum der Säuglings- 
sterblichkeit. (Univ.-Kinderklin., Greifswald.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 9, 
H. 3/5, S. 381—400. 1913. 

Auf Grund des in der Literatur niedergelegten Materials und eigener die Verhält- 
nisse in Greifswald berücksichtigender Untersuchungen kommt Verf. zu folgenden 
Schlußfolgerungen. Die Höhe des Wintermaxiums der Säuglingssterblichkeit steht im 
umgekehrten Verhältnis zu dem des Sommermaximums. Klimatische Verhältnisse 
und Wohnungstemperatur stehen in keiner direkten Beziehung zur Wintersterblichkeit. 
Das Wintermaximum ist, wenigstens in den Städten, hauptsächlich auf eine Zunahme 
der Erkrankungen der Atmungsorgane zurückzuführen. Salle (Berlin). 


Freund, Hermann: Über Kochsalziieber und Wasserfehler. (Med. Klin., Heidel- 
berg.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 74, H.5, S. 311—317. 1913. 

Gegenüber dem Bestreben, neuerdings das Fieber nach Kochsalzinjektionen stets 
auf den ‚„Weasserfehler‘‘ zu beziehen, weist Freund auf seine früheren und neueren 
Versuche hin, die zeigen, daß mit Kochsalz, auch per os, die Temperatur beeinflußt 
werden kann. Dieses NaCl-Fieber läßt sich durch Ca (Ringersche Lösung) verhindern, 
doch ist auch mit Ringer der Wasserfehler möglich. Beim Mensch kommt richtiges 
NaÜl-Fieber nur in geringen Graden vor; beim Tier ist seine Entstehung von vielen 
Faktoren (Fütterung, innere Sekretion? u. a.) abhängig. von den Velden (Düsseldorf). 


Allgemeine Diagnostik und Symptomatologie. 


Murray, George R.: An address on the clinical significance of spontaneous hae- 
morrhage as an early sign of disease. (Über die klinische Bedeutung spontaner 
Blutungen als Frühsympto m.) British med. journal Nr.2763, S. 1521—1523. 1913. 

Die Beurteilung spontaner Blutungen ist von größter Wichtigkeit, einmal weil 
sie eventuell die Lokalisation der Grundkrankheit ermöglichen, dann weil sie zufolge 
groBen Blutverlustes zu sekundärer Anämie führen können. Epistaxis: Symptom 
des Typhus, Influenza, Granularatrophie der Nieren, Arteriosklerose. Hämoptyse: 
Tuberkulose, Aneurysma, Neoplasma, Hämorrhagie aus der Rachenschleimhaut oder 
aus Kehlkopfvaricen. Hämaturie: Tuberkulose, Neoplasma, Nephrolithiasis, Ne- 
phritis, essentielle Hämaturie, Blasentumoren, Bilharzıa haematobia. Gastro- 
intestinale Blutungen: neben den üblichen Ursachen (Ulcus, Carcinom) bei Anaemia 
splenica, Varicen des Oesophagus, des Magens, des Dünn- und Dickdarms; Gastrotaxis 
(Blutungen aus der geschwollenen Schleimhaut). Wiederholte kleine Hämorrhoidal- 
blutungen bedeuten insofern bei Nichtbeachtung eine Gefahr, als sie zu sekundärer 
Anämie führen können, ohne daß Patient und Arzt ein Urteil über die Ursache der 
letzteren gewinnen. Alfred Lindemann (Berlin). 


Lesieur, Ch., et J. Marchand: La submatité de la base droite (submatité ré- 
tro-hépatique) signe de fièvre typhoïde. Statistique portant sur 150 observations. 
(Die relative Dämpfung über der rechten Lungenbasis [relative retro- 
hepatische Dämpfung] als Typhussymptom. Statistik über 150 Fälle.) 
Presse med. Jg. 21, Nr. 62, S. 625—626. 1913. 


Das von Lesieur beschriebene Zeichen der relativen Dämpfung rechts hinten unten 
wurde unter 114 sicheren Typhusfällen 87 mal deutlich gefunden. Die übrigen 27 Fälle kamen 
alle erst Ende der 3. Woche oder später zur Beobachtung. In der Rekonvaleszenz verschwindet 
das Symptom. Es erscheint wieder vor einem Rezidiv und hat deshalb prognostische Be- 
deutung. Fortbestehen der Dämpfung nach Entfieberung sei ebenfalls prognostisch wichtig. 
Zur Erklärung des Symptoms werden Lungen- oder Pleurapruzesse abgelehnt, auch Hochstand 
der Leber durch Meteorismus habe nur akzessorische Bedeutung. Vielmehr wird eine Vo- 
lumyermehrung der Leber angenommen. Diese Volumvermehrung sei auf Stauung zurück- 
zuf n, weil das Symptom von Tag zu Tag wechseln kann. Katsch (Altona). 


9% 


— 132 — 


Groat, William A.: An improved elinical and a microchemical test for blood. 
(Eine verbesserte klinische und mikrochemische Prüfung aufBlut.) (Coll.of 
med., univ., Syracuse.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd.61, Nr. 21, S.1897. 1913. 

Ein makroskopischer Nachweis für Blut geschieht nach folgender Methode: In zwei reine 
Tuben werden 5 ccm Eisessig gegossen und dazu eine Messerspitze Benzidin und gleichviel 
Bariumoxyd getan. Unter schwachem Aufbrausen tritt eine braun- bis grüngelbe Färbung 
auf. Reine Grünfärbung zeigt Verunreinigung durch Eisen an. In eine der Tuben wird 1 cem 
der zu untersuchenden Substanz in Lösung oder im Extrakt getan und es muß bei positiver 
Reaktion nach 1—2 Sekunden eine blaugrüne Färbung eintreten. Zum mikroskopischen Nach- 
weis wird das Material trocken unter dem Deckgläschen zerrieben und nach Möglichkeit identi- 
fiziert. Läßt man jetzt von dem Benzidin-Bariumoxydreagenz hinzulaufen, so bildet sich ein 
blauer Hof um das Blutpartikelchen. Dohrn (Berlin). 


Allgemeine Therapie und Diätetik. 


Noorden, Carl von: Über Bananen und Bananenmehl. Med. Klinik Jg. 9 
Nr. 49, S. 2020—2022. 1913. 

Die Banane zeichnet sich durch einen sehr hohen Nährwert aus, der auf 78—82 
Kalorien pro 100 g eßbaren Teil zu schätzen ist. An Kohlehydrat besitzt sie ca. 18— 20°, 
das vor dem Höhepunkt der Reife als mehlartige Substanz vorhanden ist. Als Fort- 
schritt ist es zu bezeichnen, daß von den Deutsch-Kolonialen Bananen-Mühlenwerken 
Bananenmehl unter dem Namen „Melban“ in den Handel gebracht worden und 
somit ein ausgiebiger Gebrauch von Bananenkohlehydrat ermöglicht ist. Dieses wird 
von Gesunden und Kranken ausgezeichnet resorbiert und ausgenützt. Mit bestem 
Erfolge hat es Verf. bei Diabetes mellitus, Gicht, Nierenkrankheiten, dysenterieartigen 
Erkrankungen und Entfettungskuren angewandt. Lampe (München). 

Lust, F.: Über die mißbräuchliche Verwendung von Eiweißwasser bei der 
Behandlung akuter Ernährungsstörungen von Säuglingen. (Kinderklin., Heidelberg.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 49, S. 2720—2722. 1913. 

Die Verträglichkeit von Eiern ist im Kindesalter verschieden. Gelbei wird selbst 
von neugeborenen, gesunden Kindern gut vertragen. Auch an ältere gesunde Kinder 
hat man Eier in großen Mengen und ohne Nachteil verfüttert. Anderseits aber gibt es 
Kinder, die nach Eigenuß Durchfälle, Hautausschläge und dergleichen bekommen. 
Auch der Verf. beobachtete mancherlei Störungen durch Eierverabreichung an Säug- 
linge, so Enteritiden mit blutig-eitrigen Stühlen, in einzelnen Fällen Erbrechen, auch 
vasomotorische Störungen wie Ödeme, Urticaria, rubrolaartige Exantheme. Er warnt 
deshalb vor dem Eigenuß im allgemeinen und vor der Verabreichung des vielfach von 
älteren Ärzten noch verordneten Eiweißwassers an ernährungsgestörte Säuglinge im 
speziellen. Birk (Kiel). 

Obermüller, H.: Über Koagulen Kocher-Fonio, ein neues Blutstillungsmittel 
und seine Anwendung in der Rhinologie. Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 51, 
S. 2832—2833. 1913. 

Grober: Behandlung der Asphyxie (nach Erhängen, Ertrinken, Verbluten, In- 
toxikation, Einatmung irrespirabler Gase). Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 52, 
S. 2545—2547. 1913. 

Grober: Behandlung akut bedrohlicher Erkrankungen. Ein Zyklus klinischer 
Vorträge. 6. Behandlung des Hitzschlags, des Sonnenstichs und der Starkstrom- 
verletzungen. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 1, S. 1—3. 1914. 

Albers-Schönberg: Das Problem der Heilwirkung der Röntgenstrahlen. Zeitschr. 
f. ärztl. Fortbild. Jg. 11, Nr. 1, S. 12—19. 1914. 

Pagenstecher, Alexander: Über die praktische Identität von Radium und 
Röntgenstrahlen. Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 46, S. 2562—2563. 1913. 

Daß die Röntgenstrahlen mit den y-Strahlen des Radıums im Prinzip identisch 
sind, wird in der Arbeit Pagenstechers zahlenmäßig abgeleitet. Was den Röntgen- 
strahlen an Intensität gegenüber dem Radium noch fehlt, läßt sich durch die längere 
Dauer der Bestrahlung ersetzen. Auf die allerhärtesten Strahlen kann man wahr- 


— 13 — 


scheinlich verzichten, weil deren Durchdringungsfähigkeit zu groß ıst,’als daß die 
therapeutische Wirkung noch erheblich sein könnte. Fleischmann (Berlin). 


Pharmakologie und Toxikologie. 
Bennecke, H.: Klinische Beobachtungen über ‚‚Isticin“, ein neues Abführmittel. . 
(Med. Klin., Jena.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 50, S. 2789—2790. 1913. 
Das Präparat (1,8 Anthrachinondisulfosäure durch Verschmlezen mit Kalk dargestellt) 
wurde bei 40—50 Personen klinisch erprobt; bei Dosen von 1!/,—2 Tabletten trat nach 7 bis 
8 Stunden Stuhlgang ein; 5 von den Kranken klagten über Kollern und Bauchschmerzen; 
meist war die Stuhlkonsistenz nicht breiig. — Bei Erwachsenen soll man nicht unter Dosen 
von 1!/, Tabletten heruntergehen, nur selten sind 3 Tabletten zum Erfolg nötig. Am besten 
wirkt das Mittel bei atonischer Obstipation, bei spastischer müssen größere Dosen gegeben 
werden. Ob Gewöhnung eintritt, läßt sich noch nicht sagen. Biberfeld (Breslau). 


Hanzlik, Paul J., and Russell J. Collins: Quantitative studies on the gastro- 
intestinal absorption of drugs. 3. The absorption of alcohol. (Quantitative 
Studien über die gastrointestinale Absorption von Heilmitteln. 3. Die 
Absorption von Alkohol.) (Med. school, Western res. univ., Cleveland.) Journal 
of pharmacol. a. exp. therapeut. Bd. 5, Nr. 2, S. 185—213. 1913. 

Beim Studium der Absorption von verschiedenen Heilmitteln war es auffallend, 
daß diese zuerst sehr rasch vor sich geht, dann aber sistiert und ungefähr ein Drittel 
davon unabsorbiert bleibt. Die Untersuchungen wurden an abgebundenen Darm- 
schlingen von 15 cm Länge vorgenommen. Alkohol wurde in 1Oproz. Lösung in einer 
Menge von 10 ccm in die Darmschlinge eingebracht. Die Versuche wurden an Hunden 
und Katzen ausgeführt, bei denen sich die Absorption als identisch erwies. Die ver- 
schiedenen Abschnitte des Darmkanals verhalten sich folgendermaßen: Magen und 
Dünndarm ungefähr gleich, die Absorption vom Dickdarm um !/, stärker. Die Ab- 
sorption wird wenig beeinflußt durch die Konzentration des Alkohols. Sie ist 
nach 1/,—1 Stunde beendet. — Intravenöse Injektion von Alkohol verhindert die 
Absorption vom Darm. Diese Behinderung der Absorption ist nicht bedingt durch 
Wiederausscheidung in den Darm. Der allgemeine Blutdruck hat keinen Einfluß auf 
die Absorption von Alkohol. Lokal gefäßerweiternde Mittel beschleunigen, gefäßver- 
engernde verlangsamen die Absorption. Alkohol, intravenös verabreicht, bedingt 
eine Verlangsamung der Blutzirkulation in den Eingeweidegefäßen, somit scheint diese 
der Grund für die verlangsamte Absorption vom Darmkanal aus zu sein. Lipoide ver- 
langsamen gleichfalls die Absorption von Alkohol. — Die Ursache, warum ein Teil 
des Alkohols unabsorbiert in der Darmschlinge zurückbleibt, ist darin gelegen, daß ein 
Teil desselben von dem Darmgewebe zurückgehalten wird. (Vgl. dieses Zentralblatt 
Bd. 2, S. 6.) Chiari (Wien). 

Rübsamen, W.: Klinisch-experimentelle Untersuchungen über die Wirksamkeit 
synthetischer Wehenmittel. (Kgl. Frauenklin., Dresden.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 60, Nr. 49, S. 2724—2726. 1913. 

Nach den bisherigen Versuchsergebnissen sind zwei Hauptgruppen von Wehenmitteln 
zu unterscheiden: 1. rasch aber nur vorübergehend wirkende Mittel (die Hypophysen- 
präparate); 2. solche, die erst nach einer gewissen Zeit wirken, deren Wirkung aber eine 
mehr anhaltende ist (Mutterkornpräparate). Die besten Erfolge bei atonischer Nach- 
blutung ergaben die Kombination der Pituitrin- und Secacorninwirkung. — Da diese 
Präparate ‚im chemischen Sinne“ als ‚‚unrein‘ zu bezeichnen sind, so wurden eine Reihe 
von Körpern aus dem Mutterhorn dargestellt, (Histamin, Tyramin, Phenylaethylamin, 
Isoamylamin), die sich im Tierexperiment als wirksam auf den Uterus erwiesen, aber 
beim Menschen jedes für sich allein wegen ihrer Nebenwirkungen auf das Gefäßsystem 
nicht anwendbar waren. Durch Kombination dieser vier Körper konnte ein Präparat 
gewonnen werden, das Verf. als E VII bezeichnet, dem eine ähnliche Wirkung wie den 
Hypophysenextrakten zukam, ohne daß der Blutdruck beeinflußt wurde oder sich sonst 
eine störende Nebenwirkung geltend machte. Daraus ergibt sich als Anwendungsgebiet 
für E VII: Sekundäre Wehenschwäche bei „pituitrinrechtem“ Schädelstand; in der Er- 


— 134 — 


öffnungsperiede als Vorbereitung für spätere Operationen. Dagegen empfiehlt sich bei 
atonischen Nachblutungen die Kombination von E VII mit Secacornin zur Erzielung 
eines Dauereffektes. Chiari (Wien). 


Gates, F. L., and S. J. Meltzer: The combined effect of magnesium sulphate 
"and sodium oxalate upon rabbits. (Die kombinierte Wirkung von Magnesium- 
sulfat und Natriumoxalat auf Kaninchen.) (Rockefeller inst. f. med. res., New 
York.) Proceed. of the soc. f. exp. biol. a. med. Bd. 11, Nr. 1, 23—24. 1913. 

Magnesiumsulfat, 1,5 pro kg Körpergewicht, erzeugt bei Kaninchen Empfindungs- 
losigkeit und motorische Lähmung, Dosen unter lg einen Zustand von Schwäche. 
Natriumsulfat, in Dosen von 0,25—0,5g pro kg, ruft Krämpfe hervor, in kleineren Dosen 
eine vorübergehende Überempfindlichkeit. Injiziert man nun gleichzeitig an verschie- 
denen Körperstellen kleine Dosen von beiden Salzen (0,12—0,15g Natriumoxalat und 
0,8—0,9g Magnesiumsulfat), so kommt eine gesteigerte Magnesiumsulfatwirkung zu- 
stande, d. h. es tritt Empfindungslosigkeit und Lähmung ein wie bei der Wirkung 
höherer Dosen von Mg-Sulfat. Wie bekannt wird die Mg-Narkose durch Kalksalze auf- 
gehoben. Es kann somit in diesem Falle die kleinere Mg-Dose besser zur Wirkung kom- 
men, da durch das Na-Oxalat dem Körper Calcium entzogen wird. Chiari (Wien). 


Lussana, Filippo: Alcune osservazioni sul comportamento e l’azione dell’ ala- 
nina e della glicocolla nell organismo. Ricerche sperimentali. (Einige Bemer- 
kungen über das Verhalten und die.Wirkung des Alanins und des Gly- 
kocolls auf den Organismus.) (Istit. di fisiol., univ., Bologna.) Arch. di fisiol. 
Bd. 11, Nr. 5, S. 365—378. 1913. 

Injektionen von Alanin- oder Glykokolllösungen verursachen bei der Schild- 
kröte, bei Fischen und beim Frosche eine ausgedehnte Lähmung der sensiblen Nerven- 
zentren. Die Reflexe, die spontanen Bewegungen, die Atmungsbewegungen sind auf- 
gehoben bzw. herabgesetzt. Die Herztätigkeit bleibt normal. Beim Kaninchen erzeugen 
intravenöse Injektionen von 1 bis 2 g Alanin in physiologischer NaCl-Lösung keine 
Lähmungserscheinungen. Die Vermutung, daß beim Kaninchen das Alanin, resp. 
Glykokoll schneller eliminiert wird als bei den anderen Versuchstieren trifft nicht zu. 
Bei allen Tieren verschwindet das Alanin nur langsam aus dem Körper. 

Die Aminosäuren wurden als Kupfersalze quantitativ bestimmt. — Ein Frosch von 
22 g erhielt intraperitoneal 0,12 g Alanin (in 3 ccm); nach !/, Stunde ist derselbe vollständig 
unbeweglich. Bei einem Kaninchen wurden 2,5 g Alanin injiziert. Nach 1!/, Stunden findet 
man im Blute 0,38 g, in der Leber 0,19 g, in der Muskulatur 0,817 g, total: 1,44 g Alanin. 

Gigon (Basel). 

Kausch, W.: Über Kollargol. (Auguste Victoria-Krankenh., Berlin-Schöneberg.) 
(42. Kongr. d. dtsch. Ges. f. Chirurg., 26. III. 1913.) Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 102, 
H. 1, S. 159—181. 1913. 

Warme Empfehlung des Kollargoles — Argentum colloidale Heyden. Die wichtigste An- 
wendungsweise ist die intravenöse Injektion; die vorzüglichste Indikation die Anwendung gegen 
die echte Sepsis ohne Eiterherde, also vorzüglich gegen die puerperale Septicämie. Die besten 
Erfolge sieht man bei den Formen mit remittierendem Fieber, schlechtere bei denen mit kon- 
tinnierlichem. Zu empfehlen, wenn auch mit weniger günstiger Wirkung, ist das Kollargol b»i 
Erysipel, septischen Anginen, Phlegmonen. Eventuell ist das Kollargol auch prophylaktisch an- 
zuwenden bei schweren Entbindungn, Tippenfurunkeln, Anginen. Verf. injiziert 1Occm einer 
2proz. Lösung jeden 2. Tag. Unbedingt erforderlich ist möglichst langsames Injizieren der 
Losung. Auf die Injektion folgt, bisweilen unter Schüttelfrost, Temperaturanstieg, dann Ab- 
fall unter Schweißausbruch. Versuchsweise wandte Verf. Kollargol an bei malignen Tumoren- 
Ein Erfolg ließ sich nieht erzielen, wohl aber ließ ein freigelegter Tumor unter Kollargolwir- 
kung sehr bemerkenswerte Veränderungen erkennen. Antührung einer Reihe einschlägiger 
Krankengeschicehten. Tollens (Kiel). 

Le Fövre de Arric, M.: Contribution à l’etude de l’action des sels de quinine 
sur le c@ur de tortue. (Beitrag zum Studium der Wirkung der Chininsalze 
aufdasSchildkrötenherz.) (Inst. de therapeut., univ., Bruxelles.) Trav. de Y’inst. 
de therapeut. de Bruxelles Bd. 11, 5. 1—16. 1913. 

Kleine Dosen von Chininsalzen wirken eher günstig auf das Herz, große Dosen 


— 15 — 


wirken toxisch. Im allgemeinen rufen Chininsalze eine Verlangsamung des Herz- 
rhythmus hervor, eine Beschleunigung konnte nie konstatiert werden. Starke Dosen 
vermindern die Amplitude; bei kleinen Dosen zeigt sich eine Differenz je nach der. 
Art des Salzes. Das Chlorhydrat vermehrt die Amplitude, während das Citrat, Va- 
lerianat-Sulfat die Amplitude vermindern. Nach den Untersuchungen erweist sich 
das Chininsulfat als das giftigste für das Herz. Chiari (Wien). 


Barbour, Henry G., and Elihu S. Wing: 1. The direct application of drugs to 
the temperature centers. (Die direkte Applikation von Arzneikörpern auf 
die Temperaturzentren.) (Yale med. school.) Journal of pharmacol. a. exp. thera- 
peut. Bd. 5, Nr. 2, S. 105—147. 1913. i 

Verff. untersuchten den Effekt der direkten Einwirkung mehrerer Körper auf das 
Temperaturzentrum. Die Methodik war folgende: Es wurde beim Kaninchen 2—3 mm 
vor der Coronarnaht und 1 mm seitlich der Sagitalnaht eine Öffnung von 5 mm Durch- 
messer in den Schädel gemacht und durch diese ein Metallzylinder, mit 1 mm Bohrung, 
ca. 1 cm tief von der Oberfläche des Schädels gerechnet, eingeführt. Dabei wurde 
durch den eingeführten Zylinder der Nucleus caudatus getroffen. Auf diese Weise 
konnten durch die Bohrung des Zylinders die verschiedenen auf ıhre Wirkung zu unter- 
suchenden Körper leicht mit dem Temperaturzentrum, das in der mittleren, ventralen 
Partie des nucleus condatus seinen Sitz hat, in Berührung gebracht werden. Natürlich 
wurde der Effekt der Reizung durch den Stich selbst (Wärmestich) abgewartet. Über 
Widerlegung gewisser Einwände, die gegen diese Methode vorgebracht werden könnten, 
ist das Original einzusehen. — Das Resultat der Untersuchungen ist kurz folgendes: 
Ebenso wie durch Punktion, Elektrizität, Kälte- und Ätzgifte das Wärmezentrun 
gereizt werden kann, so kommt es zu analogen Reizungen durch Coffein und Beta- 
Tetrahydronaphthylamin; es tritt Hyperthermie ein. Dagegen wirkt direkte Applı- 
kation von Wärmetemperatur herabsetzend, ähnlich wie Chloral, Antipyrin, Chirin 
und unter gewissen Bedingungen auch Epinephrin. Chiari (Wien). 


Barbour, Henry G., and Clyde L. Deming: 2. Paradoxical action of antipyrin 
in partially and completely decerebrate rabbits. (Paradoxe Wirkung von Anti- 
pyrin bei teilweise und vollständig decerebrierten Kaninchen.) (Yale 
med. school.) Journal of pharmacol. a. exp. therapeut. Bd. 5, Nr. 2, S. 149—184. 1913. 

Normale Kaninchen reagieren auf Antipyrin in Dosen von 0,1—1,0 g per Kiio- 
gramm Körpergewicht mit Temperaturabfall verbunden mit peripherer Vasodilatation 
und Hyperpnöe. Es wurde nun Kaninchen das Großhirn und das Korpus striatum 
entfernt. Die Tiere reagierten verschieden auf diesen Eingriff, die einen mit Herab- 
gehen der Temperatur auf 32,5—35,5 morgens nach der Operation, die anderen ver- 
hielten sich wie normale Tiere. Bei der erstgenannten Gruppe erzeugte 0,1—0,4 g 
Antipyrin pro Kilogramm Körpergewicht eine deutliche Temperatursteigerung; dabeı 
war keine Vasodilatation bemerkbar, auch fehlte bei größeren Dosen die Hyperpnök. 
Auch bei vollständig decerebrierten Tieren (Entfernung des Korpus striatum und der 
Thalami optici), die eine Temperatur von 26,5—32,5° zeigten, konnte durch Dosen von 
0,5 per Kilogramm Antipyrin eine Temperatursteigerung hervorgerufen werden. Dieser 
Effekt ist auf die hitzeerzeugende Eigenschaft dieses Körpers zurückzuführen. Chiari. 


Clowes, G. H. A.: On analogous effects exerted by anesthetics in physical and 
biological systems. (Über analoge Wirkungen von Anaestheticis in physi- 
kalischen und biologischen Systemen.) (State inst. f. the study of malign. dis., 
Buffalo, N. Y.) Proceed. of the soc. f. exp. biol. a. med. Bd. 11, Nr. 1, S. 8—10. 1913. 

Durch Anaestheticis wird die Löslichkeit der lipoiden Bestandteile in der wässerigen 
Phase vermindert, und daher die Permeabilität lipoider Membranen für wasserlösliche 
Substanzen vermindert. Zeitweise Unterbrechung dieser für manche vitale Prozesse 
wichtigen Strömungen kann zum Funktionsausfall gewisser Organe, zur Anästhesie 
führen. Chiari (Wien). 


— 136 — 


Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 
Allgemeine klinische Bakteriologie, Protozoologie und Parasitologie: 


Kossel, H.: Zeitliche und örtliche Disposition bei Infektionskrankheiten im Lichte 
experimenteller Forschung. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 50, S.2448—2450. 1913. 

Die alte Lehre von der örtlichen und zeitlichen Disposition der Infek- 
tionskrankheiten hat durch das Lebenswerk Kochs wertvolle Bereicherungen 
erfahren. Am besten übersehen wir bisher die Wirkung der lokalen Disposition bei 
den Infektionskrankheiten mit tierischen Zwischenträgern, so bei der Malaria (ge- 
eignete Brutplätze der Anophelesmücken), dem Gelbfieber (klimatische Bedingungen 
für die Stegomyien), der Schlafkrankheit (Verbreitung der Glossina palpalis), 
der Pest (Bedeutung der Rattenflöhe, Ausgang von den Hafenstädten). Die Bedeutung 
der Bodenbeschaffenheit ist nur im Sinne der kontagionistischen Lehre Kochs, nicht 
der lokalistischen Pettenkofers zu bewerten. Auch Emmerich, der Begründer 
einer sehr anfechtbaren neuen lokalistischen Theorie muß doch den hohen praktischen 
Wert der Infektionsbekämpfung, deren Ziele und Wege Koch gezeichnet hat, an- 
erkennen. | E. Leschke (Berlin). 


e Medizinal- Berichte über die deutschen Schutzgebiete. Deutsch-Ostafrika, 
Kamerun, Togo, Deutsch-Südwestafrika, Deutsch-Neuguinea, Karolinen, Marshall- 
und Palau-Inseln und Samoa für das Jahr 1910/11 hrsg. v. Reichs-Kolonialanıt. 
Berlin: Mittler & Sohn 1913. XII, 808 S. M. 10.—. 

Eine außerordentliche Menge wissenschaftlichen Materials ist von den einzelnen 
Ärzten in diesem Bande zusammengetragen worden. Auch die Zahl der Kranken- 
anstalten hat sich in erfreulicher Weise vermehrt, so daß man von einer fortschreitenden 
Besserung der sanitären Verhältnisse sprechen kann. Es zeigt sich das schon an der 
meist überall sinkenden Zahl der Erkrankungen und Todesfälle. Entsprechend den 
zunehmenden Aufgaben hat auch die Menge des sanitären Personals eine ständige Zu- 
nahme erfahren. Immerhin sind aber noch, sowohl in Togo wie in Kamerun und Ost- 
afrika, weite Strecken Landes ohne Arzt. Es gibt dort große Strecken, in denen auf 
120—150 000 Seelen nur ein Arzt zu rechnen ist. Speziell in Südwest ist auch eine 
Anzahl von Zivilärzten mit regierungsärztlichen Funktionen betraut, was in organisa- 
torischer Beziehung bemerkenswert ist, da sonst in den Kolonien die Bekämpfung der 
Seuchen prinzipiell durch vollbeamtete Ärzte erfolgt. H. Ziemann (Charlottenburg). 


Krumwiede jr., Charles, and Josephine S. Pratt: Fusiform baeilli: cultural 
characteristics. (Kulturelle Eigenschaften der fusiformen Bacillen.) (Res. 
laborat.,dep.of health, New YorkCity.) Journal of infect. dis. Bd. 13, Nr. 3,S.438-441. 1913. 

Bei den verschiedensten Krankheiten (Noma, Zahncaries, Vincentsche Angina, 
Pyorrhöe, Ohrerkrankungen) wurden fusiforme Bacillen gezüchtet und in bezug auf 
Morphologie, Motilität, Wachstum, Indolbildung, Zuckervergärung geprüft. Unab- 
hängig von der Gewinnungsstelle konnten auf Grund fehlender oder erfolgender Saccha- 
rosevergärung zwei Gruppen unterschieden werden. Meist sind die fusiformen Stäb- 
chen von Spirochäten begleitet, von denen morphologisch 2—3 Varietäten unterschie- 
den werden können. Deren Züchtung gelingt in Mischkulturen auf koaguliertem Pferde- 
serum. Alfred Lindemann (Berlin). 


Kendall, Arthur I., Alexander A. Day, and Arthur W. Walker: Observations 
on the relative constancy of ammonia production by certain bacteria. Studies in 
bacterial metabolism. 10. (Untersuchungen über die relative Konstanz 
der Ammoniakbildung durch gewisse Bakterien.) (Med. school, Northwestern 
unw., Chicago, Illinois.) Journal of infect. dis. Bd. 13, Nr. 3, S. 425—428. 1913. 

In reinen, nur Kohlehydrate enthaltenden Nährböden finden Bakterien keine 
geeigneten Bedingungen zur Fortpflanzung. Wenn Kohlehydrate und Proteine gleich- 
zeitig vorhanden sind, werden von Bakterien, die Zucker und Protein abzubauen über- 
haupt imstande sind (diese Bakterien verlangen nur einen ganz schwachen Nitrogen- 


— 137 — 


gehalt des Nährbodens), zunächst die ersteren mit Beschlag belegt und vergoren; 
erst dann erfolgt unter Putrefaktion der Eiweißabbau. Diese Tatsachen wurden 
von Kendallund Walker für den Bacillus typhosus und B. coli bewiesen. Eine wich- 
tige Forderung für derartige Untersuchungen ist die, daß stets vollkommen gleichmäßig 
zusammengesetzte Nährböden verwendet werden müssen. Eine Identifizierung von 
Bakterien ist durch diese Methode nicht ermöglicht; sie gibt nur einen quantitativen 
Maßstab für die Aktivität der betreffenden Keime. Alfred Lindemann (Berlin). 


Meirowsky: Über Methoden zum Nachweis von Sprossungsvorgängen an Spiro- 
chäten. Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 50, S. 2783—2784. 1913. 

Zur Darstellung der von ihm aufgefundenen Knospungsvorgänge der Spirochäten 
im Ausstrichpräparat empfiehlt Verf., die Fixierung entweder ganz zu unterlassen oder 
nur sehr vorsichtig auszuführen. Die Herstellung des nicht fixierten, vital gefärbten 
Präparates erfolgt durch Zusammenbringen der Untersuchungsflüssigkeit mit einem 
kleinen Tropfen 20 proz. Methylviolett- oder 4proz. Methylenviolettlösung (Grübler) 
auf gut gereinigtem, sterilem Objektträger. Oder man verwendet die von Grübler her- 
gestellte alkoholische Methylen-Methylviolettlösung (Methylviolett 0,25, Methylen- 
violett0,1,90 proz. Alkohol 20,0), die auf dem Objektträger ausgestrichen, rasch trocknet, 
und läßt ein mit einem großen Flüssigkeitstropfen beschicktes Deckglas auf die Farb- 
schicht fallen. Die Spirillen werden durch die Färbung nicht abgetötet. — Knospungs- 


vorgänge im fixierten Ausstrichpräparat können durch folgende Methode erreicht werden. 
Die gut gereinigten Objektträger werden eine Minute lang den Dämpfen einer l proz. 
Osmiumsäurelösung ausgesetzt, ein Tropfen der Untersuchungsflüssigkeit wird in dünner 
Schicht darauf ausgestrichen, feucht 30 Sekunden über lproz. Osmiumdämpfen fixiert, in 
Pappenheims Panchromlösung (Grübler) oder in Giemsalösung 24 Stunden gefärbt, mit 
Wasser abgespült und nach Trocknung in Cedernholzöl eingeschlossen. Welz (Breslau). 


. Broadhurst, Jean: The effect of meat and of meat extract media upon the fer- 
mentative activity of streptococci. (Der Einfluß von Fleisch- oder Fleisch- 
extraktnährböden auf die fermentative Wirkung der Streptokokken.) 
(Veterin. coll., Cornell univ., Ithaca, New York.) Journal of infect. dis. Bd. 13, Nr. 3, 
S. 404—407. 1913. 

Die Fermentwirkung der Streptokokken variiert sehr, je nachdem ob man Fleisch 
oder Fleischextrakt bei der Bereitung der Nährböden verwendet. Es muß deshalb 
bei allen Versuchen angegeben werden, welche Nährböden angewandt wurden. Eisner. 


Besredka, A., et F. Jupille: Le bouillon à Poeuf. (Bouillon mit Eizusatz.) 
(Zaborat. de M. Metchnikoff.) Ann. de l’ınst. Pasteur Bd.27, Nr. 11, S. 1009—1017. 1913. 

Verff. geben einen neuen Bouillonnährboden mit Eizusatz an, der folgende Zu- 
sammensetzung hat: Hühnereiweiß (10 proz. Lösung) 4 Teile; Eigelb (10 proz. Lösung) 
1 Teil; gewöhnliche Bouillon 5 Teile. 

Herstellung: Dem Eiweiß werden langsam 10 Teile dest. Wasser beigemischt, die Flüssig- 
keit wird durch Sieben von den Flocken befreit, auf 100° erwärmt, filtriert, abgefüllt und 20 Mi- 
nuten lang bei 115° sterilisiert. Dem Eigelb, das in ganz analoger Weise präpariert wird, fügt 
man nach der Mischung mit 10 Teilen Wasser zur Klärung Normalsodalösung hinzu (ungefähr 
l : 100), kocht, filtriert, füllt ab, und sterilisiert bei 115°. 

Auf diesem Nährboden wachsen gegenüber den sonst gebräuchlichen Bouillon- 
nährböden fast alle, auch sehr empfindliche Bakterien in üppigerer Kultur, bleiben 
länger lebensfähig und erlangen bei geschwächter Vitalität ihre Wachstumsfähigkeit 
bald zurück. Zur Erzielung rasch wachsender, üppiger Tuberkelbacillenkulturen 
darf die Bouillon kein Pepton enthalten; die Bacillen vom Typus humanus wachsen 
dann in trockenen Schüppchen, die vom Typus bovinus in festhaftenden, schleimigen 
Fäden. In den Kulturen wird ein sehr wirksames Tuberkulin gebildet Welz (Breslau). 


Aumann: Über die Brauchbarkeit der porösen Tondeckel für Bakterienkultur- 
schalen. (Katser Wilhelms-Akad.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektions- 
krankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, S. 398—399. 1913. 


— 138 — 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Bakterielle und Protozoenerkrankungen exkl. Tuberkulose und Syphilis: 


Abel, S.: Die Jodbehandlung des Rachens zur Beseitigung von Diphtherie- 
bacillen. Therap. d. Gegenw. Jg. 54, H. 12, S. 544—546. 1913. 

Um das desinfizierende Jod auch in alle Krypten der Tonsillen hineinzubekommen, 
wendet es Abel in Dampfform in statu nascendi an. Jod wirkt als Plasmagift energisch 
bakterientötend, es wird ferner schnell resorbiert und wirkt so auch in der Tiefe, indem 
es eine starke seröse Exsudation mit einer Massenauswanderung der Leukocyten in 
Mucosa und Submucosa hervorbringt. Das Jod wird erzeugt durch vorsichtiges Er- 
hitzen von Jodoform in einer Kolbenflasche mit doppelt perforierten Gummipfropfen 
für zwei gebogene Glasröhren. Eine der letzteren ist mit einem Gummiballon armiert. 
Hat sich die Flasche mit Joddämpfen gefüllt, so bläst man sie durch die Nasenlöcher 
und in den Pharynx. Mitunter entstand bei empfindlichen Patienten ein oberflächliches 
weißes Häutchen (Nekrose des Epithels), hie und da auch Schluckbeschwerden. Die 
Behandlung beginnt erst bei einer Bacillenpersistenz von mindestens 3 Wochen. Die 
Joddämpfe werden zunächst an 3 Tagen je 2 mal eingeblasen. Bleibt der Erfolg aus, 
so wird die Prozedur wiederholt. Von 89 Patienten wurden 42 (47%) nach einer Tour 
bacillenfrei, 28 (31,5%) nach zwei und 17 (20%) nach 3 Touren. Nur bei 2 Patienten 
versagte die Methode. Eckert (Berlin). 


Trotzky, Dia: Die Größe der Typhusbacillen, unter Anwendung der Kollektiv- 
maßlehre bestimmt. (Ayg. Inst., Univ. Königsberg.) Zentralbl. f. Bakteriol., Para- 
sitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 3, S. 113—119. 1913. 

Verfasser hat die „Kollektivmaßlehre‘‘, die bisher seit Quételet nur vereinzelt 
in der Biologie Anwendung gefunden hat, zum ersten Male für bakteriologische Zwecke 
benutzt und die Größe der Typhusbacillen damit bestimmt. Die Mikroorganismen 
wurden auf eine Mattscheibe projiziert, mit dem Meßzirkel abgetastet und nach Pro- 
jJektion der Teilstriche eines Objektivmikrometers umgerechnet. Die Anzahl der je- 
weils gleichgroßen Bacillen einer Kultur wurde festgestellt. Da die Größe der Bacillen auf 
der Mattscheibe etwa 1 cm betrug, konnten die Bruchteile von einem Mikron noch genau 
abgelesen werden. Weitere Einzelheiten der Methode und Berechnung sind im Original 
einzusehen. Die Kurve der Bacillengröße verläuft stark asymmetrisch. Sie ist ver- 
schieden je nach den Stämmen: frische sind größer als alte; auf Gelatine gewachsene 
Typhusbacillen meist größer als Agarbacillen, es scheint dabei dieWachstumtemperatur 
eine Rolle zu spielen; in der Flamme fixierte Bazillen sind kleiner als unfixierte (vom 
Tuschepräparat); wahrscheinlich sind erstere geschrumpft. Weitere Messungen der 
Typhusbacillen mit Ocular- und Objektmikrometer in Schnitt- und frischen Ausstrich- 
präparaten ergaben eine Größe, die der in künstlicher Kultur gewachsener Bacillen 
entspricht, und die ebenfalls von der Temperatur abhängig zu sein scheint. Typhus- 
bacillen aus einer operativ entfernten menschlichen Gallenblase waren besonders 
groß, die nach Injektion bei einem Kaninchen wiedergewonnenen Bacillen waren die 
kleinsten, die gemessen wurden. Welz (Breslau). 

© Neisser, Max: Typhus und Krankenpflegepersonal. Vortrag. Berlin: Springer 
1913. 16 S. M. —.80. 

Die Übertragung des Typhus auf eine Wöchnerin durch eine Pflegeperson, die 
Bacıllenträgerin war, gibt dem Verf. Veranlassung zur Diskussion der Frage, wie die 
Patienten vor solchen Dauerausscheidern geschützt werden können. Er schätzt nach 
Analogieschlüssen die Zahl der Typhusbacillenträger unter dem staatlich anerkannten 
weiblichen Pflegepersonal in Deutschland auf etwa 70. Nach dem heutigen Stande der ' 
Seuchengesetzgebung können diese nicht zwangsweise von der Ausübung ihres Berufes 
ferngehalten werden. Nie haben selbst das größte Interesse daran, einerseits ihre Kran- 
ken nicht zu gefährden, andererseits ihre Erwerbsfähigkeit nicht zu schädigen. Nach 
den geltenden gesetzlichen Bestimmungen kann die Unfallversicherung nicht für die 


— 139 — 


Bacillenträger in Anspruch genommen werden. Die Gewährung von Krankenhilfe, 
die an sich rechtlich für sie in Betracht käme, wäre nur zweckmäßig, wenn wir ein wirk- 
sames Mittel zur Heilung hätten, und als invalide im Sinne des Gesetzes können die 
Bacillenträger nicht bezeichnet werden. Es fehlt bisher 1. eine gesetzliche Pflicht der 
ärztlichen Untersuchung des Krankenpflegepersonals, 2. der gesetzliche Ausschluß der 
Bacillenträger von der Ausübung dieses Berufes und 3. ein rechtlicher Anspruch auf 
Entschädigung in diesen Fällen. Die Regelung der Trägerfrage muß, besonders auch 
ım Hinblicke auf die militärische Bedeutung im Kriegsfalle, durch Reichsgesetz in ein- 
heitlicher Form geschehen, und der Typhus selbst müßte als ‚„gemeingefährliche“ 
Krankheit unter das Reichsseuchengesetz eingereiht werden. Dann könnte zugleich 
auch der Typhusverdacht meldepflichtig gemacht und damit die Bekämpfung des 
Kurpfuschertums gefördert werden. Besondere maßgebliche Erläuterungen, die bisher 
für die Seuchengesetze noch fehlen, müßten dazu, soweit medizinische Fragen in Be- 
tracht kommen, von unserer obersten medizinischen Reichsinstanz gegeben werden. 
In 11 Leitsätzen faßt Verf. den gegenwärtigen Stand der Frage und die Forderung einer 
gesetzlichen Regelung zusammen. Welz (Breslau). 

Comby, Jules: Vaccinothérapie de la fiövre typhoide chez les enfants. (Vaccine- 
behandlung des Abdominaltyphus im Kindesalter.) Bull. et mém. de la 
soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 29, Nr. 35, S. 664—669. 1913. 

Günstiger Bericht über drei Fälle (6'/,, 11 und 14 Jahre). Injiziert wurde subcu- 
tan je 1 ccm eines von Vincent hergestellten Typhusbacillenautolysates. In 2 Fällen 
wurde die Injektion nach einigen Tagen wiederholt. Es hatte sich um schwere Fälle 
gehandelt und Verf. hatte den Eindruck, daß Fieber, Krankheitsdauer und Allgemein- 
zustand günstig beeinflußt werden. Die übliche Bäderbehandlung usw. ging nebenher. 

Ibrahim (München). 

Flusser, Emil: Beitrag zur Klinik der grippenartigen Erkrankungen des Säug- 
lings. (Dtsch. Unsv.- Kinderklin. d. Findelanst., Prag.) Prag. med. Wochenschr. 
Jg. 38, Nr. 49, S. 675—677. 1913. 

Zwei schwere grippeartige Krankheitsfälle bei Säuglingen, die klinisch unter ein- 
ander große Ähnlichkeit darboten, und als deren Erreger vom Verfasser der Micro- 
coccus catarrhalis angesehen wird. Der Verlauf war charakterisiert durch initiale 
Rhinitis, eine sich rasch über die ganze Lunge ausbreitende capilläre Bronchitis mit 
physikalisch nachweisbaren Verdichtungsherden. Es bestand dabei schwere Prostra- 
tion, Trübung des Sensoriums und schwere Cyanose, während der ganzen Krankheit 
eine eminente Herzschwäche, die sich in kleinem und äußerst frequentem Puls kundgab. 
Auf der Höhe der Erkrankung kamen gehäufte Anfälle von Asphyxie und Apnöe zur 
Beobachtung. Beide Fälle hatten Milztumor; bei beiden fiel während der ganzen Krank- 
heit die normale oder kaum erhöhte Körpertemperatur sowie das Fehlen stärkerer 
gastro-intestinaler Störungen auf. Ein Kind kam zur Sektion. Es fand sich eine 
eitrige Tracheitis und Bronchitis, multiple atelektatische Lungenherde, Degeneration 
des Herzmuskels mit Dilatation beider Ventrikel; im Bronchialeiter sehr reichlich 
Micrococcus catarrhalis, daneben vereinzelte grampositive Diplokokken. In dem 
Heilungsfall war der Micrococcus catarrhalis auf der Höhe der Erkrankung im Nasen- 
sekret in großer Überzahl vorhanden, und machte nach Abklingen der Krankheits- 
erscheinungen anderen grampositiven Kokken Platz. Ibrahim (München). 

Cano, U.: Über die Wanderung des Choleravibrios im Körper des befallenen 
Tieres. (Hyg. Inst., Univ. Sassari.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektions- 
krankh., Orig. Bd. 72, H. 3, S. 124—126. 1913. 

Zur Untersuchung des Überganges der Choleravibrionen in das Blut und andere 
Organe gab Verf. per os 5 cem einer 24stündigen Bouillonkultur (El Tor) an junge, 
noch nicht 20 Tage alte Kaninchen. Post mortem (nach 24—38 Stunden) konnten 
Choleravibrionen in einzelnen Fällen im Herzblut, in Unterkieferdrüse, Leber, Nieren, 
Harnblase, Harn und Darm nachgewiesen werden. Wurden die Tiere schon nach 


— 140 — 


6 Stunden getötet, so fanden sich Vibrionen nur im Herzblut, den Unterkieferdrüsen , 
Nieren, Harn und Darmwand. Die Erreger können also die Darmwand des noch 
lebendigen Tieres durchdringen. Bezüglich des Überganges in die Exkremente der 
durch die Blutbahn eingeführten Choleravibrionen (2 ccm einer 24stündigen Bouillon- 
kultur) konnte Verf. zeigen, daß die Erreger bei intravenöser Injektion post mortem 
in den Nieren, der Harnblase, dem Harn und Darminhalt nachweisbar sind. Welz. 

Ganghofner, F.: Über Flecktyphuserkrankungen in Böhmen. Prag. med. 
Wochenschr. Jg. 38, Nr. 50, S. 692—693. 1913. 

Vom 18. Oktober bis 23. November 1913 wurden in der böhmischen Stadt Prıbram 
und deren Umgebung 12 Flecktyphusfälle beobachtet; 6 davon betrafen Kranke unter 
15 Jahren, 2 starben. „Durch Sektion und bakteriologische Untersuchungen wurde 
unzweifelhaft festgestellt, daß es sich um Flecktyphus gehandelt hat.‘ Sämtliche Er- 
krankungen in Pribfam erfolgten fast gleichzeitig und zwar bei Leuten, die in einem 
beschränkten Gebiete der Stadt wohnten und gelegentlich eines Jahrmarktes viel mit 
aus Ungarn zugereisten Zigeunerfamilien in Berühsung gekommen waren. — Weitere 
Infektionsübertragung seitens der Erkrankten (die im Infektionsspital isoliert wurden): 
fand nicht statt. — Verf. gibt sodann einen kurzen Abriß der Klinik und Epidemio- 
logie, die nichts Neues enthält. C. Hegler (Hamburg). 

Naunyn, B.: Kritisches zur Lehre von den exanthematischen Typhen. Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 49, S. 2388—2391. 1913. 

Kritisch-historischer Überblick über die Wandlungen in der Auffassung der exan- 
thematischen Typhen. Mit Recht weist Naunyn auf die Unsicherheit jeder Fleck- 
typhusdiagnose hin, die bis zu einem gewissen Grade (zumal bei dem negativen 
Sektionsergebnis und der bisherigen Bedeutungslosigkeit aller bakteriologisch - sero- 
logischen Ergebnisse) immer eine „Diagnosis ex circumstantibus“ ist. Das von Friedr. 
Müller 1894 aus Schlesien beschriebene ,epidemische Schlammficber“, die Weilsche 
Krankheit, der mandschurische Typhus, manche Malariafieber, die Brillsche Krank- 
heit, das mexikanische Fleckfieber lassen sich klinisch vom Fleckfieber oft nicht unter- 
scheiden. — Die anatomische Definition des Exanthematicus als „Typhus ohne Darm- 
läsion“ gegenüber den eigentlichen bacillären Typhen (mit spezifischer Darmerkrankung) 
ist heute völlig hinfällig (Paratyphen ohne Darmläsion, Fälle von mandschurischem 
Typhus mit Darmveränderungen!). Nach N.s Auffassung stockt die Fleckfieberforschung 
wegen falscher Fragestellung: der alte Krankheitsbegriff des exanthematischen Typhus 
muß aufgespalten werden in verschiedene Krankheiten mit wahrscheinlich verschiedenen 
Erregern. Es empfiehlt sich also, nicht von de m exanthematischen Typhus, sondern von 
den exanthematischen Typhen, von den Fleckfiebern zu sprechen. C. Hegler. 

Müller, Paul Th.: Bakteriologische Untersuchungen bei Flecktyphus. (Seelaz. 
San Bartolommeob. Triest u. hyg. Inst., Graz.) Arch. f. Hyg. Bd.81, H.6, S.307—332. 1913. 

Seiner vorläufigen Mitteilung (vgl. dieses Zentralbl. Bd. 7, S. 342) über Bakterien- 
befunde bei Flecktyphus (Epidemie 1913 bei Triest) läßt Müller den ausführlichen Be- 
richt folgen. Es handelt sich um den Nachweis kleiner Bacillen, die von Rabinowitsch 
und Fürth schon bei Fleckfieber beschrieben wurden. In einer Anzahl von Fällen konnte 
M. dieselben schon im Blutausstichpräparat teils als vereinzelt liegende, teils — wenn 
die Präparate unter Zuhilfenahme der Zentrifuge hergestellt worden waren — in kleinen 
Häufchen liegende ovale Stäbchen nachweisen. Bei 100 Blutproben von 34 Kranken 
(intra vitam und post mortem) gelang es nur 5 mal (bei Verimpfung von 4-5 ccm 
Blut in 175 eem Ascitesbouillon) Diplobacillen zu züchten, von welchen nur 3 Stämme 
sich weiter züchten ließen. Diese 3 Stämme verhielten sich morphologisch und kulturell 
vollkommen gleich: große Variabilität der Form, bald als Kokken, bald als kurze, 
ovale, mit Vorliebe zu 2 angeordnete Stäbchen erscheinend. Verhalten der Gram- 
färbung gegenüber war nicht ganz gleichmäßig. Das Wachstum auf den üblichen Nähr- 
böden anfangs ein sehr spärliches, auch hier übrigens beträchtliche Differenzen. Agelu- 
tinationsversuche mit dem Patientenserum ergaben in emigen Fällen positives Er- 


— 141 — 


gebnis, doch war der Serumtiter nie ein hoher (Maximum 1:80). — Komplement- 
bindungsversuche mit dem Serum der Kranken oder Genesenen und Bakterienextrakten 
als Antigen verliefen durchweg negativ. — Tierversuche an weißen Mäusen, Kaninchen 
und Makaken ergaben im wesentlichen negative Resultate; es gelang nicht, aus den 
eingegangenen Tieren den Erreger heraus zu züchten. Auch mit abgetöteten Bakterien 
war bei Kaninchen nach 10—12 Tagen Tod unter Abmagerung (durch Giftwirkung) 
zu erzielen. — Die Spärlichkeit der kulturellen Ergebnisse, der zweifelhafte Verlauf 
der Agglutinationsreaktion, der negative Ausfall der Komplementbindung sprechen 
nach Ansicht des Verf. eher gegen die Annahme, daß die beschriebenen Keime als Er- 
reger des Flecktyphus anzusehen sind; wahrscheinlich habe man sie als — vielleicht nicht 
ganz gleichgültige — Begleitbakterien der Flecktyphusinfektion aufzufassen. C. Hegler. 

Walb: Über Pneumokokken-Intluenza. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 49, 
S. 2394—2396. 1913. 

In den letzten Jahren wurden bei einer großen Zahl von sog. Influenzaerkrankungen 
nie Influenzabacillen, sondern regelmäßig Pneumokokken gefunden. Die Inkubations- 
zeit dieser Pneumokokken-Influenza ist in der Regel länger als die der echten Influenza. 
Komplikationen von seitend es Ohrs und der Nebenhöhlen der Nase sind häufig. Schürer. 

Kreibich, Hans: Iritis und Arthigon. (Jubiläumsspit., Wien.) Wien. klin. 
Wochenschr. Jg. 26, Nr. 49, S. 2024—2026. 1913. 

An der Station Topolanski wurde das von Bruck in die Praxis eingeführte Arthigon zur 
Behandlung von Iritiden herangezogen. Der anfangs benützte intragluteale Weg wurde als- 
bald gegen den intravenösen vertauscht. Unangenehme Nebenerscheinungen machten sich 
kaum geltend. In einem Teil der Fälle war die Iriserkrankung mit Neuritis optica verbunden. 
Diese mit Veränderungen im hinteren Bulbusabschnitt einhergehende Formen widerstanden am 
längsten und hartnäckigsten der Behandlung. Die spezifisch blennorrhoische Natur der 13 
arthigonbehandelten Iritiden war keineswegs erbracht. In den meisten Fällen war nur eine 
vorangegangene oder konkomittierende Urethralblennorrhöe nachweisbar. Die in den Tempe- 
raturkurven vorhandene Doppelzacke Brucks lieferte prognostisch keine Direktive. 
Lokalreaktionen waren selbst bei stärkeren Dosen nicht auszulösen. Nobl (Wien). 

Verheyen: Rhumatisme blennorrhagique et vaccin antigonococeique du 
Dr. Bertrand. (Zur Vaccinebehandlung des blennorrhoischen Rheumatis- 
mus nach Dr. Bertrand.) Ann. et bull. de la soc. de med. d’Anvers Jg. 7b, 
Nr. 3/6, S. 89—99. 1913. 

Mit einer aus abgetöteten Gonokokkenleibern gewonnenen Vaccine behandelt 
Verheyen 5 Fälle blennorrhoischer Gelenkskomplikationen. Eine Anfangsdosis von 
2!/, Millionen Keimen wird alsbald überschritten und in sukzessiven Injektionen 
nach dem Abklingen der Reaktionserscheinungen (Fieber, Lokalreaktion, Schmerz, 
gesteigerte Schwellung) bis zu 15 Millionen Keimen fortgeführt. Bei tastendem Vor- 
gehen und Vermeidung allzu stürmischer Reaktionen soll der kurative Effekt nicht 
ausbleiben. Abschwellen der Gelenke, normale Motilität. Nobl (Wien). 

Sabrazès, J., R. Dupérié et P. Husnot: Méningite cérébro-spinale méningo- 
coccique de longue durée, procédant par poussées, suivie de guérison. Recherches 
cyto-bactóériologiques, chimiques et expérimentales. (Meningokokken - Menin- 
gitis von langer Dauer, in Schüben verlaufend. Heilung. Cyto-bakteri- 
ologische, chemische und experimentelle Untersuchungen.) Gaz. hebdom. 
des sciences med. de Bordeaux Jg. 84, Nr. 39, S. 457—464 u. Nr. 40, S. 469—473. 1913. 

Ein 18jähriger Mann wird mit Meningitis cerebro-spinalis aufgenommen. In der 
Lumbalflüssigkeit finden sich Meningokokken. Der Verlauf ist sehr wechselnd. Den 
wiederholten Lumbalpunktionen folgt meist Besserung. Von der 4. Lumbalpunktion 
ab werden jedesmal 3 ccm Elektralgol intralumbal eingeführt. Im ganzen werden im 
Verlauf von 8 Wochen 10 Lumbalpunktionen vorgenommen. Bei der 8. Punktion ist 
das Punktat klar. Heilung nach 10 Wochen. Das Lumbalpunktat enthält anfänglich 
nur Polynucleäre. Nach der 4. Elektralgoleinspritzung finden sich in der Cerebro- 
epinalflüssigkeit 80%, Lymphocyten, 10%, Eosinophile, 6% Polynucleäre, daneben 
große Lymphocyten und Reizzellen. Von da ab findet sich stets eine überwiegende 


— 142 — 


Lymphocvtose. Die Prüfung der Alkalescenz der Cerebrospinalflüssigkeit ergab zwar 
geringe Verschiedenheiten, jedoch ohne regelmäßige Beziehung zu dem jeweiligen Zu- 
stand. Der Eiweißgehalt betrug bei dem rein eitrigen Punktat 1,1°/,., später, als es 
wieder klar wurde, 2,4°/,,. Elektralgol tötet Meningokokken, während es auf Pseudo- 
meningokokken ohne Einfluß bleibt. Die Elektralgoltherapie bei Cerebrospinalmenin- 
gitis ist berechtigt. Bassenge (Potsdam). 

Justi, Karl: Beiträge zur Kenntnis der Spru (Aphtae tropicae). Arch. f. Schiffs- 
u. Tropenhyg. Bd. 17, Beih. 10, S. 5—53. 1913. 

Justi gibt zunächst einen Überblick über Geographie und Geschichte der Spru 
und den Stand der jetzigen Kenntnisse, wobei er betont, daß die pathologische 
Histologie der Spru fast durchweg mit postmortalen Zersetzungsprozessen verquickt 
worden ist. Es folgen dann eigene Kranken- und Sektionsgeschichten, bei denen der 
mikroskopische Befund genau erläutert wird, um daran die eigentliche Klinik der Spru 
zu schließen. Ätiologisch faßt er die Spru-Erkrankung als einen infektiösen Prozeß auf, 
wenn auch Endemien und Epidemien nicht vorkommen. Anguillula intestinalis läßt 
er ätiologisch nicht gelten, ebenso nicht die von Kohlbrugge angeschuldigten Oidien. 
In dem Falle von J. fanden sich in Zunge, Speiseröhre, Magen, Duodenum, Dünndarm 
und Dickdarm, sowie in dem Darmschleim und in der Lunge eigenartige, stets leicht 
wiederzuerkennende, grampositive, kurze, plumpe Stäbchen, von häufig etwas ge- 
schwungener Gestalt und mit abgerundeten Enden, die manchmal nach der einen Seite 
keulenartige Verdickungen zeigten, auf der anderen Seite mehr spitz verliefen. Sie wären 
als Erreger immerhin verdächtig. Beneke hätte in den Faeces eines Sprukranken 
nach bakteriologischem Urteil wohl identische Bakterien nachgewiesen, später auch 
Beneke und A.Schmidt. Ziemann (Charlottenburg). 

Serena, Paul: Über Hefen und Fungi imperfecti in pneumonischen Herden bei 
Haustieren, und über Trichophytie der Lunge beim Kalbe. Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, S. 273—311. 1913. 

Larson, W. P., and E. T. Bell: A study of the lesions produced by baeillus 
proteus. (Ein Beitrag zu den vom Bacillus proteus bewirkten Schädi- 
gungen.) (Dep. of pathol. a. bacteriol., uniw., Minnesota, Minneapolis.) Journal of 
infect. dis. Bd. 13, Nr. 3, S. 510—511. 1913. 

Die Schädigungen, die der Bacillus proteus macht, hängen von der Virulenz der 
Kultur ab. Intraperitoneale Injektionen virulenter Kulturen töten Kaninchen, Ratten 
und Mcerschweinchen in wenigen Stunden. Bei weniger virulenten Stämmen magern 
die Tiere rapid ab und sterben etwa in einer Woche. Auf dem Bauchfell findet man 
weiße Knötchen. Bei intraperitonealer Injektion schwach virulenter Bacillen treten 
in wenigen Tagen zahlreiche weiße Knötchen auf dem Bauchfell auf, die histologisch 
Ähnlichkeit mit einem Tuberkel haben. Gewöhnlich machen virulente Proteusbacillen 
Abscesse, weniger virulente erzeugen proliferierende Entzündungsherde von der Art 
der Granulome. Eisner (Berlin). 

Meyer, K. F., and J. B. Hardenbergh: On the value of the abortin as a 
diagnostic agent for infectious abortion in cattle. (Über den Wert des Abor- 
tins als Diagnosticum für den seuchenhaften Abort beim Rindvieh.) 
(Pennsy’vania State Livestock sanitary board, Philadelphia, Pennsylvania.) Journal 
of infect. dis. Bd. 13, Nr. 3, S. 351—374. 1913. 

Die Agglutination und Komplementbindung sind die zuverlässigsten Methoden, 
um die Existenz seuchenhafter Aborte in einer Herde zu bestimmen und die mit B. 
abortus infizierten Kühe herauszufinden. — Das ‚„Abortin“ der englischen Kommission 
ist unzuverlässig und irreführend. Besser ist das präcipitierte und gereinigte Abortin. 
Die auf Injektion von Abortin bei Kühen auftretende Reaktion ist nicht streng spe- 
zifisch, da auch gesunde Tiere reagieren. Auch ist mit dieser Reaktion nicht zu ent- 
scheiden, ob ein Tier frisch infiziert ist und abortieren wird, oder ob es sich von einer 
Infektion mit dem Bacillus Abortus erholt. Eisner (Berlin). 


— 143 — 


Larson, W. P., and Moses Barron: Report of a case in which the fusiform 
bacillus was isolated from the blood stream. (Bericht über einen Fall, bei dem 
fusiforme Bacillen aus dem Blut isoliert wurden.) (Dep. of pathol. a. bacteriol., 
univ., Minnesota. Minneapolis.) Journal of infect. dis. Bd. 13, Nr. 3, S. 429—437. 1913. 

Nach eingehender Besprechung des morphologischen und kulturellen Verhaltens 
wie auch der Pathogenität des Bacillus fusiformis erfolgen genaue Angaben über den 
beobachteten Fall. 

37jähriger Mann. Vor 3 Wochen mit Schüttelfrösten erkrankt; Nachtschweiße. Außer 
schwerer Pyorrhoea alveolaris, ausgedehnter Ulceration und Nekrose der Mundschleimhaut 
kein abnormer Befund. Im direkten Ausstrich der letzteren zahlreiche Spirillen und fusiforme 
Stäbchen. Zwei Tage vor dem nach 28tägiger Beobachtung unter stuporösen Zuständen ein- 
tretendem Tode wurden aus dem Blut des Kranken anaerob auf Ascitesbouillon, Bouillon, 
Ascitesagar und Löfflers Blutserum typische fusiforme Bacillen gezüchtet. Nach längerem 
anaeroben Fortzüchten gelingt auch die Kultur unter aeroben Verhältnissen und auf Nährböden, 
die kein natives Eiweiß enthalten. Die Sektion ergab eine Nekrose des Gaumens und Oberkiefers 
bis zur Highmorschen Höhle sowie eine starke Vergrößerung der Milz. Alfred Lindemann. 


Baetge, P.: Behandlung der Malaria tertiana mit Neosalvarsan. (Med. Klin., 
Düsseldorf.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 50, S. 2776—2778. 1913. 

Nach den bis jetzt vorliegenden Erfahrungen (Iversen, Nocht und Werner, 
Tuschinsky, Cestan und Pujol) über Salvarsan- bzw. Neosalvarsantherapie der 
Malaria ist anzunehmen, daß es durch große Dosen gelingt, die Tertianaparasiten völlig 
abzutöten, während die Erreger der Quartana und der Tropica nur geschädigt werden. 
Gerade für die chininfesten Stämme der Tertiana bedeutet daher die Salvarsantherapie 
einen großen Fortschritt. Bei 4 Tertianafällen, die der Verf. in Köln zu beobachten 
Gelgenheit hatte, blieben 3 nach der intravenösen Injektion von 0,9 g Neosalvarsan 
während der Dauer der Beobachtung (14 Tage bis 21/, Monate) rezidivfrei, während 
bei dem 4. Fall nach 27 Tagen ein Rückfall auftrat, der aber durch eine erneute Neo- 
salvarsaninjektion dauernd geheilt wurde (vgl. dieses Zentralbl. 1, S. 526; 3, S. 67; 
4, S. 367). In diagnostischer Hinsicht sind wir bei der Malaria vorläufig noch auf den 
oft sehr umständlichen Plasmodiennachweis angewiesen. Es besteht aber theoretisch 
die Möglichkeit, daß es gelingt, eine Überempfindlichkeits- oder Komplementbin- 
dungsreaktion für Malaria zu finden. Der positive Ausfall der Wassermannschen 
Reaktion, welcher sich nach Böhm, Baermann und Wetterin 20—40°%, der Malaria- 
fälle findet, kann keinesfalls zur Diagnose herangezogen werden. Pringsheim (Breslau). 

Goldberg, Julj., und K. Oczesalski: Ein Fall von Lyssa mit meningitischen 
Symptomen. (Kindlein-Jesu-Krankenh., Warschau.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 26, 
Nr. 48, S. 1981—1984. 1913. 

Mitteilung eines atypischen Falles von Lyssa mit Opisthotonus, Nackenstarre 
und Nackenschmerzhaftigkeit, Kernigsches und später auch einseitiges Babinski- 
sches Symptom, keine Bewußtseinsstörung und ohne Erregungszustände, Schmerz- 
haftigkeit der Bißwunde, sowie ohne Hydro- und Aerophobie. Pat. erhielt sechsmal 
2 ccm einer schwachen Impfemulsion subcutan. 13 Tage nach erfolgtem Bisse und 
12 Tage nach der ersten Schutzimpfung traten die ersten Erscheinungen auf und 5 Tage 
später erfolgte der Exitus. Die anatomische Untersuchung ergab: Hyperämie der 
Hirnhäute, Iymphocytäre Infiltration der spinalen Pia, Chromatolyse und Zeichen 
von Neurophagie in den Vorder- und Hinterhörnern. Der biologische Versuch (Injektion 
der Rückenmarkemulsion) an 5 Kaninchen fiel fünfmal positiv aus. Der Verf. fragt 
sıch, ob nicht diese atypische Lyssa von der Impfung herrühren könnte, was er aber auf 
Grund der großen Seltenheit der Impfschädigungen ausschließt. Reichmann (Jena). 

Rochaix, A.: Le traitement antirabique dans la region lyonnaise. (Bekämpfung 
der Lyssa in der Gegend von Lyon.) Journal de physiol. et de pathol. gen. 
Bd. 15, Nr. 6, S. 1194—1196. 1913. 

Neiva, Arthur: Übertragung des Trypanosoma Cruzi durch Triatoma sordida. 
Brazil Medico Jg. 27, Nr. 30, S. 310. 1913. (Portugiesisch.) 

Als Überträger des Virus der Chagasschen Krankheit ist bereits seit einiger Zeit 


— 144 — 


die zu den Hemipteren gehörige Triatoma megista festgestellt worden. Verf. konnte 
in einer von jener Seuche schwer heimgesuchten Gegend Zentralbrasiliens, wo aber 
dieses Insekt nur selten anzutreffen ist, nachweisen, daß auch eine andere Art der glei- 
chen Familie, die Triatoma sordida Scal die Übertragung besorgen kann. Werden 
diese Wanzen mit infizierten Meerschweinchen eingesperrt, so finden sich die Trypano- 
somen schon bald im Darminhalt der Kerfe. H. Richartz (Bad Homburg). 

Neiva, Arthur: Infektion mit Trypanosoma equinum durch die gesunde Con- 
junetivabeim Meerschweinchen. Brazil-Medico Jg. 27, Nr.32, S.333.1913. (Portugiesisch.) 

Auch das Trypanosoma equinum, die Ursache der als Mal de cadeiras bekannten 
tropischen Pferdeseuche kann durch die unverletzte Bindehaut in den Organismus 
eindringen; doch scheint ihr Vermögen, gesundes Epithel zu passieren, weit geringer 
zu sein als das des Trypanosoma Cruzi, des Erregers der nach Chagas benannten 
Krankheit der Bewohner des Innern von Brasilien. H. Richartz (Bad Homburg). 
Tuberkulose: 


Lockemann, Georg: Beiträge zur Biologie der Tuberkelbaeillen. Mitteilg. 1. 
(Inst. f. Infektionskrankh., Robert Koch, Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, 
Nr. 50, S. 2458—2459. 1913. 

Verf. untersuchte das Wachstum der Tuberkelbacillen auf eiweißfreien 
Nährböden (Proskauer und Beck). Die Kulturen erreichen sowohl in Glycerin- 
bouillon wie in Asparaginnährlösung auf ihnen nach einigen Wochen ein Ge- 
wichtsmaximum und nehmen dann wieder infolge autolytischer Vorgänge an Ge- 
wicht ab. Die Titerkurve des Säuregehaltes verläuft bei den verschiedenen Nähr- 
böden verschieden, die Titerkurve der Glycerinbouillon stand in der Mitte der von 
Theobald Smith als charakteristisch für humanen und bovinen Typus angegebenen 
Kurven. Während des Wachstums auf eiweißfreien Lösungen traten eiweißartige 
Stoffe in denselben auf. Auch die Glycerinbouillon änderte ihr Verhalten gegen die 
Eiweißreagenzien. Der Antigengehalt der Nährlösungen erreicht parallel mit der 
Gewichtskurve der Kulturen nach einigen Wochen ein Maximum und nimmt 
dann wieder ab. E. Leschke (Berlin). 

Neufeld, F.: Bemerkungen zur Frage der Typenumwandlung von Tuberkel- 
bacillen. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, 
H. 3, S. 120—123. 1913. 

Zum Züchten der interperitoneal injizierten Tuberkelbacillen des Eberschen um- 
wandelbaren Typus bei Rindern ist das Vorhandensein von irgendwelchen Reizstoffen 
aus menschlichen oder Meerschweinchenorganen nicht nötig, wie auch aus Ebers 
eigenen Versuchsprotokollen hervorgeht. E. Leschke (Berlin). 

Massol, L., et M. Breton: La bacillömie tuberculeuse au cours de l’infection 
exp6erimentale du cobaye. (Das Auftreten von Tuberkelbacillen im Blute 
bei der experimentellen Meerschweincheninfektion.) (Inst. Pasteur, Lille.) 
Cpt. rend. hebdom. des seances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 34, S. 455—457. 1913. 

In Fortsetzung früherer Versuche, bei denen die Häufigkeit des Auftretens von 
Tuberkelbacillen im Blute von intravenös und subcutan infizierten Meerschweinchen 
durch Transfusion auf gesunde Tiere festgestellt wurde, finden die Verff. mit der gleichen 
Methode an großem Tiermaterial eine deutliche Abhängirkeit der Erkrankung von der 
verschieden langen Zwischenzeit zwischen Infektion und Blutübertragung; zum Bei- 
spiel bewirkt bei subeutaner Injektion von Y/,, mg Bacillen das nach 10 Tagen ent- 
nommene Blut der infizierten Tiere die stärksten tuberkulösen Veränderungen. Ebenso 
ist die Größe der Infektionsdosis der Tuberkelbacillen für den Ablauf der Infektiosität 
der übertragenen Blutmenge von Wichtigkeit. Wird die Dosis sehr klein gewählt, 
so bleibt die durch das Blut übermittelte tuberkulöse Erkrankung sehr lange Zeit auf 
die Iymphatischen Organe beschränkt. Bei Verwendung eines weniger virulenten 
Stammes ist die Infektiosität des Blutes für gesunde Tiere nicht gleichmäßig, aber meist 
nur geringer. Welz (Breslau). 


— 145 — 


Arima, R., und M. Tanaka: Die Verminderung der Tuberkelbacillen im strö- 
menden Blute bei der Tuberkulinbehandlung. (Med. Akad., Osaka, Japan.) Zeitschr. 
f. Tuberkul. Bd. 21, H. 4, S. 305—309. 1913. 

Verff. nahmen als Maßstab für die Bemessung der Dauer der Tuberkulinkur das 
Verschwinden der Tuberkelbacillen aus dem Blute. Sie gebrauchten die Mischung: 
Alttuberkulin 1,0, Tuberkulin T. R. 2,0, Bacillenemulsion 6,0. Die Erfahrungen er- 
strecken sich auf 19 Patienten. Durchschnittlich nach 6—8 Monaten Behandlung 
waren die Bacillen verschwunden. Die Höchstdosis betrug 1 ccm der Mischung, die 
mehrmals wiederholt wurde. Noch zweckmäßiger ist es, nicht höher als bis 0,5 ccm 
zu gehen und dies längere Zeit fortzusetzen. Meinertz (Worms). 

Fischmann, Kiwa: Untersuchungen über die Durchlässigkeit der unverletzten 
Meerschweinchenhaut für den Erreger der Menschen- und Rindertuberkulose und 
die Brauchbarkeit der eutanen Impfung für die Dilferenzierung dieser Bacillentypen. 
(Kgl. hyg. Inst., Halle a. S) Hyg. Rundschau Jg. 23, Nr. 23, S. 1421—1446. 1913. 

Nach einer kurzen Übersicht der Literatur über die Erzeugung der Tuberkulose 
durch die intakte Haut berichtet Verf. über eigene Versuche, welche die Versuchs- 
ergebnisse von Tomarkın und Peschic nachprüfen sollten. Letztere Autoren kamen 
in ıhrer an 52 Meerschweinchen ausgeführten Arbeit zu dem Schluß, daß die cutane 
Impfung auf Meerscheinchen eine Differenzierung der Tuberkelbacillentypen ermögliche, 
da von 52 Tieren, welche mit dem Typus humanus geimpft waren, nur sieben an einer 
Tuberkulose erkrankten, dagegen von den 26 mit dem Typus bovinus geimpften Tieren 
100% tuberkulös waren. Verf. konnte diese Befunde nicht bestätigen, von 16 mit bo- 
vinen Bacillen geimpften Tieren erkrankten 13 an Tuberkulose, von 15 mit Perlsucht- 
bacillen infizierten 14. Als Ursache dieses abweichenden Ergebnisses wird die ungleiche 
Virulenz oder Vitalität der verwendeten Kulturen angenommen. Harms. 

Ruppel,W.@.:Tuberkulin. Dtsch.med.Wochenschr. Jg.39, Nr.50, S.2462-2466.1913. 

Geschichtlicher Rückblick auf die Auffindung der verschiedenen Tuberkuline 
Robert Kochs. Die chemischen Untersuchungen des albumosenfreien Tuberkulins 
haben ergeben, daß im Tuberkelbacillus drei Substanzengruppen als Träger der spe- 
zifischen Giftwirkung angesprochen werden müssen: 1. eine Nucleinsäure (Tuber- 
kulinsäure), 2. ein Nuclein und 3. ein Nucleoalbumin. Der Nachweis von 
Neutralfetten im Tuberkelbacillus ist zuerst von Ruppel erbracht worden. Die 
Einführung der Tuberkelbacillenemulsion (Neutuberkulin), die alle Bestandteile des 
Bacillus in resorbierterer Form enthält, beweist die Absicht Kochs, den Organismus 
mit allen „Partialantikörpern‘ im Kampfe gegen die Tuberkulose auszurüsten. Leschke. 

Umfrage über die diagnostische Bedeutung der subeutanen Tuberkulinreaktion. 
A. Fraenkel, D. Gerhardt, F. Schultze, O. de la Camp, N. Ortner, A. Staehelin, 
R. E. Neisser, E. Stadelmann und A.Stieda. Med. Klinik Jg. 9, Nr. 47,S.1927—1929. 1913. 

Folgende 3 Fragen standen zur Beantwortung: 1. Welche diagnostischen Schlüsse 
ziehen Sie aus dem positiven Ausfall der subcutanen Tuberkulinreaktion? 2. Bis zu 
welchem Grenzwert (1, 5, 10 mg) halten Sie die Reaktion als diagnostisch für initiale 
aktive Tuberkulose verwendbar ? 3. Haben Sie Fehldiagnosen gehabt, im besonderen posi- 
tiven Ausschlag bei sicheren Fällen von inaktiver und abgeschlossener Tuberkulose, bei 
Zuständen von Hyperthyreoidismus und bei exogenen oder endogenen Psychopathien ? 
Ad 1. Vorliegen einer tuberkulösen Affektion, namentlich beim Nachweis lokaler 
Herdreaktion, nur F. Schultze wendet die subcutane Injektion zu diagnostischen 
Zwecken nicht an, sondern die Pirquetsche Methode — Mitteilung eines Falles, bei 
welchem nach therapeutischer Anwendung sehr kleiner Dosen Alttuberkulin sich eine 
zum Tode führende Verschlimmerung der Lungentuberkulose einstellte.e Ad 2. In 
Dosen von !1/,—2 mg, de la Camp verwendet Tuberkulin-Rosenbach bis 0,8 ccm, 
Stadelmann Alttuberkulin bis 7 mg. Ad 3. Die meisten Autoren hatten keine Fehl- 
diagnose, Neißer hatte Fehldiagnosen nach jeder Richtung, Erfahrungen bei Psychosen 
fehlten den meisten Autoren. Harms (Mannheim). 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 10 


— 146 — 


-Umfrage über die diagnostische Bedeutung der subcutanen Tuberkulinreaktion. 
R. Schmidt, L. Mohr, H. Eichhorst, O0. Müller, P. Krause, A. v. Strümpell und 
F. Penzoldt. Med. Klinik Jg. 9, Nr. 48, S. 1986—1987. 1913. 

Vgl. vorstehendes Referat. Ad 1: Vorhandensein eines tuberkulösen Herdes im 
Körper, bei der Lungentuberkulose wird der größte Wert auf die Herdreaktion gelegt — 
Mohr, Müller, Penzoldt Ad 2: Img Schmidt, Mohr, Strümpell; bis 3 mg 
Penzoldt; bis 5 mg Krause; bis 10 mg Eichhorst. Ad 3:Schmidt in einem Falle 
von Polyserositis, in welchem bei der Obduktion keinerlei Anhaltspunkte für Tuber- 
kulose nachweisbar; Müller in einem Falle, der bis auf 10 mg weder allgemein noch 
an der verdächtigen Lungenspitze reagierte, der sich ein Jahr lang gut hielt, dann aber 
mit einer floriden Lungen-Kehlkopf- und Rectaltuberkulose zugrunde ging. Im all- 
gemeinen werden die Fehlerquellen für gering gehalten, Erfahrungen bei Psychopathen 
fehlen den meisten Autoren, Penzoldt hat bei letzteren nicht besonders häufig einen 
‚positiven Ausfall der Reaktion beobachtet. Harms (Mannheim). 

Möllers, B.: Serologische Untersuchungen über den Antigengehalt der Kultur- 
lösungen von Tuberkelbaeillen. (Inst. f. Infektionskrankh., Robert Koch, Berlin.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 50, S. 2460—2461. 1913. 

Mit Hilfe des von Ruppel und Rickmann hergestellten Tuberkuloseserums 
‚wurde der Antigengehalt von Tuberkelbacillenkulturlösungen in verschiedenen 
Zeitabständen untersucht. Er nahm gleichzeitig mit dem Wachstum der Kulturen bis 
zur 6. Woche zu und von der 8. Woche an wieder ab. Die Hauptursache für das 
Auftretenderspezifischen Substanz des Tuberkulinsist der Stoffwechsel 
der Tuberkelbacillen, während der Auslaugungsprozeß möglicherweise den Antigen- 
gehalt beeinträchtigt. Gewichts- und Antigenkurve gehen miteinander parallel. Leschke. 

Stiner, O., und S. Abelin: Über Versuche, eine lokale Resistenz der Haut gegen 
‚Tuberkuloseinfektion zu erzeugen. (Univ.-Inst. z. Erforsch. d. Infektionskrankh., 
Bern.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 50, S. 2461—2462. 1913. 

Verff. prüften die Frage, ob die lokale Resistenz der Meerschweinchenhaut durch 
: Einreiben mit Tuberkulinsalbe derart gesteigert werden kann, daß eine spätere Infek- 
tion durch Einreiben von Tuberkelbacillen in die vorbehandelte Haut unterbleibt. 
Die Versuche hatten ein negatives Resultat. Es wurde nur eine Verzögerung der 
Infektion und Beschränkung auf die regionalen Drüsen nach länger dauernder Vor- 
behandlung mit 50% Rindertuberkulinsalbe gefunden. Bei tuberkulösenTieren tritt nach 
Einreiben von Tuberkulinsalbe meist eine akute Vergrößerung der Drüsen ein. E. Leschke. 

Wankel, J.: Die Theobald Smithsche Reaktionskurve als Hilfsmittel zur Differen- 
zierung humaner und boviner Tuberkelbacillen. (Inst. f. Infektionskrankh., Robert 
Koch, Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 50, S. 2461. 1913. 

Die Alkalibildung humaner und boviner Tuberkelbacillen, die nach 
Theobald Smith verschieden verläuft, wurde an 45 Kulturen während ihres Wachs- 
tums in Bouillon nachgeprüft. Von 25 humanen Kulturen gaben jedoch nur 11 die 
Smithsche Kurve, von den 20 bovinen nur 15. In einem Falle wurde ein Zwischen- 
typus der Reaktionskurve gefunden. Die Smithsche Reaktionskurve kann 
daher für Typentrennung der Tuberkelbacillen in vielen Fällen nicht 
verwertet werden. Leschke (Berlin). 

Atkinson, J. P., and C. B. Fitzpatrick: On re-injection with B. tuberculosis 
or its products and with sera. (Über die Reinjektion von Tuberkelbacillen, 
ihrer Produkte oder von Seris.) (Chem. a. res. laborat., New York.) Proceed. 
of the soc. f. exp. biol. a. med. Bd. 11, Nr. 1, S. 17—21. 1913. 

Kurzer Bericht über anaphylaktische Versuche. Alfred Lindemann (Berlin). 

Loeffler, F.: Welche Maßnahmen sind zur weiteren Eindämmung der Tuberkulose 
alsVolkskrankheiterforderlich? Dtsch. med. Wochenschr. Jg.39, Nr.50, S.2442-2443.1913 

Verf. empfiehlt die Errichtung von Tuberkulin-Dispensarien, wie sie Wilkinson 
in England inauguriert hat. Harms (Mannheim). 


— 147 — 


Philipowiez, J.: Beitrag zur Röntgentherapie der Lymphdrüsentuberkulose. 
(I. chirurg. Klin., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 26, Nr. 51, S. 2106—2108. 1913. 

Bei Nachuntersuchung von 25 im Laufe eines Jahres mit Röntgenstrahlen be- 
handelten Fällen mit tuberkulösen Lymphdrüsentumoren, hauptsächlich Halslympho- 
men, ergaben sich folgende Resultate: von 4 über 20 mal Bestrahlten 3 völlig geheilt, 
1 sehr erheblich gebessert; von 8 10—20 mal Bestrahlten 2 geheilt, die andern durch- 
gehends, zum Teil bedeutend, gebessert; 13, weil sie teils wegblieben, teils unregelmäßig 
kamen, weniger als 10 mal Bestrahlte sämtlich gebessert. Die Besserungen betrafen 
Verkleinerung der Knoten, Schließung bestehender Fisteln mit zarter Narbe, Aus- 
heilung von Skrophulodermen, Körpergewichtszunahme. Es reagierten sowohl härtere, 
wie bereits erweichte Formen der Lymphdrüsentuberkulose. In 8 Fällen der ersteren 
Art, die aber nur unter den Gebesserten aufgeführt sind, waren bei Abschluß der Be- 
handlung bloß noch kleine fibröse Drüsenreste vorhanden, ein Zustand, der möglicher- 
weise bereits der Heilung gleichzusetzen ist. Spätwirkungen kamen 4 mal in Form von 
fortschreitender Verkleinerung der Tumoren nach Einstellung der Bestrahlungen zur 
Beobachtung. Technik: Einzelbestrahlung mit Helmerscher Wasserkühlröhre (8—10 
Benoist, 2-5 Milliampere) in etwa 30 cm Fokusdistanz unter Zwischenlagerung von 
2—3 mm starkem Aluminiumblech, bei empfindlicher Haut eventuell noch Zusatz- 
filter von Stanniol auf Papier, 10 Minuten lang (ca. 1 E.-D.); Zwischenpausen zwischen 
den Einzelsitzungen 1 Woche, bei Schmerzen in der erkrankten Partie auch bis zu 
21 Tagen; Gesamtbehandlungsdauer möglichst nicht unter 4—5 Monaten. Nach solchen 
Erfahrungen ist die Röntgenbehandlung der tuberkulösen Lymphome als Methode der 
Wahl zu bezeichnen. Meidner (Charlottenburg). 


Baisch, B.: Die Röntgentherapie der chirurgischen Tuberkulose. Ergebn. d. 
Chirurg. u. Orthop. Bd. 7, S. 110—146 (Berlin: Springer). 1913. 


Mallebrein, Fr., und C. Wasmer: Zur Anwendung des Prophylakticam Malle- 
breïn bei Tuberkulose. Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 21, H. 4, S. 371. 1913. 

Aus verschiedenen Publikationen haben Verff. entnommen, daß ihre Vorschriften 
über die Anwendung des Prophylakticum Mallebrein zu folgenschweren Irrtümern Ver- 
anlassung gegeben haben, sie lassen daher eine nochmalige Angabe über die Anwen- 
dungsweise folgen, welche auch jeder Flasche beiliegt. Zum Gurgeln dient eine 4 proz. 
und zum iii eine 2 proz. Mischung des Mallebrein mit Wasser: Harms (Mannheim). 


Syphilis: 


Gyenes, Ernst, und Franz Sternberg: Über eine neue und schnelle Methode 
zum Nachweis der Spirochaete pallida in den Geweben. (I. anat. u. II. pathol.- 
anat. Inst., Univ. Budapest.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 49, S. 2282 bis 
2283. 1913. 

In Verwertung des Liesegangschen Silberimprägnationsverfahrens trachteten 
die Verff. mit dem Prozeß der Bekeimung und Entwicklung Spirochäten in Einzel- 
schnitten rasch darzustellen. 

Die Technik ist folgende: 1. Dünne, in 10 proz. Formalin gut fixierte Schnitte (5—10 u) 
werden in Aq. dest. gut ausgewaschen (2—3 Min.) und im Brutschrank (37° C) durch 30—35 
Min. in einer l proz. Silbernitratlösung bekeimt. 2. Hierauf kommen die Schnitte in 21/, proz. 
Ag.-Lösung (10 ccm), welcher in gleicher Menge 5 proz. Gelatinelösung und 50 proz. Gummiarabi- 
cumlösung als Schutzkolloid zugesetzt werden. Nun wird tüchtig gemischt und dann 55 cem 
(d. h. immer die Hälfte der verwendeten Silbernitratlösung) 5proz. Hydrochinonlösung als Re- 
duktionsmittel zugegeben. Die Schnitte bleiben so lange in dieser Mischung, bis sie dunkel- 
braun werden, (1—2 Min.) müssen aber herausgenommen werden, bevor sich das reduzierte 
Silber niederschlägt. 3. Fixierung in 10 proz. Natriumthiosulfatlösung (1—2 Min.). 4. Nach 
kurzem Waschen in Ag. dest. die übliche Weiterbehandlung bis Canadabalsam. (96 proz. Alko- 
hol, abs. Alkohol, Chloroformalkohol [aa], Chloroform, Terpineolchloroformalkohol [aa], Ca- 
nadabalsam. ) Mit dieser Methode soll der Spirochätennachweis in luetischen Organen (Leber, 
Sklerosen) leicht gelingen. Die Niederschläge auf nicht argentophilen Gewebsteilen sollen 
nicht allzu störend hervortreten. Nobl (Wien). 


10* 


— 148 — 


Müllern - Aspegren, U.: Zwei Fälle von Reinfektion von Syphilis und Salvar- 
sanbehandlung. Dermatol. Zeitschr. Bd. 20, H. 12, S 1078—1081. 1913. 

Fall 1. I. Infektion am 1. III. 1911. Status am 14. III.: Erosion im Sulcus 
retroglandularis links und eine kleinere von gleicher Art rechts; zahlreiche Spir. pall., 
Sklerodenitis ingu. sin. Seroreaktion nicht vorgenommen. Behandlung: 2 intrave- 
nöse Salvarsaninjektionen a 0,4 am 16. III. und 23. IV. Wa. - R. am 21. VI. negativ. 
— II. Infektion: Status am 10. VII. 1911: Nußgroße, typische, induzierte 
Sklerose mit festem, speckigem, leicht blutendem Boden; im Sekret Spir. pall., Sclera- 
denit. inguin. sin. 14. VII. Wa.-R. positiv. Behandlung: 10 Merkuriolinjektionen 
vom 10. VII. bis 3. VIII. Am 17. VII. eine kleinfleckige Roseola. — 20. VII. Salvarsan 
0,4 intravenös (Herxheimer). Die Roseola blaßte schnell ab, und die Wunde war 
am 9. 9. VIII. mit minimaler Induration geheilt. 6. IX. Wa.-R. negativ. 7. IX. Sal- 
varsan 0,4 intravenös. Patient ist vom I. XI. 1911 bis 1. IV. 1913 10 mal klinisch und 
serologisch untersucht worden und stets mit negativem Resultat. (Die zweite Infektion 
erfolgte nach einem Coitus, den der Patient einen Monat, vor dem Erscheinen in Behand- 
lung, ausübte.) — Fall 2. 31 J. M. I. Infektion: Status am 22. XI. 1911: 2 typi- 
sche Sklerosen im Limbus praeputii, Scleradenitis inguinalis und kleinmakulöse Roseola. 
Behandlung: 5 Hg-Salicyl- und 5 Merkuriolölinjektionen. 27. XII. 1911 Salvarsan 
0,44 und am 13. I. 1912. Salvarsan 0,40 intravenös. Wa. - R. 4. IX. und 5. X. 1912 
negativ. II. Infektion: Status am 25. X. 1912: Typische, hanfsamengroße in- 
durierte Sklerose. Im Sekret Spiroch. pall., Scleradenit. inguin.; Wa.- R. schwach 
positiv. (Letzter Coitus vor 6 und 2 Wochen.) Behandlung: 29. X. und 9. XI. 
1912. 2 Salvarsaninjektionen à 0,44 intravenös und vom 25. X. bis 7. XII. 1912 10 Hg- 
Injektionen (5 Hg-Salicyl und 5 Merkuriolöl). Patient ist dann vom 10. I. 1912 bis 
23. V. 1913 5mal untersucht worden und sowohl klinisch wie serologisch 
symptomfrei gewesen. Nobl (Wien). 

Desneux, J.: La euti-reaction & la luetine (Noguchi) dans la syphilis. (Über 
die Cutanprobe nach Noguchi bei Syphilis.) Ann. et bull. de la soc. roy. des 
sciences med. et natur. de Bruxelles Jg, 71, Nr. 7, S. 178—184. 1913. 

Die an Männern versuchte Probe kam bei 198 Kranken zur Anwendung, unter 
welchen sich 113 Syphilitiker befanden. Ein positives Phänomen wurde bei 15 tardiven 
Luesformen und 8 paraluetischen Zuständen (Tabes und Paralyse) verzeichnet. 
11 Initialaffekte, 31 mit Salvarsan vorbehandelte Frühluetiker, 11 latente Spätlues- 
fälle (4—20 Jahre). 11 Tabiker, 18 Paralysen verschiedener Stadien, sowie 85 nicht 
luetische Erkrankungen reagierten negativ. Es ergab sich, daß die aktive Spätsyphilis 
fast ausnahmslos auf Luetin reagiert. Eine positive Luetininsertion selbst bei nega- 
tivem Wassermann wird als diagnostisch wertvoll angesprochen. Gleich dem Serun- 
phänomen wird das intracutane Testverfahren Noguchis in das Gebiet spezifischer 
Reaktionen eingeteilt. Nobl (Wien). 

Rezza, A.: Effetto della somministrazione di alcool sulla reazione di Wasser- 
mann. (Wirkung der Verabreichung von Alkohol aufdie Wassermannsche 
Reaktion.) (Manicom. prov., Lucca.) Riv. ital. di neuropatol., psichiatr. ed elettro- 
terap. Bd. 6, Nr. 10, S. 454—457. 1913. 

Verf. konnte die Angabe von Craig und Nichols, daß bei Luetikern nach Dar- 
reichung von Alkohol die vorher positive Wassermannsche Reaktion negativ wird, 
an einem größeren Material von Luesfällen mit und ohne Beteiligung des Zentral- 
nervensystems in keiner Weise bestätigen. Kurt Meyer (Stettin). 

Grosz, Siegfried, und Richard Volk: Syphilistherapie und Wassermannsche Re- 
aktion. (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien 1913.) Wien. klin. Wochen- 
schr. Jg. 26, Nr. 46, S. 1890—1892. 1913. 

Die Behauptung ist nicht bewiesen, daß der positive Ausfall der Wassermann- 
schen Reaktion aktive Lues bedeutet. Eine gesetzmäßige Beziehung zwischen Aktivität 
und Seroreaktion ist keineswegs immer vorhanden. Es gibt auch Fälle, bei denen die 


— 149 — 


Reaktion durch den Krankheitsprozeß nicht beeinflussende Mittel zum Verschwinden 
gebracht werden kann, die Reaktion zeigt überhaupt oft eine auffallende Labilität. 
Durch die Luetinreaktion schlägt die negative Wassermann - Reaktion latenter 
Spätluetiker fast regelmäßig in eine positive um. Es ist anzunehmen, daß es sich bei 
der Wassermann - Reaktion um eine Umstimmung der Gewebe und nicht um eine 
Reaktion auf lebendes Spirochätenmaterial handeln kann, und es muß die Über- 
schätzung ihrer Valenz als einzigen therapeutischen Wegweiser zurückgewiesen werden. 
Eine positive Seroreaktion kann kein absolutes Hindernis zur Erteilung des Heirats- 
konsenses bilden, falls die übrigen Bedingungen quoad sanationem erfüllt erscheinen. 
Die Autoren stehen auf dem Standpunkt, daß die überaus große Verfeinerung der 
Methodik und mit ihr die Beachtung geringster Hemmungen nicht zweckentsprechend 
sind. Sie können eine Indikationsstellung für das therapeutische Handeln ausschließlich 
nach dem Ausfall der Wassermann - Reaktion nicht für berechtigt halten. In der 
zur Zeit von verschiedenen Autoren geübten Syphilisbehandlung und ihrer Ergebnisse 
ist nichts weniger als Übereinstimmung zu finden. Alle die Behandlungsschemata, wie 
sie von den verschiedenen Autoren als die alleinseligmachenden aufgestellt wurden, 
deren Nichteinhaltung von einzelnen sogar als Kunstfehler stigmatisiert wurde, 
hängen nach der Meinung der Autoren völlig in der Luft und bedürfen erst des Beweises 
ihrer Überlegenheit. Es ist Einspruch zu erheben gegen solche Autoren, die mit ex- 
orbitant hohen Dosen operieren. Die Kombinationsbehandlung scheint auch heute 
noch die empfehlenswerteste zu sein. Solange wir den bleibenden Umschlag der Sero- 
reaktion nicht mit Sicherheit erreichen können, ist es nicht angezeigt, den Patienten 
durch ununterbrochene Kuren fruchtlos zu beunruhigen, ja vielleicht ihn sogar zu schä- 
digen. H. Kämmerer (München). 
Beck, Oscar: Ist konstitutionelle Syphilis vom Ohr aus zu diagnostizieren. 
(Untv.-Ohrenklin., Wien.) Münch. med.Wochenschr. Jg.60, Nr.50, S. 2778—2779. 1913. 
Die Verkürzung der Perception durch die Kopfknochenleitung wird von Beck 
als ein Ohrsymptom von ganz besonderer Bedeutung hingestellt, welches selbst bei 
Mangel jeder klinisch manifesten Erscheinung von Syphilis die Vermutungsdiagnose 
„Lues generalisata‘ gestattet. Es findet sich auch bei Fällen mit sichergestellter Lues, 
Lues die frei von jeglichen Erscheinungen sind und nach einer antiluetischen Behand- 
lung negativen W. geben. Läßt man eine Stimmgabel von mittlerer Tonhöhe, die durch 
Anschlagen zum Schwingen gebracht wurde, vor einem gesunden Ohr ausschwingen 
und setzt diese Stimmgabel hernach auf den Warzenfortsatz eines normalen Öhres, 
so ist die Dauer der Perception durch die Luft länger als die Perception durch die Knochen- 
leitung von Processus mastoideus aus (positiver Ausfall des Rinneschen Versuches). 
Bei Erkrankungen des nervösen Teiles des kochlearen Apparates überwiegt zwar die 
Luftleitung über die Kopfknochenleitung, beide sind aber kürzer als bei einem normalen 
Menschen. Die an Luetikern vorgenommene Versuchsanordnung war folgende: Die 
Kranken wurden zunächst auf den Zustand ihres Hörvermögens geprüft (Konversations- 
und Flüstersprache, Perception von Stimmgabeltönen), dann wurde die mittlere Stimm- 
gabel auf den Warzenfortsatz eines solchen normal hörenden Menschen aufgesetzt 
und dieser angewiesen, das Verklingen der Stimmgabel sofort zu melden. Diese fast 
stets noch vibrierende Stimmgabel wurde dann auf eine analoge Stelle des Untersuchers 
aufgesetzt und meistens von diesem noch gehört, woraus eine Verkürzung der Per- 
ception durch die Kopfknochenleitung des Kranken hervorging. Exaktere Messung 
ermöglicht eine von Prof. Urbantschitsch angegebene elektrische Stimmgabel. 
Dieses Symptom war bei 80%, syphilitischer Individuen mit sonst normalem Gehör 
festzustellen. Die Erscheinung ist außer bei Lues nur noch bei raumbeengenden Pro- 
zessen im Schädelinnern (Tumor, Hydrocephalus) nachzuweisen. Auf die Frage, 
ob das Phänomen der Luetiker auf eine intrakranielle Drucksteigerung zurückzuführen 
ist, werden systematisch durchgeführte Lumbalpunktionen die Antwort gestatten. 
Nobl (Wien). 


— 150 — 


Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 

Friedberger, E., und F. Schiff: Weitere Mitteilung über heterogenetische Anti- 
körper. (Pharmakol. Inst., Univ. Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 50, 
S. 2328—2330. 1913. 

Alle bisherigen Untersuchungen über heterogenetische Hämolysine sind aus- 
schließlich mit Hammel- (Ziegen-) Hämolysinen ausgeführt worden, und zwar mit solchen, 
die vom Kaninchen gewonnen waren. Verff. berichten über Untersuchungen, wie die 
Verhältnisse beim echten Hammelhämolysin anderer Tierspecies und bei Hämolysinen 
von Kaninchen gegenüber anderen Blutarten als Hammelblut liegen. Es gelingt, beim 
Meerschweinchen ein recht beträchtliches Hämolysin für Hammelblut zu erzeugen. 
Dieses enthält im Gegensatz zu dem vom Kaninchen gewonnenen Hämolysin keine 
Fraktion, die durch Meerschweinchenorgane gebunden wird. Auch wird es abweichend 
vom Hammelblutamboceptor des Kaninchens nicht vom Rinderblut gebunden. Es 
gelingt auch durch Vorbehandlung mit gekochtem Hammelblut Hämolysin beim Meer- 
schweinchen zu erzielen. Keins von den untersuchten Organen der verschiedensten 
Tierspezies bindet das Meerschweinchenhämolysin. Auch Injektionen von Rinderblut 
erzeugen beim Kaninchen Hämolysine für Hammelblut. Es findet hier keine Bindung 
durch gekochtes Hammelblut oder gekochtes Rinderblut im Gegensatz zum nativen 
statt. Es lassen sich alle bei verschiedenen Tierspezies und durch verschiedene Antigene 
erzeugten Hammelhämolysine in ihrem Bindungsvermögen gegenüber Zellen weitgehend 
unterscheiden. Eisner (Berlin). 

Hartman, C. C.: The antigenie properties of the constituents of the pneu- 
monic exudate. Serum studies in pneumonia. 2. (Die Antigeneigenschaften 
der Bestandteile im pneumonischen Exsudat.) (Pathol. laborat., univ., Puts- 
burgh, Pennsylvania.) Journal of infect. dis. Bd. 13, Nr. 3, S. 499—509. 1913. 

Zufügen von Fettstoffen und Leukocytenextrakt zum Fibrin vermehrt nicht dessen 
antigene Kraft. Leukocytenextrakte, Leukocytenrückstand, Fettstoffe aus pneumoni- 
schen Exsudaten und aus Leukocyten geben bei Anwesenheit von etwas Serum nicht- 
spezifische Komplementbindung. Pneumonisches Fibrin gibt manchmal selbst Hämo- 
lyse. Fettsubstanzen aus pneumonischen Lungen und Leukocyten sind hämolytisch. 
Normales Fibrin und nichthämolytisches pneumonisches Fibrin, sowie Serum ver- 
hindert diese Hämolyse der Fettstoffe. Die Hemmung ist an die Globulinfraktion des 
Serums gebunden. Die Leukocytenextrakte variieren beträchtlich in ihrer hämolyti- 
schen, antikomplementären und antigenen Eigenschaft. Leukocytenextrakte von 
Pneumonie sind stärker als die Extrakte von Eiterzellen. Eisner (Berlin). 

Rubino, C., e C. B. Farmachidis: L’ azione ostacolante ed attivante del veleno 
di cobra nelle reazioni emolitiche con sieri di neoplastici. (Die hemmende und 
aktivierende Wirkung des Kobragiftes auf die Hämolyse des Serums von 
Tumorkranken.) (Istit. di patol. spec. med., univ., Genova.) Rif. med. Jg. 29, 
Nr. 49, S. 1345—1349. 1913. 

Das Serum von Geschwulstkranken besitzt nicht immer die Fähigkeit, rote Blut- 
körperchen von Kaninchen aufzulösen. Bei Gegenwart von Kobragift erfolgt in einer 
Reihe von Fällen Hämolyse, wobei das Serum an sich bereits die Fähigkeit besitzen 
kann, rote Blutkörperchen des Kaninchens aufzulösen oder auch nicht; in einer zweiten 
Reihe von Fällen hemmt der Zusatz von Kobragift die Serumhämolyse. Die Aktivierung 
der Serumhämolyse erfolgt bereits bei Serumdosen, welche weit unter der Grenze 
der Hämolyse des Carcinoniserums allein liegen. Hemmend wirkt das Kobragift, wie 
Verff. fanden, auf die Serumhämolvse bei 5 Sarkomfällen, die histologisch nachgewiesen 
wurden, und bei einigen Neoplasmen zweifelhafter Natur, bei welchen die Autoren 
aus diesem Grunde die Diagnose eines Carcinoms ausschließen möchten. Joannovics. 

Krasny, J.: Über Hämolyse und Resistenz der Erythroeyten. (II. med. Univ.- 
Klin., Berlin.) Folia haematol. Bd. 16, H. 3, S. 353—418. 1913. 


Nach ausführlichen Erörterungen über den Wirkunesmechanismus der verschie- 


— 151 — 


denen Blutgifte schildert Verf. eigene Versuche über die Frage, ob und inwieweit die 
Saponinresistenz der Erythrocyten durch vorherige Sensibilisierung mit Amboceptor 
oder Schlangengift geändert wird. Die Resultate waren negative. Vielleicht liegt das 
nur am Versuchsobjekt, den cholesterinreichen und hochresistenten Hammelerythro- 
cyten. Eventuell würden cholesterinäimere Erythrocyten, z. B. die des Meerschwein- 
chens, andere Resultate geben. H. Hirschfeld (Berlin). 


Hektoen, Ludvig: The production in monkeys of antibodies for human cor- 
puseles. (Das Auftreten von Antikörpern gegen menschliche Blutkör- 
perchen beim Affen.) (Mem. inst. f. infect. dis., Chicago.) Journal of infect. dis. 
Bd. 13, Nr. 3, S. 375—377. 1913. 

Injektionen von Menschenblut regen beim Affen die Bildung von Agglutininen und 
Opsoninen gegen menschliche Blutkörperchen an. Die Antikörperproduktion verläuft in 
einer gleichen Kurve wie die Bildung anderer Antikörper nach einer einzelnen Antigen- 
injektion. Dieses Verhalten ist zur Differenzierung von Menschen- und Affenblut zu 
verwenden. Die praktische Bedeutung der Methode ist jedoch nur gering. Eisner. 


Zubrzycki, J. R. v.: Die Meiostagminreaktion in der Geburtshilfe. (Frauen- 
klin., Jagellon. Univ. Krakau.) Gynaekol. Rundschau Jg. 7, H. 23, S. 847-849. 1913. 

Verf. berichtet über seine, nach der Vorschrift Ascolis angestellten Untersuchungen; 
als Antigen benutzte er methylalkoholisches Antigen aus einem Mammacarcinom. Zur 
Untersuchung kamen Sera von Gesunden, Krebskranken, Schwangeren und Nabel- 
schnurserum. Es zeigte sich, daß die Meiostagminreaktion bei Schwangerschaft positive 
Ergebnisse liefern kann. Die Sera von Schwangeren in späteren Monaten der Schwan- 
gerschaft wiesen eine Erniedrigung der Oberflächenspannung auf; Carcinomsera 
reagierten fast immer (ca. 80%) positiv. Placentarsera zeigen bezüglich der Ver- 
änderung der Oberflächenspannung ein ähnliches Verhalten wie Normalsera. Engelhorn. 


Graft, E. von: Die Serodiagnose maligner Tumoren. Zentralbl. f. d. ges. Gy- 
naekol. u. Geburtsh. sowie d. Grenzgeb. Bd. 3, H. 13, S. 561—567. 1913. 


Ergebnisse. 
Stoffwechsel. 
Aligemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik : 

@ Rubner, Max: Uber moderne Ernährungsreformen. München u. Berlin: 
R. Oldenbourg 1914. 83 S. M. 1.80. 

Rubner gibt in diesem Buch eine ins einzelne gehende Kritik der Arbeiten von 
Chittenden und Hindhede und an der Hand seiner eigenen Arbeiten, sowie der 
Untersuchungen von C. Voit, Thomas, Cra mer, Neumann u.a., eine Präzision seines 
ablehnenden Standpunktes gegenüber den Forderungen dieser Autoren, deren Auf- 
fassungen über ‚„Eiweißminimum“ und „Eiweißschädlichkeit‘“ schon anfangen populari- 
siert zu werden. Er weist ihnen unrichtige resp. unvollständige Zitate nach, bemängelt 
die Art und Ausdehnung ihrer Versuche und wendet sich gegen die Verallgemeinerung 
ihrer Resultate. Die zahlenmäßige Beweisführung muß im Original nachgelesen 
werden. Hindhedes ‚„Ernährungssystem‘“ bezeichnet er als inhaltlich und dem zeit- 
lichen Entstehen nach als eine vollkommene Nachempfindung Chittendens; für 
beide gilt ihm, daß die Erfahrung eines Individuums nicht genügt, die hygienische 
Zulässigkeit einer Ernährung zu beweisen. R. sieht im Essen nicht nur ein Bilanzpro- 
blem von Eiweiß-, Fett- und Kohlehydratgemischen, sondern ein diätetisches Problem, 
die Berechtigung und den Anspruch eines jeden Menschen auf eine mundende Kost 
mit ausreichendem Wechsel und Essensgenuß. Nach Korrektur der älteren Angaben von 
C. Voit gibt R. für den „mittleren Arbeiter‘ die Werte von: 110 g Eiweiß, 60 g Fett 
und 500 g Kohlehydrat und betont, daß diese Zahlen kein Minimum im Sinne der Bi- 
lanzfragen darstellen, daß Muskelmasse und Eiweißzufuhr in engen Beziehungen zu- 
einander stehen. In der Ernährung mit einem N-Minimum liegt für den Körper eine 
eminente Gefahr; bei der großen Ungenauigkeit der Zusammenstellung einer Kost 


—. 452: — 


ın der Praxis (Kartoffel-N im Minimum 4,41%, im Maximum 14,64%, im Mittel 7,94°.,) 
ist zu geringe Zufuhr leicht möglich und bedingt enormen Körperzerfall; auch die Werte 
der Ausnutzung wechseln sehr. Ohne einen Überschuß von Eiweiß können wir normaler- 
weise und auf die Dauer nicht auskommen; bestimmte Zahlen können noch nicht an- 
gegeben werden. Aus der bekannten Tatsache, daß der Mensch auch mit viel geringeren 
N-Mengen, als von C. Voit angegeben sind, im N-Gleichgewicht bleiben kann, folgt 
nicht, daß es bei der Feststellung des Kostmaßes angezeigt wäre, die Eiweißzufuhr 
diesen Erfahrungen nach zu vermindern. Man kann auf einer so wandelbaren Grenze, 
wie es das N-Minimum ist, keine freie Volksernährung durchführen; tabellarische 
Zusammenstellung der Nahrungsmittel ergibt die Schwierigkeit, das N-Minimum über- 
haupt zu halten. Zur Frage der „Eiweißschädlichkeit‘‘ wird die Gegenfrage aufgeworfen, 
warum die 17%, Eiweißcalorien des Schweinefleisches schädlicher sein sollen als die 
36,6%, des Spargels oder Spinats oder die 26%, der Milch. Als Ausweg bliebe die Wahl 
von Kartoffeln und Brot, aber die Erfahrung lehrt, daß diese typische Armenkost kein 
Gleichgewicht, sondern Unterernährung, Verlust an Organmasse, Leistungsunfähigkeit 
hervorruft; bei dem berechtigten Wunsch nach Abwechselung — Kochkunst darf 
man leider nicht voraussetzen — pflegt der Schnaps seine Ernte zu halten. Die Hind- 
hedeschen Ideen bedeuten für die große Masse keine Lösung eines sozialen Problems; 
ihre Verwirklichung führt zu körperlichen Schäden. Keine Monotonierung, sondern 
eine Verbesserung der Kost ist das Ziel; alles Nahrmaterial, was das Land trägt, diene 
auch zur Ernährung. Ein besonderer Eiweißreichtum der Kost ist ebensowenig be- 
rechtigt wie eine förmliche „Eiweißfurcht‘“. Weiland (Kiel). 

Funk, Casimir: Studien über das Wachstum. Mitteilg. 1. Das Wachstum 
auf vitaminhaltiger und vitaminfreier Nahrung. (Cancer hosp. res. inst., London, 
Brompton S. W.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 88, H. 5, S. 352—356.1913. 

Nach den Versuchen von Osborne und Mendel sowie Hopkins können junge 
Ratten bei einer Ernährung mit reinem Eiweiß, Fett, Stärke und Salzen am Leben er- 
halten werden, es hört jedoch das Wachstum völlig auf. Zusatz von geringen Mengen 
von Milch, Butter, Ätherextrakt des Eigelbs genügt, um das Wachstum wiederherzu- 
stellen. Funk glaubt, daß es sich um die Wirkung von Vitaminen handelt, da ja die 
bei den Versuchen verwandte Nahrung vitaminfrei war. — Versuche, junge Hühner 
mit unpoliertem (rotem) Reis zu ernähren, der wohl Beriberi-Vitamin enthält, aber 
als ruhendes Samenkorn wohl kein Wachstumsvitamin: Im Gegensatz zur Verdopplung 
des Gewichts der normal ernährten Kontrolltiere keine Spur Wachstum innerhalb 
vier Wochen; Zusatz von Hefe (vitaminreich!) zum roten Reis ebenfalls sehr gutes 
Wachstum. — Es ist also Wachstumsvitamin nicht identisch mit dem Vitamin, das 
gegen Beriberi schützt. F. glaubt, daß das betreffende Wachstumsvitamın durch eine 
der endokrinen Drüsen des Organısmus aktiviert resp. umgearbeitet wird, vielleicht 
Hypophyse. So wäre erklärbar, warum Exstirpation von Hypophyse, Thyreoidea oder 
Thymus Wachstumshemmung hervorruft. Beuttenmüller (Stuttgart). 

Grafe, E.: Die Wirkung einer längeren, überreichlichen Kohlehydratkost ohne 
Eiweiß auf den Stoffwechsel von Mensch und Tier. (Med. Klin., Heidelberg.) Dtsch. 
Arch. f. klin. Med. Bd. 113, H. 1/2, S. 1—91. 1913. 

Verf. geht von der experimentellen Feststellung aus, daß beim Menschen, bei 
Hunden und Schweinen durch abundante Kohlehydratüberernährung ohne Eiweiß- 
zufuhr in der Regel das Körpergewicht, selbst nach voraufgehender Hungerperiode, 
nicht zunimmt, oft sogar geringer wird. In einer 7tägigen Versuchsreihe an einer 
Hungerkünstlerin, zwei 39 bzw. 45 Tage dauernden Versuchen am Schwein und ın 4 
Versuchen an Hunden von 7— t1 Tagen wurden die Bedingungen für die diesem Ver- 
halten zugrundeliesenden Verhältnisse durch Untersuchung des Gewichts, der Wasser- 
bilanz, des N-Stoffwechsels und des respiratorischen Quotienten (20—2tstündige 
Respirationsversuche) erforscht. Die ausführlich gegebene exakte Methodik und 
Untersuchungstechnik, die rechnerischen Begründungen und die tabellarıschen Zu- 


— 153 — 


sammenstellungen müssen im Original nachgelesen werden. Verf. kommt zu dem 
Schluß, daß das Körpergewicht in seinem Verhalten in erster Linie durch Wasserabgabe 
des Körpers bestimmt wird. Dazu kommen Oxydationssteigerungen, die beim Men- 
schen — zeitlich kürzeste Versuchsdauer — am geringsten waren, beim Hund auf 
33%, beim Schwein bis auf 60%, heraufgingen. Die negative Wasserbilanz schlug 
durch Eiweißzulage sofort ins Positive um. Die Ablagerung von Reservestoffen, 
Fett und Glykogen erfolgte ohne gleichzeitigen Wasseransatz. Eine Übertragung der 
von Griniew beschriebenen schweren, parenchymatösen Organveränderungen bei 
Ratten und Meerschweinchen nach subcutaner und oraler Traubenzuckerdarreichung 
auf seine Versuche glaubt Verf. ablehnen zu können. Die bei Säuglingen beschriebenen 
„Mehlnährschäden“ werden besonders in bezug auf das Verhalten des Körpergewichts 
ın Analogie zu den beschriebenen Versuchen gesetzt, ebenso das Verhalten des Er- 
wachsenen bei den „Avitaminosen“ (Funk). Das Verhalten des Körpers bei der ein- 
seitigen abundanten Kohlehydraternährung ist vielleicht ein Spezialfall eines allge- 
meinen Gesetzes, das bei mangelnder Protoplasmabildung den Ansatz der Nahrungs- 
stoffe und den Wasserhaushalt regelt. Weiland (Kiel). 

Henriques, V., und A. C. Andersen: Über parenterale Ernährung durch intra- 
venöse Injektion. (Physiol. Inst., Univ. Kopenhagen.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. 
physiol. Chem. Bd. 88, H. 5, 8. 357—369. 1913. 

Bis zu 20 Tagen fortgesetzte intravenöse Dauerinfusionen (nach Art der Wernitz- 
schen Klysmen) am Ziegenbock; Glaskanüle in Vena jugularis oder lienalis; oft aller- 
dings Thrombosen. Zugeführte Nahrungsstoffe: Traubenzucker, Natriumacetat, mit 
Trypsin und dann Erepsin verdautes Muskeleiweiß; später Erepton und Witte- 
Pepton. Bestimmt wurde: Gesamt-N, Amino-N; peptidgebundener N (Spaltung im 
Autoklav, danach Formoltitration), NH,, Harnstoff, Zucker. Ergebnisse: Von 
250 g Glucose pro die ausgeschieden ca. 1540 g. Natriumacetat wahrscheinlich 
großenteils verbrannt (viel CO, im Urin!). N-Bilanz positiv, Gewichtszunahme. 30 g 
Witte-Pepton intravenös pro die von einem 25 kg schweren Ziegenbock 6 Tage er- 
tragen; größere Dosen wirkten rasch tödlich. Verwendung der Abbauprodukte von 
arteigenem oder artfremdem Fleisch bedingte keinen Unterschied der N-Retention. — 
Die Proteinsynthese ist nach diesen Versuchen nicht an das Darmepithel gebunden. 

Beuttenmüller (Stuttgart). 

Lematte, L.: Contribution & 1’&tude du mötabolisme azot6 urinaire. 1. S6m6io- 
logie de l’ur6e, de l’ammoniaque et des acides amines. Méthodes de dosage. 
(Beitrag zum Studium der stickstoffhaltigen Stoffwechselendprodukte 
des Harns; Bedeutungdes Harnstoffs, Ammoniaksundder Aminosäuren, 
Bestimmungsmethoden.) Presse méd. Jg. 21, Nr. 67, S. 680—681. 1913. 

Nach ausführlicher Besprechung der Bedeutung der einzelnen Harnbestandteile 
und der Wichtigkeit ihrer klinischen Bestimmung, werden folgende Methoden angegeben : 

Durch Phosphorsäure und Magnesiumchlorid werden die Ammoniaksalze, durch Blei- 
subacetat die stickstoffhaltigen Verbindungen mit Ausnahme des Harnstoffs, Ammoniaks 
und der Aminosäurer ausgefällt. N-Bestimmung mittels Natriumhypobromid ergeben im 


Filtrate der zweiten Fällung die Harnstoff + Ammoniakmenge, nach Ausführung beider Fä- 
Uungen die Harnstoffmenge. Tachau (Berlin). 


ı.. Labbee, Marcel, et Henry Bith: L’amino acidemie. (Die Vermehrung der 
Aminosäuren im Blute.) Bull. et mem. de la soc. med. des höp. de Paris 
Jg. 29, Nr. 35, S. 701—708. 1913. 

Die genannten Autoren fanden im enteiweißten Blutserum einen stets sehr ge- 
ringen Gehalt an Aminosäuren, die sie mit Hilfe der Formoltitration bestimmten. Auch 
bei verschiedenen Krankheitszuständen ließ sich keine Vermehrung nachweisen. — 
Höhere Werte für den Gehalt an formoltitrierbaren Aminogruppen ergab die direkte 
Titration des nicht enteiweißten Serums (nach vorhergehender Entfernung der Am- 
monlaksalze). Hier fanden die Autoren 0,05—4%, des gesamten Serumstickstoffs als 
Aminosäurenstickstoff. Da die Formoltitration des enteiweißten Serums wesentlich 


— 154 — 


niedrigere Werte ergab, nehmen die Autoren an, daß die Fornoltitration im nicht ent- 
eiweißten Serum nur Aminogruppen in Eiweißmolekülen anzeigt, die komplexer sind 
als die freien Säuren. — Eine Vermehrung des Aminosäurestickstoffs bis zu 8%, fand 
sich bei Leberinsuffizienz, bei Retention stickstoffhaltiger Bestandteile durch die Niere 
und bei diabetischer Acidose. Saxl (Wien). 


Hausmann, Max: Die spontane Schwefelwasserstoffentwicklung der Leber und 
des Eierklars. Ein Beitrag zur Kenntnis der Sulfhydrylgruppe. Biochem. Zeitschr. 
Bd. 58, H. 1/2, S. 65—91. 1913. 

Frisch zerhackte Leber gibt mit angesäuertem Wasser nach kurzem Erwärmen auf 
60° oder höher einige Tage lang spontan H,S ab; auf Zusatz von Phenol oder von ziemlich 
hochprozentigem Spiritus tritt etwa 1 Woche lang erhöhte H,S-Abgabe ein. Leber, 
die bereits einige Zeit der Autolyse überlassen worden war, zeigte diese Erscheinung 
nicht. Als Ursache der leichten Schwefelwasserstoffabspaltung aus der Leber ist die 
Sulfhydrylgruppe zu betrachten. Die SH-Gruppe ist in jeder frischen Leber enthalten, 
sie verschwindet bei der Autolyse nach 10 bis 20 Tagen. (Nachweis mittels der 
Nitroprussidnatriumreaktion. Vgl. Arnold, Zeitschr. f. physiol. Chemie, Bd. 70, S. 300 
1911.) Ähnlich wie die frische Leber verhielten sich verschiedene andere Organe beim 
Behandeln mit Spiritus oder Phenol; eine Preßhefe lieferte im frischen Zustande keine 
NPR; beim Behandeln mit Spiritus trat Entwicklung von H,S ein, mit Phenol dagegen 
keine. Untersuchungen mit Eierklar ergaben, daß dasselbe keine präexistierende SH- 
Gruppe, sondern nur eine sich leicht in die SH-Gruppe überführende Vorstufe besitzt. 
Diese Überführung gelingt z. B. durch Hitzekoagulation, durch Säure-, Alkohol- oder 
Phenolzusatz. — In betreff der vom Verf. gegebenen Schlußfolgerungen — Mechanis- 
mus der spontanen H,S-Abgabe (Polysulfidbildung), Hinweis auf die Giftwirkung von 
Phenol und Alkohol im Zusammenhange mit der Abspaltung der SH-Gruppe usw. — 
sei auf das Original verwiesen. K. Kautzsch (Höchst a. M.). 


Morpurgo, B., e G. Satta: Sugli scambi di sostanze nutrienti fra topi in pa- 
rabiosi. (Über den Austausch von Nahrungsstoffen bei parabiotischen 
Ratten.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 5, S. 360—364. 1913. 

Verff. zeigen, daß es gelingt, junge parabiotische Ratten ohne Störung des Wachs- 
tums am Leben zu erhalten, wenn ein Tier ausschließlich mit Zucker, das andere mit 
gemischter Nahrung gefüttert wird. Hieraus ergibt sich der Schluß, daß bei Parabiose 
von einem Tiere genügend stickstoffhaltige Substanzen auf das andere übergehen, um 
dessen Ernährung und Wachstum bei ausschließlicher Kohlehydratkost zu unterhalten. 

Joannovics (Wien). 

Satta, G., e G. M. Fasiani: Sull’ autolisi del fegato di cani avvelenati con florizina. 
(Über die Autolyse der Leber von mit Phloridzin vergifteten Hunden.) 
(Istit. di patol. gen., sez. chim., univ., Torino.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 5,S.391-396.1913. 

Bekanntlich ist die Autolyse der Fettleber bei Phosphorvergiftung intensiver 
als diejenige einer normalen Leber. Ist die aktivere Autolyse bei der Phosphorleber 
eine Folge des krankhaften Zustandes des Organs oder wird sie durch die Anwesenheit 
des Phosphors bedingt? Zur Lösung dieser Frage untersuchten Verff. die autolytischen 
Prozesse bei der Fettleber, welche nach Phloridzinvergiftung entsteht. Auch bei dieser 
Phloridzinfettleber ist die Autolyse intensiver als bei dem normalen Organ. 

Zur Bestimmung der Größe der Autolyse wurde die N-Menge quantitativ bestimmt. 
welche durch die autolytischen Vorgänge in Lösung übergeht. Gigon (Basel). 

Chaussin, J.: Jeu compensateur des concentrations uréiques et chlorurées dans 
P élimination urinaire. (Das kom pensierende Spiel der Harnstoff- und Chlor- 
konzentrationen bei der Urinausscheidung.) (Laborat. de physiol. gén., muséum 
d`hist. natur.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 34, 
N. 472—474. 1913. 

Kurze Mitteilung über Selbstversuche bei Trockenkost mit wechselndem Chlor- 
und Stickstoffgehalt der Nahrung, die die Behauptung des Verf. stützen, daß im 


— 15 — 


Schlaf die Kochsalzkonzentration des Urines abnimmt, während der Harnstoffgehalt 
steigt. Vor und nach dem Schlaf umgekehrtes Verhalten. A. Heineke (Badenweiler). 

Waeker, L., und W. Hueck: Chemische und morphologische Untersuchungen 
über die Bedeutung des Cholesterins im Organismus. 4. Über den Cholesterin- 
gehalt des Blutes verschiedener Tiere und den Einfluß künstlicher Cholesterin- 
zufuhr, besonders mit der Nahrung. (Pathol. Inst., Univ. München) Arch. f. 
exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 74, H. 6, S. 416—441. 1913. 

Die Cholesterinbestimmungen im Blut wurden mit der Digitoninmethode oder mit 
der sehr genaue Resultate gebenden Methode von Autenrieth und Funk ausgeführt. 
Sie ergaben, daß unter normalen Verhältnissen die zelligen Elemente des Blutes nur 
freies Cholesterin enthalten, und zwar die weißen Blutkörperchen die fünffache Menge 
der roten, das Plasma freies und etwa in zwei- bis dreifacher Menge esterartig gebundenes 
Cholesterin. Der Cholesteringehalt von Plasma und Serum ist der gleiche, da das Fibrin 
bei der Gerinnung kein Cholesterin mitreißt. Der Cholesteringehalt des Blutes ist beim 
Normaltier ziemlich konstant, aber beeinflußbar durch die Nahrung, durch Muskel- 
arbeit, Atmung, Fesselung, Schwangerschaft und andere Momente, die innerhalb 
physiologischer Grenzen liegen. Bei oraler Zufuhr von Cholesterin steigt im Blutserum 
die Menge des freien, noch stärker die des esterartig gebundenen Cholesterins; das gleiche 
tritt ein nach subcutaner Zufuhr von freiem Cholesterin oder von Ölsäurecholesterin- 
ester. Der Cholesteringehalt der Blutkörperchen steigt dabei kaum. Bei vermehrter 
Cholesterinzufuhr nimmt besonders bei jungen Tieren das Körpergewicht stark zu; es 
kommt im Blut und in den anderen Organen, zunächst in der Nebennierenrinde, zu einer 
Anreicherung nicht nur an Cholesterin, sondern auch an Fetten und Phosphatiden, so 
daß es den Anschein hat, als ob das zugeführte Cholesterin die Lipoidresorption aus der 
Nahrung erleichtere und dem Fetttransport diene. Die Cholesterinanhäufung in den 
Organen ist nicht von vornherein als eine Degeneration aufzufassen. Kaninchen, die 
einige Wochen mit Cholesterin gefüttert wurden, überleben die totale Entfernung beider 
Nebennieren viel länger, als nicht mit Cholesterin gefütterte Tiere, weil — wie die Verff. 
glauben — die unter Cholesterinfütterung hypertrophierten Beizwischennieren für die 
entfernten Hauptorgane eintreten können. Schließlich führt aber eine dauernde Chole- 
sterinüberschwemmung doch zu Schädigungen des Organismus; so kommt es in der 
Aorta zu einem Prozeß, der der menschlichen Atherosklerose im wesentlichen gleicht; 
die Tiere werden leicht ermüdbar, zeigen schlechte Wundheilung, gehen nach längeren 
Athernarkosen regelmäßig an Pneumonie zugrunde. ` E. Neubauer (Wien). 

Wacker, L., und W. Hueck: Chemische und morphologische Untersuchungen 
über die Bedeutung des Cholesterins im Organismus. 5. Über den Cholesterin- 
gehalt des Blutes vom Katzenhai (Scyllium catulus), unter dem Einfluß der 
Dyspnoe. (Pathol. Inst., Univ. München.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 
Bd. 74, H. 6, S. 442—449. 1913. 

Das Blut des Katzenhais enthält in seinen Erythrocyten nur freies Cholesterin, in 
seinem lipoidarmen Plasma dreimal soviel freies als gebundenes Cholesterin. Dyspnoe, 
durch Narkose oder Luftatmung außerhalb des Wassers hervorgerufen, führt schon bei 
halbstündiger Dauer zu einer starken Anreicherung des Plasmas an Cholesterin, vor allem 
an Cholesterinestern, die bis auf das Zehnfache des Normalen vermehrt sein können, 
während der Gehalt an freiem Cholesterin im Plasma nicht über das Doppelte steigt. 

E. Neubauer (Wien). 

Wacker, L., W. Hueck und Edwin Picard: Chemische und morphologische 
Untersuchungen über die Bedeutung des Cholesterins im Organismus. 6. Über 
den Einfluß der Muskelarbeit auf den Cholesteringehalt des Blutes und der Neben- 
nieren. (Pathol. Inst., Univ. München.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 74, 
H. 6, S. 450—460. 1913. 

Versuche an Hunden, die in einer Lauftrommel bis zur Erschöpfung liefen, nachdem 
sie vorher einige Wochen täglich eine kurze, gleich lange Zeit oder allmählich ansteigende 


— 156 — 


Zeiträume hindurch in der Trommel gelaufen waren. Im Erschöpfungszustand wurden 
die Tiere ohne Narkose entblutet, der Cholesteringehalt im Blut und in einer Nebenniere 
bestimmt, die andere Nebenniere histologisch untersucht. Bei großer Arbeitsleistung 
zeigte sich eine deutliche Zunahme an Cholesterin und zwar vorwiegend an freiem Chole- 
sterin im Blutserum; die Blutkörperchen nehmen an den Cholesterinschwankungen im 
Serum nicht teil. Die Nebennieren ergeben bei mikroskopischer und chemischer Unter- 
suchung übereinstimmende Befunde. Ihr Gehalt an freiem Cholesterin ist fast unver- 
ändert, ihr Estergehalt zeigt größere Schwankungen in dem Sinne, daß bei langdauern- 
der, steigender Muskelarbeit der Estergehalt der Nebennierenrinde bei gleichzeitiger 
Zunahme i ım Blutserum sinkt, bei kürzerer, rascher zur Erschöpfung geführten Arbeits- 
leistung in der Nebenniere steigt, während er im Blute etwas abnehmen kann. E. Neubauer. 

Ogata, Tomosaburo: Über die Einwirkung von Wasserstoffsuperoxyd auf die 
Speichelverdauung. (Pathol. Inst., Univ. Berlin.) Internat. Beitr. z. Pathol. u. 
Therapie d. Ernährungsstör. Bd. §, H. 1, S. 47—52. 1913. 

Wasserstoffsuperoxyd (bis zu 1%) hat auf den Abbau der Stärke durch den 
Speichel bis zum Dextrin, bzw. bis zur Maltose keinen schädigenden Einfluß. In höheren 
Kontraktionen (3% H,O,-Lösung) tritt eine allerdings nur sehr geringe Förderung der 
diastatischen Kraft des Speichels auf. Schreuer (Charlottenburg). 

Sack, Paul: Erfahrungen mit der Harnsäurebestimmung im Blut von Ziegler. 
(II. med. Klin., Berlin.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u.Therap. Bd. 14, H. 3, S. 445—447. 1913. 
I Die Methode von Ziegler, die in der Ausfällung der Harnsäure als Kupfersalz, 
während das Eiweiß in Lösung gehalten wird, beruht, ist vorläufig für den Menschen 
nicht verwertbar ; es wurden zu niedrige Werte von der dem Menschenserum hinzugefügter 
Harnsäure wiedergefunden und andererseits in sicher harnsäurefreiem Serum ein 
positiver Befund erhoben. Fleischmann (Berlin). 

Weiß, Moriz, und Nikolaus Ssobolew: Über ein colorimetrisches Verfahren 
zur quantitativen Bestimmung des Histidins. (Physiol. Inst., Univ. Wien.) Bio- 
chem. Zeitschr. Bd. 58, H. 1/2, S. 119—129. 1913. 


Die Ehrlichsche Diazoreaktion wird zur quantitativen Bestimmung für Histidin aus- 
gearbeitet. Als Standardlösung dient eine Lösung von reinem Histidinmonochlorhydrat 
l] : 10 000. Bei der Bestimmung muß auf andere, die gleiche Reaktion gebende Substanzen 
Rücksicht genommen werden. Näheres ist im Original einzusehen. Dohrn (Berlin). 


Weiss, R.: Ein einfacher Apparat zur Bestimmung der Chloride im Harn 
(Chlorometer). Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 51, S. 2842. 1913. 


Spezielle Pathologie und Therap le. 


Eiweißstoffwechsel: 

Pfannmüller: Beeinflussung des Stickstoffwechsels im Infektionsfieber durch 
abundante Frans (Kgl. med. Poliklin., München.) Dtsch. Arch. f. klin. 
Med. Bd. 113, H. 1/2, S. 100—115. 1913. 

Untersuchungen an 3 fiebernden Eiterinfektionsfällen und 1 Kontrollperson: 
bei konstanter Kost durch reichlich Kohlehydratzufuhr die N-Ausscheidung auf die 
Grenze derselben beim Gesunden herunterzudrücken. Nur Bestimmung des N-Gehaltes 
im Urin nach Kjeldahl; Darreichung von Kohlehydrat als Rohrzucker. 500 g Rohr- 
zucker vermindern bei der Kontrollperson die N-Ausscheidung um 10%, bei den Fiebern- 
den um 15—40%. Auf Grund dessen lehnt Verf. den toxogenen Einweißzerfall im 
Fieber ab und spricht dem Kohlehydratmangel die Hauptrolle bei der vermehrten 
N-Ausscheidung im Fieber zu. Weiland (Kiel). 

Fraenkel, Curt: Ein Beitrag zur Serodiagnose der Schwangerschaft. (Dr. Abels 
Priv.-Frauenklin., Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 49, S. 2230—2282. 1913. 

In keinem Fall sicherer Gravidität war die antiproteolytische Kraft des Serums 
nicht erhöht. In klinisch zweifelhaften Fällen war bei nerativem Ausfall keine Gravi- 
dität, bei positivem Ausfall eine solche vorhanden. Carcinomsera hemmen so stark 
wie Gravidensera. Seren von Patientinnen mit entzündlichen Adnexerkrankungen 


— 157 — 


zeigen einen etwas erhöhten Titer, ohne daß er den bei Graviden gefundenen zu erreichen 
pflegt. Die Bestimmung der antiproteolytischen Kraft des Blutserums kann zur 
Diagnose der Schwangerschaft mit herangezogen werden, während positive Werte 
mit Vorsicht zu verwenden sind. Nach Meinung des Verf. verdient die „Rosenthal- 
sche Reaktion‘ schon jetzt neben dem Dialysierverfahren und der optischen Methode 
Abderhaldens einen ebenbürtigen Platz. H. Kämmerer (München). 

Lematte, L.: Contribution à l'étude du métabolisme urinaire. 2. Desintögration 
de Palbuminoide. Digestion et assimilation. Rôle des acides aminés. Leur dosage 
dans Purine. (Beitrag zum Studium der Stoffwechselendprodukte im 
Harne: 2. Abbau des Eiweißes. Verdauung und Assimilation. Rolle der 
Aminosäure und ihre Bestimmung im Harne.) Presse med. Jg. 21, Nr. 100, 
S. 1006—1008. 1913. 

Ausführliche Besprechung des Eiweißabbaues der Synthese körpereigen Eiweißes 
aus den Aminosäuren. Bedeutung der Aminosäuren. Die Methode zur Bestimmung der- 
selben lehnt sich an die Formoltitration von Sörensen an. Tachau (Berlin). 

Van Siyke, Donald D.: The fate of protein digestion products in the body. 
2. Determination of amino nitrogen in the tissues. (Das Schicksal von Eiweiß- 
abbauprodukten im Tierkörper. 2. Die Bestimmung von Aminostick- 
stoff in den Geweben.) (Rockefeller inst. f. med. res., New York.) Journal of 
biol. chem. Bd. 16, Nr. 2, 187—195. 1913. 

Verf. beschreibt eine ausführliche und eine vereinfachte Methode zur Isolierung 
der Aminosäuren aus den Geweben. Zur Extraktion dient siedendes Wasser, während. 
mit Hilfe von Alkohol eventuell noch nicht koagulierte Proteine in der Extraktlösung 
gefüllt werden. Letztere wird im Vakuum konzentriert, wobei gleichzeitig der Alkohol 
und Ammoniak entfernt werden. In dem restierenden Extrakt werden mit Hilfe der 
früher vom Verf. beschriebenen Mikro- oder Makromethode die Aminosäurewerte 
bestimmt. Die gefundenen Werte entsprechen freien &-Aminosäuren. Brahm (Berlin). 


Kohlehydratstoffwechsel : 


Bang, Ivar: Über den Mechanismus einiger experimenteller Hyperglykämie- 
formen bei Kaninchen. (Med.-chem. Inst., Unw. Lund.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, 
H. 3, S. 236—256. 1913. 

Für das Studium experimenteller Hyperglykämien am Versuchstier ist es von Be- 
deutung, die psychische Erregung (durch Fesselung, operative Eingriffe und dergl.) 
auszuschalten, da diese an sich eine Hyperglykämie bedingt. Das ist möglich durch 
Narkotisierung, die jedoch unbemerkt erfolgen muß, da sich die Tiere beı der Inhala- 
tionsnarkose keineswegs indifferent verhalten. Bei den Versuchen von Jacobsen, 
der Chloral, von Hirsch und Reinbach, die Morphin subcutan applizierten, stieg 
der Blutzucker an. Bang hat eine Anzahl weiterer narkotischer Mittel untersucht. 
0,5 g Veronal bedingten keine deutliche Blutzuckersteigerung, auch keine Bewußtlosig- 
keit; 1,0g Veronal führte zu beträchtlicher Steigerung des Blutzuckers, das Tier starb 
unmittelbar nachher. 1,0 g Urethan (Kaninchen schläfrig) und 2,0 g Urethan (nicht 
völlig narkotisiert) bewirkten keine erhebliche Blutzuckersteigerung, dagegen trat nach 
3.0. g Urethan bei tiefer Narkose auch Hyperglykämie auf. Verf. kombinierte nun 2,0 & 
Urethan subcutan mit leichter Äthernarkose, die unter dem Einfluß des vorher ver- 
abreichten Urethans ohne jede Erregung eintrat. In diesen Versuchen trat eine ge- 
ringe, aber deutliche Steigerung des Blutzuckers auf. Es wurde nun bei narkotisierten 
Tieren die Carotis freigelegt; dabei trat, im Gegensatz zu dem Verhalten des nicht 
narkotisierten Tieres, keine weitere Steizerung des Blutzuckergehaltes ein. Auf Grund 
dieser Feststellung wurde die Einwirkung des Aderlasses auf die Glykämie untersucht, 
da es möglich war, daß die Aderlaßhyperglvkänue nicht durch den Blutverlust an sich, 
sondern durch die psychische Einwirkung bedingt wäre. In der Tat ergab sich, daß der 
Aderlaß bei Kaninchen in Urethanäthernarkose keine Blutzuckersteigerung bedingte. 
Dasselbe Resultat ergab sich, wenn die Blutentnahme beim nicht narkotiserten Tiere 


— 158 — 


nicht aus der Carotis, sondern aus der Ohrvene geschah. Eine Aderlaßhyperglykämie 
als solche besteht also nicht, das, was man bisher so deutete, war durch psychische Bin- 
wirkungen bedingt. — Durchschneidung des Nervus vagus und elektrische Reizung des 
zentralen Stumpfes, die nach Cl. Bernard zu Glykosurie führt, hatte an narkotisierten 
Kaninchen eine Blutzuckersteigerung zur Folge, die aber nicht mit Sicherheit auf die 
Vagusreizung bezogen werden konnte. Die durch Pigüre bewirkte Glykosurie und 
Hyperglykämie war in den Versuchen Bangs, entsprechend den Befunden von Neu- 
bauer und Eckhard und im Widerspruch zu den Resultaten von Jakobsen beim 
narkotisierten Tiere geringer als in der Norm. Es scheint, daß eine geringe, mäßig tiefe 
Narkose die Blutzuckersteigerung nach Pigüre mehr oder weniger vollständig hindert, 
während eine tiefe Narkose eher das Ansteigen des Blutzuckers befördert. Die Diuretin- 
glykosurie und Hyperglvkämie wird durch die Narkose völlig unterdrückt. — Die 
sämtlichen besprochenen Hyperglykämieformen, durch Nervenerregung, psychische Er- 
regung nach Pigüre, nach Aderlaß und nach Diuretin sind ebenso wie die Narkosen- 
hyperglykämie als „psychische Hyperglykämien‘ aufzufassen. Bang unterscheidet 
dabei drei Formen von psychischer Hyperglykämie: 1. die psychische über das Groß- 
hirn gehende; 2. die Hyperglykämie nach Nervenreizung; 3. die durch Reizung des 
Zuckerzentrums selbst. Diese Entstehung der Glykosurie resp. Hyperglykämie ähnelt 
in vieler Beziehung dem Mechanismus der Magensaftsekretion. Tachau (Berlin). 

Böe, Gunnar: Untersuchungen über alimentäre Hyperglykämie. (Med.-chem. 
Inst., Univ. Lund.) Biochem. Z>itschr, Bd. 58, H. 1/2, S. 106—118. 1913. 

Verf. untersuchte am Kaninchen in Weiterführung von Versuchen Bang 1. die 
Bedeutung der eingeführten Zuckerquantität für die absolute Höhe der Hyperglykämie; 
2. die Bedeutung der Zuckerkonzentration; 3. die Beleutung von refrakten Zucker- 
dosen; 4. die Bedeutung des Nahrungszustandes des Versuchstieres. Die Einführung 
des Zuckers geschah mit der Magensonde; es wurde zunächst untersucht, ob diese 
Manipulationen eine psychische Hyperglykämie bedingen. — Zufuhr von 5 g Zucker 
hatte bei ernährten wie Karenztieren eine deutliche Hyperglykämie zur Folge, bei 2g 
reagierten von den 5 ernährten Tieren nur 3 mit Blutzuckersteigerung, während bei den 
Karenzkaninchen die Hyperglykämie konstant war. Sowohl 1g, wie 2—10 g Trauben- 
zucker bewirkten Hyperglykämie, deren absolute Höhe von der eingeführten Zucker- 
menge sehr wenig abhängig war. In weiteren Versuchen wurde in stündlichen Inter- 
vallen 1,2, bzw. 5 g Zucker gegeben. Jede Zuckerdosis bedingte ein Ansteigen des 
Blutzuckers, in den ersten Stunden von konstanter Größe, nach 7—10 Stunden ab- 
nehmend bis zum völligen Aufhören einer Blutzuckersteigerung. — Zufuhr des Zuckers 
in 8—10 proz. und in 1—2 proz. Lösung ergab, daß die konzentrierte Lösung eine er- 
heblich stärkere Hyperglykämie hervorrief als die verdünnte. Tachau (Berlin). 

Lépine, R., et Boulud: Sur le sucre virtuel du sang. (Über den virtuellen 
Zucker des Blutes.) Lyon méd. Bd. 121, Nr. 50, S. 997—999. 1913. 

Unter Hinweis auf frühere Veröffentlichungen wird nochmals betont, daß der ge- 
bundene Zucker im Blute teils spontan oder bei Zusatz eines Fermentes (Invertin), 
teils erst bei Behandlung des Blutes mit Säure frei wird. Nur von dem spontan und durch 
das Ferment freiwerdenden Zucker läßt sich sicher sagen, daß er für den Körper von 
Bedeutung ist, hierfür möchten deshalb die Verff. den Ausdruck , sucre virtuel“ ange- 
wandt haben. Tachau (Berlin). 
Fettstoffwechsel: 


Umber: Konstitutionelle Fettsucht und innere Sekretion. (Städt. Krankenh. 
Charlottenburg- Westend.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 49, S. 2014—2017. 1913. 

Die Zahl der Fettsüchtigen, bei denen der Energieverbrauch im Verhältnis zum 
normalen herabgesetzt ist, muß weit höher bemessen werden, als dies bisher geglaubt 
wurde. Die relativ einfachste Methode zur Bestimmung des Energieverbrauchs ist die 
mit allen Kautelen und äußerster Gewissenhaftigkeit durch lange Perioden hindurch 
beobachtete Kontrolle der Calorienzufuhr, der Flüssigkeitszufuhr und des Gewichtes. 


— 159 — 


Beschreibung dreier Fälle, die darauf hinweisen, daß Funktionsstörungen der Keim- 
drüsen sowie der Hypophyse und zwar vermutlich auf dem Weg über die Schilddrüse 
mit der endogenen Fettsucht in naher Beziehung stehen können. In dem ersten dieser 
Fälle handelt es sich um eine 6ljährige Frau, die 20 Partus und im 43. Lebensjahre 
eine beiderseitige Ovariektomie durchgemacht hatte. 2 Jahre nach diesem Eingriff 
Bildung schmerzhafter Fettansammlungen zunächst an der Brust bis zum Körpergewicht 
von 111 kg. Die Stoffwechselstörung nahm an Intensität ganz allmählich zu, denn 
während zunächst diätetische Entfettungskuren noch eine gewisse Besserung brachten, 
blieben sie später völlig erfolglos. Daß in diesem Falle die Zersetzungsenergie der Zellen 
herabgesetzt war, geht daraus hervor, daß die Patientin in einer Versuchsreihe z. B. 
bei 692 täglich zugeführten Calorien während 4 Tagen ihr Gewicht konstant erhalten 
hat. Bei einer derartigen Verlangsamung des Stoffwechsels ist eine diätetische Ent- 
fettung einfach unmöglich. Aus der bestehenden Hypoglykämie (0,039%,) schließt 
Verf. auf eine Unterfunktion der Schilddrüse, wiewohl eine wochenlang durchgeführte 
Schilddrüsenbehandlung ebenso wie eine Ovarialtherapie erfolglos blieb. Bei dem 
zweiten Falle, einer 45jährigen Frau, hatte sich die beträchtliche Fettsucht zugleich 
mit einer Verringerung der Menses, mit einem gesteigerten Schlafbedürfnis, Haarausfall 
und Herabsetzung der Schweißsekretion im Alter von 40 Jahren rapid entwickelt. 
Auch hier stark erniedrigter Ruheumsatz, Hypoglykämie, erhöhte Toleranz gegen 
Kohlehydrate auch im Phlorrhizinversuch. Schilddrüsentherapie war in diesem Falle 
sowohl auf den Umsatz als auf die Menstruation wirksam. Im dritten Falle, bei einem 
12jährigen Knaben mit den Symptomen der hypophysären Dystrophie (stark erweiterte 
Sella turcica) und gleichfalls herabgemindertem Umsatz wird die Mitbeteiligung der 
Schilddrüse an der Stoffwechselstörung aus der Hypoglykämie, der erhöhten Kohle- 
hydrattoleranz und dem Ausfall der Abderhaldenschen Reaktion erschlossen. Von 
Interesse ist in diesem Falle eine positive Löwische Adrenalinmydriasis. J. Bauer. 


Innere Sekretion. 
Allgemeines über Innere Sekretion : 


Mouriquand, Georges: Les orientations cliniques, pathogöniques et théra- 
peutiques nouvelles de la question de l’obésité infantile. Le syndrome adiposo- 
génital de enfant. (Neue klinische, pathogenetische und therapeutische 
Gesichtspunktein derFragederkindlichen Fettsucht. Der adiposo-geni- 
taleSymptomenkomplex beim Kinde.) Ann. de med. et chirurgie infant. 
Jg. 17, Nr. 21. S. 705—739 u. Nr. 22, S. 741—743. 1913. 

Die kindliche Fettsucht ist keine fest umschriebene klinische Einheit, sondern ein 
pathogenetisch nicht einheitlicher Symptomenkomplex. Ätiologisch liegen häufig Ver- 
änderungen oder funktionelle Störungen endokriner Drüsen, speziell von Keimdrüsen, 
Schilddrüse oder Hypophyse zugrunde. Erkrankung oder experimentell gesetzte 
Läsionen der Hypophyse oder ihrer Umgebung bewirken beim Kind bzw. jungen Tier 
einen adiposo-genitalen Symptomenkomplex (Adipositas, Atrophie oder Störungen der 
Genitalien, gewisse nervöse Störungen), die sich im klinischen Bilde vieler Fälle von 
sogen. essentieller Fettsucht wiederfinden. Man ist daher berechtigt, die Frage der 
hypophysären oder wenigstens glandulären (innersekretorischen) Genese dieser Fälle 
aufzuwerfen. Die Dercumsche Krankheit (Adipositas dolorosa) kommt im 
Kindesalter vor und scheint in engen Beziehungen zum adiposo-genitalen Symptomen- 
komplex zu stehen. — Die bei der Obesitas gefundenen Stoffwechselstörungen, speziell 
im Kohlehydratstoffwechsel weisen auf Zusammenhänge mit dem Diabetes hin, was in 
Hinblick auf Heredität und Prognose von Interesse sein kann. Außer den üblichen 
diätetischen usw. Behandlungsmethoden haben therapeutische Maßnahmen, die sich 
gegen die innersekretorische Pathogenese richten (chirurgische, radiotherapeutische, 
opotherapeutische Maßnahmen) gewisse Erfolge zu verzeichnen. Ibrahim (München). 


— 160 — 


Die Drüsen mit innerer Sekretion. 
Schilddrüse, Nebenschilddrüsen, Thymus: 


Wilson, Louis B.: The pathology of the thyroid gland in exophthalmic goiter. 
(Die Pathologie der Schilddrüse bei Basedowscher Krankheit.) Americ. 
journal of the med. sciences Bd. 146, Nr. 6, S. 781—790. 1913. 

Die histologischen Untersuchungen des Verf. erstrecken sich auf 1208 Fälle von 
sogenannter Basedowscher Krankheit und 585 Fälle von sogenanntem einfachen 
Kropf aus der Mayoschen Klinik. 79%, der Basedowfälle zeigten ausgedehnte Ge- 
biete der Schilddrüse im Zustande Sisp es Prochiäner primärer Hypertrophie und Hyper- 
plasie. Nur in 4 Fällen wurde eine deutliche Hypertrophie und Hyperplasie des Paren- 
chyms festgestellt, in welchen klinisch keine sicheren Basedowsymptome konstatiert 
werden konnten. Drei dieser vier Fälle betrafen Kinder. In 21% der 1208 Fälle han- 
delte es sich um Regenerationsvorgänge oder Adenome. Klinisch verliefen diese Fälle, 
wiewohl sämtlich Thyreotoxikosen, durchweg chronisch, so daß man sie heute nicht als 
echten Basedow auffassen würde. Bei der Annahme, daß die Erscheinungen des echten 
Basedow durch eine vermehrte Schilddrüsensekretion hervorgerufen werden, läßt sich das 
klinische Bild mit etwa 80%, Wahrscheinlichkeit, die Schwere der Erkrankung mit etwa 
75% Wahrscheinlichkeit aus dem pathologisch-anatomischen Befund erkennen. J. Bauer. 

Plummer, H. S.: The clinical and pathological relationship of simple and 
exophthalmie goiter. (Die klinische und pathologische Beziehung des ein- 
fachen zum Basedowschen Kropf.) Americ. journal ofthe med. sciences Bd. 146, 
Nr. 6, S. 790—795. 1913. 

Vortrag über die Ergebnisse der statistischen Verarbeitung des großen Materials 
der Mayoschen Klinik. Die den zahlreichen Detailfragen entnommene Schlußfol- 
gerung ist vor allem die, daß die Basedowsche Krankheit als ein wohlumgrenzter 
klinischer Symptomenkomplex immer mit Hyperplasie der Schilddrüse einhergeht 
und daß sie scharf von den Zuständen getrennt werden sollte, welche sich bei nicht 
hyperplastischen Kröpfen entwickeln. Die Thyreotoxikose wird mit dem Alkoholis- 
mus verglichen und es werden drei toxische Elemente des Schilddrüsensekrets an- 
genommen: eines schädigt besonders das Nervensystem, das zweite den Zirkulations- 
apparat, das dritte macht Exophthalums. Beim Basedow überwiegt vor allem das erst- 
genannte Element. Die toxischen Erscheinungen nicht hvperplastischer Kröpfe pflegen 
ım Durchschnitt erst 14 Jahre nach Ausbildung des Kropfes einzusetzen und bevorzugen 
entweder das Zirkulationssystem oder erzeugen ein dem Basedowschen ähnliches Bild. 
Die Basedowsche Krankheit beginnt meist akut, der Höhepunkt der Krankheit wird 
zumeist im zweiten Halbjahr erreicht. Der Verlauf erstreckt sich mit Intermissionen 
und Exacerbationen über 4 Jahre, aber nicht länger. Die durchschnittlich häufigste 
Reihenfolge, in welcher die Basedowschen Symptome auftreten, ist folgende: cerebrale 
Reizung, vasomotorische Störungen der Haut, Tremor, nervöse Reizbarkeit, Tachv- 
kardie, Schwäche, kardiale Insuflizienz, Exophthalmus, Diarrhöe, Erbrechen, psychische 
Depression, Ikterus. J. Bauer (Innsbruck). 

Blackford, J. M., and A. H. Sanford: A demonsiration of a depressor sub- 
stance in the serum of the blood of patients affected with exophthalmic goiter. 
(Nachweis einer depressorischen Substanz im Blutserum von Basedow- 
kranken.) Americ. journal of the med. sciences Bd. 146, Nr. 6, S. 796—802. 1913. 

In Wiederholung der Versuche von Gley untersuchten die Verff. die Wirkung der 
intravenösen Injektion von Basedow-Blutserum auf den Blutdruck von Hunden. Es 
wurde 2'/, bis 4ecm Serum pro kg Hund verwendet. Den Verff. standen 28 Basedow- 
fälle und eine Reihe einfacher Kröpfe sowie normaler Kontrollfälle zur Verfügung. Es 
ergab sich, daß nur Sera von ausgesprochenen aktiven Basedowkranken mit einer 
auch histologisch nachweisbar hyperplastischen Schilddrüse eine erhebliche Blutdruck- 
senkung hervorriefen. Die Intensität der depressorischen Wirkung war proportional 


— 161 — 


der Akuität des Intoxikationsprozesses der betreffenden Basedowkranken. Intravenöse 
Injektionen von Kochsalzextrakten aus Schilddrüsen und anderen Organen ergaben, 
daß die Extrakte aus Basedowschilddrüse eine weitaus erheblichere Blutdrucksenkung 
zur Folge hatten als Extrakte aus Kolloidkröpfen oder irgendwelchen anderen normalen 
Organen. Die Senkung nach Injektion des Basedowextraktes beträgt durchschnittlich 
60mm Hg, nach Injektion irgendeines anderen Extraktes meist weniger als 25mm Hg. 
Eine zweite Injektion an demselben Versuchstier während desselben Versuchs hat nicht 
mehr die gleiche depressorische Wirkung. Die depressorisch wirkende Substanz scheint 
weder Cholin noch ein gewöhnliches Pepton zu sein. J. Bauer (Innsbruck). 

Schmauch, G.: Die Schilddrüse der Frau und ihr Einfluß auf Menstruation und 
Schwangerschaft. Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gynaekol. Bd. 38, H. 6, S. 662—680. 1913. 

Die Periodizität des weiblichen Organismus und die größere Elastizität und Irri- 
tabilität der Organe mit innerer Sekretion prägt dem Organismus der Frau den weib- 
lıchen Charakter auf. Wenn auch eine periodische Menstruation nicht ohne Follikel- 
bildung, wenigstens nicht für längere Zeit, denkbar ist, so ist die Schilddrüse ebenso 
wichtig in der Umformung der Gewebssäfte, um die Menstruation zu ermöglichen, ihren 
Typus normal zu erhalten, die monatliche Blutung zu einem zweckdienlichen Vorgang 
mit mäßigem Blutverlust zu gestalten. Eine normale Schwangerschaft mit gesundem 
Endprodukt ist nur dann möglich, wenn die Schilddrüse stärker sezerniert. Diese Über- 
produktion dient nach Verf. Ansicht nicht der Entgiftung, sondern nur dem Zwecke, 
das mütterliche Blut und auch alle Gewebe anzureichern. Sie erst ermöglicht es der Frau, 
aus der Nahrung mehr Erdsalze aufzunehmen. Aus diesem Überschuß lebt und wächst 
der Foetus. Die Drüsen der Frau müssen während der Schwangerschaft stärker funktio- 
nieren, weil sonst der Organismus der Mutter durch das Kind verbraucht und verbrannt, 
nicht aber vergiftet würde. Engelhorn (Erlangen). 

Poggio, E.: Insufficienza paratiroidea cronica ed innesto di tiroide. (Chronische 
Insuffizienz der Parathyreoidea und Transplantation von Schilddrüse.) 
(Clin. med. gen., univ., Torino.) Riv. crit. di clin. med. Jg. 14, Nr. 49, S. 769—777. 1913. 

Verf. berichtet über 2 Fälle chronischer Tetanie, welche in dem einen Falle, 16 in 
dem anderen 3 Jahre bestand. Während in dem ersten Falle nur wenig Symptome für 
einen Ausfall der Schilddrüsenfunktion sprachen, zeigte der zweite Myxödem, physische 
und psychische Störungen. Beide Fälle reagierten nicht auf Medikation von Parathyreoi- 
dın Vassale, dagegen wohl auf Thyreoidin Bayer und Borroughs-Wellkome. Die Im- 
plantation von einem mehrere Kubikzentimeter großen Stück frischer Schilddrüse von 
Basodowikern in die Bauchwand hatte im ersten Falle einen nur passageren Erfolg 
von mehreren Wochen, im zweiten Falle hingegen hielt die hierdurch erzielte Besserung 
neun Monate an. Joannovics (Wien). 

MacCallum, W. G., and Karl M. Vogel: Further experimental studies in tetany. 
(Weitere experimentelle Untersuchungen über Tetanie.) (Dep. of pathol., 
coll. of physic. a. surg., Columbia univ., New York.) Journal of exp. med. Bd. 18, 
Nr. 6, S. 618—650. 1913. 

In weiterer Verfolgung ihrer experimentellen Untersuchungen über Tetanie (Ver- 
handl. der deutsch. patholog. Gesellschaft, Straßburg 1912) finden Verff., daß die 
Durchströmung einer normalen Extremität mit Tetanieblut zu einer Steigerung der 
Nervenerregbarkeit führt, welche aber durch Zusatz von Parathyreoidextrakt zum 
Blute nicht herabgesetzt wird. Es vermag auch die Einführung von Parathyreoid- 
extrakt von Rind oder Hund in die Zirkulation tetanischer Tiere die erhöhte Nerven- 
erregbarkeit nicht wesentlich oder dauernd zu beeinflussen. Durchströmt man die 
tetanısche Extremität mit einer indifferenten, calciumfreien Flüssigkeit, so hört die 
Tetanie auf und die Übererregbarkeit der Nerven wird herabgesetzt. In die Zirkulation 
eingeführte oxalatähnliche Körper rufen, wenn sie in großen Dosen rasch einverleibt 
das Tier nicht töten, keine Änderung in der Nervenerregbarkeit hervor; nur wenn 
sie in starker Verdünnung und langsam injiziert werden, kommt es zu einer beträcht- 

Zentralbl, f. d. gesamte innere Medizin. IX. 11 


— 162 — 


lichen Steigerung der Nervenerregbarkeit. Aus den direkten Blutanalysen ergibt sich, 
daß das Blut tetanischer Tiere arm an Calcium ist und daß durch Einverleibung von 
Parsthyreoidextrakt der Calciumgehalt des Blutes nicht ansteigt. Dementsprechend 
findet man auch bei inkompletter Parathyreoidektomie ohne Tetanie einen normalen 
Calciumgehalt des Blutes. Joannovics (Wien). 

Magnini, Milziade: Le funzioni del timo ed i rapporti fra timo e milza. (Die 
Funktion des Thymus und die Beziehungen zwischen Thymusund Milz.) 
(R. istit. di clin. chirurg., Roma.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 5, S. 333— 354. 1913. 

Die an Ratten durchgeführten Untersuchungen ergeben, daß junge Tiere die 
Exstirpation des Thymus nur schlecht ertragen und unter Erscheinungen schwerster 
Kachexie zugrunde gehen, was bei erwachsenen Tieren nicht der Fall ist. Akut toxisch 
wirken Thymusextrakte, wenn sie in der Menge von zwei Thymusdrüsen auf einmal 
zur Injektion gelangen. Im Anschlusse an die Thymektomie kommt es sowohl bei 
jungen als auch bei erwachsenen Ratten zu Hypertrophie der Milz, welche namentlich 
den Iymphatischen Apparat dieses Organes betrifft, dagegen erfahren Hypophyse, 
Nebennieren und Leber weder makroskopisch noch mikroskopisch durch die Ent- 
fernung des Thymus irgendwelche Veränderung. Es ist demnach die Funktion des 
Thymus nach zwei Richtungen hin zu betrachten, und einerseits von den epithelialen 
Elementen, andererseits von der Iymphoiden Struktur des Organs abhängig. Joannovics. 
Hypophyse und Glandula pinealıs: 


Goetsch, Emil: Critical review: the pituitary body. (Die Hypophyse; Über- 
sichtsreferat.) (Harvard med.school.)Quart. journalofmed. Bu4.7,Nr 26,3.173-208.1914. 

Tilney, Frederick: An analysis of the juxta-neural epithelial portion of the 
hypophysis cerebri, with an embryological and histological account of a hitherto 
undescribed part of the organ. (Analyse des epithelialen, juxtaneuralen 
Teiles der Hypophyse; Embryologie und Histologie eines bisher noch 
nicht beschriebenen Teiles des Organs.) (Anat. dep., Columbia univ.) Internat. 
Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. Bd. 30, H. 7/9, S. 258—293. 1913. 

Verf. unterscheidet an dem glandulären Teil der Hypophyse zwei Abschnitte: die 
Pars juxta-neuralis und die Pars distalis. An der Pars juxta-neuralis beschreibt er neben 
einer Pars infundibularis eine von dieser histologisch differenzierte, entwicklungs- 
geschichtlich spät angelegte Pars tuberalis. E. Neubauer (Wien). 

Camus, Jean, et Gustave Roussy: Hypophysectomie et polyurie expérimentales. 
(Hypophysektomie und experimentelle Polyurie.) (Laborat. d’anat. pathol. 
et de physiol. de la fac. de med., Paris.) Cpt. rend. hebdom. des seances de la soc. 
de biol. Bd. 75, Nr. 34, S. 483—486. 1913. 

Die Verff. beobachteten nach der Hypophysektomie an Hunden, und zwar im 
direkten Anschluß an die Operation sehr beträchtliche Polyurie, die meist nach kurzer 
Zeit (2—4 Tagen) wieder abklang. Ausnahmsweise hielt diese Störung aber auch 
linger an (3—4 Wochen). Bemerkenswert war mitunter der außerordentliche Durst, 
von dem die Tiere während dieser Zeit befallen wurden. Hervorgehoben wird von den 
Verff. nur die Tatsache, daß eine Glykosurie nicht bestand. Die sonstigen Eigen- 
schaften des Urins finden keine Erwähnung. Veil (Straßburg 1. Els.). 

Sarteschi, U.: La sindrome epifisaria macrogenitosomia precoce ottenuta speri- 
mentalmente nei mammiferi. (Das epiphysäre Syndrom der „Makrogenito- 
somia praecox“ wird bei Säugetieren experimentell erzeugt.) (Cilin. d. 
malatt. nerv. e ment., univ., Pisa.) Pathologica Jg. 5, Nr. 122, S. 707—710. 1913. 

Die Exstirpation der Glandula pinealis gelang bei jungen Kaninchen (23 operiert, 
davon blieben 3 am Leben) und bei jungen Hunden (15 Tiere operiert, davon 3 am 
Leben). — Sämtliche Tiere, welche die Operation überlebten, zeigten eine abnorm rasche 
somatische Entwicklung; béi den Hunden bestand zugleich eine auffallende Adipositas. 
Die Tiere waren früher geschlechtsreif als die Kontrolltiere; die Testikeln waren bei den 
männlichen Individuen größer alsnormal. Die Tiere erwiesen sich alszeugungsfähig. Gigon. 


— 163 — 


Verdauungstraktus. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Fuld, E.: Zur Frage der Identität von Lab und Pepsin. (Internat. Kongr. f. 
Pharmazie, Haag 1913.) Internat. Beitr. z. Pathol. u. Therapie d. Ernährungsstör. 
Bd. 5, H. 1, S. 104—111. 1913. 

Solange ein reines Präparat nicht zur Verfügung steht, kann es nicht Aufgabe 
sein. die Frage nach der Identität von Lab und Pepsin definitiv zu entscheiden, 
sondern es ist unter den möglichen Hypothesen diejenige auszusuchen, welche die 
einfachste und widerspruchloseste ist. Dies ist zurzeit die Hypothese der Identität 
von Pepsin und Lab. Wo Labwirkung besteht, ist regelmäßig proteolytische nach weis- 
bar und umgekehrt. Wenn man zwischen Chymosinen und Parachymosinen unter- 
schieden hat, und zwar mit Recht, so handelt es sich dabei um Unterschiede, welche 
sich aus der verschiedenen Provenienz der Fermente erklären lassen. Es gibt also 
verschiedene Arten von Lab. Damit ist für eine Trennung des Pepsins vom Lab aber 
nichts bewiesen. Kirchheim (Marburg). 

Sternberg, Wilhelm: Brechreiz und Reizpunkt. Internat. Beitr. z. Pathol. u. 
Therapie d. Ernährungsstör. Bd. 5, H. 1, S. 97”—103. 1913. 

Es wird auf die verschiedenen Reizpunkte der Brechneigung (Gesicht, Geschmack, 
der taktile Reiz in der Mundhöhle und im Magen selbst) hingewiesen. Schreuer. 

Bickel, A.: Über die Wirkung von Aminosäuren auf die Magensaftsekretion. 
(Pathol. Inst., Univ. Berlin.) Internat. Beitr. z. Pathol. u. Therapie d. Ernährungs- 
stör. Bd. 5, H. 1, S. 75—87. 1913. 

Aminosäuren aus Fleisch, Casein, Serumalbumin und der Maggischen Würzpaste 
regen die Magensaftsekretion in praktisch gleich intensiver Weise an. Es bestcht in 
dieser Hinsicht auch kein Unterschied zwischen partiell- und total-hydrolysiertem 
Fleische. Schreuer (Charlottenburg). 


Spezielle Pathologie und Therapie: 


Einhorn, Max: Nouveaux cas de traitement par dilatation du pylore. (Neue 
Fälle von Behandlung mit Pyloruserweiterung.) Arch. des malad. de l’app. 
dig. Jg. 7, Nr. 11, S. 621—628. 1913. 

Weiterer Bericht über 15 Fälle (3 Kinder, 22 Erwachsene), welche mit Dilatation 
des Pylorus nach der Methode von Einhorn behandelt wurden (vgl. Arch. f. Verd.- 
Krankh. Bd. 18, dieses Zentralbl. Bd. 3, S. 300). Indikationen für diese Behandlungs- 
methode sind vor allem beginnende Pylorusstenosen, ferner vorgeschrittene Pylorus- 
stenosen, bei denen aus irgendeinem Grunde eine Operation unmöglich oder sehr ge- 
fährlich ist. Pylorospasmus soll dann mit Pylorusdilatation behandelt werden, wenn 
sich kein frisches Ulcus in der Nähe findet, anderenfalls ist zuerst eine interne Ulcus- 
therapie oder bei Versagen dieser ein operatives Vorgehen angezeigt. Pringsheim. 

Zunz, Edgard: Recherches sur l’azote aminé titrable dans le contenu stoma- 
eal par la méthode de van Slyke. (Untersuchungen über den titrierbaren 
Aminostickstoffim Mageninhalt nach der Methode von van Slyke.) (Inst. 
de therap., univ., Bruxelles.) Internat. Beitr. z. Pathol. u. Therapie d. Ernährungs- 
stör. Bd. 5, H.1, S. 1—25. 1913. 

Im Mageninhalt des Carcinomkranken sınd 209%, des gelösten N, beim gesunden 
Menschen und bei Magenulcus 12% enthalten. Der durchschnittliche Acıdalbumin- 
gehalt entspricht 7% des gelösten und 9% des ungerinnbaren N beim Magencarcinom 
und 4—5%, des gelösten, 4, 5—5,5°%, des ungerinnbaren N beim gesunden Menschen 
und bei Magenulcus. Es besteht kein Parallelismus zwischen dem Gehalte des Magen- 
inhaltes an alıphatischem Amino-N und dem Gehalte an freier HU], oder seinem Gehalte 
an gelöstem gerinnbaren N, an Acidalbumin oder an durch Zinksulfat nicht fällbaren 
Spaltungsprodukten der Proteine. Der durchschnittliche Gehalt des Mageninhalts 
an aliphatischem Amino-N nähert sich an 4°, des löslichen N, außer bei Magenulens, 

11* 


— 164 — 


bei welchem er 5%, übersteigt und bei Magenkrebs, bei welchem er 7%, beträgt. Der 
nach dem van Slykeschen Verfahren ermittelte durchschnittliche Hydrolysegrad 
der Proteine im menschlichen Mageninhalte entspricht 7—8%, außer bei Magenulcus, 
bei welchem er fast 15,5% erreicht und bei Magenkrebs, bei welchem er 16%, übersteigt. 
Roubitschek (Karlsbad). 

Skaller, Max: Zur Pathogenese der Supersecretio nicotinica. (Pathol. Inst., 
Univ. Berlin.) Internat. Beitr. z. Pathol. u. Therapie d. Ernährungsstör. Bd. 5, 
H. 1, S. 31—46. 1913. 

Der bei Rauchern so vielfach beobachtete Magensaftfluß, der experimentell bei 
Hunden erzeugt werden kann, ist nicht nur reflektorischen Ursprungs, sondern Folge 
einer Allgemeinvergiftung des Organismus. Die Rauchergastritis ist durch den direkten 
Einfluß von Verbrennungsprodukten des Tabaks auf die Oberfläche der Magenschleim- 
haut bedingt. Schreuer (Charlottenburg). 

Bier, August: Zur Diagnose des Uleus duodeni. (Chirurg. Univ.-Klin., Berlin.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 51, S. 2492—2496. 1913. 

Bericht über 43 operierte Fälle von Ulcus duodeni. Auf 36 Männer kamen 7 Frauen. 
Das Verhältnis des Ulcus duodeni zum Magengeschwür zeigt ein häufigeres Vorkommen 
des letzteren, im gleichen Zeitraume wurden 43Geschwüre desDuodenums und 66 Magen- 
geschwüre operiert. Bei der Anamnese ist als besonders charakterisich das Auftreten 
des Hungerschmerzes in „Attacken“ zu erwähnen. Doch fand sich dieser auch achtmal 
beim Magenulcus, dreimal beim Carcinom, einmal bei Ptosis des Magens und einmal bei 
einer Patientin, die bei der Laparotomie keinen pathologischen Befund irgendeines 
Organs aufwies. Eine charakteristische Anamnese fand sich unter 43 Fällen bloß 20 mal. 
In zwei Fällen war nach der Anamnese ein Duodenalulcus vollkommen ausgeschlossen, 
bei der Operation jedoch gefunden worden. Palpatorisch gelang es, 34 mal den Schmerz- 
punkt in der Mittellinie und 9mal rechts von derselben nachzuweisen. Trotzdem für die 
Röntgendiagnose des Duodenalulcus jedes wirklich charakteristische Zeichen fehlt, ist 
die Untersuchung mit Röntgenstrahlen unbedingt zur Diagnose nötig, da sie für dieselbe 
von entscheidender Wichtigkeit sein kann. Okkulte Blutungen fanden sich unter den 
43 Fällen bloß 16 mal. Der positive Befund ist von hoher diagnostischer Bedeutung. 
Die Magensaftuntersuchung ist von geringem diagnostischen Werte. Die Differential- 
diagnose wurde bei Cholelithiasis und Appendicitis richtig gestellt, hingegen ist sie bei 
Ulcus ventriculi viel schwieriger, als sie von Moynihan angenommen wird. Roubitschek. 

Neumann, A.: Wiederholter Ileus wegen eigenartiger Dünndarmaffektion. 
(Städt. Krankenh. am Friedrichshain, Berlin.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 126, 
H. 1/2, S. 185—192. 1913. 

In jahrelangen Intervallen rezidivierender Ileus. Das bei der 2. Operation durch 
Resektion gewonnene Dünndarmstück zeigt in seinem mittleren Abschnitt ein stark 
verengtes Lumen mit fibrös veränderten und verdickten Wandungen und schwieligen 
Einlagerungen mit zahlreichen zum Teil epithelisierten Absceßhöhlen. Da Tuberku- 
lose, Aktinomykose und Syphilis ausgeschlossen werden mußten, so neigt Verf. zu der 
allgemeinen Auffassung, daß es sich um einen chronisch entzündlichen plastischen 
Prozeß von unbekannter Ätiologie mit circumscripten eitrigen Einschmelzungen des 
neu gebildeten Gewebes handelt; gleichzeitig ist es hierbei zu einer heterotopen Epithel- 
wucherung gekommen. Schreuer (Charlottenburg). 

Sonnenburg, E.: Die Appendieitis einst und jetzt. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, 
Nr. 50, S. 2313—2316. 1913. 

Die großen Fortschritte, welche die Erkenntnis der Appendicitis in den letzten 
Jahren gemacht hat, basiert zum großen Teil auf der Tatsache, daß der akute Anfall 
als eine rein chirurgische Erkrankung anzusehen ist. Dadurch ist die pathologische 
Anatomie und die Ätiologie der Appendicitis besser geklärt worden. Die Mortalität 
ist gesunken, Komplikationen sind seltener. — Ein weiterer Fortschritt ist die nähere 
Kenntnis der die Appendicitis begleitenden Veränderungen des Peritoneum. Insbesondere 


— 165 — 


ist die prognostische Beurteilung solcher Affektionen aus der Leukocytenzahl und dem 
Arnethschen Blutbild gefördert worden (Hyperleukocytose und niedriger Arneth gün- 
stig, normale Leukocytenwerte und hoher Arneth ungünstig). — Schließlich hat die Früh- 
operation die Differentialdiagnose besonders der chronischen Appendicitis gefördert. 
In Betracht kommen Typhlitis, Coecum mobile, habituelle Torsion des Coecum, Typhla- 
tonie, Veränderungen der Flexura hepatica. In klinischerHinsicht hat die Röntgenographie 
in Jüngster Zeit die Differentialdiagnose mancher dieser Zustände geklärt. Pringsheim. 

Schmidt, Adolf: Zur Kenntnis der Colitis suppurativa (gravis, ulcerosa). 
Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 1, S. 150—175. 1913. 

Mitteilung von 8 eigenen Beobachtungen. Die Krankheit befällt meist jugendliche 
Personen, etwas häufiger das weibliche als das männliche Geschlecht (18:12). Der 
Verlauf ist meist ein chronischer resp. chronisch rezidivierender. Unter Mitberück- 
sichtigung aller bis jetzt bekannter 30 Fälle zeigte sich, daß der Prozeß bei den 10 
auf die untersten Abschnitte beschränkte, 7 mal ist ausdrücklich die Beteiligung 
des ganzen Kolon hervorgehoben, bei den übrigen Fällen waren mehr oder weniger 
große Abschnitte des Dickdarms erkrankt. Der Prozeß besteht in einer starken Rötung 
und Schwellung der Schleimhaut mit multipler Geschwürsbildung. Der Prozeß hat 
eine große Neigung auch die Submucosa, Muscularis und Serosa entzündlich mit zu 
affizieren. Die Hälfte der Fälle fieberten, viele magerten rapid ab, so daß man be- 
rechtigt ist, die Krankheit als ernstliches Leiden zu bezeichnen. Katarrhalische Be- 
teiligung des Dünndarmes konnte in 7 Fällen festgestellt werden. 5 von den 30 Fällen 
sind gestorben. Die Behandlung ist entweder intern diätetisch medikamentös, oder, 
wenn die innere Therapie versagt, chirurgisch (Anastomosenbildung, Ventilfistel oder 
am sichersten anus praeternaturalis).. Schmidt hält an der Selbständigkeit der 
Colitis suppurativa gegenüber der sog. Pericolitis und den meisten schweren akuten 
nicht zur Eiterung führenden Colitiden fest. P. Schlippe (Darmstadt). 

Viekery, D. Hadden: Intestinal obstruction due to a coil of worms. (Darm- 
verschluß durch einen Knäuel von Würmern.) British med. journal Nr. 2763, 
S. 1534. 1913. 

Eine junge Frau im sechsten Schwangerschaftsmonat erkrankte plötzlich mit Stuhl- 
verhaltung und Erbrechen. In einigen Tagen Verschlimmerung: Puls und Tempe- 
ratur normal, kein Abgang von Winden und fäkulentes Erbrechen. Leib gespannt. 
Facies abdominalis. Hohe Eingüsse ohne Erfolg. Am nächsten Tage wurde im Er- 
brochenen ein Ascaris gefunden. Nach Eingabe von 5g Santonin wurde ein Knäuel 
von zwölf Ascariden durch Erbrechen entleert. Sofort Verschwinden der Darmver- 
schlußsymptome. Abort. Heilung. Verf. weist auf die Schwierigkeit der Diagnose 
hin. Pringsheim (Breslau). 

Nash, J. B.: Lactescent ascites. (Ascites lactescens.) Australas. med. gaz. 
Bd. 34, Nr. 19, S. 427—430. 1913. 

Besprechung eines Falles von Ascites pseudochylosus mit genauer Aufführung der 
Differentialdiagnose zwischen Ascites chylosus und pseudochylosus. Den Namen Ascites 
lactescens anstatt pseudochylosus schlägt Nash vor, weil ersterer Name gar nichts 
voraussetze; als Ursache der Trübung betrachtet er eine Veränderung der Bluteiweiß- 
stoffe durch die Funktion der Peritonealzellen. Beuttenmüller (Stuttgart). 


Leber- und Gallenwege. 

Rowntree, L. G., J. H. Hurwitz and A. L. Bloomfield: Der Wert des Phenol- 
tetrachlorphthalein für die Funktionsprüfung der Leber. Arch. f. Verdauungs- 
Krankh. Bd. 19, H. 6, S. 751—753. 1913. 

In 37 Fällen von Lebererkrankungen zeigte sich, daß der Grad der Kompensations- 
störung ungefähr parallel ging mit der Phthaleinausscheidung. Die niedrigsten Aus- 
scheidungen zeigten sich bei chronisch verhärteten Lebern mit einer komplizierenden 
akuten Läsion. Die vermehrte Farbstoffausscheidung ging öfters Hand in Hand mit 
der Besserung des klinischen Befundes. Roubitschek (Karlsbad). 


— 166 — 


Whipple, G. H.: Funktionsprüfung der Leber unter experimentellen Bedin- 
gungen mittels Phenoltetrachlorphthalein- und Lipasebestimmung. (Johns Hop- 
kins med. school, Baltimore.) Arch. f.Verdauungs-Krankh. Bd.19, H. 6, S.754—755.1913. 

Bei experimenteller Schädigung der Leber durch Chloroform, Phosphor und andere 
chemische Agentien sinkt die Phthaleinkurve parallel der Parenchymschädigung, um 
bei ganz starker Schädigung den Nullpunkt zu erreichen. Bei völliger Erholung von 
der Schädigung kehrt der Gehalt zur Norm zurück und kann sich sogar für eine gewisse 
Zeit über die Norm erheben. Bei akuter Leberschädigung zeigt die Blutlipase ein rapides 
Ansteigen über die Norm bis zum achtfachen des Normalen, mit Eintritt der Wieder- 
herstellung fällt sie langsam zur Norm ab. Roubitschek (Karlsbad). 

Ylppö, Arvo: Icterus neonatorum (inkl. I. n. gravis.) und Gallenfarbstoff- 
sekretion beim Foetus und Neugeborenen. Quantitative (spektrophotometrische) 
Studien über das Verhalten des Gallenfarbstoffes im fötalen und im Neugeborenen- 
organismus. (Kaiserin Auguste Victoria- Haus.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. 
Bd. 9, H. 3/5, S. 208—318. 1913. 

Verf. hat mit Hilfe einer von ihm ausgearbeiteten spektrophotometrischen Methode 
zur quantitativen Bestimmung des Gallenfarbstoffes folgende Resultate erhalten: Beim 
Foetus ist die Gallenfarbstoffsekretion bis zum letzten Fötalmonat sehr klein. Dann 
beginnt eine bedeutende Vermehrung, die sich nach der Geburt mit erhöhter Intensität 
fortsetzt. Etwa vom 6. Tage an läßt sich ein besonders steiler Anstieg in der Sekretions- 
kurve nachweisen. Es gibt keinen Unterschied in der Gallenfarbstoffproduktion zwi- 
schen ikterischen und nichtikterischen Neugeborenen. Der Gallenfarbstoffgehalt des 
Blutes zeigt beim Foetus und auch beim Neugeborenen eine der Gallenfarbstoffproduk- 
tion entsprechende Vermehrung. Er ist beim Foetus höher als beim Erwachsenen. Im 
Nabelschnurblut ist die Vermehrung schon beträchtlich. Kinder, welche später ikte- 
risch werden, zeigen im allgemeinen die höchsten Werte. Nach der Geburt steigt der 
Gallenfarbstoffgehalt noch 3 bis 10 Tage lang (am längsten bei Frühgeburten). Kinder, 
bei denen der Gallenfarbstoffgehalt des Blutes eine bestimmte Grenze (die um 125,0 . 10—5 
pro 100 cem Blut schwankt) überschreitet, werden ikterisch, andere nicht. Der Gallen- 
farbstoffgehalt des Blutes und die Intensität des Hautikterus zeigen einen Parallelismus. 
In klinischer Hinsicht unterscheiden sich die nichtikterischen und ikterischen Kinder 
voneinander nur darin, daß die letzteren mit steigender Intensität des Ikterus leichtere, 
sekundäre cholämische Symptome zeigen (Schlafsucht, Kratzen). Es konnte kein Ein- 
fluß von seiten verschiedener Infektionen (Lues, Sepsis usw.) und Traumata auf den 
Verlauf resp. auf die Entstehung des Icterus neonatorum festgestellt werden. — Bei 
Tieren kommt mit größter Wahrscheinlichkeit Icterus neonatorum nur beim Pferd vor. 
Nur Pferd und Mensch haben Bilirubin normalerweise im Blut. — Auf Grund dieser 
und verschiedener aus dem Tierexperiment gewonnener Tatsachen erklärt Verf. das 
Wesen und die Ätiologie des Icterus neonatorum auf folgende Weise: Der Icterus 
neonatorum ist rein hepatogenen Ursprungs. Das hämatogene Moment 
spielt dabei keine Rolle. Er beruht darauf, daß die Leber des Neugeborenen noch einige 
Zeit nach der Geburt einen merkbaren Teil von Gallenfarbstoff ins Blut übergehen läßt, 
wie dies jede foetale Leber tut. Da nun gegen Ende der Fötalperiode und nach der 
Geburt die Gallenfarbstoffsekretion physiolorischerweise ansteist, so steigt auch der 
Gallenfarbstoffzxehalt des Blutes: damit ist die Bedingung für die Entstehung des Icterus 
neonatorum gegeben. Der leterus neonatorum ist demnach eine einheitliche physiologi- 
sche Erscheinung, die bisweilen einen pathologischen Grad (Icterus neonatorum gravis) 
erreichen kann. — Neben den zahlreichen eigenen Untersuchungen enthält die Arbeit 
eine kritische Würdigung der gesamten Literatur. Ibrahim (München). 

Hirsch, Ada: Die physiologische Ikterusbereitschaft des Neugeborenen. (/. Frauen- 
klin., Wien.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien, Sept. 1913.) Zeitschr. f. 
Kinderheilk., Orig. Bd. 9, H. 3/5, S. 196—207. 1913. 


Gallenfarbstoffbestimmungen im Nabelschnurserum bei 180 Neugeborenen sowie 


— 167 — 


im Blutserum bei 12 Kindern in den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt mit 
Hilfe der von H. v. d. Berg und Snapper ausgearbeiteten Methode. Es stellte sich 
heraus, daß alle Kinder im Nabelschnurserum bereits mehr Bilirubin haben als Er- 
wachsene oder Kinder nach Ablauf der Ikterusperiode. Die Verdünnung des Bilirubins 
im Serum schwankt zur Zeit der Geburt zwischen 1: 30 000 und 1: 160 000. Die Stärke 
dieser Reaktion geht im allgemeinen parallel der Stärke des späteren Ikterus. Der 
Durchschnittswert für Kinder mit starkem Ikterus ist 1: 60 000, für Kinder mit mäßigem 
Ikterus 1: 76 000, für ikterusfreie Kinder 1: 108000. Getrennte Bestimmungen im 
arteriellen und venösen Nabelschnurblut bei demselben Kind ergaben fast die gleichen 
Werte. Bei jedem Kind findet sich in den ersten 24 Stunden, eventuell noch am 2. und 
3. Lebenstag ein Anstieg des Bilirubins im Serum. Bei ikterischen Kindern bleibt dieser 
Wert längere Zeit gleich hoch, während es bei ikterusfreien Kindern nach 1—3 Tagen 
zu steilem Abfall, selbst bis unter den bei der Geburt festgestellten Wert kommt. — 
Woher der Farbstoff stammt, der also schon vor der Abnabelung im Serum des Neu- 
geborenen in gesteigerter Menge enthalten ist, wird durch die Untersuchungen nicht 
ermittelt. Die Resultate sprechen aber gegen jene Theorien, die als primäre Ursache 
für den Icterus neonatorum eine Infektion oder sonst eine Noxe, die erst post partum 
wirkt, annehmen. Solche Faktoren können möglicherweise den weiteren Verlauf des 
Ikterus beeinflussen; aber es ist daran festzuhalten, daß beim Neugeborenen eine phy- 
siologische Ikterusbereitschaft besteht. Ibrahim (München). 

Steckelmacher, Siegfried: Experimentelle Nekrose und Degeneration der Leber. 
Versuche mit vitaler Tolidinblaulärbung. (Pathol. Inst., Heidelberg.) Beitr. z. pa- 
thol. Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. 57, H. 2, S. 314—344. 1913. 

Mittels der vitalen Färbung der Nieren kann man lebende und tote Zellen an der 
Farbreaktion unterscheiden. Es fragte sich, ob das gleiche auch für die Leber zutrifft. 
Tatsächlich fanden sich solche Analogien für die gesunde Leber und für die irreparabel 
geschädigten Leberzellen. Bei Kongelation der Leberzellen, ferner im Arterienunter- 
bindungsversuch trat dies schön zutage. Bei Versuchen mit Sublimatinjektion zeigte 
sich, daß bei dieser Art der Lebervergiftung eine große Rolle der Weg spielt, auf dem 
das Gift an die Leber kommt, bzw. die Zeit der Gifteinwirkung, welche durch. die Zir- 
kulation bedingt ist; ebenso aber auch die Intensität der Giftlösung. Besonders ge- 
fährdet erscheinen die Kupfferschen Sternzellen. Chloroformvergiftete Tiere ließen 
in der Leber zunächst eine Kernschädigung bei intakter Zellmembran und erst später 
eine diffuse Vitalfärbung erkennen. Auch bei der experimentellen Verfettung der 
Leber (Phosphorversuch) läßt die Vitallärbemethode die Grenze erkennen, jenseits der 
eine irreparable Schädigung der Zelle vorliegt; dies ist an der sonst ohne weiteres nicht 
erkennbaren Destruktion mit konsekutiver Durchtränkung des Zellprotoplasmas 
und des Zellkernes mit im Blut gelösten Stoffen zu erkennen. Bei Arsenversuchen 
zeigten die reichlich mit Fettröpfchen beladenen Leberzellen entweder noch deutliche 
Vitalgranula; dies waren Bilder, die nur einer Fettinfiltration gleichkamen, oder diese 
Granula blieben unsichtbar bei deutlich erkennbarem Zelleib und Zellkern. Dies 
würde auf eine Störung funktioneller Art hindeuten; ob sie aber mit der Fettspeicherung 
im Zusammenhange steht, muß dahingestellt bleiben, da auch bei anderen Bedingungen 
diese physiologische Granulierung fehlen kann (Chloroformversuche). Es gewinnt die 
Anschauung an Wahrscheinlichkeit, daß einfache Fettinfiltration nichts Pathologisches 
darstellt, daß daneben aber eine Fettinfiltration mit Zellschädigung existiert, die dem 
ersten Vorgang koordiniert sein kann (Rosenfeld). Georg B. Gruber (Straßburg). 

Pearce, Richard M., and A. B. Eisenbrey: A method of excluding bile from 
the intestine without external fistula. (Eine Methode der Ausschaltung des 
Gallenzuflusses zum Darm ohne Anlegung einer äußeren Fistel.) (John 
Herr Musser dep. of res. med., univ. of Pennsylvanıa, Philadelphia.) Americ. jouınal 
of physiol. Bd. 32, Nr. 8, S. 417—426. 1913. 


Durch Implantation des Ductus choledochus in den Ureter der rechten Seite nach 


— 168 — 


Exstirpation der rechten Niere, gelingt es den gesamten Gallenabfluß zum Darm hint- 

anzuhalten. Auf diese Weise kann man durch Monate die ganze ausgeschiedene Galle 

mit dem Harn auffangen. Sollte die Versuchsanordnung erfordern, daß der Harn ohne 

Gallenzusatz gewonnen wird, so läßt sich die Galle vom Harn durch Implantation des 

Ureters in das Kolon trennen. Joannovics (Wien). 
Urogenital-System. 

Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Strauss, H.: Fluorescein als Indicator für die Nierenfunktion. Berl. klin. 
Wochenschr. Jg. 50, Nr. 48, S. 2226—2227. 1913. 

Fluorescein-Natrium (Uranin) wurde schon von Hamburger in der opthalmolo- 
gischen Diagnostik in Dosen bıs 16 g ohne schädliche Nebenwirkungen verwandt. 
Von 30 Patienten wurde nüchtern nach Entleerung der Blase 1 g genommen, dann 
10 minutliche Urinentleerung bis zur ersten deutlichen Harnfluorescenz (Alkalisieren 
des Harns durch Ammoniak empfehlenswert). Beginn der Fluorescenz beim Gesunden 
nach 10—20 Minuten, Ende nach 35—40 Stunden. Bei Nierenkranken häufig ver- 
späteter Beginn der Ausscheidung und 40 Stunden überdauernd, dabei deutliche ikte- 
rische Hautverfärbung. Fälle mit Ausscheidungsdauer von 40—50 Stunden sind 
„verdächtig“. In 10 Fällen, die 50 Stunden überschritten (bis 94 Stunden), war meist, 
auch die Phenolsulfophthalein- und Jodkaliausscheidung verlängert. Nach der 
Schlayerschen Auffassung ist also das Uranin nicht, wie ursprünglich vermutet wurde, 
ein geeignetes Mittel zur Prüfung der Gefäßfunktion der Nieren, wohl aber ein brauch- 
barer „Pauschalindicator‘‘. — In einem von zwei Fällen wurde in der Ascitesflüssigkeit 
eines uran-nephritischen Kaninchens 1 Stunde nach intravenöser Injektion von 0,1 
Uranin Fluorescenz beobachtet. M. Hedinger (Baden-Baden). 


Dietsch, Carl: Zur funktionellen Nierendiagnostik mittels Phenolsulfophthalein. 
(Med. Unw.- Klin., Greifswald.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 14, H. 3, 
S. 512—526. 1913. 

Intramuskuläre Injektion mit vollkommen schlußfähiger Recordspritze in die Nates, 
Nachspülen der Uringefäße beim Umschütten zu genauen colorimetrischen Resul- 
taten (Apparat von Dubosq) unerläßlich. Bericht über den Ausfall der Funktions- 
prüfung bei 50 Fällen der verschiedensten Albuminurien. Auch bei hochgradig verän- 
dertem Urin (Eiter, Blut) genaue Resultate. Einzelne Fälle vgl. dies. Zentralblatt Bd. 6, 
S. 298. Bei der Glomerulonephritis bestehen weitgehende Beziehungen zwischen Schwere 
des Krankheitsbildes und Menge des ausgeschiedenen Farbstoffs; wechselnde Resultate 
bei chron.-parenchymatöser Nephritis; schwerste Störungen nach Ausscheidungsver- 
zögerung und Farbstoffmenge bei interstitieller Nephritis, speziell Schrumpfnieren ; 
weiter ist die Probe brauchbar zur Entscheidung der Nierenbeteiligung bei Pyelitis und 
Hämaturien. Hedinger (Baden-Baden). 


Spezielle Pathologie und Therapie: 

Longcope, Warfield T.: The production of experimental nephritis by repeate@ 
proteid intoxication. (Über die Erzeugung experimenteller Nephritiden 
durch wiederholte Eiweißintoxikation.) (Med. clin., Columbia univ., New 
York.) Journal of exp. med. Bd. 18, Nr. 6, S. 678—703. 1913. . | 

Angeregt durch die klinische Beobachtung einiger Fälle von Nephritis, welche neben 
allgemeinen Ödemen und Fieber einen an die Serumkrankheit erinnernden Symptomen- 
komplex aufwiesen, wie Urticaria und Eosinophilie, untersuchte Verf. die Wirkung 
wiederholter Injektionen von artfremdem Eiweiß auf sensibilisierte Tiere. Als Versuchs- 
tiere kamen Meerschweinchen, Katzen und Hunde in Verwendung, welche mit Pferde- 
serum oder Eiereiweiß oder mit beiden zusammen vorbehandelt wurden. Die Schwierig- 
keiten der Versuche lagen in der Vermeidung eines tödlichen anaphylaktischen Shocks 
und einer zu früh auftretenden Antianaphylaxıe. Gelingt es, diese zu vermeiden, so 
zeigen die vorbehandelten, durch mehrere Wochen mit geringen Dosen artfremden 


— 169 — 


Eiweißes gespritzten Tiere charakteristische Veränderungen an den inneren Organen: 
Verdickung und knötchenförmige Infiltration des Peritoneums, bronchopneumonische 
Herde und peribronchiale Infiltrate. Nekrosen und Infiltrate im Myokard, cirrhotische 
Veränderungen der Leber. Neben diesen Veränderungen ließen sich bei 79,3%, der Ver- 
suchstiere auch mehr minder schwere Schädigungen der Nieren nachweisen. Von einer 
einfachen trüben Schwellung und einem Ödem an finden sich schwere Nekrosen und 
Desquamation der Epithelien in den Henleschen Schleifen, den Tubuli contorti und 
Tubuli recti mit herdweiser reichlicher kleinzelliger Infiltration des interstitiellen Ge- 
webes und konsekutiver Ausbildung von jungem Bindegewebe. Die Glomeruli zeigten in 
der Regel geringere Veränderungen. Meist bestand nur eine Hyperämie der Capillaren, 
in einigen Fällen jedoch Schwellung und Proliferation des Capillarendothels mit geringer 
Rundzelleninfiltration. In einer großen Zahl der untersuchten Fälle bestanden klinisch 
beträchtliche Albuminurie, im Sediment reichlich granulierte und hyaline Zylinder 
und Epithelien. Auffallend ist die Ähnlichkeit dieser Befunde mit den durch Urannitrat- 
vergiftung hervorgerufenen Bildern. Wie diese — bei sämtlichen in Betracht kommenden 
Tierarten beobachtete — Nephritis zu erklären ist, läßt sich nicht mit Sicherheit be- 
antworten. Ob es sich dabei um eine Folgeerscheinung der Anaphylaxie oder um eine 
direkte toxische Wirkung des artfremden Eiweißes auf die Nierenzellen handelt, läßt sich 
derzeit nicht entscheiden. Trotzdem sowohl Pferdeserum wie Eiereiweiß in hohen Dosen 
bei einmaliger parenteraler Zufuhr keinerlei Veränderungen an den Nieren hervorrufen, 
denkt Verf. doch an eine primär toxische Wirkung, welche bei den sensibilisierten Tieren 
ev. gesteigert in Erscheinung tritt. — Eine Reihe von vorzüglichen Tafeln unterstützen 
die anatomischen Ausführungen des Verf. Barrenscheen (Frankfurt a. M.). 

Seymour, Malcolm: The effect of nitrogenous waste products in the blood in 
chronic interstitial nephritis. (Der Einfluß stickstoffhaltiger Stoffwechsel- 
produkte im Blut bei Nephritis interstitialis chronica.) Boston med. a. 
surg. journal Bd. 169, Nr. 22, S. 795—799. 1913. 

Drei Ernährungsperioden von je 1 Woche: erst pro die 60 g, dann rasch steigend 
bis 180g, danach schnell absinkend zu 12g Eiweiß. Bestimmt wurde am Ende jeder 
Periode der N-Gehalt des Blutes, täglich der Urin-N, 5mal im Versuch wurde die 
Phenolsulphophthaleinprobe ausgeführt. — Bei 8 unter 14 Fällen stieg während der 
eiweißreichen Periode der Blut-N-Gehalt an, bei 6 davon traten leichte Ödeme im Ge- 
sicht, Übelsein und Kopfschmerzen auf; bei allen 6 Erbrechen und zuletzt Nahrungs- 
verweigerung. Die Patienten ohne Erhöhung des Blut-N zeigten die genannten Sym- 
ptome weniger häufig. — Ein deutlicher reps. regelmäßiger Einfluß auf den Blutdruck 
war nicht zu erkennen, weder bei der eiweißreichen noch der eiweißarmen Kost. Nur 
fiel merkwürdigerweise der Blutdruck bei mehreren der Patienten mit erhöhtem Blut-N 
am Ende der eiweißreichen Periode. Die intramuskuläre Phenolsulphophtaleinprobe 
ergab keine bemerkenswerten Resultate. Beuttenmüller (Stuttgart). 

Veil, W. H.: Beitrag zum Studium der gutartigen Albuminurien. (Med. Univ.- 
Poliklin., Straßburg ı. Els.) Münch. med.Wochenschr. Jg. 60, Nr.49, S.2717—2720. 1913. 

24 jähriger Patient, der seit 5 Jahren an Albuminurie und Cylindrurie litt und stets 
als Nephritisfall diagnostiziert und behandelt worden war. Nervöser, hereditär belaste- 
ter, untrainierter Mann von thymo-Iymphatischem Habitus. Genauere Untersuchung 
zeigte starkeVermehrung der Harnmenge, der N- und NaCl-Ausscheidung bei Bettruhe, 
wie bei Wasserzulage. Es lag also eine Störung nach orthot. Typus vor, die sich auch bei 
NaCl-Zulage zeigte. Das Körpergewicht blieb dabei stets unverändert, der Wasserwert 
des Blutes durchaus normal, was Verf. als Unterschied nephritischer Sekretionsanoma- 
lien gegenüber besonders betont. Niedriger Blutdruck, wie häufig bei Orthostatikern. 
Das Krankheitsbild wurde komplettiert durch den Befund vagotonischer Veranlagung 
und das Hinzutreten psychischer Störungen (Schizophrenie). Das Erkennen des kon- 
stitutionellen ursächlichen Momentes bedingte Wechsel der Therapie, die bei sportlicher 
Betätigung des Patienten weitgehende Besserung des Befindens erzielte. A. Heineke. 


— 10 — 


Oppenheim, R., et Pierre Mareau: La valeur fonctionnelle du rein sénile. 
(Der funktionelle Wert der Greisenniere.) Progr. méd. Jg. 41, Nr. 49, 
S. 639—643. 1913. 

Verf. untersuchte, ob bei analbuminurischen subjektiv völlig gesunden alten 
Leuten durch sorgfältige Nierenfunktionsprüfung ein gewisser Gard renaler Insufficienz 
aufzudecken ist, wie es die fast regelmäßig zu findenden anatomischen Veränderungen 
wahrscheinlich machen. Geprüft wurde die Methylenblauausscheidung, das Verhalten 
nach Kochsalz- und Wasserzulage, der Harnstoffgehalt des Blutes, die A mbardsche 
Harnstoffsekretionskonstante, Blutdruck und Blutviskosität, speziell die Beziehungen 
des Maximal-, Minimal- und Pulsdruckes zur Viskosität. Alter der 12 vorsichtig aus- 
gewählten Versuchspersonen 68—95 Jahre. Die Resultate waren wechselnd, es er- 
gab sich auf Grund der Mittelwerte leichte Zunahme des Blutharnstoffs, Erhöhung 
der Ambardschen Konstante, verzögerte Methylenblau-, gute NaCl-Ausscheidung. 
Beim Wasserversuch nächtliche Polyurie und Polychlorurie, ferner Steigerung der Blut- 
druckzahlen wie Zunahme der Werte, die die Beziehungen des Blutdruckes zur Vis- 
kosität ausdrücken. Verff. folgern aus den Untersuchungen, daß klinisch gesunde alte 
Leute ausnahmslos mit kardiovasculärer und vor allem renaler Sklerose behaftet sind. 

A. Heineke (Badenweiler). 

Verheyen, G.: Tuberculose rénale. (Nieren - Tuberkulose.) Ann. et bull. 
de la soc. de med. d’Anvers Jg. 75, Nr. 1/2, S. 29—35. 1913. 

An der Hand dreier Operationsfälle von schwerer ulceröser, mit Tuberkulin behan- 
delter Nierentuberkulose weist Verf. auf die Nutzlosigkeit der spezifischen Behandlung 
bei ähnlichen Fällen hin. Letztere ist versuchsweise nur für ganz beginnende Nieren- 
tuberkulosen in Anwendung zu ziehen. Scheidemandel (Nürnberg). 


Morel, L., et E. Papin: Nouvelle technique pour la production expérimentale 
des hydronéphroses. (Eine neue Technik zur experimentellen Erzeugung 
der Hydronephrose.) (Clin. des voies urin., prof. Legueu.) Cpt. rend. hebdom. 
des séances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 34, S. 482—483. 1913. 

In 15 von 18 Versuchen an Hunden gelang es, in wenigen Tagen eine Hydronephrose 
zu erzeugen. Das Verfahren, das den Vorteil hat, den Ureter nicht zu schädigen, besteht 
in einer Luxation des Harnleiters über den oberen oder unteren Pol der Niere, so daß 
er die Gefäße umschlingt und dadurch mehr oder weniger vollständig abgeknickt wird. 
(llustration.) A. Heineke ( Eedenweiler) 


Blut und blutbildende Organe. 


Allgemeine Morphologie, Physiologie, Methodik : 

Weill, Paul, und Franz Weidenreich: Über die Bildung von Leukocyten in der 
menschlichen und tierischen Thymus des erwachsenen Organismus. 11. Fortsetzung 
der „Studien über das Blut und die blutbildenden und -zerstörenden Organe“. (Anat. 
Inst., Straßburg.) Arch. f. mikroskop. Anat. Abt. 1, Bd. 83, H. 3, S. 305—360. 1913. 

Zur Untersuchung wurde die Thymus ausgewachsener Ratten und vier Thymen 
erwachsener Menschen verwendet. Bei den Ratten fand Verf. eosinophile Zellen in 
wechselnder Zahl in der Rindenzone an der Peripherie der Läppchen, sowie an der 
Grenze zwischen Rinde und Mark. Die Zellen zeigten eine vollkommene Identität mit 
den eosinophilen Leukocyten des Rattenhlutes und den im Knochenmark vorkommen- 
den eosinophilen Myelocyten. In den Thymusrinde fanden sich ferner grupper- 
weise vorkommend Spezialleukocyten, die nach ihrer Kernformation (Ringkerne) 
mit den Zellen des Blutes übereinstimmen. Mastzellen kommen nur im Bindegewebe 
vor. Die Thymusrinde enthält außerdem Plasmazellen vom Marschalkoschen Typus. 
Die Rinde der Thymus wird hauptsächlich von kleinen Zellen, den Thymusrindenzellen 
gebildet, welehe Verf. als typische Lymphocyten ansieht. Auch beim Menschen fand 
er ein ähnliches Verhalten der Zellen, und zwar eesinophile Leukocyten und Myelo- 


= It = 


cvten, neutrophile Leukocyten, Mastzellen und Rindenzellen, welche nach ihrem 
morphologischen Verhalten Lymphocyten sind. Für die autochthone Entstehung 
der eosinophilen Zellen in der Thymus wird das Vorkommen eosinophiler Myelocyten 
und der Nachweis mitotischer Teilungsfiguren angeführt; das gleiche gilt für die neutro- 
philen Leukocyten. Auch die Mastzellen entstehen an Ort und Stelle im Bindegewebe 
aus ungranulierten basophilen Formen. Die Entstehung der Plasmazellen in der 
Thymus wird aus Übergangsformen zwischen ihnen und gewöhnlichen Lymphocyten 
«tschlossen. Die Erklärung der Rindenzellen als Lymphocyten gründet sich auf den 
Nachweis von Lymphgefäßen, die im interlobären Bindegewebe neben den Blut- 
gefäßen verlaufen. Verf. nimmt an, daß diese Rindenzellen sich einerteils zu Plasma- 
zellen, andererseits zu den granulierten neutrophilen und eosinophilen Zellen differen- 
zieren. In bezug auf den Gewebscharakter wird die Thymus in nahe Beziehung zu den 
Ivmphoiden Formationen des Organismus gebracht, die mit dem Epithelgewebe eine 
nähere Verbindung eingehen“. Die Thymus wird zu den Organen gezählt, die noch im 
erwachsenen Organismus granulierte Leukocyten bilden. Herz (Wien). 


Clowes, G. H. A., and F. West: On the rôle played by antagonistic ions in the 
process of blood coagulation. (Über die Rolle, die antagonistische Ionen bei 
dem Blutkoagulationsprozeß spielen.) (State inst. f. the study of malign. dis., 
Bujjalo, N. Y.) Proceed. of the soc. f. exp. biol. a. med. Bd. 11, Nr. 2, S. 6—8. 1913. 

Mit Citrat versetztes Blutplasma koaguliert erst dann, wenn CaCl, in bestimmtem 
Verhältnis zugesetzt wird. Setzt man dagegen zu Plasma, das Citrat im Überschuß 
enthält, Thrombin zu, so tritt trotzdem, wenn auch langsamer Koagulation ein. Daraus 
ergibt sich, daß das Ca mit dem Koagulationsprozeß als solchem nichts zu tun hat; aus 
weiteren Untersuchungen geht hervor, daß das Ca indirekt wirkt, indem es durch Störung 
des Gleichgewichtes in den Lipoiden der im Plasma suspendierten Elemente (Blut- 
plättchen, Leukocyten) Thrombin frei macht und dadurch zum Ausfällen des Fibrinogens 
Anlaß gibt. Chiari (Wien). 

Zahn, Alfred, und Chandler J. Walker: Über die Aufhebung der Blutgerin- 
nung in der Pleurahöhle. (Med. Poliklin., Freiburg i. Br.) Biochem. Zeitschr. 
Bd. 58, H. 1/2, S. 130—136. 1913. 

In mannigfach variierten Tierversuchen wird nachgewiesen, daß arteigenes wie 
artfremdes Blut dann in der Pleurahöhle ungerinnbar wird, wenn es in ausgedehnten 
Kontakt mit dem Endothel kommt. Diese nicht reversible Veränderung beruht nicht 
auf einer Störung des ,Ferment“‘-Apparates, sondern wird durch Alteration des Fi- 
brinogens bedingt. Was an dem Fibrinogen verändert wird, und ob dazu neben dem 
Pleuraendothel auch noch Formelemente des Blutes nötig sind, läßt sich noch nicht 
entscheiden. von den Velden (Düsseldorf). 


Arneth: Technik des Blutausstriches und eine neue Differentialzähltafel für 
Leukocyten. Bemerkungen zu dem Aufsatz von Schilling-Torgau in Nr. 41 dieser 
Wochenschrift. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 52, S. 2560—2561. 1913. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 221. 


Pathologie und Therapie. 
Eigentliche Blutkrankheiten : 


Nanta et Loubet: Un cas de leucémie lymphatique aiguë. (Ein Fall von 
akuter lymphatischer Leukämie.) (Clin. du prof. Bezy et laborat. du prof. 
Hermann.) Folia haematol. Arch. Bd. 16, H. 1, S. 75—86. 1913. 

Der mitgeteilte Fall betraf ein 7jähriges Kind. Bemerkenswert ist an demselben 
folgendes: Unter den Lymphocyten des Blutes fanden sich viel Riederformen, in Milz 
und Lymphknoten fand sich neben Wucherung lymphatischen Gewebes myeloide 
Metaplasie, endlich bestand eine Streptokokkensepsis. Die Frage der ätiologischen 
Bedeutung bakterieller Befunde bei akuter Leukämie ist nach Verf. noch nicht spruch- 


reif. H. Hirschjeld (Berlin). 


— 112 — 


Labbé, Marcel: An&mie pernicieuse ei nephrite. (Perniziöse Anämie und 
Nephritis.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg.29, Nr.35, S. 673-674. 1913. 

Verf. hat schon zweimal das Vorkommen von perniziöser Anämie bei Nephritis: 
beobachtet. Die Ursache für diese Erscheinung sieht er in der Zerstörung der Erythro- 
cyten und führt als Beweis für diese Ansicht das Vorhandensein von Hämolysinen im 
Blut an, sowie den Nachweis von Überresten der roten Blutkörperchen in den verschie- 
densten Organen. Dabei läßt er jedoch die Frage, ob die Nephritis die Folge der Anämie 
sei oder umgekehrt noch offen. Roth (Zürich). 


Rodman, J. Stewart, and de Forest P. Willard: Splenic anaemia, with special. 
reference to etiology and surgical treatment. (Anaemia splenica mit beson- 
derer Berücksichtigung der Ätiologie und der Behandlung.) (Medico- 
chirurg. coll., Philadelphia.) Ann. of surg. Bd. 58, Nr. 5, S. 601—615. 1913. 

Nach Anschauung der Verff. ist die Anaemia aplenca eine Krankheit mit bestimm- 
tem Symptomkomplex und pathologisch-anatomisch en Befund. Die Bantische Krank- 
heit stellt das Endstadium dar. Als Ursache der Krankheit wird eine Toxämie ange- 
nommen, deren Ursprung in den Gastrointestinaltrakt verlegt wird, deren Natur aber 
noch unbekannt ist. Dieses Toxin wirkt vermutlich auf die Milzzellen und bedingt Hyper- 
trophie und erhöhte Tätigkeit der Milz. Letztere erzeugt die Anämie, wobei außerdem 
eine verminderte Resistenz der Erythrocyten wahrscheinlich ist. Der Ikterus ist auf eine- 
gesteigerte Hämolyse zurückzuführen. Die Thrombophlebitis der Milz- und Portalvenen,. 
welche man gewöhnlich findet, wird nicht als ein ätiologischer Faktor, sondern als Folge- 
des im Blute kreisenden Toxins angesehen, welches eine Endophlebitis und dann die- 
Thrombose erzeugt. Die Toxine führen auch zur Lebercirrhose. Sämtliche Behandlungs- 
methoden mit Ausnahme der operativen hatten nur vorübergehenden Erfolg. Im 
ersten und zweiten Stadium der Krankheit kann die Splenektomie zur Heilung führen, 
im dritten Stadium kann sie nur die weitere Ausbreitung der Krankheit aufhalten, je-- 
doch keine Rückbildung der Cirrhose bewirken. Herz (Wien). 


Knoch: Ein Fall von schwerer Anämie mit Herderscheinungen im Gehirn. 
(Aphasie und Hemianopsie.) (Garnisonlaz., Düsseldorf.) Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 50, Nr. 49, S. 2276—2280. 1913. 

21jähriger Mann, der immer etwas blaß gewesen sein soll. Aufnahme ins Lazarett 
wegen Fieber und Blutbrechen. Aussehen auffallend blaß; im Stuhl Blut nachweisbar; 
Hämoglobin 30%, Erythrocyten 3 800 000, Leukocyten 9500. 2 Monate nach der Auf-: 
nahme stellten sich im Anschluß an heftige Durchfälle cerebrale Erscheinungen ein und 
zwar handelte es sich um eine deutliche Hemmung des Denkvermögens mit aphatischen, 
agraphischen und apraktischen Störungen. Keine ausgesprochenen Motilitäts- und, ab- 
gesehen von leichter Hypästhesie und Hypalgesie am linken Bein auch keine Sensibili- 
tätsstörungen; Babinski beiderseits positiv. Ca. 8 Wochen später hat sich die Sprache 
etwas gebessert; es besteht eine leichte rechtsseitige Facialislähmung sowie rechtseitige- 
homonyme Hemianopsie; Hämoglobin 60— 70%. Nach weiteren 8 Wochen beträgt der 
Hämoglobingehalt 85% ; Schreiben und Vorlesen ist immer noch unmöglich; Gedächtnis-- 
gut, Sprachverständnis vorhanden. Es handelt sich wahrscheinlich bei den cerebralen 
Erscheinungen um einen Herd im Mark des Occipitallappens, der sich bis in die Rinde 
des linken Temporallappens sowie der linken III. Stirnwindung erstreckt. Die Ursache 
für die cerebralen Erscheinungen sucht Verf. in der starken Anämie, die vielleicht zu einer- 
Thrombose geführt oder eine ungenügende Ernährung des Gehirns bewirkt hat. Roth. 


Laignel-Lavastine, et P. Pruvost: Leucémie embryonnaire subaiguë avec autopsie.. 
Traitement ultime par le benzol. (Subakute Leukämie mit Autopsie. Zuletzt 
Behandlung mit Benzol.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris. 


Jg. 29, Nr. 33, S. 537—554. 1913. 

33jähr. Pat. Beginn mit großer Schwäche, Kopfschmerz, Vergrößerung der Milz. 3 Wochen 
später Schüttelfrost, “Bronchopneumonie. Nach einigen Wochen Phlebitis. Leber und Milz 
vergrößert, Lymphdrüsen nicht intumesziert. Zuncehmende Blässe. Nach verschiedenen 


= io s 


therapeutischen Versuchen wurde Benzol im Klysma verabreicht, aber ohne Erfolg. Tod nach 

3!/, monatiger Krankheitsdauer. Die Autopsie ergab makroskopisch Vergrößerung der 

Leber und Milz, geringe Lymphdrüsenschwellungen in der Axilla. Blut: Erythr. 2480000 

bis 1 222 000, Leuk. 217 600—238 000. Leukocytenformel: Pol. neutr. 24%, eos. 0, Lymph. 

18—9%, mittl. Mononucl. 7—3%, Gr. Mon. 7—2%, embryon. Zellen 65—79%, Myeloc. 0. 

Blutkultur ergab eine Reinkultur von Staphylococcus aureus. Bei der Prüfung auf Phago- 
35 


cytose fand sich folgendes Verhalten: Staphylokokken zu Leukocyten = -,,, =0,35, Staphylo- 
kokken zu Polynucleären = 2,10, Staphylokokken zu embryon. Zellen = 0,11, bei 
einem Kontrollblut, Staphyl. zu Leukocyten 5 = 1,35. Histologisch fanden sich Infiltrate 
eroßer ungranulierter Zellen im Knochenmark, Leber, Milz, Drüsen, Nebennieren, Hypophyse 
und Thyreoidea. Diagnose: myeloide Leukämie mit Übergang in die akute Form mit vor- 
wiegend embryonalen Zellen. Atiologie unbekannt. Die Staphylokokkeninfektion wird als 
terminale Sekundärinfektion aufgefaßt. Herz (Wien). 

Lereboullet, P., et E. Chabrol: Sur un cas de leucémie à cellules embryon- 
naires. (Ein Fall von Leukämie mit embryonalen Zellen.) Bull. et mém. 
de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 29, Nr. 33, S. 554—565. 1913. 

20jähr. Pat. erkrankt unter Beklemmung und außerordentlicher Schwäche. Bei der 
Untersuchung Blässe, Schwellung der Wangen und Augenlider, Ödem am Handrücken und 
rechten Arm. Starke Dyspnöe. Linkerseits ein pleuraler Erguß, bedingt durch einen mediasti- 
nalen Tumor. Lymphdrüsenschwellungen in der Submaxillargegend und Achselhöhlen. Milz 
und Leber stark vergrößert. Schwellung des lymphatischen Gewebes im Rachen. Blut: Hb 70%, 
Er. 3 300 000, Leuk. 50000, davon embryon. Zellen mit großem Kerne und basophilem Proto- 
plasma 60%, neutr. Myel. 2%, Mastz. 1%, Pol. neutr. 28°;, pol. eos. 2%, Lymphoc. 5%, 
Normobl. 5 auf 100. Blutgerinnung verzögert. Im Pleuraexsudat fanden sich endotheliale 
Zellen 80%, Lymph. und gr. Mon. 15%, neutr. pol. 5%. Autopsie: Rotes Knochenmark mit 
hauptsächlicher Vermehrung großer basophiler Zellen, daneben Lymphocyten, junge Myelo- 
cyten und kernhaltige rote. In den Tonsillen der Aufbau des Iymphatischen Gewebes verwischt, 
da man keine Follikel erkennt, ebenso in den Peyerschen Plaques. Die Thymus vergrößert 
und mit dem mediastinalen Tumor verbunden. In Lymphdrüsen und Milz Wucherung großer 
Zellen wie im Knochenmark, Follikel nicht kenntlich. In der Leber Zellanhäufungen um die 
Gefäße mit Fortsetzung zwischen die Leberbalken. Herz (Wien). 

Frank, A.: Über ein Granuloma plasmacellulare. (Unter dem Bilde von 
Lymphomen in den Halsiymphdrüsen und geschwulstartigen Knoten in der Nasen- 
rachenschleimhaut.) Verhandl. d. Dtsch. pathol. Ges. 16. Tag., Marburg, 31. III. 
bis 2. IV. 1913, S. 115—126. 1913. 

Verf. beschreibt folgenden Fall: 44jähriger Mann, Halslymphome, vor 2 Jahren 
mit einem erbsengroßen Knötchen am linken Kieferwinkel beginnend, bald den Kehl- 
kopf komprimierend, dazu Wucherungen in Nasenrachenschleimhaut mit häufigem 
heftigem Nasenbluten. Starke Gewichtsabnahme. Operative Entfernung der Ge- 
schwülste, am Hals etwa 20 erbsen- bis hühnereigroße Knoten mit narbigen Zügen 
und kleinen Nekroseherden, im Nasenrachenraum unregelmäßige bis mandelkerngroße 
Stücke mit grauweißen, knolligen Herden. Mikroskopisch überwiegend große Plasma- 
zellen in hyalinem Bindegewebe neben kleinen Lymphocytenherden. Die Plasmazellen 
werden von fibroblastenähnlichen Adventitialzellen abgeleitet. Gefäße häufig obliteriert 
und Endothel gewuchert. Muchsche Stäbchen fehlten. Ziegler (Freiburg i. Br.). 

Steiger, Otto: Blutbefunde bei der Lymphogranulomatosis (Paltauf-Sternberg). 
(Uniw.-Klin., Zürich.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 46, S. 2129—2132. 1913. 

Auf Grund von Untersuchungen an 5 typischen Fällen von Granulomatose kommt 
Verf. zu dem Schluß, daß in den Anfangsstadien der Krankheit wahrscheinlich eine 
Lymphocytose besteht, auf der Höhe der Erkrankung dagegen eine neutrophile Leuko- 
cytose. Die Eosinophilie wird auf den Einfluß nekrotischer Gewebsveränderungen 
bezogen. Im Endstadium soll Lymphopenie bestehen. Die Untersuchungen stützen 
sich auf folgende Fälle: 

I. 47 jährige Frau mit allgemeiner Granulomatose, positive Diazoreaktion, intermittierendes 
Fieber. Hämoglobin 519%, Erythrocyten 3,12 Mill. Neutrophile Leukocytose von 41 250 mit 
8%, Eosinophilen, einigen Myelocyten. — 2. 40) jähriger Mann, Vater und Schwester an Hals- 
drüsenerkrankung leidend, Granulome an Hals und in Axillen, Milztumor, Tebervergrößerung, 
Trobilinurie. Hämoglobin 73°65, Erythrocyten 4,91 Mill., Leukocyten 14 200. Lymphoeyten 


— 1714 — 


45—40,2%, Eosinophile 14,5%. Einige Myolecyten. — 3. 30jährige Frau mit allgemeiner 
Granulomatose, höckerigem Milztumor, positiver Diazo- und Urobilinreaktion, starken Ödemen 
und Pruritus cutaneus. Hämoglobin 38%, Erythrocyten 2,8 Mill., Leukocyten 29 900, später 
nach Drüsenausräumung 57 000. Pol. Leuk. 66—80%, Lymphocyten 31,25—17—12%, Eosino- 
hile 0—1,5—6,5%. — 4. 67 jähriger Patient mit neutrophiler Leukocytose von 14 300 bei 1525 
ymphocyten. — 5. 24 jähriger Patient mit 18200 Leukocyten, 75% Pol. Leuk., 19% Lympho- 
cyten. Ziegler (Freiberg i. B.). 
Symptomatische Blutveränderungen : 
| Putzig, Hermann: Das Vorkommen und die klinische Bedeutung der eosino- 
philen Zellen im Säuglingsalter, besonders hei der exsudativen Diathese. (Kaiserin 
Auguste Victoria-Haus.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 9, H. 6, S. 429—456. 1913. 
| ~ Untersuchungen mit Hilfe der D ungerschen Kammerfärbung unter Verwendung 
der Buerkerschen Zählkammer. Als gesunde Säuglinge wurden nur solche Kinder 
angesehen, die während der ganzen, durch Monate fortgesetzten Beobachtung keine 
Zeichen einer krankhaften Störung zeigten. Am gleichen Kind wurden stets mehrere 
Untersuchungen vorgenommen, im Abstand von Wochen und Monaten. Zahlreiche 
Untersuchungen entfallen auf die ersten Lebenswochen. Verf. kommt zum Schluß, daß 
die Werte der eosinophilen Zellen beim gesunden, normalen Säugling nicht höher 
liegen als beim gesunden Erwachsenen (2 bis 4%), daß im allgemeinen die gesunden 
Säuglinge, bei denen später exsudative Erscheinungen beobachtet wurden, schon früh- 
zeitig und besonders in der 2. bis 4. Woche höhere Maximal- und Durchschnittswerte 
aufweisen als gleichalterige, vollkommen gesunde Säuglinge. Die Untersuchungen an 
kranken, nicht exsudativen Säuglingen zeigten eine Verminderung bei akuten 
Infektionen und Ernährungsstörungen, eine Vermehrung nur in einem Falle von Hämo- 
philie während der Resorption der Blutergüsse. — Von den untersuchten Säuglingen 
mit Hautveränderungen zeigten eine typische Eosinophilie diejenigen mit primär- 
exsudativen Erscheinungen (Milchschorf, Gneis), während die Fälle mit universellem 
infiziertem Ekzem bzw. Intertrigo keine Eosinophilie aufwiesen. Die Eosinophilie ver- 
läuft nicht konform mit der Stärke der Hauterscheinungen und besteht meist noch eine 
Zeit nach Abheilen des Ekzems fort. Verf. schließt daher, daß die Eosinophilie ein 
Symptom der exsudativen Diathese ist, daß dagegen der Intertrigo eine Derma- 
titis darstellt, die auch bei exsudativer Diathese vorkommen kann, aber kein primäres 
obligatorisches Symptom ist. Auf Grund hypothetischer Betrachtungen weist Verf. 
auf die große Übereinstimmung zwischen Anaphylaxie und exsudativer 
Diathese hin, die vielleicht als eine Art protrahierter Anaphylaxie betrachtet werden 
kann. Ibrahim (München). 

Cohnreich, Erwin: Klinische Bestimmungen der Erythrocytenresistenz be- 
sonders im Dienst der Krebsdiagnose. (Med. Poliklin., München.) Folia haematol. 
Bd. 16, H. 3. S. 307—352. 1913. 

Das Verfahren, mit dem Verf. gearbeitet hat, ist eine Modifikation der Schrift- 
probenmethode von Lang. Nachdem ein Tropfen Blut mit 0,5 ccm 0,4 proz. NaCl- 
Lösung vermischt ist, fügt man aus einer graduierten Burette so lange 0,1l proz. NaCl- 
Lösung hinzu, bis eine darunter gehaltene sehr kleine Druckschrift eben gelesen werden 
kann. Mit Hilfe einer beigezebenen Tabelle kann man dann sofort feststellen, welchen 
Konzentrationsgrad die betreffende Mischung hat. Die Aufhellung des Gemisches bis zur 
Durchsichtirkeit erfolst dann, wenn die meisten Erythrocyten ihren Farbstoff abgegeben 
haben. Die in diesem Momente erreichte NaCl-Konzentration nennt Verf. Plurimum- 
resistenz. Von den praktischen Ergebnissen des Verf. an 200 Fällen sei hervorgehoben: 
Erhöhte Plurimimresistenz fand er bei Ikterus, akuten Infektionskrankheiten, Chlo- 
rose, Anämie, vor allem bei Carecinom, besonders solchem der inneren Organe; ernie- 
drigte Resistenz in Übereinstimmung mit den meisten Autoren bei hämolytischem 
Ikterus. Es wird dann auch eine neue für exakt wissenschaftliche Untersuchungen ge- 
eiznete Methode der Resistenzbestimmung geschildert, die von dem inzwischen ver- 
storbenen v. Welden ausgearbeitet worden ist. H. Hirschfeld (Berlin). 





— 175 — 


Zirkulationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Cohn, Alfred E.: The effect of morphin on the mechanism of the dog’s heart 
after removal of one vagus nerve. (Über die Wirkung des Morphins auf das 
Hundeherz nach einseitiger Vagusdurchschneidung.) (Rockefeller inst. for 
med. res., New York.) Journal of exp. med. Bd. 18, Nr. 6, S. 715—738. 1913. 

Verf. reseziert an 20 Hunden aseptisch Stücke aus einem Vagus und injiziert dann 
intravenös Morphin, um die daraufhin im erhaltenen Vagus ablaufenden Hemmungs- 
erscheinungen mit den Folgen der faradischen Reizung (frühere Versuche) zu vergleichen. 
Bei 10 Hunden wird der linke, bei 8 der rechte Vagus ausgeschaltet, nachdem bei einem 
Teile der Versuchstiere vorher mit Hilfe des Elektrokardiogramms die Morphinarhyth- 
mie registriert worden war, welche auf eine Steigerung des zentralen Vagustonus zurück- 
zuführen ist; dieser aber kann, wenn der eine Vagus durchschnitten ist, nur auf dem 
Wege des andern zu Hemmungserscheinungen Veranlassung geben und so führt die 
tonische Erregung zu denselben Erscheinungen wie die faradische Reizung des ent- 
sprechenden Nervenstammes: Bei erhaltenem rechten Vagus tritt die Pulsverlang- 
samung, bei erhaltenem linken die Leitungsstörung (Block 2 :1,3 :1 oder Dissoziation) 
in den Vordergrund. Rothberger (Wien). 

Cohn, Alfred E., and Thomas Lewis: The predominant influence of the left 
vagus nerve upon conduction between the auricles and ventricles in the dog. (Über 
den vorherrschenden Einfluß des linken Vagus auf die Begleitung 
zwischen den Vorhöfen und den Kammern beim Hunde.) (Rockefeller inst. 
jor med. res., New York, a. univ. coll. hosp. med. school, London.) Journal of exp. 
med. Bd. 18, Nr. 6, S. 739—747. 1913. 

Verff. prüfen an Hunden, welche mit Morphin, Paraldehyd und Äther narkotisiert 
wurden, den Einfluß der Vagi auf die Reizleitung zwischen den Vorhöfen und den Kam- 
mern. Da aber die Schlagfrequenz der Vorhöfe die Reizleitung beeinflußt (bei Steigerung 
der Vorhofsfrequenz tritt leicht Block ein), erhalten die Verff. die Vorhofsfrequenz 
konstant, indem sie durch ein Fenster in der Brustwand das rechte Herzohr oder die 
Gegend des Sinusknotens mit eben wirksamen Induktionsschlägen rhythmisch reizen, 
Die Prüfung des Einflusses der beiden Vagi auf die Überleitung dieser Reize ergibt 
neuerlich die Tatsache, daß in fast allen Versuchen der linke Vagus die Reizleitung 
stärker hemmt als der rechte (Elektrokardiogramm). Rothberger (Wien). 

Tysebaert, Jacques: Contribution & l’etude de l’action des sucres sur le cœur 
isolé de tortue. (Beitrag zum Studium der Wirkung der Zuckerarten auf 
das isolierte Herz der Schildkröte.) (Inst. de therapeut., untv., Bruxelles.) Trav. 
de l’inst. de therapeut. de Bruxelles Bd. 11, S. 150—161. 1913. 

Die Untersuchungen wurden am isolierten Schildkrötenherz vorgenommen, das mit 
Ringerscher Lösung durchspült wurde. Dieser Lösung wurden die verschiedenen 
Zuckerarten zugesetzt. Untersucht wurden: Glucose, Arabinose, Saccharose und Lä- 
vulose. Am stärksten wirksam erwies sich Glucose (1: 10 000), am wenigsten Lä- 
vulose (1: 100—1: 1000). Die Wirkung bestand in Verminderung der Amplitude bis 
zum Herzstillstand. Hervorzuheben ist, daß Gewöhnung eintritt, die jedoch für die 
einzelnen Zuckerarten nicht spezifizisch ist. Chiari (Wien). 

Delcorde-Weyland, Alexis: A propos de l’action du chlorure de baryum sur 
le c@ur de tortue et sur le cœur de grenouille. (Über die Wirkung von Chlor- 
barium auf das Herz der Schildkröte und des Frosches.) (Inst. detherapeut., 
univ., Bruzelles.) Trav. de l’ınst. de therapeui. de Bruxelles Bd. 11, S. 1—16. 1913. 

Chlorbarium erzeugt am isolierten Schildkrötenherz je nach der Applikationsart 
und der Dosierung verschiedene Veränderungen. Die Durchspülung erweist sich als 
wirksamer als die äußere Applikation. Hohe Konzentrationen bedingen Herzstill- 
stand in der Systole, niedere dagegen Stillstand in „halber Systole‘“ oder Diastole. 
Ähnliches Verhalten wurde am Froschherzen gefunden. Chiari (Wien). 


— 1716 — 


Loeb, Jaques, und W. F. Ewald: Die Frequenz der Herztätigkeit als eindeutige 
Funktion der Temperatur. (Rockefeller inst. for med. res., New York.) Biochem. 
Zeitschr. Bd. 58, H. 3, S. 177—185. 1913. 

Funduluseier werden zwischen zwei Uhrschälchen mit Seewasser eingeschlossen 
und das Ganze in einem Thermostaten verschiedenen Temperaturen unterworfen. 
Zählung der Herzaktionen durch das Mikroskop. Es stellte sich heraus, daß für jeden 
Embryo die Frequenz der Herztätigkeit für dieselbe Temperatur praktisch konstant ist. 
Embryonen, welche längere Zeit (16 bis 25 Tage) auf Eis gehalten wurden, zeigen bei 
denselben Temperaturen eine Verlangsamung der Herztätigkeit. Es handelt sich nicht 
um eine Anpassungserscheinung, denn auch eine Vorbehandlung der Eier in abnornı 
hoher Temperatur (30°) führt zu Verminderung der Schlagfrequenz. Die Störung ist 
in jedem Falle vorübergehend. Frey (Königsberg). 

Stadler, Ed.: Der Einfluß der Muskelarbeit in Beruf und Sport auf den Blut- 
kreislauf. Samml. klin. Vortr. Nr. 688, S. 673—690. 1913. 

Referat: mit teilweiser Heranziehung der experimentellen Ergebnisse. Besprechung 
der kardialen und vasomotorischen Regulationen, der Hypertrophie und Dilatation 
auf Grund klinischer Beobachtungen. Betonung der Bedeutung des Nervensystems 
bei sportlicher Erschöpfung. Weizsäcker (Heidelberg). 

Kraus, F., G. F. Nicolai und F. Meyer: Prinzipielles und Experimentelles über 
das Elektrokardiogramm. (Charite, Berlin.) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 155, 
H. 3/5, S. 97—167. 1913. 

Der erste, theoretische Teil der vorliegenden Arbeit stammt von Nicolai, der 
zweite, experimentelle von Kraus und Meyer. Nicolai betont zunächst den klini- 
schen Wert des E.-K., der nicht von der richtigen Deutung desselben abhänge und 
empfiehlt dann neuerdings die von ihm gewählte Benennung der einzelnen Zacken, 
da sie historisch kegründet sei und den Tatsachen besser entspreche als die Nomenklatur 
von Einthoven. Nicolai hält ferner immer noch seinen Vorschlag aufrecht, in der 
Klinik nur die Ableitung von beiden Armen anzuwenden und bespricht dann die 
Deutung des E.-K., wobei er hauptsächlich gegen Garten, Samojloffund Rauten- 
berg polemisiert; er betont neuerdings, daß die Form des E.-K. in erster Linie durch 
die Wanderung der Kontraktionswelle, d. h. durch den anatomischen Bau des Herzens 
bestimmt werde. — Kraus und Meyer beschreiben dann Versuche an Kaninchen, 
bei welchen insbesondere der Einfluß dynamischer Faktoren (ungleiche Belastung der 
beiden Herzhälften) studiert werden sollte. Angewendet wurde dabei Infusion von 
Kochsalzlösung mit und ohne Adrenalin, bei erhaltenen und bei durchschnittenen Vagis, 
Verlangsamung des Herschlages durch Pituitrin und schwache Vagusreizung (an 
Hunden und Kaninchen), Blutentziehung, Adrenalininjektion und Erzeugung von 
Plethora, ev. bis zum Auftreten von Lungenödem. Untersucht wurden ferner die 
Folgen einer Verlagerung des Herzens, (an Hunden und Kaninchen) einer Ver- 
engerung bzw. Unterbindung der Aorta. Die bei diesen verschiedenen Eingriffen an 
den einzelnen Zacken auftretenden Veränderungen der Form und der zeitlichen Be- 
ziehungen müssen im Original eingeschen werden. Rothberger (Wien). 

Münzer, Egmont: Blutdruck und Blutbild. (MHandelsspit., Prag.) Med. Klinik 
Jg. 9, Nr. 49, S. 2023—2030 u. Nr. 50, S. 2074—2076. 1913. 

Auf Grund klinischer Beobachtungen ist Verf. zu der Ansicht gekommen, daß die 
häufige Kombination von Lymphocytose und abnorm niedrigem Blutdruck auf einer 
Insufficienz des chromaffinen Systems bzw. einem status thymo-Iymphaticus beruhen 
kann. Auch bei denjenigen Fällen, bei denen Anämie mit Lymphocytose und niedrigem 
Blutdruck einhergeht, kann eine Minderwertigkeit der Drüsen mit innerer Sekretion 
eine Rolle spielen. Joachim (Königsberg). 

Weysse, Arthur W., and Brenton R. Lutz: A comparison of the auscultatory 
blood pressure phenomenon in man with the tracing of the Erlanger sphygmo- 
manometer. (Vergleich der auskultatorischen Blutdruckmessung mit der 


— 117 — 


graphischen Methode von Erlanger.) (Physiol. laborat., univ., Boston.) Americ. 
journal of physiol. Bd. 32, Nr. 8, S. 427—437. 1913. 

Nach Ettinger unterscheidet man bei der Auskultation 5 Phasen. Die erste 
zeigt nach Ansicht aller Autoren den Maximaldruck an; strittig war dagegen die Er- 
kennung des Minimaldruckes. Die Versuche des Verf. wurden an 61 gesunden Menschen 
ausgeführt. Sie ergeben, daß tatsächlich die 4. Ettingersche Phase dem Minimal- 
druck entspricht. Frey (Königsberg). 

Gottlieb, R.: Über Digitalistherapie. (Pharmakol. Inst., Univ. Heidelberg.) 
(17. internat. med. Kongr., London.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 50, S. 2061— 2065. 1913. 

Referat. M. Hedinger (Baden-Baden). 
Spezielle Pathologie und Therapie: 


Robinson, G.Canby: The relation of the auricular activity following faradization 
ot the dog’s auricle to abnormal auricular activity in man. (Über die Beziehung 
der auf faradische Reizung eintretenden Vorhofstätigkeit beim Hunde- 
herzen zur abnormen Vorhofsaktion beim Menschen.) (Rockefeller inst. for 
med. res., New York.) Journal of exp. med. Bd. 18, Nr. 6, S. 704-714. 1913. 

Die nach faradischer Reizung des Vorhofs beim Hunde auftretende Änderung 
der Kontraktion besteht nicht nur in typischem Flimmern, sondern man sieht gleich- 
zeitig fast immer auch aurikuläre Tachykardie; diese letztere kann durch Reizung des 
rechten Vagus unterdrückt werden, während das Flimmern fortbesteht. Die Flimmer- 
wellen im Elektrokardiogramm werden dabei kleiner und unregelmäßiger. Der klinische 
Befund in Fällen von typischer Flimmerarhythmie und von Vorhofflattern stimmt 
nicht genau mit dem beim Hunde experimentell gewonnenen Bilde überein; doch zei- 
«en gerade die Fälle von Flimmerarhythmie eine gewisse Ähnlichkeit mit den Folgen 
der kombinierten Reizung des Vorhofs und des rechten Vagus beim Hunde. In den 
Fällen von Vorhofflattern dagegen bestehen keine Anzeichen von Flimmern, sie be- 
ruhen wahrscheinlich nur auf Vorhofstachykardie; in einzelnen Fällen kann aber 
Flimmern und Flattern nebeneinander bestehen. Beim Hunde läßt Reizung des rech- 
ten Vagus das Flimmern, Reizung des linken Vagus das Flattern hervortreten. Das 
nach Faradisierung auftretende Flimmern geht beim Hunde nach Aufhören der Reı- 
zung spontan in Flattern über; dieses wird durch Reizung des rechten Vagus wieder 
in Flimmern zurückgeführt; auch beim Menschen kann in einem und demselben Falle 
Flimmern und Flattern abwechseln. Aus all diesen Befunden folgt, daß auch beim 
Menschen dem Flimmern und dem Flattern nahe verwandte pathologische Vorgänge 
zugrunde liegen dürften. Rothberger (Wien). 


Bordet, E., E. Donzelot et C. Pezzi: Sur un cas d’alternance cardiaque 
mécanique et électrique observée chez Phomme. (Über einen mechanisch und 
elektrisch registrierten Fall von Herzalternans beim Menschen.) (Hôp. 
Saint-Antoine, Paris.) Cpt. rend. hebdom. des scances de la soc. de biol. Bd. 75, 
Nr. 34, S. 468—470. 1913. 

Der Alternans der Femoraliskurve und des Elektrokardiogramms war gleichsinnig, 
betraf einmal R und T, ein andermal nur T. Die Beobachtung wurde bei einem 60jäh- 
rıgen Mann mit hypertonischer Nephritis gemacht. Edens (München). 


Palladin, Alexander: Über die anodische Wirkung des konstanten Stronies 
auf das Froschherz. (Physiol. Inst., Gießen.) Zeitschr. f. Biol. Bd. 62, H. 9/10, 
S. 418—447. 1913. 

Zur Registrierung der ancdischen Eıschlaffung am Herzmuskel bediente sich der 
Autor nicht des schweren Muskelhebels, sondern eines Lichthebels. Die Erschlaffung 
zeigt sich auch wäh rerd der Systole, sobald der Strem in der ersten Hälfte der Systole 
seschlossen wird. Die kleinste Latenzzeit zwischen Schließungemoment und Erschlaf- 
fung beträgt 0,1”. Währerd des Herzstillstands bei Vagusreizung kommt es nicht 
zur Anodenerschlaffung. Frey (Königsberg). 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 12 


— 118 — 


Pawifiski, J.: Über den Einfluß der Gemütsbewegungen und geistiger Über- 
anstrengung auf das Herz, insbesondere auf die Entstehung der Arteriosklerose. 
Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 1/2, S. 135—146. 1913. 

Nach einer kurzen Literaturübersicht teilt Verf. folgende Zahlen mit: Bei 3156 
Männern mit Arteriosklerose spielten Gemütsbewegungen neben anderen Momenten 
_in 8,6% eine Rolle, in 3,2% waren sie als alleinige Ursache zu betrachten. Bei 1074 Fäl- 
len von Coronarsklerose kamen Einflüsse moralischer Natur in 4,6% als einzige Ätiologie 
in Frage; neben Nicotin, Adipositas und Alkohol als komplizierender Faktor in 13,4%; 
angestrengte geistige Arbeit, besonders zwangsweise, widerwillig geleistete, ist als 
wichtiges ätiologisches Moment zu betrachten; unter 50 Fällen von Angina pectoris 
infolge von psychischen Einflüssen findet sich geistige Überanstrengung 28mal. Bei 
224 Frauen mit Coronarsklerose war als selbständige Ursache Gemütsbewegung ın 
11,1%, als mitwirkender Faktor in 3,1%, zu eruieren, bei 943 Fällen von Sklerose anderer 
Gefäßgebiete waren die Zahlen 4,1%, bzw. 3,9%. — Die arteriosklerotischen Verän- 
derungen der Gefäßwände, Abnahme der Elastizität und Kontraktilität, entstehen 
infolge von Schwankungen der Innervation des Herzens und der Gefäße und dadurch 
verursachter Blutdrucksteigerung, vielleicht spielt auch die Abgabe toxischer Sub- 
stanzen aus den Drüsen mit innerer Sekretion eine Rolle. Zabel (Danzig). 


Respirationsapparat. 


Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Retzlaff, Karl: Der Einfluß des Sauerstoffs auf die Blutzirkulation in der Lunge. 
(Charite, Berlin.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 14, H. 3, S. 391—401. 1913. 
Plethysmographische Untersuchungen an der Katzenlunge in situ nach der M ethode 
von E. Weber. Der Bronchus des untersuchten Lappens wurde abgebunden. Zugleich 
Registierung des Carotisdruckes, des Venendruckes (Moritz und Tabora) und zum 
Teil des Pulmonalarteriendruckes. Künstliche Atmung mit Vorrichtung zur Erhaltung 
konstanten Druckes in der Luft- bzw. O,-Zuleitung, worauf Verf. groß2s Gewicht legt. 
Auf Zuleitung von Sauerstoff tritt eine Senkung der Volumkurve des Lungenlappens 
ein. Verf. schließt daraus auf Abnahme des Blutgehaltes der Lunge infolge O,-Ein- 
atmung. Injektionen von physiol. Kochsalzlösung in die V. jugularis bewirken einen 
Anstieg der Volumkurve, auf welchen allmählicher Abfall folgt. Der Abfall wird durch 
O,-Zufuhr beschleunigt. Die Druckverhältnisse in Pulmonalarterie und Carotis machen 
wahrscheinlich, daß es sich in diesen Fällen um Vasokonstriktionen durch vermehrte 
O,-Zufuhr handelt. Kohlensäureeinatmung bewirkt Zunahme des Lungenvolums, 
Stickstoff ist indifferent. Verf. empfiehlt hiernach O,-Inhalation bei Stauung im Lungen- 
kreislauf. Weizsäcker (Heidelberg). 
Mosler, Ernst: Atmung, Blutverteilungund Blutdruck. (Physiol. Inst.u. med.-poliklin. 
Inst., Univ. Berlin.) Arch.f. Anat.u. Physiol., physiol.Abt.Jg.1913, H.5/6, S.399-413.1913. 
Mittels der Brondgeestschen Atmungskapseln wird Brustatmung und Bauch- 
atmung auf der rotierenden Trommel aufgezeichnet; ein Wasserplethysmograph regi- 
striert in gleicher Weise das Volumen des rechten Vorderarms; ein vierter Schreibhebel 
zeichnet fortlaufend den Blutdruck nach der von Weber angegebenen Methode. Bei 
tiefer, langsamer Inspiration fällt die plethysmographische Kurve steil ab, ebenso 
beim Normalen der Blutdruck; beide Kurven erreichen nach Beendigung des inspira- 
torischen Atemstillstandes rasch ihr gewöhnliches Niveau. Herzkranke zeigen im Gegen- 
satz dazu unter den gleichen Bedingungen häufig eine Zunahme des Armvolums und 
ein Ansteigen des Blutdrucks. Die Systole des übermäßig gefüllten, dilatierten linken 
Ventrikels scheint die Ursache der vermehrten Füllung in der Peripherie zu sein. Frey. 
Loewy, A., und H. Gerhartz: Über die Temperatur der Exspirationsluft und 
der Lungenluft. (Landwirtschaftl. Hochsch., Berlin.) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. 
Bd. 155, H. 3/5, S. 231—214. 1913. 


Mittels einer besonderen Vorrichtung, die eine Berührung des Thermometers mit 


— 179 — 


der Mundschleimhaut ausschloß, wurde dieses in die Mundhöhle hineingebracht. Die 
Versuche wurden so angestellt, daß durch die Nase inspiriert und durch den Mund ex- 
spiriert wurde; zur Feststellung der Temperatur der Exspirationsluft der Nase wurde die 
ganze Versuchsanordnung entsprechend geändert; gleichzeitig wurden Atmungsgröße, 
Atemfrequenz und Temperatur der Außenluft mitbestimmt. Die Versuche gaben nun 
folgende Resultate: bei Gesunden lag die Temperatur der Mundausatmungsluft zwischen 
32,0 und 35,25° C (Mittelwert 34°); trotz großer Variationen in der Atemmechanik 
zeigte die Temperatur der Exspirationsluft nur geringe Schwankungen. Die Ausatmungs- 
luft durch die Nase wies geringere Temperaturen auf: 31,05—32,75° C. (Mittelwert: 
32,2°C.). Bei zwei untersuchten Asthmakranken wies die Exspirationsluft durch den 
Mund niedrigere Temperaturen, zum Teil noch niedrigere als die Nasenluft auf; hier 
war auch ein deutlicher Zusammenhang zwischen Temperatur der Exspirationsluft 
und Atmungsmodus zu erkennen: je flacher die Atmung und je geringer die Atemgröße 
war, um so niedriger lag die Temperatur. — Beim Tier wurde außerdem mittels eines 
direkt in die Lunge hineingestochenen ‚„Trokarthermometers‘ die Lungentemperatur 
bestimmt, sie betrug beim Kaninchen 36,0°, beim Hund 36,2°, während im Rectum 
die Temperatur 38,2° wies. Dunzelt (München). 


Titone, Ferdinando Porcelli: Über die Funktion der Bronchialmuskeln. (Inst. f.allg. 
Pathol., Uniw. Neapel.) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd.155, H.1/2, S.77—91. 1913. 

Verf. sucht an ganz frischen Lungenstücken (Kalb, Schaf, Schwein und besonders 
Hund) direkt das Verhalten der glatten Bronchialmuskulatur unter verschiedenen 
Einflüssen zu studieren. Es wurden Bronchienringe von mittlerem Kaliber durch 
2 Haken gespannt, von denen der obere mit einem Schreibhebel verbunden war. Unter- 
sucht wurde in Ringerscher Flüssigkeit von 37°; für Untersuchung thermischer Ein- 
flüsse wurde physiologische Flüssigkeit verschiedener Temperaturen gewählt. Es ergab 
sich, daß die Bronchialmuskeln die Neigung besitzen, lange Zeit unverändert ihren 
Tonus oder den infolge einer Reizwirkung erreichten Kontraktions- oder Erschlaffungs- 
grad beizubehalten. Auf mechanische Reize folgen nur langsam Kontraktionen. Rasch 
und intensiv erfolgen die Kontraktionen auf Temperaturerhöhung hin; der Bronchien- 
durchschnitt wurde bisweilen um mehr als !/, reduziert. Auch rasche Temperatur- 
erniedrigung verursachte Kontraktionen. Der galvanische Strom rief keine Kontraktion 
hervor. Bei Reizung mit dem induzierten Strome ist ziemlich starke Intensität erforder- 
lich. Induktionsströme an sich unwirksamer Intensität können aber, wenn in Intervallen 
von nicht länger als 2—3 Sekunden aufeinanderfolgend, starke Muskelkontraktionen 
hervorrufen. Wirkt ein Reiz nach Ablauf einer vorhergehenden Kontraktion ein, so 
erfolgt eine zweite Kontraktion von geringerem Garde als die erste. Eine Kontraktion der 
Bronchialmuskulatur bewirken: Bariumchlorid, Nicotin, Rochesches Imid. Er- 
weiternd wirken: Natriumnitrit, Veratrin, Adrenalin und Atropin. Adrenalin und 
Atropin wirken nur deutlich bei hohem Tonus der Bronchialmuskulatur. Keine Wirkung 
üben aus: Ergotin, Hypophysin und Pituitrin. Staeubli (Basel-St. Moritz). 


Sandberg, H. B.: Planithorax. Ein neues Thoraxschema ad modum Freud- 
weiler-Hildebrand. Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 29, H. 2, 8. 113—115. 1913. 


Fassbender, F.: Zur chemischen Untersuchung des Sputums. Zeitschr. f. 
Tuberkul. Bd. 21, H. 4, S. 369—370. 1913. 

Die erste chemische Untersuchung des Sputums ist nicht, wie Prorok (vgl. dieses 
Zentralblatt Bd. 5, S. 561) annimmt, im Jahre 1805 von Al. Monroe jun. vorgenommen 
worden. Bereits 1777 veröffentlichte Carl Darwin, Onkel des berühmten Ch. Darwin, 
in einer Preisarbeit Untersuchungen über chemische Verschiedenheiten zwischen aus- 
gehustetem Eiter und Schleim, die sich besonders auf das Verhalten zu Säuren und 
Lauge beziehen und auch zu praktisch diagnostischen Schlüssen Anlaß gegeben haben. 

Meinertz (Worms.) 


12* 


— 180 — 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Die oberen Luftwege: 


Emmerich und Oskar Loew: Erfolgreiche Behandlung des Heufiebers durch 
lange Zeit fortgesetzte tägliche Chlorcaleiumzufuhr. Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 60, Nr. 48, S. 2676—2678. 1913. 

Die Ursache der bisherigen Mißerfolge der Chlorcalciumtherapie bei Heufieber 
liegt darın, daß die Kalksalze zu kurz vor Beginn der Anfälle und zu wenig lang gegeben 
wurden. Verff. raten nun an, jahrelang täglich 3mal während des Essens 1 Kaffeelöffel 
voll einer Lösung von Chlorcalcium crystallisatum purum 100: 500 ın !/, Glas Flüssigkeit 
zu nehmen. Mitteilung einiger beweisender Krankengeschichten. Staeubli. 


Heymann, P.: Beitrag zur Kenntnis des primären Careinoms der Luftröhre. 
Zeitschr. f. Laryngol., Rhinol. u. ihre Grenzgeb. Bd. 6, H. 5, S. 735—744. 1913. 

Verf. hat aus der Literatur 33 Fälle primären Carcinoms der Luftröhre gesammelt 
und fügt einen Fall eigener Betrachtung hinzu. Ein 26jähriger Kellner erkrankte im 
März 1907 zunächst an einer entzündlichen Affekt!on der Atemorgane, von der erheb- 
liche Schweratmigkeit zurückblieb. Im Jahre 1910 wurde die Diagnose: Asthma 
bronchiale gestellt; im März 1913 kam Patient wegen gehäufter Anfälle ın Verf. Be- 
handlung. Bei der Tracheoskopie wurde ein von der rechten vorderen Wand der Tra- 
chea ausgehender gelappter Tumor von über Bohnengröße festgestellt, der vor dem 
rechten Bronchus lag und bei tiefer Einatmung in denselben hineingezogen wurde. 
Die Probeexcision bestätigte den Verdacht auf Carcinom, weshalb der Patient Prof. 
Gluck zur Operation überwiesen wurde. Gluck resezierte die Trachea unterhalb des 
Rıngknorpels im Lig. ericotracheale bis zum vorletzten Trachealrinze in einer Länge 
von 9 cm. Schon nach 14 Tagen konnte eine aus einem dicken Gummidrainageschlauch 
bestehende Prothese eingelegt werden, die unten auf der Bifurkation außen und oben 
bis in die Aryknorpel reichte. Patient kann damit gut sprechen und ungestört essen. 
Der Tumor erwies sich als jene Geschwulstform, die als Zylindrom oder Endothelionı, 
Basalzellenkrebs, Coriumcarcinom usw. bezeichnet wird. Oertel (Düsseldorf). 


Lungen, Pleuren, Mediastinum, Zwerchfell : 


Walb: Über Rachitis der Nase und ihre Beziehungen zum Asthma bronchiale. 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 47, S. 2300—2302. 1913. 

Die Nase ist häufig Sitz rachitischer Veränderungen (Deviation der Nasenscheide- 
wand, Leistenbildung am Rande der Knorpelscheidewand, kolbige Verdiekung am 
vorderen Rand desselben Teils). In einer erheblichen Anzahl von Fällen war diese 
Nasenrachitis mit Asthma bronchiale kompliziert; Verf. nımmt eine kausale Beziehung 
an. Öfter wurde das Asthma durch Darreichung von Phosphor beseitigt.  Staeubli. 

Borchardt, L.: Asthmabehandlung mit Hypophvsenextrakten. (Ned. Klin., Unit. 
Königsberg.) Therap. d. Gegenw. Jg. 54, H. 12, S. 536—541. 1913. 

Auf Grund der günstiren Wirkung, die von mancher Seite mit dem Weißschen 
Asthmolysin (0,008 Adrenalin und 0,04 Hypophvsenextrakt in 1.1 cem Wasser) erzielt 
worden waren, untersuchte Verf. die reine Wirkung des Hvpophvysenextrakts bei 
Asthma. Gegenüber der Adrenalmwnrkung war der beobachtete Erfolg auf den Anfall 
selbst langsamer und weniger sicher, dagegen die Dauer der Einwirkung viel länger. 
Es wurden auch die folgenden Anfälle günstig beeinflußt, ja in einzelnen Fällen auf 
Monate hinaus Anfälle überhaupt verhütet. Injiziert wurde subeutan 1 cem Pituglandol. 
Man ist also nicht berechtigt. in der Hyvpophvsenkomponente des Asthmolvsins nur 
eine Verstärkung der Adrenahlinwirkung zu erblieken. Verf. will vielmehr die Frage 
zum Gegenstande weiterer Untersuchungen machen. ob es überhaupt zweckmäßig ist, 
die Wirkung des Hypophvsenextrakts auf das Asthma durch Adrenalin zu unterstützen. 

Starubli (Basel-St. Moritz). 


— 1831 — 


Tauszk, Franz: Die asthmatischen Formen der Lungentuberkulose. (Haupt- 
städt. rechtsufriges Armenhaushosp., Budapest.) Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 21, H. 1/2 
(Festschr. d. 11. internat. Tuberkul.-Konf., Berlin, 22.—26. X. 1913), S. 110—122. 1913. 

Verf. hat während mehr als einem Jahrzehnt der Lungentuberkulose im späteren 
Lebensalter seine besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Er kommt zum Resultat: 
Die bei Senilen vorkommenden Lungentuberkulosen sind in folgende 3 Gruppen ein- 
zuteilen: 1. Fortsetzung einer jugendlichen Lungentuberkulose; 2. sekundäre Er- 
krankung nach irgendeiner Konstitutionskrankheit; 3. scheinbar primär im senilen 
Alter auftretende Erkrankung. Gruppe 2 weicht vollkommen ab von den beiden an- 
dern Gruppen; sie ist ausgezeichnet durch rasche Progression, starke Destruktion, 
hohes Fieber. Die in die senile übergreifende jugendliche Lungentuberkulose ist selten 
progredient. Tendenz zu Destruktion gering; ausgesprochene Neigung zu Bildung 
narbig fibrinösen Bindegewebes mit konsekutiver Schrumpfung, zu Rückfällen unter 
dem Bilde subfebrilen Fiebers und akuten Bronchialkatarrhs mit Hinzutreten von 
akutem Lungenemphysem. Besserungen und Verschlimmerungen können sich oft jahr- 
zehntelang hinziehen. Zunahme der Lungenerweiterung und der asthmaähnlichen 
Erscheinungen, welche sich vom eigentlichen Asthma bronchiale nur dadurch unter- 
scheiden, daß die Intensität der Anfälle nicht so groß, die Dyspnöe eine längere Dauer 
besitzt. Primäre Lungentuberkulose im späteren Lebensalter ist selten, schließt sich 
gerne an Pneumonokoniose an. Paralytischer und emphysematischer Thorax sind 
dabei gleich häufig; Beginn oft schleichend. Bei periodisch rezidivierenden subfebril 
verlaufenden Katarrhen stets Verdacht auf Tuberkulose, auch wenn Sputumbefund 
negativ. Zunehmendes Lungenemphysem, Dilatation des rechten Herzens, Koränyi- 
scher Perkussionsbefund der Wirbelsäule (Dämpfung infolge infiltrierter Bronchial- 
drüsen) sind für senile Lungentuberkulose charakteristisch. Atmung meist asthmatischen 
Charakters; Intensität des asthmatischen Anfalls im präbronchitischen Stadium un- 
abhängig von der Ausdehnung des tuberkulotischen Lungenprozesses; in der postbron- 
chitischen Periode ist die Dyspnöe abhängig von der Ausdehnung und dem Umfang 
der tuberkulotischen Lungenveränderung. Die mit der Lungenerweiterung verbundene 
Gewebsveränderung der Lungen bietet für die Progression des tuberkulotischen Pro- 
zesses keinen geeigneten Boden. Schon in jüngeren Jahren kann der Beginn der Tuber- 
kulose sich nur in typisch asthmatischen Anfällen äußern; mit dem Altern des Pa- 
tienten werden die asthmatischen Anfälle häufiger, deren Dauer länger, dagegen wird 
die Intensität geringer; es treten dauernd Katarrhe, Husten, subfebriler Zustand und 
physikalisch nachweisbare Veränderungen der Lungen auf, Lungenerweiterung, Dila- 
tation des rechten Herzens. Frage schwer zu entscheiden, ob primäres Asthma schon 
mit Tuberkulose kombiniert oder ob die mit Asthma einhergehende katarrhalische 
Periode sekundär tuberkulotische Infektion erleichtert. sStarubli (Basel-St. Moritz). 

De la Camp und Küpferle: Über die Behandlung der Lungentuberkulose mit 
Röntgenstrahlen. (Med.Univ.-Klin., Freiburg.) Med. Klinik Jg.9, Nr.49, S.2018-2020.1913. 

Das Tierexperiment hatte gezeigt, daß die Röntgenstrahlen bei der experimentell 
erzeugten Tuberkulose Heilungsvorgänge anbahnen und fördern, welche einer natür- 
lichen Heilung entsprechen. Verff. gingen daher zu Bestrahlungen menschlicher 
Lungentuberkulose über und fanden denselben günstigen Einfluß, und zwar in allen 
Stadien, ein ausgesprochener Heilerfolg konnte bisher nur bei Fällen des I. und II. Sta- 
diums erreicht werden. Der Erfolg ist abhängig von der im Einzelfalle nach Verlaufs- 
form und Reaktionsmodus einzurichtenden Bestrahlungstechnik. Von den 15 be- 
strahlten Fällen gehörten 4 dem III., 7 dem II. und 4 dem I. Stadium an; die Behand- 
lung erstreckte sich auf durchschnittlich 3—3!/, Monate, zwischen den einzelnen 
Sitzungen wurde je nach dem Ausfall der Reaktion eine Pause von 2—8 Tagen ein- 
geschaltet, zwischen je 2 Serien große Pausen. Soweit es die äußere Körperform zulieB, 
wurden stets Flächen von 20 gem Ausdehnung in einer Sitzung mit 15—25 Oberflächen- 
einheit bei Fokus-Haut-Distanz von 18—22 cm bestrahlt. Es schien so, als ob die einzelne 


— 132 — 


Dosis um so kleiner zu wählen sei, je schwerer der Krankheitsprozeß klinisch verlief. 
Auffallend ist der günstige Einfluß der Bestrahlung auf die Temperatur, welche selbst 
bei Hochfiebernden zur Norm herabsank — entgiftende Wirkung? Untersuchungen 
über das Wesen der Temperaturbeeinflussung sind im Gange. Harms (Mannheim). 

Brieger, L.: Lungentuberkulose und Hydrotherapie. (Hydrotherap. Anst., Univ. 
Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 50, S. 2457—2458. 1913. 

Es werden kurz die Prinzipien der Anwendung der Hydrotherapie bei Tuberkulose 
auseinandergesetzt und u. a. hydrotherapeutische Ambulatorien gefordert, wo die 
Behandlung unter Leitung spezialistisch geschulter Ärzte ausgeführt wird. Harms. 

Martinez, Fidel Fernandez: Un cas de pneumothorax tuberculeux bilatéral. 
(Ein Fall von bilateralem, tuberkulösem Pneumothorax.) Rev. de méd. 
Jg. 33, Nr. 11, S. 914—917. 1913. 

23jährige Frau. Die Lebensdauer nach Eintritt des rechtsseitigen Pneumothorax 
— der linksseitige bestand einige Monate — war nur noch einige Stunden. Beiderseitige 
Spitzenadhäsionen. Die Sektion bestätigte die klinische Diagnose. Fleischmann. 

Knöspel, Ludwig: Beitrag zur Therapie mit künstlichem Pneumothorax. (Kaiser 
Franz Josef-Hosp., Karlsbad.) Prag. med. Wochenschr. Jg. 38, Nr. 50, S. 693—697. 1913. 

Beschreibt Indikationen und Technik des künstlichen Pneumothorax und berichtet 
über 18 eigene Fälle. Ergebnis: effektiv gebessert 8 Fälle, leicht gebessert 3, unver- 
ändert 2, fortgeschritten 1, zum Exitus gelangt 4 Fälle. Als Komplikation trat einmal 
Hautemphysem auf. Sehr günstig wirkte die Applikation des künstlichen Pneumo- 
thorax bei 2 Fällen von chronischer rezidivierender Hämoptöe. C. Hegler (Hamburg). 

Hervé: Contribution à l’&tude du pneumothorax artifieiel. (Beitrag zum Stu- 
dium des künstlichen Pneumothorax.) Rev. internat. de la tubercul. Bd. 24, 
Nr. 2, S. 95—111. 1913. 

Bericht über 15 mit künstlichem Pneumothorax behandelte Fälle von Lungen- 
tuberkulose. Beobachtungsdauer einige Wochen bis 7 Monate nach Anlegung des 
Pneumothorax. Bei 10 Fällen Besserung. 4mal trat als Komplikation nach mehr- 
wöchiger Behandlung Exsudat auf; nur einer dieser Fälle hatte leichte Temperatur- 
steigerung. Mehrfach Hautemphysem, keine Gasembolie. C. Hegler (Hamburg). 


Bewegungsapparat. 

Lange, F., und F. Schede: Die Skoliose. Ergebn. d. Chirurg. u. Orthop. Bd. 7, 
S. 748—814 (Berlin: Springer). 1913. 

Bonnamour, S., et Albert Badolle: L’ostéomalacie.Syndrome de décalcification 
osseuse. 2. mém. (Die Osteomalacie, das Symptom der Knochenentkal- 
kung.) Rev. de méd. Jg. 33, Nr. 12, S. 979—994. 1913. 

Auf Grund fremder und eigener Beobachtungen sehen Verff. in der Osteomalacie 
eine Entkalkung der Knochen. Der Kalkgehalt des Urins, der Faeces und besonders 
des Blutes ist mehr oder weniger vermehrt gegenüber dem Normalen. Der Kalkgehalt 
des Blutes steht in innigen Beziehungen mit dem Allgemeinzustand; es stellt die Be- 
stimmung des Kalkgehaltes nicht nur ein diagnostisches, sondern auch ein prognostisches 
Hilfsmittel dar. Engelhorn (Erlangen). 

Axhausen, G.: Über das Wesen der Arthritis deformans. Zeitschr. f. orthop. 
Chirurg. Bd. 33, H. 1/2, S. 223—224. 1913. 


Denionstranion des Kniegelenks eines Hundes, an dem elektrolytisch vor einen Jahr 
vier linsen- bis bohnengroße Knorpelnekrosen erzeugt wurden. Nach dem Eingriff Weiter- 
benutzung des Beins, erst im Lauf der folgenden Monate allmähliche Entwicklung einer Arthritis 
deformans in allen Teilen des Gelenks: Beweis für die bezweifelte Fernwirkung von Knorpel- 
nekrosen. Hedinger (Baden-Baden). 


Neurologie und Psychiatrie. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 
Dolley, David H.: The morphology of functional depression in nerve cells 
and its significance for the normal and abnormal physiology of the cell. (Die 


<= J8] 


morphologischen Veränderungen der Nervenzelle bei Beeinträchti- 
gung ihrer Funktion und die Bedeutung derselben für Physiologie und 
Pathologie der Zelle.) (Pathol. laborat., univ. of Missouri, Columbia.) Journal of 
med. res. Bd. 29, Nr. 1, S. 65—129. 1913. 

Die Hemmung der Zelltätigkeit durch Anämie, Hitze, chemische Agentien ver- 
ursacht stets ungefähr dieselben anatomischen Alterationen, bei Protozoen in gleicher 
Weise wie bei Tumorzellen und anderen Körperzellen. Sie äußern sich in einer Störung 
der gegenseitigen Beziehungen des Kerns zum Plasma zugunsten des Kerns. Es 
kommt zu Anhäufung des intranucleären Chromatins und der nucleolären Substanz, 
der Ausdruck einer mangelhaften Resorption des Chromatins durch das Plasma. In 
dem Plasma seinerseits häufen sich nucleinartige Stoffe und Glykogen an; die syntheti- 
sierenden Prozesse, welche normalerweise zur Bildung von Chromatin führen, stehen 
still. Schließlich wird die Kernmembran aufgelöst und die ganze Zelle erscheint als 
homogene hyaline Masse. Die Ermüdung durch extreme Tätigkeit und die künstlich 
hervorgerufene Depression der Zelltätigkeit bedingen beide den Untergang der Zelle 
durch Chromatinmangel; im einen Fall leidet die Chromatinbildung, im andern wird 
sie ungenügend gegenüber der vermehrten Leistung. Glykogeninfiltration der Zelle 
weist in der Regel auf eine funktionelle Depression hin. Frey (Königsberg). 


Brodmann, K.: Neue Forschungsergebnisse der Großhirnrindenanatomie mit be- 
sonderer Berücksichtigung anthropologischer Fragen. Verhandl. d. Gesellsch. deut- 
scher Naturf. u. Ärzte, 85. Vers., Wien, Tl. 1, S. 200-240. 1913. 


Nemminski, W. W.: Ein Versuch der Registrierung der elektrischen Gehirn- 
erscheinungen. Zentralbl. f. Physiol. Bd. 27, Nr. 18, S. 951—960. 1913. 

Hunde. Ableitung der Ströme durch Trepanationsöffnungen vermittels unpolarisier- 
barer Elektroden und Registrierung mit Hılfe des Einthovenschen Saitengalvano- 
meters. In einigen Versuchen zugleich Aufzeichnung der Gehirnpulsationen ebenfalls 
über einer Trepanationsöffnung durch den Pistonrekorder, sowie des Blutdrucks an der 
Art. femoralis. Reizung des Nerv. ischiadicus der entgegengesetzten Seite durch 
intermittierende Induktionsströme bedingt eine positive oder negative Schwankung. 
Dabei trat keine Änderung des Blutdrucks oder der Größe der Gehirnpulsationen zutage. 
Die elektrischen Erscheinungen verschwinden bei der Erstickung der (curarisierten) 
Tiere nach 4—6 Minuten. Frey (Königsberg). 

Lapinsky, M.: Zur Innervation der Hirngefäße. Aıch. f. Anat. u. Physiol. 
anat. Abt. Jg. 1913, Suppl.-Bd., S. 163—171. 1913. 

Jelenska-Macieszyna, Sabina: Über die in den vorderen Vierhügeln des Kanin- 
chens entspringenden Bahnen. (Anat. Inst. d. Jagellonischen Univ., Krakau.) Fol. 
neuro-biol. Bd. 7, H. 8, S. 23—47. 1913. 

Camis, M.: Contributi alla fisiologia del labirinto. 8. Intorno agli effetti delle 
iniezioni di nicotina nel cervelletto. (Beitrag zur Physiologie des Labyrinths. 
Einwirkung von Nicotininjektionen aufs Kleinhirn.) (Istit. di fisiol., Pisa.) 
Fol. neuro-biol. Bd. 7, H. 8, S. 157—174. 1913. 

Clementi, Antonino: Sulla secrezione della tela coroidea nell’embrione di 
ratto. (Die Sekretion des Tela chorioidea der Rattenembryos.) Istit. di 
fisiol., univ., Roma.) Fol. neuro-biol. Bd. 7, H. 8, S. 120—124. 1913. 

Camis, M.: Contributi alla fisiologia del labirinto. 7. Le vie centrali del nervo 
VII nel gatto e nel cane. (Beitrag zur Physiologie des Labyrinths.) (Istit. 
di fisiol., Pisa.) Fol. neuro-biol. Bd. 7, H 8, S. 125—156. 1913. 

Hopkins, Arthur H.: A clinical study of vagotonia. (Klinische Studien 
über Vagotonie.) (William Pepper laborat. of clin. med., Philadelphia.) Arch. of 
internal med. Bd. 12, Nr. 5, S. 556—564. 1913. 

Bericht über 8 Fälle, in denen die Beobachtungen von Eppinger und Hess, 
die Vagotonie betreffend, im wesentlichen bestätigt werden. L. Hess (Wien). 


— 184 — 


Lo Re, Mariano: Il liquido cefalo-rachidiano nel tremore dei bambini. (Dice 
Cerebrospinalflüssigkeit beim Tremor der Kinder.) (Isti. di clin. pediatr., 
univ., Napoli.) Rif. med. Jg. 29, Nr. 48, S. 1317—1320. 1913. 

Bei 3 Fällen von Tremor im Kindesalter, der pathogenetisch nicht in gleicher Weise 
erklärbar schien, kam das Lumbalpunktat zur Untersuchung. Im ersten Falle, ein 
über 2 Jahre altes Kind betreffend, handelte es sich um Tremor einer hypertonischen 
oberen Extremität und des Kopfes, später waren alle Extremitäten betroffen, im zwei- 
ten Falle, ein 17 Monate altes Kind betreffend, um universellen Tremor, der Tod er- 
folgte an Pneumonie, die Sektion ergab eine chronische, fibröse, cerebrospinale Pachy- 
meningitis und akute Leptomeningitis; im dritten Falle, bei einem 14 Monate alten 
Kinde, um Tremor zunächst der oberen, dann aller Extremitäten. Das Lumbalpunktat 
ergab eine leichte Vermehrung des Eiweißgehaltes und eine mäßige aber sichere Lympho- 
cytose. Die Kinder hatten an rezidivierenden Verdauungsstörungen gelitten, dıe zu 
einer erhöhten Reizbarkeit und verminderter Resistenz des Zentralnervensystems 
geführt haben dürften. Es wäre eine einfache meningeale Reaktion auf intestinale 
toxisch-infektiöse Vorgänge vorgelegen. Neurath (Wien). 

Kennedy, Foster: Myotonia atrophica. (Atrophische Myotonie.) (Bellevue 
hosp., New York.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 22, S. 1959 Sis 
1960. 1913. 

46jähriger Mann mit beiderseitiger Katarakt und Atrophie beider Temporales, 
des linken Orbicularis, der Masseteren und der Sternocleidomastoidei; Herabsetzung 
des Volumens und der motorischen Kraft in den Tibiales antici und den Extensoren 
der Beine. Im Gegensatz hierzu fand sich myotonische Reaktion an den kleinen Hand- 
muskeln. Es handelt sich um einen Fall atrophischer Myotonie. Die Krankheit scheint 
auf hereditär-degenerativer Grundlage zu entstehen. P. Biach (Wien). 

Babonneix, L.: Lareaction myotonique. (Die myotonische Reaktion.) Gaz. 
des höp. Jg. 86, Nr. 139, 8. 2205—2214. 1913. 

Bei der myotonischen Reaktion ist die elektrische Erregbarkeit vom Nerven aus 
völlig unverändert. Die muskuläre Erregbarkeit dagegen ist für mechanische und 
elektrische Reize verändert. Auf galvanische Reize reagiert der Muskel bei der kom- 
pletten myotonischen Reaktion mit einer langsamen Kontraktion, die noch einige 
Zeit nach der Öffnung des Stromes anhält. Diese Reaktion tritt schon frühzeitig bei 
der Thomsenschen Krankheit auf, ferner bei Myopathien, doch ist sie hier häufig 
inkonstant. Sie kann hierbei häufig durch die „inkomplette myotonische Reaktion“ 
ersetzt werden, bei der auch während des Stromschlusses eine Dauerkontraktion ein- 
tritt, die aber mit dem Öffnen des Stromes verschwindet. Sie tritt namentlich im 
Beginne der Myopathien auf, findet sich bei der Entartungsreaktion und in verein- 
zelten Fällen noch bei einer Reihe anderer Nervenkrankheiten. Es ist vielleicht möglich, 
die myotonische Reaktion auf eine verstärkte Tätigkeit des Sarkoplasmas zu beziehen. 
Sie würde sich bei der Thomsenschen Krankheit auffassen lassen als eine Entwick- 
lungshemmung, durch die sich Sarkoplasma nicht in Fibrillen differenziert hat, bei den 
Myopathien könnte die Funktion der Fibrillen erloschen sein, und bei der EaR. geht. 
eben die Entartung des differenzierteren Formbestandteils (der Fibrillen) der des 
weniger differenzierten (des Sarkoplasmas) voraus. Frankfurther (Berlin). 

De Berardinis, D. L., Ricerche sulle alterazioni dell’ependima in alcune in- 
fezioni sperimentali. (Untersuchungen über Ependymveränderungen bei 
einigen experimentellen Infektionen.) (Zuborat. dı bateriol.e mier., Dr.@. Cos- 
tantini.) Ann. dell’istit. Maragliano Bd. 6, Nr. 6, S. 428—438. 1913. 

Zu den Tierexperimenten wurden einerseits Kulturen vom Fränkelschen Pneumo- 
kokkus, andererseits solche des Tuberkelbacillus verwendet. Die Kulturen wurden intra- 
spinal injiziert. In beiden Gruppen fanden sich von außen nach innen fortschreitende 
entzündliche Veränderungen, die sich längs der Gefäße fortpflanzten. Es waren die Me- 
ningen, intensiver aber noch die zentralen Rückenmarkspartien betroffen. Bei der 


— 185 — 


Pneumokokkeninfektion war der Prozeß ein rascher ablaufender als bei der tuberku- 
lösen. Bei der Pneumokokkeninfektion fanden sich degenerative Ependymveränderungen, 
infolge der rapiden Entwicklung waren die Ependymzellen wie komprimiert, deformiert, 
bald in Nekrose übergehend, der Zentralkanal erweitert, auch Neigung zur Exsudat- 
bildung ließ sich konstatieren. Bei der tuberkulösen Infektion fand sich hauptsächlich 
ein Lymphocytenexsudat, proliferative Erscheinungen und desquamative Ependym- 
veränderungen. Im Zentralkanal fanden sich wenige abgeplattete, zum Teil mitein- 
ander zusammenhängende Zellen. Neurath (Wien). 


Goldscheider, A.: Die Erkrankungen des Nervensystems und ihre Beziehungen zur 
Balneotherapie.Zeitschr. f. physikal. u. diätet. Therap. Bd. 17. H. 11, S. 641—654. 1913. 

Goldscheider publiziert einen Vortrag, den er im Oktober 1913 in dem Kurs- 
zyklus über Balneologie und Balneotherapie zu Karlsbad gehalten hat. Er weist aus- 
führlich darauf hin, daß die Beziehung der Balneotherapie zu den Nervenkrankheiten 
eine sehr innige ist, und daß die Nervenkranken einen wichtigen Bestandteil der Kurort- 
besucher darstellen. Er hält es daher für erforderlich, daß nicht bloß ın den Badeorten, 
in welche traditionellerweise vorwiegend Nervenkranke geschickt werden, sondern 
durchweg sich die Badeärzte mit den Nervenkrankheiten vertraut machen sollten. 
Daß die Balneotherapie auf dem Gebiete der Nervenkrankheiten Hervorragendes leistet, 
erscheint ihm unzweifelhaft, speziell bei den arthritischen Neuralgien, sowie bei Neuritis, 
posthemiplegischen Zuständen und gewissen Formen der Neurasthenie. Die Erklärung 
der Einwirkung der Balneotherapie auf die einzelnen Krankheiten ist natürgemäß 
ganz verschieden; vor allem weist G. auf die mächtigen psychischen und suggestiven 
Einflüsse des Kurortmilieus hin. Geronne (Wiesbaden). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Periphere Nerven: 

Sterling, W.: Über die Abducenslähmungen reflektorischen und otitischen 
Ursprungs (Gradenigosches Syndrom.) (Krankenh. Czyste-Warschau.) Monatsschr. 
f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 34, H. 6, S. 568—580. 1913. 

Verf. hat zwei Fälle von Abducenslähmungen beobachtet, die beide in das Kapitel 
der reflektorischen Lähmungen zu zählen sind. In dem einen Fall war die Abducens- 
parese otitischen Ursprungs: Es handelte sich um ein 20jähriges Mädchen, das an 
eitriger Mittelohrentzündung mit Beteiligung des Warzenfortsatzes erkrankt war; 
10 Tage nach Einsetzen des Ohrenleidens klagte die Patientin plötzlich über Doppelt- 
sehen, und es konnte eine Lähmung des rechten Abducens festgestellt werden, während 
der sonstige Nervenbefund negativ war. 14 Tage später setzten heftige Cerebral- 
erscheinungen (Kopfschmerz, Erbrechen) ein, die 3!/, Monate andauerten; dann gingen 
sie sowohl als die Parese vollständig zurück. Dieser Fall ist mit dem von Gradenigo 
beschriebenen Typus identisch und als Reflexlähmung aufzufassen. Eine analoge 
Erklärung muß für einen zweiten Patienten aus der Beobachtung des Verf. gegeben 
werden. Eine 26jährige Frau erkrankt nach Geburt eines toten Kindes im 8. Schwanger- 
schaftsmonat an Halbseitenerscheinungen der rechten Körperhälfte, und zwar sowohl 
im Sinne von Lähmung als auch Reizung (Krampfattacken). Es bestand Albuminurie. 
Nach mehrmaliger Wiederholung der Anfälle trat nach 14 Tagen vollkommene Resti- 
tution ein. Nun wurde eine Lumbalpunktion vorgenommen. Noch an demselben Tag 
wurde eine rechtsseitige Abducenslähmung konstatiert; sie trat gleichfalls unter Kopf- 
schmerz ein und ließ sich über einen Monat lang nachweisen. Der Autor erörtert aus- 
führlich die Theorien der reflektorischen Lähmung. P. Biach (Wien). 

Heller und Weiß: Experimentelle Untersuchungen über die Ausschaltung der 
Nn. vagi bei intrathorakalen Operationen durch Novocain. (Chirurg. Klin., Leipzig u. 
physiol. Inst., Königsberg i. Pr.) Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. Bd. 2, H. 3, S.237—270. 1913. 

Die Untersuchungen gingen von klinischen Beobachtungen aus, welche die Ge- 
fährlichkeit mechanischer Läsion der Vagi bei Oesophagusoperationen deutlich 


— 186 — 


zeigen. Es kann zu ernsten Störungen der Herztätigkeit und der Atmung kommen. 
Die Autoren experimentierten an Hunden und Kaninchen und machten die Vagus- 
fasern lokal unerrregbar durch intraneurale Injektion von 1%, Novocainlösung. Doppel- 
seitige Ausschaltung des Vagus durch Cocainisierung am Halse führt zu Blutdrucksteige- 
rung, Pulsbeschleunigung und Vertiefung der Atmung, hat aber nichts Gefährliches 
an sich. Die Ausführung dieser Prozedur an klinischem Material ist also durchaus 
erlaubt, wenn es sich darum handelt, unangenehme Vagusreflexe zu verhindern. Die 
Vaguslähmung tritt nach 2—3 Minuten ein. Elektrische Reizung der Vagusfasern 
unterhalb der Abgangsstelle der Herz- und Lungenäste hat beim Tier kaum einen 
Effekt auf Atmung und den Zirkulationsapparat; man muß annehmen, daß die beim 
Menschen gelegentlich vorkommenden Störungen durch Zug an den weiter oben 
gelegenen Teilen zustande kommen. Die schweren Erscheinungen bei Reizung der 
Lungen- und Herzäste, bei Operation in der Nähe des Lungenhilus und des Aorten- 
bogens gehen beide von derselben Stelle aus. Es lassen sich hier die Atmungsstörungen 
nicht vermeiden bei Reizen, welche zu einer Alteration der Herzaktion führen. Die 
Herzwirkung läßt sich durch die perineurale Injektion an der Reizungsstelle vollkom- 
men ausschalten; ebenso die Atmungsstörung, und zwar sowohl durch Cocainisierung 
am Halse bei elektrischer Reizung intrathorakal, wie auch durch Injektion an der 
Reizstelle selbst. Frey (Königsberg). 

Delherm: Die Röntgentherapie der Ischias. (4. internat. Kongr. f. Physio- 
therap., Berlin 1913.) Strahlentherapie Bd. 3, H. 2, S. 575—577. 1913. 

Bei Versagen anderer Behandlungsmethoden kann die Röntgentherapie des Ischias 
gute Dienste leisten. Bestrahlung der Lumbalgegend. Besserung schon nach den ersten 
Sitzungen. 17 Fälle bestrahlt. 

Technik: Jede Stelle bekam 3 Bestrahlungen in Abständen von einer Woche, dann drei 
Wochen lang Pause. In jeder Serie von drei Sitzungen bekam jede Region ungefähr 5 H; die 


Strahlenstärke betrug 6—7 Benoist, die Filterdicke 5/19 mm, die parallele Funkenstrecke 
10—12 cm bei einem Röhrenhautabstand von 25—30 cm. 


In sieben der bestrafen Fälle war der Achillessehnenreflex vermindert oder 
verschwunden. Fleischmann (Berlin). 


. Rückenmark: 


Aguglia, Eugenio: Le alterazioni nucleari delle cellule radicolari in seguito a 
resezione dello seialico. (Die nuclearen Veränderungen der Wurzelzellen im 
Gefolge der Resektion des Ischiadicus.) (Istit. di clin. d. malatt. nerv. e ment. 
e di antropol. crim., univ., Catania.) Riv. ital. di neuropatol., psichiatr. ed elettro- 
terap. Bd. 6, Nr. 11, S. 516—524. 1913. 

Kaninchen wurde der linke Ischiadicus reseziert, die Tiere wurden nach mehreren 
Tagen getötet und ihr, sowie der Kontrolltiere Rückenmark histologisch untersucht, 
wobei das Hauptgewicht auf die Cajalsche (photographische) Silberfärbung gelegt 
wurde, zu deren Kontrolle und Ergänzung andere Färbungsmethoden herangezogen 
wurden. Besonders bewährte sich die achte Methode Cajals, Fixation mit Essig- 
formol. Während die neutrophilen Granula des Karioplasmas der Wurzelzellen keine 
Veränderungen zeigten, fanden sich solche der hyalinen Schollen und der basophilen 
Schollen Levis. Neurath (Wien). 

D’Ahundo, Giuseppe: Modificazioni spinali consecutive a lesioni periferiche 
o cerebrali, isolate e combinate. Ricerche sperimentali. (Spinale Veränderungen 
als Folgen peripherer oder cerebraler, isolierter und kombinierter Lä- 
sionen. Experimentelle Untersuchungen.) (Istit. di clin. d. malatt. nerv. e 
ment. e di antropol. crim., univ., Catania.) Riv. itai. di neuropatol., psichiatr. 
ed elettroterap. Bd. 6, Nr. 11, S. 481—515. 1913. 

Zur Erkenntnis der Rückenmarksveränderungen nach peripheren Läsionen wurde 
in einer ersten Versuchsserie neugeborenen oder ganz jungen Hunden und Katzen eine 
hintere Extremität enucleiert und nach mehreren Monaten das Zentralnervensystem 


— 137 — 


histologisch untersucht. Es fand sich eine Entwicklungshemmung der entsprechenden 
Rückenmarkshälfte, besonders in der Lendenanschwellung lokalisiert. In den hypotro- 
phischen Vorderhörnern fand sich eine bedeutende Verminderung der lateralen, eine 
geringere der inneren Ganglienzellgruppen. Gegen den Dorsalteil zu wurde die Entwick- 
lungshemmung des Vorderhorns weniger deutlich, dagegen eine solche des Hinterhorns 
evident. In der Cervicalanschwellung waren die der Enucleation entgegengesetzten 
dorsalen Fasernzüge dürftig ausgebildet. Die Regenerationstendenz der Nervenstämme 
in der Enucleationsstelle läßt erkennen, daß nicht alle Vorderhornzellen zugrunde ge- 
gangen sind. Auch in der spinalen motorischen Funktion besteht eine Art Arbeitsteilung 
im Sinne der Synergie. In einer zweiten Versuchsserie wurde den Tieren eine verschieden 
große Hirnrindenpartie abgetragen und nach einiger Zeit die histologische Untersuchung 
vorgenommen. Es fand sich eine relative Hypertrophie des Vorderhorns der entgegen- 
gesetzten Seite, eine ganz bedeutende des Hinterhorns derselben Seite. In einer dritten 
Serie endlich wurde die Extremitätenenucleation kombiniert mit der Abtragung der 
Hirnrinde der kontralateralen motorischen Zone. Das Resultat deckte sich mit den Er- 
gebnissen der anderen Versuchsserien. Neurath (Wien). 

Gonnet, Auguste, et Robert Rendu: Poliomyélite antérieure aiguë par trauma- 
tisme de la colonne cervicale chez un hérédo-syphilitique probable. (Poliomyelitis 
acuta anterior infolge Verletzung der Halswirbelsäule bei einem wahr- 
scheinlich hereditärSyphilitischen.) Lyon med. Bd. 121, Nr.36, S.373-380. 1913. 

Ein 17jähriger, wahrscheinlich hereditär syphilitischer Landarbeiter erlitt eine 
heftige Kontusion der Hals- und Brustwirbelsäule. 6 Stunden nach dem Unfall mußte 
er sich wegen zunehmender Schmerzen zu Bett legen. Am folgenden Tage stellte sich 
hohes Fieber ein. 40 Stunden nach dem Trauma trat plötzlich eine vollkommene Tetra- 
plegie ein, die in kürzester Zeit von einer starken Atrophie aller gelähmten Muskeln 
gefolgt war. Sensibilität, Blasen- und Mastdarmfunktion verhielten sich normal. Die 
Beweglichkeit kehrte allmählich wieder, während die Atrophie zunächst noch bestehen 
blieb. Zur Zeit der ersten Untersuchung, die ca. 8 Monate nach dem Unfall erfolgte, 
war der Umfang der Beine wieder ziemlich normal, während in den oberen Extremi- 
täten und am Thorax die Atrophie mit EAR. noch fortbestand. Als anatomische 
Grundlage nehmen die Verff. eine akute Poliomyelitis anterior an, die sich nach Art einer 
Systemerkrankung diffus auf das ganze Rückenmark erstreckt. Für die Entstehung 
der Vorderhornerkrankung ist wahrscheinlich das Zusammenwirken von Trauma und 
hereditärer Syphilis verantwortlich zu machen. Maase (Berlin). 

Tinel, J.: Les crises gastriques du tabes et leur traitement chirurgical. (Die 
gastrischen Krisen bei Tabes und ihre chirurgische Behandlung.) Arch. 
des malad. de lapp. dig. Jg. 7, Nr. 11, S. 601—620. 1913. 

Verff. empfehlen bei gastrischen Krisen Ligatur der entsprechenden hinteren Wur- 
zeln nach ihrer Vereinigung mit den vorderen. Die Fran kesche Operation hat gezeigt, 
daß mit der Schädigung der betreffenden Vorderwurzeln keine Gefahr verbunden ist. 

Salomon (Wilmersdorf). 

Siegrist, Rudolf: Nervöses Fieber bei Tabes dorsalis. (Akad., Köln.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 49, S. 2726—2727. 1913. 

Beschreibung eines Falles von Tabes, bei dem „krisenartig und mit Schmerzkrisen 
verbunden“ Fieber beobachtet wurde. Freund (Heidelberg). 

Barré: Die tabetischen Arthropathien. Neue Stellungsnahme zu der Frage. 
Journal f. Psychol. u. Neurol. Bd. 20, H. 5/6, S. 257—265. 1913. 

Wenn die tabischen Arthropathien aus Läsionen des Nervensystems hervorgehen 
sollen, so ist nicht einzusehen, wieso sie sich bei anderen, nicht tabischen nervösen Er- 
krankungen (Poliomyelitis, Neuritis) niemals finden. Es gibt nun zweifellos Gelenk- 
erkrankungen, die denen der Tabes außerordentlich ähnlich sehen, ohne daß die Patienten 
ein nervöses tabisches Symptom bieten. Daß eventuell später bei diesen — luetischen — 
Patienten eine Tabes ausbrechen könnte, ist kein ernstlicher Einwand gegen diese Auf- 


— 18 — 


fassung. Es kommen eben Patienten, die nur Gelenkaffektionen zeigen, selten in neu- 
rologische Beobachtung. Die sogenannte tabische Gelenkerkrankung ist eine Gelenks- 
erkrankung bei einem Tabiker. Sie ist nicht auf gummöse Prozesse in den Gelenken 
zurückzuführen, sondern entstehen durch syphilitische Veränderungen der Knochen- 
arterien. Durch langsame Ischämie kommen die vorbereitenden Knochenverletzungen 
der Arthropathie zustande. Besserungen lassen sich durch Hg oder Enesol, auch durch 
Salvarsan erzielen. Neben venösen Injektionen wird Schmieren der erkrankten Partıe 
empfohlen. Jedenfalls aber ist die Wirksamkeit der Behandlung nur begrenzt. Diese 
neue Auffassung der Arthropathien ist auch geeignet, der Lehre von der trophischen 
Wirkung des Nervensystems Boden zu entziehen. Frankfurther (Berlin). 


Gehirn : 


Mayer, Otto: Ein Fall von geheilter otogener Meningitis. Wien. med. Wochenschr. 
Jg. 63, Nr. 59, S. 3141—3146. 1913. 


Im Zusammenhang mit einem Extraduralabsceß bei chronischer Otitis media traten 
klinisch schwere meningitische Erscheinungen auf. In dem unter starken Druck stehenden, fast 
klaren und kaum zellhaltigen Liquor fanden sich Bakterien, bei zwei einander folgenden Unter- 
suchungen die gleichen, nämlich 1. Staphylokokken, 2. Diplokokken, 3. Diphtherie-(Pseudo- 
diphtherie-)Bacillen. Heilung erfolgte allein durch Freilegung und Entfernung des Extradural- 
abscesses, Lumbalpunktion und innerlicher Urotropindarreichung (0,2, 3x tgl.). Zange. 


Rosenberg, Oscar: Die Pachymeningitis haemorrhagica interna im Kindes- 
alter. (Waisenh. u. Kinderasyl d. Stadt Berlin.) (85. Vers. d. Naturforsch. u. Ärzte, 
Wien 1913.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 49, S. 2272—2274. 1913. 

Auf Grund der Beobachtung von 38 Fällen unterscheidet Verf. drei Gruppen: eine 
latent beginnende Form, eine mit akuten Nervensymptomen einsetzende Form (Er- 
brechen, Unruhe, Krämpfe, Somnolenz) und eine foudroyante Form, die gleich mit 
schwersten meningitoiden Symptomen beginnt. Gemeinsam ist allen drei Formen 
die Veränderung des Schädels, der an Umfang zunimmt und stets eine stark vorgewölbte 
Fontanelle aufweist. Nur 8 von 27 Fällen hatten Augenhintergrundblutungen, 
punkt- oder streifenförmig, teils neben der Papille, teils peripher. Je ein Fall zeigten 
Glaskörper- bzw. Conjunktivalblutungen 4mal fand sich Sehnervenatrophie, 
3mal Stauungspapille. Das Haupthilfsmittel der Diagnose bildet bei fehlenden 
Retinalblutungen die Punktion der großen Fontanelle mit feinster, kurzer Punk- 
tionskanüle. Das Punktat steht unter erhöhtem Druck, ist hämorrhagisch oder gelb. 
Beim Absetzen, senken sich die Erythrocyten zu Boden, die überstehende Flüssigkeit 
ist gelb, gelegentlich bordeauxrot (hämolytische Streptokokken). Nie sieht man Blut- 
gerinnung beim Stehen. Eiweißgehalt ist sehr hoch. Das Lumkalpunktat zeigt 
dabei fast stets normale Verhältnisse. Der Verlauf der Erkrankung kann schubweise 
erfolgen. Die Mortalität betrug 60%. Die meisten starben an interkurrenten Erkran- 
kungen, 6 davon an eitriger Meningitis. In 16 Fällen heilte die Pachymeningitis aus, 
anscheinend dauernd. Therapeutisch ist gute Ernährung und Schutz vor Infektions- 
krankheiten die Hauptsache. Subcutane Gelatineinjektion kann versucht werden. Regel- 
mäßige Fontanellenpunktion ist zwecklos. Die pachymeningitischen Membranen waren 
immer doppelseitig und sind in typischer Weise auf die mittlere und vordere 
Schädelgrube lokalisiert. Verf. wendet sich gegen die übliche Auffassung, daB es sich 
um organisierte fibrinöse Auflagerungen handelt, es liegt vielmehr eine primäre 
Wucherung der Kapselschicht der Dura vor, eine Wucherung der Capillaren mit- 
samt dem umgebenden Stroma. Zwischen den einzelnen Lamellen findet man Blutungen 
mit Flüssigkeitsansammlungen. Der Erguß trägt auch die Charaktere eines Trans- 
sudates. Diese Tatsachen weisen auf einen Stauungsprozeß, ein Abflußhindernis ım 
Gebiet des Sinus cavernosus hin. Verf. vermutet eine Thrombose. Ätiologisch weist 
Verf. auf die Bedeutung schwerer blutiger Rhinitis hin, die in 23 Fällen (80%) 
der Pachymeningitis 2—3, selten 4 Monate vorangegangen war. 11 davon hatten posi- 
tiven Diphtheriebacillenbefund gehabt. Auch luetische Rhinitis kann ätiologisch in 
Frage kommen. Ibrahim (München). 


— 189 — 


Davidenkof, Serge: Sur un syndrome peu connu. La rigidité paralysante de 
Pétat de veille. Contribution à Pétude du syndrome lenticulaire. (Die pseudo- 
paralytische Rigidität im Wachzustand, zugleich ein Beitrag zum Stu- 
dium der Linsenkernsymptome.) L’encéphale Jg. 8, Nr. 9, S. 200—208. 1913. 

Bei einem l5jährigen Knaben mit positiver Wassermannscher Reaktion im 
Blut entwickelt sich nach einem epileptiformen Anfall (vor 2 Jahren) ein charakteri- 
stisches Krankheitsbild, das sich in zwei Stadien repräsentiert. Für gewöhnlich wäh- 
rend des eigentlichen Wachzustandes zeigt der Kranke ausgesprochene Dysphagie, 
Anarthrie, Aphonie, Amimie, spastischen Gang, Steigerung der Sehnenreflexe ohne 
Baibinski, allgemeine Verlangsamung aller Bewegungen, Muskelsteifheit, ungewöhnlich 
starre Körper- und Extremitätenhaltung bei völlig erhaltener Muskelkraft und bei 
Fehlen jeglicher trophischen Erscheinungen. Leichte rhythmische Zitterbewegungen 
sind ebenfalls zu konstatieren. Diese Symptome, die zum Teil an die Pseudobulbär- 
paralyse, zum Teil an die Paralysis agitans und am meisten an die Wilsonsche pro- 
agressive Linsenkernerkrankung erinnern, fehlen bei dem Kranken ganz regelmäßig 
während der ersten 10 oder 20 Minuten nach dem Erwachen aus einem 
längerem Schlafe; dann macht der Kranke einen körperlich und psychisch annähernd 
normalen Eindruck und ganz allmählich kehren die oben genannten Symptome wieder, 
die auf eine Erkrankung des Linsenkerns hinweisen. A. Jakob (Hamburg). 

Anton, Wilhelm: Über Ménièreschen Symptomenkomplex. Prag. med. Wochenschr. 
Jg. 38, Nr. 50, S. 687—692. 1913. 

Untersuchung von neun Fällen Ménièrescher Erkrankung. Davon zeigten vier 
den sogenannten apoplektischen Typus des Symptomenkomplexes. Unter diesen vier 
Fällen ist besonders beachtenswert die dritte Beobachtung des Verf. Hier handelte es 
sich um eine 40jährige Pat., die seit Kindheit an erschwerter Nasenatmung und häufi- 
gem Kopfschmerz litt; acht Tage, nachdem Pat. einen starken, schleimig-eitrigen 
Nasenkatarrh akquiriert hatte, setzten Ménière - Symptome ein; solche hatte man 
schon früher anfallsweise auftreten sehen, die Pat. hatte sich aber nach Entfernung der 
ın der Nase damals vorgefundenen Schleimpolypen durch vier Jahre vollkommen wohl 
befunden. Auch der neuerliche Anfall ging bald zurück, sobald der Rest der Vegeta- 
tionen aus der Nase ausgeräumt worden war. Für das Zustandekommen der Erschei- 
nungen von Meniere bei intranasalen Veränderungen scheinen intrakranielle Zircula- 
tionsstörungen resp. Behinderung der Lymplizirkulation vom Gehirn zur Nase und zu 
den endo- und perilymphatischen Labyrinthräumen maßgebend zu sein. Vier weitere 
Fälle des Verf. betrafen Pat. mit M&nie&re- Erscheinungen im Gefolge bestehender oder 
akut auftretender Erkrankung des Gehörorgans. Bei einem Fall bestand eine chronische 
Mittelohreiterung, die drei übrigen Kranken klagten im Verlaufe eines Mumps plötzlich 
über intensive Schwerhörigkeit, hochgradigen Schwindel und subjektive Ohrgeräusche; 
bei ihnen dürfte es sich um bedeutende Zerstörungsprozesse im schalleitenden Apparat 
selbst gehandelt haben. Der als letzter mitgeteilte Fall läßt sich in die von v. Frankl- 
Hochwart als Polyneuritis cerebralis beschriebene Krankheitsform einreihen. Nach 
einer abschließenden Zusammenstellung des Verf. setzten sich die Kardınalsymptome 
des Meniereschen Komplexes zusammen aus: 1. Subjektiven Ohrgeräuschen; 2. Hör- 
störungen; 3. Schwindel; 4. Magensymptomen; 5. Nystagmus. In seltenen Fällen be- 
stehen Diarrhöen. Progmostisch günstig verhält sich der Schwindel, er geht fast immer 
vollständig zurück: die Ohrgeräusche können bestehen bleiben. Die schlechtesten Aus- 
sichten bieten die Hörstörungen, die kaum jemals einer weitgehenden Besserung = 
smd. P. Biach (Wien). 

Zanelli, C.-F.: Tumeur sous-corticale des lobes préfrontaux et du lobule pa- 
riétal inférieur droit. (Subcorticaler Tumor des Frontalhirns beiderseits 
und des Lobulus parietalis inferior rechts.) (Clin. des malad. nerv., univ., 
Rome.) Rev. neurol. Jg. 21, Nr. 22, S. 573—585. 1913. 

Bei einem 43jJährızen Mann entwickelte sich neben abendlichen Kopfschmerzen 


— 190 — 


eine linksseitige Hemiparese mit entsprechenden Sensibilitätsstörungen, zunehmende 
Abnahme der geistigen Fähigkeiten, leichter Exophthalmus und Stauungspapille rechts; 
ferner bestanden noch Rotation des Kopfes nach rechts und Klopfempfindlichkeit des 
Schädels rechts ungefähr über der Mitte. Man nahm ein Gliosarkom in der Gegend 
der rechten oberen Parietalwindung an und bei der Operation fand sich ein subcorticaler 
Tumor, dessen vornehmlicher Sitz in der unteren Parietalwindung war. Bei der Sektion 
zeigte sich ein subcorticales Sarkom des Gyrus supramarginalis und parietalis inferior 
rechts und außerdem noch ebensolche Tumoren in dem Marklager beider Frontallappen. 
A. Jakob (Hamburg). 

Hussa, Franz: Ein ungewöhnlicher Verlauf eines Kleinhirntumors. (Garni- 
sonsspit. Nr. 26, Mostar.) Wien. med. Wochenschr. Jg. 63, Nr. 51, S. 3209—3211. 1913. 

Ein cystisch zerfallener Tumor, der auf dem Kleinhirnwurm zwischen beiden 
Kleinhirnhemisphären saß und keinerlei Lokalsymptome (Ataxie, Nystagmus) ver- 
ursachte. Der Patient litt lediglich an anfallsweise auftretenden Kopfschmerzen; in 
einem solchen Anfall trat plötzlicher Tod durch Atemlähmung ein. Die Untersuchung 
des Augenhintergrundes, die unterlassen wurde, hätte hier vielleicht zur richtigen 
Diagnose geführt, deren rechtzeitige Stellung zur raschen Befreiung des Patienten vom 
Militärdienst — es handelte sich um die Beobachtung eines Soldaten im Garnisons- 
spital — beigetragen haben würde. Die schweren Anfälle waren offenbar durch tem- 
porären Verschluß des Foramen Magendii bedingt. P. Biach (Wien). 

Milian, G., et Er. Schulmann: Tumeur cérébello-pontine. Métastase sous-ro- 
landique. (Cerebello-pontiner Tumor mit einer Metastase im Zentral- 
hirn.) L’encephale Jg. 8, Nr. 9, 8. 193—199. 1913. 

Bei einem 70jährigen Mann, der schon seit einiger Zeit über Abnahme des Seh- 
und Hörvermögens und über Schwindel klagte, gesellten sich zu diesen Erscheinungen 
Jacksonsche Anfälle mit leichter linksseitiger Parese bei lichtstarren Pupillen. Die 
Sektion ergab einen Kleinhirnbrückenwinkeltumor (Fibrom), der die Nachbarschaft 
verdrängte und namentlich die rechte Kleinhirnhemisphäre komprimierte, und einen 
subcorticalen Tumor in der rechten vorderen Zentralwindung; ersterer, offenbar der 
Ausgangstumor, ist ein zellarmes und faserreiches Fibrom, während dieser durch Ge- 
fäß- und Zellreichtum und Faserarmut auffällt. A. Jakob (Hamburg). 

Auerbach, Siegmund: Zur physiologischen Anatomie und lokaldiagnostischen 
Bewertung der Hemiataxie. Journal. f. Psychol. u. Neurol. Bd. 20, H. 5/6, S. 219 
bis 235. 1913. 

Nach kurzen Erläuterungen der vergleichend- und experimentell-anatomischen 
wie physiologischen Forschungsergebnisse über dıe Funktionen des Kleinhirns wird 
dargetan, daß die homolaterale Bewegungsataxie der Extremitäten, und zwar in höhe- 
rem Grade die der oberen als die der unteren, verbunden mit Hvpotonie, eines der 
sichersten und ersten Kleinhirnsvmptome ist und zugleich auf die Seite der Erkrankung 
hindeutet. Denn die Hemiataxie ist ein frühes und reines Kleinhirnsymptom und findet 
sich am ausgeprägtesten bei Herden innerhalb der Kleinhirnhemisphären, während 
die Hemiataxie nicht cerebellarer Genese an den hervortretenden Begleiterscheinungen 
(Sensibilitätsstörungen u. dgl.) leicht zu erkennen ist. A. Jakob (Hamburg). 

Denker, Alfred: Über die Funktion des akustischen und statischen Apparates 
bei einem Falle von Agenesie des Kleinhirns. Zeitschr. f. Ohrenheilk. u. f. d. 
Krankh. d. Luftw. Bd. 69, H. 3/4, S. 173—184. 1913. 

Bei einem öjährigen Kinde wiesen schwere Störungen des Gleichgewichts und der 
Sprache, spontaner Nystagmus beim Fehlen aller sonstigen Gehirndruckerscheinungen 
auf eine Agenesie des Kleinhirns hin. Die Röntgenuntersuchung ergab einen äußerst 
interessanten Befund, der auch zur Stütze der gestellten Diagnose herangezogen 
werden konnte. Während die das GroßBhirn umgebenden Schädelknochen erheblich 
verdünnt waren, erschien die Hinterhauptszegend deutlich abgeflacht. Auffällig 
waren eigenartige Knochenprotuberanzen am Boden der hinteren Schädelgrube. 


— 191 — 


(Kompensatorisches Knochenwachstum infolge nicht unerheblicher Verkleinerung der 
hinteren Schädelgrube.) Die eingehende Untersuchung des Ohres ergab durchaus 
normales Gehör, dagegen bestanden bei den verschiedensten Versuchen die ausge- 
sprochenen Erscheinungen einer Übererregbarkeit des Vorhof-Bogengangsapparates. 
Der Umstand, daß die Prüfung des galvanischen Nystagmus und vor allem des Graefe- 
Baran yschen Zeigeversuches normal ausfielen, läßt Verf. daran denken, daß mög- 
licherweise keine völlige Aplasie des Cerebellums, sondern nur eine Hypoplasie vor- 
legt. Das differente Verhalten des akustischen und statischen Organs findet seine Er- 
klärung darin, daß der N. cochlearis mit dem Cerebellum nur in geringen Beziehungen 
steht, während dagegen der N. vestibularis durch seine Verbindungen mit dem Deiters- 
schen und Bechterewschen Kern bei einem Kleinhirndefekt mehr oder minder in 
Mitleidenschaft gezogen sein muß. v. Rad (Nürnberg). 


Henderson, D. K., Winifred Muirhead and J. S. Fraser: A case of toxic ex- 
hħaustive insanity, associated with chronic suppurative otitis media, labyrinthitis, 
and extra-dural abscess. (Ein Fall von toxischer vollständiger Verblödung, 
verbunden mit chronischer eitriger Mittelohrentzündung, Labyrin- 
thitis und Extraduralabsceß.) Rev. of neurol. a. psychiatr. Bd. 11, Nr. 11, 
S. 565—576. 1913. 

Aus der Krankengeschichte der Autoren geht hervor, daß der Pat. seit Jahren 
an Ohrenfluß litt und im Anschluß an eine akute Exacerbation eine eitrige Zerstörung 
des Labyrinths mit Extraduralabszeß akquirierte. Mit vollem Recht weisen die Autoren 
auf die Wichtigkeit einer Funktionsprüfung des Ohres hin, besonders, wenn beim 
Vorhandensein nervöser Erscheinungen gleichzeitig Otorrhöe besteht. Die beigefügten 
Abbildungen geben eine Übersicht über die Größe des Extraduralabscesses, der sich 
über die Dura der mittleren und hinteren Schädelgrube ausbreitete. Der Fall wurde 
nicht operiert. P. Biach (Wien). 


Henderson, D. K.: Cerebral syphilis. A clinical analysis of twenty-six cases, 
seven with autopsy. (Über cerebrale Syphilis. Eine klinische Analyse 
von 26 Fällen, von denen 7 autoptisch untersucht werden konnten.) 
Americ. journal of insanity Bd. 70, Nr. 2, S. 281—334. 1913. 

Die Arbeit basiert auf der genauen klinischen Analyse von 26 Fällen cerebraler 
Syphilis, die Verf. selbst beobachtet hat. Auf Grund seiner Erfahrungen ist er zu der 
Ansicht gelangt, daß die Gehirnlues sehr häufig Geisteskrankheiten produziert. Sodann 
berichtet er eingehender über einen Fall von Syphilis des Zentralnervensystems, in dem 
er Spirochäten nachweisen konnte. Für die Entstehung der syphilitischen Nerven- 
erkrankungen schreibt er Unfällen, dem Alkoholismus und psychischer und geistiger 
Überanstrengung eine große Bedeutung zu. Anatomisch unterscheidet er 3 Formen 
cerebraler Syphilis; einmal die meningitische, sodann die endarteritische und endlich 
die gummöse Form. Die klinische genaue Differenzierung dieser anatomischen Bilder 
ist nur sehr selten möglich. Was die Prognose der cerebralen Syphilis anlangt, so ist 
dieselbe auch nach des Verf. Erfahrungen relativ gut. Die günstigsten Fälle sind die- 
jenigen, die schon bald nach der Infektion in Erscheinung treten, und diejenigen, die 
gummöser oder meningitischer Natur sind. Bei der Behandlung hat ihm Quecksilber 
ausgezeichnete Dienste getan, doch glaubt er noch bessere Resultate erreicht zu haben, 
wenn er die Quecksilberkur mit Salvarsanbehandlung kombinierte. Im Jod sieht er 
nur ein Mittel, das auf den Krankheitsprozeß an sich günstig wirkt, ohne die Spiro- 
chäten irgendwie spezifisch zu schädigen. Geronne (Wiesbaden). 


Weinländer, Georg E.: Apoplexie mit letalem Ausgang nach Lumbalpunktion 
bei Urämie. (Wilhelminenspit., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 26, Nr. 48, 
8. 1984—1985. 1913. 

Die Obduktion des Falles ergab: frische Hämorrhagie in die Hirnventrikel, Hä- 
morrhagien der Leptomeninx, chronischer Hydrocephalus internus, akute hämorrha- 


— 192 — 


gische Nephritis. — Es ist nicht gesagt, wie die Punktion vorgenommen wurde; eine 
Druckbestimmung fand nicht statt und es wurden 15 cem (!) blutige Flüssigkeit ab- 
gelassen. Reichmann (Jena). 


Mott, F. W.: An address on the degeneration of the neurone in the light of 
recent research. Especially in relation to syphilis and general paralysis. (Ein 
Vortrag über die Degeneration des Neurons im Lichte der neueren 
Forschung; insonderheit in Beziehung zur Syphilis und Paralyse.) 
British med. journal Nr. 2750, S. 1269—1274. 1913. 

Nach Schilderung der einzelnen Arten der Degenerationen des Neurons und unter 
Hinweis auf die histologische Ähnlichkeit der Veränderungen des Nervensystems bei 
Schlafkrankheit und Syphilis, sowie nach Darlegung seines ätiologischen Standpunktes, 
daß da, wo keine Syphilis ist, es auch keine Tabes und Paralyse gibt, berichtet der Verf. 
ausführlich über die verschiedenen, insbesondere von Noguchi inaugurierten Me- 
thoden zum Nachweis der Spirochaeta pallida, spez. im Paralytikergehirn. In der An- 
nahme, daß aktive Vermehrung der Spirochäten mit epileptiformen Anfällen begleitet 
sein könnten, untersuchte er Gehirne besonders von solchen Kranken, die zu Lebzeiten 
womöglich an einseitigen Krämpfen gelitten hatten. Unter 11 derartigen Fällen hatte 
er achtmal ein positives Ergebnis. Sehr bewährt hat sich ihm zum Spirochätennachweis 
die Burrische Tusche-Methode, welche er auch am Liquor mit Erfolg anwendete. 
In nach Levaditi gefärbten Präparaten begegnete er häufig einer granulierten Spiro- 
chätenform. Die Frage, ob diese sich in die gewöhnliche Form umwandeln kann, wird 
offen gelassen. — Die Lymphocytose des Liquors wird als eine Toxinreaktion aufgefaßt. 
— Die Ventrikelflüssigkeit gibt eine wesentlich schwächere Wassermannsche Re- 
aktion als der durch die Lumbalpunktion gewonnene Liquor. Sehr günstigen thera- 
peutischen Erfolg erzielte Verf. dadurch, daß er einem Patienten, der eine Stunde 
vorher intravenöse Salvarsaninjektion erhalten hatte, Blut entnahm und das aus- 
gepreßte Serum subdural injizierte. Reichmann (Jena). 


Marie, Auguste, et C. Levaditi: Essais de traitement de la paralysie générale 
par application du neo-salvarsan dans le canal rachidien. (Bericht über die Be- 
handlung der Paralyse durch Injektion von Neosalvarsan in den Rück- 
gratskanal.) Bull. et mem. de la soc. med. des höp. de Paris Jg. 29, Nr. 35, 
S. 675—682. 1913 

Es wurden 3 Methoden angewandt: 1. Injektion von 0,06 Neosalvarsan ın 
drei Einzelnen von 0,0057, 0,015 und von 0,04; 2. einmalige Injektion von 
0,02 und 3. einmalige Injektion von 0,01 g Neosalvarsan. Die Erfolge waren nicht 
ermutigend; viele Todesfälle! — In der Diskussion erwähnt Sicard seine Erfolge 
durch intradurale Injektion von Cyanquecksilber. Sie sind gleich O bei Paralyse, be- 
friedigend bei Tabes und syphilitischer Meningomyelitis. Salvarsan injiziert er in den 
bekannten Dosen intravenös und entnimmt gleich darauf 5 bis 8 ccm Blut, das er dann 
intradural einspritzt. — Milian hält von der lokalen Behandlung nicht viel. Reichmann. 
Funktionelle Nervenkrankheiten und Psychosen: 


Moro, E.: Über Neuropathie im Kindesalter. Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 11, 
Nr. 1, S. 1—8. 1914. 

Michel, Johann: Die körperlichen Störungen bei der Dementia praecox. Psychiatr. 
neurol. Wochenschr. Jg. 15, Nr. 29, S. 343—348, Nr. 30, S. 371—373, Nr. 31, S. 354 
bis 388, Nr. 32. 393—396 u. Nr. 33, S. 401—408. 1913. 

Michel stellt, ohne irgendwelche Ersebnisse eizener Untersuchungen zu bringen. 
einen großen Teil der Angaben, die in der Literatur über das in Frage stehende Gebiet 
niedergelegt sind, übersichtlich zusammen, geordnet nach den betroffenen Organ- 
systemen und mit Hervorhebung derjenigen körperlichen Erscheinungen, die für die 
Dementia praecox in diagnostischer und prognostischer Beziehung besonders bedeu- 
tunusvoll sind. Haymanıı (Konstanz-Bellevue). 


Zentralblatt für die gesamte innere Medizin 
Band IX, Heft 4 und ihre Grenzgebiete S. 193—256 





Allgemeine Biologie und allgemeine Physiologie. 

Günther und Paula Hertwig: Beeinflussung der männlichen Keimzellen durch 
chemische Stoffe. (Anat.-biol. Inst., Berlin, u. zool. Stat., Neapel.) Arch. f. mikro- 
skop.: Anat., Abt. 2, Bd. 83, H. 4, S. 267—306. 1913. 

Verff. berichten über die Einwirkung verschiedener Stoffe (Chloralhydrat, Strych- 
nin, Nicotin, Methylenblau, Krystallpiolett usw.) auf die Samenfäden von Seeigeln 
und Rana esculenta sowie über Bastardierungsexperimente an den Eiern von Rana 
esculenta mit chemisch vorbehandeltem Samen. Isaac (Frankfurt). 

Oppermann, Karl: Die Entwicklung von Forelleneiern nach Befruchtung mit 
radiumbestrahlten Samenfäden. (Anat.-biol. Inst., Univ. Berlin.) Arch. f. mikroskop. 
Anat. Abt. 2, Bd. 83, H. 1/2, S. 141—189 u. H. 4, S. 307—323. 1913. 

Inhalt in der Überschrift. Alfred Lindemann (Berlin). 

Marshall jr., E. K., and L. G. Rowntree: The action of radium emanation on 
lipase. (Die Wirkung der Radiumemanation auf die Lipase.) (Laborat. of 
physiolog. chem. a. pharmacol. of the John Hopkins Univ.) Journal of biol. chem. 
Bd. 16, Nr. 3, S. 379—384. 1913. 

Im Gegensatz zu der verstärkenden Wirkung der Radiumstrahlen auf zahlreiche 
enzymatische Prozesse wird die Lipasewirkung durch Radiumemanation gehemmt. Ge- 
messen wurde dieWirkung an Lipase der Schweineleber und des Ricinussamens. Dohrn. 

Kalbermatten, J. de: Beobachtungen über Glykogen in der glatten Muskulatur. 
(Pathol. Inst., Univ. Bern.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. 
Med. Bd. 214, H. 3, S. 455—475. 1913. 


Glykogen findet sich nicht nur in der Skelettmuskulatur und im Herzen, sondern auch in 
den glatten Muskelfasern, vor allem in der Media der kleinen Arterien und in der Muskulatur 
des \Vurmfortsatzes; in der Media der Aorta scheint es nur bei kranken Individuen vorzukom- 
ınen. Wahrscheinlich hängt die Glykogenspeicherung in den glatten Muskelfasern von dem 
Grade der Muskelfunktion ab. Thorel (Nürnberg). 


Dittler, Rudolf, und Hans Günther: Über die Aktionsströme menschlicher 
Muskeln bei natürlicher Innervation, nach Untersuchungen an gesunden und 
kranken Menschen. (Physiol. Inst. u. med. Klin., Univ. Leipzig.) Pflügers Archiv 
f. d. ges. Physiol. Bd. 155, H. 6/7, S. 251—274. 1914. 

Krogh, A., and J. Lindhard: The regulation of respiration and eirculation 
during the initial stages of musculatur work. (Die Regulierung der Atmung 
und Blutzirkulation im Beginne von muskulärer Arbeit.) (Laborat. of 
zoophysiol., univ., Copenhagen.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 1/2, S. 112—136. 1913. 

Die Versuche werden mit Hilfe des früher (Skand. Arch. Physiol.30) beschriebenen 
Respirationsapparates an 6 mehr oder weniger schwer arbeitenden gesunden Menschen 
vorgenommen (Fahrrad-Ergometer). Bestimmung der Lungenkapazität, Ventilations- 
größe der Lungen, Pulsfrequenz, sowie der Sauerstoffabsorption und CO,-Spannung 
in den Lungen, ausgedrückt als respiratorischen Quotienten. Bei Beginn der Arbeit 
steigt die Lungenventilation und Schlagfrequenz des Herzens sehr rasch an, ebenso der 
Blutzufluß zur Lunge; der respiratorische Quotient hebt sıch über 1. Später kommt es 
zu einem leichten Abfall der betreffenden Werte. Die weitere Analyse des diesen Ver- 
änderungen zugrunde liegenden Mechanismus ergibt, daß bei diesen sehr rasch vor 
sich gehenden Alterationen keine chemischen Prozesse die Ursache sein können. Es 
muß sich um nervöseVorgänge handeln, und zwar — in Anlehnung an die Untersuchungen 
von Johansson — wahrscheinlich um Irradiation des Respirationszentrums von den 
motorischen Zentren aus, nicht um Reflexerscheinungen. Die Empfindlichkeit des Respi- 
rationszentrums gegenüber H-Ionen erscheint erhöht, was daraus hervorgeht, daß beı 
Arbeit die CO,-Spannung in den Gefäßen der Lunge niedriger ist als in der Ruhe. Frey. 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 13 


— 194 — 


Allgemeine Pathologie. 

eo Ewald, Walther: Soziale Medizin. Ein Lehrbuch für Ärzte, Studierende, 
Medizinal- und Verwaltungsbeamte, Sozialpolitiker, Behörden und Kommunen. 
Bd. 2. Berlin: Springer 1914. XI, 702 S. M. 26.—. 

Bd. 1 erschien im Jahre 1911. 

Pässler, H.: Sind die sogenannten Diathesen Konstitutionsanomalien? (85.Vers. 
dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 47, S. 2604 
bis 2606. 1913. 

Die ‚„Diathesen‘‘ beruhen nicht auf ererbten Anomalien der Konstitution, sondern 
sind Folgen chronischer Infektionen vom Typus der chronischen Tonsillitis (Tonsillitis, 
Infektionen der Nebenhöhlen der Nase, alveoläre Pyorrhöe, Caries dentum). Beweis: 
Verschwinden der Manifestationen der „Diathese‘“ nach vollständiger Beseitigung 
der Infektionsquelle. Otto Neubauer (München). 

© Miura, K.: Beri-Beri. Wien u. Leipzig: Alfred Hölder 1913. 103 8. u. 
l Karte. M. 3.40. 

Die als Supplement zu Nothnagels ‚Spezieller Pathologie und Therapie“ er- 
schienene Darstellung der Beri-Beri von Miura wird durch eine eingehende Schilderung 
der Geschichte und geographischen Verbreitung der Krankheit eingeleitet. Der patho- 
logischen Anatomie, Symptomatologie, Diagnose usw. sind eigene Kapitel gewidmet. 
Das früheste Symptom ist ein Ödem an der Tibiakante und am Fußrücken, ausgebildete 
Fälle sind durch die Kombination von polyneuritischen Symptomen mit einer Affektion 
des Herzens und hydropischen Ergüssen so gut charakterisiert, daß die Diagnose selten 
Schwierigkeiten macht. Besonders eingehend sind die Theorien über die Ätiologie der 
Krankheit dargestellt, danach ergibt sich aus der starken Häufung der Erkrankungs- 
fälle im Juli und August die Wichtigkeit von klimatischen Einflüssen, während die Be- 
deutung der Ernährung wohl überschätzt worden ist. Auch die Tatsache, daß die Krank- 
heit von einem Ort zum andern verschleppt werden und dann epidemisch auftreten kann, 
spricht mehr für eine infektiöse Natur der Beri-Beri. Nahrungswechsel hat zwar einen 
günstigen Einfluß in prophylaktischer und therapeutischer Hinsicht, es gelang aber nicht, 
durch eine bestimmte Ernährungsform die Erkrankung sicher zu verhüten. sSchürer. 

Babonneix, L., et Spanowsky: Deux cas d’adipose douloureuse. (Zwei Fälle 
von Adipositas dolorosa.) Bull. et mem. de la soc. med. des höp. de Paris 
Jg. 29, Nr. 31, S. 432—437. 1913. 

In beiden Fällen wird Insufficienz der Ovarien als Ursache der Krankheit ange- 
nommen. Die Sella turcica war nur in einem Falle wenig vergrößert. Bei einer Patientin 
handelte es sich um die noduläre, bei der anderen um die diffuse Form. G. Boehm. 


Thiem: Fall gegen den Rücken als Ursache der Geschwulstverschleppung 
und Tochtergeschwulstbildung von einer Sarkomgeschwulst an der Wirbelsäule, 
erläutert an einem ärztlichen Gutachten. Monatsschr. f. Unfallheilk. u. Invalidenw. 
Jg. 20, Nr. 12, S. 395—397. 1913. 

Erfurth, F.: Tuberkulose der 2. und 3. rechten Rippe und des Brustbeins und 
Lungentuberkulose kann nicht durch eine umschriebene Queitschung der 7. und 
8. linken Rippe entstanden sein. (Städt. Thiemsche Hedanst., Cottbus.) Monatschr. 
f. Unfallheilk. u. Invalidenw. Jg. 20, Nr. 12, S. 388—395. 1913. 

Kempf, Fr., und A. Pagenstecher: Ein Fall von Röntgenverbrennung nach 
diagnostischer Durchleuchtung und dessen chirurgische Behandlung. Mitt. a. d. 
Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 2, S. 257—274. 1913. 

Bei dem Patienten waren zahlreiche diagnostische Aufnahmen von verschiedener 
Seite im Laufe eines Jahres gemacht worden. Außerdem war die Haut durch Um- 
schläge mit scharfen Mixturen und durch eine psoriasisähnliche Erkrankung geschädigt. 
Im Anschluß an 3 weitere diagnostische Aufnahmen von 21/,—3 Minuten Expositions- 
dauer trat eine nässende Dermatitis auf, die abheilte. Erst einige Monate später stellte 


— 195 — 


sich ein Röntgenulcus an der bestrahlten Stelle ein. Ausführliche Erörterung der 
Therapie im allgemeinen. Im vorliegenden Fall bewährte sich die radikale Exstirpation 
im Gesunden und plastische Hautverschiebung aus der Umgebung. Groedel. 
Almagià, M.: Alcuni tumori spontanei del cane. (EinigeSpontantumoren 
beim Hunde.) (Istit. di patol. gen., unw., Roma.) Tumori Jg. 3,Nr. 3, S.353—363. 1913. 
Verf. beschreibt ein multiples rezidivierendes Fibroadenom der Mamilla mit 
Metastasierung in den axillaren Lymphdrüsen bei einer alten, weißen Hündin; von 
besonderem Interesse an dem Falle ist, daß nur ein Knoten plötzlich rasch zu wachsen 
begann und einen malignen Charakter annahm, ähnlich wie bei Menschen mit zahl- 
reichen Naevis nur einer die Umwandlung in Sarkom erfährt. Ein zweiter Fall betrifft 
ein Myxosarkom bei einem männlichen Gordon-setter; der in der linken Flanke gelegene 
Tumor erreichte ein Gewicht von 830 g, rezidivierte nach der Exstirpation nicht und 
konnte auch nicht auf zwei junge Hunde übertragen werden. Im dritten Falle handelt 
es sich um ein Östeochondrosarkom der Mamilla, welches einen mit der Unterlage 
verwachsenen Tumor im Gewicht von 1380 g darstellt. Die Übertragung der Ge- 
schwulst in eine Mamilla desselben Hundes gelang; innerhalb weniger Monate ent- 
stand aber auf der anderen Seite eine rasch wachsende Geschwulst, welche im 
Verlaufe von Monaten auf Sternum, Scapula, Humerus und Radius übergriff und im 
ganzen 3200 g wog. Das Transplantat bildete einen kleinen, umschriebenen, gut 
ausschälbaren Knoten. Die Übertragung auf sechs andere Hunde und eine Hündin 
in Lactation führte zu keinem Wachstum des Transplantates, und auch der Hund 
mit dem Myxosarkom verhielt sich der Überimpfung dieses Osteochondrosarkoms 
gegenüber refraktär. Metastasen fanden sich nur in den Lungen. Von Interesse er- 
scheint der Befund einer atrophischen Milz bei dem Tumorträger. Joannovics (Wien). 
Nassetti, F.: Innesti eterogenei di tumori. (Heterogene Tumortransplan- 
tation.) (Istit. di patol. chirurg., univ., Roma.) Tumori Jg. 3, Nr. 3, S. 309—352. 1913. 
Als Transplantationsmaterial dienten Verf. 3 Epitheliome der Mamilla, ein Ovarial- 
sarkom, metastatische Knoten von einem Sarkom der Bauchwand, von einem Ka po- 
sischen Hautsarkom und von einem Melanosarkom, ferner ein Chondrosarkom der 
Brustwand, ein Endotheliom des Ovariums, ein Hypernephrom, zwei Fibromyome des 
Uterus und ein Lipom. Außer diesen menschlichen Geschwülsten gelangten ein Adeno- 
carcinom der Maus, ein Rattensarkom und ein Fibrolipom des Hundes zur Verimpfung. 
An Tieren verwendete Verf. graue Mäuse und Ratten, Kaninchen, Meerschweinchen, 
Katzen und Hunde. Die Transplantation erfolgte subcutan, intraperitoneal und in 
die vorderen Augenkammern, wobei in einigen Versuchen auch gesättigte Lösungen 
von Sudan III und Scharlachrot gleichzeitig injiziert wurden. In keinem Falle gelang 
eine Übertragung menschlicher Tumoren auf Tiere. Bei subcutaner Transplantation von 
Mäusecarcinom auf Ratten schlugen die Versuche auch bei Anwendung von Sudan III 
fehl, doch gelang es mit einem Gemenge von Mäusecarcinom und Rattensarkom bei 
der Ratte langsam wachsende Neoplasmen zu erzeugen, deren Struktur einem Adeno- 
carcınom entsprach. Auch das Fibrolipom des Hundes versagte bei Heterotrans- 
plantation auf das Kaninchenohr. Joannovics (Wien). 
Levin, Isaac: The mechanism of immunity in experimental cancer. (Der 
Mechanismus der Immunität beim experimentellen Krebs.) (17. internat. 
congr. of med., London, 8. VIII. 1913.) Med. rec. Bd. 84, Nr. 22, S. 981—984. 1913. 
Verf. impfte immer in die Organe und konnte hier ein Wachstum des Tumors 
beobachten, das dem des menschlichen Carcinoms glich. Die bei der Impfung beobach- 
tete Immunität hängt von einer Reihe von komplexen Bedingungen ab, die wir im 
einzelnen noch nicht kennen. Sie besteht aus 2 Faktoren: 1. die biologischen Eigen- 
schaften der Tumorzelle, 2. die Reaktion des Wirtstieres auf die Impfung. Was die 
ersten anlangt, so zeigt sich häufig eine Steigerung der Virulenz im Verlaufe der Trans- 
plantation. Die Reaktion des Organismus zeigt sich darin, daß trotzdem ein Teil der 
Tiere unempfänglich für den Tumor ist. Die durch Vorimpfung mit avirulentem 
13* 


— 196 — 


Tumormaterial erzielte Immunität ist nach Verf. verschieden von der durch bakterielle 
Prozesse erlangten Resistenz. Denn auch durch autolysierte Zellen konnte er Immuni- 
tät erzeugen. Das spricht dagegen, daß es sich bei dieser Tumorimmunität um Zell- 
reaktion handelt, sondern es müssen hier Fermente im Spiele sein. Bashfords An- 
sicht, daß es sich dabei um das Fehlen der spezifischen Stromareaktion handelt, ist 
nicht anzuerkennen. Verf. fand, daß ein Tumor, der Rattentumor Flexner-Jobling, 
nur im Testikel nicht wuchs, dagegen in allen anderen Organen. Wenn aber der Hoden 
vorher mit Scharlachöl oder Äther behandelt wurde, dann wuchs der Tumor auch hier. 
Es ist also die Resistenz des Hodens gegen den Tumor eine lokale, nicht eine allgemeine 
Eigenschaft des Organismus, und sie kann durch bestimmte Eingriffe abgeändert 
werden. Die Versuche Uhlenhuths wurden vom Verf. dahin ergänzt, daß er die 
zweite Impfung in innere Organe vornahm. Auch dabei fand sich die Angabe Uhlen- 
huths bestätigt, daß nach radikaler Entfernung des ersten Tumors eine zweite Imp- 
fung nicht angeht, wohl aber, wenn ein Tumorrest zurückgeblieben war. Diese Ver- 
suche wurden dann so fortgeführt, daß die zweite Impfung in 2 verschiedene Organe 
vorgenommen wurde. War die Entfernung des ersten Tumors eine radikale, dann 
wuchs der zweite Impftumor in keinem Organe. Rezidivierte aber der erste Tumor, 
dann wuchs der zweite Impftumor entweder in beiden geimpften Organen oder nur in 
dem einen oder anderen. Diese Erscheinungen können durch keine spezifischen Zell- 
reaktionen erklärt werden. Wir müssen vielmehr einen schützenden Einfluß unbe- 
kannter Art gegen die Krebszellen annehmen. Auch sonst empfängliche Tiere besitzen 
Organe, die unempfänglich sind für die Impfung. Der Faktor der lokalen Immunität 
ist für unser therapeutisches Handeln jedoch von größerer Bedeutung als die Kenntnis 
der allgemeinen Immunität des Organismus. C. Lewin (Berlin). 


Allgemeine Therapie und Diätetik. 


e Die Therapie an den Bonner Universitätskliniken, hrsg. von Rudolf Finkeln- 
burg. Bonn: A. Marcus u. E. Weber 1914. XV, 614 S. M. 9.60. 

Das vorliegende therapeutische Kompendium bringt in lehrbuchmäßiger, knapper 
Form nach einleitenden diagnostischen Bemerkungen die an den Bonner Kliniken ge- 
machten therapeutischen Erfahrungen, und zwar nicht nur die positiven, sondern auch 
die negativen Resultate. Dadurch gibt es dem Praktiker, für den es bestimmt ist, 
nicht allein wertvolle Ratschläge für sein therapeutisches Handeln, sondern bewahrt 
ihn auch vor aussichtslosen Versuchen. Die inneren Krankheiten sind von Fr. Schultze, 
Finkelnburg und Stursberg, die Säuglingskrankheiten von Esser, die Infektions- 
und Nierenkrankheiten von P. Krause, die Geisteskrankheiten von Westphal und 
Hübner, die Nervenkrankheiten von denselben mit Finkelnburg, die chirurgischen 
Krankheiten von Fründ, Geinitz, Krabbel, Syring, Els, Bayer und Machol 
nach den Erfahrungen der Garr eschen Klinik, die Augenkrankheiten von Kuhnt, 
die Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten von Walb, die Frauenkrankheiten von 
Reifferscheid, die Haut- und Geschlechtsleiden von Frieboes behandelt. Ein An- 
hang bringt die spezielle therapeutische Technik von Stursberg und die Therapie 
der Vergiftungen von Finkelnburg bearbeitet. Besondere Berücksichtigung findet 
neben der medikamentösen vor allem auch die physikalische Therapie und die Vaccine- 
und Serumbehandlung. Von der Tuberkulinbehandlung der Lungentuberkulose sah 
Schultze keine wesentlich die anderen Behandlungserfolge überschreitenden Resul- 
tate. Für die Therapie der Pneumonie haben sich die von der Bonner Klinik propagierten 
hohen Kampferdosen sehr bewährt, während das Pneumokokkenserum sich nicht hat 
durchsetzen können. Bei Herzkranken wird nur das Pulvis foliorum digitalis verwendet, 
als Ersatzmittel Strophantus, bei akuten Schwächezuständen Digalen oder Strophantın 
intravenös. Euphvllin als Diureticum wird neben Theocin und Theophyllin sehr emp- 
fohlen. Die oft empfohlenen Gelatineinjektionen bei Aneurysma sind zwecklos. Beim 
Ulcus ventriculi wird die Leubesche Diät bevorzugt, gegen die Superacidität wird 


— 11 — 


die neuerdings auch andererseits empfohlene Belladonna in Verbindung mit Magnesia 
usta mit Erfolg verabreicht. Genaue Diätschemata für Magen-, Darm- und Stoff- 
wechselkrankheiten gibt Finkelnburg an. Das Santonin ist von dem ungiftigen 
Ol. chenopodii verdrängt worden. Bei Leukämie Arsen und Röntgenbestrahlung; 
Milzexstirpation ist ein schwerer Kunstfehler. Bei der Eisenbehandlung der Anämie 
ist entgegen der alten Vorschrift stets frisches Obst zur Anregung der Peristaltik zu 
reichen, und auch saure Speisen sind erlaubt. Antisyphilitische Kuren werden bei 
Tabes, Paralyse und Aortitis in stärkerem Maße als früher angewandt (Hg, Jod, Sal- 
varsan). Bei den Infektionskrankheiten haben sich bisher bewährt: das Streptokokken- 
serum bei Scharlach angina und Sepsis, dagegen nicht bei Erysipel; das Ruhr-, Diph- 
therie-, Tetanus-, Genickstarre-, Milzbrand- und Botulismusserum. E. Leschke (Berlin). 
Grober: Die Behandlung der allgemeinen Krämpfe. 7. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 40, Nr. 2, S. 57—60. 1914. 
© Wetterer, Josef: Handbuch der Röntgentherapie nebst Anhang: Die radio- 
aktiven Substanzen in der Therapie. Ein Lehrbuch für Ärzte und Studierende. Bd. 1., 
2. umgearb. u. erweit. Aufl. Leipzig: Otto Nemnich 1913. X, 411 S. u. 13 Taf. M.20.—. 
Nach 5 Jahren erscheint Wetterers Handbuch, die umfassendste Bearbeitung 
der Röntgentherapie, in 2. Auflage. Der zurzeit vorliegende erste Band enthält neben 
allgemein einführenden Besprechungen zunächst das physikalisch-technische Kapitel. 
Neu ist hier die ausführliche Besprechung der in der Zwischenzeit eingeführten Hoch- 
spannungsgleichrichter Apparate. Auch die Besprechung der Dosimetrie nimmt diesmal 
einen größeren Raum ein, entsprechend dem Anwachsen neuer Meßmethoden der 
letzten Zeit. Der zweite Hauptteil des ersten Bandes behandelt die biologischen und 
bestrahlungstechnischen Grundlagen der Röntgentherapie. Auch hier haben einzelne 
Kapitel, wie das über die biologischen Wirkungen der Röntgenstrahlen und über die 
Tiefenbestrahlung eine starke Erweiterung erfahren. Den Schluß des Bandes bildet 
ein Kapitel von Notar Heinrich Schröder in Baden-Baden über die Radiotherapie 
nach ihrer rechtlichen Seite. Groedel (Frankfurt-Bad Nauheim). 
Mitschnik, S.O.: Einige experimentelle und klinische Beobachtungen über Ver- 
dauung und Ausnützung der Peptonmilch. (Station ‚„Mütterberatung“ u. pathol. Cab. 
d. Inst. f. exp. Med., St. Petersburg.) Pediatria Bd. 5, H. 7, S. 57—69. 1913. (Russisch.) 
Bei Überführung schwerkranker Kinder zur Nahrung mit Peptonmilch tritt auf- 
fallend schnelle Besserung ein. Hierbei ist das besonders in die Augen springende 
Symptom das schnelle Aufhören der Diarrhöen, gleichviel welchen Charakter diese 
haben. Ein weiterer wichtiger Vorteil besteht darin, daß mit Peptonmilch ernährte 
Kinder Infektionen (z. B. grippöse) leichter überstehen. J. Schütz (Marienbad). 


Sparmann: Bericht über den weiteren Krankheitsverlauf der mit Radium be- 
handelten Fälle maligner Tumoren. (I. chirurg. Klin., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. 
Jg. 26, Nr. 50, S. 2072—2074. 1913. 

Die Resultate der bereits früher veröffentlichten Fälle, welche mit Radium be- 
handelt wurden, haben sich verschlechtert. Auf der einen Seite kommt es zwar zu einer 
Verdoppelung der Zahl der geheilten Fälle und auch zu einer weiteren Besserung im 
Befinden von früher als ziemlich desolat anzusehenden Kranken. Aber diese Erfolge 
werden durch die Zunahme der Todesfälle und die wesentliche Verschlechterung in dem 
Befinden der früher als gebessert bezeichneten Patienten reichlich kompensiert. 
Dennoch ist das Radium als wertvolles Mittel im Kampfe gegen die malignen Tumoren 
anzusehen und seine Anwendung fortzusetzen. C. Lewin (Berlin). 

Salzmann: Untersuchungen über den Ersatz radioaktiver Substanzen durch 
Röntgenstrahlen bei der Tiefentherapie. (Physikal. Inst., Univ. Gießen.) Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 52, S. 2557—2558. 1913. 

Neben anderen Maßnahmen läßt sich der Effekt der Röntgenstrahlen in der Tiefe auch 


dadurch vergrößern, daß man Resonatoren (Verstärker) in den Strahlengang einschaltet, 
deren durch die primären Strahlen erregte Sekundärstrahlung imstande ist, die Wirkung der 


— 198 — 


in die Tiefe gelangenden Röntgenstrahlen quantitativ zu erhöhen und qualitativ in bestimmter 
Richtung zu beeinflussen. Auf Grund von Vorarbeiten von physikalischer Seite kam Verf. 
im Verfolg eigner Studien dahin, in den Metallen vom Atomgewicht 107 bis 120 das geeirnetste 
Resonatorenmaterial zu erkennen; unter diesen wieder ergab das Cadmium die besten Resultate. 
Die nach manchen Richtungen hin als vielversprechend bezeichneten Versuche geben zurzeit 
Anlaß zu weiteren theoretischen und praktischen Forschungen. Meidner (Charlottenburg). 


Klotz, Rudolf: Ersparnis an strahlender Energie bei der Behandlung des 
inoperablen Careinoms. (Univ.- Frauenklin., Tübingen, u. Frauenklin., Dresden.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 52, S. 2554—2557. 1913. 

Um bei der Behandlung inoperabler Carcinome an strahlender Energie zu sparen, 
was zu allgemeinerer Einführung der sonst zu kostspieligen Radiotherapie unbedingt 
notwendig ist, wird auf Grund eigener befriedigender Erfahrungen Kombination mit 
intravenösen Elektrokobaltinjektionen (Clin, 5, ev. bis 10 ccm, unmittelbar vor den 
mit neuntägigen Intervallen vorzunehmenden Strahlenbehandlungsperioden ganz lang- 
sam zu injizieren) vorgeschlagen. Die unterstützende Wirkung dieser Maßnahme be- 
ruht erstens auf der Tumoraffinität der Substanz, zweitens auf der dadurch erzeugten 
(sensibilisierenden) Hyperämie im Tumor und drittens auf der Anregung von Sekundär- 


strahlenbildung durch die daselbst niedergeschlagenen Substanzpartikelchen. 

An Röntgenenergie im speziellen kann ferner durch Verringerung des Fokus-Haut- 
abstandes (auf 18 cm und darunter) gespart werden, sowie durch Verwe ndung einer möglichst 
harten Strahlung, wie sie insbesondere neben anderweitiger vorteilhafter Listung der unter- 
brecherlose Reformapparat und die Amrheinröhre der Veifawerke liefern. Zwecks Komplet- 
tierung der einzelnen Bestrahlungsserie ist es rätlich, neben den üblichen Bauch- und Vaginal- 
einfallspforten noch mehrere Felder in der Kreuzbeingegend zu bestrahlen, von wo aus sich 
u.a. durch die Foramina ischiadica maiora et minora hindurch die sonst schwer erreichbaren 
parametranen Infiltrationen außen seitlich an den Beckenwänden treffen lassen. Zwei weitere 
zweckmäßige Felder gewinnt man, wenn man in Steinschnittlage dicht unterhalb der Tubera 
ischii bestrahlt. Die radioaktiven Präparate kann man bei direkter Einführung in Carcinom- 
gewebe nur mit Glasfilter einlegen; sonst muß man sie mit einem 2 mm Blei entsprechenden, 
vernickelten Kupferfilter umgeben, das mit metallfreiem Gummi und mit Gaze überzogen ist. 

Meidner (Charlottenburg). 


Braude, J.: Zur Technik der Mesothoriumtherapie. (Frauenklin. v. Prof. Dr. 
P. Strassmann, Berlin.) Zentralbl. f. Gynaekol. Jg. 38, Nr. 2, S. 69—74. 1914. 


Pharmakologie und Toxikologie. 


Kawakami, S.: Weitere Mitteilung über die Anwendung von Chlorcalecium bei 
Erysipel. Tokyoer med. Wochenschr. Nr. 1847. S. 2572—2576. 1913. (Japanisch.) 

Verf. injizierte intravenös 1—2mal täglich einmal 5—10—30 ccm der 1proz. 
Caleciumchloridlösung. Seit einigen Jahren konnte der Verf. hierdurch den Verlauf 
bedeutend abkürzen. Die antiphlogistische und sekretionsbeschränkende Wirkung des 
betreffenden Mittels bei akuter Entzündung, vor allem bei Erysipel, ıst ausgezeichnet. 
Als Nebenerscheinungen wurden ab und zu Kopfweh und Fiebersteigerung bemerkt, 
aber niemals gefährliche Symptome. Oyama (Tokio). 

Freund, Ernst: Über chemische Grundlagen für Careinomtherapie. Wien. klin. 
Wochenschr. Jg. 26, Nr. 51, S. 2108—2110. 1913. 

Die Forschungen von Freund und Kaminer gestatten für die Therapie des 
Krebses an Substanzen heranzutreten, die eine biologische Beziehung zum Kranhkeits- 
prozeß haben. Im Serum der Carcinomatösen fehlt bekanntlich eine die Carcinomzellen 
zerstörende Substanz, welche im Normalserum sich findet. Verf. isolierte diese zell- 
zerstörende Substanz ausdem Normalserum und gebrauchte sie zu therapeutischen Ver- 
suchen, jedoch ohne Erfolg. Andererseits findet sich im Carcinomserum eine Substanz, 
welche die zellzerstörende Wirkung des Normalserums vernichtet, und zwar vermag lccm 
Carcinomserum die zellzerstörende Wirkung von 10 cem Normalserum aufzuheben. 
Diese Substanz wurde isoliert. Es ist ein Teil des Euglobulins, ein Nucleoglobulın. 
welches die eigentliche schädliche Substanz des Careinomserums ist. Zur Bekämpfung 
dieser Substanz konnten zwei Wege eingeschlagen werden: Neutralisierung durch Anti- 
körper oder Verhinderung der Entstehung dieser Substanz. Es wurde nun mit der Sub- 


— 199 — 


stanz (aus carcinomatösen Ascites gewonnen) ein Pferd immunisiert. Nach einjähriger 
Immunisierung zeigte dieses Pferdeserum, das ursprünglich in 1Y/,facher Verdünnung 
Carcinomzellen zerstörte, diese Eigenschaft noch bei 250—300facher Verdünnung. 
Therapeutische Erfolge mit diesem Serum blieben jedoch bisher aus. Es wurde deshalb 
der zweite Weg (Verhinderung der Entstehung der Substanz) eingeschlagen. Es zeigte 
sich, daß der Zusatz eines Extraktes des Darminhaltes vom Carcinomatösen, ganz 
gleich, wo das Carcinom sitzt, die Menge des wirksamen Nucleoglobulins vermehrt. Ja 
dieser Extrakt, zu normalem Serum hinzugesetzt, verleiht diesem Normalserum die 
Carcinomzellen schützenden Eigenschaften des Carcinomserums. Demnach ist der 
Darminhalt die Quelle für die Bildung des anormalen Nucleoglobulins. Nachdem die 
Art dieser Bildung festgestellt war, ließ sich auch aus dem Darminhalt die Substanz 
isolieren, welche die Anomalie des Nucleoglobulins bewirkt. Es ist eine bisher unbe- 
kannte Fettsäure, welche, selbst in geringen Mengen zu Normalserum hinzugefügt, 
diesem die Eigenschaften des Carcinomserums verleiht. Dieses Normalserum gewinnt 
sogar die Eigenschaft, die Abderhaldensche Carcinomreaktion zu geben. Durch irgend- 
eine Fettsäure aus dem Darminhalt eines Nichtcarcinomatösen gelingt es nicht, die 
gleiche Wirkung zu erzielen. Somit haben wir jetzt eine biologische Erklärung für den 
ganzen carcınomatösen Prozeß. Im Darme der Carcinomatösen gehen anormale Pro- 
zesse vor sich, welche dem normalen Serum die normale Fettsäure, welche die Carciınom- 
zellen zerstören, entziehen und dafür eine andere erzeugen, die im Gegensatz dazu das 
Serum so ändert, daß Schutzkörper für die Carcinomzelle entstehen. Die normalen 
Zellen werden in ihren Grenzen durch Substanzen geschützt, indem sie nur jene Sub- 
stanzen aufnehmen, die zu ihrer Erhaltung passen, während sie anderen gegenüber 
entweder gar keine Affinität zeigen oder sie gar zerstören können. Wenn diese Substan- 
zen, welche die Grenzen der Zellen schützen, bei manchen chronischen Entzündungen 
schwinden und nicht wieder ergänzt werden, dann ist die Möglichkeit einer Zelländerung 
gegeben. Das ist die lokale Disposition. Kommt dazu eine allgemeine Disposition, 
welche ein pathologisch verändertes Zellnährmaterial schafft, dann ist eine Gefährdung 
des Organismus geschaffen. Untersuchungen des Verf. zeigen nun, daß die sogenannten 
Prädilectionsstellen für Carcinom (z. B. Ulcus cruris oder Ulcus ventriculi) die Eigen- 
schaft normaler Gewebe, die Carcinomzellen zu zerstören, verloren haben. Anderer- 
seits werden im Darme jedes Carcinomatösen abnorme Substanzen gebildet, die ab- 
norme Eiweißkompositionen veranlassen und damit jenen Zellen, deren Grenzen von 
den normalen Lipoiden nicht mehr geschützt werden, zu einem abnormen Wachstum 
verhelfen. Damit ist die Therapie des Carcinoms von den Rätseln des Zellstoffwechsels 
auf die viel einfacheren und sicherlich leichter beeinflußbaren Vorgänge des Stoffabbaus 
ım Darm gewiesen. C. Lewin (Berlin). 

Gastaldi, G.: Sul comportamento di alcuni acidi grassi iodati nell’ organismo 
animale. (Das Verhalten einiger Jodfettsäuren im Organismus.) (Istit. 
di patol. gen., univ., Torino.) Arch. di farmacol. sperim. e scienze aff. Jg. 16, 
Nr. 10, S. 470—480. 1913. 

Baer, Otto: Beobachtungen über neuere Mittel insbesondere bei der Therapie 
von tuberkulösen Lungenerkrankungen. Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 21, H. 4, S. 359 
bis 363. 1913. 

Nach Jodipin-Injektionen „Merk 25%“ hatte Verf. günstige Resultate in einem 
Falle von Varicellen bei einem kleinen Kinde von 3 Jahren, von Tabes dorsalis mit 
typischen Magenschmerzen, welche nach 6 Injektionen à 10 cem nicht mehr aufgetreten 
sind, von chronischer Ischias, von Basedowschen Symptomen und in einigen Fällen 
von tuberkulösen Drüsen. Bei 10 Fällen von offener Tuberkulose der Lungen mittleren 
Grades wurde nach J odipin deutlicher Rückgang der Krankheitssymptome beobachtet. 
Die Injektionen sind schmerzlos und verlaufen ohne Komplikation. Die Wirkungen 
von Dioradin und Jodmethylen (v. Linden, Bonn) sind nach Ansicht des Verf. nur 
dem Jod zuzuschreiben. Die Kupferinjektionsmethode nach Finkler, v. Linden 


— 20 — 


ist mit großen Schmerzen und Intoxikationserscheinungen verbunden. Über die Er- 
folge mit einem vom Verf. hergestellten Präparat — Kupfer-Jodipinlösung — bei 
Lungentuberkulose soll in nächster Zeit berichtet werden. Harms (Mannheim), 

Uhlenhuth, P., und G. Hügel: Weitere Mitteilungen über die chemothera- 
peutische Wirkung neuer Antimonpräparate bei Spirochäten- und Trypanosomen- 
krankheiten. (Inst. f. Hyg. u. Bakteriol., Univ. Straßburg.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 39, Nr. 50, S. 2455— 2457. 1913. 

Nach den Versuchen der Verff. haben sich folgende Präparate als wirksam bei 
der Hühnerspirillose erwiesen: das acetyl-p-aminophenylstibinsaure Natrium, das 
benzolsulfon-p-aminophenylstibinsaure Natrium, das p-urethanophenylstibinsaure Na- 
trium, das m-amino-p-urethanophenylstibinsaure Natrium, das diamino-p-oxychloro- 
arsenostibiobenzoldichlorhydrat. Die drei ersten Präparate erwiesen sich auch bei 
experimenteller Kaninchensyphilis als wirksam; einige der Präparate hatten auch eine 
Wirkung bei menschlicher Syphilis, die jedoch geringer war als die Wirkung der orga- 
nischen Hg-Präparate. Verschiedene der genannten Präparate wurden auch bei ex- 
perimenteller Mäusedourine mit Erfolg verwandt; hier waren auch anorganische 
Antimonpräparate, wie Stibium arsenicosum und kolloidales Antimon, von Wirksam- 
keit. Letztere Präparate waren jedoch bei Hühnerspirillose absolut unwirksam. Isaac. 

Kyrle, J., und K. J. Schopper: Untersuchungen über den Einfluß des Alko- 
hols auf Leber und Hoden des Kaninchens. (Pathol.-anat. Inst., Wien.) Wien. klin. 
Wochenschr. Jg. 26, Nr. 51, S. 2101—2103. 1913. 

Durch Verfütterung, subcutane und intravenöse Injektion von 50 proz. Alkohol 
erzielen Verff. bei Kaninchen Leberveränderungen, welche der Laennecschen Cirrhose 
analog zu setzen sind, und mit Parenchymschädigung einsetzen, auf welche die inter- 
stitielle Bindegewebswucherung folgt. Da die Tiere mit Heu, Hafer und Brot gefüttert 
wurden und weder Mehl, Eiweiß noch cholesterinhaltige Nahrung bekamen, so erscheint 
es erwiesen, daß auch bei rein pflanzlicher Kost durch Alkohol Cirrhosen hervorzurufen 
sind. Die toxische Wirkung des Alkohols beschränkt sich aber nicht auf die Leber, 
sondern macht sich auch am Hoden geltend, welcher ausgedehnte Atrophie seiner 
Kanälchen aufweist. Die Leberveränderungen sind nicht konstant zu erzielen, weshalb 
Verff. für das Zustandekommen derselben eine vorhandene und nicht durch Alkohol 
geschaffene Disposition notwendig voraussetzen. Joannovics (Wien). 

Bock, Johannes: Über die Wirkung des Stickstoffoxyduls bei hohen Drucken. 
(Pharmakol. Inst., Univ. Kopenhagen.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 75, 
H. 1, S. 43—52. 1913. | 

Paul Bert hatte festgestellt, daß bei einer Mischung von 20%, Sauerstoff und 809%, 
Stickstoffoxydul bei gewöhnlichem Druck, d. h. einem Partiardruck von ungefähr 
600 mm N,O keine Narkose eintrat. Wurde jedoch der Partiardruck des Stickstoff- 
oxyduls auf 760 mm erhöht bei einem gleichzeitigen Teildruck von 200 mm Sauerstoff, 
so gelang es, bei Tier und Menschen Narkose herbeizuführen. Es erscheint also fest- 
gestellt, daß der niedrigste Druck des Stickstoffoxyduls 760 mm betragen muß, da- 
gegen ist es noch nicht untersucht, bei welchem Partiardruck gerade der Tod eintritt. 
Diese Lücke füllen die Versuche des Verf. aus. An Ratten läßt sich zeigen, daß dies 
bei einem Druck von 2200 mm Hg der Fall, was ungefähr mit einer Angabe Paul 
Berts übereinstimmt. Die Lähmung des Atemzentrums ist die Todesursache. Kochmann. 

Siccardi, P. D., e A. Roncato: Fissazione e riduzione dei sali di piombo èe 
localizzazione di questo nel fegato. Contributo alla fisiologia delle cellule del 
Kupffer. Ricerche e considerazioni. (Fixation und Reduktion von Bleisalzen 
in der Leber.) (Istit. di fisiol., univ., Padova.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 5, 
S. 323—332. 1913. 

In der Leber von bleivergifteten Hunden wurden in den Kupfferschen Zellen 
kleine Körnchen gefunden. Diese Körnchen waren sichtbar, einerlei ob die Schnitte 
mit Schwefel oder Chrom behandelt waren oder nicht. Dieser Umstand deutete darauf 


— 201 — 


hin, daß es sich hier um metallisches Blei handelte, d. h., daß die Leber das eingeführte 
Bleinitrat in metallisches Blei verwandelt hatte. Nach Behandlung mit 5proz. HCl 
verschwanden die Körnchen. In dieser Reduktion des Bleisalzes zu metallischem Blei 
ist ein zweckmäßiger Vorgang zu erblicken, da ja die nicht ionisierten Metalle keine 
starke Giftwirkung haben. Durch die Fixation des Metalls in den Kupfferschen 
Zellen werden die Leberzellen selbst geschützt. Baldes (Frankfurt a. M.). 


Erlenmeyer, Ernst: Nachweis und Bestimmung von Blei in organischem Material 
nebst einigen Bemerkungen über die Trennung von PbSO, und CaSO, durch Ammon- 
scetat. (Med.Univ.-Klin., Freiburg :. Br.) Biochem. Zeitschr. Bd.56, H.4, S.330-340.1913. 

Das Material wird im Porzellantiegel oder Muffelofen verbrannt. Für die qualitative 
Analyse wird die Asche mit konz. HNO, digeriert, dann mit H,SO, über freier Flamme 
erwärmt, mit Wasser verdünnt und der mit H,SO, gewaschene Niederschlag mit Ammonium- 
acetatlösung behandelt. Das darin gelöste Pb wird durch H,S gefällt. Auch bei quantitativer 
Bestimmung erfolgt zunächst die Überführung in das Nitrat. Nach Lösen in H,O wird vom 
Rückstand abfiltriert. Da der letztere durch Einwirkung der SiO, des Porzellantiegels bei der 
Verbrennung nicht unbeträchtliche Mengen Pb als Silikat enthalten kann, wird er durch 
Schmelzen mit K,CO, + Na,CO, aufgeschlossen und das ins Nitrat überführte Pb mit der 
Hauptmenge weiterverarbeitet. Durch Umwandlung in das Chromat erfolgt die Isolierung. 
Das Chromat wird wiederum in das Nitrat zurückverwandelt und endlich das Pb als Sulfat 
bestimmt. — Zur Trennung von PbSO, und CaSO, hat sich eine Lösung als zweckmäßig er- 
wiesen, die gleiche Teile 96 proz. Alkohols und mit NH, bis zur alkalischen Reaktion versetzte 
halbgesättigte Ammoniumacetatlösung enthält. Maase (Berlin). 

Fühner, Hermann: Untersuchungen über den Synergismus von Giften. 3. Die 
gegenseitige Löslichkeitsbeeinflussung der Narkotica. (Pharmakol. Inst., Freiburg 
i. Br.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 75, H. 1, S. 53—74. 1913. 

Für die Wirkung von Kombinationen der Arzneistoffe kommen eine Reihe von Fak- 
toren in Betracht, die teils die Wirkung steigern, teils vermindern. Einer dieser Fak- 
toren ist die Beeinflussung der Löslichkeit der Substanzen. In der vorliegenden Arbeit 
werden eine Reihe von Narkotica in dieser Hinsicht untersucht. Zahlreiche Narko- 
tika verdrängen sich gegenseitig aus ihren wässerigen Lösungen. So trübt sich z. B. 
eine Mischung einer gesättigten wässerigen Chloroform- und Ätherlösung beim Zu- 
sammengießen, es scheiden sich also die Narkotica ab. Das gleiche ließ sich beim Ver- 
mischen wässeriger Äther- und Phenollösungen beobachten. Auch beim Durchleiten 
von Chloroform- oder Ätherdämpfen durch nicht flüchtige Narkotica (z. B. Paral- 
dehyd) läßt sich die gegenseitige Verdrängung aus ihrer wässerigen Lösung demon- 
strieren. In verdünnten wässerigen Lösungen läßt sich diese Verdrängung nicht ohne 
weiteres sichtbar machen, sie läßt sich aber durch die Verminderung der Oberflächen- 
spannung mittels des Stalagmometers und Capillarimeters zeigen. Im Gegensatz da- 
zu wird festgestellt, daß bei Mischungen gewisser Narkotica das Verhältnis der 
Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln zunimmt, so löst sich beispielsweise das . 
Phenol bei Ätherzusatz bedeutend besser als ohne diesen. Aus der Verminderung der 
Wasserlöslichkeit und der Erhöhung der Löslichkeit in organischen Lösungsmitteln, 
z. B. auch Öl, ergibt sich eine Verschiebung des Teilungskoeffizienten, der im Sinne 
der Meyer-Overtonschen Theorie der Narkose zunehmen würde. Verf. hebt aber 
besonders hervor, daß aus diesen Versuchen keine Rückschlüsse auf die Wirkungs- 
sröße von Narkoticakombinationen im Organismus gezogen werden dürften. Kochmann. 


Langley, J. N.: The protracted contraction of musele caused by nicotine and 
other substances chiefly in relation to the rectus abdominis muscle of the frog. 
(Die protrahierte Kontraktion des Muskels hervorgerufen durch Nicotin 
undandere Substanzen, besondersin Beziehungaufden Musculus rectus 
abdominis des Frosches.) (Physiol. laborat., Cambridge.) Journal of physiol. 
Bd. 47, Nr. 3, S. 159—195. 1913. 

Wie bei den übrigen Muskeln zeigt sich auch beim M. rectus abdominis eine 
große Differenz zwischen der nervenhaltigen und nervenfreien Region in bezug auf die 
Reizbarkeit durch Nicotin. 0,0001%, Nicotin auf die nervenhaltige Region gebracht 


— 202 — 


erzeugt Kontraktion, während 0,1%, Nicotinlösung auf nervenfreie Stellen gebracht 
keine Kontraktion hervorruft. Bei Substanzen, die als direkte Muskelgifte bekannt 
sind (Coffein. Digitalın, Kaliumchlorid, Milchsäure, Natriumoxalat) bestehen auch 
Differenzen je nach dem Angriffspunkt der Reizung, jedoch sind diese nur sehr gering. 
Extrakt von glatten Muskeln des Magens erzeugt gleichfalls Kontraktion des M. rectus 
abdominis. Hierauf folgt eine Analyse der Nicotinwirkung auf den Muskel bezüglich 
der physikalischen und chemischen Veränderungen in den Muskelfasern. Chiari. 


Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 
Allgemeine klinische Bakteriologie, Protozoologie und Parasitologie: 


Le Fövre de Arrie, Marcel: De l’action des métaux colloïidaux dans les maladies 
infectieuses. (Über die Wirkung von kolloidalen Metallen bei Infektions- 
kran kheiten.) (Inst. de therapeut., univ., Bruxelles.) Trav. de l’inst. de therapeut. 
de Bruxelles Bd. 11, S. 1—6. 1913. 

Die Wirkung kolloidaler Metalle wird auf verschiedene Reaktionen des Blutes bei 
Meerschweinchen und Kaninchen untersucht. Im allgemeinen zeigt sich dabei anfangs 
eine Hypoleukocytose, der eine Phase der Hyperleukocytose folgt, um dann wieder einem 
Fallen der weißen Blutkörperchen Platz zu machen. Hierbei sind die einzelnen Reaktio- 
nen in Ihrer Stärke und zeitlichen Erscheinung abhängig von der chemischen Natur 
des kolloidalen Metalls. Die phagocytäre Wirkung der Leukocyten wird geschwächt nach 
einer anfänglichen, leichten Steigerung. Kleine Dosen wirken im allgemeinen fördernd. 
Wiederholte Injektionen haben kumulative Wirkung. Ein Parallelismus zwischen 
phagocytärer und antiseptischer Wirkung besteht nicht. Auf die Temperatur hatten 
die Metalle keinen Einfluß. Verf. regt an, vor einer klinischen Anwendung die experi- 
mentellen Studien noch weiter fortzusetzen. Dohrn (Berlin). 


Marx, E.: Ein Trockenpräparat (Ragitserum) zur Darstellung des Loeffler- 
Serums. (Senckenberg. pathol. Inst., Frankfurt a. M.) Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 3, S. 250—251. 1913. 

Marx stellte aus Albumin, Maggi-Bouillon, Zucker eine staubfeine Mischung her, 
mit deren Hilfe es gelingt, einen dem Loefflerschen Serum gleichwertigen Ersatz her- 
zustellen. Das Präparat führt den Namen Ragitserum (Merck). 13,3 g Ragitserum 
werden im Mörser langsam mit 100 cem Leitungswasser verrieben, schließlich werden 
5ccm Glyzerin zugesetzt. Fehlt ein Erstarrungsofen, so kann das Präparat auch über 
einem Topf kochenden Wassers leicht in wenigen Minuten zum Erstarren gebracht 
werden. Die Diphtherie-Bacillen wachsen weniger üppig als auf der Original-Loeffler- 
platte, dagegen fällt die Neisser-Färbung genau gleich aus, und auch das elektive 

Wachstum der Diphtherie-Bacillen scheint in gleichem Maße gewährleistet zu sein. 


Eckert (Berlin). 
Spezielle Pathologie und Therapie. 
Bakterielle und Protozoenerkrankungen exkl. Tuberkulose und Syphilis: 

Stheeman, H. A.: Masern bei Säuglingen. Nederl. Maandschr. v. Verlosk. en 
Vrouwenz. en v. Kindergeneesk. Jg. 2, H. 10, S. 654—658. 1913. (Holländisch.) 

In der Anstalt des Verf. erkrankten 9 Säuglinge an Masern. Die Krankheit bot 
nichts Besonderes dar, nur waren sowohl das Exanthem als die sonstigen Erscheinungen 
sehr wenig ausgesprochen. Bei einigen Kindern trat ein prodromales Roseolaexanthem 
auf; drei der Kinder zeigten keine Temperaturerhöhung. de Jager (Leeuwarden). 


Akssjonow, L. W.: Versuche, den Scharlach mit Salvarsan zu behandeln. (Städt. 
Kinderspit. z. Andenken a. d. gehell. Krönung.) Wratschebnaja Gazeta Jg. 1913, Nr. 70, 
S. 1365—1368. 1913. (Russisch.) 

Verf. gelangt auf Grund seiner Beobachtungen zu dem Resultat, daß das Salvarsan 
als Behandlungmethode des Scharlachs keine Berechtigung darbietet und außerdem 
bei Kindern beträchtliche Gefahren in sich bergen kann. J. Schütz (Marienbad). 





— 203 — 


Permin, Carl: Experimentelle und klinische Untersuchungen über die Patho- 
genese und Therapie des Starrkrampfes. Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. 
Bd. 27. H. 1, S. 1—71. 1913. 

Die Arbeit enthält eingehende experimentelle Untersuchungen über den lokalen 
und universellen Tetanus und eine ausführliche Darstellung der Resultate der Tetanus- 
therapie vor und nach Einführung der Antitoxinbehandlung. Durch intramusku- 
läre Injektion von Toxin kann man trotz einer im Blute zirkulierenden großen Antı- 
toxin-Überschusses einen lokalen Tetanus hervorrufen. Auf Grund von Nerven- 
durchschneidungen wird im Gegensatz zu den Versuchen von Zupnik und Poch- 
hammer der Nachweis geführt, daß der lokale Tetanus auf einer Toxin-Einwirkung 
auf bestimmte, der infizierten Gegend entsprechende Ganglienzellen des Rückenniarkes 
beruht. Die anfallsweise auftretenden Krämpfe haben ihren Ursprung im Gehirn, 
während die nach Ablauf des akuten Stadiums oft lange zurückbleibende Steifigkeit 
als Folge sekundärer Veränderungen der Muskeln aufgefaßt wird. — Eine Zusammen- 
stellung von bisher nicht veröffentlichten Tetanusfällen aus den Krankenjournalen 
der größten Krankenhäuser Dänemarks zeigt, daß von 199 nicht mit Serum behandelten 
Fällen nur 21,1%, zur Heilung kaınen, während von den 189 mit Antitoxin behandelten 
Kranken 42,3%, geheilt wurden. Dabei zeigte sich zwischen den Fällen mit kurzer 
und denen mit längerer Inkubationszeit kein prinzipieller Unterschied. Dies günstige 
Resultat kann nur auf einer Neutralisation des noch freien Toxins beruhen, da sich 
das bereits gebundene Toxin im Tierversuch niemals von dem im Blute zirkulierenden 
Antitoxin beeinflussen ließ. Für die symptomatische Behandlung wird Chloralhydrat 
und Morphium empfohlen. Die Amputation der erkrankten Extremität wird ab- 
gelehnt. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Seligmann, Erich: Über Diphtheriebaeillen. (Städt. Untersuchungsamt, Berlin.) 
Zentralbl.f.Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh.,Orig. Bd.72,H.3, S.127-147.1913. 

Erneuter Versuch, die Frage nach dem Zusammenhange bzw. der Trennbarkeit 
von echten Di-Bacillen, avirulenten Formen und Pseudodiphtheriebacillen der Lösung 
näher zu bringen. Es wurden insgesamt 82 Kulturen von 42 Patienten untersucht 
und zwar von 11 Di-Kranken, von 3 Ozaenafällen, von 8 Di-Rekonvaleszenten und von 
%) gesunden Bacillenträgern. Geprüft wurde das Wachstum auf Löfflerserum, Tellur- 
platte, Agar, hoher Schicht des Traubenzuckeragars, Bouillon, auf Thielschem Nähr- 
boden. Ferner Säurebildung in Bouillon, Löffler-, Neisser-, Gramfärbung, hängender 
Tropfen, Tierpathogenität. Seligmann folgt dem von Neisser aufgestellten Schema 
für die Einteilung der Di-Bacillen (7. Tagung der Mikrobiologen 1913). Von den 21 Kul- 
turen aus frischen Erkrankungen waren 19 typisch virulent, 2 typisch avirulent, die 
3 Özarnakulturen waren atypisch avirulent. Von 19 Rekonvaleszentenkulturen er- 
Wiesen sich 12 als typisch virulent, 7 als typisch avirulent. Von den 43 Kulturen aus 
gesunden Bacillenträgern waren 25 typisch virulent, 4 atypisch virulent, 5 typisch 
avirulent, 2 atypisch avirulent, 7 Diphtheroide. Die Schlußfolgerung eines Überganges 
vom virulenten zum avirulenten Typ kann trotz der größeren Schwankungen in der 
Biologie der Bacillen bei Gesunden doch nicht ohne weiteres gezogen werden. Eckert. 

Kissling, K.: Fünfte Mitteilung über von Behrings Diphtherie-Vacein. (Allg. 
Krankenh., Hamburg-Eppendorf.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 51, S. 2500 
bis 2505. 1913. 

Kissling impfte 310 der Gefahr einer Diphtherie-Infektion besonders stark aus- 
&esetzte Kranke, zumeist Kinder, mit dem Behringschen Schutzmittel. Es kam die 
Mischung MMI in fünffacher Verdünnung zur Anwendung, und zwar in Mengen von 
0,1-0,3cem. K. spritzt ausschließlich intracutan und hält diese Methode der sub- 
utanen für überlegen. Als Injektionsstelle zieht er die Intrascapulargegend dem 
Arm vor. Abgesehen von einer Bestätigung einer Reihe von Kleinschmidt und 
Viereck bereits bekannt gegebener Daten wurde folgendes beobachtet: Von 199 ein- 
Mmalig geimpften Personen erkrankten 8, von 111 zweimal geimpften dagegen keiner. 


— 204 — 


Bei drei der Erkrankten fiel zudem der Ausbruch der Diphtherie innerhalb der ersten 
9 Tage nach der Impfung, so daß ein Schutz noch gar nicht erwartet werden konnte. 
Bei fünf der trotz Impfung Erkrankten verlief die Diphtherie auffallend leicht, so daB 
man doch einen gewissen Nutzen annehmen darf. Praktisch sehr wichtig sind zwei 
weitere Beobachtungen, daß einmal durch die Impfung anscheinend keine negative 
Phase erhöhter Empfänglichkeit ausgelöst wird, und daß fernerhin auch hoch fieber- 
hafte Erkrankungen keine Kontraindikation für die Impfung abgeben, dagegen scheinen 
allerdings fieberhafte Erkrankungen, die zwischen Impfung und Infektion auftreten, 
den Erfolg zu beeinträchtigen. Über diesem allem steht die erneut bewiesene Tatsache 
der absoluten Unschädlichkeit des Behringschen Mittels, so daß K. für Massen- 
impfungen die immerhin schwierigen Blutuntersuchungen auf Antitoxingehalt nun- 
mehr glaubt entbehren zu können. Damit würde in der Tat dem Mittel die weiteste 
Verbreitung gesichert sein. Eckert (Berlin). 

Gildemeister, E., und Günther: Über neuere Verfahren zum Nachweis von 
Diphtheriebacillen und ihre praktische Bedeutung. (Kgl. hyg. Inst., Posen.) Zentralbl. 
f? Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 3, S. 237—245. 1913. 

1. Nachprüfung des Verfahrens von Gins (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 5, S. 633), 
das den Zweck hat, durch eine Modifikation des Neisserschen Färbeverfahrens 
die Diphtherie-Stäbchen direkt im Rachenausstrich besser erkennbar zu machen. 
Unter 85 kulturell positiven Fällen konnte bei 40 (= 47,06%) die Diagnose nach 
Gins gestellt werden, dagegen nur in 20 Fällen (= 23,5%) nach Neisser. Die Gins- 
sche Modifikation der Neisserschen Färbung erwies sich demnach als besonders 
geeignet zur Besichtigung der Originalausstriche aus dem Rachen. 2. Nachprüfung der 
Conradi-Trochschen Tellurplatte in 150 Fällen mit direkter Aussaat und in 151 
Fällen nach vorheriger dreistündiger Anreicherung mittels Löfflerserum. 3. Nachprüfung 
des Conradi-Bierastschen Galle-Zucker-Serum in 155 Fällen. Weder der Tellurnähr- 
boden noch die Galleplatte übertrafen den Löfflerschen Originalnährboden. Eckert. 

Hanau, Alfred: Über neuere Diphtherie-Nährböden. (Inst. f. Hyg. u. Bakteriol., 
Straßburg.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, 
H.3, S. 245—249. 1913. 

l. Vergleich des Rankinschen Nährbodens (Journ. of Hyg. 1911) mit der Löff- 
ler-Platte. Rankin setzte dem Serum Kaliumsulfocyanid zu, um Begleitbakterien 
im Wachstum zu hemmen, und ferner Neutralrot, um durch Farbumschlag infolge 
Säuerung die Anwesenheit von Diphtherie-Bazillen anzuzeigen. Die Prüfung ın 67 Fäl- 
len ergab keine Überlegenheit des Rankinschen Nährbodens. 2. Die Conradi-Troch- 
sche Tellurplatte wurde mit und ohne vorherige Anreicherung in 94 Fällen geprüft. 
Ergebnis: Keinerlei Überlegenheit über die Löfflerplatte. Eckert (Berlin). 

Russell, Frederick F.: Antityphoid vaccination. (Schutzimpfung gegen 
Typhus.) Americ. journal of the med. sciences Bd. 146, Nr. 6, S. 803—833. 1913. 

Auf Grund der Erfahrungen bei den englischen und deutschen Kolonialtruppen, 
die eingehend dargestellt werden, wurde die Typhusschutzimpfung in der Armee der 
Vereinigten Staaten zunächst freiwillig, seit 1911 obligatorisch eingeführt. Benutzt 
wurden Aufschwemmungen von Agarkulturen, die durch einstündiges Erhitzen auf 
53—54° abgetötet und durch einen Zusatz von 0,25%, Trikresol konserviert wurden. 
Das die Immunisierung unschädlich ist, geht daraus hervor, daß bei mehr als 200 000 
Schutzimpfungen keine ernstere Komplikation auftrat. Bei 97%, aller Geimpften trat 
keine oder nur eine unbedeutende Allgemeinreaktion auf, 2,4%, zeigten eine mäßige 
und nur 0,3%, eine schwerere Reaktion. In der ganzen Armee kamen von 1904—1910 
jährlich 200—300 Typhuserkrankungen vor, diese Zahl fiel nach Einführung der 
obligatorischen Schutzimpfung 1911 auf 70, 1912 auf 27 Fälle, während 1913 bis zum 
Oktober noch keine Typhuserkrankung gemeldet worden war. Während bis 1908 
jährlich über 20 Mann an Typhus starben, kam von 1909 bis 1913 unter den Vac- 
cinierten nur ein Todesfall vor. Nach diesen ausgezeichneten Resultaten bezeichnet 


— 205 ° — 


Russell die Vaccination als die beste Typhusprophylaxe und stellt sie in direkte 
Parallele mit der Pockenschutzimpfung. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Rodet, A.: Théorie et pratique de la sérothérapie antityphique. (Theorie 
und Praxis der Serumtherapie des Typhus.) Prov. méd. Jg. 26, Nr. 49, 
S. 537—542. 1913. 

In dieser zusammenfassenden Darstellung kommt Rodet auf Grund der Literatur 
und eigener Erfahrungen bei mehr als 200 Typhuskranken zu dem Schluß, daß die 
Serumbehandlung des Typhus aus dem Stadium des Versuchs herausgekommen ist 
und verdient, in der Praxis angewendet zu werden. Er verwendet ein Serum, das 
durch Immunisierung von Pferden mit lebenden Typhusbouillonkulturen gewonnen 
wird, und dem entgiftende und antiinfektiöse Eigenschaften zukommen. Bei An- 
wendung innerhalb der ersten zehn Tage der Erkrankung scheint es ihm sicher, daß 
die Serumtherapie der Bäderbehandlung überlegen ıst und die Krankheitsdauer deut- 
lich verkürzt. Ob das Serum auch im späteren Stadium des Typhus noch von Nutzen 
ist, kann bis jetzt nicht mit Bestimmtheit entschieden werden. Schürer (Frankfurt). 

Besredka, A.: Vaccinations antityphiques. Bases expérimentales. (E xperimen- 
telle Grundlagen der Anti-Typhus-Vaccination.) Bull. de l’inst. Pasteur. 
Bd. 11, Nr. 15, S. 665—673 u. Nr. 16. S. 705—713. 1913. 

Nach eingehender Besprechung der einschlägigen Literatur richtet sich der Autor 
gegen die Einwände, die gegen das von ihm zusammen mit Metschnikoff hergestellte 
Vacein aussensibilisierten, lebenden Typhusbacillen erhoben worden sind. — Es wurden 
10 000 Personen damit subcutan injiziert. Todesfälle oder chronische Bacillenträger 
wurden nie beobachtet. Die Lokal- und Allgemeinreaktion nach Injektion des lebenden 
sensibilisierten Vaccins ist viel geringer, als die nach Injektion eines Vaccins, das aus 
abgetöteten Bacillen hergestellt wurde. Auch während der Inkubation eines akqui- 
rierten Typhus dürfte eine Impfung nach M. und B. kaum schädlich sein, da sie, nach 
dem Ausbruch der Krankheit vorgenommen, günstig auf den Verlauf einwirkt. @. Boehm. 

Hunt, C. J.: Paratyphoid fever: a serologie study in relation to the epide- 
miology. (Paratyphus: serologische Untersuchungen in Hinsicht auf die 
Epidemiologie.) (Pennsylvania State dep. of health.) Arch. of internal med. 
Bd. 12, Nr. 1, S. 64—-80. 1913. 

Während vier Paratyphus- und Typhusepidemien wurden bei 117 Patienten Ag- 
glutinationen mit Typhus- und Paratyphusbacillen usw. ausgeführt. unter besonderer 
Berücksichtigung des zeitlichen Auftretens der Agglutinine, der Spezifizität und der 
Gruppenagglutinationen. Die Untersuchungen zeigen die große Bedeutung der Para- 
typhusinfektionen auch für Pennsylvania. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Geisse, A.: Die Differenzierung pathogener und saprophytischer Staphylo- 
kokken. (Hyg. Inst., Univ. Freiburg i. B.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. 
Bd. 76, H. 2, S. 282—306. 1913. | 

Bei Untersuchungen zur Differenzierung der pathogenen und saprophytischen 
Traubenkokken an 22 operativ gewonnenen pyogenen Stämmen (meist Staphylococcus 
aureus) und 40 Stämmen saprophytischer Provenienz (meist St. albus) kommt Verf. 
zu folgenden Ergebnissen: Der mikroskopische Befund und das Wachstum auf ge- 
wöhnlichen Nährböden zeigte keine Unterschiede. In der Kultur blieb die Farbstoff- 
bildung bei anaerober Züchtung aus. Lackmusmolke wurde von den pathogenen 
Stämmen nicht oder nur schwach verändert, von den Saprophyten meist erheblich 
gerötet oder gebläut. Gelatine wurde von den pathogenen Kokken meist rascher ver- 
flüssıgt als von den Saprophyten. Auf Kaninchenblutagar bildeten sowohl pathogene 
als saprophytische Arten Hämolysin, letztere aber langsamer und schwächer. Nor- 
males Kaninchenserum zeigte bei der Blockschälchenmethode nach Pröscher häufig 
eine nicht unbeträchtliche Menge von Agglutininen gegenüber pathogenen Staphylo- 
kokken, nicht aber gegenüber saprophytischen. Hochwertiges polyvalentes Kaninchen- 
immunserum, gewonnen durch intravenöse Injektion abgetöteter Staphylokokken, ag- 


— 206 — 


glutinierte pathogene Stämme noch in hoher Verdünnung, saprophytische dagegen gar 
nicht oder nur bei stärkerer Konzentration des Serums. Die Ergebnisse dieser letzteren, 
besonders wichtigen Differenzierung konnten durch den Ausfall von Tierversuchen 
bestätigt werden, sofern alle hochagglutinablen Keime sich bei intraperitonealer Imp- 
fung von Mäusen und bei Kniegelenkimpfungen und intravenösen Impfungen von Kanin- 
chen als pathogen, alle nicht agglutinablen als saprophytisch erwiesen. Die Präcipitin- 
reaktion, die mit 5 verschiedenen Sera und Antigen verschiedener Staphylokokken 
angestellt wurde, ließ die Möglichkeit einer Differenzierung pathogener und sapro- 
phytischer Stämme erkennen, kommt aber praktisch gegenüber der Agglutination, 
mit der sie parallel zu gehen schien, nicht in Betracht. Die Komplementbindun.s- 
methode mit spezifischem Antigen war ebenfalls der Agglutination nicht gleichwertig, 
da die erzielten Unterschiede zwischen pathogenen und saprophytischen Kokken zu 
gering waren. Welz (Breslau). 

Storath, Emil: Über die Beziehungen der Friedländer-Otitis zur Kapselkokken- 
Otitis mit einem neuen Fall von Otitis media acuta durch Bacterium pneumoniae 
Friedländer verursacht. (Univ.-Hals-, Nasen-, Ohrenklın., Erlangen.) Arch. f. Ohren- 
heilk. Bd. 93, H. 1/2, S. 59—72. 1913. 

Storath reiht die von Zange hinsichtlich des klinischen Verlaufes, der Proxnose 
und der Therapie als besonderes Krankheitsbild erkannte und bezeichnete Otitis media, 
hervorgerufen durch das Bacterium pneumoniae (Friedländer), unter die durch 
Kapselkokken überhaupt (Streptococeus mucosus, Diplococcus pneumoniae Fraenkel) 
erzeugten Otitiden ein. Er fat diese alle in eine Gruppe zusammen, da ıhr Krankheits- 
bild viel gemeinsames hat. Zu dem Zwecke bespricht er noch einmal die schon von 
ZangeausderVerstreuung in der Literatur gesammelten Fälle von Pneumoniebakterien- 
Otitis und fügt einen neuen Fall hinzu, der durch Operation geheilt wurde. Zange. 

Cassel: Beitrag zur Heine-MedinschenKrankbheit (Poliomyelitisund Polioencepha- 
litis acutaepidemica). Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 51, S. 2507—2509. 1913. 

Von den verschiedenen zur Beobachtung gekommenen klinischen Formen der 
Poliomyelitis kommen zunächst die typischen Lähmungsfälle zur Schilderung. Inter- 
essant ist die pontine Facıalislähmung als poliomyelitischer Typus (drei Fälle). Während 
sonst pontine Lähmungen (Hirntumoren) Gruppenerkrankungen zu bilden pflegen, 
etwa Facialis und Abducens oder Oculomotorius, ist es geradezu charakteristisch für 
die Heine-Medinsche Krankheit, daß nur einzelne Hirnnerven, mit besonderer Vor- 
liebe der Facıalis, befallen werden. Die Prognose solcher Facıalislähmungen ist recht 
trüb. Die Erfahrungen sprechen für die kontagiöse Natur der Poliomyelitis. Zwei 
der mitgeteilten Fälle stammten aus demselben Haushalt, die drei Fälle von Facialis- 
lähmung aus demselben Stadtviertel. Prophylaktische Maßregeln sind daher dringend 
notwendig. Neurath (Wien). 

Dresel, E. G., und Fritz Marchand: Bakteriologische und klinische Beob- 
achtungen bei Ruhrinfektionen. (Ayg. Inst. u. med. Klin., Heidelberg.) Zeitschr. 
f. Hvg. u. Infektionskrankh. Bd. 76, H. 2, S. 321—349. 1913. 

Veranlaßt durch das Auftreten von mehreren Infektionen mit Ruhrbacillen im 
Sommer 1912 an der Heidelberger Klinik, die ihren Ausgangspunkt von einem aufge- 
nommenen, aus Deutsch-Südwestafrika zurückgekehrten Patienten nahmen und auf 
einige andere Patienten, eine Reihe von Schwestern und Pflegepersonen übertragen 
wurden, stellten Verff. Ermittelungen von Infektionsträgern in der Klinik mit Hilfe 
der Agglutinationsprobe an. Das Blutserum eines Teiles der Ärzte, fast aller Schwe- 
stern und der in der medizinischen Klinik beschäftigten Hausmädchen wurde auf 
Agglutination von Typhus-, Paratyphus B-, Dysenterie-, Shiga-Kruse- und Flexner- 
Bacillen untersucht. Wurde als negativ der Ausfall der Ruhragglutination in einer 
Verdünnung von weniger als 1 : 100 bezeichnet, so waren die Sera von den untersuch- 
ten 64 Personen in 50%, der Fälle negativ gegen Ruhrbacillen; ein zweifelhaftes Re- 
sultat (Agglutination nur bis 1 : 100 bei völliger Gesundheit) ergab sich bei 10 Ange- 


— 207 — 


hörigen der Klinik; Verff. vermuten, daß es sich in diesen Fällen bei der bestehenden 
Infektionsgelegenheit um leichte Infektionen handelte, weil fast in allen Fällen mit 
geringer Agglutination bei späteren Untersuchungen eine Abnahme des Agglutinations- 
titers zu beobachten war. Die Gesamtzahl der positiven Fälle unter Hinzurechnung 
der 10 zweifelhaften beträgt 35. Die infizierten Personen boten zum Teil keine deut- 
lichen Krankheitssymptome, in wenigen Fällen nur konnte der Bacillus Shiga-Kruse 
aus dem Stuhl isoliert werden. Der Verlauf der Krankheit war meist leicht. Nach 
leichter erstmaliger Erkrankung kann ein relativ schweres Rezidiv kommen. Die Aus- 
breitung erfolgte durch Kontaktinfektion, für die Übertragung schienen gerade die 
leichten Kranken eine große Rolle zu spielen. Serumuntersuchungen wurden auch bei 
anderen Kranken und bei Gesunden, im ganzen 180 Personen ausgeführt; Aggluti- 
nation von Ruhrbacillen wurde bei 89 (einschließlich der 35 zur Hausepidemie gehöri- 
gen) Personen beobachtet, davon waren 39 wegen verschiedenartiger Krankheitser- 
scheinungen von seiten des Darmes in der Klinik. Ihr Serum agglutinierte entweder 
nur den Bacillus Flexner, oder sowohl Flexner als auch Shiga-Kruse, in einem 
Falle nur den Bacillus Shiga-Kruse. Bakteriologische Faecesuntersuchungen waren 
meist negativ. In einigen Fällen erfolgte Mitagglutination von Dysenteriebacillen bei 
Typhuserkrankung; bei 9 Kranken wurde starke Agglutination beobachtet, ohne 
daß klinisch eine Ruhrinfektion vorlag, 5 von diesen waren ikterisch, Positiv war 
die Agglutination auch in 3 Fällen von Lues ohne Ruhrinfektion. Unter den klinischen 
Beobachtungen sind als Besonderheiten Abortivformen der Erkrankung, andererseits 
schwere typhusartige Erkrankungen und das Auftreten von palpabler Milzschwellung 
erwähnt. Auch chronische Ruhrinfektionen unter dem Bilde gewöhnlicher chronischer 
Kolitis wurden beobachtet. Welz (Breslau). 

Salin, H., et J. Reilly: Méningite cérébro-spinale à forme cachectisante due au 
paraméningocoque traitée et guérie par le sérum de Dopter. (Kackektische Form 
einer Cerebrospinal-Meningitis, verursacht durch einen Parameningo- 
kokkus, geheilt mit Dopterschem Serum.) Clinique (Brüssel) Jg. 27, Nr. 48, 
S. 737—741. 1913. 

Ausgesprochene akute Meningitis mit hohem Fieber, Nackensteifigkeit, Kernig- 
schem Symptom und gesteigerten Reflexen, welche nach energischer subduraler Be- 
handlung mit 4X 20 cem Antimeningokokkenserum, innerhalb einer Woche in ein mäßig 
febriles kachektisches Stadium überging, das sich auf subdurale Injektion von 2x 20 cem 
Antiparameningokokkenserum Dopter in wenigen Tagen auffallend rasch zurückbildete. 

Reichmann (Jena). 

Séjournant, J.: La fièvre méditerranéenne en Algérie en 1912. (Das Mittel- 
meerfieber in Algier im Jahre 1912.) Ann. de inst. Pasteur Bd. 27, Nr. 10, 
S. 828—838. 1913. 

Die Infektion durch Bacillus melitensis scheint in den Städten hauptsächlich 
durch den Genuß von roher Ziegenmilch zu erfolgen, in den ländlichen Distrikten mehr 
ın Ställen. In einem infizierten Stalle scheint sich das Virus lange zu halten. Um Algier 
gegen Maltafieber zu schützen, genügt nicht das Verbot des Importes von Maltaziegen, 
da das Fieber schon in bestimmten Gegenden endemisch auftritt. Auch müßte man, 
da das Maltafieber auch in Spanien stark verbreitet ist, auch den Import spanischen 
Viehes verbieten. In Algier wird das Maltafieber zu den der Anzeigepflicht unterliegen- 
den Infektionskrankheiten gerechnet. Notwendig sind genaue Regeln über die Kon- 
trolle der Milch und der Milchanstalten. Periodisch müßte eine serodiagnostische 
Untersuchung aller Individuen, die mit Milchanstalten in Berührung stehen, statt- 
finden, auch bei den Tieren müßten wiederholte serodiagnostische Untersuchungen 
vorgenommen werden. Bei positiven Ausfällen müßte man gegen Entschädigung 
Schlachtung der Tiere vornehmen, sowie Sterilisierung des Fleisches und Desinfektion 
der betreffenden Räumlichkeiten. Bisher gelang es dem Autor in Algier nicht, Milch- 
sorten zu erhalten, die auch den Bacillus paramelitensis agglutinierten. H. Ziemann. 


— 208 — 


Paldrock, A.: Wanzen und Schwaben als Verbreiter des Lepraerregers. Der- 
matol. Zentralbl. Jg. 17, Nr. 3, S. 66—71. 1913. 

Klinische Beobachtungen machen es wahrscheinlich, daß die Lepra durch Wanzen 
übertragen werden kann. Um diese Möglichkeit experimentell zu prüfen, fütterte 
Paldrock Wanzen und Schwaben mit exstirpierten Lepraknoten. Schon 12 Stunden 
nach der Fütterung fanden sich im Darminhalt der Wanzen keine Stäbchenformen 
des Lepraerregers mehr vor, sondern nur noch körnig zerfallene, bisweilen stäbchenför- 
mig angeordnete Exemplare. Dieser Befund änderte sich in den nächsten 10 Tagen 
nur in dem Sinne, daß die körnig zerfallenen (vielleicht noch infektiösen ?) Lepraerreger 
immer seltener wurden. Bei den mit leprösem Material gefütterten Küchenschwaben 
ließen sich im Kot 14 Tage lang reichliche schön gefärbte Leprabacillen nachweisen. 

Schürer (Frankfurt a. M.). 

Magnini, M.: Sull’ azione patogena del saccharom. neof. S. (Über die patho- 
gene Wirkung des Saccharomyces neoformans. 8.) (Istit. di clin. chirurg., 
univ., Roma.) Tumori Jg. 3, Nr. 1, S. 92—115. 1913. 

Durch Verimpfung lebender Kulturen von Blastomyceten mit und ohne ihren 
Toxinen gewinnt man umfangreiche Granulome an der Injektionsstelle, während in 
weiterer Entfernung davon nur kleinere Knoten leichter reaktiver Bindegewebs- 
proliferation auftreten. Toxine (einschließlich Endotoxine) lösen nur toxische Er- 
scheinungen aus, gleichgültig, ob zur Gewinnung der Gifte junge oder ältere Kulturen 
verwendet werden. Auf die Übertragung der Granulome folgt ebenfalls eine Binde- 
gewebsproliferation, die in ein fibröses Gewebe übergeht, während in den benach- 
barten Lymphdrüsen die Endothelien vorwiegend in Desquamation ganze Haufen 
bilden. Die Untersuchungen wurden an weißen Ratten mit einem Stamm des Saccharo- 
myces neoformans von Sanfelice durchgeführt. Joannovics (Wien). 

Pollak, Richard: Sarcina tetragena als Erreger einer Pneumonie. (Mähr. 
Landeskrankenanst., Brünn.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., 
Orig. Bd. 72, H. 3, S. 147—155. 1913. 

Bei der Sektion einer 67 Jahre alten Frau fand sich außer tuberkulösen Lungen- 
und Peritonealveränderungen und Durchbruch einer verkästen Drüse in den Oeso- 
phagus mit nachfolgender Blutung eine croupöse Pneumonie des linken Oberlappens, 
dessen Gewebe jedoch etwas schlaffer als gewöhnlich war und reichlich Flüssigkeit ab- 
streifen ließ. Mikroskopisch zeigten sich reichlich Eiterzellen und Tetraden von großen, 
grampositiven Kokken, die häufig Pakete in Form von Sarcinen bildeten. Auf Grund 
des bakteriologischen und histologischen Befundes (Abbildungen) betrachtet Verf. 
den Kokkus als Erreger der Pneumonie, beschreibt dessen Wachstum auf den ge- 
bräuchlichen Nährböden und stellt fest, daß er für Mäuse und Meerschweinchen patho- 
gen, für Kaninchen nichtpathogen ist. Ob es sich um Sarcine oder Mikrokokkus 
tetragenus handelte, war schwer zu entscheiden, da der Stamm nach längerem Wachs- 
tum morphologische und kulturelle Änderungen zeigte. Verf. möchte ihn deshalb als 
Sarcina tetragena bezeichnen. Der Versuch, durch Verstäuben der Kokken eine Pneu- 
monie bei Maus und Meerschweinchen hervorzurufen, fiel negativ aus, die Tiere gingen 
an Allgemeininfektion zugrunde. Welz (Breslau). 

Manteufel: 12 Jahre Malariabekämpfung nach dem von Robert Koch an- 
gegebenen Verfahren. (Inst. f. Seuchenbekämpf., Daressalam.) Zeitschr. f. Hyg. u. 
Infektionskrankh. Bd. 76, H. 2, S. 350—360. 1913. 

Die vor Jahren auf Robert Kochs Veranlassung hin erfolgte Malariabekämp- 
fung ın Ostafrika bestand bekanntlich darin, die Malariaparasitenträger unter der 
Bevölkerung durch mikroskopische Massenuntersuchungen ausfindig zu machen und 
dann einer energischen Behandlung zu unterziehen. Es war dies ein Vorschlag, der, 
bald nachdem er gemacht war, von jedem Kenner der Tropen wegen der großen 
Schwierigkeiten, die sich dabei ergaben, bekämpft wurde. Anfangs hatte Ollwig 
Erfolg in Daressalam. Manteufel hat nun. unter Berücksichtigung aller mög- 


— 209 — 


lichen Fehlerquellen — Wechsel der Schwestern, verschiedene Sorgfalt in der Unter- 
suchung — die Resultate von 1904 ab bis 1912/13 in Tanga und Daressalam ge- 
prüft und hat dabei feststellen können, daß trotz eines außerordentlichen Aufwandes 
von Geld und Mühe die Erfolge wegen des wachsenden Widerstandes der Eingeborenen- 
bevölkerung gegen die Chininisierung und wegen der Fluktuation der Bevölkerung 
recht mäßige zu nennen sind. M. fand im Tätigkeitsbereich der Malariabekämpfung 
den Prozentsatz der Infizierten 20 gegenüber 30 in einem unbehandelten Teil der. Ort- 
schaft. Das Verhältnis der Kinderinfektion wurde durch den Quotienten 30 zu 63 aus- 
gedrückt. In Tanga war der Unterschied zwischen der behandelten und der unbehandel- 
ten Bevölkerung noch weit geringer als in Daressalam und ließ sich durch die Quotienten 
77 zu 90, bzw. 81 zu 90 bei den Kindern ausdrücken. Die Bekämpfung hatte in Dares- 
salam in 10 Jahren bis zum Schluß des Rechnungsjahres 1912 193320 Mk. betragen, 
in Tanga in 7 Jahren ca. 80000 Mk. Aus diesem Grunde schlug M. vor, die medi- 
kamentöse Malariabekämpfung auf die in und um die Europäerviertel wohnenden Far- 
bigen zu beschränken und den Hauptwert zu legen auf die Abwehr und Vernichtung 
der Malariamoskitos. H. Ziemann (Charlottenburg). 


Fuchs-Wolfring: Réveil du paludisme à la suite d’une cure de tuberculine. 
(Aufflackern von Malarıa im Anschluß an eine Tuberkulinkur.) Rev. de 
la tubercul. Bd. 10, Nr. 6. S. 407—411. 1913. 

Es handelt sich um einen Fall, wo der Betreffende seit 3 Jahren nicht mehr in 
einer Malariagegend gewohnt und seit 12 Jahren keinen Fieberanfall mehr gehabt 
hatte. Nachdem er den Winter in den Bergen von Davos zugebracht hatte, kam es 
im Anschluß an eine brüske Tuberkulinkur zu einem Aufflackern der Malaria. Nach 
den Abbildungen handelte es sich um eine Tertiana. H. Ziemann (Charlottenburg). 


Dick, Mitchell Innes, and W. J. Rutherfurd: A case of the so-called rat-bite 

disease. (Ein Fall von sogenannter Rattenbißkrankheit). British med. jour- 
nal Nr. 2764, S. 1580—1581. 1913. 
Die Bezeichnung Rattenbißkrankheit resp. -Fieber als Krankheit sui generis ist 
nicht aufrecht zu erhalten und sollte lieber zugunsten der ursprünglichen japanischen 
Krankheitsbezeichnung Sokodu vermieden werden, denn einerseits können die ver- 
schiedenartigsten Erkrankungen (Sepsis, Tuberkulose) durch Rattenbiß übertragen 
werden, andererseits kommt die ‚„Rattenbißkrankheit‘‘ auch ohne Bißverletzung zur 
Entwicklung. Für beide Möglichkeiten werden Beispiele gebracht. 

l. Ein Knabe wurde bei der Jagd auf eine Ratte von dieser in die linke Hand gebissen: 
nach anfänglicher glatter Heilung brach die Wunde wieder auf und es entwickelte sich eine 
ulcerative Hauttuberkulose. 2. Ein 33jähriger Mann erkrankte unter wiederholten Schüttel- 
frösten und Schweißausbrüchen, einmal gleichzeitig mit einer schweren Urticariaeruption. 
Die Krankheit machte den Eindruck der typischen Rattenbißerkrankungen, obwohl der Pa- 
tient über einen Biß durch eine der in seinem Hause zahlreich vorkommenden Ratten oder 
Mäuse keine Angaben machen konnte. Weder Chinin noch Acetylsalicylicum waren von Ein- 
fluß auf den Verlauf der Erkrankung; nach ca. 10 Wochen verschwanden die ‚gesamten Er- 
scheinungen von selbst. Alfred Lindemann (Berlin). 


Paparcone, Ernesto: Ricerche sperimentali sul nagana. Communicaz. 4. Lesioni 
oculari per infezione generale da trypanosoma Brucei. (Experimentelle Unter- 
suchungen über die Naganainfektion. 4. Mitteilg. Augenläsionen bei 
der allgemeinen Trypanosoma-Brucei-Infektion.) (R. ist. di studi sup., 
Firenze.) Sperimentale Jg. 67, Nr. 6, S. 933—942. 1913. | 

Die Versuche wurden mit einem hochvirulenten Stamme von Trypanosoma Brucei 
angestellt, der Mäuse und Ratten in wenigen Tagen tötete; Mäuse gingen bei intra- 
peritonealer Einspritzung von 0,2—0,3 Blutemulsion (3—5 Trypanosomen im Gesichts- 
felde) nach 3 Tagen, Ratten bei einer solchen von 1 ccm nach 4—6 Tagen zugrunde. 
Bei so schnell ablaufenden Infektionen konnte Verf. niemals Augensymptome beob- 
achten. Hunde und Kaninchen erwiesen sich widerstandsfähiger, sie gingen erst nach 
2—3 Monaten ein. Bei diesen fehlten Erkrankungen des Auges nie. Die zu den Unter- 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 14 


— 210 — 


suchungen verwendeten Hunde wurden sämtlich infolge einer beiderseitigen äußerst 
intensiven parenchymatösen Keratitis blind. Sowohl bei den Hunden wie bei den 
Kaninchen konnte Verf. Blepharitis, Conjunctivitis, Keratitis, Chorioiditis, Irido- 
oyclitis usw. beobachten. Die Trypanosomen konnten sowohl in Conjunctivalsekrete 
wie auch im Humor aqueus nachgewiesen werden; außerdem konnten Verff. sie ın 
der Hornhaut, sowohl am Anfange, wie auch auf der Höhe der Erkrankung nachweisen. 
Die Entzündung der Hornhaut ist hervorgerufen von der Proliferation der Trypano- 
somen im Gewebe derselben, teils aber auch von den toxischen Produkten der Para- 
siten. Durch Injektion der Trypanosomen in die vordere Augenkammer gelingt 'es 
eine allgemeine Infektion des Tieres zustande zu bringen. Poda (Lausanne). 

e Sticker, Georg: Dengue und andere endemische Küstenfieber. Wien u. Leipzig: 
Alfred Hölder 1914. 76 S. M. 2.60. 

Zunächst werden die Küstenfieber der warmen Länder im allgemeinen besprochen, 
ferner auch die der gemäßigten Zone, wie z. B. das Pappatacifieber, sodann dıe Pseudo- 
Dengue der Tropen. Keine Frage, daß das Pappatacifieber und ähnliche Erkrankun- 
gen, wie das sog. Sandfliegenfieber, das Dreitagefieber von Chitral, das Fünftagefieber 
von Java, das Sechs- und Siebentagefieber in Panama und den indischen Häfen, eben- 
so das sog. Cavitefieber und das Ruhufieber von Honolulu früher häufig als Malaria- 
fieber bezeichnet worden sind. — Ausführlicher erfolgt dann die Beschreibung des 
eigentlichen Denguefiebers hinsichtlich Epidemiologie, Symptomatologie, Kompli- 
kationen, pathologischer Anatomie, Diagnose, Prognose und Therapie. Bekanntlich 
gehören die Erreger der Küstenfieber und des Dengue zu den mikroskopisch noch nicht 
nachweisbaren Organismen. Die gar nicht ganz leichte Unterscheidung der zweifellos 
miteinander und auch mit der Dengue verwandten Krankheitsbilder wird durch die 
Arbeit zweifellos erleichtert. H. Ziemann (Charlottenburg). 

Ferber, Fritz: Beiträge zur Biologie der nur auf kulturellem Wege nachweis- 
baren Flagellaten des Rinderblutes. (Trerärzt!. Hochsch., Berlin.) Zeitschr. f. Hyg. 
u. Infektionskrankh. Bd. 76, H. 2, S. 193—208. 1913. 

Bezüglich der Entwicklung der bei Rindern nur kulturell nachweisbaren Flagel- 
laten findet Verf. Temperaturen von + 37° C wachstumshemmend, von 55° ab- 
tötend, während große Kälte (bis — 52° und tiefer) in 24 Stunden keine Lebensschädi- 
gung bewirkt. Züchtung gelingt in Bouillon verschiedener Provenienz und Agar, 
nicht in Kochsalzlösung und defibriniertem Blut. Übertragung auf Blutbouillon- 
röhrchen gelingt, auch wenn das dem Nährboden zugesetzte Blut von vorher infiziert 
gewesenen Tieren stammt. Kulturflagellaten können das Berkefeldfilter in keinem 
Entwicklungsstadium passieren. Blutbouillonkulturen von Flagellaten rufen beı 
Kälbern und Jungrindern nach subcutaner, intravenöser und intraperitonealer Injektion 
keine kulturell nachweisbare Infektion hervor. Weiz (Breslau). 

Toyoda, Hidezo: Über die Entwicklung von Recurrensspirochäten in der Kleider- 
laus. (Inst. f. Schiffs- u. Tropenkrankh., Hamburg.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektions- 
krankh. Bd. 76, H. 2, S. 313—320. 1913. 

Bei der nachgewiesenen Bedeutung der Läuse für die Verbreitung der Recurrens- 
spirochäten hat Verf. untersucht, ob die Erreger im Organismus der Laus andere, 
schwer erkennbare Entwicklungsstadien durchmachen und ob die Übertragung durch 
den Stich zustande kommen kann. Läuse, die an infizierten Mäusen Blut gesogen hatten, 
wurden in verschiedenen Zeitintervallen getötet, ihr Coelomsaft, Mageninhalt und Kopf 
gesondert mikroskopisch untersucht, einzelne auch in histologischen Schnittpräparaten 
nach der Levaditischen Methode gefärbt. Wenige Stunden nach dem Saugen waren 
Spirochäten im Magen der Läuse lebhaft beweglich nachweisbar, verschwanden meist 
am nächsten Tage aus dem Magen und traten am 2. bis 7. Tage im Coelomsaft in spär- 
licher Anzahl auf. Aus Schnittpräparaten einer Laus am 7. Tage nach dem Saugen 
(Abbildungen) geht hervor, daß die Spirochäten in den Körperhöhlen in unveränderter 
Gestalt, nur auffallend dünn und schwer färbbar, einzelne auch ın Einrollungsstadien, 


= = 


zurückbleiben. Der zerriebene Saft der Läuse am 2. und 3. Tage nach der Aufnahme 
war für Mäuse infektiös. Länger als 8 Tage konnten die Läuse nicht am Leben erhalten 
werden. Der Befund von Spirochäten am Kopf, in der Nähe drüsiger Organe, läßt die 
Infektionsmöglichkeit durch den Stich als höchst wahrscheinlich erscheinen. Wez. 


Sitsen, A. E.: Besondere Komplikationen bei Amöbendysenterie. Geneesk. 
tijdschr. v. Nederl. Indië Jg. 58, H. 5, S. 700—716. 1913. (Holländisch.) 

In einem Fall wurde als Todesursache eine Thrombose der Vena portae, in einem 
zweiten Fall eine Thrombose des mittleren Astes der rechten Art. pulmonalis mit Gan- 
grän der Lungenlappen gefunden. de Jager (Leeuwarden). 
Tuberkulose: 


Friis Möller, V.: Befund abnormer Tuberkelbaecillen. Hospitalstid. Jg. 56, Nr. 42, 
S. 1242—1246, 1913. (Dän.) 

Der Nachweis eines Tuberkulose-Erregers, der gegen Behandlung mit Antiformin 
usw. nicht widerstandsfähig war, bei Tierimpfung sich aber typisch verhielt, mahnt 
zur Vorsicht beim Gebrauch der Homogenisierungsmethoden, denen stets die Färbung 
des Nativpräparates voranzugehen hat. H. Scholz (Königsberg). 

Hart, C.: Beitrag zur Pathologie der Tuberkulose. Med. Klinik Jg. 9, Nr. 50, 
S. 2072—2074. 1913. 

Lubarsch fand unter 3906 Fällen in 50,3%, Latenz und Abheilung der Tuberkulose, 
an seinem Düsseldorfer Material sogar in über 60%; zu ähnlichen Ergebnissen gelangte 
auch Verf., welcher unter 400 untersuchten Erwachsenen 63,4%, Tuberkulose fand, 
welche in 32,35%, der Fälle geheilt oder latent war; bei mehr als 50% aller tuberkulös 
gefundenen Personen zeigte sich Abheilung des Spitzenherdes. Beide Autoren weisen 
an ihrem Material nach, daß mit zunehmendem Alter eine Abnahme der progredienten 
Tuberkulosefälle und eine stetige Zunahme abgeheilter resp. latenter Herde in die Er- 
scheinung tritt, daß nach Lubarsch der Schluß berechtigt ist, daß die Tuberkulose- 
infektion um so ungefährlicher ist, je vorgeschrittener das Lebensalter ist, in welchem 
sie einen Menschen befällt. Eine Deutung dieser Erfahrungstatsache ist zurzeit noch 
nicht gegeben. Um eine Verminderung der Infektion kann es sich nicht handeln, 
da die Prozentzahl der Tuberkulosefälle in den einzelnen Lebensdezennien nicht nur 
zunimmt, sondern mit dem Beginn der Altersperiode sogar eine sprunghafte Steigerung 
erfährt. Auch die Römersche Lehre, daß die tuberkulöse Lungenaffektion die Folge 
einer schweren endo- oder exogenen Reinfektion bei einer durch frühe Kindheits- 
infektion erworbenen relativen Immunität sei, reicht zur Erklärung nicht aus. Aus der 
Sektionsstatistik müßte man entnehmen, daß mit zunehmendem Alter auch der Grad der 
Immunität steigt. Der Immunitätsschutz wird aber stets ein um so schwächerer sein, 
je längere Zeit seit der Infektion verstrichen ist. Nach der Immunitätslehre müßte gerade 
bei jungen Individuen die Tuberkulose zur Ausheilung bzw. zur Entstehung latenter 
und erloschener Herde, dagegen im Alter zur chronischen Phthise und zu floriden 
Prozessen führen. Auf Grund neuerer Untersuchungen hält Verf. es für wahrscheinlich, 
daß aus dem Zusammenwirken einer relativen Immunität und einer mechanischen 
Disposition sich am ehesten eine Erklärung für die Entstehung und den Verlauf der 
tuberkulösen Lungenphthise ergeben wird. Harms (Mannheim). 


Müller, J.: Über Gangrän der Nase und andere schwere Folgen einer dia- 
gnostischen Tuberkulinprobe. (Allg. städt. Krankenh., Nürnberg.) Zeitschr. f. La- 
ryngol., Rhinol. u. ihre Grenzgeb. Bd. 6, H. 5, S. 701—708. 1913. 

Nach einer intracutanen Injektion von einem Tropfen einer 1 proz. oder auch 1prom. 
— die Angaben über den Tuberkulingehalt der Lösung lauten nicht übereinstimmend — 
Alttuberkulinlösung trat bei einem löjährigen Knaben mit tuberkulöser Halsdrüsen- 
schwellung ohne Erkrankung der Lungen nach 24 Stunden unter heftigem Erbrechen 
und profusen Diarrhöen Fieber bis zu 40,7 C auf. An den folgenden Tagen verfärbte 
sich das Gesicht livide, der Hals schwoll enorm an, ebenso die Lippen, Augenlider und 


14* 


— 212 — 


die Nase; am Rumpf trat ein fleckiges Exanthem auf, das Sensorium war stark be- 
nommen. Die Haut der Nasenspitze sowie kleinere Hautbezirke an der 4. Zehe des 
rechten und 3. Zehe des linken Fußes — und am rechten Knie gingen in Gangrän über. 
Allmählicher Rückgang der Erscheinungen und Ausheilung der Haut unter Hinter- 
lassung von Substanzverlusten. Verf. läßt die Frage offen, ob die Gangränerscheinungen 
als Herdreaktionen oder anaphylaktischer Shocks anzusehen sind. Harms (Mannheim). 

Joest, E., und E. Emshoff: Nachtrag zu unserer Arbeit ‚‚Studien über die 
Histogenese der Lymphdrüsentuberkulose und die Frühstadien des Lymphdrüsen- 
tuberkels“‘. Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 214, 
H. 3, S. 475—476. 1913. 

Die Arbeit enthält in einer kleinen Tabelle die genaueren Daten der Resultate 
der Virulenzprüfung der beiden von den Verff. zu der im Titel bezeichneten Arbeit 
(vgl.dieses Zentralblatt Bd. 4, S. 438) verwandten Tukerkelbacillenkulturen. Oskar Meyer. 
-Degli Occhi, Cesare: Ciò che si è fatto e ciò che si potrebbe fare per la lotta 
anti-tubercolare in Italia. (Was ist in Italien im Kampfe gegen die Tuber- 
kulose geschehen und was könnte noch geschehen?) Zeitschr. f. Tuberkul. 
Bd. 21, H. 1/2, S. 68—101 u. H. 4, S. 341—358. 1913. 

Der Hauptkampf gegen die Tuberkulose muß nach Ansicht des Verf. auf Ver- 
nichtung der Tuberkelbacillen gerichtet sein. Da nun der menschliche Organismus 
im wesentlichen die Brutstätte der Tuberkelbacillen ist und somit als Infektionsquelle 
anzusehen ist, wäre nur durch Isolierung der Tuberkulösen die Krankheit wirksam zu 
bekämpfen. Die Sanatoriumsbehandlung der heilbaren Fälle würde diesen Zweck 
nicht erfüllen. Sie ist in Italien auch nicht so entwickelt wie beispielsweise in Deutsch- 
land, wo die Sanatoriumsbehandlung sehr ausgedehnt ist und dadurch der oben er- 
wähnten Forderung vielleicht z. T. Rechnung trägt. Eine weitere Maßnahme besteht 
ın der Unschädlichmachung des bei den verschiedenen Industrien auftretenden Staubes. 
Die Isolierung der Tuberkulösen erfordert freilich ungeheure Mittel und dann vor allem 
Überwindung des Widerstandes, der vonseiten der Kranken der Einweisung in Spitäler 
entgegengesetzt wird. Baldes (Frankfurt a. M). 

~ Abramowski, Hans: Beitrag zur Skrofulose- und Tuberkulosebekämpfung mit 
besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse der Tilsiter Niederung. Zeitschr. f. 
Tuberkul. Bd. 21, H. 4, S. 330—340. 1913. 

Verf. führt das in der Tilsiter Niederung sehr gehäufte Vorkommen der Skrofulose 
auf das dort übliche Trinken ungekochter Kuh milch zurück, die nur für die Zwecke 
der Säuglingsernährung gekocht zu werden pflegt, nicht aber für ältere Kinder. Die 
Tuberkulose unter den Erwachsenen ist dort nicht so häufig, daß fast jedem Kinde 
eine ausreichende Ansteckungsgelegenheit gegeben ist. Verf. weist auch darauf hin, 
daß der Bacillus bovinus auf dem Land, wo die Milch kuhwarm getrunken wird, 
sicher ansteckungstüchtiger ist, als in der Stadt, wo er den verschiedensten Temperatur- 
insulten und anderen Gleichgewichtsstörungen ausgesetzt war, bis er mit der Milch ge- 
trunken wird. Butter und Käse will Verf. aus Sorge vor Infektion mit Rinderbacillen 
und nachfolgender Skrofulose ebenso wie die Rohmilch aus der Diätetik des Kindes- 
alters ganz verbannen. Auch Margarine ist nicht einwandfrei. Schmalz, Honig, Pflau- 
menmus will er an deren Stelle setzen. — Zur Prophylaxe und Bekänipfung der Skrofu- 
lose ıst für die Kinder, die in Niederungen leben, die Einführung geeigneter Ferien- 
kolonien in höher gelegenen Gegenden von großer Bedeutung. Verf. bespricht in 
detaillierter Weise unter Berücksichtigung der erwachsenden Kosten die Verpflegung 
von Kindern ın Holzbarackenlagern an geeigneten Punkten der Ostsee. — Die weiteren 
Ausführungen des Verf. beziehen sich auf die Prophylaxe der kindlichen Tuberkulose 
durch Vermeidung gehäufter Infektionen seitens erwachsener Phthisiker. Anzeige- 
pflicht aller offenen Tuberkuloseerkrankungen und gesetzlicher Zwang zur Schluß- 
desinfektion und zur Wohnungsdesinfektion beim Wohnungswechsel sind zu fordern. 
Die Fürsorgestelle für Lungenkranke leistet wenig, da in der Landbevölkerung 


— 213 — 


das Verständnis für die erteilten Ratschläge völlig fehlt und bisher durch Belehrung 
kaum zu wecken ist. Um so wichtiger wäre die Anstellung von Landschulärzten, 
die der Jugend die modernen Gesichtspunkte einpflanzen und den Sinn für allgemeine 
Hygiene und Körperpflege wecken könnten. Fürsorgeschwestern mit geeigneten 
Hilfsorganen (Helferinnen vom roten Kreuz) könnten außerordentlich viel Nutzen 
stiften. Die unheilbar tuberkulösen Kinder müßten nach Möglichkeit auf der Isolier- 
abteilung des Krankenhauses oder in provinzialen Lungenheilstätten untergebracht 
werden. Auch die Schaffung von Waldschulen, die mit möglichst einfachen Mitteln 
durchzuführen ist, ist ein wichtiges Mittel zur Bekämpfung der kindlichen Tuberkulose. 
Ibrahim (München). 
Santini: Toxinothörapie limitante et spécifique de l’infection baeillaire de 
Koch, en particulier de sa forme tuberculeuse pulmonaire chronique commune. 
Essai doctrinal, clinique et experimental. (Spezifische Toxintherapie der Infek- 
tion mit dem Kochschen Bacillus, insbesondere der chronischen Lun- 
gentuberkulose. Klinische und experimentelle Studien.) Rev. internat. 
de la tubercul. Bd 24, Nr. 1, S. 11—25. 1913 , 
Verf. behandelt seit 10 Jahren Tuberkulöse mit Injektionen filtrierter Bouillon- 
kulturen von Tuberkelbacillen und berichtet über seine Resultate. Isaac (Frankfurt). 
Hekman, J.: Beitrag zu der Analyse der Tuberkulinwirkung. (Gemeindekrankenh., 
Bergweg Rotterdam.) Nederl. tijdschr.v. geneesk. Jg. 57, Bd. 2. S. 2021-2037. 1913. (Holländ.) 
In das Auge von Meerschweinchen wurde eingeträufelt Serum von Tuberkulösen, 
eine 4proz. Alttuberkulinlösung, und eine Mischung dieser beiden Körper, nach- 
dem dieselben während 5 Minuten aufeinander eingewirkt hatten. Diese Mischung 
erzeugt eine eitrige Sekretion der Bindehaut, während die gesonderten Körper ohne 
Einfluß sind. Bei einer längeren Einwirkung als 5 Minuten hört die entzündungserre- 
gende Wirkung wieder auf. Blutserum anderer Kranker und Gesunder war wirkungslos. 
Es scheint diese Reaktion für Tuberkulose spezifisch zu sein. Dann wurden Meer- 
schweinchen subcutan oder intravenös eingespritzt mit Serum von Tuberkulösen, Alt- 
tuberkulin oder seiner Michung beider Körper. Im letzteren Fall trat Reaktion auf, in 
den anderen Fällen nicht. de Jager (Leeuwarden). 
eSahli, Hermann: Über Tuberkulinbehandlung. 4. umgeark. u. erw. Aufl. 
Nebst einem kasuistischen Anhang von F. Seiler. Basel: Benno Schwabe 1913. 342 S. 
u. 5 Taf. M. 7,20. 

Das Wesen der Tuberkulinbehandlung beruht nach Sahli in der Steigerung nicht 
allein der Giftfestigkeit des Organismus, sondern auch der lokalwirkenden physiologischen 
Abwehrvorgänge in den Krankheitsherden durch die dem Tuberkulin innewohnenden 
Reizwirkungen. Bei einer Tuberkulinbehandlung, welche klinisch allgemeine und lokale 
Reaktionserscheinungen vollständig vermeidet, bewirkt trotzdem jede Injektion, sobald 
die wirksamen Dosen erreicht sind, leichte Hyperämisierung, leichte Steigerungen der 
Exsudation. Abgesehen von den lokalen Erscheinungen kommt dem Tuberkulin bei 
richtiger Anwendung eine günstige Beeinflussung des Allgemeinbefindens durch Gift- 
festigung zu. Genau wie bei anderen therapeutischen Maßnahmen kommt es auch hier 
auf die individuelle Anpassung der Dosen an den einzelnen Fall an. Eine absolute 
Dosierung, wie sie meist üblich ist, ist zu verwerfen. Neben der individuell noch tole- 
rierten Maximaldose hat man stets auch die individuelle Optimaldose auszuprobieren. 
Die Behandlung mit der letzteren ist so lange fortzusetzen, als man sieht, daß die 
Besserung des Zustandes weitere Fortschritte macht. Da im allgemeinen die Behandlung 
nicht in wenigen Wochen erledigt ist, muß die Tuberkulintherapie, wenn sie erfolgreich 
sein soll, eine Domäne des Hausarztes sein, der namentlich auch die ganz initialen 
Fälle unter die Hände bekommt. Alle Lokalisationen der Tuberkulose eignen sich für 
die Tuberkulinbehandlung. Auch hält es Verf. nicht für richtig, wenn man bisher die 
miliare Form der Tuberkulose prinzipiell von der Behandlung mit Tuberkulin aus- 
schloß. Mit der von 8. vorgeschlagenen vorsichtigen Art der Dosierung ist die Tuber- 


— 214 — 


kulintherapie so ungefährlich, daß sie auch bei nicht völlig sicherer Diagnose, ja sogar 
prophylaktisch bei bloß Tuberkulosegefährdeten angewandt werden darf und in 
derartigen Fällen eine ähnliche Rolle zu spielen vermag, wie zum Beispiel die Vacci- 
nation bei den Pocken. Bei chirurgischer Tuberkulose besonders der Knochen und 
Gelenke hat sich in manchen Fällen die Injektion des Tuberkulins in die Herde bewährt. 
Für diagnostische Zwecke verwirft S. die Tuberkulininjektion wegen der Gefahr 
einer Giftüberlastung des Körpers und hält auch die Ophthalmoreaktion für gefährlich. 
Den Wert der Pirquetschen Cutanreaktion erkennt er nur bei Kindern bis zum vierten 
Lebensjahre an. — Im theoretischen Teil wird die Meinung von der prinzipiellen 
Verschiedenheit der verschiedenen Tuberkuline für unbegründet erklärt. Es lassen sich 
vielmehr seiner Meinung nach mit den verschiedensten Tuberkulinen therapeutische 
Erfolge erzielen, da sie sämtlich bis zu einem gewissen Grade eine identische chemisch 
wirksame Substanz enthalten und zwar Tuberkelbacillen-Protein i.e. Endotoxin 
der Tuberkelbacillen. Von den verschiedenen Tuberkulinen gibt er dem Beraneck- 
schen den Vorzug, einmal, weil es vermöge seiner Zubereitung nur geringe Menge nicht 
spezifischer Gifte enthält, ferner, weil es eine echte Lösung ist, die infolge ihrer 
Homogenität starke Verdünnungen ohne Beeinträchtigung der Genauigkeit erlaubt, 
schließlich weil im Tierexperiment Immunisierungsversuche mit ihm günstiger als 
mit anderen Tuberkulinen ausfielen und es sich hierbei wie ein echtes Antigen verhält, 
so daß also praktisch doch gewisse Unterschiede zwischen den einzelnen Tuberkulinen 
bestehen. Das Wesen der Tuberkulinwirkung erklärt Verf. im Sinne der Lysin-Theorie 
Wolff - Eisners und sieht nicht in dem injizierten Tuberkulin, sondern in dem unter 
dem Einfluß eines Antikörpers gebildeten Iysierten Tuberkulin oder Tuberkulopyrin 
das wirksame Agens. Diese Theorie erklärt am leichtesten die meisten Erscheinungen 
der Tuberkulindiagnostik und Tuberkulintherapie. Verf. bespricht sodann ausführlich 
die Beziehungen der Tuberkulinempfindlichkeit zur Ätiologie, zum Verlauf, zum kli- 
nischen Bilde und zur Prognose der Tuberkulose, sowie zur Skrofulose und zum 
Lymphatismus. Letzterer wird von S. als ein Zustand von Überempfindlichkeit gegen 
Bakteriengifte im allgemeinen interpretiert. Es folgen eingehende Betrachtungen über 
die Tuberkulintherapie im Lichte der Lysintheorie und über das Problem der künst- 
lichen Immunisierung. Der zweite Abschnitt des Werkes enthält den auf dem Tuber- 
kulosekongreß Rom 1912 gehaltenen Vortrag Sahlis „Über die leitenden Gedanken der 
Tuberkulintherapie“. Als Anhang sind dem Buche im dritten Abschnitt 66 Kranken- 
geschichten beigefügt, an der Hand deren Seiler die Methodik der S.schen Tuberkulin- 
behandlung und ihre Erfolge demonstriert. v. Domarus (Berlin). 

Franceschelli, Donato: Über das Verhalten des Kochschen Alttuberkulins bei 
gesunden Tieren. (Hyg. Inst., Univ. Neapel.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. 
Therap., Orig. Bd. 20, H. 4, S. 309—315. 1913. 

Gesunde Kaninchen und Meerschweinchen erhielten 0.15 ccm Alttuberkulin 
subeutan. Ihr Harn wurde aufgefangen und sein Tuberkulingehalt durch Intracutan- 
reaktion bestimmt. Dabei zeigte sich, daß nıchttuberkulöse Tiere kein Tuber- 
kulın assimilieren, sondern es innerhalb 6 Stunden durch den Harn 
ausscheiden. Nach dieser Zeit kann man weder mit der Komplementbindung noch 
durch die Intracutanreaktion Tuberkulin nachweisen. Da tuberkulosefreie Tiere 
demnach keine Tuberkulinreceptoren haben, können sie auch nicht 
mit Tuberkulin immunisiert werden. Leschke (Berlin). 

Regnér, Gustaf, und Olof Stenström: Weitere Versuche mit von Behrings 
Bovovacein. 2. Versuche an gegen natürliche Tuberkuloseinfektion geschützten 
Rindern. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, 
H. 3, S. 180—215. 1913. 

Teil I cf. Zentralbl. f. Bakteriol. 1909, Bd. 48. 

Ausgedehnte Untersuchungen an Rindern, die zugleich auch nach den Vorschriften 
von Bang unter besonders hygienischen Verhältnissen gehalten wurden, führten zu 


— 215 — 


dem Ergebnis, daß bovovaccinierte tuberkulosefreie Kälber einen gewissen Tuberkulose- 
schutz erhalten, dessen Wirkung jedoch bereits wenige Monate nach dem Ende der 
Impfperiode erlöschen kann und jedenfalls nicht über das Färsenalter hinausreicht. 
Ein so wenig wirksamer Impfschutz kann indem Kampfe gegen die Tu- 
berkulose ruhig entbehrt werden. Der Eigentümer der Tiere ging schließlich 
ganz zur Bangschen Methode über, mit der er die besten Resultate erzielte. Leschke. 


Davidovics, J.: Komplementfixation bei Tuberkulose. (Augenklin. Nr. I u. 
hyg. Inst., Uniw. Budapest.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 1, S. 21—22. 1914. 

Aktives Serum Tuberkulöser gibt mit Alttuberkulin eine spezifische Kom- 
plementbindung, die auch klinisch brauchbare Resultate gibt. Der die Reaktion 
gebende Serumbestandteil ist thermo labil. 10 Fälle von Lungentuberkulose, 6 von 
tuberkulöser Iridocyclitis (davon 3 mit Lungentuberkulose) 2 von Iridocyclitis und 
3 Fälle von tuberkulöser Chorioiditis gaben positive Reaktionen; ebenso aber auch 
ein Fall von disseminierter Chorioiditis, einer von Chorioretinitis und 2 von Keratitis 
parenchymatosa, bei denen Verf. keine Angaben über tuberkulöse Ätiologie macht. 
T Gesunde und 2 nichttuberkulöse Kranke reagierten negativ. Leschke (Berlin). 


Perutz, Alfred, und Sippel: Über Chemotherapie der Hauttuberkulose durch 
intravenöse Infusionen von Aurum-Kalium-cyanatum mit besonderer Berück- 
siehtigung des Schleimhautlupus. (Univ.-Klin. f. Haut- u. Geschlechtskrankh. u. 
Univ.-Poliklin. f. Nasen- u. Kehlkopfkr., Univ. Würzburg.) Zeitschr. f. Laryngol., 
Rhinol. u. ihre Grenzgeb. Bd. 6, H. 5, S. 691—700. 1913. 

Die günstige Beeinflussung des Aurum-Kalium-cyanatum auf lupöse Prozesse ist, 
abgesehen von einzelnen Fällen, nur eine sehr geringe und vorübergehende. Während 
oder kurz nach der Behandlung wurde das Auftreten neuer Herde an den Schleim- 
häuten mehrfach beobachtet. Harms (Mannheim). 


De Witt, Lydia M.: Report on some experimental work of the use of methylene 
blue and allied dyes in the treatment of tuberculosis. Studies on the biochemistry and 
chemotherapy of tuberculosis. 7. (Bericht über einige experimentelle Unter- 
suchungen über die Verwendung von Methylenblau und verwandter Far- 
ben bei der Behandlung der Tuberkulose.) (Otho S. A. Sprague mem. inst. a. 
pathol. laborat., univ., Chicago.) Journal of infect. dis. Bd. 13, Nr. 3. S. 378—403. 1193. 

Methylenblau dringt in Tuberkel ein und färbt den lebenden Tuberkelbacillus; 
in manchen Fällen tötet es die Bacillen in vitro ab und setzt in anderen deren Virulenz 
herab. Zusatz verhältnismäßig geringer Mengen von Methylenblau zu Nährböden 
hemmt das Wachstum menschlicher Tuberkelbacillen. — Weder Methylenblau noch 
andere vom Verf. geprüfte Farbstoffe (Seleniumblau, Tellurblau) haben viel thera- 
peutischen Einfluß auf experimentelle Meerschweinchen-Tuberkulose. Hegler. 
Syphilis : E 

Bofinger: Die Wassermannsche Reaktion bei nicht syphylitischen Erkran- 
kungen, insbesondere bei akutem Gelenkrheumatismus. Straßburger med. Zeit. 
Jg. 10, H. 10, S. 232—234. 1913. 

Die Wassermannsche Reaktion, die nach der Originalmethode ausgeführt 
wurde und bei der als Antigen Meerschweinchenherz-Extrakt zur Verwendung kam, 
fiel unter 52 Fällen von typischem Gelenkrheumatismus in 21 Fällen = 59°% positiv 
aus. Die Reaktion war nicht nur im akuten Stadium, sondern auch bis zu einem Jahr 
nach Ablauf der Krankheit positiv. Meyerstein (Straßburg). 


© Boas, Harald: Die Wassermannsche Reaktion mit besonderer Berücksichtigung 
ihrer klinischen Verwertbarkeit. Mit einem Vorwort von A. Wassermann. 2. verm. 
u. verb. Aufl. Berlin: S. Karger 1914. VIII, 242 S. M. 7.60. 

Die neue Auflage des Werkes berücksichtigst die neuen Untersuchungen und die 
fast übergroße Literatur zum Thema der Wassermannschen Reaktion. An die 
historische Übersicht im ersten Kapitel schließt sich eine eingehende Besprechung der 





— 216 — 


Technik der Reaktion an; aber auch eine Besprechung der Technik des Vorgehens bei. 
den verschiedenen Modifikationen ist hier zu finden; aus den Darlegungen geht hervor, 
daß die ursprüngliche Wassermannsche Reaktion allen Modifikationen und Ände- 
rungen vorzuziehen ist. Es mag hier noch besonders hervorgehoben werden, daß das 
Urteil über die Modifikation der Reaktion nach v. Dungern geradezu vernichtend ist. 
Das dritte Kapitel ist den Kontrollfällen gewidmet. Hier ist beachtenswert, daß eine 
positive Reaktion während der Temperaturerhöhungen, nach Alkoholgenuß und in 
der Agonie negativ werden kann. Im nächsten Kapitel ist die Reaktion bei Indura- 
tionen besprochen. Die positive Reaktion beginnt erst kurz vor dem Auftreten sekun- 
därer Symptome. Das Liquor reagiert bei primärer Lues stets negativ. Sekundäre 
Lues zeigt in früher unbehandelten Fällen stets positive Reaktion; diese fehlt aber 
mitunter bei neuen Ausbrüchen von früher behandelter Lues. Bei Neurorezidiven von 
sekundärer Lues kommt sehr oft positive Wassermannsche Reaktion im Liquor 
vor, während sekundäre Syphilis ohne cerebrale Symptome selten eine positive Re- 
aktion im Liquor zeigen. Von der tertiären Lues gilt dasselbe wie von der sekundären. 
Über den Liquorbefund bei tertiärer Lues schließt sich Boas den Plautschen Aus- 
führungen an. Danach soll eine positive Reaktion des Liquor bei Lues cerebri eine seltene 
Erscheinung sein. In weiteren Abschnitten ist die Reaktion des Serums und Liquors 
besprochen für die Fälle von latenter Lues, Tabes dorsalis, Paralyse und kongenitaler 
_ Lues. Auch der Einfluß der antisyphilitischen Behandlung auf den Reaktionsausfall 
ist beleuchtet. Über die Auffassung der Reaktion sagt der Autor: Der positive Ausfall 
der Reaktion ist als ein Symptom von Syphilis zu betrachten und zu behandeln. Der 
negative Ausfall hat keine entscheidende prognostische und therapeutische Bedeutung. 
In einem zusammenfassenden Überblick handelt der Autor noch allgemein von dem 
praktischen Wert, der der Reaktion für die klinische Diagnose, mitunter selbst für den 
forensischen Mediziner, unter bestimmten Umständen auch bei Erteilung des Ehe- 
konsenses, ferner bei der Ammenuntersuchung und eventuell bei der Prostituierten- 
Kontralle zukommt. Georg B. Gruber (Straßburg i. E.). 
:  Ledermann, Reinhold: Über die Verwendung größerer Serumdosen zur Verfeine- 
rung der Wassermannschen Reaktion. Med. Klinik Jg. 9, Nr. 50, S. 2070— 2072. 1913. 
“Verf. hat eine von Kromayer und Trinchese angegebene Methode (vgl. dieses 
Zentralblatt Bd. 4, S. 56) zur Verfeinerung der Wassermannschen Reaktion bei 963 
Fällen nachgeprüft. An Stelle der üblichen Serummenge von 0,1 ccm werden höhere Dosen 
bis zu 0,4ccm verwendet. Selbstverständlich sind aber nur Versuche mit solchen Seren 
zu verwerten, welche auch bei diesen hohen Dosen keine Eigenhemmung zeigen. Es gelingt 
mittels dieses Verfahrens, in einer erheblichen Zahl von Luesfällen bei zweifelhaften 
oder schwach positiven und auch bei negativen Reaktionen eine komplette Hemmung, in 
manchen Fällen jedenfalls eine wesentlich stärkere und deshalb deutlichere Reaktion 
zu erzielen. Nur in ganz vereinzelten Ausnahmen reagierten auch nichtluetische Sera 
bei dieser Modifikation positiv. Meyerstein (Straßburg). 
Mentberger, Vietor: Beitrag zur Reinfectio syphilitica. (Univ.-Hautklin., Straß- 
burg i. Els.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 52, S. 2146—2148. 1913. 
“ Die Irrtümer, welche bei einer Diagnose der Reinfectio syphilitica mit unter- 


laufen können, werden durch ein instruktives Beispiel aus der Klinik Wolff belegt. 
Ein junger Mann hatte vor 2 Jahren typischen Initialaffekt mit Drüsenschwellungen und 
nachfolgender Roseola. Er erhält 12 Spritzen Hg-Salicyl intramusculär. Gegenwärtig typischer 
Primäraffekt, positiver Spirochätenbefund, Wassermannsche Reaktion, großfleckige, 
annuläre Roseola. Lokale (zum Primäraffekt gehörige) inguinale Drüsenschwellung fehlt. 
Der Sitz des Affekts wird seitens des Patienten als die Lokalisation auch des ersten Schan- 
kers angegeben. Aus dem Fehlen der regionären Skleradenitis und der Konfiguration des 
Exanthens wird die Reinfektion ausgeschlossen und der Erscheinungskomplex als Rezidive 
gedeutet. Genaue Feststellung der ersten Infektion, Konstatierung einer zweiten Infektion, 
welche vom Auftreten des Primäraffekts, den typischen Drüsenveränderungen bis zum Aus- 
bruche des Exanthems (darunter kleinfleckige Roseola) von einem Spezialarzte beobachtet 
wurde, werden als Postulate für die Annahme einer Reinfektion aufgestellt. Nobl (Wien). 


— 217 — 


Müller, R., und R. O. Stein: Cutireaktion bei Lues. Mitteilg. 3. Bericht 
über 530 Impfungen mit Drüsenluetin. Übersicht der Arbeiten mit Kultur- und 
Organluetin. (Univ.-Klin. f. Geschlechts- u. Hautkrankh., Wien.) Wien. med. Wochen- 
schr. Jg. 63, Nr. 40, S. 2614—2621. 1913. 

Verff. berichten über 530 Impfungen mit Drüsenluetin. Sie hatten anfangs auch 
mit Extrakten aus Pneumonia alba sowie spirochätenhaltigen Nebennieren- und Leber- 
extrakt kongenitalluetischer Organe gearbeitet, aber bald herausgefunden, daß die 
Resultate mit sprirochätenhaltigem Extrakt aus luetischen Lymphdrüsen besser und 
zuverlässiger waren. Die Extrakte wurden unter allen aseptischen Kautelen durch 
Verreiben der Drüsen mit !/,proz. karbolisierter physiologischer Kochsalzlösung im 
Verhältnis 1:4 hergestellt. Als Typus einer diagnostisch verwertbaren positiven 
Reaktion betrachten die Autoren nur die Ausbildung eines scharf begrenzten roten 
Hofes, wobei ein Infiltrat verschiedener Intensität in allen sicher reagierenden Fällen 
wahrzunehmen ist. Dieses Infiltrat, die scharfe Begrenzung und die hellrote Farbe 
verleihen dem Impfeffekt ein Aussehen, das je nach Intensität und Farbennuance 
erysipeloiden oder urtikariellen Plaques ähnelt. Für die Entscheidung von nicht- 
spezifischen Reaktionen ist nicht so sehr die längere Dauer der spezifischen Reaktion, 
sondern die scharfe Begrenzung und das Infiltrat maßgebend. Eingehende Besprechung 
der eigenen und der Resultate anderer Autoren. Vorläufig schließen sich die Verff. 
der Meinung jener an, die in dem positiven Impfeffekt vor allem den Ausdruck sehen 
für eine Umstimmung der Gewebe bei Luetikern, speziell bei Tertiärfällen gegenüber 
gewissen (Eiweiß- ?) Substanzen. Ob neben der Eiweißkomponente nichtspezifischer 
Natur auch spezifische Spirochätensubstanzen eine Rolle spielen, läßt sich vor der Hand 
nicht feststellen. . Stühmer (Breslau). . 

Fagiuoli, A., und Fisichella: Über die Cutanreaktion von Noguchi bei Syphilis. 
(Inst. f. spez. Pathol. inn. Krankh., Univ. Catania.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, 
Nr. 39, S. 1811—1813. 1913. : 

Verff. berichten über ihre Versuche mit dem Luetin von Noguchi bei der Cuti- 
reaktion der Syphilis. Sie haben insgesamt bei 45 Syphilitikern und bei 45 Gesunden 
die Reaktion ausgeführt. Die meisten positiven Resultate (83%) erhielten sie bei ter- 
tiärer Syphilis. Der Reaktion ist ein gewisser praktischer Nutzen bei zweifelhafter 
Diagnose zuzusprechen. Stühmer (Breslau). 

- Dyken, H. W. J. van: Welche sind die Gefahren einer Salvarsaninfusion? Ge- 
neesk. tijdschr. v. Nederl.-Indië. Jg. 53, H. 5, S. 615—638. 1913. (Holländisch.) 

Anläßlich eines Todesfalles drei Tage nach einer intravenösen Salvarsaninfusion 
von 500 mg in schwach alkalischer Lösung, werden die wichtigsten Nachteile, welche 
der Salvarsantherapie anhaften können, erwähnt. Der mitgeteilte Todesfall, der erste 
auf mehr als 6000 Fällen, ist wahrscheinlich einer Arsenikintoxikation zuzuschreiben, 
die Ursache ist vielleicht in einer bei der Sektion aufgefundenen chronischen Nephritis, 
welche aber keine klinische Erscheinungen gemacht hatte, zu suchen. Es waren Blutun- 
gen in der Magen- und Darmschleimhaut, und fettige Degeneration von Herz, Leber 
und Nieren vorhanden. de Jager (Leeuwarden). 

Heinrichsdorff, Paul: Ein weiterer Beitrag zur Leberschädigung durch Sal- 
varsan. (Städt. Wenzel-Hancke-Krankenh., Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, 
Nr. 94, S. 2283—2285. 1913. 

Ein Patient, 50 Jahre alt, der mit der klinischen Diagnose: Tabes dorsalis, Lues, 
inkompensierter Herzfehler, Mitralstenose?, Aorteninsuffizienz aufgenommen wird, 
wird am 6. VI. 13 mit 0,3 Salvarsan intravenös behandelt. 14 Tage darauf wird er bei 
Wohlbefinden entlassen. Am 7. VII. also etwa einen Monat nach der Salvarsanspritze 
kommt er wieder zur Aufnahme mit hochgradiger Atemnot und Leberschwellung 
(bis zur Nabelhöhe, auf Druck schmerzhaft). 29. VII. 13, nachdem sich Patient erholt 
hat 0,2 Salvarsan intravenös. Wohlbefinden bis 20. VIII. Am 21. VIII. Salvarsan- 
injektion 0,6 intravenös. Schüttelfrost. Temperatursteigerung 38. Spannung und 


— 218 — 


Schmerzen im Abdomen. Nach 10 Tagen :unter zunehmender Herzschwäche Exitus 
letalis. Sektionsbefund der Leber: Zentrale Lappennekrose, hämorrhagischer Natur. 
Die unzweifelhaft vorhandene Stauung ist hier nicht die Ursache der Leberveränderung. 
Die Leberschädigung geht in solchen Fällen nicht immer mit Ikterus einher, so daß sie 
leicht übersehen werden kann. Stühmer (Breslau). 


Wernie: Über die Behandlung der Lues mit konzentrierten Lösungen von 


Neosalvarsan. Gazeta lek. Jg. 48, S. 1515—1519. 1913. (Polnisch.) 

Verf. empfiehlt die von ihm an 30 Fällen erprobte Methode der intravenösen Injektionen 
von konzentrierten Neosalvarsanlösungen (0,45—0,6 Neosalvarsan gelöst in 1,5—3 cem Wasser; 
Injektion mit gewöhnlicher Rekordspritze). Die konzentrierten Lösungen wirken ebenso gut 
wie die schwachen; die Temperaturerhöhungen werden nach den Injektionen viel seltener be- 
obachtet, als nach sehr schwachen Lösungen. Tomaszewski (Lemberg). 


Parasitäre Erkrankungen : 


Stäubli, C.: Trichinose. Handbuch d. pathog. Mikroorganism. Bd. 8, 2. Aufl. 
S. 73—122. 1913. 

Nach eingehender Erörterung der Geschichte der Trichinenforschung gibt Stäubli 
einen genauen Bericht über die verschiedenen Entwicklungsformen der Trichina 
spiralis (Phase der Geschlechtsreife = Darmtrichinen ; Phase der lebend geborenen jungen 
Würmchen, ihrer Wanderung und ihres Heranwachsens im Muskel; Phase des Ruhe- 
stadiums — Muskeltrichinen).. Die Muskeltrichinen wurden zuerst beim Menschen 
entdeckt; doch gelingt sowohl der Nachweis als auch die experimentelle Infektion 
bei fast allen Carni- und Herbivoren; bei Rindern, Schafen, Pferden ist allerdings die 
experimentelle Infektion sehr schwer. Das Schwein ist aber als derjenige Wirt zu be- 
zeichnen, durch den die Erhaltung der Trichine von Generation zu Generation haupt- 
sächlich gesichert wird. Es folgen genaue Angaben über die geographische Verbrei- 
tung der Trichine, über die pathologische Anatomie des befallenen Wirtes (Einwande- 
rung der Trichinen in den Darm, Wanderung der jungen Würmchen vom Darm mit 
der Lymphe in den Ductus thoracicus, ins zirkulierende Blut und mit diesem nach 
dem quergestreiften Muskel) sowie über die Krankheitserscheinungen der Wirte. 
Die Bedeutung der Trichine in der menschlichen Pathologie und auch die Infektion 
durch den Genuß ungekochten oder nicht genügend zubereiteten Schweinefleisches 
(ev. Wildschweinen, Hund, Fuchs) wurden zuerst von F. A. Zenker erkannt. Recht 
eingehend wird die Epidemiologie, Symptomatologie, Therapie und Prophylaxe der 
Trichinose des Menschen behandelt. Die wichtigsten Symptome der letzteren sind: 
Fieberhafter Zustand, Beginn der Erkrankung mit Magendarmstörungen, Gesichts- 
und hauptsächlich Lidödem, Muskelschmerzhaftigkeit, -härte, -steifigkeit und auch 
-contracturen, Fehlen der Patellarsehnenreflexe, ev. kombiniert mit dem Kernig- 
schen Sympton , Diazoreaktion des Urins, Hyperleukocytose und Eosinophilie des 
Blutes, Fehlen eines größeren Milztumors. Absolut sichergestellt wird die Diagnose 
durch den Nachweis der Trichinen im exstirpierten Muskelstück. Alfred Lindemann. 


Swellengrebel, N. H.: Entwickelung von Ascarisembryonen außer dem mensch- 
lichen Körper. Geneesk. tijdschr. v. Nederl. Indië Jg. 58, H. 5, S. 672—674. 1913. 
(Holländisch.) 

Ascaridieneierhaltiger Stuhl wurde, nachdem Bakterien und faulende Körper durch 
Auswaschen und Zentrifugieren entfernt waren, drei Monate lang mit Wasser aufbe- 
wahrt. Unter acht eierhaltigen Proben hatte sich nach drei Monaten in einem Röhr- 
chen die Entwicklung der Eier vollzogen; einige der Eier zeigten im Innern einen aus- 
gewachsenen Embryo, einige Embryonen hatten das Ei verlassen und schwammen frei 
in dem Wasser herum. Bei der Entwicklung verlieren die Eier die kleinen Warzen außer 
an den Polen; der Embryo ist dann voll entwickelt; nach kurzer Zeit durchdringt er 
die Schale; anfangs liegt der Kopf zunächst noch ohne Mundpapillen in der Schale; 
dann schlüpft der Wurm heraus; die Bewegungen sind träge und die Lebensdauer i in 
dem Wasser kurz. de Jager (Leeuwarden). 





— 219 — 


Fülleborn, Friedrieh, und Simon: Untersuchungen über das Vorkommen der 
Larven von Onchocerca volvulus in Lymphdrüsen und in der Zirkulation. Arch. 
f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. 17, Beih. 9, S. 1—18. 1913. 

Bei einem von Dr. Simon in Togo gefundenen Volvulus-Träger fanden Fülle- 
born und Simon in Lymphdrüsen und Blutausstrichen Mikrofilarien, die sich von 
den aus den Geburtswegen des Volvulusweibchens stammenden Larven nur durch 
größere Länge unterschieden. Da man Ähnliches auch bei anderen Mikrofilarien 
findet, spricht diese Größendifferenz noch nicht gegen die Identität der in den Lymph- 
drüsen und Blutpräparaten enthaltenen Larven mit Microfilaria volvulus. Beide, 
sowohl in den Knoten, wie in den Lymphdrüsen und Blutpräparaten gefundenen Ob- 
jekte zeigten 1. Scheidenlosigkeit bei einer Länge von 3004 , 2. Kernfreiheit des zu- 
gespitzten Schwanzendes, 3. übereinstimmenden Charakter der G I-Zelle und 4. gleiches 
Verhalten der anatomischen Fixpunkte des Excretions- und Genitalporus usw. zuein- 
ander. In guten Präparaten von Microfilaria volvulus trat die G I-Zelle stärker hervor 
als bei Bankrofti. Von Microfilaria loa ist Microfilaria volvulus auch durch das Fehlen 
der Scheide zu trennen und ebenso durch die Kerfreiheit des Schwanzendes. Gegen 
eine Verwechslung von Microfilaria volvulus mit den Mikrofilarien perstans und de- 
marqui spricht schon die erhebliche Größendifferenz. H. Ziemann (Charlottenburg). 


Urechia, C. J.: Ein neuer Fall von Trichocephalose mit letalem Ausgang. 
(Psychiatr. Klinik, Bukarest.) Spitalul Jg. 33, Nr. 19, S. 453. 1913. (Rumänisch.) 
Grigore Brauer (Wien). 


Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 


Widal, F., P. Abrami et Et. Brissaud: L’auto-anaphylaxie. Son rôle dans 
l’hemoglobinurie paroxystique.. Traitement antianaphylactique de l’h&moglobi- 
nurie. Conception physique de l’anaphylaxie. (Die Autoanaphylaxie Ihre 
Rolle bei der paroxysmalen Hämoglobinurie. Antianaphylaktische Be- 
handlung der Hämoglobinurie. Physikalische Auffassung der Anaphy- 
laxie.) Semaine méd. Jg. 33, Nr. 52, S. 613—619. 1913. 

Die Autoren fassen die paroxysmale Hämoglobinurie als Autoanaphylaxie auf. 
Denn die Störungen unterscheiden sich in nichts vom anaphylaktischen Shock. Im 
Blutserum befinden sich 3 Substanzen (Komplement, Sensibilisator und Antihämo- 
Ivsin), die normalerweise bei jeder Temperatur gegeneinander eingestellt sind, bei der 
„paroxysmalen Hämoglobinurie“ aber durch Kälte dissoziiert werden und daher 
den Anfall herbeiführen. Das klinische Bild der Hämoglobinurie ist ganz identisch mit 
dem einer wiederholten Seruminjektion. Verff. haben bei mehreren Fällen von paroxys- 
maler Hämoglobinurie die typischen Zeichen der Anaphylaxie (Blutdrucksenkung, 
Leukocytensturz und Störungen der Blutgerinnung) untersucht und gefunden, daß 
beim Auslösen des Anfalls durch ein kaltes Bad Blutdrucksenkung und Leukopenie 
konstant auftritt. Sie glauben aber nicht, daß die Leukopenie durch Zerstörung der 
weißen Blutkörperchen zustande kommt, sondern daß regionäre, periphere Leukopenie 
mit einer kompensatorischen Hyperleukocytose im Innern des Organismus besteht. 
Dementsprechend war im Venenblut Hyperleukocytose zu finden bei gleichzeitiger 
Leukopenie im Fingerblut. Also ganz gleiche Erscheinungen wie beim anaphylaktischen 
Anfall. Ebenso wurde bei den experimentell ausgelösten Anfällen der Hämoglobinurie 
deutliche Verstärkung und Beschleunigung der Blutgerinnung (wie beim anaphylak- 
tischen Shock) festgestellt, beruhend auf vorübergehender Verminderung des Anti- 
thrombins. Gleichzeitig ist eine Veränderung der Blutfarbe im Sinne einer arteriellen 
Rötung vorhanden, sowie noch andere Blutveränderungen (Irretraktilität, Fibrinolyse), 
wie sie auch bei intravenösen Injektionen artfremden Eiweißes auftreten. — Die ana- 
phylaktischen Erscheinungen bei einem Hämoglobinurieanfall sind weder von der 
Hämolyse noch von dessen Vorstadium, der Blutkörperchensensibilisierung, abhängig. 
Sie treten gleichzeitig mit der Gleichgewichtsstörung der hämolytischen Elemente 


— 220 — 


im Serum auf. Komplement mit Sensibilisator trennt sich unter dem Einfluß der Kälte 
vom Antihämolysin, sensibilisiert die Blutkörperchen und löst sie. Da dieses Phä- 
men als anaphylaktisches aufgefaßt wird, so muß es durch Behandlung der Ana- 
phylaxie auch gelingen, die Stabilität des Komplexes (Komplement, Sensibilisator 
und Antihämolysin) zu festigen und so die Hämoglobinurie zu vermeiden. Verff. ver- 
suchten eine Antianaphylaxie zu erzeugen, indem sie den Kranken ihr eigenes Serum 
wieder injizierten, also eine Autoserotherapie mit dem eigenen anormalen Autoana- 
phylaxie erzeugendem Serum durchführten. Die angeführten Versuche an drei Kran- 
ken sind beweisend für den guten Erfolg dieser Behandlung. Es gelang nach den In- 
jektionen nicht mehr, experimentelle Hämoglobinurie durch Kälte auszulösen. Der 
Vorgang ist als Antianaphylaxie aufzufassen. Es folgen am Schluß der Abhandlung 
theoretische Erörterungen über die Beziehungen der Kältewirkung zu den anaphylak- 
tischen Erscheinungen. Eisner (Berlin). 

Kretschmer: Über anaphylaxieähnliche Vergiftungserscheinungen bei Meer- 
sehweinchen nach der Einspritzung gerinnungshemmender und gerinnungsbeschleu- 
nigender Substanzen in die Blutbahn. (Univ.-Kinderklin., Straßburg) Biochem. 
Zeitschr. Bd. 58, H. 4/5, S. 399—409. 1913. 

Intrakardiale Injektion von gerinnungshemmenden Substanzen, sowie von eiweiß- 
fällenden und gerinnungsbefördernden Stoffen (Kieselsäurehydrosol, Eisen- und Kalk- 
salze) rufen äußerlich gleichartige Intoxikationserscheinungen hervor. Bei allen ad 
exitum gekommenen Meerschweinchen zeigte sich eine mehr oder weniger starke 
Lungenblähung; das Blut war nach Injektion gerinnungshemmender Stoffe ungeronnen; 
nach der Injektion gerinnungsbefördernder Stoffe bestand Thrombenbildung, während 
der Rest des Blutes verminderte Gerinnungsfähigkeit zeigte. Bei einer Reihe von 
Meerschweinchen konnte eine wechselseitige antagonistische Beeinflussung zwischen 
den Injektionen der gerinnungshemmenden und gerinnungsfördernden Substanzen 
sowie der Eiweißanaphylaxie festgestellt werden. Nach Überstehen eines Shocks nach 
der Injektion von Kal.citric., Pepton usw. fand sich eine deutliche Erhöhung der 
Resistenz. Ebenso machte eine überstandene Kal.-citrie.-, bzw. Peptonintoxi- 
kation bei mit Rinderserum vorbehandelten Tieren eine deutliche Resistenzerhöhung 
gegen eine zweite Injektion von Rinderserum. Die Dauer der Resistenzerhöhung 
scheint aber nur kurz zu sein. Die Ursache der Intoxikationen führt Verf. auf die 
veränderten Gerinnungsverhältnisse des Blutes zurück. Die Erscheinungen der Kal.- 
eitric.- usw. Intoxikation sind ähnlich denen der Eiweißanaphylaxie. Da hierbei eben- 
falls die Gerinnungsfähigkeit des Blutes verändert ist, so ist anzunehmen, daß diese 
den anaphylaktischen Shock auslöst. Eisner (Berlin). 

Izar, G., und C. Patané: Uber Lipoproteine. Mitteilg. 2. Wirkung von Lipo- 
proteinen in vivo. (Inst. f. spez. Pathol. inn. Krankh., Univ. Catania.) Biochem. 
Zeitschr. Bd. 58, H. 3, S. 195—201. 1913. 

Injektionen der Verbindungen von Peptonen sowie Proteinen mit höheren Fett- 
säuren zeigen ein ähnliches Verhalten wie von alkoholätherischen und methylalkoho- 
lischen Organextrakten. Die Versuche wurden an Kaninchen und Sperlingen ausge- 
führt. Die intravenösen Injektionen rufen den Tod hervor. Der Obduktionsbefund 
ist starke Hyperämie der inneren Organe, Erweiterung des rechten Herzens und Un- 
gerinnbarkeit des Blutes bis 30 Minuten nach dem Tode. Subletale Dosen rufen vor- 
übergehende Lähmung und Parese der Extremitäten, Dyspnöe, Tachypnöe und tonisch- 
klonische Krämpfe hervor. Die Blutdrucksenkung ist nur gering; in niedrigen Dosen 
überhaupt nicht vorhanden. Im Gegensatz zu Organextrakten erhöht einstündiges 
Erhitzen auf 50° die Giftigkeit der Emulsionen nicht; gleiche Behandlung eines Ge- 
mischs von Lipoproteinen + Serum ruft teils Verminderung, teils Erhöhung der Giftig- 
keit hervor. Dohrn (Berlin). 

Izar, G., und C. Patané: Uber Antigene für die Meiostagminreaktion bei bös- 
artigen Geschwülsten. Mitteilg. 1. Fraktionierung der methylalkoholischen An- 


— 221 — 


tigene. (Inst. f. spez. Pathol. inn. Krankh., Univ. Catania.) Biochem. Zeitschr. 
Bd. 58, H. 3, S. 186—194. 1913. 

Verff. stellten sich die Aufgabe, durch sukzessive wiederholte Fällung und Ex- 
traktion das Antigen von den äther- und methylalkohollöslichen Stoffen zu befreien, 
die bei der Meiostagminreaktion keine wesentliche Rolle spielen, andererseits aber 
aus unbekanntem Grunde Zersetzungen und Veränderungen erleiden. Es zeigte sich 
daß durch Fällung des methylalkoholischen aus Pankreas- oder Tumorpulver extra- 
hierten Antigens mit Aceton ein Niederschlag gebildet wird, in dem der wirksame 
Anteil des Antigens enthalten ist. Das in Methylalkohol wieder gelöste Acetonpräci- 
pitat liefert mit absolutem Äthylalkohol einen wirksamen Niederschlag, der, noch- 
mals in Methylalkohol aufgelöst, durch Fällung mit Äther eine weitere Reinigung er- 
fährt. Der neue wieder in Methylalkohol gelöste Ätherniederschlag durch Benzol 
gefällt und in Methylalkohol nochmals aufgelöst, gibt nur nach Zusatz von Petroläther 
einen Niederschlag. Dieses letztere Präcipität enthält fast quantitativ den wirksamen 
Teil des Rohantigens. Metallfällungen erwiesen sich als unwirksam. C. Lewin. 


Arlo, J., et B. Certain: Formation des hémolysines dans le sang des animaux 
préparés. Influence des injections répétées d’ hömaties sur le pouvoir hömolytique. 
(Die Bildung von Hämolysinen im Blut vorbehandelter Tiere. Der Ein- 
fluß wiederholter Blutkörpercheninjektionen auf die hämolytische 
Kraft.) (Inst. Pasteur, Lile.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. 
Bd. 75, Nr. 36, S. 552—554. 1913. 

Hämolysine erscheinen bereits am Tage nach der Blutkörpercheninjektion im 
Serum. Es genügen zwei Injektionen von Blutkörperchen, um die größte hämolytische 
Wirkung zu erreichen. Eine erneute Injektion führt zum Abfallen der Hämolysine. 
Nach 2—4 Tagen erfolgt ein rapider Anstieg. Eisner (Berlin). 

Gironi, Ugo: Antikörper und Rivaltasche Serum-Blutreaktion. (Städt. Krankenh., 
Forli u.Chirurg. Univ.-Klin., Siena.) Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, 
H. 2, S. 243—249. 1913. 

Bei der Rivaltaschen Serum-Blutreaktion wird bestimmt, in welcher Verdünnung 
(mit Natriumcarbonatlösung) Serum bzw. Blut beim Eintropfen in stark verdünnte 
Essigsäure noch eine Ausfällung zeigt. Die Substanzen, die diese Reaktion bewirken, 
sind Globuline. Verf. untersuchte den Verlauf der Reaktion bei der Immunisierung, 
indem er Kaninchen mit Ricin behandelte und dann den Gehalt des Serums an Prä- 
cipitinen mit der Stärke der Rivaltaschen Reaktion verglich. Es ergab sich, daß eine 
gewisse Parallelität zwischen der Intensität dieser Reaktion und der im Blute kreisen- 
den Antikörper besteht. Meyerstein (Straßburg). 

| Stoffwechsel. 
Aligemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik : 


Masslow, M.: Über die biologische Bedeutung des Phosphors für den wachsen- 
den Organismus. 2. Untersuchung der Organe auf ihren Gehalt an Phosphor und 
intracellularen Fermenten. (Med. Müü. RO: St. Petersburg.) Biochem. Zeitschr. 
Bd. 56, H. 3, S. 174—194. 1913. 

Die Versuche wurden an wachsenden Hunden von gleichem Wurf angestellt. 
Bei ungenügender Zufuhr von Phosphor in der Nahrung erfolgt parallel mit dem 
Zurückbleiben der gesamten Entwicklung eine Verarmung des Organismus an Phos- 
phor. Zuerst wird der anorganische Phosphor abgegeben, der organische bleibt auch 
ım Phosphorhunger ziemlich beständig, und zwar sind die Nucleinverbindungen sta- 
biler als die Lipoidverbindungen. Gehirn und Herz verarmen niemals an Phosphor. 
Indem sie die spärlichen Phosphormengen der Nahrung und des zerfallenden Gewebes 
verwerten, erfahren sie sogar eine gewisse Anreicherung. Sehr ausgesprochen ist da- 
gegen die Phosphorverarmung in Leber, Darm, Muskel, Knochenmark und Niere. 
Ist der Phosphorgehalt auf ein Minimum gesunken, so geht das Tier zugrunde. Zusatz 


— 222 — 


anorganischer Phosphate zur phosphorarmen Nahrung ist nutzlos. Es wird damit 
nur der Bedarf an anorganischem Phosphor gedeckt. An organischem Phosphor 
verarmt hingegen der Organismus. Die unbedingt erforderlichen Mengen erhält er 
aus den eigenen zerfallenden Gewebselementen. Der anorganische Phosphor ist also 
zur Synthese komplizierter, organischer Verbindungen und der Phosphatide ungeeignet. 
Ebensowenig können Glycerophosphate den Organismus vor Phosphorverarmung 
schützen. Die letztere erfolgt auf Kosten des organischen und Phosphatidphosphors. 
Einen auffallend günstigen Einfluß hat hingegen das Lecithin. Es bringt nicht nur 
den ursprünglichen Phosphorgehalt wieder, sondern vermehrt ihn unter Umständen 
sogar über den Anfangswert hinaus. Die Zunahme erstreckt sich auf den organischen 
und anorganischen Phosphor und speziell auf die Phosphatide. Sie tritt zunächst 
in den inneren Organen ein. Muskeln und Knochenmark bleiben auch bei Lecithin- 
fütterung arm an Phosphor. Milchfütterung führt bei allzu langer Dauer zur Phosphor- 
verarmung. Da aber immerhin ein Teil des Phosphors gedeckt wird, kann der Organis- 
mus den Phosphorhunger länger ertragen. Die Verarmung betrifft dabei besonders 
den anorganischen Phosphor, während der organische sogar vermehrt ist. Bei Fütte- 
rung mit Albuminmilch treten die Erscheinungen der Phosphorverarmung noch früher 
und rascher in Erscheinung. Der II. Teil der Arbeit beschäftigt sich mit der Ferment- 
entwicklung im wachsenden Organismus bei mangelnder Zufuhr von Phosphor, aber 
ausreichender Ernährung mit Eiweiß, Kohlenhydrat und Fett. Es zeigte sich, daß mit 
der Phosphorverarmung die fermentative Energie der Organe abnimmt, während bei 
genügender Zufuhr sie sich mit zunehmender Entwicklung des Organismus verstärkt. 
Bei Zusatz von Glycerophosphaten zur Nahrung erfährt zwar die fermentative Funktion 
eine gewisse Vermehrung gegenüber dem Phosphorhunger, aber sie bleibt hinter der 
normal ernährter Tiere weit zurück. Das Lecithin stellt zunächst die fermentative 
Energie wieder her, erhöht dann die amylolytische, diastatische und katalytische 
Wirksamkeit sogar über den ursprünglichen Wert. Doch ist die Wirkung nicht von 
Dauer, da schließlich wieder eine Abnahme erfolgt. Immerhin erscheint das Lecithin 
als ein mächtiges Stimulans für die Aktivierung und Regeneration der Fermente. 
Daß übermäßig lange mit Milch ernährte Tiere gleichfalls eine Abnahme der Fermente- 
energie aufweisen, hängt mit der ungenügenden Phosphorzufuhr eng zusammen. Maase. 

Fiske, Cyrus H., and Howard T. Karsner: Urea Formation in the liver. A study 
ot the urea-forming function by perfusion with fluids containing (a) ammonium 
carbonate and (b) Glycocoll. (Harnstoffbildung in der Leber. Untersuchung 
über die harnstoffbildende Funktion beiderDurchströmung mitFlüssig- 
keiten, welche a) Ammoniumcarbonat und b) Glykokoll enthalten.) (La- 
borat. of pathol. | Phillips Fund] Harvard med. school.) Journal of biol. chem. Bd. 16, 
Nr. 3, S 399—417. 1913. 

Wird durch eine überlebende Leber Ammoniak in Form von Ammoniumcarbonat 
hindurchgeleitet, so wird dasselbe zum Teil in Harnstoff umgelagert. Ob em Teil zu 
Aminosäuren umgelaxert wird, konnte nicht festgestellt werden. Wurde die Leber von 
Katzen oder Kaninchen mit dem eigenen defibrinierten Blut, das ca. 44 mg auf 100 ccm 
Stickstoff in Gestalt von Glykokoll enthielt, durchströmt, so wurde keine erhöhte 
Harnstoffbildung beobachtet. Die Bildung von Harnstoff aus Aminosäuren in der 
Leber konnte nicht bindend erwiesen werden, da kein zwingender Grund vorliegt, 
daß die Leber die Bildungsstätte hierfür ist. Brahm (Berlin). 

Morel, Albert, et Georges Mouriquand: Comparaison entre le sang du foetus 
à terme et le sang de la mère au point de vue de la répartition naturelle des sub- 
stances azotées (urée, aminoacides, etc.). (Vergleich der Stickstoffraktionen 
[Harnstoff, Aminosäuren usw.] im fötalen und mütterlichen Blut am 
Ende der Schwangerschaft.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. 
Bd. 75, Nr. 37, 5. 643—646. 1913. 

Verff. haben den Harnstoff-N, Aminosäuren-N und den Rest-N unter physiologischen 


— 223 — 


Bedingungen im mütterlichen und fötalen Blut bei normalen und einer syphiliti- 
schen Person, sowie bei Kaninchen untersucht. Unmittelbar nach der Geburt wurden 
30 ccm Nabelschnurblut sowie 30 ccm mütterliches Blut durch Venenpunktion entnom- 
men, defibriniert, durch Alkohol enteiweißt und sofort verarbeitet. Dem ätherisierten 
Kaninchen wurden ca. 30 ccm arterielles Blut entnommen, gleich darauf wurden die 
Jungen aus dem Uterus entfernt und sofort durch Enthauptung entblutet. Den Rest-N 
und den Harnstoff-N haben Verff. nach Folin, Aminosäuren nach van Slyke bestimmt. 
Die Fraktionen im fötalen Blut sind denen der Mutter durchaus analog. Nur beim sy- 
philitischen Foetus zeigen sich einige Abweichungen, die Verf. als Ausdruck der allge- 
meinen Ernährungsstörung auffassen. Jastrowitz (Halle). 

Bywaters, Hubert William, and Douglas George Clutsam Tasker: On the real 
nature of the so-called artificial globulin. (Die eigentliche Natur des sog. 
künstlichen Globulins.) (Physiol. laborat., univ., Bristol.) Journal ot physiol. 
Bd. 47, Nr. 3, S. 149—158. 1913. 

Verff. beschreiben die Darstellung des sog. künstlichen Globulins, Serumalbu- 
mins und Serumglobulins und teilen die bei der Untersuchung erhaltenen Werte für 
den Gehalt an Schwefel, Phosphor und Kohlenhydraten mit. Daraus ergibt sich, daß 
das künstliche Produkt mit dem natürlichen Globulin nicht identisch ist. Das künst- 
liche Globulin stellt ein Alkalimetaprotein dar. Aus den Analysenzahlen geht des wei- 
teren hervor, daß eine Umwandlung des Albumins in Globulin nicht stattfindet, son- 
dern nur das Alkalisalz des Metaproteins entsteht. Brahm (Berlin). 

Zunz, Edgard: Sur quelques réactions des protéoses et des peptones. (Über 
einige Reaktionen der Proteine und Peptone.) (Inst. de thérapeut., uniw., 
Bruxelles.) Trav. de l’inst. de thérapeut. de Bruxelles Bd. 11, S. 395—408. 1913. 

Zum Studium der Verdauungsprodukte von Proteinen werden Differenzierungs- 
punkte zwischen Proteinen und ihren Derivaten festgestellt auf Grund folgender 
Reaktiönen: der Fällung von Röhmann und Shmamine mit Eisenchlorid oder Eisen- 
sulfat, der Fällung von Neuberg und Kerb mit Mercuriacetat, der Farbenreaktion von 
Chodat mit p-Kresol-Tyrosinase, der Farbreaktion von Harlay mit Tyrosinase und 
der Färbung von Gnezda mit Ammoniak und Nickelsulfat. Untersucht werden die 
Proteosen von Pick, die Peptone von Kühne und die a- und ß-Pepsinfibrinpeptone 
von Siegfried. Die einzelnen Reaktionsresultate müssen im Original eingesehen werden. 

Dohrn (Berlin). 

Kakizawa: Stoffwechselversuche mit Bananenmehl. (Hyg. Inst., Univ. Würz- 
burg.) Arch. f. Hyg. Bd 80, H. 7/8, S. 302—309. 1913. 

Verf. prüft die Resorbierbarkeit des Bananenmehls in folgender Weise. Er gibt 
in den einzelnen Nahrungsperioden eine Kost von gleichem Eiweiß-Fett-Kohlehydrat- 
gehalt und gleichem Caloriengehalt. Die Nahrung besteht aus Milch, Brot, Wurst, 
Käse, Zucker, Butter. In der Bananenmehlperiode wird im wesentlichen ein Teil des 
Brotes durch 135 g Bananenmehl ersetzt. Verf. findet die Ausnützung der Trocken- 
substanz des Bananenmehls um ein geringes schlechter als beim Brot und Haferniehl, 
und meint, daß Bananenmehl entweder ein Kohlehydrat enthält, das nicht ganz so gut 
ausgenützt wird, oder daß es noch Stoffe enthält, die nur fälschlich als Kohlehydrate 
gerechnet sind. Bananenniehl verstopft etwas. Salomon (Wien). 

Lewis, Howard B., and Ben H. Nicolet: The reaction of some purine, pyrimidine, 
and hydantoin derivatives with the uric acid and phenol reagents of Folin and Denis. 
(Die Reaktion einiger Purin-, Pyrimidin- und Hydantoinderivate mit 
dem Harnsäure- und Phenolreagens von Folin und Denis.) (Sheffield laborat. 
of physiol. chem. a. Sheffield chem. labort., Yale univ., New Haven, Conn.) Journal of 
biol. chem. Bd. 16, Nr. 3, S. 369—373. 1913. 

In einer ausführlichen Tabelle haben Verff. die Einwirkung des Folin- und Denis- 
schen Harnsäure- und Phenolreagens auf eine große Anzahl von Purin-, Pyrimidin- 
und Hydantoinverbindungen zusammengestellt. Brahm (Berlin). 


— 224 — 


Osborne, Thomas B., and La Fayette B. Mendel: The influence of butter-fat 
on growth. (Die Einwirkung von Butterfett auf das Wachstum.) (Connect. 
agricult. exp. stat. a. Sheffield laborat. of physiol. chem., Yale uniw., New Haven, Con- 
necticut.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 3, S. 423—437. 1913. 

Verff. berichten über Versuche mit Ratten, in denen gezeigt werden konnte, 
daß durch Butterfett das Wachstum begünstigt wird. Nur dem fetthaltigen Anteil 
der Butter kommt diese Fähigkeit zu. Brahm (Berlin). 
Baeh, A.: Zur Kenntnis der Reduktionsfermente. Mitteilg. 5. Weiteres über 
das Koferment der Perhydrase. Bildung von Aldehyden aus Aminosäuren. (Priv.- 
Laborat. d. Verf., Genf.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, H. 3, S. 205—212. 1913. 

Als Ausgangsmaterial benutzte Verf. ein bis zu den Aminosäuren abgebautes Ei- 
weißpräparat, das Erepton. Dasselbe stellt ein wirksames Koferment der Perhydrase 
dar. Wird das Erepton in wässeriger Lösung der Destillation unterworfen, so werden 
beständig Aldehyde abgespalten. Nur in den ersten Fraktionen fanden sich Aldehyde, 
wurde der Destillationsrückstand nach 24 Stunden erneut destilliert, so fanden sich 
in den ersten Fraktionen wieder Aldehyde, und zwar in denselben Mengen wie bei der 
ersten Destillation. Bei der Destillation im Luftstrom sind Aldehyde in allen Fraktionen 
des Destillates gleichmäßig enthalten. Es erhellt, daß Aldehyde im Erepton nicht 
als eine Beimischung präformiert vorhanden sind, sondern sie entstehen erst bei der 
Erhitzung der Lösung. Daß Ereptonlösungen keine Aldehyde in nennenswerter Menge 
enthalten, geht schon daraus hervor, daß dieselbe weder auf alkalische Silberlösung, 
noch auf Fuchsin-Bisulfit einwirkten. Nach Ansicht des Verf. liegt die Streckersche 
Reaktion der Aldehydbildung im Erepton zugrunde. Die Oxydation der Aminosäuren 
erfolgt auf hydroklastischem Wege und wird nur indirekt durch den Sauerstoffzutritt 
gefördert. Als Koferment der Perhydrase sind Aldehyde anzusehen, und zwar solche, 
bei denen die Aldehydgruppe an verhältnismäßig einfache Radikale gebunden ist. 
Komplexe Aldehyde, die alkalische Silberlösung nicht direkt reduzieren und mit dem 
Fuchsin-Bisulfitreagens keine Färbung geben, sind für die Perhydrase unverwertbar. 
Die Perhydrase ist eine echte Aldehydase, die als zuverlässiges und sehr empfindliches 
Reagens auf Aldehyde vom Verf. empfohlen wird. Brahm (Berlin). 

Ziembicki, W.: Ein Beitrag zum Nachweis von Gallenfarbstoffen im Harne. 
Lwowski tygodnik lekarski Jg. 1913, Nr. 50, S. 819. 1913. (Polnisch.) 

Ein Reagensglas wird bis zur Hälfte mit Harn gefüllt, einige Kubikzentimeter rauchender 
Salzsäure (spez. Gewicht 1,19) hinzugefügt und hiernach träufelt man einige Tropfen 1 proz. 


Lösung von Natrium nitrosum hinzu. Bei Anwesenheit von Gallenfarbstoff nimmt die Flüssig- 
keit smaragdgrüne Färbung an. Sohn (Lemberg). 

Kretschmer, Erich: Über die Stickstoffbestimmung im Harn nach Schneider- 
Seegen. Charite-Ann. Jg. 37, S. 273—277. 1913. 

Das Verfahren beruht auf einer Ammoniakabgabe organischer Substanzen beim Er- 
hitzen mit Natronkalk und ist für klinische Zwecke deın Verfahren nach Kjeldahl vorzu- 
ziehen. Vorteile des Verfahrens sind die weit kürzere Arbeitszeit und die Vereinigung von 
Substanzzerstörungen und Ammoniakdestillation in einer Reaktion. Die Genauigkeit ist für 
den Menschenharn eine gute. Dohrn (Berlin). 

Benedict, S. R., and J. R. Murlin: Note on the determination of amino-acid 
nitrogen in urine. (Beitrag zur Bestimmung des Aminosäurestickstoffs im 
Urin.) (Med. coll., Cornell univ.. New York City.) Journal of biol. chem. Bd. 16, 
Nr. 3, S. 385—388. 1913. | 

Die Bestimmung von Henriquez und Sörensen wird unter Benutzung der Angaben 
von Leersum in folgender Weise ausgeführt: In einem 500-cem-Erlenmeyer werden 200 cem 
des auf 2 Liter verdünnten Tagesharns abremessen. Dazu kommen 200 cem einer 10 proz. 
Lösung von Phosphorwolframsäure in 2 proz. Salzsäure. Nach einigen Stunden werden 250 ccm 
des klaren Filtrates mit l ccm 0,5 proz. Phenolphthaleinlösung und Bariumhydrat bis zur 
Rosafärbung versetzt. Nach einer Stunde neutralisiert man zwei l100-cem-Proben mit Y,n- 
Salzsäure, fügt 10---20 cem nentrales Formalin hinzu und titriert vorsichtig bis zu tiefroter Farbe 
und bis weitere Tropfen ?',„n-Natronlauge keine weitere Färbung hervorrufen. Zur Korrektur 
wird die Menge Y/jon-Natronlauge abvezogen, welche die gleiche Rotfärbung in der gleichen 
Menge C'O,-freien Wassers mit der gleichen Menge Formalin hervorruft. Dohrn (Berlin). 


— 225 — 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Eiweißstoffwechsel : 

Abderhalden, Emil: Weiterer Beitrag zur Frage nach dem Einfluß des Blut- 
gehaltes der Substrate auf das Ergebnis der Prüfung auf spezifisch eingestellte 
Abwehrfermente mittels des Dialysierverfahrens. (Physiol. Inst., Univ. Halle a. S.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 50, S. 2774—2776. 1913. 

Bei der Untersuchung der Bedeutung der vollständigen Entblutung der Gewebe 
für die Zuverlässigkeit der Ergebnisse der Dialysierversuche fand Verf. bei Benutzung 
von Pferde- und Rinderblutserum, daß bluthaltige und blutfreie Organe in einer sebr 
großen Anzahl von Fällen sich gleich verhielten, d. h. es fand kein Abbau irgendeines 
Organes statt. In einer ganzen Anzahl von Fällen ergaben sämtliche bluthaltigen Or- 
gane einen Abbau, während die absolut blutfreien Gewebe eine negative Reaktion 
zeigten. In keinem Falle war das betreffende Organeiweiß zum Abbau gelangt, sondern 
es wurden jedesmal Blutbestandteile hydrolysiert. In den Fällen, in welchen die blut- 
haltigen Organe einen Abbau ergaben, muß nach Ansicht des Verf. das angewandte 
Serum Abwehrfermente gegen Blutbestandteile enthalten haben. Um sich gegen die 
dadurch entstehenden Fehler zu schützen, empfiehlt es sich, die Organe sehr sorg- 
fältig zu entbluten und gegen ein Serum zu eichen, das von einem Fall stammt, bei 
dem ein Hämatom vorliegt oder eine Operation vorgenommen wurde. Brahm. 

Urechia, J., et A. Popeia: La methode d’Abderhalden chez les animaux en 
état de tétanie expérimentale. (Die Abderhaldensche Methode bei Tieren 
im Zustande experimenteller Tetanie.) (Hôp. miit., Bucarest.) Cpt. rend. 
hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 36, S. 591—593. 1913. 

An 4 Hunden wurde der ganze Schilddrüsenappärat. exstirpiert, worauf die Tiere 
sämtlich an den Erscheinungen der Tetanie zugrunde gingen. Das Serum der tetanischen 
Hunde reagierte nun im Abderhalden - Versuch mit Pankreas immer positiv, mit 
Nebenniere gleichfalls immer aber schwach positiv, mit Leber und Milz dreimal positiv, 
einmal negativ, mit Hirnrinde einmal positiv, mit Niere, Ovar, Hoden und Hypophyse 
— letztere wurde nur einmal geprüft — negativ. Die Verff. erblicken in ihren Versuchen 
eine Stütze für den von verschiedenen Autoren angenommenen Antagonismus zwischen 
Schilddrüse und Pankreas. J. Bauer (Innsbruck). 

Oeller, Hans, und Richard Stephan: Technische Neuerungen zur Dialysier- 
methode. (Med. Klin., Univ. Leipzig.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 51, 
S. 2505—2507. 1913. 

Die Autoren geben zur Technik der Dialysiermethode verschiedene Modifika- 


tionen an. 

Die eine betrifft die Entblutung des Organs: das Organ wird nicht in toto durch Aus- 
pressen, Zerreiben usw. entblutet, sondern zunächst in Form von Gefrierschnitten zu Scheib- 
chen von 40—100 « Dicke zerschnitten und diese unmittelbar darauf in isotonischer NaCl- 
Lösung ausgespült. Diese Art der Entblutung hat nach Ansicht der Verff. verschiedene Vor- 
teile: 1. Die mit solchen Organscheiben beschickten Hülsen enthalten, da das verwendete 
Substrat nicht weiter destruiert worden ist, in jedem Fall das spezifische Gewebe. 2. Die 
Scheibenform als solche begünstigt den Vorgang der Reaktion, weil sie den Fermenten die relativ 
größte Angriffsfläche bietet. 3. Der Grad der Organentblutung läßt sich jederzeit durch die 
mikroskopische Untersuchung kontrollieren. 4. Die mittelst dieser Technik, die allerdings sich 
nicht für jedes Gewebe in gleicher Weise eignet, gewonnenen Organpräpartae zeigen nicht 
nur eine größere Haltbarkeit, sondern sind, wenn sie später doch mit Ninhydrin reagicrende 
Stoffe abgeben, auch rasch wieder ausgekocht. Geschädigt werden, wie Kontrolluntersuchungen 
ergeben haben, die Organe durch die Gefrierbehandlung nicht. Die zweite Modifikation 
betrifft das Kochen der angesetzten Proben. Verff. kochen im Gegensatz zu Abderhalden, 
der die einzelne Probe für gewöhnlich nur einmal und nicht länger als 1 Minute kocht, in all 
den Fällen, wo überhaupt keine oder keine eindeutige Reaktion eintrat, nach abermaligem 
Zusatz von 0,2 cem Ninhydrinlösung die gesamten angesetzten Proben nach. Den Vorteil 
dieser Neuerung erblicken die Autoren darin, daß — eine exakte Eichung der Hülsen ist dabei 
unerläßliche Bedingung — beim ersten Kochen fraglich gebliebene Reaktionen nachträglich 
eindeutiger werden. Die eigendialysablen Substanzen des Serums allein sollen trotz der dureh 
das Nachkochen erhöhten Chance ihrer Reaktionsfähigkeit die Beurteilung des Gesamtversuchs 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 15 


— 226 — 


nicht stören. Das Ansetzen möglichst zahlreicher Kontrollen — Verff. brauchen zur Unter- 
suchung von 5 Sera rund 80 Diffusionshülsen — ist für jeden einzelnen Fall dringend zu emp- 
fehlen. Die Menge der zu kochenden Dialysate hat die Autoren zur Konstruktion eines Appa- 
rates geführt, der ihnen gestattet, 30 Kochproben auf einmal durchzuführen. Sie verwenden 
dabei als Badflüssigkeit Paraffinum liqu., das bei unveränderlicher Klarheit infolge seines höheren 
Siedepunktes ein energischeres Kochen der Proben gestattet. Der Apparat besteht aus einer 
länglichen Wanne, in deren Längsseiten zur Beurteilung der Farbreaktionen große Glasfenster 
angebracht sind. Zur Aufnahme der Proben sind metallene Rahmen vorgesehen. Diese Rahmen, 
die einfach in die Wanne hineingestellt werden, tragen an ihren Schmalseiten zwei Vertikal- 
leisten mit Trägern zur Aufnahme eines Querstabes, an dem — und das ist die dritte Modi- 
fikation — die einzelnen Siederöhrchen mittels Kette aufgehängt sind. Von den hölzernen 
Siedestäbchen sind Verff. abgekommen, da sie trotz mannigfachen Auskochens ab und zu 
doch eine Gelbfärbung des Glasinhalts bedingen sollen. Sie verwenden statt dieser gläserne 
Siederöhrchen, deren eines mit Aufhängekettchen versehenes Ende zugeschmolzen, deren 
anderes in die Flüssigkeit tauchendes Ende offen ist. Die in den Röhrchen eingeschlossene 
Luft entweicht beim Kochen und verhindert so jeden Siedeverzug. Nach beendigtem Kochen 
werden die Siederöhrchen mittels des Querstabes aus der Flüssigkeit herausgehoben und in 
den Trägern aufgehängt. Dadurch wird jede Störung bei der Ablesung der Reaktion vermieden. 
Die Verwendung dieser gläsernen Siederöhrchen verlangt jedoch gegenüber den Holzstäbchen, 
die nach ihrer Verwendung weggeworfen werden, eine peinliche Reinigung. Ebenso bedingt 
auch die Anwendung des Kochapparates — wie die Versuche ergeben haben — eine längere 
Kochzeit. Drei Minuten sind das Optimum. Bei dieser Art des Kochens dampfen die Proben 
einmal nicht so stark ein, wie bei dem direkten Erhitzen, des andern aber erlaubt sie, eine 
größere Zahl von Proben gleichzeitig und gleichmäßig zu erhitzen. Eigentliche mittelst dieser 
Technik gesammelte Erfahrungen liegen nicht vor. Wildermuth (Halle). 


Kohlehydratsto/fwechsel : 


Russo, Gennaro: La sifilide nella patogenesi del diabete mellito. (Die Syphilis 
in der Pathogenese des Diabetes mellitus.) (Istit. med.-chirurg., Napoli.) Gazz. 
internaz. di med.-chirurg.-ig. Jg. 1913, Nr. 48, S. 1143—1146. 1913. 

38jähriger Mann. 1906 Syphilis; 1910—1911 Diabetes mellitus. Da die diätetische Be- 
handlung keine befriedigende Resultate ergab, wurde eine spezifische Quecksilberkur ein- 
geleitet. Letztere brachte den Diabetes zur Heilung. Gigon (Basel). 

Sohn, I.: Über hohen Blutzuckergehalt in einem Falle von Coma diabeticum. 
Lwowski Tygodnik lekarski Jg. 1913, Nr. 50, S. 816—818. 1913. (Polnisch.) 

In einem Falle von Coma diabeticum, in welchem 3 Monate vor dem Ausbruche des Ko- 
mas der Blutzucker 0,3%, war, wurde während des Komas mittels der Bertrandschen Methode 
der Blutzuckergehalt auf 1,96%, bestimmt. Kontrollbestimmungen mittels der Polarisations- 
wie auch Gärungsinethode bestätigten den obigen Befund. In demselben Falle verschwand auch 
2 Tage vor dem Tode Aceton aus dem Harn. Die Harnzuckerwerte schwankten in denselben 
Tagen zwischen 2,1—2,9%. Der hohe Blutzuckergehalt wird nach v. Noorden als Undurch- 
lässigkeit des Nierenfilters gedeutet. Sohn (Lemberg). 

Greenwald, Isidor: The formation of glucose from propionic acid in diabetes 
mellitus. (Die Bildung von Glucose aus Propionsäure bei Diabetes melli- 
tus.) (Chem. laborat. of the Montefiore Home, New York.) Journal of biol. chem. 
Bd. 16, Nr. 3, S. 375—377. 1913. 

Verf. beschreibt einige Untersuchungen über das Verhalten von Propionsäare 
bei Diabetes-mellitus-Kranken. Es zeigte sich verschiedentlich, daß die Extraglucose 
der eingenommenen Propionsäure entsprach. Im weiteren Verlauf der Versuche 
nahm die Menge der gebildeten Glucose ab. Brahm (Berlin). 


Masel, Jos.: Zur Frage der Säurevergiftung beim Coma diabeticum. (Med.- 
poliklin. Inst., Univ. u. Krankenh. a. Urban, Berlin.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, 
H. 1/2, S. 1—12. 1913. 

Bestimmungen der H- und OH-Ionen-Konzentration im Blut nach der Gasketten- 
methode in der Anordnung von L. Michaelis. — Beim Kaninchen gelingt es, durch 
Einführung von buttersaurem Natron ein Koma zu erzeugen, ohne daß eine Vermehrung 
der H-Ionen nachweisbar wird (z. B. Konzentration der H-Ionen 0,288 x 107). Da- 
gegen kann während der Morphium-Narkose beim Huna der H-Ionengehalt des Blutes 
merklich ansteigen (z. B. von 0,266 x 1077 auf 0,53 x 1077), wahrscheinlich infolge 
Herabsetzung der Reizbarkeit des Atemzentrums. Bei zuckerkranken Menschen, 


sogar bei solchen mit sehr starker Acidose, wurden wiederholt normale Werte gefunden 
(z. B. 0,309 x 107); in einem Falle von Koma allerdings eine Steigerung (0,78 x 1077); 
doch läßt sich diese Beobachtung als sekundäre Erscheinung infolge des Versagens 
des Regulationsmechanismen, wie in der Narkose, deuten. In manchen Fällen von 
Arthritis urica fand sich ebenfalls eine Steigerung (0,427 x 107). — Eine eigentliche 
Säurevergiftung im Sinne Naunyns und Stadelmanns liegt also beim schweren 
Diabetes nicht vor. Otto Neubauer (München). 


Innere Sekretion. 
Schilddrüse, Nebenschilddrüsen, Thymus: 


Hemmeter, J. C.: Hyperthyroidosis of intestinal origin. (Hyperthyreoidosis 
enterogenen Ursprungs.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 24, 
S. 2145—2146. 1913. 

Hinweis auf die in der Literatur vorliegenden Beobachtungen bezüglich eines Zu- 
sammenhanges zwischen Darm und Schilddrüse, speziell auf die Versuche McCarri- 
sons über enterogene Entstehung des Kropfes. Bericht über drei Fälle, in denen sich 
im Anschluß an eine schwere Kolitis Hyperthyreoidismus entwickelt hatte. Unter Be- 
handlung mit hohen Irrigationen (l proz. Ichthyollösung) und mit Bacillus bulgaricus 
besserte sich der Zustand wesentlich. J. Bauer (Innsbruck). 


Nicolaysen, J.: Transplantation von Parathyreoidea bei postoperativer Tetanie. 
(Chirurg. Klin., Christiania.) Nord. Tidskr. f. Terapi Bd. 12, 2, S. 66—78. 1913. (Norweg.) 

Bei einer nach doppelseitiger Strumektomie an postoperativer Tetanie erkrankten 
16jährigen Patientin wurden 8 Tage nach Ausbruch des Leidens nach erfolgloser Cal- 
ciumtherapie 3 Gland. parathyreoid. von der Leiche einer kurz vorher Verstorbenen 
in das Knochenmark des Femur transplantiert. Die akuten Symptome schwanden bald; 
eine chronische Hypoparathyreose wurde nicht verhindert. 1 Jahr 5 Monate nach der 
Entlassung war Patientin augenscheinlich ganz gesund. H. Scholz (Königsberg). 


Baggio, Gino: Ricerche sperimentali intorno all’influenza delle paratiroidi 
timiche sulla tetania paratireopriva del coniglio. (Experimentelle Unter- 
suchungen über den Einfluß der Nebenschilddrüsenkeime in dem 
Thymus auf die parathyreoprive Tetanie des Kaninchens.) (Clin. chirurg., 
unw., Roma.) Arch. per le scienze med. Bd. 37, Nr. 4, S. 354—366. 1913. 

Erfolgt die Entfernung der Schilddrüse und der beiden äußeren Epithelkörperchen 
in den ersten 6 Lebensmonaten, so erliegen nur 13,33%, der Kaninchen einer akut ver- 
laufenden Tetanie, die übrigen zeigen keine Krampferscheinungen, sondern gehen 
innerhalb einiger Monate kachektisch zugrunde. Der Prozentsatz an tetanischer Er- 
krankung steigt auf 81,25%,, wenn den Tieren vorher der Thymus entfernt wird, er 
ist auch höher und beträgt 58,33%, wenn die Parathyreoid- und Thyreoidektomie an 
älteren Kaninchen vorgenommen wird. Die Ursache für letztere Erscheinung liegt 
nicht in einer Rückbildung der in dem Thymus eingeschlossenen Parathyreoidkeime, 
sondern in höheren Anforderungen an die Funktion der Epithelkörperchen; denn wie 
beim Menschen folgt die Thymusparathyreoidea nicht der Involution des Thymus. 
Überdies scheinen beim Kaninchen außer diesen in dem Thymus eingeschlossenen 
Parathyreoiden auch noch an andere Stellen versprengte Keime vorzukommen, welche 
vikariierend für den Ausfall der Parathyreoiden eintreten; doch tritt die Bedeutung die- 
ser Parathyreoiden gegenüber der der Thymusparathyreoidea in den Hintergrund. 

Joannovics (Wien). 

Hornowski, Jözel: Anatomopathologische Untersuchungen über das Verhalten 
der Thymus zu den Glandulae parathyreoideae und zu den Nebennieren, und über 
das Verhalten der Thymus bei Status Iymphatieus, thymieus und thymico-Iymphaticus. 
Lwowski tygodnik lekarski Jg. 8, Nr. 35, S. 577—580, Nr. 36, S. 591—594, Nr. 37, 
S. 602—605, Nr. 38, S. 614—618, Nr. 39, S. 626—629, Nr. 40, S. 638—642, Nr. 41, 


15* 


— 228 — 


S. 650—653, Nr. 42, S. 663—667, Nr. 43, S. 679—683, Nr. 44, S. 695—699, Nr. 45 
S. 713—715, u. Nr. 46, S. 734—736. 1913. (Polnisch.) 

Auf Grund der Gewichtsbestimmung der Thymus bei Föten und Neugeborenen 
kommt der Verf. zum Schlusse, daß, wenn auch in einzelnen Fällen ein Verhältnis 
zwischen Gewicht der Thymus und dem Gewicht und Ernährung des Foetus oder des 
Kindes besteht, so tritt dieses Verhältnis nicht immer deutlich in Erscheinung. Bei 
Untersuchung der Thymus und der Nebennieren bei Neugeborenen beobachtete der 
Verf., daß, wenn in der Thymus epitheloide Elemente vorwiegen, die Nebennieren eine 
Hemmung in ihrer Entwicklung zeigen, beim Vorwiegen lymphatischer Elemente in 
der Thymus zeigen die Nebennieren normale Entwicklung. Bei Untersuchung der 
Thymus und der Gl. parathyreoideae bei Kindern ohne vergrößerte Lymphdrüsen 
"konnte sich derVerf. davon näher überzeugen, daß, je früher die Involution der Thymus 
stattfindet, um so früher sich in der Parathyreoideae oxyphile Zellen entwickeln. Dieses 
Verhältnis der Thymus zu den Nebennieren und zu den Gl. parathyreoideae bei chroni- 
schen Veränderungen in den Lymphdrüsen verwischt sich und zwar um so mehr, je 
größer die chronischen Veränderungen in den Lymphdrüsen sind. Bei akut verlaufenden 
Infektionskrankheiten vermehrt sich die Zahl der Lymphocyten in der Thymus. Auf 
Grund von Untersuchungen der Drüsen mit innerer Sekretion in einem Fall von Status 
lymphaticus, drei Fällen von Status thymicus und vier Fällen von Status thymiceo- 
lymphaticus, kommt der Verf. zu folgendem Resultat: 1. Als ein charakteristisches 
‚Zeichen für den Status Iymphaticus kann eine chronische Hypertrophie der Lymph- 
drüsen gelten, frühzeitige Involution der Thymus und gut entwickelte, breite Mark- 
substanz der Nebennieren; 2. als ein charakteristisches Zeichen für den Status thymicus 
gilt eine Hyperplasie der Thymus mit Vorwiegen epithelialer Elemente, Hypoplasie der 
Marksubstanz der Nebennieren, und eine kleine Zahl eosinophiler Zellen in den Drüsen 
mit innerer Sekretion; die Lymphdrüsen sind nicht vergrößert; 3. als ein charakteristi- 
sches Zeichen für den Status thymico-Iymphaticus gelten: Kongenitale Anomalıen ım 
Körperbau, chronische Veränderungen in den Lymphdrüsen, Hypertrophie der Thymus 
mit Vorwiegen der Lymphocyten über die epithelialen Elemente, breite und gut ent- 
wickelte Marksubstanz der Nebennieren, vergrößerte Zahl der eosinophilen Zellen in 
den Drüsen mit innerer Sekretion und in den Lymphdrüsen; 4. zwischen dem Status 
thymicus und thymico-Iymphaticus kommen vielerlei Übergangsstufen vor und es ist 
mitunter schwer manche Formen mit Bestimmtheit zur ersten oder zur zweiten Gruppe 
zuzuzählen. J. Hornowski (Lemberg). 
Nebennierensystem: 


Munk, Fritz: Zur Physiologie des Interrenalsystems. Charite-Ann. Jg.37,S.46-64.1913. 

Experimentelle Untersuchungen über die Beteiligung der Nebennierenrinde an 
immnunisatorischen Prozessen. Aus den an Meerschweinchen durchgeführten 
Versuchen ergibt sich, daß durch Immunisterung, solange der Organismus in Ernährung 
und Entwicklung keine Störung erleidet, eine Hy perplasie der Nebennierenrinde, 
insbesondere eine Vermehrung der lipoiden Substanzen erzeugt wird; dagegen nehmen 
die Lipoide bei toxischen Dosen in ihrer Menge ab, wobei die Verringerung besonders 
die doppelbrechenden Tröpfchen betrifft. Die Vermehrung der Lipoide bedeutet 
keine Aufspeicherung von Antitoxin in der Nebennierenrinde, wohl aber dürften bei der 
für das Interrenalsystem angenommenen antitoxischen Funktion die Lipoide das 
Ausgangsmaterial oder Nebenprodukt einer von den Rindenzellen produ- 
zierten Substanz sein. Diese Auffassung wird durch den Nachweis qualitativer 
Veränderungen der Fettsubstanzen im polarisierten Licht und bei Nilblaufärbung 
gestützt (wegen Details siehe Original). — Die weiterhin mitgeteilten Versuche über 
die Wirkung des Sekrets der Drüsen mit innerer Sekretion auf die Nebennieren- 
rinde ergeben: bei Behandlung der Tiere mit Thvreoidextrakt — Verminderung der 
Gesamtlipoide, besonders der doppeltbrechenden Substanzen: nach Injektionen von 
Pituglandol konnte erst bei Verwendung größerer Mengen und nach längerer Zeit eine 


— 229 — 


Abnahme der Lipoide festgestellt werden; die Behandlung mit Eierstockpräparaten 
bedingte Hyperplasie der Nebennierenrinde, deren Zellen große Mengen von Lipoid- 
substanzen (hauptsächlich isotrope Tröpfchen) enthalten. Auf Grund dieser Befunde 
und der gleichzeitig festgestellten qualitativen Veränderungen der Fettsubstanzen 
darf geschlossen werden, daß bei der Funktion der Nebennierenrinde Fett- bzw. Lipoid- 
substanzen von den Zellen aufgenommen, modifiziert und abgegeben werden; es liegt die 
Vermutung nahe, daß das Sekretionsprodukt der Nebennierenrinde ein Derivat von 
Lipoidsubstanzen (Cholin ?) sein könnte. Salle (Berlin). 

Iscovesco, H.: Sur les propriétés d’un lipoïide (II Bd) extrait de la partie 
corticale des capsules surrénales. (Über die Eigenschaften eines Lipoids 
(II. Bd.) aus der Nebennierenrinde.) (Laborat. de physiol., Sorbonne, Paris.) 
Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 35, 8. 510—512. 1913. 

Aus der Nebennierenrinde wurde ein in Chloroform, Äther-Alkohol und Petrol- 
äther lösliches, in Alkohol und in Benzol weniger lösliches, in Aceton unlösliches Lipoid 
dargestellt. 4!/, Monate alten Kaninchen wurde durch 130 Tage jeden 2. Tag ein halbes 
Zentigramm pro Kilogramm Tier injiziert. Die Körpergewichtszunahme war nur um 
wenig größer als bei den Kontrolltieren. Die Nebennieren und zwar fast ausschließlich 
ihre Rinde wurde deutlich im Wachstum gefördert, weniger beträchtlich die Nieren 
und die Leber. Sehr günstig war die Wirkung auf den Haarwuchs. Auftreten von Pig- 
mentationen. Keine Herzwirkung, kein Blutdruckanstieg. Beim Menschen (2—ö cg 
in Öl gelöst subeutan) macht das Lipoid Pulsbeschleunigung, Blutdrucksenkung und 
Schweißausbruch. Dosen von 1—2 cg pro die erhöhen das allgemeine Wohlbefinden 
und die Arbeitskraft. E. Neubauer (Wien). 

Desgrez et Dorl&ans: Antagonisme des proprietes de la guanine et de l’adre- 
naline.(AntagonismusderEigenschaften desGuanins und desAdrenalins.) 
Cpt. rend. hebdom. des seances de l’acad. des sciences Bd. 157, Nr. 20, S.946—947. 1913. 

Vorherige Zufuhr von Guanin verlängert die Lebensdauer von Kaninchen und 
Meerschweinchen gegenüber toxischen Adrenalindosen — beide subcutan zugeführt. 
Bei den gleichen Tierarten zeigt sich der Antagonismus auch gegenüber der glyko- 
surischen Wirkung des Adrenalins. Da das Pankreas reich an Vorstufen des Guanıns 
ist und Guanin selbst enthält, kommt dieser Substanz möglicherweise ein den Zucker- 
haushalt regulierender Einfluß zu. Fleischmann (Berlin). 

Cottenot, Paul, Action des rayons X sur les glandes surrönales. (Wirkung 
der Röntgenstrahlen auf die Nebennieren.) Ann. d’electrobiol. et 5 radiol. 
Jg. 16, Nr. 5, S. 308—324, Nr. 7, S. 465—488, Nr. 8, S. 535—555, Nr. 9, S. 597 bis 
628 u. Nr. 10, S. 666—668. 1913. 

Die ausgedehnten experimentellen und klinischen Untersuchungen Cottenots, 
an die Arbeiten Zim merns sich anschließend, ergaben, daß die Röntgenstrahlen bei 
Verwendung genügend großer Dosen eine schwere Schädigung der Nebennieren herbei- 
führen können. Nur die Glomerulosa scheint eine größere Resistenz zu besitzen. Wäh- 
rend diese Veränderungen bei Hunden, die 8—40 Tage nach der Bestrahlung seziert 
wurden, festzustellen waren, zeigten sich die Nebennieren jener Versuchstiere, bei 
denen die Bestrahlungen auf mehrere Monate verteilt wurden, bei der Autopsie intakt, 
so daß gefolgert werden kann, daß hier die Läsionen, welche die Röntgenstrahlen 
eventuell verursacht hatten nur vorübergehende waren. Bei 4 Versuchstieren wurde 
der Blutdruck vor und nach der Bestrahlung mittels eines mit der Femoralis direkt 
verbundenen Manometers gemessen. Nur in einem Fall zeigte sich eine deutliche 
Senkung des minimalen und maximalen Blutdrucks — in eben diesem Falle fanden 
sich aber auch schwere destruktive Veränderungen der Nebennieren. Die klinischen 
Beobachtungen bei 29 Patienten mit Hochdruck bestätigen unter mehrfacher Modi- 
fikation die Resultate Zimmerns, daß es möglich ist, ohne Hervorrufung einer Albu- 
minurie durch Röntgen- und Radıiumbestrahlung den erhöhten Blutdruck mehr oder 
weniger herabzusetzen. Groedel (Frankfurt-Bad Nauheim). 


Hypophyse und Glandula pinealis : 

Millioni, Luigi: Intorno all’associazione dell’acromegalia con mixedema. 
(Über die Kombination von Akromegalie und Myxödem.) (Osp. csv., 
Padova.) Rif. med. Jg. 29, Nr. 39, S. 1078—1079, Nr. 40, S. 1107—1110 u. Nr. 41, 
S. 1132—1135. 1913. 

Das Leiden setzte bei der 3ljährigen Frau im Anschluß an einen Abortus ein und 
begann mit Verdauungsstörungen, Diarrhöen, Kopfschmerzen, allgemeiner Körper- 
schwäche und psychischen Veränderungen. Dazu gesellte sich eine zunehmende Seh- 
störung, Wachstum der akralen Teile, Schwellung der Haut, Schwindel, wankender 
Gang und Inkontinenz. Für eine Akromegalie sprechen außer den charakteristischen 
Veränderungen der Hände und Füße die cervicodorsale Kyphose, die Makroglossie und 
der Exophthalmus, sowie die bitemporale Gesichtsfeldeinschränkung, die neuritische 
Atrophie der Papille und die beträchtliche Erweiterung der Sella turcica im Röntgen- 
bild. Als Symptome eines Myxödems sind anzusehen das charakteristische ‚Vollmond- 
gesicht“, die elastische, resistente, kompakte und besonders an den Gelenken stark aus- 
gebildete Infiltration der Haut, das Fehlen einer palpatorisch nachweisbaren Schild- 
drüse, der psychische Torpor und die Somnolenz der Patientin. Überdies hatte Thyreoidin- 
behandlung einen Rückgang der Hautinfiltration und Gewichtsabnahme zur Folge. 
Wassermann war negativ, der Blutbefund bis auf eine mäßige Anämie normal. 
Theoretische Erörterung der Pathogenese des Krankheitsbildes. Verf. akzeptiert die 
Mariesche Theorie der Akromegalie, nach welcher diese auf einer Unterfunktion der 
Hypophyse beruhen soll. Allerdings scheine diese Unterfunktion eine zwar notwendige 
aber nicht immer ausreichende Bedingung für das Zustandekommen der Akromegalie 
darzustellen; es scheint noch die Beteiligung anderer Blutdrüsen, etwa der Keim- 
drüsen, und eine verminderte Resistenz gegenüber den durch die Hypophyse nicht 
entgifteten Substanzen notwendig zu sein. Die Akromegalie sei ein vollständiges 
Analogon des Myxödems, indem beiden Erkrankungen eine Reihe gemeinsamer Sym- 
ptome und ein gemeinsames prädisponierendes Terrain zukommt. J. Bauer (Innsbruck). 

Abramow, S.: Über die Veränderungen der Hypophyse bei der experimentellen 
Diphtherie. (Pathol.-anat. Inst., Univ. Moskau u. Inst. d. Dr. Ph. M. Blumenthal.) 
Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 214, H.3, S. 408-412. 1913. 

Mikroskopische Untersuchung von Meerschweinchen-Hypophysen (Müller, 
10% Formalin zu gleichen Teilen, Celloidin, Hämatoxylin - Eosin, Sudan). Bei An- 
wendung großer Dosen Diphtherietoxin, die den Tod der Versuchstiere in 15—27 
Stunden herbeiführten, konnten, außer einer hochgradigen Hyperämie, keine Ver- 
änderungen festgestellt werden. Dagegen wiesen die Hypophysen mit kleineren 
Dosen behandelter Tiere (Tod am 3. bis 14. Tage) folgende Abweichungen von der Norm 
im mikroskopischen Bilde auf: vom 4. Tage ab Auftreten von blassen, sich mit Eosin 
nicht färbenden Zellen; auch die Affinität der chromophilen Zellen zum Eosin wird 
geringer; nach sieben Tagen Verlust der Chromophilie, in der zweiten Woche besteht 
die Hypophyse fast ganz aus Zellen mit ungefärbtem Protoplasma (teilweise auch 
Zellschrumpfung). Diese Befunde werden vom Verf. als das Resultat einer völligen 
Erschöpfung der Zellen, die einer anfänglichen Sekretionssteigerung nachfolgt, ge- 
deutet. Da analoge Veränderungen an den Nebennieren zeitlich den an der Hypophyse 
beschriebenen vorausgehen, so wird angenommen, daß der Adrenalinmangel durch 
gesteigerte Hypophysenfunktion kompensiert wird; der terminale Erschöpfungs- 
zustand der Zellen des Gehirnanhangs ist demnach nicht auf direkte Schädigung durch 
das Diphtherietoxin zurückzuführen, sondern ist die Folge einer durch den Neben- 
nierenausfall bedingten gesteigerten kompensatorischen Tätigkeit. Salle (Berlin). 

Kleemann, Erich: Experimentelle Ergebnisse über die Wirkung von Hypo- 
physenextrakt kastrierter und der Corpora lutea beraubter Tiere. (Laborat. v. Prof. 
Dr. L. Fränkel, Breslau.) Arch. f. Gynaekol. Bd. 101, H. 2, S. 351—361. 1913. 


Verf. stellte Versuche darüber an. welche Wirkung die Kastration normaler Tiere 


— 231 — 


oder die Entfernung der Corpora lutea gravider Tiere auf dieHypophyse, bzw. der Extrakt 
solcher Hypophysen auf das periphere Gefäßsystem hat. Er bediente sich zu diesem 
Zwecke des Läwen-Trendelenburgschen Froschpräparats und der Kymographion- 
versuche am lebenden Kaninchen und Meerschweinchen. Die Versuche beweisen, daß 
das Hypophysenextrakt kastrierter wie dasjenige normaler Tiere prompt im vaso- 
constrictorischen Sinne wirkt. Das Hypophysenextrakt gravider Tiere dagegen wirkte 
ungleichmäßig; einige Male vasoconstringierend, einige Male gefäßdilatierend. Zur 
Anfertigung wirksamer Hypophysenpräparate dürfen nach Verf.s Ansicht nur die Hypo- 
physen solcher Tiere verwendet werden, die in der letzten Zeit keine Schwangerschaft 
durchgemacht haben, oder die vorher außerdem noch kastriert worden sind. Enngelhorn. 


Geschlechtsdrüsen : 


Adler, Leo: Keimdrüsen und Jod. (Pathol. Inst., Krankenh., Schöneberg.) Zentralbl. 
f. Physiol. Bd. 27, Nr. 16, S. 844—846. 1913. 

Vorläufige Mitteilung folgender Befunde. Normalkulturen von Rana tem- 
poraria-Larven zeigen bei Zusatz von Natrium jodo-albuminatum oder Peptonum 
jodatum zur Kulturflüssigkeit, im Vergleich zu Kontrollarven und zu Larven bei 
Zusatz von Kalium und Natrium jodatum, im Beginn ein wesentlich stärkeres Wachs- 
tum; die Größenunterschiede gleichen sich aber mit der Zeit wieder aus. Die Unter- 
suchung zeigt, daß die Gonaden aller jodbehandelten Tiere in der Entwicklung zurück- 
geblieben sind. — Kaninchen und Meerschweinchen werden bei Zuführung 
von Jod in organischer Bindung trotz erhaltener Facultas coöundi zeugungsunfähig. 
Jodbehandelte Männchen werden unfähig, unbehandelte Weibchen zu schwängern; 
jodbehandelte Weibchen können von unbehandelten Männchen nicht geschwängert 
werden. Diese Sterilität ist bei Verwendung von kleineren Jodmengen (auf Jodkali 
umgerechnet ca. 0,08g gro Kilogramm an 8—10 Tagen) eine temporäre: nach Aus- 
setzen der Jodbehandlung gelingt es wieder Konzeption herbeizuführen; bei Zufuhr 
höherer Dosen ist eine Herabsetzung der Spermatogenese festzustellen. Die geschil- 
derten Erscheinungen können entweder durch direkte hemmende Wirkung des Jods 
auf die Keimdrüsentätigkeit oder durch Hyperfunktion anderer Drüsen mit innerer 
Sekretion erklärt werden. Salle (Berlin). 

Salecker, P.: Über Infantilismus und ähnliche Entwicklungsstörungen. Charité- 


Ann. Jg. 37, S. 27—35. 1913. 

Mitteilung der Krankenschichten folgender 3 Fälle. Sporadischer Kretinismus 
(Forme fruste): 20jähriger Mann, Körperlänge 150cm, Fehlen der sekundären Geschlechts- 
merkmale, mangelnder Epiphysenschluß, Schilddrüse nicht palpabel, leichte Myxödemer- 
scheinungen, Sella turcica erweitert, psychisch abnorm (,greisenhaft“). Kombination von 
Eunuchoidismus mit hypophysärer Dystrophie: 20jähriger Mann, Körperlänge 
149cm, kleiner Penis, keine Libido, Fehlen der Behaarung, typische Fettansammlungen, stark 
entwickelte Mammae, breites Becken, feminin geformte Arme und Hände, Epiphysen der Hand 
und des Kniegelenks nicht geschlossen, Sella turcica stark verkleinert (erbsengroß). Echter 
Infantilismus: l6jähriger Knabe, Körperlänge 135 cm (Oberl. 58cm, Unterl. 72cm), ange- 
deuteter Turmschädel, hoher Gaumen, genu valgum, Plattfuß, kleiner Penis, keine Behaarung; 
die körperliche und besonders psychische Entwicklung entspricht derjenigen eines 10jährigen 
Kindes. Salle (Berlin). 


Verdauungstraktus. 
Anatomie, Physiojogie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Zuccòla, P. F.: Ricerche sulla funzionalità gastrica. (Untersuchungen über 
die Tätigkeit des Magens.) (Istit. di patol. spec. med., uniw., Torino.) Morgagni 
P. 1, Jg. 55, Nr. 3, S. 81—97 u. Nr. 7, S. 233—257. 1913. 

Die Untersuchungen wurden an einem l5jährigen Knaben vorgenommen, bei 
welchem wegen einer Striktur der Speiseröhre (nach Verbrennung) eine dauernde 
Magenfistel angelegt worden war. Die Striktur der Speiseröhre ließ eine dünne Magen- 
sonde durch, so daß es möglich war, die in den Mund eingeführten Speisen nach dem 
Schluckakte durch die Sonde (durch die Magenfistel) nach außen zu leiten; der Magen 
verhielt sich wie ein Magendivertikel beim physiologischen Versuche. 1. Bei der Se- 


=. 932: „a 


kretion des psychischen Magensaftes sind die Dauer der Latenz, die Menge des sezernierten 
Saftes und dessen Prozente an aktiven Stoffen (HCl, Pepsin usw.) abhängig von der 
Intensität und von der Dauer des Reizes. 2. Wird die Speise gekaut und geschluckt 
und durch die Sonde und Magenfistel wieder nach außen geleitet, so ist, wie bei der 
Sekretion des psychischen Magensaftes, die Dauer der Latenz und die Menge des 
sezernierten Saftes abhängig von der Natur, Dauer und Intensität des Reizes, während 
die Prozente des Saftes an aktiven Stoffen von der Art der gekauten und geschluckten 
Speise (oder Substanz) abhängen. 3. Die Sekretion des Magensaftes ist bei Einführung 
der zu verdauenden Substanz (Fleisch) direkt in den Magen (durch die Fistel) minimal; 
ist aber diese direkte Einführung in den Magen begleitet von einem psychischen Reize, 
vom Kau- und Schluckakte usw., so ist die Sekretion des Magensaftes sehr intensiv, 
und um so größer, je stärker die Intensität des Reizes. 4. Bei der Aufnahme der ge- 
wöhnlichen Mahlzeit findet in der ersten halben Stunde eine starke Sekretion von psychi- 
schem Safte statt, die bald und schnell an Intensität abnimmt. Unabhängig von dieser 
gibt es eine von dem lokalen Reize der Speisen in dem Magen hervorgerufene Sekretion, 
die später erscheint und die größte Intensität in der 3. und 4. halben Stunde erreicht, 
um dann mehr oder minder schnell in der 4. u. 5. Stunde abzuklingen. 5. Ermüdung 
und psychische Traumen wirken hemmend auf die Sekretion des Magensaftes; nicht 
nur die Menge, sondern auch dessen Prozente an aktiven Stoffen sind gering; die Sekretion 
findet ihre stärkste Intensität bereits ın den ersten Stunden, um dann recht bald auf- 
zuhören. 6. Die Untersuchungen über die Wirkung verschiedener chemischer Sub- 
stanzen und Arzneien auf die Tätigkeitdes Magens ergaben, daß die gebrannte 
Magnesia eine vierfach, die phosphorsaure Ammoniakmagnesia eine zweifach höhere 
Wirkung als das doppelsaure Natron als neutralisierende Mittel (Alkalien) der Acidität 
des Magensaftes besitzen; das Magnesiumcarbonat, das Natriumbiborat, das Karlsbader 
Salz und das Kalkwasser eine immer kleinere, der Reihe nach abnehmende neutrali- 
sierende Wirkung; bezüglich der Zeit, am schnellsten neutralisiert die Acidität des 
Magensaftes das doppeltkohlensaure Natron, dann, der Reihe nach, das Magnesium- 
carbonat, die gebrannte Magnesia und die phosphorsaure Ammoniakmagnesia. — Die 
Wirkung der Bitterstoffe ist nicht direkt auf die Magenschleimhaut, sondern indirekt, 
auf psychischem Wege. Pfeffer und Senf wirken dagegen direkt auf die Schleimhaut 
des Magens und rufen eine vermehrte Sekretion des Magensaftes in der Zeiteinheit, 
eine Verkürzung der Latenzperiode und eine längere Dauer der Sekretion, jedoch keine 
vermehrte Sekretion der aktiven Stoffe des Magensaftes hervor. Alkohol ın kleinen Mengen 
reizt, in größeren hemmt die Sekretion. Pepsin und Gasterin dem Magensafte zugesetzt, 
begünstigen die Verdauung des Eiweißes, jedoch nur bei Anwendung größerer Mengen, 
während das Pankreon, das Papain und die Maltose sich als wirkungslos erwiesen. 
NaCl hat eine ausgesprochene Bedeutung für das HClI-Prozent des Magensaftes; die 
Zunahme der Acidität des Magensaftes ist jedoch nicht proportional der eingeführten 
NaCl-Menge. Die Temperatur der in den Magen eingeführten Substanzen und Nähr- 
stoffe — wenigstens für die flüssigen — ist auch von Bedeutung für die Sekretion 
des Magensaftes; es gibt eine optimale Temperatur, die der kürzesten nötigen Zeit für 
die Entleerung des Magens entspricht, während höhere und niedrigere Temperaturen 
ein längeres Verbleiben der eingeführten Substanzen in den Magen hervorrufen. Die 
Anwesenheit größerer Mengen Fett hemmt die Sekretion des Magensaftes. Ebenso 
hemmend wirkt das Atropin und das Duboisin, während das Ergotin die entgegen- 
gesetzte Wirkung hat. Die Anwendung des faradischen Stromes wirkt beschleunigend 
sowohl auf die Entleerung des Magens, wie auf die Sekretion des Magensaftes. Poda. 

Strauss: Über Beobachtungsfehler bei der radiologischen Untersuchung des 
Magens. (Kaiser Wilhelms- Akad., Berlin.) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahl. 
Bd. 21, H. 3, S. 291—295. 1913. 

Der Autor wendet sich zunächst gegen die Ansicht von Haudek, derzufolge die 
Röntgendiagnose Sanduhrmagen bald verschwinden werde. Auch er lub daß der 


— 233 — 


organische Sanduhrmagen relativ selten ist, aber er kommt jedenfalls vor. Dagegen 
glaubt Strauß, daß das „Nischensymptom““ außerordentlich selten ist, daß derartige 
Fälle meist durch Beobachtungsfehler diagnostiziert werden, und daß der Luftblase 
als solcher bei der Diagnose des penetrierenden Ulcus keine Bedeutung beizumessen ist. 
Die durch Adhäsionsbildung u. dgl. vorgetäuschten Nischen sind als ‚Buchten‘ zu be- 
zeichnen. Die präpylorische Abschlußlinie sollte dagegen nach Ansicht von Strauß 
nicht einfach unter die fehlerhaften Beobachtungen verwiesen werden. Er selbst 
beobachtete eine retropylorische Abschlußlinie. Endlich meint Strauß, daß die manch- 
mal zu beobachtenden kleinen Einkerbungen der großen Kurvatur durch Eindrücke des 
Colons verursacht würden (nicht durch Peristaltik) und manchmal zur Fehldiagnose 
Carcınom führen können. Auch einige weitere „Meinungsverschiedenheiten‘ werden be- 
sprochen. Groedel (Frankfurt-Bad Nauheim). 


Harmer, Torr Wagner, and Walter J. Dodd: Sources of error in the use of the 
stomach-tube for diagnosis. (Die Ursachen einer falschen Diagnose durch 
den Magenschlauch hervorgerufen.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 5, 
S. 488—502. 1913. | 

Im Röntgenphotogramm werden die Ursachen dargelegt, warum bei der Magen- 
ausheberung häufig ein falsches Resultat erhalten wird. Die Autoren zeigen allein 
sieben Arten der Abknickung des Magenschlauches, abgesehen von der häufig zu 
verzeichnenden Tatsache, daß der Magenschlauch überhaupt nicht in den Fundus 
des Magens gelangt. Roubitschek (Karlsbad). 


Modrakowski und Sabat: Experimentell-röntgenologische Untersuchungen über 
die Innervation des Magendarmkanales und über die Wirkung des Morphiums. 
Verhandl. d. dtsch. Röntgen-Ges. Bd. 9, S. 48—51. 1913. 

Die Autoren stellten Versuche an Hunden an, die, auf den Hinterbeinen stehend, 
von einem Diener aufrecht gehalten, in dorsoventraler Richtung durchleuchtet wurden. 
Bezüglich des nor malen Ablaufes der Verdauungsbewegungen konnten sie die Angaben 
von Cannon und Magnus bestätigen. — Nach Durchschneidung der Nn. splanchnici 
war die Verweildauer der Speisen im Magen und Dünndarm um !/, Stunde abgekürzt. 
Gestalt und peristaltische Perioden des Magens waren nicht verändert. — Nach Durch- 
schneidung der Vagi (bis 16 Tage) erfolgte die Magenentleerung 11/,—2 Stunden später, 
als in der Norm, Verweildauer im Dünndarm war um 1 Stunde verlängert. — Nach 
Durchschneidung des Nn. splanchnici und vagi war die Magenentleerung um 
3 Stunden verzögert und die Zeiten für Dünn- und Dickdarm entsprechend verändert. — 
Nach Durchschneidung aller postganglionären Nerven, welche neben der Art. 
coeliaca und der Art. mesenterica superior verlaufen, und nach Durchtrennung des 
Mesenteriums vom Magen bis unterhalb der Art. mesent. inferior waren in den ersten 
Tagen nach der Operation große Mengen von Flüssigkeit im Magen und im Dünndarm 
zu beobachten und es traten Durchfälle auf, die in den ersten Tagen nach der Operation 
blutig waren. Die Verweildauer der Speisen im Magen und im Dünndarm war 3—5 Tage 
nach "Durchschneidung der postganglionären Nerven verkürzt. — Nach Verabreichung 
von Morphium hydrochl. (1 mg auf 1 kg) trat ein Spasmus des Sphincter antri auf. 
Über eine Stunde nach der Fütterung begann erst die Darmfüllung, zur selben Zeit 
als die Bewegungen der pars pylorica sich allmählich wieder einstellten und der Norm 
näherten. Auch nach Morphiumgabe sahen die Autoren eine vermehrte Absonderung 
von Magensaft. — Durchschneidung der Nn. splanchnici kürzt die Morphiumwirkung 
ab. Durchschneidung der Nn. vagi verstärkt sie. Auch nach Durchschneidung der 
postganglionären Nerven war eine bedeutende Morphiumwirkung in verzögerndem 
Sinne zu konstatieren. Morphium wirkt demnach 1. auf die Zentren der Nn. splanchnici, 
2. auf die Gg. coeliaca und mesenterica, 3. auf den Plexus Auerbach. G. Boehm. 


Metchnikoff, Él.: Études sur la flore intestinale. 3. mém. Toxicité des sul- 
foconjugués de la série aromatique. (Studien über die Darmflora. 3. Mitteilg. 


— 234 — 


Giftigkeit der Sulfoverbindungen der aromatischen Reihe.) Annı' del’inst. 
Pasteur Bd. 27, Nr. 11, S. 893—906. 1913. 

Erst in jüngster Zeit hat die Lehre von der intestinalen Autointoxikation festere 
Formen angenommen. Die Gifte, welche diese Intoxikation verursachen, sind zum größ- 
ten Teil Stoffwechselprodukte von Darmbakterien (Koli, einige anaerobe Arten usw.). 
Diese Gifte — es handelt sich hauptsächlich um Indol und einige analoge Verbindungen — 
werden nach der landläufigen Ansicht vom Organismus normalerweise dadurch unschäd- 
lich gemacht, daß sie an Schwefelsäure oder an Glykuronsäure gebunden werden. — Der 
Verf. konnte experimentell an Kaninchen und Mäusen zeigen, daß die Giftigkeit der 
genannten Körper bei intraperitonealer oder subcutaner Injektion zwar auf etwa !/, 
durch die Paarung mit Schwefelsäure herabgesetzt, aber nicht völlig aufgehoben wird. 
Untersucht wurden Indol und indoxylschwefelsaures Natrium, Parakresol und para- 
kresolsulfosaures Natrium und phenylsulfosaures Natrium. Die Vergiftung verläuft 
bei Applikation tödlicher Dosen akut in wenigen Minuten unter heftigen Krämpfen. Die 
chronische Intoxikation — insbesondere bei stomachaler Zufuhr — führt zu Gefäßläsi- 
onen im Sinne der Atheromatose. — Therapeutisch folgt aus diesen Versuchen, daß zur 
Bekämpfung der intestinalen Autointoxikation die Begünstigung der Paarung mit Schwe- 
felsäure nicht genügt: vielmehr muß eine Diät, welche zur Bildung möglichst weniger 
Giftstoffe führt, und die Darreichung von Bakterien, welche die giftbildende Flora des 
Darmes hemmen, vorgeschrieben werden. Pringsheim (Breslau). 


Katsch, Gerhardt: Der menschliche Darm bei pharmakologischer Beeinflus- 
sung seiner Innervation. (Stadtkrankenh., Altona.) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgen- 
strahl. Bd. 21, H. 2, S8. 159—198. 1913. 

Die Untersuchungen von Katsch befassen sich mit der Wirkung von Pilocar- 
pin, Physostigmin, Apropin und Adrenalin auf den menschlichen Darm. Bei 
Füllung per Klysma und auch bei Darmfüllung nach der Riederschen Mahlzeit zeigte 
sich im Pilocarpin-Physostigminversuche Tonusvermehrung, Verschmälerung 
des Kolonschattens, bisweilen Kürzung der Kolontänien. Die Haustration ist bei geringer 
Wirkung verstärkt, bei stärkerer übertrieben. Am Dünndarm sind die Kerkringschen 
Falten stärker auf dem Röntgenogramm sichtbar als in der Norm. Die muskulären 
Funktionen des Darms sind sämtlich während der Pilocarpinwirkung gesteigert, jedoch 
in unkoordinierter Weise. Die durch Pilocarpin bewirkte Transportbeschleunigung ent- 
spricht nicht der Steigerung der muskulären Aktionen. Pilocarpin-Physostigmin sind 
ungeeignet als Abführmittel, weil sie eine krampfhafte Steigerung der Darmmotilität 
erzeugen, doch sind sie bei postoperativer Darmparese indiziert, weil es dabei mehr 
darauf ankommt, energische Darmbewegungen zu erzielen, als auf Abführwirkung. 
Auf dem durch Kontrastmahlzeit oder Kontrastklysma sichtbar gemachten Darm 
kamen folgende Wirkungen des Atropins zur Beobachtung. Minderung aller Bewe- 
gungen, besonders der großen Kolonbewegungen. Änderungen des muskulären Tonus, 
wobei bald dieser, bald jener Teilapparat stärker die Tonusänderung erkennen ließ. 
Eine solche äußerte sich in der größeren Breite des Kolons, in der Breite der Dünn- 
darmschleifen und dem Verstreichen der Kerkringschen Falten, in der schlaffen 
Form der Kolonhaustren, in der Verlängerung und Knickung des Kolon transversum, 
in der Eröffnung der Valvula Bauhini und in geringer Veränderung des Ligamentum 
phrenicocolicum. Der Darmtransport der Kontrastmahlzeit war nur in drei Fällen von 
spastischer Obstipation etwas verkürzt, in zwei anderen Fällen war die Darmpassage- 
zeit nicht geändert und trotzdem die subjektiven Beschwerden beseitigt. Mehr als viele 
andere Beobachtungen zeigen die Atropinversuche, wieviel von dem morphologischen 
Darmbilde, von seiner Form und selbst von seiner Lage abhängig ist von funktionellen 
wandelbaren Einstellungen der Innervation. Adrenalin bewirkt beim Menschen mo- 
torische Hemmung der Darmmbotilität, die sich kundgibt. in Transportverzögerung des 
Riederbreies in allen Darmteilen (inklusive Magen). Phänomene von Tonusnachlaß 
wurden inkonstant und nicht sehr ausgeprägt während der Adrenalinwirkung beobachtet. 


— 235 — 


Im Anhange wird noch die Natur und die Bewegung der Kolonhaustren besprochen. 
Es zeigt sich, daß das vom Autor bereits beim Kaninchen beobachtete ‚„Haustren- 
fließen‘ mit großer Wahrscheinlichkeit auch am menschlichen Colon transversum eine 
Rolle spielt. Das Haustrenfließen findet sich bei „isomorpher Haustration“ des Ko- 
lons, während eine „‚polymorphe Haustration‘ der Ausdruck ist für das Vorhandensein 
von Stülp- und Einziehbewegungen. Die Haustration des Kolons ist etwas rein Funk- 
tionelles und wird bedingt durch die Sammlung der Längsmuskelschicht zu Tänien und 
durch den Tonus der Kolonmuskulatur. Roubitschek (Karlsbad). 


Hertz, Arthur F.: The ileo-caecal sphincter. (Der Sphincter ilio-coecalis.) 
{Guy's hosp., London.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 1/2, S. 54—56. 1913. 

Der von Bauhin entdeckte Klappenabschluß zwischen Ileum und Coecum so- 
wie die in diesem enthaltene, von Keith und Elliott zuerst nachgewiesene, ringförmig 
angeordnete Muskulatur dienen nicht dazu, den Rücktritt des Chymus aus dem Dick- 
darm in den Dünndarm zu verhüten. Denn erstens läßt sich beim Menschen die für 
dieses Regurgitieren notwendige Antiperistaltik des Kolon nicht nachweisen und zwei- 
tens gelingt es, Bismuteinläufe auch bei geringem Druck über die 1liocoecalklappe zu 
bringen. Vielmehr dient, wie die röntgenologischen Untersuchungen des Verf. und 
Newtons zeigen, der Sphincter dazu, den Chymus längere Zeit in den unteren Ileum- 
schlingen zurückzuhalten und dadurch die resorptiven Vorgänge intensiver zu ge- 
stalten. Der Sphincter bleibt, nachdem ihn die ersten Speiseteile erreicht haben, 
noch ca. 1 Stunde geschlossen und läßt danach schubweise in regelmäßigen Intervallen 
den Chymus ins Coecum eintreten. Die Entleerung der unteren Jejunalschlingen wird 
noch durch aktive Kontraktion dieser gefördert. Diese werden am stärksten durch 
Nahrungsaufnahme in den Magen ausgelöst (gastro-iliakaler Reflex). Unter patho- 
logischen Verhältnissen besonders bei Splanchnicusreizung und bei entzündlichen Zu- 
ständen der benachbarten Peritonealabschnitte kann ein Krampfzustand der Sphincter 
ilo-coecalis die Entleerung der untersten Jejunalschlingen sehr verzögern. Pringsheim. 


Eisler, Fritz: Radiologische Studien über Beziehungen des Nervensystems zur 
motorischen Funktion des Magens. (Erwiderung auf den Artikel von v. Bergmann 
und die Bemerkungen von Massini in Nr. 44 d. Wochenschr.) Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 60, Nr. 49, S. 2734—2735. 1913. 

Schlußwort und Hinweis auf weitere im Werden begriffene Arbeiten. (Vgl. dieses 
Zentralblatt Bd. 8, 8. 518.) Groedel (Frankfurt a. M.-Bad Nauheim). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Mundhöhle, Speiseröhre : 


Iversen, T.: Drei Fälle von Parotisgeschwulst. (Kommunehosp., Kopenhagen.) 
Hospitalstid. Jg. 56, Nr. 45, S. 1325—1330 u. Nr. 46, S. 1357—1364. 1913. (Dän.) 

Zwei der beobachteten Fälle gehörten zu den intermittierenden Speicheldrüsen- 
anschwellungen (Tumor salivarıus). Die Ursache war nicht sicher festgestellt (Sialo- 
dochitis resp. nervöse Grundlage). Die Behandlung bestand in lange fortgesetzter 
Sondierung des Ductus Whartonianus, war jedoch nicht dauernd erfolgreich. Der 
dritte Fall wurde ex juvantibus für einen luetisch-entzündlichen Tumor gehalten (ent- 
zog sich jedoch frühzeitig der Beobachtung). H. Scholz (Königsberg). 


Jungmann, Eugen: Speiseröhrenkrebs — Unfallfolge? Ärztl. Sachverst.-Zeit. 
Jg. 19, Nr. 23, S. 492—493. 1913. 

Jungmann betont nach Besprechung der anatomischen Verhältnisse die Un- 
wahrscheinlichkeit der Entstehung eines Speiseröhrenkrebses durch Quetschung 
der rechten oberen Körperhälfte. Dadurch ist weder eine direkte noch indirekte Beein- 
flussung des Qesophagus möglich, die man fordern müßte, wenn man, wie z. B. beim 
Magen, den Zusammenhang zwischen Trauma und Krebserkrankung annehmen will. 

P. Schlippe (Darmstadt). 


— 236 — 


= Zerner: Zur Kenntnis der idiopathischen Oesophagusdilatation. Charité-Ann. 
Jg. 37, S. 15—23. 1913. 

Beschreibung eines Falles von idiopathischer Oesophagusdilatation, bei welchen 
die Röntgendurchleuchtung ein eigenartiges Bild von dem Verlaufe der Speiseröhre 
gibt. Man sieht die Speiseröhre als einen schmalen Strang, der im unteren Teile weit 
ausgebuchtet ist und mehrere spitze Windungen beschreibt. Verf. neigt zu der An- 
nahme, daß es sich um Veränderungen handelt, die sich auf Grund einer angeborenen 
Formanomalie entwickelt haben. Als weiteres ursächliches Moment kommt noch eime 
Atonie hinzu, die meist eine Teilerscheinung der durch zahlreiche angeborenene Ano- 
malien bedingten asthenischen Konstitution Stillers darstellt. Die Therapie ist 
machtlos, es wurde dem Patienten nur der Rat gegeben, die Mahlzeiten in linker Seiten- 
lage einzunehmen, wodurch die mechanische Vorwärtsbewegung der Speisen erleichtert 
wird. | Best (Rostock). 
Magen, Darm, Peritoneum: = 

Kienböck, Robert: Über Magengeschwüre bei Hernia und Eventratio diaphrag- 
matica. (JI. med. Klin., Wien.) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahl. Bd. 21, H. 3, 
S. 322—332. 1913. 

Beschreibung eines Falles von wahrscheinlich angeborener Eventratio diaphrag- 
matica, bei dem die Röntgendiagnose auf Pylorusstenose und Ulcusnarben gestellt 
wurde. Operation bestätigt dies. Die Pylorusstenose und die Narben resp. die Magen- 
geschwüre werden als Folge von Zerrungen, Knickungen und Torsionen der Blutgefäße 
durch die abnorme Magenlage gedeutet. Ausführliche kasuistische Besprechung der 
seither klinisch beobachteten Fälle von Zwerchfellhernie und Eventration. Groede. 

Finzi, Otello: Über Veränderungen der Magenschleimhaut bei Tieren nach 
Nebennierenexstirpation und über experimentell erzeugte Magengeschwüre. (Chirurg. 
Klin., Univ. Pisa.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. 
Bd. 214, H. 3, S. 413—432. 1913. 

Finzi studierte an Kaninchen und Hunden die Veränderung der Magenschlein- 
haut durch Nebennierenexstirpation vom Rücken her unter möglichster Vermeidung 
peritonealer Zerrungen. Von 10 einseitig operierten Tieren zeigten 4 mehr oder weniger 
frische Ekchymosen, Katarrh der Schleimhaut, Erosionen oder einen „Degenerations- 
zustand“ der Schleimhaut des Magens. Von 10 einzeitig beiderseits operierten Tieren 
zeigten sich bei 9 Exemplaren die gleichen Veränderungen bis zur Bildung richtiger 
reaktionsloser Ulcera. Von 13 zweizeitig beiderseits operierten Tieren zeigten nur 4 einen 
negativen Magen-Darmbefund. Mikroskopisch erwiesen sich Blutungen in der Mucosa 
und Submucosa, einmal eine Thrombosierung einer mittelstarken Arterie, einige am 
Leben gebliebene Tiere zeigten Pigmentinfiltration der Schleimhaut. Die Epithelien 
ließen alle Degenerationszeichen bis zur Nekrose schen, die Ulcera zeigten in einigen 
Fällen Tendenz zur bindegewebigen Heilung. Die Verminderung oder Aufhebung der 
Nebennierenfunktion soll die Ursache dieser Veränderungen sein, welche einer epithe- 
lialen Restitution nicht fähig seien. —Schießlich reiht Verf. noch 5Fälle der menschlichen 
Pathologie an, bei deren Untersuchung einerseits Veränderungen der Nebennieren, 
andererseits peptische Affektionen des Magens oder Duodenums gefunden worden sind. 
Die Nebennierenveränderungen bestanden hier in chronischer Kapselverdickung, 
knotiger Hypertrophie, Pilzembolie, starker fettiger Degeneration, großer Blutfülle und 
multipler Blutung. Georg B. Gruber (Straßburg ı. E.). 

Ljubimowa, W. J.: Ein Fall von Ulcus ventriculi verursacht durch Schimmel- 
pilze. (Marienhosp., St. Petersburg.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. 
f. klin. Med. Bd. 214, H. 3, S. 432—438. 1913. 

Solche Befunde sind bisher autoptisch sehr spärlich erhoben worden. Im mit- 
geteilten Falle, der eine 46jährige Frau betraf, handelte es sich um eine Vegetation 
von Mucor racemosus, die die ganze Magenwand bis zur Serosa durchwuchert hatte. 
In der Umgebung des einwachsenden Mycels wurde geringe kleinzellige Infiltration be- 


— 237 — 


merkt. Auch in die Gefäße wucherte der Pilz ein. Die Affektion war beschränkt auf 
eine kleine Fläche des Magens der gut genährten, erst seit einigen Tagen kranken Frau. 
Die Mvkose wird als primäre Ursache des Magenulcus angesehen. Georg B. Gruber. 

Petren, K., und L. Edling: Eine bisher nicht beschriebene Form des sog. 
Nischensymptoms bei Uleus ventrieuli. (Med. Klın. u. Röntgenlaborat., Univ. Lund.) 
Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahl. Bd. 21, H. 1, S. 45—48. 1913. 

In dem geschilderten Falle wurde eine Nische, oder besser Ausbuchtung, am 
Magenschatten sichtbar, die im Verhältnis zum großen Durchmesser geringe Tiefe 
besaß. Die Sektion zeigte, daß es sich um ein frisches Magengeschwür ohne die geringste 
Andeutung chronischer Veränderungen gehandelt hatte. Der Boden des Geschwürs 
wurde von der nicht verdickten Serosa gebildet, die durch den mäßigen Druck des Ma- 
geninhaltes daher ausgebuchtet wurde. Groedel (Frankfurt-Bad Nauheim). 

Altsehul, Walter: Sanduhrform des Magens, vorgetäuscht durch Erkrankungen 
der Leber. (Dtsch. chirurg. Klin., Prag.) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahl. 
Bd. 21, H. 3, S. 295—297. 1913. 

Altschul schildert 5 Fälle, bei denen durch starke Vergrößerung des linken Leber- 
lappens eine Sanduhrform des Magens gebildet wurde. Meist enthielt die obere Tasche 
nur die große Magenblase, selten unerhebliche Wismutreste (als differentialdiagnostisch 
wichtiges Symptom bezeichnet), während die Brücke keine Besonderheiten aufwies. 

Groedel (Frankfurt-Bad Nauheim). 

Meulengracht, E.: Über die Gastritis polyposa. Virchows Arch. f. pathol. Anat. 
u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 214, H. 3, S. 438—450. 1913. 

Es werden zwei Fälle der in der Überschrift bezeichneten Erkrankung beschrieben, 
die beide ältere Leute betrafen. In dem einen Fall hatten klinisch keine Symptome 
t estanden, die auf ein Magenleiden hätten schließen lassen, in dem anderen Fall waren 
velegentliche Durchfälle das einzige Symptom gewesen. Die histologische Untersuchung 
der ın beiden Fällen unmittelbar post mortem fixierten Mägen ergab eine chronische 
Entzündung der gesamten Magenschleimhaut mit hyperplastischen Drüsenwucherun- 
een bis zur Bildung großer Polypen. Die Drüsenwucherung leitet Verf. hauptsächlich 
von dem Grubenepithel ab, während nach seiner Ansicht die eigentlichen Magen- 
drüsen atrophisch werden. Die Ursache der Polypenbildung erblickt Verf. in Über- 
einstimmung mit den meisten Autoren in der chronischen Entzündung. Oskar Meyer. 

Meulengracht, E.: Über Gastritis polyposa. Hospitalstid. Jg. 56, Nr. 43, 
S. 1261—1274. 1913. (Dän.) 

Bondi, 8.: Die selbsttätige Drainage des Magens und Duodenums und ihre 
Anwendung für die klinische Diagnose. (Z. med. Univ.-Klin., Wien.) Arch. f. 
Verdauungs-Krankh. Bd. 19, H. 6, S. 692—730. 1913. 

Verf. hat mit der Sonde, ähnlich wie sie Einhorn zur Gewinnung von Duodenal- 
inhalt beschrieben hat, 200 Untersuchungen an 153 Fällen ausgeführt. Bei normalen 
Menschen tropft oft schon wenige Minuten oder auch sofort bei Beginn des Versuchs 
Flüssigkeit ab. Die ersten Tropfen sind Magensaft, dann folgt eine trübe Mischung von 
Magensaft mit Duodenalinhalt, zuletzt Duodenalinhalt. Die drei Flüssigkeiten wurden 
gesondert aufgefangen und untersucht. Bei hochgradiger Atonıe des Magens mit Schlaff- 
heit der Bauchdecken tritt nie selbständiges Abtropfen ein, bei Hyperaciditätsbesch wer- 
den oder bei Ulcusverdacht fließt Magensaft durch viele Stunden aus. Bei der Unter- 
suchung des Duodenalinhalts fanden sich Veränderungen in der galligen Färbung, die 
wahrscheinlich nur durch nervöse Hemmung der Gallensekretion hervorgerufen worden 
sind. Von Wichtigkeit ist die Sondierung für die Frage, ob ein kompletter oder in- 
kompletter Verschluß des Choledochus vorhanden ist. Findet sich im Duodenalinhalt 
Grallenfarbstoff, so ist der Choledochus zum mindesten teilweise durchgängig; das 
Fehlen von Gallenfarbstoff ist nur dann für kompletten Verschluß beweisend, wenn es 
sich bei wiederholtem Versuch als dauernd erweist. Die Beimengung von Blut ist nicht 
pathognomonisch für Uleus duodeni. Eine Verminderung oder Erhöhung der Fermente 


— 238 — 


betraf fast immer alle gleichmäßig. Bestimmte Tatsachen zur diagnostiselien Verwer- 
tung konnten noch nicht festgestellt werden. Eine starke Urobilinocholie wurde be- 
sonders bei Krankheitszuständen mit reichlicher Zerstörung roter Blutkörperchen im 
Körperinnern gefunden. Bei der Sedimentuntersuchung des Duodenalinhalts fanden 
sich regelmäßig Darmschleim und Leukocyten. Die Leukocyten sind normal nur in 
geringer Zahl vorhanden; ihre Menge ist von Bedeutung; bei einem Fall von Gallen- 
blasenentzündung (Operation) wurde hoher Eitergehalt festgestellt. Fritz Weinberg. 

Rath, Hans: Zur Röntgendiagnose von Magenerkrankungen: Über Verziehung 
des Pylorus nach rechts durch perigastrische und pericholecystische Prozesse. (Med. 
Univ.-Klin., Tübingen.) Fortschr.a.d.Geb.d. Röntgenstrahl. Bd. 21,H.1, S.67—77.1913. 

In einer großen Anzahl von Fällen, bei denen aufGrund der Anamnese und der sub- 
jektiven Beschwerden an perigastritische und pericholecystitische Verwachsungen ge- 
dacht werden konnte, wurden Röntgenbilder des Magens aufgenommen, die im Gegensatz 
zur normalen Stierhorn- und Angelhakenform zeigten, daß der pylorische Teil des Magens 
nach rechts über den rechten Wirbelsäulenrand hinaus verlagert ist. In den meisten 
Fällen erscheint derselbe etwas erweitert und bei einigen bestand eine deutliche Stenose 
des Pylorus mit beträchtlicher Ektasie des gesamten Magens. Als Ursache kamen Ver- 
wachsungen im Anschluß an eine vorausgegangene Cholecystitis in Betracht, während 
Ulkus ventriculi oder duodeni auszuschließen waren. Ein negativer Befund spricht nicht 
gegen Verwachsungen, denn von zehn nach Ablauf akuter Cholecystitiden aufgenomme- 
nen Röntgenaufnahmen des Magens bot keine einen abnormen Befund, trotzdem bei 
allen der Verdacht auf Verwachsungen bestand, und in einem Falle auch durch die 
Operation bestätigt wurde. Roubitschek (Karlsbad). 

Zweig, Walter: Die Mißerfolge der Gastroenteroanastomie bei Pylorusstenose 
infolge spastischen Verschlusses der Magenfistel. (Kaiser Franz Josef- Ambulat., 
Wien.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien 1913.) Arch. f. Verdauungs- 
Krankh. Bd. 19, H. 6, S. 740—750. 1913. 

An der Hand von 3 interessanten Krankengeschichten bespricht Zweig die MiB- 
erfolge nach Gastroenterostomie. Von 27 selbst beobachteten Fällen wurden 37%, 
dauernd geheilt. 22% starben unmittelbar nach der Operation oder an späteren Folge- 
zuständen, 19%, hatten einen spastischen Fistelverschluß und in 22%, kam es zu einem 
Rezidiv des Pylorusulcus. Z. kann also den chirurgischen Optimismus nicht teilen. 
Besondere Vorsicht in der Indikationsstellung erfordern die Fälle, in denen ein Ulcus 
bei bestehender Vagotomie resp. Hypertonie der Magenmuskulatur vorlag. Man ver- 
suche möglichst lange mit inneren Mitteln (Papaverin 3—4 x 0,03 vor dem Essen) 
konservativ auszukommen. P. Schlippe (Darmstadt). 

Einhorn, Max: Weitere Erfahrungen mit der Streckung des Pylorus. Arch. 
f. Verdauungs-Krankh. Bd. 19, H. 6, S. 731—739. 1913. 

Einhorn berichtet zusammenfassend über seine früher an 12 Erwachsenen und 
3 Kindern gemachten Erfahrungen mit der Pylorusdehnung und fügt nun 21 neue 
Fälle hinzu. Das Hauptindikationsgebiet ist der Pylorusspasmus, wenn sich nicht ein 
frisches Geschwür daselbst befindet (Fadenprobe). Mit derselben Einschränkung darf 
auch eine beginnende gutartige organische Stenose behandelt werden. Auch vor- 
geschrittenere Stenosen können gedehnt werden, besonders wenn eine Operation 
unausführbar ist oder verweigert wird. P. Schlippe (Darmstadt). 

Wollt, Siegfried: Zur Technik der Duodenalsondierung. (Städt. Krankenh., 
Wiesbaden.) Therapeut. Monatsh. Jg. 27, H. 12, 5. 86—847. 1913. 

Die Duodenalsondierung bedeutet für die Therapie der Pylorusstenose, des Pvloro- 
spasmus, des sog. unstillbaren Erbrechens im Säuglingsalter einen großen Fortschritt. 
Verf. hatte in 3 Fällen — darunter einem außerordentlich schweren Fall von Pylorus- 
stenose — guten Erfolg. Die Fütterung ins Duodenum gelingt leicht, die Gewichts- 
kurve steigt rasch an. Ob die Sondierung in allen Fällen möglich ist, muß erst eine 
größere Beobachtungsreihe lehren. Fritz Weinberg (Rostock). 


— 239 — 


Bergmann, G. v.: Ulcus duodeni und vegetatives Nervensystem. (Stadt-Krankenh., 
Altona.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 51, S. 2374—2379. 1913. 

Bei Ulcus duodeni sind die motorischen, sekretorischen und sensorischen Störungen 
nicht allein auf den nervösen Apparat beschränkt, der den Magen versorgt, sondern 
es finden sich auch Zeichen gestörter Innervation im gesamten vegetativen Nervensystem 
Die Häufung der vegetativen Stigmata bei Ulcuskranken führt zu der Annahme, 
daß die Neurose in vielen Fällen zum Ulcus disponiere und die Erscheinungen neuro- 
tischer Art am Magen, namentlich die veränderte Motilität, legen den Gedanken an eine 
Entstehung der Erosionen durch Kontraktion der Magenmuskulatur nahe. Durch 
spastische, länger dauernde Zustände erhält wahrscheinlich der Neurotiker am Magen 
bezüglich Duodenum die ersten Schleimhautläsionen, die beim Disponierten zur Mit- 
ursache der weiteren nervösen Störungen am Magen werden (Circulus vitiosus). Die 
guten Erfolge der Atropintherapie sind nicht nur der Tatsache zuzuschreiben, daß 
Atropin die Hypersekretion herabsetzt, sondern dem Umstande, daß Atropin die 
gesteigerte Motilität und den Pylorospasmus günstig beeinflußt. Roubitschek (Karlsbad). 


Klots, Scheffelaar P.: Über Uleus Duodeni. Nederl. tijdschr. v. geneesk. Jg. 57, 
Bd. 2, H. 26, S. 2200—2203. 1913. (Holländisch.) 

Mitteilung von zwei Fällen von Ulcus Duodeni, wovon das eine erst zur Operation 
kam, nachdem ein Durchbruch erfolgt war. Der Verf. weist darauf hin, daß in fast allen 
von ihm operierten sechs Fällen die Appendix chronisch entzündet war. Dann wird 
darauf hingewiesen, daß die Kranken sehr schlecht Kälte ertragen. de Jager (Leuwarden). 


Hoeßlin, Heinrich von: Klinisch-röntgenologische Beobachtungen bei Ver- 
engerungen des Darmlumens. (Med. Klin., Halle.) Zeitschr. f. Röntgenk. u. Radium- 
forsch. Bd. 15, H. 9, S. 269—280. 1913 

In den drei mitgeteilten Fällen handelte es sich zweimal um Tumoren, die außer- 
halb des Darmes lagen und, in wechselndem Maße, mäßig erschwerend auf die Darm- 
passage wirkten. Die Röntgenerscheinungen wurden zwar nicht für Darmtumoren 
typisch befunden, es konnten diese aber auch nicht ausgeschlossen werden. In einem 
dritten Fall war ein größerer oberhalb eines Darmtumors gelegener Darmteil auffallend 
schlecht gefüllt. Die hier in Betracht kommenden ursächlichen Momente werden 
eingehend erörtert. Groedel, (Frankfurt-Bad Nauheim). 


Bainbridge, William Seaman: A contribution to the study of chronic intestinal 
stasis. (Beitrag zum Studium der intestinalen Stase.) Med. record Bd. 84, 
Nr. 13, S. 553—562. 1913. 

Die Ursachen, welche die intestinale Stase bedingen sind folgende: Knickung des Py- 
lorus, des Duodenums, des Ileums, der Appendix, der Flexura hepatocolica, Flexura 
lienalis, sigmoidea und des Rectums. Infolgedessen kommt es zu einer Verengerung des 
Darmlumens, wodurch die Passage der Kotmassen behindert wird, diese stagnieren und 
liefern dadurch das giftige Material für eine Autointoxikation. Die klinischen Symptome 
sind Kopfschmerz, Nausea, Apetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Konstipation, fauliger Ge- 
ruch aus dem Munde und allgemeine Muskelschmerzen. Die Behandlung dieses Leidens 
ist eine chirurgische, als operative Methode ist die Ileocolostomie und die Kolektomie zu 
empfehlen. Roubitschek (Karlsbad). 


Singer, Gustav, und Guido Holzknecht: Radiologische Anhaltspunkte zur Dia- 
gnose der chronischen Appendicitis. (Krankenh. Rudol/stift. u. allg. Krankenh., Wien.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 48, S. 2659—2664. 1913. 

An Hand einer größeren ‚Zahl von Fällen wird das Verhalten des Druckpunktes 
zum Darmschatten bei Appendicitis besprochen. ‚Die Appendix selbst wird nicht 
dargestellt, ihr Verlauf wird nur aus der Lage der Leitorgane erschlossen. Maßgebend 
ist hauptsächlich der Schmerz und seine Verlaufsrichtung; daher ist die Verwertung 
der Methode nach diesen Voraussetzungen im absolut schmerzfreien Intervall nicht 
möglich.“ Groedel (Frankfurt a. M.). 


— 240 — 


= Merrem, Appendicitis und Paratyphus B. (Kg. Garnisonlaz., Königsberg ı. Pr.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 15, S. 690—692. 1913. 

Typische Appendicitis mit gangränösem Wurmfortsatz, trotz frühzeitiger Opera- 
tion Exitus infolge Peritonitis und Thrombophlebitis im Pfortadergebiet. Da sich schon 
bei der Operation Darmveränderungen (umschriebene, dunkelrote Flecken auf der 
Serosa von Coecum und Ileum) fanden und in der Milz nach dem Tode Paratyphus-Ba- 
cillen nachgewiesen wurden, ist es wahrscheinlich, daß diese Bacillen als Erreger der 
Appendicitis anzusprechen waren. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Dioway, H.: Chronic appendicitis in its relation to hyperacidity of the gastrie 
juice. A clinical study. (Die Beziehung der chronischen Appendicitis zur 
H yperacidität des Magens.) New York med. journal Bd. 98, Nr. 4, S. 162 bis 
168 u. Nr. 5, S. 224—227. 1913. 

Der Autor ist der Ansicht, daß eine chronische Appendicitis Hyperacidität des 
Magens auslösen kann. Die Vermehrung der Sekretion wird reflektorisch durch Ver- 
mittlung des Auerbaeh- und Meißner - Plexus, des Splanchnicus und Vagus aus- 
gelöst. Die Entfernung der erkrankten Appendix genügt jedoch nicht zur Beseitigung 
der Hyperacidität. Diese muß noch für sich in der üblichen Weise behandelt werden. — 
Auch umgekehrt soll eine bestehende Hyperacidität des Magens die Entwicklung einer 
Appendicitis begünstigen können. G. Boehm (München). 

Reiche, F.: Erkrankungen des Appendix (in einem Falle mit anschließender 
Pylephlebitis) nach Diphtherie. (Allg. Krankenh., Hamburg-Eppendorf.) Mitt. a. d. 
Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 2, S. 250—256. 1913. 

Bei Diphtheriekranken- und -rekonvaleszenten ist ein Reizzustand in der Regio 
ileocoecalis nicht selten. Unter 7015 Diphtheriekranken konnte aber nur in 19 Fällen 
(= 0,27%) Appendicitis sich als Komplikation nachweisen lassen, darunter 3 letal endende 
Fälle, einermit Nekrose des Processus vermiformis mit Leberabscessen. Blutkulturen 
ergaben Bact. coli commune. Reiche hält die Annahme eines Konnexes zwischen 
der diphtherischen Erkrankung und der Appendicitis für berechtigt, nicht in Be- 
ziehung auf die Diphtherie speziell, als vielmehr auf die Rachen- und Halsentzündung. 
Und zwar dürfte der Grund zur Appendicitis gelegen sein in der Schwellung des 
Follikelapparates der Darmschleimhaut, nicht aber um lokalisierte allgemeine oder 
metastatische Erkrankungen. Differentialdiagnostisch ist es wichtig, die intensiven 
rechtseitigen Leibschmerzen infolge akuter Leberschwellung bei einsetzendem Ver- 
sagen des Herzens abzugrenzen. Georg B. Gruber (Straßburg ı. E.). 

Dietlen, Hans: Die Insuffizienz der Valvula ileocoecalis im Röntgenbild. 
Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahl. Bd. 21, H. 1, S. 23—30. 1913. 

Dietlen findet bei seinem, allerdings vorwiegend pathologischen Material relativ 
häufig eine Insuffizienz der Ileocöcalklappe; 22 mal unter etwa 100 Beobachtungen 
mit Röntgeneinlauf. Von sechs Fällen, „die alle mehr oder weniger deutlich die Sym- 
ptome chronischer Affektionen der Typhlongegend aufweisen, zeigen vier diecharakteristi- 
schen Schmerzanfälle in der rechten Unterbauchgegend“. In Übereinstimmung mit 
((roedel bezieht der Autor diese Schmerzen auf Veränderungen der Bauhinschen 
Klappe oder deren Umgebung, ebenso bestätigt er das deutlichere Hervortreten der In- 
suffizienz nach müheloser Defäkation des Einlaufs. Eine weitere Gruppe von Fällen 
ohne objektive Zeichen chronischer Affektion der Trphlongegend aber mit Insuffizienz- 
erscheinungen betraf meist chronisch obstipierte Patienten. In einer dritten und vierten 
Gruppe werden Fälle, bei denen Kolontumoren, außerhalb des Kolons gelegene Ge- 
schwülste, entzündliche Prozesse u.a. die Ursachen der Insuffizienz waren geschildert, 
ähnlich denen ın der Abhandlung Groedels über diesen Gegenstand. (Vgl. dieses 
Zentralblatt Bd. 6. S. 487.) Groedel (Frankfurt a. M.-Bad Nauhein)). 

Neugebauer, Friedrich: Die Hirschsprungsche Krankheit. Ergebn. d. Chirure. 
u. Orthop. Bd. 7, S. 598—670 (Berlin: Springer). 1913. 


Ausführliche Monographie unter Berücksichtigung von 343 Literaturangaben. 


= U — 


Die Darstellung umfaßt die pathologische Anatomie, die Pathogenese, Symptome 
und Verlauf, Diagnose und Therapie. Pringsheim (Breslau). 


Leber- und Gallenwege. 


Bloomfield, A. L., and S. H. Hurwitz: Tests for hepatic function, elinical use of 
the carbohydrates. (Prüfungen der Leberfunktion: Der klinische Gebrauch 
der Kohleh ydrate.) Bull. ofthe Johns Hopkins hosp. Bd. 24, Nr.274, S. 375—379. 1913. 

Verff. halten die verschiedenen Kohlehydratbelastungsproben für wenig geeignet 
zur Erkennung einer Leberinsuffizienz, weil eine Reihe nicht übersehbarer Fehler- 
quellen (Erbrechen, schlechte Resorption der Zucker, intestinale Gärungsvorgänge, 
Diarrhöen) die Resultate trüben könne. Isaac (Frankfurt). 


Hurwitz, S. H., and A. L. Bloomfield: Tests for the hepatie function, lactose 
tolerance as influenced by the liver necrosis of chloroform poisoning. (Prüfungen 
der Leberfunktion: Die Beeinflussung der Lactosetoleranz durch Leber- 
nekrosen bei Chloroformvergiftung.) (Hunter. laborat. of exp. pathol., Johns 
Hopkins univ. a. hosp., Baltimore.) Rull. of the Johns Hopkins hosp. Bd. 24, Nr. 274, 
S. 380—387. 1913. l 

Bei normalen Hunden beträgt die Toleranz für Lactose nach Verabreichung 
per os durchschnittlich 1,5 g pro Kilo Körpergewicht. Nach Verabfolgung größerer 
Mengen erscheint Galaktose im Harn. Bei Tieren mit experimentellen Leberschädi- 
gungen kann die Toleranz für Lactose bis auf 50% des Normalwertes herabgesetzt 
sein. Isaac (Frankfurt). 


Haussen, 0.: Beitrag zur Kasuistik des hereditären hämolytischen Ikterus 
(Minkowski-Chauffardsche Krankheit). (Med. Poliklin., Christiania.) Nord. Tidskr. 
f. Terapi Bd. 12, 2, S. 79—82. 1913. 

1 Fall aus dem Jahre 1900, bei dem jetzt der charakteristische Blutbefund (Chauf- 
fard) erhoben wurde. - H. Scholz (Königsberg). 


Kienböck, Robert: Ein Fall von Echinococcus hydatitosus der Leber, durch 
Röntgenuntersuchung erkannt. (Allg. Poliklin., Wien.) Fortschr. a. d. Geb. d. 
Röntgenstrahl. Bd. 21, H. 1, S. 77—85. 1913. 

Mitteilung eines Falles von Leberechinococcus, bei dem der klinische und radiolo- 
gische Befund übereinstimmend den Verdacht auf Echinococcus rechtfertigten. Der- 
Derselbe wurde durch den röntgenologisch nachgewiesenen Befund einer auffallenden 
Vorwölbung des rechten Zwerchfells nach oben gestützt und durch weitere im Verlaufe der 
Erkrankung auftretende Momente: Rückgang des Tumors, Fehlen von Ikterus, Ascites, 
Milztumor und Fieber bestätigt. Die Erkrankung dauerte bereits 17 Jahre und scheint 
eine Entwicklungsstörung hervorgerufen zu haben, da die Patientin mit 27 Jahren einen 
proportionierten Kleinwuchs mit infantilen Charakteren vom „Typus Lorain‘ zeigte. 
Da über Entwicklungshemmung durch frühzeitige Bildung von großen Tumoren nichts 
bisher bekannt ist, so dürfte die Entwicklungshemmung in diesem Falle durch gleich- 
zeitiges Entstehen von Echinocokkencysten in einem anderen Organe (vielleicht Ova- 
rien) zu erklären sein, also durch multiple Cystenbildung, wofür allerdings spezielle 
Symptome fehlen. Roubitschek (Karlsbad). 


Bartlett, C. J., and M. R. Smirnow: Hydropie condition of rabbits’ livers. 
(Hydropische Degeneration der Kaninchenleber.) Journal of med. res. 
Bd. 29, Nr. 2, S. 281—285. 1913. 

Die beim Menschen beobachtete auf kompletter Cytolyse der Leberzellen beruhende 
hydropische Degeneration kann beim Kaninchen durch intraperitoneale Injektion von 
Galle experimentell erzeugt werden. Dieselbe beginnt mit Kariolyse und besteht in 
einer Substitution des Cytoplasmas durch Substanzen, welche sich mit den üblichen 
histologischen Farbstoffen nicht tingieren. Joannavics (Wien). 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 16 


— 242 — 


Pankreas. 


Kirchheim, Ludwig: Untersuchungen über Trypsinvergiftung. (Med. Univ.- 
Klin., Marburg a. d. Lahn.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 74, H.5, 
S. 374—398. 1913. | 

Das Resultat der Untersuchungen besteht in dem Nachweis, daß das Trypsin 
bei subcutaner, intraperitonealer und intravenöser Einspritzung Symptome macht, 
die mit denen der sogenannten Peptonvergiftung und der anaphylaktischen sehr weit- 
gehende Übereinstimmung zeigen. Die akute Pankreatitis des Menschen charak- 
terisiert sich, abgesehen von den abdominalen Erscheinungen, klinisch durch eine 
rasch fortschreitende, bei spontanem Verlauf meist tödlich endende Prostration und 
Zirkulationsschwäche, pathologisch-anatomisch durch eine hämorrhagische Gewebs- 
nekrose. Die Richtigkeit der Chiarischen Auffassung dieser Gewebsnekrose als eines 
Autodigestionsprozesses wird durch die mitgeteilten Versuchsergebnisse bestätigt. 
In dem Trypsin ist die Ursache der Vergiftung zu sehen, höchstens wäre die Entschei- 
dung zu treffen, ob das Ferment selbst oder Produkte seiner Wirkung das Gift darstellen. 

H. Kämmerer (München). 

Koch, Karl: Beiträge zur Pathologie der Bauchspeicheldrüse. (Pathol. Inst., 
Univ. Berlin.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 214, 
H. 2, S. 180—205. 1913. 

Autor beschreibt drei seltene pathologische Prozesse der Bauchspeicheldrüse. 
Im ersten handelte es sich um ein Lymphangiom, im zweiten um ein Adenocarcinom 
mit eigentümlichen Einzelbefunden, im dritten um eine Pankreascirthose erworben- 
luetischer Genese. — Anatomische Arbeit. ohne ausführlichere klinische Daten. Wiesel. 


Muroya, S.: Über Pankreatitis acuta bei Parotitis epidemiea. Chugai-iji-shimpo 
Nr. 806, S. 1369—1374. 1913. (Japanisch.) 

Muroya, S.: Ein weiterer Beitrag zur chronischen sklerosierenden Pankreatitis. 
l.c. S. 1375—1400. 1913. (Japanisch.) 


_Urogenital-System. 


Bugge, Jens: Untersuchungen über Albuminurie, Blutdruck usw. bei Schul- 
kindern. Norsk Mag. f. Laegevid. Jg. 74, Nr. 12, S. 1601—1697. 1913. (Norwegisch.) 

Material von 550 Schülern von 7—16 Jahren und 526 Schülerinnen von 7—14 
Jahren. Bei 160 (14,99%, der Gesamtzahl) konnte Albuminurie nachgewiesen werden 
(transitorisch, am häufigsten orthotisch, sehr selten nephritisch). Der orthotische Typ 
ist bei Mädchen viermal so häufig wie bei Knaben; die älteren Jahresklassen sınd 
stärker beteiligt, ein Zusammenhang mit dem Eintritt der Pubertät scheint vorhanden 
zu sein. Das Überstehen von Infektionskrankheiten hat keinen besünstigenden Ein- . 
fluß, eine Beziehung zur Tuberkulose (album. pretuberculeuse Teissier) läßt sich 
nicht erkennen. Eine Einwirkung auf den Blutdruck findet nicht statt. Die von Jehle 
betonte besondere Wichtigkeit der Lordose als ätiologischer Faktor erkennt Verf. nicht 
in demselben Maße an, obwohl auch er bei Albuminnrikern sehr oft Lordose nachweisen 
konnte, auch durch Hervorrufen lordotischer Rückgratsveränderungen Eiweißaus- 
scheidung und Zylindrurie provozieren bezw. verstärken konnte. Eine wesentliche Rolle 
spielt sicher auch die körperliche Anstrengung; schon nach einer Turn- oder Spielstunde, 
mehr nach mit Zwang verbundenen Übungen kann Eiweiß im Harn auftreten (verstärkt 
sein). Eine Beziehung zur echten Nephritis wird in Abrede gestellt. 7. Scholz (Königsb.). 

Krull, J.: Ein Fall von Nierenechinokokkus. Nederl. tijdschr. v. geneesk. Jg. 57, 
Bd. 2, H. 23, S. 1950—1952. 1913. (Holländisch.) 

38jähriger Metzger klagt über einen ab und zu auftretenden dumpfen Schmerz in 
der rechten Lendengegend. Das Abdomen zeigt nichts besonderes, nur ist eine leichte 
Hämaturie vorhanden. Plötzlich traten heftige Erscheinungen auf; kleiner Puls, Tenı- 
peratur 36°, Bauchschmerz, Erbrechen. Eine Diagnose konnte nicht gestellt werden, 





— 243 — 


und unter Bettruhe trat Genesung ein. Nach kurzer Zeit erneute sich der dumpfe 
Schmerz in der Lendengegend, der Mann fühlte sich krank, und nach drei Tagen wurden 
Echinokokkusblasen und Haken mit dem Harn entleert. de Jager (Leeuwarden). 
Schwarzwald, Raimund Th.: Zur Frage der Gefährlichkeit der Pyelographie. 
(Rothschildspit., Wien.) Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 88, H. 2, S. 287—300. 1913. 
Die Collargolfüllung des Nierenbeckens ist bei strenger Befolgung der von Voel- 
ker angegebenen Vorschriften völlig gefahrlos. Nur einmal unter 150 Pyelographien 
wurde vom Verf. ein Eindringen des Collargols in schon erkranktes Nierengewebe 
beobachtet, nachdem bereits vor der Füllung eine Verletzung der Nierenbeckenschleim- 
haut durch den Ureter stattgefunden hatte, wodurch die Pyelographie kontraindiziert 
gewesen wäre. Scheidemande (Nürnberg). 
Thiem: Massenblutung ins Nierenlager, erörtert an einem ärztlichen Gutachten. 
Monatsschr. f. Unfallheilk. u. Invalidenw. Jg. 20, Nr. 12, S. 397—400. 1913. 


Blut und blutbildende Organe. 
Allgemeine Morphologie, Physiologie, Methodik : 

Haff, Robert: Blutbildung in der embryonalen Hühnerleber. (Hrstolog.-embryolog. 
Inst., München.) Dissertation: München. 29 S. (Berlin. R. Trenkel.) 

Die Literatur gibt nur geringe Anhaltspunkte über spezifisch blutbildende Fähig- 
keiten der embryonalen Vogelleber, resp. deren Endothelien oder Bindegewebe, wie 
dies z. B. bei den Säugetieren konstatiert ist. Eine einheitliche übereinstimmende Be- 
arbeitung hat die Frage über die Herkunft der jungen Blutelemente und über die Dauer 
der Blutbildung in der embryonalen Säugetierleber nicht erfahren. Darin stimmen 
jedoch fast alle Autoren überein, daß die Blutzellen sich nicht aus dem Parenchym ab- 
leiten. Wichtig ıst die Tatsache, daß das Leberbindegewebe bei den Säugetieren fast 
während der ganzen embryonalen Zeit eine differenzierende Tätigkeit entfaltet und so 
das Muttergewebe für die roten und weißen Blutkörperchen bildet. Bei den Vögeln 
ist die Bildung der hämoglobinhaltigen und hämoglobinlosen Zellen streng topographisch 
in intravasculäre und extravasculäre Gebiete geschieden. Es ist noch nicht einwandfrei 
geklärt, wie sich die Vogelleber von ihrer ersten Entwicklung an zu dem sie umgeben- 
den Mesenchym verhält, ob tatsächlich die präexistierenden Capillaren des Sinus veno- 
sus allein die Gefäßbildung übernehmen, oder ob nicht auch das Bindegewebe damit in 
Zusammenhang zu bringen ist. Unter kritischer Würdigung der Literatur und unter 
Anführung zahlreicher histologisch-embryologischer Details, die im Original einge- 
sehen werden müssen, ventiliert Verf. die Titelfrage. Fritz Loeb (München). 

Krumbhaar, Edward B., John H. Musser, and Richard M. Pearce: The re- 
lation of the spleen to blood destruction and regeneration and to hemolytic jaun- 
dice. 8. Regeneration of the blood of splenectomized dogs after the administration 
of hemolytic agents. (Die Beziehung der Milz zu Blutzerstörung und Re- 
generation und zum hämolytischen Ikterus. 8 Die Regeneration des 
Blutes von splenektomierten Hunden nach der Zuführung von hämo- 
Ivtischen Substanzen.) (John Herr Musser dep. of res. med., unw. of Pennsyl- 
vania. Philadelphia.) Journal of exp. med. Bd. 18, Nr. 6, S. 665—677. 1913. 

Bei splenektomierten Hunden ist die durch hämolytische Gifte (hämolytisches 
Immunserum, ölsaures Natrium) sowie durch Aderlässe hervorgerufene Anämie viel 
schwerer und von längerer Dauer als bei normalen Tieren. Auch die Regeneration des 
Blutes findet langsamer statt. Die bei splenektomierten Tieren vorhandene Erhöhung 
der Blutkörperchenresistenz schwindet nach einmaliger Injektion eines hämolytischen 
Immunserums, und es bleibt für längere Zeit eine Herabsetzung der osmotischen 
Resistenz bestehen. Auch bei normalen Tieren tritt nach der Injektion des hämolyti- 
schen Serums eine Resistenzverminderung ein; jedoch kehren die Resistenzwerte 
schneller als bei den entmilzten Tieren zum ursprünglichen Wert zurück. (Vgl. 
dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 637.) Isaac (Frankfurt). 

16* 


— 244 — 


Unna, P. G.: Die Herkunft der Plasmazellen. Virchows Arch. f. pathol. Anat. 
u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 214, H. 2, S. 320 u. H. 3, S. 321—339. 1913. 

Im Gegensatz zur Mehrzahl der Pathologen, welche eine Entstehung der Plasma- 
zellen aus Lymphocyten annehmen, hält U nna an seiner Anschauung fest, daß Plas- 
mazellen umgewandelte Bindegewebszellen sind. Er sucht dies an einem großen Ma- 
terial zu beweisen. Seine Technik ist eine durch Verwendung ‚von Trichloressigsäure 
und Chlorzink verbesserte Methylgrün-Pyroninfärbung‘‘, als Material verwendet er be- 
sonders trockene, teilweise fibröse Gewebe mit Plasmazellengehalt, wie das Lupusfibrom, 
tuberkulöses Granulationsgewebe, syphilitische Initialsklerose und tertiäre Syphilide, 
Narbenkeloide, vernarbende und hypertrophische Formen von Granulomen, besonders 
die Aktinomykose des Rindes. Die bei diesen Prozessen gewonnenen Zellbefunde wer- 
den beschrieben und für die Anschauung des Verf. verwertet. Herz (Wien). 

Klein, Stanislaus: Über eine bis jetzt unbekannte Stammzelle der Knochen- 
markszellen (die Myelogonie) und über die wahre Stammzellenleukämie (Myelo- 
gonienleukämie). (Spit. Starozakonnych, Warschau.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, 
Nr. 51, S. 2513—2514. 1913. 

Verf. konnte die Existenz einer Zelle, welche der Stammzelle von Maximow 
und Mollier entspricht, nicht nur im Blute und den blutbildenden Organen bei der 
myeloischen Leukämie, sondern auch unter normalen und pathologischen Verhältnissen 
feststellen. Diese als Myelogonien bezeichneten Zellen finden sich im Blute, öfters 
auch in degenerierter Form, fast in jedem Fall von Myeloblastenleukämie. Dieser 
Blutzelle entspricht eine äquivalente Parenchymzelle der blutbildenden Organe, 
die durch ihre Kernstruktur wieder den Megakaryocyten eng verwandt ist. Diese 
Zellen wurden auch im völlig normalen Knochenmark aufgefunden. Verf. ist der An- 
sicht, das die Myelogonie die Mutterzelle sämtlicher myeloischer Zellen (Myeloblasten, 
Megaloblasten und Megakaryocyten) ist. Der Myeloblast entsteht aus der Myelogonie 
durch Differenzierung, durch Alterung und Differenzierung der Megakaryocyt, durch 
Ausarbeitung von Hämoglobin im Protoplasma der primäre Megaloblast, der noch 
den Myelogonienkern aufweist und später in den eigentlichen Megaloblasten übergeht. Im 
Protoplasma der Myelogonie finden sich spezifische azurophile Granula, die identisch 
sind mit denjenigen der Megakaryocyten. Die Myelogonie stellt einen integrierenden 
Bestandteil der myeloischen Wucherungen dar. Es existiert auch eine reine Myelo- 
gonienleukämieund zwar ist dies die wahre Stammzellenleukämie. Roth. 

Fry, H. K.: The blood-volume of cold-blooded animals as determined by 
experiments upon frogs and lizards. (Das Blutvolum der Kaltblüter, Experi- 
mente an Fröschen und Eidechsen.) (Dep. of pathol., univ., Orford.) Quart. 
journal of exp. physiol. Bd. 7, Nr. 2, 8. 185—192. 1913. 

Im Gegensatz zu den W armblütern stehen die gefundenen Werte in keinem Ver- 
hältnis zu Körperoberfläche oder dem Gewicht der Versuchstiere. Hingegen sollen sie 
dem Gewicht des Be Muskelsystems proportional sein und lassen sich ausdrücken 


durch die Formel = =k wobei n=1,2 und K eine für jede Tierart spezifische 
Konstante. Frey (Königsberg i. Pr.). 

Jörgensen, G.: Modifikation der Hayemschen Flüssigkeit. (Gerichtl.-med. Inst., 
Kopenhagen.) Ugeskr. f. Lacger Jg. 75, Nr. 44, S. 1753—1764, 1913. (Dän.) 

Bei Verwendung der Hayemschen Mischflüssigkeit zur Erythrocytenzählung wird durch 
den starken Sublimatgehalt (1/,9,) eine Erhöhung des spezif. Gewichts des Gemisches und allzu 
rasche Sedimentierung der Hintkörpischen, mithin Vergrößerung des Fehlers bedingt. Ver- 
minderung des Sublimatzehalts der im übrigen unveränderten Flüssigkeit auf 1/,%/y, ergab 
bei Benutzung der Ellermannschen Pipetten und der Thoma- Zeissschen Kammer eine 
Herabsetzung des Fehlers auf 2,5%, bei 1000 gezählten Erythrocyten. H. Scholz (Königsberg). 


@ Naegeli,O0.: Leukämie und Pseudoleukämie. Als 2. Auflage des Werkes von 
Ehrlich, Lazarus und Pinkus: Spez. Pathologie und Therapie von Nothnagel. Wien 
u. Leipzig: Alfred Hölder 1913. 226 S. M. 9.—. 

Wiewohl der Grundplan der vorliegenden Neubearbeitung derselbe wie der der 


— 245 — 


ersten Auflage geblieben ist, ist dennoch entsprechend den zahlreichen grundlegenden 
Arbeiten, die seit der ersten Auflage des Werkes auf hämatologischem Gebiet erschienen 
sind, fast jeder Abschnitt völlig umgearbeitet worden. Dies bezieht sich sowohl auf die 
Morphologie des Blutes wie die Histologie des hämatopoetischen Apparates, weiter die 
Diamostik und theoretische Abgrenzung und endlich die Therapie der Blutkrank- 
heiten. Nach einer ausführlichen Einleitung, die die allgemeinen Gesichtspunkte über 
Leukämie enthält, teilt Verf. den ganzen Stoff in zwei Hauptabschnitte: Die Lymph- 
adenosen und die Myvelosen. In einem Anhang wird der „Symptomenkomplex 
Pseudoleukämie“ behandelt. Die ohne quantitative Blutveränderungen einhergehenden, 
früher zu den sog. Pseudoleukämien gerechneten Hyperplasien des Iymphatischen bzw. 
ınyeloiden Systems sind nunmehr als aleukämische Form der Lymphadenosen bzw. 
Mvelosen diesen angereiht, ebenso wie auch die früher als völlig selbständig angesehenen 
Chlorome jetzt lediglich als gefärbte, wenn auch klinisch zumeist eigenartig verlaufende 
Variante der Leukämien betrachtet werden. Unter dem Symptomenkomplex Pseudo- 
leukämie werden die Lymphosarkomatose sowie die infektiösen Granulome mit dem Bilde 
der Pseudoleukämie und zwar das maligne Granulom, das tuberkulöse und das tertiär- 
luetische Granulom besprochen. Die Megalosplenien sind in dem Werk nicht ein- 
gehender berücksichtigt, da sie im Nothnagelschen Werk in einem anderen Bande 
gesondert behandelt werden, das gilt ebenso für die Myelome. An zahlreichen Stellen 
belegt Verf. seine Ausführungen mit selbstbeobachteten Krankengeschichten. Ein 
ausführliches Literaturverzeichnis ist dem Werke beigegeben, ebenso wie 8 kolorierte 
Tafeln mit Blutbildern, Organschnitten und schematischen Zeichnungen. «v. Domarus. 
Pathologie und Therapie. 

Eigentliche Blutkrankheiten: 


Boggs, Thomas R., and C. G. Guthrie: Bence-Jones proteinuria in leukaemia. 
A report of four cases. The effect of benzol on the excretion of the protein. (Bence- 
Jonessche Proteinurie bei Leukämie. Bericht über vier Fälle. Einfluß 
der Benzolbehandlung aufdie Ausscheidung des Proteins.) (Johns Hopkins 
hosp.a. univ., Baltimore.) Bull. of the Johns Hopkins hosp. Bd.24, Nr. 274, S. 368-372.1913. 

In einer Serie von 14 Leukämiefällen (2 akute lymphatische, 4 chronische lymphati- 
sche, 3 akute myel. und 5 chron. myel. Leukämien) wurde in 4 Fällen der Bence-Jones- 
sche Körper gefunden, und zwar bei 3 Fällen von chron. myeloischer und einer chron. 
Ivmphatischen Leukämie, bei 2 Fällen allein, bei 2 Fällen gleichzeitig mit dem Mörner- 
schen Eiweißkörper. Sämtliche Fälle wurden mit Benzol behandelt. Im ersten Fall 
sank die Leukocertenzahl von 315 000 auf 7800, gleichzeitig schwand allmählich die 
Ausscheidung des Bence-Jones. In Fall2 und 3, in welchen die Leukocytenzahl nur 
wenig beeinflußt wurde, zeigte sich auch keine Wirkung auf die Proteinurie, Fall 4 
(chron. lymph. Leukämie) zeigte während der Abnahme der Leukocytenzahl auch eine 
Abnahme der Albumose. Herz (Wien). 

Barker, Lewellys F., and James H. Gibbes: On the treatment of leukaemia with 
benzol. (Behandlung der Leukämie mit Benzol.) (Johns Hopkins hosp. a. 
univ., Baltimore.) Bull. of the Johns Hopkins hosp. Bd. 24, Nr. 274, S. 363—368. 1913. 


Bericht über einen 57jährigen Patienten, der zwei Monate vor Beginn der Beobachtung 
erkrankte. Milzvergrößerung, keine Drüsenschwellung. Blut: Erythrocyten 3 672 000, Leuko- 
cyten 345 000, Hämoglobin 65%. Polymorphkernige Neutrophile 60,75%, polymorphkernige 
Eosinophile 0,75%, polymorphkernige Basophile 1.99%, kleine Mononucleäre 5,4806, große 
Mononucleäre 2,65%, neutrophile Myelocvten 24,799, eosinophile Mveloeyten 0,47% ,. baso- 
phile Myelocyten 0,62%, Myeloblasten 0,31%. Im Harne der Bence-Jonessche Eiweiß- 
körper. Patient erhielt zuerst Arsen, wurde dann mit Röntgenstrahlen und Neosalvarsan, 
schließlich mit Benzol behandelt (2—5 g täglich). Die Leukocyten sanken in 6 Wochen auf 
7800, die Erythrocyten stiegen auf 5 Millionen, Hämoglobin auf 82%. Herz (Wien). 

Pribram, Bruno Oskar, und Benno Stein: Über die Reaktion der leukopoetischen 
Organe von Lymphatikern auf Infekte. Ein Beitrag zur Frage der akuten Leukämie. 
(I. med. Klin., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 26, Nr. 49, S. 2021—2024. 1913. 


35jähr. Pat., welche öfters an Halsentzündungen, Drüsenschwellungen und „verstopfter 


— 246 — 


Nase“ litt, erkrankte im Anschluß an eine Erkältung mit Kreuzschmerzen und Husten. Spä- 
ter Halsschmerz und Fieber bis 39,4. Es entwickelte sich ein Tonsillarabsceß und periostale 
Eiterung am Oberkiefer. Befund: Blässe, Dyspnoe, männlicher Behaarungstypus. An Ton- 
sille und Zahnfleisch ein Geschwür, Zungenbälge und Tonsillen sehr groß, adenoide Vegeta- 
tionen in der Nase, mäßige Schwellung der Submaxillar- und Halslymphdrüsen, Leber und 
Milz wenig vergrößert. Blut: Erythr. 1,2 Mill., Hb. 12°, Leuk. 100 700. Anidocytose, Poly- 
chromatophilie. Unter den Leukocyten fanden sich 99,6%, ungranulierte, einkernige, fast 
durchwegs große Formen und 0,4%, pol. neutr. Zellen. Die Oxydasenreaktion war in fast allen 
ungranulierten Zellen negativ. Bei der Autopsie fand sich Vergrößerung der Pharynx- und 
Gaumentonsillen und der Follikel an Zunge und Gaumen, ein großes Ulcus am I. Gaumenbogen. 
Hyperplasie der Lymphdrüsen am Halse, Infiltration der Thymus. Knochenmark teils grau, 
teils rot. Histologisch wurde in den Lymphdrüsen eine gleichmäßige lymphocytäre Wuche- 
rung gefunden, ebenso in der Milz. Die Thymus, aus zwei Teilen bestehend, zeigt im 
oberen Anteil deutliche Läppchenstruktur, im unteren nur Lymphocytenwucherung. Im 
Knochenmark reichlich granulierte Zellen neben herdweiser Anordnung lymphocytärer Zellen. 


Nach dem klinischen und anatomischen Befund wird ein Status thymico lymphati- 
cus angenommen und die akute Leukämie als besondere Reaktion der Iymphatischen 
Patientin auf einen septischen Prozeß angesehen, dessen Eingangspforte vermutlich 
die Tonsillen waren. Das konstitutionelle Moment wird als das wichtigste beim Zu- 
standekommen der akuten Leukämie betrachtet. Herz (Wien). 

Ellermann, V.: Untersuchungen über das Virus der Hühnerleukämie. Ugeskr. 
f. Laeger Jg. 75, 42, S. 1685—1691. 1913. (Dän.) 

Leukämie spontan erkrankter Hühner ließ sich experimentell auf andere Hühner 
übertragen, sowohl durch Organemulsion als durch zellfreies Filtrat, weshalb 
Verf. die Hühnerleukämie als Infektionskrankheit ansieht. Die Frage, ob es sich bei 
der Erkrankung um ein echtes, der menschlichen Leukämie vergleichbares Leiden 
handele, bejaht Verf., da die morphologischen und histologischen Veränderungen durch- 
aus übereinstimmen. Obwohl sich nicht selten neben den leukämischen Verände- 
rungen Tuberkulose nachweisen ließ, lehnt der Autor einen Zusammenhang ab, weil 
die Experimente auch dann erfolgreich waren, wenn mit Hilfe der Berkefeldfiltration 
die Tuberkelbacillen von dem — unsichtbaren — Virus der Hühnerleukämie getrennt 
wurden. Bei den Impfversuchen ergab sich mitunter in der ersten Generation mye- 
loide, in der zweiten lymphatische Leukämie aus homologem Ausgangsmaterial. Verf. 
hält die Möglichkeit, daß bei der menschlichen Leukämie für beide Formen auch nur 
eine gemeinsame Quelle existiert, danach nicht für ausgeschlossen. H. Scholz. 

Beltz, L.: Über Leukämie mit besonderer Berücksichtigung der akuten Form. 
(Akad. f. prakt. Med., Köln.) Dtsch. Arch.f.klin. Med. Bd.113,H. 1/2, S. 116—178. 1913. 

Ausführliche Mitteilung der Krankengeschichte und des Obduktionsbefundes von 
10 Fällen von vom Verf. selbst beobachteten Leukämien. Es handelte sich meist um 
akute Formen von lIymphatischen und myeloiden Leukämien; drei Fälle betrafen 
Kinder. Im Anschluß an jeden Fall erörtert Beltz die verschiedentlichsten Fragen 
über die Pathologie dieser Erkrankung; er bespricht die Diagnose von Lympho- und 
Myeloblastenleukämie; er erörtert das Verhältnis von Infektion und Leukämie usw. Zum 
Schlusse gelangt er aus seinen Beobachtungen zu folgenden Resultaten: Die akute 
Leukämie ist viel häufiger, als bisher angenommen wurde; sie kann jedes Lebensalter 
betreffen. Akute Iymphatische und akute Myeloblastenleukämien kommen gleich 
häufig vor; das klinische Krankheitsbild kann jedoch nicht entscheiden, um welche 
Form es sich handelt. Dies kann allein die genaue Untersuchung des Blutbildes ent- 
scheiden. Nach B. spielt dabei die Kernstruktur der fraglichen einkernigen Zell- 
elemente die Hauptrolle: Lymphocyten zeigen eine pachychromatische Chromatinan- 
‚ ordnung; Leptochromasie (d.h. wabigen Kernbau) besitzen die myeloiden Zellen. 
In vielen Fällen ıst die Oxydasereaktion ausschlaggebend; der positive Ausfall spricht 
unbedingt für myeloide Zellen. — Das klinische Bild der akuten Leukämie wird 
sehr häufig beherrscht durch Haut- und Schleimhautblutungen und durch hochgradige 
Anämie. Der Beginn der Erkrankung ähnelt sehr häufig dem einer akuten Infektions- 
krankheit; der Tod wird oft durch komplizierende Erkrankungen der Lungen (Pneu- 


— 247 — 


monie und Tuberkulose) herbeigeführt. Das Blutbild kann von vornherein leukämisch 
sein, doch kann die Erkrankung auch im Beginne sub- oder aleukämisch, ja zuweilen 
völlig leukopenisch verlaufen. — Das Chlorom ist kein selbständiges Krankheitsbild ; 
es ist nur eine Abart der Leukämien. Dunzelt (München). 

Billings, Frank, and E. C. Rosenow: The etiology and vaccine treatment of 
Hodgkin’s disease. (Ätiologie und Vaccinebehandlung der Hodgkinsschen 
Krankheit.) (Rush med. coll. a. mem. inst. f. infect. dis., Chicago.) Journal of the 
Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 24, S. 2122—2123. 1913. 

In 12 Fällen von Hodgkinscher Krankheit konnte aus den bo ein 
diphtherieähnlicher Bacillus gewonnen werden, welcher dem von Fraenkel und 
Much beschriebenen entspricht, und der bereits von Buntings, Yates, Negri 
und Mieremet kultiviert wurde. In 3 Fällen war der Bacillus in Reinkultur, in den 
übrigen Fällen im Verein mit Staphylokokken nachweisbar. Er wächst auf Blutagar, 
Blutserum und auf Dextroseagar. Die Vaccine wurde präpariert, indem man den 
Bacillus isolierte, durch 24—48 Stunden wachsen ließ, die Kulturen in Kochsalzlösung 
suspendierte, durch Y/,—1 Stunde auf 60° erhitzte und mit !/,proz. Phenollösung ver- 
setzte. Die Vaccine wurde mit Ausnahnie eines Falles bei allen Kranken verwendet, 
anfangs ın Dosen von 5—10 Millionen, später allmählich steigend bis zu 100 Millionen, 
subcutan in Intervallen von 5—7 Tagen. In 6 Fällen war ein allgemeines und ziemlich 
rasches Abschwellen der Lymphdrüsen nachweisbar. Zwei starben später; ein anderer 
Pat. starb nach der dritten Injektion infolge der mächtigen Vergrößerung der media- 
stinalen Lymphdrüsen. Es wird ferner über zwei Patienten berichtet, bei denen sich 
der Zustand besserte. Meistens wurde gleichzeitig Röntgenbestrahlung angewendet. Herz. 

Wade, H.W.: Primary Hodgkin’s disease of the spleen (Dorothy Reed type). 
(Primäre Hodgkinsche Krankheit der Milz.) (Laborat. of pathol., Twane univ., 


New Orleans.) Journal of med. res. Bd. 29, Nr. 2, S. 209—216. 1913. 

Ein 55jähr. Pat., der in seiner Jugend Malaria überstanden hatte, erkrankte 10 Monate 
vor Beginn der Beobachtung an Schmerzen in der linken Seite. Später Fieber, Schweiße und 
Gewichtsverlust. Die Geschwulst unter dem Rippenbogen reichte 31/, Finger vor denselben. 
Ly mphdrüsen nicht vergrößert. Blut: Erythr. 3260000, Hb 70%, Leuk. 12600, davon gr. 
Mon. 6%, Lymph. 15%, polym. Neutr. 79%. Bei der Punktion der Milz wurden 12 cem aspi- 
riert. Kultur negativ. Im Sediment 46% Typhoosten und 51% Polyn., keine Plasmodien. 
Bei der Operation fand sich ein Tumor der Milz, der am Hilus mit der Pankreas verwachsen 
war und Adhäsionen mit dem großen Netz und Diaphragma zeigte. Die Art. und Vena lienalis 
thrombosiert. Nach der Exstirpation der Milz fieberte Pat. noch eine Zeit. Er starb zwei Jahre 
später mit Ascites und Ödemen und ' großer Leber. Keine Autopsie. Die Untersuchung der 
exstirpierten Milz zeigte Veränderung wie bei derHodgkinschen Krankheit, hauptsächlich Ver- 
mehrung des Bindegewebes, Überreste von Malpighischen Follikeln, daneben Plasmazellen. 
Die Gefäße zeigten in der Media und Intima Bindegewebsvermehrung und teilweise Verschluß 
des Lumens. 


Der Fall wird als primäre Hodgkinsche Krankheit der Milz aufgefaßt, da keine 
Veränderungen an den oberflächlichen, mediastinalen und abdominalen Lymphdrüsen 
nachgewiesen werden konnten. Herz (Wien). 

Oliver, Jean: The relation of Hodgkin’s disease to lymphosarcoma sand endo- 
thelioma. (Das Verhältnis der Hodgkinschen Krankheit zum Lympho- 
sarkom und Endotheliom.) (Med. school of Leland Stanford junior univ.) Journal 
of med. res. Bd. 29, Nr. 2, S. 191—207. 1913. 

Durch histologische Untersuchung einer großen Zahl von Fällen von Lympho- 
sarkom, Endotheliom und Hodgkinscher Krankheit wird die Ähnlichkeit der letzteren 
Krankheit mit einem der erstgenannten Prozesse nachzuweisen versucht. Als 
gemeinsame Kennzeichen mit dem Lymphosarkom werden angegeben: das Vor- 
kommen von eosinophilen Zellen und von Riesenzellen, auch das Vorkommen von 
fibröser Bindegewebsbildung (ein Hauptargument für die entzündliche Natur der 
Hodgkinschen Krankheit) ebenso von den Plasmazellen beim Lymphosarkom. Die 
Ähnlichkeit des diffusen Endothelioms mit der H. Krankheit besteht im Vorkommen 
von Riesenzellen, von Eosinophilen und Proliferation von Lymphocyten. Das histo- 


— 248 — 


logische Bild der H. Krankheit wäre ein Mittelding zwischen Lymphosarkom und 
Endotheliom und weicht von diesen mehr quantitativ als qualitativ ab. Außer dem 
histologischen Bild ergibt sich eine Ähnlichkeit in der frühzeitigen und konstanten 
Ausbildung der Bösartigkeit (Übergreifen auf die Kapsel und Gefäßwand) und dem 
Auftreten von Metastasen auf dem Blutwege. Herz (Wien). 


Sapegno, Mario: Contributo allo studio delle malattie sistematiche dell’apparato 
emopoietico. ‚La splenomegalia tipo Gaucher.“ (Beitrag zum Studium der 
Systemerkrankungendeshämopoetischen Apparates. DieSplenomegalie 
Typus Gaucher.) (Zst. di anat. patol., univ., Torino.) Arch. per le scienze med. 
Bd. 37, Nr. 4, S. 323—353. 1913. 

AufGrund eingehenden Literaturstudiums und der Beobachtung eineseinschlägigen 
Falles kommt Verf. zu der Ansicht, daß dieSplenomegalie Typus Gaucher ihren Ausgang 
und ihre Entwicklung von den hämopoetischen Organen nimmt, wobei speziell die Milz 
einen völligen Umbau erfährt, der sich durch einen fast völligen Schwund des Follikel- 
 apparates und in einer alveolären Struktur der Pulpa kundgibt. Hier finden sich sowohl 
Herde, die sich aus jugendlichen Elementen zusammensetzen, als auch solche, in denen 
sie bereits herangereift sind. Bei dem etappenförmigen Verlauf der Erkrankung können 
die durch die Vermehrung der Pulpa komprimierten Malpighischen Körper sich 
wieder erholen. Dieser Umbau der Struktur von Milz und Lymphdrüsen mit Bildung 
von alveolenähnlichen Räumen, in denen die von Gaucher beschriebenen Zellen sich 
finden, tritt frühzeitig auf und ist charakteristisch. Zudem zeigt das Knochenmark 
Veränderungen im Sinne einesreichlichen Auftretens jugendlicher Elemente. In der Leber 
besteht eine Vermehrung des interstitiellen Bindegewebes, ohne daß von einer Cirrhose 
gesprochen werden kann, und drückt sich auch hier die Tendenz der Erkrankung zur 
Bildung eines dichten fibrösen Bindegewebes aus, wie es nach Schwund der gealterten 
Gaucherschen Zellen an ihre Stelle tritt. Joannovics (Wien). 


Symptomatische Blutveränderungen : 


*. Skorodumow, A. M.: Ein Fall von Eosinophilie bei Diabetes insipidus. (Klin. 
f. Diagnost. u. allg. Therap., kais. militär-med. Akad. St. Petersburg.) Berichte d. kais. 
militär.-med. Akad. Bd. 27, S. 731—734. 1913. (Russisch.) 

In der Literatur ist nur ein Fall von Meyer erwähnt, wo bei Diabetes insipidus 
(ohne Glykosurie) eine Zahl von 1%, Eosinophilen beobachtet wurde. Bei dem be- 
schriebenen Fall — einem 30jährigen Bauern — schwankte die relative Eosinophilen- 
zahl zwischen 3,8 und 9,5%; die 24stündige Harnmenge betrug zwischen 6200 und 
19 800, das spezifische Gewicht höchstens 1003. Die Erythrocytenzahl war ein wenig 
vermindert (4—4!/, Millionen), die (esamtleukocytenzahl betrug zwischen 5067 und 
9190. Der Hämoglobingehalt schwankte zwischen 85 und 96%. Der Verf. glaubt an- 
gesichts des Fehlens von ausgeprägten Neurastheniesymptomen, von Eingeweide- 
würmern und Erkrankungen einzelner Organe die Eosinophilie in diesem Falle auf 
die Grundkrankheit zurückführen zu dürfen. J. Schütz (Marienbad). 


Weishaupt, Elisabeth: Über eosinophile Leukocyten in entzündlichen Infiltraten, 
besonders der mit und ohne Strahlentherapie vorbehandelten Uteruscareinome. (Univ.- 
Frauenklin., Berlin.) Arch. f. Gynackol. Bd. 101, H. 2, S. 489—500. 1913. 

Verf. konnte bei Carcinomen, die meist vom weiblichen Genitaltraktus stammten, 
bei 59,395 der Fälle eine lokale Vermehrung der eosinophilen Leukocyten nachweisen. 
In anderen Tumoren und in entzündlich erkranktem Gewebe wurde lokale Eosinophilie 
nur in 20%, gefunden. In einem mit kleinen Röntgendosen vorbehandelten alveolären 
Carcinom der Cervix fand sich eine maximale Menge von eosinophilen Leukocvten. 
Eosinophile Leukocyten finden sich in größerer Zahl nur in einigermaßen lebensfähigem 
Gewebe; aus nekrotischem und aus sklerotischem, hyalinem Gewebe verschwinden sie, 
ohne Unterschied, ob diese Veränderungen spontan eintreten oder durch Bestrahlungs- 
therapie herbeigeführt werden. Engelhorn (Erlangen). 





— 249 — 


Troisier, Jean: Anémie hémolysinique öpithöliomateuse. (Carcinomatöse 
Anämie durch Hämolysin.) Gaz. des hôp. Jg. 86, Nr. 140, S. 2221—2223. 1913. 
Bei einem an Magencarcinom leidenden Manne mit schwerer Anämie konnte im 
Serum ein Hämolysin nachgewiesen werden. Auch die nach dem Tode des Pat. her- 
gestellte Aufschwemmung des Tumors hatte ein starkes hämolytisches Vermögen. 
Verf. glaubt, daß das im Serum nachgewiesene Hämolysin aus dem Tumor stammt 
und in diesem Falle als Ursache der Anämie anzusehen ist. Isaac (Frankfurt). 
Delhaye, A.: L’hémolyse dans le diabète. (Die Hämolyse beim Diabetes.) 
Ann. et bull. de la soc. de méd. d'Anvers Jg. 75, Nr. 3/6, S. 55—63. 1913. 
Untersuchungen bei 6 Fällen von Menschendiabetes ohne Acidose. Die Wider- 
standsfähigkeit der roten Blutkörperchen wurde gegenüber NaCl-, KNO,- und 
Traubenzuckerlösungen bestimmt. Gebraucht wurde Gesamtblut und gewaschene 
Erythrocyten. Methode von Ribierre und Vaquez. Die Hämolyse verläuft beim 
Diabetiker, wenn das Gesamtblut gebraucht wird, schneller als beim Gesunden. Die 
Hämolyse mit gewaschenen Erythrocyten verläuft beim Diabetiker unter normalen 
Grenzen. Bei den Mischungen Normalserum + diabetische Erythrocyten und Diabetes- 
serum + normale Erythrocyten ist die Hämolyse verspätet. Verf. schließt aus seinen 
Befunden, daß beim Diabetes sowohl die roten Blutkörperchen als auch dasSerum irgend- 
wie pathologisch verändert sind ; ihre Veränderungen beeinflussen die Hämolyse. Gigon. 


Zirkulationsapparat. 


Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

e Handb. d. allgem. Pathologie, Diagnostik und Therapie der Herz- und Gefäß- 
erkrankungen, hrsg. v. N. v. Jagic. 2. Bd. 1. Teil: Physiol. des Kreislaufes v. 
Jul. Rothberger. Leipzig u. Wien: Franz Deuticke 1913. 225 S. 

Der vorliegende Teil des Handbuches, der in erster Linie die Physiologie des mensch- 
lichen Kreislaufes berücksichtigt, stellt eine vorbereitende Einleitung zum Abschnitt 
über die Pathologie des Kreislaufes dar. Nach einem kurzen Überblick über Phylo- 
genese und Ontogenese der Kreislauforgane behandelt Verf. die Kreislauf-Physiologie 
in vier Abschnitten, die die Mechanik der Herzkontraktion, die Innervation des Herzens, 
die Mechanik der Blutgefäße und die Innervation der Blutgefäße enthalten. Von den 
verschiedenen Abschnitten sind besonders jene ausführlicher gehalten, welche zur Zeit 
im Vordergrund des Interesses stehen (Elektrokardiogramm usw.). Zahlreiche Text- 
abbildungen, schematische Zeichnungen und Kurven erläutern den Text. v. Domarus. 

Kent, A. F. Stanley: Observations on the auriculo-ventricular junction of 
the mammalian heart. (Beobachtungen über die atrio-ventrikuläre Ver- 
bindung im Warmblüterherzen.) Quart. journal of exp. physiol. Bd. 7, Nr. 2, 
8. 193 bis 195. 1913. 

Die in den letzten Jahren im Laboratorium des Verf. fast ausschließlich an mensch- 
lichem Material ausgeführten Untersuchungen zeigen, daß das Atrioventrikularbündel 
nicht die einzige leitende Verbindung zwischen den Vorhöfen und den Kammern dar- 
stellt. Verf. hat schon 1892 an niederen Tieren, 1893 auch beim Menschen eine weitere 
muskuläre Verbindung beschrieben, welche an der Grenze zwischen rechtem Vorhof, 
techtem Ventrikel und der Tricupsidalis am rechten Herzrande gelegen ist; für dieses 
Muskelbündel, welches Verf. in der vorliegenden Mitteilung näher beschreibt und 
abbildet, schlägt er den Namen rechtes Lateralbündel (‚right lateral connection‘‘) 
vor. Das koordinierte Zusammenarbeiten der einzelnen Herzabteilungen hängt also 
nicht ausschließlich von der Integrität des His- Tawaraschen Atrioventrikular- 
bündels ab. Rothberger (Wien). 

Santesson, C. @.: Über Methoden zur experimentellen Auswertung von Digi- 
talispräparaten. (Pharmakol. Abt., Karolinska-Inst., Stockholm.) Nord. Tidskr. f. Terapi 
Bd. 12, 2, S. 49—65. 1913. (Schwed.) 

Für die wissenschaftliche Bewertung eines Digitalis-(Strophantus-)Präparates 


— 250 — 


genügt nicht die chemische Untersuchung, vielmehr muß der Tierversuch zugrunde 
gelegt werden. Von den verschiedenen dafür empfohlenen Methoden fand Verf. am 
zweckmäßigsten ein Vorgehen in Anlehnung an Straub: Aufhängen des isolierten 
Herzens an einer Glaskanüle, Füllung mit oft erneuerten kleinen Mengen (2—3 ccm) 
einer Giftblutmischung (0,5—2,0 ccm verschiedener Digitalislösungen auf 40 ccm Blut). 
Noch konstantere Resultate sind vielleicht zu erwarten bei elektrischer Reizung der 
Kammern nach Weizsäcker. Die wichtigsten Vorsichtsmaßregeln bei solchen Ver- 
suchen (gleichmäßige Giftkonzentration, passende Viscosität der Spülflüssigkeit, regel- 
mäßige Herzkontraktionen) sind damit beobachtet. Bei der Übertragung der er- 
haltenen Resultate auf die ärztliche Praxis darf nicht übersehen werden, daß die Aus- 
wertung der Digitaliskörper keine absolute Gewähr für klinische Wirksamkeit gibt 
wegen der individuellen Verschiedenheit der Patienten. Der Verf. hofft, daß es ge- 
lingen wird, eine für praktische Zwecke brauchbare chemische Reaktion zur Aus- 
wertung von Digitaliskörpern zu finden. Die Arbeit enthält ferner kurze Bemerkungen 
über ein von Rising (Stockholm) angegebenes Präparat Digitotal (näheres Svensk. 
farmac. Tidskr. 1910, Nr. 21). H. Scholz (Königsberg). 


Gottschalk, Gertrud: Über die Wirkung des Strophanthins auf den Sauerstoff- 
verbrauch des Froschherzens. (Med. Klin., Univ. Heidelberg.) Arch. f. exp. Pathol. 
u. Pharmakol. Bd. 75, H. 1, S. 33—42. 1913. 

Am isolierten Froschherzen, das während des ganzen Versuchs eine konstante 
Schlagfolge aufwies (mit Hilfe künstlicher Schlagfolge), dessen Anfangsdruck etwa 
8 mm Hg betrug und dessen Schlagfrequenz ziemlich langsam gewählt war, wurde 
untersucht, ob das Strophantin einen steigernden Einfluß auf die Oxydationsvorgänge 
ausübe. In keinem der Versuche aber konnte eine solche Steigerung beobachtet werden. 
Sinkt dagegen die mechanische Funktion des Herzens, so sinkt auch der Sauerstoff- 
verbrauch. Diese Hemmung der Oxydationsvorgänge wird infolgedessen als eine m- 
direkte Wirkung aufgefaßt, und eine Beeinflussung des Oxydationsfermentes durch 
das Strophantin braucht nicht angenommen zu werden. Kochmann (Greifswald). 


Rautenberg, E.: Die Vorhofregistrierung beim Menschen. Eine Entgegnung 
an Dr. A. Weber, Gießen. (Kreiskrankenh., Berlin-Lichterfelde.) Münch. med. Wochen- 
schr. Jg. 60, Nr. 52, S. 2912. 1913. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 579. 

Closson, Oliver F.: Time recorder for kymograph tracings. (Zeitschreiben 
für Kymographen.) (Res. laborat. of Parke, Davis a. Company, Detroit, Michigan.) 
Journal of pharmacol. a. exp. therap. Bd. 5, Nr. 3, S. 235—238. 1914. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Herz : 


Abelmann, M.: Diagnose und Prognose der angeborenen Herzfehler. Ergebn. 
d. ınn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 12, S. 143—159 (Berlin: Springer). 1913. 

Auf Grund eines Materials von 34 Fällen gibt Verf. einige Anhaltspunkte für die 
Diagnose der angeborenen Lerzfehler, speziell der Pulmonalstenose, des Septumdefektes, 
des offenen Ductus Botalli und der Isthmusstenose der Aorta. Für ein kurzes Referat 
Ist die Arbeit nicht geeignet. Joachim (Königsberg). 


Mougeot, A.: Tachycardie paradoxale, des hypertendus et reflexe oculo-car- 
diaque. (Die paradoxe Tachykardie bei Blutdrucksteigerung und der 
okulokardiale Reflex.) Progr. méd. Jg. 41, Nr. 51, S. 663—664. 1913. 

Verf. weist darauf hin, daB man bei Patienten mit Blutdrucksteigerung häufig 
eine dauernde Pulsbeschleunigung findet, die einer normalen Pulsfrequenz Platz macht, 
wenn es gelingt, die Blutdrucksteigerung zu reduzieren. Bei zahlreichen derartigen 
Patienten hat Verf. den okulokardıalen Reflex (Pulsverlangsamung bei Kom- 
pression der Augäpfel) geprüft und hat ihn bei fast allen Fällen normal gefunden. 
Ebensowenig konnte er eine Steigerung der Pulsfrequenz bei Druck auf die Bulbi kon- 


= 33 = 


statieren. Verf. schließt aus seinen Versuchen, daß bei Patienten mit Hypertonie und 
Tachykardie die Pulsbeschleunigung weder auf einer Parese des Vagus noch auf einem 
Reizzustand des Sympathicus beruht, er nimmt vielmehr an, daß die Tachykardie 
eine Ermüdungsreaktion des linken Ventrikels darstellt. Joachim (Königsberg). 
Gefäße: 

Byloff: Beitrag zur Kenntnis der Aneurysmen der Bauchaorta. Wiener klın. 
Wochenschr. Jg. 1913, Nr. 15, S. 575. 1913. 

Das besondere Interesse dieses Falles liegt in dem eigenartigen klinischen Sym- 
ptomenkomplex, der die richtige Diagnose intra vitam ermöglichte: Es handelte sich 
um einen 57jährigen Mann, der mit 27 Jahren eine Lues akquiriert hatte. Im Verlauf 
der mehrjährigen ärztlichen Beobachtung trat ein pulsierender Tumor im Abdomen auf, 
intermittierende Schmerzen, die bei Lagewechsel verschwanden, vorübergehend ein 
Herpes Zoster und schließlich Symptome einer Pankreasläsion, die ebenfalls an Inten- 
sität und Dauer wechselten und vorübergehend ganz verschwanden. Bei der Autopsie 
wurde ein kindskopfgroßes Aneurysma der Bauchaorta neben luetischen Veränderungen 
in der Brustaorta, die zu Aorteninsuffizienz geführt hatten, gefunden. Oskar Meyer. 


Fleischmann: Thrombose derVena cava inferior. Charite-Ann. Jg. 37,8. 3—6. 1913. 

Verf. beschreibt einen Fall, der neben einem Ocsophaguscareinom an einer vor 
17 Jahren entstandenen Thrombose der Vena cava interior litt, ohne durch die letztge- 
nannte Erkrankung in seinem Wohlbefinden wesentlich gestört zu sein. Das klinische 
Bild ist typisch, ausgedehntes Netz erweiterter Venen über der Vorderseite, weniger 
ausgesprochen auch über den Seitenteilen des Abdomens, der Blutstrom ist von unten 
nach oben gerichtet. Die Ätiologie ist unklar. Zabel (Danzig). 





Respirationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Azzi, Azzo: Sulla quantità di acqua eliminata con il respiro nei tubercolotici 
fehbrieitanti. (Die Wasserausscheidung durch die Lunge bei fiebernden 
Tuberkulösen.) (Istit. di patol. gen., univ., Napoli.) Sperimentale Jg. 67, Nr. 6, 
S. 837—844. 1913. 

Zunächst ist eine konstante Beziehung zwischen der respiratorischen Wasseraus- 
scheidung und der Temperatur festzustellen: Je höher die Temperatur, desto größer die 
W asserausscheidung. Nur wenn die höhere Temperatur mit Frostgefühl verbunden ist, 
ist die W asserausscheidung eher geringer als ın der Norm. Bei Kollapstemperaturen ist 
auch die Wasserausscheidung eine sehr geringe. Eine Sättigung der Ausatmungsluft 
mit Wasserdampf wurde auch bei ganz hohen Temperaturen "nicht beobachtet, der ge- 
fundene Wert war immer geringer als der für den Sättigungsgrad berechnete. Der Um- 
stand, daß bei Frostgefühl ein geringerer Wassergehalt beobachtet wurde, als sonst bei 
gleicher Temperatur ohne Frostgefühl, weist darauf hin, daß die Wasserabgabe von der 
Kontraktion der Gefäße abhängig ist. Baldes (Frankfurt a. M.). 


Bueri, Paolo: Il mormorio vescicolare e il respiro bronchiale fisiologico e patolo- 
gico. (Das Vesiculäratmen, das physiologische und pathologische Bron- 
chialat men.) (Clin. med. gen., univ., Pisa.) Rif. med. Jg. 29, Nr. 51, S. 1401-1406.1913. 

Kritik der verschiedenen Hypothesen zur Deutung dieser auskultatorischen 
Phänomene. Theoretische Erörterungen. Verf. kommt zu folgenden Schlüssen: 
l. Das Vesiculäratmen ist der isi le Ausdruck der Brechung der zentralen Luft- 
ströme in den Bronchien gegen die wandständigen, peripheren, "unbeweglichen Luft- 
teilchen. Diese Brechung wird durch die winklige Stellung der Bronchialäste bedingt. 
2. Hört man das laryngo-tracheale Atemgeräusch an seinem Entstehungsorte (Larynx), 
so findet man das Inspirationsgeräusch meistens etwas intensiver als das Exspirations- 
geräusch. 3. Umgekehrt ist es bekanntlich bei dem Bronchialatmen der Pneunionia 
Crouposa. Beim Exspirium liegt das hepatisierte Lungengewebe ganz dicht an die 


— 252 — 


Brustwand an. Beim Inspirium ist die Verbindung zwischen der starren Lunge und 
der Thoraxwand lockerer. Die akustischen Wellen werden durch die weniger homogene 
Schicht abgeschwächt. 4. In Fällen von Bronchialatmen bei Pleuritis exsudativa ist 
das Inspirationsgeräusch wie am Entstehungsorte (Larynx) intensiver als das Ex- 
spirationsgeräusch. Die Wellen pflanzen sich während der beiden Atmungsphasen 
durch dieselbe gleich homogene Schicht hindurch. Gigon (Basel). 

Wenckebach, K. F.: The radiology of the chest. (Die Radiologie der Brust.) 
Arch. of the Roentgenray Bd. 18, Nr. 5, S. 169—182. 1913. 

Zusammenfassende Darstellung des heutigen Standes der Radiologie der Lungen. 

G. Boehm (München). 

Wenckebach, K. F.: Die Röntgendiagnostik der Lungen. Geneesk. Bladen. 

Bd. 17, S. 207—228. 1913. (Holländ.) 


Spezielle Pathologie und Theraple: 

Schmidt, Rudolf: Zur klinischen Diagnostik der Miliarcarcinose der Lungen. 
(I. dtsch. med. Klin., Prag.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 50, S. 2059—2061. 1913. 

Kurze Mitteilung zweier Fälle von Miliarcarcinose der Lungen; in dem einen Falle 
war die Diagnose intra vitam gestellt, im anderen lautete die Diagnose Miliartuber- 
kulose derLungen. Der primäre Herd war beide Male im Magen, wo sich ein kleiner ulcus- 
artiger Krebs vorfand. — Im Anschluß an diese Fälle bespricht Sch midt: die Differen- 
tialdiagnose zwischen Miliartuberkulose und Miliarcareinose der Lungen: für diese 
spricht im allgemeinen afebriler oder subfebriler Verlauf, negativer Ausfall der Diazo- 
reaktion im Harn, sowie der Tuberkulinreaktion. Der Ausgangspunkt der Lungen- 
carcinose dürfte im allgemeinen ein kleines Magencareinom sein. Die Lungencarcinose 
scheint — wie aus den in der Literatur beschriebenen Fällen hervorgeht — meist 
jugendliche Individuen im 3. und 4. Dezennium zu betreffen. Dunzelt (München). 

Meulengracht, E.: Erfahrungen und Bemerkungen üher die Adrenalinbehand- 
lung des Asthma hronchiale. Ugeskr. f. Laeger, Jg. 75, Nr. 47, S. 1847—1864. 1913. (Dän.)} 

Behandlung von 5 schweren Asthmafällen mit Adrenalin (Injektion, Inhalation), 
teilweise in gewaltigen Dosen ohne nachweisbare schädliche Nebenwirkung. Schnelle 
Kupierung der Anfälle; keine Dauerresultate. H. Scholz (Königsberg). 

Steensma, F. A., und E. H. B. van Lier: Über grüngefärbte Pleuraexsudate. 
Nederl. tijdschr. v. geneesk. Jg. 57, Bd. 2, S. 2037—2040. 1913. (Holländisch.) 

Die Verff. waren in der Lage, vier grüne Pleuraexsudate zu untersuchen; es war in 
allen Fällen Bilirubin vorhanden. Das Exsudat wurde mit einer Spur Facces verimpft, 
und in einem ausgeschnittenen Darmstück 24 Stunden in dem Brutofen hingestellt; 
die grüne Farbe war verschwunden, die Flüssigkeit enthielt Urobilin. Der Farbstoff 
entstammt nicht zersetztem Blutfarbstoff, sondern muß aus dem Blutserum diffundiıert. 
sein; da der Farbstoff sehr bald in Biliverdin übergeht, ist es leicht erklärlich, daß die 
Konzentration des Farbstoffes in dem Exsudat eine größere ist als ım Blutserum. 


Bewegungsapparat. de Jager (Leeuwarden). 

Gatti, Lodovico: Ricerche di fisiologia e di fisiologia comparata sulla funzione 
dei muscoli delle docciature vertebrali nel? uomo e negli animali. Studio sulla 
locomozione terrestre. (Vergleichende physiologische Untersuchungen über 
die Wirkung der Muskulatur der Wirbelsäule bei Mensch und Tier.) (Istit. 
di clin. med., univ., Genova.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 5, S. 301—322. 1913. 

Aus den Untersuchungen geht hervor, daß zur Erhaltung des Gleichgewichts beim 
Gehen ein Zusammenwirken der Rumpfmuskulatur und Beinmuskulatur notwendig ist. 
Diese Koordination steht augenscheinlich unter dem Einflusse des Kleinhirns. Baldes. 

Pański, Alexander: Über einen operierten Fall von Neubildung der Wirbelsäule. 
Medycyna i kronika lekarska Jg. 1913, Nr. 49, S. 1025—1028 u. Nr. 50, S. 1047 bis 
1050. 1913. (Polnisch.) 


Es handelt sich um eine 55 Jahre alte Patientin, bei der vor 8 Jahren wegen einer Neu- 
bildung das Auge enucleiert wurde. Auf Grund des klinischen Verlaufes wie auch der topischen 


— 253 — 


Diagnose und Röntgenaufnahme wurde die Diagnose auf eine metastatische (in Rücksicht der 
vorher erwähnten Neubildung des Auges) Neubildung des II. und HI. Lendenwirbels gestellt. 
Die Operation ergab ein Chondrom der Cartilago intervertebralis des III. Lendenwirbels. 
Den 1. Monat nach der Operation fühlte sich Pat. gut, später aber traten aufs neue Schmerzen 
auf; ca. 8 Monate nach der Operation Exitus. Die Sektion ergab ein Sarkom des XII. Brust- 
wirbelkörpers und der Rückenmarkshäute. Sohn (Lemberg). 


Scheltema, G.: Rheumatismus chronicus monoarticularis bei Kindern. Nederl. 
Maandschr.v.Verlosk. en Vrouwenz. en v. Kindergeneesk. Jg, 2, H. 10, S. 649—653. 1913. 
(Holländ.) 

Der Verf. sah in kurzer Zeit drei Mädchen im Alter von 8, 9, und 14 Jahren, welche 
an einer chronischen Entzündung eines Gelenkes (zweimal Kniegelenk, in einem Fall 
Hüftgelenk) litten; es war Schwellung und eine Verdickung der Kapsel vorhanden. Der 
Schmerz war gering, Bewegung ziemlich ausgiebig möglich. Anamnestische Daten für 
Tuberkulose lagen nicht vor. Auf den Röntgenbildern war eine gute Knochenstruktur 
zu sehen. Die Cutanreaktion nach Pirquet war negativ. Nach kurzer Zeit trat völlige 
Heilung ein. Es lag also eine monoartikuläre, nicht tuberkulöse Entzündung vor. 

de Jager (Leeuwarden). 
Neurologie und Psychiatrie. 


Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Spiller, William G.: The direct ventro-lateral pyramidal tract. (Die direkte 
ventrolaterale Pyramidenbahn.) Rev. of neurol. a. psychiatr. Bd. 11, Nr. 12, 
S. 615—617. 1913. 

Schaffer, Karl: Zum normalen und pathologischen Fibrillenbau der Kleinhirn- 
rinde. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, H. 1/2, S. 1—48. 1913. 

Alzheimer: Über die Abbauvorgänge im Nervensystem. (7. Jahresvers. d. Ges. 
dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. 
Bd. 50, H. 1/4, S. 5—7. 1913. 

Rothfeld, J.: Die Physiologie des Bogengangapparates. Verhandl. d. Gesellsch. 
deutscher Naturf. u. Ärzte, 85. Vers., Wien, Tl. 1, S. 269—322. 1913. 

Reich, Z.: Der Bogengangapparat. Verhandl. d. Ges. dtsch. Naturforsch. u. 
Ärzte, 85. Vers., Wien TI. 1, S. 251—268. 1913. 

Bäräny, R.: Klinik des Bogengangapparates. Verhandl. d. Gesellsch. deutscher 
Naturf. u. Ärzte, 85. Vers., Wien, Tl. 1, S. 323—362. 1913. 

Bárány, R.: Historischer Rückblick auf die Entwicklung der Lehre vom peri- 
pheren und zentralen Bogengangapparat. Verhandl. d. Gesellsch. deutscher Naturf. 
u. Ärzte, 85. Vers., Wien, Tl. 1, S. 241—250. 1913. 

Würtzen, C. H.: Untersuchungen über einige Reflexe, insbesondere ihre Kon- 
stanz. Ugeskr. f. Laeger Bd. 75, Nr. 43, S. 1717—1729. 1913. (Dän.) 

Die Untersuchungen an 2000 Menschen betrafen die Sehnenreflexe der Biceps-, 
Triceps-, Patellar-Achillessehnen und die Hautreflexe: Abdominal-, Cremaster-, Plantar- 
reflex. Es ergab sich eine ganz außerordentliche Konstanz bei Gesunden. H. Scholz. 

Pastine, C.: Sur le réflexe controlatéral des orteils. (Über den kontra- 
lateralen Zehenreflex.) (Clin. méd. du prof. Maragliano, Gênes.) L’enc&phale 
Jg. 8, Nr. 11, S. 417—427. 1913. 

Unter 54 Hemiplegikern fand er bei 30 eine kontralaterale Plantarflexion der Zehen. 
Diese ist ohne Babinskisches Zeichen sehr selten, desgleichen die kontralaterale 
Dorsalflexion der Großzehe bei vorhandenem Babinski. Die kontralaterale Plantar- 
flexion fehlt anscheinend bei spinaler Läsion der Pyramidenbahn, dagegen findet man 
sie häufig bei vorgeschrittener Tuberkulose. Es hat dieser Reflex also nicht die Bedeu- 
tung des Babinskischen Phänomens. Reichmann (Jena). 

Schwarz, Eduard: Zur diagnostischen Bedeutung der Liquoruntersuchung. 
St. Petersburg. med. Zeitschr. Jg. 38, Nr. 21, S. 306—310. 1913. 

Mitteilung von 8 Fällen, bei denen nur mit Hilfe der Liquoruntersuchung die 


— 254 — 


richtige Diagnose gestellt werden konnte. Die Blut-Wassermann-Reaktion war nicht 
in allen Fällen positiv, dagegen stets die Wassermann-Reaktion des Liquors, wenn die 
von Hauptmann angegebene Auswertungsmethode angewandt wurde. Die Fälle 
bieten an sich nichts Besonderes. In allen lag Lues zu grunde. Reichmann (Jena). 


Mayer, Hermann: Eine neue Lumbalpunktionskanüle zur Verhütung plötz- 
licher Druckerniedrigung und für exakte Druckmessung. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 40, Nr. 2, S. 81. 1914. 


Borchardt, L.: Statistisches und Kasuistisches aus der Nervenpoliklinik (Frauen- 
Abteilung). Charité- Ann. Jg. 37, S. 134—143. 1913. 

Neben statistischen Angaben (3200 Neuaufnahmen in einem Jahr, tägliche Fre- 
quenz etwa 60, ein Viertel aller organischen Nervenleiden sind luetischen Ursprungs), 
finden sich ausführlichere Angaben über vasomotorisch-trophische Neurosen, speziell 
die Akroparästesien. Die Akroparästhesien werden häufig verkannt, weil die eigent- 
lichen Anfälle mit lokaler Blässe der Finger nur selten vom Arzt beobachtet werden. 
Hauptsächlich erkranken Frauen, und es scheint Beschäftigung in kaltem Wasser 
(Wäscherin) und feine Näharbeit damit in einem gewissen Zusammenhange zu stehen. 
Die Krankheit tritt in den meisten Fällen erst nach dem 40. Lebensjahr auf, ergreift 
hauptsächlich die Hände, seltener die Füße, und die differentialdiagnostische Abgren- 
zung gegen die Hysterie kann unter Umständen schwierig sein, wofür zwei Beispiele, 
darunter ein Kind angeführt werden. Auch organische Nervenleiden können mit 
akroparästhetischen Symptomen beginnen und in einem Falle wurde die Kombination 
mit einer Berufsneuritis (bei einer Näherin) beobachtet. ` Frankfurther (Berlin). 


Lotmar, Olga: Beiträge zur Histologie des Glioms. (Krankenh. r. d. Isar u. 
Psychiatr. Klin., München.) Histol. u. histopathol. Arb. üb. d. Großhirnrinde Bd. 6, 
H. 2, S. 433—475. 1913. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Periphere Nerven: 


Rosenbluth, B.: Partial facial paralysis due to traumatism. (Partielle Facialis- 
lähmung nach Trauma.) Med. rec. Bd. 84, Nr. 23, S. 1030—1032. 1913. 

Der erste Fall der partiellen Facialislähmung war durch Sturz von der Treppe 
zustande gekommen und erstreckte sich nur auf den Nasenflügel und die Oberlippe. 
Nach den Erfahrungen in der Versicherungspraxis sollen solche "Fälle nicht selten sein 
und gut ausheilen. Die anderen 4 Fälle zeigten alle eine Lähmung der Oberlippe, die 
der Eröffnung eines Submaxillarabscesses folgte. Die Nahrungsaufnahme ist bei ein- 
seitiger Lähmung nicht gestört, es findet auch kein Speichelfluß statt. Die Lähmung 
war chronisch und es bildete sich keine Regeneration aus, wahrscheinlich, weil der 
Nerv bei der Operation durchsehnitten wurde und dann in das Bindegewebe einwuchs. 
Bei der Kleinheit der Nerven und des Operationsfeldes ist eine Nervennaht nicht mös- 
lich. Es empfiehlt sich, durch eine bestimmte, ausführlich beschriebene Führung des 
Messers die Durchschneidung des Nerven bei der Eröffnung der Abscesse zu vermeiden. 

Frankfurther (Berlin). 

Mohr, Mich., und S. Cornel Beck: Papillitis als Frühsypmptom der Lues con- 
genita. Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 30, H. 6, S. 495—497. 1913. 

In 62 von 128 untersuchten syphilitischen Säuglingen wurde Papillitis mit dem 
Augenspiegel festgestellt (Papillenschwellung von 2—6 Dioptrien; Grenzen verwischt, 
grau bis ins Bläulichgraue, welche Farbe sich auf die Retina bis zu einer Breite von einem 
halben Papillendurchmesser fortsetzt. Manchmal strichförmige Blutung). Die Rückbil- 
dung der Papillitis dauert bei älteren Säuglingen 3—4 Wochen, bei Jüngeren mehrere 
Monate, und läßt sich therapeutisch kaum beeinflussen. Übergang in Atrophie wurde 
einmal beobachtet. Der Befund bildet ein wertvolles Frühsymptom der Lues con- 
genita. Burk (Kiel). 


— 255 — 


Rückenmark: 

Debré, Robert, et Jean Paraf: Coagulation massive du liquide c&phalo-rachidien 
déterminé par une méningite bacillaire. (Totale Gerinnung des Liquor cerebro- 
spinalis bei bacillärer Meningitis.) (Hôp. Trousseau.) Presse méd. Jg. 21, Nr. 95, 
S. 952—953. 1913. 

Mitteilung eines Falles von tuberkulöser Meningitis, bei T durch Lumbalpunk- 
tion ein citronengelber, 380 Zellen (in der Mehrzahl Lymphocyten) pro 1 cmm ent- 
haltender Liquor gefunden wurde, der spontan gerann. Der Verf. faßt die ungewöhn- 
liche Liquorveränderung als Folge der Meningitis auf; ein Sektionsbefund fehlt aber. 

Reichmann (Jena). 

Lorenz, Adolf: Zur alten und modernen Behandlung der spastischen Para- 
lysen. Wien. med. Wochenschr. Jg. 63, Nr. 40, S. 2607—2614. 1913. 

Die Förstersche Operation der Wurzeldurchschneidung bei spastischen Paresen 
sollte in Zukunft nur noch für ganz verzweifelte Fälle reserviert bleiben. An ihre Stelle 
muß die Resektion ausgewählter motorischer Bahnen aus dem gemischten Nerven- 
stamm treten. Die beste Methode dieser Art ist die von Stoffel angegebene, bei der 
auch die innere Topographie der Nervenstämme berücksichtigt und auf diese Weise 
stets der für den betr. Fall zweckmäßigste Anteil des Nerven reseziert wird. Aber auch 
die Stoffelsche Methode hat mannigfache Nachteile, vor allem die Schwierigkeit der 
Entscheidung, wieviel im Einzelfall reseziert werden soll. Einfacher und dabei ebenso 
erfolgreich ist die Tenotomie bzw. an den Adduktoren die Myorrhexis. Nur zur Be- 
seitigung des Pronationsspasmus am Vorderarm ist die Stoffelsche Operation als ent- 
schiedener Fortschritt zu betrachten. Salomon (Wilmersdorf). 


Cadwalader, Williams B., and J. E. Sweet: Experiments on intradural ana- 
stomosis of nerves for the cure of paralysis. (Versuche über intradurale 
Nervenvereinigung zur Heilung von Lähmungen.) (Laborat. of neuropathol. 
a. surg. res., uniw. Pennsylvania, Philadelphia.) Med. record Bd. 84, Nr. 18, S. 800 
bis 802. 1913. 

Sämtliche Versuche hatten kein günstiges Ergebnis, nur in einer Serie, in der die 
durehschnittenen Nervenenden in eine fine Celloidintube gebracht wurden, schienen 
die Fälle etwas günstiger quoad restitutionem zu verlaufen. Reichmann (Jena). 


Gehirn: 


Taddei, Celso: Contributo sperimentale all’ etero-plastica-durale. (Experi- 
menteller Beitrag zur Heteroplastik der Dura.) (R. istit. di studi sup. e di 
perfezion., Firenze.) Sperimentale Jg. 67, Nr. 6, S. 909—932. 1913. 

Der Ersatz verloren gegangener cerebraler Dura mater durch den Darm vom 
Widder hat sich im Experiment bewährt, es kam nicht zur Bildung von Adhärenzen 
zwischen Hirnoberfläche und ihren Bedeckungen. Es entwickelte sich bei dieser Dek- 
kungsart ein bindegewebigesStratum, mit dem die weichen Meningen verwachsen. Neurath. 


Boeckmann: Ein Beitrag zur Ätiologie der Pachymeningitis interna haemorrha- 
giea. (Augusta-Hosp., Berlin.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. 
klin. Med. Bd. 214, H. 3, S. 380—388. 1913. 

Verf. hat die Frage geprüft, ob eine aseptische Blutung in den Subduralraum 
beim Menschen das anatomische Bild einer Pachymeningitis haemorrhagica interna 
hervorbringen kann. Er hat zu diesem Zwecke in einer Anzahl von Fällen, bei denen 
em operativer Eingriff am Gehirn stattgefunden hatte, ohne daß eine Infektion mit 
im Spiel war, bei der länger oder kürzere Zeit später erfolgten Sektion die Dura einer 
genauen anatomischen Untersuchung unterzogen. Das Resultat war in allen Fällen 
vollständig negativ. Daraus wird der Schluß gezogen, daß kei „konstitutionell Gesunden 
Trauma und aseptische Blutung allein nicht genügen, um eine Pachymeningitis her- 
vorzurufen.‘“ Oskar Meyer (Stettin). 





— 256 — 


Reznicek, Richard: Zur Klinik der posthemiplegischen Phänomene. (Neurol.- 
psychiatr. Klin., Innsbruck.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 49, H. 4/6, S.327-340.1913. 

Eine 43jährige Frau erkrankte apoplektisch an Lähmung des rechten Beines und Armes; 
am Arm waren besonders die distalen Teile betroffen. Ursache war vermutlich ein arteriosklero- 
tischer Erweichungsherd. An der rechten Hand zeigten sich eigenartige spastische Phänomen. 
Patientin konnte Gegenstände, die sie mit der Hand oder mit den einzelnen Fingern angefaßt 
hatte, nicht sofort wieder loslassen, sondern hielt sie einige Zeit krampfhaft umschlossen. 
Hautreflexerregbarkeit der rechten Hand war stark erhöht. Bei kurz hintereinander ausge- 
führter mehrfacher passiver Beugung und Streckung einzelner Finger stellt sich ein tonischer 
Widerstand in denselben ein, der ausbleibt, wenn die Bewegung langsam ausgeführt wird. 
Durch kräftigen aktiven Faustschluß kommt es zu einem Fingerbeugerkrampf, der nicht ein- 
tritt, wenn die Hand nur langsam geschlossen wird. Von der Myotonie und Tetanie unterschied 
sich der Zustand durch mehrere Merkmale. — Die Phänomene verschwanden bald. Vielleicht 
erklärt sich aus ihrer Flüchtigkeit, daß sie selten beobachtet werden. Salomon (Wilmersdorf). 


Dana, Charles L.: The serological tests in cerebral hemiplegia. (Die serologi- 
schen Prüfungen bei cerebraler Hemiplegie.) Med. rec. Bd. 84, Nr. 23, 
S. 1013—1014. 1913. 

Verf. hat 27 Fälle von akuter Hemiplegie, 15 solche von chronischer Hemiplegie, 
sowie 12 Fälle von Gehirnsyphilis mit den ‚vier Reaktionen“ untersucht; neue Ergeb- 
nisse haben sich nicht gefunden. Kafka (Hamburg). 

Keller, 0., und H. Scharling: Die tuberöse Hirnsklerose. Hospitalstid. Jg. 56. 
Nr. 44, S. 1293—1305 u. Nr. 45, S. 1331—1337. 1913. (Dän.) 

Es handelt sich bei diesem Leiden, von dem 9 Fälle beschrieben werden (4 Autop- 
sien), um eine mit Idiotie und meistens auch mit Epilepsie einhergehende Hirnerkran- 
kung, deren Diagnose am Lebenden durch das Bestehen von Adenoma sebaceum im 
Gesicht sowie in vielen Fällen durch den Nachweis von Tumoren in anderen Organen 
(besonders Niere, Herz) erleichtert werden kann. H. Scholz (Königsberg). 

Voss, F.: Heilung einer Encephalitis bei Otitis media chron. nach Oppenheim 
ohne Operation. Zeitschr. f. Ohrenheilk. u. f. d. Krankh. d. Luftw. Bd. 69, H. 3/4, 
S. 270—272. 1913. 

Voss teilt eine klinische Beobachtung mit, nach der er bei einem 8jährigen Kinde 
mit Otitis media chron. aus dem plötzlichen Auftreten von Fieber mit Erbrechen, Be- 
wußtlosigkeit, Nackenstarre, allgemeinen Krämpfen, einseitiger Facialisparese, aber 
negativem Lumbalpunktionsbefund die Diagnose auf Encephalitis stellte. Der Pat. 
genas von selbst ohne operativen Eingriff. Zange (Jena). 

Foerster, O.: Meningocerebellarer Symptomenkomplex bei fieberhaften Er- 
krankungen. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) 
Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 88—90. 1913. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 9, S. 77. 


Funktionelle Nervenkrankheiten und Psychosen : 


Marchand, L., et F. Usse: Psychopolynévrite au cours d’une cure de d&mor- 
phinisation. (Polyneuritische Psychose im Verlaufe einer Morphium- 
entziehungskur.) Encéphale Jg. 8, Nr. 12, S. 513—517. 1913. 

Bei einer seit 14 Jahren morphiumsüchtigen Kranken brach im Verlaufe einer 
zu Hause gemachten Entziehungskur nach 3 Wochen eine typische Korsakoffsche 
Psychose aus, die nach 6 Wochen langsam abklang. Bemerkenswert ist, daß diese 
sonst meist bei Alkoholikern beobachtete Psychose bei einer Morphiumsüchtigen aus- 
brach, und daß dieser Ausbruch während der Entziehung erfolgte. Es handelt sich 
dabei wohl um eine Autointoxikation, die auf die zu rasche Entziehung zurückzuführen 
ist. Frankfurther (Berlin). 

Lomer, Georg: Über graphologische Kennzeichen des Schwachsinns. Arch. f. 
Psychiatr. u. Nervenkrankh. Bd. 53, H. 1, S. 101—173. 1914. 

Heller, Theodor: Über affektiv bedingte Psychoneurosen des Kindesalters. 
(85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien, 29. IX. 1913.) Zeitschr. f. Kinder- 
heilk., Orig. Bd. 9, H. 2, 8. 104—110. 1913. 


Zentralblatt für die gesamte innere Medizin 
Band IX, Heft5ö und ihre Grenzgebiete S. 257—384 


Allgemeine Biologie und allgemeine Physiologie. 


Hardy, W. B.: Note on differences in electrical potential within the living cell. 
(Über Unterschiede im elektrischen Potential innerhalb der lebenden 
Zelle.) (Physiol. laborat., Cambridge.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 1/2,S. 108-111. 1913. 

Wenn Gewebszellen zwischen zwei nicht polarisierbaren Elektroden in das Feld eines 
elektrischen Stromes von 5—20 Volt während 2—10 Minuten eingeschaltet und sodann 
in geeigneter Weise fixiert und gefärbt werden, so lassen sich als Folge der Strom- 
einwirkung Wanderungen in den Zellmassen beobachten. Im Zelleib wandern die 
Teile nach der Seite des negativen Pols urd bilden dort durch Färbung sichtbar zu 
machende Anhäufungen, während die dem positiven Pol zugekehrte Seite der Zelle 
mehr oder weniger leer erscheint. Innerhalb des Zellkernes aber findet sich eine Wan- 
derung der Masse in umgekehrter Richtung. Andeutungen für eine elektrische Ladung 
der Kernoberfläche wurden nicht gefunden. Diese Erscheinungen sind zu verstehen 
als kataphoretische Wanderung von Kolloiden, wobei die Ladung der Teilchen im 
Zelleib als positiv, im Kern aber als negativ anzusehen ist. Die Versuche werden 
als gut reproduzierbar bezeichnet. Bei sehr starken Strömen kehrt sich anscheinend 
infolge chemischer Zersetzung der Wanderungssinn der Zelleibkolloide um. Schade. 

McCartney, J. E.: Heat contraction of elastic tissue. (Verkürzung des 
elastischen Gewebes durch Wärme.) (Physiol. dep., uniw., Edinburgh.) Quart. 
journal of exp. physiol. Bd. 7, Nr. 2, S. 103—114. 1913. 

Die Verkürzung des elastischen Gewebes unter der Wärmeeinwirkung wurde am 
Beispiel des Nackenbandes vom Rind untersucht. Die Wärmekontraktion steigt 
zunächst geradlinig mit der Temperatur; bei 65° aber zeigt sich ein plötzlicher Anstieg, 
der bis 75° anhält und dann wieder zu einer flachen fast gradlinigen Kurve ausläuft. 
das Zustandekommen dieser Kurve ließ sich näher analysieren. Reines elastisches 
Gewebe zeigt einen ebenmäßig graden Verlauf der Kurve seiner Hitzekontraktion. 
Fibröses Bindegewebe zeigt dagegen nach anfänglich graden Verlauf bei 65° einen 
steilen Anstieg seiner Kontraktionskurve. Es wurde nachgewiesen, daß die Unregel- 
mäßigkeit der Kurve des Nackenbandes auf dem eingelagerten fibrösen Gewebe be- 
ruht. Nach Wegverdauen der fibrösen Bestandteile durch Pepsin wurde die Kurve 
auch vom Nackenband des Rindes eine ebenmäßige. Bis 65° ist die Hitzekontraktion 
reversibel. Die Hitzekontraktion ist, wie Wägungen ergaben, von einer deutlichen 
Wasserabgabe begleitet, ein Vorgang der gleichfalls im wesentlichen reversibe: ist. Im 
fibrösen Gewebe ist aber bei der Hitzewirkung wahrscheinlich eine chemische Umwand- 
lung von Kollagen zu Gelatine beteiligt. Schade (Kiel). 

Myer, Max W.: Contributions to the analysis of tissue growth. XI. Auto- 
plastic and homoeoplastie transplantations of kidney tissue. (Beiträge zur 
Analyse des Gewebswachstums. XI. Autoplastische und homoioplasti- 
sche Transplantationen von Nierengewebe.) (Barnard Free Skin a. Cancer 
hosp., St. Louis.) Arch. f. Entwicklungsmech. d. Organism. Bd. 38, H. 1, S. 1—7. 1913. 

Kleine Nierenstückchen wurden Meerschweinchen teils autoplastisch, teils ho- 
moioplastisch in eine Hauttasche am Ohr transplantiert; Serienschnitte des Transplan- 
tates ergaben, daß bereits nach 24 Stunden ein Fortleben in Gestalt von aus- 
gewanderten Leukocyten zu konstatieren ist. Nach 3 Tagen treten Mitosen auch ın 
den Tubulizellen der Peripherie auf, während das Zentrum der N’krose anheimfällt. 
Die größte Aktivität der Tubulizellen und der Fibroblasten besteht zwischen dem 
5. und 7. Tage, nach dem 14. Tage wird fast keine Nierenregeneration mehr beobachtet. 
— Bis zum 9. Tage zeigt sich kein wesentlicher Unterschied zwischen dem auto- 
plastischen und dem homoioplastischen Transplantat; dann verfallen bei dem homoio- 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 17 


— 258 — 


plastischen Gewebe die regenerierten Tubuli viel rascher der Zerstörung und dem Er- 
satz durch Bindegewebe. — Wurde bei Tieren mit homoioplastischem Transplantat 
eine Niere entfernt, so zeigten sich an dem Transplantat keinerlei, etwa durch 
die kompensatorische Hypertrophie der anderen Niere, hervorgerufene Ver- 
änderungen. Posner." 


Peters, Rudolph A.: The heat production of fatigue and its relation to the 
production of lactie acid in amphibian musele. (Wärmeproduktion bei der 
Ermüdung und ihre Beziehungen zu dem Auftreten der Milchsäure.) 
(Physiol. laborat., Cambridge.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 3, S. 243—271. 1913. 

Calorimetrische Versuche am Froschmuskel mit Hilfe der etwas modifizierten 
thermoelektrischen Methode von Hill (Journ. of Physiol. 44, 466, 1912), Reizung vom 
Nerven aus. Die bis zur Ermüdung des Muskels gebildete Wärmemenge ist fast genau 
dieselbe, wie man sie erhält bei der Muskelstarre durch Chloroformvergiftung nach 
vorangegangener elektrischer Reizung des Nerven. Die bei Kontraktion des Muskels 
und bei der Entstehung der Muskelstarre sich abspielenden chemischen Prozesse stehn 
sich sehr nahe, namentlich in bezug auf die Bildung von Milchsäure. Frey (Königsberg). 


Birnbacher, Th.: Über das Verhalten des Muskels im Muskelpreßsaft. (Physiol. 
Inst., Univ. Graz.) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 154, H.8/10, S.401—434. 1913. 

Der Muskel zeigt bei ausreichender Sauerstoffzufuhr keine Totenstarre (Winter- 
stein); die Starre scheint eine Erstickungserscheinung zu sein, begünstigt durch die 
Anhäufung intermediärer Stoffwechselprodukte. Verf. untersucht den Einfluß dieser 
beim Absterben des Muskels sich bildenden Stoffe auf den überlebenden Muskel. Imı 
Froschmuskelpreßsaft verliert der frische Muske! rasch seine Eıregbarkeit. Es kommt 
heim Eintauchen sofort zu einer Verkürzung des Muskels. Die in Betracht kommenden 
Substanzen sind hitzebeständig, dialysabel und lassen sich durch Neutralisieren in 
ihrer Wirkung nicht abschwächen. Preßsaft unter Sauerstoffdruck abgestorbener Mus- 
keln wirkt nicht verkürzend auf den frischen Muskel. Frey (Königsberg). 


Cameron, A. T., and T. I. Brownlee: The effect of low temperatures on cold- 
blooded animals. (Wirkung niedriger Temperaturen auf Kaltblüter.) 
(Dep. of physiol., univ., Manitoba, Winnipeg, Canada.) Quart. journal of exp. phy- 
siol. Bd. 7, Nr. 2, S. 115—130. 1913. 

Zusammenstellung der zugehörigen Literatur und Mitteilung von Versuchen am 
Frosch. Das isolierte Herz der Tiere stirbt erst bei — 3° C ab, die Muskulatur ist bei 
— 2°C noch lebensfähig, das periphere Nervensystem bei noch geringeren Temperaturen. 
Trotzdem tötet eine Temperatur von nur —0,4° C die Tiere. Das zentrale Nervensystem 
scheint in diesem Falle empfindlicher als die erwähnten übrigen Organe. Frey. 


Boer, S. de: Über den Skelettmuskeltonus. Mitteilg. 2. Die tonische Inner- 
vation der quergestreiften Muskeln bei Warmblütern. (Physiol. Inst., Univ. Amster- 
dam.) Folia neuro-biol. Bd. 7, Nr. 10, S. 887—840. 1913. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 458. 


Zuntz, N.: Zur Kenntnis der Einwirkung des winterlichen Höhenklimas auf 
den Menschen. (Landwirtschaftl. Hochsch., Berlin.) Zeitschr. f. Balneol. Jg. 6, Nr. 18. 
S. 509—511. 1913. 

Bei Gelegenheit der ärztlichen Winterstudienreise 1913 wurde eine Besteigung 
des Broekens vorgenommen, welche sich durch die Wetterverhältnisse zu einer recht 
groen Anforderung, sowohl an die Muskelkraft, die Herztüchtigkeit und den die 
Wärme regulierenden Mechanismus des Körpers, sowie auch an die Widerstandsfähig- 
keit gegen starke klimatische Beanspruchung, gestaltete. Verf. benützte die Gelegenheit, 
um durch eine Rundfrage bei den 31 Teilnehmern, welche im Alter von 32—65 Jahren 
standen, Nachwirkungen solcher ungewohnter starker Körperanstrengungen festzu- 
stellen. Es ergab sich, daß ın der Mehrzahl der Fälle die außerordentlich starke In- 
anspriuchnahme des Körpers keine üblen Folgen hatte, im Gegenteil selbst bei den des 


— 259 — 


(sehens sehr wenig gewohnten guten Schlaf und Erholung hinterließ. Verf. zieht aus 
der Beobachtung den Schluß, daß für eine kurze, mit kräftiger Muskelanstrengung ver- 
bundene Erholungstour im Winter dasselbe zu gelten scheine, was Röder und Wie- 
necke für fünftägige Schülerwanderungen gefunden haben: daß eine, wohl in erster 
Linie durch die Kräftigung des Herzens und die Verbesserung der vasomotorischen Regu- 
lation bedingte, länger andauernde Steigerung des Wohlbefindens erzielt wird. sStaeubl:. 


Allgemeine Pathologie. 

Aravandinos, Anast.: Beobachtungen über das Krankenmaterial der kgl. Uni- 
versitäts-Astyklinik in Athen. Jatrike Proodos Jg. 1913, Nr. 11/12. 1913. 

Griechenland hat im Sommer ein subtropisches Klima. Hauptsächlich ist es 
mit Malaria verseucht. Die Astvklinik suchen akut und chronisch erkrankte Pat. 
auf. Die akuten Krankheiten kommen gehäuft in drei Perioden vor. Anfang der 
kalten Jahreszeit Erkrankungen der Atmungsorgane, Anfang der warmen Zeit akute 
Infektionen, darunter einige, welche ihre Ätiologie wahrscheinlich zersetzten Nahrungs- 
mitteln verdanken. In den ersten Tagen der Sommerhitze wird diese von vielen, be- 
sonders vasomotorischen Menschen, welche sich nicht den Sonnenstrahlen ausgesetzt 
haben, schlecht vertragen. Hauptsächliche Klage der Pat. ist Unlust zur Arbeit, 
objektiv ist nichts Krankhaftes festzustellen. Gegen Ende des Sommers sind die dysen- 
teroiden Katarrhe häufig, darunter Fälle echter bacillärer Ruhr, ferner Malaria selbst 
in der nächsten Umgebung von Athen. Vielfach werden wahre Epidemien von Angina 
lacunaris beobachtet, gewöhnlich treten sie Mai—Juni auf. Von den chronischen 
Krankheiten ist die Tuberkulose häufig. Selten sind die Herzklappenfehler in Athen, 
wahrscheinl ch weil der akute Gelenkrheumatismus keine häufige Krankheit ist. Die 
chronische Arthritis deformans ist nicht so selten. Trotz großer Häufigkeit der Sy- 
philis und der Arteriosklerose sind die Aneurysmen in Athen — und überhaupt in 
Griechenland — äußerst selten. Von den Stoffwechselkrankheiten ist die echte Arthritis 
urica mit den typischen Anfällen nicht sehr häufig, oft dagegen begegnet man dem 
Diabetes mellitus, besondersden mittelschweren Formen. Von den Krankheiten der Drüsen 
mit Innerer Sekretion ist die Seltenheit des echten Morbus Basedowii auffallend. Er 
eilt als Sehenswürdigkeit in einer Klinik. Morbus Addison kam bei über 5000 Kranken 
3mal vor, ein Fall dauert schon über 4 Jahre. Verf. nimmt an, daß die Iymphatische 
Konstitution in Griechenland häufig ist. Fast 80—90°,, der Patienten weisen Lymph- 
drüsenschwellung auf. Die geschwollenen Drüsen sind auch bei gesunden Leuten häufig. 
Ein Zusammenhang zwischen denselben und der Pirquetschen Reaktion oder der 
Spirochaete pallida ist nicht zu finden. Ohne daß die absolute Zahl der weißen Blut- 
körperchen vermehrt ist, ist doch das Blutbild oft zugunsten der Lymphocyten, 
besonders der großen, verschoben. Auch sind die Adenitiden — nicht skrofulöse — 
und die pseudoleukämischen Erkrankungen gar nicht so selten. Mit dieser Häufigkeit 
der lymphatischen Konstitution bringt Verf. die Häufigkeit von Bronchialasthma in 
Verbindung. Aravandınos (Athen). 

Tutyschkin, P.: Gegenseitiger Ersatz des Nervensystems und der inneren 
Sekretion im Lichte der Mendelschen Prinzipien der biologischen Evolution. Neurol. 
Bote Bd. 20, H. 3, S. 501—560. 1913. (Russisch.) 

Sammelreferat über neuere Literatur der Mendelschen Vererbungstheorie und 
der Blutdrüsen in ihren Verhältnis zum Nervensystem. Kroll (Moskau). 

Porcelli-Titone, F.: Über das verschiedene Verhalten der Wärmebilanz bei dem 
durch verschiedene Fiebererreger hervorgerufenen Fieber. (Inst. f. allg. Pathol., 
Univ. Neapel.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, H. 4/5, S. 365—398. 1913. 

Verf. untersucht die Wärmebilanz im Fieberanstieg mit direkter Calorimetrie 
und mit Kohlensäurebestimmungen an Kaninchen in I—2stündigen Versuchen. (Einzel- 
heiten über die Technik im Original; es fehlen ausführliche Angaben über die Fütterung, 
die offenbar nicht gleichmäßig war und nicht auf einmal von den Tieren aufgenommen 


17” 


= 6 


wurde; die Versuche begannen 2—24 Stunden nach der Fütterung.) Er verwandte 
zur Fiebererzeugung Bakteriengifte und Kochsalzlösung und fand dabei auseinander- 
gehende Resultate, je nach der Art der Fiebererzeugung: Erhöhung der Wärmeproduktion 
fand er nach Einspritzung des Nucleoproteids des B. typhi, B. coli und von Kochsalz- 
Jösung. Die Nucleoproteide von Streptokokken und Pestbacillus setzten trotz Tem- 
peraturanstieg die Wärmebildung herab; Diphtherietoxin ließ die Temperatur unbeein- 
flußt. Hunde und Katzen zeigten in einzelnen Fällen ein anderes Verhalten wie Kanin- 
chen: das Nucleoproteid des Pestbacillus erhöhte die Wärmebildung der Hunde, 
‚erniedrigte die der Katzen usw. Der Verf. kommt zu dem Resultat, daß Fieber also 
nicht mit einer Steigerung der Wärmeproduktion verbunden sein muß, daß es sogar 
in einzelnen Fällen mit einer starken Herabsetzung der Thermogenese einhergehen kann. 
Freund (Heidelberg). 

Klieneberger, Otto: Über Adiposis dolorosa. (Univ.-Nervenklin., Göttingen.) 
Med. Klinik Jg. 9, Nr. 47, S. 1924—1927. 1913. 

Klieneberger ist der Ansicht, daß sich die Dercumsche Krankheit nicht immer 
scharf gegen die einfache Adipositas mit nervösen Störungen abgrenzen läßt. Weist auf 
enge Beziehungen der allgemeinen Fettsucht zur Dercumschen Krankheit hin (bei 
beiden Schilddrüsen und Hypophysenveränderungen usw.) — Mitteilung eines Falles 
von adipositas dolorosa mit Stammbaum. G. Boehm (München). 

Walthard, M.: Purpuraähnliches Erythem im Verlauf einer Adnexerkrankung. 
Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynaekol. Bd. 75, H. 2, S. 350—361. 1913. 

Im Anschluß an eine doppelseitige eitrige Salpingitis und Oophoritis trat auf dem ganzen 
Körper, auch im Gesicht und den sichtbaren Schleimhäuten eine zwanzig Tage bestehende 
Affektion auf, die makroskopisch einer Purpura glich, mikroskopisch wegen des Fehlens von 
Hämorrhagien als Erythem angesprochen werden mußte. Die eingehende Beobachtung lieb 
‚als Ursache resorbierte bakterielle Toxine vermuten. Es ist dies der einzige bisher publizierte 
Fall von Adnexerkrankung mit einem derartigen Exanthenı. Thielen (Berlin). 

Rainsford, F. E.: On a fatal case of pellagra in an insane patient. (Über 
einen tödlich verlaufenen Fall von Pellagra bei einer Geisteskranken.) 
Lancet Bd. 2, Nr. 25, S 1759—1760. 1913. 

Genauer Bericht über den angeblich ersten Fall von Pellagra in Irland bei einer 
Frau mit Dementia senilis. Alfred Lindemann (Berlin). 

Funk, Casimir: Studies on pellagra. 1. The influence of the milling of maize 
on the chemical composition and the nutritive value of maize-meal. (Studien 
über Pellagra. 1. Der Einfluß des Mahlens des Mais auf die chemische 
Zusammensetzung und den nutritiven Wert desMaismehles.) (Cancer hosp., 
res. inst., Brompton, London S.W .) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 4/5, S. 389—392. 1913. 

Möglicherweise beruht die Pellagra, ebenso wie Beri-Beri, auf dem Fehlen von 
Vitaminen in der Nahrung. Hierfür spricht einmal die Tatsache, daß Hand in Hand 
mit der verschieden weitgehenden Bearbeitung des Mais in den verschiedensten Län- 
dern schwere Fälle von Pellagra mit niedriger Mortalität und andererseits akute Fälle 
mit hoher Mortalität sich ereignen. So findet man in Italien und Ägypten, wo der 
Mais mit der Hand gemahlen wird, chronische Fälle mit höchstens 4% Mortalität 
und in Amerika, wo der Mais maschinell bearbeitet wird, zahlreiche akute Fälle mit 
20—25% Mortalität. Eingehende chemische Untersuchungen der durch den Mahl- 
prozeß gewonnenen verschiedenen Teile des Maiskorns ergaben andererseits, daß 
hier die Lokalisation der Vitamine eine ähnliche ist wie beim Reis. Es finden sich 
analytisch 4 verschiedene Schichten und es scheint wahrscheinlich, daß die Vitamine 
hauptsächlich in den äußeren Schichten verteilt sind. Dieser Befund erklärt, warum 
entsprechend der mehr oder weniger kräftigen Bearbeitung des Mais in den verschie- 
denen Ländern die Symptome der Pellagra von der schwersten bis zu der mildesten 
Form wechseln. Neben den Vitaminen verliert das Maiskorn durch den Mahlprozeß 
noch größere Mengen von Salz, Proteinen, Fett und Lipoiden. Es dürfte also ratsam 
sein, die gegenwärtige Methode des intensiven Mahlens zu verlassen. Alfred Lindemann. 


— 261 — 


Hegler, C.: Das Erythema nodosum. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. 
Bd. 12, S. 620—665 (Berlin: Springer). 1913. 

Eingehender Bericht in Form eines Sammelreferates. Besprochen werden die 
Geschichte, Vorkommen, Verbreitung und die Klinik des Erythema nodosum, das 
Verhalten der einzelnen Organe während der Erkrankung, die Differentialdiagnose, 
die Beziehungen des Erythema nodosum zu Infektionskrankheiten (vor allem zur Tuber- 
kulose), die Histologie desselben, die Ätiologie, Pathogenese, Prognose und Therapie. 
Hegler bezeichnet als Erythema nodosum eine besonders bei Kindern und jugendlichen 
weiblichen Individuen zu beobachtende, selbständige, wahrscheinlich infektiöse Er- 
krankung, die mit Fieber und Störung des Allgemeinbefindens einhergeht und als 
charakteristische Erscheinung das Auftreten von roten Knoten an der Streckseite 
von Unterschenkeln und Vorderarmen aufweist. Dieses ‚idiopathische‘‘ Erythema 
nodosum, bei dem die Hauterscheinungen lediglich eines der Symptome darstellen, 
ist scharf abzugrenzen sowohl von den im Anschluß an andere Affektionen oder als 
toxische Erscheinungen auftretende knotenförmigen Erythemen als auch vor allem 
vom Erythema exsudativum multiforme. Alfred Lindemann (Berlin). 


Schirmacher, Max: Zur Kenntnis der Erythromelalgie. (Psychiatr. Univ.-Klın., 
Königsberg i. Pr.) Arch. f. Psychiatr. u. Nervenkrankh. Bd. 53, H. 1, S. 1-22. 1914. 

Bericht über einen einschlägigen Fall: 

45jähriger Schneider; nach jahrelangem Kopfschmerz, Schwindelgefühl und starkem 
Schwitzen vor 3 Jahren an Zucken und Kribbeln des linken Zeigefingers, später unter Zu- 
nahme der Beschwerden auch an den übrigen Fingern der linken Hand, besonders dem Mittel- 
finger und vereinzelten Stellen am linken Oberarm, Rücken, am linken Fuß unter dem äußeren 
Knöchel sowie an beiden großen Zehen erkrankt. Objektiver Befund: Schwellung, Rötung 
und Schmerzhaftigkeit des linken Mittelfingers, beginnende Atherosklerose, leichte psychische 
Erregbarkeit, geringe Temperatursteigerung, leichte Albuminurie, Vermehrung der Erythro- 
cyten auf rund 7 Millionen, Vermehrung der Leukocyten auf durchschnittlich 11 500 (an 
dem besonders befallenen Mittelfinger der linken Hand auffallende Vermehrung der Leuko- 
cyten auf 21 900, während die Zahl der Erythrocyten unverändert war), Hämoglobingehalt 
nach Sahli 95%, hoher Blutdruck (205 mm Hg nach Riva - Rocci), leichte Pulsbeschleuni- 
gung bis 100 in der Minute, ausgesprochene Dermographie, trophische Störungen der Haut 
in Form von Atrophie und geringer Verschieblichkeit, eigentümliche vitiligoähnliche Flecken 
an der linken Vola manus sowie blaurote, unregelmäßig gestaltete Verfärbung des linken 
Handrückens und ÖOberarms, auffallende Wölbung der Nägel der linken Finger in Länge 
und Quere, Ungleichheit und schwach konsensuelle Reaktion der etwas entrundeten Pupillen, 
Steigerung der mechanischen Muskelerregbarkeit, ausgesprochene Vermehrung der Schweiß- 
sekretion. Unter therapeutischen Maßnahmen (CO;- Bäder, Aspirin, Tiodine, Adrenalin, Cyclo- 
form) gehen die Lokalerscheinungen sämtlich zurück, die subjektiven Beschwerden lassen nach. 

Eingehende Besprechung der Literatur an der Hand der beobachteten Symptome. 

Alfred Lindemann (Berlin). 

Sakorrafos, M.: Ein Fall chronischer Akrocyanose. Jatrike Proodos Jg. 1913, 
Nr. 21/22. 1913. 

Diese Diagnose wurde von Sakorrafas bei einem 21 jährigen Soldaten gestellt. Be- 
fallen waren die Nase, die Ohrmuscheln, die Füße bis ca. 4 cm oberhalb der Knöchel und 
die Hände bis zum Handgelenk. Die Krankheit bestand seit 5 Jahren. Der Beginn war 
von Schmerzen in den Händen und Füßen begleitet. Die cyanotischen Körperteile 
fühlen sich kalt an; der Temperatur- und Tastsinn sind herabgesetzt. Die Blässe auf 
Druck verschwindet langsam. Andere Hauterscheinungen (Exantheme usw.) waren 
nach Angabe des Pat. nie vorhanden. Die Bewegungen "sämtlicher Gelenke der Hand 
etwas schmerzhaft, so daß das Angreifen der Gegenstände lästig empfunden wird. 
Körpertemperatur normal. Herz und die übrigen Organe ohne pathologischen Befund. 
Blut: Erythr. 4 100 000, Leukoc. 7000. Blutbild: Polynucl. 59, große Mononucl. 4,6%, 
Eos. 1%, Lymphocyt. 35°%,. Urin normal. Calmettes O.R. negativ. Nach Differential- 
diagnostik mit Raynaudscher Krankheit, Erythromelalgie, varikösen Erkrankungen, 
Morbus coeruleus, Akromegalie kommt Verf. zum Schluß, den Fall als chronische 
Akrocyanose betrachten zu müssen. Anast. Ararandinos (Athen). 


— 262 — 


Schickele, G.: Die Beziehungen der Menstruation zu allgemeinen und organi- 
schen Erkrankungen. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 12, 8. 385 —488 
(Berlin: Springer). 1913. 

In dem ersten Teil seiner ausführlichen, mit 23 Abbildungen im Text verschenen 
Arbeit gibt Verf. einen kritischen Überblick über die bis jetzt erschienenen Arbeiten 
über das Wesen der Menstruation. 

Er behandelt in einzelnen Kapiteln: die anatomischen Veränderungen der Uterusschleim- 
haut unter dem Einfluß der Menstruation; die Tubenmenstruation; die physiologische Erklä- 
rung des Blutaustrittes, seine Abhängigkeit von der Reizung der Vasomotoren, Stase und Dia- 
pedesis; Fett- und Glykogengehalt der Uterusschleimhaut; Brunst und Menstruation, ihren 
regelmäßigen Ablauf; die Bedeutung der Ovulation für den Rhythmus; Verhältnisse bei Tier 
und Mensch. Physiologisch- chemische Untersuchungen zur Klärung des Menstruationsvor- 
ganges. Die Ungerinnbarkeit des Menstrualblutes. Das Verhalten des Körperblutes während 
der Menstruation; das Verhalten der roten und weißen Blutkörperchen. Die Veränderungen des 
Allgemeinorganismus unter dem Einfluß der Menstruation. Die sog. Wellentheorie. Das Ver- 
halten von Puls. Temperatur, Blutdruck und Muskelkraft. Das Verhalten des Stoffwechsels. 
Die Wirkung der Extrakte von Ovarium und Uterus; den klinischen Verlauf der Menstruation: 
Theorie der Menstruation. 


Brunst und Menstruation an sich gleichwertige, nur graduell verschiedene Vor- 
gänge, treten bei Tier und Mensch in einem bestimniten "Rhy thmus auf, an dessen 
Zustandekommen in erster Linie das Ovarium beteiligt ist; ohne Ovarium keine Brunst 
und keine Menstruation. Der Vorgang der Brunst und Menstruation bleibt nickt ohne 
Einfluß auf den allgemeinen Organismus: es gibt aber keine Veränderung in dem All- 
gemeinorganismus, die unter dem Einfluß der Menstruation regelmäßig zustande 
kommt und sich in einer nachweisbaren Störung von Körperfunktionen bemerkbar 

‚acht. Verf. kommt zur Ablehnung der sog. Wellentheorie. Die Bedeutung von 
Brunst und Menstruation liegt in derVorbereitung der Uterusschleimihaut zur Gravidität. 
In einen zweiten Teil sollen die Beziehungen der Menstruation zu allgemeinen und orga- 
nischen Erkrankungen betrachtet werden. Engellorn (Erlangen). 


Friedrich, Margarete: Amenorrhöe und Phihise. Eine klinische und experi- 
mentelle Studie. Arch. f. Gynaekol. Bd. 101, H. 2, S. 376—388. 1913. 

Die Behauptung Veits, daß Amenorrhöe bei Phthise selten ser und selbst bei 
schweren Tuberkulosen nicht oft auftrete, wird durch die Nachprüfung an großen 
klinischen Material widerlegt und damit Fraenkels und Gottschalks Ansicht be- 
stätist, daß Amenorrhöe eine häufige Begleiterscheinung der Phthise ist. — Entgegen 
den Versuchen Hofbauers und Thalers wurde experimentell festgestellt, daß Li- 
poidämie die Ausbreitung des tuberkuvlösen Prozesses nicht fördert. sondern eher ver- 
zögert. Die bei Hypofunktion der Ovarien entstehende Lipotdanreicherung im Blute 
kann also nicht die Ursache des Zusammenhangs zwischen Amenorrhöe und Phthise 
sein. — Auf Grund der Untersuchungen über Lipoidgehalt des Blutes bei schwangeren 
Frauen kommt Verf. zu dem Schlusse, daß die Bestimmung des Lipoidwertes des Blutes 
ein diagnostisches Hilfsmittel zur Bestimmung einer Gravidität sein könnte (höchste 
Werte bei Nichtgraviden 0,5, niedrigste Werte bei Graviden 0,88). 4ibrecht (München). 

Azzi, Azzo: Über das Verhalten der Chondriosomen bei der fettigen Entartung. 
(Inst. f. allg. Pathol., Univ. Neapel.) Zentralbl. f. allg. Pathol. u. pathol. Anat. Bd. 25, 
Nr. 1, S. 7—12. 1914. 


Sanfelice, Francesco: Untersuchungen über das Epithelioma contagiosum der 
Tauben. (Hyg. Inst., Univ. Modena.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. Bd. 76, 
H. 2, S. 257—281. 1913. 

Die in den Zellen des Epithelioma contagiosum der Tauben vorkommenden Eın- 
schlüsse rühren vom Kern der Zelle her und sind keine Parasiten. Aus der erkrankten 
Haut der Tauben läßt sich ein Nucleoproteid extrahieren, das bei gesunden Tieren die 
Krankheit zu erzeugen imstande ist. Behandelt man die erkrankte Haut mit 1proz. 
Kalitumhvdratlösung, so zeigt sich, daß das Virus des Epithelioma contagıosum der 
Tauben dieser Einwirkung bis zu 24 Stunden widersteht, während selbst unsere, für 


_ 263 — 


physikalische und chemische Mittel widerstandsfähigsten Keime, z. B. die Sporen des 
Milzbrands, der Einwirkung einer Iproz. Kalıiumhydratlösung höchstens 9 Stunden 
lang standzuhalten pflegen. Das spricht durchaus gegen das Vorhandensein lebender 
Keime im Epithelioma contagiosum der Tauben. Vielmehr muß es einem Giftstoff 
zugeschrieben werden, der aus den Zellen des erkrankten Hautepithels erzeugt wird 
und in die Haut gesunder Tiere übertragen auch hier wieder die Bildung desselben Gift- 
stoffs hervorruft. C. Lewin (Berlin). 

Weinberg, W.: Zur Statistik des Cancer à deux. Zeitschr. f. Krebsforsch. 
Bd. 13, H. 3, S. 441—445. 1913. 

Bemängelung der Statistik von Rosenfeld (Wien) und Polemik. C. Lewin. 


Mielecki, W. v.: Anatomisches und Kritisches zu 560 Obduktionen, bei denen 
sich bösartige Geschwülste fanden. (Rudolf Virchow-Krankenh., Berlin.) Zeitschr. 
f. Krebsforsch. Bd. 13, H. 3, S. 505—531. 1913. 

Kritische Verwertung des Sektionsmateriales im Rudolf Virchow-Krankenhause 
(v. Hansemann) von 1906—1912 in bezug auf anatomisches Verhalten, Sitz und 
Verbreitungsart des Carcinoms. C. Lewin (Berlin). 


Prym, P.: Großes doppelseitiges Nebennierenadenom mit Pseudodrüsenräumen. 
{ Pathol. Inst., Univ. Bonn.) Frankfurt. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 14, H. 3, S. 409—427.1913. 


Theilhaber, A., und H. Edelberg: Zur Lehre von der spontanen Heilung der 
Myome und Carcinome. Zeitschr. f. Krebsforsch. Bd. 13, H. 3, S. 461—499. 1913. 
Myome und Carcinome können zuweilen spontan oder nach mannigfachen 
Eingriffen sich zurückbilden. Die häufigsten Heilungen der Myome kommen im 
Wochenbett zustande, offenbar infolge von Obliteration der Gefäße und damit 
geschädigter Ernährung, ferner beim Stillen, wo vielleicht die reflektorischen Uterus- 
zusammenziehungen das gleiche bewirken; endlich im Klimakterium, wo es ebenfalls 
zur Obliteration und Stenose der Gefäße konımt. Die Spontanheilung der Carcinome 
geschieht entweder durch primäre Schädigung der Epithelien oder häufiger durch 
Veränderungen im Stroma und reichliche Säftezufuhr. Die Rückbildung der Carcinome 
ist im Gegensatz zu den bei Myomrückbildungen beobachteten Vorgängen die Folge 
von hyperämischen Prozessen im Mutterboden, starker Proliferation von Binde- 
gewebszellen und Rundzelleninfiltration. Um diese letzteren Vorgänge künstlich zu er- 
zeugen, machte Verf. Injektionen von Uteruspreßsaft. In einem Falle führte diese 
Behandlung im Verein mit Kakodylinjektionen zur klinischen Heilung eines Uterus- 
carcinoms. Verf. schlägt auch andere hyperämisierende Prozeduren zur Behandlung 
des Carcinoms vor, am aussichtsreichsten als Nachbehandlung nach der Operation 
(Bestrahlung, Diathermie usw.). C. Lewin (Berlin). 
Rous, Peyton, and Linda B. Lange: The characters of a third transplantable 
chicken tumor due to a filterable cause. A sarcoma of intracanalicular pattern. 
(Charakter eines dritten durch filtrierbares Virus verimpfbaren Hühner- 
tumors. Ein Sarkom von intracanaliculärem Bau.) (Rockefeller inst. for 
med. res.. New York.) Journal of exp. med. Bd. 18, Nr. 6, S. 651—664. 1913. 
Dieser Tumor fand sich im Magen eines Huhnes und bestand aus Massen von 
Spindelzellen, die vielfach durch Blutsinus getrennt sind, in welche die Tumorzellen 
oft hineinwachsen. Metastasen fanden sich an verschiedenen Stellen der Muskulatur. 
Bei der Transplantation zeigte sich ein Wachstum der Virulenz. Der Tumor kann jetzt 
auch leicht auf andere Hühnerarten als die des ursprünglichen Tumorträgers über- 
tragen werden. Histologisch ist der Tumor ein echtes Neoplasma, das bei der Trans- 
plantation auf andere Tiere aus sich heraus weiterwächst. Mit der weiteren Transplan- 
tation gewann der Tumor ein einfacheres histologisches Aussehen, das einem reinen 
Spindelzellensarkom gleicht. Bei Tauben, Ratten und Mäusen wächst der Tumor 
nicht. Über die Ätiologie dieses Tumors soll in einer anderen Arbeit berichtet werden. 


C. Lewin (Berlin). 


— 264 — 


Barratt, J. 0. Wakelin, and A. J. Gelarie : The experimental production of retro- 
gression of implanted mouse carcinoma. (Experimentell erzeugte Rückbildung 
von transplantierten Mäusecarcinomen.) (Cancer res. laborat., univ., Liver- 
pool.) Zeitschr. f. Krebsforsch. Bd. 13, H. 3, S. 415—425. 1913. 

Nach intraperitonealer Injektion eines Breies von Mäusefoetus oder Placenta 
kam es in 13,7% zur Rückbildung des Tumors, in 10,6% zum Wachstumsstillstand. 
Die übrigen blieben unbeeinflußt. Vorherige Behandlung mit Kohlensäureschnee 
verhinderte diese Wirkung des fötalen oder placentären Gewebes. Bei intraperitonealer 
Impfung von Mäusecarcinom kam es zur Entwicklung intraperitonealer Tumoren, 
die zuweilen sich aber zurückbildeten. Vorbehandlung der Zellemulsion mit Kohlen- 
säureschnee verhinderte das Wachstum in !/, der Fälle. C. Lewin (Berlin). 

Slye, Maud: The incidence and inheritability of spontaneous cancer in mice. 
(Vorkommen und Vererbbarkeit des spontanen Krebses bei Mäusen.) 
(Otho S. A. Sprague mem. inst. a. univ., Chicago.) Zeitschr. f. Krebsforsch. Bd. 13, 
H. 3, S. 500—504. 1913. 

Vorläufige Mitteilung. C. Lewin (Berlin). 

Koenigsfeld, Harry, und Carl Prausnitz: Über Wachstumshemmung der Mäuse- 
carcinome durch Allylderivate. (Hyg. Inst. u. pharmakol. Inst., Univ. Breslau.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 50, S. 2466—2468. 1913. 

Im Gegensatz zu allen chemotherapeutischen Arbeiten, welche die Mäusecarcinome 
durch Beeinflussung der Parenchymzellen zu schädigen suchten, wollten Verf. durch 
Beeinflussung der zur Stromabildung notwendigen Bindegewebszellen eine schädigende 
Wirkung auf die Geschwulstzellen von Mäusekrebsen ausüben. Als geeignet zu diesen 
Versuchen wurde das Allylthiokarbamid (Thiosinamin) ausgewählt, dessen Wirkung 
auf das Bindegewebe mehrfach beobachtet worden ist. Die Tumortiere erhielten 3—11 
Injektionen von gewöhnlich 5—10 mg. der Substanz sowohl subcutan wie intraperi- 
toneal. Es zeigte sich schon nach den ersten Versuchen eine deutliche Beeinflussung 
des Tumors. Im Gegensatz zu den ungehindert weiterwachsenden Kontrolltumoren 
traten bei den behandelten Tieren Wachstumsstillstände und Rückbildungserschei- 
nungen der Tumoren ein. Diese Wirkung wurde noch deutlicher, wenn die Behandlung 
schon 2—-5 Tage nach der Impfung einsetzte. Bei manchen Tieren entwickelte sich dann 
überhaupt kein Tumor, während die Kontrollen fast stets 100°, Ausbeute zeigte. 
Bei anderen Tieren zeigte sich eine starke Hemmung des Tumorwachstums, die fast 
2—3 Wochen in ihrer Entwicklung zurückblieben. Oft kommt es zu Erweichung und 
Nekrosenbildung, schließlich zu Abstoßung von Tumormassen und zur Narbenbildung, 
unter der allerdings der Tumor noch weiter wuchern kann. Ist die Geschwulst erst 
pflaumengroß, dann ist der Erfolg der Behandlung weniger gut. Die Injektion von 
Thiosinamin vor der Impfung hatte keinen Effekt. Es galt nun festzustellen, auf 
welcher chemischen Gruppe der Erfolg der Behandlung beruht. Injektionen mit 
Thiokarbamid blieben ergebnislos. Demgemäß haftet die Wirkung an der Allylgruppe. 
In der Tat zeigten auch Versuche mit anderen Allylverbindungen mehr oder weniger 
weitgehende Schädigungen des Tumorwachstums. Demnach besitzt die Allylgruppe 
deutliche Hemmung des Carcinomwachstums im Tierversuch und es muß weiteren 
Versuchen überlassen bleiben, ob sich diese Wirkung in so erheblicher Weise steigern 
läßt, daß die Therapie daraus Nutzen ziehen kann. C. Lewin (Berlin). 

Hegner, C. A.: Über experimentelle Übertragung von Tumoren auf das Auge. 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 49, S. 2722—2724. 1913. 

Verf. impfte Mäusetumoren in das Auge und beobachtete ein verheerendes Wachs- 
tum der Geschwülste, die schließlich die ganze Orbita ausfüllten und den Bulbus voll- 
kommen zerstörten. Es kam auch zu ausgebreiteter Verschleppung von Tumorkeimen 
in alle Organe. Der Bulbus reagiert auf die Impfung zuerst mit starken Entzündungs- 
erscheinungen, die Tumorzellen wachsen schalenförmig längs der Bulbuswand, die 
Entzündungserscheinungen sind Reaktionen auf die Impfung, keine Infektionserschei- 


= 2365 — 


nungen. Verf. machte ferner Versuche mit Übertragung von artfremdem Tumor 
material. Übertragungen von Mäusetumoren in das Auge von Ratten, Meerschweinchen 
und Kaninchen verursachten zunächst Entzündungserscheinungen, aber bei Ratten 
auch Tumorwucherungen vom Typus des transplantierten Tumors. Übertragungen 
auf weitere Ratten zeigten eine Verminderung der Virulenz. Einimpfung von Menschen- 
tumoren in das Auge von Ratten führte nur in 4 Fällen zur Tumorbildung, die ın 
einem Falle histologisch untersucht das Bild eines Sarkoms darbot. Demnach ist der 
Beweis erbracht, daß das Auge auch für artfremdes Tumormaterial unter gewissen 
Bedingungen geeignete Wachstumsmöglichkeiten bietet. C. Lewin (Berlin). 

Lathrop, A. E. C., and Leo Loeb: The influence of pregnancies on the incidence 
of cancer in mice. (Der Einfluß der Schwangerschaft auf das Auftreten 
von Mäusekrebs.) (Barnard free skin a. cancer hosp., St. Louis.) Proceed. of the 
soc. f. exp. biol. a. med. Bd. 11, Nr. 1, S. 38—40. 1913. 

Bei trächtigen Mäusen ist die Zahl der vorkommenden Mammacarcinome häufiger 
als bei nicht trächtigen Tieren. Bei nichtträchtigen Mäusen ist das Alter des Auftretens 
von Tumoren höher als bei trächtigen Mäusen. Die Anzahl der Mammacarcinome bei 
den nichtträchtigen Tieren wechselt bei verschiedenen Stämmen. Sie sind relativ 
häufiger bei nichtträchtigen Tieren solcher Stämme, bei welchen in trächtigem Zu- 
stande die Tumoren häufiger vorkommen und sie ist andererseits weniger häufiger bei 
den Mäusestämmen, bei denen im trächtigen Umstande die Anzahl der Carcinome ge- 
ringer ist. Es hat sich (siehe das nachfolgende Referat) herausgestellt, daß Stämme, 
die eine geringe Nachkommenschaft zeigen, weniger oft von Krebs befallen werden. 
Eine eindeutige Erklärung dieses Faktums ist nicht sicher. C. Lewin (Berlin). 

Lathrop, A. E. C., and Leo Loeb: The incidence of cancer in various strains 
of mice. (Das Vorkommen von Krebs bei verschiedenen Mäusearten.) 
(Barnard free skin., a. cancer hosp., St. Louis.) Proceed. of the soc. f. exp. biol. a. 
med. Bd. 11, Nr. 1, S. 34—38. 1913. 

Die Empfänglichkeit der Mäuse ist für die verschiedenen Tumoren eine durch- 
aus verschiedene. Die Mäusestämme behalten auch in ihren folgenden Gene- 
rationen die gleiche Empfänglichkeit für einen Tumor, die sich in einem ganz be- 
stimmten Prozentsatz der positiven Impfungen kundgibt. Bei verschiedenen Mäuse- 
stämmen zeigt sich nicht nur ein verschiedenes Verhalten in bezug auf die Empfänglich- 
lichkeit für Krebs, sondern auch in bezug auf das Alter, in welchem der Tumor auftritt. 
In manchen Stämmen erscheint mit zunehmendem Alter ein Wachsen der Carcinom- 
empfänglichkeit, bei anderen zeigte sich nach dem Erreichen einer gewissen Altersstufe 
wieder ein Absinken der Empfänglichkeitsrate. Bei Kreuzungen von tumorempfäng- 
lichen und weniger empfänglichen Stämmen erhalten wir Stämme mit verschiedenem 
Verhalten. Männliche Tiere, die selbst nicht empfänglich sind für die Tumoren, ver- 
erben die Empfänglichkeit für Tumoren auf ihre weiblichen Nachkommen. Diese sind 
also tumorempfänglich, obwohl ihre Mütter, die sie ernährt haben, unempfänglich sind. 
Aus der bekannten Angangsziffer der Tumoren bei den Eltern folgt nicht ohne weiteres, 
daß wir auch die Angangsziffer ihrer Nachkommen aus Vermischungen kennen. Aus 
allen diesen Ergebnissen folgt, daß die Empfänglichkeit für Krebs in bohem Grade 
von erblichen Bedingungen abhängt und daß diese auch bei den vielfach beobachteten 
Krebsendemien der Mäuse eine Rolle spielen. C. Lewin (Berlin). 

Van Ness van Alstyne, Eleanor, and S. P. Beebe: Diet studies in transplan- 
table tumors. 1. The effect of non-carhohydrate diet upon the growth of trans- 
plantable sarcoma in rats. (Diätstudien bei transplantablen Tumoren. 
l. Der Einfluß kohlehydratfreier Ernährung auf das Wachstum trans- 
pPlantabler Rattensarkome.) (Cornell univ. med. school, New York.) Journal of 
med. res. Bd. 29, Nr. 2, S. 217—232. 1913. 

2 Reihen von Experimenten wurden angesetzt. Tiere wurden 3—8 Wochen vor 
der Impfung mit einer bestimmten Diät gefüttert. Eine andere Reihe von Tieren wurde 


— 266 — 


gleichzeitig mit der Impfung auf die bestimmte Diät gesetzt. Es zeigte sich bei der 
ersten Serie des Experiments, daß die vorhergehende Fütterung mit kohlehydratfreier 
Diät die Tiere in erheblichem Grade gegen die Impfung mit dem Tumor unempfänglich 
macht. Die Fütterung mit kohlehydratfreier Diät nach der Impfung hatte dagegen 
keinen Einfluß auf den Tumorwachstum. C. Lewin (Berlin). 


Allgemeine Diagnostik und Symptomatologie. 


Steensma, F. A.: Eine neue Reaktion im Harne. Nederl. tijdschr. v. genessk. 
Jg. 58, Bd. 1, H. 1, S. 24—27. 1914. (Holländ.) 

Wenn man 10 cem Harn mit derselben Menge 38 proz. Salzsäure kocht, und nach dem Fr- 
kalten mit 5 cem Benzol ausschüttelt, so zeigt das Benzol bisweilen eine schöne grüne Fluores- 
cenz, welche bald verschwindet. Die Reaktion war am stärksten in 5 Fällen von tuberkulöser 
Peritonitis, doch ist dieselbe auch oft bei Gesunden vorhanden. Es gelingt immer die Reak- 
tion hervorzurufen, wenn außer Salzsäure Schwefelwasserstoffwasser hinzugesetzt wird. Der 
Farbstoff ist derselbe, den Giacosa beschrieben hat; dieser versetzte den Harn mit Bleiessio 
und entfernte das überschüssige Blei mittels Schwefelwasserstoffs. Wie vom Verf. gezeigt wird. 
ist die Bleifällung für das Zustandekommen der Reaktion nicht erforderlich. Der pathologische 
Harn enthält eine Substanz, welche ebenso wie Schwefelwasserstoff wirkt, nicht aber Schwefel- 
wasserstoff ist. | de Jager (Leeuwarden). 

© Lobedank: Kurze praktische Anleitung zur Erkennung aller Formen des Kopf- 
schmerzes. Würzburg: Kabitzsch 1914. 71 S. M. 2.—. 

Kurze Anleitungen zur Erhebung der Anamnese und Krankenuntersuchung bei 
Kopfschmerz sowie tabellarische Übersicht über Vorkommen, Atiologie, Diffe- 
rentialdiagnose usw. der verschiedenen Formen des Kopfschmerzes. Die kleine Schrift 
soll lediglich ein praktisches Hilfsmittel, insbesondere für den jüngeren Arzt darstellen 
und „erhebt keinen Anspruch auf wissenschaftliche Bedeutung“. Salle (Berlin). 


Allgemeine Therapie und Diätetik. 


Kißling, K.: Über Ernährungskuren bei Unterernährungszuständen und die 
Lenhartzsche Ernährungskur. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 12, S. 913 
bis 948 (Berlin: Springer). 1913. 

Verf. empfiehlt zur Durchführung einer Überernährung bei Geschwächten und 
Nervösen eine Diätform, die von Lenhartz stammt, und mit welcher an dem reichen 
Hamburger Krankenhausmaterial sehr gute Erfolre erzielt worden sind. Das Ernäh- 
rungsregime besteht darin, daß Patient 5 Mahlzeiten am Tage bekommt, die nur aus- 
nahmsweise bei Hvperacidität auf 6 erhöht werden. Die Tageskost ist, verglichen 
mit der üblichen „Mastdiät‘, flüssiekeitsarm. da mit 1000 cem begonnen wird und 
1500 eem nicht überschritten werden. Das Getränk ıst ausschließlich Milch, ohne 
Zusätze. Im übrigen handelt es sich um eine gemischte Kost mit Einschluß von 6 bıs 
8 Eiern in beliebiger Form. Sahne, Kakao, Suppen und Breie, sonst so beliebte Mast- 
medikationen. sind verpönt. Die in der Arbeit mitgeteilten Erfolge sind, an der Ge- 
wichtszunahme wie an den sonstigen klinischen Fortschritten der Patienten gemessen, 
sehr vute. Unterstützend werden bei der Kur hrdriatische Prozeduren (Halbbäder, 
Wickel, Güsse) und Bewegung (aktive und Massage) in regelmäßigen Intervallen ange- 
wandt. Besonders hervorhebenswert ist der günstige Einfluß der Diät auf Obstipations- 
zustände. Lange (Waldesruh-Elberfeld). 

Sommer, R.: Elektrochemische Therapie. (35. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte. 
Wien, 24. IX. 1913.) Klinik f. psych. u. nerv. Krankh. Bd. 8, H. 4. 5. 351—375. 1913. 

Die Ableitungen Sommers nehmen ihren Ausgangspunkt von Versuchen, die 
mit Gelatine, welche durch die verschiedensten Zusätze gefärbt war, angestellt wurden. 
Wurde durch Gelatine, die etwa mit La:kmustinktur rot gefärbt war, der elektrische 
Strom geleitet, so trat in der Nähe der Kathode Blaufärbung durch Alkalescenz 
und in der Nähe der Anode Grünfärbung durch Verbindung der Anionen mit dem Kupfer 
der Elektrode auf. Der interzonale Teil der Gelatine bleibt in diesem und allen anderen 





— 267 — 


ähnlichen Versuchen farblos. Es ergibt sich daraus, daß in derartigen Massen wie Gela- 
tine und zweifellos auch im Organismus, nicht ein Hindurchgehen des elektrischen 
Stromes statthat, sondern, daß die Elektroden Attraktionszentren darstellen, an 
denen die chemischen Prozesse sich abspielen, während die interzonale Partie ohne che- 
mische Änderung bleibt. Im Sinne dieser Auffassung besagen die Zuckungsgesetze, 
daß der Zustand erhöhter Erregbarkeit an der Kathode (Katelektrotonus) bedingt 
wird durch Anreicherung von Alkali und der Zustand verminderter Erregbarkeit 
an der Anode (Anelektrotonus) durch Anreicherung von Säure. In dem Chemismus des 
Muskels und in dessen besonderer Beziehung zu den chemischen Wirkungen des elek- 
trischen Stromes liegt wahrscheinlich der Schlüssel für das Verständnis der Zuckungs- 
gesetze. Die pathologischen Abweichungen von dem Zuckungsgesetz sind aus dem 
pathologisch veränderten Chemismus des Muskels zu erklären. Die Kenntnis 
von den elektrochemischen Veränderungen an der Kathode und Anode muß die Basıs 
für die Weiterbildung der Elektrotherapie bilden. Erforderlich ist eine viel längere 
ausgedehnte Behandlung, als es bisher üblich war. Die dazu notwendige Gleichmäßig- 
keit des Stromes ist durch das von S. ausgebildete Stabilisierungsverfahren ge- 
währleistet. Elektrische Behandlung in langdanernden Sitzungen hat sich besonders 
bewährt bei jenen überempfindlichen Stellen der Haut (Druckpunkten), die der Ausgangs- 
punkt nervöser Symptomenkomplexe werden können. Vielversprechend sind Versuche, 
die zeigten, daß an Stellen in Gelatine, wo die Anode war, kein Wachstum von Pilz- 
kulturen statthat, auch wenn die Impfung jener Stellen erst längere Zeit nach dem 
Aufhören des Stromes erfolgt. Es besteht so die Möglichkeit einerelektrochemischen 
Therapie der Infektionskrankhleiten, die auf dem Studium der elektroche- 
mischen Biologie des Infektionserreger zu basieren hat. Von Bedeutung kann 
die Elektrotherapie vielleicht auch für die Behandlung der Stoffwechselerkrankungen 
werden, in Berücksichtigung dessen, daß in flüssigen Medien ein Vermischen der 
lokal an den Elektroden entstehenden Substanzen mit der Gesamtflüssigkeit nachge- 
wiesen ist (also Übergang ins Blut möglich). Den Schluß der Abhandlung bilden Er- 
örterungen über das psycho-galvanische Reflexphänomen. Fleischmann (Berlin). 

Magnus-Levy, A.: Über subeutane Infusionen von Mononatriumcarbonat. 
Therapeut. Monatsh. Jg. 27, H. 12, S. 888—843. 1913. 

Verf. begründet den Ersatz des Natriumcarbonats durch das Bicarbonat damit, 
«daß normalerweise im Blut die OH-Ionen den H-Ionen das Gleichgewicht halten, 
dal im Gegensatz zur Soda das Bicarbonat völlig ungiftig ist und auch subeutan 
ange der werden kann. Die Schwierigkeit liegt in der Sera da hierbei das 
Bicarbonat in Carbonat übergeht. Verf. leitet daher nach Sterilisation der 4proz. 
Natrium-biearbonicum-Lösung Kohlensäure ein, bis eine etwa während der Prozedur 
eingetretene Rotfärbung zugesetzten Phenolphthaleins verschwunden ist. Verf. infun- 
cliert die auf 25—30° erwärmte Lösung bis zu 1000 ccm an 1—4 Injektionsstellen. Es 
trıtt lediglich eine geringe Reaktion auf. Für die Privatpraxis empfiehlt Verf. frisch 
destilliertesW asser mit möglichst sauberem Natriunicarbonat zu versetzen, dann Kohlen- 
säure einzuleiten und die benutzten Gefäße mit !/, proz. Carbollösung auszuspülen. Eine 
derartige einigermaßen aseptische Lösung werde ohne Schaden vertragen. Jastrowitz. 

Simon, Hermann: Die Behandlung der inoperablen Geschwülste. Ergebn. d. 
Chirurg. u. Orthop. Bd. 7, S. 263—329 (Berlin: Springer). 1913. 

Zusammenfassende Übersicht über die verschiedenen Verfahren der Behandlung 
inoperabler Tumoren mit ausführlichen Literaturangaben. C. Lewin (Berlin). 

Bloodgood, Joseph Colt: Can it be proved from clinical and pathological 
records that the number of cures of cancer will be greatly increased by the proper 
excision in the earliest precancerous or cancerous stage of the local disease? 
(Kann durch klinische und pathologische Daten erwiesen werden, daß 
die Zahl der Krebsheilungen in erheblichem Grade gesteigert werden 
kann durch die radikale Operation im frühesten präcancerösen oder 


2,308, = 


cancerösen Stadium der lokalisierten Erkrankung?) Americ. journal of 
the med. sciences Bd. 147, Nr. 1, S. 76—86. 1914. 

Aus den Untersuchungen des Verf. im Laboratorium der chirurgischen Kinik des 
John Hopkins Hospital geht eine unzweifelhafte Bejahung der oben gestellten Frage 
hervor. C. Lewin (Berlin). 

Gudzent, F.: Therapeutische Erfahrungen bei Anwendung von Thorium X 
und Thorium-Emanation. Charite-Ann. Jg. 37, S. 7—14. 1913. 

Die Behandlung des chronischen Gelenkrheumatismus mit Thorium X 
und Thorium-Emanation ergab selbst bei Anwendung relativ großer Dosen weniger 
befriedigende Resultate als bei Radiumbehandlung. Von 20 ausreichend mit größeren 
Dosen Thorium X (50 cem Lösung, deren Aktivität 0,01 mg Radiumbromid entsprach) 
behandelten Patienten wurden nur vier gebessert. Auch bei der Gicht waren die 
Resultate mäßige. 2 Fälle von Lymphosarkomen wurden ohne nachweisbare 
Beeinflussung behandelt. Bei der Behandlung der Blutkrankheiten wurden die üb- 
lichen Erfahrungen bestätigt. Fleischmann (Berlin). 

Brustein, S.: Radiumemanation und Nervensystem. (Klin. Inst. f. Ärzte, 
St. Petersburg.) Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 614-626. 1913. (Russisch.) 

In einem Falle von alter Quintusneuralgie konnte Verf. nach 30 Seancen im Emana- 
torium keine Besserung erzielen. Angewendet wurden 2—3 Mache auf das Liter Luft 
während 2 Stunden. In einem Falle von Ischias Linderung nach drei Sitzungen, jedoch 
neue Exacerbation nach der fünften Sitzung, so daß Pat. seine Behandlung einstellte. 
In zwei Fällen tabischer Schmerzen Besserung nach 20—30 Sitzungen. Es ist die gute 
Wirkung der Emanation auf den Schlaf hervorzuheben. Kroll (Moskau). 


Pharmakologie und Toxikologie. 

Langgaard, Alexander: Chemische Konstitution und physiologische Wirkung. 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 50, S. 2330—2333. 1913. 

Die gechlorten Abkömmılinge des Methans, die Schlafmittel, die Derivate des 
Benzols (Phenol usw.), Cocain und Atropin, im Anschluß daran die Lokalanästhetica 
und die Coffeinpräparate werden ihrer Konstitution und allgemeinen Wirkung nach 
besprochen. Kochmann (Greifswald). 

Morgenroth, J., und M. Kaufmann: Zur Chemotherapie bakterieller Infektionen. 
Charite-Ann. Jg. 37, S. 262—272. 1913. 

Der Salicylsäureester des Äthylhydrocupreins erwies sich bei der Pneumokokken- 
infektion der Mäuse von der gleichen Wirkung wie das Äthylhydrocuprein. Bei der 
Streptokokkeninfektion der Mäuse waren letzteres Präparat und einzelne Derivate des- 
selben wirkungslos. Isaac (Frankfurt). 

Blumenthal, Ferdinand: Der gegenwärtige Stand der Behandlung der bösartigen 
Geschwülste. 2. Vaceinationstherapie. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 50, S. 2333 
bis 2337. 1913. 

Übersicht über die verschiedenen zuerst von Leyden und Blumenthal in Angriff 
genommenen Verfahren, Krebskranke aktiv oder passiv mit ihrem eigenen Verfahren zu 
iınmunisieren. Diese Behandlung hat zu beachtenswerten Resultaten namentlich bei 
Sarkomen geführt und fordert zu erfolgversprechender Weiterarbeit auf. C. Lewin. 

Isenschmid, R.: Über die Wirkung der die Körpertemperatur beeinflussenden 
Gifte auf Tiere ohne Wärmeregulation. Mitteilg. 1. Natrium salicylicum, Antipyrin, 
Chinin, Morphin. (Städt. Krankenh., Frankfurt a. M.) Arch. f. exp. Pathol. u. Phar- 
makol. Bd. 75, H. 1, 5. 10—32. 1913. 

Wie schon der Titel der vorliegenden Arbeit sagt, wurde der Einfluß des Natrium 
salıcylicum, des Antipyrins, des Chinins und des Morphins auf die Körpertemperatur 
bei Kaninchen untersucht, bei denen die Wärmeregulation ausgeschalten war. Dies 
wurde bei einem Teil der Tiere dadurch erreicht, daß ‚der mediane Teil des Hirn- 
stammes hinter dem Zwischenhirn und unmittelbar vor dem vorderen Vierhügelpaare 


— 269 — 


quer durchtrennt wurde‘, wodurch die Wärmeregulation durch Ausschaltung des Ein- 
flusses der vegetativen Zentren an der Basis des Zwischenhirns ganz oder partiell 
aufgehoben wird. Bei einer anderen Reihe von Tieren wurde nach der Methode von 
Freund und Strasmann das Rückenmark oberhalb des ersten Dorsalsegmentes 
durchtrennt. — Die nach der erstangeführten Methode operierten Tiere wurden einer 
genauen Prüfung unterzogen, ob tatsächlich die Wärmeregulation aufgehoben ist, wie 
gleichmäßiger Abfall der Temperatur bei einer Außentemperatur von 18—20°, voll- 
ständig gleichmäßige Temperatur bei einer für jedes Tier zu bestimmenden höheren 
Außentemperatur um 30°. Über die Nahrungsvorschriften, auf die Verf. besonderen 
Wert legt, ist das Original einzusehen. — Bei den nach der zweiten Methode operierten 
Tieren ist eine derartige Prüfung nicht notwendig. Temperaturschwankungen, die unter 
den oben angeführten Bedingungen durch Gifte hervorgerufen werden, können als 
„ein direkter Ausdruck der Schwankungen der Wärmebildung, resp. des Energie- 
umsatzes gedeutet werden“. Durch Vergleich der Versuchsresultate an nicht gelähm- 
ten (nach der ersten Methode operierten) und an durch Rückenmarksdurchschneidung 
gelähmten Tieren konnte auch der Einfluß der motorischen Erscheinungen (Erregung, 
Herabsetzung der Motilität) näher studiert werden. Die Versuchsergebnisse sind folgende: 
Natrium salicylicum ruft eine erhebliche Steigerung der Wärmebildung unabhängig von 
der motorischen Erregung hervor. Antipyrin ruft nur eine geringe Steigerung hervor, 
die nur bei nicht gelähmten zum Ausdruck kommt und in der motorischen Unruhe 
der Tiere ihre Erklärung findet. Chinin bewirkt eine Abnahme der Wärmebildung in 
mittleren Dosen. Morphin setzt schon in kleinsten Dosen die Wärmebildung herab, 
wahrscheinlich durch Herabsetzung der Motilität. Chiari (Wien). 


Vernon, H. M.: The changes in the reaction of growin organisms to narcotics. 
(Die verschiedene Empfindlichkeit wachsender Organismen gegen Nar- 
kotica.) (Physiol. laborat., Oxford.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 1/2, S.15—29. 1913. 

Traube bringt die Wirksamkeit narkotischer Stoffe in Beziehung zu den ihnen 
eigentümlichen kapillären Eigenschaften, entgegen den bekannten Theorien von 
Overton. Verf. berichtet über Versuche an Kaulquappen mit primären Alkoholen. 
Die narkotisierende Dosis derselben schwankt sehr stark und scheint vor allem vom 
Alter der Tiere abhängig zu sein, was mit dem verschiedenen Gehalt des Organismus 
an lipoider Substanz erklärt werden kann. Frey (Königsberg). 


Stange, Otto: Über kombinierte Narkose. Mitteilg. 4: Über die Kombination 
von Morphin mit Chloroform bezw. Äther bei der Inhalationsnarkose des Kaninchens. 
(Pharınakol. Inst., Univ. Greifswald.) Arch. internat. de pharmacodyn. et de therap. 
Bd. 23, Nr. 5/6, S. 461—478. 1913. 


Ludewig, Herbert: Über kombinierte Narkose. Mitteilg. 5: Über die Beein- 
flussung der Chloroform- und Äthernarkose durch Scopolamin allein und in Ver- 
bindung mit Morphin. (Pharmakol. Inst., Univ. Greifswald.) Arch. internat. de 
pharmacodyr. et de therap. Bd. 23, Nr. 5/6, S. 479—503. 1913. 


Barten, Gtto: Über kombinierte Narkose. Mitteilg. 6: Über die Kombination 
der Äther- und Chloroformnarkose mit Schlafmitteln (Chloralhydrat, Veronal, 
Paraldehyd) beim Kaninchen. (Pharmakol. Inst., Univ. Greifswald.) Arch. internat. 
de pharmacodyn. et de therap. Bd. 23, Nr. 5/6, S. 505—528. 1913. 


Macnaughton, Marjory: The action of protoveratrine and aconitine on the 
neuro-muscular apparatus of the frog. (Die Wirkung von Protoveratrin und 
Aconitin auf dax Nervmuskelpräparat des Frosches.) (Physiol. laborat.. 
univ., Edinburgh.) Quaı!. journal of exp. physiol. Bd. 7, Nr. 2. S. 131—144. 1913. 

Der Effekt kommt demjenigen von Yohimbin sehr nahe. Der Nerv zeigt eine er- 
höhte Ermüdbarkeit. Protoveratrin hat dazu noch eine besondere Affinität zu den 
Nerv-Muskelendigungen im Sinne einer Herabsetzung der Erregbarkeit gegen den 
elektrischen Reiz vom Nerven aus. Frey (Königsberg ı. Pr.). 


— 20 — 


Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 


Allgemeine klinische Bakterlologie, Protozoologie und Parasitologie: 
Sgalitzer, Max: Über Säureagglutination. (Staatl. serotherapeut. Inst., Wien.) 


Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. Bd. 76, H. 2, S. 209—256. 1913. 

Bei der Nachprüfung der Säureagglutination an einer großen Reihe von Typhus-, 
Paratyphus- und Kolistämmen ergab sich, daß auch die letzteren mit Säure leicht 
ausflocken, so daß die differential-diagnostische Brauchbarkeit der Methode stark 
eingeschränkt wird. Die Angabe, daß bei der Säureagglutination nur die Wasseı- 
stoffionenkonzentration und nicht die Aıt der Säure von Bedeutung ist, hat nur für 
organische Säuren Geltung. Stark dissoziierte Mineralsäuren (Salzsäure) rufen erst beı 
einer bedeutend höheren Wasserstoffionenkonzentration den gleichen Effekt hervor. — 
Serum- und Salzsäureflockung erhitzter Typhusbacillen weisen untereinander weit- 
gehende Analogien auf. Bakterien, die in flüssigem Nährboden gewachsen sind, flocken 
bei geringerer Säurekonzentration aus als Bakterien von festem Nährboden. Typhus- 
kulturen von stark alkalischem Agar weisen eine spärliche und stark verzögerte Aus- 
flockung bei bedeutend höherer Säurekonzentiation als jene von normalem Agar auf. 
Koli und Cholera von alkalischem Nährboden zeigen keine derartigen Eigentümlich- 
keiten. — Aufschwemmungen von Typhusbacillen flocken nach vorausgegangenem 
Zusatz von an sich nicht mehr agglutinierenden Immunserumverdünnungen bei ent- 
sprechender Ansäuerung ausgiebiger als mit Säure allein. Spezifische und Säure- 
Agglutination können sich gegenseitig in ihrer Wirkung unterstützen. Extrakte aus 
Typhusbakterien, die mit Immunserum ein deutliches Pıräcipitat geben, zeigten bei 
Säurezusatz keine Ausfällung. Meyerstein (Straßburg). 

Meyer, Kurt: Zum bakteriellen Abbau des d-Glucosamins. (Stadtkrankenh., 
Stettin.) Biochem. Zeitschr. Jg. 58, H. 4/5, S. 415—416. 1913. 

Verschiedene Bakterien vermögen d-Glucosamin teils unter Säurebildung und 
teils unter Gasbildung zu spalten. Zur Aufklärung dieser Reaktion wurde die bakteri- 
elle Einwirkung auf das Acetylglucosamin studiert. Dabei zeigte sich, daß für Para- 
typhus B, Koli und Friedländer die Besetzung der Aminogruppe gleichgültig war, 
daß sie dagegen für Paratyphus A, Typhus und Dysentrie Flexner einen Angriff ver- 
hinderte. Demnach dürfte der Angriffspunkt bei der Aminogruppe liegen, die zuerst 
vielleicht durch eine Hydroxvlgruppe ersetzt wird. Dohrn (Berlin). 

Javillier: Recherches sur la substitution au zine de divers éléments chimiques 
pour la culture de l’ Aspergillus niger (Sterigmatocystis nigra v. Tgh. Etude par- 
ticulière du cadmium et du glucinium. (Untersuchungen über die Zink- 
substitution verschiedener chemischer Elemente für die Kultur des 
Aspergillus niger.) Ann. de l’inst. Pasteur Jg. 27, Nr. 12, S. 1021—1038. 1913. 

Ruppert, Fritz: Was leisten die von W. Pfeiler und W. Lentz angegebenen 
Nährböden in der Praxis? (Kais. bakteriol. Inst. f. Deutsch-Südwestajrika, Gamams 
b. Windhuk.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, 
H. 3, S. 252—254. 1913. 

Pfeiler und Lentz haben einen sehr vereinfachten künstlichen Nähragar zur 
Züchtung saprophytischer und pathogener Mikroorganismen angegeben (vgl. dieses 
Zentralblatt Bd. 5, 8.358), dessen Brauchbarkeit vom Verf. nachgeprüft wurde mit dem 
Ergebnis, daß unter zahlreichen untersuchten Bakterien nur der Mikrococcus meli- 
tensis ein gutes Wachstum auf den neuen Nährboden zeigte, während Rotz und Milz- 
brand zwar üppig wuchsen, aber nicht typisch. Staphylococcus pyog. aureus und pyo- 
evaneus verloren ihre Fähigkeit, Farbstoff zu bilden. Auf Grund dieser Ergebnisse wurde 
von einer weiteren Verwendung des Nährbodens Abstand genommen. Emmerich (Kiel). 

Rochaix, A.: Nouveaux milieux solides vegetaux pour les cultures microbiennes.. 
(Neue feste Nährböden für Bakterienkulturen.) (Zaborat. d’hyg. du prof. Jules 
Courmmt.) Journal de physiol. et de pathol. gén. Bd. 15, Nr. 6, S. 1172—1177. 1913. 

Verf. hat das Bakterienwachstum auf einer Reihe von Agarniihrböden mit Zu- 


=: DI 


satz von Mohrrüben-, Artischocken-, Kartoffel- und Zuckerrübensaft studiert und für 
bakteriologische Zwecke besonders den Mohrrübensaft brauchbar gefunden. 
Herstellung: Mohrrüben werden gut gewaschen, zerschnitten, ausgepreßt, der Saft wird 
mit gewöhnlichem Wasser verdünnt (800 : 200 cem), mit 30—35 g Agar pro Liter versetzt, 20 
bis 25 Minuten im Autoklaven bei 115° gehalten, mit Eiweiß geklärt, alkalisch gemacht, filtriert, 
abgefüllt und nochmals bei 110° sterilisiert. Es kann noch 10% Glycerin hinzugefügt werden. 
Das Wachstum von vielen Bakterien und Pilzen auf diesen peptonfreien, rein 
vegetabilischen Nährböden ist rascher und üppiger als sonst, außerdem kommen 
Verschiedenheiten in der Gasbildung der Kulturen differentialdiagnostisch bei den 
Bakterien der Typhus-Koli-Gruppe in Betracht. Welz (Breslau). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Bakterielle und Protozoenerkrankungen exkl. Tuberkulose und Syphilis: 


Alabrese, Francesco: Osservazioni eliniche su di una epidemia di scarlatlina. 
(Klinische Beobachtungen bei einer Scharlachepidemie.) Gazz. internaz. 
di med.-chirurg.-ig. Jg. 1913, Nr. 51, S. 1212—1215. 1913. 

In der ersten Hälfte des Jahres 1910 wütete ın der kleinen, sanıtär schlecht ver- 
sorgten Ortschaft Carosino mit 2500 Einwohnern eine Scharlachepidemie, die durch ein 
Kind eingeschleppt worden war. Seit 10 Jahren war vorher kein Scharlachfall vor- 
sekommen. Die zur Kenntnis gekommenen Fälle während des halben Jahres beliefen 
sich auf 100, die meisten der befallenen Kinder waren zwischen 3 und 8 Jahren alt. 
36% der Fälle waren männlichen, 64°, weiblichen Geschlechtes. Die Mortalität betrug 
11°,,, die tötlichen Fälle betrafen meist ganz junge Kinder, sie waren sehr oft durch 
Nephritis kompliziert. Dielnkubation variierte zwischen 4 und 17 Tagen, die Invasion war 
meist brüsk, hochfebril. Die Eruptionsperiode war von 2—5tägiger Dauer, das Exanthem 
selten von den üblichen Formen abweichend. Einmal wurde ein Rezidiv beobachtet. 
Die Pulszahl überschritt oft die der Temperatur entsprechende Zahl, ein Symptom, 
das in zweifelhaften Fällen frühzeitig die Diagnose erleichterte. In 7 Fällen fand sich 
das Rogersche Symptom (Parästhesien der Extremitäten), sehr oft die Borsierische 
Scharlachlinie, eine weiße länger persistierende Linie nach Strich mit dem Finger 
über die Haut, in ihrer Mitte eine rote Linie. Auch Nagelfurchen wurden beobachtet. 
Die vorgekommenen Komplikationen boten nichts Neues. Bei Nephritis wurde noch 
immer Milchdiät verordnet. Die Serotherapie brachte keine ersichtlichen Erfolge. Neurath. 

Franchetti, U.: Osservazioni sopra aleuni casi di quarta malattia. (Beob- 
achtungen über einige Fälle der vierten Krankheit.) (Osp. Meyer, Firenze.) 
Riv. di clin. pediatr. Bd. 11, Nr. 10, S. 729—735. 1913. 

Die vier Fälle traten alle in wenigen Tagen an Spitalpatienten auf, weshalb das 
Prodromalstadium beobachtet werden konnte. Dieses erstreckte sich über 6 bis 7 Tage, 
an welchen mit einer Ausnahme nur leichte subfebrile Temperaturen beobachtet wurden. 
In drei Fällen erhob sich dann die Temperatur (in einem nicht), und es erschien dasExan- 
them, welches das Gesicht frei ließ. — Differentialdiagnostische Erwägungen. Witzinger.X 

Jaksch, R. v.: Zur Geschichte der Kenntnis des klinischen Verlaufes der Schutz- 
pocken. Zentralbl. f. inn. Med. Jg. 35, Nr. 1, S. 1—3. 1914. 

Polemik gegen Jochmann und Mairinger (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 6, 
S. 567), in deren Abhandlungen über Variola die Arbeit v. Jakschs über den 
klinischen Verlauf der Schutzpocken nicht berücksichtigt ist. 

Das Charakteristische für den Fieberverlauf bei der Vaccination ist der treppenförmige 
Auf- und Abstieg, wobei dieser sich im Verlauf von 24—72 Stunden vollzieht. Man kann olıne 
Gefahr für das Kind vor und während des Bestehens und unmittelbar nach dem Ablauf von 


Krankheiten (Pneumonie, Tuberkulose) eine Impfung vornehmen, was für Momente der Gefahr 
(bevorstehende Variolaepidemie) für den Arzt von größtem Interesse ist. H. Kämmerer. 


Freise. W.: Die Epidemiologie der asiatischen Cholera seit 1899 (VI. Pan- 
demie.) Arch. f. Schiffs- u. Trop. Hyg. Bd. 17, 5. Beih. 1913. 

Statistische Zusammenstellung. Der Inhalt ergibt sich aus dem Titel. In jedem 
Jahre tritt sie bei weitem am stärksten in Asien auf. Im Jahre 1901 wurden auch die 


a 


Niederlande betroffen. 1902 Ägypten, 1905 und 1906 Rußland und zum Teil Österreich 
und Deutschland. 1906 wieder Rußland, ebenso 1907, 1908 ebenfalls, wie auch Ägyp- 
ten. 1910 wieder Eußland, Italien, Rumänien, Türkei, Ungarn, Frankreich, 1911 eben- 
falls Rußland, Italien, Türkei, Serbien, Spanien, Rumänien. Ziemann (Charlottenburg). 


Welcker, A.: Nachtrag zur „Cholera- und Typhusgangrän. Die symmetrische 
Gangrän im Balkankriege kein Frostschaden“. Zentralbl. f. Chirurg. Jg. 40, Nr. 46, 
S. 1769—1773. 1913. 

Im Gegensatz zu Wieting, Dreyer u. a. sieht Verf. die Ursache der im Balkankrieg beob- 
achteten symmetrischen Gangrän nicht in einer Kälteeinwirkung, sondern in einer vorange- 
gangenen Erkrankung (Cholera, ev. in die Cholerazeit fallende Diarrhöen, Dysenterie, Typhus 
abdominalis); nur als prädisponierende Momente kommen seiner Ansicht nach Kälte und Nässe, 
neben Unterernährung die einseitige namentlich vegetabilische Kost und die Kriegsstrapazen 
in Betracht. Die Arbeit sucht in Ergänzung der bereits (vgl. dieses Zentralbl. Bd. 8, S. 495) 
vom Verf. gegebenen Ausführungen die symmetrische Gangrän, welche in 6 Photogram- 
men bildlich dargestellt wird, von der Frostgangrän scharf zu scheiden. Charakteristisch für 
die symmetrische Gangrän sind: vorausgegangene Cholera, Dysenterie bzw. Diarrhöen, 
Typhus, Entstehung im Hospital, starke, eine bestimmte Zeit nach Beginn der Grundkrankheit 
beginnende Schmerzen, trockene, totale Gangrän der ganzen peripheren Teile mit scharfer 
Demarkationslinie, Blasenbildung, starke Cvanose, subjektives Kältegefühl, Schmerzen. 
Charakteristisch für die Frostgangrän: Kälteeinwirkung, Fehlen einer vorausgegangenen 
Erkrankung; Aufnahme in das Hospital wegen bereits bestehender Gangrän; keine Schmerzen; 
partielle, meist nur oberflächliche Gangrän der peripheren Teile, Blasenbildung, kein subjektives 
Gefühl für Kälte und Wärme, typische Anästhesie proximal von der Gangrän. Während schließ- 
lich der symmetrischen Gangrän leichte typische Temperaturerhöhungen vorangehen, zeigen 
sich bei der Frostgangrän Temperaturen ebenso wie bei Verbrennungen erst am 2. und 3. Tag. 
Verf. ist geneigt, die von ihm auf bulgarischer Seite beobachteten Fälle mit den von den auf 
der türkischen Seite wirkenden Kriegschirurgen beschriebenen Fällen zu identifizieren, für seine 
Fälle schließt er den Frost und die Fußbekleidung als Hauptursache bestimmt aus, läßt es aber 
dahingestellt, ob vielleicht dem Tabak (der Bulgare ist starker Zigarettenraucher) eine wichtige 
prädisponierende Bedeutung zukommt. Kayser (Köln).CH 

Lentz, Otto: Der Typhus in Oberstein unter dem Einfluß der systematischen 
Typhusbekämpfung. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 50, S. 2454—2455. 1913. 

Die Stadt Oberstein war bis 1903 ein typischer endemischer Typhusherd. Durch 
systematische Ermittelung der Bacillenträger, die dann belehrt und zu peinlichster 
Sauberkeit (ohne eigentliche Desinfektion!) ermahnt wurden, gelang es, den Typhus 


bis auf einzelne Fälle auszurotten. Schürer (Frankfurt a. M.). 


Fischer, Bernhard: Typhusverbreitung durch Milch und ihre Verhütung nach 
den in Schleswig-Holstein gemachten Erfahrungen. (Hyg. Inst., Univ. Kiel.) Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 50, S. 2451—2453. 1913. 

In Schleswig-Holstein kamen in den letzten zehn Jahren 441 Typhusinfektionen 
durch Milchgenuß zustande, d.h. daß fast jede vierte Typhuserkrankung durch Miich 
hervorgerufen wurde. Die Erfahrungen, die bei einer Reihe von Epidemien gemacht 
wurden, werden eingehend geschildert. Es zeigte sich, daß die Vorschrift, alle Milch 
vor dem Genuß zu erhitzen, praktisch nicht durchgeführt werden konnte, obwohl 
bereits eine viertelstündige Erwärmung auf 68° zur Abtötung der Typhusbacillen 
genügen würde. Zur Verhütung der Epidemien ist es vielmehr nötig, die als Infektions- 
quellen in Betracht kommenden Kranken und Bacillenträger möglichst frühzeitig 
festzustellen und sie durch Absonderung oder Desinfektion für ihre Mitmenschen 
unschädlich zu machen. Schürer (Frankfurt a. M.). 


Gay, Frederick P., and Edith J. Claypole: The typhoid-carrier state in rabbits 
as a method of determining the comparative immunizing value of preparations of the 
typhoid bacillus. 1. Studies in typhoid immunization. (Der „Typhusbacillen- 
ü berträger“-Zustand bei Kaninchen als eine Methode, um den ver- 
gleichenden immunisierenden Wert von Typhusbacillenpräparaten zu 
bestimmen. 1. Mitteilung über Typhusimmunität.) (Hearst laborat. of pathol. a. 
bacteriol., univ., California.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 6, S. 613—620. 1913. 

Mit Typhusbacillenkulturen, welche auf Kaninchenblutagar gewachsen waren, 


— 273 — 


gelang es bei intravenöser Injektion in 76 %, Kanichen zu Bacillenträger zu machen. 
Dieses Symptom ist verwendbar, um verschiedene Typhusbacillenpräparate (tote und 
lebende Typhuskulturen, sensibilisierte und nicht sensibilisierte Bacillen) auf ihre 
immunisierende Kraft zu prüfen. Tiere, die vorher immunisiert sind, werden bei nach- 
folgenden intravenösen Injektionen der betreffenden Typhusstämme keine Bacillen- 
träger. Eisner (Berlin). 

Gay, Frederick P., and Edith J. Claypole: Agglutinability of blood and agar 
strains of the typhoid bacillus. 2. Studies in typhoid immunization. (Agglutinations- 
fähigkeit von Blut- und Agarstämmen des Typhusbacillus. 2. Mitteilung 
über Typhusimmunität.) (Hearst laborat. of pathol. a. bacteriol., univ., California.) 
Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 6, S. 621—627. 1913. 

Auf 10 proz. Blutagar wächst der Typhusbacillus ausgiebiger als auf gewöhnlichem 
Agar. Er ist größer, dicker und neigt dazu, in Ketten zu wachsen. Gleichzeitig mit 
den morphologischen Verschiedenheiten ist eine Differenz in der Agglutinationsfähig- 
keit durch Antityphusserum vorhanden. Antityphusserum von Kaninchen, die mit 
Blutagarkulturen immunisiert waren, agglutiniert sowohl Agar- als mit Blutagar- 
kulturen des Tvphusbacillus. Dagegen agglutiniert das Antiserum von Tieren, die mit 
Agarkulturen behandelt waren, nur die auf Agar gewachsenen Typhusstämme. Galle 
verhält sich wie Blutagar. Diese Verschiedenheit ist vielleicht durch physikalische 
Differenzen bedingt. Strukturverschiedenheiten konnten nicht nachgewiesen werden, 
denn sowohl die auf Agar als auch auf Blutagar gewachsenen Stämme des Typhusbacillus 
waren mit Kapseln versehen. Bei verdächtigen Tvphusbacillen wird die Diagnose 
sofort beim ersten Isolieren gesichert, wenn man die Agglutination mit einem Immun- 
serum prüft, welches von Tieren stammt, die mit auf Blutagar gewachsenen Kulturen 
Immunisiert waren. Eisner (Berlin). 

D’Aloia, Giovanni: Sulla febbre tifoidea a reeidiva. (Typhusrezidive.) (Osp. 
milit. princip., Napoli.) Rif. med. Jg. 29, Nr. 51, S. 1412—1417. 1913. 

Auf Grund seiner Beobachtungen kommt Verf. zu dem Resultat, daß die Typhus- 
rezidive völlige Neuinfektionen darstellen, ausgehend von im Organismus zurück- 
gebliebenen Bacillen, die ihrerseits ihre Virulenz wieder erhalten haben, während 
andererseits die Widerstandsfähigkeit des Körpers wieder nachgelassen hat. Baldes. 

Tiberti, N.: Ricerche sperimentali intorno alla vaccinazione antitifica. (U nter- 
suchungen über Typhusvaccination.) (Istit. di patol. gen., uniw., Ferrara.) 
Sperimentale Jg. 67, Nr. 6, S. 795—810. 1913. 

In der Hoffnung eine ungiftige Vaccine zu erhalten, verwandte Verf. die Bakterien- 
leiber, die mit physiologischer Kochsalzlösung extrahiert und durch einstündiges Er- 
hitzen auf 58° abgetötet waren. Es stellte sich jedoch heraus, daß das die Toxine ent- 
haltende Extrakt bei Kaninchen weit mehr Bakteriolysine hervorrief als die entgifteten 
Bakterienleiber, auch die Agglutination des Serums von mit Extrakten behandelten 
Tieren war stärker als bei Tieren, die mit Bakterienleibern vorbehandelt waren. Man 
muß also annehmen, daß den Extrakten eine atärker immunisierende Wirkung zu- 
kommt, mit anderen Worten, daß die immunisierende Wirkung an die Toxine ge- 
bunden ist. Baldes (Frankfurt a. M.). 

Riesmann, David: Entericoid fever — febris entericoides. (E nterogenes Fieber.) 
Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 25, S. 2205—2207. 1913. 

Der Verf. beschreibt vier typhusähnlich verlaufende Fälle (kontinuierliches hohes 
Fieber, meist Durchfälle, gelegentliches Erbrechen, fehlende Leukocvtose). Die bak- 
teriologische und serologische Untersuchung auf Typhus abdominalis fiel negativ aus. 
Der Ausfall der Diazoreaktion und der Milzpalpation war verschieden. Entfieberung 
trat Iytisch nach 2—7wöchiger Fieberdauer ein. Zwei der geschilderten Fälle 
hatten einige Jahre vorher einen bakteriologisch sichergestellten Typhus durchgemacht. 
— Solche Fälle werden häufig, wenn keine bakteriologischen und serologischen Unter- 
suchungen angestellt werden, für echten Typhus abdominalis gehalten. Der Verf. schlägt 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 15 


für derartige Fälle den Namen „enterogenes Fieber“ vor., Als Erreger kommen Para- 
typhusbacillen, Bac. enteritidis Gärtner und andere noch nicht näher bekannte Mikro- 
organismen in Frage. Hinsichtlich der Infektionsquelle, der Infektionswege usw. sind 
diese Erkrankungen mit dem Typhus abdominalis auf eine Stufe zu stellen. Pringsheim. 

Uftenheimer, Albert: Der Stand der Heine-Medinschen Krankheit (epidemischen 
Kinderlähmung) in Bayern (auf Grund der von der Münchener Gesellschaft für 
Kinderheilkunde veranstalteten Sammelforschung). Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, 
Nr. 51, S. 2833—2837. 1913. 

Die Sammelforschung ergab Berichte über 197 Beobachtungen von Polionyelitis. 
Eine besondere Häufung der Fälle zeigte sich in Oberbayern, vorwiegend in und um Mün- 
chen, ein zweites Zentrum ın Schwaben. Die Städte schienen stärker betroffen, als 
ländliche Distrikte. Die Epidemie 1912/13 hatte in den vorangegangenen Jahren Vor- 
boten. Besonders die Sommermonate scheinen der Verbreitung der Krankheit günstig 
zu sein. Die Anzeigepflicht der Krankheit ist dringend zu empfehlen. Das vorschul- 
pflichtige Alter ist am stärksten, nur 13mal waren Erwachsene betroffen. Am häufig- 
sten handelte es sich um Extremitätenlähmung, 17 mal um abortive Fälle, 25 mal 
um Gehirnlähmungen, 36 mal fand sich Lähmung von Hirnnerven. Letal endeten 
20 Fälle. Die Infektiosität und Kontagiosität war in einer Reihe von Beobachtungen 
sicher zu erweisen. Neurath (Wien). 

Rivera, J. Edward: A sporadic case of acute poliomyelitis of the meningeal 
type. (Ein sporadischer Fall von akuter Poliomyelitis vom meningeale n 
Typus.) Med. chronicle Bd. 58, Nr. 351, S. 213—215. 1913. 

Ein 14 Jahre alter Knabe erkrankte aus voller Gesundheit unter Halsschmerzen, 
danach Bewußtlosigkeit, Fieber, Kernig, Einziehung der Bauchdecken, fehlender Pu- 
pillenreaktion, beiderseitiger Neuritis optica, Fehlen der Sehnenreflexe bei positivem 
Babinskischem Phänomen. Keine Nackenstarre. Die Lumbalpunktion förderte 
klare, keimfreie, farblose Flüssigkeit, die die Fehlingsche Lösung reduzierte, unter 
erhöhtem Druck. Das Bewußtsein kehrte wieder, alle Symptome bis auf dauernde 
Blindheit des linken Auges schwanden. Es handelte sich um ein meningeales Sympto- 
menbild, für das in Ermangelung anderer ätiologischer Faktoren und mit Rücksicht 
auf die reduzierende Fähigkeit des Liquors das Poliomyelitisvirus in Betracht kommt. 

Neurath (Wien). 

Radulescu, G. C., und Eugenia Mateescu: Ein Fall von Meningitis nach 
Parotitis epidemica. (btg. Mamulea d. allg. Spit., Sinata.) Spitalul. Jg. 33, Nr. 19, 
S. 448—452. 1913. (Rumänisch.) 

Während einer Mumpsepidemie in der Kgl. Garde bekam ein Leutnant zwei Tage 
nach Ablauf dieser Erkrankung eine echte Meningitis. Im Liquor cerebrospinalis 
Hyperleukocytose, mit überwiegenden Mononucleären. Verlauf der Erkrankung milde. 
Ausgang komplette Heilung. In der Literatur wird eine Bukarester Dissertation 
Atanasıus erwähnt, der 8 Fälle beschreibt, darunter einen, bei welchem die Menin- 
gitis dem Mumps vorangegangen war. Grigore Brauer (Wien). 

Arima, R.: Passive Übertragbarkeit der Diphtherietoxinüberempfindlichkeit 
durch Diphtherieserum, mit besonderer Berücksichtigung des fermentativen Gift- 
abbaus. (Med. Akad., Osaka, Japan.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap.. 
Orig. Bd. 20, H. 3, S. 260—272. 1913. 

Meerschweinchen, deren Körpergewicht zwischen 140 und 300 g variierte, erhielten 
eine intraperitoneale Injektion von Diphtherieserum; nach 24 Stunden wurde Diph- 
therietoxin (Giftbouillon mut einem Zusatz von 0,3%% Carbolsäure) intravenös reinji- 
ziert. Normale Kontrollen reagierten auf 0,005—0,2 ccm Toxinlösung mit Temperatur- 
sturz, ein Tier auf 0,002 mit leichtem Fieber, ein weiteres zeigte auf 0,001 keine Ande- 
rung der Körperwärme; bei vorbehandelten Meerschweinchen war der Abfall der 
Temperatur in einigen Fällen schon durch 0,001 cem Toxin zu erzielen. Größere Mengen 
des carbolisierten Giftes riefen bei den mit Serum präparierten Meerschweinchen 


— 2 


S 


Krämpfe, Dyspnöe usw. hervor, 2 cem in zwei Versuchen Exitus, der sofort nach der 
intravenösen Toxininjektion bzw. nach 25 Minuten eintrat; als Kontrollen fungieren 
für diesen Teil der Versuche normale Meerschweinchen, die auf 1—2 cem Glycerin- 
bouillon intravenös keine anaphylaxieähnlichen Symptome darboten. Nach Ansicht des 
Verf. ergibt sich daraus der Schluß, daß durch Diphtherieserum beim Meerschweinchen 
eine heterologe passive Diphtherietoxinüberempfindlichkeit erzeugt werden kann. Doerr. 

Beyer, Walter: Akute fötide diphtherische Bronchitis. (Med. Unw.-Klin., 
Rostock.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 1, S. 25—26. 1914. 

3l jährige Frau. Am 12. II. 1913 Schüttelfrost, Diagnose Angina. Im Anschluß 
hieran dauerndes Kränkeln, keine Heiserkeit, wenig Husten, keinen Auswurf. Am 
20. IV. 1913 erneut Hals- und Kopfschmerzen, Heiserkeit, Hustenreiz, reichliche 
Speichel- und Schleimsekretion. In 21 Stunden wurde !/, Liter eines penetrant süß- 
lich stinkenden Sputums ausgehustet. Hierin virulente Di-Bacillen. Das Blutserum 
der Patientin enthält keine Spur von Antitoxin. Temperatur höchstens 38,2°. 25. IV. 
1913 werden 2000 J. E. Heilserum intravenös gegeben, darauf rasche Heilung. Am 
1. V. und 13. V. finden sich im Tonsillenabstrich noch Di-Stäbchen und fusiforme 
Bacillen. 29. VI. Sputum normal, Patientin bacillenfrei. Der fötide Geruch des Sputums 
war wohl durch die Mischinfektion mit den fusiformen Stäbchen bedingt. Eckert. 

Bertolini, Amilcare: Influenza del?’ autolisi epatica sulla tossicità della tossina 
difterica. (EinfluB von Leberautolysat auf die Giftigkeit des Diphtherie- 
toxins.) (Istit. diclin. med., univ., Genova.) Clin. med. ital. Jg. 52, Nr.11,S.716—732. 1913. 

Die Versuche Barloccos wurden wiederholt und festgestellt, daß Zusatz von 
Leberautolysat die Giftigkeit des Diphtherietoxins aufhebt. Um die Ursache dieser 
Wirkung zu suchen, wurde Diphtherietoxin mit verschiedenen in Betracht kommenden 
Substanzen versetzt und schließlich festgestellt, daß Zusatz von Milchsäure, dem Säure- 
grad des Leberautolysates entsprechend, die gleiche Wirkung ausübt wie das Autolysat 
selbst. Neutralisation des Leberautolysats hebt die entgiftende Wirkung auf. In dem 
Säuregrad hat man also den wirksamen Faktor zu suchen. Baldes (Frankfurt a. M.). 

Orkin, Georg: Erfahrungen mit dem Conradischen Pentan- Ölstäbehenverfahren 
zur Diphtherieanreicherung. (Rudolf-Virchow-Krankenh., Berlin.) Zentralbl. f. Bak- 
teriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, S. 392—393. 1913. 

Nachprüfung des Conradischen Pentan-Ölstäbchenverfahrens (Münch. Med. 
Wochenschr. 1913, H. 20; vgl. dieses Zentralblatt Bd. 6, S. 523) an 276 Fällen. Über- 
einstimmend negativ waren 186 Fälle, positiv 35 Fälle. Nur nach Conradi positiv 
2) Fälle, nur nach Loeffler positiv 35 Fälle. Hiernach können Conradis gute Er- 
gebnisse nicht bestätigt werden. Es zeigte sich aber, daß nach Conradi öfter Rein- 
kulturen oder sterile Platten erhalten wurden. Weitere Versuche mit künstlich her- 
vestellten Bakteriengemischen fielen so ungünstig aus, daß zur Erklärung die ev. 
Verschiedenheit der Bakterienhüllen herangezogen wird. Eckert (Berlin). 

Grundmann: Erfahrungen über den Gallenährboden bei der bakteriologischen 
Diphtheriediagnose. (Rudolf-Virchow- Krankenh., Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 50, Nr. 49, S. 2287—2288. 1913. 

Vergleichende Untersuchung der Leistungen der Löffler - Platte und der v. Dri- 
salski - Bierastschen Galleplatte an 300 Nasenrachenabstrichen mit Wattetupfern. 
Auf Löfflerserum fanden sich 90 positive, 210 negative, auf der Galleplatte aber nur 
70 positive und 230 negative Resultate. Die Galleplatte hat aber noch weitere be- 
merkenswerte Nachteile: Das Wachstum der Di-Bacillen ist spärlicher, niemals fanden 
sich ausschließliche Reinkulturen. Sie begünstigt. die Entstehung von Mutationsformen, 
die vom Pseudodiphtheriebacillus nicht zu trennen sind. Schon nach 40 Stunden 
Bebrütungszeit findet sich bei Anwesenheit von Heubacillen Verflüssigung der Galle- 
platte. Schließlich sterben die Di-Bacillen auf ihr 2—3 Tage früher ab als auf den 
Löftlerplatten. Die altbewährte Löfflerplatte bleibt deshalb das noch immer beste 
Kulturverfahren. Eckert (Berlin). 


18* 


— 276 — 


Courmont, J., et Ch. Lesieur, Dufour et Marchand: Étude anatomo-clinique 
et bactériologique de nouveaux cas lyonnais d’entérite estivale cholériforme et 
dysentériforme à microbes spiralés. (Anatomisch-klinische und bakteriolo- 
gische Studie über neue Fälle von cholera- und dysenterieähnlichen 
durch Spirillen verursachte Sommerdurchfällen.) Bull. et mém. de la soc. 
méd. des hôp. de Paris Jg. 29, Nr. 38, S. 848—855. 1913. 

Mitteilung zweier letal endender Fälle akuter Magendarmstörung, welche unter 
dem Bilde der Cholera verliefen: diffuse Durchfälle, Erbrechen und Würgreiz, Kollaps, 
tetanische Symptome und Koma. Der autoptische Befund am Darm war in beiden 
Fällen geringfügig und beschränkte sich auf mäßige Hyperämie und Schwellung 
der Schleimhaut. Bakteriologisch wurden neben Bacillen, die der Gruppe Koli und Pro- 
teus angehörten, massenhaft Spirillen oder Spirochäten gefunden, die sich mit verdünnter 
Ziehlscher Lösung leicht darstellen ließen, gramnegativ waren und auf den üblichen 
Nährböden nicht wuchsen. Derartige Spirillen sind schon bei den verschiedensten 
Darmaffektionen (Appendicitis, Colitis ulcerosa, Sommerdurchfälle der Kinder usw.) 
und vereinzelt auch in gesunden Darmkanälen gefunden worden. Es ist daher nicht 
sicher, ob sie bei den choleraähnlichen Fällen der Verff. eine pathogenetische Rolle 
gespielt haben; wahrscheinlich ist ihre Symbiose mit anderen Bacillen für den Organıs- 
mus gefährlich. Die Infektion mit den genannten Spirillen kann exogen erfolgen, da 
sie sich in der Außenwelt z. B. im Wasser vorfinden. Es ist aber auch möglich, daß 
vereinzelt Spirillen sich ständig im Darmkanal oder in den Drüsenausführungsgängen 
vorhanden sind und diese bei verändertem Chemismus des Chyvmus einen günstigen 
Nährboden für ihre Vermehrung finden. Pringsheim (Breslau). 


Bertani, Michele: Beitrag zur Kenntnis der säurefesten, im Kote einiger Wirbel- 
tiere anzutreffenden Bacillen. (Hyg. Inst.. Univ. Modena.) Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, S. 270—273. 1913. 

Verf. fand durch Aufbewahrung von Kotaufschwemmungen verschiedener Wirbel- 
tiere in geschlossenen Ampullen bei Bruttemperatur, daß eine Vermehrung säure- 
fester Bacillen des Kotes stattfindet, während die Zahl der übrigen Mikroorganismen 
abnimmt. Er beschreibt 3 verschiedene Arten der von ihm isolierten säurefesten 
Bacillen nach morphologischen und kulturellen Gesichtspunkten. Alle zeigen einen 
großen Pleomorphismus. Welz (Breslau). 


Elders, C.: Ein Fall von Influenzasepsis. Nederl. tijdschr. v. geneesk. Jg. 58, 
Bd. 1, H. 1, S. 28—35. 1914. (Holländ.) 

Bei einem 18jährigen Mädchen, das an einem kongenitalen Herzfehler litt, entwickelte 
sich im Anschluß an eine Erkältung eine Krankheit, welche anfangs für Typhus gehalten wurde, 
dann aber einen septischen Charakter annahm und zum Tode führte. Die Milz war vergrößert; 
das Blut enthielt 10 Millionen rote Blutkörperchen. Am 7. und am 14. Krankheitstag wurden aus 
dem durch Venenpunktion erhaltenen Blute typische Influenzabazillen erhalten, welche nur auf 
Blutarar wuchsen. Die Kolonien waren zuerst schwarz, dann entstand im Zentrum eine graue 
Erweichung. Influenza kam sonst zur Zeit nicht vor. Das Herz zeigte eine normale linke Hälfte 
und eine sehr kleine rechte Hälfte; die rechte Vorkammer kommunizierte mit der linken, das 
Foramen ovale fehlte. Es war keine Verbindung zwischen den beiden rechten Herzabteilungen 
vorhanden. Das ganze Gefüßsystem war somit mit gemischtem arteriellen und venösen Blute 
gefüllt: infolge der doppelt so großen Blutkörperchenzahl war aber die Sauerstoffversorgung 
eine ausreichende. de Jager (Leeuwarden). 

Orton, Samuel T.: A note on the occurrence of B. aerogenes capsulatus in an 
epidemic of dysentery and in the normal. (Über das Vorkommen von Bacillus 
aerogenes capsulatus bei einer Dysenterieepidemie und beim Normalen.) 
(Worcester State hosp., Massachusetts.) Journal of med. res. Bd.29, Nr. 2, S.287—290.1913. 

Die Untersuchungen wurden an Patienten mit tvpischer bacillärer Dysenterie und 
solchen mit mäßız schweren Durchfällen (erste Gruppe). ferner an darmgesunden Insassen 
desselben Hospitals (zweite Gruppe) und schließlich an normalen außerhalb des Hospi- 
tals wohnenden Individuen (dritte Gruppe) während der Sommerepidemie des Jahres 
1912 angestellt. In allen drei Gruppen Jieß sich in der Mehrzahl der untersuchten 


u DI ze 


Fälle der Bac. aerog. capsul. in den Faeces nachweisen (73,3% resp. 83,3% resp. 68,6%). 
Der kulturelle Nachweis wurde mit Milchröhrchen, welche mit einer dicken Sahnschicht 
bedeckt waren, geführt. Der Bac. aerog. caps. erzeugt Gerinnung des Caseins mit Gas- 
bildung, ferner teilweise Verflüssigung des Caseins und Buttersäuregeruch. Pringsheim. 


Engeland, Otto: Über Säurebildung der Staphylokokken aus Kohlenhydraten 
und hochwertigen Alkoholen. Staphylokokkenmutation auf Brechweinsteinagar. 
(Hyg. Inst., Univ. Kiel.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., 
Orig. Bd. 72. H. 4/5, S. 260—269. 1913. 

Verf. fand beider Untersuchung von 100 Staphylokokken-Stämmen verschiedenster 
Herkunft, daß diejenigen, die auf Blutagarplatten Hofbildung aufwiesen, durch spe- 
zifisches, hochwertiges Kaninchenimmunserum stark agglutiniert wurden, während 
die Stämme ohne Hofbildung von der schwächsten (100fachen) Serumverdünnung un- 
beeinflußt blieben. Bei der Prüfung der Säurebildung aus einer großen Reihe von Kohle- 
hydraten und höheren Alkoholen wurden bei 105 verschiedenen Stämmen annähernd 
übereinstimmende Resultate erzielt, so daß sich diese Eigenschaft der Kokken nicht 
zur Scheidung der pathogenen und nichtpathogenen Arten eignet. Dagegen ist, wie 
aus der Untersuchung von 32 Stämmen hervorgeht, die Bestimmung der Menge der 
in lproz. Zuckerbouillon gebildeten Säure (durch Titration mit 1/;-n Natronlauge) 
vielleicht als Unterscheidungsmerkmal brauchbar, weil die pathogenen Arten meist 
erheblich mehr Säure bilden als die saprophytischen. — Bei Impfung von Staphylo- 
kokken auf Agar, der 0,2% Tartarus stibiatus enthält, zeigte sich nach einigen Tagen 
eine mutationsartige Anpassung einzelner Individuen, die in dem Auftreten stark ge- 
färbter, besonders großer Kolonien zum Ausdruck kommt. Diese angepaßten Kokken 
wachsen dann auch auf Tartarus-Nährböden von höherer Konzentration, bewahren 
Ihre Eigenschaft dauernd, zeigen aber serologisch und kulturell keine Abweichung vom 
Ausgangsmaterial. Welz (Breslau). 


Schenk, Ferdinand: Experimentelles zur Frage der Streptokokkenimmunität. 
(Hyg. Inst., dtsch. Univ. Prag.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. Bd.76, H.2, 
S. 307—312. 1913. 

Kaninchen wurden mit Streptokokken immunisiert und die Schutzkraft ihres 
Serums an Mäusen geprüft. Die Agglutination und Komplementbindung gab keinen 
Aufschluß über die Schutzkraft des Serums. — Abgetötete Streptokokken erwiesen 
sich sehr wenig geeignet zur Erzeugung eines Immunserums. Dagegen führte die In- 
fektion mit lebenden Streptokokken in der Menge, daß sie im Organismus noch nicht 
zur Vermehrung gelangen, zur Bildung eines Schutzserums. Je stärker die der Infektion 
folgende Erkrankung ist, desto wirksamer und anhaltender sind die gebildeten Schutz- 
stoffe. Meyerstein (Straßburg). 


Rosenow, E. C., and L. Hektoen: Treatment of pneumonia with partially 
autolyzed pneumococci. (Behandlung der Pneumonie mit teilweise auto- 
Iysierten Pneumokokken.) (Mem. inst. f. inject. dis., Chicago.) Journal of the 
Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 25, S. 2203—2204. 1913. 

Es wurde untersucht, ob die Injektion von virulenten Pneumokokken, die von den 
lösichen und toxischen Bestandteilen durch partielle Autolyse befreit waren, einen 
Einfluß auf den Verlauf und auf die Sterblichkeit der lobären Pneumonie ausübte. Es 
zeigte sich, daß die Sterblichkeit in den behandelten Fällen geringer war, als in den nicht 
behandelten. Verff. halten die Methode jedenfalls für aussichtsreich und empfehlen 
möglichst frühzeitige Injektion. Eisner (Berlin). 


Rolleston, J. D.: Local treatment of Vincent’s angina with salvarsan. (Ört- 
liche Behandlung von Angina Vincenti mit Salvarsan). (Clin. sect., 10. X. 
1913.) Proceed. of the roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 1, S. 1—3. 1913. 

Ein 20jähriger Mann wird mit Angina Vincenti aufgenommen. Im Laufe cer 
ersten 15 Tage schreitet die Ulceration, ungeachtet der örtlichen Verwendung von 


— 2738 — 


Jodtinktur, Methylenblaupulver usw., auf Uvula und harten Gaumen fort. Spirillen 
und fusiforme Bacillen finden sich dauernd im Ausstrich. Am 16., 17., 18. und 24. 
Krankheitstage werden die Rachenorgane mit Hilfe eines glycerinbefeuchteten Watte- 
bausches mit Salvarsan betupft. Nach der dritten Applikation waren die schmierigen 
Beläge geschwunden, die Schmerzen hatten sich verloren, Spirillen und Bacillen konnten 
nicht mehr gefunden werden. Nach der vierten Applikation war der Fall völlig abgeheilt. 
Die örtliche Behandlung mit Salvarsan ist einfach und sicher. Die Kosten sind nicht 
sehr erheblich. L. Bassenge (Potsdam). 

Hofer, Gustav: Zur Frage nach der Ätiologie der genuinen Ozaena. Berliner 
klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 52, S. 2413—2415. 1913. 

Hofer, der die Untersuchungen von Perez experimentell nachgeprüft und er- 
weitert hat, konnte den gleichen Erreger (Coccobacillus foetidus ozaenae) mittels 
Tierpassage (Kaninchen) isolieren, ferner ein Immunserum herstellen, mit dem es auch 
gelang, durch Agglutination den Bacillus zu identifizieren, endlich in Gemeinschaft 
mit Kofler Vaccinationsversuche mit einem. polyvalenten Ozaenabacillenserum an- 
stellen. Durch die Vaccination (bei 30 Menschen) gelang eine günstige Beeinflussung 
der Erkrankung, deren hauptsächlichstes Zeichen eine „verblüffende Abnahme oder 
ein vollständiges Verschwinden des widrigen Foetors“ war. Zange (Jena). 

Perez, Fernando: Die Ozaena, eine infektiöse und kontagiöse Krankheit. Ber- 
liner klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 52, S. 2411—2413. 1913. 

Perez hält die Ozaena auf grund seiner klinischen und bakteriologischen Unter- 
suchungen für eine kontaziös-infektiöse Krankheit mit häufis familiärem Auftreten. 
Als Erreger sieht er den 1899 von ıhm isolierten Coccobacillus foetidus ozaenae 
an, der sich von dem Loewenberg-Abelschen Bacıllus und den anderen bei Ozaena 
gefundenen Mikroben kulturell unterscheide. Er liefere in Reinkultur auch auf ver- 
schiedenen Nährböden den typischen Ozaenageruch. er erzeuge, Kaninchen ins Blut 
gespritzt. typische Ozaena der Nase dieser Tiere, speziell der vorderen Muscheln, die der 
unteren des Menschen entsprechen, mit nachfolgender Atrephie. Im Nasensekret 
dieser Tiere lasse er sich ın Reinkultur nachweisen. Der Bacillus komme auch in der 
Nase des normalen Hundes vor, führe bei kranken Hunden zu pneumonischen Herden 
und werde auch von solchen Tieren auf den Menschen übertragen. Zange (Jena). 

Silvestrini, R.: Lo studio del germe patogeno nella meningite cerebro-spinale. 
(Über den Erreger der Meningitis cerebrospinalis.) (Istit. di clin. e patol. 
med., univ., Perugia.) Clin. med. ital. Jg. 52, Nr. 11, S. 681—695. 1913. 

Als Erreger der akuten Meningitis cerebrospinalis beschreibt Verf. neben dem 
Diplokokkus Weichselbaum- Jäger eine ganze Reihe von Kokken, deren erstes 
bzw. letztes Glied der Fränkelsche Pneumokokkus und der Neissersche Gono- 
kokkus sind. In der Reihe befinden sich der Streptokokkus Bonome bzw. Castella- 
nis, der Diplococeus erassus, der Mierococens catarrhalis, der Diplococcus siecus, der 
Diplocoeeus cinereus, der Diplocoecus pharyngeus flavus L IT, HI, der atypische 
Meningokokkus Freise u. Müllers, Franks u. Wilsons, Benneckes, Arkwricht 
u. Lieberknechts, der Lingelsheimsche Pseudomeningoccus und der Dopter- 
sche Parameningokokkus. Poda (Lausanne). 

rdman, Seward: Erysipelas. Clinical observations on 800 cases, ineluding 
95 treated by bacterial vaceine and 20 treated by phylacogen. (Erysipel. Klı- 
nische Beobachtungen an 80 Fällen. von denen 95 mit Vaccine und 
20 mit Phvlakogen behandelt wurden.) Journal of the Amerte. mel. assor. 
Bd. 6L Nr. 23. N. 2048—2051. 1913. 

Die Dauer des unkomplizierten Gesichtservsipels betrug im Durchschnitt von 
5O00 Fällen 6.83 Tage., bei Wandererisypeln 14.4 Tage. Von der Gesamtzahl starben 
11.6 °. Die Behardlung mit Vaccine oder Phylakogen hatte auf Krankheitsdauer. 
Komplikationen und Mortalhtät keinerlei Eimfluß. auch wurden Rezidive nicht verhüùtet. 

Nchürer (Frankfurt a. M.). 





— 279 — 


Lewinsky, J.: Über den Wert intravenöser Arthigoninjektionen. (Akad. Klin, f. 
Hautkrankh., Düsseldorf.) Münch. med. Wochenschr. Jg.60, Nr. 50, 8.2784—2787.1913. 

Günstige Erfolge der intravenösen Arthigoninjektionen bei Epidydimitis und 
Arthritis gonorrhoica. Im Anschluß an eine eigene und mehrere in der Literatur nie- 
dergelegte Beobachtungen kann der Verf. jedoch das Mittel nicht als harmlos hinstellen, 
sondern hält es für notwendig, Personen, deren Zirkulations- und Atmungsorgane er- 
krankt sind, ferner überhaupt schwächliche und körperlich heruntergekommene Men- 
schen von der intravenösen Arthigonbehandlung auszuschließen. Temperatursteige- 
rungen von mehr als 1,5° nach O,lccm Arthigon sprechen für einen überstandenen oder 
noch bestehenden gonorrhoischen Prozeß, Temperaturerhöhungen über 1° nach 0,05ccm 
sind beweisend für eine noch nicht ausgeheilte Erkrankung. sSchürer (Frankfurt a. M.). 

Churchman, John W.: Cutaneous manifestations of septicemia. (Hauterschei- 
nungen bei Sepsis.) (Hosp., New Haven.) Americ. journal of the med. sciences 
Bd. 146, Nr. 6, S. 883—836. 1913. 

Bei einer akut tödlich verlaufenden Streptokokkensepsis, die von einer Verletzung 
ausging, entwickelten sich metastatisch im Verlauf von wenigen Stunden an der Haut 
der Finger und Füße Blasen, die mit seröser Flüssigkeit gefüllt waren, später hä- 
morrhogisch wurden und Streptokokken in Reinkultur enthielten. Schürer. 

Ubbens, Herman: Die Bereitung von Serum gegen die Sehweinepest. (Reich- 
seruminst., Rotterdam.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., 
Orig. Bd. 72, H. 3, S. 215—237. 1913. 

Zusammenstellung der verschiedenen Methoden zur Bereitung von Serum gegen 
Schweinepest. Genaue Beschreibung der am Reichseruminstitut zu Rotterdam ge- 
bräuchlichen Methodik. Es empfiehlt sich, bei den zur Serumbereitung zur Verwendung 
kommenden Schweinen vorher eine Tuberkulinreaktion anzustellen und die Tiere im 
Falle einer positiven Reaktion nicht zu N Schweinepestserum vom Rind hat 
keinerlei schützende Kraft. Emmerich (Kiel). 

Woloschin, A. D.: Zur Morphologie und Biologie des Milzbrandbacillus im 
tierischen Organismus. (Nikolai-Marine-Hosp., Kronstadt.) Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, S. 312—327. 1913. 

Nach eingehender Literaturübersicht über die Bedeutung der Kapsel der Milz- 
brandbacillen berichtet Verf. von seinen mikroskopischen Untersuchungen, die er im 
Tierexperiment an Milzbrandkapseln nach Vorbehandlung des Ausstrichpräparates 
mit 2—10proz. wässerigen Argentum-nitricum-Lösungen erzielt hat. Durch diese 
Vorbehandlung treten bei nachfolgender Färbung die Konturen der einzelnen Be- 
standteile der Bacillen schärfer hervor (Mikrophotogramme). Verf. unterscheidet ver- 
schiedene Entwicklungsstadien der Kapsel und konstatiert eine Querstreifung der- 
selben. In gut entwickelten Kapseln treten glänzende Sporen zutage, die beim Zerfall 
der Kapsel frei werden. Sog. leere Kapseln dienen im Entwicklungsstadium des Mikro- 
organismus als Bett für die fortwachsenden, widerstandsfähigen Sporen. Die Ent- 
wicklung der Sporen ist bei Lebzeiten und nach dem Tode des Tieres verschieden, bei 
Lebzeiten geht jedes Glied im langen Faden aus einer einzelnen Spore hervor, nach 
dem Tode schwindet die Kapselsubstanz rasch und der Zentralkern der Spore wächst 
zum Stäbchen aus, das sıch nun durch Teilung vermehrt. Welz (Breslau). 

Meyer, K. F.: The specific paratuberculous enteritis of cattle in America. 
(Die spezifische paratuberkulöse Enteritis der Rinder in A meri ka.) ( Penn- 
sylvanıa State Livestock sanit. board.) Journal of med. res. Bd. 29, Nr.2, S. 147-189. 1913. 

Verf. bespricht die Klinik und Ätiologie der Rinderenteritis, sowie die Eigenschaften 
des die Krankheit hervorrufenden Bacillus paratuberculosis. Isaac (Frankfurt). 

Andersen, €. W.: Über die Verwertung der Konglutinationsreaktion als dia- 
gnostische Probe beim Rotz. (Tierärztl. u.landwirtschaftl. Hochsch., Kopenhagen.) Zen- 
tralbl. f.Bakteriol., Parasitenk.u. Infektionskrankh.. Orig. Bd.72,H.4/5,8.399—398.1913. 


Inaktiviertes rotzverdächtiges Serum wird in Dosen von 0,1—0,00l cem mit 0,05ccm 


— 280 — 


Antigen (25 abgetötete Kulturen auf 11 phys. Na Cl) und 0,1 cem frisches Pferdeserum (Konı- 
plement) !/, Stunde auf 37° gehalten und darauf 0,04ccm inaktiviertes Rinderserum und 0,5ccm 
Ziegenblutkörperchen aufschwemmung zugesetzt (Gesamtmenge 2,5 ccm Flüssigkeit). Nach 
l Stunde wird abgelesen. 


Rotzfreies Serum bindet kein Komplement bei dieser Versuchsanordnung, daher 
tritt die Konglutination der Ziegenblutkörperchen ein, während sie bei Anwendung 
von Rotzserum ausbleibt. Unter 225 Blutuntersuchungen wurden 14 positive Reak- 
tionen gefunden, die alle rotzkranke Pferde betrafen. 4 Sera gaben partielle Komple- 
mentbindung, dagegen negative Konglutination. Obwohl die Komplementbindung bei 
1200 Untersuchungen sehr zufriedenstellende Resultate ergeben hat, indem nur ein 
verunreinigtes Serum eines rotzigen Pferdes keine starke Reaktion zeigte, und auch die 
Ergebnisse der subcutanen Malleinprobe (Allgemeinreaktion) übertraf, bedeutet die 
Konglutinationsprobe doch eine Bereicherung der serologischen Rotzdiagnose. Leschke. 

Statham, J. C. B., and G. G. Butler: Note on certain bodies found by liver 
puncture in a case of fever associated with splenic enlargement. (Notiz über ge- 
wisse Körper, gefunden bei Leberpunktion in einem Falle von Fieber, 
verbunden mit Milzvergrößerung.) Journal of the roy. army med. corps Bd.21, 
Nr. 6, S. 629—635. 1913. | 

Ein Mulattenmädchen von 8 Jahren litt häufig an Fieber. Nach einer Dosis 
von 3 g Euchinin kam es zu einem schwarzwasserfieberähnlichen Anfall. Sub- 
jektive Klagen gering, vorübergehend Albuminurie. Kein Erbrechen, keine Gelbsucht, 
keine Erdfarbe, wie bei Kala-Azar. Milz bis zum Nabel vergrößert, Leber etwas 
vergrößert. Keine Veränderung der oberflächlichen Lymphdrüsen, Zunge völlig 
rein. Bei einer Leberpunktion zeigten sich eigenartige, rundliche, amöboide, durch 
eine Tafel illustrierte Körper, bestehend aus bläulichem Plasmaleibe, erfüllt mit meh- 
reren kokkoiden Körpern. Die Annahme, daß es sich um Leberzellen mit Karyolyse 
handelte, wird zurückgewiesen. Die betreffenden Körper erinnerten während des 
einen Stadiums etwas an ein Entwicklungsstadium von Hämoproteus columbae, 
noch mehr an die Schizonten von Theileria parva (Kochsche Körper bei Küstenfieber). 
Auch bei den Kochschen Körpern kommen größere, rot gefärbte Körnchen vor und 
kleinere. Gonder betrachtet die ersteren als gamogene Formen, die letzteren als 
agamogene. Indes zeigen sich beim Küstenfieber die Körnchen häufig in Endothel- 
zellen, während in dem vorliegenden Falle keine Endothelzelleneinschlüsse beobachtet 
werden konnten. Noch mehr erinnerten die betreffenden Körperchen an die von Archi- 
bald im Sudan bei einem als Kala-Azar aufgefaßten Fall gefundenen; indes waren 
diese Archibaldschen Körper kleiner, ihre Gestalt regelmäßiger, die kokkoiden Eıin- 
schlüsse wahrscheinlich größer und der Plasmaleib mehr vakuolisiert. Zum Schlusse 
meinen die Autoren, daß es sich um das Schizontenstadium von einigen Protozoen 
handeln müsse, wie ja auch die von Archibald gefundenen Formen sich bei Über- 
ımpfung auf einen Affen in Leishmaniaformen umgewandelt haben sollen. H. Ziemann. 

Surveyor, N. F.: A case of rat-bite fever treated with neosalvarsan. (Ein 
Fall von Rattenbißfieber, mit Salvarsan behandelt.) Lancet Bd. 2, Nr. 25, 
S. 1764—1765. 

Bei einem typischen Fall von Rattenbißfieber (Biß vor 8 Jahren) trat nach intra- 
musculärer Injektion von 0,7 g Neosalvarsan nach einiger Zeit eine auffallende Bes- 
serung ein; besonders auffallend war die starke Gewichtszunahme. Eine ähnliche 
Beeinflussung dieser Krankheit durch Neosalvarsan beschreibt Hata bei 8 Fällen. Es 
ist also die Möglichkeit nicht von der Hand zu weisen, daß Protozoen die Erreger des 
Rattenbißfiebers sind. Ein anderer Fall wurde durch eine lange Behandlung mit Me- 
thylenblau, Chinin, Arsenik und Quecksilber völlig geheilt. Alfred Lindemann. 

Christomanos, A.: Über die in der griechischen Armee beobachteten Fälle von 
Rückfallfieber. Jatrike Proodos Jg. 1913, Nr. 7/8. 1913. 

Das Rückfallfieber in der griechischen Armee wurde zuerst in Saloniki bakterio- 
logisch festgestellt von Kyriazıdis. Unter 1371 Kranken, die im Militärkrankenhaus 


— 281 — 


Strevina in Epirus behandelt wurden, seit Ende Januar bis Mitte März 1913 kamen 
150 Fälle von Rückfallfieber vor. Da die griechische Armee — und das frühere grie- 
chische Königreich — frei von dieser Krankheit waren, so muß angenommen werden, 
daß die Ansteckung von der vom Rückfallfieber heimgesuchten türkischen Armee 
aus erfolgte, eine Annahme, die deshalb wahrscheinlich erscheint, weil die griechische 
Armee wegen des Winters dort Unterschlupf suchte, wo früher türkische Soldaten 
biwackierten (Kasernen, Schulen, öffentliche Gebäude). In Anbetracht des vielen 
Ungeziefers der Soldaten wäre jede Hypothese über Parasitenträger gewagt. Vielfach 
erkrankte das Pflegepersonal an der Krankheit. Dem Rückfallfieber waren nicht 
alle Truppenteile in gleichem Maße ausgesetzt. Die Prognose war im allgemeinen 
günstig soweit keine Komplikation eintrat. Die Febris recurrens als Komplikation 
einer anderen Krankheit scheint nach einigen Beispielen des Verf. dieselbe nicht 
ungünstig beeinflußt zu haben. Therapeutisch war kein Mittel wirksam, nur Salvarsan 
und Neosalvarsan scheinen einen Einfluß auf die Dauer des Fiebers und das Auftreten 
von den Rückfällen zu haben. Dieselben zu verhindern vermag es aber nicht immer. 
Anast. Aravandinos (Athen). 

Smallman, A. B.: Note on some cellular bodies found in a case of mediter- 
rancan Leishmaniasis. (Notiz über einige zellige Körper, gefunden in einem 
Falle von Mittelmeerländischer Leishmaniosis.) Journal of the roy. army 
med. corps Bd. 21. Nr. 6, S. 636—640. 1913. 

Es handelt sich um ein 2 Jahre altes Kind aus Malta, bei dem die Diagnose auf 
Kala-Azar gestellt worden war. Sie war bestätigt durch Milzpunktion, bei der sich die 
typischen Leishmaniaparasiten zeigten. Später kam es zu einem Geschwür im Munde 
bzw. an der Oberlippe, das voraussichtlich wohl mit der Leishmaniosis in Beziehung 
stand. Bei einer Leberpunktion fanden sich nun Gebilde, die nicht mit den Leishmania- 
parasiten, die aus der Milz gewonnen waren, identisch waren und in den meisten Punkten 
mit Gebilden übereinstimmten, die Archibald im Sudan bei 2 früheren Fällen von 
Kala-Azar bei Leberpunktion ebenfalls gefunden hatte. Smallmann sagt auch, 
daß die Unterschiede in den Befunden von Archibald und den seinen nur sehr ge- 
ring waren. Es handelte sich zweifellos nach der Beschreibung und der beigegebenen 
Tafel um Gebilde, ganz ähnlich den im Referat S. 280 (Statham) geschilderten. Auch 
S. faßt sie als ein Entwicklungsstadium in der Lebensgeschichte eines Protozoon auf, 
speziell von Leishmaniaparasiten. Da nun gleichzeitig mit dem Auftreten dieser For- 
nıen die gewöhnlichen Leishmaniaparasiten verschwanden, und das Auftreten dieser 
Parasiten zusammenfiel mit einer allgemeinen Besserung in dem Befinden der kleinen 
Patientin, handelte es sich möglicherweise um die Vorbereitung zu einem sexuellen 
Stadium außerhalb des menschlichen Organısmus. In den Deckglaspräparaten fand 
sich bemerkenswerterweise nicht ein einziger eosinophiler Leukocyt. Die Mehrzahl 
der weißen Blutkörper waren Lymphocyten. S. fand auch Polychromatophilie und 
Basophilie und kernhaltige rote Blutkörper. In vielen der Leberzellen zeigte sich 
ım Plasmaleibe eine große Anzahl von dunkelgefärbten Körnchen; es wird aber un- 
entschieden gelassen, ob es sich hier um Degeneration des Zellplasmas handelte oder um 
Zelleinschlüsse. Ziemann (Charlottenburg). 


Tuberkulose: 


® Bandelier, B., und O. Roepke: Die Klinik der Tuberkulose. Handbuch und 
Atlas der gesamten Tuberkulose für Ärzte und Studierende. 3. verm. u. verb. 
Aufl. Würzburg: Kabitzsch 1914. XUI, 791 S. u. 50 Taf. M. 26.50. 

Ebenso wie die zweite, erst vor einem Jahre erschienene Auflage, weist auch die vor- 
liegende dritte eine Reihe von Verbesserungen und Zusätzen auf. Besonders die Zahl 
der Abbildungen ist stark vermehrt. 

In der Diagnostik wird bei Versagen des Tuberkelbacillennachweises nach Ziehl die Unter- 
suchung auf Muchsche Formen gefordert. Bezüglich der Therapie ist bemerkenswert, daB 
die Verff. vor der Anwendung einer Che mothera pie mit Kupfer- und Goldsalzen dringend 


— 282 — 


warnen. Vom Mesb& sahen sie gar keine Erfolge, ebensowenig vom Hetol. Beim Pneumo- 
thorax ziehen sie die Schnittmethode vor. Pneumolyse und extrapleurale Thorakoplastik 
sind nur selten angezeigt, noch seltener die Pfeilerresektion. Die souveräne Therapie ist die 
hygienisch-diätetische Behandlung, unterstützt durch Tuberkulinbehandlung. Die Kuhnsche 
Saugmaskenbehandlung darf nur mit Vorsicht gehandhabt werden. Das Fiebermittel 
par excellence bei der Tuberkulose ist das Pyramidon. Gegen Nachtschweiße sind zunächst 
Atropinpillen zu geben, erst später Agaricin mit Pulvis Doveri. Paracodin stillt den Husten 
nachhaltiger als Codein. Bei Lungenblutung wirkt das alte Hausmittel: 1 Teelöffel NaCl 
in Wasser vorzüglich. Die Stypti:a dagegen versagen. Gut wirkt auch das Abbinden von 3—4 
Gliedern und 10°,, NaCl-Injektion intravenös. Die Angriffe gegen die Erfolge der Heilstätten 
werden kritisch zurückgewiesen. Der ambulanten Tuberkulinbehandlung reden die 
Verff. in Übereinstimmung mit Robert Koch das Wort. Das Kapitel der Pleuritis ist aus- 
gestattet mit schönen Röntgenogrammen nach eigenen Beobachtungen. Zur Diagnosenstellung 
wird die Inoskopie nach Jousset zum Auffinden der Tuberkelbacillen empfohlen. Für die 
Punktion gelten die Indikationen von Trousseau, die dritte jedoch mit der Einschränkung, 
daß mittelgroße Exsudate nur dann zu entleeren sind, wenn sich nach eingetretener Fie- 
berfreiheit keine Zeichen beginnender Resorption einstellen. DieLuftausblasung (Wencke- 
bach, Holmgren) wird bei großen Exsudaten empfohlen. Von der Autoserotherapie sahen 
die Verff. keinen Erfolg. Eitrige Pleuritis behandeln sie mit Bülauscher Heberdrainage 
und Pleuraspülung mit 1°/,, Salicylsäure, ev. unter Luftausblasung. Beim Ventilpneumo- 
thorax legen sie eine Thoraxfistel nach Unverricht an. Die Kapitel über Tuberkulose der 
Nasen- und Mundhöhle sind mit den vorzüglichen Tafeln von Krieg ausgestattet, ebenso 
die Beschreibung der Kehlkopftuberkulose. Bei der Magen- und Darmtuberkulose 
werden die Bacillen mit Antiformin am ehesten gefunden. Bei Durchfällen empfiehlt sich 
Dermatol 6g pro die. Bei der tuberkulösen Peritonitis kommen die Verff. von der Ope- 
ration mehr und mehr ab. Hygienisch-diätetische, Tuberkulin- und Sonnenbehandlung 
leisten mehr. Bei der Besprechung der Tuberkulose der Harn- und Geschlechtsorga ne tritt 
natürlich die chirurgische Therapie in den Vordergrund. Ein weiteres Kapitel bespricht die 
Tuberkulose des Blut- und Lymphsystems. Auch die Hodgkinsche Krankheit wird 
hier besprochen und dabei die Bedeutung der Fraenkel-Muchschen Stäbchen gewürdigt. 
Das Kapitel der Hauttuberkulose ist mit zahlreichen Abbildungen ausgestattet. Zur Be- 
handlung der Schleimbeutel- und Sehnenscheidentuberkulose empfehlen Verff. 
Injektionen 1 proz. Trypsinlösung. Bei der Behandlung der Gelenk- und Knochentuber- 
kulose wird die Sonnenbestrahlung bei uns durch die Quecksilberquarzlampe wirksam ersetzt. 
Unter der Tuberkulose des Nervensystems nimmt die der Meningen die erste 
Stelle ein. Bisher sind 20 Fälle geheilter Meningealtuberkulose beschrieben. Weitere Kapitel 
besprechen die Tuberkulose der Sinnesorgane (mit vorzüglichen diagnostischen Tafeln). 
Bei der Skrofulose leistet neben der Schmierseifenbehandlung und der Verabreichung von 
Kochsalz die Tuberkulinkur Gutes. Die Infektion bei der Kindertuberkulose erfolgt nicht 
allein adrogen (Ghon, Hamburger), sondern auch ebenso leicht durch Deglutition. Ihre 
häufigste Manifestation ist die Bronchialdrüsentuberkulose, die durch das Röntgen- 
verfahren, die Wirbelsäulenperkussion (Koräny) und die Spinalauskultation der Stimme 
(d’Espine) erkannt werden kann. Das Kapitel „Tuberkulose und Schule“ enthält An- 
gaben über Atemübungen, Zahnpflege, Lehrertuberkulose u. a. 


Ein Verzeichnis der wichtigsten Tuberkulosearbeiten beschließt dieses inhalt- 
reiche Handbuch der gesamten Tuberkulose. Leschke (Berlin). 

Ghon, A., und B. Roman: Pathologisch-anatomische Studien über die Tuber- 
kulose bei Säuglingen und Kindern, zugleich ein Beitrag zur Anatomie der lym- 
phogenen Abflußbahnen der Lungen. (Pathol.-anat. Inst., dtsch. Uniw. Prag.) 
Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissensch., math.-naturwiss. Kl. Bd. 122, Abt. 3. 
H. 4/7, S. 55—195. 1913. 

Je genauer die Fälle von Säuglingstuberkulose untersucht werden, um so seltener 
werden die Fälle, bei denen nicht ein primärer Lungenherd gefunden wird, wenn 
sonst der Befund für Aspirationstuberkulose spricht. An einzelnen Fällen wird nach- 
gewiesen, wie systematisch und gründlich hier vorgegangen werden muß, um ein rich- 
tiges Urteil zu gewinnen. Die wenigen histologischen Befunde, die über den primären 
Lungenherd bisher vorliegen, entsprechen analogen Befunden beim Erwachsenen 
und im Tierexperiment. Eigene Untersuchungen an einem Fall werden berichtet. 
Die weiteren Folgerungen über die Ausbreitung der Tuberkulose vom primären Lungen- 
herd aus im Säuglingskörper stützen sich auf 27 genauestens ausgeführte Sektionen, 
die im Anhang beigegeben sind und ım einzelnen genau analysiert werden. Die Aus- 
breitung erfolgt zunächst gewöhnlich erst auf dem Lymphweg von den Drüsen, die 


— 2893 — 


dem Lungenherd entsprechen, ausgehend. Auch wo sich in den anderen Organen tuber- 
kulöse Veränderungen hämatogener oder anderer Genese finden, ist diese lymphogene 
Ausbreitung deutlich erkennbar. Der Weg führt stets zu den Venenwinkeln; ein Ab- 
steigen des Prozesses kommt nicht vor, wohl aber ein Überkreuzen der Mittel- 
linie. Supraclaviculardrüsen beweisen daher nicht einen gleichseitigen Lungenherd. 
Weitere Untersuchungen betreffen die Beziehungen des primären Lungen- 
herdes zu den tuberkulösen Veränderungen anderer Organe und dieser 
zueinander. Der primäre Lungenherd ist zunächst ein offener, von dem aus die 
Bacillen andere Schleimhäute infizieren können (Respirationstrakt, Mund-Rachen- 
höhle, Paukenhöhlen, Magendarmtrakt). Auf solche Art der Sekundärinfektion 
führen die Verff. die Mehrzahl der Darminfektionen zurück (Deglutition); ebenso 
die ın mehr als der Hälfte ihrer Fälle vorgefundene Infektion der Rachenmandel, die 
Infektionen der Tonsillen, der Paukenhöhle (5 Fälle). Letztere könnte auch von der 
Rachenmandel aus erfolgt sein. Die Tuberkulose der Lymphknoten ım Bereich 
des Mesenteriums und Mesokolons war ausnahmslos eine Iymphogene, stets 
abhängig von vorhandenen tuberkulösen Veränderungen im trıbutären Quellgebiet 
des Darmtraktes. Die gleiche Ansicht vertreten die Verff. bezüglich der Lymphknoten 
der Hals- und Kopfregion und suchen sie im einzelnen durch ihre pathologisch-anato- 
mischen Befunde zu stützen. Auch für die sonstigen intraabdominalen, die inguinalen, 
axillaren usw. Lymphknoten dürfte meist keine hämatogene, sondern eine Iymphogene 
Erkrankung nach vorausgegangener tuberkulöser Erkrankung im Quellgebiet der Drüsen 
in Betracht kommen. Hauttuberkulide sind dabei als Lokalisationen der Tuber- 
kulose zu beachten. Bezüglich der intraabdominalen Lymphknoten betonen die Verff., 
daß ihre Befunde an den Organen der Bauchhöhle eine retrograde Iymphogene Genese 
der tuberkulösen Veränderungen von den paraaortalen Lymphknoten her so gut wie 
sicher ausschließen lassen, daß ferner all ihre Befunde dagegen sprechen, die Verände- 
rungen der thorakalen Lymphknoten von den Veränderungen der paraaortalen ab- 
zuleiten; daß in keinem Fall ein retrograd Iymphogenes Fortschreiten der tuberkulösen 
Infektion von den oberen (cöcalen) auf die unteren (lumbalen) paraaortalen Lymph- 
knoten zu beobachten war, und daß schließlich auch für die Annahme einer lympho- 
genen Genese der Veränderungen in den genannten verschiedenen Lymphknoten- 
gruppen der Bauchhöhle direkt von den Lungen her keine anatomischen Beweise zu 
gewinnen waren. Auch bezüglich der Lymphdrüsen am Hals fand sich kein Fall, der 
eine Deszendenz von diesen Gebieten auf dem Lymphweg in das Iymphogene Ab- 
flußgebiet der Lungen erwiesen hätte, ebensowenig ließ sich ein Ascendieren vom 
Abflußgebiet des Lungenherdes zu den Halslymphknoten und den Halsorganen nach- 
weisen. Ibrahim (München). 

Laird, A. T., George L. Kite and D. A. Stewart: The presence of tubercle 
bacilli in the feces. (Das Vorhandensein von Tuberkelbacillen im Stuhl.) 
(Adirondack cott. sanitar., Trudeau, New York.) Journal of med. res. Bd. 29, Nr. 1, 
S. 31—42. 1913. 

Das Vorhandensein säurefester, nicht pathogener Stäbchen in den Sekreten und 
Exkreten des Menschen, ferner in wichtigen Nahrungsmitteln, z. B. ın der Butter, 
lassen das Mißtrauen berechtigt erscheinen, welches von manchen Autoren dem Nach- 
weis von Tuberkelbacillen in den Faeces mit der Ziehl-Nelsonschen Methode ent- 
gegengebracht wird. Die in dieser Richtung angestellten Untersuchungen haben er- 
geben, daß sich Tuberkelbacillen im Stuhl meist nur bei Lungentuberkulose finden 
(Klose, Münch. med. Wochenschr. 1910 und Alexander, Journ. of Hygiene 1910). 
Nach Philipp und Porter (Brit. med. Journ.) ist der Stuhl zum Nachweis von Tuber- 
kulose — auch Lungentuberkulose infolge verschluckten Sputums — noch geeigneter 
als das Sputum selbst. Im Gegensatz zu diesen Untersuchungen stehen die Resultate 
von Wilson und Rosenberger (Journ. of the A.M. A. 1909), welche auch bei vielen 
gesunden Individuen säurefeste Stäbchen im Stuhl fanden. — Die Untersuchungen 


= oi o= 


der Verf. ergaben bei 153 Patienten mit positivem Sputum in 59% auch einen posi- 
tiven Bacillenbefund (Ausstrich, Antiforminanreicherung und Tierversuch) im Stuhl, 
und zwar betreffen diese Fälle vorgeschrittene Lungetuberkulosen mit reichlichem 
Sputum. Bei 54 klinisch tuberkulosefreien Individuen ließen sich nur 2 mal säurefeste 
Stäbchen in den Faeces nachweisen. Die Anwesenheit virulenter Tuberkelbacillen in 
den Faeces bei Lungentuberkulose ist wahrscheinlich durch das Verschlucken von 
Sputum bedingt. Pringsheim (Breslau). 

Koźniewski, T.: Studien über die chemische Zusammensetzung der Tuberkel- 
bacillen sowie auch anderer sog. säurefesten Bacillen. Pamiętnik tow. lek. warsz. 
Jg. 109, S. 209—235. 1913. (Polnisch.) 

Sehr eingehende, mittels der vom Verf. ausgearbeiteten Methodik (Extraktion 
mit kaltem Alkohol, fraktionierte Extraktion im Soxhlet mit Aceton) durchgeführte 
Untersuchungen ergeben, daß die Säurefestigkeit der Tuberkelbacillen nicht von der 
Anwesenheit von Fetten oder wachsartigen Substanzen abhängig ist, da sich die Ba- 
cillen nach der Extraktion so gut wie vorher färben lassen. Die Säurefestigkeit be- 
ruht vielmehr auf der Anwesenheit einer Substanz, welche kurze Zeit mit verdünnten 
Mineralsäuren gekocht leicht gespalten wird, wobei als Produkt des Hydrolyse Zucker 
entsteht. Diese leicht spaltbare Substanz ist ein zusammengesetztes, der Gruppe der 
Hemicellulose angehörendes Kohlehydrat. Der in Aceton übergehende Körper ge- 
hört in die Reihe der Wachse, d. h. ist ein schwer veıseifbarer Ester. Die Untersuchung 
anderer säurefester Bacillen (Smegmabacillus, Thimotheusbacillus, Blindschleichentuber- 
kulosebacillus) ergab, daß die chemische Zusammensetzung derselben qualitativ den 
echten Tuberkelbacillen sehr nahe steht, daß aber weitgehende quantitative Differenzen 
bestehen. Die allgemeine Ähnlichkeit beruht auf deı Anwesenheit größerer Mengen von 
lipoiden Substanzen und des charakteristischen Kohlehydrates (Hemicellulose) ; 
nächsten den echten Tuberkelbacillen steht deı Smegmabacillus. aa i 

Nobécourt, P.: Recherche du bacille de Koch dans les urines d'enfants atteints 
d’aftections diverses par l’inoculation au cobaye. (Untersuchung des Urins 
von Kindern mit verschiedenen Krankheiten auf Kochsche Bacillen 
durch Verimpfung auf Meerschweinchen.) Rev.delatubereul. Bd. 10, Nr. 6, 
S. 385—406. 1913. 

Bakteriologische Urinuntersuchungen bei 37 Kindern mit verschiedenartigen 
Krankheiten ergaben ın 2 Fällen von Nierentuberkulose, in 1 Falle von Miliartuberku- 
lose sowie ın 1 Falle cavernöser Lungenphthise das Vorhandensein von Tuberkelbacillen 
im Urin. In allen übrigen Fällen (Lungentuberkulose verschiedener Stadien, Amyloid- 
niere, Nephritiden verschiedenen Ursprunges) war der Bacillenbefund im Urin auch 
bei wiederholter Impfung von Meerschweinchen mit den betreffenden Urinen negativ. 

Isaac (Frankfurt). 

Fraser, Elizabeth T.: The eomplement-fixation test in tuberculosis. (Die 
Komplementbindung bei der Tuberkulose.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. 
u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 3, S. 291—299. 1913. 

Im Serum von Kranken, die an Tuberkulose der Lungen, Lymphknoten, der 
Knochen oder des Peritoneums litten, ließen sich mit Hilfe der Komplementablenkung 
spezifische Antikörper nachweisen, die im Serum tuberkulosefreier Individuen, sofern 
es sich nicht um Svphilitiker handelte, fehlten. Kann man Lues ausschließen, so ist 
daher — nach Ansicht der Verf. — die positive Reaktion für Tuberkulose beweisend; 
dagegen schließt. der negative Ausfall der Probe das Vorhandensein von Tuberkulose 
nicht aus, da nur 42,3—50°%, der zweifellos tuberkulösen Sera eindeutige Resultate 
lieferten. Bei Fällen, die mit T uberkulin behandelt wurden, scheint der Prozentsatz der 
positiv en Reakci beträchtlich höher zu sein und etwa 839, zu betragen; doch ist 
das ın dieser Richtung untersuchte Material zu klein. Das be Antigen sind Emul- 
sionen von menschlichen Tuberkelbacillen, die sich bei Zimmertemperatur einige 
Wochen halten; Alttuberkulin ist weniger spezifisch und gibt auch mit dem Serum 


— 285 — 


tuberkulosefreier Personen öfters Komplementbindung. Die zu prüfenden Sera sollen 
inaktiviert und in ganz frischem Zustande verwendet werden; ältere oder bakteriell 
verunreinigte Sera zeigen Eigenhemmung. Details der Technik im Original. Doerr. 

Arima, R., und Y. Sakamura: Über die Bildung des Bakteriolysins durch 
Tuberkelbacillen und deren Gifte. (Med. Akad., Osaka, Japan.) Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, S. 389—392. 1913. 

Die Bildung der Bakteriolysine gegen Tuberkelbacillen wurde durch den Pfeiffer- 
schen Versuch festgestellt. In der Bauchhöhle von Meerschweinchen konnten nach 
Vorbehandlung sowohl mit lebenden wie auch mit abgetöteten Tuberkelbazillen und 
Alttuberkulia Bakteriolysine nachgewiesen werden. Nach der Injektion von 
Tuberkelbacillen tritt Auswanderung der polynucleären neutrophilen Leukocyten 
und Phagocyten ein. Während die Tuberkelbacillen außerhalb der Leuko- 
cyten rasch zugrunde gehen, bleiben siein den Phagocyten erhalten und 
vermehren sich sogarinihnen. Auch bei nichtvorbehandelten Tieren verschwin- 
den die Tuberkelbacillen infolge Transportes durch das große Netz, wie Kontrollunter- 
suchungen nach Netzexstirpation lehrten. Leschke (Berlin). 

Rozenblatöwna, H.: Über die Tuberkulin-Hautreaktionen bei Kindern. Medycvna 
i Kronika, Jg. 48, S. 548—554. 1913. (Polnisch). 

An 54 klinisch sicher tuberkulösen (Skrofulose mitgezählt) und 25 klinisch nicht 
tuberkulösen (inaktive Tbk.) Kindern angestellte Versuche, betreffen eine quantitative 
intradermale Reaktion. Es wurden jedesmal 0,1 ccm verschieden verdünnten Tuber- 
kulins (entsprechend 0,0001—0,001—0,01—0,1 mg) intradermal injiziert: Es ergab 
sich, daß 81,5%, der aktiven und nur 62° der nicht aktiven Tuberkulose auf Tuber- 
kulingaben unterhalb 0,1 mg reagiert haben; auf Grund dessen kann die quantitative 
Reaktion als diagnostisch prognostisches Mittel nur bis zu einem gewissen Grade ver- 
wertet werden, da auch leichte aktive Fälle vorkommen, die erst auf 0,1 mg reagieren. 
Weitere Untersuchungen der Verf. beziehen sich auf die Frage, ob man nicht leichte 
aktive von den nicht aktiven Fällen auf Grund der leichteren Sensibilierung der aktiven 
Fälle unterscheiden könnte. Dem untersuchten Kinde wurden jedesmal sechs ver- 
schiedene Dosen Tuberkulin intradermal eingespritzt (von 0,000001—0.1 mg), und die 
kleinste, eben noch Reaktion hervorrufende Dosis bestimmt. Nach einer Woche wurde 
der Versuch wiederholt und wiederum die minimale Dosis (nach 24 Stunden) notiert. Es 
ergab sich, daß zwischen dem klinischen Bilde des Falles und der Art und dem Verlaufe 
der Sensibilierung sich keine regelmäßigen Beziehungen aufdecken lassen. Tomaszewski. 

Zander, Paul: Rippentuberkulose und Unfall. (Ambulat. d. nordöstl. Eisen- u. 
Stahl- Berufsgenossensch. Sekt. 1.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 52, S. 2153. 1913. 

Ein 58jähriger Arbeiter erleidet durch eine vorstehende Eisenspitze einen Stich 
ın die rechte Brustseite, der aber mit größter Wahrscheinlichkeit nicht bis auf oder in 
den Knochen gegangen ist. Es erfolgte angeblich eine starke Blutung; bei einfacher 
Wundversorgung schnelle Heilung. Nach ca. 8—10 Monaten entwickelte sich auf der 
vernarbten Wunde ein Geschwür, 4 Monate später wurde eine weit vorgeschrittene 
Tuberkulose mehrerer Rippen fetsgestellt. Berufsgenossenschaft und Schiedsgericht 
lehnen einen ursächlichen Zusammenhang der Rippentuberkulose mit der Stichver- 
letzung ab. Aljred Lindemann (Berlin). 

Stoek, W.: Über Blutungen in der Retina bei Miliartuberkulose. (Unirv.- Augen- 
klin., Jena.) Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 52, H. 1, S. 75—79. 1913. 

Zu der von Axenfeld 1910 zuerst aufgestellten Hypothese, daß gewisse Formen 
von Netzhautblutungen wahrscheinlich auf tuberkulöser Erkrankung der Netzhaut 
beruhen, gibt Stock einen interessanten Beitrag. Bei einem 37 jährigen Bergmann 
hatten sich in kurzer Zeit die Zeichen einer Miliartuberkulose entwickelt, verbunden mit 
Netzhautblutungen beiderseits, die St. zunächst auf eine Allgemeininfektion mit Eiter- 
erregern zurückfühıte, bis er am Todestaxe des Mannes am linken Fundas drei Miliar- 
tuberkel der Aderhaut fand. Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß die Tuberkeln 


— 286 — 


in den verkästen Partien reichlich Tuberkelbacillen enthielten, während in den Blu- 
tungen vergeblich danach gesucht wurde. Letztere waren links vollkommen unabhängig 
von den Tuberkeln aufgetreten und waren in beiden Augen zurückzuführen auf deut- 
lich wahrnehmbare Schädigungen des Blutgefäß-Endothels. Für letztere möchte St. 
ein wahrscheinlich nur einzelnen Stämmen besonders giftiger Tuberkelbacillen eigen- 
tümliches ‚„Angiotoxin‘“ verantwortlich machen. Wätzold (Lichterfelde). 


Bourgeois, Maurice A.: Über disseminierte postexanthematische hämatogene 
tuberculosis verrucosa cutis. (Dermatol. Klin.) Univ. Basel.) Dermatol. Zeitschr. 
Bd. 21, H. 1, S. 1—27. 1914. 


Walter, K.: Intravenöse Infusionen von Aurum-Kalium cyanatum bei der 
Hauttuberkulose. Przeglad lekarski Jg. 52, S. 457—459. 1913. (Polnisch.) 

In drei Fällen von Lupus intravenöse Einspritzungen von Aur. Ka'. cyan. (0,01— 
0,03—0,07) jeden zweiten bis dritten Tag, im ganzen 15—18 Infusionen; in zwei Fällen 
wurde diese Behandlung mit der subcutanen Tuberkulintherapie kombiniert, die 
Heilerfolge sind nicht besonders gut; das Allgemeinbefinden besserte sich zwar rasch 
(wahrscheinlich bessere Lebensbedingungen während der Spitalsbehandlung). Die 
Infiltrate verkleinerten sich, einzelne Knötchen verschwanden, aber die anfangs rasch 
fortschreitende Besserung dauerte nur bis zu der 8. oder 10. Einspritzung und nach 
längerer Beobachtung (1—2 Monate) konnte der Verf. feststellen, daß die bereits ver- 
narbten Stellen wiederum zerfielen und die Infiltrate sich wiederum vergrößert haben. 
Syphilis; Tomaszewski (Lemberg). 


Rietschel, Hans: Das Problem der Übertragung der angeborenen Syphilis. 
Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 12, S. 160—195 (Berlin: Springer). 1913. 

Unter kritischer Würdigung des gesamten Tatsachenmaterials, das die neueren 
Entdeckungen für das vorliegende Problem gebracht haben, bekennt sich Verf. zur 
Auffassung, daß stets eine materne Syphilis der Geburt eines kongenital 
syphilitischen Kindes vorausgeht. Die histologischen Befunde in der Nach- 
geburt bei syphilitischen Föten bringen für das Problem keine Lösung. Die Spiro- 
chätenbefunde haben mit Sicherheit ergeben, daß wohl fast alle Mütter, die syphilitische 
Föten und Kinder zur Welt bringen, selbst Spirochätenträger sind. Dem Sperma 
bzw. dem Sekret der Prostata und Samenbläschen können Spirochäten beigemischt 
sein. Die Wassermannsche Reaktion bei Mutter und Kind ergibt, daß etwa 90°, 
der Mütter, die luetische Föten und Kinder zur Welt bringen, kurz nach der Geburt 
eine Hemmung der Hämolyse zeigen, gleichviel, ob die Mütter syphilitische Symptome 
tragen oder nicht. Die 90%, stimmen mit den für die sekundäre Lues bekannten Pro- 
zentsätzen überein. Auch bei negativ reagierenden Müttern sind Spirochäten ım 
maternen Anteil der Placenta nachgewiesen worden. Es ist wahrscheinlich, daß die 
Infektion des Kindes längere oder kürzere Zeit vor der Geburt und sehr oft gerade wäh- 
rend der Austreibungsperiode stattfindet. Die letzteren Kinder machen postnatal eine 
vewisse Latenzzeit durch. Während all diese Tatsachen nur für den placentaren Über- 
tragungsmodus sprechen, bleiben doch einige Tatsachen noch bestehen, die die Möglich- 
keit rein paterner Übertragung nach wie vor ventilieren lassen; hier ist besonders zu 
erwähnen: 1. daß die Spirochäten stets im svyphilitischen Foetus und besonders im 
fötalen Teil der Placenta reichlicher zu finden sınd als im maternen Teil. Dies erklärt 
Verf. dadurch, daß der Foetus den besseren Nährboden darstellt, ein schlechter Antı- 
körperbildner gegen Infektionen ıst, während die blutreiche Placenta überhaupt kein 
uuter Nährboden für die Spirochäten ist. 2. Es gibt sicher beglaubigte Ausnahmen 
vom Collesschen Gesetz, d. h. Mütter, die bei sicher syphilitischer Frucht ana- 
mnestisch und klinisch völlig frei von Syphilis befunden wurden, und die schließlich vom 
Kind oder anderer Seite infiziert wurden und mit einem typischen Primäraffekt er- 
krankten. Diese seltenen Fälle deutet Verf. als echte Superinfektionen bei be- 
stehender Syphilis, wie sie ja auch sonst mehrfach bekannt geworden sind. 3. Für 


ed 


die stets wieder auffallende Tatsache, daß die Mütter syphilitischer Kinder 
so oft keinerlei klinische Symptome der Syphilis darbieten, obwohl sie 
nach den Ergebnissen der Spirochäten- und Wassermannuntersuchungen als syphili- 
tisch angesehen werden müssen, bringt Verf. auch einen ganz neuen und sehr beachtens- 
werten Erklärungsversuch. Verf. betont, daß die Infektionsbedingungen, wenn die 
Spirochäte mit dem Sperma in die Uterushöhle gelangt, auf dieser Schleimhaut ganz 
andere sind als bei Entstehung eines Primäraffektes auf der Haut oder in Scheiden- 
vewölbe und nimmt an, daß der vielmildere und oft latent bleibende Verlauf 
der Lues mit dem Infektionsmodus im Uterus in Zusammenhang steht. 
Vielleicht sınd die Verhältnisse für eine Vermehrung der Spirochäten in der Schleim- 
haut des Uterus viel schlechter, vielleicht werden auch die Spirochäten viel schneller 
in den Lymphdrüsen des Beckenbodens abgefangen, und so wird der Körper besser 
in den Stand gesetzt, frühzeitig Antistoffe zu bilden, d. h. die Infektion latent zu er- 
halten. Verf. stützt seine Annahme mit den Erfahrungen, die Neißer ım Affenexperi- 
ment bei cutaner, subcutaner, intraperitonealer usw. Einbringung von Syphilisspiro- 
chäten gemacht hat, aus denen hervorgeht, daß für Haftung und Verlauf der Infektion 
der Infektionsmodus von weittragender Bedeutung ist. Verf. stellt eigene experi- 
mentelle Untersuchungen zur Prüfung seiner Hypothese in Aussicht. Ibrahim. 


Erb, W.: Betrachtungen über die neueste Gestaltung des Begriffs und Wesens 
der Metalues. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1.X.1913.) 
Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 55—60. 1913. ` 

Erb erörtert in Anschluß an die Auffindung der Spirochäten im Paralytiker- 
gehirn vor allem die Frage, ob die sog. Metasyphilis als echte Syphilis aufzufassen sei 
und glaubt sie auf Grund der neueren Forschungen bejahend beantworten zu müssen. 
Er bespricht ferner ein zweites Problem, das die Erforschung der Biologie der Spiro- 
chäte betrifft und neigt zu der Ansicht, daß für die Metalues nicht gesteigerte Virulenz, 
sondern eine qualitative Sonderart der Spirochäte in Frage komme. Dann berührt E. 
die Frage der Lues nervosa und schlägt zur endgültigen Lösung besondere Formen des 
Tierversuches vor. Auch die letzte Frage, die nach der Pathogenese der histologischen 
Veränderungen bei der Metasyphilis läßt E. noch unbeantwortet und regt auch hier zu 
neuer experimenteller Forschung an. Kafka (Hamburg). 


Koimer, J. A., E. E. Laubaugh, A. J. Casselman and W. W. Williams: Practical 
studies on the so-called syphilis antigens, with special reference to cholesterinized 
extracts. (Praktische Untersuchungen über die sogenannten Syphilis- 
antigene mit besonderer Berücksichtigung der Cholesterinextrakte.) 
(Laborat. of exp. pathol., univ. of Pennsylvania, Philadelphia, Pa.) Arch. of internal 
med. Bd. 12, Nr. 6, S. 660—677. 1913. 


Verf. stellten vergleichende Untersuchungen über die Empfindlichkeit von alkoholischen- 
und Aceonextrakten, aus syphilitischen Lebern und normalen menschlichen und tierischen 
Organen mit und ohne Zusatz von 0,40, Cholesterin an. Am wenigsten wirksam waren die 
Extrakte aus normaler menschlicher Leber. Am empfindlichsten erwiesen sich die chole- 
sterinisierten Extrakte und zwar war hier ein Unterschied zwischen Extrakten aus normalen 
und syphilitischen Organen nicht erkennbar. Allerdings gaben die cholesterinhaltigen Ex- 
trakte in einigen Fällen auch mit nichtsyphilitischen Seren partielle Komplementbindung. 
Eine unvollkommene Hemmung empfehlen Verff. daher nur bei gleichem Ausfall der Reaktion 
mit cholesterinfreiem Extrakt zu verwerten. Kurt Meyer (Stettin). 


Söderbergh, Gotthard: Über die Wassermannsche Reaktion im Blute bei Al- 
kaptonurie. Neurol. Zentralbl. J g. 33, Nr. 1, S. 24—26. 1914. 

Im Harn von Alkaptonurikern wird Homogentisinsäure ausgeschieden. Tyrosin 
pflegt zu einer beträchtlichen Steigerung der Homogentisinsäure im Harn zu führen. 
Es gelang, bei einem Patienten durch Darreichung von 15 g Tyrosin im Laufe von 
23 Stunden eine vollkommen negative Wassermannsche Reaktion in eine unzweifel- 
haft positive Reaktion umzuwandeln. Die Tragweite dieses Versuches ist eine sehr 
grohe. Eisner (Berlin). 


— 238 — 


Girardet, E.: Contribution à l’etude de l’ietöre grave conseeutif & l’injection 
de salvarsan. (Beitrag zum Studium des. Ikterus gravis nach Salvarsan- 
injektion.) Rev. méd. de la Suisse romande Jg. 38, Nr. 12, S. 924—929. 1913. 

Ein 32jähriger kräftiger Patient erhält wegen eines Ulcus durum am 8. Februar 
0,5 Salvarsan intravenös. Einige Stunden nachher Reaktion, Kopfschmerzen, Er- 
brechen, Rückenschmerzen, Durchfall. Am nächsten Tage Wohlbefinden. 14. Februar 
erneute intravenöse Injektion von 0,6 Salvarsan. Am folgenden Tage heftige Schmerzen 
im Rücken, ausstrahlend nach allen Seiten, Brechreiz, Durchfall und allmählich stärker 
werdender Ikterus. Leber etwas, aber nicht erheblich geschwollen, nicht schmerzhaft. 
Unter rapider Gewichtsabnahme zunächst noch lange Zeit Zunahme der ikterischen 
Verfärbung, an der sich auch die Skleren beteiligen. Erst nach 8 Monaten allmähliche 
Besserung und Wiederherstellung. Eingehende Erörterung der Ätiologie dieser schweren 
Leberschädigungen nach Salvarsan. Stühmer (Breslau). 


Heidingsfeld, M.L.: Clinical and laboratory salvarsan relapses and their remedy. 
A serologic study. of six hundred fifty-one cases covering nine hundred fifty-two 
intravenous administrations and three thousand three hundred four Wassermann 
examinations. (Klinische und serologische Salvarsanrezidive und ihre 
Heilung. Eine serologische Studie über 651 Fälle mit 952 intravenösen 
Injektionen und 3308 Wassermaun-Reaktionen.) Journal of the Americ. med. 
assoc. Bd. 61, Nr. 18. S. 1598—1601. 1913. 

Eingehender Bericht über mehr als 600 mit Salvarsan behandelte Syphiiisfälle, 
die zum Teil lange Zeit unter regelmäßiger serologischer Kontrolle standen. Günstige 
Resultate. Auf die Bedeutung der Wassermannschen Reaktion bei der Kontrolle 
der Fälle, die Indikationsstellung für weitere Behandlung usw. wird besonders hin- 
gewiesen. Stühmer (Breslau). 

Neumayer, Victor L.: Zur Gabengröße des Neosalvarsans. (Bezirksspit., Kljuc 
{ Bosnien].) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 48, S. 2672—2674. 1913. 

Im Gegensatz zu anderen Autoren befürwortet Neumayer erneut die Herauf- 
setzung der Einzeldosis bei der Neosalvarsanbehandlung. Er gibt als Normalgabe 
Neodosen entsprechend den Mengen 0,8 bis 0,9 bis 1,0, Altsalvarsan wie sie früher - von 
Schreiber empfohlen worden sind. Er hat damit gute Erfolge und niemals bedrohliche 
Nebenerscheinungen gesehen. Stühmer (Breslau). 


Schubert, Erich v.: Patientenserum als Neosalvarsanvehikel. (Stadikrankenh., 
Altona.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 52, S. 2911. 1913. 

Verf. löst das Neosalvarsan ın etwa 10 ccm Blutserum, welches er von dem Patient 
selbst gewinnt. Die Vorteile der Metliode sind: 1. das vortreffliche Befinden aller 
Patienten nach der Einspritzung durch Ausschaltung des Kochsalz- und Wasserfehlers, 
2. die zuverlässige Möglichkeit, überall und unabhängig von Destilliereinrichtungen 
ein einwandfrei steriles Lösungsmittel zu gewinnen, und 3. die ungemeine Verein- 
fachung des Instrumentariuns. Stühmer (Breslau). 


Kerl, Wilhelm: Über konzentrierte Neosalvarsaninjektionen. (Univ.-Klin. f. 
Dermatol. u. Syphilis, Wien.) Wien. klın.Wochenschr. Jg. 26, Nr.50, S.2076—2078. 1913 

Kerl sah beı konzentrierter Anwendung des Neosalvarsans nur selten Neben- 
erscheinungen auftreten. Fieberreaktionen sah er von wenigen Ausnahmen abgesehen 
nur bei ersten Injektionen. Em Moment, das ihm auffiel, war das oft erst verspätete 
Einsetzen der Reaktion. Während die Patienten bei Verwendung größerer Flüssig- 
keitsmengen fast stets am gleichen Taxe noch Temperatursteigerungen aufwiesen, 
traten die Beschwerden nunmehr bisweilem am nächsten Tage erst ın Erscheinung. 
Auch diese Beobachtung dürfte mit der von Zimmern gefundenen Retention von 
Salvarsan bei konzentrierter Verwendung in Zusammenhang stehen, indem auch die 
Aufnahme und Reaktion ım Organısmus eine verlangsamte sein dürfte. Gleichzeitig 
spricht diese verzögerte Fieberreaktion gegen die Annahme, daß zerfallene Bakterien 


— 289 — 


und Endotoxine die Ursache der Temperatursteigerung seien, da bei der in beiden Fällen 
gleichen supponierten Noxe auch die Reaktion sich ähnlich zeigen müßte. K. sucht 
durch wiederholte Darreichung in mäßigen Dosen die Spirochäten im Gewebe abzu- 
töten. Er legt dabei mehr Wert auf allmähliche Steigerung der Dosen als auf deren 
absolute Höhe. Stühmer (Breslau). 


Fabry, Joh.: Erfahrungen über Neosalvarsanbehandlung der Syphilis. (Städt. 
Krankenanst., Dortmund.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 51, S. 2112—2114. 1913. 

Fab;y berichtet über günstige Erfahrungen mit kombinierter Hg-Neosalvarsan- 
Kur. Er bevorzugt kleine Dosen, 0,45 bis höchstens 0,6 bei kräftigen Erwachsenen. 
Die Zwischenräume wählt er mindestens 8 Tage lang, in der Zwischenzeit Hg-Behand- 
lung. Stühmer (Breslau). 


Blumenthal, Franz: Chemotherapeutische Versuche mit Quecksilberpräparaten 
bei experimenteller Kaninchensyphilis. (Poliklin. f. Hautkrankh., Univ. Berlin.) 
Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 4. S. 378—404. 1913. 

Untersuchung zahlreicher aromatischer Quecksilberverbindungen. Bei den Mer- 
curidiphenyldicarbonsäuren ist die Seitenkette von großer Bedeutung für die Wirkung. 
Die unwirksame Mercuridibenzoesäure bekommt erst nach Einführung von Nitro-, 
Oxy- und Aminogruppen deutliche spirillocide Wirkung. Die genannten Hg-Verbin- 
dungen sind wirksam, trotzdem sie das Hg in maskiertem Zustande enthalten. Nicht nur 
die Menge des in ihnen vorhandenen Hg, sondern vor allem die Art seiner Bindung und 
die Konstitution des Präparates ist für die Wirksamkeit maßgebend. Bezüglich der 
zahlreichen Einzelheiten sei auf das Original verwiesen. Isaac (Frankfurt). 


Parasitäre Erkrankungen: 


— ee e e nn 


Lechler, A.: Zur Frage der Häufigkeit, Diagnose und neueren Behandlung 
der Spulwurmkrankheit bei Kindern. (Univ.-Krankenh., Rostock.) Arch. f. Kin- 
derheilk. Bd. 62, H. 1/2. S. 49—75. 1913. 

Die Bedeutung der Helminthiasis wird jetzt zweifellos vielfach unterschätzt. Verf. 
hat 300 Kinder auf Würmer untersucht und .bei 371/,%, Darmparasiten, bei 161/3% 
der Gesamtzahl Ascariden gefunden; am meisten befallen sind Kinder im Alter von 
6—10 Jahren. Seine Resultate stimmen im wesentlichen mit denen anderer Autoren 
überein. Knaben sind bedeutend häufiger als Mädchen, Landkinder 3mal so häufig 
als Stadtkinder mit Ascariden behaftet. Die Frequenz der Spulwurmkrankheit ist 
regionär sehr verschieden und hängt mehr oder weniger mit der Höhe der Kulturstufe 
zusammen; epidemisches Auftreten und Häufung schwer verlaufender Fälle ist mehr- 
fach beobachtet. — Die Untersuchung des Stuhles auf Ascarideneier gibt bei einiger 
Übung stets ein sicheres Resultat, die Anreicherung der Eier im Sediment nach Tele- 
mann mit Salzsäure-Äther hat Verf. nicht als brauchbar gefunden. — Die Behandlung ist 
durch die Wiedereinführung des Ol. Chenopodiü statt des nicht ungefährlichen Santonins 
sehr verbessert worden. Verf. hat unter seinen zahlreichen beobachteten Fällen keinen 
Mißerfolg gehabt; das reine Wurmsamenöl hat sich besser bewährt als das aus ihm her- 
gestellte Wermolin. — Literaturangaben. Schneider (München). 


Katsurada, F.: Schistosomiasis japonica. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. 
u. Infektionskrankh., Orig., Bd. 72, H. 4/5, S. 363—379. 1913. 
| Katsurada entdeckte 1904 ın dem Schistosomum japonicum den Erreger einer 
in gewissen Provinzen Japans herrschenden Krankheit, die sich in Vergrößerung der 
Leber (mit nachfolgender Schrumpfung), der Milz, chronischen Diarıhöen mit häufigen 
schleimigblutigen Entleerungen, Anämie, Kachexie, Ascites und Ödemen, zuweilen 
auch im Anfangsstadium mit Fieber äußert. Eine Anzahl der Patienten sterben an 
dieser Krankheit, andere wieder bleiben in der Körperentwicklung zurück. K. gibt 
nun zunächst eine zoologische Beschreibung der Tiere (Männchen, Weibchen) und der 
Entwicklung der Eier. Der Parasit findet sich i im Menschen, ferner im Rind, im Hund 
und in der Katze. Experimentell kann man ihn auf fast alle Säugetiere übertragen, 





Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 19 


— 290 — 


speziell auch auf Mäuse. Schistosomum japonicum lebt gewöhnlich in der Pfortader 
und vor allen Dingen in den Mesenterialvenen. Bemerkenswert ist, daß es bisher nie- 
mals im Venenplexus der Harnblase, sowie der sonstigen Harnwege gefunden worden 
ist. Die abgelegten Eier gelangen embolisch ìn die verschiedenen Organe, in die Leber 
in die Richtung des Pfortaderstroms. Gleichzeitig sieht man Eier auch in der Mucosa 
und Submucosa des Darms, vornehmlich des Diekdarms. In Japan hat man auch drei 
Fälle mit Eiern im Gehirn nachgewiesen. Schistosomum japonicum kann zweifellos 
zwei Jahre lang leben. Die aus den Eischalen kommenden Miracidien gehen bald zu- 
grunde, wenn sie nicht in den Säugetierkörper gelangen. Ist die Außentemperatur 
niedrig, wird das Auskriechen der Miracidien verzögert. Zuweilen findet man unter der 
Bevölkerung in Schistosomumgegenden eine relative Immunität gegen Schistosomum 
japonicum. Wahrscheinlich liefern die Würmer Toxine, die vielleicht auch die Vergröße- 
rung der Milz im Anfangsstadium bedingen. Jedenfalls kommt es zur Verminderung 
des Hämoglobins und zur Vermehrung der eosinophilen Leukocyten, ferner entsteht 
Phlebitis und Thrombose der Pfortader. Durch die Ansiedelung der Eier kommt 
es, je nach den Orten der Ansiedelung, zu entzündlichen Infiltrationen und Granula- 
tionswucherungen in Form umschriebener oder diffuser Knötchen. Zuweilen hat man 
auch massenhaft Eier in den Bauchlymphdrüsen gefunden. Prophylaktisch wird emp- 
fohlen, die eierhaltigen Exkremente vor der Benutzung als Dung zu kochen und sie nicht 
in natürlichem Zustande ins Wasser oder auf das Feld zu schütten. Gegen Berührung 
mit verdächtigem Wasser sind die Körperteile nach Möglichkeit zu schützen. Man 
muß daher in Japan bei der Reisfeldarbeit wasserdichte Hand- und Beinbekleidungen 
tragen. Wenn man trotzdem noch Körperteile mit verdächtigem Wasser beschmutzt, 
hat man dieselben mit Seifenwasser oder verdünnter Salzsäure zu reinigen. Die Be- 
handlung kann nur eine symptomatische sein. Die Resultate der Chininbehandlung 
werden von den Autoren verschieden aufgefaßt. Ziemann (Charlottenburg). 


Leon, N.: Notes de Parasitologie. (Beiträge zur Parasitologie’) (Laborat. 
d’'hist. nat. méd. et parasitol., univ., Jassy, Roumanie.) Zentralbl. f. Bakteriol., Para- 
sitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, S. 380—382. 1913. 

1. Erstickungstod durch Ascariden: 

3jähriges Kind. Klinische Diagnose: Lungentuberkulose. Nach ca. 4wöchentlichem 
Krankenhausaufenthalt im Anschluß an einen Hustenanfall Erbrechen einer Ascaride. 
anschließend schwerer Erstickungsanfall, der in wenigen Minuten zum Tode führte. Die 
Sektion ergab außer einer ausgedehnten Tuberkulose der Lungen, der Bronchialdrüsen und 
des Peritoneunis eine ÄAscaride, welche sich im hinteren Mediastinum in der Nähe des rechten 
Lungenhilus befand. Der rechte Hauptbronchus zeigte an dieser Stelle eine Perforation seiner 
Wand. Es ist anzunehmen, daß eine Ascaride aus dem Darm bis in den Pharynx hinauf- 
vewandert, bei einem Hustenanfall in den Larynx gelangt und durch die Bronchialwand in 
das Mediastinum eingewandert ist. 

Diese Beobachtung sowie ein ähnlich verlaufender Fall bei einem Hunde bestätigen 
die Ansicht derjenigen Autoren, welche die ausgedehnten Wanderungen der Ascariden 
un lebenden Organismus für möglich halten. — 2. Ein Fall von Trichorexis nodosa. 
Kasuistische Mitteilung. Aus den Haaren ließen sich Pilze züchten, welche aus kurzen, 
gelegentlich verzweigten Fäden bestanden und reichlich Sporen bildeten, die zu 6—10 
in spindelförmigen Kapseln zusammenlagen. Die Kulturen auf Kartoffel bildeten grau- 
weiße bis braune unregelmäßig begrenzte Kolonien. Die Übertragung des Erregers 
auf Tiere gelang nicht. Pringsheim (Breslau). 


Leon, N.: Un cas de ereeping disease en Roumanie. (Ein Fall von „Creeping 
disease” ın Rumänien.) (Laborat. d’hist. nat. med. et parasitol., univ., Jassy, Rou- 
manie.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, 
S.384—955. 1913. 

Kasuistische Mitteilung. Die Larve legte im Laufe von 14 Taxen eine beträchtliche Weg- 
-trecke im subeutanen Gewebe zurück. Dabei hinterließ sie einen roten 1—2 mm breiten Strei- 
fen. Die Wanderung der Larve äußerte sich bei der Patientin in heftigen Schmerzen und in 
‚Juckreiz. Pringsheim (Breslau). 


ee) 


Rossi, Armando: I primi casi di hymenolepis nana a Parma. (Contributo 
clinico allo studio delle anemie parassitarie.) (Dieersten Fällevon Hymenole- 
pis nana in Parma. [Beitrag zum Studium der parasıtären Anämien].) 
(Istú. di clin. med., uniw., Parma.) Clin. med. ital. Jg. 52, Nr. 11, S. 696—715. 1913. 

Krankengeschichten von zwei Fällen von Anämie, hervorgerufen von der An- 
wesenheit der Hymenolepis nana (Taenia nana) im Darme von 2 Mädchen (Schwestern). 
Blutbefund bei der ersten fünfzehnjährigen Pat.: Hämoglobin 30—35% (Fleischl). 
Rote Blutkörperchen 1 300 000, Leukocyten 4200. Poikilocytose, Anisocytose. Spär- 
liche Normoblasten und Polychromatophilie, spärliche Blutkörperchen mit granulo- 
filamentöser Substanz. Ausgesprochene Eosinophilie. Im Harne Urobilin und 
Stercobilin in großer Menge. Im Stuhl äußerst zahlreiche Eier von Taenia nana. Rasche 
Besserung und Heilung bei Darreichung von anthelmintischen Mitteln und von Eisen. 
Der zweite Fall (7jähriges Mädchen) zeigte ähnliche Symptome und wurde wie der 
erste Fall durch eine anthelmintische Kur rasch geheilt. Poda (Lausanne). 


Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 


Friedberger, E., und 0O. A. Cederberg: Der Komplementschwund und seine 
Beziehungen zur Anaphylaxie. Erwiderung an Dr. Bruno Busson. Zentralbl. f. 
Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, S. 385—389. 1913. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 260.) Wird in den Organismus eines präpa- 
rierten, also antikörperhaltigen Tieres das homologe Antigen bei der Reinjektion 
eingeführt, so findet eine Reaktion zwischen Antigen und Antikörper statt, bei der 
sich das Komplement beteiligt. Es kommt regelmäßig zu einem Komplementschwund. 
Diese Komplementbeteiligung läßt sich auch bereits mit Einsetzen der Symptome 
bei der Anaphylaxie deutlich nachweisen. Bei Komplementverminderung oder Ab- 
schwächung trit auch ein relativer Schutz gegen Anaphylaxie ein. Zisner (Berlin). 

Elschnig: Über die Grundlagen der anaphylaktischen Theorie der sympathischen 
Ophthalmie. (Hyg. Inst. u. Augenklin., dtsch. Univ. Prag.) Zeitschr. f. Immunitäts- 
forsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 3, S. 305—308. 1913. 

Polemik gegen Rados, welcher die Richtigkeit der von Elschnig und Bail 
aufgestellten anaphrlaktischen Theorie der sympathischen Ophthalmie bestreitet, weil 
er durch Immunisierung von Kaninchen mit Uveaenulsion Antikörper erhielt, die 
sich im Komplementbindungsversuch zwar nicht als artspezifisch, aber auch nicht als 
organspezifisch erwiesen. Nach der Ansicht Elschnigs laborieren die Versuche von 
Rados.an technischen Mängeln (Verwendung von Uveaemulsion statt chemisch reinen 
Augenpigmentes, unterlassene Ausschaltung der Hammelamboceptoren des Normal- 
kaninchenserums, ungenügende Varlierung der Dosen in den Ablenkungsreaktionen); 
bei Berücksichtigung dieser Fehlerquellen würden sich die Ergebnisse von Rados 
nicht als diametraler Gegensatz, sondern eher als Bestätigung der eigenen Resultate 
des Verf. präsentieren, nach welchen der Uvea keine absolute, sondern eine für die 
Erklärung der svmpathischen Ophthalmie ausreichende beschränkte Organspezifität 
vindiziert wird. Übrigens findet E. gerade darin, daß Rados so oft mit arteigener 
Uvea Antikörperproduktion erzielte, eine neue wesentliche Stütze für seine Hypo- 
these. Doerr (Wien). 

Rados, Andreas: Über die Grundlagen der anaphylaktischen Theorie der sym- 
pathischen Ophthalmie. Erwiderung. (Inst. f. Hyg. u. Infektionskrankh., Univ. 
Straßburg u. Univ.-Augenklin. Nr. I, Budapest.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. 
exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 4, S. 416—420. 1913. 

Verf. bleibt gegenüber den Einwänden Elchnigs (vel. vorstehendes Referat) 
bei seiner in einer früheren Arbeit: (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 569) ausführlich 
erörterten Anschauung, daß die nach Immunisierung mit arteigener Aderhaut-, 
Hornhaut- und Nierenaufschwemmung gebildeten Isoantikörper weder art- noch 
organspezifisch sind. Emmerich (Kiel). 

T9% 


— 292 — 


Dold, H., und A. Rados: Versuche über sympathische, spezifische und un- 
spezifische Sensibilisierung. (Inst. f. Hyg. u. Bakteriol., Univ. Straßburg.) Zeitschr. 
f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 3, S. 273—290. 1913. 

Inaktives Pferdeserum und Alttuberkulin erzeugen bei intralamellärer Injektion 
in die Kaninchencornea Entzündungen; verdünnt man beide Stoffe fortschreitend, 
so kommt man schließlich an eine untere Grenze (den ‚‚normalen Entzündungstiter‘‘), 
jenseits welcher deutliche Reaktionen ausbleiben. Spezifische Vorbehandlung steigert 
die Empfindlichkeit des Auges, und es wirken dann Diluitionen, die für das normale 
Kaninchen unter der Reizschwelle liegen; doch — und das verstehen die Verff. unter 
sympathischer Anaphylaxie — ist diese Steigerung wesentlich höher, wenn man das 
Kaninchen von einem Auge aus präpariert und nach 16 Tagen das andere prüft, als 
wenn die sensibilisierende Antigendosis subceutan zugeführt wird. Auch ist beim intra- 
okular sensibilisierten Kaninchen das andere Auge gegen Verdünnungen empfindlich, 
die intracutan gegeben keine Lokalerscheinungen auslösen. Allerdings läßt sich diese 
„sympathische Anaphylaxie‘ nur mit Tuberkulin, nicht aber mit Pferdeserum deutlich 
nachweisen. Außer der spezifischen war auch eine unspezifische Sensibilisierung mög- 
lich, wenn man das eine Auge durch Einspritzung von Krotonöl in einen Zustand stärk- 
ster Entzündung versetzte und später das andere durch intralamelläre Tuberkulin- 
injektion prüfte; das Optimum der Inkubation betrug 14 Tage, nach 7 und 20 Tagen 
war keine Steigerung der Empfindlichkeit nachweisbar. Im Konnex mit dem früher 
erbrachten Nachweis von entzündungserregenden Stoffen in der Zirkulation beim Be- 
stehen lokaler oder allgemeiner Bakterieninfektionen scheinen diese Versuche geeignet, 
das Verständnis der Ophthalmia sympathica zu erleichtern. Doerr (Wien). 

Zade: Die Bedeutung des Anaphylatoxins und des art- und körpereignen Ge- 
websaftes für die Pathologie, speziell die des Auges. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 39, Nr. 42, S. 2047. 1913. 

Entgegnung auf eine Arbeit von Dold und Rados (vgl. dieses Zentralblatt 
Bd.?, S.490). Verf. verwahrt sich dagegen, Verwirrung in die Nomenklatur: Anaphy- 
laktisches Gift, Anaphylaxiegift und Anaphylatoxin gebracht zu haben. Er hat (Heidel- 
berger Ophthalmologische Gesellschaft 1913) berichtet, daß man aus anaphylaktischen 
Hornhäuten im Gegensatz zu normalen gewebsschädigende Extrakte gewinnen könnte. 
Er nannte dieses Gift „Anaphylatoxin‘ und glaubt, daß aus Geweben, in denen sich 
der anaphylaktische Vorgang abspielt, das anaphylaktische Gift zu erhalten ist. Zisner. 

Moreschi, C., und C. Vallardi: Über die Teilnahme der Normalamboceptoren 
bei der Anaphylatoxinbildung in vitro. Bemerkungen zu der Arbeit von E. Fried- 
berger in Bd. 18, H. 3 dieser Zeitschrift. Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. 
Therap., Orig. Bd. 19, H. 4, S. 493—496. 1913. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 661.) Nach einmaliger Kälteausfällung mit 
verschiedenen Bakterienmengen kann man die Normalamboceptoren aus dem Serunı 
entfernen, ohne dabei nennenswerte Anaphylatoxinmengen zu erhalten. Mit diesen 
amboceptorenfreien Seris kann man bei 37° quantitativ die gleichen Mengen Ana- 
phvlatoxin erzeugen wie mt nativen eris. Der Einwand von Friedberger und 
Cederberg, daß durch Kälteausfällung an sich schon Anaphvlatoxın entsteht, gilt 
nur für wiederholte Ausfällung und widerlegt nicht die von Verff. festgestellte Tat- 
sache, daß eine Beteiligung der Normalamboceptoren bei der Anaphvlatoxinbildung ın 
vitro nicht bewiesen ist. Vielleicht stellen minimale Dosen vom Amboceptor 
das Optimum für die Anaphvlatoxinbildung dar. Leschke (Berlin). 

Friedberger. E., und 0. A. Cederberg: Erwiderung zu vorstehenden Bemer- 
kungen von (. Moreschi und C. Vallardi. Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. Therap., 
Orig. Bd. 19, H. 4, S. 497—498. 1913. 

Moreschi und Vallardi meinen, eime Mitbeteilisung des Amboceptors an der 
Anaphylatoxinbildung sei nicht bewiesen. Verff. sind der Ansicht, daß die Versuchs- 
anordnung der Autoren (Behandlung von Serum bei 0°) überhaupt nicht geeignet ist, 


— 293 — 


über die Beteiligung oder Nichtbeteiligung des Amboceptors bei der Anaphylaxie etwas 
auszusagen. Denn es läßt sich zwar immer eine Verminderung, aber nur selten ein 
vollständiges Verschwinden der Normalamboceptoren in der Kälte feststellen. Ferner 
erfolgt im selben Maße, als bei 0° eine Amboceptoradsorption statt hat, auch eine 
Anaphylotoxinbildung. Eisner (Berlin). 

Moreschi, C., und C. Vallardi: Erwiderung zu den Bemerkungen von Fried- 
berger und Cederberg. Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 19, 
H. 5, S. 614. 1913. 

Verff. sind der festen Überzeugung, daß die partielle oder totale Kälteausfällung 
der Normalamboceptoren den Beweis für eine eventuelle Teilnahme der besagten Ambo- 
ceptoren bei der Anaphylatoxinbildung in vitro liefern kann. — Es wurde in allen Ver- 
suchen über Kälteausfällung nur einmal eine geringe Verminderung des toxinogenen 
Wertes bei dem absorbierten Serum gegenüber dem des normalen Serums konstatiert. 

Eisner (Berlin). 

Donati, A.: Ricerche intorno al processo di formazione del’ anafilatossina in 
vitro. (Untersuchung über Bildung von Anaphylatoxin in vitro.) (Istü. 
di patol. gen., univ., Torino.) Arch. per le scienze med. Bd. 37, Nr. 4, S. 306—322. 1913. 

Typhusbacillen wurden mit Meerschweinchenserum versetzt, abzentrifugiert und 
dann wieder mit neuem Serum versetzt und dieser Prozeß 4 mal im ganzen wiederholt. 
Mit dem letzten Serum wurde, nachdem von den Typhusbacillen abzentrifugiert war, 
zwei Meerschweinchen eine Injektion in die Jugularvene gemacht und keine Anaphylaxie 
beobachtet. Die so behandelten Typhusbacillen wurden dann 2 Meerschweinchen 
m die Ohrvene injiziert. Zur Kontrolle wurden 2 andere Meerschweinchen mit den 
Typhusbacillen des gleichen Stammes infiziert, die auf Eis aufbewahrt gewesen waren. 
Agglutination und Komplementablenkung der Seren dieser Tiere war vorher geprüft 
und negativ befunden worden. Nach 10 Tagen wurden die 4 Versuchstiere entblutet 
und in den Seren Agglutination, Komplementablenkung und Anaphylaxieerzeugung 
untersucht. Es wurde kein eingreifender Unterschied zwischen den Seren der ver- 
schieden behandelten Tiere festgestellt. Baldes (Frankfurt a. M.). 

Weil, Richard: On antisensitisation, with observations on non-specifity in 
anaphylaxis. (Über Antisensibilisierung nebst Beobachtungen über die 
Nichtspezifität der Anaphylaxie.) (Cornell uniw. med. school, New York City.) 
Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 3, S. 199—211. 1913. 

Unter Antisensibilisierung versteht Weil ein von ihm entdecktes Phänomen, 
welches darin besteht, daß sich Meerschweinchen mit einem Antieiweißserum vom 
Kaninchen nicht passiv anaphylaktisch machen lassen, wenn man ihnen vorher nor- 
males Kaninchen-, Hammel-, Menschen- oder Hundeserum einspritzt. Von der ein- 
verleibten Dosis der genannten Sera hängt es ab, nach wie langer Zeit der refraktäre 
Zustand gegen die heterolog-passive Sensibilisierung voll entwickelt ist; nach kleinen 
Mengen sind 7 Tage, nach großen nur 3 erforderlich. Daß es sich dabei nicht etwa um 
eine allgemeine Unfähigkeit der Tiere, anaphylaktisch zu werden oder anaphylaktisch 
zu Teagieren, handelt, läßt sich leicht zeigen. Es ıst daher am natürlichsten, anzu- 
nehmen, daß sich infolge der Injektion der Normalsera Anti-Antikörper bilden, welche 
das passiv präparierende Kaninchenimmunserum im Körper unwirksam machen. 
Auffallend ist unter dieser Voraussetzung nur die Kürze der Inkubation, nach welcher 
die Antisensibilisierung in Kraft tritt, und der Mangel an Spezifität. W. konnte je- 
doch Meerschweinchen mit Hammelserum gegen Kaninchenserum hier und da aktiv 
anaphylaktisch machen und vermochte andererseits bei mit menschlicher Ascites- 
flüssigkeit aktiv präparierten Tieren durch Kaninchenserum Antianaphylaxie gegen 
das homologe Antigen zu erzeugen. Bei der Antisensibilisierung mit Menschen-, 
Hammel- oder Hundeserum gegen Kaninchenimmunserum dürften daher ähnliche 
Beziehungen vorliegen und die obige Erklärung durch Anti-Antikörper somit anwend- 
bar sein. i Doerr (Wien). 


_ 24 — 


Bory, Louis: L’antitoxine normale du plasma, son rôle dans la phylaxie et 
Panaphylaxie. (Das normale Antitoxin des Plasmas und seine Rolle hei 
der Anaphylaxie). Presse méd. Jg. 21, Nr. 104, S. 1050—1052. 1913. 


Artfremde Substanzen und Organismen (Bakterien) werden vom Blut zunächst 
aufgelöst, und die dabei entstehenden Toxine werden dann durch Antitoxine neutra- 
lisiert. Diese Antitoxine kreisen als normale freie Rezeptoren im Blut. Fehlen sie von 
Hause aus, so beobachten wir eine konstitutionelle Überempfindlichkeit (Idiosynkrasie). 
Werden sie durch eine Erstinjektion abgesättigt, so können die bei einer Zweitinjektion 
entstehenden giftigen Spaltprodukte des Bakterienabbaus (Endotoxine) oder des 
Eiweißabbaus (Anaphylatoxin) nicht neutralisiert werden. Da sie aber durch die Wir- 
kung der nach der Erstinjektion gebildeten Antikörper (Sensibilisatoren) in vermehrter 
Menge gebildet werden, unterliegt der Organismus ihrer Giftwirkung im anaphvlak- 
tischen Shock. Enthält jedoch das Serum genügend Antitoxine (Antiendotoxine oder 
Antianaphylatoxine), so tritt keine anaphylaktische Vergiftung ein. Die Neutralisation 
der Toxine durch Antitoxine und die Neutralisation der bei der Bakteriolyse entstehenden 
(Endo-)Toxine und Anaphylatoxine erfolgt nach den gleichen Prinzipien. Leschke. 


Weil, Richard: Studies in anaphylaxis. 5. Desensibilization: its theoretical and 
practical significance. (Anaphylaxiestudien. V. Aufhebung der Sensibili- 
sation. Ihre theoretische und praktische Bedeutung.) (Cornell med. school, 
New York.) Journal of med. res. Bd. 29, Nr. 2, 8. 233—249. 1913. 


Meerschweinchen, welche mit kleinen Mengen von artfremdeni Serum sensibilisiert 
werden, haben eine längere Inkubationszeit und sterben schon nach Reinjektion relativ 
kleiner Serumdosen. Sie haben im Serum relativ wenig Antikörper. Tiere, die mit 
großen und wiederholten Dosen sensibilisiert sind, haben kürzere Inkubationszeit, 
sterben erst bei Injektion größerer Antigendosen und haben mehr Antikörper im 
Serum. Nach aktiver Sensibilisierung mit kleinen Mengen artfremden Serums ist die 
kleinste Dosis, die die Sensibilisation aufhebt, relativ gering. Nach Sensibilisierung 
mit wiederholten großen Dosen ist die kleinste desensibilisierende Dosis bedeutend 
größer. Nach passiver Sensibilisierung von Meerschweinchen mit großen (bzw. kleinen) 
Mengen von Rattenimmunserum sind die desensibilisierenden Dosen auch groß (bzw. 
klein). Die kleinste Dosis, die die Sensibilisierung aufhebt, hängt von der Menge der 
spezifischen Antikörper ab, die das Tier im Serum besitzt. Überstehen eines anaphy- 
laktischen Anfalls macht eine am folgenden Tage applizierte große Dosis nicht immer 
unschädlich. Ebenso wie Meerschweinchen, können auch Menschen durch wiederholte 
große therapeutische Seruminjektionen sensibilisiert und durch eine folgende Injektion 
getötet werden. Es werden Erörterungen angestellt, wie solche Individuen desensi- 
bilisiert werden können und wie sie gegen die toxische Wirkung der ersten Injektionen 
geschützt werden können. | Eisner (Berlin). 


Abramow, S., und S. Mischennikow: Über die Entgiftung bakterieller Toxine 
durch Adrenalin. (Inst. d. Dr. Blumenthal, Moskau.) Zeitschr. f. Immunitäts- 
forsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 3, S. 253—259. 1913. 


Abramow konnte in früheren Untersuchungen zeigen, daß das Diphtherietoxin 
hauptsächlich ein Gift für die chromaffinen Zellen der Nebennieren darstellt. In der 
vorliegenden Arbeit wird nun versucht, eine Neutralisierung des Diphtherietoxins m 
vitro durch Adrenalin hervorzurufen. Wie aus zahlreichen Versuchen hervorgeht, ist 
1,0 Adrenalin imstande, wenn es 24 Stunden lang bei 37° oder eine Stunde im Schüttel- 
apparat — hei letzterem aber nicht regelmäßig — nut dem Diphtherietoxin ın Be- 
rührung ist. eine 1Ofache tödliche Dosis zu entziften; ebenso gelingt es mit 0,05 Adre- 
nalın die l0fache letale Dosis von Tetanustoxin zu enteiften. Das Adrenalin verliert 
beim Digerieren mit Toxin nicht seine physiologische Wirkung, wie Marie angenommen 
hat, es läßt sich nicht entgiften. Emmerich (Kiel). 


— 295 ° — 


Meyerstein, W., und E. Allenbach: Über den Einfluß der Leukocyten auf 
hämolytische Substanzen. (Med. Univ.-Klin., Straßburg i. E.) Biochem. Zeitschr. 
Bd. 58, H. 1/2, S. 92—105. 1913. 

Das Blut des Leukämikers zeigt eine beträchtliche Resistenzerhöhung gegenüber 
Natr. olein., Natr. taurochol. und Natr. glykochol., nicht aber gegenüber Saponin und 
hypotonischen Kochsalzlösungsn. Mit dem Sinken der Leukocytenzahlen des Leukä- 
mikerblutes (Röntgenbestrahlung) nehmen auch die Resistenzwerte des Blutes ab. Bei 
Zusatz von Leukocyten aus Leukämikerblut zu normalem Blut findet sich ebenfalls eine 
intensive Hemmung der Oleathämolyse. Dieselben Resultate erhält man durch Zusatz 
von Pferdeleukocyten oder Rinderlymphocyten (Versuchanordnung im Original) zu 
normalem Blut, auch hierbei zeigt die Saponinhämolyse nur geringe Hemmung. Bringt 
man die Leukocyten zunächst mit den hämolytischen Substanzen zusammen und fügt 
erst nach längerer Zeit die Erythrocyten hinzu, so zeigt sich gleichfalls die hemmende 
Wirkung der Leukocyten, die am intensivsten ist, wenn die Leukocyten durch Zentri- 
fugieren aus der Oleatlösung wieder entfernt werden; die Leukocyten adsorbieren also 
die hämolytischen Agenzien. Getrocknete Leukocyten führen zu denselben Ergebnissen. 
Mit Alkohol und Äther extrahierte Leukocyten verlieren ihre die Hämolyse trennenden 
Eigenschaften, während der Extrakt selbst eine beträchtliche trennende Wirkung zeigt. 

Emmerich (Kiel). 

Capparelli, Andrea: La concentrazione osmotica e le emolisine. (Osmotische 
Konzentration und Hämolysine.) (Ist. di fisio- patol., univ., Catania.) Gazz. 
internaz. di med.-chirurg.-ig. Jg. 1913, Nr. 50, S. 1179—1181. 1913. 

Auf Grund eigener Versuche kommt Verf. zu dem Schlusse, daß die hämolytischen 
Vorgänge vollkommen mit dem Ablauf der tryptolytischen vergleichbar sind. Ande- 
rungen im osmotischen Druck der die roten Blutkörperchen umgebenden Flüssigkeit 
führen zu Schrumpfung oder Quellung der außerordentlich empfindlichen Erythro- 
cyten, wobei ein Austausch der Substanzen aus den roten Blutkörperchen in die Um- 
gebung oder umgekehrt erfolgt. Joannovics (Wien). 

Fränkel, Ernst: Beiträge zum Studium der Hämolysine. (Inst. f. Krebsforsch., 
Heidelberg.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 3, 
S. 299—304. 1913. 

In der Narkose entnommene Sera können, wie Wolfsohn und von Dungern 
nachgewiesen haben, eine unspezifische positive Wasserman nsche Reaktion geben; 
Verf. hat nun den Einfluß der Narkotica auf Komplementhämolyse sowie auf das Serum 
untersucht. Zusatz von Chloroform zu hämolytischem Komplement bedingt eine Auf- 
hebung seiner Wirksamkeit, Äther ruft nur eine geringe S Schädigung der hämolytischen 
Kraft hervor. Die Wirkung bleibt gleich bei verdünntem und "bei unverdünntem 
Komplement, sie geht nicht auf die sensibilisierten Blutkörperchen über. Die Chloro- 
formschädigung ist abhängig von der Menge des zugesetzten Chloroforms, die untere 
Grenze fand sich bei 3—4 cem Chloroform auf 10 ccm Komplement 1 : 10. Ebenso wie 
in vivo kann man auch durch Behandlung des Serums mit Chloroform in vitro eine Be- 
einflussung der W. R. hervorrufen. Bei einigen sich anschließenden Versuchen über 
Seifenhämolyse fand Verf. durch Zusatz kleiner Amboceptordosen eine Verstärkung 
der Seifenhämatolyse, die bei größeren Amboceptormengen ausbleibt. Emmerich. 

Landsteiner, Karl, und Emil Präsek: Über die Aufhebung der Artspezifizität 
von Serumeiweiß. 4. Mitteilg. über Antigene (K. k. Wilhelminenspit., Wien.) 
Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 3, S. 211—237. 1913. 

Verff. haben zunächst die Befunde von Obermayer und Pick nachgeprüft, die 
durch Nitrierung, Diazotierung und Jodierung von Eiweiß die Artspezifizität des ver- 
wendeten Eiweißes zur Aufhebung bringen konnten, und zwar stellten sie, um die 
Spezifizität der Nitro- und Diazoimmunsera genau kennen zu lernen, quantitative Ver- 
suche an und bestimmten die Wirkung dieser Immunsera auf verschiedene Antigene 
durch Titration (Versuchsanordnung im Original). Diese Versuche führten zu dem Er- 


= 206 u 


gebnis, daß bei mehreren Seren kein vollständiger Verlust der Arteigenheit auftrat; 
so wirkten z. B. drei Nitropferdesera noch auf natives Pferdeeiweiß, nicht aber auf die 
anderen nativen Eiweiße, andere Sera dagegen, die nach Injektion von nitriertem und 
diazotiertem Serumeiweiß entstehen, reagierten auch mit gleichartig verändertem Se- 
rumeiweiß anderer Tierarten. Dieselben Resultate erzielten die Verff. mit Antiseren 
gegen Salzsäureeiweiß sowie mit Coctoantiserum. Außerdem gelingt es durch Behand- 
lung dieses Eiweißes mit alkoholischen Säuren, in hohem Grade die Artspezifizität zu 
beeinflussen. Die Herstellung derartiger Antigene und Immunsera ist im Original nach- 
zulesen. Sehr auffallend sind namentlich die Veränderungen der Artspezifizität bei mit 
alkoholischer Schwefelsäure behandeltem Eiweiß. Ein derartiges vom Kaninchen 
stammendes Pferdeantiserum gibt mit gleichartig vorbehandeltem Serumeiweiß vom 
Rind, Mensch, Huhn und Kaninchen, sogar mit Pflanzeneiweiß (Edestin) Komplement- 
bindung, nicht dagegen mit unverändertem Pferdeeiweiß. Bei diesen Vorgängen handelt 
es sich nicht um eine einfache Säurewirkung, denn durch wässerige Säuren lassen sich 
solche Veränderungen nicht erzielen. Man kennt bisher noch nicht die chemische Be- 
schaffenheit des mit alkoholischer Säure behandelten Eiweißes, doch scheint aus den 
Versuchen hervorzugehen, daß schon eine Modifikation einzelner Gruppen des Eiweiß- 
moleküls ohne Abbau genügt, um die Artspezifizität zu zerstören. Emmerich (Kiel). 

Kritschewsky, J. L.: Über die Fähigkeit des Serums normaler Kaninchen, das 
Komplement mit bakteriellen Antigenen zu binden. (Bakt. Inst. v. Gabritschewsky, 
Univ. Moskau.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 3, 
S. 238—252. 1913. 

Normale Kaninchensera besitzen die Fähigkeit, das Komplement in Gegenwart 
wässeriger bakterieller Antigene zu binden. Zur Herstellung der Antigene wurden ver- 
wendet: Gonokokken, Bac. typhi, Vibrio cholerae asiaticae, sowie ein von Kedrowsky 
bei einem Leprafall isoliertes säurefestes Bakterium. Inaktivierte normale Kaninchen- 
sera rufen bei weitem häufiger eine Hemmung der Hämolyse hervor als die aktiven 
Sera. Wiederholte Untersuchung desselben Serums, das zu verschiedener Zeit entnom- 
men wurde, ergab zuweilen wechselnde Resultate. Die Ursache des positiven Resultats 
der Reaktion von Bordet-Gengou mit den Seren normaler Kaninchen beruht nicht auf 
der Anwesenheit normaler Antikörper gegenüber den im Versuch verwendeten Antige- 
nen, sondern wohl auf der physikalisch-chemischen Erscheinung der Adsorption des 
Komplements durch den Komplex kolloider Substanzen. Emmerich (Kiel). 

Meyer, Kurt: Über Antikörperbildung gegen Bandwurmlipoide. Über anti- 
gene Eigenschaften yon Lipoiden. Mitteilg. 8. (Stadtkrankenh., Stettin.) Zeitschr. 
f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 4, S. 367—373. 1913. 

In einer früheren Arbeit (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 4, S. 282) hatte Verf. 
nachgewiesen, daB eine Antikörperbildung gegen reine Lipoide möglich ist. Diese 
Versuche wurden jetzt fortgesetzt, und es gelang auch, gegen Lecithin aus Band- 
wurmsubstanz eine, wenn auch nicht regelmäßige Antikörperbildung zu erzielen; 
als wesentlich geeignet zur Erzeugung von Antikörpern erwies sich das Bandwurm- 
„Kephalın“, mit dem immer eine auch wesentlich stärkere Antikörperbildung hervor- 
serufen werden konnte. Lecithin- und Kephalinantikörper sind identisch. Lipoid- 
und Eiweißantikörper lassen sich voneinander unterscheiden, zeigen aber Verwandt- 
schaftsreaktion. Im Hinblick auf die zahlreichen Analogien der Lipoide mit den Ei- 
weißkörpern, namentlich in physikalisch-chemischer Beziehung, erscheint es nach den 
vorliegenden Untersuchungen erklärlich, daß sie auch in ihrer antigenen Wirkung und 
der Immunspezifität das gleiche Verhalten zeigen. Emmerich (Kiel). 

Bessemanns, A.: Contribution & l’&tude de diverses alexines. (Beitrag zum 
Studium der verschiedenen Alexine.) (Inst. de bactériol. de Louvain.) Zeitschr. 
f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap. Orig. Bd. 19, Nr. 4, S. 380—426. 1913. 

Es wird der Einfluß von Wärme, Zeit und Aqua destillata auf die hämolytische 
Wirkung von Meerschweinchen-, Hühner-, Schweine-, Hund- und Menschenkomple- 


— 297 — 


ment geprüft. Nach 1/,stündigem Erhitzen auf 56° wird Meerschweinchenkom- 
plement unwirksam; diese Thermolabilität wird veranlaßt durch Zerstörung von 
Mittelstück und Endstück. Die Zeit wirkt zerstörend auf das Mittelstück. Durch de- 
stilliertes Wasser wird das Komplement inaktiviert; aber jede der beiden Komponenten 
ıst imstande, im Verein mit der anderen Komponente aus frischem Serum hämolytisch 
zu wirken. Hühnerkomplement hat meist ein ziemlich resistentes Mittelstück. Bei 
der Abschwächung des Komplements infolge längeren Aufhebens werden beide Kom- 
ponenten ungefähr in gleichem Maße betroffen, das Mittelstück etwas mehr. Die Alexin- 
zerstörung durch destilliertes Wasser ist durch Reduktion des Endstückes bedingt. 
Für Schweinekomplement und zwar meist für beide Komponenten besteht Ther- 
molabilität bei 56°. Nur manchmal bleibt etwas Mittelstück bestehen. In allen inaktiv 
gewordenen Sera verschwindet das Endstück vor dem Mittelstück. Destilliertes Wasser 
läßt die Aktivität dieses Komplements bestehen. In bezug auf Erhitzen und Auf- 
bewahren verhält sich Hundekomplement ähnlich wie Schweinekomplement. Da- 
vegen wirkt destilliertes Wasser inaktivierend durch Zerstörung des Mittelstücks. Beide 
Komponenten des Menschenkomplements sind nach Y/,stündigem Erhitzen auf 
56° inaktiv geworden. Die Zeit wirkt auf das Endstück intensiver als auf das Mittel- 
stück ein. Destilliertes Wasser zerstört das Komplement meist nicht. Das Mittelstück 
wird leichter als das Endstück angegriffen. Eisner (Berlin.) 

Seng, Herbert: Untersuchungen mit Hühnereigelb-Antiserum. ( Pathol. Inst., Heidel- 
berg.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 4, S. 355—366. 1913. 

Verf. hat etwa 30 verschiedene Vogeleier mittels der Präcipitationsmethode 
gegenüber Hühnereigelb-Antiserum geprüft und dabei gefunden, daß der Ausfall der 
Reaktion keine solch charakteristischen Unterschiede ergab, daß man auf Grund 
derselben auf die Zusammengehörigkeit der einzelnen Vogelarten hätte Schlüsse ziehen 
können, wenn auch einige interessante Resultate gewonnen wurden. Die Präcipitation 
bleibt auch mit dem bebrüteten Eigelb positiv, verschwindet. aber, wenn man sie mit 
Hühnerembryoextrakten ansetzt, ebenso wird sie negativ beim Erhitzen des Eigelbs. 
Beim Ausschütteln des Eigelbs mit Alkohol und Äther verlieren die Rückstände die 
Fähigkeit, mit Eigelb-Antiserum zu präcipitieren, auch die Extrakte geben negative 
Reaktion. Emmerich (Kiel). 

Kritschewsky, J. L.: Ein Versuch der Anwendung der Immunitätsreaktionen 
für das Studium des biogenetischen Grundgesetzes. (Bakteriol. Inst. v. G. N. 
(rabrüschewsky, Univ. Moskau.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektions- 
krankh., Orig. Jg. 72, H. 1/2, S. 81—94. 1913. 

Es ist mit Hilfe der Immunitätsreaktionen möglich, den Verwandschaftsgrad 
zwischen Menschen und Tieren sowie zwischen den verschiedenen Menschenrassen, ja 
sogar den einzelnen Stämme einer Rasse festzustellen. Verf. will die Frage untersuchen, 
ob durch die Immunitätsreaktionen sich auch das biogenetische Grundgesetz von 
Müller-Haeckel in chemischer Beziehung des Protoplasmas ebenso nachweisen 
läßt, wie es in morphologischer Beziehung formuliert ist. Um möglichst einfache 
und unkomplizierte Versuchsbedingungen zu haben, wurden Embryonen, die sich 
außerhalb des mütterlichen Organismus und ohne Zufuhr elterlicher Nährstoffe ent- 
wickeln, gewählt. Es wurde dıe Konıplementablenkungsmethode als die empfindlichste 
Immunitätsreaktion angewandt. Die Tiere wurden in toto im Vacuumapparat getrock- 
net, dann pulverisiert. Daraus wurde das Antigen hergestellt. Es wurde die Rana 
esculenta sowie deren Embryonen in einem Entwicklungsstadium, das seinen morpho- 
logischen Merkmalen nach den Vertretern der Urodela (Molch) entspricht, verarbeitet, 
ferner Molche selbst. Als Resultat der Versuche ist festgestellt worden, daß das Proto- 
plasma des Embryos mit dem Protoplasma der elterlichen Art nicht identisch ist, und 
daraus wird gefolgert, daß das biogenetische Gesetz auch auf das Gebiet der chemischen 
Beziehungen übertragen werden kann. Es steht der Embryo der Rana in dem ge- 
wählten Stadium der Ontogenese der chemischen Zusammensetzung seines Protoplasmas 


— 298 — 


nach in genetischer Beziehung der erwachsenen Ranaform näher als den Molchen. 
Die angenommene Identität der Urodela und des Embryo setzt freilich nicht die gegen- 
wärtige Form der Urodela, sondern ihre geologischen Verfahren voraus, die gleichzeitig 
Verfahren der Rana sind. Es ist daher der Ausfall der Resultate erklärt. Chemisch 
steht die Froschlarve jedenfalls dem Molch näher, als der erwachsene Frosch dem 
Molch nahesteht. Eisner (Berlin). 

Czubalski, F.: Über giftige Eigenschaften der Organe. (Pharm. Inst., Lemberg.) 
Przeglad lekarskı Jg. 52, S. 481—483 u. 491—494. 1913. (Polnisch.) 

Verf. hat an Kaninchen und Hunden Versuche angestellt, um zu entscheiden, 
warum Extrakte aus den Organen, dem Tiere in das Blut eingeführt, einmal wie das 
Vasodilatin (Popielski) wirken (Blutdrucksenkung, Ungerinnbarkeit des Blutes usw.) 
— das andere Mal die Gerinnung des Blutes in den venösen Gefäßen des Tieres und den 
Tod herbeiführen, also ganz entgegengesetzte Wirkung zeigen. Verf. konnte fest- 
stellen, daß die Art der Zubereitung des Extraktes von ausschlaggebender Bedeutung 
war, und kommt zu folgenden Schlüssen: Mit Wasser, 0,9 proz. NaCl, o-n-HQ, aus 
mit Sand zerriebenen Organen vorbereitete Extrakte enthalten das Vasodilatin. 
Extrakte, welche mit 0,9 proz. NaCl aus mit dem Messer nur zerschnittenen Organen 
vorbereitet sind, enthalten Körper, welche, in die Blutbahn eingeführt, die Blutgerin- 
nung in den Venen verursachen, was den Tod des Tieres zur Folge hat. Diese Extrakte 
beschleunigen die Gerinnung des Blutes auch in vitro. Nur solche Extrakte sind töd- 
lich für das Tier, welche in 25—45 Sek. die Blutgerinnung in vitro herbeiführen. Schwä- 
chere (bzw. abgeschwächte) Extrakte führen beim Tiere zu einer passageren Immuni- 
sierung gegen tödliche Dosen eines normal giftigen Extraktes. Das Ausschütteln des 
Extraktes mit Kaolin, Tierkohle oder ähnlichen, Absorptionseigenschaften besitzenden 
Körpern, vermindert oder hebt die Wirksamkeit des Extraktes gänzlich auf. Ähnlich 
wirkt auch das Durchfiltrieren durch ein Berkefeldfilter. Die in den Extrakten ent- 
haltenen wirksamen Körper gehören zu den Eiweißkörpern; ihre Wirkung auf das 
Blut erklärt der Verf. damit, daß diese Körper von den roten Blutkörperchen absorbiert 
werden und in der Weise zur Blutgerinnung führen. Die gleichzeitige intravenöse Ein- 
führung dieser Extrakte und des Vasodilatins verändert das Bild der Wirkung dieses 
letzteren. Die Vergiftung mit Vasodilatin schützt das Tier vor der tödlichen Wirkuns 
dieses, aus zerschnittenen Organen vorbereiteten Extraktes. Tomaszewski (Lemberg). 

Kudicke, R., und H. Sachs: Über das biologische Verhalten roher und ge- 
kochter Milch. (Immunisierungs- und Komplementbindungsversuche.) (Kg. Inst. 
f. exp. Therap., Frankfurt a. M.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap.. 
Orig. Bd. 20, H. 4, S. 316—335. 1913. 

Die durch Immunisieren mit roher Milch gewonnenen Lactosera reagieren auch 
mit Rinderserum mehr oder weniger deutlich, während die Antisera der gekochten 
Milch nur mit dem homologen Antigen, nicht aber mit Blutserum Komplementbindung 
bewirken. Verff. sprechen die Coktolactosera als reine Caseinantisera an, während die 
Rohlactosera mehr oder weniger Beimengungen von Antikörpern der Globuline und 
Albumine neben den Caseinantikörpern enthalten. Menschenserumantiserum ergab mit 
roher Menschenmilch Komplementbindung, nicht aber mit gekochter, da diese ja nur 
Caseinreceptoren enthält, deren Antikörper in dem durch Vorbehandeln mit Blut- 
serum gewonnenen Antiserum fehlen. Die mit dem Blutserum gemeinsamen Recep- 
toren sind dagegen nur in der rohen, nicht aber in der gekochten Menschenmilch vor- 
handen. Es ıst so eine Differenzierung zwischen roher und gekochter Milch auf biolo- 
gischem Wege möglich. Das gilt auch für Kuhmilch, denn auch diese gibt nur in rohen. 
nicht aber in gekochtem Zustand Komplementbindung mit einem durch Serumimmuni- 
sierung gewonnenen Antiserum. Erklärt werden die Erscheinungen durch die kom- 
plexe Antigenkonstitution der Milch. welche aus coktostabilen Caseinreceptoren und 
coktolabilen, mit dem Blutserum gemeinsamen Receptoren resultiert. Durch den 
Kochprozeß (1/⁄ Stunde Aufkochen) wird das Casein isoliert. Eisner (Berlin). 


— 29 — 


Farrant, Rupert: The relation of the thyroid to antitoxin. (Die Beziehung 
der Schilddrüse zum Antitoxin.) Lancet Bd. 2, Nr. 26, S. 1820—1822. 1913. 

Gewisse Krankheiten, bes. Toxämien, verursachen bei Menschen und Tieren 
Nchilddrüsenhyperplasie. Z. B. kann schon eine kleine Menge Diphtherietoxin bei 
einem disponierten Tier Hyperplasie verursachen. Ist aber Immunität erworben, 
so tritt keine Schilddrüsenvergrößerung unter dem Einfluß des Toxins auf. Je mehr 
Antitoxin im Serum, um so mehr nimmt die Hyperpləsie ab. Verfütterung von käuf- 
lichem Antidiphtherieserum verursachte bei Ratten den Tod unter gleichen Erschei- 
nungen wie Schilddrüsenverfütterung. Es steht indes nicht fest, ob die Antitoxin- 
bildung mit der Schilddrüsensekretion in Zusammenhang steht.  Eisner (Berlin). 


Friedberger, E., und Ryozo Tsuneoka: Weitere Beiträge zur Wirkungsweise 
des Kaolins und anderer chemisch indifferenter und unlöslicher anorganischer kollo- 
idaler Substanzen. (Pharmakol. o Univ. Berlin.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. 
u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 4, S. 405—416. 1913. 

Kaolin und andere Surpensisnekolloide entfalten im tierischen Organismus eine in- 
tensive Giftwirkung. Diese Giftigkeit des Kaolins beruht nicht auf der Beimengung 
sekundärer löslicher Substanzen. Sie beruht auch nicht auf einem mechanischen 
Moment. Ähnlich, wie in vitro eine direkte Schädigung der Blutkörperchen durch 
das Kaolin stattfindet, ist die Giftwirkung in vivo auch auf die Absorption gewisser 
Bestandteile lebenswichtiger Zellen zurückzuführen. Die toxische Wirksamkeit des 
Kaolins wird ebenso wie die hämolytische Wirkung in vitro durch Vorbehandlung 
mit Serum, Eiereiweiß, Agar usw. bedeutend abgeschwächt. Zwischen aktivem und 
inaktivem Serum besteht bezüglich der Wirkung auf das Kaolin kein wesentlicher 
Unterschied. Die entgiftende Wirkung der Globulinfraktion des Serums ist größer 
als die der Albuminfraktion. Auch die leichten Vergiftungserscheinungen kleinerer 
Kaolindosen (Temperatursturz resp. Fieber) werden durch Serumvorbehandlung be- 
einflußt. In analoger Weise wie das Kaolın wird auch das Bariunsulfat, das an sich 
bedeutend weniger giftig ist, durch Serum entgiftet. -Eisner (Berlin). 


Schiff, Friedrich: Weitere Beiträge zur Frage der heterogenetischen Antikörper. 
(Pharmakol. Inst., Univ. Berlin.) Zeitschr. £. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. 
Bd. 20, H. 4, S. 336—354. 1913. 

Pferdenierenextrakte, die durch mehrstündiges Zentrifugieren möglichst zellfrei 
gemacht wurden, erfahren eine Verringerung, aber keine Aufhebung ihres Bindungs- 
vermögens für Hammelblut lösende Amboceptoren. Durch Injektion von Hammelblut 
erhält man beim Meerschweinchen ein Immunserum, das sich von dem entsprechenden 
beim Kaninchen unterscheidet. Es wird nicht durch diejenigen heterologen Organe 
abgeschwächt, die das Hammelkaninchenserum binden. Auch von anderen unter- 
suchten heterologen Organen wird es nicht gebunden. Auf Rinderblut wirkt es nicht 
lvtisch. Vom Kaninchen gewonnene Antisera gegen Pferdeblut, Menschenblut und 
Rinderblut werden durch eine Reihe heterologischer Organe, die zum großen Teil 
Hammelhämolysin binden, nicht gebunden. Eisner (Berlin). 


Pearce, Richard M.: The scientific basis for vaccine therapy. (Die wissen- 
schaftliche Grundlage der Vaccinetherapie.) (Univ. of Pennsylvania, Phila- 
delphia.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 24, S. 2115—2119. 1913. 

Während die prophylaktische Immunisierung wissenschaftlich gut begründet ist, 
fehlen für die kurative Anwendung der Vaccination die experimentellen Grundlagen 
noch völlig. Es dürfte hier auch sehr schwierig sein, im Tierversuch ähnliche Ver- 
hältnisse zu schaffen wie beim kranken Menschen. Die allgemeinen Erfahrungen der 
Immunitätslehre rechtfertigen die Anwendung der Vaceinetherapie bei lokalisierten, 
chronischen Infektionen, aber nicht bei Allgemeininfektionen. Man solle nach Möglich- 
keit nur autogene Vaccine benutzen. Die Anwendung von Vaccinen bei Erkrankungen 
unbekannter Ätiologie, wie Rhenmatismus, Erkältungskrankheiten, ist zu verwerfen. 


4. Böhme (Kiel). 


— 300 — 


Wolfsohn, Georg: Grundlagen und Wert der Vaceinetherapie. (Krankenh. d. 
jüdisch. Gemeinde, Berlin.) Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H.1, 
S. 72—125. 1913. 


Einer zusammenfassenden Darstellung der theoretischen Grundlagen der Vacci- 
nationstherapie folgt ein Bericht über die bisher erzielten therapeutischen Resultate. 
Erwähnt seien hier nur die eigenen Beobachtungen des Verfassers. — Wolfsohn ver- 
wirft im allgemeinen die Kontrolle der Vaccinationstherapie durch den opsonischen 
Index. Beobachtung der klinischen Symptome genüge für die Dosierung. Nur in Fällen, 
wo abgeschlossene Krankheitsherde der klinischen Prüfung wenig zugänglich sind, 
wie bei innerer Lymphdrüsentuberkulose sei die Indexbestimmung erwünscht. Bei 
Krankheiten, die mit allgemeiner Bakteriämie einhergehen, wie Typhus, Pneumonie, 
Sepsis, verwirft W. die Vaccinationstherapie, die er für die mehr oder weniger lokali- 
sierten Infektionskrankheiten reserviert wissen will. Bei Acne suppurativa sah W. 
günstige Erfolge, besonders nach Anwendung größerer Dosen, die zu vorübergehen- 
den Herdreaktionen führten. Von 34 Fällen wurden 16 dauernd geheilt, 9 gebessert. 
Bei Furunkulose (42 Fälle) sind die Resultate ähnlich. Ein Teil der Fälle zeigt 
sich aber vollständig refraktär gegen die Vaccinationstherapie, besonders ist dies 
auch der Fall bei Säuglingen. Bei osteomyelitischen Fisteln und chronischen eit- 
rigen Mastitiden war ein günstiger Einfluß nicht festzustellen. Bei rezidivierenden 
Schweißdrüsenabscessen (12 Fälle) und chronischen, mehrfach erfolglos operierten 
Nebenhöhlenerkrankungen (6 Fälle) wurden häufig erhebliche Besserungen oder Hei- 
lungen erzielt. Neuerdings benutzt W. als Staphylokokkenvaccin eine Mischung von 
abgetöteten Staphylokokken und keimfreiem Kulturfiltrat, die sich besonders bei der 
Behandlung chronischer Unterschenkelekzeme (30 Fälle) bewährt habe. — Gesichts- 
erysipel wurde durch Streptokokkenvaccin nicht beeinflußt. Bei beginnender tuber- 
kulöser Arthritis und tuberkulösen Lymphomen wirkt Tuberkulin günstig. Die tuber- 
kulöse Osteomylitis zeigt keine sichere Beeinflussung. Das Tuberkulin solle nur in 
kleinen Dosen gegeben werden, die Herdreaktion sei zu vermeiden. Umgekehrt 
empfehlen sich bei gonorrhoischen Infektionen größere, zu deutlicher Herd- und 
Allgemeinreaktion führende Dosen. Bei Arthritis gonorrhoica (16 schwere Fälle) 
sind die Erfolge sehr günstig. Auch bei Koliinfektionen empfiehlt sich Behandlung mit 
größeren, zu Reaktionen führenden Dosen. W. benutzt hier zunächst einen auf 60°, 
dann einen nur eine halbe Stunde auf 54° erhitzten Impfstoff. Die Bakteriurie wird 
nicht beseitigt. Chronische Eiterungen der Harnwege werden bei gleichzeitigen Spü- 
lungen häufig günstig beeinflußt. Böhme (Kiel). 


Lisi, L. de: Isolisine e potere antitriptico del siero di sangue dei pellagrosi. 
(Isolytische und antitryptische Eigenschaften des Blutserums von Pel- 
lagrakranken.) (Istit. psichiatr. e neuropatol., univ., Padova.) Riv. di patol. nerv. 
e ment. Bd. 18, Nr. 7, S. 409—425. 1913. 

Krebssera wirken bekanntlich oft isolytisch und weisen eine Steigerung des anti- 
trvptischen Vermögens auf; beide Phänomene zeigen hinsichtlich ihres Auftretens und 
Verschwindens sowie in bezug auf ihre Intensität häufig einen weitgehenden Parallelis- 
mus mit den verschiedenen Phasen des neoplastischen Prozesses. Diagnostisch läßt 
sich die Isolysinreaktion allerdings nicht verwerten und über die praktische Bedeutung 
der Antıtrypsinprobe sind die Meinungen geteilt; die Tatsache aber, daß diese Serum- 
veränderungen bei bestimmten Krankheiten in einem hohen Prozentsatz der Fälle 
vorgefunden werden, steht fest und bietet Anhaltspunkte für die Erklärung ihrer Ent- 
stehung und ihres ursächlichen Zusammenhanges. Zu den Krankheiten mit positiven 
Befunden gehörten bisher vornehmlich das Carcinom und die Tuberkulose; Lisi 
fürt nun noch die Pellagra hinzu. Für die Isolysine benützte er die Methode von 
Crile, für die Bestimmung des antitrvptischen Vermögens das Verfahren von Fuld 
und Gross. Pellagraserum löste in vielen Fällen die Erythrocyten normaler Individuen 


— 301 — 


(nie jedoch die Blutkörperchen des Serumspenders); das Auftreten der Isolysine koin- 
cıdierte meist mit akuten Exacerbationen der Pellagra und ihr Titer schien von der 
Intensität der Erkrankung bis zu einem gewissen Grade abhängig zu sein. Ein solcher 
Parallelismus bestand auch bei der antitryptischen Wirkung, die nahezu konstant 
erhöht war. Fälle, in welchen die Isolysine bei vorhandener Vermehrung des Anti- 
trypsins fehlten, kamen vor, waren aber relativ selten. Bei einigen daraufhin unter- 
suchten Proben schienen beide Serumfunktionen thermolabil zu sein. Die Immunisierung 
von Kaninchen mit 5 proz. Pankreatinlösung hatte manchmal eine Steigerung der anti- 
trvptischen Serumwirkung zur Folge; Isolysine waren nicht nachzuweisen. Doerr. 


Halpern, J.: Über neuere Methoden der serologischen Geschwulstdiagnostik. 
(Inst. f. exp. Krebsforsch., Heidelberg) Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. 
Bd. 27, H. 2, S. 340—358. 1913. 


Bericht über eigene Versuche mit fast allen neueren Methoden. Die in den letzten 
Jahren zur Begründung einer spezifischen Carcinomdiagnose vorgenommenen Unter- 
suchungen haben bis auf den heutigen Tag zu keinem völlig befriedigenden Ergebnis 
geführt. Nur in drei Reaktionen kann man eine Bereicherung unserer diagnostischen 
Hilfsmittel erblicken: in der Ascolischen Meiostagminreaktion, der v. Dungernschen 
Tumorreaktion und dem Abderhaldenschen Dialysierverfahren. Auf Grund der 
bisherigen Erfahrungen kann man aber den Wert keiner der Reaktionen so hoch 
einschätzen, daB man sich durch den entsprechenden Ausfall der Reaktion allein 
veranlaßt sehen dürfte, einen operativen Eingriff vorzunehmen oder von ihm ab- 
zusehen, wenn der klinische Befund mit dem Resultat der serolowischen Untersuchung 
nicht in Einklang steht oder Ihm gar widerspricht. H. Kämmerer (München). 


Yamanouchi, T., et M. Lytchkowsky: S£erodiagnostice du cancer. (Serodia- 
gnostik des Krebses.) (Inst. Pasteur, Paris.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. 
Therap., Orig. Bd. 20, H. 4, S. 374—378. 1913. 


Verff. isolierten einen mit dem Micrococcus neoformans Do yen übereinstimmenden 
Erreger aus carcinomatösem Gewebe, den sie als spezifischen Krebserreger ansehen. 
Extrakte dieses Erregers dienten als Antigen. Als Komplement wurde frisches Meer- 
schweinchenserum benutzt. Das Serum des zu untersuchenden Kranken, sofern es nicht 
hämolytisch war, wurde auf 56° 30 Minuten lang erhitzt und alsdann ein Komplement- 
bindungsversuch angestellt. Unter 144 Krebserkrankungen war die Reaktion 137 mal 
positiv. Bei 70 Nichtcarcinomatösen war die Reaktion nur einmal positiv. Von 44 
Sy philitikern gaben 34 eine negative, 10 eine positive Reaktion. Von 14 Gesunden gab 
nur eine die positive Reaktion, in deren Antecedenz Krebs erblich war. Verff. halten 
ihre diagnostische Methode für spezifisch bei Carcinom. C. Lewin (Berlin). 


Fried, Carl: Zur Serodiagnostik der malignen Geschwülste. (Med.-klin. Inst., 
Univ. München.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 50, S. 2782—2783. 1913. 


Verf. arbeitete nach den Versuchen v. Dungerns und fand, daß die Reaktion der 
Tumoren zwar in einem hohen Prozentsatze richtige Resultate gibt (859% positiv), daß 
aber auch Nichtcarcinomatöse, zumal Luetiker, in mehr als der Hälfte der Fälle eben- 
falls positive Resultate ergeben. Durch den Zusatz von 0,2ccm !/;on sodafreier Natron- 
lauge, kann man zwar die Zahl der positiv reagierenden Nichttumorerkrankten herab- 
mindern, doch wird dabei auch die Zahl der positiv reagierenden Tumorträger sehr stark 
herabgedrückt. Bei Versuchen mit dem Abderhaldenschen Dialysierverfahren rea- 
gierten 77,78%, positiv, 18,51% negativ; von den sicher nicht Tumorkranken 22,2%, 
positiv und 72,22%, negativ. Die Resultate werden aber wesentlich beeinträchtigt durch 
die Tatsache, daß alle möglichen anderen Organe (Thvreoidea, Struma. Muskel, Placenta, 
sogar Kalbsmuskel) trotz größter Genauigkeit bei der Ausführung der Reaktion mehr oder 
minder häufig positiv mit Carcinomserum reagierten. C. Lewin (Berlin). 


— 302 — 


Stoffwechsel. 
Allgemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik: 


Morgulis, Sergius: The influence of chronic undernutrition on metabolism. 
(Einfluß chronischer Unterernährung auf den Stoffwechsel.) (Coll. of 
physic. a. surg., Columbia untv., NewYork.) Biochem. bull. Bd. 3, Nr.9, S.72—73. 1913. 

Versuch chronischer Unterernährung an einem Hunde (Resultate veröffentlichte 
Zuntz, vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 153). Steigerung des Energieverbrauchs gegen 
Ende des Versuchs. Ursache: Fett ist verbraucht, es wird Eiweiß verbrannt Weiland. 

Morgulis, Sergius: Nitrogen metabolism during chronic underfeeding and sub- 
sequent realimentation. (N-Stoffwechsel während chronischer Unter- 
ernährung und folgender Wiederauffütterung.) (Coll. of physic. a. surg., 
Columbia univ., New York.) Biochem. bull. Bd. 3, Nr. 9, S. 74—75. 1913. 

Hundeversuch; Vorperiode: 73% des verfütterten N erscheinen im Urin; 
mehrere Wochen Unterernährung. Danach Wiederauffütterung, wobei zuerst 58°%, 
nach 4 Wochen wieder 73,8%, des verfütterten N im Harn gefunden werden, 
wie in der Vorperiode. Am Bem der Auffütterungszeit stark alkalische Reaktion des 
Urins infolge der Anwesenheit großer Ammoniumcarbonatmengen. Weiland (Kiel). 

Grafe, E.: Beiträge zur Kenntnis der Art der Stickstoffretentionen bei Fütterung 
von Ammoniaksalzen und Harnstoff. (Med. Klin., Heidelberg.) Hoppe-Seylers 
Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 88, H. 6, S. 389—424. 1913. 

Grafe beschäftigt sich in mehreren Versuchsreihen an Schweinen mit der Frage, 
welcher Art die N-Retentionen bei Fütterung mit Ammoniaksalzen und Harnstoff 
sind. Von den verschiedenen Möglichkeiten, der Entscheidung näherzukommen. 
wählt er in dieser Arbeit den Weg: lange zeitliche Versuchsdauer, kleine unterhalb 
der Abnutzungsquote gelegene Eiweißgaben bei gleichzeitiger Fütterung von Ammoniak- 
salzen oder Harnstoff. Bestimmung von Körpergewicht, Stickstoffbilanz, Lebens- 
dauer der Tiere; Parallelversuche mit Eiweißfütterung an Stelle der Ammoniaksalze. 
(x. schließt aus dem Ausfall seiner Versuche, daB mit allergrößter Wahrscheinlichkeit die 
dauernd retinierten Mengen von N in eiweißartiger Form angesetzt werden. Weiland. 

Meyer-Betz, Friedr.: Die Lehre vom Urobilin. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinder- 
heilk. Bd. 12, S. 733—807 (Berlin: Springer). 1913. 

Nach einem eingehenden Überblick über die Entwicklung der Lehre von der Chemie 
des Urobilins, bezüglich dessen Inhalts auf das Original verwiesen werden muß, geht 
Verf. zur klinischen Bewertung der Urobilinfrage über. Der alte Streit, ob das Uro- 
bilin aus Bilirubin oder Blutfarbstoff entsteht, ist endgültig in ersterem Sinne entschie- 
den. Verf. bespricht eingehend das Vorkommen des Urobilins unter normalen Ver- 
hältnıssen (Galle, Urin, Faeces) und die Zustände, wo Urobilin vermehrt gefunden wird 
resp. wo es ın normalerweise urobilinhaltigen Geweben fehlt (Choledochusverschluß, 
bei Neugeborenen, starke Diarrhöe). Das Symptom der Urobilinurie wird an der Hand 
der verschiedensten Krankheiten besprochen. Von Infektionskrankheiten zeigen vor 
allem Scharlach und schwere Fälle von Gelenkrheumatismus Urobilinurie. Wichtiv 
ist die neuere Feststellung. daß in den letzten Monaten der Gravidität Urobilinure 
physiologischerweise aufzutreten pflegt. Man kann im allgemeinen sagen, daß Uro- 
bilinurie bei denjenigen Erkrankungen auftritt, die mit Leber- resp. Blutschädigungen 
einhergehen. Zurzeit ist eine exakte Festlegung normaler resp. gesteigerter Urobilin- 
werte deswegen sehr erschwert, weil uns vorläufig keine einwandfreien quantitativen 
MeBmethoden zur Verfügung stehen. In der Frage nach dem Entstehungsort des Uro- 
bilins steht Verf. auf dem in erster Linie durch F. v. Müller vertretenen enterogenen 
Standpunkt. Nach diesem wird das Urobilin im Darm aus Bilirubin gebildet, während 
der Leber das wichtige Amt eines Urobilinregulators zufällt, so daß, obgleich das Uro- 
bilin nicht in der Leber entsteht, doch Trobilinurie als Beweis einer Leberinsuffizienz 
anzuschen ist. Die hepatogene und histiogene Theorie werden vom Verf. abgelehnt. 


Lange (Waldesruh-Elberfeld). 


— 303 — 


Thomas, Karl: Über die Herkunft des Kreatins im tierischen Organismus. 
1. Das Verhalten der Arginase zur y-Guanidylbuttersäure und &-Guanidylcapron- 
säure. (Physiol. chem. Inst. Tübingen, physiol. Inst. Greifswald und Kaiser -Wilhelm- 
Inst. f. Arbeitslose.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 88, H. 6, S. 465 
bis 477. 1913. 


Die Muttersubstanz vom Kreatin ist noch unbekannt. Arginin als Guanidylsäure 
ist schon von Jaffé mit Kreatin in Beziehung gebracht. Verf. untersucht daher die 
Wirkung der Arginase auf die :-Guanidyl-n-capronsäure und y-Guanidylbutter- 
säure. Leberpreßsaft spaltet die betreffende Capronräure nicht, während die Guanidyl- 
buttersäure in Harnstoff und y-Aminobuttersäure gespalten wird. Muskelsaft vermag 
diese Spaltung nicht hervorzurufen und enthält daher wahrscheinlich keine Arginase. 

Dohrn (Berlin). 


Bürger, Max, und Hermann Machwitz: Ein Beitrag zur Frage der Kreatin- 
und Kreatininausscheidung bei Diabetikern. (Städt. Krankenh., Charlottenburg- 
Westend.) Arch. f..exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 74, H. 3/4, S. 222—243. 1913. 

Während der Harn von Gesunden Kreatinin, aber kein Kreatin enthält, schieden 
von 29 Diabetikern 14 dauernd oder vorübergehend Kreatin aus. Bei schweren Fällen 
mit starker Acidose fand sich die Kreatinausscheidung am konstantesten; sie bestand 
hier auch bei fleischfreier Kost. In 2 Fällen von schwerstem Diabetes, die im Koma 
zugrunde gingen, enthielt der Harn kein Kreatinin, sondern nur Kreatin. Bei Zucker- 
kranken mit mäßiger Acetonkörperausscheidung zeigte die Kreatinausscheidung eine 
deutliche Abhängigkeit von der Zufuhr von Fleisch. Bei leichtem Diabetes ohne Aceton- 
körperausscheidung wurde kein Kreatin gefunden. — Ein Fall bot die klinischen 
Erscheinungen eines Coma diabeticum, schied aber weder Acetonkörper, noch Kreatin 
aus. — Bei einen gesunden Manne gelang es, durch extrem reichliche Fleischkost 
(580 g Fleischeiweiß) einen Übertritt von Kreatin in den Harn zu erzielen; ebenso 
bei einem anderen Versuche durch abundante Wasserzufuhr. — Die Bestimmung des 
Kreatins erfolgte durch Berechnung der Differenz zwischen Gesanit-Kreatinin (Kreatin 
plus Kreatinin, bestimmt als Kreatinin nach Erhitzen des Harns mit Salzsäure im 
Autoclaven) und vorgebildetem Kreatinin. Otto Neubauer (München). 


Graham, G., and E. P. Poulton: Possible errors in the estimation of creatinine 
and creatine by Folin’s method. (Irrtümer beider Bestimmung von Kreatinin 
und Kreatin nach der Methode von Folin.) (Physiol. soc. 28.VI. 1913.) Journal 
of physiol. Bd. 46, Nr. 4/5, S. 44—45. 1913. 

Die Bestimmung von Kreatinin mittels Pikrinsäure und Natronlauge nach O. Folin 
wird durch die Gegenwaıt von Acetessigsäure und Aceton gestört, und zwar fällt die 
resultierende Färbung merkwürdigerweise heller aus als dem Kreatiningehalt ent- 
spricht. Bei der Bestimmung der Summe von Kreatinin + Kreatin fällt dieser Fehler 
weg, da beim Erhitzen die störenden Substanzen entfernt werden. Das kann dazu 
führen, daß die sich ergebende Differenz beider Werte fälschlicherweise als Kreatin 
angesehen wird. 

Durch folgende Modifikation des Folinschen Verfahrens kann auch in Acetessig- 
siurehaltigen Harnen das Kreatinin richtig bestimmt werden: 10 g Urin werden mit 1 cem 
l0 proz. Phosphorsäure bei. erniedrigtem Druck dureh 20—45 Minuten auf 65—70° erhitzt; 
eleichzeitig läßt man durch eine Capillare langsam Luft durch die Lösung strömen. Nach dem 
Erkalten und Neutralisieren kann in der Lösung der Kreatiningehalt nach dem üblichen Ver- 
fahren bestimmt werden. Otto Neubauer (München). 


Sera, Yoshita: Zur Kenntnis der gepaarten Glucuronsäure. (Med. Akad., 
Osaka.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 88, H. 6, S. 460—464. 1913. 
Verf. stellte aus dem Haın eines Kaninchens, welches pro 20 g Körpergewicht 
1,5g Orcin bekam, das Barıunısalz der Orcinglucuronsäure her mit der Formel: 
(C 35H, 0). Ba, und [a] = — 73,58°. Verf. konnte weiter mit Sicherheit nachweisen, 


— 304 — 


daß bei der Spaltung seiner Orcinglucuronsäure mit Schwefelsäure Orcin und Glu- 
curonsäure auftraten. Aus Analysen und Spaltungsergebnissen scheint folgende 


COOH 
| 
ap (CHOH), 
Konstitution der Oıcinglucuronsäure zu bestehen: cH,—. „—0O—CHOH . Wieder stellte 


Verf. fest, daß die Glucuronvanillinsäure durch Emulsin nicht spaltbar ist, ebenso wie 
auch die Orcinglucuronsäure durch Emulsin nicht gespalten wird. Tollens (Kiel). 


Jenkins, Thomas W.: Acidosis. Albany med. ann. Bd. 34, Nr 12, S. 701 bıs 
707. 1913. 

Verf. nimmt außer beim Diabetes auch bei anderen Krankheiten eine Acidosis 
an, besonders beim Rheumatismus; empfiehlt die Behandlung mit Alkalı. Theoretische 
Auseinandersetzungen über exogene und endogene Säurebildung, kurze klinische Mit- 
teilungen entsprechender Beobachtungen, Methodik der Säuretitrierung mit Formol, 
Na(OH) und Phenolphthalein. Weiland (Kiel). 

Landsteiner, Karl: Über einige Eiweißderivate. (Wilhelminenspit., Wien.) Biochem. 
Zeitschr. Bd. 58, H. 4/5, S. 362—364. 1913. 

Mit Alkohol aus Pferdeserum gefälltes Eiweiß wird mit 1proz. Schwefelsäure 
48 Stunden bei 60° oder mit gesättigter alkoholischer Salzsäure 24 Stunden bei Zimmer- 
temperatur gehalten. Dieses weiße Produkt hat seine serologische Artspezifität ver- 
loren. Zur Charakterisierung wird es acetyliert und benzoyliert. Die Produkte werden 
von Pepsin-Salzsäure und Trypsin nicht angegriffen. Millo n’s Reaktion ist nicht kirsch- 
rot, sondern rötlichgelb. Durch Methylieren mit Diazomethan entsteht ein Produkt, das 
sich ebenfalls von dem ursprünglichen Produkt charakteristisch unterscheidet. Dohrn. 


Fletcher, W. M.: Lactic acid formation, survival respiration and rigor mortis 
in mammalian muscle. (Milchsäurebildung, Respiration des überlebenden, 
Totenstarre des Säugetiermuskels.) (Physiol. laborat., Cambridge.) Journal 
of physiol. Bd. 47, Nr. 4/5, S. 361—380. 1913. 

Bericht über Milchsäurebildung im herausgeschnittenen Säugetiermuskel; Max:- 
mum beim weißen (gastrocnemius) und beim gemischten Muskel nach 3 Stunden, bein 
roten (soleus) viel später; Ausscheidungskurve für CO, bei den verschiedenen Muskeln 
verschieden. Verf. nimmt an, daß CO, aus Bicarbonat durch Milchsäure frei wird. 
Differenz der postmortalen Muskelverkürzung bei beiden Muskelarten, keine Über- 
einstimmung mit früheren Untersuchungen von Bierfreund. Weiland (Kiel). 


Watkins, Edwin D.: A color reaction of glycine when boiled with chloral 
hydrate. (Eine Farbreaktion des Glykokolls beim Kochen mit Chloral- 
hydrat.) (Univ. Tennessee, Memphis.) Biochem. bull. Bd. 3, Nr. 9, S. 26—27. 1913. 


Beim Kochen von Chloralhydrat in Substanz mit einer wässerigen Glykokollösung (5 Mi- 
nuten) entstand eine dunkelrote Färbung. In Verdünnungen von 1 : 5000 tritt bei Glykokoll 
diese Färbung noch ein, während in dünneren Lösungen 1: 10 000 eine amethystblaue Fär- 
bung auftritt. Phenol, Glycerin, Resorein, Aceton, Athylalkohol, Glyoxylsäure, Ortho- 
phosphorsäure und Chloral geben beim Kochen mit Glykokoll keinerlei Färbung. Aceton gibt 
beim Kochen mit Barythydratlösung und Glykokollösung eine grüne Färbung, die nach 
30 Minuten schwarz wird. Brahm (Berlin). 

Salkowski, E.: Über den durch Zinksalze fällbaren Anteil des Gesamtstick- 
stolfs des Harns. Charite-Ann. Jg. 37, S. 239—247. 1913. 

Veıf. lehnt ab, eine Vermehrung des kolloidalen Stickstoffs im Harn als Characten- 
sticum fir Carcinom ausgegeben zu haben. Im übrigen baut Verf. das von seinem 
Schüler KojJo angegebene Verfahren der Harnsäureabscheidung aus dem Harn durch 
Zinksulfatlösung weiter aus. Die Bestimmung der Harnsäure nach dieser Methode ıst 
einfacher als die Silbermethode und steht ihr an Genauigkeit nicht nach. Dohrn (Berlin). 

Blasel, Leopold, und Joh. Matula: Untersuchungen über physikalische Zu- 
standsänderungen der Kolloide. 16. Versuche am Desaminoglutin. (Biol. Versuchs- 
anst., Wien.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, H. 6. S. 417—450. 1914. 


— 305 — 


Guggenheimer, Hans: Über Enzymwirkung fördernde „auxoautolytische‘ Stoffe 
im Blutserum von Kranken und Schwangeren. (Städt. Krankenh. Moabit, Berlin.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 2, S. 63—66. 1914. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 620. 

Klimont, J., und E. Meisl: Über die Bestandteile tierischer Fette. (Das Fett 
von Cerous elaphus.) Sitzungsber. d. Kais. Akad. d. vun Math.-naturwiss. 
Kl. Bd. 122, H. 6, Abt. 2b., S. 745—748. 1913. 

Boysen-Jensen, P.: Die Zersetzung des Zuckers bei der alkoholischen Gärung. 
(Pflanzenphysiol. Laborat., Univ., Kopenhagen.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, H. 6. 
S. 451—466. 1914. 

Euler, Hans, und Harald Cramér: Zur Kenntnis der Invertasebildung in Hefe. 
(Hochsch., Stockholm.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, H. 6, S. 467—469. 1914. 

Shulansky, Jacob, and William J. Gies: Studies of aeration methods for the 
determination of ammonium nitrogen. 3. The ammonium nitrogen in beef. (Studien 
über die Durchlüftungsmethode zur Bestimmung des Ammoniakstick- 
stoffs. 3. Das Ammoniakstickstoff im Fleisch.) (Coll. of physic. a. surg., Co- 
lumbia univ., New York.) Biochem. bull. Bd. 3, Nr. 9, S. 45—53. 1913. 

Zur Bestimmung des Ammoniakstickstoffs nach Folin halten Verff. auch die 
Mischung von Natronhydrat und Natriumchlorid für besser als Natriumcarbonat 
+ Natriumchlorid, da hierdurch Ammoniummagnesiumphosphat sowohl in Substanz 
als auch in Lösung zersetzt wird. Brahm (Berlin). 

Benedict, Stanley R., and Emil Osterberg: A note on the determination of 
ammonia in urine. (Mitteilung über die Bestimmung des Ammoniaks im 
Harn.) (Dep. of chem., Cornell univ. med. coli, New York City.) Biochem. bull. 
Jg. 3, Nr. 9, S. 41—44. 1913. 

Verff. halten das Verfahren von Steel, der bei der Folinschen Ammoniak- 
methode an Stelle von Natriumcarbonat eine Mischung von 1,0-Natronhydrat + 15 g 
Natriumchlorid benutzt, für besser, da durch diese Mischung auch das Magnesium- 
ammoniumphosphat zerlegt wird. Das kolorimetrische Ammioniakbestimmungs- 
verfahren halten Verff. nicht für genau. Brahm (Berlin). 

Zunz, Edgard: A propos de la séparation des prot6oses par l’ultrafiltration. 
(Beitrag zur Trennung von Eiweißkörpern durch Ultrafiltration.) (Acad. 
roy. de Belgique.) Trav. de l’inst. de therapeut. de Bruxelles Bd. 11, S. 1—20. 1913. 

Die Methode deı Filtration führt nicht zur Trennung der vier Albumosegruppen, 
die Pick und Zunz mittels fraktionierter Fällung mit Ammonsulfat und Zink gelungen 
ist. Die Versuche wurden mit Wittepeptonlösung angestellt und ergaben keine gleich- 
mäßıgen Resultate. Selbst ım gleichen Versuch traten Unterschiede zwischen der 
ersten filtrierten Portion und der zweiten hervor, die durch Verstopfen der Filter- 
poren bedingt waren. Außerdem hängen die Resultate von der Schnelligkeit der Filtra- 
tion ab, sowie von der Molekulargröße und Konstitution der einzelnen Abbauprodukte 
im Wittepepton. Dohrn (Berlin). 

Dorner, Alfred: Über Titration kleiner Kohlensäuremengen. (Med. Klin., 
Heidelberg.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 88, 6. H. S. 425—429. 1913. 


Die Methoden zur Bestimmung kleiner Kohlensäuremengen, wie z. B. bei Zellatmung, 
besitzen zahlreiche Fehlermöglichkeiten. Durch eine sorgfältig ausgearbeitete und im Original 
abgebildete Versuchsanordnung ist eine Bestimmung ermöglich, deren Genauigkeit eine gute zu 
sein scheint. Dohrn (Berlin). 


Thar, H.: Über einen neuen Heißextraktionsapparat. (Kais. Inst. f. exp. Med., 
Petersburg.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, H. 6, S. 503—505. 1914. 
Spezielle Pathologie und. Therapie. 
Eiweißstoffwechsel : 
@ Abderhalden, Emil: Abwehrfermente des tierischen Organismus gegen körper-, 
blutplasma- und zellfremde Stoffe, ihr Nachweis und ihre diagnostische Bedeutung 
Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 20 


— 306 — 


zur Prüfung der Funktion der einzelnen Organe. 3. verm. Aufl. Berlin: Springer 
1913. XV, 2298. M. 6.80. 

Die vorliegende 3. Auflage von Abderhaldens Abwehrfermenten ist gegenüber 
der 2. Auflage wesentlich erweitert, besonders bei der Beschreibung der Technik des 
Dialysierverfahrens und der optischen Methode sind die neuesten Erfahrungen berück- 
sichtigt worden. Ferner hat Verf. die Ergebnisse der neuen experimentellen Unter- 
suchungen angeführt. Neu ist auch das Kapitel über die Spezifität der Abwehr- 
fermente. In der Literaturzusammenstellung sind die neuesten Arbeiten berücksichtigt. 
worden. Brahm (Berlin). 

Obregia, A., et Pitulesco: La sero-r&action d’ Abderhalden dans la pellagre. 
(DieAbderhaldenscheSerumreaktionbei Pellagra.)(Höp.milit. R.E., Bucarest.) 
Cpt. rend. hebdom. des seances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 36, S. 587—588. 1913. 

Verff. untersuchten 7 Fälle von Pellagra mittels des Dialysierverfahrens. 2 der 
erwähnten Fälle mit Erscheinungen von seiten der Haut und des Gastro-Intestinal- 
traktus gingen über diese Initialsymptome nicht hinaus. Bei den 5 anderen handelte 
es sich um vorgeschrittenere Formen mit mehr oder weniger schweren psychischen 
Störungen. Die bei der Reaktion verwandten Organpräparate stammten von einem 
an Pellagra zugrunde gegangenen Individuum. Der eine der beiden ersterwähnten Fälle, 
bei dem zur Zeit der Untersuchung noch Erscheinungen von seiten der Haut und des 
Gastro-Intestinaltraktus bestanden, reagierte mit dem Sympathicus (Plexus solaris 
und cervicalis) deutlich positiv, mit der Thyreoidea schwach positiv, mit der Hirn- 
rınde und den Keimdrüsen negativ. Der andere Fall, bei dem zur Zeit der Unter- 
suchung von seiten der Haut und des Digestivtraktus keinerlei Erscheinungen be- 
standen und der deshalb als geheilt entlassen werden sollte, reagierte mit den vorge- 
nannten Substanzen negativ. Die restlichen 5 Fälle verhielten sich, wie folgt: Alle 
reagierten stark positiv mit der Hirnrinde, schwach positiv mit dem Sympathicus 
(4 von 5 Fällen), ebenso schwach mit der Thyreoidea (3 von 5 Fällen), mit der Leber 
und dem Herzen (2 von 5 Fällen). In keinem Falle wurden indessen die Genitaldrüsen 
abgebaut. Das einzige Organ, das regelmäßig, sobald überhaupt irgendwelche Er- 
scheinungen nachweisbar waren, abgebaut wurde, war der Sympathicus. Demnach 
würde es sich um eine Störung im sympathischen System handeln, was auch ohne weite- 
res die Dysfunktion der Thyreoidea erklären würde. Daneben weist allerdings der 
Abbau der Hirnrinde auch noch auf eine Beteiligung dieses Organes hin. Wildermuth. 

Lampe, Arno Ed.: Zur Technik der Bereitung der Organe für das Abder- 
haldensche Dialysierverfahren. (I. med. Klin., München.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 60, Nr. 51, 8. 2831—2832. 1913. 


Verf. entblutet die Organe in toto von den Gefäßen aus, indem er entweder die Arterie 
oder die Vene unter Zwischenschaltung einer passenden Kanüle direkt an die Wasserleitung 
anschließt. Dieses Verfahren läßt sich jedoch nur bei ganz intakten Organen mit wirklichem 
Erfolg anwenden. So entblutet Verf. Placentagewebe von der Vena umbilicalis, die Lunge von 
der Pulmonalis, die Leber — bei der die Galle allerdings wieder für sich in der üblichen Weis 
entfernt werden muß — von der Vena portae, die Schilddrüse von der Carotis aus. Kleine Or- 
sane, wie Hypophyse u. a., können allerdings nicht auf diese Weise entblutet werden. Der 
Vorteil dieser Methode liegt einmal darin, daß der erste Grad der Entblutung ziemlich rasch. 
gewissermaßen automatisch, erreicht wird, des anderen darin, daß das spezifische Organpar- 
enchym dabei mehr geschont wird, als bei der Durchknetung. Wildermuth (Halle). 

Zunz, Edgard: Recherches sur la digestion des protéines du pain et de la 
viande chez le chien. (Untersuchungen über die Eiweißverdauung von 
Brotund Fleisch beim Hund.) (/nst. de therapeut., uniwv., Bruzelles.) Trav. de 
ınst. de therapeut. de Bruxelles Bd. 11, S. 1—38. 1913. 

Die Tiere wurden zunächst von Eingeweidewürmern befreit und auf 2—3tägiues 
Fasten mit Wassertrinken nach Belieben gesetzt. Sie erhielten sodann Brot oder ge- 
kochtes Pfeidefleisch oder Gemische von beiden. Der N-Gehalt dieser Nahrung war 
vorher bestimmt. Die benutzten 20 Hunde wurden 2, 4, 6 und 8 Stunden nach der 
Mahlzeit rasch getötet und entblutet, der Magen und die erste Darmpartie sorgfältig 


— 307 — 


herausgenommen und nach einem vom Verf. früher beschriebenen Verfahren verar- 
beitet. Ein Unterschied in der Verdauung der Brot- und Fleischproteine ist im all- 
gemeinen nicht vorhanden. Bei Verfüttern von Gemischen scheint das Brot chemisch 
und mechanisch von überwiegendem Einfluß auf den Verdauungsprozeß zu sein. Dies 
läßt sich nur durch eine besondere Wirkung der Kohlehydrate des Brotes auf die Ver- 
dauung des Fleischeiweißes erklären. Im übrigen scheint sich eine Anpassung der 
Komponenten eines Nahrungsmittels unter einander zu ergeben. Dohrn (Berlin). 


Zunz, Edgard: Sur la teneur en azote miné aliphatique du sang de mammi- 
fère et sur son pouvoir protöoelastique. (Über den Gehalt des Säugetierblutes 
anStickstoff,aliphatischen Aminosäuren und über sein proteolytisches 
Vermögen.) Trav. de l’inst. de therapeut. de Bruxelles Bd. 11, S. 72—77. 1913. 

Untersucht wurden das Blut vom Pferd, Rind, Hund, Meerschweinchen und Kaninchen. 
Nur das Serum vom Kaninchen enthielt Aminosäurestickstoff, etwa 0,81% des Gesamt-N, 
ohne vorherigen Aufenthalt im Brutschrank. Nach dem Aufenthalt im Brutschrank 
besaß das Serum der untersuchten Säugetiere ein geringes proteolytisches Vermögen 
für das eigene Eiweiß. Diese Eigenschaft war weit beträchtlicher gesenüber dem Serum- 
eiweiß einer anderen Säugetierart. Beim Hund ist die proteolytische Kraft von Plasma 
und Gesamtblut für das eigene Eiweiß größer als vom Serum allein. Neben deh proteo- 
Iytischen Substanzen sind auch hemmende in jedem Serum. In Gemischen von defi- 
briniertem Blut und Gesamtblut von Rind- und Hundeserum ist die hemmende Wir- 
kung größer als die Summe der in jedem Komponenten enthaltenden hemmenden 
Eigenschaften. Dohrn (Berlin). 


Abderhalden, Emil: Der Nachweis von freien Aminosäuren im Blute unter 
normalen Verhältnissen. (Physiol. Inst., Univ. Halle a. S.) Hoppe-Seylers Zeitschr. 
f. physiol. Chem. Bd. 88, H. 6, S. 478—483. 1913. 

Im Blute von ganz normalen Schlachttieren und im Blutserum konnte Verf. 
Aminosäuren nachweisen. Zur Enteiweißung des Plasmas oder Serums diente die 
Hitzekoagulation unter Anwendung von Essigsäure bei zehnfacher Verdünnung. Es 
gelang hierbei nicht, in einwandfreier Weise Aminosäuren aufzufinden. Beim Versuche, 
die einzelnen Aminosäuren durch Darstellung von Derivaten abzuscheiden, gelang nur 
der Nachweis von Glykokoll in Rinder- und Pferdeblut. Die übrigen Aminosäuren 
bildeten mit ß-Naphthalinsulfochlorid und Phenylisoeyanat Derivate, die nicht krvy- 
stallinisch erhalten werden konnten. Weiter konnten durch Fällungsmittel nachge- 
wiesen werden Tryptophan, Lysin, Arginin und Histidin. Bei der Fällung mit Queck- 
silberacetat wurden identifiziert Prolin, Leucin, Valin, Alanin, Glykokoll, Asparagin- 
und Glutaminsäure. Große Serummengen warden auch gegen Wasser dialysiert. In 
den Dialysaten wurden dieselben Aminosäuren wie oben nachgewiesen. Ein vor- 
läufiger Versuch am hungernden Tiere hat ergeben, daß höchstwahrscheinlich das Blut 
nie frei von Aminosäure ist. Es scheint der Aminosäuregehalt in ähnlicher Weise 
auf einem annährend konstanten Niveau gehalten zu werden, wie der Zuckergehalt, 
so daß in Zukunft von einer Hyper- und Hvpoaminoacidämie gesprochen werden kann. 


Kohlehydratstoffwechsel : Brahm (Berlin). 


Kraus, F.: Diabetes und Chirurgie. Kurzes Referat, enthaltend auch die An- 
sichten von Naunyn, v. Noorden, Minkowski, Payr, erstattet in der gemeinsamen 
Sitzung der Berliner Gesellschaft für Chirurgie und des Vereins für Innere Medizin 
und Kinderheilkunde in Berlin am 24. November 1913. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 40, Nr. 1, S. 3—8. 1914. 

Zur Beurteilung der Wichtigkeit des Diabetes für die Chirurgie sind besonders 
2 Fragen von Wichtigkeit: 1. w elche Rolle etwa der Diabetes unter den gar nicht 
oder nur unvollständig abzuschätzenden Nebenumständen spielt, die 
yanz im allgemeinen auch gegenwärtig noch tödliche Fehlschläge bei Operationen ver- 
ursachen: 2. welche Bedeutung kommt dem Diabetes zu unter den sonstigen ge- 


20* 


— 308 — 


läufigen Kontraindikationen gegen operative Eingriffe (vorgerücktes Alter, 
allgemeine Körperschwäche, starke Anämie, vorgeschrittene Tuberkulose, Bronchitis, 
Herzkrankheiten, Urämie usw.). Einem genauen Einblick in diese Fragen bieten nur 
große über längere Zeiten sich erstreckende Statistiken ganzer Städte usw. (z. B. 
Lund). Es zeigt sich, daß der Diabetes als Ursache des postoperativen Todes eine be- 
sondere Rolle nicht spielt. Sollen aber derartige Statistiken richtig bewertet werden 
können, so müssen sie Angaben enthalten, einmal über die spezielle Art des vorliegenden 
‚Diabetes, andererseits über die Art der eventuell bewerkstelligten Entzuckerung (Eın- 
fluß auf Eintreten des Komas). Nur so wird man eine genaue Erkenntnis gewinnen, 
welche Diabetische und bei welchen Eingriffen Dabetische zu sterben pflegen. Um 
eine solche Erkenntnis zu ermöglichen hat Kraus eine Rundfrage gerichtet an Payr, 
Naunyn, v. Noorden, Minkowski. Payr: (Unter 11000 operierten Kranken 
23 Diabetiker mit 3 Todesfällen [1 mal Urininfiltration, 1 mal Darmgangrän bei Schenkel- 
'hernie, 1 mal Cholelithiasis]): Diabetes ist keineswegs stets als Kontraindikation gegen 
eine Operation aufzufassen; erst der gleichzeitige Nachweis von Aceton und Acet- 
essigsäure oder gar schon beginnendes Koma bedeuten eine absolute Kontraindikation, 
sollen aber von der Operation von Abscessen, Karbunkeln, Phlegmonen und dia- 
betischer Gangrän nicht abhalten. Aseptische, selbst schwere Wunden heilen bei Dia- 
betikern gerade so gut wie bei Nichtzuckerkranken. Schlechte Erfahrungen bei Ab- 
setzungen von Gliedmaßen wegen diabetischer Gangrän sind die Folge davon, daß der 
Grad und die Ausdehnung der arteriosklerotischen GefäßBveränderung nicht genügend 
berücksichtigt oder im infizierten Gebiet operiert wurde. Nicht die augenblickliche 
Größe des Urinzuckers, sondern die Möglichkeit der Entzuckerung und das Vorhanden- 
sein einer gewissen Toleranz gegen Kohlehvdrate sind maßgebend für die Beurteilung 
des Einzelfalles. Vor einer Operation soll möglichst durch diätetische oder Badekur 
zunächst der Zuckergehalt des Urins reduziert oder beseitigt werden. Eine Reihe von 
Operationen sollen trotz des Bestehens von Diabetes eventuell zur Ausführung kom- 
men (Eingriffe bei Verletzungen, bei lebensgefährdenden Erkrankungen der Abdominal- 
organe, bei bösartigen Geschwülsten und aus sozialer Indikation 'gebotene Opera tio- 
nen), während kosmetische oder plastische Operationen möglichst einzuschränken sind. 
Die Operation selbst erfordert zahlreiche Vorsichtsmaßregeln: Vermeidung von Inha- 
lationsnarkose (dafür Lokal-, Leitungs-, Lumbalanästhesie), von technischen Schwierig- 
keiten, von Esmarchscher Blutleere (bei Operation an Gliedmaßen), dazu exakte 
Asepsis. Während der Heilungszeit sind besondere Vorsichtsmaßregeln ın der Diät einzu- 
halten. Die Prognose ist stets mit Reserve zu stellen. Kraus: Was die chirurgischen 
Indikationen in Fällen von Erkrankungen betrifft, die vom Diabetes unabhängig sind, 
so ist zunächst eine vorherige Entzuckerung wünschenswert, wenn der fragliche Ein- 
griff genügend lange Aufschub gestattet. Notfälle sind sofort und ohne irgend welche 
Rücksicht zu operieren. Den besten Fingerzeig auf Gefahr, aber nur in relativer 
Weise, gewährt die bestehende Acidose (eventuell Natr. bicarb. per os und intravenös. 
nicht subcutan). Die Art der Narkose ist hauptsächlich vom Eingriff selbst abhängız 
zu machen. Naunyn: Die Gefahren des Wundverlaufs sind größer bei den eigentlich 
diabetischen als bei den zufälligen Komplikationen; sie verlangen, falls ausreichend 
‚Zeit gegeben ist, Beseitigung oder Beschränkung der Glvkosurie. Dem aseptischen 
Chirurgen ist die Operation, wenn dringend, auch bei starker Glykosurie erlaubt. 
Postoperatives Koma kann bei jeder Operation an Diabetikern und bei Jeder Art von 
Narkose resp. Anästhesie auftreten. Starke Gerhardtsche Reaktion aber ıst nicht 
nur für das Koma, sondern auch für den Wundverlauf von sehr übler Vorbedeutung. 
Das postoperative Koma ist als Säurekoma zu behandeln und deswegen jeder Diabetiker 
vor dem Eingriff unter Natronbicarbonat zu setzen. Von ungünstiger Vorbedeutung 
der Albuminurie, sofern sie die übliche Stärke nicht überschreitet, ist nichts bekannt. 
v. Noorden: Die Gefahren der Operation beim Diabetiker sind folgende: Größere 
Empfänglichkeit für Infektion und verringerte Widerstandskraft resp. geringere Nei- 


— 309 — 


gung zur glatten Wundheilung (für moderne Chirurgie kaum noch zu berücksichtigen); 
stärkere arteriosklerotische Veränderungen der Gefäße; primäre resp. sekundäre 
Herzmuskelschwäche (Gefahr der Narkose); Acidosis (unmittelbare Gefährdung 
durch Chloroformnarkose); Nachblutungen. Äußerst wichtig ist die diätetische Vor- 
bereitung zur Operation; lokale Anästhesie ist vorzuziehen. Minkowski: Der Dia- 
betes bildet nur eine relative Kontraindikation gegen operative Eingriffe. Die ungün- 
stigen Wirkungen des D. auf die Wundheilung können begründet sein in der Hyper- 
wlykämie, in dem abnormen Ablauf der Stoffwechselvorgänge, in den Funktionsstö- 
rungen der beim Kohlehydratumsatz beteiligten Organe; die Folgen davon sind: 
Begünstigung von Infektionen, Beeinträchtigung der Antikörperbildung, Hemmung 
ıler Regernerationsvorgänge. Ursachen für einen ungünstigen Verlauf nach chirur- 
„ıschen Eingriffen sind: psychischer Shock, Schädigung der beim Kohlehydratumsatz 
beteiligten Organe durch Narkotica, mannigfache Schädigungen (Blutverlust, Störung 
der Nahrungszufuhr, Schädigungen der Respiration und Zirkulation). Diese Wir- 
kungen äußern sich in: Zunahme der Intensität des Diabetes, Auftreten oder Steige- 
rung der Acidose, Beschleunigung des Kräfteverfalls. Eine Reihe dieser Gefahren kann 
vermieden werden durch: strenge Durchführung der Asepsis, Vorsicht bei Anwendung 
der Narkotica, Einfachheit der Operationsmethode, Einschränkung speziell schädigen- 
der Maßnahmen (Esmarchsche Blutleere, Infiltrationsanästhesie usw.), sorg- 
fältige diätetische Behandlung vor und nach der Operation, reichliche Zufuhr von 
Alkalien. Unter diesen Vorsichtsmaßregeln wird man notwendige, selbst schwerste, 
Operationen wagen können. Alfred Lindemann (Berlin). 


Karewski, F.: Diabetes und chirurgische Erkrankung. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 40, Nr. 1, S. 8—13. 1914. 

Zwei Gefahren bedrohen insbesondere den Diabetiker, der chirurgischer Hilfe be- 
darf: die gesteigerte Heftigkeit aller Arten von septischen Prozessen, die vermehrte 
Dispositionen zur Entstehung des Komas. Gegen die Infektion gesetzter Operations- 
wunden bedeutet die Asepsis das fast souveräne Mittel; die Infektion spontan ent- 
standener Prozesse ıst viel ernster aufzufassen, vor allem mit Rücksicht auf die bei 
Zuckerkrankheiten so häufize Arteriosklerose. Die Malıgnität dieser Infektionen 
nimmt zu mit der Schwere der Stoffwechselstörung, wenngleich sie auch bei leichteren 
Fällen in eklatanter Weise vorhanden ist. In gewissem Zusanımenhang mit der Infek- 
tion steht das Koma. Dasselbe läßt sich nur vermeiden durch Anwendung der diä- 
tetischen Therapie, sowie durch sinngemäßes Vorgehen bei der Vorbehandlung, bei der 
Präparation des Kranken zur Operation, bei seiner postoperativen Versorgung. Zu 
diesen Voraussetzungen gehört vor allem die Bekämpfung der Acetonurie und die Ver- 
hütung der Acidose; Erscheinungen, die manchmal ganz plötzlich mit der Entwick- 
lung eines Karbunkels, einer Gangrän usw. zusanımenfallen können. Der Chirurg be- 
trachtet sein Material am besten von dem Gesichtspunkt, daß er Zustände, die von 
Diabetes nicht beeinflußt werden, von solchen unterscheidet, deren Ablauf durch die 
Stoffwechselstörung gefährdet wird; gleichzeitig gewinnt man so den Maßstab, wie 
weit man mit der präliminaren Entzuckerung der Kranken gehen darf. Unabhängig 
von der Komplikation mit D. muß jeder für die Erhaltung des Lebens und der Arbeits- 
fähigkeit erforderliche Eingriff bei einem nur mit chirurgischen Methoden heilbarem 
Krankheitszustande unbedingt unternommen werden, während Operationen, die nur 
kosmetische Bedeutung haben oder durch unblutige Methoden zu ersetzen sind, wegen 
der Gefahr des operativen Shoks unbedingt zu vermeiden sind. Von 68 nach diesen 
Indikationen operierten aseptischen Kranken, die alle nebenher einem antidiabetischen 
Regime und der Alkalikur unterworfen wurden, verlor Karewski nur 7 = 11,8% 
an Koma, bei 69 Operationen im infizierten Gewebe betrug die Mortalität an Koma 
15 Fälle = 21,7%, bei 76 Fällen mit eitrigen oder brandigen Prozessen der Extremi- 
täten richtete sich die Gefahr des Komas nach der Ausbreitung dieser Komplikationen: 
Eiterungen ohne Brand zeigten eine Mortalität an Koma von 5,3°,, trockener ober- 


— 310 — 


flächlicher oder tiefer Brand eine solche von 6,3 resp. 8,5%, feuchter Brand eine solche 
von 15%. Konservative Maßnahmen sind unter diesen Umständen so lange berechtigt. 
als die Kranken nicht fiebern und die Demarkation in Ruhe abgewartet werden kann: 
die expektative Behandlung findet aber ihre Grenze mit dem Moment, wo Temperatur- 
steigerungen die Resorption infektiöser Stoffe anzeigen und Lymphangitis auf phleg- 
monöse Prozesse hinweist. Was die Operationsmethode angeht, so muß streng indivi- 
dualisiert werden, vor allem muß der Eingriff in denjenigen Gliedabschnitt verlegt 
werden, wo mit Sicherheit innerhalb der Gewebe keine Entzündungserreger mehr sich 
befinden und eine ausreichende Blutversorgung zu erwarten ist. Die Technik sei die 
möglich einfachste. Mehr noch als bei dem Extremitätenbrand ist bei dem Karbunkel 
wegen der Gefahr allgemeiner Sepsis energisches Eingreifen notwendig. Die Mortalität 
ist eine sehr hohe (9,1% bei Früh-, 50% bei Spätoperation) und wird vor allem durch 
verschleppte konservative Behandlung bedingt. Ein Koma ereignete sich in 18,9% der 
Fälle. — Was den traumatischen Diabetes angeht, so dürfte es als endgültig erwiesen 
betrachtet werden, daß es einen solchen nicht gibt. Auch der Übergang einer traumatisch 
entstandenen Glykosurie in echten Diabetes (v. Noorden) ist äußerst selten; wohl 
mag ein Unfall die Gelegenheitsursache für Verschlimmerung resp. Wiederauftreten 
des Diabetes darstellen. Alfred Lindemann (Berlin). 

Forschbach, J.: Zur Frage der Muskelmilchsäure beim Diabetes mellitus und 
der glykolytischen Kraft des Muskels. (Med. Untv.-Klin., Breslau.) Biochem. Zeitschr. 
Bd. 58, H. 4/5, S. 339—342. 1913. 

1. 2 Milchsäurebestimmungen an frischen Muskeln pankreasloser Hunde ergaben 
normale bzw. herabgesetzte Werte (0,59%, resp. 0,31%, statt: der normalen Zahlen 
0,54—0,66% ). Der Zuckerabbau im Muskel beim Diabetes kann also nicht auf der 
Milchsäurestufe stehenbleiben (Widerlegung einer Hypothese von Verzärund v. Fejer. 
vgl. dieses Zentralblatt Bd.7, S. 429). 2. Die postmortale Milchsäurebildung im Muskel- 
preßsaft pankreasloser Hunde ist herabgesetzt. Also auch die Milchsäurevorstufe 
ist in diesem Falle in sehr verminderter Menge vorhanden. 3. Aseptisch gewonnene 
Muskelpreßsäfte eines normalen und eines diabetischen Hundes vermochten Trauben- 
zucker zum Verschwinden zu bringen. (Bestätigung der Ergebnisse von Gigon und 
Massini, siehe dies Zentralbl. Bd. 8, S. 120.) Gigon (Basel). 

Labbé, Marcel: La tolérance hydrocarbonée chez les diabétiques, sa mesure, 
sa fixité, ses variations. (Die Kohleh vdrattoleranz bei Diabetikern, ihr Maß. 
ihre Beständigkeit, ihre Änderung.) Journal de méd. de Paris Jg. 33, Nr. 49., 
S. 955—958. 1913. 

Verf. teilt nach der Kohlehydrattoleranz die Diabetiker in zwei Klassen ein: 
l. schwere Diabetiker (diabetiques avec denutrition), die keine Kohlehydrattoleranz 
aufweisen; 2. leichte Diabetiker (diabetiques sans denutrition), die über eine bestimmte 
Kohlehvdrattoleranz verfügen. Labbe schlägt vor, als Maßstab für die Kohlehydrat- 
toleranz an Stelle der scheinbaren Toleranz (Unterschied zwischen aufgenommenem und 
ausgeschiedenem Zucker) die reelle Toleranz zu wählen. Um diese zu messen, verabfolgt 
er dem Kranken zunächst eine Kost, die gerade noch unter seiner Kohlehydrattoleranz 
liegt (regime hvpoplycosique), also eine Kost, die ohne Glvcosurie vertragen wird. 
Sodann pibt erso viel Kohlehvdrat-, daß eben noch Zucker mit dem Harn ausgeschieden 
wird (regime hvperelvcosique). Die reelle Toleranz wird durch die Menge an Kohle- 
hydrat ausgedrückt. die zwischen der bei den beiden Regimen verabfolgten Quantität 
liegt. Bei vielen leichten Diabetikern ıst die Kohlehvdrattoleranz beständig. d. h. sıe 
ändert sich über Monate und oft Jahre hinaus nicht. Man trifft jedoch auch auf Fälle, 
die zu Verschlimmerung neigen. Unter Zugrundelegung der Kohlehvdrattoleranz 
teilt der Verf. die Entwicklungstvpen des Diabetes ın drei Kategorien ein: 1. Fälle 
mit fortschreitender Besserung (Hebung der Kohlehvdrattoleranz), 2. Fälle stationären 
Charakters, 3. Fälle mit progredierender Verschlechterung. Als Ursachen für die 
Anderung der Kohlehvdrattoleranz sind anzusprechen: die Quantität und die Qualität 


— 311 — 


der verabfolgten Kohlehydrate, die Menge des zugeführten Fleisches, medikamentös 
therapeutische Maßregeln, die nicht nur den zuckerregulierenden Apparat, sondern 
auch die Nierentätigkeit beeinflussen, schließlich physikalische Maßnahmen. Lampe. 

Lépine, R.: The question of diabetes at the international congress of medi- 
eine in London. (Diabetesfrage auf dem internationalen medizinischen 
Kongreß in London.) New York med. journal Bd. 98, Nr. 25, S. 1193—1194. 1913. 

Bericht über die Diabetesvorträge von Dock und von v. Noorden. Nach ersterem 
gibt es sieben pathogene Faktoren für den Diabetes unter anderen Läsionen der Gl. 
pituitaria, des oberen Cervicalganglions. Die Tätigkeit der Glykolyse ist allgemein herab- 
gesetzt. Diese letztere Behauptung wird von v. Noorden bestritten, Lépine spricht 
sich für sie aus. L. möchte in vielen Fällen die medikamentöse Therapie neben der 
diätetischen nicht missen, während auf dem Kongreß die Ansicht vertreten wurde, 
daß die letztere allein wirksam sei. Weiland (Kiel). 

King, John H.: Die Leber in ihrer Bedeutung für einige Formen der Glykos- 
urie. {Pathol. Inst., Univ. Berlin.) Internat. Beitr. z. Pathol. u. Therap. d. Er- 
nährungsstör. Bd. 5, H. 1, S. 53—74. 1913. 

Burdenkos Methode wurde angewendet; sie besteht darin, daß eine ac 
lose um die Pfortader gelegt und lose geknüpft wird, das andere Ende der Ligatur wird 
durch den rechten Psoas geführt und befestigt; diese Ligatur darf keine Hemmung 
des Pfortaderkreislaufes bewirken, dann wird eine zweite Ligatur unter die Vena portalis 
und durch den Zügel der ersten Ligatur geführt, worauf beide Enden durch den Muskel 
der Bauchwand geleitet, lose geknüpft und unterhalb der Haut eingeführt werden. 
Durch diese Vorrichtung kann die Pfortader komprimiert und die Blutversorgung 
aufgehoben werden. Die alimentäre Glykosurie bei derartig temporär abgeschlossener 
Pfortader war leichter zu erzielen, Phlorhidzin verhielt sich ebenso, wie beim normalen 
Tier. Adrenalin ist außerstande, bei verschlossener Pfortader Glykosurie zu erzeugen, 
man muß dazu den Portalkreislauf wieder öffnen. Nach Injektion von Adrenalin und 
nach Aufhebung der Pfortaderzirkulation scheint keines der anderen glykogenauf- 
speichernden Organe eine zur Erzeugung von Glykosurie hinreichende Menge von 
Glykogen abzugeben. Glaessner (Wien). 

Barrenscheen, Hermann K.: Über Glykogen- und Zuckerbildung in der isolierten 
Warmblüterleber. (Physiol.-chem. Inst., Univ. Straßburg i. E.) (85. Vers. dtsch. 
Naturforsch. u. Ärzte, Wien.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, H. 4/5, S. 277—314. 1913. 

Bei geeigneter Versuchsanordnung gelingt es auch an der überlebenden, isolierten 
Warmblüterleber (Kaninchen, Hund) mit Regelmäßigkeit Glykogenansatz zu erzielen. 
Als direkte Glykogenbildner kommen Dextrose und Lävulose ın Betracht. Galaktose 
wird, ebenso wie Maltose nicht direkt zu Glykogen synthetisiert. Milchsäure, Glycerin- 
säure, Glycerin- und Glykolaldehyd, die direkt kein Glykogen zu bilden imstande sind, 
erweisen sich bei der Durchblutung der glykogenfreien Leber phlorrhizinvergifteter Hunde 
als ausgesprochene Zuckerbildner. Brenztraubensäure, Alanın und Serin kommen als 
Zuckerbildner für die isolierte Leber nicht in Betracht. Nac h Exstirpation des Pankreas 
läßt sich bei der Durchblutung der Hundeleber mit dem Blute normaler Tiere kein 
Glykogenansatz durch Traubenzucker und Lävulose erzielen. Zusatz von Pankreas- 
extrakt konnte in einem Versuche die Glykogenbildung nicht wiederherstellen. Par- 
tielle Ausschaltung des Pankreas bei ausgesprochenen funktionellen Störungen hindert 
unter gleichen Bedingungen die Glykogenbildung nicht. Diese funktionellen Verände- 
rungen der Leber können nicht als Folgeerscheinungen des operativen Eingriffs aufge- 
faßt werden. Die nach Laparotomie auftretende Glykosurie hemmt, ebenso wie Adrena- 
linvergiftung, dieGlykogenbildung in keinerWeise. Vergiftung mit Phlorrhizin hindert die 
Glykogenbildung in der Hundeleber wie die Pankreasexstirpation. Die durch Phlorrhizın- 
vergiftung gesetzte Störung im Glykogenbildungsvermögen der Leber läßt sich nicht als 
Folge der durch Phlorrhizin bedingten Fettinfiltration auffassen. Die Zuckerbildung an 
der maximal verfetteten Phlorrhizinleber bleibt vollkommen erhalten. Ronbitschek. 


— 32 — 


Landau, A.: Über die Adrenalinglykosurie beim Menschen. Medycyna i Kronika 
Jg. 48, S. 734—737 u. 759—767. 1913. (Polnisch.) 

Die Einspritzung von Adrenalin bewirkt Hyperglykämie und Glykosurie, weın 
der Untersuchte vorher eine größere Quantität Dextrose oder eines anderen, Dextrose 
enthaltenden Kohlehydrates genießt; nach Einführung von Lävulose bewirkt das 
eingespritzte Adrenalin keine Glykosurie. Die glykosurische und diuretische Wirkung 
von Adrenalin sind ganz unabhängig voneinander. Die glykosurische und hyper- 
glykämische Wirkung des Adrenalins wird durch eine kleine (0,005 g) gleichzeitig in- 
jizierte Dosis von Cocain sensibilisiert; die gleichzeitige Injektion von Pantopon hemmt 
dagegen die glykosurische Wirkung des Adrenalins, indem einerseits die Mobilisierung 
des Glykogens in der Leber verlangsamt und die Hyperglykämie erniedrigt — anderer- 
seits die sekretorische Tätigkeit der Niere geschädigt wird. Tomaszewski (Lemberg). 

Patterson, S. W., and E. H. Starling: The carbohydrate metabolism of the 
isolated heart lung preparation. (Kohlehydratstoffwechsel im isolierten 
Herzlungenpräparat.) (Inst. of physiol., univ. coll., London.) Journal of physiol. 
Bd. 47, Nr. 1/2, S. 137—148. 1913. 

In früheren Versuchen fanden Knowlton und Starling einen wesentlichen 
Unterschied im Zuckerverbrauch normaler und diabetischer, überlebender Herzen; 
Zusatz von Pankreasextrakt zur Nährflüssigkeit beschleunigte die Frequenz des Her- 
zens und steigerte den Zuckerverbrauch (bestätigende Versuche von McLean und 
Smedley). Bei einer Nachprüfung der Resultate ergibt sich folgendes: 1. Die mit 
defibriniertem Blut (Methode von Martin und Embley) durchströmte Lunge ver- 
braucht gleichviel Zucker, ob sie vom normalen oder pankreasdiabetischen Hunde 
stammt. 2. Der Zuckerverbrauch des normalen Herzens (Herzlungenpräparat nach 
K nowlton- Starling) ist sehr wechselnd; es wird erhöht durch gesteigerte Arbeit 
des Herzens (Blutdrucksteigerung, Adrenalininjektionen). Nach Adrenalinzufuhr 
schwindet das Glykogen fast ganz aus dem Herzmuskel, gleichviel ob der Blutzucker 
aufgebraucht oder durch stetige Erneuerung auf der alten Höhe gehalten wird. Einen 
wesentlichen Unterschied zeigt das diabetische Herz nicht; der in einzelnen Versuchen 
gefundene Zuckermehrverbrauch wird auf den vermehrten Glykogengehalt des pan- 
kreasdiabetischen Herzmuskels zurückgeführt. Der vermehrte Verbrauch nach Zu- 
satz von Pankreasextrakt wird auf vermehrte Arbeit durch Frequenzzunahme bezogen. 
3. Bei Ausschluß einzelner Organe (Leber, Nieren) aus dem Blutkreislauf ist der Zucker- 
verbrauch des normalen und diabetischen Tieres gleich. Die früher geäußerte Ansicht, 
das Hauptmerkmal der Diabetes sei das Unvermögen der Gewebe, den Zucker zu ver- 
brennen, besteht nicht zu Recht. Weiland (Kiel). 

Cruickshank, E. W. H.: On the production and utilisation of glycogen in nor- 
mal and diabetic animals. (Glycogenproduktion und -Verbrauch beim nor- 
malen und beim diabetischen Tier.) (Inst. of physiol., uniw. col., Aberdeen.) 
Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 1/2, S. 1—14. 1913. 

Verf. prüft den Glykogengehalt der Leber und des Herzens beim gesunden und 
pankreasexstirpierten diabetischen Hunde. Während der Glykogengehalt der Leber 
beim gesunden Hunde sowohl nach gemischter Kost wie nach Zufuhr von Dextrose 
oder Lävulose Werte von 5,7—8,7% aufweist, schwindet das Glykogen nach Pankreas- 
exstirpation im Verlauf von 48 Stunden fast völlig. Dabei ist es gleichgültig, ob Dex- 
trose oder Lävulose verfüttert wurde, und Verf. glaubt, den Gegensatz mit den Ver- 
suchen Minkowskis, der nach Lävuloseverfütterung vermehrt Glykogen in der 
Leber gefunden hat, durch vollkommenere Methodik der Pankreasexstirpation er- 
klären zu müssen. Der starke Fettreichtum der Leber steht in einem gewissen Anta- 
vonismus zum Glykogengehalt. Der Glykogengehalt des Herzmuskels beim gesunden 
Tier beträgt 0,3—0,63°/, und ist abhängig von der Ernährung und dem allgemeinen 
Ernährungszustand des Tieres. Bei reiner Fettnahrung sinkt er beträchtlich, bei for- 
zierter Herzarbeit (gegen erhöhten Blutdurck oder durch Adrenalininjektionen be- 


— 313 — 


wirkt) schwindet das Glykogen fast völlig. Beim pankreasdiabetischen Hunde ist der 
Herzmuskel reicher an Glykogen, das bei vermehrter Arbeit auch hier wie beim ge- 
sunden Tier fast völlig aufgebraucht wird. Der Herzmuskel des gesunden und des 
pankreasdiabetischen Hundes enthält ein glykogenabbauendes Ferment, schon wenige 
Stunden nach dem Tode ist Glykogen nur noch in minimalen Spuren nachweisbar. Ob 
analog dem Befund an der Leber beim Herzmuskel auch ein Antagonismus zwischen 
Glykogen- und Fettgehalt besteht, vermag Verf. nicht zu entscheiden. Weiland (Kiel). 

Carneiro, Raoul J.: Beitrag zur Kenntnis der Gewichtsschwankungen bei Kohle- 
hydratentziehung. (Univ.-Kinderklin., Straßburg.) Monatsschr. f. Kinderheilk., Orig. 
Bd. 12, Nr. 6, S. 333—340. 1913. 

Stoffwechselversuche, die Verf. an vier gut gedeihenden Säuglingen anstellte, 
ergaben, daß eine deutlich positive Stickstoff- und Aschenbilanz in eine negative um- 
schlug, sobald die Kohlehydrate in der Nahrung stark vermindert, bzw. ganz ent- 
zogen wurden; einen ziemlich großen Prozentsatz der verlorenen Aschebestandteile 
machte dabei das Chlor aus. Ferner konnte man beobachten, daß eine erhebliche 
Kohlehydrateinschränkung harmloser war, wenn das Kind zuvor mit Kohlehydraten 
iiberernährt war, als wenn es eine sehr fettreiche, relativ kohlehydratarme Kost er- 
halten hatte, und nun aus dieser noch das Kohlehydrat fortgelassen wurde. Calvary.“ 

Zerner, Ernst, und Rudolfine Waltuch: Zur Frage des Pentosuriezuckers. 
(II. chem. Univ.-Laborat., Wien.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, H. 4/5, S. 410—414. 1913. 

Kritische Bemerkungen zu Neubergs Besprechung‘’der Arbeit des Verf., in welcher 
las Vorkommen von Zucker der d-Xylosegruppe in 2 menschlichen Urinen behauptet 
wird. Aus Fall I ließ sich in Osazon vom Schmelzpunkt 162—163° und x = + 0,71 
- 0,04° in der Neubergschen Konzentration herstellen. Die Nichtfällbarkeit der 
vorliegenden Zuckerart durch Diphenylhydrazin, sowie durch Diphenylmethandiphe- 
nyldihydrazin, sowie die Inaktivität des Harnes schlossen die stark drehende l-Arabinose 
aus, deren Osazon auf Grund der Drehung allein nicht unterschieden werden konnte. 
Durch Vermischen ihres Harnpentosazones mit l-Xylosazon bekamen Verf. einen neuen, 
optisch inaktiven bei 208—210° schmelzenden Körper, der zweifelsohne d, l-Xylosazon 
darstellt. Verf. legen auf diese Mischprobe besonderes Gewicht. Verf. halten es damit für 
erwiesen, daß es sich bei ihren Harnen um d-Xylosazon handelte, wenn auch weitere 
Identifizierungsversuche nicht gelangen. Es gibt demnach 2 Arten von Pentosurie: 1. Der 
Zucker ist d, l-Arabinose, 2. der Zucker gehört der d-Xyglosegruppe an. Tollens (Kiel). 


Mineralstoffwechsel : 


Pollini, Luigi: Sul contenuto e sulla topografia dei sali di calcio nell’ orga- 
nismo dei bambini rachitici e tetanieci. (Die Verteilung der Kalksalze bei 
rachitischen und tetaniekranken Kindern.) (Osp. dei bambini, Mdano.) 
Riv. di clin. pediatr. Bd. 11, Nr. 10, S. 721—728. 1913. 

In den verschiedenen Organen von Kindern, die an Rachitis und Tetanie gelitten 
hatten, sowie auch von normalen Kindern, die an interkurrenten Krankheiten gestorben 
waren, wurde der Kalkgehalt bestimmt. Das Resultat der Untersuchung war, daß ein 
gesetzmäßiges Verhalten in der Verteilung der Kalksalze nicht festzustellen ist. Baldes. 

Schloss, Ernst: Zur Therapie der Rachitis. Mitteilg. 1. Die Wirkung von 
Phosphorlebertran und Calcium aceticum auf den Stoffwechsel des natürlich er- 
nährten rachitischen Kindes. (Großes Friedrichs-Waisenh. d. Stadt Berlin, Rummels- 
burg.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 78, H. 6, S. 694—722. 1913. 

Untersuchungen an einem Brustkind in verschiedenen Perioden einer florıden und 
späterhin heilenden Rachitis unter dem Einfluß verschiedener, therapeutisch wirksamer 
Medikamente (Phosphorlebertran, Calcium aceticum). Der N-Stoffwechsel verlief ziem- 
lich unabhängig von der Medikation. Auch die Fettresorption wurde nur in geringem 
Maße beeinflußt. Der Aschenumsatz hingegen wurde erheblich modifiziert: Zusatz von 
Phosphorlebertran verschlechterte die Retention, Phosphorlebertran und Calcıum 
aceticum verbesserte sie. Dieselben Verhältnisse zeigten sich beim Kalkstoffwechsel. 


— 314 — 


Auf den Umsatz der Magnesia wirkten beide Medikamente ungünstig ein. Der Phosphor 
zeigte ein gleichsinniges Verhalten wie der Kalk. Bei den Alkalien war die Retention 
an sich schon nicht gut, sie wurde durch Phosphorlebertran und Kalkdarreichung weiter 
verschlechtert. Birk (Kıel). 
Symptomatische Stoffwechselanomalien: 

Döri, Bela: Stoffwechseluntersuchungen bei einer mit Benzol behandelten 
chronischen, leukämischen Myelose. (Int. Klin., Univ. Kolozsvar.) Wien. klin. 
Wochenschr. Jg. 26, Nr. 49, S. 2034—2040. 1913. 

Bei einem Falle chronischer myeloischer Leukämie, welcher mit Benzol behandelt 
wurde, wurde der Gesamtstickstoffwechsel und die Ausscheidung des Kreatinins und 
Kreatins beobachtet. In bezug auf den Stickstoffwechsel ergab sich während einer 
Beobachtung von 50 Tagen eine ständig negative Bilanz. Im ganzen verlor der Patient 
220,699 g N, wa; einem Eiweißverlust von 1,379 kg entspricht. Die Kreatininaus- 
scheidung war vor der Benzoldarreichung ziemlich gleichmäßig 1,169 g täglich, Kreatin 
0,627 g. Von der 2. Woche der Behandlung zeigte die Ausscheidung des Kreatinıns 
und Kreatins eine Zunahme, dabei nahm die Vermehrung des Kreatins mehr zu als 
die des Kreatinins, so daß der Index zwischen diesen beiden Stoffen größer wurde. 
Die täglıche Ausscheidung des Kreatinins nahm allmählich zu und war am Schluß der 
Beobachtung um 6 mg höher als zu Beginn. Dieselbe Beobachtung bezüglich des 
Kreatininstoffwechsels wurde .früher nach Röntgenbestrahlung gemacht. In bezug 
auf die Kreatinausscheidung fand sich eine bemerkbare schädliche Verschiebung. 
Da das Auftreten des Kreatins mit dem endogenen Eiweißumlauf verbunden ist, so muß 
man eine schädigende Wirkung des Benzols auf den letzteren annehmen. Im ganzen 
glaubt Verf. nach seinen Stoffwechseluntersuchungen schließen zu dürfen, daB das 
Benzol trotz seiner günstigen Einwirkung nicht ohne Kontrolle angewendet werden 
dürfe. Herz (Wien). 

Innere Sekretion. 
Allgemeines über innere Sekretion: 

Guggisherg, Hans: Über die Wirkung der inneren Sekrete auf die Tätigkeit 
des Uterus. (Frauenklin., Univ. Bern.) Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynaekol. Bd. 75, 
H. 2, S. 231—245. 1913. 

Verf. berichtet über seine Untersuchungen über die Einwirkung wichtiger innerer 
Sekrete (Extrakte aus der Placenta, Thyreoidea und aus dem Corpus luteum) auf die 
Uterusmuskulatur. Die Untersuchungen wurden meist mit Meerschweinchenuter: 
(virginelle, gravide und puerperale) ausgeführt. Tötung des Tieres durch Nacken- 
schlag. sofortige Herausnahme des Uterus, der in Ringersche Lösung verbracht wird. 
Wenn der Uterus regelmäßige Kurven zeigte, wurde mit einer Pravazspritze das Ex- 
trakt in erwärntem Zustande unter geringem Druck in die Ringersche Lösung in 
die Nähe des Uterus verbracht. Die Extrakte wurden nach Zerkleinerung und Ent- 
blutung der Organe mit der Buchnerschen Presse unter 200 Atm. Druck hergestellt. 
Die Versuche ergaben, daß Thyreoidea und Placenta auf die motorische Funktion des 
Uterus einen Einfluß haben. Nicht so einheitlich war die Wirkung des Corpus luteum. 
Häufig trat eine Hemmung der Uterusbewegungen auf, in anderen Fällen wurde eine 
geringe Erregung auf den Uterus beobachtet. Im Serum von Graviden und Kreißenden 
ließ sıch keine Anhäufung von nachweisbaren wehenerregenden Substanzen nachweisen. 
dagegen konnten aus den kreißenden Uterus auf die Muskulatur des Uterus fördernd 
einwirkende Stoffe dargestellt werden. Engelhorn (Erlangen). 

Heimann, Fritz: Thymus, Ovarien und Blutbild. Experimentelle Unter- 
suchungen. (Univ.-Frauenklin., Breslau.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 51, 
S. 2829—2831. 1913. 

In einer früheren Arbeit (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 118) konnte Verf. zeigen, 
daß die Ovarien Ntoffe sezernieren, die eine Lymphocytose hemmen, während durch 


— 315 — 


die Thymus dem Blut Sekretionsprodukte übermittelt werden, die die Zahl der Lympho- 
cyten steigern. Verf. berichtet über neue, mit Kaninchen angestellte Experimente. 
Nach Exstirpation des Organs (Thymus bzw. Ovarıum) wurde der Einfluß dieser Ent- 
fernung auf das Blutbild untersucht und später der betreffende Preßsaft des Organs 
(Firma Hoffmann-La Roche) injiziert und hier das Blutbild wieder bestimmt. Der 
Ausfall der Thymussekrete ergab ein Fallen der Lymphocytenwerte; die Einverleibung 
der Thymusstoffe ein Steigen derselben. Desgleichen stiegen die Lymphocytenzahlen 
ganz beträchtlich nach Kastration, während nach Injektion von Ovarialpreßsaft die 
Werte fielen. Mit diesen Experimenten fanden die klinischen Untersuchungen des Verf. 
ihre volle Bestätigung. Enyelhorn (Erlangen). 

Biegański, W.: Ein Fall von Riesenwuchs bei einem l4jährigen Jungen. Me- 
dycyna ı Kronika Jg. 48, S. 472—477. 1913. (Polnisch.) 

Interessante kasuistische Mitteilung. 14!/,jähriger Knabe, Jude; Vater gesund, 
Mutter grazil gebaut, diabetisch, hochgradig nervös. In der Familie der Mutter einige 
(vier) Fälle von Diabetes mellitus und zwei Fälle von schwerem unheilbarem Wahn- 
sinn. Der Junge selbst, 184 cm hoch, wiegt 228 Pfund, leidet an anfallsweise auf- 
tretenden Kopfschmerzen, ist apathisch, faul; Muskelkraft sehr groß, ermüdet aber 
rasch. Psychisch minderwertig, lernt sehr schlecht. Appetit übermäßig, trinkt sehr 
viel. In den inneren Organen keinerlei Veränderungen, gute Entwickelung der Sexual- 
organe, unbedeutende konzentrische Gesichtsfeldeinschränkung, keine Hemianopsie. 
Urin: einige Liter täglich, von niedrigem spezifischem Gewicht, frei von Zucker; von 


Zeit zu Zeit Spuren von Albumen. — Der mitgeteilte Fall ist ein reiner Fall von 
Riesenwuchs, keine Merkmale der Akromegalie. Die Behandlung mit Ovarın und 
Oophorin (ein Jahr hindurch) war ohne Erfolg. Tomaszewski (Lemberg). 


Die Drüsen mit innerer Sekretion: 


Mosbacher, Emil: Klinisch-experimentelle Beiträge zur Frage: Thyreoidea und 
Wehentätigkeit. (Städt. Frauenklin., physiol.-chem. Inst. u. biol. Inst., Frankfurt a. M.) 
Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynaekol. Bd. 75, H. 2, S. 362—374. 1913. 

Schilddrüsenfütterungen bei schwangeren Tieren (30 Meerschweinchen) führten 
in der Mehrzahl der Fälle zur Unterbrechung der Schwangerschaft. Diese Unter- 
brechung der Schwangerschaft kann 2 Ursachen haben: es können die Schilddrüsen- 
stoffe direkt oder indirekt toxisch auf die Embryonen wirken oder direkt Uterus- 
kontraktionen herbeiführen. Verf. konnte durch Experimente am überlebenden Kanin- 
chenuterus (Versuchsanordnung nach A. Fränkel) nachweisen, daß Extrakt aus der 
Schilddrüse (Thyreoglandol) kontraktionsauslösend wirken kann; an sich unwirksame 
Dosen von Thyreoglandol konnten durch Adrenalin aktiviert werden; auch die um- 
gekehrte Anwendung der Versuche ergab die gegenseitige Aktivierung von an sich un- 
wirksamen Dosen von Thyreoglandol und Adrenalin. Versuche mit Thyreoglandol 
(2 ccm) an schwangeren Frauen ergaben unter 41 Fällen 12 mal eine Wehenvermehrung 
und Wehenverstärkung; in 12 Fällen wurde nach der unwirksamen Thyreoglandol- 
injektion die Kombination Adrenalin-Thyreoglandol angewandt, worauf in 7 Fällen 
eine eklatante Wirkung eintrat. Auch die klinische Beobachtung ergab, wie der Tier- 
versuch, die pharmakologisch interessante Tatsache, daß Thyreoglandol auf den schwan- 
geren Uterus kontraktionsauslösend wirken kann oder daß die eventuell fehlende Thyreo- 
glandolwirkung durch unterschwellige Adrenalindosen aktiviert werden kann. Engelhorn. 


Davidson, B.: Thirty-three cases of thyroid disease. (33 Fälle von Schild- 
drüsenerkrankung.) Med. rec. Bd. 84, Nr. 25, S. 1113—1117. 1913. 

Kasuistischer Bericht über Fälle von einfacher Schilddrüsenhypertrophie, tem- 
porärem funktionellem Hyperthyreoidismus, echtem Hyperthyreoidismus, über Misch- 
fälle von Hypo- und Hyperthyreoidismus, Myxödem und Fälle von Schilddrüsenstörung 
mit: Beteiligung anderer Blutdrüsen. Während die Mischfälle größtenteils als Umschlag 
eines Basedow in ein Myxödem aufzufassen sind, setzte einer der Fälle von Anfang 


— 316 — 


an mit gemischten Symptonien ein. In der Behandlung des Hyperthyreoidismus be- 
währte sich dem Verf. die Anwendung des Rogers-Beebeschen Serums, welches 
durch Behandlung von Kaninchen oder Schafen mit Nucleoproteinen und Globulin 
aus menschlicher Schilddrüse hergestellt wird. Allerdings brachte das Mittel in keinem 
Falle eine völlige Heilung. J. Bauer (Innsbruck). 

Salis, H. v., und A. Vogel: Die Beziehungen der Jodbehandlung zum lym- 
phoiden Gewebe und zur Blutlymphocytose bei einigen Fällen von Basedow, Hypo- 
thyreose und Struma ohne Funktionsstörung. (Chirurg. Klin., Unw. Bern.) Mitt. 
a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 2, S. 275—310. 1913. 

Unter genauer Angabe der klinischen Daten, des Blutbildes, der nach Bürker 
bestimmten Gerinnungszeiten und dem histologischen Befunde bei den in der Überschrift 
gegebenen Versuchsbedingungen kommen die Verff. zu folgenden Schlüssen: Das 
Blutbild zeigt auch bei intensiver Jodbehandlung bei gewöhnlichen Strumen 
keine Verschiebung der Leukocytenformel nach der Lymphocytenseite hin; keine 
Veränderung der Gerinnungszeit, während bei H y perth yreoidis mus und Basedow 
zunächst ein Lymphocytensturz mit späterem starken Anstieg bei Verkürzung der 
verlängerten Gerinnungszeit eintritt; der gleiche Effekt wie bei Myxödem und 
Cachexia thyreopriva, nur daß sich die Gerinnung entgegengesetzt verhält. Das 
histologische Resultat war: ın gewöhnlichen Strumen, auch nach Jod, keine Lympho- 
eyten, auch nicht bei Hyperthyreoidismus, wohl aber, zum Teil in Follikeln, bei Basedow. 
Ein Parallelismus zwischen Blut- und Strumalymphocytose besteht nicht. Es gibt 
Ausnahmen. Die Gerinnungszeiten werden als ,feinstes Reagens“ zur Differential- 
diagnose zwischen Hypo- und Hyperthyreoidismus bezeichnet. von den Velden. 

Halsted, William Stewart: Reconsideration of the question of experimental 
hypertrophy of the thyroid gland, and the effect of excision of this organ upon 
other of the ductless glands. (Wiederaufnahme der Frage nach der experi- 
mentell erzeugten Hypertrophie der Schilddrüse und die Wirkung der 
Fortnahme dieses Organs auf andere Drüsen ohne Ausführungsgang.) 
Americ. journal of the med. sciences Bd. 147, Nr. 1, S. 56—62. 1914. 

Verf. bespricht in einem Vortrage die widersprechenden Ergebnisse seiner Ver- 
suche, durch partielle Exstirpation eines Schilddrüsenlappens eine Hyperplasie des 
anderen zu erzeugen und kommt zu dem Schlusse, daß eine solche kompensatorische 
Vergrößerung und Hyperplasie ım restierenden Schilddrüsenanteil nur dann eintritt, 
wenn die Operationswunde nicht per primamı heilt und wenn infektiöse Momente 
mitspielen. Eine Schilddrüsenhypertrophie läßt sich auch durch experimentelle In- 
fektion mit Staphylokokken erzeugen und Symptome eines Hyperthyreoidismus 
können sich nach einer Tonsillitis, Appendicitis, Pneumonie, nach Typhus und anderen 
Infektionen entwickeln. Zahlreiche Untersucher fanden nach Thyreoidektomie Ver- 
„rößerung der Hypophyse mit Kolloidvermehrung und faßten diesen Befund als ein 
Zeichen der kompensatorischen Hvperfunktion auf. Verf. hält jedoch eine herab- 
gesetzte Aktivität der Hypophyse unter diesen Umständen für wahrscheinlicher. 
Weiter bezweifelt Verf. das Vorkommen einer Epithelkörperchenhypertrophie nach 
Schilddrüsenexstirpation. Die Thymus wächst und schwindet parallel mit der Schild- 
drüse. Die Thymus scheint durch die Schilddrüse aktiviert zu werden. J. Bauer. 


Verdauungstraktus. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Wertheimer, E., et G. Battez: Plethore hydremique et sceretion salivaire 
(Hydrämische Plethora und Speichelsekretion.) (Laborat. de physiol. de la 
faculté de méd., Lille.) Journal de physiol. et de pathol. gén. Bd. 15, Nr. 6, S. 1159 
bis 1171. 1913. 

Tierexperimentelle Untersuchungen über den Einfluß der intravenösen Zufuhr 
von Wasser oder Kochsalzlösung auf die Speichelsekretion. Die direkte Ursache für 


— 311 — 


die vermehrte Speichelabsonderung unter diesen Bedingungen ist die Erhöhung des 
Blutdruckes. Die Kompression der Bauchaorta erhöht ın gleicher Weise den Blutdruck 
in den oberhalb des Zwerchfells gelegenen Körperteilen und hat demzufolge, wenn auch 
ın geringerem Maße, eine ähnliche Wirkung. Alfred Lindemann (Berlin). 

Major, Ralph: Röntgenologische Beobachtungen am Säuglingsmagen. Zeit- 
schr. f. Kinderheilk. Orig. Bd. 8, H. 4, S. 340—350. 1913. 

An 31 kranken Säuglingen (der jüngste 9 Tage, der älteste 11 Monate) wurden die 
Versuche ausgeführt. Neben Untersuchungen an Säuglingen, die an einer ausgespro- 
chenen Dekomposition oder Dyspepsie litten, wurde die größte Zahl an Rekonvaleszenten 
vorgenommen. Gewöhnlich wurde Barium (20g Bariumsulfat zu ca. 100 ccm Flüssigkeit) 
angewandt, das nach Ansicht des Verf. wie auch andere Kontrastmittel einen ganz ge- 
nauen Überblick über die Form und Lage, aber nicht über den Füllungszustand des 
Magens gibt. Verf. erkennt bei seinen Beobachtungen den Magen des aufrechten Säug- 
lings als eine umgekehrte Retorte, den des liegenden Säuglings als einen unregelmäßigen 
Sack. Durch die Bewegungen des Zwerchfells werden Formveränderungen ım Magen her- 
vorgerufen, die einer Peristaltik ähnlich sind. Der Austritt der Milchmahlzeit in den 
Dünndarm, der in kleinen Teilen in der Regel unmittelbar nach der Mahlzeit statt- 
findet, ist beim kranken Säugling bald verzögert, bald beschleunigt und geht ähnlich, wie 
beim Erwachsenen, ohne die dort beobachtete starke Peristaltik vor sich. Der Magen 
selbst ist häufig nicht kontrahiert, sondern mit Luft aufgeblasen. Bamberg (Berlin). 

Wernstedt, Wilh.: Die pylorale Endpartie oder das Pylorusmundstück des 
Säuglings- und Affenmagens. Arch. f. Anat. u. Physiol., anat. Abt. Jg. 1913, Suppl.- 
Bd. S. 97—112. 1913. 

Verf. hat ın früheren Arbeiten nachgewiesen, daß die am pyloralen Magenabschnitt 
ım Säuglingsalter häufig anzutreffenden von E. Müller als Canalis pylori beschriebenen 
zylinderförmigen Bildungen als persistente Kontraktionszustände der dort befindlichen 
Muskelschichten anzusehen sınd. Er konnte aber dartun, daß andererseits auch beı 
Mägen, die durch Wasserdruck völlig erschlafft waren, dicht am Prylorus eine kleine 
Partie sich morphologisch abhebt, die er als pylorale Endpartie oder Pylorus- 
mundstück bezeichnet. Sie erstreckt sich vom Pylorus einen oder ein paar Zenti- 
meter an der großen Kurvatur entlang, dagegen nur einen oder wenige Millimeter 
an der kleinen. Beim Pylorospasmus bzw. der hypertrophischen Pylorus- 
stenose der Säuglinge ist es nach Wernstedts Auffassung gerade dieses Pylorus- 
mundstück, an dem sich die bekannten pathologisch-anatomischen Veränderungen 
einstellen. Das würde darauf hindeuten, daß dieser pyloralen Endpartie auch in funk- 
tioneller Hinsicht eine Sonderstellung zukommt. Verf. hatte Gelegenheit, emige 
hundert Affenmägen (Macacus und Cercopithecus) zu studieren und konnte die 
große Ähnlichkeit mit Säuglingsmägen und auch das Vorhandensein eines analogen 
Pylorusmundstückes konstatieren. Man könnte vermuten. daß diesem Magenteil 
die Funktion der Auspreßbewegung (Groedel) zukommt, doch ist dies keineswegs 
sicher. In einer Nachschrift nımmt Verf. in zum Teil polemischen Ausführungen 
Stellung zu der jüngst erschienenen großen Arbeit von Forssell über die Beziehungen 
der Röntgenbilder des menschlichen Magens zu seinem anatomischen Bau; er ver- 
wirft dessen Einteilung und schlägt folgende Einteilung des Magens vor: A. Längs- 
magen (1l. Fundus, 2. Corpus). B. Quermagen (1. Portio angularıs, 2. [Ventrikel-] 
Magenmotor, 3. Pylorusmundstück). Ibrahim (München). 

Schwarz, Gottwald: Zur intrastomachalen Kongofadenprobe. (Salzsäure- 
prüfung ohne Magenschlauch.) (I. med. Univ.-Klin.. Wien.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 40. Nr. 1, S. 20—21. 1914. 

Die von Späth 1887 aus der Riecelschen Klinik zuerst beschriebene und jetzt 
von Friedrich wieder empfohlene Konsofadenprobe hat den Nachteil, daß das 
am unteren Ende des mit Kongo gefärbten Zwirnfadens zur Beschwerung an- 
gebrachte Bleikügelchen beim Herausziehen leicht hinter dem Ringknorpel hängen 


— 318 — 


bleibt. Diesem Übelstand hilft Schwarz dadurch ab, daß er mit einer kleinen 
mit Ceroxyd gefüllten Gelatinekapsel beschwert, die sich im Magen löst. Diese von 
F. Reiner & Co., Wien IX, als Acido-Test-Kapseln in den Handel ge- brachten fertig 
adjustierten Kongofäden werden !/, Stunde nach dem Probefrühstück geschluckt 
und 1!/, Stunde lang ım Magen belassen. Je nachdem das Fadenende schwarzblau, 
blauviolett, violett gefärbt ist oder rot blieb, besteht höherer oder niedrigerer 
Säuregrad oder Anacidität; ım letzteren Falle muß die Probe wiederholt und ev. durch 
Röntgenstrahlen kontrolliert werden, da der Faden unter Umständen nicht bis in den 
Magen gekommen sein kann. Im übrigen aber gibt die Methode in bequemer 
Weise Aufschluß über die Säureverhältnisse, ohne natürlich den Magenschlauch ver- 
drängen zu können in den Fällen, in welchen keine Kontraindikation gegen seine 
Anwendung besteht. Schlippe (Darmstadt). 


Sembdner, Fritz: Über die Wirkung des Chloralhydrats auf den isolierten 
Kaninchendünndarm. (Physiol. Inst., Univ. Leipzig.) Pflügers Arch. f. d. ges. 
Physiol. Bd. 155, H. 1/2, S. 19—41. 1913. 

Sembdner geht aus von der Mitteilung von Dittler und Mohr, daß intravenöse 
Chloralhydratinjektion bei Katzen und Kaninchen lebhafte Peristaltik erregt. Während 
jene Autoren die Wirkung sekundär durch Blutdrucksenkung erklärten, will S. einen 
Beitrag zu der Frage liefern, ob eine direkte Darmwirkung des Chloralhydrats existiert. 
Benutzt wurden isolierte 5 cm lange Kaninchendarmstücke, deren Pendelbewegungen bei 
Längsmuskelschreibung in körperwarmer Tyrodelösuug am Kymographion registriert. 
wurden. Sorgfältige Versuchskautelen. Zusatz von Chloralhydrat in einer der Nähr- 
flüssigkeit ungefähr isotonischen Konzentration. Bei Dosen unter 0,05 auf 100 cem 
Tyrode stets rein erregende Wirkung, die kurze Zeit anhält (Amplituden des Pendelns 
werden größer, schwache Tonuszunahme). Bei Dosen über 0,05 lähmende Wirkung 
bis zum Stillstand in Diastole, bisweilen erst nach vorangehenden: starkem Erregungs- 
stadium. [In einigen Versuchen kam es nach großen Dosen zu unregelmäßigen, außer- 
gewöhnlich hohen, trägen, seltenen Kontraktionen. Die Frequenz des Pendelns wurde, 
wenn überhaupt, depressiv beeinflußt. Diese Wirkung ging der inotropen nicht parallel. 
Die Wirkungen sind reversibel (Auswaschversuche). S. erklärt die beobarhteten Er- 
scheinungen durch eine Ganglienzellennarkose mit Erregungs- und Lähmungsstadium. 

[atsch (Altona). 

Hirz, Otto: Untersuchungen am überlebenden Darm mit besonderer Berück- 
siehtigung der Wirkung von Uzaron. (Pharmakol. Inst., Unw. Marburg.) Arch. 
f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 74, H. 5, S. 318—352. 1913. 

Hirz unternimmt es, durch pharniakologische Experimente das Wesen der T’zaron- 
wirkung näher zu analvsieren. Untersuchungen an isolierten Darnıstücken nach Mae- 
n.us, ferner an Muskelstreifen von Magen, Blase, Uterus von Kaninchen und Katzen 
in Trrodischer Lösung bei 28°. Zur Bestimmung der Angriffspunkte der Wirkungen 
bedient sich H. einer rein pharmakologischen Methodik, inden: er teils antagonistisch 
wirkende Pharmaka gegeneinander aussptelt (Pilocarpin — Suprarenin), teils gleich- 
sinnig wirkende mit verschiedenem Angriffspunkt (nach stärkster Atropin-Tonus- 
minderung bewirken Adrenalin oder Uzaron weiteren Tunnsabfall), teils peripher an- 
sreifende Stoffe wie Chorbaryum als Test benutzt für das Erhaltensein peripherer Er- 
regbarkeit. Kymographionkurven. —- Resultate: Eine erregende Wirkung des Atro- 
pins fehlt amı überlebenden Kanınchendarm, w!rd nur in vereinzelten Fällen am Katzen- 
darm beobachtet. Zwischen Bewegungshenimung durch Splanchnieusreiz und auto- 
nomen Erregungsimpulsen besteht ein labiles Gleichgewicht, das sich leicht nach der 
einen oder anden Seite verschieben läßt. (Wechselspiel von Piiocarpin und Supra- 
renin). Dieses gesetzmäßige Gleichgewicht findet sich nicht bei Lähmung der auto- 
nomen Endigungen (Atropin) gegenüber der Erregung durch Pıilocarpın. Hierin zeigt 
sich bei eleichsinnigem Kffekt das funktionell Verschiedene zwischen autonomer Läh- 
mung und sympathischen Reiz. — U zaron hat am isolierten Darm zwei Wirkungs- 


— 319 — 


phasen, eine erregende mit. Tonuszunahme, darauf folgend eine lähmende mit all- 
mählichem Tonusabfall und Minderung des Pendelns in Amplitude und Frequenz bis 
zum Erlöschen. Am intakten Tier (Bauchfenster) fiel die erregende Phase fort. Gegen- 
über der analogen Wirkung des Adrenalins zeigt Uzaron infolge geringerer Löslichkeit 
und Diffusibilität ein langsameres Einsetzen und größere Nachhaltigkeit des Fiffektes. 
H. zweifelt nicht, daß Uzaron viele Indikationen des Atropins unter Vermeidung aller 
störenden Nebeneinflüsse erfüllen kann. Simaruba und Ipecacuanha haben keine 
beruhigende Wirkung auf den Darm. Katsch (Altona). 


Klee, Ph.: Der Einfluß der Splanehnicusreizung auf den Ablauf der Ver- 
dauungsbewegungen. HRöntgenversuche an der Katze. (I. med. Klin., München.) 
Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 154, H. 11/12, S. 552—570. 1913. 

Radiologische Beobachtungen eines in den Magen eingeführten Wismutbreies: 
l. An dekapitierten Katzen (Vermeidung von Narkose, von Großhirneinflüssen, dabei 
Zerstörung des Vaguszentrums). 2. An decerebrierten Katzen (Hirnstamm, Vagus- 
zentrum erhalten). Splanchnici majores wurden retroperitoneal durehschnitten. —- 
Reizung des peripheren Stumpfes des rechten Splanchnicus bewirkte stets nach kurzer 
Latenz Aufhebung der Magen- und Dünndarmbewegungen. Dies war be- 
sonders evident an den decerebrierten Tieren, bei denen die Magendarmbewegungen 
vor der Splanchnicusreizung sehr lebhaft waren (Wirkung des erhaltenen Vagus- 
zentruns). Der Sphincter pylori blieb während der Reizung geschlossen. Vorher- 
gehende Nebennierenexstirpation änderte die Wirkung des Splanchnicusreizes nicht. 
Reizung des zentralen Endes des N. crualis bewirkte nach doppelseitiger Splanchnico- 
tomie keine reflektorische Hemmung der Magenbewegungen. Am Dickdarm wurden 
nur in Minderzahl der Fälle und nur am proximalen Teil Hemmungswirkungen durch 
Splanchnicusreiz gesehen, nie motorische Erregung. Katsch (Altona). 


Spezielle Pathologie und Therapie: 
Mundhöhle, Speiseröhre: 

Chiari, H.: Über Fremdkörperverletzung des Oesophagus mit Aortenperforation. 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. öl, Nr. 1, S. 7—9. 1914. 

An der Hand von zwei Krankengeschichten weist Verf. auf ein wichtiges, bisher 
nicht hinreichend gewürdigtes Moment hin: den meist recht langen Zeitintervall 
zwischen der Oesophagusverletzung und dem Eintreten der durch die Aortenperforation 
bedingten letalen Blutung. 

Poulet, welcher 1879 17 derartige Fälle zusammenstellte, unterscheidet bereits zwischen 
einer „primären“ und einer „sekundären“ Aortenperforation nach Fremdkörperverletzung der 
Speiseröhre. Die ‚primären‘ (tötliche Blutung unmittelbar nach der Verletzung) sind sehr 
selten. Unter den 15 von Poulet geschilderten Fällen „sekundärer‘‘ Blutung war einer, welcher 
nach Verschlucken eines Sechsfrankstückes volle 13 Tage lang nicht die geringsten Beschwerden 
verursachte. Erst am 14. setzte die Blutung ein, welcher der Kranke schon am folgenden Tage 
erlag. Unter der großen Zahl später publizierter hierher gehöriger Fälle, bei welchen es sich 
meist um verschluckte Fischgräten oder Knochen handelte, findet sich nur ein einziger, welcher 
als „primäre“ Perforation aufzufassen ist. 

Auch die beiden von Chiari in vorliegender Arbeit beschriebenen Fälle, welche im 
Straßburger pathologischen Institut zur Sektion kamen, gehören hierher. In dem 
ersteren handelte es sich um eine Geisteskranke, welche nach heftigem Bluterbrechen 
gestorben war. Als Ursache des Traumas fand man bei der Sektion im Ileum eine 
zerbrochene Sicherheitsnadel, und im Rectum eine verbogene Haarnadel. Die Perforation 
der Aorta hatte sich hier sicher nicht unmittelbar an die Speiseröhrenverletzung an- 
»eschlossen. Vielmehr war durch die Fremdkörper, welche den Oesophagus durchstachen, 
die Aorta nur oberflächlich verletzt worden. Erst infolge der Infektion der Wunde 
kam es dann später zu einer Vereiterung der Aortenwand und zur letalen Blutung. 
In dem zweiten Falle des Verf., wo es sich um ein verschlucktes Knochenfragment 
handelte, hatten sich unmittelbar danach Schlingbeschwerden eingestellt. Eine 
daraufhin vorgenommene Sondierung war von einer unbedeutenden Blutung begleitet. 


z B e 


Am 6. Tage nach dem Verschlucken des Knochens kam es dann zu heftigem Blut- 
erbrechen, welches sich bei der in der Klinik ausgeführten schonenden Sondierung 
wiederholte und unmittelbar darauf zum Exitus führte. Während Poulet die Bildung 
eines Decubitus durch die meist spitzen und scharfkantigen Körper im Anschluß an 
Würgebewegungen und Sondierungsversuche für das Zustandekommen der Perforation 
für wesentlich hält, glaubt Chiari, daß dies zwar für einzelne Fälle zutreffe, daß aber 
meist die an die Verletzung der Speiseröhre sich anschließende eitrig-jauchige Entzündung 
hierbei die Hauptrolle spiele. Selbst wenn der den Oesophagus perforierende Körper 
die hinter ihm liegende Aorta gar nicht oder nur in ihren äußeren Schichten verletzt 
hat, kommt es dennoch häufig infolge der einsetzenden Phlegnione zu einer nachträg- 
lichen Durcheiterung und Zerstörung der gesamten Aortenwand resp. ihrer unverletzt 
gebliebenen Schichten. Kronecker (Berlin-Steglitz). 


Magen, Darm, Peritoneum : 


Leonard, Charles Lester: La radiographie de estomac et des intestins. (Die 
Radiographie des Magen-Darmkanals.) Arch. d’electr. méd. Jg. 21, Nr. 367. 
N. 297—328. 1913. 

Übersichtsreferat. G. Boehm (München). 


Disqué: Über Atonie und Gastroptose. Med. Klin. Jg. 1913, Nr.5, S. 175—179. 1913. 

Nach Aufführung einiger älterer Hypothesen über das Röntgenbild des Magens 
bei Atonie und Ptose wird ausführlicher die Therapie besprochen. Der Erfolg der Be- 
handlung wie auch der Sitz einer Binde läßt sich am besten mit Hilfe der Röntgen- 
strahlen kontrollieren. Groedel (Frankfurt a. M.). 


Elliott, T. R.: The experimental formation of acute gastric ulcers. (Die experi- 
mentelle Erzeugung von Magengeschwüren) (Unw. coll. hosp., London.) 
Quart. journal of med. Bd. 7, Nr. 26, S. 119—128. 1914. 

Injiziert man subcutan jungen Schweinen Tetrahydio-R-Naphtylamin, so ent- 
stehen Geschwüre von der Art des frischen Magengeschwürs. Sie entstehen durch die 
Einwirkung des Magensaftes auf die geschädigte Magenschleimhaut und kommen 
nicht zum Vorschein, sobald der Magen frei von Nahrung ist. Die Geschwüre bilden 
sich innerhalb einer bis zwei Stunden und heilen sehr schnell ab, trotzdem sie die 
Tendenz zur Eiterung besitzen. Das regenerierte Epithel bedeckt nach drei Tagen 
die rauhe Oberfläche und von dieser aus regenerieren sich später die Magendrüsen. 

Roubitschek (Karlsbad). 

Glaessner, K., und $. Kreuzfuchs: Über Uleus ventrieuli und duodeni. (III. med. 
Klin., Wien.) Wien. med. Wochenschr. Jg. 63, Nr. 48, S. 3082—3083. 1913. 

Die sog. „duodenale Motilität“ des Magnes beruht auf einer Störung der Pankreas- 
funktion. In allen operierten Fällen, in denen die Autoren duodenale Motilität beob- 
achtet haben (besonders bei Anwendung des von ihnen angegebenen Salzsäureversuchs) 
fand sich ein Durchbruch des Ulcus in das Pankreas. Sie unterscheiden 2 Reflex- 
vorgänge: „den Chemoreflex (Duodenalpylorusreflex), der in einem Verschluß des 
Pylorus beruht und durch ungenügenden Übertritt der Salzsäure ins Duodenum eine 
Hypersekretion des Pankreas und dadurch den 2. Reflex, den Pankreasduodenalreflex 
verhindert; dieser Reflex (Duodenalpvlorusreflex) findet sich unter normalen Verhält- 
nissen. Ist das Pankreas affızıiert, so überwiegt der Pankreasduodenalreflex, indem 
dann durch Öffnung des Pvlorus ein Übertritt von Salzsäure ins Duodenum statt- 


findet und so eine Hypersekretion des Pankreas ausgelöst wird, die den Pankreatiko- 
duodenalreflex weiterhin noch begünstigt.“ G@. Boehm (München). 


Füth, H.: Weitere Beiträge zur Verschiebung des Coecums während der Schwan- 
gerschaft. (Akad., Cöln.) Arch. f. Gynaekol. Bd. 101, H. 2, S. 362—375. 1913. 

Klinische und anatomische Beiträge zu Füths Lehre von der Verschiebung des 
Coecums nach oben durch den schwangeren Uterus. die von den meisten Autoren be- 
stätigt wude. Die mögliche Legeveränderung des Coecums nach oben bis unter die 


== JE ze 


Leber verschlechtert die Prognose der Appendicitis in graviditate, da die Lage des 
Entzündungsprozesses die Diagnose verschleiert und den richtigen Zeitpunkt zur 
Operation verpassen läßt. Auch wird ein beschränkter entzündlicher Prozeß nach 
plötzlicher Entleerung des Uterus durch die ausgedehnten Lageveränderungen der 
Därme propagiert. — Eingehende Widerlegung der Renvallschen Kritik von F.s 
frühereu Beobachtungen in dieser Frage. Albrecht (München). 

Giudicke: Sur un cas d’appendicite & ankylostomes. (Über einen Fall von 
A ppendicitis nach Ankylostomiasis.) Ann. d. hyg. et méd. colon. Bd. 16, 
Nr. 2, S. 436—440. 1913. 

Giudicke sah einen Fall, in welchem bei einer perforierten Appendix sich 7 
Ankylostomen fanden, von denen 5 weibliche Würmchen auf der Schleimhaut hafteten, 
während 2 männliche unter der Schleimhaut in der Nachbarschaft der Ulceration, die 
zur Perforation führte, lagen. Es zeigte sich bei der betreffenden Appendix kein son- 
stiges Zeichen einer chronischen Infektion und Entzündung, so daß man die Perforation 
auf die Würmchen beziehen müßte. H. Ziemann (Charlottenburg). 

Ulrichs, B.: Ein Beitrag zur Röntgendiagnose der Perityphlitis. (Städt. Krankenh., 
Finsterwalde N/L.) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahl. Bd.21, H. 2, S. 205—206. 1913. 

Gelegentlich gelingt es auch ohne Kontrastfüllung des Darmes den Wurmfortsatz 
darzustellen. Bei einem 7 jährigen Jungen, der wegen ,Hüftkrankheit“ in Behandlung 
kam, zeigte sich bei dorsoventraler Aufnahme im rechten Kleinbecken ein feiner un- 
regelmäßiger Strang. Da nunmehr auch Fieber festgestellt wurde, wurde angenommen, 
daß der Schatten dem entzündeten Wurmfortsatz entspreche und die Vermektomie 
ausgeführt. Der Appendix enthielt 16 Fremdkörper: Eierschalenstückchen, Kotsteine, 
Fruchtkerne, Stanniolpapier, Gummi, 2 Bleikörner und 1 Glasperle und befand sich im 


Zustand akuter Entzündung mit Perforationsgefahr. — Differentialdiagnostisch 
kommt eigentlich bei dem Röntgenbefund nur ein rechtsseitiger Ureterenstein in 
Betracht. Schlippe (Darmstadt). 


Quervain, F. de: Die Behandlung der akuten Appendieitis auf Grund einer 
schweizerischen Sammelstatistik. Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte Jg.43, Nr.49, S.1609 
bis 1656. 1913. 

Wenn auch die Zahl der Appendicitistodesfälle in der Schweiz in der letzten Zeit 
annähernd die gleiche geblieben ist — ca. 400 Todesfälle pro anno —, so ist dieses Fehlen 
eines therapeutischen Fortschrittes nur scheinbar, weil die bessere Diagnostik die 
Zahl der als Appendicitis erkannten Fälle vermehrt hat. Die bis 1895 fortgeführte 
7213 Fälle umfassende Statistik Sahlıs enthält 6,5%% chirurgisch und rund 93,5% intern 
behandelte Fälle. Die Gesamtmortalität betrug 9,4%, die Operationsmortalität 21%. 
Dagegen enthält die 6116 Fälle umfassende neue schweizerische Sammelstatistik aus 
den Jahren 1908—1912 83,3%, chirurgisch und 16,7%, intern behandelte Fälle. Die 
Gesamtmortalität dieser Fälle beträgt 7,8%, die operative Mortalität 8,1%,. Die in 
dieser Zusammenstellung enthaltenen 404 Anfälle umfassende Statistik der Basler 
Klinik von 1910—1912 besteht aus 91,5%, chirurgisch und 8,5°,, intern behandelter 
Fälle; die Gesamtmortalität beträgt 5,7°,, die operative Mortalität 6,2%,. Die neue 
schweizerische Sammelstatistik ergibt eindeutig den günstigen Einfluß der Früh- 
operation auf die Sterblichkeit. Es starben von den am erstem Tage Operierten (1723) 
0,69°,, von den am 2. Tage Operierten (1389) 4,7%, von den am 3. Tage Operierten 
(788) 10,7°.,, von den nach dem 3. Tage Operierten (1197) 21,2°,. Ebenso günstig wirkt 
die Frühoperation auf die Behandlungsdauer, welche bei den am 1. Tage Operierten 
durchschnittlich 17, bei den am 2. Tage Operierten 21,5, bei den am 3. Tage Operierten 
31,6, bei den am 4. Tage oder noch später Operierten 39,5 Tage betrug. Die interne 
Behandlungsdauer betrug durchschnittlich 29,3 Tage. Bei der konsequenten Durch- 
führung der Frühoperation werden sich immer Fälle finden, bei denen eine Fehldiagnose 
gestellt war. Bei vielen Fällen ist sowieso eine Laparatomie indiziert gewesen, z. B. 
bei perforierten Ulcera des Magens oder des Darmes u.a. m. Bei einer Anzahl Fälle 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 21 


besteht keine absolute Operationsindikation wie bei Gallenblasenerkrankungen und bei 
Adnexitis, bei einer dritten Gruppe war eine Laparatomie überhaupt nicht indiziert. 
(besonders bei Bronchopneumonien, welche als Pseudoappendicitis verlaufen). Diese 
3 Gruppen sind in vorliegender Statistik mit 53 resp. 17 resp. 24 Fällen vertreten. Der 
Einwand, daß bei der Frühoperation häufig nur wenig veränderte Wurmfortsätze 
entfernt werden, und daher ein operativer Eingriff überhaupt unnötig gewesen wäre, 
ist dadurch widerlegt, daß man nicht wissen kann, wie schwer die Krankheitserschei- 
nungen in den nächsten Tagen geworden wären. Während sıch am 1. Tage 46°, leichte, 
40°, schwere und 13°, sehr schwere Veränderungen finden, betragen am 2. Tage die 
Prozentzahlen 21°.,, 36°, und 42°. — Ist eine Frühoperation nicht mehr möglich, 
so sind die Indikationen folgende: a) konservative Behandlung, wenn der Anfall deutlich 
abklingt oder sich am 3. oder 4. Tage ein Herd abkapselt; b) bei Absceßbildung: Er- 
öffnung und Drainage des Abscesses und wenn möglich Entfernung des Wurmfort- 
satzes; c) bei diffusen Prozessen: Eröffnung des Peritoneums erst links dann rechts, 
wenn möglich mit Spülung und Drainage. — In der Diskussion heben Girard (Genf), 
Th. Kocher (Bern), Stierlin (Wintherthur), Brunner (Münsterlingen), Steinmann 
(Bern), Sauerbruch (Zürich) und Arx (Olten) die große Bedeutung der Frühoperation 
an der Hand eigener Statistiken hervor. Auch hinsichtlich der anderen Medikationen 
decken sich die Angaben der Diskussionsredner mit den Ansichten de Quervains. 
Pringsheim (Breslau). 

Seitz, A.: Über sekundäre Appendicitis bei Scharlach. (Städt. Krankenanst.. 
Cöln a. Rh.) Frankfurt. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 14, H. 3, S. 470—476. 1913. 

Appendicitis im Verlaufe von Scharlach ist selten. Mitteilung zweier Fälle von 
Geschwistern, die am 5. Tage einem schweren Scharlach mit hämorrhagischen Durch- 
fällen erlagen. Beide zeigten akute Appendicitis, nekrosierende Tonsillitis, Schwellung 
des ganzen lymphatischen Apparates. Mikroskopisch zeigten beide Appendices u.a. 
herdförmige Ansammlungen von Lymphocyten, Plasmazellen und eosinophilenLeuko- 
cyten in der Umgebung der Gefäße aller Wandschichten mit Ausnahme der Schleim- 
haut. Anzeichen, aus denen Kretz seine Anschauungen über die hämatogene Ent- 
stehung der Wurmfortsatzentzündung herleitete, fehlten. Es handelte sich nicht um 
eine Erkrankung der Wurmfortsätze von Gefäßen der Follikel aus. Doch lag auch 
nicht der enterogene Primäraffekt Aschoffs oder eine phlegmonöse Appendicitis vor. 
Es handelte sich vielmehr um wohl durch Toxinwirkung bedingte akut-lymphocytäre 
herdförmige Entzündung, wie sie beim Scharlach mitunter auch in der Leber und in 
den Nieren herdweise auftritt. Die Erkrankung der Appendix in solchen Fällen ist 
eine sekundäre, eine wesentliche Bedeutung für den Organismus kommt ihnen wohl 
nicht zu, da sie keine Wandzerstörung und damit auch keine lebengefährdenden Kom- 
plikationen verursachen. Es ist anzunehmen, daß sie restlos zurückgehen können, 
außer wenn sie durch Narbenschrumpfung Knickungen verursachen, welche Anlaß zur 
weiteren Wurmfortsatzentzündung im gewöhnlichen Sinne werden. Georg B. Gruber. 

Roux, C.: A propos de Vappendieite aigu&. (Über akute Appendicitis.) 
Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte Jg. 43, Nr. 49. S. 1603—1608. 1913. 

Die Appendix ist in ihrer klinischen Pathologie in vielen Hinsichten den übrigen 
Abdominalorganen in Parallele zu setzen. Ihren eigenen Charakter erhält die Entzündung 
der Appendix durch 3 Faktoren: das enge, oft fehlende Lumen und die Blindsackform. 
durch welche bei Veränderung der Basis Tota'gangrän des Organs bedingen 
kann; die fehlende physiologische Bedeutung der Appendix für den Verdauungsakt, 
wodurch Entzündungen usw. dieses Organs keine starken Magen-Darm-Symptome 
hervorrufen; die wechselnde Lage der Appendix im Peritonealraum, welche die Ver- 
schiedenaitigkeit der Komplikationen bedingt. —- Die Behandlung der Appendicitis hat 
im Laufe der leizten 30 Jahre mehrfache Wandlungen von einem Extrem ın das andere 
durchgemacht. Jetzt vertritt Roux den Standpunkt, daß die Früloperation sehr 
wesentliche Vorteile bietet, und daß ihre Gefahren gering, wenn auch nicht so minimal 


— 323 — 


als bei der Intervalloperation sind. Dagegen bietet die Intervalloperation — und eine 
solche ist wegen der Rezidivgefahr unbedingt zu empfehlen — den Vorteil, daß die 
besten äußeren Bedingungen ausgesucht werden können. Die Intervalloperation ist 
infolge alter Verwachsungen häufig schwierig. Während die Amputation der Appendix 
normalerweise 5—7 Minuten dauert, brauchte R. unter 454 Fällen 152 mal !/,—2®), 
Stunden. Pringsheim Breslau). 


Philipowiez, J.: Beitrag zur Diagnostik der Appendicitis im höheren Alter. 
(I. chirurg. Klin., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 26, Nr. 52, S. 2121—2127. 1913. 

Im höheren Alter nımmt die Appendicitis mitunter einen eigenartigen Verlauf, 
der ihre Diagnose erschwert. Unter 1080 Appendicitisfällen fielen nur 29 in das Lebens- 
alter über 50 Jahre. Philipowicz teilt die betreffenden Krankengeschichten mit. 
Der älteste Patient war 72 Jahre alt. Von den akut erkrankten hatten 9 schon früher 
Attacken gehabt. 15 dieser 29 Fälle erwiesen sich als typisch, boten nicht zu verkennende 
Symptome. 4 Fälle ließen nur die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit einer Appen- 
dicitis zu, nachdem entweder Anamnese oder eines der Hauptsymptome im Stiche ließ. 
in 11 Fällen täuschte der Verlauf andere Krankheiten vor, so daß eine Appendicitis 
var nicht in Frage zu kommen schien. Davon stellten sich 3 Fälle als „Appendicitis 
im Bruchsacke‘“ heraus. Ferner kamen als Diagnosen in Betracht Magencarcinom, 
Coloncarcinom, Pankreatitis, Ileus wegen Dormokklusion (Volvulus- oder Tumor- 
bildung). In 18 von den 29 Fällen waren die Appendix selbst und ihr Serosaüberzug 
affiziert, 11 mal war ferner das perityphlitische Gewebe beteiligt, so daß Geschwulst- 
und Absceßbildung eintrat, bei 6 Patienten entstand diffuse Peritonitis, 3mal fand sich 
ein Kotstein, 4 mal wurde Gangrän festgestellt. Die Mortalität betrug 7 Fälle = 24,2% ; 
als Ursache kamen in Betracht die bereits vorhandene Peritonitis, Coma diaheticum 
und Pneumonie. Gegenüber den Zahlen der Sammelstatistiken über die Mortalität der 
Appendicitis im allgemeinen ist die Gefährlichkeit dieser Erkrankung im Alter keine 
erhöhte. Vielleicht ist jedoch die Neigung zur Perforationsperitonitis eine größere. 

Georg B. Gruber (Straßburg ı. E.). 

Redwitz, Erich Frhr. v.: Über die Gefäßveränderungen am erkrankten Wurm- 
fortsatze. Ein Beitrag zur Frage der Colica appendieularis. (Chirurg. Klin. u. pathol. 
Inst., Würzburg.) Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 87, H. 2, S. 477—538. 1913. 

Die schon lange bekannten Gefäßveränderungen im Bereiche erkrankter Wurm- 
fortsätze haben von verschiedener Seite auseinandergehende Deutung erfahren. Haben 
ihnen doch manche Autoren eine primäre Rolle bei der Appendicitis zugesprochen. 
v. Redwitz hat nun 132 Appendices histologisch eingehend untersucht und teilt Fall 
für Fall in kurzer Darlegung mit. Dabei fand er nirgends eine Notwendigkeit, die Ver- 
änderungen im Wurmfortsatze als sekundär, die Gefäßerkrankungen als primär auf- 
zufassen, wenn auch mitunter für das Zustandekommen der Gangrän des Wurmfort- 
satzes pathologische Gefäßprozesse eine gewisse Rolle spielen mögen. „Hauptfaktor 
für das Eintreten der Gangrän ist wohl in erster Linie die Schwere und Art der Infektion; 
Zirkulationsstörungen, Anwesenheit von Kot bilden lediglich weitere Bedingungen.“ 
Auch für die Entwicklung der Appendixobliteration nimmt Autor die Gefäßverände- 
rungen nicht in Anspruch. Die Obliteration des Wurmfortsatzes ist ungezwungen zu 
erklären, wenn man nur die schweren entzündlichen Veränderungen und darauf sich 
aufbauenden Organisationsmöglichkeiten an den inneren Gewebsschichten bedenkt. 
Die Prozesse an den Venen und Arterien des Mesenteriolums bzw. des Wurmfortsatzes 
selbst sind teils als direkte Entzündungserscheinungen aufzufassen (Phlebitis und 
Periphlebitis, Periarteriitis, Panarterutis usw.), teils sind sie der Ausdruck toxischer 
Schädigung (der Media insbesondere) infolge der septischen Erkrankung; diese können 
wieder ausgemerzt werden. Immerhin ist aber in diesen Befunden eine gewisse Be- 
weiskraft gelegen für die Möglichkeit der entzündlichen Entstehung der Arteriosklerose 
im allgemeinen. Aus v. R.s Untersuchungen an einem auch klinisch gut beobachteten 
Materiale geht hervor, „daß für eine gewisse Art von bei Appendicitis chronica be- 

2i 


— 324 — 


obachteten kolikartigen, periodisch auftretenden Schmerzanfällen, die in der Literatur 
unter dem Namen der Colica appendicularis Erwähnung gefunden haben, eine anatomi- 
sche Unterlage gefunden scheint in den bei Appendicitis beobachteten Erkrankungen 
der Wurmfortsatzgefäße, insbesondere in den endarteriitischen Prozessen der 
Arterien bei Fällen histologischen Narbenstadiums“. Georg B. Gruber (Straßburg). 

Steinschneider, Emanuel: Colitis pseudomembranacea infantum. (Kinderpoli- 
klin., Univ. Halle a. S.) Arch. f. Kinderheilk. Bd. 62, H. 1/2, S. 47—48. 1913. 

Mitteilung von 3 Fällen von Ausscheidung von Schleimmembranen bei kleinen 
Kindern nach Überstehen einer schwereren Enteritis, ähnlich wie bei der Colica mucosa 
der Erwachsenen, jedoch ohne Koliken und ohne Störung des Allgemeinbefindens. 

Schneider (München). 

Bensaude, R., et D. Thibaut: Cancer de l’angle droit du colon, forme anömique. 
Radiographie à image lacunaire. (Krebs der rechten Kolonflexur, unter 
Anämie verlaufend. Radiographisch: Aussparungsbild.) Bull. et mem. 
de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 29, Nr. 35, S. 692—696. 1913. 

Bei einer 45jährigen Patientin wurde anfangs die Diagnose postmenorrhagische 
Anämie gestellt, bis mit dem Auftreten eines Tumors und okkulter Blutungen, schließ- 
lich von Stenoseerscheinungen und Kachexie erkannt wurde, daß es sich um ein Kolon- 
carcinom handelt. Ein Darmeinlauf mit 90 g Bismutoxyd ließ erkennen, daß in der 
Gegend der Flexura coli dextra in der Ausdehnung von mehreren Zentimetern eine 
lückenhafte Aussparung des Wismutschattens von einer Seite her bestand, wie man 
es bei Magencarcinomen meist, bei Koloncarcinomen nur äußerst selten sieht. Makro- 
skopisch war der Tumor 10—11 cm lang und stellte eine Wandverdickung dar, die auf 
der Innenfläche mit einer Anzahl kleiner, papulöser Erhebungen bedeckt war. Mikro- 
skopisch handelt es sich um ein Epitheliom. Schlippe (Darmstadt). 

Morley, John: Jackson’s pericolice membrane: its nature, clinical significance, 
and relation to abnormal mobility of the proximal colon. (Die perikolitische 
Membran von Jackson: ihr Ursprung, ihre klinische Bedeutung und 
ihre Beziehung zur abnormen Beweglichkeit des proximalen Kolons.) 
Lancet Bd. 2, Nr. 24, S. 1685—1690. 1913. 

Die von Jackson beschriebene perikolitische Membran ist kongenitalen und nicht 
entzündlichen Ursprungs. Sie ist gewöhnlich verbunden mit einer abnormen Beweg- 
lichkeit des proximalen Kolons, und sie stellt in solchen Fällen die erste Ursache einer 
Fixation des Kolons dar. Trotzdem eine perikolitische Membran eine Abknickung des 
Kolons bewirkt, ist sie eher nützlich als schädlich und soll nicht beseitigt werden. 
Die klinischen Symptome, welche eine Jacksonsche Membran hervorruft, sind durch 
die intestinale Stase im proximalen Kolon bedingt. Bei der operativen Behandlung 
müssen die normale Lage und Fixation des proximalen Kolons durch die Kolopexie 
hergestellt werden. Roubitschek (Karlsbad). 

Duhem, Paul: La fonction peristaltique de l’intestin dans les maladies nerveuses 
à forme depressive. (Die peristaltische Funktion des Darmes bei den ner- 
vösen Erkrankungen der depressiven Form.) Journal de méd. de Paris 
Jg. 33, Nr. 48, S. 936—938. 1913. 

Die Obstipation der meisten Patienten, die an einem depressiven Nervenleiden 
litten, war bedingt durch eine Atonie des Colon transversum und descendens. Zur 
Behandlung dieser Formen wird das Peristaltine (Glucosid der Cascara-sagrada- Rinde), 
subcutan injiziert (21/,—3cem pro die fünf Tage hindurch), besondersempfohlen. G. Boehm. 

Weil, Ludwig: Über Diarrhöe und unsere Antidiarrhoica. Dtsch. med. Wo- 
chenschr. Jg. 39, Nr. 46, S. 2241—2243. 1913. 

Nach einer kurzen Zusammenfassung unserer Kenntnisse über den Mechanismus 
des Durchfalls, bespricht Verf. einzelne Antidiarrhoica, um zuletzt näher auf das 
Cotoin einzugehen, das trotz seiner glänzenden Erfolge in anderen Ländern, besonders 
Italien, in Deutschland nur wenig bekannt ist. Cotoin ist das wirksame Prinzip der 


— 325 — 


bolivianischen Cotorinde; chemisch gehört es zu den Phloroglucinderivaten. Es haften 
ihm Mißstände an: widerwärtiger Geschmack, zweifelhafte Verträglichkeit. Ein neues 
verbessertes Präparat der Cotoinklasse ist das Resaldol. Pharmakologisch hat es Im- 
pens untersucht. (Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 649.) Die Wirkung wurde an 
23 Fällen von Enteritis erprobt. Der Erfolg war eklatant. Besonders gut war die 
Wirkung bei Durchfällen der Phthisiker, obwohl die meisten andern gebräuchlichen 
Antidiarrhoica hier versagt hatten. Fritz Weinberg (Rostock). 


Hirsch, Rahel: Enteroptose und Zwerchfelltiefstand. Charite-Ann. Jg. 37, 
S. 88—93. 1913. 

R. Hirsch gibt einen kurzen Abriß der Anatomie, der Physiologie und Pathologie 
des Zwerchfells. Sie konnte röntgenologisch als Folge einer Enteroptose sehr häufig 
einen Tiefstand des Zwechfells ermitteln. Die Ursache dieser Veränderungen, die eine 
Reihe mehr oder minder schwerer Symptome bedingen kann, ist bei Frauen in letzter 
Linie sehr häufig in der durch den Geburtsakt zerstörten Bauchpresse zu suchen. H. 
empfiehlt als Behandlung neben einer geeigneten Pflege im Wochenbette und dem 
Tragen einer Bauchbinde eine systematische Kräftigung der Gesamtmuskulatur unter 
besonderer Berücksichtigung des Zwerchfells und der Bauchpresse sowie eine zweck- 
mäßige Ernährung. Hürter (Marburg). 

Bircher, E.: Leukofermantin statt Campheröl in der Behandlung peritonealer 
Affektionen. Zentralbl. f. Chirurg. Jg. 40, Nr. 43, S. 1657—1659. 1913. 

Bircher hat bei 500 Bauchoperationen Leukofermantin angewendet. Er gießt 1—2 Fla- 
schen (50 ccm) Leukofermantin, welches vorher auf 30° erwärmt wird, in den Bauch. Er hat von 
dieser Methode „absolut den Eindruck erhalten, daß dadurch schwere Peritonitisfälle leichter 
verlaufen, daß die Ausheilung eine raschere und sichere war, daß die komplizierenden Prozesse 


wie Abscesse und Ileus viel seltener auftraten‘. „Ungünstige Ausgänge sind dabei auch zu cr- 
leben.“ B. glaubt aber, daß diese Therapie einer Nachprüfung wert wäre. Iselin (Basel).CH 


Leber- und Gallenwege. 


Rodano, Francesco: I fegato infettivo acuto. (Über akute infektiöse 
Leber.) (Osp. magg. di S. Giovanni, Torino.) Riv. crit. di clin. med. Jg. 14, Nr. 51, 
S. 801—808. 1913. 

Das Krankheitsbild entwickelte sich bei dem 20jährigen Pat. in kurzer Zeit: Müdigkeit 
und Schwäche, Kopfschmerzen, Fieber; am 2. Tage äußerst starke, an Intensität zunehmende 
Schmerzen im rechten Hypochondrium. Erbrechen. Status bei der Aufnahme in die Klinik: 
Remittierendes Fieber mit Schweißausbrüchen, Puls 94. Bauchwand gespannt, an der rechten 
Seite auf Druck schmerzhaft, besonders in der Lebergegend. Die Leberdämpfung reicht nach 
oben bis zur 4. Rippe, nach unten bis dreifingerbreit unterhalb des Rippenbogens, der Leber- 
rand wegen der Muskelspannung nicht tastbar. Verstopfung. Im Harn Eiweiß. Blutbefund: 
Starke Leukocytose (19000); Polynucleäre Neutrophile 70, -eosinophile 0, -basophile 0, Über- 
gangsformen 4, große Mononucleäre 4, azurophile Lymphocyten 2, Lymphocyten 20, sudanophile 
Leukocyten 1,5°%,. Radioskopisch ist eine enorme Vergrößerung der Leber konstatierbar; ent- 
sprechend dem Rippenbogen in der rechten Parasternalis ein scharfer Schatten mit unbestimmten 
Grenzen. Am 21. Krankheitstage Probelaparotomie. Befund: keine Perihepatitis, die vergrößerte 
Leber über der ganzen Oberfläche von gleichmäßiger, normaler Konsistenz ; die Oberfläche voll- 
kommen glatt. Im Blute spärliche Streptokokken. Nach der Laparotomie langsames Zurück- 
gehen sämtlicher Symptome, nach 4 Wochen spontane Heilung. Die zuerst gestellte Diagnose 
Leberabsceß mußte vom Verf. in die der akuten infektiösen Leber (Bozzolo) umgeändert 
werden. Verf. macht auf die bereits von Berard betonte Tatsache, daß dem radioskopisch fest- 
gestellten schärferen Schatten in der Leber keine Veränderung des Leberparenchyms zugrunde 
liegt, was Berard auch durch Einschnitte und Punktionen in dem Leberparenchym nachweisen 
konnte. Poda (Lausanne). 


Gouget, A., et R. Pierret: La part de l’insuffisance höpatique dans l’ héma- 
témèse des cirrhoses. (Die Rolle der Leberinsuffizienz bei der Entstehung 
der Magenblutung der Cirrhotiker.) Presse med. Jg. 21, Nr. 104, S. 1049 
bis 1050. 1913. 

Verff. sind der Ansicht, daß die Magenblutungen der Cirrhotiker häufig nicht me- 
chanischen Ursprunges sind, sondern durch toxische Einwirkung auf die Gefäßwände 
verursacht werden. Isaac (Frankfurt). 


— 3216 — 


Riese, H.: Die Ätiologie und pathologische Anatomie der Gallensteinkrank- 
heit. Ergebn. d. Chirurg. u. Orthop. Bd. 7, S. 454—514 (Berlin: Springer). 1913. 

Es handelt sich um ein ausführliches Referat, das die Anatomie und Histologie 
der Gallenwege, die Chemie der Galle, die Ätiologie des Gallensteinleidens (Mikroben 
und andere ätiologische Faktoren), die aseptische Gallensteinbildung, die entzündliche 
Gallensteinbildung, die für die Gallensteinbildung aufgestellten kolloidchemischen Er- 
klärungen Schades und sonstige Theorien über die Steinbildung und endlich die 
pathologische Anatomie der Cholecystitis nach den neueren Darstellungen wider- 
spiegelt. Im letzten Abschnitt sind besonders berücksichtigt die sog. Lusch kaschen 
Schläuche, die Ausheilungsformen der Cholecystitis, die pericholecystischen und die 
cholangischen Veränderungen, die Rezidive der Steinbildung und die Steinlösung, die 
Beziehungen zwischen Gallensteinleiden und Krebs, andererseits zwischen Gallen- 
steinen und Pankreaserkrankungen. In den Schlußsätzen macht Riese auf die große 
Bedeutung aufmerksam, die offenbar der erhöhten Cholesterindiathese für die Gallen- 
steinbildung zukommt. Danach sind die grundlegenden Faktoren der Grallenstein- 
bildung: die Stauung der Galle, die Übersättigung der Galle mit Cholesterin und 
die Entzündung. Georg B. Gruber (Straßburg). 


Pankreas. 


Almagià, M.: Sull’ esistenza di una lattasi pancreatica. (ber das Vor- 
handensein einer Pankreaslaktase.) (Istit. di patol. gen., Roma.) Arch. di 
fisiol. Bd. 11, Nr. 5, S. 355—359. 1913. 

Verf. untersuchte die spaltende Kraft auf die Laktose des Darmschleimhaut- 
extraktes normaler Hunde und solcher nach Pankreasexstirpation. 

Die gleich nach der Tötung des Tieres präparierte Darmschleimhaut wurde 36 Stunden in 
destilliertem Wasser (mit 2%, Toluolzusatz) mazeriert, filtriert, und dem klaren Filtrat Laktose 
im Verhältnis von 1—2°, zugesetzt. Nach 2stündigem Verbleiben bei einer Temperatur von 
37° wurde das ganze gekocht, das Eiweiß entfernt, wieder filtriert und der Zucker nach Leh- 
mann oder mit der Methode der Osazone austitriert. 

Bei Hunden nach Pankreasexstirpation zeigt das Darmschleimhautextrakt: ein 
geringeres Spaltungsvermögen für die Laktose als bei normalen Hunden. Poda. 


Vernon,H.M.:The auto-catalysis oftrypsinogen. (DieAuto-KatalysedesTryp- 
sins.) (Physiol. laborat., Oxford.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 4/5, S. 325—338. 1913. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 9, S. 114.) Die Verwandlung des Trypsinogens in 
Trypsin ist ein autokatalytischer Vorgang, oder aktives Trypsin wirkt auf das Zymogen 
als Aktivator. Für diese schon 1901 ausgesprochene Ansicht wird neues Versuchs- 
material beigebracht. 

Die Versuche wurden mit Pankreassaft angestellt, welcher durch Secretininjektion ge- 
wonnen war. Die tryptische Wirkung wurde mit der Metacaseinmethode nach Roberts be- 
stimmt, bei welcher mit gleichen Teilen Wasser verdünnte Milch verwendet wird. Das Casein 
wird durch das Labferment des Pankreassaftes in cine thermokoagulable Form überführt. und 
die Zeit dieser Verwandlung, festgestellt durch fortlaufendes Kochen von Proben jede 20—-30 Se- 
kunden, ist umgekehrt proportioniert der Fermentmenge !". Lab und Trypsin sind zwar nicht 
identisch, doch werden die Zymogene unter gleichen Bedingungen in die Enzyme übergeführt. 
so daß man das eine annähernd mit dem anderen messen kann. Die Enterokinase wurde ge- 
wonnen durch Zerreiben abgekratzter Mucosa und Submueosa vom Hüundedünndarm mit 
Sand, Schütteln mit der doppelten Menge von Chloroformwasser und Filtration nach 20 Stun- 
den. Mit Chloroformzusatz im Refrigerator aufgehoben, bleibt das Filtrat in der Wirkung kon- 
stant. Noch besser halten sich Glycerinextrakte der Mucosa bei Zimmertemperatur. 

Die Aktivierung inaktiven Pankreassaftes mit Enterokinase zeigt eine fortlaufende 
Beschleunigung bis zum Ende der Reaktion. Mit Enterokinase aktivierter Saft wirkt 
noch erheblich stärker aktivierend, als seinem Enterokinasegehalt entspricht. Da auch 
spontan. ohne Enterokinase, aktivierter Saft einen gleichen Effekt hat, so ıst die Haupt- 

. Y m ` . . rm . . i 
rolle bei der Überführung des Trypsinogens in Trypsin dem entstehenden Trypsin zuzu- 
schreiben. Dies gilt aber nur für Aktivierung bei Zimmertemperatur und bei Herab- 
setzung der Alkalınıtät des Pankreassaftes durch Neutralisation. Das Trypsin frisch 
aktivierten Saftes ıst zum größeren Teil sehr labil, wird z. B. bei 0,07% Sodagehalt in 


— 327 — 


einer Stunde bei 38° zu über 60% zerstört. Die Alkalinität des unverdünnten Pankreas- 
saftes genügt ferner ebenfalls, um die Ansammlung unstabilen Trypsins zu verhindern, 
so daß die Beschleunigung der Reaktion ausbleibt. Gerade dieses Trypsin wirkt nämlich 
am stärksten aktivierend. Das in länger aufgehobenen Extrakten restierende stabile 
Trypsin hat nur ein sehr viel geringeres aktivierendes Vermögen. Die Übereinstimmung 
ım Ablauf der durch Enterokinase und durch Trypsin oder Gemische beider Substanzen 
bedingten Aktivierung berechtigt zur Annahme einer Autokatalyse. Es ist ferner anzu- 
nehmen, daß die Umwandlung des Trypsinogens in Trypsin im Dünndarm wohl durch 
Enterokinase eingeleitet wird, größtenteilsabereinautokatalytischerProzeß ist. Kirchheim. 


Matko, J.: Ein Beitrag zur quantitativen Beurteilung der Pankreasfunktion. 
(II. med. Klin., Wien.) Arch. f. Verdauungs-Krankh. Bd. 19, H.6, S. 663—672. 1913. 

Eine annähernd quantitative Beurteilung der äußeren Pankreassekretion durch 
die Bestimmung des Trypsingehaltes im Stuhl ist bei genauer Einhaltung folgender 
Versuchsordnung möglich: 

Am Vorabend des Versuchs erhält der Patient ein flüssiges Nachtmahl (Suppe, Milch) 
und danach 15 g Karlsbader Salz in 300 ccm Wasser. Nach 2 Stunden ein hohes Seifenwasser- 
klysma, das wiederholt wird, falls bis 1 Uhr nachts kein Stuhl erfolgt. So werden Versuchs- 
fehler durch alte Kotmassen vermieden. Morgens früh 7 Uhr Verabfolgung eines Schnitzels 
von 130—150 g und einer Karmingelatinekapsel zur Abgrenzung des Stuhls. Nach 2 Stunden 
15 g Karlsbader Salz, in 200 cem Wasser gelöst, und dazu 200 cem Leitungswasser. Nach 4 
bis 5 Stunden erfolgt fast regelmäßig ein flüssiger Stuhl von 300— 700 cem in mehreren Schüben. 
deren Trypsingehalt erheblich wechselt. Die verschiedenen Portionen der Carminstühle werden 
vereinigt und ihre Gesamtmenge festgestellt. Das klare Stuhlfiltrat wird mit 0,1l proz. Soda- 
lösung 10 resp. 100fach verdünnt und seine tryptische Kraft mit der von Orlowski modifi- 
zierten Großschen Methode bestimmt. Als tryptische Einheit gilt die Menge, welche in 24 Stun- 
den bei 56° 10 ccm einer 0,l proz. Caseinlösung verdaut. Hiernach wird der Trypsingehalt 
des gesamten Stuhls in Einheiten berechnet. 


Die Trypsinmengen unterliegen bei gesunden Menschen großen Schwankungen. 
Die untere Grenze scheint 6000 Einheiten zu sein, die obere ungefähr 100 000 Ein- 
heiten. Hypersekretion ist bei Icterus catarrhalis und Carcinom der Gallenwege fest- 
gestellt worden. Hypofunktion des Pankreas mit weniger als 5000 Einheiten kommt 
bei Achylia gastrica und Erkrankungen der Leber und Gallenwege vor. Bei Fehlen 
des Trypsins, wenn es nicht durch Verschluß der Papilla vateri zustande kommt, sind 
Achylıa pankreatica simplex und completa zu unterscheiden. Bei der ersten Krank- 
heitsform tritt durch Salzsäuredarreichung eine Steigerung des Trypsins auf, bei der 
zweiten nicht. — Der Antitrypsingehalt des Blutes wurde zugleich berücksichtigt. 
Er ist bei der Hyposekretion normal, bei einzelnen Fällen von Achylia simplex herab- 
gesetzt, bei Achylia completa gleich Null. Bei der Hypersekretion werden über- 
normale Antitrypsinwerte beobachtet. Trypsingehalt des Stuhles und Antitrypsingehalt 
desBlutes zeigen also in einzelnen Fällen auffallendes Parallelgehen. Kirchheim. 


Le Comte, R. M.: Adenomata of the islands of Langerhans. (Adenome der 
Langerhansschen Inseln.) (Army med. school, Washington.) Journal of med. 
res. Bd. 29, Nr. 2, S. 251—258. 1913. 

Beschreibung eines Falles von Adenomen der Langerhansschen Inseln, bei wel- 
chem ein genauer Obduktions- und mikroskopischer Befund gemacht werden konnte. 
Die Patientin starb an einer Kleinhirntuberkulose, der Urin war zuckerfrei. Bei den 
bisherigen 13 Fällen von Pankreasadenom war in 55%, Glykosurie nachweisbar. Die 
Adenome der L.-Inseln sind als eine das Leben nicht verkürzende Krankheit zu be- 
zeichnen. Sie allein können nicht als alleinige Ursache der Diabetes bezeichnet werden. 
Sie scheinen eine kompensatorische Hypertrophie gegenüber der diabetischen Stoff- 
wechselstörung darzustellen. Glaessner (Wien). 

Milz. 

Eppinger, Hans: Zur Pathologie der Milzfunktion. Mitteilg. 2. (I. med. Klin., 
Wien.) Berliner klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 52, S. 2409—2411. 1913. 

Von der Voraussetzung ausgehend, daß die Splenektomie als Heilfaktor für 


— 328 — 


die perniziöse Anämie stets in Betracht zu ziehen sei, danach die Ursache der Anämie 
in einer gesteigerten Hämolyse liege, untersucht Verf. an der Hand von 7 Fällen die 
Frage, ob sich histologisch in der Milz Beweise für diese Ansicht erbringen lassen. 
Eppinger fand die durch Splenektomie gewonnenen Milzen sehr blutreich, gefüllt 
mit den charakteristischen Zellen des perniziös anämischen Blutes, ferner mit Ery- 
throcyten gefüllte Phagocyten und häufig Zeichen des Durchtritts von Erythrocyten 
aus dem Milzparenchym in die Sinus. Besonders wichtig erscheinen ihm Zeichen hya- 
liner Degeneration der Follikelarterien bis in die Gegend der Einmündung in die venösen 
Sinusgebiete. Dadurch soll nämlich eine Zirkulationsstörung für den Erythrocyten- 
durchtritt zustande kommen, wodurch die Erythrocyten schon im Follikel in seitliche 
follikuläre Äste der Zentralarterien abgedrängt werden. Da diese nach Weidenreich 
wandungslos in der Pulpa endigen sollen, gelangen die Blutkörperchen direkt in das 
Pulpaparenchym. Hier sollen sie durch die Berührung mit Bindegewebs- und Lymph- 
zellen geschädigt werden, so daß sie dann in der Leber einer raschen Hämolyse verfallen. 
Die primäre Schädigung sieht E. also in einer hyalinen Erkrankung der Follikelarterien, 
die gleichsam zu einer kontinuierlichen Blutung in die Pulpa führe. Fälle, die durch 
die Splenektomie wenig oder nicht gebessert werden, in denen die Urobilinurie nicht 
schwindet, erklärter durch vikariierende Tätigkeit, in gleichem Sinne wie die Milz, von 
seiten der Hämolymphdrüsen. (Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, 8. 680.) Ziegler. 


Brill, N. E., and F.S. Mandlebaum: Large-cell splenomegaly (Gaucher’s disease); 
a clinical and pathological study. (Großzellige Splenomegalie, Gauchers 
Krankheit; eine klinische und pathologische Studie.) Americ. journal of 
the med. sciences Bd. 146, Nr. 6, S. 863—883. 1913. 

Besprechung der klinischen Symptome und des pathologischen Befundes der 
Splenomegalie vom Typus Gaucher auf Grund dreier eigener Beobachtungen und der 
Literatur. Herz (Wien). 


Urogenital-System. 
Nieren: 
Barker, Lewellys F.: The commoner forms of renal disease, with special refe- 
rence to the knowledge of them most useful at present to the general practitioner. 
(Die häufigsten Formen von Nierenerkrankung, mit besonderer Berück- 
sichtigung der den praktischen Arzt interessierenden Fragen.) Americ. 
journal of the med. sciences Bd. 145, Nr. 1, S. 42—69. 1913. 

Meist werden alle Nierenerkrankungen unter dem Sammelnamen ‚Nephritis‘“ zu- 
sammengeworfen, ohne Rücksicht darauf, ob eine degenerative, entzündliche, zirkula- 
torische Nephropathie vorliegt oder ob toxische resp. infektiöse Faktoren ätiologisch 
in Betracht kommen. Die neueren Erfahrungen haben in dieser Hinsicht manche 
Klärung gebracht: Symptome, welche das Vorhandensein einer Nierenerkrankung 
anzeigen oder den Verdacht auf eine solche wachrufen: Urinveränderungen (Albumin- 
urie, Cylindrurie, Poly- resp. Oligurie, Nyeturie, Hyposthenurie, Hämaturie), Ödeme, 
vasculäre Veränderungen (Erhöhung des Blutdruckes, Hypertrophie des linken Ven- 
trikels), urämische Symptome. Klinisch sind 3 Formen von Nierenerkrankung zu 
unterscheiden: die akute Nephropathie, die subakute oder chronische Nephropathie 
mit echtem renalem Ödem, die chronische langsam verlaufende Nephropathie ohne 
renale Ödeme. (Tabelle, enthaltend die Characteristica des Urins, Krankheitsdauer, 
Verlauf, Komplikationen usw.) Die pathologische Anatomie ist durch zahlreiche 
neuere Beobachtungen bereichert, während ältere Begriffe, wie parenchymatöse resp. 
interstitielle Erkrankung, gefallen sind und teilweise anders gedeutet werden (Schrumpf- 
niere-Arteriosklerose). Atiologisch sind 2 große Gruppen von Nierenerkrankungen 
zu unterscheiden: die hämatogene oder absteigende Nephropathie (diffus: tubuläre 
degenerative N., Glomerulonephritis, chronisch-arteriosklerotische N.; fokal: eitriye, 
hämorrhasische Embolie, akute interstitielle Nephritis (Scharlach), exkretorische 





— 329 — 


bakterielle Nephritis) und die urinogene oder aufsteigende Nephropathie (Hydro- 
nephrose, pyogene oder tuberkulöse Pyelonephritis).. Was die Beeinflussung unserer 
Auffassung der Nierenerkrankungen durch die Resultate der experimentellen 
Nierenschädigungen angeht, so muß betont werden, daß die letzteren zu einer 
wesentlichen Klärung der ganzen Sachlage beigetragen haben; es ist aber zu berück- 
sichtigen, daß jede Substanz ihre eigenen Exkretionsgesetze hat, so daß man die Re- 
sultate der einen Untersuchungsmethode nicht ohne weiteres auf die der anderen über- 
tragen darf. Neue weitgehende Aussichten für die Erkenntnis des Wesens der Nieren- 
erkrankungen bieten die Forschungen der Colloidehemie. Ein weiteres Hilfsmittel 
stellten die funktionellen Nierenprüfunsmethoden dar: Phenolphthaleinprobe 
(Indikator für tubuläre Schädigung), Lactoseprobe (verlangsamte Ausscheidung weist 
auf eine Schädigung der renalen Blutgefäße), Jodkaliumprobe (verlangsamte Aus- 
scheidung spricht für Schädigung der Tubuli), Kochsalzprobe (Insuffizienz gegen grö- 
Bere Dosen NaCl weist auf tubuläre Erkrankung), Wasserprobe (niedriges spez. Ge- 
wicht deutet auf tubuläre Erkrankung). Zum Schluß erfolgt eine eingehende Be- 
sprechung der Prophylaxe und Therapie. Alfred Lindemann (Berlin). 


Aschoff, Ludwig: The pathogenesis of the contraeted kidney. (Zur Patho- 
genese derSchrumpfniere.) Arch.ofinternalmed. Bd. 12, Nr. 6, S.723—738. 1913. 

Zusammenfassende Darstellung der hauptsächlich am Aschoffschen Institute 
gewonnenen Ergebnisse über den feineren morphologischen Bau der Niere, speziell des 
tubulären Abschnittes und die funktionelle Wertigkeit der einzelnen Teile. Sämtliche 
bisher studierten experimentellen Nierengifte führen zu einer tubulären Schädigung, 
eine vasculäre Schädigung ist bis jetzt im Experiment nicht gelungen. Auch Cantharıdın 
und Arsen, nach Schlayer und Hedinger fast ausschließlich vasculäre Gifte, wirken 
nur auf den tubulären Apparat. Der Unterschied der einzelnen Nierengifte (Chrom, 
Sublimat, Uran, Cantharidin, Arsen) beruht in ihrem verschiedenen Angriffspunkt in den 
einzelnen Abschnitten des Tubulus und in den differenten anatomischen Veränderungen. 
In letzter Zeit ist es nun Baehr am Aschoffschen Institut gelungen, durch intra- 
arterielle Uranvergiftung typische Glomerulonephritiden vom Löhleinschen Typ 
zu erzeugen, die Lebensdauer der Versuchstiere war jedoch zu kurz, um eine glomeruläre 
Schrumpfniere zu erzielen, ganz abgesehen davon, daß eine Schädigung des Glomerulus 
nicht mit einer vasculären Schädigung identifiziert werden darf. Da uns die experimen- 
telle Forschung gerade auf dem Gebiete der vasculären Nierenschädigung im Stiche 
läßt, sind wir bei einer Einteilung der Nephritiden ausschließlich auf unsere Erfahrungen 
am menschlichen Material angewiesen. Nach einer übersichtlichen Einteilung der 
chronischen Nephropathien wendet sich Aschoff speziell der Pathogenese der ge- 
nuinen und sekundären Schrumpfniere zu. In der Pathogenese der primären genuinen 
Schrumpfniere spielen entzündliche Vorgänge nur gelegentlich eine Rolle (im Anschluß 
an Scharlach und Streptokokkeninfektion). Für die Mehrzahl der Fälle müssen wir 
eine relativ frühzeitig einsetzende Sklerose der feinsten Verzweigungen der Nieren- 
arterie verantwortlich machen, an die sich atrophische Herde des Parenchyms und 
hyaline Degeneration des Glomerulus anschließen. Ob diese präsenile Arteriosklerose 
der Nierengefäße Hand in Hand geht mit einer gleichsinnigen Schädigung anderer 
peripherer Gefäßbezirke und dadurch die klinischen Symptome (hoher Blutdruck, 
Herzhypertrophie) bedingt sind, oder ob wir diese Erscheinungen als sekundäre, durch 
die primär isolierte Nierenschädigung hervorgerufen, auffassen sollen, läßt sich heute 
ebensowenig entscheiden wie die Frage nach der eigentlichen Ätiologie der Erkrankung. 
Tatsache ist nur, daß die sklerotische Schrumpfung der Niere als Ergebnis der primären 
Gefäßerkrankung aufzufassen ist, analog der arteriosklerotischen Schrumpfniere. 
Daß die Niere in diesen Fällen trotzdem ihre Funktion aufrechterhält oder Polyurie 
auftritt, erklärt sich durch eine kompensatorische Mehrleistung der hypertrophischen 
intakten Nierenelemente. Die sekundäre Schrumpfniere hat ihren Ausgangspunkt in 
entzündlichen Veränderungen des eigentlichen Nierenfilters, hier ist der primäre Sitz 


— 330 — 


der Erkrankung der Glomerulus, die pathologischen Veränderungen treten viel aus- 
gebreiteter auf, für regenerative Prozesse bleibt weniger Raum. Daher hier die so 
häufig beobachtete Niereninsuffizienz. Tritt Polyurie auf, so hat sie dieselbe Ursache 
wie die bei der genuinen Schrumpfniere beobachtete. Mit unsern funktionellen Proben 
prüfen wir in diesen Fällen ausschließlich die Leistung des noch intakten Gewebes, 
welches mehr weniger maximal arbeitet, über das eigentlich erkrankte Gewebe gewinnen 
wir damit keinen Aufschluß. ÖOligurie bei schweren Nephritiden dieser Form ıst eın 
Zeichen der Glomerulusschädigung, keinesfalls der Gefäßerkrankung. Ebenso ist 
Polyurie kein Zeichen einer Übererregbarkeit der erkrankten Gefäße, sondern lediglich 
Ausdruck einer kompensatorischen Mehrleistung der normalen Gefäße und ıhres renalen 
Filterapparates. Barrenscheen (Frankfurt a. M.). 


Parodi, Umberto: Sulla patogenesi del rene grinzo. (Die Pathogenese der 
Schrumpfniere.) (/stit. di anat. patol., univ., Genova.) Sperimentale Jg. 67, Nr. 6. 
S. 859—908. 1913. 

Die pathologisch anatomische Untersuchung von 14 Fällen von Schrumpfniere 
ergab, daß es Fälle gibt von ausgesprochener Glomeruloneph.itis und Sinne Löhleins 
ohne wesentlichen Befund an den kleinen Gefäßen. Dann fanden sich bei einigen Fällen 
glomerulo-nephritische Befunde und daneben Veränderungen, die von Alterationen der 
kleinen Gefäße abhängig waren. Schließhch waren darunter Fälle, bei denen die krank- 
haften Befunde ausschließlich Folgen primärer Gefäßveränderungen waren. Baldes. 


Engelen: Zur Ätiologie der Schrumpfniere. (Marienhosp., Düsseldorf.) Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 2, S. 80. 1914. 

Verf. weist auf die Versuche Sıegels hin, die das Vorkommen akuter Nephritis 
nach Erkältung beim Hund demonstrieren und betont die Bedeutung des Schweißfußes 
für die Ätiologie mancher akuten und chronischen Nephritis beim Menschen. A. Heineke. 


Achard, Ch., et A. Leblane: Empoisonnement oxalique avec n£phrite aigue 
terminée par la guérison. (Akute Nephritis durch Oxalsäurevergiftung 
mit Ausgang in Heilung.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 29, 
Nr. 38, S. 881—887. 1913. 

Suicidversuch einer 68jährigen; die genommene Giftmenge war nicht bekannt. 
Akute, sehr heftige, dann subakute gastrische Erscheinungen. Mehrtägige Oligurie, 
100—800 cem, starke Albuminurie und Cvlindrurie, kein Ödem, keine Urämie, die 
Ambardsche Konstante stieg bis 1,15, der Harnstoffgehalt des Blutes bis 0,35%. 
Trotzdem geringer prozentualer Harnstoffgehalt des Urines. Verff. weisen auf dies 
Verhalten als auf einen Indicator für den Sekretionswert des Nierenparenchyms speziell 
hin. Patientin nach 7 Wochen mit einer Spur Albuminurie entlassen. A. Heineke. 


Pollitzer, Hanns: Zur Kenntnis der Beziehungen zwischen Niere und Tonsille 
und zur Diagnose okkulter tonsillogener Nierenläsionen. (7/. med. Klın., Univ. Wien.) 
Med. Klinik Jg. 9, Nr. 51, S. 2106—2109. 1913. 

Die Eiweißfällung durch Essigsäure ist in erster Linie durch Bindung von Chon- 
droitsäure an Eiweiß bedingt. Außer dem Mucin, mucinähnlichen Substanzen und der 
Chondroitinsehwefelsäure kommen für diesen Vorgang noch die Gallensäuren und die 
Nucleinsäure in Betracht. Die Essigsäurefällung hochkonzentrierter Harne, speziell 
jugendlicher Individuen, ist bei normalem Gehalt an Chondroitsäure dadurch bedingt, 
daß die Eiweißmenge des Urins das physiologische Maß überschreitet. Im Gegensatz 
hierzu steht das Auftreten einer starken Eiweißtrübung ın eiweißfreiem Harn nach 
Zusatz von Serumalbummn in essigsaurer Lösung (Angabe über die Technik). Das 
Phänomen ıst durch mitunter sehr erhebliche Vermehrung der Chor.droitsäure des Urines 
bedingt, die Verf. als Chondroiturie bezeichnet; er fand als Normalwert 45—74 mg 
im Liter, bei pathologischen Fällen 123—246 mg. — Die Chondroiturie kommt bei Er- 
wachsenen nur vorübergehend im Gefolge von Infektionskrankheiten vor, dagegen ist 
die chronische Chondroiturie im späteren Kindesalter und der Pubertätszeit charakte- 


— 3311 — 


ristisch für asthenische Individuen eines gewissen Typus mit chronischer Infektion 
oder Insuffizienz des lymphatischen Rachenrings. Ist der Urin eiweißfrei, besteht auch 
keine provokatorische Albuminurie, so kann dennoch .die Chondroitsäurereaktion des 
Nachtharnes auf einen pathologischen Zustand der Nieren hinweisen, der später in 
orthotische oder andersartige zunächst gutartige Albuminurie übergehen kann. Verf. 
teilt eine Beobachtung mit, die ihn veranlaßt, die Chondroiturie zu den Befunden 
Scheidemanns in Paralelle zu setzen, der nach Anginarezidiv und Tonsillotomie 
vermehrte Bakterienausschwemmung im Harne nachwies. Die Chondroiturie ist somit 
Symptom einer bakteriellen Nierenschädigung junger Individuen bei der oben genann- 
ten Infektion. Hinweis auf die diagnostische Bedeutung der Reaktion und ihren Wert 
für Therapie und Prophylaxe. A. Heineke (Badenweiler). 

Wendenburg, Friedrich: Die Ätiologie der orthotischen Albuminurie unter 
besonderer Berücksichtigung ihrer Beziehungen zur Tuberkulose. (Städt. Kinder- 
heilst., M.-Gladbach.) Arch. f. Kinderheilk. Bd. 62, H. 1/2, S. 34—42. 1913. 

Um die Beziehungen der orthotischen Albuminurie zur Tuberkulose am geeigneten 
Material einmal zu studieren, unternahm Verf. ausgiebige Untersuchungen an den 
Pfleglingen derGladbacher Kinderheilstätte, die wegen Blutarmut, Skrofulose und Tuber- 
kulose dort Aufnahme finden. Die tuberkulöse Infektion wurde durch die Pırquetsche 
Impfung festgestellt, der orthotische Versuch bestand in Istündigem Gehen in auf- 
rechter Haltung mit auf dem Rücken verschränkten Armen. Dabei stellte sich zunächst 
heraus, daß der orthotische Versuch bei den Kindern mit negativem Pirquet häufiger 
positiv ausfiel, als bei den Kindern mit positivem Pirquet. Bei einer kleineren Reihe 
älterer tuberkulöser Personen im Alter von 14—20 Jahren war der positive Ausfall 
der orthotischen Versuche unabhängig von der Ausdehnung des Lungenprozesses, 
stand aber in zweifelloser Beziehung zum Alter, indem die jüngere Gruppe die doppelte 
Zahl von positiven Reaktionen aufwies. In einer anderen Gruppe von kräftigen Kin- 
dern mit „typischen Beschwerden des Orthotikers“ hält Verf. jede Beziehung zur 
Tuberkulose für völlig ausgeschlossen ; dagegen besteht ein unverkennbarer Zusammen- 
hang in sehr vielen Fällen zwischen dem positiven Ausfall des orthotischen Versuches 
und einer Infektion des Iymphatischen Rachenringes. Es handelte sich dabei um eine 
chronische Pharyngitis bzw. Tonsillitis. Bei der Beurteilung der Eiweißreaktionen 
bewertet Verf. am meisten die Fällung auf Essigsäure; unter Berufung auf Mörner 
und Pollitzer, nach deren Untersuchungen Essigsäurefällung zeigende Urine organische 
Säuren, vor allem Chondroitinschwefelsäure enthalten, die durch Essigsäure aus einer 
Bindung frei wird und nun ihre eiweißfällende Kraft auf die in jedem Urin spurweise 
vorhandenen Serumalbumine geltend macht, deduziert Verf. nun folgendermaßen: 
Die Essigsäurefällung ist stets der Ausdruck einer Nierenläsion, sei es einer mechanisch- 
vasomotorischen oder einer infektiösen. Unter Voraussetzung einer Wechselwirkung 
zwischen mechanischen und vasomotorischen Einflüssen glaubt er an eine reine Form 
der orthostatischen Albuminurie, bei der die Korrelation der Nierenlage des wachsenden 
Individuums eine Nierenrinden-Glomerulusschädigung veranlaßt. So kommt es zur 
Chondroiturie. Eine solche Niere ist Infektionseinflüssen zugänglicher und damit für 
die Entstehung einer chronischen Nephritis prädisponiert. Zum rein mechanischen 
Moment gesellt sich also noch das infektiöse:: orthotisch-infektiöse Albuminurie. (@ötzky.* 

Jaschke, Rud. Th.: Die prognostische Bedeutung von Erkrankungen der Nieren 
in der Schwangerschaft besonders herzkranker Frauen. (Univ.-Frauenklin., Gießen.) 
Arch. f. Gynaekol. Bd. 101, H. 2, S. 396—429. 1913. 

1. Herzklappenfehler sind, soweit sie kompensiert sind, meist ohne Bedeutung für 
aie Schwangerschaft und das Leben der herzkranken Frau; dagegen sind Herzmuskel- 
erkrankungen je nach der Ätiologie, Dauer, Ausdehnung und Sitz des Prozesses von 
zweifelhafter Prognose. Die Schwierigkeit liegt hier auf diagnostischem Gebiete, ebenso 
bei der Kombination von Herzfehler und “Herzmuskelerkrankung. — 2. Von den 
Nierenerkrankungen haben nur diejenigen eine größere Bedeutung, die mit Blutdruck- 


— 332 — 


steigerung einhergehen. Letztere führt bei längerer Dauer zur Hypertrophie zunächst 
der linken Herzkammer, und bei ungenügender Leistungsfähigkeit dieser zur Hyper- 
trophie des rechten Herzens. Die häufigste Nierenaffektion in der Gravidität, dıe 
„Schwangerschaftsniere‘, ruft keine wesentliche Drucksteigerung und Belastung des 
Herzens hervor. Die chronische Schwangerschaftsniere dagegen (,Nephropathıa gra- 
vidarum‘“) führt zu einer Blutdrucksteigerung, doch erreicht auch hier die Steige- 
rung der Herzarbeit niemals höhere Grade (jedoch droht hier in 6—8% Eklampsıe 
mit der großen Gefahr der akuten enormen Mehrbelastung des Herzens). Zu der 
stärksten Blutdrucksteigerung führt die chronische Nephritis in graviditate (Blut- 
druckmaximum 240 und mehr), zudem ist hier die Therapie äußerst wenig erfolg- 
reich und demgemäß treten die Erscheinungen der Herzhypertrophie hier sehr 
deutlich hervor, die Herzarbeit ist ganz enorm gesteigert, so daß selbst ein vorher 
gesundes Herz unter Umständen versagen kann. Wichtig ist, daß Schwangerschafts- 
niere, Nephropathia gravidarum und chronische Nephritis in grav. ohne scharfe 
Grenzen ineinander übergehen können. — 3. Bei der Kombination von Herz- und 
Nierenerkrankung in der Gravidität kommt es vor allem auf die Beschaffenheit des 
Herzmuskels an. Die Prognose verschlechtert sich mit der Erkrankung des Herz- 
muskels. Die Komplikation ist in jedem Falle sehr dubiös und ernst, und es ist für 
die Therapie im allgemeinen zu fordern, bei allen durch eine mit Hypertonie 
einhergehenden Nierenerkrankung komplizierten Schwangerschaften 
herzkranker Frauen nicht zu lange mit der Schwangerschaftsunter- 
brechung zu zögern. Albrecht (München). 


Nobecourt, Milhit et Bidot: Grande azotémie passagère au cours d’une né- 
phrite aiguë. (Bedeutende vorübergehende Stickstoffvermehrung im Blute 
während einer akuten Nephritis.) Bull. de la soc. de pédiatr. de Paris Bd. 15, 
Nr. 8, S. 413—420. 1913. 

Am Ende der ersten Woche einer hämorrhagischen Nephritis bei einem 7!/,jährı- 
gen Mädchen betrug der Harnstoffgehalt des Liquor cerebrospinalis 4,57°/,., des Blut- 
serums 6,17°/,0. Diese Harnstoffanhäufung dokumentierte sich klinisch durch Er- 
brechen, Teilnahmlosigkeit und Schwäche. Nach einigen Tagen sank, zugleich mit der 
Besserung des Allgemeinbefindens, der Harnstoffgehalt des Blutes sukzessive: 9 Tage 
nach dem Höhepunkt von 6,17°/,, betrug er 0,83°/,., nach 20 Tagen nur noch 0,22°/s0- 
— Azotämie ist bei Kindern nicht häufig und beträgt fast nie mehr als 1—2°/,o- 
Der Gehalt des Blutes an Harnstoff ist ein Zeichen für die Funktionskraft der Nieren 
und erlaubt einen besseren Schluß auf die Schwere der Erkrankung als der Eiweiß- 
gehalt des Urins. Durch Harnstoffzulage von 10—20 g zur Nahrung kann man bei 
mangelhafter Nierenfunktion die Azotämie verstärken. Im vorliegenden Fall stieg der 
Harnstoffgehalt des Blutes im Beginn der Erkrankung durch Harnstoff-Fütterung von 
0,2 auf 0,9°/,,, später nur von 0,21 auf 0,29%. Grosser (Frankfurt a. M.).* 


Bromberg, Richard: La signification de l’index h&ömo-r6nal pour le diagnostie 
et le pronostic des affections des reins. (Die Bedeutung des hämorenalen 
Index für die Diagnose und Prognose der Nierenerkrankungen.) Journal 
d’urol. Bd. 4, Nr. 5, S. 739—746. 1913. 


Bromberg bezeichnet als hämorenalen Index das Verhältnis zwischen der Salzekonzen- 
tration im Urin und der im Blute, das normalerweise 2 : Il betrage; der normale hämorenale 
Index sci also 2. Danun beiallen Nierenerkrankungenim Beginne zuerst.die Salz- 
ausscheidung gestört sei und erst mehr oder weniger später die Stickstoffaus- 
scheidung, so genüge die Konstatierung eines herabgesetzten hämorenalen 
Index zur Feststellung einer Insuffizienz der Nieren. Von besonderer Wichtirkeit 
sei das Verfahren für viele Fälle von chirurgischen Erkrankungen der Niere zur Feststellung der 
Suffizienz der scheinbar gesunden Niere. Zur Feststellung des hämorenalen Index hat B. 
einen Apparat konstruiert, in dem die Konzentration des Serunis bzw. des Urins an dem Wider- 
stande gemessen wird, den die zu untersuchenden Flüssigkeiten einem hindurchgesandten elek - 
trischen Strome bieten. Genaue Beschreibung des Apparates. (Abbildungen.) Colmers.CH 


— 333 — 


Gluzinski, A.: Ein Beitrag zu der von mir sog. „Uraemia achlorica“. Lwowski 
Tygodnik lekarski Jg. 1913, Nr. 50, S. 800. 1913. (Polnisch.) 

Krankengeschichte eines Falles von Urämie mit heftigem Erbrechen stark sauren 
Inhaltes und Verminderung der Chloride im Harne. Nach Verabreichung von Digi- 
talıs, Campher- und Coffein-Injektionen besserte sich der Zustand, und Chloride traten 
in größerer Menge im Harne auf. Gluzifski will die in manchen Fällen von Ne- 
phritis plötzlich auftretenden urämischen Erscheinungen als Folge der plötzlichen 
Undurchlässigkeit der Niere beurteilen. Im Anschluß an die letzte Arbeit R. v.d. Vel- 
dens (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, 8. 695) über die Nierenwirkung von Hypo- 
physenextrakten beim Menschen, stellt G. die Hypothese auf, ob vielleicht in man- 
chen Fällen von Nierenentzündung eine veränderte Funktion der Hypophyse für den 
Ausbruch der geschilderten urämischen Erscheinungen anzuschuldigen wäre. Sohn. 


Strauss, H.: Neuere Ergebnisse auf dem Gebiete der Pathologie und Therapie 
der Nephritis. Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 11, Nr. 2, S. 34—40. 1914. 


Linossier, G.: Einige Bemerkungen zur Diät bei Nierenkrankheiten. Rolle 
der Eiweißstoffe. (4. internat. Kongr. f. Physiotherapie, Berlin, 28. III. 1913.) 
Med. Klinik Jg. 9, Nr. 52, S. 2143—2144. 1913. 

Referat früherer Veröffentlichungen. Hedinger (Baden-Baden). 
Harnwege und Genitalien: 

Bachrach, Robert: Über atonische Dilatation des Nierenbeckens und Harn- 
leiters. (Rothschildspit., Wien.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien, Sept. 
1913.) Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 88, H. 2, S. 279—286. 1913. 

Es gibt eine durch dynamische Stauung hervorgerufene, hydronephrotische Er- 
weıterung der Niere infolge atonischer Schlaffheit des zugehörigen Ureters an seinem 
vesicalen Ende. Als Ursache für diese Erschlaffung der Uretermuskulatur kann außer 
dem früher von anderen Autoren experimentell erwiesenen, von der Blase ascendie- 
renden Entzündungsprozeß eine angeborene muskuläre Insuffizienz des Ureters in 
Betracht kommen. Therapie: Bei der einseitigen Erkrankung Exstirpation der Hydıo- 
nephrose und des erweiterten Ureters. Bei doppelseitigen Fällen Beseitigung der Stau- 
ung durch wiederholten Ureterkatheterismus. Scheidemandel (Nürnberg). 


Debeaux: Les caleuls vésicaux latents, symptomatologie fruste dans la tuber- 
eulose vésicale. („Latente“ Blasensteine, diagnostische Schwierigkeiten 
bei der Blasentuberkulose.) Rev. prat. des malad. des organ. génito-urin. Jg. 10, 
Nr. 59, 5. 321—335. 1913. 


Bei einer Anzahl von Blasensteinen fehlen die klassischen Symptome („latente Steine“). 
Die Symptomatologie des Blasensteines ist abhängig vom Alter des Patienten, vom Sitz des 
Steines (Divertikelsteine), vom Zustande der Blase (Cystitis, Tuberkulose). Gleichzeitige 
Prostatahypertrophie erschwert die Diagnose. Bei hartnäckigem Blasenleiden muß an das 
Vorhandensein eines Steines gedacht werden. Die Cystoskopie fördert in unklaren Fällen die 
Diagnose. Der Wert der Röntgenuntersuchung wird nicht betont. Frangenheim (Cöln).CH 


Blut und blutbildende Organe. 


Allgemeine Morphologie, Physiologie, Methodik: 

Walcher, Albrecht: Zur Morphologie der Erythrocyten. (Ved. Klin.. Freiburg.) 
Dissertation: Freiburg 1913. 17 S. u. 1 Taf. (Tübingen, H. Laupp jr.) 

Als Untersuchungsflüssigkeit zur Beurteilung der physiologischen Form der 
-Erythrocyten erscheinen dem Verf. nur zulässig: 1. die Untersuchung im ganz frischen 
Objektträgerpräparat und 2. im unversehrten lebenden Blutgefäß. Verf. stellt fest, 
daß die Form der Erythrocyten schon bei geringer Veränderung der Untersuchungs- 
bedingungen beträchtlichen Schwankungen unterworfen ist. Innerhalb der Blut- 
gefäße finden sich physiologischerweise glocken- und diskusförmige Erythrocyten. 
Die Zahl der Glocken steigt bis zu gewissen Grade proportional der Sättigung des Blutes 
mit Sauerstoff. Fritz Loeb (München). 


—- 3J — 


Hopf, Karl: Über Knochenmarksgewebe in der Nebenniere. (KÄranken} .. 
München-Schwabing.) Dissertation: München 1913. 13 S. (R. Müller & Steinicke.) 

In beiden Nebennieren einer 76jährigen wurde Fettgewebe von Erbsengröße ge- 
funden. Der histologische Befund erweist es als Knochenmarksgewebe. Auffassung 
einer ‚kompensatorischen Bildung extra-medullären Marks bei durch schwere Affektion 


in seiner Funktion gelähmtem Knochenmark. — Der mitgeteilte Fall ist die zweite 
einschlägige Beobachtung. Die erste rührt von Gierke (Festschr. f. Arnold im 7. Sup- 
plementband zu Zieglers Beiträge 1905). Fritz Loeb (München). 


Klatschko, M, N.: Über das Verhältnis der weißen Blutkörperchen in der 
Tonsille und ihre Diapedese. (Hals-, Nasenpoliklin., Königsberg.) Dissertation: Könies- 
berg 1913. 18 S. (Hartung.) 

Versuch festzustellen, welche Blutzellen sich in der Tonsille befinden, wie sie sich 
gegeneinander und gegen das übrige Gewebe verhalten, und welche Zellen und wir 
dieselben an der Diapedese teilnehmen. Die Leukocyten scheinen nur auf einen Reız 
toxischer oder chemischer Natur zu diapedieren. Sie kommen nicht aus dem Lymph - 
strom, sondern wandern aus dem subepithelialen Capillarnetz. Nach dem Abklingen 
einer akuten Entzündung klingt die Diapedese ab. Die Auswanderung der Plasma- 
zellen, die überall vereinzelt diapedieren, ist ein passiver Vorgang. Früz Loeb. 


Collingwood, B. J., and M. T. MacMahon: The nature of thrombin and anti- 
thrombin. (Die Natur des Thrombins und Antithrombins.) (Physiol. laborat., 
univ. coll., Dublin.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 1/2, S. 44—53. 1913. 

Das Thrombin wird durch Erhitzen auf 50—60° C zerstört; ebenso durch Säure und 
Alkali sowie durch Pankreassaft. Das Antithrombin wird erst durch Erhitzen auf 
60—65° C sowie durch Säure zerstört. Es ist nur in alkalischem Medium wirksam. Verff. 
glauben, daß Thrombin ein Eiweißkörper und Antithrombin ein proteolytisches Fer- 
ment ist. Fibrin ist eine Kombination von Thrombin und Fibrinogen. Isaac. 


Hoffmann, Paul: A simple method of calibrating the differential blood gas appara- 
tus. (Eine einfache Methode zur Eichung des Differentialblutyasappa- 
rates.) (Physiol. laborat., Cambridge.) Journal of physioi. Bd.47, Nr.3, S.272-274. 1913. 


Beschreibung eines kleinen Apparates, welcher es ermöglicht, ein Gasvolumen durch den 
entstehenden Druckzuwachs manometrisch zu bestimmen. Frey (Königsberg). 

Arneth, J.: Untersuchungen über die Arnethsche Methode der Bestimmung 
des neutrophilen Blutbildes. Bemerkungen zum Referat Schilling-Torgau über 
A. v. Bonsdorff. (Fol. haematol. Bd. 15, Zentralorgan, S. 31.) Fol. haemato!. 
Bd. 17, H. 3, Archiv, S. 416—418. 1913. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 126. 


Pathologie und Therapie. 
Eigentliche Blutkrankheiten: 


Meyerstein, W.: Über pathologischen Blutzerfall. Ergebn. d. inn. Med. u 
Kinderheilk. Bd. 12, S. 480 —514 (Berlin: Springer). 1913. 

Man darf annehmen, daß die roten Blutzellen innerhalb der Blutbahn Destruktionen 
erleiden können, daß sie dann von der Milz abgefangen und zerstört werden und daß 
die Leber den weiteren Abbau der zerstörten Blutzellen übernimmt. Mannigfaltige 
Krankheitsbilder sind bei pathologischem Blutzerfall beobachtet: als hervorstechendste 
Symptome sind Hämorlobinurie, Anämie, Ikterus, Milztumor zu nennen. Mever- 
stein führt im einzelnen aus, was man heute von Hämolyse und hämolvtischen 
Substanzen, von der Erythrocytenresistenz und von der Leber- und Milzfunktion in 
3eziehung zum pathologischen Blutzerfall denkt. Besondere Hämolysinwirkung, 
Verminderung der Eıythrocytenresistenz, Steigerung der Milz- und Leberfunktion 
sind die möglichen Faktoren des pathologisch gesteigerten Blutzerfalles, namentlich 
sind hämolytische Substanzen zur Aufklärung pathologischen Blutzerfalles als wichtige 
Faktoren zu betrachten, sei es, daß sie direkt wirken, sei es, daß sie indirekt nur Be- 


— 335 — 


dingungen schaffen, bei welchen die anderen Faktoren wirksam sein können. Der 
letzte Abschnitt der Ausführungen Meyersteins handelt von der Therapie, die man 
neuerdings zu einer kausalen zu gestalten versucht, indem man sich bemüht, die hä- 
motoxischen Substanzen unschädlich zu machen. Hier werden die Antiserumbehandlung 
der Hämoglobinurie, die Cholesterintherapie der perniziösen Anämie, und die Milz- 
exstirpation bei hämolytischem Ikterus und perniziöser Anämie angeführt, obwohl 
auch dieses Vorgehen nur als bedingt kausal angesehen werden kann. Georg B. Gruber. 

Kambe, Toshiro: Über Stauungspapille bei Leukämie und Gelbfärbung des 
Augenhintergrundes durch ein Lymphom der Chorioidea. (Univ.- Augenklin., Jena.) 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 52, H. 1, S. 79—86. 1914. 

Den Beobachtungen über Fundusveränderungen bei Leukämie, insbesondere über 
das Auftreten einer Stauungspapille mit Gelbfärbung des Augenhintergrundes fügt 
Kambe Toshiro eine weitere hinzu. Es handelt sich um ein 10jähriges Mädchen 
mit lymphatischer Leukämie, deren blasser Fundus zunächst beiderseits Retinablu- 
tungen mit gelblichweißen Veränderungen aufwies; später war rechts die Papille pilz- 
förmig verbreiteıt und von zahlreichen Blutungen bedeckt, die sich neben weißen 
Herden in der ganzen ödematösen Umgebung der Papille fanden; die zentralen Par- 
tien des Fundus gaben einen graugrünlichen Reflex, während sie links, bei ähnlichen 
Erscheinungen im übrigen, ein fahles gelbliches Aussehen hatten. Die mikroskopische 
Untersuchung ergab als Unterlage für die Stauungspapille eine gewaltige ödematöse 
Auftreibung des Sehnervenkopfes, mit Auflockerung und Durchsetzung von größeren 
und kleineren Lymphocytenherden, die auf den Opticusstamm übergriffen. Für die 
eigenartigen Reflexerscheinungen am Fundus wurde die vom Zentrum nach der Peripherie 
zu abnehmende Verdickung der Chorioidea infolge außerordentlich starker lympho- 
cytärer Infiltration verantwortlich gemacht, nicht aber wie z. B. von Meller das 
leukämische Blut. Die Stauungspapille führt er nach Mellers Vorbild zurück auf eine 
durch die Leukämie bedingte Verlangsamung des Blutstroms ın den Venen der Capilla- 
ren, in denen es infolge der Behinderung des Blutstroms sekundär zu einer Volumen- 
zunahme auf Kosten der sie umgebenden Lymphbahnen kommt; das in die Nachbaı- 
gewebe gedrückte Serum führt zum Ödem der Netzhaut und der Papille. Wätzold. 

Barca, Leopoldo: Contributo agli studii su la etiologia e patogenesi delle leu- 
cemie. (Beitrag zum Studium der Ätiologie und Pathogenese der Leuk- 
ämie.) (/. clin. med., univ., Napoli.) Gazz. internaz. di med.-chirurg.-ig. Jg. 1913, 
Nr. 47, S. 1107—1114 u. Nr, 48, S. 1131—1138. 1913. 

In 2 Fällen von myelogener und 2 Fällen von lymphatischer Leukämie sucht 
Verf. bei der pathologisch-anatomischen Untersuchung nach den verschiedenen Mikro- 
organismen, die bisher als ätiologische Momente genannt wurden. Er fand weder die 
Löwitsche Amöbe noch die Auerschen Körperchen. Fränkel- und Muchsche 
Granula und Bakterien wurden wohl gesehen, doch will Verf. ihnen keine Spezifität 
zuschreiben. Baldes (Frankfurt a. M.). 

Hansemann, D. v.: Eine Arbeitshypothese für die Erforschung der Leukämie. 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 1, S. 9—10. 1914. 

Die Leukämie ist besonders auf Grund der Symptome bei der akuten Form als 
cine Infektionskrankheit zu betrachten. Da aber bisher weder eine Übertragung von 
Mensch zu Mensch bekannt geworden ist, noch Erreger gefunden sind, ist zu erwägen, 
ob die Leukämie vielleicht nur ein sekundäres bzw. tertiäres Stadium einer chronischen 
Infektionskrankheit ist. Diese Hypothese könnte gestützt werden durch Analogien 
im Verlauf der Lues bei der nach einer Primärerkrankung schließlich auch wie bei 
der Leukämie tumorartige Bildungen (Gummata) auftreten, in denen die Erreger ganz 
fehlen oder jedenfalls im Verhältnis zur Massenhaftigkeit der Wucherungen sehr spär- 
lich sind. Es besteht also die Möglichkeit, daß auch die leukämischen Erkrankungen 
nur die tertiäre Erscheinung einer infektiösen Erkrankung sind, deren Erreger nicht 
unmittelbar die Gewebswucherung hervorrufen, sondern zunächst nur den Körper in 


— 336 — 


einen Zustand versetzen, daß später aus seinen Zellen solche Wucherungen hervor- 
gehen können. Es erscheint deshalb wichtig, anamnestisch genau in jedem Fall von 
Leukämie frühere Infektionskrankheiten zu eruieren, um festzustellen, ob vielleicht 
eine einheitliche vorausgegangene Krankheit in Betracht kommt. Rosenow (Königsberg). 


Winter, Arnoid: Beitrag zur Kenntnis der Lymphadenosis aleucaemica acuta 
(akute Iymphatische Pseudoleukämie Typus Cohnheim-Pinkus). (Med. klin., Frei- 
burg.) Dissertation: Freiburg 1913. 133 S. (E. A. Günther.) 

Die aleukämische I,ynıphadenose, die im histologischen Organbefund wie im 
klinischen Verlauf die bekannten Züge der leukämischen Lymphadenose trägt und 
damit völlige Wesenseinheit dokumentiert, ist relativ selten und gewöhnlich chroni- 
schen Verlaufs, der nur gegen das Ende hin eine gewisse Beschleunigung erfährt. Es 
sind aber auch einige Fälle akuten Verlaufes bekannt geworden, bei denen die Anfangs- 
symptome unter rapider fortschreitender Kachexie direkt in das Bild einer akuten 
schweren Infektionserkrankung überleiteten und zu einem foudroyanten Ende führten. 
Diese Fälle sind sehr selten. Dem Verf. steht einer zur Verfügung, der ausführlich ge- 
schildert wird. 


Es handelt sich um einen früher gesunden 16jährigen Menschen, der etwa 6 Wochen vor 
Aufnahme plötzlich an allgemeinen Drüsenschwellungen erkrankte, die überraschend schnell 
an Wachstum zunahmen, der im Verlauf einiger Wochen unter allgemeinen Schwächegefühlen, 
Atemnot, einer zunehmenden Abmagerung verfiel, in den letzten Tagen vor der Aufnahme noch 
besonders unter Nasenbluten, Hitzegefühl, Gliederschmerzen und einer juckenden Urticaria 
litt. Bei Aufnahme allgemeine Drüsenschwellung, die besonders in der Kiefergegend zu Ent- 
stellung des Gesichts führte, Milz eben vergrößert, Blutbefund zeigt normale Verhältnisse der 
Roten und eine an der unteren Grenze des Durchschnitts stehende Zahl der Weißen mit ausge- 
sprochener relativer Lymphocytose. Temperatur der ersten Tage 37,2—37,4. Arsenkur mit 
Sol. Fowl., am 6. Tage Salvarsaninjektion. An diesem Tage Temperatursteigerung auf 38,1, 
nächste Tage bis 39,7. Mäßige Milzvergrößerung. Blutbefund unverändert. Temperatur nach 
6 Tagen normal. Bestrahlung der Kieferdrüsen. Am 2. Tage Temperatur für 2 Tage 38. Ab- 
schwellung der Kieferdrüsen, beträchtliche Zunahme aller übrigen Drüsen. Temperatursteige- 
rungen. Am 6. Tage derselben bis 40 unter Entwicklung eines Zustandes mit schwer toxischen 
Symptomen. Hochgradige Leukopenie. Weitgehende Reduktion der polynucleären Neu- 
trophilen. Bild der Roten und Weißen sonst ganz normal. Wiederholung des schweren Krank- 
heitsbildes. Blutbefund wies morgens bei 37,5° 2200—3200 Weiße, abends bei ca. 40° nur 1000 
bis 800 Weiße. Unter hochgradigem Ödem deutliches Weicherwerden und beträchtliches Ab- 
schwellen der Kieferdrüsen. Nach Remission erneutes Fieber. Drüsenabschwellung fortschrei- 
tend. Blutbefund: normales Blutbild, aber nur 1000 Weiße (nur kleine Lymphocyten, keine 
Polynucleäre). Continua. Zahnextraktion. Gangränös-putrider Prozeß: Streptokokken. 
Sepsis: Nephritis, Pneumonie, Kachexie begleitet von einer phthisenartigen Verkleinerung der 
letzten bisher noch übrigen Drüsen. Exitus. Im Blut hämolytische Streptokokken. Wasser- 
mann war negativ. Die Sektion ergibt einmal eine allgemeine Lymphadenose der Drüsen, 
dann eine hochgradige Aplasie des Knochenmarks. Es handelt sich also um eine aleukämische 
Lymphadenose akuten Verlaufs mit derBesonderheit der isolierten Beschränkung auf die Lymph- 
drüsen ohne Beteiligung von Milz, Mark, Darmfollikel, Leber, Niere und dem Nebenbefund einer 
Atrophie des Knochenmarks und zwar einer hochgradigen des erythropoetischen Systems, einer 
(nahezu) absoluten des leukopoetischen Systems. Als isolierte Drüsen-Lymphadenose unter- 
bricht dieserFall die Kette von generalisierten Lymphombildungen in Drüsen, Milz, Mark, Darm, 
Leber, Niere und stellt damit eine besondere Ausnahme dar. Als solche ist vom Standpunkt 
einer primären Lymphadenose der Markbefund theoretisch sehr bemerkenswert. Während 
nämlich bei allgemeiner Lymphadenose mit Markbeteiligung die Markatrophie auf Kosten der 
Ivmphadenotischen Wucherung gesetzt wird, zeigt er, daß auch eine Markatrophie eintreten 
kann, wenn im Mark keine Spur einer Iyrmphadenotischen Umwandlung vorhanden ist. Damit 
fällt für die Erklärung der Anämie die bisherige Annahme der mechanischen Erdrückung des 
Markgewebes durch die wuchernde Hyperplasie und es erscheint vielmehr wahrscheinlich. 
daß die Markatrophie eine toxisch-bedingte ist, bedingt möglicherweise durch dasselbe Agens. 
das die Lymphdrüsen zur Hyperplasie gebracht hat, direkt oder auf dem Umwege der Wechsel- 
beziehungen zwischen den einzelnen Geweben der blutbereitenden Organe, so daB unter dem 
Einfluß der gleichen Noxe im Mark der aplastische Reiz den hyperplastischen überwog. Der 
gediegenen Arbeit ist ein Literaturverzeichnis von 200 Nummern beigefügt. Fritz Loeb. 


Rosenthal, Felix: Über die larvierte Form der Hodgkinschen Krankheit (Lympho- 
granulomatosis splenomeseraica). Ein Beitrag zur Differentialdiagnose des Typhus 


— 337 — 


abdominalis. (Med. Klin., Univ. Breslau.) Eerl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 51, 
S. 2382—2385. 1913. 

Der außerordentlich charakteristische Fall betraf einen 38jährigen Mann, der 
Pfingsten 1912 an einem 3wöchentlichen Magendarmkatarrh erkrankte. November 
1912 trat heftiges Fieber, Benommenheit, Appetitverlust ein. Nach 6 Wochen schwand 
das Fieber, kam aber nach 6 Tagen wieder, dazu traten Durchfälle, Dauer 14 Tage. 
Dann wieder rasche Erhoiung. Während der klinischen Beobachtung traten wieder- 
holt Fieberattacken von 2—4 Wochen Dauer mit kurzer Continua und lytischem Ab- 
fall ein, mit freien Intervallen von 6—8 Tagen. Dabei bestand Milztumor, der im 
Fieber zunahm, Diazoreaktion, die gelegentlich im freien Intervall verschwand, später 
auch Urobilinurie, Leukopenie von 3800—3000 (Pol. Leuk. 72—66% , große Lymph. 
24%, kleine Lymph. 4—10% ). Periphere Lymphdrüsen nirgends verändert. Zu- 
nehmende Anämie, fahlgelbe Haut, Hämoglobin 65—40% , Erythrocyten 4,0 bis 
2,87 Mill. Blut bei wiederholter Untersuchung steril. Widal negativ auf Typhus- und 
Paratyphus-A- und B-Stämme. Bei der Autopsie typische Porphyrmilz und ausge- 
dehnte Granulomatose der retroperitonealen Lymphdrüsen. Histologisch typisches 
Granulomgewebe mit Riesenzellen, stellenweise Tendenz zu fibröser Induration, ohne 
leukocytäre Infiltration. Zahlreiche kleine nekrotische Herde. Leber: Zeichen einer 
diffusen septisch toxischen frischen Entzündung des Parenchyms, keine Granulomherde. 
Untersuchung auf Muchsche Granula allenthalben negativ. Subcutane und intra- 
peritoneale Impfung von Meerschweinchen erfolglos. Tiere nach 14 Wochen gesund, 
ohne autoptische krankhafte Veränderungen. K. Ziegler (Freiburg). 

Reiss, Alexius: Beiträge zur Pathologie und Therapie der Haemoglobinuria 
paroxysmalis. (Univ.-Kinderklin., Budapest.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 78, H. 6, 
S. 723—732. 1913. 

2 typische Fälle paroxysmaler Hämoglobinurie bei einem 7jährigen und einem 
5t/ jährigen Knaben. In beiden Fällen Wassermannsche Reaktion positiv. Der 
Donath-Landsteinersche Versuch gelang nicht regelmäßig, auch nicht bei Zusatz 
von frischem Komplement. Verf. fand, in Übereinstimmung mit den Angaben von 
Meyer und Emmerich, eine Resistenzverminderung der roten Blutkörperchen, die 
sich im Anfall steigert. Durch intraglutäale Injektion von Cholesterin (im ganzen 
6 Injektionen von je 0,5 ccm einer sterilisierten Lösung von Cholesterin in Ol. olivar. 
2:20) gelang es in dem einen Falle, die Anfälle vorübergehend zum Verschwinden zu 
bringen, d. h. es konnte kein Anfall mehr ausgelöst werden, doch dauerte die Cholesterin- 
wirkung nur eine Woche. Bessere Resultate wurden mit antiluetischer Behandlung 
erzielt. Dei dem einen Fall wurde die Wasserman nsche Reaktion nach dem 3. Turnus 
der Schmierkur negativ, nach dem 5. Turnus konnte kein Anfall mehr ausgelöst werden, 
die Resistenz der roten Blutkörperchen wurde in der anfallsfreien Zeit normal, bei dem 
zweiten Falle wurde die WaR. nach 3wöchiger antiluetischer Behandlung negativ, 
und die Anfälle waren wesentlich abgeschwächt. Es ist fraglich, ob die guten Resultate 
von Dauer sein werden. Emmerich (Kiel). 

Widal, F., P. Abrami et Et. Brissaud: Recherches sur l’h&moglobinurie pa- 
roxystique à frigore. (Untersuchungen bei paroxymaler A 
binurie). Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 33, S. 429 bis 
432, Nr. 35, S. 502—505 u. Nr. 37, S. 651—654. 1913. 

Serologische Untersuchungen bei 4 Fällen paroxysmaler Hämoglobinurie, die sich 
besonders mit dem Wesen der Donath-Landsteinerschen Reaktion befassen. 
Nach der Ansicht der Autoren fällt die Reaktion immer positiv aus, andere Resultate 
beruhen auf Versuchsfehlern. Zunächst ist es wichtig, um einwandfreie Reaktionen 
zu erzielen, das zum Versuch nötige Blut des Hämoglobinurikers in einem auf 37° 
erwärmten Kolben aufzufangen und es dauernd auf 37° zu erhalten, bis man es ver- 
wendet. Als wesentlich erscheint der Nachweis eines konstant vorhandenen Anti- 
hämolysins im Serum der Hämoglobinuriker, das für den Ausfall der Reaktion von großer 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 22 


— 338 — 


Bedeutung ist. Das bisherige häufige Vorkommen einer negativen Donath - Land- 
steinerschen Reaktion beruht nicht auf einer Bindung von Antihämolysin und Konı- 
plement oder auf Komplementmangel, sondern in der Hauptsache auf der Zeitver- 
schiedenheit beim Eintritt der Bindung des Komplements an die roten Blutkörperchen. 
Aus zahlreichen Versuchen ergab sich, daß der bisher gebräuchliche halbstündige 
Aufenthalt des Serum-Blutkörperchengemisches bei 0° nicht für alle Fälle Geltung 
hat. So fielen bei einem Fall die Versuche nach der bisherigen Methode sämtlich nega- 
tiv aus. Brachte man das Gemisch nur 10 Minuten in die Kälte und dann in den Brut- 
schrank, so war die Reaktion regelmäßig positiv. Es kommt also darauf an, um einen 
positiven Ausfall der Reaktion zu erzielen, den Moment abzupassen, in dem das Kom- 
plement bereits gebunden, das Antihämolysin aber noch frei ist, zu dieser Zeit muß man 
sogleich das Gemisch aus der Kälte und in den Brutschrank bringen. Wird dieser Zeit- 
punkt nicht richtig gewählt, so gelangt auch das Antihämolysin zur Wirkung, und 
daraus ergibt sich dann ein negativer Ausfall der Reaktion. Emmerich (Kiel). 


Symptomatische Blutveränderungen : 


Aschenheim, Erich: Der Einfluß der Sonnenstrahlen auf die leukocytäre Blut- 
zusammensetzung. (Städt. Säuglingsheim, Dresden.) (Dtsch. Ges. f. Kinderheilk., 
Wien, 23. IX. 1913.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 9, H. 2, S. 87—98. 1913. 

31 Säuglinge, teils gesund, teils in Rekonvaleszenz, wurden eine Stunde lang nackt, 
doch mit bedecktem Kopf, der Sonne ausgesetzt. Die Blutuntersuchung ergab danach 
bei 80% der Kinder eine Vermehrung der weißen Blutkörperchen. Diese betraf vor- 
wiegend die Lymphocyten, denn in 67%, war die Zahl der Lymphoctyen auch relatıv 
gesteigert, während die Leukocyten in 60% sogar relativ vermindert erschienen. Die 
Eosinophilen zeigten kein konstantes Verhalten. Die Menge der Erythrocyten ver- 
änderte sich nicht. Im allgemeinen war die Lymphocytose um so stärker, je heißer der 
Tag. Thielen (Berlin). 

Lo Re, Mariano, e Silvio De Stefano: Sopra otto casi di anemia da Leishmania. 
(Acht Fälle von Anämie nach Leishmanscher Erkrankung.) (Istu. di clin. 
pediatr., univ., Napoli.) Gazz. internaz. di med.-chirurg.-ig. Jg. 1913, Nr. 49, S. 1157 
bis 1161. 1913. | 

Es wurden bei Kindern von 3 Monaten bis 6 Jahren Fälle von Anämie beobachtet, 
bei denen in der Punktionsflüssigkeit der Milz Leish mansche Körperchen gefunden 
wurden. Der Beginn der Erkrankung fiel meist in das Frühjahr. Eine Infektionsquelle 
für die aus verschiedenen Gegenden stammenden Kinder konnte nicht gefunden wer- 
den. Nur ein Kind hatte Gelegenheit, mit einem Hunde in Berührung zu kommen. 
In Initialfällen wurde eine geringe Vermehrung der Leukocyten festgestellt, die bei 
dem Fortschreiten der Erkrankung einer Leukopenie wich. Salvarsaninjektion (intra- 
venös) und Injektionen von Elektrargol wurden mit zweifelhaftem Erfolge angewandt. 

Baldes (Frankfurt a. M.). 

Gay, Frederick P., and Edith J. Claypole: A further note on specifice hyper- 
leucocytosis in immunized animals. (Eine weitere Mitteilung über spezifische 
Hyperleukocytose beilmmuntieren.) (Hearst laborat. of puthol. a. bacteriol.. 
univ.. California.) Proceed. of the soe. f. exp. biol. a. med. Bd. IT Nr. 1, S. 47—48. 1913. 

Mit Typhusbacillen vorbehandelte Kaninchen reagieren auf eime Injektion von 
Typhusbacillen zunächst mit Leukopenie; nach 2 Stunden steigt die Leukocyten- 
zahl beträchtlich und erreicht nach 12 Stunden ein erstes Maxımum (bis zu 150 000 
im Kubikmullimeter, im Mittel 62800), fällt nach 16 Stunden wieder ab und zeist nach 
18 Stunden eine zweite Zunahme, die stärker ist als die erste und ım Mittel 74 700 
beträgt. Ber normalen Ranmcehen sind die zwei Gipfel der Leukoeytenkurve gleich- 
falls vorhanden, treten aber später auf (18 und 26 Stunden) und sind medriger (Durch- 
schnittszahlen von 39200 resp. 37000 Leukocvrten). Diese spezifische Leukocvtose 
läßt sich bei entsprechend sensibilisierten Kaninchen auch durch rote Blutkörperchen 


— 339 — 


vom Hammel oder Meerschweinchen oder durch Pferdeserum hervorrufen; sie ist früher 
ausgeprägt, als bei den mit Typhusbacillen immunisierten Tieren (nach 4—8 Stunden) 
und hängt hinsichtlich ihrer Intensität von dem hämolytischen bzw. Präcipitintiter des 
Serums im Immunkaninchen ab. Der gleiche Effekt kann durch Injektion von ambo- 
ceptorbeladenen Hammelerythrocyten bei normalen Kaninchen erzielt werden. Doerr. 

Sauer, Hans: Über das Vorkommen einer Lymphocytose im Blutbild, insbe- 
sondere bei den funktionell nervösen Leiden und dessen diagnostische und klinische 
Verwertung. (Allg. Krankenh. St. Georg, Hamburg.) Dtsch. Zeitschr. f. Nerven- 
heilk. Bd. 49, H. 4/6, S. 447—480. 1913. 

Auf Grund hämatologischer Untersuchungen an 62 einschlägigen Fällen kommt 
Vert. zu der Ansicht, daß bei allen funktionellen Neurosen (Hysterie, Neurasthenie usw.) 
last regelmäßig eine ausgesprochene Lymphocytose, oft verbunden mit Leukopemie, 
sich findet; doch ist dieses Blutbild nicht ein absolut konstanter Befund. Da bei 
den verschiedensten Krankheiten Lymphocytose nachgewiesen werden kann, muß bei 
ler diagnostischen Anwendung dieses Befundes größte Vorsicht walten. Bei Ausschluß 
(ler betreffenden organischen Krankheiten (wozu nach den Untersuchungen des Verf. 
uuch z. B. die Tabes sowie der chronische Alkoholismus gehören) kann aber der Nach- 
weis einer andauernden Lymphocytose sehr wohl für die Diagnose funktioneller, ner- 
vöser Leiden verwertet werden. Die Ursache für die Lymphocytose in diesen Fällen 
sieht Verf. in dem diese Krankheiten meist begleitenden Status Iymphaticus. Roth. 

Wynter, W. Essex: Splenic enlargement, haemorrhage, anaemia, with oral sepsis. 
(Milzvergrößerung, Hämorrhagie, Anämie mit oraler Sepsis.) (Clin. sect. 
10. X. 1913.) Proceed. of the roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 1, S. 6. 1913. 

Bericht über einen einschlägigen Fall: 

50jähriger Mann. Einige Monate vor Beginn der Erkrankung stärkeres Nasenbluten. 
Starke Vergrößerung der Milz. Wiederholte akute Infarzierung der Milz und profuse Epistaxis. 
Keine Schleimhautläsionen. Stark vernachlässigte, schadhafte Zähne; starke Pyorrhöe. Urin; 
Albumen positiv (0,3%). Innerhalb von 45 Tagen Abfall der Zahl der roten Blutkörperchen 
von 4,8 Millionen auf 1 43 Millionen, der weißen von 25 000 auf 10 000. Geringfügige Abnahme 
des Hämoglobingehaltes (von 60 auf 54); Steigerung des Färbeindex (von 0,62 auf 1,2); Ver- 
schiebung der Lymphocyten von 16,49%, auf 39,2%. Alfred Lindemann (Berlin). 

Wynter, W. Essex: Splenic enlargement, haemorrhage, anaemia, and arteritis 
obliterans with oral sepsis. (Milzvergrößerung, Hämorrhagie, Anämie und 
Arteriitis obliterans mit oraler Sepsis.) (Clin. sect., 10. X. 1913.). Proceed. of 
the roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 1, S. 7. 1913. 

Bericht über einen einschlägigen Fall: 

õ5jährige Frau. Seit 12 Monaten Schmerzattacken in Zehen und Fingern. Vor einem 
Monat Amputation der linken 2. Zehe wegen feuchter Gangrän; gleichzeitig trockene Gangrän 
der linken 3. Zeche. Beginn der jetzigen Erkrankung mit starken Blutungen aus Nase und 
Mund. Weachsbleiche Farbe der Haut. Starke Vergrößerung der Milz, leichtere der Leber; 
kein Ascites. Herz und Lungen im wesentlichen frei von Krankheitserscheinungen. Arterien- 
pulsation besonders am rechten Fuß schwer zu fühlen. Urin frei von Eiweiß und Zucker. 
Ausgesprochene septische Veränderungen des Zahnfleisches. Zahl der roten Blutkörperchen: 
2 800 000, der weißen: 20 00038 000, der Lymphocyten: 8,8 resp. 7,0%, der eosinophilen 
Zellen 3,4 resp. 2,40, ; Hämoglobingehalt 30 resp. 36; Färbe index 0,54—0,64. Alfred Lindemann. 

Hoesslin, R. v.: Über den Einfluß des Arseniks auf den Blutbefund. Thera- 
peut. Monatsh. Jg. 27, H. 12, S. 849—851. 1913. 

Bei Neuropathen, Asthenikern und Menschen mit blassem Hautkolorit ohne an- 
änuschen Blutbefund besteht häufig eine absolute und relative Lrmphocytose. Durch 
wochenlange Verabreichung steigender Mengen von Acıdum arsenicosum (bis 12 mg 
täglich) wird fast regelmäßig eine Veränderung des Blutbildes erzielt: Erythrocyten- 
zahl und Hämoglobingehalt steigen, die Lymphoeytenzahl sinkt und die relative 
Lymphocytose verschwindet fast immer. Die Neurosen, bei denen Arsenmedikation 
von günstigem Einfluß ist, sind wahrscheinlich mit dem Status thymico-lymphaticus 
zusammenhängende Erkrankungen, was die Wirkung des Arseniks bei ihnen erklärt. 

Rosenow (Königsberg). 
227 


— 340 — 


Hofmann, E.: Zur Blutgerinnung und zum Blutbild bei normalen, hyper- 
thyreotischen und hypothyreotischen Schwangeren und Wöchnerinnen. (Frauwen- 
klin., Univ. Bern.) Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynaekol. Bd. 75, H.2, S. 246263. 1913. 

Blutgerinnungsbestimmungen mit dem Coaguloviscosimeter von Kottmann bei 
normalen (d. h. schilddrüsengesunden) Nichtgraviden sowie bei normalen, hyper- und 
hypothyreotischen Graviden. Im Vergleich zu den Nichtgraviden ist die Gerinnungs- 
zeit bei den normalen, aber auch bei den hyper- und hypothyreotischen Graviden be- 
schleurigt, bei letzteren alleıdings in besonders hohem Grade. Im Wochenbett streben 
bei allen die Gerinnungswerte wieder der Norm zu. Ferner zeigen sich während der 
Schwangerschaft auch keine charakteristischen Veränderungen des leukocytären Blut- 
bildes bei.verminderter oder vermehrter Schilddrüsentätigkeit; nur die Hyperthyreo- 
tischen zeigen in ca. 40%, der Fälle eine leichte Lymphocytose, die unmittelbar nach 
der Geburt verschwindet und während des Wochenbettes wiederauftiitt. Roth. 


Zirkulationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Burridge, W.: Researches on the perfused heart. Some actions of acids and 
alkalis. (Untersuchungen am überlebenden Herzen: Einige Wirkungen 
von Säuren und Alkalien.) (Physiol. laborat., Oxford.) Quart. journal of exp. 
physiol. Bd. 7, Nr. 2, S. 167—183. 1913. 

Versuche an künstlich in situ durchströmten Froschherzen (s. die vorige Mit- 
teilung). Alkalien in schwacher Konzentration führen zu einer Kontraktion des Herzens, 
deren Grad vom Calciumgehalt der Speisungsflüssigkeit abhängt; stärkere Alkalı- 
konzentrationen führen zu Starre. Auch nach Säuren beobachtet man zwei verschie- 
dene Arten von Kontraktion; bei der langsam eintretenden Säurestarre wird die con- 
tractile Substanz zerstört. Die Durchleitung von Säuren durch das Herz modifiziert 
auch durch Änderung der Durchlässigkeit der Zellmembranen die Wirkung genügend 
konzentrierter Calcium- und Kaliumlösungen. Die nach Durchleitung von Säuren 
eintretenden Schädigungen lassen sich durch Neutralisation nicht vollständig auf- 
heben; dies gelingt erst durch anorganische Salze. Die normale Gewebsfunktion hängt 
in erster Linie von dem Verhältnisse zwischen den Calcium- und Kaliumsalzen ab; 
die Wasserstoffkonzentration der umgebenden Flüssigkeit ist nur einer von den Fak- 
toren, welche für dieses Verhältnis von Bedeutung sind, u. zw. durch Veränderung 
der Durchlässigkeit von Membranen, welche wahrscheinlich an den Grenzen der ein- 
zelnen contractilen Substanzen gelegen sind. Rothberger (Wien). 


Burridge, W.: Researches on the perfused heart: anaesthetics and inorganic 
salts. (Untersuchungen am überlebenden Herzen: Anästhetica undan- 
organische Salze.) (Physiol. laborat., Oxford.) Quart. journal of exp. physiol. 
Bd. 7, Nr. 2, S. 145—166. 1913. 

Versuche an Froschherzen, welche in situ durch eine in die vordere Abdominal- 
vene eingebundene Kanüle durchströmt werden: dadurch wird zum Unterschiede 
von den anderen Methoden eine Beeinträchtigung der Reizbildungszentren vermieden. 
In die Herzspitze wird eine kleine Öffnung gemacht, so daß auch die Außenfläche 
des Herzens von der Speisungsflüssigkeit umspült wird und Gifte besser aus dem 
Herzen ausgewaschen werden können, welche sonst leicht an der Herzspitze zurück- 
bleiben. Von der Herzspitze wird außerdem auch die Suspensionskurve aufgenommen. 
Chloroform, Chloralhyvdrat, Äther und Alkohol führen zu Starrekontraktion unabhängig 
von der Wirkung auf den Rhythmus und die Erregbarkeit für Induktionsschläge. 
Im übrigen lassen sieh die Wirkungen der Anaesthetica In reversible und irreversible 
einteilen, von welchen erstere auf eine Veränderung der Beziehungen zwischen Elektro- 
Ivten und Kolloiden bezogen werden. Viele von diesen reversiblen Wirkungen werden 
durch Caletum- und Kaliumsalze beeinflußt. Die Beobachtung, daß die Anaesthetica 


— 341 — 


zu einer Zeit, wo das Herz sicher schon geschädigt ist, doch zu einer Verstärkung 
der Kontraktionen führen, legt den Gedanken nahe, daß der Calciumgehalt des Sarko- 
plasmas die Größe der Kontraktion bedingt: die Anaesthetica schädigen durch Herab- 
setzung der Calcium- und Phosphatkonzentration in den Geweben alle jene Funktionen, 
für welche der Calciumgehalt von Bedeutung ist (Reizbildung, Reizleitung, Erregbar- 
keit usw.). Rothberger (Wien). 

Clark, A. J.: The action of ions and lipoids upon the frog’s heart. (Die 
Wirkung von Ionen und Lipoiden auf das Froschherz.) (Pharmacol. labo- 
rat., univ. coll., London.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 1/2, S. 66—107. 1913. 

Bei mehrstündiger Durchspülung des isolierten Froschherzens mit Ringerlösung 
kommt dieses in ein hypodynamisches Stadium und ist in diesem Zustand viel empfind- 
licher gegen Veränderung des Ionengehaltes in der Durchströmungsflüssigkeit. Die 
Ursache dieses hypodynamischen Stadiums scheint in dem Verlust des Bindungs- 
vermögens von Ca-Ionen zu liegen. Werden Seifen, die mit Ca unlösliche Verbindungen 
bilden, bei Gegenwart von Calciumionen in die Durchspülungsflüssigkeit gebracht, 
so tritt Wiederbelebung des Herzens ein. Ebenso hat Serum einen günstigen Einfluß, 
dagegen fehlt dieser den Serumproteinen alleın vollständig. Günstig wirken auch Serum- 
lipoide, Lecithin und verseifte Serumlipoide. Daraus schließt Verf., daß durch die 
längere Durchströmung die Lipoide weggeschwemmt werden und durch diesen Lipoid- 
verlust das hypodynamische Stadium hervorgerufen werde. Chiari (Wien) 

Pirera, Alfonso: Azione della canfora sulle proprietà specifiche del cuore. 
Ricerche cliniche e sperimentali. (Wirkung des Cam phers auf die spezifischen 
Eigenschaften des Herzens. Klinische und experimentelle Unter- 
suchungen.) (Istit. di patol. spec. med. dimostr., univ.. Napoli.) Tommasi Jg. 8, 
Nr. 26, S. 537—549. 1913. 

Verf. analysierte die Wirkung des Camphers auf das Herz des kranken Menschen 
mittels des Sphygmogramms und des Elektrokardiogramms und prüft diese experi- 
mentell am Schildkrötenherzen nach der Methode von Engelmann. Beim Menschen 
wurde der Campher intramuskulär in Dosen von 0,25 g, nur einmal wurde 0,50 g ver- 
abreicht. Die Untersuchungen am Menschen wurden in sitzender und liegender Stel- 
lung vorgenommen, wobei sich mancherlei quantitative Verschiedenheiten der Wirkung 
ergaben. Der Campher bewirkt eine Herabsetzung der Pulsfrequenz, die Pulsamplitude 
wird vergrößert, die Anzahl der Extrasystolen wird vermindert. Im Elektrokardio- 
gramm zeigt sich eine Verminderung des Intervalls zwischen der P.- und R.-Zacke. — 
Am Schildkrötenherz bewirken kleine und mittlere Dosen eine Verstärkung der Systole, 
Verminderung der Frequenz; die elektrische Reizschwelle ist herabgesetzt. Die Wir- 
kung des Camphers erweist sich demnach als eine positiv inotrope, eine negativ chrono- 
trope und positiv dromotrope. Chiari (Wien). 

Cruickshank, E. W. H., and S. W. Patterson: The sugar consumption in the 
surviving normal and diabetic heart. (Der Zuckerabbau im normalen und 
diabetischen überlebenden Herzen.) (Inst. of physiol., univ. coll., London.) 
Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 4/5, S. 381—388. 1913. 

Versuche an pankreasexstirpierten Katzen. Die diabetischen Herzen verbrauchen 
in der Regel weniger Zucker als normale. Der Herzmuskel greift bei der künstlichen 
Durchströmung aber überhaupt lieber seine Glykogenvorräte an, als daß er sich von dem 
im Blut zirkulierenden Zucker ernährt. Unter normalen Verhältnissen richtet sich 
die Aufnahme von Zucker nach der Inanspruchnahme des Glykogens bei den Arbeits- 
leistungen des Muskels. Frey (Königsberg). 

Kuno, Yas.: Über die Wirkung der einwertigen Alkohole auf das überlebende 
Säugetierherz. (Physiol. Inst., Univ. Kyoto.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. 
Bd. 74, H. 6, S. 399—415. 1913. 

Am isolierten Kaninchenherzen (Langendorffsche Methode), das mit Ringer- 
lösung durchspült wird, wird die Wirkung einer Reihe von einwertigen Alkoholen unter- 


— 342 — 


sucht, und zwar waren dies Methyl-, Äthyl-, Propyl-, Butyl- und Amvlalkohol. Er- 
gebnis: Keiner der untersuchten Alkohole hat auf das Herz eine erregende Wirkung; 
von einer bestimmten Konzentration an, üben sie einen lähmenden Einfluß aus, der 
sich sowohl auf die Amplitudenhöhe wie meist auch auf die Frequenz erstreckt. Auf 
die Coronargefäße wirken die Alkohole erweiternd. Durchspült man ein Herz mehrere 
Male mit derselben Konzentration der Giftlösung, so wird die Wirkung immer schwächer. 
Auch tritt wenigstens eine teilweise Erholung ein, wenn man die Herzen längere Zeit 
mit einer nicht hochkonzentrierten Alkohollösung durchströmt. Die Toxizität der 
verschiedenen Alkohole verhält sich wie 1: 1%/, :42/, : 10:39, wenn die gerade schä- 
digend einwirkenden Konzentrationen zugrunde gelegt werden, oder im Verhältnis von 
1:1:5:71%,:75, wenn die Konzentrationen miteinander verglichen werden, die das 
Herz in wenigen Sekunden stillstehen lassen. Verf. macht darauf aufmerksam, daß die 
Toxizität mit zunehmendem Siedepunkt steigt. Kochmann (Greifswald). 


Markwalder, Josef, and Ernest A. Starling: A note on some factors which 
determine the blood-flow through the coronary circulation. (Über einige Fak- 
toren, die auf die Blutzirkulation in denCoronargefäßen von Einfluß 
sind.) (Inst. of physiol., univ. col., London.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 4/5, 
S. 275—285. 1913. 

Mit Hilfe der Morawitzschen in den Coronarsinus einzuführenden doppelwandigen 
Kanüle wurden einschlägige Untersuchungen an Hunden vorgenommen. Diese Methode 
erlaubt das Auffangen von mindestens ®/, des gesamten durch die Herzwand strömen- 
den Blutes aus dem Coronarsinus. Da nun Änderungen in der Durchströmung der 
Coronarsinus von ähnlichen Änderungen in den anderen Herzgefäßen begleitet "sind, 
so sind Schlüsse auf die Größe und Art der Blutzirkulation in den letzteren erlaubt: 
Die Zirkulation in den Coronargefäßen ist direkt abhängig vom Blutdruck; deswegen 
muß am ausgeschnittenen Herzen ein normaler Blutdruck unterhalten werden, wenn 
der Herzmuskel regelrecht mit Blut versorgt sein soll. Was den Einfluß chemischer 
Faktoren auf die Coronarzirkulation angeht, so bewirkt Adrenalin, auch in kleinen 
Dosen, eine Erweiterung der Coronargefäße; auch eine Erhöhung des Kohlensäure- 
gehaltes des Blutes bewirkte eine Dilatation derselben, führte aber gleichzeitig 
zu einer Dilatation des Herzens und einer Erniedrigung des Blutdiucks, welche beide 
Erscheinungen nach Zufuhr normaler Luft sehr schnell zurückgingen. Ein noch größerer 
Einfluß auf die Blutzirkulation ın den Coronararterien zeigt sich bei der künstlichen 
Asphyxie; es kommt zu einer um so stärkeren Dilatatıon der Herzgefäße, je größer 
die Ansprüche sind, die an die Herzmuskulatur gestellt werden. Alfred Lindemann. 


Cevidalli, Attilio: Ricerche sperimentali sulle emorragie sotto-endocardiche. 
(Experimentelle Untersuchungen über die subendokardialen Hä mor- 
rhagien.) Pathologica Jg. 5, Nr. 122, S. 704—706. 1913. 

Verf. wollte den Entstehungsmechanismus untersuchen, der für die bei dem 
Entblutungstode auftretenden subendokardialen Hämorrhagien in Betracht kommt. 
Meerschweinchen und Kaninchen eigneten sich ihm am besten für die Untersuchungen. 
da bei ihnen die Hämorrhagien ziemlich konstant bei den Entblutungen auftraten. 
Die Tiere wurden durch die Carotis entblutet und nach Sistieren der Atmung das noch 
schlagende Herz untersucht, um dem Einwand zu begegnen, daß die Blutungen post- 
mortale Erscheinungen seien. Es wurden bei dieser Versuchsanordnung immer die 
Hämorrhagien gefunden. Als Ursache für diese kommt einmal der verminderte Druck 
in Betracht (also eine Blutung ex vacuo), dann die Schädigung der Capillarwände., 
und schließlich die traumatische Wirkung der Entblutungskrämpfe. Baldes. 


Voegtlin, Carl, and David I. Macht: Isolation of a new vasoconstrictor sub- 
stance from the blood and the adrenal cortex. Presence of the substance in the 
blood and its action on the cardiovascular apparatus. (Isolierung einer neuen 
vasokonstriktorisch wirkenden Substanz aus dem Blut undder Neben- 


— 343 — 


nierenwinde. Vorkommen der Substanz im Blut und ihre Wirkung auf 
den kardiovaskulären Apparat.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, 
Nr. 24, S. 2136—2138. 1913. - , 

Die Verf. stellten aus defibriniertem Blut, aus Serum und Blutkörperchen vom 
Menschen, vom Rind und Schwein und aus der Nebennierenrinde vom Rind durch Be- 
handlung mit wasserfreiem Natriumphosphat oder Natriumsulfat, Extraktion der 
trockenen Masse mit Chloroform, Eindampfung dieses Extrakts zur Trockene, Be- 
handlung des Rückstandes mit Methylalkohol, Abdampfung des Methylalkohols eine 
weiße kristallinische Masse dar, die wenig löslich in Wasser, leicht löslich in Chloroform, 
Aceton, heißem Äther-Alkohol und anderen organischen Lösungsmitteln ist und schon 
in Mengen von 1w mg am Trendelenburg- und Bissemski- Präparat Vaso- 
konstriktion hervorruft. Auf das Herz wirkt sie ähnlich wie Digitalis, in kleinen Dosen: 
Verstärkung der Kontraktion, Pulsverlangsamung, in größeren: Unregelmäßigkeiten 
des Herzschlags, Neigung zu systolischem Stillstand. Nach Darstellung, Löslichkeit 
und physiologischem Verhalten ist die Substanz sicher nicht mit Adrenalin oder ß-Imin- 
azolyläthylamin identisch. Die aus einem ccm Menschenserum darstellbare Menge hat 
schon deutliche Gefäßwirkung. E. Neubauer (Wien). 


Weber, Arthur: Zur Registrierung des Vorhofpulses vom Oesophagus aus. Er- 
widerung auf die Entgegnung Rautenbergs (d. W. 1913, S. 2912). (Med. Klin., 
Gießen.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 2, S. 75. 1914. 


Spezielle Pathologie und Theraple. 
Herz: 


Bruns, 0.: Experimentelle Untersuchungen über die Phänomene der Herz- 
schwäche infolge von Überanstrengungen. (Med. Klin., Marburg.) Dtsch. Arch. f. 
klin. Med. Bd. 113, H. 1/2, S. 179—208. 1913. 

Da mit den klinischen Untersuchungsmethoden über den Kräftezustand des Her- 
zens nach schwerer Körperarbeit kein klarer Aufschluß zu gewinnen ist, erschien es an- 
gezeigt, die Versuche an isolierten Froschherzen vorzunehmen. Die völlige Überein- 
stimmung der herzdynamischen Gesetze bei Kalt- und Warmblütern ist von Rohde 
festgestellt worden, so daß die gewonnenen Resultate ohne weiteres auf das menschliche 
Herz übertragen werden können. Für die Untersuchungstechnik kommt es darauf an, in 
erster Linie eine Registrierung der Volumveränderung des Herzens während und nach 
der Anstrengung zu erzielen ; am geeignetsten erschien die pletysmographische Methode. 
Mit der Zunahme der Reizfrequenz ohne Änderung der Belastung nimmt zugleich das 
Schlagvolumen ab, der Kontraktionszustand des Herzens zu, da, bevor das Herz die 
Zeit findet, in der Diastole zu erschlaffen, um ein der ursprünglichen Füllung entspre- 
chendes Volumen aufzunehmen, schon der neue Kontraktionsreiz einsetzt; es besteht 
also in der Diastole ein beträchtlicher Verkürzungsrückstand, der aber, besonders bei 
überanstrengten Herzen, nachlassen oder Schwankungen aufweisen kann. Durch 
‚Überanstrengung nimmt die systolische Kraft des Herzens ab, die Größe der einzelnen 
Schlagvolumina reduziert sich und zwar schneller bei einem schon ermüdeten, als bei 
einem frischen Herzen; ferner sinkt die Erregbarkeit durch elektrische Kontraktions- 
reize. — In einer zweiten Versuchsserie werden systematische Belastungsproben vor- 
genommen mit dem Resultat, daß das ermüdete Herz meistens durch denselben Be- 
lastungsdruck stärker gedehnt wird. als das frische, bei zunehmender Sch wäche der systoli- 
schen Leistungen. Verf. schließt: Die Erschöpfung des Herzens ist kenntlich an spon- 
tanen Schwankungen des Herzmuskeltonus mit Nachlaß des der Frequenz entsprechen- 
den Verkürzungsrückstandes, Reduzierung der Schlagvolumina, Abnahme der Erreg- 
barkeit, Unregelmäßigkeit der Schlagfolge, Ungleichmäßigkeit der Kontraktionen, zu- 
nehmende Dilatation während und nach den Anstrengungen. — 13 Kurven. Zabe. 


— 344 — 


Pezzi, C.: La durée de la pöriode prösphygmique de la systole ventriculaire & 
l’état normal et dans différentes conditions pathologiques. Möm. 1. (Die Dauer 
der präsphygmischen Periode der Ventrikelsystole unter normalen 
und pathologischen Bedingungen.) (Hôp. Saint-Antoine, Paris.) Journal de 
physiol. et de pathol. gén. Bd. 15, Nr. 6, S. 1178—1193. 1913. 

An guten, in linker Seitenlage aufgenommenen Kardiogrammen des Menschen 
sieht man häufig am aufsteigenden Schenkel der Kurve eine kurze Einsenkung, die mit 
der Öffnung der Semilunarklappen zusammenfällt. Man hat dadurch die Möglichkeit, 
die Zeit vom Beginn der Ventrikelkontraktion (Fußpunkt der Kurve) bis zur Öffnung 
der arteriellen Klappen. (Einschnitt am aufsteigenden Schenkel) zu messen. Dieses 
Intervall, das man als präsphygmische Periode, Verschlußzeit oder Anspan- 
nungszeit bezeichnet, beträgt unter normalen Verhältnissen etwa 0,06 Sekunden. Bei 
chronischen Nephritiden mit Blutdrucksteigerung kann dieses Intervall normal, zu 
kurz oder zu lang sein, je nach der Funktionstüchtigkeit des Herzmuskels. Bei Aorten- 
klappenfehlern rheumatischer Genese, bei denen der diastolische Blutdruck sehr niedrig 
ist, kann die präsphygmische Periode zu kurz sein. Dagegen wird sie bei Aortenfehlern 
sklerotischer Natur, bei hohem Minimaldruck oft abnorm groß gefunden. Die längste 
Verschlußzeit (0,10 Sekunden) wurde bei einem Fall von Mitralinsuffizienz konstatiert. 
Bei einem Patienten mit Pulsus alternans war die Verschlußzeit sowohl bei dem großen 
wie bei dem kleinen Puls vor normaler Dauer. Joachim (Königsberg). 


James, Walter B., and T. Stuart Hart: Auricular fibrillation: clinical obser- 
vations on pulse deficit, digitalis, and blood pressure. (Vorhofsflimmern: klini- 
sche Beobachtungen über das Pulsdefizit, Digitalis und Blutdruck.) 
(Presbyterian hosp., New York City.) Americ. journal of the med. sciences Bd. 147, 
Nr. 1, 8. 63—71. 1914. 

Als Pulsdefizit wird die Differenz zwischen der Pulszahl am Herzen und an der 
Radialis bezeichnet; es ist ein brauchbarer Maßstab für die Beurteilung der Herz- 
tätigkeit. Das relative Pulsdefizit ist dieselbe Differenz bei gradatim gesteigerter 
Kompression der Brachialis; mit steigender Kompression steigt auch das Defizit. 
Bestimmt man die Zahl der Radialpulse, die bei den verschiedenen Kompressions- 
graden gezählt werden, so kann man auf diese Weise trotz der Inäqualität der Pulse 
einen durchschnittlichen systolischen Blutdruck finden. Durch Digitalis wird dieser 
Blutdruck gesteigert. Edens (München). 


Rosenow, E. C., and Carey Coombs: The myocardial lesions of rabbits inocu- 
lated with streptococcus viridans. (Die Myokardschädigungen bei Kaninchen, 
die mit Streptococcus viridans geimpft.wurden.) Lancet Bd. 2, Nr. 24, 
S. 1692—1693. 1913. 

Die angewandten Stämme wurden aus Fällen von chronischer ulceröser Endo- 
karditis gezüchtet; anfänglich machten sie den Eindruck des Streptococcus viridans, 
da aber zahlreiche Stäinme sich in Pneumokokken umwandelten, muß man sie als modi- 
fizierte Pneumokokken auffassen. Bei Infektion mit diesen Bakterien kommt es 
auf embolischem Wege zur Entwicklung großer Klappenvegetationen, die häufig so 
groß werden, daß sie die Klappenöffnung verstopfen, während der Streptokokkus des 
Rheumatismus mehr kleine, subendotheliale Knötchen erzeugt, die eine deutliche 
Neigung zur Heilung zeigen. 14 von 19 infizierten Kaninchen zeigten mikroskopische 
Veränderungen des Myokards. Die Infektion erfolgt von den Blutgefäßen des letzteren; 
die vasculären Endothelzellen spielen eine große und vorherrschende Rolle in den 
Abwehrreaktionen (Schwellung, Degeneration und Proliferation der Endothelzellen; 
die letztere führt entweder zum völligen Verschluß des Gefäßlumens, zur perivasculären 
Infiltration mit endothelialen Leukoevten oder zur Neubildung von Capillaren). Außer- 
halb der Endothelzellen der Gefäße wurden Streptokokken in größerer Zahl nicht nach- 
gewiesen. Entzündliche Erscheinungen zeigten sich nur in geringem Grade. Je nach 


— 345 — 


dem Stande der Myokarditis zeigten sich natürlich verschiedene Grade von Verände- 
rungen. Was die Abhängigkeit der letzteren von der Virulenz der Streptokokken angeht, 
so rangieren die 4 Streptokokkeninfektionen abwärts wie folgt: experimentelle Infektion 
mit Streptococcus rheumaticus, menschliche Rheumatismusinfektion, experimentelle 
Infektion mit Davis hämolytischem Streptokokkus, experimentelleInfektion mit Strepto- 
coccus viridans. Alfred Lindemann (Berlin). 


Falkenberg, Erich: Über traumatische Herzklappenerkrankungen. Disser- 
tation: Greifswald 1913. 288. (J. Abel.) 

Durch eine Kompression der Brust, durch Hieb, Schlag oder Fall auf dieselbe, 
kann eine Zerreißung der Herzwand und der Klappen zustande kommen. Es können 
auch membranöse und sehnige Teile des Herzens zerreißen, wenn sie dem Blutdruck, 
den sie aushalten sollen, nicht gewachsen sind. Es zerreißen selbst normale Chordae 
tendineae der Mitralis und sogar ganze Semilunarklappen der Aorta in einzelnen Fällen 
bei schwersten Körperanstrengungen. Es gibt 3 Möglichkeiten von traumatischen 
Herzklappenerkrankungen: 1. direkte Zerreißung der Herzklappen; 2. Endokarditis 
als Folge einer Wundinfektion, oder es wird durch das Trauma an den Herzklappen 
ein locus minoris resistentiae für die im Blute kreisenden Bakterien geschaffen; 3. kann 
ein Aneurysma durch ein Trauma hervorgerufen werden. Verf. hat aus der Literatur 
der Jahre 1900—1912 ein Dutzend Fälle traumatischer Herzerkrankungen gesammelt 
und führt dieselben im Detail an. Traumatische Herzfehler sind spärlich; trotzdem 
ist der Beweis erbracht, daß in manchen Fällen Herzleiden als direkte Folgen des 
Traumas aufzufassen sind. Fritz Loeb (München). 


Kreiss, Ph.: Herzfehler und Schwangerschaft. (Kgl. Frauenklin., Dresden.) 
Zentralbl. f. Gynaekol. Jg. 37, Nr. 50, S. 1805—1808. 1913. 

Nur ein sehr geringer Teil von Herzklappen -und Myokarderkrankungen erfährt 
durch die Schwangerschaft eine lebensbedrohliche Verschlimmerung (7,7%, Mortalität 
aller Dekompensationen des Materials der Dresdener Frauenklinik). Sehr zu fürchten 
ist das Zusammentreffen von Herzerkrankung und Nephritis. — Die Indikation zur 
Schwangerschaftsunterbrechung ist von Fall zu Fall zu entscheiden: wenn weder auf 
absolute Ruhe noch auf die bekannten Cardiaca die Dekompensationserscheinungen 
schwinden oder wenn nach Aufhören der therapeutischen Maßnahmen die De- 
kompensation wieder rezidiviert, so ist die Schwangerschaft zu unterbrechen. Des- 
gleichen ist diese angezeigt bei angeborener Pulmonalstenose, bei Perikarllitis, bei 
frischer Endomyokarditis, bei ausgesprochener Insuffizienz Kyphoskoliotischer und 
bei Kombination von Herzfehlern mit anderen ernsten Erkrankungen. Da bei vaginaler 
Sectio in diesen Fällen die große Gefahr der Verblutung besteht, soll die Unterbrechung 
bei lebensfähigem Kinde durch den klassischen Kaiserschnitt gemacht werden, ev. in 
hoher extraduraler Anästhesie, in weniger ernsten Fällen ist die Metreuryse auszuführen 
und womöglich die Spontangeburt abzuwarten. Albrecht (München). 


Cowan, John, Arch. W. Harrington and J. R. Riddell: On pneumo-pericar- 
dium. (Über Pneumoperikardium.) Quart. journal of med. Bd. 7, Nr. 26 
S. 165—171. 1914. 

Bericht über einen einschlägigen Fall. 

8jähriger Knabe; seit 4 Tagen unter Erbrechen, Fieber, Kopfschmerzen erkrankt. Zur 
Zeit der Beobac -htung leicht delirierend. Unwillkürlicher Abgang von Urin und Kot; Hırz- 
dämpfung normal, Töne rein; rechtsseitige Otitis media chronica; Differenz der Pupillen; 
Abgang von Schleim und Eiter mit dem Kot. Eine sichere Diagnose war nicht zu stellen (NSep- 
sis unbekannter Ursache?) Am 14. Krankheitstage plötzliche Verschlechterung, livide Vertär- 
färbung. 3 Tage später starke Verbreiterung der Herzdämpfung nach allen Richtungen, vor 
allem nach links oben bis zur Schulter, später Tympanie; Herztöne rein; daneben Pneumonie. 
Nach 3!/, Monaten völlige Heilung. 

Eine am 26. Krankheitstage vorgenommene Röntgenuntersuchung ergab das 
Vorliegen eines Pneumoperikardiums, welches im Laufe weiterer Beobachtung zu- 
nächst noch an Stärke zunahm und dann langsam vollkommen zurückging. Während 


— 346 — 


der ganzen Dauer der Erkrankung blieb der Spitzenstoß stets fühlbar, auch die Herz- 
dämpfung war stets nachzuweisen, so daß das Herz niemals die vorder Brustwand 
verlassen hat. Keine Perikarditis. Es ist anzunehmen, daß die ursprüngliche Sepsis 
zu einer lokalen Erkrankung der Mediastinaldrüsen führte, die ihrerseits nun zunächst 
die Pneumonie und sodann eine Perforation zwischen Lunpe und Perikard bedingte. 
Besprechung der Literatur. — 4 Röntgenbilder. Alfred Lindemann (Berlin). 


Rothberger, C. J., und H. Winterberg: Berichtigung zu der Arbeit ‚Studien 
über die Bestimmung des Ausgangspunktes ventrikulärer Extrasystolen mit Hilfe 
des Elektrokardiogramms“ in Band 154. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 155, 
H. 6/7, S. 349. 1914. 

Vgl. dies Zentralblatt, Bd. 8, S. 533. Ein scheinbarer Widerspruch zwischen 
den Resultaten der Verff. und denen Herings beruhte auf einer falschen Deutung der 
Heringschen Ausführungen. Ebenso wie die Verff. erhielt auch Hering bei Reizung 
des rechten Anteils der dem linken Ventrikel angehörenden Herzspitze Extrasvstolen, 
welche bei Ableitung I den rechtseitigen, bei ano-cesophagealer Ableitung jedoch den 
linkseitigen Typus aufwiesen. Joachim (Königsberg). 


Häberle, A.: Über angeborene Pulmonalatresie und Aortenstenose. (Uhxit.- 
Frauenkl., Würzburg.) Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynaekol. Bd. 75, H. 1, S. 124—131. 1913. 

In dem ersten Fall, einem nach 48 Stunden gestorbenen Neugeborenen, handelt 
es sich um eine Pulmonalatresie mit rudimentärer Entwicklung des rechten Ventrikels, 
Tricuspidalstenose bei intaktem Ventrikelseptum, Persistenz des Ductus Botalli. Ur- 
sache: wahrscheinlich Entwicklungshemmung. Der zweite Fall betrifft ein 
1!/, Stunden post partum gestorbenes Kind, klinisch ohne Cvanose. Die Sektion 
ergibt ein stark hypertrophisches linkes Herz, Aortenstenose, Mitralinsuffizienz bei 
geschlossenem Foramen ovale. Das Endokard ist stark verdickt. Ursache: jedenfalls 
Entzündung. Putzig (Berlin). 


Bauer, Fritz: Fall von Embolus aortae abdominalis, Operation, Heilung. (Allg. 
Krankenh., Malmö, Schweden.) Zentralbl. f. Chirurg. Jg. 40, Nr. 51, S. 1945—1946. 1913. 

Krankengeschichte: Ein Fall von Mitralinsuffizienz und Stenose erkrankt plötzlich 
mit heftigen Schmerzen und Bewegungsunfähigkeit beider Beine, gleichzeitige Cvanose 
besonders der unteren Körperhälfte bis zur Nabelgegend. Die unteren Extremitäten 
sind pulslos und in ihren distalen Partien völlig, weiter oben unvollständig anästhetisch. 
Diagnose: Embolie in der Aorta, deren Sitz unmittelbar über der Teilungsstelle sein 
muß, da Symptome von seiten der Bauchorgane oder Nieren nicht vorliegen. 3 Stunden 
nach der Erkrankung operative Eröffnung der Aorte, Extraktion des Embolus, Aorten- 
naht. völlige Heilung ohne Funktionsstörung. Zabel (Danzig). 


Bender, Julie: Über die Bedeutung des Löwyschen Phänomens „Blutdruck- 
steigerung bei Vorbeugen des Kopfes‘ für die Diagnose der Arterioselerosis cerehri. 
Arch. f. Psvehiatr. u. Nervenkrankh. Bd. 52, H. 3, S. 1130—1152. 1913. 

Das Loewvsche Phänomen wurde bei 40 Fällen, unter denen sich 25 sichere 
cerebrale Arteriosklerosen und 15 verschiedenartige Psvchosen befanden, einer Nach- 
prüfung unterzogen. Nur in 2 Fällen von Arteriosklerose der Hirngefüäße war es positiv. 
Bei diesen waren ebenso wie bei den Löwvschen Fällen psychische Komplikationen 
vorhanden. In letzteren und nicht in der cerebralen Arteriosklerose ist die Ursache der 
Blutdrucksteigerung zu suchen, vielleicht deswegen, weil beim Vorbeugen des Kopfes 
durch die daber werfallende Ablenkung der Aufmerksamkeit psvchische Vorgänge 
lebhafter werden. Das Löwvsche Phänomen ist danach für die Differentialdiagnose 
der Inzipienten cerebralen Arteriosklerose gerenüber den Neurasthenien und der De 
pression beim manisch-Jdepressiven Irresein nicht verwertbar. Maase (Berlin). 


— 347 — 


Respirationsapparat. 


Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Krogh, A., and J. Lindhard: The volume of the ‚‚dead space‘ in breathing. 
(„Der tote Raum“ bei der Lungenventilation.) (Laborat. of zoophysiol., untw., 
Copenhagen.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr 1/2, S. 30—43. 1913. 

Douglas und Haldane nehmen an, daß der tote Raum bei Arbeitsleistung 
größer wird (vgl. dieses Zentralblatt Bd.4, S. 244). Die Verff. dagegen finden sein Vo- 
lumen durch leichte Arbeit nicht wesentlich verändert. Sie führen die Differenz auf 
technische Mängel zurück, namentlich auf die Unzuverlässigkeit der „direkten“ Me- 
thodik mit dem Auffangen von Luftproben am Ende von Inspiration und Exspiration, 
weil die Verteilung der Gase in den Alveolen (Alveolarluft) während der Dauer der 
einzelnen Atmungsphasen ungleichmäßig sei. Sie selbst gebrauchten die Methode nach 
Siıebeck. Frey (Königsberg). 


Azzi, Azzo: Influenza dell’ alcool sulla quantità d’acqua emessa con l’aria 
espirata. (Der Wassergehalt der Expirationsluft nach Alkoholaufnah me.) 
(Istit. di patol. gen., univ., Napoli.) Sperimentale Jg. 67, Nr. 6, S. 811—824. 1913. 

Die mit der Atmungsluft ausgeschiedene Wassermenge schwankt von Individuum 
zu Individuum ungefähr 3% = 0,00367 — 0,0038 pro l. Die Zufuhr von Alkohol 
wirkt auf die Wasserausscheidung durch die Lunge verschieden ein. Hat die betreffende 
Versuchsperson nach der Alkoholaufnahme Kältegefühl, so verringert sich die Wasser- 
ausscheidung, hat sie Wärmegefühl, so vermehrt sich dieselbe. Baldes. 


Azzi, Azzo: Sull’acqua eliminata con la respirazione in diverse eondizioni dell’ 
organismo normale. (Über die respiratorische Wasserabgabe beim nor- 
malen Organismus unter verschiedenen Versuchsbedingungen.) (Istit. 
di patol. gen., univ., Napoli.) Sperimentale Jg. 67, Nr. 6, S. 845—858. 1913. 

Die Art der Nahrung hat auf die Wasserabgabe durch die Lungen keinen Einfluß. 
Jedoch tritt nach der Nahrungsaufnahme, wenn die umgebende Temperatur kalt ist 
eine Verminderung, wenn sie warm ist eine Vermehrung der Wasserabgabe auf. Starker 
Tee vermehrt ebenfalls die Wasserabgabe. Dieser vermehrende Einfluß hört nach 10 bis 
15 Minuten auf. Heiße Bäder vermehren, kalte Bäder vermindern die Wasserabgabe. 
Auch in diesen Versuchen zeigt sich das Verhalten der Wasserabgabe proportional dem 
Grade der Gefäßkontraktion. Baldes (Frankfurt a. M.). 


Spezielle Pathologie und Therapie: 


Die oberen Luftwege: 


Fraenkel, Eug.: Anatomisch-röntgenologische Untersuchungen über die Luft- 
röhre. (Allg. Krankenh., Hamburg-Eppendorf.) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgen- 
strahl. Bd. 21, H. 3, S. 267—284. 1913. 

Fraenkel bedient sich bei seinen Untersuchungen als Ausgußmaterial des Paraf- 
fins, dem er eine bestimmte Menge Eisenoxvd zusetzt, um auch die Röntgenmethode 
seinen Versuchen dienstbar zu machen. Kehlkopf und Luftröhre werden ım Zusammen- 
hang mit Speiseröhre und Schilddrüse gelassen. Die Arbeit umfaßt das Untersuchungs- 
resultat von 166 Fällen, die sich aus Personen aller Altersstufen zusammensetzen 
Das Ergebnis der interessanten Versuche ist kurz zusammengefaßt folgendes: Zwischen 
Körper- und Trachealänge besteht keine absolute Gesetzmäßigkeit. Die durchschnitt- 
liche Länge der männlichen Trachea beträgt 14,5 cm, die der weiblichen 12,5 cm. Es 
läßt sich fast mit gesetzlicher Gleichmäßigkeit an den Luftröhren von Personen aller 
Altersklassen im Anfangsteil der Luftröhre eine deutliche Ausweitung gegenüber der 
vom Ringknorpel gebildeten Lichtung des Kehlkopfes nachweisen. In mehr als einem 
Drittel der Fälle konnte ın der Höhe der Schilddrüse eine Einschnürung ermittelt 
werden, die F. wegen ihrer topographischen Beziehungen zur Schilddrüse als Schild- 


— 348 — 


drüsenenge zu bezeichnen vorschlägt. In einem bestimmten Prozentsatz der Fälle 
lassen sich Furchen an der Trachea nachweisen, die von dem Aortenbogen und der 
Arteria anonyma herrühren. Diese Impressionen befinden sich vor allem an der linken, 
im verminderten Maße an der rechten Seite des untersten Trachealabschnittes. Sie 
sind schon bei Kindern präformiert und können, wenn sie eine besondere Tiefe erreichen, 
zu Stenosierungen führen. F. schlägt vor. diese Furchen als Arterienfurchen zu be- 
zeichnen. Säbelscheidenform der Luftröhre gehört bei älteren Leuten zu den häufi- 
geren Befunden. Sie können aber auch bei jüngeren Individuen auftreten. Der Lieb- 
lingssitz ist die physiologische Schilddrüsenenge. Da nur in der Hälfte der Fälle diese 
Deformität mit einer Verknöcherung und Verkalkung der Trachealringe kompliziert 
war, so bezeichnet F. diese Veränderung als idiopathische Säbelscheidenluftröhre. Es 
folgt eine Besprechung der säbelscheidenartigen Veränderungen der Luftröhre, bei 
denen das auslösende Moment sichergestellt ist. Während Abplattungen der Trachea 
durch eine Verringerung des Breitendurchmessers häufig sind, stellt die Abflachung 
durch Abnahme des Tiefendurchmessers etwas Seltenes dar. Die seltenen Erweiterungen 
der Luftröhre sowie die durch Strumen, Aneurysmen usw. bedingten Deviationen der 
Trachea werden besprochen. Zum Schluß macht F. noch einige Angaben über das 
Vorkonmen von Verkalkung und Verknöcherung an den Luftröhrenringen. Zahlreiche 
sehr instruktive Abbildungen illustrieren die Ausführungen. Hürter (Marburg). 


Lungen, Pleuren, Mediastinum, Zwerchjell: 


Haythorn, Samuel R.: Some histological evidences of the disease importance 
of pulmonary anthracosis. (Histologische Untersuchungen über die Krank- 
heitsbedeutung der Lungenanthrakosis.) (Pathol. laborat., univ. of Pittsburgh, 
Pittsburgh.) Journal of med. res. Bd. 29, Nr. 2, S. 259—279. 1913. 

Eine Ablagerung von Kohlepartikelchen wird zumeist beobachtet in der Lunge; 
daneben aber auch in der Leber, der Milz, im Darmtraktus und gewissen Lymphdrüsen, 
und zwar stets in Vergesellschaftung mit mehr oder. weniger starker Bindegewebs- 
vermehrung. Eine mäßige Anthrakosis in einer sonst gesunden Lunge ist nicht schäd- 
lich für die Gesundheit. Was die Ursache der Pigmenteinlagerung angeht, so kann 
die durch Einatmung durch die oberen Luftwege eingeführte Kohle völlig außer Be- 
tracht gelassen werden. Auch die Alveolarepithelien sind nicht an der Phagocytose 
beteiligt. Dagegen beruht der Prozeß auf Pigmentphagocytose innerhalb der Lungen- 
alveolen durch eine Zelle, welche wahrscheinlich als endothelialer Leukocyt angesprochen 
werden kann; diese Zelle dringt alsdann in die Lungenlymphbahnen ein, bleibt 
hier liegen und wird von Bindegewebe umlagert. Das Pigment bleibt so lange intra- 
cellulär liegen, bis eine lokale Nekrose es freimacht. So werden die Lymphbahnen 
der Lunge mechanisch oder durch Bindegewebswucherung obliteriert. Was die Kom- 
bination von Lungentuberkulose und Anthrakosis angeht, so glaubt Haythorn, 
daß die Zelle, die den ersten aktiven Anteil an der Bildung eines Tuberkels nimmt, 
sowohl auf den Tuberkelbacıllus als auch auf die Pigmentkörner phagocytär wirkt 
und eine Endothelzelle darstellt. Das Vorhandensein von Pigment in diesen spezi- 
fischen Zellen übt keinen hemmenden Einfluß auf die Entwicklung von Tuberkel aus. 
Die Anwesenheit von piementführenden Zellen in der Umgebung tuberkulöser Herde 
bedeutet einen weiteren Reiz zur Bindegewebsvermehrung und Einkapselung. Die 
so bedingte Obliteration der Lungenlymphbahnen verhindert die lokale Ausbreitung 
der Tuberkulose und bedeutet so ein Hilfsmoment für die Lokalisation der letzteren. 
Die Pneumonie wird dagegen durch eine starke Anthrakosis wesentlich kompliziert. 
Letztere führt vor allem infolge der Bindegewebsvermehrung zu einer Behinderung des 
Lymphabflusses und somit einerseits zu einer mechanischen Behinderung der Zellwan- 
derung, andererseits zu einer Anhäufung von Stoffen, die wahrscheinlich eine fermenta- 
tive Verdauung des Exsudats verhindern; auf diese Weise kommt eine verlangsamte 
Resolution zustande. Alfred Lindemann (Berlin). 


ln m Ed isn 


in nn - 


— 349 — 


Wätjen, J.: Über das Vorkommen von Plasmazellen und ihre Bedeutung bei 
Pneumonieen des Kindesalters nach akuten Infektionskrankheiten. (Pathol. Inst., 
Univ. Freiburg i. Br.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. 
Bd. 214, H. 3, S. 340—358. 1913. 

Untersucht wurden histologisch 14 Pneumoniefälle nach Masern oder Keuchhusten, 
1 Pneumonie nach Diphtherie und mehrere capilläre Bronchitiden bei Kindern. Fär- 
bung der Paraffinschnitte vorwiegend mit Methylgrün-Pyronin. In den frühesten 
Entzündungsstadien zeigten sich die Bronchiolen noch ganz frei von Plasmazellen, 
dagegen finden sie sich in Bronchiolen, die schon ältere Entzündungsherde aufweisen, 
ın großen Massen in der außerhalb der Ringmuskelschicht der Bronchiolen liegenden 
Faserschicht. Hand in Hand mit dieser starken Plasmazellinfiltration der äußeren 
Bronchialwand geht die Infiltration der angrenzenden Alveolarsepten mit Plasmazellen, 
die weiter vom Lumen der Bronchien entfernt immer spärlicher werden. Sehr häufig 
waren auch Plasmazellen in dem sich organisierenden, fibrinöseitrigen Bronchialex- 
sudat. Ferner fanden sie sich in den Alveolarwandungen und in den interlobulären 
Septen. Den Plasmazellen kommt eine Hauptaufgabe bei der Zerstörung der elastischen 
Momente sowohl in den Wandungen der kleinen Bronchien, als auch der Alveolarwände 
zu. Wenigstens war bei Weigert - Färbung überall da, wo starke Plasmazellinfiltration 
bestand, die Elastica zerstört. Die Ansammlung der Plasmazellen ist nicht charak- 
teristisch für eine bestimmte Art der Pneumonie; sie kommen in spärlicher Anordnung 
auch in Lungen normaler Kinder und Erwachsener vor. Die Plasmazellen sind ty- 
pische Zellen für die chronische Entzündung. Bei der großen Bedeutung, die heute 
den Gewebslymphocyten an der Bildung der Plasmazellen zugeschrieben wird, glaubt 
Verf., daß die Plasmazellen bei den Pneumonien in den Lymphocytenansammlungen 
in der nahen Umgebung der Bronchien ihren Ursprung finden. Schlecht (Kiel). 

Spolverini, L. M.: Sulla etiologia e terapia dell’asma essenziale nei bambini. 
(Zur Ätiologie und Behandlung des idiopathischen Asthma der Kinder.) 
(Clin. pediatr., univ., Roma.) Riv. di clin. pediatr. Bd. 11, Nr. 10, 8. 736—745. 1913. 

Verf. führt das Asthma der Kinder auf die sog. aihritische Diathese zurück. 
Es gelang ihm in den drei angeführten Fällen, durch antiarthritische Maßnahmen — purin- 
freie Diät, KarlsbaderWasser u. a. m. — dieSymptome zu beeinflussen. Huldschinsky.* 

Hermann, Martin: Ein Fall von primärem Cancroid der Lunge. (Allg. Krankenh., 
Bamberg, u. pathol. Inst., Erlangen.) Zeitschr. f. Krebsforsch. Bd. 13, H. 3, 8. 446 
bis 460. 1613. 

Beobachtung bei einem Manne von 57 Jahren, wahrscheinlich entstanden auf dem 
Boden chronischer tuberkulöser Veränderungen. C. Lewin (Berlin). 

D’Oelsnitz et Paschetta: Etude radiologique de Padönopathie trachéo- bron- 
chique chez l’enfant. (Radiologische Untersuchungen über die Bronchial- 
drüsentuberkulose beim Kind.) Arch. de med. des enfants Bd. 16, Nr. 11, 
S. 818—834. 1913. 

Bei ihren ausgedehnten methodischen Untersuchungen der Bronchialdrüsen von 
Kindern geben die Verff. der Röntgendurchleuchtung den Vorzug und verwenden 
die Röntgenaufnahme nur zur unumgänglich notwendigen Vervollständigung der 
Untersuchung. In jedem einzelnen Fall werden der Reihe nach alle verschiedenen 
schrägen Durchleuchtungsrichtungen geübt, doch wird die sogenannte Fechterstellung 
mit Strahlengang von links hinten nach rechts vorn bevorzugt. Dabei zeigte das retro- 
kardiale Feld in verschiedenen Lebensaltern bei normalen Kindern verschiedene Hel- 
ligkeit, gewöhnlich zeigte sich in der Höhe des Hilus ein querer Schatten in der Breite 
von 1—2 Fingern. Auch die Durchleuchtung mit seitlichem Strahlengang von rechts 
nach links, wobei der Patient beide Arme vertikal in die Höhe hielt, wurde geübt. 
In schematischen Figuren werden die verschiedenen Formen der den Mittelschatten 
rechts oder links aufsitzenden Drüsenschatten kranker Kinder sowohl in dorso- 
ventraler als schräger und seitlicher Strahlenrichtung wiedergegeben. Bei den beiden 


u. ol a 


letzteren Beleuchtungsarten war mitunter eine. partielle oder totale Verdunkelung des 
retrokardialen Feldes nachweisbar. Diese fand sich entweder oberhalb oder nur unter- 
halb des Hilusniveaus. Mitunter gelang es, auf der Höhe des Inspiriums derartige 
pathologische Schatten einerseits vom Herz, andererseits vom Wirbelsäulenschatten 
zu isolieren. Die Verff. betonen die absolute Notwendigkeit der Untersuchung der 
Bronchialdrüsen in allen möglichen Strahlenrichtungen. Die Differentialdiagnose der 
Bronchialdrüsenschatten im Niveau des Mittelschattenhalses und der durch Thymus- 
hyperplasie hervorgerufenen Schatten wird besprochen und an Abbildungen erläutert. 
Auf den Wert der radiologischen Untersuchung zur Beurteilung des Verlaufes und ev. 
therapeutischer Effekte wird hingewiesen. Rach (Wien).® 

Alexander, Br.: Meine Behandlungsmethode der Lungentuberkulose mit suab- 
cutanen Injektionen von Ol. camphor. offieinale Ph. G. (85. Vers. dtsch. Natur- 
forsch. u. Ärzte, Wien.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 52, S. 2144—2146. 1913. 

Verf. empfiehlt bei vorgeschrittener Lungentuberkulose tägliche Campherinjek- 
tionen in Dosen von 0,1, wenn nötig, monatelang ohne Unterbrechung; bei Fieber 
Beginn mit 0,03—0,05. Neigung zu Blutungen und Hämoptöen bilden keine Kontra- 
indikation. Harms (Mannheim). 

Küchenhoff, Norbert: Über die Bedeutung von Wirbelsäulenanomalien für die 
Entstehung der Lungentuberkulose. Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 29, H. 2. 
S. 117—124. 1913. 

Anomalien der Wirbelsäule sind bisher neben den Änderungen der oberen Thorax- 
apertur nur selten als Entstehungsursache der Lungentuberkulose gewürdigt worden. 
Die Untersuchungen K üchenhoffs erstrecken sich vor allem auf 2 Wirbelsäuldeformi- 
täten, den „hohlrunden‘ und den ‚runden‘ Rücken der Orthopäden; beide stellen 
nur leichte Abweichungen von der Norm dar, so daß man sie kaum zu den patholo- 
gischen Zuständen rechnen kann. Trotzdem sind sie von erheblichem Einfluß auf den 
Gesamtkörper oder ja zum Teil selbst schon Ausdrücke eines gestörten Körpergleich - 
gewichts. Beim hohlrunden Rücken ist die Lendenlordose stark ausgesprochen. 
der Bauch etwas vorgewölbt, die Beckenneigung stark ausgeprägt. Im Gegensatz 
dazu ist der dorsale Teil der W irbelsäule etwas kvphotisch, der Halsteil stärker lordo- 
tisch. Da die oberen Brustwirbel schräger als in der Norm verlaufen, und zwar ın dem 
Sinne, daß der Körper nach unten und der Dorn nach oben rückt, so resultiert daraus 
ein steiler Abgang der ersten Rippen und damit ein stärkerer Neigungswinkel der 
Brustapertur zur Horizontalen. Beim hohlen Rücken sind die Rücken- und Hals- 
wirbel in einem kyphotischen Bogen angeordnet, dem nach vorn der Kopf aufsitzt; 
desgleichen zeigen die Schultern die Neigung nach vorn zu fallen, wodurch wieder eine 
starke Neigung der oberen Apertur. Außerdem erscheint der ganze obere Teil des Brust- 
kastens nach vorn wie zusammengepreßt. Beı beiden Deformitäten ist die Exkursions- 
fähigkeit der oberen Rippen viel kleiner als beim normalen Menschen; infolgedessen 

werden die Lungenspitzen gegen die aus Wirbelsäule und obersten Rippenringen ge- 

bildete Kuppel anzedrängt, behindert und in ihrer Funktion gestört. Dementsprechend 
dürften gerade Menschen mit derartigen Wirbelsäuldeformitäten die sog. Schmorl- 
sche Furche und die Bırch-Hıirschfeldsche Verkümmerung des hinteren oberen 
Spitzenbronchus zeigen und für deren Folgeerscheinung, die Tuberkulose, disponiert 
sein. Die Tatsache, daß serade die Lungenspitzen von der Tuberkulose befallen werden, 
beruht nun aber nicht auf einer besonderen Disposition der ersteren, sondern darauf, 
daß die Spitzentuberkulose sehr oft, besonders bei mechanischer Behinderung, die 
Neigung zum Fortschreiten zeigt, während die primäre Tuberkulose der übrigen 
Lunventeile meist zur Ausheilung kommt. Es wäre auch der Umstand zu erwägen, 
ob die wieder zunehmende Erkrankungsziffer an Tuberkulose ım Beginn des Greisen- 
alters nicht etwa Beziehungen hat zu der gleichzeitig einsetzenden Alterskrümmung 
der Wirbelsäule. Auch die sog. orthotische Albuminurie mag eine Folge der starken 
Lordose der Lendenwirbelsäule darstellen. ‚Alfred Lindemann (Berlin). 


— 351 — 


Sato, Seiichiro: Zur Lehre von dem Thorax phthisicus und den Operationen 
der Lungenspitzentuberkulose. Pathologisch-anatomische und physiologische sowie 
tierexperimentelle Studie. (Pathol. Inst., Univ. Göttingen.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. 
Bd. 126, H. 1/2, S. 1—155. 1913. 

Es wurden bei 11} Leichen möglichst genaue Untersuchungen (es Thorax, haupt- 
sächlich der 1.—2. Rippenringe unter pathologisch-anatomischen und physiologischen 
Gesichtspunkten vorgenommen und durch Tierexperimente ergänzt. Im einzelnen 
werden folgende Probleme behandelt: I. die normale und abnorme Beschaffenheit 
der oberen Rippe und des Rippenknorpels, nebst deren Einflüsse auf die Atembewe- 
gungen; II. die Lehre von der Form der oberen Apertur mit besonderer Berücksichtigung 
des Zusammenhanges zwischen der Aperturform und Lungentuberkulose; III. die 
Bewegung und Form des Brustbeines; IV. die Pathologie und Pathogenese der Ver- 
knöcherung des Rippenknorpels; V. die Frage der Gelenkbildung des I. Rippenknorpels 
und der Chondrotomie desselben bei der Lungenspitzentuberkulose. Verf. kommt zu 
dem Resultate, daß die Prädilektion der Spitze für Tuberkulose nur auf den mangel- 
haften Mechanismus des 1. Rippenringes zurückzuführen ist; bei manchen Phthisikern 
fand er ein abnormes Verhältnis der Drehachse der Rippe, was auf einer minder- 
wertigen Entwicklung des Costovertebralgelenkes der 1. Rippe beruht und eine an- 
geborene Krankheitsanlage, eine Disposition zur Lungenspitzentuberkulose darstellt. 
Die Freundsche Lehre der abnormen Kürze des 1. Rippenknorpels und seine früh- 
zeitige Verknöcherung als prädisponierendes Moment zur Spitzentuberkulose wird ab- 
gelehnt. Die Messungsmethode Freunds genügt nicht zur Maßbestimmung der 
Knorpellänge, ein Rippenknorpel, welcher nach der Freundschen Messungsmethode 
kurz ist, zeigt nach der exakten Methode des Verf. oft keine verminderte Knorpel- 
länge. Zwischen abnormer Kürze oder Breite des Rippenknorpels und Lungenspitzen- 
tuberkulose besteht kein nachweisbarer Zusammenhang, Dehnbarkeit und Drehbar- 
keit des Rippenknorpels sind vielmehr vom Drehwinkel der Rippe abhängig. Die 
frühzeitige Verknöcherung des Rippenknorpels ist nicht eine Folge der Knorpelkürze, 
sondern eine sekundäre Erscheinung bei Tuberkulose und gehört bei jüngeren Phthi- 
sikern zu den größten Seltenheiten. Bei künstlicher Erzeugung der fixierten oberen 
Apertur bei Kaninchen zeigte sich, daß die Lunge der so behandelten Tiere keine 
besondere Störung der Ventilation sowie der Blut- und Lymphzirkulation erfährt, 
daß zwischen der Verknöcherung des 1. Rippenknorpels und der Prädisposition der 
Spitzentuberkulose kein nachweisbarer Zusammenhang besteht. — Auch in der Be- 
urteilung der Chondrotomie der 1. Rippe kommt Verf. auf Grund seiner Tierversuche 
zu der Freundschen Theorie entgegengesetzten Ansicht. Die Lungenspitze wird 
durch die operative Durchtrennung des 1. Rippenknorpels in einen relativ ruhigen 
Zustand gebracht, und die Chondrotomie erreicht in dieser Beziehung denselben Effekt 
für die Lungenspitze, welchen andere Verfahren (künstlicher Pneumothorax u.a.) 
zum Zweck der Immobilisierung der Lunge verfolgen. Eine weitere Ruhigstellung 
der Lungenspitze wird noch durch die Skalenotomie erzielt, welche als neue Methode 
für die Behandlung der Spitzentuberkulose ausführlich beschrieben und begründet 
wird. Harms (Mannheim) 

Bruns, Oskar: Über die praktische Bedeutung der Zirkulationsänderung durch 
einseitigen Lungenkollaps bei therapeutischen Eingriffen an der Lunge. Beitr. z. 
Klin. d. Tuberkul. Bd. 29, H. 2, S. 253—260. 1913. 

Durch die Zirkulationsherabsetzung in der komprimierten Lunge wird eine für 
die Tuberkelbacillen schädliche Sauerstoffarmut und Kohlensäureanreicherung her- 
vorgerufen. die Aussaat der Bakterien auf dem Blut- und Lymphwege verhindert 
und die Überflutunz des Gesamtorganismus mit tuberkulösen Toxinen gehemmt. 
Soweit sich eine Bindegewebswucherung in der komprimierten Lunge findet, ist sie 
entzündlichen Ursprungs. Eine universelle, durch Zirkulationserschwerung 
und Stauung bedingte Wucherung des interstitiellen Lungenbindegewebes war ım 


Tierversuch (3 Monate lang komprimierte Kaninchenlunge) nicht nachzuweisen. Die 
in komprimierten Lungen nachgewiesene Bindegewebswucherung ist also kein Zeichen 
einer Heilungstendenz. Hegler (Hamburg). 
Orłowski i Tofanow: Zur Pathogenese der pleuralen Eklampsie beim Anlegen des 
künstlichen Pneumothorax. Przeglad lekarski Jg. 52, S. 465-466, 473-476, 483-485. 1913. 
Beschreibung eines Falles typischer pleuraler Eklampsie: nach Einführung von 
80 cem Stickstoff in den Pleuraraum tritt bei der Kranken tiefe Bewußtlosigkeit, ver- 
bunden mit einseitigen klonischen, sich mehrmals wiederholenden Krämpfen, Erbrechen, 
Erweiterung und Ungleichheit der Pupillen, Störungen von seiten des Herzens und der 
Atmung ein. Der anfangs sehr bedrohliche Zustand geht innerhalb von 24 Stunden 
vorüber, das Bewußtsein kehrt verhältnismäßig rasch zurück, die während des Anfalles 
entstandenen Muskelparesen bessern sich rasch. Die Autoren leugnen das reflektorische 
(Forlanini) Entstehen ähnlicher Zustände und erklären das ganze Bild als cerebrale 
Gasembolie; die Gasblasen werden rasch resorbiert und die nur leicht geschädigten 
Nervenelemente können ihre Tätigkeit wiedergewinnen. Die Gasembolie in dem be- 
schriebenen Falle konnte nur in der Weise entstehen, daß die Spitze der im freien 
Pleuraraume steckenden Nadel, kurz bevor die Insufflation zu Ende war, unmerklich 
in das Lungengewebe eingedrungen ist, und in ein auf diese Weise verletztes Gefäß 
eine gewisse Quantität Stickstoff eingeführt worden ist. Die Verff. machen darauf auf- 
merksam, daß der Mechanismus der Gasembolie sich nicht in jedem Falle erklären 
läßt, und daß die Autopsie nicht immer imstande ist, den Mechanismus zu eruieren. 
Die Embolie könnte auch durch kleine, aus den Gefäßen der komprimierten Lunge 
stammende Blutgerinnsel hervorgerufen werden; dieser Mechanismus kommt aber 
in den Fällen, wo der anfangs sehr schwere Zustand des Kranken sich rasch bessert, 
nicht in Betracht. Tomaszewski (Lemberg). 
Spengler, Lueius, und F. Sauerbruch: Die chirurgische Behandlung der tuber- 
kulösen Pleuraexsudate. Münch. med.Wochenschr. Jg. 60, Nr.51. S.2825— 2827. 1913. 
LuciusSpengler scheidet die tuberkulösen Pleuraergüsse in zwei große Gruppen: 
Exsudate, die im geschlossenen Pleuraraum, und solche, die in der offenen, durch den 
Bronchialbaum oder eine Brustwandfistel mit der Außenwelt kommunizierenden Brust- 
höhle auftreten. I. die tuberkulösen Exsudate der geschlossenen Pleura- 
höhle können steril oder infiziert sein. a) sterile Exsudate: bei allen größeren Lungen- 
herden, die nach dem bestehenden Anschauungen für die Pneumothoraxbehandlung 
geeignet sınd, empfiehlt sich teilweise Beseitigung des Exsudates mit anschließender 
entsprechender Stickstoffnachfüllung. Gerade bei der sog. tuberkulösen Pleuropneu- 
monie, die oft unter sehr stürmischen Erscheinungen einsetzt, sah Spengler über- 
raschende Erfolge damit. Aber selbst dort, wo die Probepunktion ein trübseröses, 
flockiges Exsudat ergab, und der Verdacht einer völligen Eiterumwandlung bestand. 
ließ sich dieses Verfahren noch mit Erfolg durchführen. Schließlich empfiehlt sich das- 
selbe auch für solche pleuritischen Ergüsse, die keine Neigung zur Resorption zeigen: 
selbst sterile tuberkulöse Empyeme heilen oft damit aus. b) Bei sekundär infizierten 
Exsudaten ıst möglichst frühzeitige Eröffnung der Brusthöhle, Ablassen des Eiters mit 
anschließender Drainage ebenso indiziert wie beim einfachen Empveme Nichttuberku- 
löser. Die ım Verlauf der Pneumothoraxbehandlung auftretenden Exsudate (meist 
leicht getrübt, serös-eitrie, ın seltenen Fällen auch rein eitrie, gelatınös) müssen dagegen. 
auch wenn sie unter stürmischen Erscheinungen einsetzen, unbedingt konservativ 
(Punktion und Ersatz durch Stickstoff) behandelt werden. Wo das Punktionsverfahren 
nicht zum Ziele führt, empfiehlt sich die Forlanıniısche Auswaschung der Pleurahöhle 
mit 2—4 | einer 1/,— 19/0 Lysoformlösung. II. Exsudateimoffenen Pleuraraum 
müssen bei virulenter Infektion wie akute Empveme behandelt werden, d.h. dureh 
frühzeitige und aussiebige Eröffnung der Brusthöhle. Bei kleiner Perforationsstelle und 
torpider Infektion führt das Exsudat nicht selten durch Kompression der Lunge zu 
einem mechanischen Schluß der Lungenfistel und leitet ihre sekundäre Ausheilung ein: 


— 353 — 


solche Empyeme können durch sehr vorsichtiges häufiges Abpunktieren kleiner Flüssig- 
keitsmengen zur Heilung gebracht werden. — Besonders gefähılich ist der Kavernen- 
durchbruch bei vorher angelegtem künstlichem Pneumothorax. Dabei 
kommt es schnell zu einer meist sehr virulenten Eiterbildung in der Pleurahöhle, an der 
fast alle Kranke zugrunde gehen. Hier hat sich ein Vorschlag, den Lucius Spengler 
machte, praktisch bewährt: der Grundgedanke dieser Behandlung ist der, das Exsudat 
durch Punktion zunächst abzulassen, seine Wiederansammlung durch Einengung des 
Brustraumes zu beschränken und schließlich zu verhindern. 

Zu diesem Zwecke wird einen oder mehrere Tage nach der Punktion eine ausgedehnte 
extrapleurale Thorakoplastik über dem unteren Thoraxabschnitt mit möglichst starker Ein- 
dellung vorgenommen; nach etwa 2-—3 Wochen wird, wiederum nach vorheriger Punktion, 
der obere Abschnitt des Brustraumes durch Thoraxresektion verkleinert, oft muß noch eine 


dritte Sitzung angeschlossen werden. Nach einiger Zeit kann man dann dem Patienten die 
Leseitigung der noch vorhandenen Höhle nach Schedes Methode zumuten. 


Während die Mortalität der Schedeschen Plastik bei derartigen schwerkranken 
Phthisikern ohne besondere Vorbehandlung 80%, beträgt, hatten Verff. mit der ge- 
schilderten Methode unter 13 Fällen nur 3 operative Todesfälle, also ca. 24%. Freilich 
starben 3 weitere Kranke nach 2, 3 resp. 7 Monaten an fortschreitender Tbk. der an- 
deren Lunge. Die übrigen Kranken wurden geheilt, 4 von ihnen sind praktisch arbeits- 
fähig. Hegler (Hamburg). 

Bessel-Lorck, Dietrich: Punktion und Insufflation als Therapie bei exsuda- 
tiver Pleuritis. (Stubenrauch-Kreiskrankenh., Berlin-Lichterfe'de.) Zeitschr. f. Tuberkul. 
Bd. 21, H. 4, S. 310—329. 1913. 

Verf. hat 23 Fälle von Pleuritis exsudativa mit Punktion und gleichzeitiger In- 
sufflation behandelt; bei 5 dieser Fälle waren Lunge und Pleura gleichzeitig mit- 
erkrankt. Der Vorzug der gleichzeitigen Insufflation besteht darin, daß ohne 
Gefahr für den Pat. die ganze Flüssigkeit in einer Sitzung abgelassen werden kann. 
Dies verschafft einmal dem Pat. eine sehr große Erleichterung, dann aber wird die 
Wiederansammlung des Exsudats — wenn auch nicht in allen Fällen — hintangehalten. 
Bei gleichzeitiger tuberkulöser Miterkrankung der Lunge wurden günstige Erfolge 
durch Unterhaltung des Pneumothorax (durch mehrmalige Insufflation) erzielt; 
bei diesen Fällen wurde wegen der langsameren Resorption Stickstoff benutzt, während 
sonst Luft insuffliertt wurde. Im allgemeinen wurde ebensoviel Gas eingeblasen, 
als Exsudat abgeflossen war. Dunzelt (München). 

Angelini, A.: I risultati immediati del pneumotorace artificiale alla Forlanini 
nei malati di tubercolosi polmonare dell’Ospizio Umberto 1, in Roma. (DieRe- 
sultate bei künstlichem Pneumothorax nach Forlanini beiLungentuber- 
kulose im Ospizio Umberto in Rom.) Riv. osp. Bd.3, Nr.21, S.917—929. 1913. 

Verf. berichtet über seine Erfahrungen mit dem künstlichen Pneumothorax. Er kommt 
zu dem Schluß, daB die sofortigen Erfolge bei Lungentuberkulose um so überraschender sind, 
je ausgesprochener die subjektiven und objektiven Symptome vor dem Eingriff waren. (Ein 
Fall von Bronchiektasie zeiste keine Besserung.) Der Einfluß auf eine Affektion der andern 
Lunge ist verschieden, jedenfalls ist bei ausgedehnten Prozessen der gesunden Lunge Vorsicht 
am Platz. Die Anwendung des Pneumothorax wird daher dem kritisch denkenden Arzt 
empfohlen, da er sicher in vielen Fällen von guter Wirkung ist. Naegeli (Zürich).“H 

Mende, Paul: Die Behandlung von Lungenerkrankungen (spez. Tnberkulose) mit 
künstlichem Pneumothorax. St. Petersburg. med. Zeitschr. Jg. 38, Nr. 24,S.351-356.1913. 

Referat im Rahmen eines Vortrages über die Indikation, Technik und Prognose 
der Pneumothoraxtherapie ohne Mitteilung eigener Fälle. Verf. ist Anhänger der 
Stichmethode. Harms (Mannheim). 

Gerhardt, D.: Über Schulterschmerz bei Pleuritis. (Med. Klin., Würzburg.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 52, S. 2905—2906. 1913. 

Relativ häufig erstreckt sich der pleuritische Schmerz über das Gebiet der entzün- 
deten Pleura hinaus, derart, daß er sich abwärts auf das Abdomen und aufwärts auf 
Hals- resp. Schultergezend ausdehnen kann. Der abdominelle Schmerz bei Plenritis 
ist reichlich bekannt wegen der Möglichkeit seiner Verwechslung mit einer Appendicitis; 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 23 


— 354 — 


weniger Beachtung hat der bei Pleuritis vorkommende Schulterschmerz gefunden, beı 
dem es sich entweder um einfache von den oberen Teilen des Brustkorbes ausstrahlende 
Schmerzen oder um isolierte resp. mit Schmerz in oder unterhalb der Zwerchfellgegend 
kombinierte Attacken handelt. In allen 4 Fällen (2mal Unterlappenpneumonie mit 
Pleurareizung, 1 mal chronische trockene Pleuritis, 1 mal trockene Pleuritis nach In- 
farkt) wurde der Schulterschmerz am stärksten in den seitlich und rückwärts vom 
Gelenk gelegenen Teilen empfunden; in dieser Region bestand eine deutliche Über- 
empfindlichkeit der Haut gegen leichte oberflächliche Reize. Durch Bewegung wurde 
der Schmerz gesteigert (2mal Fehldiagnose: rheumatische Gelenkentzündung). Nur 
in dem Falle der trockenen Pleuritis dauerten die Beschwerden fast 14 Tage an, sonst. 
waren sie in Y,—1 Tag wieder verschwunden. In 3 Fällen bestand eine deutliche 
Druckempfindlichkeit des N. phrenicus, die wohl als eine Begleiterscheinung einer 
Reizung der sensiblen Teile dieses Nerven aufzufassen ist. Seltsamerweise bestand 
aber in den für Phrenicusneuralgie in Betracht kommenden Teilen, an Brust und Hals, 
keinerlei Schmerz, sondern nur noch in den abdominalen Regionen, deren Empfind- 
lichkeit aber vielleicht eher auf Mitbeteiligung der unteren Dorsalnerven als auf den 
Phrenicus selbst zu beziehen ist. Es dürfte sich um eine Fortpflanzung der Erregung 
auf die mit dem Phrenicus in gleicher Wurzelhöhe einstrahlenden Cervicalnerven handeln. 
Alfred Lindemann (Berlin). 
Bergmann, Johannes: Über Relaxatio diaphragmatica (Eventratio diaphragma- 
tica). Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 12, S. 5—40 (Berlin: Springer). 1913. 
Die Relaxatio diaphragmatica, ein Ausdruck, den Wieting für die in Frage 
stehende Zwerchfellveränderung geprägt hat und der wohl am besten diese Anomalie 
kennzeichnet, ist eine sehr seltene Erkrankung, da außer 16 durch die Sektion sicher- 
gestellten Fällen nur 6 als erwiesen anzusehen sind. Die erste und einzige rechtsseitige 
Relaxatio diaphragmatica ist von Joh. Berg ma nn beschrieben worden. In dem kasu- 
istischen Teile gibt B. die Krankengeschichten derjenigen Fälle (31) in kurzen Auszügen 
wieder, die als Relaxatio diaphragmatica gedeutet oder die trotz sicherer Diagnose 
einer Hernia diaphragmat. für die vorliegende Frage von Interesse sind. Es 
folgt ein kritische Besprechung der klinischen Symptome. Die differentialdiagnostischen 
Schwierigkeiten, die durch ein großes Oesophagusdivertikel, durch einen Pneumothorax 
oder durch einen Gasabsceß veranlaßt werden können, sind als minder schwierige 
zu erachten im Verhältnis zu denen, die durch eine Hernia diaphr. hervorgerufen werden. 
Die klinischen Erscheinungen und Methoden, die eine Differentialdiagnose gestatten, 
werden eingehend und kritisch behandelt. B. sieht in der Messung des Mageninnendruckes 
sowie insbesondere in der Röntgenuntersuchung, durch die Magenwand und Zwerch- 
fell getrennt erkannt werden müssen, die Möglichkeit, die Diagnose zu einer sicheren 
zu erheben. Unter den pathologisch-anatomischen Veränderungen der geschädigten 
/Z,werchfellhälfte ıst eın Befund von Glaser hervorzuheben, der feststellte, daß die von 
der rechten Seite stammenden Muskelfasern, die auf die linke Seite herübertreten, 
keine Anzeichen von Degeneration aufwiesen, während die entsprechenden Stellen 
rechts weiß waren. Bei 4 Sektionen wurde auf Veränderungen des 1. Nerv. phrenic. 
geachtet. Zweimal war derselbe atrophisch, einmal in Verwachsungen eingebettet 
und zweimal verschmälert. Die Therapie der Relaxatio diaphragmatica ist eine rein 
symptomatische. Kın operativer Eingriff wird nur durch Incarcerationserscheinungen 
gerechtfertigt, nachdem Aushebern, Spülung des Magens und Darmes erfolglos ge- 
blieben sind. B. empfiehlt ın solchen Fällen den Versuch der Reposition dureh Ein- 
führung der Hand ın das Reetum nach Simon. Die Prognose ist gut, doch nicht ab- 
solut, da wie erwähnt auch bei Relaxatio diaphrasmatica Einklemmungen und Blu- 
tungen vorkommen können. Die Ätiologie der Relaxatio diaphragmatica ist in ein- 
wandfreier Weise noch keineswegs geklärt. Wahrscheinlich kommt das Leiden ın der 
Mehrzahl der Fälle angeboren vor, in anderen Fällen spielen vielleicht Schädigungen 
des Phrenicus eine Rolle. ITürter (Marbure). 


— 35) — 


Bewegungsapparat. 


© Pommer, Gustav: Mikroskopische Befunde bei Arthritis deformans. (Pathol.- 
anat. Inst., Univ. Innsbruck.) Wien: In Komm. b. Alfred Hölder 1913. 252 S. u. 
17 Taf. M. 23.80. 

Das vorliegende Buch ist ein Sonderabdruck aus dem 89. Bande der Denkschriften 
der Mathematischen-naturwissenschaftlichen Klasse der kaiserlichen Akademie der 
Wissenschaften. Der Inhalt baut sich auf eigene mikroskopische Untersuchungen 
des durch zahlreiche Arbeiten auf dem Gebiete der Knochenpathologie verdienten Verf. 
und auf mikroskopischen, besonders die Anfangsstadien der Arthritis deformans be- 
rücksichtigenden Untersuchungen seines Schülers Pegger auf. Die ausführliche Be- 
schreibung dieser und der eigenen mikroskopischen Befunde, die durch Textfiguren 
makroskopischer Präparate und durch 17 Tafeln mit zahlreichen Mikrophotogrammen 
illustriert sind, stellt den II., IJI. und IV. Teil der Abhandlung dar. Der I. Teil enthält 
eine erschöpfende Literaturübersicht und im V. Abschnitt sind die Ergebnisse der 
Untersuchungen im Zusammenhang dargestellt. Aus denselben seien folgende wesent- 
liche Punkte hervorgehoben: Die ankylosierenden Gelenkentzündungen sind sowohl 
auf Grund des anatomischen Befundes wie der Pathogenese von der Arthritis deformans 
abzutrennen, dagegen ist eine Trennung des Malum coxae senile von der letzteren 
nicht durchzuführen. Die führende Rolle in den anatomischen Veränderungen bei 
der Arthritis deformans spielen Degenerationen und Atrophie des Gelenkknorpels. 
Die Randwulstbildung, Veränderungen der Gelenkkapsel, die Veränderungen der 
subchondralen Knochenschicht, die periostalen Wucherungen usw. sind als sekundäre, 
wenn auch für den ganzen Verlauf der Erkrankung sehr wichtige Vorgänge anzusehen. 
Für die Schädigung des Gelenkknorpels und demnach als hauptsächlichstes ursäch- 
lichstes Moment der ganzen Erkrankung sind in erster Linie statische Momente, 
insbesondere abnorme Belastung bestimmter Gelenke, woraus sich die Prädisposition 
bestimmter Berufsklassen erklärt, verantwortlich zu machen. 0. Meyer (Stettin). 


Parin, W.: Zur Frage der operativen Behandlung der traumatischen Wirbel- 
säuleverletzung. (Chirurg. Klin. Univ. Kasan.) Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 642 
bis 655. 1913. (Russisch.) 

Fraktur des ersten Lendenwirbelkörpers mit nachfolgender Rückenmarksläsion 
öl/, Monate nach dem Unfall erfolglose Laminektomie. Exitus nach 4 Monaten an 


Decubitus. Kroll (Moskau). 


Reye, Edgar: Über Spondylitis infectiosa. (Krankenh., Hamburg-Eppendorf.) 
Arch. f. Kinderheilk. Bd. 62, H. 1/2, S. 43—47. 1913. 

Bericht über einen außergewöhnlichen, foudroyant verlaufenen Fall von Osteomye- 
litis des Körpers des 6. Brustwirbels bei einem Säugling von 6!/, Wochen. Die Infektion 
ist sehr wahrscheinlich auf dem Digestionswege, durch Aufnahme des Staphylococcus 
aurens mit der Milch der an Mastitis leidenden Mutter, erfolgt. Die Beobachtung 
mahnt zur Vorsicht bei der Entscheidung, ob eine an Mastitis leidende Mutter ihr 
Kind weiterstillen darf. Schneider (München). 


Rudnew, W.: Ankylose von 5 Wirbeln bei Wirbelsäulensteifigkeit. (Trrenanst. 
Saratow.) Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 475—501. 191. (Russisch.) 

Die ursprüngliche Erklärung Bechterews der Pathogenese der Wirbelsteifigkeit 
durch Wirbelankylose wurde durch die folgenden Beschreibungen von Troschin, 
Pussep, Shukowsky modifiziert. In ihren Fällen verschwand die intra vitam kon- 
statierte Kyphose und Wirbelsteifigkeit nach dem Tode. Die Wirbelsäule war bei der 
Autopsie normal beweglich. Der vom Verf. beobachtete Fall entspricht der ursprüng- 
lichen Auffassung von Bechterew. Es handelte sich um einen Fall von Delirium tre- 
mens mit bogenförmiger Deformität der Wirbelsäule, die im Dorsalteile unbeweglich 
war. Bei der mikroskopischen Untersuchung erwies sich eine diffuse syphilitische 


23* 


— 356 — 


Meningoencephalomyelitis und eine Pachymeningitis cervicalis chronica hyper- 
trophica. Außerdem’: waren die V., VI., VIIL., IX. und X. Dorsalwirbel untereinander 
verwachsen. "Kroll (Moskau). 


"Neurologie und Psychiatrie. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Laignel-Lavastine, et Vietor Jonnesco: Sur la structure physique de la cellule 
nerveuse. (Die physikalische Struktur der Nervenzelle.) (Zaborat. du prof. 
Gilbert Ballet, Paris.) Rev. neurol. Jg. 21, Nr. 24, S. 717—728. 1913. 


Nehl, F.: Netzhautelemente im Opticusstamm. (Unir.- Augenklin.. Rostock.) 
Stud. z. Pathol. d. Entwickl. Bd. 1, H. 2, S. 257--262. 1914. 

Rydygier, A.: Beitrag zur Physiologie des Ganglion stellatum. Tygodnik lek. 
Jg. 8, S. 565—567 u. 580—581. 1913. (Polnisch). 

Versuche an Hunden, denen das eine oder beide Ganglien exstirpiert wurden. Die 
einseitige Exstirpation überleben die Hunde sehr lange, ohne daß im allgemeinen Ver- 
halten der Tiere etwas Abnormes festzustellen ist. Unmittelbar nach der Operation 
beobachtet man, daß die Körpertemperatur der operierten Seite (bei einseitiger Ope- 
ration) um 1° höher als der anderen Körperhälfte ist, es tritt eine Verengerung der 
Pupille und deutlicher Enophthalmus auf. Diese Veränderungen bleiben sehr lange be- 
stehen und sind nach 2!/, Jahren noch sehr ausgeprägt. Nach beiderseitiger Operation 
konnten die Tiere nicht länger als drei Tage am Leben erhalten werden. Tomaszewski. 


Biondi, Giosue: La degenerazione walleriana dei nervi periferici, particolar- 
mente studiata dal lato istochimico e il valore degli attuali metodi d’indagine per 
la dimostrazione istochimica di sostanze grasse e lipoidi. (Die Wallersche 
Degeneration der peripheren Nerven vom Standpunkt der Histochemie 
untersucht und der Wert der modernen Untersuchungsmethoden zur 
histochemischen Darstellung der Fettsubstanzen aus Lipoide.) (/stit. di 
anat. umana norm., univ., Palermo.) Fol. neuro-biol. Bd. 7, H. 8, S. 71—119. 1913. 


Hajös, Emerich: Über ein scheinbar abnormes Bündel der menschlichen Ob- 
longata. kine direkte cerebro-hulbo- ee Pyramidenbahn. Zeitschr. f. d. 
ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, H. 1/2, S. 182—194. 1913. 


An der Medulla "oblongata findet sich zuweilen ein Bogen förniges Bündel variabler Stärke. 
das am hinteren Brückenrand an der Oberfläche der bulbären Pyramide als distinkter Strang 
bemerkbar wird, an ihr bis zum unteren Pol der Olive verläuft und sich hier lateralwärts boren- 
förmig wendet. 'Es umfaßt hierbei den untersten Abschnitt der Olive und gelangt schließlich 
zum Strickkörper, an dem es auf- und einwärts zieht, und schmilzt am Kleinhirnbrückenwirbel 
in die Masse des Striekkörpers ein Dieses Bündel wurde bis jetzt nur bei progressiver Paralvse 
gefunden und kommt entweder links oder auf beiden Seiten vor. Seine Stärke variiert von eben 
sichtbarer Dünne bis zu 5mm; Es können auch dünne akzessorische Stränge aus ihm hervor- 
gehen. Die mikroskopische Untersuchung zeigt. daß der absteigende Sche nkel des bogenför- 
migen Bündels aus der Pyramide stammt, von der Olive und den sie umkreisenden Nervenfasern 
getrennt bleibt und se hließlich in die Markmasse des Striekkörpers eingeht. Es stellt dies also 
eine direkte cerebro-bulbo-cerebellare Pyramidenbahn dar. Diese Bahn entspricht der an 
Katzen beschriebenen Pyramiden-Striekkörper-Kleinbirnbahn vollständig, sie stellt also keinen 
eigentlich anomalen Faserzug dar, sondern nur eine abweichende Entwicklung eines auch in der 
Norm vorhandenen Organisationsdetails des Gehirns. Es könnte nur die ungewohnte Starke des 
Bündels als Anomalie in Betracht kommen, während die Bahn selbst eine normale Bildung ist. 
Doch müssen dazu noch weitere Untersuchungen an den Leichen nicht geisteskranker Per- 
sonen vorzenommen werden. Frankjurther (Berlin). 

Ossipow, W.: Zur Frage der Leitungsbahnen der Trichästhesie (Haarzefühl). 
Neurol. Bote Bd. 20, H. 3. N. 417—427. 1913. (Russiseh.) 

In drer Fällen von Exstirpation des Gasserschen Knotens fehlten sämtliche Ge- 
fühlsquahtäten, unter anderen auch die Trichästhesie. Es müssen folglich die peri- 
pheren Bahnen des Haargefühls in den Ästen des Trigvenunus verlaufen. Andererseits 
sprechen Experimente von Noischewsky für einen Zusammenhang zwischen svym- 
pathischem Nervensystem und Haarempfindung. Es müssen folalich Fälle auf Trich- 


— 357 — 


ästhesie untersucht werden, wo der Trigeminus oberhalb des Gasserschen Knotens 
lädiert ist, oder in Fällen von Sympathicusaffektion. Kroll (Moskau). 

Ossokin, N.: Zur Frage der Innervation der Schilddrüse. Neurol. Bote Bd. 20, 
H. 3, S. 673—701. 1913. (Russisch.) 

Außer in den Kehlkopfnerven sind Vasoconstrictoren auch in den N. pharyngei 
sup. et inf. enthalten. Wird der Kehlkopfnerv experimentell gereizt, so entsteht eine 
Verstärkung der Erregbarkeit des Vagus und eine Verminderung der Erregbarkeit der 
Nn. accelerantes. Wird diese Tatsache mit den Erscheinungen nach Einverleibung von 
Schilddrüsenextrakt verglichen, so muß der Schluß gezogen werden, daß im N. laryngeus 
sup. außer Gefäßnerven noch sekretorische Fasern verlaufen. Kroll (Moskau). 

Grünstein, A.: Zur Frage der Endigung eines Teils der Fasern des aufstei- 
zenden Hinterstrangsystems des Rückenmarks. Neurol. Bote, Bd. 20, H. 3, S. 618 
bis 642. 1913. (Russisch.) 

Verf. konnte in einem mikroskopisch untersuchten Falle den Goldsteinschen 
Befund bestätigen, daß ein Teil der Hinterstrangfasern im Bereiche der Oblongata 
ın den Fibrae arcuatae mediales verläuft. Kroll (Moskau). 

Lapinsky, M.: Zur Frage des Mechanismus der Dermographie des Rückens 
und hintern Teil des Halses, sowie über die diagnostische Bedeutung derselben. 
(Physiko-med. Ges. Kiew). Neurol. Bote Nr. 20, H. 3, S. 427—475. 1913. (Russisch). 

Das Hauterblassen bei Dermographismus wird gewöhnlich erklärt durch Gefäß- 
kontraktion infolge unmittelbarer Reizung der .Gefäßmuskulatur. Ebenso wird auch 
die Rötung als aktive Erweiterung des Gefäßvolums aufgefaßt infolge unmittelbarer 
Reizung der glatten Gefäßmuskulatur. Da funktionelle, organische und medikamen- 
töse Anästhesie das Auftreten der Reaktion nicht verhindern, wird von einigen Verff. 
die Bedeutung des Nervensystems ausgeschaltet. Dagegen behandelten andere Autoren 
den Dermographismus als Ausdruck einer ‚Neurasthenie des vasomotorischen Zentrums“. 
Wie bekannt besitzen die Wandungen der Hautcapillare keinerlei Muskelfasern. Da 
nun die Erscheinungen de: Dermographismus durch das Spiel der in der papillären Haut- 
schicht sich befindenden Hautcapillare bedingt sind, muB folglich eine größere Bedeu- 
tung den glatten Muskelfasern beigemessen werden, die sich in dem Hautgewebe be- 
finden. Auf Grund seiner Untersuchungen betrachtet Verf. den Dermographismus als 
Resultat eines Reflexprozesses, in welchem die Rolle des motorischen Schenkels die 
glatte Hautmuskulatur spielt. Vor dem Stadium der Röte konnte er jedesmal eine 
Gänsehaut feststellen infolge Kontraktion der Pilomotoren. Dank dieser Pilomotoren- 
kontraktion werden die oberen Schichten des Coriums und der Cutis einem Drucke 
ausgesetzt und infolgedessen die Venen ın den Maschen dieser Hautschichten kompri- 
miert. Es entsteht die Röte, da die arterielle Zufuhr noch weiter vonstatten geht. 
Allmählich kann dieselbe jedoch in Cyanose übergehen (Zemker). Außer ven 
Reflexvorgang spielt noch eine große Rolle die Intensität des Druckes auf das elastische 
Gewebe. Durch den Druck und nach Aufhören desselben gerät es in eine Bewegung, 
die derjenigen der elastischen Feder gleicht. Die Schenkel der Maschen werden anfangs 
gepreßt, doch bald nach Aufhören des Druckes vergrößert sich der Diameter dieser 
elastischen Maschen, und die Blutgefäßwandungen verlieren infolgedessen ihre Stütze. 
Auch dieser Umstand wirkt im Sinne einer Blutüberfüllung der Hautpapillen. Ist 
diese Phase länger ausgeprägt, und der pilomotorische Reflex lebhafter, dann entsteht 
weißer Dermographismus: der venöse Blutabfluß wird völlig unterbunden, das zuströ- 
mende arterielle Blut transfundiert in das Gewebe und bildet ein Ödem desselben. 
Es spielen folglich die Gefäße der Hautpapillen nur eine passive Rolle. Ebenso ist 
auch die Rolle des vasomotorischen Zentrums in den Erscheinungen des Dermographis- 
mus vollständig unerwiesen. Verf. hat an 1500 poliklinischen'Patienten Untersuchungen 
über Dermographismus angestellt und konnte sich überzeugen, daß derselbe nicht von 
einer bestimmten Krankheitsform abhängt, sondern mit der Sensibilität des sympathi- 
schen Abdominalplexus im Zusammenhang steht. Da nun die Hautinnervation nach 


— 358 — 


Metameren stattfindet und die einzelnen Dermatomeren ihre sympathische Innervation 
aus den entsprechenden Neuromeren erhalten, so ist aus dem Verhalten der Haut- 
gefäßreaktion auf den Zustand des sympathischen Systems im Bereiche der visceralen 
Organe zu schließen. Pathologischer Dermographismus im Bereiche des Rückenmarks 
und des hintern Teils des Halses wird bei Erkrankungen der visceralen Organe im großen 
und kleinen Becken beobachtet. Kroll (Moskau). 


Szécsi, St.: Eine neue Methode zur Untersuchung des Liquor cerebrospinalis. 
(Georg Speyer-Haus, Frankfurt a. M.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 52, 
S. 2558—2559. 1913. 

Verf. hat die bei den verschiedenen Erkrankungen des Zentralnervensystems ım 
Liquor cerebrospinalis vorhandenen Zellen auf das Vorhandensein der Oxvdasereaktion 
untersucht. Es ergab sich: Die Oxydasereaktion ist positiv bei allen Krankheiten. bei 
denen im Liquor Mikrolymphoidocyten und Mikroleukoblasten, d. h. histiogene ent- 
zündliche Gewebslymphocyten zu finden sind. Solche Krankheiten sind vor allem 
Tabes und Paralyse. Die Reaktion ist negativ bei akut entzündlichen Meningitiden. 
beı Lues cerebri, bei Lues latens, also bei Krankheiten, bei denen man im Liquor eine 
Polynucleose oder eine rein hämatische Lymphocytose findet. Isaac (Frankfurt). 


Barker, Lewellys F.: The clinical significance of the autonomic nerves sup- 
plying the viscera, and their relations to the glands of internal secretion. (Die khi- 
nische Bedeutung der die Eingeweide versorgenden autonomen Nerven 
und deren Beziehungen zu den Drüsen mit innerer Sekretion). Canadian 
med. assoc. journal Bd. 3, Nr. 8, S. 643—657. 1913. 

Nach Besprechung der Architektur, der Physiologie und Pharmakologie des 
vegetativen Nervensystems erörtert Verf. seine mit Sladen gemeinsam durchgeführten 
klinischen Untersuchungen. Einzelne Fälle zeigen eine ziemlich generelle Vagotonie 
oder Sympathicotonie, in der Regel handelt es sich jedoch um lokale Übererregbarkeits- 
zustände. Sehr häufig sieht man vagotonische Symptome in einem Gebiet, sympathi- 
cotonische in anderen, mitunter trifft man auch vago- und sy mpathicotonische Sym- 
ptome gemischt an. Die Reaktionsfähigkeit auf Pilocarpin bzw. Adrenalin geht nicht 
immer den klinischen Symptomen der Vago- bezw. Sympathicotonie parallel. Der Be- 
griff der Vagotonie ist nicht zu streng zu fassen, man begegnet häufig Ausnahmen. 
Die Wirkung der Hormone scheint weniger elektiv zu sein, als im allgemeinen an- 
genommen wird. J. Bauer (Innsbruck). 


Sherrington, C. S.: Further observations on the production of reflex stepping 
by combinution of reflex excitation with reflex inhibition. (Weitere Beobachtungen 
über die Hervorrufung des Reflexschrittes bei der Kombination von 
Reflexerregung und Reflexhemmung.) (Physiol. laborat., uniw., Liverpool.) 
Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 3, S. 196—214. 1913. 

Reizt man die Nerven symmetrischer Muskeln beider Seiten beim decerebrierten 
Tier mt kontinuierlichen faradıschen Strömen, so tritt der Reflexschritt (alternierende 
Kontraktion der beiden Muskeln) auf, ganz gleich, ob vorher die afferenten Nerven- 
fasern in den hinteren Wurzeln durchschnitten worden waren oder nicht. Diese sind 
also für das Zustandekommen der Erscheinung nicht unbedingt erforderlich. Werden 
die afferenten Fasern nur einseitig durehschnitten, so ıst auf dieser Seite die Bewegung 
sogar noch leichter auszulösen. Die beiden Muskeln reagieren entweder im Galopp- 
oder ım Trabrhythmus, d.h. entweder rasch hintereinander mit dann einsetzender 
Pause oder streng alternierend. Auch ein Wechsel des Rhythmus kommt während der 
Reizung vor. Eine Diskussion der versehiedenen Möglichkeiten ergibt als wahrschein- 
hehste Erklärung die folgende. Jeder Reiz hat einen erregenden und einen hemmenden 
Einfluß. Durch zentrale „Ermüdung und „sukzessive Induktion“ gewinnt bald die 
eine, bald die andere Wirkung für jeden Muskel die Oberhand, so daß auf diese Weise 
die alternierende Kontraktion zustande konmt. Frankfurther (Berlin). 


— 359 — 


Flatan, E., und W. Sterling: Über das Symptom der Subpatellardelle. (Kran- 
kenh. Czyste, Warschau.) Neurol. Zentralbl. Jg. 32, Nr. 24, S. 1537—1542. 1913. 

Verff. bezeichnen als ‚„Subpatellardelle‘ ein bisher nicht beschriebenes Symptom, 
welches bei mit Muskelhypotonie einhergehenden Erkrankungen auftritt. Es besteht 
darin, daß sich unterhalb des unteren Randes der Kniescheibe eine tiefe dellenartige 
quere Einsenkung bildet, mit welcher sich die obere Grenze des Unterschenkel: 
von dem unteren Patellarrande abhebt. Das Symptom tritt bei manchen Krankheiten 
permanent, in anderen Krankheitsfällen seltener intermittierend auf. Es wurde 
beobachtet kei Neuritis nervi cruralis, bei Polyneuritis, bei Landryscher Paralyse, 
bei Myelitis lumbalis mit Muskelhypotonie und im Terminalstadium der Meningitis 
cerebrospinalis epidemica. Niemals wurde es beobachtet bei Tabes; vielleicht aus dem 
Grunde, weil es sich nicht auf die allgemeine, sondern auf die Hypotonie lokalısierter 
Muskelgruppen zurückführen läßt. Ferner findet es sich in Fällen, wo die Hypotonie 
vorübergehend auf Grund einer akuten Steigerung des intrakraniellen Druckes einsetzt, 
nämlich bei Hirntumoren. Bei akuten Formen der serösen Meningitis wurde es gleich- 
falls gefunden. Endlich kann es sich zeigen, wenn Muskelhypotonie langdauernden 
heftigen motorischen Entladungen bei Epilepsie folgt. Die Erscheinung beruht auf 
einer Erschlaffung des M. quadriceps. L. Bassenge (Potsdam). 


Wickman, Ivar: Die Spasmophilie der Kinder. Handb. d. Neurol. Bd. 5, 
S. 932—950. (Berlin: Springer.) 1914. 

Die Darstellung beschäftigt sich weniger mit klinischen Fragen als mit der gründ- 
lichen kritischen Erörterung der Pathogenese und Ätiologie, wobei der Verf. mehr- 
fach zu schwebenden Fragen Stellung nimmt. Verf. betont u. a. ganz besonders, dal 
Kinder, die ausschließlich an der Brust genährt sind und stets genährt wurden, 
so gut wie nie oder gar nie an Erscheinungen manifester Tetanie oder Eklampsie er- 
kranken, daß also dieser alimentäre Faktor sicher steht. In diesem Zusammenhang 
bringt er einen nachdrücklichen Hinweis auf die Untersuchung von Kling, der bei 
Kaninchen im Zustande der Kuhmilchanaphylaxie eine bedeutende Steigerung 
der elektiischen Eıregbarkeit fand, die mehrere Wochen anhielt und bei Reinjektion 
noch gesteigert wurde. Ibrahim (München). 


Iwamura, K.: Einige Beobachtungen über Spasmophilie in Japan. (Univ.- Kinder- 
heilk.. Kioto, Japan.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 9, H. 2, S. 147—166. 1913. 

102 Kinder im Alter von 3 Monaten bis zu 3 Jahren wurden im Verlauf des Früh- 
jahrs galvanisch untersucht. In keinem einzigen Fall fand sich eine KÖZ unter 5 MA. 
Nur 2 von diesen Kindern litten an (leichter) Rachitis. Toyamaken, eine Provinz 
an der Nordküste von Japan, ist durch häufigeres Vorkommen von Rachitis bekannt. 
Verf. untersuchte auch dort 174 Kinder. Von diesen hatten 36 Symptome von Rachitis. 
Galvanisch wurden in Toyamaken 43 Kinder geprüft und unter diesen fanden sich 
2 Fälle mit einer Kathodenöffnungszuckung unter 5 MA. Beide Kinder waren rachitisch. 
Der enge Zusammenhang zwischen Rachitis und Spasmophilie erhellt deutlich aus 
diesen Untersuchungsergebnissen. Ibrahim (München). 


Pirquet,C.v.: Bemerkung zu der Arbeit von K. Iwamura: Einige Beobachtungen 
über Spasmophilie in Japan. Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd.9, H.2, S. 166. 1913. 

Hinweis auf die Wichtigkeit der Beobachtungen, die vollständig für die Anschau- 
ung von Kassowitz sprechen, daß Rachitis und Tetanie Manifestationen der gleichen 
Noxe sind. Die Befunde lassen sich direkt mit denen von Mann und Thiemich so- 
wie von Finkelstein vergleichen und geben einen frappanten Gegensatz zwischen 
den Verhältnissen in Norddeutschland und Japan. Ibrahim (München). 

Faas, Jakob: Über die Schwangerschaftstetanie. Dissertation: Erlangen 1913. 
35 8. (E. Th. Jacob.) 

Verf. veröffentlicht die bisher bekannt gewordenen, immerhin seltenen Fälle 
von Schwangerschaftstetanie. Diese ist eine besondere Art der Tetanie, die sich mit 


— 360 — 


einer gewissen Regelmäßigkeit in einzelnen Schwangerschaften wiederholt. Das erste 
Auftreten der Tetanie fällt in die letzte Hälfte der Schwangerschaft. Das Alter spielt 
für ihre Entstehung keine Rolle. Doch werden mit Vorliebe Frauen, die schon öfters 
geboren haben, von besonders schweren Anfällen heimgesucht. Die Vollendung der 
Geburt beeinflußt erheblich Zahl und Heftigkeit der Anfälle. Die neueren Forschungen 
über die Pathogenese des Leidens haben ergeben, daß es seinen Grund in einer Er- 
krankung oder Insuffizienz der Epithelkörperchen (Nebenschilddrüse) hat. Diese 
können in der Weise geschädigt sein, daß sie bei einer Strumektomie mit entfernt wor- 
den sind oder daß sämtliche durch Störung der inneren Sekretion oder durch Auto- 
intoxikation des Körpers in Mitleidenschaft gezogen sind. Kehrer hat die Tetanie 
mit dem anormalen Kalkstoffwechsel in Verbindung gebracht und darauf hingewiesen. 
daß in der Schwangerschaft durch das Knochenwachstum des Foetus eine Kalk- 
armut im mütterlichen Organismus eintrete, ebenso wie in der (eburtsperiode durch 
den Verlust des kalkreichen Blutes und endlich zur Zeit der Lactation durch Sekretion 
der kalkreichen Milch. Es gelang ihm, einen Fall von Schwangerschaftstetanie mit 
Darreichung von hohen Dosen Calcium prompt zur Heilung zu bringen. Fritz Loeb. 


Bircher, Eugen: Zur Tetanie bei abdominellen Affektionen. Zentralbl. f. 
Chirurg. Jg. 40, Nr. 43, S. 1659—1661. 1913. 

Bircher macht auf das Vorkommen von tonischen Zuständen und klonischen 
Zuckungen der Muskulatur bei Perforationsperitonitis aufmerksam. Er nennt diese 
nicht unbekannten toxischen Erscheinungen Tetanie, weil das Chvostek-Facialıs- 
phänomen und Trousseausche Zeichen „glatt ausführbar waren‘. Über die elektrische 
Erregbarkeit der Muskulatur ist nichts ausgesagt. B. zieht aus dem Vorhandensein 
der sog. Tetanie Schlüsse auf die Prognose der Perforationsperitonitiden. Er faßt sie 
als ein sehr schlechtes Zeichen auf. Iselin (Basel).™ 


Mohr, Fritz: Tics. Handb. d. Neurol. Bd. 5, S. 427—448. (Berlin: Springer.) 1914. 

Der Tic entsteht ursprünglich aus koordinierten, zweckmäßigen motorischen 
Vorgängen. Die Ticbewegung an sich ist nicht absurd; sie ist nur deshalb absurd. 
weil sie ohne sichtbare Veranlassung eintritt. Die Tics sind psychische Leiden, deren 
physiologische Grundlage in der Hirnrinde zu suchen ist, ohne daß eine anatomische 
Grundlage hierfür bis jetzt nachgewiesen wäre. Der Tic erstreckt sich auf ein physio- 
logisch zusammengehöriges Gebiet, im Gegensatz zum Krampf, der ein anatomisch 
zusammengehöriges Gebiet beherrscht. Der Tic wird zwangsmäßig ausgelöst; die Aus- 
führung der Bewegung ist die befreiende Lösung einer Spannung. Das Quälende ıst. 
die Wiederholung des Zwanges. Als ätiologische Faktoren kommen hereditäre Be- 
lastung, Traumen, Infektionen, Nachahmung, geistige Überanstrengungen, seelische 
Erregungen in Betracht. Die Pubertät begünstigt die Entstehung. Die Tics zeigen 
nahe Verwandschaft zu Neurosen und Psychosen. Bei den Kranken steht eine Gleich- 
gewichtsstörung des Atfektlebens im Vordergrund. Die motorischen Erscheinungen 
der Ties wechseln, doch kann man klonische und tonische Tics trennen; erstere bilden 
die Mehrzahl. Die Häufigkeit der Muskelzuckungen wechselt, Tic-Paroxysmen kommen 
vor. Die hauptsächlichen Erscheinungsformen der einzelnen Tics werden vom Verf. 
beschrieben. Die Prognose kann nicht mehr als so ungünstig angesehen werden, als 
dies früher allgemein der Fall war. Therapeutisch kommen Beruhigungsmittel, Arsen, 
hydriatische Prozeduren, vor allem aber die Oppenheimsche Hemmungsgymnastik 
und Respirationsübungen in Betracht. — In einem Anhang wird der Paramyoclonus 
multiplex kurz besprochen. L. Bassenge (Potsdam). 


Oppenheim, H.: Zur Kenntnis der Schmerzen besonders bei den Neurosen. 
(7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. 
Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 246—255. 1913. 

Es ist noch wenig bekannt, daß bei den Erkrankungen der Drüsen mit innerer 
Sekretion Schmerzen zu den Vorboten gehören können. Das kann der Fall sein bei 


— 361 — 


M. Basedowi, auch bei Akromegalie. Im Vorstadium der Paralysis agitans kommen 
rheumatoide Schmerzen vor, die Tetanie tritt gelegentlich in parästhetischen Formen 
auf. Wahrscheinlich gelangen durch die Dysfunktion der endokrinen Drüsen chemische 
Stoffe in das Blut, welche die sensiblen Nerven erregen. Das hat auch Gültigkeit für 
die mannigfaltigen Algien, welche im Klimakterium auftreten, unter denen die Akro- 
parästhesien eine besondere Form bilden. Die Genese der Psychalgien bei den 
Neurosen (Neurasthenie und Hysterie) kann ideogen und emotionell sein. Zu 
den Schmerzen der ersteren Art gehören die nosophobischen (Kankrophobien, Appen- 
dicitisphobien). Ihre Eigentümlichkeit ist es, fast immer lokalisiert zu sein. Die emo- 
tionellen Algien beruhen meist auf psychischen Vorgängen (Verbitterung, Angst, 
Verstimmung), sie treten oft als Panalgien (‚Schmerzen im ganzen Körper‘) mit 
allgemeiner Verbreitung auf. Den Psychalgien stehen gegenüber die somatogenen 
Schmerzen bei Neurosen. Hier wird ein echter physiologischer Schmerz durch die 
Neigung des Kranken zur Fixation und Perseveration ein pathologischer Schmerz. 
Die somatogenen Schmerzen bei Neurosen stehen nicht selten in Zusammenhang mit 
Stoffwechselstörungen (Diabetes, Gicht, angiopathische Disposition); aber der Vorgang 
ist so, daß zwar leichte Störungen entsprechender Art vorhanden sind, jedoch erst 
die neuropathische Diathese ist es, durch welche die Hyperästhesie bis zu dem Grade 
gesteigert wird, daß sonst unterschwellige Reize schmerzauslösend wirken. Bei vaso- 
motorischen Neurosen bestehen Neigungen zu Gefäßspasmen, die eine Quelle bestimniter 
Schmerzen sind. Hierher gehören u.a. dieSchmerzen, welche jahrelang derRaynaud- 

schen Krankheit vorausgehen können. Das gleiche zeigt sich bei Claudicatio inter- 
mittens. Ferner kommen bei Neurasthenikern Zustände vor (Erschöpfung, Blutverlust, 

Inanitton, Schlaflosigkeit), in denen die Reizschwelle herabgesetzt ist, sodaß Schmerzen 
empfunden werden, die sonst zurücktreten. Bei der Entstehung der Algien spielt 
hereditäre Belastung eine große Rolle. L. Bassenge (Potsdam). 


Lotmar, Fritz: Beiträge zur Histologie der akuten Myelitis und Encephalitis, 
sowie verwandter Prozesse. (Auf Grund von Versuchen mit Dysenterietoxin.) 
(Psychiatr. Klin., München.) Histol. u. histopathol. Arb. üb. d. Großhirnrinde Bd. 6, 
H. 2, S. 245—432. 1913. 

Um mittels des Tierversuches histologische Analogien zu schaffen zu jenen diffusen 
Schädigungen der Hirnrinde, die den sogenannten akut-infektiösen Psychosen zugrunde liegen, 
wurden Infektionen mit Dysenterietoxin an Kaninchen vorgenommen, weil diesem Bakterien- 
gift eine ganz ungewöhnlich ausgesprochene zentrale Wirkung eignet. Die Gesamtheit der 
Veränderungen verteilt sich auf zwei Typen: einerseits perakute Verflüssigungsprozesse mit 
amöboider Umwandlung oder wenigstens Verlust der Vermehrungsfähigkeit der Glia, anderer- 
seits akute Verflüssigungsprozesse mit proliferierender Kaninchenzellenglia. Bei einem und 
demselben Tier gehören fast ausnahmslos die Herde dem gleichen Typus an. Nie verbreiten 
sich als disseminierte Encephalitis der grauen, weniger der weißen Substanz. Die Läsionen 
des ersten Typus bestätigen für herdartige Läsionen den an diffusen Rindenprozessen er- 
schlossenen Zusammenhang zwischen perakuter Verflüssigung und amöboider Glia. Die freien 
Körnchen beim zweiten T) ypus sind in den Frühstadien durchweg gliogener Abkunft. Der 
zweite Typus der Läsionen, die im Gegensatz zum ersten Typus als echt entzündliche anzu- 
sprechen sind, wurde seltener gefunden und entsprach der lokal minder stürmischen Gift- 
wirkung. Hier bleibt die Glia reaktionsfähig, während sie beim ersten Typus mit den nervösen 
Elementen geschädigt ist. Bei diesen sind die Läsionen rein alterativ-exsudativ, die Paren- 
chymglia ist insuffizient hinsichtlich der primären Zurückhaltung der Abr äumungsprodukte der 
Protoplasmaabkömmlinge, so daß nur die marginale Glia der Gefäße im Herde und seiner 
Nähe an dieser Aufgabe teilnehmen. Die Umbildung der Protoplasmaabkömmlinge in Fett 
fällt fast ausschließlich den mesodermalen Gefäßelementen zur Last. Beim zweiten Typus 
dagegen führt die Suffizienz der vermehrungsfähigen Glia zur vollkommenen primären Zu- 
rückhaltung jener prälipoviden Produkte im Herdbereich und zu ihrer Umwandlung in Fett 
schon abseits der Gefäße zunächst ausschließlich durch ektodermale Elemente. Bis zur Voll- 
endung dieses Umbaues wird das gebildete Fett zurückgehalten und dann schließlich in die 
Gefäße abgeführt. Diese Insuffizienz der ektodermalen Fettbildung kommt auch dem Abbau 
bei diffusen Rindenprozessen mit amöboider Glia zu. Es ist wahrscheinlich, daß bei insuffi- 
zienter Glia nicht umgewandelte Protoplasmaabkömmlinge in die Zirkulation gelangen und 
so zu einer chemischen Allgemeimwirkung des örtlichen Gewebstodes führen können. Dies 


— 362 — 


wird durch den suffizienten Gitterzellenabbau ausgeschlossen. Die histologische Bedeutung 
suffizienter Zelltätigkeit bei der Regeneration, das ist der Beseitigung abgestorbener Gewe bx- 
trümmer, liegt in der primären Zurückhaltung dieser Massen bis zu ihrer Umbildung in Stoffe, 
die für den Gesamtorganismus unschädlich sind. Frankfurther (Berlin). 

Camp, Carl D.: A contribution to the study of hereditary degeneration (pseudo- 
hypertrophic muscular dystrophy in combination with degeneration in the central 
nervous system). (Ein Beitrag zum Studium der hereditären Degeneration 
[muskuläre, dystrophische Pseudohypertrophie in Verbindung mit De- 
generationen im Zentralnervensystem].) Americ. journal of the med. scienc. 
Bd. 146, Nr. 5, S. 716—725. 1913. 

Mitteilung dreier Fälle: Im ersten Fall litt der Großvater und Vater an progressiver 
spinaler Muskelatrophie, während der Kranke selbst eine Muskeldystrophie zeigte. — 
Im zweiten Fall bestand eine Friedreichsche Ataxie zusammen mit Muskeldystrophie. 
Ein Onkel und der Großvater mütterlicherseits hatten dasselbe Leiden. — Im dritten 
Fall war eine Pseudohypertrophie mit einer Neuritis optica kombiniert. Drei Brüder 
sollen nach Aussage des achtjährigen Jungen ähnliche Beschwerden haben. — Der 
Verf. will streng zwischen Heredität und Degeneration unterscheiden. Bei der wahren 
Heredität vererbt sich immer die nämliche Krankheit, bei der hereditären Degeneration, 
welche nach dem Verf. heilbar ist, dagegen nicht. Hier handelt es sich um eine ange- 
borene Schwäche eines Organs, das auf äußere Schädlichkeiten hin bei der Nachkon- 
menschaft in verschiedener Weise reagiert. Reichmann (Jena). 


Dzershinsky, W.: Zur Lehre von den reflektorischen und cerebralen Amyo- 
trophien. (Soldatenkowkrankenh., Moskau.) Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 794—844. 
1913. (Russisch.) 

Die regelrechte Funktion der motorischen Zellen des Rückenmarks ist an das 
Gleichgewicht gebunden, das zwischen den Impulsen besteht, die von der Peripherie, 
vom Großhirn und von den oberhalb und unterhalb gelegenen Rückenmarkssegmenten 
auf diese Zellen einwirken. Wird dieses Gleichgewicht gestört, dann leiden sowohl 
Ernährung als auch Tätigkeit der motorischen Zellen. Es werden kurz skizzierte Kran- 
kengeschichten angeführt, in denen Muskelatrophien nach Gelenk- und Knochen- 
erkrankungen oder cerebralen Hemiplegien auftraten. Kroll (Moskau). 


Kauffmann, Elsa: Klinischer und anatomischer Beitrag zur Frage der Er- 
krankungen des Zentralnervensystems bei Anämie. (Psychiatr. Univ.-Klin., Königs- 
berg i. Pr.) Arch. f. Psychiatr. u. Nervenkrankh. Bd. 53, H. 1, S. 23—42. 1914. 

Ein 48jährıger Mann erkrankte an perniziöser Anämie und bot dabei von seiten 
des Nervensystens folgende Symptome: Motorische Srhwäche der Unterextremitäten, 
Steigerung der Sehnenphänomene, Patellar- und Fußklonus, später rechts angedeu- 
teten Babinski, psychisch mangelhafte zeitliche und örtliche Orientierung, geringe 
Merkfähigkeit, Neigung zu Perseveration und Benommenheit. Das Rückenmark, be- 
sonders die Hinterstränge, wiesen pathologische Veränderungen auf. Diese Herde ın 
den Hintersträngen hatten klinisch keine Symptome gemacht, doch konnte eine ge 
naue Prüfung der Sensibilität und einer ev. Ataxie bei der Benommenheit und der 
motorischen Schwäche nicht vorgenommen werden. Die spastische Parese erklärt sich 
durch Herde in den Seiten- und Vordersträngen. Eine kombinierte Systemerkrankung 
lag jedenfalls nicht vor. Blutungen und obliterierte Gefäße fehlen vollkommen, so daß 
die Herde nicht als aus Blutungen entstandene Erweichungsherde oder als ischämisch 
nekrotische Herde anzusehen sind. Dagegen sind die Gefäßwände mehr oder weniger 
verdickt, die Gefäßwandzellen vermehrt. Um diese erkrankten Gefäße sind die einzelnen 
Herde angeordnet. Die Herde können von diesen Gefäßveränderungen ausgehen, & 
ist aber auch möglich, daß dieselbe Noxe zur gleichen Zeit Gefäße und Nervengewebt 
geschädigt hat. Die Herde zeigen eine reaktive Wucherung des Stützgewebes, darum 
akute Veränderungen an Achsenzylindern und Markscheiden, ferner große helle Gitter- 
zellen, die mit Abbauprodukten beladene, vergrößerte und in der Form veränderte 


— —__ _ 


— 3603 — 


Gliazellen sind. Plasmazellen und Corpora amylacea fehlen völlig. Die graue Substanz 
zeigte nur geringfügige Veränderungen. Im Gehirn fanden sich keine Herde, wohl aber 
eine beträchtliche diffuse Erkrankung der Hirnrinde und starke Meningitis. Es bestan- 
den hahnenkammartige fibröse Wucherungen des Piaendothels, eine diffuse Vermehrung 
der Gliazellen, und eine Schrumpfung der Ganglienzellen, die häufig von einer großen 
Zahl Trabantzellen umgeben waren. Frankfurther (Berlin). 


McIntosh, James, Paul Fildes, Henry Head and E. G. Fearnsides: Parasyphilis 
of the nervous system. (Die Parasyphilis des Nervensystems.) (Wards a. 
bacteriol. laborat of the London hosp.) Brain Bd. 36, H. 1, S. 1—30. 1913. 

Die Parasyphilis ist ein rein klinischer, kein anatomischer Begriff. Anatomisch ist 
sie der tertiären Lues gleichzustellen;; bei dieser ist der Sitz der Erkrankung das Binde- 
gewebe und die Blutgefäße, bei der Metalues dagegen die Nervenelemente und die 
Neuroglia. Diese Gewebe werden während der Sekundärperiode der Syphilis hyper- 
sensibilisiert, und das aktive Wiedererscheinen der Spirochäte bewirkt den Ausbruch 
der tertiären bzw. der Parasyphilis. Der verschiedene Sitz des Leidens bedingt die 
Verschiedenheiten in den therapeutischen Erfolgen. A. Jakob (Hamburg). 


Koshewnikoff, A. M.: Zur Frage des Verhaltens der Haut- und Sehnenreflexe 
bei Thomsenscher Krankheit (Myotonia congenita). Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 607 
bis 614. 1913. (Russisch.) 

Souques hat unlängst bei der Myotonie die Erscheinung beschrieben, daß der 
Fußsohlenreflex in Form einer mehrere Sekunden währenden tonischen Kontraktion 
der Fingerbeuger auftritt, die auch von Contractur der Oberschenkelmuskulatur be- 
gleitet wird. Eine ähnliche Reaktion weist der Cremasterreflex auf. Verf. konnte diese 
Beschreibung bestätigen. Außerdem konnte er ein analoges Symptom auch an den 
Sehnenreflexen feststellen. Auch hier entstanden rasche Muskelkontraktionen, die 
mehrere Sekunden anhielten, um sich dann allmählich zu lösen. Kroll (Moskau). 


Richter, Hugo: Zentrale Veränderungen bei experimenteller Beriberi der Taube. 
Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, H. 1/2, S. 172—181. 1913. 

Die Beriberi kommt durch Ernährung mit geschältem Reis zustande. Verf. hat 
Tauben wochenlang mit geschältem Reis gefüttert. Gewöhnlich erkrankten die Tiere 
im Lauf der dritten Woche. Das erste Krankheitssymptom waren Gehstörungen 
cerebellaren Charakters. In späteren Stadien nimmt die Gleichgewichtsstörung immer 
mehr zu; die Taube verharrt, ohne zu essen und zu trinken, stundenlang unbeweglich 
auf einem Fleck. Bei der Sektion findet sich neben hochgradiger Hyperämie des Zentral- 
nervensystems und Blutextravasaten daselbst ein fortschreitender Degenerations- 
prozeß der Nervenzellen. Ständig fand sich eine Zellgruppe im Corpus bigeminum, 
das nach Edinger dem Nucleus ruber der Säugetiere entspricht, schwer betroffen. 
Wahrscheinlich sind auf die Erkrankung dieses Gebildes die schweren Gleichgewichts- 
störungen zurückzuführen. Salomon (Wilmersdorf). 


Schaffer, Karl: Zur anatomischen Wesensbestimmung der Heredodegeneration. 
Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, H. 1/2, S. 49—76. 1913. 

Es wird in glücklicher Beweisführung versucht, auf Grund der histologischen Er- 
fahrungen bei hereditär-degenerativen Erkrankungen, vornehmlich bei Muskeldvstro- 
phie, Friedreichscher und Mariescher Ataxie, den verschiedenen Formen der amau- 
rotischen Idiotie, Sräußlers kongenitaler Kleinhirnatrophie, Pelizaeus- Merz- 
bacherscher Krankheit, eine anatomische Begriffsbestimmung der Heredodegene- 
ration zu geben: Die heredodegenerativen Krankheiten (HDK.) sind durch die 
Affektion des nicht differenzierten axonalen bzw. Ganglienzellprotoplasmas, des Hyalo- 
plasmas bedingt. Die Fibrillen spielen dabei, wie auch die Niss1-Schollen, keine aktive 
Rolle. Die Affektion des Hyaloplasmas kann sich — und zwar in den meisten Fällen — 
ın einer Hypertrophie, aber auch in Atrophie des gangliocellularen wie des axialen 
Hyaloplasmas kundgeben. Dadurch. daß sich die Affektion des Hyaloplasmas allörtlich 


— 364 — 


und segmentär oder regionär ausbreiten kann, sind gewisse Formen der heredo- 
degenerativen Krankheiten bedingt. Schließlich ist noch ein Intensitätsmoment zu 
unterscheiden, je nachdem die Affektion rapid progredient verläuft und rasch zu Tode 
führt (infantile amaurotische Idiotie), oder sich in mäßigen Grenzen hält und daher 
keine vitale Dignität besitzt. A. Jakob (Hamburg). 


Meige, Henry: Les dysphasies fonctionnelles. Comment étudier les bégaiements. 
(Die funktiollen Sprachstörungen mit besonderer Berücksichtigung des 
Stotterns.) Rev. neurol. Jg. 21, Nr. 23, S. 653—668. 1913. 

Es werden die verschiedenen klinischen Formen des Stotterns, ihre Ursachen, 
ihre Genese, ihre nosologische Stellung und ihre Beziehungen zu den anderen Erkran- 
kungen des Zentralnervensystems kurz besprochen und dargetan, wie wichtig die Unter- 
scheidung der einzelnen Formen für die Auswahl der therapeutischen Maßregeln ist. 


A. Jakob (Hamburg). 
Spezielle Pathologie und Therapie. 
Periphere Nerven: 

Bernhardt, M.: Beitrag zur Lehre von den partiellen Facialisparalysen, speziell 
den Lähmungen der für die Unterlippenmuskeln bestimmten Äste. Med. Klinik 
Jg. 9, Nr. 51, S. 2110—2112. 1913. 

Nach einem 5 cm langen Einschnitt, der bei einem Patienten 3 cm unterhalb des 
horizontalen Unterkieferastes parallel zu diesem gemacht wurde, trat Lähmung der 
Unterlippenmuskulatur an der betreffenden Seite auf. Die Entstellung des Gesichts 
wird sichtbar beim Mundöffnen und Intonieren. Es handelte sich vorwiegend um eine 
Lähmung des Musc. quadratus menti. Der Hauptnerv für die Versorgung der Unter- 
lippenmuskulatur ist der Ramus marginalis mandibularis aus dem N. facialis. Die 
in der Literatur angegebenen Kautelen, um eine Verletzung dieses Nerven bei Ein- 
griffen zu vermeiden, werden genau besprochen. Salomon (Wilmersdorf). 


Rhese: Die traumatische Vestibularisläsion. Internat. Zentralbl. f. Ohrenheilk. 
u. Rhino-Laryngol. Bd. 12, Nr. 1, S. 1—17. 1914. 
Sammelreferat. 


Bielschowsky, Max: Herpes zoster. Handb. d. Neurol. Bd. 5, S. 316—341. 
(Berlin: Springer.) 1914. 

Verf. gibt eine erschöpfende Darstellung des Herpes zoster mit 3 farbigen Tafeln 
und 93, besonders die neurologische Literatur betreffenden Literaturangaben. — 
Der Herpes tritt am häufigsten am Rumpf, demnächst im ersten Ast des Trigeminus, 
seltener im 2. und 3. Ast dieses Nerven auf. Begleiterscheinungen sind: Lymph- 
drüsenschwellungen, nenralgische Schmerzen, Hyperästhesien, Hyperalgesien, Lympho- 
cythose. Für gewöhnlich ist nur ein Nervengebiet einer Körperhälfte betroffen. 
Auch an den Extremitäten entspricht das Auftreten des Herpes zoster den radikulären 
Zonen. Den Hauptsitz der Erkrankung bilden die Spinalganglien, bei Herpes im Bereich 
des Tiigeminus des Ganglion Gasseri. Die Ganglien finden sich in frischen Fällen 
im Zustand akut-hämorrhagischer Entzündung, der zur Exsudatbildung und zur 
Vernichtung von Ganelienzellen und Nervenfasern führt. Eine Beteiligung des svn- 
pathischen Nervensystems ist gelegentlich anatomisch festgestellt. Der idiopathische 
Zoster ist eime akute spezifische Infektionskrankheit des Nervensystems. Nach Ana- 
logien mit der Poliomyelitis anterior hat man ihn als Poliomyelitis posterior bezeichnet. 
Über die Natur der infektiösen Noxe ist bisher nichts Sicheres bekannt. Ebensowenig 
ist sicher erwiesen, in welcher Weise die cutane Bläscheneruption von dem nervösen 
Prozeß ausgelöst wird. Die sensiblen Nervenfasern, vielleicht in Verbindung mit 
zentrifugalen vasomotorischen Fasern des Sympathicus, spielen offenbar hier eine 
Rolle. Man kann sich vorstellen, daß die Blasenbildung dann erfolgt, wenn den in 
der sensiblen Bahn verlaufenden vasodilatatorıschen Reiz von seiten der Constrietoren 
nicht mehr entzregengewirkt wird. — Dem idiopathischen infektiösen Herpes zoster 


— 365 — 


steht gegenüber der sekundäre, deuteropathische Herpes zoster. Er ist beobachtet 
bei mechanischen Läsionen der peripheren Nerven und der Ganglien (Frakturen, 
carıöse Prozesse, Druck von Tumoren und Schwarten), ferner bei spinalen Prozessen 
(Myelitis, multiple Sklerose, Syringomyelie usw.). Bei Tabes ist er nicht so häufig, 
als es die Lehrbücher darstellen. Sekundärer Herpes z. ist ferner beobachtet bei län- 
gerem Arsengebrauch, bei Kohlenoxydvergiftungen, Gicht, Diabetes und fast allen 
Infektionskrankheiten. Ein ‚‚reflektorischer Zoster‘‘ nach Operationen, Nierenstein- 
koliken usw. ist zwar beschrieben, kann aber noch nicht als bewiesen angesehen werden. 
Die Natur des sekundären Zosters liegt noch sehr im Unklaren. Ob post hoc oder 
propter hoc, ist meist kaum zu entscheiden. Klärung ist erst von einer größeren Zahl 
anatomischer Untersuchungen bei sekundärem Zoster zu erwarten. Der Herpes zoster 
bietet kaum diagnostische Schwierigkeiten; die Behandlung ist rein symptomatisch. 
L. Bassenge (Potsdam). 

Halphen, E.: Quelques considérations sur les tumeurs du nerf auditit. (Einige 

Betrachtungen über die Acusticus- Tumoren.) Rev. hebdom. de laryngol., 


d’otol. et de rhinol. Jg. 84, Nr. 44, S. 517—530. 1913. 

Eine 45jährige Dame erkrankte allmählich mit heftigen Kopfschmerzen, Schwindel mit 
Fallen nach rechts und Doppelsehen. Bei der Aufnahme ins Krankenhaus ergab sich eine 
komplette Lähmung des linken unteren Facialis, während der obere Ast nur geschwächt war, 
linksseitige Taubheit, der linke Vestibularis erwies sich bei allen Prüfungen als vollkommen 
zerstört, außerdem bestand eine homonyme Diplopie, leichtes Verschlucken und Neigung, 
nach rechts zu fallen. Da eine Hg-Kur ohne Erfolg blieb, wurde unter der Diagnose: Klein- 
hirnbrückentumor operiert, aber schon 6 Tage nach dem ersten Akt trat der Exitus ein. Bei 
der Autopsie fand sich ein taubeneigroßer Tumor (Fibrosarkom), der genau an der Ursprungs- 
stelle des N. acusticus saß; der Tumor ließ sich ganz leicht aus der Substanz des Kleinhirns, 
das nur verdrängt war, ausschälen. — Im Gegensatz dazu brachte bei einen 50jährigen Manne 
mit luetischer Anamnese, der unter ähnlichen Erscheinungen zur Beobachtung kam, d. h. 
vollständiges Versagen des linken Ohres, komplette Facialislähmung, aber kein Schwindel, 
kein Erbrechen, die eingeleitete Hg-Kur schnell bedeutende Besserung. Valentin (Berlin).CH 

Taylor, Alfred S., and Louis Casamajor: Traumatic Erb’s paralysis in the 
adult. (Traumatische Erbsche Lähmung beim Erwachsenen.) Ann. of 
surg. Bd. 58, Nr. 5, S. 577—600. 1913. 

Verff. berichten ausführlich über 6 Fälle der nach Erb benannten Paralyse. Als 
Ursache der Lähmung war stets der Umstand anzusehen. daß nach einer gewaltsamen 
Überstreckung im Gebiet des Plexus brachialis, dadurch entstanden, daß Kopf und 
Nacken plötzlich von der einen Schulter weggebogen wurden, die zerrissenen Nerven 
callös vernarbten. Immer waren die motorischen Bahnen stärker geschä- 
digt als die sensiblen. Die Prognose dieses Leidens ist bei konservativer 
Behandlung absolut ungünstig; bei operativem Vorgehen, dem man 
selbstverständlich eine sorgfältige Nachbehandlung folgen lassen muß, 
sind die Resultate recht günstig. Verff. bezeichnen die im späteren Leben er- 
worbene Erbsche Paralyse als keineswegs seltene Krankheit und geben daher eine 
sehr eingehende und klare Schilderung ihrer Operationsmethode, die im wesentlichen 
in der Freilegung des Plexus, Aufsuchen des geschädigten Astes — was ja mit Hilfe 
des galvanıschen Stromes leicht gelingt —, Resektion des Callus und sekundärer 
Nervennaht besteht. Die für besonders ausgedehnte Resektionen empfohlene Ent- 
fernung des Mittelstückes der Clavicula dürfte wohl kaum jemals nötig sein. — 
T ınstruktive Photographien sind der Arbeit beigegeben. Spiüzy (Wien).* 


Kaiser: Über einen Fall von Accessoriuslähmung durch eine eigenartige Stich- 
verletzung. (Med.Univ.-Klin., Marburg.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 49, 
H. 3, S. 244—252. 1913. 

Die Verletzung des Accessorius war dadurch hervorgerufen worden, daß dem Pat. 
beim Ausrutschen auf dem nassen Wege eine Schirmspitze direkt hinter dem rechten 
OÖhrläppchen in den Kopf gedrungen war. Unmittelbare Folgen der Verletzung waren 
Schluckbeschwerden, Aphasie und starker Speichelfluß. Nach Verheilung der äußeren 


— 360 — 


Wunde besserten sich die Schluckbeschwerden. Zur Zeit der Untersuchung wurde über 
leichte Heiserkeit, Hustenreiz und Schmerzen in der rechten Schulter geklagt. Objektiv 
fand sich Lähmung des Gaumensegels, der Epiglottis und des Stimmbandes, partielle 
Parese mit Atrophie und Entartungsreaktion im oberen und unteren Drittel des Cucul- 
laris und der Sternalportion des Sternocleidomastoideus auf der rechten Seite. Verf. 
nimmt eine extrakranielle isolierte Verletzung des Accessorius unterhalb des For. ju- 
gulare vor Abgabe des inneren Astes an. Aus dem Symptomenkomplex ergeben sich 
für das Innervationsgebiet des Accessorius folgende Tatsachen: Der äußere Ast versorgt 
nur die obere und mittlere Portion des Cucullaris und auch nur teilweise den Sterno- 
cleidomastoideus. Der innere Ast macht den ganzen motorischen Anteil des Vagus aus. 
Für die Rami cardiaci läßt sich aus dem vorliegenden Falle, wegen der Einseitigkeit der 
Läsion die Frage nicht entscheiden. Ein Unterschied der motorischen Innervation des 
Gaumens und Kehlkopfs besteht nicht; der Facialis kommt für die Versorgung des 
Gaumens nicht in Betracht. Maase (Berlin). 


Timaschew, N.: Erscheinungen von Wallerscher Degeneration in den hintern 
Spinalwurzeln, als Resultat der Durchschneidung der Vorderwurzeln. (Laborat. d. 
Nervenklin. Kasan.) Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 857—868. 1913. (Russisch.) 

Bei Hunden wurde unter Chloroformnarkose in dem Lendenteile mit Hilfe eines 
Trepans der Wirbelkanal geöffnet, das Rückenmark nebst dem aufliegenden Wurzel- 
paar entblößt. Durch eine Sonde wurde die Hinterwurzel von der vorderen getrennt 
und dann die Vorderwurzel vorsichtig durchschnitten. Nach 9—14 Tagen wurde 
das Tier durch Stich in das Herz getötet. Die Hinterwurzel wurde nach Thomas- 
Haser oder nach Mann bearbeitet. Das Rückenmark nach entsprechender Fixation 
nach Marchi, Mann und Nissl bearbeitet. In allen 6 Fällen konnten Wallersche 
Degenerationen einiger Fasern in der entsprechenden Hinterwurzel entdeckt werden. 
In den untersuchten Rückenmarken keine Degenerationen. Kroll (Moskau). 


Petronio, Giovanni: Neuriti retrobulbari tossiche: avvelenamento da piombo. 
Note di anatomia patologica. (Toxische Neuritis retrobulbaris nach Blei- 
vergiftung.) (Ist. di anat. patol., univ., Catania.) Pathologica Jg. 5, Nr. 122, 
S. 711—716. 1913. 

Um die Frage zu untersuchen, ob bei der toxischen Neuritis das Nervengewebe 
oder das Bindegewebe primär geschädigt ist, wurden Hunde einer akuten oder chro- 
nischen Bleivergiftung unterworfen. Die Nervi optici wurden bei der Autopsie mit 
den Methoden von Marchi, Weigert, Pal, Donaggio, Van Gieson, Giemsa 
und der Hämatoxylin-Eosin-Methode untersucht. Bei der akuten Vergiftung wurde 
keine Veränderung des Opticus gefunden, bei der chronischen Vergiftung zeigten 
sich die Nervenfasern völlig unverändert, dagegen waren deutliche Veränderungen 
im Bindegewebe zu sehen. Diese bestanden in Leukocyteninf.ltration und einer be- 
ginnenden Neubildung von Gefäßen und Bindegewebe. Baldes (Frankfurt a. Main). 


Barck, C.: A rare case of bilateral optic neuritis. (Ein seltener Fall von 
doppelseitiger Entzündung des Sehnerven.) Americ. journal of ophthalmol. 
Bd. 30, Nr. 11, S. 321—326. 1913. 

Bei einer 32jährigen Frau, die bereits während ihrer dreimaligen Gravidität über 
verschwonmenes Sehen geklagt hatte, ohne daß ihm eine Bedeutung beigelegt worden 
wäre, trat plötzlich am 3. und 4. April 1913 Fieber auf, am 5. war das linke Auge blind, 
während vom 6. an auf dem rechten Auge die Sehschärfe abnahm, so daB am 7. nur 
noch Handbewegungen wahrgenommen wurden; an diesem Tage ergab die Untersuchung 
rechts eine weite, reagierende Pupille, der Fundus war so gut wie normal, das Gesichtsfeld 
eingeengt, während links die Pupille weit und starr war und sich ophthalmoskopisch 
eine typische Neuritis n. opt. ergab. Der Urin war frei von Eiweiß und Zucker, für Lues 
sprach nichts, intrakranielle Symptome fehlten; nur die Menses waren unregelmäßig. 
sy daß zunächst der Verdacht auf Gravidität bestand, der aber fallen gelassen wuıde, 


sx gr = 


als die Menses wieder regelmäßig auftraten. Die Behandlung bestand in Darreichung 
von Quecksilber- und Salicylpräparaten und Pilocarpin-Injektionen. Bei dauernd 
körperlich guter Gesundheit trat auch rechts Blindheit ein, so daß hier eine retrobul- 
bäre Neuritis angenommen wurde, weil der Fundus normal blieb. Vom 18. April trat 
im Augenbefund Besserung ein, die bis dahin starren Pupillen begannen zu reagieren, 
die Sehschärfe nahm allmählich so zu, daß sie am 24. Mai rechts = 68/,, links = ®/, 
betrug und das Gesichtsfeld normal war. Nach Barcks Ansicht handelte es sich 
um eine Art Intoxikationsamblyopie, deren Entstehung er in Zusammenhang bringt. 
mit den gleichzeitig aufgetretenen Menstruationsstörungen. Wätzold (Lichterfelde). 


Hertz, Arthur F., and W. Johnson: Case of bilateral atrophy of the face. 
(Ein Fall von doppelseitiger Gesichtsatrophie.) (Clin. sect., 10. X. 1913.) 
Proceed. of the roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 1, S. 11—12. 1913. 

Der Kranke kam zum Arzt wegen Schwächegefühl in der rechten Gesichtshälfte 
und wegen Unvermögens, das rechte Auge völlig zu schließen. Es ergab sich eine 
ausgesprochene Atrophie beider Gesichtshälften, besonders der linken (Abbildung). 
Der Kranke, der zuletzt 3 Jahre in einer Bleifabrik gearbeitet hat, bietet ausgesprochene 
Zeichen chronischer Bleivergiftung (Bleisaum, Koliken, Extensorenparese). Im übrigen 
war das Nervensystem gesund. Die Gesichtsatrophie soll erst innerhalb der letzten 
4 Monate entstanden sein. L. Bassenge (Potsdam). 
Rückenmark : | 


Spät, Wilhelm: Der Zellbefund bei Meningitis. (Werksspit. d. Prager Eisen- 
Industr.-Ges., Kladno.) Prag. med. Wochenschr. Jg. 38, Nr. 47, S. 650—651. 1913. 

In je einem Falle von epidemischer und Pneumokokkenmeningitis enthielt der 
Liquor cerebrospinalis entgegen dem gewöhnlichen Befund fast ausschließlich Lympho- 
cyten. Verf. führt dies auf den chronischen Verlauf der Erkrankung zurück und schließt, 
daß es nicht angängig sei, aus dem cytologischen Befunde eine ätiologische Diagnose 
der Meningitis zu stellen. Der Zellcharakter gestatte nur Schlüsse auf die Verlaufsdauer. 
Die Feststellung der Ätiologie müsse der bakteriologischen Untersuchung vorbehalten 
bleiben. Maase (Berlin). 


Faworsky, A.: Lähmung der unteren Extremitäten mit Steigerung der Haut- 
oder sog. Defensivreflexe. (Nervenklin. d. Univ. Kasan.) Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, 
S. 844-857. 1913. (Russisch.) 

In einem Falle Pottscher Krankheit mit unterer Paraplegie, Sensibilitäts- und 
Blasenstörungen bestand neben Tendenz zur Beugecontractur und leichter Steigerung 
der Sehnenreflexe bedeutende Steigerung der Defensivreflexe nach Babinski, deren 
obere Grenze ungefähr eine Handbreit unterhalb der oberen Grenze der Sensibilitäts- 
störungen war. In dem andern Falle handelte es sich um Sclerosis lateralis mit Streck- 
contracturen, heftig gesteigerten Sehnenreflexen und normalen Defensivreflexen. 
Im Gegensatz zu Cla ude und Rouillard nimmt Verf. als Vorbedingung der Steigerung 
der Defensivreflexe nicht Reizung, sondern Hemmung der Pyramidenbahnen an. 
Von Interesse ist ferner im ersten Fall der Kompressionsmyelitis die positive Phase I 
bei abwesender Pleocytose. Kroll (Moskau). 

Riggs, C. Eugene: Report of a case of juvenile tabes. (Mitteilung eines 
Falles von juveniler Tabes.) Journal of nerv. a. ment. dis. Bd. 40, Nr. 11, 
S. 711—713. 1913. 

Ein 7jähriges Kind, dessen Eltern beide Lues akquiriert hatten, erkrankte mit 
15 Monaten mit Anfällen von Erbrechen, die besonders im Alter von 6 Jahren den 
Charakter von gastrischen Krisen annahmen. Im Anschluß an Masern im 7. Jahr 
plötzliche Verschlimmerung des Gehvermögens, so daß es wie ein Betrunkener ging. 
Es fehlten die Patellar- und Achillessehnenreflexe; es bestand Ataxie in den Beinen, 
Andeutung von Babinski am linken Fuß, geringe Hypertonie in den Muskeln und 
keine Pupillen- und Sensibilitätsstörungen. Blut- und Spinalflüssirkeit ergaben 


— 368 — 


positive Wassermannsche Reaktion. Der Liquor zeigte keine Lymphocytose und 
keine Eiweißvermehrung. — Es wird die Differentialdiagnose mit Friedreichscher 
Ataxie erwogen. Reichmann (Jena). 
 Lapuchin, W.: Zwei Fälle von Caissonkrankheit. (Nerrenklin. Kasan.) Neurol. 
Bote Bd. 20, H. 3, S. 655—665. 1913. (Russisch.) 
Kasuistische Mitteilung. Kroll (Moskau). 


Archangelskaja, E.: Zur Kasuistik der Amyotrophien bei Tabes dorsalis. (Univ.- 
Nervenklin. Kasan.) Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 560—570. 1913. (Russisch.) 

Bei einem 45jährigen Tabiker bestanden Amyotrophien in den proximalen Teilen 
der oberen Extremitäten und im Bereiche der V., VII., IX., XI. und XII. Hirnnerven- 
paare. Der myopathische, neuritische und radiculäre Charakter der Amyotrophien 
konnte ausgeschlossen werden und dieselben auf eine feinere Erkrankung der Oblon- 
gata- und Rückenmarkszellen zurückgeführt werden. Es handelte sich wohl um eine 
chronische Polioencephalomyelitis, die sich wie die Tabes auf dem Boden der luetischen 
Infektion entwickelt hatte. Kroll (Moskau). 


Kaplan, D. M.: The „Wassermann-fast tabes‘‘, a serologic precursor of tabo- 
paresis. (Die „wassermannfeste Tabes“, ein serologischer Vorläufer der 
Tabesparalyse.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 25, S. 2214—2215. 1913. 

Bei Untersuchung eines Materials von 650 Fällen von Tabes konnte Verf. be- 
obachten, daß bei einer Anzahl von Fällen sich trotz intensivster Behandlung die 
Wassermannsche Reaktion des Blutes nicht änderte. Kaplan nennt solche Tabes- 
fälle ‚„wassermannfeste‘. Wenn daher eine solche Tendenz wahrzunehmen ıst, muß 
der Kliniker an eine herannahende oder vorhandene Tabesparalyse denken. F. Kafka. 


Loeper et A. Mougeot: L’absence du réflexe oculo-cardiaque dans le tabès. 
(Das Fehlen des Oculo-kardialen Reflexes bei Tabes). Progr. med. Jg. 41, 
Nr. 52, S. 675—677. 1913. 

Der oculo-cardiale Reflex besteht darin, daß bei digitaler Kompression der Aug- 
äpfel der Puls sich um ungefähr 8 Schläge verlangsamt. Hebt man die Kompression 
auf, so kehrt der Puls unverzüglich zu seiner früheren Frequenz zurück. Verff. fanden 
ihn negativ bei 19 von 21 untersuchten Tabikern; sie betrachten sein Fehlen bei Tabes 
als die Regel und als ein wichtiges pathognomonisches Zeichen. Ausnahmen kommen 
freilich vor. Der zentripetale Weg dieses Reflexes geht über den Trigeminus, der 
zentrifugale über den Vagus. Von den 21 untersuchten Tabikern hatten 14 Störungen 
ım Bereich des Trigeminus, nämlich Aufhebung oder Herabsetzung der Tiefensensibilität 
des Augapfels. Das Fehlen des Reflexes beruht auf den bei Tabes häufigen Erkran- 
kungen der hinteren Trigeminuswurzeln. L. Bassenge (Potsdam). 


Protopopoff, Ch.: Ein Fall von amyotrophischer Lateralsklerose mit Sensibili- 
tätsstörungen. (Nervenklin., Univ. Kasan.) Neurol. Bote, Bd. 20, H. 3, S. 778—794. 
1913. (Russisch.) 

Bei der 27jährigen Patientin des Verf. entwickelte sich während der Schwanger- 
schaft vor zwei Jahren ein rasch progressierender Prozeß mit Lähmungen, Amyo- 
trophien. spastischen Erscheinungen, Bulbärsymptomen, Schmerzen und Druck- 
empfindlichkeit der Muskeln und Nervenstämme und Sensibilitätsstörungen. Verf. be- 
ırachtet den Fall als atypische Form einer amyotrophischen Lateralsklerose mit 
Sensibilitätsstörungen. Die Erkrankung ist als toxämische aufzufassen, und können 
deshalb die Veränderungen sich in den mannigfachsten Abschnitten des Nervensystems 
lokalisieren und klinisch atypische Krankheitsbilder entstehen. Krol (Moskau). 

Campbell, A. W.: A case of syringomyelia. (Ein Fall von Syringomvelie.) 
Anstrelas. med. gaz. Bd. 34, Nr. 21, S. 478—479. 1913. 

Pie krankhaften Veränderungen beschränkten sich auf die unteren Extremitäten. 
Ks bestanden spastische Symptome und dissozuerte Empfindungsstörung. Keine 
Muskelatrophie. Salomon (Wilmersdorf.) 





— 369 — 


Frey, Ernst: Zur Klinik und pathologischen Anatomie der Syringomyelie. 
Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, H. 1/2, S. 77—129. 1913. 

Der Zweck dieser Mitteilung von 12 sehr exakt untersuchten Fällen von Syringo- 
myelie ist, auf seltenere Erscheinungsformen dieser bekannten Erkrankung näher ein- 
zugehen. Von interessanten Befunden des Verf. seien an dieser Stelle kurz erwähnt: 
1. der spastische Typus der Syringomyelie, mit Lähmung aller vier Extremitäten, von 
dem ein Fall zur Beobachtung kam, der im Gegensatz zu den bisher bekannten Fällen 
auch Muskelatrophien aufwies. 2. Syringomyelie mit bulbärem Beginn und myasthe- 
nischen Erscheinungen ın der Kau- und Schluckmuskulatur. 3. Halbseitige cervicale 
Syringomyelie mit Aran- Duchenneschem Lähmungstypus. 4. Syringomyelie mit 
seltenen Knochenveränderungen (Thorax en bateau, Verbiegung der Diaphysen). 
Einer eingehenden Besprechung werden die Sensibilitätsstörungen unterzogen; Verf. 
gelangt hierbei zu folgenden Schlüssen: Immer vorhanden sind Störungen im Tempera- 
tur- und Schmerzsinn, Störungen des Tastsınns finden sich seltener, ebenso solche der 
tiefen Sensibilität. Die Sensibilitätsstörungen zeigen am häufigsten segmentalen Typus, 
ein gliederweises Befallensein gehört zu den Ausnahmen. Die Territorien der Sensibili- 
tätsstörungen der verschiedenen Qualitäten decken sich nicht immer. Gewöhnlich 
zeigen die Regionen der Temperaturdefekte die größte, hingegen die des Tastsinnes die 
kleinste Ausdehnung. Zum Schluß gibt Verf. die detaillierte Schilderung eines histo- 
logisch untersuchten Falles. Hiererstreckte sich der Prozeß durch das ganze Rückenmark 
bis in das verlängerte Mark. Das Hervorstechende und Besondere des Falles liegt in 
der schweren Alteration der Gefäße, deren viele, oft knäuelartig, neugebildet waren; 
ihre Wände zeigten hyaline Degeneration, die Media und Adventitia war verdickt, 
weniger verändert die Intima ; daneben war auch die Vermehrung des Bindegewebes über- 
haupt auffallend, das stellenweise in ganzen Zügen auftrat. Diese beiden Verände- 
rungen haben zur Höhlenbildung insofern Beziehung, als es durch ‚‚perivasculäre Des- 
integration‘ um die Gefäße, durch Zerfall des angrenzenden Gewebes auch zur Bildung 
von Hohlräumen kommen kann. Sicher ist aber, daß beide Prozesse fördernd auf die 
Entwicklung der Syringomelie einwirken, wenn sie auch gleichzeitig mit der Gliose zu 
beginnen scheinen. P. Biach (Wien). 

Bruns, Oskar: Zur Kasuistik der Caudatumoren. (Med. Univ.-Klin., Marburg a.L.) 
Fortschr. d. Med. Jg. 31, Nr. 15, S. 393—396. 1913. 

Die Erkrankung begann mit Neuralgien im Bereich der Nn. ischiadici, die perio- 
disch auftretend sich über eine Reihe von Jahren erstreckten und mit Badekuren 
und Langeschen Injektionen wiederholt erfolgreich bekämpft wurden. Sechs Jahre 
nach ihrem ersten Auftreten blieben die Schmerzen nach einer unblutigen Ischiadicus- 
dehnung dauernd aus. Dafür traten Schwächegefühl in den Beinen, Störungen ın der 
Blasen- und Mastdarmentleerung in der Erektion und Ejakulation auf. Objektiv 
fanden sich Parese der Wadenmuskulatur mit quantitativer Herabsetzung der elek- 
trischen Erregbarkeit und reithosenförmige Anästhesie für alle Empfindungsqualı- 
täten. Die Diagnose wurde auf einen Caudatumor (Neurom, Gliom oder Lymphangiom) 
gestellt. In Erwägung gezogen wurde auch eine chronische intradurale Wurzelneuritis. 

Maase (Berlin). 

Forster, E.: Aussparung der unteren Sakralsegmente bei extramedullärem 
Rückenmarkstumor des Dorsalmarks. Charité-Ann. Jg. 37, S. 110—115. 1913. 

Die Pat. .deren erste Symptome Kälteparästhesien an den Beinen waren, zeigte 
typische Pyramidenbahnparese, gelegentliche Urininkontinenz, vom 5. Dorsalsegment 
abwärts eine Sensibilitätsstörung für alle Qualitäten, allmählich zunehmend und die 
volle Intensität am 9. Dorsalsegment erreichend. Die untersten Sakralsegmente waren 
völlig frei, die übrigen Sakralsegmente und das unterste Lumbalsegment zeigten nur 
geringe Herabsetzung für alle Qualitäten, so daß eine deutliche reithosenförmige Aus- 
sparung bestand. Dieser Befund sprach namentlich bei dem Fehlen von Schmerzen 
für Myelitis, doch wurde mit Rücksicht auf einen in der Literatur beschriebenen und 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 24 


— 370 — 


einen selbst beobachteten Fall (mit Kälteparästhesien) die Diagnose auf extramedullären 
Tumor gestellt, dessen Sitz nach der obersten Grenze der Sensibilitätsstörung bestimmt 
und in der Tat hinter dem Bogen des vierten Dorsalwirbels ein P-ammom gefunden. 
Nach der Operation trat sofort erhebliche Besserung ein. In einem weiteren ähnlichen 
Falle konnte der Tumor nicht gefunden werden, die Sektion ergab aber ein diffuses 
Sarkom der Dura. das besonders in der der Herabsetzung der Sensibilität entsprechenden 
Höhe lokalisiert war. Frankfurther (Berlin). 

Roccavilla, Andrea: Sopra una rara forma di mielite trasversa secondaria a 
reviviscenza neoplastica maligna e tardiva di un thymus persistens. Contributo 
clinico ed anatomo-istologico allo studio della patologia del timo. (Über eine 
seltene Form von transversaler Myelitis nach spätem Rezidiv eines 
malignen Neoplasmas des persistierenden Thymus. Ein klinischer 
und anatomisch -histologischer Beitrag zum Studium der Thymus- 
pathologie.) (Istit. din. med. gen., univ., Modena.) Rif. med. Jg. 29, Nr. 38, 
S. 1037—1039, Nr. 39, S. 1071—1075 u. Nr. 40, S. 1097—1107. 1913. 

Bei der Seltenheit klinischer und anatomischer Krankheitsbilder, die von einemi 
persistierenden Thymus den Ausgang nehmen, verdient der mitgeteilte Fall Interesse. 
Es handelt sich um einen 59 Jahre alten Mann, bei dem ziemlich plötzlich die Er- 
scheinungen einer totalen motorischen und sensiblen Paraplegie mit Blasen- und Mast- 
darmlähmung als Zeichen einer transversalen Myelitis der oberen Dorsalregion ein- 
setzten. Dabei bestand eine eitrige Cystitis mit pyo-septischen Erscheinungen, eine 
toxisch-infektiöse akute Nephritis und zum Schluß Lungenödem. Die pathologisch- 
anatomische Diagnose lautete auf: Thymus persistens maligner neoplastischer Meta- 
plasie, neoplastische Infiltration des 7. Cervical- und des 1. bis 3. Dorsalwirbelkörpers, 


transversale Myelitis des 1. und 2. Dorsalsegmentes, Cystitis, Decubitus, Septicämie. 
Histologisch ergab der Thymustumor dichtes großenteils junges Bindegewebe. Unter 
den hauptsächlich in Nestern gruppierten Zellen fanden sich sehr zahlreiche kleine einkernige, 
gewöhnliche polynucleäre, wenige erythrophage Zellen, schwer zu identifizierende mittlere 
Zellen, verschieden geformte protoplasmareiche Riesenzellen, endlich verschiedenen Entwick- 
lungsstadien entsprechende Bindegewebszellen. Die vond>r Neubildung infiltriertenWirbelkörper 
ergaben histologisch denselben Teilbefund. Hier wie in den myelitischen Herden und in den 
entsprechenden meningealen Infiltrationen fanden sich immer wieder die kleinzelligen ein- 
kernigen Zellen des primären Tumors. Dieselben wurden in den Lungen, dem Herzmuskel und 
den willkürlichen Muskeln, in Leber und Nieren nachgewiesen. Das Knochenmark war (histo- 
logisch) im Zustand starker Hvperaktivität. Die vergrößerte Hypophyse ließ eine Hyperplasie 
und Hyperaktivität des glandulären Anteils erkennen. Die Schilddrüse war hyperplastisch, die 
Marksubstanz der Nebennieren war atrophisch, die Rindensubstanz hypertrophisch. Die un- 
tersuchten endokrinen Drüsen zeigten stellenweise die beschriebenen Tumorzellen. Histoge- 
netisch war das Neoplasma eine Mischgeschwulst, von der sich nicht sagen läßt, ob sie den T hy- 
momen, den Lymphosarkomen oder den Carcinomen näher steht, und die in dem persistierenden 
Thymus zur Entwicklung kam. Neurath (Wien). 


’askert, Hans: Multiple Sklerose und Unfall. (Psychtatr. u. Nervenklin., Kiel.) 
Dissertation: Kıel 1913. 38 S. (H. Fiencke.) 

Es handelt sich um eine früher gesunde Frau, bei der eine multiple Sklerose auf- 
trat, nachdem ihr ein schwerer Sack auf den Kopf und die rechte Schulter fiel. Rippen- 
bruch und Splitterung des rechten Schulterknochens. Es hat sich bei dem Trauma in 
erster Linie um eine Erschütterung des Rückenmarks gehandelt. Fruz Loch. 

Bruce, A. Ninian: The spinal changes in pseudo-hypertrophie paralysis. (Die 
Bu ” ränderungen bei Muskeldvstrophie.) Edinburgh med. journal 
Bd. 12, Nr. 1, 8. 42—45. 1914. 

ji einem Fall von Muskeldvstrophie fanden sich in den Muskeln die bekannten 
Veränderungen. In den entsprechenden Vorderhörnern des Rückenmarks fand sich 
hie und da Zeilschiumpfung, vereinzelt Chromatolvse, Verminderung der Zahl der 
Nervenzellen um etwa Y/.. sekundäre spärliche Wucherung der Neurorlia. Das Primäre 
Ist offenbar die Erkrankung der Muskeln. Die Veränderungen des Nervensystems 
müssen als sekundäre betrachtet werden. Selomon (Wilmersdorl). 


— 371 — 


Scharnke: Enuresis und Spina bifida occulta. (Garnisonlaz., Cöln.) Arch. f. 
Psychiatr. u. Nervenkrankh. Bd. 53, H. 1, S. 43—82. 1914. 

Etwa 50% der Enuresis bei Kindern sind der Myelodysplasie zuzurechnen, wäh- 
rend die andere Hälfte den funktionellen Neurosen, der degenerativen Konstitution 
und Ähnlichem zuzurechnen ist. Bei den Erwachsenen aber gehören etwa ?/, zur Myelo- 
dysplasie, wie Untersuchungen an den Enuresisfällen im VIII. Armeekorps bewiesen. 
Die Feststellung objektiver Symptome bei dieser Erkrankung ist für militärärztliche 
Fälle von besonderer Wichtigkeit, weil hier der Anreiz zur Simulation besonders groß ist. 
Die Symptome: Spina bifida occulta, Syndaktylien, Reflexanomalıen und Sensibilitäts- 
störungen an den Beinen, Abnormitäten in der Bedeckung der Kreuzbeingegend, in 
schweren Fällen auch Klumpfüße, motorische Störungen an den Beinen und ganz 
selten auch Mastdarmsphincterschwäche, finden sich fast nie vereinigt, sondern sind 
immer nur zum Teil nachweisbar. Am häufigsten fand sich die Kreuzbeinveränderung, 
nämlich in 60%, der Fälle, während Syndaktylien auffälligerweise gar nicht beob- 
achtet wurden. Ein weiteres objektiv nachweisbares Symptom scheint nach cysto- 
skopischen Untersuchungen eine gut sichtbare übergroße Reizbarkeit der Detrusoren 
zu sein, die schon bei ganz geringer Füllung der Blase zu Balkenbildung führt bzw. 
eine Arbeitshypertrophie der Blase erzeugt. Alle nervösen Symptome weisen auf eine 
Hypoplasie oder Dysplasie im untersten Teil des Rückenmarks und vielleicht auch der 
Cauda equina hin, die allerdings durch pathologisch-anatomische Untersuchungen 
noch nicht bestätigt ist. Neben den üblichen therapeutischen Maßnahmen wird 
als letztes Mittel besonders die epidurale Injektswn empfohlen, die auch mehrmals 
wiederholt werden soll. Es ist wohl möglich, daß die günstige Wirkung auf einer mecha- 
nischen Druckentlastung der nervösen Elemente bei der echten Myelodysplasie beruht, 
während bei den funktionellen Fällen wohl eine suggestive Wirkung erzielt wird. 


Frankfurther (Berlin). 
Gehirn : 


Wohlwill, Fr.: Über Pachymeningitis haemorrhagica interna. (Ally. Krankenh., 
Hamburg- Eppendorf.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. 
Bd. 214, H. 3, S. 388—408. 1913. 

Verf. hat in 37 Fällen von Pachymeningitis haemorrhagica eine genaue histolo- 
gische Untersuchung vorgenommen, um zur Klärung dieser in ihrem Wesen und in 
ihrer Ätiologie bis heute recht verschieden beurteilten Erkrankung beizutragen. Er 
gelangt zu dem Resultat, daß in der Mehrzahl der Fälle eine Ausscheidung von Fibrin 
und Blutung eine untergeordnete und sekundäre Rolle spielen, daß das Wesentliche 
vielmehr eine Wucherung des subendothelialen Gewebes ist mit sekundärem Defekt 
des Endothels und Neubildung kleiner Gefäße. Nur in seltenen Fällen wird eine fibri- 
nöse oder zellig-fibrinöse Exsudation mit Membranbildung als primärer Vorgang 
gefunden. Diese Fälle, bei denen im Gegensatz zu der gewöhnlichen Form auch zellige 
Infiltrationen in den tieferen Duraschichten gefunden werden, sind als besondere 
entzündliche Form von der gewöhnlichen Form abzutrennen. In den Fällen des Verf. 
spielte der Alkoholismus als ätiologischer Faktor eine geringe Rolle, dagegen wurde 
die Pachymeningitis der überwiegenden Mehrzahl seiner Fälle bei Infektionskrankheiten 
sefunden. Im Kindesalter und insbesondere bei Säuglingen spielt nach seiner Ansicht 
das Geburtstrauma eine große Rolle in der Ätiologie der Erkrankung. Oskar Meyer. 


Fulei, Francesco: Die akute hämorrhagische Leptomeningo-Encephalitis bei 
der Milzbrandinfektion des Menschen. (Psychiatr. Klin., Uniw. München.) Histol. 
u. histopathol. Arb. üb. d. Großhirnrinde Bd. 6, H. 2, S. 161—244. 1913. 

Die Meningo-Encephalitis ist im Verlauf der Milzbrandinfektion eine seltene 
Komplikation, und es sind bis jetzt nur 30 Fälle veröffentlicht, in denen die Verbrei- 
tung der Infektion auf dem Weg der Blut- oder Lymphbahn erfolgte und besonders 
die Aufmerksamkeit auf die Blutextravasate ım Gehirn und in den Meningen gelenkt 


24° 


en 1 


worden war. Angaben über die Art der Veränderungen an den Nerven- und Gliaele- 
menten fehlen bisher; deswegen bespricht der Verf. detailliert die histologischen Be- 
funde am Zentralnervensystem einer 12jährigen Patientin, die an Milzbrand gestorben 
und vom Verf. selbst obduziert worden war. Es fand sich makroskopisch akute 
hämorrhagische Leptomeningo-Encephalitis, vorwiegend in der grauen Substanz und 
in den Stammganglien. Mikroskopisch zeigte sich folgendes: In den Meningen 
Hyperämie, Blutungen und Infiltration mit kleinzelligen und auch großen, vakuoli- 
sierten Elementen, sowie echten Makrophagen, sehr zahlreiche Milzbrandbacillen, die 
meist frei, zuweilen phagocytiert durch große mononucleäre Zellen vorhanden waren. 
An den Gefäßen Fettkörnchenzellen in der Adventitia, in der Intima pyknotische, 
zertrümmerte Kerne und keine Fettkörnchen, im Gefäßlumen Plasmazellen und spär- 
liche Körnchen von Fettstoffen, die Nervenzellen zeigen die „akute Zellerkrankung““ 
Alzheimers mit Kernveränderungen und stark basophiler Körnung des Cytoplasmas 
bei fehlenden Veränderungen seitens der Neurofibrillen. Von seiten der Nervenfasern 
ließen sich Rupturen infolge der Blutungen und variköse Schwellungen der Markschei- 
den, sowie seltene spindelförmige Auftreibungen der Achsenzylinder konstatieren. 
Mannigfacher waren die Alterationen der Gliaelemente; es bestanden regressive 
re der Kerne, die sich in Blässe, Schrumpfung und Homogenisierung äußer- 

; die Gliazellen nahmen mitunter amöboides Aussehen an und wurden rasch zer- 
Pa ohne imstande zu sein, Gliafasern hervorzubringen. Spärlich fand sich auch 
fettige Degeneration der Gliazellen. Progressive Erscheinungen der Glia fehlten voll- 
ständig. Wesentliche Abbauerschemungen fanden sich im Zentralnervensystem nicht. 

P. Biach (Wien). 

Claude, Henri, et F. Lejars: Deux cas de méningite séreuse localisée de la 
région cérébelleuse et protubérantielle, traités par la craniectomie décompressive. 
(Behandlung zweier Fälle von seröser Meningitis des Kleinhirns und 
verlängerten Marks mittels Palliativtrepanation.) Bull. et mém. de la 
soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 29, Nr. 37, S. 817—830. 1913. 

Die Konstatierung von Erscheinungen erhöhten Hirndrucks mit Lokalsymptomen, 
wie sie dem von einer Reihe von Autoren bereits beschriebenen Krankheitsbild der 
Meningitis serosa circumscripta zukommen, wirft immer eine Anzahl von Fragen 
diagnostischer und therapeutischer Natur auf, sodaß die Mitteilung zweier genau 
beobachteter Fälle gerechtfertigt erscheint. In dem einen handelte es sich um eine 
4]jährige Frau, die am 12. Mai 1912 das Spital aufsuchte, weil sie an Kopfschmerzen 
litt und nicht gehen konnte. Die Annamnese der Pat. ergibt, daß sie vor 20 Jahren 
an Ohrenschmerzen gelitten hatte und sonst immer gesund gewesen war; im März 
bekam sie einen langwierigen, heftigen Schnupfen. Seit Mitte April begann sie an 
Kopfschmerzen zu leiden, die immer ärger und ärger wurden, so daß sie ihre Beschäf- 
tigung aufgeben mußte. Am 3. Mai setzte Erbrechen ein und Störungen des Gleich- 
gewichts mit Neigung, nach rechts zu fallen. Objektiv bestanden neben Parese des 
hnken Facialis dvsarthrische Störungen, Herabsetzung der rechtsseitigen motorischen 
Kraft mit Asvnergie; dissozierte E mipfindungslähmung der linken Gesichtshälfte, 
inkomplette ea Hemianästhesie für alle Qaalitäten an Rumpf und Extremi- 
täten. Sehnenreflexe rechts gesteigert. Abducenslähmung links. Bei der Erfolg- 
losigkeit aller therapeutischer Maßnahmen Palliativtrepranation in der linken Parieto- 
Temporalgegend. Ausgang in vollkommene Heilung. Gleich nach der Operation 
verschwanden der Kopfschmerz und das Erbrechen. allmählich Rückgang aller übrigen 
Symptome. Die zweite Beobachtung der Autoren betrifft einen 15Y/, jährigen Pat.. 
der wegen Kopfschmerzen und Unsicherheit beim Gehen das Spital aufsuchte und 
4 Monaten seine Beschwerden hatte. Es fanden siech hochgradige Ataxie, 
Adiadochokinesis und Asvnergie. Da sieh schwere meningeale Reizerscheinungen 
ohne entzündliche Veränderungen m der Spinalflüssigkeit einstellten, gleichfalls 
P:lliatıvtrepanation wie im ersten Fall: wiederum vollständige Heilung. Die Autoren 





seit 


— 3733 — 


erörtern noch im Zusammenhang die Gründe, die für die Diagnose einer Meningitis 
serosa gegenüber einem Tumor maßgebend sind und betonen, daß man auf jeden Fall 
ımmer dort die Palliativtrepanation ausführen soll, wo Hirndruckerscheinungen ohne 
sicheren Tumor oder meningeale Reizerscheinungen ohne entsprechende Liquor- 
veränderungen sich nachweisen lassen. — 

M. Sicard bemerkt, daß seröse Meningitiden auch im Gefolge meningealer Blutungen 
auftreten können und teilt einen operierten Fall mit, wo die Autopsie seine Diagnose bestätigte. 
Die Indikation zum chirurgischen Eingreifen, besteht entweder, wenn abnormer Eiweißgehalt 
ev. Lymphocytsoe im Liquor bei gesteigertem Druck oder Stauungspapille besteht. P. Biach. 


Artom, Gustavo: Sulla ptosi a bilaneia nella meningite basilare luetica. (Über 
Ptosis bei luetischer Basilarmeningitis.) (Ambulat. neuro-patol. [proff. Min- 
gazzins e A. Grannelli).) Policlinico, sez. prat. Jg. 20, Nr. 51, S. 1841—1844. 1913. 

Als „Ptosi a bilancıa“ hat Porietti einen Befund beschrieben, den er bei Para- 
lytıkern und Tabikern beobachtet hatte. Er besteht darin, daß bei Kranken, denen 
das willkürliche Heben eines Lides unmöglich ist, dieses sich bei Lidschluß des ge- 
sunden Auges spontan hebt. Es wird dieses Phänomen auf das Vorhandensein von 
gekreuzten Fasern zurückgeführt. In dem Falle, den Verfasser beobachtet hatte, 
handelt es sich aber um eine vummöse Infiltration an der Hirnbasis unterhalb der 
Kreuzungsstelle der Fasern. Das Zustandekommen des Symptoms ist also unklar. Baldes. 

Libin, J.: Haemorrhagische Encephalitis bei CO-Gas -Vergiftung. (Patholog. 
Inst., Königsberg.) Dissertation: Königsberg 1913. 22 S. (Fr. Hesse.) 

Die beiden Fälle, über die berichtet wird, betreffen ein Ehepaar mit CO-Ver- 
giftung, das nach 4tägigem Krankenlager, verbunden mit fast vollständiger Be- 
wußtlosigkeit, starb. Es fanden sich im Gehirn neben kapillären Blutungen, neben 
Degenerationserscheinungen der Gehirnsubstanz noch Leukocyten, weshalb von einer 
beginnenden Encephalitis gesprochen wird. In beiden Fällen war das Blut nicht spezi- 
fisch gefärbt, weil beide noch eine Zeitlang lebten. Nach Lewin genügt z. B. bei 
Tieren 15 Minuten langes Einatmen frischer Luft, um die spez. Blutveränderung 
vermissen zu lassen. Fritz Loeb (München). 

Scheltema, G.: Meningitis serosa und diffuse corticale Encephalitis bei Masern. 
Nederl. Maandschr. v. Verlosk. en Vrouwenz. en v. Kindergeneesk. Jg. 2, H. 10, S. 659 
bis 661. 1913. (Holländisch.) 

Bei einem 3jährigen Kind trat am zweiten Tag einer Masernerkrankung unter 
starker Temperatursteigerung Bewußtlosiskeit auf; es war Incontimentia urinae et 
alvi vorhanden, das Kind hatte offenbar Se hmerzen, lag ın Opistotonus, doch waren 
keine Krämpfe vorhanden. Am folgenden Tag war die Bewußtlosigkeit verschwunden, 
die vorhandene Ataxie blieb bestehen und das Kind konnte nicht sprechen. Nach vier 
Wochen war eine starke Ataxie und motorische ataktische Aphasie, neben Fußklonus, 
Babınskı und herabgesetzter Hautsensibilität vorhanden. Herderscheinungen fehlten ın 
dem ganzen Verlauf. de Jager (Leeuwarden). 

Edgeworth, F. H.: On the cerebral symptoms of lobar pneumonia in children. 
(Über die cerebralen Symptome bei der lobären Kinderpneumonie.) 
Bristol med.-chirurg. journal Bd. 31, Nr. 122, S. 308—317. 1913. 

Unter 63 Fällen von lobärer Pneumonie des Kindesalters zeieten 8 eerebrale 
Symptome, zum Teil nur im Beginn der Krankheit, zum Teil während der ganzen 
Fieberperiode. Die mitialen Erscheinungen bestanden in Kopfschmerz, Konvulsionen 
und Erbrechen. Kopfschmerz und Konvulsionen hielten in der Regel nur 1—2 Tave 
an, das Erbrechen dauerte oft durch die ganze Zeit des Fiebers an, vielleicht als Folge 
einer toxischen Einwirkung auf die Magenschleimhaut. Schwerere Symptome repräsen- 
tierten Koma, Manie, Nackenstarre, Kernig und Babinskisches Phänomen, sie traten 
zwischen 1. und 4. Tax auf, unterschieden sich also schon dadurch von der Pneumo- 
kokkenmeningitis, «die später den Pneumonieverlauf kompliziert. Zwei Fälle zeigten 
das Kernigsche Symptom. Die normale Cerebrospinalflüssigkeit und die rasche 
Heilung sprachen gegen eine organische Läsion. Neurath (Wien). 


— 374 — 


Söderbergh, Gotthard: Über den proximalen Typus der brachiocruralen Mono- 
plegie. Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 49, H. 3, S. 253—262. 1913. 

Verf. begründet unter Mitteilung von 5 eigenen entsprechenden Beobachtungen und 
unter Hinweis auf 9 Fälle der Literatur die Aufstellung eines speziellen Typus der bra- 
chiocruralen Monoplegie, den er als „proximalen“‘ bezeichnet. Symptomatologisch ge- 
meinsam ist den Fällen eine Armlähmung, die dadurch charakterisiert ist, daß die Ex- 
tremität von proximal- nach distalwärts mit abnehmender Intensität betroffen ist, so daß 
eine Verteilung der Lähmung nach Segmenten des Armes hervortritt. Die anatomische 
Übereinstimmung liegt darin, daß dem klinischen Syndrom corticale bzw. subcorticale 
Läsionen der motorischen Region zugrunde liegen. Die Bonhoeffersche Regel, wo- 
nach eine corticale monoplegische Lähmung im Armgebiet sich derart äußert, daß sie 
nur Schultergürtel und Ellenbogengelenk betreffe und die Hand frei lasse, erfährt daher 
eine Ausnahme und die Munksche Theorie der gliedweisen, den Gelenkabschnitten ent- 
sprechenden Projektion der Motilität in der Hirnrinde eine Stütze. Für die Lokalisa- 
tionsdiagnose kann dem Symptomenkomplex praktische Bedeutung zukommen. Maase. 


Ljass, 8.: Fall von cerebraler Amyotrophie. Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 665 
bis 672. 1913. (Russisch.) 

Bei der hemiparetischen Patientin des Verf. bestanden in der gelähmten rechten 
Hand unbedeutende Atrophien. Es handelte sich um einen Unterschied von !/,—1 cm. 

Kroll (Moskau). 

Winkler, C.: On localised atrophy in the lateral geniculate body causing 
quadrantic hemianopsia of both the right lower fields of vision. (Eine circum- 
seripte Atrophie des äußeren Kniehöckers als Ursache einer Hemi- 
anopsie der beidenrechtenunteren QuadrantendesGesichtsfeldes.) Fol. 
neuro-biol. Bd. 7, H. 8, S. 1—22. 1913. 

Verf. kommt auf Grund der klinischen und anatomischen Untersuchungsergebnisse 
dreier Fälle zu dem Resultate, daß das Sehen mit den oberen Gesichtsfeldquadranten 
möglich ist, trotzdem die Zellen und Fasern des mittleren Abschnittes des gekreuzten 
lateralen Kniehöckers völlig ausgefallen sind bei Intaktbleiben des ventralen (caudalen) 
Abschnittes. Eine Zerstörung der ventralen Oceipitalwindung bewirkt keine völlige 
Degeneration des lateralen Abschnittes des hinteren Kniehöckers, wohl aber näher 
gelegene Herde des Gyrus occipito-temporalis. A. Jakob (Hamburg). 


Fulle, Carlo: Sulle compensazioni organiche e funzionali delle deficienze cere- 
bellari. Ricerche sperimentali. (Über organische und funktionelle Kompen- 
sation von Kleinhirndefekten.) (Laborat. di fisiol., univ., Perugia.) Arch. di 
fisiol. Bd. 11, Nr. 5, S. 379—385. 1913. 

In einem Vorversuch wurde festgestellt, daß die nach Trepanation erfolgte sub- 
arachnoideale Injektion von Chloral dieselben Ausfallserscheinungen hervorruft, wie 
die operative Entfernung der motorischen Zentren des Großhirns. Alsdann wurden 
Hunden die eine Hälfte des Crus primum reseziert und nach Kompensation der Aus- 
fallserscheinungen einige Wochen später entweder die motorischen Zentren operativ 
entfernt oder durch Chloral gelähmt. Da zeigte sich keinerlei Unterschied zwischen 
den Lähmungserscheinungen auf beiden Seiten. Die Untersuchungen sollen fortgesetzt 


werden. Baldes (Frankfurt a. M.). 


Dietrich, A.: Ein Fall von sekundärer Hypoplasie des Kleinhirns. (ÄKrankenh. 
Westend, Charlottenburg.) Stud. z. Pathol. d. Entwickl. Bd. 1, H. 2, S. 263—274. 1913. 

Bei einem 4jährigen Kind, das nach Scharlach und Diphtherie an Sepsis starb, 
wurde als Nebenbefund ein völliger Mangel des Kleinhirns aufgedeckt; an dessen 
Stelle liegt ein mit dem Tentorium verwachsener, zusammengefalteter apfelgroßer. 
aus einem zarten Häutchen bestehender Sack mit atrophischen Kleinhirnstümpfen 
und Wurnmudimenten, an denen sich der typische Aufbau des Kleinhirns mikroskopisch 


au, 7: 


erkennen läßt. Weiter finden sich nur kümmerliche Olivenreste und dadurch bedingt 
ein schärferes Hervorspringen der Pyramiden. Die Veränderung wird als Encephalo- 
meningocele aufgefaßt. A. Jakob (Hamburg). 


Kroll, M.: Fall von „doppelter Athetose“. (Nervenklin. d. Frauenhochschule, 
Moskau.) Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 763—778. 1913. (Russisch.) 

Bei dem 16jährigen Pat. des Verf. bestanden seit seinem ersten Lebensjahre 
Zwangsbewegungen, die vor allen Dingen den Charakter von universalen Mitbewegungen 
trugen. Dieselben hatten die Gestalt eines beweglichen Spasmus und waren sowohl über 
Gesicht, Kopf, Körper und Extremitäten verbreitet. In den oberen Extremitäten, 
namentlich den Fingern, waren sie ausgesprochen athetotisch. Keine Lähmung, noch 
Sensibilitätsstörung. Hypotonie im Bereiche der Unterschenkelstrecker und Peroneal- 
gruppe. Außerdem abnorme Schädelform, Strabismus convergens, Nystagmus. Kein 
Intelligenzdefekt. Verf. bespricht die von Oppenheim (,,Dystonia musculorum de- 
formans“), Ziehen (,,Toxische Torsionsneurose‘“‘) und Flatau -Sterling (,,Torsions- 
spasmus‘‘) beschriebenen Hyperkinesien. Das von Oppenheim betonte Differential- 
merkzeichen zwischen „doppelter Athetose‘‘ und seiner „Dystonie“, welches im Auf- 
treten von Spasmus neben Hypotonie in seiner Form besteht, ließ in dem beschriebenen 
Falle im Stich. Obwohl eine typische ‚doppelte Athetose‘ bestand, waren neben Spasmen 
merkliche Hypotonien. Es müssen alle erwähnten Krankheitsbilder einander genähert 
werden und eine Reihe von Übergangsformen dieselben verbinden. Es werden ferner 
die verschiedenen Behandlungsmethoden der Zwangsbewegungen nach Stoffel, 
Spitzy und Foerster besprochen. Kroll (Moskau). 


Podmaniczky, T. v.: Die faserige Glia bei Arteriosklerose der Kleinhirnrinde. 
(Psychiatr. u. Nervenklin., Univ. Freiburg i. Br.) Frankfurt. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 14, 
H. 3, S. 395—408. 1913. 

Es wird namentlich bei arteriosklerotischen Prozessen die Ersatzwucherung der 
faserigen Glia studiert und dargetan, daß bei gliösen Wucherungsprozessen der Klein- 
hirnrinde die Gliafasern an Stelle des zugrunde gegangenen Nervengewebes wuchern 
und ein gliöses Spiegelbild der nervösen Fasersysteme wiedergeben. A. Jakob. 


Drescher, Josef: Über Störungen des Hunger- und Durstgefühls bei Hirn- 
krankheiten. Dissertation: Würzburg 1913. 29 S. (J. Meixner.) 

Normalerweise wird speziell das Hungergefühl peripher ausgelöst. Es kann offen- 
bar aber auch normalerweise ausschließlich zentral, und zwar durch Vorstellung aus- 
gelöst werden, auch zu Zeiten, in welchen der Organismus Nahrung noch nicht direkt 
braucht. Es können außerordentlich starke Störungen des Hungergefühls durch reine 
Gehirnkrankheiten entstehen, diese sind zum Teil psychologisch motiviert; dann kann 
der Stoffwechsel normal sein. Dies ist indes nicht bei allen Hirnkrankheiten der Fall. 
Es wird deshalb speziell von Reichardt, der vorliegende literarische Studie angeregt 
hat, die Anschauung vertreten (Arb. a. d. psychiatr. Klin., Würzburg, H. 7), daß im 
Gehirn auch noch zentrale vegetative Apparate selbst vorhanden sein müssen, welche 
vielleicht in der Umgebung des 3. Ventrikels und im Rautenhirn gelegen sind und deren 
Erkrankung zentral ausgelöste Störungen der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme 
bedingt. Diese Annahme würde den Erscheinungen der Hirnpathologie durchaus ge- 
recht werden. — Verf. geht unter kasuistischen Mitteilungen von dem Krankheitsbild 
des Diabetes insipidus aus und ist geneigt, in ihm eine primäre Hirnanomalie zu sehen, 
die auf dem Umwege durch das Psychische sich zeigt, und zwar als eine primäre Poly- 
dipsie. Dabei wird zugegeben, daß es auch noch cine primäre cerebrale Polyurie gibt. 
Ausgeschlossen ist, daß das Symptomenbild des echten, jahrelang und jahrzehntelang 
dauernden Diabetes insipidus ebenfalls durch eine primäre cerebrale Polyurie erzeugt 
würde. Die Frage eines Zusammenhanges zwischen Hypophyse und speziell dem 
Diabetes insipidus will Verf. in suspenso lassen. Die Möglichkeit ist aber zuzugeben, 
daß die Hypophyse in Beziehung zum Hunger- und Durstgefühl steht, wenngleich 


— 376 — 


feststeht, daß in sehr vielen Fällen von Hypophysenerkrankungen speziell eine Poly- 
dipsie oder Polyurie gefehlt hat. Die Arbeit enthält noch kasuistische zahlreiche 
Details, die den Zusammenhang zwischen Hirnkrankheiten und Störungen des Hunger- 
und Durstgefühls illustrieren. Fritz Loeb (München). 


Kremer, Wilhelm: Multiple Sklerose und Unfall. (Psychiatr. u. Nervenklin.. 
Bonn.) Dissertation: Bonn 1913. 39 S. (H. Ludwig.) 

Der Arbeit liegen 2 Fälle zugrunde. Im 1. Fall wurde ein Zusammenhang zwischen 
Trauma und multipler Sklerose abgelehnt. Der 2. Fall zeigt, daß man einen Unfall 
als das auslösende Moment annehmen muß, wenn es sich nicht herausstellt, daß die 
Krankheit schon vorher bestand. Besonders auf Grund der bisherigen Literatur stellt 
aber Verf. fest, daß die Gründe, die zum Beweis des Zusanımenhanges zwischen Trauma 
und multipler Sklerose angeführt werden, nicht stichhaltig genug sind, un eine wissen- 
schaftliche Anerkennung gewinnen zu können. Wenn die Krankheit schon uner- 
kannt oder manifest bestand, kann ein Trauma natürlich alte Blutungen erneuern, 
also die schon bestehenden Symptome verschlimmern und neue hervorrufen. Aber 
auch hier ist das Trauma für die nach längerer Zeit auftretenden Symptome nicht ver- 
antwortlich; diese sind Folge des von selbst langsam fortschreitenden Prozesses an den 
Gefäßen. Es stimmen die Schlüsse, die man aus den pathologischen Befunden ziehen 
muß, mit den klinischen Erfahrungen überein, daß das Trauma bei bestehender Dis- 
position einzelne Symptome der multiplen Sklerose hervorrufen und damit die Krank- 
heit auslösen oder verschlimmern kann. Fritz Loeb (München). 


Stieda, Alexander: Beiträge zur Gehirnchirurgie. Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 102, 
H. 4, S. 873—903. 1913. 

Mitteilung von 7 Fällen. 1. Fall: 5jähriges Mädchen mit Sprachstörungen, Parese 
der r. Körperhälfte mit Ataxie, Kopfschmerzen, ohne Stauungspapille wird operiert 
wegen eines 125 g wiegenden, vom Hinter- bis zum Stirnhirn und in die Tiefe bis zum 
Seitenventrikel reichenden Glioms. Ausgang in Heilung. 2. Fall: Excission eines keil- 
förmigen Stückes aus einer Zentralwindung in einem Fall von rechtsseitiger Hemiparese 
mit Stauungspapille. Ausgang fast in Heilung. 3. Fall: Operation bei einem in den 
Sinus cavernosus perforierten Aneurysma der Carotis int. d.—Exitus letalis. 4. Fall: 
Erfolgreiche Operation eines kinderfaustgroßen Gliosarkoms des 1. Stirnhirns. 5. Fall: 
Punktion (nach Trepanation) eines ceystisch erweichten Glioms der r. Kleinhirnhälite 
(das aber nicht alle klinischen Symptome erklärt); darauf wesentliche Besserung, so 
daß ein 2. Begriff abgelehnt wird. 6. Fall: Keilexeision eines infiltrierenden, mit hoch- 
gradigem Hirndruck einhergehenden Glioms in der Hoffnung auf spontane Rückbil- 
dung. 7. Fall: Exstirpation eines metastatischen Sarkonıs der Dura. Bei der Operation 
entsteht eme abundante Blutung, die nur durch Kompression mittels eines Muskel- 
stücks zu stillen gelingt. — Der Verf. rät, die Tumoren zweizeitig und unter Lokal- 
anästhesie zu operieren. Stets ist die primäre Naht vorzunehmen, einer Tramponade, 
Drainage oder einer Implantation von Fettgewebe, bedarf es auch bei der Entfernung 
größerer Tumoren nieht. Zur Deckung von Duradefekten eignet sich am besten die 
Fascıe des Oberschenkels. Reichmann (Jena). 


Vries, E. de: Cireumseripter Zellausfall im äußeren Kniehöcker bei Tumor 
der Fissura ealearina. (Neurol. Klin., Uniw. Amsterdam.) Fol. neuro-biol. Bd. 7, 
H. 8, S. 48—54. 1913. 

Bei einer Patientin nut mahgner Struma, bei der sich infolge von cerebralen 
Metastasen neben emmer Hemiplegie eine hemianopisehe Gesichtsfeldeinengung, nament- 
lich des unteren Quadranten entwickelte, war die ganze obere Calcarinalippe von emem 
Herd eingenommen. Am äußeren Kniehöcker fand sieh eine seharfbegrenzte sekundäre 
Degeneration, wo sowohl das dorsale Zellager wie der ventrale Kranz der großen Ele- 
mente entartet waren. A. Jakob (Hamburg). 


Berlin, Ulrich: Über isolierte Agraphie. (Med. Klin., Greifswald.) Dissertation: 
Greifswald 1913. 24 S. (J. Abel.) 

Es handelt sich um einen hämorrhagischen Erweichungsherd in der unteren 
Windung des linken Scheitellappens, der zu einer isolierten doppelseitigen Agraphie 
geführt hat. Gegenüber allen anderen Fällen von isolierter Agraphie ist der Umstand 
besonders bemerkenswert, daß in diesem Fall die Schreibstörung überhaupt die einzige 
Ausfallserscheinung seitens des gesamten Nervensystems bildet, während die anderen 
Fälle mit Lähmungen einzelner oder mehrerer Extremitäten vergesellschaftet sind. 
Auch Störungen seitens des Wortbegriffs konnten in diesem Fall nicht beobachtet 
werden. Fritz Loeb (München). 

Frey, Ernst: Über einen Fall von Oblongatatuberkel unter dem Bilde eines 
Kleinhirnbrückenwinkeltumors. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. 
Bd. 21, H. 1/2, S. 130—146. 1913. 

Die vorhandenen Symptome, Stauungspapille, ferner auf der linken Seite Keratitis 
neuroparalytica, Lähmung des Facialis, Herabsetzung des Gehörs, sowie beiderseitiger 
Trismus, der links stärker ausgeprägt war, cerebellar ataktischer Gang, wiesen auf 
eine Affektion des linken Kleinhirnbrückenwinkels hin, während die Leiderseitige 
Abducensparese mehr für eine intrapontine Lokalisation sprach. Verf. entschied 
sich für erstere Annahme und ließ den Fall, nachdem trotz positivem Wassermann 
eine antiluetische Kur keine wesentliche Besserung brachte, operieren. Die Pat. 
starb schon nach Vornahme des 1. Teiles der Operation. Die Sektion ergab neben 
einer universellen Miliartuberkulose einen linksseitigen, intrapontinen Tuberkel, der 
sich bis in die Medulla oblongata erstreckte. Es hatte also in diesem Falle ein ıntra- 
pontiner Tuberkel die Symptome eines Angulustumors vorgetäuscht. Den symmetrisch 
bilateralen Symptomen kommt, wie der Fall zeigt, in differentialdiagnostischer Be- 
ziehung doch größere Bedeutung zu. Die bei diesem Falle angestellten faserana- 
Lonnadhen Untersuchungen ergaben einerseits, daß die Bogenfasern der olivocerebellaren 
Bahn ihren Ursprung in Blatte der Hauptolive haben und im Kleinhirn endigen; 
andrerseits kann es als festgestellt angenommen werden, daß eine Jede Oliv enklein- 
hirnbahn eigentlich zweierlei Fasern enthält, und zwar solche Bogenfasern, welche 
in der köntralateıalen Olive und dann solche, welche in der homolateralen Olive ihren 
Ursprung haben. v. kad (Nürnberg). 

Oppenheim, H., und F. Krause: Operative Erfolge bei Geschwülsten der Seh- 
hügel- und Vierhügelgegend. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 50, S. 2316—2322. 1913. 

Der erste Fall wies folxende Symptome auf: Beginnende Neuritis optica, par- 
tielle linksseitige Oculomotoriuslähmung, rechtsseitige Hemianopsie, Pulsverlang- 
samung, Hemiparesis dextra, vasomotorische Störungen rechts, später deutliche Hypal- 
gesie rechts. Die Diagnose wurde auf einen Tumor der Iinken Hemisphäre gestellt, 
der seinen Sitz vorwiegend im Gebiete des Thalamus opticus hat und auch die basalen 
Gebiete, speziell die Hypophysis in Mitleidenschaft zieht (Menopause, Erweiterung 
der Sella turcica). Bei der Operation selang es vom Schläfenlappen aus in einer Tiete 
von 8 em aus der Gehirnsubstanz die Geschwulst, ein abzeerenztes Rundzellensarkom 
von 8 x 6 x 51/, em Größe auszuschälen. Der Tumor muß im Thalamus oder in seiner 
unmittelbaren Nähe gesessen haben. Bei der Vorstellung bestand noch erhebliche 
Aphasie, besonders motorischen und amnestischen Charakters, Parese des Iinken 
Oculomotorius und die Hemianopsie, die Hirndrucksyvmptome aber sind gesehwunden. 
Eine restlose Heilung ist bei der Größe des Eingriffs wohl nicht zu erwarten, doch ist 
der Prozeß wenigstens zum Stillstand gekommen. — Der zweite Fall zeigte Hirn- 
drucksymptome, Augenmuskellähmungen, cerebellare Ataxie und sonstige cerebellare 
Symptome, so daß die Diagnose auf eine Neubildung im Bereich der Vierhügelzegend 
und des dritten Ventrikels gestellt und eine dekompressive Trepanation angeraten wurde. 
Die Diagnose stützte sich vor allem auf die Augenmuskellähmung (Blieklähmung 
nach oben, Mydriasis, Pupillenstarre) sowie auf die cerebellare Ataxie. Bei der zwei- 


— 378 — 


zeitigen Operation wurde ein Fibrosarkom in der Vierhügelgegend gefunden, das 
total entfernt werden konnte. Heilung. Die eingeschlagene Operationsmethode dürfte 
namentlich für Neubildungen der Glandula pinealis von Wichtigkeit sein. Frankfurther. 

Fröschels, Emil: Über die Behandlung der Aphasien. Arch. f. Psychiatr. u. 
Nervenkrankh. Bd. 53, H. 1, S. 221—261. 1914. 

Es wird ein kurzer Überblick gezeben über die einzelnen Formen der aphasischen 
Störungen und die dabei einzuschlagende Behandlungstechnik, die an einzelnen, sehr 
instruktiven Beispielen erläutert wird. (Die therapeutischen Methoden selbst müssen 
im Original nachgelesen werden.) Interessant ist, daß sich die motorische Aphasie 
auf dem Restitutionswege zunächst in eine transcorticale motorische Aphasiıe ver- 
wandelte; diese Form wird daher als eine Unterform der corticalen motorischen Aphasıe 
aufgefaßt. Es wird folgende Einteilung der Aphasien vorgeschlagen: 1. die reine Wort- 
taubheit (subcorticale sensorische Aphasie); 2. die rezeptive corticale sensorische Apha- 
sie (Mangel an Sprachverständnis, Schädigung der Spontansprache und des Nachspre- 
chens); 3. die expressive corticale sensorische Aphasie (Sprachverständnis, Mangel an 
Spontansprache u. Agraphie oder auch Unmöglichkeit nachzusprechen); 4. trans- 
corticale sensorische Aphasie (fehlendes Sprachverständnis, Nachsprechen erhalten, 
Spontansprache mangelhaft); 5. die corticale motorische Aphasie an Symptomen 
gleich 3; 6. die subcorticale motorische Aphasie gleich 3 und 5 bei erhaltenem Schreiben. 

A. Jakob (Hamburg). 

Langmead, Frederick: On the diagnosis, prognosis, and treatment of Syden- 
ham’s chorea. (Über Diagnose, Prognose und Behandlung der Sydenham- 
schen Chorea.) Lancet Bd. 2, Nr. 25, S. 1753—1755. 1913. 

Das voll ausgeprägte Bild der Chorea ist diagnostisch klar. Herzaffektionen, 
Rheumatismus in der Anamnese, das psychische Verhalten und gewisse Augensym- 
ptome unterstützen die Diagnose sehr leichter Erkrankungsfälle. Die okularen Sym- 
ptome sind nicht immer vorhanden. Sie bestehen in Ungleichheit der Pupillen, deren 
größere schwächer und langsamer reagiert, irregulärer (ovale) Form, Exzentrizität der 
Pupillen und Hippus. Die milde ,latente“ Chorea wird leicht übersehen, Familien- 
anamnese, rheumatische Ätiologie, epigastrische und Kopfschmerzen sind diagnostisch 
wichtig. Der Tık ist von der Chorea zu trennen, doch können sich beide Affektionen 
kompinieren, die residualen Choreasymptome können auch den Tiks ähneln. Die 
symptomatische diplegische oder hemiplegische Chorea geht mit spastischen Lähmungen 
einher. Die paralytische Form der Sydenhamschen Chorea entgeht leicht der Erkennt- 
nis, wenn die initialen unwillkürlichen Bewegungen nicht beobachtet wurden. Neben der 
schlaffen Bewegungslosigkeit bestehen meist Aphasie und Inkontinenz der Sphinkteren 
(Chorea mollis), auch Areflexie. Die Prognose ist fast immer gut, die kürzeste Dauer 
der Chorea geht über sechs Wochen. Die Herzveränderungen persistieren. Die Be- 
handlung soll eine diätetische, in zweiter Linie medikamentöse (Arsen, Salizyl, Chlo- 
reton) sein. | Neurath (Wien). 

Hartmann, F., und H. di Gaspero: Epilepsie. Handb. d. Neurol. Bd. 5, S. 832 
bis 931. (Berlin: Springer.) 1914. 

Die Beschreibung einer Krankheit ‚Epilepsie‘ hat aufgehört mehr Wert zu haben 
als den einer Beschreibung der „Epilepsie ohne bekannte Ursache“. Epilepsie als Be- 
griff früheren Datums hat dem Begriff des ‚„epileptischen Symptomenkomplexes“ zu 
weichen und ist aus dem Kapitel der speziellen Pathologie in das der allgemeinen 
Symptomatik abgerückt. Demgemäß erläutern die Verff. die nervöse und außernervöse 
Pathogenese des epileptischen Symptomenkomplexes, stellen fest, bei welchen verschie- 
denen Krankheiten jene eigenartige Funktionsschädirung vorkommt, und betonen, 
daß aber daneben noch ın einer Reihe von Fällen die Krankheitsursachen gänzlich 
unbekannt sınd. In der allgemeinen Phänomenologie werden Früherscheinungen und 
der manifeste epileptische Symptomenkomplex, beim letzteren weniger ausführlich 
der Anfall als die Begleiterscheinungen und die postparoxvsmellen Phänomene be- 


— 379 — 


sprochen. Gesondert werden abgehandelt die humoralen paroxysmellen Veränderungen 
(Liquor, Blut, Stoffwechsel). Delirien, Dämmerzustände, katatonische Symptomen- 
komplexe werden zusammengefaßt als Mischformen des epileptischen mit anderen 
psychopathologischen Symptomenkomplexen. Das Hauptgewicht legen die beiden 
Autoren auf die allgemeine und spezielle pathologische Anatomie und insbesondere 
auf die allgemeine Pathogenese. Ihre Anschauungen fassen sie in folgenden Sätzen zu- 
sammen. „Der epileptische Symptomenkomplex als gesetzmäßige Funktionsabänderung 
nervöser Mechanismen ist eine Krankheitserscheinung auf sehr verschiedener ätio- 
logischer Grundlage; die letzten Beziehungen zwischen den so mannigfachen ätio- 
logischen Faktoren und den neurologischen Krankheitssymptomen sind aber noch un- 
geklärt. Jedoch die Tatsache, daß eine solche gesetzmäßige Funktionsabänderung 
nervöser Mechanismen auf so verschiedenartigen Grundlagen zur Entstehung gelangen 
kann, drängt klinisch zu der Auffassung, daß ein gemeinsames Bindeglied die jeweilige 
grundlegende Erkrankung mit der Auslösung des epileptischen Syrmptomenkomplexes 
verbindet.“ Im Kapitel über die spezielle Pathologie wird mit besonderem Nachdruck 
verlangt, daß der Diagnose des epileptischen Symptomenkomplexes stets die Diagnose 
des ıhn erzeugenden Hirnleidens folgen müsse, und wenn ein Teilsymptom den Ver- 
dacht auf das Vorhandensein einer epileptischen Hirnveränderung weckt, so müsse 
zunächst jede einzelne Maßnahme so getroffen werden, als wäre die allgemeine Diagnose 
eines epileptischen Symptomenkomplexes sichergestellt. Haymann. 

Zappert, J.: Über einen epileptiformen pseudobulbären Symptomenkomplex 
mit günstigem Verlauf. (Dtsch. Ges. f. Kinderheilk., Wien, 23. IX. 1913.) Zeitschr. 
f. Kinderheilk., Orig. Bd. 9, H. 2, S. 111—115. 1913. 

Die Merkmale des epileptiformen pseudobulbären Symptomenkomplexes mit gün- 
stigem Verlauf sind zunächst vereinzelt auftretende epileptiforme Anfälle bei kleinen 
Kindern, die sich in den nächsten Monaten an Intensität und Frequenz steigern. Bei 
erhaltenem Bewußtsein bestehen in den anfallsfreien Zeiten Bewegungen im Facialis- 
und Zungengebiet. Schwere, undeutliche Sprache, Speichelfluß und Schluckbeschwerden, 
Tremor der Arme, Spasmen der Beine, taumelnder Gang vervollständigen ein pseudo- 
bulbäres Symptomenbild. Die Intelligenz ist hierbei ungestört. Während der Pro- 
gredienz der Pseudobulbärparalyse gehen die epileptischen Anfälle zurück, später ver- 
schwinden nach und nach auch die bulbären Symptome, nur die Sprachstörung persi- 
stiert länger. Schließlich tritt völlige Heilung ein. Wichtig scheint eine während der 
ganzen Erkrankung bestehende schwere Insuffizienz des Verdauungsapparates. Der 
schließlich resultierende Zustand des Wohlbefindens dauerte bei beiden beobachteten 
(2!/, Jahre und 9 Jahre alten) Kindern bis jetzt 21/, resp. 3 Jahre. Das Krankheitsbild 
unterscheidet sich sowohl von der Epilepsie als auch von der diffusen Hirnsklerose. Es 
ist anzunehmen, daß eine Erkrankung, die sonst geeignet wäre, schwere Hirnverände- 
rungen hervorzurufen, bei jugendlichen Individuen ohne solche ausheilen kann. Neurath. 

Meltzer, Otto: Die Schätzung der Erwerbsunfähigkeit bei der Epilepsie. Arztl. 
Sachverständ.-Zeit. Jg. 19, Nr. 24, S. 515—519. 1913. 

Bei der Schätzung der Erwerbsunfähigkeit eines Epileptikers müssen berücksichtigt 
werden: die neuropathische Veranlagung, die Häufigkeit resp. der Verlauf der Anfälle, 
eventuelle Verletzungen im Anfall, die in 70—80% der Fälle auftretenden psychischen 
Störungen, die Aussichten einer eventuellen Behandlung (Anstalt-Operation), sowie die 
Fähigkeit des Kranken, sich durch eine seinen Kräften entsprechende Lohnarbeit auf 
dem Gesamtgebiet des wirtschaftlichen Lebens einen Erwerb zu verschaffen. Was die 
letztere angeht, so ist sie stets in weit höherem Maße beeinträchtigt, als etwa der noch 
vorhandenen Arbeitsfähigkeit entsprechen würde. Alfred Lindemann (Berlin). 

Ulrich, A.: Ergebnisse und Richtlinien der Epilepsietherapie, insbesondere der 
Brombehandlung in Verbindung mit salzarmer Kost. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinder- 
heilk. Bd. 12, S. 363—384 (Berlin: Springer). 1913. 

Im unerläßlichen Kampf gegen die epileptischen Anfälle hat sich im Bunde mit 


— 380 — 


der Bromdarreichung die kochsalzarme Kost als recht wirksame Helferin bewährt. 
Sie besteht aus der gewöhnlichen gemischten Nahrung; nur müssen die Suppen völlig 
kochsalzfrei, die übrigen Speisen nur wenig gesalzen sein. Als vorzügliches Brom- 
präparat wird das schmackhaft würzende Sedobrol in steigenden Mengen von 1—6 Ta- 
bletten täglich gegeben. Höhe und Steigerung der Tagesgaben muß in den schweren 
Fällen mit seelischen Störungen besonders behutsam geprüft werden. Mangelnde Vor- 
sicht darin oder brüsker Kochsalzentzug führt zu Bromismus. Die Kranken werden 
dann psychisch stumpfer, leiden an Gedächtnisschwäche, Sprachstörung, Ataxie, Be- 
einträchtigung der Reflexerregbarkeit und Herztätigkeit. Verminderung der Brom- 
dosis und geringe Zulagen von NaCl zur Kost beseitigen diesen Zustand. Die vorn 
Bromismus unabhängigen Hauterkrankungen verschwinden auf innerliche Arsen- 
behandlung. Der Erfolg der Kur kann durch Unterbrechungen der Bromeinnahme auf 
das Schwerste gefährdet werden. Tuteur (Frankfurt a. M.). 

Wiglesworth, J., and George A. Watson: The brain of a macrocephalie epi- 
leptic. (Das Gehirn eines macrocephalen Epileptikers.) Brain Bd. 36, H. 1, 
S. 31—74. 1913. 

Bei einem Epileptiker, der aber nicht idiotisch oder imbezill war, sondern recht 
gute geistige Fähigkeiten besaß, konnte ein Hirngewicht von 2130g festgestellt werden. 
Makroskopisch zeigte das Gehirn gute Entwicklung und bis auf eine relativ geringe Aus- 
bildung der Hinterhauptslappen kaum eine Abweichung von der Norm. Mikroskopisch 
fanden sich auch nur ziemlich geringfügige Veränderungen; zahlreiche subcorticale 
Nervenzellen in den vorderen Teilen der Area frontalis granularis, wenige Zellen in dem 
zonalen Lager der parainsulären Region, in manchen Gegenden des Gehirns unterent- 
wickelte Nervenzellen, vor allem Veränderungen in den Betzschen Pyramidenzellen, 
eine Gliosis in der Gegend des Ammonshorns. Im ganzen schien eine gewisse Überent- 
wicklung des Gehirns vorzuliegen, und diese scheint das Gehirn empfänglicher für Schä- 
digungen zu machen und zu nervösen Erkrankungen, besonders zu Epilepsie zu dis- 
ponieren. Frankfurther (Berlin). 

Podjapolsky, P.: Über hypnotische Behandlang der Epilepsie. (Eine experi- 
mentelle Untersuchung. (Psychobiol. Verein, Saratow.) Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, 
S. 705—748. 1913. (Russisch.) 

Versuch mit einem Epileptiker einen Rapport während des Anfalls herzustellen 
behufs Beeinflussung desselben. Kroll (Moskau). 

Rasumowsky, W.: Zur Frage der chirurgischen Behandlung der corticalen 
Epilepsie. Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 401—417. 1913. (Russisch.) 

Rasumowsky operiert schon seit 1895 bei nichttraumatischer Epilepsie. Zur 
Bestimmung des ‚primär krampfenden Zentrums“ benutzt R. im Gegensatz zu Krause 
stets die bipolare Reizung. Alle Operationen hat er mit einer Ausnahme einzeitig 
vollführt. Von 14 wegen nichttraumatischer Epilepsie operierten Kranken verstarb 
eine an eitriger Entzündung des Ventrikelependvins, und zwar 9 Monate nach der 
Operation. Die auftretenden Lähmungen sind meist von vorübergehender Natur. 
Mehr konstant blieben stereogmostische Störungen. In der Hälfte der Fälle besserten 
sich die epileptischen Anfälle; 3—4 mal negatives Resultat. In drei Fällen von Ko- 
shewnikoffscher Epilepsie (Kpilepsia corticalis seu partialis continua) operierte Verf. 
mit Erfolg. In dem von Ossokın untersuchten Fall erwiesen sich in den exzidierten 
Riıdenteilen Veränderungen in den mittleren und großen Pyramiden (Chromatolvse, 
Phagocvtose). Kroll (Moskau). 

Veit: Zur Kasuistik operativer Epilepsiebehandlung. (Anst. f. Epdept. d. Stıdt 
Berlin, Wuhlgarten.) Arch. f. Psychiatr. u. Nervenkrankl. Bd.52, H.3, 8. 988— 992. 1913. 

Mitteilung zweier Fälle. 1. Fall: Kopfschuß. Kugel wird ieh gefunden. 1’, Jahr 
später Entstehung der Epilepsie. 10 Jahre später Entfernung der Kugel aus dem 
Hinterhauptlirn. Da Anfälle nicht sistieren, 3. Operation im Krampfzentrumı. 
Wiederum ohne Erfolg. 2. Fall: anscheinend genuine Epilepsie. Die Anfälle beginnen 


— 3831 — 


konstant im rechten Arm. Operation (nach 15jähriger Dauer der Epilepsie): Entfernung 

des Armzentrums der linken Hemisphäre. Zustand nach dem Eingriff ebenfalls unver- 

ändert. — Autor empfiehlt Bromkalibehandlung nach jeder Operation bei Epilepsie. 
Reichmann (Jena). 

Antheaume, A., et J. Piquemal: Note sur la genèse d’une rémission chez un 
paralytique général tabétique. (Mitteilung über das Zustandekommen einer 
Remission bei einem tabischen Paralytiker.) Encéphale Jg. 8, Nr. 12, S. 535 
bis 540. 1913. 

Der Patient, der Lues und ein leichtes Kopftrauma in der Anamnese aufwies, 
hatte vor 9 Jahren tabischer Symptome wegen aus der Armee ausscheiden müssen 
und hatte vor zwei Jahren die ersten Zeichen psychischer Erkrankung geboten. Bei 
der Aufnahme in die Anstalt machte er den Eindruck eines Paralytikers im End- 
stadium mit schwer gestörter Sprache. Dieser Zustand besserte sich während eines 
halbjährigen Anstaltsaufenthaltes nur unerheblich, doch trat nach 3 typischen para- 
lytischen Anfällen eine Besserung ein, die nach Überstehen einer Furunkulose so be- 
trächtlich wurde, daß eine Entlassung in Erwägung gezogen wurde, auf die der Patient 
aber verzichtete. Die beigegebenen Schriftproben zeigen, welche Veränderung mit 
dem Kranken vor sich gegangen sein muß. Eine so beträchtliche Remission ist bei so 
langem Bestehen der Tabes sehr bemerkenswert. Frankfurther (Berlin). 

Sandfort, F.: Ein Fall von Paralysis agitans und Tabes dorsalis. (Städt. 
Krankenh., Nürnberg.) Dissertation: Erlangen 1913. 14 S. (Nürnberg. B. Hilz.) 

Fälle obiger Kombination sind in der Literatur bisher erst 12 beschrieben, deren 
wichtigste Details Verf. anführt. Dann teilt er einen selbstbeobachteten einschlägigen 
Fall mit. Er ist der Meinung, daß vieles dafür spricht, daß die Paralysis agitans eine 
cerebrale Erkrankung ist. Betreffs der Kombination hält er es für wahrscheinlich, daß 
vielleicht der der Paralysis agitans zugrunde liegende anatomische Prozeß unter Um- 
ständen auch einmal durch ungewöhnliche spinale Lokalisation die tabischen Er- 
scheinungen hervorrufen kann. Fritz Loeb (München). 


Funktionelle Nervenkrankheiten und Psychosen: 


Wilmanns, Karl: Die Psychopathien. Handb. d. Neurol. Bd. 5, S. 513—580. 
(Berlin: Springer.) 1914. 

Das Wesen der Psychopathien wird am treffendsten allgemein charakterisiert als: 
dysharmonische Entwicklung und Tätigkeit der verschiedenen Seiten des Seelenlebens. 
Sie zeigen sich häufig schon beim Säugling, deutlicher beim heranwachsenden Kinde, 
ausgesprochen aber doch erst von der Pubertät an. Es lassen sich eine Reihe von Typen 
aufstellen, die aber, worauf nachdrücklich hingewiesen wird, ohne alle scharfen Grenzen 
ineinander übergehen. Andererseits stellt wiederum eigentlich jedes psychopathische 
Individuum einen Typus für sich dar. Mit dem Bewußtsein der Schematisierung aus 
Zweckmäßigkeitsgründen werden besprochen: die I mbezillitäten, wobei natürlich 
die grob organisch bedingten ausscheiden, die moral insanity, die Wilmanns 
auch als Gefühlsirresein bezeichnet, weil sich hier die Entartung vorwiegend auf dem 
Gebiete des Gefühlslebens und der Affekte äußert, die Gruppe der Haltlosen, ferner 
der hysterische Charakter, eben jene Form der Entartung, bei der „hysterische“ 
Symptome in besonderer Reichhaltigkeit, Schwere und Hartnäckigkeit und in innerer 
Beziehung zur gesamten Persönlichkeit auftreten, die Pseudologia phantastica; 
weiterhin die epileptoide Entartung, umfassend eine Gruppe von Persönlichkeiten 
mit vorwiegend endogenen Stimmungsschwankungen und oft damit verbundenen Be- 
wußtseinstörungen sowie motorischen und vasomotorischen Störungen, wozu dann 
auch die Poriomanie und die Dipsomanie gehören. Weiterhin folgen die Cyelothymie 
mit ıhren Phasen, die sich so bunt mischen können, die menstruellen Stimmungs- 
anomalien, die konstitutionelle Stimmungslabilität. Nur kurz gestreift wird die 
Neurasthenie, ferner die Hypochondrie und das Zwangsirresein. Ganz allgemein werden 
abgehandelt die pathologischen Reaktionen, die charakterisiert sind durch das 





ig ee 


Mißverhältnis zwischen Reiz und Reaktion, und hier werden erwähnt z. B. die trau- 
matische Neurose, die Schreckpsychose, die Brautzeitpsychose, die Kriegspsychose 
und ähnliche Zustände, denen W. dann das Heimweh anreiht. Genauer erörtert werden 
die Haftpsychosen mit ihren verschiedenen Erscheinungsformen. Es folgt schließlich 
die Besprechung der körperlichen pathologischen Reaktionen, wobei ‚der Arzt als 
Krankheitsursache“ eine scharfe Beleuchtung erfährt. Haymann (Konstanz-Bellevue). 

Mohr, Fritz: Beschäftigungsneurosen. Handb. d. Neurol. Bd. 5, 8. 474-490. 
(Berlin: Springer.) 1914. 

Die Beschäftigungsneurosen müssen als eine Innervationsstörung der Muskulatur 
aufgefaßt werden, die nur bei komplizierten, in einem bestimmten Berufe gewohnheits- 
mäßig ausgeführten und reichlich geübten Funktionen sich einstellt (während die Mus- 
keln für alle sonstigen Aktionen meist vollkommen brauchbar sind) und die von einer 
Reihe sensibler, sensorischer und z. T. auch sekretorischer und vasomotorischer Stö- 
rungen sowie von allgemeinen nervösen Symptomen begleitet ist. Die einzelnen Unter- 
formen werden nach ihrem Vorkommen, ihrer klinischen Erscheinungsform sowie 
bezüglich der Prognose und Therapie eingehend besprochen. Die Behandlung hat vor 
allem den psychischen Momenten, welche bei der Entstehung des Leidens eine sehr große 
Rolle spielen, Rechnung zu tragen. Es wird Psychotherapie in der Form der Aufklärung, 
Hypnose und ev. auch Psychoanalyse empfohlen. Die übrigen therapeutischen An- 
wendungen werden eingehend besprochen. v. Rad (Nürnberg). 

Cassirer, R.: Die vasomotorisch-trophischen Neurosen. Handb. d. Neurol. Bd. 5, 
S. æ 179—290. (Berlin: Springer.) 1914. 

Es werden auf etwa 100 Seiten die Raynaudsche Krankheit, die multiple neu- 
rotische Hautgangrän, die Erythromelalgie, die Akroparästhesien, die Sklerodermie. 
die Hemiatrophia facialis progressiva und verwandte Affektionen sowie das angio- 
neurotische Ödem besprochen. Die Ergebnisse der Forschungen der letzten Jahre, 
insbesondere die wertvolle Bereicherung unserer Kenntnisse über die innere Sekretion 
und das sympathische Nervensystem werden überall berücksichtigt. Auf Einzelheiten 
aus dem reichen Inhalte der Abhandlung kann im Rahmen eines kurzen Referates nicht. 
eingegangen werden. v. Rad (Nürnberg). 

Venza, A.: Nevrosi respiratorie di origine traumatica e simulazione di esse. 
Note cliniche. (Über respiratorische Neurosen traumatischen Ursprungs 
und deren Simulation.) (Istit. di clin. med., univ., Palermo.) Ann. di clin. med. 
Jg. 4, Nr. 3, S. 323—348. 1913. 

Verf. nennt respiratorische Neurose das Auftreten von Lufthunger und den asthma- 
artigen Zustand, den er bei zwei Arbeitern nach einem schweren Unfall bei der Arbeit zu 
beobachten Gelegenheit hatte. Bei dem einen Patienten entwickelte sich der Zustand immer 
beim Treppensteiven (auch wenige Stufen), bei dem zweiten Patienten bei jeder auch nicht 
anstrengenden Beschäftizung. Ausführliche Krankengeschichten über die zwei Fälle. Nach 
Verf. sind die respiratorischen Neurosen unter den traumatischen Neurosen einzureihen. Zum 
Schlusse berichtet Verf. über einen simulierten Fall obiger Neurose. Poda (Lausanne). 

Frontali, Gino: Un easo di amenza postmorbillosa. (Ein Fall von Amentia 
nach Masern.) (Osp. Meyer, Firenze.) Riv. di clin. pediatr. Bd. 11, Nr 10, 
S. 746—751. 1913. 

Kind von 17 Monaten. Während der Schuppungsperiode tritt Erregung, dann 
Gesichtsv erzerrung, starrer Blick auf. Es folgt eine Parese der ganzen rechten Körper- 
hälfte. Die passiven Bewegungen des Kopfes sind behindert und verursachen Schmer- 
zen. Kernigs Phänomen. Bei wachem Zustande schreit das Kind; es schläft immer nur 
kurze Zeit und hat kein Wort während seines Aufenthalts ım Spital gesprochen. Intelli- 
genz und Anhänglichkeitsgefühl stark geschwächt. Nach einiger Zeit wird der Zustand 
des Kindes wieder normal. Busacchi (Bologna).* 

Petrow, S.: Über die Psyche der Tuberkulösen. (Landesirrenhaus, Saratow.) 
Psych. d. Gegenw. Jg. 7, H.9, S. 673—694. 1913. (Russisch.) 

Von 1600 Lungenkranken, die in der Anstalt der Tulaer Gesellschaft zur Bekämp- 


— 383 — 


fung der Tuberkulose behandelt wurden, wurden 72 auf ihren psychischen Zustand 
hin geprüft. Es konnten bei ihnen formelle Störungen der Psyche festgestellt werden, 
obwohl von einer „tuberkulösen Psychose“ nicht die Rede sein kann. Am ausgepräg- 
testen war die düstere Stimmung der Patienten; nur in 4,5% aller Fälle konnte Euphorie 
festgestellt werden. Gedächtnisschwäche konnte namentlich in den ersten Stadien 
festgestellt werden. In 30% der Fälle bestanden Gehörs-, in 12% Gesichtshalluzinationen. 
In manchen Fällen steigerte sich die hypochondrische Stimmung bis zu Wahnideen. 
Intelligenzschwäche kam in 15% vor. Kroll (Moskau). 

Damaye, Henri: Psychose toxique grave; ses rapports avec la paralysie générale. 
(Schwere Intoxikationspsychose und ihr Verhältnis zur Paralyse.) Progr. 
méd. Jg. 42, Nr. 1, S. 3—4. 1914. 

Mitteilung eines Falles, den Verf. trotz gesteigerter Patellarreflexe, trotz trägen 
Lichtreflexes und zeitweiliger Pupillenungleichheit neben entsprechenden psychischen 
Störungen (vorwiegend in Form des Mutazismus und des Negativismus) nicht als Paralyse 
ansehen möchte, sondern, vor allem auf Grund der anatomischen Untersuchungen, als 
eine toxisch-infektiöse Psychose, hervorgerufen durch Luestoxine. Haymann. 

Horoschko, W.: Zur Frage des akuten Verlaufs und pathologischen Anatomie 
der polyneuritischen Psychose. Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 592—607. 1913. (Russisch.) 

Im Zentralnervensystem einer an Alkoholneuritis erkrankten Patientin erwiesen 
sich Veränderungen, die für akute Intoxikationen typisch sind. Bei Färbung nach 
Nissl und Bielschowsky waren die Veränderungen des Fibrillenapparats stärker 
ausgeprägt, als diejenigen des chromophilen Systems. Verf. zieht den Schluß, daß die 
Fibrillen und namentlich die extracellularen widerstandsfähiger sind als die Elemente, 
welche die Nisslbilder bedingen. Die Veränderungen betrafen hauptsächlich die ober- 
flächlichen Zellschichten und ließen die tieferen und namentlich die Pyramiden ohne 
Veränderung. Verf. gibt die Möglichkeit zu, daß bei allgemeiner toxämischer Cerebro- 
pathie bestimmte Hirngebiete (Schläfenlappen ? nach Giljarowsky) durch bestimmte 
Zellgifte ganz besonders geschädigt werden. Vielleicht spielt auch eine gewisse konsti- 
tutionelle Veranlagung eines bestimmten Hirnabschnittes mit. Krol (Moskau). 

Gutmann, L.: Fall von tuberkulöser Meningitis unter dem Bilde der Korsa- 
koffschen Psychose. Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 626—638. 1913.- (Russisch.) 

Im Vordergrund des vom Verf. beobachteten Falles standen psychische Störungen 
mit Anklang an Korsakoffschen Symptomenkomplex. Dieselben währten 4 Monate 
bis zum Exitus. Bei der Autopsie erwies sich eine tuberkulöse Meningitis, während 
jegliche klinischen Symptome, die speziell für Meningitis sprechen (Genickstarre, Kernig, 
Hirnnervenlähmung), fehlten. Kroll (Moskau). 

Meyer, W.: Dämmerzustände mit nachfolgender Amnesie bei leichter Com- 
motio cerebri. (Rhein. Prov.-Heil- u. Pflegeanst., Andernach.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 40, Nr. 1, S. 24—25. 1914. 

Mitteilung eines forensisch gewordenen Falles. Eine 31jährige Frau hatte ihre 
4 Kinder umgebracht, offenbar in einem Dämmerzustand, als dessen Ursache sich 
weiter nichts ermitteln ließ als vorausgegangene leichte Kopferschütterungen (ohne 
Verletzung des Schädels), hervorgerufen durch die tätlichen Mißhandlungen des Ehe- 
mannes. An eine der Mißhandlungen hatten sich leichteste cerebrale Erscheinungen 
angeschlossen. Daß es sich um einen Dämmerzustand gehandelt hatte, dafür bestanden 
alle Kriterien. Irgendeine andere Ätiologie aber als die erwähnte ließ sich nicht wahr- 
scheinlich machen. Haymann (Konstanz-Bellevue). 

Nouet, Henri: Syndrome confusionnel au cours de Parterioselerose cerebrale. 
(Verwirrtheitszustand imVerlaufe der Arteriosklerose desGehirns.) Ence- 
phale Jg. 8, Nr. 12, S. 526—554. 1913. 

Mitteilung eines Falles von Alzheimerscher Krankheit, bei dem, wie gewöhn- 
lich, die Differentialdiagnose gegenüber der Paralyse Schwierigkeiten machte, und der 
namentlich auch noch dadurch charakterisiert wurde, daß er zeitweise ausgesprochen 


— 384 — 


katatonische Symptome zeigte (Stupor, Negativismus, Katalepsie). Es bestand all- 
gemeine Arteriosklerose. Verf. möchte aber annehmen, daß in diesem und in ähn- 
lichen Fällen die psychischen Störungen, speziell auch die kataleptischen Erschei- 
nungen, nicht ausschließlich Folge der cerebralen Arteriosklerose seien, sondern daß 
sie erzeugt werden durch eine allgemeine Autointoxikation hepatorenalen Ursprunges, 
die allerdings gleichfalls arteriosklerotisch bedingt wäre. Haymann (Konstanz-Bellevue) 

Maloney, William J. M. A.: Fear and ataxia. (Furcht und Ataxie.) Journal 
of nerv. a. ment. dis. Bd. 40, Nr. 11, S. 681—693. 1913. 

Nachdem Maloney in einer früheren Arbeit den günstigen Einfluß der Blindheit 
auf die ataktischen Erscheinungen beleuchtet hatte, beschäftigt er sich hier mit dem 
Einfluß der Furcht als eines die Ataxie steigernden Momentes. Um diese rein psychische 
Komponente in der Erscheinung der ataktischen Symptome recht klar hervortreten 
zu lassen, bespricht er einige Fälle, wo die Ataxie ganz plötzlich einsetzte, etwa im 
Anschluß an ein ganz geringes Trauma. Der Verf. stellt in Aussicht, in einem weiteren 
Artikel seine rationelle Heilmethode der Ataxie darzustellen. Reichmann (Jena). 

Pershing, Howell T.: Neurasthenia an increased susceptibility to emotion. 
(Die Neurasthenie, ein Zustand gesteigerter gemütlicher Erregbarkeit.) 
Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 19, S. æ 1675—1680. 1913. 

Die Neurasthenie ist charakterisiert durch einen Zustand gesteigerter gemütlicher 
Erregbarkeit. Auf dem Boden der Ja mes - Langeschen Gefühlstheorie stehend, leitet 
der Autor aus dieser gesteigerten Erregbarkeit, aus dieser „Herabsetzung der Reız- 
schwelle der Gemütserregungen“ auch die körperlichen Symptome ab. Auch die Psych- 
asthenie hat einen gleichen Mechanismus, unterscheidet sich aber dadurch von der 
Neurasthenie, daß beı ihr schon die Gedanken des Patienten auslösend wirken, während 
bei der Neurasthenie wirklich Schmerz, Kummer oder Sorge zugrunde liegen, zu gering 
aber, um bei normaler affektiver Erregbarkeit solche Reaktionen wie beim neurasthe- 
nischen Zustand auszulösen. Unter den therapeutischen Maßnahmen, die sich bei der 
Auffassung des Autors hauptsächlich auf die Fernhaltung gemütlicher Erregungen be- 
ziehen, ist besonders bemerkenswert, daß unter entsprechenden Vorsichtsmaßregeln 
eine Opiumkur vorgeschlagen wird. (Innerlich 0,0006 4 mal tgl., langsam steigend, Bei- 
gabe von Stryohnin und Abführmitteln.) Brompräparate sollen dagegen von gar keinem 
Nutzen sein. Nicht jede organische Erkrankung schließt die Diagnose Neurasthenie 
aus, sondern es können beide Erkrankungen (beginnende Tuberkulose z. B.) nebenein- 
ander bestehen und der wesentliche Krankheitsfaktor die Neurasthenie sein. In der 
Diskussion wird vor der Verwendung von Opium gewarnt. Frankfurther (Berlin). 

Cramer, A.: Die Neurasthenie. Handb. d. Neurol. Bd. 5, S. 603—643. (Berlin: 
Springer.) 1914. 

Zusammenfassende Darstellung. Betont nachdrücklich, daß man zwischen neu- 
rasthenischen Fällen, welche auf ciner degenerativen Grundlage entstehen (endogene 
Nervosität) und solchen, welche mehr auf Grund exogener Einflüsse zur Entwicklung 
kommen (echte Neurasthenie), unterscheiden muß. Weist auf die Tatsache hin, daß 
Nervosität und Neurasthenie nur selten ın Geisteskrankheit übergehen. Und gibt mit 
Nachdruck den praktischen Rat. daß es viel weniger gefährlich sei, wenn wir einen Neu- 
rastheniker für irgendwie körperlich oder geisteskrank halten, als wenn wir eine etwa 
bestehende körperliche oder psychische Erkrankung übersehen und nur an Neurasthenie 
denken. Haymann (Konstanz-Bellevue). 

Noga-Nikolskaja, A.: Dementia praecox paranoides. (Landesirrenanst., Saratow.) 
Neurol. Bote Bd. 20, H. 3, S. 748—762. 1913. (Russisch.) 

Beschreibung emes Falles, in dem neben Symptomen, die für eine Dementia prae- 
cox typisch sind (Stereotypie, Negativismus, Intelligenzzerfall, schizophrenischer 
Verlauf) paranoiale Wahnideen zu konstatieren waren. Verf. zählt den Fall zu der 
von Kölpin und später von Rudnew beschriebenen Form der Dementia praecox 
pararoides. Kroll (Moskau). 


Zentralblatt für die gesamie innere Medizin 
Band IX, Heft 6 und ihre Grenzgebiete S. 385—448 





Allgemeine Pathologie. 


Boks, D. B.: Oedöme congénital familial des extrémités inférieures. (A n- 
geborenes familiäres Ödem der unteren Extremitäten.) Nouv. iconogr. de 
la salpêtr. Jg. 26, Nr. 4, S. 316—323. 1913. 

Der 21jährige Patient, das jüngste von 8 Geschwistern hat von Geburt an eine 
starke Anschwellung beider Unterschenkel und der Scrotalhaut, die ihn in keiner Weise 
belästigt. Die Schwellungen gehen beim Liegen etwas zurück, verschwinden aber 
niemals völlig und nehmen beim Gehen zu. Die Haut im Bereich der geschwollenen 
Partien ist dunkler als am übrigen Körper, rauh, schilfrig, teilweise schrundig und 
ulceriert, zwischen den Zehen mit kleinen Wärzchen besetzt. Zeitweise ist sie gerötet, 
ihre Temperatur dabei normal. Auffallend ist die Größe der Hoden, die das Doppelte 
der normalen beträgt. An ähnlichen, gleichfalls angeborenen Schwellungen der Unter- 
schenkel leiden noch 2 Schwestern und 3 von 8 Kindern der ältesten Schwester. Zwei 
andere Schwestern und alle 3 Brüder sowie deren Kinder sind gesund, desgleichen beide 
Eltern. Unter den Aszendenten ist von einer ähnlichen Affektion nichts bekannt. Die 
histologische Untersuchung eines Stückes Scrotalhaut, das dem Patienten gelegentlich 
einer Hydrocelen-Operation excidiert wurde, ergab Erweiterung der wandverdickten 
Lymphgefäße. Verf. hält diese Veränderungen für rein sekundär und führt die Affek- 
tion auf trophische Störungen zurück. Maase (Berlin). 


Landouzy, L.: Erythème noueux et septicémie à bacilles de Koch. (Erythema 
nodosum undtuberkulöse Septicämie.) Presse méd. Jg.21, Nr.94, S. 641-642.1913. 

In einem Falle von typischem Erythema nodosum, das sich bei einer 37 jährigen 
Patientin mit tuberkuloseverdächtigem Lungenbefund im Anschluß an eine Angina 
entwickelte und mit schweren fieberhaften Allgemeinerscheinungen, multiplen schmerz- 
haften Gelenkschwellungen und den Zeichen einer Mitralendokarditis verlief, konnte 
Landouzy den von ihm seit langem vermuteten ätiologischen Zusammenhang durch 
den Nachweis von Tuberkelbacillen erhärten. Letzterer konnte histologisch an einem 
excidierten Knoten und bakteriologisch durch die erfolgreiche Impfung von Meer- 
schweinchen mit Teilen des gleichen Knotens erbracht werden. Die intraperitoneale 
Applikation von 10ccm Venenblut bei 2 Meerschweinchen verlief resultatlos. Das 
histologische Bild war nicht das gewöhnliche des tuberkulösen Granulationsgewebes. 
Die pathologischen Vefänderungen betrafen im wesentlichen das Subcutangewebe. 
Es war von einem fibrinreichen Exsudat erfüllt. In den Maschen des Fibrinnetzes 
fanden sich perivasculäre Zellanhäufungen, die kleinsten Abscessen glichen, größtenteils 
aus polynucleären, im Zerfall begriffenen Leukocyten, zum Teil aber auch aus mono- 
nucleären Zellen und Lymphocyten bestanden. Die Bacillen lagen in einem intra- 
vaskulären Blutgerinnsel. Landouzy vertritt den Standpunkt, daß die Mehrzahl der 
Fälle von Erythema nodosum auf einer tuberkulösen Septicämie beruhe. Maase. 


Gandin, S.: Pathogenese und Klassifikation der milchartigen Ergüsse. Ergebn. 
d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 12, S. 218—326 (Berlin: Springer). 1913. 

Gandin hat in 5 Fällen milchartige Ascitesflüssigkeit gefunden und diese physi- 
kalisch, chemisch und mikroskopisch eingehend untersucht; vervollständigt hat er 
diese Untersuchungen noch durch eine Reihe von Experimenten. — Die milchartigen 
Ergüsse wurden bis jetzt in 3 Klassen eingeteilt: 1. chylöse Ergüsse (milchige Be- 
schaffenheit rührt von dem Gehalt an Chylus her); 2. chyliforme oder adipöse Ergüsse 
(das milchartige Aussehen ist bedingt durch emulgiertes Fett, das durch fettige Degene- 
ration der Zellen entstanden ist); 3. pseudochylöse Ergüsse (die Ursache der milch- 
artigen Beschaffenheit ist nicht Fett, sondern irgendeine andere ,opalescierende“ Sub- 
stanz). Auf Grund seiner eigenen Untersuchungen und Experimente, sowie an der 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 25 


— 386 — 


Hand der ganzen vorliegenden Literatur kommt G. zu dem Schlusse, daß jede milchige 
Höhlenflüssigkeit ihr Aussehen fein emulgiertem Fett verdankt, und daß dieses stets 
im Chylus seine Quelle hat. In der Literatur ist seiner Ansicht nach kein Fall bekannt, 
bei dem bewiesen wäre, daß eine andere Substanz die milchige Beschaffenheit des Ex- 
sudats hervorgerufen habe. — Alle Einzelheiten sind im Original nachzulesen. Dunzeřt. 

Alezais, H., et Ch. Mattei: L’atrophie thyroidienne chez les athrepsiques. 
(Schilddrüsenatrophie bei Athreptischen.) (Ecole de méd., Paris.) Cpt. rend. 
hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 37, S. 667—669. 1913. 

Verff. untersuchten die Schilddrüse bei Athrepsie in 15 Fällen. Sie fanden sie 
schon makroskopisch klein, derb und fibrös. Mikroskopisch bestanden deutliche An- 
zeichen von Atrophie des Parenchyms mit Bindegewebsproliferation. Diese Binde- 
gewebsneubildung erwies sich nicht als Folgezustand eines entzündlichen Prozesses 
sondern als eine ‚„dystrophische Sklerose‘ eigener Art. J. Bauer (Innsbruck). 

Rosenberg, J.: Familiendegeneration und Alkohol. Die Amberger im 19. Jahr- 


hundert. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 22, H. 2, S. 133—240. 1914. 


Allgemeine Therapie und Diätetik. 

@ Schnirer: Taschenbuch der Therapie. Würzburg: Kabitzsch 1914. XVIII, 
474 S. M. 2.50. 

Das Taschenbuch (Format 9 x 14 cm) ist in 10. Auflage erschienen. Es enthält 
auf 160 Seiten ein nach Krankheiten alphabetisch geordnetes therapeutisches Re- 
gister mit einem Anhang über kosmetische Maßnahmen. Es folgt eine Zusammen- 
stellung der neuen Arzneimittel, Heilsera und Nährmittel, ein Abschnitt über ärztliche 
Hilfe bei akuten Vergiftungen und plötzlichen Erkrankungen usw. Allerhand tabella- 
rische Übersichten, wie z. B. Maximaldosen, vergleichende Temperaturskalen, Calorien- 
wert der wichtigsten Säuglingsnahrung, Inkubationsdauer der Infektionskrankheiten 
sind darin enthalten. Von den übrigen kurzgefaßten Kapiteln seien noch beispielsweise 
die über therapeutische Technik, Diätkuren und Kur- und Badeorte erwähnt. @. Boehm. 

Roemheld, Ludwig: Zur Kritik der modernen elektrischen Enifettungskuren. 

(Sanat. f. inn. u. Nervenkrankh., Schloß Hornegg a. N.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 60, Nr. 52, S. 2908—2910. 1913. | 
= Roemheld hat an 20 Patienten, sowie an 2 Gesunden Untersuchungen mit dem 
Bergonieschen Verfahren angestellt. Er gelangt zu folgenden Resultaten: Das Bergo- 
nisieren allein bewirkt keine Entfettung; ihm kommt in der Behandlung der Fett- 
sucht nur eine untergeordnete Rolle — wie jeder anderen Muskeltätigkeit — zu; der 
wirksamste Faktor bleibt die Reduktionsdiät. Das Bergoniesche Verfahren in der Be- 
handlung der Fettsucht hat aber in den Fällen eine Bedeutung, bei denen aktive Be- 
wegungen aus irgend einem Grunde unmöglich sind. Von wirklich großem Nutzen 
ist es aber bei allen asthenischen Zuständen als periphere Muskelübung, da es eine 
genaue Dosierung gestattet. u Dunzelt (München). 

Sammartino, Ubaldo: La secrezione lattea e gl’idrati di carbonio iniettati sotto 
cute. (Milchsekretion und subcutane Injektion von Kohlehydraten.) 
(Clin. ostetr.-gynecol. e istit. di chim. fisiol., univ., Roma.) Rass. di clin., terap. e 
scienze aff. Jg. 12, Nr. 12, S. 417—483. 1913. 

Durch die Untersuchungen wurde das Resultat der Versuche Piantonios bestätigt. 
In größeren Dosen intramuskulär injiziert (5 ccm einer 40 proz. Lösung) unterdrückte 
eine Mischung von Rohr-, Trauben- und Milchzucker die Milchsekretion bei stillenden 
Frauen fast völlig. Kleinere Dosen (ca. 1 g) beförderten die Milchsekretion deutlich. 
Von dem unter dem Namen Lattosekretion von den ‚‚Istituto Nazıonale Farmacolo- 
gico Ital.“ in den Handel gebrachten Präparate wurden zu diesem Zwecke 1 cem 
in die Glutäen injiziert. Unangenehme Nebenerscheinungen wurden nicht beobachtet. 
In einem Falle trat eine Hämaturie, in einem anderen Falle Albuminurie auf, doch 


ist es fraglich, ob dies auf die Injektionen zurückzuführen ist. Buldes (Frankfurta. M.). 


— 387 — 


Sellheim, Hugo: Strahlenbehandlung von Geschwülsten. (Univ.-Frauenklin., 
Tübingen.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 1, S. 22—24 u. Nr. 2. S. 77—80. 1914. 

Der vor einem aus Ärzten und Laien zusammengesetzten Publikum gehaltene 
Vortrag legt die bekannten Tatsachen über Entwicklung, Mittel und Aufgaben der 
Radiotherapie der Geschwülste in gemeinverständlicher Fassung dar. Sowohl die 
biologischen Wirkungen der verschiedenen Strahlen und Strahlengattungen werden 
in ihrer Abhängigkeit von dem physikalischen Verhalten dieser Phänomene und von 
der Natur der einzelnen Gewebe und Gewebsarten eingehend beleuchtet, als auch 
die wichtigsten technischen, methodischen und wirtschaftlichen Fragen für den 
Röntgenbetrieb und die Radiumbehandlung des Näheren erörtert oder doch nach ihrem 
Wesen oder Ziel gekennzeichnet. Der Vortrag, der einen Werbezweck — die Beschaffung 
größerer Mengen radioaktiver Substanzen aus öffentlichen und privaten Mitteln — 
verfolgt, schließt bei aller Anerkennung dessen, daß es sich hier um noch im Versuchs- 
stadium befindliche Dinge handle, doch durchaus hoffnungsfreudig. Meidner. 

Weckowski: Radiumbehandlung maligner Geschwülste. Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 51, Nr. 2, S. 54—56. 1914. 

Für die Versager der Radiumtherapie ist oft eine den Verhältnissen des jeweiligen 
Falles nicht genügend angepaßte Technik verantwortlich zu machen. Insbesondere ist 
von einer allzu starken Filtrierung Abstand zu nehmen. Die Oberflächenveränderungen, 
die man beim Gebrauch schwächerer Filter riskiert, verlaufen stets gutartig. Neben 
weiteren prinzipiellen Auseinandersetzungen über technische und methodische Fragen 
Mitteilung günstig beeinflußter Fälle. Wenn es auch Tumoren gibt, die für jede Art 
der Strahlenbehandlung ungeeignet sind, so lassen sich doch manche röntgenrefraktären 
Fälle noch durch Radiumbestrahlung weitgehend bessern. Meidner (Charlottenburg). 


Kuznitzky, E.: Mesothorium bei Carcinomen der Haut und anderer Organe. 
(Univ.-Hautklin., Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 2, S. 60—61. 1914. 

Bericht über 2!/ jährige Erfahrung an 74 Hautcarcinomen. 14 davon verschollen, 
20 noch in Behandlung, sämtlich gebessert. Von den restierenden 40 4 völlig refraktär 
(Gründe hierfür nicht recht erklärlich), der Rest seit !/,—2 Jahren klinisch geheilt, dar- 
unter 3, die nach der ersten Behandlungsserie beseitigt und dann rezidiviert waren, 
jedoch aufs neue beeinflußt werden konnten. Wie vorsichtig man mit der Bewertung 
der Erfolge sein muß, lehrt ein Fall, wo ein Augenwinkelkrebs noch nach 8jähriger 
Rezidivfreiheit wieder auftrat. 

Beim oberflächlichen Hautcareinom genügt gewöhnlich bereits eine einmalige längere 
Bestrahlung mit 20—25 mg Substanz, auf eine Fläche von 20—15 mm Durchmesser verteilt, 
um den Tumor zum Verschwinden zu bringen. Es empfichlt sich dann noch eine vorbeugende 
Bestrahlung vorzunehmen, welche Ränder und Umgebung energisch (entzündliche Reaktion!) 
mitbetrifft. In solchen Fällen ist völliger Verzieht auf Filtrierung anzuraten. Anders natür- 
lich bei tiefgreifenden und tiefliegenden Krebsen, wo man mit unterstützenden chirurgischen 
Eingriffen vorgehen soll. Hautcarcinome heilen meist mit glatter, feiner Narbe. NMeidner. 


Brückner, G.: Zur Behandlung innerer Krankheiten mit Thorium X. (Med.- 


poliklin. Instit., Univ. Berlin.) Zeitschr. f. physikal. u. diätet. Therap. Bd. 18, H. 1, 
S. 26—32. 1914. 

Mitteilung der Behandlungsresultate (Krankengeschichten) bei folgenden Fällen; 
die Applikation von Thorium X geschah, mit Ausnahme der Fälle 10 und 11, die 
Trinkkuren durchmachten, intravenös. 

l. Perniziöse Anämie. 1 509 000 M. E. Vorübergehende Steigerung der Erythrocvten- 
zahl, erhebliche Verkleinerung der Milz.. Nach 6 Tagen Exitus. 2. Perniziöse Anämie. 
90 000 und 100 000 M. E. im Abstand von 7 Tagen. Verringerung der Erythrocytenzahl, Ver- 
sehleehterung des Allgemeinbefindens, N: hleimhautblutungen, Oedeme; nach 4wöchentlicher 
Beobachtung nicht gebessert entlassen. 3. Perniziöse Anämie. Einmalige Dosis von 
200 e. s. E., danach Schwindelanfälle, Tempzsraturanstieg, Absinken der Erythrocytenzahl. 
Exitus 6 Monate später. 4. Mvelogene Leukämie. 4 Injektionen (im ganzen 5000 e. s. K. 
in 4 Wochen). Blutbefund und Milzschwellung unbeeinflußt. Allgemeinbefinden zunächst 
gebessert (Suggestion ?), später Verschlechternne. 5. Leukaemia lymphatica subacuta 
(Ihysmustumor). 2mal je 10900 e.s. E. Behandlung erfolglos trotz Verkleinerung des Milz- 


25* 


— 388 — 


tumors.” Exitus. 6. Leukämie. Zuerst Arsenbehandlung und Röntgen, dann 2 Thorium X- 
Injektionen von 40000 und 100000 M. E. keine Beeinflussung. Exitus. 7. Pseudoleukämie 
3 Injektion à 1000 e. s. E. in 2 Wochen, dann Trinkkur (täglich 50 e. s. E.), ohne Erfolg. 8. Me- 
diastinaltumor (Lymphogranulom). 0,7 mg Radiumbromid, 2 Wochen später 3000000 
M. E. Thorium X, dann 6wöchentliche Pause und im Laufe von 14 Tagen 3 Injektionen von 
Thorium X (je 1000 e. s. E.). Drüsenschwellungen unverändert, Tumor gewachsen. 9. Lungen- 
tumor (Sarkom). lmal 3000 000 M. E. Keine Beeinflussung. Exitus nach ca. !/, Jahr. 
10. Carcinoma oesophagi. Täglich 50e. s. E. während 5 Wochen. Verschlimmerung. 11. Poly- 
arthritis rheum. chron. 12 Tage 50 e. s. E. täglich: erbebliche Besserung; nach 3 Monaten 
Rezidiv; Wiederholung der Kur ohne Erfolg. Salle (Berlin). 

` Neumann, Walter: Über die Bestimmung von Thorium-X-Lösungen nach der 


œ-Strahlenmethode. (Charité, Berlin.) Strahlentherapie Bd. 4, H. 1, S. 175—184. 1914. 
Pharmakologie und Toxikologie. 


Schüle: Zur intravenösen Einführung des Camphers. Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 61, Nr. 1, 8. 26—27. 1914. 

Leo hat beim Menschen den Campher in wässeriger Lösung intravenös verabreicht; 
dabei waren große Flüssigkeitsmengen, 25—200 ccm, notwendig. Verf. versuchte eine 
ätherische Lösung von Camphora trita zu injizieren. Zunächst überzeugte er sich, daß 
eine Menge von !/,—1 ccm Äther ohne nennenswerte Beschwerden vertragen wird, 
auch konnte keine Schädigung der roten Blutkörperchen nachgewiesen werden. In 
dieser kleinen Menge Äthers gelöst kann 0,2 g Camphora trita injiziert werden. Doch 
erzeugt die Injektion lebhaften Schmerz im ganzen Körper, und vor allem starken 
Hustenreiz, der über mehrere Stunden anhalten kann. Deshalb ist bei Lungenkranken 
diese Injektion zu meiden. Chiari (Wien). 

Munoz del Olmo, E.: Experimentelle Untersuchung über dieWirkung des Camphers 
auf das Herz. Rev. de med. y cir. präct. Jg. 37, Nr. 1296, S. 449—457. 1913. (Spanisch.) 

Verf. stellte seine Versuche am freigelegten Froschherzen vermittels des Kardio- 
graphen von Vibert an. Die Tiere erhielten 0,01—0,12 cem 10 proz. Campheröl sub- 
cutan. Während normale Tiere eine Verminderung der Schlagzahl, sowie eine Verlängerung 
der weniger hohen und kräftigen Systolen zeigten, wurden bei dem mit Chloralhydrat 
(0,01) vergifteten Frosche die stark verlangsamte Schlagfolge sowie die äußerst schwache 
Systole günstig beeinflußt. Weder Muscarin noch Atropin modifizierten die Campher- 
wirkung auf das normale Herz; es handelt sich also um eine direkte Einwirkung auf den 
Herzmuskel, wohl um eine Elastizitätsverminderung desselben. M. Kaufmann. 

Tuszewski: Über Elarson. (Krankenh., Berlin- Reinickendorf.) Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 60, Nr. 52, S. 8907—2908. 1913. 

Elarson stellt das Strontiumsalz der Chlorarsenobehenolsäure dar und wird von 
den Elberfelder Farbwerken in Tabletten hergestellt, die je genau !/, mg Arsen ent- 
halten. Bei Patienten mit perniziöser Anämie war ein Einfluß auf das Blutbild nicht 
festzustellen, dagegen war bei sekundären Anämien ein günstiger Einfluß unverkennbar. 
Erythrocytenzahl und Hämoglobinwert stiegen an. Bei Chlorosen trat eine günstige 
Wirkung nur in Verbindung mit Eisendarreichung ein. Schlecht (Kiel). 

Zimmermann, Alfred: Einiges über Urotropin und sein Verhalten im Liquor 
cerebrospinalis. (Univ.-Klin. f. Ohren-, Nasen- u. Kehlkopfkr., Halle a. 5.) Zeitschr. 
f. Ohrenbheilk. u. f. d. Krankh. d. Luftw. Bd. 69, H. 3/4, S. 185—209. 1913. 

Der Nachweis von Urotropin in einer eiweißfreien Flüssigkeit ist leicht (auf tropfen- 
weisen Zusatz von 10%, Bromwasser tritt ein orangegelber Niederschlag auf), dagegen 
nicht bei eiweißhaltiger. Hier ist man gezwungen, das Urotropin indirekt durch den 
Nachweis seiner Spaltungsprodukte Formalin und Ammoniak festzustellen. Der Verf. 
empfiehlt vor allem die Schwefelsäure-Salicylsäurereaktion auf Formaldehyd: Man ver- 
setzt die Flüssigkeit mit einigen Kristallen reiner Salicylsäure und unterschichtet nach 
ihrer Lösung mit konzentrierter Schwefelsäure. Unter vorsichtigem Erwärmen tritt an 
der Berührungszone eine carminrote Scheibe auf, die nach einiger Zeit wieder verschwindet. 
Am Liquor ist dem Verf. aber der Formalinnachweis nie gelungen, auch nicht mit 
der Jorissenschen Methode (Zusatz von Phloroglucin in Substanz und Kalilauge). 


-— 389 — 


Trotzdem kann an der Abspaltung des Formalins in Liquor nicht gezweifelt werden, da 
ein solcher unbestreibare bakterienhemmende Wirkung zeigt. Reichmann (Jena). 

Gerber: Die Behandlung der Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten mit Salvarsan 
und anderen Arsenmitteln. (Internat. med. Kongr., London 1913.) Beiträge z. Anat., 
Physiol., Pathol. u. Ther. d. Ohres, d. Nase, u. d. Halses Bd. 7, H. 2/3, S. 180—248. 1913. 

Umfangreiches Sammelreferat (im Literaturverzeichnis 413 Nummern), zahlreiche 
eigene Fälle, die für die vorzügliche Wirkung des Salvarsans sprechen. Bemerkenswert 
ist die günstige Wirkung auch bei allen geschwürigen Prozessen im Munde (Angina 
Vincenti, Stomatitis mercurialis, Zungencarcinom), auf denen sich Mundspirochäten 
ansiedeln, ebenso bei manchen veralteten Ohraffektionen mit langjähriger Schwer- 
hörigkeit. Tabellen über Neurorezidive des Nervus acusticus. Happich (St. Blasien). 

Moleen, George A.: Metallic poisons and the nervous system. (Metallgifte und 
Nervensystem.) Americ. journal of the med. sciences Bd. 146, Nr. 6, S. 883—895. 1913. 

Einige eigene Fälle von Arsen-, Blei- und Quecksilberschädigungen des Nerven- 
systems. Besprechung der Ätiologie, Pathologie, Differentialdiagnose und Therapie 
der Erkrankungen mit Berücksichtigung der Literatur; nichts Neues. Beuttenmüller. 

Döhrer: Ein Fall von Chlorzinkvergiftung. Charite-Ann. Jg. 37, S. 36—43. 1913. 

Bericht über einen einschlägigen Fall: 

Eine 30jährige Patientin nimmt nach dem Abendessen 2—3 EBlöffel 30 proz. Chlorzink- 
lösung zu sich. Erst am nächsten Morgen Magenspülung. Keine äußeren Verätzungen; dagegen 
starke Ätzschorfe und Ödem im Mund, am Gaumen und Zäpfchen. Akute hämorrhagische 
Nephritis. Zunehmende Cyanose. Pneumonie. Am 10. Tage Blutstühle. Exitus am 13. Tag 
unter peritonitischen Erscheinungen. 

Autopsiebefund: Multiple geschwürige Defekte und Verschorfungen des Larynx, 
der Trachea und Bronchien. Schwere Verätzung der Oesophagusschleimhaut, der 
Magenwand und der ihr benachbarten Organe; ausgedehnter Bluterguß in den Magen- 
Darmkanal; Perforation der Magenwand in die Bursa omentalis; umschriebene eitrige 
Peritonitis; schlaffes degeneriertes Herz; parenchymatöse Degeneration der Nieren; 
Milzinfarkt infolge von Thrombose eines Milzarterienastes. — Besprechung der Literatur. 

Alfred Lindemann (Berlin). 

Straub, Walther: Gift und Krankheit, nach Beobachtungen an experimenteller, 
chronischer Bleivergiftung. (17. internat. med. Kongr., London, August 1913.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 1, S. 5—7. 1914. 

Katzen und Kaninchen wird subcutan unter der Rückenhaut ein Depot von 
Bleicarbonat oder Sulfat angelegt. Nach einer gewissen Zeit tritt bei den Tieren eine 
Reihe von nervösen Symptomen auf, die bei den Kaninchen zu einer Lähmung der 
Extremitätenmuskulatur und zu trophischen Störungen von seiten der Haut führen 
und bei der Katze in einer bulbären Paralyse bestehen. Durch quantitative Messungen 
wurde nun festgestellt, wieviel in dem Depot noch vorhanden, wieviel ausgeschieden 
wurde und welche Mengen des Giftes in der Leiche mit Ausschluß des Depots sich noch 
vorfanden. Von dem Depotverlust waren nun ungefähr 99% in den Ausscheidungen 
wiederzufinden, der fehlende Rest wurde in der Asche nachgewiesen. Es war also 
überhaupt keine Retention oder Speicherung in den Geweben aufgetreten. Die Blei- 
krankheit kommt also vielmehr dadurch zustande, daß von der Injektionsstelle ein 
Bleistrom von meßbarer Dichte durch den Organismus zieht und eine Summe von 
Insulten setzt. Doch spielen die quantitativen Verhältnisse nicht die entscheidende 
Rolle, vielmehr scheint es, daß die Zeit mindestens ein ebenso wesentlicher Faktor ist. 
„Bleikrankheit überhaupt entsteht, wenn Blei länger als ein bestimmtes Minimum von 
Zeit durch den Organismus fließt.“ Wenn 0,06g Blei in etwa 60 Tagen durch das Kilo- 
gramm Katze hindurchgeht, so ergibt das die Formel + PICO, = 60 Tage = 0,00004 
Grammstd. für die tödliche bulbäre Bleikrankheit pro Kilogramm Katze, d. h. es tritt 
der Tod an bulbärer Bleikrankheit ein, wenn ein Bleistrom der Dichte 0,00004 g pro Kilo- 
gramm und Stunde die Katze 60 Tage lang durchfließt. Sinkt der Gramm-Stundenwert 
oder der Zeitwert, so tritt die Erkrankung nicht auf. Kochmann (Greifswald). 


— 390 — 


Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 
Aligemeine klinische Bakteriologie, Protozoologie und Parasitologie : 


Thiele, F. H., and Dennis Embleton: Pathogenicity and virulence of bacteria. 
(Pathogenität und Virulenz von Bakterien.) (Univ. coll. hosp. med. school, Lon - 
don.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp.Therap., Orig. Bd. 19, H.6, S.643—665. 1913. 

Die Pathogenität eines Mikroorganismus hängt von seiner Giftwirkung ab und 
diese ist von der Menge der toxischen Substanzen abhängig, die in dem infizierten Tier 
durch die gegen das Bacterium entstandenen Antikörper erzeugt werden. Es gibt 
3 Gruppen von Bakterien: 1. Solche, deren Antikörper-(Ferment-) Wirkung nur gering 
ist, so daß nicht genug toxische Substanzen frei werden, um Symptome zu machen. 
2. Solche mit einer Antikörperwirksamkeit, die schon aus geringen Bakterienmengen 
genügend toxische Substanzen frei macht, so daß Symptome auftreten können. 
3. Solche mit starker Antikörperaktivität, die so hoch ist, daß die toxischen Substanzen 
sich nicht ansammeln können, sondern schnell weiter in niedrigere, nicht toxische ab- 
gebaut werden. Auch hier kommt es nicht zu Vergiftungserscheinungen. Also beı 
geringer Wirksamkeit der Antikörper ist der Mikroorganismus ebensowenig pathogen 
wie bei sehr hoher. Durch Erhöhung resp. Verminderung der Antikörperaktivität 
kann ein nicht}jpathogenes Bacterium pathogen gemacht werden. Die echte Virulenz 
eines Bacillus hängt von seiner Fähigkeit ab, einen Saum seines eigenen Protoplasmas 
um sich zu bilden, d.h. eine Kapsel zu bilden. Durch die Antikörpertätigkeit werden 
in dieser Kapsel Spaltprodukte erzeugt und dadurch eine weitere Fermentwirkung auf 
das Bacterium selbst verhindert. Ebenso wird die Phagocytenwirkung von dem 
Bacterium durch die Spaltprodukte der Kapsel abgehalten, da diese aggressiv wirken. 
Wenn ein Bacterium dagegen keine Kapsel hat, kann das Antikörperferment in den 
Bacillus eindringen und ihn zerstören. Eisner (Berlin). 


Thiele, F. H., and Dennis Embleton: Bacterial „Endotoxin“. (Bakterielles 
„Endotoxin“.) (Unit. coll. hosp. med. school, London.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. 
u. exp. Therap., Orig. Bd. 19, H. 6, S. 666—687. 1913. 

Im Blut und Exsudaten von Tieren, die an Toxämie oder Septicämie starben, 
sind toxische Substanzen zu finden, welche imstande sind, bei ihrer Injektion in 
Meerschweinchen den Tod herbeizuführen. Der Symptomenkomplex ist dabei für 
alle Bakterien der gleiche und entspricht dem des akuten anaphylaktischen Anfalls. 
In solchem Blut und Exsudat sind durch Diffusion hydrolytische Spaltprodukte nach- 
weisbar. Die Giftigkeit eines Bacteriums ist von dem relativen Grad seiner Antikörper- 
wirksamkeit gegen das betreffende Bacterium in dem infizierten Tiere abhängig. Die 
Antikörper (proteoclastische Fermente) erzeugen aus den Bacillenleibern toxische 
Spaltprodukte. Ein primäres toxisches Endotoxin gibt es wahrscheinlich nicht. Das 
„Endotoxin“ ist entweder fein zerkleinertes Bacilleneiweiß, welches von den Anti- 
körpern der Bakterien schnell angegriffen werden kann, so daß toxische Substanzen 
frei werden, oder es sind hydrolytische Spaltprodukte des Bacilleneiweißes, die ent- 
weder durch chemische oder autolytische Spaltung entstehen. Eisner (Berlin). 


Meyer, Kurt: Über das Verhalten einiger Bakterienarten gegenüber d-Glucos- 
amin. (Siadikrankenh., Stettin.) Biochem. Zeitschr. Bd. 57, H. 3/4, S. 297—299. 1913. 

Mehrere Bakterienarten wurden auf die Fähigkeit, Glucosamin unter Säurebil- 
dung zu zersetzen, geprüft. Es zeigte sich bei den einzelnen Arten ein deutlicher Paralle- 
lismus zur Traubenzuckervergärung. Zuletzt nımmt Verf. Stellung zu den Versuchen 
von Abderhalden und Fodor (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 102) über die Zer- 
setzung des Glucosamins durch Bakterien. Aus diesen Versuchen lassen sich nach 
Verf. keine eindeutigen Schlüsse ziehen, da die Anwesenheit von Anaerobiern nicht 
ausgeschlossen wurde und da ein Teil der gebildeten Säuren aus dem gleichzeitig zu- 
gesetzten Traubenzucker stammen konnte. Toenniessen (Erlangen). 


un 


de — u ma — 


— 391 — 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Bakterielle und Protozoenerkrankungen exkl. Tuberkulose und Syphilis: 


Lesseliers et G. M. van Duyse: Prophylaxie de la rougeole. (Prophylaxe der 
Masern.) Belgique méd. Jg. 21, Nr. 1, S. 1—6. 1914. 

Die sogen. Schlußdesinfektion nach Masern wurde in Gent aufgehoben und die 
Verff. rechtfertigen diese Maßnahme, deren Berechtigung von anderer Seite angezweifelt 
wurde, mit dem Hinweis, daß nach allgemeiner Ansicht der Autoritäten auf diesem 
Gebiet nach Ablauf der Masern die Desinfektion zur Verhütung weiterer Verschleppung 
keine Dienste mehr leistet. Die überflüssigerweise aufgewandten Kosten sind dagegen 
recht beträchtlich. Anzeigepflicht, Isolierung der Kranken. Verbot des Schulbesuchs für 
die Geschwister sind die wichtigsten und wirksamsten Maßnahmen. Isolierung kann für 
die ärmere Bevölkerung nur durch Überführung in das Krankenhaus erreicht werden. 
Sınd mehrere Fälle in einer Klasse vorgekommen, empfiehlt sich die Raumdesinfektion 
des Schullokals mit allen darin enthaltenen Gegenständen. Schulschluß ist höchstens 
auf dem Lande eine zweckmäßige Maßnahme, in größeren Städten trägt sie eher zur 
Verbreitung der Epidemie bei. Wichtig ist, daß die Lehrer zu Epidemiezeiten mit den 
Prodromalsymptomen vertraut sind, um verdächtige Kinder rechtzeitig auszuscheiden. 

Ibrahim (München). 

Koch, Richard: Über die Konservierung des Scharlachrekonvaleszentenserums. 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 52, S. 2912. 1913. 

Zur Konservierung des bei der Scharlachbehandlung angewandten menschlichen 
Serums wird ein Zusatz von 0,033%, Carbolsäure empfohlen, wodurch zwar keine Steri- 
lisation, aber wohl eine Wachstumshemmung zufällig in das Serum hineingeratener 
Keime erzielt werden kann. Schürer (Frankfurt a. M.). 


Moog: Beitrag zur Serumtherapie des Scharlachs. (Städt. Krankenh., Frankfurt 
a. M.) Therapeut. Monatsh. Jg. 28, H. 1, S. 37—42. 1914. 

Im Anschluß an die therapeutischen Versuche von Reiß und Jungmann (vgl. 
dieses Zentralblatt Bd. 2, S. 8), die Scharlachkranke mit gutem Erfolg mit dem Serum 
von Scharlachrekonvaleszenten behandeln konnten, untersuchte Moog, ob diese Serum- 
wirkung spezifisch ist oder ob sich durch das Serum von gesunden Menschen, die keinen 
Scharlach überstanden haben, die gleichen Erfolge erzielen lassen. Bei 25 mit Normal- 
serum behandelten Scharlachkranken war die günstige Beeinflussung von Temperatur, 
Kreislauf und Allgemeinbefinden prinzipiell identisch mit der durch Rekonvales- 
zentenserum bei mehr als 40 Fällen erzielten Wirkung, wenn ein quantitativer Unter- 
schied auch nicht ganz abgelehnt werden kann. Bei den günstigsten Fällen war der 
Erfolg der intravenösen Injektion des normalen Menschenserums eklatant, innerhalb 
von 12 Stunden trat kritisch völlige Entfieberung und subjektives Wohlbefinden ein. 
In etwa zwei Dritteln der Fälle erfolgte am nächsten Tage ein erneuter Fieberanstieg, 
der jedoch die Anfangshöhe nicht wieder erreichte, dabei war eine deutliche Besserung 
des Allgemeinbefindens ganz offenkundig. Schürer (Frankfurt a. M.). 


Biehler, M.: Über die Scharlachschutzimpfung. Medycyna i kronika Bd. 48, 
S. 794-797. 1913. (Polnisch.) | 

Es wurden 26 Kinder im Alter von 1—17 Jahren mit einer, aus dem Materiale 
der zur Zeit herrschenden Epidemie bereiteten Vaccine präventiv geimpft. (Nähere 
Angaben über die Art der Darstellung der Vaccine fehlen.) Bei zwei Kindern kam zur 
Anwendung eine im Gabryczewskischen Institute bereitete Vaccine. (Die durch 
lstündiges Erwärmen bei 60° C unter Zusatz von 0,5%, Phenol abgetötete Bouillon- 
kultur einiger Streptokokkenstämme wird stark (10 Min.) zentrifugiert und der Nieder- 
schlag mit physiolog. NaCl-Lösung verdünnt; in 1ccm der Verdünnung sollen 5 mg 
der trockenen Substanz enthalten werden.) Nur bei 5 geimpften Kindern waren leichte 
Reaktionserscheinungen, unbedeutende Schmerzhaftigkeit an der Einspritzungsstelle, 
Tempersturerhöhung um 1°C, allgemeines Unbehagen zu konstatieren und nur zwei 


— 392 — 


von den Kindern erkrankten an einer leichten Scarlatina. Von den mit der Gabry- 
czewskischen Vaccine behandelten, erkrankte kein Kind. Die Ergebnisse der Verf. 
ermuntern zu weiteren Versuchen, Tomaszewski (Lemberg). 

Eckert: Die Rolle der Kontaktinfektion in der Epidemiologie der Cholera. 
(Nach in Bulgarien gesammelten Erfahrungen.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, 
Nr. 50, S. 2326—2328. 1913. 

Trotz dauernder Einschleppung von Cholerafällen und trotz mangelhafter hygieni- 
scher Schulung der Bevölkerung sind in der hygienisch einwandsfrei versorgten Stadt 
Sofia nur wenig Cholerainfektionen neu aufgetreten. Auch in dem mit Wasserleitung 
und Kanalisation gut versehenen, dauernd mit Cholerakranken stark belegten Spital 
in Sofia kamen trotz sehr mangelhafter persönlicher Prophylaxe Hausinfektionen 
nicht vor. Dagegen ist die explosionsartige Ausbreitung der Cholera vor Tschataldscha 
zweifellos durch Kontaktinfektion erfolgt. Die Erklärung für diesen scheinbaren 
Widerspruch wird darin gefunden, daß bei der geringen Widerstandskraft der Cholera- 
vibrionen zum Zustandekommen eines Infektes im allgemeinen ziemlich große Virus- 
mengen erforderlich sind. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Luttinger, Paul: Vaccine therapy of pertussis. (Vaccinebehandlung des 
Keuchhustens.) Med. rec. Bd. 84, Nr. 25, S. 1125—1127. 1973. 

Verf. hat bei einer früheren Gelegenheit von einer Vaccinebehandlung des Keuch- 
hustens mit Bordet - Gengouschen Bacillen keine sehr überzeugenden Erfolge ge- 
sehen. Er hat diese therapeutischen Versuche diesmal mit wesentlich höheren Dosen 
wieder aufgenommen (beginnend meist mit 50 000 000 und ansteigend alle 2—3 Tage, 
in einem Fall bis zu 250 000 000. Bei dieser Anwendungsweise glaubt er bei den 10 be- 
handelten Fällen einen leichteren Verlauf und eine Abkürzung der Krankheitsdauer er- 
zielt zu haben. Die Dauer der Erkrankung nach Beginn der Injektionsbehandlung be- 
trug 8-16 Tage. Prophylaktisch scheint das Vaccin besonders empfehlenswert. 
Von zwei Zwillingen, die mit 2 pertussiskranken Verwandten im gleichen Haus wohn- 
ten, ließ sich der eine mit 50 000 000 Bakterien impfen, der andere nicht. Nach 10 Tagen 
erkrankte der Ungeimpfte, während der Geimpfte verschont blıeb. Ibrahım. 

Hertzen, Verner v.: Über Parotitis nach operativen Eingriffen in der Bauch- 
höhle, insbesonder6 an den weiblichen Generationsorganen. Mitteilg. a. d. gynaekol. 
Klin. Otto Engström Bd. 10, H. 3, S. 265—307. 1913. 

Die Frage, ob die Operationen an den weiblichen Generationsorganen besonders 
zu Parotitis disponieren, wird nach den Erfahrungen der Engströmschen Klinik 
(bei 4000 gynaekologischen Operationen mit Eröffnung des Peritoneums 11 Fälle) 
verneint. Die Einwirkung von Narkotica zur Erklärung wird abgelehnt, ebenso 
die aseptischen, nicht bakteriell entstehenden Formen der Entzündung, dagegen fol- 
gende Einteilung gewählt: 1. metastatische Parotitis, die nur bei pyämischen Zu- 
ständen vorkommt, und 2. aufsteigende Parotitis, die alle übrigen Fälle umfaßt; als 
Voraussetzungen für die Entstehung einer Parotitis werden angegeben: Anwesenheit 
von Infektionsmaterial, genügende Virulenz ın der Mundhöhle, Aufhören oder Herab- 
setzung der Speichelsekretion und Herabsetzung der Widerstandsfähigkeit der Drüse. 
Die Prophylaxe wird in guter Mundpflege vor und nach der Operation gesehen, Ent- 
fernung carıöser Zähne, Vermeidung der Darmparese durch schonend rasches Operieren, 
Kochsalzeinläufe usw. Brewitt (Lübeck).®’ 

Womer, W. A.: Results of staphylococcus spray treatment in forty-two cases 
of diphtheria carriers. (42 Diphtheriebacillenträger mit dem Staphylo- 
kokkenspray behandelt.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 26, 
S. 2293—2294. 1913. 

Die Staphylokokkenkultur wurde aus dem Rachen eines Mitgliedes einer infi- 
fizierten Familie gewonnen, das allein frei von Diphtheriebacillen geblieben war. 
Verwendet wurde eine 12stündige Bouillonkultur oder eine Aufschwemmung in Koch- 
salzlösung. Der Spray wurde an die Patienten abgegeben, die angewiesen wurden, selbst 


— 393 — 


Nase und Rachen sich zu bestäuben. Von 22 früher erkrankten Patienten wurden 
5 oder 22,8% bacillenfrei vor Ablauf von 30 Tagen, während sich unter 22 nicht mit 
dem Spray behandelten 4 solche Fälle oder 18,2% fanden. Unter 20 gesunden und 
behandelten Bacillenträgern wurden 7 oder 35% bacillenfrei, von 20 nicht behandelten 
nur 4 oder 20%. Von insgesamt 42 mit Spray behandelten Fällen wurden 12 oder 28,5%, 
bacıllenfrei vor Ablauf von 30 Tagen, von 42 nicht mit Spray behandelten nur 8 oder 
19%- Wenn demnach auch der Spray keinen Schaden stiftete, so sind die Erfolge doch 
keineswegs ermutigend. Wesentlich ist die Angabe, daß die Bacillenträger die Er- 
krankung innerhalb einer 60tägigen Beobachtung nicht weiter zu verbreiten scheinen. 
Eckert (Berlin). 

Hahn, Benno, und Fritz Sommer: Praktische Erfahrungen mit dem Behringschen 
Schutzmittel gegen Diphtherie. (Krankenanst. Magdeburg-Sudenburg.) Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 40, Nr. 1, S. 13—17. 1914. 

Die durch nun schon recht zahlreiche Versuche festgestellte Unschädlichkeit des 
neuen Behringschen Impfstoffes, die wiederholt erhärtete Tatsache, daß durch sub- 
cutane, intramuskuläre, intracutane Impfung in einem großen Prozentsatz der Fälle 
eine genügende serologische Immunität erzeugt wird, gibt den Verff. das Recht, hier 
zum ersten Male das neue Verfahren draußen in der Praxis ohne serologische Kontrolle 
anzuwenden. Die ersten Versuche wurden in einem geschlossenen Hause der Anstalt 
Uchtspringe vorgenommen. 34 Patienten, 11 Pflegerinnen wurden an 3 aufeinander- 
folgenden Tagen mit dem Gemisch M I subcutan bzw. intramuskulär behandelt. Da 
die serologische Kontrolle ergab, daß 3 Patienten überhaupt kein Antitoxin gebildet 
hatten, wurde die subcutane und intramuskuläre Injektionsmethode, weil im Erfolg 
unsicher, durch die intracutane ersetzt. Hier läßt sich bei jeder genügend starken Lokal- 
reaktion auch eine genügende Antikörperproduktion nachweisen. Als Nebenwirkung 
wurde Verdrießlichkeit, Mattigkeit, Appetitlosigkeit, selten Nackendrüsenschwellung 
beobachtet. Aus äußeren Gründen wurde am 1., 3. und 5. Tage injiziert, und zwar vom 
Gemisch MMI 0,1/10. Bei sehr starker Lokalreaktion genügte diese Impfung, sonst 
folgte 0,1/5 und schließlich 0,1/2. In verschiedenen Dörfern wurde so verfahren. Ein 
Teil der Patienten erschien zur zweiten Impfung nicht wieder (ungenügend Immuni- 
sierte), ein Teil entging der weiteren Beobachtung nach der zweiten Injektion (zweifelhaft 
Immunisierte), der Rest, der alle drei Injektionen erhalten hat, gilt als vollimunisiert. 
Während in der nichtimmunisierten Bevölkerung die Epidemien fortdauerten, er- 
krankten von den Immunisierten nur 2, davon der eine abortiv, der andere ohne Ba- 
cillenbefund. Außerordentlich wichtig für die Praxis ist die Beobachtung, daß Er- 
krankungen innerhalb der ersten 10 Tage, in denen ja noch keine Antikörperbildung 
nachweisbar ist, in einigen Fällen abortiv verliefen, so daß also eine negative Phase 
anscheinend nicht besteht. Ebensowenig konnten bei späteren Injektionen von Heil- 
serum anaphylaktische Erscheinungen beobachtet werden. Das neue Behringsche 
Mittel hat hiermit seine erste Probe in der Praxis erfolgreich bestanden. Eckert (Berlin). 


MacCallum, W. G.: The mechanism of the circulatory failure in diphtheria. 
(Der Mechanismus der Zirkulationsschwäche bei Diphtherie.) (Coll. of 
physic. a. surg., New York.) Americ. journal of the med. sciences Bd. 147, Nr. 1, 
S. 37—44. 1914. 

Nach einem Überblick über die Literatur, die sich mit der Erklärung des plötz- 
lichen shockähnlichen Todes im Verlaufe von Infektionskrankheiten befaßt, stellt sich 
Mac Callum die Frage, ob beim Diphtherietod gie Lähmung der Vasomotoren oder 
die direkte Schädigung des Herzens ausschlaggebend ist. Um den Einfluß der Vaso- 
motoren gänzlich auszuschalten, trifft er folgende Versuchsanordnung: Durchtrennen 
der Aorta des Tieres (Hundes) nahe dem Ursprung, Einbinden einer Gummi-Glas-Röhre, 
die verschieden hoch gelagert werden kann, so daß die Höhe, bis zu der das Herz das 
Blut treiben muß, genau reguliert werden kann. Auffangen des überfließenden Blutes 
in einer neuen Röhre, Rückleitung in das distale Ende der Aorta. Die erste Reihe der 


— 3941 — 


Hunde wurde mit steigender Menge Di-Toxin vergiftet. Die Operation erfolgte im Zu- 
stande schwerster Erkrankung, ja sogar einmal als die periphere Zirkulation bereits 
erloschen war. Bis auf einen Fall, bei dem in der Tat eine direkte Schädigung des 
Herzens vorhanden zu sein schien, schlugen die Herzen der schwer vergifteten Hunde 
stundenlang mit derselben Gleichmäßigkeit wie die von gesunden Kontrolltieren. Auch 
die Funktion, gemessen an der Menge des ausgeflossenen Blutes, war die gleiche. Weiter- 
hin wird die Frage erörtert, ob es möglich ist, das Herz eines an Di-Vergiftung gestor- 
benen Hundes wieder zum Schlagen zu bringen. Vorversuche an gesunden Hunden 
ergaben, daß in dem einen Falle das isolierte, normale, durchströmte Herz 103 mal 
schlug, setzte man der Durchströmungsflüssigkeit etwas Di-Toxin zu, so stieg die Schlag- 
zahl auf 200, sank aber bald zur Norm ab. In einem zweiten Falle erzeugte eine größere 
Toxindosis eine Dissoziation zwischen Vorhof und Ventrikel. Die Versuche mit den 
Herzen der an der Vergiftung gestorbenen oder kurz vor dem Versuche getöteten Tiere 
zeigten, daß man die Herzen doch wieder zum Schlagen bringen kann, wenn nur der 
Druck der Nährflüssigkeit in den Coronararterien aufrechterhalten wird. Freilich 
schlagen die Herzen vergifteter Tiere schwächer und gelegentlich mehr unregelmäßig 
als die normaler Tiere. Hiernach ist der Diphtherietod nicht ausschließlich das Er- 
gebnis direkter Herzschädigung, obwohl das Herz daran beteiligt ist. : Eckert (Berlin). 

Hougardy, A.: Les prétendus méfaits du serum antidiphterique. (Angebliche 
Schädigungen durch Diphtherieheilserum.) Ann. de la soc. méd.-chirurg. de 
Liège Jg. 52, Nr. 11, S. 320—336. 1913. 

Zusammenfassendes Referat über die Anwendung des Di-Heilserums. Neue 
Gesichtspunkte werden nicht beigebracht. Das Schlußurteil lautet: Die Serum- 
therapie ist die einzig empfehlenswerte Behandlungsweise, für die es keine Kontra- 
indikation gibt. Bei subcutaner Injektion sind stärkere anaphylaktische Erschei- 
nungen nicht zu fürchten. Die hierbei beobachteten plötzlichen Todesfälle sind ander- 
weitig (Diphtherie-Herztod) zu erklären. Die Diskussion bringt ebenfalls keine 
neuen Gesichtspunkte. Eckert (Berlin). 

Wagner, Gerhard: Typhuserreger bei atypischen Krankheitsbildern. (Hyg. Inst., 
Uni. Kiel.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 51, S. 2119—2122. 1913. 

Kasuistische Mitteilung einiger Erkrankungsfälle, die unter dem Bilde einer 
Meningitis, einer Pneumonie oder mit kurzdauerndem Fieber ohne Darmsymptome 
verliefen und bei denen Typhus- resp. Paratyphusbacillen im Blut nachgewiesen 
wurden. Hervorgehoben sei eine Paratyphusinfektion, die nach monatelangem Fieber 
tödlich verlief; bei der Obduktion fanden sich außer einer septischen Milz keine Verän- 
derungen. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Loris-Melikov, Y.: Les ana6robies dans la fiövre typhoide. (Die Anaerobier 
beim Typhus abdominalis.) (Laborat. de M. le prof. Metchnikoff.) Ann. de 
P’inst. Pasteur. Bd. 27, Nr. 7, S. 541—553. 1913. 

Der Autor untersucht die Stühle von Typhuskranken auf ihren Gehalt an sporen- 
bildenden Anaerobiern und findet: den B. perfringens Welch, eine Varietät desselben, 
die sich durch größere chemische Aktivität und höhere Pathogenität auszeichnet, den 
B. III von Rodella und ein bisher unbekanntes Bacterium, welches als B. anarrobius 
satellites bezeichnet wird. Der B. putrificus Bienstock und der B. bifermentans Tis- 
sier fehlt völlig, der B. sporogenes Metschnikoff kommt selten und merkwürdiger- 
weise nur zu gewissen Jahreszeiten (April bis Juni) vor. Die sorgfältige Analyse der 
chemischen und biologischen Eigenschaften dieser Anaerobier führt den Verf. zu der 
Überzeugung, daß sie, insbesondere der B. satellites, für den Ablauf des typhösen Pro- 
zesses nicht gleichgültig sind. Abgesehen davon, daß manche der genannten Bak- 
terienarten Stoffe produzieren, die den Organismus schädigen können, und die im 
Urin der Typhösen trotz der reduzierten Diät tatsächlich in größeren Mengen auf- 
treten (Indol. Phenolsulfosäuren), vermag der B. satellites beim Meerschweinchen 
Nekrosen des Peverschen Plaques und Ulcerationen zu erzeugen, eine Fähigkeit, 


— 395 — 


die dem Typhusbacillus mangelt. Nach Loris- Melikov wäre es denkbar, daß sich 
der Abdominaltyphus aus einer septicämischen Infektion des Blutes und der hämoto- 
poetischen Organe mit Typhusbacillen und einer nekrotisierenden Infektion des Ileo- 
coecums mit dem anaeroben B. satellites zusammensetzt; gewöhnlich gehen beide 
Prozesse parallel, es kann aber in gewissen Fällen eines der beiden Bakterien infolge 
stärkerer Virulenz die Oberhand gewinnen, woraus sich die so verschiedenen Verlaufs- 
arten des Typhus (toxische und intestinale Form) erklären würden. In Austern, die 
aus reinstem Wasser stammten, fand sich im Mageninhalt meist B. satellites, was im 
Hinblick auf die Rolle der Austern in der Typhusätiologie jedenfalls bedeutsam ist. Doerr. 


Schittenhelm, A., und F. Meyer-Betz: Zur Therapie der septischen Erkrankungen. 
(Med. Klin., Univ. Königsberg.) Therap. d. Gegenw. Jg. 55, H. 1, S. 7—12. 1914. 

Zur Behandlung der Sepsis wird die intravenöse Injektion von kolloidalem Silber 
{Kollargol oder Elektrargol) empfohlen, während mit Antistreptokokkenserum bei zwei 
schweren Fällen, bei denen Streptokokken im Blut nachgewiesen werden konnten, kein 
Erfolg erzielt wurde. In einem Falle von Serumexanthem war die Anaphylaxie passıv 
nicht sicher auf Meerschweinchen übertragbar, obwohl das Patientenserum schon am 
9. Tage nach der ersten Injektion Präcipitin enthielt. Bei manchen rheumatischen und 
einzelnen septischen Erkrankungen ohne sichere Ätiologie war Melubrin wirksam, wo 
Salicylpräparate versagten, aber auch das Umgekehrte kam vor. Schürer (Frankfurt). 


Bondy, Oskar: Die septische Allgemeininfektion und ihre Behandlung. Ergebn. 
d. Chirurg. u. Orthop. Bd. 7, 8. 147—262 (Berlin: Springer). 1913. 

An der Hand eines Literatur verz ic Nase von mehr als 500 Arbeiten gibt Bond y 
eine übersichtliche Darstellung der Ätiologie, Klinik, Diagnose und Therapie der 
septischen Allgemeinerkrankungen. Berücksichtigt wurde die Literatur von 1903 bis 
1912 im zeitlichen Anschluß an das Erscheinungsjahr der „Septischen Erkrankungen“ 
von Lenhartz. Von Einzelheiten sei erwähnt, daß eine scharfe Trennung der Be- 
griffe putride Intoxikation und septische Infektion nicht aufrecht erhalten wird. Die 
Versuche, pathogene Streptokokken von nicht pathogenen zu unterscheiden, haben 
bisher zu keinem sicheren Resultate geführt, wenn auch zweifellos eine gewisse Über- 
einstimmung zwischen Hämolyse und Pathogenität besteht. Bei der internen Therapie 
sind die mit Collargol und Serum gelegentlich erzielten Erfolge noch als zweifelhaft 
zu betrachten. Schürer (Frankfurt a. M.). 


Haltenhoftf, G.: Septic&mie ströptococeique eryptogenique. Purpura h&morragi- 
que. Déviation conjuguée des yeux. Double ophtalmie metastatique. Phthisie des 
globes oculaires. (Kryptogenetische Streptokokkensepsis mit Purpura 
haemorrhagica, Deviation conjuguee und doppelseitiger metastatischer 
Ophthalmie mit Phthisis bulbi.) Rev. med. de la Suisse romande Jg. 33, Nr. 12, 
8.914—920. 1913. 

Kasuistische Mitteilung. Schürer (Frankfurt a. M.). 


Fuller, C. A., and V. A. Armstrong: The differentiation of fecal streptococci 
by their fermentative reactions in carbohydrate media. (Die Differenzierung 
vonStreptokokken aus den Faeces durch ihre fermentativen Reaktionen 
in kohlehydrathaltigen Nährböden.) (Laborat. of bacteriol. a. hyg., uniw., Wis- 
consin, Madison.) Journal of infect. dis. Bd. 13, Nr. 3, S. 442—462. 1913. 

350 Streptokokkenstämme, welche aus den Faeces des Menschen (123 Stämme), 
des Pferdes (129 Stämme) und der Kuh (98 Stämme) isoliert waren, wurden auf ihre 
Fähigkeit aus Dextrose, Lactose, Saccharose, Mannit, Raffinose, Inulin und Salicin 
Säure zu bilden, untersucht. Die mit den entsprechenden Zusätzen versehenen ur.d 
mit dem zu untersuchenden Streptokokkenstamm geimpften Nährböden wurden nach 
24 stündigem Brutofenaufenthalt mit !/,.n-Natronlauge und Phenolphthalein als 
Indicator titriert. Im allgemeinen zeigte sich, daß bei Verwendung einer bestimmten 
Zuckerart die aus einer der drei Faecesarten gezüchteten Keime zu einer bestimmt 


— 396 — 


starken Säuerung führten. So entwickeln die aus menschlichen Faeces isolierten 
Streptokokken ın überwiegender Mehrheit (von 123 Stämmen 91) in dextrosehaltigen 
Nährböden eine hohe Acidität (3,54%). Im Pferde- und im Kuhkot finden sich 
weit weniger dextroseabbauende Stämme und diese produzieren nur eine geringere 
Acidität. Die meisten menschlichen Stämme bauen außer Dextrose Lactose und 
Mannit ab und gehören der Gruppe des Streptococcus faecalis an. Weniger häufig 
ist der Streptococcus mitis, welcher Dextrose und Lactose abbaut. Im Pferdekot 
überwiegt der Streptococcus equinus, dessen fermentative Eigenschaften sich auf 
Dextrose und Saccharose erstrecken, seltener sind Stämme, welche nur Lactose ab- 
bauen, noch seltener (4%) ist im Pferdekot der Streptococcus salivarius, welcher 
Dextrose, Lactose und Raffinose abbaut. Im Kuhkot überwiegt der Streptococcus 
salivarius (65%), selten sind Stämme, welche nur Lactose und Raffinose (2%,) oder 
nur Dextrose und Raffinose (49%) zersetzen. Pringsheim (Breslau). 

Smith, Theobald: Some bacteriological and environmental factors in the pneu- 
monias of lower animals with special reference to the Guinea-pig. (Einige bak- 
teriologische und andere Faktoren bei den Pneumonien niederer Tiere 
mit besonderer Berücksichtigung des Meerschweinchens.) Journal of med. 
res. Bd. 29, Nr. 2, S. 291—323. 1913. 

In den meisten Fällen von Pneumonie beim Meerschweinchen wurde als Erreger 
ein kleines bewegliches Stäbchen gefunden, welches zuerst von Tartakowsk y (Arch. 
des scienc. biolog. 1898), später auch von anderen Autoren, aber stets unvollständig 
beschrieben wurde (Bac. bronchisepticus). Der Verf. gibt eine genaue Beschreibung 
des morphologischen, kulturellen und serologischen Verhaltens dieses Mikroorganis- 
mus. In einer geringeren Anzahl von Meerschweinchenpneumonien wurde ein Diplo- 
kokkus gefunden, der mit dem Erreger der menschlichen crupösen Pneumonie identisch 
zu sein scheint. Die Virulenz beider Erreger ist in den verschiedenen Epidemien 
außerordentlich verschieden. Epidemien treten ausschließlich während der Winter- 
monate (Dezember bis Mai) auf. Die Bacillen halten sich den Sommer über in den 
alten pneumonischen Herden und in den Luftwegen, von denen dann die Neuinfektionen 
ausgehen. Die Ursache des epidemischen Auftretens im Winter ist unbekannt. Gleich- 
zeitig mit pneumonischen Veränderungen, welche durch den Bac. bronchisepticus 
bedingt waren, häufig aber auch unabhängig von diesen, zeigten trächtige Meersch wein- 
chen, welche kurz vor oder kurz nach dem Werfen eingingen, ausgedehnte Verfettungen 
der Leber, der Lunge und anderer Organe. Pringsheim (Breslau). 

Bruhns, C.: Zur Frage der diagnostischen Verwertbarkeit der Gonokokken- 
vaceine. (Städt. Krankenh., Charlottenburg.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Äızte, 
Wien.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 2, S. 69—71. 1914. 

Die von Bruck und Sommer aus der Temperatursteigerung nach intravenös 
verabreichten Arthigoninjektionen gezogenen diagnostischen Schlüsse kann Bruh ns aus 
seinen Untersuchungen nicht ableiten. Temperaturerhöhungen bei komplizierten, 
blennorrhoischen Erkrankun gen treten regelmäßig auf. Anfangsdosen von 0,1 (M.) 
und 0,05 (Fr.) bedingen Temperaturerhöhungen von 1,5—1,2, einmal sogar um 4 Grad. 
Doch reagierten in ähnlicher Weise auch Gesunde. Bei 15 nicht blennorrhoischen 
Kranken, die zur Zeit bei genauer Untersuchung nach jeder Richtung hin keine Blen- 
norrhöe aufwiesen, zum Teil auch niemals Blennorrhöe gehabt haben wollten, betrugen 
die Temperatursteigerungen 11mal 1,5° und darunter, 4mal aber darüber, nämlich 
1,6°, 2,5°, 2,3°, 3,8°. Gerade ein Kranker, der einen plötzlichen Anstieg von 3,2° (bis 
39,4°) aufwies, bestritt, jemals blennorrhoisch infiziert gewesen zu sein. (Pat. litt an 
Ule. ven. und eröffneter Lvmphadenitis.) Ein Patient mit traumatischer Nebenhoden- 
entzündung (Quetschung beim Reiten), der zunächst aus diagnostischen Gründen 0,1 
Arthigon erhielt und vor der Injektion 36.2° aufwies, bekam am gleichen Tage eine 
Temperatur von 38,8°, am nächsten Tage eine „Zacke“ bis 40°. Keine Herdreaktion 
im erkrankten Nebenhoden. Nach alledem könne ein Temperaturanstieg von 1,5” nach 


— 397 — 


Arthigoninjektion nicht als spezifisch angesehen werden. Die Einverleibung der Gono- 
kokkenvaccine kann unter Umständen als provokatorische Maßnahme von Wert sein. 
Die Einbringung von 2 g Arthigon intramuskulär oder entsprechender Menge anderer 
Vaccine ist durchaus unbedenklich und bedarf der Patient wegen des öfters auftretenden 
Fiebers etwa 24 Stunden der Bettruhe. Im ganzen wurden 82 Patienten zu provokatori- 
schen Zwecken mit Gonokokkenvaccine eingespritzt, von diesen kamen 3 mit einem 
suspekten, nicht gonokokkenhaltigen Ausfluß ins Krankenhaus, 79 waren wegen Blen- 
norrhöe vorbehandelt. Bei den Blennorrhoikern war nach energischer Lokalbehandlung 
mit Silberpräparaten und Zinc. sulf. die provokatorische Arthigoninjektion erst nach 
wiederholtem negativem Gonokokkenbefund vorgenommen. Von drei Kranken, bei 
denen es gelang, im Sekret die Mikroben wieder zum Vorschein zu bringen, wurden zwei 
an der Station mit akuten Blennorrhöen vorbehandelt, ein dritter Kranker kam mit 
fraglichem Ausfluß ohne Gonokokken ins Spital (in 2 Fällen positiver Reaktionsausfall 
nach 2,0 Arthigon intramuskulär, in 1 Fall nach intravenöser Injektion von 0,1). Das 
Verhalten der Komplementbindung prüfte B. in 140 Fällen (132 Männer, 7 Frauen und 
1 Kind), auch dazu diente Arthigon. Es wurde genommen: 0,6 Arthigon und 0,4 Serum, 
0,1 Komplement und 1 ccm 5 proz. Hammelblut und 0,01 Amboceptor. Bei 0,4 Arthigon 
und 0,6 Serum waren niemals positive Ausschläge zu erzielen. Nicht blennorrhoische 
Kontrollen ergaben niemals eine Komplementablenkung. Ebenso reagierten negativ 
4 Fälle weiblicher blennorrhoischer Adnexerkrankung, 1 Fall kindlicher Vulvovaginitis, 
2 Fälle paraurethraler Infiltration beim Manne und 3 Fälle reiner Blenn. anterior. Im 
übrigen ergab sich: bei Epididymitis: 46 Fälle, davon 7 +, = 15,2%, Urethritis post. 
und Prostatitis von 66 Fällen 8 = 12,1%. Von 13 Fällen Arthritis 1 = 7,7%. Im ganzen 
von 137 Fällen 16 = 11,7%. Dieser in praktischer Hinsicht kaum verwertbare geringe 
Prozentsatz kontrastiert mit den Ergebnissen anderer Untersucher. Der positive Aus- 
fall der Seroreaktion wird als diagnostisch sicher verwertbar hingestellt. Nobl (Wien). 


Friedrich, E. Paul: Die epidemiologische Bedeutung des Skleroms der oberen 
Luftwege für Deutschland. (Univ.- Poliklin. f. Ohren-, Nasen- u. Halskrankh., Kiel.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 2, S. 75—77. 1914. 

Das Krankheitsbild des Skleroms ist charakterisiert durch eine Stenosierung der 
oberen Luftwege infolge der Bildung von infektiösen Granulationsgeschwülsten, deren 
Ursache wahrscheinlich Kapselbacillen sind. Nach einer historischen Übersicht über die 
Entwicklung unserer Kenntnisse vom Sklerom werden die Krankengeschichten zweier 
einschlägiger Fälle mitgeteilt. Das Vorkommen eines Skleromfalles in Kiel, der aus 
einem in Ostpreußen endemischen Skleromherd eingeschleppt war, weist auf die Gefahr 
einer weiteren Ausbreitung der Krankheit hin. Schürer (Frankfurt a. M.). 


Franke, Carl: Die Koliinfektion des Harnapparates und deren Therapie. Er- 
gebn. d. Chirurg. u. Orthop. Bd. 7, S. 671—705 (Berlin: Springer). 1913. 
Zusammenfassendes Referat. Scheidemandel (Nürnberg). 


Wehrle und Zwick: Verlauf und Ergebnis der Übertragungsversuche, die im 
Kaiserlichen Gesundheitsamte mit den von dem praktischen Arzte Dr. Siegel als 
Erreger der Maul- und Klauenseuche angesprochenen Cytorrhycteskokken sowie 
mit den von dem praktischen Arzte Dr. von Niessen als die Ursache derselben Seuche 
angesehenen Bakterien angestellt worden sind. Arb. a. d. Kais. Gesundheitsamte 
Bd. 45, H. 4, S. 522—583. 1913. 

Aus Infektionsversuchen, die im Kaiserlichen Gesundheitsamte mit dem von 
Siegel als Erreger der Maul- und Klauenseuche bezeichneten Kokkus sowie mit den 
von v. Niessen als Erreger dieser Seuche angesprochenen Bakterien bei Rindern und 
Schweinen angestellt wurden, ergab sich kein Anhaltspunkt dafür, daß die genannten 
Keime mit der Maul- und Klauenseuche ursächlich etwas zu tun haben. sSchürer. 


Thomson, John Gordon, and David Thomson: The growth and sporulation of 
the benign and malignant tertian malarial parasites in the eulture tube and in the 


— 398 — 


human host. (Wachstum und Sporulation des gut- und bösartigen Ter- 
tianparasiten im Reagensglase und im Menschen.) Ann. of trop. med. 
a. parasitol. Bd. 7, Nr. 4, S. 509-524. 1913. 

Die Autoren züchteten den Perniciosaparasiten nach der Bass- und Johnschen 
Methode 12 mal, den Tertianparasiten 3mal, ohne die Leukocyten herauszuzentrifu- 
gieren. Das Optimum schien für die Kulturen bei 38° zu liegen, indes war auch noch 
eine Kultur bei 36 bzw. 37° möglich. Die Entwicklungsdauer war verschieden, wohl 
je nach dem Alter der Parasiten beim Beginn der Kultur. Die Tertianparasiten zeigten 
in der Kultur im Gegensatz zu den Perniciosaparasiten keine Neigung zu Agglome- 
ration. Die letztere soll auch die schweren Erscheinungen bei Perniciosa in den inneren 
Organen bedingen. Die Maximalzahl der jungen Perniciosamerocoiten bei der Kultur 
in vitro war 32, bei Plasmodium vivax 16. Bei der Kultur des Perniciosaparasiten 
zeigte sich das Pigment in Form rundlicher, kompakter, deutlicher Körnchen schon 
früh im Parasiten, während bei der Kultur des Tertianparasiten es in Form feiner 
Körnchen über den ganzen Parasiten zerstreut war. Erst bei der Sporulation kam es 
zur Konzentration des Pigments. Ziemann (Charlottenburg). 

Stephens, J. W. W.: Studies in blackwater fever. Statistical. (Studien über 
Schwarzwasserfieber. Statistik.) Ann. of trop. med. a. parasitol. Bd. 7, Nr. 4, 
S. 479—507. 1913. 

Stephens fand bei Zusammenstellung der Literatur über Schwarzwasserfieber, 
daß das Verhalten der Malariaparasiten zu demselben sich folgendermaßen gestaltete: 
Einen Tag vor dem Ausbruch des Schwarzwasserfiebers fanden sich Parasiten in 732%, 
am Tage des Ausbruchs in 47,5%,, am Tage nach dem Ausbruch in 23%. — Nach Panse 
zeigten sich: Am Tage vor dem Ausbruch Malariaparasiten in 88,9%, am Ausbruchs- 
tage (a) vor dem Ausbruch in 72,7%, am Ausbruchstage (b) nach dem Ausbruch ın 
54,5%, 12 Stunden nach dem Ausbruch in 50,0%, mehr als 12 Stunden nach dem Aus- 
bruch in 29,0%. — Nach einer Zusammenstellung von Deeks und James (1911) 
fanden sich bei 75 Fällen, vier bis einen Tag vor dem Ausbruch geprüft, Parasiten ın 
48 Fällen = 64,0%, bei 28 Fällen, einen Tag vor dem Ausbruch geprüft, in 14 = 50,09%, 
bei 36 Fällen, am Tage des Ausbruchs geprüft, in 12 = 33,3%, bei 62 Fällen, ein bis vier 
Tage nach dem Ausbruch geprüft, in 12 = 19,4%. — Nach einer Zusammenstellung 
von Lovelace (1913) beim Bau der Madeira-Mamore-Bahn in Brasilien zeigte sich ın 
26 Monaten: bei Malaria von 16434 Blutuntersuchungen positiver Befund in 9155 Fäl- 
len = 55,7%, bei Schwarzwasserfieber von 383 Blutuntersuchungen positiver Befund in 
178 Fällen = 46,59%. — Bei Zusammenstellung der Befunde von verschiedenen Beob- 
achtern (Deeks, James und Levelace) zeigte sich in 1003 Fällen von Schwarzwasser- 
fieber positiver Blutbefund in 42,9%. — Christophers und Bentley fanden bei 
10 Fällen von Schwarzwasserfieber in Indien am Tage des Schwarzwasserfieberaus- 
bruches Parasiten oder Pigment in 8 Fällen oder 80%. — Bei Sektionen fand man bei 
31 Fällen, d. h. in 83,99, Malariapigment, d. h. also in 26 Fällen, während man beı 
5 Fällen kein Pigment fand. — Es folgen dann tabellarische Übersichten über die 
Beziehungen des Schwarzwasserfiebers zu den einzelnen Arten der Malaria, über 
den Einfluß des Aufenthaltes in den Tropen, sowie Auftreten in den einzelnen 
Jahreszeiten. — Nach den Zusammenstellungen von Graham, Christophers 
und Deeks verteilt sich der Prozentsatz der Schwarzwasserfieberrückfälle folgender- 
maßen: bei einem 6 monatlichen Aufenthalt kam es in 39% zu Rückfällen, bei einem 
12 monatlichen ın 69.59, bei einem 2jährigen in 11,99, bei einem 3- und mehrjährigen 
ın 18,6%, zu Rückfällen. Ziemann (Charlottenburg). 

Stolowsky: Bericht über einen Versuch zur Ausrottung der Glossina palpalis 
durch Weglangen. Arch. f. Schiffs- u. Trop.-Hyg. Bd. 17, H. 24, S. 856-860. 1913. 

Koch und Vorwerk hatten den Cleveschen Fliegenleim beim Fang der Glos- 
sinen geprüft und waren zu negativen Resultaten gelangt. Nach Stolowsky muß 
man aber, um einwandfreie Resultate zu erzielen und um neuen Zuzug von Glossinen 


— 399 — 


in einer Fanggegend ausschließen zu können, den Versuch auf Inseln einstellen, die 
keinen Bootsverkehr und überhaupt keine Verbindung mit dem Festlande und anderen 
Inseln haben. Ein solch geeignetes Land fanden sie in der Insel Kamanda. Dort trat 
nur Palpalis auf. Zwei Fliegenfänger wurden jeden Morgen ausgesandt, deren Beute 
abends nach der Rückkehr gezählt wurde. In ca. 8 Monaten wurden bei fast täglichem 
Fang 6165 Glossina palpalis und zwar 4844 männliche und 1321 weibliche erbeutet. 
Nach ca. 6monatiger, fast tagtäglich ausgeübter Fangtätigkeit gelang es nicht, 
auf der kleinen Insel die Glossinen in nennenswerter Weise zu vermindern. In erster 
Linie ist an diesen ungünstigen Resultaten Schuld gewesen die eigenartige Beschaffen- 
heit des Versuchsterrains, da die Blöcke und Felsspalten, sowie das Unterholz den 
Glossinen Unterschlupf gewährten. Jedenfalls könnte man durch das längst erprobte 
Niederlegen der Vegetation das Ziel, die Glossinen zu vertreiben, schneller und einfacher 
erreichen. — Die Vormittagsbeute übertraf die Nachmittagsbeute in der Regel um mehr 
als das Doppelte. Hiernach scheinen die Glossinen in den Vormittagsstunden reger 
und stechlustiger zu sein als am Nachmittage. Bei sonnigem klaren Wetter wurden 
mehr Glossinen gefangen als bei bedecktem Himmel und stürmischem Wetter. Unter- 
den gefangenen Glossinen waren solche, die bezüglich Blutnahrung ausschließlich auf 
Krokodile angewiesen waren. Die letzteren verschwanden aber später, und es fanden 
sich unter den gefangenen Glossinen nur noch selten solche, die Blut gesogen hatten. 
Auf 3,6 männliche kam erst 1 weibliche Glossine. Ziemann (Charlottenburg). - 
Mayer, Martin, und Heinrich Werner: Kultur des Kala-Azar-Erregers (Leish- 
mania donovani) aus dem peripherischen Blut des Menschen. (Inst. f. Schiffs- u 
Tropenkrankh., Hamburg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 2, S. 67—68. 1914. 
Die Autoren konnten in einem Falle von Kala-Azar durch Milzpunktion Leish- 
mania donovani nachweisen und aus Milzpunktionssaft die Parasiten auch auf dem 
Novy Mac Neal- Nicolleschen Nährboden züchten. Ebenso gelang die Kultur 
der Parasiten aus dem peripheren Blute. Für gewöhnlich sind die Parasiten im peri- 
pheren Blute mikroskopisch mit Sicherheit nur in den letzten Stadien nachzuweisen, 
in früheren Perioden der Erkrankung meist nur nach sehr langem Suchen und nur 
zeitweise. Die Kultur der Parasiten aus dem peripheren Blute gelang bei einer Tempe- 
ratur des Patienten von 37,4°. 30 Tage nach der Blutentnahme zeigte sich in den fünf 
noch vorhandenen, noch nicht verunreinigten Röhrchen Wachstum von Leishmania 
donovani, und gelang auch die Weiterzüchtung auf andere Röhrchen. Ein nochmaliger 
Versuch der Kultivierung aus dem Blute bei einer Temperatur von 39°, etwa einen 
Monat später, war ohne Resultat. Da die Kultur sehr lange dauert, dürfte dieselbe 
zu diagnostischen Zwecken erst in zweiter Linie (nach Organpunktion und Kultur 
mit Organsaft) in Frage komnıen. Ziemann (Charlottenburg). 
Van den Branden, F.: Note préliminaire sur quelques essais de traitement de 
la trypanose humaine par Salvarsankupfer. (Vorläufiger Bericht über einige 
Versuche von Behandlung der menschlichen Trypanosomiasis mit Sal- 
varsankupfer.) Arch. f. Schiffs- u. Trop.-Hvg. Bd. 17, H. 24, S. 845—849. 1913. 
Ehrlich hatte Rodhain eine Kombination von Salvarsan mit Kupfer zu thera-. 
peutischen Versuchen übersandt. Dieselbe sollte aktiver sein als Salvarsan, aber noch 
toxischer. Dies Präparat, in Protokollen als K, bezeichnet, wurde in Dosen von 0,1, 
0,2 und 0,3 angewandt. Von 5 mit phone Infizierten, die eine Dosis von 
0,3 bekommen hatten, zeigte einer noch Trypanosomen im Blute nach 45 Tagen; die 
4 anderen zeigten nach 82, 81, 75 und 76 Tagen keine Rückfälle. Nach den Aussagen 
Brandens soll Ehrlich eine neue Kombination von K, in Aussicht gestellt haben, 
die noch aktiver wäre. Ziemann (Charlottenburg). 
Low, George €.: Arthritisin sprue. (Gelenkentzündung bei Spru.) Journal 
of trop. med. a. hyg. Bd. 17, Nr. 1,.8. 1—2. 1914. 
‚Arthritis war schon bekannt als Komplikation von. Bakteriendysenterie, es wäre 
aber bisher noch wenig oder gar nichts bekannt geworden von Gelenkentzündung nach. 


— 400 — 


Spru. Allerdings bezeichnete schon Carnegie Brown Muskelschmerzen in späteren 
Stadien der Spru als ein häufiges Symptom. Andere Forscher, wie Manson, Daniels, 
Castellani halten Arthritis nicht für eine Komplikation der Spru. — Low beschreibt 
nun einen Fall, auch unter Anführung des Blutbildes, bei dem es zu mehrfachen Rück- 
fällen kam, und wo sich nach einem Rückfall auch eine Entzündung in der rechten Schul- 
ter fand. Diese wurde auf die Spruerkrankung zurückgeführt, da früher niemals rheu- 
matische Erkrankungen bestanden hätten, auch Tuberkulose und sonstige eitrige Prc- 
zesse auszuschließen waren und nur lange vorher, in der Jugend, eine längst ausgeheilt : 
Gonorrhöe bestanden hatte. Später kam es zu erheblicher Besserung im Befinden des 
Kranken; auch die Gelenkaffektion, durch die es zu Adhäsionen gekommen war, besserte 
sich nach chirurgischer Behandlung. Bei späterer Nachforschung ergab sich, daß allerdings 
in der Jugend schon rheumatische Affektion eines Knies aufgetreten war. H. Ziemann. 

Fornet, W.: Über den Pockenerreger. Mitteilg. 5. (Kaiser Wilhelms- Akad., 
Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 50, S. 2325—2326. 1913. 

Rohlymphe kann durch langdauerndes Schütteln mit Äther völlig von Begleit- 
bakterien befreit werden, ohne an Wirksamkeit zu verlieren. Bringt man derartig 
„sterilisierte“ Lymphe in Ascites-Zucker-Bouillon unter anaeroben Bedingungen, so 
findet eine Vermehrung des Virus statt, so daß die zwölfte Passage sich noch als wirk- 
sam erwies. Die einfache Verdünnung der Lymphe war bereits bei 1: 10 000 un- 
wirksam, während durch die Überimpfung der Kulturen schon noch fünf Passagen 
eine Verdünnung von 1: 1000 Billionen erzielt wurde. Unmittelbar bewiesen wird 
die erfolgreiche Kultur durch die mehrfach beobachtete Tatsache, daß ein Bouillon- 
kolben nicht sofort nach der Beimpfung, sondern erst 5—10 Tage später die Fähigkeit 
erwirbt, Pocken hervorzurufen. Durch langsame Giemsafärbung oder Beizung mit 
nachfolgendem Carbolfuchsin ließen sich in den Kulturen kleinste, 0,2—0,5 u große. 
vollkommen runde Gebilde erkennen, die in charakteristischer Anordnung zu zweien 
liegen, durch eine feine Brücke verbunden und von einem Hof umgeben sind. Schürer. 

Thomson, J. G., and H. B. Fantham: The culture of Babesia (piroplasma) 
eanis in vitro. (Die Kultur von Babesia [Piroplasma] canis in vitro.) Ann. 
of trop. med. a. parasitol. Bd. 7, Nr. 4, S. 621—632. 1913. 

Die Kultur gelang den Autoren nach der Methode von Bass bei 4 Versuchen 
2mal bei einer Temperatur von 37°. Sie konnten eine Sporulation bis zu 34 Mero- 
zoiten beobachten. Auch sie sahen in der Kultur die verschiedenen Formen von Para- 
siten — amöboide, runde oder ovale —, wie im peripheren Blute. Auch binäre Teilung 
wurde beobachtet. Da die Autoren Hämolyse in ihren Kulturen sahen, ist wohl darauf 
die kurze Lebensdauer der Kulturen zurückzuführen. Es gelang auch noch, von einer 
41 Stunden alten Kultur ein Hündchen zu infizieren, welches dann am 5. Tage an 
Piroplasmosis einging. Nach Ansicht der Autoren wäre die Kultivierung von Piro- 
plasma canis nicht so leicht, wie die der Malariaparasiten. H. Ziemann (Charlottenburg). 

Blacklock, B., and Warrington Yorke: The probable identity of trypanosoma 
eongolense (Broden) and T. Nanum (Laveran). (Die wahrscheinliche Identität 
von Trypanosoma congolense [Broden] und T. Nanum [Laveran].) (School 
of trop. med., Liverpool.) Ann. of trop. med. a. parasitol. Bd. 7, Nr. 4, S. 603—607. 1913. 

Aus biologischen und morphologischen Gründen schließen die Autoren auf die 
Identität von Trypanosoma congolense (Broden) und T. Nanum (Laveran). Aus 
den Ausführungen geht weiter hervor, daß die Autoren scharf trennen Tryp. vivax 
(Ziemann) einerseits von Tryp. frobeniusi, congolense, dimorphon und nanum, die, 
wenn nicht identisch, doch miteinander in Verbindung stehen. H. Ziemann. 

Blacklock, B., and Warrington Yorke: Trypanosoma vivax in rabbits. (Tr y- 
panosoma vivax im Kaninchen.) School of trop. med., Liverpool) Ann. of trop. 
med. a. parasitol. Bd. 7, Nr. 4, S. 563—568. 1913. 

Trypanosoma vivax läßt sich bekanntlich nicht auf kleine Laboratoriumstiere 
übertragen. Die Verff. übertrugen nun vivax auf Ziegen und es gelang ihnen, nach 


Im 
F Ji 
Jarl 
woi 
ati 
S 
I 


dr 


. # 
wie‘ 


Ir 
nl. lu 
il nñ. 


(I 


gr 


metie” 
p D 


— 401 — 


der 38. Ziegenpassage durch intraperitoneale Injektion Kaninchen zu infizieren. Die 
Tiere zeigten sich nach einem Zeitraum von 5—8 Tagen durch ziemlich zahlreiche 
Parasiten im peripheren Blute infiziert, 2 von 4 starben sogar am 17. und 34. Tage. 
Es gelang dann, den Stamm auf Kaninchen weiter zu züchten. Allerdings heilte ein 
Teil der Tiere spontan. H. Ziemann (Charlottenburg). 


0’ Farrell, W. R.: Hereditary infection, with special reference to its oceurrence 
in hyalomma aegyptium infected with crithidia hyallommae. (Hereditäre Infek- 
bion mit besonderer Beziehung ihres Auftretens in Hyalomma aegyp- 
tıum, infiziert mit Crithidia hyalommae.) Ann. of trop. med. a. parasitol. 
Bd. 7, Nr. 4, S. 545—562. 1913. 


In Hyalomma aegyptium, der im Sudan am meisten verbreiteten Zecke, findet sich im 
Coelom, in den Speicheldrüsen, Ovarien, Eileitern und Eiern ein Flagellat, Crithidia hyalommae. 
Während der Entwicklung kommt es zu einem Stadium im Coelom, wo noch keine Flagellaten 
sich finden. Es treten hierauf im Coelom, Ovarien und Eileitern während kurzer Zeit Flagellaten- 
stadien auf, worauf sich die Geißeln wieder verlieren. Die Parasiten finden sich als kleine runde 
Körper von 4—11 u Breite und 4—12 u Länge, mit netzförmigem oder granuliertem Plasmaleibe, 
die außer dem Kern auch einen stabförmigen Blepharoplasten aufweisen. Im Flagellatensta- 
dium sind sie 26—50 u lang und 2—25 « breit. Die Geißeln entspringen in der Nachbarschaft 
des Blepharoplasten. Die undulierende Membran und die Geißeln sind deutlich ausgeprägt. 
In den Zellen der Ovarien und in den Geweben scheint es auch zu einem Ruhestadium zu 
kommen, in den Eierstöcken auch zu einer Ablagerung mit folgender Teilung und Bildung 
von Plasmodiumformen. Während aller Stadien ist eine Teilung durch Längsteilung zu beob- 
achten. Diese parasitäre Crithidia hyalommae wird auf die Nachkommenschaft der Zecke über- 
tragen und ist nicht pathogen. H. Ziemann (Charlottenburg). 


Tuberkulose: - 


Weil, Mathieu-Pierre: Les granulations de Much. (Die Muchschen Granula.) 
Rev. de la tubercul. Bd. 10, Nr. 6, S. 412—426. 1913. 

Die Darstellbarkeit der Muchschen Granula in Präparaten, in denen keine färb- 
baren Bacillen nachweisbar sind, läßt sich im peritonealen Exsudat tuberkuloseinfi- 
zierter Meerschweinchen, im tuberkulösen Sputum u. a. zeigen. Damit ist aber nicht 
bewiesen, daß die nicht ziehlfärbbaren Formen des Tuberkulosevirus auch in vivo exi- 
stieren. Die diagnostische Bedeutung ihres Nachweises ist, bei der Möglichkeit der Ver- 
wechslung mit grampositiven Granulis anderer Provenienz auch nach der Antiformin- 
auflösung, nur gering anzuschlagen. Vollständige Besprechung der Literatur. Leschke. 


Mayer, Arthur: Über dasVorkommen von Tuberkelbacillen im strömenden Blute 
und in der menschlichen Milch. Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 21, H. 5, S. 447—457. 1913. 

Verf. untersuchte das Blut von 49 Patienten auf Tuberkelbacillen mit Hilfe der 
Färbemethoden und des Tierversuchs. Säurefeste Stäbchen, die tinkturell und morpho- 
logisch mit Tuberkelbacillen zu identifizieren waren, fanden sich bei 5 Schwertuberku- 
lösen lmal, bei 20 Mittelschwerkranken 4mal, bei 16 Leichterkrankten 3mal, bei 
8 Lungengesunden Omal. In einer Anzahl weiterer Fälle fanden sich tuberkelbacillen- 
ähnliche Gebilde, die jedoch nicht einwandfrei zu identifizieren waren. Das Auftreten 
dieser Gebilde war von der Aktivität des Prozesses nicht abhängig; die Mobilisierung 
von Tuberkelbacillen durch Tuberkulininjektion konnte nicht erwiesen werden. Sämt- 
liche Tierversuche fielen negativ aus (Tuberkulinprüfung, Blutuntersuchung 
und Sektionsbefund). In der Milch tuberkulöser Frauen ließen sich dieselben Gebilde 
nachweisen, auch wenn sie sich im Blute nicht vorfanden. Auch hier waren die Tier- 
versuche negativ, und die von diesen Frauen gestillten Kinder hatten negativen Pır- 
quet. Die säurefestenStäbchen imBlute Tuberkulöser sind für diePatho- 
logie, Diagnose und Prognose der Tuberkulose vollkommen gleichgültig. 

Leschke (Berlin). 

Engel: Die Skrofulose und ihre Behandlung. Med. Klinik Jg. 9, Nr. 51, 8. 2099 
bis 2105. 1913. 

Die Skrofulose entsteht auf den Boden der exsudativen Diathese, die in ihren 
schweren Formen ganz allein das äußere Bild der Skrofulose gelegentlich bieten kann. 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 26 


— 402 — 


In der Regel aber kommt dieses dadurch zustande, daß sich zur Konstitutionsanomalie 
noch eine tuberkulöse Infektion hinzugesellt. Wie jede andere Infektions- 
krankheit ist auch die Tuberkulose imstande, Erscheinungen der exsudativen Dia- 
these zu provozieren und zu verschlimmern. Der chronische Verlauf der Tuberkulose 
bringt es mit sich, daß der Reiz andauert und damit auch den Erscheinungen der exsu- 
dativen Diathese eine besondere Hartnäckigkeit verleihen kann. Aber auch dies würde 
noch nicht genügen, um die charakteristischen Erscheinungen der Skrofulose zu er- 
klären. Es kommt noch hinzu, daß die tuberkulöse Infektion bei exsudativen Indivi- 
duen unter Umständen, die nicht näher bekannt sind, zu einer besonders hochgra- 
digen Allergie führen kann, die sich in der lebhaft gesteigerten Empfindlichkeit 
gegen Tuberkulin dokumentiert. Erst diese spezifische Komponente vervollständigt 
die Reihe der Einflüsse, welche die skrofulösen Erscheinungen so charakteristisch machen. 
Kommen, wie das bei den minder bemittelten Volksschichten der Fall ist, schlechte 
Ernährung, Unsauberkeit, kurz und gut noch alle möglichen hygienischen Mißstände 
hinzu, so entstehen auf Grundlage der konstitutionellen und durch die Infektion ver- 
schärften Empfindlichkeit jene Entzündungen und Katarrhe um so leichter, welche 
zum Habitus scrofulosus führen. Die Skrofulose ist demgemäß eine Krankheit, die 
weitaus in der Mehrzahl der Fälle durch das Zusammenwirken von exsudativer Dia- 
these und Tuberkulose hervorgerufen wird. Sie müssen nicht notwendigerweise zur 
Skrofulose führen und ebenso können auch andere schädigende Einflüsse, die sich zur 
exsudativen Diathese hinzugesellen, ähnliche Bilder machen. — Therapeutisch 
wird man zunächst die Diät zu regeln haben. Die Ozernysche knappe Kost (4 oder 
3 Mahlzeiten) unter möglichster Einschränkung von Milch, Eiern und Fett, auch von 
Kohlehydraten, bei reichlicher Fleisch- und Gemüsezufuhr eignet sich besonders für die 
gemästeten Kinder vom Typus der torpiden Skrofulose; bei heruntergekomimenen 
Kindern und beim erethischen Typus wird mancher eher eine Mästung anstreben, 
wobei Sahnezufuhr (abends auf einmal, bis zu !/, Liter) besonders gute Dienste leistet. 
Tuberkulinkuren nur durch Geübte und nicht ambulant! Lebertran (1—2 EB- 
löffel täglich) zu empfehlen, ebenso Schmierseifeneinreibungen, Jod meist 
entbehrlich. Klimatische Kuren (See, Hochgebirge, Sonne) stets wo möglich zu 
Hilfe zu nehmen. Soolbäder bringen wegen der ANNE von Kindern öfter An- 
steckungsgefahr mit anderen Leiden. Ibrahim (München). 

Nohl, E.: Rheumatismus tubereulosus und andere Fälle larvierter Tuberkulose. 
Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 29, H. 2, S. 125—154. 1913. 

Verf. weist auf die große Wichtigkeit der Erkennung der larvierten Tuberkulose hin 
und auf die großen Schwierigkeiten, die die richtige Diagnosenstellung oft macht. Er 
teilt eine Anzahl kasuistischer Beobachtungen ausführlich mit und bespricht an der 
Hand derselben die Bedeutung der Einleitung einer kausalen Therapie, die einzig im- 
stande ist, eine Besserung, resp. Heilung zu bewirken. In 8 Fällen hat Verf. die Speng- 
lersche Immunkörpertherapie durchgeführt, ohne von den Erfolgen derselben befriedigt 
zu sein, dagegen rät er zu einer Tuberkulinkur. — Als Formen larvierter Tuberkulose 
unterscheidet Verf. 1. die inaktiv-latente Tuberkulose, ohne klinische Symptome, 
durch die spezifische Diagmostik zu erkennen; 2. die aktiv-latente Tuberkulose, d. h. 
echte tuberuklöse Erkrankung irgendeines Organs, die sich unter anderen Symptomen 
verbirgt; 3. die tuberkulöse Intoxikation (mit und ohne deutliche örtliche Veränderun- 
gen) ohne die Lokalisierungen der Tuberkulose oder als Nachspiel klimisch geheilter 
Tuberkulose. Tachau (Berlin). 

Holitscher: Alkoholismus und Tuberkulose. Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 29, 
H. 2, 8. 233—251. 1913. 

Verf. hat auf dem Wege einer internationalen Enquete den Zusammenhang zwi- 
schen Alkoholismus und Tuberkulose untersucht. Seine Untersuchung stützt sich auf 
2726 brauchbare vollständig ausgefüllte Bogen und hatte folgendes Resultat: unter 
den jugendlichen Tuberkulösen gibt es viel weniger Trinker als dem Bevölkerungs- 





— 403 — 


durchschnitt entsprechen würde, das Verhältnis verschiebt sich aber immer mehr mit 
zunehmendem Alter, daß bei den Schwindsüchtigen des höheren Alters ein ganz über- 
raschend großer. Prozentsatz von Alkoholikern festgestellt werden kann. Harms. 

Meissen, E.: Zur Chemotherapie der Tuberkulose: die Toxizität des Kupfers. 
Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 21, H. 5, S. 409—427. 1913. 

Zusammenstellung der in der Literatur enthaltenen Angaben über die Giftigkeit 
des Kupfers bei akuter und chronischer Kupfervergiftung. Die relative Ungiftigkeit 
des Kupfers wird namentlich mit Rücksicht auf die chemotherapeutischen Versuche 
bei der Tuberkulose (Finkler) hervorgehoben. (Keine eigenen Versuche). Leschke. 

Kögel, H.: Die Bedeutung der wiederholten abgestuften Tuberkulinhaut- 
reaktion für die Klinik der Lungentuberkulose (Auguste Viktoria-Stift, Helst., 
Lippspringe +. W.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 2, S. 73—75. 1914. 

Ausführlich mitgeteilt in den Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 28, H. 2, S. 227—250, 
1913. Vgl. dieses Zentralbl. Bd. 8, S. 197. Harms (Mannheim). 
Syphilis : 

Bloch, M., et A. Antonelli: Syphilis congénitale, probablement atavique, avec 
stigmates et manifestations multiples et graves. (A ngeborene, wahrscheinlich 

‚atavistische“ Syphilis mit schweren multiplen abgelaufenen und 
manifesten Erscheinungen.) Ann. des malad.vener. Jg.8, Nr. 11, S.835—840.1913. 

Die interessante Beobachtung betrifft eine 161/,jährige Patientin, deren Vater 
keinerlei syphilisverdächtige Antezedentien aufwies, deren Mutter Zeichen hereditärer 
Lues in Gestalt eines hohen, spitzbogigen Gaumes, Zahnmißbildungen und einer im 
8. Lebensjahre durchgemachten Keratitis parenchymatosa bot. Die Patientin war bis 
zum 8. Jahre normal entwickelt und gesund. Seitdem mehrfache Rezidive doppel- 
seitiger Iritis. Im Alter von 9 Jahren plötzlich einsetzende Taubheit auf beiden Ohren. 
Seit einem Jahre zunehmende Vergrößerung der linken Nasenhälfte mit mäßiger Ozaena. 
Die Untersuchung ergab: ausgesprochene Sattelnase, Stenose der rechten Nasenhöhle, 
geschwürige Prozesse auf der Schleimhaut der linken Nasenseite, spitzen Gaumenbogen, 
Deviation des Zäpfchens, zerfallenes, z. T. bereits in Heilung begriffenes Gumma der 
hinteren Rachenwand, Labyrinthtaubheit, doppelseitige alte Keratitis interstitialis, 
Residuen von Iritis, hochgradige Myopie (30 Dioptrien!), alte Chorioretinitis und eine 
der Leontiasis ossea ähnliche Veränderung des Gesichtsschädels.. Die Wasser- 
mannsche Reaktion war positiv. Maase (Berlin). 

Kraus, Hugo: Fieber als einziges Symptom latenter Lues. (Sanat. Wiener- 
wald, Pernitz, Nied.-Öst.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien.) Wien. 
klin. Wochenschr. Jg. 26, Nr. 49, S. 2030—2033. 1913. 

4 Fälle: die Patienten waren Wochen und Monate lang mit fieberhaften Er- 
scheinungen unbestimmter Art von Arzt zu Arzt gegangen und schließlich in der 
Lungenheilanstalt gelandet. Es fand sich nichts Charakteristisches über den Lungen 
und die übliche Therapie schlug nicht an, weshalb man die Wassermannsche 
Reaktion machte, die positiv ausfiel. Spezifische Behandlung, Enesoleinspritzungen, 
führten zur Entfieberung und Heilung. Happich (St. Blasien). 

Fagiuoli, A., e V. Fisichella: Sulla intradermoreazione di Noguchi nella sifilide. 
(Über die intracutane Syphilisreaktion von Noguchi.) (Osp. V. E., Catania.) 
Ann. di clin. med. Jg. 4, Nr. 3, S. 387—395. 1913. 

Die Untersuchung von 45 Fällen von Lues und einer gleichen Anzahl von Kontroll- 
fällen bestätigt den Befund, daß die intracutane Luetinreaktion bei tertiärer und la- 
tenter Syphilis bessere Resultate gibt als die Wassermannsche Reaktion. Gleich 
der v. Pirquetschen Tuberkulinreaktion ist auch die Luetinreaktion eine anaphylak- 
tische, unterscheidet sich aber von ihr dadurch, daß sie in dem Frühstadium inkon- 
stant, in den späteren Stadien hingegen regelmäßiger zu beobachten, während jene sich 
umgekehrt verhält und in den Frühstadien der Erkrankung am häufigsten angetroffen 
wird. Joannovics (Wien). 

26* 


— 404 — 


Saenger, A.: Wert einiger Modifikationen der Wassermannschen Reaktion; 
Cholesterinextraktmethode und die von Jacobsthal angegebene Kältebindung. 
(7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. 
Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 76. 1913. 

Saenger teilt mit, daß bei 12 Fällen von Tabes, 2 von cerebraler Lues, 6 von latenter 
Lues erst die Anwendung der Cholesterinextraktmethode und zwar besonders die von Jacobs- 
thal angegebene Kältebindung diagnostischen Aufschluß gebracht hätte. Er warnt aber, 
diese Methoden bei der Liquoruntersuchung anzuwenden, weil sie bei chronischem Alkoholismus, 
Gehirntumor, Pachymeningitis und Epilepsie im Liquor unspezifische Hemmungen zeigen. 
Bei Paralyse fanden sich gleiche Resultate wie bei Anwendung der Originalmethode. S. schlägt 
daher die Anwendung der erwähnten beiden Modifikationen vor. Kafka (Hamburg). 

Rabinowitsch, Marcus: Syphilis und Wassermannsche Reaktion bei den Findel- 
säuglingen. (Gouvernements- Semstwo- Krankenh., Charkow.) Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, S. 344—362. 1913. 

Bei Säuglingen ist die Zahl der positiven Wassermannschen Reaktionen um so 
größer, je höher das Alter ist. Dies soll mit der Eigentümlichkeit der Säuglingssera in 
Zusammenhang stehen, daß sie einerseits in den ersten Lebenswochen kein Komple- 
ment und keine Amboceptoren enthalten und daß andererseits Stoffe, die die Komple- 
mentbindung hemmen, inihnen stark vermehrt sind. Esist daher nötig, bei negativem 
Ausfall der Reaktion die Untersuchung in einiger Zeit zu wiederholen. Außerdem 
empfiehlt es sich, die Sera in nicht inaktiviertem Zustand zu untersuchen, da dann die 
Reaktion häufiger positiv ausfällt. Verf. steht auf dem Standpunkt, daß es keine germi- 
native, sondern nur eine kongenitale Infektion gibt, die auf placentarem Wege erfolgt. 
Sämtliche Mütter syphilitischer Kinder wie auch sämtliche Kinder syphilitischer Mütter 
sind syphilitisch. Kurt Meyer (Stettin). 

Nakano, H.: Untersuchungen über das Wesen der Wassermannschen Reaktion. 
(Hyg.Inst.,dtsch. Univ. Prag.)Zeitschr.f.Hyg.u.Infektionskrankh. Bd.76,H.1,5.39-76.1913. 

Die komplementbindenden Stoffe luetischer Sera verhalten sich gegenüber Organ- 
zellen wie Antikörper zu ihrem Antigen. Sie werden von Organzellemulsion beliebiger 
Tierart gebunden. Daß diese Verankerung keine unspezifische Adsorption darstellt, 
geht daraus hervor, daß nicht spezifische Adsorbentien wie Kreide oder Kaolin un- 
wirksam sind, daß ferner zwischen den einzelnen Organen bedeutende Differenzen be- 
stehen, indem z. B. rote und weiße Blutkörperchen die Antikörper nicht binden. Weiter 
spricht für die spezifische Verankerungsfähigkeit der Zellen der Umstand, daß die Organ- 
emulsionen nach dem Kontakt mit dem luetischen Serum selbst komplementbindend 
wirken, also sich ganz wie sensibilisierte Antigene verhalten. Sodann gelingt es, bei 
55° den bereits gebundenen Antikörper wieder abzusprengen und wirksam zu machen, 
in Übereinstimmung mit den gleichen Vorgängen bei der spezifischen Bindung. Durch 
Einwirkung von Alkohol und Aceton sowie durch Erhitzen wird das Bindungsvermögen 
der Organzellen ebensowenig geschädigt wie das der spezifischen haptophoren Gruppen. 
Andere Antikörper werden von den Organzellen nicht gebunden oder nur von solchen, 
zu denen sie spezifische Beziehungen haben. Alle diese Tatsachen sprechen dafür, daß 
die komplementbindenden Stoffe der luetischen Sera Autoantikörper gegen Bestandteile 
der Organzellen sind. In der Tat gelang es, durch Injektion von normalen menschlichen 
Organen bei Meerschweinchen positive Wassermannsche Reaktion hervorzurufen. 
Daß spezifische Antikörper gegen Spirochäten bei der Wassermannschen Reaktion 
nicht mitbeteiligt sind, geht daraus hervor, daß die positiv reagierenden Sera Kultur- 
spirochaeten nicht agglutinieren, während dies bei Seren von Kaninchen, die mit den 
Spirochäten immunisiert sind, der Fall ıst. Kurt Meyer (Stettin). 

Fromaget: L’intra-dermo-röaction au glycocholate de soude chez les syphi- 
litiques. (Die Intra-Dermo-Reaktion mit Natriumglykocholat bei Syphi- 
litischen.) These de Bordeaux 1913. 

Die Reaktion kann die Wa. R. nicht ersetzen. Ihre Ergebnisse sind nach keiner 
Richtung eindeutig. Fritz Loeb (München). 


— 405 ° — 


Schoenborn, Günther: Untersuchungen über die Wirkung intravenöser Sal- 
varsaneinspritzungen auf die Zusammensetzung des Urins. (Hautklin., Würzburg.) 
Dissertation: Würzburg 1913. 31 S. (Mainz, Osc. Schneider.) 

Intravenöse Salvarsanzuführungen in nicht zu großen Dosen und in nicht zu 
kurzen Zwischenräumen bedingen keine direkte Schädigung des Blutes, der Leber und 
der Nieren. Eiweißausscheidung fand nach vorhergehender negativer Reaktion 
Verf. nie, weder nach Salvarsan, noch nach Neo-Salvarsan; im Gegenteil konnte er bei 
einem Fall eine therapeutische Wirkung des Salvarsans beobachten. Reduzierende 
Substanzen traten in 2 Fällen auf. Das Material genügt aber nicht zu Verallgemeine- 
rungen. — Salvarsan an sich ruft die Diazoreaktion nicht hervor. — Zum Auftreten 
von Blut als Folge einer Salvarsanwirkung kam es nie. — Eingehender wird über das 
Verhalten der Gallenfarbstoffe berichtet. Bilirubin, Urobilin und Urobilinogen zu- 
sammen traten nie auf. Zwei davon gleichzeitig (fast ausschließlich Urobilin und 
Urobilinogen) 13 mal = 26%. Ein Auftreten von Gallenfarbstoffen resp. ihre Stei- 
gerung nach Salvarsaninjektionen war in 72%, nachzuweisen. Am häufigsten fand sich 
Urobilinogen im Harn. Die Farbstoffreaktionen traten in 1—6 Stunden nach der 
Injektion auf und waren in der Regel nach 2—3 Tagen verschwunden. Bei Syphilis 
s-heint häufiger eine Steigerung der Gallenfarbstoffe aufzutreten. Verf. schließt, daß 
das Salvarsan (spezifische As-Wirkung ?) eine mäßige Steigerung bedingt und daß diese 
zusammen mit der Syphilisinfektion noch deutlicher wird. Alter oder Höhe der Dosis 
haben dabei keinen Einfluß. Fritz Loeb (München). 


Parasitäre Erkrankungen: 


Rauenbusch: Beitrag zur Filariosis des Auges. Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, 
Nr. 52, 8. 2910. 1913. 

Mitteilung über Exstirpation eines Männchens von Filaria loa. Ca. 8 Monate nach 
Ankunft in Kamerun kam es zu Tropenschwellungen, die sich nach 1!/, Jahren auch 
in Deutschland wiederholten. Jetzt wurde auch die Wanderung des betreffenden 
Wurmes bemerkt. Nach 1 Jahr 10 Monaten trat der Wurm zum ersten Male im Auge auf. 

Ziemann (Charlottenburg). 

Alvaro, Esquerdo: Perforation abdomineller Hydatideneysten. Rev. de med. y 
cir. práct. Jg. 37, Nr. 1285, S. 5—14. 1914. (Spanisch.) 

Von 8 rupturierten Echinokokkuscysten der Bauchhöhle, fast alle von der Leber 
ausgehend, platzten 2 in die freie Bauchhöhle (Nr.1 wegen Appendicitisverdacht 
operiert, Nr. 2 Diagnose auf Peritonealtuberkulose, scheinbare Heilung, Neufüllung 
der Cyste, abermalige Ruptur, relative Heilung), 3 in den Darm (Nr. 3 einmal, Nr. 4 
mehrere Male, beide geheilt, Nr. 5 wegen Leberechinokokkus früher operiert, Ruptur 
einer zweiten, Exitus). 2in das Nierenbecken (Heilung durch Operation), lin den Magen 
(mehrmaliger Durchbruch, Schicksal unbekannt). M. Kaufmann (Mannheim). 


Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 


Moreschi,C.,und A.Golgi: Über die Beziehungen zwischen Anaphylaxie und Fieber. 
Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 19, H. 6, S. 623—636. 1913. 

In Fortsetzung der Untersuchungen von Moreschi und Tadini über die Er- 
zeugung einer thermischen Immunität gegen fiebererregende Anaphylatoxinmengen 
untersuchten Verff.an Anaphylatoxinaus Typhus-, Tuberkelbacillen und Staphylokokken 
die Beziehung zwischen der toxischen und der pyrogenen Komponente. Beim Typhus- 
anaphylatoxin besteht zwischen beiden kein Parallelismus. Tuberkelbacillen und 
Staphylokokken enthalten nur die toxische, nicht die pyvrogene Komponente. Dige- 
rierung von Tvphusbacillen mit inaktiviertem Meerschweinchenserum liefert einen Ab- 
guß, der eben so stark fiebererregend wirkt wie mit aktivem Meerschweinchenserum 
hergestelltes Anaphylatoxin. Alle untersuchten Anaphvlatoxine verlieren ihre Giftig- 
keit nach Filtration durch Chamberlandkerzen, während die pyrogene Funktion quan- 
titav unverändert bleibt. Leschke (Berlin). 


— 406 — 


Friedberger, E., A. Gröber, Arnold Galambos, T. Kumagai, H. Tasawa und 
Hans Simmel: Weitere Untersuchungen über die Beeinflußbarkeit des anaphylak- 
tischen Prozesses. (Über Anaphylaxie. Mitteilg. 43.—47.) (Pharmakol. Inst., Univ. 
Berlin.) 1. Friedberger, E., und A. Gröber: Der Einfluß der Trepanation und der 
Vagusdurchschneidung auf die Anaphylaxie bei präparierten Meerschweinchen. 
2. Galambos, Arnold: Über die therapeutische Beeinflussung der Anaphylaxie 
durch Atropin und Adrenalin sowie über weitere Versuche über den Einfluß der 
Vagusdurchschneidung. 3. Friedberger, E., und T. Kumagai: Uber den Einfluß 
der Körpertemperatur präparierter Meerschweinchen auf die Überempfindlichkeit 
bei der Reinjektion. 4. Tasawa, H.: Über den Einfluß des Volums der Reinjek- 
tionsflüssigkeit auf den anaphylaktischen Shock. 5. Friedberger, E., und Hans 
Simmel: Über Anaphylaxie bei neugeborenen Meerschweinchen. Zeitschr. f. Im- 
munitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 19, Nr. 4, S. 427—467. 1913. 

I. Das Symptomenbild von Vergiftungen mit Giften aus der Morphingruppe zeigt 
gewisse Analogien mit der anaphylaktischen Vergiftung bei Meerschweinchen. Es 
entstehen dabei im Gehirn Druck- und Volumenschwankungen, die eine Reizung des 
Vaguszentrums, resp. des verlängerten Markes bedingen. Es gelingt nun bei der Mor- 
phinvergiftung, durch Trepanation die Tiere vor der Giftwirkung zu schützen. Verff. 
konnten durch prophylaktische Trepanation Tiere vor der 2—3 fachen tödlichen Rein- 
jektionsdosis schützen. Ebenso wirkt die Vagotomie. Wenn auch die Anaphylaxie 
ohne Mitbeteiligung des Zentralnervensystems zustande kommen kann, so sprechen 
doch die obigen Ergebnisse für seine Mitbeteiligung. Die Symptome können zentral 
durch Reizung des Vaguszentrums ausgelöst werden, welche durch Druckdifferenzen 
in der Schädelkapsel infolge primärer Gefäßschädigung bedingt ist. — II. Die mit 
Atropin und Adrenalin behandelten Tiere ertragen eine mehrfache letale Reinjektions- 
dosis. Ebenso bewirkte die einseitige oder beiderseitige Durchschneidung des N. vagus 
eine ausgesprochene Schutzwirkung gegen Anaphylaxie. Es ist bei der Darreichung 
von Atropin und Adrenalin nicht nur auf die Größe der angewendeten Schutzdosis 
zu achten, sondern auch auf den Zeitintervall zwischen der Injektion der Arzneimittel 
und der des Antigens — Ill. Es wurde systematisch der Einfluß der Körpertemperatur- 
abkühlung auf die Überempfindlichkeit beim präparierten Tier untersucht. Es wird 
durch kalte Bäder die Empfindlichkeit der anaphylaktischen Meerschweinchen bei 
der Reinjektion bedeutend verringert. Abkühlung vor der Reinjektion schützt vor 
der öfachen tödlichen Dosis. Auch nach der Reinjektion bedingt die Kälteeinwirkung 
einen ausgesprochenen Schutz. Bei passiver Anaphylaxie bietet die vorherige Abküh- 
lung ebenfalls einen Schutz. Die Unempfindlichkeit abgekühlter Tiere beruht weder 
auf einer nachweisbaren Verminderung des Antikörpers noch des Komplements. Wahr- 
scheinlich verläuft die für das Zustandekommen des anaphylaktischen Anfalls not- 
wendige Reaktion zwischen Amboceptor-Antigen-Komplement bei der niedrigen 
Körpertemperatur träger. Es kommt daher zu einer geringeren Anaphylatoxinbil- 
dung. — IV. Die Reinjektionsdosis des Antigens ist bei präparierten Tieren abhängig 
von dem Volum der Injektionsflüssigkeit. Volumvermehrung macht die 2—3fache 
tödliche Dosis unwirksam. — V. Neugeborene Meerschweinchen erwiesen sich bei 
derReinjektion bedeutend unempfindlicher als die ausgewachsenen Tiere. Sie vertrugen 
das Vielfache der für größere Tiere tödlichen Dosis. Bei passiver Anaphylaxie findet 
sich dieser Unterschied nicht. Man muß wohl eine unvollkommene Bildung des ana- 
phylaktischen Antikörpers bei den ganz jungen Tieren annehmen. ZEisner (Berlin). 


Levaditi, C., et St. Mutermilch: Anticorps et espèces animales. (Antikörper 
und Tierspecies.) Ann. de l’inst. Pasteur Bd. 27, Nr. 11, S. 924—954. 1913. 

Durch Injektion derselben antigenen Mikroorganismen kann man bei verschie- 
denen Tierarten Ivtische Amboceptoren erzeugen, die voneinander abweichen und zwar 
um so mehr, je weiter die Serumspender in der natürlichen Tierreihe voneinander ent- 
fernt sind; der Organismus verleiht somit dem Antikörper, der in ihm unter dem Ein- 


— 407 — 


fluß eines bestimmten Antigens entsteht, ein für seine Art charakteristisches Gepräge. 
Der Beweis für diese Behauptung wird auf folgendem Wege angestrebt: Man immuni- 
siert Meerschweinchen, Ratten, Kaninchen und Hühner mit Naganatrypanosomen 
und stellt sich mit Hilfe der erhaltenen Immunsera ebensoviele antikörperresistente 
Rassen her. Jede dieser Rassen verhält sich gegen jedes Immunserum gleich. Immuni- 
siert man aber die 4 Tierspecies mit den 4 resistenten Stämmen, so bekommt man eine 
zweite Serie von Trypanolysinen, welche auf die Ausgangstrypanosomen gar nicht, 
sondern nur auf den zur Immunisierung benutzten resistenten Stamm wirken; ferner 
reagiert ein mit meerschweinchenresistenten Trypanosomen gewonnener Ambo- 
ceptor am stärksten mit diesen, mit kaninchen- und rattenresistenten Stämmen 
schwächer, mit hühnerresistenten gar nicht. Vom Frosch kann man überhaupt nur 
Trypanolysine gewinnen, mit denselben aber keine froschresistenten Rassen darstellen, 
ein weiteres Argument dafür, wie sehr Antikörper gegen ein identisches Antigen in 
Konstitution und Wirkung differieren können. Doerr (Wien). 

Tsurumi, M., und K. Kohda: Über die Bildungsstätte des komplement- 
bindenden Antikörpers. (Kais. japan. Inst. f. Infektionskrankh., Tokio.) Zeitschr. 
f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 19, H. 5, S. 519—528. 1913. 

Die Milz ist als die dominante Bildungsstätte des komplementbindenden Antikör- 
pers aufzufassen und zwar treten die Antikörper hier zuerst auf (etwa 20 Stunden nach 
einmaliger Einverleibung des Antigens), während sie im Serum erst nach 24 Stunden 
nachweisbar sind. Am 5. Tage wird dann der Antikörpergehalt im Serum größer als in 
der Milz und bleibt auch dauernd höher. Stark beteiligt an der Bildung der Antikörper 
sind ferner Knochenmark und Lymphdrüsen, der Höhepunkt wird hier am 8. Tage nach 
der Injektion erreicht und übertrifft dann den Antikörpergehalt der Milz wesentlich. 
Die Verteilung des Antikörpers in den übrigen Organen ist eine ziemlich gleichmäßige, 
der Antikörper ist nur in geringen Mengen vorhanden, in der Galle und Peritoneal- 
flüssigkeit ist er überhaupt nicht nachweisbar. Emmerich (Kiel). 

Pekelharing, C. A.: Das „Aktivieren“ von Blutserum. Onderz. in het physiol. 
Laborat. in Utrecht Bd. 5, H. 14, S. 118—123. 1914. (Holländisch.) 

Aus früheren Untersuchungen des Verf. ist hervorgegangen, daß die Ursache, daß 
Blutserum beim Stehen die Fähigkeit, Gerinnung einer Fibrinogenlösung hervorzurufen, 
einbüßt, in der Bildung von Körpern zu suchen ist, welche der Gerinnung entgegen- 
wirken; diese Körper werden durch Alkali oder Säure vernichtet, so daß durch Ein- 
wirkung von Alkali oder Säure das Serum aktiviert wird. Es werden jetzt noch einige 
Versuche mitgeteilt. Von fast unwirksamem Pferdeserum werden je 5 ccm stehen ge- 
lassen mit 2 ccm n/4 NaOH oder HCl und nach 35 Minuten neutralisiert; zu einer 
dritten Probe werden 4ccm NaCl hinzugegeben. Die Gerinnungszeit (2ccm mit 3 ccm 
Fibrinogen) betrug 9, 9 und 30 Minuten. Ein Teil des Serums wurde 22 Stunden 
gegen Wasser dialysiert und dann damit derselbe Versuch angestellt. Die Gerinnungs- 
zeit betrug 8, 12 und 15 Minuten. Durch die Dialyse sind also die störenden Körper 
entfernt. Durch Zusatz von Alkohol wurde aus Pferdeserum ein alkoholisches Extrakt 
dargestellt; nach Verdunsten des Alkohols und Lösen in Wasser wurde durch das 
Extrakt die Gerinnung fast vollständig verhindert. de Jager (Leeuwarden). 

Lindenschatt, S. M.: Über den Einfluß der OH- und H-Ionen auf die Komple- 
mentablenkung und das differente Verhalten verschieden hoch erhitzter Sera bei 
der Komplementfixierung. (Biol.. Abt., Inst. f. exp. Krebsforsch., Heidelberg.) Disser- 
tation: Heidelberg 1913. 39 S. (J. Hörning.) 

Verf. untersucht den Einfluß der OH- und H-Ionen auf die spezifische Kom- 
plementablenkungsreaktion im Sinne von Bordet, sodann das Verhalten anderer 
Bindungsreaktionen bei derselben Versuchsanordnung, den Einfluß der OH- und 
H-Ionen auf die v. Dungernsche Tumorreaktion und die Komplementablenkung 
luetischer Sera mit dem nach Dungern dargestellten Blutextrakt. Es haben sich 
folgende Tatsachen ergeben: Sowohl die OH- als auch die H-Ionen heben die spezifische 


— 408 — 


Komplementablenkung auf; diese Wirkung läßt sich am besten zustande bringen, wenn 
die NaOH- und HCI-Ionen auf den ganzen Komplementbindungsversuch wirken. Die 
Komponenten des Ablenkungsversuches, Antigen und Antikörper, werden durch NaOH 
und HCI so modifiziert, daß sie für die Bindung des Komplementes unwirksam werden. 
Beim Erhitzen der Antisera mit NaOH wird die zur Aufhebung der Bindung nötige 
Alkalimenge geringer. Bei fallenden Mengen von Antigen und Antiserum vermögen 
auch geringere Konzentrationen von Alkali und Säure die Komplementablenkung auf- 
zuheben. Es ist möglich, das auf 56° erhitzte und für die Tumorreaktion nicht mehr 
brauchbare Carcinomserum durch OH- und H-Ionen zu reaktivieren. Zugleich stellte 
sich heraus, daß die Komplementbindung stärker ausfällt, wenn man nach Reakti- 
vierung des Serums eine Neutralisation vornimmt und erst dann den Bindungsversuch 
anstellt. Die für die Aufhebung der Komplementablenkung luetischer Sera nötige 
Alkalimenge ist von der Temperatur, auf die das Serum erhitzt wurde, abhängig. Es 
handelt sich bei der die v. Dungernsche Reaktion aufhebenden Wirkung der OH- 
Ionen um eine direkte Beeinflussung des luetischen Serums. Die beim Stehen auf- 
tretende Eigenhemmung luetischer Sera kann durch OH-Ionen beseitigt werden; die 
so modifizierten Sera ergeben schwache WaR. Die OH- und H-Ionen beeinflussen ver- 
schiedene Bindungsreaktionen verschieden; bei manchen heben sie die Komplement- 
ablenkung auf, bei anderen begünstigen sie die Fixierung des Komplementes. Es ist 
vielleicht diese Erscheinung in Zusammenhang zu bringen mit der Natur, bzw. Reaktion 
der die Komplementbindung vermittelnden Reaktionskörper. Diese sind möglicher- 
weise bei den spezifischen Antiseren neutrale, bei den Carcinomseren alkalische und bei 
Luesseren saure Verbindungen. Fritz Loeb (München). 
Brahmachari, Upendra Nath: An investigation into the physico-chemical mechanism 
of haemolysis by specific haemolysins. (Eine Untersuchung über den physika- 
lisch-chemischen Mechanismus der Hämolyse durch spezifische Hämo- 
lysine.) (Campbell med. school, Calcutta.) Biochem. journal Bd.?, Nr. 6, S.562—567. 1913. 
Verf. berichtet über Untersuchungen, die sich mit der Resistenzbestimmung mensch- 
licher, mit Amboceptor beladener Blutkörperchen gegen die durch destilliertes Wasser 
hervorgerufene Hämolyse beschäftigen. Sensibilisierte Blutkörperchen zeigten nicht 
etwa, wie zu erwarten war, geringere, sondern erhöhte Widerstandsfähigkeit, während 
normales Hühnerserum (die Antisera wurden vom Huhn und Kaninchen gewonnen) 
keine Differenz machte. Verf. stellt die Hypothese auf, daß es sich nicht um eine 
chemische Veränderung der Erythrocyten durch den Amboceptor handelt, sondern 
um eine Adsorption. Die Poren zwischen den Molekülen der Blutkörperchenhülle 
werden durch den Amboceptor ausgefüllt, so daß das Hämoglobin schwerer austreten 
kann. Die Wirkung des Komplements ist dabei so gedacht, daß die Moleküle der Hülle 
sich verdichten, so daß die Poren größer werden und Hämoglobin austreten kann. 
Daher kommt es bei Komplementzusatz zur Hämolyse. Eisner (Berlin). 
Arkin, Aaron: The influence of strychnin, caffein, chloral, antipyrin, cholesterol, 
and lactie acid on phagocytosis. (Der Einfluß- von Strychnin, Coffein, Chloral, 
Antipyrin, Cholesterin und Milchsäure auf die Phagocytose.) (Mem. inst. 
f. infect. dis., Chicago.) Journal of infect. dis. Bd. 13, Nr. 3, S. 408—424. 1913. 
Die Phagocytose von Streptokokken durch menschliche Leukocyten in Gegenwart 
von menschlichem Serum wird durch Morphium und Chloral herabgesetzt, durch kleine 
Strychninmengen erheblich gesteigert. Coffein und Antipyrin haben keinen deutlichen 
Einfluß, Cholesterin setzt die opsonische Wirkung von normalem Serum herab, ist aber 
für sich allein, bei Ausschluß von Serum, imstande, die Phagocytose zu befördern. Milch- 
säure hebt die opsonische Serumwirkung auf. — Aus den jetzigen und früheren Arbeiten 
zieht Arkin den Schluß, daß oxydationshemmende Stoffe auch die Phagocytose hem- 
men, oxydationsfördernde die Phagocytose begünstigen. Er empfiehlt therapeutische 
Versuche mit gleichzeitiger Anwendung von Serum oder Vaccinen und Leukostimulan- 
tien zu machen. 4. Böhme (Kiel). 


— 409 — 


Stoffwechsel. 
Allgemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik: 


Frank, Kurt, und Albert, Niemann: Über den Einfluß veränderter Nahrung 
auf die Kohlensäureproduktion des Säuglings. Charite-Ann. Jg. 37, S. 94—100. 1913. 

Untersuchungen an mehreren künstlich ernährten Säuglingen durch Niemann 
hatten ergeben, daß die Kohlensäureproduktion des mit Kuhmilch genährten normalen , 
Säuglings, auf die Oberflächeneinheit berechnet, ziemlich regelmäßig einen Wert von 
17—18 g pro Stunde einhält. Die geringere Kohlensäureproduktion des Brustkindes 
(13,5 g pro qm Oberfläche und Stunde) führte Verf. darauf zurück, daß das Brustkind 
eine anders zusammengesetzte, namentlich eiweißärmere Nahrung erhält. Nach den 
vorliegenden Resultaten muß jedenfalls erwartet werden, daß das Abstillen eines 
Säuglings, d. h. der Übergang von der Frauen- zur Kuhmilch ein Ansteigen der CO,- 
Produktion zur Folge hat, sofern die Kuhmilch nicht soweit verdünnt wird, daß der 
Unterschied im Eiweißßgehalt ausgeglichen wird. Ein solcher Versuch ist von Schloß- 
mann mitgeteilt, die beobachtete Steigerung der CO,-Produktion bei künstlicher 
Ernährung wurde von ihm jedoch auf die gesteigerte Muskelbewegung während der 
zweiten Versuchsperiode bezogen. Die Verff. berichten über 2 dreitägige Respirations- 
versuche bei einem Säugling, der während des ersten Versuches mit Ammenmilch, 
während des zweiten küustlich (2/, Milch) ernährt wurde. Bestimmt wurde nur die 
CO,-Ausscheidung. Es handelte sich um ein wahrscheinlich frühgeborenes, jedenfalls 
untergewichtiges Kind, das sich ohne Störungen erst mit Muttermilch, später auch 
bei der künstlichen Ernährung befriedigend entwickelte. Die erwartete Steigerung der 
CO,-Zahl in der Periode der künstlichen Ernährung fand sich in der Tat (16,9 g pro 
qm in der Stunde, in der zweiten gegen 15,2 in der ersten Periode). Diese Steigerung 
kann nicht auf vermehrte Bewegung zurückgeführt werden, weil in dem Verhalten 
des Kindes zwischen den beiden Versuchsperioden kein Unterschied bestand, die Verff. 
machen dafür eine durch die vermehrte Eiweißzufuhr befingte Steigerung des Um- 
satzes verantwortlich. Die Versuchsprotokolle sind beigefügt. Ibrahim (München). 

Beker, J.-C.: Über das Vorkommen von Kreatin und Kreatinin in dem Körper 
der Säugetiere. Orderz. in het physiol. Laborat. in Utrecht Bd. 5, H. 14, S. 75—117. 
1914. (Holländisch.) 


Die Organe, womöglich 100 g “erden mit Wasser gckocht, mit reinem Sand und Infusorien- 
erde zerrieben, während einigen Stunden mit Wasser maceriert die Masse ausgepreßt, und 
Das Macerieren und Auspressen dreimal wiederholt. Die Gesamtmenge Flüssigkeit wird bis 
zu einem bestimmten Volum aufgefüllt, und davon eine bestimmte Menge nach Neutralisation 
und Einengen weiter behandelt. Die Muskeln werden mit einer 1 proz. HCl-Lösung 5 Stunden 
gekocht und die Flüssigkeit wie die anderen Organextrakte weiter behandelt. Wenn nötig 
werden die Extrakte durch kolloidales Eisen entfärbt. Von dem Extrakt werden 10 ccm im Auto- 
klaven während 5 Stunden mit Salzsäure erhitzt bis 115° und dann nach der Folinschen Me- 
thode das Kreatinin bestimmt. Die einfache Extraktion mit Wasser gibt etwas zu niedrige 
Werte, doch ist sonst die Farbe zu dı:nkel. Die Versuche ergaben für die verschicdenen Organe 
folgende Werte; auf 100 g Organ berechnet: Blut 2 mg, Leber 20—30 mg, glatte Muskeln 30 mg, 
Gehirn 56 mg, Herzmuksel 225 mg, Muskeln 400 mg. Bei dem Foetus und jungen Tieren sind 
diese Werte niedriger. Der Uterusmuskel enthält eine mit der Gravidität zunehmende Menge 
Kreatin. Nach der Entbindung nimmt der Gehalt, wie aus den Bestimmungen bei drei mensch- 
lichen UÜteri hervorging rasch ab. Um die Umwandlung des Kreatins in der Leber zu erforschen, 
wurden aseptisch dem Körper entnommene Leber entweder zerhackt oder im ganzen unter 
Ausschluß von Bakterien sofort und nach 24—96 Stunden untersucht. Der Gesamtgehalt an 
Kreatin und Kreatinin war in allen Fällen derselbe. Dann wurde eine Leber in mehrere 
Teile geschnitten und in diesen Stücken sofort und nach 24 Stunden der Kreatiningehalt 
gesondert bestimmt. Während die frische Leber kein Kreatinin enthält, ist dieser Körper nach 
24 Stunden vorhanden. de Jager (Leeuwarden). 

Bisgaard, Axel: Untersuchungen über die Eiweiß- und Stickstofiverhältnisse 
der Cerebrospinalflüssigkeit sowie über die Wasserstoffionenkonzentration derselben. 
lape Laborat. u. Irrenanst. St. Hans- Hosp., Kopenhagen.) Biochem. Zeitschr. 
Bd. 58, H. 1/2, S. 1—64. 1913. 


Vert. hat mit einem eigens konstruierten Apparat nach der von Brandberg 


— 40 — 


angegebenen Methode, die er für die exakteste hält, Eiweißbestimmungen des Liquors 
ausgeführt. Zur Stickstoffbestimmung eignet sich am besten eine kombinierte Kjel- 
dahl-Nesslerscher Methode, die von ihm genau beschrieben wird. Normal schwankt 
der Gesamt-N zwischen 0,010 und 0,025%. Der ResteN ist durchschnittlich 4—9 mal 
größer als der Eiweiß-N. Der Eiweiß-N beträgt 10—20%, des Gesamt-N. Agonal 
erhöht sich der Nichteiweiß-N. Die Wasserstoffionenkonzentration der Spinalflüssig- 
keit ist größer als die dem Werte p = 8,10 entsprechende. Die Spieglersche Reaktion 
nach der Brandbergschen Methode angewandt, liefert 4—5 mal feinere Resultate 
als mit Salpetersäure (spez. Gewicht 1,18). — Im Liquor sind immer Globuline. Das 
Filtrat eines mit HNO, versetzten Liquors gab stets die Biuretreaktion und eine Trü- 
bung mit Trichloressigsäure (= Reststickstoff). Es gehen durchaus nicht immer 
Gesamteiweißgehalt und Globulingehalt einander parallel. — Toluol eignet sich besser 
zur Konservierung des Harns, wenn es sich um Eiweißuntersuchungen handelt. Bei 
Herstellung der Ammoniumsulfatlösung zur Nonneschen Reaktion darf die Lösung 
nicht durch Kochen beschleunigt werden, da sonst Ammoniak entweicht und dadurch 
die Lösung sauer wird. — Zur Erkennung der verschiedenen Eiweißstoffe benutzte der 
Verf. ihre verschiedene Empfindlichkeit gegenüber den Eiweißreagentien. Reichmann. 


Serono, C., e A. Palozzi: Sui lipoidi contenuti nella sostanza nervosa. (Die 
Lipoide der Nervensubstanz.) (Inst. naz. med. farmacol., Roma.) Fol. neuro- 
biol. Bd. 7, H. 8, S. 55—70. 1913. 

Verf. extrahierte die zerriebene Hirnsubstanz mit Alkoholäthermischungen. Aus 
den vereinigten Extrakten wurde der Äther bei niederer Temperatur im Vakuum ent- 
fernt. Dann wurde von den ausgefallenen alkoholunlöslichen Produkten abfiltriert. 
Dann wurde noch der Alkohol abgedampft und die alkohollöslichen Substanzen ge- 
wonnen. Beide Fraktionen wurden getrocknet und dann mit Aceton, Äther und heißem 
Alkohol extrahiert. Das Resultat der Untersuchungen war folgendes: In den Gehir- 
nen von Pflanzenfressern wurden gefunden 14—16°/,, Gehirnsubstanz Cholesterin 
oder Palmitinsäure -Oleinsäureester des Cholesterins, 39—44°/,, Lecitbin, 14,6 
bis 14,8°%,,, Cerebrin. Neutralfette wurden in der Hirnsubstanz nicht gefunden. 
Außer dem Lecithin wurde kein phosphorhaltiges Lipoid isoliert. Die Ester des Chole- 
sterins sind hauptsächlich Olein- und Palmitinsäureester. Baldes (Frankfurt). 


Kohler, Rudolf: Weitere Untersuchungen über Komplexkildung in Lösungen 
von Harnsäure und harnsauren Salzen. (Erwiderung auf die Bemerkungen von 
Ringer zu meinen Arbeiten über die Quadriurate.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. 
Chem. Bd. 88, H. 4, S. 259—271. 1913. 

Verwahrung gegen die Einwände, die Ringer den früheren Arbeiten des Verf. 
„Zur Frage der Quadriurate‘‘ gegenüber erhoben hat. (Vgl. Hoppe-Seylers Zeitschr. 
f. physiol. Chem. Bd. 75, S. 13.) Mit den Ergebnissen neuer Untersuchungen be- 
treffend das Auftreten komplexer Ionen in Urat-Harnsäurelösungen stützt Kohler 
seine frühere Behauptung, daß es ein Quadriurat nicht gebe. Insbesondere wird 
der zweite Einwand Ringers widerlegt, daß Löslichkeitsversuche bei 18° für die 
Nichtexistenz der Quadriurate nicht beweisend seien. Denn auch durch Versuche bei 
höherer Temperatur konnte keine Komplexbildung nachgewiesen werden. Selbst unter 
Umständen, die der Bildung künstlicher sogenannter Quadriurate günstig sind, ließ 
sich mit der äußerst empfindlichen Leitfähigkeitsprüfung die Existenz eines Quadri- 
urates in Lösung niemals erweisen. Maase (Berlin). 

Thierfelder, H.: Untersuchungen über die Cerebroside des Gehirns. Mitteilg. 4. 
(Physiol.-chem. Inst., Univ. Tübingen.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie 
Bd. 89, H. 3, S. 236—247. 1914. 

Thierfelder, H.: Untersuchungen über die Cerebroside des Gehirns. Mitteilg. b. 
(Physiol.-chem. Inst., Univ. Tübingen.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie 
Bd. 89, H. 3, S. 248—250. 1914. 


— 41 — 


Knopf, Martin: Über das Nucleoproteid nach Hammarsten aus Rinderpankreas. 
Mitteilg. 1. (Physiol. Inst., Univ. Berlin.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie 
-Bd. 89,. H. 3, S. 170—174. 1914. 

Mayeda, Kanaé, und Masajiro Ogata: Über das Verhalten des Pyridins im 
Organismus des Frosches. (Med.-chem. Inst., Univ. Kyoto.) Hoppe-Seylers Zeitschr. 
f. physiol. Chemie Bd. 89, H. 3, S. 251—253. 1914. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Erweißstoffwechsel : 


Golla: Ergebnisse der Abderhaldenschen Serodiagnostik bei Gehirn- und Rücken- 
markskrankheiten. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX. bis 
1. X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 281—282. 1913. 

Von 22 Paralytikern bauten 21 Gehirngewebe, daneben aber auch in einer ganzen 
Anzahl von Fällen Geschlechtsdrüsen, Schilddrüse, Leber und Niere ab. 3 Fälle von 
Tabes bauten Hirn- und Rückenmarkssubstanz ab. 6 von 10 Epileptikern bauten bloß 
Gehirn ab, namentlich wenn Anfälle vorangegangen waren. 4 von 7 Fällen von mul- 
tipler Sklerose, 2 Fälle von Syringomyelie, 1 fraglicher Fall von Hirntumor (Lues cerebri ?) 
besaßen Abwehrfermente gegenüber Gehirnsubstanz. 2 Fälle von Myelitis mit gleich- 
zeitigen peripher-neuritischen Erscheinungen bauten Hirn, Rückenmark und Muskel 
ab. Eine Muskeldystrophie baute Muskel, eine Huntingtonsche Chorea und eine alte 
Poliencephalitis bauten Gehirnsubstanz ab. Bei 2 Fällen von Hypophysistumor fand 
Abbau von Hypophyse, in einem auch von Hoden statt (Fröhlichsche Dystrophie). 
12 normale Vergleichssera gaben mit keinem der verwendeten Organe eine Reaktion. 
Die Frage der Spezifität der Abwehrfermente läßt sich heute noch nicht entscheiden. 
Ebenso läßt sich vorläufig noch kein abschließendes Urteil über den diagnostischen 
Wert der Methode abgeben. J. Bauer (Innsbruck). 

Mayer, Wilhelm: Über die Spezifität der Abderhaldenschen Abwehrfermente. 
(Untw.-Klin. f. Gemüts- u. Nervenkrankh., Tübingen.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, 
Nr. 52, S. 2906—2907. 1913. 

Neben der Spezifität der en interessiert Verf. vor allem die Frage, ob 
bei gleichzeitigem Vorhandensein verschiedener Abwehrfermente eine ev. bis zur voll- 
ständigen Verdeckung gehende Prävalenz, wie Binswanger dies vor kurzem aussprach, 
des einen Fermentes vor den anderen besteht. Diese wenig wahrscheinliche, rein theo- 
retische Annahme läßt sich, wie Verf. zeigt, experimentell nicht aufrechterhalten. Verf. 
spritzte Kaninchen verschiedene Gewichtsmengen differenter Organe ein. Die be- 
treffenden Substrate wurden, sofern es sich um gleichwertige Organe handelte, regel- 
mäßig abgebaut (Begriff der Organspezifität); eine den angewandten Organmengen 
entsprechende Prävalenz einzelner Fermente gegenüber anderen ließ sich nicht nach- 
weisen. Wildermuth (Halle). 

Römer, Paul: Untersuchungen über das biologische Verhalten des Blutserums 
zum Linseneiweiß bei Katarakt. Mitteilg. 1. Der gegenwärtige Stand der Lehre 
von der Entstehung des subkapsulären Altersstares. (Univ.- Augenklin., Greifswald.) 
Arch. f. Augenheilk. Bd. 76, H. 1/2, S. 120—138. 1914. 

Kohlehydratstoffwechsel : 


Wolf, L., und S. Gutmann: Zur Beeinflussung des Blutzuckergehaltes bei 
Diabetikern durch Diätkuren. (I. med. Klin. u. Rudolf-Virchow-Krankenh., Berlin.) 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 2, S. 66. 1914. 

© Die Untersuchungen, die an anderer Stelle ausführlich veröffentlicht werden sollen, 
ergaben, daß sich der Blutzuckergehalt in allen nicht mit Nephritis komplizierten 
Fällen durch Kohlehydratentziehung mehr oder weniger herabdrücken ließ, entsprechend 
der Schwere des Falles. Drei leichteste Fälle erreichten normale Werte, die nun auch 
bei geringer Kohlehydratzulage nicht verlassen wurden. Bei mittleren und schwereren 
Fällen stellte sich der Blutzucker schließlich auf ein bestimmtes Niveau ein, das sich 


=, 4 = 


auch durch erhebliche diätetische Eingriffe (Gemüsefettage) nicht weiter herunter- 
drücken ließ. Bei Diabetikern mit chronischer Nephritis war die Glykosurie gering 
und ließ sich durch Kohlehydratentziehung leicht beseitigen. Dagegen sank der Blut- 
zuckergehalt dabei nicht, sondern stieg sogar deutlich. In 3 Fällen stieg gleichzeitig der 
Reststickstoffgehalt. Tachau (Berlin). 

Gaskell, J. F., R. L. Mackenzie Wallis, A. F. Sladden, P. T. Vaile and 
A. E. Garrod: A contribution to the study of bronzed diabetes. (Ein Beitrag 
zum Studium des Bronzediabetes.) (St. Bartholomew’s hosp., London.) Quart. 
journal of med. Bd. 7, Nr. 26, S. 129—152. 1914. 

Bericht über einen typischen Fall von Bronzediabetes mit Leberschwellung, 
Glykosurie, Pigmentation der Haut, Apathie, später Ascites, Cystitis, Exitus. Alkohol- 
abusus war vorausgegangen. Von den ausführlich mitgeteilten klinischen Befunden 
wird das verschiedene Ergebnis verschiedener Pankreasfunktionsproben hervorgehoben: 
Löwis Adrenalinprobe war positiv, Cammidges Reaktion negativ, negativ auch der 
Stuhlbefund. Der Eisengehalt des Harns, des Stuhles und der Galle war nicht erhöht, 
der des Blutes wenig erhöht (0,048% gegen 0,042% der Norm); reichlich eisenhaltiges 
Pigment fand sich in den tieferen Schichten der Haut, in der Schilddrüse, den Neben- 
nieren, im Herzmuskel, in Pankreas und Leber; in Pankreas und Leber bestand eine 
starke Fibrose. Aus dem Fehlen des Eisens in den Sekreten bei gleichzeitiger An- 
häufung in den Organen wird geschlossen, daß beim Bronzediabetes kein vermehrter 
Blutzerfall statthat, sondern daß das normalerweise ausgeschiedene Eisen in den Ge- 
weben zurückgehalten wird, vielleicht weil es in einer schwer ausscheidbaren Form auf- 
tritt. E. Neubauer (Wien). 

Falta, W.: Zur Theorie und Behandlung des Diabetes mellitus. (I. med. Univ.- 
Klin., Wien.) Med. Klinik Jg. 10, Nr. 1, S. 9—14. 1914. 

Zusammenfassender Vortrag über die bereits bekannten Arbeiten Faltas. Gigon. 


Innere Sekretion. 
Allgemeines über innere Sekretion : 

Pernice, Vincenzo: Sulle modificazioni di alcune ghiandole a secrezione in- 
terna nelle infezioni e nelle intossicazioni. (Contributo sperimentale). (Über die 
Veränderungen einiger Drüsen mit innerer Sekretion bei Infektionen 
und Intoxikationen. [Experimenteller Beitrag.]) (Istit. di clin. med. gen., 
unw., Palermo.) Ann. di clin. med. Jg. 4, Nr. 3, S. 349—386. 1913. 

Bei der experimentellen Typhusinfektion des Kaninchens findet Verf. neben All- 
gemeinveränderungen der meisten Organe ganz besonders Hyperämie und Ödem 
der Schilddrüse und des Thymus, ferner Parenchymnekrosen des drüsigen Paren- 
chyms des Pankreas und Nekrosen im Thymus, die zu einer akuten Atrophie dieses 
Organes führen. Im Gegensatze hierzu stehen hämorrhagische Herde im Thymus 
nach Infektionen mit dem Diplococcus lanceolatus. Eine beträchtliche Hyperämie 
erzeugt die Milzbrandinfektion in Nebennieren, Schilddrüse und Langerhansschen 
Inseln, dazu kommen noch Blutungen und Ödem der Nebennieren, deren Rinden- 
elemente Hyperchromasie und Pyknose der Kerne aufweisen. Bei Lyssa ist wieder 
der Thymus am stärksten geschädigt und zeigt ausgedehnte Blutungen und ausge- 
sprochene Atrophie. Gleichmäßig hyperänisch sind die Organe bei Diphtherie, wozu 
sich noch Hämorrhagien in den Thymus gesellen. Ganz unverändert bleiben die Organe 
mit Innerer Sekretion bei Tetanus. Scharlach hingegen ruft Schwellung, Lockerung 
und Hyperchromasie an den Langerhansschen Zellen, Ödem des Thymus und der 
Nebennieren hervor. Von chronischen Infektionen untersuchte Verf. Tuberkulose und 
Lues. Bei ersterer atrophieren die Langerhansschen Zellinseln und das Drüsenparen- 
chym des Pankreas, wobei gleichzeitig das interstitielle Bindegewebe zunimmt, es atro- 
phiert ferner der Thymus, welcher ähnlich der Fibroadenie Bantis verändert erscheint. 
Die gleichen Veränderungen des Pankreas wie bei Tuberkulose finden sich auch bei 
Lues. Was die Intoxikationen anlangt, so führt Adrenalin zu Capillarerweiterung 


— 43 — 


in den Langerhansschen Inseln, zu Hyperämie und Hämorrhagie im Thymus, wäh- 
rend die Milz klein ist und Follikelatrophie aufweist. Wieder sind es die Langer- 
hansschen Inseln, welche bei Phlorrhizinvergiftung durch maximale Capillarfüllung 
vergrößert erscheinen. Aus diesen Befunden bei Infektionen und Intoxikationen schließt 
Verf. auf Zirkulationsstörungen, die mit Hyperämie und Hämorrhagie in den ver- 
schiedenen Organen mit innerer Sekretion einhergehen. Bei den akuten Infektionen 
überwiegen die Hämorrhagien im Thymus, bei den chronischen spielen sich die Ver- 
änderungen namentlich im interstitiellen Gewebe und im Stroma von Pankreas und 
Thymus ab, während die Intoxikationen hauptsächlich die Langerhansschen Inseln 
treffen. Auf diese Weise würde die von Krehl und Romberg beobachtete Blutdruck- 
senkung bei akuten Infektionskrankheiten in letzter Linie auf Zirkulationsstörungen 
in den endokrinen Drüsen beruhen und auch die glykosurische Wirkung von Adrenalin 
und Phlorrhizin mit der beobachteten Hyperämie der Langerhansschen Zellinseln 
in Zusammenhang zu bringen sein. Joannovics (Wien). 

Die Drüsen mit innerer Sekretion: 


Schüddrüse, Nebenschilddrüsen, Thymus: 


Klose, Heinrich: Wandlungen und Fortschritte in der chirurgischen Behand- 
lung der Basedowschen Krankheit. (Chirurg. Klin., Frankfurt a. M. u. pathol. Inst., 
Univ. Freiburg.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 1, S. 10—12. 1914. 

Während bisher die Wahrscheinlichkeit einer Miterkrankung der Thymus bei 
Basedowscher Krankheit vielfach als Kontraindikation für einen chirurgischen Ein- 
griff angesehen wurde, muß heute ein völlig anderer Standpunkt vertreten werden. Es 
ist zweifellos, daß es keinen Basedow ohne Thymuserkrankung gibt, der Basedow stellt 
eine Erkrankung des ganzen branchiogenen Systems dar, wobei allerdings die Betei- 
ligung der Schilddrüse und der Thymus an dem Krankheitsprozeß sehr verschieden sein 
kann. Im Einzelfall muß man bestrebt sein, das Hauptkrankheitsorgan aus dem System 
herauszusuchen. Bei der Mehrzahl der Fälle handelt es sich um einen vorzugsweise 
thyreogenen Basedow, bei dem die Thymusdrüse nur ‚quantitativ erkrankt‘ ist 
und sich spontan nach der operativen Schilddrüsenreduktion zurückbildet. Bei einer 
zweiten Gruppe von Fällen sind Schilddrüse und Thymus gleichartig und 
spezifisch erkrankt. Histologisch fand Klose in solchen Thymusdrüsen im Prinzip 
ähnliche Veränderungen wie in der Schilddrüse, eine Art Epithelisierung, ohne daß diese 
Drüsen besonders groß zu sein brauchen. Solche Thymusdrüsen bedingen durch ihre 
chemische, besonders das Herz angreifende Giftwirkung für den Träger eine große 
Gefahr, zumal, wenn bei Operationen in der Nachbarschaft das in ihnen aufgespeicherte 
Gift mobilisiert wird. In schwersten derartigen Fällen ist die Schilddrüse mit Thymus- 
elementen wie durchmischt und infiltriert, K. spricht von einer „Thymisation der 
Schilddrüse“. Diese Thymusdrüsen erweisen sich auch im Tierexperiment durch ihre 
Toxizität als von normalen Thymusdrüsen völlig different. Eine dritte Gruppe ist 
durch die alleinige spezifische Erkrankung der Thymus mit bloß quantita- 
tiver Miterkrankung der Schilddrüse charakterisiert. Dieser thymogene Basedow komnit 
anscheinend nur sehr selten vor. Vielleicht gehört der infantile und Pubertätsbasedow 
hierher. Die Schilddrüse erweist sich in solchen Fällen auch histologisch als frei von 
spezifischen Veränderungen. Therapeutisch muß der gleiche Standpunkt maßgebend 
sein für diese Fälle wie für die Fälle von thyreogenem Basedow: die operative Beseiti- 
gung des Thymusgiftherdes. Hierdurch kann der Thymustod vermieden werden. Die 
qualitative Erkrankung des Basedowthymus läßt sich allerdings heute noch kaum 
klinisch diagnostizieren. In Betracht kommen als eventuelle und durchaus nicht sichere 
Kriterien: Verbreiterung des Mediastinalschattens im Röntgenbild, das Symptom der 
Myasthenie bei elektrischer Untersuchung der Muskulatur, das besondere Hervortreten 
vagotonischer Symptome, auffällige Höhe der absoluten Lymphocytose des Blutes und 
die Abderhaldensche Abwehrfermentreaktion. Ehe demnach sichere Kriterien für 
die Diagnose der spezifischen Thymusbeteiligung zu Gebote stehen, muß in jedem 


— 414 — 


schweren Basedowfall die Thymus mit angegriffen werden. Die kombinierte Excisions-. 


methode ist an der Rehnschen Klinik die Methode der Wahl. In den letzten 2 Jahren 
kam bei 200 Basedowoperationen nach diesem Grundsatz kein Todesfall vor. Hierbei 
ist die auffallend schnelle Besserung des Allgemeinzustandes und die geringe postopera- 
tive Reaktion besonders bemerkenswert. Die Technik der Operation ist leicht. Es ge- 
lingt stets, in Lokalanästhesie vom Jugulum her die Thymusdrüse intrakapsulär heraus- 
zuschälen. Die Entfernung der Thymus mit der Kapsel kann zu tödlichen Blutungen 
führen. J. Bauer (Innsbruck). 

Lame£ris, H. J.: Tetania parathyreopriva. Nederl. tijdschr. v. geneesk. Jg. 58, 
Bd. 1, H. 3, S. 214—215. 1914. (Holländisch.) 

Eine Patientin, bei welcher bei der Entfernung der vergrößerten Schilddrüse eine 
der Gl. parathyreoideae leicht verletzt wurde, zeigte 2 Tage nach der Operation teta- 
nische Erscheinungen; das Chvosteksche und Trousseausche Phänomen war vor- 
handen; 7 Tage später waren die Erscheinungen verschwunden, doch war noch eine 
erhöhte mechanische und faradische Erregbarkeit einiger Nerven vorhanden. Die 
Gl. thyreoidea einer vor mehreren Jahren operierten Patientin, welche damals deut- 
liche tetanische Erscheinungen dargeboten hatte, ohne daß zu jener Zeit die Bedeutung 
der Gl. parathyreoideae bekannt war, zeigten die Anwesenheit von zwei dieser Drüsen. 
In diesem Fall war die Tetanie am Tag nach der Operation aufgetreten. de Jager. 
Nebennterensystem : 

Robinski, Severin: Beiträge zur Physiologie und Pathologie der Nebenniere. 
(Pathol. Inst., Charite, Berlin.) Dissertation: Berlin. 1913. 21 S. (E. Ebering.) 

Verf. will feststellen, ob und inwieweit bei gesundem und krankem Organismus 
Menge und Ablagerung des Fettes in der Nebenniere konstant ist. Histologische Unter- 
suchungen an frischen und gefärbten Präparaten. 93 Fälle. Meist ist das Fett gleich- 
mäßig über die ganze Rinde verteilt, manchmal ohne jede Unterbrechung, häufiger 
sind bald hier, bald dort fettärmere Inselchen und Streifen eingesprengt. Eine Bevor- 
zugung einer oder zweier bestimmter Zonen in bezug auf den Fettreichtum konnte Verf. 
nur in 25 Fällen feststellen. Der stärkere Fettgehalt einer Zone steht in keinem Zu- 
sammenhang mit dem Alter oder einer Krankheit (Gegensatz zu Napp: Virchows 
Archiv 182). Die nach Krankheiten geordneten zahlreichen Detailangaben müssen 
im Original eingesehen werden. Fritz Loeb (München). 

Janosik, J.: Corrélations fonctionnelles entre les capsules surrénales et les 
glandes génitales. (Funktionelle Beziehungen zwischen Nebennieren und 
Keimdrüsen.) Arch. de biol. Bd. 28, Nr. 4, S. 627—635. 1913. 

Unter besonderer Berücksichtigung der entwicklungsgeschichtlichen Zusammen- 
hänge zwischen Nebenniere und männlichem und weiblichem Genitale weist der Verf. 
auf die Wichtigkeit des Studiums embryologischer Beziehungen für die Erkenntnis 
der funktionellen Korrelation der Drüsen mit innerer Sekretion hin. Æ. Neubauer. 

Gismondi, Alfredo: Intorno al contenuto adrenalinico del sangue dei bambini. 
(Der Adrenalingehalt des Blutes bei Kindern.) (Clin. pediatr., univ., Genova.) 
Riv. di clin. pediatr. Bd. 11, Nr. 11, S. 833—842. 1913. 

Die Ehrmannsche Reaktion, die mit dem Serum von 23 Kindern im Alter von 
3 Monaten bis 12 Jahren angestellt wurde, fiel immer negativ aus. Die Folge mangel- 
hafter Technik kann dieser Ausfall nicht sein, denn die Reaktion war positiv, wenn 
dem Serum Adrenalin in der Verdünnung von 1 : 2 500 000 zugesetzt wurde. Baldes. 


Verdauungstraktus. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 
Trigt, H. van: Über den Einfluß der Diät auf die Ptyalinwirksamkeit. Onderz. 
in het physiol. Laborat. in Utrecht Bd.5, H. 14, S. 143—147. 1914. (Holländisch.) 
Die Wirksamkeit des Speichels ist am stärksten nach den Mahlzeiten, am besten 
am Abend um 9 Uhr, 3 Stunden nach der Hauptmahlzeit. Die Wirksamkeit ist am 





am o p de - 


— 45 — 


höchsten bei einer Kohlehydratreichen Diät, am niedrigsten bei einer eiweißreichen 
Nahrung. Doch kommen immer einige Tage dazwischen vor, wo ohne nachweisbare 
Ursache die Ergebnisse mit diesem allgemeinen Befund nicht stimmen. de Jager. 

Ringer, W. E., und H. van Tricht: Uber den Einfluß der Reaktion auf die 
Ptyalinwirkung. Onderz. in het physiol. Laborat. in Utrecht Bd. 5, H. 14, S. 124 bis 
142. 1914. (Holländisch.) 

Eine Mischung von Ptyalin und gelöster Stärke wurde mit Phosphorsäure versetzt und 
dann wechselnde Mengen Natronlauge hinzugesetzt. Nach 20 Minuten wurde die Probe erhitzt 
und der Zuckergehalt bestimmt. Die Optimumreaktion lag bei Pu 6,1. Bei Citratlösungen war 
die optimale Reaktion in stärkeren Lösungen Pa 6,83, bei verdünnteren Pu 6,55. de Jager. 


Keeton, Robert W.: The secretion of the gastric juice during parathyroid 
tetany. (Die Sekretion des Magensaftes während derParathyreoidtetanie.) 
(Hul physiol. laborat., univ., Chicago a. Albany med. coll.) Americ. journal of physiol. 
Bd. 33, Nr. 1, S. 25—49. 1914. 

Die Versuche wurden an Katzen ausgeführt. Wurde denselben die Parathyreoidea 
entfernt, so ergaben sich folgende Verhältnisse. Die Magensaftreaktion ist verringert, 
in einigen Fällen vollkommen unterdrückt. Die freie und die Gesamtacidität ist gleich- 
falls herabgesetzt. Die Verdauungskraft des mit Wasser verdünnten Magensaftes ist 
merklich geringer. Wahrscheinlich ist eine spezifische Abnahme des Pepsins die Ursache 
dafür. Die Periode der aktiven Sekretion ist verlängert. Während der aktiven Tetanie 
wurde ein Zusammenhang zwischen Sekretion und Symptomen der Tetanie nicht gefunden, 
Sobald die Tetaniesymptome abklingen, beginnt die Magensaftsekretion zuzunehmen, 
Injektion von Calciumsalzen verbessert den Sekretionsmechanismus. Roubitschek. 

Carlson, A. J., J. S. Orr and W. F. Brinkman: On the secretion of gastric juice 
in the cat. (Die Magensaftsekretion der Katze.) (Hull physiol. laborat., univ., 
Chicago.) Americ. journal of physiol. Bd. 33, Nr. 1, S. 86—94. 1914. 

Versuche an Katzen ergaben, daß die Appetitsekretion am größten in der ersten 
Stunde ist und dann nach zwei Stunden langsam ablkingt. Hungrige Katzen nehmen 
nach 24 Stunden auch Katzenfleisch als Nahrung an. Die Magensaftsekretion nach 
dieser für Katzen ungewähnten Mahlzeit ist ebenso groß als bei einer Appetitmahlzeit, 
z. B. Milch. Nach Brotgenuß war die Acidität höher als bei Fleisch. Trinken durstige 
Katzen kaltes Wasser, so tritt gleichfalls eine Sekretion des Magensaftes ein; die freie 
und die Gesamtacidität ist geringer als bei Milch, erreicht nach einer Stunde den Höhe- 
punkt und fällt nach zwei bis drei Stunden allmählich ab. Roubitschek (Karlsbad). 

Chace, Arthur F., and Victor C. Myers: The examination for diagnostic purposes 
of the enzyme activity of duodenal contents. (Die Prüfung der diagnostischen 
Wertigkeit des Fermentgehaltes des Duodenalinhaltes.) (Post-graduate med. 
school a. hosp., New York.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 6, S. 628—636. 1913. 

Aktives diastatisches, lipolytisches und proteolytisches Ferment sind im Duodenal- 
sekret enthalten, doch ist die Wirksamkeit dieser Fermente großen Schwankungen un- 
terworfen. Magensaft scheint ohne Einfluß auf die Aktivierung der Duodenalfermente 
zu sein. In einem Falle von Gallengangscarcinom mit Choledochusverschluß war der 
Duodenalsaft frei von Galle, in einem Falle von chronischer Pankreatitis war die Amy- 
lase und Trypsin nicht vorhanden, die fettspaltende Wirkung gering. Die Abwesenheit 
der Pankreasfermente im Duodenalsekret scheint die Anwesenheit einer Pankreas- 
affektion oder Pankreasinsuffizienz zu beweisen, Fehlen von Galle speziell eine Okklu- 
sion des Choledochus. (Duodenalsondenmethode nach Probefrühstück). Glaessner. 

Carlson, A. J.: Contributions to the physiology of the stomach. 8. The hunger 
contractions of the empty stomach during prolonged starvation (man, dog).(Beiträge 
zur Physiologie des Magens. 8. Die Hungerkontraktionen des leeren 
Magens während fortgesetzten Fastens (Mensch und Hund). (Hull. physiol. 
laborat., univ., Chicago.) Americ. journal of physiol. Bd. 33, Nr. 1, S. 95—118. 1914. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 5, S. 46, 47, 328 und Bd. 8, S. 129 und 517.) 
Die Versuche führte Autor an sich selbst und seinem Assistenten aus. Beide 


— 46 — 


hungerten je 5 Tage lang. Die Kontraktionen wurden mittels eines in den Magen ein- 
geführten Ballons Tag und Nacht registriert. Der Tonus des Magens nahm während 
der Hungerperiode nicht ab, sondern zu, desgleichen wuchsen die Hungerkontraktionen. 
Die Hungerkontraktionen waren nachts häufiger und stärker als am Tage, in dessen 
Verlaufe der Autor und sein Assistent der gewohnten Beschäftigung nachgingen. 
Während der ganzen Zeit der Hungerperiode hatte der Magensaft eine sauere Reaktion, 
die Magensaftsekretion erfolgte zwar in geringem Maße, jedoch kontinuierlich. Beim 
Hunde ist zwischen den normalen Hungerkontraktionen des leeren Magens und den 
Kontraktionen bei fortgesetztem Hunger kein Unterschied vorhanden. Als Ursache 
kommt eine Herabsetzung des Magentonus auf dem Wege der Vagi oder eine geänderte 
Blutbeschaffenheit infolge des Fastens in Betracht. (Dauer der Versuche 10 Tage.) Bei 
Hunden, deren Magen vom Zentralnervensystem isoliert wurde, zeigte sich Hypotonus 
und herabgesetzte Motilität am 7. Tage, wahrscheinlich infolge zentraler Hemmung aufdem 
Wege der Splanchnici oder infolge primärer Asthenie des Magens. Roubitschek (Karlsbad). 

Carlson, A. J., J. S. Orr and L. W. McGrath: Contributions to the physiology 
of the stomach. 9. The hunger contractions of the stomach pouch isolated accor- 
ding to the method of Pawlow. (Beiträge zur Physiologie des Magens. 9. Die 
Hungerkontraktionenam „Pawlowschen“ Magenfistelhunde.) (Hullphysiol. 
laborat., univ., Chicago.) Americ. journal of physiol. Bd. 33, Nr. 1, S. 119—125. 1914. 

Der Fundus des Magens kontrahiert sich sehr rasch. Die Kontraktionsgesch wın- 
digkeit hängt ab von einem gewissen Tonusgrade des motorischen Mechanismus. Die 
Kontraktionen scheinen durch den Automatismus des Magens bedingt zu sein und nicht 
durch Vermittlung der Vagusnerven zu erfolgen. Roubiüschek (Karlsbad). 

Carlson, A. J., and A. B. Luckhardt: Contributions to the physiology of the 
stomach. 10. The condition of the oesophagus during the periods of gastric hunger 
contractions. (Beiträge zur Physiologie des Magens. 10. Das Verhalten des 
Oesophagus in der Periode der gastrischen Hungerkontraktionen.) (Hull 
psysiol. laborat., univ., Chicago.) Americ. journal of physiol. Bd. 83, Nr.1, S.126— 142. 1914. 

Am Oesophagus sind zunächst lokale Kontraktionen zu beobachten, die nicht 
synchron mit den Hungerkontraktionen des Magens auftreten und nicht auf die Peri- 
staltik des Oesophagus zurückgeführt werden können. Bei geringem Hunger sind die 
Hungerkontraktionen des Magens gewöhnlich nicht vergesellschaftet mit Oesophagus- 
kontraktionen. Letztere treten erst bei sehr starken Hungerkontraktionen und sehr 
gesteigertem Tonus des Magens gleichzeitig mit den Magenkontraktionen auf. Sie 
dauern kürzere Zeit und beginnen erst nach den Magenkontraktionen. Beim Hunde 
ist das gleiche Verhalten zu konstatieren. Bei Mensch und Hund beruhen die Oesophagus- 
kontraktionen auf einem lokalen, automatischen Vorgang und sind nicht durch den 
Vagus bedingt. Die gastrischen Hungerkontraktionen beim Menschen sind nur in 
jenem Teile des Oesophagus von Kontraktionen begleitet, in welchem der Plexus 
myentericus vorhanden ist. Beim Hunde, dessen Oesophagus keinen Plexus enthält, 
sind diese Kontraktionen nicht vorhanden. Es scheint daher, daß beim Menschen die 
Koordination der Hungerkontraktionen des Magens und des unteren Oesophagusteiles 
durch die Funktion des Plexus myentericus bedingt ist. Roubitschek (Karlsbad). 

Blatherwick, N. R., and P. B. Hawk: Studies on water drinking. 15. The 
output of fecal bacteria as influenced by the drinking of distilled water at meal 
time. (Untersuchungen über Wassertrinken. 15. Der Bakteriengehalt des 
Kots wird beeinflußt durch den Genuß destillierten Wassers bei den 
Mahlzeiten.) (Jefferson med. coll. a. univ., Illinois.) Biochem. bull. Bd. 3, Nr. 9, 
S. 28—40. 1913. 

Bei einer Zulage von 850 cem destillierten Wassers zu jeder Mahlzeit sank der 
Bakterien-N des Kots, sowie der Indicangehalt des Urins in einem Falle sehr erheblich, 
im andern noch deutlich ab. Die Autoren betrachten dies als ein Zeichen gesteigerter Aus- 
nutzung der Eiweißkörper bei reichlichem Genuß destillierten Wassers. Beuttenmüller. 


— 417 — 


Spezielle Pathologie und Therapie. 

Mundhöhle, Speiseröhre: 

-= Le Noir et Gardin: Un cas de parotidite double non suppurée survenue pendant 
la cure de repos d’un ulcère simple de l’estomac à forme hémorragique. (Ein 
Fall von doppelseitiger Parotitis non suppurativa, im Verlaufe einer 


Kur von Ulcus ventriculi simplex mit Blutungen.) Bull. et mém. de la 


soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 29, Nr. 39, S. 905—909. 1914. 

Kasuistische Mitteilung. 35jähriger Mann mit einer gewissen Tendenz zur Hämophilie, 
ohne sonstige frühere Erkrankungen. Erkrankung September 13 mit Abmagerung und Magen- 
beschwerden, Schmergen einige Stunden nach dem Essen, Erbrechen, Schwindel, Durchfall. 
Aufnahme Oktober 13 mit den Zeichen schwerster Magenblutung. Nach einigen Tagen unter 
Temperaturanstieg auf 38,4° leichte Anschwellung der linken Parotisgegend und der linken 
Submaxillardrüse. 2 Tage später schwillt auch die rechte Parotis, und zwar stärker als die 
linke, an, die Haut darüber ist gerötet und druckempfindlich. Temperaturanstieg auf 39,8°. 
Auch die rechte Submaxillardrüse zeigt geringe Zeichen von Anschwellung. Die linksseitige 
Parotitis verschwand nach 4, die rechtsseitige nach 3Tagen wieder. Auch das Fieber ging bin- 
nen wenigen Tagen zurück. 


Trotz der großen Ähnlichkeit im Verlaufe der Affektion mit Parotitis epidemica 
glaubt Verf. dasVorhandensein einer solchen ablehnen zu müssen, da eine Infektionsquelle 
nicht aufgefunden werden konnte und da das Protissekret reichlich Polynukleäre und 
Mikroben enthielt. Er sieht die Parotitis als Folge des hochgradigen Blutverlustes und der 
Nahrungsentziehung an. — Ähnliche Fälle sind in Frankreich noch nicht, in Deutschland 
und England nur vereinzelt beschrieben worden. — In der Diskussion berichtet Bari 
über einen 1906 beobachteten Fall von Parotitis bei Magencarcinom. Borchardt. 

Finzi, N. S.: Cancer of the oesophagus treated by radium. (Speiseröhren- 
krebs mit Radium behandelt.) Arch. of the Roentgen ray Bd.18, Nr.8, S. 303. 1914. 

Mitteilung eines Falles von Speiseröhrenkrebs bei einem 62 jährigen Manne, der durch 
Radiumbehandlung (100 mg mit 2 mm - Platinfilter auf 16 Std., Einführung mittels des 
Oesophazoskops) bezüglich der röntgenologisch kontrollierten Verhältnisse der Striktur und 
— in Übereinstimmung damit — der Schluckbeschwerden gebessert wurde. Meidner. 
Magen, Darm, Peritoneum: 

Kehrer, J. K.W.: Über die Ätiologie des Magengeschwürs. Nederl. tijdschr. v. 
geneesk. Jg. 58, Bd. 1, H. 3, S. 231—236. 1914. (Holländisch.) 

Bei 15 Hunden wurde der Ductus choledochus mit dem D. Wirsungianus unter- 
bunden, der zweite D. pancreaticus wurde im Ileum angeheftet, während eine Chole- 
ceysto-ileostomie gemacht wurde. Da jetzt der saure Magensaft im Duodenum nicht 
neutralisiert wurde, sollte ein Krampf des Pylorus auftreten, welche von dem Verf. 
für die Ursache des Magengeschwürs gehalten wird. 9 Hunde blieben gesund, die 6 
anderen zeigten im Mageninnern einen dunklen schleimigen Belag. Bei 3 dieser Tiere 
waren in der Gegend des Pylorus kleine nekrotische Stellen vorhanden, welche den 
Anfang von Ulcera darstellen. de Jager (Leeuwarden). 


Boas, I.: Wesen und Behandlung der gutartigen Pylorusstenose. Med. Klinik 
Jg. 10, Nr. 1, S. 5—9. 1914. 

Die Grundlage für fast alle Fälle von wirklicher Magenerweiterung bildet die 
Pylorusstenose. Das Wesen der gutartigen Pylorusstenose beruht auf der Mageninhalts- 
stauung oder der Zwölfstundenretention; d. h. ist der Magen zwölf Stunden nach einer 
Mahlzeit nicht leer, so liegt fast ausnahmslos eine Pylorusstenose vor. Eine Magen- 
dilatatıon ist nicht immer, aber häufig vorhanden. Man erkennt die Pylorusstenose 
durch die Magensteifung bei systematischen Friktionen der Funduswand. Drei ver- 
schiedene Formen der Magensteifung kann man unterscheiden, die zugleich auch die 
drei verschiedenen Grade der Stenose darstellen. Die Dilatation erkennt man durch das 
Sukkussionsgeräusch bei langsamem Lagewechsel. Außerdem prüft man Vorhandensein 
und Umfang der Stenose durch die Sondenuntersuchung. Nach dem Verf. verdient die 
Mageninhaltsuntersuchung nach Probeabendessen den Vorzug vor Stagnationsprüfung 
mit Korinthen oder Rosinen und vor der radiologischen Untersuchung. Die Menge des 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 27 


— 418 — 


Rückstands gibt ein direktes Bild von dem Umfang der Stenose. Nach der Ansicht des 
Verf. ist eine Minimalretention das sicherste Zeichen einer leichten beginnenden Stenose. 
Neben der Menge des Rückstands und dem Grad der Steifung gibt uns die Chlorophyll- 
methode, die der Verf. angegeben hat und die er genau beschreibt, den besten zahlen- 
mäßigen Anhaltspunkt über den Grad und den Umfang der Stenose. Ätiologisch 
steht das Pförtnergeschwür für die benigne Pylorusstenose im Vordergrund; daneben 
gibt es auch Fälle von sogenannter stenosierender Gastritis, die nichts mit Ulcus zu tun 
haben und Fälle auf luetischer Basis. Es ist deshalb so wichtig, über den Grad und den 
Umfang der Stenose genau Bescheid zu wissen, weil sie für die Prognose und besonders 
für die Therapie ausschlaggebend sind. Die Indikation über interne oder chirurgische 
Behandlung beruht grundsätzlich auf der Kenntnis des Grades und des Umfanges der 
Stenose; daneben ist die soziale Stellung zu beachten. Die operative Behandlung ist 
nicht Behandlungsnorm. Kußmaul hat bei der internen Behandlung, deren Zweck ist, 
die Zwölfstundenretention zu beseitigen, im wesentlichen systematische Magenspülungen 
angewandt. Nach der Ansicht des Verf. ist sie ein ausgezeichnetes Hilfsmittel für die 
Behandlung der Anfangsstauung, mehr nicht. Die weit wichtigere Aufgabe ist die Be- 
kämpfung der Retention durch passende Diät. In jedem Falle wird mit einer rein 
flüssigen, kalorisch hinreichenden Nahrung begonnen. Wird sie nach 3—4tägiger Be- 
obachtung ohne Rückstand durchgelassen, so geht man langsam zu breiiger Diät über. 
Ist der Magen auch dann nüchtern morgens leer, so nimmt man Fleisch und Fisch. 
Wird die flüssige Kost nicht gut vertragen, auch wenn man sie sehr klein wählt, so ist 
eine dauernde Kompensation unmöglich. Es ist wichtig, auf die Darmtätigkeit zu achten 
da die Kranken meist obstipiert sind. Die Fibrolysinbehandlung hält Verf. für eine 
holde Täuschung; der von Einhorn vorgeschlagenen Pylorussteifung steht er skeptisch 
gegenüber. Eine irredressable Stenose gehört vor den Chirurgen. Die Komplikation 
von ungeheiltem Ulcus mit Stenose und Verdacht auf stenosierendes Ulcus carcinoma- 
tosum sind strikte Indikation zu chirurgischem Eingriff, ebenso relative Stenose mit 
nachweislicher Tendenz zur Progression. Verf. warnt vor einer Überschätzung der 
operativen Methoden, die Dauerresultate sind oft nicht in dem gehofften Umfange 
günstig. Fritz Weinberg (Rostock). 

Miraglia, Michele: Contributo alla patogenesi ed all’anatomia patologica dell’ 
appendicite con speciale riguardo all’azione dei corpi estranei. (Beitrag zur 
Pathogenese der Perityphlitis mit bes. Berücksichtigung der Wirkung 
der Fremdkörper.) (Istit. di anat. patol., univ., Palermo.) Ann. di clin. med. 
Jg. 4, Nr. 3, S. 419—443. 1913. 

6 Hunde wurden laparotomiert, der Wurmfortsatz eröffnet und ein Laminariastift 
in den Wurmfortsatz gebracht, dann wieder vernäht. Nach einiger Zeit wurden die 
Tiere getötet und der Wurmfortsatz untersucht. Es fand sich keine Veränderung. 
Den Fremdkörpern kommt also nach Ansıcht des Verf. kein ätiologischer Einfluß für 
die Appendicitis zu. Baldes (Frankfurt a. M.). 

Moro, E.: Über rezidivierende Nabelkoliken bei älteren Kindern. Münch. mell. 
Wochenschr. Jg. 60, Nr. 51, S. 2827—2829. 1913. 

Moro bespricht die bei Kindern jenseits des 4. Lebensjahres anfallsweise auftretenden, 
meist am Nabel lokalisierten Leibschmerzen. Die Kinder werden ohne jede äußere Veranlassung, 
oft mitten im Spiel, blaß, klagen über heftige Schmerzen. die entweder am Nabel oder zwischen 
Nabel und Schwertfortsatz lokalisiert werden. Die Anfalle dauern einige Minuten bis mehrere 
Stunden; ihre Dauer ist bei demselben Kinde häufig ganz verschieden; fast immer besteht 
Obstipation, selten Erbrechen. Die Anfälle wiederholen sich mehr oder weniger häufig, manch- 
mal Jaßt sich eine deutliche Periocdizität feststellen; in einzelnen Fällen bestand periodisches 
Erbrechen. Fieber fehlt, doch findet man häufig erhöhte Rectaltemperatur (bis 38°). In diesen 
Fallen handelt es sich nicht um eine Appendicitis, auch dann nieht, wenn, wie in einem ope- 
rierten Falle, Druckschmerz in der rechten Seite, am Mac Burnevschen Punkte, bestand. Auch 
die haufiz bestehende Reetusdiastase kommt ätiolowisch nieht in Betracht. Alle Kinder mit 
derartigen Beschwerden sind ausgesprochene Neuropathen, hypersensibel mit übererregbaren 
Reflexen. Daher ist eine suggestive Therapie stets vom Erfolge gekrönt. M. faradisiert mit dem 
Pinsel die Nabelgegend und legt einen Heftpflasterstreifen über den Nabel; innerlich Bella- 


— 419 — 


donnaenzianpillen; auch die Wirkung des Tragens eines mit einer Pelotte versehenen Leib- 
gürtels wirkt lediglich suggestiv. Orgler (Charlottenburg). 


Lejars, F.: La pneumatose kystique de l’intestin. (Über Pneumatosis 
cystoides intestinorum.) Semaine med. Jg. 33, Nr. 44, S. 517—520. 1913. 

Das Krankheitsbild der Pneumatosis cystoides intestinorum ist selten. 1910 waren 
nur 35 Fälle bekannt, die meist erst bei der Autopsie entdeckt wurden. Klinisch bei 
der Laparotomie wurden bis jetzt 18 Fälle festgestellt. Die Erkrankung ist an kein be- 
stimmtes Lebensalter gebunden. Sie ist charakterisiert durch das Auftreten hirsekorn- 
großer, durchscheinender, getrennter oder konfluierender, breitbasig aufsitzender oder 
gestielter Blasen von Hirsekorn- bis Nußgröße. Sie sitzen subperitoneal, seltener sub- 
mukös, meist am Dünndarm, seltener am Dickdarm, sehr selten am Magen. Sie ent- 
halten ein geruchloses Gas, dessen Zusammensetzung etwa der atmosphärischen Luft 
entspricht. Sie sind entweder mit Endothel ausgekleidet oder entbehren einer eigenen 
Wand und sind von einer mehr oder weniger dichten, Bindegewebe und ev. vereinzelte 
glatte Muskelfasern enthaltenden Kapsel umgeben. Hinsichtlich der Entstehung dieser 
Cysten stehen sich die mechanische und infektiöse Theorie gegenüber: Die neueren 
Erfahrungen sprechen dafür, daß die Erkrankung einer abgeschwächten Infektion 
ihre Entstehung verdankt. Die Pneumatosis cystoides intestinorum verläuft oft ohne 
klinische Symptome und wird daher zufällig bei Laparatomien — auffallend häufig ist 
das Zusammentreffen dieser Erkrankung mit alten Magendarm-Affektionen, besonders 
mit Pylorusstenose — entdeckt. In einigen Fällen haben die Gasblasen infolge ihrer 
Größe zu ileusartigen Erscheinungen geführt. Die klinische Diagnose aus der Auftreibung 
des Leibes, der Verkleinerung der Leberdämpfung und dem Röntgenbefund ist nur in 
sehr ausgesprochenen Fällen möglich. — Therapeutisch sind mannigfache Versuche 
gemacht worden, zuerst die Eröffnung und Auskratzung der Blasen; später zeigte sich, 
daß einige Fälle bei der einfachen Laparotomie ähnlich wie die tuberkulöse Peritonitis 
ausheilten; die besten Resultate geben die Fälle von circumscripter Pneumatose, welche 
durch Enteroektomie dauernd geheilt werden. Pringsheim (Breslau). 


Leber und Gallenwege. 

Oechsler: Über den Einfluß der psychischen Erregung auf die Sekretion der 
Galle und des Pankreas. (Pathol. Inst., Univ. Berlin.) Internat. Beitr. z. Pathol. 
u. Therapie d. Ernährungsstör. Bd. 5, H.1, S. 26—30. 1913. 

Wurde ein Hund mit Gallenblasenfistel und unterbundenem Choledochus in Er 
regungszustand versetzt, der durch die Sektion eines anderen Tieres im Nachbarraum 
erzeugt wurde, so versiegte die Gallensekretion durch mehr wie 20 Minuten und er- 
reichte erst nach 1!/, Stunden wieder die alte Höhe. Ein zweites Tier mit Pankreas- 
fistel, dem man Fleisch vorhielt, zeigte lebhafte Pankreassekretion, die erst nach Ent- 
fernung des gezeigten Fleisches nach längerer Zeit aufhörte. Wurde einem solchen 
Tier nach Fleischfütterung, wobei reichliche Pankreassaftsekretion erfolgte, eine 
Katze gezeigt, so erlitt er einen psychischen Shock, deren Folge ein Herabgehen der 
Saftsekretion war. Dasselbe war der Fall, als dem Tier eine Hündin genähert wurde, 
die er nicht erreichen konnte, es trat dagegen nach vollzogenem Coitus wieder an- 
nähernd normale Sekretion auf. Glaessner (Wien). 

Siber, Stefan: Fall von primärer intrahepatischer Gallensteinbildung. (Durch 
Hepatotomie geheilt.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. l, Nr. 1, S. 18—19. 1914. 

Es handelt sich um Steinbildung in der Leber einer 34 Jahre alten Frau, ohne 
Beteiligung der Gallenblase oder äußeren Gallenwege. 

Die Patientin war unter Sehmerzen in der Lebergegend mit Schüttelfrösten erkrankt 
und ließ für die Palpation alsbald einen über faustgroßen Tumor rechts vom Nabel fühlen. 
Bei der Operation erwies sich der Wurmfortsatz ulcerös erkrankt. Im linken Leberlappen 
ein Absceß mit zäher eiteriger Flüssigkeit erfüllt, in dessen Tiefe 52 Steine steckten. Tamponade, 
Heilung nach 4 Wochen. Es handelte sich um mehrkantige, fazettierte Cholesterinkalksteine 
von Erbsen- bis Kirschengröße. Palpation und Besichtigung der Gallenblase ergab dort und 
an den extrahepatischen Gängen keine Veränderung. Georg B. Gruber (Straßburg i. E.). 


27? 


— 420 — 


Boss, William: Gallenblase und Magenchemismus. (Chirurg. Klin., Univ. Breslau.) 
Berliner klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 52, S. 2416—2417. 1913. 

Entgegen den Ansichten von Hohlweg und Mi ya ke (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 3, 
S. 574, Bd. 4, S. 309, Bd.7, S.259 u. 675) nnd in Übereinstimmung mit Magnus (vgl. 
dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 374) fand der Verf. an einem Material von 16 Fällen keine 
Übereinstimmung zwischen der operativen oder pathologischen Ausschaltung der Gallen- 
blase und dem Verhalten der Salzsäuresekretion des Magens. Pringsheim (Breslau |. 
~ Ortner, Norbert: Leberabsceß und Leberechinokokkus. (II. med. Univ.-Klin.. 
Wien.) Wien. med. Wochenschr. Jg. 64, Nr. 1, S. 21—27. 1914. 
-  Klinischer Vortrag über einen vor 5 Jahren zum erstenmal mit Bauchschmerzen, Diar- 
rhöen, Erbrechen erkrankten 22jährigen Mann, der alsbald ikterisch wurde. Temperatur- 
steigerung. Nach 14 Tagen Rückkehr zur Norm. Solche Attacken noch einige Male nach je 
1/, Jahr Latenz. Leber vergrößert, geht beim Abklingen der Anfälle zurück. — Der Status 
ergibt u. a. eine vordere, seitliche und rückwärtige Vorwölbung des hypochondralen Thorax. 
darüber hyperalgetische Haut. Succussio hepatis. Rotes Blutbild normal. Leukocvtos, 
Eosinophilie. Stühle hypocholisch. Retraktionserscheinungen der rechten Lunge, perihepatisches 
Reiben. Urin gallenfarbstoffhaltig. Einer der Stühle des Patienten enthielt eine Echinokokkus- 
blase. Daß dieser Stuhl viel Eiter enthielt und daß der Punkt größter Schmerzhaftiekeit der 
Leber rechts nach außen von der Gallenblase lag, läßt den Schluß zu, daß der Echinokokkus- 
absceß in das Colon transversum durchgebrochen ist. — Trotz Operation starb der Patient. 
Kolon war mit der Leber verwachsen. Der Durchbruch des Echinokokkus war aber nicht in 
das Kolon, sondern in den Ductus cysticus erfolgt. Georg B. Gruber (Straßburg i. E.). 


Pankreas. 

Fischler, F., und E. C. Cutler: Die Rolle des Pankreas bei der zentralen 
Läppchennekrose der Leber. (Med. Klin., Univ. Heidelberg.) Arch. f. exp. Pathol. 
u. Pharmakol. Bd. 75, H. 1, S. 1—9. 1913. 

Die Verff. legten bei einer Anzahl von Hunden eine Ecksche Fistel an und ligierten 
außerdem noch die Arteria hepatica propria für verschieden lange Zeit (1—1!/, Stun- 
den); außerdem wurde das Pankreas durch manuelle Quetschung bis zu schwerer 
Läsion des Organs mittels Peans lädiert. Aus den Operationsresultaten ergibt sich, 
daß nur bei jenen Tieren, bei welchen das Pankreas während der Operation lädiert 
worden war, wohlausgebildete zentrale Nekrose der Leber resultierte, während bei 
allen anderen Versuchen, bei welchen das Pankreas bei der Operation geschützt worden 
war, die Nekrose der Leber ausblieb. Glaessner (Wien). 

Möllering, J. H.: Über Cholelithiasis als Ursache der Pankreasfettnekrose. 
(Pathol.-anat. Inst., Greifswald.) Dissertation: Greifswald 1913. 408. (J. Abel.) 

8Ojährige Frau. Wegen Diaunose Pankreasnekrose laparutomiert. Hatte seit 1 Monat. 
heftige Schmerzen im ganzen Leib und starkes Erbrechen. Im Hypochondrium und der Heo- 
cöralgegend mäßig druckempfindlich. In den abhängigen Partien etwas Dämpfung. Mäßiger 
freier Erguß angenommen. Kein palpabler Tumor. Keine Peritonitis. Unmittelbar nach 
Operation viel Stuhl, trotzdem Erbrechen. Exitus. Befund: Cholelithiasis, Dilatatio ductus 
choledochi,. Pankreatitis haemorrhagica, Necrosis partialis pancreatis, Necrosis multiplex 
disseminata telae adiposae omenti, mesenterii, mesocoli. — Intra vitam hat nach der Meinung 
des Operateurs (Pels Leusden) bei der Operation sicher keine Fettnekrose bestanden. An- 
nahme, daß sich primär ein Gallenstein im Choledochus einklemmte, der durch Druck den 
Abfluß des Pankreasfermentes hinderte. Die Stauung des Pankreassaftes veranlaßte Austritt 
in das schon geschädigte Gewebe. Dadurch waren die Bedingungen zur Pankreas- und Fett- 
nekrose gegeben. Im Anschluß an diesen Fall schildert Verf. die 7_ weiteren in den letzten 
10 Jahren an obigem Institut vorgekommenen Pankreasnekrosen. Atiolowie: 3mal Trauma, 
3mal Cholelithiasis, 1] mal lay das Pankreas einem großen dureh Perforation eines Duodenal- 
geschwürs entstandenen peritonitisehen Absce an. Dadurch konnte die Wand des Pankreas 
leicht arrodiert werden und der Pankreassaft in die Umgebung austreten. Fritz Loeb.cH 

Terroine, Emile F.: Sur le röle du suc panereatique dans la digestion et i’ab- 
sorption des graisses. 1. Digestion. (Über die Rolle des Pankreassaftes bei der 
Verdauung und Resorption der Fette. 1. Verdauung.) (Ecole des hautes-etudes, 
coll. de France.) Journal de physiol. et de pathol. gén. Bd. 15, Nr. 6, S. 1125—1133. 1913. 

Zuerst wurde dieVerseifung der Fette durch Pärikrensshlk; in vitro studiert und nach- 
gesehen, ob die Schnelligkeit der Verseifung sich nach der Natur der Fettkörper ändert 


— 421 — 


bzw. welche Faktoren darauf Einfluß haben. Es ergab sich folgendes: bei gleicher Mole- 
kularkonzentration veränderten die verschiedenen Triglyceride in ungleicher Weise die 
Verseifung durch Pankreassaft in vitro. Die Labilität derselben nimmt bei den Triglyce- 
Tiden bis zum Trilaurin zu, dann ab. Triolein ist leichter zu verseifen als Tristearin. 
Die Verdauungsfähigkeit der natürlichen Fette durch Pankreassaft in vitro hängt von 
der Zusammensetzung ab; da die große Mehrzahl der Fette aus hochgesättigten Säuren 
und Triolein besteht, kann man sagen, daß die Verdauungsfähigkeit von der Menge 
des Trioleins abhängt. Die Reihenfolge der Verdaulichkeit der verschiedenen Fette 
durch Pankreassaft hängt nicht von ihrem physikalischen Zustande ab. Bei verschie- 
dener Temperatur ist die Reihenfolge die gleiche, mögen die Fette nun fest oder flüssig 
oder teils fest, teils flüssig sein. Glaessner (Wien). 

Terroine, Emile-F., et Jeanne Weill: Sur le rôle du suc pancréatique dans la 
digestion et Pabsorption des graisses. 2. Absorption. (Über die Rolle des Pan- 
kreassaftes bei der Digestion und Resorption der Fette. 2. Resorption.) 
(Ecole des hautes-études, coll. de France.) Journal de physiol. et de pathol. gén. Bd. 15, 
Nr. 6, S. 1148-1158. 1913. 

Die Resorption verschiedener Fettarten wurde am Hunde in der Weise geprüft, daß 
der Gehalt des Blutes an Fettsäuren vor und nach Einführung der Fettkörper bestimmt 
wurde, das Blut wurde durch Herzpunktion gewonnen. Nach Fettnahrung erhöht sich 
der Fettgehalt des Blutes und erreicht sein Maximum in der 6. Stunde, um dann abzu- 
sinken. Bei Vergleich der verschiedenen Fettarten in bezug auf die Schnelligkeit und 
Größe der Resorption zeigt es sich, daß die Reihenfolge der Fette bezüglich der Resorp- 
tion dieselbe ist, wie bezüglich der Digestion durch Pankreassaft in vitro. Es scheint 
also die Saponifikation der Fette ein primärer Vorgang zu sein für jene Fettarten, die 
nicht direkt in Galle löslich sind. Glaessner (Wien). 

Milz. 

Babes, V., Aurel et A. Babes: Un cas de maladie de Gaucher, avec grandes 
cellules éosinophiles. (Ein Fall von Gaucherscher Krankheit.) (Inst. de pathol. 
et de bacteriol., Bucarest.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, 
Nr. 36, S. 575—578. 1913. 

Die Verff. hatten Gelegenheit, die exstirpierte Milz eines typischen Falles von 
Gaucherscher Splenomegalie zu untersuchen. Die Patientin war 22 Jahre alt und 
in ihrer Familie war kein ähnlicher Fall bekannt. Der Blutbefund war normal, die Be- 
schwerden der Patientin bezogen sich lediglich auf unangenehme Sensationen von 
seiten der großen Milz. Dieselbe wurde von Leonte exstirpiert. Auf dem Querschnitt 
traten die Follikel etwas stärker hervor als es normalerweise der Fall ist, die Pulpa 
hieß sich abstreichen. Auf Schnitten durch die Milz sah man die bekannten großen 
Zellen, deren feinere Struktur genau beschrieben wird. In ihrem Protoplasma und zwi- 
schen ihnen fanden sich zahlreiche rotviolett gefärbte körnige Massen. Auch beherbergte 
die Milz zahlreiche eosinophile Zellen. Die Verff. diskutieren die Möglichkeit, ob die 
großen Zellen Beziehungen zu abnormen Stoffwechselvorgängen haben, weil in ihnen 
lipoide Substanzen nachweisbar sind. H. Hirschfeld (Berlin). 


Urogenital-System. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Mayerhofer, Ernst: Der Harn des Säuglings. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinder- 
heilk. Bd. 12, S. 553—619 (Berlin: Springer). 1913. 

Sorgfältige Zusammenstellung der Tatsachen in kritischer Darstellung. Der Harn 
des Säuglings spiegelt viel genauer die normalen und pathologischen Vorgänge des Stoff- 
wechsels wieder als der Harn des größeren Kindes oder des Erwachsenen. Der Grund 
hierfür liegt in der einfachen Ernährung des Säuglings. Bei der natürlichen Ernährung 
sezerniert das ideal gesunde Brustkind einen Harn, der wesentlich durch negative 
Merkmale charakterisiert (Minimalgehalt an gelösten Stoffen), die guten Resorptions- 


— 42 — 


und Retentionsverhältnisse des Säuglingsorganismus zum Ausdruck bringt. Schon ge- 
ringe Störungen der Verdauung werden auch im Harne durch einen vom Normalen 
beträchtlich abweichenden Befund gekennzeichnet. Auch äußern sich die alimentären 
Einflüsse viel stärker beim Säugling als beim größeren Kinde oder beim Erwachsenen 
im Harnbefund. Beim kranken Säugling gibt es nicht nur eine alimentäre Zuckeraus- 
scheidung, sondern auch eine alimentäre Albuminurie und eine Fermenturie, die vom 
Zustande des Magendarmkanals abhängig zu sein scheint. Ibrahim (München). 

Wodrig, Henny: Beitrag zur eitrigen Infektion der Harnwege im Kindesalter. 
(Kinderklin., Freiburg.) Dissertation: Freiburg 1913. 208. (Speyer, Kaerner.) 

In den beiden Jahren 1911 und 1912 war an der Freiburger Kinderklinik die Häu- 
figkeit der Pyelocystitis überraschend und betrug nicht weniger als 5%, der aufgenom- 
menen Fälle. Von diesen waren wieder (nur) 5% männlichen Geschlechts. An diesem 
Material konnte die Beobachtung bestätigt werden, daß nur eine ganz verschwindend 
kleine Anzahl der Kinder, selbst der älteren, Blasensymptome zeigt; die Mehrzahl 
bietet nur Symptome ganz allgemeiner Natur, die irreführend sind. Unter 40 Frei- 
burger Fällen primärer Pyelocystitis sind nur 8, bei denen einwandfrei aus der Kranken- 
geschichte hervorgeht, daß vom Harnapparat herrührende Beschwerden vorhanden 
waren. Fast parallel zu diesem Fehlen lokaler Symptome bei den eitrigen Erkrankungen 
der Harnwege im Kindesalter geht die Geringfügigkeit des pathologisch-anatomischen 
Befundes. Die auffallend geringen pathologischen Veränderungen des ableitenden 
Harnapparates stehen im Gegensatz zur Schwere des klinischen Bildes und zur Urin- 
beschaffenheit. Eine Reihe bemerkenswerter Fälle wird in den wichtigen Details ge- 
schildert. Mit den Angaben von Thiemich (Jahrb. f. Kinderheilk. 22, 1910), daß die 
eitrigen Erkrankungen der Harnwege beim Säugling und ganz besonders beim männ- 
lichen Säugling im allgemeinen eine ungünstige Prognose hätten, stimmen die Freiburger 
Erfahrungen nicht überein. Sie lassen erkennen, daß trotz schwerster Gefährdung 
eine Restitutio ad integrum nicht in dem Maße zu den Seltenheiten gehört, wie von 
anderer Seite angegeben wird. Die Sterblichkeit an Pyelocystitis resp. Cystitis betrug 
beim Freiburger Material in den genannten beiden Jahren 4—5%, und von den er- 
krankten männlichen Säuglingen ist dort überhaupt nur einer ad exitum gekommen, 
der ohnedies seiner schweren Tuberkulose erlegen wäre. Drei andere, hoffnungslos aus- 
gehende Fälle wurden durch sorgfältige Therapie und Pflege gerettet. Diese Therapie 
beschränkte sich nicht nur auf die Darreichung von möglichst viel Flüssigkeit und von 
Harnantisepticis, sondern legte einen besonderen Nachdruck auf die Hebung des All- 
gemeinzustandes durch sorgfältige und konsequente Ernährung mit Frauenmlich. 
Diese Behandlung scheint selten zu versagen, wenn sie rechtzeitig angewandt wird. 
Für die Theorie der hämatogenen Infektion der Harnwege bildet einer der 
Freiburger Fälle (männlich) ein gutes Beispiel. Es handelt sich in dem Fall um ein 
hereditär luetisches Kind mit einer eitrigen Hautinfektion, einem Pemphigus, in dessen 
Verlauf der körperliche Zustand und das Gewicht des fiebernden Kindes in bedrohlicher 
Weise abnahmen und sich Darmstörungen einstellten. Nach Abheilen des Pemphigus 
führen der erneute Fieberanstieg und der Urinbefund zur Diagnose einer inzwischen 
eingetretenen eitrigen Pyelonephritis. Es lag also ein auf hämatogenem Wege entstan- 
dener metastatischer Prozeß vor. — Nur die mikroskopische Urinuntersuchung 
kann ausschlaggebend sein. Fritz Loeb (München).* 


Spezielle Pathologie und Therapie: 


Jehle, Ludwig: Die Albuminurie. (Klinisch-experimentelle Beiträge zur Frage 
der orthostatisch-lordotischen und der nephritischen Albuminurie.) Ergebn. d. 
inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 12, S. 808—912 (Berlin: Springer). 1913. 

Zusammenfassung der Arbeiten, auf die Verf. seine Lehre von der lordot. Albumin- 
urie stützt und Mitteilung seiner neueren klinischen und experimentellen Forschungs- 
ergebnisse. Verf. betont die Identität der orthostatischen und lordotischen Albuminurie, 
deren angebliche Beziehungen zur Tuberkulose, zur Pathologie des Iymphatischen 


— 423 — 


Rachenrings und zu Blutdruckschwankungen er nicht anerkennt. Verf. deutet die 
Lordose, die er bei allen Orthostatikern fand, als eine Art Atavismus, indem das be- 
treffende Individuum nicht befähigt sei, die aufrechte Haltung des Menschen ohne 
statischen Fehler zu erwerben, vielmehr die Lordose hochentwickelter Affen und 
tiefstehender Menschenrassen annehme. Daher wird die lordotische Albuminurie 
nur sehr selten vor dem 7.—9. Jahr beobachtet, weıl das Kind erst in diesen Jahren 
die definitive Konfiguration der Wirbelsäule entwickelt. Die Lordose ist tief mulden- 
förmig, der tiefste Punkt der 12. B. W. oder 1.—2. L. W.; starke Lordose mit Abbiegen 
der unteren Lendenwirbelsäule, z. B. beim Treppabwärtsgehen erzeugt auch bei 
Orthostatikern keine Albuminurie (Abbildungen). Für die Angabe, daß bei Ortho- 
statikern häufig Lordose vermißt würde, macht Verf. Untersuchungsfehler verant- 
wortlich. Es folgen Mitteilungen über die von ihm angewandte Technik, deren Wich- 
tigkeit, wie die Bedeutung der genauen Anamnese aus den angeführten Kranken- 
geschichten und dem Kapitel über die Albuminuria provocata gesunder Kinder erhellt. — 
Als das die lordotische Eiweißausscheidung veranlassende Moment betrachtet Verf. die 
venöse Stauung. Cylindrurie kommt auch bei lord. Albuminurie vor, dabei sind oft erst die 
späteren Harnproben !/,—/,St.nach dem auslösenden Insult cylinderführend.— Stärkere 
Polyurie ist beim Wasserversuch in erster Linie bei horizontaler Lagerung, besonders 
aber bei Hochlagerung der Beine zu finden. Kommt es durch Stehen oder Knien zu 
Albuminurie und Oligurie, so ist hiermit oft relative und absolute Kochsalzretention, 
manchmal auch Cylindurie verbunden. Die funktionellen Prüfungen an normalen 
Kindern nach Kompression seitlich der Wirbelsäule oder starker artifizieller Lordose 
ergaben, daß Albuminurie (Serumalbumin und der essigsäurefällbare E.-K.), Oligurie, 
Cylindrurie und Kochsalzretention in ähnlicher Weise hervorgerufen werden können. 
Dagegen war der Einfluß gleicher mechanischer Momente auf die Eiweißausscheidung 
bei subakuter und chronischer Nephritis sehr gering, während die Erleichterung der 
Diurese wie der Kochsalzelimination speziell durch Hochlagerung in manchen Fällen 
eklatant war. Die Beobachtung relativer Polyurie Nephritischer bei Hochlagerung auch 
ohne vorhergehende H,O-Zufuhr ist durch Aufsaugen und Ausscheiden von Ödem- 
flüssigkeit zu erklären. — Verf. berichtet weiter von experimentellen Untersuchungen 
über die Funktion der Nierenkapsel. Die durch die Kapsel ausgeübte Kompression 
der Niere ist geeignet, ev. venöse Stauungen zu parallelisieren. Ist die Kapsel mangel- 
haft entwickelt, so wird die lordotische Zirkulationsstörung begünstigt. Auch ent- 
zündliche bzw. narbige Kapselveränderungen bei Nephritis bzw. nach Dekapsulation 
bedeuten einen Funktionsausfall. — Die Prognose der lordotisch-orthostat. Albuminurie 
ist günstig, doch werden bei längerer Dauer vielleicht sekundäre Veränderungen er- 
zeugt; so berichtet Verf. über 2 Fälle, die in chronische Nephritis übergingen. Beide 
Fälle waren von Anfang an schwer, d.h. sie zeigten eine konstante Tagesalbuminurie. 
Leicht nennt Verf. die Fälle, bei denen eiweißfreie und eiweißhaltige Harnportionen 
untertags wechseln. Wichtig ist, ganz passagere orthotische Albuminurien asthenischer 
Rekonvaleszenten, z. B. nach Scharlach nicht für nephritisch zu halten. Therapeu- 
tisch empfiehlt Verf. die Übung der langen Rücken- und Bauchmuskeln, wie Kor- 
rekturübungen zur Beseitigung der patholog. Haltung; hierbei dient ev. ein Mieder. 
Dieses ist auch anzuwenden, wenn die Diagnose gesichert, Angehörige beruhigt wer- 
den müssen. Verf. erwähnt noch Fälle, die eine Kombination oder einen Übergang 
zu chronischer Nephritis darstellen. Er empfiehlt ferner zur Therapie der Nephritis 
2—3 mal täglich einstündige „Hochlagerung‘“‘, die die Wasserausscheidung, manchmal 
auch die Elimination harnfähiger Stoffe anregen, die Albuminurie für längere Zeit 
vermindern könne. A. Heineke (Badenweiler). 
Tach, J.: A propos de deux observations de néphrite précoce chez des syphilitiques. 
(Zwei Fälle von Früh - Nephritis bei Syphilitikern.) These de Bordeaux 1913. 
Die syphilitische Nephritis kann sehr frühzeitig auftreten, noch vor der Roseola. 
Die Prognose ist ernst. Nur die Therapie kann die Diagnose sichern. Fritz Loeb. 


— 424 — 


Goldscheider: Unfälle und Nierenerkrankungen. Berl. klin. Wocheuschr. Jg. bl, 
Nr. 1, S. 1—7. 1914. 

Vortrag, gehalten im Reichsversicherungsamt. Bei den schnell tödlichen Ver- 
letzungen, sowie bei den mit einer Narbe ausheilenden Verletzungen der Niere und 
sekundären Infektionen — eitrige Nephritis, Pyonephrose, Nierenabsceß, peri- oder 
paranephritischer AbsceB — entstehen kaum gutachtliche. Schwierigkeiten. Anders 
verhält es sich mit den akuten und chronischen Nierenentzündungen im Anschluß an 
einen Unfall. Die Möglichkeit des Vorkommens einer akuten Nephritis traumatica 
als einer der akuten Nierenentzündung aus inneren Ursachen analogen Erkrankung 
kann nicht bestritten werden. Auffällig ist bei der Häufigkeit der Nierenkontusionen 
die Seltenheit’solcher Zustände, das Reichsversicherungsamt hat den Zusammenhang 
einer chronischen Nephritis mit Trauma bisher nur einmal anerkannt. Mitteilung einer 
vom Verf. für das Reichsversicherungsamt begutachteten Unfallsache, bei welcher das 
Bestehen einer traumatischen Nephritis höchst wahrscheinlich ist. — Sichere Fälle von 
traumatischer Nierentuberkulose sind nicht bekannt, das Vorkommnis wird von den 
Autoren als sehr unwahrscheinlich bezeichnet. Eines der wichtigsten Kapitel aus dem 
Gebiete der traumatischen Nierenerkrankungen ist die Frage nach dem Zusammen- 
hang eines Traumas mit Lageveränderungen der Niere. Prinzipiell muB anerkannt 
werden, daß eine Dislokation und Beweglichkeit der Niere aus einem Unfall hervor- 
gehen kann, in der Literatur existieren hierüber mehrere Fälle. Soll ein Unfall für die 
Entstehung oder Verschlimmerung einer Wanderniere verantwortlich gemacht werden, 
so wird man verlangen müssen, daß beim Unfall sich sofort Schmerzen in der Nieren- 
gegend einstellen und von da ab Beschwerden bestehen. Man ist dabei fast ausschließlich 
auf die Angaben des angeblich Verletzten angewiesen (Thiem). Zum Schluß werden 
noch kurz die Beziehungen des Nierentraumas zur Entstehung von Nierensteinen, Hydro- 
nephrosen, Pseudohydronephrosen und bösartigen Neubildungen behandelt. Harms. 


Alessandri, Roberto: Può aversi la guarigione della tubercolosi renale con 
mantenimento della funzione. (Ist die Nierentuberkulose mit Erhaltung 
der Funktion des Organes heilbar?) (Istit. di patol. spec. chirurg., univ., Roma.) 
Fol. urol. Bd. 8, Nr. 5, S. 288—306. 1913. 

Verf. berichtet über 2 Fälle: 1. 34jähriger Pat. Sommer 1903 Schmerzen im Epigastrium. 
1904 Hämaturie, Pollakurie. September 1905 Fieber, Nachtschweiße, Pyurie. Am 15. 11. 1905 
Aufnahme in die Klinik. Die linke Niere nicht palpabel, von der rechten ist der untere Pol 
fühlbar, glatt, nicht schmerzhaft. Harnbefund: Menge 900—1500, spez. Gewicht 1018, Ei- 
weiß 0,75°/%, Harnstoff 10°/%, Eiter, kein Blut, keine Zylinder, keine Tuberkelbacillen, Kokken 
und Stäbchen massenhaft. Tierversuch nicht gelungen (die Tiere gingen zu frühzeitig ein). 
Mit dem Harnseparator: rechts Harn normal, links mit den oben angegebenen Veränderungen. 
Am 6. 12. 1905 Nephrotomie der linken Niere; die Niere vergrößert, das Nierenbecken (nach 
Spaltung) voll Eiter, im Nierenparenchym kleine (durch Punktion nachweisbare) Abscesse. 
Drainage. Keine Besserung. März 1906 ergibt die Cystoskopie, daß auch aus der Mündung 
des rechten Ureters sich eitriger Harn entleert. Nephrotomie rechts: Die rechte Niere er- 
weist sich schwer tuberkulös, in einen pyonephrotischen Sack umgewandelt. Mit Rücksicht 
auf den Zustand der linken Niere wird die rechte Niere nicht entfernt; Einleitung einer hy- 
gienisch-diätetischen und Jodkur. Besserung des Zustandes; der Harnbefund der linken 
Niere bessert sich langsam bis zur völlig normalen Beschaffenheit; mit Rücksicht auf eine 
bestehende Fistel (aus der sich Harn und Eiter entleert) der rechten Niere, wird diese — 
nach festgestellter normalen Tätigkeit der linken Niere — exstirpiert. Seitdem (7 Jahre) 
völliges Wohlbefinden des Pat. Verf. läßt die Frage offen, ob der pathologische Prozeß der 
linken Niere tuberkulöser Natur war, oder ob es sich um eine — gewöhnlich nach Nephro- 
tomie ausheilende — Pyelonephritis handelte, hebt jeduch die Tatsache hervor, daß die früber 
krank gewesene linke Niere vollkommen ausheilte und sich als völlig funktionsfähig bis zum 
heutigen Tage (also 7 Jahre lang) erwies. — Der 2. Fall (45jährige Frau) wurde im November 
1907 wegen Blasentuberkulose operiert (Exstirpation der linken Hälfte des Trigonum mit 
Einpflanzung des Ureters in die Blasenwand). Heilung von 5jähriger Dauer. Im September 
1912 Wiederaufnahme in die Klinik wegen Auftreten von Schmerzen im linken Hypochondrium. 
Der untere Pol der linken Niere palpabel, auf Druck schmerzhaft. Im Harn spärliche Leuko- 
eyten, keine Tuberkelbacillen. Nephrektomie der linken Niere. Die oberen zwei Drittel von 
normalem Ausschen (außer einer bohnengroßen Cyste mit hellem flüssigem Inhalte an der 
Grenze zwischen oberem und mittlerem Drittel), das untere Drittel ist umgewandelt in einen 


— 425 — 


Sack mit eingedicktem caseösem Inhalte; dieses ganze kranke untere Drittel der Niere ist 
vollkommen eingeschlossen und abgegrenzt von dem gesunden Nierengewebe durch eine 
fibröse bindegewebige Kapsel; es besteht keine Verbindung weder mit dem Nierenbecken, 
noch mit dem Ureter. Poda (Lausanne). 
Bornemann, W.: Die sogenannten Bakteriensteine im Nierenbecken. (Städt. 
Krankenh., Stettin.) Frankfurt. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 14, H. 3, S. 458—469. 1913. 
Der Arbeit liegt folgende Beobachtung zugrunde: Bei einem 7 Jahre alten, unter 
Erscheinungen von Nephrolithiasis verstorbenen Kinde finden sich am Übergang von 
Nierenbecken in Ureter beiderseits eingeklemmte Uratsteine, beide Nierenbecken stark 
erweitert und gefüllt mit zahlreichen weichen geschichteten kugelartigen Gebilden; 
doppelseitige eitrige Nephritis. Die mikroskopische Untersuchung der weichen Kugeln 
ergibt eine lamelläre Schichtung, keine deutliche Fibrinfärbung, dagegen in der Haupt- 
sache gramnegative Stäbchen, die als Kolibakterien mit Wahrscheinlichkeit angespro- 
chen werden. Verf. ist der Ansicht, daß die weichen Nierenkonkremente seines Falles, 
die mit den als Bakteriensteine in der Literatur beschriebenen Gebilden übereinstim- 
men, trotz des negativen Ausfalles der Fibrinreaktion in der Hauptsache auf der Grund- 
lage von Fibrinausscheidungen entstanden sind, da das Fibrin im Urin seine Färbbar- 
keit einbüßt und auch sekundär zum Teil von den Kolibacillen aufgelöst werden kann. 
Die lamelläre Schichtung und das gute Zusammenhalten der ‚„Bakteriensteine‘‘ wäre 
sonst nicht verständlich. Oskar Meyer (Stettin). 


Bynen, A.: Nierenbeckenkatarrh. Nederl. tijdschr. v. geneesk. Bd. 58, B. 1, H. 3, 
S. 152—166. 1914. (Holländisch.) 

Der Verf. behandelt die Pyelocystitis mit Einspritzungen von Kollargol, zuerst 
mit einer 5proz., jetzt mit einer 7 proz. Lösung. Unter 16 nach dieser Methode be- 
handelten Fällen werden 14 Heilungen verzeichnet; 8im vorigen Jahr behandelte Fälle 
sind sämtlich dauernd geheilt. Von den 2 nicht geheilten Fällen ist einer beschwerdefrei, 
doch sind in diesem Fall wahrscheinlich Nierensteine vorhanden, weil die Patientin 
früher Konkremente mit dem Harn entfernt hat. Der Verf. verfährt so, daß wenn 
der Harn Leukocyten enthält und Tuberkulose auszuschließen ist, in den Ureter, oder 
wenn nötig in beide, die Kollargollösung unter mäßigem Druck eingespritzt wird; 
oft ist eine Einspritzung ausreichend, um den Harn leukocytenfrei zu machen; es 
werden aber mehrere Einspritzungen gemacht. Nur wenn von Anfang an der Verdacht 
auf Nierensteine vorliegt, wird eine Röntgenaufnahme gemacht, sonst hat dieses erst 
statt, wenn durch die Behandlung keine Heilung zustande kommt. Nur in einem der 
geheilten Fälle trat nachher ein Rezidiv auf, doch waren, wie sich bei der Nephrotomie 
ergab, in der Niere Eiterherde vorhanden. Die Behandlung ist schmerzlos, wenn unter 
nicht zu hohem Druck eingespritzt wird. de Jager (Leeuwarden). 


Jacobs, Carl: Über Granularatrophie der Nieren im Kindesalter. (Städt. Krankenh., 
Altona a. E.) Berliner klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 52, S. 2418—2421. 1913. 

Zwei Sektionsbefunde mit histologischer Untersuchung (7- und 9jähriges Kind). 
Verf. faßt seine Fälle als echte Schrumpfnieren (Granularatrophien) auf. Für diese 
Fälle setzt er eine kongenitale Anlage, eine mangelhafte Keimanlage voraus. Wo eine 
solche fehlt, kommt es im Anschluß an vorangegangene Schädigungen des Nierengewe- 
bes oder überstandene Nephritiden nur zu Schrumpfungsprozessen an den Nieren, nicht 
aber zu Granularatrophie. Auch bei der Lebercirrhose spielt, wie Verf. meint, 
derartige angeborene Schwäche einzelner Gewebsarten eine Rolle. Ibrahim. 


Blut und blutbildende Organe. 
Allgemeine Morphologie, Physiologie, Methodik: 


= Ferrata, A., e Negreiros Rinaldi: Sulle cellule linfoidi a tipo proeritroblastico 
e promegaloblastico nell’embrione, nell’animale adulto, in condizioni normali e 
patologiche.(Über dielymphoidenZellen vom TypusdesProerythroblasten 
und Promegaloblasten beim Embryo, erwachsenen Tier und unter nor- 


— 426 — 


malen und pathologischen Verhältnissen.) (Istit. di patol. med., univ., Napoli.) 
Tommasi Jg. 8, Nr. 26, S. 549—555. 1913. 

An den lymphoiden Zellen und den Zellen der roten Blutkörperchen unterscheiden 
Verff. zwei Haupttypen: den erythroblastischen und den megaloblastischen. Aus dem 
ersteren gehen die Erythrocyten, aus dem letzteren die primitiven, transitorischen 
embryonalen roten Blutkörperchen hervor. Beide Typen finden sich in ihren verschie- 
denen Formen bei allen anämischen Zuständen, wobei aber der erythroblastische in 
Fällen sekundärer Anämie, der megaloblastische bei perniziöser Anämie überwiegt. 
Zum erythroblastischen Typus zählen die Autoren den Proerythroblasten und den 
basophilen Erythroblast; ersterer ist charakterisiert durch einen eigentümlich rissigen 
Kern mit Kernkörperchen und spärlichem intensiv basophilem Protoplasma. Der baso- 
phile Erythroblast besitzt keine Nucleolen mehr und zeigt noch deutlicher eine herd- 
förmige und radiäre Anordnung des Chromatins; er ist von verschiedener Größe, be- 
wahrt aber immer den Charakter einer lymphoiden Zelle, indem er nicht die Spur von 
Hämoglobin aufweist. In analoger Weise gehören dem megaloblastischen Typus Pro- 
megaloblasten und basophile Megaloblasten an. Jene sind größer und protoplasma- 
reicher, aber nicht so ausgesprochen basophil wie die Proerythroblasten; auch ihr Kern 
enthält Nucleolen, doch erscheint er heller und fehlt ihm die eigentümliche Chromatin- 
verteilung. Der basophile Megaloblast besitzt keine Nucleolen mehr und wird heran- 
reifend polychromatophil, ohne hierbei an Volumen einzubüßen. Bei schweren Anämien 
können Proerythro- und Promegaloblast den Türkschen Typus annehmen. Endlich 
sehen Verff. in der Makrocytose und Hyperchromatose bei perniziöser Anämie den Aus- 
druck eines embryonalen Zustandes der hämopoietischen Gewebe. Joannovics (Wien). 

Küster, Hermann: Die Pathologie der Blutgerinnung und ihre klinische Bedeutung. 
Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 12, S. 666—732 (Berlin: Springer). 1913. 

Im ersten Teile seiner Arbeit gibt Verf. ein kurzes Übersichtsreferat über unsere 
derzeitigen Kenntnisse des Vorgangs der Blutgerinnung sowie die klinisch gebräuchlichen 
Methoden der Bestimmung der Gerinnungszeit, der Fibrin-, der Fibrinogenmenge usw. 
Im zweiten Teil sind die wichtigsten Ergebnisse der bisherigen Untersuchungen kri- 
tisch zusammengestellt. Schon unter physiologischen Umständen zeigt der Wert der 
Gerinnungszeit deutliche Schwankungen, indem er z. B. beim weiblichen Geschlecht 
geringer ist als beim männlichen. In der Schwangerschaft, besonders gegen deren Ende 
besteht eine, allerdings nicht konstante, jedoch häufige Erhöhung des Fibrinogen- 
wertes, die Blutgerinnungszeit zeigt dabei aber keine Veränderungen gegenüber der 
Norm. Von den Infektionskrankheiten zeichnen sich vor allem Pneumonie, ferner 
auch Erysipel, Scharlach und Peritonitis aus durch Vermehrung des Fibringehaltes des 
Blutes, normale Werte haben Typhus, Malaria, Sepsis usw. Im weiteren wird über die 
Literatur der Blutgerinnungsbestimmungen bei Hämophilie, Thyreotoxikosen und 
Lebererkrankungen, speziell Cholämie referiert. Was die Beziehungen zwischen 
Gerinnungszeit in vitro und Thrombose anbetrifft, so zeigt sich, daß bis jetzt der Nach- 
weis einer vermehrten Gerinnungsfähigkeit als Grundlage der Thrombose nicht ge- 
liefert worden ist; es ist deshalb auch völlig unberechtigt, in solchen Fällen von Thrombo- 
philie im Sinne Mendels zu sprechen. Bei Eklampsie ist die Gerinnungszeit meist 
verkürzt, dagegen ist dabei keine Änderung des Fibrinogenwertes vorhanden. Im 
ganzen ist der Nutzen all dieser Untersuchungen bis jetzt für die Pathologie ein äußerst 
geringer und ebenso verhält es sich auch in bezug auf die Therapie, vor allem wohl 
deshalb, weil der Zusammenhang zwischen Gerinnung einerseits, Blutstillung und Throm- 
bose andererseits längst nicht ein so enger ist, wie meist angenommen wurde. Roth. 

Rothmann, M.: Ist das Poiseuillesche Gesetz für Suspensionen gültig? (Physio’. 
Inst., Univ. Breslau.) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 155, H.6/7, S. 318—348. 1914. 

Mit Hilfe einer sehr komplizierten, selbstregistrierenden Versuchsanordnung, für 
welche auf das Original verwiesen werden muß, untersuchte Verf. die Gültigkeit des 
Poiseuilleschen Gesetzes für Blut, das in feinen Glascapillaren fließt. Es zeigte sıch, 


| WE VE 


NEE, 0 Br D a © —am Te 


Em e Ao Ba — D t 


— 0 Ge O y a e se | D D a 


= u — m E a a a 


= DT 


daß dieses Gesetz für Suspensionen nicht gültig sein kann. Die Strömungsgeschwindig- 
keit des Blutes in einer Capillare ist vielmehr eine komplizierte Funktion des Druckes, 
des Quotienten aus Körperchengröße und Capillardurchmesser, der relativen Zahl der 
suspendierten Körperchen und vielleicht noch anderer Faktoren. Jedenfalls hat das 
Poiseuillesche Gesetz für die Strömung des Blutes im natürlichen Gefäßsystem keine 
Geltung. Zum Schluß formuliert Verf. die Bedingungen, die auf Grund seiner Versuche 
von einem brauchbaren Viscosimeter erfüllt sein müssen und denen am besten der Hess- 
sche Apparat entspricht. Roth (Zürich). 


Pathologie und Therapie. 
Eigentliche Blutkrankheiten: 


Stern, Heinrich: Periodical soreness of the tongue and gums. An early symptom 
of pernicious anemia. (Periodisches Brennen an der Zunge und am Gaumen, 
ein Frühsymptom der perniziösen Anämie.) Arch. of diagn. Bd. 6, Nr. 4, 
S. 326—329. 1913. 

Das zuerst von Schau mann beschriebene Frühsymptom der perniziösen Anämie 
wurde an drei Patienten beobachtet. Im ersten Fall war zur Zeit des Auftretens der 
Symptome an Zunge und Gaumen die Anämie bereits ausgeprägt. Exitus nach 4 Mo- 
naten. Anatomisch fand sich eine diffuse Rötung der vorderen und seitlichen Teile 
der Zunge und des Gaumens mit Ecchymosen. In einem zweiten Falle bot die Zunge ein 
Bild, ähnlich dem einer Glossitis disseccans mit Fissuren und Zahneindrücken. Im 
3. Falle war die Zunge geschwollen und das Epithel derselben desquamiert. Die Ursache 
für dieses Symptom, ebenso der kausale Zusammenhang zwischen Symptom und Krank- 
heit sind derzeit unbekannt. Herz (Wien). 

Lortat-Jacob et Gassier: Anémie pernicieuse et néphrite seléreuse. (Perni- 
ziöse Anämie und Schrumpfniere.) Bull. et mem. de la soc. med. des höp. de 
Paris Jg. 29, Nr. 39, S. 950—955. 1914. 

Die Autoren beschreiben den Fall eines 71jährigen Mannes, der die Zeichen einer 
schweren Anämie (Hb 16%) neben denjenigen einer Schrumpfniere bot. Der Blut- 
befund deckt sich in den meisten Punkten mit dem der perniziösen Anämie, nur fällt 
die hohe Anzahl mittelgroßer und großer Mononucleärer (43,6%, und 4,4%) gegenüber 
den Lymphocyten (13%) auf. Die Erythrocytenresistenz war erhöht. Der Kranke ging 
unter den Zeichen eines Lungenödems zugrunde. Autoptisch fand sich neben der 
Schrumpfniere eine Milzsklerose und eine Zellarmut des Knochenmarks. Gestörte 
Nierentätigkeit und mangelnde Reparationsfähigkeit der blutbildenden Organe werden 
für das Zustandekommen der Anämie verantwortlich gemacht. Werner Schultz. 


Laignel-Lavastine, M., et P. Pruvost: Un cas de leucémie embryonnaire subaiguë. 
(Ein Fall von subakuter embryonaler Leukämie.) Journal de méd. dẹ. Paris 
Jg. 34, Nr. 1, S. 7—10. 1914. 

Es wird ein Fall von Myeloblastenleukämie beschrieben; die ersten Krankheits- 
erscheinungen traten drei Monate vor dem Tode auf. Eins der ersten objektiven Sym- 
ptome war ein sehr großer Milztumor. Deshalb nehmen die Verff. an, daß sich die Myelo- 
blastenleukämie hier höchstwahrscheinlich aus einer latent gebliebenen gewöhnlichen 
myeloiden Leukämie entwickelt hat. Gegen Ende des Lebens konnten aus dem Blute 
Staphylokokken gezüchtet werden, doch glauben die Autoren, daß nur eine Sekundär- 
infektion vorgelegen hat. Eine Benzolbehandlung, bis zu 3 g pro die, wurde nicht lange 
vertragen, da heftige Leibschmerzen auftraten, und schien auch keinen Einfluß auf 
das Blutbild zu haben. H. Hirschfeld (Berlin). 

Wirth, Walter: Zur Benzolbehandlung der Leukämie. (Med. Klin., Gießen.) 
Dissertation: Gießen. 

Der Arbeit liegen 3 Fälle zugrunde, die im Alter von 34 &. 50 J' und 15 f' Jahren standen. 
Der Mitteilung derselben wird ein Bericht über die bisher in der Literatur beschriebenen Fälle 
vorausgeschickt. Im ersten Fall des Verf. war der Verlauf genau so wie bei den bisherigen 
mit Erfolg behandelten Fällen. Die Leukocytenzahl fiel innerhalb 37 Tagen, in denen 


u. ADB: ui 


140 g Benzol gegeben wurden, bis auf 5300 von 51 600. Die Milz hatte sich deutlich zurück- 
gebildet; die Temperatur war ganz normal und das Allgemeinbefinden sehr gut: geworden. 
Das Benzol wirkte jedoch nach dem Aussetzen noch dermaßen nach, daß innerhalb von 39 Tagen 
die Leukocyten, allerdings ganz langsam, bis auf 200 fielen. — In den beiden letzten Fällen 
handelte es sich um schwere Leukämien, von denen sich der letzte auch nicht nach vorher- 
gehenden Röntgenbestrahlungen durch Benzol beeinflussen ließ in bezug auf die hämato- 
poetischen Organe und die zirkulierenden Leukocyten. Es waren in dem letzten Falle in 115 Ta- 
gen 392g Benzol gegeben worden. Trotzdem also ziemlich große Mengen im Organismus 
kreisen mußten, verhielten sich die beiden letzten Fälle völlig refraktär, während in dem 
ersten Falle eine verhältnismäßig geringe Menge schon deletäre Wirkungen entfaltete. — 
Immerhin ist dem Benzol eine hervorragende Stellung in der Behandlung der Leukämie zu- 
zuschreiben. Auf jeden Fall ist es bei Versagen der Bestrahlungstherapie zur Anwendung 
zu bringen. Fritz Loeb (München). 

de Elizabalde, P. E. und J. Liambias, Multiple Myelome bei einem 5 jährigen 
Knaben. (Hosp. de clinicas; clin. pediatr., Buenos Aires.) Rev. de la soc. méd. argent. 
Bd. 21, Nr. 122, S. 744—758. 1913. (Spanisch.) 

Die Affektion ist im Kindesalter sehr selten. Klinisch stand im Vordergrund 
eine schlaffe Lähmung der Beine, bedingt durch einen Wirbelsäulentumor; später 
trat noch Exophthalmus hinzu infolge einer Geschwulst des Os frontale. Im Blut be- 
stand eine relative und absolute Lymphocytose. Wassermann positiv; über den Harn- 
befund ist nichts notiert. Bei der Autopsie egab sich eine Metastase in der rechteu 
Nebenniere. Die Tumoren werden histologisch genau beschrieben. M. Kaufmann. 

Baur, Emil: Ein Fall von Polyglobulie mit seltenem Augenhintergrundbefund. 
Dissertation: Bonn 1913. 26 S. (E. Eisele.) 

Die Gefäße des Augenhintergrundes sind stark erweitert und treten plastischer hervor. 
Die Farbe des Fundus ist dunkelrot. Die Venen sind stark geschlängelt und weisen an vielen 
Stellen regellos Ausbuchtungen auf. Später änderte sich das Bild in merkwürdiger Weis, 
indem die ausgebuchteten Stellen von einem Exsudat eingehüllt waren, so daß bei oberfläch- 
licher Betrachtung die Venen auf größere und kleine Strecken unterbrochen erschienen. Der 
Befund an der Papille, die normal begrenzt war, änderte sich nicht. Fritz Loeb (München). 

Scheiner, Joseph: Über Polycythaemia hypertonica megalospleniea. (Med. 
Klin., Gießen.) Dissertation: Gießen 1913. 30 S. (Berlin, W. Siebenmark.) 

Verf. teilt die seit der Publikation Senators (Berlin 1911) bekannt gewordenen Fälle 
von Polycythämie und Plethora vera mit und führt dann die Krankengeschichte eines neuen 
Falles an, bei dem besonders die Veränderung des Krankheitsbildes auffällt. Als der Patient 
zum erstenmal die Klinik aufsuchte, mußte die Krankheit wegen der Polycythämie und des 
erhöhten Blutdruckes als P. hypertonica (Geisböck) gedeutet werden. Aber schon nach einigen 
Monaten, als Patient das zweitemal in der Klinik lag, machte sich der Milztumor bemerklich 
und blieb nach vorübergehendem Verschwinden bestehen. Demnach ist dieser Fall als eine 
Mischform anzusehen. Was die Therapie betrifft, so haben Aderlässe einen gewissen vorüber- 
gehenden Erfolg gehabt. Daß die wiederholten Aderlässe eine Anregung auf die blutbildenden 
Elemente ausgeübt haben, ist in diesem Falle nicht zu konstatieren. Obgleich Vasvtonin in 
ziemlich beträchtlichen Dosen (0,06) dargereicht wurde, war keine Wirkung zu konstatieren. 


Symptomatische Blutveränderungen: une, Loch (Atine Ren; 


Wallich, V., et P. Abrami: Des modifications du sang dans les anémies par 
hémorragies obstétricales. Indications pronostiques. (Blutveränderungen bei 
Blutungsanämien nach der Geburt und ihre Prognose.) Arch. des malad. 
du cœur, des vaiss. et du sang Jg. 6, Nr. 12, S. 777—791. 1913. 

Die Verfasser haben sich bemüht, aus dem Verhalten des Pulses, des Blutdruckes 
und der cytologischen Zusammensetzung des Blutes einen Maßstab für die Prognose 
der Anämien zu gewinnen, die sich nach schweren Blutungen bei der Geburt ent- 
wickeln. Sie haben eine Reihe klinischer Beobachtungen nach dieser Richtung hin 
durchgeführt und außerdem in Tierversuchen die Regenerationsvorgänge nach experi- 
mentellen Blutungen studiert. Weder auf Grund des Verhaltens des Pulses noch 
des Blutdruckes läßt sich ein Rückschluß auf den Typus der Blutregeneration ziehen. 
Auch bloße Zählungen und Hämoglobinbestimmungen liefern keine genügenden An- 
haltspunkte. Wohl aber gestattet eine eingehende cytologische Untersuchung prognosti- 
sche Voraussagen. Sie unterscheiden 3 Grade der Blutveränderungen. Auf eine nor- 
male Regeneration kann man schließen, wenn man nur Anisocytose, Polychromato- 


— 429 — 


philie und granulierte Erythrocyten findet. Poikilocytose deutet bereits auf eine 
schwerere Schädigung hin, während die Anwesenheit kernhaltiger roter den stärksten 
Grad der Inanspruchnahme der Regenerationsfähigkeit der Blutbildungsorgane be- 
deutet. H. Hirschfeld (Berlin). 

Schmidt, P.: Über die Bedeutung der Blutuntersuchung für die Diagnose der 
Bleivergiftung. (Hyg. Inst., Uniw. Leipzig.) Zentralbl. f. Gewerbehyg. Jg. 2, H. 1, 
S. 8—11. 1914. 

Untersucht wurden 546 Bleiarbeiter und 110 Personen, die nichts mit einer beruf- 
lichen Beschäftigung mit Blei zu tun hatten. Die Auszählung der basophil gekörnten 
Erythrocyten geschah auf 1 Million rote Blutkörperchen in der Art, daß 200 Gesichts- 
felder ausgezählt und auf 1 Million umgerechnet wurden. Es zeigte sich, daß erst von 
100 gekörnten Erythrocyten pro Million an dem Symptom eine größere Zuverlässigkeit 
zukommt. Bei 30 Patienten mit deutlichem Bleisaum waren stets mehr wie 100 
punktierte Rote pro Million zu finden, in den untersuchten gesunden Kontrollen 
dagegen nur in 2%. In vielen Fällen kann der Blutbefund auch bei völlig fehlenden 
subjektiven Symptomen als Frühsymptom wertvoll werden. Schlecht (Kiel). 

Arnone, Gioachino: Le alterazioni degli elementi figurati del sangue (e degli 
organi ematopoietici) nelle infezioni febbrili. Ricerche cliniche e sperimentali. 
9. Nelle infezioni da protozoi. (Über die Veränderungen der Blutzellen und 
der blutbildenden Organe bei den Fieberinfektionen. Klinische und 
experimentelle Untersuchungen. 9. Beiden Protozoeninfektionen.) (Istit. 
di clin. med. gen., univ., Palermo.) Ann. di clin. med. Jg. 4, Nr. 3, 8. 397—418. 1913. 

a) Treponema pallidum Schaudinn: Hypoglobulie, als Folge einer vermehr- 
ten Zerstörung der roten Blutkörperchen, hervorgerufen von dem Treponema und dessen 
giftigen Produkten. Leukocytose, infolge einer gesteigerten Reizung der blutbildenden 
Organe. Seltener Leukopenie, diese besonders bei den mit Fieber verlaufenden Formen. 
b) Leishmaniosis: Hypoglobulie und Leukopenie, beide hervorgerufen von einer ge- 
steigerten Zerstörung der roten bzw. weißen Blutkörperchen unter der Einwirkung der 
Leishmaniaparasiten und deren Gifte. Degenerationserscheinungen in den blutbildenden 
Organen. c) Trypanosomiasis (Gambiense und Castellani): Gewöhnlich Hypo- 
globulıe, seltener leichte Hyperglobulie; manchmal Leukocytose, manchmal Leukopenie. 
Gesteigerte Tätigkeit der blutbildenden Organe. Poda (Lausanne). 

Miracapillo, Gennaro: Il sangue negli stati anafilattici. Ricerche sperimentali. 
(Experimentelle Untersuchungen über das Blut bei der Anaphylaxie.) 
(II. istst. ds patol. spec. med. dimostr., univ., Napoli.) Gazz. internaz. di med.-chirurg.- 
ig. Jg. 1913, Nr. 51, S. 1203—1209. 1913. 

Verf. erzeugte bei Meerschweinchen durch Anwendung von Hühnereiweiß, Ham- 
mel-, Pferde- und sensibilisierttem Meerschweinchenserum anaphylaktischen Shock 
leichten Grades und untersuchte dann das Zahlenverhältnis der Blutkörperchen. 
Die Zahl der roten Blutkörperchen blieb unbeeinflußt. Die weißen fanden sich kurz 
vor und besonders während des Shocks auf das doppelte und mehr vermehrt. Die 
Vermehrung betraf hauptsächlich die polynucleären neutrophilen. Auch eine Eosino- 
philie wurde beobachtet. Die Veränderung des Blutbildes war einige Tage nach dem 
Shock wieder verschwunden. Die Leukocytose wird durch chemotaktische Wirkung 
des Anaphylaxiegiftes hervorgerufen. Die Leukopenie, die einige Autoren beobachtet 
hatten, betraf Fälle schwerer Anaphylaxie, bei der man eine Erschöpfung der blut- 
bildenden Organe annehmen muß. Baldes (Frankfurt). 


Herz: Zirkulationsapparat. 


Horn, Paul: Über Herzstörungen nach Unfall. (Sem. f. soz. Med., Univ. Bonn.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 2, S. 68—73. 1914. 

Herzstörungen nach Unfall entstehen entweder durch psychische oder mechanische 
Einwirkung. Erstgenannte können entweder primär in unmittelbarem Anschluß an den 


— 430 — 


Unfall oder sekundär im Krankheitsverlauf eintreten. Die primären Störungen äußern 
sich in der Regel durch subjektive Beschwerden und sind meist mit Anomalien der 
Gefäßinnervation verbunden. Die sekundären Herzstörungen funktioneller Natur sind 
in vielen Fällen auf die durch Rentenkämpfe usw. bedingten Aufregungen zurückzu- 
führen, in seltenen Fällen können sich auch Veränderungen arteriosklerotischer Natur 
im Verlaufe der Rentenkampfneurose ausbilden, ebenso nach Kopftraumen; jedoch ist 
zur Anerkennung als Unfallsfolge der Ausschluß sonstiger ätiologischer Momente zu 
fordern. Die Heilungsaussichten der traumatischen Herzneurose sind günstig, falls der 
Entschädigungsanspruch durch eine einmalige Abfindung definitiv erledigt wird, beim 
Rentenverfahren dauert das Abklingen der funktionellen Störungen bedeutend länger 
oder bleibt ganz aus. — Herzstörungen nach mechanischer Einwirkung sind entweder 
bleibend funktioneller, vorübergehend funktioneller und dann organischer oder sofort 
organischer Natur, letzteres bei schwereren Läsionen des Herzens. Bisweilen tragen 
organische, traumatische Schädigungen des Herzens zunächst einen rein funktionellen 
Charakter und führen dann mehr oder minder schnell zu erheblichen Veränderungen 
des Herzens (eine Krankengeschichte). Zu betonen ist, daß relativ geringfügige Traumen 
zu Läsionen des Herzens führen können. Für die Begutachtung ist möglichste Klar- 
stellung der Anamnese von Wert, wichtig vor allem das Vorhandensein von Brücken- 
symptomen zwischen Unfall und organischem Herzleiden, sowie der Nachweis der 
verminderten Leistungsfähigkeit. Zabel (Danzig). 


Hoffmann, Aug.: Über künstliche Auslösung von Arhythmien am gesunden 
menschlichen Herzen. Med. Klinik Jg. 9, Nr. 49, S. 2025—2028. 1913. 

Hoffmann gelang es, bei herzgesunden Menschen, bei denen das Herz zum Teil 
frei lag (Pyothorax, Rippenresektion), auf elektrischem Wege (galvanischer Strom 
20 MA.) und mechanisch Extrasystolen auszulösen. Er weist besonders darauf hin, daß 
diese Extrasystolen stets dieselbe Form im Elektrokardiogramm zeigten, daß nach dem 
Elektrokardiogramm der Ausgangspunkt im linken Ventrikel an ganz bestimmter Stelle 
gelegen sein muß. Die nach rasch aufeinanderfolgenden mechanischen Reizen auftreten- 
den Kammertachyrhythmien sprechen nach H. für einen innigen Zusammenhang 
zwischen Extrasystole und Tachykardie. Daß eine bestimmte Stelle im linken Ventrikel 
existiert, die besonders leicht durch nervöse Einflüsse erregt wird, sieht H. u. a. auch 
dadurch bewiesen, daß ihm regelmäßig durch psychische Einflüsse bei einem nervösen 
jungen Mann das Auslösen von Extrasystolen gelang. Auch hier zeigte das Elektro- 
kardiogramm denselben Typ. Külbs (Berlin). 


Gallavardin, Louis: Pauses ventriculaires et accidents vertigineux dans la 
maladie de Stokes-Adams. Troubles de conduction nodo-ventriculaire. (Kam mer- 
pausen und Schwindelanfälle bei Adams - Stokesscher Krankheit. Nodo- 
ventrikuläre Leitungsstörungen.) Lyon méd. Bd. 122, Nr. 1, S. 3—13. 1914. 

Gallavardin sah in einem Fall atypische Kammerelektrogramme, die auf Unter- 
brechung des linken Reizleitungsschenkels hindeuteten. Diese Schädigung im nodo- 
ventrikulären Teil des Reizleitungssystems erklärt auch die zuweilen auftretenden 
langen Kammerpausen. Edens (München). 


© Sternberg, Maximilian: Das chronische partielle Herzaneurysma. Anatomie, 
Klinik, Diagnose. Leipzig u. Wien: Franz Deuticke 1914. 76 S. M. 3.—. 

Ausführlicher geschichtlicher Überblick. — Pathologische Anatomie: Als Herz- 
aneurvsma bezeichnet man die partiell umschriebene Erweiterung der dabei immer 
verdünnten Herzwand. Herzaneurysmen können ganz verschiedenen Ursprungs sein: 
akut entstandene sind Folgen einer eitrigen Myokarditis und haben ihren Sitz fast 
immer unter den Aortenklappen, chronische Aneurysmen werden verursacht durch 
kongenitale Divertikelbildungen, Traumen, chronische Myokarditis oder Perikarditis, 
Syphilis des Mvokards; in den weitaus meisten Fällen jedoch entstehen sie durch 
schwere Erkrankung eines Coronararterienastes mit Gefäßverschluß, der regelinäßig 


uni m. Ali m S o n a Me en 


Te he e — en ge Gin ( BEE. A: (AEG TER a AR, Me Di- Fü ne SEEN. RE Ee Br. 


— 431 — 


von einem anämisch-nekrotischen Infarkt, einer Myomalacie, gefolgt ist. Als Repa- 
rationsvorgang tritt entzündliche Exsudation und Bindegewebswucherung auf, die 
schließlich zur Bildung einer Schwiele führt. In den meisten Fällen ist das Perikard 
beteiligt, es kommt zu umschriebener Perikarditis mit partiellen Verwachsungen. 
Der Verschluß der Kranzarterie erfolgt in der Regel durch Thrombose infolge von 
Arteriosklerose oder Arteriitis, seltener durch Embolien. Am häufigsten ist der lange 
Ramus descendens der linken Coronararterie, der die Herzspitze versorgt, betroffen. 
Lebt der Träger genügend lange, so kann die Wand des Sackes durch Kalkeinlagerungen 
gepanzert und so vor weiteren Veränderungen geschützt werden, andererseits aber 
gibt oft das Herzaneurysma an sich die Todesursache ab: in erster Linie liefert die 
Thrombenbildung im Aneurysmasack Material für Embolien mit tödlichem Aus- 
gange, ferner kann durch Verschluß eines zweiten Coronararterienastes infolge von 
Embolie oder Thrombose Herzparalyse oder Ruptur eintreten. Ganz verschieden von 
der eben genannten myomalacischen ist die mechanische Ruptur, die unter dem Drucke 
der Systole bis zum Bersten erfolgende Verdünnung der Wand: da fast immer eine 
Verwachsung mit dem Herzbeutel besteht, ergießt sich das Blut in die Pleurahöhle 
und es tritt durch Verblutung der Tod ein. Ausnahmsweise erfolgt der Durchbruch 
ın eine Absackung des Herzbeutels, die ringsum durch Adhäsionen verschlossen ist, 
so daß weder Herztamponade, noch Verblutung eintreten kann. — Die Störungen, 
welche das Aneurysma in dem Kreislaufbetriebe verursacht, lassen sich in der Regel 
nicht von der allgemeinen Störung, welche die Kranzarterienerkrankung verursacht, 
unterscheiden, man findet meist Insuffizienz des Herzens. — Besprechung der bis- 
herigen Versuche, die Diagnose aus physikalischen Symptomen zu stellen: völlige 
Ergebnislosigkeit, da die Autoren das Herzaneurysma als fertiges Gebilde, in dem letzten 
Stadium des Verlaufes, betrachten. — Nach den Studien des Verf. zeigt es sich, daß 
das Herzaneurysma, wenigstens das angiogene, fibröse Aneurysma der vorderen Wand 
des linken Ventrikels, eine sehr charakteristische Krankengeschichte besitzt, die in 
der Regel allerdings den Zeitraum von mehreren Jahren umfaßt. In der Literatur 
finden sich, ohne daß bisher der Zusammenhang klar erkannt worden wäre, bemerkens- 
werte Beobachtungen über einzelne Phasen des Krankheitsverlaufes. Dieser setzt sich 
aus 4 Stadien zusammen: Stenokardische Anfälle, Perikarditis und Myomalacia epi- 
stenocardica, Latenz oder scheinbare Genesung und zuletzt schwere Herzmuskel- 
schädigung: Kernig hat in 5 Fällen beobachtet, daß nach Anfällen von Angina 
pectoris bisweilen perikarditische Erscheinungen eintreten, Verf. gibt 2 Fälle, die, 
mehrere Jahre später obduziert, Herzaneurvsmen zeigten. Das Stadium der Latenz, 
das selbst einige Jahre währen kann, beruht nach Curschmann darauf, daß durch 
Verschluß des erkrankten Arterienastes die von dem sklerotischen Gefäß versorgten 
Muskelpartien völlig zugrurde gegangen sind und eine Schwiele an ihre Stelle getreten 
ist (7 Fälle). In manchen Fällen finden sich Abweichungen von diesem schematischen 
Verlaufe, der Kernpunkt des Krankheitsbildes ist jedenfalls die Perikarditis und Myo- 
malacıa epistenocardica.— Ein vom Verf. beobachteter und diagnostizierter Fall. Zabel. 


Geläße: 

Reich, Anton: Embolie und Thrombose der Mesenterialgefäße. Ergebn. d. 
Chirurg. u. Orthop. Bd. 7, S. 515—597 (Berlin: Springer). 1913. 

Die vorliegende zusammenfassende kritische Studie über das im Titel benannte 
Thema hat Verf. in acht Hauptabschnitte eingeteilt. Der I. Abschnitt enthält neben 
einer kurzen historischen Übersicht allgemeine Bemerkungen über die Häufigkeit 
mesenterieller Embolien und Thrombosen. Im II. Abschnitt wird die Pathogenese aus- 
führlich erörtert. In demselben werden die Prädisposition der oberen Mesente- 
sıalarterien für embolische Verschlüsse und deren Ursachen besonders besprochen 
ur.d die Häufigkeit von Herzerkrankungen und insbesondere auch atheromatösen 
Aortenveränderung — als Ursache der Embolie statistisch belegt. In dem Kapitel über 


— 432 — 


Mesenterialvenenthrombose ist den Beziehungen derselben zur Pfortaderthrom- 
bose besonderes Interesse gewidmet, die Bedeutung der Infektion vom Darm her, ıns- 
besondere der Appendicitis, der primären Phlebosklerose, der Schwangerschaft usw. für 
Mesenterialvenenthrombose erörtert. Sehr gründlich ist dann im III. Abschnitt die 
Pathogenese des Darminfarkts behandelt. Hier sind insbesondere auch die 
neueren Ansichten über die Ursachen des anämsichen Darminfarkts einer aus- 
führlichen kritischen Besprechung unterzogen. Der IV. Abschnitt handelt von der 
Anatomie der Folgezustände der mesenteriellen Gefäßverschlüsse, wobei 
insbesondere das Verhältnis der Darmgangrän zum hämorrhagischen und anämischen 
Infarkt, die zeitliche Folge und Art der peritonitischen Veränderungen, die Lokalısa- 
tion und Ausdehnung der Darminfarcierung bzw. Darmgangrän bei den verschieden- 
artigen Arterien- und Venenverstopfungen berücksichtigt sind. Es folgt dann der Ab- 
schnitt über die Klinik der mesenteriellen Darmverschlüsse: Verf. unterscheidet nach 
der Symptomatologie eine diarrhoische Form (ca. 15% der Fälle), eine Ileusform (ca. 
35%), eine gemsichte Form (ca.349,), zu der vor allem die Fälle mit protrahiertem Ver- 
lauf gehören, und symptomarme Fälle (ca. 16%). In diesem Abschnitt sind ferner ent- 
halten eine tabellarische Übersicht über die Dauer der Erkrankung in den bisher 
beobachteten Fällen und Erörterungen über das für die Indikationsstellung zu operati- 
vem Eingreifen wichtige Verhältnis von klinischer Symptomatologie und Art der 
anatomischen Veränderungen. Die letzten Abschnitte handeln von der Diagnose, 
Prognose und Therapie. In ersterem ist das bekannte diagnostische Schema von 
Kußmaul und Gerhard enthalten und sind die differentialdiagnostisch in Betracht 
kommenden Erkrankungen zusammengestellt und besprochen. In dem Kapitel über 
Therapie tritt Verf. für ausgiebige Anwendung der Probelaparotomie in allen dia- 
gnostisch sicheren und denjenigen unsicheren Fällen ein,wo ein chirugischer Eingriff über- 
haupt ın Betracht kommt, da trotz der im allgemeinen schlechten Prognose in einzelnen 
Fällen die Möglichkeit der Heilung besteht (Verf. hat 18 operativ geheilte Fälle aus der 
Literatur zusammengestellt). Die Arbeit schließt mit einer ausführlicheren Erörterung 
der Indikationsstellung für eine Radikaloperation. Oskar Meyer (Stettin). 

Ribbert, Hugo: Weitere Beiträge zur Thrombose. (Pathol. Inst., Univ. Bonn.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 2, S. 60—62. 1914. 

Für die Bildung der ersten Plättchenthromben ist nach Ansicht des Verf.s maß- 
gebend eine Intimaläsion, für die Vergrößerung der Thromben mit Abscheidung von 
Fibrin, Leukocyten und roten Blutkörperchen dagegen sind Zirkulationsstörung urd 
Veränderung der Gerinnungsfähigkeit ausschlaggebend. Als Beweis für diese Ansicht 
werden folgende, teils experimentell gewonnene, teils klinisch und pathologisch- 
anatomische Erfahrungen angeführt: Traumatische Läsionen der Intima, z. B. 
Anritzen derselben mit Nadel von einem Seitenast aus oder Durchstechen der Gefäße 
mit einer Nadel, haben Abscheidung kleiner Plättchenthromben zur Folge, deren fein 
verästelte Formen nicht durch Stromwirbel erklärt werden können. Diese Thromben ver- 
schwinden nach einigen Tagen spurlos, durch Abschwemmung mit dem Blutstrom und 
Resorption ohne Organisationsvorgänge. Für viele postoperative Thromben beim Men- 
schen, z. B. nach Ventrofixatio, können Zirkulationsstörungen keine maßgebende 
Rolle spielen. Daraus folgt nach Ansicht des Verf.s für die Frage der Thromben in der 
menschlichen Pathologie, daß der Schwerpunkt gelegt werden muß auf die Erforschung 
der Ursachen, die das Größerwerden und Anwachsen der Thromben aus kleinen Plätt- 
chenthromben zu den großen gemischten Thromben veranlassen, und verhindern, daß 
die kleinen Plättchenthromben wieder resorbiert werden. Diese Ursachen können nach 
Ansicht des Verf.s nur in einer Änderung der Fibrinabscheidung des Blutes in erster 
Linie und Zirkulationsstörungen in zweiter Linie zu suchen sein. In dieser Richtung 
haben sich deshalb die therapeutischen Bestrebungen zu bewegen. Oskar Meyer. 

Janeway, Theodore C.: A clinical study of hypertensive cardio-vascular disease. 
(Eine klinische Studie über die mit Blutdrucksteigerung einhergehende 


— 433 — 


kardio-vasculäre Erkrankung.) (Coll. of physic. a. surg., Columbia univ., New 
York.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 6, S. 755—798. 1913. 

Die hervorstechendsten Symptome bei Zuständen hohen Blutdrucks sind mehr 
zirkulatorische als renale. Die Grundkrankheit ist hauptsächlich eine Erkrankung 
des zirkulatorischen Systems, entweder primär oder sekundär, wenn eine entzündliche 
Nephritis vorausgegangen ist. Der Tod tritt ein als Folge von Herzinsuffizienz, un- 
ter urämischen Symptomen, durch Apoplexie, durch komplizierende akute Infektionen, 
in Anfällen von Angina pectoris, aus unabhängigen zufälligen Ursachen, in einem An- 
fall akuten Lungenödems, unter Kachexie. Die ersten Symptome der mit Blutdruck- 
steigerung einhergehenden kardiovasculären Erkrankung sind prognostisch, therapeu- 
tisch und prophylaktisch von großer Bedeutung: das frühzeitige Auftreten von Myo- 
kardschwäche spricht mit ca. 50% Wahrscheinlichkeit für die Möglichkeit des Todes 
unter Herzinsuffizienz. Das frühzeitige Auftreten von Angina - pectorisähnlichen 
Beschwerden bei Anstrengung läßt nur in etwa !/, der Fälle einen Tod in einem 
solchen Anfall vermuten; meist erfolgt derselbe als Herztod irgend einer Art. Polyurie 
(besonders nächtliche) deutet in ca. 50% der Fälle auf die Wahrscheinlichkeit des Todes 
unter urämischen Symptomen; sofern keine Komplikationen von seiten des Herzens 
bestehen, bedarf das letztere keiner besonderen Berücksichtigung. Kopfschmerzen 
(besonders solche, die beim Erwachen beginnen oder den Patienten regelmäßig in den 
ersten Stunden des Tages, meist vor dem Aufstehen, quälen) lassen in mehr als 50% 
der Fälle die Wahrscheinlichkeit des Todes unter urämischen Symptomen vermuten; 
bei den übrigen erfolgt er relativ häufig unter apoplektischen Erscheinungen. Deut- 
licher und fortschreitender Verlustan Muskelsubstanz ist ein schlechtes prognosti- 
sches Zeichen. Das Verhältnis der Höhe des Blutdrucks zur Prognose ist ein sehr 
zweifelhaftes; ein ständiger Druck über 200 mm Hg dürfte einen Tod an Apoplexie 
oder Urämie erwarten lassen. Die durchschnittliche Lebensdauer vom ersten 
Einsetzen der Erkrankung mit hohem Blutdruck beträgt für den Mann durchschnitt- 
lich 4, für die Frau 5 Jahre. Vorsicht in der Prognosenstellung ist aber doch geboten, 
denn !/, der beobachteten Fälle lebte länger als 5 Jahre (bis 10), und das letzte !/, noch 
länger als 10 Jahre nach der ersten Feststellung der Blutdrucksteigerung. A. Lindemann. 


Respirationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Bériel, L., et P. Durand: Sur les paralysies respiratoires. (Über die Atem- 
lähmungen.) Lyon méd. Bd. 121, Nr. 46, S. 786—793, Nr. 47, 5. 846—854 u. 
Nr. 48, S. 885—895. 1913. 

Die Autoren haben das wenig genau beschriebene Gebiet der Atmungslähmungen, 
genauer Lähmungen der Atmungsmuskulatur, klinisch exakt untersucht und Nach- 
prüfungen an der Leiche vorgenommen. Man kann die Atmungsexkursionen des Thorax 
oder des Abdomens genau auf der Maréeschen Trommel aufzeichnen. Beim gesunden 
Menschen ergibt sich ein synchrones Auf- und Niedergehen des Thorax und des Ab- 
domens, auch beim männlichen rein abdominellen oder beim weiblichen rein costalen 
Atemtypus; jedenfalls wird dieses gleichmäßig synchrone Arbeiten evident, wenn 
man die Bewegungen auf der Trommel registriert oder wenn man forciert atmen läßt. 
Bei einer Lähmung eines Teiles der Atemmuskulatur tritt eine auffällige Änderung 
ein: es zeigt sich ein Alternieren der Thorax- und Abdomenbewegungen, ein „Schaukel- 
atmen“ tritt auf. Bei einem Falle von Lähmung der Intercostalmuskulatur (Myelitis) 
arbeitete naturgemäß das Zwerchfell alleın, bei seinem Absteigen (Einatmen) wölbte 
sich der Leib vor, während der Brustkorb eingezogen wurde, und umgekehrt beim 
Ausatmen. Bei einem anderen Falle von Schaukelatmen waren infolge von Poly- 
neuritis alcoholica die Nn. phrenici, also das Zwerchfell, gelähmt: es arbeiteten die 
Intercostal- und die Hals-Nackenmuskeln; bei dem angestrengten Heben des Brust- 
korbes wurde das Abdomen inspiratorisch eingezogen und bei der Ausatmung vor- 

Zentralbl. t. d. gesamte innere Medizin. IX. 28 


— 434 — 


gewölbt. Manchmal fällt die „Schaukelatmung‘“ nicht im ersten Moment auf, erst 
wenn man forciert atmen läßt oder auf der Trommel die Exkursionen schreiben läßt 
(infantile Kinderlähmung mit Lähmung der Intercostalmuskulatur in der oberen Hälfte 
des Thorax). Nicht beobachtet wurde eine isolierte Lähmung der akzessorisch tätigen 
Hals- und Nackenmuskeln. Die vielen interessanten Einzelheiten müssen im Original 
nachgelesen werden. Happich (St. Blasıen). 


Spezielle Pathologie und Therapie : 


Hofbauer, Ludwig: Die klinische Bedeutung der Thoraxsenkung. Wien. klin. 
Wochenschr. Jg. 26, Nr. 52, S. 2127—2128. 1913. 

Diskussionsbemerkungen zu einem gleichlautenden Vortrage Czernys. Nicht die 
Statik, sondern lediglich die Dynamik des Brustkastens übt einen Einfluß auf die 
Widerstandsfähigkeit der darunterliegenden Lungenteile aus. In einer Störung der 
Dynamik (verminderte Atembewegungen der Brustkastenwände, wodurch eine Herab- 
setzung der Luft-, Blut- und Lymphzufuhr zu den Lungenspitzen bedingt wird) liest 
die Ursache der gesteigerten Disposition der Lungenspitzen zur tuberkulösen Erkran- 
kung. Über die Bedeutung der Statik des Brustkasten für die Bauchorgane wie über 
den "hohen Wert von Exspirationsübungen für eine dauernde genügende Ventilations- 
und Respirationsmöglichkeit hat Hofbauer bereits an anderer Stelle wiederholt 
berichtet (vgl. dieses Zentralbl. Bd. 9, Heft 1, S. 61 und 62). Zum Schluß berichtet H. 
über eine neue von ihm geübte Methode zur Eruierung der Thoraxstatik und -dvnamık: 

Der Stand des ersten und elften Brustwirbeldorns wird mittels Hautstift markiert und 
hierauf die Entfernung zwischen diesen b>iden Marken, sowie die Entfernung zwischen oberer 
Marke und Incisura jugularis resp. Ansatz des Processus xiphoideus am Sternum einerseits 
und ebenso die Entfernung der unteren Marke von diesen beiden Punkten andererseits mittels 
eines Beckenmessers ermittelt. Auf Grund dieser 5 Maße läßt sich leicht ein Schema des 


Sagittalschnitts des Brustkastens konstruieren und die Neigung der oberen Brustapertur be- 
stimmen. 


Oftmals zeigt die Messung mittels dieser Methode, daß die obere Thoraxapertur 
in manchen Fällen dauernd so stark erhoben bleibt, daß sie mit der Sagitalebene einen 
nach oben spitzen Winkel bildet. Alfred Lindenann (Berlin). 

Lanari, Alfredo: Asthmaanfälle als Folge der Wirkung von Hypophysensubstanz. 
Argentina med.; Ref.: El Siglo med. Jg. 60, Nr. 3130, S. 775—776. 1913. (Spanisch.) 

Ein Asthmatiker bekam auf eine aus anderen Gründen vorgenommene Injektion 
von „2 Ampullen derLösung des aktiven Prinzips von 0,2 g des hinteren Lappens der 
Hypophyse‘ (Präparat von Houssa y) einen typischen schweren Anfall. Eine eigens 
vorgenommene Wiederholung der Injektion bewirkte einen neuen Anfall, der durch 
1/ mg Adrenalin prompt beseitigt wurde. Die damit in Widerspruch stehende günstige 
Wirkung, die Weiße (M. m. W. 1912) mit der Kombination Hypophysin-Adrenalın 
bei Asthma erzielt hat, erklärt Verf. mit dem starken Überwiegen des Adrenalins 
(fast 1 mg) über das Hypophysin“ (0,04 der Drüse). M. Kaufmann (Mannheim). 

Bacmeister, A.: Wesen und Gang der tuberkulösen Infektion bei Entstehung 
der menschlichen Lungenphthise. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 12, 
S. 515—552 (Berlin: Springer). 1913. 

Aus allen bisherigen Untersuchungen geht hervor, daß der Typus bovinus haupt- 
sächlich nur bei Kindern in tuberkulösen Herden mit dem Ausgang vom Digestions- 
traktus gefunden wurde, daß dagegen mit verschwindenden Ausnahmen bei allen 
typischen Lüngenphthisen der Typus humanus angetroffen wurde. Orth schätzt die 
Zahl der durch den Typus bovinus erfulgten Kinderinfektionen auf 10%, aller tuber- 
kulös erkrankten Kinder. Die Frage nach der Umwandlungsmöglichkeit der Rinder- 
bacıllen im menschlichen Körper in humane Bacillen ist zurzeit noch nicht gelöst. 
Nach Bacmeisters experimentellen Untersuchungen ist die Entwicklung der Phthise 
möglich sowohl auf aerogenem Wege durch direkte Aspiration von Tuberkelbacillen, 
wie auf Lämatogenem Wege, indem die mit der Blutbahn an anderer Stelle des Körpers 
eingedrungenen Bacillen in die Lungenspitzen gelangen und sich dort ansiedeln. In 


— 435 — 


beiden Fällen geht der initiale Prozeß schnell in das Lymphgewebe beider Systeme, 
der Gefäße wie der Bronchien über, und erst von dort aus kommt es zu den proli- 
ferierenden Vorgängen. Welcher Weg bei der Aspiration — Einatmung der Bacillen 
mit dem trockenen Staub (Cornet) oder Tröpfcheninfektion (Flügge) — der häu- 
figere ist, kann schwer entschieden werden, im allgemeinen neigt man dazu, die Tröpf- 
cheninfektion als gefährlicher anzusehen. Die Gelegenheit zur Entstehung der Phthise 
ist sowohl vom Respirations- als auch vom Verdauungsapparat aus in fast gleicher 
Weise gegeben. Beide Infektionsmöglichkeiten sind bewiesen. Vor Bacillenaspiration 
ist der Mensch und besonders das Kind in gleicher Weise zu schützen wie vor der 
Schmier- und Schluckinfektion. Beide Wege führen zur Phthise, wenn die Bacillen in 
eine für den Ausbruch der Krankheit disponierte Lungenspitze gelangen. Was die 
Bedeutung der tuberkulösen Infektion im Kindesalter für die Entstehung der Phthise 
anbetrifft, so ist zwar sichergestellt, daß eine relative Immunität im Körper nach einer 
infantilen Infektion zurückbleiben kann, daß dieselbe aber nicht — wie Römer an- 
nimmt — jede von außen oder von innen kommende Reinfektion mit spärlichen Ba- 
cillen überwindet. Bei den Tierversuchen Bac meisters genügten für eine Reinfektion 
spärliche Bacillen, und die Reinfektion war sowohl auf exogenem Wege durch Aspi- 
ration wie endogen aus tuberkulösen Herden möglich. Ob eine Phthise sich entwickelt 
oder nicht, hängt von den lokalen Verhältnissen ab, unter denen die Lunge steht, und 
nur der Charakter der Krankheit kann von den Schutzkräften des Körpers beeinflußt 
werden. Ist eine solche Disposition der Lunge schon primär vorhanden, so erkrankt 
das Individuum direkt an der Phthise. Da aber angenommen werden muß, daß eine 
überstandene Infektion im Kindesalter einen Einfluß auf die lokalen disponierenden 
Verhältnisse in den Lungen ausübt, so kommt der Kindheitsinfektion für die Ent- 
stehung der Lungenschwindsucht eine große Bedeutung zu. Für die Entstehung der 
Phthise sind beide Komponenten Voraussetzung: die Infektion und die Dispo- ° 
sition. | Harms (Mannheim). 

Dietlen, Hans: Über interlobäre Pleuritis. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinder- 
heilk. Bd. 12, 8. 196—217 (Berlin: Springer). 1913. 

Nach eingehender Berücksichtigung der Literatur, besonders über das Verhalten 
der interlobulären Exsudate im Röntgenbilde, kommt Verf. auf Grund von 5 eigenen 
Beobachtungen und von experimentellen Untersuchungen am Modell über die Projek- 
tion der Interlobärspalten im Röntgenbilde zu folgenden Schlüssen: Das interlobäre 
Exsudat läßt sich mit Hilfe der alten Untersuchungsmethoden diagnostizieren durch 
eine bandförmige Dämpfung entlang dem Verlauf der Interlobärfurchen; durch tympa- 
nitische Dänipfung basaler Lungenteile; durch auffallende Diskrepanz zwischen teilweise 
schweren (pneumonischen) Allgemeinerscheinungen und spärlichen auskultatorisch- 
perkutorischen Befunden. Annähernde Sicherheit gibt eine erfolgreiche Probepunktion 
am oberen Rande der Dämpfung. Frühzeitig und sicher läßt sich das interlobäre Ex- 
sudat im Röntgenbilde erkennen an typischen Schattenfiguren, die mindestens an einer 
Seite scharfe Begrenzung zeigen müssen, die bei frontaler Durchstrahlung ziemlich genau 
dem Verlaufe der Interlobärspalten entsprechen müssen, die bei stereoskopischer Auf- 
nahme den flächenhaften Charakter und die Neigung des Schattens erkennen lassen. 
Exsudate und Schwarten lassen sich im allgemeinen unterscheiden, namentlich wenn 
man den Verlauf der Prozesse verfolgen kann. Tachau (Berlin). 


Neurologie und Psychiatrie. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Biondi, Giosuè: Trapianto, sopravvivenza in vitro ed autolisi dei nervi peri- 
ferici. (Transplantation, Überleben in vitro und Autolyse der peri- 
pheren Nerven.) (Clin. d. malatt. nerv. e ment., univ., Catania.) Riv. ital. di 
neuropatol., psichiatr. ed elettroterap. Bd. 6, Nr. 12, S. 531—559. 1913. 


Versuche mit dem N. ischiadicus des Kaninchens. Die Transplantation geschah unter 
der Rückenhaut des gleichen Tieres. Histochemische Untersuchungen. Die Veränderungen, 


28* 


— 436 — 


welche mit den histochemischen Reaktionen (Marchi-, Herxheimer- Farbungen usw.) 
am transplantierten Nerven nachgewiesen werden, sind identisch mit denjenigen, welche 
die sog. Wallersche Degeneration charakterisieren. Überlebende Nerven außerhalb des Or- 
ganismus zeigen mit Ausnahme der positiven Herxheimerschen Färbung (keine Neutralfette) 
das gleiche histochemische Verhalten wie Nerven mit Wallerscher Degeneration. Nach Verf. 
ist die Wallersche Degeneration ein Vorgang, der nur bei lebenden Nerven stattfindet. Aus- 
gedehnte Beschreibung der histologischen Befunde. Theoretisches. Gigon (Basel). 

Castex, Mariano R.: Un nouveau róflexe chez un sujet présentant un syndrome 
cérébelleux. (Ein neuer Reflex bei einem Individuum mit cerebellare m 
Symptomenkomplex.) Rev. neurol. Jg. 21, Nr. 21, S. 517—520. 1913. 

Der bisher nicht beobachtete Hautreflex besteht in folgendem: Streicht man die 
Fußsohle mit einer Stecknadel oder dem Stiel des Perkussionshammers, ähnlich wie 
zur Auslösung des Babinskischen Phänomens, so erfolgt jedesmal eine Kontraktion 
des Iliopsoas und des Sartorius, bisweilen auch des Quadriceps auf der anderen Seite, 
wodurch eine Beugung des Oberschenkels herbeigeführt wird. Je nachdem sich nun 
der Quadriceps der Kontraktion beteiligt oder nicht, wird gleichzeitig das Bein im 
Kniegelenk gebeugt oder gestreckt gehalten. Die reflexogene Zone ist ziemlich aus- 
gedehnt. Sie betrifft die Fußsohle vom inneren bis zum äußeren Rande und an der 
Zehenwurzel bis zur Ferse. Längere Einreibung der Sohle mit Chloroformöl ändert 
den Reflex nicht. Trotzdem die Berührungs-, Schmerz- und Temperaturempfindung 
auf der linken Fußsohle völlig aufgehoben und rechts nur sehr stark abgeschwächt ist, 
läßt sich der Reflex von beiden Seiten her mit der gleichen Stärke auslösen. Mangels 
eines anatomischen Befundes kann über sein Zustandekommen vorläufig nichts aus- 
gesagt werden. . Maase (Berlin). 


Eicke, Hans: Die Goldreaktion im Liquor cerebrospinalis. (Erfahrungen an 
323 Fällen.) (Rudolf Virchow-Krankenh., Berlin.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, 
Nr. 49, S. 2713—2717. 1913. 

Das Wesen der Reaktion besteht ın der gegenseitigen Ausfällung des kolloidalen 
Goldes und der Eiweißkörper. Auf die Herstellung der Goldlösung, welche der Verf. 
genau angibt, ist größte Sorgfalt zu legen. Es empfiehlt sich, von einer zehnfachen Ver- 
dünnung mit 0,4% Kochsalzlösung auszugehen, dann erhält man in Fällen von Lues II 
ein Ausfloekungsmaximum zwischen 40 und 80facher, von Paralyse bei 640 facher Ver- 
dünnung. Bei Tabes erhält man keine so starke Reaktion wie bei Paralyse. Bei tuber- 
kulöser Meningitis beginnt die Ausfällung bei 320facher und ist bei ca. 500 facher Ver- 
dünnung beendet. Bei eitriger Meningitis und Hırnabsceß findet man hochgradirste 
Werte, sowohl bezüglich des Farbenunischlages als auch der Verdünnung. Die Gold- 
reaktion fällt hier oft noch bei 80 000 facher Verdünnung positiv aus. — Das Auftreten 
des Ausfällunesmaximums bei größerer Verdünnung (Verschiebung nach rechts in den 
Kurven des Verf.) wird wahrscheinlich nicht durch größeren Eiweißzehalt, sondern durch 
die Anwesenheit qualitativ verschiedener Eiweißkörper bedingt. Schon geringste Blut- 
beimenzungen verursachen charakteristische Kurvenveränderungen. — Bei Lues II 
scheint der Ausfall der Goldreaktion mit der Lymphocytose, bei der Paralyse mit der 
Wassermannschen Reaktion parallel zu gehen. Reichmann (Jena). 

Wolff, Rudolf: Die Areflexie der Cornea bei organischen Nervenkrankheiten. 
(Allg. Krankenh. St. Georg, Hamburg.) Areh. f. Psvchiatr. u. Nervenkrankh. Bd. 52, 
H. 2, S. 716—747. 1913. 

Die Arbeit enthält im wesentlichen eine ausführliche Zusammenstellung der kli- 
nisch und anatomisch gesicherten Tatsachen, sowie der Hypothesen, welche den gegen- 
wärtigen Anschauungen über die Entstehung und Lokalisation des Cornealreflexes 
und die Areflexie der Hornhaut zugrunde liegen. Von den eignen Untersuchungs- 
resultaten des Verf. sind hervorzuheben die Befunde bei der Hemiplegie. Totale Are- 
flexie fand sich hauptsächlich bei den schweren mit starken Bewußtseinstrübungen 
einhergehenden Insulten, während ın den leichteren Fällen häufiger nur Hvporeflexie 
vermerkt wurde. Die totale Areflexie erklärt sich vielleicht durch einen Ausfall des 


— 437° — 


corticalen und subcorticalen Zentrums infolge direkter Unterbrechung der corticalen 
Bahn und eine von dieser ausgehende Diaschisiswirkung auf das infracorticale Zentrum. 
Die Hyporeflexie könnte dementsprechend als isolierte Störung des corticalen Zen- 
trums gedeutet werden, wobei die Funktionen des subcorticalen erhalten bleiben. 
Ein ausführliches Literaturverzeichnis ist der Arbeit beigefügt. Maase (Berlin). 


Schaffer, Karl: Zur anatomischen Wesensbestimmung hereditärer Nerven- 
krankheiten. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1.X. 1913.) 
Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 35—46. 1913. 

Eine kürzere Fassung der wesensgleichen Abhandlung in Zeitschr. f. d. ges. Neur. 
u. Psych. Bd. 21, H. 1/2; vgl. dieses Zentralbl. Bd. 9, S. 363. A. Jakob (Hamburg). 


Bertoloni, Enrico: La degenerazione primaria delle fibre nervose del cervello 
in seguito ad avvelenamento sperimentale da alcool. (Die primäre Degeneration 
der Hirnnervenfasern nach experimenteller Alkoholvergiftung.) (Istit. 
di anat. patol., univ., Pavia.) Osp. magg. Jg. 1, Nr. 9, S. 577—594. 1913. 

Hunde, die mit Alkohol vergiftet wurden, zeigten niemals, obwohl die Versuche 
unter den verschiedensten Bedingungen hinsichtlich Dauer der Einwirkung und Stärke 
des Giftes angestellt wurden, wesentliche makroskopische Veränderungen am 
Zentralnervensystem. Vor allem konnte keine Läsion am Corp. callos. festgestellt 
werden, das nach den Untersuchungen von Marchiafava und Bignami bei der chro- 
nischen Alkoholvergiftung des Menschen häufig affiziert ist. Dagegen ergab die histo- 
logische Untersuchung von Schnitten aus dem Corp. callos., der weißen Hemisphären- 
substanz, der Rindenzone und anderen nervösen Hirngebieten das charakteristische 
Bild der Nervenfaserdegeneration. Das mikroskopische Bild war das gleiche bei der 
Behandlung der Präparate nach der Methode von Donaggio wie bei der Untersuchung 
nach Weigert- Pal. Windmüller (Breslau). 


Vorkastner, W.: Organneurosen und Organnervenerkrankungen. Handb. d. 
Neurol. Bd. 5, S. 1—178. (Berlin: Springer.) 1914. 

Unter Organneurosen sind die Erkrankungen zu verstehen, bei denen die Ur- 
sachen bzw. die spezifischen Bedingungen für das Zustandekommen einer Affektion 
in nervösen Substraten zu erwarten oder zu vermuten sind im Gegensatz zu den funk- 
torischen Organerkrankungen, die auch nicht neurogene Affektionen umfassen. Prak- 
tisch bieten sich aber in der Abgrenzung und Einteilung große Schwierigkeiten, so 
daß der Autor als Prinzip der Einteilung die verschiedenen Organe gewählt hat und in’ 
den einzelnen Abschnitten zunächst die abgegrenzten und mit besonderen Namen be- 
legten Symptomenbilder bespricht und dann noch, soweit nötig, eine ätiologische 
Gruppierung folgen läßt. Das erste Kapitel beschäftigt sich, nach einer physiologischen 
Einleitung über die myogene und neurogene Herztheorie, mit dem Herzen. Bemerkens- 
wert ist, daß der Autor bei psychogenen Herzstörungen vor allen Mitteln, die sonst 
bei Herzleiden verwendet werden und den Gedanken eines ernsten Herzleidens wach- 
rufen können, warnt, so vor Kohlensäurebädern und Nauheim. Unter den neurogenen 
Erkrankungen des Magens werden die Sekretions-, Motilitäts- und Sensibilitätsstörungen 
voneinander geschieden und dann ätiologisch zwischen den psychogenen, reflektori- 
schen und toxischen Störungen unterschieden. Es folgen dann die neurogenen Er- 
krankungen des Darms und der übrigen Abdominalorgane, wobei der Blase ein be- 
sonderes Kapitel gewidmet ist und der Respirationsorgane (Asthma). Die Vagotonie 
wird nicht als besonderes Krankheitsbild besprochen, die Untersuchungen der Wiener 
Schule aber ausführlich berücksichtigt. Immer wieder wird darauf hingewiesen, daß 
die einzelnen Symptomenkomplexe keine abgeschlossenen Krankheitsbilder dar- 
stellen und die Deutung der Phänomene noch in dauerndem Fluß ist. Das Literatur- 
verzeichnis, das hauptsächlich die letzten 10 Jahre berücksichtigt, umfaßt 45 Seiten 
und ist besonders wertvoll durch die Anordnung, da die Literatur über die einzelnen 
Organsysteme gesondert zusammengestellt ıst. Frankfurther (Berlin). 


— 438 — 


Austregésilo, A.: Sur un cas d’atrophie musculaire chez un negre. (Über 
einen Fall von Muskelatrophie bei einem Neger.) Nouv. iconogr. de la sal- 
petr. Jg. 26, Nr. 5, S. 430—432. 1913. 

Fall von Muskeldystrophie bei einem 12jährigen Neger. Die Veränderungen be- 
trafen den Schultergürtel, die Beckenmuskulatur und die unteren Extremitäten; sie 
zeigten das typische Verhalten der Dystrophia musculorum progressiva. Von Interesse 
ist nur, daß bisher diese Muskelaffektion bei Angehörigen der schwarzen Rasse nicht 
beschrieben wurde. Biach (Wien). 

Mohr, Fritz: Die lokalisierten Muskelkrämpfe. Handb. d. Neurol. Bd. 5, S. 449 
bis 473. (Berlin: Springer.) 1914. 

Autor gibt, ohne auf die Ätiologie der Krampfzustände einzugehen, lediglich eine 
eingehende Beschreibung der idiopathischen lokalisierten Muskelkrämpfe. Er definiert 
mit Brissaud den auf ein Nervengebiet beschränkten Krampf als eine von der Psyche 
unabhängige Bewegungserscheinung, die eine Reaktion auf die Reizung irgendeiner 
Stelle im spinalen oder bulbären Reflexbogen darstellt; das Prototyp eines solchen 
Krampfes stellt der Facialiskrampf dar. Seine Unterscheidung vom Tic des Facialis 
ist schwierig, da es nicht wenige Fälle gibt, wo beide Zustände ineinander übergehen. 
Hier kommt differentialdiagnostisch der verschiedenartige Ablauf der Einzelattacken 
und die Beeinflußbarkeit durch den Willen und psychische Vorgänge in Frage. Jedoch 
spielt auch die Art der Entstehung eine Rolle, indem sehr häufig Ursachen für eine 
direkte Reizung entweder des Nerven selbst oder sensibler Äste gefunden werden, da- 
gegen ein psychogener Ursprung des Leidens ausgeschlossen werden kann. Neuro- 
pathische Belastung liegt sehr oft bei den Hals- und Nackenmuskelkrämpfen 
vor, denn es kehren in der Literatur immer die Angaben über direkte Vererbung und 
familiäres Auftreten sowie Kombination derselben mit schweren Neurosen und Psv- 
chosen wieder. Besonders gilt dies von den Krampfzuständen der Rhomboidei und 
des Sternocleidomastoideus, wo sich Abnormitäten des Schulterblattes finden, und 
dem sogenannten Spasmus nutans, in dessen Gefolge auch der Verf. Imbezillität und 
Andeutung von Myxödem beobachtete. Den hysterischen Zuständen sind meist die 
idiopathischen Krämpfe der Speiseröhre und der Zwerchfellkrampf zuzurech- 
nen; letzterer darf allerdings in seiner tonischen Erscheinungsform als Symptom von 
Tetanus oder Tetanie nicht übersehen werden, weil er in diesem Fall sehr bedrohlich 
werden kann. Zu den seltensten Muskelkrämpfen gehören als idiopathische oder lokalı- 
“sierte Krämpfe die Spasmen der Brust- und Rückenmuskeln; hier verdienen der salta- 
torische Reflexkrampf und eine eigenartige jugendliche Krampfkrankheit der letzten 
Jahre (Torsionsneurose von Ziehen, Dystonia muscularis Oppenheims) besonderes 
Interesse. Auf die vom Autor erschöpfend dargestellte Therapie im einzelnen einzugehen, 
ist im Rahmen dieses Referats nicht möglich: Allgemein gilt der Grundsatz, psychische 
Erregungen fernzuhalten, ja eskann zweifellos die Hypnose erlaubt sein, bevor man zu 
einschneidenden Mitteln wie die chirurgische Therapie (Neurotomie, Neurektomie, Nerven- 
dehnung) schreitet; natürlich kann dieser Grundsatz in jenen Fällen nicht gelten, wo die 
Möglichkeit einer peripheren Ursache des Krampfes gegeben ist; dort wird man selbstver- 
ständlich in erster Linie an die Entfernung dieser Schädlichkeit in den Augen, Ohren, 
Zähnen usw. gehen müssen. Allgemein roborierende Maßnahmen undlokale oderallgemeine 
Hydrotherapie können hierbei unterstützende Faktoren abgeben. Die medikamentöse 

Therapie bezweckt entweder Verringerung der Schmerzen bei schmerzhaften Krämpfen 
oder als Beruhigung Herabsetzung der Reflexerregbarkeit; ihre Wirksamkeit ist fast nur 
symptomatisch und fast immer unter allen Methoden am geringsten. Biach (Wien). 

Gutzmann, Hermann: Die dysarthrischen Sprachstörungen. Handb. d. Neurol. 
Bd. 5, S. 491—512 (Berlin: Springer). 1914. 

Verf. gibt eine kurze instruktive Zusammenfassung der Dysarthrien (Störungen der 
Artikulation) mit besonderer Betonung der allgemeinen und speziellen Untersuchungs- 
technik. Bei der Untersuchung ist stets genau die Atmung, Stimme und Artikulation zu 


— 439 — 


prüfen bei genau zu erhebenden objektivem Organbefund. Die Therapie basiert auf der 
Einübung der physiologischen Sprechbewegungen. Zum Schluß werden die einzelnen 
Formen der dysarthrischen Sprachstörungen — Rhinolalie, Bradylalie, skandierende 
Sprache, Dysarthria literalis, Poltern, Dysarthria syllabaris (Stottern), bei organischen Er- 
krankungen — kurz gekennzeichnet und therapeutische Anhaltspunkte gegeben. A. Jakob. 

Gerstmann, Josef: Zur Frage der sympathischen Gehirnbahnen. Ein Fall von 
cerebraler Lähmung des Halssympathicus als klinischer Beitrag zur Kenntnis des 
Karplus-Kreidischen sukcortiealen Sympathicuszentrums. (Psychiatr.-neurol. Univ.- 
Klin., Wien.) Jahrb. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 34, H. 3, S. 287—321. 1913. 

Reinhold, Josef: Die Abhängigkeit der Bárányschen Zeigereaktion von der 
Kopfhaltung. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) 
Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 158—163. 1913. 

Wenn man durch Vestibularreizung einen horizontalen Nystagmus auslöst, so tritt 
beim Baranyschen Zeigeversuch ein Abweichen des vorgestreckten und zeigenden 
Armes nach der der Nystagmusrichtung entgegengesetzten Seite auf. Rotiert man nun, 
nachdem man den Kopf um 90° neigen ließ, und prüft die Zeigereaktion bei aufrecht 
gehaltenem Kopf, so wird entsprechend der vertikalen Richtung des Nystagmus nach 
oben oder nach unten vorbeigezeigt. Läßt man aber den Kopf in seiner Neigung ver- 
harren, so wird wiederum nach rechts oder nach links vorbeigezeigt, weil der Nystagmus 
im Verhältnis zum übrigen Körper ein horizontaler bleibt. Deshalb hat Barany das 
Vorbeizeigen aus zwei Komponenten, dem Bogengangreiz und dem Kopfstellungsreiz, 
abgeleitet, deren Mischung in der Kleinhirnrinde zustandekommt. Verf. beschreibt 
nun eine Abhängigkeit der Zeigerreaktion von der Kopfhaltung in anderm Sinn: 
Erzeugt man einen horizontalen Nystagmus nach links, läßt aber vor der Prüfung der 
Zeigereaktion den Kopf maximal nach rechts wenden, so fällt bei entsprechend ge- 
wählter Stärke des Vestibularreizes die Zeigereaktion vollständig aus. Läßt man aber 
bei derselben Versuchsanordnung den Kopf nach links wenden, so wird die Zeigereaktion 
bedeutend verstärkt. Es entsteht nun die Frage, was durch die Kopfwendung im Mecha- 
nismus der Zeigereaktion geändert wird ; der Bogengangreiz bleibt sicher durch die bloße 
Kopfdrehung unverändert; eine Änderung des Kopfstellungsreizes zu beschuldigen, 
wäre sehr verlockend, jedoch spricht die Tatsache, daß nur die Kopfwendung nach 
einer Seite einen Ausfall, die nach der anderen Seite hingegen eine Verstärkung der Zeige- 
reaktion bedingt, gegen diese Annahme in Analogie zu den Reaktionsbewegungen des 
Körpers nach Vestibularreizung. Aber auch die Möglichkeit einer Änderung des corti- 
calen Impulses trifft für die Eıklärung nicht zu, obwohl sich durch Kopfwendung die 
Vorstellung unserer Lage im Raum verändern läßt (Delage). Da mithin der Mechanis- 
mus der Zeigereaktion durch die Kopfwendung nicht alteriert wird, muß angenommen 
werden, daß die Kopfbewegung eine Reaktionsbewegung hervorruft, die, verschieden 
von der Zeigereaktion, diese aufzuheben vermag, wenn sie ihr entgegengesetzt gerichtet 
ist. Tatsächlich läßt sich durch die Kopfwendung allein ein Vorbeizeigen nach der der 
Richtung der Kopfwendung entgegengesetzten Seite hervorrufen; dieses Phänomen zeigt 
sich in hohem Grade durch corticale Momente im hemmenden Sinn beeinflußbar. 
Schon dieser Umstand spricht gegen einen corticalen Ursprung dieser vom Verf. be- 
schriebenen Bewegungsreaktion, sondern es dürfte sich um eine subcorticale Reaktions- 
bewegung, aber nicht vestibulärer Genese, handeln. Jedenfalls sind aber diese Fest- 
stellungen insofern von Bedeutung, als die Gültigkeit der Zeigereaktion eingeschränkt 
wird, indem die Kopfstellung mit berücksichtigt werden muß. Biach (Wien). 

Bárány und J. Rothfeld: Untersuchungen des Vestibularapparates bei akuter 
Alkoholintoxikation und bei Delirium tremens. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nerven- 
ärzte. Breslau, 29. IX. bis 1. X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, 
S. 133—158. 1913. 

Die Versuche mit akuter Alkoholintoxikation wurden derart ausgeführt, daß die 
Versuchsperson am Versuchstage ein großes Quantum Alkohol (Kognak) zu sich nahm. 


— 40 — 


Vor und nach dem Alkoholgenuß wurden die Spontanerscheinungen und die Reaktionen 
des Vestipularapparates geprüft. Eine kurze Prüfung folgte dann am Tage nach 
dem Versuch. Dabei kommen die Verf. zu folgenden Schlüssen: 1. Es tritt nach Alko- 
holintoxikation spontaner Nystagmus geringen Grades auf. 2. Bei raschen Kopfbe- 
wegungen kommt es zu Nystagmusanfällen, die von Schwindel begleitet sein können. 
Schon beim normalen Menschen kommen derartige Erscheinungen vor, jedoch wird der 
normal entstehende Nystagmus beim Anhalten des Kopfes gehemmt; nach Bäräny 
beruhen die länger dauernden Nystagmusanfälle dieser Art bei der Alkoholintoxikation 
auf zeitweiser Erregbarkeitssteigerung des Nystagmuszentrums. 3. Es tritt kein spon- 
tanes Vorbeizeigen auf, obwohl einzelne Zeigereaktionen der Extremitäten herabgesetzt 
oder aufgehoben sind; da nun die Zeigereaktionen einen Übertragungsmechanismus 
darstellen sollen, dessen rezeptorisches Organ die Körnerzellen, dessen effektorisches 
die Purkinjeschen Zellen sind, so könnten diese Erscheinungen durch eine Vergiftung 
beider oder einer dieser Zellformen erklärt werden; gerade die Tatsache, daß spontanes 
Vorbeizeigen nicht auftritt, spricht für die Alteration der Körnerzellen. 4. Dagegen 
treten abnorme Zeigereaktionen auf, die stets von abnormen Drehempfindungen begleitet 
waren, insbesondere ist die sogenannte Nachreaktion von Bäräny gesteigert; diese 
besteht darin, daß nach fortgesetzter normaler Zeigereaktion nach entsprechender 
Drehung die Versuchsperson schließlich in entgegengesetzter Richtung daneben zeigt. 
Da mit dieser Steigerung der Nachreaktion bei der akuten Alkoholintoxikation der sog. 
Nachnystagmus nicht zusammenhängt, so ist anzunehmen, daß die gemeinsame Basıs 
für die abnorme Zeigereaktion mit entsprechender Drehempfindung in der Kleinhirn- 
rinde zu suchen ist, mithin der Weg der Drehempfindung über die Kleinhirnrinde vıa 
Bindearm zur Großhirnrinde führt. 5. Es kommt zu mäßigen Gleichgewichtsstörungen, 
offenbar je nach der Menge des eingeführten Alkohols. 6. der Drehnystagmus ist meist 
unverändert, dies soll beweisen, daB die gefundenen Störungen in den Reflexen auf das 
Zentralorgan zu beziehen sind. 7. Cortical bedingt scheinen die beiden beobachteten 
Erscheinungen zu sein, daß a) die Empfindlichkeit für die durch die Vestibularreizung 
hervorgerufenen Übelkeiten herabgesetzt war, b) die Drehempfindungen während und 
insbesondere nach Drehung stark eingeschränkt auftraten. Analoge Resultate ergaben 
die Untersuchungen bei Delirium tremens; auch hier fällt der Ausfall des spontanen 
Vorbeizeigens bei fehlenden Ertremitätenseaktiönen: das Auftreten abnorm starker 
Nachreaktionen, das normale Verhalten des Drehnystagmus auf; alle diese Tatsachen 
weisen darauf hin, daß die bei akuter Alkoholintoxikation sowohlals bei Delirium 
tremens gefundenen Störungen einer Schädigung des Übertragungsmechanismus in der 
Kleinhirnrinde ihre Entstehung verdanken. Biach (Wien). 
Spezielle Pathologie und Therapie. 
Persphere Nerven: 

Siebert, Harald: Über Neuritis. St. Petersburg. med. Zeitschr. Jg. 38, Nr. 24, 
S. 356—360. 1913. 

Verf. betrachtet nur solche Fälle, wo eine exogene Entstehung — infektiös-bak- 
terieller, toxischer, kalorischer oder trophisch-traumatischer Natur — angenommen 

werden kann. Neuritis auf infektiöser Grundlage wird beobachtet bei Diphtherie, 

Influenza, Typhus, Scharlach, Pocken. Die Schädigung durch Toxine spielt die Haupt- 
rolle, doch lassen sich auch Nervenentzündungen durch unmittelbare Bakterien- 
wirkungen (Lepra) nachweisen. Das anatomische Präparat zeigt Atrophie der Nerven- 
faserung und konsekutiven fettigen Zerfall der Achsenzylinder. Unter den toxischen 
Schadignngen treten hauptsächlich Alkohol und Blei hervor. Bei diesen Neuritiden 
sicht man neben den schon schon erwähnten parenchymatösen Veränderungen chro- 
nische Prozesse im perineuralen Gewebe. Die sog. rheumatische Neuritis entsteht 
meist auf kalorischem Wege, indem durch Kältewirkung eine Exsudatbildung im Nerven 
hervorgerufen wird. Die "Kompressionsneuritis ist trophischer Natur; wahrscheinlich 
bedingt durch Verschluß der Vasa nervorum. Die Therapie kann, selbst bei lange be- 


Mn TE a D» 


a —|— din m A m 


— 41 — 


stehenden Atrophien und bei Entartungsreaktion, viel leisten. Vier Krankengeschichten 
von Neuritisfällen werden eingehender wiedergegeben. L. Bassenge (Potsdam). 

Langenbeck, K.: Die Neuritis retrobulbaris bei Nerven- und Allgemeinerkran- 
kungen. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—l. X. 1913.) 
Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 235—244. 1913. 

Den Untersuchungen des Verf. liegt ein Material von 176 Fällen zugrunde. Er 
befaßt sich besonders mit der bei multipler Sklerose vorkommenden Neuritis retro- 
bulbaris. In 41% seiner Fälle beruht die Sehnervenerkrankung auf multipler Sklerose. 
Die Sehstörung beginnt in der Regel einseitig, in über 50%, der Erkrankungen wurde 
auch das 2. Auge ergriffen. Die "Zwischenzeit kann a Wochen oder Monate, 
meist mehrere Jahre (einmal 14 Jahre) betragen. In 21% kommt es zu Rezidiven. 
Dieses rezidivierende oder durch längere Zeit getrennte Nacheinandererkranken bei- 
der Sehnerven bildet ein für multiple Sklerose ebenso charakteristisches Symptom 
wie das vorübergehende Abnehmen des Sehvermögens nach körperlichen Anstrengungen 
(Uhthoffsches Symptom). Die Gesichtsfeldprüfung ergibt meist ein zentrales Skotom, 
seltener periphere Defekte. Der ophthalmoskopische Befund ist je nach dem Stadium ver- 
schieden, frische Fälle zeigen teils normalen Opticusbefund, teils leichte Hyperämie. 
Ausgesprochene Neuritis wurde nur in !/, dieser Fälle gefunden, in einem Fall wurde 
typische Stauungspapille beobachtet. Unter den Augenmuskelstörungen, die in 20% 
gefunden wrrden, zeigten über die Hälfte Paresen der assoziierten Augenbewegungen 
(Blicklähmung). Nystagmusartige Zuckungen waren weit häufiger als der ausgesprochene 
Nystagmus. Die Sehstörungen können der Entwicklung der anderen Erscheinungen 
lange Zeit vorausgehen, einmal sogar 13 Jahre. Neben der multiplen Sklerose fand sich 
retrobulbäre Neuritis noch als doppelseitige chronische, idiopathische oder hereditäre 
Form, ferner bei Lues, Diabetes, Erkrankungen der Nebenhöhlen, der Orbita, bei 
Menstruationsanomalien, Graviditäts- und Lactationszuständen, sowie nach plötzlichen 
schweren Blutverlusten. v. Rad (Nürnberg). 


Dustin, A. P., et Adrien Lippens: À propos d’un cas de névrome d’ampu- 
tation. (Bemerkungen gelegentlich einesFalles vonAmputationsneurom.) 
Nouv. iconogr. de la salpetr. Jg. 26, Nr. 4, S. 324—330. 1913. 

In dem beschriebenen Falle traten 15 Jahre nach einer Oberschenkelamputation 
heftige von Muskelkontraktionen begleitete Schmerzen im Stumpf auf, die trotz aller 
angewandten Therapie immer mehr Zunahmen, so daß 9 Jahre darauf eine Operation 
erforderlich wurde. Sie ergab ein Amputationsneurom von typischer histologischer 
Struktur. Schon 10 Tage nach Excision des Tumors traten erneute Schmerzanfälle 
auf, die trotz Alkoholinjektionen in den Nervenstumpf nur vorübergehend gebessert 
wurden. Infolgedessen wurde schon nach etwa 6 Wochen eine zweite Operation aus- 
geführt, bei dei der gedehnte N. ischiadicus möglichst hoch durchschnitten und die 
Schnittenden seiner beiden nebeneinander verlaufenden Äste durch Naht vereinigt 
wurden. Seitdem dauerndes Verschwinden der Beschwerden. Die histologische Unter- 
suchung des bei der zweiten Operation gewonnenen Nervenstumpfes ergab ein üppiges 
Auswachsen der Nervenfasern, Eindringen der verdickten Achsenzylinder in das 
periphere Narbengewebe, in dem sie sich auffaserten, z. T. rückläufig verliefen, z. T. 
in Gestalt fragmentierter Pseudoendapparate sich lose Verff. halten nach solchen 
Erfahrungen die bloße Excision der Neurome für durchaus ungenügend und eine plas- 
tische Operation für erforderlich. Stattder Bardenheuerschen Neurinkampsisempfehlen 
sie die ın vorliegendem Falle angewandte Methode wegen ihrer Einfachheit. Maase. 

Langelaan, J.-W.: Sur un cas d’ hémiatrophie faciale avec signe d’ Argyll Robertson 
contralatéral. (Ein Fall von Hemiatrophia facialis mit Argyll-Robertson- 
schem Phänomen der anderen Seiten.) Rev. neurol. Jg. 21, Nr. 21,S.520-523.1913. 

Der vorliegende Fall, der wegen der gleichzeitigen Augensymptome von besonderem 
Interesse ist, betraf einen 11 jährigen Haedui nicht belasteten Knaben. Die Atrophie, 
welche sich langsam und unbemerkt entwickelt hatte, erstreckte sich vorwiegend auf das 


— 442 — 


Skelett des Ober- und Unterkiefers. Auch die Zähne waren in der Entwicklung zurück- 
geblieben. Die Motilität der Muskeln war intakt, ihre schwächere Entwicklung auf der 
erkrankten linken Seite war dem Grade der Knochenatrophie entsprechend. Die Sensi- 
bilität und die vasomotorische Innervation war normal. Die Haut zeigte an einiren 
Stellen Pigmentatrophie. An der gleichseitigen Pupille fielen die starken Schwankungen 
der Weite und die Entrundung bei der Verengerung auf. Das andere (rechte) Auge war 
eingesunken, die Lidspalte gegenüber der erkrankten Seite verengt. Die Pupille war 
extrem weit und reagierte weder direkt noch konsensuell auf Lichteinfall. Auch die 
Konvergenzreaktion war weniger prompt als links. Beim Blick nach rechts ermüdete 
das rechte Auge sehr rasch unter Auftreten eines nach oben außen gerichteten Nystar- 
mus und einer leichten temporalen Drehbewegung. Auch beim Blick nach links zeigte 
sich Nystagmus horizontalis. Der linke Arm war etwas kürzer als der rechte, ebenso die 
linke Hand etwas kleiner als die rechte. Beim Vorstrecken der Arme und Spreizen der 
Finger traten nach kurzer Zeit athetotische Bewegungen auf. Beim Stehen mit ge- 
schlossenen Füßen erfolgten leichte Drehbewegungen des Körpers, die ebenso wie die 
Athetosebewegungen für einige Zeit willkürlich unterdrückt werden konnten. Der Fall, 
der sich den von Salomon, Oppenheim, Déjérine und Mirallié beschriebenen 
Beobachtungen anreiht, ist von Wichtigkeit für den Verlauf der zentralen Sympathicus- 
bahnen. Verf. verlegte den Sitz der Erkrankung an den Boden des Aquaeductus Sylvii 
bzw. des IV. Ventrikels. Eine mehr peripherwärts lokalisierte Läsion der sympathi- 
schen Bahnen hält er wegen des Fehlens vasomotorischer Störungen für nicht wahr- 
scheinlich. Maase (Berlin). 

Rauzier, G.: Une erreur de diagnostic à propos d’un cas de monoplégie crurale 
douloureuse. (Diagnostischer Irrtum in einem Fall schmerzhafter Bein- 
lähmung.) (Höp. St.-Eloi, Montpellier) Montpellier med. Jg. 56, Nr. 52, S. 601 
bis 609, 1913 u. Jg. 57, Nr. 1, S. 1—10. 1914. 

Verf. will durch Gegenüberstellung zweier eigener Beobachtungen zeigen, wie 
nicht immer die Analogie zweier Krankheitsbilder den Rückschluß auf die gleiche 
Ätiologie und Diagnose rechtfertigt. Der erste Fall betrifft eine 50jährige Frau, die 
an einer Parese des rechten Beines mit Neuralgien und Kreuzschmerzen litt. Das 
motorische und sensible Verhalten der Extremität wies auf eine Wurzelerkrankung 
im Bereich der unteren Lumbalwirbel hin; tatsächlich konnte man radiologisch eine 
Veränderung (Luxation) entsprechend dem vierten Lendenwirbel nachweisen. Genau 
die gleichen Symptome zeigte eine 62jährige Pat. mit einem Üteruscarcınom, wo 
man also per analogiam eine Metastase des vierten Lendenwirbels vermuten mußte. 
Röntgenologisch erwies sich jedoch die Lendenwirbelsäule normal. Es wurde daher 
die Diagnose auf pachymeningitische Veränderungen metastatischer Natur gestellt. 
Die Obduktion aber ergab, daß das Rückenmark und die Wirbelsäule vollkommen 
frei waren, daß die Erscheinungen vielmehr auf Kompression der Nervenstämme 
durch Geschwulstmetastasen im kleinen Becken zurückgeführt werden mußten. Biach. 

Seuderi, Alfio: Su di un caso di atrofia muscolare da intossieazione saturnina. 
(Muskelatrophie bei Bleivergiftung.) (Istit. di clin. d. malatt. nerv. e ment. e 
dı antropol. crim., univ., Catania.) Riv.ital. di neuropatol., psichiatr. ed elettroterap. 
Bd. 6, Nr. 12, S. 560—563. 1913. 

Bei einem Falle von chronischer Bleivergiftung wurde eine Atrophie der Schulter- 
und Brustmuskeln gefunden. Die faradische Erregbarkeit war herabgesetzt. Die 
Anodenschließungszuckung war gleich der Kathodenzuckung. Baldes (Frankfurt a. M.). 
Rückenmark: 

Austregesilo, A.: Frühdiagnose der Tabes und der Tabes oligosymptomatica. 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 49, S. 2396—2399. 1913. 

Die Arbeit ist ein kurzes Resümee der Erfahrungen, die Verf. an einem reichen 
Tabesmaterial in Brasilien gesammelt hat. Erwähnenswert ist, daB die Tabes in Brasi- 
lien, wie in allen dichtbevölkerten Zentren, zu den häufig beobachteten Erkrankungen 


— 443 — 


gehört und daß die Rasse und Klima ohne Einfluß auf ihre Häufigkeit sind. Im übrigen 
nur Bekanntes. Maase (Berlin). 


Engelmann, Guido: Über ein an Poliomyelitiskranken beobachtetes Phänomen. 
Neurol. Zentralbl. Jg. 33, Nr. 1, 8. 20—21. 1914. 

Bei Poliomyelitis hat Verf. öfters beobachtet, daß in Bauchlage des Patienten eine 
'Parese der Kniegelenksbeuger vorgetäuscht wurde. Abducierte man nämlich in der- 
selben Position das Bein passiv auf der Unterlage und flektierte es leicht im Hüftgelenk, 
30 war eine ziemlich vollkommene Beugung, auch gegen Widerstand, möglich. Als Er- 
klärung wird angeführt, daß die Kniegelenksbeuger gleichzeitig Hüftgelenksstrecker sind. 
Soll die Kniegelenksbeugung ausgeführt werden, so muß die Streckung des Hüftgelenkes 
hintangehalten urd durch leichte Flexion des Hüftgelenks die Distanz der Ansatzpunkte 
der Kniegelenksbeuger möglichst vergrößert werden. Salomon (Wilmersdorf). 


Lloyd, James Hendrie: Syphilis of the pons, medulla, and upper spinal cord. 
(Syphilis der Brücke, der Medulla oblongata und des obersten Teiles 
des Rückenmarks.) Internat. clinics. Bd. 23, Ser. 4, S. 163—170. 1913. 

Die Spirochäten, die sich im Hirnstamm festsetzen, können hier entweder zu 
parenchymatösen oder zu vasculären Erkrankungen führen. Zu solchen Erkrankungen 
gehört die progressive Ophthalmoplegie, die Poliomyelitis acuta superior Wernickes, 
die keine reine Kernerkrankung darstellt und noch eine Reihe anderer Symptomen- 
bilder, so die Hemiplegia alternans. Ein 5ljähriger Mann erkrankte 8 Jahre nach 
der Infektion mit Spracherschwerung und Nachschleppen des rechten Fußes. Eine 
Woche später trat völlige Lähmung des ganzen Körpers vom Munde abwärts ein, 
während die Intelligenz und die Augenbewegungen völlig frei waren. Die Sektion 
ergab eine Erweichung der Brücke auf beiden Seiten, eine Verdickung der Basilar- 
arterien sowie eine Erweichung in der Cervicalanschwellung mit eiuer Höhle in den 
Hintersträngen. Die Veränderungen erwiesen sich mikroskopisch als syphilitisch. Es 
könnte daran gedacht werden, da Salvarsan in das Nervensystem bei intravenöser 
Injektion nicht übergeht, Einspritzungen in den Lumbalsack vorzunehmen, doch 
dürfte das wohl zu gefährlich sein. Frankfurther (Berlin). 


Sons, E.: Kasuistischer Beitrag zur Kenntnis der Beziehungen zwischen Blei- 
vergiftung und Rückenmarksleiden (speziell spastischer Spinalparalyse). (Städt. 
Krankenh., Düren, Rheinl.) Med. Klinik Jg. 9, Nr. 47, S. 1934—1935. 

Ein 37jähriger Anstreicher, der wiederholte Attacken von Radialislähmung, darunter 
einmal in Verbindung mit Bleikolik, Gehstörungen und Steifigkeit in den Beinen durchgemacht 
hatte, erkrankte unter den subjektiven und objektiven Symptomen einer spastischen Spinal- 
paralyse. Bei der Untersuchung konnte eine noch manifeste Bleiintoxikation in Gestalt von 
Anämie, bosophiler Granulierung der Erythrocyten, Bleisaum, gespanntem Puls, Blutdruck- 
erhöhung nachgewiesen werden. Die Wassermannsche Reaktion war negativ. Dagegen war 
eine probatorische Tuberkulininjektion von starker Allgemeinreaktion und vorübergehenden 
Blasen- und Mastdarmstörungen gefolgt, ohne daß sonst deutliche Zeichen einer tuberkulösen 
Erkrankung aufgefunden werden konnten. Verf. läßt die Frage offen, ob die Rückenmarks- 
erkrankung mit der positiven Tuberkulinreaktion in ursächlichem Zusammenhang steht. 
Anamnese und objektiver Befund lassen jedoch die Bleivergiftung als hervorstechendstes 
ätiologisches Moment erscheinen. Maase (Berlin). 
Gehirn: 


Gerhardt, D.: Über Meningitis serosa bei Nasenerkrankungen. Zeitschr. f. 
Laryngol., Rhinol. u. ihre Grenzgeb. Bd. 6, H. 5, S. 721—726. 1913. 

Mitteilung von 4 Fällen. Es bestanden beim 1. Fall Ohnmachtsanfälle, Stauungs- 
papille rechts und Eiter in den Siebbeinzellen. Auf Lokalbehandlung und 2 Lumbal- 
punktionen Heilung. — Beim 2. Fall Erbrechen, Kopfschmerzen, vorübergehendes 
Fehlen der Bauchdeckenreflexe, Nackenschmerz, Erweiterung der rechten Lidspalte 
und der rechten Pupille, angedeuteter Babinski, Druckempfindlichkeit des 7. Hals- 
wirbels und doppelseitige Stauungspapille. 6 Lumbalpunktionen ohne wesentlichen 
Erfolg. Auf Eröffnung des Siebbeins Heilung. — Beim 3. Fall Kopfweh, Schwindel, 


— 444 — 


Ohrensausen, zeitweise Doppelsehen, Verengerung der linken Lidspalte und deutliche, 
links unsichere Stauungspapille sowie Verdunkelung der rechten Siebbeingegend. Auf 
lokale Behandlung Heilung. — Beim 4. Fall Stirnkopfschmerzen, eingetrocknetes Sekret 
im hinteren Teil der rechten unteren Nasenmuschel und im Nasenrachenraum, ein 
Liquordruck von 30 cm. Auf Entfernung des hinteren Endes der rechten mittleren 
Muschel, um den Aditus sin. sphenoid. zugänglich zu machen, erfolgt allmählich Hei- 
lung. In allen Fällen lag also eine Nasenerkrankung oder wenigstens der Verdacht 
auf eine solche vor. Reichmann (Jena). 

Warrington, W. B.: Intracranial serous effusions of inflammatory origin. 
Meningitis or ependymitis serosa, meningism, with a note on pseudo-tumours of 
the brain. (Intrakranielle seröse Ergüsse entzündlichen Ursprunges. Me- 
ningitis oder Ependymitis serosa, Meningismus, mit einer Bemerkung 
über Pseudotumoren des Gehirns.) (Med. school, univ., Liverpool.) Quart. 
journal of med. Bd. 7, Nr. 26, S. 93—118. 1914. 

Die Meningitis serosa kann in akuter und subakuter Form ablaufen, aber auch 
das langsame Wachsen eines Hirntumors vortäuschen. 4 mit Otitis media kombinierte 
Fälle konnten beobachtet werden. Bei dem einen konnte operativ Flüssigkeit aus der 
Schädelhöhle entleert werden. In den 3 anderen Fällen konnte eine solche Flüssig- 
keitsansammlung nicht festgestellt werden und die Diagnose ist daher nicht absolut 
sicher. Gegen den Hirnabsceß bestehen verschiedene differentialdiagnostische Zeichen, 
so der plötzliche Beginn, der wechselnde Verlauf, die vorübergehenden Paresen, das 
Fehlen häufiger AbsceBsymptome wie die Anorexie. Es wird dann eine Reihe von 
Fällen besprochen, ın denen die Erkrankung mit Tuberkulose, fieberhaften Infektionen 
und Schädelverletzungen verbunden war. Auch Hungern und Erschöpfung scheint 
zu ähnlichen Zuständen führen zu können. Bei den langsam verlaufenden Fällen, 
von denen 3 beobachtet werden konnten, ist die Differentialdiagnose gegen Hirn- 
tumoren sehr schwierig. In 2 Fällen waren die Ventrikel erweitert, im ersten und 
dritten Fall fanden sich Bakterien im Lumbalpunktat, mikroskopisch im Gehirn 
nichts, die mikroskopische Untersuchung des Gehirns ergab in allen 3 Fällen keine 
pathologischen Veränderungen. Bemerkenswert war in 2 die Kombination mit einem 
Erguß ins Kniegelenk, was bei dem Bakterienbefund an eine toxische Ätiologie denken 
läßt. Es kommt ferner circumsceripte Meningitis serosa vor, doch könnte in diesen 
Fällen eine Encephalitis die primäre Läsion darstellen. Bei der Unterscheidung von 
akquiriertem internem Hydrocephalus und Hirntumor ist das Verhalten des Patellar- 
reflexes wichtig, der durch den Druck verschwinden kann. Bei den Fällen von Pseudo- 
tumor können mehrere Gruppen unterschieden werden, für die Beobachtungen an- 
geführt. Bei dem einen Teil, hauptsächlich bei Kindern, verschwinden die Hirndruck- 
symptome dauernd, ohne daß irgendeine spezielle Behandlung stattgefunden hat. Bei 
einem anderen Teil tritt nach einfacher Druckentlastung eine dauernde Heilung ein, 
die noch jahrelang nach der Operation anhält. Bei den zum Tode führenden Fällen 
erschien bei einigen das Gehirn gesund, doch konnten schließlich kleinzellige Infiltration 
der Meningen oder zahlreiche Cysten der Pia mater mikroskopisch nachgewiesen wer- 
den. Doch ist bei einem Teil der Fälle auch die mikroskopische Untersuchung völlig 
negativ. Für die Therapie ist wichtig, daß ein Teil der Fälle ohne jeden Eingriff aus- 
heilt. Ist ein Infektionsherd nachzuweisen, so muß er behandelt werden. Sonst kann 
das Verhalten der Cerebrospinalflüssigkeit ein Urteil über die Schwere der Erkrankung 
und über die Notwendigkeit eines Eingriffes ermöglichen. Abwartendes Verhalten 
empfiehlt sich namentlich bei Kindern. Am wichtigsten ist es, einen ev. Erguß zu 
erkennen, dessen Fortschreiten im Schädel möglichst noch im serösen Stadium unter- 
brochen werden soll. Ist die auslösende Ursache (wie es häufig ist) ein Infektionsherd, 
so wirken die Toxine, und nicht die Bakterien selbst, reizend auf die Gefäße der Menin- 
gen, des Gehirns und der Plexus, so daß es zum Erguß von Flüssigkeit kommt. Seröse 
Ergüsse aus anderen Ursachen sind selten. Die Diagnose kann aus den Hirndruck- 


— 45 — 


symptomen und durch Auffinden der primären Ursache bei Ausschluß anderer Er- 
krankungen gestellt werden. Frankfurther (Berlin). 

Strümpell, A.v.: Über Pseudosklerose. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, 
Breslau, 27.1IX.—1.X.1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd.50,H.1/4,S.46-50. 1913. 

Auffallend ist die späte Entwicklung des Leidens (31. Lebensjahr) in vorliegendem 
Falle im Anschluß an eine Verletzung der Kreuzgegend. Die wichtigsten Erschei- 
nungen bildeten ein starkes oscillatorisches Zitter.ı bzw. Wackeln des Kopfes, der Arme 
und in geringerem Grade auch der Beine. Die Sprache war deutlich verlangsamt und 
skandierend. Sonst normaler Befund am Nervensystem, grobe Kraft, Sensibilität und 
Blase ohne Störungen, Sehnen- und Bauchdeckenreflexe erhalten. Wassermann im 
Blut und Liquor negativ, Blutbild ohne Besonderheiten. Grünliche Verfärbung der 
Cornea. Verkleinerung der Leber, deutlich fühlbarer Milztumor, geringe alimentäre 
Glykosurie. In bezug auf die allgemeine pathologische Stellung wird darauf hinge- 
wiesen, daß die Beziehungen zur multiplen Sklerose keine besonders engen zu sein 
scheinen; dagegen sind solche zur Paralysis agitans und zur Wilsonschen Krank- 
heit (progressive Linsenkerndegeneration) recht wahrscheinlich. v. Rad (Nürnberg). 

Lewy, F. H.: Zur pathologischen Anatomie der Paralysis agitans. (7. Jahres- 
vers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. 
Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 50—55. 1913. 

Die hauptsächlichsten Veränderungen fanden sich im Linsenkern, der in man- 
chen Fällen bis auf die Hälfte seiner Größe zusammengeschrumpft war, dieselben er- 
streckten sich sowohl auf das Putamen, als auch auf den Globus pallidus. Der Kopf 
des Nucleus caudatus erwies sich auch als verkleinert. Mikroskopisch fanden sich im 
Linsenkern die Ganglienzellen zum größten Teil ausgefallen, zum Teil völlig sklerosiert. 
Das ganze Gewebe war ausgefüllt mit großen Gliazellen und -fasern. Im Globus palli- 
dus fanden sich eigenartige Abbauprodukte. Der Prozeß muß als eine langsame, ein- 
fache Degeneration angesprochen werden, wobei die eigentliche Architektonik nicht 
gestört ist. Der Putamenherd muß wohl als die Ursache der Rigidität angesehen wer- 
den. Der zweite Hauptsitz der Veränderungen fand sich im Meynertschen Kern der 
Ansa peduncularis. Die Zellen zeigten neben extremer Verfettung die sog. Alzheimer- 
sche Fibrillenveränderung. Den Abschluß des Prozesses bildete eine Glianarbe. Neben 
diesen Veränderungen fanden sich noch weitere im sogenannten sympathischen Vagus- 
kern. Auch hier gingen die Zellen unter eigentümlichen Plasmaveränderungen und 
Auftreten einer fibrillären, silberfärbbaren Struktur zugrunde. Vielleicht stehen diese 
Veränderungen mit den bei Paralysis agitans nicht so sehr seltenen sympathischen 
Störungen in Zusammenhang. Zum Schlusse weist der Verf. darauf hin, daß im Hin- 
blick auf die fließenden Übergänge zwischen normalem und pathologischem Senium 
sich auch im Putamen einfacher Seniler häufig eine Gliavermehrung findet. v. Rad. 

Rothmann, Max: Die Symptome der Kleinhirnkrankheiten und ihre Bedeu- 
tung. (17. internat. Kongr., London 1913.) Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. 
Bd. 35, H. 1, S. 43—70. 1914. 

Reimers: Ein Fall von otogenem Extradural- und Schläfenlappenabsceß. Med. 
Klinik Jg. 9, Nr. 47, S. 1935—1936. 1913. 


Im Anschluß an eine fast abgeheilte, protrahiert verlaufende Mittelohrentzündung trat 
bei dem 16jährigen Patienten eine Angina mit Exacerbation der Otitis unter schweren All- 
gemeinerscheinungen auf. Trepanation des Antrums und Processus mastoideus ergab Freisein 
von Eiter. In der mittleren Schädelgerube fand sich ein kleiner extraduraler Absceß ohne 
auffällige Veränderung der Dura. Ein Anfall von Bewußtlosigkeit mit allgemeinen epilepti- 
formen Krämpfen gab die Indikation zu einer zweiten Operation, die einen zweiten extraduralen 
Absceß unter der Schläfenbeinschuppe aufdeckte. Die pulsierende Dura zeirte auch diesmal 
keine äußere Veränderung, insbesondere keine Fistel. Nach der zweiten Operation Entfieberung 
und Besserung des Allgemeinbefindens. Vierzehn Tage später plötzlich auftretende Hemi- 
parese mit gekreuzter partieller Oculomotoriuslähmung ohne Temperaturerhöhung. Die 
Diagnose SchläfenlappenabsceßB wurde durch zwei weitere Operationen und die Obduktien 
bestätigt. Maase (Berlin). 


— 446 — 


Smith, E. Bellingham: Case of (?) cerebellar encephalitis. (Fall von Ence- 
phalitis des Kleinhirns.) (Sect. f. the study of dis. in children, 24. X. 1913.) 
Proceed. of the roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 1, S. 16—17. 1913. 

8jähriges Kind, das als Cerebrospinalmeningitis ins Spital eingeliefert wurde. Es 
bestand Kernig, Nackenstarre, allgemeine Reflexsteigerung, eingezogenes Abdomen. 
Der Liquor stand unter erhöhtem Druck, zeigte aber keine Zeichen entzündlicher 
Veränderungen und erwies sich kulturell steril. Nach 1!/, monatlicher Krankheit, wäh- 
rend welcher Zeit es mitunter zu bedrohlichen Exacerbationen mit schweren kardialen 
Dekompensationen kam, konstatierte man eines Tages Neuritis optica; bald darauf 
stellte sich hochgradige Ataxie mit Neigung nach rechts zu fallen, eine Hörstörung 
am rechten Ohr und leichte Parese des rechten Beines ein; die Opticusveränderung 
war rechts ausgesprochener als links. Aus diesen Symptomen glaubt Verf. auf eine 
cerebellar lokalisierte Encephalitis schließen zu können. Auf Jodbehandlung besserten 
sich die Erscheinungen. 

Diskussion: Cautley hält den Fall für eine infektiöse Polioencephalitis nach Art 
einer Poliomyelitis. Auch Meningitiden pflegen mitunter protrahiert zu verlaufen. Biach. 

Sosnowik, A. E.: Über den Muskelsinn und seine in der Großhirnrinde lokali- 
sierten Störungen im Anschluß an zwei Fälle von Parietalhirntumoren. (Nervenklin., 
Halle.) Dissertation: Halle 1913. 63 S. 4 Tafeln. (C. A. Kaemmerer.) 

Die literaturkritischen und kasuistischen Studien des Verf. haben zu der Fest- 
stellung geführt, daß die Muskelsinnstörungen als ein Frühsymptom bei Parietalhirn- 
erkrankungen anzusehen und zur Frühdiagnose von Läsionen in diesem Gehirnabschnitt. 
verwertbar sind. Das Parazentralläppchen steht in inniger Beziehung zum Muskel- 
sinn, wie auch zur Hautsensibilität und zum stereognostischen Sinn. Fritz Loeb. 

McConnell. Adams A.: A case of cerebellar tumour. (Ein Fall von Klein- 
hirntumor.) Transact, of the roy. acad. of med. in Ireland Bd. 31, S. 95—101. 1913. 

Es handelte sich um eine 40jährige Patientin, die mit Erbrechen und Kopf- 
schmerz erkrankt war, an einer Sehstörung litt und Arme und Beine schlechter ge- 
brauchen konnte als früher; auch gab sie an, Schwindelanfälle zu haben. Die Unter- 
suchung ergab beiderseitige Stauungspapille, links stärker als rechts, die linke Pupille 
erweitert und lichtstarr, keine Lähmungen oder sensiblen Störungen von seiten der 
Hirnnerven bis auf subjektive Geräusche im linken Ohr; nur war auffallend, daB 
während der Attacken von Kopfschmerz, Schwindel und Erbrechen die Pat. wieder- 
holt niesen mußte, was der Autor auf den Trigeminus oder ein exspiratorisches Zentrum 
beziehen zu müssen glaubt. Von seiten der Extremitäten bestand Ataxie und cine 
der Adiadochokinesis entsprechende Störung im linken Arm bei normaler Sensibilität, 
vorhandenen Reflexen und fehlendem Babinski. Der Gang war unsicher; schon nach 
wenigen Schritten wich die Pat. nach links ab und zeigte auch die Tendenz nach links 
zu fallen. Wassermann war negativ. Mit Rücksicht auf diese Symptome, mit Berück- 
sichtigung ferner des Umstandes, daß bereits frühzeitig schwere Allgemeinerscheinungen 
und Stauungspapille mit Übergang in Atrophie eingetreten waren, “mußte die Diagnose 
auf einen Tumor der linken Kleinhirnhemisphäre gestellt werden. Da das Sehvermögen 
der Pat. immer mehr abnahm und die Allgemeinerscheinungen den Charakter menin- 
gealer Reizung annahmen, entschloß man sich zur Operation; vorerst wollte man 
nur die Aufklappung, in einem zweiten Akt eventuell die Entfernung des Tumors 
vornehmen. Der Autor berichtet nur über die Trepanation im Bereich der Hinter- 
hauptschuppe, mit Incision der Dura, wobei ein Tumor der linken Kleinhirnhälfte 
palpiert wurde; es floß sehr viel Liquor ab, und zessierten nach der Operation die schweren 
Hirndrucksymptome, während das Sehvermögen eine Besserung zeigte. Biach (Wien). 

Schuster, Paul: Beiträge zur Klinik der tuberösen Sklerose des Gehirns. 
(7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. 
Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 96—133. 1913. 

Die tuberöse Sklerose muß als eine endogen bedingte, familiär-hereditäre Krankheit 


an Tune EEE nn len it En en EEE en 


— Ed un Si u en 


— 47 — 


aufgefaßt werden. In einem Falle des Verf. fanden sich bei der Sektion neben den für 
tuberöse Sklerose chafakteristischen Veränderungen noch ein gliomatöser Ventrikel- 
tumor und starker Hydrocephalus internus. Der Fall, bei dem es sich nicht um eine 
zufällige Koinzidenz handelt, repräsentiert das Zwischenglied zwischen reiner Ge- 
schwulstbildung und dem Prozeß der tuberösen Sklerose, zwischen denen sicher Be- 
ziehungen bestehen. Die übrigen vom Verf. beobachteten Fälle müssen zum Teil als 
abortive aufgefaßt weıden, bei welchen sowohl die sonst konstant vorhandenen epilep- 
tischen Anfälle als auch die geistige Schwäche sehr in den Hintergrund treten. Die Ano- 
malien der Körperhaut, insbesondere die Neigung der Haut zur Erzeugung naevusartiger 
Bildungen findet sich nicht nur bei den Patienten selbst, sondern auch oft bei Bluts- 
verwandten derselben. Von den anderen Hautveränderungen hebt Verf. besonders 
die Chagrinhaut (quaddelartige, unregelmäßig begrenzte, von parallellaufenden, 
seichten Furchen durchzogene Stellen) hervor, welche sich anscheinend stets in der 
Beckengegend und zwar meist in der Höhe der Darmbeinkämme findet. v. Rad. 

Flatau, Edward: Die Migräne und ihre Abarten. Handb. d. Neurol. Bd. 5, 
S. 342—426. (Berlin: Springer.) 1914. 

Die Darstellung berücksichtigt alle diejenigen funktionellen Kopfschmerzen, 
die in periodischen Attacken auftreten, mit gastrischen Störungen und psychischen 
Begleiterscheinungen einhergehen und nach Abklingen des Anfalls ein Gefühl der Be- 
freiung hinterlassen. Pathogenetisch wird die Migräne nicht als autonome Krank- 
heit aufgefaßt, sondern als Syndrom charakterisiert, das eine der Ausdrucksformen 
einer angeborenen neurotoxischen Diathese darstellt; von Bedeutung sind 
dabei wahrscheinlich Störungen in der Tätigkeit der endocrinen Drüsen. Der Migräne- 
anfall ist durch einen pathologischen Hirnmechanismus bedingt, der verschiedene 
Gebiete des Gehirns ın Anspruch nehmen kann und sich hauptsächlich unter den Er- 
scheinungen des vermehrten Hirndrucks und unter der Form eines Gefäßspasmus 
abspielt. — Besonders eingehend wird dieSymptomatologie des Leidens besprochen, 
und zwar: der vulgären Migräne, der Augenmigräne, der epileptischen, psychischen, 
ophthalmologischen und facioplegischen Hemikranie. Therapeutisch wird neben 
der medikamentösen Behandlung hauptsächlich purinarme Diät und Muskelbewegung 
empfohlen. — Eingehendes Literaturverzeichnis, das auch die fremdsprachlichen 
Arbeiten berücksichtigt. Salle (Berlin). 

Charon, Rene, et Paul Courbon: Oxycephalie et syndrome oxycöphalique. 
(Oxycephalie und das oxycephale Syndrom.) Nouv. iconogr. de la salpetr. 
Jg. 26, Nr. 5, 5. 422—429. 1913. 

Die Autoren berichten über 2 Fälle von Oxycephalie, beide Idioten im Alter von 
70 bzw. 12 Jahren. Bei dem Jüngeren besteht ein Exophthalmus und eine im Rönt- 
genbild sichtbare Vertiefung der Sella turcica neben zahlreichen Impressiones digitatae 
der Schädelkapsel. In keinem der Fälle besteht eine Opticusaffektion oder eine Stö- 
rung im Bereich des Blutdrüsensystems. Die Idiotie wird auf einen alten Entzündungs- 
prozeß im Bereich der Meningen zurückgeführt, der als durch die „rachitische Intoxi- 
kation“ direkt hervorgerufen und somit als der Schädeldeformierung koordiniert an- 
gesehen wird. J. Bauer (Innsbruck). 

Kleist: Aphasie und Geisteskrankheit. Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 1, 
8. 8—12. 1914. 

Verf. geht bei der Untersuchung der Sprachstörungen Geisteskranker von dem 
normalen Aufbau der Sprache aus, die sich aus verschiedenen Stockwerken von stei- 
gender Kompliziertheit entwickelt: zu unterst die einzelnen Laute und Lautfolgen, dann 
der Wortschatz und der Wortgebrauch, dann die sekundären Wortbildungen, die Zu- 
sammensetzungen und die Ableitungen und schließlich die Wortfolgen. Bei Geistes- 
kranken — es wurden vornehmlich solche aus der Dementia praecox-Gruppe untersucht 
— firdet man auf jeder Stufe des Sprachaufbaues eine engraphische (durch Verlust 
bestimmter Erinnerungsspuren bedingte) und eine koordinatorische (auf fehlerhafter 


— 448 — 


Entäußerung an sich vorhandener Engramme beruhende) Sprachstörung. Als engraphi- 
sche Sprachstörungen von frontaler Lokalisation werden die Apraxie der Lautbildung 
und der Lautfolgen, Wortschatzverarmung, Verarmung an Zusammensetzungen und 
Ableitungen, Aggrammatismus aufgefaßt, als koordinatorische temporale Sprach- 
störungen die Paraphasie, Wortfindungsstörung, inkoordinierteWortzusammensetzungen, 
Paragrammatismus. Diese Sprachstörungen kommen zumeist kombiniert vor. A. Jakob. 


Fröschels, Emil: Über die Behandlung der Aphasien. (7. Jahresvers. d. Ges. 
dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. 
Bd. 50, H. 1/4, S. 163—177. 1913. 

Ausführlicher im Archiv f. Psych. u. Nervenkrankh. Bd. 53, H. 1; vgl. dieses 
Zentralbl. Bd. 9, S. 378. A. Jakob (Hamburg). 


Bielschowsky, M.: Über spätinfantile familiäre amaurotische Idiotie mit Klein- 
hirnsymptomen. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX. bis 
1.X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 7—29. 1913. 

Von Eltern, die beide Epilepsie in der Aszendenz aufwiesen, selbst aber frei waren, 
wurden drei Kinder geboren, die alle im 4. Lebensjahre erkrankten. Die Erkrankung 
begann mit epileptischen Anfällen, gleichzeitig trat ein Rückgang der Intelligenz auf, 
der in zwei Jahren zu völliger Verblödung führte. Relativ spät traten Augensymptome 
auf, die zur Erblindung führten, aber neben der Atrophie nicht das typische Hinter- 
grundsbild wie die Fälle von Tay-Sachscher Krankheit boten, sondern eine inselförmige 
Atrophie der Retina. Im Beginn der Krankheit konnten beim Gehen cerebellare 
Symptome beobachtet werden; es bestanden Spasmen, später hörten alle willkürlichen 
Bewegungsversuche auf, und Arme, Beine und Kopf hingen beim Aufrichten wie gelähmt 
herab. Bei den zwei ältesten Kindern — das dritte lebt noch — führte die Krankheit 
nach 4, bzw. 31/,jähriger Dauer unter tiefem Marasmus zum Tode. Die anatomische 
- Untersuchung ergab eine Vereinigung der charakteristischen Merkmale der familiären 
amaurotischen Idiotie mit schwerer Kleinhirnatrophie. Die Kleinhirnveränderung 
ähnelte am meisten der olivo-rubro-cerebellaren Atrophie, sie zeigte Veränderungen in 
der Rinde, den Nucl. dentat., den Oliven und Bindearmen. — Die nahe Beziehung 
der familiären amaurotischen Idiotie zu den hereditären Kleinhirnaffektionen ist durch 
diese Fälle gezeigt, die wieder einen Beweis für die Ansicht darstellen, daß die auf 
endogener Grundlage entstehenden organischen Heredoneurosen auf das engste mitein- 
ander verwandt sind. Frankfurther (Berlin). 


Beriel, L.: Meine Hirnpunktion und die Untersuchung des Treponema bei De- 
mentia paralytica. Neurol. Zentralbl. Jg. 33, Nr. 1, S. 21—24. 1914. 

Im Jahre 1909 hat der Autor eine Technik angegeben, die geeignet sein soll, auf 
dem Wege der Augenhöhle Hirnflüssigkeit durch Punktion zu erhalten; über die Ge- 
fahren seiner Methode läßt sich der Verf. diesmal unter Berufung auf frühere Publi- 
kationen nicht aus, jedoch gibt er neuerdings eine genaue Beschreibung ihrer Aus- 
führung. 

Kin etwa 8—10 cm langes Rohr enthält zwei Trokare: der eine ist spitz. der zweite hat 
ein stumpfes Ende. Der Kranke ist in Rückenlagre. der Arzt steht hinter seinem Kopf und 
macht zunächst die Hautpunktion mit dem ersten Trokar unter der Augenbraue, gleich gegen 
den Knochenrand: nun ersetzt man den ersten Trokar durch den stumpfen zweiten und dringt 
immer in Kontakt mit dem Knochen weiter vor, bis man nach 3—4,5 cm das äußere, dünne 
Ende der sphenoidalen Spalte fühlt ; jetzt muß man enereischer stoßen: ist diePunktion gelungen, 
dann lauft nach Abnahme des Trokars Liquor ab; wenn Blut kommt soll man die Punktion 
unterbrechen. Die sphenoidale Spalte, die vom Verf. für seine Methode der Hirnpunktion 
benützt wird, ist verschieden lange, und darin liegt die technische Schwieriekeit des Einrriffes; 
gelingt derselbe, dann muß man nit der Spitze des Trokars auf den Temporallappen oder 
den unteren Anteil des Frontallappens kommen. Von diesen Tatsachen ausgehend, hat der 
Autor seine Methode benützt. um mittels einer Spritze in das Rohr des Trokars Hirnsub-tanz 
einzusaugen. Er konnte auf diese Weise bei drei Paralvtikern, von denen einer zweimal punktiert 
wurde, in zwei Fallen die Spirochaeta paliida in der aspirierten Gehirnsubstanz nachweisen. 


Biack (Wien). 


Zentralblatt für die gesamte innere Medizin 


Band IX, Heft 7 und ihre Grenzgebiete S. 449—496 


Allgemeine Biologie und allgemeine Physiologie. 


Haccker, V., und N. Lebedinsky: Über kombinierte Äther- und Radiumwirkung 
auf Embryonalzellen. (Zool. Inst., Halle a. S.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, 
Nr. 1, S. 7—8. 1914. 

Bei Eiern von mehreren Cyclopsarten, die mit Äther vorbehandelt waren, war die 
entwicklungshemmende Wirkung des Radiums wesentlich stärker als bei gleichalterigen 
Eiern, die in Wasser gelegen hatten. Isaac (Frankfurt). 

Benda, Robert: Über. den Einfluß des Traubenzuckers, der Natrium-, Kalium-, 
Calcium- und Magnesium - Ionen auf die Reizharkeit, Leistungsfähigkeit und Er- 
müdbarkeit des motorischen Nerven und des Skelettmuskels. (Dtsch. physiol. Inst., . 
Prag.) Zeitschr. f. Biol. Bd. 63, H. 1/2, S. 11—77. 1913. 

Versuche am durchströmten Muskelpräparat (Gastrocnemius) des Frosches bei 
direkter und indirekter elektrischer Reizung. Herabsetzung der Konzentration der 
Natriumionen unter Zusatz von Traubenzucker oder Rohrzucker bewirkt eine erhöhte 
Ermüdbarkeit des Muskels bei Reizung vom Nerven aus. Dieselbe fehlt bei direkter 
Reizung, ist also abhängig von dem nervösen Zuleitungsapparat. Erhöhung des KCI- 
Gehaltes der Durchströmungsflüssigkeit unter entsprechender Verminderung der NaCl- 
Konzentration bedingt eine gesteigerte Ermüdbarkeit, besonders bei direkter Muskel- 
reizung. Ein CaCl,-Überschuß wirkt ermüdend, aber nur bei indirekter Reizung; auch 
hier ist die Funktion des nervösen Apparates dafür verantwortlich zu machen. Mg 
verhält sich ähnlich. — Reizbarkeit und Ermüdbarkeit zeigen weitgehende Unab- 
hängigkeit voneinander. Frey (Königsberg). 

Gasser, H. S., and A. S. Loevenhart: The mechanism of stimulation of the 
medullary centers by decreased oxidation. (Die Erregung der medullären 
Zentren durch mangelhafte Oxydation.) (Physiol. a. pharmacol. laborat., univ., 
Wisconsin.) Journal of pharmacol. a. exp. therap. Bd. 5, Nr. 3, S. 239—273. 1914. 

Behinderung der Oxydationen durch Kohlenoxyd und KCN. Die Herabsetzung 
des Sauerstoffgehaltes des Blutes gibt einen direkten Reiz ab für die medullären Zen- 
ren, geprüft durch Bestimmung der Latenzperiode gegenüber elektrischer Reizung der 
Zentren. Der beobachtete Abfall des Blutdruckes bei CO-Vergiftung ist die Folge 
von Herzinsuffizienz. Auf gesteigerte Erregbarkeit folgt ein Stadium der Depression, 
und zwar in der Reihenfolge: Atmung, Vasomotoren, Vagus. Frey (Königsberg). 

, Makower, A. A.: Untersuchungen über Wachstum. Zeitschr. f. Schulgesund- 
heitspfl. Jg. 27, Nr. 2, S. 97—120. 1914. 


Allgemeine Pathologie. 

Funk, Casimir: Studies on growth: the influence of diet on growth, normal 
and malignant. (Untersuchungen über das Wachstum: Einfluß der Kost 
auf normales und malignes Wachstum.) (Cancer hosp. res. inst., London.) 
Lancet Bd. 1, Nr. 2, S. 98—101. 1914. 

Es gelang Funk in früheren Versuchen, junge Hühner durch alleinige Ernährung 
mit unpoliertem Reis im Wachstum fast völlig zurückzuhalten, ohne daß gleichzeitig 
eine Avitaminose entstand. Er verfolgte diesmal das Wachstum sehr virulenter Hühner- 
sarkome bei solchen Tieren: Der Tumor wuchs deutlich langsamer und zeigte keine 
Metastasen (bei Normaltieren stark metastasierend!). — Weitere Versuche zeigten, 
daß das Phosphorwolframsäurefiltrat von Reisschalen keine Wachstumssubstanz ent- 
hält und daß diese letztere auch vom Beriberi-vitamin verschieden ist. — Ernährte 
F. Hühnchen oder junge Ratten ausschließlich mit poliertem Reis, so ging eine 
Sarkomimpfung nicht an (sonst 100°,!); dieselbe Ernährung mit Zusatz von etwas 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin, IX. 2 


— 450 — 


Hefe ergab 8 positive Impfresultate von 13 Tieren. — Bei eintägigen Hühnchen ging 
eine Sarkomimpfung bis jetzt nicht an. Beuttenmüller (Stuttgart). 
Josefowitsch, A.: Über Hemisklerodermie. (Beiträge zur Frage der Genese der 
Hemisklerodermie.) Charkowsches Med. Journal Bd. 16, Nr.9, S.272—288. 1913. (Russ.) 
Bei dem 4 jährigen Patientin des Verf. traten Anfälle rechtsseitiger Jacksonscher 
Epilepsie auf, die mit Zuckungen im Gesicht und konjugierter Deviation von Kopf und 
Augen nach rechts einsetzten. 11/, Monate nach Beginn der Erkrankung rechtsseitige 
Gonitis und bald darauf ein sklerodermischer Herd an der rechten unteren Extremität. 
Später sklerodermische Hautveränderungen an der rechten Seite des Körpers und der 
rechten oberen Extremität und fast gleichzeitig an der rechten Hälfte des behaarten 
Teils des Kopfes und im Bereiche des linken Schulterblattes. Noch später Hemiatrophie 
der Zunge rechts. Verf. hatte noch einen anderen Fall von Hemisklerodermie beob- 
achten können, dem sich noch eine gleichseitige Gesichtshemiatrophie anschloß. Den I2 
‘ von Cassirer in seiner Monographie erwähnten Fällen von Hemisklerodermie schließen 
sich also noch diese zwei und dann noch zwei vonLewkowsky und ein Fallvon Arze- 
lius an. In allen drei zuletzt erwähnten Fällen bestand einseitige Gesichtsatrophie. 
Verf. gibt die Möglichkeit eines cerebralen Entstehens des sklerodermischen Prozesses zu. 
Es befindet sich vielleicht ein corticales vasomotorisches Zentrum frontalwärts von der 
Rolandofurche, welches, nach Annahme des Verf., in Abschnitte zerfällt, die vasomoto- 
rische Funktionen in den einzelnen Teilen des Organismus verwalten. Kroll (Moskau). 
Siler, J. F., P. E. Garrison and W. J. MacNeal: Pellagra. A summary of the first 
progress report of the Thompson-McFadden pellagra commission. (Erster Gesa mt- 
bericht der Thompson-McFadden-Pellagra-Kom mission.) (Postgraduate med. 
school. a. hosp., NewYork.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 62, Nr. 1, S.8—12. 1914. 
Unter Anlehnung an einen früheren Bericht (siehe dieses Zentralbl. Bd. 8, Nr. 10), 
werden die Resultate weiterer Untersuchungen mitgeteilt. Wahrscheinlich ist die Pel- 
lagra eine spezifische Infektionskrankheit, die von Mensch zu Mensch auf bisher un- 
bekannte Weise übertragen wird. Vielleicht sind die nahe Berührung der Menschen 
im Haushalt und die Verunreinigung der Nahrungsmittel mit den Excreten Pellagra- 
kranker für die Ausbreitung der Krankheit bedeutungsvoll. Spezifische Erreger 
konnten nicht nachgewiesen werden; ebensowenig konnten aber Beweise erbracht 
werden, daß der Mais in irgendeiner Zubereitungsform als wesentliche Ursache der 
Pellagra in Betracht kommt. Insekten, vor allem die Simuliumart, fanden sich wohl 
in den untersuchten Landstrichen, konnten aber nicht als Überträger angeschuldigt 
werden. Wenn überhaupt eine solche Übertragung durch blutsaugende Insekten 
angenommen werden darf, so kommt höchstens die Art Stomoxys calcitrans in Be- 
tracht. Alfred Lindemann (Berlin). 
Simmonds, M.: Über Mesothoriumschädigung des Hodens. (Allg. Krankenh. 
St. Georg, Hamburg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 47, S. 2291—2292. 1913. 
Aus vier Versuchen an Kaninchen (Bestrahlungen mit 50, 100, 400 und 1000 mg- 
Stunden; Untersuchung 4 Wochen danach) geht hervor, daß das Mesothor in ganz 
der gleichen Weise wie die Röntgenstrahlen eine Schädigung der männlichen Keim- 
zellen bewirkt. Durch kleine Dosen wird ein Teil, durch große die Gesamtheit der 
Samenzellen vernichtet. Weit widerstandfähiger sind die Sertolizellen. Die Zwischen- 
zellen vermehren sich parallel mit dem Verschwinden der Samenzellen, worin Verf. 
eine Bestätigung seiner Ansicht erblickt, daß jene bezüglich der Aufgaben der inneren 
Sekretion vikariierend für diese eintreten. Der Arzt muß seine Kranken, sein Personal 
und sich hinsichtlich der Keimdrüsen bei Verwendung von Mesothor genau so sorg- 
fältig schützen wie beim Röntgenbetrieb. Meidner (Charlottenburg). 
Warnecke: Beitrag zur Frage der Beziehung der Psoriasis zur Tuberkulose. 
(Weickers Volkssanat. „Krankenheim“, Goerbersdorf.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, 
Nr. 1, S. 26—27. 1914. 
Beschreibung eines Falles von Tuberkulose, bei dem durch Tuberkulininjektionen 


P nN u a a a a mm: O | A D E ui 


— 41 — 


Psoriasis hervorgerufen wurde. Wenn der Zusammenhang zwischen Injektion und 
Ausbruch der Hautaffektionen auch nicht zu leugnen ist, glaubt Verf. die Annahme 
eines Tuberkulinexanthems ablehnen zu können. Der Vorgang ist so zu erklären, daß 
das Tuberkulin im vorliegenden Fall als ganz allgemein schädigendes Moment auf- 
zufassen ist, das den Ausbruch der Psoriasisaffektion veranlaßte, während eine direkte 
ätiologische Beziehung zum Tuberkuloseerreger, seinen Toxinen und zum Tuberkulin 
nicht nachgewiesen ist. H. Kämmerer (München). 


Graff, Erwin von: Über den Einfluß der Gravidität auf das Wachstum maligner 
Tumoren. (II. Frauenklin., Wien.) Wien. klin.Wochenschr. Jg. 27, Nr. 1,S.7—9. 1914. 

Im Tierexperiment zeigte sich bei trächtigen Ratten eine deutliche Wachstums- 
hemmung der verimpften Sarkome. C. Lewin (Berlin). 


Rados, Andreas: Experimentelle Beiträge zur Entstehung der Stauungspapille. 
(Univ.- Augenklin. Nr. I, Budapest.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 2, S.71. 1914. 

Verf. injizierte bei weißen Ratten 0,01 ccm eines mit physiologischer Kochsalz- 
lösung hergestellten Sarkombreies intrakraniell in die Gegend des Occiput und konnte 
bei auf diesem Wege experimentell erzeugten Gehirntumoren öfters das Auftreten einer 
Stauungspapille beobachten. Ausführliche Mitteilung später. Burk (Hamburg). 


Allgemeine Therapie und Diätetik. 


Bertlich, Heinz, Poliklinische Erfahrungen mit Larosan. (Univ.-Kinderpoliklin., 
Halle a. S.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 9, H. 3/5, S. 338—380. 1913. 

Die Stöltznersche Larosanmilch ist etwas eiweiß- und vor allem zuckerreicher, aber 
fettärmer als die Originaleiweißmilch, der Kalkgehalt beider Nahrungen ist beinahe gleich. Sie 
wurde meist als die typische Larosanhalbmilch angewandt. Erfolge waren fast durchweg 
gut: Akute Dyspepsie leichteren Grades: 1. Tag 750—1000 g, bei jüngeren und debilen 
Säuglingen zunächst 300—400 in 6 Mahlzeiten. Unter 250 g pro die nie, schnelle Steigerung, 
am 3. Tage auf 200 g pro Kilogramm. Festwerden der Stühle nicht abgewartet. Nährzucker, 
als Verdünnungsflüssigkeit statt Wasser: Schleim. Behandlungsdauer bei Dyspepsie fast 
immer 2—4 Wochen. Erfolge bei Dyspepsie nennt Verf. glänzend, auch die bei Allaitement 
mixte auftretenden Darmstörungen heilten glatt bei Larosan ab. Gut waren auch die Erfolge 
bei chronischen Durchfällenälterer Kinder, bei leichteren Fällen von parenteraler Dyspep- 
sie, bei Mehlnährschaden. Bei Enteritis waren die Erfolge nur dann gut, wenn mit der Laro- 
sandarreichung nach Sistierung der blutigen Durchfälle begonnen wurde. Definitive Vor- 
schrift: Das Larosan wird mit einem Teile der frischen Milch kalt angerührt, der Rest der 
Milch inzwischen zum Kochen gebracht; darauf gießt man die Larosananreibung in die 
kochende Milch, kocht nunmehr das Ganze 5 Minuten lang und füllt mit der Verdünnungs- 
flüssigkeit auf das gewünschte Volumen auf. Nur bei 10 von 50 Dekompositionen konnte 
eine Heilung nicht erzielt werden. Behandlung: 250 g nach kurzer Teepause, dann täglich 50 g 
Zulage. Sofort nach dem Gutwerden des Stuhles 3—4%, Nährzucker. Ausgezeichnete Wirkun- 
gen auch bei alimentärer Intoxikation. (Mindestens 24stündige Teepause, dann 100 g pro die, 
von Tag zu Tag um 50 oder 100 g bis zu 200 g pro Kilogramm gesteigert.) Stühle bei oft nicht 
unbeträchtlicher Abnahme am 5. oder 6. Tage fest. Haut auffallend blaß. Parenterale 
Infektionen wurden wenig beeinflußt. „Als Heilnahrung dürfte aber die Larosanmilch ihre 
Probe bestanden haben. Sie hat dabei vor den Ersatzpräparaten noch den Vorteil, die hand- 
lichste Eiweißmilch für die Allgemeinpraxis zu sein.‘‘ Die Ausführungen des Verf. werden durch 
Zufügung von sehr zahlreichen tabellarisch zusammengestellten Fällen illustriert. Thomas.E 


Disqué: Das Pflanzeneiweiß in der Therapie. Therap. d. Gegenw. Jg. 54, 
H. 11, S. 525—526. 1913. 

Bei Notwendigkeit einer eiweißreichen Ernährung oder bei Verbot des Fleisches 
wegen seiner reizenden und erregenden Salze, seiner Extraktstoffe und Purinkörper, 
ist Pflanzeneiweiß von Bedeutung: bei Anämie, Diabetes, Hyperacidität des Magens, 
Nieren- und Blasenkrankheiten, Herzleiden, neurasthenischen Beschwerden und Gicht. 
Die eiweißreichen Hülsenfrüchte sind in aufgeschlossener Form gut assimilierbar und 
leicht verdaulich, haben aber eine gasbildende Wirkung und einen für Gichtiker nicht 
empfehlenswerten Puringehalt. Mit Hilfe der Pflanzeneiweiße, wie Aleuronat, Lecithin- 
eiweiß (Klopfer), Albuminmehl, läßt sich ein eiweißreiches Gebäck herstellen. Die 
eiweißreiche Sojabohne, aus der das 43%, Eiweiß enthaltende Mehl Soyap hergestellt 


29* 


— 452 — 


wird, empfiehlt der Autor dringend, speziell Diabetikern. — Er hat die PflanzeneiweiBe 
durch Zusatz von Papain peptonisieren lassen. Dieses Pflanzenpepton enthält ca. 52°, 
Albumosen und Peptone und ist leicht anwendbar, reizlos und gut assimilierbar. Die 
reinen Pflanzeneiweiße empfehlen sich auch wegen ihrer Billigkeit. Bornstein (Leipzig). 


Schnöe, Adolf: Einiges über meinen „Degrassator‘‘ und seine praktische An- 
wendung. (St. Marienkrankenh. d. barmh. Schwest., Frankf. a. M.) Zeitschr. f. physik. 
u. diätet. Therap. Bd. 18, H. 2, S. 68—74. 1914. 


Lunckenbein: Zur Behandlung maligner Geschwülste. Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 61, Nr. 1, S. 18—21. 1914. 

Verf. berichtet über seine Erfolge mit der intravenösen Injektion von Autolysaten 
der Tumoren bei Menschen. Im Gegensatz zu früher wird das Autolysat jetzt in zu- 
geschmolzenen Ampullen steril aufbewahrt. Davon kann man 20—25 ccm ohne Schaden 
intravenös injizieren. Der Effekt tritt rascher ein als bei subcutaner Anwendung. Verf. 
teilt an der Hand von Krankengeschichten auffallende Einwirkungen des intravenös ın- 
jizierten Autolysats bei inoperablen Tumoren mit. Die Injektion des Autolysats be- 
wirkt eine ziemlich stürmische Reaktion (Fieber, Schüttelfrost usw.). Doch gehen diese 
Erscheinungen bald ohne Schaden vorüber. Sowohl Primärtumor als Metastasen werden 
in gleicher Weise günstig beeinflußt. Auf Grund der Beobachtung an 15 Fällen sicht 
Verf. in seinem Verfahren eine wertvolle Bereicherung der Krebstherapie. C. Lewin. 


Simon, Hermann: Die Behandlung der inoperablen Geschwülste. (Allerheiligen- 
Hosp., Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 2, S. 56—60. 1914. 

Zusammenfassende Übersicht über die verschiedenen Heilverfahren in der Therapie 
des inoperablen Carcinoms. C. Lewin (Berlin). 


Warnekros: Zur Röntgentechnik der Carcinombestrahlung. (Demonstration 
zum Vortrag von Herrn Geheimrat Prof. Dr. Bumm.) Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 51, Nr. 5, S. 198—201. 1914. 


Ranzi, E., H. Schüller und R. Sparmann: Erfahrungen über Radiumbehand- 
lung der malignen Tumoren. (I. chirurg. Univ.-Klin., Wien.) (85. Vers. dtsch. 
Naturforsch. u. Ärzte,Wien, 25.1X.1913.) Strahlentherapie Bd.4, H.1, S.97—108. 1914. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 204. 


Riehl: Radium und Krebs. (85. Vers. dtsch. Naturf. u. Ärzte, Wien, Sept. 1913.) 
Strahlentherapie Bd. 4, H. 1, S. 19—26. 1914. 
Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 184. 


Pharmakologie und Toxikologie. 


@ Schwenk, Erwin: Grundlagen und derzeitiger Stand der Chemotherapie. 
Stuttgart: Enke 1913. 80 S. M. 2.40. 

Die Grundlage der Chemotherapie bildet die Erkenntnis, daß die physiologischen 
Wirkungen auf den Organismus durch chemische Reaktionen bedingt sind, daß aber 
unsere bekannten chemischen Reaktionen weit weniger empfindlich sind als die phy- 
siologischen. Dieser auffallende Unterschied konnte nur durch lokale Konzentration 
der wirksamen Substanz im Organismus, durch Ablenkung der Chemikalien in das 
pathologische Gewebe erklärt werden. Als Ursachen für diese für jede Gruppe ver- 
schiedene Affinität zu bestimmten Organen, Mikroorganismen usw. konnten festge- 
stellt werden: besondere physikalische Eigenschaften (Verteilungskoeffizient, Narkose- 
theorie H. Mever und Overton). Beziehungen gewisser Farbstoffe zu Zellinhalts- 
stoffen (Vitalfärbungsvermögen P. Ehrlich), Einfluß des Haftdruckes einer Sub- 
stanz auf die Verteilung zwischen zwei Phasen (I. Traube). Dazu kommt die von 
Bürgi gefundene Tatsache, die Potenzierung der Wirkung bei Kombination zweier 
Medikamente aus desselben Haupt-, jedoch verschiedenen Untergruppen. Endlich 
werden durch Chemikalien die Produktion der Antikörper gesteigert. Das Hauptziel 
der Chemotherapie richtet sich aber auf die „innere“ Desinfektion des Organismus, 


— 453 — 


auf die Abtötung resp. Unschädlichmachung der im Körper vorhandenen pathogenen 
Keime. Um nun den Organismus selbst nicht zu schädigen, muß von der chemothera- 
peutisch zu verwendenden Substanz verlangt werden, daß ihre Parasitotropie größer 
ist als ihre Organotropie. Die Grundlage der therapeutischen Wirkung eines Körpers 
bildet die Verankerung, Fixierung an das zu beeinflussende Organ, an die im Körper 
vorhandenen Mikroorganismen. In diesem Sinne sagt Ehrlich: „Die Voraussetzung 
jeder therapeutischen Aktion ist die betreffende Tropie, ein Stoff kann nur auf das 
Gehirn wirken, wenn er neurotrop ist, auf einen Parasiten, wenn er die betreffende 
Tropie hat, also parasitotrop ist.“ Doch haben weitere Untersuchungen ergeben, 
daß mit der alleinigen chemischen Bindung nicht immer ein voller therapeutischer 
Erfolg im Sinne einer Unschädlichmachung der Parasiten verknüpft ist, sondern daß 
bei einer Anzahl von Parasiten eine Arzneifestigkeit entsteht. Doch gibt auch in 
solchen Fällen die Kombinationstherapie günstige Erfolge. — Im speziellen Teil wird 
über Chemotherapie folgender Erkrankungen berichtet. Bei Trypanosomen- 
infektion wurden verwendet: Farbstoffe (Trypanrot, Trypanblau, Tryparosan, ein 
Derivat des Parafuchsins); von anorganischen Substanzen tellurige und Tellursäure; 
von aromatischen Arsenverbindungen das Atoxyl; endlich eine Reihe von Antimon- 
verbindungen. Da sich bei Spirillosen das Atoxyl nicht sicher wirksam erwies und 
von unangenehmen Nebenwirkungen begleitet war, veranlaßte dies Ehrlich, eine 
Reihe von Derivaten herzustellen, deren bekannteste das Salvarsan und Neosalvarsan 
bilden. Auch aromatische Quecksilberverbindungen sind bereits in chemotherapeuti- 
scher Verwendung. Die Chemotherapie der Malaria wird noch vom Chinin beherrscht. 
Auch Pneumokokkeninfektionen suchte man chemotherapeutisch zu beein- 
flussen, jedoch sind die Erfolge noch zweifelhaft. Bei Tuberkulose werden Kupfer- 
präparate, Goldzyanverbindungen und Jodtuberkulin verwendet. Auf Gonokokken 
haben kolloidale Silberpräparate und Silbereiweißverbindungen spezifische Wirkung. 
Bei Gelenksrheumatismus werden neben Salicylpräparaten Atophan, Melubrin 
verwendet. Maligne Geschwülste werden ebenfalls in manchen Fällen chemo- 
therapeutisch günstig beeinflußt. Chiari (Wien). 

Baermann, G.: Behandlungsversuche mit Salvarsankupfer. (Frambösie, Malaria, 
Amöben-Dysenterie, Lepra.) (Zentralhosp., Petoemboekan, Sumatras Ostküste.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 1, S. 1—5. 1914. 

Das von Ehrlich und Karrer dargestellte Salvarsankupfer bringt sämtliche 
Erscheinungen der Frambösie fast noch besser als Salvarsan zum Verschwinden. Auch 
bei den verschiedenen Formen der Malaria war das Mittel sehr wirksam, ebenso in 
einem Falle von Lepra. Bei Amöbendysenterie war das Präparat wirkungslos. Die 
Injektionen wurden alle intravenös gemacht. Die Einzeldosis betrug 0,1. Neben- 
wirkungen wurden nicht beobachtet. Isaac (Frankfurt). 

Giemsa, G., und H. Werner: Erfahrungen mit weiteren dem Chinin nahe- 
stehenden Alkaloiden und einigen ihrer Derivate bei Malaria (Chinidin, Hydro- 
chinidin, Cinchonin, Hydrocinchonin, Cuprein, Chinäthylin und Chinpropylin). 
(Inst. f. Schiffs- u. Tropenkrankh., Hamburg.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, 
Wien, 27. IX. 1913.) Arch. f. Schiffs- u. Trop.-Hyg. Bd. 18, H. 1, S. 12—15. 1914. 

Cuprein war in Dosen bis zu 1 g pro die dem Chinin an antiparasitärer Wirkung 
bei Malaria unterlegen. Cinchonin und Hydrocinchonin waren in Dosen bis zu 1g 
täglich fast gänzlich unwirksam. Chinidin und Hydrochinidin waren dem Chinin 
mindestens ebenbürtig. Chinäthylin hatte eine ganz außerordentlich starke anti- 
malarische Wirkung. Isaac (Frankfurt). 

Külbs: Einiges über Ipecacuanha und ihre zweckmäßigste Anwendungsform. 
(I. med. Klin., Univ. Berlin.) Med. Klin. Jg. 10, Nr. 1, S. 21—22. 1914. 


i Bericht über erfolgreiche Anwendung von Riopan bei Bronchitis, Tuberkulose, Pneumo- 
nie, Tracheitis, Laryngitis. Riopan ist ein feines bräunliches, wasserlösliches Pulver und ent- 
hält neben Ipecacuanhasäure u. a. vor allem etwa 50% Ipecacuanhaalkaloide in Form ihrer 
salzsauren Salze. Fünf Teile Riopan entsprechen etwa 100 Teilen Radix Ipecacuanhae, Das 


— 44 — 


Mittel wird angewendet in Lösung oder als Tabletten. Unangenehme Nebenwirkungen stärkerer 
Natur wurden nicht beobachtet, nur bei Einnahme auf nüchternen Magen oder nach größeren 
Mahlzeiten machte sich leichte Neigung zu Schwindel und seltener zum Brechreiz bemerkbar. 
Was die therapeutische Wirkung angeht, so wurde beobachtet: Milderung des Hustenreizes, Er- 
leichterung der Expektoration, günstige Beeinflussung der katarrhalischen Zustände beson- 
ders bei Tracheitis und lokalisierter Bronchitis. Alfred Lindemann (Berlin). 


© Lehmann, K. B.: Die Bedeutung der Chromate für die Gesundheit der Arbeiter. 
Kritische und experimentelle Untersuchungen. (Schrift. a. d. Gesamtgeb. d. Ge- 
werbehyg. Frankfurt a. M., H. 2.) Berlin: Springer 1914. 119 S. M. 4.— 


Lewin, L.: Der Nachweis des Arsens nach akuter und chronischer Vergiftung. 
Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 11, Nr. 3, S. 65—70. 1914. 


Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 
Aligemeine klinische Bakteriologie, Protozoologie und Parasitologie: 

Celli, A.: Die Verbreitungsfähigkeit der pathogenen Keime. (Hyg. Inst., Univ. 
Rom.) Arch. f. Hyg. Bd. 81, H. 7/8, S. 333—371. 1913. 

Eine besondere Eigenschaft der pathogenen Keime: Die Verschiedenheit der kol- 
lektiven pathogenen Wirkung nach Ort, Zeit, Individuum wurde bisher fälschlicherweise 
als ein von den Keimen selbst losgelöstes Faktum betrachtet. Verf. sucht nachzu- 
weisen, daß diese wenig beachtete Eigentümlichkeit der pathogenen Organismen, die er 
mit ihrer Verbreitungsfähigkeit gleichsetzt, nicht durch äußere Einflüsse erklärt werden 
kann. Es werden die einzelnen Infektionskrankheiten mit ihren Cyklen, periodischen: 
Auftreten, Wechseln der Schwere der Erkrankung, zeitweiligem Erlöschen besprochen. 
wobei besonders die intime Bekanntschaft des Verf. mit der Malariaepidemiologie her- 
vorzuheben ist. Die Bacillenträgerfrage hält Verf. für die Epidemiologie nicht für wich- 
tig, insofern die Bacillenträger wohl sporadische Fälle, aber keine Epidemien hervor- 
rufen. Die angeblichen Ursachen der epidemischen Rhythmen, die außerhalb der Keime 
liegen und für die Epidemieentstehung wichtig sein sollen, werden einzeln erörtert: 
Organische Immunität und Prädisposition, örtliche und zeitliche Bedingungen, sozial- 
ökonomische Bedingungen (Hunger, Krieg), Sitten und Völkergebräuche (Wallfahrten), 
individuelle Pathogenität und Virulenz, Epidemieträger (Fliegen). Alle diese Momente, 
die häufig Epidemien beeinflussen, genügen nicht, um die periodischen Schwankungen 
(Jahrhundert-, Jahres- und Monatzyklus) zu erklären. Es wird auf Analogien ım 
organischen Leben (Pflanzen), auf die Einflüsse der Mutationen hingewiesen. Wahr- 
scheinlich sind periodische Vorgänge biophysikalischer und biochemischer Art, die wir 
nicht genauer kennen, im Protoplasma der krankmachenden Keime mit im Spiel. 
Diese Tatsachen mahnen zur Vorsicht in der Beurteilung der Erfolge sanıtärer Maß- 
nahmen aus statistischen Daten. Sick (Stuttgart). 


Dox, Arthur W.: Autolysis of mold cultures. 2. Influence of exhaustion of 
the medium upon the rate of autolysis of aspergillus niger. (Autolyse von 
Schimmelkulturen. — Einfluß des Nährbodens auf die Art der Autolyse 
von Aspergillus niger.) (Iowa agrieult. erp. sialton.) Journal of biol. chen. 
Bd. 16, Nr. 4, S. 479—484. 1914. 

Galli-Valerio, B., und J. Rochaz de Jongh: Beobachtungen über Culiciden. 
(Hyg.-parasitol. Inst., Univ. Lausanne.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infek- 
tionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 6/7, S. 529—531. 1914. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Bakterielle und Protozoenerkrankungen exkl. Tuberkulose und Syphilis: 


Voigt, L.: Generalisierte Vaceine. Klin.-therapeut. Wochenschr. Jg. 21, Nr. 3, 
S. 61—64. 1914. 

Bei intakter Haut kommt eine generalisierte Vaccine nur äußerst selten vor, so- 
fern man nicht die etwaigen ektogen entwickelten sekundären Pusteln als generali- 
sierte Vaccine bezeichnen will, was nach Ansicht des Verf. unzulässig ist. Auch die 


— 455 — 


gelegentlich bei Geimpften wie bei Wiedergeimpften beobachteten makulösen, papu- 
lösen und bläschenförmigen Hautausschläge dürfen nicht der generalisierten Vaccine 
gleichgesetzt werden, weil sie den Kuhpockenstoff in ansteckender Form nicht ent- 
halten. Eine hämatogen entstandene Vaccine wird beobachtet, wenn Kinder mit 
ekzematöser Haut geimpft werden. Aber auch diese Formen sind noch zu trennen vom 
Eczema vaccinatum und von gewissen Mischformen des Impetigos und der Vaccine. 
Kinder mit Ekzemen sind also am meisten gefährdet. Wenn man sie impfen will, z. B. 
im Falle von Pockengefahr, so kann man das zwar tun, ist aber verpflichtet, die Impf- 
stelle mit einem gutsitzenden Schutzverband zu bedecken. Birk (Kiel). 


Groth, Alfred: Bericht über die Ergebnisse der Schutzpockenimpfung im König- 
reich Bayern im Jahre 1912. Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 3, S. 134—137. 1914. 


Czarkowski, H.: Über die Anwendung des antiskarlatinösen Serums nach 
Gabritschewsky. Medycyna Jg. 48, S. 985—990. 1913. (Polnisch.) 

Bericht über 200 Impfungen bei Familienmitgliedern scharlachkranker Personen. 
Davon erkrankten nachher an Scharlach 15 P. (= 7,5%), und zwar war der Krankheits- 
verlauf ein sehr milder, ohne Albuminurie und Komplikationen. Bei drei Personen, die 
früher schon Scharlach überstanden hatten, kam es zu keiner Reaktion nach der Imp- 
fung. Nie hatte die Impfung irgendwelche schlechte Folgen nach sich gezogen. Der 
Verf. injiziert kleinen Kindern 0,05—0,1 ccm, älteren 0,1—0,25 ccm Serum unter die 
Haut des Oberarmes. Die drei Dosen folgen sich gewöhnlich in dreitägigen Abständen. 

v. Sabatowski (Lemberg). 

Josué, 0., H. Godlewski et F. Belloir: Deux cas de tétanos grave. Sero- 

therapie sous-eutande intensive. Guerison. (2 Fälle von schwerem Tetanus. 
Intensive subcutane Serumtherapie. Heilung.) Bull. et mém. de la soc. 
méd. des hôp. de Paris Jg. 29, Nr. 39, S. 909—918. 1914. 
-Ausführliche Beschreibung und Reproduktion der Kurven von 2 Fällen. Im 
ersten handelte es sich um einen sehr kräftigen, 35jährigen Mann, der zwei Wochen 
nach der Infektion (am Fuß) mit sehr schweren Erscheinungen aufgenommen wurde 
und innerhalb 25 Tagen 980 cem Antitetanusserum des Instituts Pasteur subcutan 
erhielt. Der 2. Pat., ein 43jähriger Mann trat 3 Wochen nach der Infektion (an der 
rechten Hand) in Behandlung und bekam in 27 Tagen 850 cem des Serums subcutan. 
Die Einzeldosis betrug anfangs 50 cem pro die, sie wurde erst verringert, wenn deut- 
liche Besserung von Temperatur, Puls und Allgemeinerscheinungen erzielt war, manch- 
mal mußte wegen deutlicher Verschlimmerung bei Reduktion der Dosis wieder zur 
größeren Serummenge zurückgekehrt werden. Anaphylaktische Erscheinungen traten 
nicht auf; jedenfalls darf man sich durch die Furcht vor ihnen nicht von großen 
Serummengen abhalten lassen. L. Jacob (Würzburg). 


Gluzinski, A.: Die Behandlung des Tetanus mit subeutanen Injektionen der 
Karbolsäure. (Med. Klin. Lemberg.) Tygodnik lekarskı Jg. 8, S.709— 711. 1913. (Polnisch.) 

Es wurde eine 3proz. Olivenöllösung der Carbolsäure in der Menge, die täglichen 
Dosen von 0,48—0,92 g Carbol entspricht, durch vier Tage nacheinander subcutan an- 
gewendet. Günstige Heilerfolge, keine Vergiftungserscheinungen außer vorübergehen- 
der (dreitägiger) Albuminurie. v. Sabatowski (Lemberg). 


Goéré, J.: Le choléra à Ferryville (Tunisie) en 1911. Étude elinique et bacteriolo- 
gique. (Die Cholera in Ferryville [Tunis] 1911. Klinische und bakteriolo- 
gische Studie.) Arch. de méd. et pharmacie navales Bd. 100, Nr. 7, S. 52—60, Nr. 8, 
S. 124—137, Nr. 9, S. 207—215 u. Nr. 10, S. 266—278. 19ləv. 

Der ausführlichen Monographie können nur einige interessante Details entnommen 
werden. Was zunächst die prophylaktischen MaßBregeln betrifft, so war es nicht mög- 
lich, das Gebrauchswasser durchweg abzukochen, mangels geeigneter großer Gefäße. 
Es wurden deshalb für die Garnison 3 große Holzbehälter aufgestellt, der Inhalt jedes 
dieser Gefäße reichte für 1 Tag. Vor Gebrauch wurde das Wasser stets bakteriologisch 


— 456 — 


untersucht (mit Metchnikoffs Peptonwassermethode). Was die Therapie betrifft, 
so hat Verf. mit subcutanen Kochsalzinfusionen ausgezeichnete Resultate erzielt. 
Dieselben wurden immer wieder angewandt, sowie der Puls kleiner wurde oder die 
Temperatur sank. Von 8 Patienten, die im Garnisonslazarett in dieser Weise be- 
handelt wurden, starb nur ein einziger; 8 weitere an Cholera Erkrankte, die in der 
Stadt nur unzureichend oder gar nicht behandelt und gepflegt wurden, starben sämtlich. 
Außer den Cholerakranken selbst wurde auch das ganze Personal, das mit den Pa- 
tienten in Berührung kam, auf Ausscheidung von Bacillen untersucht. Unter 50 unter- 
suchten Personen fanden sich 7 Bacillenträger, keiner von diesen bekam Cholera. Die 
Bacillenträger mußten täglich !/,1 Permanganatlösung (0,25°/,,) trinken, 3—5 Tage 
später konnten Bacillen nicht mehr nachgewiesen werden. Auch mit Choleraserum, 
das als Klystier verabreicht wurde, hat man in kürzester Zeit Verschwinden der Ba- 
cillen erreicht. Über Methoden, infiziertes Wasser unschädlich zu machen, teilt Verf. sehr 
interessante Resultate mit. Die weitverbreitete Ansicht, daß Alkoholzusatz das Wasser 
unschädlich macht, ist irrtümlich; eine Bacillenemulsion wird erst nach Zusatz von 
50% Alkohol (95%) steril. Dagegen haben Säuren, unter anderem der Essig, eine 
ganz frappante Wirkung. Praktisch ergibt sich, daß man mit 10 g gewöhnlichem Essig 
in 25 Minuten 11 Wasser sterilisieren kann; 5g bewirken dasselbe in 4 Stunden, 
2,50 g in 7 Stunden. Ströbel (Marktredwitz). 


Purjesz, Béla: Der Nachweis von Typhusbacillen im Duodenalinhalt bei An- 
wendung der Einhornschen Sonde. (Int. Klin., ungar. Franz-Josefs-Univ., Kolozsvár.) 
Wien. klin. Wochenschr. Jg. 27, Nr. 1, S. 9—11. 1914. 

Statt der Ölmethode von Boldyreff hat Purjesz mit der Einhornschen Sonde 
Duodenalinhalt gewonnen. Es gelang ihm bei 20 Typhusrekonvaleszenten 8mal auf 
diese Weise den Typhusbacillus im Duodenalinhalt zu züchten. Bei gleichzeitig vor- 
genommenen bakteriologischen Stuhluntersuchungen ergab sich fast immer eine Über- 
einstimmung; in je einem Falle jedoch konnte der Typhusbacillus nur im Stuhl und nur 
im Duodenalinhalt nachgewiesen werden. Der Eingriff mit der Einhornschen Sonde 
ist als bei weitem gerinfügiger der Ölmethode vorzuziehen. Dunzelt (München). 


Miessner und Kohlstock: Diplokokkenbefunde bei unseren Haustieren. Zentralbl. 
f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 6/7, S. 490—505. 1914. 


Azéma: Méningite cérébro-spinale à forme ambulatoire chez un jeune enfant. 
(Ambulante Cerebrospinalmeningitis bei einem jungen Kinde.) Toulouse 
méd. Jg. 15, Nr. 23, S. 348—352. 1913. 

Das 3t1/ jährige Mädchen erkrankte mit Schnupfen, Fieber, Pharyngitis. Es stellte 
sich Erbrechen, Exanthem und eine ausgesprochene Steifheit der Beine ein, die das 
Sitzen sehr erschwerten. Obwohl also die Meningitis bereits ganz ausgeprägt war, 
konnte das Kind doch noch 8 Tage auf sein und umhergehen, bis eine schwere Ver- 
schlimmerung eintrat und auf den Ernst der Lage hinwies. Heilung unter Serum- 
behandlung. Ibrahim (München). 

Azéma: Un nouveau cas de méningite cérébro-spinale chez un nourrisson. 
(Ein neuer Fall von Cerebrospinalmeningitis bei einem Säugling.) Tou- 
louse méd. Jg. 15, Nr. 24, S. 353—358. 1913. 

Kasuistische Mitteilung ohne allgemeineres Interesse. Ibrahim (München). 


Goldberg, J., und K. Oczesalski: Ein Lyssafall mit meningealer Affektion. Gazeta 
Lekarska Jg. 48, S. 1451—1489. 1913. (Polnisch.) 

Zwei Wochen nach einem Hundebiß meningeale Erscheinungen (Temp. 39,2°, Puls 
96, Opisthotonus, Kernig, im trüben Lumbalpunktat Polynucleose, 0,5% Eiweiß). Die 
früher eingeleitete Schutzimpfung war unzureichend (nur 6 Einspritzungen) wegen der 
eigenwilligen Kurunterbrechung durch den Kranken. Im fünften Krankheitstage Tod 
durch Paralyse des Atemzentrums. Die bakteriologische Untersuchung des Punktates 
ohne positiven Erfolg. Der anatomo-pathologische Befund lautete auf: Meningitis cere- 


Ab En ur eh Se~ we 


m. r” 


— 457 — 


brospinalis acuta serosa. Histologische Untersuchung ergab: lymphocytäre Infiltra- 
tionen sowohl der Rückenmarkshäute wie auch der weißen und grauen Marksubstanz. 
Eine aus dem Rückenmark des Verstorbenen bereitete Emulsion erzeugte bei 3 Kanin- 
chen typische Lyssa paralytica. Die Autoren betonen das schnelle Auftreten der Lyssa- 
symptome und eine außergewöhnliche Lokalisation der Krankheit. v. Sabatowski. 


Moore, Sir John: Two unusual cases of enteric fever. (Zwei ungewöhnliche 
Fälle von Darmfieber.) Transact. of the roy. acad. of med. in Ireland Bd. 31, 
5. 66—77. 1913. 

1. 57jähriger Mann, bisher einmal wegen Gallenblasenleidens behandelt, erkrankt plötzlich 
nach einer Italienreise (Moskitobisse) unter Appetitlosigkeit, Nephritis, Auftreibung des 
Leibes, Obstipation und Fieber bis 40°. Im Verlauf der ca. 5 Monate dauernden Erkrankung 
kommt es 4 mal zu 15—20 Tage anhaltenden Fieberattacken, während denen die obigen Sym- 
ptome deutlich exacerbieren. Im Bereich der zweite Attacke positiver Widal und Milzvergröße- 
rung, im Bereich der dritten eigentümliche Blutveränderung (Erythrocyten 5 250 000, Leuko- 
cyten 36 250, kleine Lymphocyten 30,1%, große Leukocyten 46,3%, Eosinophile 2 802), im 
Verlauf der vierten Attacke Gelbsucht. Heilung. — 2. 38jähriger Mann erkrankt plötzlich 
unter Atembeschwerden, Schlaflosigkeit, Milzvergrößerung, Fieber, Nasen- resp. Darm- 
blutungen, Urinverhaltung. In der Rekonvaleszenz plötzlich Schmerzen im Rücken und in 
den Oberschenkeln, Versteifung und Druckschmerzhaftigkeit im unteren Teil der Wirbelsäule, 
Erhöhung der Patellarreflexe, Fußklonus. Die Röntgenuntersuchung ergab eine ausgesprochene 
Osteo-periostitis der linken Seite des dritten und vierten Lendenwirbels. Besserung unter Bett- 
ruhe und Massage. Alfred Lindemann (Berlin). 


Tuberkulose: 

Kirchenstein, A.: Die Bedingungen der Phagocytose von Tuberkelbacillen. 
Ein Beitrag zum Phagocytoseproblem 1. (Privatlaborat. v. Dr. C. Spengler, Davor) 
Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 29, H. 2, S. 155—194. 1913. 

Kirchenstein untersucht bei Tuberkulosen, die mit Spenglers J. K. behandelt 
wurden, fortlaufend die Phagocytose der Tuberkelbacillen im Sputum. Das Sputum 
wird homogenisiert, Ausstriche werden nach Spenglers Pikrinmethode, dann mit 
 Giemsalösung gefärbt. Am häufigsten findet man „hüllengeschädigte“ Tuberkel- 
bacillen in den Leukocyten, während die homogen aussehenden, intensiv gefärbten 
„Vollstäbchen“ und ebenso die „Splitter“ und agglutinierte Bacillenhaufen weit 
seltener phagocytiert werden. Sputa, die sehr reich an Tuberkelbacillen sind, zeigen 
meist nur eine geringe Phagocytose, vielleicht infolge einer negativ chemotaktischen 
Wirkung. Von den Leukocyten beteiligen sich die mit dreilappigem Kern, die auch 
den Hauptanteil der Sputumleukocyten ausmachen, am intensivsten an der Phago- 
cytose. Lymphocyten und Übergangszellen nehmen nur selten Tuberkelbacillen auf. 
K. gibt dann Kurven über den Grad der Phagocytose bei fortlaufend untersuchten 
Patienten und knüpft ausgedehnte theoretisierende Betrachtungen daran. A. Böhme. 


Getikant: Zur Technik der Antiforminmethode. (Städt. Auskunfts- u. Fürsorgestelle 
f. Tuberkulöse. Berlin-Schöneberg.) Dtsch. med.Wochenschr. Jg. 40, Nr. 4,8.182—183.1914. 


Dübi, Max: Über die wissenschaftlichen Grundlagen der Sahlischen Methode 
der Behandlung der Tuberkulose durch multiple cutane Tuberkulinimpfungen. 
(Med. Klin., Uniw. Bern.) Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 29, H. 2, S. 195-232. 1913. 

Die Vorteile der cutanen Methode gegenüber der Injektionstherapie können 
zweifacher Natur sein. Durch den lokalen Tuberkulinreaktionsprozeß werden die 
Gefahren der Herd- und Allgemeinreaktion herabgemindert, indem ein Abbau des 
eingeführten Giftes über das giftige Tuberkulopyrin (lysiertes Tuberkulin) hinaus zu 
entgiftetem Tuberkulin stattfindet, sodann spezifische Antikörper gebildet, welche 
allgemeine immunisatorische Heilwirkungen enthalten. Nach dem von Sahlı angege- 
benen Prinzip der ÖOberflächenvergrößerung macht schwächere Tuberkulinkonzen- 
tration, verteilt auf mehrere Hautstellen, weniger Allgemeinreaktion, als eine ent- 
sprechend höhere Konzentration bzw. die gleiche absolute Tuberkulinmenge bloß auf 
einer Stelle. Die Flächenvermehrung der Haut, die zur Reaktion benutzt wird, mildert 
durch lokalen Abbau des Tuberkulins infolge vermehrter Antikörperwirkung die 


— 458 — 


schädliche allgemeine Tuberkulinwirkung und macht es wahrscheinlich, daß auch die 
therapeutische Wirkung durch diese Oberflächenvergrößerung resp. durch die Multi- 
plizität der Cutanreaktionen verbessert wird. Aus den mitgeteilten Krankengeschichten 
ist zu ersehen, daß durch die cutane Impfbehandlung bei schweren Fällen ohne Ein- 
wirkung auf den klinischen Lokalbefund symptomatische Wirkungen erzielt wurden, 
besonders bei solchen stationären Fällen, die eine geringe Allgemeinempfindlich keit 
zeigten, aber bei denen gute Lokalreaktionen zu erreichen waren. Einzelheiten sowie 
die Technik der Impfmethode müssen im Original nachgelesen werden. Harms. 


Eggers, Hartwig: Erfahrungen mit der Kupferbehandlung bei innerer und 
äußerer Tuberkulose. (St. Johannes- Hosp., Bonn.) Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. 
Bd. 29, H. 2, S. 261—278. 1913. 

Verf. berichtet über günstige Resultate der lokalen Kupferbehandlung bei äußeren 
Tuberkulosen. Bei innerer Tuberkulose wurden durch Verabreichung von Kupfer- 
präparaten per os und in Salbenform keine einwandfreien Erfolge erzielt. Isaac. 
Syphilis : 

Klausner, E.: Zur Technik der Pallidinreaktion. (Dermatol. Univ.-Klin., Prag.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 2, S. 73. 1914. 

Pallidin ist ein von der Firma Merck nach den Angaben des Verf. aus Pneu- 
monia-alba-Lungen hergestelltes Organextrakt, mit dem Verf. an 1500 Fällen 
spezifische Resultate gewonnen hat. 

Die Technik ist folgende: Auf der Haut des mit Äther gereinigten Oberarms werden mit 
der in Pallidin getauchten Impflanzette 4 etwa 1,5 cm lange, aufeinander senkrecht stehende, 
leicht blutende Impfschnitte angebracht. Diese läßt man eintrocknen; die Impfstelle bleibt 
unbedeckt. Bei positiver Reaktion beginnt nach 24 Stunden eine Infiltration der Inzisionen, 
die nach 48 Stunden auf der Höhe ist. Die ganze Impfstelle gleicht dann einer leicht elevierten 
entzündlichen Papel, umgeben von einem 2 cm breiten toxischen Erythem, mit manchmal 
deutlichen Fortsätzen längs der Lymphbahnen. Bei nichtluetischen Individuen bzw. Patienten 
des 1. und 2. Stadiums der Lues ist die Haut um die Impfstelle reaktionslos. Die Reaktion ist 
spezifisch für hereditäre und tertiäre Lues. Tabes, Paralyse und luische Gefäßerkrankungen 
zeigen negativen Ausfall. L. Bassenge (Potsdam). 

Bronstein, Joseph: Zur Technik der Serodiagnostik. (Chem.-bakteriol. Inst. 
Dr. J. Bronstein, Dr. J. Lewinsohn u. Mugd. P. Bernhardt, Moskau.) Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 61, Nr. 2, S. 74. 1914. 

l. Zur Vermeidung der mehr oder weniger starken Hämolyse des zu untersuchenden 
Blutserums werden Reagensgläser, die innen mit einer dünnen Paraffinschicht bedeckt sind, 
empfohlen. 2. Als Ersatz der graduierten Pipetten, mit denen das Arbeiten oft ermüdend 
ist, wird eine automatische Pipette angegeben, die auf dem gleichen Prinzip beruht, wie der 
bei der Milchuntersuchung gebrauchte „Kippautomat‘“ (Gerber). Eisner (Berlin). 

Kafka, V.: Beiträge zur Serologie der Erkrankungen des Zentralnervensystems. 
(7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. 
Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 76—88. 1913. 

Verf. bespricht die serologischen Fortschritte und den praktischen und theoretischen 
Wert ihrer Resultate, besonders für die Klärung des Metaluesproblems. Mit den soge- 
nannten Verfeinerungen der W.-R. konnten von 152 Fällen von Schwachsinn 30%, als 
positiv erwiesen werden, während die Originalmethode nur 15% positive Fälle lieferte. 
Bei Paralyse konnte in 5% der Fälle die serologische Diagnosenstellung im Blutserum 
und Liquor nur mit Hilfe der verfeinerten Reaktionen gestellt werden. Die Verfeine- 
rungen sind notwendig zur Verfolgung des Blutbildes bei Heilversuchen der Paralyse. 
Auch bei Tabes und cerebrospinaler Lues sind sie wichtig zur Klarstellung serologisch- 
unklarer Fälle. Eigenhemmung im inaktiven Serum ist bei Paralytikern nicht selten; 
bei Luikern kommt sie nicht so oft vor. Verlust der hämolytischen Fähigkeit des 
aktiven Serums fand sich in 34% der luischen, 17% der metaluischen und 0,5% der 
nichtluischen Fälle. Stark positive Neuroreaktion (Frösch) im Liquor, besonders mit 
negativer Serumreaktion, spricht für Paralyse. Die Dialysiermethode, die Haupt- 
mannsche Methode, die Goldsolreaktion werden vom Verf. kurz berührt. Durch An- 





— 459 — 


‚wendung der verfeinerten Methoden erfährt die Erkenntnis der Metalues als aktiver 
Lues eine mächtige Stütze, da mit diesen Methoden fast 100%, positiver Blutreaktionen 
bei Metalues erzielt werden. L. Bassenge (Potsdam). 

Meissner, Stanislaus: Über Polyneuritis nach Salvarsaninjektionen. (Med. 
Klın., Greisfwald.) Dissertation: Greifwald 1913. 32 S. (H. Adler.) 

Ein 22jähriger Mann erkrankt unter den Symptomen des Ikterus; im Krankenhaus 
wird Diagnose auf Lues II gestellt. Von seiten des Nervensystems keine Störungen. Er- 
hält innerhalb 3 Wochen 3,1 Salvarsan intravenös. Nach der 7. Injektion beängstigende 
Allgemeinerscheinungen und Störungen seitens des Nervensystems: Parästhesien, 
starke Muskelschmerzen in den Extremitäten, komplette schlaffe Lähmung der Bein- 
muskulatur, dann der Arme, des Rückens, der Zunge, einseitige Stimmbandlähmung. 
Allgemeinerscheinungen klingen ab, während an den Extremitäten eine deutliche Atro- 
phie der Muskulatur einsetzt. Contracturen an Händen, Fingern, Zehen, Ellbogen, 
Schulter. Reflexe in den gelähmten Gliedern erloschen, elektrische Erregbarkeit der 
Nerven und Muskeln schwer gestört. Außerdem bedeutende Störungen der Sensibilität, 
sowie trophische Störungen. Wassermannsche Reaktion während Klinikaufenthalt. 
— Diagnose: Polyneuritis. Prognose im vorliegenden Fall nicht günstig: E. A. R., vom 
Nervus peroneus und radialis versorgte Muskelgruppen therapeutisch refraktär, tro- 
phische Störungen. Differentialdiagnostisch kam auch Poliomyelitis anterior in Be- 
tracht. Nachdrücklicher Hinweis auf die Rolle der Leber in der Salvarsan- 
therapie. Auch zwei weitere auszugsweise mitgeteilte Fälle der Greifswalder Klinik 
zeigen deutlich, daß bei kranker Leber große Vorsicht mit Salvarsan am Platze ist. 
Verf. verlangt, daß bei nur leichten Störungen der Leberfunktion durch Herabsetzung der 
Salvarsandosen, bei Lebererkrankungen mit. schweren Degenerationen des Parenchyms 
durch Beiseitelassung des Mittels ernsten Zufällen vorgebeugt werden muß. Fritz Loeb. 


Parasitäre Erkrankungen: 


Rodenwaldt, Ernst: Eine neue Mikrofilarie im Blut des Menschen. Arch. f. 
Schiffs- u. Trop.-Hyg. Bd. 18, H. 1, S. 1—12. 1914. 

R. beschreibt eine neue Mikrofilarie im Blute des Menschen aus Togo, die morpho- 
logisch sehr an die Mikrofilarie von Onchocerca volvulus, die die bekannten Volvulus- 
Tumoren an der Westküste Afrikas verursacht, erinnert. Bisher wären diese Mikro- 
filarien im Blute nicht festzustellen gewesen. R. sagt, daß bei aller morphologischen 
Ähnlichkeit es jedoch noch nicht lückenlos gelang, den Zusammenhang der Mikro- 
filarie von Onchocerca volvulus in den Tumoren mit der neuen Mikrofilarie in Blut 
und Lymphe zu erbringen, da eine völlige Übereinstimmung der beiden Mikro- 
filarien noch nicht gefunden werden konnte. R. schlägt für die neue hüllenlose, große 
Mikrofilarie den Namen Mikrofilaria nuda vor. H. Ziemann (Charlottenburg). 


Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 


Wollmann, Eugène: Recherches sur l’origine de l’alexine et sa presence 
dans le sang eireulant. (Untersuchungen über die Herkunft des Alexins 
und seine Anwesenheit im zirkulierenden Blut.) Ann. de inst. Pasteur 
Jg. 27, Nr. 12, S. 1063—1073. 1913. 

Verf. hat Versuche angestellt darüber, ob das Alexin von den Leukocyten herstammt. 
Sensibilisierte Blutkörperchen werden von frischem Meerschweinchenkomplement ge- 
löst, nicht aber, wenn dies durch Kollodium, welches für Alexin undurchgängig ist, 
filtriert war. Diese Alexinundurchlässigkeit des Kollodiums wurde benutzt. Es wurden 
Leukocytenexsudate künstlich erzeugt, die gewaschenen Leukocyten in inaktiviertem 
Serum suspendiert und dieses Gemisch in Kollodiumsäckchen in die Bauchhöhle von 
Meerschweinchen gebracht. Nach einiger Zeit (6—12 Tagen) wurde in einigen Fällen 
in dem abzentrifugierten Serum dieser Säckchen Alexinwirkung nachgewiesen (Zer- 
störung sensibilisierter Choleravibrionen, Hämolyse sensibilisierter roter Blutkörper- 
chen), während gleich behandelte Kontrollsera ohne Leukocyten unwirksam waren. 


— 460 — 


Es geht daraus hervor, daß sich aus den Leukocyten Alexin gebildet hat. Die Bakterio- 
lyse und Hämolyse im Organismus selbst entspricht nicht der des Serums und des Plas- 
mas im Reagensglas, wahrscheinlich infolge Fehlens des freien Alexins. Eisner (Berlin). 

Besredka, A.: Über die Vaceinotherapie mit sensibilisierten Vira. (Inst. Pasteur, 
Paris.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 3, S. 97—101. 1914. 

Referierende Arbeit über die Versuchsergebnisse verschiedener Autoren über die 
Vaccinebehandlung mit sensibilisierten Bacillen. Die sensibilisierten Virusvaccine 
der Pest, der Cholera und des Typhus stellen ein sicheres, rasches und unschädliches 
Mittel zur Erwerbung einer aktiven und dauerhaften Immunität dar (Versuche des 
Verf.). Bei einer großen Reihe von Autoren zeigte sich der gleiche Erfolg auch mit 
anderen sensibilisierten Vaccinen (Dysenterie-, Tuberkulosebacillus, Pneumokokkus, 
Streptokokkus, Diphtheriebacillus, Schafpocken-, Poliomyelitisvirus, Gonokokkus, 
Staphylokokkus usw.). Es wurden meist lebende Vira, nur selten tote, benutzt. Eine 
Infektion ist dabei nicht sehr zu befürchten, da ein sensibilisiertes Virus stark ab- 
geschwächt ist und rasch den Phagocyten zur Beute fällt. Als Gesamtresultat der 
therapeutischen Untersuchungen mit sensibilisierter Vaccine, die von den verschieden- 
sten Seiten ausgeführt wurden, ist zu verzeichnen, daß das lebende sensibilisierte Virus 
von allen Vaccinevarietäten, toten und lebenden, in der kürzesten Zeit und bei der 
geringsten Reaktion das Maximum nützlicher Antikörper bildet. Die einzelnen Ergeb- 
nisse der verschiedenen Autoren sind im Original nachzulesen, da sie für eine kurze 
Wiedergabe nicht geeignet sind. Eisner (Berlin). 

Weil, Edmund: Über die Wirkungsweise der beim Meerschweinchen erzeugten 
Hammelbluthämolysine. (Hyg. Inst., dtsch. Univ. Prag.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, 
H. 4/5, S. 259—276. 1913. 

Bei Meerschweinchen gelingt nicht wie beim Kaninchen die Erzeugung von 
Hammelbluthämolysinen durch Behandlung mit Meerschweinchenorganen. Dagegen 
konnten beim Meerschweinchen mit gekochten Hammelblutkörperchen spezifische 
Hämolysine erzeugt werden, obwohl die in ıhnen enthaltenen Antigene mit denen 
der Organzellen identisch sein sollen. Diese Hämolysine lösen konstant Ziegenblut, 
manchmal auch Rinderblut. Nierenemulsionen vom Meerschweinchen, Pferd und 
Kaninchen binden diese Hämolysine nicht, ebensowenig gekochte Hammelblut- 
körperchen. Auch durch native Hammelerythrocyten werden sie nur in sehr 
geringer Menge gebunden. Die auf die genannte Weise erzielten hämolytischen 
Immunsera sind für Meerschweinchen in Mengen bis zu 5 cem ungiftig. — Durch Be- 
handlung von Meerschweinchen mit nativen Hanmmelerythrocyten lassen sich hoch- 
wertige Immunsera erzeugen, die auch Ziegenblut stark, meist auch, jedoch bedeutend 
schwächer, Rinderblut lösen. Auch diese Immunsera sind trotz ihres hohen Hämolysin- 
gehaltes für Meerschweinchen bis zur Dosis von 4 ccm ungiftig. Sie werden gleichfalls 
weder von Meerschweinchen-, Pferde- und Kaninchennieren noch auch von gekochten 
Hammelerythrocvten und nur in geringer Menge von nativen Erythrocyten gebunden. 

Meyerstein (Straßburg). 

Barratt, J. 0. Wakelin: The estimation of complement and amboceptor. 
(Die Bestimmung von Komplement und Amboceptor.) (Cancer res. laborat., 
univ., Liverpool.) Journal of pathol. a. bacteriol. Bd. 18, Nr. 2, S. 270—280. 1913. 

Mit Hilfe einer eigenen bereits früher beschriebenen Methodik bestimmt Barratt 
den Gehalt verschiedener normaler Sera an hämolytischem Komplement und Ambo- 
ceptor. Sowohl Komplement- wie Amboceptorgehalt desselben Individuums unter- 
liegen zeitlichen Schwankungen, die vielfach parallel gehen und dann wohl auf Kon- 
zentrationsveränderungen des Serums zu beziehen sind, die aber auch entgegengesetzt 
sein können. Der Komplementgehalt schwankt stärker als der Amboceptorgehalt. Die 
Sera verschiedener Personen zeigten keine größeren Abweichungen, als sie zu ver- 
schiedenen Zeiten auch bei dem gleichen Individuum zu beobachten waren. Kaninchen- 
serum ist meist reicheran Komplement und Amboceptor als menschliches Serum. A. Böhme. 


am 


: ws 


— 41 — 


Porter, Agnes Ellen: On the behaviour of amylase in the presence of a speeilie 
precipitate. (Über das Verhalten der Amylase in Gegenwart eines spezi- 
fischen Präcipitats.) Biochem. journal Bd. 7, Nr. 6, S. 599—603. 1913. 

Das Komplementbindungsverfahren ist wegen der vielen unkonstanten Substanzen, 
die nötig sind, mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Es würde eine große Verein- 
fachung sein, wenn man statt des hämolytischen Systems einen Stoff anwenden könnte, 
der, wie das Komplement, von dem Komplex Antigen-Antikörper fixiert wird und dessen 
Verschwinden leicht nachweisbar ist. Die Fermente sind solche Stoffe. Verf. hat Ver- 
suche mit Amylase als besonders geeignetem Ferment angestellt. Die Differenz des 
Einflusses von Immun- und Normalserum auf die Amylase in Gegenwart von Antigen 
ist zwar gering — es wurden von dem Immunserum-Antigengemisch nur kleine Mengen 
des Ferments absorbiert — aber doch konstant und verwertbar. — Bei der Präcipitation 
von Serum durch Kohlensäure bleibt die im Serum enthaltene Amylase in der über- 
stehenden Flüssigkeit. Der ausgefällte Niederschlag ist frei. Eisner (Berlin). 

Schneider, R., und K. Hurler: Weiterer Beitragzur Frage derBildung und Wirkung 
der Leukine. (Hyg. Inst., Univ. München.) Arch. f. Hyg. Bd.81, H.7/8, 3.372—395. 1913. 

Entsprechend seinen früheren Versuchsergebnissen findet Schneider eine starke 
keimtötendeWirkung von Serumkochsalzdigesten lebenderLeukocyten gegenüber Typhus- 
bacillen, Staphylokokken. Die Gefrierextrake der Leukocyten sind entgegen derAuffassung 
von Weil weniger wirksam. Sick (Stuttgart). 


Stoffwechsel. 
Allgemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik: 


Schlossmann, Artur, und Hans Murschhauser: Der Stoffwechsel des Säug- 
lings im Hunger. Mitteilg. 2. (Akad. Kinderklin., Düsseldorf.) Biochem. Zeitschr. 
Bd. 58, H. 6, S. 483—502. 1914. 

(Vol. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 433.) Die Beobachtungen wurden an dem 
gleichen Kind angestellt, das zum detzten Versuch gedient hatte, das aber in- 
zwischen mit einer Buttermilchsahnemischung zu starker Gewichfszunahme ge- 
bracht worden war. Die Wasserabgabe durch die Lungen und Haut war während 
der Hungerzeit geringer als bei der Nahrungsaufnahme, was in dem ruhigeren 
Verhalten während des Hungers und der niedrigeren Körpertemperatur seine 
Erklärung findet. Bezüglich des N-Umsatzes ergab sich, daß der Umsatz von 
Tag zu Tag herabgesetzt wurde. Nach der Wiederaufahrne der N-Zufuhr sucht 
das Kind das im Hunger verlorene Eiweiß wieder rasch aufzubauen; die Aus- 
scheidung des N ım Harn war daher hier geringer. Die Ausscheidung von Aceton 
und ß-Oxybuttersäure im Hunger zeigte wie bei dem früheren Versuch völligen Paral- 
lelismus. Der Gasstoffwechsel wurde in 2 Phasen untersucht, nach 24stündigem und 
nach 72stündigem Hunger. Der respiratorische Quotient betrug ın der 1. Periode 
0,784 und sank ın der 2. Periode auf 0,728, d. h. der Hunger führte auch zu einer Ein- 
schränkung des Umsatzes N-freier Substanz. Der Gesamtumsatz sank von 891 Cal. 
Grundumsatz auf 782 Cal. Im Vergleich zu dem früheren Versuch am gleichen Kind, 
das aber damals mager war, zersetzte das jetzt fette Kind im Hunger mehr Fett und 
weniger Glykogen. — Die Körpertemperatur sank, was die Analmessung anbelangt, 
bis zum Schluß des Versuches tief herab, nämlich bis 36,2 am Schluß des Hungers 
und sogar 35,4 kurz nach der ersten Mahlzeit. Die elektrisch gemessene Hauttempe- 
ratur zeigte diesen Abfall nicht. Die Analtemperatur scheint also mit der Verdauungs- 
arbeit (Gärungsvorgänge und Arbeitsblutfülle) in Zusammenhang zu stehen. Ibrahim. 

Salant, William, and J. B. Rieger: The influence of caffein on the elimination 
of creatine and creatinine. (Der Einfluß von Caffein auf die Ausscheidung 
von Kreatin und Kreatinin.) (Bureuu of chem., U. S. dep. of agricult.) Americ. 
journal of physiol. Bd. 33, Nr. 1, S. 186—203. 1914. 

- Auf den Kreatin- und Kreatininstoffwechsel gut mit Mohrrüben gefütterter Kanın- 
chen haben subeutane Injektionen von Caffein keinen Einfluß. Bei Haferfütterung 


— 462 — 


zeigt sich eine gering gesteigerte Einwirkung. Hungernde Kaninchen zeigen bei 50 
bis 150 mg Caffein pro kg eine deutliche Kreatinvermehrung. Auffallenderweise 
tritt diese Reaktion nur bei einigen Tieren auf. Dies hängt wahrscheinlich mit einer 
Störung des Kreatinstoffwechsels zusammen, indem durch Caffein der Glykogenumsatz 
beeinflußt wird, was speziell als Caffeinwirkung bereits früher beim Kaninchen beobachtet 
war. Der Gesamtstickstoff wird weder bei gut gefütterten noch bei hungernden 
Kaninchen durch Caffein beeinflußt. Auch ist keine Wirkung auf den Gesamtstickstoff 
und das Kreatin und Kreatinin bei hungernden ausgewachsenen Hunden zu kon- 
statieren, noch auch auf das Kreatinin bei jungen, gut genährten Hunden. Der Unter- 
schied der Caffeinwirkung liegt wahrscheinlich in der Glykogenmenge und dem Glykogen- 
umsatz. Dohrn (Berlin). 

Whipple, G. H.: Fibrinogen. 1. An investigation concerning its origin and 
destruction in the body. (Eine Untersuchung über Ursprung, Zerstörung 
des Fibrinogens im Körper.) (Hunterian laborat. of exp. pathol., Johns Hopkins 
med. school, Baltimore.) Americ. journal of physiol. Bd. 33, Nr. 1, S. 50—69. 1914. 

Der mittlere Fibrinogengehalt des Blutplasmas beträgt beim Hunde 0,4—0,5%%, 
beim Menschen 0,3—0,6%. Bei Pneumonie und Sepsis ist er erhöht (bis auf 0,929), 
bei akuten und chronischen Leberkrankheiten oft vermindert. In einigen Fällen schwe- 
rer Anämie wurde trotz völliger Aplasie des Knochenmarks ein normaler Gehalt des 
Plasmas an Fibrinogen gefunden. Bei Hunden mit experimentellen Leberschädigungen 
(Chloroformvergiftung, Leberausschaltung) waren die Fibrinogenwerte des Blutes sehr 
niedrig. Verf. schließt aus seinen Beobachtungen, daß die Leber, nicht aber das Kno- 
chenmark, eine wichtige Rolle beider Bildung des Fibrinogens spielt. Isaac (Frankfurt). 

Goodpasture, E. W.: Fibrinogen. 2. The association of liver and intestine in 
rapid regeneration of fibrinogen. (Die Beteiligung von Leber und Darm bei 
der schnellen Regeneration des Fibrinogens.) (Hunterian laborat. of exp. 
pathol., Johns Hopkins med. school, Baltimore.) Americ. journal of physiol. Bd. 33, 
Nr. 1, S. 70—85. 1914. 

Um die Regeneration des Fibrinogens zu studieren, hat Verf. junge Hunde aus der 
Femoralvene langsam entblutet und gleichzeitig in die Femoralarterie so lange defibri- 
niertes Hundeblut infundiert, bis das aus der Vene strömende Blut nicht mehr gerann. 
15 Minuten nach diesem Zeitpunkt war bereits wieder Fibrinogen im Blute nach weisbar. 
Nach Ausschaltung des Darmes aus der Zirkulation war unter den genannten Versuchs- 
bedingungen die Regeneration des Fibrinogens stark verzögert, ebenso bei Schädigung 
der Leber durch Chloroformvergiftung. Verf. schließt, daß die Bildung des Fibrinogens 
durch gemeinsame Tätigkeit von Leber und Darm erfolge. Isaac (Frankfurt). 

Heubner, W., und Fr. Jacobs: Goldzahlbestimmungen an Eiweißkörpern des 
Blutes. (Pharmakol. Inst., Göttingen.) Biochem. Zeitschr. Bd.58,H. 4/5, S.352—361. 1913. 

Verff. teilen die nach dem Zsigmondischen Verfahren erhaltenen Goldzahlen von 
Hämoglobin, Serumalbumin und Serumglobulin mit. Es zeigte sich, daß die Goldzahl 
zur Charakterisierung der Eiweißkörper des Blutes, zur Unterscheidung und Beurteilung 
des Reinheitsgrades nicht geeignet ist. Im Laufe der Untersuchungen zeigte es sich, 
daß kıystallisiertes Serumalbumin viel schwieriger zu reinigen ist, als krystallisiertes 
Eialbumin und Hämoglobin. Brahm (Berlin). 

Jacobs, Friedrich: Versuche über den kolloidalen Zustand von Eiweiß- und 
Goldsolgemischen. (Pharmakol. Inst., Göttingen.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, H. 4/5, 
5. 343—351. 1913. 

Verf. untersuchte zur Nachprüfung der Schittenhelmschen Hypothese über das 
Fieber zunächst, ob der kolloidale Zustand der Eiweißlösungen überhaupt durch 
fiebererregende Stoffe irgendwelcher Art beeinflußt ist. Es wurden kolloidale Gold- 
lösungen benutzt und geprüft, ob beim Vermischen derselben mit Eiweißlösungen 
deren kolloidaler Zustand so weit modifiziert wird, daß er durch einfache Prüfungs- 
methoden nachweisbar ist. Es zeigte sich, daß die Zufügung von Gold den Viscositäts- 


— 4693 — 


wert der Eiweißsole nicht merklich änderte. Auf den osmotischen Druck wirkte sie 
als konstant im Sinne einer Depression ein und zwar beim Albumin um 7,4%, beim 
Hämoglobin um 3,9%. Brahm (Be:lin.) 


Kaufmann, Willy: Quantitative Indol- und Indicanbestimmungen im mensch- 
ħichen Harn. (Med. Klin., Zürich.) Dissertation: Zürich 1913. 32 S. (O. Füssli.) 

Bei Gesunden beträgt die physiologische Indolmenge im 24stündigen Urin = 1 mg. 
Normalwert des Indicans im 24stündigen Urin = 52 mg. Durch Verabreichung von 
20 mg Indol per os bei gemischter Kost erreichte das Indol im Urin nur die Hälfte des 
Normalwertes, während das ausgeschiedene Indican sich verdoppelte, beinahe ver- 
dreifachte. Von der Annahme, aus, daß einer physiologischen Irdicanmenge im Urin 
die physiologische Indolmenge von 1 mg entspricht, fand Verf. bei seinen Untersuchungen 
an Gesunden fast ausschließlich niedere Indolzahlen bei über die Norm erhöhten Indi- 
canzahlen. Die Indicanmenge im Urin bei fast ausschließlicher Fettzufuhr stieg um 
das Dreifache der Norm, während die Gesamtmenge der Indicanausscheidung bei Fett- 
zufuhr und gemischter Kost im Mittel nicht gesteigert war; wohl aber übertrifft die 
Mittelzahl der gesamten Indicanausscheidungen bei Fettkost um ein beträchtliches die 
Norm. Mit den steigenden Indicanmengen stieg aber auch das Indol in den Faeces, ohne 
die Norm zu übersteigen. Bei Verabreichung von Kohlehydraten war die Indican- 
menge im Urin vermehrt. Ebenso zeigt das Indol in den Faeces einen relativ niedrigen 
Wert. Auffällig war, daß bei fast ausschließlicher Kohlehydratkost der Indolgehalt ım 
Urin gleichzeitig mit der Indicanmenge im Urin stieg, während bei nicht ausschließlicher 
Kohlehydratzufuhr, also bei Zusatz von gemischter Kost, die Indolmenge ım Urin sank, 
der Indicangehalt des Urins aber sich erheblich steigerte: das Indol sank auf die Hälfte 
des Normalwertes, die Indicanausscheidung betrug mehr als das Doppelte. Auch bei 
der ausschließlichen Fettkost waren die geringen Indolmengen im Harn auffällig: bei 
dreifach vermehrter Indicanmenge war die Indolausscheidung im Harn um die Hälfte 
vermindert. Bei reichlicher Eiweißzufuhr betrug die Indicanausscheidung ca. das 
Doppelte (der Norm), die Indolausscheidung im Urin die Hälfte der Norm; auch das 
Indol in den Faeces verminderte sich. 40 mg Indol per os steigerten dieDiurese auf das 
Doppelte. Auch inden Bestimmungen von Indolund Indican bei Magen-und Darmkranken 
waren die relativ niederen Indolzahlen gegenüber den abnorm gesteigerten Indican- 
mengen bemerkenswert. — Zum Schluß bringt Verf. Angaben über Bestimmungen bei 
Infektions-, Blut-, Herz-, Nieren- und Brouchialleiden. Fritz Loeb (München). 


Piettre, M., et A. Vila: Étude des plasmas après dialyse sucrée. (Studium 
des Blutplasmas nach der Dialyse gegen Zuckerlösungen.) Cpt. rend. 
hebdom. des séances de l’acad. des sciences Bd. 157, Nr. 26, S. 1542—1545. 1913. 

Durch Dialyse des Blutplasmas und nachfolgende Fällung desselben mit reinem 
Aceton erhielten die Verff. die Eiweißkörper des Plasmas in reiner Form. Letztere 
konnten in zwei Fraktionen getrennt werden, von denen die eine in destilliertem 
Wasser unlöslich, die andere löslich war. Isaac (Frankfurt). 


Woskressensky, $.: Über Schwefelgehalt in der Hirnrinde Gesunder und 
Geisteskranker. Psych. d. Gegenwart Jg. 7, Nr. 12, 8. 919—923. 1913. (Russisch.) 
Verf. hat in 8 Großhirnrinden den Schwefelgehalt nach Hoehnel - Glaser bestimmt. 
Unter den untersuchten Hirnen war das eine normal, vier von Jugendirresein, je eine progres- 
:ive Paralyse, Altersdemenz und Epilepsie. In allen Fällen handelte es sich nur um Unter- 
s :hiece in wenigen hundertsten Teilen eines Prozents und im Mittel war der Bestand gleich 0,66%. 
Kroll (Moskau). 
Jona, Temistocle: Über die Extraktivstoffe der Muskeln. Mitteilg. 4. (Inst. 
f. pharmazeut. Chem. u. Toxikol., Univ. Pavia.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physıol. 


Chemie Bd. 89, H. 3, S. 160—162. 1914. 
Kondo, Kura: Ein experimenteller Beitrag zur Frage der Fettbildung aus 


Eiweiß bei der Reifung des Käses. (Med.-chem. Inst, Univ. Tokio.) Biochem. 
Zeitschr. Bd. 59, H. 1/2, S. 113—165. 1914. 


— 466 — 


mit syphilitischer Leber positiv bei Patienten mit Lues in der Anamnese. Vielleicht kann 
die Abderhaldensche Methode die mehr umständliche Wasserman nsche ersetzen. 
Die sogenannten funktionellen Psychosen sind durch schwachen antitryptischen Index 
und negative Abderhaldensche Reaktion ausgezeichnet. Kroll (Moskau). 


Fauser, A.: Die Serologie in der Psychiatrie. Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, 
Nr. 3, S. 126—127. 1914. 
Fauser gibt einige Anregungen die Verwertung der Resultate des Dialysier- 


verfahrens bei Psychosen betreffend. 

In erster Linie bespricht er mehrere Fälle von Geisteskrankheit mit Struma, bei denen 
nach der Entfernung des Kropfes psychische Genesung eintrat und auch der serologische Befund, 
der vor der Operation ein stark positiver war (2mal Abbau von Gehirn, Geschlechtsdrüsen und 
Schilddrüse, Imal Gehirn und Schilddrüse) allmählich ganz oder fast ganz negativ wurde. 
Schließlich wurde in einem Fall von Psychose + Struma auch auf Grund des serologischen 
Befundes (Hirnrinde 0, Geschlechtsdrüse schwach +, Schilddrüse zweifelhaft) die Strumekto- 
mie empfohlen. 


Fauser geht auf die Bedeutung solcher Fälle ein und beschäftigt sich mit dem 
Versuch einer Erklärung des Phänomens, daß sich bei Dementia praecox Gehirnabbau 
oft am Anfang und in den Endzuständen nicht zeigt. Auch der forensischen Bedeutung 
von Dialysierbefunden schenkt F. einige Worte und bespricht schließlich an der Hand 
eines Falles die Wichtigkeit der serologischen Untersuchung bei Graviditätspsychosen. 

Kafka (Hamburg). 

Wegener, Erich: Weitere Untersuchungsergebnisse mittels des Abderhaldenschen 
Dialysierverfahrens. (Psychiatr. Klin., Jena.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, 
Nr. 1, S. 15—17. 1914. 

Die Mitteilung umfaßt ein Material von etwa 600 Fällen, die mittels des Dialysier- 
verfahrens unter dem Gesichtspunkt untersucht wurden, welche Organe bei einem be- 
stimmten Krankheitsbild regelmäßig abgebaut werden. In jedem einzelnen Fall 
wurde das zu untersuchende Serum gleichzeitig mit verschiedenen Organen angesetzt. 
Zur Verfügung standen Hoden, Ovarien, Gehirn, Rückenmark, Nerven, Lunge, Leber, 
Pankreas, Thymus, Niere, Nebenniere, Schilddrüse und Muskel. Die Ergebnisse dieser 
breit angelegten Untersuchungen sind in einer Tabelle zusammengestellt. Zu bemerken 
ist noch, daß dort nur die Organe der Übersichtlichkeit wegen angeführt sind, die 
bei der betreffenden Krankheit regelmäßig allein und dabei immer wieder abgebaut 
wurden. Diese Daten lassen in unwiderlegbarer Weise erkennen, daß bei bestimmten 
Krankheiten ganz bestimmte Organe abgebaut werden. Auch in anderer Beziehun:r 
erwies sich die Abderhaldensche Serumreaktion als außerordentlich wertvoll. In 
all den komplizierten Fällen, wo auf Grund der klinischen Symptome allein die Krank- 
heit nicht eindeutig zu fassen war, ließ sich mittels des Dialysierverfahrens die wahre 
Natur des Leidens aufdecken und die differentielle Diagnose sichern, so bei Hysterie 
und Epilepsie. Bei der ersteren wurde nie ein Organabbau beobachtet, bei Epilepsie 
ließ sich nach jedem Anfall, ja sogar bis zu 8 Tagen nachher Abbau von Hirnrinde 
feststellen. Fehlte dieser ‚„paroxystische Abbau‘, konnte man mit ziemlicher Sicherheit 
auf die hysterische Natur des Anfalls schließen. Neben diesem unmittelbar nach einem 
epileptischen Anfall auftretenden Abbau von Hirniinde ließ sich in einzelnen Fällen 
auch em Abbau im Intervall beobachten. Binswanger deutet diese Tatsache in 
dem Sinne, daß ein von den Anfällen unabhängiger progredient-anatomischer Prozeß 
besteht. In gleicher Weise ließen sich reine Melancholiefälle — bei denen nur Leber 
abgebaut wird — von melancholischen Zustandsbildern, wie sie bei gewissen Psychosen 
(Hebephrenie) vorkommen, daran erkennen, daß bei letzteren neben Leber regelmäßig 
auch Hoden resp. Ovarien und Gehirn abgebaut wurden. Bei Paralyse, Lues cerebri 
und Tabes wurden Gehirn und Rückenmarkssubstanz abgebaut, ohne daß Verf. einen 
Unterschied zwischen diesen 3 Krankheitsformen in der Art des Abbaus hätte finden 
können. Bedeutsam ist, daß sich die Abderhaldensche Serumreaktion in vielen 
Fällen an Empfindlichkeit der Wassermannschen Methode überlegen zeigte. Sehr 


— 467 — 


wertvoll erwies sich die Anwendung des Dialysierverfahrens bei Meningitiden, die von 
extraduralen Abscessen ausgehend schließlich das Gehirn in Mitleidenschaft zogen. 
Zeigte sich, nachdem die ersten Untersuchungen negativ ausgefallen waren, bei den 
späteren Gehirnabbau, so wurde, in der Annahme, daß das Cerebrum beteiligt sei, 
operiert, ein Schluß, den der operative Befund gewöhnlich auch rechtfertigte. In- 
teressant ist weiterhin die Tatsache, daß chemische Gifte, wie Narkotica stets zu Hirn- 
und Nervenabbau führten. Zusammen mit dem klinischen Tatbestand ergibt die 
Abderhaldensche Seroreaktion außerordentlich wichtige Aufschlüsse in diagnostischer 
Hinsicht. Weitergehende prognostische Schlüsse dürfen erst dann aufgestellt werden, 
wenn die einzelnen Fälle in ihrem Verlauf längere Zeit kontrolliert wurden. Thera- 
peutische Maßnahmen lassen sich auf Grund der Reaktionsergebnisse noch nicht treffen. 
Sie sind deshalb verfrüht, weil wır zurzeit noch nicht endgültig entscheiden können, 
welcher Art die pathogenetischen Beziehungen sind, die zwischen den Abbauvorgängen 
und den Erscheinungen der klinisch nachweisbaren Psychosen bestehen. Auf psychia- 
trischem Gebiet läßt sich heute jedenfalls mit Sicherheit sagen, daß die Abderhalden- 
sche Seroreaktion in allen den Fällen, wo das Krankheitsbild vieldeutig ist, Klarheit 
bringt. Weiterhin läßt sich in prognostischer Beziehung sagen, daß derVerlauf der Krank- 
heit stets ein ungünstiger ist, wenn wiederholt Hirn abgebaut wurde. Wildermuth (Halle). 

Weiss, Eugen: Beitrag zur Careinomfrage. (Med. Klin. u. Nervenklin., Tübingen.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 2, 8. 66—67. 1914. 

Verf. ging von der Frage aus, ob beim magengesunden Menschen nach parente- 
raler Zufuhr von anatomisch normaler Magenschleimhaut nach bestimmter Zeit im 
Serum Fermente auftreten, die befähigt sind, dieselbe Magenschleimhaut im Abder- 
haldenschen Versuch abzubauen und ob diese Fermente etwa beim Magencarcinom- 
kranken fehlen. In 2 Versuchen zeigte sich in der Tat, daß die Injektion normaler 
Magenschleimhaut (nach Abderhaldens Vorschriften verarbeitet, und in Kochsalz 
suspendiert) bei Magengesunden eine positive Reaktion des Blutes mit der zur Injektion 
verwendeten Substanz ergibt, während diese Reaktion bei Magencarcinomkranken 
ausblieb. Diese zwei Versuche werden zu weitgehenden Folgerungen für Ätiologie, 
Diagnostik und Therapie des Krebses benutzt. C. Lewin (Berlin). 
Kohlehydraistoffwechsel: 


Rosenthal, Felix: Über die Störungen des Kohlenhydratstoffwechsels bei der 
experimentellen Diphtherievergiftung. (Med. Klin., Univ. Breslau.) Arch. f. exp. 
Pathol. u. Pharmakol. Bd. 75, H. 2, S. 99—122. 1914. 

Verf. geht von der Auffassung aus, daß das klinische Bild der Diphtherievergiftung 
bis in die Details mit der Nebenniereninsuffizienz sich deckt und stellt sich die Frage, 
ob auch die Störungen des Kohlehydratstoffwechsels bei beiden sich gleichsinnig ver- 
halten. Kaninchenversuche; intravenöse Zufuhr mehrfach tödlicher Dosis von Diph- 
therietoxin. Blutzuckerbestimmung nach Möckel und Frank. Resulate aus 7 mit- 
geteilten Versuchsprotokollen: Der Blutzucker sinkt von dem Moment des Auf- 
tretens der ersten Vergiftungssymptome sehr stark, fast bis auf O und etwa parallel 
dem Temperaturabfall, so daß Störungen der Wärmeregulation und des Kohlehydrat- 
stoffwechsels in Koordination gebracht werden können. Ablehnung des Einflusses 
der Blutdrucksenkung oder des agonalen Zustandes der Tiere auf die Blutzuckerwerte. 
Die Bestimmung des Glykogengehaltes der Organe von Versuchstieren, die vorher 
einer Glykogenmast ausgesetzt waren und dann in der gleichen Weise behandelt wurden 
wie die Tiere der ersten Reihe, ergab das Fehlen des Glykogens auf der Höhe der nıyas- 
thenischen Erscheinungen; Kontrollversuche an 2 gesunden Tieren ergaben beträcht- 
liche Glykogendepots in der Leber. Als Erklärung nimmt Rosenthal an, daß das 
Glykogen, da seinem Verschwinden keine Hyperglykämie entspricht, in einem anorma- 
len intrahepatischen Stoffwechsel aufgebraucht wird. Durch Zufuhr von Zucker in 
einem vorgeschritteneren Vergiftungsstadium unter Blutzuckerkontrolle wurde in 
einer 3. Versuchsreihe festgestellt, daß in diesem Vergiftungszustand die Glykogen- 


30* 


— 468 — 


fixation wesentlich gestört ist. Bei Vergiftung mit vielfach tödlichen Dosen kann die 
Störung der Glykogenfixation bereits einsetzen, bevor das Glykogendepot der Leber 
aufgebraucht ist. Aus dem Ausfall seiner Versuche schließt R., daß die Störungen bei 
der akuten Diphtherievergiftung auf die schwere Läsion der Nebennieren zu beziehen 
ist; die Leber, deren Funktionsstörung dahingestellt bleibt, ist nur der Schauplatz 
der Störung des Zuckerstoffwechsels. Das Diphtheriegift ist also ein exquisit organo- 
tropes Gift. Weiland (Kiel). 

Labbé, Marcel, and Ambroise Bouchage: Glycosuria in the course of affections 
of the liver: hepatic diabetes. (GlykosurieimVerlaufe von Leberkrankheiten: 
Leberdiabetes.) Lancet Bd. 1, Nr. 1, S. 13—15. 1914. 

Klinische Beobachtungen über Zuckerausscheidungen: 1. als Begleiterscheinung 
anderer Leberkrankheiten; 2. bei Leberkongestionen und -Funktionsstörungen über- 
mäßiger Esser; 3. bei toxischen Leberstörungen; 4. als „Diabete sans denutrition‘“ mit 
vergrößerter Leber Fettleibiger; 5. als schwerer Diabetes bei Leber-Pankreascirrhose. 
— 1. Die hier meist nur alimentäre Glykosurie beweist nur das Bestehen einer Störung 
der glyko-regulatorischen Leberfunktion, hat aber mit eigentlichem Diabetes wenig 
zu tun, wie ihr auch weitere Symptome der Hyperglykämie fehlen. 2. Meist handelt 
es sich um unmäßige Fleischesser mit kongestionierter, in ihrer Funktion gestörter 
Leber; klinische Beispiele beweisen, daß in diesen Fällen nicht Kohlehydratentziehung, 
sondern Einführung einer knappen, lacto-vegetabilen Kost die Zuckerausscheidung 
beseitigen. 3. Nach akuten Infektionskrankheiten — eitriger Tonsillitis und Masern — 
kommen mannigfache Funktionsstörungen der Leber vor, die eine mäßige und bei 
milder lacto-vegetabiler Diät meist bald verschwindende Glykosurie zur Folge haben 
können. Zwischen diesen Zuständen und der alımentären Glykosurie gibt es mannig- 
fache Übergänge. Ferner kann diese toxische Zuckerausscheidung bei in anderer Weise 
prädisponierten Individuen, wie einige Beispiele zeigen, einen wahren Diabetes aus- 
lösen. 4. Befällt meist übermäßige, hochgradig fettleibige Esser. Durch Reduktion 
der Kohlehydrate und der Gesamtmenge der Nahrung läßt sich der Zucker leicht 
beseitigen. Die Leber ist in den Fällen beträchtlich vergrößert. Der Urin enthält meist 
etwas Eiweiß und Urobilin. 5. Tritt bei Leber-Pankreascirrhose auf unter der be- 
kannten Form des Broncediabetes. Es handelt sich um schwere, von Acidose begleitete 
Glykosurien, wobei es nicht zu unterscheiden ist, ob Leber oder Pankreas die erste 
Rolle spielt. Es läßt sich also nach obigem aus der großen Zahl der Glykosurien, 
seien sie verursacht durch Störungen der Thyreoidea, des Nervensystems oder sonstiger 
Organe, die Gruppe des „Leberdiabetes‘“ herausheben, dessen klassischer Typus der 
Diabète gras oder arthritique ist. Meist beginnend mit Verstopfung, oft begleitet von 
Nierensteinkrankheit, ist er von den Erscheinungen des Leberleidens begleitet: Ver- 
größerung des Organs, leichter Ikterus, im Urin vermehrte Gallenfarbstoffe, reichlich 
Ammoniak und Aminosäuren. Acidose pflegt beim eigentlichen Leberdiabetes zu 
fehlen. Die häufigste Ursache scheint ein Übermaß im Fleischgenuß zu sein. Dement- 
sprechend hat die Therapie neben dem Gebrauch von Vichy-Brides-Karlsbad-Mineral- 
wasser ein lacto-vegetarisches Regime vorzuschreiben. Tollens (Kiel). 

Dorner, G.: Ein Beitrag zur Zuckerbestimmung im Blute. (Augusta-Hosp., 
Berlin.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 3/4, S. 287—295. 1914. 

Verf. hat vergleichende Blutzuckerbestimmungen ausgeführt nach der colori- 
metrischen Methode von Reicher und Stein, nach Bertrand und nach Pavy, in 
einer eigenen Modifikation. Diese modifizierte Pavysche Zuckerbestimmung, deren 
Ausführung eingehend beschrieben wird, hat vor den anderen Methoden den Vorteil. 
daß sie ohne größere besondere Apparate, wie sie für die colorimetrischen Verfahren 
nötig sind, anstellbar ist und daß ihre Ausführung im höchsten Grade einfach ist, noch 
einfacher als die der colorimetrischen Methoden. Es werden 2—4 cem Blut benötigt, 
die Resultate sind bei einem Zuckergehalt über 0,1°, recht genau (es fehlen hier 
nähere Angaben über die Größe der zu erwartenden methodischen Fehler). Bei nicht 


— 469 — 


diabetischen Leuten wurden mit der Methode Blutzuckerwerte zwischen 0,06 und 0,11% 
gefunden. Der Vergleich mit den beiden anderen Methoden ergab im allgemeinen gute 
Übereinstimmung, nur wurde bei erheblicher Hyperglykämie wiederholt nach Pav y 
ein wesentlich höherer Wert gefunden als nach Bertrand und Reicher und Stein. — 
Von den untersuchten pathologischen Fällen interessiert besonders ein Fall von Morbus 
Addison, in dem drei Wochen vor dem Tode ein normaler, nicht verminderter Blut- 
zuckerwert festgestellt wurde. — Bei der Methode von Reicher und Stein war beson- 
ders bei niedrigem Blutzuckergehalt die Ablesung oft unsicher, weil die Farbennuancen 
der beiden Lösungen ungleich waren. Tachau (Berlin). 

Bennigson, Walter: Chronische Nephritis und Blutzucker. (Med. Klin., Königs- 
berg.) Dissertation: Königsberg 1913. 47. S. (O. Kümmel.) 

Ventiliert die Frage, ob nur bei komplizierten chronischen Nephritiden oder ob 
auch in Fällen ohne Komplikationen der Blutzucker eine Erhöhung erfährt. (Unter- 
suchungen mit der Kupferreduktionsprobe von Forschbach und Severin). Kasuistik. 
Von 9 Fällen, bei denen die Stickstoff- und Kochsalzausscheidung verfolgt wurde, 
haben 8 hyperglykämische (über 0,0969% ) resp. hochnormale Blutzuckerwerte. Ein Fall 
hat einen auffallend niedrigen Zuckergehalt trotz eines Blutdruckes von 205 (RR). 
Die höchsten Werte haben 2 Urämien. Kein Parallelismus zwischen Blutdruckhöhe und 
Blutzucker bei den 9 untersuchten Nephritiden. Ebensowenig ist ein Einfluß der im 
Urin enthaltenen Eiweißmengen auf den Blutzucker nachzuweisen. Resume: Bei 
chronischen Nephritiden liegt häufig der Blutzucker an der oberen Grenze des Normalen 
oder erfährt sogar eine geringe Steigerung darüber hinaus. Bei chronischen Neptritiden 
ist fast immer eine Hyperglykämie vorhanden, falls zur Zeit der Blutentnahme 
Chlor in beträchtlichen Mengen im Körper retiniert wird. Chronische Nephritiden 
von tubulärem Typus und Urämien, bei denen eine Insuffizienz der Chlorausscheidung 
vorliegt, haben wohl immer eine Erhöhung des Blutzuckers. Fritz Loeb (München). 

Pfeiffer, Karl: Schwangerschaftsleber und alimentäre Lävulosurie. Disser- 
tation: Straßburg 1913. 45 S. (Stuttgart, A. Bonz’ Erben). 

In Frankreich wurde die Schwangerschaftsleber — insuffisance hépatique — schon 
jahrzehntelang diskutiert, während sich diese Bezeichnung in Deutschland nur allmäh- 
lich Eingang verschaffte. Von den ersten (französischen) Autoren ist übereinstimmend 
auf Fettleber als Folgeerscheinung einer Gravidität hingewiesen worden. Diese An- 
schauung ist in der Folgezeit von deutschen Autoren, besonders durch Hofbauer 
(Zeitschr. f. Geburtsh. 61, 1908) gestützt worden. Nach diesem Autor ist das Bild der 
Schwangerschaftsleber charakterisiert durch Fettinfiltration in den zentralen Acinus- 
abschnitten und Glykogenmangel daselbst; Gallenstauungen mit Pigmentablagerungen; 
Ektasie der Zentralvenen und zuführenden Capillaren. Die Anschauungen und Fest- 
stellungen Hofbauers haben von verschiedener Seite Widerspruch gefunden (Rosen- 
berg: Zieglers Beitr. 49. — Schickele: Archiv f. Gyn. 92, 1910. — Heinrichsdorff: 
Zeitschr. f. Geburtsh. 70, 1912 u. a.). Es zeigt sich also, daß die Frage der Schwanger- 
schaftsleber vom anatomischen Standpunkt eine ungelöste ist. Verf. hat sich auf An- 
regung von Schickele die Frage vorgelegt, ob funktionelle Störungen des Graviditäts- 
stoffwechsels der Leber ein Recht verleihen, den Begriff der Schwangerschaftsleber an- 
zuerkennen. Diese Frage ist nur zu lösen an der Hand der Stra u Bschen (Dtsch. med. 
Wochenschr. Nr. 44, 45, 1901) Leberfunktionsprüfung (Lävulose), die sich auf dem 
Kohlehydratstoffwechsel der Leber aufbaut, welche ihrerseits auf den Untersuchungen 
von Sachs beruht (Zeitschr. f. klın. Med. 87, Nr. 38), der an Fröschen feststellte, daB 
die Assimilationsgrenze für Traubenzucker, Arabinose und Galaktose nach der Leber- 
exstirpation nicht herabgesetzt war, die für Lävulose hingegen ın nachweisbarer Weise 
gelitten hatte. Da die Resultate der verschiedenen Autoren mit der Lävuloseprobe bei 
Gesunden schon stark divergieren (5—35°,), erschien jedoch die Zuverlässigkeit der 
Probe zweifelhaft. Schroeder, der zuerst in größerem Maßstabe die Lävuloseprobe 
zur Funktionsprüfung der Leber in der Gravidität heranzog (Zeitschr. f. Geburtsh. 56, 


— 470 — 


1905) hatte negative Resultate. Die große Verschiedenheit in den Ergebnissen der Unter- 
sucher einerseits, die Ausarbeitung einer brauchbaren quantitativen Zuckerbestimmung 
durch Benedict andererseits (Journ. of biol. chem. 9, S. 57, s. auch Münch. med. Wo- 
chenschr. Nr. 27, 1912: V. C. M yers) waren die Veranlassung, diese Resultate zu prüfen. 
Nach der Straußschen Methode, mit der Benedictschen Probe, wurden 43 Gravide 
(8.—10. Monat) untersucht. Außerdem wurde eine Reihe gynäkologisch kranker Frauen 
auf alimentäre Lävulosurie untersucht. Die Ergebnisse dieser Prüfungen brachten 
den Verf. zu der Überzeugung, daß die Lävuloseversuche für den Nachweis einer Leber- 
schädigung in graviditate nicht stichhaltig sind. Weder klinische Gesichtspunkte, noch 
experimentelle Untersuchungen, noch histologisch-anatomische Befunde berechtigen 
dazu, in der normalen Schwangerschaft und nicht einmal bei der Eklampsie eine regel- 
mäßig vorhandene Schädigung der Leber anzunehmen. Fritz Loeb (München). 


Nucdeinstoffwechsel : 


Frank, E.: Über Gicht und Gichtbehandlung. Berl. Klinik Jg. 26, H.307,8.1-16.1914. 

Stocker, Arnold: Über das Vorkommen von Harnsäure im normalen und patholo- 
gischen Speichel. (Med. Univ.-Klin., Zürich.) Diss.: Zürich 1913. 30 S. (Gebr. Leemann.) 

Untersuchungen mittels der Methode von Herzfeld (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 5, 
S. 38). Bei Gesunden scheint unter normalen Bedingungen die Grenze der quantitativ 
nachweisbaren Mengen Harnsäure bei etwa 50 cem Speichel zu liegen. Mittelwert 
0,61 mg pro 100 ccm Speichel. Von den pathologischen Fällen zeigten die Untersuchun- 
gen bei 5 Lebercirrhotikern auffallend hohe Mittelwerte. Avs den Detailangaben scheint 
hervorzugehen, daß eine Harnsäurevermehrung im Speichel fast in allen solchen Fällen 
zu konstatieren ist, bei denen man eine Vermehrung der Harnsäure auch im Blut fest- 
stellen konnte. Fritz Loeb (München). 


Symptomatische Stoffwechselanomalien : 

Schamberg, Jay Frank, A. J. Ringer, 6. W. Raizies und John A. Kolmer: 
Untersuchungen über den Proteinstoffwechsel bei Psoriasiskranken. (Polyclin. a. col. 
f. graduates in med., Philadelphia.) Dermatol. Wochenschr. Bd.58, Nr. 1, S. 1—9. 1914. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 9, S. 104. 

Ross, Ellison L.: Some forms of urinary nitrogen affected by the administra- 
tion of desiccated thyroid to dementia praecox patients. (Über die Beeinflus- 
sung einiger N-haltigerSubstanzen imHarn durch Zufuhr von getrock- 
neten Schilddrüsen in Fällen von Dementia praecox.) (Illinois State psycho- 
pat. inst.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 6, S. 746—750. 1913. 

Untersuchungen an vier körperlich gesunden weiblichen Individuen mit Dementia 
praecox bei konstanter Diät. Vor Ende der ersten Beobachtungswoche wurde sechs 
Tage lang getrocknete Schilddrüsensubstanz gereicht. Das Körpergewicht sank, die 
Gesamt-N-Ausscheidung stieg beträchtlich, weniger deutlich die Kreatininausschei- 
dung. Die im Harn ausgeschiedene Indolessigsäuremenge nahm zu. E. Neubauer (Wien). 

Kozlowski, St.: Zur Kenntnis des Stoffwechsels in der Epilepsie. (Med.-chem. Inst., 
Univ.u. Landesspit., Lwöw[ Lemberg]). Zeitschr. f. klin. Med. Bd.79,H.3/4,$.258-265.1914. 

Stoffwechselversuch am Epileptiker bei gemischter, Milch- und Fleischkost, Be- 
stimmungen von Acıdität, N, NH,, Aminosäuren, Phosphorsäure, Calcium, Schwefel. 
Besondere Hervorhebung der Veränderunggen der Schwefelausscheidungen vor und nach 
den Anfällen. Verf. bringt dıe vermehrten Oxyproteinsäuremengen oder deren Ammo- 
niaksalze in ursächliche Beziehungen zu dem Auftreten der Anfälle und deren Periodi- 
zität. Weiland (Kiel). 

Innere Sekretion. 


Sutter, Alfred: Schilddrüse und Jodmedikation. Dissertation: Freiburg ı. Br. 
1913. 538. 1 Tab. (Hammerschlag & Kahle.) 

Fragestellung: Darf eine Jodbehandlung des Kropfes noch als berechtigt an- 
erkannt werden! Können durch Jodmedikation irgendwelcher Art Krankheitsbilder 


— 41 — 


entstehen, die denen der autogenen Übersekretion in rein klinischem Sinne ähnlich 
sind? Diesen Fragen wird auf Grund der Literatur näher getreten. Es ergaben sich 
folgende Feststellungen: Das Jod wirkt verkleinernd auf 1. die Struma diffusa paren- 
chymatosa; 2. die Struma nodosa ohne regressive Metamorphosen. Es können im 
Anschluß daran Störungen auftreten im Sinne der Thyreosen verschiedensten Intensi- 
tätsgrades, die oft sehr lange dauern können. Diese Störungen sind abhängig in ganz 
erheblichem Maße von der Quantität des zugeführten Jodes. Unabhängig scheint je- 
doch die Jodwirkung von der Art der Präparate und der Form ihrer Einbringung zu 
sein. Obwohl durch Joddarreichung bei Strumen thyreotoxische Symptome aus- 
gelöst oder vorhandene verstärkt werden können, ist eine Jodtherapie des Kropfes 
trotzdem indiziert, da das Auftreten jener Erscheinungen in weitem Maße von der 
Menge des zugeführten Jodes abhängig ist. Wenig zur erfolgreichen Jodbehandlung 
sind Kröpfe mit regressiven Metamorphosen geeignet, die sich bei der Palpation als sehr 
hart erweisen. Ganz ungeeignet sind die vasculösen Formen. Bei der Therapie ist ein 
langsam tastendes Vorgehen zu beobachten. Die Joddosen, die für den Beginn in Betracht 
kommen. sind 0,1—0.2g Jodnatrium oder Jodkalium 1—3 mal täglich. Fritz Loeb. 

Carlson, A. J.: On the cause of congenital goitre (thyroid hyperplasia) in 
dogs and cats. (Über die Ursache des angeborenen Kropfes [Schild- 
drüsenhyperplasie] bei Hunden und Katzen.) (Hull physiol. laborat., untv., 
Chicago.) Americ. journal of physiol. Bd. 33, Nr. 1, S. 143—157. 1914. 

Verf. studierte an Hunden und Katzen aus dem Kropfgebiete Chicagos und der 
großen Seen die Vererbbarkeit des Kropfes auf die Jungen. Die mannigfachen Fehler- 
quellen — akzessorische Schilddrüsen bei Hunden usw. — sucht Verf. durch die große 
Zahl der untersuchten Tiere auszugleichen. Er findet, daß Tiere mit Kolloidkropf 
Junge mit normaler Schilddrüse zur Welt bringen, während bei aktiv hyperplastischer 
Thyreoidea des Muttertieres die jungen Tiere eine der mütterlichen entsprechend 
vergrößerte Schilddrüse aufweisen. Bei Katzen ist Kropf weit seltener und infolge 
der Kleinheit der Thyreoidea viel weniger ausgesprochen als bei Hunden. Verf. streift 
zum Schlusse die Frage nach der Ätiologie der Schilddrüsenvergrößerung der jungen 
Tiere, ohne sich jedoch für die Annahme Halsteds, der auf Grund von partieller 
Schilddrüsenexstirpation an trächtigen Tieren eine kompensatorische Hypertrophie 
der Schilddrüse des Foetus bei Hypothyreoidismus der Mutter supponiert, zu ent- 
scheiden oder aus den Befunden über Schilddrüsenverfütterung während der Gestation 
bindende Schlüsse zu ziehen. Die Schilddrüsenvergrößerung ist eher die Ursache des 
Hypothyreoidismus als seine Folge. J. Bauer (Innsbruck). 

Lange, Sidney: The present status of the X-ray therapy of enlarged thymus. 
(Der gegenwärtige Stand der Röntgentherapie bei vergrößerter Thymus.) 
Americ. journal of roentgenol. Bd. 1, Nr. 2, S. 74—80. 1913. 

Der Verf. hat sich seit Jahren eingehend, experimentell und praktisch, mit der 
Röntgentherapie der Thymusvergrößerung befaßt. Er kommt zu dem Schlusse, daß 
die vergrößerte Drüse durch Röntgenbestrahlung wesentlich beeinflußt wird, daß dies 
für leichte und schwere Fälle die ‚Methode der Wahl‘ ist. Selbst geistig minderent- 
wickelte Kinder ohne deutliche Symptome einer Drüsenvergrößerung sollten der Be- 
handlung unterzogen werden, da sie auch für Gesunde durchaus harmlos ıst. Rück- 
fällen von Drüsenvergrößerung ist durch wiederholte Kur vorzubeugen. Groedel. 

Müller, B.: Das Verhalten der Glandula thyreoidea im endemischen Kropf- 
gebiet des Kantons Bern zu Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett. (Frauenklin., 
Univ. Bern.) Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynaekol. Bd. 75, H. 2, S. 264—284. 1913. 

Untersuchung von Schwangeren durchschn ittlich5—6 Wochen vor der Entbindung 
und 12 Tage danach. Es zeigte sich, daß in der Kropfgegend während der Gravidität 
eine normale Schilddrüse kaum jemals beobachtet wird, wobei Primiparae meist nur 
eine geringe Schilddrüsenschwellung, Multiparae dagegen die verschiedenen Formen 
der Struma aufweisen, die bei wiederholten Graviditäten stark fortschreitet. Während 


— 412 — 


die einfache Schwangerschaftshypertrophie der Thyreoidea kaum zu Beschwerden 
Veranlassung gibt, bilden die parenchymatösen und namentlich die nodösen Strumen 
häufig die Ursache von Schluckbeschwerden und Dyspnoe. Eine Gefährdung des 
Herzens durch die Schilddrüsenvergrößerung konnte nur bei herzkranken Frauen be- 
obachtet werden. Im Gegensatz zu anderen Autoren konnte Verf. keinen günstigen 
Einfluß der Gravidität auf den Kretinismus feststellen. Während der Geburt kommt 
es infolge der Blutstauung zu Anschwellung der Schilddrüse, bei stark stenosierenden 
Strumen zu bedrohlicher Suffokation, die auch durch Blutungen in Kolloidknoten 
hervorgerufen werden kann; in diesen Fällen ist eine Beschleunigung der Entbindung, 
ev. Tracheotomie, jedoch nur im äußersten Falle die Strumektomie am Platze. Wehen- 
schwäche infolge mangelhafter Schilddrüsentätigkeit fand sich nur sehr selten, ebenso 
stärkere Blutungen während oder nach der Geburt. Die Volumzunahme der Schild- 
drüse ging nur etwa in der Hälfte der beobachteten Fälle im Wochenbett zurück. 
wobei die Verkleinerung vaskulöser Strumen am bedeutendsten war; die einfache 
Schwangerschaftshypertrophie der Schilddrüse führte in 7%, der Fälle zu bleibendem 
Kropf. Im Gebiete des Kantons Bern ist die Hauptursache des gleichmäßig verengten 
Beckens in der Verbreitung des endemischen Kropfes zu suchen; namentlich sind die 
Aplasie und Hypoplasie der Thyreoidea resp. der Kretinismus für die Häufigkeit 
dieser Beckenform im Gebiete der Meermolasse und der Nagelfluh verantwortlich zu 
machen. J. Bauer (Innsbruck). 

Klose, Heinrich: Beiträge zur Pathologie und Klinik der Thymusdrüse. Zur 
‘rinnerung an Karl Basch. (Chirurg. Klin., Frankfurt a. M. u. pathol. Inst., Unir. 
Freiburg.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 78, H. 6, S. 653—693. 1913. 

Eine den gegenwärtigen Stand unserer Kenntnisse vom Thymus und seiner Patho- 
logie behandelnde Arbeit, in welcher der Autor auch seine eigenen, mit Klose durch- 
geführten ergebnisreichen Forschungen, die vielfach an die grundlegenden Arbeiten 
Baschs anknüpfen, referiert. ' Wiesel (Wien). 

Haberer, H. v.: Thymusreduktion und ihre Erfolge. (Chirurg. Klin., Innsbruck.) 
Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 2, S. 199—242. 1913. 

Haberer berichtet in dieser, für die Pathologie des Morbus Basedow bzw. für die 
Kenntnis der Wechselbezichungen Thymus-Thyreoidea wichtigen Arbeit über die Er- 
folge von 9 Thymusreduktionen. Diese wurden 8mal in Kombination mit Schild- 
drüsenverkleinerungen vorgenommen, lmal wurde bloß der Thymus exstirpiert. 
nachdem früher schon von anderer Seite — erfolglos — die Schilddrüse partiell ent- 
fernt worden war. In 4 Fällen lag ausgesprochener Basedow vor, 2 Fälle waren selır 
suspekt auf Basedow und erweckten, ebenso wie die übrigen Fälle, klinisch den Verdacht 
auf das Bestehen eines abnorm großen Thymus. In sämtlichen Fällen konnten an den 
entfernten Thymen die Zeichen der Hyperplasie (besonders bemerkenswert: Markhyper- 
plasie) festgestellt werden. Die klinisch vorher genau studierten Fälle wiesen sämt- 
lieh nach der Operation weitgehende Besserungen — dauernd — auf. Sehr wichtig ist 
ferner die Tatsache, daß durch die Kombination der Strumektomie und der Thymus- 
reduktion die gewöhnlich so außerordentlich deletären Folgen des Status thymicus beı 
der Basedowoperation völlig vermieden wurden, so daß dadurch allein bewiesen er- 
scheint, daß tatsächlich der hyperplastische Thymus den sooft katastrophalen Aus- 
gang der Strumektomie verschuldet. Besonders günstig wirkte die Thymusreduktion 
anf die Herzsymptome, wofür besonders der eine, einen Mann betreffende Fall spricht, 
der vor der Operation die Zeichen der völligen Erschöpfung von seiten des Herzens 
darbot. Als klinische Zeichen des Status thymicus wurden vor allem Besonder- 
heiten des Exterieurs neben hypertrophen Zungenfollikeln verwertet; hierbei ist beson- 
ders zu begrüßen, da H. dem Blutbefund, besonders dem Kocherschen Blutbild, 
In seiner Wertigkeit recht skeptisch gegenüber zu stehen scheint. Auch die Röntgen- 
diagnose ist nur mit Vorsicht zu verwerten. Eine weitere Fülle von Einzelheiten an- 
zuführen, würde die Grenzen eines kurzen Referates überschreiten. Wiesel (Wien). 


— 43 — 


Mundhöhle, Speiseröhre:  Verdauungstraktus. 


Starck, Hugo: Die Behandlung der Dilatationen und Divertikel der Speiseröhre. 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 51, S. 2496—2500 u. Nr. 52, S. 2547—2552. 1913. 

Die Therapie der Dilatationen und Divertikel der Speiseröhre hat so glänzende 
Fortschritte zu verzeichnen, daß ein tödlicher Ausgang bei frühzeitig gestellter Dia- 
gnose vermieden werden kann; bei 50 Fällen eigener Beobachtung sah Autor keinen 
ungünstigen Ausgang mehr. Alle diagnostischen Methoden werden durch die Oeso- 
phagoskopie übertroffen, die über alle Details Auskunft gibt. Die Behandlung der 
Pulsionsdivertikel erfolgt auf internem, wie auf chirurgischem Wege. Eine Radikal- 
heilung ist allerdings nur durch die Operation zu erzielen. Die interne Therapie ist 
aber immerhin imstande, das Wachstum des Divertikels auf Jahrzehnte zu hemmen 
und die Beschwerden auf ein erträgliches Maß zurückzuführen. Die wesentlichste In- 
dikation zu therapeutischem Handeln bilden die Stenosenerscheinungen. Diese sind 
in den frühesten Stadien durch eine umschriebene Erweiterung, die erste Anlage der 
Ausbuchtung nach hinten, verursacht. Schon jetzt ist vor einem planlosen Bougieren 
zu warnen. Die Behandlung beschränkt sich auf Diätvorschriften. Das ganze Be- 
streben hat sich danach zu richten, daß eine eigentliche Sackbildung vermieden wird. 
Zur Feststellung, ob bereits ein Divertikelsack vorhanden ist, dient vor allem auch die 
Divertikelsonde. Mit der Divertikelsonde können wir auch zielbewußt die Speiseröhre 
sondieren, was mit der geraden Sonde nicht möglich ist. Schon in frühen Stadien der 
Divertikel kann man durch planmäßige Bougierung schöne Erfolge erzielen. Auch bei 
größeren Divertikelsäcken leistet die Divertikelsonde gute Dienste. Der letzte Zweck 
der diätetischen Vorschriften ist die Verhütung der Anfüllung des Divertikels. Versagen 
die Maßnahmen, die Verf. als „Hygiene des Essens‘ bezeichnet, dann tritt die Hohl- 
sonde in ihr Recht. Wächst trotz aller Therapie das Divertikel, dann ist die Operation 
angezeigt. Im allgemeinen sind die Erfolge der Operation beim Oesophagusdivertikel 
sehr günstige. Bei der Behandlung der diffusen Erweiterung der Speiseröhre ist die 
Indicatio causalis in manchen Fällen insofern zu erfüllen, als die Behandlung des 
Kardiospasmus eine Dilatation verhüten kann. Für die Behandlung der Hyperchlor- 
hydrie, die als eine Ursache des Spasmus anzusehen ist, kommt die Ölkur in Betracht. 
Bei hartnäckigen Krampfzuständen muß man auch zu Narkoticis greifen. Eine Unter- 
stützung findet diese Behandlung durch die Sondenbehandlung. Bei bereits ausgebil- 
deten Dilatationen sind 3 Indikationen zu erfüllen: Die Behandlung der meist vor- 
handenen Oesophagitis, Beseitigung der Erweiterung, Behandlung der Kardiastenose. 
Man erreicht dies durch Ausspülen der Speiseröhre, Schlundsondenfütterung, Dila- 
tierung der Kardia, Trinkkuren, diätetische Vorschriften usw. Verf. beschreibt die 
verschiedenen Dilatationsinstrumente; er kennt kein Instrument, das sich allen Fällen 
angepaßt hätte, sie sind aber alle doch mehr oder weniger brauchbar. Um einen Er- 
folg zu erzielen, muß man die Kardia erheblich überdehnen. Wenn die Kardiasondierung 
mißlingt, bleibt noch die Sondierung in Narkose und als Ultimum refugium die Dila- 
tierung von der Gastrotomiewunde aus. Die Behandlung der Überdehnung muß 
wiederholt werden, da Rezidive ungemein häufig sind; die Dilatation bleibt aber für 
alle Zeiten bestehen. Best (Rostock). 
Magen, Darm, Peritoneum: 

Küpferle, L.: Röntgenologische Studien über das Magengeschwür. Arch. f. 
physikal. Med. u. med. Technik Bd. 8, H. 2/3, S. 111—161. 1913. 

Ausführliche Zusammenstellung und Besprechung der Röntgensymptome an Hand 
zahlreicher Fälle. Das akute Magengeschwür ist röntgenologisch nicht direkt nachweis- 
bar, dagegen indirekt aus dem Vorhandensein lokaler Spasmen, nach der röntgenologisch 
bestimmten Lage des Druckpunktes oder, bei Lokalisation am Pylorus, aus der verlang- 
samten Entleerung des Magens zu vermuten. Dagegen sind die bekannten Symptome 
des chronischen Gesch würs (Nische, Sanduhrform usw.) ziemlich eindeutig und beweisend 


— 414 — 


und vielfach für die einzuschlagende Therapie sowie für die ev. zu wählende Operation 
bestimmend. Groedel (Frankfurt-Bad Nauheim). 

Schoemaker, J.: Über das perforierte Magengeschwür. Zentralbl. f. d. Grenz- 
geb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 18, Nr. 1, 8. 82—115. 1914. 

Pletnew, D.: Über Atropinkuren bei Magenkrankheiten. (Weibl. Hochsch., 
Moskau.) Therapeut. Monatsh. Jg. 28, H. 1, S. 30—37. 1914. 

Nach Ansicht des Verf. ist die Verwendung des Atropins bei Magenkrankheiten 
viel geringer, als sie es verdient. An Hand einer Reihe ausführlicher Krankengeschichten 
werden die guten Erfolge demonstriert. Die Fälle können in drei Kategorien geteilt 
werden. Die erste umfaßt diejenigen mit Veränderungen der Magensekretion, die zweite 
solche, in denen außer Veränderungen der Sekretion Veränderungen der motorischen 
Funktion vorhanden sind, die dritte Kategorie enthält Fälle mit anatomischer Verände- 
rung der Magenwand in Gestalt eines Geschwürs. Die Wirkungen des Atropins bestehen 
in Herabsetzung der Sekretion, Veränderung der Acidität, Verminderung des Pyloro- 
spasmus, Beseitigung des funktionellen Sanduhrmagens, Linderung der Schmerzen. Die 
Wirkung ist keine radikale, sondern lediglich symptomatisch. Fritz Weinberg (Rostock). 

Brückner, G.: Heilung eines Falles von tuberkulöser Peritonitis durch Stick- 
stoffeinblasungen in die Bauchhöhle. (Med.-polikl. Inst., Univ. Berlin.) Berl. klin. 
Wochenschr. Jg. 51, Nr. 3, S. 103—104. 1914. 

Bei einem 16jährigen jungen Manne mit tuberkulöser Peritonitis und starkem 
Ascites blieben 2 Laparotomien sowie eine mehrwöchige interne Behandlung (Licht- 
brücke, Röntgenbestrahlung, Schmierseifeneinreibungen) ohne allen Erfolg; der Ascites 
kehrte immer wieder; das Allgemeinbefinden war dauernd schlecht. Daraufhin be- 
kam Patient in Abständen von einer bis mehreren Wochen 4 N-Einblasungen in die 
Bauchhöhle (500 ccm, 600 cem. 800 ccm, 600 cem); nur beim ersten Male wurden vor- 
her 2!/, 1 Flüssigkeit abgelassen. Innerhalb von wenigen Wochen besserte sich sehr 
bald das Allgemeinbefinden; der Ascites verschwand völlig. Bei der Nachuntersuchung 
nach 1/ Jahr machte der Patient den Eindruck eines völlig Gesunden; der Leib war 
weich, nur in der rechten Bauchseite waren noch einige Netzverdickungen nachweis- 
bar. — Dieser eine Fall von Dauerheilung fordert zur weiteren Behandlung mit dieser 
Methode auf. Dunzelt (München). 


Pankreas. 

Mellanby, John, and Y. J. Woolley: The ferments of the pancreas. Part 3. 
The properties of trypsin, trypsinogen and enterokinase. (Die Fermente des 
Pankreas. 3. Eigenschaften des Trypsins, Trypsinogens und der Entero- 
kinase.) (St. Thomas's hosp.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 4/5, S. 339—360. 1913. 

Trypsin, Trypsinogen und Enterokinase verhalten sich zerstörenden Agenzien 
gegenüber recht verschieden, wie durch Untersuchung der Wirkung von Säure und 
Erhitzung gezeigt wird. Das Trypsin wird durch Säure bei verschiedenen Tempe- 
raturen verschieden beeinflußt. Bis herauf zu ungefähr 40° C verschwindet das Ferment 
schneller aus saurer, als aus alkalischer oder neutraler Lösung. Umgekehrt bei höheren 
Temperaturen. Während Trypsin in alkalischer Lösung von 0,16-n Soda bei 50° C 
in 45” zerstört ist und bei 60° C in 5’, geht die Zerstörung unter denselben Wärme- 
graden bei 0,025.n HCl erheblich langsamer vor sich. Bei diesem Säuregehalt vermag 
sogar Kochen von 5° Dauer nicht, alles Ferment zu vernichten. Die Zerstörung 
des Ferments bei 38° C kann durch Neutralsalze des Calcıums, Bariums und Strontiums 
erhebliche Zeit verhindert werden. Ähnlich wirkt Glycerin. Das Trypsinogen ist bei 
alkalischer Reaktion von 0,16-n Soda und Zimmertemperatur unbegrenzt haltbar, 
abgesehen von seiner Aktivierung durch Enterokinase. Es wird bei dieser Reaktion 
durch Erhitzen auf 65° C ın 5° zerstört. Eine Reihe von Neutralsalzen, besonders 
Calciumsalze, schützen gegen dıe Hitzewirkung. Durch 0,5-n CaCl, wird die Vernich- 
tungstemperatur auf 75° C erhöht. Gegen Säure ist Trypsinogen erheblich resistenter 
als Trypsin. 0,25-n HCl greifen das Zymogen bei 40° C nicht an, und bei 0,025-n HCl 


— 45 — 


bleibt selbst nach Kochen von 5’ Dauer noch mehr als 30%, Trypsinogen erhalten. 
Die Enterokinase wird bei beliebiger Temperatur durch freie Säure bis herab zu 0,01-n 
HCl sofort vernichtet. In alkalischer Lösung ist sie resistent. In wässeriger Lösung 
wird sie bei 70°C in 5’ zerstört, bei 60° abgeschwächt, bei 50° nicht beeinflußt. Neutral- 
salze schützen vor der Hitzewirkung. 0,5-n CaCl, erhöht die Zerstörungstemperatur 
auf 75° C. Pepton und Eiweiß schützen Trypsin vor der Hitzeschädigung, und zwar 
Eiweiß etwa 26mal so stark wie Pepton. Die Schutzdauer scheint zur Verdauungs- 
zeit des zugefügten Eiweißes in Beziehung zu stehen. Leucin und Tyrosin wirken sehr 
wenig schützend. — Serum enthält Antitrypsin und Antienterokinase, aber kein Anti- 
trypsinogen. Den Komplex Trypsin-Antitrypsin hat man mit dem Trypsinogen ver- 
glichen. Aus diesem soll Trypsin durch Verdauung eines Hemmungskörpers durch die 
Enterokinase befreit werden. Die Verbindung Trypsin-Antitrypsin ist aber durch 
Enterokinase nicht zu sprengen. — Die Enterokinase ist am reichlichsten in den oberen 
2/. des Dünndarms enthalten. Die Oberflächenzellen der Schleimhaut sind viel reicher 
daran, als die tieferen Schichten. Da die Brunnerschen Drüsen in diesen gelegen 
sind, so ist die Annahme der Sekretion der Enterokinase durch diese Drüsen unzu- 
treffend. In geringen Mengen findet sich Enterokinase in allen Geweben, besonders 
in Lymphdrüsen. — Die Produkte der Magen- und Pankreassekretion beeinflussen 
sich folgendermaßen: Die Salzsäure des Magens zerstört Trypsin und Enterokinase, 
nicht das Trypsinogen, welches aber durch Zusammenwirken von Salzsäure und Pepsin 
vernichtet wird. Trypsin wirkt nicht auf Enterokinase und nicht auf Trypsinogen. 
Für den aktivierenden Einfluß des Trypsins auf Trypsinogen ließen sich also, ım 
Gegensatz zu der Auffassung von Vernon, keinerlei Tatsachen finden. Enterokinase 
wirkt auf fertiges Trypsin nicht mehr ein. Das Pepsin wird durch das Alkali des 
Pankreassaftes zerstört. — Bakterien aktivieren Pankreassaft, wahrscheinlich durch 
ihren Kinasegehalt. Die Fähigkeit, Trypsinogen als solches zu konservieren, verdankt 
-das Natriumfluorid wohl seiner bakterienfeindlichen Wirkung. Die Aktivierung durch 
Enterokinase wird jedenfalls durch Natriumfluorid nicht gehemmt. Kirchheim. 


Milz. 

Pöterfi, Tiberius, und Alexander Engel: Das Muskelgewebe der Milz des Men- 
schen. (I. anat. Inst., Budapest.) Anat. Anz. Bd. 45, Nr. 13, S. 312—317. 1914. 

Zur Entscheidung der bisher strittigen Frage, ob die Volumsverkleinerung der 
Milz nach Verabreichung größerer Dosen Chinins auf eine direkte Reizung der glatten 
Muskulatur der Milz oder auf andere Umstände (z. B. verminderte Blutzufuhr) zurück- 
zuführen sei, untersuchten die Autoren die menschliche Milz ın 12 Fällen. An diesem 
Materiale und mit subtiler histologischer Technik kamen sie zu dem Resultate, daß 
in der menschlichen Milz allerdings glatte Muskulatur sich finde, jedoch im Verhältnis 
zu den kollagenen und elastischen Fasern schwach entwickelt. Sie findet sich sowohl 
in den Trabekeln als auch in der Kapsel, hier hauptsächlich in allen oberen kompakten 
Schichten. In den Trabekeln fehlen sie oft völlig, teils vielleicht infolge ungünstiger 
Faserung, teils gibt es auch Milzen, deren Trabekel tatsächlich frei von glatter Mus- 
kulatur sind (von den 12 untersuchten Fällen 3 mal), individuelle Schwankungen, 
welche zu der Aufstellung von 2 Typen des Milzgerüstes führten: eines rein elastischen 
und eines Muskelzellen enthaltenden. Trotz dieser Befunde, welche das Vorhandensein 
von glatten Muskelzellen in der menschlichen Milz bestätigen, ist nach der Meinung 
Peterfis und Engels diese Muskulatur jedenfalls zu spärlich und zu schwach ent- 
wickelt, um durch ihre Kontraktionen die durch Chinin hervorgerufene Volumsver- 
minderung hervorrufen zu können. Bien (Wien). 

Klemperer, G.: In welchen inneren Krankheiten kommt die operative Ent- 
fernung der Milz in Frage? (Städt. Krankenh. Moabit, Berlin.) Therap. d. Gegenw. 
Jg. 55, H. 1, S. 1—7. 1914. 

Sowohl die kachektischen Anämien mit Milztumor, wie die ohne Milztumor 
werden in vielen Fällen durch Exstirpation der Milz gebessert. Nicht operativ angreif- 


A 


bar sind die auf Stauung, Amyloid, Leukämie, Granulom, Lymphosarkom, Malarıa und 
Lues beruhenden Milztumoren; die operative Gruppe des Krankheitskreises der Anämie 
und Kachexie mit Milzschwellung umfaßt die Milztuberkulose, Neoplasmen, die 
Bantische Krankheit und den hämolytischen Ikterus. Bei perniziöser Anämie hat 
Klemperer in 10 Fällen die Milzexstirpation vornehmen lassen; 2 Patienten starben 
an den Folgen der Operation, die übrigen 8 überstanden sämtlich den Eingriff, obwohl 
sie sich alle in einem fast hoffnungslosen Zustand befanden. Ein Kranker, der außerdem 
noch vor der Operation an Myelitis und Cystitis litt, ist infolge dieser Komplikationen 
mehrere Wochen nach der Operation gestorben, nachdem auch bei ihm sich das Blut- 
bild gebessert hatte. Die anderen Patienten haben sich nach der Milzexstirpation 
sowohl hinsichtlich ihres Allgemeinbefindens wie des Blutbildes (Hb, Erythrocytenzahl) 
gebessert. Aber nur bei einer Patientin betraf diese Besserung auch die Qualität 
des Blutbildes; in keinem der übrigen Fälle hat dieses den für die perniziöse Anämie 
spezifischen Charakter verloren. Ob also mit der Entfernung der Milz der Krankheits- 
herd der perniziösen Anämie beseitigt wird, ist noch fraglich. Zwischen der Wirkung 
der Milzexstirpation bei Anämien mit Milztumor (Banti, Milztuberkulose, hämoly- 
tischer Ikterus) und solchen ohne Milztumor (perniziöse Anämie) besteht ein prin- 
zipieller Unterschied: Bei der ersten Gruppe kann die Entfernung der Milz zur Heilung 
führen, bei der zweiten wird durch die Operation wie es scheint nur eine Besserung er- 
reicht. Ein abschließendes Urteil über den Wert der Operation bei perniziöser Anämie 
ist zur Zeit noch nicht möglich. Die wenig günstigen Erfolge, die Klemperer erzielte, 
sind vielleicht darauf zurückzuführen, daß seine Kranken alle erst in einem sehr vor- 
geschrittenen Stadiunı operiert wurden. Rosenow (Königsberg). 


Urogenital-System. 

Kunstmann, Georg: Über einen Fall von chronischer Nephritis mit allgemeinem 
primären Amyloid. Zugleich ein Beitrag zur Lehre von der Blutdrucksteigerung 
bei Nephritis. (Med. Klin., Erlangen.) Dissertation: Erlangen 1913. 43 S. (Jacob.) 

Das Bemerkenswerte des Falles ist im Titel hinreichend gekennzeichnet. Erwähnt 
sei nur noch, daß die Nebennieren besonders im Mark und in den anschließenden Teilen 
der Rinde hochgradige Einlagerungen von Amyloid aufwiesen. Trotz der fast über alle 
Organe verbreiteten Amyloidose wies klinisch nichts auf dieselbe hin. Trotzdem han- 
delte es sich nach dem Befund um primäres Amyloid. Bemerkenswert ist die Kombina- 
tion von Erkrankung des chiomaffinen Systems mit der chronischen Nephritis mit 
Herzhypertrophie. Der Ausfall der Nebenrierenfunktion hatte zu schweren anderen 
Ausfallserscheinungen geführt: schwache Herztätigkeit, sehr leise Töne, kleiner lang- 
samer Puls, Blutdruck immer sehr niedrig. Auffassung des Falles als Morbus Addison 
trotz wenig ausgeprägter Pigmentierung. Aus seinen Feststellungen zieht Verf. den 
Schluß, daß chronische Nephritis anscheinend den Blutdruck bei Morbus Addison 
nicht zu erhöhen vermag. Zum Zustandekommen der Hypertension bei chronischer 
‘ Nephritis ist auf alle Fälle die normale Funktion des chromaffinen Systems notwendig. 

Fritz Loeb (München). 

Aulde, John: Solving the mystery of Bright’s disease. (Lösung des Geheim- 
nisses der Brightschen Krankheit.) Med. rec. Bd. 84, Nr. 26, S. 1154 bis 
1157. 1913. 

Nach Statistiken 8 amerikanischer Großstädte hat die Mortalität an Nieren- 
erkrankungen seit 1888 bedeutend zugenommen. Verf. glaubt, das „Geheimnis“ der 
Brightschen Nierenkrankheit in einer Übersäuerung resp. Verminderung des Alkali- 
gehaltes des Blutes suchen zu müssen; die Folge davon ist Calciumverarmung und 
Substitution desselben durch Magnesium. Hieraus ergibt sich für die Therapie neben 
der diätetischen Behandlung Verabreichung von Alkalı und Verhinderung der ‚Magne- 
sium-Dissoziation“ durch Gaben von Calcium als Carbonat, Phosphat oder Sulfat ev. 
in Verbindung mit Jod. Weiland (Kiel). 


— 41 — 


Borchardt, L.: Funktionelle Nephritisdiagnostik. Zentralbl. f. d. Grenzgeb. d. 
Med. u. Chirurg. Bd. 18, Nr. 1, S. 116—135. 1914. 

Herringham, W. P.: A case of diabetes insipidus. (Ein Fall von Diabetes 
insipidus.) Lancet Bd. 1, Nr. 1, 8. 16—W. 1914. 

Bericht eines Falles von ‚Diabetes insipidus“, bei dem an diätetischen Maß- 
nahmen nur die Flüssigkeitsentziehung einen therapeutischen Effekt erzielte. Es han- 
delte sich augenscheinlich um einen charakteristischen Fall von Polydipsie. W. H. Ved. 

Bálint, Rudolf: Beiträge zur Ätiologie des Diabetes insipidus. (III. med. Klin., 
Budapest.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 51, S. 2379—2381. 1913. 

Verf. teilt einen Fall mit, der unter dem Bild eines Diabetes insipidus verlief. Die 
Tatsache, daß ein einmaliger kurzer Durstversuch keine Änderung an der Konzentration 
des Blutes hervorrief, ferner daß NaCl- und Nitrogenarme Ernährung keinerlei Einfluß 
auf Durstversuche und Polyurie hatte, veranlaßte den Verf. nach einer anderweitigen 
Ursache für die Polyurie zu suchen. Er fand eine solche in dem außerordentlich hohen 
Blutzuckerwert des Patienten, der nach Rona Michaelis-Pavy bei'0,28% lag. Die 
Verabreichung einer kohlehydratarmen Ernährung führte zum Verschwinden der Po- 
lyurie unter beträchtlicher Gewichtsabnahme. Nach Untersuchung im Zuntz- Geb- 
bertschen Apparat entsprach der Stoffwechsel des Pat. dem der Diabetes-mellıtus- 
Kranken. Nur größere Gaben von Dextrose oder Lävulose lösten eine Glykosurie oder 
auch Lävulosurie aus. Verf. erklärt das Fehlen einer Glykosurie bei dem also nicht 
als Diabetes insipidus, sondern als Diabetes mellitus aufzufassenden Patienten mit einer 
Verminderung des Zuckerdurchlässigkeitsvermögens der Niere, wie es gelegentlich beim 
Nierennormalen vorkomme. Dafür verwendet er auch den Ausfall des Phlorrhizindiabetes- 
versuches, der in diesem Falle einen auffallend geringen Ausschlag ergab. Auch darin, 
daß Pat. seit mehreren Jahren zu Obesitas neigte, sieht der Verf. eine Bestätigung seiner 
Ansicht, insofern der mangelhaft verbrannte Zucker zu Fett umgewandelt werde (dia- 
betogene Verfettung, v. Noorden). W. H. Veil (Straßburg ı. E.). 


Blut und blutbildende Organe. 


Allgemeine Morphologie, Physiologie, Methodik : 

Bickel, A., und Tasawa: Über die Beziehungen des Lichtes zur Blutbildung 
und diejenigen der Blutbildung bei Belichtung zum Hautpigment. Charite-Ann. 
Jg. 37, S. 248—251. 1913. 

Die Verff. zeigen, daß bei Kaninchen, die längere Zeit dem Lichte einer starken 
Quecksilberbogenlampe ausgesetzt werden, entsprechend der Dauer der Bestrahlung 
die Zahl der roten Blutkörperchen und der Hämoglobingehalt stetig zunahmen. Diese 
Veränderungen traten aber nur bei braunen Kaninchen, nicht bei Albinos ein. Eine 
Erklärung für letzteren Befund, der wahrscheinlich vom Verhalten des Hautpigments 
abhängig ist, steht noch aus. Isaac (Frankfurt). 


Pathologie und Therapie: 


Warthin, Aldred Scott: The minute changes produced in leukemie tissues by 
exposure to Roentgen rays. (Die durch Röntgenstrahlen verursachten Ver: 
änderungen im leukämischen Gewebe.) (Pathol. laborat., Ann Arbor, Michigan.) 
(17. internat. congr. of med., London, August 1913.) Amerie. journal of the med. 
sciences Bd. 147, Nr. 1, S. 72—76. 1914. 

Länger dauernde Bestrahlung der hämatopoetischen Organe bei Leukämikern 
bewirkt zunächst eine Degeneration der jüngeren Zellformen, besonders der großen 
und kleinen Lymphocvten, der Mvelocyten und Myeloblasten und im geringeren (Grade 
auch der polymorphkernigen Leukoev ten. Dadurch kommt es zu einer verminde arten 
Ausschwemmung der Leukocyten, namentlich bei der myeloischen Leukämie. Nach 
der destruierenden Wirkung tritt eine reaktive ein, bei welcher Zellen von einem 
widerstandsfähigeren Typus gebildet werden. Der leukämische Prozeß bleibt ım Wesen 
unverändert, obwohl er ım Charakter verändert wird. Herz (Wien). 


— 418 — 


Müller, Erich: Anämie und Scheinanämie im Kindesalter, sowie deren Be- 
handlung. Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 11, Nr. 3, S. 70—78. 1914. 


Gibson, A. G.: Vorläufiger Bericht über Streptothrixinfektion als Ursache der 
Bantischen Krankheit. (Inst. f. alg. Rathol. u. Bakterio!., Univ. Oxford.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 1, S. 21—22. 1914. 

Gibson, A. G.: On certain causes of splenomegaly and Banti’s disease. (Über 
bestimmte Ursache der Splenomegalie und der Bantischen Krankheit.) 
(Med. sect., 28. 10. 1913.) Proceed. of the roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 1, S. 7—9. 1913. 

Gibson, A. G.: On the infective nature of certain cases ef splenomegaly and 
Banti’s disease. (Über die infektiöse Natur bestimmter Fälle von Spleno- 
megalie und Bantischer Krankheit.) (Dep. of pathol., univ. a. Radclifje 
infirmary, Oxford.) Quart. journal of med. Bd. 7, Nr. 26, S. 153—164. 1914. 

Mittels einer kombinierten Hämatoxylin-Carbolfuchsinfärbung konnte Verf. in 
4 Fällen von Bantischer Krankheit und in 2 Fällen von Splenomegalie bei Herz- 
kranken in den Milzen Streptothrixfäden nachweisen. Isaac (Frankfurt). 


Zirkulationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Cathcart, E. P., and G. H. Clark: The influence of carbon dioxide on the 
heart in varying degrees of anaesthesia. (Der Einfluß der Kohlensäure auf 
das Herz während der Narkose.) (Physiol. laborat., univ., Glasgow.) Journal of 
physiol. Bd. 47, Nr. 4/5, S. 393—406. 1913. 

Kaninchen. Tracheotomie, Einleitung künstlicher Atmung, und Zufuhr eines bei- 
stimmten Gemisches von Luft und CO,. Direkte Ableitung der Vorhofs- und Ventrikel- 
kontraktionen. Es ergibt sich aus den Versuchen, daß unter leichter Äthernarkose die 
Einatmung von CO, regelmäßig die Stärke und Frequenz der Herzschläge vermindert; 
bei tiefer Narkose bleiben beide Faktoren unbeeinflußt. Entsprechend verhält sich der 
Blutdruck. Frey (Königsberg). 

Ganter, Georg: Zur Analyse des Elektrokardiogramms (nach Versuchen am 
Warmblüterherzen in situ). (Med. Klin., Tübingen.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. 
Bd. 112, H. 5/6, S. 559—579. 1913. 

Versuche an Katzen mit dem Edelmannschen Saitengalvanometer bei Ableitung 
vom oesophagus anus. Die erste Versuchsanordnung mit einer Abkühlung derart, 
daß das Herz des schräggestellten Tieres in eine kalte Ringerlösung getaucht wurde, 
ließ sich nicht durchführen, da das Elektrokardiogramm zum Verschwinden kam. Infolge- 
dessen benutzte Ganter eine Abkühlung durch eine Bleirohrschlinge, die um das 
Herz gelegt wurde, eine Vorrichtung, die insbesondere eine lokale Erwärmung oder 
Kühlung der Herzbasis gestattete. G. konnte nachweisen, daß durch Kühlung der 
Kontraktionsvorgang, insbesondere die Erschlaffung verzögert, durch Erwärmung be- 
schleunigt wurde. Bei Erwärmung der Ventrikelhinterfläche (kleinere circumscripte 
Partien lösten das nicht aus) wurde die T-Zacke hoch positiv, bei Abkühlung negativ. 
Wurde (bei Ableitung Oesophagus anus oder auch Oesophagus Herzspitze) die ganze 
Herzbasis gekühlt und erwärmt, so zeigte sich umgekehrt ein Elektrokardiogramm bei 
Kühlung die T-Zacke positiv, bei Erwärmung ein allmähliches Negativwerden der 
Zacke. Es ist also die Richtung der T-Zacke davon abhängig, wo die Herztätigkeit 
(Erschlaffung) ihr Ende erreicht. Die Initialgruppe zeigt keine entsprechenden Ver- 
änderungen. Die Versuche beweisen, daß I- und T-Zacke verschiedenen Prozessen ihre 
Entstehung verdanken und stützen die Theorien von A.Hoffmann,d.h. was die T-Zacke 
angeht, die Anschauung, daß die Richtung der T-Zacke im wesentlichen davon abhängt, 
ob sich an der Herzspitze oder an der Herzbasis die Systole zuletzt löst. Külbs (Berlin). 

Hürthle, K.: Die Arbeit der Gefäßmuskeln. (Physiol. Inst., Univ. Breslau.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 1, S. 17—18. 1914. 

Verf. besteht entgegen den Angaben v. Grützners auf seiner Ansicht, daß 


= A: > 


zwingende Beweise für eine aktive Förderung des Blutstromes durch die Gefäße bisher 
nicht vorliegen. Die rhythmischen Bewegungen der Arterien des Kaninchenohres 
(Schiff) müssen eher das Gegenteil bewirken: da die Zusammenziehungen länger 
dauern als die Erschlaffungen, so wird im Durchschnitt eine Zunahme des Wider- 
standes und damit eine Abschwächung der Stromstärke resultieren. U.a. wird auch 
darauf hingewiesen, daß Schiffs Beobachtung sich nicht hat verallgemeinern lassen. 
— H. hat selbst auf die Arterientätigkeit hingewiesen als eine mögliche Erklärung 
seiner Beobachtung, daß die Volumpulse größer waren, als man nach den Druckpulsen 
hätte erwarten müssen. Auch fand er, daß lähmende und erregende Gefäßmittel diese 
Diskrepanz in der theoretisch dabei zu erwartenden Richtung beeinflussen. Trotzdem will 
er die „‚Arterienherzen‘ vorläufig nur als Arbeitshypothese angesehen wissen. Weizsäcker. 

Ewing, Ephraim M.: The venous pulse. (Der Venenpuls.) (Zaborat. of physiol., 
univ. a Bellevue hosp. med. coll., New York.) Americ. journal of physiol. Bd. 33, 
Nr. 1, S. 158—185. 1914. 

Eingehende Untersuchung der Zacken des Phlebogrammes an Hunden in Äther- 
narkose, besonders auf Grund genauer Berücksichtigung aller zeitlichen Verhältnisse. 
Registrierung des Drucks der Vena cava sup. und des arteriellen Druckes mit besondern 
mantelförmigen Rezipienten. Vorhof- und Ventrikelmyogramme mittels Cushnys 
Myokardiographen, Kammerdruckkurve mit Sonde und Mareyschen Tambours. Auch 
Fälle mit Vorhofflimmern und Herzblock wurden studiert. Die sehr zahlreichen Einzel- 
heiten sind nicht referierbar. Mackenzies Bezeichnungen sollten im wesentlichen 
durch die passenderen von Morrow ersetzt werden. Unter anderem wird die ‚inter- 
systolische“ oder „zweite Vorhofswelle‘ als Rückstoßwelle bei starken Vorhofskontrak- 
tionen erklärt. Die prädiastolische Welle (1. Teil von Mackenzies v-Welle), als o° be- 
zeichnet (onflow), beruht auf raschem Zufluß von der Peripherie. Eine darauf folgende 
Erheburg (2. Teil von Mackenzies v-Welle und y) wird durch Aufwärtsbewegung des 
Septum atrioventriculare bewirkt. Die kleine Welle im Beginn der Diastasis (o”) ist 
wie 0’ Zuflußwelle, Folge beginnender Stauung in Vorhof und Venen. Weizsäcker. 

Wiggers, Carl J.: Observations on the effective pressure in the right and left 
auricles. (Beobachtungen über den effektiven Druck im rechten und 
linken Vorhof.) (Cornell untv. med. coll., New York City.) Americ. journal of 
physiol. Bd. 33, Nr. 1. S. 13—24. 1914. 

„Effektiver D uck“ heißt der Unterschied zwischen intrathoracischem und intra- 
aur.kulärem Druck. „Kritisch“ wird der effektive Druck, wenn die Schlagvolumina der 
Kammern von ihm unabhängig werden, also nach Henderson und Barringer von 
50 mm H,O aufwärts. Verf. hält diese Zahl für zu niedrig. An Hunden wurden in 
Lokalanästhesie Kanülen in den rechten und linken Vorhof eingeführt (kein Pneumo- 
thorax) und der Druck gemessen. Zugleich Arteriendruckmessung. Im rechten Vorhof 
ist der Druck nur in der Inspiration leicht negativ. Der Effektivdruck ist in der Inspira- 
tion 63,1, in der Exspiration 43,6 mm H,O; dabei fällt der Arteriendruck im Inspirium, 
und steigt im Exspirium. In der Regel ist der effektive Druck in beiden Vorhöfen etwa 
derselbe. Salzinfusion bewirkt Erhöhung des effektiven Drucks im rechten und zwei bis 
drei Sekunden später im linken Vorhof. Erst bei effektiven Drucken von 125—155 mm 
H,O verschwanden die respiratorischen Schwankungen des Arterienpulses, bei tiefer 
Atmung noch später. Daraus folgt, daß erst dann der Vorhofdruck ohne Einfluß auf 
das Schlagvolumen wird. Entweder also ist der kritische Druck von B. und H. zu niedrig 
angegeben, oder es wirken außer dem Vorhofdruck mit der Respiration noch andere 
Momente auf das Schlagvolumen ein. Weizsäcker (Heidelberg). 

Lian, Camille: De la valeur séméiologique de la pression artérielle minima. 
(Über die klinische Bedeutung des Minimaldruckes.) Presse méd. Jg. 22, 
Nr. 5, 8. 45—48. 1914. 

Auf Grund zahlreicher Messungen des Maximal- und Minimaldruckes ist Verf. 
zu folgenden Resultaten gelangt: Bei gesteigertem Maximaldruck spricht 


— 480 — 


eine relativ geringe Erhöhung des Minimaldruckes für einen kräftigen linken Ventrikel. 
während eine relativ starke Erhöhung des Minimaldruckes Herzschwäche anzeigt. 
Ist bei gesteigertem Maximaldruck der Minimaldruck normal, so muß das den Verdacht 
auf Aortenklappeninsuffizienz erwecken; ist der Minimaldruck sogar subnormal, so 
besteht fast immer eine Aortenklappeninsuffizienz. Bei herabgesetztem Maximal- 
druck ist ein relativ hoher Minimaldruck ein ungünstiges Zeichen, desgleichen spricht 
bei normalem Maximaldruck eine Steigerung des Minimaldruckes für eine gewisse 
Herzschwäche. Joachim (Königsberg). 

Hoffmann, Aug.: Über Digitalistherapie. Jahreskurse f. ärztl. Fortbild. Jg. 5. 
H. 2, S. 24—31. 1914. 

Eisenheimer, A.: Digalen. Würzburg. Abh. a. d. Gesamtgeb. d. prakt. Mea. 
Bd. 14, H. 2, S. 39—(5. 1913. 

Clark, A. J.: The mode of action of strophanthin upon cardiac tissue. (Die 
ArtderWirkung vonStrophanthin aufdasHerzgewebe.) (Pharmaco!. laborat.. 
univ. coll., London.) Journal of pharmacol.a.exp.therap. Bd.5, Nr.3, S.215—234. 1914. 

Die Untersuchungen wurden am isolierten Froschherz nach den Methoden von 
Wybauer vorgenommen. Zunächst wurde eine Differenz in dem Effekt des Stro- 
phanthins auf das frische und das durch längere Durchstörmung geschädigte Herz fest- 
gestellt. Beim frischen Herz zeigt sich eine deutliche Verstärkung der Vorhofskontrak- 
tion, die nur im geringen Grade am Ventrikel sichtbar ist. Beim „hyperdynamischen’ 
Herz ist die Wirkung auf beide Herzteile deutlich ausgesprochen. Die systolische Wir- 
kung des Strophantbins wird durch Gegenwart von Säure, durch die Abwesenheit von 
Calcium und durch den hyperdynamischen Zustand gehemmt. Eine andere Wirkung des 
Strophanthins besteht in der Verlangsamung der Reizleitung, die von der Kontraktions- 
wirkung ganz unabhängig ist. Diese wird unter den oben angeführten Bedingungen 
eher verstärkt. So kann es kommen, daß Herzen, die unter Strophanthin in Systole 
stehengeblieben sind, wieder durch die im Herzmuskel gebildeten Säuren in Diastole 
übergeführt werden. Chiari (Wien). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Herz: 


Busquet, H.: La fibrillation expérimentale des oreillettes. (Experimentell 
erzeugtes Vorhofsflimmern.) Presse med. Jg. 22, Nr. 5, S. 41--43. 1914. 
Das durch faradische Reizung erzeugte Vorhofsflimmern bewirkt im allgemeinen 
eine Frequenzsteigerung und Irregularıtät der Ventrikelkontraktionen, die nur dann 
ausbleibt, wenn das Hıssche Bündel durchtrennt ıst. Verf. hat nun gezeigt, daß bei 
geschw ächten Herzen von Kaninchen das künstlich erzeugte Vorhofsflimmern zu 
einem diastolischen Stillstand des Ventrikels führen kann. Injıziert man einem Hunde 
Pilocarpin und bringt dann den Vorhof zum Flimmern, so schlägt der Ventrikel zwar 
unregelmäßig. aber langsamer als vor dem Auftreten des Vorhofsflimmerns. Den 
Grund dafür sieht Verf. in einem herabgesetzten Reizleitungsvermögen des Übergangs- 
bündels, da es bekannt ıst, daß vagusreizende Stoffe (Pilocarpin, Nieotin usw.) die 
Leitfähigkeit des Hissehen Bündels herabsetzen. Diese Erscheinungen am pilosar- 
pinisierten Hunde entsprechen dem auch beim Menschen beobachteten Symptomen- 
bilde der Pulsirregularıtät bei herabgesetzter Pulsfrequenz. Der plötzliche Herzto:l 
von Patienten mit Pulsus irregularis perpetuus ist vielleicht in Analogie zu setzen mit 
dem diastolischen Ventrikelstillstand bei geschwächten Kaninehenherzen, deren Vorhof 
zum Flimmern gebracht ist. Joachim (Königsberg). 
Lawrence, Charles H.: The effect of digitalis on {he blood pressure and pulse 
pressure in the presence of cardiac decompensation. (Die Wirkung der Digitalis 
auf den Blutdruck und Pulsin Fällen von Herzdekompensationen.) (Mas- 
sachusrtts gen. hosp., Boston.) Boston med. a surg. journal Bd.170, Nr.2, S.37—41. 1914. 
Die Ansicht, daß Digitalis bei dekompensierten Herzen eine Blutdruckerhöhung 





— 431 — 


bewirke, besteht nicht in allen Fällen zu Recht. Unter 26 mit Digitalis behandelten 
einschlägigen Kranken zeigten 5 eine geringfügige Erhöhung des systolischen Drucks 
bis höchstens 30 mm, 4 blieben unbeeinflußt, während in 17 Fällen der systolische 
Druck abfiel; der diastolische Druck stieg in einem Falle, blieb 4 mal unverändert 
und fiel in 20 Fällen ab. Eine Steigerung der Diurese wurde nur in Fällen von abfallen- 
dem systolischem resp. diastolischem Druck und bei einzelnen Kranken mit gleich- 
bleibendem diastolischem Druck beobachtet. Der Pulsdruck stieg in 12 Fällen, blieb 
3mal unbeeinflußt und fiel 11 mal ab. Der Abfall des systolischen resp. diastolischen 
Blutdrucks ging in den meisten Fällen mit einer Besserung der zugrundeliegenden 
Krankheit einher. Alfred Lindemann (Berlin). 

Moezulski, J.: Klinische Beobachtungen über den Einfluß der Inhalationen 
von Strophantustinktur bei Herzinsuffizienz. (Kindlein Jesu-Krankenh., Warschau.) 
Wien. klin. Wochenschr. Jg. 27, Nr. 2, S. 31—33. 1914. 

Inhalationsapparat nach Heryng. Bei Temperatur bis 40°, !/, Atmosphäre Druck 
Inhalation von 10 Tropfen (1 mal 30 Tropfen) Strophantustinktur (1 bis mehrere Tage) 
in 30 ccm destilliertem Wasser. 5 Krankengeschichten von dekompensierten Herz- 
kranken mit prompter, in einem Fall in einer Minute einsetzender Wirkung der Inha- 
latıon auf sämtliche Insuffizienzerscheinungen, speziell Dyspnöe, Pulsfrequenz, Diurese; 
Blutdrucksteigerung und Sinken des diastolischen Drucks. Hedinger (Baden-Baden). 

Biemann, Paul Rudolf: Beitrag zur Lehre von den primären Herzgeschwülsten. 
(Allg. Krankenh., Eppendorf.) Mitt. a.d. Hambuıg. Staatskrankenanst. Bd. 14, H.13, 
S. 193—210. 1914. | 
Gefäße: 

Simons, Irving: A case of patent ductus arteriosus (Botalli). With report of 
a new physical sign. (EinFallvon offenem Ductus arteriosusBotalli; mit 
Angabe eines neuen physikalischen Symptoms.) Journal of the Americ. med. 
assoc. Bd. 62, Nr. 1, S. 34—35. 1914. 


Bericht über einen einschlägigen Fall. 

2l1jähriger Mann, der in der Jugend ohne jede Störung in ausgedehntem Maße Sport 
(Fußball) betrieben hat. Ein lautes während der Systole und Diastole hörbares Geräusch ist 
nicht nur in der linken Interscapularregion (Fra nksches Symptom), sondern auch in der rechten 
nachzuweisen. Alfred Lindemann (Berlin). 


Cassirer, R.: Das intermittierende Hinken. Handb. d. Neurol. Bd. 5, S. 291 
bis 315 (Berlin: Springer). 1914. 

Den Beginn des intermittierenden Hinkens bilden sensible (Kitzeln, Kribbeln) 
unc vasomotorische (Cyanose) Störungen. Das wichtigste objektive Kennzeichen ist 
das Fehlen der Fußpulse. Objektive Sensibilitätsstörungen fehlen; die Reflexe sind 
meist normal. Häufig finden sich die Symptome einer verbreiteten Arteriosklerose. 
Das Leiden ist bei Männern weit häufiger als bei Frauen; das Hauptkontingent wird 
geliefert von dem Alter zwischen 40 und 60 Jahren. Unter den ätiologischen Schädlich- 
keiten spielt Tabakmißbrauch die Hauptrolle; Lues ist von sehr geringer, Alkoholismus 
von nicht sehr großer Bedeutung. Ätiologisch können ferner in Frage kommen: gich- 
tische Diathese, übermäßiger Sport, neuropathische Belastung, angeborene Enge des 
Gefäßsystems. Ähnliche Erscheinungen wie an den unteren Extremitäten können sich 
zeigen an den Armen, an der Zunge, am Darm (Dyspraxia intermittens angiosclerotica 
intestinalis), in der Funktion der Netzhaut und beı der Harnsekretion. Das intermittie- 
rende Hinken der Medulla spinalis ist von Dejerine beschrieben. Hier fehlen vaso- 
motorische Störungen, die Fußpulse sind vorhanden, die Sehnenphänomene sind ge- 
steigert. Die Erscheinungen des intermittierenden Hinkens treten bei Bewegung auf; 
in der Ruhe fehlen sie. Der Verlauf ist chronisch; schwerere Symptome können plötz- 
lich eintreten. Den Ausgang bildet aufsteigende Gangrän; doch ist die Prognose bei 
geeigneter Behandlung nicht unbedingt schlecht. Remissionen von jahrelanger Dauer 
sind beobachtet. Die anatomischen Veränderungen entsprechen dem Bilde der End- 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 21 


i 


arteriitis obliterans; alle Schichten der Arterienwand sınd verändert, am meisten die 
Intima. Die Veränderungen sind proximalwärts meist bis in die großen Arterien aus- 
gebreitet. Man findet daher auch häufig eine Abschwächung der Femoralispulse. Ob 
die Gefäßveränderungen beim intermittierenden Hinken einen spezifischen Charakter 
haben und von denen der Arteriosklerose im allgemeinen Sinne abgegrenzt werden 
können, ist noch nicht zu entscheiden. Zweifellos spielt in manchen Fällen die Alte- 
ration der nervösen Mechanismen des Gefäßsystems eine bedeutende Rolle. Die Mör- 
lichkeit einer vasomotorischen, angiospastischen Form des Leidens ist gegeben. Die 
Diagnose bietet selten Schwierigkeiten (Röntgenographie); die Therapie hat, neben 
der Vermeidung von Schädlichkeiten (Tabak), vor allem physikalische Verfahren 
(Elektrizität, Wärme, Lichtbäder, Stauung) zu berücksichtigen. L. Bassenge. 

Hoffmann, Aug.: Über Puls und Pulsdiagnostik. Jahreskurse f. äıztl. Fortbild. 
Jg. 5, H. 2, S. 3—24. 1914. 

Respirationsapparat. 

Fühner, H., and E. H. Starling: Experiments on the pulmonary circulation. 
(Experimente über die Blutzirkulation in den Lungen.) (Inst. of physiol., 
univ. coll., London.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 4/5, S. 286—304. 1913. 

Versuche am Herzlungenpräparat (Hunde) nach der Methode von Knowlton und 
Starling (Journ. of physiol. 44, 206, 1912). Der Druck in der Pulmonalarterie steht zu 
dem Druck im arteriellen System ungefähr in einem Verhältnis von 1 : 6. In dem Sta- 
dium der Asphyxie kommt es zu Insuffizienz und Dilatation des Herzens mit Druckabfall 
in der Aorta und Druckvermehrung im Lungenkreislauf und dem rechten Herzen; 
schließlich sinkt auch hier der Druck. Adrenalin führt zu einer Drucksteigerung im 
Gebiet der Pulmonalarterie. Dieselbe beruht nicht auf einer Insuffizienzerscheinung vom 
linken Ventrikel her, denn der Druck im linken Vorhof erscheint dabei herabgesetzt. 
Sondern es muß die beobachtete Druckzunahme durch eine Kontraktion der Lungen- 
gefäße selbst erklärt werden. Histamin bewirkt rasch eine Dilatation des Herzens mit 
Stauung und Druckzunahme im Lungenkreislauf. Frey (Königsberg). 


Staehelin, Rud.: Der Husten. Jahreskurse f. ärztl. Fortbild. Jg. 5, H. 2, S. 32-44. 1914. 


Grober: Behandlung der Dyspnoe. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 5, 
S. 209—211. 1914. 

Bewegungsapparat. 

Müller, Friedrich: Differentiation of the diseases included under chronic 
arthritis. (Differenzierung der unter der Bezeichnung chronische Arthritis 
zusammengefaßten Krankheiten.) (17. internat. congr. of med., Lendon 1913). 
Londen: Frowde 1913. 31. 

Eingehende Besprechung der Anatomie, Entwicklungsgeschichte, Funktion und 
allgemeinen Pathologie der Gelenke. Wichtig ist zunächst die Trennung zweier For- 
men der chronischen Gelenkerkrankung: einerseits solche, die ausgesprochene Ent- 
zündungserscheinungen, und zwar vor allem in der gefäßhaltigen Synovialis darbieten 
(infektiöse-gichtische Prozesse), andererseits die nicht entzündlichen Degenerations- 
prozesse, die hauptsächlich den gefäßlosen Knorpel und Knochen angreifen; hierbei 
ist allerdings in Betracht zu ziehen, daß auch letztere Formen mindestens mit Regene- 
ration, häufig mit Hvperplasien geringeren oder lebhafteren Grades einhergehen. Je 
nach der Lokalisation (mono-, polyartikulär) und dem Verlauf (akute-chronische 
Entzündungsvorgänge) sind weitere Unterscheidungen zu treffen. Die chronisch- 
infektiösen Gelenkentzündungen können durch eine ganze Anzahl von Erregern 
bedingt sein, und zwar vor allem durch solche, die arthrotrop sind, d.h. eine gewisse 
Verwandtschaft für die Gelenke darbieten (Gono-, Staphylo-, Pneumo-, Strepto- 
kokken, Kolibacillen usw.). Die Zell- und Gefäßarmut der die Gelenkhöhlen ausklei- 
denden Gewebe dürfte wohl die Ursache für die Häufigkeit dieser Gelenkerkrankungen 
bei chronischen Infektionen darstellen, und zwar insofern, als sie eine kräftige immuni- 


— 483 — 


satorische Reaktion verhindert. Merkwürdigerweise scheinen die Bakterien in chroni- 
schen Fällen eine weniger hohe Virulenz und gleichzeitig eine große Verwandtschaft. 
zu den Sehnenscheiden, Schleimbeuteln und Herzklappen (Endocarditis verrucosa) 
zu besitzen. Die Feststellung des primären Herdes ist in jedem Falle im Interesse 
einer Allgemeintherapie von großer Wichtigkeit (Tonsille, Urogenitalsystem, Nase, 
Infektionskrankheiten usw.). Ist das Grundleiden einer Heilung zugängig, so kann 
auch die chronische Gelenkerkrankung mit oder ohne bleibende Veränderungen in 
Heilung übergehen; anderenfalls pflegt sie in schwerem Siechtum zu enden. Die 
Infektion kommt nicht in der Weise zustande, daß die Bakterien in die Gelenkhöhle 
selbst eindringen; diese lokalisieren sich vielmehr in der Synovia und dem sie um- 
gebenden Bindegewebe oder in den Markräumen der Epiphysenknochen. Deswegen 
wird man so gut wie nie durch Gelenkpunktion die etwaigen Erreger nachweisen; 
wir sind vielmehr in bezug auf die Erkenntnis der infektiösen Natur einer chronischen 
Gelenkerkrankung ganz auf die klinischen Symptome angewiesen (chronische In- 
fektion, entzündlicher Charakter der Gelenkerkrankung, bindegewebige und knöcherne 
Ankylosen, atrophische Knochenprozesse, febrile resp. subfebrile Temperatursteige- 
rung, Leukocytenvermehrung usw.). Die Röntgenuntersuchung zeigt bei den leichteren 
Fällen chronischer entzündlicher Synovitis keine, bei schwereren Formen atrophische 
Veränderungen der Gelenkenden (ev. Ankylosen in veralteten Fällen). Pathologisch- 
anatomisch finden sich Zellinfiltration der Synovialis, entzündliches Granulations- 
gewebe auf dem Knorpel, bindegewebige oder knöcherne Ankylosen. Aber nicht nur 
durch Bakterien und deren Toxine können entzündliche Arthritiden erzeugt werden, 
sondern auch durch arthrotrope Gifte (Harnsäure). Von wirklicher Gicht darf jedoch 
nur dort gesprochen werden, wo entweder Ablagerungen von Harnsäuresalzen in den 
Geweben beobachtet werden oder wo wenigstens krankhafte Störungen des Harn- 
säurestoffwechsels vorliegen. — Die Gelenkaffektion degenerativen Charak- 
ters, die Arthropathia deformans, nimmt ihren Ausgang vom Knorpel, um 
später infolge von Wucherungen am Porichondrium und Periost zu hyperplastischen 
Vorgängen am Knochen zu führen. Ursachen: Trauma, Überanstrengung, Störung 
der statischen Verhältnisse, infektiöse und toxische Gelenkerkrankungen, chronische 
Stoffwechselstörungen (wie Alkaptonurie, Gicht), Nervenleiden (Tabes, Syringo- 
myelie), Lues. Kapselschrumpfung, bindegewebige oder knöcherne Ankylosen kommen 
bei diesen Formen nicht vor, auch fehlen Knochenatrophien höheren Grades. In 
praxi kommen zwischen beiden Formen, der entzündlichen und chronisch hyper- 
plastischen, fließende Übergänge vor. — Eine Reihe von Fällen lassen sich nicht in 
diesem Schema unterbringen: die chronisch progressive Polyarthritis (Przibram), 
chronische Gelenkerkrankungen bei Sklerodermie, bei Raynaudscher Krankheit, bei 
Hypothyreose und Psoriasis, die Osteoarthropathie hypertrophiante pneumique. 
Alfred Lindemann (Berlin). 

Barker, Lewellys F.: Differentiation of the diseases included under chronic 
arthritis. (Unterscheidung der unter der Diagnose chronische Arthritis 
zusammengefaßten Krankheiten.) (17. internat. med. Congr., London, 9. VIII. 
1913.) Americ. journal of the med. sciences Bd. 147, Nr. 1, S. 1—29. 1914. 

Nach einer eingehenden geschichtlichen Besprechung der Terminologie der Gelenk- 
erkrankungen auf Grund der französischen, deutschen, amerikanischen und englischen 
Literatur versucht Barker eine Differenzierung der chronischen Arthropathien auf 
Grund ihrer pathologisch-anatomischen Grundlage, der ätiologischen Faktoren, und des 
Röntgenbefundes. Die klinische Gruppierung wird wie folgt gegeben: 1. die echte 
gichtische Arthropathie (Arthritis chronica urica); 2. die Arthropathie bei schweren 
Nervenleiden (Tabes, Syringomyelie); 3. die primären hypertrophischen Osteoarthro- 
pathien (O. hypertrophicans oder deformans), eine relativ benigne Affektion; 4. die 
sekundär chronischen Arthropathien nach Infektionskrankheiten (Lues, Tuberkulose, 
Gonorrhöe, chronischer Rheumatismus [?]) oder kleinen herdförmigen Infektionen mit. 


31” 


— 484 — 


oft unbekannten Erregern; 5. die sogenannte primäre chronisch-progressive Poly- 
arthritis (die maligneste Form). Als besondere Arten sind zu nennen: die villöse Arthri- 
tis (Goldthwaite), die chronischen Arthropathien der Wirbel, die Stillsche Krank- 
heit, die Heberdenschen Knoten, die Bouchards Comptodactylie, die subceutanen 
fibrösen Knoten. Alfred Lindemann (Berlin). 


Neurologie und Psychiatrie. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Derrien, Euziöre et Roger: Dissociations albumino - eytologiques du liquide 
c$phalorachidien. Dissociation par hyperalbuminose. Dissociation par hypercytose. 
(Die Abweichungen zwischen Eiweiß- und Zellgehalt der Cerebrospinal- 
flüssigkeit. Differenzen durch Erhöhung desEiweißgehaltes. Mangelnder 
Parallelismus durch Zellvermehrung.) Encephale Jg.8, Nr. 10, 8.308—314. 1913. 

Die gewöhnliche Übereinstimmung zwischen Eiweiß- und Zellgehalt des Liquor 
cerebrospinalis kann nach 2 Richtungen Abweichungen erfahren. Der erste Typus, 
Vermehrung des Eiweiß bei geringer Zahl der körperlichen Elemente, findet sich nach 
den Beobachtungen von Sicard und Foix bei extrameningealer Kompression des 
Markes. Ihren Befund konnten die Verff. an mehreren eigenen Beobachtungen be- 
stätigen. Dieser Form der ‚Dissoziation‘ gegenüber steht eine zweite, weit seltnere: 
Vermehrung des Zellgehaltes bei normalem Eiweißgehalt. Verff. konnten zwei solche 
Fälle beobachten. In dem ersten handelte es sich um einen 15jährigen Jungen mit 
Jacksonscher Epilepsie unter fieberhaften Erscheinungen. Das Lumbalpunktat 
zeigte bei normalen Eiweißmengen starke polynucleäre Leukocytose. Der NaCl-Gehalt 
war normal, der Harnstoffgehalt vermehrt. Daneben fanden sich noch nicht unerheb- 
liche Mengen von Aceton. Nach Rückgang der Epilepsie und der Temperatursteigerung 
war die Liquorbeschaffenheit wieder normal. Eine ähnliche, wenn auch nicht so be- 
trächtliche Differenz zwischen Zell- und Eiweißgehalt fand sich bei einem Syphilitiker 
mit Parotitis epidemica und Orchitis, bei dem auf der Höhe der Erkrankung heftige 
Delirien aufgetreten waren. Die Zellen bestanden in diesem Falle fast ausschließlich 
aus Lymphocyten. Aus diesen beiden Beobachtungen und einigen weiteren in der 
Literatur niedergelegten schließen die Verff., daß der zweite Typ der Dissoziation 
unter mannigfachen klinischen Bedingungen sich finden kann und daß er zwei ver- 
schiedenen Ursachen entspringt, für die ihre beiden Beobachtungen die Beispiele ab- 
geben. In einer Reihe von Fällen liegt eine meningeale, rasch vorübergehende Intoxi- 
kation vor. Hier wird die Zellvermehrung hauptsächlich durch polynucleäre Leuko- 
cyten hervorgerufen. Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um Überreste einer 
alten oder latenten Affektion der Meningen, am häufigsten auf syphilitischer Grundlage. 
Dementsprechend sind die Lymphocvten der vorherrschende Zelltypus. Maase. 


Dixon, W. E.,, and W. D. Halliburton: The cerebro-spinal fluid. 1. Secretion 
ot the fluid. (Die Cerebrospinalflüssigkeit. I. Sekretion der Flüssigkeit.) 
(King’s coll., London, a. pharmacol. laborat.. Cambridge.) Journal of physiol. Bd. 47, 
Nr. 3, S. 215—242. 1913. 

Verff. punktierten bei Hunden und Ziegen vom Hinterhaupt aus die unterhalb 
des Kleimhirns gelegene Cisterne und beobachteten den Abfluß des Liquors unter 
Kontrolle der Atmung und des Blutdruckes nach Injektion der verschiedensten orga- 
nischen Substanzen. Sie fanden, daß intravenöse Injektion eines wässerigen (besser 
als eines alkoholischen) Extraktes des Plexus chorioideus eine vermehrte Liquorab- 
scheidung bedingt. Wird durch Adrenalin (weniger durch Pituitrin) der Blutdruck 
gesteigert, so tritt nach voraufsehender Durchschneidung der Vagi eine momentane, 
mechanische Auspressung des Liquors aus dem Schädelinnern ein. Dasselbe Phänomen 
beobachtet man auch, allerdings nicht konstant und weniger deutlich, wenn man blut- 
druckerniedrigende Substanzen verwendet, da eine Druckherabsetzung ım arteriellen 
System eine Druckerhöhung im venösen zur Folge hat. Intravenöse Atropingaben 


— 485 ° — 


heben im Gegensatz zu anderen Drüsen die Sekretion des Plexus nicht auf. — Die Liquor- 
produktion steigernd wirken ferner: 1. Hirnextrakt, Liquor von Paralytikern und von 
Kranken mit anderen degenerativen Gehirnprozessen, sowie Cholesterin. Alle 3 Sub- 
stanzen verhalten sich bezüglich ihrer Löslichkeit, Hitzebeständigkeit und physiolo- 
gischen Wirkung (auf Blutdruck und Atmung) völlig gleich. Die Verff. nehmen daher 
an, daß ein dem Cholesterin verwandter Körper vom Gehirn in den Plexus abgegeben, 
dort gestaut und in pathologischen Fällen weiter in den Liquor gelangt, — 2. Über- 
schuß von Kohlensäure im Blut und solche Drogen, welche die Atmung in diesem 
Sinne beeinflussen (Pilocarpin, Amylnitrit, Dinitrobenzol usw.) und 3. die indifferenten 
Anästhetica und Narkotica (Chloroform, Äther, Chloralhydrat). Reichmann (Jena). 

Elias, Herbert: Säure und Nervenerregbarkeit. (I. med. Klin., Wien.) Wien. 
klin. Wochenschr. Jg. 27, Nr. 2, S. 21—22. 1914. 

Säuerung im Organismus und erhöhte Erregbarkeit des Nervensystems treffen 
bei vielen Krankheitszuständen zusammen: Ernährungsstörungen der Säuglinge, 
Tetanıe der Erwachsenen (bei Gravidität, hochgradiger nichtkompensierter Pylorus- 
stenose), schwere azothämische Nephritis, toxische Leberschädigungen, zu hohem 
Fieber führende Infektionen. Den ätiologischen Zusammenhang beider Erscheinungen 
sucht Elias durch Tierversuche zu klären. Nach einer Säurevergiftung auf intravenösem 
oder peroralem Wege mit verschiedenen Säuren oder mit einem sauren Salz (Milchsäure, 
Salzsäure, saures Natriumphosphat) zeigen Kaninchen und vor allem Hunde stets eine 
erhöhte nervöse Erregbarkeit, die sich sowohl elektrisch als auch mechanisch nach- 
weisen läßt und bei ganz schweren Vergiftungen zu spontanen Krämpfen führt. Zu- 
nächst steigt meistens die anodische Erregbarkeit, der Minimalwert für die Anoden- 
schließung und Anodenöffnung sinkt, dann sınkt auch der Grenzwert für die Kathoden- 
schließungs- und Kathodenöffnungszuckung, resp. für den Kathodentetanus; bald 
darauf läßt sich in vielen Fällen das Facialisphänomen nachweisen und es erfolgen 
Muskelzuckungen und Krämpfe. Die faradische Erregbarkeitskurve geht nicht immer 
mit der galvanischen parallel. Bei rascher intravenöser Sodazufuhr lassen die Krampf- 
erscheinungen langsam nach, die elektrische Erregbarkeit sinkt und es treten nach Ab- 
lauf von 2—4 Tagen wieder normale Verhältnisse auf. Kontrollversuche mit Zufuhr 
von osmotisch gleich oder höher gestellten Salzlösungen in gleichen Mengen (NaCl, 
NaCO}, Na,HPO,) waren resultatlos. Alfred Lindemann (Berlin). 

Stein, F. W.: Die Bedeutung der mehrkernigen Ganglienzellen. (Dtsch. psy- 
chiatr. Univ.-Klin., Prag.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, 
H. 5, S. 461—476. 1914. 

Das Vorkommen mehrkerniger Ganglienzellen im Zentralnervensystem ist ein 
schon seit langem bekannter Befund; besonders aus den Untersuchungen Sträusslers 
bei juveniler Paralyse glaubte man berechtigt zu sein, eine postfötale Entstehung 
durch Kernteilung annehmen zu können; demgegenüber stehen andere Ansichten, die 
das Vorkommen mehrkerniger Ganglienzellen als Ausdruck der Anlageanomalie 
deuten wollen. Verf. hat es an einem großen Material unternommen, diese Frage, 
soweit sie die mehrkernigen Purkinjezellen des Kleinhirns betrifft, einer Klärung zu- 
zuführen. Er fand mehrkernige Purkinjezellen bei Paralyse der Erwachsenen in 84%, 
der untersuchten Fälle, bei juveniler Paralyse in 100%, bei Dementia praecox in 63%, 
bei Idioten in 67%, bei presbyophrener Demenz in 75%, bei Hirngliomen ın 100%, bei 
Encephalomalacien in 40%. Negative Befunde ließen sich bei der einfach-senilen 
Demenz, bei multipler Sclerose, sowie bei einer Reihe anderer Fälle mit fehlenden Er- 
scheinungen von seiten des Nervensystems erheben. Diese Resultate würden eher dafür 
sprechen, daß das Vorhandensein mehrkerniger Purkinjezellen im Sinne einer Anlage- 
anomalie zu verwerten ist. Biach (Wien). 

Röper, Erich: Die Neisser- Pollacksche Hirnpunktion. Zentralbl. f. d. Grenz- 
geb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 18, Nr. 1, S. 1—40. 1914. 

Kritisches Sammelreferat. 


— 486 — 


- Lo Monaco, Domenico, e G. G. Cosentino: Sulla fisiologia dei tubercoli quadri- 
gemini e dei lobi ottiei. (Über die Physiologie der Tubercula quadrigemina 
und der Lobi optici.) (Istit. di chim. fisiol., uniw., Roma.) Arch. di farmacol. 
sperim. e scienze aff. Bd. 16, Nr. 8, S. 355—383 u. Nr. 9, S. 385—392. 4913. 

Um strittige Fragen der Physiologie der Vierhügel und der Lobi optici zur Lösung 
zu bringen, wurden zwei Reihen von Experimenten vorgenommen. Einmal wurde ver- 
sucht, die L. opt. bei Kröten freizulegen und sie einerseits zu reizen, andererseits zu 
zerstören. In einer anderen Versuchsreihe wurden die vorderen resp. die hinteren 
Tubercula quadrigemina bei Hunden angegangen. Die ausführlich wiedergegebenen 
und analysierten Versuchsergebnisse berechtigen zunächst zur Annahme, daß in den 
L. opt. spezielle Zentren für die Bulbusbewegungen existieren. Die Versuche an 
Hunden zeigten, daß die Verletzung der vorderen wie der hinteren Vierhügel keinen 
Einfluß auf die Motilität hat, die der vorderen die allgemeine Sensibilität beeinflußt, 
eine gewisse Änderung der Mimik zu finden ist, das Hörvermögen durch eine Läsion 
der vorderen wie der hinteren Vierhügel geschwächt wird. Isolierte Läsion des vorderen 
Hügels beeinflußte das Sehvermögen, sie schwächte den Visus; es kam auch hierbei zur 
Anderung in der Stärke des Patellarreflexes. Beide Paare der Vierhügel haben einen Bin- 
fluß auf den Trophismus des Auges, speziell der Schleimhäute und der Cornea, nicht auf 
die Puls- und Respirationszahl, jedoch hemmt ihre Exstirpation die Phonese. Neurath. 

Bechterew, W.: Über Intentionstick des Gesichtes. Rev. f. Psychiatr., Neurol. u. 
exp. Psychol. Jg. 18, Nr. 4/5, S. 193—198. 1913. (Russisch.) 

Bei dem vom Verf. beschriebenen Patienten entstanden im Gesichte bei dem Ver- 
suche zu sprechen, tonische Tickbewegungen der Augenbrauen, der Lideı, Nasenflügel 
und Lippen. Links war der Tick stärker ausgeprägt. Diese Muskelzuckungen traten 
hauptsächlich beim Sprechen auf, weniger ausgeprägt waren sie beim Essen. Beim 
Lachen und Lächeln fehlten sie. Vom gewöhnlichen Tick des Gesichts unterschied sich 
diese Tickbewegung dadurch, daß sie nicht selbständig auftrat, sondern nur im Zusam- 
menhang mit der Kontraktion der Gesichtsmuskeln bein Sprechen oder Kauen. Viel- 
leicht spielt eine Rolle in der Ätiologie dieses Ticks der Umstand, daß Pat. Offizier war 
und durch die besonderen Anstrengungen während des Kommandos seine Gesichts- 
muskulatur überanstrengt war. Kroll (Moskau). 

Miller, Reginald, and James A. Davidson: The nervous complications of vari- 
cella. (Die nervösen Komplikationen der Varicellen.) British journal ot 
childr. dis. Bd. 11, Nr. 121, S. 15—21. 1914. 

Die nervösen Komplikationen der Varicellen sind selten. Es kommt manchmal 
Encephalitis zur Beobachtung, so in dem ein 21/, Jahre altes Kind betreffenden Fall. 
in welchem am 5. Krankheitstage plötzlich Unvermögen zu gehen und zu sprechen, 
Tremor der Glieder, der Zunge und des Kopfes einsetzten. Nach einigen Tagen besserten 
sich die Erscheinungen, doch erst nach einem Monat trat völlige Heilung ein. Bei 
solchen zur Encephalitis zu rechnenden Fällen drängt sich der Gedanke an eine Lokalıi- 
sation der Varicelleneruption im Nervenzentrum anf. Anatomisch dürfte eine Läsion 
des cerebello-rubro-spinalen Systems vorliegen. Von sonstigen nervösen Komplikationen 
kommen im Varicellenverlanf noch Poliomyelitis, periphere Neuritis, Herpes zoster, 
Neuritis optica, hämorrhagische Pachymeningitis, multiple Sklerose und Neuromyositis 
nach der Literatur vor. Neurath (Wien). 

Dawidenkow, I.: Ein neuer Fall von akuter Ataxie Leyden-Westphal. Char- 
kowsches med. Journal Bd. 16, Nr. 9, S. 213—251. 1913. (Russısch.) 

Im Anschluß an irgendeine Infektion entwickelte sich bei der 43 jährigen Patientin 
des Verf. ein bewußtloser Zustand, der mehrere Wochen dauerte und während welchem 
rhythmische Bewegungen des Kopfes, Schreien und später großschlägiges Zittern der 
rechten Hand bestand. Nachdem das Bewußtsein sich aufgeklärt hatte, beschränkte sich 
das Krankheitsbild auf äußerst stark ausgeprägte Ataxie, die gleichmäßig alle vier 
Extremitäten betraf und außerdem auch die Atem-, Sprech- und Kaumuskulatur, wıe 


— 487 — 


auch die Muskulatur des Rumpfes befallen hatte. Amimie, leichte rechtsseitige Facialis- 
parese von zentralem Typus. Im übrigen alles normal. Regressiver Verlauf. Verf. 
sucht die Selbständigkeit der klinischen Form der akuten Ataxie von der disseminierten 
Encephalomyelitis oder von der Exacerbation der multiplen Sklerose darzulegen. Kroll. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Periphere Nerven: 


Lapinsky, Michael: Die latente Form der Neuralgie des N. eruralis und ihre 
diagnostische Bedeutung bei den Erkrankungen der Organe des kleinen Beckens. 
Zeitzehr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 20, H. 3, 5. 386—424. 1913. 

Unter latenter Neuralgie versteht Verf. einen gewissen verborgenen Erregungs- 
zustand des Nerven, der sich gewöhnlich durch keinerlei unangenehme subjektive 
Empfindungen äußert und erst unter bestimmten Bedingungen in Gestalt exacer- 
bierender und wieder nachlassender Schmerzen hervortritt. In diesem Stadium der 
verborgenen Erregung ist die Neuralgie durch die Druckschmerzhaftigkeit des Nerven 
objektiv erkennbar. Mit der manifesten Form teilt die latente das Verhalten der 
Reflexe, der Sensibilität und der trophischen Funktionen. Nach den persönlichen Er- 
fahrungen des Verf.s, die an einer Anzahl von Krankengeschichten illustriert werden, 
gehört bei Berücksichtigung der latenten Form die Cruralisneuralgie keineswegs zu 
den seltenen Erscheinungen. Ihre häufigste Ursache sind chronisch- entzündliche Er- 
krankungen im Bereich des kleinen Beckens. Demgemäß findet sich das Leiden mit 
weit überwiegender Häufigkeit beim weiblichen Geschlecht als Begleiterscheinung und 
oft als hervorstechendstes Merkmal bei einer großen Reihe gynaekologischer Affektionen. 
Das männliche Geschlecht ist bei weitem seltener befallen. Erkrankungen der Pro- 
stata, Blase und Urethra und Hämorrhoiden kommen hier als Ursache am häufigsten 
ın Betracht. Die Neuralgie äußert sich subjektiv im Auftreten von Schmerzen und 
Parästhesien in den Beinen. Objektiv findet man Druckschmerzhaftigkeit einer Reihe 
sensibler Reste des N. cruralis, vornehmlich der Nn. sapheni, des N. infrapatellaris 
und cruralis medialis, während der Hauptstamm und die Rami perforantes meist 
unempfindlich bleiben. Von ganz besonderer Wichtigkeit aber ist die gleichzeitig zu 
konstatierende Druckschmerzhaftigkeit des sympathischen Bauchgangliengeflechtes, 
die als notwendiges Glied in dem Symptomenkomplex der Cruralneuralgie angesehen 
werden muß. Sie hängt mit hyperämischen Zuständen der erkrankten Beckenorgane 
eng zusammen. Aus den hierdurch hervorgerufenen Gleichgewichtsstörungen des 
Gangliengeflechtes resultiert sekundär die Schmerzhaftigkeit bestimmter Äste des 
N cruralis, infolge Veränderungen des Tonus der Vasa nervorum. Weil nur bestimmte 
Segmente an den Tonusveränderungen beteiligt sind, ist auch nur ein Teil der Nerven- 
äste empfindlich. Für diese Art des Zusammenhanges spricht die günstige Beein- 
flussung der Neuralgie durch Wärmeapplikationen auf das sympathische Bauchganglien- 
geflecht. Verf. schließt: Wenn auch Druckschmerzhaftigkeit der sensiblen Äste des 
N. cruralis stets auf eine Erkrankung der Organe des kleinen Beckens hinweisen, so kann 
andererseits, auf Grund der bisherigen Erfahrungen, nicht umgekehrt behauptet werden, 
daß jede Erkrankung im kleinen Becken zu Ortiälispenrälgte führen müsse. Maase. 

Pitres, A., et J. Abadie: Hémispasmes syneinetiques de la face lics au cligne- 
ment des paupières dans les paralysies faciales périphériques anciennes, simulant 
les tics unilatéraux et le spasme facial essentiel. (Synkinetische, an den 
Lidschluß geknüpfte Hemispasmen des Gesichts bei alten peripheren 
Facıialislähmungen, die an unilateren Tic und essentiellen Facialis- 
spasmus erinnern.) (Fac. de méd., Bordeaux.) Nouv. iconogr. de la salpetr. 
Jg. 26, Nr. 5, S. 365—396. 1913. 

Bei einer schon sieben Monate bestehenden Fac alıslähmung hießen sich neben 
anderen bekannten Erscheinungen auf der gelähmten Seite kurze fibrilläre Zuckungen 
beobachten, die sich auf die gesamte Gesichtshälfte erstreckten und mit dem unwill- 
kürlichen Lidschluß svnergisch waren. Diese Bewegungen erinnerten zunächst stark 


— 488 — 


an Tic, unterschieden sich aber von ihm durch die strenge Beschränkung auf eine 
Seite, durch ihre monotone Wiederholung und noch durch einige Zeichen. Diese Mit- 
bewegungen sind auch physiologischerweise vorhanden, dann aber nur bei ganz 
starken Kontraktionen, während sie in diesen Fällen von Facialiscontractur schon 
durch den unwillkürlichen Lidschluß ausgelöst werden. Dieser Zusammenhang ließ 
sich noch in vielen Fällen beobachten. Es konnten ferner Fälle von alter Facıalıs- 
lähmung beobachtet werden, in denen diese Mitbewegungen nur bei energischem 
Lidschluß in den contracturierten Muskeln auftraten, dagegen nicht bei der gewöhn- 
lichen Mimik. Es wird ferner ein Fall angeführt, in dem nur diese mit dem Lidschluß 
synergischen Bewegungen bestanden, sonst aber die Reste einer alten Facialislähfnung 
kaum nachweisbar waren. Es läßt sich also unter den konvulsiven Bewegungen des 
Gesichts eine Gruppe abtrennen, die bei alten Facialislähmungen im Stadium der 
Contractur auftreten, auf die befallene Gesichtshälfte und das Facialisgebiet beschränkt 
bleiben, meist nur einzelne Muskeln ergreifen und nicht willkürlich nachahmbare Be- 
wegungen bewirken. Sie sind den Lidbewegungen durchaus synchron und von den 
Veränderungen dieser Bewegung in ihrem Ablauf abhängig. Sind sie spontan nicht 
vorhanden, so können sie durch eine stärkere Lidbewegung ausgelöst werden. Es 
handelt sich dabei um eine muskuläre Synkinesie, die um so leichter auftritt, je stärker 
der hypertonische Zustand ist, in dem sich das erkrankte neuromuskuläre Gebiet be- 
findet. Frankfurther (Berlin). 
Rückenmark: l 

Nikitin, M.: Zur Frage des Faserverlauïřs der hinteren Rückenmarkswurzeln. 
(Laborat. d. Nervenklin. d. St. Petersburger med. Inst. f. Frauen.) Rev. f. Psychiatr., Neu- 
rol. u. exp. Psychol. Jg. 18, Nr. 4/5, S. 255—265. 1813. (Russisch.) 

In einem Fall von extraduralem Tumor im Bereiche der Cauda equina (Metastase eines 
Hypernephroms) bestanden neben allgemeiner Kachexie Sensibilitätsstörungen im Bereiche der 
ersten Sakral- und fünften Lumbalwurzeln. Nach Marchi- Busch bestand deutliche Degene- 
ration der fünften hinteren Lumbalwurzeln beiderseits und völlig unwesentliche Degenerationen 
einzelner Fasern der ersten drei Sakralwurzeln. Es waren degeneriert die Kollateralen. die in 
der Nachbarschaft des Jacobsohnschen Nucleus magnocellularis centralis endeten und außer- 
dem die aufsteigenden Fasern. Von Interesse waren die Degenerationen in dem extraspinalen 
Anteil des vorderen fünften Lendenwurzelpaares, trotzdem keinerlei Degenerationen in dem 
Übergangsabschnitt zwischen den beiden Neuronen bestanden. Verf. glaubt, daß es sich um 
rückläufige Degeneration handelt. Kroll (Moskau). 

Golostschokow, S.: Gastrische Krisen und Habitus asthenicus. (Med. Poliklin.. 
München.) Dissertation: München 1913. 16 S. (R. Müller u. Steinicke.) 

Zweig hat darauf hingewiesen, daß die gastrischen Krisen bei denjenigen Tabikern 
vorkommen sollen, bei denen ein asthenischer Habitus mit seinem minderwertigen 
Nervensystem vorliegt. Verf. hat versucht, diese Angabe nachzuprüfen. Er berück- 
sichtigt 26 Tabiker, von denen 10 an gastrischen Krisen litten, während die übrigen 16 
davon frei waren. Nach seinen Untersuchungen scheint ein Zusammenhang zwischen 
gastrischen Krisen und diesem Habitus zu bestehen. Die von Krisen belasteten Tabiker 
weisen in einem viel höheren Prozentsatz die Stigmata der Asthenie auf, als die anderen. 
Die Krankengeschichten werden auszugsweise angeführt. Fritz Loeb (München). 

Knapp, Philip Coombs: Two cases of removal of extra-dural tumor of the 
spinaleord. (Zwei Fällevon operiertem extraduralem Rückenmarkstumor.) 
Journal of nerv. a. ment. dıs. Bd. 41, Nr. 1, S. 1—15. 1914. 

Von 12 operierten Fällen starben 6 infolge der Operation. Bei dem einen wurde 
nichts gefunden, bei zweien fand sich eine bösartige Geschwulst, die nicht entfernt 
werden konnte, bei dem vierten wurde eine Verdickung der Meningen entfernt, be 
einem lax ein Myelom und im letzten Falle Syringomyelie vor. Die anderen 6 Fälle 
überstanden die Operation und zeigten, wenn auch geringfügige Besserung. Bei dem 
einen handelte es sich um eine bösartige Erkrankung der Wirbel, die nicht entfernt 
werden konnte, bei dem zweiten lag lokolisterte seröse Meningitis, bei dem dritten 
Ödem des Rückenmarks vor. Bei dem vierten lag ein Tumor vor, der das Rückenmark 


— 489 — 


ganz umfaßte und die beiden letzten Fälle sind ausführlich veröffentlicht. Im ersten 
Falle wurde ein Prozeß in der Höhe des 7. Dorsalsegmentes angenommen, der aber 
bei positivem Wassermann und Noguchi spezifischer Natur zu sein schien. Da eine 
entsprechende Behandlung aber erfolglos blieb, wurde der Wirbelkanal eröffnet und 
zwei kleäre, der Dura adhärierende Gewebsmassen entfernt. Ihre histologische Natur 
konnte nicht festgestellt werden. Während die Kranke vorher völlig paraplegisch war, 
konnte sie nachher wenigstens mit Unterstützung aufrecht gehen, gewann die Sensi- 
bilität ihrer Glieder und die Herrschaft über die Sphincteren wieder. Bei der zweiten 
Patientin wurde ein Tumor in der Höhe des letzten Dorsalsegmentes angenommen 
und dort gefunden, außerdem bestand Liquorstauurg. Die Heilung war vollständig 
und es blieb nur ein geringes Schwächegefühl in dem einen Bein zurück. An diese 
beiden Fälle schließt sich eine Statistik der in Boston operierten Fölle von Rücken- 
markstumoren, 36 an der Zahl, von denen 20 gebessert, 3 ungebessert und 12 gestorben 
sind. Frankfurther (Berlin). 

Grober: Akute bedrohliche Erkrankungen des Rückenmarks und der Medulla 
oblongata. 9. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 4, S. 161—164. 1914. 

Gehirn : 

Roubinovitch., J., et A. Barbé: Un cas ďd’agénésie partielle du corps calleux. 
(Ein Fall von partieller Agenesie des Corpus callosum.) (Hosp. de Bicêtre, 
Pauris.) Nouv. iconogr. de la salpêtr. Jg. 26, Nr. 5, S. 407—409. 1913. 

Ein 5jähriger völliger Idiot, der sich nicht aufrechthalten noch gehen konnte 
und dessen Psyche sich überhaupt nicht entwickelt hatte, besaß ein Gehirn, das an sich 
gut ausgebildet, lediglich des Com missurensystems des Balkens ermangelte, 
während die im Balken verlaufenden Assoziationsfasern zwischen Frontal- und Occipital- 
hirn als weiße Faserzüge an der Medialseite jeder Hemisphäre zu erkennen waren. A.Jakob. 


Wilson, S. A. Kinnier: Progressive lentikulare Degeneration und ihr Zusammen- 
hang mit dem Symptomenkomplex und der pathologischen Physiologie des Corpus 
striatum. Handb. d. Neurol. Bd. 5, S. 951—990 (Berlin: Springer). 1914. 

Wilson, der zuerst auf Grund eigener Beobachtungen und früherer in der Litera- 
tur niedergelegter Fälle das neue Krankheitsbild der progressiven lenticularen Degene- 
ration, verbunden mit Lebercirrhose, aufstellte, gibt in dieser zusammenfassenden 
Studie n ch einem kurzen Überblick über die fremde Kasuistik zunächst eine klinische 
Beschreibung der eigenen Fälle, um dann eingeher.der das pathologische Substrat seines 
Materials zu schildern. Er kommt zu folgender Definition und Terminologie 
des nach vielen Richtungen hin interessanten Prozesses: es ist eine weder angeborene 
noch erbliche Krankheit, die bei jungen Menschen, oft derselben Familie auftritt; sie ist 
wesentlich und hauptsächlich eine Affektion des extrapyramidalen motorischen 
Systems und wird durch unwillkürliche Bewegungen von der Natur eines rhythmi- 
schen Tremors charakterisiert; ferner besteht Dysarthr ie, Dysphagie, Muskel- 
schwäche und Contracturen mit progressiver Abzehrung bei hochgradiger Ge- 
mütsbewegung und einzelnen psychischen Symptomen. Die Krankheit führt progre- 
dient zum Tode und ist anatomisch charakterisiert durch eine bilaterale symmetri- 
sche Degeneration des Linsenkerns verbunden mit knotiger Lebercir- 
rhose. Atiologisch kommt ein (unbekanntes, nicht mikrobiales) Toxin in Frage. 
Schließlich wird noch eine pathologische Physiologie der wichtigsten Symptome gegeben 
und für das Corpus striatum ein Sy mptomenkomplex konstruiert, der im wesent- 
lichen aus Krämpfen besteht, die mehr weniger von athetotischen Bewegungen, rhyth- 
mischen Oscillationen, assoziierten Bewegungen, von Zwangslachen und -weinen be- 
gleitet sind, ohne paralytische Störungen und ohne Störungen der Sensibilität und der 
Intelligenz. A. Jakob (Hamburg). 

Guidi, F.: Un caso di pianto spastico da lesione del nucleo lenticolare. (Ein 
Fall von spastischem Weinen bei Läsion des Linsenkerns.) (Istit. psichiatr. 


— 490 — 


e neuropatol., uniw., Padova.) Riv. di patol. nerv. e ment. Bd. 18, Nr. 12, S. 768 
bis 778. 1913. 

Bei einem 54jährigen Manne hatten vor 4 Jahren Beschwerden, Lähmungserschei- 
nungen der unteren Extremitäten, geistige Störungen, Unvermögen zu arbeiten ein- 
gesetzt. Die Erscheinungen verschlechterten sich, besonders die der psychischen 
Sphäre, es kam zur Schlaflosigkeit, zu Delirien und Halluzinationen. Der dysarthrische 
Kranke zeigte Anfälle von spastischem Weinen, während der allgemeine Zustand ein 
solcher tiefer Depression und psychischen Torpors war. Objektiv wurden miotische, 
schlecht reagierende Pupillen, gesteigerte Patellarreflexe, positiver Babinski, besonders 
rechts, hypertonische Muskulatur, besonders der unteren Extremitäten, erhoben. Gei- 
stige Anregung und minimale Muskelaktionen lösten brüsk das spastische Weinen aus, 
das ohne Tränensekretion einherging und rasch wieder schwand. Die Obduktion ergab 
in den gefärbten Schnitten helle hirsekorngroße Zonen in beiden, besonders der rechten 
Linsenkernregion, namentlich im Putamen. Die innere Kapsel und die anderen basalen 
Ganglien schienen unverändert. Es handelte sich in den krankhaften Veränderungen um 
eine Destruktion kleiner Partien des Nervengewebes, einen Schwund des Nervengewebes, 
rechterseits fand sich auch eine Faserverarmung der inneren Kapsel. Die kleinen Ge- 
fäße waren sklerotisch. — Pathogenetisch wurde zur Erklärung des spastischen Weinens 
seit jeher auf den Thalamus opticus recurriert. Der Fall stützt die Ansicht Mingazzinis 
der den Linsenkernerkrankungen die wichtigste Rolle für das Zustandekommen des 
spastischen Weinens zuerkennt. Sie unterbrechen den Verlauf der cortico-thalamischen 
Bahnen, die das regulierende Zentrum der Mimik (im Thalamus) versorgen. Neurath. 

Jones, A. Webb: Two cases of post-operative hemiplegia. (Zwei Fälle von 
postoperativer Halbseitenläh mung.) Lancet Bd. 1, Nr.2, S. 103—104. 1914. 

Im ersten Falle handelte es sich um ein Uterusfibrom, welchesi in Beckenhochlagerung 
in 2stündiger Narkose beseitigt wurde. 8 Stunden nach der Operation zeigte sich halb- 
seitige Schwäche rechts, die schnell in komplette Lähmung überging. Vier Tage später 
begann die Motilität sich zu restituieren, während die Sensibilität erst aın 24. Taxe 
wiederkehrte. — Im zweiten Falle stellte sich 24 Stunden nach Operation eines Ovarial- 
cystoms eine rechtsseitige Lähmung mit Aphasie ein, die in 3 Tagen zum Tode führte. 
Im Gehirn fand sich keine Hamorheue — Verf. kann keine bestimmte Auskunft 
über die Ursache dieser Zustände geben; er vermutet, daß die Verlangsamung des 
Blutstromes bei den anämischen Operierten eine Rolle spielt. ZL. Bassenge (Potsdam). 

Uhthoff, W.: Über einen Fall von kongenitaler oder wenigstens sehr frühzeitig 
erworbener Amaurose infolge von Encephalitis beider Oceipitallappen mit Sektions- 
befund bei einem 13monatigen Kinde. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Bres- 
lau, 29.1X.—1.X.1913 ) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 61—69. 1913. 

Bei einem 13monatisen Knaben wurde Amaurose auf beiden Augen bei normalem 
Augenhintergrund festgestellt; der Tod erfolgte unter Krampferscheinungen; der 
Wassermann ım Blut war positiv. Bei der Sektion und mikroskopischen Untersuchung 
des Gehirns fand sich bei normalem Opticus eine beiderseitige Encephalitis im Occiput 
(wohl luischen Ursprungs). Der Schwund der Hirnsubstanz betraf in erster Linie das 
Mark; die Rindenschichten waren atrophisch, aber vielfach noch erkennbar. A. Jakob. 

Geimanowitsch, A., und F. Rose: Förstersche Operation bei spastischen Er- 
scheinungen. (Residuen cerebraler Kinderlähmung.) Charkowsches med. Journal 
Bd. 16, Nr. 9, S. 296—310. 1913. (Russisch.) 

Bei dem 17 jährigen Pat. der Verff. mit Residuen einer cerebralen Kinderlähmung wurden 
nach Förster die hinteren 2., 3. und 5. Lenden- und zweite Sakralwurzel exzidiert und zwar 
nur rechts, da die linksseitigen Erscheinungen nicht erheblich waren. Schon am nächsten Tage 
waren alle Contracturen und spastischen Erscheinungen an der rechten unteren Extremität 
verschwunden. Die Bewegungen waren frei mit Ausnahme der Gelenke, deren Contractur 
auch während der Narkose passiv nicht zu bekämpfen war. Angedeutete segmentäre Hyper- 
ästhesien. Nach Behandlung mit Massage undElektrizität konnte Pat. nach einem halben Jahre 


selbständig ohne fremde Hilfe gehen. Es werden die Resultate und Indikationen der Förster- 
schen, wie auch der Stoffelschen Operation erörtert. Kroll (Moskau). 


— 491 — 


Jüngster, Max: Über die Bedeutung des Mißverhältnisses von Schädelkapazität 
und Hirnvolumen. Dissertation: Würzburg 1913. 19 S. (Frankf. a. M., Jac. Schloß.) 

Zwischen Hirnvolumen und Schädelkapazität kann durch Veränderung des 
knöchernen Schädels oder durch Veränderung seines Inhalts ein Mißverhältnis zu- 
stande kommen. Die Schädelsyn- und Hyperostose kann beruhen auf einer abnormen 
Verschmelzung der Knochenränder oder auf einer Gehirnhypoplasie, welche die Kno- 
chenränder nicht auseinanderschiebt oder den Abbau der Knochensubstanz verhindert. 
Unter krankhaften Verhältnissen kommen hochgradige und auch plötzliche Volumens- 
veränderungen, vor allem im Sinne einer Vergrößerung vor, so daß die Differenz zwi- 
schen Hirnvolumen und Schädelkapazität sinken kann. Ätiologisch kommen dafür in 
Betracht: Gehirnhyperämie, Hirnödem, Hirnschwellung, Hirnhypertrophie. Es werden 
einige Fälle von Hirnhypertrophie (Material von Reichardt -Würzburg) mitgeteilt, 
ferner wird an der Hand der Kasuistik die Genese und Symptomatologie des Miß- 
verhältnisses von Hirnvolumen und Schädelkapazität erörtert. Der Anschauung von 
der endogenen Psychose, also der primären Hirnveränderung bei der Epilepsie stellt 
Verf. die Meinung gegenüber, daß es sich dabei um primäre Veränderungen des knö- 
chernen Schädels handle und daß erst im Anschluß daran die Gehirnveränderungen 
auftreten. Er vertritt die Ansicht, daß die Epilepsie nicht als endogene Psychose, son- 
dern daß nur die Disposition dazu, begründet in der Schädelanomalie, vererbt wird, 
wie ja Schädelasymmetrien bei mehreren Gliedern der gleichen Familie nicht selten 
seien. Als Stütze seiner Ansicht führt er an, daß der Epileptiker als geistig Normaler 
zur Welt kommt und daß der geistige Verfall erst eintritt, wenn unter dem Einfluß 
der Schädelabnormität das Gehirn pathologische Veränderungen erleidet. Als auf- 
fallende pathologische Erscheinungen, die vielleicht schon intra vitam die Diagnose 
des MiBverhältnisses zwischen Gehirn und Schädel als wahrscheinlich erscheinen 
lassen, führt Verf. an: Symptome von Hirndruck: die von Reichardt beobachtete 
Stauungspapille, die von Pötzl erwähnten Symptome von Vagusreizung (Pulsverlang- 
samung) sowie die enorme Erhöhung des Liquordruckes, die er in einen Fall bestätigen 
konnte. — Er resümiert: Je nach der Größe des Mißverhältnisses zwischen Hirnvolumen 
und Schädelkapazität treten mehr oder minder deutliche Zeichen von Hirndruck auf. 
die sowohl interkurrent ohne deutliche Ursache, als auch auf infektiös-toxischer Basis 
entstehen können und bei relativ geringfügiger Krankheit zur tödlichen Komplikation 
werden. Fritz Loeb (München). 

Ravà, Gino: Della deviazione oculo-cefalica così detta paralitica da lesione di 
un emisfero-cerebrale. (Über die sogenannte paralytische Augen - Kopf- 
deviation nach Läsion einer Hirnhemisphäre.) (Osp. magg., Bologno.) Bull. 
d. scienze med. Bd. 1, Nr. 12, S. 653—692. 1913. 
e Die Anschauungen über die Pathogenese der Augen Kopfdeviation bei einseitigen 
Hirnherden weichen weit voneinander ab. Zur Lösung der Frage wurde eine Reihe 
von 15 Fällen (Apoplexien) studiert. Die Abhängigkeit des Symptoms von einer Läh- 
mung motorischer Kopf- und Bulbusbewegungsapparate hatte die Unmöglichkeit, 
Bulbi und Kopf gegen die Seite der gelähmten Extremitäten zu bewegen, zur Be- 
dingung, nicht aber die Existenz der Deviation gegen die entgegengesetzte Seite. Die 
Deviation ist deutlicher im leicht soporösen, schwächer im wieder erwachenden Zu- 
stand des Bewußtseins, sie kann daher nicht nur von der mangelnden motorischen 
Funktion abhängen. Meist ist die Erscheinung von der Aktivität sensorieller Zentren, 
besonders den visiven, bedingt. Eine solche notwendige Energiebilanz könnte durch 
die Parese der Zentren der einen Seite beeinflußt werden, aber vielleicht auch durch 
einen Reizzustand der anderen Seite. Das einseitige Sehvermögen bestimmt manchmal 
die Deviation, die im Dunkel geringer wird. Bei Hemianopsie kann die Deviation 
auch nur im leichten Sopor bestehen, was gegen eine primäre Läsion der sensoriellen 
Zentren spricht. Die Inkonstanz und die willkürliche Behebungsmöglichkeit des 
Symptoms sprechen im Sinne einer guten Prognose. Neurath (Wien). 


—_— 412 — 


Sprawson, C. A.: A family with cerebellar ataxia. (Eine Familie mit cere- 
bellarer Ataxie.) British med. journal Nr. 2766, S. 23—24. 1914. 

Der Autor hatte Gelegenheit, zwei Brüder einer Familie zu untersuchen, in der 
von einem an cerebellarer Ataxie leidenden Vater mit gesunder Frau zwölf Kinder 
abstammten, von welchen vier an der erwähnten Krankheit litten. Zu diesen letzteren 
gehörten auch die in der vorliegenden Arbeit beschriebenen Brüder. Beide zeigten ein 
übereinstimmendes Symptomenbild, der ältere weit vorgeschrittener als der Jüngere: 
Starkes Schwanken des Rumpfes mit Schwindelgefühl, Kopftremor, hochgradige 
ataktische Störungen und Tremor der Extremitäten. An den Sinnesorganen waren 
die Funktionen normal, an den Reflexen zeigte sich beim älteren Bruder Steigerung 
der Patellarsehnenreflexe. Blase und Mastdarm erwiesen sich als kontinent, nur be- 
stand in beiden Fällen Polyurie mit bedeutendem Durstgefühl. Der Verf. möchte die 
Fälle als hereditäre cerebellare Ataxie im Sinne Maries auffassen. Auffallend ıst, 
daß je weiter die Generation in der vom Verf. beschriebenen Familie fortschreitet, 
in desto früherem Alter die Erkrankung einzusetzen scheint; während der Vater die 
ersten Anzeichen erst mit 50 Jahren bemerkte, stellten sie sich beim ältesten Bruder 
mit 43, beim nächsten, gleichfalls vom Autor untersuchten Bruder mit 32, beim nächst- 
Jüngeren Bruder gar schon mit 28 Jahren ein, so daß man über die Kinder des ältesten 
Bruders, die vorderhand vom Verf. gesund befunden wurden, noch nicht bestimmt 
sagen kann, ob sich bei ihnen nicht nach erreichter Pubertät ebenfalls der Prozeß 
einstellen wird. Es scheint, als ob durch diese immer weitere Verschiebung des Beginns 
gegen das jugendliche Alter die Natur das Bestreben zeigen wollte, den Stamm zu 
eliminieren. Biach (Wien). 

Auerbach, Siegmund: Zur physiologischen Anatomie und lokaldiagnostischen 
Bewertung der Hemiataxie. (7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 
29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 90—96. 1913. 

Die homolaterale Bewegungsataxie der Extremitäten und zwar im höheren Grade 
die der oberen ist eines der sichersten und ersten direkten Kleinhirnsymptome und 
deutet zugleich auf die Seite der Erkrankung hin. Die übrigen auf die erkrankte Klein- 
hirnhemisphäre hinweisenden Symptome sind nicht so sicher, namentlich die Adiado- 
kokinesis, sowie die vom Mittelhirn und von den Basalnerven ausgehenden, die gar 
nicht selten von kontralateralen extracerebellaren Tumoren hervorgerufen werden. 
Die von Bárány ausgehende Methodik der vestibularen Reaktionsbewegungen ist 
gleichfalls sehr zu begrüßen. Verf. faßt sowohl die einseitigen Störungen des spontanen 
Vorbeizeigens als die Reaktiousbewegungen als Komponenten der Hemiataxie auf, ın- 
dem das Abweichen der Extremität bei ılınen zum Unterschied von den in verschiedenen 
Ebenen hin- urd herfahrenden ziekzackähnlichen Bewegungen, wie sie der Hemiataxie 
eigen sind, nur In einer Ebene erfolgt. Die bedeutend größere Häufigkeit des nach 
außen Vorbeizeigens wıll er dadurch erklären, daß unsere täglichen Hantierungen in 
weit überwiegerdem Maße ın Bewegungen der Hände und Finger nach innen, nach der 
Medianseite des Körpers hin, bestehen. Der Einwärtstonus hat also sehr wahrscheinlich 
in den Kleinhirnhemusphären eine viel ausgedehntere Repräsentation als der Auswärts- 
tonus (sowie der Abwärts- und Aufwärtstonus). Er muß also viel häufiger, d. h. bei 
verschieden lokalisierten Herden geschädigt werden. Verf. weist dann noch auf durch 
die stärkere Entwicklung der Brückenarme und sonstigen Verbindungen beim Menschen 
bedingten gewaltigen Mehrleistungen der cerebellaren Bahnen und Zentren hin (rasche 
präzise Aufeinanderfolge der Einzelbewegungen der Finger und Hände, nahezu unbe- 
grenzte Möglichkeit, neue Handfertigkeiten zu erlernen und zu mechanisieren) hin 
und empfiehlt, auch diese Fähigkeiten bei Verdacht auf Erkrankungen der Kleinhirn- 
hemisphäre zu prüfen. Die anatomische Bearbeitung der Fälle von primären Agenesien 
und sekundären Atrophien des Cerebellums lassen auch die wichtigen Beziehungen der 
Großhirn- und Kleinhirnhemisphären erkennen. Besonders bemerkenswert erscheint, 
daß eine gekreuzte Atrophie des Neocerebellums nach Großhirnerkrankungen nur dann 


— 493 — 


eintritt, wenn das Leben noch lange nach Einsetzen der letzteren dauerte, der inner- 
vatorische Einfluß des Gesamtcortex auf die Brückenganglien also einen großen Zeit- 
raum hindurch fehlte. Die Hemiataxie nicht cerebellarer Genese kann überall da auf- 
treten, wo sensible Leitungsbahnen unterbrochen werden. Das Zustandekommen der 
geordneten Bewegungen erscheint dann um so hochgradiger gestört, je mehr die Kon- 
trolle des Gesichtssinnes fehlt — beides Begleiterscheinungen, die der durch Kleinhirn- 
erkrankung bedingten Ataxie nicht zukommen. v. Rad (Nürnberg). 


Lüttge: Über einen besonderen histologischen Befund aus dem Gebiete der 
frühinfantilen familiären Erkrankungen des Nervensystems. (7. Jahresvers. d. Ges. 
dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1.X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. 
Bd. 50, H. 1/4, S. 30—35. 1913. 

Es wird die klinische und anatomische Schilderung einer frühinfantilen familiären 
Erkrankung des Zentralnervensystems gegeben: Zwei Brüder der Mutter und zwei 
ihrer Kinder (ein drittes Kind ist gesund) sind in der gleichen Weise erkrankt. Bald 
nach der Geburt fällt auf, daß die Kinder den Kopf nicht halten können und daß alle 
Bewegungen langsamer und krafltoser werden, bei Stillstand der psychischen Entwick- 
lung. Die Hauptsymptome der Erkrankung, die vom Vortr. an den beiden Kindern 
studiert werden können, sind dauernde rollende Unruhe der Bulbi, hochgradige Schwäche 
der Hals- und Rückenmuskulatur, Atrophien in der Extremitätenmuskulatur (nur bei 
dem älteren Kinde) bei Herabsetzung der elektrischen Erregbarkeit und Ausbleiben 
einer weiteren psychischen Entwicklung. Bei dem jüngeren noch lebenden Knaben 
zeigt sich noch eine Atrophia nervi optici beiderseits und eine Steigerung der acustico- 
motorischen Erregbarkeit. Bei der Untersuchung des ZNS. des älteren Knaben, der 
im Alter von 2 Jahren und 4 Monaten starb, fand sich ein Zusammenfließen des Sulcus 
Rolandi mit der Fissura Sylvii und ein völliges Fehlen (Aplasie) der Markscheiden im 
Zentralnervensystem; und zwar verlieren die peripheren Nervenfasern die Markscheide 
bei ihrem Eintritt in das zentrale Nervensystem. Zudem sind die Ganglienzellen der 
Hirnrinde in schwerster und eigenartigster Weise erkrankt. Die Fälle haben Ver- 
wandtschaft mit der amaurotischen Idiotie. 4. Jakob (Hamburg). 


Kron, J.: Über Endotheliome des Gehirns. (7. Jahresveis. d. Ges. dtsch. 
Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilx. Bd. 50, 
H. 1/4. S. 227—235. 1913. 

Er:.dotheliome kommen sicher weit häufiger vor, als die spärlichen Literaturangaben 
vermuten lassen; es gehören zu dieser Geschwulstgruppe auch die sog. Sarkome des 
Gehirres, die von der Pia ausgehen. Die Entwicklung ist entweder eine flächenhafte 
mit Metastasen oder eine circumscripte. Beträchtliche Nekrosen innerhalb der Ge- 
schwulst ließen sich in sämtlichen Fällen des Verf. nachweisen, doch waren nie größere 
Zufallsvorgänge urd ulcerativer Einbruch in das Gefäßlumen, wie es bei Sarkomen 
beobachtet wird, vorhanden. Die Reaktion der anliegenden Gehirnsubstanz ist bei 
Endotheliomen eine relativ geringfügige, es waren stets nur unbeträchtliche Zell- 
alterationen und Proliferationserscheinungen seitens der Glia vorhanden. Charak- 
teristisch für die Endotheliome ist ihr langsamer progredienter Verlauf, der sich über 
viele Jahre erstrecken kann. Von klinischen Besonderheiten ist weiter anzuführen: 
örtliche Perkussionsempfindlichkeit des Schädels, oft. mit tympanitischem Perkussions- 
schall, heftiger, meist lokalisierter Kopfschmerz und ein langes Stadium lokaler Reiz- 
erscheinungen bei entsprechendem Sitze der Geschwulst. In Fällen, wo die Geschwulst 
klein ist oder aber bei beträchtlicher Größe bloß in das Schädeldach eindringt, können 
Hirnsymptome fehlen. Diffus wachsende Endotheliome bilden das Bild der chronischen 
Meningitis. Lumbalpunktion kann dann durch das Vorhandensein der Geschwulst- 
zellen die Diagnose ermöglichen. Für die Operation bieten die circumseripten Endo- 
theliome relativ die besten Chancen. Die Ansıcht, daß sıe schnell rezidivieren, hält 
Verf. nicht immer für zutreffend. vr. Rad (Nürnberg). 


— 494 — 


Rauzier, G., et J. Baumel: Tuberculomes multiples du cerveau et des méninges. 
(Multiple Tuberkel des Gehirns und der Meningen.) (Fac. de méd., Mont- 
peilier.) Nouv. iconogr. de la salpêtr. Jg. 26, Nr. 5, S. 397—406. 1913. 

In einem Falle, wo eine 25jährige Frau schwere nervöse Erscheinungen (u. a. epi- 
leptische Anfälle, Halbseitenerscheinungen, meningitische Symptome) zeigte, wurden 
bei der Autopsie und mikroskopischen Untersuchung multiple Tuberkel des Gehirns, 
Kleinhirns und der Meningen gefunden, die offenbar sekundär bedingt waren durch 
eine Tuberkulose des 7. Brustwirbels. A. Jakob (Hamburg). 

Friedlacnder, R.: Zur Ubungsbehandlung der Paralysis agitans. (Sanat. Friedrichs- 
höhe, Wiesbaden.) Zeitschr. f. physik. u. diätet. Therap. Bd. 18, Nr. 2, S. 65—67. 1914. 

Decker, C.: Paralysis agitans und Trauma. (Orthop. Heùanst. ,„Hūjfer-Stijt:. 
Münster i. W.) Zeitschr. f. Versicherungs-Med. Jg. 6, H. 12, S. 353—361. 1913. 


Ein 56jähriger Mann erleidet eine leichte Verletzung der linken Hand. Zweimalige Incision, 
das erste Mal ohne Anästhesie, das zweite Mal in Narkose. Sofort nach der ersten Operation (psv- 
chisches Trauma) soll ein starkes Zittern der linken Hand aufgetreten sein, welches bald auf den 
ganzen Arm und später auch auf die rechte Hand überging. Bewegungen des „Pillendrehens‘“, 


Für den Zusammenhang mit dem erlittenen Unfall spricht: daß sich überhaupt 
ein anerkennbarer (psychischer) Unfall ereignet hat, daß die Krankheit zuerst an dem 
durch den Unfall verletzten Gliede aufgetreten ist, daß der Patient in dem für das 
Auftreten der Krankheit eigentümlichen Alter sich befindet, daß keine Heredität, 
keine hysterischen Stigmata oder keine vor dem Unfall bereits bestehende derartige 
Erkrankung vorlagen. Anschließend wird über vier weitere Fälle traumatischer Para- 
lysis agitans berichtet, die den Akten einer Berufsgenossenschaft entnommen sind. — 
Literatur. Alfred Lindemann (Berlin). 

Woods, Matthew: Seven cases of epilepsy in children traced to single alcoholie 
intoxications on the part of one or both parents otherwise teetotalers. (Sieben Fälle 
von Epilepsie bei Kindern, verursacht durch vereinzelte Alkoholintoxi- 
kation beieinem von beiden sonst abstinenten Eltern.) (17. internat. congr. 
of med., London 1913.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd.61, Nr.26 S.2291-2292. 1913. 

Der Epilepsie verursachende Einfluß alkoholischer Aszendenten aufdie Nach kommen- 
schaft ist schr oft in der Literatur nachgewiesen worden. Etwa 35% der Epileptiker weisen 
diesen ätiologischen Faktor auf. In den mitgeteilten Fällen zeigten die Eltern keine phy- 
sische Degeneration, keine Angabe über Epilepsieerkrankung oder andere Neurosen in ihrer 
Aszendenz, keinen unmäßigen Alkoholgenuß. Die Kinder wurden im trunkenen Zustande 
desVaters gezeugt. Die Spermatozoen dürften unter solchen Umständen alteriert werden, 
und darin dürfte die Ursache der Degeneration der Frucht zu suchen sein. Neurath. 

Volland: Histologische Untersuchungen bei epileptischen Krankheitsbildern. 1. 
(Anst. f. Epilept., Bethel bei Bielefeld.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. 
Bd. 21, H. 3, S. 195—241. 1914. 

Bei der anatomischen Untersuchung der Gehirne von 24 Fällen chronischer ge- 
nuiner Epilepsie fand sich zumeist eine mehr weniger ausgesprochene, in einem gewissen 
Verhältnis zu der Rindenatrophie stehende Randgliose und sehr schwere Degenerations- 
erscheinungen an der Glia im Sinne der Alzheimerschen amöboiden Glia. Ein Teil 
der Fälle weist ein- oder doppelseitige Ammonshornsklerose auf. Die Veränderungen 
an der Glia, die im Vordergrund des histologischen Bildes stehen, deuten auf ein toxi- 
sches Agens hin. Das häufige Vorkommen der Cajal- Retziusschen Horizontalzellen 
ın der äußersten Rindenschicht, gelegentlich kombiniert mit anderen auf Entwicklungs- 
störungen beruhenden Anomalien im CNS und an den übrigen Organen deutet auf eine 
erhöhte Prädisposition des Zentralorgans zur epileptischen Erkrankung hin. A. Jakob. 

Orton, Samuel T.: An analysis of the errors in diagnosis in a series of sixty 
cases of paresis. (Analyse der Fehldiagnosen bei einer Serie von 60 Fällen 
von progressiver Paralyse.) (Worcester State hosp., Massachusetts.) Journal of 
nerv. a. ment. dis. Bd. 40, Nr. 12, S. 779—786. 1913. 

Die klinische Diagnose „progressive Paralyse‘‘ wurde unter 60 Fällen 9 mal durch 


SARME sr 
upt Ard 
T 'kalle-rı 


wi, Ceh 
AL em 


= Der /yı 


` 


AN 


-: Y? 


IS sype. 
ł 22.707097 
| Krame 
ee f, S, Zi 


Au De 


— 495 — 


den autoptischen Befund widerlegt. Zweimal handelte es sich um Demenz auf arterio- 
sklerotischer Basis, einmal um Hirntumor, einmal um Lues cerebri, einmal um Alko- 
holismus, einmal um toxisches Delir, einmal wahrscheinlich um Dementia praecox. 
In zwei Fällen konnte keine Diagnose gestellt werden. Zu bemerken ist, daß es sich 
durchweg um Fälle handelte, die erst kurz vor dem Tode eingeliefert wurden, so daß 
chemische, serologische und cytologische Untersuchungen nicht mehr vorgenommen 
werden konnten. Der umgekehrte Fall, daß Paralyse erst durch die Sektion festgestellt 
wurde (die klinische Diagnose war auf akute Alkoholhalluzinose gestellt worden), er- 
eignete sich unter 116 Fällen nur einmal. Salomon (Wilmersdorf). 
Fischer, Oskar: Corticale Gruben als Folge meningealer Cystenbildung bei chroni- 
schen Meningitiden, insbesondere bei der progressiven Paralyse. (Disch. psychiatr.Univ.- 
Klin., Prag.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, H.5,S.451—460. 1914. 


Bei Paralyse, seniler Demenz und luischer Meningitis kommen corticale cystische Einsen- 
kungen zur Beobachtung, die dadurch entstehen, daß durch die chronische Entzündung und Ver- 
dickung der Meningen einzelne piale Maschenräume verkleben, so daß die dann sezernierte 
Flüssigkeit nicht mehr abfließen kann. Die Cysten entstehen keineswegs durch Atrophie der 
Rinde. Gelegentlich können solche Cysten Herderscheinungen machen. A. Jakob (Hamburg). 


Wagner v. Jauregg: Die Tuberkulin-Quecksilberbehandlung der progressiven 
Paralyse. Therapeut. Monatsh. Jg. 28, H. 1, S. 1—8. 1914. 

Verf. tritt warm für die früher von ihm bereits wiederholt empfohlene Behandlung 
der Paralyse durch fiebererzeugende Mittel ein, und zwar berichtet er jetzt über be- 
sonders günstige Erfolge, die er erzielte, wenn er mit den Tuberkulininjektionen, die 
er zur Erzeugung des Fiebers verwendet, gleichzeitig Quecksilberschmierkuren oder 
-injektionen anwandte. An Stelle des Quecksilbers könnte seiner Ansicht nach auch 
das Salvarsan treten; doch stehen ihm hierüber bisher keine Erfahrungen zu Gebote. 
Die Tuberkulininjektionen begann er mit 0,01 Alttuberkulin, wenn kein Tuberkulose- 
verdacht vorlag, mit einer 10fach schwächeren Dosis, wenn ein solcher Verdacht vor- 
handen war; dann stieg er in 8—15 Injektionen zu einer Dosis von 1,0 auf — natürlich 
mit dauernder Kontrolle der Fieberkurve, die für das allmähliche Ansteigen den Weg 
wies. Seine Erfolge waren sehr befriedigend, es traten weitgehende und langdauernde 
Remissionen ein, und die „4 Reaktionen“ wurden durchweg günstig beeinflußt. Haymann. 


Funktionelle Nervenkrankheiten und Psychosen: 


Kramer, Franz: Die funktionellen Neurosen in der Poliklinik. Charite-Ann. 
Jg. 37, S. 116—133. 1913. | 

Zugrunde gelegt ist der Arbeit das Material der Männerpoliklinik aus der Nerven- 
klinik der Charite, und zwar kommen unter den 1032 Männern, die in der Zeit vom 
1. Oktober 1912 bis zum 1. April 1913 die Poliklinik aufsuchten, für die vorliegende 
Zusammenstellung 352 Fälle in Betracht. 66 Fälle gehörten zum manisch-depressiven 
Irresein, und zwar wurde die Poliklinik in der Regel während der depressiven Phase 
aufgesucht; die Symptome, die den Patienten zun Arzt führten, waren in der Regel 
derart, daß man zunächst an eine Neurasthenie denken mußte, während die depressiven 
Symptome erst auf Befraxen geäußert wurden. Nur 5 der erwähnten 66 Kranken be- 
fanden sich im hypomanischen Stadium; sie suchten wegen ihrer Reizbarkeit, Erregt- 
heit und Schlaflosigkeit die Poliklinik auf. Auch bei ihnen wies vor allem die Anamnese 
der Diagnostik den Weg. In 4 Fällen war der Depressionszustand mit Zwangsvor- 
stellungen verknüpft. Die größte Gruppe bilden die Psychopathen: 152. Da sie mit 
den Cyclothymen der ersten Gruppe vielfach die hypochondrische Färbung der körper- 
lichen Klagen gemeinsam haben, so ist die Unterscheidung nur dadurch möglich, daß 
sie keine so scharf abgegrenzten Episoden zeigen wie jene und auch außerhalb der 
Krankheitsperiode nie voll leistungsfähig sind; auch sind ihre Stimmungsschwankungen 
flüchtiger. Ausgeprägte hysterische Symptomenbilder waren relativ selten: im ganzen 
nur 14 Fälle. 9 der Psychopathen zeigten ausgesprochen epileptoide Züge, davon 3 
poriomanische Episoden. Bei 15 Fällen spielten sexuelle Anomalien die Hauptrolle. 
Neben den Cyclothymen und den Psychopathen bildeten die dritte Hauptgruppe des 


— 496 — 


Materials die funktionellen Erkrankungen auf exogener Basis, darunter 64 Fälle von 
traumatischer Neurose (bei denen wohl allerdings meist auch eine psychopathische 
Veranlagung vorausgesetzt werden muß); 13 Fälle wiesen mit Wahrscheinlichkeit auf 
eine Überanstrengung als ätiologischen Faktor hin, 12 Fälle hatten allgemeine körper- 
liche Leiden als erschöpfende Ursache zur Voraussetzung; in 12 Fällen kam vor allem 
die Arteriosklerose in Betracht. Haymann (Konstanz-Bellevue). 

Knauer, A.: Die im Gefolge des akuten Gelenkrheumatismus auftretenden 
psychischen Störungen. (Kgl. psychiatr. Klin., München.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. 
u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, H. 5, S. 491—559. 1914. 

An der Hand von 14 eingehenden Krankengeschichten berichtet Knauer über die 
im Gefolge des akuten Gelenkrheumatismus auftretenden psychischen Störungen. 
Unter Anlehnung an die Literatur unterscheidet er 4 Formen: 1. Fälle mit ängstlich- 
deliranten Erregungszuständen im Beginn der Psychose und einer daran anschließenden 
zweiten Phase stupurös-melancholischen Verhaltens; 2. Fälle, ın denen Errezxungz. 
psychische Klarheit und stuporöses Verhalten im Verlauf der Erkrankung mehrfach 
miteinander abwechseln; 3. Fälle, die von Anfang bis zu Ende dauernd ein fieber- 
loses Symptomenbild mit dem Charakter der Depression, oft als ausgesprochene Me- 
lancholie mit Stupor, ohne erhebliche motorische Erregung zeigen; 4. Amentiaartige 
Erregungszustände während der ganzen Dauer der Psychose. Die Prognose der post- 
rheumatischen Psychose ist gut (Ausgang in Heilung spätestens nach Ablauf eines 
Jahres; Mortalität nur ca. 5%). Bei einem Falle (20jähriger Mann) kam im Verlaui 
eines akuten Gelenkrheumatismus eine Defektpsychose (Dementia praecox) zum Aus- 
bruch, doch bleibt es fraglich, ob es sich nicht um eine zufällige Auslösung dieser Er- 
krankung gehandelt hat. Bei einem anderen 16jährigen Kranken, der an fieberhaften 
Gelenkschwellungen, Endokarditis, schwerer Chorea, leichter Depression und verein- 
zelten Halluzinationen lıtt, wurden bei der Sektion Gonokokken ım Gehirn und ın den 
Gelenken nachgewiesen. Alfred Lindemann (Berlin). 

Knauer, A.: Toxisch-infektiöse Psychose mit merkwürdiger Ätiologie und 
merkwürdigem Verlauf. (Kgl. psychiatr. Klin., München.) Zeitschr. f. d. ges. 
Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, H. 5, S. 560—572. 1914. 

12jähriges Mädchen; von einer Fliege (die vielleicht vorher Leichengift aufgenommen 
hatte) auf Stirn und Arm gestochen; sofort starke Schwellung; am nächsten Tax 
Spuren geistiger Anomalie mit Schreibstörung. Allmählig deliranter Zustand; daneben 
choreatische Zuckungen und typisch epileptiforme Anfälle; zeitweilig Opisthotonus. 
Körperlicher Verfall; Sondenernährung. Starke motorische Unruhe; Sprachstörungen 
vor allem im Sinne der Logoclonie. Zeitweis ganz das Bild eines erethischen Idioten. 
Besserung im Anschluß an einen typischen Gelenkrheumatismus. Nach der Ent- 
lassung aus der Klinik zu Hause noch weitgehende Besserung; kein Intelligenzdefekt 
mehr; völlige Erinnerungslücke für die Zeit der schwersten Erkrankung. Haymunn. 

Hirt, Eduard: Wandlungen und Gegensätze in der Lehre von den nervösen 
und psyehotischen Zuständen. Würzburger Abh. a. d. Gesamtgeb. d. prakt. Med. 
Bd. 14, H. 3/4, S. 67—125. 1914. 

Reiehmann, Frieda: Über Pupillenstörungen bei Dementia praecox. (Psychiatr. 
u. Nervenklin., Univ. Königsberg.) Aıch. f. Psychiatr. u. Nervenkrankh. Bd. 53, H.1. 
Ss. 302--321. 1914. 

In fast 70°, von 215 untersuchten Fällen von Dementia praecox bestanden bei 
meist intakter Konvergenzreaktion gewisse Störungen der Lichtreaktion, darunter 
achtmal Lichtstarre und 14 mal Fehlen der Tachtreaktion der durch Ovartaldruck 
beeinflußten Pupillen: es wird ein wahrscheinlicher Zusammenhang zwischen den 
vasomotorischen Veränderungen und den Störungen der Irısinnervation gemäß der 
Theorie Westphals angenommen. 4. Jakob (Hambure). 

Fankhauser, Ernst: Uber die somatische Grundlage der Dementia praecox. 
Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte Jg. 44, Nr. 3, S. 65—73. 1914. 


Zentralblatt für die gesamte innere Medizin 
Band IX, Heft 8 und ihre Grenzgebiete S. 497—576 





Allgemeine Biologie und allgemeine Physiologie. 

Leschke, Erich: Die Ergebnisse und die Fehlerquellen der bisherigen Unter- 
suchungen über die körperlichen Begleiterscheinungen seelischer Vorgänge. Arch. 
f. d. ges. Psychol. Bd. 31, H. 1/2, S. 27—37. 1914. 

An der Hand zahlreicher Literaturangaben stellt Leschke fest, daß im Verlauf 
seelischer Vorgänge viele körperliche Begleiterscheinungen mit großer Regelmäßigkeit 
eintreten: so die Abnahme der Pulsfrequenz, des Armvolumens und der Atemtiefe 
gegenüber der Zunahme des Gehirnvolumens bei sinnlicher Aufmerksamkeit auf 
visuelle und akustische Reize, die periphere Gefäßerweiterung und die Steigerung des 
Blutdruckes bei taktilen Reizen, dieZunahme des Gehirnvolumens und der Pulsa- 
tionsgröße im Gehirn bei der geistigen Arbeit, die Abnahme der Pulsfrequenz und 
des Armvolumens beim Schreck, der Pulshöhe und des Armvolumens bei der Span- 
nung, die Zunahme der Pulshöhe bei der Erregung und ihre Abnahme bei der Be- 
ruhigung, die Abnahme der Pulsfrequenz bei der sinnlichen Lust und ihre Zu- 
nahme bei der Unlust gegenüber dem entgegengesetzten Verhalten von Pulshöhe, 
Armvolumen und Atemfrequenz, die Blutverschiebung aus den inneren Organen und 
dem Gesicht nach den Muskeln und dem Gehirn bei Bewegungsintentionen, 
schließlich die Umkehrung der Blutverschiebungen namentlich im Verhalten der emp- 
findlichen äußeren Blutgefäße des Kopfes bei normalen und pathologischen Ermü- 
dungszuständen. Die Gründe für die divergenten Angaben mancher Autoren liegen 
einmal darin, daß eine Anzahl der herangezogenen Versuchspersonen Vasomotoriker 
oder Neurastheniker sind (es ist zu achten auf Dermographie, Habitus asthenicus, Status 
lymphaticus, Störungen im Bereich des autonomen und sympathischen Nervensystems), 
daß andererseits der Versuchsleiter die Versuchsperson nicht durch genügende In- 
struktionen eingestellt und ihr Verhalten im Verlauf des Versuchs festgelegt hat; auch 
müssen die seelischen Vorgänge durch eine möglichst eingehende Selbstbeobachtung der 
Versuchsperson kontrolliert werden. Alfred Lindemann (Berlin). 

Dandy, Walter E., und L. G. Rowntree: Peritoneale und pleurale Resorption 
in ihren Beziehungen zu der Lagerungsbehandlung. (Chirurg. u. pharmakol. Laborat., 
John Hopkins Univ., Baltimore.) Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 87, H. 3, S. 539-567. 1913. 

Zur Feststellung des Weges und der Geschwindigkeit der Resorption bedienten sich 
die Verff. des Phenolsulphonphthaleins. Versuchstiere waren Hunde. Methylen- 
blau wird zu langsam durch die Niere ausgeschieden, die Farbe des Indigcarmins wird 
durch die Farbe der Harnpigmente zu sehr verdeckt. 1. Während nun das Phenolsul- 
phonphthalein schon nach 6—9 Minuten sehr deutlich im Harn nachweisbar war, er- 
schien es in der aus dem Ductus thoracicus ausfließenden Lymphe erst viel später 
und viel schwächer (ca. 38 Min.). Es zeigte sich im Blut bereits nach 4 Minuten, 
beim selben Versuch in der Lymphe nach 22 Minuten nur in Spuren. Damit ist bewiesen, 
daß die Resorption in Bauch und Brusthöhle ganz überwiegend auf dem 
Blutwege geschieht. 2. Feste Bestandteile (Carminkörnchen zugleich mit löslichem 
Carmin injiziert) gehen vor Beginn der Phagocytose (in den ersten 2—3 Stunden) über- 
haupt nur in minimalen Mengen in die Zirkulation über. 3. Die Geschwindigkeit der 
Resorption wurde geprüft in 4 verschiedenen Lagen: a) Becken nach unten, b) Kopf 
nach unten, c) und d) Bauch- und Rückenlage. b), c) und d) sind gleichwertig. Bei Lage 
a) ist die Resorption um 15% der Lage b), c) und d) herabgesetzt. Dies gilt für die 
Brusthöhle wie für die Bauchhöhle. Die Verff. sind außerstande, hierfür eine zu- 
reichende Erklärung zu geben. Jedenfalls aber ist die Anschauung endgültig als er- 
ledigt zu betrachten, daß das Centrum tendineum eine bevorzugte Stellung bei der Re- 
sorption einnehme. Die Stomata Recklinghausens, die in der chirurgischen Lite- 
ratur „verewigt“ zu sein scheinen, haben keine Bedeutung für die Resorption. 
4. Durch Injektion von Kollargollösung und Röntgen wurde festgestellt, daß die Flüssig- 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 32 


— 498 — 


keit der Schwere folgt, im Brustraum vollständig und momentan, im Bauchraum lang- 
sam, unvollständiger und modifiziert durch die Darmbewegungen. 5. Bezüglich der 
Peritonitistherapie ergibt sich aus4., daß die Fowlersche Lage trotz ihres 
unrichtigen theoretischen Ausgangspunktes (Stomata!) durchaus zu be- 
fürworten ist. Burckhardi.® 

Hoehne, 0., und K. Behne: Über die Lebensdauer homologer und heterologer 
Spermatozoen im weiblichen Genitalapparat und in der Bauchhöhle. (Univ.-Frauen- 
klin., Kiel.) Zentralbl. f. Gynaekol. Jg. 38, Nr. 1, S. 5—20. 1914. 

Die Spermatozoen erhalten ihre Beweglichkeit in der Scheide um so länger, je weniger 
sauer das Scheidensekret reagiert. In dem stark sauren Vaginalsekret Schwangerer verlieren 
sie ihre Bewegungsfähigkeit sehr schnell, so daß nach einer Stunde kein lebender Samenfaden 
mehr angetroffen wird. Die meisten artfremden — benutzt wurden menschliche — Sperma- 
tozoen werden im supravaginalen Genitalabschnitt von Kaninchen und Meerschweinchen in 
kurzer Zeit vernichtet; einzelne Exemplare können sich bis zu 4 Tagen lebend erhalten. Auch 
von den arteigenen Samenfäden erwies sich schon nach 2 Tagen die Mehrzahl als tot, und nach 
6 Tagen wurden gar keine mehr gefunden. Verff. ziehen daher die Schlußfolgerung, daß die 
Spermatozoen jenseits des dritten Tages überhaupt nur noch in Ausnahmefällen mit unge- 
schwächter Lebensenergie im Uterus angetroffen werden. Die Annahme eines mehrtägigen 
Verweilens befruchtungsfähiger Spermatozoen in der gesunden Tube des geschlechtsreifen 
Weibes entbehrt nach ihrer Ansicht jeder gesicherten Grundlage; die Spermatozoen bleiben 
höchstwahrscheinlich nur kurze Zeit, jedenfalls wohl nicht über ca. 3 Tage hinaus, in der Tube 
funktionsfähig. Die Spermatozoen, welche in das Bauchfellgebiet vorgedrungen sind, erliegen 
vor allem der Phagocytose und gehen innerhalb von 4—20 Stunden zugrunde. Ganz allgemein 
ist die Lebensdauer der Samenfäden von der Reaktionsfähigkeit der die betreffenden Hohl- 
räume begrenzenden Wandgewebe abhängig. Je genitalgesunder die Frau, je reaktionsfähiger 
die Genitalschleimhäute, um so schneller werden die Spermatozoen vernichtet. Holste (Stettin).® 

@ Körner, Moriz: Die Transfusion im Gebiete der Capillaren und deren Be- 
deutung für die organischen Funktionen im gesunden und kranken Organismus. 
Eine experimentelle Studie aus dem Gebiete der Pathologie aus den Jahren 1873 
und 1874. Anläßlich des fünfzigjährigen Bestandes der medizinischen Fakultät in 
Graz neu herausgegeben und mit kritischen und ergänzenden Erläuterungen ver- 
sehen von Rudolf Klemensiewiez. Mit einer Lebensskizze und einem Bildnis des 
Klinikers M. Körner. Leipzig: S. Hirzel 1913. XVI, 329 S. M. 6.25. 

Das vorliegende ziemlich umfangreiche Buch ist nach dem Vorwort des Herausgebers 
eine Zusammenstellung der in seinen letzten Lebensjahren von dem Grazer Kliniker 
Körner über den im Titel benannten Gegenstand herausgegebenen Aufsätze. K. hat 
darin, in vielen Punkten seiner Zeit vorauseilend, versucht, exakte physikalische 
Grundlagen für den Säftestrom innerhalb der Gewebe und Wechselbeziehungen zur 
Blutströmung in den Capillaren zu schaffen. Die von ihm hierzu angestellten Experi- 
mente an selbstkonstruierten Apparaten und physikalischen Berechnungen bilden 
den 1. Teil der Abhandlungen, während ım 2. Teil der Versuch gemacht wird, die so 
gewonnenen Resultate auf verschiedene Vorgänge der Physiologie und insbesondere 
der Pathologie zu übertragen. K. ist auf diesem Wege dazu gekommen, eine besondere 
Theorie des Fiebers und der Entzündung, für die zum Teil durch die Cohnheimschen 
Untersuchungen neue Richtlinien angegeben waren, aufzustellen und versucht, auch den 
Sekretionsvorgang der Drüsen mit den von ihm gefundenen Gesetzen in Einklang zu 
bringen. Es ist selbst.verständlich, daß vieles, was in dem Buche steht, dem Stande unserer 
heutigen Forschungen nicht mehr entspricht. Durch die ausführlichen Anmerkungen 
des Herausgebers ist aber dafür gesorgt, daß das Bleibende und Wertvolle der Körner- 
schen Untersuchungen und Gedanken überall besonders hervorgehoben wird, ohne daß 
das Gesamtbild der eigenen Leistungen K.s dadurch verwischt wird. Oskar Meyer. 

Gildemeister, Martin: Über die sogenannte Härte tierischer Gewebe und ihre 
Messung. (Physiol. Instit., Straßburgi.E.) Zeitschr. f. Biol. Bd.63, Nr.5, S. 183—200. 1914. 

Springer, R.: Untersuchungen über die Resistenz (die sogenannte Härte) mensch- 
licher Muskeln. ( Physiol.Inst., Straßburgi.E.) Zeitschr.£.Biol. Bd.63,H.5, 3. 201-222.1914. 

Gildemeister, Martin: Über die Elastizität von Leimgallerten. (Physiol. Instit., 
Straßburg $. E.) Zeitschr. f. Biol. Bd. 63, Nr. 5, S. 175—182. 1914. 


— 499 — 


Allgemeine Pathologie. 

Niemann, Albert: Ein unbekanntes Krankheitsbild. (Univ.-Kinderklin., Berlin.) 
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 79, Nr. 1, S. 1—10. 1914. 

17 Monate altes Mädchen, seit dem 2. Lebensmonat krank, damals schon Milz- 
schwellung, nie recht gediehen, kolossales Abdomen, Leber und Milz riesig vergrößert. 
Bauchvenen stark erweitert, geringer Ascitis, Ödeme der Füße und Augenlider. Stühle 
nicht acholisch, kein Ikterus, Blutbefund in jeder Hinsicht normal. Wassermann 
stark positiv, was nach Verf. Ansicht eine Lues keineswegs beweist. Antiluetische Be- 
handlung ohne jeden Erfolg. Unregelmäßiges Fieber. Durchfälle. Exitus. Bei der Sek- 
tıon fand sich kein Anhaltspunkt für Lues. Die Milz war sehr groß, nicht allzu hart. 
Auf der Schnittfläche traten gelblichweiße, etwa linsengroße Herde hervor, die oft 
konfluiert waren und zwischen sich nur ganz schmale Streifen der gewöhnlichen Milz- 
substanz hatten bestehen lassen. Die Leber sah aus wie eine hochgradige Fettleber: 
die abdominalen Lymphdrüsen waren mäßig geschwellt, eigentümlich gelb, fettähnlich 
gefärbt, weich, Nebennieren sehr groß mit auffallend gelber Rinde. Histologisch fanden 
sich Leber, Milz und abdominale Lymphdrüsen ganz durchsetzt von großen charakte- 
ristischen Zellen (unregelmäßig geformt und aneinander gelagert, oft durch Zwischen- 
räume getrennt, kleiner runder Kern, Protoplasma hell, nımmt bei Färbung nach 
Pappenheim den sauren roten Farbstoff an, wodurch sich die Zellen scharf von 
den leukocytären basophilen Milzzellen unterscheiden). Die Annahme eines gesch wulst- 
artıgen Prozesses lehnt Verf. ab. Der Prozeß entwickelt sich nicht von einer Stelle aus, 
sondern ist in Milz und Leber gleich weit vorgeschritten; keine Mitosen, kein infiltra- 
tives Wachstum. Die Zellen sind wahrscheinlich autochthon durch Umwandlung 
entstanden (Reticulumzellen ?). Sie enthalten kein Fett, aber wahrscheinlich Lipoide. — 
Die Beobachtung gehört in die gleiche Gruppe wie die Splenomegalie Gaucher, 
wenn auch das klinische Bild ein anderes ist. (Übrigens sind Fälle von Gauchers 
Erkrankung entgegen der Annahme des Verf. auch schon im frühen Kindesalter be- 
schrieben. Ref.) Vielleicht ist die geschilderte Erkrankung häufiger als man meint 
und geht nur meist unter der Etikette der kongenitalen Lues. Verf. schlägt dafür den 
Namen „großzellige Drüsenmetamorphose“ vor. Ibrahim (München). 

Gusinde, A.: Ein Fall von Situs viscerum inversus mit besonderer Berück- 
siehtigung der Röntgendiagnostik. (Städt. Krankenh., Danzig.) Dissertation: Greifs- 
wald 1913. 35 S. (H. Adler.) 

Der Fall betrifft einen 1l8jährigen Mann. Diagnose: Situs viscerum inversus 
totalis. Anomalia dentium: Unterzahl, Transpositio, abnormes Größenwachstum der 
Schneidezähne. Die klinische Diagnose der totalen seitlichen Umlagerungen der Brust- 
und Baucheingeweide fand ihre Bestätigung durch die Röntgenaufnahme, deren 
wichtigste Details beschrieben und abgebildet werden. Fritz Loeb (München). 

Richter, C. M.: Colds and their relation to the physics of the atmosphere. 
(Die Erkältungen und ihre Beziehungen zu den physikalischen Verhält- 
nissen der Atmosphäre.) Med. rec. Bd. 84, Nr. 23, S. 1014—1018. 1913. 

An der Hand einer Wetterkarte von San Franzisko bespricht Richter den Einfluß 
der Witterungsverhältnisse (Wind, Luftfeuchtigkeit, Temperaturdruck usw.) auf die 
akuten nicht infektiösen Erkrankungen der Schleimhäute der oberen Luftwege, als 
deren Hauptvertreter er die akute Coryza bezeichnet. Die Ursache für deren Ent- 
stehung liegt vor allem in einer exzessiven Feuchtigkeit der einzuatmenden Luft; 
erst sekundär kommt eine bakterielle Infektion zustande. Alfred Lindemann (Berlin). 

Dietlein, Max: Ein Fall von halbseitigem Riesenwuchs. (Distriktsspit., Kempten.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 3, S. 130—132. 1914. 

Mäßige, krankhafte Vergrößerung der linken Körperhälfte, vorwiegend Hyperplasie 
des Binde- und Fettgewebes. Außerdem linkseitige Phlebektasie am Bein, über der 
Brust und im Augenhintergrund. Diese Beobachtung läßt vermuten, daß die Vergröße- 


rung der einen Körperhälfte als eine Art Elephantiasis aufzufassen ist, die durch eine 
39* 


— I) 0 — 


Schädiznnz der embrvonalen Vererarlage zu-tar.de gekommen ist. (Das einseitia> 
abnorme Krochenwach<stum wird dadurch aber nicht erklärt.) Im Röntzenbild konnt» 
an der Hypophyvsensegerd nichts Abnormes festgestellt werden. Thielen (Berlin). 

Lier, Wilhelm, und Otto Porges: Dermatosen und Anaeidität. (1//g. Krankenh.. 
u. I. medl. Klin., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 26, Nr. 48, S. 1974—1976. 1913. 

Um den Zusammenhang zwischen Dermatosen und Stoffwechsel zu studieren. 
haben die Autoren die Beziehung zwischen ihnen und Magenaffektionen, speziell der 
Anacidität, untersucht. 4 Fälle, in denen neben massenhaftem Auftreten von Urti- 
caria, neben Pruritus, neben lichenartiger Veränderung des Gesichtes (Neurodermitis 
chronica faciei), im vierten Falle neben juckendem Ekzem mit Furunculose eine völlige 
Anacidität besteht, die nach ihrer Beseitigung durch Einnehmen von verdünnter Salz- 
säure auch alle Hautsymptome zum Verschwinden bringt, die bisher vergeblich mit 
allen Mitteln der Dermatologie behandelt worden waren. Happich (St. Blasien). 

Quagliariello, G.: Effetti dell’ iniezione endovenosa di succo muscolare. Ricerche. 
(Die Wirkungen intravenöser Injektionen von Muskelsaft.) (Laborat. di 
fisiol., univ., Napoli.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 6, S. 565—581. 1913. 

Die Injektionen wurden bei Hunden ausgeführt. Eingespritzt wurden Muskel- 
säfte vom Hunde, Rind und Pferd. Die Folgen dieser Injektionen (1—34 cem Saft 
pro Kilo Tier) sind 1. ein Sinken des Blutdruckes, 2. vermehrte Diurese, leichte Hänıa- 
turie, Albuminurie, aber ohne schwere Nierenstörungen, 3. Durchfall, 4. am Tage der 
Injektion N-Retention, an den folgenden Tagen vermehrte N-Ausscheidung. Die Ver- 
arbeitung des intravenös injizierten Muskelsaftes im Organismus geschieht langsamer 
als diejenige des per os dargereichten Saftes. Gigon (Basel). 

Broca, A., H. Salin et Raoul Monod: Un cas de fistule latérale congénitale 
du cou à structure amygdaloide. (Fall von angeborener seitlicher Hals- 
fistel mit der Struktur einer Rachenmandel.) Arch. de med. exp. et d’anat. 
pathol. Bd. 26, Nr. 1, S. 12—17. 1914. 

Orth, J.: Uber eine Geschwulst des Nebennierenmarks nebst Bemerkungen 
über die Nomenklatur der Geschwülste. Sitzungsber. d. kgl. preuß. Akad. d. Wiss. 


Jg. 1914, Nr. 1, S. 34—46. 1914. 

47 jähriger Mann. Klinisch: chronische Nephritis mit Herzhypertrophie; hoher Blut- 
druck; anamnestisch vorübergehend Glykosurie. Bei der Sektion: adrenalinhaltige Ge- 
schwulst des Nebennierenmarkes (Größe 7 : 4,5 cm) der rechten Nebenniere. Mikroskopisch 
bestand der Tumor aus kleinen Zellen mit einfachem rundem Kern, die als Vorstufen der 
phäochromen Zellen angesprochen werden, und aus großen unregelmäßigen Zellen, entspre- 
chend den normalen Zellen des Markes. Außerdem geringfügige oberflächliche Schrump- 
fungserscheinungen an den Nieren, Herzhypertrophie. 

In den nachfolgenden Betrachtungen über die Bezeichnungen der Geschwülste 
wird für derartige Tumoren, wie im vorliegenden Fall die Bezeichnung Adrenalome 


(Adrenulocytome) oder Phäochromatome vorgeschlagen. Salle (Berlin). 


Clark, H. C., und Alfred G. Farmer: A case of congenital cyst of the thyroid 
gland, in a child aged 1 year, producing death by asphyxiation. (Ein Fall von 
kongenitaler Schilddrüsencyste bei einem ljährigen Kinde, als Ursache 
des Todes an Asph y xie.) Americ. journal of dis. of childr. Bd. 6, Nr. 6, S. 408-411. 1913. 

Das einjahrige Kind soll schon mit einem dicken Hals geboren worden sein. 24 Stunden 
vor dem Tode setzten Dypnöe und suffokatorische Erscheinungen ein. Die zwischen Kinn 
und Sternum sitzende, von normaler Haut bedeckte Geschwulst wurde punktiert und eine klare. 
geruchlose Flüssigkeit entleert. Bei der Obduktion fand sich eine kongenitale Cyste der Thyreoi- 
den, wahrscheinlich ein fötales Adenom der Drüse mit hämorrhagischen und cystischen Veran: 
derungen. Außerdem bestanden Erscheinungen von Lymphatismus, Neurath (Wien).K 

Outerbridge, Geo W.: Thyroid-tissue tumors of the ovary. (ber Schild- 
drüsengewebe enthaltende Ovarıialtumoren [Struma ovarıi]l.) Americ. 
Journal of obstetr. a. dis. of wom. a. childr. Bd. 68, Nr. 6, S. 1032—1052. 1913. 

Mitteilung und genaue histologische Beschreibung zweier Ovarialtumoren, von 
denen der eine, ein typisches Teratom, nur an einigen Partien, der andere in ganzer 


— 501 — 


Ausdehnung sich aus Schilddrüsengewebe aufbaute. Ein prinzipieller Unterschied 
zwischen diesen beiden Geschwulstarten besteht nicht; beide sind Teratome. Die 
Mehrzahl ist gutartig, eventuelle Malignität dokumentiert sich durch Abweichungen 
der Zellstruktur oder destruierendes Wachstum. Eine eigene Funktion besitzt das 
Schilddrüsengewebe solcher Tumoren nicht. Jonas (Greifswald).® 

Simon, Hermann: Sarkomentwicklung nach Quarzlampenbehandlung. (Aler- 
heiligen-Hosp., Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 5l, Nr. 3, S. 108—109. 1914. 

Bei einer damals 31jähr. Frau wurde 1905 ein vor 9 Jahren entstandenes, seither 
stationäres kleines Geschwülstchen, allem Anschein nach ein Atherom, in der linken 
Schlüsselbeingegend aus kosmetischen Gründen entfernt. Der durch eine Entzündung 
komplizierte Heilverlauf führte zu einer keloidartigen Narbe, die sich in der Folgezeit 
nicht wesentlich veränderte. 1912 wurde die Narbe im Verlauf eines Vierteljahrs drei- 
mal mit Quarzlampenlicht bestrahlt, und zwar zu 20, 35 und 40 Minuten; daraufhin 
Besserung des Aussehens der Narbe. Ein Jahr nach der letzten Bestrahlung etablierte 
sich jedoch in der Narbe eine rasch wachsende Geschwulst, die nach der Exstirpation, 
die im Gesunden vorgenommen werden konnte, als ein sehr zellreiches Spindelzellen- 
sarkom identifiziert wurde. Verf. kommt nach Diskussion verschiedener Einwendungen, 
die gegen seine Deutung erhoben werden könnten, zu dem Schluß, daß sehr wahrschein- 
lich die Quarzlampenbelichtung den Anstoß zur Geschwulstentwicklung gegeben habe. 

Meidner (Charlottenburg). 

Gilford, Hastings: On the nature of old age and of cancer. (Alter und 
Krebs.) British med. journal Nr. 2765, S. 1617—1620. 1913. 

Betrachtungen über den Zusammenhang von Alter und Krebs. C. Lewin. 

Citron, Heinrich: Über experimentell erzeugtes Magensarkom bei der Ratte. 
(Kais. Gesundheitsamt, Berlin- Dahlem.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. In- 
fektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 4/5, S. 328—334. 1913. 

Verf. gelang es, mittels eigener Technik, bei 40% der Tiere ein Sarkom der Ratte 
in den Magen zu transplantieren. Die meisten Tumoren entwickeln sich in der dritten 
Woche. Der Eingriff selbst ist für die Tiere relativ leicht zu ertragen. Die Tiere werden 
dann aber kachektisch, und zwar mehr als bei den subcutanen oder interperitonealen 
Impfungen. Im Magen schwindet in den meisten Fällen die freie Salzsäure. Metastasen 
in der Leber fehlten im Gegensatz zu den entsprechenden Befunden bei experimentell 
erzeugten Magencarcinomen der Maus. C. Lewin (Berlin). 

Koenigsteld, Harry: Beobachtungen und Studien über die Metastasenbildung 
beim Mäusekrebs. (Hyg. Inst., Univ. Breslau.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. 
u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, Orig. H. 4/5, 5. 335—344. 1913. 

Ausgehend von der Annahme, daß die Metastasen bei den Mäusecarcinomen sich 
aus besonders bösartigen verschleppten Zellen entwickeln, suchte Verf. durch elektive 
Impfung von Metastasen einen Tumor zu gewinnen, der besonders bösartig ist und 
daher auch in einem hohen Prozentsatz Metastasen macht. In der Tat zeigte sich bei 
dieser Impfung eine erhebliche Zunahme der Metastasenbildung gegenüber dem Primär- 
tumor. Wurde der Primärtumor und der metastatische Tumor weiter geimpft, so 
zeigte sich bei den mit Metastasen geimpften Tieren das Auftreten von Metastasen in 
87,5%, dagegen bei den mit dem Primärtumor geimpften Mäusen nur in 33,3%. Es 
gelingt also, durch Verimpfung von Metastasen einen Tumor zu gewinnen, der fast stets 
nur Metastasen hervorruft. Diese Versuche sprechen gegen die athreptische Immunität 
Ehrlichs, da gerade die bösartigsten Tumoren Metastasen machen, während nach 
Ehrlich das Gegenteil der Fall sein soll. C. Lewin (Berlin). 

Roncali, Demetrio B.: L’azione dei blastomiceti patogeni nell etiologia del 
careinoma. (Die Rolle der Blastomyceten bei der Ätiologie des Carcinoms,) 
(Istit. di patol. spec. chirurg. dimostr. e clin. chirurg. propedeut., univ., Padova.) (1. congr. 
internaz. di patol. gen., Parigi, ottobre 1912.) Tumori Jg. 3, Nr. 1, S. 1—60. 1913. 

Verf. ist durch Versuche an Hunden und Meerschweinchen, denen er Emulsion aus 


— 502 — 


Krebsgewebe einspritzte, zu der Überzeugung gekommen, daß das Carcinom 
durch Parasiten erzeugt wird. Durch subcutane Einspritzungen einer aus Ge- 
webszellen eines Tieres gewonnenen Emulsion konnte er Hunde und Meerschweinchen 
gegen eine nachfolgende Carcinomimplantation immun machen. Es sind daher nach 
seiner Ansicht in den normalen Gewebssäften mancher Tiere Antitoxine gegen Carcinom 
vorhanden. Wenn von einem Tiere entnommene Carcinomzellen einer länger dauernden 
Temperatur von 37°C ausgesetzt wurden, so riefen sie nach Transplantation auf ein 
anderes Tier keine carcinomartige Geschwulst hervor. Alle diese Erscheinungen weisen 
auf die parasitäre Natur des Carcinoms hin, nach Roncalis Ansicht handelt es sich 
um mehrere verschiedenartige Parasiten. Er selbst fand in Carcinomen häufig 
einen Blastomyceten, den er wegen seiner Neigung zur Degeneration 
Blastomycetes vitrosimilis degenerans nennt. Auch von verschiedenen an- 
deren Autoren — Busse, Mafluci, Leopold, Plimmer u. a. — sind Blastomyceten 
als Ursache des Carcınoms angesprochen worden. Die gegen seine Ansicht über die 
parasitäre Natur des Krebses erhobenen Vorwürfe sucht er in der Arbeit zu entkräften. 
Diese Vorwürfe und Einwände sind folgende: Inkonstanz der Blastomyceten bei Car- 
cıinom, Vorkommen derselben nur bei ulcerierenden Carcinomen, Verwechslungen der- 
selben mit Degenerationsprodukten der Zellen, Vorkommen der Blastomyceten auch bei 
anderen Prozessen usw. Verf. bleibt bei seiner Ansicht, daß das Carcinom eine 
pluriparasitäre Krankheitist und daß unter den bisher noch unbekannten 
Parasiten der Blastomyces eine wichtige Rolle spielt. Zur Wirkung der 
Blastomyceten gehört jedoch eine pathologische Prädisposition der Gewebszellen, damit 
die Toxine der Parasiten das Carcinom hervorbringen können. Diese Prädisposition 
der Gewebszellen wird durch reizende Faktoren traumatischer oder chemischer Natur 
erzeugt, die Zellen werden durch die Toxine anaplastisch und wuchern. Der Prozeß 
kann dann weiterschreiten, auch wenn die Parasiten abgestorben sein sollten. Die Zel- 
len geraten durch die Toxine in einen Zustand, wie er bei allen Entzündungen der Ge- 
webe beobachtet wird, nach Ansicht des Verf. ist die carcinomatöse Infektion daher der 
entzündlichen in gewisser Weise vergleichbar. Herhold (Hannover).“® 


Allgemeine Diagnostik und Symptomatologie. 


@ Cabot, Richard C.: Differentialdiagnose an Hand von 385 genau besprochenen 
Krankbheitsfällen lehrbuchmäßig dargestellt. Deutsche Bearbeitung nach der zweiten 
Auflage des Originals von H. Ziesche. Berlin: Springer 1914. XV, 6278. M. 20.—. 

Das Werk soll „ein Versuch sein, die Medizin von dem Standpunkt des ‚führen- 
den Symptoms‘ zu betreiben“ und ist für ältere Studenten, Medizinalpraktikanten 
und Ärzte bestimmt. Es ist in eigenartiger Weise nach folgendem Plan aufgebaut: 
Zusammenstellung der Ursachen der häufigsten Symptome, wie Ursachen der Rücken- 
schmerzen, des Erbrechens, der Hämaturie; Registrierung dieser Ursachen nach ihrer 
Häufigkeit; Krankengeschichten mit angeschlossenen eingehenden differen- 
tialdıagnostischen Betrachtungen. Da der letzte Teil — 385 mehr oder weniger 
eingehende Krankengeschichten — den Hauptinhalt des Buches bildet, ist eine refe- 
rierende Wiedergabe unmöglich. Nur um anzudeuten, in welcher Weise Verf. an die 
Aufgabe, ein differentialdiagnostisches Lehrbuch zu schreiben, herangegangen ist, sei 
erwähnt, daß die Krankengeschichten in die 21 Kapitel des Werkes nach dem je- 
weiligen Hauptsymptom, wie Kopfschmerz, allgemeine Schmerzen im Leibe, 
Schmerzen ım rechten Hs pochondnium: Schmerzen ın den Armen, Fieber, Husten. 
Erbrechen u. a. eingeordnet sind. Daraus ergibt sich, daß in dem jeweiligen Kapitel 
Fälle aus den verschiedensten Gebieten der Pathologie eingereiht werden müßten und 
hier auch ihre differentialdiagnostische Erörterung finden, so z. B. im Kapitel Schüttel- 
frost: Leber und Lungenabsceß, Hysterie (mit Arteriosklerose), Influenza, chronische 
Glomerulonephritis, Otitis, Phthise, Pleuritis, Pneumonie, viscerale Syphilis, Typhus. 
Ischiorectalabseeß, Gallensteine, tiefsitzender Absceß in der Achselgegend. Gegen- 


— 503 — 


über der üblichen lehrbuchmäßigen systematischen Darstellung ist somit das Un- 
systematische das Hauptsymptom des Werkes und einer seiner Vorzüge. Salle. 


e Sommer, Ernst: Röntgentaschenbuch (Röntgenkalender) Bd. 5. Leipzig: 
Otto Nemnich 1913. VII, 378 S. M. 5.—. 

Die Inhaltsanordnung des Buches entspricht im großen und ganzen der der früher 
erschienenen Bände. Von den einzelnen Abschnitten seien hervorgehoben der technisch- 
diagnostische Teil, der therapeutische Teil und die Übersicht über die Leistungen und 
Fortschritte der röntgenologischen Technik im Jahre 1911/12. Da es nicht möglich ist, 
hier alle Arbeiten zu berücksichtigen, so sei es gestattet, nur auf einige kurz hinzu- 
weisen. Von Bergmann schreibt über die Röntgendiagnostik des Ulcus duodeni und 
erläutert an Bildern die radiologischen Erscheinungen des hyperperistaltischen und des 
maximalsekretorischen Ulcus. Bruegel weist an Hand von kinematographischen 
Aufnahmen und Krankengeschichten auf den diagnostischen Wert einer breiten, 
konstanten, horizontalen Abschlußlinie des Antrums hin. In ausführlicher Weise be- 
handelt Cieszynski die Differentialdiagnose zwischen Trigeminusneuralgien und 
neuralgischen Schmerzen dentalen Ursprungs. Die Differentialdiagnose wird durch die 
Röntgenuntersuchung der Zähne wesentlich gefördert. Grässner beschreibt die- 
jenigen Methoden zur Lagebestimmung von Fremdkörpern, die sich ihm an einem 
großen Material als praktisch erwiesen haben. Grasheys Erfahrungen, daß es auch 
bei der heute allgemein geübten Technik der Schädelaufnahmen trotz relativ geringer 
Expositionszeit zu Verbrennungen mit Haarausfall und dauernden Hautveränderungen 
kommen kann, wird jeden Röntgenologen interessieren, insbesondere da seine Umfrage 
ergeben hat, daß diese Schädigungen offenbar recht häufig eintreten. Grasheys Vor- 
schlag, die ganz weichen Strahlen, die für die Bilderzeugung wertlos sind, durch doppel- 
gefaltetes Waschleder oder durch 1-mm-Aluminiumfilter (Kästle) wegzufiltrieren, ist 
zu beherzigen. Grödel tritt für die orthodiagraphische Herzgrößenbestimmung als 
die zuverlässigste ein und betont, daß dieselbe bei aufrechter Stellung des zu Unter- 
suchenden für den Untersucher gefahrlos ist, da die Röhre gut abblendbar ist und der 
Körper des Kranken als Filter dient. Holzknecht macht aufmerksam, daß bei 
rasch bewegter Röhre (Exkursion am besten 10 cm) und bei einer Blendenöffnung, die 
die Form eines aufrechtstehenden, schmalen und hohen Rechtecks hat, sowohl der 
Hilusschatten als auch die Lungenzeichnung viel deutlicher hervortreten. Diese 
Technik bewährte sich Holzknecht auch bei dem Erkennen kleinster tuberkulöser 
Herde. Über Verstärkungsschirme schreiben Köhler, Sommer und Stein. Auch 
der therapeutische Teil enthält recht interessante Aufsätze, so: Röntgenbehandlung 
von Struma und Basedow von Nagelschmidt, Zur Kenntnis der Schädigungen durch 
Röntgenstrahlen und zur Therapie der Röntgenverbrennungen ‚Röntgenulcera‘“ der 
Radiologen von Schürmayer, Beitrag zur Behandlung der Aktinomykose und die 
Röntgentherapie in der Gynäkologie von Wetterer. In dem Teile ‚Leistungen und Fort- 
schritte der röntgenologischen Technik“ publizieren eine Anzahl von angesehenen, ein- 
schlägigen Firmen neue Apparate, Röhren usw.resp. wesentliche Verbesserungen. Mürter. 


Thies, A.: Über die Differentialdiagnose abdomineller Erkrankungen auf Grund 
von Symptomen des vegetativen Nervensystems, insbesondere mit Rücksicht auf 
die Erkrankungen der Gallenwege. (Chirurg. Univ.- Klin., Gießen.) Mitt. a. d. 
Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 3. S. 389—417. 1914. 

Zur Differentialdiagnose lokaler abdomineller Erkrankungen zieht Thies alle 
die Symptome heran, die auf einen gesteigerten Tonus im Sympathicus oder Vagus 
hinweisen. So hat er gefunden, daß bei Erkrankung der Gallengänge sehr häufig Obsti- 
pation, Klagen über kalte Füße und Hände, Erbrechen, Herzklopfen, Hautjucken, Urin- 
drang auftreten. Bei Rectumtumoren wurde nicht selten eine auffallende Weite der 
Lidspalten neben einer Pupillendifferenz beobachtet. Zeitweise starke Sekretion der Spei- 
cheldrüsen trat bei dem Ulcus ventriculi und duodeni auf. Im Beginn der Appendicitis 


— 504 — 


sah Th. sehr häufig. Durchfälle nervösen Ursprungs. Die richtige Deutung aller dieser 
Symptome ist sehr wichtig, um sie zweckmäßig bekämpfen zu können. Dunzelt. 

Kreuzfuchs, Siegmund: Organneurosen im Röntgenbilde. (7. Jahresvers. d. 
Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. 
Bd. 50, H. 1/4, S. 207—214. 1913. 

Kreuzfuchs bespricht einige Ursachen von nervösen Krankheitserscheinungen 
des Thorax und Abdomens, deren Ursache sich selbst durch eine gewissenhafte klinische 
Untersuchung nicht, dahingegen durch eine Röntgenuntersuchung mehr minder leicht 
aufdecken lassen. Atemnot, Herzklopfen, Schluckbeschwerden, hartnäckige Occipital- 
neuralgien können durch eine intrathorazische Struma bedingt sein, die im Röntgen- 
bild einen becherförmigen, dem Aortenbogen aufsitzenden Schatten mit mehr oder 
weniger ausgesprochener Kompression oder Dislokation der Trachea veranlaßt. Nach 
seiner Erfahrung handelt es sich in diesen Fällen recht häufig um eine isolierte Tief- 
lagerung des Isthmus der Thyreoidea. Eine zweite der klinischen Diagnose sich leicht 
entziehende Erkrankung stellen Schwellungen der tracheobronchialen Drüsen und zwar 
sowohl der Glandulae des Angulus tracheobronchialis dext. et sin. als auch der Glan- 
‚dulae bifurcationis dar. Ihr radiologischer Nachweis ist leider, da sie in den Herz- 
schatten fallen, nur bei gleichzeitiger Verkalkung möglich. Zu den Erkrankungen der 
Lungen, die häufiger übersehen werden, gehören der partielle Pneumothorax, die Pleu- 
ritis interlobaris, die Pleuritis mediastinalis sowie insbesondere Lungenmetastasen. 
Bei Klagen über Oppressionsgefühl, mäßige Atemnot, Herzklopfen untersuche man auf 
Aortenlues, die im Röntgenbild sich in charakteristischer Weise zu erkennen gibt. 
Zum Schluß weist Kr. auf die Bedeutung der radiologischen Untersuchung zum Er- 
kennen organischer Läsionen des Magens und des Duodenums hin. Hürter (Marburg). 

Rach, Egon: Über die radiologische Diagnose endothorakaler Senkungs- 
abscesse bei Kindern. (Univ.- Kinderklin., Wien.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. 
Bd. 9, H. 3/5, S. 401—414. 1913. 

In 13 Fällen, bei denen klinisch die Diagnose einer Spondylitis tuberculosa der 
unteren Hals- oder der Brustwirbelsäule feststand, gelang der radiologische Nachweis 
endothorakaler Senkungsabscesse. Es handelt sich dabei um mediane, längs der Wirbel- 
säule verlaufende Schatten, die diese nach beiden Seiten überragen und lateralwärts 
sich in Form flach nach außen gekrümmter Bogenlinien begrenzen. Verf. unterscheidet 
2 Typen von Schatten: 1. solche, deren Anschwellung in das Niveau des oberen Mittel- 
schattens fällt und die nach rechts stärker als nach links sich ausdehnen und 2. solche, 
die eine kolbenförmige Ausbuchtung im Bereich des Herzschattens zeigen und dann 
völlig oder annähernd symmetrisch sind. Die topische Diagnostik der endothorakalen 
Senkungsabscesse ist prognostisch wegen eines ev. therapeutischen Eingriffes von 
Wichtigkeit. Götzky (Frankfurt a. M.).® 

Cantlie, James: The use of the tuning-fork in diagnosing the outlines of solid 
and hollow viscera of the chest and abdomen and of certain pathological con- 
ditions. (Die Verwendung der Stimmgabel zur Erkennung der Grenzen 
der Brust- und Baucheingeweide und gewisser pathologischer Erschei- 
nungen.) Trop. med. a. hyg. Bd. 17, Nr. 2, S. 17—20. 1914. 

Symons, Claude Trevine: A note on a modification of Teichmann’s test for blood. 
(Mitteilung über eine Modifikation der Teichmannschen Blutprobe.) (Go- 
vernment Analysts laborat., Colombo, Ceylon.) Biochem. journal Bd.7, Nr.6, S.596-598.1918. 

Verf. prüfte eine Reihe von Methoden zum Nachweis von Blutspuren besonders 
auf ihre Brauchbarkeit in den Tropen. Er fand, daß die Benzidinprüfung auf Blut- 
flecken nur als Vorprüfung gelten kann, da dieselbe nicht charakteristisch ist. Auch 
der spektroskopische Nachweis und das Auffinden der Blutkörperchen lassen häufig 
im Stiche, ebenso wie die Teichmannsche Probe in der gewöhnlichen Ausführung. 
Bessere Resultate erhielt Verf., wenn er an Stelle von Chlornatrium und Essigsäure 
eine Mischung von Natriumjodid und Milchsäure benutzte. Brahm (Berlin). 


— 505° — 


Pasetti, M.: La reazione di Salomon e Saxl nella diagnosi dei tumori maligni. 
(DieSalomon-SaxlscheReaktionals Diagnosticumfür maligneTumoren.) 
(Istit. di patol. spec. chirurg., univ., Pavia.) Tumori Jg. 3, Nr. 2, S. 181—201. 1913. 

Verf. gibt zunächst eine kurze Übersicht über die verschiedenen im Harn bestimmbaren 
Stoffwechseländerungen, die bisher für die Diagnose maligner Tumoren verwertet wurden und 
schildert dann die von Salomon -Saxl 1910 angegebene Schwefelreaktion, die er selbst 
in 200 Fällen (46 maligne Geschwülste, 35 chirurgische Tuberkulosen, 27 Luetiker, 92 Affek- 
tionen verschiedener Art) nachprüfte. Die Reaktion wurde als negativ betrachtet, wenn das 
Präcipitat nicht 3 mm hoch war, als zweifelhaft bei einer Höhe von 5 mm, als positiv bei größerer 
Höhe. Die Reaktion war in 56,1%, der malignen Tumoren positiv, negativ in allen Fällen von 
Lues und nur bei 2,8% der Fälle von Tuberkulose positiv. Eine latente bösartige Neubildung 
ließ sich in den positiven Fällen nicht mit Sicherheit ausschließen. Verf. schließt, daß die 
Reaktion wegen ihrer einfachen Ausführbarkeit ausgedehnte Erprobung ver- 
diene, wenn sie auch nicht charakteristisch ist. Strauß (Nürnberg).CH 


Holzknecht, G.: Durchleuchtungs-Kompressorium mit Bucky - Effekt. Eine 
kleine Vorrichtung zur Erzeugung überaus deutlicher Durchleuchtungsbilder. 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 49, S. 2727—2729. 1913. ; 

Durch Verwendung einer Vorderblende — eines konischen innen mit Blei ausgekleideten 


Holzrohres, das zwischen Körper und Schirn eingeschaltet wird — erhält man bessere Bild- 
kontraste. Groedel (Frankfurt a. M.-Bad Nauheim). 


Allgemeine Therapie und Diätetik. 

Bowditch, Henry I., and A. W. Bosworth: Casein in infant feeding. Experi- 
ments in exact percentages. (Casein in der Säuglingsnahrung. Experimente 
für exakte prozentuelle Dosierung.) (Massachusetts babies hosp., Jamaica 
Plain, Mass.) Americ. journal of dis. of childr. Bd. 6, Nr. 6, S. 394—398. 1913. 

Die Untersuchung verschiedener nach bestimmten Mischungsformeln hergestellten 
Säuglingsnahrungen ergab namentlich für aus Milchküchen stammende Mischungen 
durchwegs niedereren Caseingehalt als angenommen, während dies nicht in demselben 
Maße für im Hause dargestellte Nahrung gilt. Zur Behebung dieses zu unrichtiger 
Calorienberechnung führenden Übelstandes schlägt Verf. vor, daß für Hausgebrauch 
Sahne und Magermilch (mit Analysen) von verläßlichen Händlern bezogen und mittels 
einfacher Berechnung die Mischung vom Arzte vorgenommen werden solle. Für Spitäler 
schlägt Verf. die Fettbestimmung in der Sahne und die Caseinbestimmung in dieser 
und der Magermilch nach der volumetrischen Methode von van SIyde und Bosworth 
vor. Der gesamte Proteingehalt kann durch Multiplikation des Caseingehaltes mit 
1,4 bestimmt werden. Fernerhin kann ein gewünschter Eiweißgehalt auch durch Zu- 
fügung von pulverisiertem Casein und Paracasein zu einer Sahnenmolken- usw. Mischung 
erreicht werden, da Verf. feststellen konnte, daß die erwähnten Trockenpräparate 
sehr leicht verdaut werden und dem Eiweißbedarf des wachsenden Säuglings völlig 
genügen. Witzinger (München).® 

Nahmmacher, F.: Radium und Mesothorium in der Heilkunde (bei ßGeschwülsten 
und gynaekologischen Erkrankungen). Strahlentherapie Bd.4, H.1, S.109—122. 1914. 

Darlegung der vom Verf. bei Behandlung bösartiger Tumoren befolgten Methode, 
welche ihm bei operablen Geschwülsten hinsichtlich Hintanhaltung von Rezidiven 
und bei inoperablen durch Herbeiführung mehr oder minder weitgehender Besserungen 
gute Dienste geleistet hat: zunächst, wenn irgend möglich, Operation; daran an- 
schließend Radium-, bzw. Mesothorbestrahlung in Verbindung mit Injektionskur 
(Thor-X 300—1000 e. E. 2 mal wöchentlich intravenös, ev. Radiumlösungen lokal) und 
Chemotherapie (borsaures Cholin, Neosalvarsan, Elektroselen, bei Sarkom Arsazetin 
intravenös); bei Inoperabilität der Tumoren wird diese Kombinationstherapie sofort 
eingeleitet; alle oberflächlichen Metastasen werden operiert und die Operationsgebiete 
in die offene Wunde oder diacutan bestrahlt. Alle Bestrahlungen werden mit mittleren 
Mengen (30—100 mg), zunächst unter Mitausnutzung der härteren ß-Strahlen, 3 bis 
6 Wochen lang mit je einem Ruhetag auf die Wochendosis von ca. 2000—6000 mg- 
Stunden durchgeführt; danach mehrwöchige Pause, die mit einer leichten Arsenkur, 


—. 506. 


ev. einern Erbkolunz-aufenthalt auszefüllt wırd. Zum Schluß teilt Verf. gute Eric!» 
bei nıchtmaliznen gynaekolosnschen Affektionen durch die Behandlung mittels radio- 
aktiver Substanzen mit. z. B. lumal Erzielung von Amenorrhöe und 2 mal von Oligo- 
mer.orrhö« bei 14 bestrahlten Mvomen. Meidner (Charlottenburz!). 

Ritter, Hans, und F. Lewandow«ky: Untersuchungen zur Wirkung der Röntgen- 
strahlen auf Careinomzellen an einem Fall von Hautcareinomatose. (47/9. Krankenh. 
St. Georg, Hamburg.) Strahlentherapie Bd. $, H. 1, S. 412—425. 1414. 

%1 einem Fall von Hautcarcinomatose (Metastasen vom Typus des Unnascher 
carcinomatösen Lymphbahninfarktes, Primäartumor: carcınomatös dezenerierte Ovanal- 
cyste) konnten die Verf. Experimente über die Wirkung verschieden harten Röntgen- 
lichtes in verschieden groBen Dosen auf die Krebszelle anstellen. Es ergab sich dabel 
eine deutliche Reizwirkunz kleiner Mengen (3 x) unfiltrierter harter Rönt:renstrahlen 
auf das Carcinomzellenwachstum. Die durch Volldosen unfiltrierten und steigend fii- 
trierten harten Röntzenlichtes herbeizeführte Hautatrophie zeiste kaum Differenzen: 
hingegen stieg mit der Filterdicke die deletäre Wirkung auf die Krebselemente sichtlich 
an. Die Verff. folvern daraus, daB Carcinome mit möglichst hohen Dosen (Kreuzfeuer- 
bestrahlung) möglichst harter (ausgiebigst gefilterter) Röntzenstrahlen zu behandeln 
sind, letzteres, weil eben mit zunehmender Homozenisierung nach ihren und früheren 
r :n von Rost und Krüger (betr. Hautschonung durch Strahlenüber- 
härtung) die Elektivität der Wirkung auf Careinonizellen verbessert wird. Meidner. 


Müller, Christoph: Physikalische und biologische Grundlagen der Strahlen- 
wirkung radioaktiver Substanzen, besonders des Mesothoriums und der Ersatz der- 
selben durch Röntgenstrahlen. Nachtrag zur vorläufigen Mitteilung in \r. 44, 1913 
der Münchn. med. Wochenschr. Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 3, S. 134. 1914. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 489.) Der Hauptvorzug der radioaktiven 
Präparate vor den Röntgenstrahlen, daB man nämlich mit den ersteren direkt 
in die unmittelbare Nähe des Tumors gelangen könne, wird — wenigstens für die 
heute vorzugsweise geübte Armierung mit starken Metallfiltern — überschätzt. 
Verf. hält nämlich daran fest, daß die Wirkung großenteils auf die in diesen 
Metallfiltern entstehende sekundäre P-Strahlung zurückzuführen sei; hierfür beruft 
er sich u. a. auf die Braxgsche Theorie, die den y-Strahlen als solchen jeden physi- 
kalischen und damit biologischen Effekt abspricht. Die Tiefenwirkung der sekun- 
dären -Strahlung gibt er zu überschätzt zu haben; sie betrage nur ca. 1l cm, 
doch können die in dieser Gewebstiefe bewirkten cehmischen Umsetzungen auf etwa 
weitere 3 cm fortwirken. Die daraus resultierenden 4 cm ständen ım Einklang mit dem 
Radiumtiefeneffekt, den Verf. nach seinen neueren Erkundigungen früher eben gleich- 
falls überschätzt habe. Ganz abgesehen von alledem, ist die übergroße Annäherung 
der Strahlenquelle nur da von Vorteil, wo zwischenliegende gesunde Schichten nicht 
berücksichtigt zu werden brauchen; aber auch für diese Fälle beginnt der billigere 
Röntgenbetrieb durch neuere Fortschritte konkurrenzfähig zu werden. Meidner. 

Löwenthal, S., und A. Pagenstecher: Intensiv- oder Dauerbestrahlung. (Radın- 
u. Röntgeninst. v. DDr. Löwenthal u. Pagenstecher, Braunschweig.) Münch. med. Wochen- 
schr. Jg. 6l, Nr. 4, S. 187—189. 1914. 

Mitteilungen von Experimenten, die beweisen sollen, daß, wie nach Ansicht der 
Verff. bei der Radıium-, so auch bei der Röntgentherapie die Dauer- der Intensivbestrali- 
lung vorzuziehen sei: dort kleine Mengen (5—15 mg) stark gefiltert möglichst lange uni 
ohne Pause, ev. wochenlang, angewandt, hier eine durch Schwermetall-(Blei-)Filter 
von Ihrer hautschädigenden Wirkung weitgehend befreite Strahlung täglich auf eine, 
auch zwei Stunden zur Einwirkung gebracht. Angaben über eine besondere Apparatur 
für diese Zwecke, mittels deren nach Meinung der Verff. u. a. auch Affektionen in 
Schädelinnern erfolgreich würden angeeriffen werden können. Leichtmetallfilteruns 
(Intensivbestrahlung) käme dann, wenn überhaupt, nur noch für gutartige, langsam 
fortschreitende Prozesse in Betracht. Jleidner (Charlottenburg). 


— 507 — 


Strebel, Hermann: Äußere Kaihodenstrahlen als Ersatz für Radium und 
Mesothorium. Münch. med. Wechenschr. Jg. 61, Nr. 3, S. 133. 1914. 

Als Ersatz für die zu kostspielige Radium-, bzw. Mesothorbestrahlung wird auf die 
vom Verf. seit Jahren ausgebildete Behandlung mit äußern Kathodenstrahlen hin- 
gewiesen. Zu diesem Zwecke benutzt man eine vom Verf. und Prof. Donle konstruierte 
Röhre, die ein Gemisch von primären und sekundären y-Strahlen und primären und 
sekundären äußern ß-Strahlen liefert. Die im wesentlichen von letzteren, eben den 
äußern Kathodenstrahlen, erzeugte Hautreaktion tritt bereits nach kurzer Bestrahlungs- 
zeit auf. Für länger dauernde Sitzungen muß man ein Metallfilter aus dünner Alu- 
miniumfolie zwischenschalten, hinter dem dann ein Strahlengemisch von y-Strahlen 
und sekundären äußern ß-Strahlen resultiert, das nach Verf. in ganz ähnlicher Weise 
auf Tumorgewebe einwirkt, wie die Strahlung von Radium und Mesothorium. Für die 
Röhre werden die notwendigsten konstruktiven Details gegeben und daneben weitere 
Mitteilungen bezüglich Instrumentarium und Technik in Aussicht gestellt. Meidner. 


Pharmakologie und Toxikologie. 


Cloetta, M.: Fortschritte der Pharmakotherapie im Jahre 1913. Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 40, Nr. 5, S. 214—216 u. Nr. 6, S. 282—285. 1914. 


Haffner, Felix: Über die Wirkung des Calciums auf die Atmung. (Pharmacol. 
Inst., München.) Dissertation: München 1913. 29 S. (Abdr. aus: Arch. internat. 


de pharmacodynamie 23.) 
Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 583. 


Sabbatani, L.: Azione adsorbente ed antidotica del carbone colloidale sulla 
strienina. (Absorbierende und antidotische Wirkung des kolloidalen 
Kohlenstoffes auf das Strychnin.) (Istit. di farmacol., univ., Padova.) Arch. di 
fisiol. Bd. 11, Nr. 6, S. 518—524. 1913. 

Kaninchenversuche: Intravenöse und subcutane Injektionen einer Mischung 
von kolloidalem Kohlenstoff und Strychnin. nitric. Der Kohlenstoff setzte in diesen 
Versuchen die Giftwirkung des Strychnins herab. Wird dagegen an verschiedenen Stellen 
des Körpers getrennt Kohlenstoff und Strychnin eingespritzt, so wirkt der erste nicht 
mehr als Antidot. Der kolloidale Kohlenstoff hat eine viel stärkere absorbierende Kraft 
als Carbo animalis. Gigon (Basel). 


Airila, Y.: Über die Einwirkung verschiedener Erregungsmittel der Großhirn- 
rinde auf den Chloralhydratschlaf. (Pharmakol. Inst., Univ. Wien.) Arch. internat. 
de pharmacodyn. et de therap. Bd. 23, Nr. 5/6, S. 453—459. 1913. 

Der leichte Chloralhydratschlaf beim Kaninchen kann durch zentral erregende 
Gifte unterbrochen werden. Verf. untersucht eine Reihe von Giften auf diese Wirksam- 
keit, von denen bisher nur eine Erregung der peripheren Endigungen der sympathischen 
Nerven bekannt war. In diesem Sinne wirkten Cocain, Ephedrin, Tetrahydronaphthyl- 
amin, so daß damit auch ihre zentral erregende Wirkung bewiesen erscheint. Adrenalin, 
das nur einen peripheren Angriffspunkt hat, war vollständig wirkungslos. Chiarı (Wien). 


Marfori, Pio, e Alfredo Chistoni: Sul valore della reazione biologica nell’ 
avvelenamento da picrotossina. (Über den Wert der biologischen Reaktion 
bei der Vergiftung mit Pikrotoxin.) (Istit. di farmacol. e terap., univ., Napoli.) 
Arch. di farmacol. sperim. e scienze aff. Bd. 16, Nr. 12, S. 529—538. 1913. 

Zum Nachweis eines Giftes genügt nicht allein die chemische Reaktion, sondern 
es muß auch die biologische Reaktion angestellt werden. Pikrotoxin wird durch Zusatz 
von faulenden Substanzen verändert. Zunächst gelingt noch der chemische Nachweis, 
doch fällt die biologische Prüfung zur gleichen Zeit bereits negativ aus (Prüfung am 
Frosch). Nach einigen Tagen gelingt auch der chemische Nachweis nicht mehr. Hinweis 
auf die Bildung von Pikrotin und Pikrotoxinin unter Einwirkung von Alkalien. Chiari. 


— 508 — 


Jaftö, Rudolf: Über Benzinvergiftung nach Sektionsergebnissen und Tier- 
versuchen. (Dr. Senckenbergisches pathol.-anat. Inst., Frankfurt a. M.) Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 61, Nr. 4, S. 175—180. 1914. 

Ausgedehnte Hämorrhagien in das Lungengewebe bedeuten einen typischen Befund 
für die Benzinvergiftung. Ihr Zustandekommen wird wahrscheinlich in manchen Fällen 
durch Aspiration des Giftes begünstigt, andererseits sind sie aber vor allem die Folge der 
Ausscheidung des resorbierten Benzins durch die Lungen. Erfolgt die Resorption und 
damit die Ausscheidung schnell, so finden sich die erwähnten Lungenblutungen (Be- 
richt über zwei einschlägige Beobachtungen an einem 1?/, jährigen Kind resp. 25jährigen 
Mann); erfolgt sie langsam, so kommt es zu degenerativen Veränderungen in Leber und 
Niere sowie zu nekrotisierenden und entzündlichen Prozessen in den Lungen (Tierver- 
suche). Eine Beschleunigung der Benzinresorption im Magen durch Verfütterung fett- 
haltiger Nahrungsstoffe ist nicht zu beobachten. EntzündlicheVeränderungen im Magen 
und Darm werden niemals gefunden; auch nicht, wenn der Benzin in den leeren Magen 


eingenommen wird. — Da Benzin vom Magen aus sehr langsam resorbiert wird, sind 
selbst durch relativ spät erfolgende Magenspülungen noch Erfolge zu erhoffen. — Lite- 
ratur. Alfred Lindemann (Berlin). 


Krantz, J.: Über einen Fall von Kohlenoxydgasvergiftung mit nachfolgender 
Polyneuritis. Dissertation: München 1913. 


Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 


Allgemeine klinische Bakterlologie, Protozoologie und Parasitologie: 


Köhne, W.: Beitrag zur Kenntnis arzneilester Bakterienstämme. (Kol. Inst. 
f. Injektionskrankh. ‚‚Robert Koch‘, Berlin.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. 
Therap. Orig. Bd. 20, H. 5, S. 531—542. 1914. 

Versuche, Bakterien im Reagensglase an Giftstoffe zu gewöhnen, die sonst als 
spezifisch wirkende Heilmittel in Betracht kommen. Verwandt wurde neben Salvarsan 
vor allem Athylhydrocuprein (Morgenroth). — Während bei analoger Fragestellung 
Tugendreich und Russe im nachfolgenden Tierversuch giftfeste Pneumokokken- 
stämme züchten konnten, erzielte Köhne bei seiner abweichenden Versuchsanordnung 
nur teilweise giftfeste Stämme, so daß diese Untersuchungen in gewissem Sinne die der 
obigen Forscher ergänzen. Durch wiederholte Passage durch Salvarsanbouillon gelang 
es, Schweinerotlauf- und Milzbrandbacillen an die doppelte Konzentration der Ausgangs- 
toleranz zu gewöhnen. Die ın vitro gezüchteten Stämme erwiesen sich im nachfolgenden 
Tierversuche (Heilversuche) gar nicht der Ausgangskultur gegenüber verschieden. Bei 
Versuchen mit Pneumokokken ergaben sich ganz analog hochgradige Abweichungen 
zwischen kulturellen und pathogenen Eigenschaften. Stämme, die an eine 200 fache 
Äthylhydrocupreinkonzentration des Nährsubstrates gewöhnt worden waren, erwiesen 
sich im Mäusekörper der Äthylhydrocupreinbehandlung gegenüber ebenso zugänglich, 
wie nicht vorbehandelte Stämme. Diese zeigten sich übrigens in ihrem kulturellen Ver- 
halten recht abweichend von den gewöhnlichen Pneumokokken (mangelnde Aufhellung 
des Hämoglobins, Bildung langer Ketten in Bouillon). Verf. konnte endlich erneut die 
Angaben von Morgenroth und Kaufmann bestätigen, daß es gelingt, nach einigen 
Passagen durch ungenügend behandelte Tiere in vivo arzneifeste Stämme zu gewinnen. 
Derartige arzneifeste Stämme zeigten sich auch kulturell gegen Äthylhydrocuprein 
weitgehend resistent. Die Versuche bedeuten eine Stütze der Annahme, daß die che- 
misch wirksamen Substanzen vornehmlich im Tierkörper bactericid wirken (Therapia 
sterilisans magna) und eine Mahnung in dem Sinne, daß Giftfestigkeit im Reagens- 
glas stets der Kontrolle des Tierversuches bedarf, wenn anders kritische Therapie be- 
trieben wird. Carl Klieneberger (Zittau). 

Krumwiede jr., Charles, and Josephine S. Pratt: Observations on the growth 
of bacteria on media containing various anilin dyes. (Beobachtungen über das 
Wachstum von Bakterien auf Nährböden, welche verschiedene Anilin- 


— 509 — 


farbstoffe enthalten.) (Dep. of health, New York.) Journal of exp. med. Bd. 19, 
Nr. 1, S. 20—27. 1914. 

Die Untersuchungen Churchmans (vgl. dieses Zentralbl. Bd. 3, S. 262), nach 
denen sich die Bakterien je nach dem vorhandenen oder gehemmten Wachstum auf 
gentianavioletthaltigen Nährböden in zwei Gruppen teilen lassen, ferner die von den 
Verff. (vgl. dieses Zentralbl. Bd. 5, S. 468) nicht bestätigte Beobachtung Signorellis 
(vgl. dieses Zentralbl. Bd. 4, S. 358), daß von allen Vibrionen nur der Choleravibrio auf 
dahliahaltigem Agar unter Entfärbung desselben wächst, veranlaßten die Verff. zu einer 
systematischen Prüfung des Einflusses der Anilinfarben auf das Bakterienwachstum. 
Auf Agar, welcher mit verschiedenen Farbstoffen in den Verdünnungen 1 :500000, 1 zu 
100 000 und 1 : 50 000 versetzt wurde, wurde je eine Öse Bouillonkultur verschiedener 
Bakterienarten verimpft und das Wachstum nach 24 Stunden beobachtet. Es zeigte 
sich, daß Anilingentianaviolett und verwandte Farbstoffe (Hofmannviolett, Krystall- 
violett, Dahlia, Rosanilinviolett, Cresylviolett, Methylviolett) das Wachstum einer 
Anzahl Bakterien hemmen, einer Anzahl unbeeinflußt lassen. Zu ersterer Gruppe 
gehören im allgemeinen die grampositiven Stämme (Staphylococcus aureus, Strepto- 
coccus viridis, Streptococcus haemolyticus, Streptococcus mucosus capsulatus, 
Pneumococcus, Bac. diphtheritidis, Bac. diphtheroides Cameron und Cunningham, 
Bac. Hofmanni, Bac. subtilis, Bac. lactimorbi, Bac. anthracis), zu letzterer die 
gramnegativen Stämme (Choleravibrio und andere Vibrionen, Bac. proteus, Bac. 
pyoceaneus, Bac. dysenteriae, Bac. typhos., Bac. paratyphos., Bac. enteritidis 
Gaertner, Bac. coli communis, Bac. Friedlaender, Bac. lactis aerogenes, Bac. 
ozaenae, Bac. pullorum). Naphthylaminblau R, Säureviolett Kuhne und Bleu de 
Lyon hemmen bei keiner Bakterienart das Wachstum. Unter den gramnegativen 
Bakterien finden sich gelegentlich auch Stämme, die sich durch Fehlen des Wachs- 
tums auf Gentianaviolettnährböden von anderen, ihnen nahe verwandten Stämmen 
unterscheiden. Die Gruppe der Dysenteriebacillen zeigt in der Schnelligkeit des Wachs- 
tums auf den verschiedenen Farbnährböden bemerkenswerte und konstante Unter- 
schiede. Durch ihr Verhalten auf Fuchsinagar sind Dysenterie- und Paradysenterie- 
bacillen zu trennen. Die Differenzen auf anderen Nährböden und zwischen anderen 
Stämmen gehen dem Verhalten auf den üblichen Nährböden nicht parallel. Strepto- 
kokken und Pneumokokken wachsen auch bei einem Farbstoffgehalt der Nährböden, der 
andere grampositive Bakterien hemmt. Werden fuchsinhaltige Nährböden mit Natrium- 
sulfit entfärbt, so büßt die Farbe einen Teil ihrer hemmenden Kraft ein. Pringsheim. 

Wehmer, C.: Der Gang der Aeidität in Kulturen von Aspergillus niger bei 
wechselnder Stickstoffquelle. (Techn. Hochsch., Hannover.) Biochem. Zeitschr. Bd. 59, 
H. 1/2, S. 63—76. 1914. 

Bei Verwendung anorganischer Ammoniaksalze als Stickstoffquelle tritt eine Ansäuerung 
in Pilzkulturen auf, wobei die Pilze eine verschiedene Empfindlichkeit gegen die entstehenden 
Säuren zeigen. Bei dem Aspergillus niger ist die Ansammlung freier Säuren reichlich, sie 
nimmt jedoch allmählich wieder ab und stört die Entwicklung des Pilzes nicht. Dagegen ver- 
nichtet die gebildete Säure das Penicillium variabile. Das Verschwinden der Säuren ist vermut- 


lich als Neutralisation durch die beim Eiweißzerfall der älteren Pilzdecken entstehenden basischen 
Produkte aufzufassen. Dohrn (Berlin). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Bakterielle und Protozoenerkrankungen exkl. Tuberkulose und Syphilis : 


Schröder, Hermann: Über die geschichtliche Entwicklung und den heutigen 
Stand der Vaceinebehandlung. Therapeut. Monatsh. Jg. 28, H. 2, S. 81—95. 1914. 

Jurgelunas, A.: Zur Frage der experimentellen Masern. (Bakteriol. Inst., Univ. 
Moskau.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, 
H. 6/7, S. 483—488. 1914. 

10 Versuche, Masern auf Affen (Macacus cynomolgus und M. rhesus) zu über- 
tragen, fielen negativ aus; weder die subcutane oder intravenöse Einverleibung von 
defibriniertem Blute von Masernkranken, noch der direkte Kontakt der Affen mit 


— 510 — 


den Kranken, noch die Einreibung von Schleim und Belägen der Kranken in die in- 
takte oder skarifizierte Schleimhaut der Mundhöhle und des Rachens der Affen konnten 
ein für Masern typisches Krankheitsbild hervorrufen. Die Frage nach der Möglichkeit 
der Übertragung der Masern auf Affen ist trotz einer ganzen Reihe solcher experimen- 
teller Arbeiten noch nicht geklärt. Wez (Breslau). 

Hirsch, Caesar: Zur Geschichte der Influenzabacillen im Ohr. Zeitschr. f. 
Ohrenheilk. u. f. d. Krankh. d. Luftw. Bd. 70, H. 1/2, S. 12—18. 1914. 

Bahlmann, F.: Ein Beitrag zur Lehre der Augenkomplikationen bei Parotitis 
epidemica. Dissertation: München 1913. 22 S. 

Augenkomplikationen bei Parotitis epidemica sind selten. Hatry (Recueil de 
memoires de med., chir. et de pharm. militaires. Paris 1876) hat zuerst darauf aufmerk- 
sam gemacht. Verf. beschreibt einen Fall aus der Münchner Univ.-Augenklinik (Frau 
von 24 J.). Es handelt sich um eine bei Parotitis sich findende Erkrankung der Uvea, 
die zeitlich different an beiden Augen zum Ausdruck kam, um eine linkseitige Facialıs- 
parese und Entzündung des Opticus. Fruz Loeb (München). 

Voss, ©.: Zur Ätiologie der Erkrankungen des inneren Ohres bei Parotitis epide- 
mica. (Städt. Ohrenklin., Frankfurt a. M.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien 
1913.) Zeitschr. f. Ohrenheilk. u. f. d. Krankh. d. Luftw. Bd. 70, H. 1/2, S. 58—72. 1914. 

Acker, George N.: Parotitis complicated with meningitis. (Parotitis kompliziert 
mit Meningitis.) Americ. journal of dis. of childr. Bd. 6, Nr. 6, S. 399—407. 1913. 

Diese nicht allzu häufige Komplikation taucht in der Literatur gelegentlich schon 
seit dem 18. Jahrhundert auf. Sie tritt meist 2—3 Tage nach der Parotisschwellung 
in Erscheinung, kann aber dieser auch um einige Stunden vorausgehen und, wenn 
letztere gering ist, das ganze Krankheitsbild beherrschen. Die Erscheinungen bestehen 
meist nur in Temperatursteigerung (ohne entsprechende Pulserhöhung, Kopfschmerz, 
Schlaflosigkeit, allgemeinem Unbehagen). In Ausnahmefällen kommt es zu Symptomen 
einer typischen Basalmeningitis mit Herdsymptomen und Lähmungserscheinungen an 
cerebralen und spinalen Nerven. Der Streit — ob anatomisch oder funktionell — wurde 
durch das Ergebnis der Lumbalpunktion entschieden, die fast regelmäßig eine Lympho- 
cytose, wie bei tuberkulöser Meningitis, eine geringe Erhöhung des Eiweißgehaltes, aber 
kein Fibrin ergab. Dagegen wurden niemals Bakterien, auch nicht die von einigen 
Autoren als Parotitiserreger angenommenen Diplokokken gefunden. Verf. glaubt die 
Affektion als eine Meningitis auffassen zu sollen. Der Verlauf ist meistens gutartig, doch 
kommt es gelegentlich zu dauernden Seh- und Hörstörungen sowie Lähmungen, und auch 
über tödlichen Ausgang wird berichtet. Therapeutisch leistet eine Lumbalpunktion 
meist Gutes. — Im Anschluß daran berichtet Verf. über zwei eigene Fälle bei einem 
l3jährigen und einem 3jährigen Kinde. Bei ersterem bestand Fieber, Schmerzen, Delı- 
rien, Kernig, kein Babinski, fehlende Patellarreflexe, Anisochorie, Extremitätenläh- 
mungen, die alle sehr rasch einsetzten und nach ca. 6 Wochen ganz verschwanden, da- 
neben bestand Parotitis und Orchitis. Der positive Wassermann ließ eine Zeitlang eine 
Tabes in Erwägung ziehen. Bei diesem Falle bestand keine Lymphocytose des Liquors. 
Diese war beim 3jährigen Kinde vorhanden, der Fall endete tödlich (Autopsie: Basal- 
meningitis). Zum Schluß werden 29 Fälle aus der Literatur mit kurzen Angaben re- 
feriert. Witzinger (München).® 

Barbier, H., et Aine: Statistique du service de la diphtörie A l’ hôpital Hérold 
en 1911 et 1912. (Diphtheriestatistik des Hospitals Herold für 1911 und 
1912.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 30, Nr. 2, S. 54—61. 1914. 

Die Statistik hat zumeist rein lokales Interesse. Durchschnittsmortalität 129%, 
Mortalität der schweren und hämorrhagischen Formen 33%, bei Komplikation mit 
Croup sogar 50%. Nach Einsetzen der Serumtherapie gingen leichte Formen niemals 
in schwere über, schwere bösartige Formen wurden vielmehr bei verspäteter Serum- 
anwendung beobachtet. Die Notwendigkeit sofortiger Injektion wird betont und die 
unberechtiste Serumphobie abgelehnt. Eckert (Berlin). 


— 5ll — 


Kassowitz, Karl, und B. Schick: Über das Verhalten des Menschen gegenüber 
ausgeglichenen Diphtherietoxin - Antitoxinmischungen. (Univ.-Kinderklin., Wien.) 
Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. Bd. 2, H. 4/6, S. 305—313. 1914. 

Ausgehend von der Tatsache, daß beim Menschen durch intracutane Injektion 
von minimalen Dosen von Diptherietoxin eine spezifische Hautreaktion eintritt, und 
daß diese durch Heilserum beeinflußt werden kann, legen sich die Verff. die Frage vor, 
ob ein für das Meerschweinchen ausgeglichenes Gemisch von Toxin-Antitoxin auch 
für den Menschen unwirksam ist. Die mitgeteilten Versuchsprotokolle ergeben, daß 
in der Tat bei der überwiegenden Mehrzahl der Fälle vollständige Übereinstimmung bei 
Mensch und Meerschweinchen besteht, eine überaus willkommene Bestätigung dafür, 
daß wir bei der Auswertung des Heilserums nach der Ehrlichschen Methode am 
Meerschweinchen auf dem richtigen Wege sind. Bei größeren Kindern und Erwachsenen 
ergeben sich allerdings in einzelnen Fällen Unstimmigkeiten im Auswertungsversuch 
an Mensch und Meerschweinchen. Diese sind zumeist wohl auf Überempfindlichkeit 
gegenüber einer noch unbekannten Substanz im Toxin, teilweise auf einer Reakti- 
vierung des Toxins im Toxin-Antitoxingemisch oder Überempfindlichkeit gegen Pferde- 
serum zurückzuführen. Eckert (Berlin). 

Schultz: Über eine katastrophale Klassenepidemie von Diphtherie. Über den 
Einfluß der Schule auf die Ausbreitung der Diphtherie und Maßregeln zur Be- 
kämpfung der Diphtherie. Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl. Jg. 26, Nr. 11, S. 705 
bis 723 u. Nr. 12, S. 788—827. 1913. 

Verf. berichtet über die bekannte Diphtherie-Epidemie in einer Berliner Ge- 
meindeschule im Beginn des Jahres 1913 ausführlich, die ein ausgezeichnetes Beispiel 
für eine Diphtherie-Epidemie in der Diphtherie-Endemie Berlin ist. Wie gewöhnlich 
wurde auch hier beobachtet, daß durch die großen Ferien ein tiefster Stand der Zahl 
der Diphtheriefälle eintritt, dann im Herbst vereinzelte Fälle in den Schulen vorkommen 
und erst gegen Ende des Jahres die Verbreitung in den einzelnen Klassen und von da 
aus die Versprengung in die Familien beginnt. Die Übertragung durch den Verkehr 
der Kinder außerhalb der Schule ist ganz belanglos; in den engen, stark besetzten 
Klassen, also auch in ärztlichen Untersuchungszimmern sind die günstigsten Bedin- 
gungen für Ansteckung, durch die geringe Seßhaftigkeit der großstädtischen Be- 
völkerung (Umzüge) die Möglichkeit weiter Verschleppung gegeben. Auch hier wieder 
die Beobachtung zahlreicher nicht erkrankter, die Gesamtheit aber stark gefährdender .Ț 
Bacillenträger. — Verf. knüpft daran eine eingehende Besprechung der Frage der 
Bekämpfung der Diphtherie in den Schulen. Der Schularzt ist nicht die geeignete In- 
stanz für die bakteriologischen Untersuchungen; solche müssen dort ausgeführt werden, 
wo genügend Räume zur Trennung der bacillenführenden und bacillenfreien Personen 
vorhanden sind. Die bisherigen Maßregeln zur Verhütung der Diphtherieausbreitung 
in der Schule sind ungenügend, die Zahl der Todesfälle an Diphtherie ist in Berlin in 
wenigen Jahren von 300 auf 700 gestiegen. Die Wohnungsdesinfektion als Schutz- 
maßregel gegen die Ausbreitung ist bei Diphtherie vollkommen wertlos. Die Haupt- 
forderung der Diphtheriebekämpfung muß sein: Verhütung der Einschleppung der 
Diphtheriekeime in die Schule. Es ist deshalb grundsätzlich zu fordern, daß jedes an 
Diphtherie erkrankte Schulkind solange der Schule fernbleibt, bis dreimal hinterein- 
ander die bakteriologische Untersuchung von Hals und Nase das Fehlen von Diphtherie- 
bacillen ergeben hat. Für diese Untersuchungen ist die Einrichtung städtischer Stellen 
notwendig. Die Ergebnisse sind sorgfältig zu überwachen, die Bacillenträger allen 
öffentlichen Instituten fernzuhalten. Jede Häufung von Diphtheriefällen verlangt eine 
sofortige Untersuchung der ganzen Klasse auf Diphtheriebacillen. Schneider." 

Krokiewiez, A.: Über die ,Typhobacillosis Landouzy“. Przegląd lekarski 
Jg. 52, S. 629—647. 1913. (Polnisch.) 

Klinische und anatomo-pathologische Darstellung eines Falles von T.-L., die unter 
dem Bilde einer Bronchopneumonie mit Meningitis und Nephritis parenchymatosa 


verlief. Im Blute und in der Cerebrospinalflüssigkeit wurde Bac. Koch nachgewiesen, 
trotzdem wurden nirgend Tuberkel aufgefunden. v. Sabatowski (Lemberg). 


Schneider, Wilhelm: Der Nachweis von Typhusbacillen im Urin mit Hilfe des 
Berkefeldfilters. (Charite, Berlin.) Dtsch.med.Wochenschr. Jg. 40, Nr.4, S.172-174.1914. 

Die Versuche Schneiders sind durch Hesses Untersuchungen über den Bak- 
teriennachweis im Wasser (Filtration im Berkefeld-Filter, Rückspülen der im Filter 
angereicherten Bakterien und Kulturverfahren) angeregt. Am vorteilhaftesten er- 
schien die Untersuchung der Filterrückstände möglichst frischen Harns. Sonst erwies 
sich Verdünnung und Erwärmung zur Vermeidung verstopfender Sedimentierungen als 
unbedingt erforderlich. Bei 8 Typhusfällen gelang es mit der Berkefeldfiltermethode 
7 mal sicher, allerdings mitunter nach wiederholter Untersuchung, Typhusbacillen im 
Harn nachzuweisen, während das gewöhnliche Sedimentierverfahren diesen Nachweis 
nur 3mal gestattete. Dieser Nachweis von mit der gewöhnlichen Sedimentierung nicht 
nachweisbaren Typhusbacillenausscheidung bereits vom 10. Krankheitstage an ist be- 
merkenswert. Ob die Methode irgendeine praktische Bedeutung hat, müßten ver- 
gleichende klinische und praktische Untersuchungen an einem großen Material erst 
beweisen. In der Statistik von 8 Fällen ist auffallend, daß die Wıdalsche Reaktion 
so oft versagt hat, sowie, daß bei negativer Widalscher Reaktion, zudem bei noch nicht 
langem Bestehen der typhösen Krankheit der Nachweis der Bacillen im strömenden 
Blute nicht gelang. Carl Klieneberger (Zittau). 


Cordier, V., et L. Lévy: Une épidémie familiale de pneumonie. (Eine Lungen- 
entzündungsepidemie in einer Fa milie.) (Hôtel-Dieu. Lyon.) Progr. méd. Jg.42, 
Nr. 4, S. 37—41. 1914. 

In einer ländlichen Familie werden kurz nach einander fünf Mitglieder von einer 
Pneumokokkenpneumonie befallen. Genaue Krankheitsberichte. Epidemiologische 
Untersuchungen. Alfred Lindemann (Berlin). 


Hanes, Frederic M.: An immunological study of pneumococcus mucosus. 
(Eine Immunitätsstudie über Pneumococcus mucosus.) (Rockefeller inst. f. 
med. res., New York.) Journal of exp. med. Bd. 19, Nr. 1, S. 38—51. 1914. 

Der unter dem Namen Streptococcus mucosus von Schottmüller beschriebene 
Mikroorganısmus hat, wie Agglutinations- und Komplementbindungsversuche des 
Verf. zeigen, eine nähere Verwandtschaft zu den Pneumokokken als zu den Strepto- 
kokken. Verf. schlägt daher vor, den Namen Streptococcus mucosus durch Pneumo- 
coccus mucosus zu ersetzen. Isaac (Frankfurt). 


Gillespie, L. J.: The acid agglutination of pneumococci. (Die Säureagglu- 
tination der Pneumokokken.) (Rockefeller inst. f. med. res., New York.) Journal 
of exp. med. Bd. 19, Nr. 1, S. 28—37. 1914. 

Nach Dochez und Gillespie (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 551) lassen sich 
morphologisch und kulturell gleiche Pneumokokkenstämme auf serologischem Wege 
trennen. Der Verf. versuchte jetzt eine Differenzierung durch Säureagglutination zu er- 
reichen. Die Agglutinationen wurden mit Milchsäure und Essigsäure vorgenommen. Die 
Säurelösungen wurden von bestimmter Wasserstoffionenkonzentration hergestellt. Ein 
Unterschied bei Verwendung ausgewaschenen und nicht ausgewaschenen Kulturen 
bestand nicht, dagegen verhielten sich alte Kulturen anders als junge (24stündige 
Bouillonkulturen). Zusatz von Salzen hemmt auch in geringer Konzentration die 
Agglutination. Untersucht wurden 8 Stämme vom Typus I, 8 Stämme vom Typus II 
und 11 Stämme, die sich keiner Gruppe einordnen ließen. Die ersten beiden Gruppen 
wurden nur bei einer bestimmten nach oben und unten eng begrenzten Säurekonzentration 
asglutiniert, deren Optimum bei Gruppe I bei 5,5—11 x 10%, bei Gruppe II bei 
11—22 x 10t lag. Bei Gruppe III trat die Agglutination meist innerhalb weiterer 
Grenzen ein. Bei einigen Stämmen dieser Gruppen. die nur bei einer enger begrenzten 
Säurekonzentration auglutiniert wurden, fiel diese nicht mit dem Optimum bei Gruppe I 


— 513 — 


und II zusammen (vgl. auch dieses Zentralbl. Bd. 1, S. 226, Bd. 2, S. 529 und 
Bd. 5, S. 459). Pringsheim (Breslau). 


Dubois, Phebe L., Josephine B. Neal and A. Zingher: Experimental studies in 
poliomyelitis. (Experimentelle Poliomyelitisstudien.) (Dep. of health, New 
York City.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 62, Nr. 1, S. 19—20. 1914. 

Es wurden folgende Untersuchungen vorgenommen: Die filtrierten Faeces eines 
typischen Poliomyelitisfalles wurden einem Affen intraspinal injiziert, jedoch mit 
negativem Resultat. — Von einem abortiven Fall (5jähriges Kind) wurde das zell- 
reiche, sterile Lumbalpunktat einem Meerschweinchen inokuliert, Tod an eitriger Sero- 
sitis. Die Mutter des Kindes erkrankte an Rhinopharyngitis; das einem Affen injizierte 
Nasenspülwasser war wirkungslos, während das des Kindes Lähmung hervorrief, mit 
typischen histologischen Veränderungen. Die Emulsion des Nervensystems dieses Affen 
rief wieder experimentelle Poliomyelitis hervor, jedoch erschöpfte sich die Wirksamkeit 
des Nervensystems als Infektionsmaterial bald. Neurath (Wien). 


Lust, F., und F. Rosenberg: Beitrag zur Ätiologie der Heine-Medinschen 
Krankheit (Poliomyelitis acuta anterior). (Kinderklin., Heidelberg) Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 61, Nr. 3, 8. 121—126. 1914. 

An der Heidelberger Klinik kamen vom März bis Dezember 1913 ambulatorisch 
71 Fälle von Poliomyelitis in Behandlung. Es ergab sich eine sehr geringe Alters- 
disposition nach dem 4. Lebensjahr. Der Gipfel der Morbiditätskurve fiel in die Som- 
mermonate. Nie fand sich Geschwistererkrankung, nur zweimal Erkrankung im selben 
Hause, nur in 6 Fällen die Möglichkeit einer Kontaktinfektion, und in 28 Fällen fehlte 
in den anamnestischen Angaben jeder Hinweis auf eine direkte oder indirekte Kontakt- 
infektion. Auch die regionäre Verteilung der Fälle war eine regellose, ein Teil der 
Erkrankungen war isoliert. Nun sprechen Erfahrungen für einen ätiologischen Zu- 
sammenhang der Kinderlähmung mit gleichzeitig vorkommenden Lähmungserschei- 
nungen bei Tieren. Einwandfrei verwertbar sind nur Fälle, für die folgende Bedin- 
gungen zutreffen: echte Lähmung in vivo, histologischer Befund des peripheren und 
zentralen Nervensystems, Übertragungsmöglichkeit des im Nervensystem gefundenen 
Virus auf Tiere gleicher Rasse und auf Affen, Prüfung, ob die betreffende Rasse für das 
Virus überhaupt empfänglich ist. Da bei 4 Hühnern echte Lähmung sichergestellt 
werden konnte, erscheint das Vorkommen von Tierlähmungen in Poliomyelitiszeiten 
und -gegenden erwiesen. Von den 4 untersuchten Hühnern konnten bei dreien jeweils 
ganz verschiedenartige Veränderungen teils des zentralen, teils des peripheren Nerven 
systems nachgewiesen werden. Die Übertragungsversuche auf Tiere der gleichen Rasse 
fielen negativ aus, und es ließ sich konstatieren, daß Hühner weder unter natürlichen 
noch unter künstlichen Bedingungen für das vom Menschen resp. Affen stammende 
Poliomyelitisvirus empfänglich sind. Solange es nicht gelingt, die Empfänglichkeit der 
Tiere für das Virus der Poliomyelitis zu beweisen, darf aus klinischen und histologischen 
Beobachtungen allein nie der Schluß einer Identität der beiden Erkrankungen gezogen 
werden. Neurath (Wien). 


Netter, Arnold: The meningeal form of poliomyelitis. (Die meningeale 
Form der Poliomyelitis.) (17. internat. congr. of med., London, 12. VIII. 1913.) 
British journal of childr. dis. Bd. 10, Nr. 120, S. 531—534. 1913. 

Die meningealen Symptome der Poliomyelitis können mit vorübergehenden oder 
dauernden Lähmungserscheinungen gleichzeitig einsetzen oder auch isoliert vorkommen 
und so eine Meningitis von einer der häufigeren Ätiologien vortäuschen. Es gibt Epide- 
mien, in denen nur meningeale Typen sich finden. Auch die Eigenschaften des Lumbal- 
punktates sind nicht immer verläßliche Faktoren. Wichtig ist das Fehlen der Patellar+ 
sehnenreflexe und das Vorkommen von Schmerzen in den Beinen, charakteristisch 
{für Poliomyelitis. Unter 58 Fällen von Kinderlähmung fanden sich 17 meningeal ge- 
färbte Fälle. Neurath (Wien). 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 33 


— 5l4 — 


Richards, John H.: Chorea with report of two cases in which streptococcus 
viridans was found in the blood. (Über Chorea; gleichzeitiger Bericht über 
2 Fälle, bei denen Streptococcus viridans im Blute gefunden wurde.) 
(Cornell univ. med. coll., New York.) Journal of the Americ. med assoc. Bd. 62, 
Nr. 2, S. 110—111. 1914. 

Was die Ätiologie der Chorea angeht, so nehmen wohl die Mehrzahl der Autoren 
einen Zusammenhang derselben mit gleichzeitiger Polyarthritis resp. Endokarditis an. 
Wiederholt wurden bei der Autopsie oder im Blut der Kranken die verschiedensten 
Kokken nachgewiesen. Richards züchtete in 2 Fällen aus dem Blut sehr langsam (erst 
nach 12 Tagen) wachsende, nicht hämolytische, gram positive, kapselfreie, grünen 
Farbstoff produzierende Streptokokken (Str. viridans). Dieselben waren identisch mit 
dem Micrococcus rheumaticus (Poynton u. Paine) und dem Streptokokkus Sch ott- 
müller. In einem der Fälle konnte derselbe Kokkus auf den Tonsillen nachgewiesen 
werden. Die serologischen Untersuchungen betreffs Komplementbindung fielen positiv 


aus. Alfred Lindemann (Berlin). 


Lumière, Auguste, et Jean Chevrotier: Sur la resistance du gonocoque aux 
basses températures. (Über die Resistenz des Gonokokkus gegen niedere 
Temperaturen.) Cpt. rend. hebdom. des séances de l’acad. des sciences Bd. 158, 
Nr. 2, S. 139—140. 1914. 

Im Gegensatz zu der starken Kälteempfindlichkeit der Gonokokkenkulturen auf 
gewöhnlichen Nährsubstraten finden Verff. auf dem von ihnen früher angegebenen 
Nährboden mit Bierwürze (Compt. rend. 1913, 1. Dez.) die Gonokokken noch nach 
10tägigem Verweilen bei —20° lebensfähig und bei Zimmertemperatur mehrere Monate 
haltbar. Welz (Breslau). 


Plaut, H. C.: Dıe Bedeutung der fusospirillären Symbiose bei anderen Er- 
krankungen. (Krankenh. Hamburg- Eppendorf.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, 
Nr. 3, S. 115—117. 1914. 

Fusospirilläre Symbiose findet sich nicht nur bei der Angina Plaut-Vincenti, son- 
dern auch bei den verschiedensten Erkrankungen der Mundhöhle und Bronchien. 
Darum untersuche man mikroskopische Abstriche bei allen hartnäckigen derartigen 
Krankheitsformen, wie Angina membranacea, Diphtherie, Stomatitis ulcerosa, Py- 
orrhoe, Bronchitiden und injiziere bei positivem Befund eines fusospirillären Bakterien- 
gemisches Salvarsan in kleinen Dosen. Thielen (Berlin). 


Tiöche: Über zwei Fälle von Plaut-Vinzentscher Stomatitis ulcerosa. Korresp.-Bl. 
f. schweiz. Ärzte Jg. 43, Nr. 51, S. 1698—1700. 1913. 

Die beiden Fälle wurden wegen ihrer Hartnäckigkeit für luetischen Ursprungs 
angesehen. Wassermann war mehrmals negativ. Spritzkur, nur bei einem versucht, 
blieb ohne Erfolg. Erst die mikroskopische Untersuchung der Geschwüre ließ Spirillen 
und fusiforme Bacillen (Angina Vincenti) als Ursache erkennen. Salvarsan heilt sofort. 

Thielen (Berlin). 

Cassel, Hermann: Staphylokokkensepsis nach Furunculose. (Chirurg. Prirv.- 

Klin. d. Herrn Prof. Karewski.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 4, S. 150—152. 1914. 


Entstehung von pyämischen Herden in verschiedenen Körpergegenden, besonders in Niere 
und Leber. Völlige Heilung durch Incision und nachfolgende Autovaccinebehandlung. Be- 
merkenswert ist, daB der Nierenabsceß zwei Wochen nur hexenschußartige Schmerzen machte 
und ferner erst nach Eröffnung einen pathologischen Urinbefund hervorrief. Thielen (Berlin). 


Larson, W. P., and J. P. Sedgwick: The complement fixation reaction of the 


blood of children and infants using the bacillus abortus as antigen. (Die Kom- 


plementfixation gegenüber dem Bacillus abortus bei Kindern und Säug- 
lingen.) Vortr. v. d. Chicago Ped. Soc. 21. April 1913. Americ. journal of dis. of 
childr. Bd. 6, Nr. 5, S. 326—333. 1913. 

Der von Bang entdeckte Bacillus abortus ist ein nicht beweglicher, sehr kleiner 
(1—2 u Länge) Kokkobacillus, leicht färbbar mit den üblichen Anilinfarben, gram- 


ZU EEE e o a a — Ag a a — 


— 


o s T Tr I ur m 


— 55 — 


negativ. Er ist leicht weiterzuzüchten, wenn es gelungen ist, ihn auf künstlichem Nähr- 
boden zum Wachsen zu bringen, was einige Schwierigkeiten macht. Genauere tech- 
nische Angaben im Original. Die Infektion mit dem Bacillus abortus bewirkt beim 
Rinde und bei den meisten Haustieren Fehlgeburten. Gewöhnlich wird die ganze Herde 
angesteckt. Nach einigen Fehlgeburten werden wieder rechtzeitige Geburten erzielt, 
falls nicht völlige Sterilität zurückbleibt. Das Allgemeinbefinden der Tiere scheint 
durch die Infektion nicht beeinträchtigt. Durch Komplementfixationsmethoden läßt 
sich die Diagnose sicherstellen. Die männlichen Tiere, auch unter den infizierten Her- 
den, scheinen nicht angesteckt zu werden. — Infektion von Kühen, Schafen, Ziegen 
gelingt durch Verfütterung von Kulturen per os. — In der Milch ist der Bacillus 
abortus gefunden worden. (In10% der Marktmilchproben nach Cotton undSchroeder.) 
— Die Verf. sind der Frage nachgegangen, ob der Bacillus abortus beim Menschen 
nicht auch eine pathogene Rolle spielt. Bei systematischer Untersuchung von Frauen, 
die Fehlgeburten durchgemacht hatten, ließ sich mit dem Blut in einem ziem- 
lich hohen Prozentsatz eine positive Komplementfixation erzielen. — Das Blut von 
425 Kindern wurde untersucht und ergab 73 (= 17%) positive Reaktionen. Parallel- 
untersuchungen mit Agglutinationsproben ergaben ganz analoge Resultate. — Bisher 
ist es den Verff. nicht gelungen, zu entscheiden, ob das Vorhandensein der Antikörper 
auf einer Infektion der Kinder beruht, denn die Antikörper könnten auch ebensogut 
mit der Milch passiv in den Körper gelangt sein. Der Nachweis der Antikörper in der 
Milch ist bis jetzt zwar nicht gelungen, aber auch technisch schwierig. — Verff. weisen 
darauf hin, daß die Frage für den Kinderarzt von Bedeutung ist. Infektion von Meer- 
schweinchen mit dem Bacillus abortus soll tuberkuloseähnliche Veränderungen erzeugt 
haben, ferner epiphysäre Schwellungen. Die positiv reagierenden Kinder litten größten- 
teils an Rachitis oder Knochentuberkulose. Ibrahim (München).® 


Rodenwaldt, Ernst: Kryptogenetische Muskelabscesse in den Tropen. Arch. 
f. Schiffs- u. Tropen-Hyg. Bd. 18, H. 2, S. 41—50. 1914. 

Rodenwaldt hatte ähnliche Muskelabscesse beobachtet, wie sie von Ref. und 
Külz in Kamerun beschrieben worden sind. Diese führten die Abscesse auf Filaria 
loa-Infektion mit meist sekundärer Kokkeninfektion zurück. R. fand in den Ausstrich- 
präparaten des Absceßeiters regelmäßig Haufenkokken, nıemals Bacillen und nımmt an, 
daß es sich um Staphylococcus pyogenes albus gehandelt hat. Der Krankheitsprozeß 
war stets in der quergestreiften Muskulatur lokalisiert. Bekanntlich hätte man nun 
` auch posttyphöse und gonorrhoische Muskelabscesse beobachtet. In R. Fällen wäre 
anamnestisch nichts in bezug auf Typhus nachzuweisen gewesen, und Gonorrhöe wäre 
bei dem frisch aus dem Norden kommenden Arbeiter recht selten. R. möchte die 
Möglichkeit nicht von der Hand weisen, daß mit den Muskelabscessen nur eine Nach- 
krankheit vorliegt, und daß die eigentliche Infektion vielleicht wochenlang vorher mit 
einer übersehenen oder geringgeachteten Angina einhergegangen ist. Eine filarielle 
Ätiologie hält R. für zweifelhaft, da noch niemals in der Muskulatur wandernde oder ab- 
gestorbene Filaria-Muttertiere isoliert wurden, immer wären sie im Bindegewebe an- 
getroffen worden. Jedenfalls käme Filaria loa in Togo für die Ätiologie der Muskelab- 
scesse keinesfalls in Betracht, auch Filaria Bankrofti nicht, da sie in Togo relativ selten 
ist. Onchocerca volvulus käme in Togo häufig vor. Gerade unter seinen Patienten mit 
Muskelabscessen hätte aber R. die charakteristischen Tumoren nie gesehen. Auch die 
kürzlich von ihm beschriebene Mikrofilarıa nuda, welche R. als Larve von Onchocerca 
volvulus anspricht, wurde nicht beobachtet. Wenn Filaria perstans in ätiologischer 
Beziehung heranzuziehen wäre, müßten die Muskelabscesse noch viel häufiger sein. Zum 
Schlusse macht sich R. die ältere Ansicht des Referenten zu eigen, wonach es sich um 
eine besondere Form der Pyämie handele. Ziemann (Charlottenburg). 


De Wilde, Ch. Th. G. H.: Untersuchungen über das Vorkommen von Endo- 
toxin beim Parasitismus des Bacillus rusiopathiae suis. Dissertation: Bern 1913. 
33* 


— 516 — 


Pappenheimer, Alwin M., and Hassow von Wedel: Observations on a spon- 
taneous typhoid-like epidemic among white rats. (Beobachtungen über eine 
spontane typhusähnliche Epidemie unter weißen Ratten.) (Coll. of physic. 
a. surg., Columbia univ., New York City.) Journal of infect. dis. Bd. 14, Nr. 1, 
S. 180—215. 1914. 

Deppe, L.: Intravenöse Sublimatinjektionen bei tropischer Malaria mit latenter 
Sepsis. Arch. f. Schiffs- u. Tropen-Hyg. Bd. 18, H. 2, S. 51—53. 1914. 


Bei einer Wöchnerin kam es im Anschluß an eine Geburt zu Perniciosa und Fieber von 
voraussichtlich septischem Charakter. Eine Ursache für das Fieber konnte nicht gefunden 
werden. Es wurde latente Sepsis angenommen und an 3 Tagen 5 Injektionen von Hydrarg. 
bichlorat. 0,01, Natr. chlorat. 0,075 und Aq. sterilisat. 10,0 eingespritzt. An unerwünschten 
Begleiterscheinungen traten darauf nur profuse Darmentleerungen (Sublimatstühle) auf. Vor- 
hergegangen war Chininmedikation. Das Fieber fiel nach den Sublimatinjektionen. Ziemann. 


Gabbi, U., Paolo Lombardo Pellegrino und Giuseppe Montoro: Untersuchung 
über die Kala-azar in den östlichen Provinzen Siziliens und Unter- Kalabriens, 
sowie über die erzielten Resultate. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektions- 
krankh., Orig. Bd. 72, H. 6/7, S. 505—516. 1914. 

Mitteilung der Antworten von 28 Ärzten aus den an der Küste von Ostsizilien und 
Unterkalabrien gelegenen Ortschaften auf eine Umfrage nach der Verbreitung, dem 
Verlauf und den Übertragungsmöglichkeiten der Kala-azar in diesen Gegenden (21 
Fragen des Fragebogens). Die Diagnose wurde bisweilen durch Milzpunktion, meist 
aus dem klinischen Bilde gestellt. Die meisten Fälle traten im Frühjahr auf; erkrankte, 
besonders herrenlose Hunde spielten vielleicht bei der Übertragung eine Rolle. Meist 
waren Kinder in den ersten 4 Lebensjahren befallen; als hervorragendstes klinisches 
Symptom wurden sehr häufig Splenomegalie, seltener Anämie, Fieber, Kachexie und 
Darmbeschwerden angeführt. Der Verlauf war meist chronisch, nur in wenigen Fällen 
akut. Von Komplikationen wurden häufig Dysenterie, Bronchitis, Bronchopneumonie, 
Otitis, Noma, selten Purpura und Leptomeningitis angegeben. Die arbeitenden Klassen 
waren in 90% aller Fälle, der Mittelstand in 8%, die Wohlhabenden in 20, beteiligt. 
In den Ortschaften wurde meist außerdem auch Malaria und fast stets Leishmaniosis 
externa angetroffen. Es ergibt sich, daß die Erkrankung einen relativ hohen Prozeut- 
satz der Kindersterblichkeit ausmacht. Welz (Breslau). 

Neiva, Arthur: Übertragung des Trypanosoma Cruzi durch Rhipicephalus 
sanguineus (Latr). Brazil Med. Jg. 27, Nr. 46, S. 498. 1913. (Portugiesisch.) 

Experimenteller Nachweis, daß Hunde durch Rhipicephalus mit Trypanosoma 
Cruzi infiziert werden können. Die Tatsache ist für die menschliche Pathologie von 
Bedeutung, weil die Zecke auch beim Menschen parasitiert, also als Überträger der 
Chagasschen Krankheit in Frage kommt. Rıchartz (Bad Homburg). 

Pokschischewsky, N.: Über Methoden der Schutzimpfung gegen Tollwut. (Ku. 
Inst. f. Infektionskrankh. „Robert Koch“, Berlin.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektions- 
krankh. Bd. 76, H. 3, S. 453—468. 1914. 

Die ursprüngliche und die verstärkte Pasteursche Methode der Schutzimpfung 
gesen Tollwut, d. h. die wiederholte subeutane Einspritzung einer Rückenmarksemul- 
sion von Passagekanınchen, deren Medulla längere oder kürzere Zeit dem Prozeß der 
Trocknung über Ätzkali unterworfen war, ist nicht hinreichend, um Hunde und Kanin- 
chen gegen die subdurale und intramuskuläre Infektion mit Straßenvirus zu schützen. 
Bei der Prüfung der Versuchstiere auf Immunität nach vorausgegangener Vorbehand- 
lung ist ein sicherer [nfektionsmodus anzuwenden, vor allem die subdurale und intra- 
muskuläre Einverleibung. Wenig zuverlässig ist die intraokulare Injektion des Virus. 
Auch die subcutane Methode und die natürliche Infektion durch den Biß eines wut- 
kranken Hundes gibt sehr unsichere Resultate. Auch ist bei der Bewertung der 
Immunisierungsmethoden zu berücksichtigen, ob die Prüfung mit Straßenvirus 
oder Virus fixe erfolzt. — Die Methode der intraperitonealen Immunisierung mit 
groBen Dosen von frischem Virus fixe verleiht Hunden und Kaninchen eine sichere 


— 517 — 


aktive Immunität gegen die intramuskuläre Infektion mit Straßenvirus. Gegen die 
subdurale Infektion, den schärfsten Infektionsmodus, schützt die intraperitoneale 
Immunisierung mit originalem Virus fixe Hunde und Kaninchen in etwa der Hälfte 
der Fälle. Die Methode der intraperitonealen Schutzimpfung erscheint auch für die 
Praxis bei Hunden und Haustieren aussichtsvoll. Meyerstein (Straßburg). 


Tuberkulose: 


Seidenberger und Seitz: Über das Vorkommen von Tuberkelbacillen im Herz- 
blut bei chronischer lokalisierter und latenter Tuberkulose. (Akad. f. prakt. Med., 
Düsseldorf.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 215, 
H. 1, S. 89—95. 1914. 

Verff. haben die Angaben von Liebermeister, Kurashige u. a. über Tuberkel- 
bacillenbefunde im Blut beim Menschen am Leichenmaterial nachgeprüft. Sie haben 
zu diesem Zwecke 5ccm Herzblut in 50 Fällen auf Meerschweinchen überimpft und 
eine genaue mikroskopische Kontrolle der wichtigsten Organe angeschlossen. Unter 
den 50 Fällen war 24mal anatomisch keine Tuberkulose nachzuweisen. Die übrigen 
26 Fälle setzen sich zusammen aus 1 Fall mit chronisch generalisierter Tuberkulose, 
9 Fällen mit lokalisierter fortschreitender Tuberkulose, 2 Fällen mit manifester nicht fort- 
schreitender Tuberkulose und 14 Fällen mit nur verkalkten oder schiefrig indurierten 
Herden der Lungenspitze. Von den Resultaten der Tierimpfung sei erwähnt: Bei 
den 24 Fällen ohne nachweisbare anatomische Tuberkulose war das Resultat stets 
negativ, bei den 14 Fällen mit Kalkherden und Indurationsherden der Lungenspitze 
war das Resultat in zwei Fällen, bei den 9 Fällen mit lokalisierter fortschreitender Tuber- 
kulose in 5 Fällen positiv. Verff. ziehen daraus den Schluß, daß von einem regelmäßigen 
Befund von Tuberkelbacillen im Blut Tuberkulöser nicht die Rede sein kann, daß aber 
gelegentlich der Tierversuch mehr leistet als die mikroskopische Kontrolle der Organe. 
Die Beweiskraft der Bacillenbefunde allein ohne Tierversuch erkennen sie dagegen 
nicht an. Oskar Meyer (Stettin). . 


Schürmann, W., und R. Buri: Bakteriologische Untersuchungen über 17 Fälle 
chirurgischer menschlicher Tuberkulose und 4 Fälle von Rindertuberkulose behufs 
Differenzierung des Typus humanus und des Typus bovinus. (Univ.-Inst. z. Erforsch. 
d. Infektionskrankh., Bern.) Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte Jg.44, Nr.2, S.33—40. 1914. 

Die genaue baktericlogische Untersuchung von 17 Kulture, die aus Fällen von 
Drüsen- und Knoche ntuberkulose isoliert waren, ergab ausnahmslos das Vorhandensein 
des Typus humanus. Die an Tuberkulose Erkrankten, aus denen die Kulturen gewon- 
nen wurden, waren sämtlich älter als 16 Jahre. Um eine rasche Differenzierung des 
Typus humanus bzw. bovinus herbeizuführen, erwies sich auch bei der Untersuchung 
die direkte Verimpfung des tuberkulösen Gewebes auf Kaninchen als brauchbar. Harms. 


Medin, 0.: Contribution à la connaissance des voies d’acc&s de la tuberculose 
chez les enfants dans la première année de la vie. (Beitrag zur Kenntnis 
der Infektionswege der Tuberkulose bei Kindern des ersten Lebens- 
jahres.) Arch. de méd. des enfants Bd. 16, Nr. 12, S. 912—920. 1913 

Im öffentlichen Kinderspital zu Stockholm starben in den Jahren 1842—1911 
von 7630 Kindern des ersten Lebensjahres 623 an Tuberkulose. Nur in 6 Fällen davon 
konnte bei der Autopsie Tuberkulose allein in den Gedärmen und mesenterialen Drüsen 
nachgewiesen werden. Es ergibt sich daraus, daß die Infektion durch die Nahrung 
eine große Ausnahme bildet. In 287 Fällen waren ausschließlich die Lunge und die 
bronchialen Drüsen ergriffen, in den übrigen 313 fanden sich verschiedene Lokalisationen 
der Tuberkulose. Jedoch waren in diesen stets die vorgeschrittenen und älteren Herde 
in den Lungen und bronchialen Drüsen. Die Symptome der Tuberkulose des ersten 
Lebensjahres sind sehr unbestimmt. Deshalb ist die Pirquetsche Reaktion von 
so großem Werte für die Diagnose. Verf. weist auch darauf hin, daß Bauchtuberkulose 
und Peritonitis tuberculosa sehr selten sind. Interessant ist die Beobachtung, daß zu 


— 518 — 


manchen Zeiten Tuberkuloseepidemien zu beobachten waren, so Januarbis Juni 1851, 
Februar bis Juli 1857, Januar bis Juli 1859, dann wieder Mai bis August 1881. Die 
letzte Epidemie zeigte sehr deutlich, daß die Infektion mit der Nahrung keine Rolle 
für die Entstehung derselben gespielt haben kann. Die Kinder waren in 2 Sektionen 
geteilt, und zwar war die eine Sektion im ersten Stockwerk, die andere im zweiten 
Stockwerk untergebracht. Im zweiten Stockwerk brach nun eine Tuberkuloseepidemie 
von 25 Fällen aus, während im ersten Stockwerk kein einziger Fall vorkam. Da die 
Milch für beide Sektionen dieselbe war, lag es auf der Hand, eine Infektion durch die 
Nahrung für unmöglich zu halten. Koch (Wien).® 


Liebermeister, G.: Zur Frage der sekundären Tuberkulose. (Städt. Krankenh., 
Düren.) Med. Klinik Jg. 10, Nr. 1, S. 22—25. 1914. 

Verf. setzt sich zur Frage der Tuberkelbacillen im strömenden Blut mit einigen 
seiner Befunden widersprechenden Arbeiten auseinander, deren Einzelheiten in einem 
kurzen Referat nicht wiederzugeben sind. Harms (Mannheim). 


Fürst, Theob.: Welche Vorschläge ergeben sich aus der Verteilung der offenen 
und geschlossenen Formen von Tuberkulose in und außerhalb der städtischen 
Krankenanstalten Münchens für die Bekämpfung der Tuberkulose in München? 
Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 21, H. 5, S. 428—446. 1913. 

l. Anmeldung der aus städtischer Krankenhauspflege in Familienpflege zurück- 
kehrenden Kranken mit offener Tuberkulose an die Fürsorgestelle zur weiteren Über- 
wachung. 2. Heranziehung von Hauspflegerinnen bei Erkrankungen der Frau in der 
Familie. 3. Gründung von Tuberkulosehäusern nach dem Beispiele Stockholms und 
Kölns. 4. Schaffung von geeigneten Isolieranstalten, am besten kleiner Pflegeheime, 
für die Endstadien der Tuberkulose, namentlich für die am meisten befallenen Stadt- 
viertel des Ost- und Westends. Harms (Mannheim). 


Schmidt, Rudolf: Über Tuberkulintherapie und Tuberkulindiagnostik. (I. med. 
Klin., dtsch. Univ. Prag.) Prag. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 1, S. 1—7. 1914. 

Vortrag, gehalten im Verein deutscher Ärzte in Prag. Schmidt ist ein bedingter 
Anhänger der Tuberkulintherapie. Geeignete Objekte der Tuberkulinbehandlung sind 
die polyarthritischen Formen der Tuberkulose im Sinne von Grocev - Poncetscher 
Erkrankung, die gastralgischen Formen der Tuberkulose bei geringem Lungenbefund 
(Spitzendämpfung, rasches Atmen) und die „trockenen“ Lungenphthisen mit deutlicher 
Spitzendämpfung, unreinem Atmen oder etwas Giemen über den Spitzen, sowie auch 
viele Formen von ossealer Tuberkulose. Die Chancen für die spezifische Therapie 
liegen um so günstiger, je weniger ein Organismus die Tendenz zeigt, auf die tuberku- 
löse Infektion ‚„‚pulmonal' zu reagieren. Die Frage, ob die spezifischen Hautreaktionen 
eine aktive Tuberkulose verbürgen, wird verneint, nur subceutane Tuberkulininjektionen 
in Minimaldosen, z. B. tio mg mit deutlicher Herdreaktion oder febrilen Allgemein - 
erscheinungen, erregen den Verdacht einer aktiven, d.h. behandlungsbedürftigen 
Phthise. Die für das therapeutische Vorgehen wichtige Frage, ob die Haut- resp. 
Schleimhautreaktionen in ihrer Intensität den subcutan auslösbaren Allgemeinreak- 
tionen parallel gehen, wird verneint, da wiederholt ganz auffallende Diskrepanzen be- 
obachtet werden. Verf. bevorzugt das Präparat B. E. und beginnt mit kleinen Dosen 
— 1/ 000 mx —, bei extrapulmonalen Formen wird vornehmlich Rosenbach angewendet. 
beginnend mit O,1l und ansteigend bis 1,0 cem. Die Tuberkulinschmierkur nach Speng- 
lerund Petruschky wird abgelehut, weil völlig wirkungslos. Harms (Mannheim). 

Raudnitz, R. W.: Zur Tuberkulindebatte im Anschlusse an den Vortrag Prof. 
R. Schmidts: Über Tuberkulindiagnostik und -Therapie. Prag. med. Wochenschr. 
Jg. 39, Nr. 1, S. 7—8. 1914. 

Verf. verwendet statt der Moroschen Salbe bei Kindern Tuberkulinglycerinmischun- 
gen (1,10 und 209; Tuberkulin). Die Frühreaktion nach wenigen Stunden ist ein Zei- 
chen einer ganz akuten, die erst nach 72 und mehr Stunden auftretende ein Zeichen 








— 519 — 


eines wahrscheinlich abgekapselten Herdes, hochrote Farbe ist im allgemeinen ein 
gutes, blasse ein schlechtes Zeichen. Zur Therapie wird die Etappenbehandlung mit 
Dosen von 0,00001—0,01 Alttuberkulin empfohlen, als Unterstützung der Tuberkulin- 
behandlung dienen Injektionen mit Jodguajacol nach Cantani oder mit Jodeucalyptol 
nach Berliner. Harms (Mannheim). 


Petersen, ©. H.: Erfahrungen mit der Röntgenbestrahlung der Lymphdrüsen- 
tuberkulose. (Kgl. chirurg. Klin., Kiel.) Strahlentherapie Bd. 4, H. 1, S. 272—299. 1914. 

Nach eingehenden historischen, klinischen, histologischen und methodischen 
Darlegungen, bei denen namentlich die Überlegenheit der Hartstrahlenbehandlung 
betont wird (Filtration mit 3—4 mm Aluminium, nur bei kleineren Drüsen mit weniger 
starken Filtern), werden die Krankengeschichten von 39 ausreichend bestrahlten, 
einschlägigen Fällen wiedergegeben. Daraus geht hervor, daß 18 Patienten geheilt, 
21 mehr oder minder wesentlich gebessert wurden. Heilungen und Besserungen be- 
trafen sowohl einfach hyperplastische, wie verkäst-eitrige und exulceriert-fistulöse 
Formen. Im ganzen waren die Erfahrungen hinsichtlich Leistungsfähigkeit und Un- 
schädlichkeit der Methode bei richtiger Leitung des Verfahrens, das nur etwas lange 
Zeit beansprucht, so befriedigend, daß die Bestrahlung in die ernstlichste Konkurrenz 
mit dem operativen Vorgehen tritt, wenn auch ein endgültiges Urteil in dieser Richtung 
bei der Ungeklärtheit mancher prinzipieller Fragen, die kritisch diskutiert werden, 
vorerst noch zurückgestellt werden müsse. Meidner (Charlottenburg). 


Wachsner, Fritz: Über die physikalische Behandlung der chirurgischenTuberkulose. 
(Univ.-Kinderklin., Graz.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 51, S. 2369—2373. 1913. 

In der Behandlung der chirurgischen Tuberkulose haben die konservativen 
Methoden den endgültigen Sieg davongetragen. Eine große Rolle spielt bei 
tuberkulösen Gelenkaffektionen die Wärme. Dabei wirken hohe Temperaturen, 
wie alte und neue Erfahrungen lehren, ungünstig, wogegen mittleren Temperaturen 
von etwa 40—50° heilende Einflüsse zugestanden werden müssen. Mittlere Wärme- 
grade lindern die Schmerzen, erleichtern den Ausgleich von Contrac- 
turen und wirken durch passive Hyperämie direkt heilend. Nach Verf. 
Ansicht beruhen die Sonnentherapie, wie überhaupt alle Lichtheilverfahren, auf Wärme- 
wirkung. Durch Absorption der chemischen Strahlen werden diese in Wärme umge- 
wandelt. Die Hauptforderung für die Behandlung tuberkulöser Gelenke lautet heute 
noch immer Entlastung, aber mit nicht zu lange dauernder und vollständiger Fixation. 
Die Funktion des Gelenkes soll möglichst erhalten bleiben. Der Gips- 
verband ist nicht ganz zu entbehren, soll aber möglichst leicht, vielleicht abnehmbar 
gemacht oder auch durch einfache Gehbügel ersetzt werden. Künne (Berlin).®* 


Strandberg, 0.: Behandlung der Tuberkulose der Schleimhäute der oberen Luft- 
wege mit Elektrolyse nach Reyn. Hospitalstid. Jg. 56, Nr. 50, S.1479— 1491. 1913. (Dän.) 

Günstige Ergebnisse an Patienten des Finsen-Instituts zu Kopenhagen. Genaue 
Beschreibung der Technik. H. Scholz (Königsberg). 
Syphilis: 

Nonne, M.: Der heutige Standpunkt der Lues-Paralysefrage. (Allg. Kran- 
kenh., Hamburg-Eppendorf.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien 1913.) 
Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 49, H. 4/6, S. 384—446. 1913. 

Nonne geht vor allem in umfassender Weise auf alle jene Punkte ein, die vor 
Noguchis Entdeckung für eine syphilogene Entstehung der ‚„Metalues““ sprachen, 
wobei er jene Tatsachen, ducch die sich die metaluischen von den echtluischen 
Erkrankungen unterscheiden, besonders hervorhebt. Er zeigt, wie alle Resultate der 
bisherigen Forschung geradezu auf die Forderung hindrängten, daß Paralyse und Tabes 
durch die Spirochäte selbst hervorgerufen werden. Er geht auf Noguchis und seiner 
Nachuntersucher Feststellungen ein und begründet jene Punkte, die auch nach No- 
guchis Entdeckung noch der Kritik unterliegen: 1. die Forderung nach einer gewissen 


— 520 — 


Konstanz der Spirochätenbefunde im Gehirn, 2. den zu erbringenden Nachweis, daß 
es sich nicht um in die erkrankten Organe eingeschwemmte Spirochäten handelt, 
3. den weiter zu schaffenden Nachweis, daß das Gehirn von Luetikern, die an Syphilis 
anderer Organe zugrunde gingen und nicht metaluisch erkrankt waren, von der Spiro- 
chaeta pallida frei seien, 4. die Forderung, durch Inokulation von Paralytiker- und 
Tabikerliquor und -zentralnervensystem Lues zu erzeugen. N. bespricht die bezüglich 
dieser Punkte bis jetzt vorliegenden Untersuchungen und legt sich weiter die Frage 
vor, ob Noguchis Entdeckung an unserer Auffassung der als ‚‚Metalues‘ bezeichneten 
Nervenkrankheiten etwas geändert habe, die er bis auf die Ausschließung jener An- 
sichten, die die Paralyse und Tabes als Nachkrankheiten der Syphilis bezeichneten, 
verneint. N. streift weiter die Fragen der Lues nervosa und der individuellen Disposi- _ 
tion, die er auch bei Berücksichtigung der neuesten Arbeiten unentschieden läßt, und 
formuliert den Satz, daß jene Individuen zu organischen luischen Erkrankungen des 
Zentralnervensystems disponiert sind, bei denen die Meningen auf die Spirochäten eine 
Attraktionskraft ausüben. Über das eigentliche Wesen von Paralyse und Tabes sind 
also die Akten noch nicht geschlossen; ohne die Annahme eines Giftes können wir 
nicht immer auskommen. Zum Schlusse bespricht N. eingehend die therapeutischen 
Versuche der syphilitischen Erkrankungen des Zentralnervensystems. Kajka. 

Weygandt und Jakob: Experimentelle Syphilis des Zentralnervensystems. 
(7. Jahresvers. d. Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 29. IX.—1. X. 1913.) Dtsch. 
Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 69—76. 1913. 

Bezüglich des Befundes bei intravenös und intratestikulär geimpften Kaninchen sei 
auf das Referat in diesem Zentralblatt Bd. 8, S. 142 verwiesen. Die mit reiner Spiro- 
chätenaufschwemmung aus einem geschlossenen Hodentumor intracerebral geimpften 
Kaninchen wurden nach verschiedener Zeit getötet. Frühestens 16 Stunden nach der 
Injektion war bald stärkere, bald schwächere Infiltration der Pia mit Lymphocyten, 
Polyblasten und Plasmazellen zu erkennen. Die bei älteren Tieren gefundenen Menin- 
gitiden zeigten mehr chronischen Charakter. Bei einigen Tieren fanden sich über das 
ganze Gehirn ausgebreitete, zum Teil herdförmige Störungen. Es zeigte sich (was auch 
für die intestikulär und intravenös geimpften Kaninchen gilt) meist eine große Ähnlich- 
keit, oft völlige Übereinstimmung mit der Meningoencephalitis luica, Ja an manchen 
Stellen mit dem paralytischen Rindenbefund des Menschen. Kafka (Hamburg). 

Sormani, B. P.: Wert und Methodik der Bestimmung des luetischen Index 
(Z—1). (Onze Lieve Vrouwe Gasthuis, Amsterdam.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, 
Nr. 2, S. 69—70. 1914. 

Die Stärke der Wassermannschen Reaktion wird dadurch gemessen, daß eine 
bestimmte Serummenge mit fallenden Extraktmengen austitriert wird. Um gleich- 
mäßige Bedingungen zu schaffen, wird jedesmal im Vorversuch die minimale, zur 
Hämolyse des 8—10fach sensibilisierten Hammelblutes an sich sowie in Gegenwart 
des größten im Hauptversuch zur Verwendung kommenden Extraktquantums aus- 
reichende Komplementmenge bestimmt. Mit diesen wird dann im Hauptversuch ge- 
arbeitet. Zeigt das Serum Eigenhemmung, so muß die zu verwendende Komplement- 
menge um so viel gesteigert werden, wie zur Überwindung der Eigenhemmung erfor- 
derlich ist. Hervorzuheben ist, daß Verf. das Hammelblut nach der Sensibilisierung 
wäscht, da hierdurch Bestandteile des hämolytischen Kaninchenserums entfernt wer- 
den sollen, die unspezifische Hemmung geben können. Kurt Meyer (Stettin). 

Ledermann, R.: Lues congenita und Serodiagnostik. (Femeinde-Säuglingskrankenh., 
Berlin-Weißensee.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 4, S. 176—179. 1914. 

Der Hauptwert der Serodiagnostik liegt für die Beurteilung der kongenitalen 
Syphilis in der Möglichkeit, den Einfluß der elterlichen Syphilis auf die Nachkommen 
auch im Latenzstadium zu verfolgen. Bei 144 hereditär syphilitischen Kindern und 
Erwachsenen hat Verf. positive Wassermannreaktion bekommen. 3mal bekam er 
in einer großen Reihe von Kontrolluntersuchungen auch eine unspezifische Hemmung 


— 521 — 


und empfiehlt auf Grund dieser Beobachtungen Blut zum Zwecke der Seroreaktion 
nicht während oder kurz nach Fieberperioden zu entnehmen. Bei Säuglingen mit 
manifesten Erscheinungen der Lues ist Wassermannreaktion fast immer stark positiv. 
Zunächst noch symptomlose Säuglinge reagieren zuweilen vorerst nach der Geburt 
negativ und erst einige Zeit vor dem Ausbruch der syphilitischen Symptome positiv. 
Man muß daher von syphilitischen Eltern stammende Säuglinge in gewissen Zwischen- 
räumen serologisch untersuchen. Häufig fand Verf. bei symptomlosen Müttern von 
Säuglingen mit +- Wassermannreaktion diese ebenfalls positiv (Achtung bei Ammen!). 
Jenseits des sechsten Lebensjahres macht sich die hereditäre Lues klinisch am stärksten 
bemerkbar, namentlich mit Erkrankungen des Auges und des zentralen Nerven- 
systems. Es ergibt sich die Notwendigkeit einer langdauernden klinischen und sero- 
logischen Überwachung aller Kinder syphilitischer Eltern. Die Ursache für die hart- 
näckigere positive Wassermannreaktion im Kindesalter liegt nach dem Verf. darin, 
daß die Behandlung in den ersten Lebensjahren nicht energisch und lange genug 
durchgeführt wird. Burk (Hamburg). 

Lesser, Fritz: Die praktische Bedeutung der quantitativen Wassermannschen 
Reaktion für die Behandlung der Syphilis. Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 2, 
S. 70—73. 1914. 

Verf. hält es für notwendig, in allen Fällen, in denen lediglich wegen einer positiven 
Wassermannschen Reaktion eine Behandlung eingeleitet wird, wie es gegenwärtig 
bei der Mehrzahl der Syphilitiker der Fall ist, die Stärke der Reaktion vor Beginn der 
Kur festzustellen und in deren Verlauf, zuerst etwa nach l4tägiger Schmierkur oder 
8—10 Injektionen eines löslichen oder eines unlöslichen Hg-Salzes, zu kontrollieren, 
um ein Urteil über die Wirksamkeit der Behandlung zu gewinnen und danach deren 
Dauer zu bemessen oder sie ev. als nutzlos abzubrechen. Die Stärke der Reaktion be- 
mißt Verf. in der Regel danach, in welcher Verdünnung das Serum noch Hemmung 
gibt. Wegen der gleichmäßigen Wirksamkeit empfiehlt er den von ihm angegebenen 
ätherischen Extrakt zu verwenden. Kurt Meyer (Stettin). 

Bang, H., und C. With: Fällungsreaktion mit glykochollsaurem Natrium beı 
primärer Syphilis (speziell Herman-Perutzsche Modifikation). Bedeutung der 
Reaktion für Prognose und Behandlung. Ugeskr. f. Læger Jg. 75, Nr. 50. S. 1971 
bis 1981. 1913. (Dän.). 

Bang, H., und C. With: Untersuchungen über Fällungsreaktionen mit glyko- 
ehollsaurem Natrium (speziell Ellermanns Methode 14). Ugeskr. f. Læger Jg. 75, 
Nr. 50, S. 1981—198S. 1913. (Dän.). 

Die Hermann - Per utzsche Reaktion stellt sich bei frischer Syphilis früher ein 
als die Wassermannsche Reaktion. Ihr Fehlen bei einem Primäraffekt indiziert 
eine abortive Salvarsanbehandlung. Eine quantitative Ausführung der Probe mit 
fallenden Mengen Reagens ergibt keine brauchbaren Resultate, auch die Ergebnisse 
der Ellermannschen Methode (vgl. Zentralbl. 5, S. 364, 1913) sind für klinische 
Zwecke nicht verwertbar. Ä H. Scholz (Königsberg). 

Galliot, A.: La syphilis de Penfant et son traitement par le salvarsan. (Die 
Syphilis des Kindes und ihre Behandlung mit Salvarsan.) Arch. de méd. 
des enfants Bd. 16, Nr. 12, S. 892—911. 1913. 

Die Hauptschuld an der Polymortalität des Kindes während der Fötal- 
zeit und in den ersten Lebensmonaten trägt die Syphilis (71,2% —90,0%). Zur Illu- 
strierung der glänzenden Wirkung des Salvarsans werden folgende Daten angeführt: 
Von 217 Schwangeren mit florider Lues brachten trotz Behandlung mit Quecksilber 
oder Jodkali (auch kombinierter) nur 37 ( = 17,6%) lebende Kinder zur Welt. Bedeutend 
bessere Resultate konnte die Quecksilber- und Jodkalibehandlung bei den Fällen mit 
latenter Lues erzielen. Von 291 Müttern wurden 221 Kinder ohne und 31 Kinder mit 
luetischen Symptomen geboren. 39 Kinder starben während der Schwangerschaft, 
während der Wehen oder in den ersten Tagen des extrauterinen Lebens. Mittels der 


— 52 — 


Salvarsanbehandlung hingegen konnten bei 145 Frauen (teils Fällen mit florider Lues) 
91,72%, gesunde Kinder (133) erzielt werden. Was die schädlichen Folgen der Salvarsan- 
behandlung anbelangt, so glaubt Galliot, daß bei mäßigen Dosen (z. B.0,3g Neo- 
salvarsan in Intervallen von einer Woche gegeben) keine Gefahren zu erwarten sind. 
Je früher die Behandlung einsetzt, desto schneller und sicherer gelingt die „Sterilisierung‘“ 
des Foetus. Die Behandlung des Säuglings auf indirektem Wege, d. h. durch die mütter- 
liche Milch scheint sehr geringen Erfolg zu versprechen. So zeigten von 56 Fällen nur 
29 eine Besserung des Zustandes, 21,41% blieben unbeeinflußt, und 14,28%, der Kinder 
starben. Die Verabreichung des Salvarsans per os oder durch den Darm (Klysma, 
Suppositorien) hat zu keinem Erfolge geführt. Ebensowenig haben die intramuskulären 
Injektionen in schaveren Fällen den tödlichen Ausgang abhalten können. Ja die 
Schmerzhaftigkeit der Injektionen, die schlechte Resorption, Eiterungen, Ne- 
krosen usw. veranlassen den Verf., von den Injektionen beim Säugling völlig 
abzusehen und dafür die Verwendung des Quecksilbers anzuraten. Erst bei 
der Behandlung größerer Kinder, ungefähr vom 5. Jahre ab, wenn die intravenösen 
Injektionen möglich werden, soll wieder zum Salvarsan gegriffen werden. Den 
Mitteilungen über die glänzenden Erfolge der Salvarsanbehandlung bei den floriden 
Formen werden einige eigene Beobachtungen über Heilungen von Osteo-Arthro- 
pathien angefügt. Für die Behandlung der luetischen Dystrophien schlägt Verf. eine 
Kombination von Quecksilberbehandlung und Salvarsaninjektionen (abwechselnd) 
vor. Die Neosalvarsandosen für 6jährige Kinder sollen dabei beginnen mit 0,05g, 
für 6—10jährige mit O,1g und allmählich gesteigert werden (4—5 Injektionen, jede 
Woche eine Injektion). Bei den Dystrophien und Degenerationen auf luetischer Basis 
wird fast stets eine negative Wassermannsche Reaktion angetroffen. Kaumheimer.F 


Corridi, Lamberto: Ricerche ematologiche sul salvarsan e neosalvarsan. 
(Hämatologische Untersuchungen über Salvarsan und Neosalvarsan.) 
(R. istit. di studi super., Firenze.) Arch. di farmacol. sperim. e scienze aff. Jg. 16, 
Nr. 10, S. 452—469. 1913. 

l. Die Wirkung der Salvarsanınjektionen auf die Zahl der weißen Blutkörperchen 
des Blutes ıst nicht wesentlich verschieden von der der Neosalvarsaneinspritzungen. 
Bei beiden Präparaten beobachtet man kurze Zeit (wenige Stunden) nach der Injektion 
eine ausgesprochene neutrophile Leukocytose; diese scheint bei Neosalvarsanınjektionen 
früher einzutreten als bei Salvarsananwendung, und ihr geht keine Leukopenie voraus. 
2. Die von anderen Autoren beschriebene hämolytische Wirkung der Salvarsanlösungen, 
die ın der Therapie für die endovenösen Einspritzungen verwendet werden (0,109 u 
einer 15proz. NaAOH-Lösung per 0,05 g Salvarsan), beruht auf dem Überschuß von 
NaOH. Hypotonische Lösungen von Neosalvarsan wirken nicht hämolytisch; dageren 
wässerize Lösungen desselben Präparates (die in der Therapie verwendet werden) 
sind stark hämolytisch; Neosalvarsanlösungen ın 0,4%, NaCl sind ohne Wirkung auf 
die roten Blutkörperchen. 3. Den Salvarsan- bzw. Neosalvarsanınjektionen folgt nach 
5 Stunden eine ausgesprochene Steigerung des opsonischen Index; am nächsten Taxe 
kehrt dasselbe wieder zur Norm zurück. Bezüglich der Intensität der Wirkung besteht. 
kein ausgesprochener Unterschied zwischen den zwei Präparaten. Poda (Lausanne). 


Parasitäre Erkrankungen: 


Christoffersen, N. R.: Trichocephalus dispar im Darmkanal des Menschen. 
(Pathol.-anat. Inst., Univ. Kopenhagen.) Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. 57, 
H. 3, S. 474—515. 1914. 

Das Studium der tierischen Parasiten zeigt mehr und mehr, daß durch das viel- 
fach für beide Symbionten als unschädlich gehaltene Zusammenleben doch der Organis- 
mus des Wirtstieres nicht gering geschädigt werden kann und zu entzündlichen, ja 
auch geschwulstartigen Reaktionen veranlaßt wird. Umstritten ist die Frage für den 
Trichocephalus dispar, ob er die Schleimhaut des Darmes durch Einbohrung schädigt 


— 523 — 


und wie er im Bereiche der Darmmucosa fixiert ist. Verf. berichtet über seine Beob- 
achtungen an 200 Leichen, von denen 22,5% der Männer, 35,4% der Weiber und 37,5% 
der Kinder infiziert waren. Dadurch, daß mittels Formalininjektion die betreffenden 
Leichen unmittelbar nach dem Tode konserviert worden waren, erscheint das Unter- 
suchungsmaterial sehr wertvoll und geeignet, die aufgeworfene Frage zu beantworten. 
Mit überwiegender Regelmäßigkeit waren die Würmer in der Mucosa fixiert. Dafür 
daß sie nur durch eine Schleimschicht angeheftet gewesen wären, fand sich kein 
Beweis. Fast stets ist das Coecum als Sitz der Parasiten gefunden worden, manchmal 
auch der Wurmfortsatz. Mikroskopisch durchbohrte der Wurm nie dıe Muscularis 
mucosae. Seinen Weg sucht er anscheinend zumeist durch eine Krypte, wie dies auch 
von der Trichine wahrscheinlich ist. Durch die Einbohrung entsteht eine eigenartige 
Tunnelierung der Mucosa. Die Tunnelwandung verändert sich, wird homogen, dichter 
als das umgebende Gewebe und acidophil. Die Kernstrukturen werden stärker färbbar. 
Die nächste Umgebung ist oft nach Art eines Syneytiums bzw. einer Riesenzelle um- 
gewandelt; solche Bezirke zeigen eine scharfe Abgrenzung nach außen, sind 3—5eckig, 
haben ebenfalls eosinophile Grundsubstanz und pyknotische Kerne; diese Syncytien 
gehen aus Drüsenepithelien hervor durch Amitose der Kerne und sind wahrscheinlich 
als degenerativer Natur anzusehen. Das den parasitären Eindringlingen benachbarte 
Stroma hat geringere Färbbarkeit, auch zeichnet es sich durch lokale Eosinophilie aus. 
Anhäufungen von neutrophilen Zellen und Lymphocyten fehlten in der Regel. An 
Appendices mit fixierten Trichocephalen fand sich keine Spur von Entzündung. Autor 
bestreitet die Ansicht, daß die schädliche Wirkung der Trichocephalen 
in der Einimpfung von Bakterien gelegen sei, wenn auch die vom Wurm ge- 
setzte Wunde in seltenen Fällen infiziert werden könne. Vielleicht hindert gerade ein 
vom Wurm erzeugtes und abgelagertes Toxin — wie in Mückenstichen der Haut — 
das Vordringen und die Vegetation eingeimpfter Keime. Georg B. Gruber (Straßburg ı. E.). 
Spieth, Heinrich: Beitrag zur Ascaridenerkrankung mit besonderer Berück- 
siehtigung der Frage der Giftwirkung. (Krankenanst., Bremen.) Virchows Arch. f. 
pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 215, H. 1, S. 117—126. 1914. 
Ascaridosis kann lebensgefährlich werden, insofern durch sie mitunter Ileus ver- 
anlaßt wird (Mitteilung eines einschlägigen, durch Operation geheilten Falles), oder 
dadurch, daß die Würmer die geschädigte Darmwand perforieren und eine Peritonitis 
veranlassen. Die Darmwandschädigung kann möglicherweise durch Toxine der Asca- 
riden bedingt sein, wofür ein ausführlich mitgeteilter Fall zum Beweise dient. Bei einem 
5jährigen Mädchen, das aus voller Gesundheit plötzlich mit Durchfall und Erbrechen 
und am 4. Tage nach andauernden Krämpfen unter plötzlich eintretendem Kollaps ver- 
schieden war, fanden sich im Dünn- und Dickdarm ca. 100 Ascariden, in deren Um- 
gebung die Darmschleimhaut nekrotisch war, ja sogar zum Teil auch schon tiefere 
Wandschichten ergriffen schienen. Eine katarrhalische Entzündung oder das Bild des 
Okklusionsileus lag nicht vor. Jedenfalls ist der Tod infolge Ascarisintoxikation sehr 
selten; es gehen ihm menigeale Erscheinungen voraus. Der Nachweis der Intoxikation 
kann anatomisch in der Nekrose der Darmschleimhaut erbracht werden, die aussieht, 
als ob sie einer Ätzwirkung unterlegen wäre. Georg B. Gruber (Straßburg). 


Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 


Colombo, Gian Luigi: Contributo allo studio dell’ antianafilassi. Tentativi di 
antianafilassi mediante instillazioni nel sacco congiuntivale. (Beitrag zum 
Studium der Antianaphylaxie. Versuche, die Antianaphylaxıe durch 
Antigeninstillation in den Konjunktivalsack zu erzeugen.) (Clin. 
oculist., univ., Parma.) Ann. di ottalmol. Jg. 42, Nr. 9/10, S. 711—728. 1913. 

Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage der Permeabilität der Konjunktival- 
schleimhaut für verschiedene Antigene (Pferdeserum, Tuberkulin) und kommt zu völlig 
negativen Ergebnissen. Es gelang nicht, normale Meerschweinchen durch wiederholte 


— 524 — 


Instillationen von Pferdeserum in den Bindehautsack zu präparieren; ebensowenig 
ließen sich aktiv präparierte Tiere auf diesem Wege antianaphylaktisch machen, trotz- 
dem die Einträufelungen durch 18-40 Tage 1—2 mal täglich fortgesetzt wurden und 
leichte Massage zwecks besserer Resorption des artfremden Eiweißes zur Anwendung 
kam. Tuberkulöse Meerschweinchen, denen wiederholt Tuberkulin in steigender 
Konzentration konjunktival instilliert wurde, reagierten auf die intravenöse Injektion 
einer tödlichen Tuberkulindosis ebenso stark wie Kontrollen; die Ophthalmoreaktionen 
wurden im Gegensatze zu den Erfahrungen am Menschen durch die wiederholte In- 
stillation nicht gesteigert. Bei normalen Meerschweinchen konnte durch Tuberkulin- 
einträufelung keine Überempfindlichkeit gegen Tuberkuloprotein erzeugt werden. Doerr. 

Leschke, Erich: Über das Verhalten der Temperatur bei der aktiven Ana- 
phylaxie. (Untersuchungen an Hunden und Kaninchen.) (Charite, Berlin.) Zeitschr. 
f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 15, H. 1, S. 23—38. 1914. 

Hunde und Kaninchen, die man parenteral mit artfremdem Eiweiß (Kaninchen- 
serum, Menschenserum, Hühnereiklar) präpariert und nach Ablauf des präanaphylak- 
tischen Stadiums, innerhalb dessen die Tiere kein von der Norm abweichendes Verhalten 
darbieten, mit dem heterologen Antigen intravenös reinjiziert, zeigen oft Schwankungen 
der Körpertemperatur, deren Größe und Richtung in hohem Grade von der Reinjek- 
tionsdosis abhängt. Den von Friedberger beim Meerschweinchen ermittelten Gesetzen 
entsprechend unterscheidet man auch hier: 1. kleinste Mengen, welche keine Wirkun« 
haben und bis zur unteren Konstanzgrenze reichen (beim Hunde 0,5—1,0 ccm Serum. 
beim Kaninchen 0,005—0,01 ccm); 2. pyrogene Dosen zwischen der unteren und der 
oberen Konstanzgrenze (bis 15 ccm beim Hunde, 0,3—1,0ccm beim Kaninchen); 3. Do- 
sen, welche zwischen der oberen Konstanzgrenze und der Grenze für Temperaturabfall 
(25 ccm beim Hund, 2,5—3,5 cem beim Kaninchen) liegen und welche die Körperwärme 
nicht alterieren, weil sich die Antriebe zum Anstieg und Abfall die Wage halten; 4. Do- 
sen oberhalb des letztgenannten Wertes, welche Temperaturabfall erzeugen. Pyrogene 
(fiebererzeugende) Mengen wirken beim Hunde intensiver und nachhaltiger als beim 
Kaninchen; dagegen erreicht die Temperatur meist etwas später (nach 2St.) die Acme. 
Ein weiterer interessanter Gegensatz beider Tierarten besteht auch darin, daß Kaninchen 
auf Antigendosen, die unter der Grenze für den Temperaturabfall liegen, nie mit Al- 
gemeinerscheinungen reagieren, während Hunde selbst bei konstant bleibender Körper- 
wärme erbrechen können, benommen erscheinen, blutige Stühle entleeren und dıl. 
Bei der Obduktion von Hunden, die im Gefolge eines anaphylaktischen Shocks ver- 
enden, findet man häufig die von Schittenhelm und Weichardt beschriebene 
Ennteritis anaphylactica. Subcutane Antigenreinjektionen beeinflussen die Temperatur 
anaphylaktischer Hunde nicht; beim sensibilisierten Meerschweinchen kann man da- 
gegen durch diese Art der Antigenzufuhr sowohl Fieber als Temperatursturz auslösen 
(Friedberger und Mita). Auch steigt das Fieber beim Meerschweinchen rascher an 
und fällt früher zur Norm ab als beim Hunde. Diese Differenzen sollen darauf beruhen, 
daß das Blutserum des Meerschweinchens fünfmal mehr Komplement enthält, als das 
des Hundes, und daß die erstgenannte Spezies demzufolge imstande ist, die eingeführten 
Proteine rascher zu Giften, aber auch schneller wieder zu atoxischen Spaltprodukten ab- 
zubauen. Gegenüber solchen graduellen Abweichungen, wie sie Hund, Kaninchen und 
Meerschweinchen untereinander aufweisen, betrachtet es der Verf. als wesentlich, daß 
sich alle drei Arten hinsichtlich der Körpertemperatur prinzipiell gleich verhalten, und 
daß (nach seiner Ansicht) die Körperwärne von der Menge des parenteral abgebauten 
Eiweißes bestimmt wird. Doerr (Wien). 

Guerrini, Guido: Sull’azione ipotermizzante del siero di sangue. (Über die 
temperaturerniedrigende Wirkung des Blutserums). Pathologica Jg. 5, 
Nr. 122, S. 701—704. 1913. 

Intravenöse Seruminjektionen erzeugen bei Kaninchen stets eine Herabsetzung 
der Körpertemperatur, die mit Hilfe des Calorimeters von d’Arsonval genau bestimmt. 


— 525 — 


werden kann. Heterologe Sera wirken ungleich stärker und nachhaltiger als homologe, 
doch sind von beiden relativ große Dosen (5—11 ccm pro kg Körpergewicht) erforder- 
lich; gleiche Quantitäten physiologischer Kochsalzlösung beeinflußten die calorime- 
trische Kurve nicht. Die temperaturherabsetzende Eigenschaft ist thermolabii, wird 
durch 60° zerstört und hängt in erster Linie von der Art des Serums, in zweiter Instanz 
auch von der eingespritzten Menge ab. Der Träger der Wirkung ist weder mit dem 
Komplement noch mit der toxischen oder lokal nekrotisierenden Komponente frischer 
Sera identisch; letztere Behauptung wird dadurch begründet, daß frische Gewebe die 
hypothermisierende Fähigkeit der Sera nicht neutralisieren. Doerr (Wien). 


Rubinstein: Recherches sur le pouvoir antipeptique du serum. (Unter- 
suchungen über die antipeptische Wirkung des Blutserums.) Ann. de 
l’inst. Pasteur Jg. 27, Nr. 12, S. 1074—1092. 1913. 

Von den vielen angegebenen Methoden zur Prüfung der Pepsinwirkung ergab die 
Gelatineverflüssigungsmethode die brauchbarsten Resultate. Sie ist auch nicht, wie 
andere Methoden, zu kompliziert, so daß sie für klinische Zwecke verwendbar ist. — 
Die antipeptische Serumwirkung verändert sich nicht beim Aufbewahren auf Eis; sie 
ist hitzebeständig (1/, Stunde bei 56°); bei höherer Temperatur (100°) nimmt die 
hemmende Kraft sogar zu. Die Albumine wirken weniger antipeptisch als die Globu- 
line. Menschen- und Pferdeserum verhält sich dabei gleich. Von den Salzen des Serums 
sind es besonders die -Natriumcarbonate und Natriumphosphate die antipeptische 
Wirkung zeigen. Die Lipoide des Serums haben kein Antipepsin denn die mit Äther 
extrahierten Substanzen zeigen keine Hemmung der Pepsinwirkung, dagegen ist im 
Rückstand keine Differenz gegen nicht behandeltes Serum zu finden. Die antipeptische 
Wirkung des Serums ist also an zwei Arten von Stoffen gebunden, an Salze und an 
Eiweißstoffe. Verf. hat auch bei Kaninchen spezifische Antikörper durch wiederholte 
Injektionen von Pepsin erhalten. Noch besser gelang es bei Gänsen und Hühnern, 
durch Pepsininjektionen die antipeptische Wirkung des Serums zu verstärken. Anti- 
trypsin wird dabei nicht vermehrt. Die Thermostabilität dieser durch Immunisieren 
gewonnenen Antipepsine ist die gleiche, wie die der normalen antipeptischen Stoffe. 
Die Bestimmung des antipeptischen Index hat klinisch keinen besonderen diagnosti- 
schen Wert. Eisner (Berlin). 


Di Quattro, G.: Sugli antigeni per la reazione meiostagmica nei tumori maligni. 
(Antigene für die Meiostagminreaktion der malignen Tumoren.) (Ist. 
di patol. med., univ., Catania.) Tumori Jg. 3, Nr. 2, S. 202—206. 1913. 


Auf der Suche nach haltbaren Antigenen für die Meiostagminreaktionen ergänzte Verf. 
die Angaben Kellings dahin, daß auch die Leber einzelner Vögel (Taube, Huhn, Sperling) 
und einzelner Säugetiere (Schwein, Kalb, Kaninchen, Katze) aktive Antigene liefert, die jedoch 
durchwegs nicht so gute Resultate liefern als das pankreatische Antigen. Durch fraktionierte 
Reinigung verlor das Leberantigen zwar nicht seine Wirksamkeit, zeigte jedoch ebensowenig 
die erwartete größere Haltbarkeit und Beständigkeit. Strauß (Nürnberg).CH 


Bucco, Menotti: Sulla reazione meiostagminica nei tumori maligni e nella 
tubercolosi polmonare. (Über die Meiostagminreaktion bei malignen Tu- 
moren und bei Lungentuberkulose.) (Zstit. di patol. spec. med. dimostr., univ., 
Napoli.) Gazz. internaz. di med.-chirurg.-ig. Jg. 1913, Nr. 49, S. 1155—1157. 1913. 

Verf. berichtet über positive Resultate bei 26 Fällen von bösartigen Geschwülsten 
verschiedener Natur und Entwicklung und bei 24 Fällen von Lungentuberkulose aller 
Grade. Nur histologisch resp. bakteriologisch verifizierte Erkrankungen wurden ver- 
wertet, die Antigene sorgfältigst hergestellt. Technisch ist erwähnenswert, daß sich die 
einstündige Behandlung der Lösungen im Wasserbad von 50° einer zweistündigen bei 27° 
überlegen zeigte. Verf. hält die Meiostagminreaktion vorläufig nur bei ma- 
lignen Tumoren für klinisch brauchbar, ihre Prüfung bei verschiedenen anderen 
Krankheitszuständen jedoch aus Gründen der weiteren Forschung für angezeigt. Fieber.“" 


— 526 — 


Boas, H., und G. Neve: Untersuchungen über die Weil-Kafkasche Hämolysin- 
reaktion in der Spinalflüssigköit. Hospitalstid. Jg. 56, Nr. 49, S. 1447—1457.1913.(Dän.) 

Die Weil- Kafkasche Reaktion (Übergang von Normalhämolysin gegen Schaf- 
blut aus dem Serum in den Liquor cerebrospinalis) kann eine nicht unerhebliche dia- 
gnostische Bedeutung haben, insofern, als sie in einem beträchtlichen Prozentsatz der 
Fälle von akuter Meningitis und Dementia paralytica positiv ausfällt. Bei Dementia 
paralytica zeigt sich eine gewisse Übereinstimmung mit der Wassermannschen 
Reaktion, die indes differentialdiagnostisch überlegen ist. Das nicht geringe Auftreten 
der Reaktion im Liquor von Sekundär-Syphilitischen beweist, daß dabei häufig die 
Meningen reagieren, ohne daß es zu klinischen Erscheinungen kommt; einen prognosti- 
schen Anhaltspunkt gibt die Reaktion nicht. Bei ‚„Neurorezidiven“ ist sie oft besonders 
deutlich, verschwindet aber (wie Wassermann, Pleocytose usw.) nach der Behand- 
lung. H. Scholz (Königsberz). 

Böhme, A.: Opsonine und Vaccinationstherapie. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinder- 
heilk. Bd. #2, S. 1—142 (Berlin: Springer). 1913. 

Verf. gibt ein vollständiges Bild der Opsoninlehre, von ihren Anfängen ausgehend, 
unter besonderer Berücksichtigung der theoretischen Grundlagen und der Methodik. 
Wichtig ist die Zusammenstellung der weit auseinandergehenden Anschauungen 
über die Eigenschaften der Opsonine, ıhre Vorstellungen vom Bau dieser Körper 
und über ihre Beziehungen zu anderen Antikörpern. Einen breiteren Raum nehmen 
die Mitteilungen über die klinische Verwertung der Vaccinationsbehandlung ein. 
Es werden die Staphylo- und Streptokokkeninfektionen besprochen, weiterhin 
Pneumonie-Meningitis-Gonokokken-Infektion, Typhus, Bacterium coli, Tuberkulose 
und seltnere Infektionskrankheiten. Die Vaccinationstherapie wird empfohlen für 
Staphylo- und Gonokokkeninfektion, ebenso für eine gewisse Anzahl von Fällen von 
Coli-Sepsis, überhaupt bei lokalisierten Infektionen. Bei der großen Mehrzahl der 
anderen Infektionskrankheiten sind die Resultate widersprechend und nicht ermutigend. 
Wenn somit die praktische Tragweite der ganzen Opsoninlehre nicht sehr hoch an- 
zuschlagen ist, so hat sie doch erhebliche theoretische Bedeutung. Die Untersuchungen 
auf Opsonine haben bei einer Reihe von Infektionskrankheiten konstante Veränderunzen 
der serologischen Reaktionen nachgewiesen, und zwar gerade bei solchen Erkrankungen 
(Streptokokken-, Staphylokokkeninfektionen und Tuberkulose), bei denen bisher über 
die Art der Entstehung von Antikörpern wenig bekannt war. Die Trennung der loka- 
lisierten und Allgemeininfektionen durch die opsonische Methodik bleibt wertvoll. 
Eine Reihe von interessanten Beobachtungen zeigen Wege, auf denen die Immunitäts- 
wissenschaft weiter gefördert werden kann: Die Lehre von den spontanen und künst- 
lichen Auto- und Inokulationsschwankungen, die Lehre vom verminderten bakterio- 
tropen Druck am Orte der Infektion, die Bestrebungen, für die Therapie den bakterio- 
tropen Druck am Krankheitsherde zu steigern. Sick (Stuttgart). 

Hara, K.: Serodiagnostik der malignen Geschwülste. (Inst. f. exp. Krebsforsch., 
Hamburg-Eppendorf.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 52, S. 2559—2560. 1913. 

Untersuchungen mit der v. Dungernschen Komplementbindungsreaktioi 
Nicht jeder Amboceptor und nicht jedes Meerschweinchenkomplement ist geeignet, 
neben der Stärke muß die Qualität des Komplementes dem Extrakt gegenüber geprüft 
werden. Es wurden 254 Fälle des Appendoriri Krankenhauses untersucht. Unter 
37 sicher malignen Geschwülsten waren 31 (84%) positiv, 6 negativ. Unter 10 Seren 
mit Carcinomverdacht waren 6 positiv. Von 217 nichtcarcinomatösen Seren waren nur 
5 positiv, davon 3 Fälle mit positiver Wassermannscher Reaktion; v. Dungern 
hat schon angegeben, daß syphilitische Sera manchmal reine Tumorreaktion geben. 
Von dem vorliegenden Material waren 66 Wassermannsche Reaktionen positiv. 
Zur Meiostagminreaktion wurde 1 cem Krankenserum genommen, als Antigen Linol- 
Ricinolsäure® und das Traubesche Viscostalagmometer benützt. Von 12 sicheren 
Krebsseren reagierten mit Meiostagmin 9, mit Komplementbindung 11 positiv. Von 


— 527 — 


137 nichtcareinomatösen Seren mit Meiostagmin 4 positiv, mit Komplementbindung 
nur 1 Serum eines Luetikers. Beide Reaktionen sind also für die Serodiagnostik durch- 
aus brauchbar, wenn sie auch keine absolute Spezifität aufweisen; die Komplement- 
bindungsreaktion nach v. Dungern ist noch etwas spezifischer. H. Kämmerer. 


Fellenberg, R. v., und A. Döll: Über die biologischen Beziehungen zwischen 
Mutter und Kind. (Inst. f. Erforsch. d. Infektionskrankh. u. Frauenklin., Univ. Bern.) 
Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynaekol. Bd. 75, H. 2, S. 285—319. 1913. 

Vergleichende Untersuchungen bezüglich Agglutininen und bakteriolytischen 
Stoffen (gegenüber Staphylokokken, Koli-, Typhus- und Paratyphusbacillen) im Blut- 
serum und in der Milch der Mütter, im Nabelschnurserum und im Serum des Kindes, 
Tage, Wochen und Monate nach der Geburt. Es ergab sich keine prinzipielle Über- 
einstimmung ım Verhalten des mütterlichen und kindlichen Blutes. Die Verff. schließen 
deshalb, daB die normalen Antikörper weder vor der Geburt von der Mutter auf den 
Foetus übertragen werden, noch nach der Geburt durch die Säugung auf das Kind 
übergehen, sondern daß sie im Foetus autochthon entstehen als Produkte einer natür- 
lichen Funktion der Körperzellen. Die Antikörper sind als Receptoren aufzufassen, die 
in erster Linie zur Ernährung und Entgiftung der Zelle von Stoffwechselprodukten 
dienen, in zweiter Linie auch zur Bindung von Antigenen bakterieller und toxischer 
Natur. Der Foetus ist, was seine normale Antikörperbildung und seinen Zellchemismus 
betrifft, schon bei der Geburt ein eigenes Individuum und von der Mutter nicht ab- 
hängig. v. Reuss (Wien). 

Stoffwechsel. 
Allgemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik: 


© Samelson, S.: Über den Energiebedarf des Säuglings in den ersten Lebens- 
monaten. Habilitationsschrift: Straßburg. Berlin: Springer 1913. 498. M.2.—. 

Auf Grund klinischer Versuche, in denen bei je einem künstlich und an der Brust 
ernährten und sich normal entwickelnden Säugling der Caloriengehalt der Nahrung 
bestimmt wurde, wird die praktische Bedeutung des Energiequotienten für das Brust- 
kind geleugnet, da ein solches ohne Schaden Luxuskonsumption treiben kann; für 
das künstlich genährte Kind kann die Verwertung des Energiequotienten gelegentlich 
von Nutzen sein, doch ist der Quotient nicht höher anzusetzen, als für das Brustkind. 
— Weitere Beobachtungen des Verf. zeigten, daß bei Frühgeburten der Energiequotient 
in ziemlich weiten Grenzen (115—140) schwankt und daß der bei sonst ‚normalen‘ 
Säuglingen trotz genügender Calorienzufuhr resultierende ungenügende Gewichts- 
ansatz nicht auf zu konsistenter Nahrung und mangelnder Wasserzufuhr beruhe; 
wahrscheinlich liegen bei solchen Fällen Störungen im Fettstoffwechsel vor. Salle. 


Schaumann, H.: Einige bisher in der Physiologie und Pathologie der Ernährung 
noch nicht berücksichtigte Faktoren. Med. Klin. Jg. 9, Nr. 28, S. 1112—1116. 1913. 

Nach der Entdeckung der Hühnerpolyneuritis und ihrer künstlichen Erzeugung 
durch Fütterung mit geschliffenem Reis wurde man zunächst darauf aufmerksam, daß 
auch einseitige Ernährung mit anderen Nahrungsmitteln (ausgelaugtem Fleische usw.) . 
ähnliche krankmachende Wirkungen entfaltet, die jenach dem Versuchstier schwanken, 
2. B. bei Tauben Polyneuritis, bei Meerschweinchen Skorbut erzeugen. Gegenmittel 
sind außer Reiskleie, Erbsen, Phaseolus radiatus, vor allem Hefe und getrockneter 
Stierhoden. Eine einmalige geringe Gabe genügt, um moribunde, schwer gelähmte 
Tiere innerhalb von 12—24 Stunden wiederherzustellen. Die Ätiologie der Beri-Beri 
infolge Nährstörung muß im Gegensatze zu der früheren Auffassung als Infektions- 
krankheit als gesichert gelten. Wenn auch in beschränktem Maße sind die Extrakte- 
von Hefe, Reiskleie usw. antineuritisch wirksam. Durch Verarbeitung großer Mengen von 
Extrakten hat man kristallisierte Stickstoffbasen gewonnen: „Vitamin“, „Oryzanin‘ und 
„Torulin‘, die in kleinen Gaben von Zentigrammen bis Milligrammen antineuritisch 
wirksam sind. Die antineuritisch wirkenden Basen kommen wohl in den meisten 


— 528 — 


Nahrungsmitteln, aber in verschiedener Menge vor, am konzentriertesten eben in den 
genannten Stoffen Reiskleie, Hefe usw. Möglicherweise sind die an sich phosphorfreien 
antineuritischen Basen in Phosphatiden enthalten, aus denen sie abgespalten werden. 
Die antineuritischen Basen selbst sind phosphorfrei. Die volle Wirkung der Schutz- 
stoffe (Hefe, Kleie usw.) kann mit den Basen noch nicht erzielt werden. Jedenfalls aber 
hat die Beri-Beri etwas mit dem Phosphorsäure-Stoffwechsel zu tun, weil nach Verf. und 
nach Beobachtungen von Schüffner und Künen bei der Beri-Beri die Phosphorsäure- 
ausscheidung in Harn und Kot sehr absinkt. Wir müssen zu den schon früher bekannten 
Hauptnahrungsstoffen Eiweiß, Fett, Kohlehydrat, Mineralstoffe, Salze noch gewisse 
vital nötige, in geringer Menge in den meisten nativen Nahrungsmitteln enthaltene, zum 
Teil noch nicht isolierte Körper hinzurechnen. Beri-Beri, Skorbut, Möller-Barlowsche 
Krankheit, Rachitis und Pellagra sind Krankheiten, die als Nährschäden in dem be- 
sprochenen Sinne aufzufassen sind. Salomon (Wien). 


Bahrdt, H., und F. Edelstein: Organanalysen bei Barlowscher Krankheit. (Kaiserin 
Auguste Victoria-Haus.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 9, H. 6, S. 415—428. 1913. 
Die Verff. hatten Gelegenheit, bei einem fast 9 Monate alten, an florider Bar- 
lowscher Krankheit gestorbenen Säugling Organanalysen anzustellen, und zwar wurden 
Knochen, Leber, Niere, Muskel und Blut auf ihren Gehalt an Kalk, Phophor, Natrium 
und Kalium untersucht. In den Knochen fand sich eine starke Verarmung an Trocken- 
substanz (ca. halb soviel als im normalen Knochen), die zum größten Teil auf einer 
starken Aschenverminderung beruhte. Die Asche bildete beim barlowkranken 
Kind weniger als die Hälfte der Trockensubstanz, beim normalen Kind mehr als die 
Hälfte. Der Kalkgehalt betrug nur ca. !/,—!/, der normalen Kalkwerte auf frische 
Substanz bezogen) und der Phosphorgehalt nur etwa !/,—!/, der normalen Phosphor- 
werte. Eine einseitige Verarmung an Phosphor, die im Hinblick auf die barlowähu- 
lichen Skelettveränderungen in den Fütterungsversuchen W. Heubners mit phos- 
phorarmer Nahrung von größtem Interesse gewesen wäre, ließ sich nicht feststellen. 
Natrium und Kalium sind ım Knochen des barlowkranken Kindes eher vermehrt; 
auf keinen Fall kann von einer auffallenden Kaliarmut gesprochen werden, was von 
Interesse ist, da unter anderem auch ein Kalihunger als Ursache des Skorbuts auf- 
gestellt worden ist. Die inneren Organe zeigten einen normalen Kalk- und Phosphor- 
gehalt mit Ausnahme der Muskeln, die — bei normalem Phosphorgehalt — eine Kalk- 
verarmung zeigten, die die von Aschenheim und Kaumheimer in der Muskulatur 
Rachitischer gefundene Verminderung des Kalkgehaltes noch übertrag. Die Verft. 
weisen darauf hin, daß bei Morbus Barlow ganz ähnlich wie bei der Rachitis nicht nur 
der Knochen, sondern auch die Muskulatur an der Kalkverarmung beteiligt ist. Für 
das Kalium in Leber und Niere fehlten brauchbare Vergleichszahlen. Das Natrium 
in Leber und Niere war wohl etwas vermindert im Gegensatz zum Muskel, wo es deut- 
lich vermehrt war. Kalium und Natrium waren im Blute normal. Der Kalk- und Phos- 
phorgehalt des Blutes konnte wegen zu geringen Materials nicht bestimmt werden. 
Lehnerdt (Halle a. S.).® 
Amatsu, H.: Über dieVerschiedenheit der biologischen und pharmakologischen Ein- 
flüsse der Ferro- und Ferriionen auf den tierischen Organismus. (Pharmakol.Inst.,Unır. 
Kyoto.) Arch. internat. de pharmacodyn. et detherap. Bd.23, Nr. 5/6, S.325—352. 1913. 
Die zweiwertigen Eisenverbindungen haben eine intensive Wirkung auf das Blut 
bei künstlich anämisierten Tieren. Diese besteht in einer mächtigen Anregung der 
Blutregeneration (Vermehrung der roten Blutkörperchen) und in einer Regeneration 
des Leberferratins, doch haben sie keinen Einfluß auf die Hämoglobinbildung. Den 
dreiwertiren Eisenverbindungen kommt nur eine geringe Wirkung zu, und diese berult 
auch nur in den im Körper entstehenden Ferroionen: denn eine Anzahl von Geweben 
besitzen in vitro reduzierende Kigenschaften auf Ferriverbindungen. Die Giftirkeit 
der Ferroverbindungen beurteilt, nach der Dosis letalis für Meerschweinchen und Kanin- 
chen, ist ebenfalls bedeutend stärker als die der Ferriverbindungen. Chiarı (Wien). 


— 529 — 


Ackermann, D.: Über den fermentativen Abbau des Kreatinins. Mitteilg. 2. 
(Physiol. Inst., Würzburg.) Zeitschr. f. Biol. Bd. 63, H. 1/2, S. 78—82. 1913. 

In seiner ersten Mitteilung (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 154) hatte Verf. 
angegeben, daß er aus Kreatinin, das der Fäulnis ausgesetzt war, n-Methylhydantoin 
isolieren konnte. Diesen Körper suchte er nun in neuerlichen Versuchen beim fermen- 
tativen Abbau des Kreatinins und im menschlichen Urin zu finden. Dies gelang ihm 
jedoch nicht. Dagegen konnte er bei länger dauernder Fäulnis kein n-Methylhydantoin, 
wohl aber Methylglykokoll (Sarkosin) isolieren. Für diesen Befund gibt Verf. zwei 
Erklärungen. Entweder wird das Kreatinin über das n-Methylhydantoin zu Sarkosin 
und Carbaminsäure abgebaut oder es entsteht primär Sarkosin und Harnstoff und 
das n-Methylhydantoin würde sich aus diesem erst beim Eindampfen bilden. Beim 
zweiten Versuch hätte diese Möglichkeit nicht eintreten können, da der Harnstoff durch 
die lange dauernde Fäulnis zerstört worden wäre. Als dritte Möglichkeit gibt Verf. an, 
daß aus dem Kreatinin Methylhydantoinsäure und aus dieser unter Wasseraufnahme 
Sarkosin und Carbaminsäure entstehen könnte. Die Jaff ésche Reaktion mit Natron- 
lauge und Pikrinsäure gibt das Sarkosin nicht. K. Wiener (Königsberg). 


Cervello, C., e F. Girgenti: Ricerca qualitativa e quantitativa dell’ acetone; 
acetonuria fisiologica; influenza di alcuni farmaci sul acetonuria da digiuno. 
1. Parte. (Qualitative und quantitative Untersuchungen über die Ace- 
tonurie. Physiologische Acetonurie. Einfluß einiger Pharmaka auf 
die Acetonurie des Hungerzustandes. 1. Mitteilung.) (Istit. di farmacol., 
univ., Palermo.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 6, S. 477—490. 1913. 

Zum qualitativen Nachweis ist am genauesten die Acetonprobe von Lieben, im Destillat 
des mit Schwefelsäure angesäuerten Urins. Zur quantitativen Bestimmung geben die Verff. eine 
eigene Methode an. Fraktionierte Destillation des Harnes: das Destillat wird in Portionen von 
je 4 ccm in Reagensgläsern aufgenommen und dieselben qualitativ auf Aceton untersucht. Die 


Zahl der Gläser, welche eine positive Reaktion angeben, ist der Maßstab für die quantitative 
Bestimmung. 


Das Aceton ist ein normaler, konstanter Bestandteil des Harnes des Menschen, 
des Hundes und des Kaninchens. Im Hunger steigt die Menge des Harnacetons mit der 
Dauer des Hungerzustandes. Gigon (Basel). 


Bottazzi, Filippo: Sulle proprietà colloidali della emoglobina. (Über die 
kolloidalen Eigenschaften des Hämoglobins.) (Laborat. di fisiol. speriment., 
univ., Napoli.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 6, S. 397—433. 1913. 

Das Hämoglobin wurde durch Dialyse einer Lösung roter Blutkörperchen gewonnen. 
Wird die Dialyse während ca. 4 Monate fortgesetzt, so fällt das Hämoglobin als rötliche körnige 
Masse aus. Das nicht gefällte Hämoglobin gibt eine vollständig homogene wässerige Lösung. 
Während der Dialyse verändert sich das Oxyhämoglobin fast quantitativ (95°) in Methämo- 
globin. Das gefällte Hämoglobin bzw. Methämoglobin ist in Neutralsalzen so gut wie unlöslich; 
es ist aber in Säuren und Alkalien sehr leicht löslich. Das durch Wärme koagulierte Hämoglobin 
löst sich wieder in freien Alkalien oder Säuren. Das reine Hämoglobin ist ein elektronegatives 
Kolloid. Das mit minimalen Mengen NaOH oder KOH alkalisch gemachte Hämoglobin ver- 
hält sich gegenüber dem elektrischen Strom wie reines Hämoglobin; der Prozeß (Koagulation 
und Wanderung zur Anode) geht nur schneller vor sich. Das angesäuerte Hämoglobin ist ein 
elektropositives Kolloid. Reichliche Literaturangaben. Methodisches. Gigon (Basel). 

Piloty, 0., J. Stock und 0. Dormann: Zur Konstitution des Blutfarbstoffs; 
Dipyrrylmethan-Derivate mit Farbstoff-Charakter. Ber. d. dtsch. chem. Ges. Jg. 47, 
Nr. 2, S. 400—406. 1914. 

MacLean, Ida Smedley: The estimation of pyruvic acid. (Die Bestimmung 
der Brenztraubensäure.) (Lister inst. of preventive med., London) Biochem. journal 
Bd. 7, Nr. 6, S. 611—615. 1913. 

Zur Bestimmung von Brenztraubensäure fällt Verf. dieselbe durch essigsaure Phenyl- 
hydrazinlösung, entfernt das Hydrazon durch Filtration durch einen Goochtiegel, ver- 
setzt das Filtrat mit Fehlingscher Lösung. Das ausgeschiedene Kupferoxydul wird 
ebenfalls durch einen Goochtiegel abfiltriert, in Ferrisulfatlösung gelöst und das ent- 
standene Ferrosulfat durch Titration mit Kaliumpermanganat bestimmt. Brahm. 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 34 


— 530 — 


Rosenheim, Otto: The galactosides of the brain. 1. (Die Galaktoside des 
Gehirns. I.) (King’s coll., London.) Biochem. journal Bd. 7, Nr. 6, S. 604—610. 1913. 
Verf. konnte zeigen, daß die Galaktoside im Gehirn in freier Form vorkommen. Zur 
Darstellung derselben empfiehlt er die Extraktion des cholesterinfreien trocknen Gehirn- 
materials durch Pyridin bei 45—50° und Ausfällung desselben durch Aceton. Brahm. 


Jastrowitz, Hermann: Über Lipoidverfeitung. (Eine kritisch experimentelle 
Studie.) (Med. Univ.- Poliklin., Halle a. S.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. 
Bd. 15, H. 1, S. 116—166. 1914. 

Der Autor liefert zunächst einen Überblick über die Literatur, die zur Frage der 
Organverfettung in Beziehung steht, sowie eine Kritik der Methoden zur Bestimmung 
der Fette und Lipoide in den Organen. Die Arbeit des Autors ist ein groß angelegter 
Versuch, in den komplizierten Vorgang der sogen. fettigen Degeneration der Organe 
bei Anämien Einblick zu gewinnen. Zu diesem Zwecke wurden bei Hunden mit folgen- 
den Giften experimentelle Anämien erzeugt: Phosphor, Arsenwasserstoff, Ölsaures Na- 
tron, Pyrodin, Nitrobenzol, Poleyöl, Vibriolysin (Vibrio Nasyk und Vibrio El Tor). 
Auf der Höhe der Anämie wurden die Tiere durch Entblutung getötet und Blut, Leber, 
Herz, Nieren morphologisch und chemisch untersucht. Die morphologische Unter- 
suchung der Organe bediente sich der Sudanfärbung zur Beurteilung des Grades der 
Verfettung. Die chemische Untersuchung bestimmte Wassergehalt, Gesamtstickstoff, 
Amidstickstoff, Petrolätherextrakt, Fettsäuren, Unverseifbare Lipoide (Cholesterin), 
Ätherextrakt, Ätherlöslichen Phosphor (Lecithin). Der Amidstickstoff wurde nach dem 
Verfahren von Hausmann bestimmt, die Ermittelung und Berechnung der Fette und 
Lipoide erfolgte nach der Methode von Kumagava und Suto. Zunächst gibt der 
Autor zum Vergleich Analysen der Organe von einigen normalen Hunden. Die Be- 
urteilung der von pathologischen Organen gewonnenen Zahlen ist vielfach dadurch er- 
schwert, daß eine Fettinfiltration aus dem Reservedepotfett stattfindet, so daß die Ver- 
schiebungen in den Organlipoiden dadurch verdeckt werden. Doch bleibt die Fett- 
infiltration bei den reinen Blutgiften (Nitrobenzol, Arsenwasserstoff, Pyrodin) gerinz- 
fügig, so daß hier die Veränderungen deutlich zum Vorschein kommen. Diese sind eine 
Vermehrung der Lipoide im Blute und in den Nieren. In den Nieren ist mitunter auch 
ein besonders hoher Cholesteringehalt zu beobachten. (Vergiftung mit Nitrobenzol, V. 
Nasyk.) In der Leber von mit Toluylendiamin vergifteten Tieren ist häufig eine relative 
(im Verhältnis zur Gesamtfettmenge) Abnahme der Phosphatide feststellbar, mitunter 
auch eine absolute Abnahme derselben häufiger jedoch eine absolute Zunahme. Diese 
Erscheinung würde dafür sprechen, daß vielleicht ein phosphatidarmes Lipoidgemisch 
in die Leber eingeschwemmt worden ist oder aber, daß die Phosphatide in abnormer 
Weise abgebaut worden sind. Letzteres wird für die Fälle wahrscheinlich, bei denen das 
Blut relativ phosphatidreich, die Leber jedoch phosphatidarm gefunden wurde. Das 
morphologische Bild entspricht ım großen und ganzen dem chemischen, namentlich 
bei hochgradigeren Verschiebungen, bei kleineren Veränderungen ergeben sich oft 
Divergenzen. Porges (Wien). 


Gardner, John Addyman, and Percy Edward Lander: On the cholesterol 
content of the tissues of cats under various dietetie conditions and during inanition. 
(Der Cholesteringehalt der verschiedenen Gewebe von Katzen bei ver- 
schiedenen Ernährungszuständen und im Hunger.) (Physiol. laborat., unir. 
London.) Biochem. journal Bd. 7, Nr. 6, S. 576—587. 1913. 

Verff. fanden für die Katze ähnliche Verhältnisse, wie sie Ellıs und Gardner 
für das Kaninchen gefunden hatten. Es scheint die Hypothese, daß das Cholesterin ein 
konstanter Bestandteil aller Zellen sei, bestätigt und daß während des Lebensprozesses 
beim Zerfall dieser Zellen das Cholesterin nicht als Abfallstoff abgestoßen wird, sondern 
bei der Neubildung von Zellen mit verbraucht wird. Die Abspaltung des Cholesterins 
geschieht in der Leber. Brahm (Berlin). 


= 5 s 


Dorée, Charles: Note on isocholesterol, coprosterol and the classification of 
the sterols. (Mitteilung über Isocholesterin, Coprosterin und die Klassi- 
fikation der Sterine.) Biochem. journal Bd. 7, Nr. 6, S. 616—621. 1913. 

Nach Ansicht des Verf. unterscheidet man die Sterine ın Zoo- und Phytosterine, 
während Coprosterin und Isocholesterin in der Gruppe der Metasterine vereinigt 
werden. Letztere finden sich nie als Bestandteile des tierischen oder pflanzlichen 
Plasmas, sondern in den Exkreten und Sekreten des tierischen und pflanzlichen Orga- 
nismus. In einer Tabelle sind die wichtigsten chemischen Daten der bekanntesten 
Glieder der 3 Gruppen der Sterine zusammengestellt. Brahm (Berlin). 


Gardner, John Addyman, and William Godden: On the oxidation of coprosterol 
and coprostanone. Part 1. (Über die Oxydation von Coprosterin und 
Coprostanon. 1. Mitteilung.) (Physiol. laborat., univ., London.) Biochem. 
journal Jg. 7, Nr. 6, S. 588—595. 1913. 

Bei der Oxydation von Coprosterin in Essigsäure durch Chromsäure auf dem 
Wasserbade wurde mit 70% Ausbeute das Coprostanon erhalten. Als Nebenprodukt 
entstand eine Säure der Zusammensetzung Caą,H4604, deren Natrium-, Ammonium- und 
Silbersalz beschrieben werden. Dieselbe ist zweibasisch. Durch Oxydation von Copro- 
stanon mit Chromsäure wurde die gleiche Säure erhalten. Als Nebenprodukt entstand 
ein braunes Öl. Bei der Oxydation von Coprostanon mit Ammoniumpersulfat wurden 
drei verschiedene krystallinische Verbindungen erhalten, deren Zusammensetzung noch 
nicht festgestellt werden konnte. Brahm (Berlin). 


Schryver, Samuel Barnett: Notes on some further experiments on the clotting 
of caseinogen solutions. (Weitere Mitteilungen über das Ausflocken von 
Caseinogenlösungen.) (Cancer hosp., London.) Biochem. journal Bd. 7, Nr. 6, 
S. 568—575. 1913. 

Casein aus Pepsin erhalten, flockt anders aus wie Metacaseinogen, das bei 37° 
durch Einwirkung von Wasser auf Caseinogen entsteht. Das durch Pepsin erhaltene 
Casein enthält bis zur Hälfte Caseinogen. Verschieden von der Pepsinwirkung in bezug 
auf die Ausflockung erwies sich das Pankreatin. Es zeigen sich Unterschiede in der 
Löslichkeit im Kalkwasser. Es konnte gezeigt werden, daß der Unterschied zwischen 
Metacasein und Casein darin besteht, daß letzteres Verbindungen zwischen Ferment 
und Protein darstellt. Das natürliche Caseinogen erwies sich nicht als eine Calcium- 
verbindung. Brahm (Berlin). 


Cesana, Gino: Contributo allo studio ultramicroscopico dei processi catalitici. 
2. nota. Influenza degli elettroliti. Ricerche. (Beitrag zur ultramikroskopischen 
Untersuchung der katalytischen Prozesse. 2. Mitteilung. Einfluß der 
Elektrolyten.)(Laborat.di fisiol., Firenze.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 6, S. 525-534. 1913. 

Untersuchung des Einflusses von Natriumcarbonat auf Pankreatin, von HCI auf Pepsin 
und von kolloidalem Platin auf H,O,. In allen Fällen sind die ultramikroskopischen Granula 
dann am kleinsten, wenn die Konzentration das Optimum für die fermentative resp. kataly- 
tische Wirkung erhalten hat. Gigon Basel.) 

Cesana, Gino: Contributo allo studio ultramicroscopico dei processi catalitici. 
3. nota. Influenza della concentrazione dei fermenti. Ricerche. (Beitrag zur 
ultramikroskopischen Untersuchung der katalytischen Prozesse. 3. Mit- 
teilung: Einfluß der Fermentkonzentration.) (Istit. di fisiol, Firenze.) 
Arch. di fisiol. Bd. 11, S. 6, S. 582—598. 1913. 

Untersucht wurden die Pankreatinwirkung auf Casein und die katalytische Kraft des 
kolloidalen Platins auf H,O,. Das Temperaturoptimum schwankt für jede Fermentkonzentra- 
tion. Das Optimum der fermentativen Tätigkeit entspricht einem Maximum der Dispersion 
bei der ultramikroskopischen Untersuchung. Bei gleicher Temperatur steigt mit der Ferment- 
konzentration die Größe der ultramikroskopischen Granula; die Brownschen Bewegungen 
werden dagegen weniger lebhaft. Theoretisches. Gigon (Basel). 

Norris, Roland Vietor: The hydrolysis of glycogen by diastatie enzymes. 
2. The influence of salts on the rate of hydrolysis. (Die Hydrolyse von Glykogen 


34* 


— 532 — 


durch diastatische Enzyme. II. Der Einfluß von Salzen auf den Verlauf 
der Spaltung.) (Lister inst., London) Biochem. journal Bd.?, Nr.6, S.622—629. 1913. 
Wird eine dialysierte Glykogenlösung mit einer dialysierten Pankreasglykogen- 
lösung zusammengebracht, so kann eine hydrolytische Wirkung nicht beobachtet wer- 
den. Durch Zusatz von geringen Mengen von Chloriden, Bromiden, Jodiden und Nitra- 
ten wird die Enzymwirkung wieder hergestellt, und zwar wirken am besten die Chloride, 
weniger die Bromide und noch weniger die Jodide. Sulfate wirken weder hemmend auf 
die Enzyme, noch erhöhen dieselben die Aktivität. Die Salzkonzentration, welche den 
höchsten Wert der Spaltung herbeiführt, steigt mit der Zunahme der Enzymkonzen- 
tration, doch scheint dieselbe von der Glykogenkonzentration unabhängig zu sein. 
Die beschleunigende Wirkung wird sicher durch das Anion der zugesetzten Salze herbei- 
geführt, während dem Kation keinerlei Wirkung zufallen dürfte. Brahm (Berlin). 


Harden, Arthur, and William Jon Young: The enzymatic formation of poly- 
saccharides by yeast preparations. (Die enzymatische Bildung von Poly- 
sacchariden durch Hefepräparate.) (Lister inst., London.) Biochem. journal 
Bd. 7, Nr. 6, S. 680—636. 1913. 

Während der alkoholischen Gärung der Glucose und Fructose durch aus Trocken- 
hefe hergestellten Macerationssaft werden rechtsdrehende Polysaccharide gebildet. Brakın. 


Barendrecht, Hendrik Pieter: Enzyme-action, facts and theory. (Enzym - 
wirkung, Tatsachen und Theorien.) (Laborat. of the Netherland yeast- a. 
spiritmanufact., Delft, Holland.) Biochem. journal Bd. 7, Nr. 6, S. 549—561. 1913. 

An einer Reihe von Beispielen bespricht Verf. die zurzeit bestehenden Ansichten 
über Enzyme und Enzymwirkung. Brahm (Berlin). 


Shaffer, Philip A., and McKim Marriott: The determination of oxybutyric acid. 
(Die Bestimmung von Oxybuttersäure.) (Laborat. of biol. chem., Washington 
univ., St. Louis.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 2, S. 265—280. 1913. 

Die Bestimmung der $-Oxybuttersäure nach Shaffer (Oxydation mit Kaliumbichromat, 
Bestimmung des gebildeten Acetons) ist der Extraktions-Polarisationsmethode von Black 
vorzuziehen, weil sie einfacher ist, und weil sie, besonders bei kleinen Mengen, genauere Resultate 
liefert. Der nach S. erhaltene Werte entspricht regelmäßig 90%, der vorhandenen Oxybutter- 
säure, muß aber durch Addition von 10%, korrigiert werden. Detaillierte Beschreibung der 
Methode siehe im Original. Zur Reinigung von Oxybuttersäure speziell zur Isolierung aus Harn 
eignet sich das Ca-Zn-Doppelsalz CaZn(C,H,O,),; spezifische Drehung — 16,26°. Otto Neubauer. 

Marriott, W.M.: The determination of 3-oxybutyrie acid in blood and tissues. (Die 
Bestimmung von ß-Oxybuttersäurein Blut und Geweben.) (Zaborat. of biol. 
chem., Washington un:v., St. Lou:s.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 2, S.293—298. 1913. 

Die Shaffersche Methode ist auch für die Bestimmung der Oxybuttersäure in 
Blut und in Geweben anwendbar. Bei Heranziehung der nephelometrischen Methode zur 
Bestimmung des gebildeten Acetons kommt man mit 2—5 ccm Blut aus. Otto Neubauer. 


Marriott, W. M.: The determination of acetone. (Die Bestimmung von 
Aceton.) (Laborat. of biol. chem., Washington uniw., St. Louis). Journal of biol. 
chem. Bd. 16, Nr. 2, S. 281—288. 1913. 

Die Messi ngersche Methode liefert genaue Resultate, Kühlung mit Eis ist dabei nicht 
nötig; die Methode von Scott- Wilson (Fällung des Acetons als Hg-Cyanid-Verbindung, 
titrimetrische Bestimmung des Hg im Niederschlag) gibt nur bei Verwendung einiger Modifi- 
kationen der ursprünglichen Methode genaue Werte; sie ist auch bei Anwesenheit ganz kleiner 
Acetonmengen verwendbar (z. B. in Blut. Geweben). Otto Neubauer (München). 

Marriott, W. M.: Nephelometrie determination of minute quantities of acetone. 
(Nephelometrische Bestimmung von sehr kleinen Acetonmengen.) (La- 
borat. of biol. chem., Washington univ., St. Louis.) Journal of biol. chem. Bd. 16, 
Nr. 2, S. 289—291. 1913. 

Die Lösung, deren Acetongehalt bestimmt werden soll, wird destilliert, das Destillat in 
einer alkalischen Silber- Quecksilberevanidlösung aufgefangen. Die entstehende Trübung wird 
im Nephelometer von Richards oder im Dubosqschen Colorimeter mit der durch eine Aceton- 
lösung bekannten Gehaltes hervorgerufenen Trübung verglichen. Otto Neubauer (München). 


tum. „ ARE. _ _ Ant ft N un m em D. inkai PER ae ae 


Er nn N a m l  — 


Ae =, 


— 533 — 


elle Pathologie und Therapie. 
Eiweißstoffwechsel : 


Singer, Grete: Das thyreo-parathyreo- -thymische System und das Abder- 
haldensche Dialysierverfahren. (Kaiser-Franz-Josef-Spit., Wien.) Zeitschr. f. Kin- 
derheilk., Orig. Bd. 10, H. 1, S. 71—80. 1914. 

Fragestellung: Lassen sich geringgradige ev. klinisch nicht bemerkbare Dys- 
funktionen desOrgankomplexes Thyreoidea-Parathyreoideæ-Thymus durch das Dialysier- 
verfahren nachweisen? Untersucht wurden teils chronisch kranke Kinder, teils gesunde 
nach akuten Krankheiten, vorwiegend im Alter von 6—12 Jahren, im ganzen 47 Fälle. 
Ergebnis: Thyreoidea allein abgebaut in 8Fällen, Thymus allein in 9 Fällen, 
Thyreoidea und Parathyreoides in 1 Fall, Thyreoidea und Thymusin 5 
Fällen; außerdem in 2 Fällen Nebennieren (ganz alte Organe). Von den positiven Thy- 
reoideafällen hatten 8eine deutlich vergrößerte Schilddrüse, 2 eine Struma, bei den 
übrigen trat die Dysfunktion klinisch nur als „dicker Hals“ in Erscheinung. Die Prüfung 
auf alimentäre Glykosurie (100—150 g Dextrose in 1—2 Stunden) ergab, daß bei 
positiver Ninhydrinreaktion auf Thyreoidea die Zuckerausscheidung, im Gegensatz zu 
den übrigen Fällen, fehlte oder sehr gering war. — Die Fälle, deren Serum Thymus 
abbaute, wiesen klinisch keinerlei Anzeichen einer Hyperplasie oder Persistenz dieses 
Organs auf; bemerkenswert ist, daß der Abbau beı 2 Fällen mit adenoiden Vegetationen 
besonders stark war. Der Abbau von Thymus und Epithelkörperchen betraf ein 
Kind mit manifester Tetanie. Salle (Berlin). 

Obregia, A., et Pitulesco: La séro-réaction d’Abderhalden dans la démence 
précoce. (Die Abderhaldensche Serumreaktion bei Dementia praecox.) 
(Laborat. de la clin. psychiatr., Bucarest.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. 
de biol. Bd. 76, Nr. 1, S. 47—48. 1914. 

Mit dem Abderhaldenschen Dialysierverfahren wurden 30 Fälle von Dementia 
praecox untersucht. Bei den frischen Fällen überwog die positive Reaktion mit Ge- 
schlechtsdrüsen, seltener war die mit Schilddrüse, am seltensten wurde Gehirnrinde 
abgebaut. Bei den alten Fällen war das Verhältnis umgekehrt, denn am häufigsten 
fand sich Abbau von Gehirnrinde, am seltensten von Geschlechtsdrüse. Mit den ver- 
schiedenen klinischen Verlaufsformen ließen sich Beziehungen nicht stiften, nur schienen 
Abwehrfermente gegen Schilddrüse bei Katatonikern besonders häufig. Für die Er- 
klärung der Inkonstanz mancher Befunde haben die Autoren den Begriff „Inter- 
mittieren der Dysfunktion‘ eingeführt, während sie der Konstanz von Befunden 
prognostischen Wert zusprechen, als Bestehenbleiben der Dysfunktion. Kafka. 

Pesker, Dora: Über die fermentative Tätigkeit des Serums und die sero- 
diagnostische Methode von Abderhalden bei Geisteskranken. (Krankenh. d. hl. 
Nikolaus d. Wundertäters u. kais. Inst. f. exp. Med., Petersburg.) Zeitschr. f. d. ges. 
Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 22, H. 1, S. 1—18. 1914. 

Verf. untersuchte Sera von Geisteskranken auf ihre lipolytische, amylolytische, 
zuckerbildende und antitryptische Wirksamkeit, sowie auf ihren Gehalt an Abwehr- 
fermenten (Abderhalden). 

Die Lipase wurde mit der Titriermethode bei Verwendung von Monobutyrin festgestellt, 
die Amylase nach dem Wohlgemuthschen Verfahren bestimmt, die Zuckerprüfung geschah 
nach Bang, wobei die Milligramm Glucose berechnet wurden, die aus 10 ccm 1/proz. Stärke- 
lösung durch 1 cem Serum gebildet werden; nach dem antitrvptischen Ferment wurde nach der 
Methode von Fuld-Groß gefahndet; zur Untersuchung auf Abwehrfermente wurde die 
Dialysiermethode herangezogen. 

Bei Syphilitikern (20), Gehirnsyphilitikern (7) und Paralytikern (20) fand sich eine 
Steigerung des antitryptischen Indexes auf 214—231°;, (Jakob); eine geringere zeigte 
sich bei Dementia praecox (6 Fälle), Epilepsie (21 Fälle) und Graviditässpsychosen. 
Die Untersuchungen auf Lipase und Amylase ergaben (1m Gegensatz zu anderen Unter- 
suchern Ref.) nichts Charakteristisches. \Was die Dialysiermethode betrifft, so gingen 
Peskers Resultate dahin, daß die Ergebnisse anderer Untersucher im yroßen ganzen 


— 534 — 


bestätigt wurden. P. hat ferner drei verschiedene Lebern luetischer Früchte neben 
normaler Leber, wie auch andere Organe im Dialysierversuch der Beeinflussung durcl: 
luetische und nicht luetische Sera unterworfen und gefunden, daß das Eiweiß der 
luetischen Leber vor allem vom Syphilitikerserum gespalten wurde. Schließlich zeigt 
P. noch in einer Tabelle, daß meist positive Abderhaldensche Reaktion und erhöhter 
antitryptischer Titer parallel gehen. Kafka (Hamburg). 
Kohlehydratstoffwechsel : 

Geelmuyden, H. C.: Über den intermediären Stoffwechsel beim Diabetes 
mellitus. Nord. Tidskr. f. Terapı Jg. 12. H. 3, S. 109—119. 1913. (Norweg.) 

Als primäre Noxe im Stoffwechsel des Diabetes sieht Verf. die mangelhafte Glykogen- 
bildung in der Leber an, die ihrerseits von Störungen im Nervensystem, in der inneren 
Sekretion usw. abhängig sein kann. Der Glykogenmangel des Organismus (Azoamylie 
der Franzosen) hat eine Mobilisierung des Körperfettes (und des Eiweiß, das alleın 
zur Deckung des Energiebedarfs nicht ausreicht) zur Folge. Das Fett wird auf dem 
Blutwege — Lipämie — zur Leber gebracht und hier in Acetonkörper umgewandelt. 
Von diesen wird der größte Teil, wie nach den Versuchen von Verf. und Porges- 
Salomon sicher ist, in Zucker umgewandelt, der Rest ausgeschieden. Als eigentliche 
Ursache der Glycosurie ist also eine erhöhte Zuckerbildung (aus Fett und Eiweiß). 
nicht eine gestörte Verbrennung des Zuckers anzunehmen. Verf. bestätigt damit die 
Behauptung v. Noordens. Während dieser aber bisher nur eine fakultative Zucker- 
bildung aus Fett annimmt, hält Verf. diesen Vorgang für den ständigen Modus des 
Fettumsatzes. Gegen diese Annahme spricht nicht der Umstand, daß in manchen Fällen 
von schwerem Diabetes Fettzulagen zur Kohlenhydratkost verschieden auf die Zucker- 
ausscheidung wirken. Man muß sich vorstellen, daß zahlreiche individuelle Varia- 
tionen in den einzelnen Phasen des intermediären Stoffwechsels von der Norm ab- 
weichende Resultate zeitigen. In solchen individuellen Verschiedenheiten hat man 
auch den Grund für den wechselnden Erfolg von Haferkuren (und anderen Mehlen) 
zu sehen. Die günstige Wirkung, die solche Kuren im allgemeinen haben, beruht darauf. 
daß bei isolierter Zufuhr eines Kohlenhydrats eine Verlangsamung des Kohlenhydrat- 
stoffwechsels in der Leber, also eine Begünstigung der Glycogenbildung und damit 
eine Verminderung der Glykosurie stattfindet. H. Scholz (Königsberg). 


Greer, J. R., E. J. Witzemann and R. T. Woodyatt: Studies on the theory of 
diabetes. 2. Glycid and acetole in the normal and phlorhizinized animal. (Stu- 
dien zur Theorie des Diabetes. 2. Verhalten von Glycid und Acetol 
beim normalen und beim Phlorrhizintier.) (Otho S. A. Sprague mem. inst. 
laborat. of clin. res., Rush. med. coll., Chicago.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 4. 
S. 455—464. 1914. ‚d 

Glycid CH,OH — CH—CH, ist giftig, der Ring wird im Körper wahrschein- 
lich nicht aufgespalten. — Acetol CH,OH — CO — CH, wirkt erst in Dosen von 2; 
pro kg toxisch (Hämoglobinurie); im Harn findet sich unverändertes Acetol. Beim 
Phlorhizintier vermehrt es nicht die Menge des Harnzuckers, wohl aber die der Aceton- 
körper. Es kann nicht als Zwischenprodukt beim Abbau des Zuckers zu Milchsäuse 
angesehen werden. Otto Neubauer (München). 
Fettstoffwechsel : 

Durig, A., und P. Liebesny: Beobachtungen über die Entfettung mit Hilfe 
elektrischer Ströme. Wien. med. Wochenschr. Jg. 64, Nr. 1, S. 9—14 u. Nr. 2. 
S. 73—84. 1914. 

Verschiedene unter gleichzeitiger Kontrolle mit Hilfe des Zuntz - Geppert- 
schen Respirationsapparates durchgeführte Bergonisierungen lassen die Autoren zu- 
sammenfassend sich ungefähr wie folgt äußern: 1. die geleistete Arbeit ist selbst bei 
den maximalen verwendbaren Reizstärken und großen Belastungen (120 kg) eine sehr 
geringe und einem Gehen in ganz langsamem Schritt auf ebenem Weg vergleichbar. 


— 535 — 


Die maximalen Leistungen entsprechen einer Geschwindigkeit bei der Zurücklegung 
eines Kilometers in einer halben Stunde. 2. Die faradische Reizung hat keine auch nur 
einigermaßen wesentliche Nachwirkung auf den Grundumsatz zur Folge. Nach einer 
Viertelstunde entspricht die Höhe der Verbrennungsvorgänge wieder der früheren. 
3. Während des Bergonisierens wird keine Umsatzsteigerung herbeigeführt die als 
Ursache für die Gewichtsverluste bei elektrischen Entfettungskuren angesehen werden 
könnte. Einstündiges Bergonisieren vermag höchstens 10—20 g Fett zum Schwund 
zu bringen, wenn die ganze Arbeit auf Kosten von Körperfett geleistet wurde. 4. Es 
unterstützt die Wirkung durch Diäteinschränkung. Fettschwund in allen Fällen 
ausgeschlossen. 5. Es bessert die Zirkulationsverhältnisse im peripheren Teil besonders 
ohne Herzanstrengung und schafft stagnierende Flüssigkeiten fort. Es erhöht den 
Tonus der Muskulatur bei minimaler körperlicher Anstrengung (,Leerlaufarbeit‘‘) 
und veranlaßt größeren Bewegungsdrang, also Umsatzsteigerung. 6. Muskelkräftige, 
leistungsfähige Personen erreichen mehr durch Sport und Turnen. 7. Für die Wirkung 
des Bergonisierens ist die Art des zu entfernenden Fettes maßgebend. Bei muskelträgen 
und bei herzschwachen Personen ist es als unterstützendes Mittel in manchen Fällen 
recht aussichtsreich. 8. Bei willensschwachen Personen, wo äußere Mittel mit heran- 
gezogen werden müssen, wenn eine Diäteinhaltung erzwungen werden soll, ist die 
Methode als indirekt zu empfehlen. Ein Vorteil des Nagelschmidtschen Verfahrens 
gegenüber dem Bergonie&schen Induktor war nicht nachzuweisen. Bornstein (Leipzig). 

Lemierre, A., M. Brulé et André Weill: La lipémie digestive dans les affec- 
tions du foie et des voies biliaires. (Die Verdauungslipämie bei Erkran- 
kungen der Leber und der Gallenwege.) (Hôp. Cochin, Paris.) Arch. des 
malad. de lappar. dig. et de la nutrit. Jg. 7, Nr. 12, S. 661—675. 1913. 

Das Blut der Versuchstiere und Menschen wurde ultramikroskopisch auf Hämo- 
conien (Fetttröpfchen) und chemisch auf Fett untersucht. Während im nüchternen 
Zustand Hämoconien fehlen, treten sie in 1!/,—1!/, Stunde nach Fettmahlzeit auf, 
erreichen nach 2—5 Stunden ein Maximum und verschwinden nach 12—15 Stunden. 
Ganz parallel verläuft der auf chemischem Wege gefundene Fettgehalt des Blutes. 
Bei 6 Patienten mit komplettem Verschluß der Gallenwege und Ikterus fehlt die Ver- 
dauungslipämie. Bei 2 Fällen mit katarrhalischem Ikterus trat mit Eintritt der Besse- 
rung normale Fettresorption auf. Bei Hunden mit Unterbindung und Resektion des 
Choledochus und mit Choledochusfistel fehlte die Verdauungslipämie. Hingegen war 
bei 20 Hunden nach Resektion aller Pankreasgänge (durch Sektion kontrolliert) die 
Fettverdauung ungestört. Die einfache Methode des Hämoconiennachweises ist geeignet, 
Licht zu bringen in manche weniger klare Störungen der Gallensekretion in den sog. 
„‚dissozierten Ikterus‘ (reiner Pigmentikterus ohne Fettverdauungsstörung; fehlende 
Lipämie nach bereits abgelaufenem Ikterus). Eine derartige Auswahl, daß nur eines der 
die Galle zusammensetzenden Elemente (Pigmente und gallensaure Salze) an der Stö- 
rung beteiligt ist, ist nur durch die Tätigkeit der Leberzellen verständlich. Man 
findet tatsächlich diesen dissoziierten Ikterus auch bei den verschiedensten parenchyma- 
tösen Leberkrankheiten. P. Schlippe (Darmstadt). 
Nudeinstoffwechsel : 


Abl, R.: Pharmakologische Beeinflussung der Harnsäureausscheidung. (Städt. 
Krankenh., Wiesbaden.) Arch.f.exp. Pathol.u. Pharmakol. Bd.74,H.3/4,S.119—168.1913. 

Verf. ging bei seinen Versuchen von der alten Theorie von Mareš aus, die besagt, 
daß die Harnsäure ein Abbauprodukt beider Funktionen der Drüsenzellen, insbesondere 
des Darmes sei. Er studierte daher den Einfluß von Pharmazis, die die Durchblutung 
des Darmtraktus ändern, auf die Ausfuhr der Harnsäure ım Urin. Calcıumcarbonat 
und Calciumlaktat drücken die Harnsäureausfuhr stark herab. Letzteres vermag die 
Wirkung von Atophan aufzuheben. Im gleichen Sinne wirken Barıumsulfat, Bismutum- 
subnitricum und besonders ausgesprochen Uzara. Atropin hebt die Wirkung des Ato- 
phans auf. Dagegen vermag Atophan die Verminderung der Harnsäureausfuhr, die 


— 536 — 


durch das Atropin verursacht wird, nicht aufzuheben. Durch Salvarsan wird eine 
Steigerung der Harnsäureausfuhr bedingt. Durch anorganisches Arsen sowie durch 
Senf wird eine gleiche Wirkung erzielt, ebenso durch Tartarus stibiatus und Radix Ipe- 
cacuanhae. Im gleichen Sinne wirken Colchiein, Thorium X, Rheum, Cascara Sagrada, 
Senna, Coloquinthen, Podophyllin, Crotonöl, Ricinusöl, Aloe, Schwefel, Glycerin, 
Chloralhydrat, Cholin, Strontium lacticum, Physostygmin, Theophyllin, Natrium bicar- 
bonicum und Piperazin. Bei Neurin ist die Wirkung inkonstant. Aus diesen Versuchen 
zieht Verf. den Schluß, daB ganz allgemein stopfende Mittel die Harnsäureausfuhr 
herabsetzen, Diarrhoica dieselbe erhöhen. Daraus, daß so schwer resorbierbare Körper 
wie Barıumsulfat, Bismutum subnitricum und Uzara wırksam sind, zieht Verf. den 
Schluß, daß bei allen diesen Mitteln nur der Darm als Angriffspunkt in Betracht kommt. 
In Übereinstimmung mit dieser Ansicht steht auch der Befund, daß Obstipierte einen 
niedrigen Harnsäurewert zeigen. Auch beim Gichtiker soll der niedrige endogene Wert 
auf habitueller Obstipation beruhen. Verf. leugnet den Übergang auch nur eines Purin- 
moleküls in Harnsäure und erklärt, daß die Vermehrung der Harnsäure durch die phar- 
makologische Wirkung der Purine im Darmkanal bedingt sei. Verf. glaubt, daß ein 
Parallelismus zwischen der pharmakologisch beeinflußten Durchblutung des Pfort- 
adergebiets, der Sekretion der Verdauungsdrüsen und anderseits der ausgeschiedenen 
Harnsäuremenge besteht. K. Wiener (Königsberg). 

Pietrulla, Gertrud: Vergleichende Untersuehungen über die Einwirkung des 
Phenyleinchoninsäureäthylesters (Acitrin) und der Salicylsäure auf den Harnsäure- 
stoffwechsel. (Med. Klin., Univ. Breslau.) Arch. f. Verdauungs-Krankh. Bd. 19, 
H. 6, S. 673—691. 1913. 

Verf. hat eine Reihe von Patienten, die an akuten und chronischen Arthritiden 
sowie an Gicht litten, mit Acitrin, dem Äthylester der Phenvlcinchonincarbonsäure 
behandelt und kann über gute Erfolge berichten. Daran anschließend werden über 
eine Reihe von Stoffwechselversuchen mit diesem Körper berichtet. Diese ergaben, 
daß durch Acitrin eine Steigerung der Harnsäureausfuhr bis zu 121%, des endogenen 
Wertes hervorgerufen wird, während bei längerer Verabreichung des Mittels die Harn- 
säureausfuhr bis und unter die Norm herabsinkt. Nur bei einem Fall von Gicht hielt 
sich der Harnsäurewert dauernd über der Norm. Eine Vermehrung der Leukocyten 
konnte nicht festgestellt werden. Stoffwechselversuche, die mit Verabreichung 
von Salicylsäure angestellt wurden, ergaben ebenfalls eine Vermehrung der Harn- 
säureausfuhr, die an Intensität der durch Atophan verursachten nicht nachstand. 
Nach Aussetzen der Salicyldarreichung sank der Harnsäurewert tief unter die Norm, 
ganz analog dem beim Aussetzen des Atophan beobachteten Harnsäuresturz. Eine 
stärkere Leukocytose konnte durch Salicyl auch nicht hervorgerufen werden. Verf. 
ist demnach der Ansicht, daß die Wirkung der Salicylsäure sich von der des Atophans 
prinzipiell nicht unterscheidet. K. Wiener (Königsberg). 

Ljungdahl, M.: Über die Harnsäureausscheidung bei den chronischen nicht 
gichtischen Polyarthritiden und ihre Bedeutung für die Differentialdiagnose zwischen 
Gelenkerkrankungen gichtischer und nicht gichtischer Natur. (Med. Univ.-Klın., 
Lund.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 3/4, S. 177—200. 1914. 

Verf. hat bei seinen Untersuchungen gefunden, daß die Unterschiede im Purin- 
stoffwechsel bei der Gicht und bei anderen Arthritiden nicht so scharf sind, daß man 
auf ihnen eine Diagnose begründen könnte. Die endogenen Harnsäurewerte liegen auch 
bei nicht gichtischen Arthritiden oft sehr niedrig. Die exogenen Harnsäuremengen 
schwanken ganz regellos und wenn auch die Ausscheidungszeit bei Gicht öfters ver- 
längert zu sein scheint, so ist auch hier der Unterschied nicht scharf genug, um eine 
Diagnose darauf gründen zu können. K. Wiener (Königsberg). 

Moraczewski, W. v.: Über das gleichmäßige Ausscheiden der Harnsäure und des 
Indicans. (Med. Klin., Zürich.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 3/4, S. 248—257. 1914. 


Verf. weist nach, daß bei allen Krankheiten, bei denen das Indican vermehrt ist, 


— 537 — 


auch die Harnsäureausscheidung größer ist. Bei Verfütterung von Fett an Gesunde 
tritt eine Vermehrung des Harnindicans zugleich mit einer solchen der Harnsäure auf. 
Darreichung von Nucleinstoffen hat nicht nur eine Steigerung der Harnsäureausfuhr, 
sondern auch des Indicans zur Folge. In allen Fällen, die viel Indican und Harnsäure 
ausscheiden, war die Toleranz für Indol gering. Überall da, wo wenig Indican und Harn- 
säure auftrat, wurde das gegebene Indol spurlos verbrannt. K. Wiener (Königsberg). 


Seltene Stoffwechselanomalien : 


Zerner, Ernst, und Rudolfine Waltuch: Ein Beitrag zur Kenntnis der Pentosurie 
vom chemischen Standpunkt. (II. chem. Univ.-Laborat., Wien.) Sitzungsber. d. kais. 
Akad. d. Wiss. Math.-naturwiss. Kl. Bd. 122, H. 6, Abt. 2b, S. 879—892. 1913. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 9, 8. 313. 


Symptomatische Stoffwechselanomalien: 


Hymanson, A.: Metabolism studies of amaurotic family idiocy, with clinical 
and pathological observations. (Stoffwechseluntersuchungen bei familiärer 
amaurotischer Idiotie mit klinischen und pathologisch-anatomischen 
Beobachtungen.) (Beth Israel hosp., New York City.) Arch. of pediatr. Bd. 80, 
Nr. 11, S. 825—837. 1913. 

Verf. berichtet über 6 Fälle dieser Krankheit ätiologisch und symptomatologisch. 
Bei zweien wurden eingehende Stoffwechseluntersuchungen gemacht, die aber außer 
einer leicht erhöhten Retention nichts Abnormes zeigten. Die Sektion eines Kindes 
ergab eine Degeneration sämtlicher Nervenzellen in der grauen Substanz von Gehirn 
und Rückenmark, zuweilen mit leichter Vermehrung der Glia und Hirnödem, außerdem 
Degeneration der Nervenfasern im Opticus. Nage-Hoffmann (Berlin-Treptow).® 


Innere Sekretion. 
Schilddrüse, Nebenschüddrüsen, Thymus: 


- Signore, Arturo: Ricerche sull’ apparato di sostegno della glandola tiroide. (U nter- 
suchungen über das Stützgewebe der Schilddrüse.) (Istit. di anat. patol., uniw., 


Napoli.) Gazz. internaz. di med.-chirurg.-ig. Jg. 1918, Nr. 46, S. 1083—1087. 1913. 
Verf. untersuchte die Schilddrüsen von Kaninchen nach verschiedenen Methoden (Biel- 
schowski- Levi, Unna-Taenzer, van Gieson, Mallory) und bestätigt die von Schmidt 
und Livini ausgesprochene Anschauung, daß das Bindegewebe bei der Schilddrüse nicht nur 
die Funktion des Stützgewebes ausübt, sondern auch für die spezifische Tätigkeit der Schild- 
drüse von Bedeutung ist. Die Mesenchymzellen, welche bestimmt sind, sich in Bindegewebs- 
zellen umzuwandeln, senden mehrfache pseudopodienartige Ausläufer aus und bilden so ein 
embryonales Zellgewebsnetz. Von den primitiven Zellen dient ein Teil zum Aufbau der fixen 
Bindegewebszellen, der andere granulierte Teil bildet die Grundsubstanz, welche in den Epithel- 
follikeln ein feines Netz darstellt. Neben dem eigentlichen Bindegewebe findet sich in der 
funktionierenden Schilddrüse dieses präkollagene Netz, welches nach der Methode von Biel- 
schowski- Levi zuerkennen ist. Diesen feinen Fasern folgt dasSchilddrüsensekret 
im Abfluß nach den Lymphgefäßen. Eine Basalmembran in der Umgebung 
der Follikel gibt es nicht; die Epithelzellen ruhen direkt in diesem präkolla- 
genen Netz. Hotz (Freiburg i. B.).CH 


Soli, Ugo: La tiroide nello stato timico linfatico. (Die Stellung der Schild- 
drüse im Status thymolymphaticus.) (Istit. di anat. patol., uniw., Palermo.) 
Pediatria Jg. 21, Nr. 2, 8. 818—823. 1913. 


Bei einem 16 Monate alten Kinde, welches nach vorher ausgeführter Tracheotomie ver- 
storben war, fand sich neben der gewöhnlichen Hyperplasie des Iymphatischen Apparates 
eine 25g schwere Thymus. Die Schilddrüse ließ makroskopisch nichts Abnormes erkennen; 
doch zeigte die mikroskopische Untersuchung wichtige Veränderungen: Das inter- und peri- 
follikuläre Bindegewebe ist beträchtlich verdickt und zeigt hyaline Degeneration. Die Follikel 
sind spärlich und kolloidarm; also ergibt sich eine Thyreoiditis interstitialis mit Atro- 
phie des Drüsengewebes. In 3 anderen Fällen, bei welchen neben der Thymushypertrophie 
auch entzündliche Erkrankungen (Pneumonie, Pleuritis, Helminthiasis) bestanden, waren 
diese Veränderungen noch stärker entwickelt. Sie bedingen wohl eine verminderte 
Tätigkeit des Organes und haben vielleicht Beziehungen zu dem bei Status 
thymicus oft ungünstigen Verlauf von Infektionskrankheiten, Hotz,.cH 


— 538 — 


Sarbó, Artur v.: Zur Symptomatologie der intrathorazischen Struma. Wien. 
klin. Wochenschr. Jg. 26, Nr. 48, S. 1979—1981. 1913. 

Ein Kollege, der bisher als Neurastheniker angesehen worden war (sogar Psycho- 
analyse hatte man ihm vorgeschlagen), kommt zu Sarbó in Behandlung. Er litt an 
heftigen Schmerzen in der rechten Achsel- und Schultergegend und schwitzte stark, 
hatte außerdem Schreibkrampf. S. stellte Morbus Basedowi mit intrathorakaler Struma 
fest (Röntgenbild). Völlige Heilung durch Operation. Happich (St. Blasıen). 

Klose, Heinrich: Thymusdrüse und Rachitis. (Pathol. Inst., Univ. Freiburg i. B. 
u. chirurg. Klin., Frankfurt a. M.) Zentralbl. f. allg. Pathol. u. pathol. Anat. Bd. 25, 
Nr. 1, S. 1—7. 1914. 

Verf. hat, wie früher bereits an Hunden, so gegenwärtig auch an jungen Schweinen, 
Ziegen und Ratten durch möglichst radikale Entfernung des Thymus Veränderungen 
am Skelettsystem erzielt, die denen bei der menschlichen Rachitis im wesentlichen 
gleichen. Er ist deshalb der Ansicht, daß dem Thymus auch in der Pathologie der 
menschlichen Rhachitis neben den Epithelkörperchen eine größere Aufmerksamkeit 
gewidmet werden muß. Eine ausführliche Veröffentlichung seiner Befunde wird in 
den „Ergebnissen der Chirurgie und Orthopädie“ in Aussicht gestellt. Oskar Meyer. 


Nebennierensystem: 


Trendelenburg, Wilhelm: Über die Beziehung der Nebennieren zur normalen Blut- 
druckhöhe. (Physiol. Inst., Innsbruck.) Zeitschr. f. Biol. Bd.63, H.3/4, S.155— 174. 1914. 

Untersuchungen an Katzen, bei denen vor und nach einzeitiger resp. zweizeitiger 
(Intervall 5—8 Tage) Entfernung beider Nebennieren der Blutdruck bestimmt wurde. 
Die Messungen wurden am Unterarm der vorderen Extremität des nicht gefesselten 
und nicht narkotisierten Tieres mittels einer vom Verf. angegebenen Methode (vgl. 
dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 226) unter Benützung des Gärtnerschen Verfahrens 
durchgeführt. Die Berechnung der Durchschnittswerte ergibt dem Verf., daß unter 
den angegebenen Bedingungen die Blutdruckhöhe vor und nach der Exstirpation 
der Nebennieren bei erwachsenen Katzen etwa 105 mm Hg beträgt, eine Ab- 
hängigkeit des Blutdruckes von der Funktion der Nebennieren also 
nicht erkennbar ist. Bei dieser Beurteilung der Versuchsergebnisse werden nur 
die Messungen berücksichtigt, ‚bei denen die auf das bevorstehende Ende des Tieres 
hindeutende Drucksenkung noch nicht angefangen hatte“. Aus den beigefügten 
Tabellen geht hervor, daß der Beginn dieser terminalen Senkung je nach der Über- 
lebungszeit des Tieres 2—24 St. nach der Operation einsetzt, kürzere oder längere 
Zeit (bis 58 St.) dem Exitus vorausgehen kann und von der charakteristischen Tem- 
peraturerniedrigung begleitet ist. Salle (Berlin). 

Riemann, G.: Über einen Fall von Addisonscher Krankheit nach Trauma. 
(Krankenh. München-Schwabing.) Dissertation: München 1913. 16 S. 

Bei einem Bahnarbeiter ist 3 Monate nach einem Unfall das ausgeprägte Bild des 
Morbus Addison entstanden und der Zusammenhang mit dem Trauma offensichtlich 
geworden. Auffällige, immer zunehmende Muskelschwäche, rasch zunehmende Pigmen- 
tierung, sehr starke psychische Depressionen. Gastrische Krisen weniger ausgeprägt. 
Pat. steht noch in Beobachtung. Fritz Loeb (München). 
Hypophyse und Glandula pinealis: 

Dandy, Walter E.: The nerve supply to the pituitary body. (Die nervöse 
Versorgung der Hypophyse.) (Hunterian laborat. of exp. med., Johns Hopkins 
untv., Baltimore.) Americ. journal of anat. Bd. 15, Nr. 3, S. 333—343. 1913. 

Zur Feststellung der nervösen Versorgung der Hypophvse bediente Verf. sich der 
Iintravitalen Methylenblaufärbung nach vollständiger Entblutung des Tieres aus den 
Femoralarterien. Der Nervenverlauf wurde im binokularen Mikroskop studiert. Als 
Versuchstier wurden Würfe von jungen Katzen verwendet. Die Nerven entstammen 
dem sympathischen Carotidengeflecht. Zahlreiche Fasern dringen mit den Gefäßen 


— 539 — 


ın den Vorderlappen ein. Der Hinterlappen ist nur schwach nervös versorgt. Die 
Nerven der Pars intermedia entstammen den Gefäßen am Stiel. Zwischen dem Caro- 
tidenplexus und dem Oculomotorius und Opticus bestehen Verbindungen. Die Ver- 
teilung der Nerven legt die Vermutung nahe, daß es sich um sekretorische Fasern 
handelt. Bien (Wien). 

Wittek, Josef: Über das Verhalten der Rinderhypophyse bei den verschiedenen 
Geschlechtern, in der Gravidität und nach der Kastration. (Tierärztl. Hochsch., 
Wien.) Arch. f. Anat. u. Physiol., anat. Abt. Jg. 1913, Suppl.-Bd., S. 127—152. 1913. 

Das Gewicht der Rinderhypophyse steigt mit dem Körpergewicht, ist vom Alter 
des Tieres ziemlich unabhängig. Beim weiblichen Rind ist die Hypophyse relativ 
größer als beim männlichen. Durch die Gravidität wird weder ihre Form, noch ihre 
Größe, noch auch ihr mikroskopisches Bild beeinflußt. Beim kastrierten Tier nimmt 
die Hypophyse an Größe zu; das Mengenverhältnis der einzelnen Zellarten — vor- 
wıegend Hauptzellen und eosinophile Zellen, nur ausnahmsweise ausgesprochen baso- 
phile — wird durch die Kastration nicht geändert. E. Neubauer (Wien). 

Clark, L. Pierce, and E. W. Caldwell: The sella tureica in some epilepties. 
(Sella turcica bei Epilepsie.) New York med. journal Bd. 99, Nr. 1, S.5—8. 1914. 

Es wird auf das Vorkommen einer Vergrößerung resp. Abflachung des Türkensattels 
bei Epileptischen hingewiesen (Röntgenogramme entsprechender Fälle). Ein Beweis für 
eine veränderte Tätigkeit der Hypophyse ist dadurch nicht erbracht, doch lassen einige 
Symptome der Epilepsie (Zirkulationsstörungen, niedriger Blutdruck, Neigung zur 
Fettsucht) die Möglichkeit eines Zusammenhanges nicht ausschließen. Salle (Berlin). 

Claude, Henri, et René Porak: Sur Paction hypotensive de certains extraits 
hypophysaires. (Über die Herabsetzung des Blutdrucks durch bestimmte 
Hypophysenextrakte.) Presse méd. Jg. 22, Nr. 3, S. 25—26. 1914. 

Durch Behandlung von Hypophysenextrakten mit Chloroform und dadurch be- 
dingte Entziehung der Lipoide läßt sich eine Substanz gewinnen, deren intravenöse 
oder intramuskuläre Injektion beim Menschen ein Absinken des maximalen und mini- 
malen Blutdrucks und Verringerung der Amplitude hervorruft. Die spezifische Wir- 
kung des Extraktes auf den Uterus und die glykosurische Wirkung bleibt erhalten, 
dagegen scheint die Beeinflussung der Vasoconstrictoren und der Diurese durch die 
Chloroformbehandlung abgeschwächt zu werden. Salle (Berlin). 

Römer, C.: Die Beziehungen zwischen der Funktion der Hypophysis cerebri 
und dem Diabetes insipidus. (Allg. Krankenh. St. Georg, Hamburg.) Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 40, Nr. 3, S. 108—111. 1914. 

In früheren Versuchen (Archiv f. exp. Path. u. Pharm. Bd. 70, S. 149) hatte Verf. 
festgestellt, daß bei Kaninchen nach Verletzung des Hypophysenstiels neben Hyper- 
thermie eine starke Harnflut auftrat. Nach den Resultaten neuerer Beobachtungen 
van den Veldens und Farmis über die herabsetzende Wirkung von Hypophysen- 
extrakten auf die Diurese erscheint es möglich, die experimentell erzeugte Polyurie als 
den Erfolg einer Ausschaltung der Hypophyse zu deuten. Diese Auffassung findet ihre 
Bestätigung in weiteren Untersuchungen des Verf., in denen es gelang, durch intravenöse 
Injektionen eines reinen Kolloidextraktes der Hypophyse (Chem. Fabrik Aubing) 
beim Kaninchen ein regelmäßiges Absinken der Urinmenge zu erzielen; nicht ganz 
so eindeutig war die Einwirkung von Pituitrin und Pituglandol, doch trat auch hier in 
keinem Fall eine Steigerung der Diurese zutage. — Auch bei einem Fall von Dia betes 
insipidus (9jähriger Knabe, täglich 10—11 Liter Urin; bei der Sektion: Tumor der 
Gehirnbasis übergreifend auf Stiel und hinteren Abschnitt der Hypophyse) bewirkten 
intravenöse und intramuskuläre Injektionen von 0,75 ccm des Kolloidextraktes ein 
Absinken der Urinmenge in den der Injektion nachfolgenden Stunden. Der ursächliche 
Zusammenhang zwischenHypophyse und Diabetes insipidus besteht nicht, 
wie bisher angenommen, im Sinne einer Überfunktion, sondern im Sinne eines Ausfalles 
der von der Hypophyse, speziell der Pars intermedia, produzierten Stoffe. Salle (Berlin). 


— 540 — 


Mamrot, Arthur: Diabète insipide, dystrophies générales avec prédominance 
aux organes génitaux ensemble symptomatique lié à une insuffisance hypophysaire. 
(Diabetes insipidus, allgemeine Dystrophien mit Bevorzugung der Ge- 
nitalorgane,eindurchhypophysäre Insuffizienz bedingter Symptomen- 
komplex.) (Hop. du faubourg Czyste.) Arch. de méd des enfants Bd. 16, Nr. 12, 


S. 927—934. 1913. 

Bei einem 17jährigen Jüngling entwickelte sich nach einer fieberhaften Erkrankung 
Polyurie (3—4 l in 24 Stunden). Der Patient wies neben anderen Wachstumsstörungen einen 
kleinen Penis, linksseitigenKryptorchismus und kongenitaleHydrocele auf ; außerdem im Röntgen- 
bilde Verzögerung der Ossificationsprozesse und Verkleinerung der Sella turcica. Salle (Berlin).E 


Verdauungstraktus. 


Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Grünwald, L.: Die typischen Varianten der kaumenmandeln und der Mandel- 
gegend. Deskriptive, vergleichend - anatomische und entwicklungsgeschichtliche 
Studie. Mit besonderer Rücksicht auf die Pathologie und Therapie. (Anat. Anst. 
u. zool. Inst., München.) Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 28, H. 2, S. 179—230. 1914. 


Michaelis, L., und A. Mendelssohn: Die Wirkungsbedingungen des Labferments. 
(Städt. Krankenh.am Urban, Berlin.) Biochem. Zeitschr. Bd.58,H.4/5,S.315—328. 1913. 
Die schon früher von Hammarsten festgestellte Tatsache, daß Fällung des 
Caseins durch Säure und Lab zwei ganz verschiedene Prozesse sind, wird durch Unter- 
suchung der optimalen Ionenkonzentration für die Caseinfällung bei wechselnden 
Lab- und Säuregehalt bestätigt. Die Säurefällung ohne Lab liegt in dünnen Casein- 
lösungen oder verdünnter Milch (dickere Lösungen geben kein scharfes Optimum, son- 
dern ein breiteres Fällungsbereich um diesen Punkt), bei [H'] = 2,5 + 10. Zusatz von 
NaCl, Na-Acetat und CaCl, bewirkt dadurch eine Asymmetrie der Fällungsreihe, daß 
die Fällungsintensität nach der weniger sauren Seite schnell, nach der sauren hin lang- 
sam abnimmt. Das Optimum liegt also nicht mehr in der Mitte der Fällungsreihe. 
Außerdem verschiebt aber im Gegensatz zu NaCl und Na-Acetat Zusatz von CaCl, 
das Optimum nach der sauren Seite zu und macht es unschärfer, etwa nach 3- 10-%. 
Das Optimum der Labfällung bei Gegenwart von Kalk liegt etwa zwischen [H] = 4 - 10” 
und 1. 10%. Zwischen Optimum der Säurefällung und der Labfällung liegt also eine 
Zone, in welcher Casein weder durch Lab noch durch Säure optimal gefällt wird. Die 
Labwirkung bedeutet also nicht eine Verbreiterung der Säure-Flockungszone des 
Caseins nach der weniger sauren Seite zu, sie ist vielmehr eine spezifische Wirkung. 
Die Kalkwirkung ist weiter für das Lab nicht durch vermehrte [H ]-Konzentration zu 
ersetzen. Kirchheim (Marburg). 
Davidsohn, Heinrich: Beitrag zur Magenverdauung des Säuglings. (Waisenh. u. 
Kinderasyl d. Stadt Berlin.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 9, H. 6, S. 470—493. 1913. 
Unsere Kenntnisse vom Ablauf der physiologischen und pathologischen Verdauung 
beim Säugling sind unbefriedigend, die bisher verwendeten Methoden ungenügend. 
Die Magensaftuntersuchung hat beim Säugling nicht ebenso wie beim Erwachsenen 
auf hohe Salzsäurewerte und Pepsinverdauung gerichtet zu sein. Im Säuglingsmagen 
besteht normalerweise während der Verdauung schwach saure Reaktion 
(Wasserstoffionenkonzentration [H] = 1x 105), die der Pepsinverdauung ungünstig, 
optimal aber für die Wirkung des Labferments und der Magenlipase ist. Das Labferment 
bewirkt im ersten Teil der Magenverdauung die Milchgerinnung, die bei Ernährung mit 
verdünnter Kuhmilch nach ca. ?/, Stunden ıhre Höhe erreicht; im zweiten Teil der 
Magenverdauung ist an Stelle der sicher nicht wesentlichen Pepsinverdauung 
geringe laseıinverdauung durch das Labferment anzunehmen. Der wesentliche 
Teil dieser Verdauungsphase ıst aber nach Davidsohndie Lipolyse desMilchfetts. 
Die Existenz einer besonderen Magenlipase ist erwiesen; sie braucht zu stärkster 
Wirkung die schwach saure Reaktion des normalen Säurlinegsmagens, während die 


— 54l — 


Pankreaslipase die schwach alkalische des Darmes benötigt. Danach läßt sich die 
Meinung, daß die Lipolyse im Magen durch rückgeflossenen Pankreassaft bewirkt 
werde, ausschließen. D. wendet eine neue Methodik zur Untersuchung des Magen- 
inhalts beim Säugling an: als Probemahlzeit dienatürliche oder künstliche, entsprechende 
Normalnahrung beim gesunden Säugling, beim kranken die angezeigte Heilnahrung; 
Ausheberung nach !/,—?/, der für die völlige Magenverdauung nötigen Zeit (bei künst- 
licher Ernährung 3—3!/,, bei natürlicher 17/,—21/, Stunden). Zur Messung der Acidität 
ist die elektrometrische oder eine Indicatorenmethode, für welche D. eine Eichung 
angibt, zu verwenden; die bisher übliche Titration ist unbrauchbar. Die quantitative 
Bestimmung der Magenlipase wird durchgeführt, indem man ihre Einwirkung auf eine 
angegebene Tributyrinlösung stalagmometrisch (Messung der Oberflächenspannungs- 
änderung) feststellt und mit der Wirkung einer Standardlösung vergleicht. Die seltene 
Regurgitation von Pankreassaft kann durch Trypsinnachweis festgestellt werden. Zur 
quantitativen Messung des Labfermentes wird, da seine Menge immer der des Pepsins 
entspricht, die Edestinmethode nach Fuld und Lewison empfohlen. Felix Bauer. 


Michaelis, L., und H.Pechstein: Die Wirkungsbedingungen der Speicheldiastase. 
(Städt. Krankenh. am Urban, Berlin.) Biochem. Zeitschr. Bd.59, H.1/2, S.77—99. 1914. 

Diastase geht mit den verschiedensten Salzen Doppelverbindungen ein, deren Eigenschaften 
vom Anion der Salze bestimmt werden. Diastase ohne Salze ist wirkungslos auf lösliche Stärke, 
die in allen Versuchen als Substrat diente. Die Wirkung der komplexen Verbindung ist ab- 
hängig von einer Affinität des Anion zur Diastase, die sich in absteigender Weise äußert, 
von Nitrat mit stärkster Affinität über Chlorid, Bromid, Sulfat, Acetat zum Phosphat. Bei 
Salzgesmischen tritt je nach der Affinität Verteilung der Diastase ein. Die Wirkung ist aber 
auch abhängig von der Größe der Wirksamkeit der einzelnen komplexen Verbindungen auf die 
Stärke, und in diesem Fall ist die Reihenfolge: Chlorid, Bromid, Jodid, Nitrat, Sulfat, Acetat, 
Phosphat. Merkwürdig_ ist, daß das Wirkungsoptimum der Diastaseverbindung bei um so 
sauerer Reaktion liegt, je kleiner die Affinität des Anions zur Diastase ist. Die Salzdiastase- 
verbindungen folgen wie andere Fermente den Regeln über den Zusammenhang vonWirksam- 
keit und Dissoziation, abhängig von der Wasserstoffkonzentration. Dohrn (Berlin). 

Läwen, A., und R. Dittler: Untersuchungen über die Wirkung von Bakterien- 
toxinen sowie von Blut, Fruchtwasser, Harn, Galle und Pankreassaft auf den iso- 
tierten Dünndarm. (Psychiol. Inst., Univ. Leipzig.) Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 
Bd. 3, H. 1, S. 1—23. 1914. 

Die Versuche sind unternommen worden, um Aufklärung zu schaffen über die 
Natur der Dünndarmlähmung, wie sie tagtäglich bei der bakteriellen Peritonitis, nach 
traumatischen oder spontanen intraperitonealen Blutergüssen, beim Übertritt von 
Urin, Pankreassaft oder Galle in die Bauchhöhle beobachtet wird. Die genannten Sub- 
stanzen wirkten direkt auf das nach Magnus isolierte Kaninchendünndarmpräparat. 
Es sollte entschieden werden, ob die einwirkenden Substanzen in der Darmwand selbst 
einen Angriffspunkt besitzen oder nicht. In einer Konzentration von 2—6 ccm auf 
100 ccm Tyrodelösung riefen defibriniertes Kalbs-, Schweine-, Hammelblut, Pferde- 
serum eine Erregung des Darms hervor, und zwar der von der Längsmuskulatur aus- 
geführten Pendelbewegungen und des Tonus. Ganz ähnliche Erregungswirkungen waren 
vorhanden bei Einwirkung von Eigenblut und Eigenserum. Bei Einwirkung größerer 
Mengen unverdünnten Blutes waren die Ergebnisse der einzelnen Blutarten nicht über- 
einstimmend. Bei Kalbsblut trat eine mächtige Erregung ein, bei Schweineblut sofort 
Lähmung, bei Pferdeserum fand sich nach anfänglicher starker Erregung Hemmung 
und Lähmung. Größere Menge unverdünnten Blutserums einer Schwangeren rief 
starke Erregung hervor, menschliches Fruchtwasser zeigte schwächere Wirkung in 
gleichem Sinne. Die Wirkung des verdünnten Blutes konnte durch nachträgliche 
Spülung mit indifferenten Lösungen regelmäßig wieder beseitigt werden; bei unver- 
dünntem Schweineblut und Pferdeserum konnte die Darmlähmung selbst durch lang- 
dauernde Spülung nicht aufgehoben werden. Die stark erregende Wirkung des ver- 
dünnten Blutes wurde durch Zusatz ganz geringer Adrenalindosen vollkommen über- 
tönt. Schon bei einer Adrenalinkonzentration von weniger als 1: 2000 000 in 3 proz. 


— 542 — 


Rinderblut trat sofortige Darmlähmung ein. Die Wirkung des B. coli war am wenigsten 
ausgesprochen; die Versuche sprechen am ehesten für eine Lähmung der Pendelbe- 
wegungen. Die staphylokokkenhaltigen Flüssigkeiten üben eine erregende Wirkung 
auf die Längsmuskulatur des Darmes aus, Bac. pyoganeus bewirkte Lähmung, ebenso 
die im Handel erhältliche Pyocyanase. Die Wirkung dieser Bakterienarten ließ sich 
durch Spülung wieder aufheben, nicht zu beseitigen war allein die Wirkung der Pyo- 
cyanase. Die Bakterientoxine müssen also in der Dünndarmwand selbst einen An- 
griffspunkt besitzen. Die mit menschlichem und tierischem Harn angestellten Ver- 
suche ergaben stets ein rasches Aufhören der Pendelbewegungen. Die Wirkung ließ 
sich sehr rasch wieder aufheben. Die hemmende Wirkung des Urins kann auf seinen 
Gehalt an Harnstoff zu beziehen sein, da eine 2 proz. Harnstofflösung genau die gleiche 
Wirkung hatte. Rinder-, Menschen-, Eigengalle kommt eine lähmende Wirkung zu. 
Selbst maximale Gallenwirkung ist leicht durch Spülung zu beseitigen. Der Inhalt 
siner menschlichen Pankreascyste wirkte zuerst erregend, dann lähmend. Die Aus- 
epülung ging auffallend langsam vor sich. Fritz Weinberg (Rostock). 

Hertz, Arthur F., and Alan Newton: The normal movements of the colon in 
man. (Die normalen Bewegungen des menschlichen Kolon.) (Guy’s hosp., 
London.) Journal of physiol. Bd. 47, Nr. 1/2, S. 57—65. 1913. 

Die Verff. haben an 4 normalen Individuen radiographisch die Entleerung des 
Kolon beobachtet. Sie fanden ebenso wie früher Holzknecht und Barclay, eine 
schubweise Entleerung größerer Chymusmassen, welche sich jedesmal innerhalb we- 
niger Sekunden vollzog. Den auslösenden Reiz für die Kolonperistaltik bildet Nah- 
rungsaufnahme in den Magen. Pringsheim (Breslau). 

Walko, Karl: Die spastischen Erkrankungen des Verdauungskanales. Samm!. 
zwangl. Abh.a.d.Geb.d.Verdauungs- u. Stoffwechsel-Krankh. Bd.5, H.3, S.1—58. 1914. 


Spezielle Pathologie und Therapie: 
Schmieden, Ehrmann, und Ehrenreich: Moderne Magendiagnostik an Hand 


von 40 operierten Fällen geprüft. (Chirurg. Univ.-Klin. u. med.-poliklin. Inst., Univ. 
Berlin.) Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 3, S. 479—544. 1914. 

Besteht ein Magenleiden seit vielen Jahren, so spricht dies mehr für ein Ulcus als 
für Carcinom. Im allgemeinen ist das Carcinom eine Erkrankung, die bei über 50 Jahre 
alten Patienten auftritt, während gutartige Erkrankungen meist unter 50 Jahren 
zu finden sind. Starke Gewichtsabnahme ist nicht allzu hoch einzuschätzen. Die 
subjektiven Beschwerden (Hunger — Nacht-Kälteschmerz) sind für Ulcus duodeni 
nicht charakteristisch. Hingegen findet sich Rechtsverziehung des Pylorus, sowie der 
Druckpunkt rechts in der Mehrzahl der Darmulcera. Ulceröse Prozesse des Darmıs 
schen in der Mehrzahl mit Hyperacidität und Hypersekretion einher, verminderte 
Sekretion war nur in 16%, bei o hingegen ın 85,7°% nachweisbar. Milchsäure- 
reaktion war bei Carcinom in 579 % positiv, bei gutartiren Fällen nur in 8%. Okkulte 
Blutungen traten bei Düsdenalileus in 57,8% der Fälle auf, bei medillätem und 
polypösem Carcinom sind okkulte und manifeste Blutungen fast immer vorhanden, 
während sie beim cirrhösen meist fehlen. Die Werte für Pepsin gingen den Werten 
für Säure parallel. Die motorische Funktion des Magens wurde durch Untersuchung 
auf nüchterne Reste nach Korinthenabendmahlzeit, durch Bestimmung der Aus- 
treibungszeit des Wismutbreies, sowie durch Bestimmung der Tagesurinmenge geprüft. 
Die Resultate waren häufig übereinstimmend. Die Röntgenuntersuchung entscheidet 
häufig die Differentialdiagnose zwischen Ulcus und Carcinom. Brauchbare röntgeno- 
logische Anhaltspunkte für das einfache Ulcus sind Rechtsdistanz und Rechtsfixation. 
Die konstante Duodenalfüllung ist wohl ein Zeichen verlangsamter Passage ım Bulbus, 
aber nicht pathognomonisch für Duodenalgeschwür. Während die Diagnose des Car- 
cinoms fast mit Sicherheit gestellt werden kann, ist die Differentialdiagnose zwischen 
Ulcus pylori und duodeni sehr schwierig. Die Gastroskopie, die in 30 Fällen ange- 
wandt wurde, ist sehr beschwerlich und überdies gefahrvoll für den Patienten und soll 


sir gA N a ar a s a a a ie. ui. EEE Veen u A = aa A 2 in nn ae ui Ne ee ae a an ae a A Ra o aa a ia 


— 543 — 


nur bei jenen Fällen im besonderen angewandt werden, die vor der Entscheidung einer 
Probelaparotomie stehen. Die Entscheidung, ob ein Geschwür gutartig ist oder nicht, 
ist durch Gastroskopie nur selten möglich. Da außerdem gerade bei jenen Erkran- 
kungen, deren Diagnose durch Gastroskopie gefördert werden soll, i. e. Carcinom und 
Ulcus, die Perforationsgefahr eine sehr große ist, so soll man von der Gastroskopie in 
solchen Fällen Abstand nehmen. Roubitschek (Karlsbad). 

Bacher, R.: Zur Radiologie des pankreaspenetrierenden Magenulcus ohne py- 
lorospastischen 6-Stunden-Rest. (Mährisch. Landes-Kranken- Anst., Olmütz.) Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 3, S. 117—118. 1914. 

Bericht über 8 Fälle von radiologisch diagnostiziertem pankreaspenetrieren dem 
Magenulcus, die ohne pylorospastischen 6-Stunden-Rest verliefen. Vier von den Fällen 
sind operativ bestätigt, drei werden ausführlicher beschrieben. Bacher sieht in seinem 
Befund eine Bestätigung der Glaessner - Kreuzfuchsschen Theorie des Chemo- 
reflexes (Duodenal-Pylorusreflex) und des Pankreas-Duodenalreflexes. Zur leichteren, 
radiologischen Darstellung der Nische empfiehlt B. Eindrücken der Magengegend, 
Durchleuchten im forcierten, schrägen Durchmesser und langsames Trinken der Kon- 
trastaufschwemmung. Hürter (Marburg). 

Pierson, R. H.: Gastric ulcer from overworking the stomach. (Magengeschwüre 
durch Überlastung des Magens erzeugt.) Journal of the Americ. med. assoc. 
Bd. 62, Nr. 1, S. 15—17. 1914. 

Die Verhältnisse, unter denen die Menschen in Alaska wohnen, führen zu folgender 
Ernährung. Das Fleisch wird fast ausschließlich roh genossen, die Küche bietet keine 
Abwechslung. Gemüse ist nicht vorhanden, die zugeführten Nahrungsmengen (meist 
Wildbret) sind sehr erheblich. Infolge dieser Ernährung ist der Magen gezwungen, eine 
sehr große Arbeit zu leisten, ohne ptotisch oder atonisch zu werden. Hingegen scheint 
die Überarbeitung die Disposition zu Magengeschwüren zu erzeugen. Die angeführten 
Fälle (Jäger, Trapper, Minenarbeiter) zeigen ausgesprochene Magengeschwüre, die Be- 
handlung bestand in Darreichung von Wismut und Belladonna. Roubitschek. 

Reichel, Hans: Röntgenbild und Operationsbelfund bei Pyloruscareinomen. 
(Chirurg. Priv.-Klin. v. Hofrat Dr. Krecke, München) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 61, Nr. 2, S. 64—67 u. Nr. 3, S. 137—141. 1914. 

Reichel legt seiner Arbeit die in den letzten 1'/, Jahren in der Kreckeschen 
Klinik wegen Magencarcinom operierten Fälle zugrunde. Es handelt sich um 22 Fälle, 
die teils operabel, teils inoperabel waren. Er vergleicht den Röntgenbefund mit dem 
Operationsbefund und würdist die Bedeutung der radiologischen Untersuchungsmethode. 
Seine Ausführungen, die Bekanntes mitteilen, werden durch entsprechende Abbildungen 
illustriert. Hürter (Marburg). 

La Roque, G. Paul: Chronic ulcer of the pylorus (duodenal and gastric) se- 
condary to appendicitis, colitis, bile-traet infection, and other foci of infection 
within the area drained by the portal vein. (Chronisches Ulcus der Pylorus- 
gegend [Magen- und Duodenalulcus] nach Appendicitis, Kolitis, Gallen- 
gangsinfektionund anderen Infektionsherden im Bereich des Pfortader- 
gebietes.) Americ. journal of the med. sciences Bd. 146, Nr. 4, S. 566—586. 1913. 

Nach moderner Anschauung, welche der Verf. aus Beispielen der Literatur und 
eigenen Beobachtungen belegt, besteht das Ulcusam Pylorus in seinem ersten Stadium 
aus einer zentralen Nekrose, welche von einer Zone entzündlichen Gewebes umgeben 
ist. Die Nekrose ist durch Verlegung der arteriellen Blutzufuhr infolge der Hyperplasie 
des Gewebes und der entzündlichen Exsudation bedingt. Die Ursache der Entzündung 
ist im allgemeinen in bakterieller Invasion zu suchen. Als Infektionsquelle für das 
Ulcus am Pylorus kommen Entzündungsprozesse in Betracht, welche in dem gesamten 
Darm mit Ausnahme der unteren Partien des Rectum, ferner in der Leber, in den 
Gallenwegen, im Pankreas und im Magen selbst ihren Sitz haben. Die Bakterien werden 
durch die Pfortader nach der Leber befördert, dort zurückgehalten und mit der Galle 


— 544 — 


in den oberen Teil des Duodenum ausgeschieden. Das Ulcus am Pylorus entsteht wahr- 
scheinlich zunächst primär aus einem Entzündungsherd auf der duodenalen Seite des 
Pylorus, erst später überschreitet der Entzündungsprozeß auf dem Wege der Lymph- 
bahnen den Pylorusring und führt zu dem typischen pathologisch-anatomischen Bilde. 
Als Hauptinfektionsquelle für das Ulcus am Pylorus kommt die Appendicitis in 
Frage, wie das häufige Zusammentreffen beider Affektionen bei demselben Kranken 
zeigt. Pringsheim (Breslau). 

Buys, L. R. de: The Roentgen ray in pyloric obstruction. (Die Röntgen- 
strahlen bei Pylorusstenose.) Americ. journal of dis. of childr. Bd. 6, Nr. 5, 
S. 344—354. 1913. 

Verf. glaubt, daß die wiederholte Durchleuchtung nach einer Wismutmahlzeit die 
Unterscheidung spastischer und hypertrophischer Pylorusstenosen beim Säugling ge- 
stattet und macht hierüber folgende Angaben: In beiden Zuständen braucht der Magen 
keine abnorme Gestalt zu zeigen, kann aber bei echter Stenose die Form eines runden 
Balls annehmen (M ur ph y). Bei beiden Zuständen kann man peristaltische Wellen nach- 
weisen; bei Spasmus kann die Lage des Magens der Norm entsprechen, bei der echten 
Stenose dagegen ist der Magenschatten oft ausschließlich auf die linke Körperhälfte 
beschränkt, und es ist weder Pylorus noch Duodenalschatten zu sehen. Funktionell 
ergeben sich insofern Unterschiede, als bei spastischer Stenose die Magenentleerung 
etwas verspätet beginnt und etwas länger dauert, während bei der echten Stenose die 
Magenentleerung sehr erheblich verzögert ist, nach 2—4 Stunden noch fast fehlen kann. — 
Die eigenen Erfahrungen des Verf. erstrecken sich auf 3 Fälle, die mit radiographischen 
Erhebungen mitgeteilt werden. 

l. Männlich, durch Kaiserschnitt 16 Tage vor der Zeit geboren. Brustkind. Erbrechen 
vom 3. Lebenstag an. Gesteigerte Magenperistaltik schon am 7. Lebenstag zu sehen. Heilung 
durch vorsichtige diätetische Behandlung. Die radiographische Untersuchung erfolgte erst 
im 5. Monat, als das Kind schon im besten Gedeihen war. Klinisch hatte Verf. den Fall für 
eine echte Stenose gehalten. Da radiographisch die Magenentleerung prompt begann, meint 
er, es müsse doch hauptsächlich eine spastische Stenose gewesen sein; da aber noch gesteigerte 
Peristaltik und verzögerte Magenentleerung nachzuweisen war, meint er, ein gewisser Grad 
von hypertrophischer Stenose müsse daneben bestehen. — 2. Mädchen, Brustkind, luetisch. 
Häufires Erbrechen von Geburt, nahm im 3. Monat ernsteren Charakter an, dabei bestanden 
dyspeptische Störungen seitens des Darms. Peristaltik gesehen, kein Tumor gefühlt. Besserung 
besonders seit Beginn der antiluetischen Behandlung. Radiographie mit 31/, Monaten auf der 
Höhe der Krankheitserscheinungen ergab eine erhebliche Verzögerung des Beginns der Magen- 
entleerung und beträchtlichen Mageninhalt nach 4 Stunden. Verf. diagnostiziert Pylorospasmus 
auf luetischer Grundlage. — 3. Mädchen, Brustkind. Beginn des Erbrechens in den ersten 
Tagen nach der Geburt. Mit 5 Wochen Steigerung der Symptome. Peristaltik, palpabler Pv- 
lorustumor. Heilung bei künstlicher Ernährung. Radiographie mit 7 Wochen auf der Höhe 
der Krankheitserscheinungen, aber bei Gewichtszunahme. Stühle waren stets vermehrt. 
Verf. nimmt eine echte Stenose mit erheblichen spastischen Symptomen an. Hier begann 
radiographisch die Magenentleerung schon sehr bald und war nach 2 Stunden schon beendet. 
Die Annahme einer hypertrophischen Stenose leichten Grades gründet sich nur auf Einzel- 
heiten im klinischen Bild (palpabler Tumor). Ibrahim.K 

Bourcart: Estomac biloculaire avec torsion de la poche musculaire. (Sanduhr- 
magen mit Torsion des Pylorusteiles.) Rev. de chirurg. Jg. 33, Nr. 11, S. 800 
bis 809. 1913. 

Krankengesehichte einer Frau, die seit ihrer Jugend an Erscheinungen eines Ulcus litt. 
Das Röntgenbild deckte einen sehr ausgesprochenen Sanduhrmagen auf, in dem das Wismut 
wirklich wie in einer Sanduhr vom obern in den untern Teil tropfte. Pylorusentleerungen und 
übrige Darmbewegungen waren normal. Die Laparotomie ergab einen um seine Längsachse 
gedrehten Maren. Die große Kurvatur war nach vorn und oben geschlagen undan 
der Gallenblase adhärent. Im oberen Drittel der kleinen Kurvatur saß die Narbe eines 
Satteluleus und teilte den Magen in einen birngroßen kardialen und einen etwa 1 | fassenden 
stark ptotischen pylorischen Teil. Gastroplastik nach dem Heineke-Mikuliczschen Prinzip. 
Vollständiger Erfolg. 8 1lustrationen. Hans Brun (Luzern).C# 

Schütz, Emil: Uber das Ulcus duodeni. Wien. klin. Wochenschr. Jg. 27, Nr. 1, 
S. 1—7. 19l4. 

Von 137 Fällen wurden 19 operiert, in 17 Fällen wurde die Diagnose bestätigt, in 


— 545 ° — 


zwei Fällen war sie negativ. Zu gleicher Zeit wurden 247 Fälle von Ulcus ventriculi 
beobachtet, so daß das Verhältnis von Duodenal- zum Magenulcus 1 : 2 beträgt. Unter 
137 Fällen waren 121 Männer (837%) und 16 Frauen (13%). Dem Alter nach stand die 
Mehrzahl der Fälle im vierten Dezennium. Die Schmerzen traten besonders bei kalter 
Jahreszeit auf und dauerten in 72 Fällen über 10 Jahre, in 31 Fällen über 15 Jahre, in 
24 Fällen seit frühester Jugend, in 10 Fällen 4 bis 5 Jahre an. In 62 Fällen war aus- 
gesprochener Hungerschmerz in 70 Fällen auch nachts Schmerzanfälle vorhanden. 
In 106 Fällen wurde Hyperacidität in hohem Grade, in 26 Fällen normale Acidität und 
ın 5 Fällen Subacidität gefunden. Die Röntgenuntersuchung ergab in der überwiegenden 
Mehrzahl der Fälle eine Druckempfindlichkeit des Bulbus, kleinen Sechsstundenrest, 
beschleunigte Entleerungszeit.: Die Heilung ist nicht nur durch chirurgischen Eingriff 
möglich, sondern erfolgt besser auf internem Wege. Im Anfallstadium ist leicht ver- 
dauliche Nahrung zu reichen. Die flüssige oder breiige Kost soll durch konsistente Nah- 
rung, die 3stündlich in kleinen Mengen dargereicht wird, ersetzt werden. Am Abend 
werden Milch, Cakes und Biskuits vorbereitet, um bei Hungerschmerzen genommen 
zu werden. Sehr wichtig ist die Abstumpfung der übermäßigen Säure bei Hyperacidität 
und Hypersekretion durch große Alkalidosen. Roubüschek (Karlsbad). 


Holt, L. Emmett: Duodenal ulcers in infancy. (Duodenalgeschwür bei 
Säuglingen.) Americ. journal of dis. of childr. Bd. 6, Nr. 6, S. 381—393. 1913. 

Bericht über vier selbstbeobachtete Fälle mit autoptischem Befund (Abbildungen). 
Einer wurde intra vitam durch Anwendung der Duodenalsonde (Heraufbeförderung 
von Blutkoagula) diagnostiziert. Außerdem kurzes Übersichtsreferat über Vorkommen, 
Symptomatologie, Diagnose, Prognose und Behandlungsweise, referierende Literatur- 
übersicht. Hervorzuheben ist das Vorkommen vor allem bei marantischen Kindern 
unter 5 Monaten, sowie das Fehlen von Entzündungserscheinungen. Bezüglich der 
Symptomatologie verläuft die Erkrankung in etwa !/, der Fälle latent, in einer zweiten 
Gruppe tritt der Tod plötzlich durch Kollaps ein, gastrointestinale Erscheinungen 
können hier vorangegangen sein oder auch fehlen, die Todesursache kann eine plötz- 
liche Blutung, die allerdings manchmal nicht besonders mächtig zu sein braucht, oder 
eine Peritonitis sein, bei welcher aber sowohl Erbrechen wie Fieber oder Meteorismus 
fehlen können. Als einziges Symptom, das an die Affektion denken läßt, ist die Magen- 
darmblutung zu nennen, die aber durchaus nicht in allen Fällen in Erscheinung tritt. 
Kombination mit Pylorusspasmus ist nicht selten. Als einziges sicheres diagnostisches 
Hilfsmittel ist nur die Duodenalsondierung zu bezeichnen. Die Prognose ist sehr schlecht 
festzustellen. Witzinger (München).® 

Cunha, Lamas: Über Paraduodenalhernien. A Medicina contemporanea Jg. 31, 
Nr. 51, S. 403—407. 1913. (Portugiesisch.) 

Anatomisch-klinische Besprechung an der Hand eines zur Operation und Autopsie 
gekommenen Falles. Den Bruchsack bildete eine eingestülpte Falte des Mesenteriums 
neben dem obern Drittel des Duodenum ascendens, etwa ın der Höhe des zweiten 
Lumbarwirbels. Der Sack war etwa 5 cm tief und verlief von unten nach oben. Eine 
kleine Dünndarmschlinge machte den Inhalt. Nach Jonnescu finden sich in der 
Duodenalgegend 5 Gruben oder Falten, welche sich zu — gelegentlich enormen, fast 
den ganzen Dünndarm und noch Teile des Kolons aufnehmenden — Bruchsäcken ent- 
wickeln können. Doch ist die Hernia paraduod. recht selten und Incarceration (wie im 
vorliegenden Falle) eine große Rarität. Die Diagnose stellt meist erst der Chirurg oder 
der Anatom. Richartz (Bad Homburg). 

Pohl, W.: Ein eigentümlicher Befund in der Appendix. (Städt. Diakonissen- 
anst., Bromberg, u. kgl. hyg. Inst., Posen.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 126, 
H. 1/2, 8. 201—210. 1913. 


Bei einer 47jährigen Frau, die als Ileus eingeliefert und sofort operiert wurde, fand sich 
bei der Operation eine Drehung von Dünndarmschlingen um 360° und eine dadurch bedingte 
Passagestörung; außerdem, aber nur als Nebenbefund, eine Appendix, die sich dick und hart 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 35 


— 546 — 


anfühlte und auf typische Weise entfernt wurde. Dieser Wurmfortsatz bot nun diñ eigentüm- 
liches Bild: beim Aufschneiden quollen aus demselben kleine, transparente weiße Kügelchen 
hervor, die wie gekochte Sagokörner aussahen; im mikroskopischen Bilde zeigten sie deutlich 
konzentrisch geschichtete Lagen, hier und da deutliche Formen polynucleärer Zellen, die zum 
Teil schollig wie in Verfettung sind, dann aber auch ganze bzw. schon destruierte Epithelien, 
die kubisch sind. Im ganzen glich das Bild dem ciner geplatzten Schotenfrucht. In der Lite- 
ratur fand sich nur ein ähnlicher Fall und Pohl gibt für seinen Befund folgende Erklärung: 
Durch die Entzündung ist eine teilweise Vernarbung der Schleimhaut mit Verödung und De- 
generation der Mehrzahl der Drüsen zustande gekommen, während bei einigen nur eine Ver- 
klebung der Ausführungsgänge der Drüsen erfolgte. Die Drüsen mit verschlossenem Aus- 
führungsgange sondern Schleim ab, der den Weg in die Appendix verschlossen findet. Es 
wird durch Resorption der flüssigen Bestandteile des Schleimes derselbe eingedickt und ent- 
sprechend dem Fundus der Drüse kugelig formiert. Durch den Druck werden die Epithelien 
verändert und stoßen sich ab. Schließlich wird der Innendruck zu stark, und die Verklebung 
des Ganges wird gesprengt. Das Schleimkügelchen rollt in das Lumen der Appendix und hier 
schleifen sich die einzelnen Kügelchen ab. Valentin (Berlin).CH 

Colley, Fritz: Beiträge zur Klärung der Frage von der Erblichkeit der Ent- 
zündung des Blinddarmanhanges. Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 103, H.1, S.177—208. 1913. 

Die Blutversorgung der Appendix, besonders das Freibleiben der Spitze 
derselben von direkter Blutversorgung, ferner angeborene, im Embryo entstandene 
Verwachsungen und Verlagerungen, die Lageveränderungen, Knickungen und 
Stenosen der Appendix zur Folge haben, endlich eine ungenügende Innervation 
des Wurmfortsatzes mit dadurch bedingter Insuffizienz der Muskulatur, alle diese 
drei Hauptveränderungen sind nach dem Mendelschen Gesetze in hohem Maße erb- 
lich, wie Verf. an der Hand ausführlicher Literaturangaben an einer Reihe eigener Fälle 
beweist. Daß diese 3 Punkte eine wesentliche Bedeutung bei der Entstehung der 
Appendicitis spielen, ist fraglos. Kalb (Stettin). * 

Vincent, Wesley Grove: Acute appendicitis in infancy and childhood. (Akute 
Appendicitis im Säuglings- und Kindesalter.) Med. rec. Bd. 85, Nr. 1, S. 9 
bis 14. 1914. 


Referierender Vortrag, der die Notwendigkeit der Frühoperation betont. Ibrahim. 


Schutz, Wilhelm: Thrombophlebitis nach Perityphlitis. (Pathol. Inst., Greifs- 
wald.) Dissertation: Greifswald 1913. 30 S. (E. Panzig.) 

Aus den Protokollen obigen Institutes hat Verf. 7 einschlägige Fälle gesammelt, die er 
so anordnet, daß er zunächst die Thrombophlebitis nahe dem Blinddarm berücksichtigt, dann 
Fälle, in denen Pfortaderentzündung und Leberabscesse bestanden. Zum Schluß teilt er einen 
Fall mit, in dem thrombophlebitische Eiterherde sowohl in den Magen als auch in das Duodenum 
durchgebrochen, so daß bei der Obduktion eine offene Verbindung zwischen dem Lumen des 
Magens und Duodenums einerseits und der Lichtung der vereiterten Venen andererseits bestand. 
Die 7 Fälle werden eingehend geschildert. Sie sind in klinisch-diagnostischer Hinsicht wertvoll, 
zu kurzem Bericht aber ungeeignet. Fritz Loeb (München).CH 

Collin, J.: Intermittierender Ileus bei spitzwinkliger Flexura coli sinistra. 
Hospitalstid. Jg. 56, Nr. 48, S. 1423—1428. 1913. (Dänisch.) 

Zwei Fälle, bei denen durch Ptose eine starke Knickung an der lienalen Kolon- 
flexur mit folgender quälender Obstipation (ungünstige Rückwirkung auf das Gesamt- 
befinden) entstand und durch Operation — Seite-zu-Seit-Anastomose — Heilung 
erzielt wurde. H. Scholz (Königsberg). 

Duval, Paul: Symptômes et diagnostic du cancer du gros intestin (rectum 
excepté). (Symptome und Diagnose des Dickdarmcarcinomes [ausgenom- 
men das Rectumcarcinom].) Gaz. des hôp. Jg. 86, Nr. 127, S. 1997—2003 u. 
Nr. 130, S. 2061—2067. 1913. 

Das primäre Dickdarmcarcinom bevorzugt das 45.—55. Lebensjahr. Es ist 21/, mal 
seltener als das Rectumcarcinom. Nach einer unbestimmten Latenzzeit entwickelt sich 
die „erste Periode“ der Störungen mit Schmerzen und Magendarmerscheinungen. 
Die Schmerzen können kolikartig, in der Tumorgegend lokalisiert sein. Häufig ist 
Obstipation, seltener Darmverschluß. Blutungen finden sich in 20%. Dabei weist das 
Blutbild eine Vermehrung der Leukocyten bis 30 000 auf. Die „zweite Periode“ ist 


— 5417 — 


charakterisiert durch die Tumorkachexie. Komplikationen werden durch Metastasen 
und septische Prozesse bestimmt. Statistisch wird betroffen die Appendix in 0,9%, 
Valvula Bauhini 7%, Coecum 24,2%, Colon ascendens 11,6%, Flexura hepatica 6,4%, 
Colon transversum 10,2%, Flexura lienalis 4,9%, Colon descendens 7,1%, S romanum 
27,3%. Die Prognose richtet sich nach dem Sitz der Geschwulst. Sie ist schlecht für 
die Carcinome des S romanum und der Flexura lienalis, viel besser für die des Coecum. 
Durchweg schlecht ist sie für Sarkome jeder Lokalisation. Heilungen, die 
2 —-10 Jahre anhielten, sind beobachtet. Klose (Frankfurt a. M.).* 

Nakamura, Nobu: Über die Gefäßveränderung beim Ulcus chronicum recti. 
(Städt. Krankenh. Moabit, Berlin.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. 
f. klin. Med. Bd. 215, H. 1, S. 95—106. 1914. 


Die Ätiologie der namentlich beim weiblichen Geschlechte vorkommenden und mit Schwie- 
len-, Fistel- und Strikturbildung einhergehenden ulcerösen Proctitis ist noch unbekannt. Als 
Ursachen des Mastdarmgeschwürs sind in einigen Fällen Tuberkulosen, Dysenterien, ferner 
traumatische und mechanische Vorgänge (Coitus per anum, Klysma mit folgendem Ulcus clys- 
maticum, Koprostase und Drucknekrose der Schleimhaut bei Geburten), vor allem Gonorrhöe 
und Syphilis beschuldigt worden, zumal von Frisch Gonokokken im Geschwürssekrete und in 
den Schnitten des ulcerösen Gewebes, von anderen Autoren spezifische Gefäßveränderungen und 
multiple kleine mucöse Gummata nachgewiesen werden konnten. Nach Nakamura, der 
10 Fälle von Ulcus chronicum recti mit spezieller Berücksichtigung der Gefäßveränderungen 
untersuchte, wobei es sich bei den Arterien um eine Periarteriitis, den Venen um eine Panphlebi- 
tis handelte, läßt sich aus diesen Gefäßveränderungen aber weder die gonorrhoische noch syphi- 
litische Atiologie des chronischen Mastdarmgeschwürs beweisen. Thorel (Nürnberg). 


Leber- und Gallenwege. 

Nesbitt, G.E.: Tests for liver funetion. (Zur Prüfung der Leberfunktion.) 
Transact. of the roy. acad. of med. in Ireland Bd. 31, S. 78—87. 1913. 

Verf. hat die Assimilationsgrenze für Lävulose und Galaktose, die Verwertung von 
Glykokoll sowie die Dimethylparaaminobenzaldehydreaktion des Urobilins nach 
Neubauer geprüft. Die wegen Auslösung von Brechreiz und Diarrhöe schlecht durch- 
führbare Lävuloseprobe war positiv bei 10%, der normalen Fälle, sowie unterschiedslos 
bei allen Leberläsionen; die Galaktoseprobe war positiv bei Cirrhose, katarrhalischem 
Ikterus, Phosphor-, Chloroformvergiftungen, Lues, fettiger Degeneration. Sie tritt 
früher auf als physikalische Zeichen der Lebererkrankung. Negativ war sie dagegen 
bei mechanischem Ikterus, Tumoren, Hyperämie, Stauung und Amyloidose. Glykokoll 
wurde bei Lebercirrhose unvollkommen verwertet. Die Urobilinogenprobe ist bei 
Lebergesunden höchstens andeutungsweise positiv, dagegen sehr deutlich bei Stauungs- 
leber, Cirrhose, Syphilis und Tumoren. Die Reaktion differenziert nicht die einzelne 
Krankheit, aber in zweifelhaften Fällen kann sie die Diagnose einer Lebererkrankung 
sichern. Bei Infektionskrankheiten zeigt sie parenchymatöse Leberdegeneration an 
und sei daher ein schlechtes prognostisches Zeichen. H. Jastrowitz (Halle). 

Lissauer, Max: Die experimentelle Lebereirrhose. Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 5l, Nr. 3, S. 114—118 u. Nr. 4, S. 159—164. 1914. 

Übersichtsreferat. - 

Pagenstecher, Ernst: Über den Krebs der Gallenblase. Samml. klin. Vorträge 
Nr. 686/687, S. 1—42. 1913. 

Das Gallenblasencarcinomist nichtsoselten, wiefrüherangenommen 
wurde. Sicher ist, daß die krebshaltigen Gallenblasen meist auch diffus entzündlich 
verändert sind, Krebs und Gallensteine dürften aus gleicher Ursache ın der Gallen- 
blase entstehen, beide Leiden einander koordiniert sein. Kleine Krebse wurden als 
zufälliger Befund in exstirpierten entzündeten Gallenblasen gefunden. Der weitere 
Verlauf des Leidens wird durch die Sekundärinfektion und die Art des Übergreifens auf 
die Nachbarorgane, Leber, Gallengänge, Duodenum, Kolon bedingt. Mikroskopisch 
finden sich alle Formen wie bei anderen Krebsen des Verdauungskanals, überdies 
merkwürdigerweise gar nicht selten Plattenepithelcarcinome. Die Sym- 
ptomatologie lehrt uns keine für das Leiden allein charakteristische Symptome, weshalb 

45% 


— 548 — 


die Diagnose namentlich der Frühstadien, wenigstens solange eine verläßliche Serum- 
diagnose des Carcinoms fehlt, unmöglich erscheint. Deshalb hat die einzig rationelle 
chirurgische Therapie bisher nur wenig Erfolge zu verzeichnen, im ganzen sieben 
dauernd geheilte Fälle unter 93, bei einer begreiflicherweise sehr hohen unmittelbaren 
Mortalität. Daher liegt nach Thöle ,das Heil in der frühen Entfernung aller chronisch 
entzündeten Blasen“. Unter den geheilten sind auch solche Fälle, bei denen Resektionen 
der Leber und des Duodenums vorgenommen werden mußten. Besonders wichtig 
ist die Entfernung der regionären Drüsen am Choledochus, was in vorgeschrittenen 
Fällen wegen der Nachbarschaft der Pfortader unmöglich werden kann. Es ist be- 
greiflich, daß erfahrene Operateure gegenwärtig die Operation im all- 
gemeinen für aussichtslos halten. Literatur. Moszkowicz (Wien). * 

Morison, Albert E.: Typhoid cholecystitis. (Typhus-Cholecystitis.) British 
med. journal Nr. 2764, S. 1578—1579. 1913. 

Verf. führt bei Typhusepidemien die sog. Relapse und längere Krankheitsdauer mit Ab- 
dominalsymptomen auf eine Typhuscholecystitis zurück. Es treten dabei alle 3—4 Tage An- 
fälle von Schmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Muskelspannung, abendliche Temperatursteigerun- 
gen mit folgenden starken Nachtschweißen auf. Nach Abklingen des Anfalles kann meist die 
etwas vergrößerte druckempfindliche Gallenblase getastet werden. Die Ursache liegt meistens 
in einer Cholecystitis, seltener Cholelithiasis. Behandlung mit großen Dosen von Natr. salicyl. 
und reichlichen Getränken. Das Salicyl soll noch einen Monat nach der Heilung in kleinen 
Dosen weitergegeben werden. Mitteilung von 4 Fällen. Jurasz (Leipzig).CH 


Milz. 

Pappenheim, A. . und M. Fukushi: Milzstudien. Folia haematol. Arch. Bd. 16, 
H. 1, S. 177—208. 1913. 

Die Verff. beschäftigen sich in dieser in ihrem ersten Teil vorwiegend kritisch 
referierenden Arbeit mit den Zellen der Milzpulpa. Sicher kommen in derselben Mono- 
cyten vor, doch werden dieselben wahrscheinlich nicht in das Blut ausgeschwemmt, 
sondern bleiben in der Pulpa sessil als Hämolysinbildner. Die Monocyten des normalen 
Blutes stammen vermutlich nicht, wie die Mehrzahl der Autoren bisher annahm, aus 
den hämatopoetischen Organen, sondern sind Abkömmlinge der Aschoffschen Histio- 
cyten. Aus den gleichen Zellen der Pulpa geht unter pathologischen Verhältnissen 
die myeloide Metaplasie hervor. Im Anschluß an diese Ausführungen werden einige 
interessante Versuche mitgeteilt. 1. Es wurde untersucht, wie sich die Milzpulpazellen 
gegenüber der Aschoffschen Carminspeicherung verhalten. Ein Meerschweinchen 
bekam 14 Tage lang jeden dritten Tag 4ccm eines Gemisches von Litioncarminlösung 
mit konzentrierter Indigokarminlösung peritoneal injiziert. Niemals fanden sich ım 
strömenden Blute karmingefärbte Monocyten, dagegen enthielt die Milzpulpa sehr 
reichlich Karminzellen, die mit den Makrophagen identisch waren. 2. Die Anwendung 
der Unnaschen Rongalitmethode auf Milzschnitte ergab, daß die Follikelzellen nur 
schwach grünlich, die Pulpazellen stark violett gefärbt wurden. Doch fanden sich 
zwischen diesen Elementen auch vereinzelte grünliche lymphocytäre Elemente. Hiernach 
scheint es, daß die Follikelzellen zum Teil in die Pulpa überwandern. 3. Es wurden 
Leukocytenzählungen an Querschnitten in vivo unterbundener Milzvenen und Milz- 
arterien vom Hunde angestellt. Ein Unterschied zugunsten irgendeiner Zellart zwischen 
Venen und Arterien war nicht festzustellen. Vor allen Dingen wurden von den Arterien 
mehr Mononucleäre zugeführt, als von den Venen ausgeführt. DieVerff. schließen hieraus, 
daß der Milz keine besondere monocytoplastische Tätigkeit zuzusprechen ist. Auch den 
Follikeln kommt keine wesentliche abführende Tätigkeit ins Blut zu. H. Hirschfeld. 


Meyer, Artur: Beitrag zur Kenntnis der Milzfunktion. (Akad. f. prakt. Med.. 
Cöln.) Zentralbl. f. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 18, Nr. 1, S. 41—81. 1914. 
Nach einer bis auf Aristoteles und Plinius zurückgehenden historischen Einleitung 
werden zunächst die nach Milzexstirpation eintretenden Restitutionserscheinungen 
seitens der Nebenmilzen und anderer vikariierend eintretender Organe besprochen, 


— 549 — 


ı rısbesondere die gegenseitige Vertretung der Milz einerseits, des Knochennmarks, Lymph- 
«l rüsensystems, hämatopoetischen Systems andererseits ausführlicher geschildert. Die 
323lutveränderungen nach Milzexstirpation sowie nach Injektion von Milzpreßsaft oder 
nach Darreichung von Lienin (Poehl) werden kurz gestreift. Verf. setzt die blut- 
regulierenden Verrichtungen der Milz ausführlich auseinander, insbesondere auch die 
Wolle der Milz beim Erythrocytenzerfall und die daraus herzuleitenden Beziehungen 
zum Eisenstoffwechsel. Besonders eingehend verbreitet sich Verf. über die Beziehungen 
der Milz zu den Verdauungsorganen. Er spricht ihr die Fähigkeit zu, nach Art einer 
Saug- und Druckpumpe die Blutspeisung der Verdauungsorgane zu regulieren, ferner 
einen spezifischen Reiz auf die Pepsindrüsen auszuüben und hauptsächlich die Peri- 
staltik mächtig anzuregen. Dementsprechend sieht er die peristaltikfördernde Wirkung 
des (bekanntlich aus der Milz dargestellten) Hormonals als spezifische Milzwirkung an 
und bringt für diese Anschauung klinische und experimentelle Beweise, aus denen her- 
voorgeht, daß die Eliminierung der Milz eine Herabsetzung der normalen Darmtätigkeit 
nach sich zieht, die sich vornehmlich bei solchen Tieren geltend macht, bei denen das 
Organ auf der Höhe der Verdauung entfernt wird. Borchardt (Königsberg). 


Nixon, J. A.: Splenectomy for splenomegaly. (Milzexstirpation bei Sple- 
nomegalie.) Bristol med.-chirurg. journal Bd. 31, Nr. 122, S. 325—331. 1913. 

Die Prognose von einfacher Splenomegalıe ist schlecht und es gibt nur eine radikale 
Kur — die Exstirpation. Es ist nicht gerechtfertigt, viel Zeit mit Versuchen zu einer 
genauen Diagnose in zweifelhaften Fällen zu verlieren. Nur bei Leukämie, alkoholischer 
oder luetischer Cirrhose mit Splenomegalie oder bei primärer Pfortaderthrombose unter- 
bleibt operatives Vorgehen. In allen übrigen Fällen ist möglichst frühzeitiges Eingreifen 
zu empfehlen. Tabellarische Zusammenstellung von 708 Fällen von Milzexstirpation 
mit 27,4%, Mortalität. — Beschreibung eines eigenen Falles. Kindl (Kladno). 


Urogenital-System. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Geraghty, J. T., L. G. Rowntree and F. S. Cary: The value and limitation of 
diastase, urea and phthalein in estimating renal function in association with ureteral 
catheterization. (Wert und Leistungsfähigkeit der Diastase-Harnstoff- 
Phthaleinreaktion in Verbindung mit Ureterenkatheterismus zur Prü- 
fung der Nierenfunktion.) (Johns Hopkins hosp. a. pharmacol. laborat., Johns 
Hopkins univ., Baltimore.) Ann. of surg. Bd. 58, Nr. 6, S. 800—808. 1913. 

Verff. vergleichen an 40 Fällen mit vorwiegend einseitiger Nierenerkrankung die 
Wohlgemuthsche Diastasereaktion mit der von ihnen angegebenen Funktions- 
prüfung der Niere mittels Phenolsulfophthalein unter Berücksichtigung der absoluten 


und prozentualen Ausheiine und unter Anwendung des Ureterenkatheterismus. 
Im großen und ganzen zeigt die Wohlgemuthsche Reaktion Übereinstimmung mit 
den Resultaten der übrigen Methoden, bis auf einige Fälle, in denen sie unrichtig 
anzeigte. Sie ist unter Berücksichtigung der Harnstoffausscheidung und in Fällen, 
wo Uretherenkatheterismus nicht möglich ist, empfehlenswert; wichtig ist die Neutra- 
lısation des Urins vor Anstellung der Probe. Weiland (Kiel). 


Bromberg, R.: Weitere Erfahrungen mit dem hämorenalen Index als Mittel 
zur Funktionsprüfung der Nieren. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 3, S. 118 
bis 120. 1914. 

Verf. bringt 20 kurze Krankenberichte, um die Brauchbarkeit des von ihm aufge- 
stellten hämorenalen Index zu beweisen und zieht folgende Schlüsse. Ist der Index = 2, 
so sind die Nieren gesund oder nur eine erkrankt; welche, entscheidet Cystoskopie und 
Chromocystoskopie, Ureterenkatheterismus ist stets überflüssig. h-dex <2 beweist 
doppelseitige Erkrankung, Fälle mit Index < 1,5 sind inoperabel. «1. Heineke. 


— 550 ° — 


Reinike, Elisabeth: Nierenhypertrophie nach Digitalis. (Med.-poliklin. In.t.. 
Univ. Berlin.) Zeitschr. f. klın. Med. Bd. 79, H. 3/4, S. 296—299. 1914. 

Wenn die Digitaliskörper eine direkte periphere diuretische Nierengefäßwirkuın:z 
haben (Jonescu, Hedinger), so müssen die Nieren infolge ihrer verstärkten Arber 
hypertrophieren: Kaninchen werden bis zu 176 Tagen mit wöchentlich um O,1 ccm 
steigenden Dosen von Digitalysat-Bürger behandelt (höchstinjizierte Gesamtmenge: 
179,6 ccm Digitalysat). Beim Vergleich der Organgewichte mit denen von Kontroil- 
tieren desselben Wurfs und Beziehung der absoluten Gewichte zum Körpergewicht er- 
gibt sich bei den Digitalistieren im allgemeinen eine erhebliche Gewichtszunahme der 
Nieren. Ebenso findet sich eine Zunahme der Milzgewichte und eine Hypertrophie 
des Herzens, besonders des linken. Daraus wird eine durch Digitaliskörper bewirkte 
größere Funktionsleistung der Niere, die ihren Ursprung in einer Erweiterung der 
Nierengefäße durch Digitaliskörper hat, gefolgert. Hedinger (Baden-Baden). 


Camus, Jean, et Gustave Roussy: Polyurie expérimentale par lésions de la 
base du cerveau. La polyurie dite hypophysaire. (Experimentelle Poly urie 
infolge von Schädelbasisverletzungen, Beitrag zur hypophysären Polv- 
urie.) (Laborat. de physiol. et d’anat. pathol. de la fac. de méd., Paris.) Cpt. rend. 
hebdom. des seances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 37, S. 628—633. 1913. 

Die Verff. bringen eine Fortsetzung ihrer früheren Versuchsreihen (s.Zentralt|. 
Bd. 9, S. 162) über experimentelle Polyurie. Ihre Fragestellung betrifft den Anteil der 
Hypophyse an der durch Schädelbasisverletzungen erzeugten Polyurie. Sie stellen 
nun folgende Experimente an Hunden an: 1. Trepanation der basilaren Keilbeinfläche 
vom Gaumen aus und Pigüre in die Hyophysengegend bis in den 3. Ventrikel. 
Resultat: chronische Polyurie und Hodenatrophie. 2. Pigqüre ohne Verletzung der 
Hypophyse. Resultat: Polyurie ebenfalls von längerer Dauer. 3. Ablatio der Hyp»- 
physe ohne Entfernung. Resultat: kurzdauernde Polyurie, späte: Pigüre in die Gegend 
des Infundibulums. Resultat: Polyurie, Hodenatrophie. 4. Wiederholung von >. 
5. Ohne Schädelbasisverletzungen Entfernung der ganzen Hypophyse. Resultat: keme 
Polyurie. 6. und 7. idem bei anderer Narkose. Daraus ziehen die Verff. den Schluß, 
daß es bei der experimentellen Polyurie nicht auf die Hypophyse, sondern auf die 
Verletzung nervöser Zentralapparate ankomme, wodurch auch Hodenatrophie erzeuzt 
werden könne. W. H.Veil (Straßburg ı. E.). 


Spezielle Pathologie und Therapie: 

Pollak, Leo: Beiträge zur Klinik der Albumosurie.. (Renale Albumosurie.) 
(Krankenh. Wieden, Wien.) Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. Bd. 2, H. 4/6, S. 314—362.1914. 

Einleitend referiert Verf. über die verschiedenen Gruppen der Albumosurie und 
die neuere Literatur über die einschlägigen Fragen. Eigene Untersuchungen betreffen 
die Frage der renalen Albumosurie. Bei 48 Nierenkranken wurde der Urin nach oraler 
Zufuhr von 40 g Somatose auf Albumosen geprüft, wobei sich Verf. der Methode 
O. Freunds bediente. Über die Art der Erkrankung orientieren kurze Kranken- 
geschichten und Angabe über Funktionsprüfungen mit NaCl, Milchzucker, Jk, Phenol- 
sulfophthalein und dem Wasserversuch. 6 Fälle scheiden aus, die schon vor der Soma- 
tosemahlzeit geringe Albumosurie zeigten, danach bleiben 25 Fälle = 52%, mit posi- 
tivem Albumosenbefund. Dies waren in erster Linie, aber nicht ausnahmslos, Fälle 
starker Albuminurie, also akute, subakute und chronisch-hämorrhagische, ferner 
chronisch-parenchymatöse Nephritiden und Amyloidosen. Negativ war der Befund 
besonders bei Schrumpfniere, orthotischer Albuminurie und Stauungsniere. Bei Ge- 
sunden und Rekonvaleszenten stets negativer Befund. Die Ursache der experinien- 
tellen Albumosurie sieht Verf. in einer pathologisch gesteigerten Permeabilität der 
Niere gegenüber dem alımentär erhöhten Albumosengehalt des Blutes. Er erinnert 
an das Übertreten von Hühnereiweiß in den Harn unter den gleichen Bedingungen 
(Ascoli) — Prüfung des Diastasegehaltes des Urines ließ keine Beziehung zum Aus- 


— 51 — 


fall des Albuminosenversuches erkennen. — Bei 6 in gleicher Weise untersuchten 
Leberkranken war das Resultat durchweg negativ. A. Heineke (Badenweiler). 


Jaschke, Rud. Th.: Untersuchungen über die Funktion der Nieren in der 
Schwangerschaft. (Univ.-Frauenklin., Gießen.) (Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, 
Wien, 21.—26. IX. 1913.) Zeitschr. f. gynaekol. Urol. Bd. 4, H. 5, S. 192—200. 1913. 

Untersuchungen der Nierenfunktion an Schwangeren in den letzten Monaten der 
Gravidität ergaben statt einer erwarteten Verlangsamung der Jodausscheidung eine 
Beschleunigung derselben. Der tubuläre Anteil der Nieren zeigt also eine Funktions- 
steigerung, der vasculäre eine Funktionsminderung, da die Milchzuckerausscheidung um 
ein Drittel bis aufs Doppelte der Normalzeit verzögert war. Ganz enorm ist dieVerzögerung 
der Milchzuckerausscheidung bei der Nephropathia gravidarum. Die Rückkehr zu nor- 
malen Verhältnissen findet bei gesunden Graviden sehr rasch statt. Scheidemande. 


Saviozzi, V.: Studio anatomo-patologico e clinico delle propagazioni dei tumori 
maligni del rene con speciale riguardo alla loro obbiettivitä epatica. (Anatomisch- 
pathologische und klinische Studie über die Ausbreitung der malignen 
Nierengeschwülste mit speziellem Hinblick auf ihre Beziehungen zur 
Leber.) (Istit. di clin. chirurg., unw., Pisa.) Tumori Jg. 3, Nr. 3, S. 371—397. 1913. 

Die Ausbreitung der malignen Nierentumoren geschieht durch direktes Übergreifen 
auf andere Gewebe, durch Aussaat, auf dem Lymph- oder Blutwege. Verf. berichtet 
über zwei zur Operation gelangte Fälle von malignem Hypernephrom 
der rechten Niere, bei denen der Tumor auf den rechten Leberlappen 
übergewachsen war und dort außerdem Metastasen gebildet hatte. Beide Fälle 
kamen zum Exitus, beide an zu großem Blutverlust während der Operation; in dem 
einen war eine Resektion des rechten Leberlappens versucht worden. Makro- und mikro- 
skopische Abbildungen. Literatur. Posner (Jüterbog).” 


Nobécourt, Milhit et Bidot: Grande azotémie passagère au cours d’une néphrite 
aiguë. (Hohe vorübergehende Azotaemieim Verlauf einer akuten Nephri- 
tis.) (Soc. de pédiatrie, séance 14. X. 1913.) Ann. de méd. et chirurg. infant. Jg. 18, 
Nr. 1, S. 13—18. 1914. 

Bei einem Kind von 7!/, Jahren stellte sich im Verlauf einer akuten hämorrhagischen 
Nephritis schweres, unstillbares Erbrechen mit gleichzeitigem, hohem Harnstoffgehalt 
der Lumbalflüssigkeit (4,57°/,) und des Blutserums (6,15°/,) ein. Nach einiger Zeit 
schwand beides ohne eigentliche Therapie, nur die Nephritis blieb bestehen. Birk. 


Arnoldi, W., und G. Brückner: Der Einfluß des Chlorcaleiums auf die Diurese 
bei ehronischer Nierenentzündung, nebst einem Beitrag über den Wasserstoffwechsel. 
(Med.-polikl. Inst., Univ. Berlin.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 3/4, S. 300 bis 
306. 1914. 

Bei 9 Fällen verschiedener Nephritiden findet sich bei genauer Verfolgung der 
Wasserbilanz unter CaCl, -Zufuhr (0,11—0,24 g pro die aus einer 20 proz. Lösung 
von Calcium chlorat. cristal.) immer eine deutliche Besserung der Diurese, auch bei 
Fällen mit starkem Ödem, das durch NaCl-Darreichung vermehrt wird; die Eiweiß- 
ausscheidung wurde in einzelnen Fällen vermindert, nie erhöht. Hedinger (Baden-Baden). 


Ghiron, Mario: Die Nierenfunktion bei der durch Reflexe hervorgerufenen 
Anurie. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 4, S. 158—159. 1914. 

Histologische Untersuchung der reflektorisch anurischen Niere nach Unterbindung 
des anderen Ureters. Die Unterbindung führte nur am nicht narkotisierten Tier (Ratte), 
besonders nach vorausgehender Injektion von !/, ccm physiologischer Kochsalzlösung 
in den Harnleiter in einem Teil der Fälle zu reflektorischer Anurie. Der mikroskopische 
Befund war völlig negativ, nur war das Verschwinden der Farbstofflösung in den Tubuli 
nach intravenöser Injektion von 1—2 Tropfen Anilinblaulösung nicht wıe in der Norm 
zu beobachten. A. Heineke (Badenweiler). 


— 552 — 


Weibel, Wilhelm: Serologisches und Klinisches über Schwangerschaftspyelitis. 
2. Klinisches zur Ätiologie der Schwangerschaftspyelitis. (II. Univ.-Frauenklin., 
Wien.) Arch. f. Gynaekol. Bd. 101, H. 2, S. 446488. 1913. 

Bei der Schwangerschaftspyelitis ist die Stauung das Primäre, die Infektion das 
Sekundäre. Wie die cystoskopischen Untersuchungen erweisen, sind schon im Ureter 
normaler Schwangerer Harnstauungen sehr häufig; dieselben betreffen fast aus- 
schließlich den abdominalen Anteil des rechten Ureters. Die Ursache der Stauung ist 
nach Beobachtungen des Verf. immer nur der wachsendr Uterus selbst. Alle anderen 
angeschuldigten Erscheinungen, wie Schwellungen der Schleimhaut, Verlagerung der 
Blase und der Ureteren, Druck des vorliegenden Kindesteiles stellen nur Nebenbefunde 
dar. Bezüglich des Erregers der Pyelitis, des Bact. coli, ist anzunehmen, daß derselbe 
meist auf dem Lymphwege zum Darm ins Nierenbecken gelangt, da nach bakteriologi- 
schen Untersuchungen des Verf. der Coli-Bacillus nur selten in der Urethra und Blase 
primär zu finden ist. Pyelitis ist keine Indikation zur Unterbrechung der Schwanger- 
schaft. Auch die schweren Fälle heilen durch Nierenbeckenspülungen. Scheidemandel. 


Blut und blutbildende Organe. 
Eigentliche Blutkrankheiten : 

Roth, O0.: Zur Kenntnis der perniziösen Anämie. (Med. Univ.-Klin., Zürich.) 
Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 3/4, S. 266—286. 1914. 

Von Roth werden aus dem Material der Eichhorstschen Klinik Beobachtungen 
mitgeteilt, welche Belege für die Annahme liefern, daß beim Zustandekommen der perni- 
ziösen Anämie ein besonderer endogener Faktor mitwirke. Ein solcher ist nach Roth 
insbesondere bei familiärem Auftreten der Krankheit anzunehmen. Als Beispiel hierzu 
werden die Krankengeschichten von 2 Brüdern mitgeteilt, die im Alter von 45 und 59 
Jahren an perniziöser Anämie erkrankten. Als auslösende Teilfaktoren, die für das 
Zustandekommen der Krankheit in Betracht zu ziehen sind, werden angeführt und mit 
klinischen Daten belegt: die Lebercirrhose, Lymphdrüsen- und Milztuberkulose, Maras- 
mus senilis und Gravidität. In letzterem Falle bestand neben den Zeichen der perni- 
ziösen Anämie im Bereiche des roten Blutbildes eine Hyperleukocytose (bis 38200 in 
1 Kubikmillimeter). Werner Schultz (Charlottenburg-Westend). 

Rolleston, H. D., and Claude H. S. Frankau: Acute leukaemia simulating 
caries of the spine. (Akute Leukämie unter dem Bild einer Wirbelkaries.) 
Lancet Bd. 1, Nr. 3, S. 173—174. 1914. 

öjähriger Knabe. Im Anschluß an einen Fall Schmerzen im Kreuz und der rechten Unter- 
bauchgegend. Bei der Aufnahme hochgradige Druckempfindlichkeit und Schmerzen in den 
unteren Brust- und den Lendenwirbeln. Mäßige Drüsenschwellung in inguine, am Hals und in 
der linken Axilla. Zunächst Diagnose auf tuberkulöse Karies der Wirbelsäule. Temperatur 
unregelmäßig, Harnbefund normal. Röntgenologisch normale Befunde an der Wirbelsäule. 
Anlegung eines Gipsmieders bringt die Schmerzen zum Verschwinden. Bald darauf zunehmende 
Blase, Ödem. Lebertumor, Nasenbluten. Die — 2 Monate nach der Aufnahme — vorge- 
nommene Blutuntersuchung ergibt folgenden Befund: Rote 830 000, Hämoglobin 20°95, Färbe- 
index 1,18. Weiße 14 800, darunter 81% Lymphocyten, 17°% Polynucleäre, 29%% Eosinophile. 
Anisocytose, spärlich Normoblasten. Ophthalmoskopisch Blutungen um die rechte Papille. 
Exitus. Autoptisch typischer Befund, keine tuberkulösen Veränderungen. Milz makro- 
skopisch nicht beteiligt. Histologisch dürften die „Iymphoiden Zellen als Myeloblasten oder 
Promyeloevten anzusprechen sein. 

Das Bemerkenswerte des Falles ıst das Auftreten von Schmerzen in der Wirbel- 
siule, das bisher bei Leukämie noch nicht beobachtet wurde, und das Fehlen eines 
Milztumors. (Histologische Untersuchung der Milz fehlt.) Barrenscheen (Frankfurt). 

Ballagi, John: A case of acute lymphocyte leucemia. (Ein Fall von akuter 
Lymphocytenleukämie.) New York med. journal Bd. 99, Nr. 2, S. 68—70. 1914. 

Mitteilung eines typischen Falles bei einem 28 Jahre alten Eisenarbeiter, der sehr 

rapid unter Fieber, Epistaxis und Hämatemesis tödlich verlief. Unter den 400000 weißen 
Blutkörperchen im Kubikmillimeter waren 80°% kleine und 69% große Lymphocyten. — 
Eine Obduktion wurde nicht gemacht. Lehndorff (Wien). 


— 553 — 


Burgess, Alex. M.: A study of leukemia. (Eine Studie über zen ae) 
Boston med. a. surg. journal Bd. 170, Nr. 2, S. 44—46. 1914. 

Burgess ist durch neuere Erfähringen‘i in seiner Überzeugung, in den Leukämien 
Tumoren der blutbereitenden Organe zu sehen, bestärkt worden. Je rapider ein Tumor 
wächst, desto jüngere, unreifere, undiffe renziertere Zellen werden gebildet (Myeloblasten, 
Lymphoblasten); wuchern sie in die Blutbahn hinein, so entsteht das klinische Bild der 
akuten myeloiden oder lymphatischen Leukämie, bei besonders rapidem Wachstum 
das der Myeloblasten- oder Lymphoblastenleukämie. Bei weniger raschem Verlauf 
entstehen weiter differenzierte Zellen, Myelocyten und Lymphocyten, was sich klinisch 
als chronische Leukämie dokumentiert. Nach seiner Erfahrung sind die meisten 
Chlorome akute Leukämien mit Myeloblasten, also myelogenen Ursprungs, und 
unterscheiden sich von der akuten Myeloblastenleukämie nur durch die Grünfärbung 
der Tumoren. Lehndorff (Wien). 


Hirschfeld, Hans: Die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlung der 
Blutkrankheiten. Med. Klinik Jg. 10, Nr. 2, S. 50—55. 1914. 


Symptomatische Blutveränderungen : 


Kotzowsky, A.: Zur Morphologie des Blutes bei Pellagra. (Kostujenski-Irren- 
anst., Bessarabien.) Psych. d. Gegenw. Jg. 7, H. 11, S. 839—848. 1913. (Russisch.) 

Es wurde das Blut von 70 Pellagrakranken untersucht. Verf. skizziert kurz die 
morphologischen Befunde bei 52 Kranken. In Fällen ohne Psychose wurden im Blute 
große und kleine Lymphocyten in erhöhter Zahl vorgefunden, vakuolisierte Leuko- 
cyten, Türksche Zellen, manchmal Leukocytenzerfall, hin und wieder Myeloblasten, 
Myelocyten und Promyelocyten. In Fällen die durch Psychose kompliziert waren, 
wurde dasselbe Bild festgestellt. Auffallend ist besonders die bedeutende Vermehrung 
der großen und kleinen Lymphocyten. Schließlich in Fällen von pellagrösem Typhus 
befanden sich im Blute viele größere Lymphocyten mit beginnendem Körperzerfall 
und Vakuolisation der Lymphocyten. In der Milz fanden sich Bakterien, Diplokokken 
und multiple Lymphocyten vor. Die in der Milz vorgefundenen Bakterien ähneln den- 
jenigen, die von Tizzoni bei Pellagra beschrieben worden sind. Kroll (Moskau). 


Nassau, Erich: Das Blutbild beim Hunde mit Eckscher Fistel. (Med. Klin., 
Heidelberg.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 75, H. 2, S. 123—142. 1914. 

Die Untersuchungen sind an dem Hundematerial vorgenommen worden, das 
Fischler zu seinen Studien über die Ecksche Fistel diente. Dabei zeigte sich, daß das 
Blutbild des Hundes bei Eckscher Fistel sich nicht anders als sonst verhält. Dagegen 
ergab sich ein Unterschied im Blutbild von „Eck‘-Hunden, denen der Hauptgallen- 
gang unterbunden worden war, gegenüber normalen Hunden mit Choledochus-Ligatur 
bzw. gegen Hunde, die nur eine Ecksche Fistel trugen. Die Veränderung machte sich 
beim „Eck“ -Hundein einem starken Absinken der Erythrocyten — bis auf etwa 2000000 
innerhalb 6 Tagen nach der Anlage der Ligatur geltend, während die farblosen Zellen nicht 
in der Zahl verändert waren. Als Erklärung dient die Ansicht, daß bei diesen ikterischen 
Hunden mit Portalvenenausschaltung zwar die Galleproduktion gegenüber dem normalen 
Hund vermindert ist, daß aber in ungleich höherem Grade gallensaure Salze in die Blut- 
bahn gelangen und hämolytisch wirken können, weil die Leber (bzw. ihr Portalzufluß) 
ausgeschaltet ist, welche sonst in größerem Maßstab aus dem zuströmenden Blut die 
Gallebestandteile wieder an sich zieht; hier reicht der Zufluß allein durch die Arteria 
hepatica nicht mehr aus. Die Resistenz der roten Blutkörperchen von „Eck“-Hunden 
gegenüber hypotonischen Kochsalzlösungen ist unverändert. Leitet man das Blut der 
Cava inferior in die Pfortader ab (= umgekehrte Ecksche Fistel), so zeigt das Blutbild 
eine Zunahme der eosinophilen Zellen, es treten ferner Jugendformen der Erythrocyten- 
reihe auf; auch erhöht sich dann die Erythrocytenresistenz konstant. Zeichen einer 
Anämie fehlen aber. Immerhin scheint darnach der Leber ein Einfluß auf den Zerfall 
(und indirekt auf den Ersatz) roter Blutzellen zuzukommen. Einen Einfluß auf die 


— 554 — 
weißen Blutzellen hat die Leber dagegen offenbar nicht. Aus diesen Blutuntersuchungen 
resultiert ferner ein Unterschied zwischen der sog. Fleischintoxikation von „Eck'- 
Hunden und den Erscheinungen der Anaphylaxie. Auch kann man beim „Eck“-Hund 
durch wiederholte parenterale Zufuhr von Eierklar die Veränderungen des anaphylak- 
tischen Shockes im Blutbilde nicht hervorrufen. Georg B. Gruber (Straßbur:r). 


Zirkulationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Dogiel, Joh.: Die Anordnung und Funktion der Nervenzellen und des Herzens 
des Menschen und der Tiere und ihre Verbindungen mit dem sympathischen, den 
cerebralen und spinalen Nerven. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 155, H. 8;9, 
S. 351—390. 1914. 

48jähriges Studium der nervösen Apparate des Herzens haben den Verf. zu dem 
Schlusse geführt, daß die Herztätigkeit sowohl durch das intrakardiale Nervensystem 
als auch durch zahlreiche Nervenelemente, die das Herz mit dem Gehirn und dem 
Rückenmark verbinden, reguliert wird. Die letztgenanr.ten Verbindungen sind: der in 
der Nervenhülle des N. vagus verlaufende N. depressor, der zur Ansa Vieussenii ge- 
hörende N. pressor, der das Gangl. cerv. sup. mit dem Gangl. cerv. inf. verbindende 
N. sympathicus, fünf Nervenfäden vom Vagus und N. recurrens vagi. Bezüglich der 
in der Arbeit enthaltenen detaillierten anatomischen Angaben, die durch zahlreiche 
Zeichnungen illustriert werden, muß auf das Original verwiesen werden. Joachin. 

Hecht, A. F., und F. Wengraf: Elektrokardiographische Untersuchungen über 
anaphylaktische Störungen der Herzschlagfolge beim Kaninchen. (Kinderklin., 
Wien.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien 1913.) Zeitschr. f. d. ges. 
exp. Med. Bd. 2, H. 4/6, S. 271—277. 1914. 

Die Verff. untersuchen an 15 jungen, ca. 1 kg schweren Kaninchen, den nach 
Reinjektion von Pferdeserum auftretenden anaphylaktischen Shock und bedienen sich 
dabei der elektrokardiographischen Methode (Ableitung Mund — Anus). Sie finden im 
Gegensatze zu anderen Autoren in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle mit Tachypnöe 
einhergehende extrasystolische Störungen, welche zunächst vereinzelt auftreten, sich 
aber mehrfach zu tachykardischen Anfällen steigern und in einem Falle zu Kammer- 
flimmern führten. Die von anderen Autoren beschriebene Vagusreizung wurde eben- 
falls, meist im Beginn der Versuche, gefunden. Injektion von Pferdeserum am nicht 
vorbehandelten Tiere ist ohne Wirkung, ebenso Injektion von Rinderserum nach Sensi- 
bilisierung mit Pferdeserum. Die beschriebenen extrasystolischen Störungen bilden 
ein neues, empfindliches, allerdings nur durch die Aufnahme des Elektrokardiogramms 
nachweisbares Reagens auf anaphylaktischen Shock beim Kaninchen. Rothberger. 

Fano, Giulio, e Igino Spadolini: Sull’ elettrocardiogramma durante le oscilla- 
zioni dell tono negli artri del? Emys Europaea. (Über das Elektrokardio- 
gramm während der Tonusschwankungen der Vorhöfe bei Emys euro- 
paea.) (Istit. di fisiol., Firenze.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 6, S. 467—476. 1913. 

Zur Ergänzung früherer, mit dem Capillarelektrometer ausgeführter Untersuchun- 
gen studieren die Verff. neurlich mit dem Saitengalvanometer die an den Vorhöfen des 
Schildkrötenherzens auftretenden Tonusschwankungen, deren Elektrogramm oft dem 
der einzelnen Systolen entgegengesetzt ist. Die Ableitung erfolgt vor der Basis und 
der Spitze des Atriums, dessen Suspensionskurve gleichzeitig mit verzeichnet wird. 
Zunächst beschreiben die Verff. das dreiphasische Eg des Vorhofs, sowie seine Ver- 
änderung nach starker und schwacher Vazxusreizung; die letztere führt zu einer Ver- 
erößerung der nach aufwärts und einer Verkleinerung der nach abwärts gerichteten 
Zacken; ebenso wirkt auch die Tonusschwankung, nur tritt hier die Verkleinerung 
der nach abwärts gerichteten Zacken in den Vordergrund, und auch diese Veränderung 
kann fehlen, während die Folgen der auch schwachen Varusreizung konstant sind. 
Das hängt damit zusammen, daß die Tonusschwankungen mit sehr wechselnden Graden 


— 555 ° — 


von Vaguserregung einhergehen, was auch aus der Größe der einzelnen superponierten 
Ausschläge in der Suspensionskurve ersichtlich ist. Es beruhen zwar auch die in 
rhythmischer Kontraktion der im Vorhof enthaltenen glatten Muskelfasern bestehenden 
Tonusschwankungen auf Erregungen, welche im Vagus ablaufen; aber die Erregbarkeit 
dieser Fasern ist quantitativ und qualitativ verschieden von der der gewöhnlichen 
Hemmungsfasern, welche die quergestreifte Vorhofsmuskulatur versorgen. Rothberger. 


Blumenfeldt, Ernst, und Hermann Putzig: Experimentelle elektrokardiogra- 
phische Studien über die Wirkung der Respiration auf die Herztätigkeit. (Charite, 
Berlin.) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 150, H. 10/12, S. 443—460. 1914. 

Die Verff. registrierten bei Hunden das Elektrokardiogramm zugleich mit der 
Atmung; teils benutzten sie die natürliche Atmung der Tiere, teils leiteten sie nach 
Curarisierung künstliche Atmung bzw. O,-Einblasung ein. Sie fanden beim Inspirium 
eine Beschleunigung, beim Exspirium eine Verlangsamung des Herzschlages, bei Sauer- 
stoffüberdruck eine gleichmäßige starke Beschleunigung. Nach doppelseitiger Vago- 
tomie fielen die Frequenzschwankungen fort. Auch in der Apnoe und in der ersten Zeit 
der künstlichen Atmung nach dem Atemstillstand wurden Frequenzschwankungen 
konstatiert, die aber langsamer verliefen als die respiratorischen. An der Frequenz- 
schwankung war hauptsächlich die Herzpause beteiligt, weniger die Überleitungszeit 
und die Dauer der Systole. Die Zacken des Elektrokardiogramms wurden inspiratorisch 
kleiner, exspiratorisch größer; besonders deutlich zeigte diese Änderungen die Initial- 
zacke. In denjenigen Fällen, in denen sich Frequenzschwankungen ohne Atmung fest- 
stellen ließen, war die Schwankung der Zackengröße trotzdem nachweisbar und verlief 
konform der Frequenz. Vagotomie bewirkte völliges Aufhören der Vorhofs- und Final- 
schwankung, während die Schwankungen der Initialzacke nur geringer wurden. 

Joachim (Königsberg). 

Stewart, G. N.: Studies on the eirculation in man. 9. The blood-flow in the 
hands (and feet) in cases in which obvious anatomical differences exist. (Kreis- 
laufstudien am Menschen. 9. Der Blutstrom in Händen [und Füßen] bei 
gröberen anatomischen Differenzen.) (Cushing laborat. of exp. med., Western 
res. univ.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 6, S. 678—706. 1913. 

Weitere Untersuchungen über die Durchblutung der Extremitäten mit der calori- 
metrischen Methode. (Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 335) Wesentlich zur weiteren 
Sicherung der Methode wurden Fälle mit augenfälligen einseitigen Zirkulations- 
änderungen der Hände oder Füße untersucht: Verbrennung, Lymphstauung bei 
Hodgkinscher Krankheit, lokale Infektion, Gicht, Anämie nach Bandagierung, 
kongenitale Differenzen, Fingeramputationen, Arterienunterbindungen. Es fand sich 
Übereinstimmung der Resultate mit dem, was nach dem klinischen Befund zu er- 
warten war. Weizsäcker (Heidelberg). 


Hun, Henry, and Clinton B. Hawn: Clinical studies of the circulation with 
the polygraph, especially in regard to the venous pulse. (Klinische Kreislauf- 
studien mit dem Polygraphen, besonders in bezug auf den Venen puls.) 
Albany med. ann. Bd. 35, Nr. 1, S. 1—19. 1914. 

Die mit dem Jaq uetschen Sphygmographen ausgeführten Aufnahmen des Venen- 
pulses bei Herzkranken, sowie Modellversuche führen die Verff. zu dem Schlusse, daß 
für das Zustandekommen eines Venenpulses in erster Linie die mitgeteilte Pulsation 
einer benachbarten Arterie ursächlich in Betracht kommt, besonders dann, wenn die 
Vene stark gefüllt ist. Diesichtbare Venenpulsation stammt fast immer von der anliegen- 
den Arterie her. Nur die a-Welle ist mit Sicherheit auf die Kontraktion des Vorhofes 
zurückzuführen; dagegen ist die meist geübte Beziehung der übrigen Zacken auf Druck- 
schwankungen im Vorhofe irreführend. Bezüglich des Kardiogramms kommen die Verff. 
zu dem Schlusse, daß sein Wert in der polygraphischen Aufnahme nur darin besteht, 
daß es den Beginn der Kammerkontraktion anzeigt. Rothberger (Wien). 


— 556 — 


Wiggers, Carl J.: Does cardiac rhythm alone determine human blood pressure 
variations. (Werden die Schwankungen des Blutdrucks beim Menschen 
allein durch den Rhythmus der Herzaktion bedingt?) (Cornell univ. med. 
coll., New York.) Journal of exp. med. Bd. 19, Nr. 1, S. 1—19. 1914. 

Verf. untersucht, inwieweit die periodischen, mit der Atmung einhergehenden 
Schwankungen des Blutdruckes auf Schwankungen in der Frequenz des Herzschlages 
zurückzuführen sind. Er berichtet zunächst über 8 Tierversuche, in welchen er die 
Manschette des Sphygmoskops von Erlanger am Oberschenkel des Hundes anlegte; 
die Erlangersche Anordnung wurde dabei insofern verbessert, als die Registrierung 
des Femoralpulses auf optischem Wege (nach Frank) erfolgte. Analoge Untersuchungen 
wurden ferner an 35 Menschen ausgeführt, wobei die am linken Arm angelegte Man- 
schette ebenso wie in den Tierversuchen auf einen Druck eingestellt war, der um 10 
bis 15 mm unter dem systolischen Druck lag; untersucht wurde bei oberflächlicher und 
bei etwas tieferer Atmung. Aus den Schlußfolgerungen ist hervorzuheben, daß die 
Änderungen der Frequenz des Herzschlages nicht allein die Blutdruckschwankungen 
bestimmen. Die Inspiration selbst setzt den systolischen und den diastolischen Druck 
herab, die Exspiration steigert sie. Die Arhythmie hat einen um so größeren Einfluß 
auf die Druckschwankungen, je stärker sie ausgesprochen ist.  Rothberger (Wien). 

Madsen, S.: Blutdruckerhöhung. Vegetabilische Diät. Nord. Tidskr. f. Terapi 
Jg. 12, H. 3. S. 79—109. 1913. (Norweg.) 

Die meist jenseit des 40. Lebensjahres einsetzende Blutdrucksteigerung ist nur 
dann als pathologisch anzusehen, wenn sonstige klinische Symptome der Verschlech- 
terung der Zirkulation nachweisbar sind. Vorwiegend spielen Nierenveränderungen 
eine ätiologische Rolle. Eine Besserung des Allgemeinbefindens läßt sich durch Scho- 
nungsdiät erreichen; besonders geeignet ist, wie auch die Erfahrungen des Verf. be- 
stätigen, vegetabilische Ernährung. Die mit der Abnahme der Beschwerden einher- 
gehende Verminderung des Blutdrucks ist nicht erheblich; eine mäßige bleibende 
Tonussteigerung ist als kompensatorische Maßregel aufzufassen. 7. Scholz (Königsberg). 

Katzenberger, Armin: Puls und Blutdruck bei gesunden Kindern. (Reisinger:- 
anum, München.) Zeitschr. f. Kinderheilk. Orig. Bd. 9, H. 3/5, S. 167—195. 1913. 

Verf. gibt zunächst einen Überblick über die Methoden zur Puls- und Blutdruck- 
untersuchung beim Kind. Er wandte zur Blutdruckbestimmung vorwiegend die aus- 
kultatorische Methode an, die er nach eigenen Untersuchungen und auf Grund der 
Literatur für besser hält als die palpatorische. Seine Ergebnisse waren folgende: 
Die Pulsfrequenz sinkt, wie Verf. nach 508 Untersuchungen an 212 Kindern, sowie 
unter Berücksichtigung der Literatur feststellen konnte, von 131 Schlägen bei der 
Geburt auf 85 am Einde des 12. Jahres. Der Blutdruck (382 Untersuchungen an 
62 Kindern im Alter von 4—14 Jahren) steigt umgekehrt von 80 mm Hg auf 114 mm. 
Die Blutdruckamplitüde schwankt zwischen 31 und 39 mm Hg. Den Normalwert 
für den Blutdruck kann man nach Katzenberger berechnen aus der Formel: Blut- 
druck = 80 + 2 x, wobei x das Alter bedeutet. Auf Grund der Literatur diskutiert Verf. 
dann die Ursachen für die Besonderheiten des Blutdrucks und der Pulsfrequenz im 
Kindesalter, sowie die mannigfachen Einflüsse, von denen beide abhängig sind, wie 
Körperlänge und -gewicht, Geschlecht, Schlaf, Lage, psychische Eindrücke, Nahrungs- 
aufnahme, Bewegungen, Atmung, Bäder. Vereinzelte eigene Beobachtungen über 
solche Einflüsse werden mitgeteilt. Putzig (Berlin).* 


Spezielle Pathologie und Therapie: 
Herz : 


De Renzi, E.: Cardioptosi (morbo di Rummo). (Über Kardioptose [Rummo- 
sche Krankheit].) (Z. clin. med., univ., Napoli.) Nuova riv. clin.-terapeut. Jg. 16, 
Nr. 12, S. 617—625. 1913. 

Die Krankheit entwickelte sich bei dem jetzt 5l Jahre alten Pat. vor 8 Jahren 
plötzlich beim Heben eines schweren Gewichtes mit starken Schmerzen ım Epigastrium, 





=. 55T Ze 


Beklemmung und Angstgefühl. Die Symptome waren von kurzer Dauer, wiederholten 
sich aber jedesmal, als Pat. die Arbeit wieder aufnehmen wollte. In der letzten Zeit 
wesentliche Verschlimmerung derselben mit Hinzutreten von Ödemen, Dyspnöe usw. 
Herzbefund: Absolute Dämpfung: In der linken Parasternalis erreicht der obere 
Rand der Dämpfung den unteren Rand der 6. Rippe, der untere Rand derselben reicht 
bis 1,5 cm unterhalb des Rippenbogens; der innere Rand reicht bis zur mittleren 
Sternalis, der äußere fast zur Mamillaris. Beim Liegen auf der linken Seite verschiebt 
sich der äußere Rand um gute 4 cm nach außen. Auskultatorisch: die Töne rein, die- 
jenigen der Basis am besten ım 3. Intercostalraume beiderseits hörbar. Hepatoptose, 
Emphysem. Verf. teilt die Meinung des ersten Beschreibers dieser Krankheit (R u m mo), 
daß die Ursache der veränderten tieferen Lage des Herzens eine Erschlaffung bzw. mangel- 
hafte Entwicklung des elastischen Gewebes des Hängeapparates des Herzens ist. Poda. 

MceWeeney, Edmund J.: A case of gumma of the heart. (Ein Fall von 
Herzgum ma.) Transact. of the roy. acad. of med. in Ireland Bd. 31, S. 413—420. 1913. 

Das Gumma wurde bei der Autopsie eines 35jährigen plötzlich verstorbenen Mannes 
gefunden. Klinische Daten fehlen. Der histologische Befund, auf den allein sich die 
Diagnose stützt, ist ausführlich mit besonderer Hervorhebung der differentialdiagno- 
stischen Merkmale gegenüber der Tuberkulose beschrieben. Oskar Meyer (Stettin). 

Wiedemann, Gustav: Zur Frage des mesosystolischen Galopprhythmus. (Med. 
Klin., Königsberg.) Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. Bd. 2, H. 4/6, S. 297—304. 1914. 

Der Verf. fügt der vom Referenten veröffentlichten ersten graphischen Aufzeich- 
nung eines mesosystolischen Tones ein weiteres Beispiel bei, das von einem nicht an 
einem Klappenfehler leidenden Phthisiker stammt (kombinierte Elektrokardiogramm-, 
Puls-, Spitzenstoß- und Herztonkurven). Die Zahlenangaben des Referenten werden 
bestätigt. Die Pause zwischen dem 1. und 2. systolischen Ton betrug 0,082”, die Dauer 
des 1. Herztones 0,11”, die des 2., akzidentellen Tones 0,09”. Dieser letztere Ton fiel 
in das Ende der Austreibungsperiode und mit der Finalschwankung des Elektro- 
kardiogramms zusammen. Die Erklärung des Tones wird in Schwingungen der Atrio- 
ventrikularklappen, des Herzmuskels und der Gefäße bei Herabsetzung des Gefäß- 
tonus gesehen. Gerhartz (Bonn). 

Roth, O.: Über den Venenpuls beim diastolischen Vorschleudern der Herzspitze. 
(Med. Univ.-Klin., Zürich.) Zentralbl. f. Herz- u. Gefäßkrankh. Jg.6, Nr. 1, S.8— 12.1914. 

Bei einem Patienten mit Herzhypertrophie und Dilatation infolge interstitieller 
Nephritis beobachtete Verf. am Kardiogramm außer der systolischen Erhebung (dem 
eigentlichen Spitzenstoß) noch eine in den Anfang der Diastole fallende, sehr steile 
Elevation. Am Venenpuls sieht man außer der a-, c- und v-Welle noch eine steil 
ansteigende Welle s, die 0,1 Sekunde nach dem Beginn des diastolischen Herzstoßes 
einsetzt. Die Auskultation ergab einen dritten Herzton, der mit dem diastolischen 
HerzstoßB zusammenfiel. Sämtliche geschilderten Phänomene erklärt Verf. durch eine 
abnorm rasche diastolische Füllung dss Ventrikels; durch die brüske Ventrikelfüllung 
wird die Wand des Ventrikels plötzlich so stark angespannt, daß eine diastolische 
Welle im Kardiogramm erzeugt wird; ferner schließen sich unter dem rasch anwachsen- 
den intraventrikulären Drucke die Mitral- und Tricuspidalklappen, wodurch ein dritter 
Herzton und eine Welle im Venensystem erzeugt werden. Möglicherweise spielt bei der 
Entstehung des dritten Herztones auch die plötzliche Anspannung der Ventrikelwand 
eine Rolle. Joachim (Königsberg). 

Ohm, Reinhard: Eine seltenere Form von Herzunregelmäßigkeit. Charite-Ann. 
Jg. 37, S. 44—45. 1913. 

Die vom Verf. mitgeteilte Herzunregelmäßigkeit ist, wie die Arterien- und Venen- 
pulskurve zeigt, eine Extrasystole, bei der die Vorhofswelle des Venenpulses mit dem 
Radialpulse zusammenfällt, die demnach von der Vorhof-Kammergrenze ausgeht. 
Die Vorhofswelle mußte bei atrıventrikulärer Entstehung der Extrasystole eigentlich 
dem Arterienpulse vorangehen. weil der Weg vom Herzen zur Halsvene kürzer ıst als 


— 558 — 


der Weg bis zur Radialarterie. Daß trotzdem beide Wellen gleichzeitig auftreten, wird 
durch eine ungleichzeitige Kontraktion beider Herzhälften bedingt; zuerst kontrahiert 
sich die linke, dann die rechte Herzhälfte. Den Beweis für die Richtigkeit dieser Er- 
klärung gibt die am Venenpulse sichtbareVerspätung der Kammerklappenwelle. Joachim. 

Pezzi, C., et A. Clerc: Automatisme atrio-ventriculaire par excitation du pneumo- 
gastrique chez le lapin. (Atrioventrikuläre Automatie durch Vagusreizung 
beim Kaninchen.) (Laborat. de physiol. et de pathol. exp. de la fac. de méd., Paris.) 
Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 76, Nr.1, S. 25—28. 1914. 

Durch Vagusreizung konnten die Verff. beim Kaninchen gleichzeitige Kontrak- 
tionen von Vorhof und Ventrikel erzeugen. Diese gleichzeitigen Kontraktionen traten 
in der Regel vereinzelt, und zwar nach dem Herzstillstand auf; jedoch konnten auch 
mehrere solcher simultanenKontraktionen beobachtet werden,wenn man dieVagusreizung 
durch wiederholte Kompression der Atrioventrikulargrenze unterstützte. Joachim. 

Bäumler, Ch.: Ein Fall von Tachykardie, in welchem über der Vorhofsgegend 
die doppelte Zahl von Herztönen gehört wurde als über der Herzspitzengegend. 
Zentralbl. f. Herz- u. Gefäßkrankh. Jg. 6, Nr. 1, S. 1-7. 1914. 

Verf. berichtet über einen Fall von paroxysmaler Tachykardie, bei dem während 
des Anfalles an der Herzspitze 100—120, an der Basis 200—240 Doppeltöne zu hören 
waren. Er nimmt an, daß die an der Herzbasıis auskultierten Töne, von denen also 
immer vier auf eine Ventrikelaktion fielen, teils fortgeleitete Ventrikeltöne, teils eirene 
Vorhofstöne waren. Zwischen den ersten und zweiten, resp. den zweiten und nächst- 
folgenden ersten Ventrikelton fiel immer je ein Vorhofston. Der Vorhof schlug also 
doppelt so rasch als der Ventrikel. Der Anfall dauerte 36 Stunden. Gegen das Ende 
des Anfalls wurde Pulsarhythmie beobachtet. Dabei wurden die Auskultationsphäno- 
mene an der Herzbasıs undeutlich, was Verf. als Ausdruck eines Vorhofflimmerns 
anspricht. Joachim (Königsberg). 

Danielopolu, D.: Sur la dissociation sino-auriculaire. Action de l’atropine, des 
mouvements respiratoires et de la döglutition. (Über die Dissoziation zwischen 
Sinus und Vorhof. Die Wirkung von Atropin, der Atembewegungen und 
des Schluckaktes auf die Dissoziation.) (Höp. Brancovan Bucarest.) Arch. des 
malad. du cœur, des vaiss. et du sang Jg. 6, Nr. 12, S. 792—804. 1913. 

Verf. berichtet über einen Fall, bei dem er auf Grund der Registrierungen des 
Arterien- und Venenpulses sowie des Herzstoßes eine Überleitungsstörung, also eine 
unvollkommene Dissoziation zwischen dem Keith-Flackschen Knoten und dem 
Vorhof annımmt. Nach jedem zweiten bis vierten Pulse traten Intermissionen auf, in 
denen das Phlebogramm keine Andeutung einer aurikulären Welle aufwies. Die Puls- 
frequenz betrug 40—44 pro Minute. Nach Injektion von 2,0—2,5 mg Atropin stieg 
die Pulsfrequenz auf 60, die Überleitungsstörung verschwand, dafür zeigten sich häufige 
aurikuläre Extrasystolen. Ein vorübergehendes Aufhören der Intermissionen wurde 
auch durch forcierte Atmung und durch den Schluckakt bewirkt, was Verf. durch 
Herabsetzung des Vagustonus erklärt. Joachim (Königsberg). 

Petzetakis: L’&preuve de l’atropine, du nitrite d’amyle et de la compression 
oculaire dans les bradycardies totales. (Atropin, Amylnitrit und Augapfel- 
kompression bei der Untersuchung totaler Bradykardien.) (Höp. Des- 
genettes, Lyon.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 38, 
S. 677—679. 1914. 

Zur Entscheidung, ob es sich bei totalen Bradykardien um nervösen oder myokardi- 
tischen Ursprung handelt, sind Atropin und Amylnitrit schon früher angewandt worden. 
Verf. fügt als neues diagnostisches Hilfsmittel die von Loe per und Mougeot inaugu- 
rierte Bulbuskompression hinzu, bei positivem Ausfall, d. h. wenn es sich um eine 
nervöse Bradykardie handelt, tritt eine Pulsverlangsamung ein. — 16 Fälle. Atropin- 
injektion (0,002 mg) verursachte in 6 Fällen eine anfängliche Pulsverlangsamung wäh- 
rend der ersten 10 Minuten, dann bei den meisten Patienten eine Pulsbeschleunigung, 


— 559 — 


die nach etwa einer Stunde ihr Maximum erreichte. 3 Fälle reagierten überhaupt nicht, 
während ein Fall von Ikterus während 14/, Stunde um 10 Pulse erniedrigt blieb. Auch 
bei dem Amylnitritversuch zeigte dieser eine Pulsbeschleunigung von nur 20 Schlägen, 
während die anderen ausnahmslos 40 oder mehr Pulse als vorher zählten; auch gegen 
Bulbusdruck verhielt er sich refraktär und ist so als myokarditisch zu betrachten. Die 
nervösen Bradykardien ließen auf Augapfelkompression eine Pulsverlangsamung um 
10—25 Schläge pro Minute erkennen. Der auf das rechte Auge allein ausgeübte Druck 
bewirkte stärkere Verlangsamung als auf beide zusammen; die Kompression des linken 
Bulbus hatte den schwächsten Effekt. Verf. zieht den Schluß, daß Augapfelkompression 
und Amylnitrit der Atropinprobe, die öfters versagt, überlegen seien. Zabel (Danzig). 


Petzetakis: De automatisme ventriculaire provoqué par la compression oculaire 
et P’atropine dans les bradycardies totales. (Erzeugung von Kammerautomatie 
bei Bradykardiendurch Kompression der Augäpfel und durch Atropin.) 
(Hôp. Desgenettes, Lyon.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 76, 
Nr. 1, S. 15—16. 1914. 

Bei echten Bradykardien konnte Verf. in mehreren Fällen durch Druck auf die 
Bulbi bzw. durch Injektion von Atropin Dissoziation zwischen Vorhof und Ventrikel 
mit Kammerautomatie erzeugen. Der Atropinversuch gelang von 16 Fällen zweimal, 
der Druckversuch sechsmal. Nach Atropininjektion konnte das okulokardiale Phä- 
nomen leichter hervorgerufen werden als ohne Atropin. Joachim (Königsberg). 


Gerhardt: Einige Beobachtungen über die Wasserbilanz bei Herzkranken. 
Sitzungsber. d. physikal.-med. Ges., Würzburg, Jg. 1913, Nr. 3, S. 40—45. 1913. 

Die Frage, ob durch reichliches Trinken bei Herzkranken mehr das Herz oder die 
Nieren überanstrengt werden, wird auf Grund klinischer Versuche im ersteren Sinne 
entschieden. Superposition von 1 | Wasser bei einem Patienten an der Grenze der 
Kompensation veranlaßte Oligurie, in einem 2. Fall trat Retention ein, während 600 ccm, 
intravenös gegeben, prompt ausgeschieden wurden, ein Beweis, daß die Nieren leistungs- 
fähig waren. So sprechen beide Beobachtungen für Steigerung cardialer Insuffizienz 
durch Flüssigkeitsbelastung. Das erklärt den guten diuretischen Erfolg der Karell- 
kur auch bei Fällen, bei denen Digitalis versagt hat, was Verf. mit einem Beispiel 
belegt. A. Heineke. (Badenweiler). 


Doljan, Constantin: Diagnostic de l’&panchement du periearde. (Über die 
Diagnose des perikardialen Ergusses.) Arch. des malad. du cur, des vaiss. 
et du sang Jg. 7, Nr, 1, S. 20—24. 1914. 

Literaturübersicht über die Differentialdiagnose zwischen er und pleuri- 
tischem Erguß. Besprechung der topographisch-anatomischen Verhältnisse. Verf. 
diagnostiziert den perikarditischen Erguß aus dem Verhalten bei Lagewechsel: bei 
Rückenlage findet man perkutorisch eine die Norm an Größe übertreffende Dämp- 
fung in Dreiecksform mit unterer Basis und abgestumpftem, oberen Winkel, die Basis 
steht niedriger, als der Spitzenstoß, der innerhalb der Dämpfung liegt und nirgends 
ihre Grenze berührt, der Ebsteinsche Herz-Leber-Winkel ist abgestumpft. Bei 
rechter oder linker Seitenlage verschiebt sich die Dämpfung entsprechend, der Spitzen- 
stoß umgekehrt, wie die Dämpfung, so daß bei rechter Seitenlage die Herzspitze mit 
dem äußeren Rande der Dämpfung korrespondiert, das Ebsteinsche Dreieck wird 
durch ein parasternales Rechteck ersetzt. Zabel (Danzig). 
Gefäße: 

Saltykow, S.: Experimentelle Atherosklerose. Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. 
Pathol. Bd. 57, H. 3, S. 415—473. 1914. 

Es handelt sich um das Resultat von Experimenten an 82 Kaninchen. Die ange- 
wendeten Methoden waren verschieden; es handelte sich um intravenöse Staphylo- 
kokkeninjektionen bei Milchfütterung, teils in einer Dosis, teils in wiederholter, ferner 
um Alkoholinjektionen, teils bei pflanzlicher Nahrung, teils bei Milchfütterung, teils 


— 560 — 


nur um Milch-Brotfütterung. Die dadurch erhaltenen Veränderungen waren in aller. 
Versuchsreihen genau dieselben. Von den 82 Tieren zeigten 57 atherosklerotisch: 
Veränderungen, davon einige nur an einer Herzklappe, die übrigen hauptsächlich an 
der Aortenintima. Am hochgradigsten waren die Veränderungen im Arcus aortae und 
in der Aorta ascendens; oft bildeten sich durch Zusammenfluß kleinerer Herde ganz 
Platten, welche sich dann auch im Bereiche der primären Gefäßäste, zum Teil sogar 
in der Arteria pulmonalis nachweisen ließen. Auch kleinere Organarterien erwiesen 
sich mitunter als geschädigt. Die Prozesse beginnen im Bereiche der Intima — seltener. 
auch der Media mit dem Auftreten von feinen Fetttröpfchen bzw. Lipoidtröpfchen. 
dem eine Aufspaltung elastischer Elemente folgt. Die Tröpfchen werden dann von 
Phagocyten aufgenommen, welche wohl als wuchernde Bindegewebszellen anzu- 
sprechen sind. Zugleich vermehrt sich das faserige Bindegewebe der Aortenintima, 
die ziemlich gesetzmäßig und zunehmend von streifigen Bezirken fettiger Entartung 
durchzogen wird. In diesen Zonen kommen mit zunehmendem Alter des Prozess: 
Cholesterinkrystalle zum Vorschein. Ferner bemerkt man in oberflächlichen Intima- 
lagen eine Neubildung von elastischen Fasern ausgehend von Bindegewebszeller. 
Lymphocyten und Leukocyten, namentlich eosinophile, sind manchmal vorhanden. 
Fibroplastenbildung kann eintreten, die dichte fibröse Massen entstehen läßt. Von 
der sich stark verdickenden Intima greift der Prozeß oftmals auf die Media über. 
Sekundär entstehen Atheromherde und Verkalkungen. Die in der Media isoliert auf- 
tretenden Herde sind von denen der Intima ätiologisch abzutrennen. Als eigentliche 
letzte Ursache der experimentellen Atherosklerose ist die Ablagerung von Cholesterin- 
estern in der Aortenintima anzusprechen. Der Milch kommt bei solchen Versuchen 
eine hohe ätiologische Bedeutung zu, wobei aber die Alkohol- und Bakterieneinver- 
leibung durchaus nicht ohne Einfluß gewesen sind. Sämtliche bis jetzt erzeugte exper- 
mentellen Atherosklerosen gehen im wesentlichen auf das Nahrungscholesterin zurück. 
Die Mediaherde scheinen dagegen Zeichen einer spontanen Erkrankung zu sein, die 
vielleicht durch die Experimentalnoxe noch gesteigert werden kann. Grundsätzliche 
Unterschiede zwischen der experimentellen und der menschlichen Atherosklero:se 
bestehen nicht. Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist auch beim Menschen die Cholesterin- 
ablagerung das Primäre für das Entstehen der Atherosklerose. „Es bleiben dann erst 
die Stoffwechseleigentümlichkeiten und die Stoffwechselstörungen zu ergründen. 
die zu diesen Ablagerungen führen,“ zumal bisher wenig vom Schicksal des Cholesterin: 
im Körper bekannt ist. Georg B. Gruber (Straßburg i. E.). 

Rutkewitsch, K.: Zur vergleichenden Bewertung der Medikamente bei Hyper- 
tension der Arteriosklerotiker. (Klin. v. Prof. Obraszof} u. Pokrowsches Hosp., Kiew.) 
Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 3/4, S. 231—247. 1914. 

Kurze Literaturübersicht. Blutdruckmessungen an 15 Hypertonikern, die mit 
Vasotonin (10mal), Guipsine (8mal), Nitrit (7mal) und Jodpräparaten (10mal) behan- 
delt wurden. 5 Personen wurden mit allen eben genannten Medikamenten, die übrigen 
mit einem oder mehreren behandelt. Besonders zu beachten ist der Umstand, daß der 
Krankenhausaufenthalt an sich infolge der damit verbundenen Ruhe und der verän- 
derten Lebensbedingungen sehr häufig den Blutdruck herabsetzt; bevor die endgültigen 
Messungen gemacht werden, muß der Blutdruck konstant geworden sein. Nitrite er- 
wiesen sich als brauchbar bei anfallsweise auftretender Hypertension, der Erfolg von 
Jodmedikation war nur nach größeren Gaben zu crkennen, stets handelt es sich aber 
um nur geringe Senkungen. Verf. ist der Ansicht, daß die medikamentöse Therapie 
der Hypertension im ganzen wenig aussichtsreich ist. Zabel (Danzig). 

Yatsushiro, T.: Experimentelle Untersuchungen über die Thrombosenfrage, 
nebst Angabe einer einfachen Methode zur Koagulationsbestimmung des Blutes. 
Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 125, H. 5/6, S. 559—612. 1913. 

Verf. stellte Versuche an Hunden und Kaninchen an, und zwar zu folgenden 
Zwecken: 1. Zum Nachweis der Bedeutung der Stromverlangsamung und der Wirbel- 


— 561 — 


bildung für die Entstehung von Thromben (Ätzung der Gefäßwand mit Höllenstein, 
Einführung eines Seidenfadens in das Gefäßlumen). 2. Zum Nachweis, ob die Throm- 
bose auch bei aufgehobener intravasculärer Koagulation zustande kommt (Ätzung der 
Greefäßwand mit Höllenstein nach intravenöser Injektion von Hirudin und Einführung 
eines Seidenfadens in das Gefäßlumen nach intravenöser Injektion von Hirudin. 3. Zum 
Nachweis, ob die Stromverlangsamung oder die Wirbelbewegung allein Thrombosen 
erzeugen können (einfaches und doppeltes Drosseln einer Vene). 4. Zum Nachweis, ob 
die Thrombose bei fehlendem Blutstrom entstehen könne (Ätzung der Gefäßwand nach 
doppelseitiger Unterbindung einer Vene, Einführung eines Seidenfadens in das Lumen 
einer Vene nach doppelter Unterbindung). 5. Zum Nachweis der chemischen und 
physikalischen Beeinflußbarkeit der Thrombosenbildung bei Einführung eines Fremd- 
körpers ın das Gefäßlumen (Fremdkörper meist mit verschiedenartigen Chemikalien). 
Verf. kommt zu folgenden Schlüssen: Typische Plättchenthrombose entsteht primär 
nur in strömendem Blut. Sie ist nicht mit der Fibringerinnung zu identifizieren. Mit 
der Blutgerinnung steht sie insofern in naher Beziehung, als die Koagulationsthrombose 
sich sekundär an die Plättchenthrombose anschließen kann. Die Blutplättchen sind 
im strömenden Blute nicht klebrig, sie werden es erst durch einen Reiz und bilden dann 
erst die Thrombose. Die Ursachen der Plättchenagglutination, die zur Thrombose führt, 
sind chemischer Natur. Wird die Agglutination der Blutplättchen durch 
Hirudin verhindert, so fehlt die Thrombose. Veränderungen der Gefäßwand 
haben als reizgebendes Moment eine wesentliche Bedeutung. .Die Blutströmung ist 
insofern nötig, als sie neue Blutplättchen zum Aufbau anschwemmt. Die rasche 
Strömung begünstigt bis zu einem gewissen Grade die Entstehung der 
Plättchenthrombose. Blutstromverlangsamung oder Wirbelbewegung 
haben nur Einfluß auf die sekundäre Koagulationsthrombose. Die me- 
chanische Oberflächenbeschaffenheit des Fremdkörpers ist ohne Bedeutung für die Ent- 
stehung der Plättchenthrombose. Der Aufbau der Plättchenthrombose läßt sich mit 
Wirbelbewegung nicht erklären. Sie beruht wahrscheinlich auf ungleichmäßiger Diffusion 
eines Fermentes durch die Plättchenmasse. EineProphylaxederprimären Throm- 
benbildung ist unmöglich. Angabe einer Methode der Koagulationsbestimmung 
des Blutes, die eine Vereinfachung der Wrightschen Methode darstellt. Fromme.® 


Respirationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Bornstein, A.: Neuere Arbeiten zur Physiologie der Atmung. (Allgem. Krankenh. 


St. Georg, Hamburg.) Internat. Zentralbl. f. d. ges. Tuberkulose.Forsch. Jg. 8, Nr. 3, 
S. 147—152. 1914. 


Übersichtsbericht. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Die oberen Luftwege: 


Röthi, L.: Das Radium in der Laryngo-Rhinologie. (85. Vers. dtsch. Natur- 
forsch. u. Ärzte, Wien, Sept. 1913.) Strahlentherapie Bd. 4, H. 1, S. 52—94. 1914. 

Die Abhandlung bringt neben physikalischen, allgemein- und speziell- bio- 
logischen und histologischen, sowie technisch-methodischen Auseinandersetzungen 
in der Hauptsache eine Zusammenstellung alles bisher auf dem Gebiete der Rhino- 
Laryngologie mittels der Radiotherapie Geleisteten. Danach sind die Erfahrungen 
bei Lupus und Tuberkulose nur zum Teil günstig. Beim Sklerom sind im allgemeinen 
gute Erfolge erzielt worden. Kehlkopfpapillome, Stimmbandfibrome und -verdickungen 
reagieren größtenteils recht befriedigend auf Radıumbestrahlung; ebenso wird die 
Leukoplakie günstig beeinflußt. Für das Careinom liegen neben Beobachtungen über 
Heilungen, selbst solchen von bereits mehrjähriger Dauer der Rezidivfreiheit, nicht 
wenige Berichte über ganz negative Resultate vor; sogar Umwandlung eines Papilloms 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 36 





in ein Carcinom infolge Radiumbestrahlung, oder doch die Möglichkeit eines solcher 
Zusammenhangs, wird erwähnt, andererseits aber auch Überführung inoperabler 
Fälle in den operablen Zustand. Oesophaguskrebse lassen sich oft bessern, wobei aber 
die Gefahr der Perforation zu berücksichtigen bleibt. Bei Sarkom wiegen gegenüber 
den Versagern oder gar den Schädigungen durch Wachstumsanreiz die guten Erfolze 
vor, besonders bei den inoperablen Riesenzellensarkomen. Bei Lymphogranulomatose 

und Lymphom ist wenig erreicht worden. Rhagaden, Narben, Teleangiektasien, Ery- 
theme und Muttermale ergeben gute und selbst glänzende Resultate. Die Ozaena 
kann gebessert werden; ebenso erfahren Strumen öfters eine günstige Beeinflussung. 
Häufig wurde die schmerzstillende Wirkung des Radiums, namentlich bei bösartiren 
Neubildungen hervorgehoben, von anderer Seite aber auch mehr oder weniger vermißt. 


Lungen, Pleuren, Mediastinum, Zwerchfell : Meidner (Charlottenburg). 


Heller: Klinische und experimentelle Beiträge zur Kenntnis der akuten Lungen- 
atelektase durch obturierenden Fremdkörperverschluß der Bronchien. Zeitschr. f. 
d. ges. exp. Med. Bd. 2, H. 4/6, S. 453—484. 1914. 

Bericht über einen einschlägigen Fall. 

Ein 3jähriger Junge hatte vor 24 Stunden eine Bohne aspiriert. Starke Cyanose, Kurz- 
atmigkeit, Nachschleppen der rechten stark eingesunkenen Brustseite bei der Atmung. Rechte 
Thorxaseite total gedämpft, vikariierendes Emphysem der linken Lunge. Die Röntgenunter- 
suchung zeigt eine völlige Verdunklung des ganzen rechten Lungenfeldes, in welches das Herz 
fast ganz auf die rechte Brustseite als dunkler Schatten sichtbar herüberverlagert ist; die 
linke Lunge ist stark gebläht, das Zwerchfell zeigt deutlichen Tiefstand. 5 Stunden nach der 
mittels des Bronchoskops vorgenommenen Extraktion der Bohne atmet die rechte Lunge 
in normaler Weise; im Röntgenbild sieht man vollkommen normale Luftfüllung derselben und 
beiderseits gleichen Zwerchfellstand. 

Versuche am Kaninchen und Hund (temporärer Bronchusverschluß mit Gummi- 
stopfen) zeigten, daß der Zeitpunkt des Eintritts der kompletten Atelektase zwischen 
2—3 Stunden liest. Was die Lösungszeit der Atelektase nach Entfernung des Fremd- 
körpers angeht, so tritt nach einem halbtägigen Bestand der Atelektase bereits mit dem 
ersten Atemzug eine mäßige, spätestens im Verlauf einer Stunde eine völlige Entfaltung 
der Lunge ein, wenn auch das Gesamtvolumen der letzteren noch zuweilen gegenüber 
der anderen Seite vor der Retraktion etwas veringert ist. Hat die Atelektase 24 Stun- 
den bestanden, so beginnt auch hier noch meist mit dem ersten Atemzug die Entfaltung 
der Lunge, doch kann letztere auch für längere Zeit völlig sistieren (bis 30 Minuten). 
Im weiteren Verlauf erfolgt die Rückbildung ganz unregelmäßig, und es bleiben um-- 
schriebene atelaktische Herde noch hartnäckig bestehen. Bei längerem Bestande der 
Atelektase (bis 3 Tage) verstreicht regelmäßig eine längere Zeit, bis die Luft den Weg 
in den ihr verschlossen gewesenen Bronchialbaum findet. Der Lufteintritt beginnt 
frühestens nach 5—10 Minuten, doch kann sich die Zeit bis zu 2 Stunden ausdehnen. 
Diese Latenzzeit wird um so größer, je länger die Atelektase vorher bestanden hat. 

Alfred Lindemann (Berlin). 

Brasche, Paul: Die Lungenmetastasen bei malignem Chorionepitheliom mit 
besonderer Berücksichtigung eines eigenartigen Falles. (Herzogl. Krankenh., Braun- 
schweig.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 215, H. 1, 
S. 106—116. 1914. 


Marfan, A. B., et Dora Mantoux: La toux bitonale dans la tuberculose des 
ganglions trachéo-bronchiques chez le nourrisson. (Der bitonale Husten bei 
der Tuberkulose der Tracheobronchialdrüsen des Säuglings.) Nourrisson 
Jg. 1, Nr. 6, S. 325—330. 1913. 

Der ‚„bitonale Husten‘ ist dadurch charakterisiert, daß er sich aus zwei an Ton- 
höhe, Intensität und Charakter verschiedenen Tönen zusammensetzt. Der eine ist 
dumpf und verschleiert, der zweite höher, lauter und hat einen teils singenden, teils 
„zerbrochenen‘ Charakter. Dieser Husten wurde bisher von den Verff. nur bei Bronchial- 
drüsentuberkulosen, und zwar bei Kindern unter 2 Jahren, gefunden. Unter 44 Fällen 


— 563 — 


1O mal, davon 8 Kinder unter 1 Jahr, 8mal wurde die Diagnose durch die Autopsie 
sichergestellt. Es fanden sich da immer mächtige Drüsentumoren, häufiger von bron- 
chialem, als von trachealem Typus, die einen Druck auf den Vagus oder Recurrens 
ausübten, während der Larynx normalen Befund bot. Die Entstehung des bitonalen 
Hustens erklären sich die Verff. durch Druck auf einen Recurrens, wodurch es zu ver- 
schiedener Spannung der beiden Stimmbänder (Krampf oder mehr weniger vollständige 
Lähmung des einen) komme, die allerdings nur beim Husten sich manifestiere, da das 
Schreien keine Bitonalität erkennen lasse. Das Symptom wird mit den bei Aorten- 
aneurysma gelegentlich beobachteten bitonalen Sprechtönen in Analogie gebracht, 
wo tatsächlich verschiedene Stimmbandspannung laryngoskopisch festgestellt wurde. 
Der bitonale Husten tritt meist nicht in längeren Anfällen auf, sondern beschränkt 
sich auf 2—3 Stöße, er dauert entweder bis zum Tode an, zeigt intermittierendes Auf- 
treten oder verschwindet auch vollkommen. Sein diagnostischer Wert wird bei Fällen, 
wo nur allgemeine Bronchial- oder Lungensymptome bestehen, besonders betont 
(Bericht eines charakteristischen Falles). Prognostisch deutet er einen sehr schweren 
Fall an (alle beobachteten starben). Warum er gerade nur im frühesten Kindesalter 
beobachtet wird, ist nicht sicher zu erklären (Enge des Thorax, Vulnerabilität der 
Nerven?). Witzinger (München).® 

Eden, Rudolf: Beiträge zur chirurgischen Behandlung der Lungentuberkulose, 
unter besonderer Berücksichtigung der Kollapstherapie. (Chirurg. Univ.-Klın., 
Jena.) Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 103, H. 1, S. 73—139. 1913. 

Rückblick auf die Entwicklung der Lungenchirurgie. Moslers und Peppers 
desinfizierende Injektionen in erkranktes Lungengewebe waren erfolglos. Resektionen, 
zuerst von Block und Rugier ausgeführt, versprachen auch nicht viel. Ebensowenig 
führte offene Kavernenbehandlung zu ermutigenden Erfolgen. Art der Lokalisation 
und Ausbreitung der Tuberkulose der Lungen lassen auf diesem Wege andere Resultate 
nicht erwarten. Amputation ganzer Lappen scheitert häufig an Reflexwirkung durch 
Mitfassen von Vagusästen am Hilus, Infektion und Unsicherheit des Bronchial- 
verschlusses mit Komplikation von Spätinfektion, Spannungspneumothorax und 
Emphysem von Mediastinum und Haut. Berechtigung zu dieseı Operation geben nur 
maligne Tumoren und manche eitrige Prozesse mit Sonderstellung. Freundsche 
Operation erfreut sich trotz mancher Erfolge nicht allgemeiner Anerkennung. Aus- 
heilung geringer Affektionen der Spitze erscheint manchem auch auf anderem Wege 
möglich. Dagegen ist der künstliche Pneumothorax in erster Linie berufen, durch 
möglichst vollkommenen Lungenkollaps geeignete Vorbedingungen zur Ausheilung 
zu schaffen. Erst in den Fällen, in denen die Anlegung eines solchen mißlingt, haben 
die thorakoplastischen Operationen einzusetzen. Eden hat nun die bekannten thorako- 
plastischen Operationen am Hunde nachgeprüft und bringt Aufschlüsse über den je 
nach Art des operativen Vorgehens erreichten Grad von Lungenkollaps.. Danach 
führt beschränkte Rippenresektion an beliebiger Thoraxstelle nur zur 
Einengung und Lungenretraktion an dieser Stelle. Fernwirkung bleibt 
aus. Resektionen über dem Unterlappen beeinflussen ebensowenig die oberen Lungen- 
partien, wie umgekehrt. Axillarresektion ist von geringem Effekt und schädlicher 
Nebenwirkung. Ausgedehnte paravertebrale Pfeilerresektion, gegebenenfalls verstärkt 
durch parasternales Vorgehen, ist von bedeutsamen Einfluß. Ein vollständiger Lungen- 
kollaps kommt nach E. aber nur bei der ausgedehnten Brauer - Friedrichschen 
Thorakoplastik mit Inangriffnahme des oberen Thoraxringes zustande. Sitz, Art 
und Grad der Tuberkulose weisen den Weg zum operativen Vorgehen. Betont muß 
aber werden, daß nach Friedrich die am meisten gebesserten Kranken fast aus- 
schließlich derjenigen Gruppe angehören, bei der der Eingriff am ausgedehntesten 
durchgeführt worden ist. Den Gefahren, die diese ausgedehnten Resektionen in sich 
tragen, in erster Linie dem Brustwand- und Mediastinalflattern, begegnet man am 
besten durch mehrzeitiges Operieren. Plenz (Berlin-Westend).°*® 


36* 


— 564 — 


Brau-Tapie, J.: La méthode de Bülau appliquée au traitement des pleurésie 
purulentes. (Die Methode von Bülau bei der Behandlung der eitrigru 
Pleuritiden.) Prov. med. Jg. 26, Nr. 47, S. 515517. 1913. 

Das gute Resultat der Behandlung einer eitrigen Streptokokkenpleuritis beı einer. 
Yl/,jährigen Jungen, dessen Krankengeschichte ausführlich gebracht wird, gibt dez 
Verf. Veranlassung zur Besprechung dieser Methode und des operativen Vorgehen. 


sowie zu ihrer Empfehlung. 

Zur Explorativpunktion schlägt er folgende 4 Punkte vor: 1. Unterhalb des Schulterblat:- 
winkels im 8. bis 10. I.-R. 2. In der hinteren Axillarlinie im 8. 1.-R. 3. In der mittleren Axuıli..r- 
linie im 7. oder 8. I.-R. 4. In der vorderen Axillarlinie zwischen dem 5. bis 7. I.-R. mer: r 
Hautschnitt 1 cm lang. Einführung des Troicarts auf dem oberen Rand der unteren Rip;j«. 
Von der typischen Methode hat sich Verf. nur in Kleinigkeiten entfernt, so z. B. daB das Rohr 
mit dem Drain leicht gebogen ist (um 45°). In der Nacht Flasche abnehmen. Die völlige H :- 
lung im Falle des Verf. erfolgte in 1 Monat. Bülau spricht von 50 Tagen Behandlung. Ind.- 
kation und Kontraindikation: Methode angebracht bei allen akuten u nd fri- 
schen Pleuritiden ohne Rücksicht auf Allgemeinzustand. Sie ist zu verwerfrr. 
bei allen tuberkulösen Pleuritiden, encystischen Empyemen undEmpyemer 
mit dicken Wandungen, bei denen die andern Methoden zuihrem Recht kom- 
men. Bei einem Kinde mit doppelseitiger Rippenresektion wegen metapneumonischer eitri.-r 
Pleuritis versagte die Bülausche Drainage, Verf. kehrte in diesem Falle daher zur einfach: 
Drainage zurück. Photographie und Kurve. Hoffmann (Greifswald).c# 

Barjon, F., Langeron et Garnier: Pneumothorax secondaire d’origine trauma- 
tique. Eosinophilie pleurale. Gu6rison. (Sekundärer Pneumothorax trau- 
matischen Ursprungs. Pleurale Eosinophilie. Heilung.) Lyon med. Bd. 12?. 
Nr. 2, S. 57—64. 1914. 

62jähriger Patient mit sanguinolentem Pleuraexsudat (1!/, Liter) und — nur im 
Röntgenbild nachweisbarem — Pneumothorax nach einem Messerstich in den Rück: n. 
Im Blut normales Verhältnis der Leukocyten; im Pleuraexsudat: 47% polynucleäre 
Eosınophile, 11% polynucleäre Neutrophile, 8%, große Mononucleäre, 5%, Lymp!ıo- 
cyten, 299%, Endothelzellen; Verimpfung auf Meerschweinchen ohne Ergebnis. — Be- 
sprechung der Häufigkeit, Ursache und Prognose der eosinophilen Exsudate. Heger. 


Coudray, J.: Note sur un cas de pneumothorax traumatique double. Suture 
des deux perforations. Epanchement purulent secondaire unilatéral. Thoracotomie. 
Guérison. (Bericht über einen doppelseitigen traumatischen Pneumo- 
thorax; Naht der beiden Perforationen. Sekundäres Empyem auf der 
einen Seite. Thorakotomie. Heilung.) Prov. méd. Jg. 26, Nr. 49, 8.542—543. 1913. 


Der Patient hatte 3 Stunden vor Eintritt in das Spital je einen Messerstich in die rechtr 
und linke Thoraxseite erhalten. „Weder die Anamnese, noch die Untersuchung ließen irrend- 
welche Anzeigen einer Blutung oder Lungenverletzung entdecken. Auch die fu nktio a. n 
Störungen sind wenig beä ngstigend: die Dyspnöe ist gering, man bemerkt eine gerinz 
Vermehrung der Atemfrequenz. “ Obwohl also für einen Eingriff keine Indikationen vorlagen. 
wurden die 3 cm langen Wunden erweitert und die Pleura ge näht. Vom 5. Tage an bestanden 
hohe Fieber, die erst mit intravenösen Cuprolinjektionen bekämpft wurden. Am 12. Tage ent- 
deckt man rechts ein Empyem, das durch Thorakotomie entleert wird.  Schumacher.cH 


Bewegungsapparat. 

Wile, Udo J.: Arthropathy in secondary syphilis. (Arthropathie bei sekun- 
därer Lues.) Journal of cut. dis. Bd. 32, Nr. 1, S. 20—23. 1914. 

Im 2. Stadium der Lues treten Gelenkerkrankungen ın 3 Formen auf: als einfache 
Arthralzie, als Hvdrarthros, als pseudo-rheumatische Arthropathie. Bericht über 
2 Fälle der 2. Gruppe, die beide auf antisyphilitische Therapie prompt ausheilten. 

Alfred Lindemann (Berlin). 

Denuce: La soi-disant scoliose sciatique. (Die sogenannte Scoliosis 
ischiadica.) Rev. d’orthop. Jg. 24, Nr. 6, X. 531—544. 1913. 

Man hat 3 Formen der Scoliosis ischiadica unterschieden. Die „gekreuzte Sko- 
liose“ zeigt eine Lumbalkrümmung mit der Konvexität nach der erkrankten Seite. 
Bei der „ho moloszen Skoliose" sieht die Konvexität der Lumbalkrümmune nach 


— 565 ° — 


der gesunden Seite. Dazu kommt häufig eine kompensatorische gegenseitige Dorsal- 
krümmung. In manchen Fällen neigt der Kranke die Wirbelsäule bald nach der ge- 
sunden, bald nach der kranken Seite, um sich eine Erleichterung zu verschaffen, man 
spricht dann von „alternierender Skoliose“. Die Bezeichnung Scoliosis ischiadica 
ist nur dann berechtigt, wenn es sich um eine primäre idiopathische Ischias handelt, 
nicht aber um eine sekundäre, symptomatische. So finden sich z. B. bei der Spon- 
d ylitis der Lumbalregion häufig seitliche Verbiegungen der Wirbelsäule 
und neuralgische Schmerzen, die eine Ischias vortäuschen können. Beide 
Erscheinungen sind jedoch verursacht durch die Wirbeltuberkulose. 
Die Deviation der Wirbelsäule, welche die primäre Ischias begleitet, ist keineswegs 
eine echte Skoliose. Der Patient kann sie willkürlich korrigieren, und sie verschwindet 
mit der Heilung der Ischias. Eine Erkrankung des Ischiadicus kann die Rückenmus- 
keln nicht beeinflussen. “Verf. behauptet deshalb, daB es eine Scoliosis ischiadica 
überhaupt nicht gibt. Es handelt sich dabei vielmehr um eine abnorme Haltung, 
die der Patient einnimmt, um das schmerzhafte Bein zu entlasten. Wenn wir bei einer 
Neuralgia ischiadica eine fixierte echte Skoliose sehen, muß man daran denken, daß 
die Neuralgie sekundärer Natur ist. Das primäre Leiden kann bestehen in einer Er- 
krankung des Kreuzbeins, des Hüftgelenks oder der Wirbelsäule, meist tuberkulöser 
Natur. Beschreibung eines Falles mit Skoliose, bei dem die Ischias hervorgerufen war 
durch eine syphilitische Erkrankung des V. Lendenwirbels. Die Diagnose konnte ge- 
stellt werden auf Grund des Röntgenbildes und des Erfolges der Quecksilbertherapie. 
Weber (München). * 

Axhausen: Knochennekrose und Sequesterbildung. (Charite, Berlin.) Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 3, S. 111—115. 1914. 

Wie wir bei Knochentransplantationen in dem organischen Zusammenhang 
des toten Knochens mit dem lebenden Periost die Ursache der starken Periostbetätigung 
zu erblicken haben (geringe Knochenneubildung bei Periostüberpflanzung allein oder 
Periost und macerierten Knochen), wie also hierbei der tote Anteil des Organs den lebend- 
gebliebenen zu starker Proliferation anregt, so ist auch die Wirkung der Knochen- 
nekrose, wenn sie innerhalb des eigenen Organismus auftritt, die gleiche. Im Tierexperi- 
ment wird durch thermische (Kälte) und chemische Reize (Injektion von Jodtinktur 
oder Ammoniak) nirgends, trotz Totalnekrose, Eiterung und Sequesterbildung, sondern 
überall Einhüllung und Ersatz des toten durch neugebildeten Knochen erzielt (Ab- 
bildungen mikroskopischer Präparate). Auch beim Menschen findet sich bei der osteo- 
plastischen Carcinose, der diffusen Knochensyphilis derselbe Vorgang. Ebenso bei 
Frakturen die traumatische Randnekrose, die infolge ihrer Lage bei ihrem inneren 
Umbau wohl das Hauptmoment für die innige Verschweißung der Fragmente bildet. — 
Aber auch Addition von Nekrose und Infektion bringt noch keineswegs die ganz ne- 
krotische Partie zur Sequestrierung. Der Sequester stellt nur den am meisten geschädigten 
Anteil der Knochennekrose dar oder die Sequestrierung kann ganz fehlen (3 Fälle). 
Knochennekrose und Sequester sınd also verschiedene Begriffe. Hedinger. 


Poncet, Antonin: Ätiologische Formen der chronischen Gelenkentzündungen. 
Tuberkulöser Rheumatismus und seine Behandlung. Verhandl. d. dtsch. orthop. 
Ges., 12. Kongr., Berlin, 24.—25. III. 1913, S. 120—129. 1913. 

Als Ätiologie der zahlreichen Formen chronischer Gelenkentzündungen spricht 
Poncet traumatische Verletzungen, geschwächte Infektion (Blennorrhagie, Lues usw.) 
eine Diathese oder eine Störung der inneren Sekretion (Eierstock, Schilddrüse usw.) 
an. Andere Arthritiden, deren Ursache bisher nicht feststand, führt P. auf eine be- 
sondere Form der Tuberkulose zurück, deren Virus hier zu schwach ist, um spezi- 
fische Läsionen zu erzeugen; die Gewebe zeigen keinen spezifischen, sondern nur den 
gewöhnlichen Entzündungsprozeß, weshalb P. in diesen Fällen von „entzünd- 
licher Tuberkulose“ spricht. ‚So haben wir z.B. den ‚tuberkulösen Rheu- 
matismus, wenn die Entzündung eine rheumatische Form annimmt.“ P. er- 


— 566 — 


blickt den Beweis für die tuberkulöse Ätiologie der Arthritiden in folgenden kii- 
nischen und experimentellen Faktoren: ‚.1. Die chronischen Gelenkentzündungen ent: 
wickeln sich oft gleichzeitig und parallel neben anderen augenscheinlich tuberkulösen 
Erscheinungen (Lungen-, Bıustfell- und Lymphdrüsentuberkulose). In einigen Fälle 
wechseln sogar die Gelenkerscheinungen fast periodisch mit tuberkulösen Manifests- 
tionen ab. Diese Klasse bildet ca. 30%. — 2. Die chronischen Arthritiden treten r\ 
Vorliebe auf tuberkulösem Gebiete auf. Da wo auch die Klinik nicht imstande ist, ein 
verdächtiges Symptom zu finden, entdeckt doch das Laboratorium (Serodiagnc«. 
Tuberkulinreaktion, Reaktion v. Pirquet usw.) in 80% der Fälle die latente Tuber- 
kulose. Dies ist von großer Bedeutung. Da diese Methoden weit eher eine Infekticı 
durch Kochsche Bacillen als eine anatomische Läsion beweisen, so versteht man, da) 
die tuberkulöse Natur einer chronischen Arthritis höchst wahrscheinlich ist, wenn d:e 
positive Reaktion eine gleichzeitige tuberkulöse Infektion (septicemie tuberculeuse) 
nachweist. — 3. Nach Tuberkulininjektionen in irgendeinem Punkt sieht man bis- 
weilen lokale Gelenkreaktionen auftreten, die dem tuberkulösen Rheumatismus garz 
ähnlich sind. Bei anderen Kranken, die an chronischer Arthritis leiden, beobachte: 
man, daß gerade das kranke Glied auf eine Tuberkulininjektion reagiert. — 4. Man 
sieht manchmal chronische Arthritiden in wirkliche Gelenktuberkulosen ausarten. — 
5. Beim Tier haben verschiedene Autoren durch Tuberkulineinspritzungen chroniıscl:e 
Gelenkentzündungen mit Neigung zur Versteifung hervorgerufen. Aus allen diesen 
Tatsachen müssen wir schließen, daß die meisten chronischen Arthritiden tuberkulöseu 
Ursprungs sind, selbst wenn das anatomische Kriterium fehlt. Es handelt sich um ent- 
zündliche Tuberkulose, deren häufigste Erscheinung der tuberkulöse Rheumatism::s 
ist.“ — Als Therapie empfiehlt Poncet eine klimatische, diätetische und spezifische 
Behandlung (Tuberkuline); ferner Immobilisation, Hyperämie und bezeichnet als bestes 
die Heliotherapie. Nur bei rebellischen Formen und fehlerhaften Gelenkversteifungen 
hält Poncet die Resektion für angebracht. Brandes (Kiel). 

Axhausen: Beiträge zur Knochen- und Gelenksyphilis. Berl. klin. Wochensch:r. 
Jg. 50, Nr. 51, 8. 2361—2369. 1913. 

Die ausführlicher beschriebene diffuse Knochensyphilis, eine Spätform akquırierter 
und kongenitaler Lues, äußert sich in einer fundamentalen Umänderung des gesamten 
Knochenbestandes durch periostalen und myelogenen Knochenanbau, sowie durch 
radikalen inneren Umbau der ganzen ursprünglichen Compacta. Das Röntgenbild zeırt 
einen gleichmäßigen, meist verbreiterten, diffusen, schwammigen Knochenschatten, nıch! 
selten Reste der im Umbau begriffenen Compacta noch inmitten dieses Schattens, dabeı 
die allmähliche Aufzehrung und Abschmelzung des alten Knochens. Axhausen be- 
trachtet diesen Umbau — ein Analosgon zu dem nach Knochentransplantation zu beob- 
achtenden Effekt — als Reaktion des ossifikationsfähigen Knochengewebes auf den 
gewaltigen Anreiz der syplulitischen einfachen aseptischen Knochennekrose. Fehlen 
bei dem inneren Umbau die charakteristischen periostalen Veränderungen, dann eut- 
stehen Bilder, die röntgenographisch von der Ostitis fibrosa kaum zu unterscheiden 
sind. — Dieser Krankheitsprozeß kann auch nur auf einen Teil eines Röhrenknochen: 
beschränkt bleiben, zu einer spindligen Verdickung und Auftreibung von derber Kon- 
sistenz und verfolgbarem Wachstum führen, in dieser Form als Knochensarkom ver- 
dächtigt werden; A. nennt diese Abart der diffusen die tumorbildende Knochensvplulis: 
der deckende Muskel kann von dem syphilitischen Prozeß mitergriffen sein, auch un- 
regelmäßige Fiebererscheinungen, kachexieähnliche Zustände sind zu beobachten; dir 
Wassermannsche Reaktion, das Röntsenbild, eine eventuell eingeleitete antiluetische 
Kur dürften immer zur rechten Diagnose führen. — Die durch bunte Mannisfaltisrkeit 
des klinischen Bildes charakterisierte Gelenksvphilis ist, besonders im kindlichen Alter 
des Patienten, der Gelenktuberkulose oft zum Verwechseln ähnlich; ausschlaxrebend 
wieder die Wassermannsche Reaktion, die in sämtlichen von A. untersuchten Fällen 
stark positiv war; auch bei der Gelenksyphilis ist eine synoviale und ossale Form zu 


— 567 — 


unterscheiden; eine klinisch und röntgenologisch sichere Unterscheidung ist bei der syn- 
ovialen Form beider Erkrankungen nicht möglich, in beiden Fällen besteht chronischer 
Erguß und Kapselschwellung bei negativem Röntgenbilde; bei der ossalen Form zeigen 
vor allem die Seitenabschnitte der Epiphysen unscharfe Konturierung, nicht selten 
periostale Knochenauflagerungen, die allmählich im umliegenden Gewebe sich verlieren, 
Verschleierung der normalen epiphysären Architektur durch wolkige, fleckige Trübungen. 
— A. betrachtet die consecutive Arthritis deformans als gesetzmäßige Folgeerscheinung 
der bei Gelenklues häufig auftretenden Knorpelusur, und mit Recht die Gelenklues als 
ein speziell für die Entstehung der juvenilen Arthritis deformans beachtenswertes Mo- 
ment. Antiluetische Behandlung erzielte sehr günstigen, in einem Fall geradezu ver- 
blüffenden Erfolg (intramuskuläre Sublimatinjektionen bei Behandlung kleiner Kinder, 
kombinierte Salvarsan-Quecksilberbehandlung, hinterher Jodkali in rasch steigenden 
Gaben bei älteren Kindern und Erwachsenen). Kroh (Köln). 


Neurologie und Psychiatrie. 


Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


D’Hollander, F.: Recherches anatomiques sur les couches optiques. La topo- 
graphie des noyaux thalamiques. (Anatomische Untersuchungen über die 
Opticusbahnen. Topographie der Thalamuskerne.) (Laborat. de neurol., 
Louvain et asile, Mons.) Nevraxe Bd. 14/15, S. 471—519. 1913. 

De Lange, S. J.: D’'évolution phylogénétique du corps strié. (Die phylo- 
genetische Entwicklung des Corpus striatum.) Névraxe Bd. 14/15, S. 105 
bis 122. 1913. 


Muskens, L. J. J.: The physiological analysis of the posterior longitudinal 
fascicle. (Physiologische Analyse des hinteren Längsbündels.) Nevraxe 
Bd. 14/15, S. 299—311. 1913. 


André- Thomas, et A. Durupt: Les localisations cérébelleuses (vérification 
anatomique). Fonctions des centres du lobe latéral. (Die Lokalisation im Klein- 
hirn [anatomische Nachprüfung]. Funktionen der Zentren im Lobus 
lateralis.) Rev. neurol. Jg. 21, Nr. 24, S. 728—732. 1913. 

Von den früher demonstrierten Hunden konnte jetzt die Autopsie gemacht werden. 
Bei den Tieren, die nach der Operation nur eine Störung in der vorderen Extremität 
aufwiesen, lag die Läsion im Crus primum des Gyrus ansiformis, und zwar bei dem 
Tier, das die Adduktion nicht korrigierte, im inneren Teile etwas auf das Crus secundum 
übergreifend, bei dem andern, das die Abduktion nicht korrigierte, im vorderen Teile. 
Bei dem dritten Tier, das eine Störung der einen hinteren Extremität aufwies, lag die 
Läsion im Lobus paramedianus, im Curs secundum des Lobus ansiformis und im Wurm. 
Bei den Affen ergaben lokalisierte Läsionen Störungen in den Bewegungen eines Gliedes 
oder eines Teiles eines Gliedes nach bestimmten Richtungen, je nach der Topographie 
der Verletzung. Das Großhirn vermag diese Störungen bis zu einem gewissen Grade 
auszugleichen, es bleibt aber dennoch das Gleichgewicht zwischen Agonisten und 
Antagonisten gestört. Die Ähnlichkeiten mit den Befunden Baranys an kleinhirn- 
kranken Menschen sind sehr groß. Frankfurther (Berlin). 


Platonow, K.: Untersuchung pathologischer Reflexe am Fuße des Menschen, 
als Symptome eines organischen Leidens des Zentralnervensystems. Charkowsches 
med. Journal Bd. 16, H. 9, S. 251—258. 1913. (Russ.) 

Nachprüfung verschiedener Reflexphänomene am Fuße bei organischen Lähmungen. 
Es wurden nachgeprüft die Symptome von Babinski, Oppenheim, Mendel- 
Bechterew und Shukowsky (Plantarflexion der Zehen bei Perkussion der Mitte der 
-Fußsohle). Bei cerebralen Hemiplegien kommt isoliert am häufigsten Babinski vor 
(32,2%) ; Kombination aller vier Reflexe kam bei Hemiplegien in 4,429% der Fälle vor, bei 
Paraplegien in 57,89, bei multipler Sklerose in 369%. Isolierter Babinski kam bei Para- 


— 568 — 


plegien nur in 7,6%, vor und keinmal bei multipler Sklerose. Dieser Unterschied harz 
vielleicht davon ab, daß in dem Auftreten der verschiedenen pathologischen Reflexe i: 
extrapyramidalen Bündel eine Rolle spielen, deren Verteilung im Großhirn, Hır- 
stamm und Rückenmarks verschieden ist. Kroll (Moskau). 

Rapp, Ludwig: Ein Fall von retroperitonealem Ganglioneurom. (Samariterk. 
Heidelberg.) Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 87, H. 3, S. 576—592. 1913. 


Besprechung der 36 in der Literatur niedergelegten Ganglioneuromfälle und genaue B- 
schreibung eines eigenen von Czerny operierten Falles von retroperitonealem Ganglioneurven. 
Die Geschwulst war vom Grenzstrang des Sympathicus ausgegangen und hatte durch Hin«in- 
wachsen in die Intervertebrallücken der Lumbal- und Sakralsegmente der Wirbelsäule wii 
durch Druck auf das Rückenmark zur Lähmung der unteren Extremitäten und zu Inwn- 
tinentia urinae et alvi bei dem 4jährigen Knaben geführt. Die Lähmungserscheinungen wirt 
nach der Operation zum Teil zurückgegangen. Reinhardt (Sternberg in Mähren). 

Spiller, William G.: The relation of ihe myopathies. (Die verwandtschaft- 
lichen Beziehungen der Myopathien.) (17. internat. med. congr. London.. 
9. VIII. 1913.) Brain Bd. 36, H. 1, S. 75—114. 1913. 

Die Myopathien können angeboren oder erworben seid. Zu den kongenitalen ge- 
hören z. B. der infantile Kernschwund, bei dem es sich um eine Entwieklun«sstörunz 
des Muskel- oder des Nervenapparates handeln kann. Auch die erworbene IMlyopathır 
zeigt zwei Typen, die primäre muskuläre Form und die nucleäre mit Affektion der 
Nervenzellen des peripheren Neurons. Zur ersten Form gehört die progressive Muskel- 
dystrophie der bulbären Form Hoffmanns, zur zweiten die Werdnig-Hoffmann- 
sche Atrophie, die infantile bulbäre Atrophie und die später entstehende Mvelopatlie, 
progressive Krankheitsbilder. Es gibt auch seltene Kombinationen der Foımen, so von 
Muskeldefekten und progressiver Dystrophie. Auf Grund eigener Beobachtungen 
und literarischer Ergebnisse werden die einzelnen Formen, ihre Differentialdiaunose und 
ihre Kombinationen und Beziehungen besprochen. Neurath (Wien).® 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Periphere Nerven: 


Bertein, P.: Contribution à Pétude des formes frustes de la maladie de Reck- 
linghausen. (Beitrag zum Studium der Formes frustes der Rec kling- 
hausenschen Krankheit.) Gaz. des hôp. Jg. 86, Nr. 132, S. 2093—2097. 1913. 


Bei einem 2ljährigen Patienten fanden sich am ganzen Rumpf zahlreiche kleine, weiche 
Tumoren, die teils in der Haut lagen, teils ein wenig vorsprangen und keine Beziehungen zum 
Ausbreitungsgebiet eines Nerven zeigten. Die Haut war im ganzen außergewöhnlich dunkel 
gefärbt und mit Ausnahme des Gesichts übersät mit außerordentlich vielen kleinen, rötlichen 
Pigmentflecken. Sonst fanden sich keine Besonderheiten, abgesehen von einer alten Narbe an 
der rechten Schulter, die von der im Alter von 5 Jahren erfolgten Exstirpation eines nach einem 
Trauma entstandenen, faustgroßen Tumors herrührte. Nervensystem und Psyche waren intakt: 
der Patient war nurein wenig apathisch. Die Krankheit hatte von frühester Jugend, wahrschein- 
lich von Geburt an bestanden. Drei größere Tumoren wurden exstirpiert, weil sie störten, und 
mikroskopisch untersucht. Sie bestanden aus einer diffusen, nicht von einer Kapsel umgebenen, 
unregelmäßigen Anhäufung von Bindegewebe mit wenigen zelligen Elementen und zahlreichen 
elastischen Fasern unter der intakten Epithelialschicht. Von Nervenelementen war nichts zu er- 
kennen. Der früherexstirpierte Tumor hatte den gleichen Bau. Von der Recklinghausenschen 
Trias: Hauttumoren, Nerventumoren, Hautpigmentierung, fanden sich also zwei Symptome 
deutlich ausgeprägt, die dem 'I'ypus der Pigment-Dermofibromatose entsprechen, der imit der 
Pigment-Neurofibromatose und mit der Neurodermofibromatose zu den am häufigsten vorkom- 
menden Formes frustes gehört. Als der gewöhnlich gefundene Haupttumor ist der vor 16 Jahren 
exstirpierte anzuschen. Die Entwicklung der Krankheit wurde hier durch ein Traunıa begün- 
stigt wie in anderen Fällen durch eine Infektion. Trotz Fehlens nachweisbarer Nerven- 
elemente glaubt Verf. annehmen zu dürfen, daß die Tumoren von Nervenge- 
webe abstammen. Er verweist auf die von Grall, Gautier, Durante u. a. vertretene 
Anschauung, daß die von den Zellen der Schwannschen Nervenscheide ausgehenden echten 
Neurome oft im Laufe ihrer Entwicklung ihren histologischen Charakter so sehr verändern, daß 
keine Nervenelemente mehr erkenntlich bleiben, ohne daß sie jedoch dadurch den ihnen histo- 
genetisch zukommenden Charakter als Nervengeschwülste verlieren. Nur würden sie dann nicht, 
wie Recklinghausen annahm, von den bindegewebigen Nervenscheiden abstammen, sondern 
von eigentlichem Nervengewebe, da die Schwannsche Scheide diesem zuzurechnen sei. Die 


— 569 — 


3Hauttumoren würden dann nichts anderes als Tumoren der Nervenendigungen sein, während 
lie sogenannten Neurofibrome Tumoren der Nervenstämme darstellten. Beide würden trotz 
i hrer bis zur völligen Unkenntlichkeit ihrer Abstammung erfolgten Umwandlung echte Nerven- 
greschwülste sein. Daraus würde sich dann ergeben, daß eine Beteiligung des Nerven- 
systems bei der Recklinghausenschen Krankheit unter allen Umständen vor- 
handen ist; sie steht im Vordergrunde des Krankheitsbildes, während die Pigmentation als 
sekundäre nervöse Störung aufzufassen ist, die auf einer Miterkrankung des sympathischen 
Nervensystems beruht. Die von Chauf fard beschriebene Fibromatose mit Pigmentierungen 
ist also nach den Darlegungen des Verf. nur scheinbar durch das Fehlen von Nervengeschwülsten 
charakterisiert; in Wirklichkeit sind diese vorhanden und es handelt sich auch hier um eine 
Neurofibromatose, aber diese ist ausschließlich auf die Hautnervenendigungen beschränkt. 
Hochheimer (Berlin). 

Hippel, E. v.: Über angeborene zyklische Oculomotoriuserkrankung mit ein- 
seitigem Akkommodationskrampf (Axenfeld und Schürenberg). (Univ.-Augenklin., 
Halle.) Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd.52, H. 1, S. 99—111. 1914. 

Zu den 17 bisher publizierten fügt Verf. eine weitere Beobachtung, die ein 18jähriges, im 
übrigen gesundes Mädchen betrifft, bei dem die Affektion seit Geburt besteht; sie bietet das 
Bild einer linksseitigen Oculomotoriuslähmung; nur ein Teil der Medialisfunktion ist erhalten, 
die Pupille relativ eng. Ist das rechte Auge geradeaus gerichtet, so sieht man am linken in 
gewissen Intervallen auftretende Veränderungen: das herabhängende Oberlid hebt sich bis 
zur gleichen Höhe wie rechts, synchron mit der Hebung des Lides erfolgt eine Adductions- 
bewegung, durch welche das vorher divergierende linke Auge in geringe Adduction gestellt 
wird, sowie weiter noch eine Verengerung der Pupille auf 2mm und eine Zunahme der Re- 
fraktion um 3 Dioptrien (skiaskopisch und funktionell bestimmt). Dieses „Krampf “-Stadium 
dauert 20—50 Sekunden, dann senkt sich das Oberlid, der Bulbus geht wieder in Divergenz, 
dlie Pupille wird weit (5 mm), und der Akkommodationskrampf verschwindet. In diesem 5 bis 
15 Sekunden anhaltenden Stadium ist die Pupille absolut starr. S. = 5/7 mit cyl. — 3,0. 
Rechts S. = 1. Bei Rechtswendung der Augen (Adduction des linken) dauert das Krampf- 
stadium wesentlich länger, die Erschlaffung tritt zwar ein, ist aber kürzer und weniger aus- 
giebig. Bei Linkswendung der Augen (Abduction des linken) ist das Erschlaffungsstadium 
verlängert, das Krampfstadium weniger ausgiebig. Durch Cocain wird die Pupille etwas er- 
weitert, das Phänomen sonst nicht beeinträchtigt. Ein gleiches gilt für Eserin, das nur die 
Pupille verengert. Atropin dagegen beseitigt den rhythmischen Wechsel in der Pupillenweite 
vollständig. Kompression der Karotis ist ohne Einfluß auf das Phänomen. Im Schlaf sind 
nur zuckende Bewegungen des linken Oberlides zu konstatieren. Internusvorlagerung und 
Ptosisoperation gaben ein kosmetisch befriedigendes Resultat. Die Beobachtung stimmt in 
allen wesentlichen Einzelheiten mit den früher publizierten und vom Verf. tabellarisch zusam- 
mengestellten überein. Verf. bespricht dann die von Salus aufgestellte Hypothese zur Er- 
klärung des Phänomens. Ausgehend von der Deutung, die Bielschowsky (auf Grund der 
Untersuchungen von Lipschitz) über die Mitbewegungsphänomene bei partiell ausgeheilten 
Oculomotoriuslähmungen zu geben versucht hat, nimmt Salus an, daß bei den hier in Rede 
stehenden Fällen in frühester Kindheit der Oculomotoriusstamm unmittelbar nach seinem 
Austritt aus dem Hirnschenkelfuß durch einen Krankheitsprozeß unterbrochen worden ist, 
und bei der Ausheilung die für die exterioren Augenmuskeln, spez. für den Medialis bestimmten 
Fasern zum Teil Anschluß an die zu den interioren Muskeln führenden Nervenfasern gefunden 
haben, die ihrerseits wieder von ihren Kernen getrennt geblieben sind. Der dem Medialis zu- 
fließende Impuls geht also zu den interioren Muskeln, die auf natürlichem Wege unerregbar sind. 
v.Hippel verhehlt aber die Schwierigkeiten nicht, die auch bei dieser Hypothese der Erklärung 
des „Automatismus“ und der Grundlage des Dauerreizes entgegenstehen. Bielschowsky.® 


Rückenmark: 


Oppenheim, Hermann, und Fedor Krause: Über erfolgreiche Operationen bei 
Meningitis spinalis chronica serofibrosa eirecumscripta, zugleich ein Beitrag zur 
Lehre von den Caudaerkrankungen. Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, 
H. 3, S. 545—566. 1914. 

In den 3 mitgeteilten Fällen handelt es sich um die traumatische Genese der Meningitis 
spinalis serofibrosa circumscripta im Bereiche der Lumbosacralwurzeln. Im ersten Falle ent- 
stand das Leiden nach einem Sturz beim Springen. Erst allmählich stellten sich Schmerzen 
im Ischiadieusgebiet, Parästhesien und Harnverhaltung ein. Röntgenologisch fand sich eine 
Subluxation des 5. Lendenwirbels, außerdem bestand Ischiasphänomen links, Hypotonie und 
Atrophie der linken Gluteal- sowie der vom N. ischiadicus versorgten Muskeln, links fehlendes 
Fersenphänomen und leichte Schwäche der Fußmuskeln. Die Diagnose wurde auf traumatische 
Caudaaffektion gestellt und bei der Operation eine Meningitis chronica adhaesiva in der Höhe 
des ersten Sakralwirbels links mit Verwachsungen der Muskeln untereinander und mit den 
Meningen, oberhalb davon Liquorvermehrung gefunden. Die Schwiele wurde mit der Schere 


— 50 — 


durchschnitten, danach trat rasche Heilung, Wiedererscheinen des Fersenphänomens und 
normale Harnentleerung ein. Im 2. Falle war früher mehrfach Sturz auf die linke Hüfte erfolgt. 
Erst Monate später traten Schmerzen in der linken Inguinalgegend auf, die sich allmählich aus- 
breiteten und zur irrtümlichen Annahme eines Nierentumors führten. Es bestand ferner 
Atrophie der Muskeln am linken Bein, geringe Abnahme der elektrischen Erregbarkeit, Fehlen 
des Sehnenphänomens links, rechts schwach, Harnbeschwerden, geringe Schwäche im linken 
lleopsoas. Die Diagnose war unsicher, es bestand Verdacht auf eine Caudaaffektion in der 
Höhe des dritten Lendenwirbels. Die Operation ergab stark gestauten Liquor, eine Verfärbung 
der Caudawurzeln und arachnoidale Verwachsungen nur auf der linken Seite; Arachnitis 
chronica mit Meningitis serosa. Nach der Operation ließen die Schmerzen nach und allmählich 
trat völlige Heilung ein. Der 3. Fall lag komplizierter, da er mit Hysterie und Morphinismus 
kombiniert war. Auch bei ihm hatten sich nach Heben einer schweren Last Schmerzen ent- 
wickelt, die durch ein späteres Trauma noch verschlimmert wurden. Es entwickelte sich Ge- 
fühlsvertaubung im Bein und krampfhafte Bewegungen, die auch schließlich auf die Rücken- 
muskeln übergriffen. Außerdem bestand Fieber, das aber nach der Entziehung des Morphiums 
fast völlig zurückging. Die Operation deckte auch hier geringfügige, aber sichere Veränderungen 
an den Meningen im Sinn einer Arachnitis chronica auf. Die Entleerung und das Offenhalten 
der Dura führte zu momentaner Erleichterung und bahnte auch die Besserung an, die nur durch 
die Entwicklung einer Contractur im Knie, die aber zurückging, etwas aufgehalten wurde. 


Diese drei Fälle zeigen, daß für die traumatische Form dieses Leidens die chirur- 
gische Therapie das geeignete Heilverfahren darstellt, wenigstens für die Fälle, die sich 
nicht bald zurückbilden oder bei denen sich eine gewisse Progredienz in der Entwicklung 
des Leidens zeigt. Frankfurther (Berlin). 

Tinel, J., et Papadato: Étude clinique et diagnostique de la pachyméningite 
cervicale hypertrophique. (Klinische und diagnostische Studie über die Pach y- 
meningitis cervicalis h y pertrophica.) Progr. méd. Jg. 44, Nr. 20, S. 253-259. 1913. 

Im Krankheitsbild der Pachymeningitis cervicalis hypertrophica sind klinisch zwei 
Phasen zu unterscheiden: 1. Stadium der Wurzelsymptome mit Sensibilitätsstörungen im Be- 
reiche der entsprechenden Zonen der unteren Cervical- und oberen Dorsalsegmente; 2. das 
nach kürzerem oder längerem Intervall (bis zu zehn Jahren) auftretende Stadium der spasti- 
schen Paraplegie, vor dessen Beginn Remissionen, die gelegentlich den Eindruck erfolgter 
Heilung erwecken, nicht selten sind. Differentialdiagnostisch sind vor allem Kom- 
pressionsm yelitis und Syringomyelie zu berücksichtigen. Die Krankheit beruht 
fast ausschließlich entweder auf Tuberkulose oder auf Syphilis. Gümbel (Bernau).CH 

Netter, A., et L. Ribadeau-Dumas: Les manifestations choréiformes dans la 
poliomyélite (paralysie infantile choréique.) (Die choreiformen Manifesta- 
tionen bei der Poliomyelitis. [Infantile choreatische Paralyse.]) Arch. 
de méd. des enfants Bd. 16, Nr. 12, S. 881—891. 1913. 

Manchmal findet sich an Stelle der poliomyelitischen Lähmung die Erscheinung 
einer Muskelreizung, hauptsächlich der Gesichts- und Zungenmuskulatur, und ny- 
stagmusartige Bulbuszuckungen. Auch das Diaphragma kann an diesen choreaähnlichen 
Bewegungen beteiligt sein. Die poliomyelitische Natur des Symptoms wurde bei einem 
6 Monatealten Kinde durch das gleichzeitige Bestehen einer Lähmung beider Beine, 
der Nackenmuskeln und des rechten Armes eklatant. Zu Beginn hatten meningeale 
Erscheinungen bestanden. Die Autopsie hatte die Diagnose bestätigt. Die Krankheit 
hatte über 3 Wochen gedauert. Ein zweiter Fall betraf ein 6!/, Jahre altes Kind, 
bei dem ähnliche Erscheinungen nur 3 Tage dauerten. Zuckungen des Rumpfes, der 
Gesichtsmuskeln, hemiplegische Lähmung. Einmal schien auch die Beobachtung von 
Nystagmus und Facialisparese diese Form von Poliomyelitis anzudeuten. Auch bei der 
experimentellen Affenpoliomyelitis scheint Ähnliches vorzukommen. Diese choreatischen 
Kinderlähmungen sınd von der Chorea paralytica auseinanderzuhalten. Die choreatischen 
Symptome gehen gewöhnlich den paralytischen zeitlich voraus. Neurath (Wien). 

Merle, Pierre: Ataxie aiguë à guérison rapide (magma albumineux d’origine 
cytoly tique obtenu par ponction lombaire). (Akute, rasch in Genesung über- 
gehende Ataxie [durch Lumbal a gewonnene teigige Eiweißmasser 
ceytolvtischen Ursprungs].) Pıov. med. Jg. 26, Nr. 48, S. 527—530. 1913. 

Daß die als Bexleiterscheinung einer Reihe von Kıkrankım erstanden beobachtete 
akute Ataxie gelegentlich auch als selbständiges Krankheitsbild auftreten kann, das 


— 571 — 


durch seine Verlaufseigentümlichkeiten und die Beschaffenheit des Lumbalpunktats 
eine Sonderstellung erhält, dafür scheint folgender Fall zu sprechen. Er betraf ein 6jäh- 
riges Mädchen, das ganz plötzlich mit Abgeschlagenheit, Kopf- und Leibschmerzen 
erkrankte. Bei der 5 Tage später vorgenommenen ersten Untersuchung fand sich vor 
allem eine hochgradige Ataxie der unteren Extremitäten, des Rumpfes und des Kopfes, 
die das Gehen und Stehen völlig unmöglich machte. Eine Ataxie viel geringerer Inten- 
sıtät zeigten auch die oberen Extremitäten. Ferner fanden sich Sprachstörungen ähn- 
lıch wie bei multipler Sklerose. Die Sprache war zögernd, langsam und schleppend, 
oft skandierend. Die Artikulation war sichtlich erschwert. Man hatte den Eindruck 
einer schweren Koordinationsstörung in der Wortbildung. Der übrige Befund am 
Nervensystem, speziell die motorische Kraft, die Sensibilität und das Verhalten der 
Reflexe war vollkommen normal. Bereits nach 4—5 Tagen trat ein Rückgang der 
Symptome und 3 Wochen später völlige Genesung ein. Von besonderem Interesse 
war der eigenartige Befund am Lumbalpunktat. Statt des Liquors entleerte sich aus 
der Kanüle eine zähe, weißliche, geruchlose, sputum- oder spermaähnliche Masse, die 
sich im Wasser in ziemlich voluminöse Flocken trennte. Die mikroskopische Unter- 
suchung zeigte amorphe, teils homogene, teils granulierte Häufchen, Komplexe in 
Zerfall begriffener Leukocyten und endothelartiger Zellen. In den amorphen und zelli- 
gen Haufen fanden sich zahlreiche an Hefe erinnernde Gebilde, die sich schlecht mit 
Eosin, gut mit Unna - Blau und am besten mit Fuchsin und Gentianaviolett färbten. 
Auf Fettfärbung mit Sudam III und Osmiumsäure reagierten sie negativ. Das Ver- 
halten dieser merkwürdigen Gebilde zu den zelligen Elementen im gefärbten Präparat 
macht es wahrscheinlich, daß es sich um Eiweißtröpfchen handelt, die aus den 
zerfallenen Leukocyten hervorgehen. Sie ähneln ın vieler Beziehung dem von Be- 
zancon und Israël im Sputum beschriebenen ‚„seroalbuminösen“ Tropfen. Maase. 
Gehirn : 

Schmidt, Hans R.: Zur Kenntnis der physiologischen und pathologischen 
Duraverkalkung. (Pathol.-anat. Inst., Univ. Bonn.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. 
u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 215, H. 1, S. 142—151. 1914. 

Herdförmige Ablagerungen von phosphorsauren Salzen in den Zellen der dem Schädel- 
knochen anliegenden Duraschichten, in den fibrillären Bindegewebsspalten und den elastischen 
Fasern, besonders im Gebiet der Hinterhauptsschuppe. der Tubera frontalia und parietalia 
kommen in mikroskopisch nachweisbaren Mengen schon vom 17. Lebensjahre physiologisch vor, 
nehmen in den späteren Altersstufen zu und sind bei Männern gewöhnlich stärker, als beim weib- 
lichen Geschlechte ausgesprochen. Ihrer Entstehung nach sind diese phy siologischen Verkal- 
kungsprozesse der Dura mater auf einen lokalen Transport des Kalkes von dem Schädelknochen 
in die Dura zurückzuführen, indem durch den dauernd verstärkten Druck des wachsenden 
Gehirns auf die erwähnten Stellen des Schädelknochens die Resorption von Knochensubstanz 
begünstigt wird; aus denselben Ursachen kann es bei länger dauerndem, pathologisch erhöhtem 
Hirndruck, besonders bei Hirntumoren, zur Lösung des Kalkes im Schüdelknochen durch Osteo- 
klasten mit nachfolgendem lokalem herdförmigen Niederschlag desselben in das umgebende 
Duragewebe kommen. Thorel (Nürnberg). 

Day, Ewing W.: Report of eight cases of purulent meningitis operated upon 
by the Haines method. Post-mortem findings. (Bericht über 8 Fälle von 
eitriger Meningitis, die nach der Hainesschen Methode operiert wurde. 
Sektionsberichte.) Laryngoscope Bd. 23, Nr. 11, S. 1041—1049. 1913. 

Die Hainessche Operationsmethode (Drainage der Cyste rna magna) wurde in 9 Fällen 
von Meningitis purulenta angewandt (2 mal sekundäre Pneumokokkenmeningitis, 2mal Pneumo- 
kokkenmeningitis bei Schädelbasisfraktur, 5mal otogene Infektion mit Stre ptokokke n usw.). 
Nur bei einem Fall zeigte sich ein leichtes Ödem des Augenhintergrundes; eine konstante 
Blutdrucksteigerung war niemals nachweisbar. Die Operation wurde möglichst früh ausgeführt. 
Ein Fall kam zur Ausheilung. Die Drainage der Cysterna magna verhindert die Entwicklung 
einer diffusen Meningitis im Gebiet der Hemisphären, indem sie die Anhäufung eines entzünd- 
lichen Exsudats im Subduralraum verhütet; sie hat aber keinen Einfluß auf die Eiteransamm- 
lung in der Pia und die Propagierung des Prozesses an der Hirnbasis. Alfred Lindemann. 

Kaliebe, Hans: Autochthone Sinusthrombose bei einem Falle von Morbus Basedow 
und Tabes. (Med. Klin., Straßburg. Els.) Med. Klinik Jg.9, Nr. 47, S.1929—1932. 1913. 

Eine 30jJährige Patientin kommt wegen Morb. Basedowi in Behandlung. Da bei 


— 572 — 


ihr alle Sehnenreflexe fehlen und die Pupille rechts nicht, links kaum reagiert, wird 
wegen Verdacht auf Tabes eine Lumbalpunktion vorgenommen; die Liquorreaktionen 
sind sämtlich negativ. Nach vorübergehendem Erbrechen erfolgen am 5. Tage unter 
lautem Schreien heftige Krampfanfälle mit klonischen Zuckungen, die unter Tachy- 
kardie, Cheyne-Stokesschem Atmen, krampfhafter Wendung des Kopfes nach 
links und Rötung der rechten Gesichtshälfte ca. 8 Stunden dauern; links wird dann 
Babinski positiv; 12 Stunden nach Auftreten der Krämpfe Exitus. Sektion: Normale 
Schilddrüse, stark vergrößerte Thymus; Faserarmut in den Hintersträngen des Rücken- 
marks, am stärksten im Dorsalmark, zumal in den Gollschen Strängen; Thrombosis 
sinum durae matris, venarum piae meningis et Venarum meningearum med.sin. Happich. 

Bury, Judson S., and J. S. B. Stopford: On a case of occlusion of the posterior 
inferior cerebellar artery. (Über einen Fall von Okklusion der Arteria cere- 
belli inferior posterior.) Med. chronicle Bd. 58, Nr. 351, S. 200—212. 1913. 

Ausführliche Besprechung der Anatomie der Arteria cerebelli inferior posterior 
und Mitteilung eines Falles von Okklusion derselben und der dadurch hervorgerufenen 
Symptome. Details müssen im Original nachgelesen werden. Denk (Wien).™® 

Pizzata, Clotilde: Trombosi dei seni cerebrali dopo il morbillo. (Thrombose 
der Hirnsinus nach Masern.) (Clin. pediatr., univ., Roma.) Gazz. internaz. di 
med.-chirurg.-ig. Bd. 1914, Nr. 2, S. 34—36. 1914. 

Unter den nervösen Komplikationen der Masern, die die verschiedensten Krank- 
heitsbilder der nervösen Sphäre darbieten können, ist die Hirnsinusthrombose ein sel- 
tenes Vorkommnis. Der hierher gehörige, vom Autor beobachtete Fall betraf ein 18 Mo- 
nate altes Kind, das vor einem Monate Masern durchgemacht hatte und danach eine 
Bronchopneumonie überstand. Unter persistierendem, intermittierendem Fieber traten 
allgemeine Konvulsionen ein, von klonisch-tonischem Charakter. Bei dem soporösen 
Kinde wurde Nackenstarre, Mydriasis, Spasmen, Reflexsteigerung und Fehlen der 
aktiven Bewegungen der Extremitäten, Wiederkehr der Konvulsionen und bei der vor- 
genommenen Lumbalpunktion bluthaltiger Liquor konstatiert. Abweichend von der 
klinischen Diagnose einer Meningoencephalitis im Verlauf einer Masernpneumonie erga b 
die Sektion hämorrhagisch-eitrigen subarachnoidalen Erguß, Thrombose des Sinus 
rectus, punktförmige Blutungen in der weißen Substanz und im Balken, Dilatation der 
Venen und Plexusgefäße. Neurath (Wien). 

Matzkewitsch, J.: Fall von syphilitischer Endoarteriitis der kleinen Hirngefäße. 
(Krankenh. a. d. Zansa u. chem. bakteriol. Inst. v. Ph. Blumenthal. Moskau.) Psychol. 
d. Gegenw., Jg. 7, Nr. 12, S. 923—928. 1913. 

Beschreibung eines Falles von syphilitischer Endoarteriitis der kleinen Hirngefäße. 
Im klinischen Bilde keine Herderscheinungen; psychische Störungen, automatische, 
unordentliche, ataktische Bewegungen. Bei der mikroskopischen Untersuchung er- 
wiesen sich typische syphilitische endarteriitische Veränderungen in den kleinen Hım- 
sefäßen mit Erscheinungen der Neurophassie, Trabantenzellen, amöboiden Zellen (nach 
Mannscher Färbung), schlangenförmig sich windenden rot gefärbten (nach Alzhei- 
heimer mit Mannscher Flüssigkeit) Achsencylindern. Um solche Achsencylinder, die 
sich im Stadium der akuten Degeneration befinden, waren die amöboiden Gliazellen 
besonders zahlreich und zwar mit Methylblaugranula (Alzheimer). Färbung mit 
Scharlachrot gab eine Menge von fettigen Substanzen sowohl in den Ganglien- als auch 
Gliazellen, wie auch in den Wandungen der kleinen Gefäße. Kroll (Moskau). 

Schröder, P.: Die vordere Zentralwindung bei Läsionen der Pyramidenbahn 
und bei amyotrophischer Lateralsklerose. (Psychiatr. u. Nervenklin. Greifswald.) 
Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 35, H. 1, S. 1—25. 1914. 

Von 6 Fällen verschiedenaltriger Pyramidenbahnläsion zeigte sich nur in einem 
Falle — Läsion ist 9 Tage alt — die vordere Zentralwindung nicht spezifisch verändert ; 
in den anderen Fällen war die vordere Zentralwindung in ihrem architektonischen 
Zellbild deutlich verändert: die pathologischen Erscheinungen bestehen in Degeneration, 


— 573 — 


zum Teil Ausfall der Betzschen Riesenpyramidenzellen, in Zellausfall in den mittleren 
und unteren Rindenschichten mit Ausnahme der untersten und in der Bildung einer 
gliösen Pseudokörnerschicht oberhalb der Lamina gigantopyramidalis. Der zentrale 
Teil der Pyramidenbahn (von der Rinde bis zum primären Herd) bleibt (auf Mark- 
scheidenpräparaten) erhalten. Auch die bei der amyotrophischen Lateralsklerose 
beschriebenen Hirnrindenveränderungen sind, durch die Pyramidenbahndegeneration 
bedingt, sekundärer Natur. A. Jakob (Hamburg). 

Reuben, Mark S., and Ernest E. Cleaver: Oxycephaly. (Oxycephalie.) Arch. 
of pediatr. Bd. 30, Nr. 11, S. 820—824. 1913. 

Bericht über 3 Fälle von Oxycephalie (Turmschädel); in einem Fall bestand 
ein kongenitaler Herzfehler, die Sehkraft war gering. In 2 anderen Fällen war die 
Sehschärfe normal. Besonderheiten des 2. Falles sind stark erweiterte und überzählige 
Venen an Gesicht und Hals, eine ausgesprochene Öffnung im Schädeldach unter der 
Protub. occip., ohne Hirnbruch. In allen Fällen starker Exophthalmus und Stra- 
bismus divergens; geistige Entwicklung stets normal. Die theoretischen Erörterungen 
enthalten nichts Neues. Bauer (Wien).® 

Snessareff, P.: Du processus de réparation dans le cerveau. Un cas de möningo- 
encéphalite chronique avec attaques épileptiques. (Der Prozeß der Narbenbildung 
im Gehirn. Ein Fall von chronischer Meningo-encephalitis mit epilep- 
tischen Anfällen.) Nouv. iconogr. de la salpêtr. Jg. 26, Nr. 5, S. 433—443. 1913. 

Beim Prozeß der Narbenbildung entwickelt sich ein fibrilläres, retikuläres Gewebe, 
das offenbar mit den Adventitialscheiden der Gefäße oder mit den Bindegewebszellen 
der Pia mater zusammenhängt; der Prozeß wird als eine Hyperplasie der Bindegewebs- 
fasern bezeichnet und seine Entwicklung aus einem in ähnlicher Weise nur geringer aus- 
gesprochenen normalen retikulären Zustand des Gewebes gefolgert. Zum Schlusse wird 
noch die Theorie von der Kontraktilität des Gliaspongiums in der Rückwirkung auf 
das funktionstragende nervöse Parenchym (z. B. durch Lymphstauung krampferregend) 
kurz erörtert. A. Jakob (Hamburg). 

Laubry, Ch.: Sur un cas d’hemorragie cérébrale au cours d’une leucemie 
myeloide chronique. (Über ein Fall von Hirnblutung im Verlauf einer 
chronischen myeloiden Leukämie.) Arch. des malad. du cœur, des vaiss. et du 
sang Jg. 7, Nr. 1, S. 25—28. 1914. 

Gehirnblutungen bei chronischer myeloider Leukämie sind sicher selten. Laubr y 
teilt eine derartige eigene Beobachtung mit, in der sicher die Hämorrhagie nur auf Grund- 
lage der leukämischen Dyskrasie entstanden sein kann. Der 22jährige Patient hatte 
zwar eine leichte Albuminurie bei seiner Leukämie, aber einen normalen Blutdruck. 
Unter Röntgenbehandlung besserte sich die Leukämie, es trat aber plötzlich eine links- 
seitige Lähmung ein, und wenn auch die Sektion nicht gemacht werden konnte, so be- 
wies doch die blutige Cerebrospinalflüssigkeit, daß eine wirkliche Hirnblutung statt- 
gefunden hatte. H. Hirschfeld (Berlin). 

Baumel, J., et N. Lapeyre: Hémorragie eérébrale et apoplexie progressive. (Hirn- 
blutung und Apoplexia progressiva.) Prov. méd. Jg. 27, Nr. 2, S. 13—14. 1914. 

Bei einem Kranken trat eine linkseitige Hemiplegie auf, die sich im Lauf von 
Stunden verschlimmerte. Es bestanden sehr ausgeprägte Contracturen. Erst konnte 
Patient noch aufrecht stehen. Einige Stunden später stürzte er beim Versuch, sich 
aufzurichten, hin. Zunächst kein Bewußtseinsverlust. Nach einigen Tagen wurde 
Patient somnolent, schließlich komatös. Es handelte sich also um Apoplexia progressiva. 
Erbrechen, das gewöhnlich bei diesem Krankheitsbild beobachtet wird, fehlte. Bei 
der Sektion fand sich in der rechten Hemisphäre eine Hämorrhagie, die die Capsula 
externa und interna sowie den Linsenkern ergriffen hatte und in den Seitenventrikel 
durchgebrochen war. Wahrscheinlich hatte die Blutung zuerst die Gegend zwischen 
Capsula externa und Linsenkern betroffen und war sekundär in den Ventrikel durch- 
gebrochen. Salomon (Wilmersdorf). 


— 514 — 


Bard, L.: De la perte hémiopique du réflexe palpébral dans les h&miplögies. 
(Über den hemiopischen Verlust des Lidreflexes bei Hemiplegien.) 
Semaine méd. Jg. 34, Nr. 2, S. 13—15. 1914. 

Bei frischen Hemiplegien bleibt fast regelmäßig der reflektorische Lidschluß aus, 
wenn die Hand des Untersuchers den Augen des Kranken von der Seite der Lähmung 
aus genähert wird, während er auf der anderen Seite vorhanden ist. Auch besteht eine 
Gleichgültigkeit der Kranken gegenüber Objekten, die von der kranken Seite aus in 
ihr Gesichtsfeld gebracht werden.. Salomon (Wilmersdorf). 


Bókay, Johann v.: Die Strassburgersche Transparenzuntersuchung bei chroni- 
schem Hydrocephalus internus. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 28, H. 4, S. 426-441. 1913. 

Die Untersuchungen wurden mit einer Nernstlampe im dunklen Zimmer vor- 
genommen. 15 Kinder mit Hydrocephalus internus congenitus wurden durchleuchtet. 
Regelmäßig wurde Transparenz festgestellt in den Fällen, in denen eine Flüssigkeit- 
ansammlung in den Ventrikeln zu einer Verdünnung der die erweiterten Gehirnkammern 
bedeckenden Gehirnsubstanz geführt hatte. Ihre Dicke darf 1 cm nicht übertreffen. 
Die Transparenz war keineswegs immer symmetrisch, sie fand sich verschiedenartig 
lokalisiert und gab somit präzis die Stelle an, wo die Ventrikelwand besonders ver- 
dünnt war. Es konnte der Beweis geliefert werden, daß Größe und Verteilung der 
ventrikulären Wasseransammlung mittels des Strassburgerschen Verfahrens genauer 
als früher festgestellt werden kann. Besonderen praktischen Wert wird das Verfahren in 
denjenigen Fällen haben, wo trotz des Bestehens eines Hydrocephalus internus der 
Kopfumfang vom Normalen nicht abweicht. O. Rosenberg (Berlin).* 


Josefson, Arnold: Gehirngeschwulst mit Gesichtshalluzinationen und Makropsie. 
Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 49, H. 4/6, S. 341—347. 1913. 

Fall von Gliom der weißen Substanz im linken Occipitallappen mit sekundärer 
Rindenreizung von der Fissura calcarina bis 1,5 cm vom Oceipitalpol entfernt in den linken 
Seitenventrikel hineinwachsend das Corpus callosum nach oben nicht überschreitend (Sektions- 
befund). Interessant war die zu Lebzeiten nebst anderen Symptomen beobachtete zentrale 
Makro psie. Streissler (Graz). C8 

Lancaster, Walter B.: On so-called binasal hemianopsia in brain tumor. 
(Von der sog. binasalen Hemianopsie bei Gehirngeschwulst.) Boston med. 
a. surg. journal Bd. 168, Nr. 24, S. 878—882. 1913. 

Vor allem muß man in Erwägung ziehen, daß außer der Gehirngeschwulst auch 
andere Erkrankungen eine Hemianopsie hervorrufen können (Glaukom, Sehnerven- 
atrophie, Retinitis), welche man Pseudohemianopsie nennen könnte. Die binasale 
Hemianopsie findet ihre Erklärung in dem Verlauf der Sehnervenfasern, wodurch die 
am oberflächlichsten gelegenen Fasern zu allererst durch den krankhaften Prozeß 
ergriffen werden, während die am meisten peripher verlaufenden Papillenfasern zu 
allerletzt: beschädigt werden. In jenen Fällen, in welchen in der Nähe der Sehnerven- 
kreuzung auch die sich nichtkreuzenden Fasern ergriffen werden, kann das Krank- 
heitsbild getrübt sein, jedoch muß der Ausfall des nasalen Sehfeldes entschieden über- 
wiegen. v. Lobmayer (Budapest:).°® 

Spiller, William G.: Some causes of disappointment in operations on brain 
tumor. (Einige Ursachen der Mißerfolge bei Hirntumoroperationen.) 
Americ. journal of the med. sciences Bd. 147, Nr. 1, S. 29—37. 1914. 

Neben der Entwicklung des Tumors geht im Gehirn häufig noch eine Veränderung 
vor sich, die sieh in einer Hyperplasie in auch vom Tumor ganz entfernt liegenden 
Teilen äußert. Diese hat mit dem Gliom oder der Hirnschwellung nichts zu tun und 
besteht in einer diffusen Proliferation der Glia. Diese spielt bei der Progmose der 
Operationen, bei dem Zustandekommen der Prolapse eine große Rolle, kann auch 
die Diagnose wesentlich erschweren. Ferner ist zu berücksichtigen, daß durch die lang- 
same intrakranielle Entwicklung der Tumoren häufig ganz beträchtliche Verschiebungen 
und selbst Abdrehungen von Hirnteilen zustande kommen können. Frankfurther. 


— 595 — 


Mingazzini, G.: Studi sulla semejologia dei tumori delle varie zone del lobo tempo- 
rale. (Studien über die Semeiologie der Tumoren der verschiedenen Zonen 
des Parietallappens.) Riv. di patol. nerv. e ment. Bd.18, Nr. 12, S.737—747. 1913. 

Die weit ausgedehnten Temporallappen und Präfrontallappen erscheinen weder 
physiologisch noch anatomisch streng abgegrenzt. Es empfiehlt sich, für den Temporal- 
lappen die untere Oberfläche von der konvexen, und von beiden den vorderen und den 
hinteren Anteil auseinanderzuhalten. Bei spärlichen Diaschisissymptomen und be- 
grenztem Tumor werden die Erscheinungen seitens der vier Zonen nicht identisch 
sein, wenn man bedenkt, daß die Geschmacks- und Geruchszentren ausschließlich in der 
infero-medialen Seite des Temporallappens zu finden sind, während im hinteren Anteil 
der linken konvexen Oberfläche nicht nur das verbo-akustische Zentrum seinen Sitz 
hat, sondern hier auch zusammen mit dem G. supramarginalis und G. angularis für 
dyspraktische und Lesestörungen die Ursache zu suchen ist. — Der mitgeteilte Fall 
eines 46jährigen Mannes, der seit einem Monat an linksseitigem Kopfschmerz, be- 
gleitet von Erbrechen und Schwindel, litt, soll als Paradigma dienen. Die Untersuchung 
ergab beiderseitige Stauungspapille, Hypokinese der rechten Seite, Wortamnesie, 
später partielle sensorische Aphasie. Nach Quecksilberbehandlung etwas Besserung. 
Schwankende Pulszahl, Strabismus conv. bilat., Steigerung der Sehnenreflexe, mangelnde 
Lichtreaktion der Pupillen beiderseits, komplette sensorische Aphasie, Hypalgie. Später 
verschlechterte sich der Zustand unter Auftreten von Sopor, Delirien und maniakalischen 
Halluzinationen. Auch bestand Sausen im linken, seit Kindheit kranken Ohr. — Die 
Obduktion ergab ein Sarkom der vorderen Partie der Unterseite des linken Temporal- 
lappens. Hemiparese mit homolateraler Hypalgie finden sich oft bei Tumoren der 
hinteren Partie, seltener der vorderen an der Unterfläche des Temporallappens, hier 
überwiegen im klinischen Bild die Störungen des Geruchs und Geschmacks. Eine 
Paralysis alternans sup. spricht aber für eine Lokalisation des Tumors in der vorderen 
Partie der Konvexität. Die Kombination mit bulbo-cerebellaren Symptomen spricht 
für die hintere Zone der Konvexität. Neurath (Wien). 

Costantini, F.: Tumore della faccia interna dei lobi prefrontali e della parte 
anteriore della trave. (Tumor der inneren Fläche des Präfrontallappens 
und der vorderen Partie des Balkens.) (Manicom., Roma.) Riv. di patol. 
nerv. e ment. Bd. 18, Nr. 12, S. 748—762. 1913. 

Die Tumoren des Frontallappens zeigen eine Variabilität und Inkonstanz ihrer 
Symptome, bald viele und charakteristische Erscheinungen, bald Fehlen von Sympto- 
men. Andererseits macht die Begleitung psychischer Krankheitsmerkmale diese Tumo- 
ren interessant. Die mediale Fläche des Stirnlappens erscheint seltener betroffen, 
besonders in isolierter Weise. Ein hierhergehöriger mitgeteilter Fall betraf einen 
25jährigen Mann, der plötzlich von heftigem Kopfschmerz und darauf von psychischen 
Störungen, einige Monate später von Verminderung der Sehkraft, Schwindel und schwan- 
kendem Gang befallen wurde. Objektiv fand sich: beiderseitige Stauungspapille, 
leichter Exophthalmus, besonders links, sehr leichte rechtsseitige Hemiparese mit 
Hyperreflexie rechts, Ataxie beim Gehen, schmerzhafte Perkussion der vorderen 
Schädelhälfte, besonders links. Visus herabgesetzt, rechts Hyposmie. Das Lumbal- 
punktat gab positive Nonnesche Reaktion, reichlich Albumen, mäßige Mononucleose. 
Später völlige Erblindung, Nystagmus, Bulimie, ein rechtsseitiger Jackson-Anfall, 
subjektive Gesichts- und Gehörsstörungen, Ptosis, besonders links, Abducensparese. 
Das klinische Bild sprach nach Ausschluß einer Meningitis für einen Tumor der Prä- 
frontallappen mit subcorticalem Sitz, auf der linken Seite prävalierend. Die Obduktion 
ergab ein Neugebilde, das die vordere und untere Partie der Hemisphärenfissur ok- 
kupierte, von weicher Konsistenz, die weiter nach außen die medialen Partien der 
Orbitallappen und der Gyri olfactorii ext. substituierte. Im Frontalschnitt sah man 
auch die vorderen Anteile des Balkens betroffen. Epikritisch wird versucht, aufGrund 
der Symptomatologie des Falles diagnostische Kriterien zu formulieren. Neurath. 


— 576 — 


Howard, G. T.: Notes on a ease of cerebral tumour of the post-rolandie area. 
(Mitteilung eines Falles von Tumor der hintern Zentralwindun..! 
Austral. med. journal Bd. 2, Nr. 125, S. 1327—1329. 1913. 

45 jähriger Pat. ohne hereditäre Belastung und mit belangloser Anamnese, erkrans* 
init Gefühl von Spannung in der linken Schulter und in der linken Hüfte: bald darau! 
stellt sich Reißen und Zwicken, sowie Parästhesien im linken Kinn ein, die etwa eine 
Woche später von regelrechten konvulsiven Erscheinungen im Bereich des lınker 
Arms und der linken Gesichtshälfte begleitet waren. Bei der Einlieferung ins Spital 
bestanden die Erscheinungen einer ganz leichten Hemiparese der linken Körperhälfte 
mit stärkerer Betonung des Arms, und athetoseähnliche Zuckungen in der linken 
Brust- und Bavchseite. Die Sehnenreflexe waren links gesteigert, die Lautreflexe 
erloschen, schwere Störungen ließen sich seitens deı Sensibilität nachweisen; es war 
die ganze linke Seite für alle Qualitäten hypästhetisch, jedoch war die Herabsetzung 
der Temperaturempfindung am ausgesprochensten. Diese Erscheinungen ließen den 
Sıtz der Läsion subcortical und, mit Rücksicht auf die sensiblen Störungen, in den 
Bereich der hintern Zentralwindung verlegen. Da aber keine Erscheinungen ge- 
steigerten Hirndrucks, kein Kopfschmerz, kein Erbrechen bestanden, da sich der 
Augenhintergrund als normal erwies, sah man zunächst von einer Operation ab, um 
so mehr, als sich unter indifferenter Therapie die Erscheinungen besserten. Bald aber 
nahmen die athetoiden Reizerscheinungen an Dauer und Intensität zu, es traten 
psychische Störungen zutage, die Lähmung steigerte sich, so daß schließlich zum 
ehirurgischen Eingriff geschritten wurde, obwohl auch jetzt keine Stauungspapille 
nachweisbar war. Bei der Operation wurde kein Tumor gefunden; 5 Tage später starb 
der Pat. Die Obduktion bestätigte die Diagnose, indem sich im Mark der hinteren 
Zentralwindung ein mit einer großen Blutung erfülltes Gliom fand. Der Autor erörtert 
das Fehlen jeglicher Allgemeinsymptome seitens des Tumors in diesem Fall und stellt 
33 derartige Beobachtungen aus der Literatur zusammen. Biach (Wien). 


Funktionelle Nervenkrankheiten und Psychosen : 


Muralt, L.v.: Ein Fall von akuter Psychose bei chronischer Trional-Veronal- 
Vergiftung. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 22, H. 2, S. 122 
bis 132. 1914. 

Bericht über einen Fall von akuter Vergiftungspsychose (rausch- und delirium- 
tremensartiger Zustand) bei einem erblich belasteten, jungen Mann auf der Grund- 
lage einer chronischen Trional-Veronalvergiftung (in 3 Jahren ca. 600 g Trional und 
300 5 Veronal eingenommen). Nach Abklingen des Deliriums traten nach einem freien 
Intervall von 3 Tagen motorische Anfälle von Jacksonschem Typus und weiter sehr 
rasch ein Status epilepticus bei erhaltenem Bewußtsein auf, der unter Amylenhvdrat 
und Bromnatrium nach 3 Tagen heilte. — Literatur. Alfred Lindemann (Berlin). 


Leber, A.: Chetnot maneügheng hälum-tano. (Die kalte Waldkrankheit der 
Chamorro.) Ein Beitrag zur vergleichenden Psychiatrie und zur Kenntnis des 
Amok. Von einer Reise in die Südsee und nach Niederländisch-Indien. Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 2, S. 60—64. 1914. 

Es werden die kankre deen mehrerer einschlägiger Fälle mitgeteilt. Dar- 
nach muß man in dem Leiden eine durch lokale und ethnische Einflüsse besonders ge- 
firbte Epilepsie erblicken. Es handelt sich um periodisch wiederkehrende Anfälle mit 
Bewußtlosigkeit, Sinnestäuschungen, impulsiver Gewalttätigkeit gegen andere und gegen 
sich selbst und sinnlosem Weglaufen ; daneben bestehen chronische psychische V erände- 
rungen: Trärheit des Gedanke eblaute umständliche Redeweise, Egoismus, egozentri- 
sche Kinstellung, starke Reizbarkeit. Wie einerseits auf die Epilepsie so weist das Krank- 
heitsbild andererseits auf die als das Amoklaufen der Malaven beschriebene Erscheinung 
hin. Haymann (Konstanz-Bellevue). 


Zentralblatt für die gesamte innere Medizin 
Band IX, Heft 9 und ihre Grenzgebiete S. 577—672 


Allgemeine Biologie und allgemeine Physiologie. 

Loeb, Jacques, und R. Beutner: Uber die Bedeutung der Lipoide für die Ent- 
stehung von Potentialunterschieden an der Oberfläche tierischer Organe. (Rockefeller 
inst. f. med. res., New York). Biochem. Zeitschr. Bd. 59, H. 3/4, S. 195—201. 1914. 

Versuche, welche den Nachweis erbringen sollen, daß die bisherigen Hypothesen 
über den Ursprung der tierischen Elektrizität hinfällig sind, daß es sich vielmehr ins- 
besondere bei den Muskelruheströmen um elektromotorische Erscheinungen an der 


Oberfläche unverletzter tierischer Organe handelt, die in der Existenz einer lipoiden 
Schicht (oder Membran) an der Oberfläche der Organe ihre Ursache haben. Schade (Kiel). 


Plaggemeyer, H. W., and E. K. Marshall: A comparison of the exceretory 
power of the skin with that of the kidney through a study of human sweat. (Ver- 
gleich der Ausscheidungsfähigkeit der Haut und der der Nieren auf 
Grund von Untersuchungen am menschlichen Schweiß.) (Johns Hopkins 
hosp. a. laborat. of physiol. chem., Johns Hopkins univ., Baltimore.) Arch. of internal 
med. Bd. 13, Nr. 1, 8. 159—168. 1914. 

Die Untersuchungen erstrecken sich auf die stickstoffhaltigen Substanzen und die 
Diastase. Zunächst wird festgestellt, daß die Menge des ausgeschiedenen Schweißes 
sowie die Menge des mit dem Schweiß ausgeschiedenen Stickstoffs weder in konstanter 
Beziehung steht zum Körpergewicht noch zu der im Schwitzbade erreichten Temperatur. 
Dagegen ist das Mengenverhältnis der einzelnen stickstoffhaltigen Substanzen zum 
Gesamtstickstoff relativ konstant. Ein Vergleich mit der Verteilung dieser Stoffe im 
Blutserum zeigt, daß der Haut genau so wie den Nieren die Fähigkeit zukommt, ge- 
wisse Substanzen in höherer Konzentration zu sezernieren als sie ım Blute vorhanden 
sind. In der Auswahl dieser Substanzen sowie dem Grade der Konzentration zeigen 
sich jedoch beträchtliche Unterschiede zwischen Harn und Schweiß. Die Konzentration 
des Harnstoffs ist z. B. im Schweiß 3—10 mal so hoch wie im Blute, dagegen nur !/,o 
der Konzentration im Harne. Demgegenüber ist das Verhältnis des Ammoniaks zum 
Gesamtstickstoff im Schweiße höher als im Harne. Harnsäure und Diastase ließen 
sich im normalen Schweiße regelmäßig nachweisen, doch ist die Konzentration beider 
geringer als im Serum und im Harne. Eine Anzahl von Stoffen, die durch die Nieren 
leicht ausgeschieden werden (Phenolsulfophthalein, Methylenblau, Indigocarmin, 
Rosanilin) konnte im Schweiße nicht nachgewiesen werden. Nach Phlorhizininjektionen 
war im Schweiße kein Zucker vorhanden. Dagegen wurde Urotropin nach Zufuhr 
per os im Schweiße gefunden. Tachau (Berlin). 


Lanzillotta, Riccardo: Sulla funzione della ghiandola intercarotica. (Die 
Funktion der Glandula intercarotica.) (Istit. di patol. gen., univ., Napoli.) 
Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 6, S. 447—458. 1913. 

Die Zerstörung der Glandula intercarotica ruft bei Hund und Katze leichte vor- 
übergehende Glykosurie hervor. Genau die gleichen Erscheinungen bewirkt auch die 
Entfernung der oberen Halsganglien. Bei Meerschweinchen fehlt die Glykosurie bei 
Entfernung der Glandula intercarotica oder bleibt auch nach Zerstörung der oberen 
Halsganglien aus. Nach vorheriger Entfernung der Halsganglien bleibt bei Zerstörung 
der Glandula intercarotica bei Hund und Katze die Glykosurie aus. Diese Resultate 
rechtfertigen die Annahme, daß die vorübergehende Glykosurie in beiden Fällen durch 
Zerstörung sympathischer Fasern und Zellen bedingt sei. Baldes (Frankfurt a. M.). 


Kronecker, H.: Physiologische Wirkungen ungiftiger Mineralsalzlösungen. 
Zeitschr. f. Balneol., Klimatol. u. Kurort-Hyg. Jg. 6, Nr. 19, S. 541—548. 1914. 

Zusammenfassung verschiedener Arbeiten seiner Schüler, die im Ausbau eigener 
wie fremder Forschungen, vorwiegend noch aus Ludwigs Laboratorium, die Fragen 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 31 


7 


der Wirkungen ungiftiger Mineralsalzlösungen am Froschherzen studierten. Es wird 
die Bedeutung des Wassers, der Kalı- und Kalksalze, der Kohlensäure wie des Serum- 
albumins für die Gewebe, speziell für das Herz besprochen, unter besonderer Hervor- 
hebung, daß die Muskelarbeit nicht unter Verbrauch des eigenen Baumaterials geleister 
wird, sondern daß Serumalbumin das Nährmittel darstelle und daß anorganische Spül- 
flüssigkeiten nur dann erholend wirkten, wenn sie die ähmende Kohlensäure im Gewebe 
binden und die Reste der Nährflüssigkeit verwertbar machen. von den Velden. 


Stoklasa, Julius: Bedeutung der Radioaktivität in der Physiologie. Strahlen- 
therapie Bd. 4, H. 1, S. 1—18. 1914. 

Die Arbeit ist zu einem gedrängten Referat wenig geeignet. Kaum ist es möglich. 
auch nur die wesentlichsten Ergebnisse der Versuche anzuführen, die mittels Nasturan. 
Erzlaugrückständen, der Wässer von St. Joachimsthal, Franzensbad und Brambach. 
in denen neben Radiumemanation auch Thoremanation und Aktinium enthalten ist. 
sowie mittels der von einem 5 mg Radium repräsentierenden. Präparat gelieferten 
Radiumemanation über das biologische Verhalten der chlorophyllosen und chlero- 
phyllhaltigen Pflanzenzelle angestellt wurden. Während durch Einwirkung der ß- und 
y-Strahlen bei den Bakterien, die elementaren Stickstoff assimilieren, ferner denen. 
die stickstoffhaltige organische Substanzen zersetzen, sowie den Denitrifikations- 
bakterien eine Wachstumsverzögerung mit Abschwächung der biochemischen Vor- 
gänge konstatiert wurde, ergab sich als Effekt der Radiumemanation, und zwar der 
&-Strahlen selbst in schwacher Aktivität ein restlos günstiger Einfluß auf die erst- 
genannten Bakteriengruppen, bzw. die von ihren Lebensprozessen abhängigen Um- 
setzungen, also auch auf die Stickstoffanreicherung des Bodens; bei den Denitri- 
fikationsbakterien förderte die Radiumemanation die synthetischen Vorgänge gleich- 
falls, hemmte aber die Reduktion der Salpetersäure zu elementarem Stickstoff. Ferner 
ließ sich auf die absolute Größe des Energieumsatzes der Hefezelle, auf den Eintritt der 
Gärungserscheinungen und allem Anschein nach auch auf die glykolytischen Enzrme 
durch die Radiumemanation ein begünstigender Einfluß ausüben. Die Wirkungen der 
Radiumemanation auf höhere Pflanzen (Keimung, Atmung u. a. m.) sind schließlich 
noch vielgestaltiger; nach Verf. beanspruchen die in dieser Hinsicht bereits gemachten 
Feststellungen eine solche Bedeutung, daß er sich zu der Ansicht berechtigt hält, 
die Lösung des Problems, ob die Radioaktivität nicht durch Verwendung der radio- 
aktiven Gase aus dem Innern der Erde und der radioaktiven Mineralien für die Er- 
höhung der gesamten Pflanzenproduktion nutzbar gemacht werden könne, sei bereits 
in greifbare Nähe gerückt. Meidner (Charlottenburg). 


Allgemeine Pathologie. 


Katase, A.: Experimentelle Verkalkung am gesunden Tiere. (Pathol. Inst.. 
Osaka.) Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. 57, H. 3, S. 516—550. 1914. 

Verf. hat Meerschweinchen und vor allem Kaninchen Kalksalze, schwer und 
leicht lösliche, in verschiedenen Quantitäten subcutan, intraperitoneal und intravenös 
injiziert und in verschiedenen Zeitabschnitten, bis zu 125 Tagen auf das Vorhanden- 
sein von Kalkablagerungen in den verschiedenen Organen mikroskopisch untersucht. 
Es ergab sich einmal die wichtige Tatsache, daß es auf diese Weise gelingt, ohne vor- 
herige Gewebsschädigung Verkalkung in den verschiedensten Organen der gesunden 
Tiere zu erzielen, daß die Intensität der Verkalkung abhängig ist von der "Konzen- 
tration und der auf einmal injızierten Menge des Calciumsalzes, nicht von der Anzahl 
der Injektionen und der Gesamtmenge. Ferner konstatierte Verf., daß ein bestimmter 
Zusammenhang zwischen dem physiologischen Kalkgehalt der einzelnen Organe und 
der Häufigkeit und Intensität der experimentell in ihnen erzeugten Verkalkung be- 
steht, und zwar in der Art, daß Organe mit geringem physiologischen Kalkgehalt 
hesonders zu Kalkablagerungen disponiert sind. Als Ausscheidungsorgane der Kalk- 
salze stellt Verf. in semen Versuchen die Nieren und den Darm, insbesondere den 


= gT 


Dickdarm, außerdem aber die Lungen fest. Die Ausscheidung in letzteren erfolgt 
ın Form kleiner Körnchen mit dem Bronchialschleim. Als besonders zur Verkalkung 
neigende Gewebselemente fand er elastische Fasern und Bindegewebe. Verf. ver- 
spricht sich von dem weiteren systematischen Studium in dieser Richtung praktische 
Erfolge für die menschliche Pathologie, indem er u.a. auf die therapeutische Wirkung 
der Kalksalze bei Tuberkulose hinweist. Oskar Meyer (Stettin). 


Lawaese-Delhaye, Marie-Louise: Lipomatose non douloureuse des avant-bras 
à localisation radiculaire symétrique. (Nicht schmerzhafte symmetrische 
Lipomatose beider Unterarme mit radikulärer Anordnung.) Ann. et bull. 
de la soc. de méd. d’Anvers Jg. 75, Nr. 1/2, S. 15—20. 1913. 

Der seltene Fall betraf eine 68jährige Frau mit Myokarditis und Hemiplegie. Die 
zahlreichen Lipome waren hanfkorn- bis wallnußgruß, von sehr weicher Konsistenz, 
weder spontan noch auf Druck schmerzhaft. Die größeren Tumoren waren mit ihrer 
Längsachse in einem Winkel von 45° zur Extremitätenachse orientiert. Die Verteilung 
war fast genau symmetrisch und entsprach den Projektionsgebieten der 6., 7. und 8. Cer- 
vical- und der 1. Dorsalwurzel. Maase (Berlin). 


Dzershinsky, W1.: Dystrophia periostalis hyperplastica familiaris. (Charkowsches 
Gouv.-Landeskrankenh.) Charkowsches med. Journ. Bd. 16, H. 9, S.258-272. 1913. (Russ.) 
Beschreibung mehrerer Fälle einer familiären Erkrankung, die sich durch Deforma- 
tionen des Knochenskeletts, namentlich des Schädels und der Fingerphalangen charak- 
terisiert. Im Gegensatz zu der von Marie und Sainton beschriebenen Dysostosis 
cleido-cranialis, in der es sich um einen hypoplastischen Prozeß handelt, bestand in den 
Fällen des Verf. ein periostaler hyperplastischer Prozeß. Folgende Merkmale sind für beide 
Erkrankungen differentialdiagnostisch wichtig: Fürdie Dysostosis cleido-cranialis (Marie 
und Sainton) sind charakteristisch: später Verschluß der Fontanellen, Verdünnung 
der Schädeldecke, nicht verknöcherte Nähte, breite Rinnen an Stelle der konstanten 
Nähte, hydrocephale Schädelform, Kyphosis der Schädelbasis, flaches Gesicht mit 
eingefallener Nase, niedriger Wuchs, nicht entwickeltes Schlüsselbein und Epiphvsen, 
erweiterte Medullärkanäle, familiärer, angeborener Charakter der Erkrankung. Die 
Dystrophia periostalis hyperplastica (Dzershinsky) ist umgekehrt gekennzeichnet 
durch frühzeitiges Verwachsen der Fontanellen, Verdickung der Schädeldecke, vor- 
zeitiges Verwachsen der Nähte, Schädelform entsprechend der Reihenfolge des vor- 
zeitigen Verwachsens der Nähte (Akro-, Oxy- u. dgl. Cephalien), Lordose der Schädel- 
basis, hervorstehendes Gesicht mit höckeriger oder gerader Nase, normalen Wuchs, 
mächtig entwickeltes Schlüsselbein, bedeutende Entwicklung des Knochenskeletts, 
namentlich der kleinen Knochen in die Breite. Die Krankheit ist ebenfalls familıär 
und angeboren. Die osteogene Hyperfunktion des Periosts könnte hypothetisch mit 
irgend einer Blutdrüse in Zusammenhang gebracht werden. Kroll (Moskau). 


Pfanner, W.: Über einen Fall von Spina bifida occulta sacralis mit Blasen- 
divertikel und inkompletter Urachusfistel. (Chirurg. Klin., Innsbruck.) (85. Vers. dtsch. 
- Naturf. u. Arzte, Wien 1913.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 27, Nr. 1, S. 12—14. 1914. 

Der Patient war bis zum 16. Jahr gesund. Dann stellte sich gelegentlich unwillkürlicher 
Harnabgang ein. Die Fähigkeit, die Blase willkürlich zu entleeren, ging allmählich verloren; 
es bestand schließlich ständiges Harnträufeln. Bei der Röntgenuntersuchung ergab sich eine 
occulte Kreuzbeinspalte ; der Sakralkanal war vom 1. Kreuzbeinwirbel ab offen; ferner fand sich 
ein Divertikel der Blase. Eröffnung einer faustgroßen Höhle zwischen den Mm. recti und dem 
Peritoneum mit zersetztem Urin: 'lod an Urosepsis. Die Höhle stand durch den offenen 
Urachus mit der Blase in Verbindung. Verf. sieht das Blasendivertikel als erworbene Miß- 
bildung an, entstanden auf dem Boden zentral bedingter, durch die Spina bifida verursachter 
Innervationsstörungen der Blase. Das Zentralnervensystem ist bisher bei den Divertikel- 
kranken zu wenig berücksichtigt: worden. Die Cystitis bei diesen Kranken ist meist auf das 
Divertikel bezogen worden. Indessen werden Heilungen bei operativer Beseitigung der Diver- 
tikel kaum je beobachtet. Ein Blasendivertikel sollte nicht eher operativ behandelt werden, 
ehe nicht eine Blasenstörung ausgeschlossen werden kann. L. Bassenge (Potsdam). 


3,” 


— 580 — 


Coppolino, Carlo: Dermatosi simulante la malattia di Raynaud. (Über eine der 
Raynaudschen Krankheit täuschend ähnliche Dermatose.) (I/stit. dermo- 
silllopat., univ., Palermo.) Riv. di patol. nerv. e ment. Bd. 18, Nr. 12, S. 763—768. 1913. 

Die Krankheit besteht bei der jetzt 74 Jahre alten Patientin seit der Jugend und 
ist charakterisiert durch das Auftreten von Blasen an der Haut des Handrückens 
beiderseits, sei es spontan oder bei Einwirkung eines (auch leichten) Traumas, wie Stoß. 
Druck usw. Die Größe der Blasen schwankt zwischen der einer Nadelspitze und eine» 
Zweimarkstückes; der Inhalt der Blasen ist eine wasserklare oder rötliche helle Flüssı:- 
keit. Die Blasen sind schmerzlos, sie heilen spontan und rasch oder platzen unter 
Hinterlassung von schwer heilenden Geschwüren. In der letzten Zeit traten diese 
Blasen seltener, jedoch manchmal auch auf der Haut des Vorderarmes und des 
Gesichts auf. Es handelt sich um einen Fall von habitueller traumatischer 
bullöser Epidermolyse (Philippson). Verf. bespricht in ausführlicher Weise 
die Differentialdiagnose des oben erwähnten Symptomenkomplexes mit der Sklero- 
dermie, Syringomyelie und Raynaudschen Krankheit. Poda (Lausanne). 

Finkelstein, H.: Über Atrophie und Cholera infantum. Zeitschr. f. ärztl. Fort- 
bild. Jg. 11, Nr. 4, S. 101—108. 1914. 

Marine, David: Further observations and experiments on goitre (so called thyroid 
carcinoma) in brook trout (salvelinus fontinalis). 3. Its prevention and cure. (Weitere 
Beobachtungen und Experimente über den Kropf [sog. Thyvreoidea- 
carcinom] bei Bachforellen [salvelinus fontinalis]. 3. Seine Verhütunv 
und Heilung.) (H. K. cushing laborat. of exp. med., Western res. univ., Cleveland.) 
Journal of exp. med. Bd. 19, Nr. 1, S. 70—88. 1914. 

Kropf bei Fischen ist eine nichtinfektiöse, nicht kontagiöse Affektion, die auf Er- 
nährungsstörungen noch unbekannter Ursache beruht. Eine unvollständige Ernährung 
der Leber kann diese Ernährungsstörung herbeiführen. Das Wasser spielt für die Äthiolo- 
gie, Übertragung und Verbreitung der Krankheit keine wesentliche Rolle. C. Lewin. 

Rous, Peyton, and James B. Murphy: On the causation hy filterable agents of 
three distinct chicken tumors. (Drei verschiedene Hühnertumoren ver- 
ursacht durch filtrierbares Virus.) (Rockefeller inst. f. med. res., New York.) 
Journal of exp. med. Bd. 19, Nr. 1, S. 52—69. 1914. 

Es ließ sich als Ursache für 3 verschiedene Hühnertumoren (1 Spindelzellensarkom. 
1 Osteochondrosarkom und 1 von Blutsinus durchzogenes Spindelzellensarkom) ein 
filtrierbares Virus nachweisen, an dem die Malignität haftet. Jedes einzelne dieser drei 
verschiedenen Virus vermag immer nur dieselbe Tumorart zu produzieren, aus der es 
stammt. Sie passieren sämtlich Berkefeldfilter, die für kleinste Bakterien undurch- 
gängig sind. Zwei behalten ihre Virulenz auch in getrocknetem Gewebe oder im Glv- 
cerinextrakt. Alle drei Arten sind offenbar von demselben Charakter und derselben 
Größe. Sie gehören wahrscheinlich einer neuen Gruppe von Kleinlebewesen an, die bei 
Hühnern maliene Tumoren verschiedenen Charakters hervorrufen. C. Lewin (Berlin). 


Allgemeine Therapie und Diätetik. 

Linnert, Gerhard: Experimentelle und klinische Untersuchungen über die 
Wirkung radioaktiver Substanzen insonderheit des Mesothoriumbromid. (Fruuen- 
klinik, Halle). Dissertation: Halle 1913. 78 S., 3 Taf. (C. A. Caemmerer.) 

Bei welchen Fällen erscheint die Anwendung der Mesothorium- resp. Radium- 
strahlung indiziert? Intensive Mesothoriumbestrahlung hemmt junges, wachsende~ 
Gewebe in der Weiterentwicklung. Ev. bis zum Absterben. Genaue Dosierung! — 
Wie hat die Applikation des Präparates im einzelnen Fall zu erfolgen? Nur 
große Mengen radioaktiver Substanz und lange Einwirkung haben Aussicht auf dauern- 
den Erfolg. Stete Kontrolle entlassener Patienten! Filtrierung und Applikation de- 
Präparates erfordern möglichste Individualisierung. Radioaktive Bestrahlung ist 
zurzeit das beste Palliativmittel gegen inoperablen Uteruskrebs, die Behandlung der 


Er — m er 


— 581 — 


Wahl des Carcinoma vaginae. Die carcinomatöse Zelle wird dadurch vernichtet. Bei 
geeigneten Filtern erscheint Metastasenbeeinflussung möglich. Strahlentherapie bei 
Rezidiven durchaus indiziert. Nach Operation prophylaktische Bestrahlung zweck- 
mäßig. Bei operablen Gebärmutterkrebsen ist, wenn Operation kontraindiziert, Be- 
strahlung durchaus geboten; bei den unkomplizierten operablen dagegen vorläufig 
nicht. Kasuistik. Literatur. Fritz Loeb (München). 


Keetman, B., und M. Mayer: Gesichtspunkte für die Mesothoriumtherapie. 
(.Laborat.d.disch. Gasglühlicht- A.-G., Berlin.) Strahlentherapie Bd.3,H.2,S.745-758. 1913. 

ß-Strahlen, die eine Glimmerschicht von nur 0,06 mm passiert haben, können prak- 
tisch als homogen gelten; die Tiefenwirkung ist mit 6—8 mm erschöpft. Die Ab- 
sorption der ß-Strahlen durch Metalle erfolgt zunehmend in folgender Reihe: Aluminium, 
Messing, Silber, Blei, Gold, Platin. Die y-Strahlen sind dem Gewebe gegenüber homo- 
gen; es genügt also ein etwa 1 mm dickes Messingfilter, das die ß-Strahlen zurückhält, 
um eine gleichartige Strahlung zu erzielen. Je höher das Atomgewicht der Filter, 
desto stärker, aber unzweckmäßiger ist die Absorption der y-Strahlen, und um so 
stärker ist auch die Sekundärstrahlung, die durch Gummi- oder Mullhüllen vernichtet 
werden muß. Die oft geäußerte Annahme, daß die y-Strahlen in der Oberfläche nicht 
absorbiert werden, ist falsch; jedes Zentimeter Gewebsschicht absorbiert ca. 10% 
der jeweils vorhandenen Menge. Im allgemeinen sind für praktische Zwecke kleine 
Röhrchen mit möglichst großer Dichte der Strahlen anzuwenden, die in oder an das 
Carcinom gelegt werden. Durch Kreuzfeuer wird die Tiefendosis verstärkt, ohne daß 
die Oberfläche mehr geschädigt wird. Die Präparate sind biologisch zu eichen, 
um Schädigungen des gesunden Gewebes zu vermeiden. Fleischmann (Berlin). 


Hahn, Otto: Über die Unterscheidung von Radium- und verschiedenen alten 
Mesothoriumpräparaten mit Hilfe ihrer y-Strahlung. (Kais.-Wuhelm-Inst. f. Chem., 
Berlin-Dahlem.) Strahlentherapie Bd. 4, H. 1, S. 154—174. 1914. 

Für praktische Zwecke ist es wichtig, Radium- und Mesothorpräparate, ohne 
Veränderungen am Präparate selbst unterscheiden zu können; beim Mesothorium ist 
es außerdem noch sehr wichtig, ob man es mit alten oder neuen Präparaten zu tun 
hat, da die Aktivität des technischen Mesothorium erst einige Jahre ansteigt, dann 
absinkt. Wie ausführlich dargestellt wird, kann man in der Tat, Radium und ver- 
schieden alte Mesothorpräparate allein durch die y-Strahlung unter geeigneten Meß- 
bedingungen voneinander unterscheiden. Fleischmann (Berlin). 


Kahn, Friedel: Thorium-X in der Therapie innerer Krankheiten. (Med. Klin., 
Univ. Kiel.) Strahlentherapie Bd. 4, H. 1, S. 376—381. 1914. 

Vortrag, in dem Verf. über seine an 70 mit „Dora mad“ behandelten Patienten 
gesammelten Erfahrungen berichtet. Bei chronisch-rheumatischen Erkrankun- 
gen wurden 30 bis 100 e. s. E. pro die wochen- und monatelang als Trinkkur gegeben ; 
bei chronischer Arthritis und chronischen Neuralgien, bzw. Neuritiden traten 
zuweilen subjektive Besserungen zutage, ein deutlicher günstiger Dauererfolg konnte 
in keinem Fall erzielt werden; am besten wurde ein Fall von Bechtere wscher Ankvlose 
beeinflußt. Deutlicher war die Wirkung von Thorium-X bei folgenden Fällen von 
Blutkrankheiten, die zum Teil wesentlich gebessert wurden. 

öljähr. Mann. Perniziöse Anämie. Thorium-X wöchentlich 1 mal 30 e. s. E. intra- 
venös und 25e. s. E. täglich per os. Nach 6 Wochen subjektives Wohlbefinden, Körpergewichts- 
zunahme um 18 Pfd. Blutbild: Hb. von 35°, auf 65°, Erythrocytenzahl von 1,5 M. 
auf 3,7 M. gestiegen, Mononucleose von 49%, auf 25 2% zurückgegangen. Ähnlich verhielt sich 
ein weiterer Fall von perniziöser Anämie, bei dem die Besserung allerdings erst im Verlaufe 
mehrerer Monate zutage trat; nach der 3. Injektion Auftreten von kernhaltigen Erythrocyten. 
Bei anderen Fällen war woche nlanger Gebrauch von Thorium-X ohne Erfolg, während es 
sich bei folgender Beobachtung Arsen- und intramuskulärer Blutinjektionen überlegen erwies: 
Aplastische Anämie bei einer S4jähr. Frau. Arsen- und Blutinjektionen ohne Erfolg; 
darauf 50e. s. E. täglich per os.: Erholung, Körpergewicht + 30 Pfd., Hb. von 18% auf 65°, 
Erythrocyten von 900 000 auf 3 000 000. 1 Fall von myel. Leukämie wurde gleichzeitig 
mit Röntgenstrahlen und Thorium-X behandelt (2500 e. s. E. in 3!/ Wochen): rasche Besserung 


— 582 — 


Leukocytenzahl von 170 000 auf 36 000 gefallen; bei einem weiteren Fall von myel. Leukä mie, 
der 2 Jahre durch Röntgenstrahlen gut beeinflußt war, konnte nach Umschlag in akute Myelo- 
blastenleukämie Thorium -X den letalen Ausgang nicht aufhalten; ebenso verhielten sich 
2 andere Fälle von myeloischer Leukämie, die später durch Röntgenstrahlen gebessert wurden, 
gegen Thorium -X refraktär. Salle (Berlin). 

Bumm, E.: Weitere Erfahrungen über Carcinombestrahlung. (Uniwv.-Frauen- 
klin., Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 5, S. 193—198. 1914. 

Die vom Verf. bereits in früheren Publikationen gekennzeichnete örtliche Beein- 
flussung der Gebärmuttercarcinome hat er auch seither in jedem einzelnen Falle (jetzt 
insgesamt über 100) konstatieren können, natürlich nicht überall im Sinne einer ‚„Heı- 
lung“, aber doch stets in dem einer mehr oder minder weitgehenden Besserung. Neben 
der bekannten zerstörenden Wirkung auf die Krebszelle entfaltet die Irradiation nun 
auch einen Einfluß auf das gesamte davon betroffene Gewebsgebiet, zumal auf das 
Bindegewebe, welches nicht selten, oft erst nach langer Zeit, hyalin degeneriert. Dieser 
Umstand birgt — durch Ausbildung von Stenosen an Hohlorganen der Nachbarschaft 
u. dgl. m. — nicht gering zu veranschlagende Gefahren, auf anderen mehr noch als auf 
dem gynaekologischen Spezialgebiet. Diese verhängnisvolle Nebenwirkung kommt 
zum Teil auf Rechnung der in den Metallfiltern entstehenden Sekundärstrahlung; das 
diese reichlich produzierende Blei ist deshalb durch geeigneteres Material — Alu- 
minium, Messing — zu ersetzen. Zur Vermeidung von Schädigungen trägt ferner 
die durch Einschließung in umfangreichere Horn- oder Celluloidbüchsen zu erzielende 
Abrückung der Bestrahlungsapparate von der Oberfläche bei, ferner die Verwendur:y 
nicht zu großer Mengen radioaktiver Substanz — 50—100, allenfalls 200 mg —; vor 
dem Gebrauch übergroßer Dosen warnt Verf. besonders eindringlich. Die Bestrahlungs- 
zeiten müssen einstweilen noch empirisch bemessen werden; die biologische Eichung 
ist nicht ohne weiteres zuverlässig. Jedenfalls sind zwischen den einzelnen Sitzungen 
oder Sitzungsreihen ausgiebige Erholungspausen einzuschieben. Die Tiefenwirkung 
ist Jenseits von ca. 4cm meist unzulänglich, wenn auch die Geschwulstzellen öfters 
auch noch in größerer Tiefe so beeinflußt erscheinen, daß ihre Lebensfähigkeit bezweifelt 
werden kann. Diese Verhältnisse werden an Zeichnungen nach durch Operation ge- 
wonnenen, bestrahlten Uteri demonstriert. Neben der Anwendung der radioaktiven 
Substanzen ist die Röntgentherapie nicht zu vernachlässigen. Diese allein hat sogar, 
vermöge der neuesten technischen Verbesserungen, in mehreren Fällen, besonders 
hinsichtlich des Tiefeneffekts, Vorzügliches geleistet; aufgeführt werden u.a. ge- 
heilte‘‘ operable Gebärmutterkrebse, Mammacarcinome und Mammacarcinonrezidive. 
daneben freilich auch Versager, z. B. bei einem Blasenkrebs. Meidner. 

Pinkuss, A.: Weitere Erfahrungen über die Mesothoriumtherapie bei Carcinom. 
(Priv.-Klin. v. Prof. Dr. A. Pinkuss, Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 5l, Nr. 5. 
S. 207—209. 1914. 

Die innerhalb zweier Jahre gewonnenen Erfahrungen sind günstig. Bei leicht 
operativen Fällen jüngerer Personen wird erst operiert; auch sonst empfiehlt es sich, 
um dann besser in die Tiefe wirken zu können, möglichst viel von den Tumoren vorher 
abzutragen. Die angewandten Dosen betrugen 50—108 mg Radiumbromidaktivität, 
die Bestrahlungszeiten bis zu 14 Stunden. Von den 16 letztbehandelten Fällen (Uterus. 
Vulva, Mamma, Rectum, Prostata, Zunge) ist in 9 die Beseitigung des Carcinonis 
gelungen; unter den früher bestrahlten Fällen sind neben bisher anhaltenden Erfolsen 
auch Rezidive beobachtet worden. Ernste Schädigungen sind nicht vorgekommen, 
nach Meinung des Verf.s deshalb nicht, weil er bald zu 1 mm-Messingfilterung über- 
gegangen Ist, deren Vorteile auseinandergesetzt werden. Bei den Mesothorpräparaten 
muß die biologische Eichung in Abständen wiederholt werden. Die Gummiüberzüze 
sollen mineralfrei sein. Die oft notwendige Abrückung der Apparate geschieht durch 
Umhüllung mit Lagen von Gaze (micht imprägnierte Sorten wegen ev. Sekundär- 
strahlung!) oder Kork. Neben noch eingehenderen technischen und methodischen 
Darlegungen wird auch auf die Nebenerscheinungen allgemeiner Natur eingegangen, 


mar ww. ru EEE 


— 583 — 


von denen Verf. den ungünstigen Einfluß auf einen vorhandenen Diabetes hervorhebt. 
Ferner hat Verf. zur Unterstützung intratumorale Injektionen von Wismutoxyd und 
Thor X-Bariumsulfat, sowie intravenöse Einspritzungen von Thor X und Enzytol 
herangezogen, über deren Leistungen aber noch nichts Abschließendes gesagt werden 
kann. Bei Myomen und Metrorrhagien sind die Erfahrungen mit Mesothorbestrahlung 
weiter gut. Meidner (Charlottenburg). 
Abbe, Robert: Die Anwendung von Radium bei Carcinom und Sarkom. (17. 
internat. med. Kongr., London 1913.) Strahlentherapie Bd. 4, H. 1, S. 27—35. 1914. 
In der Tiefentherapie der Geschwülste mittels radioaktiver Substanzen führt nur 
die reine y-Bestrahlung, also ausgiebige Filtration, zum Ziel. Verf. hat in einer aus- 
gedehnten, 1l10jährigen Erfahrung, für die ihm erst 150, später insgesamt 400 mg Radium 
zur Verfügung standen, folgende Resultate erzielt: Beseitigung von Warzen und 
Stimmbandpapillomen schon durch einmalige Applikation und auf lange Zeit 
hinaus; häufige Heilungen von Hautepitheliomen; Besserung und zuweilen Heilung 
bei Zungencarcixomen; symptomatische Beeinflussungen von Speiseröhrenkrebsen 
und strikturierenden Rectumcarcinomen, bei Cervixkrebsen und Rezidiven von Gebär- 
muttercarcinomen auch klinische Heilungen von mehrjähriger Dauer; fortschreitende 
Rückbildungen von Uterusmyomen mit Sistieren der Blutung; mehrere Heilungen von 
selbst ausgedehnten Sarkomen. Bei den bösartigen Tumoren wurde häufig von der 
„Radiochirurgie““ (nach Wickham) Gebrauch gemacht: vorgängiger, möglichst weit- 
gehender blutiger Eingriff mit anschließender Bestrahlung, die mit allen Verstärkungs- 
maßen, wie Kreuzfeuer usw., durchgeführt wurde. Sehr instruktiv erscheint besonders 
die vortreffliche Beeinflussung einiger der chirurgischen Behandlung widerstehender 
Kehlkopfpapillome, die mit Abbildungen belegt ist. Meidner (Charlottenburg). 


Pharmakologie und Toxikologie. 

Kakowsky, A.: Matériaux pour la pharmacothérapie des oedèmes. Étude 
clinique. (Material zur Pharmakotherapie der Ödeme. Eine klinische 
Studie) Rev. de med. Jg. 33, Nr. 12, S. 956—978. 1913. 

Überblick über die verschiedenen pharmakotherapeutischen Wege der Ödem- 
bekämpfung mit besonderer Hervorhebung der Theobrominwirkung, vorwiegend des 
„Diuretin“. Tabellarische Wiedergabe von 13 Fällen chronischer, dekompensierter 
Nephritis, die genau in Vor-, Haupt- und Nachperiode auf die Diurctinbeeinflussung 
hin studiert wurden; besonderes Gewicht wird auf die Auszählung von Cylindern und 
Erythrocyten im Harn gelegt. Kein Fall zeigt eine Besserung, fast alle Verschlimme- 
rung, oft nur an den Zahlen der Formbestandteile erkennbar. Diskussion der Resultate; 
Kritik an der Bezeichnung „Diuretin“. Warnung vor der Salicylsäurekomponente, 
die „bekanntlich“ die Nieren schädige. Theobromin allein sei oft bedeutend besser. 
Abhängigkeit der Wirkung dieser Diuretica von der Anspruchsfähigkeit der Nierengefäße, 
die in den untersuchten Fällen größtenteils aufgehoben gewesen sei. von den Velden. 

Canerin, W. v.: Über Istizin. (Krankenh. d. Diakonissen- Anst., Dresden.) Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg 40, Nr. 5, S. 230—231. 1914. 

Verf. empfiehlt das Istizin, ein synthetisch gewonnenes Anthrachinonpräparat 
bei akuter und habitueller Obstipation in Dosen von durchschnittlich 0,3 g; in manchen 
Fällen genügen auch 0,15 g. Istizin wirkt öfters auch dann in kleinen Dosen, wenn 
gleiche Dosen anderer Abführmittel versagen. — Das Präparat kommt in Tabletten a 
0,3 g in den Handel. Dunzelt (München). 

Pal, J.: Das Papaverin als Gefäßmittel und Anaestheticum. (Allgem. Krankenh., 
Wien.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 4, S. 164—168. 1914. 

Das Papaverin hat eine lokalanästhetische Wirkung; 1—2 Tropfen einer 10 proz. 
Lösung heben nach einer Minute den Cornealereflex beim Kaninchen vollständig auf, 
wobei die Pupille mittelweit ist. Dadurch wird die lokale Anwendung des Opiums in 
Form von Salben als schmerzlinderndes Mittel verständlich. Des ferneren lähmt das 


— 584 — 


Papaverin nicht nur die glatte Muskulatur des Darmes, sondern auch die der Gefäße. 
Es kann somit in allen Fällen von Hochspannungszuständen mit Erfolg angewendet 
werden, da es den Überdruck herabsetzt. Auch bei Hämoptoe ist es vom Verf. ange- 
wandt worden. Die Dosen betragen bis zu 0,04 g, intravenös, 0,1 g subcutan. Als erste 
Dosis wurde 0,06 per os oder subcutan und 0,01 intravenös nicht überschritten. Dem 
Narkotin kommen gleiche Eigenschaften zu wie dem Papaverin. Die Gaben müssen 
aber offenbar etwas höher gewählt werden. Kochmann (Greifswald). 


Wachtel, Z.: Über die Wirkung der antipyretischen Mittel und über neue 
Antipyretica. (Med. Klin., Krakau.) Przegląd lekarski Jg. 58, S.21—24. 1914. (Polnisch. 

Verf. berichtet über günstige, antipyretische und schmerzlindernde Wirkung des Melu- 
brins (Höchst a. M.), welches an über 100 Fällen (akuter und chronischer Gelenkrheuma tixs- 
mus, Ischias und andere Neuralgien, Typhus abdominal., exsudative Pleuritis, croupöse Pneumo- 
nie, Lungentuberkulose) erprobt wurde. Eine günstige Wirkung auf die im Verlaufe des akuten 
Gelenkrheumatismus auftretenden Herzveränderungen wurde nicht beobachtet. Die antipyre- 
tische Wirkung des Elbon (Ciba), welches bei Lungentuberkulösen (in I. und III. Stadium) 
angewandt wurde, ist gering. Tomaszewski (Lemberg). 

Yagi, Seiichi: Physiologische Wertbestimmung von Filixsubstanzen und Filix- 
extrakten. (Pharmakol, Inst., Univ. Freiburg i. Br.) Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 
Bd. 3, H. 1, 5. 64—70. 1914. 


Verf. versuchte zunächst durch Injektion der wirksamen Filixsubstanzen bei großen Regen- 
würmern eine Vergiftung zu erzeugen, die so definiert werden sollte, daß sie sich für eine exakte 
Wertbestimmung eignet. Dies war jedoch wegen der Unmöglichkeit, die Giftwirkung zu loka- 
lisieren oder eine gleichmäßige Intoxikation des ganzen Tieres hervorzurufen, nicht zu erreichen. 
Dagegen gelang es durch Eintauchen der Tiere in die Giftlösungen scharfe Grenzwerte zu erhalten, 
und zwar ergab sich für Filixsäure 0,0009°,, für Albaspidin 0,0005 und für Filmaron 0,0003 ,. 
Die Werte wichen für im Juli gefangene Tiere kaum ab von denen, die im November gefunden 
wurden. An der Hand dieser Werte wird ein Filixextrakt an Regenwürmern geprüft und seine 
Wirksamkeit gleich halb so groß gefunden, wie die der reinen Filixsäure. Methode; Das 
Extrakt im Exsiccator getrocknet, in 25 ccm Äther gelöst, 1 ccm der ätherischen Lösung in 
50 cem Magnesiumlösung eingetragen und von dieser Stammlösung vier verschiedene Verdün- 
nungen hergestellt, die an Regenwürmern geprüft werden. Kochmann (Greifswald). 


Bonsmann, M. R.: Beitrag zur Wirkung des Cymarins. (Akad. f. prakt. Med., 
Cöln.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 1, S. 18—20. 1914. 

Cymarin, das Glykosid aus Apocynum canabinum (kanadische Hanfwurzel), 
dessen Pharmakody namik auf Herz und Nieren am Tier untersucht ist, kann als 
recht brauchbare Unterstützung der verschiedenen Cardiaca und Diuretica gelten. 
ohne die Digitaliskörper zu ersetzen. Mehrtägige intravenöse Zufuhr von 0,001 kann 
manchmal noch wirken, wenn andere Mittel versagen. Keine Kumulation, geringe 


Nebenerscheinungen. von den Velden (Düsseldorf). 


von Oy: Erfahrungen mit dem kolloidalen Tricaleiumphosphateiweiß ‚„Tricalcol“. 
(Städt. Krankenanst., Elberfeld.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 5l, Nr. 1, 8. 22—23. 1914. 

Dieses Präparat, von Zuckmayer dargestellt und genau auf seine Resorption, 
Ausscheidung usw. untersucht, wird gut vom Darm aufgenommen, bietet einen hohen 
Gehalt von Phosphorsäure, was die anderen Kalksalze, die sogar Phosphorsäure ent- 
ziehen, nicht haben, und soll dort, wo Kalk indiziert ist sehr gute Effekte ausüben. 

von den Velden (Düsseldorf). 

Stroomann, G.: Studien über die Gefäßwirkung der Digitaliskörper. (Pharmakol. 
Inst., Univ. Freiburg i. Br.) Zeitschr. f.d. ges. exp. Med. Bd.2, H.4/6, S.278—296. 1914. 

Gegenstand der vorliegenden Untersuchungen bildet die Wirkung der Digitalis- 
körper auf die Gefäße, durchgeführt an dem Trendelenburgschen Froschpräparat, 
das mit einer mit Natriumsulfit (1 : 10 000) versetzten Ringerlösung durchspült 
wurde. Die Fragestellung war folgende: 1. Abhängigkeit der constrictorischen Effekte 
von der Giftkonzentration oder der absoluten Menge. 2. Gibt es eine tödliche Vergıf- 
tung der Gefäße durch Digitaliskörper? Untersucht wurden von Digitaliskörpern: 
Strophantın, Digitalın, Digitoxin; weiter zum Vergleich Chorbarıum und Methylviolett. 
Daß die Wirkung der Digitaliskörper auf die Gefäße des Präparates von der Konzen- 


— 585 — 


tration der Giftlösung abhängig ist konnte dadurch gezeigt werden, daß trotz der stärk- 
sten angewandten Konzentrationen der constrictorische Effekt von Adrenalin noch 
nachweisbar war. Die zu verlangende Proportionalität zwischen Konzentrationsgrad 
und Wirkungsintensität war wegen der Nachwirkung des Strophantins (Hysterese) 
rechnerisch nicht nachweisbar. In einem Versuche mit unterschwelliger Dose von 
Digitalin (1 : 1000 000) konnte eine Speicherung des Giftes nachgewiesen werden, 
wie dies Grünwald für das Herz gezeigt hat. Strophantin wirkt im Gegensatz zu 
seiner Herzwirkung am wenigsten auf die Gefäße unter den untersuchten Digitalıs- 
körpern. Mit keiner der untersuchten Digitaliskörperkonzentration läßt sicht eine 
tödliche Vergiftung des Gefäßsystems, analog dem systolischem Stillstand des Herzens 
erzielen, wohl gelingt dies durch Methylviolett, bei dem sich auch die Unabhängigkeit 
von der Giftkonzentration zeigen läßt. Am Froschpräparat ließ sich gleichfalls die an- 
tagonistische Wirkung der Digitaliskörper und des Coffeins mit aller Deutlichkeit 
nachweisen. Chiari (Wien). 

Fischer, Johannes, und Heinrich Fischer: Tierexperimentelle Studien über 
Amylnitrit-Krämpfe unter besonderer Berücksichtigung der Frage nach ihrer Lo- 
kalisation und ihrer Beziehung zur inneren Sekretion. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. 
u. Psychiatr., Orig. Bd. 22, H. 3, S. 241—265. 1914. 

Beim Kaninchen lassen sich durch Einatmung von Amylnitrit Krämpfe erzeugen. 
Beim Hunde treten diese Krämpfe erst nach längerer Einatmung auf. Weder die Tre- 
panation noch der Balkenstich vermögen als druckentlastende Operation den Eintritt 
der Krämpfe zu verhindern. Da die Abtragung der motorischen Rindenregion die 
Krämpfe nicht verhindert, bei Rückenmarksdurchschneidung jedoch krampfhafte Kon- 
traktionen unterhalb der Durchschneidungsstelle nicht vorhanden sind, so können die 
Krämpfe beim Kaninchen weder in der motorischen Rindenregion noch im Rücken- 
mark lokalisiert sein. Bei Störungen der inneren Sekretion werden die Krämpfe erheb- 
lich modifiziert. So treten bei thyreoidektomierten Tieren die großen Krämpfe früher 
ein. Längere Zeit sind Zuckungen am ganzen Körper zu beobachten, und die Zufuhr 
von frischer Luft löst noch einmal Krampfanfälle aus. Wurde außerdem noch ein 
Epithelkörperchen entfernt, so trat der Krampfanfall früher auf als sonst, dauerte 
kurze Zeit und hatte Ähnlichkeit mit einem epileptischen Anfall, dem Benommenheit 
und Schlaf folgten. Mikroskopisch findet sich eine Hyperämie des Plexus chorioideus, 
der Hypophyse, des Thymus und Schilddrüse, sowie eine geringe Chromierbarkeit der 
Nebennieren. Die Verfasser vermuten, daß der Angriffspunkt des Amylnitrits in einem 
Krampfzentrum, das an der Hirnbasis liegt, wahrscheinlich Hypothalanıus, zu suchen 
ist. Dadurch würden sich alle wesentlichen Wirkungen (Gefäßwirkung, Temperatur- 
steigerung, Erektionen, Glykosurie und Krämpfe) einheitlich erklären lassen. Beson- 
derer Wert wird auch auf die Modifikation der Wirkung bei Störungen der Drüsen 
mit innerer Sekretion gelegt. Kochmann (Greifswald). 

Gürber, A., und E. Frey: Die Wirkung von Uzara auf den Blutdruck. (Phar- 
makol. Inst., Univ. Marburg.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 75, H. 2, 
S. 75—98. 1914. 

Uzaron ist das gereinigte Extrakt der Uzarawurzel. Es bedingt beim Kaninchen 
starke Blutdrucksteigerung, die auch nach Rückenmarksdurchschneidung vorhanden 
und infolgedessen peripherer Natur ist. Die Pulse sind während der Blutdrucksteige- 
rung groß und langsam. Es handelt sich um Vaguspulse, die reflektorisch durch die 
Blutdrucksteigerung hervorgerufen sind und durch Vagotomie beseitigt werden. In 
manchen Fällen kommt es aber auch trotz Vagotomie zu Vaguspulsen, die alsdann 
durch Wirkung des Uzarons auf die peripheren Vagusendigungen zurückzuführen 
sind. Gelegentlich kommt es auch zum Aussetzen eines Herzschlages, was vielleicht 
durch Störungen der Reizleitung hervorgerufen ist. Am atropinisierten Tiere wird 
nach Uzaroninjektionen die Vagusreizung wieder wirksam. Außerdem vermag es 
auch die Curarewirkung aufzuheben. Kochmann (Greifswald). 


— 586 — 


Brandtner, P.: Zwei Fälle von Jododerma bullosum (Jodpemphigus) nach 
innerlichem Gebrauch von Kalium jodatum. (Allg. Krankenh., Eppendorf.) Mitt. 
a. d. Hamburg. Staatskrankenanst. Bd. 14, H. 12, S. 175—191. 1913. 

Eingehender Bericht über zwei einschlägige Fälle, in denen obige Veränderungen 
nach einer Zufuhr von insgesamt 16, resp. 2 g Jodkali auftraten. — Literatur. 

Alfred Lindemann (Berlin). 

Kolle, W., O. Hartoch und W. Schürmann: Weitere Mitteilungen über chemo- 
therapeutische Experimentalstudien bei Trypanosomeninfektionen. (Univ.-Inst. : 
Erforsch. d. Infektionskrankh., Bern.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 5, S. 212 
bis 214. 1914. 

Das Antimontrioxyd (,Trixidin‘), das sich nach früheren Untersuchungen der 
Verff. für die Dauersterilisierung mit Dourine und Schlafkrankheit infizierter Mäuse 
und Meerschweinchen sehr gut eignete, war auch bei der Trypanosomiasis größerer 
Tiere sehr wirksam. Da das Trixidin nach intramuskulärer Injektion häufiger Abscesse 
verursacht, kann es auch in kolloidähnlicher Form intravenös angewandt werden. 
Durch Inunktion mit Antimonverbindungen, vor allem mit der Dimethylphenv]- 
pyrazolonantimontrichloridsalbe kann eine Dauersterilisierung chronisch dourine- 
kranker Hunde erzielt werden. Weitere Versuche müssen zeigen, ob die intravenüse 
Anwendung des kolloidähnlichen Antimontrioxyds auch beim schlafkranken Menschen 
möglich ist. Isaac (Frankfurt). 


Horoschko, W.: Über Massenvergiftung des Nervensystems dureh Sehwefel- 
kohlenstoff (CS,). (Zur Frage der professionellen Erkrankungen.) Med. Rev. Bd. 79, 
Nr. 10, S. 848—859. 1913. (Russisch.) 

Vier Fälle von CS,-Vergiftung bei der Fabrikation künstlicher Seide. Die Arbeiter 
erkrankten 18, resp. 8, 7 und 3 Monate nach Beginn der Arbeit und waren schon während 
18 resp. 4, 7 und 9 Monaten krank. Die Krankheit äußerte sich in multipler Neunitis. 
Es handelte sich nicht um typische Polyneuritis, sondern um elektive Erkrankung der 
peripheren Nerven und allgemeine Intoxikation des Nervensystems mit Mitleiden- 
schaft des Opticus. Die Nervenstämme waren nicht besonders schmerzhaft, trotzdem 
bestanden bedeutende Atrophien, erhaltene und sogar erhöhte Reflexe, fasciculäre und 
fibrilläre Zuckungen. Allgemeine Abmagerung glaubt Verf. der fettlösenden Eigen- 
schaft des CS, zuschreiben zu dürfen. Psyche war in allen Fällen normal. Kroll. 


Piccinini, Guido M.: Effetti farmacologici dell’ acetato di tetramercurio-acetanilide 
colloidale. 1.nota. (Pharmakologische Wirkung des kolloidalen essigsauren 
Tetramercuracetanilids.) (/sti. di farmacol., univ., Bologna.) Arch. internat. 
de pharmacodyn. et de therap. Bd. 23, Nr. 5/6, S. 417—452. 1913. 


Die letalen Dosen des kolloidalen essigsauren Tetramercuracetanilids bestimmt Verf. 
mit 15,2 mg für den erwachsenen Hund, mit 20,4 mg für junge Hunde, mit 16,9 mg für weiße 
Ratten. mit 23,1 mg für Kaninchen und mit 48,6 mg für die Meerschweinchen. Die akute 
Vergiftung beim Hunde verläuft nach intravenöser Injektion unter anfänglichen Aufregungs- 
erscheinungen, Respirationsbeschleunigung und Pulsverlangsamung. Hierauf folgt ein Stadium 
der Herabsetzung der Atmungsfrequenz und der Reflexe, bis schließlich unter sehr stark ver- 
langsamter und unregelmäßiger Herztätigkeit der Tod nach 3—5 Minuten erfolgt. Salivation 
und Erbrechen wurden niemals beobachtet. Die Blutdrucksenkung ist anfänglich eine geringer 
als im Endstadium. Bei subakuter Vergiftung zeigt der Hund blutige diarrhoische Stühle. 
Hinfälligkeit, verlangsamte Atmung, herabgesetzte Reflexe, Oligurie bis Anurie und stirbt 
schließlich soporös. 10 mg pro Kilo Hund zweimal im Intervall von 24 Stunden gegeben, tötet 
den Hund in 14 Tagen. Pathologisch-anatomisch finden sich namentlich im Darm die Ver- 
änderungen entsprechend einer subakuten Quecksilbervergiftung. Quecksilber läßt sich auch 
in Harn, Mageninhalt, Magen- und Diekdarmschleimhaut nachweisen. Während der subakuten 
Vergiftung steigt die Viscosität des Blutes oft um das Doppelte ihres normalen Wertes an, um 
kurz vor dem Tode des Tieres lanesam bis zur Norm abzufallen. Parallel mit diesem Abfall 
der Viscosität des Blutes, welche auch mit dem Eintreten kompletter Anurie zusammengeht. 
steigt auch vor dem Tode die molekulare Konzentration des Blutes an (4 = 0,75” gegen 0,60° 
normal). Das gleiche gilt von der Galle, deren .I = 0,77—0,85° beträgt. Während die erhöhte 
Viscosität des Blutes auf Läsionen des Darmtraktes zurückzuführen ist, scheint der Anstier 
der molekularen Konzentration der Galle auf eine Funktionsstörung der Leber durch das 


— 587 — 


Präparat zu beziehen zu sein. Jedenfalls besitzt das essigsaure Tetramercuracetanilid eine 
beträchtliche Giftigkeit und wirkt als Kolloid nicht lokal reizend, tritt dafür aber rascher in 
die Gewebe ein. Indem ferner eine Hg-Valenz an das Essigsäureradikal gebunden ist, ent- 
spricht eseiner Quecksilberverbindung mit einem leicht abspaltbaren Hg-Molekül. Dabei ist 
der Quecksilbergehalt des Tetrapräparates ein sehr hoher und beträgt 67,42%. Joannovics. 

Huss, Harald: Zur Kenntnis der biologischen Zersetzung von Arsenverbin- 
dungen. (Pharmazeut. Inst., Stockholm.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. Bd. 76, 
H. 3, S. 361—406. 1914. 

Verf. hat eine Reihe von Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen auf ihre zersetzende 
Wirkung auf Arsenverbindungen (hauptsächlich arsenige Säure) untersucht. Nur 
einigen wenigen Pilzen kommt die Fähigkeit zu, das Arsen aus seinen Verbindungen 
freizumachen und zu verflüchtigen. Von diesen sogenannten Arsenpilzen sind Penicillium 
brevicaule und Actinomyces sp. die aktivsten. Alle Arsenverbindungen werden von 
diesen Pilzen zersetzt, sofern die äußeren Bedingungen (sauerstoffhaltige Luft, Feuch- 
tigkeit, geeignetes Substrat) vorhanden sind. Die wasserunlöslichen bzw. schwerlös- 
lichen Verbindungen werden durch die Pilze langsamer zersetzt als die wasserlöslichen. 
Die von den Pilzen erzeugten, arsenhaltigen Gase scheinen eine verhältnismäßig geringe 
Giftigkeit zu besitzen. Isaac (Frankfurt). 


Delle Chiaie, S.: Amylogenèse hépatique, albuminurie et urobilinurie chez les 
rachistovainisées par la méthode Jonnesco. (Glykogenbildung in der Leber, 
Albuminurie und Urobilinurie bei Rachistovainisierten [Methode Jon- 
nesco].) (Clin. med. du prof. E. de Renzi.) Ann. de gynecol. et d’obstetr. Jg. 40, 
Nr. 12, S. 719—732. 1913. 

Untersuchungen an 13 unter Rachistovainanästhesie operierten gynäkologischen 
Fällen. Durch diese Art der Anästhesierung wurde die Glykogenfixierung in der Leber 
nicht gestört, (geprüft durch Untersuchung auf alimentäre Lävulosurie nach Zufuhr 
von je 100 g Lävulose 48 Stunden vor und 2—4 Stunden nach der Operation). Albu- 
minurie und Cylindrurie trat nach der Rachistovainisation stets ein, war aber nur von 
kurzer Dauer (2—5 Tage), wenn der Harn vorher eiweißfrei war; waren schon vorher 
Spuren von Eiweiß im Harn, so schien die Nierenstörung eine viel stärkere, meist länger 
dauernde zu sein. Urobilin wurde in einigen Fällen in geringen Mengen im Harn nach der 
Operation gefunden. E. Neubauer (Wien). 

Fränkel, Ernst, und Friedrich Gumpertz: Über die Einwirkung von Thorium- 
X-Imjektionen auf die Agglutinine. (Znst. f. Krebsforsch., Heidelberg.) Berl. klin. 
Wochenschr. Jg. 51, Nr. 5, S. 209—210. 1914. 

Vorhergehende Thorium-X-Injektion hatte auf die Agglutininbildung gegenüber 
Typhusbacillen keinen deutlichen Einfluß. Kaninchen, die erst nach der letzten Typhus- 
impfung mit Thorium-X behandelt wurden, zeigten auffallend niedrige Agglutinin- 
bildung, den Leukocytenwerten etwa parallel gehend. Fleischmann (Berlin). 


Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 
Allgemeine klinische Bakterlologie, Protozoologie und Parasitologie: 


Proescher, F.: Azurophile micro-organisms. Etiological studies on rabies, 
poliomyelitis and variola. (Azurophile Mikroorganismen. Ätiologische 
Untersuchungen über Tollwut, Poliomyelitis und Variola.) Internat. clinics 
Ser. 23, Bd. 4, S. 58—85. 1913. 

Proescher legte sich die Frage vor, wieweit die Filtrierbarkeit eines Virus identisch 
ist mit der mikroskopischen Unsichtbarkeit. Eine eingehende Erörterung der optischen 
Bedingungen für die Grenze der Sichtbarkeit und der bei der Filtration gültigen Re- 
geln unter besonderer Berücksichtigung der Arbeiten von v. Esmarch und Rosenthal 
führte zu der Anschauung, daß filtrables Virus nicht mikroskopisch unsichtbar zu sein 
braucht und daß die scheinbare Unsichtbarkeit tatsächlich darauf beruht, daß die in 
Betracht kommenden Virusarten die üblichen Farbstoffe nicht annehmen. Es zeigte sich 
nun, daß bestimmte Anilinfarben aus der Gruppe der Thiazine — Methylenazur, 


— 588 — 


Methylenviolett, Dimethylthionin und Toluidinazur — als freie Basen imstande sind, 
das Virus der Tollwut, der Poliomyelitis und der Pocken zu färben, während dies mit 
den gebräuchlichen sauren und basischen Anilinfarben nicht gelingt. Verwendet wurde 
eine lproz. Lösung von Methylenazur-Carbonat unter Zusatz von 1%, Phenol. Mit 
dieser Färbung fanden sich in Ausstrichen von Virus fixe und Straßenvirus sehr zahl- 
reiche Mikroorganismen von mannigfaltiger Form: zu zweit oder in Gruppen gelagerte 
Kokken von 0,2—0,5 u Durchmesser, Stäbchen von entsprechender Größe und einzelne 
längere spirochätenartige Gebilde. Ähnliche, aber kleinere, teils als Ketten gelagerte 
Mikroorganismen fanden sich intra-und extracellulär bei Poliomyelitis. Bei Variola 
konnten in dem kulturell sterilen Pustelinhalt 0,2—1 u lange Diplobacillen gefärbt 
werden, die in ihrer Form an Pneumokokken erinnerten und meist intracellulär gelagert 
waren. Die gleichen Gebilde waren auch in Glycerinlymphe enthalten. Nach diesen 
Untersuchungen P.s ist es unberechtigt, bei den erwähnten Krankheiten von einem 
ultramikroskopischen oder invisiblen Virus zu sprechen. Es wird vorgeschlagen, die 
ganze Gruppe wegen der besonderen färberischen Eigenschaften als azurophile oder 
thiazineophile Mikroorganismen zu bezeichnen. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Hadley, Philip B., Ruth Bryant and Marguerite Elkins: Capsule-formation 
by the bacteria of haemorrhagic. (Kapselbildung bei den Bakterien der 
Septicaemia haemorrhagica.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektions- 
krankh., Orig. Bd. 72, H. 6/7, S. 478—480. 1914. 

Im allgemeinen geht das schleimige Wachstum von Bakterien in Kulturen mit dem 
Besitz von Bakterienkapseln Hand in Hand. Eine Ausnahme hiervon machen die zur 
Gruppe der Septicaemia haemorrhagica gehörigen Stämme (Bact. arisepticus, suisep- 
ticus, canisepticus, cuniculicida, mustelae septicus u. a.). In neuester Zeit glaubte 
Gozony (vgl. dieses Zentralbl. Bd. 6, S. 332) zeigen zu können, daß auch diese Bak- 
terien Kapseln haben, welche sich durch Vermischen eines Tropfens der Bakterienkultur 
mit einem Tropfen Indiafarbstoff darstellen lassen. Der Verf. bezweifelt auf Grund 
seiner Nachuntersuchung die Berechtigung dieser Angaben. Er fand die Mehrzahl 
der von ihm benutzten Flaschen Indiafarbstoff durch kapseltragende Bakterien verun- 
reinigt, welche nach ihrem Aussehen den von Gozony dargestellten Bakterien der Sep- 
ticaemia haemorrhagica glichen. Die aus Agarkulturen dargestellten Bakterien der 
Septicämie sind wesentlich kleiner als die von Gozony beschriebenen und abgebildeten. 

Pringsheim (Breslau). 

Arnheim, G.: Spirochätenuntersuchungen. (Kgl. Inst. f. Infektionskrankh. „Robert 
Kach“, Berlin.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. Bd. 76, H.3, S. 407—442. 1914. 

Verf. spricht ausführlich über die Kultivierung von Spirochaeta pallida und re- 
fringens im Anschluß an seine früheren Kultivierungsversuche und teilt im Original 
nachzulesende technische Änderungen mit. Die aus syphilitischen Erkrankungs- 
herden gezüchteten Spirochäten entsprechen der Spirochaeta pallida, wenn auch die 
Kulturspirochäten morphologisch nicht sicher mit der Pallida indentifiziert werden 
können. Alle diese Lebewesen zeigen in der Kultur bald nach der Übertragung In- 
volutions- und Degenerationsformen. Sie verlieren rasch ihre pathogenen Eigenschaften. 
Die genauere Prüfung von biologischen Reaktionen der Spirochäten ergibt das Fehlen 
der Agglutination und Präcipitation, während die Komplementbindung bei den Kultur- 
spirochäten häufig beobachtet wird. aber lange nicht so regelmäßig, wie es nach der 
Analogie der Wassermannschen Reaktion zu erwarten wäre. Eine Gewöhnung der 
Spirochäten an Gifte konnte nicht festgestellt werden, während häufiger beobachtet 
wurde, daß einzelne Individuen sich der Giftwirkung entzogen und nachher sich wieder 
vermehren konnten. Die bei der Schweinepest gefundenen Spirochäten sind nicht 
deren Erreger, sondern Saprophyten. Sick (Stuttgart). 

Kligler, I. J.: A comparative study of the Ehrlich and Salkowski tests for 
indol production by bacteria. (Vergleichende Untersuchungen über den Indol- 
nachweis in Bakterienkulturen nach Ehrlich und Salkowski.) (Dep. of publ. 





— 589 — 


health, Americ. museum of nat. hist.) Proceed. of the soc. f. exp. biol. a. med. Bd. 11, 
Nr. 1, S. 12—14. 1913. 

Die Ehrlichsche Probe ist sicherer, da die Salkowskische Reaktion auch bei Ab- 
wesenheit von Indol zufällig positiv werden kann. Die Versuche wurden an 75 Stämmen 
der Typhus-Coligruppe ausgeführt. — Eine bei der Ehrlich probe manchmal auftretende 
Blau- oder Purpurfärbung hängt nicht mit dem Indol, sondern wahrscheinlich mit dem 
Pepton oder anderen Bestandteilen der Peptonmischung zusammen. Beuttenmüller. 

Kasahara, Michio: Über eine neue Methode zur Virulenzprüfung der Eiter- 
erreger mittels intracutaner Impfung. (Univ.- Kinderklin., Kyoto.) Zentralbl. f. 
Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 6/7, S. 540—543. 1914. 

Zur Prüfung der Virulenz von Eitererregern wird die cutane Impfung von 0,05 
bis 1,0ccm einer 24stündigen Bouillonkultur des betreffenden Bakterium vorgeschla- 
gen. Es bildet sich innerhalb 24 Stunden eine langsam wieder abheilende Pustel mit 
rotem Hof. Angaben, inwieweit diese Reaktion nach dem Grade der Virulenz der be- 
treffenden Bakterien verschieden ausfällt, werden nicht gemacht. Sick (Stuttgart). 

Kritschewsky, J. L.: Apparate vom Typus ‚„Thermos“ als Thermostate. (Bak- 
teriol. Inst. @. N. Gabritschewsky, Univ. Moskau.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. 
u. Infektionskrankh. Orig. Bd. 73, H. 1, S. 77—80. 1914. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Bakterielle und Protozoenerkrankungen exkl. Tuberkulose und Syphilis: 


Gewin, J.: Masern bei Säuglingen. Nederl. Maandschr. v.Verlosk. en Vrouwenz. 
en v. Kindergeneesk. Jg. 3, H. 1, S. 58—60. 1914. (Holländisch.) 

In ein Zimmer mit 11 Säuglingen wurde ein Kind mit Pneumonie hereingebracht, das am 
folgenden Tag ein Masernexanthem zeigte. Obwohl das Kind sofort entfernt wurde, wurden 
9 der Säuglinge infiziert. Der erste Fall endete tödlich, die anderen genasen. Das jüngste Kind 
war 2!/,, das älteste 11 Monate alt. Bei den jüngeren Kindern war der Verlauf sehr gutartig, 
das Fieber niedrig, Komplikationen fehlten. Bei dem ältesten Kind trat eine Pneumonie auf, 
bei zwei älteren Kindern eine Bronchitis. de Jager (Leeuwarden). 

Cederberg, Armas: Zur Theorie des Scharlachs. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, 
Nr. 2, 8.64—66. 1914. 

Während Varicellen-, Variola-, Rubeola- und Morbillen-Exantheme mit größter 
Wahrscheinlichkeit als allergische Eruptionen aufgefaßt werden, wird diese Anschau- 
ung für das Scharlachexanthem hauptsächlich wegen der großen Variabilität der 
Inkubationszeit abgelehnt. Dagegen wird das sog. zweite Kranksein beim Scharlach 
mit einem plötzlichem Auftreten von Antikörpern in der Blutbahn in Zusammenhang 
gebracht. Ebenso wird die Scharlachnephritis dadurch zu erklären versucht, daß die 
kritisch entstehenden Antikörper in der Niere aus dem dort angehäuften Scharlach- 
virus im Sinne einer allergischen Reaktion Gift bilden. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Jakobovies, Böla: Der Einfluß des Scharlachs auf die Wassermannsche Re- 
aktion. (Univ.-Kinderklin., Budapest.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 79, H. 2, S. 215 
bis 227. 1914. 

Verf. untersuchte das Serum von 55 Scharlachkranken auf Wassermannsche 
Reaktion, die meisten Sera mehrfach, in verschiedenen Stadien der Erkrankung. Bei 
18 Patienten war die Reaktion positiv. Bei 16 von ihnen trat die Reaktion erst nach 
Abklingen der akuten Symptome — ungefähr am 20.—23. Tage der Erkrankung — 
auf. Bei 16 Fällen kam die positive Reaktion innerhalb der Beobachtungszeit zum 
Verschwinden, und zwar frühestens am 35., spätestens am 48. Tage. Bei 13 Fällen 
verschwand sie noch vor Beendigung der Desquamationsperiode. Von den 18 positiv 
reagierenden Fällen waren alle bis auf 3schwere Erkrankungen. 3 Fälle mit postscarla- 
tinöser Nephritis reagierten negativ. Kurt Meyer (Stettin). 

Bose, F. J.: Le protozoaire de la Clavel6e. (Protozoon derSchafpocken.) Zen- 
tralbl. f. Bakteriol., Parasitenk.u. Infektionskrankh.,Orig. Bd.72,H.6/7,S.516—526. 1914. 

Untersuchungen über Struktur, Entwicklungszyklus und Sporenbildung der 





— 590 — 


Protozoen der Schafpocken in den Geweben und im Blute. An der Hand von 41 far- 
bigen und 33 schwarzen Abbildungen werden die verschiedenen Formen des Virus, 
dessen geschlechtliche und ungeschlechtliche Zwei- und Mehrteilung, Kopulations- 
vorgänge und nachfolgende Bildung von Sporen am Pustelmateriale beschrieben. 
Im Blute waren die Parasiten nur selten anzutreffen, und zwar teils frei, teils inner- 
halb von Leukocyten. Welz (Breslau). 

Marie, A.: Activation de la toxine tetanique. (Aktivierung des Tetanus- 
giftes.) Ann. de linst. Pasteur Bd. 28, Nr. 1, S. 1—5. 1914. 

Adrenalin hemmt die Tetanustoxinwirkung. Nimmt man gepulverte Neben- 
nierensubstanz, so bleibt die Hemmung aus; die antitetanische Adrenalinwirkung eines 
Tetanustoxin Adrenalin-Gemisches wird durch Nebennierensubstanz sogar aufgehoben. 
Dieselbe Wirkung haben auch Leberextrakte, Nervengewebe, Lecithin. Es ist möglich, 
daß die Hemmung des antitetanischen Adrenalinwirkung an einen lecithinähnlichen 
Stoff gebunden ist. Verf. hat darüber Versuche angestellt und gefunden, daß Neben- 
nierenpräparate und Lecithin die Wirkung des Tetanusgiftes deutlich verstärken. Un- 
wirksame Dosen werden durch diese Stoffe deutlich wirksam gemacht. (Versuche an 
Mäusen.) Ebenso verstärkt Hühnereigelb sehr deutlich die Tetanusgiftwirkung. Hüh- 
nereiweiß hatte keine Wirkung. Verf. schreibt dem Lecithin oder einer Lecithinverbin- 
dung diese Fähigkeit zu. Eisner (Berlin). 

Stadler, Hermann, und Walter Lehmann: Die Magnesiumsulfatbehandlung 
des Tetanus im Tierexperiment. (Städt. Krankenh., Wiesbaden.) Berl. klin. Wochen- 
schr. Jg. 51, Nr. 4, S. 148—150. 1914. 

Die beim Menschen mit Erfolg durchgeführte Tetanusbehandlung mit Magnesium- 
sulfat nach Meltzer zeigte beim künstlich infizierten Tier keinen günstigen Einfluß. 
Dies geht aus den Versuchen von Ca m us an Hunden hervor, sowie aus den Untersuchun- 
gen der Verff. am Meerschweinchen. Chiari (Wien). 

Ritter, Julius: Das Problem des Wesens und der Behandlung des Keuch- 
hustens. (Gemeinde-Säuglingskrankenh., Berlin- Weißensee.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 40, Nr. 6, S. 280—282. 1914. 

In den dem „Problem des Wesens‘ des Keuchhustens gewidmeten Ausführungen 
betont Verf. nochmals, daß die von ihm vor 20 Jahren beschriebenen Keime — für 
deren ätiologische Dignität der letzte Beweis aber noch nicht erbracht ist — in jedem 
Pertussissputum nachzuweisen sind. Gleichzeitig wird die morphologische Ähnlich- 
keit der von den verschiedenen Autoren gefundenen „Erreger“ mit den Diplokokken 
des Verf. hervorgehoben und ihr differierendes biologisches Verhalten besprochen. 
Therapeutisch werden Narkotica, zweckmäßige Ernährung, richtiges Milieu, 
Freiluftbehandlung empfohlen. Salle (Berlin). 

Aumann: Welche Bedeutung kommt dem Kontakt bei der Verbreitung der 
Cholera in Serbien 1913 zu? Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 2, S. 62—64. 1914. 

Bei einer Massenausstreuung von Choleraerregern, z. B. bei einer Trinkwasser- 
verseuchung, beträgt die durchschnittliche Zahl der Erkrankten nicht mehr als etwa 
1— 2%, der Bevölkerung, während dieser Prozentsatz bei Typhus-Wasserepidenuen 
auf 190—1296 steigen kann. Man kann daraus schließen, daß die Disposition zur Er- 
krankung an Cholera nur bei einem Bruchteil der Infizierten vorhanden ist. Hieraus 
und nicht aus der geringeren Bedeutung der Kontaktinfektion erklärt sich die Beobach- 
tung, daß in Spitälern verhältnismäßig wenig Cholera-Infektionen vorkommen. Das 
Studium der Cholera in Serbien hat gezeigt, daß auch allein auf dem Wege des direkten 
Kontaktes geographisch und numerisch sehr ausgedehnte Choleraepidemien entstehen 
können. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Stamm, Johannes: Zur Frage der Veränderlichkeit der Choleravibrionen in 
Wasser (Hyg. Inst., Univ. Jurjew-Dorpat.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. 
Bd. 76, .H. 3, S. 469—542. 1914. 


Längerer Aufenthalt der Choleravibrionen in Wasser bewirkt morphologische und 


— 59 — 


physiologische Veränderungen, die in das Gebiet der Mutationen gehören. Diese Mu- 
tatıonen werden durch zahlreiche Passagen im Quellwasser herbeigeführt und treten 
nach längerer Zeit ziemlich plötzlich auf. Die Abweichungen vom Typus in der Form 
und ım biologischen Verhalten (Farbstoffbildung, Fehlen der Indolreaktion, Fehlen 
der Agglutination, Änderung der Wachstumstemperatur) blieben unbestimmt lange 
Zeit nach Ausschaltung der Ursache konstant. Unerläßlich ist eine lang andauernde 
Einwirkung des Wassers, bis die Variation zustande kommen kann. Sie entbehren 
einer bestimmten gleichartigen Richtung. Solche abgeänderte Vibrionen behalten ihre 
Fähigkeit, Agglutinine zu bilden, sehr zähe bei, während ihre Agglutinierbarkeit stark 
abgeschwächt ist. Sick (Stuttgart). 


Piotrowski: Letaler Ausgang infolge des anaphylaktischen Shocks. Medycyna 


i kronika lek. Jg. 49, S. 12—15. 1914. (Polnisch.) 

Beschreibung eines klinischen Falles: Ein 8jähriges, an Rachendiphtherie erkranktes 
Kind, bekommt drei „Flakons“ Serum eingespritzt; eine Woche darauf postdiphtherische Läh- 
mung des weichen Gaumens und leichte Paraparese der unteren Extremitäten, welche ca. 5 Wochen 

nach dem Anfange der Erkrankung, mit Reinjektion des Serums (wahrscheinlich der gleichen 
Tiergattung) vorsichtig behandelt werden. Es wurden zuerst ein, und, da keine Reaktion auftrat 
am 3. Tage zwei und am 5. Tage drei „Flakons“ injiziert. Am 6. Tage nach der ersten Re- 
injektion treten bedrohliche, innerhalb 1!/, Stunden zum Tode führende Erscheinungen auf. Am 
auffallendsten waren subnormale Temperatur, Störungen der Atmung (oberflächlich, kurzes 
Exspirium, ausgiebige Arbeit des Zwerchfells), und große Unruhe des Kindes (fortwährende 
Bewegungen mit den Armen und Beinen). Die anfangs gute Herzaktion (trotz der großen Blässe 
des Kindes und schweren kollaptischen Zustandes nur 120—130 gut gefüllte Schläge), ver- 
schlechtert sich erst allmählich. Nach der letzten Atmung konnten noch einige Herzschläge 
palpiert werden. Die beschriebenen Erscheinungen werden als anaphylaktischer Shock ge- 
deutet. Tomaszewski (Lemberg). 

Henningson, B.: Über Serumdosierung bei Diphtherie. Allm. Svensk. Läkartidn. 
Jg. 11, Nr. 1, S. 1—19. 1914. (Schwedisch.) 

Empfehlung großer Dosen (10—15 000 Imun. Einh.) bei schweren Fällen von 
Diphtherie, ev. Wiederholung an mehreren Tagen. Bei ganz schwerem Verlauf intra- 


venöse Therapie. H. Scholz (Königsberg). 


Meyer, F.: Der Unterleibstyphus und seine Komplikationen in der deutschen 
Armee während der Jahre 1873—1910. (Chirurg. Univ.-Klin., Straßburg i. E.) Mitt. 
a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 3, S. 359—388. 1914. 

Die Zahl der Typhuserkrankungen in der deutschen Armee sank von 1873—1910 
von 2200 auf 222 Fälle. Die größte Erkrankungsziffer wurde 1875 mit 3359, die kleinste 
1908 mit 206 Unterleibstyphen erreicht, das sind 10,3 resp. 0,38 °/,, der Kopfstärke. 
Die Mortalität schwankte in den einzelnen Jahren zwischen 5,9 und 12,0 % der Er- 
krankten. Eine allgemein zu konstatierende Tatsache ist das Überwiegen der jüngeren 
Jahrgänge in der Erkrankung an Abdominaltyphus, was sich zum Teil dadurch erklärt, 
daß die Rekruten vor der Einstellung bereits infiziert waren. Außerdem werden durch 
die militärische Erziehung und die Gewöhnung an Sauberkeit die Grundbedingungen 
für eine Infektion sicher verringert. Ein Vergleich mit anderen Armeen hinsichtlich 
der Erkrankungsziffer an Typhus, welche als Maßstab der sanitären Verhältnisse, 
unter welchen eine Armee steht, angesehen zu werden pflegt, zeigt, daß die deutsche 
Armee eine relativ günstige Stellung einnimmt. Die Größe des statistisch verarbeiteten 
Materials (47 861 Typhuserkrankungen von 1873—1910) ermöglicht wichtige Angaben 
über die Häufigkeit der Komplikationen, in 3,2% der Fälle kam es zu Darmblutungen, 
welche nach einer nur einen Teil der Erkrankungen betreffenden Zusammenstellung 
bei etwa 26% der von Darmblutung befallenen den Tod zur Folge hatte. Perforations- 
peritonitis ist 226 mal, eitrige Mittelohrentzündung 221 mal aufgeführt. 473 mal ent- 
standen Thrombosen, am häufigsten in der Vena femoralis. Unter 133 Kehlkopf- 
erkrankungen mußte bei 23 Fällen wegen des durch Perichondritis bedingten Glottis- 
ödems tracheotomiert werden. Von selteneren Komplikationen seien die metastatischen 
Eiterungen in Knochen, Milz, Leber und Gehirn erwähnt. Schürer (Frankfurt a. M.). 





Bertolini, D. Amilcare: Patogenesi e quadro clinico del tifo ambulatorio. (Patho- 
genese und klinisches Bild des Typhus ambulatorius.) (Isti. di din. med.. 
univ., Genova.) Clin. med. ital. Jg. 52, Nr. 12, S. 767—793. 1913. 

Krankengeschichte eines Falles von Typhus ambulatorius, bei welchem sich am 
15. Krankheitstage eine Perforationsperitonitis entwickelte. Exitus. Klinischer Bei- 
trag üner die Pathogenese der Krankheit. Poda (Lausanne). 

Moore, John: A case of pneumo-typhoid fever. (Ein Fall von Pneumo- 
typhus). Dublin journal of med. science Bd. 137, Nr. 505, S. 25—30. 1914. 

Mitteilung einer Typhuserkrankung, die unter dem Bilde einer croupösen Pneu- 
monie begann und auch später keine schwereren Darmerscheinungen aufwies. Schürer. 

d’Oelsnitz: Dix cas favorables de vaccinoth6rapie antityphoidique chez 1’ enfant. 
Etude des réactions vaccinales. (10 günstig verlaufene Fälle von Vaccine- 
behandlung des Typhus beim Kind. Studie über vaccinale Reaktionen.) 
Bull. et mem. de la soc. med. des höp. de Paris Jg. 30, Nr. 1, S. 5—18. 1914. 

Zur Verwendung kam eine Vaccine von Chantemesse, die im Kubikzentimeter 
65 Millionen Bacillen enthielt. Die Kinder erhielten davon 3—5 mal meist 15 Millionen, 
einmal bis 25 Millionen injiziert. Behandelt wurden 10 Fälle von wechselnder Schwere, 
4 davon waren sehr schwere Fälle. Der Einfluß der Vaccine auf den Verlauf der Krank- 
heit war im allgemeinen günstig. Namentlich das Allgemeinbefinden besserte sıch. 
die Benommenheit nahm ab oder schwand gänzlich, der Appetit nahm zu, Meteorismus 
verlor sich, sogar die Diurese hob sich. Was die vaccinalen Reaktionen anbetrifft. 
so verursachte von 45 Injektionen keine einzige einen nennenswerten Schmerz. Beı 
einigen Kindern trat eine gewisse Pulsbeschleunigung und ein geringer Anstieg der 
Temperatur auf. Beides nahm bei den folgenden Injektionen ab. Auffallend war dir 
Reaktion von seiten des Magendarmkanals: bei obstipierten Kranken kam es vorüber- 
gehend zu Durchfällen. Im Urin trat nach jeder Vaccineinjektion ein paar Taxe hin- 
durch Eiweiß in geringer Menge auf. Auch die Milz ließ eine gewisse Reaktion, nämlich 
eine stärkere Vergrößerung in den Tagen nach der Injektion, erkennen. In 4 Fällen 
wurde die Leukocytenzahlen kontrolliert, stets trat im Anschluß an die Injektionen 
eine mehr oder minder ausgesprochene Leukocytose auf. Birk (Kiel). 

Castellani, Aldo: Note on typhoid-paratyphoid vaccination with mixed vaccines. 
(Bemerkung über die Typhus- Paratyphusvaccination mit gemischter 
Vaccine.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, 
H. 6/7, S. 536—540. 1914. 

Castellani empfiehlt eine Vaccine, welche in 1 cem 500 Millionen Typhusbacillen 
und je 250 Millionen von Bac. paratyphus A und B enthält. Die Injektion einer solchen 
Vaccine (zuerst 0,6 ccm, später 1,2 ccm) erzeugt Agglutinine gegen alle drei Stämme. 
Wie die Erfahrungen in Ceylon während der letzten 5 Jahre zeigen, gibt die Verwendung 
der gemischten Vaccine in Ländern, in denen diese drei Infektionskrankheiten endemisch 
sind, bessere Resultate als die Verwendung der einfachen Typhusvaccine. Pringsheim. 

Ouftugeaninoff: Le traitement du typhus exanthematicus par Piode. (Die Be- 
handlung des Typhus exanthematicus mit Jod.) Presse méd. Jg. 22, Nr. 8. 
S. 78—79. 1914. 

Durch Verabfolgung von Jod wird der Typhus exanthematicus sehr günstiz 
beeinflußt. Die Mortalität wird geringer, die Exantheme schwinden schneller und die 
Erscheinungen von seiten des Nervensystems sind wesentlich leichter. Isaac. 

Generopitomzewa-Tschelistschewa: Zur Serotherapie der cerebrospinalen Me- 
ningitis. Prakt. Arzt, Jg. 12, Nr. 42, S. 592—593. 1913. (Russisch.) 

In einem Falle cerebrospinaler Meningitis wurde sofort nach der Lumbalpunktion 20.0 Anti- 
meningokokkenserum mit gutem Resultat eingespritzt. Kroll (Moskau). 

Ustvedt, Yngvar, und A. Diesen: Gesunde Kokkenträger während einer Menin- 
gitisepidemie. (Laborat. d. Gesundheitskommission, Kristiania.) Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig. Bd. 72, H. 6/7, S. 481—483. 1914. 


Beschreibung einer Meningitisepidemie in Kristiania im Jahre 1912 und 1913 


— 5931 — 


vom epidemiologischen Standpunkt aus betrachtet. Bemerkungen über das kulturelle 
Verfahren (Ascitesagar). Im Anschluß an über 200 Fälle wurden fast 800 Untersuchungen 
aus der Umgebung der Erkrankten in der üblichen Weise vorgenommen, wobei nur vier 
Kokkenträger gefunden werden konnten. 80 mal waren meningokokkenähnliche Diplo- 
kokken gewachsen, die aber in den allermeisten Fällen keine Agglutinationsreaktion 
gaben, so daß die Befunde in Schlesien und im westlichen Deutschland bezüglich der 
großen Häufigkeit der Meninzokokkenträger nicht bestätigt werden konnten. Sick. 

Rockwood, Harry L.: Further observation on the complement fixation test in 
gonococcus infection. (Weitere Beobachtungen über Komplementbindung 
beiGonokokkeninfektionen.)Cleveland med.journal Bd.12, Nr.12, S.822-827. 1913. 

Bei akuter gonorrhoischer Urethritis ist die Komplementablenkung gegenüber 
Gonokokken in den ersten drei Wochen negativ, bei chronischer Urethritis in 85% der 
Fälle positiv. Ähnliche Zahlen wurden bei Prostatitis und Epidydimitis gefunden, 
bei Arthritiden war der Befund nicht eindeut'g verwertbar, weil die Patienten mit 
Vaccine behandelt worden waren. Nach früheren Untersuchungen sollen etwa 90% 
der gonorrhoischen Gelenkentzündungen Komplementbindung mit Gonokokken auf- 
weisen. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Thomas, B. A., and Robert H. Jvy.: The gonococcus complement -fixation 
test and analysis of results from its use. (Über den Wert der Gonokokken- 
Komplementfixationsreaktion.) (Philadelphia polyclin. hosp. a. William Pepper 
clin. laborat. of med., univ., Pennsylvania.) Arch. of internal med. Bd. 13, Nr.1, 
S. 143—158. 1914. 

Im Anschluß an die in frühere Zeit zurückreichenden Untersuchungen von Schwartz 
und McNeil (Am. Journ. Med. Sc. May 1911 ibid. Sept. 1912, ibid. Dec. 1912) haben 
die Autoren 204 Fälle verschiedener blennorrhoischer Komplikationen auf das Serum- 
verhalten geprüft. Das Material umfaßt nebst einer Summe klinisch geheilter Blennor- 
rhöen und Kontrollen verschiedenster Art (Typhus, Tuberkulose, Diabetes, Chorea, 
Malaria, Syphilis, Carcinom, Hemiplegie, Opticusatrophie, chronische Arthritis, Neu- 
rasthenie, Myelitis), akute und chronische Gonokokkenkatarrhe des vorderen und hin- 
teren Harnröhrenabschnittes, Epididymitiden, spezifische Arthritiden und die ver- 
schiedenen Formen der ascendierenden Blennorhöe beim Weibe. Als Antigen wurde 
24stündige monovalente unfiltrierte, trivalente filtrierte, 6wertige unfiltrierte und 
die von Parke, Davis & Comp. hergestellte Gonokokkenvaccine verwendet. Die nach 
24 Stunden auf Blutagar ausgekeimten Mikroben wurden in sterilem, destilliertem Was- 
ser gewaschen, ausgeschüttelt und bei 37° durch 24 Stunden autolysiert, dann im 
Wasserbad durch eine halbe Stunde bei 60°C. gehalten. Die Antigene wurden unter 
Zusatz von 0,85 proz. Kochsalzlösung 10fach verdünnt. Der positive Ausfall der Ab- 
lenkung spricht stets für eine Gonokokkeninfektion. Erkrankungen des Harnröhren- 
traktes gehen häufix mit negativem Phänomen einher. Bei nicht blennorrhoischen 
Affektionen gelang mit Gonokokkenvaccine niemals die Ablenkung. Das Testverfahren 
wird nach alledem für spezifisch angesprochen. Positive Reaktion fanden die Autoren 
in 21,05% klinisch geheilter Kranken. Die Fortsetzung der Behandlung wird bis zur 
negativen Reaktion empfohlen. Blenn. ant. et post gab in 9,09%, Prostatitis in 52,08%, 
chronische mit Entzündung der Vorsteherdrüse verbundene Blenn. post. in einen 
Drittel der Fälle positive Reaktion. Zwei Drittel der Strikturen, 87,5%, Epididymitis 
und 100%, Arthritis ergaben die Komplementfixation. Für die Entscheidung blen- 
norrhoischer Adnexerkrankungen ist die biologische Probe von hohem Wert. Diese ist 
negativ bei weiblicher Urethritis, Vulvovaginıtis, Bartholinitis. Bei Injektion von 
Gonokokkenvaccine, Antixonokokkenserum usw. ist temporär die Reaktion zu erhalten. 
Der Immunotherapie unterzozgene und nach dieser geheilte Blennorrhoiker geben ein 
Jahr später negative Serumproben. Der positive Ausfall der Komplementfixation 
ergibt bei chronischen Zuständen häufiger positive Resultate als der mikroskopische 
und kulturelle Gonokokkennachweis. Nobl (Wien). 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 38 


— 54 — 


Sutherland, G. A.: Case of anterior poliomyelitis paralysis of abdominal museles. 
collapse of lung. (Ein Fall von poliomyelitischer Lähmung der Bauch- 
muskeln. Lungenkolla ps.) (Sect. for the study of dis. in children, 28. XI. 1913.) 
Proceed. of the roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 2, S. 31—32. 1913. 

Ein 15 Monate altes Kind erkrankte kurz nach Eröffnung eines Rückenabscesses 
an Lobulärpneumonie unter Atemnot und Husten bei aufgetriebenem Abdomen und 
Obstipation. Nach einigen Monaten wurden die Symptome einer abgelaufenen polv- 
myelitischen Beinlähmung g gefunden, außerdem Dehnung des Abdomens mit Vorwölbunz 
desselben beim Schreien, geringe respiratorische Expansion des Thorax,woraus geschlossen 
wurde, daß es sich bei den pneumonischen Erscheinungen um einen massiven Lungen- 
kollaps infolge poliomyelitischer Bauchmuskellähmung gehandelt hatte. Neurath (Wien). 

Siemerling, E.: Meningitis nach follikulärer Angina. (Psychiatr. u. Nervenklin., 
Univ. Kiel.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 47, S. 2287—2289. 1913. 

In engem Anschluß an eine lacunäre Tonsillitis entwickelte sich bei dem 15jäh- 
rigen Patienten eine protrahiert verlaufende seröse Meningitis. Die Lumbalpunktion 
ergab im Beginn der Erkrankung gesteigerten Liquordruck, Vermehrung der polv- 
nucleären Leukocyten und der Lymphocyten. Bei einer zweiten und dritten Punktion 
ım weiteren Verlauf der Krankheit fand sich eine ausgesprochene Lymphocytose bıs 
zu 300 Zellen in 1 ccm. Der bakteriologische Befund war negativ. Der Kranke genas 
wieder vollständig. Von guter Wirkung auf die schweren klinischen Erscheinungen 
war die mehrfach wiederholte timba lpunktion und eine Inunktionskur mit Ungt. 
einer. Maase (Berlın). 

Curschmann, H.: Über intestinalen Milzbrand als Unfallfolge. (Städt. Krankenh. 
St. Rochus, Mainz.) Med. Klinik Jg. 10, Nr. 3, S. 114—115. 1914. 

Für die Gewerbehygiene beachtenswert. Die Sektion hatte ergeben, daß die Er- 
krankung durch Inhalation des Virus zustande gekommen sein mußte. Nun war aber 
der Patient in einer Dachpappenfabrik beschäftigt gewesen, die nichts mit Lumpen zu 
tun hatte, sondern nur fertig gelieferte und geteerte Pappe verarbeitete. Es muß daher 
angenommen werden, daß selbst in der geteerten Pappe sich noch Milzbrandsporen ge- 
halten haben, welche die Erkrankung hervorriefen. Thiden (Berlin). 

Wolff, Siegfried, und Walter Lehmann: Über einen durch intralumbale und 
intraventrikuläre Äthylhydrocuprein-Injektionen geheilten Fall von Pneumokokken- 
meningitis. (Städt. Krankenh., Wiesbaden.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 39, Nr. 51. 
S. 2509—2510. 1913. 

Bei einem 8 Monate alten Kinde, das im Anschluß an eine Pneumonie an Pneumo- 
kokkenmeningitis erkrankte, führten mehrere ausgiebige Lumbalpunktionen und intra- 
lumbale Injektionen von Pneumokokkenserum keine Besserung herbei. Nachdem ım 
Laufe von zwei Wochen 14 intralunıbale, intraventrikuläre und subcutane Injektionen 
von zusammen 1,25 g Äthylhydrocuprein ausgeführt worden waren, ohne daß Symptome 
einer Chininintoxikation beobachtet werden konnten, trat Heilung ein. Schürer. 

Turner, Philip, and W. M. Mollison: Case of pneumococcal infection of the 
pharynx and larynx. (Ein Fallvon Pneumokokkeninfektion des Pharynx 
und Larynx.) (Laryngol. sect., 7. XI. 1913.) Proceed. of the roy. soc. of med. 
Bd. 7, Nr. 2, S. 13—14. 1913. 

Kasuistische Mitteilung. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Langstein, Leo: Erfolgreiche Vaceinationsbehandlung eines schweren Falles 
durch Bacterium lactis aerogenes bedingter Pyelitis. (Kaiserin Auguste Viktoria- 
Haus.) Therapeut. Monatsh. Jg. 28, H. 1, S. 42—43. 1914. 

Eine durch Bact. lactis aerogenes hervorgerufene Pyelitis eines Säuglings, die jeder 
medikamentösen Therapie getrotzt hatte, wurde durch Behandlung mit Autovaccine 
prompt beeinflußt. Heilung durch 3 Injektionen von 10—40 Millionen innerhalb 
4 Wochen. Verf., der sich früher absprechend über die Vaccinetherapie geäußert hat, 
empfiehlt dieselbe für alle hartnäckigen Fälle. Scheidemandel (Nürnberg). 


— 595 ° — 


Zeiss, Heinz: Über einige bei Tierkrankheiten gefundene Erreger aus der 
Gruppe der hämorrhagischen Septicämie und der Koligruppe. (Kanarienvogel- 
seuche, tuberkuloseähnlicher Absceß beim Kaninchen, Keratitis und Conjunctivitis 
beim Meerschweinchen, Kolisepticämie bei Hühnern.) (Hyg. Inst., Univ. Gießen.) 
Arch. f. Hyg. Bd. 82, H. 1, S. 1—32. 1914. 

Verf. empfiehlt die Einteilung der Erkrankungen kleiner Laboratoriumstiere nicht 
nach den pathologisch-anatomischen Befunden, sondern nach den festgestellten Erregern, 
die sich in bestimmte Gruppen einreihen lassen. Auf Grund eigener Beobachtungen und 
der Mitteilungen der Literatur unterscheidet er bei Kanarienvogelseuchen drei Gruppen 
von Erregern, darunter die der hämorrhagischen Septicämie und die der Paratyphus- 
Bacillen. Als Erreger der Pseudotuberkulose bei kleinen Nagern kommen einmal Bak- 
terien aus der Gruppe der hämorrhagischen Septicämie und der Typhus-Koli-Gruppe ın 
Betracht, dann säurefeste Stäbchen aus der Gruppe der Mykobakterien. Über die Erre- 
ger der eitrigen Keratitis und Conjunctivitis der Haustiere ist nichts Sicheres bekannt. 
Zeiss isolierte in einem Falle ein zur Gruppe der hämorrhagischen Septicämie gehöriges 
Stäbchen; bei einer Kolisepticämie der Hühner ein Bac. coli commune, das hühner- 
choleraähnliche Symptome ausgelöst hatte. Auf Grund seiner Untersuchungen betrach- 
tet Z. die Hämolyse bei dem B. septicämiae hämorrhagicae und dem Bac. coli commune 
nicht als konstant und diffentialdiagnostisch entscheidend. Otten (München). 

Lalforgue, M., Recherches sur le bacillus mesentericus vulgatus. (U nter- 
suchungen über den Bacillus mesentericus vulgatus.) Arch. de méd. exp. 
et d’anat. pathol. Bd. 25, Nr. 3, S. 323—332. 1913. 

Vincent gelang es, den Bacillus mesentericus durch Züchten in Kollodiumsäckchen 
in der Bauchhöhle des Meerschweinchens für das letztere pathogen zu machen. Dasselbe 
erreichte Verf., indem er zugleich mit der Impfung des Tieres hypertonische Kochsalz- 
lösung subcutan injizierte. Der aus dem Tierkörper gezüchtete Bacillus, der vor der 
Tierpassage mit einem Häutchen auf der Bouillon wuchs, verursachte nachher eine 
gleichmäßige Trübung der Bouillon, weil er durch die Tierpassage anaerobe Eigen- 
schaften erworben hatte. Ähnliche Kulturen erhält man, wenn man die am Grunde einer 
Häutchenkultur (mindestens 5 Tage alt!) gewachsenen Bacillen neuerdings auf Bouillon 
überträgt, oder wenn man eine filtrierte Bouillonkultur neuerdings mit Bacillen beimpft. 

Ströbel (Marktredwitz). 

Potron, Maurice: Présence d’une levure au cours d’une infection pleuro-pul- 
monaire grave. (Étude du Saccharomyces Etiennei [nova spec.].) (Nachweis. 
einer Hefe im Verlauf einer schweren pleuropulmonalen Erkrankung. 
Untersuchungen über den Saccharomyces Etiennei.) Rev. méd. de lest 
Bd. 45, Nr. 22, S. 814—826 u. Nr. 23, S. 841—855. 1914. 

Bei einem auf Lungentuberkulose verdächtigen Kranken gelang Potron der Nach- 
weis einer Hefe im Sputum; daneben fanden sich Strepto-, Staphylo- und Diplo- 
kokken, aber keine Tuberkelbacillen. Auf Zufuhr großer Jodmengen Heilung. Die Hefe 
ist grampositiv; bei Färbung mit Carbolfuchsin-Methylenblau erscheint die Hefe blau, 
das Kernchromatin hält die rote Farbe des Carbolfuchsin. Der Albumingehalt des 
Sputums (bestimmt nach Roger) war erhöht (15—20cg im Liter). Das Blutserum 
des Kranken agglutinierte die Hefe. Genauer Bericht über Morphologie und Wachstum 
der Hefe auf den verschiedensten Nährböden. Alfred Lindemann (Berlin). 

Ettinger, Witold: Drei Fälle von Malaria mit ungewöhnlich schweren Sym- 
ptomen. (Kindlein-Jesu-Krankenh., Warschau.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 27, 
Nr. 3, S. 49—50. 1914. 

Während in manchen Gegenden (Südeuropa, Kaukasus, Mittelafrika) ein größerer 
Prozentsatz von Malariafällen einen schweren Verlauf nimmt, sind in nördlichen Gegen- 
den solche Fälle sehr selten. Von den drei vom Verf. beobachteten Fällen verlief einer 
unter dem Bilde des Meningismus (schwere Benommenheit, Nackensteifigkeit, Kopf- 
schmerzen, Hyperämie des Augenhindergrundes); außerdem bestand starker Ikterus. 

38” 


— 596 — 


Die beiden anderen Fälle verliefen ebenfalls mit starken cerebralen Erscheinungen; 
außerdem traten makulöse papulöse Exantheme auf. welche in einem Fall durchaus 
einem Masernexanthem glich, auch mit den entsprechenden Erscheinungen von seiten 
der Nase und der Augen begleitet war. Pringsheim (Breslau). 

Brieger, L., und M. Krause: Neues über Tryposafrol und Novotryposafrol. 
(Kgl. hydrotherapeut. Univ.-Anst., Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 3. 
S. 101—103. 1914. 

Verff. halten trotz der negativen Resultate von Rietz und Leu pold ihre Ansicht 
über die günstige Wirkung des Tryposafrols bei experimenteller Trypanosomeninfek- 
tionen aufrecht. Sie berichten weiterhin über gute Resultate mit Tryposafrol bei Maul- 
und Klauenseuche sowie bei der Hämoglobinurie der Rinder. Bei der Hundestaupe 
waren die Behandlungserfolge nicht einheitlich. Bei der Tsetsekrankheit der Maul- 
esel in Ostafrika waren dagegen die Heilerfolge mit Tryposafrol sehr gut. Isaac. 

Kolle, W. 0. Hartoch, und W. Schürmann: Chemotherapeutische Experimental- 
studien bei Trypanosomeninfektionen. Mittlg.2. (Univ.-Inst. f. Hyg. u. Bakteriol., Bern.) 
Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 20, H. 5, S. 436—475. 1913. 

Vgl. dies. Zentralbl. Bd. 8, S. 188. Das bei Mäusen therapeutisch stark wirksame Anti- 
montrioxyd erwies sich auch bei der Trypanosomeninfektion größerer Tiere als erfolg- 
reiches Mittel. Auch die Kombination des Antimontrioxyds mit anderen Trypanosomen- 
mittelnistzuempfehlen. Bezüglich der Salben behandlung mit unlöslichen organischen An- 
timonpräparaten konnte an dourineinfizierten Hunden der Beweis erbracht werden, daß es 
durch diese Behandlungallein gelingt, den Krankheitsprozeß günstig zu beeinflussen. Isaac. 

Braun, H., und E. Teichmann: Erfahrungen über die tierischen Trypanosomen- 
Krankheiten Deutsch-Ostafrikas. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. 18, Beih. 1, 
S. 1—39. 1914. 

Braun und Teichmann geben an, bei kleinen Laboratoriumstieren mit getrock- 
neten Trypanosomen Immunität erzielt zu haben. Sie machen gleichzeitig auf die 
Fähigkeit der Trypanosomen, gegen Antikörper fest zu werden, aufmerksam. In Ost- 
afrika wurden zunächst Nagana-Parasiten verwandt. Charakteristisch für die Nagana- 
parasiten war der bereits früher vom Referenten gefundene Dimorphismus. Den vom 
Referenten angenommenen Geschlechtsdimorphismus wollen die Autoren aber nicht 
anerkennen. Den Autoren gelang es (mit einer Ausnahme) nicht, Stechfliegen 
durch den Stich von infizierten Naganatieren mit Nagana zu infizieren. Einige der 
Versuchstiere erkrankten nur an einer Infektion mit den kleinen Trypanosomen der 
Congolensegruppe. Auch gelang es nicht, mit Nagana infizierte Fliegen in der Freiheit 
zu finden. Auch Koch hatte seinerzeit Fliegen nur dann infizieren können, wenn sie an 
chronisch infizierten Tieren sogen, die nur wenig Trypanosomen im Blute aufwiesen. 
Wie schon Bruce, Koch, Keysselitz und Mayer feststellten, ließen sich auch für 
gewöhnlich lebende Trypanosomen in Fliegen nur wenige Tage nach dem Saugen nach- 
weisen, da die Mehrzahl abstarb. In der Fliege erfolgt überhaupt ein vollständiger 
Verlust der Pathogenität der Trypanosomen. Es sind "eben noch nicht alle Faktoren 
bekannt, die für das Infektiöswerden der Fliege mit Naganaparasıten in Betracht 
kommen, auch ist noch unklar, welche der Faktoren, die das Klima ausmachen, für die 
Entwicklung in Betracht kommen. Es gelang B. und T. z. B. in einer Fliege, die an mit 
Nagana infizierten Ratten gesogen hatte, im Brutschrank bei einer Temperatur von 
30—37° und bei Sättigung der Luft mit Wasserdampf eine Vermehrung der Trypanv- 
somen zu erzielen. Die betreffenden Trypanosomen unterschieden sich auch von den im 
Blute der infizierten Tiere vorkommenden. Diejenigen Trypanosomen, die sich im Ab- 
domeninhalt fanden, zeigten sich (bei Übertragung durch die Spritze) zum Teil virulent. 
Die Fliege war aber nicht imstande, die virulenten Trypanosomen durch den Stich zu 
übertragen, mit anderen Worten, es fanden sich keine virulenten Trypanosomen ın den 
Speicheldrüsen. Der von den Autoren in Ostafrika verwandte Fliegenstamm verhielt 
sich dem europäischen Ausgangsstamm gegenüber analog. Als Paranayana-Stamın 


— 597 — 


fassen B. und T. eine Anzahl von Trypanosomen auf, welche durch Kleinheit und Kürze 
der Geißel charakterisiert sind. (Tryp. congolense: Broden; Tryp. pecorum: Bruce; 
Tryp. Probeniusi: Weißenborn.) Bruce versuchte, diese Trypanosomen in einer 
Gruppe zusammenzufassen unter dem Namen Trypanosoma pecorum, wozu er auch 
Tryp. dimorphon rechnete. Auch die von Ochmann und Geißler in Deutsch-Ost- 
afrıka beim Schweine beschriebenen Trypanosomen würden dazu gehören. — B. und T. 
erhielten 7 Stämme dieser kleinen Trypanosomen. Die Inkubation bei Ratten betrug 
5—9 Tage, die Dauer der Krankheit 13—46 Tage. Beim Meerschweinchen gelang die 
Infektion nicht immer. Bei Kaninchen war der Trypanosomenbefund gering und wech- 
selnd. Morphologisch ähnliche Trypanosomen haben sie außerdem bei Eseln, Schafen, 
Ziegen und einem Dromedar gefunden, die zum Teil nicht auf Ratten überimpft werden 
konnten. Es zeigte sich, daß die Trypanonosomen des Congolensetyps keine immuni- 
satorischen Gemeinsamkeiten mit den Naganastämmen besitzen. Zum Schlusse wird 
betont, daß die Bekämpfung der tierischen Trypanosomen nicht die gleichen günstigen 
Erfolge zeitigte wie die der Schlafkrankheit, da die bei letzterer angewandten Mittel 
zum Teil zu kostspielig, zum Teil nicht anwendbar sind. Die Trypanosoma Congo- 
lense-Infektion sei in Afrika viel verbreiteter als bisher bekanntgeworden. Ziemann. 

Mühlmann, M.: Zur Ätiologie und Pathogenese der dysenterischen Leberabscesse. 
(Krankenh., Balachany-Baku.) Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. 57, H. 3, 
S. 551—572. 1914. 

Verf. hat eine größere Anzahl (124 Fälle) von dysenterischen Leberabscessen 
bakteriologisch untersucht mit vollständig negativem Resultat in 113 Fällen; nur 
in 11 Fällen wurden Amöben gefunden. Mit dem amöbenhaltigen Eiter ausgeführte 
Tierversuche (Injektion in die Pfortader von Hunden) fielen negativ aus. Verf. 
hat daraufhin mit Dysenterietoxin Versuche an Kaninchen ausgeführt, und zwar hat 
er das Toxin sowohl in die Ohrvene injiziert als auch in die Pfortader, und einen Teil 
der Tiere mit Alkohol vorbehandelt, von der Erfahrungstatsache ausgehend, daß ein 
großer Prozentsatz der von dysenterischen Leberabscessen befallenen Menschen Alko- 
holiker sind. Bei den mit Alkohol vorbehandelten Tieren gelang es ihm auf diese Weise, 
sowohl von der Ohrvene als von der Pfortader aus Leberabscesse zu erzielen. Darin 
erblickt Verf. den Beweis, daß auch die dysenterischen Leberabscesse des 
Menschen durch Dysenterietoxin verursacht werden und daß eine durch 
Alkohol geschädigte Leber besonders zu dieser Erkrankung disponiert ist. Aus der 
Lokalisation der Abscesse in seinen Tierversuchen und bei der menschlichen Dysenterie 
glaubt er ferner den Schluß ziehen zu dürfen, daß letztere nicht von der Pfortader 
aus, sondern auf dem Umweg über den großen Kreislauf entstehen. Den Amöben er- 
kennt er keine ursächliche Bedeutung für die Entstehung dysenterischer Leber- 
abcessse zu. Oskar Meyer (Stettin). 

Vergne, R.: Espasmo tropical, a peculiar disease of great malignancy, associated 
with a parasite in the blood. (Tropischer Spasmus, eine besondere Form von 
großer Bösartigkeit, verbunden mit einem Parasiten im Blut.) Trop. med. 
a. hyg. Bd. 17, Nr. 2, S. 20—21. 1914. 

Beschreibung von sogenanntem tropischem Spasmus, der unter zwei Formen auf- 
treten soll. Erstens einer Form ‚A‘, bei der es nach völligem Wohlbefinden plötzlich 
zu Trismus kommt, mit gleich darauffolgender Bewußtlosigkeit und Temperatur- 
steigerung bis auf 40°. In der Mehrzahl der Fälle kommt es dann nach 8—14 Stunden 
bei stimulierender Behandlung zur Genesung. Bei malignem Ausgange gesellt sich ein 
typhöser Status hinzu, mit Unruhe und Delirien, sowie hoher Temperatur und Er- 
brechen dunkelgrüner Massen, unter gleichzeitiger Herzschwäche, und Erhöhung der 
Reflexe. Sowohl beim gutartigen, wie beim bösartigen Fall „A“ soll sich Verstopfung 
finden. Bei der Form ‚‚B“, einer unter typhusartigen Erscheinungen verlaufenden Er- 
krankung immer Exitus. Keine Prodronie. Es kommt hierbei plötzlich zu Erbrechen 
und Bewußtlosigkeit. Die Temperatur beträgt während der ersten Stunden 37°, um 


— 59 — 


dann bis auf 40 und 41 zu steigen. Es schließt sich eine 3—4tägige Bewußtlosigkeit an. 
wefolgt von großer Reizbarkeit und später von Krämpfen, die erst allmählich nach- 
lassen. Die Zunge ist außerordentlich trocken, auf der Haut des Bauches kommt es zu 
kleinen dunklen, mit erhabenen Rändern versehenen Flecken. Nach dem 3.Tage sollen 
sie rot werden und nabelförmige Beschaffenheit gewinnen, um vom 5. oder 6. Tage arı 
mehr bläuliche Farbe zu zeigen. Der spärliche Urin ist von dunkler Farbe, zuweilen 
soll sich Anurie einstellen. Erst gegen Ende der Krankheit tritt Polyurie auf und Rück- 
kehr des Bewußtseins. Die Atmung ist sehr wenig beschleunigt, dagegen der Puls sehr 
stark vermehrt und schwach. Die Milz ist stets geschwollen und hart. Leberkongestion. 
Als Komplikation tritt häufig Broncho-Pneumonie auf. Im Blute findet man parasıte:ı- 
ähnliche Gebilde von kleiner ovaler Form, meist extracellulär, 2—3 u groß, manchmal 
auch intracelluläre in der Peripherie der Zelle. Bei Romanowskyfärbung sollen sie an 
dem spitzen Ende des Körpers einen Kern zeigen, während das Plasma blaue Farbe 
annimmt. Die Parasiten sollen aber nicht zahlreich sein und bei extraglobulärer La.r« 
in Nestern auftreten, während sie in dem frischen Blut amöboid beweglich sein sollen. 
Leucocytose wurde nicht beobachtet, während die großen mononucleären Leukocvten 
stark vermehrt sind. Bei Sektionen zeigte sich in einem Falle die Milz stark vergrößert. 
hart und von bräunlicher Farbe. Die wenig vergrößerte Leber war von dunkelruter 
Farbe und starker Brüchigkeit. Im Ausstrich wenig Parasiten. In den Därmen nichts 
Abnormes, im Herzen Andeutung von Endokarditis. Lungen kongestioniert, sonst von 
normaler Farbe. Allgemeine Vergrößerung der Drüsen. Hirn wurde nicht seziert. — 
Behandlung symptomatisch. Chinin ohne Resultat. Die Krankheit soll möglicherweise 
durch ein Insekt übertragen werden. H. Ziemann (Charlottenburg). 

Carpano, Matteo: Piroplasmosis equina. Parasitentypen. (Milit.- terärzi. 
bakteriol. Laborat., Rom.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh. 
Orig. Bd. 73, H. 1, S. 13—41. 1914. 

Carpano, Matteo: Kultur der Pferdepiroplasmen und Betrachtung über die 
Natur der Anaplasmen. (Milit.-tierärzll. bakteriol. Laborat., Rom.) Zentralbl. f. 
Bakterıol., Parasitenk. u. Infektionskrankh. Orig. Bd. 73, H.1, S. 42—53. 1914. 
Tuberkulose: 


Gilbert, W.: Uber intraokulare Tuberkulose. (Univ.- Augenklin.. München.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 6, S. 306—307. 1914. 

Zur Klärung der Entstehungsweise einiger seltener tuberkulöser Affektionen des 
Uvealtraktus und der Netzhaut berichtet Gilbert über einige einschlägige von ihm be- 
obachtete Fälle, und zwar zunächst einen Fall von Tuberkulose der Iris. Ihre Ent- 
stehung deutet. er in der Weise, daß Teile einer größeren tuberkulösen Gesch wulst des 
Ciliarkörpers ins Kammerwasser gelangen, sich auf dem Pupillenteil der Irisoberfläche 
ansiedeln und hier neue Herde bilden, unter Schädigung des Pigmentepithels. Eine 
weitere Beobachtung erstreckt sich auf die seltene primäre Netzhauttuberkulose beı 
einem 2] jährigen Mann mit schwerer Lungentuberkulose. Tuberkelbazillen wurden nur 
in den die Netzhautvenen umhüllenden Infiltraten nachgewiesen, die also nicht als 
sekundäre Veränderungen anzusehen wären. Die Anwesenheit der Tuberkelbacillen be- 
rechtigt die Anschauung, daß die Schädigung bei der Periphlebitis tuberculosa durch 
die Bacıllen selbst hervorgerufen wird. Wüätzold (Berlin-Lichterfelde). 

Neves, Cassiano: Pockentuberkulose. A Medicina contemporanea Jg. 31, Nr. 47, 
NS. 369 370. 1913. (Portugiesisch. ) 

Von französischen Autoren. besonders Landouzv, ist wiederholt darauf hin- 
gewiesen worden, daß unter den erworbenen Dispositionen zur Tuberkulose die durch 
Vartolen bewirkte eine der wichtigsten sei. An der Hand des Materials der Poliklinik 
für Tuberkulöse in Lissabon zeigt Verf.. daß allerdings in der Anamnese Pocken sehr 
häufig angegeben werden. Er schließt sich deshalb der obigen Auffassung vom ätiolo- 
sıschen Wert der Pocken an. trotzdem er selbst ein durchschnittliches Intervall von 
18 Jahren zwischen den beiden Affektionen herausrechnet (und trotz der großen Häufig- 


— 599 — 


keit der Variola in Portugal. Ref.). Übrigens soll die bei früheren Pockenkranken auf- 
tretende Tuberkulose sich durch einen torpiden, relativ günstigen Verlauf auszeichnen. 
Richartz (Bad Homburg). 

M’Fadyean, Sir John, A. L. Sheather, J. T. Edwards and F. C. Minett: Ex- 
periments regarding the vaccination of cattle against tuberculosis by the intra- 
venous injection of tubercle bacilli of the human and avian types. (Versuche über 
die Immunisierung von Rindern gegen Tuberkulose durch intravenöse 
Injektion von Tuberkelbacillen vom Typushumanus und Typus galli- 
naceus.) (Roy. veterin. coll., London.) Journal of compar. pathol. a. therapeut. 
Bd. 26, Nr. 4, S. 327—390. 1913. 

29 Kälber wurden durch intravenöse Injektion von Tuberkelbazillen des Typ. 
humanus und des Typ. gallinaceus vorbehandelt und nach mehreren Monaten mit 
bovinen Tuberkelbcaillen reinfiziert. Die erste Injektion, zu der Dosen von 10—50 mg 
verwendet wurden, hatte ihre Resistenz gegenüber Rindertuberkelbacillen wesentlich 
gesteigert. Durch die Möglichkeit, Vogeltuberkelbacillen an Stelle der von v. Behring 
zur Rinderimmunisierung benutzten humanen Bacillen zu gebrauchen, läßt sich die 
Gefahr vermeiden, die darin liegt, daß die Tuberkelbacillen noch Jahre lang im Tier- 
körper lebend erhalten und ausgeschieden werden können. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Poör, Franz v.: Die intravenöse Behandlung des Lupus vulgaris mit Aurum- 
Kalium eyanatum. (Allg. Krankenh. St. Stephan, Budapest.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 39, Nr. 47, 5. 2303—2304. 1913. 

Cyangoldverbindungen wirken in vitro stark desinfizierend und wurden von Bruck- 
Glück zur intravenösen Behandlung der Hauttuberkulose verwandt. Die bisherigen 
Erfahrungen zum Teil mit Tuberkulintherapie kombiniert waren bei Hauttuberkulose 
ganz verschieden, teils günstig, teils von Intoxikationen gefolgt die man dem Cyan oder 
dem Capillargift Gold zuschreiben muß. Bei Lungentuberkulose waren die Erfolge 
schlecht. v. Poörs Erfahrungen mit dem Merckschen Aurum Kalium cyanatum sind 
nach häufigeren (12—15) intravenösen Infusionen von 0,01—0,05 besonders bei Lupus 
vulgarıs besser als mit Jeder anderen Therapie. von den Velden (Düsseldorf). 

Mentberger, V.: Beitrag zur Gold- und Kupferbehandlung des Lupus vulgaris. 
(Univ.-Hautklin., Straßburg i. E.) Dermatol.Wochenschr. Bd.58, Nr.6, S. 169—181. 1914. 

Die Goldeyanbehandlung des Lupus vulgaris nach Bruck und Glück hat an der 
Klinik Wolff völlig fehlgeschlagen. (Intravenöse Injektion aus einer l proz. Stamm- 
lösung ın Aqu. dest.; lIcem dieser Flüssigkeit des im Verhältnis 1 : 4 löslichen Aurum 
Kalium, cyanatum in der Menge von 0,0lcem, 1—3cem der Stammlösung in 50ccm 
0,6% Aqu. dest.). Solche 3—18 Infusionen im Verlauf einiger Wochen führen weder 
zur Reinigung und Epithelisierung ulzeröser Formen, noch zur Involution oder Viru- 
lenzabnahme der Granulome. (Positive Meerschweinchenimpfung mit vorbehandelten 
Knötchen). Das nach den Angaben von Strauß von den Farbwerken Fr. Bayer & Co. 
hergestellte Kupfer-Lecithinpräparat „Lekutyl’ hat Mentberger an 8 Lupuspatienten 
erprobt. Intravenöse und percutane Anwendung (lecm der dunkelblauen Probelösung 
mit 10ccm Wasser injiziertt=0,1 cg Kupfer) 15 Infusionen 2 mal wöchentlich ausgeführt, 
hatten keinerlei kurativen Effekt. Einigermaßen wirksam erwies sich nur die äußere 
Anwendung der mit U. 4 bezeichneten, stark ätzenden, jedoch sehr schmerzenden Salbe. 
Schwächere Salben: U.3 mit Cykloformzusatz bereiten zwar keine Schmerzen, entbehren 
jedoch der destruierenden Kraft. Obwohl die Voraussetzung von Strauß, daB die 
Beigabe von Lecithin die „ätiotrope‘‘ Fähigkeit des Kupfers zu steigern vermag, nach 
der heutigen Erfahrung noch nicht als stichhaltig angenommen werden kann, so dürfte 
doch hiermit der Weg zu einer Chemotherapie tuberkulöser Läsionen gewiesen sein. Nobl. 

Klopstock, Felix: Zur Übertragung der Tuberkulin - Überempfindlichkeit. 
(Univ.- Poliklin. f. Lungenleid., Berlin.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 15, 
H. 1, S. 13—22. 1914. 


Über die Möglichkeit der Übertragung der Tuberkulinüberempfindlichkeit sind die 


— 600 — 


Ansichten noch geteilt. Nach einer kurzen Besprechung der einschlägigen Literatur 
werden die eigenen Untersuchungen mitgeteilt, welche sowohl mit defibriniertem Blut. 
tuberkulöser Meerschweinchen, als auch mit Emulsionen tuberkulöser Organe ange- 
stellt wurden. Es wurde defibriniertes Blut v. Organemulsion in Mengen von etwa 
2 ccm mit 0,6—1 cem Tuberkulin gemischt und in etwa der Hälfte der Fälle der Mischung 
1—3 cem Komplement zugesetzt. Nach 4—24 stündigem Aufenthalt im Brutschrank 
wurde die Mischung normalen Meerschweinchen subeutan injiziert. In beiden Ver- 
suchsanordnungen sind die erzielten Resultate nicht im Sinne einer gelungenen Über- 
tragung der Tuberkulinüberempfindlichkeit zu verwerten. Harms (Mannheim). 


Suess, Erhard: Über ambulatorische Tuberkulinbehandlung. (85. Vers. dtsch. 
Naturforsch. u. Ärzte, Wien.) Med. Klinik Jg. 10, Nr. 4, S. 150—151. 1914. 

Verf. berichtet über günstige Erfolge ambulatorischer Tuberkulinbehandlung 
in den Tuberkulosefürsorgestellen der österreichischen Staatsbahnen unter Mitteilung 
einiger Krankengeschichten. Harms (Mannheim). 


Leckie, A. J. Bruce: The percutaneous tuberculin reaction. Observations on 
400 cases. (Die percutane Tuberkulinreaktion; Beobachtungen an 400 
Fällen.) Lancet Bd. 1, Nr. 5, S. 305—306. 1914. 

Die percutane Morosche Tuberkulinreaktion gibt verhältnismäßig unzuverlässige 
Resultate (von 43 Lungentuberkulösen reagierten z. B. 34 nicht, wogegen allerdings 
bei Gesunden die Morosche Reaktion viel seltener positiv ausfiel als die Pirquetsche 
Probe). Frauen und Kinder reagieren am besten, wahrscheinlich wegen der feineren 
Struktur der Haut. Prognostisch ist die Probe nicht zu verwerten; keine Temperatur- 
steigerung, keine Gefahr. Alle Fälle, die auf die Morosche Probe reagieren, geben auch 
eine positive Pirquetsche Reaktion. Alfred Lindemann (Berlin). 


Küchenhoff: Über den prognostischen und diagnostischen Wert der cutanen 
Tuberkulinprüfung im Kindesalter. (Gem.-Säuglingskrankenh., Berlin-Weißensee u. 
Rittersche Kinderklin., Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 5, S. 229. 1914. 

Die für die Ferienkolonien zu begutachtenden Kinder wurden durchweg pirque- 
tisiert (308 Kinder von 7—14 Jahren.) Dabei wurden nur 28% positive Reaktionen 
erzielt, ein Resultat, das in bemerkenswertem Maß von den Wiener Kindern differiert, 
die mit 13—14 Jahren 95%, positive Reaktionen hatten. Verf. bezweifelt allerdings 
(ohne stichhaltige Gründe beizubringen) den Wert der von Hamburger bei seinen 
Untersuchungen angewandten Stichreaktion. Besonders auffallend war ferner der 
geringe Prozentsatz positiver Pirquetreaktionen bei ausgesprochen skrofulösen 
Kindern (nur 10 von 49), und zwar seien gerade die mit den stärksten Symptomen, 
wie dicken Drüsenpaketen am Halse, Augenerscheinungen, negativ gewesen. Ibrahim. 


Fuchs, Adolf: Tierexperimentelle Untersuchungen über Tuberal. (Laborat. d. 
Heil- u. Pflegeanst., Kaufbeuren.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 4, S. 189. 1914. 

Das von A. Thamm in den Handel gebrachte ,„T uberal“, welches die immuni- 
sierenden Eiweißkörper der Tuberkelbacillen in unveränderter Form enthält und frei 
von den fiebererrexenden Toxinen ist, erwies sich im Tierversuch als wirkungs- 
los. Es velang weder, eine Immunisierung zu erzielen, noch bereits bestehende tuber- 
kulöse Prozesse zur Heilung zu bringen. Nach der Tuberalinjektion zeigten sich niemals 
lokale oder allgemeine Reaktionen. Leschke (Berlin). 


Brown, Alan: Tubereulin skin reactions in infancy. (Die cutane Tuberkulin- 
reaktion im Kindesalter.) Arch. of pediatr. Bd. 30, Nr. 9, S. 665—669. 1913. 

Bericht über 650 Kinder im Alter von 1—2 Jahren, bei denen die cutane Tuber- 
kulinreaktion gemacht. worden ist. Von diesen 650 Kindern reagierten 114 positiv, 
von diesen starben 79=700° an Tuberkulose. Bei 61 Kindern konnte Tuberkulose 
in der Familie nachgewiesen werden: von diesen 61 reagierten 41 positiv und 37 = 6, 
starben an Tuberkulose. 4. Reiche (Berlin).N 


— 601 — 
Syphilis: 


Plazy, Louis: Survivance des tréponèmes et récidives in situ chez des syphili- 
tiques eliniquement et sérologiquement guéris. (Überleben von Spirochäten und 
lokale Rezidive bei klinisch und serologisch geheilten Syphilitikern.) 
Gaz. hebdom. des sciences med. de Bordeaux Jg. 35, Nr. 2, S. 15—16. 1914. 

Bei zwei Patienten mit frischem Primäraffekt, die bei noch negativer Wasser- 
mannscher Reaktion mit Salvarsan behandelt und klinisch geheilt worden waren, 
traten längere Zeit nachher lokale Rezidive auf, trotzdem die Wassermannsche 
Reaktion negativ blieb. Es können also in ihrer Virulenz abgeschwächte Spirochäten 
in den Narben zurückbleiben. Isaac (Frankfurt). 


Boas, Harald, und Henning Rönne: Untersuchungen über familiäre Syphilis 
bei parenchymatöser Keratitis. (Seruminst., Kopenhagen.) Hospitalstid. Jg. 57, Nr. 3» 
S. 65—73. 1914. (Dänisch.) 

Untersuchung der Familienangehörigen von hereditär Syphilitischen mit Keratitis 
parenchym. ergab in 23—279% der Fälle als einziges Symptom der luetischen Infektion 
eine positive Wassermannsche Reaktion. Ein frühzeitiger Nachweis solcher heim- 
lıcher Infekte ermöglicht vorbeugende Therapie. Die systematische Untersuchung 
aller Kinder in 33 Familien hatte übrigens das Ergebnis, daß nicht notwendig die Erst- 
geborenen von Luetikern syphilitisch sind, die Spätergeborenen nicht, daß vielmehr kein 
gesetzmäßiges Verhalten im Auftreten der Heredosyphilis nachweisbar ist. A. Scholz. 


Gavini, G.: La cutireazione nella sifilide. Esperienze con la luetina di Noguchi. 
(Die Cutireaktion bei Syphilis. Untersuchungen mit Luetin Noguchi.) 
(Clin. dermosifilopat., Bologna.) Rif. med. Jg. 29, Nr. 36, S. 985—987, Nr. 37, 8. 1013 
bis 1016, Nr. 38, S. 1049—1051, Nr. 39, S. 1075—1078. 1913. 

Die Cutireaktion mit Luetin ergibt, wie Verf. zeigt, positive für die luetische 
Affektion charakteristische spezifische Resultate. Im ersten Stadium der Infektion 
ist sie selten, sie tritt auch noch nicht häufig im Anfange der Allgemeininfektion auf, 
wird aber dann im Sekundärstadium immer häufiger, um endlich im Tertiärstadium die 
höchste Zahl an positiven Resultaten zu geben. Infolge ihres späten Auftretens er- 
reicht die Luetinreaktion nicht die Zahl der positiven Wasserman nschen Reaktion, 
die sie vorteilhaft ergänzt. Auf die Luetinreaktion ist die spezifische Behandlung 
von Einfluß, indem hiebei ein Umschlagen der positiven Reaktion in eine negative be- 
obachtet wird. Joannovics (Wien). 

Iwaschenzow, G.: Über Behandlung der Syphilis des Nervensystems mit Sal- 
varsan. (Nervenabt. d. städt. Obuchowkrankenh., St. Petersburg.) Russ. Arzt, Bd. 12, 
Nr. 51, S. 1789—1793 u. Nr. 52, S. 1823—1828. 1913. (Russisch.) 

Im ganzen wurden 163 Fälle mit luetischen Affektionen des Nervensystems durch 
„606° resp. „914'‘ behandelt. Von 39 Myvelitikern konnte bei 8 recht bedeutende Bes- 
serung konstatiert werden, bei 11 guter Erfolg. In 14 Fällen keine Veränderung, in 
l Falle Verschlechterung, 1 Fall nahm letalen Ausgang. Bessere Resultate wurden er- 
zielt bei frischen Fällen und mit größeren Dosen. In dem Falle mit letalem Ausgang 
handelt es sich um Cervicalmyelitis. Nach der ersten Injektion von 0,4 „606“ folgte 
am siebenten Tage eine neue Injektion von 0,3 „606°. Am nächsten Tage Atmungs- 
beschwerden und am 8. Tage Exitus unter Erscheinungen von Lungenödem. Cerebro- 
spinale Lues kam 14 mal vor. In 5 Fällen gute Besserung, in weiteren 5 unbedeutende 
Besserung, in 4 Fällen keine Veränderung. Bei 18 Hemiplegikern waren die Resultate 
negativ. Von 48 Tabikern wurden in 23 Fällen bedeutende Besserung festgestellt, 
teilweise Besserung in 25 Fällen. Resultatlos verliefen 10 Fälle. In den meisten Fällen 
konnte gute allgemeine Wirkung des Präparates auf den Allgemeinzustand des Kranken 
beobachtet werden. Die Erfahrungen des Verf. gipfeln dahin, daß Salvarsan und Neo- 
salvarsan in der Therapie der Nervenlues nützlich, bei gewisser Vorsicht und regel- 
rechter Technik unschädlich sind. Kroll (Moskau). 


— 6v2 — 


Langer, Hans: Eine durch Watte bedingte Fehlerquelle bei der Wa. R. (Unter- 
suchungsamt f. ansteck. Krankh., Freiburg i. Br.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40. 
Nr. 6, S. 274. 1914. 

Eine Reihe organischer Stoffe wie Leder, Filz, Tuch, Baumwolle geben komple- 
mentablenkende Substanzen ab, wenn sie mit Blutserum in Berührung kommen. 
so daß negativ reagierende Sera positiv werden können. Auch Watte gibt solche 
Stoffe ab. Verf. berichtet über 3 Patientensera, die positiv reagierten, weil das Blut 
auf Tupfern aufgefangen war, nicht in Gefäßen. Wurden negative Sera 24 Stunden 
lang mit Wattetupfern in Berührung gebracht (Durchtränkung der Tupfer, Aus- 
drücken nach 24 Stunden), so gaben sie zum Teil positive Wassermannsche Reaktion 
(unter 10 Fällen 3mal). — Völlig entfettete Watte gibt keine komplementablenkenden 
Stoffe ab, gewöhnliche Verbandwatte in 30%. Die fraglichen Stoffe sind wahrschein- 
lich fettartiger Natur, da der Rückstand der Alkohol-Äther-Schüttelextrakte aus Watte 
mit negativem Sera zusammengebracht positive Komplementablenkung gab. Es» 
kann also leicht eine positive Reaktion bei Sera, die mit Watte in Berührung waren. 
vorgetäuscht werden, und es ist zu fordern, daß die Gefäße zur Blutaufbewahruns 
mit Gummi- oder Korkstopfen verschlossen werden. Eisner (Berlin). 


Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 


Mutermilch, S.: Adsorptionstheorie der Anaphylaxie. Pamiętnik Towarz. lek. 
warsz. Bd. 109, S. 299—329. 1913. (Polnisch.) 

Um die Richtigkeit der von Doerr vertretenen Adsorptionstheorie zu beweisen. 
untersucht der Verf., ob die Giftigkeit des Serums parallel mit der Adsorption des 
Komplements durch hinzugefügte Substanzen zunimmt. Verschiedene Mengen von 
Kaolin, Bariumsulfat oder Talkum wurden mit 10 ccm Serum 5—6 Stunden lanır ge- 
mischt, am nächsten Tage zentrifugiert und die Giftigkeit des Serums einerseits am 
Meerschweinchen geprüft, andererseits der Gehalt an Komplement bestimmt (Hämo- 
lyseversuch). In einer anderen Reihe von Versuchen wurden lebende oder getötete 
Trypanosomen, Hühnerspirochäten und verschiedene Bakterien (Prodigiosus, Dysen- 
teriae, Tbe, Streptokokken) als Adsorbentia benutzt. Die Versuche ergaben, daß die 
Giftigkeit des normalen, mit Kaolin oder Talkum gemischten Meerschweinchenserums 
proportional der von diesen Körpern adsorbierten Menge des Komplements zunimmt: 
dasselbe bezieht sich auf die Bildung des Anaphylatoxins aus den Trypanosomen. 
Spirochäten oder Bakterien. Die Giftigkeit präexistiert also im normalen Serum. 
wird aber durch die Anwesenheit verschiedener, antagonistisch wirkender Substanzen 
(unter anderen auch des Komplements) verdeckt. Die Giftigkeit des Serums ver- 
schwindet, wenn dasselbe vor oder nach dem Hinzufügen der adsorbierenden Substanz 
auf 56° erwärmt wird. Die Giftigkeit des Anaphylatoxıns vermindert sich oder ver- 
schwindet, wenn dasselbe mit dem frischen Serum oder mit Organextrakten gemischt 
wird (insbesondere Leberextrakt). Auf die isolierten Zellen (Erythrocyten, Spermatozoen. 
Irvpanosomen) wirkt das Anaphylatoxin nicht giftig. Es gelingt nicht, Meerschwein- 
chen gegen das Kaolin oder Trypanosomenanaphylatoxin aktiv zu immunisieren. 
Das mit dem Kaolin gemischte Kaninchenserum wird giftig für ein Meerschweinchen. 
Die Äthernarkose schützt Meerschweinchen gegen die Wirkung des Kaolinanaphvla- 
toxins nicht und geren das Trypanosomenanaphylatoxin nur unbedeutend. Der 
Mechanismus des anaphıvlaktischen Shocks wird in folgender Weise erklärt: in der 
Zeit zwischen der ersten Injektion und der Reinjektion des Antigens bilden sich 
im Organismus des Tieres spezifische Amboceptoren. Bei der Reinjektion des Antigens 
erfolgt eine Bindung des Antigens mit den im Organismus kreisenden Ambozeptoren: 
es wird demnächst das Komplement, wahrscheinlich aber auch andere im Plasma 
kreisende (Fibrinferment) und in den Zellen des Organismus vorgebildete Substanzen 
(Proamboceptoren) gebunden. Tomaszewski (Lemberg). 


— 603 — 


Kammanı, 0.: ur und Heilsera. (Staatl. hyg. Inst., Hamburg.) Biochem. 
Zeitschr. Bd. 59, H. 5/6, S. 347—352. 1914. 

Verf. hat versucht, durch chemische Eingriffe die anaphylaktischen Substanzen 
aus dem Serum zu entfernen, ohne gleichzeitig die gesamten Eiweißstoffe und mit ihnen 
die Antitoxine entfernen zu müssen. Er trennte damit Ammoniumsulfat, die Glo- 
buline und Albumine des Serums und sensibilisierte mit den einzelnen Fraktionen Meer- 
schweinchen. Die Tiere gingen ebenso wie die mit nativem Pferdeserum vorbehandelten 
Tiere alle bei der Reinjektion an anaphylaktischen Erscheinungen zugrunde. Bei den 
mit der Globulinefraktion vorbehandelten Tieren trat nur eine geringe Verzögerung des 
Todes ein. Dasselbe Resultat erhielt Verf. bei Benutzung von mehrfach gereinigter 
Globulin- und krystallisierter Albuminfraktion. Es gelang also nicht, durch Entfernung 
eines Teiles der Eiweißstoffe aus einem therapeutischen Heilserum die anaphylaktische 
Komponente aus dem Serum herauszuschaffen. Es wäre nur möglich, die Anaphylaxıe 
auszuschalten, wenn erwiesen wäre, daß die Antitoxine keine Eiweißstoffe wären, und 
wenn man alle Eiweißstoffe aus dem Serum ohne Schädigung der Antitoxine entfernen 
könnte. Eisner (Berlin). 

Achard, Ch., et Ch. Foix: Opsonines et sensibilisatrices; leur röle dans la 
phagocytose des hömaties. (Opsonine und Sensibilisine; ihre Rolle bei der 
Phagocytose der Blutkörperchen.) Arch. de med. exp. et d’anat. pathol. 
Bd. 26, Nr. 1, S. 94—102. 1914. 

Es existiert ein Parallelismus zwischen Hämolyse und Phagocytose. Wahrschein- 
lich handelt es sich um identische Antikörper. In Gegenwart von Komplement werden 
sensibilisierte Blutkörperchen hämolysiert, in Gegenwart von Leukocyten werden sie 
phagocytiert. Verff. haben diese Versuche mit Blutkörperchen und Leukocyten von 
Mensch, Hund, Kaninchen und Meerschweinchen angestellt. Die Versuche wurden 
in vitro mit inaktiviertem Serum angestellt, in welchem die Sensibilisine erhalten 
bleiben, das Komplement aber zerstört wird. So wurde die Hämolyse ausgeschaltet 
und die Phagocytosebeobachtung ermöglicht. Im Serum einer bestimmten Tierart 
können die Leukocyten der gleichen Art rote Blutkörperchen einer differenten Art 
phagocytieren, wenn das Serum sie sensibilisiert. Es tritt keine Phagocytose ein, wenn 
das Serum die Blutkörperchen nicht sensibilisiert. Es hängt also die Phagocytose 
von der Menge der im betreffenden Serum enthaltenen Amboceptoren ab. Während 
Serum eines Tieres die roten Blutkörperchen einer anderen Tierart, gegen die es keinen 
Amboceptor besitzt, in vitro nicht phagocytiert, ist im lebenden Organismus auch ohne 
Sensibilisin eine Phagocytose möglich. Es ist den Verff. nicht gelungen, den Grund 
dieser Differenz aufzudecken. Eisner (Berlin). 


e Allen, R. W.: Die Vaccintherapie. Ihre Theorie und praktische Anwendung. 
Nach d. 4. Aufl. d. Originals dtsch. hrsg. v. R. E. S. Krohn. Dresden u. Leipzig: 
'Steinkopff 1914. VIII, 344 S. M. 10.—. 

Die Vaccintherapie geht von der Voraussetzung aus, daß sämtliche Gewebe des 
Körpers die zur Überwindung einer Infektion nötigen Immunkörper bilden. Das an 
der Infektion besonders erkrankte Gewebe ist aber hierzu am wenigsten befähigt; 
es muß infolgedessen durch künstliche Immunisierung ‚das gesunde Gewebe i im Interesse 
des erkrankten ausgebeutet werden“ (Wright). Verf. bespricht weiterhin die ver- 
schiedenen Arten von Antikörpern und ihren Wirkungsmechanismus. Hinsichtlich 
der Opsonine steht er auf dem Standpunkt, daß nicht nur die Bakterien, sondern 
auch die Phagocyten beeinflußt werden. Verf. ist ein überzeugter Anhänger der Opsonin- 
methode und beruft sich zur Begründung seines Urteils auf eine große Erfahrung. 
Technik, Fehlerquellen werden genau besprochen. Der opsonische Index läßt sich 
mit Sicherheit innerhalb von 5—10°, Fehlergrenzen bestimmen. Der Normalindex 
bei klinisch Gesunden schwankt zwischen 0,8—1,2, gegen Tuberkelbacillen 0,9—1,1. 
Bei Kranken zeigt der opsonische Index große Schwankungen über beide Grenzen 
hinaus, meist bei Beginn der Infektion niedere, in der Rekonvalescenz erhöhte Werte. 


— 604 — 


Bei Kranken sinkt der opsonische Index stark nach Körperbewegungen. Zur Siche- 
rung der Diagnose sind mehrfache Untersuchungen notwendig. Aus einem Gemisch 
von Bakterien, welches aus einem infizierten Gewebe oder Sekret stammt, kann durch 
die Opsoninbestimmung der pathogen wirkende Keim ermittelt werden. Hinsichtlich 
der Prognose hat ein dauernd niederer Index als ungünstig, ein erhöhter nicht immer 
als günstig.zu gelten. Bei Tuberkulose ist ein dauernd hoher Index als prognostisch 
günstig anzusehen. Wenn die Dosierung des Impfstoffes richtig ist, muß zunächst eıne 
geringe Senkung, dann beträchtliche Erhöhung des opsonischen Index eintreten. 
Autovaccine sind zu bevorzugen. Ihre Gewinnung und die Art der Verabreichung 
wird genau angegeben. Aus verschiedenen Gründen kann die Vaccinetherapie erfolr- 
los sein (abgekapselte Infektionsherde und Abscesse mit hohem Innendruck werden 
von den Immunkörpern des Blutes nicht durchdrungen, die Dosierung kann fehler- 
haft, die Impfintervalle ungeeignet sein usw). — Im speziellen Teil werden die Er- 
krankungen der einzelnen Organsysteme, soweit sie durch Bakterien verursacht oder 
durch Infektionen kompliziert sind, besprochen und dabei die Methodik und Anus- 
sichten der Vaccinetherapie ausführlich geschildert. Verf. bringt ein sehr reichhaltiges 
Material, das er teils eigener Beobachtung, teils Angaben der Literatur entnimmit. 
Hervorgehoben sei an Einzelheiten nur folgendes. Die Vaccinetherapie bringt größte::- 
teils Erfolg bei Erysipel, Lepra, Arthritis chronica (auf infektiöser Basis, aber nicht 
tuberkulös), Ruhr, Enteritis und Peritonitis tbe., Diabetes mit Furunkulose (dabeı 
soll hie und da der Zucker verschwinden!), Cystitis, Urethritis acuta gon., Bubonen- 
pest, Scharlach (Streptokokken-Komplikationen), Conjunctivitis (Bacillus Friedländer 
und Morax-Axenfeld), Keratitis (Pneumokokken, Tuberkelbacillen), akute und 
chronische Bronchitis, ceroupöse Pneumonie, Lungentuberkulose. Keine deutlichen Eı- 
folge hat die Vaccinetherapie bei Lupus, Acne, Knochen- und Gelenktuberkulose, 
Typhus (Kranke und Dauerträger), Urogenitaltuberkulose, Septicämie, Streptokokken- 
Endokarditis, perniziöse Anämie (Streptokokken ?). Toenniessen (Erlangen). 

Jurgelunas, A. A.: Über die Wirkung einiger Kaltblütersera auf Warmblüter. 
(Inst. f. Infektionskrankh. „Robert Koch“, Berlin.) Zeitschr. f. Hyg.:u. Infektions- 
krankh. Bd. 76, H. 3, S. 443—452. 1914. 

Die schon früher beschriebene Giftigkeit der Seren von Kaltblütern gegenüber 
warmblütigen Versuchstieren wird bestätigt. Meerschweinchen und Kaninchen gehen 
nach Injektion von solchen unter Temperatursturz zugrunde. Am giftigsten erwies sıch 
das Aalserum. Die Giftigkeit der Seren dieser Tiere geht nur zum Teil mit ihrer hänıo- 
lytischen Wirkung parallel. Sick (Stuttgart). 

Bory, Louis: Les conditions physiologiques et pathologiques de 1’homoeolyse 
et de l’isolyse des globules rouges. (Die physiologischen und pathologischen 
Bedingungen der Homöolyse und Isolyse der roten Blutkörperchen.) 
Presse méd. Jg. 22, Nr. 3, S. 26—28. 1914. 

Das Entstehen von Isolysinen im Körper hängt nicht nur von der Größe der zur 
Resorption gelangten Blutmenge ab, sondern auch von der Fähigkeit des Organismus, 
die beim Zerfall des Blutes gebildeten Hämotoxine zu neutralisieren. Zwischen Homöo- 
lysinen und Isolysinen bestehen nur quantitative Unterschiede. /saac (Frankfurt a. M.). 


Stoffwechsel. 
Allgemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik: 

Knoop, F., und Richard Oeser: Über intermediäre Reduktionsprozesse bein 
physiologischen Abbau. (Chem. Laborat., Freiburg i. Br.) Hoppe-Seylers Zeitschr. 
f. physiol. Chemie Bd. 89, H. 1/2, S. 141—148. 1914. 

Die Verff. haben im Fütterungsversuch das Verhalten der ĝ-Benzyllävulinsäure 
(CsH,-CH,-CH,-CO-CH,-CH,-COOH) geprüft und gefunden, daß reichlich Phenacetur- 
säure und in kleinerer Menge Phenyl-x-oxybuttersäure gebildet wurde, aber keine 
nachweisbare Hıppursäure. Es ist also CO zu CH, reduziert worden, wobei der Reduk- 


ee A ED A 


— 605 — 


tionsprozeß über die Oxysäure als Zwischenprodukt führte. Weiterhin konnten die 
Verff. nachweisen, daß die ungesättigte Benzallävulinsäure C,H,-CH = CH-CO-CH, 
CH,-COOH ebenfalls Phenacetursäure liefert, daß die physiologische Oxydation also 
weder die Doppelbindung sprengte, noch Carbonyl zu Carboxyl oxydierte, sondern 
daß beides reduziert wurde. Es werden also die Gesetzmäßigkeiten über den Abbau 
von Säuren durch die Anwesenheit von Carbonylgruppen oder Doppelbindungen in 
den vom Carboxyl entfernten Teil eines Säuremoleküls nicht beeinträchtigt, sondern 
es scheinen dort reduktive Prozesse leichter einzusetzen als in der Nachbarschaft der 
Carboxylgruppe. Mit den Versuchen ist bewiesen, daß im Tierkörper ungesättigte 
Säuren in gesättigte übergeführt werden und CO- und CHOH-Gruppen zu Methylen- 
gruppen reduziert werden können. L. Jacob (Würzburg). 
Knoop, F.: Über Aminosäureabbau und Glykokollbildung. (Chem. Laborat., Frei- 
burg i. Br.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. 89, H. 3, S. 151—156. 1914. 
Die Bildung des Glykokolls im Organismus war bisher noch nicht befriedigend 
aufgeklärt. Die Entstehung aus den gewöhnlichen &-Aminosäuren vom Typus des 
Leucins konnte nicht aufgenommen werden, da nach Neubauers Versuchen diese 
Aminosäuren unter Abspaltung der NH,-Gruppe über die &-Ketonsäuren niedere Fett- 
säuren liefern. Verf. verfolgte nun die Frage, ob nicht Aminosäuren, die eine gewisse 
Substitution im Molekül erfahren haben, als Spender des Glykokolls im Organismus 
betrachtet werden könnten. Verfütterung von Phenylserin (x-Amino-ß-oxyphenyl- 
propionsäure ergab im Harn Hippursäure. Daraus schließt Verf., daß bei der A-oxyver- 
bindung zunächst das 8-C-Atom angegriffen wird. Als Quelle des Glykokolls dürfte 
somit allgemein die $-Oxyaminosäure, das Serin, zu betrachten sein. Ferner wäre 
an das Cystin und die Glutaminsäure zu denken. Die letztere könnte in der 
Weise abgebaut werden, daß die Spaltung an der Seite der Carboxylgruppe, die der 
Aminosäure am entferntesten ist, eintritt; es würde über $-Ketoglutaminsäure Glykokoll 


entstehen können. — Die &-Phenyl-x-aminocapronsäure, also eine nicht weiter sub- 
stituierte Aminosäure, lieferte nach Verfütterungsversuchen in normaler Weise 
Hippursäure. Kautzsch (Höchst a. M.). 


Tscehannen, Alfred: Der Glykogengehalt der Leber bei Ernährung mit Eiweii 
und Eiweißabbauprodukten, ein Beitrag zur Frage der Funktion der Leber bei Ver- 
arbeitung von Eiweiß und Eiweißabbauprodukten. (Physiol. Inst., Univ. Bern.) 
Biochem. Zeitschr. Bd. 59, H. 3/4, S. 202—225. 1914. 

Pepton als einzige Nahrung, nur mit geringen Zutaten, macht die Leber von Ratten 
praktisch glykogenfrei. Auch bei Zugabe von nur geringen Mengen von Kohlehydraten 
drückt es den Glykogenhgealt herunter. Erst bei reichlicher Kohlehydratzufuhr wird 
die hemmende Wirkung des Peptons auf die Glykogenbildung erheblich zurückgedrängt. 
Pepton hat eine starke Reizwirkung auf die Leber, erkennbar an dem Auftreten von 
Gallenfarbstoff im Harn. Möglichst kohlehydratfreies Fleisch bewirkt Glykogenansatz, 
der meist klein ist. Caseın begünstigt Glykogenbildung. Dieselbe ist größer als bei 
Fleischnahrung. Hydrolysiertes Casein übt einen hemmenden Einfluß aus, der nicht so 
groß ist wie bei Pepton. Erepton allein wird von Ratten nicht vertragen. Bei Zutat 
von Kohlehydraten wirkt es auf die Glykogenbildung annähernd wie Fleisch. Keines- 
falls begünstigt die Aufspaltung des Fleisches die Glykogenbildung. Möglicherweise 
handelt es sich hierbei um ein Ineinandergreifen von hemmenden und fördernden Eın- 
flüssen. Alanin fördert, Glutaninsäure hemmt in gewissem Umfang die Glykogenbildung 
bei der Ratte. Die Förderung ist aber anscheinend geringer als diejenige der Zucker- 
ausscheidung im Experiment am pankreas- oder phloridzindiabetischenTiere. Roubitschek. 

Van Siyke, Donald D., and Frederick J. Birchard: The nature of the free 
amino groups in proteins. (Die Natur der freien Aminogruppen in den 
Proteinen.) (Rockefeller inst. f. med. res., New York.) Journal of biol. chem. Bd. 16. 
Nr. 4, S. 539—547. 1914. 

Bei allen von Verff. untersuchten natürlichen Proteinen fanden Verff. den Gehalt 


— 606 — 


an freiem Aminostickstoff gleich dem halben Gehalt des Lysinstickstoffs. Hieraus folgern 
Verff., daß die eine der beiden Aminogruppen des Lysins, die w-Gruppe, in dem Protein- 
molekül in freiem Zustande vorhanden ist. Die &-Aminogruppe, welche den restieren- 
den und größten Teil des freien Aminosäurestickstoffs nach der totalen Hydrolyse aus- 
machen, sind in dem intakten Proteinmolekül alle in peptidartiger Bindung konden- 
siert. Die Verhältnisse sind bei den primären Albumosen, den Hetero- und Proto- 
albumosen verschiedene, woraus geschlossen werden kann, daß in den primären Ver- 
dauungsprodukten ein großer Teil der x-Aminogruppen noch intakt ist. Brahm (Berlin). 


Van Slyke, Donald D.: The hexone bases of casein. (Die Hexonbasen des 
Caseins.) (Rockefeller inst. f. med. res., New York.) Journal of biol. chem. Bd. 16, 
Nr. 4, S. 531—538. 1914. 

Bei vergleichenden Versuchen über den Gehalt des Caseins an Hexonbasen nach 
der Kosselschen Methode und nach einem vom Verf. ausgearbeiteten Verfahren 
fand Verf. nachstehende Werte. Histidin nach Kossel 4,16% bzw. 4,51%, nach van 
Slyke 6,21%. Arginin nach Kossel 7,51% bzw. 7,83%, nach van Slyke 7,41°.. 
Lysin nach Kossel 8,70% bzw. 9.369%, nach van Slyke 10,30% der Gesamtheit des 
Aminosäure-N. Brahm (Berlin). 


Levene, P. A., and G. M. Meyer: On the action of leucocytes and of kidney 
tissue on amino acids. (Über die Einwirkung von Leukocyten und Leber- 
gewebe auf Aminosäuren.) (Rockefeller inst. f. med. res., New York.) Journal 
of biol. chem. Bd. 16, Nr. 4, S. 555—557. 1914. 

Durch Versuche mit Glykokoll, Asparaginsäure und Leucin unter aseptischen 
Bedingungen konnte festgestellt werden, daß weder durch die Leukocyten noch duıch 
das Lebergewebe eine desamidierende Wirkung auf die Aminosäuren ausgeübt wird. 

Brahm (Berlin). 

Satta, G., e G. M. Fasiani: Sull’ autolisi del fegato nel digiuno. (Über die 
Autolyse der Leber hungernder Tiere.) (Istit. di patol. gen., sez. chim., univ.. 
Torino.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 5, S. 386—390. 1913. 

Lebern frisch getöteter Hunde (4 bei normaler Ernährung, 16 Hunde nach 
1—19 Tagen Hunger) wurden bei 88° der Autolyse unterworfen. Als quantitativer Maß- 
stab für die autolytischen Vorgänge wurde die Menge gelösten Stickstoffes bestimmt. 
Es ergab sich. daß 1. die Autolyse in der Leber normal ernährter Hunde in konstanten 
ırenzen bleibt, 2. die Autolyse in Lebern hungernder Tiere mehr N in Lösung brinzt 
als in Organen normaler Tiere. Gigon (Basel). 


Lehman, Edwin P.: On the rate of absorption of cholesterol from the digestive 
tract of rabbits. (Das Verhältnis der Absorption von Cholesterin im Ver- 
dauungstractus des Kaninchen.) (Med. Poliklin., Freiburg i. Br.) Journal of 
biol. chem. Bd. 16, Nr. 4, S. 495—503. 1914. 

Verf. gelang es bei Kaninchen nach kleinen Gaben von Cholesterin nach einigen 
Stunden eine Steigerung des Cholesteringehaltes ım Blute festzustellen. Brahm (Berlin). 


Schmidt, Harry B.: The clinical study of hypercholesterinemia.. (Klinische 
Studien über Hypercholesterinämie.) (Dep. of internal med., univ. of Michigan 
Ann Arbor.) Arch. of internal med. Bd. 13, Nr. 1, S. 121—130. 1914. 

Das Cholesterin wurde nach Extraktion des Blutserums nach Grigant kolorime- 
trisch nach der auf der Reaktion Salkowkis beruhenden kolorimetrischen Methode 
von Weston und Kent bestimmt. Im Normalblutserum von Menschen fand der Verf. 
einen Cholesteringehalt von 1,2—1,75 °/u. Höhere Werte fanden sich in 6von 10 Diabetes- 
fällen ; der höchste Wert bei Diabetes mellitus wurde in einem Fall von Coma mit 4,15°/ 
festgestellt. In 2 Fällen stieg der Cholesteringehalt, als der Harn bei kohlehydratfreier 
Diät zuckerfrei wurde. 5 Fälle von Ikterus durch Verschluß des Ductus choledochus 
zeigten Hypercholesterinämie, ebenso ein Fall von multiplen subeutanen Tumoren. Er- 
höhte Werte fanden sich auch in einigen Fällen mit peripherer Arteriosklerose ohne 


— 607 — 


Blutdrucksteigerung und ohne Eiweiß im Harn, in Fällen mit Arteriosklerose und Blut- 
drucksteigerung ohne Albuminurie, besonders aber in Fällen mit arteriosklerotischer 
Blutdrucksteigerung und Albuminurie. Doch fehlte die Hypercholesterinämie bei aus- 
gesprochener Niereninsuffizienz. E. Neubauer (Wien). 


Abel, John J., Leonard G. Rowntree and B. B. Turner: On the removal of 
diffusible substances from the circulating blood of living animals by dialysis. 
(Die Gewinnung diffusibler Substanzen aus dem Blut beim lebenden 
Tier vermittels Dialyse.) (Pharmacol. laborat., Johns Hopkins univ., Baltimore.) 
Journal of pharmacol. a. exp. therap. Bd. 5, Nr. 3, S. 275—316. 1914. 

Das arterielle Blut wird durch ein System von Celloidinröhrchen hindurchgeleitet, 
welche von einer in beliebiger Weise zusammengesetzten Außenflüssigkeit umspült 
werden. Aus den verschiedenen Celloidinröhrchen sammelt sich das Blut wieder und 
strömt der Vene zu. Als Versuchstiere benutzte man narkotisierte Hunde, und wählte 
meist die Art. femoralis der einen und die Vena femoralis der andern Seite. Von Wich- 
tigkeit ist die Injektion eines zweckmäßigen Quantums von Hirudin (resp. selbst- 
bereitetem Blutegelextrakt). Die Versuche können mehrere Stunden lang fortgeführt 
werden, ohne daß das Tier dabei merklich Schaden leidet. Es läßt sich eine lebensgefähr- 
liche Verarmung des Blutes an gelösten Stoffen (Fermente, Zucker usw.) leicht ver- 
meiden durch Zusatz der betreffenden Substanz zu der dialysierenden Flüssigkeit. 
Die Autoren gewannen auf diesem Wege große Mengen von Aminosäuren. Frey. 


Dakin, H. D., and H. W. Dudley: Some negative experiments on the influence 
of the pancreas upon acetoacetic acid formation in the liver. (Einige negative 
Resultate über den Einfluß von Pankreas auf die Acetessigsäurebildung 
in der Leber.) (Herter luborat., New York.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 4, 
S. 515—516. 1914. 

Unter den von Verff. eingehaltenen Bedingungen zeigte es sich, daß ein Zusatz 
von Pankreasextrakt zu Blut keinen deutlichen Einfluß auf die Acetessigsäurebildung 
aus Buttersäure, Homogentisinsäure und Tyrosin in der Leber hat. Brahm (Berlin). 


Dakin, H. D., and H. W. Dudley: Glyoxalase. Part 4. (Glyoxalase. 
4. Mitteilung.) (Herter laborat., New York.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. +, 
S. 505—513. 1914. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 118.) Mit Ausnahme des Pankreas und der 
Lymphdrüsen des Abdomens wurde die Glyoxalase in allen Drüsen nachgewiesen, 
ebenso das Fehlen der Antiglyoxalase. Das Auftreten des letzteren Fermentes scheint 
ein spezifische Funktion der Pankreas zu sein, die hauptsächlich auf dem Wege der 
inneren Sekretion zur Wirkung gelangt. Im Gegensatz zu Neuberg finden Verff. 
eine Umwandlung von Glyoxal zu Glykolsäure durch Fermentwirkung. Brahm (Berlin). 


Soper, Willard B., and Selma Granat: The urea content of the spinal fluid 
with special reference to its diagnostic and prognostic significance. A series of 
ninety-seven cases. (Der Harnsäuregehalt der Spinalflüssigkeit mit be- 
sonderer Berücksichtigung seiner diagnostischen und prognostischen 
Bedeutung. Eine Serie von 97 Fällen.) (Presbyterian hosp.) Arch. of internal 
med. Bd. 13, Nr. 1, S. 131—142. 1914. 

Die Verff. haben in 56 Fällen von Krankheiten, bei denen Nephritis ausgeschlossen 
war, in 21 Fällen von tödlich verlaufender Urämie, in 8 Fällen nicht tödlich verlaufen- 
der Nephritis und in 12 Fällen von Krankheiten, bei denen eine Nephritis nicht aus- 
zuschließen war, den Harnsäuregehalt der Spinalflüssigkeit untersucht und gefunden, 
daß ein höherer als 0,2% eine schwere Urämie und einen plötzlichen tödlichen Ausgang 
anzeigt, ein Harnsäuregehalt zwischen 0,1 und 0,2% in der Mehrzahl der Nephritisfälle 
einen plötzlichen tödlichen Ausgang signalisiert, daß ferner ein solcher zwischen 0,05% 
und 0,1% keine diagnostischen oder prognostischen Schlüsse erlaubt, wenn er freilich 
auch in Betracht zu ziehen ist. V. Kafka (Hamburg). 


— 608 — 


Fischer, Hans, und W. Zimmermann: Einige Beobachtungen über Pyrrole. 
(II. med. Klin., München.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. 89, H. 3. 
S. 163—169. 1914. 

Bei der Einwirkung von Hydroxylamin auf tetraalkylierte Pyrrole (z. B. Tetramethy]- 
pyrrol) erhielten Verff. das Dioxim des Ketons C,H,,0,. Die Versuche, Bilirubin, bzw. Hämin 
mit Hydroxylamin aufzuspalten, haben bis jetzt zu keinem Ergebnis geführt. Nur beim 
Porphyrinogen fand eine Einwirkung statt, und zwar wirkte das Hydroxylamin als Oxydations- 
mittel, indem Mesoporphyrin erhalten und das Hydroxylamin zu Ammoniak reduziert wurde. 
Ferner finden sich Angaben über die Einwirkung von Aceton auf «-Methylpyrrol-f-carbon- 
säureäthylester und über die Kondensation von 2,4-Dimethyl-5-acetylpyrrol mit Formaldehyd 
und Acetaldehyd. Brahm (Berlin). 

Magnanimi, Roberto: Azione delle soluzioni di sangue su alcune sostanze 
eoloranti del catrame. (Einwirkung von Blutfarbstofflösung auf einige 
Anilinfarben.) (/stit. di med. leg., univ., Modena.) Arch. di farmacol. sperim. e 
scienze aff. Bd. 16, Nr. 11, S. 481—483. 1913. 

Aus abzentrifugierten, gewaschenen Blutkörperchen stellte sich Verf. eine Hämo- 
globinlösung dar und schichtete auf diese Anilinfarbstofflösungen. An der Berührungs- 
stelle entstand eine Veränderung, bisweilen Entfärbung der Farbstofflösung. Wurde die 
Flüssigkeit durch eine Ölschicht luftdicht abgeschlossen, so entfärbte sich die ganze 
Farblösung, und die Hämoglobinlösung nahm das Aussehen und spektroskopische Ver- 
halten von reduziertem Hämoglobin an. Bisweilen bildeten sich Niederschläge, beson- 
ders wenn die Farblösungen sauer oder alkaliısch waren. Diese Niederschläge waren ver- 
schieden von den bei saurer oder alkalischer Reaktion in Hämoglobinlösungen alleın 
auftretenden Niederschlägen. Die Natur dieser Niederschläge soll weiter untersucht 
werden. Baldes (Frankfurt a. M.). 

Woskressenski, $.: Über den Schwefelgehalt der Großhirnrinde von normalen 
und geisteskranken Menschen. (Irrenanst. Tambow, Rußland.) Hoppe-Seylers Zeit- 
schr. f. physiol. Chemie Bd. 89, H. 3, S. 228—231. 1914. 

Wiederholt wurde darauf hingewiesen, daß bei verschiedenen Psychosen der 
Neutralschwefel im Harn vermehrt ist. Ferner wird angenommen, daß es „obne 
Syphilis keine Paralyse“ gibt und Untersuchungen (Schulz) zeigten, daß die an Lue: 
erkrankten Organe einen verminderten Schwefelgehalt gegenüber normalen aufweisen. 
Auf Grund dieser Tatsachen erörterte Verf. die Frage, ob die erwähnte Harnschwefel- 
vermehrung vielleicht auf Kosten einer Schwefelabnahme der Hirnrinde zurückgeführt 
werden könnte. Die Untersuchungen der Rinde von 8 Großhirnen verschiedener 
Psychosen (auch eines Paralysefalles) mittels der Hoeh nel - Glaserschen Schwefel- 
bestimmungsmethode ergaben recht übereinstimmende Werte (für Trockensubstanz be- 
rechnet 0,66% Sim Mittel). Der Schwefelgehalt des Gehirns bzw. eines Organes überhaupt 
ist demnach nach Verf. nicht mit Psychosen in Zusammenhang zu bringen. Kautzsch. 


Knoop, F., und Georg Landmann: Synthese des Pseudoleueins. (Chem. Laborat., 
Freiburg i. Br.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. 89, H. 3, S. 157—159. 1914. 

Ausgehend vom Pinacolin. gelangten Verff. durch Behandeln mit alkalischer Perman- 
ganatlösung zur Trimethylbrenztraubensäure. Das Oxim derselben wurde mit Zinkstaub 
reduziert und nach Entfernung des Zinks das Leucin erhalten. Zur Identifizierung benutzten 
Verff. neben der Naphthalinsulfochloridverbindung das Derivat des p-Toluolsulfochlorids. 
wegen der Billigkeit und wegen der leichteren Trennung der Sulfo- und Aminosäure nach der 
Spaltung. Brahm (Berlin). 

Michaelis, L., und P. Rona: Die Wirkungsbedingungen der Maltase aus Bier- 
hefe. 3. Über die Natur der verschiedenartigen Hemmungen der Fermentwirkungen. 
(Städt. Krankenh. am Urban, Berlin.) Biochem. Zeitschr. Bd. 60, H. 1, S. 62—78. 1914. 


Michaelis, L., und H. Pechstein: Über die verschiedenartige Natur der Hen- 
mungen der Invertasewirkung. (Städt. Krankenh. am Urban, Berlin.) Biochem. 
Zeitschr. Bd. 60, H. 1, S. 79—90. 1914. 

Michaelis, L.: Zur Theorie der elektrolytischen Dissoziation der Fermente. 
Biochem. Zeitschr. Bd. 60, H. 1, S. 91—96. 1914. 


— 609 — 


Euler, Hans, und Harald Cramör: Untersuchungen über die ehemische Zu- 
sammensetzung und Bildung der Enzyme. Mitteilg. 10. Einfluß von Temperatur 
und Luftzufuhr auf die Invertasebildung. Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. 
Bd. 89, H. 4, S. 272—278. 1914. 

Levene, P. A., and C. J. West: A general method for the conversion of fatty 
acids into their lower homologues. (Eine allgemeine Methode zur Umlagerung 
von Fettsäuren in deren niederen Homologen.) (Rockefeller inst. for med. 
res., New York.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 4, S. 475—478. 1914. 

Verff. beschreiben die Darstellung von Lignocerinsäure, Margarinsäure, &-Ace- 
toxystearınsäure und Pentadecylsäure unter Benutzung von alkalischer Permanganat- 
lösung als Oxydationsmittel. Brahm (Berlin). 

Skarzynski, W.: Eine neue Methode der Schwefelbestimmung in biologischen 
Flüssigkeiten. Przegląd lekarski Jg. 1914, Nr. 3, S. 33—35. (Polnisch.) 

Die Methode beruht auf dem Ausfällen der Schwefelverbindungen mittels Benzidin und 
hiernach Titrieren mit !/n-NaOH. Als Indicator dient Phenolphthalein. Es werden somit 
l. die Sulfate bestimmt; 2. der oxydierte Schwefel (Sulfate + aromatische Schwefelverbindun- 
gen), 3. der Gesamtschwefel. Aus dem Unterschiede 1. und 2. ergibt sich die Menge der aroma- 
tischen Schwefelverbindungen, 3. und 2. der nicht oxydierte Schwefel. (Genaue Ausführung 
siehe im Original.) Sohn (Lemberg). 

Zanda, G. B.: Il valore della percentuale di albumina del siero di sangue 
ricavata per mezzo dell’indice di refrazione e della densità. Nota critica. (Die 
(renauigkeit der Eiweißbestimmung im Blutserum vermittelst des re- 
fraktorischen Index und des spezifischen Gewichts.) (Istit. di materia med. 
e farmacol. sperim., univ., Genova.) Arch. di farmacol. sperim. e scienze aff. Bd. 16, 
Nr. 11, S. 513—528. 1913. 

Es wurden Zucker, Harnstoff und Kochsalz dem Blutserum zugesetzt und die 
vermittelst der Refraktionsmethode und der Bestimmung des spezifischen Gewichts 
erhaltenen Eiweißwerte kontrolliert. Es stellte sich heraus, daß der Zusatz dieser Sub- 
stanzen einen gewissen Einfluß auf die Resultate hat, doch nicht so sehr diese beein- 
trächtigt, daß die Methoden als wertlos zu bezeichnen wären. Baldes (Frankfurt a. M.). 

Fendler, G.: Kritische Bemerkungen zu der Eisenbestimmung nach Neumann. 
Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 89, H. 4, S. 279—288. 1914. 
Spezielle Pathologie und Therapie. 

Eiwerßstoffwechsel : 

Tichmeneft, N.: Über Eiweißspeicherung in der Leber. (Physiol.-chem. Inst., 
Straßburg.) Biochem. Zeitschr. Jg. 59, H. 3/4, S. 326—332. 1914. 

Die Hungerleber besitzt die Fähigkeit, bei Eiweißernährung rasch große Mengen 
Eiweiß aufzunehmen und zunächst festzuhalten. Es ist noch nachzuweisen, ob man das 
zur Aufstapelung kommende Eiweiß als Reserveeiweiß und die Leber als eine Vorrats- 
kammer bezeichnen darf. Eiweißzufuhr führt zu einer Vergrößerung der Leber, das 
Lebergewicht steigt. Die absolute Zunahme an N ist viel erheblicher. Das Verhältnis 
von N zu Phosphor wird durch Fleischzufuhr in auffallender Weise zugunsten des N 
geändert. Roubitschek (Karlsbad). 

Rzetkowski, K.: Untersuchungen über die Entstehung der Kachexie im Ver- 
laufe der experimentellen Mäusetumoren. Medycyna i kronika Jg. 48, S. 1589 bis 
1596. 1913. (Polnisch.) | 

Verf. untersuchte den Einfluß des im Organismus einer Maus wachsenden Tumors 
auf den Eiweißbestand. Es wurden N-Bestimmungen eines, aus der Maus ın toto 
exstirpierten Tumors, — dann der kranken Maus nach Entfernung des Tumors und 
einiger gesunden Exemplare ausgeführt und auf 1g Gewicht des Tieres umgerechnet. 
Es ergab sich, daß in einem Gramm einer gesunden Maus durchschnittlich 0,0279N 
(=0,1745g Eiweiß), in einem Gramm einer kranken 0,0213 (= 0,1331g Eiweiß) und 
in einem Gramm des Tumors 0,031N (= 0,193g Eiweiß) enthalten sind. Auf lg einer 
kranken Maus zusammen mit dem Tumor entfallen durchschnittlich nur 0,0235g N, 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 39 


— tl — 


was im Vergleiche mit einer gesunden die Differenz von 0,0044g ergibt. Die Bestim- 
mungen der Trockensubstanz ergaben die Verminderung der gesamten Trockensubstanz 
im Körper einer kranken Maus. Aus seinen Versuchen schließt der Verf., daß bei einer 
kranken Maus der gesamte Eiweißbestand sich deutlich vermindert. Tomaszewski. 

Römer, Paul: Untersuchungen über das biologische Verhalten des Blutserums 
zum Linseneiweiß bei Katarakt. Mitteilg. 2. Ein eigentümliches Verhalten des 
Blutserums zum Linseneiweiß bei der jugendlichen Form der Cataracta diabetica. 
(Untv.- Augenklin., Greifswald.) Arch. f. Augenheilk. Bd. 76, H. 1/2, S. 139—152. 1914. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 9, S. 411.) Verf. geht von dem Gedanken aus, 
daß die Ernährung der Linse und die Erhaltung ihrer Zellelemente in engem Zu- 
sammenhange mit dem Gesamtstoffwechsel steht und sucht etwaige für das Linsen- 
eiweiß toxische Substanzen im Serum der Starkranken nachzuweisen. Hierzu be- 
dient er sich bei seinen jetzigen Versuchen der Methoden der Anaphylaxie- 
forschung und verwendet diese bei einer Starform mit hochgradiger Störung im 
Gesamtorganismus, der jugendlichen Form der Cataracta diabetica. Die Versuche 
wurden in der Weise angestellt, daß das Blutserum des betreffenden Individuums 
mit Linseneiweiß gemischt und Meerschweinchen intraperitoneal injiziert wurde. 
Die in diesem Blutserum vorhandenen Antikörper sollten die Fähigkeit haben, 
Linseneiweiß abzubauen und die hierbei entstehenden Spaltprodukte temperatur- 
herabsetzend wirken, während ein solcher Einfluß auf Injektion von Linseneiweiß 
oder Diabetiker- resp. Normalserum allein ausbleiben sollte. Die Tiere zeigten tat- 
sächlich starken Temperatursturz und boten auch sonst ein der passiven Anaphylaxie- 
übertragung ähnliches Bild. Versuche mit Serum von Diabetikern ohne Katarakt 
zeigten diese Wirkung nicht. Nach Inaktivierung des ersteren Serums erlosch dessen 
temperaturherabsetzende Fähigkeit bei derselben Versuchsanordnung. Verf. schließt 
aus seinen Untersuchungen auf eine Überschwemmung des Blutserums bei dieser 
Starform mit Substanzen, die eine maximale Affinität zum Linseneiweiß haben und 
dieses in einer bestimmten Richtung abbauen. Kontrollversuche mit anderen Eiweiß- 
arten als Linseneiweiß wurden nicht angestellt. J. Bauer (Innsbruck). 

Oeller, Hans, und Richard Stephan: Klinische Studien mit dem Dialysier- 
verfahren nach Abderhalden. (Med. Klin., Leipzig) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 61, Nr. 1, S. 12—15 u. Nr. 2, S. 75—78. 1914. 

Die Arbeit bringt unter Hinweis auf die fremden, wie auch auf die eigenen zahl- 
reichen Mißerfolge eine Reihe von Modifikationen zum Abderhaldenschen Dialysıer- 
verfahren. So fordern Oeller und Stephan vor allem eine Erweiterung der Kontroll- 
versuche derart, daß ein und dasselbe Serum mit möglichst vielen, nicht spezifischen 
Organkontrollen angesetzt werde. Nur so lasse sich ein Urteil über die Organspezifität 
des in Frage stehenden Ferments gewinnen. Gleichzeitig müsse neben dem erweiterten 
Versuch mit aktivem Serum zum Nachweis etwaiger Organfehler ein Parallelversuch 
mit inaktiviertem Serum geführt werden. Diese Organkontrolle verschärfe man noch 
in der Weise, daß sämtliche Organe mit einem sicher positiven und einem sıcher ne- 
gativen Serum angesetzt werden. Da trotz dieser Mehrheit parallel gehender Versuchs- 
reihen 1. Versuchsreihe: aktives Serum, 2. Versuchsreihe: inaktiviertes Serum, 3.Ver- 
suchsreihe: sicher positives Serum, 4. Versuchsreihe: sicher negatives Serum — die 
Möglichkeit einer ungleichmäßigen Durchlässigkeit für den Gesamtversuch nach wie 
vor offen bleibt, muß nach Ansicht der Verff. zum mindesten der aktive Versuch dop- 
pelt angesetzt werden. Wildermuth (Halle). 

Behne, Kurt: Läßt sich mit Abderhaldens Dialysierverfahren bei Kühen die 
Trächtigkeit lrühzeitig erkennen? (Univ.-Frauenklin., Kiel.) Zentralbl. f. Gynaekol. 
Jg. 38, Nr. 2, S. 74—81. 1914. 

Verf. untersucht die Frage, ob sich bei Kühen mittels des Dialysierverfahrens 
frühzeitig die Trächtigkeitsdiagnose stellen läßt. Nach einigen Bemerkungen über 
technische Einzelheiten, wie die Bereitung der Placenta, die Bestimmung der optimalen 


— 611 — 


Serummenge und die Gewinnung des (in den seltensten Fällen nüchtern abgenommenen) 
Serums folgt die eigentliche, 37 Fälle umfassende Mitteilung. Die Ergebnisse sind, 
obwohl es sich immer um gesunde, zum Schlachten bestimmte, trächtige Tiere handelte, 
nicht eindeutig. Behne kommt deshalb zu dem Schluß, daß sich mittels des Dialysier- 
verfahrens zurzeit bei Kühen die Frühdiagnose auf Trächtigkeit nicht mit absoluter 
Sicherheit stellen lasse. Wildermuth (Halle). 

Akimoto, R.: Über die Abderhaldensche Reaktion und ihre Anwendungen. (Städt. 
Krankenh. am Urban, Berlin.) Zentralbl. f. Gynaekol. Jg. 38, Nr. 2, S. 81—87. 1914. 

Die Mitteilung Akimotos, die er selbst als eine vorläufige bezeichnet, bildet in 
der aktuellen Frage von der Artspezifität der Abwehrfermente einen weiteren wert- 
vollen Beitrag. A. bestätigt zunächst Abderhaldens Angaben über das Auftreten 
spezifischer Abwehrfermente in der Zeit der Schwangerschaft. Er kommt auf Grund 
seiner Untersuchungen — die Tabellen und einige weniger wichtige Nebenbefunde 
mögen im Original nachgesehen werden — zu dem Ergebnis, daß menschliche Pla- 
centa nicht nur vom eigentlichen Schwangerenserum, sondern auch vom Serum träch- 
tiger Kühe, vielleicht auch vom Serum tragender Kaninchen und tragender Hunde 
abgebaut wird. Wildermuth (Halle). 

Kafka, V.: Die Abderhaldensche Dialysiermethode in der Psychiatrie. (Staats- 
irrenanst., Hamburg-Friedrichsberg.) Med. Klinik Jg. 10, Nr. 4, S. 153—155. 1914. 

Tierversuche des Verf. ergaben absolute Organspezifität der Fermente, wobei 
auch die Geschlechtsspezifität gewahrt bleibt, Tier- und Menschenorgane aber gleich- 
mäßig reagierten. Störungen der Blutdrüsen im Sinne einer Afunktion (Kastration, 
amenorrhoische Idiotinnen, hypophysäre Dystrophie) führen nicht zur Bildung von 
Abwehrfermenten. In einem Fall von Hypertrichose (Hyperfunktion der Nebennieren- 
rinde) und in einem zweiten mit addisonartigen Pigmentierungen wurde Nebenniere 
abgebaut. In Fällen von Psychopathie, Hysterie u. ä. wurde wiederholt Abbau von 
Gehirnsubstanz (wahrscheinlich nur Marksubstanz) gefunden. Bei Dementia praecox 
konstatiert Verf. häufiger pluriglanduläre Typen, indem neben Gehirn und Geschlechts- 
drüse meist auch Schilddrüse, wiederholt auch Nebenniere abgebaut wird. Fälle, in 
welchen nur Gehirnabbau festgestellt wird, scheinen prognostisch ungünstig zu sein. 
Im epileptischen Paroxysmus können neben Hirn auch andere Organe abgebaut werden. 
Bei latenter Lues und Paralyse scheinen unspezifische Fermente eine Rolle zu spielen. 
Bei Hirntumoren wird nur Gehirn abgebaut. Weitere biologische und therapeutische 
Ausblicke. J. Bauer (Innsbruck). 

Robin, Albert, Noël Fiessinger et Jean Broussolle: Le ferment de défense 
contre le foie dans les maladies hépatiques. (Das Abwehrferment gegen Leber 
bei Leberkrankheiten.) (Hôp. Beaujon, Paris.) Bull. et mém. de la soc. méd. 
des hôp. de Paris Jg. 30, Nr. 3, S. 64—79. 1914. 

Einzelne Fälle von akutem und chronischem Icterus, insbesondere von Icterus 
gravis und Lebercirrhose besitzen Abwehrfermente gegen Lebergewebe im Serum. Dieser 
Befund ist jedoch bei dem gleichen klinischen Krankheitsbild durchaus nicht konstant 
und wechselt zu verschiedenen Zeiten bei ein und demselben Individuum. Die Fermente 
sind von einer nur relativen Spezifität, denn Leberkranke, welche Lebergewebe abbauen, 
bauen, wenn auch in schwächerem Grade, andere Organe wie Nebenniere, Pankreas, 
Schilddrüse u.a. gleichfalls ab. Die Abwehrfermente sind verschieden von dem proteoly- 
tischen Leukocytenferment, hingegen besteht eine nahe Verwandtschaft, wenn nicht gar 
Identität mit dem Amboceptor der Bordet- Gengouschen Reaktion. Klinisch-dia- 
gnostischen Wert besitzt die Abderhaldensche Dialysiermethode bei Lebererkran- 
kungen nicht. J. Bauer (Innsbruck). 

Ahrens, Heinrich: Experimentelle Untersuchungen in der Neurologie mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Abderhalden-Reaktion. (Psychiatr. Klin., Jena.) 
Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. Bd. 2, H. 4/6, S. 397—410. 1914. 

Verf. berichtet ausführlicher über eine größere Reihe von Versuchen am Tier 


39* 


— 612 — 


und am Menschen, die dartun, daß Abwehrfermente gegen Nervengewebe und auch 
andere Organe unter den verschiedensten Umständen, nach leichten traumatischen, 
chemischen oder bakteriellen Schädigungen oder bei raumbeengenden Prozessen im 
Blute auftreten können. Gelegentlich findet man bei Hunden und auch am Menschen 
ganz unerwartet spezifische Fermente gegen irgendein Organ. Aus dem Vorhanden- 
sein von Fermenten läßt sich auf die akute oder fortschreitende Natur eines Leidens 
schließen, abgelaufene Endzustände früherer Krankheiten brauchen keine Fermente 
mehr zu produzieren. Länger dauernde Narkose, besonders mit Chloroform, führt 
zum Auftreten von Fermenten gegen Nervengewebe und Lunge. Auch eine Lumbal- 
anästhesie oder ein subdurales Hämatom führt zu Abbau von Nervensubstanz. Nach 
einer intramuskulären Hg-Injektion am Menschen sah Verf. Fermente gegen Muskel- 
substanz auftreten. Der Organismus scheint durch erneute Schädigungen sensibilisiert 
zu werden. So reagierte ein Hund, der bei der ersten intralumbalen Injektion einer 
Toxindosis erst am 4. Tag Fermente im Blut hatte und sie dann wieder verlor, bei der 
dritten Injektion schon nach einem Tag; in solchen Fällen scheinen nach Abheilen des 
Leidens die Fermente auch früher zu verschwinden. J. Bauer (Innsbruck). 

Löri, Andre, et Cl. Vurpas: La r6action d’Abderhalden chez les Epileptiques. 
(Die Abderhaldensche Seroreaktion bei Epilepsie.) Bull. et mem. de la soc. 
med. des höp. de Parıs Bd. 29, Nr. 39, S. 964—970. 1914. 

Nach einigen einleitenden Bemerkungen über die Theorie der Abwehrfermente 
wirft Verf. die Frage auf: 1. ob die Dysfunktion eines Organes im Blute stets das Auf- 
treten spezifischer (dieses Organ abbauender) Fermente bedinge, 2. ob der Nachweis von 
solchen irgendein Organ abbauenden Fermenten notwendigerweise die Dysfunktion 
des betreffenden Organes voraussetze. Die erste Frage glaubt Verf. auf Grund verschie- 
dener negativ ausgefallener Reaktionen mit einem entschiedenen Nein beantworten zu 
können. Die zweite Frage, die den bedeutsamen Begriff der Organspezifität involviert, 
hat Verf. an Hand von rund 60 Fällen zu entscheiden gesucht, ohne jedoch dabei zu 
einem eindeutigen Resultat gelangen zu können. So haben speziell unter 25 Fällen 
reiner Epilepsie 15 Hirneiweiß abgebaut, 10 nicht. Zu ähnlichen Verhältniszahlen ge- 
langte auch Binswanger. Verf. teilt jedoch die Ansicht Binswangers, wonach un- 
mittelbar nach jeder Krisis Gehirn abgebaut werde, nıcht. Nach seiner (an 21 Fällen 
gewonnenen) Auffassung hat der Anfall als solcher keinerlei Beziehung zu dem Organ- 
abbau. Ebensowenig will Verf. die andere Hypothese Binswangers, daß man nämlich 
auf Grund der Seroreaktion zwischen einer konstitutionellen und einer organischen 
Form der Epilepsie unterscheiden könne, anerkennen. Gegen diese Hypothese spreche 
einmal der Umstand, daß die Reaktion, wenigstens nach seinen Untersuchungsergeb- 
nissen, von Zahl und Stärke der Anfälle nicht beeinflußt werde, des andern auch das 
Moment, daß das Alter des Kranken, der Beginn und die Dauer der Krankheit für den 
Ausfall der Reaktion bedeutungslos zu sein scheine. Diesen mehr negativen Daten stehe 
die Beobachtung, daß in den Fällen von schweren geistigen Defekten Hirn abgebaut werde, 
als positives Untersuchungsergebnis gegenüber; wenn auch aus dieser Tatsache nicht 
ohne weiteres prognostische oder therapeutische Schlüsse gezogen werden dürften, so 
liege darin doch ohne Zweifel die eigentliche Bedeutung der Reaktion. Wildermuth. 

Mayer, A.: Über das Abderhaldensche Dialysierverfahren. (Univ.-Frauenklin., 
Tübingen.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Ärzte, Wien, September 1913.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 2, S. 67—69. 1914. 

Verf. berichtet über ee an 181 Fällen angestellten Untersuchungen mit dem 
Abderhaldenschen Dialysierverfahren, deren Einzelheiten im Original einzusehen 
sind. Brahm (Berlin). 

Hüssy, Paul, und Eugen Kistler: Der diagnostische Wert der Schwanger- 
schaftsdiagnose nach Abderhalden. (Frauenspit., Basel.) Korresp.-Bl. f. schweiz. 
Ärzte Jg. 44, Nr. 1, S. 10—13. 1914. 

Die Mitteilung naht 67 Fälle, die alle mittels des Dialy Servera hrehi untersucht 


— 613 — 


wurden und kein einziges Mal ein Fehlresultat ergaben. Von differentialdiagnostischenı 
Gesichtspunkt aus sind nachfolgende Data besonders hervorzuheben: Adnextumor 
gegen extrauterine Gravidität, Myom gegen Gravidität, Ca. uteri gegen Gravidität usw. 
In all diesen Fällen erwies sich die Abderhaldensche Reaktion als ein in diagnosti- 
scher Hinsicht außerordentlich wertvolles klinisches Hilfsmittel. Wiüdermuth (Halle). 


Kohlehydratstoffwechsel : 


Landau, Anastazy: Studien über Adrenalinglykosurie beim Menschen. Zeitschr. 
f. klin. Med. Bd. 79, H. 3/4, S. 201—216. 1914. 

Die Versuchspersonen erhielten nüchtern 150g Trauben- oder Rohrzucker oder 
100 g Fruchtzucker in 400 ccm Tee, unmittelbar nachher 1 mg Adrenalin subcutan. 
Kontrollversuche ohne Adrenalin. In einigen Fällen wurde außer dem Harnzucker- 
gehalt auch der Gehalt des durch Aderlaß gewonnenen Blutes an Zucker nach Bang 
titriert. Adrenalin nach Traubenzucker oder Rohrzucker führte in allen untersuchten 
Fällen zu Hyperklgyämie und Glykosurie. Diese Glykosurie war nicht in jenen Fällen 
am stärksten, in denen die Zuckerzufuhr zu alimentärer Glykosurie geführt hatte. 
Blut- und Harnzuckermenge zeigten keinen strengen Parallelismus. Adrenalin nach 
Fruchtzuckerzufuhr steigerte eine alimentäre Fruktosurie kaum und trieb bei vier 
Personen ohne alimentäre Lävulosurie keinen Zucker oder doch nur minimale Mengen 
ın den Harn. — Cocain erhöhte die zuckertreibende Wirkung des Adrenalins, Pantopon 
setzte sie herab. E. Neubauer (Wien). 


Stenström, Thor: Das Pituitrin und die Adrenalinhyperglykämie. (Med.-chein. 
Inst., Univ., Lund.) Biochem. Zeitschr. Bd. 58, H. 6, S. 472—482. 1914. 

In sieben Versuchen, in denen Kaninchen Adrenalin und Pituitrin aus dem Infun- 
dibularteil subcutan injiziert wurde, war die Adrenalinhyperglykämie gering oder blieb 
ganz aus. Die Wirkung von 0,1 mg Adrenalin auf den Blutzucker — dieser wurde quan- 
titativ nach Bang bestimmt — wurde durch 2—3 cem Pituitrin aufgehoben. Einmalive 
Darreichung von Pituitrin per os hemmt diese Adrenalinwirkung nicht, wohl aber eine 
5—6 Wochen dauernde Hypophysenfütterung. : Pituitrin setzt auch den Blutzucker- 
anstieg nach dem Zuckerstich herab, ferner auch die Hyperglykämie nach Coffein, 
nach psychischen Reizen, nach Aderlaß. Der Blutzuckergehalt des Normaltieres wird 
durch subcutane Injektion von 1—10 cem Pituitrin, einer Dosis, die gut vertragen 
wird, nicht verändert. Nach intravenöser Injektion von l cem Pituitrin, die zu einer 
vorübergehenden Schwäche der hinteren Extremitäten und zu Tremor führt, bleibt der 
Blutzucker auf normaler Höhe, der Harn bleibt zuckerfrei. Intravenöse Injektion 
etwas größerer Mengen erzeugt einen Respirationsstillstand von 1—3 Minuten Dauer, 
vollständige Erschlaffung des Tieres mit Aufhebung der Reflexe; erst nach einer Stunde 
hat sich das Tier wieder ganz erholt. Der Blutzucker steigt stark an, erreicht 5 Minuten 
nach der Injektion ein Maximum, sinkt in den nächsten 10 Minuten auf die Norm; 
der Harn enthält manchmal Zuckerspuren. Ganz ähnlich wirkt die intravenöse In- 
jektion der „Fühnerschen Substanzen‘ 947 F61 und 947 F 62 auf den Blutzucker, 
die Substanzeu 947 F 62 und 947 F 63 üben einen hemmenden Einfluß auf die Adrenalin- 
hyperglykämie. E. Neubauer (Wien). 

Auel, Wilhelm: Über Giykosurien bei Dyspnöe und die Beeinflußbarkeit des 
Phloridzindiabetes durch CO,- und O,-Inhalation. (Med. Klın., Halle a. S.) Zeitschr. 
f. d. ges exp. Med. Bd. 2, H. 4/6, S. 421—452. 1914. 

Versuche an Hunden. Dyspnöe durch Sauerstoffarmut der Einatmungsluft führte 
in zwei Versuchen bei einem Tiere ın mittlerem Ernährungszustand nicht zu Gly- 
kosurie, wohl aber in zwei weiteren Versuchen, nachdem das Tier innerhalb von fünf 
Wochen um 650 g= ein Neuntel seines Körpergewichts zugenommen hatte. Bei 
einem Tiere wurde eine alimentäre Glykosurie durch Sauerstoffarmut verstärkt. Zwei 
Versuche mit Kohlensäureanreicherung der Einatmungsluft bei ungefähr normalenı 
Sauerstoffgehalt führten bei einem Tiere in mäßigem Ernährungszustand nicht zu Gly- 


— 614 — 


kosurie; Glykosurie trat erst ein nach Auffütterung des Tieres von 5670 auf 6350 g 
binnen 12 Tagen. — Weiterhin wurden Versuche über den Einfluß von Kohlensäure- 
anreicherung und Sauerstoffarmut der Atemluft auf die Glykosurie weiblicher Hunde 
angestellt, die dreimal täglich in 8stündigen Intervallen Phloridzin in schwach alko- 
holischer Lösung subcutan injiziert erhielten, meist 0,3 g täglich. In Übereinstimmung 
mit Magyari-Kossas Versuchen fand der Autor eine Herabsetzung der Phloridzin- 
glykosurie durch Einatmung CO,-reicher Luft. Er fand ferner, daß Einatmung Oy- 
armer Luft die Phloridzinglykosurie nicht beeinflußt. E. Neubauer (Wien). 


Gautier, Cl.: Glucosurie par la pilocarpine chez la grenouille. Importance de 
la voie d’introduetion du poison. (Pilocarpinglykosurie beim Frosch. Be- 
deutung der Art der Gifteinverleibung.) Cpt. rend. hebdom. des séances de 
la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 38, S. 691—693. 1914. 

l ccm einer 2,5 proz. Lösung von salzsaurem Pilocarpin erzeugt bei Fröschen beı 
Injektion in den Dorsalsack keine Glykosurie, während eine kleinere Dosis (0,0175 g) 
in die Pfortader in der Richtung gegen die Leber injiziert mit Sicherheit Zucker in 
den Harn treibt. E. Neubauer (Wien). 


Ringer, A. I., and E. M. Frankel: The chemistry of gluconeogenesis. 6. The 
effects of acetaldehyde and propylaldehyde on the sugar formation and acidosis in 
the diabetic organism. (Die Chemie der Glykoneogenese. 6. Die Wirkung 
von Acetaldehyd und Propionaldehyd auf die Zuckerbildung und Aci- 
dosis im diabetischen Organismus.) (Dep. of physiol. chem., univ. of Pennsyl- 
vania, Philadelphia, Pa.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 4, S. 563—579. 1914. 

Auf Grund ihrer Untersuchungen fanden Verff., daß Acetaldehyd im tierischen 
Stoffwechsel Stoffe, welche keine Zuckerbildner sind, in solche umwandelt, und zwar 
ist die entstehende Substanz kohlenstoffreicher als der Acetaldehyd. Das gleiche zilt 
für Propylaldehyd. Auch hier wurde bei diabetischen Tieren eine deutliche Steigerung 
der Glucoseausscheidung festgestellt. Brahm (Berlin). 


Ask, Fritz: Über den Zucker im Humor aqueus beim Menschen. (AMed.-chem. 
Inst., Lund.) Biochem. Zeitschr. Bd. 59, H. 1/2, S. 35—62. 1914. 

Beim Menschen verhielt sich bei normalem Blutzucker das Kammerwasser ın 
einigen Fällen genau so wie bei den Untersuchungen an Tieren. Bei gewissen anderen 
pathologischen Zuständen (Glaukom, Seclusio pupillae) fand sich dagegen eine Ver- 
minderung des Zuckers im Kammerwasser (durch Sklerosierung der Gewebe und 
mangelhaften Ersatz des verzehrten Zuckers?) In einem Falle von Diabetes stimmte 
der Zuckergehalt des Kammerwassers mit dem des Blutes überein. Tachau (Beriin). 


Ask, Fritz: Über den Zuckergehalt des Kammerwassers. (Med.-chem. Inst. 
Lund.) Biochem. Zeitschr. Bd. 59, H. 1/2, S. 1—34. 1914. 

Der Zuckergehalt des Humor aqueus, mit der Mikromethode von Bang bestimmt, 
ıntsprach etwa dem Zuckergehalte des Blutes (beim Kaninchen, Meerschweinchen, 
Katze, Schwein, Rind, Schaf). Er war in der Regel etwas höher als der Wert für das 
(tesamtblut, lag der Zuckerkonzentration im Plasma näher. Auch bei Karenztieren 
verschwand der Zucker aus dem Kammerwasser nicht, wie entgegen anderslautenden 
Angaben in der Literatur festgestellt wurde. Bei experimenteller Hyperglvkämie 
folgte der Steigerung des Blutzuckers unmittelbar die Steigerung des Zuckergehaltes 
des Kammerwassers. Das Maximum wurde eine Stunde nach dem Blutzucker erreicht. 
Auch hier scheint die Zuckerkonzentration im Kammerwasser der im Blutplasma zu 
entsprechen. Bei beträchtlichen Hyperglykämien (Adrenalin) blieb der Zuckergehalt 
des Humor aqueus hinter dem des Blutes zurück, und zwar werden die ab- 
normen Zuckermengen dabei scheinbar nicht nur durch die Langsamkeit des Aus- 
tausches, sondern wahrscheinlich auch durch eine besondere Fähigkeit des Absonderung= 
organs des Kanımerwassers dem Augeninnern bis zu einem gewissen Grade ferm- 


gehalten. Tachau (Berlin). 


— 615 — 


Lépine, R.: On sucre virtuel and blood glycolysis. (Über virtuellen Zucker 
und Blutglykolyse.) Journal of biol. chem. Bd. 16, Nr. 4, S. 559—561. 1914. 
Polemik. Brahm (Berlin). 


Bang, Ivar: Methode der Zuckerbestimmung, insbesondere zur Bestimmung 
des Blutzuckers. 2. Aufl. Berlin: Springer 1914. M. —.50. 

In handlicher, für den Gebrauch im Laboratorium geeigneter Form gibt Ba ng einen 
kurzen Abriß seiner Mikro- und Makromethode zur Bestimmung des Blutzuckers nebst 
den nötigen Tabellen. Tachau (Berlin). 


Michaelis, L.: Eine Mikroanalyse des Zuckers im Blut. (Städt. Krankenh. am 
Urban, Berlin.) Biochem. Zeitschr. Bd. 59, H. 1/2, S. 166—172. 1914. 

Das Blut wird aus der Fingerkuppe entnommen, in einem Uhrschälchen mit 
Natriumfluoridzusatz aufgefangen. 1 cem Blut wird für die Bestimmung benötigt. Die 
Enteiweißung geschieht nach Erhitzung zum Sieden durch kolloidales Eisen; durch 
die gleichzeitige Erhitzung wird die Fällung in stärker konzentrierter Lösung möglich. 
Nach Filtration wird die Zuckerbestimmung nach dem Prinzipe der Bertrandschen 
Methode ausgeführt. 

Zusatz von 0,7 ccm Seignettesalzlösung, 0,3—0,5cem Kupferlösung. Erhitzung zum Sieden, 
3—31/, Minuten in schwachem Sieden erhalten. Von dem Niederschlag wird abzentrifugiert, 
das Sediment im Eisensulfat gelöst, mit Y/,oo n-Kaliumpermanganatlösung titriert. Fehler- 


grenze: Wenn 1 mg Zucker titriert wird + 2% wenn 0,4—0,5 mg Zucker vorhanden sind, 5 
bis 7%. Dauer der Bestimmung ca. !/, Stunde. Tachau (Berlin). 


M ineralstoffwechsel : 

Bönniger, M.: Die Substituierung des Chlors durch Brom im tierischen 
Körper. Mitteilg. 3. (Krankenh., Berlin- Pankow.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. 
Therap. Bd. 14, H. 3, S. 452—461. 1913. 

Wie in früheren Arbeiten dargelegt, erhöht Bromzufuhr nicht den Gehalt des 
Körpers an Halogenen, sondern verdrängt daraus die äquivalente Menge Chlor. Der 
Umtausch Brom gegen Chlor soll sich sehr rasch und gleichmäßig in allen Körperzellen 
vollziehen. Zur Erhärtung dieser Annahme wird in der vorliegenden Mitteilung die 
Abgabe von Cl und Br im Urin sowie ihr Vorkommen in den verschiedenen Körper- 
säften an Menschen bei salzfreier Kost und einmaliger Bromeinnahme untersucht 
und miteinander verglichen. Da stellt sich nun der Ausscheidungsquotient Cl/Br im 
Harn sehr schnell auf eine konstante Größe ein, und dieser oder annähernd derselbe 
Wert gibt auch das Verhältnis an, in dem Cl und Br im Serum, Schweiß, Magensaft 
und in Ex- und Transsudaten verteilt sind. Aus dem Produkt dieser Verhältniszahl 
Cl/Br und der dem eingeführten Brom äquivalenten Chlormenge läßt sıch der Koch- 
salzgehalt des betreffenden Individuums berechnen, und die Ergebnisse stimmen mit 
der auf verschiedenen Wegen von anderen Autoren früher ermittelten Quantität gut 
überein. Therapeutisch empfiehlt sich die Verabreichung des Broms in zunächst großen, 
alsbald sinkenden, über den Tag verteilten Dosen bei salzarmer Diät und in Gestalt von 
NaBr, da es sich nur in dieser Form im Organismus vorfindet. Tuteur (Frankfurt a. M.) 


Queckenstedt: Untersuchungen über den Eisenstoffwechsel bei der perniziösen 
Anämie mit Bemerkungen über den Eisenstoffwechsel überhaupt. (Med. Univ.-Klin., 
Rostock.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 1/2, S. 49—102. 1913. 

Verf. untersuchte die Eisenausscheidung durch Harn und Kot bei der perniziösen 
Anämie in der Erwartung, daraus vielleicht Aufschlüsse über die Größe des Blutzer- 
falls zu erhalten. Bezüglich des Harns zeigte sich bei den 10 untersuchten Fällen 
(deren einer durch 13 Monate in Beobachtung stand), die aus größeren Perioden berech- 
neten Durchschnittswerte der täglichen Eisenausscheidung als sehr gering. Sie reichen 
nur bei einem Fall bis zu dem Normalwert der Literatur (1 mg), bei allen anderen 
schwankten sie zwischen 0,273 und 0,74 mg. Diese Durchschnittswerte waren auffallend 
konstant, trotz großer Schwankungen im klinischen Befinden. Die einzelnen Tageswerte 
hingegen schwankten in sehr hohen Grenzen. Trotz der geringen Eisenausscheidung 


— 616 — 


kann bei perniziöser Anämie vermehrter Blutzerfall bestehen, da auch die Eisenzufuhr 
per os auf die Größe des Harneisens ohne Einfluß bleibt, wie Verf. durch einen Stoff- 
wechselversuch mit Darreichung eisenarmer Nahrung zeigen konnte. Verf. sieht al; 
das die Größe der Eisenabscheidung durch den Harn bestimmende Moment nicht die 
Größe des Eisendepots der Niere, sondern die Menge der im sezernierten Harn zur 
Verfügung stehenden Lösungsmittel für das deponierte Eisen (CO,, Phosphorsäure) an. 
Noch ungünstiger für die Beurteilung der Größe des Blutzerfalls erwiesen sich die 
Verhältnisse der Koteisenabscheidung. Aus den Nahrungsmitteln stammende Eisen- 
reste im Kot ließen sich zwar durch die befolgte Versuchsanordnung (reine Milchdiät) 
vermeiden, die gefundenen Werte konnten aber nur als Ausdruck einer Änderung im 
Gesamteisenbestand angesehen werden; diesen nicht alterierende Vorgänge im Eisen- 
stoffwechsel (z. B. Blutzerfall mit Deponierung des Eisens als Siderosiseisens) mußten 
sich der Beobachtung entziehen, weshalb die vom Verf. beobachteten negativen Re- 
sultate keinen bindenden Schluß auf die Größe des Blutzerfalls zulassen: Unter 4 Anä- 
mikern zeigte sich nur bei einem einzigen (kurz beobachteten) Fall ein Unterschied 
gegenüber dem Verhalten der untersuchten Kontrollpersonen, indem die Ausfuhr dıe 
Einfuhr um 2.4mg pro Tag überwog. Alle anderen, länger beobachteten Fälle zeigten 
mit den Kontrollen übereinstimmende Werte, die tief unter den von F. Müller er- 
mittelten Hungerwerten lagen. Petry (Graz). 


Symptomatische Stoffwechselanomalien: 


Bernstein, Siegmund: Studien über die Wirkung einzelner Blutdrüsenextrakte, 
insbesondere auf den respiratorischen Stoffwechsel, nebst Bemerkungen über den 
respiratorischen Stoffwechsel bei Blutdrüsenerkrankungen. (I. med. Univ.-Klın., 
Wien.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 15, H. 1, S. 86—115. 1914. 

Adrenalin und das aus der Pars intermedia und dem Hinterlappen der Hypophyse 
gewonnene Pituitrinum infundibulare erhöhen den Blutdruck, das Pit. glandulare aus 
dem Hypophysenvorderlappen setzt ihn nach Falta und Jv ković herab. Diese de- 
pressorische Wirkung kann durch gleichzeitige Injektion von Adrenalin oder Pit. 
infundibulare aufgehoben werden; sie wird durch Atropinisierung nicht verhindert, 
ist also keine Cholinwirkung. Beim Menschen wirkt das Pit. gland. in den verwendeten 
Dosen weder bei subcutaner noch bei intramuskulärer Injektion deutlich den Blutdruck 
herabsetzend. — Entgegen früheren Angaben konnte der Verf. trotz vielfacher Variation 
der Versuchsanordnung keine glykosurische Wirkung des Infundibularextraktes beob- 
achten. Injektion von Pit. glandulare beim Menschen hatte in einem Falle keinen Ein- 
fluß auf den Blutzucker, in zwei anderen Fällen sank der Blutzuckergehalt. Pit. gland. 
verringert die glykosurische Wirkung des Adrenalins. — Versuche über die Beeinflus- 
sung des respiratorischen Stoffwechsels (Anordnung nach Zuntz- Geppert) ergaben: 
Adrenalin erhöht die CO,- und die O,-Menge; der O,-Verbrauch steigt aber viel langsamer 
als die CO,-Bildung. So kommt es zunächst zu einem Anstieg des respiratorischen 
Quotienten in der ersten halben Stunde nach der Injektion; später wird wieder der 
Normalwert erreicht, doch sinkt der respiratorische Quotient nicht unter diesen Wert; 
der Anstieg des RQ steht in keiner Beziehung zur Größe der Glykosurie. Der Verf. 
meint, eine vermehrte Zuckerverbrennung sei die Ursache für die Erhöhung des RQ. — 
Pituitrin inf. führt zu gleichmäßigem Anstieg von CO, und Op RQ bleibt unverändert: 
es hat wahrscheinlich keinen spezifischen Einfluß auf den Kohlehydratstoffwechsel. — 
Pituitr. gland. setzt den Grundumsatz für längere Zeit herab; zunächst sinkt der 0,- 
Verbrauch stärker als die CO,-Produktion, so daß RQ steigt. Nach einer Stunde ist 
‘der Grundumsatz maximal herabgesetzt. RQ wird nun allmählich wieder normal, 
sinkt nachträglich nicht unter die Norm. Dieser letztere Umstand spricht gegen eine 
Störung der CO,-Elimination als Ursache des anfänglichen Anstieges von RQ. Der 
Umstand, daß nach Versuchen des Verf. und Faltas der RQ-Anstieg nach Injektion 
von Pit. gland. beim Diabetiker ausbleibt (die Verminderung des gesamten Gas- 
wechsels tritt auch beim Diabetiker in Erscheinung), spricht für eine Beziehung 


— 617 — 


dieses Anstiegs zum Kohlehydratstoffwechsel. Kontrollversuche ergaben, daß die be- 
schriebenen Wirkungen für einen im Pit. gland. enthaltenen, hitzebeständigen, durch 
Alkohol nicht fällbaren Körper charakteristisch sind. — Auf die Wärmeregulation 
hat das Pit. gland. keinen Einfluß; nur in einem Falle mit Dystrophia adıposogenitalis 
und Zwergwuchs verursachte es Temperaturanstieg um 2,5°. — Die Untersuchungen 
über den respiratorischen Stoffwechsel und dessen Beeinflussung durch Blutdrüsenextrakt 
hat Verf. zum großen Teil an Individuen mit Blutdrüsenerkrankungen angestellt. Der 
Grundumsatz dieser Kranken war erhöht bei Hyperthyreose, herabgesetzt bei Myxödem, 
etwa normal bei Eunuchoidismus, hypophysärer Dystrophie mit Zwergwuchs und bei 
Akromesgalıe. E. Neubauer (Wien). 
Innere Sekretion. 

Allgemeines über innere Sekretion: 

Kranz, P.: Innere Sekretion in Beziehung zur Kieferbildung und Zahnent- 
wicklung. (Chirurg. Klin., Frankfurt a. M.) Dtsch. Zahnheilk. H. 32, S. 3—104. 1914. 

Umfassende Darstellung des heutigen Standes dieser Frage unter Berücksichtigung 
der Anatomie, Physiologie und Pathologie der inneren Sekretion. Die Beziehungen 
des Schilddrüsenapparates zur Kieferbildung und Zahnentwicklung wurden vom Verf. 
schon früher ausführlich dargestellt (vgl. Refer. in diesem Zentralbl. I, 1912, 42). Das 
weitaus Interessanteste dieser Teilfrage ist die Analogie der Störungen bei mensch- 
lichen Kretinen und bei thyreoidektomierten Tieren. Über parathyreoidektomierte 
Tiere hat Verf. keine ausreichenden eigenen Erfahrungen. Die Thymusdrüse hat 
zweifellos einen Einfluß auf die Dentition, insofern als diese verzögert ist, die Zähne 
schwach und klein angelegt sind. Ungefähr das gleiche gilt für die Hypophyse. Diese 
Untersuchungen stellte Verf. an den von Ascoli operierten Hunden an. Der feinere 
histologische Bau der Zähne ist trotz der makroskopisch deutlichen Anomalıe unver- 
ändert. Besprechung der übrigen Drüsen mit innerer Sekretion. J. Bauer (Innsbruck). 


Nathan, Marcel: Les obösit#s glandulaires de l’enfant. (Die glandulären 
Formen der Fettsucht beim Kinde.) Ann. de med. et chirurg. infant. Jg. 17, 
Nr. 22, S. 744—762. 1913. 

Zusammenfassendes Referat. Als Einzelformen werden symptomatisch gekenn- 
zeichnet die Obesitas thyreogener, hypophysärer, epiphysärer, suprarrenaler und pluri- 
glandulärer Genese. — Therapeutisch hat sich die Organverfütterung bisher nur bei den 
thyreogenen Störungen und beim Infantilismus bewährt, bei letzterem durch Ver- 
fütterung von Schilddrüsensubstanz allein oder mit Zufügung anderer Organe. Bei 
der hypophysären Fettsucht hat man keinerlei opotherapeutische Erfolge erzielt; auch 
die chirurgischen Erfolge sind hier recht wenig ermunternd. Die Epiphyse ist bisher 
4 mal chirurgisch angegangen worden, jedesmal mit tödlichem Ausgang. Jbrahim.K 


Zimmern, A., und. Cottenot: Röntgenbehandlung der Drüsen mit innerer Se- 
kretion im Zustande der Hyperaktivität. (4. internat. Kongr. f. Physiotherap., 
Berlin 1913.) Strahlentherapie Bd. 4, H.1, S. 305—311. 1914. 

Kurze zusammenfassende Übersicht über die Resultate der Röntgenbehandlung 
von Uterusmyomen (Beeinflussung der Ovarien), von Schilddrüsenstruma und Basedow, 
Hypophysentumoren und Thymushypertrophie. Eingehender und auf Grund eigener 
Versuche wird die Herabsetzung des Blutdrucks durch Bestrahlung der Nebennieren 
besprochen. (Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 3, S. 32, 1912.) Salle (Berlin). 


Gudernatsch, J. F.: Feeding experiments on tadpoles. 2. A further contribution 
to the knowledge of organs with internal secretion. (Fütterungsversuche beı 
Kaulquappen. 2. Ein weiterer Beitrag zur Kenntnis der Organe mit 
innerer Sekretion.) (Dep. of histol. a. embryol., univ., Munich.) Americ. journal 
of anat. Bd. 15, Nr. 4, S. 431—480. 1914. 

Fütterungsversuche mit Schilddrüse, Thymus und Milz vom Pferde zeigen, daß 
durch diese das Wachstum von Kaulquappen in verschiedener Weise beeinflußt wird. 


— 618 — 


Die Schilddrüsensubstanz begünstigt die Differenzierung der einzelnen Organe, hemmt 
aber das Wachstum; das umgekehrte wird durch Zufuhr von Milz und Thymus bewirkt. 
Isaac (Frankfurt). 


Adler, Leo: Metamorphosestudien an Batrachierlarven. 1. Exstirpationsver- 
suche endocriner Organe. (Auguste-Viktoria-Krankenh., Berlin-Schöneberg.) Zeitschr. 
f. d. ges. exp. Med. Bd. 3, H. 1, S. 39—41. 1914. 

Vorläufige Mitteilung der Resultate von Exstirpationsversuchen an Tem- 
porarienlarven, die mittels eines besonders konstruierten Thermokauters durchge- 
führt wurden und Hypophyse, Thymus und Epiphyse (Thyreoidenexstirpation mißlang) 
betrafen. 

Die H y po ph yse wurde bei etwa 1200 Tieren „exstirpiert‘‘. Enorme primäre und sekundäre 
Mortalität. 10 Larven blieben wochenlang am Leben, wobei keine Spuren beginnender Meta- 
morphose bemerkbar wurden; ein Teil dieser Tiere ging späterein, und die übrigen 3 wuchsen 
allmählich so, daß Kaulquappen entstanden, die völlig unmetamorphosiert 60—63 mm 
lang mit auffallend hohem Schwanzsaum waren. Die mikroskopische Untersuchung ergab: 
Hypoplasie der Gonaden mit großen Fettkörpern, kleine kolloidfreie Thyreoidea. Die Thymus- 
exstirpation überlebten von 950 Tieren 60 länger als eine Woche; diese blieben im Wachstum 
zurück. Eine längere Überlebungsdauer hatten 20Tiere, dieim Wachstum die Kontrollarven wieder 
einholten und in normaler Weise metamorphosierten. Mikroskopische Untersuchung: 
Keimdrüsen auffallend stark entwickelt; in der Thyreoidea liegen die Drüsenschläuche nur 
locker beisammen, Follikel mit Kolloid gefüllt und zeigen nach außen und innen ragende Ein- 
bzw. Ausstülpungen des Epithels. Von 100 Larven, denen die Epiphyse entfernt wurde, 
überlebten die Operation 9 Tiere; von diesen wuchsen 4 schneller als die übrigen und begannen 
die Metamorphose früher als die übrigen und die Kontrollen. Keines von den operierten Tieren 
vollendete die Metamorphose; ante Exitum entwickelten sich Ödeme; Genitale, Thyreoidea, 
Thymus, Hypophyse unverändert. Salle (Berlin). 


Nieuleseu, Petre: Über die Beziehungen der physiologischen Wirkungen von 
Hypophysenextrakt, Adrenin, sowie Mutterkornpräparaten und Imidazolyl-Äthyl- 
amin. Mit einem Nachtrag von H. Boruttau. (Städt. Krankenh. a. Friedrichshain, 
Berlin.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 15, H. 1, S. 1—12. 1914. 

Verf. berichtet über meist an Kaninchen ausgeführte Versuche, die zum Teil in 
Übereinstimmung mit Angaben anderer Autoren folgendes ergaben: Intravenöse In- 
jektion von Infundibularextrakt erzeugt nach kurzem Blutdruckanstieg einen mit 
Pulsverlangsamung und schließlich mit Aussetzen der Herztätigkeit einhergehenden 
Blutdruckabfall, dem ein neuerlicher, länger dauernder Blutdruckanstieg folgt. Gleich- 
zeitig ist der Puls verlangsamt, die Verlangsamung kann Stunden und Tage andauern. 
Eine wenig wirksame Adrenalindosis wird durch eine vorausgehende Pituitrininjektion 
in ihrer Blutdruckwirkung auf die Größe einer 2—5 fachen Dosis verstärkt, und zwar 
um so mehr, je eher die Adrenalininjektion der Pituitrindosis folgt. Wiederholte Pitui- 
trindosen wirken nicht nur an sich schwächer, sie verstärken auch die Adrenalinwirkung 
weniger als die erste Injektion. Wird eine eben wirksame Adrenalinmenge gleichzeitig 
mit einer wirksamen Pituitringabe injiziert, so steigt der Blutdruck schnell bedeutend 
und fällt ganz allmählich ab; keine sekundäre Gefäßerschlaffung, was für die thera- 
peutische Anwendung von Bedeutung ist; Blutdrucksenkung und Herzstillstand blei- 
ben bei dieser Kombination aus. — Mutterkornextrakt (Secacornin Roche) hat keine 
sensibilisierende Wirkung für Adrenalin; die Blutdruckwirkung des Secacornin und des 
Imidazolyläthylamins wird durch Wiederholung nicht geschwächt, die des letzteren 
ist im übrigen der des Pituitrin sehr ähnlich. — Infundibularextrakt und Imidazolyl- 
äthylamın verstärken den Tonus des ausgeschnittenen, in zuckerhaltiger Lockescher 
Lösung suspendierten Meerschweinchenuterus, das letztere ist etwa 20 mal stärker wirk- 
sam als das Pituitrin. Ohne direkte Beeinflussung der die Rhythmik beherrschenden 
Apparate können sie auf der Höhe ihrer Wirkung deren Bewegungseffekt aufheben. 
Die Mutterkornextrakte dagegen scheinen außer auf den Tonus auch auf die Rhythmik 
direkt einzuwirken. Adrenalin wirkt am ausreschnittenen Meerschweinchenuterus 
tonusherabsetzend. E. Neubauer (Wien). 


— 619 — 


Die Drüsen mit innerer Sekretion: 
Schilddrüse, Nebenschilddrüsen, Thymus : 


Bircher, Eugen: Das Kropfproblem. Weitere Mitteilungen. (Kanton. Kranken- 
nst., Aarau.) Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 89, H. 1, S. 1—106. 1914. 

Die umfangreiche Arbeit ist zum großen Teile kritischen und polemischen Inhalts. 
Die Zusammenstellung sämtlicher bisher von Bircher durchgeführter Rattentränkungs- 
versuche ergibt, daß von 484 Tieren 437 ein makroskopisch, 460 ein mikroskopisch nach- 
weisbares positives Resultat hatten. Auffallenderweise fand sich bei der wildlebenden 
Feld- und Hausratte nur in etwa 10%, der Fälle Kropf. In der letzten Versuchsreihe 
wurde ein Kropf erst angenommen, wenn die Dimensionen der Schilddrüse 6—7 mm 
ın der Länge, 3—4 mm in der Breite übertrafen. Nach einer Polemik vor allem gegen 
die Vertreter der Kontaktinfektionstheorie glaubt Verf. konstatieren zu dürfen, daß 
die Anschauung auch jetzt noch zu Recht besteht, wonach die geologische Boden- 
formation in der Kropfgenese eine Rolle spielt. Mit stark aufgeschütteltem Wasser 
gelingt es nicht, Kropf zu erzeugen. Alle vorliegenden Beobachtungen sprechen, wie 
B. glaubt, dafür, daß der Kropf nicht durch einen Mikroorganismus erzeugt wird, 
sondern daß ein Kropftoxin an gewissen Gesteinsformationen festhaftet und von dort 
aus auf dem Wege des Trinkwassers in den Organismus und zur Wirkung gelangt, 
sowie daß es seinem Charakter nach kolloider Natur sein muß. Stalagmometrische 
Untersuchungen verschiedener Wässer ergaben, daß die Capillaritätskonstante und 
demnach die Oberflächenspannung des Kropfwassers niedriger zu sein scheint als die 
nicht kropferzeugenden Wassers. Weiter sah B. bei der ultramikroskopischen Unter- 
suchung verschiedener Quellwässer eine große Menge ultramikroskopischer Teilchen 
und erblickt darin einen Beweis mehr, daß das Kropftoxin sich in einem kolloiden 
Zustand im Wasser befindet. Von Kontrollen an nicht kropferzeugendem Wasser ist 
nirgends die Rede. Histologische Untersuchungen ergaben einen Parallelismus zwischen 
Dauer der Einwirkung der Kropfnoxe und Intensität der degenerativ-desquamativen 
Veränderungen der Schilddrüse. Die Herzstörungen sind unabhängig vom Bau des 
Kropfes und bleiben auch nach der Kropfoperation fast unverändert bestehen. Mit- 
teilung eines Falles von postoperativem Myxödem mit weiterbestehender Kardiopathie, 
der durch Pituitrin wesentlich gebessert wurde. Auch bei Kretinen kommt der Sym- 
ptomenkomplex des toxischen Kropfherzen vor. Aufenthalt in kropffreiem Gebiet, 
sei es Jura oder Hochgebirge, wirkt bei Kropfherz außerordentlich günstig. Das Kropf- 
herz ist nicht nur von einer veränderten Schilddrüsentätigkeit abhängig — dies gibt 
Verf. im Gegensatz zu früher doch zu —, sondern es wird mindestens ebensosehr direkt 
durch das strumigene Toxin hervorgebracht. Bei Ratten lassen sich durch Zufuhr von 
kropferzeugendem Wasser während längerer Zeit Wachstumshemmungen und Verände- 
rungen im Allgemeinzustand erzielen, die mit großer Wahrscheinlichkeit als kretinische 
Degeneration angesprochen werden können. Zur internen Behandlung des Kropfes 
empfiehlt Verf. mit einiger Reserve das Lipojodin, das weniger oder keine schädlichen 
Wirkungen zeigt, und das Chinin. Chinin scheint die strumigene Noxe im Verdauungs- 
kanal unschädlich zu machen. Am besten wirkt Kombination von Lipojodin und 
Chinin. Im Schlußkapitel identifiziert B. die vom Ref. im Serum von Kropfigen nach- 
gewiesenen Fermente gegenüber Schilddrüseneiweiß im Sinne Abderhaldens mit 
dem Kropftoxin selbst oder dessen Derivaten. Zum Schluß werden die MartinFischer- 
schen Auseinandersetzungen über Ödem, Entzündung und speziell Nephritis zur Deu- 
tung des pathologischen Prozesses in der kropfig entarteten Schilddrüse herangezogen. 

J. Bauer (Innsbruck). 

Hirschfeld, L., und R. Klinger: Studien über den endemischen Kropf. Nach- 
trag zur früheren Arbeit. (Hyg. Inst., Univ. Zürich.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, 
Nr. 5, S. 246—247. 1914. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 7, S. 573.) In ihrer Arbeit hatten Hirschfeld 
und Klinger festgestellt, daß in Rupperswil, entgegen der allgemein geltenden An- 


— 620 — 


nahme, seit der Neueinrichtung einer Wasserleitung aus Juragestein die Kropf- 
endemie nicht erloschen ist. In scheinbarem Widerspruch mit dieser statistischen 
Feststellung war das Ergebnis ihrer experimentellen Rattentränkungsversuche, in- 
dem es ihnen nicht gelungen ist, bei in Rupperswil getränkten Ratten Kropf zu 
erzeugen, während an anderen Orten die Häufigkeit von Kropf unter den Ver- 
suchstieren der Stärke der Endemie des Ortes ungefähr entsprach. Nun war aber 
der erste Rattenversuch in Rupperswil zufällig in einem ausschließlich von kropf- 
freien Menschen bewohnten Hause angestellt worden. Ein zweiter Versuch, über 
den die Autoren jetzt berichten, wurde später am gleichen Orte in einer stark mit 
Kropf affizierten Familie durchgeführt. Sämtliche Bewohner benützten nur das 
Wasser der neuen Jurawasserleitung. Nach 7'/, Monaten zeigten die nunmehr ge- 
töteten Tiere in einem relativ erheblichen Prozentsatz Kropf. Dieser Versuch be- 
stätigt die von den Autoren auf Grund statistischer Erhebungen gemachte Folgerunv, 
daß Rupperswil nicht als kropffrei gelten kann. Der positive Ausfall des Tierversuches 
ist nicht darauf zurückzuführen, daß das neue Jurawasser gleichfalls kropferzeugend 
wirkt, sondern weit eher darauf, daß die Ratten in diesem zweiten Versuche in einen 
kropfigen Milieu untergebracht waren. J. Bauer (Innsbruck). 

Karlowiez, E.: Beitrag zur Klärung des Zusammenhanges zwischen Kropf und 
rheumatischen Gelenkerkrankungen. Medycyna i kronika lekarska Jg. 1914, Nr. 1, 
S. 5—9. 1914. (Polnisch.) 

Eine 29 Jahre alte Patientin mit mäßigem Kropf litt längere Zeit an rheumatischen Schmer- 
zen in einigen Gelenken: Bewegungen in den befallenen Gelenken waren gehindert. Jede spezi- 
fisch-rheumatische Behandlung blieb erfolglos. Da der Verf. an einen Zusammenhang zwischen 
dem Kropf und dem rheumatischen Leiden dachte, injizierte er Lugolsche Lösung in den Kropt; 
hierauf Darreichung von Schilddrüsentabletten & 0,10, 3mal täglich. Nach einigen Wochen 
verschwanden die Gelenkschmerzen, die Bewegungen in den Gelenken waren schmerzlos; der 


Erfolg dauert 2 Jahre. Die rheumatische Gelenkerkrankung wird in diesem Falle als Folge der 
Hypofunktion der Schilddrüse gedeutet. Sohn (Lemberg). 


Kienböck, R.: Über Struma und Hyperthyreoidismus im Gefolge von Dila- 
tationen und Aneurysmen der Aorta. (Allg. Poliklin., Wien.) Fortschr. a. d. Geb. 
d. Röntgenstrahlen Bd. 21, H. 4, S. 410411. 1914. 

Kienböck macht aufmerksam, daß bei ausgesprochener Dilatation und Aneu- 
rysmen der Aorta häufiger eine mäßige Vergrößerung der Schilddrüse ohne Verdrängunu<- 
erscheinungen aber begleitet von Symptomen des Hyperthyreoidismus auftreten kann. 
Er führt diese Vergrößerung der Thyreoidea in erster Linie auf eine venöse Hyperämie 
zurück. Bei Mediastinaltumoren, wo gleichfalls Zirkulationsstörungen durch Druck 
ausgelöst werden können, vermißte er in der Regel die erwähnte Veränderung der 
Schilddrüse. Hürter (Marburg). 

Rose, Felix: Le thymus et la maladie de Basedow. (Der Thymus und die 
Basedowsche Krankheit.) Semaine méd. Jg. 34, Nr. 3, S. 25—32. 1914. 

Ausführliche kritische Besprechung des bisher vorliegenden Materials, die zu 
folgenden Schlußfolgerungen führt. Die Thymusdrüse scheint in einer Reihe von 
Basedowfällen, und zwar besonders bei den Fällen mit überwiegend vagotonischen 
Erscheinungen, eine aktive Rolle zu spielen. Im Falle eines operativen Eingriffs wird 
es stets zweckmäßig sein, die Thymus neben einem Teil der Schilddrüse zu entfernen, 
wenn man das Vorhandensein einer Thymus feststellt. Zu dieser Feststellung möge 
man sich nicht allein auf den klinischen und radiologischen Befund, sondern vielmehr 
auf die direkte Palpation während der Operation verlassen (v. Haberer). Die Hyper- 
plasie der Schilddrüse und Thymus ist fast stets Folge einer allgemeinen konstitutionellen 
Anomalie, deren wichtigsten Faktor die Labilität des Nervensystems darstellt. Gerade 
mit Rücksicht auf diese Tatsache soll im Falle der internen Behandlung der Basedow- 
schen Krankheit neben anderweitiger medikamentöser und insbesondere neben Anti- 
thvreoidinbehandlung einem das Nervensystem beruhigenden Regime Rechnung ge- 
tragen werden, sowohl durch Medikamente als auch durch Hydro- und Elektrotherapie 
und besonders psychische Beeinflussung. J. Bauer (Innsbruck). 


— 621 — 


Troell, Abraham: War die Erklärung Landströms über die Entstehung der 
Augensymptome bei Morbus Basedowi richtig? Klinische und experimentelle Studien. 
«Kgl. Seraphimerlaz., Stockholm.) Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, 
H. 3, S. 418—435. 1914. 

Landström hatte die Augensymptome des M. B., insbesondere aber die Pro- 
trusio bulbi durch eine Kontraktion des von ihm entdeckten, vom Sympathicus inner- 
vierten, zylinderförmig angeordneten Muskels erklärt, der vom Septum orbitale im 
Augenlid entspringend am Äquator bulbi inseriert. Gegen die Landströmsche 
Auffassung spricht aber in erster Linie die wenig kräftige Entwicklung des Muskels 
und seine, wie spätere Nachuntersuchungen zeigten, nicht ganz zylinderförmige An- 
ordnung. Ferner könnte das nicht seltene Vorkommen einseitiger oder einseitig stär- 
kerer Augensymptome — Verf. berichtet über 16 derartige Fälle — nicht durch die 
Moöbiussche Schilddrüsentheorie gedeutet werden, sondern müßte durch die Annahme 
einer Druckwirkung der Struma auf den Halssympathicus erklärt werden. Anderer- 
seits spricht aber gegen jede Sympathicustheorie das äußerst seltene Vorkommen 
von Pupillendifferenzen. Bei Sympathicusreizung erhält man, wie Verf. dies selbst 
an Affen sah, eine Erweiterung der Pupille und der Lidspalte, dagegen keine merkliche 
Protrusion des Bulbus. Verf. begnügt sich mit diesen Einwänden gegen die gangbaren 
Theorien, ohne eine neue Hypothese aufzustellen. - J. Bauer (Innsbruck). 


Smith, Ernest v.: The iodin content of the thyroid gland with especial refe- 
rence to the pathologic types and a review of some experimental work. Assisted by 
A. C. Broders. (Der Jodgehalt der Schilddrüse besonders in Beziehung auf 
pathologische Formen und eine Wiedergabe einiger Versuche.) Journal of 
the Americ. med. assoc. Bd. 62, Nr. 2, S. 113—117. 1914. 

In der Klinik von Majo wurden vom Verf. ungefähr 200 Schilddrüsen von an dieser 
Drüse Erkrankten auf ihren Jodgehalt untersucht. Benutzt wurde zur Jodbestimmung 
die Methode von Hunter. Die normale Schilddrüse enthält ungefähr 2,5 mg Jod, 
das Kolloid der Drüse 1,5 mg und die hyperplastische Drüse ungefähr 0,5 mg, be- 
rechnet auf das Trockengewicht der Drüse. Verf. teilt seine untersuchten Drüsen ein 
in hypertrophische und hyperplastische, sowie in solche, die eine größere Menge an 
dickflüssigem, gefärbtem Kolloid enthalten. Drüsen, bei denen vor der Herausnahnıe 
eine Ligatur stattfand, zeigen geringeren Jodgehalt. Das Alter der Patienten ist von 
Einfluß auf den Jodgehalt, der bei jüngeren Patienten im Alter von 17—30 Jahren 
höher ist. Auch das Gewicht der Drüse spielt eine Rolle, indem kleinere Drüsen mehr 
Jod enthalten als größere. Ebenso ist die Beschaffenheit des Kolloid von Bedeutung, 
denn je dickflüssiger und gefärbter die Sekretion ist, desto höher ist ihr Jodgehalt. 
Die verschiedenartige Darreichung von Jod bei Hunden hatte folgendes Resultat: 
Drüsen der mit Jodtinktur behandelten 5 Tiere hatten einen Jodgehalt von durch- 
schnittlich 6,5 mg, Drüsen von 3 mit 5proz. Jodnatriumlösung subcutan behandelten 
Tiere zeigten 5,53 mg und zuletzt Drüsen von 4 mit Jodnatrium gefütterten Tieren 
einen Gehalt von 2,73 mg Jod, gegenüber 3 normalen Kontrolltieren mit 2,58 mg Jod. 
Von Pathologen ist bei Patienten, die an Hyperthyreoidismus zu Grunde gingen, stets 
eine Leberverfettung gefunden und Cushny sah nach Jod eine Leberverfettung wie 
nach Phosphor. Er beobachtete nach hohen Dosen Thyreoidea diese Verfettung in 
verschiedenen Organen. Verf. verweist auf die beobachteten günstigen und schädlichen 
Wirkungen von Jodgaben bei Kropf. Vermutlich ist das Jod, welches von der Schild- 
drüse nicht aufgespeichert oder umgewandelt wird, verantwortlich für die Basedow- 
erscheinungen. Es ist möglich, daß die Schilddrüse den Jodstoffwechsel zu kontrollieren 
hat, wie die Leber den Glykogenumsatz besorgt. Beim Ausfall dieser Kontrolle können 
Zustände wie nach chronischer Jodvergiftung entstehen. Aus der Nahrung, dem 
Wasser und der Luft werden ständig Jodmengen aufgenommen und ein gestörter Jod- 
stoffwechsel in der Schilddrüse, sowie deren Hypersekretion können Symptome von 
Hyperthyreoidismus auslösen. Dohrn (Berlin). 


— 622 — 


Coronedi, G.: Stimoli fisici e veleni del vago studiati sopra animali resi privi 
di apparecchio tiro -paratiroideo: contributo a la conoscenza di una relazione tra 
questo e l’apparecchio circolatorio. Esperimenti e osservazioni. (Physikalische Reize 
und Vagusgifte, studiert an Tieren ohne thyreo-parathyreoiden Apparat. 
Beitrag zur Kenntnis einer Beziehung zwischen diesemund dem Zirku- 
lationsapparat. Experimente und Beobachtungen.) (Ist. farmacol., univ., 
Parma.) Arch. internat. de pharmacodyn. etde thérap. Bd. 23, Nr. 5/6, S. 353—405. 1913. 

Eigene Versuche an Hunden, sowie Experimente anderer Autoren stimmen darin 
überein, daß mit der Exstirpation von Schilddrüse und Parathyreoidea Herab- 
setzung und Unterdrückung der Funktion der herzhemmenden Nervenfasern verbunden 
ist. Daß diese Parese und Paralyse der kardioinhibitorischen Nerven mit der Aus- 
schaltung von Schilddrüsen- und Epithelkörperchenfunktion in Zusammenhang steht, 
geht auch daraus hervor, daß organische Halogenverbindungen, wie sie auch dem 
Sekrete der in Rede stehenden endokrinen Drüsen zukommen (Jodothyrin usw.), 
imstande sind, die gesunkene Funktion von Vagus und Depressor wieder herzustellen. 
Diese Tatsache führt Verf. weiter zu der Ansicht, daß Schilddrüse und Epithelkörper 
Substanzen bilden, welche tonisierend auf Vagus und Depressor wirken und als Anta- 
gonisten jener Körper auftreten, welche diese Nervengebiete lähmen. Und so erscheinen 
die genannten organischen Halogenverbindungen wenigstens für die Therapie eines Teiles 
desthyreo-parathyreoprivenSymptomenkomplexes geeignet,welcheEigenschaft mitihnen 
auch andere künstlich dargestellte organisch eHalogenverbindungen teilen. Joannovics. 

Stoland, 0. 0.: The influence of parathyroid tetany on the liver and the 
pancreas. (Der Einfluß der parathyreopriven Tetanie auf die Leber und 
das Pankreas.) (Hull physiol. laborat., univ., Chicago.) Americ. journal of physiol. 
Bd. 33, Nr. 1, S. 283—299. 1914. 

Verf. untersuchte den Einfluß der Epithelkörperchenexstirpation auf die Funk- 
tionen der Leber und des Pankreas. Im Gegensatz zu früheren Untersuchern führte 
er Glucose intravenös ein und fand bei diesem Verfahren keinen Usterschied in der 
Zuckertoleranz bei normalen und parathyreoidektomierten Hunden. Ebensowenig 
konnte er eine Änderung in der Ausscheidung der Aminosäuren und des Ammoniaks 
nachweisen. Hingegen ergab sich ein höherer Prozentgehalt des Blutes an Fibrin bei 
den tetanischen Tieren. Die Gallenproduktion nimmt nach der Parathyreoidektomie 
deutlich ab, wobei die Konzentration der Gallensäuren gleichbleibt. Verf. führt die 
spärlichere Gallenproduktion nicht direkt auf das Fehlen des Epithelkörperchen- 
sekretes, sondern auf den während der Tetanie gestörten Zustand des Darms zurück, 
der sich auch in der geringeren Absonderung von Pankreassaft nach der Epithelkörper- 
chenexstirpation äußerte. Die Nahrung wurde langsamer verdaut und die Tetanıe- 
symptome waren nach einer Fleischdiät heftiger als nach eiweißfreier Kost oder nach 
längerem Hungern. Verf. führt die Übererrerbarkeit während der Tetanie zum Teil 
auf die Reizung der Nervenendigungen des Digestionstraktes durch die unverdaute 
Nahrung zurück. J. Bauer (Innsbruck). 

Marine, David: Observations on tetany in dogs. Relation of the parathyroids 
to the thyroid; relation of tetany to age, amount of parathyroid tissue removed, 
accessory parathyroids, pregnancy, lactation, rickets, sulphur, and diet; relation of 
parathyroids to sugar tolerance; effect of calcium salts. (Beobachtungen über 
Tetanie beim Hund. Beziehungen der Epithelkörperchen zur Schild- 
drüse; Beziehung der Tetanie zum Alter, zur Menge des entfernten 
Epithelkörperchengewebes, zu den akzessorischen Epithelkörperchen, 
zu Schwangerschaft, Laktation, Rachitis, Schwefelzufuhr und zur Diät; 
Beziehung der Epithelkörperchen zur Zuckertoleranz; Wirkung der 
Calciumsalze.) (H. K. cushing laborat. of exp. med., Western res. uniw., Cleveland.) 
Journal of exp. med. Bd. 19, Nr. 1, 5. 89—105. 1914. 

5—6 von hundert Hunden besitzen von der Schilddrüse abgetrenntes, zum Leben 


— 623 — 


genügendes Epithelkörperchengewebe. Bei mehrzeitiger Schilddrüsen-Epithelkörper- 
chen-Exstirpation, wodurch Gelegenheit zur Hypertrophie akzessorischer Epithelkör- 
perchen gegeben ist, und bei Calciumsalzzufuhr steigt der Prozentsatz der trotz totaler 
Schilddrüsenexstirpation überlebenden Tiere. In zwei Fällen von totaler oder fast 
totaler Schilddrüsenexstirpation traten vorübergehend Erscheinungen von Myxödem 
auf, zeitlich unabhängig vom Auftreten der Tetanie. Tetanie trat meist 18—24 Stunden 
nach Entfernung der Epithelkörperchen auf, bei jungen, besonders bei rachitischen 
Tieren rascher und in schwererer Form. Bleibt ein Drittel bis ein Viertel des Epithel- 
körperchengewebes zurück, so kann Tetanie ausbleiben. Schwangerschaft und Lak- 
tation erleichtern das Zustandekommen von Tetaniesymptomen, die Schwangerschaft 
aber erst in den späteren Stadien. Fütterung mit Schwefel, mit Fleischkost begünstigen 
ihre Entwicklung, Zufuhr von Milch, Knochen und anderen caleiumreichen Nährmitteln 
wirkt bessernd und heilend; besonders bei der Schwangerschafts- und Laktationstetanie 
ist Kalkzufuhr von günstigster Wirkung. — Nach Epithelkörperchen-Exstirpation ist 
die Zuckertoleranzgrenze herabgesetzt, kann auch durch Kalkzufuhr nicht erhöht wer- 
den; zu spontaner Glykosurie kommt es nicht. — Epithelkörperchen-Fütterung ist auf 
den Verlauf der Tetanie ohne Einfluß. E. Neubauer (Wien). 


Evoli, Giuseppe: Contributo sperimentale alla fisiopatologia del timo, special- 
mente in rapporto alla patogenesi della morte istantanea di origine timica. (Ex- 
perimenteller Beitrag zur Physiopathologie der Thymusdrüse und 
deren Beziehungen zum Thymustode.) (Istit. di patol. med. dimostr., univ., 
Napoli.) Tommasi Jg. 8, Nr. 30, S. 642—646 u. Nr. 31, S. 657—667. 1913. 

Auf Grund seiner Versuche bei Kaninchen hält Verf. eine pathologisch gesteigerte 
innere Sekretion der Thymusdrüse für die Ursache des plötzlichen Thymustodes. Diese 
gesteigerte Tätigkeit der Drüse übt eine depressive Wirkung auf die Nervenzentren des 
Herzens und der Atmung, deren Folge ein Herz- bzw. Atmungsstillstand ist. Poda. 
Nebennterensystem: 

Faggella, Vincenzo: L’adrenalina riesce ad impedire le modificazioni delle capsule 
surrenali da affaticamento e ad aumentare la resistenza degli animali alla fatica 
muscolare? (Behindert Adrenalin die Entwicklung der Ermüdungs- 
veränderungen in den Nebennieren und erhöht es die Widerstands- 
fähigkeit der Tiere gegen die Muskelermüdung?) (Clin. med., univ., Napoli.) 
Tommasi Jg. 8, Nr. 33, S. 707—709. 1913. 

Die mikroskopische Untersuchung der Nebennieren von Meerschweinchen, welche 
nach der Methode von Cesa - Bianchi ermüdet werden, zeigen nach Adrenalinbehand- 
lung leichte Hyperämie und spongiöse Umwandlung der Rindenschicht, während die 
Marksubstanz gut umgrenzt reich an chromaffiner Substanz ist. Die nicht behandelten 
Tiere weisen dagegen keine nennenswerte Hyperämie auf, die spongiöse Umwandlung 
der Rindenschicht ist mehr oder weniger deutlich, doch findet man in derselben ein- 
gewanderte Markzellen, die chromaffine Substanz enthalten. Eine vermehrte Wider- 
standskraft der Tiere gegen die Ermüdung konnte jedoch in diesen beiden Versuchs- 
reihen nur vereinzelt nachgewiesen werden. Es scheint demnach wohl, daß die Verab- 
reichung von Adrenalin die Schädigung der Nebenniere infolge übermäßiger Funk- 
tionsanstrengung hintanzuhalten vermag. Joannovics (Wien). 


Oliva, Carlo: Variations du contenu en adrénaline des capsules surrénales après 
anesthésie. (Schwankungen des Adrenalingehaltes der Nebennieren nach 
Anästhesierung.) (Inst. de pathol. chirurg., uniw., Gênes.) Lyon chirurg. Bd. 11, 
Nr. 1, S. 11—29. 1914. 

Untersuchungen über die Wirkung der Narkose mit Äther, Chloroform, Morphium- 
Äther, Morphium-Chloroform auf Hundenebennieren. In einem Teil der Versuche 
wurden die Nebennieren noch vor dem Erwachen aus der Narkose entfernt, in anderen 
Versuchen verschieden lange Zeit nachher. Der Adrenalingehalt der Nebennieren wurde 


— 624 — 


nach der Methode von Pancrazio geschätzt. Nach Äthernarkose enthalten die 
Nebennieren viel mehr Adrenalin als nach Chloroformnarkose; der quantitative Unter- 
schied ist besonders groß, wenn man die Nebennieren nicht während, sondern einige 
Stunden nach der Narkose entnimmt; 12 Stunden nach einer Äthernarkose ist der 
Adrenalingehalt wieder auf die normale Höhe gestiegen, während er 12 Stunden nach 
einer Chloroformnarkose noch gering ist. Bei den in Chloroformnarkose eingegangenen 
Hunden ist das auf das Körpergewicht gezogene Nebennierengewicht größer als bei 
den durch Äthernarkose getöteten Tieren ; umgekehrt ist das Verhalten des Nebennieren- 
gewichtes einige Stunden nach der Narkose. Nebennieren, die während einer Morphium- 
Chloroformnarkose entnommen werden, enthalten viel mehr Adrenalin, als in Morphiun- 
Äthernarkose exstirpierte; 11—12 Stunden nach diesen kombinierten Narkosen ist 
aber das Verhalten des Adrenalinbestandes in den Nebennieren analog wie nach der 
einfachen Äther- bzw. Chloroformnarkose. Das relative Nebennierengewicht ist größer 
bei Morphium-Äther-, als bei Morphium-Chloroformnarkose; die Gewichtsdifferenz 
nimmt zu mit der Zeit, nach welcher die Nebennieren nach der Narkose entfernt 
wurden. — In einer Versuchsreihe wurde der Adrenalingehalt einer Nebenniere vor 
und der der anderen nach Äther- oder Chloroformnarkose untersucht: sehr bedeutende 
Abnahme der Adrenalinmenge, gleichgültig, ob Äther oder Chloroform verwendet 
wurde; übrigens führt die Exstirpation einer Nebenniere auch ohne Narkose an sich 
schon zu einem beträchtlichen Adrenalinschwund in der anderen. E. Neubauer (Wien). 

Scala, Guglielmo: Variazioni della pressione osmotica e della viscositä del 
siero di sangue nell’iposurrenalismo sperimentale. (Änderungen des osmotischen 
Druckes und der Viskosität des Blutes bei partieller Nebennierenexstir- 
pation.) (I. clin. med., univ., Napoli.) : Rif. med. Jg. 30, Nr. 1, S. 5—8. 1914. 

Bei Kaninchen, denen Verf. eine oder anderthalb Nebennieren entfernt, findet 
sich eine nur geringe Tendenz zur Verminderung der osmotischen Konzentration 
des Blutes, während die Viskosität deutlich gesteigert ist. Joannovics (Wien). 

Czubalski, F.: Der Einfluß der Erstickung auf den Adrenalingehalt des Blutes. 
(Pharm. Inst., Lemberg.) Gazeta lekarska Jg. 59, S. 31—41. 1914. (Polnisch.) 

Verf. weist nach, daß während der Erstickung des Tieres der Blutdruck auch 
dann, wenn das Rückenmark, N. vagı und splanchnici durchschnitten worden sind. 
bedeutend in die Höhe steigt. Diese Blutdrucksteigerung erfolgt gewöhnlich erst am 
Ende der dritten und am Anfange der vierten Minute und erreicht das Maximum gegen 
Ende der fünften Minute, was darauf hinweist, daß diese Erscheinung nicht von den 
Nervenzentren beeinflußt wird. Gleichzeitig mit der Blutdrucksteigerung beobachtet 
man sehr oft das Auftreten des Aktionspulses mit bedeutender, nach Atropineinspritzung 
verschwindender Verlangsamung des Herzschlages. Der Aktionspuls ist peripheren 
ee weil er nach der Durchschneidung der N. vagi am Halse auftritt. Nach 

der Exstirpation der Nebennieren erfolgt während der Erstickung des Tieres keine 
Blutdrucksteigerung, es tritt aber unv erändert die Verlangsamung des Herzschla:res 
auf; man kann also schließen, daß die Blutdrucksteigerung während der Erstickung. 
nach Ausschaltung des zentralen Nervensystems, von dem sich im Blute anhäufenden 
Adrenalin abhängig ist. Diese Vermutung bestätigt der Verf. durch einen Versuch 
am isolierten Darme: das defibrinierte, einem erstickenden Hunde abgenommene 
Blut gibt die für das Adrenalın charakteristische Reaktion am isolierten Darnıe eines 
Kaninchens. Tomaszewskt (Lemberr). 

Bittorf, A.: Zur Frage der Pigmentbildung bei der Addisonschen Krankheit. (Med. 
Klin., Breslau.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 75, H. 2, S. 143—152. 1914. 

Durch neuere histologische Befunde ist es sichergestellt, daß das Pigment bei 
der Addisonschen Krankheit ebenso wie das normale Pigment i ım Hautepithel selbst 
gebildet und dem Epithel nicht etwa durch Wanderzellen zugeführt wird. Zur Lösung 
der Frage, was die Ursache der vermehrten Pıgmentbildung im Hautepithel des Addison- 
kranken sei, wurden blutfrei gewaschene, wenig pigmentierte Hautstückchen von 


— 625 — 


2 typischen Fällen von Morb. Add. in verschieden konzentrierte Adrenalinlösungen 
gelegt und im Wärmeschrank bei 37° bebrütet. Kontrolle mit Normalhaut und mit 
physiologischer Kochsalzlösung statt der Adrenalinlösung. Die Haut der Fälle von 
Morb. Add. färbte sich in Adrenalinlösung viel intensiver und rascher dunkel als die 
normale; deutlich war auch eine analoge Wirkung einer alkalischen Tyrosinlösung, 
viel weniger deutlich die von Resorzin und Naphthol. In Kochsalzlösung blieb die 
Addisonhaut fast unverändert, in Sodalösung dunkelte sie etwas nach. Der Farbenton 
der nachgedunkelten Addisonhaut war in Adrenalinlösung rotbraun bis fast: schwarz, 
in Tyrosin- und Resorzinlösung grauschwarz. Die Adrenalinlösung färbte sich rot 
oder bräunlichrot. Mikroskopisch erwies sich an der Pigmentbildung hauptsächlich 
das Epithel beteiligt; es war diffus gefärbt, aber auch die Pigmentkörnchen hatten 
an Zahl und Größe zugenommen. Auch die Gefäßwände und die Hautnerven waren 
dunkler geworden, nicht aber die Wanderzellen. Tödliche Vergiftung mit Diphtherie- 
toxin beim Meerschweinchen verändert das Verhalten der Haut gegenüber Adrenalin- 
lösungen nicht nennenswert. — Die gesteigerte Pigmentbildung der Haut bei Morb. 
Add. führt der Verf. auf Grund dieser Versuche auf einen vermehrten Gehalt der 
Epithelzellen an einer Oxydase (Tyrosinase) zurück. Der vermehrte Oxydasengehalt 
steht wohl in direktem Zusammenhang mit dem Ausfall der Nebennierenfunktion 
(Versuche von Königstein: Pigmentbildung in der überlebenden Haut von Tieren, 
deren Nebennieren exstirpiert worden waren). E. Neubauer (Wien). 


Hypophyse und Glandula pinealis: 


Beco, Lucien: Recherches cliniques sur l’action cardio-tonique et diurétique 
de la pituitrine. (Klinische Untersuchungen über die kardiotonische und 
diuretische Wirkung des Pituitrins.) Bull. de l’acad. roy. de méd. de Belgiqué 
Bd. 27, Nr. 10, S. 851—873. 1913. 

Das Pituitrin, das im Tierversuch deutlich kardiovasculäre und diuretische Wir- 
kungen hat, erwies sich in Untersuchungen an 23 Kranken mit chronischer Myo- 
karditis, in einem Falle Laennecscher Cirrhose und einem Falle subakuter exsuda- 
tiver Pleuritis klinisch-therapeutisch wertlos. Subcutane und intramusculäre Injek- 
tionen werden zwar meist gut vertragen, intravenöse veranlassen in mehr als der Hälfte 
der Fälle (in Dosen von 1/,—8 cem 5fach verdünnten Hypophysenextrakts) Schwindel, 
Kopfschmerz, Hitzegefühl im Gesicht, Ohrgeräusche, Oppresionsgefühl auf der Brust, 
Ohnmachtsanwandlungen, abdominale Kolikschmerzen mit Stuhldrang, Schweiß- 
ausbruch, Pupillendilatation, bitteren Geschmack im Mund. Die Wirkung auf Herz 
und Gefäße ist gering, häufig sieht man Abnahme der Pulsfrequenz und eine geringe 
Zunahme des maximalen Blutdrucks. Die Wirkung auf die Diurese war in 23 Fällen 
gleich Null und nur in einem Falle deutlich positiv. Digitalis und Theocin waren in 
den Fällen, in denen Pituitrin versagte, wirksam. E. Neubauer (Wien). 


Gaillard, Gaston: Syndromes hypophysaires chez l’enfant. (Hypophysäre 
Syndrome bei Kindern.) These de Paris 1913. Nr. 70, 142 S. (Jules Rousset, 
12 rue Monsieur-le-Prince.) 

Verf. erörtert Entwicklung, Bau und Physiologie der Hypophyse. Dann die hypo- 
physären Symptome. 1. Akromegalie, 2. das adiposo-genitale Symptom, 3. das Symptom 
Hirntumor. Die Arbeit ist besonders wegen der kasuistischen Mitteilungen über 41 
fremde und eigene Fälle bemerkenswert. Von den hypophysären Syndromen beim 
Kind ist die 1. Akromegalie zu nennen, die meist in der ‚forme fruste‘“ auftritt. 
Verf. hebt hervor, daß das beim Erwachsenen so häufige Auftreten der Glykosurie 
dabei beim Kind nie beschrieben sei. 2. Das adıposo -genitale Symptom ist 
charakterisiert durch das Zusammentreffen von allgemeiner oder lokalisierter Obesitas 
mit funktionellen oder organischen Störungen des Genitalapparates. 3. Das Symptom: 
Hirntumor ohne Akromegalie, aber manchmal mit spezifischen Befunden, 
z. B. Polyurie. Die Übersicht über die in der Literatur beschriebenen und vom Verf. 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 40 


— 626 — 


neu mitgeteilten Beobachtungen lehrt, daß speziell die Akromegalie nicht sowohl mit 
isolierten Läsionen der Hypophyse kombiniert ist, als vielmehr mit organischen oder 
funktionellen Alterationen der gesamten Blutdrüsen. Beim Kind wie beim Erwachsenen 
gewinnt es immer mehr den Eindruck, als wenn die Akromegalie ein „pluriglanduläres“ 
Symptom wäre. Fritz Loeb (München). 

Lereboullet, P., M. Faure-Beaulieu et E.Vaucher: Diaböte insipide et infanti- 
lisme. Rôle probable de l’hypophyse. (Diabetesinsipidus und Infantilismus. 
Die wahrscheinliche Rolle der Hypophyse.) Nouv. iconogr. de la salpêtr. 
Jg. 26, Nr. 5, S. 410—421. 1913. 

Der jetzt 24jährige Patient zeigte bis zu seinem 14. Jahre eine normale Entwicklung. 
Damals trat angeblich nach einem Sturz in kaltes Wasser intensive Polydipsie und 
Polyurie bis zu 7 und 8 Litern auf, die seither besteht. Im Harn weder Zucker noch 
Eiweiß. Mit 16 Jahren verlor Patient fast gleichzeitig seine'ganz gesunden Zähne. Nach 
weiteren 2 Jahren trat ein juckender und an manchen Körperstellen nässender Aus- 
schlag aut, der sich gegen Behandlung refraktär verhielt und erst auf Radiotherapie 
hin vernarbte, um jedoch mehrmals zu rezidivieren. Bei dem Patienten besteht außer- 
dem eine Spitzentuberkulose mit positivem Bacillenbefund. Er ist klein (153 cm), 
fettleibig mit den für den femininen Typus charakteristischen Lokalisationen. Das 
Gesicht ist unbehaart, ebenso keine crines in axilla und ad pubem. Die Genitalorgane 
sind stark hypoplastisch, es besteht keine Libido noch Erektionen; die Stimme ist hoch. 
Der Kranke schwitzt selbst bei körperlichen Anstrengungen sehr wenig. Psyche und 
Intelligenz sind normal, ebenso das Radiogramm des Schädels. Die Probe auf alimentäre 
Glykosurie fiel positiv aus. Die verschiedenen opotherapeutischen Präparate hatten 
keinen Einfluß auf das Zustandsbild. Der vorliegende Symptomenkomplex läßt die 
Verff. an eine hypophysäre Störung denken, die in diesem Falle vielleicht durch eine 
‚tuberkulotoxische Schädigung dieser Drüse im Sinne von Poncet bedingt ist. J. Bauer. 


Simmonds, M.: Über sekundäre Geschwülste des Hirnanhangs und ihre Be- 
ziehungen zum Diabetes insipidus. (Allg. Krankenh. St. Georg, Hamburg.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 4, S. 180—181. 1914. 

Verf. hat an 500 Leichen genaueste makro- und mikroskopische Untersuchungen 
der Hypophyse vorgenommen. Dabei stieß er auf im ganzen 4 Fälle von sekundärer 
Geschwulstbildung in diesem Organ, in denen die Tumorerkrankung mit Polyurie 
vergesellschaftet war. In einem von 6 Fällen, in denen eine Polyurie nicht aufgetreten 
war, erwies sich die Hypophyse als vollkommen in den Tumormassen aufgegangen. 
Verf. ist der Ansicht, daß durch solche Fälle „die durch anatomische Beobachtungen 
jetzt gesicherte Annahme eines Zusammenhanges zwischen Diabetes insipidus und 
Hypophysenerkrankung nicht erschüttert werden kann“. W. H. Veu (Straßburg ı. E.). 


Kusnetzky, D.: Akromegalie und ihre operative Behandlung. Russ. Arzt, 
Bd. 12, Nr. 34, S. 1196—1200. 1913. (Russisch.) 

Zwei Fälle von operierter Hypophysisgeschwulst. In dem einen Falle besserten 
sich sowohl die Sehkraft als auch die Kopfschmerzen, im zweiten, wo die Hypophysen- 
geschwulst größer war, blieb die Sehkraft abgeschwächt. In beiden Fällen handelte 
es sich um ein eosinophiles Adenom. Kroll (Moskau). 
Geschlechtsdrüsen : 

Rost, G. A., und R. Krüger: Experimentelle Untersuchungen über die Wir- 
kungen von Thorium-X auf die Keimdrüsen des Kaninchens. (Dermatol. Klin., 
Univ. Kiel.) Strahlentherapie Bd. 4, H. 1, S. 382—397. 1914. 

Die physikalischen Eigenschaften des Thoriums-X und seine Wirkung auf Gewebe 
mit lebhafter Zellproliferation gaben Veranlassung, den Einfluß des Präparats auf 
die Sexualorgane zu studieren, insbesondere auch festzustellen, ob Thorium-X im 
Verein miteinerexogenenStrahlungeinenerhöhten biologischen Effekt 
der letzteren zur Folge hat. 


=, WDR 


Versuchsanordnung: 3 Serien ausgewachsener gesunder Kaninchen (im ganzen 37 Ver- 
suchstiere) wurden a) nur mit Thorium-X, b) mit Thorium-X und Röntgenstrahlen, c) nur 
mit Röntgenstrahlen (Kontrollserie) behandelt. Die Röntgendosierung wurde so gewählt, 
daß ihre alleinige Anwendung die untere Grenze der Strahlenwirkung gerade noch berührte, 
d. h. keine oder sehr geringfügige histologische Veränderungen bedingte. Die Thorium - X- 
Applikation geschah teils intravenös, teils subcutan, und zwar wurden in 7tägigen Inter- 
vallen durchschnittlich je 200 e. s. E. injiziert. Außer der histologischen Untersuchung der 
Organe wurden auch Paarungsversuche mit den bestrahlten Tieren angestellt. 


Das Ergebnis der Verusche ist ein für männliche und weibliche Keimdrüsen ver- 
schiedenes. Am Hoden lassen sich durch alleinige Anwendung von Thorium-X keiner- 
lei histologisch nachweisbare Veränderungen erzielen; dagegen resultiert bei der Kom- 
bination Thorium-X-Röntgenbestrahlung eine enorme Steigerung der Röntgenwirkung; 
im mikroskopischen Bild: völliger Schwund der samenbereitenden Zellen 
und Sistierung der Spermiogenese; Entzündungserscheinungen oder Ver- 
änderungen an den Endothelien sind dabei nicht wahrnehmbar. Im Gegensatz dazu 
ergab die Untersuchung der Ovarien, daß weder Thorium-X allein noch die kom- 
binierte Behandlung eine Schädigung der radiosensiblen Zellen des Organs herbei- 
führte; die in der Mehrzahl der Ovarien gefundene Atresie der Primärfollikel wird als 
Folge der allgemeinen durch die Thorium-X-Intoxikation bedingte Atrophie gedeutet. 
Die Paarungsversuche bestätigen diese Auffassung. — Praktisch ergibt sich aus den 
Versuchen, daß von der Kombination von Röntgenbehandlung mit Thorium-X-Dar- 
reichung bei gynaekologischen Erkrankungen ein besonderer Nutzen nicht zu erwarten 
ist; andererseits ist bei der alleinigen Behandlung mit Thorium-X von Blutkrankheiten 
Gicht usw. nach dem Ausfall der Versuche eine Schädigung der Sexualorgane nicht zu 
erwarten. — Die Tatsache, daß die Zellen zweier nahestehender Organsysteme verschie- 
den auf die kombinierte Behandlung mit Thorium-X und Röntgen reagierten, hat 
Beziehungen zu klinischen Beobachtungen der Verff. über die verschiedene Radio- 
sensibilität maligner Tumoren; im allgemeinen wird die kombinierte Therapie für das 
Carcinom als nutzlos abgelehnt, dagegen empfohlen für maligne Lymphome, Lympho- 
sarkome, Lymphogranulomatosis, Hodgkinsche Krankheit. Salle (Berlin). 

Levant, A.: Des effets produits sur l’ovaire par les rayons X d’après les recherches 
histologiques et physiologiques de M. Lacassagne. (Über die Einwirkung der 
Röntgenstrahlen auf die Ovarien; Bericht über die histologischen und 
physiologischen Untersuchungen von M. Lacassagne.) Arch. mens. d’obstetr. 
et de gynécol. Jg. 2, Nr. 12, S. 494—504. 1913. 

Nach den an Kaninchen angestellten Versuchen von Lacassagne gelingt eine 
vollkommene Sterilisation nur schwierig; man findet bei der Autopsie zahlreiche, 
normal entwickelte Follikel trotz hoher Dosen. Noch komplizierter liegen die Verhält- 
nisse beim menschlichen Weibe. Die erzielten therapeutischen Erfolge erklären sich 
dadurch, daß durch die Bestrahlung die der Reife am nächsten stehenden Follikel am 
meisten beeinflußt werden. Die Beeinflussung der Myome erklärt Verf. durch direkte 
Strahlenwirkung auf die Geschwulstzellen. Engelhorn (Erlangen). 

Miller, John Willoughby: Corpus luteum, Menstruation und Gravidität. (Univ.- 
Frauenklin., Heidelberg.) Arch. f. Gynaekol. Bd. 101, H. 3, S. 568—619. 1914. 

Erweiterte Ausführung eines früher veröffentlichten Vortrags; Referat siehe 
dieses Zentralblatt Bd. 6, S. 482. Engelhorn (Erlangen). 
Novak, Josef: Die Rolle der Brustdrüsen in der Lehre von der inneren Sekretion. 
Zentralbl. f. d. ges. Gynaekol. u. Geburtsh. sow. d.Grenzgeb. Bd. 4, H.2, S.49—62. 1914. 


Sammelrefera 
= Verdauungstraktus. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Sever, James Warren: The position of the stomach in children. (Die Lage 
des Magens bei Kindern.) (Childr. hosp., Boston.) Arch. of pediatr. Bd. 31, 
Nr. 1, 8. 38 —44. 1914. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 213. 

40* 


— 628 — 


Issraeljantz, Leon: Untersuchungen über die Wirkung der Adstringenzien auf 
den Magensalt, speziell über die Pepsinadsorption. (Med.-poliklin. Inst., Univ. 
Berlin.) Therapeut. Monatsh. Jg. 28, H. 2, S. 117—123. 1914. 

Die zur Beseitigung der Übersäuerung des Magens gewöhnlich verordneten Mittel 
(Bismutum subnitric., Bismut. carbonic., Neutralon, Bismutose, Escalin, Bolus, Kaolın, 
Blutkohle, Tierkohle und Eiklar) üben ihre Wirkung aus teils als Adstringenzien, teils 
als Säurebinder, teils als Deckpulver, teils dadurch, daß sie durch Adsorption des Pep- 
sins die verdauende Wirkung des Magensaftes hemmen oder ganz aufheben. Die Ver- 
suche desVerf.s, die eine Spezifizierung derWirkung der genannten Mittel bezwecken, er- 
gaben, daß eine Ätz-, bzw. adstringierendeWirkung nur Bismut. subnitric., Neutralon und 
Escalin besitzen, als Deckmittel wirken alle diese Substanzen mit Ausnahme des Eiklar 
und der Bismutose; die Adsorption des Pepsins ist am stärksten bei Bismutose, Blutkohle 
und Bolus alba, sehr gering bei Bismutum carbonicum, Eiklar und grober Tierkohle; die 
freie Salzsäure wird gut gebunden durch Bismutose, Neutralon, Escalin, Eiklar, dagegen 
nur unvollkommen durch Bismut. carbonicum, Bolus alba und Kaolin. Schreuer. 

Einhorn, Max: Indications for and demonstration of the method of duodenal 
feeding. (Indikationen und Demonstration einer Methode zur Fütterung 
mittels der Duodenalsonde.) (Clin. soc. of the New York post-graduate med. 
school a. hosp., meet., 21. III. 1913.) Post-graduate Bd. 28, Nr. 6, S. 550—556. 1913. 

Verf. demonstriert einen kleinen Apparat, der die duodenale Fütterung erheblich 
erleichtert. Er besteht aus einem auf einem kleinen Tischchen montierten Dreiweg- 
hahn, der bei der ersten Einstellung eine kleine Glasspritze mit dem daruntergestellten 
Inhalt zu füllen gestattet, während bei der 2. Stellung der Spritzeninhalt durch die 
in situ gebrachte Duodenalsonde in den Darm entleert wird. Die Fütterung geschieht 
hierdurch langsam und gleichmäßig, besteht jedesmal aus Milch, Ei, Milchzucker, 
eventuell unter Butterzusatz, nimmt etwa 20 Minuten in Anspruch und wird 8 mal 
am Tage (2 stündlich) wiederholt. Die Nahrung soll Körpertemperatur haben. Nach 
der Fütterung muß Wasser und Luft nachgespritzt werden. In Fällen von Geschwüren 
des Magens oder des Darmes, einfacher Ektasie und starker Atonie, nervöser Appetit- 
losigkeit, nervösem Erbrechen wurden auf diesem Wege durch Schonung und Umgehen 
des Magens bis zu 15 Tagen gute Erfolge erzielt, ebenso noch bei Lebererkrankungen 
und Geschwülsten des Magens. E. Mayerle (Karlsruhe). 

Gaisböck, Felix, und Oskar Orth: Experimentelle Untersuchungen zur phar- 
makologischen Beeinflussung der Darmbewegung. Ein Beitrag zur Hormonal- 
therapie. (Chirurg. Univ.-Klin. u. physiol. Inst. d. Univ. Innsbruck.) Zeitschr. f. 
d. ges. exp. Med. Bd. 2, H. 4/6, S. 363—379. 1914. 

Das Hormonal ist ein Mittel von vielseitig anerkannter Wirksamkeit, dessen all- 
gemeine Anwendung jedoch wegen bestimmter Nebenwirkungen sehr erschwert ist. 
Auch das verbesserte Neohormonal bewirkt bei Kaninchen, Katze und Hund regelmäßig 
Blutdrucksenkung, die selbst durch gleichzeitig angewendetes Adrenalin nicht dauernd 
kompensiert werden kann. Strophantin in Dosen von 0,1 mg hebt die blutdrucksenkende 
Wirkung von 1 g Hormonal vollkommen auf. Ebenso läßt Pituitrin, welches gleichzeitig 
Peristaltik erregend wirkt, eine Blutdrucksenkung garnicht oder höchstens vorüber- 
chend zur Geltung kommen. Pituitrin bewirkt allerdings (1 ccm) bei der ersten intra- 
venösen Einspritzung einen kurzdauernden initialen, manchmal pulslosen Blutdruck- 
abfall, der aber ausbleibt, wenn man durch vorherige Infektion von 0,4 g Pituitrin erst 
„Pituitrinfestigkeit‘“ erzeugt. — Am isolierten Darm (Magnus) ist die Wirkung von 
Pituitrin auf die Darmperistaltik ganz inkonstant. Durch Hormonal konnte eine För- 
derung der Bewerungen am Katzendarm nicht erzielt werden. Bei intravenöser Applı- 
kation und graphischer Registrierung der Darmbewegungen ist die Wirkung des Hor- 
monals inkonstant, Pituitrin wirkte (1 Versuch) deutlich Peristaltik fördernd. Adrenalin 
erzeugte eine rasch vorübergehende Hemmung der Darmbewegungen und Tonusvermin- 
derung; 0,2 mg Strophantin verstärkt die Darmperistaltik. ?. Schlippe (Darmstadt). 


— 620 = 


Jordan, Alfred C.: The peristalsis of the large intestine. (Die Peristaltik 
des Dickdarms.) Arch. of the Roentgen ray Bd. 18, Nr. 9, S. 328—339. 1914. 

Der Dickdarm ist gewöhnlich in Ruhe. Er stellt nicht einen einzigen Schlauch dar, 
sondern ist in einzelne Abschnitte geteilt (Haustren). Die Peristaltik des Dickdarms 
konnte unter 72 Fällen bloß einmal beobachtet werden. Man kann 4 Typen unterschei- 
den: Peristaltik, Antiperistaltik, Oscillation und tonische Kontraktionen. Autor hat 
die Peristaltik bei folgenden Momenten beobachtet: 1. sofort nach Wismuteinlauf; 2. bei 
Diarrhöe; 3. bei Kolitis; 4. bei Patienten die Paraffineinläufe erhalten haben und 5. als 
normales Phänomen. (Mitteilung von 14 Fällen.) Roubitschek (Karlsbad). 


Spezielle Pathologie und Therapie: 
Mundhöhle, Speiseröhre: 


Eisenstein, A.: Beiträge zur Radiologie der Speiseröhre. (Städt. Krankenh. Moabit, 
Berlin.) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahlen Bd. 21, H. 4, S. 381—405. 1914. 

Die Durchleuchtung im ersten schrägen Durchmesser „Holzknechts“, ın sog. 
Fechterstellung, ist zurzeit als Methode der Wahl bei der Untersuchung des Oesophagus 
anzusehen. Nur der Hals und subphrenische Teil des Oesophagus erfordern andere 
Stellung des Patienten. Die Kapselmethode, die noch von einigen Röntgenologen an- 
gewandt wird, hat den Nachteil, daß sie Stenosen vortäuscht, indem die Kapsel 
an den physiologischen Engen stecken bleiben kann, so daß man gezwungen sein kann, 
den gefährlichen Versuch zu machen, die Kapsel mit der Sonde zu durchstoßen. Der 
Röntgenologe muß vor der Untersuchung über die Anamnese und die mit anderen Me- 
thoden gewonnenen Resultate unterrichtet sein, um sich danach in der Wahl der Me- 
thode zu richten. Die Wismutmahlzeit in ihren verschiedenen Modifikationen findet als 
souveränes Mittel bei den Untersuchungen des Oesophagus Anwendung. Carcinome 
sind nur dann radiologisch festzustellen, wenn sie Striktursymptome machen. Nur aus 
der Form des Ausgusses, der Regelmäßigkeit resp. Unregelmäßigkeit seiner Konturen, 
lassen sıch bösartige von gutartigen Affektionen unterscheiden. Als weiteres Unter- 
scheiiungsmerkmal der carcinomatösen Stenose ist der Grad der Dilatation des ober- 
halb đer Stenose befindlichen Teiles des Oesophagus anzusehen. Bei gutartiger Stenose 
sind diese Erweiterungen oft sehr hochgradige, bei Carcinomen halten sich dagegen die 
Dilationen in mäßigen Grenzen. Für die idiopathische Erweiterung charakteristisch ist 
die hochgradige Dilatation, Schlängelung und konisches dickes unteres Ende. Best. 


Guisez, J.: Über die radiumtherapeutische Behandlung des Oesophaguscareinoms. 
(17. internat. Kongr., London 1913.) Strahlentherapie Bd. 4, H. 1, $. 44-51. 1914. 

Unter 35 als günstig für die Radiumtherapie ausgewählten Fällen von Oesophagus- 
carcinom konnte zu etwa einem Drittel die Beeinflussung so weit durchgeführt werden, 
daß die Ernährung und zwar Monate hindurch wieder normal wurde. Bei 3 Patienten 
scheint eine Heilung erzielt worden zu sein. Diese 3 Fälle, die oesophagoskopisch und 
histologisch kontrolliert wurden, werden in extenso mitgeteilt; bei zweien Ist eine 
gewisse Behinderung des Schluckaktes, wohl infolge fibromatöser Umwandlung des 
Krebses, zurückgeblieben. Verf. hatte den, wenn auch noch nicht endgültigen, Ein- 
druck, daß bei den wenig granulierenden Formen, also bei den mehr infiltrierenden, 
beim Scirrhus, die Radiumwirkung eine ausgiebigere und dauerhaftere sei. Meidner. 


Saundby, Robert: Syphilitic paralysis of the oesophagus. (Syphilitische 
Paralyse des Oesophagus.) British med. journal Nr. 2770, S. 239—240. 1914. 

Bei einem 35jährigen Mann trat nach flüssiger Nahrungsaufnahme ständig Regur- 
gitation ein, so daß er mittels Sonde ernährt werden mußte. Nach antiluetischer Be- 
handlung wurde das Leiden vollkommen beseitigt. Während die Paralyse des Oeso- 
phagus bei Diphtherie, Kompression durch Lymphdrüsen auf den Vagus, chronischem 
Alkoholismus häufig vorkommt, ist sie bei Syphilis eine sehr selten vorkommende 
Tatsache. Roubitschek (Karlsbad). 


— 630 — 


Eschhaum: Über Kardiospasmus. (St. Petruskrankenh., Barmen.) Med. Klinik 
Jg. 10, Nr. 4, S. 146—147. 1914. 

Beachreibung eines hartnäckigen Falles von Kardisspasmus, der schließlich mit Hike 
der Gottsteinschen Sonde geheilt wurde. Der unaufgeblasene Gummiballon wurde durch 
die Kardia hindurch in den Magen eingeführt, möglichst stark aufgebläht, und dann durch die 
Kardia hindurchgezerrt. Best (Rostock). 
Magen, Darm, Peritoneum : 

Glaessner, Karl: Die Behandluug der Hyperaeidität des Magens, speziell bei 
tleerösen Prozessen mit gallensauren Salzen. Med. Klinik Jg.10, Nr. 2,S.191—192. 1914. 

Die gallensaueren Salze sind imstande, einerseits die Magensäure zu neutralisieren, 
andrerseits das Pepsin zu zerstören. Doch stellte es sich heraus, daB das bisher ver- 
wendete Natrium cholaleum zur Bildung einer harzigen Masse im Magen führt, wo- 
durch sowohl die Wirkung der Gallensäuren beeinträchtigt, wie auch die Entleerung 
des Mageninhalts verzögert wird. Nach mannigfachen Versuchen in vitro gelang es 
dem Verf., das Maunesiumsalz der Gallensäuren herzustellen, das mit dem Macensaft 
eine feine Emulsion gibt und so für den gewünschten Zweck sich als wirksamer er- 
weist, Durch Zusatz von kleinen Mengen Olivenöl wird die Emulsion noch stabiler 
gemacht. Verf. verwendet dünnwandige Gelatinekapseln folgenden Inhalts: Magnes. 
und Natr. choleinic 0,2, Natrii carbon, Magn. carbon aa 0,02, ol. oliv. q. s. ut f. emulsio. 
Diese Kapseln (6—10 pro die) werden 1y, Stunde nach jeder Mahlzeit mit kleinen Mengen 
eines alkalischen Säuerlings geschluckt. Sie gelangten mit günstigem Erfolge bei Hyper- 
aciditätszuständen und Ulcus ventriculi bzw. duodeni zur Anwendung. Schreuer. 

Gossage, A. M., and J. Braxton Hicks: Two cases of non-cancerous tumour 
of the stomach. (Zwei Fälle nichtkrebsiger Magengeschwülste.) (Med. sect., 


25. XI. 1913.) Proceed. of the roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 2, S. 33—36. 1913. 


Fall I. 50jührige Frau, welche unter der Diagnose Ulcus ventriculi behandelt wurde. 
Nuch einer schweren Magenblutung Exitus letalis. Dis Sektion ergab in der Nähe der großen 
Kurvatur einen runden ungestielten Tumor von der Größe eines Golfballes. Auf der Höhe des 
Tumors fand sich eine kleine blauschwarze Impression. Mikroskopisch bestand der Tumor aus 
fibrösem Gewebe und glatten Muskelfasern. — Fall U. 37jähriger Mann, seit 1 Jahre unbe- 
stimmte Schmerzen im Abdomen; kein klinischer Befund. Exitus letalis durch eine plötzlich 
einsetzende schwere Magenblutung. Die Sektion ergab etwa in der Mitte der Magenhinterwand 
einen runden Tumor von Golfballgröße, der einen kurzen ca. 1/ cm dicken Stiel besaß. Nach 
dem mikroskopischen Befund handelte es sich um ein Fibrosarkom von geringer Malignität. 

Pringsheim (Breslau). 

Friis Möller, V.: Untersuchungen über die Magenfunktion bei Patienten mit Morb. 
Basedowii. ( iyshosp., Abt. A, Kopenhagen) Hospitalstid.Jg.57,Nr.4,S.97-109. 1914. (Dän.) 

Patienten mit klassischem Basedow haben Achylie des Magens, bei nicht mit 
sämtlichen Kardinalsymptomen einhergehenden Erkrankungen ist meistens normaler 
Befund oder erhöhte Säurezahl zu erheben. Ob es sich bei den achylischen Zuständen 
um nervös bedingte Veränderungen handelt oder ob echte Gastritis chronica zugrunde 
hest, heB sieh ohne Obduktion nicht entscheiden. H. Scholz (Königsberg). 

Remynse, d. @.: Darmverschluß durch Gallensteine. Nederl. tijdschr. v. geneesk. 
da aN Bda. H. 5. S. 333—336. 1914. (Holländisch.) 

Zwer Falle von Heus dureh eingeklemmte Gallensteine; der erste Fall betraf eine 51 jàhrige 
Frau, welche seit 2ö Jahren an Gallensteinen gelitten hatte; plötzlich traten heftige Bauchschmer- 
zen auf, welche nicht den früheren Charakter der cholangitischen Schmerzen darboten. sondern 
auf einen Darmverschluß hinwiesen. Bei der Operation wurde 5 cm oberhalb der Bauhin- 
schen Klappe ein Gallenstein wefunden, welcher das Darmlumen füllte; der eiförmige Stein hatte 
ame Lange von dem; Herlung. Ein 7ljähriger Mann, der nie Erscheinungen von Gallensteinen 
dargeboten hatte, erkrankte unter Ueuserscheinungen; es war eine große Öffnung zwischen 
Gallenblasws und Duodenum vorhanden; in der Mitte des Ileum lagen zwei grüße Gallensteine; 
augeniem fanden sich noch 14 Steine in der Gallenbla® ; kurze Zeit nach der Operation trat der 
Tırt em. de Jager (Leeuwarden 

Bainbridge, William Seaman: Chronie intestinal stasis surgically considered. 
(Vie chronische inte an ale Stase, vom chirurgischen Standpunkte be- 
trachtet‘ New York med. journal Rd. 99, Nr. 4, S. 153—162. 1914. 

Mertens toysteben Sn vierten Fäien. Die Operation bestand in Lösung der Ver- 


— 631 — 


wachsungen, Gastroenterostomia posterior und Reposition der Darmschlingen in die 
normale Lage. Roubitschek (Karlsbad). 

Quimby, A. Judson: Chronic intestinal stasis. Röntgenographically considered. 
(Die chronische intestinale Stase vom röntgenologischen Standpunkte 
aus betrachtet.) New York med. journal Bd. 99, Nr. 4, S. 162—170. 1914. 

Röntgenologisch kann man fünf Arten der Kolonknickung durch Bänder nachweisen. 
Gewöhnlich ist eine Ptose des Kolons vorhanden, während die Flexura lienalis und hepa- 
tica fixiert ist. Roubitschek (Karlsbad). 

Van Valzah Hayes, William: Chronic intestinal stasis. Stasis medically con- 
sidered. (Die chronisch intestinale Stase vom Standpunkte des Inter- 
nisten aus betrachtet.) New York med. journal Bd. 99, Nr. 4, S. æ 170—174. 1914. 

Durch das lange Verweilen der Kotmassen im Darme (spez. Dünndarm) gelangen 
toxische Stoffe und Bakteriengifte in den Blutkreislauf und schädigen durch Degenera- 
tion die Organe (Blase, Schilddrüse, Nieren, Endokard). Die Symptome der Erkrankung 
sind folgende: Gewichtsverlust, Kopfweh, Schlaflosigkeit, Herzpalpitationen, kalte 
Hände und Füße, Verstopfung, saures Aufstoßen, Nausea, als häufige Komplikation 
Ulcus ventriculi. Objektiv findet man: Dilatation des Duodenums, abnorme Druck- 
schmerzhaftigkeit desselben, Aufblähung des Ileums und spastische Kontraktion des 
Kolons. Therapeutisch sind außer Schonungsdiät, vor allem Abführmittel anzuwenden, 
bei lebensgefährlichen Symptomen der chirurgische Eingriff indiziert (Mitteilung von 
6 Fällen). Roubitschek (Karlsbad). 

Péhu: Mégacolon chez une enfant de cing ans myxoedémateuse avec inver- 
sion générale des viscères (hétérotaxie splanchnique totale). (Megalocolon bei 
einem döjähr. myxödematösen Kind mit Situs inversus universalis.) 
Arch. de méd. des enfants Bd. 17, Nr. 1, S. 53—54. 1914. 

Bei einem an Bronchopneumonie gestorbenen Kind mit Myxödem wurde als 
zufälliger Befund bei der Autopsie (keine Symptome während des Lebens!) ein 
Megalokolon gefunden, Situsinversus der Abdominalorgane und Fehlen 
der Schilddrüse. Durch diese Beobachtung wird die Theorie des Megalokolon 
als angeborene Mißbildung (neben anderen kongenitalen Anomalien) bekräftigt. 

Spitzer-Manhold."* 

Sitsen, A. E.: Megacolon congenitum. Nederl. tijdschr. v. geneesk. Jg. 58, 
Bd. 1, H. 6, S. 377—387. 1914. (Holländisch.) 

An der Leiche wurde nach Eröffnung des Abdomens durch ein Loch im Colon 
descendens unter niedrigem Druck Formalin in das Rectum eingespritzt und auch 
der untere Teil des Abdomens und das kleine Becken mit Formalin ausgegossen. Nach 
einigen Stunden wurde der Darm ausgenommen und untersucht. Es ergab sich, daß 
die Länge der Flexura sigmoidea und des Mesosigmoideums eine ganz verschiedene 
sein kann. Dieselben sind in einigen Fällen sehr kurz, so daß sie ganz in dem großen 
Becken liegen, in anderen Fällen sind dieselben so lang, daß sie in das kleine Becken 
herabsinken. In dem letzteren Fall tritt eine Erschlaffung und eine Torsion auf, wo- 
durch es zu einander gegenüberliegenden Einstülpungen kommt. Diese Falten können, 
wenn von oben oder von unten ein Druck ausgeübt wird, sich aneinanderlegen und so 
einen Verschluß zustande bringen. In einem Fall von Megakolon fand der Verf. den- 
selben Sachverhalt. Die Klappenbildung ist also nicht das Primäre, sondern die Folge 
einer zu großen Länge der Flexur. Die gebildeten Klappen können durch eine Ventil- 
wirkung einen Verschluß und als Folge eine Erweiterung des Kolons hervorrufen. deJager. 

Mathieu, Albert: Note sur un cas grave de reaction colique. (Mitteilung 
über einen schweren Fall von Réaction colique.) Arch. de malad. de l’appar. 
dig. et de la nutrit. Jg. 7, Nr. 12, S. 676—680. 1913. 

Unter Réaction colique versteht Mathieu Zustände wahrscheinlich reflektorischen 
Ursprungs, die vom Dickdarm ihren Ausgang nehmen und sich in Schwindel, Übelkeit, 
Blässe und kaltem Schweiß, selbst in Ohnmachten äußern. Diese Anfälle treten meist 


— 632 — 


im unmittelbaren Anschluß an die Defäkation auf bei nervösen und geschwächten 
Patienten, die an Darmstörungen, wie Colitis oder chronischer Obstipation, leiden und 
könnten sehr bedrohliche Form annehmen, selbst zum plötzlichen Tod führen. Mathieu 
teilt eine Beobachtung mit, daß ein 23jähriges Mädchen eine Reaction colique bekam, 
die den Verdacht einer Magenperforation erweckte; bei der Probelaparotomie fand man 
aber nur Verwachsungen zwischen Gallenblase und Duodenum und Narben ım Duode- 
num, die unmöglich den Anfall ausgelöst haben können. Die Kenntnis derartiger Zu- 
stände ist also auch für den Chirurgen von großer Wichtigkeit. P. Schlippe (Darmstadt). 


Kron, N.: Über die chronische adhäsive Peritonitis. (Alt-Katherinenkrankenk., 


Moskau.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 126, H. 3/4, S. 300—319. 1914. 

Ein 55jähriger Bauer, der seit Jahren magenleidend war, klagte seit ca. 2 Jahren verstärkt 
über Sodbrennen, Erbrechen, Obstipation, in letzter Zeit über Schmerzen in der linken Ober- 
bauchgegend und starke Abmagerung. Bei der Untersuchung konnte nur Druckempfindlichkrit 
unter dem linken Rippenbogen und 2 cm unter dem Nabel festgestellt werden. Der Magensaft 
enthielt freie Salzsäure, keine Milchsäure. Bei der Röntgenuntersuchung fand sich enorme Ver- 
stärkung der Magenperistaltik und ein kleiner Wismuthrest noch nach 24 Stunden, kein für 
Ulcus oder Careinom typischer Befund. Ein Wismuteinlauf brachte einen großen Schatten, dr 
Darmaufblähung eine kugelförmige Auftreibung im linken Hypochondrium hervor. Bei der 
Operation fanden sich hochgradige Verwachsungen in der Gegend der Flexura lienalis weshalb 
enteroanastomosiert wurde. Bei der Sektion zeigte sich außerdem noch ein großes Ulcus an der 
hinteren Magenwand, während doch das Resultat der Röntgenuntersuchung eher einen viel- 
leicht ulcerösen Prozeß am Pylorus vermuten ließ. 

Die chronisch entzündlichen Prozesse in der Gegend der Flexura lıenalis sınd sel- 


ten. Sie sollen durch die physiologisch scharf-winklige Knickung entstehen, die zu 
Stauung, Blutung und Zerrungen führt. Demgegenüber betont Kron, daß sich 
meist doch der Zusammenhang mit einem primären Leiden (Ulcus, Cholelithiasis, 
Kolitis und Perikolitis, Salpingitis usw.) feststellen läßt. Es handelt sich also nicht um 
eine Krankheit sui generis, sondern nur um eine Erscheinungsform der chronisch adhä- 
siven Peritonitis. P. Schlippe (Darmstadt). 


Schepelmann, Emil: Experimente zur plastischen Ascitesdrainage, zugleich 
ein Beitrag zur Histologie implantierter Formolgefäße. (Chirurg. u. orthop. Privat- 
klin. v. Voeckler u. Schepelmann, Halle a. S.) Virchows Arch. f. pathoi. Anat. u. 
Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 214, H. 2, S. 279—289. 1913. 

Verf. hat die Versuche einer Dauerdrainage des Ascites im Tierversuch neu auf- 
genommen und Röhren aus Periost mit Glasmandrin — Cambiumschicht nach außen — 
in die Bauchdecken transplantiert in der Weise, daß das eine Ende dem Peritoneum 
auflag, das andere ins Subcutangewebe ragte. Hatte sich nach ca. 3 Monaten Knochen 
gebildet, so wurde das Glasrohr entfernt, das Peritoneum perforiert und mit dem Periost- 
drain vernäht. Da sich nicht regelmäßig Knochen bildet, ging Verf. zu der schon be- 
kannten Methode der Drainage mit formolgehärteten Blutgefäßen über. Auch beim 
Menschen (in 1 Fall) ergab diese Methode ein gutes Resultat, insofern, als der Ascites 
6 Wochen lang gut abgeleitet wurde. Verf. empfiehlt die Methode zur ausgedehnteren 
Anwendung. Ströbel (Marktredwitz). 


Rolleston, H. D.: A case of eosinophile ascites, with remarks. (Ein Fall von 
eosinophilem Ascites.) British med. journal Nr. 2770, S. 238—239. 1914. 

Bei einer 52jährigen Patientin, die an Leberschwellung mit starkem Ikterus litt, 
wurde Ascitesflüssigkeit durch Punktion entleert. Dieselbe enthielt neben roten Blut- 
körperchen 46% Lymphocyten, 22°% eosinophile, 2%, polymorphe und 1% Mastzellen. 
Der Urin enthielt dauernd Gallenfarbstott die Wassermannsche Reaktion war nega- 
tiv. Der Verdacht auf Hydatidencysten erwies sich bei der Sektion als unbegründet. 


Roubitschek (Karlsbad), 
Leber- und Gallenwege. 


Austoni, Amatore: Splenomegalia primitiva criptogenetica con epatite iper- 
trofica biliare. (Primitive, kryptogenetische Splenomegalie mit biliärer, 


— 633 — 


hypertrophischer Hepatitis.) (Istit. di clin. chirurg., univ., Padova.) Riv. veneta 
Bd. 59, Nr. 10, S. 433—448 u. Nr. 11, S. 481—498. 1913. 

Die biliäre Cirrhose mit Hypersplenomegalie stellt einen bestimmten Krankheits- 
typus dar, welcher nicht allein ätiologisch, klinisch, hämatologisch und pathologisch 
anatomisch charakterisiert ist, sondern auch durch die frühzeitige Anwesenheit eines 
Milztumors, mit welchem die Leberschädigung in Zusammenhang steht, gekennzeichnet 
ist. Da die Splenomegalie eine primitive ist, ist auch die Milzexstirpation die ratio- 
nellste Therapie. Über die Resultate intravenöser Neosalvarsanıinjektionen läßt sich 
vorläufig noch kein abschließendes Urteil fällen, ob auf diese Weise Dauerheilungen 
zu erzielen sind. Immerhin erscheinen sie namentlich in Fällen anwendbar, bei denen 
es sich um Patienten handelt, wo die Operation kontraindiziert ist, oder wo nach 
Besserung des Allgemeinzustandes, die Kranken der Operation zugeführt werden 
sollen. Joannovics (Wien). 

Ylppö, Arvo: Zwei Fälle von kongenitalem Gallengangverschluß. Fett- und 
Bilirubin - Stoffwechselversuche bei einem derselben. (Kaiserin Auguste Victoria- 
Haus z. Bekämpfg. d. Säuglingssterbl. v. Dtsch. Reiche.) Zeitschr. f. Kinderheilk. Orig. 
Bd. 9, H. 3/5, S. 319—33 1913. 

Verf. beschreibt zwei Fälle von kongenitalem Gallengangsverschluß, von denen 
er einen selbst beobachtet und auf Fett- und Bilirubinresorption untersucht hat. Der- 
artige Stoffwechselversuche sind bisher noch nicht viel gemacht, da die meisten Kinder 
frühzeitig eingehen. Die zwei Wochen vor dem Exitus ausgeführten Untersuchungen 
ergaben, daß in diesem Fall die Fettresorption und Fettspaltung nicht übermäßig 
schlecht waren. Von dem ziemlich hohen Fettgehalt der gereichten Nahrung (Frauen- 
milch) wurden 63,5%, resorbiert. Andere Autoren haben bei dem gleichen Leiden 
erheblich niedrigere Werte gefunden. Verf. glaubt daher, daß die Galle beim Säugling 
nicht unbedingt notwendig für die Fettresorption ist, daß bei ihrem Fehlen der Pankreas- 
saft vikarlierend eintritt. Zur gleichen Zeit wurde die Bilirubinresorption untersucht. 
Bilirubin wurde als Natrium- und Calciumsalz in genau bestimmter Menge per os mit 
der Milch gegeben und in Stuhl und Urin nach einer vom Verf. angegebenen spektro- 
photometrischen Methode bestimmt. Dabei wurden 93,99, ım Stuhl wiedergefunden. 
Es ist demnach von dem per os eingeführten Bilirubin überhaupt kaum etwas resorbiert 
worden, obwohl die Resorptionsfähigkeit des Darmes, wie die gleichzeitig bestimnite 
Fettresorption lehrt, keine schlechte war. Deshalb liegt die Annahme nahe, daß Bili- 
rubin auch unter normalen Verhältnissen vom Darm des Neugeborenen und älterer 
Säuglinge nicht resorbiert wird. Wolff (Greifswald).* 

Bürger, Max, und Fritz Fischer: Beitrag zur Frage der experimentellen Cholämie. 
(Chirurg. Klin., Univ. Würzburg.) Zeitschr. f.d. ges. exp. Med. Bd.3, H.1, S.24—38. 1914. 

Um Cholämie ım Versuche zu erzeugen, muß eine Methodik gewählt werden, welche 
Gallerückstauung in die Leber und damit die Erreichung einer Leberinsuffizienz ver- 
meidet, welche ferner die Verwendung artfremder Galle völlig ausschaltet. Dies Ziel 
war zu erreichen durch Anlage einer Gallenweg-Cava-Fistel in Äthernarkose (Unter- 
bindung und Resektion des Duct. choledochus, Einnähung der eröffneten Gallenblase 
in die Wandung der Vena cava inferior Seite zu Seite), jedoch durfte dabei die Gallen- 
blase nicht entleert, noch einer Knickung, Drehung, Biegung oder stärkeren Zuge 
ausgesetzt werden. Von 20 Hunden waren nur 4 brauchbar. Der normale Hund zeigt 


im Harne in der Regel kein Urobilin. 

Der erste Hund lebte 30 Stunden, zeigte im Harn reichlich Urobilin, Urobilinogen und 
Hämoglobin; kein Ikterus. Mikroskopisch erwiesen sich Leber, Milz und Pankreas normal, 
an den Nieren beginnende „parenchymatöse Nephritis“. Hund 2 starb ebenfalls nach solcher 
Zeit und zeigte histologisch das gleiche Bild. Tod durch Galle-Intoxikation. Kein Ikterus. Im 
Harn Spuren von Urobilinogen. Hund 3 überlebte die Operation 2 Tage, verfiel aber in tiefes 
Coma und bekam Skleral-Ikterus. Im Urin reichlich Hämoglobin, Urobilinogen und Urobilin. 
Sektion ergab huchgradigen Ikterus, dunkelrotes Serum, schwere parenchymatöse Nephritis 
im Bereiche der Tubuli contorti, massenhaft Hämoglobin-Zylinder in den Nierenkanälchen. 
Hund 4 lebte noch 8 Tage nach der Operation, zeigte starke Gmelinsche, Ehrlichsche und 


— 634 — 


Schlesingersche Reaktion, Ikterus, Hämoglobinurie, verlangsamte Blutgerinnung. Bei der 
Sektion nur geringe parenchymatöse Nierenentzündung. — Alle Tiere zeigten nach der Ope- 
ration eine Vermehrung der weißen Zellen des Blutes. 


Der Ikterus tritt unter solchen Umständen schneller auf als nach Choledochus- 
Unterbindung allein. In der Leber fehlten Gallenthromben völlig. Für die gefundene 
Urobilinurie ist eine enterale Genese nicht möglich, tritt ja die Urobilinurie früher als 
der Ikterus auf. Es handelt sich also wohl um eine parenterale Urobilinentstehung — 
zwar nicht in der Leber, aber im Blute, das durch Anwesenheit freien Hämoglobins und 
Gallenfarbstoffs ausgezeichnet ist. Georg B. Gruber (Straßburg i.E.). 


Pankreas. 


Iscovesco, H.: Propriétés physiologiques d’un lipoide (II B b) extrait du 
pancréas. (Physiologische Besonderheiten eines Lipoids (II B b), extra- 
hiert aus dem Pankreas.) (Laborat. de physiol., Sorbonne, Paris.) Cpt. rend. 
hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 38, S. 681—683. 1914. 
Injiziert man ein aus dem Pankreas gewonnenes Lipoid Kaninchen in 2 proz. öliger 

Emulsion, so findet eine Gewichtsvermehrung der Tiere um 51% gegenüber 329% bei 
den Kontrolltieren statt. Überraschend ist die Zunahme der Leber bei den behandelten 
Tieren. Sie wiegt bei Kontrolltieren 36g pro 1 kg Tier, bei injizierten Tieren 47 g pro 1 kg 
Tier. Die Lebern sind keine Fettlebern. Beim Menschen verursacht die Injektion des 
Lipoids (1—2 cg täglich) eine geringe Vermehrung des Blutdrucks, ferner eine konstante 
Gewichtszunahme. Bei Diabetikern konnte einmal eine enorme Steigerung, einandermal 
eine Herabsetzung der Glykosurie festgestellt werden. K. Glaessner (Wien). 


Seeber, Friedr.: Über akute Pankreatitis bei Gallensteinen. (St. Vincentius- 
krankenh., Karlsruhe.) Dissertation: Heidelberg 1113. 20 S. (Hch. Dörr.) 

3 Fälle schwerer akuter Pankreatitis mit multiplen Fettgewebsnekrosen der Bauchhöhle ; 
in einem Fall sogar im Fettgewebe des Herzbeutels. 2 Pat. kamen infolge der schweren toxi- 
schen Schädigung des Organismus bald ad exitum, im 3. Fall Tod 4 Wochen nach der 
Operation. Die entzündlichen Prozesse des Gallensystems waren lediglich auf das Reservoir- 
system beschränkt, während die abführenden Wege in keinem Fall irritiert waren. In den 
2 sezierten Fällen zeigte der Choledochus nicht die geringsten Veränderungen. Es handelt sich 
in allen 3 Fällen um akute Pankreatitis bei Gallensteinen. Fritz Loeb (München). 

Bungart, J.: Zur Pathologie und Klinik der akuten und hämorrhagischen 
Pankreatitis. (Akad. f. prakt. Med., Köln a. Rh.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 125, 
H. 5/6, S. 530—558. 1913. 

Bericht über 7 operierte Fälle, von denen 5 starben, 2, bei denen es sich um cir- 
cumscripte retroperitoneale Eiterungen handelte, genasen. In vier Fällen war die 
Erkrankung von den Gallenwegen fortgeleitet, zweimal griffen paranephritische Ab- 
scesse gonorrhoischer Ätiologie auf das Pankreas über. Bungart schlägt vor, die Fälle 
in zwei Gruppen einzuteilen, in solche, bei denen die Pankreatitis auf enteralem Wege 
fortgeleitet wurde und in solche, bei denen auf parenteralem Wege vom Retro- 
peritonealraum aus eine Entzündung auf das Pankreas fortgeleitet wird. Bei der 
ersten Gruppe wird das Trypsinogen durch die Enterokinase aktiviert, wodurch es 
befähigt wird, in großer Ausdehnung die Gewebe zu schädigen und eine allgemeine In- 
toxikation hervorzurufen. Bei der zweiten Gruppe solldas ohne Aktivierung 
wirksame Steapsin dasallein wirksame Agens sein, welchesFettnekrosen, 
aber keine Allgemeinwirkung erzeugt. Daher der mildere Verlauf dieser 
Fälle. Ausführliches Literaturverzeichnis. Moszkowicz (Wien). ™ 

Milz. 

Bayer, Rudolf: Weitere Untersuchungen über die Funktionen der Milz, vor- 
nehmlich ihre Rolle im Eisenstoffwechsel, mit besonderer Berücksichtigung des 
Morbus Banti. (Chirurg. Klin., Bonn a. Rh.) Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. 
Chirurg. Bd. 27, H. 2, S. 311—339. 1913. 

Verf. untersuchte zunächst im Anschluß an seine früheren Publikationen den Eisen- 
stoffwechsel bei zwei entmilzten Bantifällen längere Zeit (21/, resp. !/, Jahre) nach 


— 635 — 


der Operation. Beim ersten derselben (19jährige Frau) war die durchschnittliche Eisen- 
ausfuhr pro Tag und kg Körpergewicht (welche unmittelbar nach der Operation 
0,218 mg betrug) 2!/, Jahre später auf 0,192 mg gesunken — gegenüber 0,149 mg der 
Norm. Im zweiten Falle (25jähriges Mädchen) betrug die Ausfuhr !/, Jahr post operat. 
0,188 mg. Demgegenüber zeigte sich der Eisenexport beim unbeeinflußten Morbus 
Banti hochgradig vermindert (0,05 mg pro Tag und kg Gewicht); eine Untersuchung 
der excidierten Milz ergab ihren Eisengehalt auf das Dreifache der Norm erhöht; 
die eisenretinierende Funktion der Milz ist also beim Banti gesteigert. Verf. stellte 
weiterhin fest, daß die Blutbefunde entmilzter Bantifälle längere Zeit post op. eine 
gewisse Übereinstimmung mit dem Verhalten entmilzter Kontrollen zeigten, besonders 
hinsichtlich der Lymphocytose. Die Werte für das Rotblut erfahren aber natürlicher- 
weise eine rasche Zunahme. Eine bei beiden Patientinnen nachweisbare auffallende 
Vermehrung der Stuhlmenge bezieht Verf. in Übereinstimmung mit den Blutbefunden 
auf den Ausfall eines von der Milz gelieferten, das autonome System hemmenden Hor- 
mons und er konnte auch beim Kaninchen durch Milzexstirpation eine bedeutende 
Vermehrung des Trockenkots erzeugen. Den darin sich ausdrückenden Antagonismus 
zwischen Milz und Thymus konnte Verf. weiterhin durch Eisenstoffwechselversuche 
bei einem operativ behandelten Thymusbasedow erweisen. Der vorher gesteigerte 
Eisenexport machte vermehrter Eisenretention Platz. Petry (Graz). 

Kreuter: Zur Frage der funktionellen Milzdiagnostik, nach Erfahrungen am 
entmilzten Menschen. (Chirurg. Klin., Erlangen.) Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 
Bd. 2, H. 4/6, S. 411—420. 1914. 

Frey hatte bekanntlich beobachtet, daß eine Adrenalininjektion unmittelbar 
nachher von einer beträchtlichen Lymphocytose und erst nach Ablauf von etwa 45 Mi- 
nuten von einem Absinken der Lymphocytenzahl und starkem Ansteigen der neutro- 
philen polynucleären Leukocyten gefolgt ist. Da bei milzlosen Kaninchen die Lympho- 
cytose nach Adrenalin (und auch Diuretin) ausblieb — das milzlose Meerschweinchen 
verhält sich im Gegensatz zum Kaninchen wie ein normales Tier —, so sieht Frey 
diese experimentell erzeugte Lymphocytose als Folge einer Einwirkung der verwendeten 
Substanz auf die glatte Muskulatur der Milz an und empfiehlt, die Blutreaktion auf 
Adrenalin als Funktionsprüfung der Milz auch beim Menschen anzuwenden. Die bis- 
herigen Versuche hatten aber keine sicheren Resultate geliefert. Verf. hatte Gelegenheit, 
eine derartige Untersuchung an einem 15jährigen sonst gesunden Burschen auszuführen, 
dem 6 Wochen vorher wegen einer traumatischen Milzruptur die normale Milz ex- 
stirpiert worden war. 3 Wochen nach der Operation wurden 1,14 Millionen Erythro- 
cyten, 22 500 Leukocyten bei 55% Lymphocyten gezählt, während 6 Wochen nach dem 
Eingriff ein quantitativ und qualitativ normaler Blutbefund erhoben wurde. Da nun 
die Prüfung mit Adrenalin bei dem milzlosen Individuum eine sehr beträchtliche 
Leukocytose und zwar in der ersten halben Stunde ausschließlich eine starke Vermehrung 
der Lymphocyten, Mononucleären und Eosinophilen zur Folge hatte, so ist die von 
Frey vorgeschlagene Art der Funktionsprüfung der Milz prinzipiell abzulehnen. Der 
milzlose Mensch reagiert sowohl auf sympathicotrope wie auf autonomotrope Sub- 
stanzen in der gleichen Weise wie das milzgesunde Individuum. Die für die Milz- 
funktion vikariierend eintretenden Organe, die Nebenmilzen und Blutlymphdrüsen 
verdienen eine größere Beachtung. J. Bauer (Innsbruck). 

Gilbert, A., E. Chabrol ed H. Bénard: La splönectomie dans les ietöres chro- 
niques splénomégaliques. (Die Splenektomie beim chronischen spleno- 
megalischen Ikterus.) Presse med. Jg. 22, Nr. 3, S. 21—25. 1914. 

Bei einem Fall von Splenomegalie mit Ikterus und schwerer Anämie (1,2 Mill. 
Erythrocyten, 40%, Hb, 7000 Leukocyten) wurde durch die Milzexstirpation eine wesent- 
liche Besserung erziehlt. 21/3 Monate nach der Operation betrug die Erythrocytenzahl 
2,5 Mill. Die leicht verminderte Resistenz der roten Blutkörperchen blieb unverändert. 

Isaac (Frankfurt). 


— 6356 — 


Urogenital-System. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Asher, Leon: Beiträge zur Physiologie der Drüsen. Mitteilg. 20. Die sekre- 
torische Innervation der Niere. Von Leon Asher und Roy Gentry Pearce. (Phys:ol. 
Inst., Univ. Bern.) Zeitschr. f. Biol. Bd. 63, H. 3/4, S. 883—128. 1914. 

Versuchstiere: Katzen, einmal Hund. Decerebrierung; Reizung des Vagus mit 
schwachen Strömen innerhalb längerer Perioden mit eingeschobenen Intervallen nach 
Einführung von Ludwigschen Elektroden in seinen Verlauf am Oesophagus (intra- 
thorakale Reizung zur Vermeidung der Kreislaufstörungen bei Reizung des Vans 
am Halse). Durchschneidung des Splanchnicus an seinem Zwerchfellaustritt auf Seite 
der Vagusreizung zur Verhinderung der diuresehemmenden Splanchnicuswirkung. 
Als Kontrollniere wird die andere total entnervt. Da alle Änderungen im Kreislauf 
und der Blutzusammensetzung auch auf diese Kontrollniere in gleicher Weise wirken, 
müssen Verschiedenheiten der Harrabsonderung auf der Seite der Varusreizung auf 
diese selbst bezogen werden. In einem Teil der Versuche wird mit konstantem intra- 
venösem Einlauf von isotonischer NaCl-Lösung oder verdünnter Adreralin-NaCl- 
Lösung die bei der Versuchsanordnung häufig leidende Blutdruckhöhe und Diurese 
gesteigert und zur Konstanz vor Versuchsbeginn gebracht. Es ergibt sich. daß Varnıs- 
reizung die Diurese keineswegs hemmt, sondern für feste und flüssige Bestandteile fördert, 
und eine stärkere Harnabsonderung auf der Seite der Vagusreizung als bei der Kontroll- 
niere ist nur möglich durch die Wirksamkeit sekretorischer Nervenfasern in der Niere. 
Da Smirnow anatomisch Endigungen von Nervenfasern zwischen den sekretorischen 
Zellen der Harnkanälchen nachgewiesen hat, erscheint es naheliegend, den Angriffspunkt 
der sekretorischen Vagusfasern in die Harnkanälchen zu verlegen. Hedinger. 


Frey, Walter, und K. Kumpiess: Die Beeinflussung der Harnausscheidung 
beim Menschen durch Pituglandol. (Med. Univ.-Klin., Königsberg i. Pr.) Zeitschr. 
f. d. ges. exp. Med. Bd. 2, H. 4/6, S. 380—396. 1914. 

Kurzer Überblick über die Angriffspunkte des Hypophysenextraktes an Herz 
und peripherem Kreislauf; Diskussion der Nierenwirkung, die noch ungeklärt erscheint; 
es konkurrieren die verschiedenen Kreislaufeffekte (allgemeine und renale Vasomotoren- 
wirkung) mit der fraglichen direkten Nierenzellenwirkung und der Beeinflussuns 
sekretorischer Nerven. — Versuche an Nierengesunden über Ausscheidungsbeein- 
flussung von Wasser, Kochsalz, Phosphorsäure, Stickstoff, Harnsäure nach Piturlandsl- 
injektionen. Die Resultate stimmen mit den v. d. Veldenschen im allgemeinen 
überein; mehrstündige Oligurie, Konzentrationsanstieg. NaCl, P,O; und N steigen 
meist prozentual und absolut dabei an. Diese Resultate widersprechen den ım Tier- 
experiment gewonnenen. Verff. diskutieren die elektive Begünstigung der NaCl- 
Ausscheidung durch Hypophysenextrakte gegenüber der Wasserhemmung und weisen 
auf die Verhältnisse bei Diabetes insipidus hin (infolge Hypophysen-h y po funktion 
verlangsamte NaCl-Ausscheidung), der nur durch vermehrte Wasserzufuhr begegnet. 
werden könne. von den Velden (Düsseldorf). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Nieren: 


e Volhard, F., und Th. Fahr: Die Brightsche Nierenkrankheit, Klinik, Patho- 
logie und Atlas. Berlin: Springer 1914. VIII, 292 S. u. 44 Taf. M. 45.—. 

Mit einer Fülle ausgezeichneter mikroskopischer und makroskopischer Abbildungen 
und einer Fülle ausführlichster Krankengeschichten wird in zwei Teilen, einem patho- 
logisch-anatomischen (Fahr) und einem klinischen (Volhard) der Versuch gemacht, 
die funktionellen, klinisch beobachteten Krankheitserscheinungen bei Nierenkranken 
mit den pathologisch-anatomischen Befunden in Einklang zu bringen und daraus eine 
neue Einteilung der Nierenkrankheiten zu gewinnen. Einen Überblick über 


— 637 — 


die Ergebnisse dieser mühevollen und umfangreichen Untersuchungen gibt wohl am 
besten ein Referat der Einleitung Volhards zu der Besprechung der einzelnen Krank- 
heitsformen: Eine Einteilung der Nierenkrankheiten nach ätiologischen Gesichts- 
punkten ist unmöglich, da häufig die gleiche Ursache zu den verschiedensten Nieren- 
erkrankungen führt, eine Einteilung in akute, subakute und chronische Formen ist 
nicht im allgemeinen, sondern nur bei den einzelnen Kategorien zu gebrauchen. Die 
bisherige Einteilung in parenchymatöse, nicht indurative Formen und in interstitielle, 
indurative muß verlassen werden, denn sie stellen keine pathogenetische Einheit dar. 
Die Beobachtung des Verhaltens des Blutdrucks läßt die bisherigen ‚‚parenchyma- 
tösen‘‘ Formen trennen in solche mit und ohne Blutdruckerhöhung. Letztere zeigen 
anatomisch hauptsächlich rein degenerative Prozesse am Epithel, ihr Krank- 
heitsbild ist beherrscht vom Ödem, starker Albuminurie; wegen des völligen Zurück- 
tretens entzündlicher Erscheinungen müssen sie als Nephrosen bezeichnet werden; 
ihr Ausgang hängt vom Verlauf der Grundkrankheit (z. B. Tuberkulose, Eiterung, 
Diphtherie) ab. Erstere sind anatomisch Glomerulonephritiden, klinisch neben 
der Blutdrucksteigerung durch Hämaturie, Fehlen des Ödems gekennzeichnet. Wenn 
nicht im akuten Stadium zur Ausheilung kommend, enden sie mit charakteristisch 
gestörter Nierenfunktion (Verlust der Variabilität, Hyposthenurie), Erhöhung des 
Rest-N im Blut, Augenhintergrundsveränderungen und Urämie. — Besteht Glomeru- 
litis und starke Epithelveränderung, so haben wir Mischformen (Nephritis und 
Nephrose). Die Blutdrucksteigerung ist (abgesehen von ihrem Vorkommen bei 
der Anurie) an die Nierengefäßerkrankung gebunden, die Wassersucht (soweit nicht 
kardial bedingt) an eine besondere Erkrankung der Epithelien. Doch läßt Fehlen 
von Blutdrucksteigerung nicht ohne weiteres den Schluß auf Vorhandensein einer 
degenerativen Nephrose zu. Entzündliche Formen ohne Blutdrucksteigerung 
sind dieembolische Herd nephritis,dieseptischinterstitielleHerdnephritis 
und die herdförmige Glomerulonephritis. Die Blutdrucksteigerung setzt 
also einen diffusen entzündlichen Prozeß in der Niere voraus und läßt daher 
durch ihr Vorhandensein oder nicht auch unterscheiden: diffuse (toxische) von herd- 
förmigen (infektiösen) Nephritiden. Herdförmige Nephritis und Nephrose wiederum 
sind durch das Ödem, die hochgradige Albuminurie bei letzterer, die Hämaturie bei 
ersterer unterschieden. — Zu einer Aufteilung der bisherigen sog. interstitiellen, in- 
durativen Formen führt die Prüfung der Nierenfunktion; der Blutdruck ist 
stets erhöht, abgesehen von seinem Sinken beim Versagen des Herzens. Es ergibt sich 
eine gutartige, kardiale Gruppe mit gut erhaltenem Wasserausscheidungs- und 
Konzentrationsvermögen, die sich anatomisch als Arteriosklerose der Nieren- 
gefäße in den verschiedensten Stadien, mit oder ohne Schrumpfung (die also 
auch kein Unterscheidungsmerkmal nach Gruppen abgeben kann), erweist, bei der 
degenerative Erscheinungen und erheblichere Entzündungserscheinungen fehlen und 
klinisch ein kardiales Krankheitsbild mit verschieden starkem Einschlag von arterio- 
sklerotischen Zügen und kardialem Ausgang im Vordergrund steht. Davon unter- 
scheidet sich eine bösartige, renale Gruppe mit gestörter Nierenfunktion, ver- 
zögerter Wasserausscheidung, Unfähigkeit der Konzentration, Neuroretinitis albumin- 
urica, in den finalen Zuständen und daher als prognostisch ungünstiges Symptom 
Rest-N-Erhöhung im Blut; Ende mit renalem (wie bei den Endstadien der diffusen 
Glomerulonephritis) oder kardialem Versagen. Anatomisch:: starke Arteriosklerose 
der kleinen und kleinsten Gefäße neben frischeren oder älteren entzündlichen 
Veränderungen an den Glomerulis, degenerativen am Parenchym, also eine 
Kombinationsform, die die bisherigen sog. genuinen und die sekundären Schrumpf- 
nieren (soweit letztere nicht Endstadien der reinen diffusen Glomerulonephritis sind) 
einbegreifen. — Aus alledem ergibt sich die Möglichkeit einer pathogenetischen Ein- 
teilung: degenerative Prozesse (Nephrosen), entzündliche (Nephritiden) und arterio- 
sklerotische (Sklerosen). Hedinger (Baden-Baden). 


— 638 — 


Landau, A., und Marie Temkin: Studien über die Nierenentzündung. Mitteilg. 1. 
Nierenentzündung und Hyperglykämie. Medycyna i kronika lekarska Jg. 1914, Nr. 1, 
S. 1—5 u. Nr. 2, S. 29—33. 1914. (Polnisch.) 

Die Verff. wollten der Klärung des Zusammenhanges zwischen Nierenleiden, 
Blutzucker, arteriellem Blutdruck und Hyperadrenalinämie näher treten. Zu diesem 
Zwecke wurden bei 13 Nierenkranken und 2 Diabetikern mit Nephritis der Blutzucker, 
der Reststickstoff und der Gefrierpunkt des Blutes, wie auch der arterielle Blutdruck 
bestimmt. Die Verff. kommen zu folgenden Schlüssen: In den verschiedenen Formen 
der Nierenentzündung ist der Blutzucker nicht erhöht, der Regulationsmechanismus 
also zwischen der Zuckerbildung und dessen Verbrauch nicht gestört, so daß es in 
keinem Falle zur Zuckerausscheidung im Harn kam. Tritt dagegen bei einem Zucker- 
kranken eine Nierenentzündung hinzu, so folgt gleich darauf eine starke Hyperglv- 
kämie, die als Resultat der fortdauernden Zuckerhyperproduktion und hinzutreten- 
der Undurchlässigkeit des Nierenfilters anzusehen ist. Zwischen dem Gehalt von 
Blutzucker und arterieller Hypertension gibt es keinen Zusammenhang. Dasselbe gilt 
auch von dem Gefrierpunkt des Serums und dessen Gehalt an Reststickstoff ev. 
Harnstoff, die als Zeichen der Niereninsuffizienz gelten. Sohn (Lemberg). 


Dorner, G.: Die Diagnose der Urämie mittels Indicanbestimmung im Blut- 
serum, Transudaten und Exsudaten. (Augusta-Hosp., Berlin.) Dtsch. Arch. f. klin. 
Med. Bd. 113, H. 3/4, S. 342—353. 1914. 

Bei 5 Nephritiden mit urämischen Symptomen wird im Blut, Pleuraexsudat, 
Anasarcaflüssigkeit Indican gefunden, bei einer Cystenniere, die in Urämie zum Exitus 
kam und einer Nephritis mit leichten, schnell vorübergehenden urämischen Symptomen 
fand sich kein Indican im Blutserum. Ebenso keines bei Kranken mit cerebralen Affek- 
tionen, Pneumonien, Leber- und Pfortadererkrankungen, Pleuritiden, dekompensierten 
Herzfehlern, Anämien und einem Darmverschluß mit hochgradigster Indicanurie 
(21 Krankengeschichten). Danach ist Auftreten von Indican im Blutserum charakteri- 
stisch für Urämie, ohne daß ihm toxische Bedeutung zukommt. Hedinger (Baden-Baden). 


Scheltema, M. W.: Einführung von Alkalien bei Albuminurie. Dissertation: 
1914. (Holländ.) 

Zur Bestimmung der Acidität des Harns wurde die Methode von Naegeli, zur 
Ammoniakbestimmung die Methode von Ronchese - Malfatti benutzt. Vorver- 
suche ergaben, daß die zu geringe Acıiditätszunahme in einer Mischung von Ammoniak- 
verbindungen und Aminosäuren durch Formalin, wie es vom Ref. für das Glykokoll 
festgestellt wurde, auch bei anderen Aminosäuren durch das Vorhandensein von 
Harnstoff behoben wird. Eiweißkörper verursachen eine Zunahme der Formolacidität. 
Durch Entfernen der Eiweißkörper durch Kochen oder durch Sulfosalicylsäure nimmt 
die Acıdıtät und ebenso die Formolacidität ab. Es wurden 17 Nephritiker und 4 Pa- 
tienten mut orthostatischer Albuminurie mit Natriumbicarbonat behandelt; gewöhn- 
lich wurde bei Erwachsenen 10 g im Tag gegeben. Der Allgemeinzustand besserte 
sich 4mal, die Diurese nahm 7 mal zu, die Acidität wurde in allen Fällen geringer, 
der Chlorgehalt nahm 4 mal zu, der Eiweißgehalt nahm 8mal ab, die Zylinder ver- 
schwinden immer schon vom Anfang ab. Die Ursache letzterer Erscheinung ist wahr- 
scheinlich eine Ausschwemmung der Zylinder aus den Harnkanälchen, doch spielt die 
Reaktion des Harns eine Rolle, indem die Zylinder im alkalischen Harn gelöst werden. 
Von einer heilenden Wirkung war in keinem Fall die Rede, nur verschwinden einige 
Symptome auf kurze Zeit. In mehreren Fällen trat eine Verschlechterung des Zu- 
standes ein, welche ein Aussetzen der Medikation erforderlich machte. Nur bei dem 
orthostatischen Albuminuriker war ein günstiger Einfluß auf die Albuminurie zu 
verzeichnen. de Jager (Leeuwarden). 


Bass, Murray H., and H. Wessler: A study of the blood-pressure in children 
showing orthostatic albuminuria. (Untersuchungen über den Blutdruok bei 


— 639 — 


Kindern mit orthostatischer Albuminurie.) (Mount Sinai hosp. dispens., 
New York.) Arch. of internal med. Bd. 13, Nr. 1, S. 39—50. 1914. 

Untersuchungen über das Verhalten des Blutdrucks bei 26 Kindern mit orthosta- 
tischer Albuminurie. Der Blutdruck wird nach der auskultatorischen Methode bestimmt, 
ın allen Fällen wird systolischer, diastolischer und Pulsdruck bestimmt. Als Kontrolle 
wird nach der gleichen Methode der Blutdruck bei 22 normalen Kindern im Alter von 
10 bis 15 Jahren bestimmt. Eine nennenswerte Differenz des Blutdruckes bei ortho- 
statischen Kindern und gleich großen normalen Kindern läßt sich nicht nachweisen. 
Bei Lagewechsel — von liegender zu aufrechter Stellung oder umgekehrt — zeigen 
sowohl orthostatische Kinder wie normale ein verschiedenes Verhalten. Der für die 
orthostatische Albuminurie als charakteristisch beschriebene Abfall des Blutdrucks 
beim Aufstehen findet sich ebenso bei ganz normalen Kindern. Der Einfluß leichter 
körperlicher Anstrengung (Stiegensteigen) äußert sich bei beiden untersuchten Gruppen 
gleichsinnig: Zunahme des systolischen Druckes und des Pulsdruckes, während der 
diastolische Druck ein wechselndes Verhalten zeigt. Im Durchschnitt findet sich bei 
normalen Kindern entsprechend einer stärkeren Zunahme des systolischen Druckes 
auch eine erhöhte Zunahme des Pulsdruckes (bei normalen im Mittel um 44mm gegen 
17 mm bei den orthostatischen Kindern). Barrenscheen (Frankfurt a. M.). 

Gaisböck, Felix: Pulsus paradoxus und lordotische Albuminurie. (Med. Univ.- 
Klin., Innsbruck.) Med. Klinik Jg. 10, Nr. 4, S. 143—146. 1914. 

Verf. beobachtete bei 11 Fällen lordotischer Albuminurie, deren Krankengeschichten 
er mitteilt, Pulsus irregularis respirat. bzw. inspir. intermittens beim Stehen besonders 
aber nach lordotischer Körperhaltung. Die Fälle unterstützen somit die „arterielle“ 
Theorie der lordotischen Albuminurie: die am Radialpuls auftretenden Anomalien 
dürften auch an der Nierenarterie bestehen und eine der Ursachen der Eiweißausschei- 
dung darstellen. Die aufrechte Körperhaltung, wie die forcierte Lordose können 
durch Muskelanspannung und tiefe Inspiration zu vasokonstriktorischen Reflexen 
auch der Nierenarterien führen. Hochgradige Lordose an sich braucht noch keine 
Eiweißausscheidung zu bedingen. A. Heineke (Badenweiler). 

'Hohlweg, H.: Zur Prognosenstellung bei Nephritiden. Erwiderung auf die 
gleichnamige Arbeit von H. Strauss in Band 7, 1913 der Zeitschrift für Urologie. 
Zeitschr. f. Urol. Bd. 8, H. 2, S. 109—112. 1914. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 6, S. 51.) Prioritätsansprüche bezüglich des Hin- 
weises auf die schlechte prognostische Bedeutung hohen Reststickstoffgehaltes in Blut- 
serum Nierenkranker. A. Heineke (Badenweiler). 

Strauss, H.: Entgegnung auf die oben stehende Erwiderung des Herrn Hohl- 

weg, Gießen. Zeitschr. f. Urol. Bd. 8, H. 2, S. 113—115. 1914. 
Verf. erinnert, daß die Diskussion über den Reststickstoff im letzten Jahrzehnt 
erst durch seine Untersuchungen in Fluß gebracht wurde und weist auf Sätze seiner 
Monographie (1901) hin, die den Zusammenhang zwischen Urämie und Reststick- 
stoffsteigerung betonen. A. Heineke (Badenweiler). 

Geyelin, H. Rawle: A clinical study of amylase in the urine with especial re- 
ference to the phenolsulphonephthalein test. (Klinische Untersuchungen 
über den Diastasegehalt des Harns mit besonderer Berücksichtigung 
der Phenolsulfophthaleinprobe.) (Coll. of physic. a. surg., Columbia untv., 
New York.) Arch. of internal med. Bd. 13, Nr. 1, S. 96—120. 1914. 

Der Diastasegehalt des Harns, nach der Methode von Wohlgemuth bestimmt, 
schwankt beim Normalen in engen Grenzen. Bei chronischer Nephritis findet man in 
der Regel Erniedrigung des Wertes im Harn, Erhöhung im Blutserum. Von den vom 
Verf. untersuchten Fällen zeigten 77,1% dieses Verhalten. Von den übrigen Nephritis- 
fällen mit normalen Harndiastasewerten scheiden eine Anzahl aus, in denen durch An- 
wesenheit größerer Eiweißmengen oder von Blut eine erhöhte Aktivität des Fermentes 
hervorgerufen wurde und so die Erniedrigung des Diastasegehaltes verdeckt wurde. 


— 640 — 


Die Anwesenheit von großen EiweiBmengen und von Blut muß bei der Ver- 
wertung der Resultate berücksichtigt werden, ebenso erhebliche Abweichungen in der 
Konzentration des Harnes (unter 500, über 2500 ccm Tagesmenge). Die Ergebnisse 
der Diastaseuntersuchung stimmten im allgemeinen mit dem Ausfall der Phthalein- 
probe überein. Von den 33 Fällen, in denen beide Proben ausgeführt waren, war 
22 mal bei beiden ein unternormaler Wert vorhanden, 3 mal waren beide Werte normal, 
3mal war eine Herabsetzung des Diastasewertes bei normaler Phthaleinprobe, 5 mal 
das Umgekehrte der Fall. In Fällen von Dekompensation des Herzens wurde keine 
Herabsetzung der Diastasewerte gefunden, doch ist dieses Ergebnis wahrscheinlich 
durch den Eiweiß- und Blutgehalt des Harnes veranlaßt. Zusammenfassend sagt 
Verf., daß der Feststellung des Diastasegehaltes des Harnes jedenfalls neben den anderen 
funktionellen Untersuchungen eine große Bedeutung für die Beurteilung der Nieren- 
funktion zukommt. Tachau (Berlin). 

Hofmann, E.: Zur Kasuistik der Nierentumoren. (Kanton. Krankenanst., Aarau.) 
Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 89, H. 1, S. 250—268. 1914. 

Dem Krankenbericht über sieben nephrektomierte Fälle folgen allgemeine Bemer- 
kungen über Nierentumoren. Zwei der eigenen Fälle sind bemerkenswert. In dem einen 
handelte es sich um ein Myom, im 7. Fall bestand ein Zusammenhang mit einem 
direkten Trauma. A. Heineke (Badenweiler). 

Hausmann, Th.: Die latenten und maskierten Nierenbeckenerkrankungen. (Med. 
Univ.-Poliklin., Rostock.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 79, H. 3/4, S. 307—369. 1914. 

Nierenbeckenleiden sind eine eminent häufige Krankheit, die meist mit Appendici- 
tis, Rheumatismus, Ischias, Ulcus, Hysterie, Blasenkatarrh usw. verwechselt wird. 
besonders dann, wenn bei klarem Urin nur einige Leukocyten oder Erythrocyten nach- 
zuweisen sind. Prinzipiell muß das Harnsediment auch dann untersucht werden, wo 
Eiweiß fehlt und der Urin klar ist. Gallertartige Sedimente sprechen stets für Nieren- 
beckenerkrankungen. Neben dem Harnbefund weisen auf die Erkrankung des Pyelons 
hin: der lumbale Succussionsschmerz, die Druckempfindlichkeit des gleichseitigen Psoas. 
In diesen letzteren Handgriffen und den Sedimentuntersuchungen auf degenerierte 
Erythrocyten — Spezialgebiete des Verf. — erblickt derselbe ‚einen Beitrag zur Demo- 
kratisierung der durch Radioskopie und Endoskopie immer mehr aristokratisierten Me- 
dizin“. Scheidemandel (Nürnberr). 
Harnwege und Genitalien: 

Scheltema, G.: Kolicystopyelitis und künstliche bleibende Alkalescenz des 
Harns während längerer Zeit. Nederl. Maandschr. v. Verlosk. en Vrouwenz. en v. 
Kindergeneesk. Jg. 3, H.1, S. 51—57. 1914. (Holländisch.) 

Der Verf. berichtet über 5 Fälle von Kolicystopyelitis, welche behandelt wurden 
mit Alkalı. Es wurden den ganzen Tag und die Nacht über kleine Mengen Natrium- 
bicarbonat gegeben, so daß die Harnreaktion dauernd alkalısch blieb. Die Fälle wa- 
ren sämtlich über das akute Stadium hinaus. Diese Behandlung wurde während 
3—5 Tage fortgesetzt, in einem Fall folgte noch eine zweite Kur während 3 Tage. 
Von diesen 5 Fällen sind 2 geheilt, in den anderen Fällen gelang es nicht, die Genesung 
herbeizuführen. de Jager (Leeuwarden). 

Kaltenschnee: Ureterfunktion in der Schwangerschaft. (Univ.-Frauenklin., 
Marburg.) Zeitschr. f. gynaekol. Urol. Bd. 4, H. 5, S. 186—191. 1913. 

Nach cystoskopischen Befunden an 50 Graviden zeigt sich, daß schon physiolon- 
scherweise eine Stauung des Urinstromes in beiden Uretern stattfinden kann, die wie 
die Pyelitis in den weitaus meisten Fällen den rechten Ureter betrifft und bedingt ist 
durch Veränderungen der topographischen Beziehungen der Ureteren zu ihren Nach- 
barorganen (Zerrung des rechten Ureters durch Drehung des Lig. intrauretericum bei 
Dextropositio uteri). Scheidemandel (Nürnberg). 

Nowicki, W.: Über Harnblasenemphysem. (Pathol.-anat. Inst., Univ. Lemberg.) 
Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd.215, H.1, S. 126—141. 1914. 


— 6411 — 


Gamna, Carlo; Sul comportamento delle cellule interstiziali del testicolo negli stati 
morbosi generali dell’organismo. Grassi e lipoidi nelle cellule interstiziali. (Über das 
Verhalten der iinterstitiellenZellen desHodens beiAllgemeinerkrankun- 
gendes Organismus. Fette und Lipoide der interstitiellen Zellen.) (/stıt. 
di anat. patol., univ., Torino.) Arch. per le scienze med. Bd. 37, Nr. 6, S. 443—479. 1913. 

Im Gegensatze zu anderen Untersuchern kann Verf. bei chronischen, zu Kachexie 
führenden Erkrankungen durchaus nicht den Befund einer Hyperplasie der intersti- 
tiellen Zellen des Hodens sicher und konstant erheben, woraus ein Zusammenhang 
zwischen chronischer Krankheit und diesen Hodenveränderungen sich feststellen 
ließe. Wohl aber besteht ein solcher in bezug auf die Entwicklung und die Atrophie 
dieses Organes. Die in den interstitiellen Zellen enthaltenen Fette entsprechen Lipoiden 
und nur im Anschlusse an autolytische Prozesse finden sich auch Fettsäuren und 
Myelinsubstanzen. Morphologisch stellen diese Lipoide Körnchen dar und nur selten 
inbibieren sie gleichmäßig die Zellen. Joannovics (Wien). 


Blut und blutbildende Organe. 
Allgemeine Morphologie, Physiologie, Methodik: 

Foti, A.: Contributo sperimentale alla genesi delle piastrine del sangue nel 
avvelenamento acuto da pirodina. (Experimenteller Beitrag zur Genese der 
Blutplättchen bei der akuten Pyrodinvergiftung). (Istit. di patol. spec. med.. 
Palermo.) Arch. di fisiol. Bd. 11, Nr. 6, S. 491—517. 1913. 

Bei subcutaner und intravenöser Injektion von Pyrodin ın der Menge von 2—6 cg 
pro Kilo Kaninchen kommt es zu Blutzerfall mit ausgesprochener Vermehrung der 
Blutplättchen. Dabei findet sich die größte Anzahl von Blutplättchen in der ersten 
halben Stunde der Blutzerfallskrise, wo die Zahl der zirkulierenden Blutplättchen der 
Zahl der zugrundegegangenen Erythrocyten entspricht. Innerhalb der weiteren 4 bıs 
5 Stunden nimmt die Zahl der Blutplättchen wieder ab, auch ihre ursprüngliche be- 
sondere Größe vermindert sich, um dann hinsichtlich Dimension und Anzahl zur Norm 
zurückzukehren. Aus der Zeit des Auftretens der Blutplättchen bei seinen Versuchen 
mit Pyrodin schließt Verf., daß die Blutplättchen von den roten Blutkörperchen 
abstammen, wobei der Zahl noch immer ein Blutplättchen einem Erythrocyten ent- 
spricht, welches, zunächst sehr groß, im Verlauf weniger Stunden an Dimensionen ab- 
nımmt. Joannovics (Wien). 

Ferrata, Adolfo, und de Negreiros-Rinaldi: Über die Iymphoiden Vorstufen 
der hämoglobinhaltigen Normoblasten und Megaloblasten beim Embryo und beim 
Erwachsenen in normalem und pathologischem Zustand. (Inst. f. spez. Pathol., 
Univ. Neapel.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 215, 
H. 1, S. 77—89. 1914. 

Die Verf. betrachten als Vorstufen der Erythrocyten lymphoide Zellen, die als 
normoblastische und megaloblastische Formen auftreten. Die normoblastische Zelle 
ist die Vorstufe des definitiven Erythrocyten, die megaloblastische Zelle die des primi- 
tiven Erythrocyten. Beide Typen finden sich bei Anämien, der megaloblastische 
besonders bei der perniziösen Anämie. Von den lymphoiden Erythroblasten werden 
der Proerythroblast und der basophile Erythroblast als zwei Stadien unterschieden. 
Morphologisch zeigt der Kern des Proerythroblasten noch deutliche Nucleolen neben 
den charakteristischen Rissen des Erythroblasten, beim basophilen Erythroblasten 
sind die Nucleolen geschwunden, die Anordnung des Chromatins noch ausgesprochener. 
Die basophilen Erythroblasten zeigen verschiedene Größe und sind frei von Hämoglobin. 
Auch bei den Megaloblasten wird ein Promegaloblast und ein basophiler Megaloblast 
beschrieben. Der Promegaloblast hat wie der Proerythroblast Nucleolen, aber sein 
Protoplasma ist breiter und weniger basophil als das des Proerythroblasten, der baso- 
phile Megaloblast hat keine Nucleolen und wird später polychromatisch. Seine Größe 
ist im Gegensatz zum basophilen Erythroblasten immer gleich. Makrocytose und 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 41 


— 642 — 


Hyperchromie bei der perniziösen Anämie sind Zeichen des Embryonalzustandes des 
hämatopoetischen Gewebes. Herz (Wien). 

Sternberg, Carl: Über die Entstehung der eosinophilen Zellen. (Landeskranken- 
anst., Brünn.) Beitr. z. pathol. Anat. u. z. allg. Pathol. Bd. 57, H. 3, S. 573—582. 1914. 

Verf. beobachtete bei Meerschweinchen nach Injektion gewaschener Hamnıel- 
erythrocyten, die in Intervallen von 5—8 Tagen wiederholt wurden, eine Vermehrung 
der eosinophilen Zellen sowohl im Blute, als auch in der Peritonealflüssigkeit. Er konnte 
dabei, wie Weidenreich, in der Peritonealflüssigkeit in ein und derselben Zelle gleich- 
zeitig rote Blutkörperchen oder Trümmer solcher und eosinophile Granula finden. Er 
konnte sich aber von einer Umwandlung der roten Blutkörperchen in eosinophile Granu- 
la nicht überzeugen. Er fand, daß das von den Makrophagen aufgenommene Hämoglo- 
bin allmählich zerstört wird, niemals aber in eosinophile Granulation übergeht. Im Kno- 
chenmark trat eine enorme Vermehrung der eosinophilen Zellen auf; das Knochenmarks- 
bild war beherrscht von einer lebhaften Zellproliferation, und zwar fast ausschließlich 
eosinophiler Zellen (allenthalben Nester und Züge von eosinophilen Myelocyten in der 
Nähe der Blutgefäße). Dagegen ist die Vermehrung der eosinophilen Zellen in der Peri- 
tonealflüssigkeit und im Blut, sowie das Auftreten in den verschiedenen Organen häma- 
togenen Ursprungs. Da sich die Versuchstiere zweifellos im Zustand der Anaphylaxie 
befinden, so faßt Verf. die Vermehrung der eosinophilen Zellen in der Bauchhöhle der 
Meerschweinchen als anaphylaktisches Symptom auf. sStaeubli (Basel-St. Moritz). 

Schwarz, Emil: Das Wesen der Eosinophilie. Jahresk. f. ärztl. Fortbild. Jg. 5, 
H. 1, S. 5—22. 1914. 

Verf. gibt eine kurze, übersichtliche Darstellung über die Morphologie, Genese und 
die funktionelle Bedeutung der eosinophilen Leukocyten unter Berücksichtigung der 
neueren experimentellen Ergebnisse und Würdigung der klinischen Bedeutung der 
eosinophilen Leukocyten. Das eigentliche, im letzten Grunde noch unaufgeklärte Wesen 
der Eosinophilie resp. die funktionelle Wertigkeit der Eosinophilen setzt er in Beziehung 
zu den Fragen der Anaphylaxie resp. des parenteralen Eiweißabbaues sowie zu inner- 
sekretorischen Vorgängen im autonomen System. Verf. vermutet in den eosinophilen 
Zellen Träger eines autonomotropen Hormons. Eine ausführliche, monographische Dar- 
stellung soll in den Ergebnissen der allgemeinen Pathologie erscheinen. > Schlecht (Kiel). 


Rosenow, Georg: Studien über Entzündung beim leukocytenfreien Tier. (Med. 
Univ.-Klin., Königsberg i. Pr.) Zeitschr. f. ges. exp. Med. Bd. 3, Nr. 1, S. 42—53. 1914. 
Durch einmalige intravenöse Injektion von Thorium-X entsprechend 1,0—2,0 mg 
Radiumbromid verlieren Hunde innerhalb weniger Tage alle Leukocyten aus dem Blute, 
und leben in diesem Zustande noch 20—48 Stunden. Auf die Einführung eines Kupfer- 
drahtes in die vordere Augenkammer reagieren sie mit einer fibrinösen Exsudation, 
Austritt roter Blutkörperchen und Ausschwemmung weniger Irisstromazellen. Intra- 
corneale Staphylokokkeninfektion bewirkt beim leukocytenfreien Hund außer zell- 
freier Exsudatbildung in die vordere Augenkammer und die Ciliarfortsätze auch 
eine erhebliche Desquamation und vielleicht auch Wucherung des Ciliarepithels, 
an welcher das Enndothel der Vorderkammer nicht beteiligt ıst. Die Befunde von 
Lippmann und Plesch entsprechend einer Umwandlung von Endothelien ın Iym- 
phocytenähnliche Zellen kann Verf. am Auge nicht erheben. Schädigt das Thorium-X 
nicht die Wanderzellen des Bindegewebes, dann beweist das Ergebnis dieser Versuche 
die Richtigkeit des Satzes, daß im Initialstadium der Entzündung alle Leukocyten 
aus der Blutbahn stammen. Joannovics (Wien). 
Satterlee, Henry S., and Ransom S. Hooker: Experiments to develop a more widely 
useful method of blood-transfusion. (Experimentelle Untersuchungen zwecka 
Ervierungeiner brauchbareren Methode zurBluttransfusion.) (Coll.of phistc. 
a. surg., Columbia univ., New York.) Arch. of internal med. Bd.13, Nr.1, S.51—75. 1914. 
Bericht über eine neue Methode der Transfusion nicht defibrinierten Blutes mittels 
eines besonderen, von den Verff. angegebenen Apparates aus Glas, Silber und Asbest. 


— 643 — 


Während der ganzen Prozedur kommt das Blut außer mit einer geringen Luftmenge 
nur in Berührung mit Paraffin, welches den Apparat ganz auskleidet und eine Gerin- 
nung verhüten soll. Eine besonders angegebene Kanüle soll die Punktion des Ge- 
fäßes erleichtern und letzteres vor schwereren Schädigungen schützen. Der Apparat 
ist von einer Person leicht zu handhaben und bei trockener Hitze zu sterilisieren. — 
Genaue Besprechung der Literatur und der bisher angegebenen Methoden der Blut- 
transfusion. Alfred Lindemann (Berlin). 


Dorrance, George Morris: A study of the normal coagulation of the blood, 
with a description of the instrument used. (Eine Studie betreffend die normale 
Blutgerinnung nebst Beschreibung des gebrauchten Instrumentes.) 
( Laborat. of pathol., univ., Pennsylvania.) Americ. journal of the med. sciences Bd. 146, 


Nr. 4, S. 562—566. 1913. 

Das Instrumentarium besteht aus einer Flasche mit zwei durchbohrten Stopfen, von 
denen der eine ein Thermometer, der andere vier Glasstäbe aufnimmt, deren konisch geformtes 
unteres Ende in eine kreisförmige Fläche von 4 mm Durchmesser ausläuft. Methodisch wird 
so vorgegangen, daß man die Flasche mit Wasser von 98° F bis 1 Zoll unterhalb des Randes 
füllt und die Temperatur mit dem in den ersten Stopfen eingelassenen Thermometer kontrolliert. 
Alsdann wird die Flasche mit dem zweiten Glasstopfen verschlossen, um den Glasstäben die 
gewünschte Temperatur zu geben. Sobald dies geschehen ist, wird der mit den Glasstäben 
armierte Stopfen abgenommen, um die Aufnahmefläche der Stäbe mit Fingerblutstropfen von 
gleicher Größe zu beschicken. In bestimmten Intervallen werden die Stäbchen in das Wasser 
eingetaucht, um das Verhalten der Blutstropfen zu beobachten. Während das ungeronnene 
Blut sich wolkig im Wasser verteilt, bleibt nach Eintritt der Gerinnung der größere Teil des Blutes 
an der Stäbchenendfläche adhärent. Alsdann wird der Stopfen abgenommen, die Stäbchen 
werden besichtigt und die Enden auf Filtrierpapier abgewischt, wobei different stark gefärbte 
Flecke sichtbar werden. Als Durchschnittszeit wurden 31/, bis 5!/, Minuten gefunden. 

Werner Schultz (Charlottenburg-Westend). 


Hekma, E.: Über Fibrin und das Wesen der Blutgerinnung. Nederl. tijdschr. 
v. geneesk. Jg. 58, Bd.1, H.5, S. 309—325. 1914. (Holländisch.) 

Der Verf. hat das Wesen der Fibringerinnung einer näheren Prüfung unterzogen. 
Auf gewöhnliche Weise gewonnenes Fibrin wurde gelöst in einer 0,3 proz. Natronlauge; 
in dieser Lösung entsteht durch Säuren und einigen sauren Salzen ein Niederschlag, 
der, wenn gut ausgewaschen, sauer reagiert. Diese Substanz ist löslich in Kalkwasser 
oder verdünnter Natronlauge; in dieser Lösung tritt unter denselben Umständen, 
welche das Fibrinogen zur Gerinnung bringen, Gerinnung ein. Die Erscheinung bleibt 
dieselbe, wenn die Lösung vorher gekocht wird. Ein reineres Fibrin wurde hergestellt, 
indem Blut in einer verdünnten Fluornatriumlösung aufgefangen und diese Mischung 
zentrifugiert wurde. In dieser keine Formelemente enthaltenden Flüssigkeit entsteht bei 
Zimmertemperatur nach 24 Stunden spontan ein faseriges Gerinnsel, das sich ganz 
wie Fibrin verhält. Durch mit Fluornatrium behandeltes Blutserum, also ohne Mit- 
wirkung von Calcium, entsteht dasselbe Gerinnsel, jedoch in wenigen Minuten. Diese 
Fibrine, ebenso wie die aus Transsudaten und aus einer reinen Fibrinogenlösung er- 
haltenen, sind löslich in einer 0,01—0,02 proz. Natronlauge, die beiden letzteren nur, 
wenn das Gerinnsel sofort herausgenommen wurde. Aus diesen Fibrinlösungen wird 
das Fibrin gefällt durch Säuren und saure Salze; bei stark saurer Reaktion wird der 
Niederschlag von Essigsäure und Orthophosphorsäure wieder gelöst. Wenn auf das 
Fibrin Calciumsalze längere Zeit eingewirkt haben, so gelingt die Lösung in verdünn- 
ter Lauge nicht, ist der Niederschlag bei Anwesenheit von Fluornatrium entstanden, 
so gelingt der Versuch auch mit allen anderen Fibrinen. Die Gelbildung kommt 
weiter zustande durch Chlorcalciumlösung, durch Blutserum, durch eine gesättigte 
Neutralsalzlösung, durch Erwärmen auf 58° bei Anwesenheit von 4% NaCl; oft tritt 
auch Spontangerinnung auf; die Versuche ergeben denselben Erfolg, wenn die Fi- 
brinlösung gekocht wurde. In allen Versuchen entsteht zuerst eine feinflockige Trü- 
bung; dann legen sich die Teilchen zu Fäden aneinander, es entsteht ein Fibrinnetz, 
das sich nachher zusammenzieht, ganz wie der spontan entstehende Blutkuchen. Die 
Umbildung von Fibrinogen zu Fibrin ist im Prinzip eine Alkalientziehung. de Jager. 

41° 


— 64 — 


Pekelharing, C. A.: Über den Einfluß von Phosphatiden auf die Bus ne 
Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chemie Bd. 89, H. 1/2, S. 22—38. 1914. 

Pekelharing vertrat und vertritt noch die Auffassung, daß zur Bildung de: 
Thrombins (Fibrinferment) nur ein beliebiges Nucleoproteid, aus Blut oder Gre- 
webe, und Kalk nötig sei. Er kritisiert unter Anführung verschiedener Untersuchunze:ı 
die neueren Bestrebungen, die alten Schmidtschen „zvmoplastischen‘“ Substanzen 
schärfer zu fixieren, schränkt die Bedeutung der Lipoide für die Gerinnung ein, lelınt 
die Kinaselehre ab usw. Sehr richtig ist sein Hinweis auf die in den verschiedenen 
verwandten Plasmen, Seren, Organextrakten, Pressäften liegenden Imponderabilien. 
die das ganze Arbeiten in den Gerinnungsfragen so unsicher machen. Einzelheiten 
im Original. von den Velden (Düsseldorf). 

Whipple, G. H.: 2. Hemorrhagic disease. Antithrombin and prothrombin factors. 
(Über die Bedeutung des Antithrombins und Prothrombins bei hämor- 
rhagischer Diathese.) (Hunterian laborat. of exp. pathol. Johns Hopkins med. school, 
Baltimore.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 6, S. 637—659. 1913. 

Unter Hinweis auf seine frühere Mitteilung (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 2, S. 3) 
bringt Verf. den damaligen Gedanken von der bedeutsamen Rolle des Antiıthrombins 
für die verschiedenen Arten von Erkrankungen, in deren Verlauf es zu Hämorrha:nen 
in Haut und Schleimhäuten kommt. Zum Verständnis des Vorgangs der Blutgerinnunz 


führt er das Howellsche Schema von der Blutgerinnung an: 
Antithrombin «—--- — Thromboplastin 


+ >» 
Prothrombin. i 
p (Thrombin), 


Ca’ (Gerinnung) 


Fibrinogen” 

Nach Howell bindet eine kleine, im normalen Blutplasma vorhandene Menge von 
Antithrombin das Prothrombin. Durch Zell- und Gewebsschädigungen wird Thrombo- 
plastin frei und neutralisiert das vorhandene Antithrombin, so daß das nun seinerseits 
frei gewordene Prothrombin mit Ca zusammen Thrombin bildet. Dadurch wird Fıbrı- 
nogen zur Koagulation gebracht und die Gerinnung ıst da. Bei übermäßiger An- 
häufung von Antithrombin sind purpuraähnliche Erscheinungen zu erwarten. woyeren 


ein Mangel an Antithrombin die Gefahr einer Thrombose bedinge. 

Whipple bediente sich zu seinen Gerinnungsversuchen der nachfolgenden Methodik: 
Blutentnahme beim Lebenden durch Venenpunktion, bei Kadavern durch Herzpunktion. Zusatz 
von tọ I proz. Natriumoxalatlösung. Zentrifugieren. Im allgemeinen bedient er sich Je« 
frischen Blutplasmas. Die Beobachtungen sind 2—6 Stunden nach der Blutentnahme abgr- 
schlossen. en von gesunden Menschen, Katzen oder Hunden. Calcium wunie 
in Form einer 1 proz. CaCl,-Lösung zugesetzt. Milzextrakt aus ganz frischen Organen durch Zer- 
reiben mit feinstem Sand und durch Filtration unter Zusatz von NaCl- Lösung hergestellt. 
Gerinnungsversuche an 7 Fällen. Verwandt wurde 1 ccm Plasma. Beobachtung” vom Begina 
und Ende der Gerinnung bei Zusatz von wechselnder Tropfenzahl der Chlorealeiumlösung. 


Zusammenfassend kommt der Verf. zu dem Resultat, daß das normalerweise be- 
stehende Antithrombin - Prothrombin Gleichgewicht im Blut unter patholozischen 
Verhältnissen eine starke Verschiebung erleiden müsse. Ein Überschuß an Prothrom- 
bin komme äußerst selten vor. Dageven könne es weit unter die Norm sinken, ja sogar 
ganz fehlen, wobei dann hämorrhagische Erscheinungen zu erwarten seien. Letzteres 
sel vor allem bei Lebererkrankungen der Fall. Ein einfacher Verschlußikterus führe 
kaum zu eehter Purpura. Die gute BeeinflußBbarkeit der verzögerten Blutzerinnunz 
dureh Calcium in solehen Fällen stehe im Gegensatz zum vollständigen Versagen de” 
Calciumtherapie dann, wenn es sich um eine Mehrproduktion von Antithrombin in- 
folge Erkrankung der Leber handle. Bei Leukämie und aplastischer Anämie handelt 
es sich ebenfalls um die letztere Bedingung, während bei der Melaena neonatorum 
ein Verschwinden des Prothrombins anzunehmen sei. Dann könne die vorsichtize 
Injektion prothrombinreichen Serums Nutzen stiften. Bei Antithrombinmehrprodux- 
tion wäre ein therapeutischer Erfolg ev. dann zu erwarten, wenn das Thromboplastin 
direkt in die Blutbahn gebracht werden könnte. W. H. Veil (StraBbarg 1. E.). 


Pathologie und Therapie. 
Eigentliche Blutkrankheiten: 

Roth, 0.: Zur Kenntnis der „primären“ Anämien. (Med. Univ.-Klin., Zürich.) 
Fol. haematol., Archiv Bd. 17, H. 2, S. 119—127. 1913. 

Mitteilung eines Falles von ‚„primärer‘‘ Anämie mit sekundär-anämischem Blut- 
bild. Während rein klinisch das Bild allmählich progredienter, essentieller, schwerster 
Anämie (Biermer) im Vordergrund stand, ließ der Blutbefund diese Annahme nicht 
zu (Färbeindex 0,5, keine Megalocyten und Megaloblasten, ausgesprochene neutro- 
phile Hyperleukocytose). — Die Sektion ergab keine Veränderung, die als Ursache der 
Anämie hätte verantwortlich gemacht werden können. Der Deutung als primärer 
Anämie widersprach aber wiederum der Blutbefund, denn die Ansicht Pappenheims, 
daß das perniziös-anämische Blutbild nicht unbedingt bei der Biermerschen Anämie 
vorhanden sein müsse, ist für diesen Fall nicht verwertbar, da Zeichen vermehrter 
Hämolyse, die bei der echten Perniciosa immer vorhanden sind, klinisch (Urobilinaus- 
scheidung) und anatomisch (eisenhaltiges Pigment) fehlten. Am wahrscheinlichsten 
erscheint es, daß eine funktionelle primäre Schwäche des Knochenmarks das Krank- 
heitsbild hervorgerufen hat. Rosenow (Königsberg). 


Vogel, Karl M., and U. F. McCurdy: Blood transfusion and regeneration in perni- 
cious anemia. (Bluttransfusion und Regeneration bei der perniziösen 
A nä mie.) (Luke's hosp., NewYork.) Arch.of internal med. Bd. 12, Nr. 6, S.707—722. 1913. 

Verff. sehen als Zeichen der Reaktion des Knochenmarkes besonders den Befund 
von retikulierten Erythrocyten (substantia granulofilamentosa) bei der Vitalfärbung 
an. Sie betrachten sie als Jugendformen und nicht als Degenerationserscheinungen. 
Von 6 Fällen von perniziöser Anämie wurden 4 mit Bluttransfusion behandelt. Bei 
allen trat eine Besserung des Befindens mit Zunahme der Erythrocyten und der retiku- 
lierten Erythrocyten auf, so daß sie die Transfusion als eine vielversprechende Form der 
palliativen Behandlung vorschlagen. Bei entsprechenden Vorsichtsmaßregeln und voraus- 

gehenden Versuchen auf Isohämolysine und Jsoagglutinine besteht keine Gefahr. Sie 
empfehlen in Intervallen kleine Dosen, welche leichter vertragen werden als die Trans- 
fusion einer großen Blutmenge. Aus der Zahl der retikulierten Erythrocyten bei der vitalen 
Färbung gewinnt man Aufschluß über dıe Aktivität des Knochenmarkes. Herz (Wien). 

Arneth: Thorium-X bei perniziöser Anämie. (Städt. Krankenh., Münster i.West/.). 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 4, S. 153—157. 1914. 

Qualitative Blutuntersuchungen bei folgendem, mit Thorium-X behandelten und 
günstig beeinflußten Fall von perniziöser Anämie. 

67jähr. Frau, seit 3 Jahren krank; beim ersten Krankenhausaufenthalt sehr gute Besse- 
rung auf Eisenarsen. Sechs Monate später Rezidiv, Besserung auf Arseneinspritzungen; un- 
mittelbar nach Beendigung der Kur wieder Verschlimmerung, darauf Arseneisen innerlich ohne 
Erfolg. Auf intravenöse Thorium-X-Injektionen — im ganzen 12 Einspritzungen & 30, resp. 
35 e. s. E. während ca. 9 Wochen — ausgesprochene subjektive Besserung, Verschwinden 
der Ödeme, Gewichtszunahme (101 Pfd.), Besserung des Blutbildes. Die Erythrocyten- 
zahl steigt von 1,9 M. auf über 3,0 M., fällt aber in den nächsten Tagen wieder auf Werte, 
diie zwischen 2,0 und 2,6 M. liegen. Hämoglobinvermehrung von 42°, auf 70, resp. 629%. 
Die Leukocytenzahl verdoppelt sich in den ersten drei Tagen (von 1000 auf 2000) und er- 
reicht nach 3 Wochen Werte von 5000—6000; dabei wird das „nach rechts“ verschobene Blut- 
bild noch weiter nach rechts verschoben; die Werte der Lymphocyten gehen von 40%, auf 19°, 
zurück, und die Neutrophilenwerte steigen von 53%, auf 77°, die Eosinophilen sinken ab, und 
es treten große mononucleäre und Übergangszellen wieder auf. 

Verf. hebt die leukocytaktische Wirkung kleiner Dosen von Thorium-X be- 
sonders hervor und regt an auch bei Leukämie keine zerstörenden, sondern nur 


Reizdosen zu ordinieren. Hinweis auf die Gefahr der Überdosierung. Salle (Berlin). 
Kwan, J.: Über den Einfluß der physiologischen Kochsalzlösung bzw. Ringer- 

schen Flüssigkeit auf die akute Anämie. (Pharmakol. Inst., Univ. Kyoto.) Arch. 

internat. de pharmacodyn. et de therap. Bd. 23, Nr. 5/6, S. 407—416. 1913. 
Mehrere Versuchsreihen an Kaninchen ergaben bei Blutentzug und gleichzeitigem 


— 646 — 


Ersatz durch die adäquate Menge physiologischer Kochsalzlösung, daß bei Entzug 
kleiner Blutmengen eine weitere Verdünnung des Blutes infolge Rückströmung des Ge- 
webssaftes in die Blutbahn eintritt. Bei größeren Blutverlusten dagegen war im Gegen- 
teil ein Ausströmen des Gefäßinhaltes in das Gewebe zu verzeichnen. Die intravenöse 
Infusion von NaCl und Ringerlösung kann bis zu einem gewissen Grade vor dem Ver- 
blutungstode schützen, wobei die Kombination mit Herzmitteln die Wirkung steigern 
kann. Schlecht (Kiel). 

Rafaljsky, W. T.: Zur Frage der Benzoltherapie der Leukämie. (Therap. 
Fakultätsklin. Prof. Malkow, Frauenhochsch. Kiew.) Russky Wratsch Jg. 12, H. 48. 
S. 1684—1688. 1913. (Russisch.) 

In Anbetracht der Tatsache, daß bisher eine auf genauer ätiologisch-pathogenetischer 
Kenntnis basierte Therapie der Leukämie noch nicht existiert und in Hinblick darauf, 
daß Benzol einen günstigen Einfluß bei dieser Krankheit ausübt, hält Verf. die An- 
wendung des Benzols für unbedingt indiziert. Zur Vermeidung von Reizungen des 
Magendarmtraktes, der Nieren und der Atemwege sind große Dosen zu vermeiden. 
Tagesdosen von 2—3 g sind ebenso wirksam, als ungefährlich. Eine Kombination mit 
Röntgentherapie ist zweckmäßig. J. Schütz (Marienbad). 

Pappenheim, A.: Experimentelle Beiträge zur neuerenLeukämietherapie. (ZI. med. 
Unw.-Klin., Berlin.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 15, H. 1, S. 39—85. 1914. 

Pappenheim, der in Gemeinschaft mit Plesch die Wirkung des Thoriums auf 
die hämatopoetischen Organe geprüft hat, untersuchte bei Kaninchen den Einfluß 
der Röntgenstrahlen, des Benzols und Benzins auf den hämatopoetischen Apparat 
und vergleicht die Resultate miteinander. Aus den sehr sorgfältigen Aufzeichnungen 
der hämatologischen und histologischen Befunde ergibt sich: Thori u m erzeugt absolute 
Leukopenie und Lymphopenie mit vollständiger Verödung des Knochenmarkes bis 
auf spärliche Iymphoide Zellreste, Atrophie der Lymphknötchen in den Lymphdrüsen 
und hochgradigen Zellschwund in den Follikeln und der Pulpa der Milz. Nach Rönt- 
genbestrahlung fand P. im Blut eine beträchtliche Leukocytenabnahme, die fast 
ausschließlich die Lymphocyten betrifft, welche mitunter gänzlich aus dem Blut 
schwanden. In Milz und Lymphdrüsen waren die Follikel normal, das Knochenmark 
war in einem Reizzustand. Nach Benzol zeigte das Blut eine Abnahme der Leuku- 
cyten bis auf 1000 mit relativer Lymphocytose. In Milz und Lymphdrüsen keine auf- 
fällige Knötchenatrophie, im Knochenmark Atrophie, aber nicht in dem Grade wie 
nach Thoriuminjektionen. Die absolute und relative Leukopenie wird durch Atrophie 
des Knochenmarkes und stellenweise Ansammlung von Leukocyten in den inneren 
Organen erklärt. Während Thorium die Leber schädigt, erwiesen sich für Benzol die 
Nieren besonders empfindlich. Das Benzin wurde von den Kaninchen besser ver- 
tragen als Benzol. Es ruft weniger neurotoxische Wirkung hervor als das Benzol und 
bewirkt schon nach kleineren Dosen die gleiche Änderung der Blutzusammensetzunr. 
welche das Benzol erst bei großen, letalen Dosen erzeugt. Auch das Benzin schädigt 
Leber und Nieren, aber nicht in dem Grade wie das Benzol. Bei der Kombination von 
Benzol und Benzin fand sich in den Veränderungen des Knochenmarkes und der Milz 
kein Unterschied gegenüber dem Benzol allein, hingegen waren die Leber- und Nieren- 
schädigungen stärker ausgeprägt. Die Benzolwirkung hat mit der Thoriumwirkung 
die Atrophie des Knochenmarkes und die Leukopenie des Blutes gemeinsam, aber die 
Knochenmarksatrophie betrifft beim Thorium vorwiegend die granulierten Zellen. 
beim Benzol hingegen die lymphoiden Zellen. Bei Thorium, Radium und Röntgen- 
strahlen werden die Lymphocyten des Blutes zuerst geschädigt, obwohl die Lymph- 
follikel wenig geschädigt sind. gegenüber Benzol sind die Lymphocyten am resistentesten. 
Im ganzen sieht P. im Benzol und Benzin keinen Ersatz für das Thorium, sie sind nur 
geeignet, die Wirkung des Thoriums zu unterstützen. Herz (Wien). 

Steele, Albert E.: Corynebacterium Hodgkini in lymphatic leukemia and Hodg- 
kin’s disease. (Corynebacterium Hodgkini bei lympathischer Leukämie 


— 647 — 


und Hodgkinscher Krankheit.) (Massachusetts gen. hosp., Boston.) Boston med. 
a. surg. journal Bd. 170, Nr. 4, S. 123—125. 1914. 

In einem Falle von lymphatischer Leukämie und einem von malignem Granulom 
fand Verf. in excidierten Drüsen dasselbe Bacterium, das schon Negri und Mieremet 
und Bunting und Yates und schließlich Billings und Rosenow beschrieben haben. 
Ein polymorphes, diphtheroides Stäbchen, resistent gegen Antiformin, nicht säure- 
fest. Keine Gasbildung in zuckerhältigen Nährböden, Verflüssigung der Gelatine; auf 
Serumagar haben die Kolonien eine gelbliche Fluoreszenz. Lehndorff (Wien). 

Howell, W. H.: The condition of the blood in hemophilia, thrombosis and 
purpura. (Blutuntersuchungen bei Hämophilie, Thrombose und Purpura.) 
(Physiol. laborat., Johns Hopkins univ., Baltimore.) Arch. of internal med. Bd. 13, 
Nr. 1, S. 76—95. 1914. 

Die Untersuchungen Howells beziehen sich besonders auf den Gehalt des Blutes 
an Antithrombin und Prothrombin, der mittels genau beschriebener Methoden bestimmt 
wurde. Bei der Hämophilie (3Fälle) ist der Gehalt des Blutes an Prothrombin herab- 
gesetzt, während der Antithrombingehalt normal oder erhöht ist. Dementsprechend 
kann die Hämophilie als eine durch Heredität entsprechend dem Nasseschen Ge- 
setz übertragbare, hauptsächlich auf das männliche Geschlecht beschränkte Störung 
charakterisiert werden, bei der die Koagulationszeit des Blutes deutlich verlängert 
ıst. Die Grundursache des Leidens ist noch unbekannt. Bei Kranken, die an spontaner 
Thrombose leiden (4 Fälle), finden sich im Blute entgegengesetzte Verhältnisse: 
Der Antithrombingehalt ist vermindert, das Prothrombin ist in normalen Mengen nach- 
weisbar. Die Verminderung des Antithrombins ist wahrscheinlich gleichzeitig mit ge- 
wissen mechanischen Momenten, die eine partielle Statis der Zirkulation begünstigen, 
als Ursache für die Thrombose anzusprechen. Bei Purpura haemorrhagica und 
anderen Formen sog. Purpura lag, selbst in schwersten Fällen, der Gehalt des Blutes 
an Pro- und Antithrombin stets im Bereich normaler Grenzen. Die in diesen Fällen 
bestehende Neigung zu Blutungen kann also nicht auf einer verminderten Koagulations- 
fähigkeit des Blutes beruhen. Alfred Lindemann (Berlin). 

Emile-Weil, P., et Paul Chevallier: Un cas d’h&moglobinurie paroxystique. 
(Ein Fall von paroxysmaler Hämoglobinurie.) Bull. et m&m. de la soc. med. 
des höp. de Paris Jg. 30, Nr. 2, S. 35—45. 1914. 

Bei einem typischen Fall von paroxysmaler Hämoglobinurie traten zwei ver- 
schiedene Formen von Anfällen auf: typische nach plötzlicher Kälteeinwirkung und 
solche mit einem mehrtägigen Prodromalstadium. Die ersten Symptome hierbei äußern 
sich ın Leibschmerzen, Aufgetriebensein des Leibes, Kreuz- und Muskelschmerzen, 
Schmerzen in der Nierengegend sowie in heftigen Kopfschmerzen. Einige Stunden 
vor dem Anfall nimmt der Meteorismus beträchtlich zu. Erst nach dem Ausbruch 
eines sehr heftigen Schüttelfrostes und sobald die erste Portion hämoglobinhaltigen 
Urins gelassen ist, trat eine Besserung im Befinden auf. Derartige Anfälle ließen sich 
durch salicylsaures Natron und Abführmittel unterdrücken. Machte man bei dem 
Kranken den bekannten Kälteversuch — Eintauchen des abgeschnürten Armes in 
Eiswasser —, so war der Donath- Landsteinersche Versuch sehr stark positiv, 
doch fühlte sich der Patient absolut wohl bis zu dem Augenblick, in dem das abschnü- 
rende Band gelockert wurde, erst dann traten die typischen, vorher geschilderten 
Erscheinungen sehr heftig auf. Im übrigen unterschied sich der Fall nicht von den 
bisher beobachteten. Die Wassermannsche Reaktion war positiv, ebenso regel- 
mäßig der Donath - Landsteinersche Versuch, doch darf man das Serum nicht 
auf 56° erhitzen, muß genügende Mengen nehmen und darf das Serum nicht mit phy- 
siologischer Kochsalzlösung verdünnen. Im Anfall zeigt sich eine raschere Koagulation 
des Blutes, die am Tage nach dem Anfall verlangsamt wird. Der Kranke hatte außer- 
dem die auch von zahlreichen anderen Autoren beobachtete Lymphocytose (bis 40%,) 
Zu Beginn des Anfalls steigt die Zahl der polynucleären Leukocvten auf 72—90°, 


— 648 — 


am Ende des Anfalls treten wieder normale Werte auf. Von klinischen Beobacht ung-: 
ist noch zu erwähnen, daß mehrere Stunden vor Auftreten des Schüttelfrostes di. 
Urinausscheidung vollständig sistiert, um dann allmählich bis weit über die Norz 
anzusteigen. Bei dem Kranken bestanden schwere chronische Nierenschädigunsz:r. 
so daß man die obenerwähnten Prodromalerscheinungen z.T. als urämische auffas»z 
muß. Ein Bruder des Patienten scheint an derselben Krankheit zu leiden, man m: 
also an familiäre paroxysmale Hämoglobinurie denken. Emmerich (Kiel). 
Symptomatische Blutveränderungen : 

Barach, Joseph H.: Morphology of the blood in epidemic parotitis. (Morphologie 
des Blutes bei epidemischer Parotitis.) Arch. of internal med. Bd. 12, Nr. 6. 
S. 751—754. 1913. 

An 11 Patienten im Alter von 9—20 Jahren wurden bei Beginn der Krankheit. 
dann bei voller Entwicklung der Parotisschwellung und nach dem Temperaturabiall 
die Leukocyten gezählt. Kontrollzählungen wurden 6 Monate nach Ablauf der Er- 
krankung gemacht. Bei den meisten Fällen ergab sich im Beginn Leukopenie mıt 
relativer Vermehrung der Lymphocyten und Verminderung der polymophkernigsen L. 
Bei voller Entwicklung der Erkrankung fand sich ausgesprochene Leukopenie mit 
absoluter und relativer Verminderung der polymorphkernigen und Vermehrung der 
mononucleären. Mit dem Abklingen der Krankheit kehrten die Leukocyten zu nür- 
malen Werten zurück. Die Eosinophilen fehlen auf der Höhe der Krankheit fast vollends. 
Kontrollzählungen nach 6 Monaten ergaben höhere Werte als während der Erkrankunr. 

Herz (Wien). 

Farfel, M. L.: Zur Frage der diagnostischen Bedeutung von Leukoevten- 
einschlüssen bei Scharlach. (Infektions- Abt. d. Prinz-Oldenburg-Kinderhosp.) W rat- 
schebnaja Gaseta Bd. 20, Nr. 51, S. 1873—1877. 1913. (Russisch.) 

Die Leukocyteneinschlüsse werden meist während der ersten Tage des Scharlachs 
beobachtet. Sie sind dafür nicht spezifisch, da sie auch bei anderen fieberhaften Krank- 
heiten vorkommen. Die Leukocyteneinschlüsse kann man als Reaktion des hämat»- 
poetischen Systems gegenüber dem Bakteriengift auffassen. Diagnostisch sind die 
Leukocyteneinschlüsse insofern von Bedeutung, als ıhr Fehlen gegen Scarlatına spricht. 

J. Schütz (Marienbad). 

Conradi, Erich: Zur Morphologie des Blutes unter dem Einflusse des Seeklimas. 
(Kinderheilst. Wyk d. Ver. f. Kinderheilsı. a. d. dtsch. Nordseeküsten.) Fol. haematol., 
Archiv Bd. 17, H. 2, S. 105—118. 1913. 

Fortlaufende Blutuntersuchungen bei 16 Kindern ergaben keine einheitliche, en- 
schneidende Wirkung des Seeklimas auf die Zusammensetzung des Blutbildes. Rosenorr. 


Zimmermann, Richard: Beitrag zur Kenntnis der Leukocytose bei der De- 
mentia praecox. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 22, H. 3. 
S. 266—271. 1914. 

Im ‘Verlauf der Dementia praecox wird eine normale Leukocytenzahl nur selten 
angetroffen, vielmehr finden sich fast stets entweder einer geringe Leukocytose oder 
eine Leukopenie. Fast regelmäßig sind die kleinen Lymphocyten relativ mehr oder 
weniger hochgradig vermehrt, vereinzelt beteiligen sich an der relativen Leukocytose 
auch die großen Mononucleären und Übergangszellen. Auffallend häufig fand sich eine 
Eosinophilie. Die Vermehrung aller dieser Zellarten erfolgt auf Kosten der Neutrophilen. 
Prognostisch sind die Blutbefunde nicht zu verwerten. Schlecht (Kıel). 


Weiss, M.: Über das Blutbild und seine Beziehungen zur Prognose und 
Therapie der Lungentuberkulose. (Allg. Krankenh., Wien.) Wien. med. Wochen- 
schr. Jg. 64, Nr. 4, S. 146—150. 1914. 

Entsprechend den Bergelschen Untersuchungen über das fettspaltende Ferment der 
I,ymphocyten und ihre spezifische Fähigkeit, die Tuberkelbacillen, deren Hülle aus fettartigen 
Substanzen besteht, aufzulösen, sieht auch Verf. in der Lymphocytose im Beginn und im Ver- 
lauf der Tuberkulose ein prognostisch günstiges Zeichen, während ihr Fehlen bei initialen und 


— 649 — 


ihr Tiefstand bei fortgeschrittenen Fällen eine ungünstige Prognose anzeigt. Die Jodbehandlung 
scheint geeignet, die Lymphocytenproduktion anzuregen. Aus dem Verhalten der neutrophilen 
und eosinophilen Leukocyten sind prognostische Schlüsse weniger zulässig. Schlecht (Kiel). 


Zirkulationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Kahn, J.: Zur Funktionsprüfung des Herzens. (Magdeburg. Krankenanst. 
Altstadt.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 113, H. 3/4, S. 289—323. 1914. 

Vor 6 Jahren hat Waldvogel (Münch. med. Wochenschr. 1908, Nr. 32) eine ein- 
fache Funktionsprüfung des Herzens angegeben, die darin besteht, daß der systolische 
Blutdruck einmal im Liegen und unmittelbar darauf im Stehen der betreffenden Person 
festgestellt wird. Diese Methode hat Verf. an einem großen klinischen Krankenmaterial 
nachgeprüft und folgende Resultate, die mit denen Waldvogels nahezu übereinstim- 
men, erhalten: Normalerweise darf bei einem Blutdruck von 60—100 mm Anfangswert 
Steigerung um 5—15 mm oder ein Gleichbleiben erfolgen, aber keine Senkung. Bei 
Werten von 100—130 mm Anfangsdruck kann ein Gleichbleiben, Steigerung bis 15 mm 
oder Senkung bis 10 mm erfolgen. Bei Patienten mit Hypertonie und leistungs- 
fähıgem Herzen erfolgte meistens eine Steigerung, nur bei ganz hohen Druckwerten 
mitunter ein Gleichbleiben des Blutdruckes. Blutdrucksenkung zeigte stets ein in- 
suffizientes Herz an. Bei postinfektiösen Herzschädigungen, die in Heilung 
ausgingen, wurde zunächst Blutdrucksenkung beobachtet, bei fortschreitender Gene- 
sung ergab die Funktionsprüfung dann wieder das normale Resultat. Dagegen fand Verf. 
bei letal verlaufenden Fällen durchweg einen negativen Ausfall der Funktions- 
prüfung, d. h. Blutdrucksenkung, mitunter um 30 mm Hg. Herzmittel (Digitoxin, 
Strophantin, Coffein) bewirkten, wenn sie die klinische Zeichen der Insuffizienz zu 
heben vermochten, einen Umschlag der negativen in die positive Funktionsprüfung. 
Bei Herzneurosen war oft eine auffallend hohe funktionelle Blutdrucksteigerung 
zu konstatieren. Joachim (Königsberg). 


Rona, P., und G. G. Wilenko: Beobachtungen über den Zuckerverbrauch des 
überlebenden Herzens. (Städt. Krankenh. am Urban, Berlin.) Biochem. Zeitschr. 
Bd. 59, H. 1/2, S. 173—182. 1914. 

Durchströmung des Kaninchenherzens im Lockeschen Apparat mit Tyrodescher 
und Lockescher Lösung. Die Konzentration des Zuckers in der Durchströmungs- 
flüssigkeit war ohne Einfluß auf die Größe der Zuckerzerstörung. Dagegen ergab sich 
regelmäßig in den Versuchen mit Tyrodescher Lösung eine höhere Glykolyse als bei 
Verwendung Lockescher Lösung. Die Differenz erklärt sich zum Teil aus dem größeren 
Bicarbonatgehalt der Tyrodelösung. Wurde der Bicarbonatgehalt der Lockelösung 
erhöht, ergab sich auch eine vermehrte Zuckerzerstörung. Weiter sind die Unterschiede 
ın der Alkalescenz beider Lösungen von Bedeutung. Durch den Kohlensäuregehalt 
des verwandten destillierten Wassers ist die H-Ionenkonzentration der Lockeschen 
Lösung zunächst hoch, erst im Laufe des Versuchs tritt während der Sauerstoffdurch- 
leitung durch Vertreibung der Kohlensäure eine alkalischere Reaktion ein. Die Tyrode- 
lösung hat von vornherein eine höhere Alkalescenz. Wurde durch bestimmte Versuchs- 
anordnung vermieden, daß die Lockelösung, solange sie noch etwas sauer Teagierte, 
mit dem Herzen in Berührung kam, so ergab sich eine Größe der Zuckerzerstörung, 
die der bei Tyrodescher Lösung erzielten entsprach. Es lassen sich also durch geringe 
Änderungen in der Zusammensetzung der Nährlösung, besonders durch geringe Ab- 
weichung der H- Ionenkonzentration nennenswerte "Unterschiede in dem Zucker- 


verbrauche des Herzens erzielen. — Zum Schluß wird auf den möglichen Zusammen- 
hang der erhöhten ‚Säuerung‘“ des Blutes mit dem verminderten Zuckerverbrauch 
bei den verschiedenen Formen der Diabetes hingewiesen. Tachau (Berlin). 


Wiggers, Carl J.: The pressure changes in the right ventricle studied by optically 
recording manometers. (Untersuchung der Druckschwankungenim rechten 


— 650 — 


Ventrikel mit optischen Manometern.) (Med. coll., Cornell univ., NewYork City.) 
Proceed. of the soc. f. exp. biol. a. med. Bd. 11, Nr. 1, S. 11—12. 1913. 

Verf. berichtet (nur kursorisch) über Versuche, welche die Druckkurve im 
rechten Ventrikel bei eröffnetem Thorax zum Gegenstand haben. Er benutzte optische 
Troikartmanometer und fand: war das Manometer periodisch, so wurden Kurven 
erhalten, die in allen Einzelheiten mit denen C. Tigerstedts übereinstimmten; sie 
zeigten Vorhofswelle, Klappenschlußwellen und aufgesetzte Wellen im Anstieg, brei- 
ten Kurvengipfel. Bei durch Dämpfung aperiodischem Manometer fallen die 
kleinen Vibrationen weg. Alle Kurven zeigen einen sanft gerundeten Gipfel. Bei sehr 
empfindlichem Manometer wird, besonders bei langamem Trommelgang, diese Ab- 
flachung, obwohl vorhanden, für das Auge nicht sinnfällig, wie dies z. B. in den Kurven 
von H. Straub der Fall war. Weizsäcker (Heidelberg). 

Murlin, J. R., and J. R. Greer: The relation of heart action to the respiratory 
metabolism. (Die Beziehung der Herztätigkeit zum respiratorischen Gas- 
wechsel.) (Cornell univ. med. coll., New York City.) Americ. journal of physiol. 
Bd. 33, Nr. 1, S. 253—282. 1914. 

Wenn bei Schwankungen des O,-Verbrauches der Sauerstoffgehalt des Blutes 
im rechten und linken Herzen konstant bleiben soll, so muß sich die Gesamtförderung 
dem O,-Verbrauch stets proportional ändern. Verff. sind sich klar darüber, daß der 
Pulsdruck (Amplitude) kein Maß des Schlagvolums ist, und wollen nur rein empirisch 
entscheiden, ob nicht das Produkt aus Amplitude + Schlagfrequenz als Indicator 
der Gesamtförderung einen besseren Maßstab für den Gaswechsel abgibt, als die Schlag- 
frequenz (Benedict) allein. — Die Versuche sind am Menschen und narkotisierten 
Hund mit dem Benedictschen Respirationsapparat durchgeführt. Aus 14 Versuchen 
mit 39 Perioden ergibt sich, daß das Amplitudenfrequenzprodukt eine etwas bessere 
Übereinstimmung mit den Schwankungen des Gaswechsels zeigt als die Frequenz. 
Das Verhältnis zwischen Ampl.-Freq.-Prod. und O,-Verbrauch schwankt durch- 
schnittlich um 14%, das Verhältnis zwischen Frequenz und O,-Verbrauch um 220%. 
Es wurde der Einfluß von Muskelarbeit und Nahrungszufuhr untersucht. Untrainierte 
und hungernde Personen steigern bei Arbeit ihre Herztätigkeit mehr als ıhren Gas- 
wechsel. Nach kaltem Bad (1 Versuch) stieg Ampl.-Freq.-Prod. und O,-Verbrauch. 
Stoffwechselsteigerung durch Fleisch, Harnstoff, Zucker zeigen besseren Parallelıs- 
mus mit der Herzfrequenz. Die bisherigen Sätze gelten auch für die CO,-Ausschei- 
dung, aber noch weniger genau. — Bei den Versuchen mit Hunden wurde das Schlag- 
volum durch Messung des respiratorischen Gaswechsels und gleichzeitige Blutgas- 
bestimmung im rechten und linken Herzen (nach Haldane) nach der Fickschen 
Idee bestimmt. Dabei ergab sich, daß Eröffnung des Thorax einen bedeutenden Ab- 
fall des Gaswechsels herbeiführte, und die Verff. glauben dies auf direkten Austausch 
an der freien Lungenoberfläche zurückführen zu sollen. Bei künstlicher Respiration 
und tiefer Narkose bewirken Über- und Unterventilationen Störungen der CO,-Abgabe. 
Auch hier ist das Ampl.-Freg.-Prod. ein besserer Indikator des z. B. nach Aderlässen 
herabgesetzten Gaswechsels. Doch war in tiefer Narkose wiederum die Schlagfrequenz 
charakteristischer. Weizsäcker (Heidelberg). 

Becker, Theodor: Die Analyse des Elektrokardiogramms mittels der Röntgen- 
kymographie. (Ag. med. Poliklin., München.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 113, 
H. 3/4, S. 216—225. 1914. 

Bericht über die Ergebnisse von 27 an Gesunden und Herzkranken vorgenommenen 
wleichzeitizen Aufnahmen des Elektrokardiogramms und des Röntgenkymogrammıs 
(Methode Gött und Rosenthal). Mittels eines ungefähr vor dem größten Querdurch- 
messer des Herzens aufgestellten 2—2!/,mm breiten Schlitzes im Bleischirm werden 
die pulsatorischen Bewegungen der Randpartien aufgezeichnet; der Schnittpunkt des 
Schlitzes mit dem rechten Herzrand gibt die Bewegungen des Vorhofs, der andere die 
der linken Kammer wieder. Zur Orientierung dienen wleichzeitige Hebelsignale in den 





— 651 — 


szetrennten Aufnahmen; Zeitschreibung in Fünftelsekunden. Am normalen Herzen fällt 
der Beginn der P-Zacke mit dem Beginn der Vorhofskontraktion zusammen; dennoch 
soll, da bei einem pathologischen Fall die P-Zacke nur 0,16 Sek. vor der Kontraktion 
erschien, die erstere der Erregungsleitung im Vorhof entsprechen. Der Beginn der Kam- 
merkontraktion erfolgt gewöhnlich erst um 0,04—0,08 Sek. nach dem Ende der R-Zacke; 
daraus schließt Verf., daß R mit dem Treibwerk des Herzens nichts zu tun hat, sondern 
eher mit der Reizleitung im Papillarsystem. Die Horizontale zwischen R und der Nach- 
schwankung fällt mit der Kammerkontraktion zusammen und soll daher das Äquivalent 
des Treibwerkes darstellen. Die Nachschwankung beginnt erst mit dem Ende der 
mechanischen Kontraktion und ‚gehört also auch dem eigentlichen Treibwerk nicht 
an.‘ Bei pathologischen Herzen kommen Abweichungen vor: die R-Zacke lag einmal 
um 0,2 Sek. vor der Kammerkontraktion und fiel ein anderes Mal mitten in diese hinein. 
Rothberger (Wien). 

Cluzet et Petzetakis: Étude sleetrocardiographique expsrimentale sur les prinei- 
paux modes d’anesthöesie generale. (Elektrokardiographische experimentelle 
Studien über die wichtigsten Arten der allgemeinen Narkose.) (Laborat. 
de phys. méd., univ., Lyon.) Cpt. rend. hebdom. des seances de la soc. de biol. Bd. 76, 
Nr. 2, 8. 86—88. 1914. 

Die Verff. untersuchten den Einfluß verschiedener Narkotica auf das Elektro- 
kardiogramm des Hundes (Ableitung von der rechten Vorder- und der linken Hinter- 
extremität mit unpolarisierbaren Elektroden). Äther, Äthylchlorid und Chloralose 
(Injektion einer Lösung 8 : 1000, 10g pro kg) steigern während des Exzitationssta- 
diums die Pulszahl auf 200—300 (am meisten Äthylchlorid), dabei ist die Nachschwan- 
kung oft negativ; bei tieferer Narkose nimmt die Herzfrequenz wieder ab und die Nach- 
schwankung wird wieder positiv. Gegenüber diesen geringfügigen Veränderungen be- 
wirkt Chloroform während der Exzitation eine mäßige Pulsbeschleunigung; dann folgt 
aber eine starke Verlangsamung auf 40—50 Schläge pro Minute, wobei auch totaler 
Herzstillstand von mehr als 6 Sekunden Dauer vorkommt. Gleichzeitig bestehen Über- 
leitungsstörungen, und zwar Verlängerung der Leitungszeit, partieller Block mit 
langen Kammerstillständen während der Exspiration und Gruppen rascherer Schläge 
während der Inspiration; auf den partiellen Block folgt vollständige Dissoziation, 
welche während der ganzen Dauer der Narkose bestehen bleibt; dabei treten auch 
Kammerextrasystolen auf, welche für eine ‚Modifikation‘ der Erregbarkeit des Herzens 
sprechen. Rothberger (Wien). 

Wedensky, N.: Gegenseitige Verstärkung beider Vagi in Bezug auf ihre Wirkung 
auf das Herz. (Physiol. Laborat., Univ. St. Petersburg.) Russ. Arzt Bd 12, Nr. 51, 
S. 1777—1780. 1913. (Russisch.) 

Bei experimenteller Reizung eines jeden Vagus durch den Induktionsstrom erhält 
man bei gewisser Stromstärke minimale Hemmung der Herztätigkeit. Werden jedoch 
gleichzeitig beide Vagi gereizt, so resultiert eine bedeutend stärkere Hemmung, die mit 
der Wirkung der Reizung eines jeden einzelnen Vagus nicht zu vergleichen ist. Ebenso 
können beide Vagi einander unterstützen in ihrer positiven Wirkung auf das Herz. 
Man kann Steigerung der Herzsystolen und des Herzmuskeltonus durch gleichzeitige 
Reizung beider Vagi mit solchen minimalen Strömen erzielen, von denen ein jeder Vagus 
allein keinen merklichen Effekt aufweist. Besonders ist diese Erscheinung in Fällen 
ausgeprägt, wo das Herz aus verschiedenen Gründen schwach arbeitet, die Höhe der 
Systole und der Rhythmus fallen. Bei sehr kurzer Reizung des Vagus während !/, bis 
!/, Sekunde bleibt die nächste Systole unverändert oder nur wenig abgeschwächt, die 
Reizung manifestiert sich jedoch erst später, die folgende Pause ist länger, als die der 
Nerven, dann folgen 2—3 schwächere Svstolen. Und erst später treten viel stärkere 
Kontraktionen des Herzmuskels auf, die auf erhöhten Tonus hindeuten. Verf. nimmt 
keine besonderen Fasern in dem Vagusstamm an, die die Herztätigkeit stärken, sondern 
erklärt die Verstärkung der Herztätigkeit durch nachgebliebene schwache Reizung 


— 652 — 


derselben Fasern. Nach Durchschneidung des einen Vagus gibt Reizung des übrig- 
gebliebenen starken Effekt, sowohl in bezug auf Hemmung, als auch in bezug auf Stär- 
kung der Herztätigkeit. Diese Erscheinung erklärt Verf. ebenfalls durch Unterstützung, 
Corroberation des einen Vagus durch die Durchschneidung des anderen. Kroll. 

Stewart, G. N.: Studies on the circulation in man. 10. The blood-flow in the 
hands in diseases of the heart. (Untersuchungen über die Zirkulation beim 
Menschen. 10. Die Blutdurchströmung der Hände beiHerzerkrankungen.) 
(H. K. Cushing laborat. of exp. med., Western res. univ., Cleveland ) Arch. of internal 
med. Bd. 13, Nr. 1, S. 1—38. 1914. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 335 u. Bd. 9, S. 555.) Eine Störung der 
Blutdurchströmung der Hände findet sich sowohl in Fällen reiner Herzmuskel- 
erkrankung, als auch bei gewissen dekompensierten Klappenfehlern. Außerordent- 
lich deutlich tritt sie zutage in Fällen, in denen eine ernste Schädigung des Myokards 
resp. des die Kraft und den Rhythmus der Herztätigkeit regulierenden Mechanismus 
vorliegt, selbst wenn dabei Klappenveränderungen nicht vorhanden sind; bei de- 
kompensierten Klappenerkrankungen, in denen das Myokard nicht geschädigt ist, 
zeigt sich die Blutdurchströmung der Hand nur wenig oder gar nicht gestört; besteht. 
aber gleichzeitig eine Schädigung des Myocards, so ist auch die Blutdurchströmung 
gestört. Man kann also aus der normalen oder gestörten Blutdurchströmung der 
Hand Rückschlüsse auf den jeweiligen Zustand des Herzmuskels ziehen. Wenn man 
auch manche dieser Erfahrungen allein schon durch die einfache Pulsuntersuchung 
gewinnen kann, so dürften doch die qualitativen Resultate der Messung der Blut- 
durchströmung der Hand nicht annähernd durch die Beurteilung des Pulses ersetzt 
werden können. Alfred Lindemann (Berlin). 

Dellepiane, Adolfo: Ricerche sulla pressione del sangue pegli individui sani. 
(Untersuchungen über den Blutdruck bei gesunden Personen.) (Isti. di 
patol. spec. med. dimostr., univ., Genova.) Clin. med. ital. Jg. 52, Nr. 12, S. 745—766. 1913. 

Die Blutdruckuntersuchungen wurden an 100 gesunden Personen (Soldaten) 
mittels des (nach Rubino modifizierten) Bloch-Verdin-Chironschen Sphygmo- 
manometer an den Arteria temporalis, radialis, femoralis, dorsalis pedis und centralis 
retinae vorgenommen, und zwar sowohl bei senkrechter wie bei horizontaler Körperlage; 
dabei wurde jedesmal auch die Zahl der Pulsschläge, der Atemzüge und mit der Pi- 
quetschen Methode die Kraft der betreffenden Person untersucht. Die Blutdruck werte 
stehen nicht in direktem Verhältnis zudem Durchmesser der Arterien ; dieselben schwan- 
ken in ziemlich weiten Grenzen, besonders bei manchen Arterien. Bezüglich der Be- 
ziehungen zwischen Kraft des Individuums und Blutdruck besteht nur zwischen Art. 
temporalis und radialis ein gewisser Parallelismus. Dem Tessierschen Phänomen der 
Art. dorsalis pedis (bei der Diagnose der Aortitis abdominalis) hat nicht den von Tessier 
ihm zugesprochenen Wert. Zwischen Pulsfrequenz und Blutdruck besteht nicht der 
vewöhnlich angenommene Zusammenhang, auch ist die Zunahme der Pulsschläge beim 
Übergang von der horizontalen in die aufrechte Körperstellung keine absolute. Zwischen 
Blutdruck und Zahl der Atemzüge besteht kein ausgesprochener Zusammenhang. Die 
Blutdruckwerte variieren nicht immer nach dem Mareyschen Gesetze und müssen die- 
selben jedesmal sowohl bei aufrechter wie bei horizontaler Körperlage festgestellt werden. 
Verf. bestätigt die Befunde über die Traube-Heringschen Schwingungen. Poda. 

Le Sourd, L., et Ph. Pagniez: D’un rapport entre la tension artérielle et la 
quantité des plaquettes du sang chez Phomme. (Über eine Beziehung zwischen 
arteriellem Blutdruck und Blutplättchenmenge beim Menschen.) (Hop. 
Broussais, Paris.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 38, 
5. 695—696. 1914. 

Kurze Mitteilung. Klinische Untersuchungen zur Frage ob die experimentell ge- 
fundene Tatsache der Druckerniedrigung durch Plättchenextrakte auch beim Menschen 
zu konstatieren ist. Beziehung zum Minimaldruck. Ausschaltung infektiöser Kranker. 


— 653 — 


30 Fälle. Bei hohen Drucken wenig, bei niederen viel Plättchen; ähnliche Bezie- 
hungen zu den Leukocyten oder Erythrocyten bestehen nicht. von den Velden. 


Wiggers, Carl J.: The contour of the pressure curve in the pulmonary artery. 
(Der Druck in der Pulmonalarterie.) (Cornell univ. med. coll., New York City.) 
Americ. journal of physiol. Bd. 33, Nr. 1, S. 1—12. 1914. 

Analyse der Druckschwankungen vermittels eines sehr empfindlichen Manometers 
mit optischer Registrierung. Die Drucke bewegen sich zwischen 10 und 27 mm Hg. 
Die Anspannungszeit des rechten Ventrikels beträgt 0,0280—0,384 Sek. Aktive Ex- 
spiration reduziert die Amplitude der Druckkurve, ebenso Insufflation der Lunge. 
Die Ausschläge sind in hohem Maße abhängig von der Herzkraft. Frey (Königsberg). 


Martin, E. G., and W. H. Lacey: Vasomotor reflexes from threshold stimulation. 
(Reizschwelle für die reflektorische Beeinflussung der Vasomotoren.) 
(Harvard med. school, Cambridge, U. S. A.) Americ. journal of physiol. Bd. 33, 
Nr. 1, S. 212—228. 1914. 

In Versuchen an decerebrierten Katzen (Sherrington) bedingt der elektrische 
Reiz in einer Stärke, wie man ihn z. B. zur Auslösung eines spinalen Reflexes gebraucht, 
bei Reizung des zentralen Stumpfes eines sensiblen Nerven Blutdrucksenkung (N. ra- 
dialis, ulnaris, medianus, ischiadicus, saphenus). Narkose mit Äther oder Urethan ist 
auf die Höhe der Reizschwelle von geringem Einfluß. Blutdrucksteigerung erhält 
man erst durch viel höhere Reizstärken, oft mit allgemeinen Konvulsionen, ein 
unphysiologischer Eingriff. Die bei Tieren mit intaktem Sensorium zu beobachtende 
Blutdrucksteigerung scheint durch pychische Beeinflussung der Gefäßzentren zustande 
zu kommen, unabhängig von dem gesetzten peripheren Reiz. Frey (Königsberg). 


Pissemsky, S. A.: Über den Einfluß der Temperatur auf periphere Gefäße. 
4 Pharmakol. Inst., Milut.-med. Akad., St. Petersburg.) Russky Wratsch Jg. 1913, Nr. 41, 
S. 1434—1437. (Russisch.) 

Versuche an Ohrvenen von Kaninchen. Durchströmung mit Ringerlösung ver- 
schiedener Temperatur. Die Tropfenzahl bildete das Kriterium für den jeweiligen 
Kontraktionszustand. Es ergab sich, daß der Temperaturkontrast einen größeren 
Einfluß hat, als die Temperatur an sich. Nach Abklingen der „primären Reaktion‘ 
passen sich die Gefäße an. Die primäre Reaktion ist eine Gefäßverengerung, wenn 
‚auf hohe Temperaturen niedere folgen, eine Gefäßerweiterung bei umgekehrter Reihen- 
folge. Die „kritische“ Temperatur 43—14° C ruft stets starke Kontraktion hervor. 
Dies die Verhältnisse bei ‚intravasaler‘‘ Applikation. Bei percutaner Einreihung 
fehlt die primäre Reaktion. Die kritische Temperatur, bei welcher stets Gefäßkontrak- 
tion erfolgt, liegt unter diesen Umständen bei 62°C. J. Schütz (Marienbad). 
Spezielle Pathologie und Therapie. 

Herz: 
-  Selenin, Wladimir: Über verschiedene Formen der alternierenden Herzaktion. 
Zentralbl. f. Herz- u. Gefäßkrankh. Jg. 6, Nr. 3, S. 57—75. 1914. 

Verf. gibt eine Übersicht über die Literatur des Pulsus alternans mit besonderer 
Berücksichtigung der elektrokardiographischen Registrierungen. Die Ursache der 
kontroversen Befunde der verschiedenen Autoren sieht Verf. darin, daß die betreffenden 
Forscher eine etwa vorhandene differente Tätigkeit des linken und desrechten Ventrikels 
außer acht lassen. Das Elektrokardiogramm ist als eine algebraische Summe von Strö- 
men aufzufassen, die vom rechten und vom linken Herzen ausgehen, und beide Herz- 
hälften können beim Pulsus alternans ganz verschiedenes Verhalten zeigen. Hierfür 
sprechen vor allem die mannigfaltigen Formen des Elektrokardiogramms bhei experimen- 
tell erzeugtem Pulsus alternans. Daß beim klinisch beobachteten P. alternans die den 
einzelnen Pulsen entsprechenden Elektrokardiogramme mitunter ganz gleichförmiges 
Aussehen haben, liegt entweder an einer zu geringen Empfindlichkeit des Saitengalvano- 
meters oder daran, daß auch einmal die Hypodvnamie beider Herzhälften annähernd 


— 654 — 


gleich groß sein kann. Experimentell kann man sogar, wie Verf. an Hunden gezeigt hat, 
durch Digitalispräparate ein charakteristisches Alternieren der Elektrokardiogramnıe 
erzeugen, ohne daß am Pulse ein deutlicher P. alternans bemerkbar wird. Bei diesen 
Experimenten sieht man mitunter Verdoppelungen der R - oder T-Zacken als Ausdruck 
einer Disharmonie zwischen linker und rechter Herzhälfte.e Joachim (Königsberg). 

Bigler, Walter: Über Herzstörungen bei endemischem Kropf. (Kanton. Kranken- 
anst., Aarau.) Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 89, H. 1, S. 158—208. 1914. 

Unter Berücksichtigung der einschlägigen Literatur kommt Verf. auf Grund 
eigener Untersuchungen an 100 Fällen von Kropf zu einer Bestätigung der Blauel- 
schen Auffassung, wonach ein rein mechanisches Kropfherz überhaupt nicht existiert. 
Die Trachealstenose an und für sich hat überhaupt keinen Einfluß auf das Herz und 
führt keineswegs zu einer Herzvergrößerung. In der überwiegenden Mehrzahl der 
Fälle, wo bei Trachealstenose Vergrößerung des Herzens gefunden wird. sind auch 
Symptome des sog. toxischen Kropfherzens, d.h. Tachvkardie und Arhythmie vor- 
handen. Die Kropfherzsymptome sind ebensowenig wie die sog. thyreotoxischen 
Symptome an bestimmte, histologisch wohlcharakterisierte Strumaarten gebunden. 
In Bestätigung der Befunde des Ref. bezüglich der häufigen Kombination von ‚.hyper- 
thyreotischen” und „hypothyreotischen“ Symptomen an ein und demselben Individuum 
und in Bestätigung der hieraus gezogenen Schlußfolgerungen gelangt Bigler zu dem 
Ergebnis, daß die Ursache der Herzstörungen bei kropfkranken Menschen nicht ın 
einer quantitativ veränderten Funktion der Schilddrüse liegen kann, da eine solche 
Annahme weder experimentell noch klinisch nachgewiesen ist und auf große Sch wierig- 
keiten stößt. Man komme bei der Erklärung der Kropfkardiopathie ohne ein extra- 
thyreoideal gelegenes Moment nicht aus. Eine Hyperthvmisation kommt in den vom 
Verf. untersuchten Fällen als Ursache der Kardiopathie nicht ın Betracht. Von Be- 
deutung für die Auffassung des Kropfherzens dürften hingegen die Beobachtungen 
des Ref. über die allgemein "neuropathische und degenerative Veranlagung der Kropf- 
träger sein. Allerdings wäre dann noch die Frage zu entscheiden, warum ein primär 
degenerativ veranlagtes, übererregbares Nervensystem, speziell Herznervensystem. 
auf eine sicherlich auch qualitativ sehr verschiedenartige Funktionsänderung der 
kropfig entarteten Drüse in so auffällig gleichsinniger Weise reagiert. Unter seinen 
100 Kropffällen findet B. 70 mal Herzstörungen. Von diesen 70 Fällen bezeichnet er 
7 als rein tachykardische Form, 16 Fälle als tachykardisch-arhythmische Form, 19 Fälle 
als tachykardisch-dilatative Form, 24 Fälle als tachykardisch-arhythmisch-dilatative 
Form und 2 Fälle endlich als rein dilatative Form. Der Blutdruck der Kropfherzen 
ist meist niedrig. Unter den thyreotoxischen Symptomen kommt in erster Linie der 
Tremor in Betracht. Selten beobachtete Verf. schnelles Ergrauen der Haare. Eine 
regionäre Überempfindlichkeit gegen Jod sah Verf. wenigstens bezüglich der Er- 
scheinungen seitens des Herzens nicht. J. Bauer (Innsbruck). 

Vaquez: Les grands syndromes de l’insuffisance eardiaque. (Die großen Syn- 
drome der Herzinsuffizienz.) Arch. d. malad. du cœur, des vaiss. et du san» 
Jg. 6, Nr. 12, S. 753—776. 1913. 

Vaquez versucht die Symptome der isolierten Vorhoferkrankungen und der 
besonderen Veränderungen der linken und rechten Herzkammer zusammenzufassen 
und darzustellen. Für die erstere verlangt er Aufhören der Vorhofswelle ım Venen- 
puls und der a-Zacke ın Elektrokardiogramm, ferner bei meist völligem Wohlbefinden 
des Patienten komplette Arythmie des Pulses. Wo subjektive Symptome vorhanden 
sind, glaubt er an Beteiligung der Ventrikel. Für den primären Ursprung der Erkran- 
kungen am Vorhof macht er den Krankheitsbeginn mit Unregelmäßigkeit und deren 
Konstanz verantwortlich. Die Prognose der isolierten Vorhofserkrankungen hängt 
nach ihm im wesentlichen von dem übrigen Zustand des Herzens ab. Er macht be- 
sonders darauf aufmerksam, daß die Vorhofinsuffizienz die Ursache für das Verschwin- 
den von pathologischen Geräuschen und Gehörwahrnehmungen ist, bei deren Zustande- 


— 655 — 


kommen der Vorhof mitwirkt, so beim ,präsystolischen Rollen“ der Mitralstenose 
und beim Galopprhythmus. Verringerung der Vorhofskraft vermindert die Stärke der 
Geräusche bei Aortenfehlern und Mitralinsuffizienz. — Die Insuffizienz der linken 
Kammer wird nach V. durch den retrosternalen Schmerz, Palpitationen und durch die 
„schmerzhafte Atemnot‘‘, endlich durch das Lungenödem angezeigt. Die Erscheinungen 
können plötzlich, mit Vorliebe nachts, auftreten und direkt zum Tode führen oder 
kehren in Anfällen wieder. Die häufigste Ursache des Versagens der linken Kammer 
ist die dauernde Steigerung des Blutdrucks, z. B. infolge Gefäßsklerose, und die fort- 
schreitende Verminderung des Myokardtonus. — Beim Versagen des rechten Ventrikels 
findet man Verbreiterung der Dämpfung, nichtschmerzhafte Atemnot nach Anstren- 
gung, Venenschwellung, Leber- und Nierenstauung, Ödem. — Die Erscheinungen der 
Schwäche des gesamten Herzens setzen sich dann aus den genannten Symptomen 
zusammen. Grober (Jena). 

Boehm, Hermann: Die Veränderungen des Herzens nach direkter transdia- 
phragmatischer Herzmassage. (Pathol. Inst., Univ. Jena.) Mitt. a. d. Grenzgeb. 
d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 3, S. 567—574. 1914. 

Histologische Untersuchungen von 4 Fällen. Bei dem ersten findet sich neben Ödem 
und hämorrhagischen Herden vorwiegend Zerreißung von Muskelfasern (Tod in der 
Asphyxie). Beim zweiten Falle erfolgte der Tod drei Tage nach der Herzmassage: in 
verstreut liegenden Herden ist das Protoplasma der Muskelfasern gleichmäßig klein- 
schollig zerfallen bei intakten Kernen, in der Mitte der Herde fehlt die seitliche Begren- 
zung der Muskelfasern. Hier, wie im ersten Falle, sind die Capillaren blutleer. Bei 
dem dritten Fall (Tod während der Massage) bestehen die Veränderungen in Blutungen, 
Ödem, diffus verteilten feinscholligem Zerfall von Muskelfasern mit geringer Zerreißung 
und Fragmentation. Der vierte Fall starb in der Asphyxie, keinerlei Veränderungen 
durch die Massage. — Vergleichsfall (Knabe von Automobil überfahren, 48 Stunden 
später Exitus): einige Herde, die, den oben beschriebenen ähnlich, viel grobkörnigeren 
Protoplasmazerfall zeigen, Andeutung von Fragmentation. — Die Deutung der Ver- 
änderungen, so wie die Erklärung über Zustandekommens ist schwierig, wichtig ist 
jedoch die Tatsache, daß unter Umständen durch direkte Herzmassage Veränderungen 
— Störung des organischen Zusammenhanges der Herzmuskelfasern — hervorgerufen 
werden, die ein Fortbestehen des Lebens unmöglich machen. Zabel (Danzig). 

Roemheld, Ludwig: Über vorgetäuschten Herzblock. (Sanat. f. inn. u. Nerven- 
krankh., Schloß Hornegg a. N.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 113, H. 3/4, S. 209—215. 1914. 

Bei einer 36jährigen Frau mit leichtem Hyperthyreoidismus wurden in liegender 
Stellung konstant doppelt so viel Venenpulse als Arterienpulse gezählt. Die Registrie- 
rung des Venenpulses und des Elektrokardiogramms zeigte, daß es sich nicht um eine 
Überleitungsstörung mit Halbierung der Pulsfrequenz, sondern nur um eine abnorm 
hohe ventrikuläre (Vd =) Venenwelle handelte, die eine zweite aurikuläre Welle vor- 
täuschte. Joachim (Königsberg). 

Hecht, Adolf F.: Das Morgagni-Adams-Stokessche Syndrom im Kindesalter 
und seine Behandlung. (Univ.-Kinderklin., Wien.) Wien. med. Wochenschr. Jg. 64, 
Nr. 5, S. 178—185. 1914. 

Verf. beschreibt zwei Fälle von Adams - Stokescher Krankheit ım Kindesalter; 
der eine Fall entwickelte sich auf rheumatischer Basis und zeigte von vornherein totale 
Dissoziation; im anderen Fall handelte es sich um eine Diphtherie, bei der zunächst nur 
jeder zweite Ventrikelschlag ausfiel: erst später entwickelte sich Dissoziation. Bei dem 
letztgenannten Falle wurden schwere Adams - Stokesche Anfälle mit Ventrikelstill- 
stand beobachtet, denen meistens gehäufte Extrasystolen vorangingen. In diesen 
Extrasystolen sieht Verf. die Ursache der Anfälle, und er hat den erfolgreichen Versuch 
gemacht, durch Physostygmin (bis 1 mg) die Extrasystolen zu beseitigen und damit 
auch das Auftreten der Anfälle zu verhindern. Unter der Physostygmintherapie ver- 
schwand auch die Dissoziation und machte dem vorher beobachteten halbierten Rhyth- 


— 656 — 


mus Platz. An und für sich hätte Physostygmin durch Vagusreizung die Überleitung 
verschlechtern müssen. Hier wurde jedoch die hemmende Wirkung auf die Überleitung 
durch die hemmende Wirkung auf die Reizbildung im Keith -Flackschen Knoten 
überkompensiert; die Abnahme der Vorhofsfrequenz ermöglichte eine bessere Über- 
leitung der Reize zum Ventrikel. Joachim (Königsberg). 

Donath, Hedwig: Über die Phlebographie im Kindesalter, zugleich ein Beitrag 
zur therapeutischen Anwendung des Physostigmins. (Ges. f. inn. Med. u. Kınder- 
heilk., Sitz. 29. V. 1913.) Wien. med. Wochenschr. Jg. 64, Nr. 5, S. 186—191. 1914. 

Verf. gibt die Resultate der sphygmographischen Registrierungen bei dem einen 
von Hecht beschriebenen Fall von Adams-Stokesscher Krankheit (vgl. vorstehende 
Referat). Sie plädiert für einehäufigere Anwendung der Sphygmographie auch bei Kindern 
und gibt einige Anweisungen zur Umgehung der technischen Schwierigkeiten. Joachim. 

Loeper, et A. Mougeot: Le reflexe oculo-cardiaque dans le diagnostie de la 
nature des bradycardies. (Der okulokardiale Reflex in der Diagnose deı 
Natur der Bradykardien.) Progr. med. Jg. 42, Nr. 5, S. 52—53. 1914. 

Es wird die durch Druck auf die geschlossenen Bulbi bei nervösen Individuen 
auslösbare Reizung des Herzvagus (Bradykardie, Kleinerwerden des Pulses, Druck- 
senkung) als ein neuer Befund beschrieben, wiewohl dieser Reflex in der deutschen 
Literatur längst bekannt ist und zuerst im Jahre 1908 von Aschner beschrieben 
wurde. Auch die Analyse und Deutung des Reflexes, welche die Verff. geben, weicht 
von den Aschnerschen Ausführungen in keiner Weise ab. J. Bauer (Innsbruck). 

Gordon, William: The value of the cardiac sign in cancer. Fifty consecutive 
diagnoses with 6 per cent. of error. (Der Wert des kardialen Symptoms be: 
Carcinom. 50 Diagnosen mit 6% Fehlern.) Lancet Bd. 1, Nr. 3, S. 161—164.1914 

Verf. behauptet, in den allermeisten Fällen von Carcinom Herzbeschwerden be- 
obachtet zu haben, die auf objektiv nachweisbare Herzveränderungen zurückzuführen 
sind. C. Lewin (Berlin). 

Rehfisch: Zur Diagnose der Pulmonalinsuffizienz. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 40, Nr. 5, S. 221—225. 1914. 

Bei der Diagnose der recht seltenen Pulmonalinsuffizienz kommen differential- 
diagnostisch vor allem drei Herzaffektionen in Betracht: die Aorteninsuffizienz, die 
Mitralstenose und Herzbeschwerden mit kardiopneumalen Geräuschen. Das wichtigste 
Zeichen für die Pulmonalinsuffizienz ist neben dem diastolischen Geräusch über der 
Herzbasis der niedrige Amplitudenwert bei normalem Maximalblutdruck. Ist da- 
diastolische Geräusch also vorhanden bei gleichzeitigem Fehlen der Hypertroplue de» 
linken Ventrikels, des Capillarpulses und der hohen Amplitüde, und gibt die Anamnese 
gleichfalls einen Anhaltspunkt für eine Klappenerkrankung, so muß man eine Pulmo- 
nalinsuffizienz vermuten. Wenn dagegen anamnestisch kein Hinweis auf eine Klappen- 
affektion sich ergibt, und das distolische Geräusch beim Lagewechsel verschwindet, 
ist dieses als ein rein akzidentelles anzusehen. Dunzelt (München). 
Gefäße: 

Nakano, I.: Experimentelle Untersuchungen über den Zusammenhang von 
Thrombose und Fieber. (Med. Poliklin., Freiburg i. Br.) Zeitschr. f. d. ges. exp. 
Med. Bd. 3, H. 1, S. 54—63. 1914. 

Zur experimentellen Erzeugung von Thromben bei Kaninchen und Meersch wein- 
chen benutzt Verf. aseptische Ligatur der Vena jugularis oder femoralis, ferner Verätzuns 
einer Seite der Wand dieser Venen mit Argentum nitricum oder er führt durch ein 
durch die Thoraxwand in das Herz eingestochene Kanüle einen dünnen Metalldraht ı: 
den Ventrikel, meist den rechten, ein. In keinem seiner 15 Versuche trat ım Anschlusse 
an die Thrombosierung Fieber auf, nur wenn die Wunde infiziert war, konnte auc!ı 
Temperatursteiserung beobachtet werden. Es liegt daher der Gedanke nahe, dab 
Temperatursteigerungen, wie sie im Puerperium und nach Operationen als Folgen vo- 
Thrombosen gedeutet werden, wohl auf infektiöse Prozesse zu beziehen sind. Joannoricz. 





— 657 — 


Perrin, Maurice, Jean Benech et Joseph Etienne: Un cas d’anövrysme latent 
de l'aorte abdominale. (Ein Fall von latentem Aneurysma der Bauchaorta.) 
(Clin. de P. Spillmann.) Prov. méd. Jg. 27, Nr. 5, S. 47—48. 1914. 

Frau von 50 Jahren, pulsierender Tumor der linken Bauchseite, darüber lautes 
systolisches Geräusch. Linker Femoralpuls schwächer, als der rechte, beide gegen- 
über dem Radialpuls verspätet. Dilatation der Brustaorta, Sklerose der Aortenklappen, 
Stauungserscheinungen. Tabes fruste. Am 5. Tage Tod unter Erscheinungen innerer 
Verblutung. Pathologisch findet sich Atheromatose und Dilatation der Brustaorta, 
kindskopfgroßes Aneurysma sacciforme der Bauchaorta, das die linke Nierenarterie 
fast völlig komprimiert, die linke Niere ist atrophisch, ausgedehnter subperitonealer 
Bluterguß. Oberhalb des Aneurysmas findet sich eine gummöse Infiltration der Aorten- 
wand, die Verf. als beginnendes neues Aneurysma ansprechen möchte. — Besonders 
bemerkenswert findet Verf.die lange Latenzzeit, ferner die geringen lokalen Beschwerden. 

Zabel (Danzig). 

Galop: Gangrène du membre inférieur consécutive à une artérite aiguë au 
cours de la rougeole. (Gangrän eines Unterschenkels nach akuter Arteritis 
im Verlauf von Masern.) Arch. de méd. des enfants Bd. 17, Nr. 1, S. 49—52. 1914. 

Ein Fall der fast unbekannten Komplikation nach Masern in Form einer Unterschenkel- 
gangrän bei einem schlecht genährten, 19 Monate alten Mädchen wird mitgeteilt. Die 
Masern nahmen einen schweren Verlauf. Nachdem die Unterschenkelgangrän stationär ge- 
worden war, wurde eine Unterschenkelamputation vorgenommen. Trotz des fortbestehenden 
schlechten Allgemeinzustandes nahmen die Eltern das Kind aus dem Krankenhaus, und weitere 


Nachrichten über das Befinden waren nicht zu erlangen. Die wenigen bekannten Fälle von 
Arteritis und Gangrän nach Masern betreffen das Gebiet der Art. poplitea. Spitzer- Manhold.K 


Respirationsapparat. 


Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Krogh, A., und J. Lindhard: Über die von den Respirationsbewegungen be- 
dingten Schwankungen des Gaswechsels und Blutstroms in den Lungen des 
Menschen. (Zoophysiol. Laborat., Univ. Kopenhagen.) Biochem. Zeitschr. Bd. 59, 
H. 3/4, S. 260—280. 1914. 

Der durch Körperarbeit regulierbare Respirationstypus ist von großem Einfluß 
auf den Lungengaswechsel. Bei Ruhe (vorwiegend diaphragmatische Atmung) nimmt 
zufolge Erhöhung des Abdominaldruckes der arterielle Blutdruck und der Blutstrom 
durch die Lungen während der Inspiration zu, während der Expiration ab. Willkür- 
liche oder Arbeitspolypnöe (vorwiegend tiefe costale Inspiration) bedingt während 
dieser Inspiration einen negativen Druck in der Bauchhöhle und setzt den Blutstrom 
durch die Lungen herab; während der darauffolgenden Exspiration wird dieser dann 
erhöht. Dementsprechend steigt während der Ruhe (diaphragmatische Atmung) die 
Kohlensäureausscheidung zu Anfang der Exspiration weit über den Mittelwert; 
dann nimmt sie zuerst rapid und darauf langsamer ab (Folge der steigenden CO,- 
Spannung in den Alveolen), um in der exspiratorischen Pause sehr klein, ev. gleich Null 
zu werden. Während der Inspiration steigt sie dann wieder sehr rasch an und erreicht 
Werte bis über das Doppelte der Norm (Abgabe der während der Exspiration im 
Lungengewebe aufgespeicherten Kohlensäure). Die Sauerstoffaufnahme zeigt bei 
Ruhe zu Anfang der Exspiration eine negative Schwankung, hält sich dann bis zu 
Ende der exspiratorischen Pause beinahe konstant und normal und ist während der 
Inspiration deutlich erhöht (bis 40%). Dem ganz verschiedenen Verlauf der CO,- 
und O,-Kurven entsprechen außerordentlich große Schwankungen des respiratorischen 
Quotienten während des Respirationszyklus (0,16—2,5). Bei Muskelarbeit im 
Bicycle-Ergometer (vorwiegend costale Atmung) zeigt die Kohlensäureausschei- 
dung ungefähr denselben Verlauf wie in der Ruhe: sie nimmt während der Exspiration 
ständig und stark ab und ist während der Inspiration sehr intensiv. Die Sauerstoff- 
aufnahme zeigt einen anderen Charakter: sie nimmt zu Anfang der Exspiration zu 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 42 


— 658 — 


und behauptet während des größeren Teiles derselben einen ziemlich konstanten 
hohen Wert; am Einde der Exspiration nimmt sie dann stetig ab und ist in der In- 


spiration bedeutend unter die Norm gesunken. — Diese großen Gaswechselschwan- 
kungen haben mit Schwankungen des Sauerstoffverbrauches und der Kohlensäure- 
produktion nichts zu tun. Alfred Lindemann (Berlin). 


Mensi, Enrico: La respirazione periodica nel neonato. (Die periodische 
Atmung beim Neugeborenen.) (Osp. infant. regina Margherita, Torino.) Riv. 
di clin. pediatr. Bd. 11, Nr. 11, S. 829—832. 1913. 

Kurven mittels Pneumographen. Die Atembewegungen des Neugeborenen sind 
nicht immer gleichmäßig und regelmäßig: große und kleine Exkursionen wechseln mit- 
einander ab (periodische Atmung), öfters treten längere Atempausen ein (inter- 
mittierende Atmung). Im Schlaf verlangsamt sich die Atmung. Huldschinsky." 

Nice, L. B.: Thresholds for faradic stimulation of the respiratory reflex and 
of the phrenic-diaphragm preparation. (Die Reizschwelle bei faradischer Aus- 
lösung des Atemreflexes und am Phrenicus-Zwerchfell-Präparat.) (Har- 
vard med. school, Cambridge, U. S. A.) Americ. journal of physiol. Bd. 33, Nr. 1. 
S. 204—211. 1913. 

Experimente an decerebrierten Katzen. Mitteilung der Durchschnittswerte aus 
mehreren Reizversuchen. Frey (Königsberg). 

Magnus, R., G. B. Sorgdrager und W. Storm van Leeuwen: Über die Undurch- 
gängigkeit der Lunge für Ammoniak. (Pharmakol. Inst., Reichsuniv. Utrecht.) 
Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 155, H. 6/7, S 275—309. 1914. 

Die Arbeit stützt die von Magnus (Archiv f. experim. Pathol. u. Pharmakol. 
48, 100, 1902) vertretene Anschauung, daß die Lungenepithelien für Ammoniak un- 
durchgängig seien, entgegen den gegensätzlichen Mitteilungen von Höber (vgl. 
dieses Zentralblatt Bd. 4, S. 585). In einer ersten Versuchsreihe zeigen die Autoren 
an narkotisierten Kaninchen, daß der Befund von Höber, wonach beim Einatmen 
von ammoniakreicher Luft die NH,-Werte im Blute stark steigen, auf unrichtiger 
Versuchsanordnung beruhen. Die von Höber angewandte Verblutung der Tiere 
schädigt die Alveolarwand und macht sie für Ammoniak durchgängig. Das hohe Ein- 
binden der Trachealkanüle ermöglicht die Resorption von Ammoniak durch die Schleim- 
haut der größeren Luftwege. — Der II. Teil der Arbeit umfaßt Versuche an der über- 
lebenden, künstlich durchbluteten Lunge (Brodie) unter Zusatz einiger Kubikzentı- 
meter 0,8proz. NH, zu der Durchströmungsflüssigkeit. Die Gefäßwände lassen das 
Gas frei durchtreten, es dunstet nach der Pleuraseite der Lunge ab. Es erscheint aber 
kein Ammoniak in der Exspirationsluft. Das Nichterscheinen des NH, beruht weder 
auf einem Bronchialmuskelkrampf noch auf der Anwesenheit von Lungenödem oder 
Schleim und Schaum in den Luftwegen. Damit scheinen die Einwände von Höber 
widerlegt. Unter pathologischen Bedingungen, z. B. bei Zirkulationsstörungen wer- 
den die Alveolen durchgängig. Frey (Königsberg). 

Peltesohn, Siegfried: Zur Kenntnis der respiratorischen Thorax- und Wirbel- 
säulendeformitäten. (Univ.-Poliklin. f. orthop. Chirurg., Berlin.) Zeitschr. f. orthop. 
Chirurg. Bd. 33, H. 3/4, S. 574—589. 1913. 

Bericht über einen 22jährigen Mann mit eigenartiger Deformierung infolge lanı- 
jährigen Asthmas: Abflachung der Wirbelsäule im oberen Teil, Kyphose im dorso- 
lumbalen Abschnitt, Thorax oben faßförmig, unten verengt. Der Fall ist bemerkens- 
wert, da man hier versuchen kann, die Entstehung einer Wirbelsäulendeformität aus 
der Thoraxveränderung zu erklären. ' Thielen (Berlin). 


Spezielle Pathologie und Therapie: 
Die oberen Luftwege: | 

- Tronconi, Domenico: Emiplegia laringea sinistra da compressione del ricorrente 
in un caso di vizio mitralico. (Kompressionslähmung des linken Recurrens 





— 659 — 


bei einem Falle von Mitralinsuffizienz.) (Osp. magg., Milano.) Osp. magg. 
Jg. 1, Nr. 12, S. 781—786. 1913. Ä 
Krankengeschichte einer 23jährigen Frau, bei welcher Verf. als Komplikation einer 
bestehenden inkompensierten Mitralinsuffizienz eine Lähmung des linken Recurrens 
mit Störung der Phonation (Aphonie usw.) feststellte. Auf Grund des radioskopischen 
Befundes hält Verf. den auf den linken Recurrens seitens des enorm dilatierten linken 
Vorhofes ausgeübte Druck für die Ursache der Parese des Nervs. Poda (Lausanne). 


- Fischer, Eugöne: Paralysie r&ecurrentielle double & la suite d’un coup de feu. 
(Doppelseitige Rekurrenslähmung infolge Geschoßverletzung.) Arch. 
internat. de laryngol., d’otol. et de rhinol. Bd. 36, Nr. 3, S. 760—764. 1913. 

Ein 21 jähriger Italiener erlitt am 22. Juni 1913 durch Unvorsichtigkeit eines Lands- 
mannes einen Revolverschußverletzung. Das Geschoß drang in die rechte Oberschlüssel- 
beingrube ein, der Schußkanal verlief fast horizontal nach der linken Achselhöhle. 
Auf der linken Brusthälfte zeigte sich Hautemphvsem. Der Kranke hatte zunächst 
erträgliche Schmerzen, bekam später linksseitigen Pleuraerguß und hohe Temperaturen. 
8 bis 10 Tage nach der Verletzung wurde die bis dahin sonore Stimme immer heiserer, 
später war der Kranke völlig aphonisch. Die laryngoskopische Untersuchung am 5. Aug. 
ergab Unbeweglichkeit der blaßroten Stimmbänder, die parallel ca. 3 mm voneinander 
entfernt standen. In der rechten Oberschlüsselbeingrube hörte man sehr starkes Arterien- 
geräusch und fühlte arterielle Vibrationen. — Es handelte sich also um doppelseitige 
Lähmung der Mm. crico-arvtaenoidei infolge Rekurrensläimung. Die Rekurrens- 
lähmung ist vermutlich infolge des Druckes eines Aneurysmas der Carotis oder A. sub- 
clavia entstanden, da das eine oder andere dieser Gefäße von dem Geschoß wahrschein- 
lich gestreift und in seiner Wand verletzt wurde. Vier Tage nach der larvngoskopischen 
Untersuchung Exitus; die Sektion konnte nicht gemacht werden. Oertel (Düsseldorf). 


Frühwald, Vietor: Zwei Fälle von Perichondritis des Schildknorpels. (Univ.- 
Klin. f. Kehlkopf- u. Nasenkrankh., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 27, Nr. 3, 
S. 50—52. 1914. 

Verf. berichtet über 2 Fälle der selteneren Schildknorpelperichondritis. Beide 
zeigten Anschwellung über dem Larynx, in dem einen kindsfaust-, in dem anderen 
wallnußgroß. Spaltung des Abscesses und Entfernung der nekrotischen Schildknorpel- 
teile brachten Heilung. Bei der zweiten Patientin blieb eine komplette Larynxfistel 
bestehen. Die Erkrankung war bei beiden tuberkulöser Natur, bei der einen bestand 
vielleicht Mischinfektion mit Lues. Nur die radikale operative Entfernung der erkrankten 
Knorpel und Schleimhautpartien kann in solchen Fällen zur Heilung führen. Oertel. 

Li&bault, G.: Adenites tubereuleuses prelaryngees. (Tuberkulöse prälaryn- 
geale Lymphadenitis.) Rev. hebdom. de laryngol., d’otol. et de rhinol. Jg. 35, 
Nr. 1, S. 1—14. 1914. 

Diese nicht häufige Erkrankung kann klinisch eine Perichondritis oder carcinomatöse 
Infiltration vortäuschen, wie Verf. an 2 Kranken selbst beobachten konnte. Die Diagnose 
ist mitunter schwierig, wenn anderwärts Zeichen von Tuberkulose fehlen. Der Kehlkopf 
muß nicht immer nachweislich erkrankt sein. 3 Krankengeschichten. v. Khautz (Wien). 


Lungen, Pleuren, Mediastinum, Zwerchfell : 


Schoenlank, Werner: Über Versuche zur pneumatischen Lungenplombierung. 
(Sanat. Arosa, Arosa.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 4, S. 187. 1914., 
Verf. empfiehlt zur Lungenplombierung gestielte pneumatische Plomben, nach 
Angabe Stadlers.von der Firma Gebr. Kirschhöfer in Wiesbaden angefertigt (vgl. 
dieses Zentralblatt Bd. 9, S. 124). i Harms (Mannheim). 
Dorendorf, Hans: Demonstration eines großen Pleuratumors. (Krankenh. 
Bethanien, Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 5, S. 225—226. 1914. 
. Bei einer 5l jährigen Arbeitersfrau fand sich in der linken Brusthöhle ein gewaltiger 
Tumor, der sich — nach der histologischen Untersuchung — als ein Fibrosarkom der 


42* 


— 660 — 


Pleura erwies. Der Ausgangspunkt war das Diaphragma; Verwachsungen des Tumors 
mit der Pleura costalis und dem Herzbeutel bestanden nicht; nur mit dem Zwerchfell 
war die Basis des Tumors durch flache bandartige Stränge verbunden. Das Gewicht 
der Geschwulst betrug 2900 g. — Dieser Befund ist sehr selten; bisher sind nur 3 ähnliche 
Pleuratumoren publiziert worden. Dunzelt (München). 

Kienböck, Robert: Über Zwerchfellhernien bei Kindern. Klinisch-radiologische 
Studie. (Sanat. Fürth, Wien.) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstrahlen Bd. 21, H. 4, 
S. 411—425. 1914. 

Bei einem Säugling bestand vom 8. Lebensmonat an hochgradige, kontinuierliche 
Dyspnöe. Vom 10. Monat an traten Schluckbeschwerden hinzu. Bei der objektiven 
Untersuchung fand sich außer Cyanose eine Schallverkürzung über der linken Lunge 
und eine Fortsetzung der Herzdämpfung weit über den rechten Sternalrand nach 
rechts hinaus. Es wurde daraufhin die Diagnose einer linksseitigen Lungeninfiltration 
mit Vergrößerung des Herzens, kompliziert mit Kardiospasmus, gestellt. Als die Rönt- 
genuntersuchung zu Hilfe genommen wurde, fand sich, daß die anscheinend infil- 
trierte linke Lunge nicht nur abnorm hell, also lufthaltig war, sondern auch statt des 
Bronchialbaumes eine typische intestinale Gitterzeichnung aufwies. Es handelte sich 
also um eine große Zwerchfellhernie. Der größte Teil derselben wurde durch eine 
stark vergrößerte, verlängerte, dilatierte Darmschlinge, offenbar die Flexura coli 
lienalis, gebildet, die eine Art ‚„Megakolon“ darstellte. Birk (Kiel). 


Bewegungsapparat. 

Turner, G.: Über die sogenannte Wirbelsäulensteifigkeit. (Orthop. Klin. d. 
Milit.-ärztl. Akad., St. Petersburg.) Russ. Arzt, Bd. 12, Nr. 20, S. 713—720 u. Nr. 21, 
S. 749—754. 1913. (Russisch.) 

Ablehnende Kritik der nosologischen Bedeutung der „Bechterewschen Krank- 
heit‘, in deren Beschreibung sowohl in bezug auf das klinische Bild, als auch patho- 
logische Anatomie keine Übereinstimmung der einzelnen Vertreter der Bechterew- 
schen Schule besteht. Es gibt fast keinen Fall, der der Bechterewschen Beschreibung 
entspricht. Ebenso wendet sich Verf. gegen die einzelnen von Marie und Strümpell 
aufgestellten Krankheitsbilder der Spondylose rhizomelique und betrachtet alle diese 
Abgrenzungen als gekünstelt. In erster Linie handelt es sich um chronische Verände- 
rungen der Knochen und Gelenke, die unter dem Einfluß namentlich verschiedener 
Gifte entstehen, besonders nach Syphilis. Eine große Rolle spielen Stoffwechselano- 
malıen, Störungen der inneren Sekretion usw. Alle diese ankylosierenden Prozesse stehen 
in dem Vordergrunde, die Veränderungen des Zentralnervensystems sind keine Vor- 
bedingungen der Krankheit. Wo sie vorliegen, haben sie eine selbständige Bedeutung. 
wie z. B. die Pachymeningitis luetica. Kroll (Moskau.) 

Sterling, W.: Die trophischen, vegetativen Erkrankungen, Mißbildungen und 
Entwicklungshemmungen des Knochensystems. TI. 1. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. 
u. Psychiatr., Ref.-Bd. 9, H. 1, S. 1—36 u. H. 2, S. 121—153. 1914. 

Ergebnisse. 


Neurologie und Psychiatrie. 
Anatomie, Physiologie, aligemeine Pathologie und Therapie: 
Elders, C.: Über die dem Vorderarme und der Hand zugehörigen Bahnen erster 


Ordnung und die Bahnen zweiter Ordnung eines Mannes, der ohne linken Vorderarm 
geboren ist. Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 35, H. 2, S. 177—180. 1914. 

In den obersten Dorsalsegmenten fehlt im linken Hinterhorn ein Sektor der 
grauen Substanz, in den untersten Cervicalsegmenten ist das Hinterhorn in allen Di- 
mensionen links weniger voluminös als rechts, ebenso der Burdachsche Kern. In den 
mehr kaudalen Schnitten der Oblongata kreuzen weniger Fibrae arcuatae von links 
nach rechts als umgekehrt. Die schon gekreuzte Medullothalamusbahn ist rechts schma- 
ler als links. Die Pyramidenbahn ist frontal von der Kreuzung rechts dünner als links, 


— 661 — 


wahrscheinlich fehlt rechts auch eın Teil der gekreuzten Cerebellarbahnen. Den Sub- 
stanzverlust in den oberen Dorsalsegmenten kann man so erklären, daß hier ein bedeu- 
tender Teil der sensiblen Fasern aus den absteigenden Ästen der Hinterwurzeln, die 
Bahnen aus dem Vorderarme führen, ihr Endgebiet haben und hier die Reize ihrem 
zweiten sensiblen Neuron übergeben, das gleichfalls fehlt. Frankfurther (Berlin). 

Edwards, D.J.: A study of the anatomy and the vasomotor phenomena ol the sym- 
pathetie nervous system in the turtle. (Anatomie des sympathischen Nerven- 
systems bei der Taube und das Verhalten ihrer Vasomotoren.) (Dep. of phy- 
siol., Columbia univ., NewYork.) Americ. journal of physiol. Bd.33, Nr. 1, S. 229-252.1914. 

Die Taube besitzt eine Anzahl getrennter Cervicalganglien, welche mit den ab- 
dominalen Ganglien durch einen feinen Faserzug in Verbindung stehen. Die Ein- 
geweide werden durch einen vorderen und einen hinteren Splanchnicus versorgt. 
Reizung dieser Komplexe mit Adrenalin oder durch den elektrischen Strom bedingt 
Vasoconstriction mit Ansteigen des Blutdrucks. Frey (Königsberg). 

Albrecht, O.: Über die Voraussetzungen zur klinischen Verwendung des gal- 
vanischen Reflexphänomens. (Univ.- Nervenklin., Graz.) (85. Vers. dtsch. Natur- 
forsch. u. Ärzte, Wien 1913.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, 
H. 5, S. 477—490. 1914. 

Im Gegensatz zu dem bisherigen Brauch, das Reflexphänomen Veraguths bei 
Ableitung des Stromes von beiden Armen zu untersuchen, hat der Verf. einseitige Ab- 
leitungen vom Körper vorgenommen. Es zeigt sich dabei, daß sich von jedem Arm 
beim Anlegen eigens konstruierter Elektroden Ströme gewinnen lassen, die jederseits 
von Achsel zu Hand gerichtet sind und in ihrer Intensität Differenzen zwischen rechts 
und links zeigen, je nachdem, welche Extremität die bevorzugte ist. Man sieht aber auch 
an beiden Körperhälften bei dieser Methode verschiedene galvanische Reaktionen ein- 
treten, welche bei vollkommener motorischer Ruhe sowohl nach Stärke als auch nach 
Form voneinander zu unterscheiden sind. Durch die einseitige Ableitung wird endlich 
eine Fehlerquelle vermieden, welche bei der Ableitung von beiden Händen darin be- 
steht, daß die Resultante mehrerer einander teilweise entgegengerichteter Potential- 
gefälle gemessen wird. Biach (Wien). 

Röthig, Paul: Über eine Nachfärbung bei Weigert-Pal-Präparaten. (Anat. 
Inst., Univ. Berlin.) Neurol. Zentralbl. Jg. 33, Nr. 4, S. 219—220. 1914. 

Szécsi, St.: Weiterer Beitrag zur Cytologie des Liquor cerebrospinalis. Die cyto- 
logische Untersuchung der Lumbalflüssigkeit. (Georg-Speyer-Haus, Frankfurt a. M.) 
Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 22, H. 1, S. 345—352. 1914. 

Szésci fügt seinen früheren Arbeiten (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 3, S. 157 u. 
Bd. 9, S. 358), auf die hingewiesen sei, verschiedene neue Einzelheiten, die die 
Färbung der Zellen der Spinalflüssigkeit betreffen, hinzu. So empfiehlt er zur Methyl- 
grünpyroninfärbung die Fixierung mit Benzoylsuperoxyd, bespricht eingehend die 
Färbung mit Leishmans Gemisch, teilt Einzelheiten der Ma y- Giemsa- Färbung 
mit, geht dann auf die Technik überhaupt ein und erwähnt kurz die zu findenden 
Zellarten. Zum Schlusse bespricht er die von ihm in die Cytologie der Liquorzellen 
eingeführte Oxydasereaktion, durch welche es gelingt, die Zellen der Paralyse und 
Tabes, von denen der Lues cerebri zu unterscheiden. Bezüglich aller Punkte muß die 
Lektüre des Originals empfohlen werden. V. Kafka (Hamburg). 

Lapinsky, Michael: Über den Mechanismus und die diagnostische Bedeutung 
der Dermographie am oberen Teile des Rückens und am hinteren Teile des Halses. 
Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 22, H. 1, S. 58—96. 1914. 

Die dermographische Gefäßreaktion kann nur in den Capillarnetzen der Papiıllar- 
und Subpapillarschicht der Haut zur Entfaltung kommen. Diese Capillarnetze besitzen 
weder eine Längs- noch eine Ringmuskulatur; sie können sich durch eigene Kraft 
weder erweitern, noch verengern. Ihre Weite ist lediglich abhängig von dem Tonus 
des Gewebes, in welchem sie liegen. Die Hautbewegung wird erzeugt durch die im 


— 662 — 


Stratum reticulare und im Corium liegenden Muskel- und elastischen Fasern. Bei 
mäßiger Kontraktion dieser Fasern werden zunächst nur die Venen dieser Schichten 
zusammengepreßt, es entsteht Hyperämie. Bei stärkerer Kontraktion tritt anhaltender 
Verschluß der Venen auf, es entsteht: venöse Stauung, Transsudation, künstliche 
Urticaria. Die Mitwirkung des vasomotorischen Zentrums beim Auftreten dieser Er- 
scheinungen ist nur bescheiden, indem dieses den Blutzufluß zur Haut überhaupt 
sichert. Da die Bewegungen der glatten Muskulatur vom sympathischen Nerven- 
system reguliert werden, so kann der Grad der Ausgeprägtheit der dermographischen 
Hautreaktion auf den Zustand des sympathischen Nervensystems schließen lassen. 
Verf. hat die Bedeutung des sog. roten, flachen, pathologischen Dermographismus 
in 1500 Versuchen an poliklinischem Material beobachtet. Er betrachtete es als patho- 
logisch, wenn der rote Streifen länger als 15 Minuten bestehen blieb. Die Striche wurden 
am Rücken vom Nacken bis zu den Lendenwirbeln geführt. Es ergab sich nun. daB 
diejenigen Personen, welche pathologischen Dermographismus zeigten, zugleich an einer 
Druckempfindlichkeit der sympathischen Bauchgeflechte oder an Affektionen des 
Urogenitalapparates litten (Cystitis, Prostatitis, Oophoritis, Salpingitis, Metritis. 
Endometritis, Para- und Perimetritis usw.). Und daß selbst die mit organischen Nerven- 
leiden (Epilepsie, Tabes, Paralyse) behafteten Kranken das Symptom des Dermo- 
graphismus nur dann zeigten, wenn Veränderungen der visceralen Bauchorgane beı 
ihnen vorhanden waren; im anderen Falle aber nicht. Die Dermographie des Rückens 
und der hinteren Teile des Halses ist demnach nicht als Zeichen eines Nervenleidens. 
sondern als Symptom einer somatischen Erkrankung der inneren, und zwar haupt- 
sächlich der im unteren Teil des Abdomens gelegenen Organe anzusehen. L. Bassenge. 

Curschmann, H.: Bemerkungen zu der Arbeit von M. Graetz: Über Spasmo- 
philie und Epilepsie. (Neurol. Zentralblatt 1913, Nr. 21.) Neurol. Zentralbl. Jg. 33. 
Nr. 3, S. 148—150. 1914. (Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 477.) 

Von den sieben von Graetz veröffentlichten Fällen hatten sechs anamnestisch 
keine Spasmophilie geboten, so daß diese Fälle nicht gerade geeignet erscheinen, den 
Zusammenhang zwischen der späteren „spasmophilen‘“ Epilepsie und der kindlichen 
Spasmophilie zu demonstrieren. Außerdem ist die Calciumbehandlung Curschmanns 
nicht berücksichtigt. Die Rigidität der Arterien ist keineswegs als Zeichen der Spät- 
spasmophilie aufzufassen. DasChvosteksche Zeichen dagegen, wenn es stark positiv ist. 
ist sicher als pathognomonisch für die Tetanie anzusehen. Der niedrige Schwellenwert 
der KaSZ ıst keineswegs pathognomonisch als gering zu achten. Frankfurther (Berlin). 

Peritz, G.: Erwiderung auf die vorstehenden Bemerkungen von H. Curschmann 
betreffend die Spasmophilie und die Epilepsie. Neurol. Zentralbl. Jg. 33, Nr. 3. 
S. 151—153. 1914. | 
Der Zweck der Graetzschen Arbeit bestand nur darin, ein kasuistisches Material 
von sieben Fällen zu der Frage mitzuteilen, ob es Fälle von Epilepsie gibt, die, ohne 
manifeste Tetaniesymptome zu haben, Zeichen der Spasmophilie aufweisen. Daher 
wurden Fälle gewählt, bei denen die Haupterkrankung die genuine Epilepsie ist und auch 
kein anamnestisches Anzeichen die Spasmophilie verrät. Aus dem günstigen Erfolge 
einer Kalktherapie Schlüsse auf das Vorhandensein einer Spasmophilie zu machen ist 
unzulässig, um so mehr, als es Spasmophiliefälle gibt, die gegen Kalk refraktär sınd. 
Das Chvosteksche Zeichen ist keineswegs pathognomonisch, dagegen ist es die elek- 
trische Übererregbarkeit, die allerdings in den Sommermonaten geringer sein kann als 
im Herbst und im Frühjahr. F rankfurther (Berlin). 

Hemmeter, John €.: Hypertonieity and hypotonieity of the vagus and the 
sympathetie nervous system. Neurochemical synergism of the normal body and 
its suggestions for physiologieal therapeuties. (Hypertonus und Hypotonus 
des Vagus A des sympathischen Nervensystems.) New York med. journal 
Bd. 99, Nr. 3, S. 101—109. 1914. 


Nach oh Erörterungen über Anatomie, Physiologie und Pharmakologie 


— 663 — 


des vegetativen Nervensystems bespricht Verf. seine klinischen Funktionsprüfungen, 
die er im Anschluß an die Eppinger-Hessschen und die nachfolgenden Unter- 
suchungen anderer Autoren angestellt hat. Er kommt wie die meisten dieser Autoren, 
welche die von Eppinger und Hess angegebenen Methoden verwendet haben, zu 
dem Ergebnis, daß die weitaus überwiegende Mehrzahl der Menschen sowohl auf 
Pilocarpin als auf Adrenalin reagiert und in das Eppinger-Hesssche Schema sich 
nicht einreihen läßt. Nebenbei bemerkt Verf., daß er mit 0,005 g Adrenalin kein 
einzigesmal Glykosurie erzeugen konnte, obwohl eine ausgesprochene Adrenalin- 
wirkung auf den Organismus bereits vorlag. Auch Verf. kommt zu den vom Ref. 
gezogenen Schlußfolgerungen, daß die vorliegenden Beobachtungen über die Wirkungs- 
art des Pilocarpins, Adrenalins und Atropins zu einer Einschränkung der ihnen zu- 
geschriebenen elektiven Affinität zwingen. Zum Teil-die Ausführungen des Ref. wört- 
lich übersetzend erörtert Hemmeter die Pathogenese der Organneurosen, den Begriff 
und die Pathogenese der Blutdrüsenneurosen (Schilddrüse, Nebennieren, Hypophyse), 
die Beziehungen dieser zu der Konstitution des Organismus. J. Bauer (Innsbruck). 


Stübel, Hans: Morphologische Veränderungen des gereizten Nerven. Mit- 
teilg. 3. Untersuchungen über Struktur und chemische Beschaffenheit des Netz- 
werkes der Markscheide. (Physiol. Inst., Univ. a) Pflügers Arch. f. d. ges. 
Physiol. Bd. 155, H. 8/9, S. 391—410. 1914. tri 


In früheren Versuchen (vgl. dieses Zentralbl. Bd. 8, S. 407) konnte Verf. re 
daß die Netzstruktur der Markscheide eines gereizten, mit Alcohol absolutus fixierten 
Nerven deutlich weitmaschiger ist als die eines ruhenden fixierten Nerven. Bisher 
ist es nicht gelungen, an den nicht fixierten Nerven die Struktur der Markscheide 
nachzuweisen, demnach scheint das Auftreten einer wabenartigen Struktur nur die 
Folge der Fixierung zu sein. Die Netzstruktur tritt nach den verschiedenartigsten 
F ixierungen auf (Alcohol absolutus sowie verschiedene andere Alkohole, konzentrierte 
wässerige Sublimatlösung, Zenkersche Flüssigkeit, Sublimatalkohol, Formol 10%, 
Osmiumsänre usw.), doch ändert sie sich je nach der Natur der Fixierungsflüssigkeit. 
Es ist anzunehmen, daß das Netzwerk aus Eiweißkörpern besteht, die sich bei der 
Fixierung niederschlagen, danach müßte es durch proteolytische Fermente verdaut 
werden können; es gelang nun nicht, an frischen Nerven nach Trypsinverdauung 
das Netzwerk zur Darstellung zu bringen, am fixierten Nerven ist es unverdaulich. 
Die Ninhydrinreaktion tritt ın der Markscheide nur am fixierten Nerven auf. Die 
früher beschriebenen Reizversuche wurden wiederholt, um dabei eine Verschiedenheit 
in dem Bau des Netzwerks nach verschiedener Fixierung zu finden, doch gelang es 
auch jetzt nur wieder, bei Fixation mit Alcohol absolutus ein weitmaschiges Netz zur 
Darstellung zu bringen. Zahlreiche beigefügte Mikrophotogramme zeigen die Struktur 
der Markscheide je nach Art der Fixierung ın gereiztem und ungereiztem Zustand. 

Emmerich (Kiel). 


Warrington, W. B.: Acute generalised infective paralyses in adults. (Akute, 
generalisierte, infektiöse Paralysen bei Erwachsenen.) Liverpool med.- 
chirurg. journal Nr. 65, S. 67—76. 1914. 


Akut einsetzende, infektiöse Lähmungen können bei Erwachsenen entweder durch 
eine akute toxische Neuritis oder durch eine Poliomyelitis hervorgerufen werden, 
endlich ins Gebiet der Landryschen Paralyse gehören, der Autor eine distinkte 
klinische und anatomische Entität zuschreibt. Für diese Krankheitsformen werden 
Beispiele gebracht und außerdem ein Fall von akuter aszendierender Myelitis nach 
Mumps mitgeteilt. Zunächst ein Fall toxischer Polyneuritis nach Erkältung bei einem 
22jährigen Mann mit Ausgang in Heilung, dann eine Beobachtung generalisierter 
Lähmungen, entweder polvneuritischer oder poliomyelitischer Natur, bei einem 26jäh- 
rigen Manne mit restierenden Dauerlähmungen, zwei Fälle von Landryscher Paralyse, 
die am Leben blieben, endlich der mit ausgesprochenen Sensibilitätsstörungen und 


— 664 — 


Sphincterenlähmung einhergehende, ein 17jähriges Mädchen betreffende Fall aszendie- 
render Myelitis, die 10 Tage nach Mumps eingesetzt hatte und tödlich endete. Neurath. 


Mühlmann, M.: Beiträge zur Frage nach der Ursache des Todes. Virchows 
Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 215, H. 1, S. 1—77. 1914. 

Verf. hat sich bei seinen Untersuchungen in der Hauptsache der Osmiummethorle 
bedient und ganz besonders berücksichtigt: die Vaguskerne, die Olive, die Purkinje- 
schen Zellen des Kleinhirns und den N. vagus. Seine Untersuchungen erstrecken sich 
ausschließlich auf menschliches Leichenmaterial und umfassen die verschiedenen 
Altersstufen unter möglichst normalen Verhältnissen und ein sehr umfangreiches 
pathologisches Material: Infektionskrankheiten, Herzkrankheiten, Vergiftungen, 1 Fall 
von Thymustod usw. Der Zweck dieser Untersuchungen ist, festzustellen, inwieweit 
ein Gehalt von Pigment und Lipoid in den Ganglienzellen der betreffenden Nerven- 
zentren und Nerven als pathologisch anzusehen ist, und ob ein Zusammenhang derartiger 
Veränderungen mit der Causa proxima mortis anzunehmen ist. Verf. glaubt durch 
seine Untersuchungen den Nachweis erbracht zu haben, daß bei den oben genannten 
Erkrankungen stets eine pathologische Veränderung von lipoider Substanz, zum Teil 
auch von Pigment besteht und daß diese als wichtigste Ursache des Todes anzu- 


sehen ist. “Oskar Meyer (Stettin). 
Spezielle Pathologie und Therapie. 
Persphere Nerven: 


Lapinsky, M.: Latente Form von Neuralgien des N. femoralis und ihre dia- 
gnostische Bedeutung bei Erkrankung der Organe des kleinen Beekens. Russ. Arzt 
Bd. 12, Nr. 23, S. 821—827, Nr. 24, S. 859—862 u. Nr. 25, S. 885—888. 1913. (Russisch.) 

Bei einer großen Zahl von Patienten des Verf., darunter 413 Frauen und 47 Männer, 
bestand Druckschmerzempfindlichkeit einiger Äste des N. femoralis (Nn. sapheni 
minor, major, infrapatellaris, mitunter Nn. cutaneus, lateralis femoris et obturatorius, 
crur. medialis). Diese Druckempfindlichkeit war entweder von selbständigen Schmerzen, 
entsprechend diesen Innervationsgebieten, begleitet (manifeste Neuralgie), die an 
podagrische, rheumatische und ähnliche Erkrankungen erinnerte, oder sie war von 
Anfang an von keinerlei subjektiven Schmerzen begleitet (latente Neuralgie), wobei 
jedoch häufig nach der Behandlung die manifeste Neuralgie in latente übergine. 
Fast in allen Fällen bestand mehr oder weniger ausgeprägte Druckschmerzempfindlich- 
keitin den sympathischen Ganglien der Bauchhöhle. Die Ursache dieser Erscheinungen 
lag fast immer in Erkrankungen der Organe des kleinen Beckens. Sehr guten thera- 
peutischen Effekt sah Verf. von der Behandlung mit warmen und heißen Prozeduren. 
die an die unteren Extremitäten und den unteren Teil des Rumpfes appliziert wurden. 
Gutes Resultat gaben auch aufsteigende heiße Douchen auf das Perineum. In vielen 
Fällen wurden mit Erfolg tiefe Injektionen von phyvsiologischer Lösung in die Substanz 
der erkrankten Nerven angewendet. Kroll (Moskau). 


Törngren, C.: Injektionstherapie bei Neuralgien. Allm. Svensk. Läkartidn. Je. 11, 
Nr. 1, S. 23—30. 1914. (Schwedisch.) 
Warme Empfehlung der\Langeschen perineuralen Injektion gegen Ischias. Scho:. 


Ramond, Felix, et Jacques Durand: Les névralgies du plexus brachial. (Die 
Neuralgien des Plexus brachialis.) Progr. méd. Jg.41, Nr.478, S. 614—617. 1913. 

Die Verff. lenken die Aufmerksamkeit auf die nach ihrer Ansicht viel zu wenig 
beachtete Neuralgie des Plexus brachialis. Die Ätiologie, Symptomatologie, Diagnuse 
und Therapie werden ausführlich besprochen und auch der besonderen Formen der 
Neuralgie bei Lokalisation in einzelnen Ästen und den Anastomosen des Plexus mit 
benachbarten Nervengebieten Erwähnung getan. Unter den endogenen Ursachen 
wird die Menopause als bisher nicht genügend gewürdigtes ätiologisches Moment 
erwähnt. Eine wichtige Rolle unter den lokalen die Neuralgie auslösenden Infektionen 
wird der Arthritis sicca des Schultergelenks zugeschrieben. Zu den bisher bekannten. 


— 665 — 


für den objektiven Nachweis der Neuralgie wichtigen Druckpunkten fügen die Verff. 
als besonders charakteristisch und konstant den ‚„Scapulohumeralpunkt“ hinzu. Er 
liegt 2 Querfinger unterhalb des akromialen Endes der Clavicula und 1 Querfinger 
außerhalb des Proc. coracoideus. Bei fetten Leuten findet man ihn an der Grenze 
des oberen und mittleren Drittels einer Linie, welche den höchsten Punkt der Vorder- 
wand der Achselhöhle mit dem äußeren Ende des Schlüsselbeins verbindet. Bei der 
Behandlung sahen Verff. von der Gordierschen Lufteinblasung gute Erfolge. Zur 
Vermeidung von Luftemphysem am Halse und im Mediastinum darf sie nicht in der 
Infraclaviculargrube ausgeführt werden. Sehr wirksam sind bei den mit Arthritis 
sicca komplizierten Formen Einblasungen von steriler Luft in das Schultergelenk, 
deren Technik genau beschrieben wird. Maase (Berlin). 

Lasarew, W.: Über eine Störung der Innervation des N. facialis bei Geschwülsten 
der hinteren Schädelgrube. (Klin. /. Nervenkrankh., St.Wladimir-Univ., Kiew.) Neurol. 
Zentralbl. Jg. 33, Nr. 1, S. 13—20. 1914. 

Bei Geschwülsten des Kleinhirns oder des Kleinhirnbrückenwinkels hat Verf. die 
Beobachtung gemacht, daß die Funktion des Facialis auf der betreffenden Seite im 
untern Ast herabgemindert, im Stirnast dagegen erhöht war. Kann der Pat. die Stirn 
nicht in Falten legen, so läßt man ihn aufwärts blicken, wobei die Stirn gerunzelt wird. 
Die Stirn wird auf der kranken Seite, auf der der Mund beim Zähnezeigen, Lachen usw. 
zurückbleibt, so erheblich viel stärker gerunzelt, daß man im ersten Augenblick glaubt, 
die andere Seite sei paretisch. Salomon (Wilmersdorf). 

Oppenheim, H.: Bemerkung zu der Mitteilung Lasarews: Über eine Störung 
der Innervation des N. facialis bei Geschwülsten der hinteren Schädelgrube (d. 
Zentralbl. 1914, Nr. 1). Neurol. Zentralbl. Jg. 33, Nr. 3, S. 147. 1914. 

Oppenheim hat bereits in seinem Lehrbuch auf die allmähliche und gleichzeitige Ent- 
stehung der Parese und Contractur des Facialis hingewiesen, und zwar sah er dies bei ventralen 
Erkra gen und bei Geschwülsten, die den Nerven komprimierten. Das neue an der Lasa- 
rewschen Beobachtung liegt in der Dissoziation zwischen der Hyper- und Hypoinnervation in 
demelben Nervengebiet. | Salomon (Wilmersdorf.) 

Brieger, L.: Die Behandlung der Ischias mit Bewegungsbädern. (Hydro- 
therapeut. Anst., Univ. Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr.4, S.157—158. 1914. 

An der Hand von Abbildungen werden eine Reihe von im warmen Bade auszuführenden 
Bewegungen angegeben, die sich bei der Behandlvng der Ischias als die sicherste und kürzeste Be- 
handlungsmethode erwiesen habensollen. Übliche Behandlungsdauer 4—6 Wochen. Fleischmann. 

Retiwow, M.: Einige Fälle von Ischias, durch Strychnininjektionen behandelt. 
Ärztl. Zeitung Jg. 20, Nr. 32, S. 1116—1119.. 1913. (Russisch.) 

In mehreren Fällen von Ischias sah Verf. guten Erfolg nach Strychnininjektionen. Die 
Resultate waren um so besser, je frischer der Fall. Kroll (Moskau). 

Wartena, S.: Neuritis ischiadiea mit Peroneuslähmung nach einer Entbindung. 
Nederl. tijdschr. v. geneesk. Jg. 58, Bd. 1, H. 4, S. 259—260. 1914. (Holländ.) 

Mitteilung eines Falles von Ischiadicusneuritis im Anschluß an eine ziemlich 
schwere Zangenentbindung. Es trat Eintartungsreaktion der von dem N. peroneus 
versorgten Muskeln und Atrophie dieser Muskeln auf. de Jager (Leeuwarden). 

Byrnes, Charles Metcalfe: Anterior crural neuritis. (Die Neuritis des N. 
cruralis.) Journal of nerv. a. ment. dis. Bd. 40, Nr. 12, S. 758—778 u. Nr. 1, 
S. 19—31. 1913 u. 1914. 

Die Neuritis des N. cruralis ist nicht so selten, wie gewöhnlich angenommen wird. 
Verf. hat 136 einschlägige Fälle aus der Literatur und eigenen Beobachtungen zu- 
sammengestellt. Ätiologie, Vorkommen nach Alter und Geschlecht sowie der klinische 
Verlauf werden eingehend erörtert. Salomon (Wilmersdorf). 

Thornval,A.: Polyneuritis cerebralis menieriformis (v. Frankl-Hochwart). (Rigs- 
hosp.oto-laryng. Abtlg., Kopenhagen) Ugeskr.f. Laeger Jg.76, N.4, S.151—163.1914. (Dän.) 

Genaue Mitteilung von 2 Fällen rheumatischer peripherer Erkrankung eines 
Nerv. facialis, Nerv. acusticus sowie einmal des Nerv. trigeminus (?) Die funktionelle 


— 666 — 


Untersuchung (kalorische, galvanische Prüfung) ergab eine vorwiezende Beteili.n:n.: 
der Vestibularfasern bei wenig betroffenem N. cochlearis. Aus diesem Verhalten wr. 
auf retrolabyrinthären Sitz der Affektion geschlossen. Bei einem anhangsweise te- 
schriebenen Fall traten ähnlicheSymptome als luetisches ,,Neurorezidiv“ nach Salvarsar-- 
Quecksilberbehandlung auf; Heilung durch energische spezifische Therapie. H. Scho: 

Solomin, N.: Weiterer Beitrag zur Frage der Behandlung mit Ehrlichs „606“. 
zur Frage der Behandlung mit „914“; Fall von Polyneuritis nach Anwendung 
beider Präparate. (Nerven- u. psych. Klin., Univ. Tomsk.) Med. Rev. Bd. 79, Nr. 7. 
S. 587—597. 1913. (Russisch.) 

Der 4ljährigen Patientin des Verf. wurden zwei intravenöse Iniektiänen „914 
= 0,3 Salvarsan gemacht mit einem Zwischenraum von 2 Tagen, und nach weiteren 
3 Tagen 0,3 Salvarsan. Gleich nach der Injektion Reaktionserscheinungen in Form vor. 
Frösteln, Hitze, Erbrechen, Kopfschmerz, Temperatursteigerung bis 40°, Ausschlar. 
Schwäche und Händezittern. Nach vier Wochen Schwäche, Schmerzen, Hyper- und 
Parästhesien in den unteren Extremitäten, Atrophie mit EaR., namentlich der Peroneal- 
gruppe, Abschwächung der Sehnenreflexe, Druckschmerzempfindung, namentlich in 
den distalen Gebieten. In den oberen Extremitäten waren die Erscheinungen der Poly- 
neuritis weniger ausgeprägt. Es bestand nur in der vom Radialis innervierten Muskei- 
gruppe KSZ.=ASZ. Es handelte sich nicht um ein luetisches Neurorezidiv. da 
dasselbe gewöhnlich später auftritt und sich namentlich in den Gehirnnerven lokali- 
siert. Außerden ging der Prozeß ohne spezifische Behandlung zurück. Es ist deshalt: 
eine Polyneuritis arsenicalis anzunehmen. Kroll (Moskau). 
Rückenmark : 

Mandelbaum: Veränderungen im Liquor cerebrospinalis bei Meningitis tuber- 
culosa. (Städt. Krankenh., München-Schwabing.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 113. 
H. 1/2, S. 92—99. 1913. 

Bei der Meningitis tuberculosa finden sich in der Spinalflüssigkeit Makrophagen 
kurz vor, besonders reichlich aber mehrere Stunden nach dem Tode. Sie enthalten 
ein peptolytisches Ferment, ebenso auch die Meningen, weshalb der Verf. die Ab- 
stammung der Makrophagen von diesen anninımt. Relativ häufig beherbergen sie segmen- 
tierte Tuberkelbacillen, welche sich besonders deutlich darstellen ließen, wenn man 
den Ausstrich erst einige Tage vor der Färbung lufttrocken werden ließ. Reichmann. 

Ciuffini, Publio: Ulteriore contributo clinico ed anatomo-patologico allo studio 
delle meningo-mieliti luetiche. (Weiterer klinischerund pathologisch-anato- 
mischer Beitrag zum Studium der luetischen Meningomyelitiden). (Zst. 
di clin. med., Univ., Roma.) Policlinico,. sez. med. Jg. 21, Nr. 1, S. 1—20. 1914. 

Mit Bezugnahme auf früher publizierte Beobachtungen wird ein Fall von luetischer 
Myelomeningitis klinisch und anatomisch analysiert. Es handelt sich um einen 48 Jahre 
alten Mann, dessen erste Störungen in Form von Schwindel, Sehstörungen, Blässe 
vor zwei Jahren aufgetreten waren und sich später wiederholten ; dazu kamen Taubheits- 
gefühl, Tremor und Parästhesien der Glieder, später ein heftiger Präkordialschmerz. 
Schwere des Kopfes, nervöse Exzitation. Nach einem Jahre zunehmende Paraparexe, 
nach einem weiteren Jahre lanzinierende Schmerzen und Formikationen der Extre- 
nutäten. Klinisch fanden sich Hypertonie und herabgesetzte Muskelkraft der unteren 
Extremitäten, erschwertes Aufrichtungsvermögen, Druckschmerz der Dorne des 
10. und 11. Dorsalwirbels, etwas herabgesetztes Lagegefühl der Glieder. Von den Bauch- 
deckenreflexen nur der 1. obere vorhanden, Steigerung der P. S. R., Klonus, Hörver- 
mögen rechts, Geruch links etwas vermindert. Zeichen sekundärer Anämie mit diskreter 
Leukocytose, eine solche auch im Liquor, keine Vermehrung des antitryptischen Ver- 
mögens des Serums, neg. Wassermann des Liquors. Bald Mixtionserschwerung, Ohn- 
machten, Brustschmerzen, Inkontinenz, Contracturen der Beine, Parästhesien des 
Perineums, Ödeme, Versagen einer Quecksilbertherapie, ante mortem Anaesthesia 
dolorosa. Die Obduktion ergab makroskopisch eine Hämorrhagie im 1. Hinterhorn 


— 667 — 2 


des 8. Cervicalsegmentes, in den oberen Dorsalsegmenten Höhlen in den Vorder- 
hörnern, noch größere in der unteren Dorsalpartie und entsprechend dem 2. Lenden- 
segment war rechts das ganze Vorder- und teilweise das Hinterhorn destruiert, eine 
kleine Höhle bestand auch im linken Hinterhorn. Entsprechend dem ersten Lenden- 
segment Verdickung der Pia, hier Gefäßdilatation an der Basis der Vorderhörner, 
ırreguläre mit Detritus erfüllte Hohlräume, die Vorderhornzellen alteriert, abundante 
Gliazellen. Ähnliche Befunde im Cervicalmark. Die klinische Diagnose einer luetischen 
Myelomeningitis erschien durch die Nekropsie verifiziert. Die negative Wassermann- 
reaktion des Liquors, das Fehlen von Knochen- und Schleimhauterscheinungen 
sprachen für die tertiär-luetische Form des Prozesses. Neurath (Wien). 


Tschechowitsch, M.: Zur Frage der tabischen Osteoarthropathien. (Nervenabt. 
d. Wladıkawkas. Milit.-Hosp.) Russ. Arzt, Nr. 12, Nr. 27, S. 960—965, 1913. (Russisch.) 

Fall von tabischer Osteoathropathie im Bereiche beider unterer Extremitäten. Das 
Röntgenbild wies hauptsächlich Zerstörung der kleinen Knochen und der proximalen Teile aller 
Metatarsalknochen und Verunbildungen der metatarso-phalangealen Gelenke. der 1., 3. und 
4. Zehen. Nach Behandlung mit Bettruhe, Massage, Jodkalium Besserung der Sensi- 
bilität der entsprechenden Hautstellen und merkliches Zurückgehen der trophischen Störungen, 
das auch im Röntgenbild zu konstatieren ist. Kroll (Moskau). 

‚Stelker, L.: Zur Kasuistik der Försterschen Operation bei tabischen Magen- 
krisen. (Nerven- u. chirurg. Abt. d. Obuchowkrankenh., St. Petersburg.) Russ. Arzt, 
Bd. 12, Nr. 50, S. 1756—1758. 1913. (Russisch.) 


Bei einem 32jährigen Pat. mit tabischen Magenkrisen, die nr in Anfällen von Sehnen 
und Erbrechen äußerten, brachte die Förstersche Operation — es wurde die 7., 8. und 9. 
hintere Dorsalwurzel excidiert — goien BES Die Attacken wurden seltener und weniger 


heftig. Kroll (Moskau). 
Grünstein, A.: Über Behandlung der tabischen Magen- und Darmkrisen mit 
Adrenalin. Sitz. d. Moskauer therapeut. Ges., 13. XI. 1913. 
In Anbetracht der reizenden Wirkung des Adrenalıns auf die Sympathicusendi- 
gungen und seinen hemmenden Einfluß auf die Peristaltik von Magen und Darm, 
verordnete Vortr. bei tabischen Krisen Adrenalin je 10 Tropfen einer 1 prom. Lösung 


innerlich zweimal täglich oder 1/,—1 Spritze einmal täglich. Nach 1—2 Tagen nahmen 
die Krisen ıhr Ende. Kroll (Moskau). 


Kroll, M.: Zur Frage der Cheiromegalie bei Syringomyelie: (Nervenklin. d. 
Frauenhochschule. Moskau.) Ärztekonferenz der Nervenklinik 1913. 

Neben anderen trophischen Störungen bestanden bei der Patientin des Verf. Hyper- 
trophien hauptsächlich der weichen Teile der oberen Extremitäten und der großen Zehen der 
unteren. Doch konnte im Röntgenbilde auch Vergrößerung der Knochenteile festgestellt 
werden. Dieselben sind als Reizerscheinungen im Bereiche der sympathischen Rückenmarks- 
zellen. aufzufassen und sind verschiedenen Schwankungen unterworfen. Kroll (Moskau). 

Netter, A., et L. Ribadeau-Dumas: Les manifestations ehoröiformes dans la 
poliomyelite (paralysie infantile chor&ique). (Die choreiformen Manifestationen 
bei der Poliomyelitis. [Infantile choreatische Paralyse].) Ann. de med. 
et chirurg. infant. Jg. 18, Nr. 3, S. 75—78. 1914. 

‚Manchmal findet sich bei der poliomyelitischen Lähmung, dieser meist kurz 
vorangehend, die Erscheinung einer Muskelreizung, hauptsächlich der Gesichts- und 
Zungenmuskulatur und nystagmusartige Bulbuszuckungen. Auch das Diaphragma 
kann an diesen choreaähnlichen Bewegungen beteiligt sein. Die pollomyelitische Natur 
des Symptoms wurde bei einem 6 Monate alten Kinde durch das gleichzeitige Be- 
stehen einer Lähmung beider Beine, der Nackenmuskeln und des rechten Armes ekla- 
tant. Zu Beginn hatten meningeale Erscheinungen bestanden. Die Autopsie hatte 
die Diagnose verifiziert. Die Krankheit hatte über 3 Wochen gedauert. Ein zweiter 
Fall betraf ein 6!/ Jahre altes Kind, bei dem ähnliche Erscheinungen nur 3 Tage 
dauerten, Zuckungen des Rumpfes, der Gesichtsmuskeln, hemiplesische Lähmung. 
Einmal schien auch die Beobachtung von Nystagmus und Facialisparese diese Form 
von Poliomyelitis anzudeuten. Auch bei der experimentellen Affenpoliomvelitis scheint 


— 668 — 


ähnliches vorzukommen. Diese choreatischen Kinderlähmungen sind von der Chorea 
paralytica auseinanderzuhalten. Die choreatischen Symptome gehen gewöhnlich der 
paralytischen zeitlich voraus. Neurath (Wien). 

Kidd, Percy, and E. A. Tozer: Combined sclerosis of the spinal cord and 
dystrophia adiposogenitalis. (Kombination von Sklerose des Rückenmarks 
mit Dystrophia adiposogenitalis.) (Med. sect., 25. XI. 1913.) Proceed. of the 
roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 2, S. 47—48. 1913. 

Bei dem jetzt 5jährigen polnischen Judenknaben traten im Alter von 16 Monateu 
mehrere Krampfanfälle auf. Damals wurde Diphtherie festgestellt. Seither stellt sich 
alle drei Wochen Übelbefinden mit Appetitlosigkeit und schlechtem Schlaf ein. Im 
letzten Jahre traten Erbrechen, Husten und ataktische Erscheinungen auf, und es wurde 
„Nephritis, Hyperemesis und fraglicher Kleinhirntumor“ diagnostiziert. Seither be- 
steht Unmöglichkeit zu stehen und zu gehen und Incontinentia urinae. Die vorgeschlagene 
Operation wurde von den Eltern verweigert. Patient zeigt Fettleibigkeit, sehr unter- 
entwickelte Genitalien, doch intakte Sprache und Intelligenz. Kein Nystagmus. Spa- 
stische Lähmung und Ataxie der Beine, gesteigerte Patellarreflexe, Fußklonus links. 
Beiderseits Babinski. Sensibilität intakt. J. Bauer (Innsbruck). 

Fedynsky, S.: Polioencephalomyelitis chronica progressiva bei einem Sjährigen 
Mädchen. (Klin. f. Kinderkrankh., Frauenhochsch., Moskau.) Med. Rev. Bd. 86, 


Nr. 17, S. 486—498. 1913. (Russisch.) 

Bei einem 7jährigen Mädchen entwickelte sich in zwei Schüben augenscheinlich im Au- 
schluß an einige Traumen eine progressierende Krankheit, sie sich in langsam fortschreiten- 
der schlaffer Lähmung und sich der desselben anschließenden Atrophie der Muskulatur von 
Hals, Rücken, Schultergürtel und Oberextremitäten äußerte. Die Lähmungen begannen an 
den distalen Teilen. Der Prozeß befiel auch einige Muskeln der Hirnnerven. (Oculomotorins, 
Facialis, Hypoglossus). Die Lähmung ging der Atrophie voraus und war von fibrillären Zuckun- 
gen und Herabsetzung, eventuell Fehlen der Sehnenreflexe begleitet. An den unteren Extre- 
mitäten Steigerung der Sehnenreflexe (Babinski?), keine Lähmungen. 


Verf. betrachtet den Fall als chronische Poliomyelitis; dabei nähert er sich der 
spinalen Muskelatrophie dank den ausgeprägten fibrillaren Zuckungen und der amyo- 
trophischen Lateralsklerose in Anbetracht der gesteigerten Reflexe. Kroll (Moskau). 

Hirschfeld, A.: Über das Verhalten der Reflexe bei der Querdurchtrennung 
des menschlichen Rückenmarks. Dissertation: Berlin 1913. 

Gehirn : 

Lapinsky, M.: Zur Frage der Unterscheidung der pontobulbären Krämpfe von 
den corticalen. Ärztl. Ztg., Jg. 20, Nr. 19, S. 675-678. 1913. (Russisch.) 

Bei 22 Fröschen (Rana esculenta) wurde die Großhirnrinde durch Kreatin, 10°, 
Kochsalzlösung, Natr. taurocholic. 0,01, Natr. glycochol. 0,01, Santonin 0,05 usw. ge- 
reizt, bei 25 anderen der vierte Ventrikel. In allen Fällen traten Krämpfe auf. Die 
Rindenkrämpfe begannen mit starker Erregung der psychomotorischen Region, die 
sich in Sprüngen, Schreien, frequenter Atmung äußerten, dauerten sehr lange und ver- 
liefen mit großem Kräfteaufwand, Verlust der Reflexe, Erschöpfung und starker Haut- 
sekretion. Der pontobulbäre Anfall begann mit Herabsetzung der spontanen Bewegungen. 
er war kürzer, die Muskelkontraktionen schwächer, die Reflexe weniger herabgesetzt. 
schwächer war auch die Hautsekretion. Kroll (Moskau). 

Galliard, L., et Fernard Levy: Compression de la region pontocörebelleuse 
gauche. (Kompression der linken pontocerebellaren Gegend.) Bull. et 
mem. de la soc. med. des höp. de Paris Jg. 30, Nr. 3, S. 95—101. 1914. 

Der vorgestellte Fall hatte seit drei Jahren Hörstörungen auf dem einen Ohr beub- 
achtet. In der letzten Zeit trat innerhalb dreier Tage Ertaubung ein, Schwindel, dann 
Vecipitalkopfschmerz, Schluckstörung, später Diplopie und heftige Gesichtsneuralrie. 
Die genaue Untersuchung ergab Störungen im 5., 6., 7., 9., 10., 11. und 12. Hirnnerven 
links, dabei bestanden aber weder Stauungspapille noch sonstige Hirndruckerscheinun- 
gen bis auf eine ganz geringfürize Pulsverlangsamung. Dies läßt schon die Diamox 


— 669 — 


einer Menningitis serosa ausschließen, und es muß doch ein Tumor angenommen werden, 
der wohl ein sogenannter Acusticustumor ist. Da die Sterblichkeit bei der Operation 
selbst bei Tumoren mit geringeren Symptomen immerhin 70%, ausmacht, völlige Hei- 
lungen selten sind, soll von einer Operation abgesehen werden. Auch eine Palliativ- 
trepanation soll nicht vorgenommen werden, da weder eine Stauungspapille besteht, noch 
der Kopfschmerz so unerträglich ist, um diesen Eingriff zu rechtfertigen. Frankfurther. 


Costantini, F.: Osservazioni cliniche ed anatomopatologiche sulla forma pro- 
duttiva della sifilide cerebrale. (Klinische und pathologisch -anatomische 
Beobachtungen der „produktiven“ Form der Hirnsyphilis.) (R. clin. 
psichiatr., Roma.) Riv. sperim. di freniatria Bd. 39, Nr. 3/4, S. 659—685. 1913. 

Die Arbeit bringt ausführlich die Beobachtung eines 24jährigen Mannes, der vor 
3 Jahren Syphilis akquirierte, 21/, Jahre später eine linksseitige Hemiparese, nächt- 
lichen Stirnkopfschmerz und Dysarthrie zeigte, Erscheinungen, die nach Quecksilber- 
kur zurückgingen. Doch nach 3 Wochen trat neuerdings Kopfschmerz, Krämpfe der 
linken Hand, Parästhesien der linken Körperhälfte, Urinverlust, transitorische Schwäche 
auch der r. Extr., Neigung zum Lachen und Weinen und Gedächtnisschwäche auf. 
Objektiv fand sich eine spastische Tetraparese, besonders die linke Seite betreffend, 
hier auch eine starke Muskelatrophie, Patellarklonus, pos. Babinski, Dysarthrie, 
schwere Schädigung der geistigen Fähigkeiten, die Wassermannsche Probe positiv. 
Nach antiluetischer Behandlung nur vorübergehende Besserung, bald Verschlechterung. 
Tod nach zwei Monaten unter Hyperpyrexie. — Klinisch sprach der Fall für eine 
Form der Pseudobulbärparalyse nach syphil. Arteriitis, ev. für eine Meningomyelitis 
spinalis derselben Ätiologie. Die Autopsie und der mikroskopische Befund ergab eine 
produktive Form der Hirnsyphilis. Die Symptomatologie des Falles wich in vielem 
von der bisher publizierten ab, wofür die Multiplizität der echten Erweichungsherde, 
die über die weiße und graue Substanz des Gehirns zerstreut waren, die Erklärung 
bot. Ganz besonders wichtig waren die Herde, die sich im Linsenkern fanden, analog 
dem Befunde bei der Pseudobulbärparalyse. Der Verlauf dieser Form der Hirnsyphilis 
ist gewöhnlich ein rapider, die antiluetische Therapie meist ohne Effekt. Neurath. 


Agejewa, O.: Fall von hereditärer Ataxie, nach Bárány untersucht. (Nervenklin. 
d. Frauenhochsch., Moskau.) Sitz. d. Moskauer Ges. d. Nerven- u. Irrenärzte, 20. XII1.1913. 

In einem Falle von hereditärer Ataxie von gemischtem Typus von P. Marie und 
Friedreich wurde der Vestibularisapparat speziell nach Bäräny geprüft. Eserwies 
sich Fehlen sowohl des kalorischen, als auch Drehnystagmus. Ebenso fehlte das 
Vorbeizeigen. Dagegen bestand starkes Schwindelgefühl. Es wird sıch also wohl um 
eine elektive Degeneration resp. Aplasie des Systems des Deitersschen Kerns ge- 
handelt haben, während der Bechterewsche unversehrt sein kann. Neben Degene- 
rationen der Kleinhirnsysteme wird wohl auch das Vestibularsystem an ähnlichen 
Heredodegenerationen teilnehmen können. Kroll (Moskau). 


Rothmann, Max: Zur differentialdiagnostischen Bedeutung des Baränyschen 
Zeigeversuchs. Neurol. Zentralbl. Jg. 33, Nr. 1, S. 3—13. 1914. 

Einem 28jährigen Manne fiel ein Koffer auf den Kopf. Bluterguß über der linken 
Scheitelhälfte.e. Nach vier Wochen linksseitige Kopfschmerzen. Leichtes Schaukel- 
gefühl. Sehstörung links. Objektiv: Sehschärfe links auf !/, herabgesetzt. Einengung 
des Gesichtsfeldes links temporalwärts und unten. Leichte Skotome für Grün und Blau. 
Haselnußgroße pulsierende Vorwölbung an der linken Kopfseite. Beide Arme zeigen 
völlig freie aktive und passive Bewegung. Sensibilität normal. Stereognosie intakt. 
Keine Ataxie. Keine Adiadochokinesis. Beim Bäränyschen Zeigeversuch weicht 
der rechte Arm beim Zeigen von unten nach außen, beim Zeigen von oben nach innen ab. 
Linker Arm normal. Nach Operation (es bestand subarachnoideale Blutung in der 
Gegend des linken Gyrus supramarginalis) wurde der Bäränysche Zeigeversuch auch 
rechts normal. Die Untersuchung nach Bäräny ereibt also Richtungsstörungen nicht 


— 670 ° — 


nur bei Kleinhirn-, sondern auch bei Großhirnaffektionen. Der Zeigeversuch sollte 
bei jeder neurologischen Untersuchung ausgeführt werden. Salomon (Wilmersdorf). 

Guthrie, A. L.: Unusual case of Meniere’s disease assoeiated with nephritis. 
(Ungewöhnlicher Fall von Menierescher Krankheit mit Nephritis.) La- 
ryngoscope Bd. 23, Nr. 11, S. 1061—1062. 1913. 

Ein 43jähriger, früher gesunder kräftiger Zahnarzt erkrankt eines Tages unter 
heftigen Schwindelanfällen mit Üblichkeiten und Erbrechen, die sich bei brüsken Be- 
wegungen einstellen. Nystagmus bei Blick nach rechts, hauptsächlich horizontal; 
Hörstörung. Gleichzeitig besteht eine typische chronische Nephritis. Nach einiger 
Zeit gingen unter Schwitzprozeduren und entsprechender Diät die Erscheinungen 
zurück. J. Bauer (Innsbruck). 

Wirschubsky, A.: Fall von idiopathischer Hydrocephalie beim Erwachsenen 
Prakt. Arzt Jg. 12, Nr. 19, S. 285—287. 1913. (Russisch.) 

Bei dem 18jährigen Pat. des Verf. entwickelte sich im Anschluß an ein Kopftrauma 
Unbeweglichkeit des Kopfes, heftige Schmerzen bei jedem Versuch, denselben zu be- 
wegen. Es wurde die klinische Diagnose Halswirbelsäulefraktur gestellt. Exitus. 
Bei der Autopsie Hydrocyphalie. Die Wirbelsäule erwies sich intakt. Kroll. 

Valli, Oreste: Contributo allo studio della pseudo-tabe superiore luetica con 
neurite ottica interstiziale. (Beitrag zur Pseudotabes luetica mit Neuritis 
optica interstitialis.) (Clin. oculist,, univ., Torino.) Ann. di ottalmol. Jg. 42, 
Nr. 9/10, S. 629—649. 1913. 

Verf. teilt die Krankengeschichte eines Patienten mit, der, nachdem er früher 
luetisch infiziert war, von heftigen lancinierendenSchmerzen im Frontalisgebiet befallen 
wirde, und im Anschluß daran Geruch und Gehör verlor und erblindete. Der Geruch- 
und Gehörsinn trat wieder auf. Der Visus besserte sich ebenfalls; ophthalmoskopisch 
war eine Neuritis optica zu finden. Baldes (Frankfurt a. M.). 

Wladytschko, $S.: Über Kopfschmerzen bei vermindertem intrakraniellem Druck. 
(Physiol. Laborat. d. Nervenklin. d. milit.-ärztl. Akad., St. Petersburg.) Russ. Arzt, 
Bd. 12, Hr. 19, S. 684—688. 1913. (Russisch.) 

Bei Kranken mit vermindertem Hirndruck konnte Verf. heftige Kopfschmerzen 
beobachten, die den üblichen Antineuralgica und Nervina trotzten und nur auf Eserin 
reagierten. Sie treten unter gewissen Umständen auf, die auch in der Ätiologie des 
Glaukoms eine Rolle spielen, z. B. nach heftigen Emotionen von unangenehmem 
Charakter. Meistenteils bestehen keine Sehbeschwerden. Bei erhöhtem Hirndruck 
werden sowohl Papille als auch die Lamina cribrosa nach vorn zum Auge hin ver- 
schoben, bei vermindertem dagegen umgekehrt. Dieser Umstand führt zur Zerrung 
der Ethmoidalnerven, die in den Augapfel in der Nachbarschaft des Sehnerven ein- 
treten. Dadurch können eben die Kopfschmerzen verursacht werden. Experimentelle 
Untersuchungen an Tieren und Beobachtungen an Kranken, z. B. während der Lumbal- 
punktion bestätigen den glaukomatösen Charakter der Erscheinung. Der intrakranielle 
Hirndruck kann vermindert sein infolge der herabgesetzten Tätigkeit des Gefäßplexus, 
die eine geringere Menge von Cerebrospinalflüssigkeit produzieren als in der Norm. 
Dieses kann von einer lokalen Neurose des Sympathicusastes abhängen, der diese Plexus 
innerviert. Diese Neurose kann durch schwere Emotionen verursacht werden, besonders 
wenn man bei solchen Kranken einen Locus minoris resistentiae in diesen Plexus, der 
Lamina cribrosa und der Papille annimmt. Es müssen übrigens die Bedingungen, von 
denen die Herabsetzung des Hirndruckes abhängt, die weitere Histologie, Physiologie 
und Pathologie des Gefäßplexus studiert werden. Kroll (Moskau). 

Moniz, Egas: Ein Fall von dissoziierter Hemianästhesie. A Medicina contem- 
poranea Jg. 82, Nr. 2, S. 11—16. 1914. (Portugiesisch.) 

Eingeleitet durch apoplektische Symptome, heftigen Schwindel, Kopfschmerz, 
Erbrechen usw., entwickelt sich folgendes Bild: Rechtsseitige Hemiplegie mit Aus- 
sparung des Facialisgebietes. Komplette Analgesie und Fehlen des Temperatursinnes 


— 671 — 


auf der ganzen linken Seite mit Ausnahme der Trigeminuszone, während umgekehrt 
rechts nur dieser Nerv ergriffen ist, und zwar die verschiedenen Äste in verschiedener 
Art. Der Ramus ophthalmicus zeigt taktile Hypästhesie neben Analgesıe und Fehlen 
der thermischen Empfindungen. In den untern Ästen fehlt das Kältegefühl, während 
Wärme gut erkannt wird. Berührungs- und Tiefensensibilität ist, vom Ramus ophthal- 
micus dexter abgesehen, überall intakt. Es besteht rechts leichte Miose und Andeutung 
von Nystagmus; der Cornealreflex fehlt, desgleichen Sensibilität und Reflexe der rechten 
Kehlkopfhälfte, die gänzlich gelähmt ist. Die übrigen Reflexe sind normal. Kleinhirn- 
symptome fehlen. — Pat. war Nephritiker und hatte ein Mitralvitium. Als Ursache 
der nervösen Störungen wird eine embolische Erweichung im untern Bulbus an- 


genommen. Richartz (Bad Homburg). 


Kroll, M.: Demonstration eines Falles von Hemichorea (Hemiballismus). 
(Nervenklin. d. Frauenhochsch., Moskau.) Arztekonferenz der Nervenklinik 1913. 

Das Bemerkenswerte an dem Falle waren die Augenmuskelstörungen. Bei dem linksseitigen 
Hemiplegiker bestanden rechtsseitige Oculomotoriusläihmung und außerdem Symptome einer 
assoziierten Augenmuskellähmung links. Untersuchung des Nystagmus (nach Bárány) sprach 
für Läsion wahrscheinlich des Fasciculus longitudinalis posterior. Die Hemichorea ist im Be- 
reiche der Brachia conjunctiva (Bonhoeffer, Muratow) zu lokalisieren. Das Röntgenbild 
ergab einen Verkalkungsherd in diesem Gebiet. Außerdem bestand eine linksseitige Hemi- 
hyperhidrose. Kroll (Moskau). 

Kempf, Friedrich: Über den traumatischen Gehirnabsceß, seine K omplikation, 
Extraduralabsceß und eine Methode des plastischen Verschlusses operativer Schädel- 
defekte. Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 102, H. 1, S. 139—158. 1913. 

Bei einem jährigen Knaben bildete sich im Anschluß an eine komplizierte Lochfraktur 
der linken Supraorbitalgegend nach über 10Otägigem Wohlbefinden ein Extraduralabsceß unter 
der Verletzungsstelle. Nach vorübergehender Besserung traten schwere Allgemeinerschei- 
nungen auf, welche die Diagnose eines Hirnabscesses rechtfertigten. Die nach breiter Eröff- 
nung der Dura ausgeführte Probepunktion ergab einen Absceß des linken Stirnhirns. Der 
Absceß wurde eröffnet. — Die verschiedene zeitliche Entwicklung der Eiterung in der Wunde, 
im extraduralen Bluterguß, im Stirnlappen, erklärt Kempf aus Unterschieden in der Quan- 
tität der gleichzeitig bei der Verletzung importierten Kokken und aus dem verschiedenen 
Verhalten der Nährböden. — Die Komplikation des Hirnabscesses mit extraduralem Absceß 
erschwert (wegen der Gefahr der Infektion ev. gesunder Hirnsubstanz von der Dura aus) die 
Indikationsstellung zur Probepunktion. Jedenfalls soll dieselbe unter solchen Umständen nur 
nach ausgiebiger Spaltung der Dura ausgeführt werden. — Nach der Eröffnung kann der Se- 
kretabfluß Schwierigkeiten bereiten: in Verf.s Fall trat infolge von Retention in einer Bucht 
der Absceßhöhle akute seröse Meningitis ein. Für solche Fälle empfiehlt K., die Absceßhöhle 
täglich mit Hilfe von Specula gründlich abzusuchen. Wesentlich unterstützt werden kann die 
Nachbehandlung durch eine Lumbalpunktion. K.s Patient genas. Die bei der Eröffnung des 
Extraduralabscesses entstandene große Lücke der Stirn schloß K. durch freie Transplantation 
zweier übereinander gelegter periostgedeckter Tibiaspangen, indem er das Periost durch Spangen 
auch noch mit dem freipräparierten und umgeschlagenen Periost des Randes der Stirnlücke 
vernähte. | Jung (Straßburg).CH 

Pellacani, G.: Un caso di sarcomi multipli primitivi dell’encefalo. (Über einen 
Fall von multiplen primitiven Sarkomen des Gehirns.) (Manicom. di 
S. Servolo, Venezia.) Riv. sperim. di freniatria Bd. 39, Nr. 3/4, S. 547—556. 1913. 


Die Krankheit dauerte vom Erscheinen der ersten Symptome bis zum Tode 11 Monate und 
setzte bei dem 32jährigen Pat. mit dem Auftreten der Jaeksonschen Epilepsie an der linken 
Körperseite ein (Januar 1912); solche Anfälle von der Dauer von wenigen Minuten wieder- 
holten sich 3—4mal im Monate; gleichzeitig traten auch Kopfschmerzen, Abnahme der 
Intelligenz, Reizbarkeit, Amnesie, Erbrechen usw. ein. Vier Monate später (Juni), nachdem 
die obenerwähnten Symptome eine stetige Verschlimmerung gezeigt hatten, trat bei dem Pat. 
eine Parese der rechten unteren Extremität ein, Schwindel und Stauungspapille hinzu. Au- 
gust (16.) d. J. Parese des unteren Astes des rechten Nervus Facialis. Oktober Lähmung der 
unteren und Parese der oberen Extremität rechts und klonische Krämpfe des linken Armes; 
ununterbrochenes Erbrechen, Abnahme der Sehkraft bis zur völligen Erblindung, Incontinentia 
alvi usw. Am 30. November Exitus. Autopsie: 5 Rundzellen- (mit spärlichen Spindelzellen) 
Sarkome mit folgender Lokalisation: Eine nußgroße Geschwulst am vorderen Ende der 2. lin- 
ken Stirnwindung; zwei ebensogroße Geschwulstmassen im oberen bzw. unteren Scheitel- 
läppchen der rechten Seite und je eine kleinere etwa haselnußgroße Geschwulst in den linken 
Orbitalwindungen und in der weißen Substanz des linken Sehläfelappens. Poda (Lausanne). y 


— 6172 — 


Pussep, L.: Physiologische Exstirpation der Hirntumoren. (Spontane Ent- 
fernung der Geschwülste des Hirns.) (Nervenchirurg. Klin. d. Psycho-Neurol. Inst., 
St. Petersburg.) Russ. Arzt Bd. 12, Nr. 52, S. 1813—1815. 1913. (Russisch.) 

Das Groß- und Kleinhirn besitzt die Eigenschaft, ebenso wie das Rückenmark 
(Elsberg und Beer 1911) die in der Tiefe ihrer Substanz gelegenen Geschwülste her- 
auszustoßen. In zwei Fällen von Kleinhirngeschwülsten hat Verf. während des ersten 
Moments nicht nur trepaniert, sondern auch die Dura geöffnet. Nach einigen Tagen 
war die subcortical gelegene Geschwulst nach außen gestoßen und konnte ohne Schwie- 
rigkeit entfernt werden. Kroll (Moskau). 


Beving, J.: Ein Fall von Tumor cerebri. Zur Symptomatologie der Oceipital- 
lappentumoren. Dissertation: Kiel 1913. 

Q45a. Klinischer Bericht. Krankheitsbild weist auf Tumor cerebri hin: viel 
Kopfschmerzen, Druckgefühl im Kopf, häufig Erbrechen, Schwindel. Reichlich 
psychische Störungen. Beiderseits Stauungspapille.. Lumbaldruck weit über 400. 
Ausfallserscheinungen deuten auf Läsion der r. Caps. interna. Lähmung des l. Facialis, 
Kraft der l. Extremität vermindert, Sehnenreflexe am l. Arm und Bein erhöht. Starke 
Störung der Sensibilität links, Fehlen von Abdominal- und Cremasterreflex links (r. vor- 
handen), homonyme Hemianopsie nach links. Nottrepanation. Dabei kein Tumor zu 
sehen. Atemlähmung. Exitus. Tumor beider Hinterhauptlappen. Früz Loeb. 


D’Astros, L.: Evolution générale et symptomatologie des tumeurs cérébrales 
chez Penfant. (Allgemeine Entwicklung und Symptomatologie der 
Hirngeschwülste bei Kindern.) Prov. méd. Jg. 26, Nr. 51, S. 559—565. 1913. 

Auf Grund eigener und zahlreicher fremder Beobachtungen werden die Veränderungen 
geschildert, die der wachsende Hirntumor an den Nerven- und Gefäßbahnen des Gehirns im 
allgemeinen, an den Seitenklammern, dem Seh- und Hörnerven und der Schädelkapsel im be- 
sonderen hervorruft. Sie bestehen in der Mehrzahl der Fälle in der Entwicklung 
eines Hydrocephalusinternusmitallenseinen Folgen. In der allgemeinen Sympteo- 
matologie findet die dem Kindesalter eigentümliche Äußerung der Erscheinungen besondere 
Berücksichtigung. Die Herdsymptome, insbesondere die Hypophysen-, Zirbeldrüsen- und 
Kleinhirntumoren, werden regionenweise ausführlich beschrieben. Die Arbeit ist vorwiegend 
von neurologischem Interesse. Die zahlreichen diagnostischen wichtigen Einzelheiten können 
im Referate nicht gebracht werden. v. Khautz (Wien).CH 

Jacquin, G., et M. Laignel-Lavastine: Paralysie générale juvénile avec autopsie. 
(Juvenile Paralyse mit Autopsie.) (Laborat. du prof. Ballet, Paris.) Encéphale 
Jg. 9, Nr. 1, S. 22—31. 1914. 

Es handelt sich um einen typischen Fall juveniler Paralyse. Der Vater hatte Lues 
durchgemacht, die nicht behandelt worden war, die Mutter war tuberkulös und hatte 
wahrscheinlich gleichfalls Lues gehabt. Zur Zeit der Erkrankung des Kindes war aber 
der Vater gesund. Die Erkrankung begann mit epileptiformen Anfällen im 19. Jahr 
und führte nach 2!/, Jahren unter Komplikation mit Tuberkulose zum Tode. Die Autopsie 
ergabdietypischen Befunde, dieVerteilungder Läsionen erklärte die einzelnen Symptome. 
Die Häufigkeit der Krampfanfälle läßt sich auf die entzündlichen Veränderungen der 
Meningen und Gefäße in den parazentralen Lappen zurückführen. Frankfurther. 


Funktionelle Nervenkrankheiten und Psychosen: 


Horwitz, Kamilla: Merkfähigkeit bei F bei Hysterie und Psychopathie. Psychol. 
Arb. Bd. 6, H. 4, S. 665—749. 1914. 


Neve, G.: Chronische Alkoholpsychosen. Hospitalstid. Jg. 57, Nr. 2, S. 33—37. 
1914. (Dänisch.) 

Die Diagnose ‚chronische Alkoholpsychose“ ist nach den Untersuchungen des 
Verf. nicht berechtigt. Seine Fälle waren sämtlich Dementia praecox (Paraphrenie) 
mit chronischem Alkoholismus. Die Abtrennung derartiger Zustände von der akuten 
Alkoholhalluzinose ist bereits im frühen Stadium möglich (reine Gehörshalluzinationen, 
hochgradige Angst, Fehlen pathologischer Empfindungen usw.). H. Scholz (Königsberg). 





Å 


Zentralblatt für die gesamte innere Medizin 


Band IX, Heft10 und ihre Grenzgebiete 8. 673—720 





Allgemeine Biologie und allgemeine Physiologie. 

Oelze, F. W.: Über die färberische Darstellung der Reduktionsorte und Oxy- 
dationsorte in Geweben und Zellen. (Kgl. zool. Inst., Univ. Breslau.) Arch. f. 
mikroskop. Anat., Abt., Bd. 84, H. 1, S. 91—121. 1914. 

Nach Ansicht des Verf. berechtigen die von U nna angegebenen Zellfärbungen mit 
Kaliumpermanganat, Eisenchlorid und rotem Blutlaugensalz sowie mit Tetranitro- 
chrysophansäure nicht zu der Annahme, daß nur das Protoplasma, im Gegensatz zum 
Kern, als Reduktionsort wirkt. Auch die Rongalitweißfärbung liefert keine Bilder, welche 
die Kerne als alleinige Sauerstofforte im Gegensatz zum Protoplasma darstellen. (Vgl. 
dieses Zentralblatt Bd. 6, S. 1). Isaac (Frankfurt a. M.). 

Meyer-Betz, Friedrich: Untersuehungen über die biologische (photodynamische) 
Wirkung des Hämatoporphyrins und anderer Derivate des Blut- und Gallenfarbstoffs. 
(II. med. Klin., München.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 112, H.5/6, S. 476—503. 1913. 

Injiziert man einer weißen Maus Hämatoporphyrin und setzt sie der Einwirkung 
des diffusen Tageslichtes aus, so kommt es rasch zur Ausbildung mächtiger Ödeme. 
Verf. ließ sich 0,2 g Hämatoporphyrin intravenös einspritzen. Nachweis der Substanz 
ım Blutserum. Eine darauffolgende mäßig starke Bestrahlung durch Sonnenlicht be- 
dingte sofort Prickeln und Brennen an den bestrahlten Hautstellen und führte nach 
wenigen Stunden zum Auftreten hochgradiger ödematöser Schwellungen, zum Teil 
mit Abhebung der Epidermis und seröser Exsudation. Die bedeckten Körperteile 
blieben intakt. Die Intensität der Veränderung ging der Dauer der Bestrahlung parallel. 
— Lokalisierte Bestrahlung mit Finsenlicht erzeugte unter denselben Bedingungen 
Rötung, Ödem und schließlich oberflächliche Nekrose. Abheilung des Geschwürs 
unter starker Narbenbildung. Diese Erscheinungen entsprechen ziemlich genau den 
Hautveränderungen bei Hydroa vacciniformis und berechtigen zu der Annahme, daß 
bei dieser Krankheit ähnliche gegen Licht sensibilisierende Stoffe in den Geweben 
vorhanden sein werden. Hämatoporphyrin ist nur in einem beschränkten Teil der 
Fälle im Urin nachgewiesen worden. Der Autor untersuchte daraufhin systematisch 
die Wirkung zahlreicher Umwandlungsprodukte der Gallenfarbstoffe in Versuchen an 
Mäusen, sie ließen keinerlei photodynamische Eigenschaften erkennen. Ferner 
wurde Hämin untersucht und dessen Reduktions- und Oxydationsprodukte (Krypto- 
pyrrol, Phonopyrrolcarbonsäure, Hämatinsäure, Methyläthylmaleinimid). Die Sub- 
stanzen erwiesen sich zum Teil als stark giftig, hingegen nicht als sensibilisierend. Frey. 


Allgemeine Pathologie. 

Emerson, Haven: Status Iymphaticus in adults, its clinical diagnosis and 
importance. (Status Iymphaticus bei Erwachsenen, seine klinische Dia- 
gnose und Bewertung.) (17. internat. med. congr., London, 8. VIII. 1913.) Arch. 
of internal med. Bd. 13, Nr. 1, S. 169—176. 1914. 

Verf. teilt in der vorliegenden Arbeit seine an 1000 Patienten der Alkoholiker- 
station des Bellevuehospitals in Neuyork und 3600 Leichen des gleichen Spitals ge- 
wonnenen statistischen Erhebungen über die Häufigkeit des Status lymphaticus und des 
Vorkommens sog. hypoplastischer Kennzeichen (Anomalien der Behaarung und der 
äußeren Körperform nach femininem Typus, mangelhafte Entwicklung der Keimdrüsen 
usw.) mit. Unter den 1000 Patienten fand er 220 mal den Status lymphaticus mit 
Kennzeichen einer hypoplastischen Konstitution, bei den 3600 Autopsien wurde dieser 
Befund ın 288 Fällen erhoben. Zur Diagnose des Status lymphaticus als Konstitutions- 
anomalie hält Verf. außer dem Nachweis der Hyperplasie des Iymphatischen Gewebes 
im Rachen, am Zungengrund und ev. der Schwellung äußerer Lymphdrüsen erforder- 
lich das Vorhandensein von Zeichen einer hypoplastischen Konstitution. Nach einer 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 43 


— 674 — 


genauen Analyse dieser Fälle, wobei auch noch die Prozentzahlen angegeben werden. 
die die Fälle mit Status lymphaticus unter den Todesfällen der verschiedenen Infek- 
tionskrankheiten, insbesondere Typhus, Pneumonie, Sepsis einnehmen, kommt Verf. 
zu dem Resultat, daß der Status Iymphaticus und hypoplasticus Ausdruck einer minder- 
wertigen Konstitution ist, daß Individuen mit dem Kennzeichen dieser Konstitution 
eine mangelhafte Resistenz gegen Infektionen und toxische Einwirkungen (Alkohol) 
aufweisen und besonders ım jugendlichen Alter gegenüber Individuen mit normaler 
Konstitution gefährdet sind. Oskar Meyer (Stettin). 

Zundel, C. E.: Two cases of infantilism. (Zwei Fälle von Infantilismus.) 
(Sect. f. the study of dis. ın children, 24. X. 1913.) Proceed. of the roy. soc. of med. 
Bd. 7, Nr. 1, S. 1—3. 1913. 

Im ersten Falle handelte es sich um Infantilismus, vergesellschaftet mit Albu- 
minurie, bei einem 13jährigen, früher gesunden Mädchen, das, aus einer Familie mt 
normalem Körperbau stammend, nur 109 cm groß war. Haut trocken und dunkel. 
Haar nicht brüchig, aber ohne Wachstumstendenz. Intelligenz gut. Urin spezifisches 
Gewicht 1004, eiweißhaltig, im Sediment Zylinder. Keine Retinitis. Im zweiten Fall 
lag Diabetes insipidus bei einem 13jährigen, aus einer Familie mit gehäuftenı Vor- 
kommen von Diabetes insipidus stammenden Knaben vor. Die Krankheit soll nach 
Überstehen einer diphtherieähnlichen Affektion bemerkt worden sein. Der Knabe 
trinkt alles, was ihm unterkommt. Körpergröße 109 cm, Haut trocken, schlechter 
Ernährungszustand, Epiphysenfugen geschlossen, Thymus nicht vergrößert, Testikel 
kindlich, Hypophysengrube im Röntgenbild nicht vergrößert, Zuckertoleranz 220 x. 
Urin enthält keine pathologischen Bestandteile. Neurath (Wien).* 

Bouman, L.: Contribution à l’etude des dermatoneuroses febriles. (Beitra. 
zum Studium der fieberhaften Dermatoneurosen.) Nevraxe Bd. 14/15, 
S. 639—641. 1913. 

Bericht über einen einschlägigen Fall: 

Bei einer 5l jährigen hysterischen Kranken kommen im Verlauf von 5 Jahren mehreremal 
Erregungszustände zur Beobachtung, die jedesmal unter Anstieg der Körpertemperatur von 
einem Exanthem begleitet sind; das Exanthem erscheint bald scarlatiniform, bald rub:iform 
und wechselt an Intensität resp. Ausdehnung mit dem jeweiligen Geisteszustand; es beginnt 
stets im Gesicht an den Augenlidern und verbreitet sich über den ganzen Körper unter Freilasseı 
der behaarten Haut, der Hände und Füße. Nach Ablassen des Exanthems erfolgt eine deut- 
liche Abschuppung der Haut. 

Die Pathogenese dieses Exanthems ist schwer zu deuten; weder eine Lahbilität 
der Vasomotoren noch die Reizung vasomotorischer Bahnen können als genügende 
Erklärung gelten. — Literatur. Alfred Lindemann (Berlin). 

Brind, Z.: Ein Fall von Riesenwuchs mit Atrophie der Geschlechtsorgane. 
(Orthop. Priv.- Heilanst. v. San.- Rat Dr. @. Müller, Berlin.) Arch. f. klin. Chirurg. 
Bd. 103, H. 3, S. 715—731. 1914. 

Schlatter, Carl: DieMendelschenVererbungsgesetze beim Menschen an Hand zweier 
Syndaktylie-Stammbäume. Korresp.-Bl.f.schweiz. Ärzte Jg. 44, Nr.8, S.225— 241. 1914. 


Goett, Theodor: Nüährschaden durch psychogene Perseveranz auf Milchkost 
bis zum 13. an (Univ.-Kinderklin., München.) Zeitschr. f. Kinderheilk., 
Orig. Bd. 9, H. 6, S. 457—469. 1913. 

Der sehr a Fall betrifft einen 121/,jährigen schweren Psychopathen. 
der bis zu diesem Alter fast ausschließlich von Milch gelebt hatte; außer Milch nahm er 
noch Eigelb, aufzeweichtes Weißbrot und Sanatogen zu sich; alles wurde in flüssiger 
Form aus der Milchflasche getrunken. Körperlich war das Kind in der Entwicklung 
zurückgeblieben und schwer anämisch. Durch vernünftige psychische Beeinflussuns 
— an der die Eltern es offenbar hatten fehlen lassen — wurde Heilung erzielt. Der Fall 
zeigt, wohin es führen kann, wenn den Schwierigkeiten, die psychopathische Kinder 
der Aufnahme fester Nahrung ja nur allzu oft entgegensetzen, nicht schon in frühem 
Alter mit Energie begegnet wird. Es bilden sich dann Hemmungen aus, die fast un- 


=, 0. == 


überwindlich sind. Auch dieser Fall hatte schon einmal, als ihm die gewohnte Milch- 
mit Gewalt vorenthalten werden sollte, fast 2 Wochen gehungert und war dabei zum 
Skelett abgemagert. Niemann (Berlin).® 
Sutton, Richard L.: The histopathology of Fordyce’s disease. (Die Histo- 
pathologie der Fordyceschen Krankheit.) Journal of med. res. Bd. 29, Nr. 3, 


S. 489—492. 1914. 

Das untersuchte Material entstammte der Lippen- und Wangenschleimhaut dreier Männer, 
die wohl zu verschiedenen Zeiten an Seborrhöe und seborrhoischer Dermatitis, aber nicht an 
Lues gelitten hatten. Kontrolluntersuchungen bei Normalen. In allen 3 Fällen fanden sich 
anormalerweise wohl entwickelte Talgdrüsen in der Epidermis und im Corium der den Mund 
umgrenzenden Schleimhaut. Die Zellen der tieferen. Schichten nehmen Sudan III an. 2mal 
wurden aufgerollte Massen horniger Gewebstrümmer gefunden, die wahrscheinlich rudimentären 
Haaren entsprechen. Die Papillen waren hypertrophiert, die Lymphräume dilatiert. Die in den 
oberen Coriumschichten erweiterten Gefäße zeigten eine deutliche perivasculäre Infiltration; 
das elastische Gewebe war nur wenig verändert. Die gelbe Farbe der Affektion rührt von der 
Ansammlung von Fett im Rete her. Der Ursprung der Talgdrüsen ist zweifelhaft, doch dürften 
fötale Versprengungen in Betracht kommen. — Literatur. Alfred Lindemann (Berlin). 

Rotgans, J.: Eine bösartige Geschwulst durch Wundinfektion geheilt. Nederl. 
tijdschr. v. geneesk. Jg. 57, Bd. 2, H. 12, S. 905—915. 1913. (Holländ.) 

Bei einer 65jährigen Frau bestand eine kindskopfgroße Geschwulst des Brust- 
beins, die auf Grund der klinischen Erscheinungen und des Röntgenbildes für ein in- 
operables Osteosarkom gehalten wurde. 10 Monate später hatte die Geschwulst die 
Größe eines Manneskopfes erreicht und ulcerierte über eine handtellergroße Fläche. 
Die Patientin fieberte. Ohne jegliche Behandlung besserte sich der Zustand in wenigen 
Tagen; die Geschwulst vereiterte und verschwand. Es blieb eine große Höhle zurück. 
Nur blieb eine kleinere Geschwulst an dem Außenrand des Pectoralis major bestehen. 
Diese Geschwulst wurde entfernt und erwies sich als ein Myxo-osteo-chondrom, mit 
ausgebreiteten Kalkeinlagerungen, welche anfangs als Knochenwucherungen betrachtet 
worden waren. Welche Infektion vorgelegen hat, war nicht zu eruieren; wahrschein- 
lich hatte man es mit einer Streptokokkeninfektion zu tun. de Jager (Leeuwarden). 

Giordano, M.: Carcinomi e febbre. (Carcinom und Fieber.) (Istit. di clin. 
med., unw., Padova.) Tumori Jg. 3, Nr. 1, S. 61—91. 1913. 

Zu allen Zeiten wurde beobachtet, daß bei malignen Tumoren Fieber auftritt. Über die 
Ursache des carcinomatösen Fiebers sind mannigfache Theorien aufgestellt: Resorption 
von Stoffwechselprodukten der zerfallenden Geschwulstzellen; parenterale Eiweißverdauung; 
Carcinomanämie; Infektion der geschwürigen Tumoren; Steigerung der Virulenz der Darm- 
bakterien; parasitäre Genese der Tumoren; ohne daß aber bisher eine befriedigende Er- 
klärung für die Erscheinung gefunden wäre. Auffallend ist jedenfalls, 1. daß Fieber oft 
nur im Beginn des Wachstums der Tumoren beobachtet wird; 2. daß es auch bei voller Ent- 
wicklung der Tumoren auftritt; 3. daß so gut wie niemals Fieber besteht, wenn eine aus- 
gedehnte Metastasierung eingetreten ist; und daß es auch nicht wieder erscheint, wenn nach 
operativer Entfernung des mit Fieber einhergehenden Tumors, welche das Fieber so gut wie 
stets plötzlich beseitigt, später ein Rezidiv entsteht. Bei 100 verschiedenartigsten Fällen 
maligner Tumoren (Carcinome und Sarkome) hat Verf. in 60%, Fieber beobachtet. Der Typus 
des Fiebers ist ganz verschiedenartig, oft besteht es nur einen Tag, in anderen Fällen ist es 
remittierend, auch Continua wurde beobachtet. Gümbel (Bernau).CH 

Nassetti, F.: Sguardo comparativo fra i tumori delle piante e i tumori degli animali. 
(Vergleichende Betrachtungen über pflanzliche und tierische Tumoren.) 
(Insti. di patol. spec. chirurg., univ., Roma.) Pathologica Jg. 6, Nr. 124,S. 14—17. 1914. 

Verf. vergleicht die Gallen der Blätter mit tumorähnlichen Neubildungen wie 
Cysticercen usw. bei Tieren. Baldes (Frankfurt a. M.). 


Allgemeine Diagnostik und Symptomatologie. 

Gilbert, A., A. Tzanck et R. A. Gutmann: Les bruits n’ont pas de tonalité. 
(Die Geräusche haben keine Tonalität.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la 
soc. de biol. Bd. 75, Nr. 36, S. 570—571. 1914. 

Experimentelle Untersuchungen zum Zwecke, die bisher unentschiedene Frage, ob 
den Geräuschen Tonalität zukommt (V ulner) oder nicht, zur Entscheidung zu bringen. 

43* 


— 66 — 


Die Verff. entscheiden sich für die letztere Auffassung. Zwischen Geräusch und Schall 
besteht ein natürlicher Unterschied. Gerhartz (Bonn). 

Gilbert, A., R. A. Gutmann et A. Tzanck: Note sur une des conditions diffé- 
rentes de formation des bruits et des sons. (Bemerkung über eine der ver- 
schiedenen Bedingungen der Geräusch- und Schallbildung.) (Laborat. de 
physique de la fac. de méd., Paris.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de 
biol. Bd. 75, Nr. 38, S. 706—708. 1914. 

Die Perkussion der offenen Hohlräume erzeugt Schall, der sich mit der Höhe der 
vibrierenden Luftsäule ändert. Die Perkussion der geschlossenen Hohlräume ergibt 
Geräusche ohne schätzbare Tonalität. Gerhartz (Bonn). 

Bonnier, Pierre: Sons, tons et bruits. (Schall, Ton und Geräusch.) Cpt. 
rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 75, Nr. 38, S. 685—687. 1914. 

Ausführliche physikalische Auseinandersetzungen über die Unterschiede zwischen 
Schall, Ton und Geräusch im Anschluß an die Mitteilungen von Gilbert, Tzanck 
und Gutmann über die Natur der Geräusche. Gerhartz (Bonn). 

Morton, Reginald: Discussion on the technique and standardization of bis- 
muth meals. (Diskussion über die Technik und Vereinheitlichung der 
Wismutmahlzeit.) (Elect.-therap. sect., 21. XI. 1913.) Proceed. of the roy. soc. 


of med. Bd. 7, Nr. 2, S. 5—22. 1913. 

Die Vorschriften der verschiedenen Autoren über die Zubereitung und Menge der Wismut- 
mahlzeit, über das anzuwendende Kontrastmittel, die Vorbereitung des Patienten für die 
Untersuchung u. v. a. sind derart verschieden, daß ein Vergleich der Befunde verschiedener 
Autoren oft kaum möglich ist. Es wird deshalb ein Komitee zur Regelung dieser Fragen er- 
nannt. Groedel (Frankfurt a. M.). 


Allgemeine Therapie und Diätetik. 

Döderlein, A., und E. v. Seuffert: Unsere weiteren Erfahrungen mit der 
Mesothoriumbehandlung des Carcinoms. (Univ.-Frauenklin., München.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 5, S. 225—227 u. Nr. 6, S. 313—315. 1914. 

Seit Januar des Jahres 1913 wurden 153 Uteruscarcinome der Mesothorbehand- 
lung unterzogen, außerdem noch andere Krebsformen, darunter hauptsächlich Rectum- 
und Mammacarcinome. Infolge der Berichte über Erfolge der Strahlentherapie bei 
gynaekologischen Krebsen war der Andrang derCarcinomkranken, und zwar insbesondere 
sehr weit vorgeschrittener, viel größer als früher. Daraus erklärt sich eine gewisse 
Verschlechterung der Resultate, da alle, nicht nur ausgewählte Patientinnen einem 
Behandlungsversuch unterzogen wurden. Von den Gebärmutterkrebsen sind bisher 
24 gestorben. Bei 31 Frauen wurde Beschwerdefreiheit und objektive Unnachweis- 
barkeit des Carcinoms erzielt. Bei einem Teil ist der Befund vollkommen zur Norm 
zurückgekehrt, bei andern sind die Scheidenwände sklerosiert, verklebt, geschrumpft 
u. dgl. m.; diese Veränderungen sind bei einigen auch auf die Rectalwand übergegangen, 
nicht selten ist auch die Portio bis auf Reste geschwunden. Von den 31 als vorläufig geheilt 
anzusehenden Fällen waren 19 bei Eintritt in die Behandlung als operabel zu bezeichnen, 
der Rest wies durchaus inoperable Tumoren auf; unter diesen letzteren befanden sich 
Patientinnen, bei denen die Besserung erst längere Zeit nach Abschluß der als aussichts- 
los aufgegebenen Bestrahlungen eintrat, auch eine Frau, die als dicht vor dem Exitus 
stehend betrachtet werden mußte. Ferner wurde ein Fall behandelt, in dem das Car- 
cinom durch eine Schwangerschaft im 3. Monat kompliziert war; diese wurde unter- 
brochen und dann ein rasches Verschwinden des Tumors erreicht. Die übrigen 98 
Patientinnen stehen noch in Beobachtung, ohne daß bereits über Erfolg oder MiB- 
erfolg Sicheresausgesagt werden könnte. Auch unterden Uteruscarcinomrezidiven wurden 
gute Resultate gesehen, doch scheinen sie gemeinhin — wohl wegen ihrer durchschnitt- 
lich schon erheblichen Ausbreitung im Beckenbindegewebe — für die Bestrahlung 
ungünstiger zu liegen. Bei den nichtgynaekologischen Krebsen waren noch mehr Ver- 
sager zu verzeichnen: von 11 Rectumcareinomen verschwanden 2, ebenso viele unter 


— 6717 — 


9 Mammakrebsen. Die letzteren, besonders die Rezidive, halten die Verff. für recht 
wenig dankbar. Zur Vermeidung der Allgemeinerscheinungen, zumal der Temperatur- 
steigerungen, die als Resorptionsfieber gedeutet werden, empfehlen die Verff. Vor- 
behandlung stark gewucherter Geschwülste durch Abtragung oder Abkratzung, ferner 
Ersatz der Blei- durch vernickelte Messingfilter, wodurch die oft unangenehme Ätz- 
schorfbildung, bzw. deren Begleiterscheinungen oder Folgen vermieden werden. Die 
häufig auftretenden Mastdarmbeschwerden lassen sich durch Tanninklistiere (10%,) 
und rectale Opiumdarreichung (50 Tropfen Tet. op. zum Klistier oder als Zäpfchen) 
befriedigend bekämpfen. Nicht selten bestehen Zweifel, ob im Verlauf der Behandlung 
sich ergebende Verschlimmerungen, wie Fistelbildungen, stärkere Blutungen usw., als 
Mesothorschädigungen anzusehen oder dem Fortschreiten der Erkrankung zuzuschrei- 
ben sind. Wiewohl letzteres meist der Fall sein dürfte, können in dieser Richtung, 
wie bezüglich der Vorhaltigkeit der Leistungen der Radiotherapie der Tumoren erst 
weitere, jahrelange Erfahrungen Aufklärung bringen. Meidner (Charlottenburg). 


Salge, B.: Die Behandlung der Rachitis. (Kinderklin., Univ. Straßburg v. E.) 
Therap. d. Gegenw. Jg. 55, H. 1, S. 12—14 u. H. 2, S. 49—52. 1914. 

Zur Behandlung der Krämpfe der rachitischen Kinder empfiehlt der Verf. vor- 
übergehende Mehlernährung, danach gemischte Kost mit Bevorzugung von Gemüsen 
und teilweisem Verzicht auf Milch. Medikamentös: Chloralhydrat, Bromcalcium 
und Phosphor. Zur Besserung der Anämie: Ferrum pyrophosphoricum cum ammoniaco 
citric., gegen die Muskelschwäche soll Massage, vorsichtig angewendet, helfen. Für 
Winterkuren wählt er sonnige Plätze des Hochgebirges, das von Säuglingen stets 
gut vertragen wird. Kinder mit schlaffer Muskulatur und pastösem Habitus eignen 
sich auch für Soolbäder und Seekuren. Birk (Kiel). 


Tobler, L.: Die Behandlung der bedrohlichen Nahrungsverweigerung und 
Anorexie der Säuglinge. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr.7, S. 313—316. 1914. 


Pharmakologie und Toxikologie. 


Jung, Ph.: Der Übergang von Arzneimitteln von der Mutter auf den Foetus. 
Therapeut. Monatsh. Jg. 28, H. 2, S. 104—111. 1914. 

Vielfach ist experimentell der Übergang von Arzneimitteln vom mütterlichen 
Organismus auf den Foetus nachgewiesen worden. Dieser Übergang beruht nicht auf 
einem einfachen Diffusionsprozeß, sondern auf der resorbierenden Tätigkeit des Zotten- 
epithels. Daher sind auch die individuellen Verschiedenheiten bezüglich des Über- 
ganges der einzelnen Arzneikörper verständlich. An einigen Beispielen wird die schä- 
digende Wirkung der der Mutter verabreichten Narkotica auf das Kind gezeigt; diese 
ist nicht auf die Schädigung der allgemeinen Zirkulation des mütterlichen Organismus, 
sondern auf die Einwirkung des Giftes (Chloralhydrat, Chloroform, Scopolamin, Novo- 
cain) auf den Foetus selbst zu beziehen. Andererseits können auch Heilmittel, wie das 
Quecksilber, eine günstige therapeutische Wirkung auf den kindlichen Organismus 
ausüben. Ein Übergang von Antitoxinen auf den kindlichen Organismus scheint nicht 
stattzufinden. Chiari (Wien). 


Weihrauch, Karl: Campher als Entfieberungsmittel bei Lungentuberkulose. 
(Hamburg. Heist., Edmundsthal-Siemerswalde.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50; 
Nr. 48, S. 2223—2226. 1913. 

Fiebernden Tuberkulösen wurde zweimal am Tage je 0,2 g Campher in 20 proz. Campheröl 
eingespritzt, wodurch eine völlige Entfieberung eintrat im ersten Stadium der Krankheit in 
25%, im zweiten in 33%, im dritten in 13%; Herabsetzung der Temperatur, zum Teil nur 
vorübergehend, trat ein im ersten Stadium in 80%, i im zweiten in 99, im dritten in 12%; kein 
Erfolg wurde bemerkt im ersten Stadium in 67%, im zweiten in 58%, im dritten in 75%; im 
ganzen also eine günstige Beeinflussung in 25% aller Fälle; doch trat auch trotz der Entfiebe- 
rung ein Fortschreiten der Krankheit hervor. Worauf die Wirkung des Camphers beruhte, 
war trotz verschiedenartiger Versuche nicht festzustellen. Verf. glaubt, daß es sich um eine 
Beeinflussung der Mischinfektion handle. Happich (St. Blasien). 


— 6718 — 


Pieeinini, Guido M.: Le variazioni dell’ossigeno mobile del sangue durante 
l’uso di antipirina, fenacetina e antifebbrina. (Die Veränderungen des freien 
Sauerstoffes im Blute während des Gebrauches von Antipyrin, Phen- 
acetin und Antifebrin.) (Istit. di farmacol., univ., Bologna.) Arch. di farmaco!. 
sperim. e scienze aff. Bd. 16, Nr. 11, S. 484—512. 1913. 

Die Untersuchungen wurden an Hunden vorgenommen, denen die Antipyretica 

per os zugeführt wurden. Der im arteriellen und venösen Blut vorhandene Sauer- 
stoff wurde in bestimmten Zeitintervallen bestimmt. Die Resultate sind folgende: 
Phenacetin und Antifebrin bedingen bereits in kleinen Dosen eine Verminderung 
des freien O im Blute, während diese Wirkung bei Antipyrin erst nach hohen Dosen zu 
beobachten ist. In kleinen Dosen bewirkt hingegen das letztere eine Vermehrunz 
des O im arteriellen Blut. Bei Phenacetin und Antifebrin und bei hohen Dosen von 
Antipyrin wird das Blut lackfarben, bei sehr hohen Dosen der erstgenannten Anti- 
pyretica tritt Methämoglobinbildung auf. Chiari (Wien). 
- Ritschel, Walter, und Otto Stange: Über kombinierte Narkose. Mitteilg. 2. 
Bestimmung der narkotisierenden Chloroform- und Ätherkonzentrationen in der 
Einatmungsluft des Kaninchens. (Pharmakol. Inst., Univ. Greifswald.) Arch. inter- 
nat. de pharmacodyn. et de therap. Bd. 23, Nr. 3/4, S. 191—227. 1913. 

Damköhler, Erich: Über kombinierte Narkose. Mitteilg. 3. Über die gegen- 
seitige Beeinflussung der Konzentrationen von Chloroform und Äther bei der In- 
halationsnarkose des Kaninchens. (Pharmakol. Inst., Univ. Greifswald.) Arch. inter- 
nat. de pharmacodyn. et de therap. Bd. 23, Nr. 3/4, S. 229—245. 1913. 

Sabbatani, L.: Wirkung der auf chemischem Wege bereiteten kolloiden Kohle. 
(Pharmakol. Inst., Univ. Padua.) Biochem. Zeitschr. Bd. 59, H. 5/6, S. 408—418. 1914. 

Die von Verf. durch Einwirkung von konzentrierter Schwefelsäure auf Rohrzucker 
dargestellte kolloidale Kohle erwies sich, steril Kaninchen injiziert, subcutan und intra- 
venös als ungiftig. Gegenüber Strychnin zeigte das Präparat antitoxische Eigenschaften. 
Die Kohle blieb lange an der Injektionsstelle liegen, um nur langsam infolge Phagocytose 
zu verschwinden. Die Giftigkeit des von Izar und Pata né elektrolytisch gewonnenen 
C beruht nach Verf. auf dem für Kaninchen in der angewandten Dosis tödlichen Ge- 
halt von 11,33% Kohlenoxyd. Auch sonst sei das Izarsche Präparat nicht einwandfrei 
für eine biologische Prüfung. Demnach glaubt Verf., daß alle Modifikationen des ele- 
mentaren, tierischen und vegetabilischen Kohlenstoffs ungiftig seien. Jastrowitz (Halle). 

Salomon, Albert: Über lokale Jodretention durch Stauungshyperämie. (Chr- 
rurg. Klin. u. pharmakol. Inst., Univ. Berlin.) Mitteil. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. 
Chirurg. Bd. 27, H. 1, S. 183—198. 1913. 

Nach den in der Bierschen Klinik gesammelten Erfahrungen läßt sich die Ent- 
stehung kalter Abscesse, die bekanntermaßen oft im Anschluß an die Stauungstherapie 
auftreten, vermeiden durch gleichzeitige Verabreichung von Jodkali. Verf. versucht 
diese empirisch gefundene Tatsache auf experimentellem Weg wissenschaftlich zu 
fundieren. Es zeigte sich, daß bei Patienten, denen eine Stauungsbinde um eine Er- 
tremität gelegt wurde, die Jodausscheidung im Urin ganz erheblich verzögert war. 
Andererseits ergab die Jodbestimmung von gestauten tierischen Gewebsteilen (nach 
Injektion von Jodkali) wesentlich höhere Werte als von nicht gestauten Gewebsteilen. 
Im wesentlichen ist das Ödem der Sitz des Jods. Ein wesentlicher Unterschied zwischen 
gesunden und kranken Individuen wurde, was die Jodretention betrifft, nicht festgestellt. 
Verf. verspricht sich von dieser neuen kombinierten Heilmethode auch für andere Arznei- 
mittel große Erfolge, weil auf diese Weise die Möglichkeit gegeben ist, dieselben in größt- 
möglichster Konzentration an die erkrankten Gewebe heranzubringen. Ströbel. 

Hauck, L.: Über tödliche Wirkung des Aurum Kalium cyanatum als Blut- 
gift beim Menschen. (Med. Klin., Erlangen.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, 
Nr. 33, S. 1824—1828. 1913. 

Gelegentlich der Behandlung eines Falles von Lupus vulgaris mit Anrum-Kalium 


— 679 — 


cvanatum — innerhalb 33 Tagen 0,34 g in 10 Infusionen — beobachtete Verf. tödliche 
Intoxikationserscheinungen. Die tuberkulösen Infiltrationen der Haut gingen zunächst 
sichtlich zurück, dann aber kam es zu schweren Zerfallserscheinungen sowohl der lupösen 
Stellen, als auch, wie die Sektion zeigte, tuberkulöser Partien der inneren Organe — 
Lunge und Darm. — Gleichzeitig damit traten Zeichen von Blutzerfall, Ikterus, hoch- 
gradige Leukopenie, Verminderung der Zahl der roten Blutkörperchen auf. Der rapide 
Grewebszerfall beruht wahrscheinlich auf einer hochgradigen Schädigung der Capillaren 
und des Blutes, weil dadurch sowohl die Ernährung des Gewebes leidet, als auch die Ab- 
wehr- und Schutzzellen fehlen. Wenn also, da nur tuberkulöses Gewebe zerfiel, die 
elektive Wirkung des Goldpräparates auf dasselbe nicht bestritten werden konnte, so 
war es andrerseits auffallend, daß eine Tendenz zur fibrösen Induration, zum heilenden 
und zum erstrebenden Endeffekt, fehlte. In Anbetracht der blutschädigenden Wir- 
kung des Goldeyans muß deshalb bisher eine Dosis von über 0,02 als zu hoch angesehen 
werden und überhaupt äußerste Vorsicht anempfohlen werden. Tollens (Kiel). 
Gerbis: Chronische Benzolvergiftungen. Zentralbl. f. Gewerbehyg. Jg. 2, H. 2, 

S. 41—42. 1914. 


Drei junge Mädchen, die in einer amerikanischen Zinnbüchsenfabrik mit dem Aufstreichen 
in Benzol gelösten Kautschuks beschäftigt waren, erkrankten nach 4—5 Monaten unter anfangs 
leichten Vergiftungserscheinungen, die in Blutarmut, Schwäche und Blutungen in der Haut, 
den Schleimhäuten, der Netzhaut bestanden. Bei zweien der Mädchen schritten die Blutver- 
änderungen unaufhaltsam vorwärts, die Neubildung der Blutkörperchen sistierte, so daß 
unter hohem Fieber, schwerster Ausblutung und Benommenheit der Tod eintrat. 


Ähnliche Vergiftungsbilder sind im Laufe der Benzoltherapie der Leukämie öfters 
beobachtet. Die Widerstandsfähigkeit gegen Benzol ist recht verschieden: weibliche 
Personen im jugendlichen Alter, Blutarme und Herzkranke sind besonders gefährdet. 
Blutarmut, Schwäche, Haut-, bzw. Schleimhautblutungen sind die einzigsten Früh- 
symptome der schleichenden Benzolvergiftung. Alfred Lindemann (Berlin). 


Iwao, Toku: Beiträge zur Kenntnis der intestinalen Autointoxikation. Mitteilg.1. 
Über den Einfluß von p-Oxyphenyläthylamin auf das Meerschweinchenblut. (Med. 
Univ.-Klin., Kyoto.) Biochem. Zeitschr. Bd. 59, H. 5/6, S. 436—443. 1914. 

Auf Grund zahlreicher Beobachtungen über ohlenlische und physiologische Ähn- 
lichkeiten zwischen Adrenalin und p-Oxyphenyläthylamin und der Tatsache, daß letz- 
teres als physiologisches Gift aus Tyrosin durch Bact. coli entsteht, wurde p-Oxypnenyl- 
äthylamin Meerschweinchen subcutan injiziert. Ähnlich wie nach Adrenalin treten 
auf: Abnahme der Erythrocyten und des gesamten Hb-Gehaltes, Verminderung der 
eosinophilen Leukocyten und Vermehrung der Lymphocyten. Dieses intestinal ent- 
stehende Gift kann also beim Meerschweinchen schwere Anämie von perniziösem 
Charakter hervorrufen. Dohrn (Berlin). 


Infektionskrankheiten und Parasitenkrankheiten. 
Bakterielle und Protozoenerkrankungen exkl. Tuberkulose und Syphilis: 


Beard, Joseph: Generalised vaccinia of face due to inoculation from arm of 
infant. (Generalisierte Vaccıne des Gesichts durch Inokulation vom Arm 
eines Kindes.) Liverpool med.-chirurg. journal Nr. 65, S. 80—81. 1914. 

Bei einer Frau entwickelte sich durch Infektion von den Impfpusteln ihres Kindes 
eine ausgedehnte Vaccine des Gesichts unter den Symptomen einer schweren Allgemein- 
infektion. Die Unterscheidung von echten Pocken bot nur deshalb keine Schwierig- 
keiten, weil die Haut des ganzen übrigen Körpers frei blieb. Schürer (Frankfurt a. M.) 


Fraenkel, Eugen: Über Fleckfieber und Roseola. (Allg. Krankenh., Hamburg- 
Eppendorf.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 2, S. 57—60. 1914. 

Die Fleckfieberroseolen sind bedingt durch einen eigenartigen Erkrankungsprozeß 
an den kleinen Hautarterien, wobei Proliferationen der Adventitia, vielleicht auch der 
Mediazellen, so massig werden, daß es dadurch zu knötchenartiger Verdickung des Ge- 


— 680 — 


fäßes kommt. Das histologische Bild ist so charakteristisch, daß die Untersuchur:; 
eines probatorisch exzidierten Hautstückchens zu diagnostischen Zwecken verwertet 
werden kann. Bei der Typhusroseola sind die Gefäße vollkommen frei von Veränderun- 
gen, es findet sich eine Anschwellung einer oder mehrerer Papillen unter gleichzeitiger 
Vermehrung der hier oder, falls sich Typhusbacillen in der Pars reticular. cut. einnisteu, 
der dort befindlichen Gewebselemente, wobei unter Umständen eine Abtötung umschri»- 
bener Zellkomplexe statthat. Schürer (Frankfurt a. M.). 

© Schulz, Hugo: Die Behandlung der Diphtherie mit Cyanquecksilber. Eine 
Studie zur Organtherapie. Berlin: Springer 1914. 80 S. 2.40 M. 

Verf. nennt seine Abhandlung eine Studie zur Organtherapie, d. h. der speziellen 
Auswertung der Arzneikräfte zum Zwecke der Unterstützung des organischen Heil- 
vorganges. Der Gedanke, bei der Diphtherie ein Quecksilberpräparat als Organheil- 
mittel zu versuchen, basiert darauf, daß bei Quecksilbervergiftungen Schleimhaut- 
affektionen gefunden werden, die Virchow selbst von echten diphtheritischen Verän- 
derungen glaubte nicht unterscheiden zu können. Betreffs des Cyanquecksilbers legt 
sich Verf. zunächst die Frage vor, ob es bei Diphtherie wirklich etwas leistet. Auf Grund 
der älteren Literatur aus der Vorserumzeit bejaht er diese Frage. Sodann wird die Ein- 
wirkung des Cyans an der Hand der Literatur und eigener Experimente festgestellt. 
Hiernach erzeugt die Blausäure bei gesunden Menschen und Tieren charakteristische 
Störungen im Bereich der oberen Respirationswege. Dann wird die Wirkung des Cyan- 
quecksilbers auf die oberen Luftwege des Kaninchens erprobt. Die Versuche ergeben 
eine gleiche Wirkung wie die Blausäure. Nachdem so festgestellt wurde, daß Cyan- 
quecksilber an den Schleimhäuten der oberen Luftwege alle Erscheinungen einer Ent- 
zündung hervorrufen kann, möchte Verf. diese Wirkung benutzen, um durch Umstim- 
mung der Ernährungsverhältnisse der Schleimhäute mittels Cyanquecksilbers den Nähr- 
boden für die diphtherische Erkrankung ungeeignet zu machen. Betreffs der Dosierung 
warnt Verf. vor jedem allzu gründlichen Vorgehen. Er empfiehlt von einer 0,01 proz. 
Lösung stündlich einen Teelöffel (5ccm) zu geben. Verf. stellt die Cyanquecksilber- 
therapie neben die Serumtherapie. Sie soll eintreten, wenn letztere nicht anwendbar 
ist oder versagt hat. Eckert (Berlin). 

Tamura, Sakae: Zur Chemie der Bakterien. Mitteilg. 3. Über die chemische 
Zusammensetzung der Diphtheriebaeillen. (HAyg. u. physiol. Inst., Univ. Heidelberg ) 
Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 89, H. 4, S. 289—303. 1914. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 9. S. 14.) Zur Klassifizierung der Bakterien nach 
ihrer chemischen Beschaffenheit werden Diphtheriebacillen analysiert. Als bester 
Nährboden erwies sich ein Hammelnierenextrakt (500 g zerkleinerte Nieren mit 
1 1 Wasser), der nach Zusatz von 20 g Pepton-Chapoteau und 5 g Kochsalz alkalisch 
gemacht, filtriert und sterilisiert wurde. In allen Fraktionen der lipoiden Stoffe von 
Diphtheriebacillen fand sich ein Produkt, das einem Monoaminomonophosphatid 
entsprach. In Tuberkelbacillen, sowie Mycobact. lact. war ein Diaminomonophos- 
phatid nachgewiesen worden. Auch die Proteinstoffe sind andere als in anderen 
Bakterien. Es wurden gefunden neben Adenin die Eiweißbausteine Arginin, Histidin, 
Lysin, Tyrosin, Leucin und Isoleucin, r.- und l.-Prolin, Valin und Tryptophan. Aus 
dem ätherischen und alkoholischen Extrakt wurde eine lipoide, chemisch nicht 
identifizierte Substanz nachgewiesen, welche nach Gram färbbar ist. In dieser 
Gramfärbung, sowie in dem Fehlen einer Schwefelbleireaktion stimmen Diphtherie- 
bacillen, Mycobact. lact. und Tuberkelbacillen überein. Dohrn (Berlin). 

Tamura, Sakae: Zur Chemie der Bakterien. Mitteilg. 4. Zur Kenntnis der 
in den Bakterien enthaltenen Kohlenhydrate. (Hyg. u. physiol. Inst., Univ. Heidel- 
berg.) Hoppe-Seylers Zeitschr. f. physiol. Chem. Bd. 89, H.4, S. 304—311. 1914. 

In Tuberkelbacillen, Mykobact. lact. und in Diphtheriebacillen konnten, bei sehr 
exakter Analyse, in der Pentosenfraktion die l-Arabinose einwandfrei isoliert werden. 
Bei der Frage, ob Bakterien wie höhere Pflanzen Cellulose enthalten oder Chitin, ergab 


— 681 — 


sich das Vorhandensein von einem Kohlehydrat aus der Gruppe der Hemicellulosen, 
einem Araban. Dohrn (Berlin). 

Boehncke, K. E.: Über die Haltbarkeit des Diphtherie- und Tetanusserums. 
(Kgl. Inst. f. exp. Therap., Frankfurt a. M.) Veröfl. a. d. Geb. d. Medizinalverw. 
Bd. 3, H. 7, S. 49—61. 1914. 

Die in der Literatur niedergelegten Angaben über die Haltbarkeit der Sera bei 
längerer Lagerung und bei Lagerung bei höherer Temperatur sind teilweise wider- 
sprechend, so daß die Nachprüfung notwendig erscheint. Für das Diphtherieserum 
zeigt sich, daß es bei guter Füllung und festem Verschluß der Fläschchen und unter 
Ausschluß direkter Schädigung durch Licht und Luft praktisch unbegrenzt haltbar 
ist. Bei Einwirkung von höheren Temperaturen (37—40°) macht sich erst nach mehreren 
Monaten eine Abschwächung geltend. Eine bis jetzt noch gänzlich unaufgeklärte 
Ausnahme machen nur die Seren einer bestimmten Fabrik. Auf Grund dieser Erfahrun- 
gen hält Boehncke einerseits eine Verschärfung der Kontrollbestimmungen nach der 
Richtung für angezeigt, daß bei der Kontrolle nach 6 Monaten voller Wertgehalt, 
nach 24 Monaten Höchstabschwächung von 5%, verlangt wird. Andrerseits hält er 
eine Verlängerung der Gewährsfrist für Diphtherieseren für gerechtfertigt und möchte 
sie im Interesse der Industrie statt nach 3 Jahren erst nach 5 oder mindestens 4 Jahren 
einziehen. Auch für das Tetanusserum ergab sich eine für die Praxis durchaus befriedi- 
gende Haltbarkeit. Die gesetzlichen Vorschriften genügen auch hier zum Schutze des 
Publikums. Eckert (Berlin). 

Stadler, H.: Die Magnesiumsulfatbehandlung des Tetanus. (Städt. Krankenh., 
Wiesbaden.) Berl. klın.Wochenschr. Jg. 51, Nr. 1,8. 15—18 u. Nr. 3, S. 109—113. 1914. 

Die Magnesiumsulfatbehandlung des Tetanus wird auf Grund einer eingehenden 
Darstellung der in Betracht kommenden pharmakologischen Verhältnisse unter Berück- 
. sichtigung von eigenen und in der Literatur niedergelegten klinischen Erfahrungen 
warm empfohlen. Bei der von Meltzer vorgeschlagenen und bisher meist angewandten 
intralumbalen Injektion läßt sich die Gefahr der Asphyxie durch Hochlagerung des 
Kopfes verringern, wenn man 15—25 proz. Magnesiumsulfatlösungen benutzt, da kon- 
zentriertere Lösungen ihrer größeren Dichte entsprechend in den abhängigen Teilen 
des Lumbalsackes länger verweilen. Greift die Magnesiumsulfatwirkung doch auf das 
Atemzentrum über, wobei die intratracheale Sauerstoffinsufflation notwendig werden 
kann, so wirkt die intravenöse oder intramuskuläre Injektion von 5 proz. CaCl,-Lösung 
direkt antagonistisch. Da die intradurale Magnesiumsulfatbehandlung eine dauernde 
ärztliche Überwachung erfordert, wird für die Praxis die allerdings schmerzhafte sub- 
cutane Injektion einer 30—40proz. Lösung vorgeschlagen, wobei die Einzeldosis auf 
etwa 5 g und die Tagesdosis auf 10—25 g MgSO, anzusetzen wäre. Sieben von verschie- 
denen Autoren mit subcutanen Injektionen behandelte Fälle wurden sämtlich geheilt. 
Die Mortalität von 45 intralumbal mit MgSO, behandelten Fällen betrug nur 35,5%. 
Für die von Bacelli inaugurierte Karbolbehandlung des Tetanus, für die in der ìta- 
lienischen Literatur glänzende Heilungsziffern vorliegen, fehlt noch eine ausführliche 
Nachprüfung. Schürer (Frankfurt a.M.). 

Massini, R.: Nahrungsmittelvergiftungen durch Bakterien der Koli-Paratyphus- 
gruppe. (Med. Klin., Basel.) Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte Jg. 44, Nr. 1, S. 1—10 
u. Nr. 2, S. 40—47. 1914. 

Massini gibt ein zusammenfassendes Referat über den heutigen Stand unserer 
Kenntnisse der Nahrungsmittelvergiftungen mit besonderer Berücksichtigung des Para- 
typhus. Symptomatologie, Therapie und die für den Praktiker wichtigen bakteriologi- 
schen Verhältnisse werden unter Heranziehung von 22 eigenen Beobachtungen kurz 
dargestellt. Für die Prophylaxe ist die sorgfältige Untersuchung des Fleisches not- 
geschlachteter Tiere zur Vermeidung von Endemien von größter Bedeutung. Schürer. 

Berens, T. Passmore: Report of two cases of cerebrospinal meningitis pre- 
senting no central nervous phenomena until shortly before death. (Bericht über 


— 682 — 


2 Fälle von Cerebrospinalmeningitis, die bis kurz vor ihrem Tode keine 
zentralen nervösen Störungen darboten.) Ann. of otol., rhinol. a. laryngol. 
Bd. 22, Nr. 3, S. 666—671. 1913. 

Mitteilung der Krankengeschichten zweier Patienten, bei denen sich im Anschluß 
an eine eitrige Mittelohrerkrankung eine tödliche Affektion der Meningen etablierte 
und die trotzdem bis kurz vor ihrem Tode kein Krankheitssymptom boten, das an 
eine Beteiligung des Zentralnervensystems denken lassen konnte. Géronne (Wiesbaden). 


Vigevani, Giuseppe: Meningite cerebro-spinale subacuto. Studio clinico. (Sub- 
akute Cerebrospinalmeningitis. Klinische Studie.) (Osp. magg., Milano.) 


Morgagni Tl. 1, Jg. 55, Nr. 11, S. 426—440 u. Nr. 12, S. 441—451. 1913. 

Eine 29 jährige Frau, die vor mehr als 2 Monaten an heftigen Kopfschmerzen und danach 
an Polyarthritis erkrankt war, litt seit zwei Wochen an kontinuierlichem Fieber, Kopfschmerz, 
gastrischen Beschwerden und Schmerzhaftigkeit der Wirbelsäule. Gleichzeitig bestanden 
auch bei ihrem Mann rheumatische Erscheinungen. Bei Bewegungen der Patientin stellten sich 
heftige Schmerzen im Nacken und der dorsalen Wirbelsäule ein, besonders bei Neigung des 
Kopfes nach vorne. Pupillenreflex schwach, Bauchreflex fehlend, Babinski negativ, Kermig 
positiv, leichte Albuminurie, Temperatur febril. Bewußtsein erhalten. Sensibilität intakt. Später 
leichter Sopor, verringerte Hörfähigkeit, Schwinden des linken P. S. R. Liquor unter erhöhtem 
Druck, Hämokultur negativ, zeitweise Besserung der nervösen Erscheinungen. Im Lumbal- 
punktat ein Fibrinnetz, wenig Albumen, mehr Globulin, starke Lymphocytose, sicherer Frän- 
kelscher Diplokokkus, nicht intracellulär, kultivierbar. So schwankte das Krankheitsbild, um 
endlich nach viermonatiger Dauer in Heilung auszugehen. Längere epikritische Ausführungen 
des Autors beschäftigen sich mit der Diagnosestellung und der Häufigkeit der subakuten Cere- 
brospinalmeningitis. Neurath (Wien). 

Dick, George F.: Multiple arthritis due to a Friedländer bacillus. (Multiple 
Arthritis, als Folge einer Infektion mit Bacillus mucosus [Friedländer].) 
(Mem. inst. f. infect. dis., Chicago.) Journal of infect. dis. Bd. 14, Nr. 1, S.176—179. 1914. 

Bericht über einen einschlägigen Fall: 

25jährige Frau, seit 7 Jahren krank mit den Symptomen einer multiplen progressiven 
Arthritis. Gelenkflüssigkeit steril. Von den Tonsillen neben verschiedenen Arten von Strepto- 
kokken vor allem Bacillus mucosus (Friedländer) gezüchtet, der sich für Kaninchen äußerst 
pathogen erwies und schnell bei Zufuhr kleinerer Dosen zu einer Gelenkerkrankung mit Ex- 
sudation, Atrophie und Knochenproliferation führte. Besprechung der Morphologie und des 
kulturellen Verhaltens des gezüchteten Bacillus. 


Nach Injektion steigender Dosen abgetöteter Bacillen (1 Millionen bis 1 Billionen) 
trat zunächst eine deutliche Besserung im Befinden der Kranken auf, bis eine akute 
Bronchitis, Tonsillitis und Rhinitis einen Rückfall bedingte. Ein weiterer länger 
dauernder Erfolg konnte erst nach Entfernung der Tonsillen durch erneute Vaccination 
erzielt werden. Alfred Lindemann (Berlin). 


Solm, R.: Die interne Serumtherapie (Serumfütterung) bei eitrigen Augen- 
entzündungen. Therapeut. Monatsh. Jg. 28, H. 2, S. 111—117. 1914. 

Auf Grund von Tierversuchen und klinischen Beobachtungen sucht Solm den 
Nachweis zu führen, daß Pneumokokken- und Streptokokkenserum bei Verabreichung 
per os eitrige Augenerkrankungen günstig beeinflußt. Die experimentellen Resultate 
waren etwas schwankend, während die therapeutischen Erfolge am Menschen bei 
Ulcus serpens und Infektionen nach Staroperationen als günstig betrachtet werden. 
Als wichtigstes Ergebnis seiner experimentellen und klinischen Versuche bezeichnet S. 
die Tatsache, daß bei der Serumfütterung, selbst in hohen Dosen, in keinem Falle 
anaphylaktische Erscheinungen aufgetreten sind. Schürer (Frankfurt a.M.). 


Legueu, F.: Des staphylococc&mies d’ origine urinaire. (Staphylokokkämien 
mit Ausgang vom Harnsystem.) Journal d’ urol. Bd. 4, Nr. 6, S. 893—905. 1913.. 

Staphylokokkenallgemeininfektionen können einmal sekundär sich an den Organen 
des Harnapparates lokalisieren, dann aber können letztere auch den Ausgangspunkt 
für eime Allgemeininfektion bilden. Sekundärinfektionen finden wir nach Furunkeln, 
Anginen u.a. in Form von paranephritischen Phlegmonen, Pyelonephritis, Abscessen 
in Samenbläschen, Prostata und Nieren: den leichtesten Grad sehen wir in einer ein- 


— 683 — 


fachen Staphylokokkurie ohne entzündliche Erscheinungen. Demgegenüber sieht man 
seltener den Ausgang einer Staphylokokkenallgemeininfektion von dem Harnapparat. 
-Verf. teilt in ausführlichen Krankengeschichten zwei derartige Fälle mit. 

Im 1. Falle trat im Verlauf einer leichten Pyelonephritis im Anschluß an eine Cystoskopie 
ohne Uretersondierung ein akutes Aufflammen des Prozesses mit Perinephritis purulenta, her- 
vorgerufen durch Staphylokokken auf. Nach Freilegen und Spalten der Niere anfangs glatter 
Verlauf, dann entwickelten sich metastatische Abscesse in beiden Parotisdrüsen und weiter 
noch im Verlauf von 3 Jahren im ganzen 54 Staphylokokkenabscesse im ganzen Körper. Pat. 
starb schließlich nach ljähriger Ruhepause an einer auf gleicher Basis entstehenden Vereite- 
rung des linken Kniegelenkes. Im 2. Falle entwickelte sich die Staphylokokkeninfektion im 
Anschluß an eine Pyelotomie der scheinbar nicht infizierten Niere mit Entfernung zahlreicher 
kleiner Beckensteine und führte in 3 Monaten zum Tode an einer anscheinend, nach dem 
klinischen Verlauf zu urteilen, bald nach der Operation aufgetretenen Phlebitis der Vena cava. 

Hoffmann (Dresden).C# 

Bruck, Carl: Die Vaceinbehandlung der Gonorrhöe. (Univ.-Klin. f. Hautkrankh., 

Breslau.) (85. Vers. dtsch. Naturforsch. u. Arzte, Wien 1913.) Med. Klinik Jg. 10, 
Nr. 2, 8. 47—50. 1914. 
Die Vaceinbehandlung der Gonorrhöe ist in allen den Fällen angezeigt, wo die 
Gonokokken der direkten Einwirkung der Antiseptica nicht mehr zugänglich sind. 
‚Die besten Erfolge wurden bei Arthritis und Epididymitis erzielt. Bei Prostata- und 
Adnexerkrankungen konnten neben völligen Versagern zuweilen überraschend günstige 
Einwirkungen beobachtet werden. Bei Cervicalgonorrhöe und Vulvovaginitis sind 
Erfolge und Mißerfolge etwa gleich häufig. ı Schürer (Frankfurt a. M.). 


Davids, Herm.: Weitere Mitteilungen über die metastastische Conjunctivitis bei 
Gonorrhoikern. Graefes Arch. f. Ophthalmol. Bd. 87, H. 1, S. 160—173. 1914. 
Die metastatische gonorrhoische Conjunctivitis ist im allgemeinen doppelseitig 
und verläuft unter dem Bilde eines hartnäckigen Katarrhs mit geringer Sekretion. 
Häufig ‚treten neben einfacher Injektion und Chemosis Veränderungen auf, die an 
episklerale Buckel und Phlyktänen erinnern. Höchstwahrscheinlich kann aber auch 
das Bild einer echten Blennorrhöe auf dem Wege der hämatogenen Metastase ent- 
stehen. Schürer (Fankfurt a. M.). 


Zinner, Alfred: Vaccinetherapie in Fällen chronischer nichtgonorrhoischer Er- 
krankung der Harnwege. (Allg. Poliklin., Wien.) (Dtsch. Ges. f. Urol., 4. Kongr., 
Berlin 28. IX.—1. X. 1913.) Zeitschr. f. Urol. Bd. 8, Beih. 1, S. 107—120. 1914. 

In 10 schweren Fällen von Harninfektionen durch Koli- und, Staphylokokken 
wurde nur durch Vaccination allein erhebliche Besserung erzielt. Temperaturanstiege 
sind zur Erzielung einer Wirkung nicht notwendig. Sehr hohe Temperaturanstiege 
sind auf eine Überdosierung zurückzuführen; im allgemeinen kann man von Staphylo- 
kokkenvaccine höhere Dosen anwenden als von Kolivaccine. Bei renalen Infektionen 
sind die zur Vaccinherstellung nötigen Bakterien direkt von dem Ureterharn zu züchten. 
Die Vaccinetherapie, auch die intravenöse, ist vorsichtig durchgeführt ungefährlich; sie 
kann die lokale und medikamentöse Behandlung wesentlich unterstützen. Scheidemandel. 


Schneider, C.: Die Vaccinetherapie in der Urologie unter besonderer Berück- 
siehtigung der Koliinfektion. (Dtsch. Ges. f. Urol., 4. Kongr., Berlin 28. IX. bis 
1. X. 1913.) Zeitschr. f. Urol. Bd. 8, Beih. 1, S. 70—81. 1914. 

Die vollständig ungefährliche Vaccinationsbehandlung des infektiösen Prozesses 
des Harnsystems bedeutet einen erheblichen Fortschritt gegenüber der bisherigen 
Behandlung dieser Erkrankung und ist bei allen akuten und chronischen Fällen an- 
zuwenden, am zweckmäßigsten in Verbindung mit der lokalen Behandlung (Blasen- 
Nierenbeckenspülungen usw.). Bei Koliinfektion ist nur autogene Vaccine zu ver- 
wenden in steigenden Mengen. Unter 92 Vaccinationsfällen (meist Koli- und Staphy- 
kokken) betrugen die Heilungen 40%, die Besserungen 33%, die Mißerfolge 26%. Es 
werden ausschließlich chronische, schon vielfach vielseitig behandelte Fälle mit Vaccin 
behandelt; fieberhafte Erkrankungen werden während der Behandlung stets fieberfrei. 

| Scheidemandel (Nürnberg). 


— 684 — 


Volk, Richard: Die Vaceinetherapie in der Urologie. (Dtsch. Ges. f. Urol., 
4. Kongr., Berlin 28. IX.—1. X. 1913.) Zeitschr. f. Urol. Bd.8, Beih. 1, 8.52—69. 1914. 

Für die Vaccinationstherapie eignen sich neben einzelnen gonorrhoischen Korn- 
plikationen verschiedene infektiöse Erkrankungen der Harnorgane, vorwiegend als 
unterstützendes Mittel neben den üblichen Methoden. Günstig beeinflußt wird durch 
die Vaccinebehandlung die Arthritis, Funiculitis, Epididymitis gonorrhoica, weniger 
die akute Urethritis. Meist genügt eine erprobte polyvalente Vaccine. Für die übrigen 
infektiösen Harnkrankheiten ist die Bereitung einer autogenen Vaccine angezeigt. 
Besonders gute Resultate lassen sich oft bei Koli- und Staphylokokkeninfektionen 
erzielen, vor allem durch Besserung der subjektiven Beschwerden. Üble Nebenwir- 
kungen sind bei der Vaccinebehandlung nicht zu befürchten; von Kolivaccinen sind 
anfangs nur niedrige Dosen zu verwenden. Bei gonorrhoischen Erkrankungen kann 
die diagnostische Vaccination oft mit Vorteil angewandt werden. Scheidemandel. 

Sadikoff, Ivan: Über die Lepra-Frage in Kurland. St. Petersburg. med. Zeitschr. 
Jg. 39, Nr. 2, S. 15—18. 1914. 

Die Zahl der Leprakranken in Kurland ist seit 1892 bis jetzt von 100—120 auf 
180—200 Fälle gestiegen. Daß die Zahl der Neuerkrankungen trotz der Isolierung 
der Mehrzahl der Leprösen in Lepraheimen nicht abgenommen hat, wird auf die un- 
zureichende Organisation der Leprabekämpfung in Kurland zurückgeführt. Es ıst 
nicht zweifelhaft, daß die Lepra durch streng durchgeführte Isolierung der Kranken 
ausgerottet oder doch wenigstens auf einen für die Bevölkerung des Landes nicht 
nennenswerten Rest von Krankheitsfällen gebracht werden kann. Schürer. 

Kennedy, J. C.: Preliminary note on the presence of agglutinins for the miero- 
coccus melitensis in the milk and blood-serum of cows in London. (Vorläufige 
Mitteilung über Agglutinine für den Micrococcus melitensisin der Milch 
undim BlutserumvonKüheninLondon.) Journal of the roy. army med. corps 
Bd. 22, Nr. 1, S. 9—14. 1914. 

Von 35 Milchproben in London agglutinierten acht noch in hoher Verdünnung 
Maltafieberkokken, bei zwei Kühen zeigte auch das Serum eine positive Agglutination. 
Der bakteriologische Nachweis des M. melitensis gelang nicht, so daß es nahe liegt, 
eine unspezifische Agglutination anzunehmen. Schürer (Frankfurt a. M.). 

Jaenisch, Hans: Beitrag zum Nachweis von Milzbrand. (Staatl. hyg. Inst., 
Bremen.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 6, S. 305—306. 1914. 


Der Milzbranderreger wächst auf einem Nährboden, der mit Natriumsulfit reduziertes 
Fuchsin enthält (Endoscher Nährboden), nach Zusatz von größeren Mengen Pepton (8—12°,) 
sehr üppig, während andere Mikroben durch den Farbstoffzusatz in ihrer Entwicklung bedeutend 
gehemmt werden. Die Verwendung dieses Nährbodens gestattet eine rasche Auffindung der 
Milzbrandkolonien neben bakteriellen Verunreinigungen. Sick (Stuttgart). 


Aaser, Einar: Eine Poliomyelitisepidemie im Frühjahr 1912 in Lindaas, Nor- 
wegen. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 6, S. 246—248. 1914. 

Die kleine Poliomyelitisepidemie in dem weltabgeschiedenen norwegischen insu- 
lären Lindaas umfaßte 15 Fälle von schwerem Verlauf, daneben einige einfache Fieber- 
fälle. Allein betrachtet lassen die Lähmungsfälle jeden Zusammenhang vermissen, 
jedoch im Konnex mit den einfach febrilen Beobachtungen ergibt sich die Erklärung 
für die Ausbreitung der Epidemie. Die Identität der scharf begrenzten Prodrome 
und das Fehlen von Hals- und Lungenerscheinungen sprach für die ätiologische Zu- 
sammengehörigkeit beider Krankheitsformen. Neurath (Wien). 

Thomsen, Oluf: Experimentelle Arbeiten über Poliomyelitis. (Statens Serum- 
Inst., Kopenhagen.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 7, S. 309—316. 1914. 

Übersichtsreferat. 

Di Cristiana, G., und G. Caronia: Serologische Untersuchungen bei der infan- 
tilen Leishmaniosis. (Univ.-Kinderklin., Palermo.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. 
Bd. 9, H. 2, S. 128—146. 1913. 

Die Verff. geben eine zusammenfassende Darstellung der Ergebnisse ihrer Einzel- 


— 685 — 


publikationen, die in der italienischen Literatur niedergelegt sind. Sie bemühten sich, mit 
den serologischen Methoden die Diagnose der infantilen Leishmaniosis anzugehen, 
konnten sie aber nur durch den anaphylaktischen Versuch fördern. Sie erhielten kon- 
stant die positive Reaktion, wenn Meerschweinchen intravenös eine Mischung von 
2—3 ccm Blutserum eines kranken Kindes mit 2ccm der Kondensationsflüssigkeit des 
Novy-Nealschen Nährbodens injiziert wurde. Die Symptomatologie der Leishmanio- 
sis läßt sich deshalb in Zusammenhang bringen mit der Anwesenheit von dem in vitro 
entwickelnden Anaphylatoxin ähnlichen Giften im Kreislauf. Ihre Bemühungen um 
eine Vaccinotherapie sind bisher ohne klaren Erfolg geblieben. Risel (Leipzig).® 

Ciuca, A.: Action des abcès de fixation sur la trypanosomiase expérimentale 
du cobaye et sur son traitement par l’atoxyl. (Wirkung der Fixationsabscesse 
auf die experimentelle Trypanosomiasis des Meerschweinchens und 
ihre Behandlung mit Atoxyl.) Ann. del’inst. Pasteur Bd. 28, Nr. 1, S. 6—20. 1914. 

Verf. fand, daß bei mit Trypanosomen infizierten Tieren die Wirkung des Atoxyls 
eine bessere ist, wenn gleichzeitig durch Injektion von Terpentinöl sterile Abscesse 
hervorgerufen werden, in welchen die Trypanosomen fixiert und aus dem Blute abgelenkt 
werden. Isaac (Frankfurt). 

Duke, H. Lyndhurst: Wild game as a reservoir for human trypanosomes. 
Annalysis of the available evidence from the northern shores of lake Victoria Nyanza. 
(Wild als ein Reservoir für menschliche Trypanosomen.) British med. 
journal Nr. 2771, S. 289—292. 1914. 

Die deutschen Autoren hatten angenommen, daß die Trypanosomen des Wildes 
am Tanganyika, wenn auch ähnlich der menschlichen Trypanosomiasis, doch nicht 
pathogen für den Menschen wären, während die englische Kommission (Kinghorn 
und Yorke) die Identität behauptet hatte. Man fand englischerseits im September 
1911 ein Trypanosoma im Blute einer Situtungaantilope von Damba Island. Es han- 
delte sich nun darum, festzustellen, ob diese Damba-Trypanosomen Abkömmlinge des 
Tryp. gambiense waren, das seinerzeit eine Schlafkrankheitsepidemie dort bedingt hatte. 
Die Damba-Trypanosomen erwiesen sich als pathogen auch für Affen und wurden als 
Wildfliegen-Trypanosomen bezeichnet. Nach den Autoren wären die beiden Trypano- 
somenarten (Dumba- und Gambiense), auf dieselben Grundformen zurückzuführen. 
Die Wildfliegen-Trypanosomen (Damba-Trypanosomen) waren in Gegenden gefunden 
worden, die zwar amtlich von der Bevölkerung geräumt waren, wo aber nachgewiesener- 
maßen doch immer wieder Menschen die altgewohnten Gegenden aufgesucht hatten. 
Aus im einzelnen angeführten Gründen sollen die Antilopen als das hauptsächlichste 
Reservoir der Wildfliegen-Trypanosomen zu bezeichnen sein. Auch wären Wildanti- 
lopen, die das Seeufer bevorzugen, inokulabel gegen Menschentrypanosomen. Die 
Frage, ob tierische Trypanosomen in Wildfliegen sich jahrelang, ohne zwischendurch 
erfolgende Entwicklung im Säugetier, finden können, wird unentschieden gelassen. 
Trypanosoma vivax-Infektion konnte in 0,5% der Fälle von August bis Oktober 1909 
durch den Stich von Wildfliegen auf gesunde Ziegen übertragen werden. Nach den 
Autoren ist Tryp. gambiense weniger geeignet zur Entwicklung in Glossina palpalis 
als Tryp. vivax und Tryp. uniforme. Es gelang z. B., Fliegen in 20,1% der Fälle mit 
Tryp. vivax zu infizieren, dagegen nur in 5% mit Tryp. gambiense. — Jedenfalls 
kommen die Autoren am Schlusse zu der Annahme von der großen Wahrscheinlichkeit 
der Identität des Tryp. gambiense mit den erwähnten Damba-Trypanosomen. Ziemann. 

Bujwid, 0.: Sur emploi des virus de passage régénćrés dans le traitement de 
la rage. (Über den Wert der Verwendung von regeneriertem Lyssapassage- 
virus.) Ann. de l'inst. Pasteur Bd. 27, Nr. 11, S. 1018—1019. 1913. 

Verf. hat als Leiter des Lyssainstituts in Warschau die Erfahrung gemacht, daß 
die Mortalität bei behandelten Lyssafällen in die Höhe ging, wenn jahrelang dasselbe 
Passagevirus zur Vaccination verwendet wurde. Die Mortalität sank wieder, nachdem 
ein neues Passagevirus von einem an Tollwut erkrankten Hund gewonnen und ange- 


— 686 — 


wendet wurde. Es empfiehlt sich daher, von Zeit zu Zeit ein derartig regenerierte; 
Virus zur Therapie zu benutzen. Ströbel (Marktredwitz). 
Tuberkulose: 


Mitchell, A. Philp: Report on the infection of children with the bovine tu- 
bercle bacillus. (Bericht über die Infektion von Kindern mit dem bo- 
vinen Tuberkelbacillus.) (Roy. coll. of phys. laborat., Edinburgh.) British med. 
journal Nr. 2768, S. 125—133. 1914. 

Als Untersuchungsmaterial dienten 72 Fälle von operativ entfernten Halsdrüsen 
bei Kindern verschiedenen Alters. Die Differenzierung der Bacillen geschah auf dem 
Wege des Kulturverfahrens und der Virulenzprüfung im Kaninchenversuch. In 90% 
fand Verf. den bovinen Typus und speziell bei den Kindern von 2—5 Jahren war 
letzterer fast ausschließlich vertreten, während von den 3 Kindern unter 1 Jahr 2 hu- 
mane Bacillen aufwiesen. Der hohe Prozentsatz der bovinen Bacillen findet seine 
natürliche Erklärung in den lokalen Verhältnissen. In Schottland werden fast alle 
kleinen Kinder (84% in der Serie des Verf.) mit roher Kuhmilch aufgezogen; die 
Tuberkulose ist unter den Kühen sehr verbreitet, und Verf. konnte mehrfach Euter- 
tuberkulose bei den Kühen nachweisen, deren Milch einzelnen Patienten zur Nahrung 
gedient hatte. Die dringende Notwendigkeit der Sterilisierung der Säug- 
lingsnahrung ergibt sich aus den- mitgeteilten Befunden. Verf. hat auch die Be- 
ziehung der Tonsillen zur tuberkulösen Infektion der oberen tiefen Halsdrüsen stu- 
diert. Bei 64 Kindern, bei denen diese Drüsengruppe tuberkulös erkrankt war, ließ 
sich in 24 (= 37,5%) histologisch eine Tuberkulose der Tonsillen nachweisen. Die 
betreffenden Tonsillen zeigten sich klinisch in keiner Weise erkennbar verändert, sie 
waren oft klein, sogar zurücktretend, nie ulceriert. — Auch unter 90 hypertrophischen 
Tonsillen, die von Kindern stammten, deren Halsdrüsen nicht tuberkuloseverdächtix 
waren, erwiesen sich 6 beı histologischer Untersuchung und 9 im Meerschweinchen- 
versuch als tuberkulös; auch hier wurde mehrfach der Typus bovinus nachgewiesen. 

Ibrahim (München). 

Mau, Carl: Über den Nachweis von Tuberkelbacillen im Blut, speziell bei 
chirurgischer Tuberkulose. (Chirurg. Klin., Kiel.) Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 88, 
H. 2, S. 320—355. 1913. 

An 40 Fällen teils beginnender, teils vorgeschrittener chirurgischer Tuberkulose und 
20 Fällen klinisch nicht manifester stellte Mau Versuche über den Nachweis der Tuberke!- 
bacillen im Blute an. Die bisherigen Methoden wurden etwas geändert; die Auflösung der 
roten Blutkörperchen wurde durch 3 proz. Essigsäure bewirkt, die keine unerwünschte Neben- 
wirkung auf die Färbbarkeit der Bacillen ausübt, das Antiformin wurde 33proz. genommen 
und nachher verdünnt und die Menge des zu untersuchenden Blutes betrug 5 ccm. Sehr wichtig 
ist es, daß keine unberufenen säurefesten Keime in das Präparat hineingelangen, was z. B. 
schon durch das Leitungswasser möglich ist. Die Zahl der gefundenen Stäbchen ist sehr klein, 
meist nur 2—4 zerstreut im ganzen Präparat. Dem Einwand, daß die gefundenen Bacillen 
überhaupt nicht aus dem Blute stammen, glaubt der Verf. durch die Art der Anordnung bei 
seiner Methode wirksam begegnen zu können; dagegen ist es fraglich, daß es sich wirklich um 
Tuberkelbacillen handelt. Der Beweis dafür kann eigentlich nur per exclusionem erbracht 
werden, bzw. vielleicht durch eine neu anzugebende Methode der Färbung. Für den Kranken 
haben diese Untersuchungen vorläufig noch keine praktische Bedeutung, da weder diag nosti- 
sche noch prognostische Schlüsse aus einem geringen positiven Blutbefunde gezogen 
werden dürfen. Bode (Kassel).cHa 

Preti, L.: Präcipitierende Wirkung des Blutserums mit Lipoiden des Tuberkel- 
bacillus. (/Instit. f. ärztl. Fortbild., Mailand.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, 
Nr. 5, S. 241. 1914. 

Vorläufige Mitteilung von Präcipitinversuchen von Blutserum tuberkulöser und 
nıchttuberkulöser Menschen mit den Fettsubstanzen des Tuberkelbacillus. Resultat: 
Bei 64 Tuberkulösen (mit Bacillenbefund) fiel bei 53 die Probe positiv, bei den übrigen 
negativ aus. Von 36 klinisch nicht tuberkulösen Personen war bei 10 die Probe positiv, 
doch traten bei allen diesen nach Injektion von 0,5 mg Tuberkulin Fiebersteigerungen 
auf. Dunzelt (München). 


— 687 — 


Poddighe, Antonio: Sul valore diagnostico della reazione generale nella cuti- 
reazione alla v. Pirquet. (Über den diagnostischen Wert der Pirquet- 
Reaktion.) (Istit. di clin. chirurg., univ., Napoli.) Pathologica Jg. 6, Nr. 124, S. 6 
bis 10. 1914. 

In 74 von 101 Fällen äußerer Tuberkulose war die Reaktion positiv. Es ist dem- 
nach der Reaktion bei chirurgischer Tuberkulose ein diagnostischer Wert zuzusprechen. 

Baldes (Frankfurt a. M). 

Ledergerber, J., und J. Baur: Beitrag zur Untersuchung von tuberkulösem Urin. 
Korresp.-Bl. f. Schweiz. Ärzte Jg. 44, Nr. 5, S. 146—147. 1914. 

Eine größere Menge mit Ammoniak alkalisch gemachten Urins läßt man im Spitzglas sedi- 
mentieren. Die Tuberkelbacillen finden sich im Sediment. Dieses wird zentrifugiert, die Salze 
mit Essigsäure gelöst, mit Chloroform 5—10 Minuten geschüttelt und wieder zentrifugiert, wob:i 
das Chloroform die Tuberkelbacillen zu Boden reißt. Der gesamte Rückstand wird auf dem 
Objektträger gefärbt. Meinertz (Worms). 
Syphilis : 

@ Uhlenhuth, P., und P. Mulzer: Atlas der experimentellen Kaninchensyphilis. 
Berlin: Springer 1914. XI, 58 S. u. 39 Taf. M. 28.—. 

Die schon aus früheren Arbeiten auf dem Gebiete der experimentellen Syphilis 
bekannten Verff. haben die von ihnen namentlich an Kaninchen erzielten syphilitischen 
Krankheitsprodukte in einer großen Anzahl zum Teil farbiger Abbildungen auf 39 
Tafeln übersichtlich zusammengestellt. Das Kaninchen ist bei geeigneter Impftechnik 

und Methodik ein für Syphilis hochempfängliches Versuchstier. Nach textlicher und 
bildlicher Darstellung der experimentellen Übertragung der Syphilis auf das Kaninchen- 
auge (syphilitische Keratitis) wird eingehend die Technik der Verimpfung mensch- 
lichen und tierischen Syphilismaterials in die Hoden von Kaninchen besprochen und 
der Primäraffekt auf der Scrotalhaut, die diffuse Orchitis und Periorchitis, sowie 
der typische Primäraffekt an anderen Stellen nach lokaler Impfung, z. B. am Augen- 
bogen oder Präputium des Kaninchens demonstriert. Es folgt die Schilderung des 
Auftretens und der Erscheinungsformen der Allgemeinsyphilis nach Hodenimpfung 
und nach intravenöser bzw. intrakardialer Impfung der Kaninchen mit Abbildungen 
typischer syphilitischer Tumoren der Nasengegend, des Augenlides und der Ohren, 
des papulo-ulcerösen Syphilids, der Keratitis luetica und syphilitischer Paronychien. 
Eine Reihe von Mikrophotogrammen histologischer Präparate zeigt die Struktur der 
verschiedenen syphilitisch erkrankten Organe, des Hodens, der perivasculären In- 
filtrationsstellen und des Nervensystems, sowie die im strömenden Blute allgemein- 
syphilitischer Kaninchen gefundenen Spirochäten. Auch auf niedere Affen ist das 
syphilitische Virus übertragen worden, dessen Manifestationen auf der Haut und an 
den Impfstellen gezeigt werden können. Den Schluß bildet das Kapitel der Chemo- 
therapie der Spirochätosen; in Wort und Bild wird die Schutz- und Heilwirkung des 
Atoxyls bei der Spirochätose der Hühner und die Therapie der Kaninchensyphilis 
mit Atoxyl, atoxylsaurem Quecksilber und Salvarsan dargestellt. Welz (Breslau). 


Planner, Richard v.: Ein Beitrag zur Syphilis insontium. Med. Klinik Jg. 9, 
Nr. 48, S. 1982—1984. 1913. 

Eine Reihe von Krankengeschichten mit syphilitischem Primäraffekt an unge- 
wöhnlicher Stelle oder infolge ungewöhnlicher Vorgänge, z. B. im Rectum bei Homo- 
sexuellen, am Fuß bei der Pflege syphilitischer Kinder, an der Hand bei einem Faust- 
schlag in den Mund eines angreifenden Marokkaners, usw. Happich (St. Blasien). 


Philip, Caesar: Wie viele Syphilitiker lassen sich genügend behandeln? Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 5, S. 245—246. 1914. 

Philip hat von 1908—1912 1433 Syphilitiker untersucht und behandelt. Von 
diesen unterzogen sich nur 11% einer einigermaßen hinreichenden Behandlung, während 
89%, entweder überhaupt nur bis zur Abheilung der ersten Erscheinungen sich be- 
handeln oder bei einer einzigen Kur die Behandlung bewenden ließen.  Dunzelt. 


— 688 — 


Thomas, B. A., and R. H. Ivy: Use of cholesterinized antigens in the Wasser- 
mann reaction. (Über die Verwendung der cholesterinhaltigen Antigene 
bei der Wassermannschen Reaktion.) (Polichn. hosp. a. coll. f. graduates in 
med., Philadelphia.) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 62, Nr. 5, S. 363—364. 1914. 

Es wird über vergleichende Versuche mit alkoholischen, syphilitischen Leber- 
extrakten und cholesterinhaltigen alkoholischen Menschen- und Meerschweinchenherzen- 
extrakt als Antigen bei der Wassermannschen Reaktion berichtet. Die cholesterin- 
haltigen Herzextrakte wurden durch Sättigung gewöhnlicher alkoholischer Herz- 
extrakte mit Cholesterin hergestellt. In keinem Fall zeigte syphilitischer Leber- 
extrakt eine stärkere Reaktion als cholesterinhaltiger Meerschweinchenherzextrakt, wohl 
aber gab dieser häufig noch mehr oder weniger deutlich positive Reaktion, wo jener 
negative gab, oder gab überhaupt stärkere positive Reaktionen. Ähnliche Resultate 
gab die vergleichsweise Verwendung von cholesterinhaltigem Menschenherzenextrakt. 
Auch hiermit zeigten sich einigemal positive Reaktionen, während syphilitischer 
Leberextrakt negative Resultate gab. Cholesterinhaltige Extrakte geben also feinere 
Reaktionen; aber da sich dadurch auch öfter positive Reaktionen bei klinisch nicht 
syphilitischen Fällen zeigen können, ist die Verwendung solcher Extrakte für die Praxis 
nicht zu empfehlen. Es würde die diagnostische und therapeutische Bedeutung der 
Reaktion an Wert verlieren, und Leute, die gar keine Syphilis gehabt haben, würden für 
Syphilitiker erklärt und als solche behandelt werden. Eisner (Berlin). 
Parasitäre Erkrankungen : 


Galli - Valerio, B.: Nouvelles observations sur la Trombidiase des chövres et 
sur sa transmission à Phomme. (Neue Beobachtungen über die Trombidiase 
bei Ziegen und ihre Übertragung auf den Menschen.) (Inst.d hyg. et de 
parasitol., univ., Lausanne.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., 
Orig. Bd. 72, H. 6/7, S. 488—490. 1914. 

Die durch Microtrombidium pusillum hervorgerufene Erkrankung tritt in Form 
roter Flecke an den Köpfen der Ziegen auf. Die Tiere leiden unter Juckreiz, bekommen 
Erbrechen, verlieren die Freßlust. Die Behandlung besteht in Applikation eines Tabak- 
infuses in Weinessig. Die Larven sitzen auf den Zweigen der Birken. Die Ziegen stützen 
sich beim Abfressen der Blätter mit den Vorderfüßen gegen den Stamm. Durch die 
hierdurch hervorgerufene Erschütterung des Baumes fallen die Larven auf den Kopf 
des Tieres. Andere Tiere, welche unter dem Baum grasen, ohne ihn zu erschüttern, 
bleiben von der Erkrankung verschont. Anläßlich einer Untersuchung in einem infi- 
zıerten Birkenwäldchen akquirierte der Verf. selbst die Erkrankung. Es traten unter 
heftigem Juckreiz 3—5 mm große zahlreiche Pusteln auf, welche im Laufe einer Woche 
abheilten. In einer Pustel wurde eine Larve von M. pusillum gefunden. Pringsheiın. 


Allgemeine Serologie und Immunitätslehre. 

Zunz, Edgard: Recherches sur l’adsorption des toxines, des lysines et de leurs 
anticorps par l’acide silicique. (Untersuchungen über die Adsorption von 
Toxinen, Lysinen und ihren Antikörpern durch Kieselsäure.) (Inst. de 
thérap., univ., Bruzelles.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig. Bd. 19, 
H. 3, S. 326—354. 1913. 

Als Adsorbentien wurden verwendet: 6 verschiedene Proben von kolloidaler Kiesel- 
säure, die sich durch Herstellungsart, Reinheitsgrad und elektrische Ladungsverhält- 
nisse unterschieden, unreine und gereinigte Aluminiumsilikate (Kaolin), Ton, Talk. 
Kieselguhr, Tierkohle und Zuckerkohle; als adsorbierbare Stoffe dienten: Tetanus- 
toxin, Diphtherietoxin, Tetanolvsin, Cobragift, die korrespondierenden antitoxischen 
Sera oder Toxin-Antitoxingemenge. Die Einzelergebnisse können hier nicht in extenso 
angeführt werden; sie sind in der deutschen „Zusammenfassung“ am Schlusse der Ar- 
beit übersichtlich zusammengestellt. Wichtig erscheint, daß das Adsorptionsvermögen 
der kolloidalen Kıieselsäure je nach der Probe wechselt, indem z. B. die elektroosmotisch 


== 689 — 


gereinigten Präparate, Diphtherietoxin und meist auch Tetanustoxin besser binden, 
als die sogenannte chemisch reine Kieselsäure, während für die Antitoxine das entgegen- 
gesetzte Verhalten konstatiert werden konnte. Auch ließ sich — wie schon in früheren 
Arbeiten — eine gewisse Spezifität nicht verkennen, indem nicht jedes Adsorbens Affini- 
tät zu einem beliebigen Toxin resp. Antitoxin zeigt: so adsorbiert die elektroosmotisch 
gereinigte Zuckerkohle kein Diphtherietoxin, Kaolin und Ton adsorbieren sowohl 
Tetanustoxin als Tetanusantitoxin, Talk dagegen nur Tetanustoxin, Kieselgur nur 
Antitoxin, Tierkohle adsorbiert von den aufgezählten Antikörpern nur Diphtherie- 
antitoxin usw. Bemerkenswert ist weiter, daß auch bei Experimenten mit chemisch 
oder elektroosmotisch gereinigter Kieselsäure unkontrollierbare Nebenumstände mit- 
wirken, welche bei scheinbar identischer Anordnung ganz differente Resultate bedingen. 
Zunz hält es für wahrscheinlich, daß die Antigen-Antikörper-Reaktionen zu den be- 
schriebenen mechanischen und elektrochemischen Adsorptionsprozessen in enger Ver- 
wandtschaft stehen. Doerr (Wien). 

Fiorini et A. Zironi: Immunicorps et rayons Röntgen. (Immunkörper und 
Röntgenstrahlen.) (Möp. majeur, Cremone.) Arch. d’electr. med. Jg. 22, Nr. 375, 
S. 113—116. 1914. 

Untersuchungen über die Wirkung der Röntgenstrahlen auf die Agglutinin- 
bildung, auf das hämolytische Komplement ablenkende Antikörper, sowie auf Än- 
derungen, die Bestrahlungen für die Agglutinabilität auslösen. Als Versuchstier kam 
nur das Kaninchen in Frage. Die Tiere wurden zunächst intraperitoneal inokuliert, 
ein Teil der Tiere bestrahlt. Bestrahlungen — 16 X, Filter von 1 mm Aluminium — 
beeinflußten die Agglutininproduktion nicht, einerlei ob nach der ersten oder nach 
mehrfacher Impfung bestrahlt wurde. Ebensowenig wurde die komplementablenkende 
Fähigkeit desselben Serums — Typhusbacillen und Immunserum — durch die Be- 
strahlung verändert. Die Hämolysinproduktion — Inokulationen mit Hammelblut — 
wurde ebenfalls durch Bestrahlungen unbeeinflußt gelassen. Es wurde übrigens der 
einmal erreichte Titer auch durch nachfolgende Irradiationen nicht modifiziert, voraus- 
gesetzt, daB filtrierte Bestrahlungen bis zu 12 X stattfanden. Serumimmunkörper 
wurden durch Irradiation nicht alteriert, vielleicht reduzierte sich der Komplement- 
gehalt des Serums ein wenig. Die Bestrahlung von Typhuskulturen endlich, derart, 
daB im ganzen 12 bis 16 X zur Absorption kamen, beeinflußte die Agglutinabilität 
der Kulturen bzw. ihre Wachstumsenergie nicht. Carl Klieneberger (Zittau). 

Kolmer, John A.: Concerning experimental anaphylaxis in labor. (Über ex- 
perimentelle Anaphylaxie während der Geburt.) (Laborat. of exp. pathol., 
uniw., Pennsylvania a. hosp. f. contag. dis., Philadelphia.) Journal of med. res. 
Bd. 29, Nr. 3, S. 425—431. 1914. 

Trächtige Meerschweinchen wurden bei Beginn oder kurz vor der Geburt mit intra- 
venösen Injektionen von relativ großen Dosen mütterlichen Meerschweinchenserums 
behandelt, welches kurz vor oder kurz nach der Geburt entnommen war. Ein Einfluß 
auf die Geburt wurde nicht ausgeübt, ebenso auch nicht durch Seruminjektionen von 
neugeborenen Tieren, auch nicht durch Placentaextrakte und durch menschliches 
Placentaserum. Subcutane Injektionen von Placentaserum waren bei 8 schwangeren 
Frauen ohne jeden Einfluß auf den Uterus; auf Temperatur, Puls und Respiration 
hatten sie keine oder nur sehr schwache Wirkung. Die Theorie von Heide, daß bei 
der Schwangerschaft die Mutter durch fötale Stoffe nach und nach sensibilisiert wird 
und bei Beginn der Geburt eine Überschwemmung des mütterlichen Blutes durch kind- 
liches Antigen einsetzt, daß also die Geburt als anaphylaktischer Prozeß anzusehen 
ist, wird durch die vorliegenden Versuche nicht gestützt. Eisner (Berlin). 

Salus, Gottlieb: Biologische Versuche mit Organplasma. (Hyg. Inst., dtsch. 
Univ. Prag.) Biochem. Zeitschr. Bd. 60, H. 1, S. 1—24. 1914. 

Der Übergang von Blut- zum Organeiweiß ist mit vollem Verlust der antigenen 
Bluteigenschaften und mit starkem Absinken und Verflachen antigener Fähigkeiten 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 44 


— 690 — 


überhaupt verbunden. Das Organeiweiß ist blutfremd und arm an Antigenen, ganz 
besonders spezifischen. Das Organplasma ist auch chemisch vom Serumeiweiß voll- 
kommen verschieden. Immunkörper gegen Serumeiweiß (präcipitierende, komple- 
mentbindende, anaphylaktogene) wirken nicht mit Organplasma (Niere, Muskel) 
als Antigen. Durch Vorbehandlung mit Organplasma entstehen auch keine Antikörper 
gegen Serumeiweiß. Präcipitierende Antikörper gegen Organeiweiß sind schwer zu 
erhalten; leichter gelingt es, wenigstens vom Meerschweinchen, komplementbindende 
Antikörper zu gewinnen. Am leichtesten gelingt die anaphylaktische Sensibilisierung 
von Meerschweinchen mit Organplasma (Niere, Muskel). Diese Antikörper sind jedoch 
nicht art- oder organspezifisch, sondern zeigen nur einen niederen Grad der Spezifität, 
„die Spezifität des Organeiweißes“. Es läßt sich aus den Versuchen noch 
nicht sicher entscheiden, ob den artgleichen Organplasmen ein Vorzug zukommt. 
Die Menge des zur Reinjektion einverleibten Eiweißes dürfte jedenfalls für die Schwere 
des anaphylaktischen Shocks entscheidend sein. Man kann durch den anaphylaktischen 
Shock nicht ein bestimmtes Organeiweiß nachweisen, wohl aber entscheiden, ob über- 
haupt natives Organejweiß vorliegt. Das hammelhämolytische Antigen der Meer- 
schweinchennieren geht leicht ins Organplasma über und man erzeugt mit diesem 
bei Kaninchen hochwertige hammelblutlösende, per venam für Meerschweinchen giftige 
Antisera. Bei Hühnern, die das gleiche Organantigen besitzen, und bei Meerschwein- 
chen selbst, sind solche Sera durch Behandlung mit Meerschweinchennierenplasmen 
nicht zu erzielen. — Nahrungseiweiß wird durch die Funktion der Verdauungssäfte 
zunächst zu artspezifischem Eiweiß. Die Artspezifität ist aber nur ein Durchgangs- 
stadium und endet schon beim löslichen Organeiweiß. Im Innern der Zellen ist eine 
geringe Menge spezifischen präcipitinogenen Antigens eingeschlossen. Lösliches Organ- 
eiweiß ist total blutfremd und hat nur sehr geringen, wenig spezifischen Antigenbestand. 
Die Linsensubstanz ist blutfremd und von den übrigen Organen chemisch verschieden : 
dagegen sind die verschiedenen Linsensubstanzen chemisch gleich. Es besteht eine 
Organspezifität der Linse erwachsener Menschen und Tiere. Erythrocyten sind organ- 
spezifisch und artspezifisch, zeigen also den höchsten Grad der Spezifität. Da nephri- 
tischer Harn mit präcipitierenden und komplementbindenden Serumantiseris reagiert 
und als Antigen Antikörper erzeugt, die mit dem Blutserum der gleichen Art reagieren, 
so ıst anzunehmen, daß das Harneiweiß vom Blutserum herstammt. Die Versuche 
des Verf. sprechen in diesem Sinne und gegen die Annahme, daß das Harneiweiß aus 
dem geschädigten Nierengewebe kommt. 1. Es trat meist eine Präcipitation mit Blut- 
serumantiserum ein. 2. Es ließen sich durch Injektionen von Eiweißharn präcipi- 
tierende Sera gegen Menschenserum erzeugen. 3. Antimenschenserum, das mit nephri- 
tischen Harnen Präcipitate gab, präcipitierte nicht mit löslichem Nierenorganeiweiß. 
4. Menschennierenplasma-Antisera gaben mit Blutserum und Nephritisharn weder 
Präcipitation noch Komplementbindung. 5. Mit Nephitisharn konnte keine anaphy- 
laktische Sensibilisierung für blutfreies Organeiweiß ausgeführt werden. Eisner. 


Stoffwechsel. 

Aligemeine Physiologie und Pathologie, Chemie der Organe, Methodik : 
Leimdörfer, Alfred: er den Einfluß der intravenösen Infusion von sauren, 
alkalischen und Neutralsalz-Lösungen auf den respiratorischen Stoffwechsel. (I. med. 
Univ.-Klin., Wien.) Biochem. Zeitschr. Bd. 59, H. 5/6, S. 451—469. 1914. 

Ausgehend von der experimentell festgestellten Tatsache, daß allmähliche Säure- 
vergiftung den Grundumsatz stark erniedrigt, Alkalizufuhr ihn steigert, untersucht 
Leimdörfer den Stoffumsatz bei Kaninchen unmittelbar nach Applikation von 
sauren, alkalischen und Neutralsalzlösungen. Methodik: Zuntz-Geppertscher 
Apparat; 3—10%, Mononatriumphosphat, Y,—!/,-n-Salzsäure-, 2—6%, Na-Carbonat.-. 
5—10% Trinatriumphosphat-, 1/,—!/, n-Natronlauge-, 4% NaCl-Lösung intravenös. 
Infusionsgeschwindigkeit 1 ccm pro Minute. Vorversuch über den Normalwert, eigent- 





aa > Ėė — 


— 69 — 


licher Versuch im Verlauf der Infusion. Nach Abrechnung der durch erhöhte Venti- 
lation bedingten Steigerung des O,-Verbrauchs ist der Grundumsatz auch bei akuter 
Säurezufuhr herabgesetzt durch Einschränkung des Zellstoffwechsels, nicht des Funk- 
tionsstoffwechsels; CO,-Ausscheidung steigt im Verhältnis zum O stärker an bei niedrig 
konzentrierten, sinkt bei hoch konzentrierten Lösungen weniger als der O-Verbrauch. 
Respiratorische Quotienten > 1 wurden nicht beobachtet.. Ein Versuch mit kon- 
zentrierter Salzlösung weist keine Änderung der Oxydation auf. Konzentrierte Alkali« 
lösung bewirkt ebenfalls eine Herabsetzung des Grundumsatzes. Ursache für beide 
Erscheinungen ist die Änderung der Salzkonzentration des Blutes. Dieselbe Erklärung 
wird für die beobachtete, ebenfalls umsatzvermindernde Wirkung der Na-Cl-Infusionen 
angenommen. Anden Versuchstieren wurden während der Infusion Muskelbewegungen, 
Atmungs- und Reflexstörungen sowohl bei sauren als auch bei alkalischen Lösungen 
beobachtet. Weiland (Kiel). 

Cervello, C., und F. Girgenti: Qualitativer und quantitativer Nachweis des Acetons. 
PhysiologischeA cetonurie.EinflußeinigerArzneimittelaufdieHungeracetonurie.(Phar- 
makol.Inst., Univ. Palermo.) Arch.f.exp.Pathol.u.Pharmakol.Bd.75,H.3/4,8.153-167.1914. 

Nach kurzer Darlegung des heutigen Standes der Acetonfrage kritische Bespre- 
chung der qualitativen und quantitativen Methoden des Acetonnachweises. Auf 
Grund vergleichender methodischer Studien haben die Verff. folgende Methoden als 
„Methoden der Wahl“ für ihre Untersuchungen erkannt. 


Qualitativ: Methode von Lieben nach vorangegangener Destillation des mit Schwefel- 
säure schwach angesäuerten Harns; quantitativ: eigene Methode, die von der empirisch ge- 
fundenen Tatsache ausgeht, daß eine wässerige Acetonlösung von bestimmtem Gehalt bei der 
fraktionierten Destillation zu 4 ccm eine positive Liebensche Reaktion bei einer ganz be- 
bestimmten Anzahl von Destillatfraktionen gibt (näheres s. Original). 


Bei ihren Untersuchungen über physiologische Acetonurie kommen die Verff. 
zu dem Resultate, daß jeder Harn von gesunden Menschen, Hunden und Kaninchen 
Aceton enthält. Vereinigte erste Destillate von großen Mengen normalen Harns 
ergaben nach erneuter Destillation sogar mit dem viel weniger als das Liebensche 
empfindlichen Penzoldtschen Reagens eine positive Acetonreaktion. Durch diese 
Untersuchungen ist festgestellt, daß es in der Tat eine physiologische Acetonurie 
gibt, daß Aceton ein normaler und konstanter Bestandteil des Harns ist. Der be- 
kannten Tatsache, daß beim Menschen im Hunger größere Mengen von Aceton im 
Harn auftreten, fügen die Verff. die bisher umstrittene hinzu, daß auch beim Hunde 
beim Hungern die Quantität des Acetons im Verhältnis zur Dauer des Hungers zu- 
nimmt. Lampe (München). 

Sassa, Renpei: Zur Frage der Glykokollsynthese im Organismus. (Physiol. 
Inst., Uniw. Wien.) Biochem. Zeitschr. Bd. 59, H. 5/6, S. 353—361. 1914. 

Durch Injektion von glyoxylsaurem Natron bzw. Ammoniak kann der Säugetier- 
organismus (Kaninchen) kein Glykokoll synthetisch aufbauen. Auch außerhalb des 
Körpers bei Digestion dieser Salze mit Leberbrei von Schweinen ist kein Anzeichen 
einer derartigen Synthese zu konstatieren gewesen. Dohrn (Berlin). 

. Urechia, C.-I.: L’urée dans le sang et dans Purine des chiens thyroparathy- 
roidectomisés. (Der Harnstoffgehalt im Blute und Urin der thyreopara- 
thyreoidektomierten Hunde.) (Laborat. de psychiatr. du prof. A. Obregia, Bucarest.) 
Arch. de med. exp. et d’anat. pathol. Bd. 26, Nr. 1, S. 86—93. 1914. 

Bei thyreoparathyreoidektomierten Hunden tritt eine Erhöhung des Harnstoff- 
gehaltes des Blutes und des Harnes nach der Operation ein. Isaac (Frankfurt). 

Cameron, A. T.: The iodine content of the thyroid and of some branchial 
cleft organs. (Der Jodgehalt der Thyreoidea und einiger Kiemenspalten- 
Organe.) (Dep. of. physiol. a. physiol. chem., univ. of Manitoba, Winnipeg.) Journal 
of biol. chem. Bd. 16, Nr. 4, S. 465—473. 1914. 

Untersuchungen über den Gehalt der Thyreoidea und Parathyreoidea der Taube, 
des Alligators, des Frosches und des Seehundes. Brahm (Berlin). 

44* 


— 692 — 


Rona, P., und Z. Bien: Zur Kenntnis der Esterase des Blutes. Mitteilg. b. (Stadi. 
Krankenh. am Urban, Berlin.) Biochem. Zeitschr. Bd. 59, H. 1/2, S. 100—112. 1914. 

(Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 1, S. 486.) Bei der systematischen Untersuchung 
der Wirkungsbedingungen der Blutesterase in bezug auf die H-Ionenkonzentration 
des Mediums fanden Verff., daß innerhalb der eingehaltenen Grenzen die Kon- 
zentration der Lösung an Phosphat keinen Einfluß auf die Fermentwirksamkeit 
ausübt. Hingegen ist die H’-Ionenkonzentration, die durch Änderung des Verhält- 
nisses zwischen primärem und sekundärem Phosphat und durch sekundäres Phos- 
phat + n/io NaOH in den von Verff. eingehaltenen Grenzen variiert werden kann. 
von ausschlaggebender Bedeutung für die fermentative Spaltung. Im Gebiete des 
Optimums ist die Blutesterase als Anion vorhanden. Anschließend finden sich 
Untersuchungen über die Spaltbarkeit verschiedener Ester durch die Esterase des 
Kaninchenblutes. Es wurden geprüft Tributyrin, Triisobutyrin, Trivalerin, Triiso- 
valerin, Triisopropionin, Tricaproin. Es zeigte sich, daß die verschiedenen Ester 
von der Esterase verschieden schnell angegriffen werden. Es ist sichergestellt, daß 
die Blutesterase sicher von der Magenlipase, möglicherweise auch von der Darm- 
lipase verschieden ist. Brahm (Berlin). 


Horsters, Hans: Über die Einwirkung von Milchschimmel auf Phenylamino- 


essigsäure. (Chem. Inst., Univ. Bonn.) Biochem. Zeitschr. Bd.59, H. 5/6, S.444-450. 1914. 
Durch Hefe konnten Neubauer und Fromherz den direkten Übergang von Pheny!- 
aminoessigsäure zur ]-Mandelsäure über die Phenylglyoxylsäure nachweisen. Verf. fand nach 
10 wöchigem Einwirken von Oidium lactis auf Phenylaminoessigsäure zwar Spuren von Phenyl- 
glyoxylsäure, ist jedoch der Ansicht, daß diese Bildung durch Oxydation entstandener Mande!- 
säure zu erklären ist, und daß die Mandelsäure durch einfache Desamidierung der Phenylamino- 
essigsäure mit gleichzeitigen Wasseranlagerungen stattfindet. Dohrn (Berlin). 


Küster, William, und Johannes Weller: Über die Synthese der Hämatinsäure. 
(Techn. Hochsch., Stuttgart.) Ber.d. dtsch. chem. Ges. Jg. 47, Nr. 3, S. 532—536. 1914. 


Herzfeld, E.: Versuche mit Triketohydrindenhydrat. Eine Methode zur quan- 
titativen Bestimmung der NH, - COOH-Gruppe. (Med. Unw.-Klin., Zürich.) Bio- 
chem. Zeitschr. Bd. 59, H. 3/4, S. 249—259. 1914. 

-Das von Abderhalden bei seiner biologischen Reaktion zum Nachweis proteo- 
lytischer Abbauprodukte angewandte Triketohydrindenhydrat (Ninhydrin) reagiert 
unter Violettfärbung nicht nur mit Aminosäuren, sondern auch noch mit einer Reihe 
anderer Körper, die zum Teil auch im Blute normalerweise vorkommen. Es ist nun 
von Bedeutung, zu wissen, ob diese Körper (Ammoniak, Ammoniumcarbonat, Am- 
moniumoxalat, Harnstoffderivate u. a.) beim Abderhaldenschen Dialysierverfahren 
irgendeinen Einfluß auf den Ausfall der Reaktion gewinnen können. Da — wie schon 
Abderhalden betont — das Zustandekommen dieser Farbreaktion von der vorhan- 
denen Konzentration der gelösten Substanz abhängt, untersuchte Herzfeld eine 
größere Anzahl solcher Körper in der Weise, daß er, um das Optimum der Reaktion 
zu erhalten, das Reaktionsgemisch zur Trockene eindampfte. Er fand so, daß die im 
Blute auftretenden, reaktionsfähigen Substanzen bei der geringen in Betracht kommen- 
den Konzentration für die Abderhaldensche Reaktion ohne Bedeutung sind. Im 
Anschluß an diese Untersuchungen bestimmte H. auf spektralphotometrischem Wege 
die Menge der an der Ninhydrinreaktion beteiligten NH,COOH-Gruppen, und zwar 
für verschiedene Aminosäuren, Eiweißkörper, dann aber auch für das Serum Normaler 
und Gravider. Bei der Untersuchung der Sera bediente er sich des Dialysierverfahrens. 
Über die physikalische Seite der Methode siehe Näheres im Original. Nachdem in Vor- 
versuchen die Empfindlichkeit der spektralphotometrischen Methode erwiesen war, 
ergaben die eigentlichen Untersuchungen, daß die Menge der mit Ninhydrin reagieren- 
den Körper — wie dies theoretisch zu erwarten war — von den Eiweißkörpern über die 
Peptone zu den Aminosäuren stetig zunimmt. Außerdem wies H. — ohne damit 
etwas für oder gegen die Spezifität dieser Fermente beweisen zu können — auf dem- 


— 693 — 


selben Wege quantitativ nach, daß das Serum Gravider gegenüber dem Serum Normaler 
stark abbauende Faktoren enthielt. Wildermuth (Halle). 

Lust, F., und L. Klocman: Bemerkungen zu der Arbeit: „Organanalysen bei 
Barlowscher Krankheit‘‘ von H. Bahrdt und F. Edelstein. (Kinderklin., Heidel- 
berg.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 10, H. 2/4, S. 350—351. 1914. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 9, S. 528. 

Bahrdt, H., und F. Edelstein: Erwiderung auf die Bemerkungen zu der Arbeit 
von H. Bahrdt und F. Edelstein: „Organanalysen bei Barlowscher Krankheit“ 
von F. Lust und L. Kloeman. (Kaiserin Auguste Victoria-Haus z. Bekämpf. d. Säug- 
lengssterbl. ı. Disch. Reiche, Charlottenburg.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 10, 
H. 2/4, 8. 352. 1914. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Eiweißstoffwechsel : 

Abderhalden, Emil: Notizen über die Verwertbarkeit des Dialysierverfahrens 
bei klinischen und biologischen Fragestellungen. Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, 
Nr. 5, S. 233—238. 1914. 

Verf. bespricht die bei der Ausführung des Dialysierverfahrens einzuhaltenden 
Vorsichtsmaßregeln und Fehlerquellen und hält die Forderung für wichtig, daß niemand 
mit dem Dialysierverfahren arbeitet und über die damit gemachten Erfahrungen 
etwas veröffentlicht, der sich nicht ausgewiesen hat, daß er normale Individuen beiderlei 
Geschlechts von Schwangeren unterscheiden kann. Für die Abschätzung der Ver- 
wertbarkeit des Nachweises von Abwehrfermenten für klinische Fragestellungen ist 
es von größter Wichtigkeit, daß festgestellt wird, inwieweit die Abwehrfermente 
spezifisch auf bestimmte Substrate eingestellt sind. Zur Entscheidung dieser Ver- 
fahren ist das Dialysierverfahren keine ideale Methode, wegen Unzuverlässigkeit der 
Dialysierschläuche. Verf. versuchte ein Verfahren, bei welchem keine Dialyse benötigt 
wird, indem er das zu prüfende Serum im Reagensglas mit dem Organ zusammen- 
brachte und dann das Eiweiß durch Fällungsmittel völlig entfernte. Dies Verfahren 
gibt gute Resultate, wenn es gelingt, jede Spur von Eiweiß abzutrennen. Verf. hält 
die Methode nur für Untersucher verwendbar, die mit chemischen Arbeiten und speziell 
mit der Eiweißchemie vertraut sind. Auch hat der Verf. z. Z. die Ultrafiltration 
zur Trennung der kolloidalen von den übrigen Stoffen herangezogen. Eine weitere 
große Fehlerquelle sieht Verf. in den Eigenschaften des zu verwendenden Substrates, 
welches ja immer auch nach Entfernung des Blutes Bindegewebe und vielleicht noch 
Lymphe enthalten kann. Nach Ansicht des Verf. muß angestrebt werden, nicht Sub- 
strate zu gewinnen, die möglichst unspezifische Reaktionen ergeben, sondern es müssen 
solche ausgewählt werden, die im Gegenteil möglichst spezifische Reaktionen liefern. 
Bei Carcinomuntersuchungen müßte nach Ansicht des Verf. ausgeschlossen werden, 
daß das befallene Gewebe im Substrate zugegen ist. Nach Ansicht des Verf. ist die 
beste Kontrolle die Verwendung des gleichen Organes zu gleicher Zeit bei verschiedenen 
Fällen. Im weiteren Verlauf wendet sich Verf. gegen den Vorschlag von Oeller und 
Stephan (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 9, S. 225), zum Nachweis der Spezifizität der 
Wirkung der Abwehrfermente beständig viele Organe mit dem Serum anzusetzen. Bei 
der Auskochung der Organe ist möglichst wenig Wasser zu benutzen. Schließlich 
wendet sich Verf. gegen die Behauptung Oellers und Stephans, daß dem Dialysier- 
verfahren kardinale Fehler anhaften, auch hält er die von diesen Autoren beschriebene 
Vorrichtung zum gleichzeitigen Erhitzen mehrerer Reagensgläser für nicht einwandfrei 
und beschreibt einen von ihm selbst angegebenen Apparat. Brahm (Berlin). 

Fekete, Alexander, und Felix Gál: Der Nachweis bakterienfeindlicher Schutz- 
fermente mit Hilfe der Abderhaldenschen Dialysiermethode. (ZI. Univ.-Frauenk!in., 
Budapest.) Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gynaekol. Bd. 39, H. 1, 8. 21—26. 1914. 

Fekete und Gälspritzten Kaninchen verschiedene Bakterienarten (Koli, Staphylo- 
kokken, Typhus, Paratyphus) intravenös ein, um nachher mittels des Dialysierver- 


— 694 — 


fahrens festzustellen, ob im Serum der so behandelten Tiere Abwehrfermente gebildet 
worden waren oder nicht. Sie fanden, daß das normale Serum keinerlei auf Bakterien 
eingestellte Fermente besitzt, ferner, daß nach Injektion abgetöteter Bakterien ım 
Serum Fermente auftreten, die solche abzubauen imstande sind. Inwieweit diese 
Fermente spezifisch auf die einzelnen Bakterienarten eingestellt sind, läßt sich zurzeit 
auf Grund des vorliegenden Materials allein mit absoluter Sicherheit nicht entscheiden, 
es scheint aber auch hier sich der Begriff der Spezifität der Fermente zu bestätigen. 
Dafür spricht neben den anderen auch folgender Versuch: Verff. legten dem Serunı 
einer pyelitiskranken Frau, in deren Uretherurin Kolibacillen als Reinkultur nachge- 
wiesen waren, Kolibacillen und Staphylokokken vor; erstere wurden stark abgebaut, 
.etztere nicht. Wildermuth (Halle). 

Fuchs, Adolf, und Adalbert Fremd: Über den Nachweis proteolytischer Ab- 
wehrfermente im Serum Geisteskranker durch das Abderhaldensche Dialysierver- 
fahren. (Hei- u. Pflegeanst., Kaufbeuren.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, Nr. 6, 
S. 307—310. 1914. 

Die Verff. interessierte vor allem die Frage, ob sich im Serum Geisteskranker 
außer den von anderer Seite festgestellten auch Abwehrfermente gegen Pankreas- 
protein fänden. Die Resultate ihrer Untersuchungen sind folgende: bei manisch- 
depressivem Irresein ergab sich nur in einem Falle, der durch einen Diabetes mellitus 
kompliziert war, eine schwach positive Reaktion; bei Dementia praecox ist in jedem 
Falle neben dem Abwehrferment gegen Geschlechtsdrüsen ein Abwehrferment gegen 
Pankreas nachweisbar; bei der progressiven Paralyse ergibt ein großer Teil der Fälle 
mit Pankreaseiweiß eine positive Reaktion. Bei ihren Untersuchungen über die Ver- 
wendbarkeit tierischer Organe als Substrate bei dem Dialysierverfahren kommen die 
Verff. zu dem Ergebnis, daß mit Kuhovar und Stiertestikel ebenso gute Resultate er- 
zielt werden, wie mit den korrespondierenden menschlichen Organen. Lampe. 

Plaut, F.: Über Adsorptionserscheinungen bei dem Abderhaldenschen Dialy- 
sierverfahren. (Psychiatr. Univ.-Klin., München.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 61, 
Nr. 5, S. 238—241. 1914. 

Verf. berichtet über Versuche an Serum von Geisteskranken, bei welchen an Stelle 
der Organstückchen anorganische Substanzen, wie Kaolin, Bariumsulfat, Talkum 
und Kieselgur benutzt wurden. Im übrigen wurden die Vorschriften Abderhaldens 
in allen Details auf das peinlichste gewahrt. Vor Beginn der Versuchsserie wurden 
die Substanzen !/, Stunde lange ausgeglüht. Die Ninhydrinreaktion fiel mit ihnen 
negativ aus. Es konnte durch die Untersuchungen gezeigt werden, daß durch die 
Anwesenheit anorganischer, nicht abbaufähiger Substanzen eine Vermehrung der 
mit Ninhydrin reagierenden Abbaustoffe im Dialysat veranlaßt werden kann. Auch 
der umgekehrte Fall wurde einigemal beobachtet, daß die anorganischen Substanzen 
ebenso wie die Organstückchen infolge Adsorption hemmende Wirkungen ausüben. 
Es reagierte nur eine Minderzahl der Sera mit je einer Substanz positiv; sowohl orga- 
nische wie funktionelle Erkrankungen können positiven Ausfall ergeben. Die einzelnen 
Sera verhielten sich den verschiedenen Substanzen gegenüber verschieden, das gleiche 
Serum konnte mit einer Substanz positiv, mit einer anderen fraglich, mit einer dritten 
negativ reagieren. Aus der Divergenz der Resultate läßt sich nach Ansicht des Verf. 
entnehmen, daß quantitative Unterschiede des Fermentgehaltes der einzelnen Sera 
für das Zustandekommen des Phänomens bedeutungslos sind, vielmehr dürfte es 
sich um individuell sehr verschiedene physikalische Einstellungen der adsorbierbaren 
Eiweißsubstanzen gegenüber dem jeweils herangezogenen anorganischen Substrate 
handeln. Die Möglichkeit, daß Organstückchen die gleiche physikalische Rolle wie die 
anorganischen Substanzen spielen können, ist nicht zu bestreiten. Nach Ansicht dee 
Verf. kann es sich in den Fällen, wo die positive Ninhydrinprobe auf Adsorptions- 
erscheinungen zurückzuführen ist, nur um unspezifische Vorgänge handeln. Hieraus 
ergibt sich vom praktischen Standpunkte aus, daß mit einer Fehlerquelle zu 


— 695 — 


rechnen ist, deren Nichtbeachtung zu irrtümlichen klinischen Schlußfolgerungen führen 
muß. Brahm (Berlin). 

Weichardt, Wolfgang: Über die Wirkung gewisser parenteral entstehendėr 
Eiweißspaltprodukte. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 22, H. 4/5, 
S. 586—593. 1914. 

Körpereigenes Eiweiß, welches nicht aufgespalten wird, ist für das betreffende 
Individuum vollkommen ungiftig. Zerfällt es jedoch durch fermentative Prozesse 
oder durch chemische und physikalische Einflüsse, so treten Spaltprodukte von ver- 
schiedener Wirksamkeit auf. Verf. konnte durch Dialyse hochmolekulare Spaltpro- 
dukte von weniger hochmolekularen Stoffen trennen, welche “eine ganz bestimmte 
einheitliche Wirkung zeigten. Wird eine Lösung solcher Spaltprodukte kleinen Tieren 
unter die Haut gespritzt, so geraten sie bald in Sopor; die Atmung wird langsamer 
und die Körpertemperatur sinkt um 6—8° C. Diese Stoffe sind durch minimale Men- 
gen, zum Teil chemisch definierbarer Substanzen zu entgiften. Solche entgiftende 
Stoffe, „Retardine‘“ (‚Hemmungskörper‘) genannt, sind vom Verf. dargestellt 
und untersucht worden. Sie werden auch fabrikmäßig aus reinem Pflanzeneiweiß 
hergestellt. Die natürliche Ermüdung, die wahrscheinlich auf ‚„Ermüdungstoxinen“ 
von oben beschriebener einheitlicher Wirkung beruht, wird durch experimentelle 
Retardinapplikation günstig beeinflußt. Möglicherweise vollziehen sich bei der Er- 
müdung und Erholung im Organismus ähnliche Vorgänge: Ermüdung durch hoch- 
molekulare, toxisch wirkende Spaltprodukte (Ermüdungsstoffe), die durch Retardine 
entgiftet werden (Erholung). Nach kurzdauernder Ermüdung durch geringe Men- 
gen von Spaltprodukten, tritt Erholung mit erhöhter Leistungsfähigkeit ein, ‚Proto- 
plasmaaktivierung“, z.B. bei Turn- und Sportübungen, wo die zweite Übung oft besser 
gelingt als die erste. Auch wiederholte Injektion geringer Dosen von chemischen 
Substanzen (zusammen jedoch weniger als die tödliche Dosis) machte bei Mäusen das 
gleiche Bild, welches man durch Injektion von Ermüdungsstoffen oder nach langen 
Muskelbewegungen zu sehen gewohnt ist. Eine mit Chemikalien hervorgerufene Er- 
müdung ist ebenso, wie die durch körperliche Anstrengung verursachte, durch Retar- 
dine zu beheben, ja es tritt auch danach erhöhte Leistungsfähigkeit ein. Es braucht 
beim Auftreten von Eiweißspaltprodukten nicht immer Fermentwirkung vorausgesetzt 
werden. Der Schlaf kann als ein Zustand angesehen werden, in dem die Kuppelung: 
Ermüdungstoxin- (Kenotoxin-) Antikörper unter Hintansetzung anderer chemischer 
Prozesse vor sich geht. Stehen reichlich Antikörper zur Verfügung (in der Jugend), so 
ist der Schlaf ausgiebiger. Retardine sind nicht schlafhindernd, sie unterstützen aber 
wohl die durch den Schlaf zu bewirkende Erholung. Verf. hat zum Nachweis der 
Eiweißspaltprodukte den Einfluß auf die Katalysatorentätigkeit gewählt. Kleine 
Mengen regen diese an, größere lähmen sie. Bei chronischen schweren Zerfallsprozessen 
ist die Katalysatorentätigkeit des Blutes gelähmt (Dementia praecox u. a.), bei akuten 
und physiologischen Zerfallsprozessen (z. B. Gravidität) ist sie meist erhöht. Beim 
normalen Menschen ist als sicher erwiesen, daß die im Verlaufe mehrstündiger Arbeit 
eintretende Ermüdung durch Retardin gehemmt werden kann. Eisner (Berlin). 

Fermi, Claudio: Untersuchungen über Spezifizität und andere Eigenschaften 
der Ektoproteasen. Kap. 12/28. Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektions- 
krankh., Orig. Bd. 72, H. 6/7, S. 401-455. 1914. 

Vgl. dieses Zentralbl. Bd. 6, S. 289 u. Bd. 7, S. 412. 

Die Ektoproteasen d. h. von Zellen nach außen abgebbare proteolytische Fermente 
wurden vom Verf. besonders hinsichtlich ihrer spezifischen, d. h. gegen bestimmte, 
chemisch darstellbare Eiweißarten gerichteten Wirkung geprüft. Es wurde ver- 
sucht, aus anscheinenden Gemischen von proteolytischen Fermenten, z. B. Trypsin, 
die einzelnen, gegen bestimmte Eiweißarten gerichteten Fermente, z. B. das sero- 
Iytische oder glutinolytische, zu isolieren. Es gelang auf keine Weise, eine „Teilpro- 
tease‘‘ abzutrennen und die Existenz von spezifischen, z. B. lediglich serolytisch oder 


— 696 — 


glutinolytisch wirkenden Fermenten nachzuweisen. Die Versuche des Verf., welche 
auf einer sehr reichhaltigen Methodik aufgebaut sind, sprechen sämtlich dafür, daß 
die Wirkung der Ektoproteasen nicht auf verschiedene, selbständige Fermente zurück- 
zuführen ist, sondern auf ‚mehrere Fähigkeiten‘ eines einzigen, für die verschie- 
denen Fermente nach ihrer Herkunft charakteristischen Enzymmoleküls, ver- 
schiedene Eiweißkörper zugleich anzugreifen. Toenniessen (Erlangen). 


Bassler, Anthony: Azoturia (diabdte azoturique). (Azoturie [Stickstoff- 
diabetes].) Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 62, Nr. 4, S. 282—285. 1914. 

Ein der französischen Literatur entstammendes Krankheitsbild: Polyurie, Poly- 
dipsie, Polyphagie und Autophagie ohne Eiweiß- und Zuckerausscheidung, dagegen 
mit einer zum Teil beträchtlich erhöhten N-Ausfuhr im Harn. Klinisch noch starke 
Schweiße, Muskelschwäche, Blutungen in Glaskörper und Retina; später kachektische 
Ödeme. — Es soll sich entweder um eine nervöse Störung des Stoffwechsels oder eine 
Störung der Leberfunktion handeln. N-Ausscheidung pro die: Harnstoff 40—150 g, 
Harnsäure bis 9 g, Kreatinin und Uroxanthin bis über 70 g. Chloride 15—30 g pro die, 
P,O; 5—6 g. Stets positive Aldehydreaktion (nach Ehrlich). Es kommen auch 
Kombinationen resp. Übergänge zu Diabetes mellitus, Phosphatdiabetes und Diabetes 
insipidus vor. Therapie: Völlige Ausspannung und körperliche Ruhe. Keine Über- 
ernährung! Arzneilich Extractum valerianae in großen Dosen, 8—30 g pro die; ferner 
Arsen und Opium. — Leider ist die Prognose in ausgesprochenen Fällen dubiös bis 
schlecht. Beuttenmüller (Stuttgart). 


Symptomatische Stoffwechselanomalien : 


Schwartz, Hans J.: Studies in the metabolism of dermatitis herpetiformis and 
prurigo: their relation to anaphylaxis. (Studien über den Stoffwechsel bei 
Dermatitis herpetiformis und Prurigo: ihre Beziehungen zur Anaphy- 
laxie.) (Cornell uniw., Med. school, New York City.) Journal of cut. dis. Bd. 31, Nr. 12, 
S. 994—1015. 1913. 

Verf. fand in einzelnen Fällen von Prurigo und in zweien von rekurrierender Der- 
matitis herpetiformis, von welchen einer ausführlich wiedergegeben wird, daß im 
Prodromalstadium des Anfalls der Reststickstoff im Urin zu-, der Harnstoff abnahm, 
auf der Höhe des Anfalls eine Verminderung der Urin- und N.-Ausscheidung — bei 
normaler Verteilung und Erscheinen von Eiweiß — auftrat, während beim Abklingen 
des Anfalles wieder die Verhältnisse des Prodromalstadiums beobachtet wurden. Auf 
Grund dieser Beobachtungen (Verminderung des Abbaues und Resorption artfremder 
sensibilisierungsfähiger Eiweißsubstanzen infolge nervöser, die Darmsekretion hem- 
mender Einflüsse) sowie aus klinischen und experimentellen Analogien (namentlich 
Heilner: Hemmung des N-Stoffwechsels bei Anaphylaxie) glaubt Verf. den Prurigo 
und die Dermatitis herpetiformis als anaphylaktische Prozesse auffassen zu können. 
Therapeutische Schlüsse: Beförderung der Darmtätigkeit und Diurese, Maßnahmen 
zur Erhöhung des Nerventonus, Beschränkung der Eiweißzufuhr, Thyroid-, Arsen- 
und Calciumdarreichung. 

In der Diskussion weisen Politzer und Gilchrist auf die Unwahrscheinlichkeit des 
anaphylaktischen Charakters der erwähnten Prozesse hin, da vor allem ihre Chronizität da- 
gegen spreche. Witzinger (München).K 

Elfer, Aladár, und Hans Geber: Stickstoff- und Mineralstoffwechselunter- 
suchungen bei Scleroderma diffusum. (Univ.-Klin. f. Haut- u. Geschlechtskrankh., 
Kolozsvár.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 113, H. 3/4, S. 261—288. 1914. 

Das Sceleroderma diffusum wird als eine Erkrankung mit Störung des Gleich- 
gewichtes der Funktion der endocrinen Drüsen angenommen. Bei einem Pat. derart 
wurde in einem beinahe dreimonatlichen Versuch mit einer Standarddiät festgestellt 
1. die Ausscheidungsverhältnisse der N-Substanzen und Mineralstoffe unabhängig von 
jedem Einfluß. 2. Dieselben nach Schilddrüsen-Thymus- und Glanduitrindarreichung. 
10 Tage Vorperiode, 17 Tage Versuch ohne Medikamente. Zur Erzielung von N-Gleich- 


— 6971 — 


gewicht waren 15 Tage erforderlich; die Ausscheidungsverhältnisse für Mineralstoffe 
ergaben nichts Charakteristisches. Während der medikamentösen Periode zeigten die 
Ausscheidungsverhältnisse ebenfalls keine nennenswerten Verschiebungen, nur N wurde 
während der Glanduitrinperiode retiniert. Weiland (Kiel). 


| Innere Sekretion. 
Schilddrüse, Nebenschüddrüsen, Thymus: 

Justus, Bruno: Beiträge zu dem Vorkommen und der geographischen Ver- 
breitung des Kropfes in der Provinz Ostpreußen. Dissertation: Königsberg 1913. 
(C. A. Scheffler.) 

Statistische Arbeiten über solche Gegenden, in welchen Kropf nur vereinzelt beobachtet 
wird, sind notwendig und von Wert, da nach der neuen Theorie von Schittenhelm und 
Weichardt nicht die Bodenformation für die Atiologie ausschlaggend ist, 
sondern die Infektion des Wassers mit Parasiten. Vorliegende Arbeit berücksichtigt 
nur Kröpfe, die aus Ostpreußen stammen. Es standen dem Verf. aus den letzten 10 Jahren 
377 Fälle aus Ostpreußen zur Verfügung. Er hat die Kropforte in eine geographische Karte 
eingezeichnet, aus der hervorgeht, daß der Kropf über diese Provinz nicht ganz gleichmäßig 
verteilt ist. Stärker befallen ist die Niederung, das Ermland und der östliche Teil der masu- 
rischen Seenplatte. Auch in Ostpreußen wird der Kropf am häufigsten in den Jahren vor und 
nach der Pubertät beobachtet. Fritz Loeb (München).CH 

Iversen, Tage: Das Verhältnis der Glandulae parathyreoideae bei Struma und 
Morbus Basedowii. Arch. internat. de chirurg. Bd. 6, Nr. 2, S. 154—221 u. Nr. 3, 
S. 255—342. 1913. i: 

1. Die Lage der Epithelkörperchen an der normalen Schilddrüse wurde in 96 Fällen 
bestimmt unter Anwendung einer eminent sorgfältigen Sektionstechnik und mikrosko- 
pischer Serienuntersuchung. Es fanden sich 2 mal je 2, 9 mal je 3, 78 mal je 4, 7 mal je 
5 E.-K. Die oberen Gland. parathyreoideae sitzen am Hinterrand der Schilddrüse ent- 
sprechend der Höhe des Ringknorpels oft dicht am Oesophagus und der Trachea, oft in eine 
Grube der Schilddrüse eingebettet. Die unteren E.-K. sind viel weniger konstant, eben- 
falls meistens auf der Hinterseite an der Trachea oder am unteren Pol. Die Beziehungen 
der E.-K. zur äußeren Kapsel sind unregelmäßig, meistens liegen sie innerhalb, dem 
Schilddrüsengewebe angedrückt. . Die Ernährung geschieht durch einen eigenen Gefäß- 
zweig, welcher in der Regel von der Art. inferior ausgeht. — 2. Lage und Bau der 
E.-K. bei der Struma. 25 Sektionsfälle, 18 Operationspräparate. In 56% fanden sich 
4; ın 36% 3 E.-K. Es ist möglich, daß einzelne Organe durch Druckatrophie ver- 
schwunden oder von der Struma ganz umwachsen waren. Eine Vergrößerung be- 
steht bei der Struma nicht. Die oberen E.-K. liegen konstant an der Hinterfläche 
der Struma in der Höhe des Ringknorpels; die unteren folgen der Ausdehnung des 
Kropfes und sind an der Hinterseite des unteren Poles zu treffen. Histologisch bieten 
sie nichts Besonderes. 3. Lage und Beschaffenheit der E.-K. bei Morbus Basedow. 
In 5 Sektionsfällen fanden sich 2 E.-K. 1 mal; 4 E.-K. 4mal. Auffallend ist, daß die 
E.-K. niemals Vergrößerung oder andere einfache Veränderungen zeigten. Folgen 
der Epithelkörperchenexstirpation beim Menschen. Die Gefahr der Tetanie ist groß, 
wenn bei der Operation nur 1 E.-K. zurückbleibt. Mit 2 E.-K. kann der Mensch leben. 
Im Zustand der Gravidität kann allerdings Tetanie ausgelöst werden. Die Enuclea- 
tionsresektion schont die E.-K. Der hypertrophische Lappen soll abgeschnitten werden, 
so daß eine 4 cm breite, dünne Gewebsschicht die E.-K., den Nervus recurrens und die 
Hauptäste der Art. inf. bedeckt. Will man Ligaturen vornehmen, so dürfen niemals 
alle vier Arterien unterbunden werden. Hotz (Freiburg).“*" 
Nebennierensystem: 

Hutinel, V.: Les lesions des capsules surrénales dans la scarlatine. (Die Ver- 
änderungen der Nebennieren bei Scharlach.) Arch. f. Kinderheilk. Bd. 60—61, 
Festschr. f. Adolf Baginsky, S. 397—413. 1913. 

Auf Grund einer Reihe von Beobachtungen, deren Krankengeschichten und Sek- 
tionsbefunde mitgeteilt werden, wird erörtert, wie weit man berechtigt ist, für den 


— 698 — 


Scharlach mit seinen Komplikationen eine Erkrankung der Nebennieren verantwortlich 
zu machen. Man wird eine solchedortam ehesten vermuten,wo zur Beobachtung kommen: 
allgemeine Prostration, Sinken des Blutdrucks, kleiner frequenter Puls, Cyanose der 
Extremitäten, Leibschmerzen, Brechreiz und Angstzustände. Die Kranken bieten dabeı 
oft besondere Symptome wie eiterige, membranöse und ulceröse Prozesse des Nasen- 
rachenraums, des weichen Gaumens und der Mundhöhle, Otitis und Schwellung der 
Cervicaldrüsen. Das Exanthem ist meist intensiv und kann oft durch das Auftreten 
eines flatschigen Erythems modifiziert werden. Gleiche schwere Allgemeinerscheinungen 
sieht man aber auch bei anderen Infektionskrankheiten auftreten. Auch lehren die 
Sektionsbefunde, daß nicht in jedem derartigen Falle die Nebennieren nachweisbar 
erkrankt sind und daß neben ihnen ebenso hochgradige Veränderungen an den übrigen 
Organen zu finden sind. Man darf deshalb wohl bei den beschriebenen Krankheits- 
bildern an eine Läsion der Nebennieren denken, aber darüber darf nicht die Rolle ver- 
gessen werden, welche die Schädigung der übrigen Organe mit sich bringt. Risel.* 


Hypophyse und Glandula pinealis : 


Fühner, H.: Die Hypophyse und ihre wirksamen Bestandteile. (Zugleich eine 
Erwiderung.) (Pharmakol. Inst., Univ. Freiburg i. Br.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 51, 
Nr. 6, S. 248—250. 1914. 

Die Arbeit wendet sich in erster Linie gegen die Angaben Popielskis, der be- 
hauptet hatte, daß den Hypophysenpräparaten eine spezifische Wirkung überhaupt 
nicht zuzusprechen sei. Die Behauptung Popielskis, daß ältere Hypophysen- 
präparate (Pituitrin usw.) blutdrucksteigernd, das Hypophysin dagegen blutdruck- 
senkend wirke, wird unter Beigabe von Blutdruckkurven zurückgewiesen. Es wird 
darin gezeigt, daß diejenigen Substanzen, die die typische Blutdruckwirkung der 
Hypophyse hervorbringen, durch Phosphorwolframsäure fällbar sind. Die Blutdruck- 
wirkung ist unabhängig von der auf die Gebärmutter. Die Substanzen mit intensivster 
Gebärmutterwirkung finden sich in der Phosphorwolframsäurefällung, nicht im Filtrat. 

Borchardt (Königsberg i. Pr.). 

Falconer, A. W.: Three cases of dyspituitarism. (3 Fälle von Dispituitaris- 


mus.) Edinburgh med. journal Bd. 11, Nr. 6, S. 487—492. 1913. 

Verf. hat 3 Fälle mit Funktionsstörungen der Hypophyse beobachtet und macht wie 
Cushing darauf aufmerksam, daß sehr komplizierte Störungen vorhanden sein können, ein- 
mal, da die Funktion des Vorder- und Hinterlappens in verschiedenem Sinne gestört sein 
kann, und zweitens, indem Symptome von früherer Hyperaktivität bei sekundärer Hypaktivität 
bestehen bleiben können. Der 1. Fall zeigte Zeichen der Hypaktivität des Vorder- und Hyper- 
funktion des Hinterlappens, der 2. Fall genau das Umgekehrte, der 3. Fall eine Vergrößerung 
der Hypophyse mit Erscheinungen von Akromegalie und Hypofunktion des Hinterlappens. 

Albert Kocher (Bern).CH 


Verdauungstraktus. 


Huber, Armin: Über das runde Magengeschwür. Korresp.-Bl. f. Schweiz. Ärzte, 
Jg. 44, Nr. 5, S. 129—142. 1914. 

Unter den ätiologischen Momenten spielt die Heredität eine gewisse Rolle. Zirku- 
lationsstörungen in der Magenwand und Hyperchlorhydrie sind pathogenetisch die 
wichtigsten Faktoren, aber sie fehlen auch in einigen Fällen, so daß neuerdings die 
nervöse Theorie (Vagotonie) an Anhängern gewinnt. Auch der Lymphatismus scheint 
prädisponierend zu wirken. Schmerzen im Epigastrium, oft auch Druckschmerz im 
Rücken '/,—1'/, Stunde nach dem Essen sind das wichtigste Symptom. Nachdem ist 
zaures Erbrechen, Nachweis von Blut in Mageninhalt und Faeces bedeutungsvoll. 
Differentialdiagnostisch kommt einfache Hyperacidität, Carcinom, Ulcus duodenı, 
nervöse Gastralgie und Enteralgie auf arteriosklerotischer Basis ın Betracht. Der 
Radiologie kommt für die Diagnose eine immer mehr wachsende Bedeutung zu. Die 
Therapie ist eine interne. Huber hält sich weder streng an das Leubeschenoch an das 
Lenhartzsche Schema, und berechnet 70%, gute Erfolge. Erst nach Versagen der 


— 699 — 


inneren Therapie, Fortdauer der Beschwerden, immer wieder rezidivierenden Blutungen, 
sofort natürlich bei Perforation hat die chirurgische Therapie (gewöhnlich Gastroenter- 
ostomie) einzusetzen. Nach der Operation ist eine weitere diätische Behandlung un- 
bedingt notwendig. e P.Schlippe (Darmstadt). 
Kemp, Sk.: Beitrag zur Pathologie und Therapie des Magengeschwüres. 2. Ulcus 
ehron. juxtapylorieum, dessen Diagnose und Behandlung. (Med. Univ.-Klin., Kopen- 
hagen.) Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 27, H. 3, S. 436—478. 1914. 
Kemp hat 37 bestätigte Fälle von Ulcus des Magens und Duodenums genau 
analysiert, um zu entscheiden, ob die Berücksichtigung der subjektiven anamnestischen 
Symptome zur Stellung einer sicheren speziell topischen Diagnose ausreicht und wieweit 
die Diagnose durch eine genaue objektive Untersuchung gefördert werden kann. Dabei 
zeigte die Betrachtung von 18 Duodenalgeschwüren und 15 Magengeschwüren (9 im 
Pylorus, 6 im Magen), daß die anamnestischen Daten der spät einsetzenden Schmerzen 
und der Periodizität bei einer Reihe von Duodenalgeschwüren fehlten und den Ulcera- 
tionen im und am Pylorus im allgemeinen angehören. Eher spricht ein konstanter, 
spontaner Schmerz etwas oberhalb und rechts vom Nabel für die duodenale Lokalisation. 
Ebensowenig wie den anamnestischen Angaben kommt den Resultaten der Unter- 
suchung eine Beweiskraft für die Lokalisation des Ulcus zu. Ausgesprochene digestive 
oder kontinuierliche Hypersekretion, Pylorospasmus, verzögerte Entleerung oder kleine 
Retention sowie Blutung sind ebenfalls ein Symptom des im Pylorus oder in seiner 
Nähe gelegenen Geschwürs. Kemp ist kein Anhänger der chirurgischen Therapie des 
Ulcus duodeni. Bei 13 von 22 intern behandelten Fällen war das Resultat sehr gut. 
Er läßt operieren, wenn Komplikationen von seiten des Peritoneums vorliegen, wenn 
kontinuierliche Retention besteht, bei chronischer Blutung und immer sich wieder- 
holenden Anfällen von Pylorospasmus, schließlich bei Fällen, die bei einer konsequenten 
inneren Behandlung nicht besser werden. Wenn operiert wird, soll zuerst allein die 
Gastroenterostomie gemacht werden, die Gefahrlosigkeit mit vorzüglichen Resultaten 
ın sich vereinigt. P. Schlippe (Darmstadt). 
Frank, E. S.: Über chronischen arterio-mesenterialen Verschluß des Duo- 
denums im Kindesalter. Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd.9, H.2, S. 99—103. 1913. 
1. 11 Monate alter Knabe, der mit 4!/, Monaten zu erbrechen anfing, meist bald 
nach der Flasche; das Erbrechen war manchmal mehr, als der Nahrung entsprach, 
manchmal grün gefärbt, nie schwarz oder fäkulent. Stuhl etwas träger als früher. 
Bei der Untersuchung: Abdomen im oberen Teil aufgetrieben. Im Epigastrium peristal- 
tische Wellen von links nach rechts. Bei der Palpation: ein bis zum Nabel reichender 
weich-elastischer Tumor, unter dem man ab und zu einen zweiten kleineren ebenfalls 
wagerecht gestellten sehen kann, der vom rechten Hypochondrium bis zur Median- 
linie reicht. Beide Tumoren bilden also eine horizontale Schlinge mit einem längeren 
und dickeren oberen und einem kürzeren und dünneren unteren Schenkel. Im oberen 
Schenkel eine Einschnürung, durch die man den Inhalt des Darmes nie durch eine 
Verengerung hindurchpressen kann (der insuffiziente Pylorus). Bei Sondenunter- 
suchung entweicht viel Gas, sonst nichts Besonderes. Bei der Operation: starke Magen- 
erweiterung und Erweiterung des Duodenums bis zur Überkreuzungsstelle mit der 
Radix mesenterii. Durch Duodeno-Jejunostomie wird das Kind geheilt. 2. Zweijähriger 
Knabe, der vom Beginn des 2. Jahres periodisch große Mengen zu erbrechen begann. 
Bei der Untersuchung findet man ein aufgetriebenes Epigastrium mit Peristaltik, 
erweitertem Magen. Unter dem Magen eine erweiterte kleinere, wagerecht verlaufende 
Darmschlinge. Mageninhalt nicht gelblich. Röntgenologisch: nach Bismutmahlzeit 
rechts 2 Schatten, durch einen hinteren helleren Teil getrennt. Der Iınks gelegene 
Bismutschatten entspricht dem erweiterten Duodenum. Der Übertritt des Bismuts 
in den übrigen Darm ist verzögert. 8 Stunden nach der Bismutmahlzeit ıst das Duo- 
denum noch gut gefüllt. Klinische Diagnose: klinischer Duodenalverschluß (wahr- 
scheinlich arterio-mesenterial). Nothmann (Berlin-Wilmersdorf).® 


— 70 — 


Geppert, F., und K. Siegfried: Mesenterialvenenthrombose bei einer latent 
verlaufenden Phlebosklerose der Pfortader. (Städt. Krankenh. Moabit, Berlin.) Berl. 
klin. Wochenschr. Jg. 51, Nr. 6, S. 250—252. 1914. 


Klinischer und pathologischer Bericht. 


40 Jahre alt, nie ernst krank, ohne Lues und Potatorium, erkrankte vor 3 Tagen an 
kolikartigen Schmerzen im Epigastrium. Kein Fieber, keine Durchfälle, kein Erbrechen, keine 
Stuhlverstopfung. Keine tabischen Symptome, keine Bauchdeckenspannung. Appendix und 
Gallenblase frei. Keinerlei Tumor zu tasten. Nur links oberhalb des Nabels heftige Schmerzen 
bei Palpation, wie spontan. Am 3. Tage Kollapsanfälle, Erbrechen, Euphorie, Exitus. — Nach 
Ausscheidung von Ulcus ventriculi, Darminvagination und innerer geklemmter Hernie wurde die 
Diagnose Mesenterialvenenthrombose gestellt, welche sich bei der Autopsie bestätigte. Beide 
Hauptäste der oberen Vena meseraica waren frisch thrombosiert. Die Thrombose war von einer 
alten Parietalthrombose der Pfortader ausgegangen, die sich gegenüber der Einmündungsstelle 
der V. linealis befand. Mikroskopisch erweist sich diese Parietalthrombose als organisiert und 
reichlich vascularisiert, wohl in ihrem Beginne als jahrelang zurückliegend. — Genuine Phlebo- 
sklerose darf anatomisch nur diagnostiziert werden, wenn Lues in Wegfall kommt und keine 
traumatische Ursache vorliegt. Georg B. Gruber (Straßburg i. E.). 


Oehler, Johannes: Über Rectumcareinome. Zugleich ein Beitrag zur Lehre 
von den metastatischen Darmcareinomen. (Chirurg. Klin., Freiburg i. Br.) Beitr. 
z. klin. Chirurg. Bd. 87, H. 3, S. 593—630. 1913. 


Bericht über die in den Jahren 1897—1908 in der Freiburger Klinik operierten Mastdarnı- 
carcinome (als Fortsetzung der 1897 von Kraske veröffentlichten Statistik aus den Jahren 
1884—1896). Insgesamt wurden 230 Fälle beobachtet, davon 179 (= '77!/,%) operiert, die 
Indikation zur Operation wurde also möglichst weit gestellt. Aus der klinischen Zusammen- 
stellung ist hervorzuheben, daß 70%, in der Ampulle, 20%, supraampullär (sogenannte hoch- 
sitzende Carcinome), 10% im perinealen Teile sich entwickelt hatten und nur wenige eigentliche 
Analcarcinome beobachtet wurden. Unter den Tumoren sind 2 Fälle von melanotischem 
Sarkom zu erwähnen. Außer primären wurden sekundäre, durch Inokulation, metastatische, 
besonders von Magencareinomen ausgehend, und fortgeleitete Carcinome beobachtet. Die 
Wege der Metastasierung und die Differentialdiannase der sekundären gegenüber den 
primären Mastdarmcarcinomen sind ausführlich besprochen. — Als Kontraindikation zur 
Radikaloperation gelten: untrennbare Verwachsung des Carcinoms mit Blase und Kreuzbein 
(Scheidenwand, Uterus, Teile der Prostata, Samenbläschen oder Harnröhre können mit 
entfernt werden), Metastasen in inneren Organen, reduzierter Kräftezustand und Allgemein- 
krankheiten. Kolostomie wurde bei Inoperabilität als Palliativoperation ausgeführt. In- 
operabel erscheinende Tumoren können durch Rückgang der entzündlichen 
Erscheinungen dadurch operabel werden. Als Vorbereitung der Radikaloperation 
(in Form der Coecostomie) wurde sie nur selten angewendet, wenn sich der Darm vor der Ope- 
ration nicht genügend entleeren ließ. An Radikaloperationen wurden ausgeführt: 3 kleine 
intrarectale Operationen, 35 Amputationen, 117 Resektionen nach Kraske meist mit Naht 
des Darmes, mit Durchzug, wenn auch der perineale Teil des Mastdarmes geopfert werden 
mußte, 24 kombinierte abdominosakrale Operationen. Für letztere ist besonders auf die 
Gefahr der Netzverlagerung in Beckenhochlage aufmerksam gemacht. Bei 
35 Amputationen sind zu verzeichnen: 8,69, operative Mortalität, 54,3%, Todesfälle innerhalb 
der ersten 3 Jahre, 25°, Dauerheilungen. Bei 117 Resektionen nach Kraske: 15,4% operative 
Mortalität, 54,70, Todesfälle innerhalb der ersten 3 Jahre, 20°, Dauerheilungen. Bei 24 kom- 
binierten Operationen: 661/,3°, Mortalität, 12,5%, Todesfälle innerhalb der ersten 3 Jahre, 
16,705 Dauerheilungen. — Gesamtmortalität der 117 Radikaloperationen 20,5%,, Gesamt- 
dauerheilung über 3 Jahre 21,2%5. Länger als 3 Jahre haben gelebt 30,5%. — Interessant 
ist der Vergleich dieser Statistik mit dem 1897 veröffentlichten Bericht über 80 Fälle, welche 
ergab: 20°, Dauerheilungen, 20°, operative Mortalität, 26,7%, Leben über 3 Jahre. Ferner 
ergibt die Statistik über die Fälle der letzten 10 Jahre, daß rund ?/, der Rezidive innerhalb 
des ersten Jahres nach der Operation auftreten und während des zweiten Jahres zum Tode 
führen. Die durchschnittliche Lebensdauer nach der Operation der an Rezidiven Verstorbenen 
beträgt 11/, Jahr. — Die sakrale Methode ist an der Freiburger Klinik die Methode der Wahl 
für die Ampullencareinome und wurde auch oft bei den hochsitzenden Carcinomen angewendet. 
Die kombinierte Operation hat die auf sie gesetzten Erwartungen noch nicht ganz erfüllt, 
wenn ihre Resultate auch schon wesentlich besser geworden sind. Erst wenn eine radikale 
Ausräumung des Mastdarmearcinons mit den Drüsenmetastasen bessere Dauerresultate durch 
ein Verfahren ermöglicht, welches keine größere Lebensgefahr als die sakrale Operation bedingt 
und die Kontinenz zu erhalten ermöglicht, kann man von einer neuen Entwicklungsetappe 
der Chirurgie des Mastdarmcarcinoms sprechen. Heller (Leipzig).C# 


— 71701 — 


Leber- und Gallenwege. 

Schmincke, A.: Zur Lehre der Endophlebitis hepatica obliterans. (Pathol. 
Inst., Univ. München.) Zentralbl. f. allg. Pathol. u. pathol. Anat. Bd. 25, Nr. 2, 
S. 49—60. 1914. 

H. Chiari hat die Endophlebitis obliterans hepatica als selbständiges Krankheits- 
bild formuliert, das primär auf dem Boden endophlebitischer Wucherungsprozesse 
der großen Lebervenen zustandekommt. Als Ätiologie dieses Leidens kommt Lues 
in erster Linie in Betracht. Die immerhin spärliche Kasuistik wird durch einen Fall 
Schminckes bereichert, der sich auf eine 29jährige Frau bezieht, die nach einem 
bewegten Vorleben sich verheiratet und zwei Frühgeburten durchgemacht hatte. Vier 
Jahre vor dem Tode waren Magenbeschwerden aufgetreten, wegen Appendicitis mußte 
eine Appendektomie gemacht werden, 8 Tage vor dem Tode wurden Darmblutungen 
bemerkt, die äußerst profus waren. Schmerzhaftigkeit der Magengegend veranlaßte 
eine Laparotomie, bei der die Leber hart und etwas höckerig befunden wurde. Die 
Obduktion ergab eine obliterierende Endophlebitis hepatica, chronische Stauungs- 
leber mit Umbau und multiplen, adenomatösen Hypertrophien des Lebergewebes, 
chronische Magenulcera usw. Die Einmündungsstellen der Lebervenen waren völlig 
vasculär-bindegewebig obliteriert, die mehr distal gelegenen Lebervenen zeigten Endo- 
phlebitis und parietale, z. T. obturierende Thrombose. Auch kleinere Lebervenenäste 
und Pfortaderäste waren obliteriert. An ihrer Stelle fanden sich capillär-vascularisierte 
Bindegewebskomplexe Mikroskopisch ließ sich als primärer Krankheitssitz die Ein- 
mündungszone der Venae hepaticae erkennen An diesen Stellen herrscht normaler- 
weise ein Blutwirbel, die Venenwandungen werden daher stärker in Anspruch genommen; 
bei spezifisch gefäßschädigender Noxe muß gerade hier ein schädigender Einfluß auf die 
Venenwandung stattfinden Bei Erkrankung und Verengerung bzw. Verschluß dieser 
Stelle müssen sekundär die distalen Venengebiete geschädigt werden. Die primäre Ursache 
der Gefäßschädigung war in diesem Falle sicher Lues, dafür sprachen Anamnese und 
pathologischer Befund an der Zunge, an den Nieren und die Wassermannsche 
Reaktion des Leichenblutserums. Durch den Venenverschluß waren kollaterale Blut- 
bahnen (untere Oesophagusvenen, Zwerchfellsvenen, linke Nebennierenvene) vikarlierend 
für die Abführung des Pfortaderblutes eingetreten. Georg B. Gruber (Straßburg i.E.). 

Chauffard, A.: Pathogénie de l’ietere hömolytique congönital. (Pathogenese 
des kongenitalen hämolytischen Ikterus.) Ann. de med. Jg. 1914, Nr. 1, 
S. 3—17. 1914. 

Verf. teilt folgende Fälle mit, die zeigen, daß die hereditäre Lues eine Rolle in 
der Pathogenese des kongenitalen hämolytischen Ikterus spielen kann. Bei einem 50 jäh- 
rigen Manne und seinen beiden Töchtern (17jährigen Zwillingen), die alle seit Geburt 
ikterisch waren und häufig an Schmerzanfällen in der Milzgegend mit Verschlimmerung 
der Gelbsucht litten, war die Wassermannsche Reaktion positiv. Die Resistenz 
der Blutkörperchen war bei den 3 Pat. herabgesetzt (0,64—0,62°%, ClNa). Bei zweien 
zeigte sich nach einer Salvarsaninjektion eine weitere Herabsetzung der Erythrocyten- 
resistenz sowie vorübergehendes Erscheinen von Isolysinen im Serum, ferner eine Zu- 
nahme der Anämie und des Ikterus. Nach einigen Tagen waren alle Erscheinungen, 
die eine Art Herxheimersche Reaktion darstellen, abgeklungen. — In einem anderen 
Falle von typischem kongenitalen hämolytischen Ikterus bei einem hereditären Syphili- 
tiker (22jähriger Mann, Wassermannsche Reaktion stark positiv) verursachte eine 
Salvarsaninjektion ebenfalls eine weitere Verminderung der Erythrocytenresistenz 
(von 0,58 auf 0,64%, CINa). — Weitere 3 Fälle zeigen, daß auch latente Tuberkulose 
eine Bedeutung für die Pathogenese des hämolytischen Ikterus hat. Bei 3 Patienten 
mit kongenitalem Ikterus und ohne Zeichen von Tuberkulose trat nach einer intra- 
eutanen Tuberkulinreaktion eine wesentliche Verstärkung aller Symptome ein, sowie 
eine Verminderung der Resistenz. Bei einem derselben wuchs das Volumen der Milz 
um das doppelte, die Resistenz der Blutkörperchen sank von 64 auf 76% CINa, es 


709, 


traten zahlreiche granulierte Erythrocyten sowie Isolysine im Blute auf. Nach 8 Tagen 
waren wieder sämtliche Erscheinungen geschwunden. — Der Icterus haemolyticus 
ist also keine selbständige Krankheit, sondern nur ein klinisches Syndrom, das durch 
verschiedene Ursachen, von denen bis jetzt Tuberkulose und hereditäre Lues bekannt 
sind, hervorgerufen werden kann. Isaac (Frankfurt). 


Heinemann, 0O.: Operative Heilung multipler metastatischer Leberabscesse. 


Berl. klin. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 51, S8. 2373—2374. 1913. 

Heinemann gibt die Krankengeschichte eines Falles von multiplen Leberabscessen, die 
unter seiner Behandlung zur Ausheilung kamen. Es handelte sich um einen 21 jährigen jungen 
Mann, der mit 16 Jahren akute Osteomyelitis der rechten Tibia und 1 Jahr später ein Rezidiv 
in Gestalt eines periostalen Abscesses durchgemacht hatte. Die jetzige Krankheit begann mit 
allmählich steigendem Fieber ohne lokalisierte Beschwerden. Das Fieber wurde remittierend, 
es traten Schüttelfröste auf und schließlich führte die deutlich palpable Vergrößerung der Leber 
zu der Diagnose Leberabsceß. Einer Leberpunktion im rechten 7. Intercostalraum folgte die 
Eröffnung eines hühnereigroßen Abscesses im rechten Leberlappen nach vorheriger Resektion 
eines entsprechenden Stückes der 7. Rippe. Neue Schüttelfröste zeigten jedoch das Vorhanden- 
sein multipler Abscesse in der Leber an. Durch erneute Probepunktion fand man einen weiteren 
Absceß, und zwar von der Regio epigastrica aus, wo auch die größte Resistenz bestand. Da der 
Absceß nur klein war, sah H. von größerem operativen Eingriff ab und wandte eine modifi- 
zierte Punktionsdrainage an. Er ließ die Punktionsnadel stecken, befestigte sie mit Pflaster 
an der Haut und legte darüber einen Verband an. Nach 2 Tagen steckte die Nadel so lose in der 
Leber, daß sie durch einen dicken Bronzedraht ersetzt werden konnte, für den wieder nach 
2 Tagen ein bleistiftdickes Glasröhrchen eingeführt werden konnte. Durch das Glasdrain wurden 
Spülungen des Abscesses mit dünner Lysoformlösung vorgenommen, bis die Spülflüssigkeit 
klar abfloß. In derselben Weise wurden im ganzen 10 kleine Abscesse eröffnet und nachbehan- 
delt, und zwar alle von der Regio epigastrica aus. Dabei wurden neuauftretende Schüttelfröste 
als Indikation zu weiteren Probepunktionen betrachtet. Es gelang auch fast jedesmal einen 
kleinen Absceß aufzufinden, wenn auch häufig erst nach 10 und mehr vergeblichen Punktionen. 
Im Verlauf von 4 Wochen wurden im ganzen wenigstens etwa 100 Probepunktionen gemacht. 
Der Patient wurde vollkommen gesund und war auch 2 Jahre später völlig arbeitsfähig. Atiolo- 
gisch führt Verf. die Leberabscesse auf die vor Jahren überstandene akute Osteomyelitis zurück. 
Kleine im Knochenmark oder in der Compacta zurückgebliebene Krankheitsherde gaben den 
Anlaß zu embolischer Verschleppung der alten Infektion in die Leber. Dencks (Neukölln).# 

Roussel, Albert E.: Acute phlegmonous cholecystitis. Report of a case with 
gangrenous enteritis. (Akute phlegmonöse Cholecystitis. Bericht eines Falles 
mit gangränöser Enteritis.) Med. rec. Bd. 84, Nr. 24, S. 1075—1080. 1913. 

Ausführlicher Bericht (Sektionsprotokoll) eines Falles von phlegmonöser Cholecystitis mit 
gangränöser Enteritis, kompliziert durch Perikarditis, Purpuraflecken der Haut. Einzelheiten 
ohne Interesse. Im Anschluß daran werden die Krankengeschichten der ähnlichen Fälle, 
die Verf. in der Literatur finden konnte, zusammengestellt. _ Wehl (Celle).C# 

Pflugradt, R.: Ascariden in den Gallenwegen. (Kreiskrankenh., Salzwedel.) Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 5, S. 227—228. 1914. 

Durch Ascariden können gelegentlich hartnäckige Darmkatarrhe, schwere Anä- 
mien und Intoxikationen verursacht werden. Zahlreiche Würmer können zur Ver- 
legung des Darmes oder zu Volvulus führen, ev. auch zu Invagination, einzelne ver- 
mögen den Darm zu perforieren. Auch in die Gallenwege können einzelne Exemplare 
gelangen und Gallenstauung und Cholangitis hervorrufen. Diese Komplikationen der 
Ascaridosis scheinen regionär verschieden zu sein, wie eben auch das Auftreten der 
Ascariden selbst. Während die schwäbische Landbevölkerung davon ziemlich stark 
befallen zu sein scheint, betonte Kehr, unter 2000 Gallenoperationen nie auf Spul- 
würmer gestoßen zu sein. Pflugradt teilt einen einschlägigen Fall mit: 

© 67 Jahre alt; vor 6—7 Jahren Schmerzen in der Lebergegend, ausstrahlend nach der 
Schulter; vor 3 Jahren dieselben Schmerzen und Gelbsucht. Vor 3 Tagen heftige Schmerzen in 
der r. Bauchseite. Leber vergrößert, im Urin Gallenfarbtsoffe. Bauchdeckenspannung, Tempera- 
tursteigerung, (minimal). Laparotomie: Galliger Ascites; Appendix gesund. Zwischen Gallen- 
blase und Kolon Adhäsionen. Ductus cysticus und hepaticus verdickt. In der Gallenblase trübe 
Galle. Cystostomie. In der entzündlich veränderten Gallenblase keine Steine. Am 2. Tage da- 
nach Kolikanfall, eine Stunde später wird ein lebender Spulwurm ausgestoßen, ein zweiter 
steckte im Halse der Gallenblase. Darauf Besserung, normale Temperatur. Wurmkur. Später 
Verschluß der Gallenblasenfistel. 


— 703 — 


Da die Gallenblase nicht perforiert war, muß die gallige Natur des Ascites auf 
einen Durchtritt der infizierten Gallenflüssigkeit durch die Wandung angenommen 
werden. Wahrscheinlich hatte die Frau früher Cholelithiasis. Durch den Abgang 
der Steine wurden die Ausführungswege erweitert, so daß nun die Ascariden leicht 


einpassieren konnten. Georg B. Gruber (Straßburg ı. E.). 


Anzilotti, G.: Sugli angiomi multipli della milza. Studio anatomo-patologico 
e clinico. (Multiple Angiome der Milz.) (Osp. civ., Livorno.) Tumori Jg. 3, 
Nr. 2, S. 261—287. 1913. 

38 Jahre alte Frau leidet seit 14 Monaten an Schmerzen in der Oberbauchgegend und 
Erbrechen. Befund: Unregelmäßig begrenzter, mit der Atmung verschieblicher Tumor, unter 
dem linken Rippenbogen vorkommend, nach vorn bis zwei Querfinger von der Mittellinie, 
abwärts bis in Nabelhöhe, seitwärts bis zur Crista iliaca reichend und an der Oberfläche höcke- 
rige Erhebungen von Kleinhaselnuß- bis Walnußgröße aufweisend. Dämpfung reicht nach 
aufwärts bis zur 6. Rippe und geht kontinuierlich in die Leberdämpfung über. Blutbefund: 
4 584 000 rote, 4700 weiße, Hämoglobin 100, Färbeindex 1, Blutbild und Leukocytenformel 
normal bis auf ganz geringe Vermehrung der Eosinophilen. Blutplättchen spärlich. Ent- 
fernung des Tumors von Pararectal- und Querschnitt aus, der sich als die vergrößerte Milz 
erwies, die nur am oberen Pol mit dem Zwerchfell verwachsen war; ihr Gewicht betrug 1 kg, 
Größe 18 x 11x 7cm. Glatte Heilung. In der Rekonvaleszenz Erythrocyten 3 600 000, 
Ieukocyten 20 000, Hämoglobin 65%, später 4 000 000 rote, 11 000 weiße; Vermehrung der 
neutrophilen Polynucleären und der Lymphocyten, sowie sehr stark der Blutplättchen. 
Anatomischer Befund: Verdickung der Kapsel und der Trabekel, Atrophie der Malpighischen 
Körperchen und der Pulpa, Wucherung des Endothels der Arterien, Capillaren und der Sinus, 
Dilatation der Sinus. Außerdem ist die ganze Milz durchsetzt von zahlreichen teils isolierten, 
teils konfluierenden bluthaltigen Hohlräumen, die entweder von Endothel oder von sklero- 
tischem Bindegewebe ausgekleidet sind, teilweise eine bindegewebige Kapsel haben, teils auch 
direkt von der Pulpa begrenzt werden. Gümbel (Bernau).CH 

Groves, E. Hey: Splenectomy in Banti’s disease. (Milzexstirpation bei 
Morbus Banti.) Bristol med.-chirurg. journal Bd. 31, Nr. 122, S. 331—333. 1913. 

Daß die Milzexstirpation auch in vorgeschrittenen Fällen von M. Banti noch helfen kann, 
beweist der vom Verf. opcrierte Fall, bei dem die Milz bis zum Nabel reichte, Lebercirrhose, 
Ascites und Ödem der Füße bestand. Nach Exstirpation der Milz wurde das Netz in den 
tiefen Lagen der Bauchwunde fixiert. Allmählicher Rückgang der Erscheinungen. Die Patien- 
tin ist jetzt wieder arbeitsfähig. Kindl (Kladno).CH 


Urogenital-System. 


Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 

Wossidlo, Erich: Experimentalstudie zur Kollargolfüllung des Nierenbeckens. 
( Pathol.-histol. Inst., Univ. Wien.) Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 103, H. 1, S. 44—72. 1913. 

In der vorliegenden Experimentalstudie ist das Ergebnis einer Reihe von Tier- 
versuchen niedergelegt, die Verf. zu dem Zwecke angestellt hat, um die Ausbreitung 
und besondere Wirkung von in das Nierenbecken eingebrachten Kollargolmengen zu 
studieren. Speziell sollte untersucht werden, unter welchen Bedingungen es eventuel] 
gelingt, Kollargol in das Nierengewebe hineinzubekommen und welche Wirkung ein 
längeres Verweilen des Kollargols im Nierenbecken ausübt. Um ein möglichst umfang- 
reiches Versuchsmaterial zu erhalten, wurden sowohl gesunde Tiere als auch Tiere 
benutzt, bei denen künstlich Nierenschädigungen oder -erkrankungen hervorgerufen 
waren. Es wurden ausschließlich Kaninchen verwendet. Das Ergebnis der Unter- 
suchungen war folgendes. Bei einer die normale Kapazität des Nierenbeckens nicht 
überschreitenden Kollargolmenge dringt im allgemeinen kein Kollargol in die Nieren- 
substanz ein. Wird diese Grenze jedoch nur in geringem Grade überschritten, so kann 
man besonders im interstitiellen Gewebe und auch vereinzelt in den Sammelröhren 
geringe Spuren von Kollargol finden. Überschreitet die Menge der eingespritzten 
Flüssigkeit die Kapazität des Nierenbeckens in höherem Maße, so breitet sich das Kol- 
largol entsprechend weiter aus, und zwar vorwiegend entlang den Gefäßen, wobei die 
Gewebslücken des interstitiellen Gewebes traumatisch erweitert werden. Ist vorher eine 
Läsion der Nierensubstanz vom Nierenbecken aus erfolgt, so gestalten sich diese Ver- 


— 104 — 


änderungen noch schwerer. Besteht jedoch ein erhöhter Turgor des Nierengewebes, 
so dringt das Kollargol selbst bei Überfüllung nur in minimalen Mengen ein; es sucht 
sich seinen Weg in das umgebende Bindegewebe. Besteht dagegen schon vorher eine 
pathologische Erweiterung der Harnkanälchen, so dringt das Kollargol ausgiebig in 
diese ein, wo man es bis in die Rinde hinein verfolgen kann. Verf. glaubt nun die ge- 
wonnenen Gesichtspunkte uneingeschränkt auch auf die Verhältnisse bei der mensch- 
lichen Niere übertragen zu können. Demnach dürfte die pathologische Kapazität des 
Nierenbeckens bei Einspritzungen von Kollargol nie überschritten und in Fällen von 
Hydronephrose nie mehr injiziert werden, als Restharn abgeflossen ist. In allen 
Fällen, in denen eine Läsion des Nierenbeckens anzunehmen ist — es 
kommen hierbei vor allem Nierenbeckensteine, Tuberkulose und Tu- 
moreninFrage—,istdieKollargolfüllungam bestenganzzu unterlassen. 


Dencks (Neukölln).“* 
Spezielle Pathologie und Therapie. 


Nieren : 


Bernard, L6on: Un nouveau cas de nöphrite hydropigöne tuberculeuse. (Ein 
neuer Fall von tuberkulöser hydropigener Nierenentzündung.) Bull. de 
la soc. d’etud. scient. sur la tubercul. Bd. 3, Nr. 5, S. 109—114. 1913. 

An der Hand dieses neuen Falles weist Bernard nochmals auf den hydropigenen Sym- 
ptomenkomplex hin, der vollkommen unabhängig von der Amyloiddegeneration ist und allein 
durch die diffuse tuberkulöse Natur der Nierenentzündung bedingt wird. 35jährige Schnei- 
derin leidet seit fünf Jahren an Lungentuberkulose mit mehrfachen Hämoptöeanfällen. 
Plötzlicher Temperaturanstieg bis 39,0°, gleichzeitig Auftreten von Ödemen an den Beinen 
und im Gesicht. Durchfälle. Starke Dyspnöe infolge Lungenödems. Im Urin reichlich Eiweiß, 
granulierte Zylinder, Lymphocyten und Erythrocyten. Keine Bacillen im Urin nachweisbar. 
Tierversuch auf Tuberkelbacillen positiv. Vorübergehende Besserung nach chlorarmer Diät, bald 
darauf jedoch Verschlechterung, Exitus. Sektion ergibt chronische fibröse Lungentuberkulose, 
Nieren beiderseits groß, von blassem Äußeren ohne tuberkulöse Granulationen. Nirgends Zeichen 
von Amyloiddegeneration, auch nicht an den übrigen Körperorganen. Münnich (Erfurt).C# 


Stanton, E. MacD.: The causes of renal pain. (Ursachen von Nieren- 
schmerzen.) Albany med. ann. Bd. 35, Nr. 1, S. 19—27. 1914. 

Zusammenstellung und Besprechung der Nierenkrankheiten, die zum Auftreten 
von Schmerzen Veranlassung geben können. Weiland (Kiel). 


Evans, Arthur: Case of suppression of urine in a boy, aged 11, after operation 
for acute appendicitis, cured by double nephrotomy. (Ein Fall von Anurie bei 
einem lljährigen Knaben im Anschluß an eine akute Appendicitis- 
operation. Beiderseitige Nephrotomie. Heilung.) Proceed. of the roy. soc. 
of med. Bd. 7, Nr. 3, clin. sect., S. 41—44. 1914. 

ll jähriger Knabe, wegen akuter Appendicitis operiert. Am vierten Tage nach der Opera- 
tion plötzlich Hämaturie, im Sediment Blutkörperchen, Stäbchen und Streptokokken, keine 
Zylinder. Dabei Schmerzen in der linken Nierengegend. In den nächsten 24 Stunden komplette 
Anurie, dann sehr spärliche Harnsekretion, im Sediment Blutkörperchen, Eiter, Pigment, 
Oxalate, plumpe Kokken. Krampfanfälle, Konvulsionen, Bewußtlosigkeit. Beiderseitige 
Nephrotomie bringt den Fall zur Heilung. Die mikroskopische Untersuchung eines excidierten 
Stückchens zeigt Stauung in den Capillaren, in den Tubulis fein granulierter Detritus, in 
einigen homogene Massen (Zylinder ?). Trübe Schwellung. In der Diskussion gibt Verf. der 
Nephrotomie vor der Dekapsulation den Vorzug wegen der Möglichkeit, das Nierenbecken zu 
inspizieren. Barrenscheen (Frankfurt a. M.). 


Bloch, Arthur: Zur sekundären Koli-Intektion des Nierenbeckens. (Städt. 
Krankenh., Frankfurt a.M.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 6, S. 276—280. 1914. 

Die sekundäre Koli-Pyelitis ist eine nicht ganz seltene Kombination der Gonorrhöe ; 
die Infektion geht von der Blase aus auf dem Lymphwege vor sich. Man kann eine 
pyelitische, eine nephrotische und eine pyelo-nephritische Form der Erkrankung 
unterscheiden. Die beiden erstvenannten Formen können im ersten Stadium ohne 
besondere subjektive Beschwerden verlaufen. Sie sollen stets lokal behandelt werden. 


Scheidemandel (Nürnberg). 


sia a oA a: 26 


— 7105 — 
Hoarnwege und Genitalien:: 
Baar: Über Ureterenstrikturen, die eine Nephrolithiasis vortäuschen. Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 60, Nr. 51, 8. 2838—2841. 1913. 
Verf. stellte bei einem an Nierenkoliken leidenden von anderer Seite unter Annahme 
von Konkrementen ergebnislos nephrotomierten Patienten eine eitrige Pyelitis mit Nieren- 


beckenerweiterung fest, die sich infolge gonorrhoischer Ureteritis mit entzündlicher Schwellung 
gebildet hatte. Durch Spülungen mit Argentum und Protargol wurde Heilung erzielt. 


Differentialdiagnose und die neueren Hilfsmittel zu derselben werden ausführlich 
besprochen und u. a. der Satz aufgestellt, daß die Nierenbeckenkrankheiten heute 
vielleicht zu einem der exaktest diagnostizierbaren Leiden der abdominalen Region 
gehören. Die Behandlung der Ureterverengungen hängt ab von der Lage, Ausdehnung 
und Art und von dem Zustand des Harntraktus oberhalb derselben. In Betracht 
kommen Bougierung, Nierenbeckenspülung, Präparation aus bindegewebigen Ad- 
häsionen, Entfernung des ganzen Harntraktus bis zur Blase (Tuberkulose), Resektion 
des Ureters sowie die plastische Operation Fengers, welche in longitudinaler Trennung 
und querer Vereinigung der Strikturstelle besteht. Wol/f(Potsdam-Hermannswerder).°# 

Fischer, Aladár: Uretersteine bei einem 1!/ jährigen Kinde. Ureterolithotomie, 
Po on u. Adele Brödy-Spit., Budapest.) Zeitschr. f. urol. Chirurg. 
Bd. 2, H. 3/4, S. 275—280. 1914. 


Blut und blutbildende Organe. 


Allgemeine Morphologie, Physiologie, Methodik: 

Netousek, Milos: Endothelien im strömenden Blute. (I. tschech. med. Klin., 
Prag.) Fol. haematol., Archiv Bd. 17, H.3, S. 407—408. 1913. 

Netousek berichtet über den Befund von Endothelien im strömenden Blute 
in einem Fall von ulceröser Endokarditis und einem Fall von Cholera im prämortalen 
Stadium. Hier bestanden die Leukocyten hauptsächlich aus Monocyten und Lym- 
phoidocyten; zwischen ihnen sah man große lymphoide oft azurgekörnte Zellen, 
durch ihr äußerst zartes und labiles Plasma von Leukoblasten und Lymphoidocyten 
unterschieden, die Verf. für Endothelien hält. Er verglich sie mit den entsprechenden 
Zellen, die Kraus in einem Falle von aleukämischer Myelose gefunden hat, und über- 
zeugte sich von ihrer absoluten Identität. Besonders charakteristisch ist die oft 
gruppenweise Anordnung zu Haufen und die große Vulnerabilität des Protoplasmas. 
Sehr gut gelungene Abbildungen illustrieren die Anschauungen des Verf. H. Hirschfeld. 

Tschaschin, S.: Über die „ruhenden Wanderzellen“ und ihre Beziehungen zu 
den anderen Zellformen des Bindegewebes und zu den Lymphocyten. (Med. 
Milit.-A kad., St. Petersburg.) Fol. haematol., Archiv Bd. 17, H.3, S. 317—397. 1913. 

Tschaschin hat die Maximowschen Lehren von den verschiedenen Zellformen 
des Bindegewebes und ıhrem Verhalten bei der Entzündung mit Hilfe der neueren 
vitalen Farbstoffe, wie sie namentlich Goldmann verwandt hat, und mit Collargol- 
injektionen aufs Neue nachgeprüft und kommt zu einer Bestätigung derselben. Be- 
sonders eingehend beschäftigt er sich mit den „ruhenden Wanderzellen“ Maximows. 
Diese Elemente liefern die Makrophagen der Bauchhöhle und sind dort, wo sie sich 
den Gefäßen entlang angehäuft haben, identisch mit den adventitiellen Zellen Mar- 
chands. Bei Entzündungen entstehen aus den ‚„ruhenden Wanderzellen‘ Polyblasten, 
letztere bilden sich aber auch aus ausgewanderten Lymphocyten des Blutes. Fibro- 
blasten können sich wahrscheinlich nicht mehr in amöboide Zellen zurückverwandeln. 
Überaus instruktive und schöne Präparate illustrieren die interessanten Berechnungen 
der einzelnen Zellformen des normalen und entzündeten Bindegewebes und der Blut- 
bildungsorgane H. Hirschfeld (Berlin). 

Marchand, Felix: Berichtigungen zu Tschaschins Arbeit: , Über die Herkunft 
und Entstehungsweise der Iymphocytoiden (leukocytoiden) Zellen, der Polyblasten 
hei der Entzündung.‘ Fol. haematol., Archiv Bd. 17, H. 3, 8. 409-412. 1913. 

Gegenüber Tschaschin (vgl. dieses Zentralblatt Bd. 8, S. 330) betont Mar- 

Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 45 


— 706 — 


chand, daß er die Auswanderung einkerniger Zellen aus den Gefäßen bereits 1887/88 
erörtert und abgebildet hat, er ist also kein Gegner der Emigrationstheorie der 
Lymphocyten. Die Hauptrolle hat er den adventitiellen Zellen der Gefäße bei der 
Entzündung niemals zugeschrieben, sondern immer den ausgewanderten Leukocyten. 
Daß Maximow und Tschaschin die Existenz besonderer adventitieller Zellen 
leugnen, kann M. nur bedauern. Auch er hält aber die histologische Deutung dieser 
Adventitiazellen noch nicht für endgültig festgestellt. H. Hirschfeld (Berlin). 

Pappenheim, A.: Zusatz zu dem gleichen Thema. Fol. haematol., Archiv 
Bd. 17, H. 3, S. 413—415. 1913. 

Die kleinen Rundzellen bei der Entzündung und die Makrophagen sind arteinbeitlich. 
Beide Zellformen sind Karminophil. Die kleinen Zellen entstehen aus den großen Klasmatocyten. 
Pappenheim kann vorläufig die kleinen histiogenen Lymphocyten noch nicht als echte 
Lymphocyten anerkennen und will sie Mikroleukoblasten oder Mikrohistiocyten genannt 
wissen. H. Hirschfeld (Berlin). 

Celli, A., und G. Guarnieri: Zur Geschichte der sogenannten Vitalfärbung des 
Blutes. Fol. haematol., Arch. Bd. 18, H. 1, S. 77—80. 1914. 

Veil, W. H.: Über die klinische Bedeutung der Blutkonzentrationsbestimmung. 
Mitteilg. 2. (Med. Univ.-Poliklin., Straßburg.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 113, 
H. 3/4, S. 226—260. 1914. 

Über die Abhängigkeit der Blutkonzentration von Schwankungen im Kochsalz- 
gehalt der Nahrung werden zunächst Versuche an normalen Menschen mitgeteilt. Bei 
Übergang zu kochsalzarmer Kost wurde das Blut wasserärmer und behielt dabei seinen 
normalen NaCl-Gehalt. Es hatte somit an Gesamtmenge eingebüßt und partizipierte 
hierdurch an der Chlorverarmung des Körpers. Bei der Kochsalzentziehung ging der 
Erhöhung der refraktometrischen Blutkonzentration eine negative Kochsalzbilanz ım 
Organismus parallel. Das Wasser, um welches sich der Kreislauf reduzierte, wurde ent- 
weder in den Geweben aufgestapelt oder durch die Nieren ausgeschieden. Bei Wasser- 
zulage kam es zur erhöhten Ausscheidung von NaCl zur Zeit, wo die Wasserzulage aus- 
geschieden wurde, zugleich stieg die refraktometrisch gemessene Blutkonzentration 
an. Bei der Rückkehr zur normalen Wasserzufuhr nahm die Blutkonzentration wieder 
ab, und die Kochsalzbilanz wurde wieder positiv. Verf. schließt daraus, daß bei der 
Wasserzulage nicht Kochsalzdepot der Gewebe, sondern Kochsalzvorrat des Blutes 
ausgeschieden wurde. Bei einem Patienten mit chron. Albuminurie wirkte ein Bett- 
ruhetag wie eine Wasserzulage: Es kam zu Vermehrung der Wasserausscheidung, 
negativer Kochsalzbilanz und refraktometrischer Erhöhung der Blutkonzentration. 
Veil meint, daß der Patient, der stark zu schwitzen pflegte, infolge der Bettruhe Wasser 
sparte. Bei hämorrhagischer Nephritis mit schwerem Hydrops bewirkte der Rückgang 
der NaCl-Zufuhr von 7g auf 2 g das Auftreten einer mächtigen Harnflut, verbunden mit 
Ansteigen der negativen Kochsalzbilanz, nachdem vorher einfache Bettruhe nur mäßige 
Diurese bei anfangs stärkerer, später schwächerer negativer Kochsalzbilanz bewirkt 
hatte. Der Serumeiweißgehalt, der an und für sich prozentual herabgesetzt war, sank 
in den ersten Tagen der starken negativen Kochsalzbilanz (bei 7 g Einfuhr) zunächst ab, 
um in die Höhe zu gehen zur Zeit, wo die größten Wassermengen ausgeschieden waren. 
Bei der Entwässerung Herzödematöser (Bettruhe, Milchdiät) trat wie bei der Entwässe- 
rung Nierenkranker eine vorübergehende refraktometrische Blutverdünnung ein, die 
dann in eine sukzessive Eindickung überging. Ein Theocintag bewirkte bei normalen 
Menschen vermehrte Wasser- und NaCl-Ausscheidung, während Blutkonzentration 
und Erythrocytenwert anstiegen. Beim Ödematösen fand nach Theocin statt dessen 
ein Absinken der Blutkonzentration statt. Stellte sich im Anschluß an eine Punktion 
ein Exsudat wieder her, so kam einmal ‚‚der bluteindickende Wasserverlust aus den 
(tefäßen, andererseits der Eiweißverlust des Blutes, und in deren Gefolge die Anämie 
oder Wasserzunahme zur Geltung.“ Werner Schultz (Charlottenburg). 

Bardier, E., et D. Clermont: Recherches expérimentales sur la transfusion. 
Evaluation quantitative du sang transfuse. .Transfusions experimentales avec la 


— 107 — 


eanule d’Elsberg. Note 1. (Experimentelle Untersuchungen über die Trans- 
fusion. Experimentelle Transfusionen mit der Elsbergschen Kanüle, 
Note 1.) (Laborat. de pathol exp. de la fac. de méd., Toulouse.) Cpt. rend. hebdom. 
des séances de la soc. de biol. Bd. 76, Nr. 1, S. 18—21. 1914. 

Um festzustellen, wieviel Blut bei der direkten Transfusion in der Zeiteinheit vom 
Spender in den Empfänger übergeht, haben Verff. experimentelle Untersuchungen bei 
Hunden gemacht und gefunden, daß durch die Elsbergsche Kanüle Tiere von 5—10 kg 
pro Minute durchschnittlich 35 g Blut, solche von 10—30 kg durchschnittlich 70 g 
abgeben. Isaac (Frankfurt). 


Bardier, E., et D. Clermont: Recherches expérimentales sur la transfusion. 
Evaluation quantitative du sang transfusé. Transfusions expérimentales avec les 
tubes de Tuffier. Note2. (Experimentelle Untersuchungen über die Trans- 
fusion. Quantitative Bestimmung des transfundierten Blutes. Trans- 
fusionen mit der Tuffierschen Kanüle.) Cpt. rend. hebdom. des seances de la 
soc. de biol. Bd. 76, Nr. 2, S. 84-85. 1914. 

Bei Transfusionen mittels der Tuffierschen Kanüle verliert der blutspendende 
Hund in der Minute durchschnittlich 150 g Blut bei einer Dauer der Transfusion von 
5 bis 10 Minuten. Isaac (Frankfurt). 


Bardier, E., et D. Clermont: Recherches expérimentales sur la transfusion, 
Le débit sanguin dans les premières minutes de la transfusion. Note 3. (Ex peri- 
mentelle Untersuchungen über die Transfusion. Der Blutverlust in den 
ersten Minuten der Transfusion. Note 3.) (Laborat. de pathol. exp. de la fac. de 
méd., Toulouse.) Cpt. rend. hebdom. des séances de la soc. de biol. Bd. 76, Nr. 3, 
S. 119—121. 1914. 

Bei der direkten Transfusion durch eine Tuffiersche Kanüle von 2—2,5 mm 
Durchmesser nimmt die vom Spender gelieferte Blutmenge bis zum Ende der zweiten 
Minute zu, um von da ziemlich schnell zu sinken. Bei einer Dauer von 4—5 Minuten 
spenden Hunde von 18—20 kg durchschnittlich 180 g Blut pro Minute. Isaac. 


Pathologie und Therapie: 


Cantieri, Collatino: La terapia colesterinica in un caso di anemia splenica dei 
bambini. (DieCholesterintherapie in einem Fall von Anaemia splenica beim 
Kind.) (Clin. pediatr., untv., Siena.) Riv. di clin. pediatr. Bd. 12, Nr. 1, S. 15—24. 1914. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 9, S. 50. 


Panton, P. N., und H. L. Tidy: Some atypical cases of leukaemia. (Einige 
atypische Leukämiefälle ) (London hosp.) Fol. haematol., Archiv Bd. 17, H. 3, 
S. 398—406. 1913. 

In dieser Arbeit über atypische Leukämien berichten die Verff. über drei ver- 
schiedene von ihnen beobachtete durch ihren eigenartigen cytologischen Befund 
ausgezeichnete Leukämien. Die erste Gruppe, 4 Fälle umfassend, betrifft Myelo- 
blastenleukämien. In den beiden ersten Beobachtungen war, wie es bereits wieder- 
holt beschrieben worden ist, bei röntgenbestrahlten, gewöhnlichen myeloiden Leu- 
kämien gegen Ende des Lebens ein Übergang in Myeloblastenleukämien eingetreten. 
Bemerkenswert ist am ersten Fall, daß gleichzeitig mit dieser Änderung des Leuko- 
cytentypus nicht ein Emporschnellen der Gesamtleukocytenzahl, sondern eine Leuko- 
penie eingetreten war. Bei der letzten Zählung betrug die Gesamtmenge der farblosen 
Blutkörperchen nur 3800, bei 88% Myeloblasten. Der dritte Fall kann als chronische 
Myeloblastenleukämie bezeichnet werden, da die Gesamtkrankheitsdauer 5 Monate 
betrug. Eine Vergrößerung der Lymphknoten der Milz war während des Lebens 
nicht festzustellen, und auch bei der Sektion nicht besonders stark hervortretend. 
Vier weitere Fälle von akuter Leukämie sind Monocytenleukämien. Im weißen Blut- 
bild prädominierten großen Elemente vom Typus der Monocyten. Diese, in Deutschland 

45* 


— 708 — 


zuerst von Schilling-Torgau beschriebene Form, zu der auch Fleischmann und 
Hirschfeld je einen Beitrag geliefert haben, ist nunmehr im ganzen siebenmal be- 
schrieben worden. Endlich schildern sie als vierten Typus eine subakute Leukämie 
mit großem Milztumor, bei welcher echte große Lymphocyten vorwiegend vermehrt 
waren. H. Hirschfeld (Berlin). 

Kusunoki, Masanobu: Zur Ätiologie der Lymphomatosis granulomatosa. (Pathol. 
Inst., Univ. Göttingen.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. 
Bd. 215, H. 2, S. 184—212. 1914. 

Verf. untersuchte Drüsenmaterial und ein Milzstückchen von 16 verschiedenen 
typischen Granulomfällen mit charakteristischem histologischen Befund. In allen 
16 Fällen gelang der Nachweis in Schnitten und in Antiforminsedimenten von nicht 
säurefesten, grampositiven Stäbchen. In einem Fall fand sich neben Iymphogranulo- 
matösen Lymphdrüsen mit nur grampositiven granulierten Stäbchen eine typisch 
tuberkulöse Lymphdrüse mit ausschließlich säurefesten Bacillen. Die Stäbchen waren 
um so zahlreicher, je mehr große Zellen und Riesenzellen das Gewebe zusammensetzten, 
um so spärlicher, je mehr Bindegewebe vorhanden war. Histologisch ließ sich keine 
Beziehung zwischen Plasmazellen, eosinophilen Leukocyten und Nekroseherden nach- 
weisen. Kusunoki glaubt, die Vermutung der ätiologischen Bedeutung der gram- 
positiven granulierten Stäbchen für die Lymphogranulomatose durch diese Befunde 
unterstützen zu können, hält aber eine Identifizierung der Stäbchen mit echten Tuberkel- 
bacillen für nicht berechtigt. Tierversuch ergab in einem Fall weder bei Meerschweinchen 
noch Kaninchen tuberkulöse Veränderungen. Ziegler (Freiburg). 

Lawson, G. B., and E. A. Thomas: A case of Hodgkin’s disease treated with 
benzene. (Ein Fall von Hodgkinscher Krankheit mit Benzol behandelt.) 
Journal of the Americ. med. assoc. Bd. 61, Nr. 24, S. 2157. 1913. 

Nach erfolgloser Röntgenbehandlung bekam Pat. 6 Wochen lang Benzol, steigend von 
5—10 Tropfen, worauf auch !/, Jahr später noch anhaltendes Kleinerwerden der Drüsen fest- 
gestellt wurde. Draudt (Darmstadt).CH 

Schmidt, Harry B.: A case of hemolytic anemia. (Ein Fall von hämo- 
lytischer Anämie.) Physician a. surg. Bd. 35, Nr. 5, S. 205—208. 1913. 

Whyte, G. Duncan: Note on the fragility of the red cells in conditions asso- 
ciated with jaundice. (Notiz überdieFragilitätder Erythrocyten beiIkterus.) 
(London hosp.) Lanc:t Bd. 1, Nr. 6, S. 383—384. 1914. 

Verf. glaubt, daß im Serum der Patienten mit hämolytischem Ikterus ein Körper 
vorhanden ist, der die Erythrocytenresistenz vermindert. Isaac (Frankfurt). 

Froin, G., et Pernet: Mécanisme de l’action du froid dans l’hémoglobinurie 
paroxystique „a frigore.“ Note 1. (Mechanismus der Kältewirkung bei der 
paroxysmalen Kältehämoglobinurie.) (Hôp. Lariboisière, Paris.) Cpt. rend. Leb- 
dom. des séances de la soc. de biol. Bd. 76, Nr. 2, S. 72—74. 1914. 

Beim paroxysmalen Hämoglobinuriker wirkt die Kälte nur auf das kranke Plasma, 
nicht auf die roten Blutkörperchen. Dem Chlornatrium kommt eine beträchtliche 
antihämolvtische Wirkung zu, diese wird durch die Kälte aufgehoben oder zum min- 
desten abgeschwächt. Die Autoren konnten im Experiment zeigen, daß durch Zusatz 
von Kochsalzlösung in steigender Konzentration die Hämolyse verhindert wird. Die- 
selben Resultate erzielten sie mit Zucker in isotonischer Lösung, doch hebt längere Kälte- 
einwirkung die antihämolytische Kraft des Zuckers auf. Bei auf 37° erwärmtem Serum 
verändert sich die antihämolytische Wirkung des Chlornatriums nicht. Emmerich (Kiel). 


Froin, G., et Pernet: Le chlorure de sodium et le froid dans l’hömoglobinurie 
paroxystique „a frigore.“ Note 2. (Kochsalz und Abkühlung bei der par- 
oxysmalen Kältehämoglobinurie.) (Hôp. Lariboisière, Paris.) Cpt. rend. hebdom. 
des séances de la soc. de biol. Bd. 76, Nr. 3, S. 115—117. 1914. 

Die in einer früheren Arbeit aufgestellte Behauptung, daß das Kochsalz bei der 
paroxysmalen Hämoglobinurie auf das Serum und nicht auf die roten Blutkörperchen 


» a a a a m oe a a nn a Sr Er a a aaa G 


fm Me si . 


— 709 — 


wirke, ließ sich durch das Experiment beweisen (Versuchsanordnung im Original). 
Da das Kochsalz selbst als Mineral unabhängig von thermischen Einflüssen sein muß, so 
ist anzunehmen, daß es die Bindung der Hämolysine an die Antihämolysine bewirkt; 
die Kälte jedoch zerreißt die Bindung und es tritt Hämolyse ein, die um so stärker wird, 
je schneller die Abkühlung erfolgt. Die Hämolyse wird hervorgerufen durch den plötzlichen 
Temperaturunterschied, erst Abkühlung und nachherige Erwärmung. Danach ist derName 
Kältehämoglobinurie nicht gerechtfertigt, man sollte vielmehr von einer durch plötzliche 
Temperaturschwankungen bedingten Hämoglobinurie sprechen. Emmerich (Kiel). 


Barratt, J. 0. Wakelin, and Warrington Yorke: The production of general 
symptoms in haemoglobinaemia.(DieErzeugungvonallgemeinenSymptomen 
bei der Hämoglobinurie.) British med. journal Nr. 2776, S. 235—238. 1914. 

Die Verff. haben Kaninchen teils gelöstes Hämoglobin allein, teils solches zusam- 
men mit den Stromata roter Blutkörperchen intravenös injiziert. Während die nur 
mit Hämoglobin gespritzten Tiere meist keine besonderen Symptome darboten, star- 
ben die anderen kurz nach der Injektion oder sie bekamen Krämpfe und Lähmungs- 
erscheinungen; auch war die Blutgerinnung bei ihnen verzögert. Die Verff. glauben da- 
her, daß die nach Injektion lackfarbenen Blutes auftretenden Erscheinungen durch die 
Stromata verursacht werden, welch letztere nicht nur toxisch wirken, sondern auch intra- 
vasale Thrombenbildung und Embolien hervorrufen können. Isaac (Frankfurt). 


Zirkulationsapparat. 
Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Samojloff, A.: Die Vagus- und Muscarinwirkung auf die Stromkurve des 
Froschherzens. (Physiol. Laborat. d. physiol.-math. Fakultät, Univ. Kasan.) Pflügers 
Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 150, H. 10/12, S. 471—522. 1914. 

Auf Grund seiner elektrokardiographischen Registrierungen an Froschherzen ist 
Verf. zu der Überzeugung gelangt, daß die Stromkurve des Herzens als eine Summa- 
tionskurve betrachtet werden muß. Die Erregungsdauer an den verschiedenen Ab- 
leitungspunkten des Herzens ist verschieden groß; so kommt es, daß bald die Nega- 
tivität des einen, bald die des anderen Punktes überwiegt und dadurch die Form der 
Kurve beeinflußt. Die Ausbreitung der Erregung im Herzen spielt eine untergeordnete 
Rolle, denn auch stark verstümmelte Herzen, ja sogar die abgeschnittene Ventrikel- 
spitze können ein ganz normales Elektrokardiogramm geben. Die Umkehrung der 
T-Zacke bei Vagusreizung ist nur eine Folge der zeitlichen Verschiebung der beiden 
Komponenten der Stromkurve. Den Beweis dafür erbrachte Verf. dadurch, daß er 
durch chemische Schädigung der Herzspitze monophasische Kurven erzielte. Er fand 
dabei, daß die Dauer der monophasischen Schwankung durch Vagusreizung fast auf 
die Hälfte herabgesetzt wurde. Applikation von Muscarinlösung auf den Sinus 
bewirkte die gleichen Änderungen des Elektrokardiogramms wie die Vagusreizung. 
Verf. schließt daraus, daß bei der Beeinflussung des Herzschlages durch Muscarin die 
Reizung des Vagus eine Rolle spielt. Joachim (Königsberg). 


Boehm, R.: Über das Verhalten des isolierten Froschherzens bei reiner Salzdiät. 
Experimentelle Beiträge zur Theorie der Ringerschen Flüssigkeit. (Pharmakol. Inst., 
Univ. Leipzig.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd.75, H. 3/4, S. 230—316. 1914. 

Bei Durchspülung mit Ringerscher Flüssigkeit kann das überlebende Frosch- 
herz vollständig rhythmisch fortschlagen. Die Störungen, die durch Weglassen einer 
oder mehrerer Bestandteile derselben bedingt sind, sind Gegenstand vorliegender 
Untersuchungen, in denen nur die OH, K und Ca-Ionen berücksichtigt werden. Bei 
Weglassen der OH-Ionen tritt schließlich Stillstand ein, doch ist das Herz selbst ım- 
stande, nach kurzem Stillstand den schwachsauren Inhalt wieder alkalisch zu machen 
und wieder seine rhythmische Tätigkeit zu beginnen. Überwiegen der Ca-Ionen wirkt 
positiv inotrop, negativ chromotrop und positiv bathmotrop, Überwiegen der K-Ionen 


— 710 — 


in allen drei Beziehungen negativ; wird jedoch Ca ganz weggelassen, so kommt die posi- 
tiv chronotrope Wirkung der K-Ionen zum Ausdruck, die durch die Ca-Ionen verdeckt 
wird. Der rasche Ausgleich der Störungen bei Durchspülung mit normal zusammen- 
gesetzter Ringerlösung läßt darauf schließen, daß es sich um eine Oberflächenwirkung 
auf die Grenzschichten handelt. Chiari (Wien). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Herz: | 

Girard, Lucien: Les dextrocardies par attraction. (Die durch Narbenzug 
verursachten Dextrokardien.) Gaz. des höp. Jg. 87, Nr. 16, S. 245—252. 1914. 

Historischer Überblick. — Erworbene Dextrokardien entstehen entweder, meist 
vorübergehend, durch Verdrängung des Herzens oder, bleibend, durch Narbenzug im 
Verlaufe einer Lungenerkrankung. Stets findet sich bei letztgenanntem Zustand: eine 
Trias von Symptomen: Dextrokardie, rechtsseitige Pleura-Lungennarbe und vikariieren- 
des Emphysem der linken Lunge. In den allermeisten Fällen handelt es sich ätiologisch 
um Tuberkulose. — Die Verlagerung des Herzens nach rechts, die Existenz der Lungen- 
Pleuranarbe mit dem begleitenden ursprünglichen Lungenprozeß, sowie das linksseitige 
Emphysem sind durch Inspektion, Palpation, Perkussion und Auskultation ohne weiteres 
nachzuweisen. Röntgenbilder ergeben die wichtige Tatsache, daß zwar das Herz nach 
rechts verschoben, aber nicht gedreht ıst, d. h. die Herzspitze zeigt nach lınks, ım 
Gegensatz zu den kongenitalen Dextrokardien. Die anatomischen Befunde passen sich 
dem klinischen Bilde eng an. Zabel (Danzig). 


De Renzi, Enrico: Cardioptosi (morbo di Rummo). (Kardioptosis.) (Clin. 
med., uniw., Napoli.) Rif. med. Jg. 30, Nr. 1, S. 1—4. 1914. 

Im Anschluß an die Beschreibung eines Falles von Kardioptosis wird die ein- 
schlägige Literatur besprochen. Da im beschriebenen Falle auch ein Emphysem beob- 
achtet wurde, muß Verf. der Ansicht beipflichten, die in der geringen Widerstandsfähig- 
keit des elastischen Gewebes die Ursache der Kardioptosis sieht. Baldes (Frankfurt a. M.). 


Gallavardin, Louis, Paul Dufourt et Petzetakis: Automatisme ventriculaire 
intermittent spontané ou provoqué par la compression oculaire et l’injeetion 
d’atropine dans les bradycardies totales. (Spontane oder durch Bulb us- 
kompression bzw. Atropininjektion hervorgerufene intermittierende 
Kammerautomatie bei Bradykardien.) Arch. des malad. du cœur, des vaiss. 
et du sang Jg. 7, Nr. 1, S. 1—9. 1914. 

Die Verff. berichten über 3 Fälle von echter Bradykardie, bei denen zeitweise 
ein gleichzeitiges Schlagen von Vorhof und Ventrikel beobachtet wurde, das entweder 
spontan auftrat oder durch Kompression der Augäpfel bzw. durch Injektion von Atro- 
pin hervorgerufen werden konnte. Die Ursache dieses Phänomens sehen sie in einer 
intermittierenden Kammerautomatie, die sich dann entwickelt, wenn die Vorhofs- 
frequenz unter die idioventrikuläre Reizerzeugungsfrequenz sinkt, oder wenn die 
idioventrikuläre Frequenz sich über die Vorhofsfrequenz erhebt. Joachim (Königsberg). 
Gefäße: 

D’ Antona, S.: Contributi allo studio della parete arteriosa in condizioni normali 
e patologiche. Mem. 3. Le alterazioni aterosclerotiche della media aortica. (Bei- 
trag zum Studium der Gefäßwände unter normalen und pathologischen 
Bedingungen. Die arteriosklerotischen Veränderungen der Media.) (/stst. 
di anat. patol., univ., Siena.) Arch. per le scienze med. Bd. 37, Nr.6, S.495—546. 1913. 

Die Hauptveränderungen der elastischen Lamellen bestehen in einem Verlust ihrer 
Färbbarkeit, sowie in einem Schwächerwerden und in Unterbrechungen ihres Verlaufs. 
Sie verkalken. Fettige Degeneration wird selten beobachtet. Körniger Zerfall wird 
häufig beobachtet. Im Bindegewebe ist Hypertrophie der Gitterfasern, sowie auch 
hyaline, mucoide, fettige Degeneration und Verkalkung zu verzeichnen. Baldes. 


— ill — 


Pulley, W. J.: The reflex or protective phenomena of angina pectoris. (Der 
Reflex oder ein Schutzphänomen bei Angina pectoris.) New York med. 
journal Bd. 98, Nr. 19, S. 918—920. 1913. 

Längere Betrachtungen. Auf Grund der Untersuchungen von Head und Macken- 
zie kommt Pulley zu dem Schluß, daß bei Erschöpfung der Contractilität des Herzens 
eine Dehnung auftritt, durch die von einem bestimmten Moment an ein noch nicht 
genauer beschriebenes System von Nervenfasern Reize zu den Zentren im Gehirn 
und Rückenmark leitet; ein besonders starker oder plötzlicher Reiz kann dann eine 
Überleitung auf sensible Bahnen der Peripherie bewirken, z. B. treten Schmerzen 
solcher Art auf bei Uretersteinen in den Testikeln, bei Gallensteinen in der rechten 
Schulter, bei Angina pectoris in der Brust und in dem linken Arm. Da die inneren 
Organe selbst nicht empfindlich sind, bedeutet das Auftreten solcher Schmerzen 
eine Warnung; sie sind also als ein Schutzreflex aufzufassen. Morphium wirkt oft 
ausgezeichnet, ist aber sehr mit Vorsicht zu gebrauchen, besonders bei Fällen, bei 
denen seit längerer Zeit eine Hypertension besteht. Happich (St. Blasien). 

Favre, J.: Zur Frage der Dysbasia angiosclerotica (intermittierendes Hinken). 
Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 49, H. 4/6, S. 293—304. 1913. 

Verf. hat unter 800 Angiosklerotikern des Ismailowschen Invalidenhauses zu 
Moskau 8mal intermittierendes Hinken beobachtet und teilt genau die Kranken- 
geschichten mit. Es handelte sich in allen diesen Fällen um die arteriosklerotische 
Dysbasie, da bei allen das Vorhandensein von allgemeiner Arteriosklerose nachgewiesen 
werden konnte. Alle 8 Patienten gehörten den niederen Ständen an und waren Unter- 
militärs gewesen. Von allen war ein ausgesprochener Tabakmißbrauch getrieben wor- 
den, daneben fand sich als eventuell anzusprechendes ätiologisches Moment auch 
noch Syphilis, Kälteschädigungen oder Alkoholismus. — Von den objektiven Sympto- 
men ist bei weitem das wichtigste das Fehlen der Fußpulse in allen oder mehreren der 
4 Fußarterien. In den 8 Fällen handelte es sich ‚‚6 mal um das typische intermittierende 
Hinken, 2 Fälle waren atypisch, d. h. es fehlte die charakteristische Intermission bei 
ihnen, dafür aber waren andere Erscheinungen — schnelles Ermüden, Blässe oder 
Cyanose der Füße, Fehlen der Fußpulse, Goldflamsches Symptom (auffallend schnell 
eintretende Erblassung des Fußes nach wiederholtem Erheben des Beines aus der 
Horizontalen) — deutlich ausgeprägt‘“. Brandes (Kiel). 

Harvey, W. Henwood: Congenital aneurysm in a young rabbit. (Angeborenes 
Aneurysma bei einem jungen Kaninchen.) (Pharmacol. aborat., Cambridge.) 
Journal of pathol. a. bacteriol. Bd. 18, Nr. 3, S. 343—344. 1914. 


Respirationsapparat. 


Gölz, Wilhelm: Über den Wert der Symptome bei Bronchialdrüsentuberkulose. 
(Med. Uniwv.- Poliklin., Tübingen.) Med. Klinik Jg. 10, Nr. 5, S. 194—197. 1914. 

An 68 Kindern mit Bronchialdrüsentuberkulose wurden alle Symptome eingehend 
auf ihre Häufigkeit und ihren diagnostischen Wert geprüft. Dabei ergab sich, daß 
langdauerndes Fieber ohne erkennbare Ursache ein charakteristisches Zeichen dieser 
Drüsentuberkulose ist, und daß in diesen Fällen auch meist die Diazoreaktion positiv 
ausfällt. Von größtem Werte für die Diagnose erscheint dem Verf. die Schallverkürzung 
einer Spitze, die jedoch nicht bedingt ist durch eine Erkrankung der Spitze selbst, 
sondern durch Atelektasenbildung (infolge von Kompression des Lungengewebes oder 
der Bronchien und Gefäße von seiten der geschwollenen Drüsen) hervorgerufen wird. 
Bei der Wirbelsäulenperkussion zeigt sich in vielen Fällen eine Dämpfung des dritten 
und vierten Brustwirbels, die normalerweise nicht vorhanden ist. Das d’Espinesche 
Zeichen, die Bronchophonie der Wirbelsäule, hat wohl für die Diagnose der Bronchial- 
drüsentuberkulose zusammen mit anderen Symptomen einen Wert, ist jedoch durchaus 
nicht eindeutig. Hinsichtlich des Röntgenbildes hat Verf. die Wahrnehmung gemacht, 
daß es nur sehr selten den übrigen klinischen Erscheinungen entspricht. — Außer- 


— 712 — 


ordentlich selten sind bei Bronchialdrüsentuberkulose indirekte Fernsymptome, durch 
Druck auf Nerven und Gefäße hervorgerufen, zu konstatieren. Dunzeli (München). 
Grober: Behandlung der Lungenarterienembolie und des Lungeninfarkts. Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 40, Nr. 8, S. 369—371. 1914. 
eBacmeister, A.: Die Entstehung der Lungenphthise. Berlin: Springer 1914. 
V, 80 S. M. 2.40 
Die Entwicklung der typischen Schwindsucht mit dem gesetzmäßigen Beginn in 
der Lungenspitze ist von zwei Komponenten abhängig, der Infektion und der Dispo- 
sition. Der erste Teil der Arbeit behandelt die bakterielle Ursache der Krankheit und 
deckt sich in seinem Inhalt mit den Ausführungen des Verf. in dem 12. Bande der 
Ergebnisse der inneren Medizin über das Wesen und den Gang der tuberkulösen Infek- 
tion bei der menschlichen Lungenphthise — cfr. dieses Zentralbl. Bd. IX, S. 434. Im 
zweiten Kapitel wird die Bedeutung der tuberkulösen Infektion im Kindesalter für die 
Entstehung der Phthise erörtert. Verf. kommt hier auf Grund seiner eigenen experi- 
mentellen Versuche zu demselben Schluß wie Orth, daß die Lungenschwindsucht 
nicht immer auf eine Reinfektion zurück zu führen ist, wie Behring, Körner, sowie 
die Wiener Schule und viele andere Forscher lehren, sondern auch infolge einer einzigen 
Infektion oder als Teilerscheinung einer ersten Infektion mit Tuberkelbacillen ent- 
stehen kann, wenn die lokale Disposition in den Lungen gegeben ist, und daß nur der 
Charakter der Krankheit durch die Schutzkräfte des Körpers beeinflußt wird. Das 
dritte Kapitel handelt von der Bedeutung der Disposition für die Entstehung der 
Lungenphthise. Der individuelle Dispositionsbegriff wird folgendermaßen formuliert: 
alle Momente, die im Lungenspitzengebiet zu einer Stockung im Lymphabfluß führen, 
sind die Ursache, daß der tuberkulöse Prozeß sich in den Lungenspitzen lokalisieren 
kann. In dieser Zurückhaltung der Tuberkelbacillen, in dieser Stockung des Lymph- 
stromes liegt das eigentliche lokale disponierende Moment. Die mechanische Dispo- 
sition im Sinne Freund- Harts ist daher nicht der einzige Faktor für die Entstehung 
der Phthise, eine noch größere Rolle spielen wahrscheinlich die durch Lebensweise. 
Berufstätigkeit oder Muskelschwäche bedingte Senkung der Aperturebene und Be- 
engung der Lungenspitzen, sowie die Erkrankungen der oberen Luftwege, die zur un- 
genügenden Spitzenventilation führen, und Staubinhalationen mit sekundärer Ver- 
legung der abführenden Lymphbahnen. Nicht eine bestimmte Konstitutionsanomalıe. 
sondern die Kombination und Summation verschiedener Schädlichkeiten führen in 
vielen Fällen erst zur lokalen Disposition für die Entstehung der Phthise. Neben der 
Disposition sind auch die Virulenz der Bacillen und die jeweilige Empfänglichkeit des 
Organismus in jedem einzelnen Falle von der größten Bedeutung für den anatomischen 
und klinischen Verlauf der Krankheit. Harms (Mannheim). 
Dietschy, Rudolf: Die Frühdiagnostik der Lungentuberkulose dureh den 
praktischen Arzt. Korresp.-Bl. f. schweiz. Ärzte Jg. 44, Nr. 6, S. 161—174. 1914. 
Vortrag, in dem die einzelnen Methoden zur frühzeitigen Erkennung der Lungen- 
tuberkulose (Perkussion, Auscultation, Thermometrie, Tuberkulininjektion, Röntgen- 
photographie) besprochen werden und die Sanatoriumbehandlung als allerwichtigste 
Behandlung der beginnenden Tuberkulose dringendst empfohlen wird. Dunzelt. 
Fischel, Karl, und PhilippSchönwald: Beitrag zur endermatischen Medikation der 
Lungentuberkulose. (Sanat., @rimmenstein.) Med. Klinik Jg. 10, Nr.5, S. 197—198. 1914. 
Das Sputolvsin, eine Campher-Jod-Guajakolseife, beeinflußt bei der Lungentuber- 
kulose günstig Expektoration, Husten, Schmerzen und Temperatur und führt beı 
systematischer Anwendung auch in manchen Fällen zum Rückgang des Krankheits- 
prozesses. Harms (Mannheim). 


Bewegungsapparat. 


Bertolotti, M.: Sur la nosologie des formes ankylosantes chroniques de la 
colonne vertébrale. Documentation radiologique. (Zur Lehre der chronischen 


a a 


ankylosierenden Wirbelsäulenveränderungen.Radiologische Belege.)Ann, 


d’electrobiol. et de radiol. Jg. 16, Nr. 10, S. 689—698 u. Nr. 11, S. 733—776. 1913. 
Verf. hat 9 in dieses Gebiet gehörende Fälle beobachtet, die sich auf die Spondylose 
P. Marie — Strüm pell, die Bechterewsche Krankheit, die Küm mellsche traumatische 
en den ankylosierenden Wirbelsäulenrheumatismus und die Arthritis deformans der 
belsäule verteilen. Die Geschichte und Literatur der einzelnen Erkrankungen wird zu- 
nächst gestreift, danach die einzelnen Fälle in ausführlichen Krankengeschichten angeführt 
und an 20 Abbildungen und Röntgenbildern auf Tafeln eingehend röntgenologisch analysiert. 
Eine eingehende differentialdiagnostische Vergleichung der Fälle schließt sich an, sowie Er- 
örterungen über Ätiologie und Pathogenese der Erkrankungen, ihre verschiedenen Formen 
und Unterabteilungen. Hoffmann (Dresden).C# 
Schlesinger, Hermann: Die senile Osteomalacie. Kritisches Übersichtsreferat 
mit Beibringung eigener Beobachtungen. Zentralbl. f. d. Grenzgeb. d. Med. u. 


Chirurg. Bd. 18, Nr. 2, S. 188—202. 1914. 


Neurologie und Psychiatrie. 


Anatomie, Physiologie, allgemeine Pathologie und Therapie: 


Rönne, Henning: Die anatomische Projektion der Macula im Corpus geniculatum 
ext. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 22, H. 4/5, S. 469—485. 1914. 

Bei einem doppelseitigen Zentralskotom fand sich eine sehr schwere Degeneration 
beider papillo-makulären Bündel, die bis in das Corpus geniculatum externum genau 
(r. auf Marchipräparaten, l. auf Thioninserien) zu verfolgen war. Dieses Bündel hält 
sich im Corpus genic. ext. zunächst im dorsolateralen Teil der Markkapsel, zieht sich 
dann lateral, so daß es zuletzt über der Wurzel des lateralen Horns und lateral zur 
Fasermasse liegt, die das Ganglion verläßt, um zur Sehstrahlung überzugehen. Daneben 
zeigte sich eine Degeneration der kleinen Ganglienzellen in den inneren dorsalen Zellen- 
schichten bei Intaktbleiben der superfiziellen großen ventralen Ganglienzellen. Das 
Feld der Ganglienzelldegeneration zeigt die Projektion der Macula im primären 
optischen Ganglion an. A. Jakob (Hamburg). 


Loewenthal, N.: Contribution expérimentale à l’etude de la dégénérescence 
rétrograde. (Experimenteller Beitrag zum Studium der retrograden 
Degeneration.) Névraxe Bd. 14/15, S. 163—184. 1913. 

Einem erwachsenen Kaninchen wurde der N. ischiadicus in Höhe des Hüftgelenkes 
durchschnitten und 1 cm reseziert. Das Tier wurde nach 5 Wochen getötet. Einem 
andern wurde der dritte Lumbalnerv, ganz nahe am Ganglion, durchschnitten. Dies 
Tier wurde 10 Tage nach der Operation getötet. Bei dem letzten Tier zeigte eine kleine 
Anzahl Ganglienzellen eine schwere Alteration und zwar hauptsächlich hyaline und 
granuläre Degeneration. Der Kern zeigte Veränderungen chromatolytischer Art. Bei 
dem ersten Tier zeigten sich in zahlreichen Zellen atrophische Prozesse; zahlreiche 
Nervenfasern in den entsprechenden Ganglien zeigten indessen unversehrtes Mark und 
Achsencylinder. Nach der Marchischen Methode zeigen sich am zentralen Nervenstumpf 
Markscheidenveränderungen, die entlang den hinteren, aber auch den vorderen Wurzeln 
und deren intramedullären Ausstrahlungen verfolgt werden können. DieDegenerations- 
erscheinungen im peripheren Stumpf sind erheblich gröber. Salomon (Wilmersdorf). 


Collier, James: Two cases of Thomsen’s disease. (Zwei Fälle von Thom- 
senscher Krankheit.) Proceed. of the roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 3, neurol. 


sect., 8. 25—27. 1914. 

Die Krankheit bestand bei zwei Geschwistern von 14 und 17 Jahren. Myotonische Reak- 
tion in verschiedenen Muskeln. Die Spasmen verschwanden nicht nach mehrfacher Bewegung 
des betreffenden Gliedes, blieben vielmehr nach einer leichten anfänglichen Verringerung bei 
weiteren Bewegungen in demselben Grade bestehen. Die feineren Bewegungen waren stärker 
betroffen als die groben. Von mikroskopisch untersuchten Fasern eines erkrankten Muskels 
maßen wenige unter 100 « im Durchmesser. Sie zeigten im übrigen keine Anomalien des Sarko- 
plasma, der Kerne und des Bindegewebes. Salomon (Wilmersdorf). 


— 714 — 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Periphere Nerven: 

Nonne, M., und F. Oehlecker: Zur Behandlung schwerer Oceipitalneuralgien. 
(Allg. Krankenh., Hamburg-Eppendorf.) (7.Jahresvers. d.Ges. dtsch. Nervenärzte, Breslau, 
29. 1X.—1.X. 1913.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 50, H. 1/4, S. 218—222. 1913. 

Schwere Occipitalneuralgien stehen an Intensität und Hartnäckigkeit den Ge- 
sichtsschmerzen in nichts nach. Medikamentöse und physikalische Therapie pflegt 
bei den schweren Formen völlig im Stich zu lassen; ein operatives Vorgehen ist hier 
durchaus angebracht. Die Excision des Occipitalis major weist nun vielfach nur einen 
vorübergehenden Erfolg auf; die Neurexeresis nach Thiersch birgt insofern Ge- 
fahren, als die Cervicalnerven untereinander Anastomosen einzugehen pflegen und aus 
dem IV. und nicht selten aus dem III. Cervicalnerven der Phrenicus entspringt; in- 
folge dieser Verbindungen können lebensbedrohende Atemstörungen durch diese 
Methode ausgelöst werden. Die Durchschneidung der hinteren Rückenmarkswurzeln 
nach Foerster ist an dieser Stelle nicht gut angängig, weil Liquorabfluß in der Höhe 
des oberen Halsmarkes Respirations- und Zirkulationszentrum gefährdet. Die For- 
derung einer radikalen und dauernden Beseitigung des Leidens bei 
relativer Gefahrlosigkeit wird am ehesten durch die Exstirpation des 
Il.Cervicalganglions erfüllt. Dieser Eingriff ist indiziert, wenn alle übrigen konser- 
vativen Methoden versagt haben und primäre Erkrankungen der oberen Halswirbelsäule, 
des Ohres und der Nackenmuskulatur auszuschließen sind. Die Entfernung des zwischen 
Atlas und Epistropheus gelegenen Ganglions gestaltet sich insofern günstig, als dasselbe 


nicht im Foramen vertebrale selbst, sondern dicht vor demselben gelegen ist. 

Nach Durchtrennung des Cucullaris, Splenius capitis, Semispinalis capitis, Rectus capitis 
posticus major sowie des Obliquus capitis inferior gelangt man an den zwischen Atlas und 
Epistropheus gelegenen Spalt. Die Arteria occipitalis und vertebralis lassen sich leicht ver- 
meiden. Dagegen pflegt der dicht vor dem Intervertebralspalt gelegene Plexus venosus ziemlich 
stark zu bluten. 


Eine Exstirpation des II. Cervicalganglions hat in 2 Fällen vollen und dauernden 
Erfolg gezeitigt, ohne eine nennenswerte Muskelschwäche zu hinterlassen. Wenngleich 
nämlich die Nackenmuskulatur vom II. Cervicalnerven mit einigen motorischen Zwei- 
gen versorgt wird, so stellt sie doch in der Hauptsache das Gebiet des III. Cervical- 
nerven dar und wird somit kaum geschädigt. Meyer (Cöln a. Rh.).® 
Rückenmark: 


Fabinyi, Rudolf: Über tabische Augenkrisen und deren Entstehung. (Landes- 
irrenanst. Lipötmezö, Budapest.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. 
Bd. 22, H. 3, S. 272—285. 1914. 

Nach Besprechung der Literatur der am Kopf, speziell an den Sinnesorganen 
sich lokalisierenden Krisen gibt Fabinyi die Krankengeschichten zweier Fälle von 
Augenkrisen, die er beobachtet hat. Im ersten Falle handelte es sich um eine reine 
Tabes dorsalis, während im zweiten sich außerdem noch eine Paralyse entwickelt hatte. 
Da im letzteren Falle sich häufig paralytische Anfälle zu tabischen Krisen gesellten, 
so erörtert F. die Möglichkeit, daß für beide Krankheitssymptome eine einheitliche 
Ursache zu supponieren sei, die er in vasomotorischen Störungen vermutet. Aus 
welchem Grunde die anfallsmäßig auftretenden vasomotorischen Störungen bei Paralyse 
die Lähmungsanfälle und bei Tabes die Krisen hervorrufen, sei mit der Lokalisation 
der Zirkulationsänderung leicht zu erklären; bei Tabes entstehe die vasomotorische 
Störung im Rückenmarke und in den Arterien der verschiedenen Körperteile, während 
hei der Paralyse sich dieselbe in den (schon angegriffenen) Arterien des Gehirns als dem 
l,ocus minoris resistentiae einstelle und daher ganz andersartige Symptome hervorrufe. 

Geronne (Wiesbaden). 

Richter, H.: Zur Anatomie und Physiologie der Försterschen Radikotomie. 

Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 21, H. 1/2, S. 147—171. 1913. 


Bei einer 35jährigen Frau wurde wegen mobilen Hemispasmus die 5., 6. und 8. hintere 


= o s 


Cervical- und die 1. Dorsalwurzel reseziert. Geringe vorübergehende Besserung. Nach drei 
Monaten bestand wieder derselbe spastische Zustand, wie vor der Operation. Acht Monate nach 
der Operation ging die Patientin an einer akuten hämorrhagischen Encephalitis, die sich haupt- 
sächlich auf die Parietalgegend beider Hemisphären lokalisierte, zugrunde. Als Ursache des 
Hemispasmus mobilis ergab die Sektion einen Erweichungsherd in der operculären Gegend 
der rechten Hemisphäre. 


Der Fall gab interessante Aufschlüsse über die durch Radikotomie bedingten 
degenerativen Veränderungen. Die zugehörigen Spinalganglien wiesen (nach 254 Tagen) 
nur relativ geringe Veränderungen auf (Entstehung von pericellulären Räumen und 
Vakuolisation einzelner Zellen). Der zum Spinalganglion ziehende Stumpf der hinteren 
Wurzel war nicht degeneriert. In der Wurzeleintrittshöhe fand sich nach der Radiko- 
tomie Faserausfall in der Lissauerschen Zone, in geringerem Maße in der gelatinösen 
Substanz und im Hinterhorn, ausgedehnter Verlust der bogenförmigen Reflexkollate- 
ralen und Faserschwund und Größenabnahme im Vorderhorn, namentlich im lateralen 
Teil und im Angulus posterolateralis desselben. Die aufsteigend degenerierten Fasern 
mischen sich bald mit den Fasern anderer Segmente und lassen sich bis ungefähr 
zum fünften höherliegenden Segment verfolgen. Die absteigenden Fasern verlaufen 
mit endogenen Fasern in der Schultzeschen Bahn und enden im dritten tiefer liegen- 
den Segment. Guleke (Straßburg).“# 

Schaffer, Charles: Sur les effets histopathologiques de la radicotomie de 
Foerster dans un cas d’hömiplögie. (Über die histopathologischen Folgen 
der Foersterschen Wurzeldurchschneidung in einem Fall von Hemi- 
plegie.) Nevraxe Bd. 14/15, S. 49—53. 1913. 

In einem Fall von Hemiplegie wurde die 5., 6. und 8. Cervikal- und die erste Dorsalwurzel 
nach Foersterdurchschnitten. Im Rückenmark fand sich bei der Sektion (die Kranke kam 101/, 
Monate p. o. zum Exitus) auf- und absteigende Degeneration im betr. Wurzelgebiet. In den 
Spinalganglien fand sich Schwellung des Zellkörpers mit zentraler Chromatolyse und Rand- 
stellung des Kerns. Aufzehrung der Ganglienzellen durch Satellitenzellen. Eine sehr aus- 


gesprochene Hyperplasie der Satellitenzellen fand sich dagegen auch in Ganglien, die zu den 
durchschnittenen Wurzeln in keiner Beziehung standen. Salomon (Wilmersdorf). 

Ligabue, Piero: Contributo allo studio della spina bifida. (Beitrag zum 
Studium der Spina bifida.) (R. stit. di studi super., Firenze.) Clin. chirurg. 
Jg. 21, Nr. 11, 8. 2353—2402. 1913. 

1. Meningocele der Halswirbelsäule bei 1 Monat altem Kind. Operation: Exstirpation, 
Naht, Heilung. 2. Kind von 6 Monaten mit Myelomeningocele lumbo-sacralis. Exstirpation 
unter Mitnahme der in der Cystenwand sich ausbreitenden nervösen Gebilde. Die schon vor 
der Operation bestehende schlaffe Lähmung der Beine und von Blase und Mastdarm bleibt 
unverändert bestehen bis zu dem nach 3 Jahren an unbekannter Krankheit erfolgenden Tode. 
3. Kind von 5 Monaten mit Myelomeningocystocele dorsoventralis, operiert wie das vorige. 
Tod am nächsten Tage. 4. Kind von 2 Monaten mit Meningocele dorsalis, Exstirpation; Hei- 
lung ohne nervöse Ausfallserscheinungen noch 7 Jahre später festgestellt. — Die anatomische 
Diagnose kann vor der Operation nicht immer gestellt werden. Die Operation ist möglichst 
früh auszuführen und möglichst einfach zu gestalten. Absolute Gegenanzeige sind Ulceration, 
Infektion, totale Rachischisis. Gümbel (Bernau).CH 


Gehirn: 

Humbert, G., et W. Alexieff: Contribution à ? étude de la méningite cancéreuse. 
Étude anatomo-clinique. (Beitrag zum Studium der Krebs-Meningitis. 
Klinisch-anatomische Studie.) (Clin. méd., univ., Genève.) Rev. de méd. Jg. 33, 
Nr. 12, S. 921—955. 1913. 

Den größten Teil der Arbeit stellt eine literarische Zusammenstellung der Fälle 
von sarkomatöser und carcinomatöser Meningitis dar. Den Schluß bildet die Mit- 
teilung eines eigenen Falles, bei dem im Anschluß an einen Brustkrebs sich menin- 
gitische Erscheinungen einstellten: Erbrechen, Schwindel, Sehstörungen, Ohrensausen, 
Kernigsches Symptom, Hemiparese und schließlich eine crurale Lähmung. Im 
Liquor waren Krebszellen. Anatomisch-histologisch fand sich eine vor allem basale, 
granuläre, carcinomatöse Meningitis, die sich an die Sylvischen Gruben fortsetzte. 
Die Gefäße waren teilweise unvollständig umscheidet von Krebsgewebe. 3 isolierte 
Knoten befanden sich ın der Hirnrinde. Reichmann (Jena). 


— 16 — 


Boenninghaus, Georg: Ein Beitrag zur Kenntnis der Meningitis serosa ventri- 
cularis acuta. Zeitschr. f. Ohrenheilk. u. f. d. Krankh. d. Luftw. Bd. 70, H. 1/2, 


S. 23—27. 1914. 

Eine bis dahin gesunde, 22jähr. Person erkrankte unter Schwindelgefühl. Nach einigen 
Stunden trat Bewußtlosigkeit ein. Maximal erweiterte, reaktionslose Pupillen. Erschlaffte 
Sphincteren. Starke motorische Unruhe. Mehrfaches Erbrechen. Am nächsten Morgen zweimal 
Konvulsionen der ganzen linken Körperseite. 3 Wochen vorher hatte Mittelohreiterung bestan- 
den; zwischendurch aber völliges Wohlbefinden. Am rechten Trommelfell 2 mm große Per- 
foration. Am Perforationsrand Spur fast geruchfreien eingedickten Eiters. Keine Nackenstarre, 
kein Kernig, kein Nystagmus. Puls 50. Temperatur 37°. Diagnose: Rechtsseitiger Schläfen- 
lappenabsceß im terminalen Stadium. Radikaloperation. Dura lebhaft injiziert, pulslos. Ge- 
hirn ebenfalls pulslos. Drei je 4cm tiefe Einschnitte ins Gehirn fördern keinen Eiter zutage. 
Von Lumbal- und Ventrikelpunktion wurde Abstand genommen, weil das Bestehen eines Groß- 
hirnabscesses für sicher gehalten wurde. Nach der Operation mäßiger Prolaps. Am fünften 
Tage starker, rein wässeriger Abfluß aus der Wunde. Wiederkehr des Hirnpulses. Ungestörte 
Rekonvaleszenz. Auch 5 Monate später noch völliges Wohlbefinden. Es war offenbar durch 
Ventrikelhydrops zum Ventrikelverschluß gekommen. Durch die Trepanationsöffnung und den 
im Anschluß daran entstandenen Hirnprolaps war die Möglichkeit zur Lösung des Ventrikel- 
verschlusses zustande gekommen. Salomon (Wilmersdorf). 


Canfield, R. Bishop: Some conditions associated with the loss of cerebro- 
spinal fluid. (Über einige Symptome, die bei dem Abfluß von Liquor 
cerebrospinalis auftreten können.) Ann. of otol. rhinol. a. laryngol. Bd. 22, 


Nr. 3, S. 604—622. 1913. 

Mitteilung der Krankengeschichten von 11 Fällen, in denen der Abfluß von Liquor cere- 
brospinalis teils deutliche Zeichen von Meningismus machte, teils solche Zeichen ganz vermissen 
ließ. Es handelte sich meist um Operationen am Mittelohr, im Verlauf derer sich der Liquor- 
verlust ereignete. $ Géronne (Wiesbaden). 


Riva, Alberto: Sulla ipersecrezione del liquido encefalo-rachidiano in rapporto 
alla cosidetta meningite sierosa. (Über die Hypersekretion des Liquor cere- 
brospinalis im Zusammenhang mit der sogenannten serösen Meningitis.) 
(Clin. med. gen., univ., Parma.) Tommasi Jg. 8, Nr. 35, S. 758—761. 1913. 

Bei neurotischen, indicanurischen Individuen finden sich hartnäckige, auf Lum- 
balpunktion prompt weichende Kopfschmerzen, die auf erhöhten Druck der vermehrten 
Cerebrospinalflüssigkeit zurückzuführen sind. Die Erscheinungen können sich zu 
geistiger Konfusion, Schwindel, Astasie usw. steigern. Zeitweilig auftretende Beschwer- 
den verschiedener Art sind gewiß ebenso auf erhöhten Druck des in der Tension schwane 
kenden Liquors zu beziehen. Die physiologische Natur des Liquors ist noch nicht 
sichergestellt, doch steht derselbe gewiß den Sekretionsprodukten nahe. — In einem 
der mitgeteilten Fälle bestanden seit langem periodisch auftretende Kopfschmerzen, 
Erbrechen, Schwindel, herabgesetztes Sehvermögen infolge Retinitis, mit Verdacht 
auf Hirntumor. Auf Lumbalpunktion, die vermehrten, unter erhöhtem Druck stehen- 
den klaren Liquor förderte, Besserung, die nach wiederholter Punktion zunahm, 
so daß Patient entlassen werden konnte. — Im zweiten Falle kam ein 20jähriges 
Mädchen im Koma zur Aufnahme, bei dem ein Strabismus int. des linken Auges er- 
hoben wurde. Der Erkrankung war Kopfschmerz, leichtes Fieber und Erbrechen vor- 
ausgegangen. Die Lumbalpunktion ergab ein dem ersten Fall analoges Resultat, 
noch während derselben kehrte das Bewußtsein zurück, die Kranke fühlte sich wohl, 
doch wiederholten sich nach 16 Tagen die Erscheinungen, die Punktion wurde wieder- 
holt, während derselben starke Schmerzen im linken Bein und Auftreten hysterischer 
Erscheinungen. Heilung. — Dritter Fall: Ein 20jähriger Patient mit meningealen 
Erscheinungen, Kopfschmerz, Diplopie, Strabismus, linkerseits Ödem der Lider und der 
Bindehaut, Erbrechen, Nackenstarre, Kernig, Pulsverlangsamung, Neuroretinitis mit 
kleinen Blutungen. Einige Monate vorher Schädeltrauma. Nach wiederholter Lumbal- 
punktion Heilung. Das Zusammenhalten solcher Beobachtungen mit Fällen der soge- 
nannten Meningitis serosa läßt derartige Symptomenbilder durch die Sekretionsvermeh- 
rung und den erhöhten Druck der Cerebrospinalflüssigkeit erklärbar erscheinen. Neurath. 


— 17 — 


Spiller, William G.: Bilateral oculomotorius palsy from softening in each 
oculomotorius nucleus. (Doppelseitige Oculomotoriuslähmung infolge Er- 
weichung in den Oculomotoriuskernen.) Névraxe Bd. 14/15,S. 125—140. 1913. 

Bei einem 52jährigen Mann bestanden seit 3 Jahren epileptische Anfälle, die drei Monate 
nach einem schweren Kopftrauma aufgetreten waren. Trepanation war erfolglos geblieben. 
Objektiv fand sich Lichtstarre der Pupillen und Fehlen eines Kniereflexes. Nach einem neuen 
Anfall trat beiderseitige komplette Oculomotoriuslähmung auf. Übrige Hirnnerven normal. 
Die Sektion ergab Erweichung der Oculomotoriuskerne in dem nächst der Brücke gelegenen 
Teil. Die Erweichung ist auf den Kern begrenzt. Ursache war Thrombose eines Gefäßes (Lues). 
Beide optici, besonders der rechte, stark degeneriert. Großes Gumma zwischen den Stirnlappen 

Salomon (Wilmersdorf). 

Roedelius, E.: Opticusatrophie nach Keuchhusten. (Allg. Krankenh., Hamburg- 


Eppendorf.) Arch. f. Kinderheilk. Bd. 62, Nr. 3/4, S. 161—166. 1914. 


Sehnervenaffektionen kommen nach den verschiedensten Infektionskrankheiten' 


zur Beobachtung. Eine solche Komplikation nach Pertussis illustriert folgender Fall: 
Ein 4jähriges Kind akquirierte 8—10 Wochen nach Beginn eines schweren Keuchhustens 
eine Rachenkehlkopfdiphtherie, die die Tracheotomie notwendig machte. Die jetzt konstatierte 
Blindheit des Kindes soll bald nach Beginn des Keuchhustens aufgetreten sein. Objektiv fand 
sich Abweichen des linken Auges nach außen und neuritische Form der Opticusatrophie beider- 
seits. Tod unter Herzlähmung. Die Sektion bestätigte die Opticusatrophie, die histologische 
Untersuchung ergab vollständige Zerstörung der Sehnervenfasern. Neben mechanischen dürf- 
ten infektiöse Momente des Keuchhustens eine ätiologische Rolle gespielt haben. Neurath. 


Roubinovitch et Barbé: Contribution à l’étude de l’hydroc&phalie interne. 
(Beitrag zum Studium des Hydrocephalus internus.) Encéphale Jg. 9, 
Nr. 1, S. 1—4. 1914. 

Die Verff. geben die klinischen Daten und die genauen anatomischen Untersuchungs- 
befunde eines Falles von Hydrocephalus internus bei einem 6jährigen Kinde; die Krank- 
heitserscheinungen waren wahrscheinlich bedingt durch hereditäre Syphilis; dafür sprach 
die starke Lymphocytose und die positive Wassermannreaktion des Liquor. Géronne. 


Hevesi, E., und L. Benedek: Foerstersche Operationen in Fällen von infantiler 
spastischer Paraparese und infantiler spastischer Hemiplegie. (Chirurg. u. neurol.- 
psychiatr. Klin., Univ. Kolozsvár.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. 
Bd. 22, H. 1, S. 97—105. 1914. 

Ein 14jähriges Mädchen mit Paraplegia infantilis spastica, deren Erscheinungen 
erst seit einem Jahr bestehen sollen, wird nach Foerster operiert. Es werden die 
hinteren 2. Sakral-, 2., 3. und 5. Lumbalwurzeln reseziert. 4 Wochen nach der Operation 
beginnt eine Nachkur mit Eisen, Arsen, Gehübungen, Massage, warmen Sıtzbädern, 
galvanisch-faradischer Behandlung. Nach weiteren 4 Wochen war der Gang beträcht- 
lich sicherer, die Spasmen hatten nachgelassen, die Inaktivitätsatrophie hatte sich 
gebessert. Patientin befindet sich noch in Behandlung. — Ein 6 Jjährıges Mädchen hatte 
4 Jahre vorher Diphtherie durchgemacht; bald danach wurde Lähmung des linken 
Beines und der linken Hand bemerkt. Es besteht jetzt spastische Parese des linken 
Beines und Hemiathetose der linken Hand. Keine Sensibilitäts-, Blasen- oder Mastdarm- 
störungen. Diagnose: Hemiplegia infant. spast. post diphtheriam. Zur Besserung 
der Erscheinungen im linken Bein wird die Foerstersche Operation (Resektion der 
2., 3. und 5. Lumbal- und 2. Sakralwurzel) vorgenommen. 3 Monate später ist der 
Gang wesentlich leichter, die Rigidität hat nachgelassen. Beide Fälle zeigen, daß die 
Foerstersche Operation opportun ist, wenn die spastische Komponente im Vorder- 
grund steht. Die Wurzelresektion leitet aber die Therapie erst ein; eine sorgfältige 
Nachbehandlung ist notwendig. Der chirurgische Eingriff wird besser einzeitig vorge- 
nommen. Die herausgeschnittenen Stücke hatten eine Länge von 1,0—1,5 cm. Um 
tödlichen Shock zu vermeiden, darf der Liquorabfluß nur langsam bei erhobenem Becken 
vor sich gehen. Die Dura muß sorgfältigst genäht werden. Nach der Operation nehmen 
die Patienten für 10 Tage Bauchlage mit erhöhtem Becken ein, um weiteren Liquor- 
verlust zu verhindern. L. Bassenge (Potsdam). 


— 18 — 


Leidler, Rudolf: Ein Beitrag zur Kenntnis der otogenen Schläfelappenabseesse. 
(Allg. Poliklin., Wien.) Med. Klinik Jg. 10, Nr. 2, S. 57—59 u. Nr. 3, S. 106—108. 1914. 
Es werden zwei komplizierte Fälle vom otogenem Schläfenlappenabsceß mit- 
geteilt. Im ersten Falle entwickelte sich sehr langsam im Anschluß an eine wegen Otitis 
vorgenommene Operation eine amnestische Aphasie, allgemeine Mattigkeit Stauungs- 
papille und Retinalblutungen, die Operation ergab eine Eiterretention im Antrum, die 
auch auf die Dura übergegriffen hatte. Unterhalb dieses Extraduralabscesses fand sich, 
bei einer wenige Taxe später vorgenommenen Operation noch ein subduraler Absceb. 
der gut abgekapselt zu sein schien. Nach seiner Entleerung setzte rasche Besserung des 
Befindens ein, bis plötzlich nach zwei Monaten wieder Erbrechen und Schwindel auf- 
traten und in der alten Absceßhöhle ein neuer Absceß gefunden wurde, der den ersten 
an Ausdehnung bei weitem übertraf. Erst nach dieser Operation ist endgültige Heilung 
` eingetreten. Bemerkenswert ist in diesem Falle die langsame Entwicklung und das 
rasche Rezidiv. Bei diesem liegt die Möglichkeit vor, daß entweder ein echtes Rezidiv 
in der alten Absceßhöhle vorliegt, oder daß ein zweiter in der Nähe wachsender Abscei 
in die alte entleerte Absceßhöhle durchgebrochen ist. Im zweiten Falle war es nach 
einer typischen Radikaloperation zunächst zu einer Labyrinthfistel gekommen. Später 
mußte eine Labyrinthresektion vorgenommen werden, wobei sich ein Hirnprolaps aus- 
bildete. Zwei Jahre später kam es über dieser Stelle zu Ekzem und Fistelbildung, die 
sich aber wieder schloß, doch wurde wegen Kopfschmerzen und Schwindel schließlich 
auf dem Prolaps incidiert und eine Cyste entleert. Seit der Zeit bestanden leichte Fieber- 
erscheinungen, doch blieb eine wiederholte neurologische Untersuchung ergebnislos und 
es bestand keine Veränderung des Augenhintergrundes. Nach einem Jahre traten 
plötzlich hohe Temperaturen, Erysipel der Ohrgegend und Symptome der eitrigen 
Meningitis auf, die rasch zum Exitus führten. Die Sektion deckte einen in der Tiefe 
des Schläfenlappens sitzenden und in den Ventrikel durchgebrochenen Hirnabsceß 
auf, von dem die diffuse Meningitis ausgegangen war. Die Labyrintherkrankung war 
hier vollkommen ausgeheilt und die Entwicklung des Hirnprolapses nach der Operation 
ist die mittelbare Todesursache geworden. Frankfurther (Berlin). 


Dawidenkow, J.: Ein Versuch zum Studium der Elemente der Seelenblindheit. 
Charkowsches Med. Journ. Bd. 16, Nr. 9, 223—243. 1913 (Russisch). 

Analyse eines Falles von Alzheimerscher Krankheit, in dem das hervorragendste 
Symptom Seelenblindheit war. Die üblichen Formeln und Schemen, in denen die 
hypothetischen „optischen Vorstellungen“, „primäre und sekundäre Identifikation‘ 
figurieren, sind unserem Verständnis der Seelenblindheit wenig förderlich. „Gnostische‘“ 
Erscheinungen müssen durch Beschreibung der motorischen Reaktionen ausgedrückt 
werden, die einzig und allein von uns objektiv beobachtet werden können. In diesem 
Sinne können die in dem beschriebenen Falle bestehenden Erscheinungen dahin formuliert 
werden, daß bei erhaltenen motorischen „Tangoreaktionen“ (Reaktion auf motorische 
Reize) in bezug auf optisch-motorischen Automatismus zu konstatieren war: Unversehrt- 
heit der elementaren Greif-Photoreaktion, ungewöhnliche Universalität derselben und 
tiefe Störung aller übrigen irgendwie komplizierten Photoreaktionen. Interessant sind 
einige Analogien, die bei der Analyse der motorischen Reaktionen Seelenblinder auf- 
tauchen. Im frühen Kindesalter, wo eine Differenzierung komplizierter Bedingungsreflexe 
im Pawlowschen Sinne noch nicht existiert, beobachten wir eine physiologische Genera- 
lisatıon der Greif-Photoreaktion. Andererseits ist das Auftreten der generalisierten Greif- 
Photoreaktion ın (allen?) Fällen von Seelenblindheit eher als ‚„Loshemmung‘“ im Paw- 
lowschen Sinne zu betrachten, da eben das ‚„Loshemmen‘“ nicht selten von Zerstörung 
resp. Nichtentwicklung ‚‚gnostischer‘ Funktionen begleitet ist (Echolalie, Säuglingsreflex 
von Stransky). In Bergsons Analyse des Gedächtnisses und Erkennens (,,das Ver- 
gangene spiegelt sich in motorischen Mechanismen wieder“) findet Verf. Elemente, dıe 
sich seiner Anschauung von der Notwendigkeit des genauen Studiums gerade der 
motorischen Reaktionen bei gnostischen Prozessen nähern. Kroll (Moskau). 


— 719 — 


Cockayne, E. A.: Hemiplegia with very extensive naevus. (Hemiplegie mit 
sehrausgebreitetem Naevus.) (Sect. f. the study of dis. in children, 24. X. 1913.) 
Proceed. of the roy. soc. of med. Bd. 7, Nr. 1, S. 6. 1913. 

Ein über ljähriges Kind, das unter Krämpfen geboren war, zeigte nach einem 
lınksseitigen Krampfanfall im Alter von 6 Wochen eine linksseitige Hemiplegie. Die 
Krämpfe wiederholten sich in der Folgezeit. Intelligenz normal. Es bestand ein aus- 
gebreiteter Naevus, der sich über Kopfhaut, Gesicht, Arme, Beine und Stammpartien 
erstreckte, symmetrisch angeordnet war und der Verteilung der hinteren Wurzeln zu 
entsprechen schien. Wassermannsche Reaktion negativ. Neurath (Wıen).® 

Maclachlan, W. W. G.: Extensive pigmentation of the brain associated with 
nevi pigmentosi of the skin. (Ausgedehnte Pigmentation des Gehirns, ver- 
gesellschaftet mit Naevi pigmentosi der Haut.) (Pathol. Inst., Straßburg.) 
Journal of med. res. Bd. 29, Nr. 3, S. 433—446. 1914. 

Sektionsbericht über den vierten bisher bekannten Fall dieser Art. 

2 Monate altes Mädchen. Blondes Haar. Vier Naevi pigmentosi der äußeren Haut (2 mal 
am Rücken, l mal in der linken Axillarlinie, 1 mal am rechten Fuß). Starke schwarze Pigmentie- 
rung an der Oberfläche des Cerebellums, der Pons, des rechten hinteren Corpus quadrigeminum 
sowie im Schnitt im Nucleus striatus, Nucleus dentatus, in der Pons, im Cerebellum und Thala- 
mus opticus. Sonstiger Befund: Catarrhus intestinalis acutus; Ulcus catarrhalis ilei; Nephro- 
lithiasis sinistra; Bronchitis suppurativa; Pneumonia lobularis d.; Diverticulum Mekeli. 

Besprechung der mikroskopischen Untersuchungsresultate und der vier Theorien 
der Entwicklung dieser Pigmentanomalie. Die Naevi im Gehirn sind keinesfalls Meta- 
stasen der Hautaffektion, sondern benigne, primär im Gehirn entstandene Tumoren; 
diese entwickeln sich aus chromophoren Zellen, die aber nicht epithelialen Charakter 
tragen. — Literatur. Alfred Lindemann (Berlin). 

Ciuffini, Publio: Contributo allo studio dei tumori del lobo prefrontale sinistro. 
(Beitrag zum Studium der Tumoren des linken Präfrontallappens.) (Clın. 
d. malattie nerv., unw., Roma ) Riv. sperim. di freniatria Bd.39, Nr. 3/4, S.766—791.1913. 

Die Diagnose der Tumoren der Präfrontalwindung nach den klinischen Erschei- 
nungen ist sehr schwierig. Der mitgeteilte Fall ist hierfür ein Beispiel. Ein 50jähriger 
Potator, in dessen Ascendenz sich vielfach Potus fand, lıtt seit vier Jahren an typi- 
schen epileptischen Anfällen, die an Häufigkeit zunahmen, und in deren Gefolge sich 
eine ausgesprochene Degeneration des Charakters, verbunden mit geistiger Schwäche, 
in’allen Sphären des psychischen Lebens einstellte. Neurologisch fand sich ein fast 
normaler Befund bis auf das Bestehen eines diffusen Tremors und einer kaum merk- 
baren Dysarthrie. Die Autopsie ergab ein Gliom der weißen und grauen Substanz der 
dritten Frontalwindung und des vorderen Fünftels der oberen Temporalwindung und 
des Lobulus fusiformis der linken Seite. Die Existenz des Neoplasmas kam über- 
raschend, da eher der Verdacht einer tardiven Epilepsie in ätiologischem Zusammen- 
hang mit dem Potus oder mit einer cerebralen Arteriosklerose nahelag. Als alleiniges 
Tumorsymptom hatten die psychischen Störungen bestanden. Die Fälle der Litera- 
tur gestatten nicht die Aufstellung eines allgemein gültigen Symptomenbildes für die 
Diagnose der im Präfrontallappen lokalisierten Tumoren. Neurath (Wien). 

‚ Prym, P.: Uber das Endotheliom der Dura. (Pathol. Inst., Univ. Bonn.) Virchows 
Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 215, H. 2, S. 212—216. 1914. 

Beschreibung eines Duratumors von auffallend epithelähnlicher Struktur, der 
vielfach an einen Plattenepithelkrebs erinnerte, aber dennoch als Endotheliom gedeutet 
werden mußte. Thorel (Nürnberg). 

Taylor, A. L.: A case of tumour of the pituitary body. (Ein Fall von Hypo- 
physentumor.) Lancet Bd. 2, Nr. 21, S. 1464—1465. 1913. 

Innerhalb von 4 Jahren entwickelt sich bei einer 40jährigen Patientin allmählich 
eine Apathie, schließlich Demenz; einige epileptische Anfälle; oft Inkontinenz von Urin 
und Faeces; Indifferenz, Somnolenz; keine Schmerzen; allmählich Amaurose. Nach 
zwei neuen epileptischen Anfällen Schwäche der rechten Hand und leichter Brechreiz. 


— 720 — 


Endlich zunehmende Schläfrigkeit, dann hintereinander 15 epileptische Anfälle, Tod 
im Koma. — Autopsie: Hypophyse durch Spindelzellensarkom auf 6:4,5 cm ver- 
größert; Hirnwindungen vollkommen abgeplattet, beide Seiten- und dritter Ventrikel 
fast nicht mehr vorhanden, Chiasma nerv. optic. und tractus und lobus nerv. ol- 
factor. nicht mehr zu erkennen. — Der Verf. zieht den Schluß, daß die Stirnhirn- 
rinde der Sitz der höheren Intelligenz und Gemütsbewegungen sei. Happich (St.Blasien). 

Hippel, E. v., und Goldblatt: Weitere Mitteilungen über die Palliativoperati- 
onen, speziell den Balkenstich bei der Stauungspapille. Graefes Arch. f. Ophthalmol. 
Bd. 86, H. 1, S. 170—212. 1913. 

Verff. bringen einen wertvollen Bericht über die Beeinflussung der Stauungspapille 
durch Palliativoperationen, insbesondere durch den Balkenstich, auf Grund von 36 
Operationsfällen. 

1. 23 Fälle mit noch gutem oder wenigstens brauchbarem Sehvermögen: 
von diesen starben während der Beobachtungszeit 10, und zwar nach 3 Tagen 1, nach 
1—10 Monaten 8, nach 2!/, Jahren einer. 14mal kam der Balkenstich als einmalige und einzige 
Operation zur Anwendung, 7 mal wurde er durch die nachgeschickte Trepanation, 2 mal durch 
eine nachträgliche Radikaloperation ergänzt. Völlige Rückbildung der Stauungspapille ohne 
Atrophie und mit Erhaltung des Sehvermögens bewirkte der Balkenstich allein 6 mal; in einem 
weiteren Falle blieb trotz ausgesprochener Atrophie ein gutes Sehvermögen zurück; von diesen 
7 quoad visum Geheilten starben 2 nach 1—3 Monaten, die übrigen leben noch; in weiteren 
4 Fällen brachte der Balkenstich einen wenigstens relativen Erfolg, 1O mal blieb er für die Augen- 
funktion erfolglos, in 3 dieser letzteren Fälle bewirkte die nachgeschickte Trepanation bzw. 
Eröffnung des 4. Ventrikels erst die Rückbildung der Stauungspapille. — 2. Von den rest- 
lichen 13 Fällen mit schlechtem Sehvermögen starben sieben 4 Tage bis 14 Monate nach 
dem Balkenstich, der Trepanation oder der Kraniektomie. In 7 Fällen wurde der Balkenstich 
allein, sonst als Kombinationseingriff ausgeführt, 9 mal blieb er überhaupt gänzlich wirkungslos. 


Der Balkenstich ist demnach ein druckentlastender Eingriff, wel- 
cher in einer Anzahl von Fällen die Stauungspapille zur Rückbildung 
ohne Atrophie bringen kann; die Rückbildung scheint indessen lang- 
samer vor sich zu gehen als nach der Trepanation. Ein gutes Sehvermögen 
ist nur bei den Fällen zurückzugewinnen, welche bei guter oder nur wenig herabgesetzter 
Funktion operiert werden; indiziert ist darum die sofortige Frühoperation bei fest- 
gestellter Stauungspapille selbst bei vollkommen normaler Funktion. Die chirurgi- 
sche Behandlung der Stauungspapille darf heute als das Normalverfah- 
ren gelten. Unter den Methoden, die dabei zum Ziele führen können, kommt dem 
Balkenstich eine erhebliche Bedeutung zu; als der kleinste und ungefährlichste Eingriff 
ist er immer dann zu empfehlen, wenn im richtigen, d.h. im Frühstadium der Stauungs- 
papille operiert wird. Versagt er für die Stauungspapille, so kann ein weiterer Eingriff 
1. a. unter günstigeren intrakraniellen Druckverhältnissen nachgeschickt werden, dessen 
Gefahren sich dadurch vermindern. Liegt kein Frühstadium der Stauungs- 
papille vor, so ist einstweilen bei der Trepanation stehenzubleiben. 
Im übrigen ist der Balkenstich ein zweckmäßig vorbereitender Voreingriff für eine 
größere operative Druckentlastung, welche bei Stationärbleiben oder Fortschreiten der 
Stauungspapille nach wenigen Wochen Beobachtung angeschlossen werden muß. Das 
eigentliche Feld des Balkenstichs sind die Fälle, wo der Hirndruck die Folge einer Ver- 
mehrung der Flüssigkeit, nicht einer Zunahme fester Substanz ist. Gefahrlos ist er indes 
nur in der Hand eines gewandten Hirnchirurgen; folgte doch einmal dem Eingriff un- 
mittelbar eine schwere Hemiplegie und eine beschleunigte Abnahme des Sehvermögens. 
In 2 Fällen brachte der Balkenstich eine Heilung der Stauungspapille, trotzdem letz- 
terer ein Tumor zugrunde gelegen hatte. Die kranielle Druckentlastung ist das prinzi- 
piell richtige Verfahren, demgegenüber die Lumbalpunktion bei der Unsicherheit der 
Tumordiagnose zweifelhafter und gefährlicher ist; zudem ist die Mortalität der Früh- 
operation eine nur geringe. Bei operativer Deckelentlastung erweist sich die Eröffnung 
der Dura meist als nötig zur Rückbildung der Stauungspapille. Die direkte Drainage 
der Optieusscheide hat bisher noch keine Erfolge aufzuweisen; sie dürfte erst nach 
erfolgloser Gehirnoperation zu wagen sein. Henschen (Zürich).“" 


Zentralblatt für die gesamte innere Medizin 


Band IX, Heft 11 


und ihre Grenzgebiete. 


S. 721—791 


Autorenregister. 


Aaser, Einar (Poliomyelitisepide- | Albrecht, 


mie) 684. 
Abadie, J. s. Pitres, A. 487. 
Abbé, Robert (Radium) 583. 


Alcock, Broughton s. Marie, Au- 
guste 24. 


Abcderhalden Emil (Abwehrfer- | Aleman, Oscar (Tabes) 127. 


mente) 225, 305. 

— —- (Aminosäuren im Blute) 
307. 

— — (Dialysierverfahren) 693. 


— — (Serologische Diagnostik) | Alexandrescu-Dersca, 
36 


Abel, John J., Leonard G. 


Rowntree and B. B. Turner | Alexieff, 


(Dialyse) 607. 
— 8. (Diphtherie) 138. 
Abelin, S. s. Stiner, O. 146. 


Abelmann, M. (Herzfehler) 250. | Allen, R. 


Abl, R. (Harnsäureausscheidung) 
535. 

Abrami, P. s.Widal, F. 219, 337. 

-— — 8. Wallich, V. 428. 

Abramow, S. (Hypophyse) 230. 

— — undS. Mischennikow (Ent- 


Alessandri, Roberto (Nieren- 
tuberkulose) 424. 

Alexander, Br. (Lungentuber- 
kulose) 350. 


O. (Reflexphänomen) | Arima, R. (Diphtherietoxin) 274. 


— — und Y. Sakamura (Tuber- 
- kelbacillen) 285. 

Arkin, Aaron (Phagocytose) 408. 

Arlo, J., et B. Certain (Hämoly- 
sine) 221. 

Armstrong, V. A. s. Fuller, C. A. 
395. 

Arneth (Differentialzähltafel für 


C., und! Leukocyten) 171. 
Stepleanu Vasile(Polyarthritis) | — — (Arnethsche Methode) 324. 
66. — (Anämie) 645. 
W. s. Humbert, G.| Arnheim, G. (Spirochätenunter- 


715. 

Alezais, H., et Ch. Mattei (Schild- 
drüsenatrophie) 386. 

W. (Vacecintherapie) 
603. 

Allenbach, E. s. Meyerstein, W. 
295. 

Allers, Rudolf, und José M. 
Sacristán (Stoffwechselversu- 
che bei Epileptikern) 40. 


suchungen) 588. 

Arnoldi, W., und G. Brückner 
(Nierenentzündung) 551. 

Arnone, Gioachino (Blutbildung 
und Infektion) 118. 

— — (Blutzellen) 429. 

Arnstein, Alfred (Schneeberger 
Lungenkrebs) 123. 

Artom, Gustavo (Basilarmenin- 
gitis) 373. 


giftung bakterieller Toxine)  Almagiä, M. (Spontantumoren) | Aschenheim, Erich(Lichtwirkung 


294. 

Abramowski, Hans (Tuberkulose- 
bekämpfung) 212. 

Achard, Ch., et E. Feuillie (An- 
gina Vincenti) 18. 


— — et Ch. Foix (Phagocytose) 


603. 
— — et A. Leblanc (Nephritis) 
330. 
Acker, George N. (Parotitis) 510. 
Ackermann, D. (Kreatinin) 529. 
Adelheim, Roman (Lebercarci- 
nom) 113. 


231. 
— — naie Sekretion) 618. 
Agejewa, O. (Ataxie) 669. 
Aguglia, Eugenio (Resektion des | 
Ischiadicus) 186. 
Ahrens, Heinrich (Abderhalden- 
Reaktion) 611. 
Aine s. Barbier, H. 510. 


Airila, Y. (Chloralhydratschlaf) _Antheaume, A. 








Andre-Thomas, 





| Angelini, 


195. 

— — (Pankreaslaktase) 326. 

Altschul, Walter (Sanduhrform 
des Magens) 237. 

Alvaro, Esquerdo (Hydatiden- 
cysten) 405. 


, Alzheimer (Abbauvorgänge im 


Nervensystem) 253. 
Amatsu, H. (Ferro- und Ferri- 
ionen) 528. 


;: Andersen, A. C. s. Henriques, V. 


153. 


:— C. W. (Konglutinationsreak- 
Adler, Leo (Keimdrüsen und Jod) 


tion beim Rotz) 279. 
et A. Durupt 
(Kleinhirn) 567. 


Andvord, Kr. F. (Die Tuberku- 


lose) 22. 
A. 
353. 


Anitschkow, N. (Lipoidsubstan- | 


zen in der Milz) 3. 
‚et J. Piquemal 





| Axher, 





Aubertin, 
Auel, 


(Pneumothorax) | 
Auerbach, 





auf Blut) 338. 
Aschner, Bernhard e. 
mann, Walther 129. 
Aschoff, Ludwig (Thrombosis) 
60. 
— — (Schrumpfniere) 329. 
Leon (Innervation der 
Niere) 636. 
Ask, Fritz (Zuckergehalt des 


Kammerwassers) 614. 


Linde- 


— — (Zucker im Humor aqueus) 


614. 


Asspissow, S. M. (Tuberkulin) 22. 
Atkinson, J. P., and C. B. Fitz- 


patrick (Tuberkelbacillen) 146. 
Ch., et J. Gaillard 
(Myeloblastenleukämie) 51. 
Wilhelm (Phloridzindia- 
betes) 613. 
Siegmund 
ataxie) 190, 492. 


(Hemi- 


i Aulde, John (Brightsche Krank- 


heit) 476. 





507. 
— Yrj: s. Tigerstedt, Carl 120. | Anton, Wilhelm (Menierescher 
Akimoto, R. (Abderhaldensche; Symptomenkomplex) 189. 
Reaktion) 611. Antonelli, A., s. Bloch, M. 402. 
Akssjonow, L. W. (Scharlach)| Anzilotti, G. (Angiome der Milz) 
202. © 703. 
Alabrese, Francesco (Scharlach- Aravandinos, Anast. (Astyklinik 
epidemie) 271. in Athen) 259. 
Albers-Schönberg (Röntgenstrah- Archangelskaja, E. (Tabes dor- 
len) 132. | salis) 368, Ä 
Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 


(Taboparalyse) 381. ! Aumann (Bakterienkultur) 137. 

— (Cholera) 590. 

Aurel s. Babes, V. 421. 

Austoni, Amatore (Splenomega- 
lie) 632. 

Austregésilo, A. (Muskelatrophie) 
438. 

— — (Taber) 442. 

Axenow, Leonid (Serumkrank- 
heit) 95. 











46 


Axhausen, G. (Arthritis defor- 
mans) 182. 

— (Knochennekrose) 565. 

— (Gelenksyphilis) 566. 

Az&ma (Cerebrospinalmeningitis) 
456 


Azzi, Azzo (Wasserausscheidung 
durch die Lunge) 251. 

— — (Fettige Entartung) 262. 

— — (Wassergehalt der Expira- 
tionsluft) 347. 

— — (Respiratorische Wasser- 
abgabe) 347. 


Baar (Ureterenstrikturen) 705. 

Babinski, J. (Gleichgewichtsstö- 
rung) 127. 

Babes, A. s. Babes, V. 421. 

— V., Aurel et A. Babes (Gau- 
chersche Krankheit) 421. 

Babonneix, L. (Myotonische Re- 
aktion) 184. 

— — et Spanowsky (Adipositas 
dolorosa) 194. 

— — et R. Turquety (Nieren- 
atrophie) 115. 

Bach, A. (Reduktionsfermente) 
224. 

Bacher, R. (Magenulcus) 543. 

Bachrach, Robert (Dilatation 
des Nierenbeckens) 333. 

Bacmeister, A. (Lungenphthise) 
434, 712. 


Badolle, Albert s. Bonnamour, S. | 


182. 
Baer, Otto (Lungentuberkulose) 
199. 
baermann, G. (Salvarsankupfer) 
453. 
Baetge, P. (Malaria) 143. 
Bäumler, Ch., (Tachykardie) 558. 
Baeyer, H. v. (Ataxie) 71. 
Baggio, Gino (Tetanie) 227. 
Bahlmann, F. (Parotitis) 510. 
Bahrdt, H., und F. Edelstein 
(Örgananalvsen) 528. 
-- — — — (Barlowsche Krank- 
Sb it) 693. 


Bainbridge, Wiliam Seaman 
(Koprostase) 239. 

-— — — (Intestinale Stase) 
630. 

Baisch, B. (Tuberkulose) 147. 

Balfour, Andrew (Spirochäten) 
80, 

Bálint, Rudolf (Diabetes insi- 
pidus) 477. 

Ballagi, John (Lymphocyten- 


leukimie) 592. 

Bandelier, B., und O. Roepke 
(Tuberkulose) 281. 

Bang, Ivar (Hyperglykämiefor - 
men) 157. 

— -— (Blutzucker) 615. 

— H., und C. With (Herman- 
Perutzsehe Modifikation) 521. 


Bang, H., und C. With (Fällungs- 
reaktionen mit glykochollsau- 
rem Natrium) 521. 

Barach, Joseph H. (Parotitis) 648. 

Bárány, R. (Bogengangapparat) 
253. 

— und J. Rothfeld (Vestibular- 
apparat) 439. 

Barbé, A. s. Roubinovitch, J. 
489, 717. 

Barbier, H., et Aine (Diphtherie- 
statistik) 510. 

Barbocco, Amerigo (Liquor cere- 
brospinalis) 126. 

Barbour, Henry G., and Elihu 
S. Wing (Arzneikörper) 135. 

— — — and Clyde L. Deming 
(Antipyrin) 135. 

Barca, Leopoldo (Leukämie) 335. 

Barck, C. (Entzündung des Seh- 
nerven) 366. 

Bard, L. (Hemiplegien) 574. 

Bardach, Kurt (Arthigoninjek- 
tionen) 19. 

Bardier, E., et D. Clermont 
(Transfusion) 706, 707. 

Bardot, K. s. Schmitz, K. E. E. 
22. 

Barendrecht, Hendrik Pieter 
(Enzymwirkung) 532. 

Barenne, J. G. Dusser de (Allo- 
ästhesie) 67. 

Barjon, F., Langeron et Garnier 
(Pneumothorax) 564. 

Barker, Lewellys F., and James 
H. Gibbes (Leumämie) 245. 

— — — (Nierenerkrankung) 


328. 

— — — (Autonomes Nerven- 
system) 358. 

— — — (Chronische Arthritis) 
483. 


Barnes, Harry Lee (Tuberkulose) 
93. 

Barratt, J. O. Wakelin (Kom- 
plement) 460. 

— — — — and A. J. Gelarie 
(Mäusecarcinom) 264. 

— — and Warrington 
Yorke (Hämoglobinurie) 709. 

Barre (Tabische Arthropathien) 
187. 

Barrenscheen, Hermann K. (Gly- 
kogen- und Zuckerbildung)311. 

Barron, Moses s. Larson, W. P. 
143. 

Barten, Otto (Kombinierte Nar- 
kose) 269. 
Barth, Henri, 

(Myelitis) 70. 
Bartlett, C. J., and M. R. Smir- 
now (Hydropisehe Degenera- 
tion der Leber) 241. 
Bass, Murrav H., and H. Wessler 
(Orthostatische Albuminurie) 
638. 





et Andre Leri 


Bassler, Anthony (Azoturie) 6%. 

Battez, G. s. Wertheimer, E. 
316. 

Bauer, Fritz (Embolus aortae) 
346 


— Julius, und Marianne Bauer- 
Jokl (Blutgerinnung) 119. 

— L. (ClNa-Stoffwechsel) 103. 

Bauer-Jokl, Marianne s. Baırr, 
Julius 119. 

Baumel, J., et N. Lapeyre (Apv- 
plexia progressiva) 573. 

— — et J. Margarot (Achon- 
droplasie) 66. 

— — s. Rauzier, G. 494. 

Baur, J. s. Ledergerber, J. 687. 

— Emil (Polyglobulie) 428. 

Bayer, Rudolf (Funktionen der 
Milz) 634. 

Bayet, A. (Radium) 8. 

Beard, Joseph (Vaccine des Ge- 
sichts) 679. 

Beattie, J. M. s. Nutt, W. Har- 
wood 83. 

Bechterew, W. (Intentionstick) 
486 


Beck, Oscar (Syphilis) 149. 

— 8. C., und M. Mohr (Papillitis 
nervi optici) 70. 

— — Cornel =. 
254. 

Becker, Johannes (Darminvari- 
nation) 43. 
— Theodor 

gramm) 650. 
Béclère (Hypophysengeschwül- 
ste 42, 
— und Henri (Leukämie) 51. 
— Henri s. Be:lere 51. 
Beco, Lucien (Pituitrin) 625. 
Beebe, S. P. s. Van Ness van 
Alstyne, Eleanor 265. 
Behne, Kurt (Dialysierverfahren) 
610. 
— K. s. Hoehne, O. 498. 
Beitzke, H. s. Stilling. H. 6 
Beker, J. C. (Kreatin) 409. 


Mohr, Mich. 


(Elektrokardio- 


Belencki, Elisabeth s. Woker. 
Gertrud 99. 

Belin, Marcel (Vaccine-Virus) S%. 

Bell, E. T. s. Larson, W. P. 
142. 

Belloir, F. s. Josué, O. 455. 


Beltz. L. (Leukämie) 246. 

Bemelmans, E. (Druse) 93. 

Bénard, H. s. Gilbert, A. 655. 

Benda, Robert (Muskelerregbar- 
keit) 449. 

Bender, Julie (Arteriosclerosis 
cerebri) 346. 

Benech, Jean s. Perrin, Maure 
657. 

Benedek, L. s. Hevesi, E. 
Benedict, S. R., and J. R. T in 
(Bestimmung des Aminosaur- 

stickstoffs) 224. 


— 723 


Osterberg (Bestimmung des 
Ammoniaks) 305. 

Bennecke, H. (,Isticin‘‘) 133. 

Bennigson, Walter (Nephritis) 
469. 

Benon, R. (Neurosen) 80. 

Bensaude, R., et D. Thibaut 
(Krebs der Kolonflexur) 324. 

Berens, T. Passmore (Cerebro- 
spinalmeningitis) 681. . 

Bergmann, G. v. (Ulcus duodeni) 
239. 

— Johannes (Relaxatio 
phragmatica) 354. 

3eriel, L. (Dementia paralytica) 
448. 

— — et P. Durand (Atemläh- 
mungen) 433. 

Bering, Fr. (Sauerstoffverbrauch 
der Zellen) 1. 

Berlin, Ulrich (Agraphie) 377. 

Berliner, Bernh. (Klimawirkun- 
gen) L 

Bernard, Léon 
dung) 704. 

Bernhardt, M. (Facialisparalysen) 
364. 

Bernoulli, E. (Bromsalze) 85. 

Bernstein, Siegmund (Blutdrü- 
senextrakte) 616. 

Bertani, Michele (Säurefeste Ba- 
cillen) 276. 

Bertein, P. (Recklinzhausensche 
Krankheit) 568. 

Bertlich, Heinz (Larosan) 451. 

Bertolini, Amilcare (Diphtherie- 
toxin) 275. 

— D. Amilcare (Typhus) 592. 

Bertoloni, Enrico (Degeneration 

der Hirnnervenfasern) 437. 


Idiotie) 448. 

Biemann, Paul Rudolf (Herz- 
geschwülste) 481. 

Bien, Z. s. Rona, P. 692. 

Bier, 
164 

Bierbaum, K., und} K. E. 
Boehncke (Milzbranddiagnose) 
19. 

Bigler, Walter (Kropf) 654. 

Billings, Frank, and E. C. Ro- 
senow (Hodgkinsche Krank- 
heit) 247. 

Biondi, Giosue (Wallersche De- 
generation der peripheren Ner- 
ven) 356. 

— — (Autolvse der peripheren 
Nerven) 435. 

Birchard, Frederick J. s. 
SIvke, Donald D. 605. 
Bircher, E. (Leukofermantin)325. 

— Eugen (Tetanie) 360. 

— — (Kropfproblem) 619. 

Birnbacher, Th. (Muskel) 258. 

Bisgaard, Axel (Cerebrospinal- 
flüssigrkeit) 409. 

Bith, Henry s. Labbé, Marcel 31. 

— — — Labee, Marec.]l 153, 464. 

Bittorf, A. (Addisonsche Krank- 
heit) 624. 

Blackford, J. M.. and A. H. 
Nanford (Basedow) 160. 

Blacklock, B., and Warrington 
Yorke (Trypanosoma) 400. 

Blane-Perducet s. Bret, J. 47. 

Blasel, Leopold, und Joh. Matula 
(Desaminoglutin) 304. 

Blatherwick.N.R.,and P.B.Hawk 
(Wassertrinken) 416. 


August (Ulcus' duodeni) 


dia- 


Van 


(Nierenentzün- 


Bloch, Arthur (Nierenbeeken) 
Bertolotti, M. (Wirbelsäulenver- 04. 
änderungen) 712. — M., et A. Antonelli (Syphilis) 
Besredka. A. (Typhus-Vaceina- | 403. 


tion) 205. Bloodgood, Joseph Colt (Chirur- 


—- -— (Vaccinotherapie) 460. gisehe Krebsbehandlung) 267. 
— — und Fr. Jupille (Tuberkel- | Bloomfield, A. L., and N. H. 


Hurwitz (Leberfunktion) 241. 
-— — — s., Hurwitz, N. H. 241. 
-- — — s. Rowntree, L. G. 111, 

109. 

Blum, F.. und Th. 
(Benzovlverbindungen von Ei- 
weiBkörpern) 32. 

— Josef ( Lungenspitzenkatarrhe) 


bacillen) 22. 
—- -— et F. Jupille (Bakterien- 
kultur) 137. 
Bessel-Lorek (Pleuritis) 353. 
Bessemanns, A. (Alexine) 296. 
Better, O. (Pankreassklerose)l 14. 
Beutner, R. s. Loeb, Jacques 577. 
Beving, J. (Tumor cerebri) 672. 


Bever, Walter (Bronchitis) 275.| 62. 

Bickel, A. (Magensaftsekretion) | — L. (Coma diabetieum) 37. 
163. Blumenteldt, Ernst, und 

— -— und Tasawa (Blutbildung) mann Putzix (Herztätickeit) 
477. 555. 


Bidot s. Nobécourt 332. 551. 

Biegański. W. (Riesenwuchs) 315. 

Bichler, M. (Scharlachschutz- 
impfung) 391. 

Bielschowskyv, Max (Herpes! 
zoster) 364. | 


syphilis) 289. 
— Ferdinand  (Atoxvl- 

Strahlentherapie) 86. 
— — (Geschwülkte. 

tionstherapie) 26x. 


Benedict, Stanley R., and Emil | Bielschowsky, M. (Amaurotische | Blumenthal, 
| 


Her- | — 


Vaccina- | 


Ferdinand, und 
Kurt Oppenheim (Quecksilber- 
verbindungen) 87. 

Boas, Harald, (Wassermannsche 
Reaktion) 215. 

— — (NSalvarsan - Quecksilber) 
27. 

— H. und G. Neve (Hämolysin- 
reaktion) 526. 

— Harald und Henning Rönne 
(Syphilis) 601. 

— L. (Pylorusstenose) 417. 

Bock, Johannes (Stickstoffoxy- 
dul) 200. 

Böe, Gunnar (Hyperglykämie) 
158. 

Boeckmann 
255. 

Boehm, Hermann (Herzmassage) 
655. 

— R. (Herz) 709 

Böhme, A. (Opsonine) 526. 

Boehncke, K. E. (Diphtherie- 
und Tetanusserum) 681. 

s. Bierbaum, K. 19. 

Bönniger, M. (Brom) 615. 

Boenninghaus, Georg (Meningitis 
serosa) 716. 

Boer, S. de (Skelettmuskeltonus) 
258. 

Boetzel, Erhard (Hydronephrose) 
47. 


(Pachymeningitis) 





‚ Bofinger (Wassermannsche Re- 


aktion) 215. 

Boggs, Thomas R., and C. G. 
Guthrie (Bence-Jonessche Pro- 
teinurie) 249. 

Bois-Reymond, R. dus. Reschad, 
Hassan 44. 

Bökay, Johann v. (Hydrocepha- 
lus internus) 574. 

Boks, D. B. (Ödem) 385. 

Bondi, Oskar (Allgemeininfek- 
tion) 395. 

— ÑN. (Drainage des Magens) 237. 

Bonhoeffer, K. (Autointoxika- 
tionspsychosen) 128. 

Bonnamour, S.,et Albert Badolle 
(Osteomalacie) 182. 

Bonnier, Pierre (Ton und Ge- 
räusch) 676. 


Umbach | Bonsmann, M. R. (Cymarin) 584. 


Boquet, A. s. Bridré, J. 15. 
Borchardt, L. (Asthmabehand- 
lung) 180. 


:—- — (Statistisches aus der Ner- 


venpoliklinik) 24. 

(Nephritisediagnostik) #77. 

Bordet, E., E. Donzelot et C. 
Pezzi (Herzalternans) 177. 





Blumenthal, Franz (Kaninchen- | Bornemann,W. (Bakteriensteine) 


42). 


und | Bornstein, A. (Physiologie der 


Atmung) 561. 
Boruttau, H. 
eramm) 120, 


(Elektrokard'o- 


46* 


Bory, Louis (Anaphylaxie) 294. 

— — (lsolyse der roten Blut- 
körperchen) 604. 

Bosc, F. J. (Schafpocken) 589. 

Boss, William (Gallenblase) 420. 

Bosse, Heinrich (Jodipintherapie) 
10. 

Bosworth, A. W. s. Bowditch, 
Henry J. 505. 

Boteano, E. R. (Nebennieren) 
105. 

Bottazzi, Filippo (Hämoglobin) 
529. 

Bouchage, Ambroise s. Labbé, 
Marcel. 

Boulud s. Lépine, R. 158. 

Bouman, L. (Dermatoneurosen) 
674. 

Bourcart (Pylorus) 544. 

Bourgeois, Maurice A. (Tuber- 
culosis verrucosa cutis) 286. 

Bowditch, Henry I., and A. W. 
Bosworth (Casein) 505. 

Boysen-Jensen, P. (Alkoholische 
Gärung) 305. 

Braeunig (Appendicitis) 110. 

Brahmachari, Upendra Nath (Hä- 
molyse) 408. 

Branch, Edmund R. (Salvarsan 
bei Filiariasis) 27. 


Brandt, Rudolf (Bakterienfer- 
mente) 88. 

Brandtner, P. (Jodpemphigus) 
586. 


Brasche, Paul (Lungenmetasta- 
sen bei Chorionepitheliom) 562. 

Brau-Tapie, J. (Pleuritiden) 564. 

Braude, J.(Mesothoriumtherapie) 
198. 

Braun, H., und E. Teichmann 
(Trypanosomen) 596. 

Braunwarth (Dystrophia musco- 
lorum progressiva) 69. 

Braza, Heinz (Periostitis typho- 


sa) 17. 

Breecia, Gioacchino (Pneumo- 
thorax) 64. 

Brenner, A. (Zwerchfellreiben) 
l08. 


Bret, J., et Blanc-Perducet (Nie- 
rentuberkulose) 47. 

Breton, M. s. Massol, L. 144. 

Breuning, Fritz (Klappenfehler) 
5R. 

Bridré, J., et A. Boquet (Sehaf- 
pocken) 15. 

Brieger, L. (Lungentuberkulose) 
182. 

— — (Ischias) 665. 

— — und M. Krause (Trypo- 
safrol) 596. 

Brill, N. E.. and F. S. Mandle- 
baum (Splenomegalie) 328. 

Brind, Z. (Riesenwuchs) 674. 

Brinkman, W. F. s. Carlson. A. I. 
415. 


T24 


Brissaud, Et. s. Widal, F. 219, 
337. 

Brix (Situs inversus totalis) 5. 

Broadhurst, Jean (Streptokok- 
ken 137. 

Broca, A., H. Salin et Raoul 
Monod (Rachenmandel) 500. 
Brodmann, K. (Großhirnrinden- 

anatomie) 183. 


Brokman, Heinrich s. Hertz, 
Richard 465. 
Bromberg, Richard (Nierener- 


krankungen) 332. 

— R. (Funktionsprüfung der 
Nieren) 549. 

Bronstein, Joseph (Serodiagno- 
stik) 458. 

Broussolle, Jean s. Fiessinger, 
Noël 35. 

— — s. Robin, Albert 611. 

Brouwer, B. (Diastematomyelie) 
75. 

Brown, Alan (Luetinreaktion) 94. 

— — (Tuberkulin) 600. 

— — g. Holt, L. Emmett 94. 

Brownlee, T. J. s. Cameron, A. T. 
258. 

Bruce, A. Ninian (Muskeldystro- 
phie) 370. 

Bruck, Carl (Gonorrhöe) 683. 

Brückner, G. (Peritonitis) 474. 

— — (Thorium) 387. 

— — s. Arnoldi, W. 551. 

Bruhns, C. (Gonokokkenvaccine) 
396. 

Brulé, M. s. Lemierre, A. 535. 

Bruns, L. (Gehirntumoren) 74. 

— O. (Herzschwäche) 343. 

— Oskar (Lungenkollaps) 351. 

— — (Caudatumoren) 369. 

Brustein, S. (Radiumemanation 
und Nervensystem) 268. 

Bryant, Ruth s. Hadley, Philip 
B. 588. 

Bucco, Menotti 
reaktion) 525. 

Bürger, L. (Botulismus) 90. 

— Max, und Fritz Fischer (Chol- 
ämie) 633. 

— — und Hermann Machwitz 
(Kreatininausscheidung) 303. 

— M., und F. Schweriner (Gly- 
kokoll bei Gicht und Leber- 
cirrhose) 38. 

— — s. Umber 29. 

Bueri, Paolo (Vesiculäratmen) 
251. 

Bugge, Jens (Albuminurie) 242. 

Bujwid, O. (Lyssapassagevirus) 
685. 

Bukolt, A. (Pupillendifferenz bei 
einseitigen Lungenerkrankun- 
gen) 6. 

Bumm, E. 
lung) 582. 

Bungart, J. (Pankreatitis) 634. 


(Meiostagmin- 


(Carcinombestrah- 


Bunting, C. H. (Hodgkinsche 
Krankheit) 118. 

Burgess, Alex. M. (Leukämik) 
653. 

Buri, R. s. Schürmann, W. 517. 

Burket, J. R. s. Cannon, W. B. 
106. 

Burridge, W. (Herz) 340. 

Bury, Judson S., and J. S. B. 
Stopford (Okklusion der Ar- 
«teria cerebelli inferior) 572. 

Buscaino, V. M. (Lipoide im 
Zentralnervensystem) 33. 

Busquet, H. (Vorhofsflimmern) 
480 


Butler, G. G. s. Statham, J. 
C. B. 280. 

Buys, L. R. de (Pylorusstenose) 
544 


Byloff (Aneurysmen der Bauch- 
aorta) 251. 

Bynen, A. (Nierenbeckenkatarrh) 
425 


Byrnes, Charles Metcalfe (Neu- 
ritis) 665. 

Bywaters, Hubert William, and 
Douglas George Clutsam TaÉ:- 
ker (Globulin) 223. 


Cabot, Richard C. (Differential- 
diagnose) 502. 

Cadwalader, Williams B., and J. 
E. Sweet (Lähmungen) 255. 


Caldwell, E. W. s. Clark, 1. 
Pierce 539. 

Calkins, Gary N. s. Williams. 
Anna W. 14 


Cameron, A. T. (Thyreoidea) 
691. 
— — — and T. Il Brownle 
(Kältewirkung auf Kaltblüter) 
258. 

Camis, M. (Physiologie des Laby- 
rinths) 183. 

Camp, Carl D. (Hereditäre De- 
generation) 362. 

— Q. de la s. Fraenkel, A. 145. 

— — — (Lungentuberkulox) 
63. 
— — — und Küpferle 
gentuberkulose) 181. 
Campbell, A. W. (Syringomyelie) 
368. 

— George A. s. Strathy, Georzse 
S. 94. 

Camus, Jean, et Gustave Roussy 
(Hypophysektomie) 162. 

(Polyurie) 550. 

Cancrin, W. v. (Istizin) 583. 

Canestrini, Silvio (Poliomyeliti>) 
18. 

Canfield, R. Bishop (Liquor cere- 
brospinalis) 716. 

Cannon, W. B., and I. R. Burket 
(Plexus mesentericus) 106. 

Cano, U. (Choleravibrivo) 139. 


(Lun- 


= 


Cantieri, Collatino (Anaemia sple- 
nica) 50. 

— — (Cholesterintherapie) 707. 

Cantlie, James (Verwendung der 
Stimmgabel) 504. 

Cantoni, Vittorio (Hippursäure- 
synthese) 104. 

Capparelli, Andrea (Hämolysine) 
295. 

Carlson, A. J. (Kropf) 471. 

— — — (Physiologie des Ma- 
gens) 415, 416. 

— — — J. S. Orr and W. F. 
Brinkman) Magensaftsekre- 
tion) 415. 


— — — — — and L. W. Me! 


125 


Chace, Arthur F., and Victor C. 
Myers (Fermentgehalt des 
Duodenalinhaltes) 415. 

Chagas, Carlos (Epidemiologie) 
130. 

Charon, René, et Paul Courbon 
(Oxycephalie) 447. 

Chauffard, A. (Gallensteinkrank- 
heit und Hypercholesterin- 
ämic) 44. 

— — (Ikterus) 701. 

Chausse, P. (Tuberkelbacillus) 21. 

Chaussin, J. (Harnstoff- und 
Chlorausscheidung) 154. 

Cheinisse, L. (Nierenbeckenent- 
zündungen) 115. 


rath (Physiologie des Ma- |Chevallier, Paul s. Emile-Weil, 


gens) 416. 
Carmichael, Norman 
phantiasis) 82. 
Carneiro, Raoul J. (Kohlehydrat- 
stoffwechsel) 313. 
Caronia, G. s. Di Cristina, G. 
684. 
Carpano, Matteo (Piroplasmosis 
equina) 598. 
— — (Pferdepiroplasmen) 598. 
Cary, F. S. s. Geraghty, J. T. 
549. 
Casamajor, Louis s. Taylor, Al- 
fred S. 365. 
Cassel (Poliomyelitis) 206. 
Hermann (Staphylokokken- 
sepsis) 514. 
Casselman, A. J. s. Kolmer, J. A. 
287. 
Cassirer, R. 
382. 
— — (Intermittierendes Hin- 
ken) 481. 
Castellani, Aldo (Typhus) 592. 
Castex, Mariano R. (Reflex) 436. 
Castro, Aloysio de (Facialisläh- 
mung) 70. 
— — — (Hemiplegie) 76. 
Cathcart, E. P., and G. H. Clark 
(Herz) 478. 
Cederberg, Armas 
589. 
— 0O. A. s. Friedberger, E. 291, 
292. 


S. (Ele- 





(Trophoneurosen) 


(Scharlach) 


Celli, A. (Verbreitungsfähigkeit | 


der pathogenen Keime) 454. 
— — und G. Guarnieri (Vital- 
färbung) 706. 
Ceni, Carlo (Commbotio cerebri) 82. 
— — (Spermatogenese) 82. 
Certain, B. s. Arlo, J. 221. 
Cervello, C., e F. Girgenti (Ace- 
tonurie) 529, 691. 
Cesana, Gino (Katalytische Pro- 
zesse) 53l. 
evidalli, Attilio (Endokardblu- 
tungen) 342. 
Chabrol, E. s. Gilbert, A. 635. 
— — 8. Lereboullet, P. 173. 


P. 647. 

Chevrotier, Jean s. Lumière, Au- 
guste 514. 

Chiari, H. (Oesophagus) 319. 

Chistoni, Alfredo s. Marfori, Pio 
507. 

Chodat, R., und K. Schweizer 
(Tyrosinase) 99. 

Christoffersen, N. R. (Trichoce- 
phalus dispar) 522. 

Christomanos, A. (Rückfallfie- 
ber) 280. 

Churchman, John W. (Sepsis) 
279. 

Citron, Heinrich (Magen-arkom) 


— Julius. und Erich Leschke 
(Zwischenhirnfieber) 3. 

Ciuca, A. (Trypanosomiasis) 685. 

Ciuffini, Publio (Tumoren der 
Pia) 74. 

— — (Meningomyelitiden) 666. 

— — (Tumoren des linken Prä- 
frontallappens) 719. 

Clark, A. H. s. Whipple, G. H. 
lll. 

— — J. (Froschherz) 341. 

— — (Strophanthin) 480. 
G. H. s. Cathcart, E. P. 478. 
H. C., und Alfred G. Farmer 

(Schilddrüsencyste) 500. 

— L. Pierce (Lähmung) 68. 

— — — (Status epilepticus) 79. 

— — — and E. W. Caldwell 
(Sella turcica) 539. 

Claude, Henri, et F. Lejars (Me- 
ningitis) 372. o. 

— — — René Porak (Hypo- 
physenextrakte) 539. 

Claypole, Edith J. s. Gay, Fre- 
derick P. 272, 273, 338. 

Cleaver, Ernest E. s. Reuben, 
Mark S. 573. 

Clementi, Antonino (Sekretion 
des Tela chorioidea) 183. 

Clere, A. s. Pezzi, C. 558. 

Clermont, D. s. Bardier, E. 706. 
707. 


| Cloëtta, M. (Arzneimittel) 85. 


Cloëtta, M. (Pharmakotherapie) 
507. 

Closson, Oliver 
phen) 250. 
Clowes, G. H. A. (Elektrolyte) 

129. 


F. (Kymogra- 


— — (Calcium- und Ci- 
trationen) 130. 

— — — — (Anaesthetica) 135.. 

— — — — and F. West (Blut- 
koagulationsprozeß) 171. 

Cluzet et Petzetakis (Elektro- 
kardiogramm) 65l. 

Cockayne, E. A. (Hemiplegie) 
719. 

Cockin, R. P. (Yaws) 21. 

Coenen, Ch. (Endokardschwielen) 
122. 

Cohn, Alfred E. (Herzvagus) 175. 

— — — and Thomas Lewis 
(Herz-Reizleitung) 175. 

— 8. (Kaliumstoffwechsel beim 
Diabetes) 36. 

Cohnreich, Erwin (Erythrocyten- 
resistenz) 174. 

Colley, Fritz (Entzündung des 
Blinddarmanhanges) 546. 

Collier, James (Thomsensche 
Krankheit) 713. 
Collin, J. (Ileus) 546. 
Collingwood, B. J., and M. T. 
MacMahon (Thrombin) 334. 
Collins, R. J. s. Hanzlik, Paul J. 
11, 133. 

Colombo, Gian Luigi (Antiana- 
phylaxie) 523. 

Comby, Jules (Typhus) 139. 

Concetti, Luigi (Littlesche Syn- 
drome) 75. 

Conradi, Erich (Morphologie des 
Blutes) 648. 

Coombs, Carey s. Rosenow, E. C. 


Coppolino, Carlo (Raynaudsche 
Krankheit) 580. 

Cordier, V. v. (Brom) 464. 

— — et L. Levy (Lungenent- 
zündungsepidemie) 512. 

Coronedi, G. (Thyreo-parathyreo- 
ider Apparat) 622. 

Corridi, Lamberto 
522. 

Cosentino, G. G. s. Lo Monaco, 
Domenico 486. 

Costantini, F. (Tumor des Prä- 
frontallappens) 575. 

— — (Hirnsyphilis) 669. 

Cottenot, Paul (Nebennieren) 
229. 

— s, Zimmern, A. 617. 

Coudray, J. (Pneumothorax) 564.. 

Courbon, Paul s. Charon, René 
447. 

Courmont, J., et Ch. Lesieur, 
Dufour et Marchand (Som- 
merdurchfälle) 276. 


(Salvarsan) 


Cowan, John, Arch A. Harring- 
ton and J. R. Riddell (Pneu- 
moperikardium) 345. 

Cramer, A. (Neurasthenie) 384. 

Cramer, Harald s. Euler, Hans 
100, 609, 905. 

Croner, Wilhelm (Stoffwechsel- 
krankheiten) 30. 

Cruickshank, E. W. H. (Diabetes) 
312. 

— — — — and S. W. Patter- 
son (Herz) 341. 

Cummins, W. T. (Hämolyse) 28. 

Cunha, Lamas (Paraduodenal- 
hernien) 545. í 

Curschmann, H. (Milzbrand) 594. 

— — (Epilepsie) 662. 

Cutler, E. C. s. Fischler, F. 420. 

Czarkowski, H. (Scharlachsero- 
therapie) 455. 

Czerny, Ad. (Konstitution) 81. 

Czubalski, F. (Organextrakte) 
298. 

— — (Adrenalingehalt des Blu- 
tes) 624. 

D’Abundo, Giuseppe (Spinale 
Veränderungen) 186. 

Dakin, H. D., and H. W. Dudley 
(Pankreas) 607. 


lase) 607. 

Dal Lago, Gerolamo (Aortitis) 
60. 

D’Aloia, Giovanni (Typhusrezi- 
dive) 273. 

Damaye, Henri (Intoxikations- 
psychose) 383. 

Damköhler, Erich (Narkose) 678. 

Dana, Charles L. (Hemiplegie) 
256. 

Dandy, Walter E. (Hypophyse) 
538. 

— — — und L. G. Rowntree 
(Lagerungsbehandlung) 497. 
Danielopolu, D. (Dissoziation 
zwischen Sinus und Vorhof) 

308. 

D’Antona, S. (Gefäßwände) 710. 

D’Astros, L. (Hirngeschwülste 
bei Kindern) 673. 

Dauphin s. Labbé, Marcel 33. 

Davidenkof, Serge (Linsenkern- 
symptome) 189. 

Davidovies, J. (Tuberkulose) 215. 

Davids, Herm. (Gonorrhöe) 683. 

Davidsohn, Heinrich (Magenver- 
dauung des Säugelings) >40. 

Davidson, B. (Schilddrüsener- 
krankung) 315. 

— James A. s. Miller, Reginald 
486. 

Davies, H. Morriston (Spitzen- 
tuberkulose) 64. 

Dawidenkow, I. (Ataxie) 486. 

— J. (Seelenblindheit) 718. 


126 


Day, Ewing W. (Meningitis) 571. 

— Alexander A. s. Kendall, Ar- 
thur J. 136. 

Debeaux (,„Latente“‘ 
steine) 333. 

De Berardinis, D. L. (Ependym- 
veränderungen) 184. 

Debernardi, Lorenzo (Chordoma 
sarcomatosum) 84. 

Debre, Robert, et Jean Paraf (Me- 
ningitis) 255. 

Decker, C. (Paralysis agitans) 
494. 

Declairfayt (Bleivergiftung) 87. 

Degli Occhi, Cesare (Tuberkulose) 
212. 

Degrais s. Rénon, L. 52, 117. 

— s. Wickham 8. 

Delcorde-Weyland, Alexis (Herz) 
175. 

Delhaye, A. (Hämolyse beim 
Diabetes) 249. 

Delherm (Ischias) 186. 

Delle Chiaie (Lumbalanästhesie) 
587. 

Dellepiane, Adolfo (Blutdruck) 
652. 

Deming, Clyde L. =. 
Henry G. 135. 

Denker, Alfred (Agenesie des 
Kleinhirns) 190. 

Denucé (Scoliosis ischiadica) 564. 

Deppe, L. (Malaria) 516. 

De Renzi, E. (Kardioptose) 556. 

— — Enrico (Kardioptosis) 710. 

Derrien, Euzière et Roger (Cere- 
brospinalflüssigkeit) 484. 

Desbouis s. Rénon 117. 

Desgrez et Dorléans (Adrenalin) 
229. 

Desneux, J. (Cutanprobe bei Sy- 
philis) 148. 

De Stefano, Silvio s. Lo Re, Ma- 
riano 338. 

De Witt, Lydia M. (Tuberkulose) 
215. 

Dick, George F. (Multiple Ar- 
thritis) 682. 

— Mitchell Innes, and W. J. 
Rutherfurd (Rattenbißkrank- 
heit) 209. 

Di Cristina, G. (Anaemia splenica) 
116. 

— — — und G. Caronia (Leish- 
maniosis) 684. 

Diesen, A. s. Ustvedt, Yngvar 592. 

Dietlen, Hans (Pleuritis) 435. 

— Max (Riesenwuchs) 499. 

Dietlen, Hans (Valvula ileocoeca- 
lis) 240. 

Dietrich, 
Kleinhirns) 374. 


Blasen- 


Barbour, 


A. (Hvpoplasie des 


Di 


Quattro, G. 
reaktion) 525. 


(Meiostazmin- 


Disqué (Atonie) 320. 


— (Pflanzeneiweiß) 451. 
Distaso, A. (Darmflora) 13. 


Dittler, Rudolf, und Hans Gür- 


ther (Aktionsströme) 193. 

— R. s. Läwen, A. Ml. 

Dixon, W. E., and W. D. Hall- 
burton (Cerebrospinalflüssiz- 
keit) 484. 

Dodd, Walter J. s. Harmer, Ter: 
Wagner 233. 

Döderlein, A., und E. v. Seuffer: 
(Mesothoriumbehandlung) 67r. 

Döhrer (Chlorzinkvergiftung) 
389. 
Döll, A. es. Fellenbere. R. v. 527. 
D’Oelsnitz et Paschetta (Bruon- 
chialdrüsentuberkulose) 349. 
Döri, Bela (Stoffwechslunter- 
suchungen) 314. 

Dogiel, Joh. (Nervenzellen des 
Herzens) 554. 

Dold, H., und A. Rados (Sensihi- 
lisierung) 292. 

Doljan, Constantin (Perikardia- 
ler Erguß) 559. 

Dolley, David H. (Nervenzell:) 
182. 

Dominici, H. (Radiumstrahlunz! 


l. 
Donath, Hedwig (Phlebographie} 
656. 


Donati, A. (Anaphylatoxin) 293. 

Donzelot, E. s. Bordet, E. 177. 

Dorée, Charles (Isocholesterin) 
531. 

Dorendorf, Hans (Pleuratumur) 
659. 

Dorleans s. Desgrez 229. 

Dormann, O. s. Piloty, O. 529. 

Dorner, Alfred (Titration kleiner 
Kohlensäuremengen) 305. 

— G. (Zuckerbestimmung) #8. 

— — (Urämie) 638. 

Dorrance, George Morris (Blut- 
gerinnung) 643. 

Dox, Arthur W. (Autolyse von 
Schimmelkulturen) 454. 

Drescher, Josef (Störungen des 
Hunger- und Durstgefühls) 375. 

Dresel, E. G., und Fritz Marchand 
(Ruhr) 206. 

Drey et Malespine (Amyotrophi- 
sche Tabes) 72. 

Dreyfus, L. s. Rénon, L. 52. 

Dubvis, Phebe L., Josephine B. 
Neal and A. Zincsher (Polw- 
mvelitis) 513. 

Dudley, H. W. s. Dakin, H. D. 
607 


Dietsch, Carl (Nierendiagnostik) Dübi, Max (Tuberkulose) 457. 


108. 
Dietschy, Rudolf (Lungentuber- 
kulose) 712. 


Dünkeloh, Wilhelm (Ulcus duv- 
deni) 43. 
Dufour s. Courmont, J. 270. 


127 


Dufourt, Paul s. Gallavardin, | Ehrhardt, A. (Epilepsie) 79. 


Louis 710. 
— — eg. Leriche, René 71. 
Duhem, Paul (Peristaltische 


Funktion des Darmes) 324. 
Duke, H. Lyndhurst (Trypano- 
somen) 685. 
Dunn, 


56. 

Dunzelt, Hans (Differentialaus- 
zählung der weißen Blutkör- 
perchen) 49. 

Duperie, R. s. Sabrazes, J. 141. 

Durand, Jacques s. Ramond, Fé- 
lix 664. 

—- P. s. Bériel, L. 433. 

Durham, Herbert E. (Ricinus- 
Namen) 12. 

Durig, A., und P. Liebesny (Ent- 
fettung) 534. 

Dürupt, A... Andıe-Thomas 567. 
Dustin, A. P., et Adrien Lippens 
(Amputationsneurom) 441. 
Duval, Paul (Diekdarmcarcinom) 

546. 

Duyse, G. M. van s. Lesseliers 
391. 

Dyken, H. W. J. van (Salvarsan- 
infusion) 217. 

Dzershinsky, W. (Amyotrophie) 
362. 

— WI. (Dystrophia periostalis) 
579. 

Dzierzynski, W. (Dystrophia pe- 
riostalis) 4. 


Eber, Hans (Phlorrhizinglykos- 
urie) 37. 

Eckard, B. (Trypanosoma rhode- 
siense) 21. 

Eckert (Cholera) 392. 

—, Adolf (Harnsäureausschei- 

dung) 102. 

Edelberg, H. s. Theilhaber, A. 
263. 

Edelstein, F. s. Bahrdt, H. 528, 
693. 

Eden, Rudolf (Lungentuberku- 
lose) 563. 

Edgeworth, F. H. (Kinderpneu- 
monie) 373. 

Edling, L. s. Petrén, K. 237. 

Edmunds, Walter (Schilddrüse) 
4l. 

Edwards, D. J. (Vasomotoren) 
661. 

— J. T. s. M'Fadyean, Sir John 
599. 

Eggers, Hartwig (Tuberkulose) 
458 


Ehrenberg, Rudolf (Harnsekre- 
tion) 46. 

Ehrenreich, M. (Recklinghausen- 
sche Armmanschette) 56. 

— 8. Schmieden 542. 


Charles Hunter (Herz- | Einhorn, Max (Pyloruserweite 
krankheiten im Kindesalter) | 


Ehrlich, P. 
schung) 21. 

Ehrmann s. Schmieden 542. 

Eichhorst, H. s. Schmidt, R. 146. 

Eicke, Hans (Liquor cerebro- 
spinalis) 436. 


(Tuberkulosefor- 


rung) 163. 
— — (Streckung des Pylorus) 
238. 

— — (Duodenalsonde) 628. 
Eisenberg, Philipp (Vitalfärbung- 
Entwicklungshemmung) 87. 
Eisenbrey, A. B. s. Pearce, 

Richard M. 167. 
Eisenheimer, A. (Digalen) 480. 
Eisenstein, A. (Speiseröhre) 629. 
Eisler, Fritz (Funktion des Ma- 

gens) 235. 

Eisner,Georg( Nierenfunktion) 47. 
Elders, C. (Influenzasepsis) 276. 
— — (Rückenmark) 660. 

Elfer, Aladár, und Hans Geber 

(Mineralstoffwechseluntersu- 

chungen bei Scleroderma) 696. 
Elias, Herbert (Nervenerregbar- 

keit) 485. 

Elizabalde, P. E. de, und J. 

Llambias (Myelome), 428. 
Elkins, Marguerite s. Hadley, 

Philip B. 588. 

Ellermann, V. (Hühnerleukämie) 

117, 246. 

Elliot, T. R. (Magengeschwüre) 

320. 


Elschnig (Anaphylaxie) 291. 

Embleton, Dennis s. Thiele, F. H. 
390. 

Emerson, Haven (Status lym- 
phaticus) 673. 
Emile-Weil, P., et Paul Cheval- 
lier (Hämoglobinurie) 647. 
Emmerich und Oskar Loew (Heu- 
fieber) 180. 

Emshoff, E. e. Ivest, E. 212. 

Engel (Skrofulose) 401. 

— Alexander s. Peterfi, Tiberius 
475. 

Engeland, Otto (Staphylokok- 
kenmutation) 277. 

Engelen (Schrumpfniere) 330. 

Engelmann, Guido (Poliomyeli- 
tis) 443. 

Eppinger, Hans (Milzfunktion) 
327. 

— — und J. Gutmann (Darm- 
intoxikationen) 107. 

Frb, W. (Metalues) 287. 

Erdman, Seward (Erysipel) 278. 

Erfurth, F. (Tuberkulose) 194. 

Erlenmeyer, Ernst (Blei) 201. 

Erlichöwna, Marta s. Hertz, 
Ryszard 54. 

Eschbaum (Kardiospasmus) 
630. 


Esmein, Ch. (Pneumokokken- 
peritonitis) 111. 

Etienne, Joseph s. Perrin, Mau- 
rice 657. 

Ettinger, Witold (Malaria) 598. 
Euler, Hans, und Harald Cramer 
(Invertasebildung) 100, 305. 

(Enzyme) 609. 

Evans, Arthur (Anurie) 704. 

Evoli, Giuseppe (Thymusdrüse) 
623. 

Ewald, Paul (Spondylitis defor- 
mans) 125. 

— Walther (Soziale Medizin) 194. 

— W.F. s. Loeb, Jaques 176. 

Ewing, Ephraim M. (Venenpuls) 
479. 


Foaas, Jakob (Schwangerschafts- 
tetanie) 359. 

Fabinyi, Rudolf (Tabische Augen- 
krisen) 714. 

Fabry, Joh. (Neosalvarsanbe- 
handlung) 289. 

Faggella, Vincenzo (Adrenalin) 
623. 

Fagiuoli, A., und Fisichella (Cu- 
tanreaktion von Noguchi) 217. 

— — — — (Syphilisreaktion von 
Noguchi) 403. 

Fahr, Th. s. Volhard, F. 636. 

Fajans, Salomea (Milz) 114. 

Falconer, A. W. (Dispituitaris- 
mus) 698. 

Falkenberg, Erich (Herzklappen- 
erkrankungen) 345. 

Falta, W. (Diabetes mellitus) 412. 

Fankhauser, Ernst (Dementia 
praecox) 496. 
Fano, Giulio, e Igino Spandolini 
(Elektrokardiogramm) 554. 
Fantham, H. B. s. Thomson, 
J. G. 400. 

Farfel, M. L. (Scharlach) 648. 

Farmachidis, C. B. s. Rubino, C. 
150. 

Farmer, Alfred G. s. Clark, H. C. 
500. 

Farrant, Rupert (Antitoxin) 299. 

Fasiani, G. M. s. Satta, G. 154. 606. 

Fassbender, F. (Sputum) 179. 

Faure- Beaulieu, M. s. Lereboul- 
let, P. 626. 

Fauser, A. (Serologie) 466. 

Favre, J. (Dysbasia angiosclero- 
tica) 701. 

Faworsky, A. (Defensivreflexe) 
367. 

Fearnsides, E. G. s. McIntosh, 
James 363. 

Fedynsky, S. 
myelitis) 668. 

Feiertag, J. (Splenomegalie) 118. 

‘ekete, Alexander, und Felix 
Gal (Abderhaldensche Dialy- 
siermethode) 693. 


(Polioencephalo- 


Fellenberg, R. v., und A. Döll 
(Serologie) 527. 

Fendler, G. (Eisenbestimmung) 
609. 


Ferber, Fritz (Flagellaten) 210. 

Fermi, Claudio (Ektoproteasen) 
69. 

Ferrata, Adolfo, und de Negreiros- 
Rinaldi (Normoblasten) 641. 

— A.,e Negreiros Rinaldi (Lym- 
phoide Zellen) 425. 

Feuillie, E. s. Achard, Ch. 18. 

Fiessinger, Noel, et Jean Brous- 

. solle (Abderhaldensche Re- 
aktion) 35. 

— — s. Robin, Albert 611. 

Fildes, Paul s. McIntosh, James 
363. 

Finato, L., e F. Novello (Pel- 
lagra) 5. 

Finkelnburg, Rudolf (Therapie) 
196. 

Finkelstein, H. (Cholera infan- 
tum) 580. 

Finsterer, Hans, und Karl Glaes- 

. ner (Ulcus der großen Kurva- 
tur) 109. 

Finzi, Otello (Magenschleimhaut) 
236. 


— N.S. (Speiseröhrenkrebs) 417. 

Fiorini et A. Zironi (Immunkör- 
per) 689. 

Fischel, Karl, und Philipp Schön- 
wald (Lungentuberkulose) 712. 

Fischer, Aladár (Uretersteine) 
705. 

— Bernhard (Typhusverbrei- 
tung) 272. 

— Eugene (Rekurrenslähmung) 

. 659. 

— Fritz s. Bürger, Max. 

— Hans, und W. Zimmermann 
(Pyrrole) 608. 

— Heinrich s. Fischer, Johannes 
585. 

— ‚Johannes, und Heinrich Fi- 
scher (Amylnitrit-Krämpfe) 
585. 

— Oskar (Meningitiden) 495. 

Fischler, F., und E. C. Cutler 
(Pankreas) 420. 

Fischmann, Kiwa (Menschen- 
und Rindertuberkulose) 145. 

Fisichella s. Fagiuoli, A. 217,403. 

Fiske, Cyrus H., and Howard T. 
Karsner (Harnstoffbildung in 
der Leber) 222. | 

Fitzpatrick, C. B. s. Atkinson, J. 
P. 146. 

Flatau, E., und W. Sterling 
(Subpatellardelle) 359. 

— Edward (Migräne) 445. 

Flivisehmann (Thrombose der 
Vena cava inferior) 251. 

Fletcher, W. M. (Milchsäure- 
bildung) 304. 


— 728 — 


Flusser, Emil (Influenza) 139. 

Foerster, O. (Meningo-cerebella- 
rer Symptomenkomplex) 77, 
256. 

Foix, Ch. s. Achard, Ch. 603. 

Fornet, W. (Pockenerreger) 400. 

Forschbach, J. (Diabetes melli- 
tus) 310. 

Forster, E. (Rückenmarkstumor) 
369. 

Foster, George B. (Noguchi lue- 
tin-Reaktion) 24. 

— Nellis B. s. Schloss, Oscar M. 
9l. 

Foti, A. (Blutplättchen) 641. 

Fox, Herbert (Kryptogenetische 
Infektion) 92. 

Fraenkel, A., D. Gerhardt, F. 
Schultze, O. de la Camp, N. 
Ortner, A. Staehelin, R. E. 
Neisser, E. Stadelmann und A. 

. Stieda (Tuberkulinreaktion) 
145. 

— Curt (Serodiagnose der 
Schwangerschaft) 156. 

— Ernst (Hämolysine) 295. 

— — und Friedrich Gumpertz 
(Thorium) 587. 

Fraenkel, Eug. (Dermatosen) 89. 

— — (Roseola) 679. | 

— — (Luftröhre) 347. 

Franceschelli, Donato (Alttuber- 
kulin) 214. 

Franchetti, U. (Fälle der vierten 
Krankheit) 271. 

Frank, A. s. Gilbert, A. 675. 

— — (Lymphome) 173. 

— E. (Gicht) 470. 

— E. S. (Verschluß des Duo- 
denums) 699. 

— Kurt, und Albert Niemann 
(Kohlensäureproduktion des 
Säuglings) 409. 

Frankau, Claude H. S. s. Rolle- 
ston, H. D. 552. 

Franke, Carl (Koliinfektion) 397. 

Frankel, E. M. s. Ringer, A. J. 
614. 

Fraser, Elizabeth T. (Komple- 
mentbindung) 284. 

— J. S. s. Henderson, D. K. 191. 

Freise, W. (Cholera) 271. 

Fremd, Adalbert s. Fuchs, Adolf 
694. 

Frenkel, Henri (Nervus opticus) 
127. 

Freund, Ernst (Carcinomthera- 
pie) 198. 

— Hermann (Kochsalzfieber) 131. 

Frey, Ernst (Syringomyelie) 369. 

(Oblongatatuberkel) 377. 

— E. s. Gürber, A. 585. 

— Walter, und K. Kumpiess 
(Harnausscheidung) 636. 

Fried, Carl (Serodiagnostik der 
Geschwülste) 301. 





Friedberger, E., und F. Schiff 
(Antikörper) 150. 

— — und. A. Cederberg ( Ana- 
phylaxie) 291, 292. 

— — und Ryozo Tsuneoka 
(Anaphylaxic) 299. 

— — A. Gröber, Arnold Ga- 
lambos, T. Kumagai, H. Ta- 
sawa und Hans Simmel (Ana- 
phylaxie) 406. 

Friedlaender, R. (Paralysis agi- 
tans) 494. 

Friedmann, E., und W. Türk 
(Verhalten des Benzaldehyds 
im Tierkörper) 32. 

Friedrich, Margarete (Amenor- 
rhöe) 262. 

— (Sklerom) 397. 

Friis Möller, V. (Tuberkelba«il- 
len) 211. 

— — — (Morb. Basedowii) 630. 

Fritsch (Röntgentherapie) 23. 

Fröhlich, A. (Kaltblüterorzane) 
8l. 

Fröschels, Emil (Aphasien) 378, 
448. 

Froin, G., et Pernet (Kältehämo- 
globinurie) 708. 

Fromaget (Intra -Dermo - Reak- 
tion) 404. 

Frontali, Gino (Amentia 
Masern) 382. 


nach 


Frühwald, Victor (Perichondri-- 


tis des Schildknorpels) 65%. 
Frumerie, Karl (Muskelarb:it) 81. 
Fry, H. K. (Blutvolum der Kalt- 

blüter) 244. 

Fuchs, Adolf (Tuberal) 600. 
— — und Adalbert Fremd (Ab- 

wehrfermente) 694. 
Fuchs-Wolfring (Malaria) 209. 
Fühner, Hermann (Synergismus 

von Giften) 201. 

— H., und E. H. Starling (Blut- 

zirkulation) 482. 

— — (Hypophyse) 698. 
Fülleborn, Friedrich, und Simen 

(Onchocerca volvulus in 

Lymphdrüsen) 219. 

Fürst, Theob. (Tuberkulose) 518. 
Fürth (Typhus) 90. 

Füth, H. (Coecum) 320. 
Fukushi, M. s. Pappenheim, A. 

548. 

Fulci, Francesco (Orchitis) 115. 
— — (Irptomeningo-Encepha- 

litis) 371. 

Fuld, E. (Lab und Pepsin) 1683. 
Fulle, Carlo (Kleinhirndefekte) 

374. 

Fuller, C. A., and V. A. Arm- 
strong (Streptokokken) 395. 
Funk, Casimir (Vitaminlehre) 6, 

152. 

— — (Pellagra) 260. 
— — (Wachstum) 449. 


Gabbi, U., Paolo Lombardo 
Pellegrino und Giuseppe Mon- 
toro (Kala-azar) 516. 

Gaillard, Gaston (Hypophysäre 
Se) 625. 

— J. s. Aubertin, Ch. 51. 

Gaisböck, Felix (Albuminurie) 
639. 


` 


— — und Oskar Orth (Hormo- | — — — — — — — ( 


naltherapie) 628. 

Gál, Felix s. Fekete, Alexander 
693. 

Galambos, Arnold s. Friedber- 
ger, E. 406. 

Gallavardin, Louis, Paul Dufourt 
et Petzetakis (Bradykardien) 
710. 

— — (Nodoventrikuläre Lei- 
tungsstörungen) 430. 

Galli-Valerio, B. (Trombidiase) 
688. 

— — und J. Rochaz de Jongh 
(Culiciden) 454. 

Galliard, L., et Fernard Lévy 
(Pontocerebellare Kompres- 
sion) 668. 

Galliot, A. (Syphilis des Kindes) 
521. 

Galop (Arteritis) 657. 

Gamna, Carlo (Hoden) 641. 

— C. s. Mattirolo, G. 104. 

Gandin, S. (Chylose Ergüsse) 
385 


Ganghofner, F. (Flecktyphus) 
140. 

Gangi, S. s. Musumeci, A. 6. 

Ganter, Georg (Elektrokardio- 
gramm) 478. 

— — und Alfred Zahn (Atrio- 
ventrikularknoten) 55. 

Gardin s. Le Noir 417. 

Gardner, John Addyman, and 
Percy Edward Lander (Chole- 
sterin) 530. 

— — — — William Godden 
(Coprosterin) 531. 

Garnier s. Barjon, F. 564. 

Garrison, P. E. s. Siler, J. F. 


450. 

Garrod, A. E. s. Gaskell, J. F. 
412. 

Gasbarrini, Antonio (Malaria) 19. 

Gaskell, J. F., R. L. Mackenzie 
Wallis, A. F. Sladden, P. T. 
Vaile and A. E. Garrod ( Bronze- 
diabetes) 412. 

Gaspero, H. di s. Hartmann, F. 
378. 


129 


Gatti, Lodovico (Muskulatur der 
Wirbelsäule) 252. - 


Gautier, Cl. (Pilocarpinglykosu- | — — — — — — — 


rie) 614. 
Gavini, G. (Syphilis) 601. 
Gay, Frederick P., and Edith J. 


Claypole (,Typhusbacillen- 
überträger“‘) 272. 
hus- 
bacillus, Typhusimmunität) 
273. 
a er (Hyper- 


leukocytose) 338. 

Geber, Hans s. Elfer, Aladár 696. 

Geclmuyden, H. C. (Diabetes 
mellitus) 534. 

Gehrels, Ernst (Traumen und 
Pneumonie) 61. 

Geimanowitsch, A., und F. Rose 
(Kinderlähmumg) 490. 

Geisse, A. (Staphylokokken) 205. 

Gelarie, A. J. s. Barratt, J. O. 
Wakelin 264. 

Generopitomzewa-Tschelist- 
schewa (Cerebrospinale Me- 
ningitis) 592. 

Geppert, F., und K. Siegfried 
(Mesenterialvenenthrombose) 
700. 

Geraghty, J. T., L. G. Rowntree 
and F. S. Cary (Nierenfunk- 
tion) 549. 

Gerber (Salvarsan) 389. 

Gerbis (Benzolvergiftungen) 679. 

Gerhardt (Wasserbilanz bei Herz- 
kranken) 559. 

— D. (Pleuritis) 353. 

(Meningitis serosa) 443. 

— — 8. Fraenkel, A. 145. 

Gerhartz, H. s. Loewy, A. 178. 

Gerstmann, Josef (Sympathicus- 
zentrum) 439. 

Gettkant (Antiforminmethode) 
457. 

Gewin, J. (Masern) 589. 

Geyelin, H. Rawle (Phenolsulfo- 
phthaleinprobe) 639. 

Ghedini, G. (Morphium) 10. 

Ghilarducci, F., et E. Milani 
(Fluorescierende Substanzen)7. 

Ghiron, Mario (Nierenfunktion) 
551. 

Ghon, A., und B. Roman (Tuber- 
kulose bei Säuglingen) 282. 
Gibbes, James H. s. Barker, Le- 

wellys F. 245. 

Gibson, A. G. (Splenomegalie) 

478. 





Gasser, H. S., and A. S. Loeven- | — — — (Bantische Krankheit) 


hart (Medulla) 449. 
Gassier s. Lortat-Jacob 427. 
Gastaldi, G. (Drehungsvermögen 
des Plasmas) 100. 
— — (Jodfettsäuren) 199. 
Gates, F. L., and S. J. Meltzer 
(Magnesiumsulfat) 134. 


478. 

Giemsa, G., und H. Werner (Chi- 
nin) 453. 

Gies, William J. s. Shulansky, 
Jakob 305. 

Gilbert, A., E. Chabrol ed H. Bé- 
nard (Splenektomie) 635. 


Gilbert, A., A. Tzanck et R. A. 
Gutmann (Perkussion) 675. 
Geräusch- 
und Schallbildung) 676. 

— W. (Tuberkulose) 598. 

Gildemeister, E., und Günther 
(Diphtheriebacillen) 204. 

— Martin (Leimgallerten) 498. 

— — (Gewebe) 498. 

Gilford, Hastings (Krebs) 501. 

Gillespie, L. J. (Pneumokokken) 
512. 

Ginestous, Étienne (Diabetische 
Abducenslähmung) 70. 

Giordano, M. (Carcinom und Fie- 
ber) 675. 

Girard, Lucien (Dextrokardien) 
710. 

— — 8. Rivet, Lucien 121. 

Girardet, E. (Icterus gravis nach 
Salvarsaninjektion) 288. 

Girgenti, F. s. Cervello, C. 529, 
691. 

Gironi, Ugo (Rivaltasche Serum- 
Blutreaktion) 221. 

Gismondi, Alfredo (Adrenalin) 
414. 

Giudicke (Appendicitis) 321. 

Glaessner, Karl (Hyperacidität) 
630. 

— — und §S. Kreuzfuchs (Ulcus 
ventriculi) 320. 


I — — s8. Finsterer, Hans 109. 


Glaser, F. (Nephritis) 114. 

Gluziński, A. („Uraemia achlo- 
rica‘‘) 333. 

— — (Tetanus) 455. 

Gmelin (Balneologie) 85. 

Gobeaux (Linitis plastica des 
Magens) 109. 

Godden, William s. 
John Addyman 531. 

Godlewski, H. s. Josué, O. 455. 

Gölz, Wilhelm (Bronchialdrüsen- 
tuberkulose) 711. 

Goéré, J. (Cholera) 455. 

Goetsch, Emil (Hypophyse) 162. 

Goett, Theodor (Milchkost) 674. 

Goldberg, Julj., und K. Ocze- 
salski (Lyssa) 143. 

(Lyssafall) 456. 

Goldblatt s. Hippel, E. v. 720. 

Goldscheider (Nierenerkrankun- 
gen) 424. 

— A. (Erkrankungen des Ner- 
vensystems) 185. 

Goldstein, Kurt (Hirnkrankhei- 
ten) 128. 

Golgi, A. s. Moreschi, C. 405. 

Golla (Serodiagnostik) 411. 

Golostschokow, S. (Gastrische 
Krisen) 488. 

Gonnet, Auguste, et Robert Ren- 
du (Poliomyelitis acuta) 187. 
Goodpasture, E. W. (Fibrinogen) 

462. 


Gardner 


a] 


Gordon, William (Carcinom) 656. 

Gossage, A. M., and J. Braxton 
Hicks (Magengeschwülste) 630. 

Gottlieb, R. (Digitalistherapie) 
177. 

Gottschalk, Gertrud (Strophan- 
tin) 250. 

Gouget, A., et R. Pierret (Leber- 
insuffizienz) 325. 

Grafe, E. (Eiweißstoffwechsel) 
152. 

— — Stickstoffretentionen bei 
Fütterung von Ammoniaksal- 
zen) 302. 

Graff, E. von (Serodiagnose ma- 
ligner Tumoren) 151. 

— — — (Tumoren) 451. 

Graham, G., and E. P. Poulton 
(Bestimmung von Kreatinin) 
303. 

— — F. s. Smith, C. H. 20. 

Granat, Selma s. Soper, Willard 
B. 607. 

Greenwald, Isidor (Diabetes mel- 
litus) 226. 

Greer, J. R., E. J. Witzemann 
and R. T. Woodyatt (Diabetes) 
534. 

— — — s. Murlin, J. R. 650. 

Groat, William A. (Prüfung auf 
Blut) 132. 

Grober (Coma) 7. 

— (Asphyxie) 132. 

— (Behandlung des Hitzschlags) 
132. 

— (Krämpfe) 197. 

— (Dyspnöc) 482. 

— (Rückenmark) 489. 

— (Lungenarterienembolie) 712. 

Gröber, A. s. Friedberger, E. 406. 

Gromski, M. (Urobilinausschei- 
dung bei Scharlach) 16. 

Grosz, Siegfried, und Richard 
Volk (Wassermannsche Reak- 
tion) 148. 

Grote, L. R. s. Schultz, W. 101. 

Groth, Alfred (Schutzpocken- 
impfung) 455. 

Groves, E. Hey (Morbus Banti) 
703. 

Gruber, Charles M. (Ermüdungs- 
studien) 129. 

Grünstein, A. (Hinterstrangsy- 
stem des Rückenmarks) 357. 

— — (Tabische Magenkrisen) 
667. 

Grünwald, L. (Gaumenmandeln) 
>40. 

C(irummıe (Fettgehalt der Milch) 6. 

Grundmann (Diphtheriediagnose) 
275. 

Guarnieri, G. s. Celli, 


A. 706. 


| Halliburton, W. D 


730 


Günther, Hans s. Dittler, Rudolf 
193. 

— s. Gildemeister, E. 204. 

Gürber, A., und E. Frey (Uzara) 
585. 
Guerrini, Guido (Blutserum) 524. 
Guggenheimer, Hans (,Auxo- 
autolytische“ Stoffe) 305. 
Guggisberg, Hans (Innersekre- 
tion) 314. 

Guidi, F. (Linsenkern) 489. 

Guisez, J. (Oesophaguscarcinom) 
629. 

Gumpertz, Friedrich s. Fränkel, 
Ernst 587. 

Gusinde, A. (Situs viscerum in- 
versus) 499. 

Guthrie, C. G. s. Boggs, Thomas 
R. 245. 

— A. L. (Menieresche Krankheit) 
670. 

Gutmann, J. s. Eppinger, Hans 
107. 

— L. (Meningitis) 383. 

— R. A. s. Gilbert, A. 675, 676. 

— S. s. Wolf, L. 411. 

Gutzmann, Hermann (Sprach- 
störungen) 438. 

Gwerder, J. (Lungentuberkulose) 
124. 


Halsted, William Stewart /Hr- 
pertrophie der Schilddri = 
316. 


Haltenhoff, G. 
sepsis) 395. 
Hammer, W. (Appendicitis) 111. 
Hanau, Alfred (Diphtherterei;r- 

boden) 204. 

Hanes, Frederic M. (Pneuma-.-- 
cus mucosus) 512. 

Hansemann, D. v. 
335. 

Hanzlik, Paul J., and R. J. Cel 
lins (Hexamethylenamin) 11. 

(Darmre- 
sorption von Alkohol) 133. 

Hara, K. (Serodiagnostik der Ge- 
schwülste) 526. 

Harden, Arthur, and Willitm 
John Young (Hefepräparatsı 
532. 

Hardenbergh, J. B. s. Meyer, K. 
F. 142. 

Hardy, W. B. (Zelle) 257. 

Harmer, Torr Wagner, and Wal- 
ter J. Dodd (Magenschlauch; 
233. 

Harrington, Arch. W. s. Cowan. 
Jolın 345. 

Hart, C. (Pfortader) 113. 


(Streptokok==2- 


(Leukänir: 


(u (Gem (em msn mm 


Gyenes, Ernst, und Franz Stern- ! — — (Tuberkulose) 211. 


berg (Spirochaete pallida) 147. 
György, P. (Permeabilität der 
Blutkörperchen) 99. 


Haberer, H. v. (Thymusreduk- 
tion) 472. 

Hadda, S. (Gewebskultur) 129. 

Hadley, Philip B., Ruth Bryant 
and Marguerite Elkins (Septi- 
caemia) 588. 

Häberle, A. 
346. 


Haecker, V., und N. Lebedinsky 
(Radiumwirkung) 449. 

Haenisch (Röntgenbestrahlung) 
7. 

Haff, Robert (Blutbildung) 243. 

Haffner, Felix (Calcium) 507. 

Hagmaier, Georg Otto (Appen- 
dicitis) 43. 

Hahn, Arnold (Ammonia kbestim- 
mung im Urin) 100. 

— Benno, und Kostenbader 
(Quecksilber) 87. 

— — und Fritz Sommer (Di- 
phtherie) 393. 

— Otto (Radium) 581. 

Hajös, Emerich (Pyramiden- 
bahn) 356. 


(Pulmonalatresie) 


s. Dixon, W. 
E. 484. 


— T. Stuart s. James, Walter B. 
344. 

Hartman, C. C. (Pneumonie-An- 
tigene) 150. 

Hartmann, F., und H. di Gas- 
pero (Epilepsie) 378. 

Hartoch, O. s. Kolle, W. 586. 

Harvey, W. Henwood (Aneurys- 
ma) 711. 

Haskell, Chas. C. (Kinderernäh- 
rung) 6. 

Hauck, L. (Aurum Kalium cya- 
natum) 678. 

Haushalter, P., et Jacquot (Me- 
ningitis) 91. 

Hausmann, Max (Schwefelwas- 
serstoffentwicklung der Leber) 
154. 

— Th. (Nierenbeckenerkrankun- 
gen) 640. 

Haussen, O. (Ikterus) 241. 


Hawk, P. B. s. Blatherwick, 
N. R. 416. 

Hawley, M. C. (Blutdruck) 
121. 


Hawn, Clinton B. s. Hun, Henry 
555. 

Haythorn, Samuel R. (Lungen- 
anthrakosis3) 348. 

Hazen, H. H. (Leukocyten bei 
Syphilis) 53. 


Gudernatsch, J. F. (Organe mit | Halpern, J. (Geschwulstdiagno- | Head, Henry s. Melntosh, Ja- 


innerer Sekretion) 617. 
Gudzent, F. 
tion) 268. 


stik) 301. 


(Thorium-Emana- | Halphen, E. (Acusticustumoren) 


365. 


mes 363. 


| Hecht, Adolf F. (Adams-Stokes- 


sches Syndrom) 655. 


- 


— 7231 — 


Le cht, Adolf F. und F. Wengraf j Hertz, Richard, und Heinrich 
C Elektrokardiographische Un-| Brokman (Fermente) 465. 
tersuchungen) 554. — Ryszard, und Marta Er- 


Hohlweg, H. (Nephritiden) 639. 
Holitscher (Alkoholismus) 402. 


Hollander, F. D’ (Opticusbah- 
YIXe gler, C. (Erythema nodosum)| lichöwna (Hyperglobulie) 54. nen) 567. 
£261. Hertzen, Verner v. ( Parotitis) 392. | Holt, L. Emmett (Duodenalge- 
Hie gner, C. A. (Übertragung von | Hervé (Pneumothorax) 182. schwür) 545. 
"Tumoren) 264. Herxheimer, G. (Myeloblasten- |— — — and Alan Brown (Sal- 
He idingsfeld, M. L. (Wasser- | leukämie) 52. varsan) 94. 


ımann-Reaktion) 288. Herzfeld, E. (Triketohydrinden- 
Leimann, Fritz (Thymus und | hydrat) 692. tungs-Kompressorium) 505. 

Blutbild) 314. Heubner, W., und Fr. Jacobs |— Guido s. Singer, Gustav 
Heineke, H. (Blutbildung und | (Goldzahlbestimmungn an| 239. 

"Tiefenbestrahlung) 53. Eiweißkörpern) 462. Hooker, Ransom S. s. Satterlee, 
Heinemann, O. (Leberabscesse) | Heudorfer, Emil, (Anämien) 117.| Henry S. 642. 

702 


1 02. Hevesi, E., und L. Benedek (Pa- ; Hopf, Karl (Nebenniere) 334. 
H einrichsdorff, Paul (Salvarsan) | raparese) 717. Hopkins, Arthur H. (Vagotonie) 


Holzknecht, G. (Durchleuch- 


217. Heymann, P. (Carcinom der| 183. 
}Heinz, R. (Dibrompropyldiäthyl- Luftröhre) 180. Horn, Paul (Herzstörungen nach 
barbitursäure) 11. Heynemann, Th. (Herz- und| Unfall) 429. 
Heitzenroeder,Carl(Geruchssinn) | Zwerchfellstand) 58. Hornemann, O. (Infektion und 
129. Hicks, J. Braxton s. Gossage, A Ernährung) 13. 


Hekma, E. (Blutgerinnung) 643. | M. 630. 


Hornowski, Jòzef (Thymus bei 
Hekman, J. (Tuberkulinwirkung) | Hinkel, Adolf s. Scholz, Bern- 


Status lympathicus) 227. 


213. hard 103. Horoschko, W. (Polyneuritische 
Hektoen, Ludvig (Antikörper) | Hippel, E. v. (Oculomotorius-| Psychose) 383. 

151. erkrankung) 569. — — (Massenvergiftung des 
— — s. Rosenow, E. C. 277. |— — — und Goldblatt (Stau- 


Ne 586. 


Heller (Lungenatelektase) 562. ungspapille) 720. Horsters, Hans (Milchschimmel) 


— und Weiß (Ausschaltung der | Hirsch, Ada (Ikterusbereitschaft 


692. 
Nn. vagi) 185. des Neugeborenen) 166. Horwitz, Kamilla (Hysterie) 
— Arnold (Regeneration des |— Caesar (Influenzabacillen) 672. 
Herzmuskels) 57. 510. Hougardy, A. (Diphtherieheil- 
— Theodor (Psychoneurosen) |— Rahel (Enteroptose) 325. serum) 394. 
256. 


Hirschfeld, A. (Rückenmark)668. 


Howard, G. T. (Tumor der hin- 
Hemmeter, J. C. (Hyperthyreoi- | — Hans (Blutkrankheiten) 553. 


tern Zentralwindung) 576. 
dosis) 227. — L., und R. Klinger (Immuni- | Howell, W. H. (Hämophilie) 
— — — (Hypotonus des Vagus) | tät) 96. 647. 

662. u u (Kropf) 619. Huber (Milzexstirpation) 50. 
Henderson, D. K. (Cerebrale Sy- | Hirt, Eduard (Psychosen) 496. | — Armin (Magengeschwür) 698. 
philis) 191. Hirz, Otto (Uzaron) 318. Hueck, W. s. Wacker, L. 155. 
— — — Winifred Muirhead and | Hoagland, D. R. s. McCollum, | Hügel, G. s. Uhlenhuth, P. 200. 

J.S. Fraser (Labyrinthitisund | E. V. 97. 98. Hürthle, K. (Gefäßmuskeln) 478. 

Extraduralabsceß) 191. Hochhaus, H. (Bronchitis) 123. | Hüssy, Paul, und Eugen Kistler 
Henningson, B. (Diphtherie) 591. | Hoehne, O., und K. Behne (Sper- | (Schwangerschaftsdiagnose) 
Henrich, Ernst (Gliom des Pons) | matozoen) 498. 612. 


73. Hoesslin, Heinrich von (Lungen- 
— Fr. Th. (Direkte Untersu- | kavernen) 63. 

chungsmethoden) 6. Hoeßlin, Heinrich von (Verenge- 
Henriques, V., und A. C. Ander- rungen des Darmlumens) 239. 

sen (Parenterale Ernährung) ! Hocsslin, R. v. (Arsenik) 339. 


Humbert, G., et W. Alexieff 
(Krebs-Meningitis) 715. 

Hun, Henry, and Clinton B. 
Hawn (Kreislaufstudien) 555. 
Hunt, C. J. (Paratyphus) 205. 


e 
m m er a e a e a 


153. Hofbauer, Ludwig (Thoraxdruck) | Hurler, K. s. Schneider, R. 
Henschen, Karl (Adductoren- 6l. 461. 

contractur) 127. — — (Orthopnoe) 61. Hurwitz, S. H., and A. L. Bloom- 
Hermann, Martin (Cancroid der | — — (Lungenemphysem) 62. .| field (Leberfunktion) 241. 

Lunge) 349. — — (Thoraxsenkung) 434. — d. H. s. Rowntree, L. G. 111, 
Herringham, W. P. (Diabetes) | Hofer, Gustav (Ozaena) 278. 165. 

477. Hoff, Ida (Kochsalzretention bei | — — — s. Bloomfield, A. L. 
Hertwig, Günther und Paulaj| Nephritis) 39. 241. 

(Keimzellen) 193. Hoffmann, Aug. (Puls) 482. Husnot, P. s. Sabrazés, J. 141. 
Hertz, Arthur F. (Sphincter ilio- | — — (Digitalistherapie) 480. Huss, Harald (Arsen) 587. 

coecalis) 235. — — (Arhythmien) 430. Hušša, Franz (Kleinhirntumor) 
— — — and W. Johnson (Ge-|— Paul (Differentialblutgasap- | 1%. 

sichtsatrophie) 367. parat) 334. Hutinel, V. (Nebennieren) 697. 
— — — — Alan Newton (Ko- | Hofmann, E. (Blutgerinnung) | Hymanson, A. (Stoffwechselun- 

lon) 542. 34. tersuchungen bei familiärer 
— Johanna (Röntgenreaktion) 2. | — — (Nierentumoren) 640. Idiotie) 537. 


— Fr. s. Heubner, W. 462. 

— Friedrich (Eiweißkolloide) 
462. 

Jacquin, G., et M. Laignel-Lava- 
stine (Juvenile Paralyse) 672. 

Jacquot s. Haushalter, P. 91. 

Jaenisch, Hans (Milzbrand) 684. 

Jaffe, Rudolf (Benzinvergiftung) 
508. 

Jagic, N. v., und Jul. Rothberger 
(Herz- und Gefäßerkrankun- 
gen) 249. 

Jakob s. Weygandt 520. 

Jakobovics, Bela (Scharlach) 
589. 

Jaksch, R. v. (Schutzpocken) 
271. 

James, Walter B., and T. Stuart 
Hart (Vorhofsflimmern) 344. 

Janeway, Theodore C. (Blut- 
drucksteigerung) 432. 

Janosik, J. (Nebennieren) 414. 

Januschke, Hans (Brom) 86. 

Jaschke, Rud. Th. (Nieren in der 
Schwangerschaft) 331. 

.— — — (Funktion der Nieren) 
551. 

Jastrowitz, Hermann (Lipoid- 
verfettung) 530. 

Javillier (Kultur des Aspergillus 
niger) 270. 

Jaworski, K. (Abderhaldensche 
Reaktion) 34. 

Jehle, Ludwig (Albuminurie) 422. 

Jelenska-Macieszyna, Sabina 
(Vierhügel) 183. 

Jenkins, Thomas W. (Acidosis) 
304 


Iloway, H. (Appendicitis) 240. 

Jödicke, P. (Brom) 86. 

Jörgensen, G. (Hayemsche Flüs- 
sigkeit) 244. 

Joest, E, und E. Emshoff 
(Lymphdrüsentuberkulose) 
212. 

Johnson, W. s. Hertz, Arthur F. 
367. 

Jolles, Adolf (Harnstoffbestim- 
mung) 34. 

Jona, Temistocle (Muskeln) 463. 

Jones, A. Webb (Halbseiten- 
lähmung) 490. 

Joneh, J. Rochaz de s. Galli- 
Valerio, B. 454. 
Jonnesco, Victor s8. 

Lavastine 356. 

Jordan, Alfred C. (Peristaltik) 
629. 

Josefowitsch, A. 
dermie) 450. 

Josefson, Arnold 
schwulst) 574. 

Josué, O., H. Godlewski et F. 
Belloir (Tetanus) 455. | 


Laignel- 


Jacobs, Carl (Granularatrophie 
der Nieren) 425. 


(Hemisklero- | 


(Gehirnge- 


732 — 


Jouffray, P. s. Vignard, P. 93. 

Iscovesco, H. (Hypophysen) 105. 

— — (Nebennierenrinde) 229. 

— — (Pankreas) 634. 

Isenschmid, R. (Antipyretica) 
268. 

Israel, J. (Tuberkulose des Harn- 
apparates) 115. 
Issraeljantz, Leon (Magensaft) 
628. 
Jüngster, 
491. 
Juliusburger, E. 
der Niere) 47. 
Jung, Ph. (Übergang von Arznei- 
mitteln) 677. 

Jungmann, Eugen (Speiseröhren- 
krebs) 235. 

Jupille, Fr. s. Besredka, A. 22, 
137. 

Jurgelunas, A. (Masern) 509. 

— A. A. (Kaltblütersera) 604. 

Justi, Karl (Aphtae) 142. 

Justus, Bruno (Kropf) 697. 

Iversen, T. (Parotisgeschwulst) 
235. 

— Tage (Struma) 697. 

Ivy, Robert H. s. Thomas, B. A. 
593, 688. 

Iwamura, K. (Spasmophilie) 359. 

Iwao, Toku (Autointoxikation) 
679. 

Iwaschenzow, G. (Syphilis) 601. 

Izar, G., und C. Patané (Mei- 
. ostagminreaktion) 220. 

— — — — (Lipoproteine) 220. 


Max (Hirnvolumen) 


(Infarzierung 


Kafka, V. (Serologie) 458. 

— — (Abderhaldensche Dialy- 
siermethode) 611. 

Kahn, Friedel (Thorium-X) 581. 

— J. (Funktionsprüfung des 
Herzens) 649. 

Kaiser ( Accessoriuslähmung) 365. 

Kakizawa (Stoffwechselversuche 
mit Bananenmehl) 223. 

Kakowsky, A. (Ödeme) 583. 

Kalbermatten, J. de (Glykogen 
in Muskulatur) 193. 

Kaliebe, Hans (Morbus Basedow) 
571. 

Kaltenschnee (Ureterfunktion) 
640. 

Kambe, Toshiro (Stauungspapille 
bei Leukämie) 335. 

Kammann, ©. (Anaphylaxie) 
603. 

Kanitz, Aristides (Glucolyse) 99. 

Kaplan, D. M. (Wassermannfeste 
Tabes) 368. 

Karewski, F. (Diabetes) 309. 


| Karlowiez, E. (Kropf) 620. 


Karsner, Herward T. s. Fiske, 
Cyrus H. 222. 

Kasahara, Michio (Eitererreger) 
259. 


Kassowitz, Karl, und B. Schick 
(Diphtherietoxin) 511. 

Katase, A. (Verkalkung) 578. 

Katsch, Gerhardt (Darm) 234. 

Katsurada, F. (Schistosomiasis 
japonica) 289. 

Katzenberger, Armin(Blutdruck) 
556. 

Kauffmann, Elsa (Zentralnerven- 
system bei Anämie) 362. 

Kaufmann, M. s. Morgenroth, J. 
268. 


— Willy (Indicanbestimmungen) 
463. 

Kausch, W. (Kollargol) 134. 

Kawakami, S. (Chlorcalcium) 
198. 

Kawamura, K. (Lungentuber- 
kulose) 124. 


Keetmann, B,, und M. Mayer 
(Mesothoriumtherapie) 581. 

Keeton, Robert W. (Magensaft) 
415. 

Kehrer, J. K. W. (Magenge- 
schwür) 417. 

Keller, O., und H. Scharling 
(Hirnsklerose) 256. 

Kemp, Sk. (Magengeschwür) 699. 

Kempf, Friedrich (GehirnabsceB) 
671. 

— Fr, und A. Pagenstecher 
(Röntgenverbrennung) 1%. 
Kendall, Arthur I., Alexander A. 
Day, and Arthur W. Walker 
(Ammoniakbildung durch Bak- 

terien) 136. 


Kennedy, Foster (Atrophische 


Myotonie) 184. 

— J. C. (Micrococcus melitensis) 
684. 

Kent, A. F. Stanley (Reizleitung 
im Herzen) 249. 

Ker, Claude B (Scharlach) 89. 

Kerl, Wilhelm (Neosalvarsan- 
injektionen) 288. 

Kern, Tibor v., und Emmerich 
Wiener (Pankreasachylie) 45. 

Ketron, L. W. s. Mucha, V. 25. 

Kidd, Percy, and E. A. Tozer 
(Dystrophia adiposogenitalis) 
668. 

Kienböck, Robert 
schwür) 236. 

— — (Echinococcus der Leber) 
241. 

— — (Struma) 620. 

— — (Zwerchfellhernien) 660. 

Kiepe, A. s. Schmitz, K. E. F. 
22. 

King, John H. (Glykosurie) 311. 

Kirchberg, Paul (Psychische Stö- 
rungen) 80. 

Kirchenstein, A. (Phagocytose) 
457. 

Kirchheim, Ludwig (Trypsinver- 
giftung) 242. 


(Magenge- 


nun v — ~ 


Kirschner, Max (Hämorrhoidal- 
blutungen) 44. 

Kissling, K. (Diphtherie-Vaccin) 
203. 

Kißling, K. (Lenhartzsche Er- 
nährungskur) 266. 

Xistler, Eugen s. Hüssy, Paul 
612. 

Kite, George L. s. Laird, A. T. 
283 


Klatschko, M. N. (Tonsille und 

we Diapedese) 334. 

XKlausner, E. (Pallidinreaktion) 
458. 

Klee, Ph. (Verdauungsbewegun- 

ww gen) 319. 

Kleemann, Erich (Hypophysen- 
extrakt) 230. 

Klein, Stanislaus (Stammzellen- 

: leukämie) 244. 

Kleinhans, F. (Puerperalprozeß) 
19. 

Kleinschmidt, H. (Antikörper- 
bildung) 96. 

Kleist (Aphasie) 447. 

Klemperer, G. (Milz) 475. 

Klieneberger, Otto (Adiposis do- 
lorosa) 260. 

Kligler, I. J. (Indolnachweis in 
Bakterienkulturen) 588. 

Klimont, J., und E. Meisl (Be- 
standteile tierischer Fette) 305. 

Kling, Carl A. (Varicellen) 89. 

Klinger, R. s. Hirschfeld, L. 96, 
619. 

Klocman, L. s. Lust, F. 693. 

Klopstock, Felix (Tuberkulin) 
599. 

Klose, Erich (Osteopsathyrosis) 
125. 


— Heinrich (Thymusdrüse) 472, 
538. 

— — (Basedowsche Krankheit) 
413. 

Klots, Scheffelaar P. ( Ulcus Duo- 
deni) 239. 

Klotz, Oskar (Rheumatismus) 
60. 

— — (Syringomyelie) 72. 

— Rudolf (Radiotherapie) 198. 

Knaffl-Lenz, E. v. (Tryptophan) 
98. 

Knapp, Philip Coombs (Rücken- 
markstumor) 488. 

Knauer, A. (Registrierkapseln) 


— — (Psychosen) 496. 
— — (Psychose) 496. 
Knoch (Anämie mit Herderschei- 
nungen) 172. 
a Ludwig(Pneumothorax) 
182. 


rd F. (Glykokollbildung) 


 — ea 


und Georg Landmann 


(Pseudoleucin) 608. 


733 


Knoop, F., und Richard Oeser 
(Stoffwechsel) 604. 

Knopf, Martin (Nucleoproteid) 
all. 

Koch, Karl (Bauchspeicheldrüse) 
242. 

— Richard (Scharlachrekonvales- 
zentenserum) 16, 391. 

Kögel, H. (Tuberkulinhautreak- 
tion) 403. 

Köhne, W. (Bakterienstämme) 
508. 

Koenigsfeld, Harry (Mäusekrebs) 
501 


— — und Carl Prausnitz ( Wachs- 
tumshemmung der Mäusecar- 
cinome) 264. 

Körner, Moriz 498. 

Kohda, K. s. Tsurumi, M. 407. 

Kohler, Rudolf (Harnsäure) 410. 

Kohlstock s. Miessner 456. 

Kolle, W. (Spezifizitätsproblem) 

15. 


— — O. Hartoch und W. Schür- 
mann (Trypanosomeninfektio- 
nen) 586, 596. 

Kolmer, John A. (Anaphylaxie) 
689. 

— Jd. A., E. E. Laubaugh, A. J. 
Casselman and W. W. Wil- 
liams (Syphilisantigene) 287. 

— John A. s. Schamberg, Jay F. 
104. 

| Kondo, Kura (Fettbildung aus 
Eiweiß) 463. 

Koppel, Max (Quellung von 
Organgeweben) 3. 

Koshewnikoff, A. M. (Myotonia 
congenita) 363. 

Kossel, H. (Disposition bei In- 
fektionskrankheiten) 136. 


Kossow, H. (Acetonkörperbil- 
dung) 30. 

Kostenbader s. Hahn, Benno 
87. 


Kotzowsky, A. (Pellagra) 553. 

Kozlowski, St. (Stoffwechsel) 
470. 

Kożniewski, T. (Tuberkelbacillen 
284. 

Kramer, Franz (Neurosen) 495. 

Krantz, J. (Kohlenoxydgasver- 
giftung) 508. 

Kranz, P. (Innere Sekretion) 617. 

Krasnogorski, N. (Großhirnrinde) 
66 


Krasny, J. (Hämolyse) 150. 

Kraus, F. (Schilddrüse) 40. 

— — (Lungenödem) 123. 

— — (Diabetes) 307. 

— — G. F. Nicolai und F. Meyer 
(Elektrokardiogramm) 176. 

— Hugo (Lues) 403. 

Krause, Fedor (Kleinhirnge- 
schwulst) 74. 

— — s8. Oppenheim, H. 377, 569. 


Krause, M. s. Brieger, L. 596. 
— P. s. Schmidt, R. 145, 146. 
Kreibich, Hans, (Arthigon) 141. 
Kreiss, Ph. (Herzfehler) 345. 
Kremer, Wilhelm (Multiple Skle- 
rose) 376. 
Kretschmer (Anaphylaxie) 220. 
— Erich (Stickstoffbestimmung 
im Harn) 224. 
Kreuter (Milzdiagnostik) 635. 
Kreuzfuchs, Siegmund (Organ- 
neurosen im Röntgenbilde) 509. 
— — s. Glaessner, K. 320. 
Kritschewsky, J. L. (Antigene) 
296. 
— — (Immunitätsreaktionen) 


— — — (Thermostate) 589. 
Krogh, A., and J. Lindhard (Re- 
gulierung der Atmung) 193. 
(Lungenventila- 


-ea (mm (m (u mm 


(Gaswechsel) 657. 

Krokiewiez, Antoni (Leukämie) 
52. 

— — (Typhobacillosis) 511. 

Kroll, M. (Athetose) 375. 

— — (Syringomyelie) 667. 

— — (Hemichorea) 671. 

Krolunitsky, G.-A. (Verdauungs- 
leukocytose) 116. 

Kron, J. (Endotheliome) 493. 

— N. (Peritonitis) 632. 

Kronecker, H. (Mineralsalzlösun- 
gen) 577. 

Krüger, R. s. Rost, G. A. 626. 

Krull, J. (Nierenechinokokkus) 
242. 

Krumbhaar, Edward B., John H. 
Musser, and Richard M. Pearce 
(Regeneration des Blutes) 243. 

Krumwiede jr., Charles, and Jo- 
sephine S. Pratt (Bac. fusi- 
formis) 136. 

— — — — — — (Wachstum 
von Bakterien) 508. 

Kudicke, R., und H. Sachs (Kom- 
plementbindungsversuche)298. 

Küchenhoff (Tuberkulin) 600. 

— Norbert (Lungentuberkulose) 
350. 

Külbs (Reizleitung im Herzen) 
119. 

— (Ipecacuanha) 453. 

Küpferle, L. (Magengeschwür) 
473. e 

— s. De la Camp 181. 

Küster, Hermann (Blutgerin- 
nung) 426. 

— William, und Johannes Weller 
(Hämatinsäure) 692. 

Kumagai, T. (Antigenwirkung 
der Kohlehydrate) 29. 

— — (Kohlehydratstoffwechsel) 
99 


Be 8. Friedberger, E. 406. 


Kumpiess, K. s. Frey, Walter 
636. 

Kuno, Yas. (Säugetierherz) 341. 

Kunstmann, Georg (Nephritis) 
476. 

Kusnetzky, D. (Akromegalie) 
626. 

Kusunoki, Masanobu (Lympho- 
matosis) 708. 

Kuznitzky, E. 
387. 

Kwan, J. (Anämie) 645. 

Kyrle, J., und J. Schopper 
(Alkohol) 200. 


Labbé, Marcel (Diabetes gravis) 
37. 


(Mesothorium) 


— — Perniziöse Anämie und 
Nephritis) 172. 

— — (Kohlehydrattoleranz bei 
Diabetikern) 310. 

— — et Henry Bith (Stickstoff 
im Serum) 31. 

— — — — — (Aminosäuren 
im Blute) 153. 

—_— — -— (Aminosäure- 

ausscheidung) 464. 

— and Ambroise Bouchage | 

(Glykosurie) 468. 

— — et Dauphin (Kolloidaler 
Harnstickstoff) 33. 

Lacey, W. H. s. Martin, E. G. 
653. | 

Läwen, A. und R. Dittler (Dünn- 
darm) 541. 

Lafforgue, M., (Bacillus mesen- 
tericus vulgatus) 505. 

Laignel-Lavastine, et P. Pruvost 
(Subakute Leukämie) 172, 
427. 

— — — Vietor Jonnesco (Struk- 
tur der Nervenzelle) 356. 

-— M. 8. Jacquin, G. 672. 

Laird, A. T., George L. Kite and 
D. A. Stewart (Tuberkelbacil- 
len) 283. 

Lamballe, F. W. (Malaria) 20. 

Laméris, H. J. (Tetania para- 
thyreopriva) 414. 

Lampe, Arno Ed. (Abderhalden- 
sches Dialvsierverfahren) 306. 





Lanari, Alfredo (Asthmaanfälle) | Laubry, 


434. 

Lancaster, Walter B. (Hemianop- 
sie) 974. 

Landau, A. (Adrenalinglykosurie) 
312. 

-- Anastazv 
surie) 613. 

-- A. und Marie Temkin (Nie- 
renentzündung) 638. 

Lander, Perey Edward s. Gard- 
ner, John Addyman 530. 

Landmann, Georg s. Knoop, F. 
608. 

Landouzy, L. (Erythema) 385. 


(Adrenalinglyko- 


t Leblanc, A. s. 


734 
Karl (Eiweißderi- 


Landsteiner, 
vate) 304. 

— — und Emil Präsek (Säure- 
flockung der Blutstromata) 33. 

(Antigene) 295. 

Lange, F., und F. Schede (Sko- 
liose) 182. 

— Linda B. s. Rous, Peyton 263. 

— Sidney (Thymus) 471. 

— 8.J. er ie striatum)567. 

Langelaan, J.-W. (Hemiatrophia 
facialis) 441. 

Langenbeck, K. (Neuritis retro- 
bulbaris) 441. 

Langer, Hans (Wa. R.) 602. 

Langeron s. Barjon, F. 564. 

Langgaard, Alexander (Chemi- 


sche Konstitution und physio- | — — — — 


logische Wirkung) 268. 
Langley, J. N. (Kontraktion des 
Muskels) 201. 
Langmead, Frederick (Chorea) 
378. 
Langstein, Leo (Pyelitis) 594. 
Lanzillotta, Riccardo (Glandula 
intercarotica) 577. 
Lapeyre, N. s. Baumel, J. 573. 
Lapinsky, M. (Hirngefäße) 183. 
-— — (Dermographie) 357. 
— Michael (Neuralgie) 487. 


Fa —- (Dermographie) 661. 


— M. (Neuralgien) 664. 

— — (Krämpfe) 668. 

Lapuchin, W. (Caissonkrankheit) 
368. 

Laroche, Guy s. Marie, Pierre 46. 

La Roque, G. Paul (Ulcus der 
Pylorusgegend) 543. 

Larson, W. P., and E. T. Bell 
( Bacillus proteus) 142. 

— — Moses Barron (Fu- 

siforme Bacillen) 143. 

. P. Sedgwick 
(Bacillus abortus) 514. 

Lasarew, W. (Hirntumor) 669. 

Lathrop, A. E. C., and Leo Locb 

ng «krebs) 265. 

— — -= — — (Krebs) 

265. 

Laubaugh, E. E. s. Kolmer, J. A. 
287. 


Ch. (Hirnblutung) 573. 

Lawaese-Delhaye, Marie-Louise 
(Lipomntose) 579. 

Lawrence, Charles H. (Blutdruck) 
480. 

Lawson, G. B., and E. A. Tho- 
mas (Hodgkinsehe Krankheit) 
TOS. 

Lazarus, A. (Anämien) 116. 
Lazarus- Barlow, W. S. (Wirkung 
radioaktiver Substanzen) 2. 
Lebedinsky, N. s. Haecker, V. 

449. 

Icber, A. (Psychiatrie) 576. 


Achard, Ch. 330. 


we — 8. Wolff, 


| 


Lechler, A. (Spulwurmkrankkteit! 
289. 

Leckie, A. J. Bruce (Tuberkulisı 
600 


Le Comte, R. M. (Langerham- 
sche Inseln) 327 

Ledderhose, G. (Magenpolypen: 
109. 

Ledergerber, J., und J. Baur Tu- 
berkulose) 687. 

Ledermann, R. (Lues congenita) 


— Reinhold (Wassermannsche 
Reaktion) 216. 

Leeuwen, W. Storm van (Reflex- 
funktionen des Rückenmarksı 
126. 

s. Magnus, R. 55. 

Le Fèvre de Arric, M. (Chinin- 
salze) 134. 

— — — — Marel 
metalle) 202. 

Legendre, Paul (Fettsuchti IR. 

Legueu, F. (Staphylokokkamien) 
682. 

Lehman, Edwin P. (Cholesterin) 
606. 

Lehmann, K. B. (Chromate) 454. 

— Walter s. Stadler, Hermann 
590. 


(Kolknid- 


s. Stadler, Hnrmann SU 

Sierfried 54. 

Leichtweiss, Fritz (Blutzcläß- 
geschwülste) 59. 

Leidler, Rudolf (Schläfelappen- 
abscesse) 718. 

Leimdörfer, Alfred (Stoffwech- 
sel) 690. 

Lejars, F. 
kung) 113. 

— — (Pneumatosis 
rum) 419. 
— — s. Claude. Henri 372. 
Lematte, L. (Stoffwechselend- 
produkte des Harns) 153. 
— — (Stoffwechsclendprodukte 
im Harne) 157. 

Lemierre, A., M. Brulé et Andre 
Weill(Verdauuneslipämie 5:35. 

Lemoigne, Maurice (Butvlenzlv- 
kolgärung) 13. 

Le Noir et Gardin (Eaocln 417. 

Lentz, Otto (Typhus) 272. 

Leon N. (Creeping disease“) 29v. 

— — (Parasitologie) 290. 

Leonard. Charles Lester iRadio- 
graphie des Magen-Darmka- 
nals) 320. 

Leoneini. Francesco (Mereurialis- 
mus) 87. 

Leopold-Levi (Schilddrüsenbe- 
handlung) 105. 

Lepine, R. (Diabetes) 311. 

— — (Blutelykolvse) 615. 

— — et Boulud (Blutzucker) 
158. 


(Gallensteinerkran- 


intestino- 


Lereboullet, P., 
(Leukämie) 173. 

— — M. Faure-Beaulieu et E.: 
Vaucher (Diabetes insipidus) 
626. 

Leredde et Rubinstein (Wasser- | 
mannsche Reaktion) 25. 

Leri, Andre, et Cl. Vurpas (Ab- 

derhaldensche Seroreaktion) 

612. 

— 8. Barth, Henri 70. 

Leriche, Rene, et Paul Dufourt 
(Tabes) 71. 

Leschke, Erich (Reaktion auf 
seelische Vorgänge) 497. 

— — (Anaphylaxie) 524. 

— — 8. Citron, Julius 3. 





| Lifschütz, 


135 


—— 


et E. Chabrol, Lier, E. H. B. van s. Steensma, 


F. A. 252. 

Lier, Wilhelm, und Otto Porges 
(Dermatosen) 500. 

M. (Pankreaserkran- 
kungen) 45. 

Ligabue, Piero (Spina bifida) 715. 

Lindbom, Oskar (Kältehämoglo- 
binurie) 53. 

Lindemann, Walther, und Bern- 
hard Aschner (Wehenerregende 
Substanzen im Körper) 129. 

Lindenschatt, S. M. (Komple- 
mentablenkung) 407. 

Lindhard, J. (Schlagvolumen des 
Herzens) 56. 

— — s. Krogh, A. 193, 347, 657. 


Lesieur, Ch., et J. Marchand (T'y- | Linnert, Gerhard (Mesothorium- 


phussymptom) 131. 

Lesieur, Ch. s. Courmont, J. 276. 

Le Sourd, L., et Ph. Pagniez 
(Blutdruck) 652. 

Lesseliers et G. 
(Masern) 391. 

Lesser, Fritz (Wassermannsche ' 
Reaktion) 521. 

Levaditi, C. s. Marie, Auguste | 
192. 

— — et St. Mutermilch (Anti- 
Ba). 406. 

Levant, A. (Ovarien) 627. 

Levene, P. A., and G. 
( Aminosäure 'n) 606. 

— — — — CJ. West (Kepha- 
lin) 34. 
gosin) 464. 

— — — — — — — (Fett- 
sauren) 609. 

Levin, Isaac (Vitalfärbung) 82. 


(Sphin- 


— — (Immunität beim Krebs), 


195. 
Levinsohn, Georg (Blinzelreflex) 
126. 
Levy, 
668. 
— hL. s. Cordier, V. 


Fernard s. Galliard, L. 


512. 








M. Meyer | 


bromid) 580. 
Linossier, G. (Nierenkrankheiten) 
333. 


| Lippens, Adrien s. Dustin, A. P. 
M. van Duvse | 
Lisi, L. de (Pelagra) 300. 
| Lissauer, 


441. 


Max (Lebercirrhose) 
547. 

Ljass, S. (Amyotrophie) 374. 

Ljubimowa, W. J. (Ulcus ventri- 
culi) 236. 

: Ljungdahl, M. 
scheidung) 536. 

Llambias, J. s. 
P. E. 428. 

Lloyd, 
der Brücke) 443. 

Lobedank (Kopfschmerz) 266. 

Lockemann, Georg (Tuberkelba- 
cillen) 144. 

Loeb, Jacques, und R. Beutner 
(Zelloberfläche) 577. 

— — — W. F. Ewald (Herz- 
tätigkeit) 176. 

— leos. Lathrop, A. E. C. 265. 

! Loeffler, F. (Tuberkulose) 146. 


(Harnsäureaus- 


de Elizabalde, 


| Loeper, Maurice (Sirüorrhöe) 107. 
| — et A. Mougeot (Tabes) 368. 


( Brad vkardien)656. 


Lewandowsky, F. s. Ritter, Hans  Loevenhart. A. S. s. Gasser, H. S. 


506. 
Lewin, L. (Arsen) 454. 
lewinsky, J. 
tionen) 279. 


Lewis, Howard B.. and Ben H. 
Nicolet (Hydantoinderivate), 
223, 

— Thomas s. Cohn, Alfred E. 
175. 

Lewy, F. H. (Paralysis agitans) 
445. 


Lian, Camille (Blutdruck) 479. 

Libin, J. (Encephalitis) 373. 

Liébault, G. (Lymphadenitis)659. 

Liebermeister, G. 
518. 

Liebesny. P. s. Durig. A. 534. 

Liepmann, H. (Aphasie) 78. 


l Loew, 
(Arthigoninjek- | Loewe, S. (Narkose) 11. 
'Loewenthal, N. 


o Loewy, 


(Tuberkulose) ı 


Longeope, 


449. 

Oskar s. Emmerich 180. 
(Degeneration) 
713. 

Löwenthal, 8., und A. Pagen- 
stecher( Dane rbestrahlung )506. 

A. und H. Gerhartz 
(Temperatur der Exspirations- 
luft) 178. 

Lo Monaco, Domenico, e G. G. 
Cosentino (Tubercula quadri- 
gemina) 486. 

Lomer, Georg (Schwachsinn) 256. 

Long, Esmond R. (Purinstoff- 
wechsel) 102. 

Warfield T. (Experi- 

mentelle Nephritiden) 168. 





James Hendrie (Syphilis ! 


i Lo Re, Mariano (Cerebrospinal. 


flüssigkeit beim Tremor) 184. 

Silvio De Stefano 
(Anämie) 338. 

Lorenti, Giovanni (Kultur anae- 
rober Bakterien) 14. 

Lorenz, Adolf (Paralysen) 71. 

— — (Spastische Paralyse) 255. 

Loris-Melikov, Y. (Typhus abdo- 
minalis) 394. 

Lortat - Jacob et Gassier 
(Schrumpfniere) 427. 

Lotmar, F. (Adiadochokinese) 69 

— Fritz (Myelitis) 361. 

— Olga (Histologie des Glioms) 
254. 

Loubet s. Nanta 171. 

Low, George C. (Spru) 399. 

Luckhardt, A. B. s. Carlson, A. J. 
416. 

Ludewig, Herbert (Kombinierte 
Narkose) 269. 

Lüttge (Nervensystem) 493. 
Lumière, Auguste, et Jean Chev- 
rotier (Gonokokkus) 514. ı 
Lunckenbein (Geschwülste) 452. 
Lundsgaard, Christen (Syringo- 

myelie) 72. 

Lusk, Graham (Spezifisch-dyna- 
mische Wirkung des Eiweiß) 
34. 

Lussana, Filippo (Alanin) 134. 

Lust, F. (Ernährungsstörungen) 
132. 


— — — e 


I! — — und L. Klocman (Barlow- 


sehe Krankheit) 693. 


hes — — F. Rosenberg (Polio- 


myelitis acuta anterior) 513. 
Luttinger, Paul (Keuchhusten) 
392. 

Lutz, Brenton R. s. Weysse, 
thur W. 176. 
Lynch, Kenneth M. s 

len 92. 
Lytehkowsky, M. s. Yamanouchi, 
T. 301. 


Ar- 


s. Smith, Al- 


Maass, Siegfried (Dialysierver- 
fahren) 35. 

MacCallum, W. G. (Diphtherie) 
393. 
— — — and Karl M. 

(Tetanie) 161. 
MeCartney, J. E. (Gewebselasti- 
zität) 297. 
McCleave, Thomas C. (Acidosis) 


Vogel 


4. 
MeCollum, E. V., and D. R. 


Hoagland (Stiekstoffwechsel) 
97. 98. 
McConnell, Adams A. (Klein- 


hirntumor) 446. 

McCurdy, U. F. s. Vogel, Karl M. 
645. 

Macht. Davis J. s. Voegtlin, Carl 
342. 


Machwitz, Hermann s. Bürger, 

. Max 303. 

M’Fadyean, Sir John, A. L. 
Sheather, J. T. Edwards and 
F.C. Minett (Tuberkulose) 599. 

McGrath, L. W. s. Carlson, A. J. 
419. 

McIntosh., James, Paul Fildes, 
Henry Head and E. G. Fearn- 
sides (Parasyphilis des Nerven- 
systems) 363. 

Maclachlan, W. W. G. (Pigmen- 

. tation des Gehirns) 719. 

MacLean, Ida Smedley (Brenz- 
traubensäure) 529. 

MacMahon, M. T. 
wood, B. J. 334. 

Macnaughton, Marjory (Proto- 
veratrin) 269. 

MacNeal, W. J. s. Siler, J. F. 450. 

McWeeney, Edmund J. (Herz- 
gumma) 557. 

Madsen, S. (Blutdruck) 556. 

Magnanimi, Roberto (Blutfarb- 
stoff) 608. 

Magnini, Milziade (Thymus) 162. 

— — (Saccharomyces neofor- 
mans) 208. 

Magnus, R., G. B. Sorgdrager 
und W. Storm van Leeuwen 
(Lunge) 658. 

Magnus-Levy, A. (Infusionen 
von Mononatriumcarbonat) 
267. 

Major, Ralph (Säuglingsmagen) 
317. 

Makower, A. A. (Wachstum) 449. 

Malespine s. Drey 72. 

Mallebrein, Fr., und C. Wasmer 
(Mallebrein bei Tuberkulose) 
147. 

Maloney, William J. M. 
(Furcht und Ataxie) 384. 

Mamrot, Artur (Diabetes insipi- 
dus) 42, 540. 

Mandelbaum (Meningitis tuber- 
culosa) 666. 
Mandlebaum, F. 

E. 328. 

Manteufel (Malariabekämpfung) 
208. 

Mantoux, Dora s. Marfan, A. B. 
562. 

Marchand, Felix (Polyblasten 

bei der Entzündung) 705. 

Fritz s. Dresel, E. G. 206. 

J. s. Lesieur, Ch. 131. 

L., et F. Usse (Psychose) 256. 

s. Clourmont, J. 270. 

Marcau, Pierre s. Oppenheim, R. 
170. 

Marfan, A. B., et Dora Mantoux 
(Husten bei Tuberkulose) 562. 


s. Colling- 


A. 


S. s. Brill, N. 


— 
— 


-n 


Marfori, Pio, e Alfredo Chistoni 


(Pikrotoxin) 507. 
Margarot, J. s. Baumel, J. 66. 








—. 736 — 


Marie, A. (Tetanus) 590. 

— Auguste, et Broughton Alcock 
(Luetinreaktion) 24. 

— — et C. Levaditi (Paralyse) 
192. 

— Pierre, et Guy Laroche (Hä- 
morrhagische Pankreatitis) 46. 

Marine, David (Kropf bei Bach- 
forellen) 580. 

— — (Tetanie) 622. 

Markl (Flecktyphus) 17. 

Markwalder, Josef, and Ernest 
H. Starling (Blutzirkulation 
in den Coronargefäßen) 342. 

Marriott, W. M. (Bestimmung 
von Aceton) 532. 

— — — (Oxybuttersäure) 532. 

— McKim s. Schaffer, Philip A. 
532. 

Marshall jr., E. K., and L. G. 
Rowntree (Radiumemanation) 
193. 

— — — 8. Plaggemeyer, H. W. 
577. 

Martin, E. G., and W. H. Lacey 
(Vasomotoren) 653. 

Martinez, Fidel Fernandez 
(Pneumothorax) 182. 

Marx, E. (Ragitserum) 202. 

Masel, Jos. (Coma diabeticum) 
226. 


Massini, R. (Koli-Paratyphus- 
gruppe) 681. 
Masslow, M. (Phosphor-Stoff- ! 


wechsel) 221. 

Massol, L., et M. Breton (Tuber- 
kelbacillen) 144. 

Masuda, N. (Zellenfunktion) 82. 

Mateescu, Eugenia s. Radulescu, 
G. C. 274. 

Matejka, J. (Alkaptonurie) 103. 

Mathei, Ch. s. Alezais, H. 386. 

Mathewson, G. D. (Vorhofs- 
tachykardie) 122. 

Mathieu, Albert (Réaction coli- 
que) 63l. 

Matko, J. 
327. 

Mattirolo, G., e C. Gamna (Hyper- 
thyroidismus) 104. 

Matula, Joh. s. Blasel, Leopold 
304. 


(Pankreasfunktion) 


Mayer, 
Werner (Kala-Azar) 39%. 

— Otto (Meningitis) 188. 

— Wilhelm (Abderhaldensch- 
Abwehrfermente) 411. 

Mayerhofer, Ernst (Harn) 421. 

Medin, O. (Tuberkulose) 517. 

Medizinal-Berichte 136. 

Meige, Henry (Sprachstörunstr 
364 


Meirowsky (Spirochäten) 137. 
Meisl, E. s. Klimont, J. 303. 
Meissen, E. (Tuberkulose) 43. 


Meissner, Stanislaus (Polyneur:- 


tis) 459. 


Mellanby, John, and V. J. Woss 


ley (Fermente des Pankrea- 
474. 
Meltzer, Otto (Epilepsie) 379. 
— S. J. s. Gates, F. L. 134. 
Mende, Paul (Pneumothoras. 
353. 
Mendel, Kurt, und Ernst Tobi: 


Martin,” und Heınn:: 


a Su a ENTE a et 


(Basedowsche Krankheit) 41. | 
— La Fayette B. s. Osborm, 


Thomas B. 224. 
Mendelsohn, A. s. Michaelis, L 
540. 
Mensi, Enrico (Atmung) 658. 
Mentberger, Victor (Reinfectr 
syphilitica) 216. 
— — (Lupus) 5%. 
Menzel, K. M. (Kehlkopf- und 
Luftröhren-Verlagerung) 12%. 
Menzer, A. (Rheumatismus) 4. 
Merle, Pierre (Ataxie) 570. 
Merrem, (Appendicitis) 240. 
Messner, Emil (Nissische Schel- 
len) 70. 
Metchnikoff, 
233. 
Meulengracht, E. (Asthma bron- 
chiale) 252. 
— — (Gastritis polyposa) 237. 
Meyer, Artur (Milzfunktion) H8. 
— Erich (Diabetes insipidus 
48. 
— F. (Unterleibstyphus) 51. 
— — s. Kraus, F. 176. 
— Gustav M. s. Van Slyke. 
Donald D. 101, 102. 
» M. s. Levene, P. A. 


El. (Darmflora: 


Tn T. 


Matzkewitsch, J. (Endoarteriitis 606. 

der kleinen Hirngefäße) 572. | — Kurt (Antikörperbildung) 
Mau, Carl (Tuberkulose) 686. 296. 
Mayeda, Kanaé, und Masajiro|— — (Abbau des d-Glucosa- 


Ogata (Pyridin) 411. 

Mayer, Arthur (Pneumolyse) 64. 

— — (l’neumothoraxoperatio- 
nen) 69. 

— A. (Abderhaldensche Dialy- 
sierverfahren) 612. 

— Arthur(’Tuberkelbacillen) 401. 

— Hermann (Lumbalpunktions- 
kanüle) 254. 

— M. s. Keetman, B. 581. 


mins) 270, 390. 
— — F. (Enteritis der Rinder) 
279. 

— — — und J. B. Hardenbergh 
(Abort beim Rindvieh) 142. 
— W. (Dämmerzustände) 383. 
Meyer- Betz, Friedrich (Hämato- 

porphyrin) 673. 
— — (Urobilin) 302. 
— — 8. Schittenhelm A. 


Meyerstein, W. (Blutzerfall) 334. 

— — undE. Allenbach (Hämo- 
lyse) 295. 

Michaelis, L. (Fermente) 608. 

— — (Zucker) 615. 

— — und A. Mendelssohn (Lab- 
ferment) 540. 

— — und H. Pechstein (Spei- 
cheldiastase) 541. 

— — und — — (Invertasewir- 
kung) 608. 

— — und P. Rona (Maltase) 608. 

Michel, Johann (Dementia prae- 
cox) 192. 

Michiels, J. (Allergie) 95. 

Mielecki, W. v. (Bösartige Ge- 
schwülste) 263. 

Miessner und Kohlstock (Diplo- 
kokken) 456. 

Milani, E. s. Ghilarducci, F. 7. 

Milhit s. Nobécourt 332, 551. 

Milian, G., et Fr. Schulmann 
(Cerebello-pontiner Tumor) 
190. 

Miller, John Willoughby (Corpus 
luteum) 627. 

— Reginald, and James David- 
son (Varicellen) 486. 

Millioni, Luigi (Akromegalie) 
230. 


137 


Mohr, L. s. Schmidt, R. 145, 146. 
Mich., und S. Cornel Beck 

(Papillitis) 254. 

— — s8. Beck, S. C. 70. 

Moleen, George A. (Metallgifte) 
389. 

Mollison, W. M. s. Turner, Philip 
594. 

Moniz, Egas (Hemianästhesie) 
670. 

Monod, Raoul s. Broca, A. 500. 

— — 8. Salin, H. 500. 

Montoro, Giuseppe s. Gabbi, U. 
516. 

Moog (Scharlach) 391. 

Moore, Sir John (Darmfieber) 
457. 

— John (Pneumotyphus) 592. 

Moraczewski, W. v. (Ausscheiden 
der Harnsäure) 536. 

Morel, Albert, et Georges Mouri- 
quand (Stickstoffwechsel) 222. 

— L., et E. Papin (Hydrone- 
phrose) 170. 

Moreschi, C., und A. Golgi (Ana- 
phylaxie) 405. 

— — und C.Vallardi (Anaphyla- 
toxin) 292, 293. 

Morgenroth, J., und M. Kauf- 
mann (Chemotherapie) 268. 





Mills, S. Roy s. Rosenbloom, Ja- | Morgulis, Sergius (N-Stoffwech- 


cob 99. 


Minerbi, Cesare (Pneumothorax) |; Morison, 


124. 


Minett, F. C. s. M’Fadyean, Sir | Morley, 


John 599. 

Mingazzini, M. G. (Lähmungen) 
127. 

— — (Tumoren des 
lappens) 575. 

Miracapillo, Gennaro (Anaphy- 
laxie) 429. 

Miraglia, Michele (Perityphlitis) 
418. 

Mischennikow, S. s. Abramow, S. 
294. 

Mitchell, A. Philp (Tuberkelba- 
cillus) 686. 

Mitschnik, S. O. (Peptonmilch) 
197. 

Miura, K. (Beri-Beri) 194. 

Moczulski, J. (Strophantustink- 
tur) 481. 

Modrakowski und Sabat (Inner- 
vation des Magendarmkanals) 
233. 

Möllering, J. H. (Cholelithiasis) 
420. 

Möllers, B. 
146. 


Parietal- 


(Tuberkelbacillen) 


sel) 302. 

Albert E. (Typhus- 
Cholecystitis) 548. 

John (Perikolitische 


Membran) 324. 

Moro, E. (Neuropathie im Kin- 
desalter) 192. 

— — (Nabelkoliken) 418. 

Morpurgo, B., e G. Satta (Para- 
biose) 154. 

Morton, Reginald (Wismutmahl- 
zeit) 676. 

Mosbacher, Emil (Thyreoidea) 
315. 

Mosler, Ernst (Blutdruck) 178. 

Mott, F. W. (Degeneration des 
Neurons) 192. 

Mougeot, A. (Tachykardie) 250. 

— — 8. Loeper 368, 656. 

Mouriquand, Georges (Fettsucht) 
159. 

— — s. Morel, Albert 222. 

Mucha, V., und L. W. Ketron 
(Salvarsan) 25. 

Mühlmann, M. (Dysenterische 
Leberabscesse) 597. 

— — (Ursache des Todes) 664. 

Müller, B. (Glandula thyreoidea) 
71. 


Mönckeberg, J. G. (Atrioventri- | — Christoph (Mesothorium) 506. 


kularsystem) 55. 

Mohr, Fritz (Tics) 360. 

— — (Beschäftigungsneurosen) 
382. 

— — (Muskelkrämpfe) 438. 


— Erich (Anämie) 478. 

— Friedrich (Chronische Arthri- 
tis) 482. 

— J. (Tuberkulinprobe) 211. 

— 0. s. Schmidt, R. 145, 146. 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 


Müller, Paul Th. (Flecktyphus) 
140. 

— Rudolf, und Robert Otto 
Stein (Kutireaktion bei Lues) 
24, 217. 

Müllern-Aspegren, U. (Reinfek- 
tion von Syphilis) 148. 

Münzer E. (Herz) 57. 

— Egmont (Blutdruck) 176. 

Muirhead, Winifred s. Hender- 
son, D. K. 191. 

Mulzer, P. s. Uhlenhuth, P. 687. 

Munk, Fritz (Physiologie des 
Interrenalsystems) 228. 

Muñoz del Olmo, E. (Campher) 
388. 

Muralt, L. v. (Psychose) 576. 

Murlin, J. R., and J. R. Greer 
(Herztätigkeit) 650. 

— — — 8. Benedict, S. R. 224. 

Muroya, S. (Parotitis epidemica) 
242 


— — (Pankreatitis) 242. 

Murphy, James B. s. Rous, Pey- 
ton 580. 

Murray, George R. (Blutungen 
als Frühsymptom) 131. 

Murschhauser, Hans s. Schloss- 
mann, Artur 461. 

Muskens, L. J. J. (Physiologische 
Analyse des hinteren Längs- 
bündels) 567. 

Musser, John H. s. Krumbhaar, 
Edward B. 243. 

Muster, J. F., und Gertrud Wo- 
ker (Harnanalyse) 34. 

Musumcci, A., e. S. Gangi (Sero- 
reaktion nach Rivalta) 6. 

Mutermilch, S. (Anaphylaxie) 
602. 

— St. s. Levaditi, C. 406. 

Myer, Jesse S. (Polypose des 
Magens) 43. 

— Max W. (Gewebswachstum) 
257. 

Myers, Victor C. s. Chace, Arthur 
F. 415. 


Näf, Frz. (Diabetikergebäcke) 37. 

Naegeli, O. (Leukämie) 244. 

Nahmmacher, F. (Radium und 
Mesothorium) 505. 

Nakamura, Nobu (Ulcus chroni- 
cum recti) 547. Pen 

Nakano, J. (Erregungsleitung im 
Amphibienherzen) 55. 

— — (Thrombose und Fieber) 
656. 

— H. (Wassermannsche Reak- 
tion) 404. 

Nanta et Loubet (Leukämie) 
171. 

Nash, J. B. (Ascites lactescens) 
165. 

Nassau, Erich (Blutbild bei 
Eckscher Fistel) 553. 


47 


Nassetti, F. 
tation) 195. 

— — (Tumoren) 675. 

Nathan, Marcel (Fettsucht) 617. 

Natonek, Desider (Harnindican- 
bestimmung) 33. 

Naunyn, B. (Flecktyphus) 140. 

Neal, Josephine B. s. Dubois, 
Phebe L. 513. 

Negreiros-Rinaldi, de s. Ferrata, 
Adolfo 641. 

Nehl, F. (Netzhautelemente im 
Opticusstamm) 356. 

Neisser, A. (Salvarsan) 26. 

— Max (Typhus) 138. 

— R. E. s. Fraenkel, A. 145. 

Neiva, Arthur (Trypanosoma) 
143, 144, 516. 

Nemminski, W. W. (Registrie- 
rung der elektrischen Gehirn- 
erscheinungen) 183. 

Nesbitt, G. E. (Leber) 111. 

— — — (Leberfunktion) 547. 

Nessler, H. s. Bass, Murray H. 
638. 

Netousek, Milos (Endothelien im 
Blute) 705. 

Netter, Arnold (Poliomyelitis- 
virus) 18. 


(Tumortransplan- 


Le. 


— — (Poliomyelitis) 513, 570. 

— — et L. Ribadeau-Dumas 
(Poliomyelitis) 667. 

Neufeld, F. (Tuberkelbacillen) 


Neumann, A. (Ileus) 164. 

— Friedrich (Oesophagus) 107. 

— Walter (Thorium) 388. 

Neumayer, Victor L. (Neosalvar- 
san) 288. 

Neve, G. (Alkaholpsychosen) 
672. 

— — s8. Bras, H. 526. 

Neves, Cassiano (Pockentuber- 
kulose) 598. 

Newton, Alan s. Hertz, Arthur 
F. 542. 

Nise, L. B. (Atemreflex) 658. 

Nicolai, G. F. s. Kraus, F. 176. 

Nicolaysen, J. (Tetanie) 227. 

Nicolet, Ben H. s. Lewis, Ho- 
ward B. 223. 

Niculescu, Petre (Hypophysen- 
extrakt) 618. 

Niemann, Albert (Unbekanntes 
Krankheitsbild) 499. 

-- — 8. Frank, Kurt 409. 

Nikitin, M. (Rückenmarkswur- 
zeln) 488. 

Nixon, J. A. (Splenomegalie) 549. 

Nobecourt, P. (Azotämie) 98. 

— — (Tuberkelbacillen) 284. | 

— Milhit et Bidot (Nephritis) 
332. 

— — — — (Azotämie) 551. 


144. 
Neugebauer, Friedrich (Hirsch- 
sprungsche Krankheit) 240. 


738 


Noga-Nikolskaja, A. (Dementia 
praecox paranoides) 384. 

Nohl, E. (Rheumatismus tuber- 
culosus) 402. 

Nonne, M. (Lues-Paralysefrage) 
519. 

— — und F. Oehlecker (Occi- 
pitalneuralgien) 714. 

Noorden, Carl von (Bananen- 
mehl) 132. 

Norris, Roland Victor (diasta- 
tische Enzyme) 531. 

Nouët, Henri (Verwirrtheits- 
zustand) 383. 

Novak, Josef (Brustdrüsen) 627. 

Novello, F. s. Finato, L. 5. 

Nowicki, W. (Harnblasenemphy- 
sem) 640. i 

Nunberg, Max (Epidurale Häma- 
tome) 73. 

Nutt, W. Harwood, J. M. Beattie 
and R. J. Pye-Smith (Arsen- 
krebs) 83. 


— —— 


Obermiller (Arsen- und Salvar- 
sanwirkung) 27. 

Obermüller, H. (Koagulen Ko- 
cher-Fonio) 132. 

Obregia, A., et Pitulesco (Abder- 
haldensche Serumreaktion) 
306, 533. 

Oczesalski, K. (Gastrische Kri- 
sen) 71. 

— — s. Goldberg, Julj. 143, 456. 

Oechsler (Sekretion der Galle) 
419. 

Oehlecker, F. s. Nonne, M. 714. 

Oehler, Johannes (Rectumcar- 
cinome) 700. 

Oeller, Hans, und Richard Ste- 
phan (Dialysiermethode) 225. 

— — — — — (Dialysierver- 
fahren) 610. 

d’Oelsnitz (Typhus) 592. 

Oelze, F. W. (Zellen) 673. 

Oeser, Richard s. Knoop, F. 604. 

O’Farrell, W. R. (Hereditäre In- 
fektion) 401. 

Ogata, Tomosaburo (Speichel- 
verdauung) 156. 

— Masajiro s. Mayeda, Kanaé 
all. 

Ohm, Reinhard (Herzunregel- 
mäßigkeit) 557. 

Oliva, Carlo (Nebennieren) 623. 

Oliver, Jean (Hodgkinsche 
Krankheit) 247. 

Omeliansky, W. L., und N. O. 
Sieber (Azotobacter chroo- 
coccum) 89. 

Oppenheim, H. (Neurosen) 360. 

— — und F. Krause (Ge- 
schwülste der Sehhügel- und 
Vierhügelgegend) 377. 


—_ — 


spinalis) 569. 


(Meningitis 


Oppenheim. H. (Bemerkung) 665. 

— Kurt s. Blumenthal, Ferdi- 
nand 87. 

— R., et Pierre Mareau (Grei- 
senniere) 170. 

Oppenheimer, Max (Gärung) 464. 

Oppermann, Karl (Entwicklung 
von Forelleneiern) 193. 

Orkin, Georg (Diphtherie) 275. 

Orlowski i Tofanow (Pleurale 
Eklampsie) 352. 

Orr, J. S. s. Carlson, A. J. 415, 
416. 

Orsós, F. (Gehirn) 127. 

Orth, J. (Geschwulst des Neben- 
nierenmarks) 500, 

— Oskar s. Gaisböck, Felix 
628. 

Ortner, Norbert (Leberabsceß) 
420 


— N. s. Fraenkel, A. 145. 

Orton, Samuel T. (Dysentere) 
276. 

— — — (Progressive Paralyse) 
494. 

Osborne, Thomas B., and La 
Fayette B. Mendel (Wachstum) 
224. 

Ossipow, W. (Trichästhesie) 356. 

Ossokin, N. (Schilddrüse) 357. 

Osterberg, Emil s. Benedict, 
Stanley R. 305. 

Ouftugeaninoff (Typhus exan- 
thematicus) 592. 

Outerbridge, Geo W. (Schild- 
drüsengewebe) 500. 

von Oy (Tricalcol) 584. 


Pässler, H. (Konstitutionsano- 
malien) 194. 

Pagenstecher, Alexander (Rönt- 
genstrahlen) 132. 

— A. s. Kempf, Fr. 194. 

— — s8. Löwenthal, S. 506. 

— Ernst (Gallenblase) 547. 

— H. E. (Hirnabsceß) 76. 

Pagniez, Ph. s. Le Sourd, L. 652. 

Pal, J. (Papaverin) 583. 

— — und E. Popper (Codein) 
10. 

Paldrock, A. (Lepra) 208. 

Palladin, Alexander (Froschherz) 
177. 

Palozzi, A. s. Serono, C. 410. 

Paltauf, R. (Vorhofscheidewand) 
57. 

Pamperl, Robert (Kropfopera- 
tionen) 122. 

Pański, Alexander (Neubildung 
der Wirbelsäule) 252. 

Panton, P. N., und H. L. Tidy 
(Leukämie) 707. 

Papadato s. Tinel, J. 570. 

Paparcoņpe, Ernesto (Nagana) 
209 


Papin, E. s. Morel, L. 170. 


Pappenheim, A. (Exsudat-Cyto- 
logie) 48. 

— —- (Histiocyten) 49. 

— — (Leukämie) 646, 706. 

— —- und M. Fukushi (Milzstu- 
dien) 548. 

Pappenheimer, Alwin M., and 
Hassow von Wedel (Typhus- 
ähnliche Epidemie) 516. 

Paraf, Jean s. Debre, Robert 255. 

Parin, W. (Wirbelsäuleverletzung 
359. 

Parodi, Umberto (Schrumpf- 
niere) 330. 

Paschetta s. D’Oelsnitz 349. 

Pasetti, M. (Salomon-Saxlsche 
Reaktion) 505. 

Pas kert, Hans (Multiple Sklerose) 
370. 

Pastine, C. (Zehenreflex) 253. 

Patané, C. s. Izar, G. 220. 

Patterson, S. W., and E. H. Star- 
ling (Kohlehydratstoffwechsel) 
312. 

— — — s. Cruickshank, E. W. 
H. 341. 

Pawinski, J. (Herz) 178. 

Pearce, Richard M., and A. B. 
Eisenbrey (Ausschaltung des 
Gallenzuflusses) 167. 

(Vaccinetherapie) 


299. 


— 


— 8. Krumbhaar, Ed- 
ward B. 243. 

Pechstein, H. s. Michaelis, L. 541, 
608. 

Péhu (Megalocolon) 631. 

Peightal, T. C. s. Whipple, G. H. 
111. 

P’eiper, Albrecht (Säuglingssterb- 
lichkeit) 131. 
Pekelharing, C. A. 

nung) 644. 

— — — (Aktivieren von Blut- 
serum) 407. 

Pellacani, G. (Sarkome des Ge- 
hirns) 671. 

Pellegrino, Paolo Lombardo s. 
Gabbi, U. 516. 

Peltesohn, Siegfried (Wirbelsäu- 
lendeformitäten) 658. 

Penzoldt, F. s. Schmidt, R. 145, 
146. 

Perez, Fernando (Ozaena) 278. 

Peritz, G. (Spasmophilie) 662. 

Permin, Carl (Starrkrampf) 203. 

Pernet, Froin, G. 708. 

Pernice, Vincenzo (Innere Se- 
kretion) 412. 

Perrin, Maurice, Jean Benech et 
Joseph Etienne (Aneurysma) 
657. 

Pershing, Howell T. (Neurasthe- 
nie) 384. 

Perutz, Alfred, und Sippel 
(Schleimhautlupus) 215. 


(Blutgerin- 


139 


Pesker, D. (Abwehrfermente) 465, | 


533. 

Peterfi, Tiberius, und Alexander 
Engel (Milz) 475. 

Peters, Rudolph A. (Muskeler- 
müdung) 258. 

Petersen, O. H. (Lymphdrüsen- 
tuberkulose) 519. 

Petren, K., und L. Edling (Ulcus 
ventriculi) 237. 
Petronio, Giovanni 
Neuritis) 366. 
Petrow, S. (Psyche der Tuberku- 

lösen) 382. 
Petzetakis (Bradykardien) 558, 
559. 
— s. Cluzet 651. 
— s. Gallavardin, Louis 710. 
Pezzi, C. (Ventrikelsystole) 344. 
— — et A. Clerc (Atrioventri- 
kuläre Automatie) 558. 
— — s8. Bordet, E. 177. 
Pfanner, W. (Spina bifida) 579. 
Pfannmüller (Stickstoffwechsel 
im Infektionsfieber) 156. 
Pfeiffer, Karl (Schwangerschafts- 
leber) 469. 
Pfeiler, W. (Lackmusmolke) 14. 
Pflugradt, R. (Ascariden in den 
Gallenwegen) 702. 
Philip, Caesar (Syphilis) 687. 
Philipowicz, J. (Lymphdrüsen- 
tuberkulose) 147. 
| — — (Appendicitis) 323. 
Picard, Edwin s. Wacker, L. 155. 
Piccinini, Guido M. (Tetramer- 
curacetanilid) 586. 
ee a (Antipyrin) 678. 
| Pick, A. (Meningitis) 77. 
| Pierret, R. s. Gouget, A. 325. 
| Pierson, R. H. (Magengeschwüre) 
>43. 
Pietrulla, Gertrud (Harnsäure- 
stoffwechsel) 536. 
Piettre, M., et A. Vila (Blut- 
plasma) 463. 
Piloty, O., J. Stock und ©. Dor- 
mann (Blutfarbstoff) 529. 
Pineussohn, Ludwig (Stoffwech- 
sel) 31. 


(Toxische 


Plaggemeyer, H. W., and E. K. 
Marshall (Ausscheidungsfähig- 
keit der Haut) 577. 

Planner, Richard v. (Syphilis in- 
sontium) 687. 

Platonow, K. (Reflexe am Fuße) 
567. 

F. (Dialysierverfahren) 
694. 
— H.C. (Fusospirilläre Sym- 
biose) 514. 
Plazy, Louis (Spirochäten) 60l. 
Pletnew, D. (Magenkrankheiten) 
474. 
Plew, Hermann (Ascariden) 109. 
Plummer, H. S. (Basedowkropf) 
160. 
Poddighe, Antonio (Pirquet-Re- 
aktion) 687. 
Podjapolsky, P. (Epilepsie) 380. 
Podmaniczky, T. v. (Arterioskle- 
rose der Kleinhirnrinde) 375. 
Poggio, E. (Parathyreoidea) 161. 
Pohl, W. (Appendix) 545. 
Pokschischewsky, N. (Tollwut) 
516. 
‚ Polimanti, Osw. (Starrkrampf- 
| reflex) 126. 
' Pollak, Richard (Pneumonie) 208. 
— leo (Albumosurie) 550. 
Pollini, Luigi (Tuberkelbacillen) 
93. 

'— — (Kalksalze bei 
schen Kindern) 313. 

Pollitzer, Hanns (Niere und Ton- 
sille) 330. 

Polvani, Federico (Glandula pi- 
nealis) 42. 

| Pommer, Gustav 

| formans) 355. 
Poncet, Antonin (Gelenkentzün- 

dungen) 565. 
Ponticaccia, M. (Herdläsion des 
Gehirns) 76. 

Poör, Franz v. (Lupus) 599. 
Popeia, A. s. Urechia, J. 225. 
Popper, E. s. Pal, J. 10. 

| Porak,. Renés. Claude, Henri 539. 
Porcelli-Titone, F.(Wärmebilanz) 

259. 


rachiti- 


(Arthritis de- 


Pinkuss, A. (Mesothoriumthera- | Porges, Ottos. Lier, Wilhelm 500. 


pie) 582. 

Piotrowski (Anaphylaxie) 591. 

Piquemal, J. s. Antheaume, A. 
381. 

Pirera, Alfonso (Herz) 341. 

Pirquet, C. v. (Spasmophilie) 359. 

Piske, Johannes (Stillsche Krank- 
heit) 125. 

Pissemsky, S. A. (Gefäße) 653. 

Pitulesco s. Obregia, A. 306, 
533. 

Pitres, A., et J. Abadie (Hemi- 
spasmen) 487. 

Pizzata, Clotilde (Thrombose des 
Hirnsinus) 572. 








Porter, Agnes Ellen (Amylase) 
461. 

Potron, Maurice (Saccharomyces 
Etiennei) 595. 

Poulton, E. P. s. Graham, G. 303. 

Prášek, Emil(Immunagglutinine) 
28. 

— — 8. Landsteiner, Karl 33, 295. 

Pratt, Josephine S. s. Krumwiede 
jr., Charles 136, 508. 

Prausnitz, Carl s. Koenigsfeld, 
Harry 264. 

Preti, L. (Tuberkelbacillus) 686. 

Pribram, Bruno Oskar, und Benno 
Ntein (Leukämie) 245. 


47* 


Prinzing (Typhus) 18. 

Proescher, F. (Tollwut) 587. 

Protopopoff, Ch. (Amyotrophi- 
sche Lateralsklerose) 368. 

Prowazek, S. v. (Vaccinevirus)15. 

Pruvost, P. s. Laignel-Lavastine 
172, 427. 

Prym, P. (Nebennierenadenom) 
263 


— — (Endotheliom der Dura) 
719. 

Pulley, W. J. (Angina pectoris) 
711. 

Purjesz, Béla (Typhusbacillen) 
456. 


Pussep, L. (Geschwülste des 
Hirns) 672. 
Putzig, Hermann (Exsudative 


Diathese) 174. 
— 8. Blumenfeldt, 
555. 
Pye-Smith, R. J. s. Nutt, W. 
Harwood 83. 


Ernst 


— 


Quagliariello, G. (Wirkungen von 
Muskelsaft) 500. 

Queckenstedt (Eisenstoffwech- 
sel) 615. 

Quervain, F. de (Appendicitis) 
321. 

Quimby, A. Judson, (Intestinale 
Stase) 631. 


Rabinowitsch, Marcus (Wasser- 
mannsche Reaktion) 404. 

Rach, Egon (Radiologische Dia- 
gnose) 504. 

Rad, v. (Apraxie) 79. 


Radlinski, Z. (Blinddarmentzün- | 


dung) 44. 

Rados, Andreas (Anaphylaxie) 
291. 

— — (Stauungspapille) 451. 

— A.s. Dold, H. 202. 

Radulescu, G. C., und Eugenia 
Mateescu (Meningitis) 274. 

Rafaljsky, W. T. (Leukämie) 646. 

Rainsford, F. E. (Pellagra) 260. 

Raiziss, G. W. s. Schamberg, 
Jay F. 104, 470. 

Ramond, Félix, ct Jacques Du- 
rand (Neuralgien) 664. 

Ranzi, E., H. Schüller und R. 
Sparmann (Radiumbehand- 
lung) 452. 

Rapp, Ludwig (Ganglioneurom) 
DONS. 

Rasor, Hans (Lipom) 5. 

Rasumowsky, W. (Epilepsie) 380. 

Rath, Hans (Röntgendiagnose) 
238, 

Raubitschek, Hugo (Mütterliche 
Erkrankungen und Föten) 2. 

Raudnitz, R. W. (Tuberkulin) 
olg. 

Rauenbusch (Filariosis) 405. 


ee A a a 





— 740 — 

Rautenberg, E. (Vorhofregistrie- 
rung) 250. 

Rauzier, G. (Beinlähmung) 442. 

— — et J. Baumel (Tuberkel 
des Gehirns) 494. 

Rava, Gino (Hirnhemisphäre) 
491. 

Redwitz, Erich Frhr. v. (Colica 
appendicularis) 323. 

Regnér, Gustaf, und Olof Sten- 
ström (Tuberkuloseinfektion) 
214. 

Rehfisch (Pulmonalinsuffizienz) 
656. 
Reich, Z. 
253. 

— Anton (Thrombose der Me- 
senterialgefäße) 431. 

Reiche, F. (Appendix) 240. 

Reichel, Hans (Pyloruscarcinome) 


(Bogengangapparat) 


Reichmann, Frieda (Dementia 
praecox) 496. 

Reilly, J. s. Salin, H. 207. 

— s. Sicard 105. 

Reim, W. (Säureagglutination) 
l4. 

Reimers (Schläfenlappenabsceß) 
445. 

Reinhold, Josef (Baranysche 
Zeigereaktion) 439. 

Reinike, Elisabeth (Nierenhyper- 
trophie) 550. 

Reiss, Alexius (Haemoglobinuria) 
337. 

Remynse, J. G. (Darmverschluß) 
630. 

Rendu, Robert s. Gonnet, Au- 
guste 187. 

Rénon, L., Degrais und L. Drey- 
fus (Leukämie) 52. 

— Degrais et Desbouis (Leuk- 
ämie) 117. 

Reschad, Hassan, und R. du 
Bois-Reymond (Ecksche Fi- 
stel) 44. 

Réthi, L. (Radium in der La- 
ryngo-Rhinologie) 561. 

Retiwow, M. (Ischias) 665. 

Retzlaff, Karl (Blutzirkulation in 
der Lunge) 178. 

Reuben, Mark S., and Ernest E. 
Cleaver (Oxycephalie) 573. 

teye, Edgar (Spondylitis infec- 
tiosa) 355. 

Reznicek, Richard (Hemiplegie) 
250. 

Rezza, A. (Wassermannsche Re- 
aktion) 148. 

Rhein, John H. W. (Lähmungen) 
76. 

Rheindorf, A. (Oxyuris vermicu- 
larıs) 109. 

Rhese (Vestibularisläsion) 364. 

Ribadeau-Dumas, L. s. Netter, 
A. 570, 667. 


Ribbert, Hugo (Thrombose) 432. 

Ribierre, P. (Hydarthros) 81. 

Richards, John H. (Chorea) 
514. 

Richardson, George (Scharlach) 
90 


Richter, C. M. (Erkältungen) 499. 

— Hugo (Beriberi) 363. 

— H. (Förstersche Radikoto- 
mie) 714. 

Ricker, G. (Pankreasnekrose) 46. 

Riddell, J. R. s. Cowan, John 
345. 

Rieger, J. B. s. Salant, William 
46l. 

Riehl (Radium) 452. 

Riemann, G. (Addisonsche Krank- 
heit) 538. 

Riese, H. (Gallensteinkrankheit) 
326. 

Riesmann, David (Enterogenes 
Fieber) 273. 

Rietschel, Hans (Syphilis) 286. 

Riggs, C. Eugene (Tabes) 367. 

Rihl, J. (Supraventrikuläre 
Extrasystolen) 59. 

— — 8. Wiener, Hugo 56. 

Rinaldi, Negreiros s. Ferrata, A. 
425. 

Ringer, A. I., and E. M. Frankel 
(Glykoneogenese) 614. 

— — — 8. Schamberg, Jay F. 
104. 

— W. E., und H. van Tricht 
(Ptyalin) 415. 

Ritschel, Walter, und Otto 
Stange (Narkose) 678. 

Ritter, Hans, und F. Lewan- 
dowsky (Röntgenstrahlen) 906. 

— Julius (Keuchhusten) 5W. 

Riva, Alberto (Liquor cerebro- 
spinalis) 716. 

Rivas, Damaso s. Smith, Allen J. 
92. 

Rivera, J. Edward (Poliomyelitis) 
274. 

Rivet, Lucien, et Lucien Girard 
(Mißbildung des Herzens) 121. 

Robin, Albert (Leberkrebs) 112. 

— — Noel Fiessinger et Jean 
Brousolle 611. 

Robineau (Bluttransfusion) 117. 

Robinski, Severin (Nebenniere) 
414. 

Robinson, G. Canby (Vorhofs- 
aktion) 177. 

Roccavilla, Andrea 
370. 

Rochaix, A. (Lyssa) 143. 

— — (Nährböden) 270. 

Rochelt, Emil (Daucrpneumo- 
thorax) 64. 

Rockwood, Harry L. (Gonokok- 
keninfektionen) 593. 

Rodano, Francesco (Akute in- 
fektiöse Leber) 325. 


(Myelitis) 


= Zr 


Rodenwaldt, Ernst (Mikrofilarie) | Rosenbusch, Hans (Endokard- | Rozenblatöwna, H. (Tuberkulin- 

















459. | veränderungen) 58. Hautreaktionen) 285. 
— — (Kryptogenetische Mus- Rosenheim, Otto (Galaktoside | Rubino, C., e C. B. Farmachidis 
kelabscesse) 515. des Gehirns I.) 530. ı ._(Hämolyse) 150. RR 
Rodet, A. (Serumtherapie des | Rosenthal, Felix (L.ymphogranu- Bann ae 525. 
Typhus) 205. | lomatosis) 336. redde 
Roda 5 . Stewart, and de Fo- — — (Kohlehydratstoffwech- Rubner, Max (Ernährungsrefor- 
rest P. Willard (Anaemia sple- | sel) 467. men) 151. 
nica) 172. Rosenow, E. C. (Ulcus ventri- | Rudnew, W. (Wirbelsäulenstei- 
Roedelius, E. (Opticusatrophie) culi) 42. | figkeit) 355. | 
T17. — — — and Carey Coombs | Rübsamen, W. (Wehenmittel) 
Römer, C. (Diabetes insipidus) (Myokardsehädigungen) 344. 133. 
539. — — and L. Hektoen (Pneu- | Rütten, F. s. Stuber, B. 27. 

— Paul (Cataracta diabetica) monie) 277. í Ruffo, Sa no E 
6l0. | — — — s8. Billings, Frank — — (Mastzellenfärbung ). 
— — (Linseneiweiß) 411. 247. | Ruppel, W. G. (Tuberkulin) 145. 
Roemheld, Ludwig (Eintfettungs- er Georg (Entzündung) 642. | Ruppert, Fritz (Nährböden) 270. 

kuren) 380. Ross, Ellison L. (Stickstoffwech- ! Rusca, F. (Magendiagnostik) 108. 
— — (Herzblock) 659. sel) 470. | Russell, Frederick F. (Typhus- 
%oemmele, A., and Robert Sweet | Rossi, Armando (Hymenolepis Vaccine) 204. 
(laukoeyten) 119. | nana) 291. Russo, Gennaro (Diabetes mel- 
Rönne, Henning (Corpus genicu- |, Rost, G. A., und R. Krüger (Tho- litus) 226. 
latum) 713. rium-X) 626. Rutherfurd, W. J. s. Dick, Mit- 
— — s. Boas, Harald 601. Rotgans, J. (Bösartige Ge- chell Innes 209. 
Röper, E. (Hirntumor) 75. schwulst) 675. | Rutkewitsch, K. (Arteriosklero- 
— Erich (Hirnpunktion) 485. Roth, ©. (Anämie) 552, 645. lo tiker) 5060. 
Roepke, ©. s. Bandelier, B.|— — (Herzspitze) 557. Rydygier, A. (Ganglion stella- 
281. Rothberger, €. J., und H. Win- | tum) 356. 
Röthig, Paul (Weigert-Pal-Prä- | terberg (Elektrokardiogramm) | Rzetkowski, K. (Mäusetumoren) 
parate) 661. 346. 609. 
Roger s. Derrien, Euzière 484. Rothfeld, J. (Bogengangapparat) 
Rolleston, J. D. (Angina Vin- | 253. Sabat s. Modrakowski 233. 
centi) 277. — — s. Bárány 439. Sabbatani, L. (Strychnin) 507. 
— H.D. (Ascites) 632. Rothmann, Max (Baränyscher !-— — (Kolloide Kohle) 678. 
-— — — and Claude H. S. Fran-| Zeigeversuch) 669. Sabrazès, J., R. Duperie et P. 
kau (Leukämie) 552. — — (Blutviskosität) 426. Husnot (Meningitis) 141. 
Rollier, A. (Heliotherapie der — — (Kleinhirnkrankheiten) Sachs, H. s. Kudicke, R. 298. 
Tuberkulose) 23. 445. Sack, Paul (Harnsäurebestim- 
Romagnolo, Carlo (Magenfer- | Roubinovitch, J., et A. Barbé mung im Blut) 156. 
mente) 106. (Corpus callosum) 489. Sacristán, José M. s. Allers, Ru- 
Roman, B. (Hämangiom des | — — — — — (Hydrocepha- — dolf 40. 
Rückenmarks) 73. lus internus) 717. | Sadikoff, Ivan (Lepra) 684. 
— — 8. Ghon, A. 282. Roubitschek, Rudolf (Zuckerbil- ‚ Saenger, A. (Wassermannsche 
Rona, P., und Z. Bien (Esterase | dung aus Fett) 36. Reaktion) 404. 
des Blutes) 692. Rous, Peyton, andLindaB. Lange | Sahli, Hermann (Tuberkulin- 
— — und G.G. Wilenko (Zucker- (Sarkom) 263. behandlung) en 
verbrauch des Herzens) 649. | — — and James B. Murphy | Nakamura, Y. s. Arima, R. 285. 
— — s8. Michaelis, L. 608. (Hühnertumoren) 580. | Sakorrafos, 1. (Akrocyanose) 
Roncali, Demetrio B. (Blasto- | Roussel, Albert E. (Cholec ystitis) 201. 
myceten) 501. | 702. Sala, Giuseppe (Maltafieber) 91. 
Roncato, A. s. Siecardi, P. D. a Gustave s. Camus, Jean | Salant, William, and J. B. Rie- 
200. 162, 550. ger (Caffein) 461. 
Ronchetti, Vittorio (Diplokok- | Roux, C. (Appendicitis) 322. Salecker, P. (Infantilismus) 231. 
kus) 91. Rovsing, Thorkild (Harnwege) | Salgre, B. (Rachitis) 677. 
Rose, Felix (Thymus) 620. 114. Salin, H., et J. Reilly (Cerebro- 
— F. s. Geimanowitsch, A. 490. |! Rowe, Ch. (Scharlach) 15. spinal- Me 'ningitis) 207. 
Rosemann, R. (Milchzucker) Rowntree, L. G., S. H. Hurwitz | Salis, H. v., und A. Vogel ( Base- 
464. and A. L. Bloomfield (Leber-! dow) 316. 
Rosenberg, F. s. Lust, F. 513. funktion) 111. Salkowski, E. (Stickstoffbestim- 
— J. (Alkoholismus) 380. — — — — (Funktionsprü- _ mung) 304. 
— Oscar (Pachymeningitis hae- | fung der Leber) 165. Salomon, Albert (Jodretention) 
morrhagica) 188. — — — s8. Abel, John J. 607. 678. 
Rosenbloom, Jacob, and N. Roy | — — — s. Dandy, Walter 497. | Salto, Seiichiro (Thorax phthisi- 
Mills (Ptomainreaktion) 99. — — — sS. Geraghty, J. T. 549. cus) 351. 
Rosenbluth, B. (Faeinlisläh- — — — s. Marshall jr, E. K. | Saltykow, 8.  (Atherosklerose) 


mung) 254. 193. 559. 


Salus, Gottlieb (Organplasma) | 
689. 

Salzmann (Röntgenstrahlen) 197. 

Samelson, S. (Säugling) 527. 

Sammartino, Ubaldo (Milch- 
sekretion) 386. 

Samojloff, A. (Vagus- und Mus- | 
carinwirkung) 709. 

Samson, J. W. (Pneumothorax) 
124. 

Sandberg, H. B. (Thoraxschema) 
179. 


Sandfort, F. (Paralysis agitans) 
381. 

Sanfelice, Francesco (Epithelioma 
contagiosum) 262. 

Sanford, A. H. s. Blackford, J. 
M. 160. 

Sangiorgi, Giuseppe 
schweinchenpest) 92. 

Santesson, C. G. (Digitalisprä- 
parat) 249. 

— — — und Gösta Wickberg 
(Natriumbromat) 10. 

Santini (Lungentuberkulose) 213. 

Sapegno, Mario (Splenomegalie) 
248. 

Sarbö, Artur v. (Struma) 538. 

Sarteschi, U. (Makrogenitosomia 
praecox) 162. 

Sassa, Renpei 
these) 691. 

Satta, G., e. G. M. Fasiani ( Auto- 
lyse der Leber) 154, 606. | 

— — 8. Morpurgo, B. 154. 

Satterlee, Henry S., and Ransom 
S. Hooker (Bluttransfusion) 
64 


(Meer- 


(Glykokollsyn- 


Sauer, Hans (Lymphocytose) 
339. 

Sauerbruch, F. s. 
Lucius 352. 

Saundby, Robert (Paralyse des 
Oesophagus) 629. 

Saviozzi, V. (Nierengeschwülste) 
551. 

Scala, Guglielmo (Nebennieren- 
exstirpation) 624. 

Schabad, J. A. (Scharlachexan- 
them) 90. 

Schaffer, Charles (Foersterschen 
Wurzeldurchschneidung) 715. 

— Karl (Kleinhirnrinde) 253. 

— — (Heredodegeneration) 363. 

— — (Hereditäre Nervenkrank- 
heiten) 437. 

Schamberg, Jay F., John A. Kol- 
mer, A. J. Ringer and G. W. 
Raiziss  (Eiweißstoffwechsel 
bei Psoriasis) 104. 

— — — A. J. Ringer, G. W. 
Raizies und John A. Kolmer 
(Proteinstoffwechsel) 470. 

Scharling, H. s. Keller, O. 256. 

Seharnke (Npina bifida occulta) 
371. 


Sprengler, 


sa 4 


Schaumann, H. (Ernährung) 527. | Schneider, 


Schede, F. s. Lange, F. 182. 
Scheiner, Joseph (Polycythaemia) 
428 


Scheltema, G. (Rheumatismus 
chronicus) 253. 

— — (Encephalitis) 373. 

— — (Kolicystopyelitis) 640. 

— M. W. (Albuminurie) 638. 

Schenk, Ferdinand (Streptokok- 
kenimmunität) 277. 

Schepelmann, Emil 
drainage) 632. 

Scherer, A. (Dialysierverfahren) 
35 


( Ascites- 


Schick, B. s. Kassowitz, Karl 511. 

Schickele, G. (Menstruation) 262. 

Schiff, Friedrich (Antikörper) 
299. 

— F. s. Friedberger, E. 150. 

Schirmacher, Max (Erythromel- 
algie) 261. 

Schittenhelm, A., und F. Meyer- 
Betz (Sepsis) 395. 

Schlaepfer, V. (Magenatonie) 108. 

Schlatter, Carl (Syndaktylie) 674. 

Schlesinger, Hermann (Östeo- 
malacie) 713. 

Schloss, Ernst (Rachitis) 313. 

— M. Oscar, and Nellis B. Fo- 
ster (Stroptokokkenarthritis) 
91 


Schlossmann, Artur, und Hans 
Murschhauser (Stoffwechsel) 
461. 

Schmauch, G. (Schilddrüse) 161. 

Schmid, A. (Lokalanaesthetica) 
1l. 

Schmidt, Adolf (Colitis suppura- 
tiva) 165. 

— Harry B. (Hypercholesterin- 
ämie) 606. 

— — — (Anämie) 708. 

— Hans R. (Duraverkalkung) 
571. 

— P. (Bleivergiftung) 429. 

— R., L. Mohr, H. Eichhorst, O. 
Müller, P. Krause, A. v. Strüm- 
pell und F. Penzoldt (Tuber- 
kulinreaktion) 145, 146. 

— — (Krebs) 83. 

— Rudolf (Miliarcarcinose der 
Lungen) 252. 

— — (Tuberkulindiagnostik) 518. 

Schmieden, Ehrmann, und Ehren- 
reich (Magendiagnostik) 542. 

Schmincke, A. (Endophlebitis 
hepatica) 701. 

Schmitz, K. E. F., K. Bardot 
und A. Kiepe (Tuberkulose) 
22, 

Schnee, Adolf (Degrassator) 452. 

Schneider, C. (Vaccinetherapie in 
der Urologie) 683. 

— R., und K. Hurler (Leukine) 
461. 


Schnirer (Taschenbuch der The- 
rapie) 386. 
Schoemaker, J. (Magengeschwür) 


Wilhelm 
bacillen) 512. 


(Typhus- 


474. 

Schoenborn, Günther (Salvar- 
saneinspritzungen) 405. 

Schoenlank, Werner (Lungen- 
plombierung) 659. 

Schönwald, Philipp s. Fische!, 
Karl 712. 
Scholz, Bernhard, und Adolf 
Hinkel (Chlorretention) 103. 
Schopper, K. J. s. Kyrle, J. 200. 
Schröder, Hermann (Vaccincbe- 
handlung) 509. 

— P. (Pyramidenbahn) 572. 

Schryver, Samuel Barnett (Casei- 
nogen) 531. 

Schubert, Erich v. (Neosalvar- 
sanvehikel) 288. 

Schüle (Campher) 388. 

Schüller, H. s. Ranzi, E. 452. 

Schüpbach, A. (Perniziöse An- 
ämie) 50. 

Schürmann, W., und R. Buri 
(Tuberkulose) 517. 

Schürmann, W. s. Kolle, W. 586. 

— — 8. Kolle, W. O. Hartceh 
596. 

Schütz, Emil (Ulcus duodeni) 
544 


Schulmann, Er. s. Milian, G. 190. 

Schultz (Diphtherie) 511. 

— Werner (Eisentuberkulin) 23. 

— W., und L. R. Grote (Dialy- 
sierverfahren) 101. 

Schultze, Fr., und Stursberg 
(Herzmuskelerkrankung) 59. 

— F. s. Fraenkel, A. 145. 

Schulz, Fr. N. (Abderhaldensche 
Reaktion) 35. 

— Hugo (Diphtherie) 680. 

Schuster, Paul (Sklerose des Ge- 
hirns) 446. 

Schutz, Wilhelm (Thrombophle- 
bitis) 546. 

Schwalb, H. (Terpenreihe) 11. 

Schwartz, H. (Lungentumor) 62. 

— Hans J. (Anaphylaxie) 696. 

Schwarz, Eduard (Liquorunter- 
suchung) 253. 

— Emil (Eosinophilie) 642. 

— Gottwald (Kongofadenprobe) 
317. 

Schwarzwald, Raimund Th. ( Pye- 
lographie) 243. 

Schweizer, K. s. Chodat, R. 99. 

Schwenk, Erwin (Chemothera- 
pie) 452. 

Schweriner, Felix (Glykokolla us- 
scheidung des Gichtikers) :%. 


ı— F. s. Bürger, M. 38. 
i 


Scuderi, Alfio (Bleivergiftung‘ 


ı 442. 


nei ee en er suite; inte. 333 a 


PEN sa: "ssmnuenpruangg ee | isn ae im. — A a a ee: 


e Ce GE o E CH 


Sedgwick, I. P. s. Larson, W. P. | 


514. 
Seeber, Friedr. (Pankreatitis) 
634. 
Seidenberger und Seitz (Tuber- 
kelbacillen) 517. 

Seiler, Fritz (Agraphie) 78. 

Seitz, A. (Appendicitis) 322. 

— 8. Seidenberger 517. 

Séjournant, J. (Mittelmeerfieber) 
207. 

Selenin, Wladimir (Herzaktion) 
653. 

Seligmann, Erich (Diphtherie- 
bacillen) 203. 

Sellheim, Hugo (Strahlenbehand- 
lung) 387. 

Sembdner, Fritz 
dünndarm) 318. 

Seng, Herbert (Hühnereigelb- 
Antiserum) 297. 

Sera, Yoshita (Glucuronsäure) 
303. 

Serena, Paul (Trichophytie) 142. 

Serobianz, Nazareth Aga (Rest- 
kohlenstoff im Epileptiker- 
blute) 31. 

Serono, C., e A. Palozzi (Lipoide 
der Nervensubstanz) 410. 
Seuffert, E. v. s. Döderlein, A. 

676. 
Sever, James Warren (Magen) 
627. 


(Kaninchen- 


Seyderhelm, R. s. Veraguth, O. 
49. 


Seymour, Malcolm (Nephritis 
interstitialis chronica) 169. 
Sgalitzer, Max (Säureagglutina- 

tion) 270. 

Shaffer, Philip A., and McKim 
Marriott (Ox buttersäure) 532. 

Sheather, 7. 8. M’Fadyean, 
Sir Sohn“ 599. 

Sherrington, C. S. (Reflexhem- 
mung) 358. 

Shirlaw, J. Thomson (Carcinom) 
84. 

Shulansky, Jacob, and William 
J. Gies (Ammoniakstickstoff 
im Fleisch) 305. 

Siber, Stefan (Gallensteinbil- 
dung) 419. 

Sicard et Reilly (Hypophyse) 
105. 

Siccardi, P. D., 
( Bleisalz) 200. 

Sieber, N. O. s. Omeliansky, W. 

- L. 89. 

Siebert, Harald (Neuritis) 440. 

Siegfried, K. s. Geppert, F. 700. 

Siegrist, Rudolf (Tabes) 187. 

Siemerling, E. (Meningitis) 594. 

Signore, Arturo (Schilddrüse) 
537. 

Siler, J. F., P. E. Garrison and 
W. J. MacNeal (Pellagra) 450. 


e. A. Roncato 


743 


Silvestrini, R. (Meningitis cere- 
brospinalis) 278. 

Simmel, Hans s. Friedberger, E. 
406 


Simmonds, M. 
450. 

— — (Diabetes insipidus) 626. 

Simon, Hermann (Inoperable 
Geschwülste) 267. 

— — (Geschwülste) 452. 

— — (Sarkomentwicklung) 501. 

— s. Fülleborn, Friedrich 219. 

Simons, Irving (Offener Ductus 
arteriosus Botalli) 481. 

Singer, Grete (Dialysierverfah- 
ren) 533. 

— Gustav, und Guido Holz- 
knecht (Appendicitis) 239. 

Sippel s. Perutz, Alfred 215. 

Sisto, P. (Blutkrankheiten) 53. 

Sitsen, A. E. (Amöbendysenterie) 
211. 

— — — (Megacolon congenitum) 
631. 

Skaller, Max (Supersecretio nico- 
tinica) 164. 

Skarzynski, W. (Schwefelbestim- 
mung) 609. 

Skorodumow, A. M. 
insipidus) 248. 

Sladden, A. F. s. Gaskell, J. F. 
412. 

Siye, Maud (Vererbbarkeit des 
spontanen Krebses) 264. 

Smallman, A. B. (Leishmaniosis) 
281. 

Smirnow, M. R. s. Bartlett, C. J. 
241. 

Smith, Allen J. (Lepra-Bacillus) 
32. 

— C. H., and G. F. Graham 
(Rückfallfieber) 20. 

Smith, E. Bellingham (Encepha- 
litis) 446. 

— Ernest v. (Schilddrüse) 621. 

— Theobald (Pneumonie) 396. 

Snessareff, P. (Meningo-encepha- 
litis) 573. 

Snyder, Charles D. (Muskel) 81. 

— — — (Saitengalvanometer) 
121. 

Söderbergh, Gotthard (Wasser- 
mannsche Reaktion) 287. 

— — (Monoplegie) 374. 

Sohn, I (Coma diabeticum) 226. 

Soli, Ugo (Schilddrüse) 537. 

Solm, R. (Interne Serumthera- 
pie) 682. 

Solomin, N. (Polyneuritis) 666. 

Sommer, Arthur (Gonorrhöe) 91. 

— Ernst (Röntgentaschenbuch) 
503. 

— Fritz s. Hahn, Benno 393. 

— Maria Paula (Cholin) 86. 

— R. (Elektrochemische Thera- 
pie) 266. 


(Mesothorium) 


(Diabetes 


no ER E. (Appendicitis) 
164. 

Sons, E. (Bleivergiftung und 
Rückenmarksleiden) 443. 

Soper, Willard B., and Selma 
Granat (Harnsäuregehalt der 
Spinalflüssigkeit) 607. 

Sorgdrager, G. B. s. Magnus, R. 
658. 

Sormani, B. P. (Luetischer In- 
dex) 520. 

Sosnowik, A. E. (Muskelsinn) 446. 

Spadolini, Igino s. Fano, Giulio 


Sar "Wilhelm (Meningitis) 367. 

Spanowsky s. Babonneix, L. 194. 

Sparmann (Radium) 197. 

— R. s. Ranzi, E. 452. 

Sprengler, Lucius, und F. Sauer- 

bruch (Pleuraexsudate) 352. 

Spiess, Gustav ( Apparat zur Ein- 
atmung komprimierterLuft)61. 

Spieth, Heinrich (Ascariden) 523. 

Spiller, William G. (Pyramiden- 
bahn) 253. 

— — — (Myopathien) 568. 

— — — (Hirntumoroperationen) 
574. 


(Oculomotoriusläh- 
mung) 717. 

Spiro, K. (Salzfällung der Kol- 
loide) 464. 

Spolverini, L. M. (Asthma der 
Kinder) 349. 

Sprawson, C. A. (Ataxie) 492. 

Springer, R. (Muskeln) 498. 

Ssobolew, Nikolaus s. Weiss, 
Moris 156. 

Stadelmann, E. s. Fraenkel, A. 
145. 

Stadler, Ed. (Muskelarbeit in 
Beruf und Sport) 176. 

— H. (Tetanus) 681. 

— Hermann (und Walter Leh- 
mann (Tetanus) 590. 

Staehelin, Rud. (Husten) 482. 

— A. s. Fraenkel A. 145. .- 

Stäubli, C. (Trichinose) 218. 

Stamm, Johannes (Choleravi- 
brionen) 590. 

Stange, Otto (Kombinierte Nar- 
kose) 269. 

— — 8. Ritschel, Walter 678. 

Stanton, E. MacD. (Nieren- 
schmerzen) 704. 

Starck, Hugo (Speiseröhre) 473. 

Starcke, Otto (Gehirnabsceß) 76. 

Starling, E. H. s. Fühner, H. 482. 

— — — s. Markwalder, Josef 
342. 

— — — 8. Patterson, S. W. 312. 

Statham, J. C. B., and G. G. But- 
ler (Fieber mit Milzvergröße- 
rung) 280. 

Steckelmacher, Siegfried (De- 
generation der Leber) 167. 


Steele, Albert E. (Leukämie) 646. 

Steell, Graham (Angina pectoris) 
59. 

Steensma, F. A. (Reaktion im 
Harne) 266. 

— — — undE.H.B. van Lier 
(Pleuraexsudate) 252. 

Steiger, Otto (Lymphogranulo- 
matosis) 173. 

Stein, Benno s. Pribram, Bruno 
Oskar 245. 

— F. W. (Ganglienzellen) 485. 

— Robert Otto s. Müller, Rudolf 
24, 217. 
Steiner, Wolfgang (Asthma bron- 
chiale und Emphysem) 62. 
Steinschneider, Emanuel (Colitis 
pseudomembranacea) 324. 

Stelker, L. (Tabische Magenkri- 
sen) 667. 

Stender, Otto (Wassermannsche 
Reaktion) 25. 

Stenström, Olof s. Regner, Gu- 
staf 214. 

— Thor (Pituitrin) 613. 

Stephan, Richard s. Oeller, Hans 
225, 610. 

Stephens, J. W. W. (Schwarz- 
wasserfieber) 398. 

Sterling, W. (Abducenslähmun- 
gen) 185. 

— — (Konochensystem) 660. 

— — s. Flatau, E. 359. 

Stern, Heinrich (Anämie) 427. 

Sternberg, Carl (Entstehung der 
eosinophilen Zellen) 642. 

— Franz s. Gyenes, Ernst 147. 

| 








— Maximilian (Herzaneurysma) 


— Wilhelm (Brechreiz) 163. 

Stewart, D. A. s. Laird, A. F. 
283. 

— G.N. (Kreislaufstudien) 5 

— — — (Zirkulation) 652. 

Stheemann, H. A. (Masern) 202. 

Sticker, Anton (Radiumwirkung) 
T. 

— — (Strahlenbehandlung) 9. 

— Georg (Dengue) 210. 

Stieda, Alexander (Gehirnchirur- 
gie) 376. 

— — s. Fraenkel, A. 145. 

Stienon, L. (Ikterus) 118. 

Stilling, H., und H. 
(Uterustumoren) 6. 

Stiner, O., und S. Abelin (Tuber- 
kulose) 146. 

Stock, J. s. Piloty, O. 529. 

— W. (Miliartuberkulose) 285. 

Stocker, Arnold (Speichel) 470. 

Stoklasa, Julius (Radioaktivität) 
578. 

Stoland, O. O. (Parathyreoprive 
Tetanie) 622. 

Stolowsky (Glossina 
398. 


Beitzke 


palpalis) 


144 


Stopford, J. S. B. s. Bury, Jud- 


son S. 572. 

Storath, Emil (Otitis media acuta) 
206. 

Strandberg, O. (Tuberkulose) 
519. 


Strathy, George S., and George 


A. Campbell (Salvarsan) 94. 

Straub, Walther (Morphinwir- 
kung) 10. 

— — (Bleivergiftung) 389. 

Strauch, FriedrichWilhelm (Diät) 
32. 

Strauss, Artur (Tuberkulose) 93. 

— H. (Albuminurie) 115. 

— — (Nierenfunktion) 168. 

— — (Radiologische Unter- 
suchung des Magens) 232. 

— — (Nephritis) 333. 

— — (Erwiderung) 639. 

Strebel, Hermann (Mesothorium) 
507. 

Stroomann, G. (Digitaliskörper) 
584. 

Strümpell, A. v. s. Schmidt, R. 
145, 146. 

— — — (Pseudosklerose) 445. 

Stuber, B., und F. Rütten 
(Opsoninbestimmung) 27. 

Stübel, Hans (Nerven) 663. 

Stursberg s. Schultze, Fr. 59. 

Suess, Erhard (Tuberkulin) 600. 

Sugimoto, T. (Antitrypsin) 97. 

Surveyor, N. F. (Rattenbißfieber) 
280. 

Sutherland, G. A. (Poliomyeli- 
tische Lähmung) 594. 

Sutter, Alfred (Schilddrüse) 470. 

Sutton, Richard L. (Fordycesche 
Krankheit) 675. 

Sweet, J. E. s. Cadwalader, Wil- 
liams B. 255. 


39. | — Robert s. Roemmele, A. 115. 


Swellengrebel, N. H. (Ascarisem- 
bryonen) 218. 

Symons, Claude Trevine (Teich- 
mannsche Blutprobe) 504. 
Szécsi, St. (Liquor cerebrospina- 

lis) 358, 661. 
Szontagh, Felix v. (Anaphylaxie) 
94. 


Tach, J. (Nephritis bei Syphili- 
tikern) 423. 

Taddei, Celso (Heteroplastik der 
Dura) 255. 

Tamura, Sakae (Chemie der Bak- 
terien) 14, 680. 

— — (Diphtheriebacillen) 680. 

Tasawa s. Bickel, A. 477. 

— H. s. Friedberger, E. 406. 

Tashiro, Shiro (Kohlensäurenach- 
weis) 464. 

Tasker, Douglas George (Jutsam 
8. Bywaters, Hubert Willianı 
223, 


r, e S S a 


Tauszk, Franz (Lungentuberku- 
lose) 181. 

Taylor, A. L. (Hypophysentu- 
mor) 719. 

— Alfred S. (Erbsche Lähmung) 
365. 

Teichmann, E. s. Braun, H. 596. 

Temkin, Marie s. Landau, A. 628. 

Terroine, Emile F. (Pankreüs- 
saft) 420. 

— — — et Jeanne Weill (Re- 
sorption der Fette) 421. 

Tetzner, Rudolf (Hydrocepha- 
lus) 128. 

| Thar, H. (Heißextraktionsa ppa- 
rat) 305. 

Theilhaber, A., und H. Edelberz 
(Carcinome) 263. 

Theobald, Max (Abderhalden- 
sche Serodiagnostik) 35. 

Thibaut, D. s. Bensaude, R. 324. 

Thiele, F. H., 'and Dennis Einble- 
ton (Endotoxin) 390. 

(Virulenz) 390. 

Thiem (Sarkomgeschwulst) 114. 

— (Nierenblutung) 243. 

Thierfelder. H. (Cerebroside) 410. 

— Erwin (Infektion und Ernih- 
rung) 13. 

— E. A. s. Lawson, G. 

— Karl (Kreatin) 303. 

Thies, A. (Differentialdiagnose) 
503. 

Thomas, B. A., and Robert H. 
Ivy (Gonokokken - Komple- 
mentfixationsreaktion) 593. 

— — — — (Wassermannsche 
(Reaktion) 688. 

Thomsen, Oluf (Poliomyelitis) 
684. 

Thomson, David s. 
John Gordon 397. 

— J. G., and H. B. Fantham 
(Babesia) 400. 

— John Gordon, and David 
Thomson (Tertianparasiten) 
397. 

Thornval, A. (Polyneuritis) 665 

Thunberg, Torsten (Autoxydat ie 
Substanzen) 100. 

Tiberti, N. (Typhusvaceination) 
273. 

Tichmeneff, N. (EiweißBspeiche- 
rung in der Leber) a 

Tidy, H. L. s. Panton, P. N. 707. 

Tièche (Plaut-Vinzen a Sto- 
matitis) 514. 

Tiedemann, Arthur (Rachenman- 
deltuberkulose) 5. 

Tigerstedt, Carl, und Yrjö Airila 
(Pituitrin) 120. 

Tileston, Wilder (Fußklonus) 69. 

Tilney, Frederick (Hypophyse) 
162. 

Timaschew, N. (Wallersche 1w- 
generation) 366. 


B. FOS. 


Thomsen, 


145 


| Uhthoff, W. (Amaurose) 490. 
Ulrich, A. (Epilepsietherapie) 
379 


Tinel, J. (Tabes) 187. 

— — et Papadato (Pachyme- 
ningitis) 570. 

Titone, FerdinandoPorcelli(Bron- ; Ulrichs, B. (Perityphlitis) 321. 
chialmuskeln) 179. Umbach, Th. s. Blum, F. 32. 

Tobias, Ernst s. Mendel, Kurt ! Umber (Fettsucht und innere Se- | 
41 kretion) 158. 





Tobler, L. (Anorexie) 677. 

Törngren, C. (Neuralgien) 664. störungen) 29. 

Tofanow s. Orlowski 352. Unna jr., P. (Lepra) 92. 

Torelli, Quintino (Opsonine) 28. | — P. G. (Plasmazellen) 244. 

Toto, Alfredo (Anaphylaktische | Urechia, C. J. (Trichocephalose) 
Erscheinungen) 38. 219. 

Toyoda, Hidezo (Babesia canis) | — — — (Harnstoffgehalt 
20. Blute) 691. 

— — (Recurrens) 210. — J., et A. Popeia (Abderhal- 

Tozer, E. A. s. Kidd, Perey 668.| densche Methode) 225. 

Trendelenburg, Wilhelm (Neben- : Usse, F. s. Marchand, L. 256. 
nieren) 538. Ustvedt, Yngvar, und A. Diesen 

Do H. van s. Ringer, W. E. (Meningitisepidemie) 592. 
415. 

Trigt, H. van (Ptyalin) 414. 

Troell, Abraham (Morbus Base- 


— und M. Bürger (Stoffwechsel- 


im 


Vaile, P.T. s. Gaskell, J. F. 412. 
Vallardi, C. s. Moreschi, C. 292, 


dow) 621. 203. 
Trömner, E. (Schnen- resp. Mus- | Valli,Oreste (Pseudotabesluetica) 
kelreflexe) 67. 670. 


Troisier, Jean (Hämolysin) 249. 

Tronconi, Domenico (Mitralinsuf- 
fizienz) 658. 

Trotzky, Dia (Typhusbacillen) ! 
138 


Van den Branden, F. (Trypano- | 
somiasis) 399. 
Van Ness van Alstyne, Eleanor, 
and S. P. Beebe (Rattensar- 
: | kome) 265. 
Tschannen, Alfred (Funktion der ! Van Slyke, Donald D. (Amino- 


Leber) 605. stickstoff in den Geweben) 157. 
Tschaschin, S. (Lymphocyten) '— — — — (Casein) 606. 
705. — — — — and Frederick J. | 


Tschechowitsch, M. 
thropathien) 667. 

Tschirjew, S. (Elektrische Er- 
scheinungen am Muskel) 129. 

Tsuneoka, Ryozo s. Friedberger, 
E. 299. 

Tsurumi, M., und K. Kohda 
(Antikörper) 407. 

Türk, W. s. Friedmann, E. 32. 

Turner, B. B. s. Abel, John J. 


Birchard (Proteine) 605. 

— — — — Gustave M. Meyer 
(Eiweißabbauprodukte imTier- 
körper) 101, 102. 

Van Valzah Hayes, William (In- 
testinale Stase) 631. 

Vaquez (Herzinsuffizienz) 654. 

Vasile, Stepleanu s. Alexandrescu 
Dersca, C. 66. 

Vaucher, E. s. Lereboullet, P. 


(Osteoar- 


607. 626. 
— G. (Wirbelsäulensteifigkeit) | Veil, W. H. (Albuminurien) 169. 
660. — — — (Blutkonzentrations- 


— Philip, and W. M. Mollison 
(Pneumokokkeninfektion) 504. 

Turquety, R. s. Babonneix, L. 
115. 

Tuszewski (Elarson) 388. 

Tutyschkin, P. (Mendelssche Re- | 
gel) 259. 

Tysebaert, Jacques (Herz) 175. 

Tzanck, A. s. Gilbert, A. 676. 


bestimmung) 706. 

Veit (Epilepsiebehandlung) 380. 

Venza, A. (Neurosen) 382. 

Veraguth, O., und R. Seyderhelm 
(Leukocytenbilder) 49. 

Vergne, R. (Tropischer Spasmus) 
597. 

Verheyen (Vaccinebehandlung 
bei Gonorrhöe) 141. 

— G. (Nierentuberkulose) 170. 

Ubbens, Herman (Schweincpest) | Vernon, H. M. (Autokatalyse) 
279. 114. 

Uffenheimer, Albert (Heine-Me- | — — — (Narkotica) 269. 
dinsche Krankheit) 274. — — — (Trypsin) 326. 

Uhlenhuth, P., und G. Hügel | Vickery, D. Hadden (Darnıver- 
(Antimonpräparate) 200. schluß) 165. 

— — — P. Mulzer (Kaninchen- | Vigevani, Giuseppe (Cerebrospi- 
syphilis) 687. nalmeningitis) 682. 








Vignard, P., at P. Jouffray (Tu- 
berkulose) 93. 

Vila, A. s. Piettre, M. 463. 

Vincent, H. (Typhus) 17. 

— Wesley Grove (Appendicitis) 
546. 

Voegelmann, S. (Niere und Ne- 
benniere) 46. 

Voegtlin, Carl, and David I. 
Macht (Nebennieren) 342. 

Vogel, A. s. Salis, H. v. 316. 

— Karl M., and U F. McCurdy 
(Anämie) 645. 

— — — B. MacCallum, W. G. 
161. 

Voigt, L. (Vaccine) 454. 

Volhard, F., und Th. Fabr ( Bright- 
sche Nierenkrankheit) 636. 

Volk, Richard (Vaccinetherapie 
in der Urologie) 684. 

— — s. Grosz, Siegfried 148. 

Volland, (Epilepsie) 494. 

Vorkastner, W. (Organneurosen) 
437. 

Voss, F. (Otitis media) 256. 

— O. (Parotitis) 510. 

Vries, E. de (Tumor der Fissura 
calcarina) 376. 


Vurpas, Cl. s. Leri, André 612. 


Wacker, L., W. Hueck und Ed- 
win Picard (Cholesteringehalt 
des Blutes) 155. 

— — — — — (Cholesterin- 
gehalt des Blutes) 155. 

Wachsner, Fritz (Tuberkulose) 
519. 

Wachtel, Z. (Antipyretica) 584. 

Wade, H. W. (Hodgkinsche 
Krankheit) 247. 

Waelsch, Ludwig (Bacillus Sub- 
tilis) 88. 

Wätjen, J. (Plasmazellen) 349. 

Wagner, Gerhard (Typhuser- 
reger) 394. 

— v. Jauregg (Progressive Para- 
lyse) 495. 

Walb (Pneumokokken-Influenza) 
141. 

— (Asthma bronchiale) 180. 

Walcher, Albrecht (Erythrocy- 
ten) 333. 

Walker, Arthur W. s. Kendall, 
Arthur J. 136. 

— Chandler J. s. Zahn, Alfred 
171. 

Walko, Karl (Verdauungskanal) 
542. 

Wallich, V., et P. Abrami (Blu- 
tungsanämien) 428. 

Wallis, R. L. Mackenzie s. Gaskel 
J. F. 412. 

Walter,K.(Hauttuberkulose) 286. 

Walthard, M. (Erythem) 260. 

Waltuch, Rudolfine s. Zerner, 
Ernst 313, 537. 


Wankel, J. (Tuberkelbacillen)146. 

Warnecke (Psoriasis) 450. 

Warnekros (Carcinombestrah- 
lung) 452. 

Warrington, W. B. (Paralysen) 
663. 

— — — (Meningismus) 444. 

Wartena, S. (Neuritis ischiadica) 
665. 

Warthin, Alfred Scott (Erblich- 
keit des Krebses) 83. 

— — — (Leukämie) 477. 

Wasmer, C. s. Mallebrein, Fr. 147. 

Watkins, Edwin D. (Farbreak- 
tion des Glykokolls) 304. 

Watson, George A. s. Wigles- 
worth, -J. 380. 

Weber, Arthur (Registrierung 
des Vorhofpulses) 343. 

Weckowski (Radiumbehandlung) 
387. 

Wedel, Hassow von s. Pappen- 
heimer, Alvin M. 516. 

Wedensky, N. (Herz) 651. 

Wegener, Erich (Dialysierver- 
fahren) 466. 

Wehmer, C. (Aspergillus niger) 
509. 

Wehrle und Zwick (Maul- und 
Klauenseuche) 397. 

Weibel, Wilhelm (Schwanger- 
schaftspyelitis) 552. 

Weichardt, Wolfgang (Eiweiß- 
spaltprodukte) 695. 

Weidenreich, Franz s. 
Paul 170. 

Weihrauch, Karl (Entfieberungs- 
mittel) 677. 

Weil, Edmund (Hammelblut- 
hämolysine) 460. 

— Ludwig (Diarrhöe) 324. 

— Mathieu-Pierre (Muchsche 
Granula) 401. 

— Richard (Anaphylaxie) 293. 
294. 

Weill, Andre s. Lemierre, A. 535. 

— Jeanne s. Terroine, Emile-F. 
421. 

— Paul, und Franz Weidenreich 
(Thymus) 170. 

Weinberg, W. (Cancer à deux) 
263. 

Weinländer, Georg E. (Apople- 
xie) 191. 

Weishaupt, Elisabeth (Eosino- 
philie) 248. 

Weiss, Eugen (Carcinom) 467. 

— M. (Lungentuberkulose) 648. 

— Moriz, und Nikolaus Ssobo- 
lew (Bestimmung des Histi- 
dins) 156. 

— R. (Bestimmung der Chloride) 
156. 

— 8. Heller 185. 

Weleker, A. (Cholera- und Ty- 
phusgangrän) 272. 


Weill, 





T46 


Weller, Carl Vernon (Krebs) 83. 

— Johannes s. Küster, William 
692. 

Wenckebach, K. F. (Röntgen- 
diagnostik der Lungen) 252. 
— — — (Radiologie der Brust) 

252. 

Wendenburg, Friedrich (Tuber- 
kulose) 65. 

— — (Orthotische Albuminurie) 
331. 

Wengraf, F. s. Hecht, A. F. 554. 

Werner, H. s. Giemsa, G. 453. 

— Heinrich s. Mayer, Martin 399. 

Wernic (Neosalvarsan) 218. 

Wernstedt, Wilh. (Pylorusmund- 
stück des Säuglings- und Affen- 
magens) 317. 

Werschinin (Pituitrin) 120. 

Wertheimer, E. et G. Battez 
(Speichelsekretion) 316. 

West, F. s. Clowes, G. H. A. 171. 

— C. J. s. Levene, P. A. 34, 464, 
609. 

Wetterer, Josef (Röntgenthera- 
pie) 197. 

Weygandt und Jakob (Syphilis) 
520. 

Weysse, Arthur W., and Brenton 
R. Lutz (Blutdruckmessung) 
176. 

Whipple, G. H. (Leberschädi- 
gungen) 112. 

— — — (Funktionsprüfung der 
Leber) 166. 

— — — (Fibrinogen) 462. 

— — — (Hämorrhagische Dia- 
these) 644. 

— — — T. C. Peigthal and A. 
H. Clark (Leberfunktion) 111. 

Whittemore, Wyman (Chirurgie 
der Gallenwege) 113. 

Whyte, G. Duncan (Erythrocy- 
ten) 708. 

Wickberg, Gösta s. Santesson, C. 
G. 10. 

Wickham und Degrais (Radium) 


Wickman, Ivar (Spasmophilie) 
359. 

Widal, F., P. Abrami et Et. Bris- 
saud (Autoanaphylaxie) 219. 

— — — — (Kältehämoglobin- 
urie) 337. 

Wiedemann, Gustav 
rhythmus) 557. 

Wieland, Hermann (Arsenver- 
bindungen) 12. 

Wiener, Emmerich s. Kern, Ti- 
bor v. 45. 

Wiener, Hugo, und J. Rihl (Gift- 
wirkung auf Herz) 56. 

Wiggers, Carl J. (Vorhof) 479. 

— — — (Blutdruck) 556. 

— — — (Druckschwankungen 
im rechten Ventrikel) 649. 


(Galopp- 


Wiggers, Carl J., (Pulmonal- 
arterie) 653. 

Wiglesworth, J. (Gehirn eines 
Epileptikers) 380. 

Wilde, Ch. Th. G. H. de (B:zeil- 
lus rusiopathiae suis) 515. 
Wile, Udo J. (Arthropathie) 564. 
Wilenko, G. G. s. Rona, P. 649. 
Willard, de Forest P. s. Rodman, 

J. Stewart 172. 
Williams, Anna W., and Gary N. 
Calkins (Kulturamöben) 14. 
— W. W. s. Kolmer, J. A. 287. 
Wilmanns, Karl (Psychopathien) 
381. 

Wilson, Louis B. (Schilddrüse) 
160. 

— 8. A. Kinnier (Corpus stria- 
tum) 489. 

Wing, Elihu S. s. Barbour Henry 
G. 135. 

Winkler, C. (Atrophie des äuße- 
ren Kniehöckers) 374. 

Winter, Arnold (Lymphadenosis 
aleucaemica) 336. 

Winterberg, H. s. Rothberger, C. 
J. 346. 

Wirschubsky, A. (Hydrocepha- 
lie) 670. 

Wirth, Walter (Leukämie) 427. 

With, C. s. Bang, H. 521. 

Wittek, Josef (Rinderhypophyse) 
539. 

Witzemann, E. J. s. Greer, J. R. 
534. 

Wladytschko, S.(Kopfschmerzen) 
670. 

Wodrig, Henny (Harnwege) 422. 

Wohlwill, Fr. (Multiple Sklerose) 
73. 

(Pachymeningitis hae- 
morrhagica interna) 371. 

Woker, Gertrud, und Elisabeth 
Belencki (Reduktionsproben 
des Traubenzuckers) 99. 

— — s. Muster, J. F. 34. 

Wolf, L., und S. Gutmann (Blut- 
zucker) 411. 

Wolff, Herbert (Antagonismus 
von Giften) 12. 

— Rudolf (Areflexie der Cornea) 
436. 

— Siegfried 
rung) 238. 

und Walter Lehmann 
(Pneumokokkenmeningitis) 
594. 

Wolfsohn, Georg (Vaccinethera- 
pie) 300. 

Wollmann, Eugène (Alexin) 459. 

Woloschin, A. D. (Milzbrandba- 
cillus) 279. 

Wolostnich, N. (Trichterbrust) 
8l. 

Womer, W. A. (Diphtheriebacil- 
lenträger) 392. 


(Duodenalsondie- 


Woods, Matthew (Epilepsie) 494. 

Woodyatt, R. T. s. Greer, J. R. 
534. 

Woolley, V. J. s. Mellanby, John 
474. 

Woskressensky, S. (Schwefelge- 
halt in der Hirnrinde) 463. 
— — (Schwefelgehalt in der 

Großhirnrinde) 608. 
Wossidlo, Erich (Kollargolfül- 
lung des Nierenbeckens) 703. 
Würtzen, C. H. (Reflexe) 253. 
Wunschheim, Oskar R.v. (Hunde- 
staupe) 92. 
Wynter, W. Essex (Anämie) 339. 


Yagi, Seiichi (Filixsubstanzen) 
584 


Yamanouchi, T., et M. Lytch- 
kowsky (Serodiagnostik des 
Krebses) 301. 

Yatsushiro, T. (Koagulationsbe- 
stimmung des Blutes) 560. 
Yippö,Arvo(Icterusneonatorum) 

166. 

— — (Gallengangverschluß) 633. 

Yokoyama, Yugo (Leberregene- 
ration) 112. 

Yorke, Warrington s. Barratt, 
J. O. Wakelin 709. 


147 


Yorke, Warrington s. Blacklock, ' 


B. 400. 
Young, William John s. Harden, 
Arthur 532. 


Zade (Anaphylatoxin) 292. 

Zahn, Alfred, und Chandler J. 
Walker (Blutgerinnung) 171. 

— — 8. Ganter, Georg 55. 

Zahorsky, John (Sommerbrech- 
durchfall) 81. 

Zamorani, Vittore (Lymphogra- 
nulomatosis) 51. 

Zanda, G. B. (Eiweißbestimmung) 
609. 

Zander, Paul (Appendicitis) 110. 

— — (Rippentuberkulose) 285. 

Zanelli, C.-F. (Subcorticaler Tu- 
mor des Frontalhirns) 189. 

Zappert, J. (Pseudobulbärer Sym- 
ptomenkomplex) 379. 

Zeiss, Heinz (Septicämie) 595. 

Zerner(Oesophagusdilatation)236 

— (Pentosuriezucker) 313. 

— Ernst, und Rudolfine Wal- 
tuch (Pentosurie) 537. 

Ziemann, Hans (Gesundheitsrat- 
geber) 15. 

Ziembicki, W. (Gallenfarbstoffe 
im Harn) 224. 


Zimmermann, Alfred (Urotropin) 


— Richard (Leukocytose) 648. 

— W. s. Fischer, Hans 608. 

Zimmern, A. und Cottenot (Drü- 
sen mit innerer Sekretion) 
617. 

Zingher, A. s. Dubois, Phebe, L. 
513. 

Zinner, Alfred (Vgccinetherapie 
der Harnwege) 683. 

Zironi, A. s. Fiorini 689. 

Zubrzycki, J. R. v. (Meiostagmin- 
reaktion) 151. 

Zuccola, P. F. (Nebennierenapo- 
plexie) 82. 

Zuccola, P. F. (Magen) 231. 

Zumpft, W. (Speichelsteine) 107. 

Zundel, C. E. (Infantilismus) 674. 

Zuntz, N. (Klimawirkung) 258. 

Zunz, Edgard (Mageninhalt) 163. 


— — (Proteine) 223. 
— — (Trennung von Eiweiß- 
körpern) 305. 


— — (Eiweißverdauung) 306. 

— — (Blutstickstoff) 307. 

— — (Toxine) 688. 

Zweig, Walter (Gastroenteroana- 
stomie) 238. 

Zwick s. Wehrle 397. 


Sachregister. 


Aalserum-Toxizität (Jurgelunas) 604. 

Abderhaldensche Reaktion s. Abwehrfermente. 

— Reaktion s. Dialysierverfahren. 

Abdominalerkrankungen, Differentialdiagnose der, 
und vegetatives Nervensystem (Thies) 503. | 

Abducens-Lähmung, diabetische (Ginestons) 70. | 

— Lähmung otitischen Ursprungs (Sterling) 185. 

— Lähmung, reflektorische, und Gradenigosches 

Syndrom (Sterling) 185. 

Abführmittel (Isticin) (Bennecke) 133. | 

Abort der Rinder, Abortin als Diagnosticum bei 
seuchenhaftem (Meyer u. Hardenbergh) 142. ' 

Abortin, bei seuchenhaftem Abort, zur Diagnose | 

(Meyer u. Hardenbergh) 142. 

Abrus-Samen, Toxikologie des (Durham) 12. | 

Abwehrfermente s. a. Dialysierverfahren. | 

Abwehrfermente (Abderhalden) 305; (Mayer) 612. 

—, bakterienfeindliche (Fekete u. Gäl) 693. 

— bei Dementia praecox (Obregia u. Pitulesco) | 
533. 

— Dialysierverfahren (Oeller u. Stephan) 610. 

— u. Epilepsie (Levi u. Vurpas) 612. 

— bei Gehirn- und Rückenmarkskrankheiten 
(Golla) 411. 

— bei Icterus gravis (Fiessinger u. Broussolle) 35. 

— bei Leberkrankheiten (Robin, Fiessinger u. | 
Broussolle) 611. 

— und Nervengewebe (Ahrens) 611. 

—, prämortale, Stickstoffsteigerung und (Schulz) 
35 











— bei Pellagra (Obregiy u. Pitulesco) 306. 

— bei Psychosen (Fauser) 466; (Fuchs u. Frend) 
694; (Kafka) 611; (Maass) 35; (Pesker) 465; 
533; (Theobald) 35. 

— bei Scharlach (Schultz u. Grote) 101. 

— 8. &. Schwangerschaftsreaktion. 

— bei Schwangerschaft (Akimoto) 611; (Herz- 
feld) 692 :(Hüssy u. Kistler)612; (Jaworsky) 34. 

—, Spezifität der (Mayer) 411. 

— bei Tetanie (Urechia u. Popeia) 225. 

— und Thyreo - parathyreothymisches 
(Singer) 533. 

— bei trächtiren Kühen (Behne) 610. 

— bei Tumoren (Fried) 301; (Halpern) 301. 

Accessoriuslällmung, traumatische (Kaiser) 365. 

Aceton-Bestimmung (Cervello u. Girgenti) 691. 

— Bestimmung (Marriott) 532. 

—-Bestimmung, nephelometrische (Marriott) 532. 

Acetonkörperbildung und Leberfunktion (Kossow) 


System 


30. 
Acetonurie, physiologische (Cervello u. Girgenti) 
691. 


— im Hunger (Cervello u. Girgenti) 529. 

Achondroplasie (Baumel u. Margarot) 66. 

Achylie, Pankreas-, Diagnose und Therapie der 
(Kern u. Wiener) 49. 


Acidose (Jenkins) 304. 


—, Bleivergiftung und (Deelairfayt) 87. 


— bei Kindern (McCleave) 4. 

Acitrin und Harnsäureausscheidung (Pietrulla) 
536. 

Aconitin, Nerrmuskelwirkung des (Macnaurhton) 
269. 

Acustieus-Tumoren (Halphen) 365. 

Adam-Stokesscher Symptomenkomplex s. a. Herz. 


; —Stokesscher Symptomenkomplex bei Kindern 


(Hecht) 655. 
Addisonsche Krankheit (Gaskell, Wallis, Sladden, 
Vaile u. Garrod) 412. 
— Krankheit und Nephritis (Kunstmann) 476. 
— Krankheit, Pigmentbildung bei (Bittorf) 624. 
Krankheit und Trauma (Riemann) 538. 
Adduktorencontractur, spastische, und Resek- 
tion des N. obturatorius (Henschen) 127. 
Adenom, Nebennieren- (Prym) 263. 
Adiadochokinese, Kleinhirn und (Lotmar) 69. 
Adipositas s. a. Fettsucht. 
— und Glandula pinealis (Sarteschi) 162. 
— dolorosa (Babonneix u. Spanowsky) 
(Klieneberger) 260. 


194; 


— dolorosa und innere Sekretion (Mouriquand) 


159. 
Adrenalin bei Asthma branchiale (Meulengracht) 
252. 


 — im Blut bei Erstickung (Czubalski) 624. 
|— im Blut bei Kindern (Gismondi) 414. 


— und Blutdruck (Bernstein) 616. 

— und Coronarzirkulation (Markwalder u. Star- 
ling) 342. 

—, Diphtherietoxinentgiftung durch (Abramow 
u. Mischennikow) 294. 

— bei gastrischen Krisen (Grünstein) 667. 

— Glykosurie (Landau) 312, 613. 

—Guanin-Antagonismus (Desgrez u. Dorlcans) 
229. 

—Hyperglykämie, Pituitrinwirkung auf (Sten- 
ström) 613. 

— und Muskelermüdung (Faggella) 623. 

—Pupillenreaktion bei Fettsucht (Umber) 158. 

—Reaktion am Auge bei Hyperthyreoidismus 
(Mattirolo u. Gamma) 104. 

— und respirat. Stoffwechsel (Bernstein) 616. 

Adrenalome s. Nebenniere. 

Adrenin, physiologische Wirkung des (Niculescu) 
618. 

Adstringentien und Magensaft (Issraeljantz) 628. 

Äther-Narkose kombiniert mit Schlafmitteln (Bar- 
ten) 269. 

Acthylhydrocuprein, 
(Köhne) 508. 

— bei Infektionen (Morgenroth u. Kaufmann) 
268. 


Bakterienfestigkeit gegen 


749 


Aethylhydrocuprein bei Pneumokokken-Meningi- 


tis (Wolff u. Lehmann) 594. 
Agenesie des Kleinhirns s. Kleinhirn. 
Agglutination, Säure-, 

Stämmen (Sgalitzer) 270. 
Agplutininbildung bei Kastration (Torelli) 28. 


bei Typhus und Koli- 


Agglutinine und Blutkörperdifferenzierung (Hek- 


toen) 15l. 
—, Thermoresistenz der (Prášek) 28. 
Agraphie, isolierte (Berlin) 377. 
— bei 
Gyrus supramarg. dexter (Seiler) 78. 


Linkshändern und Herderkrankung im 


Akkomodationskrampf und Oculomotoriuserkran- 


kung (v. Hippel) 569. 
Akrocyanose, chronische (Sakorrafos) 261. 
Akromegalie s. a. Riesenwuchs. 
bei Kindern (Gaillard) 625. 
und Myxödem (Millioni) 230. 


I 


616. 

‚„ Röntgenbehandlung bei (Beclere) 42. 
Sieroparästhesie (Borchardt) 254. 
Aktionsströme des Gehirns s. d. 

> Muskel- (Dittler u. Günther) 193. 
Alanin, toxische Wirkung des (Lussana) 134. 
Albuminurie, Bence-Jones-, und Benzolbehand- 
lung des (Boggs u. Guthrie) 245. 





245. 
und Infantilismus (Zundel) 674 
bei Kindern (Bugge) 242. 


639. 
Natriumbicarbonat bei (Scheltema) 638. 
orthostatische (Veil) 169. 


038. 

orthostatische, Natriumbicarbonicum bei 
(Scheltema) 638. 

orthotische (Jehle) 422. 

orthotische, bei Kindern (Bugge) 242. 


331. 

Albumosurie, renale (Pollak) 550. 

Aldehydreaktion und Leberfunktion s. d. 

Alexine s. Komplement. 

Alkaptonurie, Homogentisinsäure bei, und Ernäh 
rung (Matejka) 103. 

— und Ochronose (Umber u. Bürger) 29. 

—, Wassermannsche Reaktion bei (Söderbergh) 
287. 

Alkohol-Gärung s. d. 

—, gastrointestinale Resorption von (Hanzlik u 
Collins) 133. 
—, Hodenveränderungen durch, 
(Kyrle u. Schopper) 200. 
—-Intoxikation und Hirnnervendegeneration (Ber- 
tolini) 437. 

—Intoxikation, Vestibularapparat bei (Bárány u 
Rothfeld) 439. 

—, Leberveränderungen durch, bei Kaninchen 
(Kyrle u. Schopper) 200. 

— Psychosen s. d. 

—, Wassergehalt der Atmungsluft bei Zufuhr von 
(àzzi) 347. 


bei Kaninchen 


orthostatische, bei Kindern (Bass u. Wessler) 


orthotische, und Tuberkulose (Wendenburg) 


operative Behandlung der (Kusnetzky) 626. 
respiratorischer Stoffwechsel bei (Bernstein) | Aminosäuren s. a. Stoffwechsel. 


re einwertige, Herzwirkung durch (Kuno) 
341. 

Alkoholismus und Epilepsie (Woods) 494. 

— und Familiendegeneration (Rosenberg) 386. 

— und Tuberkulose (Holitscher) 402. 

Allergie s. a. Anaphylaxie. 

— 8. a. Cutanreaktion. 

= 8. a. Überempfindlichkeit. 

—, Serum- (Michiels) 95. 

Alloästhesie (Barenne) 67. 

Allyl-Derivate, Carcinomwachstumshemmung 
durch (Koenigsfeld u. Prausnitz) 264. 

Altersstar s. Star. 

Alzheimersche Krankheit (Dawidenkow) 718. 

Amaurose bei Encephalitis im Occipitallappen 
(Uhthoff) 490. 

Amaurotische Idiotie s. Idiotie. 

Amenorrhöe, Phthisis und (Friedrich) 262. 

Amentia, Masern und (Frontali) 382. 


—, Absorption der, aus dem Blut (van Slyke u. 
Meyer) 101. 

—, Aldehydbildung aus, und Reduktionsfermente 
(Bach) 224. 


ee pathologische (Labbé u. Bith) 
464 


= fermentativer Abbau der (Levene u. Meyer) 


606. 


Bence-Jones-, bei Leukämie ( Boggs u. Guthrie) | —, Hungerwirkung auf, im Gewebe (van Slyke u. 
| 
= 


lordotische, und Pulsus paradoxus (Gaisböck) ı Ammoniak-Bestimmung nach Krüger-Reich- 


Meyer) 102. 
Leber und Umlagerung der, in (van Slyke u. 
Meyer) 101. 


Schittenhelm (Hahn) 100. 

—, Harn-, Bestimmung (Benedict u. Osterberg) 
305. 

Amöbendysenterie, Komplikation der (Sitsen) 211. 

—, Salvarsankupfer bei (Baermann) 453. 

Amöbenkultur und Variationsbreite (Williams u. 
Calkins) 14. 

Amok-Laufen s. Psychosen. 

Amputationsneurom (Dustin u. Lippens) 441. 

Amylase und Praecipitation (Porter) 461. 

—, Speichel-, Wirkungsbedingungen der (Michae- 

lis u. Pechstein) 54l. 

Amylnitrit-Krämpfe und innere Sekretion (Fischer) 
585. 

amyotrophig, cerebrale (Ljass), 374. 
; ‚ktorische und cerebrale (Dzershinsky) 362. 
— und Tabes dorsalis (Archangelskaja) 368. 
Amyotrophische Lateralsklerose und Pyramiden- 
degeneration (Schröder) 572. 

— Lüateralsklerose, Sensibilitätsstörungen bei 
(Protopopoff) 368. 

— Tabes (Drey u. Malespine) 72. 

Anacidität und Dermatosen (Lier u. Porges) 500. 

Anaemia splenica, Ätiologie der (Di Cristina) 116; 
(Bodman u. Willard) 172. 

— splenica, Cholesterintherapie bei (Cantieri) 50, 
107. 

Anämie, akute, 
(Kwan) 645. 

—, Blutserumkonzentration bei (Heudorfer) 117. 

—, Blutungs-, Prognose der (Wallich u. Abrami) 
428. 

— und Blutzerfall (Meyerstein) 334. 





Ringersche Flüssigkeit gegen 


Anämie, carcinomatöse, und Hämolysinbildung 
(Troisier) 249. 
— und Eisenstoffwechsel (Queckenstedt) 615. 
—, Elarson bei (Tuszewski) 388. 
—, hämolytische (Schmidt) 708. 
. —, Herderscheinungen im Gehirn bei (Knoch) 
172. 
— bei Kindern (Müller) 478. 
—, Klinik der (Lazarus) 116. 
—-, Leishmaniosis- (LoRe, Mariano u. Stefano) 338. 
— und Nervenerkrankungen (Kauffmann) 362. 
—, parasitäre (Rossi) 291. 
—, perniziöse (Roth) 552. 
perniziöse, Bluttransfusion bei (Robineau) 
;» 117; (Vogel u. McCurdy) 645 
—, perniziöse, Milz ssuirpeticn bei (Huber) 50. 
—, perniziöse, und Nephritis (Labbe) 172. 
—, perniziöse, und Schrumpfniere (Lortat-Jacob 
u. Gassier) 427. 
—, perniziöse, in Schwangerschaft und Wochen- 
bett (Schüpbach) 50. 
rniziöse, Thoriumtherapie bei (Arneth) 645; 
(Kahn) 581. 
—, perniziöse, Zungenbrennen als Frühsymptom 
der (Stern) 427. 
—, primäre (Roth) 645. 
— und Sepsis des Mundes (Wynter) 339. 
—, Thoriumbehandlung bei (Brückner) 
(Sisto) 53. 
Anaesthetica s. a. Narkotica. 
—, Herzwirkung der (Burridge) 340. 
— und Lipoidtheorie Overtons (Clowes) 135. 
—, Lokal-, Kombinationen (Schmid) 11. 
Anaphylatoxin-Bildung und’Amboceptoren (Fried- 
berger u. Cederberg) 292; (Moreschi u. Val- 
lardi) 292, 293. 
— und Auge (Zade) 292. 
—Bildung in vitro (Donati) 293. 
Anaphylaxie s. a. Allergie. 
— 8. &. Überempfindlich keit. 
— (Friedberger u. Mitarbeiter) 406. 
—, Adsorptionstheorie der (Mutermilch) 602. 
—, Anti- (Weil) 293, 294. 
—, Anti-, vom Conjunctivalsack aus (Colombo) 
523. 
antiglykosurische Substanzen und (Toto) 38. 
Auto-, und Hämoglobinurie (Widal, Abrami 
u. Brissaud) 219. 
Blutbild bei (Miracapillo) 429. 
und Blutgerinnung (Kretschmer) 220. 
und Dermatosen (Schwartz) 696. 
bei Diphtherieseruminjektion (Piotrowski) 591. 
und Diphtherieüberempfindlichkeit (Arima) 
274. 
Eosinophilie bei (Schwarz) 642; (Sternberg) 
642. 
‚ Fieber und (Moreschi u. Golgi) 405. 
- und Geburtseintritt (Kolmer) 689. 
und Heilsera (Kammann) 603. 
und Herzschlagfolge (Hecht u. Wengraf) 554. 
und Kaolinadsorption (Friedberger u. Tsu- 
neoka) 299. 
‚ Komplementschwund und (Friedberger u. 
Cederberg) 291. 
und Organplasma (Salus) 689. 
und Plasmaantitoxin (Bory) 294. 


387; 


150 


Anaphylaxie und sympathische Ophthalmie (Dold 
u. Rados) 292; (Rados) 291. 

—, Temperatur bei (Leschke) 524. 

—, Tuberkulose- (Atkinson u. Fitzpatrick) 146. 

Anencephalie, partielle (Brouwer) 75. 

Aneurysma, angeborenes, bei Kaninchen (Harvey) 
711. 

—, Aorten-, und Struma (Kienböck) 620. 

— der Bauchaorta (Byloff) 251; (Perrin, Benech 
u. Etienne) 667. 

Angina follicularis und Meningitis (Siemerling) 5%. 

pectoris, perikardiales Reibegeräusch bei 

(Steell) 59. 

— pectoris, Reflexe und Schmerzen bei (Pulley) 
711. 

— und Überempfindlichkeit (Szontagh) 94 

— Vincenti (Plaut) 514; (Tièche) 514. 

— Vincenti, Salvarsanbehandlung bei (Achard u. 
Feuillie) 18. 

— Vincenti, Salvarsanbehandlung der (Rolleston) 
277. 

Angiom, Herz- (Leichtweiss) 59. 

Ankylostomiasis, Appendicitis bei (Giudicke) 321. 

Anorexie des Säuglings (Tobler) 677. 

Anthrakosis (Haythorn) 348. 

—, Lungen-, s. d. 

Antianaphylaxie s. Anaphylaxie. 

Antidiarrhoica (Weil) 324. 

Antifebrin, Blutsauerstoff unter dem Einfluß von 
(Piccinini) 678. 

Antiformin s. Tuberkelbacillen. 

Antikörper - Bildung und Ernährung 
schmidt) 96. 

— Bildung im Foetus (Fellenberg u. Döll) 527. 

— Bildung, Organe der (Tsurumi u. Kohda) 407. 

— Bildung und Tierspezies (Levaditi u. Muter- 
milch) 406. 

—, heterogenetische (Schiff) 299. 

Antimontrioxyd bei Trypanosomiasis (Kolle, Har- 
toch u. Schürmann) 586, 596. 

Antimon-Verbindungen bei Spirochäten und Try- 
panosomiasis (Uhlenhuth u. Hügel) 200. 

Antipyretica (Wachtel) 584. 

Antipyrin, Blutsauerstoff unter dem Einfluß von 
(Piccinini) 678. 

—, paradoxe Wirkung bei decerebrierten Tieren 
(Barbour u. Deming) 135. 

—, Wärmebildung unter dem Einfluß von (Isen- 
schmid) 268. 

Antithrombin s. Thrombin. 

Antitoxin-Bildung und Thyreoidea (Farrant) 299. 

Antitrypsin-Wirkung von Hühnereiweiß (Sugi- 
moto) 97. 

Anurie und Appendicitisoperation (Evans) 704. 

—, reflektorische, und Nierenfunktion s. d. 

Aorta abdominalis, Embolie der (Bauer) 346. 

Aorten-Aneurysma 8. Aneurysma. 

—Insuffizienz, präsphygmische Periode bei (Pezzi) 
344. 

—Stenose und Pulmonalatresie (Häberle) 346. 

Aortitis, tuberkulöse (Dal Lago) 60. 

Aphasie (Liepmann) 78. 

— bei Anämie (Knoch) 172. 

—, Behandlung (Fröschels) 378, 448. 

— bei Meningitis tuberculosa (Pick) 77. 

— und Psychose (Kleist) 447. 


(Klein- 


Aphthae tropicae-Spru (Justi) 142. 
Apoplexia progressiva (Baumel u. Lapeyre) 


Appendieitis (Sonnenburg) 164. 

—, Atiologie der (Miraglia) 418. 

—, akute (Roux) 322. 

akute, Mortalität bei (Hagmaier) 43. 
Alters-, Diagnose der (Philipowicz) 323. 
Ankylostomiasis und (Giudicke) 321. 
Behandlungsstatistik der (Quervain) 321. 
und Colica appendicularis (v. Redwitz) 323. 
und Diphtherie (Reiche) 240. 

Erblichkeit der (Colley) 546. 


? 
, 
+ 
? 





Redwitz) 323. 

Hämaturie bei (Radlinski) 44. 

und Hyperacidität (Illoway) 240. 

—, ÖOperationsstatistik der (Zander) 110. 

und Oxyuris (Rheindorf) 109. 

und Paratyphus (Merrem) 240. 

im Puerperium (Hammer) 111. 

Röntgendiagnose der (Singer) 239; (Ulrichs) 

321. 

— , Säuglings- (Vincent) 546. 

> Scharlach und (Seitz) 322. 

und Schwangerschaft (Füth) 320. 

und Tonsillitis (Braeunig) 110. 

und Überempfindlichkeit (Szontagh) 9. 

und Ulcus duodeni (Klots) 239. 

Appendix, Schleimkonkremente im (Pohl) 545. 

Apraxie (Liepmann) 78. 

— bei Balkendurchtrennung (v. Rad) 79. 

Arginase und Kreatinstoffwechsel (Thomas) 303. 

Arsen und Blutbild (v. Hoesslin) 339. 

— Krebs (Nutt, Beattie und Pye-Smith) 83. 

— Nachweis (Lewin) 454. 

—, Nervenschädigung durch (Moleen) 389. 

— und Röntgenreaktion (Hertz) 2. 

Arsenobenzol s. Salvarsan. 

Arsenverbindungen, bakterielle Zersetzung der 
(Huß) 587. 

—, parasiticide, Wirkung der (Wieland) 12. 

Arteriitis obliterans und Splenomegalie (Wynter) 
339. 

—, rheumatische (Klotz) 60. 

— und Unterschenkelgangrän (Galop) 697. 

Arteriosklerose (D’Antona) 710. 

—-, cerebrale, und Löwysches Phänomen (Bender) 

346. 

und Cholesterinämie (Wacker 

155. 

und Claudicatio intermittens (Cassirer) 481. 

, Claudicatio intermittens bei (Favre) 711. 

> Dysbasie bei (Favre) 711. 

, experimentelle (Saltykow) 559. 

—, Herzinnervation und (Pawinski) 178. 





u. Hueck) 


Hypercholesterinämie bei (Schmidt) 606. 

Hypertension bei, und Arzneimittelwirkung 

(Rutkewitsch) 560. 

—, Jodipintherapie bei (Bosse) 10. 

der Kleinhirnrinde (Podmaniczky) 375. 

Arthigon s. a. Gonorrhöe. 

— und Gonorrhöediagnose (Sommer) 91. 

‚ Intravenöse Injektionen (Bardach) 19. 
(Lewinsky) 279. 

— bei Iritis (Kreibich) 141. 


— 


51 


573. 


Apoplexie bei Lumbalpunktion (Weinländer) 191. 


Gefäßveränderungen der Appendix bei (v. 


Arthritis s. a. Gelenkrheumatismus. 

— s. a. Polyarthritis. 

— (Barker) 483; (Müller) 482. 

— chronica tuberculosa (Poncet) 565. 

— deformans (Müller) 482. 

— deformans, Atiologie der (Axhausen) 182. 

— deformans in Athen (Aravandinos) 259. 

‚ — deformans, mikroskopische Befunde bei (Pom- 
mer) 355. 

-— deformans und Syphilis (Axhausen) 566. 

—, Purinstoffwechsel bei (Ljungdahl) 536. 

— bei Spru (Low) 399. 

—, Streptokokken- bei Affen (Schloß u. Foster) 
91. 

—, Thoriumtherapie (Kahn) 581. 

Arthropathie bei Syphilis (Wile) 564. 

—, tabische (Barre) 187. 

Arzneifestigkeit der Bakterien (Köhne) 508. 

Arzneikombinationen (Schmid) 11. 

— und Synergismus (Wolff) 12. 

Arzneimittel, chemische Konstitution der, und 
Wirkungsweise (Langgaard) 268. 

—, spezifische Wirkung der (Cloetta) 85. 

—Synergismus (Fühner) 2U1. 

—, Übergang der, auf Foetus (Jung) 677. 

Ascariden, Chenopodiumöl bei (Lechler) 289. 

‚ Parmperforation durch (Plew) 109. 

—, Eientwicklung in vitro (Swellengrebel) 218. 

—, Erstickungstod durch (Leon) 290. 

— der Gallenwege, s. diese. 

—, Häufigkeit der, bei Kindern (Lechler) 289. 

—, Intoxikation (Spieth) 523. 

Ascites, chylöser (Gandin) 385. 

—, Dauerdrainage der durch Implantation von 
Formolgefäßen (Schepelmann) 632. 

—, eosinophiler (Rolleston) 632. 

—, Pneumokokkenperitonitis nach (Esmein) 111. 

—, pseudochylöser (Nash) 165. 

Aspergillus-Autolyse (Dox) 454. 

—Kultur, Acidität der (Wehmer) 509. 

— Kultur, Metallwirkung in (Javillier) 270. 

Asphyxie- Behandlung (Grober) 132. 

Asthma- Anfälle, erregt durch Hypophysin (Lanari) 

434. 

—, bronchiale, 
gracht) 252. 

—, bronchiale, 
chardt) 180. 

—, bronchiale, Lipojodinbehandlung (Steiner) 62. 

—, bronchiale und Nasenrachitis (Walb) 180. 

— der Kinder und arthritische Diathese (Spol- 
verini) 349. 

— und Lungentuberkulose (Tauszk) 181. 

— und Thoraxdeformität (Peltesohn) 658. 

Asthmolysin (Borchardt) 180. 

Ataxie, akute (Merle) 570. 

, cerebellare familiäre (Sprawson) 492. 

— und Furcht (Maloney) 384. 

—, Hemi- (Auerbach) 492. 

—, hereditäre und Vestibularapparat (Agejewa) 
669. 

—Ieyden-Westphal (Dawidenkow) 486. 

—, tabisehe, mechanische Behandlung 
( Baeyer) 71. 

Atherosklerose s. Arteriosklerose. 

Athetose, doppelte (Kroll) 375. 





Adrenalinbehandlung (Meulen- 


Hypophysenextrakt bei (Bor- 





der 


152 


Athrepsie, Schilddrüsenatrophie bei (Alezais u. | Bakterien, Anilinwirkung auf Wachstum der | 


Mattei) 386. 

Atmung s. a. Respiration. 

—, Apparat zur, komprimierter Luft und Aus- 
atmung in verdünnte Luft (Spieß) 61. 

— und Blutverteilung (Mosler) 178. 

—, Caleiumwirkung auf (Haffner) 507. 

—, Lähmung der (Beriel u. Durand) 433. 

—, Lufttemperatur bei Aus- (Löwy u. Gerhartz) 
178. 

—, Lungenventilation und „toter Raum“ bei 
(Krogh u. Lindhard) 347. 

—, periodische, bei Neugeborenen (Mensi) 658. 

—, Physiologie der (Bornstein) 561. 

—, Reflexauslösung der (Nice) 658. 

—, Regulierung der, bei Muskelarbeit (Krogh u. 
Lindhard) 193. 

— und Wasserabgabe der Lungen (Azzi) 347. 

Atmungsorgane, Erkrankung der, in Athen (Ara- 
vandinos) 259. 

Atophan und Harnsäureausscheidung (Abl) 535. 

Atoxyl-Röntgentherapiekombination bei Carci- 
nom (Blumenthal) 86 

— bei Trypanosomiasis, s. d. 

Atrophie und Cholera infantum s. d. 

Atropin bei Magenkrankheiten (Pletnew) 474. 

Aurum cyanatum bei Lupus (Mentberger) 599. 

—kalium cyanatum als Blutgift (Hauck) 678. 

—kalium cyanatum bei Lupus (Poór) 599. 
(Walter) 286. 

Autoanaphylaxie s. Anaphylaxie. 

Autointoxikation, intestinale (Metschnikoff) 233. 

—, intestinale, und Oxyphenyläthylaminvergif- 
tung (Iwao) 679. 

Autolyse, Leber, s. d. 

Autoxydable Substanzen (Thunberg) 100. 

Azolithmin bei Bakterienkultur (Pfeiler) 14. 

Azotämie bei Kindern (Nobécourt) 98. 

Azotobacter chroococcum, chemische Zusammen- 
setzung des (Omeliansky u. Sieber) 89. 

Babesia-Kultur 400; 
(Toyoda) 20. 

Bacillen, säurefeste, 
234. 


(Thomson u. Fantham) 


Chemie der (Kozniewski) 


Bacillus abortus und Komplementbindung bei | 


Kindern (Larson u. Ledgwick) 514. 
aerogenes capsulatus bei Dysenterie (Orton) 
276. 

faccalis alealigenes und typhoide Erkrankung 
(Fürth) 90, 
fusiformis im Blut (Larson u. Barron) 143. 
fusiformis, Kultur des (Krumwiede u. Pratt) 
136. 
mesentericus vulgatus (Lafforgeue) 595. 
proteus, Virulenz und Schädigungen durch 
(Larson u. Bell) 142. 

rusiopatliiaesuis, Endotoxin des (De Wilde) 515. 
subtilis, Rohrzuckerassimilation des (Lemoigne) 


13. 

— subtilis, säurefeste Substanz gebildet durch 
(Waelsch) 88. 

Bakterien, Ammoniakbildung durch 
Day u. Walker) 130. 


—, anaerobe, 
(Lorenti) 14. 





(Kendall,, — (Miura) 194; 


(Krumwiede u. Pratt) 508. 

Arzneifestigkeit der (Köhne) 508. 

Chemie der (Tamura) 680. 

Eiweißsynthese der (Tamura) 14. 

Endotoxine (Thiele u. Embleton) 3%). 

Fermente, Morphologie der (Brandt) 88. 

Glucosaminabbau durch (Meyer) 3%. 

Indolbildung der (Kligler) 588. 

Kultur, Azolithmin zur (Pfeiler) 14. 

Kultur, Tondeckel für (Aumann) 137. 

Pathogenität (Thiele u. Embleton) 390. 

Säureagglutination der (Reim) 14. 

‚ Verbreitung (Celli) 454. 

Balneologie der deutschen Meere (Gmelin) 85. 

— und Nervenerkrankungen (Goldscheider) 185. 

Bananenmehl (Melban) (Noorden) 132. 

—, Ausnutzung des (Kakizawa) 223. 

Bandwurm-Lipoide, Antigenkörperbildung gegen 
(Meyer) 296. 

Bantische Krankheit und Eisenstoffwechsel 
(Bayer) 634. 

— Krankheit, Milzexstirpation bei (Groves) 703. 

— Krankheit und Splenomegalie (Gibson) 478. 

— Krankheit, Streptothrix als Ursache der (Gib- 
son) 478. 

Baranyscher Zeigeversuch s. Vestibularapparat. 

Barlowsche Krankheit, Organanalysen bei (Bahrdt 
u. Edelstein) 528, 693; (Lust u. Klocman| 
693. 

Basedowsche Krankheit, 

Blutes bei (Kraus) 40. 

Krankheit, Augensymptome bei (Troell) 621. 

Krankheit, Chirurgie der (Klose) 413. 

Krankheit, Hyperthyreoidismus und (Kraus) 

40. 


P REEE 


Adrenalingehalt dvs 


— 
— 


— Krankheit, Hypotensin im Serum bei (Black- 
ford u. Sanford) 160. 

— Krankheit und Kropf (Plummer) 160. 

— Krankheit, Magenfunktion bei (Friis Möller) 

630. 

Krankheit beim Manne (Mendel u. Tobias) #1. 

Krankheit, Parathyreoideae bei (Iversen) 647. 

Krankheit und Schilddrüse (Wilson) 160. 

Krankheit, Sinusthrombose bei (Kaliebe) 571. 

Krankheit und Thymus (Rose) 620. 

Baucheingeweide, Abgrenzung von Brusteinge wei- 
den durch Stimmga bel (Cantlie) 504. 

Bedingte Reflexe s. Großhirnrinde. 

Bence-Jones-Albuminurie s. d. 

Benzaldehydsynthese im Tierkörper (Friedmann 
u. Türk) 32. 

Benzin bei Leukämie s. d. 

Vergiftung (Jaffe)) 508. 

Benzol bei Granulom s. d. 

— bei Leukämie s. d. 

—-Vergiftung, chronische (Gerbis) 679. 

Benzoyleiweißkörper und Eiweißdifferenzierunz 
(Blum u. Umbach) 32. 

Bergonisieren s. Fettsucht. 

Beri-Beri s. a. Vitamine. 

Beriberi s. a. Polyneuritis. 

(Schaumann) 527 

zentrale Degenerationen bei (Richter) 363. 


— 





Kultur bei Gegenwart von Luft | —, Vitamine und (Funk) 449. 
! Beschäftigungsneurosen (Mohr) 382. 


hi, S | ni 


Bindegewebe, Zellformen im (Tschaschin) 705. 

Blase s. Harn-Blase. 

Blasensteine, latente, und Blasentuberkulose (De- 
beaux) 333. 

Blasentuberkulose, Diagnose der (Debeaax) 333. 

Blastomyceten und Carcinom s8. d. 

— und Granulombildung (Magnini) 208. 

Blei, Nachweis im organischen Material (Erlen- 
meyer) 201. 

—Salze, Leber und (Siccardi u. Roncato) 200. 

— Vergiftung (Straub) 389. 

— Vergiftung, Acidosis bei (Declairfayt) 87. 

— Vergiftung, Blut bei (Schmidt) 429. 

— Vergiftung, Gesichtsatrophie bei (Hertz u. 
Johnson) 367. 

— Vergiftung, Muskelatrophie bei (Scuderi) 442. 

— Vergiftung, Nervenschädigung durch(Moleen)389 

— Vergiftung, Neuritis retrobulbaris nach (Petro- 
nio) 366. 

— Vergiftung, Spinalparalyse bei (Sons) 443. 

Blinddarmentzündung s. Appendicitis. 

Blinzelreflex, optischer (Levinsohn) 126. 

Blut, Adrenalingehalt des, bei Erstickung (('zu- 
balski) 624. 

—, Aminosäuren im (Abderhalden) 307; (Labbe 
u. Bith) 153. 

—, Aminosäuren im, und Aminosäurenausschei-. 
dung im Harn (Labbe u. Bith) 31. 

— bei Anaphylaxie (Miracapillo) 429. 

—Ausstrichtechnik (Arneth) 171. 

— bildende Organe bei Tiefenbestrahlung (Hei- 
neke) 53. 

—Bild bei Parotitis epidemica (Barach) 648. 

— Bildung beim Embryo (Ferrata u. de Nigreiros- 
Rinaldi) 641. 

— Bildung und Infektionen (Arnone) 119. 

— Bildung, Liehtwirkung auf (Bickelu.Tasawa) 477. 

— Bildung und Leber, s. d. 

— Bildung und Milz (Pappenheim u. Fukushi) 548. 

—- Bildung bei Splenektomie (Krumbhaar, Musser 
u. Pearce) 243. 

—, Bleivergiftung und (Schmidt) 429. 

—, Cholesterin im (Schmidt) 606. 

—Dialyse von Aminosäuren, Methodik (Abel, 
Rowntree u. Turner) 607. 

—Differenzierung, Antikörperbildung und (Hek- 
toen) 5l. 

—Druck und Atmung (Mosler) 178. 

—Druck, auskultatorische Messung (Weysse u. 
Lutz) 176. 

—Druck und Blutbild (Münzer) 176. 

— Druck und Blutplättchenmenge (Le Sourd u. 
Pagniez) 652. 

— Druck und (Coronar-Arterien (Markwalder u. 
Starling) 342. 

— Druck, Digitaliswirkung auf (James u. Hart) 344. 

— Druck bei Erregungs- und Depressionszustiinden 
(Hawley) 121. 

—Druck bei Gesunden (Dellepiane) 652. 


153 





Blut-Druckmessung, Recklinghausensche Arm- 
manschette mit Momentverschluß (Ehren- 
reich) 56. 

—Druck, Minimal- (Lian) 479. 

—Druck und Nebenniere s. d. 

— Druck und orthostatische Albuminurie (Bass u. 
Wessler) 638. 

— Druck in Pulmonalarterie (Wiggers) 653. 

—Drucksteigerung und kardiovasculäre Erkran- 
kung (Janeway) 433. 

—Drucksteigerung und Tachykardie (Mougeot) 250. 

—Drucksteigerung und vegetabilische Diät (Mad- 
sen) 556. 

— Druck, Uzaronwirkung auf (Gürber u. Frey) 585. 

—Druck- und Vasomotorenreizung (Martin u. La- 
cey) 653. 

—, Ecksche Fistel und Veränderungen im (Nassau) 
553. 

—, Endothelien im (Netousek) 705. 

—, Eosinophilie im, s. d. 

—, Esterase im (Rona u. Bien) 692. 

—-Farbstoffe, Anilinreaktion mit (Magnanimi) 608. 

— Farbstoffe, Konstitution der (Piloty, Stock u. 
Dormann) 529. 

—Farbstoffe, photodyname Wirkung der (Meyer- 
Betz) 2, 673. 

—, Fibrinogengehalt im (Whipple) 462. 

—Gasapparat, Differential- (Hoffmann) 334. 


|Z Gefite Mediasklerose der (D’Antona) 710. 


— Gefäße, Temperaturwirkung auf(Pissemsky) 653. 
—Gefüßmuskeln, Arbeit der (Hürthle) 479. 
—-Gerinnung (Dorrance) 643. 

—Gerinnung und Anaphylaxie (Kretschmer) 220. 
ı —Gerinnung, Bestimmungsmethode der (Yatsus- 
| hiro) 560. 

ı —Gerinnung und Fibrin (Hekma) 643. 
—Gerinnung und hämorrhagische Diathesen (Ho- 
well) 647. 

—Gerinnung, Hemmung der, in der Pleurahöhle 
(Zahn u. Walker) 171. 

—Gerinnung, Immunität und (Hirschfeld u. Klin- 
ger) 96. 

—Gerinnung, Ionenwirkung bei(Clowes u. West)171. 

—-Gerinnung und Kropf (Bauer u. Bauer-Jokl) 119. 

—Gerinnung, Pathologie der (Küster) 426. 

—-Gerinnung und Phosphatide (Pekelharing) 644. 

—Gerinnung bei Schwangeren (Hofmann) 340. 

—Gerinnung, Thrombin bei (Whipple) 644. 

—Gerinnung und Thyreoidea (Hofmann) 340. 

—, Harnsäurebestimmung im, nach Ziegler (Sack) 

156. 
—, Harnstoffgehalt bei, Thyreo-Parathyreodek- 
tomie (Urechia) 691. 

—, bei Infektionskrankheiten (Miracapillo) 429. 

—Körperchen bei Infektionen (Arnone) 118. 

— Körperchen und innere Sekretion (Heimann) 314. 

—Körperchen, Permeabilität der, für Trauben- 

zucker (György) 99. 

—Körperchen, rote, s. Erythrocyten. 


—Druck, Hypophysenextraktwirkung auf (Claude | —Körperchen, weiße, s. Leukocyten. 


u. Porak) 539. 
—Druck und Herzaktion (Wiggers) 556. 
—Druck und innere Sekretion (Bernstein) 616. 
— Druck bei Kindern (Katzenberger) 556. 


—Konzentrationsbestimmung (Veil) 706. 

— Krankheiten s. a. Granulom. 

— Krankheiten, Blutserumkonzentration bei(Heu- 
dorfer) 117. 


— Druck bei Kindern und orthotische Albuminurie | —Krankheiten (Hirschfeld) 553. 


(Bugge) 242. 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 


\— Krankheiten s. a. Splenomegalie. 


48 


Blut-Krankheiten, Thoriumbehandlung bei (Sisto) | 
53. 

— Kreislauf in Händen und Füßen (Stewart) 555. 

— Kreislauf bei Muskelarbeit (Krogh u. Lindhard) 
193. 

— Kreislauf und Sport (Stadler) 176. | 

— Kreislauf und Venenpuls (Hun und Hawn) 555. | 

—Li und Leberfunktion s. d. 

—, Lipasebestimmung im, bei Leberschädigung 
(Whipple) 166. 

—-, osmotischer Druck des, und Nebennieren 
(Scala) 624. 

—Plättchen bei Pyrodinvergiftung (Foti) 641. 

—Plasma, Eiweißkörper des (Piettre u. Vila) 463. 

—, Proteolyse im (Zunz) 307. 

—Reaktion, mikrochemische (Groat) 132. 

—, Restkohlenstcff im, bei Epilepsie (Serobianz) 31. 

—Sauerstoffgehalt, Wirkung des, Antipyretica auf , 
(Piccinini) 678. 

—, Seeklimawirkung auf (Conradi) 648. | 

—Serum s. a. Serum. 

— Serum, antipeptische Wirkung des (Rubinstein) 
525 


—Serum, Antithrombin im (Pekelharing) 407. 

—Serum, auxoautolytische Stoffe im (Guggen- 
heimer) 305. 

—Serum, Eiweißbestimmung im, polarimetrisch 
(Gastaldi) 100. 

—Serum, hämolytische Wirkung und Syphilis- 
diagnose (Cummins) 28. 

—Serum, Immunreaktion des, auf Kohlehydrate 
(Kumagai) 29. 

—Serum und Linseneiweiß bei Katarakt (Römer) 
411, 610. 

—Serum, Maltosespaltung im, und Ernährung 
(Kumagai) 99. 

—Serum, optisches Drehungsvermögen im (Ga- 
staldi) 100. 

— Serum, Temperaturerniedrigung durch (Guerrini) 
524. 

"—, Sonnenbestrahlungswirkung auf Leukocyten- 
bild im (Aschenheim) 338. 

—Stickstoffgehalt bei Nephritis (Nobecourt u. Bi- 
dot) 332. 

—Stickstoffgehalt in Schwangerschaft (Morel u. 
Mouriquand) 222. 

—Stillungsmittel, Koagulen (Obermüller) 132. 

--Strömung im Capillaren (Körner) 498. 

—Strömung, Gefäßarbeit bei (Hürthle) 478. 

—-, Teiehmannsche Probe (Symons) 504. 

—, Toluylendiaminwirkung auf (Hertz u. Er- 
lichówna) 54. 

— Transfusion (Robineau) 117. 

—Transfusionsmethode (Bardier u. Clermont) 
707. 708; (Satterlee u. Hoker) 642. 

—, vasokonstringierende Substanz im (Voegtlin 
u. Macht) 342. 

— Viskosität, Nebennierenwirkung auf (Scala) 624. 

— und Vitalfärbung (Celli u. Guarnieri) 706. 

— Volumen der Kaltblüter (Fry) 244. 

— Zerfall, Pathologie des (Meyerstein) 334. ! 

—őZirkulation in den Händen bei Herzkrankhei- 
ten (Stewart) 652. 

— Zirkulation, Poiseuillesches Gesetz und (Roth- 
mann) 427. 

Blutungen,spontane,alsFrühsymptom (Murray)l131 


154 


Blutzucker s. a. Hyperglykämie. 

— (Lépine) 615. 

—, Bestimmung des (Bang) 615. 

—, Bestimmung (Dorner) 468. 

—, Bestimmung des (Michaelis) 615. 

—, Nephritis und (Bennigson) 469. 

—, Pituitrinwirkung auf (Stenström) 613. 

—, virtueller (Lépine u. Boulud) 158. 

Bogengangapparat (Reich) 253. 

—, Klinik des (Bárány) 253. 

—, Physiologie des (Rothfeld) 253. 

Bordet-Gengousches Phänomen s. Komplement- 
bindung. 

Botulismus (Bürger) 90. 

Bouillonnährboden, Eizusatz zu (Besredka u. 
Jupille) 137. 

Bovovaccin s. Tuberkulose. 

Bradykardie s. Herz. 

Brechdurchfall,cholera- und dysenterieähnlicheSpi- 
rillen bei(Courmont, Lesieur u. Marchand) 276. 

—, Sommer- und Hitze (Zahorsky) 81. 

Brechreiz, Reizpunkte für (Sternberg) 163. 

Brenztraubensäure, Bestimmung der (MacLean) 
529. 

Brightsche Krankheit s. Nephritis. 

Brom-Calcium bei Epilepsie (Januschke) 86. 

— und Chlorverdrängung im Organismus (Bön- 
niger) 615. 

— und Geloduratkapseln (Jödicke) 86. 

—Salze, Wirkungsweise der (Bernoulli) 85. 

—, Wirkungsweise und Chloriddefizit (Januschke) 
86. 


Bronchialatmen, Hypothesen über das (Bueri) 251. 

Bronchialdrüsen-Tuberkulose, Radiographie der 
(Oelsnitz u. Paschetta) 349. 

— Tuberkulose, Symptome der (Gölz) 711. 

Bronchialmuskeln, Funktion der (Titone) 179. 

Bronchiektasie, Durstkurbehandlung bei (Hoch- 

haus) 123. 

Bronchitis, diphtherische (Beyer) 275. 

—, Durstkurbehandlung der (Hochhaus) 123. 

Bronchopneumonie s. Pneumonie. 

Bronchoskopie (Henrich) 6. 

Bronzediabetes s. Addisansche Krankheit. 

Brustdrüse s. Milchdrüse. 

Butylenglykolgärung der Bac. subtilis-Gruppe 
(Lemoigne) 13. 


C vgl. K u. Z. 

Caffein, Kreatinausscheidung nach (Salant u. 
Rieger) 461. 

Caissonkrankheit (Lapuchin) 368. 

Calcium s. a. Kalk. 

—aceticum bei Rachitis (Schloss) 313. 

—, Atmung und Einwirkung von (Haffner) 507. 

— bei Tetanie (MacCallum u. Vogel) 161. 

Calciumchlorid bei Erysipel (Kawakami) 198. 

— bei Heufieber (Emmerich u. Loew) 180. 

Campher bei Fieber der Tuberkulösen (Weihrauch) 
677. 


! —, Herzwirkung des (del0lmo) 388; (Pirera) 341. 


—, intravenöse Injektion von (Schüle) 388. 

Campheröl-Injektionen bei Lungentuberkulose 
(Alexander) 350. 

Cancer a deux s. Careinom. 

Capillar-Blutströmung (Körner) 498. 


(‘arbonsäuren, Abbau der, im Tierkörper (Fried- ; 
mann u. Türk) 32. 

Carcinom s. a. Krebs. 

— u. Alter (Gilford) 501. 

—Atoxyl-Röntgenstrahlen,. Kombination 
(Blumenthal) 86. 

—, Autolysattherapie bei (Lunckenbein) 452. 


155 


‚ Chemotherapie (Schwenk) 452. 
— und Arzneifestigkeit der Bakterienstämme 
(Köhne) 508. 


ı—, Farbstoffe und (Eisenberg) 87. 
bei | 


— der Tuberkulose (Meissen) 403. 
— bei Tumoren (Nahmmacher) 505. 


| Chenopodiumöl bei Ascariden s. d. 


— Behandlung, chemische Grundlagen.der (Freund) | Chinin-Derivate bei Malaria (Giemsa u.Werner) 453. 


198. 

—, Blastomyceten und (Roncali) 501. 

— Cancer & deux, Statistik der (Weinberg) 263. 

— der Colonflexur (Bensaude u. Thibaut) 324. 

—-, Dialysierverfahren bei (Weiß) 467. 

—, Elektrokobaltinjektion und Radiotherapie bei 

(Klotz) 198. 

— und Fieber (Giordano) 675. 

‚„ Harnstickstoff bei (Salkowski) 304. 

‚ innersekretorische Behandlung des (Shirlaw) 84. 

—, inoperables, Therapie des (Simon) 452. 

, Komplementbindung bei, und Micrococcus 

neoformans ( Yamanouchi) 301. 

—, Leber- s. d. 

—, Mesothoriumtherapie bei (Döderlein u. v.Seuf- 
fert) 676; (Kuznitzky) 387; (Pinkuss) 582. 

, Metastasenbildung bei Mäuse- (Koenigsfeld) 
501. 

—, praecanceröses Stadium bei Leberregenera- 

tion (Yokoyama) 112. 

—, Radiotherapie bei (Abbé) 583; (Bayet) 8; 
(Brumm) 582; (Finzi) 417; (Klotz) 198; 
(Réthi) 561; (Riehl) 452; (Warnekros) 452. 

‚ Röntgenstrahlen- Atoxylkombination bei (Blu- 
menthal) 86. 

—, Röntgentechnik bei (Ranzi, Schüller u. Spar- 

mann) 452. 

, Spontanheilung (Theilhaber u. Edelberg) 263. | 

, Statistik (Mielecki) 263. 

—, Thoriumbehandlung bei (Brückner) 387. 

, Wachstumshemmung durch 

(Koenigsfeld u. Prausnitz) 264. 
— Zellen, Röntgenstrahlenwirkung auf (Ritter u. 
Lewandowsky) 506. 

Carcinose, Miliar-, der Lungen (Schmidt) 252. 

Carotisdrüse und Glykosurie (Lanzillotta) 577. 

Casein 8. a. Säuglingsernährung. 

—, Hexonbasen aus (v. Slyke) 606. 

Caseinogen-Ausflockung (Schryver) 531. 

Caudatumoren s. Rückenmark. 

Cerebroside s. Gehirn. 

Cerebrospinalflüssigkeit, Bildung der (Barbocco) 

126. 
—, Cytologie der ((Szécsi) 661. 


—, Eiweiß- und Zellgehalt der (Derrien u. Roger)! —, 


484. 
—, EiweißBkörper der (Bisgaard) 409. 
—, Gerinnung der, bei Meningitis (Debré u. Paraf) 
255. 
—, Goldreaktion der (Eicke) 436. 
—, Harnsäuregehalt der (Soper u. Granat) 607. 
—, Oxydasereaktion der (Szécsi) 358. 
—, Sekretion der (Dixon u. Halliburton) 484. 
— und Syphilisdiagnose (Schwarz) 253. 
— bei Tremor der Kinder (LoRe) 184. 
Cerebrospinalflüssigkeit, Weil-Kafkasche Hämo- 
lysinreaktion in (Boas u. Neve) 526. 
Chagaskrankheit s. Trypanosoma. 


‚Cholesterin bei Anämie 
= im Blut bei Cholesterinzufuhr (Wacker u. 


—, Herzwirkung bei Schildkröten (Le Fèvre de 
Arric) 134. 

—, Wärmebildung unter dem Einfluß von (Isen- 
schmid) 268. 

Chlor-Retention u. Organchlorgehalt (Scholz) 103. 

— Stoffwechsel s. a. Kochsalz-Stoffwechsel. 

Chloralhydrat-Narkose, Wirkung zentral erregen- 
der Mittel auf (Airila) 507. 

—, Wirkung der, auf Peristaltik (Sembdner) 318. 

Chloroform-Äther-Narkose (Ritschel) 678. 

—Morphin-Narkose (Stange) 269. 

— Narkose kombiniert mit Schlafmitteln (Barten) 
269. 

—Scopolamin-Narkose (Ludewig) 269. 

Chlorom (Beltz) 246. 

Chlorometer (Weiss) 156. 

Chlorzink-Vergiftung (Döhrer) 389. 

Cholämie, experimentelle (Bürger u. Fischer) 633. 

Cholecystitis, phlegmonöse und gangränöse Ente- 
ritis (Roussel) 702. 

—, Typhus (Morison) 548. 

Cholelithiasis, Ätiologie der (Riese) 326. 

—, Cholesterinämie bei (Chauffard) 44. 


i— 5. a. Gallensteine. 
|—, Deus bei (Remynse) 630. 


— intrahepatische (Siber) 419. 

—, Pankreasfettnekrose verursacht durch (Möl- 
lering) 420. 

—, Pankreatitis und (Seeber) 634. 

—, Scheinfälle von (Lejars) 113. 


Thiosinamin | Cholera, Bakteriologie der (Goere) 455. 


—, Epidemie (Freise) 271. 

—, Gangrän nach (Welcker) 272. 
, Kontaktinfektion (Aumann) 590; Eckert) 392. 

—, ze pie (Goéré) 455. 


Vibrionen, Veränderungen der, im Wasser 
(Stamm) 590. 

—, Vibrionen, Verbreitung der, im Tierkörper 
(Cano) 139. 


infantum, Atrophie und (Finkelstein) 580. 
(Cantieri) 707. 


Hueck) 155. 

in Geweben (Gardner u. Lander) 530. 

Resorption des, im Verdauungskanal (Leh- 

man) 606. i 

und Sterine (Dorée) 531. 

Cholesterinämie und Atherosklerose (Wacker u. 
Hueck) 155. 

—, Klniik der (Schmidt) 606. 

— und Dyspnöe bei Scyllium (Wacker u. Hueck) 
155. 

—, Gallensteinbildung und (Chauffard) 44 

— undMuskelarbeit(Wacker, Hueck u.Picard)155. 

Cholesterinbehandlung, Anaemia splenica und 
(Cantieri) 50. 

— der paroxysmalen Kältehämoglobinurie (Lind- 
bom) 53. 


48* 


> 


— 


Cholesterinsteatose, experimentelle (Anitschkow)3. 

Cholin, Ovarialveränderungen nach (Sommer) 86. 

Chondriosomen bei fettiger Entartung (Azzi) 262. 

Chondroiturie (Pollitzer) 330. 

Chorda dorsalis, Chordoma sarcomatosum (Deber- 
nardi) 84. 

Chordoma sarcomatosum (Debernardi) 84. 

Chorea, Hemi- (Kroll) 671. 

— paralytica, infantile (Netter u. Ribadeau- 
Dumas) 570. 

— und Poliomyelitis acuta s. d. 

, Streptococcus viridans bei (Richards) 514. 

—, Sydenhamsche (Langmead) 378. 

Chorionepitheliom, Lungenmetastasen bei (Bra- 
sche) 562. 

Chromaffines System und Blutbild (Münzer) 176. 

Chromate und Gewerbehygiene (Lehmann) 454. 

Ciba, antipyretische Wirkung von (Wachtel) 584. 

Claudicatio intermittens s. Arteriosklerose. 

Cocain, zentralerregende Wirkung des (Airila) 507. 

Codein, Darmwirkung des (Pal u. Popper) 10. 

Coecum, Verschiebung des, bei Schwangerschaft 
(Füth) 320. 

Colibacillen ‚Nahrungsmittelvergiftungdurch (Mas- 
sini) 681. 

Colica appendicularis s. Appendicitis. 

Colicystopyelitis, Alkalibehandlung der (Schel- 
tema) 640. 

Coli-Infektion des Harnapparates (Franke) 397. 

—Infektion bei Tieren (Zei) 595. 

Colitis pseudomembranacea bei Kindern (Stein- 
schneider) 324. 

— und Réaction colique (Matthieu) 631. 

— suppurativa (Schmidt) 165. 

Colon-Carcinom (Duval) 546. 

—Flexur, Carcinom der (Bensaude u. 
324. 

— und perikolitische Membran (Morley) 324. 

—Peristaltik (Hertz u. Newton) 542; (Jordan) 629. 

Coma diabeticum, Behandlung der (Grober) 7. 

— diabeticum, Blutdruck bei (Blum) 37. 

— diabeticum, Blutzucker bei (Sohn) 226. 

-— diabeticum, Klinik und Therapie des (Blum) 
37. 

— diabeticum, Säurevergiftung bei (Masel) 226. 

Commotio cerebri s. Gehirnerschütterung. 

Conjunctivitis bei Gonorrhöe, s. diese. 

Coprosterin s. Nterine. 

Corunar-Arterien, Adrenalinwirkung auf (Mark- 
walder u. Starling) 342. 

— Arterien, Blutkreislauf in (Markwalder u. Star- 
ling) 342. 

Corpus luteum und Hypophyse (Kleemann) 230. 

— luteum und Menstruation (Miller) 627. 

Cotoin (Weil) 324. 

Creeping disease in Rumänien (Leon) 290. 

Culciden s. Parasiten. 

Cuprein bei Malaria (Giemsa u. Werner) 453. 

— s. a. Athylhydrocuprein. 

Cutanreaktion s. Tuberkulin-Überempfindlichkeit. 

— Noguchi s. Luetinreaktion. 

Cvanzold s. Aurum. 

Cyanquecksilber bei Diphtherie (Schulz) 680. 

Cymarın, digitalisartige Wirkung des (Bonsmann) 
DNA. 

Cystinurie (Umber u. Bürger) 29. 


— 


Thibaut) 


56 


Dämmerzustand beiCommbotio cerebri (Meyer) 383. 

Darm, Arzneimittelwirkung auf (Katsch) 234. 

—, Ascaridenschädigung (Spieth) 523. 

— und Autointoxikation (Metschnikoff) 233 

—-Bakterienfermente und Pankreasfunktion ( Lif- 
schütz) 45. 

—Carcinom (Öhler) 700. 

—Fettresorption beim Säugling und Gallenwirkung 
(Yippö) 633. 

—-Flora und Autointoxikation (Metschnikoff) 233. 

— Erkrankungen und Kropfbildung (Hemmeter) 
227. 

— und Fibrinogenbildung (Goodpasture) 462. 

—Flora, Umwandlung der (Distaso) 13. 
—Flora, Wirkung des Genusses von destilliertem 
Wasser auf (Blatherwick u. Hawk) 416. 
—Innervation und Morphiumwirkung (Modra- 
kowski u. Sabat) 233. 

—Intoxikationen und Vagotonie (Eppinger u. 
Gutmann) 107. 

—Kontraktionen, Mechanismus der (Cannon u. 
Burket) 106. 

—Perforation durch Ascariden (Plew) 109. 

—Peristaltik, Chloralhydratwirkung auf (Nembd- 
ner) 318. 

—Peristaltik und Hormonalwirkung (Gaisböck u. 
Orth) 628. 

—Peristaltik, Pituitrinwirkung auf (Gaisböck u. 
Orth) 628. 

—Peristaltik und Splanchnieusreizung (Klee) 319. 

—, Pneumatosis cystoides im (Lejars) 419. 

— Sphincter ileo-coecalis, Funktion des (Hertz) 
235. 

—Stenosen und Radiographie (Hößlin) 239. 

—, Trichocephalus im (Christoffersen) 522. 

—Tumoren (Hößlin) 239. 

—, CA auf (Hirz) 318. 

— Verschluß 8. Ileus. 

Darminvagination bei Kindern (Becker) 43. 

Degeneration, hereditäre (Camp) 362. 

Degrassator (Schnee) 452. 

Dementia praecox und Abwehrfermente (Obregia 

u. Pitulesco) 533. 

praecox, Abwehrfermente bei (Theobald) 35. 

praecox, körperliche Störungen bei (Michel) 192. 

praecox, Leukocytose bei (Zimmermann) 648. 

praecox paranoides (Nöga-Nikolskaja) 384. 

praecox, Pupillenstörungen b.(Reichmann) 496. 

praecox, Somatische Grundlage der (Fank- 

hauser) 496. 

praecox, Stickstoffwechsel bei, und Thyreoidin- 

wirkung (Roß) 470. 

senilis, Pellagra bei (Rainsford) 260. 

Dengue (Sticke r) 210. 

Dentition und innere Sekretion (Kranz) 617. 

Dereumsche Krankheit s. Adipositas dolorosa. 

Dermatitis herpetiformis und Anaphylaxie 
(Schwartz) 696. 

Dermatosen und Anacidität (Lier u. Porges) AM. 

— metastatische (Fraenkel) 89. 

Dermographie und Abdominalorganerkrankungren 
(Lapinsky) 661. 

Dermographie, Mechanismus der (Lapinsky) 357. 

Desaminoglutin (Blasel u. Matula) 304. 

Desinfektion, Farbstoffwirkung und halbspezi- 
fische (Eise 'nberg) 87. 


- EE 0 ii> - [EEE e e f 


-am a ° Ge a S A T D , D y ÁÁ G O D y D ~ —— 7 2 elle . 


— — 3 


Dextrokardie s. Herz. 

Diabetes insipidus s. a. Polyurie. 

— insipidus (Herringhaus) 477. 

insipidus, Ätiologie der (Bälint) 477. 

insipidus und Eosinophilie (Skorodumow) 248. | 

insipidus und Gehirnerkrankungen (Drescher) 
375. 

insipidus und Hypophyse, s. diese. 

insipidus und Infantilismus (Zundel) 674. 

insipidus, Pathologie und Therapie der (Meyer) 
48. 

mellitus s. a. Coma diabeticum. 

mellitus (Falta) 412; (Lepine) 311. 

mellitus, Abducenslähmung bei (Ginestous) 70. 

---- mellitus, Aminosäurenausscheidung bei (Labbe 
u. Bith) 464. 

mellitus und Aminosäurengchalt 
(Labbe u. Bith) 153. 

mellitus, Aminosäurengehalt des Blutserums 
bei (Labbe u. Bith) 31. 

mellitus in Athen (Aravandinos) 259. 
mellitus, Blutzucker bei, und Diät (Wolf u. 
Gutmann) 411. 

mellitus und Chirurgie (Karewski) 309; (Kraus) 
307. 

mellitus, Diät bei (Labbe) 37. 

mellitus und Glykoneogenese (Ringer u. Fran- 
kel) 614. 

mellitus, Glukosebildung aus Propionsäure bei 
(Greenwald) 226. 

mellitus und Glykolyse im Herz (Cruickshank) 
312; (Patterson u. Starling) 312. 

mellitus, Hämolyse bei (Delhaye) 249. 
mellitus, Herzzuckerabbau bei (Cruickshank u. 
Patterson) 341. 

mellitus, Hypercholesterinämie bei (Schmidt) 
606. 

mellitus, intermediärer Stoffwechsel bei (Geel- 
muyden) 534. 

mellitus, Kohlenhydrattoleranz (Labbe) 310. 
mellitus, Kreatinstoffwechsel bei (Bürger u. 
Machwitz) 303. 


im Blut 


— mellitus, Linseneiweiß bei, und Blutserum 
(Römer) 610. 
— mellitus, Natrium- und Kaliumstoffwechsel 


bei (Cohn) 36. 

mellitus, Neuritis retrobulbaris bei (Langen- 

beck) 441. 

mellitus, Syphilis in der Pathogenese der 

(Russo) 226. 

mellitus, Theorie der (Greer, Witzemann u. 

Woodyatt) 534. 

—, Pankreas- und Glykogenstoffwechsel (Cruicks- 
hank) 312. 

Diabetikergebäcke, Kohlehydratgehalt der (Näf) 
37. 

Diät bei Nierenerkrankungen (Linosster) 333. 

— bei Stoffwechselkrankheiten (Uroner) 30. 

Diagnostik, allgemeine (Cabot) 507. 

Dialysierverfahren s. a. Abwehrfermente. 

— (Abderhalden) 36, 225; (Oeller u. Stephan)! 
225. 

— , Methodik (Aberdhalden) 693; (Lampe) 306; 
(Plaut) 694: (Scherer) 35. 

Diarrhöe und Antidiarrhoica (Weil) 324. 

Diastematomyelie s. Rückenmark. 


757 


Diathese} arthritische, und Asthma bei Kindern 
(Spolverini) 349. 

—, exsudative, und Eosinophilie (Putzig) 174. 

— und Konstitution (Päßler) 194. 

Dibrompropyldiäthylbarbitursäure (Heinz) 11. 

Dickdarm s. Colon. 

Differentialblutgasapparat (Hoffmann) 334. 

Digalen (Eisenheimer) 480. 

Digitalis (Gottlieb) 177; (Hoffmann) 480. 

—, Blutdruckwirkung der (James u. Hart) 344; 
(Lawrence) 480. 

—Körper, Gefäßwirkung der (Stroomann) 584. 

— Präparate, Auswertung der (Santesson) 249. 

Diogenal (Heinz) 11. 

Diphtherie und Appendicitis (Reiche) 240. 

Bacillen, Chemie der (Tamura) 680. 

— Bacillen, Nachweis der (Gildemeister u. Gün- 
ther) 204. 

—Bacillen, Nährböden für (Hanau) 204. 

—Bacillen, Virulenz der (Seligmann) 203. 

— Bacillenträger, Behandlung mit Staphylokok- 
kenspray (Womer) 392. 

—, C'yanquecksilberbehandlung der (Schulz) 680. 

— Epidemie und Schule (Schultz) 511. 

—Heilserum (Hahn u. Sommer) 393; (Hougardy) 
394. 

—Heilserum, Joddampfbehandlung (Abel) 138. 

— Kultur, Gallennährböden für (Grundmann) 275. 

— Kultur, Pentan-Ölstäbchen zur Anreicherung 
von (Orkin) 275. 

—, Löfflerserum-Trockenpräparat b:i (Marx) 202. 

— und Nebennieren (Rosenthal) 467. 

—sSerum, Dosierung des (Henningson) 591. 

—Serum, Haltbarkeit des (Böhncke) 681. 

— Statistik (Barbier u. Aine) 510. 

— Tod und Zirkulationsschwäche (MacCallum) 393. 

—Toxin, Adrenalinwirkung auf (Abramow u. 
Mischennikow) 294. 

—Toxin, Leberautolysatwirkung auf (Bertolini) 
275. 

—Toxinantitoxingemisch bei Menschen (Kasso- 
witz u. Schick) 511. 

— Toxinüberempfindlichkeit, Übertragbarkeit der 
(Arima) 275. 

— Vaceinebehandlung (Kissling) 203. 

Diplokokken bei Haustieren (Miessner u. Kohl- 
stock) 456. 

Dipyrrylmethan-Derivate, Konstitution der (Pi- 
loty u. Stock) 529. 

Diurese, Chlorcaleiumwirkung auf (Arnoldi u. 
Brückner) 551. 

Diuretin bei cerebralen Vasospasmen (Januschke) 
86. 

—, Ödembehandlung mit (Kakowsky) 583. 

Drüsenluetin s. Luetin. 

Drüsenmetamorphose, großzellige (Niemann) 499. 

Drüse, Streptokokken der (Bemelmans) 93. 

Ductus Botalli s. Herz. 

Dünndarm und entzündliche plastische Affektion 
und Ieus (Neumann) 164. 

— Lähmung durch toxische Einflüsse (Läwen u. 
Dittler) 541. 

v. Dungernsche Reaktion s. Tumoren. 

Duodenalgeschwür s. Ulcus duodeni. 

Duodenum, Sondenfütterung (Einhorn) 628. 

—, Sondenuntersuchung (Wolff) 238. 





Duodenum, Sondenuntersuchung durch selbsttätige 
Drainage (Bondi) 237. 

—, Verschluß des, beim Säugling (Frank) 699. 

Dura mater s. Gehirnhaut. 

Durchströmungsapparat für Kaltblüterorgane 
(Fröhlich) 81. 

Durstgefühl, Störungen im und Gehirnerkrankung 
(Drescher) 375. 

Durstkur bei Bronchitis und Bronchiektasie 
(Hochhaus) 123. 

Dysbasie bei Arteriosklerose, s. diese. 

Dysenterie (Dresel u. Marchand) 206. 

—, Bac. aerogenes capsulatus, als Erreger der 
(Orton) 276. 

—, bacilläre (Moore) 457. 

— und Leberabscesse (Mühlmann) 597. 

Dyspituitarismus s. Hypophyse. 

Dyspnöe, Behandlung der (Grober) 482. 

— und Glykosurie (Auel) 613. 

Dystrophia adiposogenitalis, Pituitrinwirkung bei 
(Bernstein) 616. 

— adiposogenitalis bei Rückenmarksklerose 
(Kidd, Percy u. Tozer) 668. 

— musc. progr. Zwerchfelllähmung und Tod bei 
(Braunwarth) 69. 

— periostalis familiaris (Dzershinsky) 579. 

— periostalis hyperplastica familiaris (Dzier- 
zynski) 4. 

Dystrophie und Hypophyse, s. diese. 


Echinokokkus-Cysten, Ruptur abdomineller (Al- 
varo) 405. 

—, Leber-, Röntgendiagnose (Kienböck) 241. 

— und Leberabsceß (Ortner) 420. 

—, Nieren- (Krull) 242. 

Ecksche Fistel und Blutbild (Nassau) 553. 

— Fistel, Technik der (Reschad u. du Bois-Rey- 
mond) 44. 

Eientwicklung radiumbestrahlter Samen (Op- 
permann) 193. 

Eierklar, Sulfhydrylgruppe im (Hausmann) 154. 

Eisen- Bestimmung (Fendler) 609. 

—, pharmakologische Wirkung des (Amatsu) 528. 

—Stoffwechsel s. d. 

—Tuberkulin (Schultz) 23. 

Eiter-Erreger, Virulenz der (Kasahara) 589. 

Eiweiß-Abbauprodukte, Verhalten der, im Tier- 
körper (van Slyke u. Meyer) 101, 102. 

— Bestimmung (Zanda) 609. 

— Bestimmung, polarimetrische, im Blutserum 
(Gastaldi) 100. 

— Derivate (Landsteiner) 304. 

— Differenzierung (Seng) 297. 

—Goldsolgemische, Kolloidzustand der (Jacobs) 
462. 

— Körper, Aminogruppen der (v. Slyke u. Bir- 
chard) 605. 

— Körper, Benzoyl-, und Eiweißdifferenzierung 
(Blum u. Umbach) 32. 

— Körper, Blutplasma- (Piettre u. Vila) 463. 

— Körper u. Fettbildung (Kondo) 463. 

—-Körper, Goldzahlbestimmung der (Heubner u. 
Jacobs) 462. 

—Körper-Reaktionen (Zunz) 223. 

-—Körper, Ultrafiltration der (Zunz) 305. 

-—, spezifisch-dynamische Wirkung des (Lusk) 34. 


158 


Eiweiß-Spezifität, Aufhebung der (Landsteiner u. 
Prášek) 295. 
—Stoffwechsel s. Stoffwechsel. 


— Wasser bei Säuglingsernährung (Lust) 132. 

Eklampsie, Blutgerinnung bei (Küster) 426. 

—, Einfluß der, auf Fötalorgane (Raubitscheki 2. 

Ektroproteasen, Spezifität der (Fermi) 695. 

Elarson (Tuszewski) 388. 

Elastisches Gewebe, Wärmekontraktion des (Mc. 
Cartney) 257. 

Elbon, antipyretische Wirkung des (Wachtel) 5*4. 

Elektrargol bei Meningokokken-Meningitis (Sa- 
braz&s, Dup£erie u. Husnot) 141. 

Elektrochemische Therapie (Sommer) 266. 

Elektrokardiogramm (Kraus, Nicolai u. Mever; 
176. 

—, Analyse des (Ganter) 478. 

— bei Anaphylaxie (Hecht u. Wengraf) 554. 

—Endzacken, Erklärung der (Boruttau) 120. 

—Methodik (Snyder) 121. 

—, Narkosewirkung auf (Cluzet u. Petzetakni 
651. 

—, Respirationswirkung auf (Blumenfeldt 
Putzig) 555. 

— und Röntgenkymographie (Becker) 650. 

— vom Schildkrötenherz (Fano u. Spadolini) 54. 

Elektrokobalt, Carcinombehandlung mit (Klotz! 
198. 

Elektrolyse-Behandlung bei Tuberkulose (Strand- 
berg) 519. 

Elephantiasis neuromatosa (Carmichael) 82. 

Embolie der Aorta abdominalis (Bauer) 346. 

—, Mesenterialgefäß- (Reich) 430. 

Emphysem s. a. Lungen-. 

—, Lipojodinbehandlung (Steiner) 62. 

Emulsion, Giftwirkung der, und Elektrolytwir- 
kung (Clowes) 130. 

—, reversible und Elektrolyte (Clowes) 129, 130. 

Encephalitis, Amaurose bei, im Occipitallappen 
(Uhthoff) 490. 

—, Histologie der (Lotmar) 361. 

— bei Otitis media und Spontanheilung (Voss) 
256. 

—, Kleinhirn-, s. d. 

—, Kohlenoxydgasvergiftung und (Libin) 373. 

— bei Masern (Scheltema) 373. 

— bei Varicellen (Miller u. Davidson) 486. 

Endotheliom im Gehirn (Kron) 493. 

— und Hodgkinsche Krankheit (Oliver) 247. 

Enterititis, paratuberkulöse, der Rinder (Meyer) 
279. 

Enteroglandol, vasokonstriktorische Wirkung des 
(Lindemann u. Aschner) 129. 

Enteroptose und Zwerchfelltiefstand (Hirsch) 325. 

Entfettungskuren, elektrische (Roemheld) 386. 

Enuresis und Spina bifida (Scharnke) 371. 

Entzündung, Gewebszellenbildung bei (Pappen- 
heim) 48. 

—, leukocytenfreie (Rosenow) 642. 

—, Iymphocytoide Polyblasten bei (Marchand) 
705. 

Enzyme s. Fermente. | 

Eosinophilie und Diabetes insipidus s. d. 

—, Entstehung der (Schwarz) 642; (Sternb re) 
642. 


u. 


Eosinophilie im entzündlichen Infiltraten (Weis- 
haupt) 248. 

— beim Säugling (Putzig) 174. 

— im Sputum bei Tuberkulose (Wendenburg) 65. 

— bei Strahlentherapie (Weishaupt) 248. , 

Ependym, infektiöse Veränderungen am (De Be 
rardinis) 184. 

Ephedrin, zentral erregende Wirkung des (Airila) 
507. 

Epidemiologie (Celli) 454. 

des Amazonenstromes (Chagas) 130. 

Epidermolyse und Raynaudsche Krankheit (Cop- 
polino) 580. 

Epilepsie (Hartmann u. di Gaspero) 378. 

— und Alkoholismus der Eltern (Woods) 494. 

—, Brombehandlung der (Ulrich) 379. 

—, Bromcalciumbehandlung bei (Januschke) 86. 

‚ Chirurgie der (Veit) 380. 

corticale, Chirurgie der (Rasumowsky) 380. 

Erwerbsunfähigkeit bei (Meltzer) 379. 

Gehirnvolumen und Schädelkapazität bei 

(Jüngster) 491. 

‚ Gehirndegeneration bei (Volland) 494. 

und Hypophyse s. d. 

‚ Hypnose bei (Podjapolsky) 380. 

Jacksonsche (Clark) 79. 

und Makrocephalie (Wiglesworth u. Watson) 

380. 

bei Meningo-Encephalitis (Snessareff) 573. 

und Psychose (Clark) 79. 

und pseudobulbärer Symptomenkomplex (Zap- 

pert) 379. 

Restkohlenstoff im Blut bei (Serobianz) 31. 

und Spasmophilie (Curschmann) 662. 

> Statistik der (Ehrhardt) 79. 

‚ Status epilept., seltene Formen der (Clark) 79. 

‚ Stickstoffwechsel bei (Allers u. Sacristän) 40. 

—, Stoffwechsel bei (Kozlowski) 470. 

Epiphyse s. Glandula pinealis. 

Epistaxis als Frühsymptom (Murray) 131. 

Epithelkörperchen s. Parathyreoidea. 

Epithelioma contagiosum, Virus der (Sanfelice) 
263. 

Erbrechen, acetonämisches, bei Kindern (Mc. 
Cleave) 4. 

Erbsche Lähmung, traumatische (Taylor u. Casa- 
major) 365. 

Erkältungen und Atmosphäre (Richter) 499. 

Ermüdungsstoffe (Weichardt) 695. 

Ernährung (Rubner) 151. 

— und Antikörperbildung (Kleinschmidt) 96. 

‚ Bananenmehl- (Kakizawa) 223. 

und Cholesterinämie (Wacker u. Hueck) 155. 

einseitige, und Nährschaden (Schaumann) 527. 

Gemüsepulver in der (Strauch) 32. 

und Infektion (Hornemann )13; (Thomas) 113. 

bei Parabiosetieren (Morpurgo u. Satta) 154. 

parenterale, intravenös (Henriques u. Ander- 

sen) 153. 

und Vitamingehalt der Nahrungsmittel (Funk) 

6 


— 


“ “ 


I 


-< 


ER Pak LTA 


|| 


er 


LII 


Ernährungskuren (Kissling) 266. 

Erysipel, Calciumchlorid bei (Kawakami) 198. 
—, Phylakogenbehandlung (Erdman) 278. 

—, Nephritisheilung nach (Glaser) 114. 

—, Vaccinebehandlung (Erdman) 278. 


159 


Erythem, purpuraähnliches, bei Adnexerkrankung 
(Walthard) 260. 

Erythema nodosum (Hegler) 261. 

— nodosum und tuberkulöse Septicämie (Lan- 
douzy) 385. 

Erythrocyten, Isolysine der (Bory) 604. 

—, Morphologie der (Walcher) 333. 

— Resistenz s. a. Hämolyse. 

— Resistenz bei Ikterus (Whyte) 708. 

—Resistenzbestimmung (Cohnreich) 174. 

—, Säureflockung der, und Differenzierung der- 
selben (Landsteiner u. Prášek) 33. 

—, Sauerstoffverbrauch der, und Lichtwirkung 
(Bering) 1. 

— Vorstufen (Ferrata u. de Negreiros-Rinaldi) 641. 

— Zählung und Modifikation der Hajemschen 
Flüssigkeit (Jörgensen) 244. 

Erythromelalgie (Schirmacher) 261. 

Esterase im Blut s. d 

Eunuchoidismus (Salecker) 231. 

Exanthem, neurotisch-fieberhaftes (Bouman) 674. 

Exsudate, entzündliche, und Lymphocytenbildung 
(Pappenheim) 48. 

Exsudative Diathese s. Diathese. 


Facialis, Hemiatrophia (Langelaan) 441. 

—Krampf (Mohr) 438. 

— Lähmung (Bernhardt) 364. 

— Lähmung, angeborene, und Mißbildung des 
Ohres (Castro) 70. 

— Lähmung und Hemispasmen (Pitres u. Abadie) 
487. 

— Lähmung, traumatische (Rosenbluth) 254. 

— Störungen bei Kleinhirnbrückenwinkeltumoren 
(Lasarew) 665; (Oppenheim) 665. 

Farbstoffe, halbspezifische Toxizität der (Eisen- 
berg) 87. 

Fermente s. a. Verdauung. 

—, Bildung der, und Phosphorhunger (Masslow 
221. 

—, elektrolyt. Dissoziation (Michaelis) 608. 

—, organspezifische (Hertz) 465. 

— Behandlung bei Malaria (Lamballe) 20. 

— Wirkung (Barendrecht) 532. 

Fettbildung, Käsereifung und (Kondo) 463. 

Fette, Analyse tierischer (Klimont u. Meisl) 305. 

Fettige Entartung, Chondriosomen bei (Friedrich) 
262. 


Fettresorption s. Darm. 

Fettsäuren-Umlagerung in niedere Homologe (Le- 
vene u. West) 609. 

Fettstoffwechsel s. Stoffwechsel. 

Fettsucht s. a. Adipositas. 

—, Bergonisieren bei (Durig u. Liebesny) 534; 
(Roemheld) 386. 

—, Degrassator bei (Schnee) 452. 

— beim Kinde (Legendre) 102. 

— beim Kinde und adiposo-genitaler Symptomen- 
komplex (Mouriquand) 159. 

— beim Kinde und innere Sekretion (Nathan) 617. 

Fettsucht und innere Sekretion (Mouriquand) 159; 
(Umber) 158. 

Fettsynthese, granuläre, und Lipom (Rasor) 5. 

Fibrin-Gerinnung (Hekma) 643. 

Fibrinogen-Bildung und Leber (Whipple) 462. 

Fibrolysin bei Pylorusstenose (Boas) 417. 


Fieber, enterogenes (Riesmann) 273. 

—, krisenartiges, bei Tabes (Siegrist) 187. 

—, Stickstoffwechsel im, und Kohlehydratzufuhr 
(Pfannmüller) 156. 

— und Thermogenese (Porcelli-Titone) 259. 

— und Thrombose (Nakano) 656. 

—, toxogener EiweißBzerfall im (Pfannmüller) 156. 

— und Zwischenhirnausschaltung (Citron u. 
Leschke) 3. 

Filariasis am Auge (Rauenbusch) 405. 

—, Salvarsanbehandlung bei (Branch) 27. 

Filix, Wertbestimmung der (Yagi) 584. | 

Flagellaten im Rinderblut (Ferb°r) 210. 

Flankengang bei Hemiplegie s. d. 

Flecktyphus s. Typhus exanthematicus. 

Fluorescein bei Nierenfunktionsprüfung s. d. 

Fluorescierende Substanzen und Röntgenstrahlen 
(Ghilarducci u. Milani) 7. 

Förstersche Operation s. Hemiplegie. 

— Operation s. Rückenmark. 

— Operation s. Spasmen. 

— Operation s. Tabes. 

Foetus und mütterliche Erkrankungen (Raubit- 
schek) 2. 

Fordycesche Krankheit, Histopathologie der (Sut- 
ton) 675. 

Frambösie, Salvarsankupfer bei (Baermann) 453. 

Friedreichsche Ataxie (Camp) 362. 

Furunculose und Sepsis (Cassel) 514. 

Fusospirilläre Symbiose bei Infektionen (Plaut) 
514. 

Fußklonus ohne organische Erkrankung des Zen- 
tralnervensystems (Tileston) 69. 


Gärung, alkoholische, und Zuckerzersetzung ( Boy- 
sen-Jensen) 305. 
—, Glycerinbildung bei (Oppenheimer) 464. 
—, Milchzuckerbildung bei (Oppenheimer) 464. 
—, Polysaccharidbildung bei (Harden u. Young) 
532. 
Galaktoside, Gehirn- (Rosenheim) 530. 
Galle-Sekretionserregung, psychische (Oechsler) 
419. 
Gallenabfluß,. Ausschaltungsmethode (Pearce u. 
Eisenbrey) 167. 
Gallenblase s. a. Cholecystitis. 
—-, Carcinom der (Parenstecher) 547. 
— und Magensekretion (Boss) 420. 
Gallenfarbstoffe im Harn (Ziembicki) 224. 
— und photodyname Wirkung (Mever-B:tz) 2, 
673. 
— , Sekretion der, bei Neugeborenen (Yippö) 166. 
Gallengangverschluß, kongenitaler (Yippö) 633. 
Gallensteine s. Cholelithiasis. 
Gallenwege, Chirurgie der (Whittemore) 113. 
‚ Ascariden der (Pflugradt) 702. 
‚ Erkrankungen der, und vegetatives Nerven- 
system (Thies) 503. 
Galspprhyvthmus s. Herz. 
Ganglhenzellen, mehrkernige (Stein) 485. 
Ganglion stellatum, Physiologie des (Rydgier) 356. 
Ganglioneurom, retroperitoneales (Rapp) 568. 
Gangrän, Cholera- und Typhus- (Welcker) 272. 
Gastrische Krisen s. Tabes. 
Gastritis polyposa (Meulengracht) 237. 
Gastroptose s. Magen. 


Gaswechsel und innere Sekretion (Bernstein) 616, 

— und Respirationsbewegungen (Krogh u. Lind- 
hard) 657. 

— beim Säugling und Ernährung (Frank u. Nie- 
mann) 409. 

—, Salzwirkung auf (Leimdörfer) 690. 

Gaumenmandeln s. Tonsillen. 

Geburt, Psychosen während der (Kirchberg) 80. 

Gefäße s. Blut-Gefäße. 

Gehirn s. a. Kleinhirn. 

—Absceß, Erblindung b>i (Pagenstecher) 76. 

—Absceß, Extradural- und Schläfenlappen- (Rei- 
mers) 445. 

—Ab;ceß, metastatischer (Starcke) 76. 

— Absceß, traumatischer, und plastische Operation 
(Kempf) 671. 

—, Acusticustumor (Galliard u. Lévy) 668. 

—, Agenesie im Corpus callosum (Roubinovitseh 
u. Barbé) 489. 

—Aktionsströme (Nemminski) 183. 

— und Alkoholintoxikation (Bertolini) 437. 

—, Arteriosklerose im, und Verwirrtheitszustand 
(Nouät) 383. 

—Balkendurchtrennung und Apraxie (v. Rad) 79. 

—, Balkentumor (Costantini) 575. 

— Blutung und Apoplexia progressiva (Baumel et 
Lapeyre) 573. 

— Blutung bei Leukämie (Laubry) 573. 

Cerebroside (Thierfelder) 410. 

—Chirurgie (Stieda) 376. 

—, Corpus geniculatum und Maculaprojektion 
(Rönne) 713. 





| —, Corpus striatum-Phylogenese (De Lange) 567. 


—, Degeneration im Lenticulariskern (Wilson) 489. 

— Druck und Kopfschmerz (Wladytschko) 670. 

—, Duraendotheliom (Prym) 719. 

—, Duraverkalkung (Schmidt) 571. 

—, Endoarteriitis syphilitica (Matzkewitsch) 972. 

—, Endotheliome des (Kron) 493. 

—, Endotheliome der Pia (Ciuffini) 74. 

— bei Epilepsie (Volland) 494. 

— Erkrankungen, Dialysierverfahren bei (Fauser) 
466; (Pesker) 466; (Wegener) 466. 

— Erkrankungen, grammatische Störungen bei 
(Goldstein) 128. 

—-Er. chütterung, Dämmerzustand bei (Meyer) 383. 

—Erschütterung und Hydrocephalus (Tetzner) 
128. 

—Erschütterung, Spermatogenesis aberrans bei 
(Ceni) 82. 

— Extraduralabsceß und Verblödung (Henderson, 
Muirhead u. Fraser) 191. 

—, Fettgehalt des (Buscaino) 33. 

—, Frontaltumor (Zanelli) 189. 

—, Gralaktoside des (Rosenheim) 530. 

—, Gefäßinnervation (Lapinsky) 183. 

—Gliom im, Makropsie und Gesichtshalluzination 
bei (Josefson) 574. 

—, Gliom im Pons und Medulla oblongata (Hen- 
rich) 73. 

— Hämatom, epidurales (Nunberg) 73. 

—, Halbseitenlahmung nach Operation (Jones) 
4). 

—Haut, Heteroplastik der (Taddei) 255. 

—, Herdläsionen und paralytische Augen-Kopf- 
Deviation (Rava) 491. 


—n 


Gehirn, Herdsymptome bei Urämie (Ponticacecia) 
76. 

—-, hinteres Längsbündel, Physiologie (Muskens) 
567. 

—-, Linsenkernsymptome (Davidenkof) 189; (Wil- 
son) 489. 

—, Lipoide im (Buscaino) 33. 

—Lipoide (Serono u. Palozzi) 410. 

—, Medullaerkrankung, akute (Grober) 489. 

—, medulläre Zentren, Erregbarkeit und Oxyda- 
tion (Gasser u. Loevenhart) 449. 

—, Narbenbildung im (Snessareff) 573. 

—, Parietallappentumoren (Mingazzini) 575. 

—, Pia-Tumoren (Ciuffini) 74. 

—-Pigmentation und Naevus pigmentosus (Mac- 
lachlan) 719. 

— , Präfrontallappentumor (Ciuffini) 719; 
stantini) 575. 

—, Pseudotumoren im (Warrington) 444. 

— Punktion, Technik des (Beriel) 448. 

—, Pyramidenbahndegeneration und amyotro- 
phische Lateralsklerose (Schröder) 572. 

— Rinde und bedingte Reflexe (Krasnogorski) 66. 

— Rinde und Muskelsinnstörung (Sosnowik) 446. 

—-Rinde, Schwefelgehalt der (Woskressensky) 463. 
Rindenanatomie (Brodmann) 183. 

—Rindenkrämpfe (Lapinsky) 668. 

—Sarkom, primär multiples (Pellacarni) 671. 

Schläfenlappenabsceß, otogener (Leidler) 718. 

Schwefelgehalt des (Woskressenski) 608. 

‚ Sehhügelfunktion (Lo Monaco u. Cosentino) 

486. 


(Co- 


- 


~ 


(Kaliebe) 571. 

Sinusthrombose nach Masern (Pizzata) 572. 

— Sklerose, tuberöse (Keller u. Scharling) 256; 
(Schuster) 446. 

—, spastisches Weinen bei Linsenkernläsion 
(Guidi) 489. 

—, Subduralraumdurchspülung (Orsös) 127. 

Ben (Lloyd) 443. 

‚ produktive Form der (Costantini) 669. 
, Thalamustopographie (D’Hollander) 567. 

— Tuberkel (Rauzier u. Baumel) 494. 

—Tumor (Taylor) 720. 

— Tumor, Behandlung des (Bruns) 74. 

— Tumor der Fissura calcarina (de Vries) 376. 

— Tumor, Hemianopsia binasalis bei (Lancaster) | 
574. 

— Tumor der hinteren Zentralwindung (Howard) 
576. 

— Tumor bei Kindern (D’Astros) 672. 

— Tumor und Muskelsinnstörung (Sosnowik) 446. 

— Tumor im Oeceipitallappen, Symptomatologie 
(Beving) 672. 

— Tumor, Operationsmißerfolge (Spiller) 574. 

— Tumor, Rückbildung spontan nach Palliativ- 
trepanation (Röper) 75. 

— Tumor, spontaner, Ausstoßung des (Pussep) 672. 

— Tumor und Stauungspapille (Rados) 451. 

— Tumor der Vierhügel (Oppenheim u. Krause) 
377. 

— Vierhügel (Jelenska-Macieszyna) 183. 

—, Vierhügelfunktion (Lo Monaco u. Cosentino) 
486. 


— 





— Volumen und Schädelkapazität (Jüngster) 491. ! 


761 


, Sinusthrombose bei Basedowscher Krankheit | 


Gelenk-Erkrankungen s. Arthropathie. 

—Rheumatismus, akuter, und Aminosäurengehalt 
des Blutserums (Labbe u. Bith) 31. 

—Rheumatismus, akuter, Wassermannsche Reak- 
tion bei (Bofinger) 215. 

—Rheumatismus und Arteriitis (Klotz) 60. 

—Rheumatismus, chronischer, und gonorrhoische 
Polyarthritis (Alexandrescu-Dersca u. Vasile) 
66. 

—Rheumatismus, gonorrhoischer, Vaccinebehand- 
lung bei (Verheyen) 141. 

—Rheumatismus, Psychosen bei (Knauer) 496. 

—Rheumatismus, Thoriumbehandlung des (Gud- 
zent) 268. 

—Syphilis (Axhausen) 566. 

Gemüsepulver, Ausnutzung des (Strauch) 32. 

Geräusche und Tonalität (Gilbert, Tzanck u. Gut- 
mann) 675, 676. 

Geruchssinn des Hundes (Heitzenroeder) 129. 

Geschwülste s. Tumoren. 

Gesichtsatrophie bei Bleivergiftung (Hertz u. 
Johnson) 367. 

Gewebe, elastisches, Wärmekontraktion des (Mc. 
Cartney) 257. 

—, Härte des (Gildemeister) 498. 

—Kultur (Hadda) 129. 

— Kultur, Nerven- (Biondi) 435. 

—, Radiumwirkung auf (Dominieci) 1; 
Barlow) 2. 

—, Reduktions- und Oxydationsorte der (Oelze) 
673. 

— Transplantation, auto- und homoioplastische 
(Myer) 257. 

Gewebsquellung und Wässerstoffionenkonz®ntra- 
tion (Koppel) 3 

Gewerbehygiene, Chromate und (Lehmann) 454. 

Gicht (Frank) 470; (Müller) 482. 

—, Acitrin bei (Pietrulla) 536. 

—, Harnsäureausscheidung bei (Ljungdahl) 536. 

—, Thoriumbehandlung der (Gudzent) 268. 

Gigantismus, Röntgenbehandlung bei (Beclere) 
42. 

Glandula intercarotica s. Carotisdrüse.: 

— pinealis, Anatomie der (Polvani) 42. 

— pinealis und Metamorphose bei Batrachiern 
(Adler) 618. 

— pinealis und Riesenwuchs (Sarteschi) 162. 

Gleichgewichtsstörung, elektrischer Strom als Ur- 
sache der (Babinski) 127. 

Gliom s. a. Gehirn. 

—, Histologie des (Lotmar) 254. 

— des Pons (Henrich) 73. 

Globulin, künstliches (Bywaters u. Tasker) 223. 

Glossina palpalis, Bekämpfung der (Stolowsky) 
398. 

Glucosamin, bakterieller Abbau des (Meyer) 270, 
390. 

Glucuronsäure, gepaarte, und Stoffwechsel s. d.. 

Givkogen in glatten Muskeln (Kalbermatten) 193. 

Glykogen-Hydrolyse, Ionenwirkung auf (Norris) 
531. 

Glykokoll s. a. Stoffwechsel. 

— Ausscheidung, Gicht und (Bürger u. Schweriner) 
38. 

— Ausscheidung, Lebereirrhose und (Bürger u. 
Schweriner) 38, 39. 


(Lazarus- 


Glykokoll-Farbreaktion (Watkins) 304. 

—, toxische Wirkung des (Lussana) 134. 

—Synthese im Organismus (Sassa) 691. 

Glykolyse (Lépine) 615. 

—, Reaktionskinetik der (Kanitz) 99. 

Glykoneogenese (Ringer u. Frankel) 614. 

Glykosurie, Adrenalin- (Landau) 312, 613. 

— und antiglykosurisches System bei Sensibili- 
sierung (Toto) 38. 

—, Carotisdrüse und (Lanzillota) 577. 

— bei Dyspnöe (Auel) 613. 

— und Leberfunktion (King) 311. 

—-, Leberkrankheiten und (Labb& u. Bouchage) 
468. 

—, Phlorrhizin-, Glycid- und Acetolabbau bei 
(Greer, Witzemann u. Woodyatt) 534. 

—, Pilocarpin- (Gautier) 614. 

—, Pigüre- (Bang) 157. 

Glyoxalase in Drüsen (Dakin u. Dudley) 607. 

Gold s. Aurum. 

Goldreaktion s. Cerebrospinalflüssigkeit. 

Gonokokken, Hitzeresistenz der (Lumière u. 
Chevrotier) 514. 

—Vaccine (Bruhns) 396. 

—Sepsis, Jodipintherapie bei (Bosse) 10. 

Gonorrhöe, Arthigonreaktion bei (Bruhns) 396. 

—, Arthigonreak:ion bei (Sommer) 91. 

—, Arthigon intravenös bei (Bardach) 19. 

—, Conjunctivitis metastatica bei (Davids) 683. 

—, Komplementbindung bei (Rockwood) 593; 
(Thomas u. Jvy) 593. 

—, Serodiagnostik bei (Sommer) 91. 

—, Vaccinetherapie der (Bruck) 683. | 

Gramfärbung, Theorie der (Eisenberg) 87. | 

Granulom (Steiger) 173. 

—, Atiologie des (Kusunoki) 708. 

—, Benzoltherapie bei (Lawson u. Thomas) 708. 

—, Blastomyceten- (Magnini) 208. 

—, Corynebacterium Hodgkini als Erreger des 
(Steele) 646. 

— Erreger (Banting) 118. 

—, larvierte Form der Hodgkinschen Krankheit 
und Typhus (Rosenthal) 336. 

— und Lymphosarkom (Oliver) 247. 

—, maligner (Zamorani) 51. 

— der Milz (Wade) 247. 

—, Thoriumtherapie (Brückner) 387. 

Granulom, Vaccinebehandlung durch (Billings u. 
Rosenow) 247. 

Granuloma plasmacellulare (Frank) 173. 

Granulomatosis (Steiger) 173. 

Grippe beim Säugling (Flusser) 139. 

Guanidin, Bromlaugewirkung auf (v. Cordier) 464. 

Guanin u. Adrenalinwirkung (Desgrez u. Dorléans) 
229; 

Guipsine bei Arteriosklerose (Rutkewitsch) 560. 


Hämangiom des Rückenmarks (Roman) 73. 
Hämatinsaure-Synthese (Küster u. Weller) 692. 
Hämatom, epidurales (Nunberg) 73. 
Hämatopoetine, Bildung der, bei Toluylendiamin- 
wirkung (Hertz u. Erlichöwna) 54. 
Hämatoporphvrin, photodyname Wirkung des 
(Meyer- Betz) 673. 
Hämaturie bei Appendicitis (Radlinski) 44. | 
— als Frühsymptom (Murray) 131. 


162 


Hämin, Chemie des (Fischer u. Zimmermann) 
608. 

Hämoglobin, kolloide Eigenschaften des (Bottazzi) 
529. 

Hämoglobinämie, experimentelle, allgemeine 

Symptome der (Barratt u. Yorke) 709. 

und Blutzerfall (Meyerstein) 334. 

—, Kälte-, Cholesterinbehandlung der (Lindbom) 
53. 

—, Kälte-, Kochsalzwirkung bei (Frouin u. Pernet) 

708. 

Kälte, Mechanismus der (Frouin u. -Pernet) 

708. 

Kälte-, serologische Untersuchung bei (Lind- 

bom) 53. 

paroxysmale (Emile Weil u. Chevallier) 647; 

(Reiß) 337. 

—, paroxysmale, 

(Lindbom) 53. 
‚ paroxysmale, Donath-Landsteinersche Reak- 
tion bei (Widal u. Brissaud) 337. 

—, paroxysmale und Autoanaphylaxie (Widal, 
Abrami u. Brissaud) 219. 

Hämolyse bei Diabetes millitus, s. daselbst. 

— und Erythrocytenrestistenz (Krasny) 150. 

—, Mechanismus der (Brahmachari) 408. 

—, Narkoticawirkung auf (Fränkel) 295. 

— und osmotischer Druck (Capparelli) 295. 

— und Phagocytose (Achard u. Foix) 603. 

—Reaktion bei Syphilis (Cummins) 28. 

— bei Tumorkranken und Kobragiftwirkung auf 
(Rubino u. Farmachidis) 150. 

Hämolysine, Bildung der, im Blut (Arlo u. Cer- 
tain) 221. 

—, heterogenetische (Friedberger u. Schiff) 150. 

—, Iso (Bory) 604. 

— bei Krebskranken und Anämie (Troisier) 249. 

—, Leukocytenwirkung auf (Meyerstein u. Allen- 
bach) 295. 

— in Pneumonieexsudaten (Hartman) 150. 

—, Wirkungsweise der (Weil) 460. 

Hämophilie, Thrombingehalt des Blutes bei (Ho- 
well) 647. 

Hämoptöe, Papaverin bei (Pal) 583. 

Hämoptyse als Frühsymptom (Murray) 131. 

Hämorrhagien, subendokardiale und Entblutungs- 
tod (Cevidalli) 342. 

Hämorrhoidalblutung, Ursache der (Kirschner) 44. 

Halbseitenlähmung s. Gehirn. 

Halsfistel, Rachenmandelstruktur einer angebore- 
nen (Broca, Salin u. Monod) 500. 

Harn, Acetonbestimmung im (Cervello u. Gir- 
genti) 529. 

— 3. a. Albumosurie. 

—, Aminosäurenstickstoffb: stimmung im (Bene- 
dict u. Murlin) 224. 

—Ammoniakbestimmung nach Krüger-Reich- 
Schittenhelm (Hahn) 100. 

—, Benzolreaktion im (Steensma) 266. 

—, Chior- und Harnstoffkonzentration im Schlaf 
(Chaussin) 154. 

—, Chloridbestimmung im, Apparat zur (Weiß) 
156. 

—, C'hondroitsäure im (Pollitzer) 330. 

—, Diastasegehalt des (Geyelin) 639. 

-—-, Gallenfarbstoffnachweis im (Ziembicki) 224. 


= 


Cholesterinbehandlung der 


— 


Harn, Indicanbestimmung und Indolbildung im 
Darm (Natonek) 33. 

—, Indolbestimmung im (Kaufmann) 463. 

—, Kolloidstickstoff im, bei Carcinom (Salkowski) 
304. 

—, Kolloidstickstoff im und Krebsdiagnose (Lab- 
be u. Dauphin) 33. 

—, Kolloidstickstoff im und Leberfunktion (Lab- 
be u. Dauphin) 33. 

—-, Magenfermente im, diagnostische Bedeutung 
der (Romagnolo) 106. 

—-Pepsin, diagnostische Bedeutung des (Romag- 
nolo) 106. 

—, Phenolsulfophthaleinprobe (Geyelin) 639. 

—, Reduktionsproben und Wirkung der Metalle 
im (Woker u. Belencki) 99. 

—, Säuglings-(Mayerhofer) 421. 

—, Salomon-Saxische Reaktion und Tumordia- 
gnose (Pasetti) 505. 

—, Stickstoffbestimmung im (Kretschmer) 224; 
(Lematte) 153. 

—, Zuckerbestimmung im, und Methylenblau- 
reduktion (Muster u. Woker) 34. 

Harnblase, Emphysem der (Nowicki) 640. 

—, Fistel der, und Spina bifida (Pfanner) 579 
(Israel) 115. 
Harninfektion, Vaccinatherapie bei, s. daselbst. 
Harnleiter s. Ureter. 

Harnsäure- Ausscheidung, Arzneiwirkung auf (Abl) 
535. 

— Ausscheidung und Indicanausscheidung (Mora- 
czewski) 536. 

— Bestimmung im Blut nach Ziegler (Sack) 156. 

— in Cerebrospinalflüssigkeit, s. diese. 

—Konkremente in den Nieren (Eckert) 102. 

— und Quadriurate (Kohler) 410. 

— im Speichel (Stocker) 470. 

Harnstoff- Bestimmung, volumetrische (Jolles) 34. 

—, Bromlaugewirkung auf (v. Cordier) 464. 

Harnwege, hämatogene Infektion der (Rovsing) 
114. 





—, Infektion der, im Kindesalter (Wodrig) 422. 

Haut-Carcinomatose, Röntgentherapie der (Ritter 
u. Lewandowsky) 506. 

—Krankheiten s. a. Dermatosen. 


—, Sekretion der (Plaggemeyer u. Marshall) 
577. 

— Tuberkulose, Aurumkalium cyanatum bei (Wal- 
ter) 286. 


— Tuberkulose, Chemotherapie der (Perutz u. 
Sippel) 215. 

— Tuberkulose, verruköse (Bourgeois) 286. 

—Reflex bei cerebellarem Symptomenkomplex 
(Castex) 436. 

Hefe-Invertasebildung (Euler u. Cramer) 305. 

Heine-Medinsche Krankheit s. Poliomyelitis. 

Heißextraktionsapparat (Thar) 305. 

Heliotherapie bei chirurgischer Tuberkulose (Rol- 
lier) 23; (Vignard u. Jouffray) 93. 

— der Tuberkulose (Rollier) 23; (Wachsner) 
519. 

Hemianästhesie, dissoziierte (Moniz) 670. 

Hemianopsie bei Kniehöckeratrophie (Winkler) 
374. 

Hemiataxie s. a. Kleinhirn. 

—, Lokalisation der (Auerbach) 492. 


163 


Hemiatrophia facialis und Argyll-Robertsonsche 
Phänomen (Langelaan) 441. 
Hemiballismus (Kroll) 671. 
Hemichorea s. Chorea. 
Hemiplegie, Flankengang bei (Castro) 76. 
—, Förstersche Operation bei (Schaffer) 715. 
—, halbseitiger Lidreflexverlust (Bard) 574. 
—, infantile spastische, und Förstersche Operation 
(Hevesi u. Benedek) 717. 
— und Naevus im Verteilungsgebiet der hin- 
teren Wurzeln (Cockayne) 719. 
—, Serodiagnostik bei (Dana) 256. 
Hemisklerodermie s. Sklerodermie. 
Heredodegeneration, Anatomie der (Schaffer) 363. 
Herman-Perutzsche Reaktion s. Syphilis. 
Hernia diaphragmatica s. Zwerchfellhernie. 
Hernie, Paraduodenal-(Cunha) 545. 
Herpes zoster (Bielschowsky) 364. 
Herz, Adam-Stokessche Krankheit und Reizlei- 
tungsstörung (Gallavardin) 430. 
— Aktion und Blutdruck (Wiggers) 556. 
— Aktion und respiratorischer Gaswechsel (Mur- 
lin u. Greer) 650. 
—, Alkohole und (Kuno) 341. 
—Alternans (Bordet, Donzelot u. Pezzi) 177; 
(Selenin) 653. 
—, Anaesthetica in ihrer Wirkung auf das (Bur- 
ridge) 340. 
—Aneurysma (Sternberg) 430. 
—Angiom (Leichtweiß) 59. 
—, Anodenerschlaffung (Palladin) 177. 
—, Arhythmie am gesunden (Hoffmann) 430. 
‚ atrioventrikuläre Automatie durch Vagus- 
reizung (Pezzi u. Clerk) 558. 
‚ atrioventrikuläre Erregungsleitung im Am- 
phibien-(Nakano) 55. 
atrioventrikuläre Verbindung im (Kent) 249. 
Atrioventrikularknoten und Vagus (Ganter u. 
Zahn) 55. 
—, Atrioventrikularsystem-Embryologie des 
(Mönckeberg) 55. 
‚ Bariumchloridwirkung auf URELOOEGE We: 
land) 175. 
— Beschwerden bei Carcinom (Gordon) 656. 
— Block, vorgetäuschter (Römheld) 655. 
— und Bluzirkulation in den Händen (Stewart) 
652. 
‚ Bradykardie und intermittierende Kammer- 
automatie (Gallavardin) 710. 
‚ Bradykardie und okulokardialer Reflex (Loe- 
per und Mougeot) 656; (Petzetakis) 558. 
Calciumwirkung auf (Burridge) 340; (Clark) 
34l. 
‚ Campherwirkung auf (Pirera) 341. 
—De »kompensationen, Digitalis bei (Lawrence) 480. 
—, Dextrokardie (Rivet u. Girard) 121. 
—, Dextrokardie durch Narbenzug (Girard) 710. 
—, Diabetiker-, Glykolyse im (Cruickshank u. 
Patterson) 341. 
—, Ductus Botalli — offener — physikalisches 
Symptom hierbei (Simons) 481. 
—, elektrische Erregbarkeit und Giftwirkung 
(Wiener u. Rihl) 56 
—Endokardschwielen (Coenen) 122. 
—, Endokardveränderungen, mechanische (Ro- 
senbusch) 58. 


- 


<- 


— 764 — 
Herz-Erkrankungen, Wasserbilanz bei (Gerhardt) | Herz, Reizleitung und Vagusfunktion (Cohn u. 


559. Lewis) 175. 
—, Extrasystole (Ohm) 557; (Rothberger u. Win- | —, Reizleitungsstörung am (Gallavardin) 430. 
terberg) 346. —, Reizleitungssystem bei Fischen (Külbxs) 118. 
—, Extrasystole u. Adam-Stokesscher Sympto- | — und Respiration (Blumenfeldt u. Putzir) 555. 
menkomplex (Hecht) 655. ‚ Ringerlösung und (Boehm) 709. 
—, Extrasystole, supraventrikuläre und Kammer- —Rhythmus- Störungen (Münzer) 57. 
extrasystolenausfall (Rihl) 59. ‚ Säuren- und Alkalienwirkung auf das (Bur- 
— Fehler, angeborene (Abelmann) 250. ridge) 340. 
—, Ferndurchleuchtung und Klappenfehlerdia- | —, Salzwirkung auf das (Burridge) 340. 
gnose (Breuning) 58. —, Sauerstoffverbrauch, Strophanthinwirkunzauf 
— Funktionsprüfung (Kahn) 649. (Gottschalk) 250. 


—, Galopprhythmus (Wiedemann) 557. — Schlag, Temperaturwirkung auf (Lveb u. Ewald) 





—, Gemütsbewegungen und Anstrengungsein- 176. 

flüsse auf das (Pawinski) 178. —Schlagfolge und Anaphylaxie (Hecht u. Wen- 
—, Geräusche in der Schwangerschaft (Heyne- graf) 554. 

mann) 58. ee und Körperhastung (Lirdhard) 
—, Giftwirkung und spezifische Anspruchsfähig- 56. 

keit (Wiener u. Rihl) 56. —Schlagvolumen, Pituitrinwirkung auf (Tizer- 
—, Größenbestimmung und Klappenfehlerdia- stedt u. u) 120. 

gnose (Breuning) 58. — Schwäche, Überanstrengungs- (Bruns) 343. 


—Gumma (McWeeney) 557. 
—, Glykolyse im (Cruickshank u. Patterson) 
341 


— Schw jelenbildung am Endokard (Rosenbusch) 58 
—Sinusknoten und Vagus (Ganter u. Zahn) 55. 
—Spitze, diastolisches Vorschleudern der und 


—, Hissches Bündel, vergleichende Physiologie Venenpuls (Roth) 557. 

des (Nakano) 55. — Störungen bei Unfall (Horn) 429. 
—Innervation (Dogiel) 554. —, subendokardiale Hämorrhagien und Entblu- 
—Insuffizienz, Strophanthusinhalationen bei (Mo- tungstod (Cevidalli) 342. 

czulski) 481. —, Tachykardie und Herztonverdoppelung 


— Insuffizienz, Symptome der (Vaquez) 654. (Bäumler) 558. 
—-, Ionenwirkung auf (Clark) 341. — und okulokardialer Reflex (Mougeot) 250. 
— Kammer, elektrische Anspruchsfähigkeit und , — Tumoren (Biemann) 481. 

Giftwirkung (Wiener u. Rihl) 56. = ‚ Überleitungsstörung und Atropinwirkung (Da- 
—, Kammerautomatie und Augapfelkompre ssion | nielopolu) 558. 

(Petzetakis) 559. al berleitungsstörung, Physostigmin bei (Hecht 





—, Kardioptose (De Renzi) 710. u. Donath) 655, 656. 

--Klappenfehler im Kindesalter und Ferndurch- | —, Vagusfunktion (Cohn) 175; (Wedensky) 651. 
leuchtung (Breuning) 58. —, Vaguswirkung auf (Samojloff) 709. 

—Klappenfehler und Schwangerschaft (Kreiss) | —, Ventrikeldruckschwankung (Wiggers) 649. 
345. —, Ventrikelsystole und präsphygmische Pe- 

—Klappenfehler, traumatische (Falkenberg) 345. riode (Pezzi) 344. 

—Klappeninsuffizienz, Differentialdiagnose der | —Verlagerung in der Schwangerschaft (Hevne- 
(Rehfisch) 656. mann) 58. 

—, Kohlensäurewirkung auf, bei Narkose (Cath- | —, Vorhofdruck (Wiggers) 479. 
art u. Clark) 478. --, Vorhofflattern beim Hund und Mensch (iRe- 

— Krankheiten im Kindesalter (Dunn) 56. binson) 177. 


--Krankheiten und Orthopnöe (Hofbauer) 61. | —, Vorbofflimmern (Bäumler) 558; (James u. 
—, Kropf- (Bigler) 654. Hart) 344. 
—, Lipvidwirkung auf (Clark) 341. Vorhofflimmern, experimentelles (Busquet) 


— Massage, Folgen der (Boehm) 655. 480. 
—Mißbildung (Rivet u. Girard) 121. —, Vorhofpulsregistrierung (Weber) 343. 
—, Mitralinsuffizienz und Recurrenslähmung —, Vorhofregistrierung (Rautenberg) 250. 
(Tronconi) 658. Vorhofscheidewand, Defekt der a 31: 
—, Morphiumwirkung und Vagusfunktion (Cohn) Nuhal tar 'hykardie (Mathewson) 1 
175. —, Vorhoftonusschwankungen bei die 
—, Muscarinwirkung auf (Samojloff) 709. (Fano u. Spadolini) 554. 
‚ Muskelerkrankung und Tod durch Kohlen- —, Zuckerverbrauch im (Patterson u. Starling) 
säurevergiftung (Schultze u. Stursberge) 59. 312; (Rona u. Wilenko) 649. 
- Muskel- Regeneration (Heller) 57. —, Zuckerwirkung auf (Tysebaert) 175. 


-4 Narkosenwirkung auf (Cluzet u. Petzetakis)| Heufieber, Calciumchlorid bei (Emmerich u. 
65l. Loew) 180. 

—-, perikardiales Reibegeräusch am, und Angina | Hexamethylenamin, Formaldehydabspaltung und 
pectoris (Steell) 59. antiseptische Wirkung (Hanzlik) 11. 

=- Pitwtrinwirkung aufs (Werschinin) 120. Hinken, intermittierendes, s. Claudicatio. 

=a Pulmonalinsuftizienz, Diagnose der (Rehfisch)| Hippursäuresynthese s. Stoffwechsel. 
656. Hirnabsceß s. Gehirn. 








Hirnanhang s. Hypophyse. 

Hirnpunktion, Neisser-Pollacksche (Röper) 485. 

Hirschsprungsche Krankheit (Neugebauer) 240. 

— Krankheit und Megakolon congenitum (Pehu) 
631; (Sitsen) 631 | 

Hissches Bündel s. Herz. 

Histamin s. Imidazolyläthylamin. 

Histidin, colorimetrische Bestimmung (Weiss u. 
Ssobolew) 156. 

Histiocyten, Splenocyten, Monocyten u. (Pappen- 
heim) 48. 

Hitzschlag-Behandlung (Grober) 132. 

Hoden, interstitielle Zellen der, bei chronischen 
Allgemeinerkrankungen (Gamna) 641. 

—, Mesothoriumschädigung der (Simmonds) 450. 

Hodenextrakte und Antikörperbildung (Torelli) 
28. 

Hodgkinsche Krankheit s. Granulom. 

Höhenklima, winterliches, physiologische Wir- 
kung des (Zuntz) 258. 

Homogentisinsäure bei Alkaptonurie s. d. 

Homogentisinsäureacidose (Umber u. Bürger) 29. 

Hormonal und Peristaltik (Gaisböck u. Orth) 628. 

Hormone-Milz (Meyer) 548. 

Hornhautreflexe, Fehlen der, bei Nervenkrank- 
heiten (Wolff) 436. 

Humor aqueus, Zucker im (Ask) 614. 

Hundestaupe, Erreger der, aus der Paratyphus- 
gruppe (Wunschheim) 92. 

Hunger-Stoffwechsel s. d. 

Hungergefühl, Störungen im, und Gehirnerkran- | 
kungen (Drescher) 375. 

Husten (Staehelin) 482. 

Hydantoin-Derivate, Harnsäure- und Phenol- 
Reagens für (Lewis u. Nicolet) 223. 

Hydarthros, periodischer, Thyreoidinbehandlung 
bei (Ribierre) 81. 

Hydatiden s. Echinokokken. 

Hydrocephalie, idiopathische, bei Erwachsenen 
(Wirschubsky) 670. 

Hydrocephalus und Gehirnerschütterung (Tetz- 
ner) 128. 

— internus (Roubinovitch u. Barbé) 717. 

— internus, Transparenzuntersuchung bei (Bö- 
kay) 574. 

Hydronephrose, atonische (Bachrach) 333. 

—, experimentelle (Morel u. Papin) 170. 

—, Nierenzellen bei (Boetzel) 47. 

Hydrotherapie und Lungentuberkulose (Brieger) 
182. 

Hyperacidität, gallensaure Salze zur Behandlung 
der (Glaessner) 630. 

Hypercholesterinämie s. Cholesterinämie. 

Hyperglobulie bei Toluylendiaminwirkung (Hertz 
u. Erlichöwna) 54. 

Hyperglykämie, alimentäre (Böe) 158. 

—, experimentelle (Bang) 157. 

— u. Nephritis s. d. 

Hypernephrom (Saviozzi) 551. 

Hyperthyreoidismus, Adrenalinreaktion am Auge 
bei (Mattirolo u. Gamna) 104. 

— u. Aortenaneurysma (Kienböck) 620. 

— u. Darmaffektionen (Hemmeter) 227. 

—, respiratorischer Stoffwechsel bei (Bernstein) 

616. 

—, Serumbehandlung des (Davidson) 315. 


165 


Hypnose, Epilepsiebehandlung durch 
polsky) 380. 

Hypophyse s. a. Akromegalie. 

— s. a. Pituitrin. 

— (Goetsch) 162; (Tilney) 162. 

und Diabetes insipidus (Lereboullet, Faure- 

Beaulieu u. Vaucher) 626; (Mamrot) 42, 540; 

(Römer) 539. 

bei Diphtherietoxinvergiftung (Abramow) 230. 

u. Dyspituitarismus (Falconer) 698. 

und Dystrophia genitalis (Mamrot) 540 

und Epilepsie (Clark u. Caldwell) 539. 

—, Extrakt der, bei Asthma (Borchardt) 180. 

—, Extrakt der, Blutdruckwirkung (Claude u. 
Porak) 539. 

—, Extrakt der, physiologische Wirkung des 
(Iscovesco) 105. 

—, Extrakt der, und Vasodilatin Popielskis (Füh- 

ner) 698. 

und Fettsucht (Mouriquand) 159; (ÜUmber) 

158. 

und Gravidität (Kleemann) 230; (Wittek) 539. 

—, Haarwuchsstörung und (Siccard u. Reilly) 105. 

—, Innervation der (Dandy) 538. 

bei Kastration (Kleemann) 230. 

und Kastration (Wittek) 539. 

—, Lipoide des Vorderlappens der (Iscovesco) 105. 

und Metamorphose bei Batrachiern (Adler) 

618. 

und Polyurie (Camus u. Roussy) 162. 

—, Sella turcica und Epilepsie (Clark u. Caldwell) 

539. 

und Thyreoidektomie (Halsted) 316. 

—, Tumor der, und Diabetes insipidus (Sim- 
monds) 626. 

—Tumor, Röntgenbehandlung bei (Beclère) 42. 

—, Tumor der (Taylor) 719. 

— und Urämie (Gluzinski) 333. 

Hypophysin, Asthmaanfall, ausgelöst durch (La- 
nari) 434. 

Hypotensin im Basedowserum (Blackford u. 
Sanford) 160. 

Hysterie, Merkfähigkeit bei (Horwitz) 672. 


Idiotie, amaurotische, 
(Bielschowsky) 448. 

—, amaurotische, Stoffwechel bei (Hymanson) 
537. 

— und Oxycephalie (Charon u. Courbon) 447. 

Ikterus, Abwehrfermente bei (Fiessinger u. 
Broussolle) 35. 

—, Aminosäurengehalt des Serums bei (Labbé u. 

Bith) 31. 

und Blutzerfall (Meyerstein) 334. 

—, dissoziierter (Lemierre, Brulé u. Weill) 535. 
und Erythrocytenresistenz (Whyte) 708. 
gravis, Salvarsan als Ursache des (Girardet) 
288. 
haemolyticus congenitalis (Chauffard) 701. 

‚ hämolytischer (Stienon) 118. 

—, hämolytischer, und Blutbildung bei Splenek- 
tomie (Krumbhaar, Musser u. Pearce) 243. 

‚ hämolytischer, hereditärer (Haussen) 241. 

Hypercholesterinämie bei (Schmidt) 606. 

neonatorum und Gallenfarbstoffsekretion 

(Yippö) 166. 


(Podja- 


— 


familiäre spätinfantile 


-< 


Ikterus neonatorum und physiologische Ikterus- 
bereitschaft (Hirsch) 167. 

Dleocöcal -Insuffizienz und Radiographie (Diet- 
len) 240. 

— bei Ascariden (Vickery) 165. 

—, Gallensteine als Ursache von (Remynse) 630. 

—, intermittierender, bei spitzwinkliger Flexura 
coli sin. (Collin) 546. 

—, rezidivierender, bei Dünndarmerkrankung 
(Neumann) 164. 

Imidazolyläthylamin, physiologische 
des (Niculescu) 618. 

Au TaBBlutinipe, Thermoresistenz der (Präsek) 


Wirkung 


Immunität, Blutgerinnung und (Hirschfeld u. 
Klinger) 96. 

‚ Cornea-, und Vaceinevirus (Prowazek) 15. 

‚ Krebs-, experimentelle (Levin) 195. 

und Leukocytose (Gay u. Claypole) 338. 

und Nebennierenrinde (Munk) 228. 

a auf ( Fiorini u. Zironi) 

‚ Tumor-, s. d. 

Immunitäts-Reaktionen und biogenetisches 
Grundgesetz (Kritschewsky) 297. 

Immunserum, Rohrzucker- (Kumagai) 29. 

Indican- und Harnsäureausscheidung (Morac- 
zewski) 536. 

— Bestimmung im Harn (Kaufmann) 463. 

Indolbildung im Darm und Wert der Harnindican- 
bestimmung (Natonek) 33. 

en in Bakterienkulturen (Kligler) 
588. 

Infantilismus (Salecker) 231; (Zundel) 674. 

—, Diabetes insipidus bei (Mamrot) 42. 

— und Hypophyse (Lereboullet, Faure-Beaulieu 
u. Vaucher) 626. 

Infektion und Ernährung 
(Thomas) 13. 

Infektion kryptogenetische durch Mycobacter. 
plumosum (Fox) 92. 

en in Athen (Aravandinos) 
259. 

—, Blut bei (Arnone) 429. 

—, Blutgerinnung bei (Küster) 426. 

—, Disposition zu (Kossel) 136. 

—-, Elektrochemie der (Sommer) 266. 

und innere Sekretion (Pernice) 412. 

—, Kolloidmetalle bei (Le Fèvre de Arric) 202. 

und Konstitution beim Kinde (Czerny) 81. 

und das Spezifitätsproblem (Kolle) 15. 

Influenza- Bacillen im Ohr (Hirsch) 510. 

—, Pneumokokken- (Walb) 141. 

— Sepsis (Elders) 276. 

Innere Sekretion und Amylnitritkrämpfe (Fischer) 

585. 

Sekretion und Blutdruck s. d. 

Sekretion und Carcinombehandlung (Shirlaw) 

84. 

Sekretion und Fettsucht (Mouriquand) 159; 

(Umber) 158. 

Sekretion und Haarwuchsstörung (Sicard u. 

Reilly) 105. 

Sekretion und Infektion (Pernice) 412. 

Sekretion und Mendelsche Regel (Tutyschkin) 

259. 


— 
— 
— 
— 
— 


“ 


(Hornemann) 13; 


nn 


— 


— 


766 


Innere Sekretion und Metamorphose bei Batra- 
chiern (Adler) 618. 

— Sekretion und Psychalgien (Oppenheim) 360. 

— Sekretion und Respirations-Stoffwechsel s. d. 

— Sekretion, Uteruskontraktionen und (Guggis- 
berg) 314. 

— Sekretion und Vagotonie (Barker) 358. 

— Sekretion und Vitamine (Funk) 152. 

— Sekretion und Wachstum (Gudernatsch) 617. 

Intentionstic s. Tie. 

Intermittierendes Hinken s. Claudicatio. 

Intestinale Stase s. Koprostase. 

Invertase-Bildung(Euler u. Cramer) 100. 

— Bildung, Temperaturwirkung auf (Euler und 

Cramer) 609. 

—, Hefe-, s. d. 

—Hemmung (Michaelis u. Rona) 608. 

Jod, Keimdrüsenfunktion von Rana bei Einwir- 
kung von (Adler) 231. 

—Retention, lokale, durch Stauungshyperämie 
(Salomon) 678. 

— bei Typhus exanthematicus (Ouftageaninoff) 
592. 

Jodfettsäuren, Pharmakologie der (Gastaldi) 199. 

Jodipin (Bosse) 10. 

— bei Lungentuberkulose (Baer) 199. 

Jododerma bullosum nach Kalium jodat. (Brandt- 
ner) 586. 

Ipecacuanha, Riopan als Anwendungsform des 
(Külbs) 453. 

Iritis, Arthigon bei (Kreibich) 141. 

Ischias, Bewegungsbäder bei (Brieger) 665. 

—, Peroneusläihmung bei, nach Entbindung 
(Wartena) 655. 

—, Radiotherapie bei (Brustein) 268. 

—, Röntgentherapie bei (Delherm) 186. 

—, Strychnininjektion bei (Retiwow) 665. 

Istizin (Bennecke) 133. 

— bei Obstipation (v. Cancrin) 583. 


K vgl. a. C. 

Kältehämoglobinurie s. Hämoglobinurie. 

Kältewirkung und Kaltblüter (Cameron u. 
Brownlee) 258. . 

Kala-Azar Erreger, Kultur der (Mayer u. Werner) 
399. 

— in Italien (Gabbi, Pellegrino u Montoro) 
516. 


— Parasiten der (Smallmann) 281. 

Kalk, Ausscheidungsorte des (Katase) 578. 

—Salze und Nierenfunktion (Eisner) 45. 

— Stoffwechsel s. d. 

Karbolsäure, Tetanusbehandlung mit (Gluzinseki) 
455. 

Kardioptose (de Renzi) 556. 

— s8. Herz. 

Kardiospasmus s. Magen. 

Karellkur und Diurese (Gerhardt) 559. 

Kastration und Hypophyse s. d. 

Katalyse und autoxydable Verbindungen (Thun- 
berg) 100. 

—, ultramikroskopische Untersuchung der (Üe- 
sana) 531. 

Kehlkopf s. a. Larynx. 

—Funktionsstörungen nach Kropfoperationen 
(Pamperl) 122. 


pm 


=> í 


Kehlkopf - Tuberkulose, Wasserstoffperoxydbe- 
handlung bei (Asspissow) 22. 

—- Verlagerung bei Thoraxtumoren (Menzel) 122. 

Keimdrüsen, Jodwirkung auf, bei Rana (Adler) 
231. 

—, Thoriumwirkung auf (Rost u. Krüger) 626. 

Keimschädigung, chemische (Hertwig) 193. 

Kenotoxine (Weichardt) 695. 

Kephalin-Fettsäure, gesättigte (Levene u. West) 
34. 

Keratitis parenchymatosa und familiäre Syphilis 
(Boas u. Rönne) 601. 

Keuchhusten s. Pertussis. 

—Erreger (Ritter) 590. 

— und ÖOpticusatrophie s. d. 

— Therapie (Ritter) 590. 

Kinderernährung, Maltosedextrin und Milch- 
zucker bei der (Haskell) 6. 

Kleiderlaus, Recurrensübertragungdurch (Toyoda) 
210. 

Kleinhirn und Adiadochokinese (Lotmar) 69. 

—-Agenesie, akustischer und statischer Apparat 
bei (Denker) 190. 

—, Arteria cerebelli inferior posterior, Verschluß 
der (Bury u. Stopford) 572. 

— Brückenwinkeltumor (Krause) 74; (Milian u. 
Schulmann) 190. 

— Brückenwinkeltumor, Facialisstörungen bei, s.d. 

— Brückenwinkeltumor, Symptome des, bei Ob- 
longatatuberkel (Frey) 377. 

— Defekte, Kompensation der (Fulle) 374. 

— Encephalitis (Smith) 446. 

— Erkrankung, Symptome der (Rothmann) 445. 

—-Fibrosarkom (Krause) 74. 

— und Hemiataxi2 (Denker) 190. 

—Hypoplasie (Dietrich) 374. 

— Lokalisation (Andre-Thomas u. Durupt) 567. 

—, Nicotinwirkung auf (Camis) 183. 

—-Rinde, Fibrillenbau der (Schaffer) 253. 

— Tumor (Hušša) 190; (McConnell) 446. 

Klimawirkung, Physiol. der (Berliner) 1. 

Knochen, trophisch-vegetative Erkrankungen der 
(Sterling) 660. 

—Nekrose, Sequesterbildung bei (Axhausen) 565. 

—Syphilis (Axhausen) 566. 

Knochenmark, Cholesterinsteatose im (Anitsch- 
kow) 3. 

— Zellen, Stammzellen der, 
leukämie (Klein) 244. 

Koagulen Kocher-Fonio (Obermüller) 132. 

Kobragift, Hämolysehemmung bei Tumorkranken 
(Rubino u. Farmachidis) 150. 

Kochsalzfieber und Wasserfehler (Freund) 131. 

Kochsalzretention, Nephritis und (Hoff) 39. 

—, Pneumonie und (Hoff) 39. 

Kochsalz-Stoffwechsel bei Säuglings-Ernährungs- 
störungen (Bauer) 103. 

Körpertemperatur, Blutserumwirkung auf (Guer- 
rini) 524. 

Kohle, kolloide, pharmazeutische Wirkung der 
(Sabbatani) 678. 

Kohlehydrate, Antigenwirkung der (Kumagai) 29. 

—Stoffwechsel s. Stoffwechsel. 

Kohlenoxydvergiftung, Encephalitis bei (Libin) 
373. 

—, Polyneuritis und (Krantz) 508. 


und Myelogonien- 


67 


Kohlensäure- Bestimmungsapparat für kleine Men- 
gen (Tashiro) 464. 

—Titration kleiner Mengen (Dorner) 305. 

Kohlenstoff, kolloidaler, als Antidot gegen Strych- 
nin (Sabbatani) 507. 

Kollargol (Kausch) 134. 

Kolloide Eiweiß- (Jacobs) 462. 

— und Elektrolyte (Clowes) 129, 130. 

— Metalle bei Infektionskrankheiten (Le Fevre 
de Arric) 202. 

—, Salzfällung der (Spiro) 464. 

—, Zell-, elektrisches Potential der (Hardy) 257. 

—, Zustandsänderung der (Blasel u. Matula) 304. 

Kolloidstickstoff im Harne und Leberfunktion 
(Labbe u. Dauphin) 33. 

Komplement, Abstammung des (Wollmann) 459. 

— (Bessemanns) 296. 

—, Bestimmungsmethode (Barrat) 460. 

— Bindung, Amylase als Ersatz des hämolytischen 
Systems bei (Porter) 461. 

— Bindung und biogenetisches Grundgesetz (Krit- 
schewsky) 297. 

— Bindung, von Dungernsche 
Tumordiagnose (Hara) 526. 

—Bindung bei Flecktyphus (Markl) 17. 

— Bindung bei Gonorrhöe s. d. 

— Bindung, Ionenwirkung auf (Lindenschatt) 407. 

— Bindung bei Malaria (Gasbarrini) 19. 

— Bindung und Milchdifferenzierung (Kudicke u. 
Sachs) 298. 

— Bindung bei Milzbrand (Bierbaum u. Boehncke) 
19. 

— Bindung im Normalserum (Kritschewsky) 296. 

—Bindung in Pneumonieexsudaten (Hartmann) 
150. 

—Bindung bei Tuberkulose s. d. 

Kongofadenprobe s. Magen. 

Konstitution und Diathese (Pässler) 194. 

— und Infektionen des Kindes (Czerny) 81. 

Kopfschmerz (Lobedank) 266. 

Kopfschmerzen, intrakranielle Drassherabeetzung 
und (Wladytschko) 670. 

Koprostase (Bainbridge) 239. 

— und Chirurgie (Bainbridge) 630. 

—, chronische, und Röntgenbild (Quimby) 631. 

—, chronische, Symptome der (van Valzah Hayes) 
631. 

Korsakowsche Psychose, Morphiumentziehung 
und (Marchand u. Usse) 256. 

Kotbrechen bei gastrischen Krisen (Oczesalski) 
21. 

Krämpfe, Behandlung der (Grober) 197. 

—, pontobulbäre, Differenzierung von corticalen 
(Lapinsky) 668. 

Kreatin-Ausscheidung, Coffeinwirkung auf (Sa- 
lant u. Rieger) 461. 

— Bestimmung nach Folin (Graham u. Poulton) 
303. 

—Stoffwechsel s. d. 

Kreatinin, fermentativer Abbau des (Ackermann) 
529. 

Krebs s. a. Carcinom. 

—Altersdisposition (Weller) 83. 

—, Arsen- (Nutt, Beattie u. Pye-Smith) 83. 

—Chirurgie, Erfolge des (Bloodgood) 267. 

—Empfänglichkeit (Lathrop u. Loeb) 265. 


Reaktion und 


Krebs-Erblichkeit (Warthin) 83. 

— Erythrocytenresistenzbestimmung (Cohnreich) 
174. 

—Immunität, experimentelle (Levin) 195. 

—, Mäuse- (Lathrop u. Loeb) 265. 

—, Mäuse-, und Schwangerschaft (Lathrop u. 
Loeb) 265. i 

—Mineralgehalt (Robin) 112. 

—Probleme Schmidt) 83. 

—, Radiumbehandlung (Bayet) 8. 

—, Spontan-,bei Mäusen (Slye) 264. 

—, Strahlentherapie bei (Sticker) 9. 

—, Vitalfärbung bei (Levin) 82. 

Kreislauf s. Blutkreislauf. 

Kretinismus, sporadischer (Salecker) 231. 

Kropf s. a. Struma. 

— bei Bachforellen (Marine) 580. 

— und Blutgerinnung (Bauer u. Bauer-Jokl) 
119. 

— und Basedowsche Krankheit s. d. 

—Endemie (Justus) 697. 

—, endemischer (Hirschfeld u. Klinger) 618. 

—, Herz bei s. d. 

—Operationen, Larynxstörungen nach (Pamper!) 
122. 

— und Rheumatismus (Karlowicz) 620. 

— und Schwangerschaft (Müller) 471. 

—Theorie (Bircher) 619. 

—Vererbbarkeit bei Tieren (Carlson) 471. 

Krüschbrot für Diabetiker (Näf) 37. 

Küstenfieber (Sticker) 210. 

Kupfer, Chemotherapie mit (Meissen) 403. 

—Jodipin bei Lungentuberkulose (Baer) 199. 

—Lecithin bei Lupus (Mentberger) 599. 

—bei Tuberkulose s. d. 

Kymograph-Zeitregistrierung (Closson) 250. 


Lab im Harn, diagnostische Bedeutung (Romag- 
nolo) 106. 

—Pepsin-Identität (Fuld) 163. 

—, Wirkungsbedingungen des (Michaelis u. Men- 
delssohn) 540. 

Labyrinth, Physiologie des (Camis) 183. 

Lähmungen, Bein-, schmerzhafte, ohne Spinai- 
erkrankung (Rauzier) 442. 

— und Hautreflexsteigerung (Faworsky) 367. 

—, infektiöse (Warrington) 663. 

—, Vperationsmethoden bei(Cadwalader u. Sweet) 
255. 

—, organisehe, Zeichen der (Mingazzini) 127. 

—, periodisch familiäre (Clark) 68. 

—, spastische, ohne organischen Befund (Rhein) 
76. 

-—, spastische, Operationsmethoden bei (Lorenz) 
TE 233: 

—, Spastische, posthemiplegische (Reznicek) 256. 

Lävulosurie und Leberfunktion (Pfeiffer) 469. 

Lagerungsbehandlung. peritoneale und pleurale 
Resorption bei (Dandy u. Rowntree) 497. 

Laktation s. Mileh-Sekretion. 


Langerhanssehe Inseln, Adenom der (Ie Comte): 


327: 

Larosan (Bertlich) 451. 

Larynx ®. a. Kehlkopf. 

—, Lymphadenitis tuberculosa 
(Taebault) 659. 


praelaryngealis 


768 


ı Larynx, Pneumokokkeninfektion der (Turner u. 
Mollison) 594. 

—, Schildknorpelperichondritis (Frühwald) 659. 

Lateralsklerose, amyotrophische, s. d. 

Leber-Abscesse, dysenterische (Mühlmann) 597. 

—Abscesse und Echinokokkus (Ortner) 420. 

—-Abscesse, multiple, operativ geheilt(Heinemann) 
702. 

—, Acetessigsäurebildung in, und Pankreas (Da- 
kin u. Dudley) 607. 

— und Acetonkörperbildung (Kossow) 30. 

—, Alkoholwirkung auf, beim Kaninchen (Kyrle 
u. Schupper) 200. 

—, Aminosäurenabbau in (Labbe u. Bith) 464. 

—Autolyse in Hunger (Satta u. Fasiani) 606. 

—-Autolyse bei Phloridzinvergiftung (Satta u. Fa- 
siani) 154. 

| —, Bleisalzreduktion i. (Siccardi u. Roncato) 200. 

— und Blutbildung (Nassau) 553. 

—, Blutbildung und Hühnerembryo- (Haff) 243. 

—Carcinom und Cirrhose (Adelheim) 113. 

—Carcinom, Mineralgehalt des (Robin) 112. 

—Cirrhose, experimentelle (Lissauer) 547. 

—Cirrhose, Glykokollausscheidung bei (Bürger u. 
Schweriner) 38, 39. 

—Cirrhose und Splenomegalie (Austoni) 632. 

— Diabetes und (Labbé u. Bouchage) 468. 

—Echinokokkus (Kienböck) 241. 

—, Eiweißspeicherung in (Tichmeneff) 609. 


—Erkrankung, fermentativer Leberabbau bei 
(Hertz u. Brokman) 465. 
—Erkrankungen und Verdauungslipämie (Le- 


mierre, Brulé u. Weill) 535. 

|! — und Fibrinogenbildung (Whipple) 462. 

— Funktion u. Eiweißstoffwechsel (Tschannen) 
605. 

—Funktion und Harnkolloidstickstoff (Labbe u. 
Dauphin) 33. 

—Funktion und Stovain-Anästhesie (Delle Chiaie) 
587. 

—Funktion bei Tetania parathyreopriva (Sto- 
land) 622. 

—Funktionsprüfung (Nesbitt) 547. 

—-Funktionsprüfung mit Aldehydreaktion (Nes- 
bitt) 111. 

—Funktionsprüfung, Kohlehydratbelastungsprobe 
(Bloomfield u. Hurwitz) 241. 

—Funktionsprüfung, Laktosetoleranz (Hurwitz. 
u. Bloomfield) 241. 

—Funktionsprüfung durch Lipasebestimmung im 
Blut (Whipple) 112, 166. 

—Funktionsprüfung mit Phenoltetrachlorphtha- 
lein (Rowntree, Hurwitz u. Blumfield) 111. 
165. 

—Funktionsprüfung mit Phenoltetrachlorphtha- 
lein( Whipple, Peightalu. Clark) 111. (Whipple) 
166. 

—, Glykogen- und Zuckerbildung in (Barren- 
scheen) 311. 

— und Glyvkosurie (King) 311. 

—, Harnstoffbildung in (Fiske) 222. 

—, hydropische Degeneration der, experimentell 
bei Kaninchen (Bartlett u. Smirnow) 241. 

— Infektion, akute (Rodano) 325. 

—Insuffizienz und Aminosäurengehalt im Blut 
(Labbé u. Bith) 31, 153. 


N Cholesterinämie bei (Chauf- 
fard) 44 

—Insuffizienz und Magenblutung der Cirrhotiker 
(Gouget u. Pierret) 325. 

—Insuffizienz und Scharlach (Gromski) 16. 

—Insuffizienz und Urobilinurie (Meyer-Betz) 302. 

— und Kreatinbildung (Thomas) 303. 

—Nekrose, experimentelle (Steckelmacher) 167. 

—Nekrose und Pankreas (Fischler u. Cutler) 420. 

—, Phlebitis obliterans in der (Schmincke) 701. 

— und Phosphorvergiftung (Satta u. Fasiani) 154. 

— Regeneration, tumorförmige ( Yokoyama) 112. 

—, Salvarsanschädigung der (Heinrichsdorff) 217. 

—, Schwangerschafts-, und Lävulosurie (Pfeiffer) 
469. 

—, Sulfhydrylabspaltung in der (Hausmann) 154. 

—, Tolidinblauvitalfärbung der (Steckelmacher) 
167. 

Lecithinkupfer bei Tuberkulose der Haut (Strauss) 
93 


Leimgallerten, Elastizität von (Gildemeister) 498. 
Leishmania, Kultur der (Mayer u. Werner) 399. 
Leishmaniosis-Anämie (Lo Re, Mariano u. Stefano) 
338. 
—, Blutbild bei (Arnone) 429. 
—, infantile (Di Cristina u. Caronia) 684. 
—, Parasiten der (Smallmann) 281. 
Lekutyl bei Lupus (Mentberger) 599. 
— bei Tuberkulose der Haut (Strauss) 93. 
Lenhartzsche Ernährungskur (Kissling) 266. 
Lepra, Diathermiebehandlung bei (Unna) 92. 
— in Kurland (Sadikoff) 684. 
—, Salvarsankupfer bei (Baermann) 459. 
—, Übertragbarkeit der, durch Wanzen (Smith) 
92. 


—-, Verbreitung durch Wanzen (Paldrock) 208. 

Leptomeningo- Encephalitis, Milzbrand und (Fulci) 
371. 

Leuein, Pseudo, Synthese der (Knoop u. Land- 
mann) 608. 

Leukämie (Burgess) 553; (Naegeli) 244. 

—, Ätiologie der (Barca) 335. 

, akute (Beltz) 246. 

—, akute und Infektion (Pribram u. Stein) 245. 

‚ atypische (Panton u. Tidy) 707. 

und Bence Jones Albuminurie (Boggs u. Gu- 

thrie) 245. 

—, Benzin bei (Pappenheim) 646. 

—, Benzoltherapie der (Barker u. Gibbs) 245; 
(Boggs u. Guthrie) 245; (Döri) 314; (Krokie- 
wicz) 52; (Laignel-Lavastine u. Pruvost) 427; 
(Pappenheim) 646; (Rafalsky) 646; (Wirth) 
427. 

, chron. myeloid., Übergang in Myeloblasten- 
leukämie (Aubertin u. Gaillard) 51 

—, Embryonalzellen bei (Lereboullet u. Chabrol) 

173. 

—, Gehirnblutung bei (Laubry) 573. 

—, Hühner-, Virus der (Ellermann) 117, 246. 

und Infektion (Hansemann) 335. 

—, lymphatische akute (Nanta u. Loubet) 171. 

‚ lymphatische, Corynebakterium Hodgkini als 
Erreger (Steele) 646. 

—, Lymphoblasten-, typhusartige Veränderungen 

bei (Herxheimer) 52. 
—, Lymphocyten- (Ballagi) 552. 
Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 


769 


Leukämie, Myeloblasten-, typhusartige Verän- 
derungen bei (Herxheimer) 52. 
—, Myeloblasten-, Übergang einer chron. myeloid. 
Leukämie in (Aubertin u. Gaillard) 51. 
—, Myelogonien- (Klein) 244. 
‚ Radiotherapie der (Beclere) 51; (Renon, De- 
grais u. Dreyfus) 52, 117. 
—, Röntgenstrahlenwirkung auf (Warthin) 477. 
, Röntgentherapie der (Pappenheim) 646. 
—, Stauungspapille und Chorioidealymphom bei 
(Kambe) 335. 
—, subakute (Laignel-Lavastine u. Pruvost) 172, 
427. 
‚ Thoriumtherapie bei (Arneth) 645; (Brückner) 
(Kahn) 581; (Pappenheim) 646; (Sisto) 
53. 


—, typhusartige Veränderungen bei (Herxheimer) 
52. 

—Virus (Ellermann) 117. 

—, Wirbelkariessymptome bei (Rolleston u. Fran- 
kan) 552. 

Leukine, Bildung der (Schneider u. Hurler) 461. 

Leukocyten, basophile Flecken in (Roemmele u. 
Sweet) 115. 

— Bildung im Thymus (Weill u. Weidenreich) 170. 

—, Differentialzahlung der (Dunzelt) 49. 

—Einschlüsse bei Scharlach (Farfel) 648. 

‚ elektr. Schwachstromwirkung an (Veraguth u. 

Seyderhelm) 49. 
und Entzündung (Rosenow) 642. 

—, Sonnenstrahlenwirkung auf (Aschenheim) 338. 

in Tonsillen (Klatschko) 334. 

—, Zähltafel für (Arneth) 171. 

bei Dementia praecox (Zimmermann) 648. 

—, spezifische, und Immunität (Gay u. Claypole) 
338. 

Leukocytose bei Dementia praecox (Zimmermann) 
648. 

—, spezifische, und Immunität (Gay u. Claypole) 
338. 

— bei Syphilis (Hazen) 53. 

—, Verdauungs-, beim Hunde (Krolunitzky) 116. 

Leukofermantin (Bircher) 325. 

Lichtstrahlen s. Strahlen. 

Linitis des Magens s. d. 

Lipase im Blut bei Leberschädigung (Whipple) 166. 

— im Blutserum bei Leberläsionen (Whipple) 112. 

—, Radiumwirkung auf (Marshall u. Rowntree) 
193. 

Lipoidämie und Schwangerschaft (Friedrich) 262. 

Lipoide, anisotrope, in Milz und Knochenmark 
(Anitschkow) 3. 

—, Antigennatur der (Meyer) 296. 

— im Gehirn (Buscaino) 33; (Serono u. Palozzi) 
410. 

—, histochemische Darstellung der (Biondi) 356. 

— in Organen (Jastrowitz) 530. 

— und Zellmembran (Loeb u. Beutner) 577. 

Lipoidmembran und Narkosetheorie (Loewe) 11. 

— und Overtons Theorie (Clowes) 135. 

Lipoidtheorie und Narkose (Fühner) 201. 

Lipojodin bei Asthma (Steiner) 62. 

— bei Emphysem (Steiner) 62. 

Lipom, embryonale _Lipoblasten im, bei Erwach- 
senen (Rasor) 5. 

— und granuläre Fettsynthese (Rasor) 5 


49 


— 71 
Lipomatose, radikuläre Anordnung bei (Lawaese- 
Delhaye) 579. 

Lipoproteine, Giftigkeit der (Izar u. Patane) 220. 

Liquor cerebrospinalis s. Cerebrospinalflüssigkeit. 

Littlesche Krankheit (Concetti) 75. 

Loeffler-Serum-Trockenpräparat (Marx) 202. 

Lokalanaesthetica s. Anästhetika. 

Lus s. Syphilis. 

Luetin s. Syphilis. 

Luftröhre s. Trachea. 

Lumbalflüssigkeit s. Cerebrospinalflüssigkeit. 

Lumbalpunktion, Kanüle zur (Mayer) 254. 

Luminal (Jödicke) 86. 

Lungen, Ammoniakdurchlässigkeit der (Magnus, 

Sorgdrager u. v. Leeuwen) 658. 
—Anthrakosis, Ätiologie der (Haythorn) 348. 
—Atelektase, Fremdkörperverschluß der Bron- 

chien und (Heller) 562. 

— Blutstrom und Respirationsbewegungen (Krogh 

u. Lindhard) 657. 

—, Blutzirkulation der (Fühner u. Starling) 482. 

—Cancroid, primäres (Hermann) 349. 

—Dämpfung der rechten Basis als Typhussym- 

ptom (Lesieur u. Marchand) 131. 
—Emphysem, kausale Behandlung des (Hof- 
bauer) 62. 

— Erkrankungen, 

bei (Bukolt) 6. 
— Erkrankungen, Saccharomyces als Erreger einer 

(Potron) 595. 

—Infarkt (Grober) 712. 

—, Kalkausscheidung durch die (Katase) 578. 

—Kavernen, Röntgendiagnose der (Hoesslin) 63. 

—, kavernöse Phthise der, und Pneumolyse 

(Mayer) 64. 

— Kompression und Tuberkulose (Bruns) 351. 

— Krebs, Schneeberger (Arnstein) 123. 

— Kreislauf, Sauerstoffwirkung auf (Retzlaff) 178. 

— Luft, Temperatur der (Loewy u. Gerhartz) 178. 

—, lymphogene Abflußwege der (Ghon u. Roman) 

282. 

— Metastasen bei Chorionepitheliom ( Brasche) 562. 

—, Miliarcarcinose der (Schmidt) 252. 

—- Ödem (Kraus) 123. 

—Phthise, Ätiologie der ( Bacmeister) 712. 

—Phthise und Amenorrhoë (Friedrich) 262. 

—Phthise, Infektionsarten der (Bacmeister) 434. 

—Plombierung, pneumatische (Schoenlank) 659. 

—Pneumolyse bei kavernöser Phthise (Mayer) 64. 

—Radiographie (Wenckebach) 252. 

—, Retraktionskraft der, und Thoraxdruck (Hof- 

bauer) 61. 

- Sarkom (Schwartz) 62. 

— Spitzenkatarrh, nichttuberkulöser (Blum) 62. 

—-Spitzentuberkulose und Freundsche Theorie 

(Davies) (4. 

— Spitzentuberkulose und Rippenknorpelerkran- 
kung (Davies) 64. 

-, Tracheobronchialdrüsentuberkulose beim 
Säugling und bitonaler Husten (Marfan u. 
Mantoux) 562. 

Tuberkulose, asthmatische Form der (Tauszk) 
181. 

— Tuberkulose und Blutbild (Weiss) 648. 

-Tuberkulose und Bronchialdrüsentuberkulose, 
Radiographie der(D’Oelsnitzu.Paschetta) 349. 


einseitige, Pupillendifferenz 


} 


mœ 


í 


0 


Lungen-Tuberkulose, Campher-Jod-Guajakolseife 
bei (Fischel u. Schönwald) 712. 

— Tuberkulose, Campherölinjektionen bei (Alexan- 
der) 350. 

— Tuberkulose, Frühdiagnose der (Dietschy) 712 

— Tuberkulose, Hydrotherapie der (Brieger) 182. 

— Tuberkulose, Jodipin bei (Baer) 199. 

— Tuberkulose, Kollapstherapie (Eden) 563. 

— Tuberkulose, Kupfer-Jodipin bei (Baer) 199. 

— Tuberkulose, Lungenkollapswirkung auf (Bruns) 
351. 

— Tuberkulose, Lungenschrumpfungserzeugung 
bei (Kawamura) 124. 

— Tuberkulose, Meiostagminreaktion bei (Bucco) 
525. 

— Tuberkulose, Plombierung der Lunge bei (Gwer- 

der) 124. 

— Tuberkulose, Pneumothoraxbehandlung der 

(Angelini) 353; (Herve) 182; (Samson) 

124 


— Tuberkulose, Röntgenbehandlung der (De la 
Camp u. Küpferle) 181. 

— Tuberkulose, Strahlentherapie der (De 

Camp) 63. 

— Tuberkulose und Thorax phthisicus (Sato) 351. 

— Tuberkulose und Unfall (Erfurth) 194. 

—Tuberkulose und Wirbelsäulenanomalien (Kü- 

chenhoff) 350. 

— Verletzungen bei subcutanen Traumen (Gehrels) 

61. 

—, Wasserausscheidung der, bei fiebernden Tu- 

berkulösen (Azzi) 251. 

Lupus s. a. Hauttuberkulose. 

—, Aurum-Kalium cyanatum bei (Perutz u. Sip- 

pel) 215; (Poör) 599. 

—, Kupferbehandlung bei (Mentberger) 599. 

—, Radiotherapie bei (Retki) 561. 

Lymphadenitis, tuberkulöse prälaryngeale (Lie- 

bault) 659. 

Lymphadenosis aleukaemica (Winter) 336. 

Lymphdrüsentuberkulose s. Tuberkulose. 

Lymphocyten, Pathologie der (Ferrata u. Rinaldi) 
425 


la 


Lymphocytose, Arsenikwirkung auf (v. Hoesslin) 
339. 


—, Blutdrucksenkung bei, und innere Sekretion 
(Münzer) 176. 

— und Neurosen (Sauer) 339. 

Lymphomatosis granulomatosa s. Granulom. 
Lymphome (Frank) 173. 

—, Chorioidea-, bei Leukämie (Kambe) 335. 
Lymphosarkom und Granulom s. d. 

yssa, azurophile Erreger der (Proescher) 587. 
—, Bekämpfung der (Rochaix) 143. 

—, Fettgehalt des Gehirns bei (Buscaino) 33. 
—, Meningitis bei (Goldberg u. Oczesalski) 456. 
—, meningitische Symptome bei (Goldberg u. 
Oczesalski) 143. 

—, Passagevirus (Bujard) 685. 
—Schutzimpfung (Pokschischewsky) 516. 


Magen-Atonie, akute (Schlaepfer) 108. 
—Atonie, Radiographie der (Disque) 320. 

—, Atropinwirkung auf (Pletnew) 474. 

—, Ausheberung, Fehler bei der (Harmer u. 
Dodd) 233. 


Magen-Carcinom, Aminosäurenstickstoffbestim- 
mung bei (Zunz) 163. 

—Carcinom, Diagnose mit Gluzinski-Verfahren 
(Rusca) 108. 

—Carcinom, Differentialdiagnose (Schmieden u. 
Ehrenreich) 542. 

—Darmkanal, Alkoholresorption im (Hanzlik u. 
Collins) 133. 

—Darmkanal-Radiographie (Leonard) 320. 

—Darmkanal, spastische Erkrankungen des 
(Walko) 542. 

—- Diagnostik (Schmieden u. Ehrenreich) 542. 

—Diagnostik, Gluzinski-Verfahren (Rusca) 108. 

—, Duodenal-Pylorusreflex (Bacher) 543. 

—Erkrankungen, Röntgendiagnose der (Rath) 
238. 

— Erkrankungen und Speichelfluß (Loeper) 107. 

— Fermente, diagnostische Bedeutung der (Ro- 
magnolo) 106. 

— Funktion (Zuccòla) 231. 

— Funktion bei Basedowscher Krankheit (Friis 
Möller) 630. 

—, Gastroptose, Radiographie der (Disqué) 320. 

—Geschwür s. Ulcus ventriculi. 

—, Hungerkontraktionen im (Carlson u. Mitarbei- 
ter) 415, 416. 

—, Hyperacidität des, gallensaure Salze zur Be- 
handlung des (Glaessner) 630. 

—-Inhalt, Aminosäurenstickstoff im (Zunz) 163. 

—Innervation und Morphinwirkung (Modra- 

kowski u. Sabat) 233. 

‚„ Kardiospasmus (Eschbaum) 630. 

—, Kongofadenprobe (Schwarz) 317. 

, Lage des, bei Kindern (Sever) 627. 
‚ Linitis plastica im, Röntgendiagnostik der 

(Gobeaux) 109. 

Morphinwirkung auf den (Modrakowski u. 

Sabat) 233. 

—-, Motilität und Innervation (Eisler) 235. 

—, Pepsinadsorption im, durch Adstringenzien 
(Issraeljantz) 628. 

—-Perforation, Zwerchfellreiben bei, als Früh- 
symptom (Brenner) 108. 

—-Peristaltik und Splanchnicusreizung (Klee) 319. 

—Polypen (Ledderhose) 109; (Myer) 43. 

—, Pyloruscareinom und Röntgenbild (Reichel) 
543 


—, Pylorusmundstück am (Wernstedt) 317. 

—, Pylorusstenose und Röntgenbild (Buys) 544. 

—Radiographie (Harmer u. Dodd) 233; (Modra- 
kowski u. Sabat) 233; (Strauss) 232. 

—-Radiographie beim Säugling (Major) 317. 

—SaftflußB bei Rauchern (Skaller) 164. 

—Saftsekretion, Aminosäurenwirkung auf ( Bickel) 
163. 

—$Saftsekretion unter psychischen und chemi- 
schen Einflüssen (Zuceöla) 231. 

—, Sanduhr-, bei Leberveränderungen (Altschul) 
237. 

—-, Sanduhr- und Pylorustorsion (Bourcart) 544. 

— Schleimhaut bei Nebennierenexstirpation (Finzi) 
236. 

— Sekretion und Dermatosen (Lier u. Porges) 500. 

— Sekretion und Gallenblase (Boss) 420. 

—Sekretion bei Katze (Carlson, Orr u. Brinkman) 
415. 


771 


Magen-Sekretion und Parathyreoidtetanie(Keeton) 
415. 

—, Sondendrainage und Diagnyse (Bondi) 237. 

— Tumoren, nicht maligne (Gossage u. Hicks) 630. 

— Verdauung s. d. 

Magendarm-Erkrankungen und 
Kindern (Nobe£court) 98. 

Magnesium-Narkose und Natriumoxalatkombina- 
tion (Gates u. Meltzer) 134. 

Magnesiumsulfat bei Tetanus s. d. 

Makrocephalie und Epilepsie (Wiglesworth u. 
Watson) 380. 

Malaria, Amylopsinbehandlung bei (Lamballe) 20, 

— Bekämpfung nach Koch (Manteufel) 208. 

—, Chemotherapie bei (Schwenk) 452. 

—, Chininderivate bei (Giemsa u. Werner) 453. 

—, Epidemiologie (Chagas) 130. 

—Exacerbation bei Tuberkulinkur (Fuchs-Wolf- 

ring) 209. 

Komplementbindung bei (Gasbarrini) 19. 

Neosalvarsanbehandlung der (Baetge) 143. 

Salvarsankupfer bei (Baermann) 453. 

schwerer Verlauf der (Ettinger) 595. 

Sublimatinjektionen bei (Deppe) 516. 

Trypsinbehandlung bei (Lamballe) 20. 

Mallebrein bei Tuberkulose s. d. 

Maltafieber (Sala) 91; (Sejournant) 207. 

—Agglutinine in Milch der Kühe (Kennedy) 684. 

Maltase, Wirkungsbedingungen der (Michaelis u. 
Rona) 608. 
Maltosedextrin zur Kinderernährung (Haskell) 6 
Maltosespaltung im Serum bei Hunger und Fütte- 
rung (Kumagai) 9. 
Malztropon, Milchfettgehalt 
(Grumme) 6. 

Mandeln s. Tonsillen. 

Mangan, katalytische Wirkung des (Thunberg) 
100. 

Masern, Amentia bei (Frontali) 382. 

— und Arteritis (Galop) 657. 

—, Meningitis und Encephalitis bei (Scheltema) 
373. 

—, Prophylaxe der (Lesseliers u. van Duy se) 391. 

— beim Säugling (Stheeman) 202. 

—, Tierübertragung der (Jurgelunas) 509. 

—, Vierte Krankheit (Franchetti) 271. 

Mastdarm-Carcinom (Oehler) 700. 

—Geschwüre, Gefäßveränderungen bei (Naka- 
mura) 547. 

Mastzellen-Färbung, Methode der (Ruffo) 116. 

— bei Kaninchen (Ruffo) 49. 

Maul- und Klauenseuche, Erreger der (Wehrle u. 
Zwick) 397. 

Medulla oblongata, direkte cerebro-bulbo-cere- 
bellare Pyramidenbahn der (Hajös) 356. 

Megakolon s. Hirschsprungsche Krankheit. 

Mehlnährschaden s. Vitamine (Grafe) 152. 

Meiostagmin-Reaktion, Antigene für (Izar u. 
Patané) 220. 

— bei Lungentuberkulose (Bucco) 525. 

— bei Schwangeren (Zubrzycki) 151. 

— bei Tumoren (Bucco) 525; (Di Quattro) 525; 
(Halpern) 301. 

— bei Typhus (Prinzing) 18. 

Melban, antipyretischeWirkung des (Wachtel) 584. 

— Nährwert des (v. Noorden) 132. 


49* 


Azotämie bei 


~- - 


u 


bei Zulage von 


Melubrin bei Sepsis (Schittenhelm u. Meyer-Betz) 
395. 
Menierescher Symptomenkomplex (Anton) 189. 
— Symptomenkomplex und Nephritis (Guthrie) 
670. 

Meningismus (Warrington) 444. 

—, Liquorabfluß und (Canfield) 716. 

— bei Pneumonie der Kinder (Edgeworth) 373. 

Meningitis (Warrington) 444. 

bei Angina follicularis (Siemerling) 594. 

basilaris luetica, Ptosis bei (Artom) 373. 

—, carcinomatöse (Humbert u. Alexieff) 715. 
cerebrospinalis, Erreger der (Silvestrini) 278. 

‚ cerebrospinalis, Fehlen zentraler Symptome 
bei (Berens) 681. 
cerebrospinalis bei Lyssa (Goldberg u. Ocze- 
salski) 456. 
cerebrospinalis und Meningokokkenträger 
(Ustvedt u. Diesen) 592. 
cerebrospinalis beim Säugling (Azéma) 456. 
cerebrospinalis, Serotherapie bei (Salin u. 
Reilly) 207 ; (Azéma) 456; (Generopitomzewa- 
Tschelistschewa) 592. 
cerebrospinalis, subakute (Vigevani) 682. 

—, Cystenbildung in den Meningen bei (Fischer) 


495. 
—, eitrige, und Hainesche Operationsmethode 
(Day) 571. 


bei Lyssa (Goldberg u. Oczesalski) 143. 
‚ Meningokokken-, Elektralgol bei (Sabraz&s, 
Duperie u. Husnot) 141. 
—, otogene (Mayer) 188. 
und Parotitis (Acker) 510. 
bei Parotitis (Radulescu u. Mateescu) 274. 
‚ Pneumokokken-, Äthylhydrocuprein bei 
(Wolff u. Lehmann) 594. 
serosa acuta (Boenninghaus) 716. 
serosa und Liquorhypersekretion (Riva) 716 
serosa bei Masern (Scheltema) 373. 
serosa, Nasenerkrankung bei (Gerhardt) 443. 
serosa, Palliativtrepanation bei (Claude u. 
Lejars) 372. 
simplex, Poliomyelitiserreger als Ursache der 
(Netter) 18. wie N 
spinalis und Caudaerkrankung (Oppenheim u. 
Krause) 569. . . 
-- subacuta mit Pfeifferschen Bacillen nach 
Poliomyelitis (Haushalter u. Jacquot) 91. 
. tuberkulöse, Aphasie und Paragraphie bei 
(Pick) 77. 
. tuberkulöse, Cerebrospinalflüssigkeit bei 
(Mandelbaum) 666. 
‚ tuberkulöse, und Korsakoffsche 
(Gutmann) 383. 
—, Zellbefund bei (Spät) 367. 
Meningo-cerebellare Symptome bei Fiebererkran- 
kungen (Foerster) 256. 
--terebellare Symptome bei Tuberkulose (Foer- 
ster) 77. 
- -Encephalitis und Epilepsie (Snessareff) 573. 
—Myelitis, syphilitische (Ciuffini) 606. 
Menstruation, Allvgemeinerkrankungen bei (Schik- 
kele) 262. 
—, Physiologie der (Sehickele) 262. 
— und Schilddrüse (Schmauch) 161. 
Mesenterialgefäße, Embolie der (Reich) 431. 


nt 


Psychose 


1712 


Mesenterialvenen-Thrombose (Geppert u. Sieg- 
fried) 700. 

Mesothorium (Hahn) 581. 

bei Carcinom s. d. 

—, Hodenschädigung durch (Simmonds) 450. 

a (Braude) 198; (Keetman u. Mayer) 

Metalues s. Syphilis. 

Methylenblau, Tuberkulosebehandlung mit (De 
Witt) 215. 

Micrococcus catarrhalis bei Grippe (Flusser) 139. 

— melitensis s. Maltafieber. 

Migräne (Flatau) 447. 

Mikrofilaria-Onchocera volvulus in Lymphdrüsen 
und Zirkulation (Fülleborn) 219. 

Mikrofilarien im Blut (Rodenwaldt) 459. 

Milch-Differenzierung, biologische (Kudicke u. 
Sachs) 298. 

—, Fettgehalt der, bei Malztroponzulage (Grum- 
me) 6. 

— Produktion bei Malztroponzulage (Grumme) 6. 

ne bei Zuckerinjektion (Sammartino) 
86. 

Milchdrüse und innere Sekretion (Novak) 627. 

Milchsäure-Bildung in Muskeln (Fletcher) 304; 
(Peters) 258. 

le in Muskeln bei Diabetes (Forschbach) 
10. 

Milchzucker und Kinderernährung (Haskell) 6. 

—, optisches Verhalten des, und Ammonsulfat- 
wirkung auf (Rosemann) 464. 

Miliarcarcinose der Lungen (Schmidt) 252. 

Miliartuberkulose, Retinalblutungen bei (Stock) 
285. 

Milz s. a. Splenomegalie. 

—, Angiome der (Anzilotti) 703. 

— und Blutbildung (Krumbhaar, 
Pearce) 243. 

—, Cholesterinsteatose der (Anitschkow) 3. 

— und Eisenstoffwechsel (Bayer) 634. 

—Exstirpation bei Bantischer Krankheit (Groves) 
703. 

—Exstirpation, Indikationen der (Klemperer) 475. 

—Exstirpation bei perniziöser Anämie (Huber) 50. 

— Funktion (Meyer) 548. 

— Funktion und Hämolyse (Eppinger) 327. 

—Funktionsprüfung (Kreuter) 635. 

—, Muskelgewebe der (Pöterfi) 475. 

—, Thymus und (Magnini) 162. 

—, Venensinusektasie der (Fajans) 114. 

— und Wachstum (Gudernatsch) 617. 

—, Zytologie der (Pappenheim u. Fukushi) 548. 

Milzbrand-Bacillen, Biologie der (Woloschin) 279. 

—, intestinaler, und Unfall (Curschmann) 594. 

—, Komplementbindung bei’ (Bierbaum u. 
Boehncke) 19. 

—, Leptomeningitis bei (Fulci) 371. 

— Nachweis (Jaenisch) 684. 

Mineralsalze, physiologische Wirkung der (Kron- 
ecker) 577. 

Mineralstoffwechsel s. Stoffwechsel. 

Mitralinsuffizienz s. Herz. 

Mittelmeerfieber s. Maltafieber. 

Mittelohrentzündung s. Otitis media. 

Mononatriumcarbonat-Infusionen (Magnus-Levy) 
207. 


— 


Musser u. 


Monoplegie, brachicrurale (Söderbergh) 374. 

Morbus Brightii s. Brightsche Krankheit. 

Morphin, Antagonismus zu Nicotin (Wolff) 12. 

—-Chloroform-Narkose (Stange) 269. 

—, Cocain-Kombination (Schmid) 11. 

—, Gehirnsubstanzwirkung auf die Giftigkeit des 
(Ghedini) 10. 

—, Magendarmkanal bei Einwirkung von (Modra- 
kowski) u. Sabat 233. 

—Nachweis und Ptomainreaktion (Rosenbloom u. 
Mills) 99. 

—, Narkotin-Kombination (Straub) 10. 

—, Wärmebildung unter dem Einfluß von (Isen- 
schmid) 268. 

Muchsche Granula s. Tuberkelbacillen. 

Multiple Sklerose s. Sklerose. 

Mumps s. Parotitis. 

Muscarin, Herzwirkung des, s. d. 

Muskel-Abscesse in den Tropen (Rodenwaldt) 515. 

— Aktionsströme (Dittler u. Günther) 193; (Sny- 
der) 81; (Tschirjew) 129. 

—-Arbeit und Atmungsregulierung (Krogh u. Lind- 
hard) 193. 

.— Arbeit und Cholesterinämie (Wacker, Hueck u. 
Picard) 155. 

—-Arbeit, Kohlensäureabgabe bei (Frumerie) 81. 

— Atrophie bei Bleivergiftung (Scuderi) 442. 

— Atrophie, und hereditäre Degeneration (Camp) 
362. 

—Atrophie beim Neger (Austregésilo) 438. 

—Dystrophie, Rückenmarksdegeneration und 

(Bruce) 370. 

elektrische Erscheinungen am (Tschirjew) 129. 

—, elektrische Reaktion bei Einzelzuckung (Sny- 
der) 81. 

—-Ermüdung und Adrenalin (Faggella) 623. 

—Ermüdung, Kohlensäureabgabe bei (Frumerie) 
81. 

— Erregbarkeit, Ionenwirkung auf (Benda) 449. 

—Erregbarkeit, Zuckerwirkung auf (Benda) 449. 

—-, Extraktivstoffe der (Jona) 463. 

—, Gaswechsel der (Fletcher) 304. 

—, glatte, Glykogen in (Kalbermatten) 193. 

—, Glykolyse in, bei Diabetes (Forschbach) 310. 

—, Härte der (Springer) 498. 

—-Kontraktion und Giftwirkung (Langley) 201. 

—-Krämpfe, lokalisierte (Mohr) 438. 

—, Milchsäurebildung in (Fletcher) 304; (Peters) 
258. 

—-, Nicotinwirkung auf (Langley) 201. 

—, quergestreifte, tonische Innervation der (de 
Boer) 258. 

—, Ruheströme der, und Lipoidtheorie (Loeb u. 
Beutner) 577. 

—Saft, toxische Wirkung von (Quagliariello) 500. 

—-, Starre der, Muskelpreßsaftwirkung (Birn- 
bacher) 258. 

-—, Wärmeproduktion in, und Milchsäurebildung 
(Peters) 258. 

Mutterkorn s. Secacornin. 

Myelitis acuta bei sekundärer Syphilis (Barth u. 
Leri) 70. 

—, Histologie der (Lotmar) 361. 

—-, Meningo-, syphilitica (Ciuffini) 666. 

— und Mumps (Warrington) 663. 

— „ transversale (Roccavilla) 370. 


173 


Myeloblastenleukämie s. Leukämie. i 

Myelom bei Kindern (de Elizabalde u. Llambías) 
428. 

Myokarditis, Streptokokken- (Rosenow u. Coombs) 


Myom, Spontanheilung (Theilhaber u. Edelberg) 
263 


Myopathien (Spiller) 568. ! 

Myotonia congenita, Haut- und Sehnenreflexe bei 
(Koshewnikoff) 363. 

Myotonie (Collier) 713. 

—, atrophische (Kennedy) 184. 

—, Muskelreaktion bei (Babonneix) 184. 

Myxödem und Akromegalie (Millioni) 230. 

respiratischer Stoffwechsel bei (Bernstein) 616. 


’ 


Nabel-Koliken bei Kindern (Moro) 418. 

Nährböden (Ruppert) 270. 

—, Bouillon-, mit Eizusatz (Besredka u. Jupille) 
137. 

—, feste (Rochaix) 270. 

Nährschaden, psychogene Perseveranz auf Milch- 
kost und (Goett) 674. 

Naevus und Gehirn-Pigmentation s. d. 

— und Hemiplegie s. d. 

Nagana, Augenläsionen bei (Paparcone) 209. 

Narkose, kombinierte (Damköhler) 678; (Ritschel) 
678. 

— und Lipoidtheorie (Vernon) 269. 

— und Nebennierenfunktion (Oliva) 623. 

— Theorie, kolloidchemische, und Lipoidmembran 
(Loewe) 11. 

Narkotica s. a. Anaesthetica. , 

— Kombination (Barten) 269; (Ludewig) 269; 
(Stange) 269. 

— Kombinationen und Lipoidtheorie (Fühner) 201. 

—, Synergismus der (Wolff) 12. 

Narkotin, Gefäßwirkung des (Pal) 583. 

—Morphin-Kombination (Straub) 10. p 

Natriumborat, Wirkung des (Santesson u. Wick- 
berg) 10. 

Natriumoxalat und Magnesiumnarkose (Gates u. 
Meltzer) 134. 

Natrium salicylicum, Wärmebildung unter dem 
Einfluß von (Isenschmid) 268. i 

Nebennieren s. a. Addisonsche Krankheit. 

— s8. a. chromaffines System. 

—Adenom (Prym) 263. T 

—, Adrenalingehalt der, und Narkose (Oliva) 623. 

—, Adrenalome der (Orth) 500. 

—, Amyloid der (Kunstmann) 476. 

—Apoplexie (Zuccola) 82. 

— Ausfallssymptome (Boteano) 105. 

und Blutdruck (Trendelenburg) 538. 

und Blutviscosität (Scala) 624. 

—, Cholesteringehalt der, bei Muskelarbeit 
(Wacker, Hueck u. Picard) 155. 

—, Diphtherietoxin und (Rosenthal) 467. 

bei Diphtherietoxinvergiftung (Abramow) 230. 

—, Fettgehalt der (Robinski) 414. 

und Immunität (Munk) 228. 

und Keimdrüsen (Janosik) 414. 

und Knochenmarksgewebe (Hopf) 334. 

und Magenschleimhaut s. d. 

und Markgeschwulst (Orth) 500. 

und Niere (Voegelmann) 48. 


— 


— 


— 


— 


Neternezren-Pirde, Livoide der ı Isoveseo; 229. 
— Pıras, Liwnanatur des Sekret- der Munk 225. 
— Kırde, Wirkung innerer ekreteanf Muns 2%. 
-- , Kuntzentsnareisung der. und Biutiruck Zim- 
mem n. Cottenot, 617. 
—, Runtzen-tranlenwirkung auf (Cottenot) 
— teı “= narların ». d. 
— und Thymn» 'Hormow-kı, 27. 
—, Yasskönetningierende Sul=tanz in ’Voezstlin u. 
Machta 342. 
Neten--hilddru-en s. Parathyreoidea. 
Nersalvar-an, Blutveranderungen nach (Corridi; 
722. 
—, Do-wrung des (Neumayer) 253. 
— , konzentnerte Injektion von (Kerl) 258. 
bei Malaria tertiana (Baetze, 143. 
— bei Paralyze (Marie u. Levaditi) 192. 
- bei Polyneuritis s. d. 
- (Jueck-ilberkombination (Fabry) 259. 
-, Serum des Patienten als Lösungsmittel 
(Schubert) 288. 
bei Syphilis s. d. 
Nephritis s. a. Albuminurie. 
-- (Jehle) 422; (Strauss) 333. 
— und Amyloid (Kun-tmann) 476. 
- , Anaemia perniciosa bei (Labbé) 172. 
-- Azotamie bei (Nobécourt, Milhit u. Bidot) 332. 
und Azotämie (Nobécourt u. Bidot) 551. 
Behandlung (Strau-s) 115. 
und Blutdruck (Kunstmann) 476. 
‚ Blutzucker bei (Bennigson) 469. 
-- „ Briehtsche Krankheit (Aulde) 476. 
und Caleiumstoffwechsel (Aulde) 476. 
— ‚„Chlorcaleitumwirkung auf Diurese bei (Arnoldi. 
und Brückner) 551. 
-— ehronica (Volhard u. Fahr) 636. 
-- , Eiweibintoxikations-, experimentell (Long- | 
cope) 168. 
‚hämorrhagische, mit Pancreatitis haemorrha- | 
giea (Marie u. Laroche) 46. 
Heilung nach Erysipel (Glaser) 114. 
- und Hyperglykämie (Landau u. Temkin) 638. 
- und Hypophyse (Gluzinski) 333. 
—, Kochsalzretention bei (Hoff) 39. 
- - und Menierescher Symptomenkomplex s. d. 
— und Niereninfarkt (Juhlusburger) 47. | 
und Nierentuberkulose (Bret u. Blanc-Perdu- 
eet) 47. 


229, 





- -, Oxalsäurevergiftungs- (Achard u. Leblanc) 
330. 

- -, Prognosenstellung bei(Hohlweg) 639; (Strauss) 
630, 


Schrumpfniere bei Kindern (Jacobs) 425. 
- „Schrumpfniere und perniziöse Anamie (Lortat 





u. Gassier) 427. 
‚ Stiekstoffwechsel und Azotämie bei (Sey- 
mour) 169. 
‚Syphilis und (Tach) 423. 
‚tuberkulöse hydropigene (Bernard) 704. 
und Uraemia achloriea (Gluzinski) 333. 
Nephrolithiasis s. a. Nierensteine. i 


Nerven- Degeneration, retrograde (Loewenthal) 
713. 

‚ elektrische Erscheinungen an (Tschirjew) 129. 

Krregrbarkeit, lJonenwirkung auf (Benda) 449. 


Erregbarkeit, Saurewirkung auf (Elias) 485. 


vid 


m, 


Nervyen-Kranzsheiten umi Baisetrerioe trid- 
a hreier 19. 


—Krankübriten. her=iiare anato misie GLGrüured- 
lage der 'Schatler, 437. 

—, Mirksnedlen-truktur Nrurelj: ray, 

—, R-iz<hweie umi Ermudüunz rier 12. 


—, Wailersche Degeneration der Berd 3%, 
435. 

—. Weizert-Pal-Farbunz 'Perrniz. sel. 
Nervenzellen, morphoilsishe Veranderunen tæi 
Funktionsstörungen Dolev: 153. 

—, Struktur der ı Laigznel-Lavastine u. Jonne ~>»; 
IN. 

Nervus facialis s. Facialis. 

— femoralis-Neuralzien 

— opticus s. Opticus. 

Neuralgien, Cruralis-, und Beckenerkrankun.wn 
(Lapinsky) 457. 

—, Injektionstherapie bei Tormngreni o4. 

—, latente (Lapinskv) 457. 

—, Nervus femoralis (Lapinskyı 664. 

—, Occipital-, operative Behandlung der (Nonne 
u. Vehlecker) 714. 

—, Plexus brachialis (Ramond u. Durand; w4. 


s. d. 


os 


—, Radiotherapie der ( Brustein) 208. 


Neurasthenie (('ramer) 34. 


.— und Erregbarkeit (Pershing) 34. 
. Neuritis (Siebert) 40. 


—, ('ruralis- (Byrnes) 66». 

ischiadica s. Ischias. 

optica bei Bleivergiftung (Petronio) 36t. 
optica, doppelseitige (Barek) 366. 

optica und Pseudotabes luetica (Vallı) 670. 
optica, syphilitische, der Säuglinge (Beck u. 
Mohr) 70. 

retrobulbaris (Langenbeck) 41. 
retrobulbaris, Bleivergiftung und (Petronio) 


366. 
Neurofibromatosis s. Recklinghausensche Krank- 
heit. 


Neurom, Amputations- (Dustin u. Lippens) 441. 

Neuropathie bei Kindern (Moro) 122. 

Neurosen, Beschäftigungs- (Mohr) 382. 

funktionelle (Kramer) 495. 

und Lymphocytose (Sauer) 339. 

Organ- (Vorkastner) 437. 

Organ-, und Röntgendiagnostik (Kreuzfuch-) 

504. 

‚ Organ-, und Vagotonus (Hemmeter) 662. 

respiratorische traumatische (Venza) 382. 

Schmerzen bei (Oppenheim) 360. 

traumatische (Benon) 80. 

vasomotorisch-trophische (Borchardt) 

(Cassirer) 382. 

Neutrophilie, Arnethsche Methode zur Bestim- 
mung der (Arneth) 334. 


<- 


“ 


“ ” 


-< 


p N 


2; 


- 


: Nieren s. a. Änurie. 


s. a. Polyurie. 

s. a. Schrumpfniere. 

und Albumosurie (Pollak) 550. 

— Atrophie, einscitige (Babonneix u. Turqyuetv) 
115. 

— Becken s. a. Pyelitis. 

— Becken, atonische Dilatation des (Bachrach: 
333. 

— Becken, Bakteriensteine im (Bornemann) 425. 


Nieren-Becken, Koli-Infektion des (Bloch) 704. 

— Becken, Katarrh des (Bynen) 425. 

— Becken, Kollargolfüllung des (Wossidlo) 703. 

—-Beckenentzündung s. Pyelitis. 

— -Beckenerkrankungen, latente (Hausmann) 640. 

—, Koli-Infektion der, hämatogene (Rovsing) 
114. 

—Echinokokkus (Krull) 243. 

— Entzündung s. Nephritis. 

— Erkrankungen (Barker) 328. 

— Erkrankungen und Aminosäurengehalt im Blut 
(Labbé u. Bith) 153. 

—-Erkrankungen, Eiweißernährung bei (Linossier) 
333. 

— Erkrankungen und hämorenaler Index (Brom- 
berg) 332. 

— Erkrankungen und Schwangerschaft (Jaschke) 
331. 

— Erkrankungen und Tonsillen (Pollitzer) 331. 

— Erkrankungen und Unfall (Goldscheider) 424. 

— Funktion, Kalksalzwirkung auf (Eisner) 47. 

— Funktion, Phlorrhizinglucosurie und (Eber) 37. 

— Funktion bei reflektorischer Anurie (Ghiron) 
551. 

—-Funktionsprüfung (Barker) 328. 

—, Funktionsprüfung der (Borchardt) 477. 

—-Funktionsprüfung (Geraghty, Rowntree u. 
Cary) 549. 

— Funktionsprüfung mit Fluorescein (Strauss) 168. 

—-Funktionsprüfung und hämorenaler Index 
(Bromberg) 549. 

—Funktionsprüfung mit Phenolsulfophthalein 
(Dietsch) 168. 

—Gewebstransplantation, autoplastische und ho- 
moioplastische (Myer) 257. 

—, Greisen-, Funktionsprüfung der (Oppenheim 
u. Mareau) 170. 

—, Harnsäurekonkremente in (Eckert) 102. 

—, Harnsekretion, Theorie der (Ehrenberg) 46. 

—-Hypernephrom und Leber (Saviozzi) 551. 

—Hypertrophie, Digitalis als Ursache der (Rei- 
nike) 550. 

—Infarkt, Brightsche Krankheit und (Juliusbur- 
ger) 47. 

—Insuffizienz, Hypercholesterinämie bei(Schmidt) 
606 


—, Kochsalzausscheidung im Schlaf (Chaussin) 
154. 

— Lager, Massenblutung in dem (Haff) 243. 

— und Nebenniere (Voegelmann) 46. 

—, Pituglandolwirkung auf (Frey u. Kumpiess) 
636. 

—, Salvarsanwirkung auf (Mucha u. Ketron) 25. 

— Schmerzen (Stanton) 704. 

— und Schwangerschaft (Jaschke) 551. 

—, Schweißsekretion und (Plaggemeyer u. Mar- 
shall) 577. 

—, sekretorische Innervation der (Asher u. Pearce) 
636. 

—, Steinbildung in (Eckert) 102. 

—Steine s. a. Nephrolithiasis. 

—Steine, Bakterien- (Bornemann) 425. 

— Tuberkulose, Briehtsche Krankheit und (Bret 
u. Blanc-Perducet) 47. 

— Tuberkulose, Heilung der, und Nierenfunktion 
(Alessandri) 424. 


775 


Nieren-Tuberkulose, spezifische Behandlung bei 
(Verheyen) 170. 

—Tumoren (Hofmann) 640. 

Nikotin, Antagonismus zum Morphin (Wolff) 12. 

—, Muskelwirkung des (Langley) 201. 

Ninhydrinreaktion (Herzfeld) 692. 

Nisslsche Schollen, Pikrocarminfärbung der (Mess- 
ner) 70. 

Noguchis Luetinreaktion s. d. 

Novotryposafrol (Brieger u. Krause) 596. 

Nukleoproteid (Knopf) 411. 

Nukleinstoffwechsel s. Stoffwechsel. 

Nystagmus und Alkoholintoxikation (Bäräny u. 
Rothfeld) 439. 

— und Zeigereaktion Bäränys (Reinhold) 439. 


Obesitas s. Fettsucht. 

Obstipation, Istizin bei (v. Cancrin) 583, 

— bei Neurasthenie (Duhem) 324. 

Ochronose und Alkaptonurie (Umber u. Bürger) 
29 


Oculomotorius-Erkrankung und Akkommodations- 
krampf (v. Hippel) 569. 

— Lähmung bei Oculomotoriuskernerweichung 
(Spiller) 717. 

Ödem, familiäres, der unteren Extremität (Boks) 
385. 

—, Fischers Säuretheorie des (Koppel) 3. 

—, Pharmakotherapie des (Kakowsky) 583. 

—, Theorie des (Hoff) 39. 

Oesophagus-Carcinom, Radiotherapie bei (Finzi) 
417; (Guisez) 629. 

—Dilatation, idiopathische (Zerner) 236. 

—Divertikel, Behandlung der (Starck) 473. 

—, Fremdkörperverletzung des, mit Aortenper- 
foration (Chiari) 319. 

— beiHungerkontraktion des Magens (Carlson u. 
Luckhardt) 416. 

—, Krämpfe des (Mohr) 438. 

— Krebs als Unfallfolge (Jungmann) 235. 

—Paralyse, syphilitische (Saundby) 629. 

—, Röntgendiagnostik des (Eisenstein) 629. 

—, Stenosenbehandlung mit Radium (Neumann) 
107. 

Oesophagoskopie (Henrich) 6 

Oidium lactis, Phenylaminoessigsäureabbau durch 
(Horsters) 692. 

Onchocera s. Mikrofilaria. 

Ophthalmie, sympathische, 
(Rados) 291, 292. 

Opiumalkaloide und Morphinwirkung (Straub) 10. 

Opotherapie bei Fettsucht (Nathan) 617. 

Opsoninbildung bei Kastration (Torelli) 28. 

Opsonine und Blutkörperdifferenzierung (Hektoen) 
151. 

— und Phagocytose (Achard u. Foix) 603. 

— und Vaccinetherapie (Böhme) 526. 

Opsonischer Index, Methode (Stuber u. Rütten) 
27. 

Opticus-Atrophie, Keuchhusten und (Roedelius) 
717. 

— Bahnen (D’Hollander) 567. 

—, familiäre Erkrankung des, und Nervensystem 
(Frenkel) 127. 

—, Netzhautelemente im (Nehl) 356. 

Orchitis, rheumatische (Fulci) 115. 


und Anaphylaxie 


— 76 — 


Organextrakt-Gifte (Czubalski) 298. 

Organneurosen (Vorkastner) 437. 

— im Röntgenbilde (Kreuzfuchs) 504. 

Organplasma, Spezifität des (Salus) 689. 

Organspezifität und Linseneiweiß (Römer) 411. 

Orthopnöe, kardiale (Hofbauer) 61. 

Orthostatische Albuminurie s. d. 

Osteoarthropathie, tabische ( Tschechowitsch) 667. 

Osteomalacie und Knochenentkalkung (Bonna- 
mour u. Badolle) 182. 

—, senile (Schlesinger) 713. 

Osteopsathyrosis idiopathica (Klose) 125. 

Otitis media, Extraduralabsceß und Verblödung 
nach (Henderson, Muirhead u. Fraser) 191. 

—, Pneumokokken- (Storath) 206. 

Ovarien, Cholinwirkung auf (Sommer) 86. 

—, Lymphocytose und (Heimann) 314. 

—, Röntgenstrahlenwirkung auf (Levant) 627. 

—, Thoriumwirkung auf (Rost u. Krüger) 626. 

—, Thyreoideagewebe in ( Outerbridge) 500. 

Overtons-Theorie s. Lipoidmembran. 

Oxalsäurevergiftung (Achard u. Leblanc) 330. 

Oxybuttersäure, Bestimmung der (Schaffer u. 
Marriott) 532. 

Oxycephalie (Charon u. Courbon) 447; (Reuben) 
573. 

Oxydasen in Bakterien (Brandt) 88. 

Oxyphenyläthylamin-Vergiftung und intestinale 
Autointoxikation (Iwao) 679. 

Oxyuris und Appendicitis (Rheindorf) 109. 

Ozaena-Erreger (Perez) 278. 

—Erreger und Vaccinationsversuche (Hofer) 278. 

—, Radiotherapie bei (Rethi) 561. 


Pachymeningitis cervicalis hypertrophica (Tinel 
u. Papadato) 570. 

— haemorrh. (Rosenberg) 188; (Wohlwill) 371. 

— interna haemorrhagica (Boeckmann) 255. 

Pallilinreaktion s. Syphilis. 

Pankreas s. a. Langerhanssche Inseln. 

— und Acetessigsäurebildung in Leber (Dakin u. 
Dudley) 607. 

—Achylie, Diagnose der (Kern u. Wiener) 45. 

—Achylie, Therapie der (Kern u. Wiener) 45. 

—, Antiglyoxalase im (Dakin u. Dudley) 607. 

—Erkrankungen, funktionelle Diagnostik der 
(Lifschütz) 45. 

—Fermente (Mellanby u. Woolley) 474. 

—Fettnekrose, Cholelithiasis als Ursache der 
(Möllering) 420. 

— und Fettverdauung (Terroine) 420. 

— Funktion bei Tetania parathyreopriva (Sto- 
land) 622. 

— Funktionsprüfung 
(Matko) 327. 

—, (suanin im, und Beziehung zum Zuckerhaus- 
halt (Desgrez u. Dorleans) 229. 

— Lactase (Almagià) 326. 

— und Lebernekrose (Fischler u. Cutler) 420. 

—Lipoide, physiologische Wirkung der (Iscovesco) 
634. 

— Nekrose, akute (Ricker) 46. 

—. Nucleoproteid des (Knopf) 411. 

— Pathologie (Koch) 242. 

— Sekretionserregung, psychische (Oechsler) 419. 

- Sklerose (Better) 114. 


durch Trypsinbestimmung 


Pankreas und Ulcus ventriculi (Glaessner u. 
Kreuzfuchs) 320. 
Pankreatin, Elektrolytwirkung auf (Cösana) 531. 
—, ultramikroskopische Untersuchung des (Ce- 
sana) 531. 
Pankreatitis, akute (Bungart) 634. 
—-, chronisch sklerosierende (Muroya) 242. 
— bei Gallensteinen (Seeber) 634. 
—, hämorrhagische, mit hämorrhagischer Ne- 
phritis (Marie u. Laroch) 46. 
— bei Parotitis epidemica (Muroya) 242. 
—, Trypsinvergiftung als Ursache der (Kirch- 
heim) 242. 
Pankreoglandol, vasokonstriktorische Wirkung 
des (Lindemann u. Aschner) 129. z 
Papaverin, anästhetische Wirkung des (Pal) 583. 
Papillitis nervi optici s. Neuritis optici. 
— bei Syphilis congenita als Frühsymptom (Mohr 
und Beck) 254. 
Parabiose s. Stoffwechsel. , 
Paralyse, juvenile (Jacquin u. Laignel-Lavastine) 
672. 
—, Neosalvarsaninjektion im Wirbelkanal bei 
(Marie u. Levaditi) 192. 
—, spastische, Behandlungsmethoden der (Lo- 
renz) 71. 
—Syphilis s. Syphilis. 
Paralysis agitans, pathologische Anatomie der 
(Lewy) 445. 
— agitans und Tabes (Sandfort) 381. 
— agitans, Trauma und (Decker) 494. 
— agitans, Übungsbehandlung der (Friedlaender) 
494. 
— progressiva, Fehldiagnosen bei (Orton) 494. 
— ineens meningeale Cystenbildung bei 
(Fischer) 495. 
— progressiva, Tuberkulin-Quecksilberbehand- 
lung bei (Wagner u. Jauregg) 495. 
Paramyoclonus multiplex (Mohr) 360. 
Paraparese, spastische infantile, und Foerstersche 
> Operation (Hevesi u. Benedek) 717. 
Paraplegie, spastische, ohne anatomischen Be- 
fund (Rhein) 76. 
Parasiten und Culiciden (Galli-Valerio u. de Jongh) 
454. 
—Infektion, hereditäre (O’Farrell) 401. 
Parasyphilis des Nervensystems (Melntosh, Fil- 
des u. Hedd) 363. 
Parathyreoidea s. a. Epithelkörperchen. 
— s. a. Tetania parathyreopriva. 
— Keime in der Thymus (Baggio) 227. 
— und Tetanie (Lameris) 414. 
—Tetanie und Thymus (Baggio) 227. 
—, Tetanie u. Thyreoidtransplantation (Poggio) 
161. 
— und Thymus (Hornowski) 227. l 
—Transplantation und Tetanieheilung (Nicolay- 
sen) 227. 
— und Vagotonus (Coronedi) 622. 
—, Zuckerassimilation und (Edmunds) 41. 
Paratyphus und Appendieitis (Merrem) 240. 
—Bacillen, Nahrungsmittelvergiftung durch (Mas- 
sini) 681. 
—, Epidemiologie (Hunt) 205. 
— und Hundestaupe (Wunschheim) 92. 
!—, Vacceinetherapie bei (Vincent) 17. 


u ia A [OL = S o Oo m| l O n o D a o M“ __ & : a $. 


P 


=-P o A O N 


rf h TMM un) 


Dna -a — $ & _ 


Parotis-Tumoren (Iversen) 235. 

Parotitis epidemica, Augenkomplikationen bei 

(Bahlmann) 510. 

epidemica und Blutbild (Barach) 648. 

epidemica, Meningitis bei (Radulescu u. 

Mateescu) 274. 

epidemica, Ohrerkrankungen bei (Voss) 510. 

epidemica, Pankreatitis bei (Muroya) 242. 

—, gynäkologische Operationen und (Hertzen) 
392. 

— und Meningitis (Acker) 510. 

—, Myelitis nach (Warrington) 663. 

—, nichteitrige (Le Noir u. Gardin) 417. 

Paroxysmale Hämoglobinurie s. Hämoglobinurie. 

Pellagra (Siler usw.) 450. 

— und Abwehrfermente (Obregia u. Pitulesco) 
306. 

—, antitryptische Reaktion bei (Lisi) 300. 

—, Dementia bei (Rainsford) 260. 

—, Irolysine bei (Lisi) 300. 

—, Überempfindlichkeit bei (Finato u. Novello) 


5. 

—, Vitamine und (Funk) 260. 

Pentosurie (Zerner u. Waltuch) 537. 

—, Natur des Zuckers bei (Zerner u. Waltuch) 
313. 

Pepsin s. a. Lab. 

Peptone, blutdrucksenkende und gerinnungshem- 
mende Wirkung des, und Tryptophangehalt 
(v. Knaffl-Lenz) 98. 

—, Reaktionen der (Zunz) 223. 

Peptonmilch, Ernährung mit (Mitschnik) 197. 

Perfusion s. Durchströmung. 

Perhydrase, Koferment der (Bach) 224. 

Perikard-Erguß, Diagnose des (Doljan) 559. 


777 


Phagocytose s. a. Opsonine. 

—, Arzneimittelwirkung auf (Arkin) 408. 

—, Tuberkelbacillen- (Kirchenstein) 457. 

Pharmakotherapie (Cloetta) 507. 

Pharynx, Pneumokokkeninfektion des (Turner u. 
Mollison) 594. 

Phenacetin, Blutsauerstoff unter dem Einfluß von 
(Piccinini) 678. 

Phenolphthalein und Leberfunktionsprüfung s. d. 

— bei Nierenfunktionsprüfung s. d. 

Phenylaminoessigsäure, Abbau durch Milchschim- 
mel (Horsters) 692. 

Phenyleinchoninsäureäthylester s. Acitrin. 

Phlorhizin s. a. Glykosurie. 

Phlorrhizin, Alkohollöslichkeit des (Eber) 37. 

— Diabetes und Atmungsluft (Auel) 613. 

—Glykosurie und Nierenfunktion (Eber) 37. 

Phosphor-Vergiftung und Leber (Satta u. Fasiani) 
154. 

— und Wachstum (Masslow) 221. 

—Lebertran bei Rachitis (Schloss) 313. 

Photodyname Substanzen, Hämatoporphyrin 
(Meyer-Betz) 2. 

Photosensibilisierung, Blut- und Gallenfarbstoffe 
zur (Meyer-Betz) 673. 

Phylakogen, Erysipelbehandlung mit(Erdman) 278. 

Physostiemin bei Herzaffektionen (Donath) 656; 
(Hecht) 655. 

Pikrotoxin-Vergiftung und biologische Reaktionen 
(Marfori) 507. 

Pilocarpin-Glykosurie s. d. 

Piroplasma-Canis, Kultur des (Thomson u. Fan- 
tham) 400. 


| Piroplasmosis equina (Carpano) 598. 


Pirquetsche Reaktion s. Tuberkulinreaktion. 


Perikardiales Reibegeräusch bei Angina pectoris , Pituglandol, Nierenwirkung des (Frey u. Kumpiess) 


(Steell) 59. 

Perikolitische Membran s. Colon. 

Peristaltine bei Obstipation auf nervöser Grund- 
lage (Duhem) 324. 

Periostitis typhosa (Braza) 17. 

Peritoneum, Resorption im, und Lagerungsbe- 
handlung (Dandy u. Rowntree) 497. 

Peritonitis, chronisch adhäsive (Kron) 632. 

—, Leukofermantinbehandlung der (Bircher) 325. 

—, Pneumokokken-, nach Ascites (Esmein) 111. 

— tuberculosa, Stickstoffeinblasungen in die 
Bauchhöhle bei (Brückner) 474. 

Perityphlitis und Thrombophlebitis (Schutz) 546. 

Perkussion und Schallphysik (Bonnier) 676. 

— und Tonalität des Schalles (Gilbert, Gutmann 
u. Tzanck) 675, 676. 

Perlsuchtbacillen und Antikörperbildung im Ka- 
ninchen (Schmitz, Bardot u. Kiepe) 22. 

Perniziöse Anämie s. Anämie. 

Pertussis-Vaccinebehandlung (Luttinger) 392. 

Pest, Meerschweinchen-, filtrierbares Virus der 
(Sangiorgi) 92. 

Pflanzeneiweißdiät (Disque) 451. 

Pflanzennahrung, feinzerteilte, Ausnutzung der- 
selben (Strauch) 32. 

Pfortader, kavernöse Umwandlung der (Hart) 
113. 

— Sklerose und Mesenterialvenenthrombose (Gep- 
pert u. Siegfried) 700. 

Phi socytärer Index s. Opsonischer Index. 


636. 

—, vasokonstriktorische Wirkung des (Linde- 
mann u. Aschner) 129. 

Pituitrin und Adrenalinhyperglykämie 
ström) 613. 

— und Aortenminutenvolumen (Tigerstedt u. 

Airila) 120. l 

und Blutdruck (Bernstein) 616. 

und Darmperistaltik (Gaisböck u. Orth) 628. 

—, Herzwirkung (Werschinin) 120. 

—, kardiotonische Wirkung des (Beco) 625. 

—, physiologische Wirkung von (Niculescu) 618. 

und respiratorischer Stoffwechsel (Bernstein) 

616. 

—Secacornin-Kombination (Rübsamen) 133. 

Piqüre s. Glykosurie. 

Planithorax, ein Thoraxschema (Sandberg) 179. 

Plasmazellen, Herkunft der (Unna) 244. 

— bei Infektionskrankheiten der Kinder (Wätjen) 
340. 

Plaut-Vinzentsche Stomatitis (Tieche) 514. 

Pleura-Exsudate, grüngefärbte und Bilirubin in 
(Steensma u. van Lier) 252. 

—Exsudate, tuberkulöse,. und chirurgische Be- 
handlung der (Spengler u. Sauerbruch) 352. 

—Fibrosarkom (Dorendorf) 659. 

—, Resorption im, und Lagerungsbehandlung 
(Dandy u. Rowntree) 497. 

— Verletzungen bei subrutanen Traumen (Gehrels) 
61. 


(Sten- 


— 7738 — 


Pleuritis, Bülausche Drainage bei (Brau-Tapie) 
564. 

— exsudativa, Punktion und Insufflation der 
(Bessel-Lorck) 353. 

—, interlobäre (Dietlen) 435. 

—, Schulterschmerz bei (Gerhardt) 353. 

Plexus brachialis-Neuralgien s. d. 

— mesentericus, Kompressionswirkung an Zellen 
des (Cannon u. Burket) 106. 

Pneumatosis cystoides intestinorum (Lejars) 419. 

Pneumograph (Knauer) 6. 

Pneumolyse s. Lungen. 

Pneumococcus mucosus, Immunreaktionen mit 
(Hanes) 512. 

Pneumokokken-Infektion, Äthylhydrocuprein bei 
(Morgenroth u. Kaufmann) 268. ba 
—Infektion des Pharynx und Larynx (Turner u. 

Mollison) 594. 

—Influenza (Walb) 141. 

— Meningitis s. d. 

—Otitis (Storath) 206. n 

—Peritonitis nach Ascites (Esmein) 111. 

—, Säureagglutination der (Gillespie) 512. 

Pneumonie, Aminosäurengehalt des Blutserums 
bei (Labbé u. Bith) 31. 

— und Anthrakosis (Haythorn) 348. 

—, Antigene in Exsudaten der (Hartman) 150. 

—, Broncho- und Azotämie bei Kindern (Nobé- 
court) 98. 

—, Chemotherapie bei (Schwenk) 452. 

—Epidemie (Cordier u. Lévy) 512. 

—Erreger bei Tieren (Smith) 396. 

—, Hefen und Fungi bei Haustier- (Serena) 142. 

— bei Kindern, Meningismus bei (Edgeworth) 373. 

—, Kochsalzretention bei (Hoff) 39. 

—, opsonischer Index bei (Stuber u. Rütten) 28. 

—, Plasmazellen bei (Wätjen) 349. 

—, Pneumokokkenautolysat zur Behandlung der 
(Rosenow u. Hektoen) 277. 

—, Sarcina tetragena als Erreger der (Pollak) 208. 

—, traumatische (Gehrels) 6l. 

Pneumoperikardium (Cowan, Harrington u. Rid- 
dell) 345. 

Pneumothorax, Exsudate bei künstlichem (Mayer) 
65. 

—, künstlicher (Bessel-Lorck) 353; (Hervé) 182; 
(Knöspel) 182; (Mende) 353; (Rochelt) 64; 
(Sato) 351. 

—, künstlicher, bei Lungentuberkulose (Angelini) 
353; (Samson) 124. 

—, künstlicher, Pleuraergüsse bei (Mayer) 65. 

—, künstlicher, und pleurale Eklampsie (Orlowski) 
32. 

—, Schalleitung bei (Minerbi) 124. 

—, traumatischer (Barjon, Langeron u. Garnier) 
564; (Coudray) 564. 

—, tuberkulöser (Martinez) 182. 

Pneumo-Typhus (Moore) 592. 

Pocken s. Variola. 

Poiseuillesehes Gesetz s. Blutzirkulation. 

Polivencephalitis chronica progressiva beim Kind 
(Fedynsky) 668. 

Polioencephalomyelitis (Archangelskaja) 368. 

Poliomyelitis acuta (Thomsen) 684; (Warrington) 
663. 

— acuta, Ätiologie der (Lust u. Rosenberg) 513. 


- 


Poliomyelitis acuta, beim Affen experimentell 
(Dubois, Neal u. Zingher) 513. 

— acuta, choreatische Paralyse bei (Netter u. Ri- 
badeau-Dumas) 667. 

— acuta und Encephalitis (Cassel) 206. 

— acuta, Epidemie (Aaser) 684. 

— acuta bei Halswirbelsäulenverletzung (Gonnet 
u. Rendu) 187. 

— acuta und Meningitis subacuta mit Pfeiffer- 
schen Bacillen (Haushalter-Jacquot) 91. 

—, Azurophilie der Erreger (Proescher) 587. 

—, Bauchmuskellähmung bei (Sutherland) 594. 

— in Bayern (Uffenheimer) 274. 

—, choreiforme Symptome bei (Netter u. Riba- 
deau-Dumas) 570. 

— Erwachsener (Canestrini) 18. 

—, Kniegelenksbeugerparese bei (Engelmann) 

443. 

—, meningeale Form der (Netter) 513. 

—, sporadische (Rivera) 274. 

—, Symptome der, bei Erwachsenen (Canestrini) 
18. 


—Virus und Meningitis simplex (Netter) 18. 

—Virus, Neutralisation des, durch Poliomyelitis- 
serum (Netter) 18. 

Polyarthritis, Bacillus mucosus Friedländer und 
(Dick) 682. 

— chron., und Gonorrhöe (Alexandrescu-Dersca 
u. Vasile) 66. 

—, Dialysierverfahren bei (Schultz u. Grote) 101. 

Polycythämie s. a. Polyglobulie. 

—, megalosplenische (Scheiner) 12.. 

Polyglobulie s. a. Polycythämie. 

—, Fundusbild bei (Baur) 428. 

Polyneuritis s. a. Beriberi. 

— (Warrington) 663. 

— cerebralis menièriformis (Thornval) 665. 

— bei Kohlenoxydvergiftung (Krantz) 508. 

—, Neosalvarsan bei (Solomin) 666. 

—, Salvarsan als Ursache der (Meissner) 459. 

—, Salvarsanbehandlung der (Solomin) 666. 

Polyposis gastrica (Myer) 43. 

Polyserositis, Diplokokken- (Ronchetti) 91. 

Polyurie und Hypophyse (Camus u. Roussy) 550. 

Pottsche Krankheit (Faworsky) 367. 

Präcanceröses Stadium s. Carcinom. 

Präcipitine und Eiweißdifferenzierung (Seng) 297. 

Proctitis, ulceröse, Gefäßveränderungen bei (Na- 
kamura) 547. 

Proteasen in Tumoren (Long) 102. 

Proteine s. Eiweiß. 

Proteinstoffwechsel s. Stoffwechsel. 

Proteolyse im Blut (Zunz) 307. 

Protoveratrin, Nerv-Muskelwirkung des 
naughton) 269. 

Prurigo und Anaphylaxie (Schwartz) 6%. 

Pseudoleuein, Synthese des (Knoop u. Landmann) 
608. 

Pseudoleukämie (Nacgeli) 244. 

—, Iymphatische (Winter) 336. 

Pseudosklerose (v. Strümpell) 445. 

Pseudotabes s. Tabes. 

Psoriasis, Eiweißstoffwechsel bei (Schamberg. 
Kolmer, Ringer u. Raiziss) 104; (Schamberg 
u. Mitarbeiter) 470. 

—, Tuberkulose und (Warnecke) 450. 


(Mac- 


F ho u m o Mioi; 


a D O nn u nn p C An 


Psychalgien (Oppenheim) 360. 
Psychische Vorgänge und somatische Begleit- 
erscheinungen (Leschke) 497. 
Psychoneurosen, affektiv bedingte, bei Kindern 
(Heller) 256. 
Psychopathie (Wilmanns) 381. 
—, Merkfähigkeit bei (Horwitz) 672. 
Psychosen (Hirt) 496. 
—, Abwehrfermente bei, s. d. 
—, Alkohol-, chronische (Neve) 672. 
und Aphasie (Kleist) 447. 
—, Autointoxikations- (Bonhoeffer) 128. 
—, Chamorro- Waldkrankheit und Amoklaufen 
(Leber) 576. 
in der Geburt (Kirchberg) 80. 
‚ Gelenkrheumatismus und (Knauer) 496. 
, Infektions- ( Bonhoeffer) 128. 
—, Intoxikations- (Damaye) 383. 
‚ Korsakoffsche, und Meningitis (Gutmann) 
383. 
—, polyneuritische (Horoschko) 383. 
, polyneuritische, und Morphiumentziehung 
(Marchand u. Usse) 256. 
— und Schwefelgehalt des Gehirns (Woskressenski) 
608 


—, Serodiagnostik bei (Fauser) 466; (Pesker) 465. 

— bei Trional-Veronalvergiftung (Muralt) 576. 

—, toxisch-infektiöse (Knauer) 496. 

— bei Tuberkulose (Petrow) 382. 

Ptomainreaktion und Morphinreaktion (Rosen- 
bloom u. Mills) 99. 

Ptosis bei Basilarmeningitis luetica (Artom) 373. 

Ptyalin s. a. Speichel. 

Ptyalomanie s. Speichelfluß. 

Puerperalfieber, Streptococcus viridans als Erre- 
ger des (Kleinhans) 19. 

Pulmonal-Atresie (Häberle) 346. 

—-Insuffizienz s. Herz. 

Puls-Diagnostik (Hoffmann) 482. 

—-Frequenz bei Kindern (Katzenberger) 556. 

—, Venen- (Ewing) 479; (Hun u. Hawn) 555. 

—, Venen- bei diastolischem Vorschleudern der 
Herzspitze (Roth) 557. 

Pulsus alternans, Formen des (Selenin) 653. 

— paradoxus und lordot. Albuminurie (Gaisböck) 
639. 

Pupillendifferenz bei Lungenerkrankung einer 
Seite (Bukolt) 6. 

Purine, Derivate der, Harnsäure- und Phenol- 
reagens der (Lewis u. Nicolet) 223. 

Purinstoffwechsel s. Stoffwechsel. 

Purpura und Adnexerkrankung (Walthard) 260. 

— bei Streptokokkensepsis (Haltenhoff) 395. 

—, Thrombingehalt des Blutes bei (Howell) 647; 
(Whipple) 644. 

Pyelitis s. a. Nieren-Becken. 

—. Bac. lactis-, und Vaccinebehandlung (Lang- 
stein) 594. 

—, Coli-, Alkalibehandlung der (Scheltema) 640. 

— bei Kindern (Cheinisse) 115. 

—, Kollargolbehandlung der (Bynen) 425. 

—, Schwangerschafts- (Weibel) 552. 

Pyelocystitis bei Kindern (Wodrig) 422. 

Pyelographie, Gefahren der (Schwarzwald) 243. 

Pylorospasmus, Dilatationsbehandlung bei (Ein- 
horn) 163. 


779 


Pylorusstenose (Boas) 417; (Rath) 238. 

—Stenose, Fibrolysin bei (Boas) 417. 

—Stenose, Gastroenteroanastomie bei (Zweig) 238. 

—Stenose, Streckung des Pylorus bei (Einhorn) 
238. 
midenbahn, 
(Hajös) 356. 

—, ventrolaterale direkte (Spiller) 253. 

Pyridin s. a. Stoffwechsel. 

Pyrimidin-Derivate, Harnsäure- und Phenol- 
reagens für (Lewis u. Nicolet) 223. 

Pyrodin-Vergiftung und Blutplättchenbildung 
(Foti) 641. 

Pyrrole, Chemie der (Fischer u. Zimmermann) 608. 


bulbo- cerebellare, 


cerebro- 


Quecksilber - Neosalvarsankombination (Fabry) 
289. 

—. Nervenschädigung durch (Moleen) 389. 

—Salvarsanbehandlung (Neisser) 26. 

—Salvarsanbehandlung, Reinfektion bei (Boas) 
27. 

— bei Spirillosen (Hahn u. Kostenbader) 87. 

Quecksilberverbindungen, aromatische (Blumen- 
thal u. Oppenheim) 87. 

—, aromatische, bei Syphilis (Blumenthal) 289. 


BWachenmandeltuberkulose bei 
(Tiedemann) 5. 

Rachitis, Calcium aceticum bei (Schloss) 313. 

—, Kalkstoffwechsel bei (Pollini) 313. 

—, Nasen- und Asthmabronchiale (Walb) 180. 

— und Spasmophilie (Iwamura) 359. 

— Therapie (Salge) 677. 

— und Thymus (Klose) 538. 

Radioaktive Substanzen, Gewebswirkung der (La- 
zarus-Barlow) 2. 

Radioaktivität, biologische Wirkung der (Stoklasa) 
578. 

Radiographie der Lungen (Wenckebach) 252. 

Radiotherapie (Linnert) 580; (Nahmmacher) 505. 

— bei Carcinom, s. d. 

—, Dauerbestrahlung (Löwenthal u. Pagenste- 

cher) 506. 

und Elektrokobaltinjektionen zur Ersparnis 

von Energie (Klotz) 198. 

—, fluoreszierende Substanzen, kombiniert mit 

(Ghilarducci u. Milani) 7. 

der Leukämie (Béclère) 51; (Rénon u. Des- 

bouis) 117; (Rénon, Degrais u. Dreyfus) 52. 

bei Oesophagusstenosen (Neumann) 107. 

—, statische Elektrizität, kombiniert mit (Sticker) 

7. 

der Tumoren (Sellheim) 387 ; (Weckowski) 387. 

der Tumoren und Chirurgie (Wickham u. De- 

grais) 8. 

Radium (Hahn) 581. 

—, Ersatz des, durch äußere Kathodenstrahlen 
(Strebel) 507. 

—, Gewebsrezeptivität für (Dominici) 1. 

—, Keimschädigung (Oppermann) 193. 

— in Laryngo-Rhinologie (Réthi) 561. 

—, Lipaseveränderung durch (Marshall u. Rown- 
tree) 193. 

—, Neuralgicbehandlung mit (Brustein) 268. 

— und Röntgenstrahlen, Identität derselben (Pa- 
genstecher) 132. 


Erwachsenen 


Radium Strahlen und Röntgenbehandlung (Müller) 
506. 
—Tiefenbestrahlung und blutbildende Organe 
(Heineke) 53. 
—, Tumorenbehandlung mit (Sparmann) 197. 
—, Zellbeeinflussung durch, bei Kombination mit 
Äther (Haecker u. Lebedinsky) 449. 
Ragitserum (Marx) 202. 
Rattenbißkrankheit (Dick u. Rutherford) 209. 
—, Salvarsanbehandlung bei (Surveyor) 280. 
Raynaudsche Krankheit (Coppolino) 580. 
Recklinghausensche Krankheit (Bertein) 568. 
Rectum s. Mastdarm. 
Recurrens-Epidemie in Chitral (Smith u. Graham) 
20. 
— Fieber in Griechenland (Christomanos) 280. 
—Lähmung bei Mitralinsuffizienz (Tronconi) 
658. 
— Lähmung bei Schußverletzung (Fischer) 659. 
—Spirochäte in der Kleiderlaus (Toyoda) 210. 
—, Tierinokulation mit (Smith u. Graham) 20. 
Reduktionsfermente und Aldehydbildung aus 
Aminosäuren (Bach) 224. 
Reflexe, bedingte, und Großhirnrinde (Krasno- 
gorski) 66. 
—, Blinzel- (Levinsohn) 126. 
—, Fuß- und organische Leiden in Zentralnerven- 
system (Platonow) 567. 
—, galvanischer, Methodik (Albrecht) 661. 
—, Klinische Bedeutung der (Trömner) 67. 
—, Konstanz der (Würtzen) 253. 
—, psycho-galvanische (Sommer) 266. 
—, Rückenmarks-, Pharmakologische Untersu- | 
chung der (Leeuwen) 126. 
—, Starrkrampf- (Polimanti) 126. 
—Rhythmus (Sherrington) 358. 
Registrierkapseln (Knauer) 6. 
Relaxatio diaphragmatica (Bergmann) 354. 
Resaldol (Weil) 324. 
Respiration 8. a. Atmung. 
— und Herz s. d. 
—, Zentrum der Empfindlichkeit gegen H-Ionen 
(Krogh und Lindhard) 193. 
—Gaswechsel s. Gaswechsel. 
Retardine (Weichardt) 695. 
Retinalblutungen bei Miliartuberkulose (Stock) 
285. 
Rheumatismus s. a. Gelenkrheumatismus. 
—, Arteritis bei (Klotz) 60. 
, chronischer, Thyreoidinbehandlung (L£opold- 
Levi) 105. 
und Kropf (Karlowicz) 620. 
—, monarticulärer (Scheltema) 253. 
—, Streptokokkenvaccinebehandlung bei 
(Menzer) 4. 
—, Thoriumbehandlung bei (Brückner) 387. 
—, Tuberkulöser (Nohl) 402. 
—, Tuberkulöser (Poncet) 565. 
— und Tuberkulose (Menzer) 4. 
Ricinus-Samen, Toxikologie der (Durham) | 
Riesenwuchs (Bieganski) 315. 
— und Genitalatrophie (Brind) 674. 
—, Halbseitiger (Dietlein) 499. 
Riopan (Külbs) 453. 
Rippentuberkulose und Unfall (Zander) 
Rivaltasche Reaktion s. Serodiagnose. 


9 


de 


to 
at 


780 


Röntgen-Diagnostik der Lungenkavernen (Hoess- 
lin) 63 


— Diagnostik und Situs viscerum inversus (Gu- 
sinde) 499. 

—Diagnostik des Ulcus duodeni (Dünkeloh) 43. 

—Diagnostik und Wismutmahlzeit (Morton) 676. 

—Durchleuchtung mit Bucky-Effekt (Holzknecht) 
505. 

—Reaktion, Arsenwirkung auf (Hertz) 2. 

—Reaktion, Hyperämiewirkung auf (Hertz) 2. 

—Strahlen, Carcinombehandlung mit (Ritter und 
Lewandowsky) 506. 

—Strahlen und fluoreszierende Substanzen (CGhi- 
larducei und Milani) 7. 

—Strahlen, Heilwirkung der (Albers-Schönterg) 
132. 

—Strahlen und Immunität s. d. 

—Strahlen bei Leukämie s. d. 

—Strahlen bei Mediastinaltumor (Haenisch) 7. 

—Strahlen, Nebennierenschädigung durch (Cotte- 
not) 229. 

—Strahlen und Radium, Identität derselben (Pa- 
genstecher) 132. 

—Strahlen, Tiefenbestrahlung als Ersatz radio- 
aktiver Substanzen (Salzmann) 197. 

— Therapie (Wetterer) 197. 

— Therapie, Atoxyl-, bei Carcinom (Blumenthal) 
86 


— Therapie der chirurgischen Tuberkulose (Baisch) 
147. 

— Therapie, bei Hypophysentumor (Beclere) 42. 

— Therapie und Innere Sekretion (Zimmern und 
Cottenot) 617. 

— Therapie bei Ischias (Delherm) 186. 

— Therapie der Leukämie (Pappenheim) 646. 

—Therapie bei Lungentuberkulose (De la Camp 
und Küpferle) 181. 

— Therapie bei Lymphdrüsentuberkulose (Peter- 
sen) 519. 

— Therapie der Lymphdrüsentuberkulose (Phili- 
powicz) 147. 

— Therapie, tuberkulöser Lymphome (Fritsch) 23. 

—Tiefenbestrahlung und blutbildende Organe 

(Heineke) 53. 

— Verbrennung (Kempf und Pagenstecher) 194. 

Röntgentaschenbuch (Sommer) 503. 

Roseola und Typhus exanthematicus siehe diese, 

Rotz, Konglutinationsreaktion bei ( Andersen) 279. 

Rückenmark siehe auch Myelitis. 

-— und Alloästhesie (Barenne) 67. 

—Anästhesie und Leberfunktion (Chiaie) 587. 

—, Bahnen für Vorderarm und Hand bei fehlen- 
dem Arm (Elders) 680. 

—, Caudaerkrankung und Meningitis spinalis 
(Oppenheim und Krause) 569. 

—, Caudatumoren (Bruns) 369. 

—Dzgenerationen nach peripheren Läsionen 
(D’Abundo) 186. 

—Diastematomyelie ohne Spina bifida (Brouwer) 

15. 

Erkrankung, akute (Grober) 489. 

— Erkrankung und Bleivergiftung (Sons) 443. 

—, Extramedullärer Tumor (Forster) 369. 

—, Förstersche Operation (Richter) 714. 

—Hämangiom (Roman) 73. 

—Hinterstrangsfaserendigung (Grünstein) 357. 





Rückenmark - Hinterwurzeln, Faserverlauf der 
(Nikitin) 488. 

— bei Muskeldystrophie (Bruce) 370. 

—-Querdurchtrennung, Reflexe bei (Hirschfeld) 
668. 

—-Reflexfunktionen (Leeuwen) 126. 

—Sklerose und Dystrophia-adiposogenitalis (Kidd 
und Tozer) 668. 

—Tumor, extraduraler (Knapp) 488. 

—-Vorderhornerkrankung und Syphilis hereditaria 
(Gonnet und Rendu) 187. 

—, Vorderwurzeldurchschneidung und Waller- 
sche Degeneration der Hinterwurzeln (Tima- 
schew) 366. 

—Wurzeldegeneration nach Ischiadicusresektion 
(Aguglia) 186. 

Rückenschmerzen bei Spondylitis (Ewald) 125. 

— und Unfall (Ewald) 125. 

Rückfallfieber siehe Recurrens 

Ruhr siehe Dysenterie. 

Rummosche Krankheit siehe Kardioptose. 


Saccharomyces Etiennei und pleuro-pulmonale 
Erkrankung (Potron) 595. 

— neoformans, Granulombildung durch (Mag- 
nini) 208. 

Säugling, Magenradiographie beim (Major) 317. 

—, Energiebedarf beim (Samelson) 527. 

—, Stoffwechsel des, im Hunger (Schloßmann u. 
Murschhauser) 461. 

Säuglingsernährung, Casein in der (Bowditch u. 
Bosworth) 505. 

— und Gaswechsel (Frank u. Niemann) 409. 

—, Larosan in (Bertlich) 451. 

—, Eiweißwasser bei (Lust) 132. 

Säuglingssterblichkeit, Wintermaximum der (Pei- 
per) 131. 

Säure-Intoxikation bei Coma diabeticum (Masel) 
226. 

—Agglutination s. Bakterien. 

Säurefeste Bacillen im Kot (Bertani) 276. 

Säureflockung der Blutstromata (Landsteiner u. 
Prásek) 33. 

Säuretheorie, Fischers, s. Ödeme. 

Salicylsäure und Harnsäureausscheidung (Pie- 
trulla) 536. 

Salomon-Saxlsche Reaktion s. Harn. 

Salvarsan bei Angina Vincenti (Achard u. Feu- 
illié) 18; (Rolleston) 277 

—, Bakterienfestigkeit gegen (Köhne) 508. 

—, Blutveränderungen nach (Corridi) 522. 

— bei Filariasis (Branch) 27. 

—, Harnzusammensetzung bei Anwendung von 
(Schönborn) 405. 

—, Ikterus nach (Girardet) 288. 

— Infusion, Gefahren der (Dyken) 217. 

— bei Kindern (Galliot) 521. 

— Kupfer (Bärmann) 453. 

—Kupfer bei Trypanosomiasis (v. 
399. 

—, Leberschädigung durch (Heinrichsdorff) 217. 

—, Organveränderungen durch (Mucha u. Ke- 
tron) 25. 

— bei Scharlach (Akssjonow) 202. 

bei Mundkrankheiten (Gerber) 389. 

Nebenwirkung des (Obermiller) 27. 


d. Branden) 


Salvarsan und Neurorezidiv (Thornval) 665. 

— in Otologie (Gerber) 389. 

—, Polyneuritis erzeugt durch (Meißner) 459. 

— bei Polyneuritis, s. diese. 

—Quecksilberbehandlung (Neisser) 26. 

—Quecksilberbehandlung, Reinfektion bei (Boas) 
27. 

— bei Rattenbißkrankheit (Surveyor) 280. 

— bei Syphilis, s. diese. 

—Rezidive (Heidingsfeld) 288. 

— bei Yaws (Cockin) 21. 

Sanduhrmagen s. Magen. 

Sarcina tetragena, Pneumonie, 
(Pollak) 208. 

Sarkom, filtrierbares Virus (Rous u. Lange) 263. 

Gehirn, s. dieses. 

‚ Kleinhirn (Krause) 74. 

—, Lungen (Schwarz) 62. 


erregt durch 


- 


Magen, experimentell bei Ratte (Citron) 501. 
Quarzlampenbestrahlung als Ursache von 
(Simon) 501. 
—, Radiotherapie bei (Abbé) 583. 
‚ Spontanrückbildung bei Fieber (Rotgans) 
675. 
Wirbelsäulen (Thiem) 194. 
Schafpocken- Immunisierung (Bridr6 u. Boquet) 
15. 





Schall u. Tonalität s. Perkussion. 

Scharlach im Alter (Ker) 89. 

— und Appendicitis (Seitz) 322. 

— Behandlung mit Rekonvaleszentenserum (Koch) 
16; (Rowe) 15. 

— Epidemie (Alabrese) 271. 

—Exanthem, anomales (Schabad) 90. 

—, Leukocyteneinschlüsse bei (Tarfel) 648. 

—, Nebennierenveränderungen bei (Hutinel) 697. 

—Rekonvaleszentenserum (Koch) 391. 

— Rumpel-Leedesches Phänomen und Diagnose 
des (Richardson) 90. 

—, Salvarsanbehandlung (Akssjonow) 202. 

—, Serumtherapie der (Moog) 391. 

— Theorie (Cederberg) 589. 

— und Überempfindlichkeit (Szontagh) 94. 

—, Urobilinausscheidung bei (Gromski) 16. 

—Vaccine (Bichler) 391; (Czarkowski) 455. 

— und Wassermannsche Reaktion (Jakobovics) 
589. 

Schilddrüse s. Hyper- und Hypothyreoidismus. 

— 5. Thyrevidea. 

Schildknorpel s. Larynx. 

Schistosomiasis japonica (Katsurada) 289. 

Schläfenlappenabsceß s. Gehirn. 

Schrumpfniere s. a. Nephritis. 

— Pathogenese der (Aschoff) 329; (Engelen) 330; 
(Parodi) 330. 

Schutzpockenimpfung s. Vaccination. 

Schwachsinn, graphologische Kennzeichen des 
(Lomer) 256. 

Schwangerschaft, Abwehrfermente, s. diese. 

— und Appendieitis (Füth) 320. 

-—, Blutgerinnung in (Küster) 426. 

—, Blutgerinnung in und Thyreoidea (Hofmann) 
340. 

—, C'holesterinämie bei (Chauffard) 44 

—, Herzklappenfehler und (Kreiß) 345. 


— 7182 — 
Schwangerschaft, Hippursäuresynthese bei (Can- | Serodiagnostik-Reaktion, Rivaltasche, Zuver- 


toni) 104. (lässigkeit der Musumeci u. Gangi) 6. 
—, Meiostagminreaktion bei (Zubrzycki) 151. — Therapie, interne „Fütterungs-“, bei Augenent- 
—, Neuritis retrobulbaris bei (Langenbeck) 441. zündung) (Solm) 682. 
— und Nierenerkrankungen (Jaschke) 331. Serum, formoltitrierbarer Stickstoff im (Labbe u. 
— und Nierenfunktion (Jaschke) 551. Bith) 31. 
—-, perniziöse Anämie in der (Schüpbach) 50. | Krankheit (Axenow) 95. 
—Pyelitis (Weibel) 552. —Reaktion nach Abderhalden s. Abwehrfer- 
—, Serodiagnose der (Fränkel) 156. mente. 
—, Stoffwechsel bei (Cantoni) 104. —Toxicität (Jurgelunas) 604. 
—, Tumorenwachstum und, s. diese. Sialorrhöe s. Speichelfluß. 
Schwangerschaftsdiagnose s. Abwehrfermente. Sinusknoten s. Herz. 
— Leber u. Lävulosurie (Pfeiffer) 469. Situs inversus totalis (Brix) 5. 
—Serum, auxoautolytische Stoffe in (Guggen- | — viscerum inversus (Gusinde) 499; (Rivet u. 
heimer) 305. Girard) 121. 
—tetanie (Faas) 359. — viscerum inversus und Megalocolon (Pehu) 631. 
Schwarzwasserfieber (Stephens) 398. Skleroderma, Stoffwechsel bei, s. diesen. 
— kokkenähnliche Körper in Leber bei (Statham | Sklerodermie, Hemi, cerebrale Genese der (Jose- 
u. Butler) 280. fowitsch) 450. 
Schwebelaryngoskopie (Henrich) 6. Sklerom, Epidemiologie des (Friedrich) 397. 
Schwefel-Bestimmung (Skarzynski) 609. —, Radiotherapie des (Rethi) 561. 
Schwefelkohlenstoff-Vergiftung d. Nervensystems | Sklerose, multiple (v. Strümpell) 445. 
(Horoschko) 586. j (Wohlwill) 73. 
Schweinepest-Serum (Ubbens) 279. —, multiple und Unfall (Kremer) 376; (Paskert) 
Schweiß, Diastase im (Plaggemeyer u. Marshall) 370. 
577. —, tuberöse (Schuster) 447. 
—, Stickstoffausscheidung im (Plaggemeyer u. | Skoliose (Lange u. Schede) 182. 
Marshall) 577. Skrofulose (Engel) 401. 
Scoliosis ischiadica (Denucé) 564. | —Bekämpfung (Abramowski) 212. 
Scopolamin-Chloroform-Morphin-Narkose (Lude- | Sommerdiarrhöe s. Brechdurchfall. 
wig) 269. Soyap-Diät (Disqué) 451. 
Secacornin, physiologische Wirkung des (Nicu- | Spasmen, Förstersche Operation bei (Geimano- 
lescu) 618. witsch u. Rose) 490. 
—Pituitrin-Kombination (Rübsamen) 133. ! Spasmophilie und Epilepsie (Curschmann) 662; 
Seeklima und Blutbild (Conradi) 648. | © (Peritz) 662. 
—, Physiologische Untersuchungen über (Ber- | — in Japan (Iwamura) 359; (Pirquet) 359. 
liner) 1. — der Kinder (Wickman) 359. 
Seelenblindheit (Dawidenkow) 718. Spasmus, tropischer, und Parasiten im Blute 
Sehnerv s. Neuritis optica. (Vergne) 597. 
— 8. Opticus. Spastische Lähmung s. Lähmung. 
Sella turcica s. Hypophyse. Speichel-Diastase s. Amylase. 
Senkungsabsceß, endothorakaler und Röntgen- | —Fluß bei Magenkrankheiten (Löper) 107. 
diagnose (Rach) 504. —Fluß und Ptyalomanie bei Magenkrankheiten 
Sepsis (Bondy) 395. (Löper) 107. 
—, Antistreptokokkenserum bei (Schittenhelm u. | —, Harnsäure im (Stocker) 470. 
Meyer-Betz) 395. —, Ptyalinwirksamkeit im und Diät (H. v. Trizt) 
--, Furunkulose mit (Cassel) 514. 414. 
—, Influenza (Elders) 276. —, Ptyalinwirksamkeit im und Reaktion (Ringer 
—, Jodipintherapie bei (Bosse) 10. u. v. Trigt) 415. 
—, Kolloidsilber bei (Schittenhelm u. Meyer- | —Sekretion bei Hydrämie (Wertheimer u. Battez) 
Betz) 395. 316. 
— bei Malaria (Deppe) 516. —, Wasserstoffsuperoxydwirkung auf (Ogata)150. 
—, Melubrin bei (Schittenhelm u. Meyer-Betz) | —Steine, Röntgendiagnostik der (Zumpft) 107. 
395. Speiseröhre s. Oesophagus. 
—, Streptokokken, mit Purpura und Ophthalmie | Sperma, chemische Einwirkung auf (Hertwig) 193. 
(Haltenhoff) 395. "| | Spermatogenese, Thoriumwirkung auf (Rost u. 
Septicaemia haemorrhagica, kapselbildende Bak- | -! Krüger) 626. 
terien der (Hadley, Bryant u. Elkins) 588. | Spermatogenesis, Aberrans-Commotio cerebri und 
— Hauterscheinungen bei (Churchman) 279. (Ceni) 82. 
— bei Tieren (Zeiß) 595. Spermatozoen, Lebensdauer der, im weiblichen 
Serodiagnostik (Bronstein) 458. Körper (Höhne u. Behne) 498. 
— bei Gonorrhöe (Sommer) 91. Spezifitätsproblem s. Infektionskrankheiten. 
—, Rivaltasche Reaktion und Antikörper (Giron) | Sphingosin, Oxydation des (Levene u. West) 464. 
22: Sphygmographie bei Kindern (Donath) 656. 
— der Schwangerschaft (Fränkel) 156. Spina bifida (Ligabue) 715. 


— bei Tumoren (Graff) 151; (Halpern) 301. — bifida, Enuresis bei (Scharnke) 371. 


Spina bifida occulta, Blasenfist>] und Urachusfistel 
bei (Pfanner) 579. 

Spinal-Anästhesie s. Rückenmark. 

— Flüssigkeit s. Cerebrospinalflüssigkeit. 

Spirillosen, Chemotherapie bei (Schwenk) 452. 

—, Quecksilberbehandlung der (Hahn u. Kosten- 
bader) 87. 

Spi’ochaete pallida, Biologie der (Arnheim) 588. 

— pallida, Nachweis der (Gyenes u. Sternberg) 
147. 

Spirochäten, Antimonverbindungen bei (Uhlen- 
huth u. Hügel) 290. 

—, Fortpflanzung der (Balfour) 89. 

—, Sprossungsvorgänge bei (Meirowsky) 137. 

Splenektomie s. Milzexstirpation. 

Splenomegalie s. a. Bantische Krankheit. 

— (Niemann) 499. 

—, familiäre (Typ Gaucher) (Feiertag) 118. 

— und Hepatitis hypertrophica (Austoni) 632. 

—, Milzexstirpation bei (Nixon) 549. 

— bei Sepsis des Mundes (Wynter) 339. 

— und Splenektomie (Gilbert, Chabrol u. Bénard) 
635. 

—, Typ. Gaucher (Brill u. Mandlebaum) 328; 
(Sapegno) 248; (Babes) 421. 

Spondylitis deformans und Rückenschmerzen 
(Ewald) 125. 

— infectiosa (Reye) 355. 

— und Scoliosis ischiadica (Denucé) 565. 

Sport und Blutkreislauf (Stadler) 176. 

Sprachstörungen, dysarthrische (Gutzmann) 438. 

—, funktionelle (Meige) 364. 

Spru s. a. Aphthae. 

—, Gelenkentzündung bei (Low) 399. 

Sputolysin bei Lungentuberkulose (Fischel u. 
Schönwald) 712. 

Sputum, chemische Untersuchung des (Faßbender) 
179. 

—, Eosinophilie im und Tuberkulose (Wenden- 
burg) 65. 

Staphylococcus pyogenes und tropische Muskel- 
abscesse (Rodenwaldt) 515. 

Staphylokokken-Differenzierung (Geiße) 205. 

—, Säurebildung der, aus Kohlenhydraten (Enge- 
land) 277. 

—Sepsis bei Furunculose (Cassel) 514. 

—Septicämie, vom Harnapparat ausgehend (Le- 
gueu) 682. 

Star, Alters, biologische Reaktionen beim (Römer) 
all. 

Starkstromverletzungen, Behandlung der (Grober) 
132 


Starrkrampf s. a. Tetanus. 

—-Reflex bei Schildkröten (Polimanti) 126. 
Status epilepticus s. Epilepsie. 

— lymphaticus, Arsenik bei (v. Hoesslin) 339. 
lymphaticus bei Erwachsenen (Emerson) 673. 

lymphaticus und Lymphocytose (Sauer) 339. 
lymphaticus und Thymus (Hornowski) 227. 
thymico-lymphaticus und akute Leukämie 
(Pribram u. Stein) 245. 

— thymolymphaticus und Thyreoidea, s. diese. 
Stauungspapille, Balkenstich bei (v. Hippel u. 

Goldblatt) 720. 
—, Gehirntumor und (Rados) 451. 
— und Leukämie (Kambe) 335. 


—— 


183 


Stauungspapille, Palliativoperation bei (v. Hippel 
u. Goldblatt) 720. 
Sterine (Doree) 531; (Gardner u. Godden) 531. 
Stickstoffwechsel s. Stoffwechsel. 
Stickstoff, Ammoniak, Bestimmung (Shulansky 
u. Gies) 305. 
— Bestimmung, Aminosäuren- im Harn (Benedict 
u. Murlin) 224. 
— Bestimmung im Harn (Kretschmer) 224. 
— Diabetes (Bassler) 696. 
—Oxydul, toxische Wirkung bei hohem Druck 
(Bock) 200. 
Stillsche Krankheit (Piske) 125. 
Stimmgabel, Abgrenzung der Viscera mittels 
(Canthie) 504. 
Stoffwechsel (Rubner) 151. 
—, Acetessigsäurebildung in Leber (Dakin u. 
Dudley) 607. 
bei amaurotischer Idiotie (Hymanson) 537. 
, Aminosäuren- und Glykokollbildung (Knoop) 
605. 
—, Aminosäuren-, Pathologie des (Labbé u. Bith) 
464. 
—, Carbonsäuren- (Friedmann u. Türk) 32. 
—, Cholesterin- (Wacker u. Hueck) 155. 
und Dermatosen (Schwartz) 696. 
—, Eisen- (Queckenstedt) 615. 
, Eiweiß-, und Aminosäuren im Blut (Labbé u. 
Bith) 153. 
—, Eiweiß-, und Leberfunktion (Tschannen) 605. 
—, Eiweiß-, und partieller Eiweißzerfall ( Umber 
u. Bürger) 29. 
—, Eiweiß-, bei Psoriasis (Schamberg, Kolmer, 
Ringer u. Raiziss) 104; (Schamberg u. Mit- 
arbeiter) 470. 
Eiweiß- und spezifisch-dynamische Wirkung 
des Eiweißes (Lusk) 34. 
—, Eiweiß-, bei Tumoren (Rzetkowski) 609. 
—, Eiweißabbauprodukte im (van Slyke u. 
Meyer) 101, 102; (van Slyke) 157. 
und Eiweißsynthese aus Aminosäuren (Le- 
matte) 157. 
‚ Eiweißsynthese, parenterale (Henriques u. 
Andersen) 153. 
—, endogener, beim Schwein (McCollum u. Hoag- 
land) 97. 
bei Epilepsie (Kozlowski) 470; (Serobianz) 37. 
—, Fettbildung aus Eiweißkörpern (Kondo) 463. 
—, Fett-, und Entfettung (Durig u. Liebesny) 534. 
‚ Fett-, bei Lebererkrankungen (Lemierre, Brul6 
u. Weill) 535. 
—, Fett-, Methodik bei Fettsuchtsdiagnose (Le- 
gendre) 102. 
—, Fett-, und Organverfettung (Jastrowitz) 530. 
‚ Fett-, bei Ratten (Osborne u. Mendel) 224. 
‚ Glucoronsäurepaarung im (Sera) 303. 
—, Glykokoll- (Bürger u. Schweriner) 38. 


Glykokoll- und Gicht (Schweriner) 39. 

Glykokollbildung im (Knoop) 605. 

und Glykokollsynthese (Sassa) 691. 

—, Hippursäuresynthese im, und Benzoesäure 

(McCollum u. Hoagland) 98. 

—, Hippursäuresynthese in Schwangerschaft 
(Cantoni) 104. 

‚ Hunger-, und Acetonurie (Cervello u. Girgenti) 
529; 691. 


Stoffwechsel, Hunger-, und Aminosäurenausschei- 
dung (Labbé u. Bith) 464. 
—, Hunger-, und Aminosäurengehalt der Gewebe 
(van Slyke u. Meyer) 102. 
—, Hunger-, beim Säugling (Schlossmann u. 
Murschhauser) 461. 
— und Indolausscheidung (Kaufmann) 469. | 
—, intermediäre Reduktion im (Knoop u. Oeser) 
—, Kalk-, bei Osteomalacie (Bonnamour u. Ba- 
dolle) 182. 
—, Kalk-, bei Rachitis (Schloss) 313. 
‚ Kalk-, bei Rachitis und Tetanie (Pollini) 313. 
—, Kohlehydrat-, bei Diphtherie (Rosenthal) 467. 
‚ Kohlehydrat-, bei eiweißfreier Ernährung 
(Grafe) 152. 
—, Kohlehydrat-, Zuckerbildung aus Fett (Rou- 
bitschek) 36. 
— bei Kohlehydratentziehung (Carneiro) 313. 
—, Kreatin- (Beker) 409; (Thomas) 303. 
—, Kreatin-, Coffeinwirkung auf (Salant u. Rie- 
ger) 461. 
—, Kreatin-, bei Diabetes (Bürger u. Machwitz) 
303. 
—, Lichtwirkung auf, und Sensibilisierung (Pin- 
cussohn) 31. 
—, Mineral, bei Barlowscher Krankheit (Bahrdt 
u. Edelstein) 528. 
—-, Mineral, Chlor und Brom im (Bönniger) 615. 
- Mineral, bei Diabetes mellitus (Cohn) 36. 
—, Mineral, bei Scleroderma (Elfer u. Geber) 696. 
‚ Nuklein, pharmakologische Beeinflussung des 
(Abl) 535. 
— bei Parabiosetieren (Morpurgo u. Satta) 154. 
—, Phosphor- und Fermentbildung (MaBlow) 221. 
‚ Phosphor- und Wachstum (Maßlow) 221. 
‚ Purin-, bei Epilepsie (Allers u. Sacristán) 40. 
—, Purin- und Polyarthritis (Ljungdahl) 536. 
‚ Purin-, bei;Tumoren der Haustiere (Long) 102. 
‚ Pyridin im (Mayeda u. Ogata) 411. 
‚ Säuglings- und Energiebedarf (Samelson) 527. 
,‚ Säuglings-, im Hunger (Schloßmann u. Mursch- 
hauser) 461. 
—, Säuglings-, bei Kohlehydratmangel (Carneiro) 
313. 
— bei Schwangerschaft (Cantoni) 104. 
— bei Scleroderma (Elfer u. Geber) 696. | 
—, Stick- (Lematte) 153. 
— Stiek-, und Aminosäurengehalt der Gewebe 
(van Slyke u. Meyer) 102. 
—, Stick-, Benzoesäurewirkung auf (McCollum u. 
Hoagland) 98. 
—, Stiek-, und Eiweißabbauprodukte (Grafe) 302. 
—, NStiek-, bei Epilepsie (Allers u. Sacristan) 40. 
—, Stick-, Fettfütterung und (McCollum u. Hoag- 
land) 97. 
=- Stick- bei Fieber und Kohlehydratzufuhr 
(Pfannmüller) 156. 
-—-, Stiek-. und Harnstoffbildung (Fiske) 222. 
—, Stiek-, bei Leukämie (Dori) 314. 
—-, Stiek-, Mineralsäurewirkung auf (MeCollum u. 
Hoagland) 97. 
—, Stiek-, Salzwirkung auf (MeCollum u. Hoag- 
land) 97. 
—, Stick-, und Schwangerschaft (Morel u. Mouri- 
99) 


u re 


quand) 


1784 


Stoffwechsel, Stick-, und Stickstoffdiabetes ( Baß- 
ler) 696. 

—, Stick-, Thyreoidinwirkung auf- bei Dementia 
raecox (Roß) 470. 

—, Stick-, und Thyreo-Parathyreodektomie (Ure- 
chia) 691. 

—, bei Unterernährung (Morgulis) 302. 

— und Vitamine (Funk) 152; (Grafe) 152. 

—Störungen, Diätetik bei (Croner) 30. 

—Störungen, intermediäre (Umber u. Bürger) 29. 

Stomatitis ulcerosa Plaut-Vinzent (Tiöche) 514. 

Stottern (Meige) 364. 

Strahlen-Therapie bei Krebs (Sticker) 9. 

—Therapie der Lungentuberkulose (De la Camp) 
63. 

— Therapie, Tiefenbehandlung und blutbildende 
Organe (Heineke) 53. 

— Wirkung auf Erythrocytengaswechsel (Bering) 
l. 

Streptococcus mucosus, Immunitätsreaktionen 
mit (Hanes) 512. 

—viridans bei Chorea (Richards) 514. 

— viridans, Puerperalfieber, erregt durch (Klein- 
hans) 19. 

Streptokokken-Arthritis bei Affen (Schloß u. 
Foster) 91. 

— der Druse (Bemelmans) 93. 

—, Fermentwirkung der und Fleischextraktnähr- 
boden (Broadhurst) 137. 

— Immunität (Schenk) 277. 

—Infektion, Ulcus ventriculi, verursacht durch 
(Rosenow) 42. 

--Myocarditis, s. diese. 

— Nachweis in Faeces (Fuller u, Armstrong) 395. 

— Vaccinebehandlung bei Rheumatismus (Menzer) 
4. 

Streptothrix und Bantische Krankheit (Gibson) 
478. 

Strophanthin, Gefäßwirkung des (Stroomann) 
584. 

Strophanthus-Inhalationen (Moczulski) 481. 

Struma s. a. Kropf. 

— s. a. Thyreoidea. 

— und Aortenaneurysma (Kienböck) 620. 

—, Herzgaswechsel und (Gottschalk) 250. 

—, Herzwirkung des (Clark) 480. 

—, intrathorazische (Sarbó) 538. 

—-, Jodbehandlung bei (Salis u. Vogel) 316; (Sut- 
ter) 470. 

—, Parathyreoideae bei (Iversen) 697. 

Strychnin, kolloidaler Kohlenstoff als Antidot 
gegen (Sabbatani) 507. 

Sublimatvergiftung, Blutveränderungen bei (Le- 
onceini) 87. 

Subpatellardelle (Flatau u. Sterling) 359. 

Sydenhamsche Chorea, s. diese. 

Sympathicotonie und Innere Sekretion (Barker) 
358. 

Sympathicotonus und Organneurosen (Hemmeter) 
663. 

Sympathicus, Hals-, Lähmung des (Gerstmann) 
439. 

— Zentrum, subcorticales (Gerstmann) 439. 

Sympathische Ophthalmie s. Ophthalmie. 

Sympathisches System, parasympathisches Sv- 
stem und (Kraus) 40. 


__ W. 


Zu 


u ge 


Sympathisches System und Vasomotoren bei der 
Taube (Edwards) 66]. 
Syndaktylie und Mendelsches Gesetz (Schlatter) 
674. 
Synergismus von AÄrzneien s8. 
tionen. 
Syphilis s. a. Wassermannsche Reaktion. 
— Behandlung und Wassermannsche Reaktion 
(Grosz u. Volk) 148. 
, Behandlungsstatistik (Philip) 687. 
congenita (Bloch u. Antonelli) 403. 


Arzneikombina- 


u. Beck) 254. 
—, Cutanreaktion bei — und Wassermannsche Re- 
aktion (Müller u. Stein) 24. 
und Diabetes mellitus (Russo) 226. 
, Prüsenluetinimpfungen bei (Müller u. Stein) 
24. 

—, Erb-, Salvarsan bei (Holt u. Brown) 94. 

‚„ Fällungsreaktionen bei (Bang u. With) 521. 

—, familiäre, bei parenchymatöser Keratitis 
(Boas u. Rönne) 601. 

—, Fieber als einziges Symptom der (Kraus) 403. 

-—, Gehirn (Henderson) 191. 

--, Gehirn und Neurondegeneration (Mott) 192. 

-—, Gehirn, Spirochätennachweis bei (Mott) 192. 

‚ Hämolysereaktion zur Diagnose der (Cum- 

mins) 28. 

, hereditäre, 

287. 

— hereditaria tarda, Salvarsantherapie bei (Holt 
u. Brown) 94; (Strathy u. Campbell) 94. 

—, Herman-Perutzsche Reaktion bei (Bang u. 

With) 521. 

insontium (Planner) 687. 

—, Intra-Dermoreaktion mit Natriumglykocholat 
bei (Fromaget) 404. 

—, Kaninchen- (Uhlenhuth u. Mulzer) 687. 

des Kindes und Salvarsanbehandlung (Galliot) 

521. 

—, konstitutionelle und Ohrsymptome zur Dia- 
gnose der (Beck) 140. 

—-, Leukocytose bei (Hazen) 53. 

— „ Luetinreaktion bei (Desneux) 148; (Fagiuoli) 
403; (Fagiuoli u. Fixichella) 217; (Foster) 24: 
(Gavini) 601; (Marie u. Alcock) 24; (Müller 
u. Stein) 217. 

—, Luetinreaktion der, bei Kindern (Brown) 94- 

‚ Luetinreaktion und Wassermannsche Reak- 

tion (Müller u. Stein) 24. 

—, Meta- (Erb) 287. 

‚„ Meta- und Serodiagnostik (Kafka) 458. 

— , Neosalvarsan bei (Wernie) 218. 

— , Nephritis bei (Tach) 424. 

— des Nervensystems, Salvarsan bei (Iwaschen- 
zow) 601. 

—, Neuritis retrobulbaris bei (Langenbeck) 441. 

‚ Pallidinreaktion bei (Klausner) 458. 

— Paralyse (Nonne) 519. 

— Reinfektion (Mentberger) 216. 

— Reinfektion bei Salvarsanbehandlung (Mül- 
lern-Äspegren) 148. 

— Rezidive bei Salvarsanbehandlung (Plazy) 601. 

—, Säuglings- und Neuritis optiei (Beck u. Mohr) 
70. 

— und Salvarsan (Neisser) 26. 


Cbertragungsmodus (Rietschel) 


Zentralbl. f. d. gesamte innere Medizin. IX. 


185 


congenita, Papillitis als Frühsymptom (Mohr 


Syphilis, Salvarsantherapie und Reinfektion 
(Müllern-Aspegren) 148. 

—, Sekundär-, Myelitis acuta bei (Barth u. Leri) 
70. 

--, Spät-, kongenitale Salvarsanbehandlung bei 
(Strathy u. Campbell) 9. 

-— des Zentralnervensystems bei Tieren (Wey- 
gandt u. Jakob) 520. 

Syringomyelie (Campbell) 368; (Frey) 369; (Klotz) 
72 


-, Akromegalie bei (Kroll) 667. 
—, kongenitale, bei Neugeborenen (Lundsgaard) 
12 


Tabes, Amyotrophien bei (Archangelskaja) 368. 
amyotrophische (Drey u. Malespine) 72. 
und Arthropathien (Barre) 187. 
, Ataxie der, und mechanische Behandlung 
( Baeyer) 71. 
=- Augenkrisen bei (Fabinyi) 714. 
—, Fieber bei (Siegrist) 187. 
— Förstersche Operation bei gastrischen Krisen 
(Stelker) 667. 
—, Frühdiagnose der (Austregesilo) 442. 
--, gastrische Krisen bei, und Adrenalinbehand- 
lung (CGrünstein) 667. 
‚ gastrische Krisen bei, chirurgische Behand- 
lung (Grünstein) 667; Tinel 187. 
‚ gastrische Krisen bei, und Dehnung der 
Plexus solaris (Leriche u. Dufourt) 71. 
—, gastrische Krisen, Förstersche Operation bei 
(Aleman) 127. 
—--, gastrische Krisen und Habitus arthenicus 
(Golostschokow) 488. 
-—, gastrische Krisen und Kotbrechen (Oeze- 
salski) 71. 
juvenile (Riggs) 367. 
—-, Kotbrechen bei (Oczesalski) 71. 
Okulo- kardialer teflex abwesend 
(Loeper u. Mougeot) 368. 
oligosymptomatica (Austregesilo) 442. 
und OÖsteoarthropathie s. d. 
und Paralysis agitans (Sandfort) 381. 
—-, Pseudo-luetica und Neuritis optica (Valli) 670. 
=~ wassermannfeste (Kaplan) 368. 
Tabo-Paralyse, Remissionen bei (Antheaume u. 
Piquemal) 381. 
Tachvkardie s. Herz. 
Taenia nana und Anämie (Rossi) 291. 
Teichmannsehe Blutprobe s. Blut. 
Tela ehorioidea, Sekretion der, bei Rattenembryo 
(Clementi) 183. 
Temperatur s. a. Körpertemperatur. 
— s a. Wärme. 
-— Zentrum, Arzneiwirkung auf, bei direkter Appli- 
kation (Barbour u. Wing) 135. 
Terpene, Pharmakologie der (Schwalb) 11. 
Tertiana-Parasiten, Kultur der (Thomson u. Cor- 
don) 397. 
Tetania parathvreopriva (Marine) 622. 
-— parathvreopriva und Leber-Pankreas-Funk- 
tion (Stoland) 622. 
— und abdominelle Affektionen (Bircher) 360. 
‚ Dialvsierverfahren bei, s. d. 
-= Kalkstoffwechel bei (Pollini) 313. 
—-, Parathyreoid, 8. a. d. 


bei 


50 


— 


Tetanie, Parathyreoid-, Careinomwirkung 
(MacCollum u. Vogel) 161. 

—, parathyreoprive (Lameris) 414. 

—, parathyreoprive, und Magensaftsekretion 
(Keeton) 415. 

—, postoperative parathyreoide, 
tion bei (Nicolaysen) 227. 

—, Schwangerschafts- (Faas) 359. 

Tetanus (Permin) 203. 

—, Karbolsäurebehandlung des (Gluzinski) 459. 

—, Magnesiumsulfattherapie des (Stadler) 681; 
(Stadler u. Lehmann) 590. 

—Serum, Haltbarkeit des (Boehncke) 681. 

—Toxin, Aktivierung des (Marie) 590. 

Tetrahydronaphthylamin, zentral erregende Wir- 
kung des (Airila) 507. 

Tetramercuracetanilid, Pharmakologie des (Pic- 
einini) 586. 

Thebain, Darmwirkung des (Pal u. Popper) 10. 

Thermogenese s. Fieber. 

Thermostat ‚Thermos‘ (Kritschewsky) 589. 

Thiosinamin, Careinomwachstumshemmung durch 
(Kocnigsfeld u. Prausnitz) 264. 

Thioverbindungen, autoxydable (Thunberg) 100. 

Thomsensche Krankheit s. Mvotonie. 

Thorax-Deformität, respiratorische 
658. 

— Druck, zirkulatorische Funktion des (Hofbauer) 
61. 

— phthisicus und Lungenspitzentuberkulose (Sato) 
351. 

—Senkung (Hofbauer) 434. 

Thorium bei Anämien (Brückner) 387. 

—, Arthritisbehandlung mit (Gudzent) 268. 

— Behandlung bei Blutkrankheiten (Sisto) 53. 


Transplanta- 


(Peltesohn) 


786 


auf | Thymus, Leukocytenbildung i. d. (Weill u. Weiden- 


reich) 170. 
—, Lymphocytose und (Heimann) 315. 
und Metamorphose bei Batrachiern (Adler) 
618. 
—, Milz und (Magnini) 1682. 
und Nebennieren s. d. 
und Parathyreoidea (Hornowski) 
und Parathyreoid-Tetanie (Baggio) 227. 
‚ persistierende, und Tumor (Roccavilla) 3. 
und Rachitis (Klose) 538. 
-—Reduktion und Thyreoidea (v. Haberer) 472. 
— und Status Iymphaticus (Hornowski) 227. 
—, TIhyreoidea u. (Kraus) 40. 
-- und Thyreoidektomie (Halsted) 316. 
--Tod (Evoli) 623. 

— und Wachstum (Gudernatsch) 617. 
Thyreoglandol, vasokonstriktorische Wirkung des 
(Lindemann u. Aschner) 129. 

— und Wehentätigkeit (Mosbacher) 

Thyreoidea s. a. Hyperthyreo'dismus. 

— s. a. Kropf. 

a. Struma. 

und Antitoxin (Farrant) 299. 

-Atrophie bei Athrepsie (Alezais u. Mattei) 

3860. 

und Basedowsche Krankheit s. d. 

— und Blutgerinnung bei Schwangerschaft (Hof- 
mann) 340. 

—, Cyste der, und Erstickungstod (Clark u. Far- 
mer) 500. 

— und Dialysierverfahren (Singer) 533. 

|—, Erkrankungen der (Davidson) 315. 

|—, Erkrankungen der, und Jodbehandlung (Salıs 
u. Vogel) 316. 


D3 Da 


um). 


315. 


a 


— Behandlungbei inneren Krankheiten (Kahn) 581. | — und Fettsucht (Umber) 158. 
— Behandlung der Leukämie (Arneth) 645; (Pap- | —tGiewebe in Ovarialtumoren (Outerbridge) SW. 


penheim) 646. 


—, Innervation der (Ossokin) 357. 


— Behandlung bei perniziöser Anämie (Arneth) | —, Jodgehalt der (Cameron) 601; (v. Smith: 
645. 621. 

— Bestrahlung der Keimdrüsen (Rost u. Krüger) | — und Jodmedikation (Sutter) 470. 
626. — und Kieferbildung (Kranz) 617. 


bei Carcinom s. d. 

-„ Dosierung des (Neumann) 388. 

--„ Giehtbehandlung mit (Gudzent) 268. 
bei Leukämie (Brückner) 387. 

bei Rheumatismus s. d. 


umpertz) 587. 


-- und Parathyreoidea (Marine) 622. 

—, Physiologie der (Kraus) 40. 

a und Schwangerschaft (Schmauch) 161. 
i — und Status thymolymphaticus (Soli) 537. 


-— und Stickstoffwechsel (Urechia) 691. 


und Typhus-Agglutininbildung (Fränckel u.!-—, Stützgewebe der (Signore) 537. 


—, Thymus und (v. Haberer) 472: (Kraus) 40. 


Thrombin, Anti-, im Blutserum (Pekelharing) | —, Uteruskontraktion und (Guggisberg) 514: 
407. (Mosbacher) 315. 
—Antithrombin und hämorrhagische Diathesen | — und Vagotonus (Coronedi) 622. 


(Whipple) 644. 


— und Wachstum (Gudernatsch) 617. 


— und Antithrombin (Collingwood u. MacMahon) | —, Zuckerassimilation und (Edmunds) +1. 


334. 
Thrombophlebitis, Perityphlitis mit (Schutz) 546. 
Thrombose (Ribbert) 432; (Yatsushiro) 560. 
—, Mesenterialgefäß- (Reich) 431. 
—, Ursache und Typen der (Aschoff) 60. 
— der Vena cava inferior (Fleischmann) 251. 
Thymus (Klose) 472. 
und Basedowsehe Krankheit s. d. 
und Dialvsierverfahren (Singer) 533. 
und Kisenstoffwechsel (Baver) 634. 
— Hypertrophie, Röntgentherapie bei (Lange) 471. 
— und Kieferbillung (Kranz) 617. 


Thyreoidektomie, Wirkung der, auf andere inner- 
sekretorische Drüsen (Halsted) 316. 

Thyreoidin bei Hydarthros (Ribierre) 81. 

— bei Rheumatismus chron. (Leopold-Levn 102. 

—, Stickstoffwechsel bei Dementia und (Ross! 
470. 

Tie (Mohr) 360. 

-— und Facialislähmung (Pitres u. Abadie) 487. 

—, Intentions-, im Gesicht (Bechterew) 486. 

Todesursache und XNervenveränderungen (Muhl- 
mann) 664. 

Tollwut s. Lyssa. 


Tonsillen, Anatomie und Entwicklung der (Grün- 

wald) 540. 

—, Leukocytendiapedese in (Klatschko) 334. 

und XNierenerkrankungen (Pollitzer) 330. 
Tonsillitis und Appendicitis (Braeunig) 110. 
Toxine, Kieselsäureadsorption (Zunz) 688. 
Trachea, anatomisch - röntgenologische 

suchung der (Fraenkel) 347. 

Krebs der, primärer (Heymann) 180. 
Ne lagni bei Thoraxtumoren (Menzel) 122. 
Traubenzucker, Reduktionsproben, Beschleuni- 

gung des, durch Metalle (WoFer u. Belencki) 

99. 

Tremor der Kinder, 

(Lo Re) 184. 
Tricaleol (v. Oy) 584. 

Trichästhesie, Leitungsbahnen der (Ossipow) 356. 
Triehinose (Stäubli) 218. 

Trichocephalose (Urechia) 219. 

Trichocephalus dispar im Darm (Christoffersen) 

522. 


Cerebrospinalflüssigkeit bei 


Trichophytie der Lunge beim Kalb (Serena) 142. | 


Trichorexis nodosa, Erreger der (Leon) 290. 
Trichterbrust (Wolostnich) 81. 
Triketohydrindenhvdrat s. Ninhvdrinreaktion. 
Trixidin bei Trypanosomiasis (Kolle, Hartoch u 
Schürmann) 586. 
Trombidiasis beim Menschen (Galli-Valerio) 688. 
Tropen (Medizinalbericht) 136. 
—, Gesundheitsratgeber (Ziemann) 15. 
Trypanosoma (Blac 'klock u. Yorke) 400. 
Brucci u. Augenläsionen (Paparcone) 209. 
> Chagas- (Neiva) 143. 
E ruzi, Ubertragung durch Rhiphicephalus san- 
guineus (Neiva) 516. 
equinum, ('onjunctivalinfektion bei (Neiva) 
144. 
rhodesiense, 
(Eckard) 21. 
- - rhodesiense, Übertragung der, durch Glossina 
(Eckard) 21. 
‚ Übertragung durch Triatoma sordida (Neiva) 
143. 
Trypanosomen, Wild als Träger von (Duke) 68. 


Speicheldrüseninfektion der 


Trypanosomiasis, Antimontriovxd bei (Kolle. 
Hartoch u. Schürmann) 586, 596. 
—, Antimonverbindungen bei (Uhlenhuth u. 


Hügel) 200. 

--, Atoxyl bei (Ciuca) 685. 

Blutbild bei (Arnone) 429. 

-~ Chemotherapie bei (Schwenk) 452. 

-—- in Deutsch-Ostafrika (Braun u. Teichmann) 
>96. 

- , Salvarsankupferbehandlung der (v. 
den) 399. 

Tryposafrol (Brieger u. Krause) 596. 

Trypsin (Mellanby u. Woollev) 474. 

-—, Autokatalyse des (Vernon) 326. 

---Bestimmung und Pankreasfunktion 
327: 

-- -Hemmung durch HühnerciweiB (Sugimoto) 97. 

—-Vergiftung und Pankreatitis (Kirchheim) 242. 

Trypsinogen, Autokatalyse des (Verron) 114. 

Tuberal (Fuchs) 600. 

Tuberkelbacillen s. a. Perlsuchtbacillen. 

—, abnorme (Friis Möller) 211. 


d. Br an- 


(Matko) | - 


Unter- 


Tuberkelbacillen, Antiforminmethode für (Gett- 
kant) 457. 
.-—, Bakteriolysinbildung (Arima u, 
' 285. 
'- im Blut (Licbermeister) 518; (Mau) 686. 
‚..— im Blut und Milch (Mayer) 401. 
im Blut bei Meerschweincheninfektion (Massol 
u. Breton) 144. 
'-- im Blut bei Tuberkulinbehandlung (Arima u. 
| Tanaka) 145. 
=- ,„ Bouillonnährboden für, mit Eizusatz (Bes- 
| redka u. Jupille) 137. 
-= bovine Infektion bei Kindern (Mitchell) 686. 
‚ Chemie der (Ko/niewski) 284. 
---, Differenzierung der (Schürmann u. Buri) 517. 
‚ Differenzierung der, durch Cutanimpfung 
(Fischmann) 145. 
-Differenzierung u. Smithsche Reaktionskurve 
(Wankel) 146. 
- in Facces (Laird, Kite u. Stewart) 283. 
| - im Harn (Ledergerber u. Baur) 687. 
| im Harn und Meerschweinchenimpfung (Nobec- 
court) 284. 
E im Herzblut (Seidenberger u. Seitz) 517. 
-Kultur auf eiweißfreien Nährböden (Lockmann) 


Sukamura) 


144. 
-Kulturlösungen, Antigengehalt der (Möllers) 
146. 


-= Lipoide der, Präcipitinversuche (Preti) 686. 
— “und Muchsche Granula (Weil) 401. 
Nachweis im Blut (Pollini) 93. 
, Nährböden für (Besredka u. Jupille) 22. 
‚ Phagoceytose der (Kirchenstein) 457. 
-, Typenumwandlung der (Neufeld) 144. 
‚ Virulenzprüfung der (Chausse) 21. 
Vitalität der, bei Inhalation und Inokulation 


22, 


— NENOSEIE (Schmidt) 518. 
Eisen- (Schultz) 23. 

"Qüceksilberbehundlung bei progressiver Para- 

Iyse (v. Jauregg) 495. 
— Reaktion (Kögel) 403. 

Reaktion, eutane (Fraenkel u. Mitarbeiter) 145, 
146; (Küchenhoff) 600; (Leckie) 600; (Pod- 
dighe) 687. 

— Reaktion, eutane, bei Kindern (Brown) 600; 
(Roze nblätowna) 285. 
— Reaktion, (iangrän bei (Müller) 211. 
—- Therapie (Raudnitz) 518; (Sahli) 213: (Schmidt) 
als. 
-Therapie nach Sahli (Dübi) 457. 
Therapie, ambulatorische (Suess) 600. 
--Therapie, Dauer der (Arima u. Tanaka) 145. 

Überempfindlichkeit, 

stock) 599. 


‚ Wasserstoffsuperoxydwirkung auf (Asspissow) 
2) 


Übertragung der (Klop- 


| 
E 
l 
(Chaussé) 21 
> Wasserstoffsuperoxydwirkung auf ( Asspissow) 
Yuberkulin (Ruppel) 145 
‚ Wirkung auf gesunde Tiere (Franceschelli) 
214. 
‚ Wirkungsweise des (Hekman) 213. 
‚ Wirkungsweise des, Lysintheorie (Sahli) 213. 
Tuberkulos. äußere, Leeithinkupfer (Lekuty])- 
behandlung (Strauss) 93. 


50* 


-- 788 — 


Tuberkuluse und Alkoholismus (Holitscher) 402. 
—Anaphylaxie (Atkinson u. Fitzpatrick) 146. 
— und Anthrakosis (Haythorn) 348. 
— und Arthritis (Poncet) 565. 
-- in Athen (Aravandiınos) 259. 
Bekämpfung (Abramowski) 212; (Fürst) 518; 
(Loeffler) 146. 
— Bekämpfung in Italien (Degli Occhi) 212. 
— , Bovovaccinimmunität (Regner u. Stenström) 
214. 
-—, Chemotherapie bei (Schwenk) 422. 
-= chirurgische, und Heliotherapie (Rollier) 23; 
(Vignard u. Jouffray) 93. 
-—-, chirurgische, physikalische Behandlung der 
(Wachsner) 519. 
—-, chirurgische, Röntgentherapie der (Baisch) 
147. 
- -(utanreaktion (Sahlı) 213. 
- -Cutanreaktion und Hautresistenz 
Abelin) 146. 
--, Eosinophile Sputumzellen bei (Wendenburg) 
65. 
und Ernährung (Thomas u. Hornemann) 13. 
-- und Erythema nodosum (Landouzy) 385. 
- „ Farbstoffbehandlung der (De Witt) 215. 
- „ Gebirn- (Bauzier u. Baumel) 494. 
„ Handbuch der (Bandelier u. Roepke) 281. 
<- des Harnapparats (Israel) 115. 
- „ Haut-, s. d. 
-„ Haut-. Leeithinkupferbehandlung der (Strauss) 
93. 
< Heliotherapie der (Rollier) 23. 
Immunisierung der Rinder (M'Fadyean, Shea- 
ther u. Minett) 599. 
---, Infektionswege bei Säuglingen (Medin) 517. 
-„ Iintraokulare (Gilbert) 598. 
- , Kupferbehandlung der (Meissen) 403. 
— - eine Kinderkrankheit (Andvord) 22. 
- .„ Komplementbindung bei (Davidovics) 215. 
(Fraser) 284. 
- „ Kupferbehandlung der (Eggers) 458. 
-— - Jarvierte (Nohl) 402. 
- der oberen Luftwege und Wasserstoffsuper- 
oxvdbehandlung (Asspissow) 22. 
- „ Lymphdrüsen-, Histogenese der (Joest u. 
Emshoff) 212. 
‚ Lymphdrüsen-, Röntgentherapie der (Peter- 
sen) 519: (Philipowiez) 147. 
- „ Mallebrein bei (Mallebrein u. Wasmer) 147. 
- „ meningo-cerebellare Symptome bei (Foerster) 


(Stiner u. 


`- 


<- 


i l. 
- , Methylenblaubehandlung der (De Witt) 215. 
- -, Miliar-, s. d. 

‚ opsonischer Index bei (Stuber u. Rütten) 28. 
und orthotische Albuminurie (Wendenburg) 
331. 

‚ Pathogenese der (Hart) 211. 

‚ Psoriasis und (Warneeke) 450. 

- „ Rippen-, und Unfall (Zander) 285. 

‚„ Rachenmandel-, bei Erwachsenen 
mann) ». 
und Reaktionskörperbildung im Kaninchen 
(Schmitz, Bardot u. Kiepe) 22. 

Resistenz an der Haut (Stiner u. Abelin) 146. 

- und Rheumatismus (Menzer) 4. 

- „ Rontgenbehandlung der (Fritsch) 23. 


(Tiede- 


Tuberkulose, Säuglings- (Ghon u. Roman) 282. 
—, Schleimhaut-,  Elektrolysebehandlung der 
(Strandberg) 519. 
- -, sekundäre (Liebermeister) 518. 
-— und Stillsche Krankheit (Piske) 125. 
—, Toxinbehandlung der (Santini) 213. 
der Tracheobronchialdrüsen beim Säugling 
(Marfan u. Mantaux) 562. 
— und Unfall (Erfurth) 194. 
oa Vaccinebehandlung Friedmanns bei (Barnes) 
93. 
-Variola (Neves) 598. 
--Forschung, ätiologische, durch Koch (Ehrlich) 
! 21; 
| Tumoren, athreptische Immunität bei (Koenigs- 
feld) 501. 
Diagnose durch 
(Pasetti) 505. 
=, v. Dungernsche Reaktion bei (Lindenschatt) 
407; (Hara) 526. 
|- filtrierbares Virus (Rousu. Lange) 263; (Rous 
u. Murphy) 580. 
--, Hämolyseaktivierung bei, durch Kobragift 
(Rubino u. Farmachidis) 150. 
-— Hunde- (Almagià) 195. 
--Immunität und Ernährung (v. 
Beebe) 265. 
s inoperable, Behandlung der (Simon) 267. 
—, Kachexieentstehung bei (Rzetkowski) 609. 
—, maligne, Chirurgie der, und Radiotherapie 
Wiekham u. Degrais) 8 
-, Mediastinal-, Röntgenstrahlenbehandlung beı 
| (Haenisch) 7. 
| —, Meiostagminreaktion bei (Bucco) 525; (Izar u. 
| Patané) 220: (Di Quattro) 525. 
-, pflanzliehe und tierische (Nassetti) 675. 
—, Proteasen in (Long) 102. 
-—, Purinstoffwechsel bei, der Haustiere (Lenz) 
102. 
-= Radio-Chemotherapie bei (Nahmmacher) 505. 
- , Radiotherapie der(Nellheim) 387; (Weckowski; 
387: (Spurmann) 197. 
Rückbildung, Fötalgewebswirkung 
ratt u. Gelarie) 264. 
--, Nerodiagnostik (Fried) 301; (Graff) 151; (Hal- 
pern) 301. 
--, Spontanrückbildung bei Wundfieber (Rot- 
gans) 679. 
--Transplantation am Auge (Hegner) 264. 
Transplantation, heterogene (Nassetti) 195. 
-—, Uterus-, beim Kaninchen (Stilling u. Britzke) 
6. 
--, Vaceinetherapie der (Blumenthal) 268. 
--, Vitalfärbung bei (Levin) 82. 
--Wachstum und Schwangerschaft (v. Graff) 451. 
— Wachstum und Vitamine (Funk) 449. 
Turmschädel s. Oxyeephahle. 
Typhobaeillosis Landouzy (Krokiewiez) 511. 
Typhoide Erkrankung und Baeillen der Faecalis- 
alealigenes-Gruppe (Fürth) 90. 
— Epidemie bei Ratten(Pappenheimer u.v.Wede]) 
5l6. 
Typhus abdominalis, 
Melikow) 394. 
-- abdominalis in der Armee (Meyer) 591. 
- abdominalis, atypiseher (Wagner) 394. 





Salomon-Saxlsche Reaktion 





Alstyne u. 








auf (Bar- 


Anaerobier bei (Leris- 


ir 


Typhus abdominalis und enterogenes Ficber 
Riesmann) 33. 
— abdominalis und Granulom (Rosenthal) 336. 
— abdominalis, Rezidive (D’Aloia) 273. 
—Agslutination (Sgalitzer) 270. 
—Avrlutinine, Thoriumwirkung auf (Fränkel u. 
Gumpertz) 587. 
-— ambulatorius, Pathogenese der (Bertolini) 592. 
—, Aminosäurengehalt des Blutserums bei (Labbé 
u. Bith) 3l. 
—Bacillen, Agglutination (Gay u. Claypole) 273. 
Bacillen im Harn und Berkefeldfiltermethode 
(Schneider) 512. 
— Bacillen, Größenbestimmung der (Trotzky) 138. 
-—Bacillennachweis im Duodenalinhalt (Purjesz) 
456. 
—Choleeystitis (Morison) 548. 
—, Cholesterinämie bei (Chauffard) 44. 
—, Dämpfung an der rechten Lungenbasis als 
Symptom der (Lesieur u. Marchand) 131. 
-—Epidemie (Lentz) 272. 
-- exanthematicus (Naunyn) 140. 
-— exanthematicus, Bakteriologie des (Müller) 
140. 
-— exanthematicus-Epidemie (Ganghofner) 140. 
-— exanthematicus, Jod bei (Ouftugeaninoff) 592. 
—- exanthematicus, Komplementbildung bei 
(Markl) 17. 
exanthematicus und Roseola (Fraenkel) 679. 
— exanthematicus auf Schiffe a (Markl) 17 
—, Gangrän nach (Welcker) 272. 
—- Immunität (Gay u. Ü laypole) 272. 
und Krankenpflege (Neisser) 138. 
‚ Aeiostaginsreaktion bei (Prinzing) 18. 
Periostitis bei (Breza) 17. 
Pneumo- (Moore) 592. 
Serumtherapie (Rodet) 205. 
Vaceinebehandlung bei (Besredka) 205; (Ca- 
stellani) 592; (d’Oelsnitz) 592; (Russell) 204; 
(Tiberti) 273; (Vincent) 17. 
—, Vaceinebehandlung bei Kindern (Comby) 
139. 
Verbreitung durch Milch (Fischer) 272. 
Tyrosinase, desamidierende W irkung der (Chodat 
u. Schweizer) 99. 
— und Hautpigmentbildung (Bittorf) 6 





Überempfindlichkeit s. a. Anaphylaxie. 

-— und Angina (Szontagh) 94. 

-— und Appendicitis (Szontagh) 94. 

— u. Cutanreaktion (Michiels) 95. 

— bei Pellagra (Finato und Novello) 

— und Scharlach (Szontagh) 94. 

Ulcus duodeni (Klots) 239; (Schütz) 544. 

duodeni, Diagnose des (Bier) 164. 

duodeni und Infektionen im Pfortadergebiet 
(La Roque) 543. 

duodeni, Röntgendiagnose des (Dünkeloh) 

duodeni beim Säugling (Holt) 545. 

duodeni, Therapie des (Dünkeloh) 43. 

duodeni und vegetatives Nervensystem (Berg- 
mann) 239. 

pylori und Appendicitis (La Roque) 543. 

- recti (Nakamura) 547. 

ventriculi (Huber) 698; (Kemp) 699. 

ventriculi, Ätiologie des (Kehrer) 417. 


5. 


43. 


789 


a a a te a te Eee a ann 
! i 


Ulcus ventriculi, Differentialdiagnose (Schmieden 
u. Ehrenreich) 542. 

ventriculi, Duodenalsondenfütterung beim (Ein- 
horn) 628. 

ventriculi, experimentelles (Elliott) 320. 

ventriculi, Magenüberlastung als Ursache des 
(Pierson) 543. 

ventriculi, pankreaspenetrierendes 
543. 

ventriculi und Pankreasfunktion (Glaessner 
u. Kreuzfuchs) 320. 

ventriculi, Perforation in der Milz (Finsterer) 
109. 

ventriculi, Perforiertes (Schoemaker) 474. 

- ventriculi, Radiographie des (Küpferle) 743. 

ventriculi, Röntgendiagnose des, und Nieren- 
symptom (Petrén u. Edling) 237. 

ventriculi, Schimmelpilze als Ursache des 
(Ljubimowa) 236. 

ventriculi, Streptokokkeninfektion als 
sache des (Rosenow) 42. 

ventriculi bei Nebennierenexstirpation (Finzi) 
236. 

ventriculi und Zwerchfellhernie (Kienböck) 
236. 

Ultrafiltration der Eiweißkörper (Zunz) 305. 

Unfall, Herzstörungen beim (Horn) 429. 

— und Milzbrand (Curschmann) 59. 

—, Multiple Sklerose und (Kremer) 376; (Paskert) 

370. 

-— und Nierenerkrankung (Goldscheider) 424. 

und Oesophaguskrebs (Jungmann) 235. 

und Rückenschmerzen s. d. 

und Tuberkulose der Rippen (Erfurth) 

und Wirbelsäulensarkom (Thiem) 194. 

Unfallneurose (Benon) 80. 

Unterernährung, Stoffwechsel bei (Morgulis) 302. 

Urachusfistel und Spina bifida s. d. 

Uraemia achlorica (Gluzinski) 333. 

‚ Aminosäurengehalt des Blutserums 
(Labbe u. Bith) 31. 

—, Herdsymptome bei (Ponticaccia) 76. 
—, Indicanbestimmung zur Diagnose der (Dor- 
ner) 698. 

Urate s. a. Harnsäure. 

Ureter-Funktion in Schwangerschaft (Kalten- 

schnee) 640. 

—-Steine beim Kind (Fischer) 705. 

-— Striktur, Nierensteinsymptome beim (Baar) 709. 

Urethannarkose, Cocainkombination (Schmid) 11. 

Urobilin-Bildung (Meyer-Betz) 302. 

Urobilinurie (Meyer-Betz) 302. 

— bei Scharlach (Gronski) 16. 

Urotropin in Spinalflüssigkeit (Zimmermann) 388 

Uterustumoren bei Kaninchen (Stilling und 

Beitzke) 6. 

Uzara, Blutdruckwirkung der (Gürber u. Frey) 

585. 

- - und Harnsäureausscheidung (Abl) 535. 

— Wirkung am Darm (Hirz) 318. 


(Bacher) 


Ur- 


= 194. 


.— 


bei 


Vaccination in Bayern (Groth) 455. 

—, Klinischer Verlauf der (Jaksch) 271. 

Vaccine, Generalisierte (Voigt) 454. 

-Therapie (Allen) 603; (Pearce) 299; (Schröder) 
509; (Woltsohn) 300. 


Vaceine-Therapie der Geschwülste (Blumenthal) 
268. 

—Therapie bei Gonorrhöegelenkrheumatismus 
(Verheyen) 141. 

— Therapie bei Harninfektionen (Schneider) 683; 
(Volk) 684; (Zinner) 683. 

-—Therapie und Opsonine (Böhme) 526. 

—Therapie, Sensibilisiertes Virus zur (Besredka) 
460. 

Vaccinevirus und Corneaimmunität (Prowazek) 
15. 

—Kultur des (Belin) 89. 

Vagotonie (Hopkins) 183. 

— und Darmintoxikationen (Eppinger u. Gut- 
mann) 107. 

— und innere Sekretion (Barker) 358. 

Vagotonus und Organneurosen (Hemmeter) 662. 

Vagus und Atrioventrikuläres System (Ganter u. 
Zahn) 55. 

— Ausschaltung bei intrathorakalen Operationen 
(Heller u. Weiß) 185. 

Varicellen, Encephalitis bei (Miller u. Davidson) 
486. 

—Vaccination (Kling) 89. 

Variola, Azurophilie der — Erreger ( Proescher) 587 

---Erreger (Fornet) 400. 

—Infektion von Impfpusteln aus (Beard) 679. 

—Tuberkulose (Neves) 598. 

Vasodilation (Fühner) 698. 

— in Organextrakten (Czubalski) 298. 

Vasokonstriktorische Substanzen (Lindemann u. 
Aschner) 129. 

Vasotonin bei Arteriosklerose (Ruthewitsch) 560. 

Vegetatives Nervensystem und Ulcus duodeni 
(Bergmann) 239. 

Venenpuls s. Puls. 

Ewing) 479. 

Verdauung, Eiweiß-, von Brot und Fleisch (Zunz) 

306. 

—, Fett-, und Lipämie (Lemierre, Brul6 u. Weill) 
535. 
‚ Fett-, und Pankreasfunktion (Terroine) 420. 

—, = Magen bei Säugling (Davidsohn) 540. 

— und Milzfunktion (Meyer) 548. 

—, Wassertrinken und (Blatherwick u. Hawk) 
416. 

Verdauungs - Fermente, Wertbestimmung der 
(Chace u. Myers) 415. 

—-Kanal, Cholesterinresorption im (Lehman) 606. 

—-Leukocytose beim Hunde (Krolunitsky) 116. 

Verkalkung, experimentelle (Katase) 578. 

Vesiculäratmen, Hypothesen über das (Bueri) 251. 

Vestibularapparat s. a. Nystagmus. 

—, Baranyscher Zeigeversuch und (Rothmann) 
669. 

—-Untersuchung (Babinski) 127. 

Vestibularis-Trauma (Rhese) 364. 

Vierte Krankheit s. Masern. 

Vitalfärbung (Pappenheim) 48. 

—- und Bakterienentwieklungshemmung (Eisen- 
berg) 87. 

— im Blut s. daselbst. 

— bei Tumortieren (Levin) 82. 

-- und Zellenfunktion (amaa 82. 

Vitamine s. a. Beri-Beri. 

— (Schaumann) 527. 


— 


. 
m [LE a Erin en Le en 


790 


Vitamine und Ernährung (Funk) 6. 

— und Mehlnährschaden der Säuglinge (Grafe 
152. 

— und Pellagra siehe daselbst. 

— und Wachstum (Funk) 152, 449. 

Vorhofflimmern s. Herz. 


Wachstum (Makower) 449. 

— und Fettstoffwechsel bei Ratten (Osborne u. 
Mendel) 224. 

— und innere Sekretion (Funk) 152; 
natsch) 617. 
— und Phosphorstoffwechsel (Masslow) 221. 
— und Vitamine (Funk) 152, 449. 
Wärme s. a. Temperatur. 
—Regulation, Pituitrinwirkung auf (Bernstein: 
616. 

--Regulation und Zwischenhirnstich 
Leschke) 3. 

—Stich und Fieber (Citron u. Leschke) 3. 

Wallersche Degeneration, Vorderwurzeldurch- 
schneidung und, der Hinterwurzeln (Tima- 
schew) 366. 

Wassermannsche Reaktion (Boas) 215; (Nakansı 
404. 
— Reaktion bei Alkaptonurie (Söderbergh) 257. 
— Reaktion bei Alkoholgenuß (Rezza) 148. 
Reaktion, Cholesterinantigen bei (Thomas u. 
Jvy) 688. 
Reaktion, Cholsterinextrakte als Antigen bei 
(Kolmer, Laubaugh, Casselmann u. Williams) 
287. 
Reaktion, Fehlerquelle der (Langer) 602. 
— Reaktion bei Findelsäuglingen (Rabinowitsch! 
404. 
Reaktion bei Gelenkrheumatismus (Bofin«tr! 
215. 
Reaktion bei Hämoglobinurie (Reiss) 337. 
Reaktion und hämolytischer Index der km 
(Leredde u. Rubinstein) 25. 
— Reaktion, Indexbestimmung der (Sormani! 
520. 

— Reaktion, klinische Bedeutung der (Stender 
25. 

— Reaktion und Luetinreaktion (Müller u. Stein! 
24. 

— Reaktion-Modifikation (Ledermann) 216: (Le- 
redde u. Rubinstein) 25; (Saenger) 404. 

— Reaktion bei Scharlach (Jakobovies) AS. 

— Reaktion und Syphilis congenita {Ledermann 
520. 

— Reaktion und Syphilistherapie (Grosz u. Volk 
148; (Lesser) 521. 

Wasserstoffsuperoxyd, Wirkung des, auf Tue 
kelbacillen und Tuberkulin (Asspissow) 22 
Wehenerregende Substanzen in Organen N 

mann u. Aschner) 129. 

Wehenmittel, synthetische (Rübsamen) 133. 

Weil-Kafkasche Reaktion s. Cerebrospinalflüssiz- 

keit. 

Wirbelsäule, Anklyose der (Bertolotti) 71 

new) 355. 
‚ Chondro-Sarkom der (Panski) 2 
‚ Deformität, respiratorische (Peltesohn) 655 

-—, Sarkom der (TThiem) 194. 

‚ Trauma der, und Laminektomie (Parin) ®». 


((uder- 


(Citron u. 


| 


2; (Rud- 


> 


252. 


m _ 1m Q 


—P a Y 


”_ 


= Tg, 


Wirbelsäule -Anomalien und Lungentuberkulose 
(Küchenhoff) 350. 

— Muskulatur und Gleichgewicht (Gatti) 252. 

—Nteifirkeit (Turner) 660. 

Wismut-Mahlzeit s. Röntgendiagnostik. 

Wochenbett s. Puerperium. 

Wurmfortsatz s. Appendix. 

Wut s. Lyssa. 

Wutschutzimpfung s. Lyssa. 


Yaws, Salvarsanheilung bei (Cockin) 21. 


Ziehenreflex, kontralateraler (Pastine) 253. 

Zellen, Kolloide der, und elektrisches Potential 
(Hardy) 257. 

--, Lipoidmembrantheorie (Loeb u. Beutner) 577. 

—, Reduktions- und Oxydationsorte der (Oelze) 
673. 

—, Sauerstoffverbrauch der, und Lichtwirkung 
(Bering) 1. 

—, Vitalfärbung der, und Nachweis von Funk- 
tionsveränderung (Masuda) 82. 

/ellmembran, Overtons Theorie der (Eisenberg) 
87. 

Zentralnervensystem, Abbauvorgänge im (Alz- 
heimer) 253. 

— bei Anämie (Kauffmann) 362. 


Zentralnervensystem, Fußreflexe bei organischen 
Leiden im (Platonow) 567. 

—, infantil-familiäre Erkrankung des (Lüttge) 
493. 

—, Lipoide im (Buscaino) 33. 

— und Morphingiftigkeit (Ghedini) 10. 

—, Syphilis des, s. d. 

—, Syphilis des (McIntosh, Fildes u. Fearnsides) 
363. 

— und Syphilis-Serodiagnostik (Kafka) 458. 

Zirkulation s. Blut-Kreislauf. 

Zucker-Bestimmung im Blut s. d. 

— im Humor aqueus (Ask) 614. 

— Bildung aus Fett (Roubitschek) 36. 

—Gärungen (Lemoigne) 13. 

— Nachweis im Harn und Wert der Methylenblau- 
reduktion (Muster u. Woker) 34. 

Zwerchfell-Krämpfe (Mohr) 438. 

—Hernie, Radiographie der (Kienböck) 660. 

—Hernie und Ulcus ventriculi (Kienböck) 236. 

— Reiben bei Magenperforation als Frühsymptom 
(Brenner) 108. 

— und Relaxatio diaphragmatica (Bergmann) 
354. 

—Stand in der Schwangerschaft (Heynemann) 58. 

—Tiefstand und Enteroptose (Hirsch) 325. 

Zwischenhirnstich und Fieber (Citron u. Leschke) 3. 


Je 
a te 


` 





1324