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Full text of "Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde 9.1920"

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ZENTRALBLATT 
FÜR DIE GESAMTE 


KINDERHEILKUNDE 


ZUGLEICH REFERATENTEIL 
DER ZEITSCHRIFT FÜR KINDERHEILKUNDE 





HERAUSGEGEBEN VON 


H. FINKELSTEIN L. LANGSTEIN M. von PFAUNDLER 
BERLIN BERLIN MÜNCHEN 
C. PIRQUET B. SALGE 
WIEN BONN 
SCHRIFTLEITUNG: 


H. PUTZIG-BERLIN 


NEUNTER BAND 





BERLIN 
VERLAG VON JULIUS SPRINGER 
1920 


Druck der Spamerschen Buchdruckerei in Leipzig 


Inhaltsverzeichnis. 





Anthropologie, Entwicklungsgeschichte, Vererbungslehre: 1. 193. 260. 
Anatomie und Histologie: 193. 417. 
Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung und 
Pflege): 1. 49. 97. 143. 193. 261. 289. 337. 369. 417. 465. 497. 545. 
Allgemeines: 1. 49. 97. 143. 193. 261. 289. 337. 369. 417. 497. 545. 
Physiologie und allgemeine Pathologie des Foetus und des Neugeborenen: 3. 57. 196. 
297. 338. 373. 546. 
Physiologie und allgemeine Pathologie des Säuglinge: 4. 58. 101. 147. 197. 268. 
297. 339. 373. 420. 465. 498. 548. 
Pbysiologie und allgemeine Pathologie des übrigen Kindesalter: 7. 63. 102. 149. 
267. 299. 340. 376. 420. 502. 550. 
Pflege und Erziehung des Kindes: 9. 200. 269. 379. 503. 551. 
Diagnostik und Symptomatologie: 10. 66. 103. 150. 201. 300. 341. 380. 
424. 466. 504. 552. 
Therapie und therapeutische Technik: 11. 68. 104. 152. 202. 270. 302. 
342. 382. 424. 506. 553. 
Spezielle Pathologie und Therapie: 14. 69. 106. 153. 203. 272. 303. 343. 
384. 425. 467. 509. 556. ww 
Erkrankungen des Neugeborenen: 14. 69. 106. 153. 203. 303. 343. 384. 509. 556. 
Physiologie und Pathologie der Neugeborenen: 425. 509. 
Funktionelle Verdauungs- und Ernährungsstörungen des Säuglings und des Kleinkindes: 
15. 69. 107. 154. 204. 343. 386. 467. 510. 556. 

Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums: 16. 71. 109. 155. 205. 
272. 304. 345. 389. 427. 469. 512. 558. 

Konstitutionsanomalien und Stoffwechselkrankheiten, Störungen des Wachstums und der 
Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion: 17. 75. 111. 
159. 209. 274. 306. 347. 391. 482. 470. 516. 559. 

Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe: 22. 113. 163. 214. 276. 
310. 349. 393. 523. 564. 

Infektionskrankheiten, ausschließlich Tuberkulose und Syphilis: 22. 78. 114. 168. 
215. 277. 312. 350. 396. 435. 474. 525. 566. 

Tuberkulose: 27. 81. 120. 172. 224. 280. 320. 366. 400. 444. 480. 532. 576. 
p Syphilis: 34. 85. 123. 177. 229. 282. 324. 406. 448. 483. 535. 579. 

{~ Krankheiten der Luftwege: 34. 86. 123. 179. 230. 284. 324. 359. 408. 449. 
` 485. 537. 582. 

— Krankheiten der Zirkulationsorgane: 125. 181. 232. 539. 

~ X Herz- und Gefäßkrankheiten: 37. 88. 327. 361. 410. 451. 486. 583. 

Harn- und Geschlechtskrankheiten: 37. 89. 183. 234. 285. 329. 362. 451. 487. 585. 
\nErkrankungen der Haut: 38. 90. 185. 235. 286. 331. 411. 453. 489. 540. 588. 
~ Erkrankungen des Nervensystems: 40. 91. 125. 186. 236. 287. 332. 363. 412. 
455. 490. 540. 588. | 
., Erkrankungen des Auges: 45. 94. 287. 365. 415. 459. 493. 542. 
> Krankheiten des Gehörorgans: 190. 238. 366. 460. 542. 

2 Erkrankungen der Bewegungsorgane: 45. 95. 127. 19%. 239. 288. 366. 416. 461. 
493. 543. 590. 


Z 122 


IV Inhaltsverzeichnis. 


Erkrankungen durch äußere Einwirkung: 47. 240. 367. 463. 541. 
Spezielle Pathologie und Therapie der Geschwülste: 47. 123. 192. 336. 367. 463. 496. 
Allgemeines (Lehrbücher, Handbücher, Populärmedizinisches): 48. 192. 240. 386. 
464. 591. 


Autorenregister: 59. 
Sachregister: 610. 


Zusammenstellung der in Band 9 enthaltenen „Sammelreferate“. 


1. E. F. Edelstein, Energiehaushalt und Ernährung: 129. 
2. Dr. Hans. Langer, Die Bedeutung der immunobiologischen Methoden für Diagnose, 
Prognose und Therapie der Tuberkulose im Kindesalter: 241. 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 1 | | 8.148 





Anthropologie, Entwicklungsgeschichte, Vererbungslehre. 


Siemens, Hermann Werner: Über einige immer wiederkehrende Mißverständ- 
nisse der Entwicklungslehre. Med. Klin. Jg. 16, Nr. 1, S. 12—16. 1920. Ä 
Verf. weist darauf hin, daß an vielen Mißverständnissen in der Entwicklungslehre, 
besonders den Angriffen gegen die Darwinsche Lehre, unklare und unlogische Aus- 
:drucksweise der Veröffentlichungen schuld ist. Neue Erbanlagen können’ nur durch 
Veränderungen des Idioplasmas geschaffen werden, aber neue Eigenschaften können 
auch durch neuartige Kombination von bereits vorhand« nen Erbanlagen hervorgerufen 
werden, wobei also strengste Selektion eine maßgebende Rolle spielt. Siemens kritisiert 
dann den Ausdruck der ‚Vererbung erworbener Eigenschaften“. Bisher seien auch 
keine Beweise für die Vererbung erworbner Eigenschaften vorhanden. Eine Verbesse- 
rung der Rasse durch Vererbung günstiger erworbener Eigenschaften sei nicht zu 
erwarten, hier könne nur die auf der Selektionstheorie basierende Rassenhygiene Er- 
sprießliches leisten. Putzig (Berlin). 
Demoll, R.: Zur Frage nach der Vererbung vom Soma erworbener Eigen- 
schaften. Arch. f. Entwicklungsmech. d. Org. Bd. 46, H. 1, S. 4—11. 1920. 
Je mehr sich das Material häuft, das eine spezifische Einwirkung somatischer Reak- 
tionen auf die Keimzellen wahrscheinlich werden läßt, um so vorsichtiger wird man sein 
müssen mit dem als These aufgestellten Satz, daß innerhalb reiner Linien die Selektion 
wirkungslos bleibt. Thomas (Köln-Lindenburg). 


Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 


Allgemeines. und Fflege). 

Müller, L. R.: Über den Durst und über die Durstempfindung. (Med. Univ.- 
Poliklin. Würzburg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 5, S. 113—116. 1920. 

Für die Entstehung des Durstes kommt weniger die Wasserverarmung des Blutes, 
als die Vermehrung der krystalloiden, osmotisch wirkenden Stoffe im Blut in Frage. 
Die subjektiven Empfindungen beim Durst beruhen zum Teil auf Kontraktionszu- 
ständen der tiefen Schlundkopf- und Schlundröhrenmuskulatur, die wahrscheinlich 
indirekt vom Zwischenhirn durch Vermittlung des vegetativen Nervensystems ausgelöst 
werden. Putzig (Berlin). 

Zuntz, N.: Beeinflussung des Wachstums der Horngebilde (Haare, Nägel, 
Epidermis) dureh spezifische Ernährung. (Ein Beitrag zur Kenntnis der Sonder- 
nährstoffe.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 6, S. 145—146. 1920. 
~ Ausgehend von der Erwägung, daß für das Wachstum und die Entwicklung der 
Horngebilde besondere Nährstoffe (Cystin) von Bedeutung sein müssen, hat Zuntz 
den Einfluß der Fütterung von Hornsubstanz studiert. Er selbst nahm täglich 1—1,5 g 
durch Hydrolyse verdaulich gemachter Hornsubstanz und konstatierte eine Verdoppe- 
lung des Haarwuchses. Ebenso eklatante Erfolge waren bei einigen Fällen von Haar- 
ausfall zu beobachten. Von großer volkswirtschaftlicher Bedeutung ist die Tatsache, 
daß bei Zugabe des Hornhydrolysates zum Futter bei Wollschafen die Wollhaare 
fester, dicker und schwerer wurden. Das Präparat wird von der Fa. Fattinger & Co. 
in Berlin NW unter dem Namen Humagsolan (für Menschen) und Ovagsolan 
(für Schafe) in den Handel gebracht werden. Lehndorff (Wien). 

Abderhalden, Emil: Weitere Beiträge zur Kenntnis von organischen Nahrungs- 
stoffen mit spezifischer Wirkung. (Physiol. Inst., Univ. Halle a. S.) Arch. f. d. ges. 
Physiol. Bd. 178, S. 260—308. 1920. 

Versuche mit Alkohol- und Acetonextrakten aus Hefe an durch Ernährung mit 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 1 


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geschliffenem Reis polyneuritisch gemachten Tauben. Die lebenswichtigen, vom Verf. 
und Schaumann Nutramine genannten Nahrungsstoffe lassen sich nicht durch 
obige Lösungsmittel vollständig entfernen. Die mit ihnen erschöpfte Hefe ergänzt 
noch immer für längere Zeit geschälten Reis zum vollwertigen Nahrungsmittel, obwohl 
auch die Extrakte — zum Teil wenigstens — wirksam sind. Die Nutramine scheinen 
in der Hefe in zwei Formen vorhanden zu sein, von denen die ingebundener Form 
vorliegenden in Alkohol bzw. Aceton unlöslich sind. Edelstein. 

Stepp, Wilhelm: Die Lipoide in ihrer Bedeutung als akzessorische Nährstoffe. 
(Med. Univ.-Klin. Gießen.) Med. Klin. Jg. 16, Nr. 3, S. 57—60. 1920. 

Neben den Vitaminen spielen die in Alkohol löslichen ebenfalls äußerst thermola- 
bilen Lipoide als Ergänzungsstoffe eine unleugbare Rolle. Durch Austauschversuche 
(an Mäusen und Hunden) läßt es sich zeigen, daß man eine lipoidfreie Nahrung nicht 
etwa durch Vitaminextrakte allein vollständig machen kann. Der Vitaminzusatz wirkt 
zwar bei lipoidfrei ernährten Hunden lebensverlängernd und was sehr wesentlich ist, 
deutlich appetitanregend, er beeinflußt aber nicht den Gewichtsstillstand bzw. die 
Körpergewichtsabnahme. Dagegen wird die Insuffizienz aufgehoben durch Zugabe 
von einer Mischung von Ovolecithin, Cephalin (Phosphatide), Cerebron (Cerebroside), 
Cholesterin und Vitaminpräparaten. Bei der qualitativ unzureichenden Ernährung 
handelt es sich also nicht nur um einen einzigen Stoff, sondern um ein Konglomerat 
von Ergänzungsstoffen, deren Zahl eine große und sehr mannigfaltige ist. Strittig bzw. 
noch unaufgeklärt ist die Bedeutung der einzelnen Komponenten, insbesondere 
die Frage, welches Mischungsverhältniss das Optimum darstellt. Bezüglich dieser 
Komponenten sprechen (neben anderen Momenten) Cholesterinbestimmungen in der 
Galle lipoidfrei ernährter Tiere, deren Zahl allerdings noch zu gering ist, dafür, daß 
die Insuffizienzerscheinungen auch mit dem Fehlen der Cholesterins zusammenhängen. 
Eine wesentliche Rolle scheinen die Phosphatide zu spielen, bzw. verschiedene fett- 
lösliche, antineuritische und wachstumswichtige Stoffe. Edelstein. 

Tschirch, A.: Was sind die Vitamine? Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, 
Nr. 2, 8. 21—22. 1920. 

An Hand theoretischer Erwägungen über die synthetische Fähigkeit ringförmiger 
Verbindungen der Tier- und Pflanzenzelle spricht Verf. die Vermutung aus, daß wir es 
bei.Vitaminen mit Stoffen enzymatischen Charakters zu tun haben, s. g. „Cyclokleiasen“ 
also den Ringschluß erzeugenden Substanzen. Edelstein. 

Siebeck, R.:Über den Wasserhaushalt und die Wasserausscheidung durch die 
Nieren und über ihre Bedeutung für die Beurteilung und Behandlung von Kranken. 
(Med. Klin., Heidelberg.) Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 17, Nr. 1, S. 10—17. 1920. 

Die Verhältnisse des Wasserhaushaltes bei Kranken werden geprüft durch tägliche 
Wägung bei gewöhnlicher Kost und mittlerer Flüssigkeitszufuhr, die bei Wassergleich- 
gewicht durch Vermehrung und Salzzulage variiert wird. Dann folgt der Wasser- 
und der Konzentrationsversuch nach Volhard. Die Behandlung bei Störungen des 
Wasserhaushaltes kann nur bei spezifischen Nieren- und Herzerkrankungen, sowie 
bei Hungerödem kausal sein. Sonst sind Funktionsstörungen auszugleichen. Bei 
nachweisbarer Wasseransammlung Bettruhe, Beschränkung der Wasser- und Salz- 
zufuhr in Form der Karellschen Milchkur, bei akuter Nephritis ‚„Hunger- und Durst- 
kur“ nach Volhard. Medikamentös Stoffe der Purinreihe, bei hydropischen Nieren- 
kranken Harnstoff bis 60 g p. d., Thyreoidin, Herzmittel. Ferner Schwitzprozeduren, 
Ableitung auf den Darm. Allmählicher Übergang zu weniger strenger Diät unter 
Kontrolle des Körpergewichts und Beginn der Übungstherapie. Samelson (Breslau). 

Caro, L.: Zur Frage der Herkunft und Bedeutung von fettspaltenden Fermenten 
des menschlichen Blutes. (Festungshilfslaz. X, Posen.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 89, 
H. 1/2, 8. 49—76. 1920. | 

Bergels Annahme einer fettspaltenden Bedeutung der Lymphocyten (Münch. 
med. Wochenschr. 1909, Nr. 2; 1912, Nr. 12; D. Archiv f. kl. Med. Bd. 106) wird an 


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Hand eines reichhaltigen Untersuchungsmaterials widerlegt .!]Das Blut ist nur der Träger, 
nicht die Bildungsstätte der Lipase. Als solche kommt in erster Linie das Pankreas 
in Betracht, das — bei dem starken Einfluß des allgemeinen Ernährungszustandes 
auf die Werte der Blutlipase — im Wechselspiel mit den antagonistischen innersekre- 
torischen Drüsen auch für die Ernährungsbedingungen eine große Bedeutung hat. 
Bihlmeyer (Tübingen.) 

Kehrer, E.: Untersuchungen über den Kalkgehalt des Blutes, besonders in 
Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, und bei Nephritis und Eklampsie. 
Arch. f. Gynäkol. Bd. 112, S. 487—523. 1920. | 

Bericht über quantitative Calciumbestimmungen nach den Methoden der analytischen 
Chemie: 50 ccm Hirudinblut werden verascht, die salzsaure Lösung der Asche von Phosphor- 
säure befreit, das Calcium als Oxalat gefällt und die durch Schwefelsäure freigemachte Oxal- 
säure mit n/20-Kaliumpermanganat titriert. 

Der Bilutkalkgehalt bei stillenden Frühwöchnerinnen beträgt im Durchschnitt - 
gleich dem während der Schwangerschaft 0,009%, CaO gegenüber dem Normalwert 
von 0,01%, bei gesunden Frauen. Eine Zusammenstellung der von anderen Autoren 
gefundenen Blutkalkwerte beim Neugeborenen, wofür eigene Zahlen nicht beige- 
bracht werden, ergibt bei den verschiedenen Untersuchern schwankende Werte zwi- 
schen 0,0045 und 0,02%. Der Blutkalkgehalt bei einem typischen Tetaniefall zu Beginn 
der Schwangerschaft war normal. Samelson (Breslau. 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Foetus und des Neugeborenen. 

Lang, Wilhelm: Vergleichende Untersuchungen über Nabelbehandlung mit 
besonderer Berücksichtigung des Martin-v.-Rosthornsehen Verfahrens und der 
Omphalotripsie von Jägerroos. (Univ.-Frauenklin., Gießen.) Monatsschr. f. Geburtsh. 
u. Gynäkol. Bd. 5l, H. 2, S. 118—130. 1920. 

Nach einer kurzen Besprechung der physiologischen Vorgänge am Nabel des Neu- 
geborenen und der wichtigsten Verfahren der Abnabelung und endgültigen Versorgung 
des Nabelstumpfs, schildert der Verf. die an der Gießener Klinik gebräuchliche Methode: 
Zweizeitige Abnabelung nach v. Rosthorn mit nur 1 cm langem Stumpfe; Flickscher 
Schürzenverband, bei dem erst vom 3. Tage an nach vorherigem sterilem Einpudern 
täglich ein frischer Tupfer aufgelegt wird; Fortlassen des täglichen Bades bis zum Auf- 
hören jeglicher Nabelsekretion, d. h. bis zur definitiven Wundheilung, die meist 4—6 
Tage nach dem Abfall des Strangrests, zuweilen noch später, beendet ist. Bei 110 Neu- 
geborenen wurde, unter sonst gleichen Bedingungen, statt der v. Rosthornschen 
Unterbindung die Omphalotripsie nach Jägeroos gemacht, als deren Vorzüge von 
andrer Seite stärkste Herabsetzung des Wassergehaltes der Sulze und damit eine Be- 
schleunigung des Heilungsprozesses sowie eine Verringerung der Infektionsgefahr 
gerühmt werden. Aus den Versuchen von Lang, deren Ergebnisse tabellarisch zusam- 
mengestellt sind, folgte jedoch, daß im Gegenteil bei den nach v. Rosthorn versorgten 
Fällen der Strangrest eher abfiel und die Wunde rascher überhäutet war. Die Om- 
phalotripsie scheiterte zudem gerade bei sehr sulzreichen Strängen (8,2% der Fälle) am 
Abrutschen der Klemmen auf den Hautnabel und verbot sich außerdem bei Frühge- 
burten (etwa 5% der Fälle) wegen ihrer langen Dauer, die vorschriftsmäßig 10 Minuten 
betragen soll. Dem v. Rosthornschen Verfahren gebührt also unbedingt der Vorzug. 

Ä Lotte Lande (Charlottenburg). 

Heimann, Fritz: Physiologische Gewichtsabnahme und transitorisches Fieber 
beim Neugeborenen. (Univ.-Frauenklin., Breslau.) Monatsschr. f. Geburteh. u. 
Gynäkol. Bd. 51, H. 1, S. 27—41. 1920. 

Der Autor möchte endlich aus den geburtshilflichen Lehrbüchern den Satz ent- 
fernt wissen, daß das gesunde Neugeborene am 10. Tage sein Geburtsgewicht erreicht 
haben soll. — Nach einer Besprechung der neueren einschlägigen Arbeiten, insbesondere 
der pädiatrischen, kommt Heimann an der Hand seines eignen Materials zu einer 
Bestätigung der dort bereits veröffentlichten Tatsachen und Anschauungen. Von 


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1581 gesunden ausgetragenen Neugeborenen, die während der Jahre 1911—1919 
länger als 10 Tage in der Breslauer Frauenklinik lagen, zu 97,5% gestillt, und zwar 
fünfmal täglich angelegt wurden, hatten nur 5!/,% bereits am 10. Tage ihr Geburts- 
gewicht wieder erreicht, die Mehrzahl dagegen erst zwischen dem 15. und 21. Tage. 
Bei den schwersten Kindern war der Gewichtsverlust am spätesten ausgeglichen. 
Ein Unterschied zwischen Erstgeborenen und Mehrgeborenen ließ sich nicht fest- 
stellen. — Die Dauer der Abnahme betrug meist 3—5 Tage. Der Grad der Abnahme 
war unabhängig vom Ernährungszustand der Mutter; eine Differenz zwischen Kriegs- 
und Friedensjahren trat nicht in Erscheinung. Während die absolute Größe des Ge- 
wichtsverlusts mit steigendem Anfangsgewicht des Kindes wuchs, war die relative 
Abnahme bei den leichtesten Kindern am bedeutendsten, im Gegensatz zu den Er- 
fahrungen von Bergmann und von Kirstein, die gleichmäßig bei allen Neugeborenen 
-einen relativen Verlust von 7,8%, des Anfangsgewichts feststellen konnten. — Die 
Untersuchungen über das transitorische Fieber erstrecken sich auf 8441 Kinder, die 
während der Jahre 1908—1912 in der Breslauer Klinik geboren wurden; sie führten 
gleichfalls im wesentlichen zu einer Bestätigung bereits bekannter Tatsachen. Es 
sind nur Temperaturen über 37,5° berücksichtigt. Der Zeitpunkt des Fiebers fiel 
meist in die Gegend des Gewichtsminimums. Neugeborene mit großen Gewichtsabnah- 
men waren bevorzugt. Erfolgte das erstmalige Anlegen erst nach 24 Stunden, so waren 
die Temperatursteigerungen höher und häufiger (2,3%, —4,2% Fieberkinder) als bei 
einer nur 12stündigen initialen Hungerpause (0,6%, —1,3%, Fieberkinder). In ätio- 
logischer Beziehung muß, neben verschiedenen z. T. noch unbekannten Ursachen, 
der Hunger eine gewisse Rolle spielen. Lotte Lande (Charlottenburg). 
Adler, A.: Über die Miktion Neugeborener und Kinder in der ersten Lebens- 
zeit. (Neurol. Inst., Frankfurt a. M.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 7, S. 185—186. 1920. 
Harnblasendruckmessungen bei weiblichen Kindern ergaben hohe Manometer- 
werte: Bei einem 2 Monate alten Kinde bis zu 65 cm Wasser, bei einem 6 Monate alten 
bis zu 64, bei einem 11/,jährigen bis zu 67, bei einem ltägigen bis zu 35 cm Wasser, 
Außer bei einem 6 Monate alten Kinde spritzte bei allen der Urin bereits vor Einführung 
des Katheters bei den Vorbereitungen am Kinde, die der Untersuchung vorangingen, 
heraus, was als Ausdruck einer starken Reizbarkeit der sensiblen Neura der Blasen- 
nervatur anzusehen ist. Beide Erscheinungen deuten auf das Fehlen einer zentralen 
Hemmung auf den peripherischen Blasenapparat hin. Sie erklären sich beim Kinde 
aus der physiologischen Funktionsunfertigkeit der Faserbahnen zur Großhirnrinde 
und finden sich auch bei organischen Rückenmarks- und Hirnläsionen Erwachsener. 
Während das Kind den Harn in der ersten Zeit reflektorisch entleert, lernt es bei suk- 
zessiver Ausbildung der Faserbahnen zu den betreffenden Stellen der Hirnrinde den 
Harndrang empfinden (Zentrum voraussichtlich im Gyrus fornicatus), dann den 
Sphincter willkürlich erschlaffen, vorausgesetzt, daß dem Miktionswunsche des Kindes 
sofort stattgegeben wird (Lobus paracentralis), hernach die Entleerung bis zum geeig- 
neten Augenblicke hemmen (Gegend des Hüftzentrums in der vorderen Zentralwindung), 
schließlich den ganzen Apparat zu zweckmäßigem Gebrauch den Bedürfnissen des 
Alltags anpassen (Stirnhirn). Andreas Wetzel (Charlottenburg). 


Physlologie und allgemeine Pathologie des Säuglinge. | 


Lesné, Edmond et Léon Binet: Recherches sur la circulation artérielle du 
nourrisson. (Untersuchungen über die arterielle Versorgung beim Säugling.) Arch. de 
méd. des enfants Bd. 23, Nr. 2, S. 69—76. 1920. 

Beim gesunden Säugling nimmt der Blutdruck allmählich zu; er wächst beim 
Stillen und Schreien und fällt im Schlaf. Verdauungsstörungen und Lungentuberkulose 
führen im allgemeinen eine Herabsetzung herbei, leichtere akute Erkrankungen keine 
Schwankung. Genau dasselbe Verhalten zeigt die Pulsfrequenz. Versuche haben er- 
geben, daß auch bei Neugeborenen der Vagus äußerst reizbar und leitungsfähig ist, 


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daB bei Einatmen von Amylnitrit bei Kindern unter 4 Monaten keine, darüber positive 
Resultate durch Gefäßerweiterung eintreten. Schneider (München). 

Grumme: Sammelstelle für Frauenmileh. Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, 
Nr. 7, S. 186. 1920. 

Polemik gegen folgenden Satz aus der Arbeit von Dr. M. E. Kayser „Sammel- 
stelle für Frauenmilch“, Münch. med. Wochenschr. 1919, Nr. 46: „Die Milchmenge 
ist bei weitem mehr eine Sache der natürlichen Veranlagung als der Ernährung.“ Dies 
könne dahin mißverstanden werden, daß die Milchbildung nur wenig von der Ernährung 
abhängig sei. Unter Hinweis auf das Milchvieh wird natürliche Veranlagung zwar als 
erste Grundbedingung anerkannt; aber gleiche Veranlagung vorausgesetzt sei die 
Intensität der Milchbildung „einzig und allein von der Ernährung abhängig“. Kayser 
selbst handle auch dementsprechend, wenn sie den Frauen Nahrungszusätze im Ver- 
hältnis der produzierten Milch zubillige. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Klose, F.: Zur Frage der Sammlung und Abgabe von Frauenmilch durch die 
Säuglingsfürsorgestellen. Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 8, S. 214. 1920. 

Unabhängig von Kayser hat Klose im September 1919 Sammlung von Frauen- 
milch in einer Säuglings- und Mutterberatungsstelle eingeführt; Milch kommt kranken 
Fürsorgekindern zugute. Vorgehen: Geeignete Mütter werden vom Fürsorgearzt 
zur Abgabe aufgefordert, hierauf von den Fürsorgeschwestern hinsichtlich ihrer häus- 
lichen hygienischen Verhältnisse geprüft und, falls sie zuverlässig sind, im Selbst- 
abdrücken unterwiesen. Sammlung der Milch in Normaltrinkflaschen mit Patent- 
verschluß, Ablieferung täglich frühmorgens, Sterilisation durch Aufkochen im Wasser- 
bad. Vergütung anfangs 10 Mark; nach Aufklärungsarbeit in Presse und Vorträgen 
wurde das Mißtrauen der Mütter und das noch größere der Ehemänner soweit über- 
wunden, daß Vergütung auf 5 Mark herabgesetzt werden konnte, ein Teil der Mütter 
sogar Milch umsonst ablieferte. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Borland, Vynne: A suggested scale for feeding infants on dried milk. (Eine 
Tabelle zur Ernährung von Säuglingen mit Trockenmilch.) Lancet Bd. 198, Nr. 2, 
S. 89—90. 1920. 

Verf. teilt eine Tabelle mit, die als Ernährungsschema für Säuglinge dienen soll 
und sich nicht nach dem Alter, sondern nach dem Gewicht des betreffenden Kindes 
richtet. Es scheint, daß es z. Z. an frischer Kuhmilch in England fehlt und Milch- 
präparate und speziell Trockenmilch zur Säuglingsernährung noch reichlicher heran- 
gezogen werden als früher. Ibrahim (Jena). 

Rietschel: Ernährungserfolge mit spontan gesäuerter Milch. (Univ.-Kinderklin. 
Würzburg.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 2, S. 35—36. 1920. 

Rietschel hat die Verfütterung von spontan gesäuerter bzw. künstlich ange- 
säuerter Milch an Säuglinge untersucht und ist zu dem Schlusse gekommen, daß die 
von Laien- und auch ärztlicher Seite so gefürchtete Schädlichkeiten sauerer Milch 
für den Säugling kaum entstehen. Er hat an einer größeren Reihe von Säuglingen, ja 
selbst ernährungsgestörten Säuglingen, längere Zeit gestandene, besonders im Sommer 
spontan gesäuerte Milch verfüttert, die Im Winter in der Nähe des Ofens auf- 
gestellt wurde. Oft aber wurde die Säuerung durch Impfung alter Milch beschleu- 
nigt. Die Säuregrade wurden täglich kontrolliert, oft war die Milch leicht ange- 
säuert, oft schon richtige dicke Milch geworden. R. verfütterte diese angesäuerte 
Milch in. den verschiedensten Mischungen, besonders auch in Fettmischungen, 
und zwar in der Buttermehlnahrung nach Czerny-Kleinschmidt. — Er wendet 
meist jedoch nicht die Original-Buttermehlnahrung an, sondern eine Halbmilch, der 
soviel Butter und Mehl als Einbrenne hinzugefügt ist, daß in der Gesamtnahrung ein 
2,5—3 proz. Zusatz entsteht, und setzt dazu 5%, Rohrzucker, so daß die Mischung 
ca. 1,5—1,7% Eiweiß, ca. 3,5—4% Fett, 7%, Zucker, 2,5—3% Mehl und 0,4—0,45 Salze 
enthält. Bei Neugeborenen und Frühgeburten gibt er etwas stärkere Milchver- 
dünnungen, aber nicht solche bis zur Drittelmilch. Er will mit der Anwendung dieser 


u I: a 


Fettmilch bessere Resultate haben, als mit der ursprünglich von Czerny-Klein- 
sch midt angegebenen. Vor dem Trinken wird die Tagesmilchmenge jedesmal aufgekocht. 
Zur Absättigung der angeblichen schädlichen Fettsäuren kann kurz vor dem Trinken 
Na,CO oder CaCO,, hinzugefügt werden. Notwendig ist diese Zugabe nicht. Das 
Hinzufügen dieser Zusätze vor dem Kochen ist nicht richtig, weil dadurch die Ent- 
wicklung von Bakterien mit pathogenen Eigenschaften begünstigt wird. Die spon- 
tane Säuerung ist, wie R. sagt, ein harmloser Vorgang, der die Milch auch für den 
Säugling vollkommen genußfähig erhält. Er kann schon jetzt aus einer größeren 
Versuchsreihe mitteilen, daß die Milchsäurung allein jedenfalls keine einzige Störung 
hervorgerufen hat. Es wäre außerordentlich wünschenswert, daß von Ärzten, Kliniken, 
Heimen und Fürsorgestellen Erfahrungen über die Verfütterung von angesäuerter 
Milch gemacht und mitgeteilt würden. Bamberg (Berlin). 

Orla-Jensen: Die Frage der Milchpasteurisierung in moderner Beleuchtung. 
Milchwirtschaftl. Zentralbl. Jg. 49, H. 4, S. 45—53. 1920. 

Verf. empfiehlt für Molkereien als bestes Verfahren die Niederpasteurisierung 
(1/3 Stunde bei 60—70°, am besten bei 63°), weil dabei die Eiweißkörper am wenigsten 
verändert und die Enzyme der Milch nicht verändert werden und das Verhältnis der 
„guten“ und „schädlichen“ Bakterien eher zugunsten der ersteren verschoben wird. 
Die Pasteurisierung soll am besten in geschlossenen Flaschen geschehen. Für Säuglings- 
milch wird ein vom Verf. konstruierter Apparat empfohlen. Die zur Züchtung der 
Rahmsäuerungsbakterien bestimmte Milch „Säuremilch“ wird am besten 1 Stunde 
bei 85° pasteurisiert. Orgler (Charlottenburg). 

Fouassier, M.: Décomposition de Peau oxygénée par des microorganismes 
extraits du lait pasteurisé. (Zersetzung von Wasserstoffsuperoxyd durch aus pasteuri- 
sierter Milch gewonnene Bakterien.) Cpt. rend. hebdom. des séances de l’acad. des 
sciences Bd. 170, Nr. 2, S. 145—147. 1920. 

Setzt man pasteurisierter Milch H,O, zu, um deren Konservierung zu erhöhen, 
so wird dieses nach einiger Zeit und vor Entwicklung von Milchsäure durch einzelne 
Bakterien, deren Sporen das Pasteurisieren überdauern, in seine Bestandteile gespalten. 
Fouassier weist an Versuchen das verschiedene Verhalten einzelner Bakterien nach. 

Schneider (München). 

Aschenheim, Else: Der Wasserversuch bei Säuglingen. (Waisenh. u. Kinder- 
asyl d. St. Berlin.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig., Bd. 24, H. 5/6, S. 281—294. 1920. 

Vorversuche erbrachten die Bestätigung der Angaben von E ngel und von Pfeiffer 
über Anzahl und Größe der einzelnen Harnentleerungen des Säuglings. Einer Milch- 
zufuhr von 700 cem entsprachen im Mittel 18 Einzelentleerungen pro die, deren Größe 
zwischen 22 und 27 cem schwankte. Es besteht eine direkte Beziehung zwischen der 
zugeführten Flüssigkeitsmenge bzw. dem Alterder Kinder einerseits, der Anzahl und Größe 
der einzelnen Ausscheidungen andererseits. Das Überwiegen der Tagesentleerungen 
wird von Engel auf den Bewegungszustand, von L. F. Meyer auf die Verschiedenheit 
der Nahrungsaufnahme bei Tag und Nacht zurückgeführt. Versuche, die Größe der 
Urinausscheidung nach zehnstündiger nächtlicher Nahrungsenthaltung (‚spezifische 
Diurese“ nach Pollitzer) festzustellen, ergaben während der folgenden drei Morgen- 
stunden eine Zahl der Miktionen von 0-3, eine durchschnittliche Größe der einzelnen 
Portionen von 12,5 ccm und eine durchschnittliche Gesamtmenge von 18,6 ccm; am 
niedrigsten waren diese Zahlen während des ersten Lebensquartals. Der eigentliche 
Wasserversuch ergab folgende Resultate. 1. Wasserversuch bei gesunden Säug- 
lingen in verschiedenem Lebensalter. Um 6 Uhr morgens wurden nach neun- 
stündiger Nahrungspause 200 ccm destillierten Wassers gegeben und bis 11 Uhr jede 
Einzelportion ermittelt. Die Kinder im ersten Halbjahr, vor allem die des ersten 
Trimenon, zeigten hierbei eine ausgeprägte Tendenz zur Einsparung des eingeführten 
Wassers, während im zweiten Lebenshalbjahr völlige oder fast völlige Ausfuhr des zu- 
geführten Wassers wie beim Erwachsenen erfolgte. Zu den das erste Trimenon charak- 





zur Y a 


terisierenden Eigenschaften nach Moro kommt also eine weitere in Gestalt der A vidi- 
tät zum Wasser. 2. Wasserversuch bei Wasserbeschränkunginder Nahrung. 
Ernährung mit konzentrierter Eiweißmilch mit 15% Zucker ohne Zugabe der üblichen 
Wassermenge. Der nach 2—4 Wochen angestellte Wasserversuch zeigte verschieden 
hochgradige Wasserretention (98—195 ccm). 3. Wasserversuch bei Konstitu- 
tionsanomalien. Versuche an 10 tetanischen und 6 exsudativ diathetischen Kin- 
dern ergaben wechselnde Resultate, sogar bei demselben Versuchskind, bald Wasser- 
retention, bals Ausfuhrüberschuß. 4. Der kombinierte Wasserversuch ergab 
eine Erniedrigung der Ausfuhrmenge gegenüber dem destillierten Wasser bei Zufuhr 
von physiologischer Kochsalzlösung. Der kombinierte Rohrzuckerwasserversuch (10%,) 
ergab einmal herabgesetzte, zweimal gleiche Urinmenge wie beim einfachen Wasser- 
versuch. Beim kombinierten Nährzuckerwasserversuch (10%) war die Urinmenge 
um ein bis zwei Drittel, beim Milchzucker noch stärker gegenüber dem gewöhnlichen 
Wasserversuch herabgesetzt. Samelson (Breslau). yi 


Schiff, Er.: Über die Wirkung von subeutan eingeführtem MgSO, auf den Ca- 
und Mg-Umsatz der Säuglinge. (Univ.-Kinderklin., Zürich.) Jahrb. f. Kinderheilk. 
Bd. 91, d. 3. Folge 41. Bd., H. 1, S. 43—50. 1920. 


Untersuchungen über den Mg-Umsatz nach subcutanen Injektionen von dem die 
elektrische Erregbarkeit und die manifesten Erscheinungen der Spasmophilie günstig 
beeinflussenden MgSO, liegen von Courtney und Falls vor, die zeigten, daß 0,1 bis 
0,2g MgO in 2 Tagen zurückgehalten werden können. Über die Beeinflussung des 
Ca-Umsatzes durch das antagonistische Magnesium in 3 Stoffwechselversuchen berichtet 
Verf.: 

Nach einer 4tägigen Vorperiode wird 10% Mg SO, (0,2 g pro kg Körpergewicht) subcutan 
gegeben und der Versuch 4 Tage weitergeführt. Das in der Vorperiode, resp. in der Versuchs- 
periode ausgeschiedene Calcium und Magnesium wird im gesammelten Harn und Kot bestimmt. 
Das Calcium wird im Harn, sowie im salzsauren Auszug der Kotasche als Oxalat gefällt und als 
CaO gewogen; in den Filtraten wird das Magnesium als Magnesiumammoniumphosphat gefällt 
und als Mg,P,O, gewogen. 22 

2 Versuche an einem atrophischen und einem in Reparation nach Mehlnährschaden 
befindlichen Kinde, beide frei von Rachitis und Spasmophilie, ergaben, daß nach 
der MgSO,-Injektion eine vermehrte Calciumausscheidung im Urin und Kot eintritt. 
Dadurch wird bei dem ersten Kind die Calciumbilanz aus einer positiven zu einer nega- 
tiven, bei dem zweiten die sehr hohe Calciumretention verringert. Die Magnesium- 
ausscheidung ist in beiden Fällen im Harn und Kot erhöht; trotzdem findet dabei 
eine Retention von Mg statt. Bei einem dritten, stark rachitischen Kinde dagegen wird 
die Calciumretention gesteigert, und zwar durch verminderte Ausscheidung durch den 
Kot, während durch den Harn die dreifache Menge ausgeschieden wird. Das Magnesium 
wird hier fast vollständig retiniert, gleichfalls durch Verringerung des Mg-Gehalts 
im Kot, während die Mg-Ausfuhr durch den Harn auf das Dreifache steigt. Theore- 
tische Erwägungen machen es wahrscheinlich, daß bei der Mg-Therapie der Tetanie 
der entstehende Mg-Überschuß das gleichzeitig auftretende schädliche Calciumdefizit 
überkompensiert. Samelson (Breslau). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des übrigen Kindesalters. a; 


Enseh: Pourquoi la taille et le poids des enfants ne sont-ils plus les mömes 
que du temps de Quételet? (Warum sind Körpermaß und Gewicht der Kinder nicht 
mehr die gleichen wie zur Zeit von Quötelet?) Méd. scolaire Bd. 9, Nr. 2, 8. 24—27. 
1920. 

Mißt man heute, gleichviel ob in Dänemark oder in Belgien, Kinder, so findet 
man, daß sie in jeder Altersstufe größer und schwerer sind als zur Zeit von Quötelet. 
Oder genauer ausgedrückt: die Zahl der großen Kinder ist heute für jedes Alter größer 
als damals. Man ist versucht, diese Erscheinung mit der Besserung der ökonomischen 


Zu Re 


Bedingungen in Beziehung zu bringen. Dabei stellt die Wohnungsfrage einen Prüf- 
stein von hohem Werte dar. An 60 000 Messungen zeigte Mackenzie, daß Gewicht 
und Körpermaß mit der Zahl der bewohnten Zimmer zunahmen. Andere machten die 
Besserung der gesundheitlichen Verhältnisse für den erwähnten Anstieg verantwort- 
lich. Boas zeigte nun, daß durchschnittlich das Körpermaß vom Erst- zum Letzt- 
geborenen abnimmt. Da seit Quötelets Zeiten die Geburtenziffer sank, findet man 
unter den untersuchten Altersstufen unendlich viel mehr erst- und zweitgeborene 
Kinder. Ihr Einfluß auf das Durchschnittsgewicht bei Massenuntersuchungen unserer 
Tage ist darum beträchtlich. Benzing (Würzburg). 
Berliner, Max: Über die Beziehungen des proportionellen Brustumfanges zum 
Index der Körperfülle bei männlichen Individuen im Wachstumsalter. (ZZ. Med. 
Klin. d. Charite Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 2, S. 33—34. 1920. 
Für die Beurteilung der Konstitution genügt nicht Bestimmung von Länge und 
Gewicht, auch andere Maße sind zu berücksichtigen bzw. zum Vergleich heranzuziehen. 
Verf. hat den proportionellen Brustumfang und den Index der Körperfülle 


Körpergewicht x 100 bei 60 Knaben von 10—18 Jahren untersucht und fand bei 


Körperlänge® 
seinem Material einen gleichsinnigen Verlauf von Körperfülle und Brustumfang, ohne 
Abhängigkeit vom Alter und der Körperlänge. Putzig (Berlin). 


Bachauer: Kinderwägungen und -messungen in den Volksschulen Augsburgs. 
"Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 3, S. 72. 1920. 


Zur Feststellung des derzeitigen Ernährungszustandes der Augsburger Schul- 
kinder und zwecks Gewinnung einer Grundlage für spätere Beobachtungen gibt Verf. 
eine tabellarische Übersicht über jüngst angestellte Wägungen und Messungen an 
12 355 Schulkindern als vorläufigen Bericht, ohne weitere Schlußfolgerungen daran 
zu knüpfen. Heinrich Davidsohn. 


Brezina, Ernst: Über die Bedeutung der Woche für den Ablauf menschlicher 
Tätigkeit. (Physiol. Inst., Univ. Wien.) Arch. f. Hyg. Bd. 89, H. 1/3, S. 27—46. 1920. 

Aus dieser Arbeit, deren Rahmen weiter gesteckt ist, seien hier nur die Resultate, 
wie sie an Schulkindern gewonnen wurden, hervorgehoben. Das Material bestand aus 
den täglichen Aufzeichnungen der Lehrer über das durchschnittliche Verhalten der 
Schüler während der einzelnen Tage der Woche. Die Untersuchungen wurden an 
3 Wiener Volksschulen aus Proletarierbezirken sowie in einer Schule in einem wohl- 
habenden Bezirke während des Jahres 1912 angestellt. Dabei wurden täglich die 
Prädikate 1—3 für Haltung (= Disziplin), Leistungen(= Verarbeitung des vorgetra- 
genen Lehrstoffs) und Auffassung (= Aufnahme neuen Stoffes) notiert. Knaben und 
Mädchen wurden getrennt behandelt. Es ergaben sich folgende Resultate: Als aus- 
schlaggebende Momente für das Zustandekommen der Wochenkurve kann man Übung, 
Ermüdung und Ablenkung durch äußere Momente bezeichnen, während die Ein- 
arbeitung wohl täglich in gleicher Weise nötig ist. Bei den Knaben zeigt sich der Montag 
als der ungünstigste Tag, dann treten Übungserscheinungen auf, die bei den jüngeren 
Knaben bis zum Wochenschluß vorhalten. Bei den älteren Knaben fällt dagegen der 
Sonnabend als ungünstig auf, sei es, daß dieses Verhalten durch das Moment der Er- 
müdung oder durch jenes der Ablenkung auf Grund des bevorstehenden schulfreien 
Tages zu erklären ist. Allerdings ist der ungünstige Einfluß des Sonntags besonders 
stark nur im Herbstquartal — nach den Ferien — ausgeprägt, es mag also mehr die 
Ablenkung als die Ermüdung dafür verantwortlich zu machen sein. — Bei den Mäd- 
chen ist das Verhalten ein anderes. Hier ist der Montag weniger ungünstig, auch hält 
das Moment der Übung nur bis zur Wochenmitte vor — dann überwiegen bereits die 
Ermüdungserscheinungen. Die Mädchen sind demnach anscheinend ermüdbarer als 
die Knaben. C. Pototzky (Berlin-Grunewald). 


Pfiege und Erziehung des Kindes. 

Kaupe, Walther: Der Hospitalismus der in Säuglingsheimen untergebrachten 
Kinder. (Ein Beitrag zur Bewertung der Säuglingsheime.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 67, Nr. 8, S. 210—212. 1920. 

Der Verf. schildert seine Erfahrungen über den Hospitalismus an zwei verschieden- 
artigen seiner Leitung unterstellten Heimen. In dem ersten, wo Mutter und Kind 
9 Monate lang unter Einhaltung der natürlichen Ernährung vereint bleiben, machen 
sich die typischen Anstaltsschädigungen erst im 4. Lebensquartal bemerkbar; im 
zweiten, wo die Mütter bereits nach 6 Wochen abstillen und entlassen werden, bereits 
im 3. bis 4. Lebensmonat. Als Ausnahmen werden das Lieblingskind der Heimschwester 
und das Töchterchen des Heimarztes angeführt, die — abgesehen von der mehr indivi- 
duellen Pflege — unter den gleichen Bedingungen wie die übrigen Heimkinder auf- 
wachsen. Alle Säuglingsheime sind Notbehelfe. Die ihnen anhaftenden Mängel sind 
am besten durch eine möglichst frühzeitige Überführung der Heimkinder in Einzel- 
pflege und Familienpflege auszugleichen. Die praktische Durchführung dieser Reform 
in der Versorgung des unehelichen Kindes könnte sich nach der Ansicht Kau ps etwa 
folgendermaßen gestalten: Gemeinde und Staat müßten, trotz der vielleicht daraus 
entstehenden größeren Kosten, in großzügiger Weise für die Bereitstellung geeigneter 
Pflegestellen sorgen, in denen während der ersten Monate Mutter und Kind aufgenom- 
men würden, um wenigstens eine Zwiemilchernährung zu ermöglichen. Die betreffen- 
den Kinder könnten auch nach der Entlassung noch unter der Aufsicht des Heimarztes 
und der Heimschwester stehen, die aber natürlich der örtlichen Aufsichtsinstanz des 
Ziehkinderwesens untergeordnet werden müßte. Die guten Säuglingsheime bleiben 
jedoch weiterhin als Übergangsstation unentbehrlich für alle Fälle, wo es sich um eine ` 
rasche Unterbringung von Mutter und Kind, um verlassene, schwächliche und früb- 
geborene Neugeborene oder um stillende aber selbst noch der Anstaltspflege bedürftige 
Mütter handelt. Sie sind ferner notwendig als Forschungsanstalten für Säuglingskunde 
und als Ausbildungsstätten für Säuglingsärzte und Säuglingsschwestern. 

Lotte Land2 (Charlottenburg). 

Moll, L.: Die Maternitätsneurose. Wien. klin. Wochenschr. Jg. 33, Nr. 7, 
S. 160—162. 1920. 

Moll gibt eine interessante Übersicht über die wohl den meisten Kinderärzten 
aus der Praxis bekannten psychischen Störungen, die sich bei vielen Müttern ent- 
wickeln und die mit der echten Lactationspsychose nichts zu tun haben. Diese Neurose 
ist charakterisiert durch die ängstliche Besorgtheit um das Gedeihen des Kindes, die 
die richtige Beurteilung der kindlichen Reaktionen vollkommen vermissen läßt. Diese 
Angst kann so weit gehen, daß die Mutter sich keinen Handgriff am eigenen Kinde 
mehr getraut. Es kommt zur Störung der Nachtruhe. Der Zustand der Mutter wirkt 
auf das Kind zurück. Die Mutter sucht sich Rat in Säuglingspflegelehrbüchern, die sie 
urteilslos liest, bei Ärzten usw., wird schließlich Einflüsterung von Nachbarinnen 
zugänglich. Gebildete wie ungebildete Frauen zeigen unterschiedslos dieselben Er- 
scheinungen. — Moll sucht die Entwicklung dieser Maternitätsneurose aus physio- 
logischen psychischen Vorgängen zu erklären. Aschenheim (Düsseldorf). 

© Martin, Eduard: Wochenbett- und Säuglingspflege. Leitfaden für Mütter und 
Woechenbettpflegerinnen. Berlin: S. Karger 1920. 95 S. M. 5.80. 

Entsprechend seinem Berufe als Geburtshelfer beschäftigt sich Verf. mehr mit 
der Mutter als mit dem Säugling. Das sehr faßliche und mit anschaulichen Bildern 
versehene Büchlein gibt im wesentlichen Ratschläge für die Pflege und Ernährung 
des Neugeborenen, würdigt die natürliche Erziehung, enthält aber bei der sehr kurzen 
Darstellung der „künstlichen‘‘ Ernährung Angaben, wie folgende: daß pro Kilo Körper- 
gewicht 450 Calorien nötig sind (Druckfehler?), daß nach folgendem Rezept eine 
große Zahl von Säuglingen jeden Alters prächtig gediehen ist“: 1. Monat !/,-Milch, 


FRI) 


2. Monat !/,Milch, 3. Monat Y/,-, 4. Monat Vollmilch. Verdünnungsflüssigkeit Reis- 


==. JO 


oder Haferschleim (2!/, EBlöffel auf 11 Wasser, 1 Stunde aufgekocht!), Milchzucker- 
zusatz 45 g im 1. Monat auf 1000 Nahrung. Mit einer Zuckertabelle (2. und 3. Monat 
60 Nährzucker, 4. und 5. Monat 80 g Nährzucker auf 1000 Nahrung) sind im wesent- 
lichen die Vorschriften für die künstliche Ernährung erschöpft. Nothmann. 

e Trumpp, J.: Kleinkinderpflege. Bücher der Gesundheitspflege Bd. 22. 1920. 
Stuttgart: E. H. Moritz, 171 S. m. 84 Abb. 

In der bekannten Sammlung durch Fachgelehrte verfaßter volkstümlich hygeni- 
scher Büchlein erscheint zur Ergänzung zwischen der „Säuglingspflege‘‘ und der 
„Pflege des schulpflichtigen Alters“ des gleichen Verfassers ein Band zur körperlichen 
Pflege des Kleinkindes (der geistigen soll ein weiteres Bändchen gewidmet werden) 
in vortrefflicher ‚Friedensausstattung“. Gegenüber der Person des Verf. brauchen 
wir hier nur auf das Ziel des Werkchens hingewiesen zu haben und seinen ungefähren 
Umfang anzugeben: Es wird die körperliche Entwicklung nach allen Seiten, Verände- 
rungen im Bau und der Betätigung des Körpers in diesem Alter behandelt, bei der Pflege 
zunächst die Ernährung nach Lebensjahren abgestuft. Begrüßenswert ist eine Be- 
sprechung der Art des Essens (Kauen, Schlucken u. ähnl.). Sehr lesenswert ist der 
Abschnitt „Kleidung“; besprochen wird Haut- und Nagelpflege, Haarpflege, Zahn- 
pflege, Beobachtung des Körpers, Abweichungen von dessen Norm, Orthopädie (ein 
Abschnitt über Leibesübungen von Silberhorn ist beigegeben). Abhärtungsfrage, 
Landaufenthalte, die Kinderstube, die häufigsten Kleinkinderkrankheiten und die 
einfachsten Verrichtungen bei solchen. Spiegelberg. 

Camescasse, J.: Envoyez les enfants vivre à la campagne. (Schickt die Kinder 
aufs Land.) Arch. de méd. des enfants Bd. 23, Nr. 1, S. 37—40. 1920. 

Tageszeitungen berichten, daß in Paris ein Waisenhaus für 2000 Kinder eingerichtet 
werden soll, das seine Zöglinge von der Geburt bis zum Abschluß einer handwerksmäßi- 
gen Ausbildung aufnehmen soll. Verf. tritt warm dafür ein, diese Kinder lieber in länd- 
lichen Bezirken in Einzelfamilien unterzubringen. Natürlich müßte in geeigneter 
Weise sowohl für eine geeignete Überwachung wie für Unterricht gesorgt werden. 
Es kämen nur größere Dörfer in Betracht, deren Schulverhältnisse einigermaßen 
genügten und entsprechend ausgebaut werden könnten. Verf. glaubt, daß die Kinder 
sich viel gesunder entwickeln würden und von Infektionskrankheiten viel weniger zu. 
leiden hätten als in der Großstadt. Ibrahim (Jena). 


Diagnostik und Symptomatologie. 


Walterhöfer, Georg: Über azurophile Erythrocyteneinschlüsse. (III. med. Univ.- 
Klin., Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 5, S. 116—119. 1920. 

Neben den anderen allgemein bekannten Einschlüssen von Erythrocyten finden 
sich des öfteren Cabotsche Ringe und eine azurophile Körnelung. Nach Walter- 
höfer sind diese Einschlüsse bei allen Arten von Anämien häufiger, als bisher ange- 
nommen wurde. Sie finden sich stets in Gemeinschaft mit solchen Zeichen, die auf eine 
regenerative Tätigkeit des Knochenmarkes hinweisen. W. glaubt ihre Entstehung ausdem 
Kerne roter Blutkörperchen nachgewiesen zu haben. Sie sind nur mit Farbgemischen, 
die Azur enthalten, am besten mit Alkalızusatz, darstellbar. Aschenheim (Düsseldorf). 

Langer, Hans: Zur Technik der bakteriologischen Blutuntersuchung. (Bakteriol. 
Laborat., Kaiserin- Auguste-Viktoria-Haus, Charlottenburg.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 46, Nr. 2, S. 47—48. 1920. 

Praktische Neuerung, um die Verarbeitung des Blutes ganz in die Hand des 
Bakteriologen zu legen. — Eine in üblicher Weise verpackte, zugeschmolzene kleine 
Ampulle enthält Glasperlen zur Defibrinierung und etwas Kaolin, um die Bactericidie 
des Blutes auszuschalten. Nach Abbrechen der Spitze und Einfüllen des Blutes aus 
der Spritze wird die Öffnung durch eine Siegellack und ein Desinficiens enthaltende, 
beigegebene Kappe verschlossen. Nach 3 Minuten langem Schütteln versandfertig. 
— Hersteller: Lautenschläger, Berlin. Dollinger (Charlottenburg). 


= H = 


Thim, Jose? R.: Zur Frage der Gonokokkenfärbung. Dermatol. Wochenschr. 
Bd. 70, Nr. 5, 8. 74—75. 1920. 

Dünne Deckglasausstriche werden in einer Farblösung gefärbt, welche folgende 
Zusammensetzung hat: 1 Teil Carbolgentianaviolett und 2 Teile Löfflers alkalischer 
Methylenblaulösung. Höchstens 10—15 Sekunden färben in der Kälte. Kerne und 
Gonokokken dunkelblau, Kerne der Epithelien dunkelviolett, deren Protoplasma hell- 
violett. Stühmer (Freiburg). 

Foerster, Alfons: Über röntgenoskopisch feststellbare Zwerchtellbewegungs- 
störungen bei Bauchfelltuberkulose und Paranephritis. (Med. Klin., Würzburg.) 
Münch med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 2, 8. 38—39. 1920. 

Normalerweise zeichnet sich das Zwerchfell im Röntgenbild als Kuppel ab, deren 
linker Teil einen Zwischenrippenraum tiefer steht als der rechte. Die Atembewegungen 
sind deutlich als Tiefertreten unter Vergrößerung des Sinus phrenicocostalis sichtbar, 
wobei eine Abflachung nur bei tiefster Inspiration eintritt. Foerster konnte nun in 
mehreren Fällen von Peritonitis tuberculosa (größtenteils Material der Würzburger 
Kinderklinik) einen beiderseitigen Hochstand des Zwerchfells feststellen, wobei 
außerdem beide Kuppeln gleich hoch standen und abgeflacht waren. Die respiratorische 
Beweglichkeit war aufgehoben, nur bei tiefster Inspiration eben sichtbar. Bei Para- 
nephritis einseitig gleicher Befund. Putzig (Berlin). 

Kreuzfuchs, Siegmund: Über eine neue Methode der Aortenmessung. (Rönt- 
geninst. der Allg. Poliklin., Wien.) Med. Klin. Jg. 16, Nr. 2, 8. 36—39. 1920. 

Die Aorta verursacht am Oesophagus eine Eindellung, die Aortenenge bzw. wie 
Kreuzfuchs sagt das Aortenbett. Füllt man den Oesophagus mit Wismutpaste, 
so kann man die Distanz zwischen dem lateralen Rand des nun sichtbaren Oesophagus- 
schattens und dem lateralen prominentesten Punkt des Aortenbogens ausmessen. 
Man erhält so einen konstanten Vergleichswert. Groedel (Bad Nauheim).” 


Therapie und therapeutische Technik. 


eDie Therapie des praktischen Arztes. Hrsg. v. Eduard Müller. III. Bad. 
Grundriß der gesamten praktischen Medizin. 1. u. 2. Teil. Berlin: Julius Springer 
1920. XI, 1861 S. M. 60.—. 

Das Buch, das infolge des Krieges erst jetzt als Schlußband der „Therapie des 
praktischen Arztes‘‘ erscheint, bietet einen guten Überblick über die gesamte prak- 
tische Medizin. Die Kinderheilkunde ist von Klotz, die Erkrankungen des Neugebo- 
renen sind von Esch bearbeitet. Ein ausführliches Sachregister erleichtert den Ge- 
brauch. Putzig (Berlin). 

Patzschke, W.: Sirupus Neosalvarsani. (Univ.-Hautklin., Allgem. Krankenh. 
Hamburg-Eppendorf.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 7, S. 179—180. 1920. 

Infolge der Schwierigkeit, eine haltbare Lösung des Salvarsans herzustellen, ist 
man von der örtlichen Behandlungsweise syphilitischer Erkrankungen mit Salvarsan 
immer mehr abgekommen — leider. Durch Zuckerlösungen kann eine Oxydation 
des Neosalvarsans abgeschwächt bzw. verhindert werden, wenn durch eine entspre- 
chende Verdünnung des Neosalvarsans die Affinität zum Sauerstoff der Luft herab- 
gesetzt, durch eine stärkere Konzentration der Zuckerlösung deren reduzierende 
Kraft erhöht wird. Verf. hat, indem er die reduzierende Kraft mittels einer bestimmten 
Kal. hypermang. Lösung vermittelte, festgestellt, daß Neosalvarsan KMnO, unge- 
fähr 100 mal so stark reduziert als Traubenzucker. Aus äußeren Gründen ver- 
wandte er den etwas schwächer reduzierenden Rohrzucker, der in eine Konzentration 
von 60% nicht auskrystallisiert und in der Pharmakopoe im Sirup simpl. enthalten 
ist. Er verordnet demgemäß: Neosalvarsan 0,3, Sirup. simpl. ad 30,0. Die Anwendung 
erfolgt: 1. Beim ulcerierten Primäraffekt. 2. Bei allen syphilitischen sekundären 
Erscheinungen — besonders bei den frischen sekundären Prozessen indiziert — und 
bei allen syphilitischen Erscheinungen des Mundes (Saugenlassen an Mullbausch und 


— 12 — 


Einpinseln). 3. Bei allen Spirillenerkrankungen, die auf Salvarsan reagieren, z. B. 
bei der Plant - Vincentschen Angina, Zahnfleischerkrankungen sowie bei Noma. 
Im Sirup. Neosalvarsani hat der praktische Arzt ein ebenso handliches wie wirksames 
Medikament, welches ohne die Schmerzhaftigkeit der gebräuchlichen Ätzmittel (Subli- 
mat, Chromsäure, Karbolsäure) zu einer raschen örtlichen Sterilisierung gerade der 
ansteckenden Schleimhaut- und Hautgeschwüre verhilft.  Ochsenius (Chemnitz). 

Noorden, Carl v.: Über rectale und parenterale Ernährung. Therap. Halbmonatsh. 
Jg. 34, Heft 1, S. 1—4 u. Heft 2, S. 40—42. 1920. 

I. Rectale Ernährung hat nur dann einen Sinn, wenn man sich genau über 
die Resorptionskraft des Dickdarms Rechenschaft abgelegt hat. Als zweckmäßige 
Stoffe kommen in Betracht: Wasser, Isotonische NaCl - Lösung (übrigens auch NaJ 
und NaBr Salze), Alkohol in höchstens 3proz. Konzentration; Von Kohlenhydraten 
Dextrose oder Dextrin, von N-haltigen Substanzen Albumose-Peptone und tief ab- 
gebautes Eiweiß (z. B. Erepton). Im ganzen 700—1000 Kal. einführbar. II. Für die 
parenterale Ernährung eignen sich weder die Eiweißkörper noch Fette. In Frage 
kommen nur Salze und Kohlenhydrate und zwar Dextrose und Laevoulose. Emp- 
fohlen wird auch ein Invertzucker-Präparat „Calorose“. Durch Kombination von 
rectaler und subcutan-intravenöser Ernährung lassen sich bis 1600 Kal. täglich ein- 
führen. Warm tritt Verf. ein für allmählichen Ersatz der Kochsalzinfusionen durch 
Zucker. Nicht nur wegen des Nährwerts, sondern wegen der Giftigkeit von NaCl bei 
manchen Krankheiten. Edelstein. 

Weichardt, Wolfgang: Über unspezifische Leistungssteigerung (Protoplasma- 
aktivierung). Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 4, S. 91—93. 1920. 

Unter dem Gesichtswinkel der Leistungssteigerung lassen sich eine Reihe thera- 
peutischer Maßnahmen (parenterale Eiweißzufuhr, physikalische Beeinflussung) 
einheitlich erklären. Bei den zur Proteinkörpertherapie verwendeten käuflichen 
Milchpräparaten (Aolan, Ophthalmosan, Milchcasein nach Lindig) ist bemerkenswert, 
daß ihnen die anaphylaktisierende Komponente der frischen Milch fehlt. Sie sind 
durch die Sterilisierung im günstigen Sinne verändert. Langer (Charlottenburg). 

Peters, E.: Zur Physiologie des Höhenklimas. (Dtsch. Heilst., Davos.) Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 7, 8. 181—182. 1920. 

An 50 kranken Kindern wurde der stark regenerierende Einfluß des Höhenklimas 
auf die blutbildenden Organe festgestellt. Der Besonnung kommt ein irgendwie ins 
Gewicht fallender Einfluß auf eine stärkere Erhöhung des Hämoglobingehaltes, als sie 
der bloße Aufenthalt im Hochgebirge hervorruft, nicht zu. Das Höhenklima übertrifft 
bei weitem an Wirksamkeit alle anderen Behandlungsweisen der sekundären Anämien. 

Hoffa (Barmen). 

Hamburger, K.: Therapeutische Erfahrungen mit der Quecksilber-Quarzlampe 
bei Kindern. (Univ.-Kinderklin., Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 6, 
S. 147—150. 1920. ; 

Hamburger bestätigt die Erfahrungen von der günstigen Wirkung der Quarz- 
lampe bei verschiedenen Formen der kindlichen Tuberkulose, vor allem bei Bauchfell- 
tuberkulose, weiter bei Drüsentuberkulose, Hauttuberkuliden und bei chirurgischer 
Tuberkulose, hier zum Teil zugleich mit kleineren Eingriffen. Hilus- und Lungen- 
tuberkulose wurden nicht behandelt. Parasitäre Hautkrankheiten und Keuchhusten 
wurden erfolglos behandelt. Bei juckenden (neurogenen) Ekzemen, Asthma, Enu- 
resis nocturna wurden zum Teil Erfolge erzielt, die wohl aber mehr der suggestiven 
Komponente, als einer spezifischen Wirkung zuzuschreiben sind. Technik: Allgemein- 
bestrahlungen (abwechselnd Brust und Rücken), Abstand: 75—50 cm, Dauer: 3 Minuten, 
jedesmal um 3 Min. steigend bis 1 Stunde, dreimal wöchentlich. Putzig (Berlin). 

Gudzent, F.: Über die Leistungen der radioaktiven Substanzen in der Medizin. 
Berl. Klinik H. 331, S. 1—38. 1920. 

-Kleinere Dosen wirken anregend, fördernd, große Dosen hemmend und zerstörend 


ui. > 


auf die Lebensvorgänge. Man kann annehmen, daß gleiche zur Wirkung kommende 
Energieeinheiten, gleichgültig von welcher Strahlenart sie stammen, im gleichen Gewebs- 
abschnitt gleiche Wirkungen hervorrufen. Der durchstrahlte Körper wird durch 
Ionisierung gewissermaßen zu einem elektrischen Felde, das die positiv und negativ 
geladenen Teile des durchstrahlten Materials umfaßt. In dieser Ionisierung des durch- 
strahlten Gewebes liegt offenbar die äußere Ursache der biologischen Strahlenwirkung. 
Der Hauptangriffspunkt der Strahlenwirkung ist der Zellkern; das Zellplasma wird, 
wenn auch äußerst gering, gleichfalls Bei einer großen Gruppe von Zellen 
trifft die Schädigung fast ausschließlich die Träger der Fortpflanzungstätigkeit die 
Geneceptoren, nur sehr gering oder gar nicht die Träger der Ernährung, die Nutri- 
ceptoren. Bei einer Gruppe hochempfindlichster Zellen, wie Lymphocyten und Knochen- 
markszellen, erfolgt eine Zerstörung des Zellkerns in allen seinen Teilen. Von den 
inneren Krankheiten, die einer Behandlung mit radioaktiven Stoffen zugänglich sind, 
interessieren den Pädiater der subakute und chronische Gelenkrheumatismus, die 
Neuralgien und Neuritiden und chronische Eiterungen und Entzündungen. Für eine 
Bestrahlung mit radioaktiven Stoffen eignen sich verschiedene Hautkrankheiten unter 
denen der Lupus und die Hauttuberkulose ein besonderes Interesse beanspruchen. 
Heinrich Daridsohn. 

Bruns, 0. und F. König: Über die Strömung in den Blutcapillaren der mensch- 
lichen Haut bei kalten und warmen Bädern und über die „Reaktion‘‘ in und nach 
kühlen Wasser- und Kohlensäurebädern. (Med. Poliklin., Göttingen.) Zeitschr. f. 
physik. u. diätet. Therap. Bd. 24, H. 1, S. 1—11. 1920. 

Mittels der Weissschen Methode der direkten mikroskopischen Beobachtung der 
Blutcapillaren der menschlichen Haut werden die Veränderungen erkundet, die die 
Capillaren am Nagelfalz bei Einwirkung von warmen (42°, 38°), indifferenten (34°) und 
kalten Bädern (27°, 20°, 10°) zeigen. Es wird gefunden, daß im allgemeinen mit stei- 
gender Temperatur der Bäder die Strömungsgeschwindigkeit, die Homoge£nität des 
Füllungszustandes und wahrscheinlich auch die Weite des Capillarlumens zunimmt. 
Ferner wird die Strömung in den Hautcapillaren während der reaktiven Rötung, 
die bei Kaltreizen auftritt, sowie die Capillarströmung bei kühlen Kohlensäurebädern 
"beobachtet. In beiden Fällen wird eine Beschleunigung der Capillardurchblutung 
einwandfrei festgestellt. Auf Grund dieses letzteren Befundes wird eine während der 
Reaktion vor sich gehende Erweiterung sämtlicher in der Haut selbst liegender Gefäße 
angenommen. Walter Lasch (Berlin). 

Falck, A.: Über die Einspritzungen unter die Haut. (Pharmakolog. Inst., Kiel.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 2, S. 36—38. 1920. 

Bericht über die große Ungenauigkeit der Graduierung selbst der geaichten Spritzen. 
Hinweis darauf, daß nur wenige unserer Arzneimittel in gleichen Gewichtsmengen 
Wasser löslich sind. Besonders wichtig sind die Mischungen des Coffeins, dessen 50 proz. 
Lösungen in 1 ccm nicht 0,5, sondern 0,6 g Arznei enthalten. Einer genauen 
Dosierung ist man nur in den gelieferten Ampullen sicher. Will man durch die Apo- 
theke eine genau titrierte Lösung erhalten, so müßte ein Rezept z. B. heißen: Coff. 
natr. benz. 3,0 sol% in Aq. q. 8. ad. volum. 6 ccm. Da aber nach der preußischen Apo- 
theken-Betriebsordnung die einzelnen Bestandteile eines Rezeptes nicht gemessen, 
sondern gewogen werden müssen, so müßte hierfür die Betriebsordnung ergänzt wer- 
den, wie es bereits in anderen Staaten geschehen ist. Thielen (Berlin). 

Harriehausen: Bluttransfusionen bei Säuglingen. (Med. Sekt. d. Schles. Gese Usch 
f. vaterl. Kultur, Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 2, S. 41. 1920. 

Technik: Mischen des Blutes mit dem 10. Teil einer 3,5 proz. Natr.-citr.-Lösung 
in paraffinierten Glasgefäßen. Injektion nach Ablagern in die Jugularvene durch Ein- 
stich einer ?/,-mm-Kanüle, Verbindungsschlauchstück von 2 cm Länge, 10-ccm-Record- 
spritze (ebenfalls paraffiniert). — Empfehlenswerter als einzelne größere sind wieder 
holte kleinere zu je 30 ccm. — Gute Erfolge besonders bei sekundären Anämien. 


= 34 u 


Anfänglich steiler Anstieg von Hämoglobinmenge und Zahl der Roten, dann Absinken, 
dann Dauerzustand. Weiße bleiben unverändert. — Gallig gefärbter Stuhl, Urobilin 
und besonders Urobilinogen im Harn innerhalb von 24 Stunden. Schnelles Verschwinden 
von Milzschwellungen. Manchmal Fieber. — Blut immer vom selben Spender ver- 
wenden. Dollinger (Charlottenburg). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Erkrankungen des Neugeborenen. 

Seyffert, Max: Die mechanische Erklärung der angeborenen allgemeinen Wasser- 
sueht. (Staatl. Frauenklin., Dresden.) Arch. f. Gynäkol. Bd. 112, S. 413—426. 1920. 

Verf. beschreibt einen Fall von hochgradiger allgemeiner Wassersucht mit sehr 
starker Beteiligung des Gesichts, der Bauchhöhle und Placenta und relativer Verscho- 
nung der Extremitäten bei einem im 8. Fötalmonat totgeborenen Kinde. Blutbildungs- 
herde fanden sich nur in der Leber (nicht auch in der Niere wie bei den Schridde- 
schen Fällen). Bemerkenswerterweise fand sich aber ein Lungentumor (Adenom 
der kleinen Bronchien im linken Oberlappen), der so groß war, daß er das Herz voll- 
kommen nach rechts verdrängte, und auch die rechte Lunge dicht an die Rippen fest- 
preßte. Da Stoerk in einem Flal von kongenitalem Tumor der linken Lunge gleich- 
falls angeborene allgemeine Wassersucht gefunden hatte, denkt Verf. an die Möglich- 
keit einer mechanischen Erklärung desHydrops infolge der Abknickung und Kompression 
der Vena cava superior und inferior, sowie des Herzens selbst. Auch für Fälle, wie 
die von Schridde beschriebenen ließe sich eine mechanische Entstehung annehmen: 
Durch eine Giftwirkung würden primär ebenso wie bei einer großen Anzahl von Müttern 
durch Schädigung des Capillarendothels Ödeme des Foetus entstanden sein; diese 
würden durch die dedurch hervorgerufene Kreislauferschwerung eine Stauung im 
Aortensystem veranlassen, welche auf dem Wege durch das offene Foramen ovale 
mit rückwirkender Kraft eine Stauung im Placentar- und Pfortaderkreislauf bewirkte. 
Dadurch entstünde ein Circulus vitiogus, indem geringes Ödem zu vermehrter Stauung, 
diese zu stärkerer Transsudation usw. führt. Die Blutneubildung könnte das Sekundäre 
sein und die typischen Schriddeschen Fälle könnten als Folge einer mehr chronischen 
Entstehung des allgemeinen Hydrops aufgefaßt werden. Ibrahim (Jena).“ 

Lorenzen, Harald: Ein Fall von Maceration des lebenden Kindes. (Univ.- 
Frauenklin., Jena.) Zentralbl. f. Gynäkol. Jg. 44, Nr. 5, S. 127—129. 1920. 

26jährige Erstgebärende. Wassermann negativ. Spontane Geburt, 1 Stunde 10 Min. 
nach dem Blasensprung. Das Fruchtwasser ist stark mit Meconium vermischt, obwohl die 
kindlichen Herztöne dauernd gut waren. Gewicht des Kindes 3210 g, Länge 53 cm. Die Epi- 
dermis am Rücken, an Handtellern und Fußsohlen in zusammenhängenden großen Fetzen ab- 
gelöst, am übrigen Körper nur in kleineren Stücken. „Finger und Zehen stecken in richtigen 
kleinen Epithelröhrchen.‘“ Das Corium liegt jedoch nirgends frei, sondern ist von einer zarten 
Schicht neugebildeten Epithels überzogen. Keine nässenden Stellen. Da geschlossene Bläschen 
nicht zu finden sind, wird von einer bakteriologischen Untersuchung abgesehen. Am 7. Tage 
p. p. ist die Haut vollkommen glatt, die Epidermis noch auffallend zart, schilfert aber nicht 
mehr ab. Das Kind gedeiht bei Brustnahrung gut. 

Das Krankheitsbild wird differentialdiagnostisch gegen den Pemphigus syphilit., 
den Pemph. neonat. simpl. congenit. und die Epidermolysis bullosa hgredit. abgegrenzt. 
Atiologisch wird vor allem die macerierende Wirkung der Gallenseifen des Meconiums 
verantwortlich gemacht, das wahrscheinlich schon in den letzten Tagen vor der Geburt 
entleert wurde. Ein ähnlicher Fall ist von Schreiber 1988 publiziert worden. 

Lotte Lande (Charlottenburg). 

Benecke, R., u. Fr. Zausch: Zwei Fälle von Hirnläsion bei Neugeborenen dureh 
Geburtstrauma. (Pathol. Inst. d. Univ. Halle a. S.) Zentralbl. f. Gynäkol. Jg. 44, 
Nr. 2, 8. 34—41. 1920. 

Sektionsbefunde von 3 Fällen von Ventrikelblutungen (Geburtstraumata). Im 
l. und 3. Fall — Frühgeburten, von denen die eine tot geboren wurde, die andere 
36 Stunden gelebt hatte — handelte es sich um reine Ventrikelblutungen ohne resp. 


— 15 — 


mit nur geringen Läsionen der Gehirnsubstanz. Die großen Blutungen sind nach Ansicht 
der Autoren durch Zerreißung aus der Vena magna Galeni oder aus einem ihrer Haupt- 
äste erfolgt. Für die Zerreißung nehmen sie denselben Mechanismus als wahrscheinlich 
an wie für die so häufigen Tentoriumrisse; Schädeldruck von Schläfe zu Schläfe unter der 
Geburt, durch den der Schädel im Längsdurchmesser vergrößert. und die Falx cerebri 
infolgedessen gespannt wird. Diese Spannung setzt sich auf das obere Blatt des Ten- 
torium cerebelli fort und führt evtl. zu dessen Zerreißung. Im 2. Fall setzten sich die 
Blutkoagula aus den Ventrikeln in eine große buchtige Höhle im rechten Schläfenlappeu 
fort. Makroskopischer und mikroskopischer Befund erwiesen, daß die Blutung erst kurz 
vor dem Tode erfolgt sein konnte. Klinisch spricht dafür die lange Lebensdauer (12 Tage) 
sowie eine kurz vor dem Tode auftretende linksseitige Lähmung. Die Verfasser erklären 
den Fall so, daß eine lokale Ischämie intra oder post partum eine Hirnerweichung im 
rechten Schläfenlappen hervorrief, in die in den letzten Lebenstagen eine tödliche Blu- 
tung infolge asphyktischer Blutdrucksteigerung erfolgte. Eitel (Charlottenburg). 

Zacherl, Hans: Ein Beitrag zu den Mißhildungen des Gesichts. (I. chirurg. 
Univ.-Klin., Wien.) Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 113, H. 2, S. 374—385. 1920. 

Die Beobachtung betrifft ein ljähriges Mädchen, keine hereditäre Belastung, 
normale Geburt. An der linken Seite der äußerlich abgeflachten, sonst normalen Nase sitzt. 
ein 2!/, cm langes, 1 cm breites, an der Nasenwurzel beginnendes rüsselförmiges Gebilde. Das 
untere bürzelförmige Ende trägt eine zentrale Öffnung, die sich in einen Kanal fortsetzt, in den 
die Sonde 4 cm tief eindringt, um dann auf Widerstand zu stoßen. Der Kanal reicht bis zum 
inneren Augenwinkel. Bei Druck auf den Rüssel läßt sich glasiges dem Nasenschleim ähnliches 
Sekret auspressen. welches beim Weinen des Kindes vermehrt ist. Nach Exstirpation des Rüssels 
wird das Präparat in Serienschnitte zerlegt und genau histologisch untersucht. Es zeigt sich, daß 
der Zentralkanal von einem niederen Plattencpithel ausgekleidet ist, sich im mittleren Anteil 
des Rüssels eine hyaline Knorpelscheibe, in den proximalen Anteilen zahlreiche Drüsenläppchen 
vom typischen Bau einer Tränendrüse im subceutanem Gewebe finden. Literatur. Es wird an- 
genommen, daß es sich um cine Entwicklungsstörung im Bereich der embryonalen Augenspalte, 
welche in die Gruppe der schrägen Gesichtsspalten gehört, handelt. Über den Grund der Ent- 
wicklungsstörung ist heute noch nichts bekannt. K. Hirsch (Berlin). 

Schotten, Ferdinand: Ein Fall von Nabelschnurbruch und Ectopia vesicae. 
(Staatl. Frauenklin., Dresden.) Arch. f. Gynäkol. Bd. 112, S. 436—442. 1920. 

Beschreibung und Abbildung des Falles eines mit 2820 g Gewicht und 48 cm Länge ge- 
borenen und am 26. Tage an interkurrenter Pemphigusinfektion verstorbenen und sezierten 
Kindes mit folgender Mißbildung: Ein Darmschlingen enthaltender kleinapfelgroßer (4!/,:5 cm) 
Nabelschnurbruch ; unterhalb desselben durch Urinträufeln erkennbare Eetopia vesicae; eben- 
falls unterhalb des Bruches im Bereiche der Anomalie kleiner gespaltener Wulst von Bohnen- 
größe, vermutlich die Anlage des Penis; links dicht neben ihm Öffnung mit Fäkalentleerung; 
zwei Hautwülste entsprechen dem Scrotum; 5 cm klaffende Sympliyse; rechter Hoden auf der 
rechten Beckenschaufel, linker unauffindbar. Ein Kompressionsverband nach Reposition des 
Bruches im Atherrausch hatte bei dem (Brust-) Kinde nahezu eine Spontanheilung des Bruches 
herbeigeführt; es hätte später Operation zur Beseitigung der Incontinentia urinae folgen 
müssen. : 

Anschließend Besprechung der Genese der Nabelschnurbrüche, der Beobachtungen 
hinsichtlich des Bruchinhaltes und der teratologischen Kombinationen; ferner An- 
führung der Theorien zur Genese der Blasenektopie, auch ihrer Beziehung zu Ano- 
malien des Beckens und der Genitalien. Schließlich Aufzählung der Operationsme- 
thoden des einfachen Nabelschnurbruches, Hinweis auf Zeit, zu der operiert werden 


soll, und Prognose der Operation. Wetzel (Charlottenburg). 
Funktionelle Verdauungs- und Ernährungsstörungen des Säuglings und des 
Kleinkindes. 


Moll, L.: Ein Fall von Enteritis bei Frauenmilchernährung. Anwendung von 
bulgarischer Milch im Säuglingsalter. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, Nr. 8, 
S. 390—392. 1920. 

Moll vertritt die Ansicht, daß einzelne Kinder bei natürlicher Ernährung nicht 
gedeihen, und daß in solchen seltenen Fällen unnatürliche Ernährung zum Gedeihen 
des Kindes führe. Er berichtet ausführlich über einen derartigen Fall, bei dem ‚auf 


— 16 — 


dem Boden einer chronischen Fettdyspepsie bei Brustnahrung sich eine schwere 
Enteritis entwickelte, die zur Dekomposition führte“. Unter Kuhmilchernährung 
verschwanden zwar die bedrohlichen Erscheinungen, es traten aber Fäulnisstühle auf. 
Heilung und gutes Gedeihen wurde durch eine Yoghurtmilch erreicht. Die Herstellung 
derselben wird angegeben. Aschenheim (Düsseldorf). 

Ylppö, Arvo: Behandlung der Rumination bei Säuglingen durch Bauchlage. 
(Kais.-Aug.-Vikt.-Haus z. Bekämpfg. d. Säuglingssterbl. i. Dtsch. Reich, Charlotten- 
burg.) Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, Nr. 3, S. 76—79. 1920. 

Von der Ansicht ausgehend, daß das Luftschlucken bei flüssiger Nahrung die 
Hauptursache der Rumination ist, hat Ylppö versucht, eine Körperstellung zu finden, 
in der beim Trinken aus der Flasche wenig oder gar keine Luft geschluckt werden kann. 
Er empfiehlt als solche die Bauchlage, die auch durch Ablenkung des Kindes eine 
psychogene Heilwirkung ausübt. Bei den Ruminanten, die sich bald an die Bauchlage 
gewöhnen und wieder stärker zu spucken anfangen, hat er mit einer Bauchschwebelage, 
ähnlich wie bei Stoffwechselversuchen, gute Erfolge erzielt. Die gleiche Methode hat 
sich auch bei habituellem Erbrechen bewährt. Victor (Charlottenburg). 


Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 


Langmead, Frederick: Oesophagectasis in an infant. (Oesophaguserweiterung 
bei einem Säugling.) Lancet Bd. 198, Nr. 5, S. 255—256. 1920. 

Mädchen, ausgetragen, von geringem Geburtsgewicht (4 engl. Pfd.), aus gesunder Familie, 
eine Woche an der Brust, dann mit Milchwassermischung ernährt, erbrach von Geburt an 
nach jeder Mahlzeit. Mit 4 Monaten wurde durch Röntgenuntersuchung bei Wismutmahlzeit 
eine etwa hühnereigroße Dilatation des Desophagus nahe seinem unteren Ende fest- 
gestellt, die auf einem Spasmus der Kardia beruhte. Die Oesophagoskopie ergab das 
Fchlen jeder organischen Erkrankung. Operation schien nicht ratsam. Calvary (Hamburg). 

Albu: Der nervöse Magen im Röntgenbilde. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, 
Nr. 1, S. 3—7. 1920. 

Gewisse nervöse Magenerkrankungen liefern in viel weiterem Umfange, als es bis- 
her bekannt ist, charakteristische Röntgenbilder. Verf. betont dieses Moment nach- 
drücklich, um davor zu warnen, daß gewissen weitverbreiteten radiologischen Phä- 
nomenen pathognomonische Bedeutung beigemessen wird. Heinrich Davidsohn. 

Barchetti, Karl: Zur Kasuistik des Uleus duodeni im Säuglingsalter. Wien. 
med. Wochenschr. Jg. 70, Nr. 8, S. 386—388. 1920. 

Bei einem Säugling im 2. Lebenshalbjahr, der an Miliartuberkulose zugrunde 
ging, traten 2 Tage vor dem Tode Blutstühle auf. Die Obduktion ergab im Duodenum 
oberhalb der Papilla Vateri 2 Geschwüre, von denen das größere in das Pankreas 
perforiert war und in seiner Tiefe eine arrodierte Arterie zeigte. Die Geschwüre waren 
nicht tuberkulöser Natur. Aschenheim (Düsseldorf). 

Aldenhoven, W.: Ein Beitrag zur Entstehung der angeborenen Dünndarm- 
unterbrechung (Dünndarmatresie). (Staatl, Frauenklin., Dresden.) Arch. f. Gynäkol. 
Bd. 112, S. 443—458. 1920. 

Sektionsbefund bei einem am 12. Lebenstage verstorbenen Säugling. Vom 4. Tage an 
Erbrechen nach jeder Mahlzeit, am 9. Tag Auftreten von Meteorismus und Druckempfindlich- 
keit des Leibes. Operation des raschen Verfalls wegen nicht mehr versucht. Dickdarm voll- 
kommen kollabiert, von der Stärke eines Bindfadens, ebenso ist der unterste Teil des Deums 
kollabiert, kontrahiert und endigt ca. 12 cm oberhalb der ITleocoecalklappe blind. An eine 
kurze brückenartige Verbindung, die nur aus dem freien Rand des Mesenteriums besteht, 
schließt sich der ballonartig aufgetriebene obere Dünndarm an, der kranialwärts bis zur 
normalen Weite abnimmt. Makroskopische, mikroskopische Untersuchung und Heranziehung 
der einschlägigen Literatur führen den Verf. zu dem Schluß, für die Entstehung der Okklusion 
den von Ahlfeld beschriebenen Mechanismus der Quertorsion anzunehmen. 

Eitel (Charlottenburg). 

Forgue, Emile: Quelques précisions au sujet du volvulus de PS iliaque. (Einige 
genauere Angaben zur Frage des Volvulus des S romanum.) Presse, med. Jg. 28, 
Nr. 3, 8. 21—25. 1920. | 

Forgue bespricht ausführlich die Entstehung und kommt zu dem Ergebnis, daß 


sa 47 = 


dazu ein beweglicher Stiel, ein langes Mesenterium und ein enges Aneinanderliegen 
der einzelnen S-Krümmungen notwendig ist. Letzteres kommt durch retrahierende 
entzündliche Prozesse des Mesenteriums zustande, eine Peritonitis mesenterialis (Vir - 
chow), die beide Stiele des Schenkels einander nähert. Vorkommen hauptsächlich 
im höhern Alter und bei habitueller Verstopfung. Bei Kindern ist die Entstehung durch 
die bessere Gefäßversorgung wesentlich seltener als bei älteren Erwachsenen. Ein- 
gehende Besprechung der Symptome, des Verlaufs und der Differentialdiagnose; in 
der Behandlung kommt F. zu dem Resultat Nothnagels: Jeder diagnostizierte Fall 
von Volvulus gehört dem Chirurgen. Die verschiedenen Operationsmethoden werden 
ausführlich durchgesprochen. Schneider (München). 

Kern: Über Leistenbruchoperationen bei Säuglingen. (Städt. Krankenh., Torgau.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 4, 8. 97. 1920. 

Verf. empfiehlt Leistenbrüche schon im Säuglingsalter zu operieren. Unter 
12 solchen Operationen fand er dreimal den gesunden Wurmfortsatz mit dem Coecum 
im Bruchsack. Er operiert nicht nach Kocher, sondern erweitert, wenn nötig, den 
äußeren Leistenring etwas und verkleinert ihn nachher wieder durch einige tiefgreifende 
Nähte ohne Verlagerung des Samenstranges. Als Naht- und Unterbindungsmaterial ver- 
wendet er nur Sublimatzwirn, der billig und rasch keimfrei zu machen ist. Zum Schutz 
der Nahtstelle kommen die Kinder, nur mit dem Hemd bekleidet, in einen von der Bett- 
decke umhüllten Drahtkorb, aus dem nur der Kopf hervorsieht. Bihlmeyer (Tübingen). 


Konstitutionsanomalien und Stoffwechseikrankheiten, Störungen des Wachstums 


und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 
v Hart, C.: Zum Wesen und Wirken endokriner Drüsen. Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 57, Nr. 5, 8. 101—103. 1920. 

Die Drüsen mit innerer Sekretion verändern die Lebensvorgänge nicht nur in Reak- 
tion auf die unmittelbar Sie treffenden Reize, sondern auch aufallgemeine, den ganzen 
Organismus treffende Einflüsse (Wirkungen des Milieus). Man darf bei Störungen der 
endokrinen Drüsen nicht immer den Blick nur auf eine Drüse lenken, sondern muß 
vielmehr die Zusammenhänge im endokrinen System berücksichtigen: Der primäre 
Angriffspunkt im System kann ein ganz anderer sein, als wir nach dem Krankheitsbild 
annehmen. Hart weist auf die früher festgestellten Befunde hin, daß Thymusfütterung 
das Wachstum fördert und die Metamorphose hemmt, während die Schilddrüse die Diffe- 
renzierung anregt. Nach neuen Feststellungen H.s handelt es sich aber nicht um reine 
Thymus- oder Schilddrüsenwirkungen, vielmehr konnte er nachweisen, daß die langfort- 
gesetzte Thymusfütterung zu schweren Veränderungen der Schilddrüse führt, die in 
erster Linie für das Ausbleiben der Metamorphose verantwortlich zu machen sind, und 
dauernde pathologische Störungen im ganzen System hervorrufen. Putzig (Berlin). 

Fromme, Albert: Die Ursache der Wachstumsdeformitäten. (Chirurg. Univ.- 
Klin., Göttingen.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 7, S. 169—172. 1920. 

Nach des Verf.s Theorie entstehen Knochenwachstumsdeformitäten, dadurch, daß 
traumatische Einwirkung den Knochen schädigt, und nun der durch Belastung oder 
sonstwie unter Druck stehende Knochen ungleichmäßig wächst. Bei der Rachitis 
(Früh- und Spätrachitis) sind die Bedingungen hierfür besonders günstige. Sowohl 
der Knochen wie besonders der verbreiterte Knorpel an allen Wachstumszonen ist 
traumatischer Einwirkung besonders leicht zugängig. Als Folge einer gleichmäßigen 
Kompression der Wachstumszone entsteht eine Hemmung im Längenwachstum der 
unteren Extremitäten und verbreiterte Gelenkgegenden, als Folge einer einseitigen 
Schädigung ein teilweises Einsinken der Diaphyse in die Metaphyse und weiterhin ein 
Zurückbleiben im Wachstum auf der komprimierten Seite bei normalem Fortschreiten 
des Wachstums auf der nichtkomprimierten Seite. Das führt dann zu einer im Wachs- 
tum sich meist immer stärker ausbildenden Deformität. Die Theorie des Verf.s kann 
sowohl zur Erklärung der bekannten rachitischen Wachstumsdeformitäten (Genu 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 2 





de IB a 


valgum, Genu varum, Coxa vara u. a.) herangezogen werden, als auch für : 
seltenere Wachstumsdeformitäten, wie die Coxa valga, die Osteochondritis 
juvenilis. — Die Ausführungen des Verf.s bedürfen, wie er selbst betont, not 
Bestätigung durch pathologisch-anatomische Untersuchungen, zu denen sich 
nur ausnahmsweise Gelegenheit bieten dürfte. Ibrahim (Jen 
Robin, Pierre: Les dysmorphoses facio-craniennes considérées comme synd 
du dysfonetionnement des glandes endocrines chez Penfant. (Formveränder, 
von Gesicht und Schädel als Symptom von Störungen der endokrinen Drüsen 
Kind.) Compt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 1, S. 13—15. : 
Unter facio-kraniellen Dysmorphosen werden Form- und V olumveränderu 
des Gesichtes und des Schädels verstanden, die zu ästhetischen und funktion 
Störungen führen und eine Unterbrechung des biologischen Gleichgewichtes des v 
tativen und psychischen Lebens zur Folge haben. Wir finden bei den betroffenen 
dividuen innere Zeichen funktioneller Störung auf dem Gebiete endokriner Drü 
Sind diese Störungen als Ursache solcher Dysmorphosen zu betrachten, so erzeu 
die Dysmorphosen wieder ihrerseits Funktionsstörungen, wodurch ein Circulus vitic 
hergestellt ist. Neurath (Wien: 
Beninde: Die Verbreitung der durch die Hungerblockade hervorgerute: 
Knochenerkrankungen unter der Bevölkerung Preußens (Rachitis, Spätrachi 
Osteomalacie). Veröff. a. d. Geb. der Medizinalverw. Bd. 10, H.3. S. 121—131. 19 
Beninde hat das Material einer Rundfrage an sämtliche Provinzialverwaltung ı 
Preußens über diese wichtige Frage bearbeitet. Er ist sich von vornherein bewußt, d 3 
dieser Statistik mancherlei Mängel anhaften; trotzdem sind die Resultate auch so v ı 
Bedeutung. Es ergibt sich, daß seit Herbst 1917 zuerst vereinzelt, dann seit Hert t 
1918 bedeutend häufiger in ganz Preußen Knochenerkrankungen beobachtet word: n 
sind, die sich in ihrem klinischen Bilde und in ihrer therapeutischen Beeinflußba :- 
keit durchaus mit den Osteopathien, die wir als Rachitis, Spätrachitis und Osteomalacie 
bezeichnen, decken. Städte und Industriegegenden stellen hierzu die weitaus größte 
Zahl; in ländlichen Gegenden mit der besseren Lebenshaltung sind nur vereinzelte 
Fälle beobachtet worden. Man kann nach den Lebensaltern 3 Gruppen unterscheiden. 
In der ersten Gruppe, Kinder bis zum 5. Jahre, fiel die Zunahme der Schwere der 
Rachitis, sowie die lange Dauer der Erkrankung mit schlechten Heilresultaten auf. 
Vom 6.—14. Jahre wurden keine Fälle beobachtet. Die Spätrachitis befiel Jugendliche 
von 14—19 Jahren; hier wurden Männer bevorzugt, die schwere, stehende Arbeit 
zu leisten hatten; wurden junge Mädchen befallen, so hatten sie ähnliche, insbesondere 
also stehende Arbeit zu leisten. Das Krankheitsbild, einschließlich Röntgenbefund, 
deckt sich durchaus mit dem, das in der Literatur als Rachitis tarda beschrieben ist. 
Nach dem 19. Lebensjahre tritt wieder eine krankheitsfreie Zeit bis zum 35. Lebensjahre 
ein; dann finden sich — und nun vorwiegend bei Frauen, aber nicht allein — osteo- 
malacisch-rachitische Erscheinungen mit unmotivierten Knochenbrüchen. Schwangere 
und Frischentbundene scheinen bevorzugt. Prozentual ist die Beteiligung des späteren 
Alters aber etwas geringer als der beiden anderen Gruppen. Ätiologisch läßt sich nur 
sagen, daß die Krankheit auf die ungenügende Ernährung zurückzuführen ist. Für den 
Pädiater scheint Ref. die Tatsache wichtig, daß anscheinend einwandfrei an diesem 
„Experiment“ die Einheit von Rachitis, Rachitis tarda und Osteomalacie bewiesen ist. 
Therapeutisch wurden neben Verbesserung der Ernährung mit gutem Erfolge 
Kalkpräparate, Arsenpräparate und Phosphorleberthran verabreicht. Interessant 
im Hinblick auf Stöltzners Versuche ist es, daß einige Ärzte über Erfolge bei Adrena- 
linbehandlung berichten. Aschenheim (Düsseldorf). 
Engel, Hermann: Statistische Bemerkungen zur Frage der Rachitiszunahme 
und des Auftretens der „Kriegsosteomalaeie‘“ im Bereiche von Groß-Berlin. (Unsv.- 
Inst. f. Orthop.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 2, S. 35—36. 1920. 
An der Hand des Materials der Poliklinik für Orthopädie der Berliner Charite 


— 19 — 


weist Engel eine Zunahme der Rachitis und ÖOsteomalacie von 1916—1919 nach. 
Die Spätrachitis hatte besonders zugenommen und die Neigung zu Knochenbrüchen 
sowie schlechter Heilverlauf derselben war auffallend. Huldschinsky. 

Engel: Rickets in Germany: a study of the effeets of war on children. (Rachitis 
in Deutschland: eine Untersuchung über die Einwirkung des Krieges auf die Kinder.) 
Lancet Bd. 198, Nr. 4, S. 188—1%. 1920. 

Während in den ersten Kriegsjahren keine besonderen Ernährufgsschädigungen 
bei den Kindern beobachtet wurden, wurde in der allerletzten Zeit der Zustand besonders 
der 2-Sjährigen Kinder immer schlimmer. Von 1917 ab fiel die Zunahme der Rachitis 
auf. Die Ursachen der besonders häufig auftretenden generalisierten Rachitis, also 
der osteomalacischen Form, ist in den ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnissen zu 
suchen. Die häufige Todesursache „Lungenentzündung“ der amtlichen Statistik ist 
zweifellos auf die Insufficienz des rachitischen Thorax der kleinen Kinder zurück- 
zuführen. Ferner war die starke Zunahme der Zwerge auffällig. In Dortmund konnten 
von ca. 30 000 Kindern 3000 im Alter von 1—7 Jahren nicht laufen. Vor allem war 
das Fehlen von Milch die Hauptursache dieser traurigen Zustände. 

Huldschinsky (Charlottenburg). 

Hamel, 0.: Zum klinischen Bilde der Hungerosteopathie. (Abt. f. physik. 
Therap. d. Allg. Krankenh. St. Georg, Hamburg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, 
Nr. 3, S. 68—69. 1920. 

Fünf Fälle im Alter von 15, 16, 17, 17 und 19 Jahren in allen Stadien der Hunger- 
osteopathie. Zwei davon hatten in der Kindheit. schwere Rachitis gehabt. Bei zwei 
Fällen lag latente Tetanie vor. Der Röntgenbefund ergab starke Verbreiterung der 
Epiphysenspalte, streifige Aufhellungen und allgemeine Knochenatrophie, bisweilen 
auch Auffaserung der Epiphysenspalte. Die schwereren Fälle waren mit Coxa vara, 
X-Bein, Rosenkranz und sonstigen der Rachitis eigenen Knochenverdickungen kom- 
biniert. Spontanfrakturen und Infraktionen wurden beobachtet. Quarzlicht und 
Arsen besserte nicht, wohl aber führte neben der guten Ernährung und Lebertran 
aktive Hyperämie durch Diathermie, Teillichtbäder, Massage und Gymnastik rasch 
zum Ziel, was auch durch Röntgenkontrollen bestätigt wurde. 

Huldschinsky (Charlottenburg). 

Looser, E.: Über Spätrachitis und Osteomalacie. Klinische, röntgenologische 
und pathologisch-anatomische Untersuchungen. (Chirurg. Klin., Heidelberg u. Zürich. ) 
Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 152, H. 1—6, S. 210—357. 1920. 

(31 Tafeln, 115 Abbildungen). — Der kindliche wie erwachsene Knochen ist in 
ständigem An- und Abbau begriffen. Da diese Vorgänge beim Kinde am intensivsten 
sind, erklärt sich die Häufigkeit der Rachitis im Kindesalter, sowie deren stärkere 
Heilungstendenz, während beim Erwachsenen die Verhältnisse umgekehrt liegen. 
Die Rachitis ist als eine Hemmung aller aktiven Prozesse der Knochenbildung 
und des Knochenwachstums aufzufassen, die mangelnde Verkalkung ist nur ein Teil- 
symptom. Der rachitische Knochen weist zwei Formen auf: den lamellösen und den 
geflechtartigen. (Ersterer entspricht etwa dem normalen Knochen, letzterer dem 
Osteoid und dem Callusknochen.) Er bleibt zunächst unverkalkt. Wichtig, aber nicht 
für Rachitis allein pathognostisch, sind die Knochenlücken (Aufhellungszonen), die 
im Röntgenbild als Frakturen oder Infraktionen imponieren, aber keine Kontinuitäts- 
trennungen darstellen, sondern Ersatz von lamellösem Knochen durch geflechtartigen 
(unverkalkten). Looser bezeichnet sie als „Umbauzonen“. Callus und Exostose sind 
pathologisch gleichwertige Gebilde. Die Spätrachitis wird mehr noch als die kindliche 
Rachitis durch die Veränderungen am Knochensystem beherrscht. Milztumor fehlt 
stets. Dagegen tritt die allgemeine Wachstumshemmung bei mangelhafter Entwick- 
lung der primären und sekundären Geschlechtsmerkmale stark in den Vordergrund. 
Es ist zu unterscheiden zwischen verschleppter Rachitis, die schon im Kindesalter be- 
standen hat, und eigentlicher Spätrachitis, die im Adoleszentenalter entsteht. Die 


9% 


— 20 — 


Spätrachitis kann wiederum in „klassische Osteomalacie“‘ übergehen, letztere kann aber 
auch auf puerperaler oder sonstiger nicht bekannter Grundlage sich bilden. Ausführ- 
liche Beschreibung von 15 verschleppten resp. Spätrachitisfällen, 2 Fällen von Osteo- 
malacie nach Spätrachitis (Übergangsfälle), 4 von puerperaler, 2 von nicht puerperaler 
Osteomalacie, die letzten 8 Fälle alle Frauen betreffend. Die ersten 15 Fälle zeigten 
alle der Rachitis eignen Belastungsdeformitäten bis auf die Coxa vara. Ein Fall zeigte 
Knochenbrüchigkeit (Osteopsathyrose). Phosphorlebertran übte eine zum Teil ekla- 
tante Heilwirkung aus. Looser hält an der „klinischen und pathologischen vollkom- 
menen Identität der Rachitis und Osteomalacie“ fest. Die Häufigkeit des Befallen- 
werdens gravider Frauen führt er „auf den starken Kalkverbrauch der Mutter für den 
Aufban des Foetus“ zurück, im Widerspruch zu seiner eingangs betonten Anschauung, 
daß die mangelhafte Kalkablagerung nur eine Teilerscheinung der allgemeinen Wachs- 
tumsstörung sei. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Simon, W. V.: Zur Frage der Spontanfrakturen bei den Hungerosteopathien 
der Adolescenten. (Univ.- Klin. f. orthopäd. Chirurg., Frankfurt a. M.) Arch. f. Orthop. 
u. Unfall-Chirurg. Bd. 17, H. 3, S. 364—378. 1920. 

Zwei Fälle von Spontanfrakturen bei Hungerosteopatbien von Adolescenten. 
Sitz der Frakturen waren die Mitte der Tibia und der horizontale Ast des Schambeins. 
Der Verlauf der Frakturen war völlig quer ohne Längsfissuren. Es wird daher ange- 
nommen, daß primär eine circumscripte Knochenzerstörung vorliegt, und die Fraktur, 
wenn sie überhaupt eintritt, sekundär ist. Die Behandlung bestand in Adrenalin- 
injektionen. Der Heilverlauf der Spontanfrakturen war sehr langsam, nach 2 bis 
21/, Monaten war nur geringe Verkleinerung der Knochenlücken festzustellen. 

Huldschinsky (Charlottenburg). 

Kottmaier, Jean und Else Kottmaier: Die Rachitis tarda eine Folge von 
Atheromalaeie. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 2, 8. 31—33. 1920.. 

Die Verff. glauben eine große Anzahl von verschiedensten Erkrankungen mit einer 
Gefäßschädigung, insbesondere mit einer gesteigerten Durchlässigkeit der Capillaren 
infolge Mineralstoffmangels in der Nahrung in Zusammenhang bringen zu können. 
Sie unterscheiden 3 Gruppen: 1. Erste Gruppe mit vorwiegend osteomalacischen Er- 
scheinungen, zu der auch viele Fälle mit Muskelschmerzen gehören; 2. zweite Gruppe, 
bei denen Gelenkschwellungen im Vordergrund stehen; 3. dritte Gruppe mit Erschei- 
nungen von seiten des Magendarm- und Urogenitalsystems. Bei allen drei Gruppen 
häufig Störungen seitens des Nervensystems. Die Gruppen können ineinander über- 
gehen. Beziehungen zu innersekretorischen Drüsen bestehen. Hinweis auf Entpig- 
mentierung und deren Beziehung zur Nebenniere. Therapeutisch wurde Calc. lact. 
und Phosphorlebertran mit Erfolg gegeben. Aschenhein: (Düsseldorf). 

Magnus, Georg: Die Behandlung der rachitischen Verkrümmungen in der 
allgemeinen Praxis. Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 1, 8. 4-5. 1920. 

Die Behandlung wird am besten im 5. Lebensjahre in Angriff genommen. Durch 
Eingipsen der Beine in der pathologischen Stellung wird nach 5—6 Wochen bei Bett- 
lage eine so erhebliche Atrophie und Weichheit der Knochen erzielt, daß sie sich nun- 
mehr unter der Hand wie eine Wachskerze willkürlich formen lassen. Dann wird ein 
zweiter Gipsverband für 6 Wochen angelegt, aber schon vom Beginn der 3. Woche mit 
Belastung angefangen, damit die Knochenatrophie wieder verschwindet. In 30 Fällen 
sehr befriedigender Erfolg. Nur zweimal mußte die erste Periode um 4 Wochen ver- 
längert werden. K. Hirsch (Berlin). 

Bossert, Otto: Ödembildung bei spasmophilen Kindern nach salzarmer Er- 
nährung. (Univ.-Kinderklin., Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 2, 
8. 35. 1920. 

Bei spasmophilen Kindern wurde der verabreichten Mehlbreinahrung zur Verhütung 
der Schädigungen durch eine einseitige Kost ein rohes Ei zugesetzt. Dabei traten an 
den Füßen- und Unterschenkeln, teilweise sogar im Gesicht, Ödeme, zuweilen auch 


— DE — 


Karpopedalspasmen auf, die nach Weglassen der Eier wieder verschwanden. Nicht- 
tetanische Kinder blieben bei Eiermehlbrei ödemfrei, so daß die beobachtete Erschei- 
nung als eine den Tetanikern eigentümliche Reaktion aufgefaßt werden muß. In Stoff- 
wechselversuchen, diean anderer Stelle veröffentlicht werden, wurde nachgewiesen, daß 
im Stadium der Ödeme Stickstoff und Mineralstoffe zurückgehalten werden, deren Aus- 
schwemmung unmittelbar nach dem Weglassen der Eier in der Nahrung mit dem Ver- 
schwinden der Ödeme erfolgt. Es wird vermutet, daß es sich bei den Ödemen der schwe- 
ren Tetaniker um lokale Gewebsänderungen handelt, in dem Sinne, daß neben einer 
relativen Kalkarmut im Zwischenzellwasser eine Anreicherung von Chlor und Alkalien 
daselbst stattfindet. Lust (Heidelberg). -~ 

Landois, F.: Die Behandlung der postoperativen Tetanie dureh Epithelkörper- 
transplantation beim Menschen. (Chirurg. Univ.-Klin., Breslau.) Zentralbl. f. Chirurg. 
Jg. 47, Nr. 4, S. 74—76. 1920. 

Bei der Epithelkörperchentransplantation ist eine funktionstüchtige Einteilung 
nur dann gewährleistet, wenn der Organismus frei von Tetanie ist. Die transplantierten 
Epithelkörper treten nicht dauernd in Funktion, sondern nur vorübergehend. Sie 
werden bald nekrotisch und in eine bindegewebige Masse umgewandelt. Bis zum Zeit- 
punkt der vollkommenen Nekrose kann sich der eigene zurückgebliebene Epithel- 
körperrest erholen. In einem beschriebenen Fall konnten die Symptome einer schweren, 
infolge Strumektomie entstandenen Tetanie nur 8 Tage durch Epithelkörpertransplan- 
tation vorübergehend aufgehoben werden, bis es zum Exitus kam. Thomas (Köln). 

Frank, Maria: Beitrag zur Klinik und zum Stoffwechsel der Möller-Barlowschen 
Krankheit. (Reichsanst. f. Mutter- u. Säuglingsfürsorge, Wien.) Jahrb. f. Kinder- 
heilk. Bd. 91, d. 3. Folge 41. Bd., H. 1, S. 21—42. 1920. 

Stoffwechselversuche an 2 Barlowkindern brachten eine Bestätigung des zuerst 
von Lust und Klocman mitgeteilten Befundes, daß im akuten Stadium der Krank- 
heit eine starke Retention der Aschenbestandteile eintritt, während es im Stadium 
der Heilung zu einer erheblichen Ausschwemmung derselben kommt, die vorwiegend 
durch den Stuhl erfolgt. Am meisten gilt dies vom Kalk, der im Stadium der floriden 
Krankheitserscheinungen eine weit über die Norm gehende Retention aufweist, die in 
der Heilungsperiode von starken Kalkverlusten gefolgt ist. Auch der Phosphor 
wird in der ersten Periode stark retiniert; die sekundäre Ausschwemmung ist aber 
nicht so stark wie die des Kalks. Daß der Ort der vorübergehenden Aschenretention 
das Skelett sei, worauf nach Lust und Klocman die ‚„Trümmerfeldzone‘“ hinweist, 
hält Verf. jedoch für wenig wahrscheinlich. — Von den klinischen Beobachtungen 
wäre zu erwähnen, daß entsprechend den Angaben Epsteins das Längenwachs- 
tum Barlow-kranker Kinder hinter dem normaler Säuglinge zurückbleibt. Der 
Atmungstypus weicht von dem des gesunden und des rachitischen Kindes ab. 
Der Thorax ist breit und geräumig und in seinem oberen Anteil gut gewölbt. Die vordere 
Partie, entsprechend dem unteren Drittel des Sternums, erscheint zwischen den beiden 
Knorpelknochengrenzen abgetlacht und in vorgeschrittenen Fällen gegenüber dem 
knöchernen Rippenanteil stufenförmig einwärts geknickt. Bei der Atmung sieht man 
fast keine Einziehung der seitlichen knöchernen Rippenpartien, nur eine tiefe mulden- 
förmige Einziehung des knorpeligen Rippenanteils zu beiden Seiten des Sternums. 
Im Gegensatz zum weichen rachitischen Thorax erscheint der knöcherne Anteil des 
Barlowthorax vorwiegend starr. Auf ein von Moll angegebenes Frühsymptom wird 
aufmerksam gemacht, wonach noch vor Ausbruch anderer klinischer Symptome 
feinste punktförmige Blutungen am harten Gaumen, besonders an der Übergangs- ’ 
stelle vom harten zum weichen Gaumen, die später manchmal zu größeren Blutungen 
konfluieren, beobachtet werden können. Lust (Heidelberg). 

Nobel, Edmund: Ein Fall von Barlowscher Krankheit mit symmetrischer 


Spontangangrän beider Füße. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, Nr.1, 8.38—39. 1920. 
9 Monate alter Säugling mit typischer Barlowscher Krankheit. Röntgenbefund an 


— 22 — 


Femur und Radius für Barlow charakteristisch. Auf entsprechende Behandlung nen 
der subjektiven Symptome. Bei gemischter Kost Darmstörung und Verfall. Im Vordergrun 
Zirkulationsschwächs. Plötzliche Entwicklung einer symmetrischen Gangrän an beiden 
Füßen. Tod. Sektion ergab Degeneration des Herzmuskels, keine Thrombenbildung in den 
Gefäßen der Füße. Aschenheim (Düsseldorf). 

Wagner, Richard: Ein Fall von symmetrischer Parotisschwellung, Milz- und 
Leberschwellung und Chloranämie. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, Nr. 8, S. 389. 1920. 

12jähriges, imbezilles Kind (Enuretiker). Chronische Schwellung der beiden 
Parotiden. Milz und Leber vergrößert. Hyperplasie sämtlicher Iymphatischer Ge- 
bilde des Rachens. Das Blut zeigt das Bild einer mittelschweren Anämie. Einzelheiten 
siehe Original. Verf. nimmt eine Wucherung des Iymphadenoiden Gewebes der Parotis 
im Zusammenhang mit einem Status Iymphaticus an. Aschenheim (Düsseldorf). 

Rach, E.: Stridor und Struma bei einem Neugeborenen. Wien. med. Wochenschr. 
Jg. 70, Nr. 8, S. 388—389. 1920. | 

2 Tage alter Knabe. Stridor inspiratorius. Cyanose. Flankenatmung. Tod. Ob- 
duktion ergab: Leichte ödematöse Schwellung der Epiglottis. Rechtsseitige para- 
vertebrale hämorrbagische Lobulärpneumonie mit beginnender eitriger Pleuritis. 
Thymus kräftig ausgebildet, aber nicht hypertrophisch. Schilddrüse gleichmäßig 
vergrößert, Gewicht 10 g gegen 5 g normal. Kompression der Trachea nicht nachweis- 
bar. Rach erörtert die Frage, ob der Stridor auf die Vergrößerung der Schilddrüse 
zurückzuführen sei. Seiner Ansicht nach liegt die Wahrscheinlichkeit eines Zusammen- 
hanges vor. Aschenheim (Düsseldorf). 

Bonnet, L. M. et Cons: Mort subite d’un nourrisson atteint d’hypeortrophie du 
thymus. (Plötzlicher Tod eines Säuglings mit Thymushypertrophie.) Lyon méd. 
Jg. 52, Nr. 1, S. 33—34. 1920. 

Plötzlicher Tod bei einem 5 Monate alten Säugling, der sich vorher, abgesehen 
von öfters aufgetretenen Krämpfen stets wohl befunden hatte. Sektion ergab hyper- 
trophische Thymus (24 g), das übrige lymphatische Gewebe verhielt sich normal. 
o l | Lehnerdt (Halle a. d. 8.). 
Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe. 


Martelli, Carlo: Preleucemie o stati preleucemici nella infancia. (Präleukämie 
oder präleukämische Disposition in der Kindheit.) (Istsi. ds clin. pediatr. e di anat. 
patol., unw. Napoli.) Gaz. internaz. di med., chirurg., ig. etc. Jg. 26, Nr. 1, 
S. 3—5. 1920. | | 

| Die präleukämischen Prozesse stellen teils durch kongenitale Ursachen teils durch 
verschiedene Krankheiten (Tuberkulose, Syphilis, Malaria usw.) verursachte toxische 
Veränderungen der hämatopoetischen Organe dar. Bei rechtzeitiger Erkennung der 
verursachenden Krankheit sind sie heilbar. Huldschinsky (Charlottenburg). 


Intektionskrankheiten, ausschließlich Tuberkulose und Syphilis. 


Schürer, Johannes: Über die Pathogenese der Dauerausscheider und Bacillen- 
träger. (Med. Univ.-Klin., Frankfurt a. M.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 5, 
S. 106—108. 1920. 

Die Erreger von Diphtherie, Typhus, Ruhr und wahrscheinlich Scharlach haben die 
Fähigkeit, abgesehen von den akuten Allgemeinerscheinungen, auch chronische, 
streng lokalisierte Entzündungsherde hervorzurufen. Die Pathogenese des Bacillen- 
trägertums ist auf diese chronischen, teilweise klinisch symptomlos verlaufenden 
Entzündungsprozesse zurückzuführen. Es ist also nicht richtig, bei diesen Krank- 
heiten von gesunden Dauerausscheidern zu sprechen. — Im Gegensatz zu diesen In- 
fektionskrankheiten stehen solche Infektionsprozesse, die, falls sie nicht zum Tode 
führen, spätestens nach einer Reihe von Wochen völlig zur Ausheilung kommen (Cho- 
lera, Pest, Rückfallfieber, Masern, Röteln, Fleckfieber, Varicellen, Variola). Bei diesen 
Krankheiten gibt es keinen Dauerausscheider; nur Kranke bzw. Rekonvaleszenten 
rufen Neuinfektionen hervor. -~ B. Leichtentritt (Breslau). 


— 23 — 


Salzmann, Mathilde: Über wiederholte Masern. (Univ.-Kinderklin., München.) 
Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig., Bd. 24, H. 5/6, S. 205—219. 1920. 

Verf. gibt auf Grund eingehender Studien der Literatur und von Krankengeschichten 
das Vorkommen von zweiten Masern als wahrscheinlich zu, während 'sie selbst in der 
Klinik niemals bei demselben Kind sicher zweite Masern beobachtet hat. Relativ 
häufig findet sie nach der Literatur das Auftreten von dritten Masern; sie hat 21 Fälle 
zusammenstellen können und 2 Fälle von vierten Masern. Die von den verschiedensten 
Autoren als zweite und dritte Masern angesprochenen Fälle zeigen weder in den Pro- 
dromen, den Symptomen, der Dauer, den Komplikationen noch im Ausgang etwas 
Charakteristisches. Vorausgesetzt, daß die Beobachtungen stimmen, ist die Unfähig- 
keit, sich gegen öftere Masern zu immunisieren, konstitutionell bedingt und wahrschein- 
lich eine erbliche familiäre Eigentümlichkeit. — Rückfälle sind nach eigener Beobach- 
tung der Verf. und ebenso nach ihren Literaturstudien im ganzen häufiger als Wieder- 
erkrankungen. Die Zeitspanne bis zum Rückfall begrenzt sie mit 6 Wochen nach Aus- 
bruch des ersten Exanthems. Nach Ausscheiden dieser Rückfälle bleibt aber immer 
noch ein beträchtliches Material von zweiten Masern übrig, das, wenn es auch den 
strengsten Anforderungen von Friedjung und Wiedowitz nicht entspricht, doch 
nicht ganz übersehen werden darf und mit Reserve zu Schlüssen verwertet werden 
kann. | Wiechers (Würzburg). 

Leschke, Erich: Die Chemotherapie septischer Erkrankungen mit Silberfarbstoff- 
verbindungen. (ZI. med. Klin., Charité Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 4, 
S. 79—81. 1920. | 

Die Silberfarbstoffe bedeuten gegenüber den kolloidalen Silberpräparaten einen 
Fortschritt. Die Wirkung ist vorwiegend bactericid. Sowohl Argochrom-Merck (eine 
Methylenblausilberverbindung) wie auch Argoflavin (Trypoflavinsilberverbindung) 
führen zu bemerkenswerten klinischen Erfolgen, unter denen die Heilung einer Endo- 
carditis lenta durch Argoflavin hervorzuheben ist. Langer (Charlottenburg). 

Hollatz, Elsbeth: Die Diphtherieendemien der Neugeborenen in den Frauen- 
kliniken und ihre Bedeutung. (Univ.-Frauenklin., Königsberg i. Pr.) Zentralbl. f. 
Gynäkol. Jg. 44, Nr. 8, 8. 195—202. 1920. 

Es wurden allwöchentlich regelmäßige kulturelle Untersuchungen des Nasen- 
Rachenraums der Neugeborenen auf Di.-Bacillen vorgenommen. Von 219 Fällen 
waren 76 also 25%, mindestens einmal positiv. Der Verlauf war wie stets, ein leichter: 
Zweimal wurde eine Komplikation mit Otitis media beobachtet. Abimpfungen bei 
dem ärztlichen und Pflegepersonal der Klinik ergaben mehrfach Bacillenträger. Ein- 
geschleppt wurden die Bacillen offenbar durch einen Besucher, dessen Kinder an Di. 
litten. Eckert (Berlin). _ 

Leendertz, Guido: Primäre Vaginal- und Hautdiphtherie mit postdiphtherischen 
Lähmungen. (Med. Uniw.-Klin., Königsberg.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 6, S. 151—152. 1920. 

Zwei Geschwister starben an Diphtherie. Das 5'/, jährige Mädchen erkrankte ohne vor- 
herige Rachen- oder Nasenerscheinungen mit einer Entzündung und Bläschenbildung am Mons 
veneris, schmierig belegten Hautgeschwüren am Gesäß, ödematöser Schwellung der Schleim- 
haut der Labien und der Klitoris stellenweis mit blutiger Suggillation, schließlich mit einem 
tiefgreifenden Geschwür der Vulva. Di-Bacillen positiv. Auf 7000 I.-E.-Serum prompte Hei- 
lung. Am 30. Krankheitstage postdiphtherische Lähmung, die entsprechend dem Sitz der 


Krankheit mit einer Blasen- und Mastdarmlähmung begann, dann auf Augen-, Schling- und 
Beinmuskulatur fortschritt. Allmähliche Heilung. Eckert (Berlin). 


Weill-Halle6, B.: Voie d’introduetion et dosologie du sérum antitoxique dans 
le traitement de la diphtörie. (Art der Injektion und Dosierung des antitoxischen 
Serums bei der Behandlung der Diphtherie.) Bull. et mém. de la soc. méd. des höp. 
de Paris Jg. 36, Nr. 3, S. 83—86. 1920. | 

Die intramuskuläre Seruminjektion ist der subeutanen entschieden vorzuziehen. 
Sie wird besser vertragen, gibt weniger Veranlassung zu lokaler Entzündung, die 
Wirkung ist zweifellos intensiver. Bei der intravenösen Injektion sind schon am Ende 
des ersten Tages !/, des Serums wieder ausgeschieden. Dagegen entspricht bei intra- 


— 4 — 


muskulärer Injektion der Antitoxintiter des Blutes nach 24—48 Stunden noch dem 
Titer nach 8 Stunden bei intravenöser Injektion. Bei subcutaner Einspritzung wird 
erst nach 2—3 Tagen das Maximum der Antitoxinkonzentration im Blute erreicht. 
Die angewandten Dosen betrugen beim Erwachsenen 40 ccm oder 8—12 000 I.-E., 
die unter Umständen am 2.—3. Tage wiederholt wurden. Seit 1901—1902 besteht 
die Tendenz, die Dosen weiter zu steigern. Bei schweren Fällen und Lähmung wurden 
mehrere hundert Kubikzentimeter Serum injiziert. Im allgemeinen wurden gegeben 
250 I.-E. pro Kilogramm Körpergewicht in leichten, 600 1.-E. in schweren. In 
jedem Falle kommt es auf eine frühzeitige intramuskuläre Injektion einer massiven 
Dosis an. Eckert (Berlin). 

Pusch: Spezifische oder nicht spezifische Serumbehandlung? Zeitschr. f. 
Medizinalbeamte Jg. 33, Nr. 1, S. 1—12. 1920. 

Besprechung dieser Frage anknüpfend an die Publikation von Bingel, der von 
937 Diphtheriekranken die Hälfte mit gewöhnlichem Pferdeserum, die andere Hälfte 
mit antitoxischem Diphtherie-Heilserum behandelte und keinen Unterschied fand. 
Verf. kämpft gegen die Einführung des Bingelschen Verfahren in den Heilschatz 
der Praxis und gibt, um seinen ablehnenden Standpunkt zu begründen, eine ausführ- 
liche Darstellung der Grundlagen der Serumtherapie. Schick (Wien). 

Rall, Gerhard: Verlauf, Nachkrankheiten und Mortalität der Diphtherie 
Erwachsener bei- Anwendung kleiner und großer Antitoxindosen, 1900—1919. 
(Med. Klin., Greifswald.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 6, 8. 155—156. 1920. 

Statistik über 352 Di.-Fälle der Greifswalder Klinik, aus der sich eine prophylak- 
tische oder therapeutische Überlegenheit großer Serumdosen, mit denen ja die Ein- 
führung größerer Mengen artfremden Serums verbunden ist, nicht eindeutig ergibt. 
Bingel glaubt ja auf letzteren Umstand die bessere Wirkung großer Serumdosen 
zurückführen zu sollen. Eckert (Berlin).“ 

Opitz: Zur Frage der aktiven Immunisierung gegen Diphtherie. (Med. Sekt. d. 
Schles. Ges. f. vaterl. Kultur, Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 2,8. 42. 1920. 

Um die Frage zu prüfen, ob nicht bei dem unterneutralisierten Toxin-Antitoxin- 
gemisch nach v. Behring allein der Toxinüberschuß der immunisierende Faktor sei, 
wurden Vergleichsreihen mit reinen Toxinverdünnungen angestellt. Die Antitoxin- 
produktion ist annähernd gleich. Die Lokalresktionen fielen selbst bei konzentriertem 
Toxin nicht immer so stark aus wie mit der v. Behringschen Vaccine. Durch Benutzung 
gekochter Toxinlösungen wurde festgestellt, daß die Toxinkomponente nicht ausschlieB- 
lich für das Zustandekommen der Reaktion verantwortlich ist; auch mit gekochten 
Toxinlösungen wurden Antikörper erzeugt. Die Versuche sind nicht abgeschlossen. 
(Offizielles Sitzungsprotokoll: unklar gefaßt.) Langer (Charlottenburg). 

Leete, H. Mason: Tho Schick reaction for the determination of susceptibility 
to diphtheria. (Die Schicksche Reaktion zur Bestimmung der Disposition zur 
Diphtherie.) Lancet Bd. 198, Nr. 4, S. 192—194. 19%. 

Die Untersuchungen wurden mittels intracutaner Injektion von Diphtherietoxin 
vorgenommen!) (!/,, der letalen Dosis für 250 g MS). Die ersten Versuche an 180 haupt- 
sächlich Scharlachpatienten mit einem zu schwach wirksamen Toxin ergaben zu geringe 
Anzahl von positiv reagierenden. Die zweite Versuchsreihe mit wirksamem Toxin 
ergab an 500 Scharlachpatienten folgendes Resultat: 


Datei) Gesamtzahl N er der R Ae re % positiv 
1—2 8 0 8 100 
2—4 41 9 32 78 
4—6 90 27 53 59 
6—8 93 39 54 58 
8s—15 190 84 106 56 

15 und darüber 88 55 33 37,5 


Bear Summe 500 214 286 57,2 
1) Methodik s. Münch. med. Wochenschr. 1913, S. 2608. 


za O6 — 


Von 60 normalen Erwachsenen reagierten nur 17 positiv = 28%. Verf. bespricht 
das Vorkommen der Pseudoreaktion, weist darauf hin, daß sie klinisch von der echten 
Reaktion leicht zu unterscheiden sei (rasches Abklingen der unscharfen Rötung, 
Fehlen der Pigmentierung), in zweifelhaften Fällen kann man zur Kontrolle erhitztes 
Toxin injizieren. — Von 110 Fällen, die 1—70 Tage vorher Antitoxin erhalten hatten, 
reagierte nur ein Fall fraglich positiv. Auffallend reichlich waren in diesen Fällen die 
Pseudoreaktionen. Vielleicht ist durch die Seruminjektion eine Sensibilisierung gegen 
proteinartige Körper erfolgt. — Wiederholte Prüfung der Fälle ergab unter 60 Unter- 
suchungen 59 mal dasselbe Resultat. — Unter 500 mit Diphtherietoxin geprüften Kin- 
dern bekamen 11 leichte Diphtherie, von diesen hatten 10 positiv, eins fraglich reagiert. 
Zwei negativ reagierende Kinder (2 und 3 Jahre alt), die innig mit Diphtheriekranken 
in Berührung kamen, erkrankten nicht an Diphtherie. Von 32 Bacillenträgern reagierten 
18 negativ, 14 positiv. — Verf. weist darauf hin, daß die aktive Immunisierung nur zu 
beschränken sei auf die negativ reagierenden Kinder, wodurch die prophylaktische 
Bekämpfung der Diphtherie in befriedigender Weise durchzuführen ist. Schick (Wien). 

Cozzolino, Olimpio: Intorno al problema etiopatogenetico della pertosse. Nota 
critica. (Kritische Bemerkungen zur Pathogenese der Pertussis.) (Istit. di clin. 
pediatr., univ. Parma.) Pediatria Bd. 28, Nr. 3, 8.113—117. 1920. 

Verf. steht den Lehren der Czernyschen Schule, nach denen die Pertussis ein 
durch unspezifische Erreger hervorgerufener Katarrh der oberen Luftwege sei, der erst 
auf dem Boden erblicher Neuropathie seinen Charakter als Keuchhusten entwickelt 
habe, ablehnend gegenüber. Er wendet sich gegen eine Veröffentlichung von A. Nie- 
mann, Jahrb. f. Kinderheilk., Bd. 90, 1919, in der an Beobachtungen im Verlauf einer 
Grippeepidemie gezeigt wird, wie sich bei 9 von 62 Säuglingen eine anfangs typisch 
grippale Affektion zum typischen Keuchhusten weiterentwickelte. Gegen die Beweis- 
führung Niemanns wendet Verf. vor allem ein, daß nicht nach Bordet- Gengou- 
schen Bacillen gesucht wurde, und weist darauf hin, daß bei den Niemannschen 
Fällen sehr wohl Ärzte oder Pflegepersonal die spezifischen Keime von außen übermit- 
telt haben konnten, eine Möglichkeit, die Niemann nicht anzunehmen scheine. Für 
seine Auffassung der Pertussis als Reaktion auf eine Infektion mit Bordet - Gengou- 
schen Bacillen führt Verf. folgende Gründe ins Feld: die Fähigkeit der Pertussis, als 
Epidemie und Pandemie aufzutreten, die Erkrankungsfähigkeit aller Lebensalter bis 
herab zum Neugeborenen, das Erlöschen der Infektiosität gleichzeitig mit dem Ver- 
schwinden der Bordet- Gengouschen Bacillen von den Schleimhäuten, die erfolg- 
reichen prophylaktischen Vaccinationen mit Bordet- Gengouschen Bacillen und das 
Auftreten von Antikörpern gegen diese Keime, der typische Verlauf der Krankheit, das 
Auftreten einer lebenslänglichen Immunität gegen die Erkrankung und schließlich die 
placentare Übertragbarkeit der Krankheit von der Mutter aufs Kind. Die Auffassungen 
derCzernyschen Schule müßten abgelehnt werden, weil ihnen das wissenschaftliche Fun- 
dament fehle und weil sie zu prophylaktischem Nihilismus führten. Degkwitz (München). 

Reiche, A.: Zur Klinik der epidemischen Grippe im Säuglingsalter. (Landes- 
säuglingsheim ‚Viktoria-Luise-Haus‘‘, Braunschweig.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, 
Nr. 3, 8. 75—76. 1920. 

Die Grippe verlief bei den Säuglingen des Braunschweiger Landessäuglingsheims 
im allgemeinen leicht, gelegentlich fanden sich aber auch ähnlich schwere Erschei- 
nungen wie beim Erwachsenen. Bei vielen Kindern stellte sich ein spastischer, keuch- 
hustenartiger Husten ein, der aber durch das plötzliche, anfallsweise Auftreten sich auch 
klinisch vom spezifischen Keuchhusten unterscheiden ließ. Bei einer Anzahl von Säug- 
lingen traten schwere Komplikationen seitens der Lungen (Bronchiolitis und Broncho- 
pneumonie) mit 40%, Mortalität hinzu. Weder die üblichen therapeutischen Maßnahmen 
(Bäder, Senfpackungen, Stimulantia), noch die Verabreichung von Optochinum tanni- 
cum (2—4 mal täglich 0,0375—0,01) schienen den Krankheitsverlauf zu beeinflussen. 

Lust (Heidelberg). 


— 2 — 


Wallgren, Arvid: Croup und Influenza, Svenska Läkartidningen Jg. 17, Nr. 2, 
S. 38—45. 1920. (Schwedisch.) 

Während der Influenzaepidemie im Herbst 1918 stieg die Anzahl der im Epidemie- 
Krankenhaus zu Upsala behandelten Croupfälle zu der früher nie erreichten maxi- 
malen Ziffer von 26,8%, aller aufgenommenen Diphtheriefälle. Diese bemerkenswerte 
Vermehrung der Croupfälle ist in Zusammenhang mit der bestehenden Influenza- 
'epidemie zu setzen, denn in etwa die Hälfte aller Croupfälle setzten die Larynxsym- 
ptome unmittelbar nach oder während bestehender Influenza oder gleichzeitig damit 
ein, daß andere Familienmitglieder mit typischer Influenza erkrankten. Der Zusammen- 
hang zwischen Influenza und Croup findet seine Erklärung in der Neigung der Influenza 
zur Reizung der Larynxschleimhaut und die Vorliebe der.Diphtheriebacillen vorzugs- 
weise eine geschädigte Schleimhaut anzugreifen. Als in der beobachteten Influenza- 
epidemie schwere Entzündungen der Nasen- und Rachenschleimhaut selten vorkamen, 
wurde die Lokalisation der Diphtherie im Larynx mit Überspringen des Nasenrachen- 
raums noch mehr begünstigt. — Es wurden aber während der Influenzaepidemie 
auch Croupfälle beobachtet, die ihrer Entstehung nur der Influenzainfektion und 
keiner komplizierenden Diphtherieinfektion verdankten. Im Gegensatz zum .gewöhn- 
lichem Pseudocroup begannen die Croupsymptome in diesen Influenzacroupfällen 
nicht plötzlich und während der Nacht, sondern wie bei dem echten diphtberischen 
Croup, schleichend mit immer eich steigernden Symptomen. Wernstedt (Malmö). 

. Rollandini, Melchiade: Influenza ed allattamento. (Influenza und Säuglings- 
ernährung.) (Clin. pediatr., Univ. Torino.) Pediatria Bd. 28, Nr. 3, S. 135—145. 1920. 

Die Beobachtungen der Reihe neuerer Influenza-(Grippe-)Epidemien und die 
Statistik in der diesbezgl. Literatur lehren den Verf., daß das Säuglingsalter für die 
Krankheit ebenso empfänglich ist, wie späteres; die hohen Zahlen, und nur die Zahlen 
stehen im Gegensatz zu den auch von R. zitierten Schlüssen des Ref. 1906 u. 1910; eine 
geringere Häufigkeit in den ersten Monaten hängt von einem gewissen Grade der Iso- 
lierung und bei den Brustkindern ihrer allgemein kräftigeren Natur ab. Spezifisch 
antitoxische Immunität ist nicht anzunehmen. Eine Kontraindikation gegen das Stillen 
besteht nur in momentanem Erkrankungsgrade der Mutter. Eigene 12 monatige Sta- 
tistik aus der Säuglingsberatungsstelle des Turiner Spitals ergibt jedoch jedenfalls 
eine auffallende Begünstigung der Brustkinder gegenüber den künstlich Genährten. 
Die Ermunterung zur Fortführung der Brusternährung auch während der Grippe- 
erkrankung ist alles in allem Pflicht des Arztes. Spiegelberg. 

Mackay, Helen M. M.: Cerebro-spinal fever in infants and young. children: 
Its treatment and after-effects. (Cerebrospinalmeningitis bei Kindern und ihre Be- 
handlung.) Lancet Bd. 198, Nr. 5, S. 238—243. 1920. 

In acht durch 2 Jahre nach Ablauf der Krankheit beobachteten Fällen von 
Cerebrospinalmeningitis bei Kindern unter 8 Jahren wurde die Behandlung mit wieder- 
holter Lumbalpunktion und intraspinaler Injektion polyvalenten Antimeningokokken- 
serums (Listersches Institut) in Anwendung gebracht. Kein Fall starb. Das Serum 
wurde täglich verabreicht, solange die Meningokokken entweder im Punktat oder in 
Kultur zu finden waren, die Lumbalpunktion, solange der Druck sehr hoch war. Die 
Dosis des Serums variierte nach der Menge des abgeflossenen Liquors und dem Drucke. 
20 ccm wurden ungefähr bei einem 4 Monate alten Kinde gegeben. Nach der Literatur 
betrug die Mortalität in der Vorserumzeit zwischen 50—100%, bei jungen Kindern. 
Bei chronischen Fällen ist der Druck permanent hoch, die Punktion soll daher fast 
täglich wiederholt werden. Von den ausführlich mitgeteilten Fällen sind derzeit fünf 
vollständig geheilt, drei sind geistig zurück. Neurath (Wien).“ 

Bardachzi, Franz: Zur Behandlung der Meningitis epidemica nebst Bemer- 
kungen zur Behandlung der crouposon Pneumonie. Med. Klin. Jg. 16, Nr. 5, 
S. 117—119. 1920. 

Verf. hat'gute Erfolge bei der Behandlung der epidemischen Meningitis erzielt 


— 71 — 


durch intralumbale Injektion von 10—25 ccm einer 2proz. Optochinlösung nach 
vorausgehender Entleerung einer doppelt so großen Liquormenge. Die Injektionen 
wurden eine Reihe von Tagen täglich wiederholt. Unter den Patienten befindet sich 
auch ein 13jähriger Knabe. Neben den Optochininjektionen wurde noch Urotropin 
in großen Dosen (bis 10 mal tägl. 0,5) verabreicht. Außer einer größeren Zahl von 
Meningococcenmeningitiden kamen auch 2 Fälle, die durch Pneumokokken ver- 
ursacht waren, zur Heilung. In einem Teil der Fälle traten vorübergehend Blasen- 
störungen auf. Eine wesentliche Optochinwirkung ist hauptsächlich nur bei frischen 
Fällen zu erwarten. — Den Öptochinerfolgen bei der Pneumonie steht Verf. völlig 
skeptisch gegenüber. Ibrahim (Jena). 

Moschini, Cesare: L’alasia transitoria nell’ileo-tifo dei bambini con speciale 
riguardo alla patogenesi. (Transitorische Aphasie bei Ileotyphus der Kinder mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Pathogenese.) Riv. med. Jg. 28, Nr. 1, S. 1—5. 1920. 

Ein 11 Jahre alter Knabe zeigte am 8. Tage eines nicht schweren, typisch verlaufenden 
Abdominaltyphus eine Aphasie, die plötzlich einsetzte und am Ende der 4. Krankheitswoche, 
also nach 20 Tagen restlos schwand. Die Aphasie war von merkwürdigen rhythmischen Be- 
wegungen des linken Armes begleitet. Symptomatologisch wird der Fall mit den Beobachtungen 
der Literstur verglichen und Ätiologie und Pathogenese an der Hand der Literatur erörtert. 

Neurath (Wien).M 

Di Cristina und 8. Maggiore: Osservazioni e ricerche sulla febbre mediterranea 
nei bambini. (Beobachtungen und Untersuchungen über das Mittelmeerfieber bei 
Kindern.) (Isti. di Clin. Pediatr., Univ. Palermo.) Pediatria Jg. 28, Nr. 1, S. 1—22 
u. Nr. 2, S. 57—70. 1920. 

In ziemlich weitausholender Darstellung wird die ganze Epidemiologie, Ätiolo- 
gie, Bakteriologie und die Serodiagnostik sowie die Symptomatologie der als Malta- 
fieber bekannten Septicämie behandelt, die in Palermo in den letzten Jahren fast die 
Hälfte unter der großen Zahl dort endemischer prolongierter Fieberkrankheiten bei 
Kindern ausmacht. In der Ausbreitung folgt die Krankheit dem Gebrauche der Ziegen- 
milch, infolge der unkontrollierten ausgiebigen Verwendung derselben liegt die Pro- 
phylaxe in dem von Seuchen heimgesuchten Palermo im argen. Therapie: Serothera- 
pie, die gute Ergebnisse hat — die von den Verff. allein geübte Vaccinotherapie mit un- 
gleichartiger, aber nie versagender Wirkung. (Chemotherapie ohne Erfolg.) Spiegelberg. 


Tuberkulose. 


Distaso, A.: An improved technique for the staining of sputum for tubercle 
bacilli. (Technik für die Färbung von Tuberkelbacillen im Sputum.) (Univ. coll., 
Cardiff.) Lancet Bd. 198, Nr. 1, S. 19. 1920. 

Eine dicke Portion von Sputum wird auf dem Objektträger mit 5proz. NaOH zu einer 
durchscheinenden gelatinösen Masse aufgelöst; diese im Brutschrank getrocknet, hierauf mit 
Fuchsin im Brutschrank durch 15 Minuten gefärbt, dann gewaschen in einer Lösung, die aus 
gleichen Teilen einer Esbachschen Lösung und einer 25 proz. Salpetersäurelösung besteht, 
dann mit reinem Wasser, dann mit 60 proz. Alkohol, dann wieder mit Wasser abgespült. Als 
Gegenfärbung wird Malachitgrün (1 Teil einer gesättigten alkoholischen Lösung auf 19 Teile 
Wasser) in der Dauer von !/,—1 Minute verwendet. Das Präparat wird dann abgespült und 
getrocknet. H. Koch (Wien). 

Ward, E.: Direct infection in tuberculosis. (Direkte Infektion mit Tuberkulose.) 
Lancet Bd. 198, Nr. 1, S. 22—24. 1920. 

Verf. hatte Gelegenheit, als Tuberkulosearzt in den ländlichen und halbländlichen 
Bezirken von South Devon die Infektion mit Tuberkulose von Mensch zu Mensch zu 
beobachten. Unter 96 untersuchten Kindern konnte er bei 71 Fällen eine unmittelbare 
Infektion d. i. Infektionsquelle in der Umgebung des Patienten, bei 2 eine entfernte, 
d. i. Infektionsquelle früher in der Umgebung des Patienten, bei 22 eine nicht nachweis- 
bare, bei 1 eine zweifelhafte Infektionsquelle feststellen. Als Beispiel werden einige 
bezeichnende Fälle angeführt. Von den Folgerungen, die er aus seinen Erfahrungen 
bei dem Studium dieser Frage machte, sei erwähnt, daß er das Hauptgewicht auf eine 
zielbewußte Prophylaxe, für die er den Namen „Detuberkulisation der Allgemeinheit“ 


— 28 — 


wählt, gelegt wissen will. Als bestes Mittel schlägt er vor, das Volk durch Aufklärungs- 
schriften über die Gefährlichkeit der Infektion und die Möglichkeit ihrer Verhütung zu 
belehren. H. Koch (Wien). 

Thomas, E.: Beiträge zu den Beziehungen von Ernährung und Infektion. 
(Kaiserin Auguste Viktoria-Haus, Berlin.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig., Bd. 24, 
H. 5/6, 8. 235—280. 1920. 

Der Einfluß der Ernährung auf die Infektion ist nach zwei Richtungen zu unter- 
suchen. Erstens muß die Beeinflussung einer bestehenden Infektion durch eine be- 
stimmte Ernährung berücksichtigt werden, zweitens kommt das Studium des Verlaufes 
einer Infektion bei oder nach einem bestimmten Ernährungszustand. Die nach diesem 
Plan an mit Tuberkulose infizierten Ferkeln durchgeführten Versuche des Verf.s ergaben, 
daß zwar die bestehende Tuberkuloseinfektion der Ferkel durch eiweißreiche Kost 
günstig beeinflußt wird, daß aber ein Einfluß der Anreicherung mit gewählten Nähr- 
stoffen (Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate) auf den Verlauf einer nachträglichen Infektion 
nicht zu erkennen ist. Hervorzuheben ist, daß die Versuchstiere quantitativ gefüttert 
wurden und daß sie an Körpergewicht zunahmen. Als Kriterium des Infektions- 
resultates wurde die Schwere und die Ausdehnung des Obduktionsbefundes benutzt. 

Wie die Stoffwechselversuche gezeigt haben, sind die N-Bilanzen bei den Tuberkulose- 
ferkeln lange positiv und stehen zu der Schwere der Veränderungen (in nicht allzu fortge- 
schrittenen Fällen des sekundären Stadiums) in keiner Beziehung. Demineralisation findet 
nicht statt. Tiere mit schwereren Veränderungen zeigen früher und stärker auftretende Tuber- 
kulinallergie, als Tiere mit leichteren Befunden, sonst war aber kein Parallelienıus zwischen 


der Schwere der Veränderungen und der Stärke der Tuberkulinreaktion zu konstatieren. Lit. 
v. Gröer (Lemberg). 


Woltt-Eisner, A.: Über Zusammenhänge zwischen tuberkulöser Infektion und 
den konstitutionellen Diathesen (exsudativer Diathese, Spasmophilie usw.). Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 4, S. 93—95. 1920. 

Die Zusammenhänge stellt sich Verf. nicht etwa so vor, als ob die exsudative 
Diathese und die Spasmophilie als Äußerungen einer tuberkulösen Infektion aufzu- 
fassen wären. Er sucht vielmehr nachzuweisen, 1. daß bei der Tuberkulose exsudative 
Erscheinungen in erheblichem Umfang vorkommen und daß bei der Tuberkulose nicht 
nur eine Überempfindlichkeit gegenüber dem spezifischen Eiweiß der Tuberkelbazillen, 
sondern, wenn auch in geringerem Grade, gegenüber anderem körperfremdem Eiweiß 
besteht (z. B. Nucleininjektionen, Albumosen, Pepton, anderen Bakterienextrakten); 
2. daß bei der Tuberkulose häufig Erscheinungen auftreten, wie sie in gleicher Weise 
bei den kindlichen Diathesen beobachtet werden; so sollen z. B. bemerkenswerte Ab- 
weichungen von der normalen elektrischen Reaktionsfähigkeit bei tuberkulösen Kin- 
dern gefunden werden; 3. versucht Verf. den Nachweis zu führen, daß zwischen den 
kindlichen Diathesen und der Ernährung Beziehungen bestehen, die darauf hinweisen, 
daß die kindlichen Diathesen zur Resorption nicht genügend vom Darm abgebauten 
Eiweißes in naher Beziehung stehen, „wodurch dann durch Induktion und Deduktion 
der Kreis geschlossen sein würde, daß exsudative und spasmophile Erscheinungen, wo 
und wie sie auch auftreten, die Folge der Resorption körperfremder Eiweißsubstanzen 
sind, also Überempfindlichkeits- oder Anaphylaxieerscheinungen darstellen“. Die 
Gedankengänge des Verf.s sind anregend, auch wenn man nicht geneigt ist, sie als 
überzeugend anzuerkennen. Ibrahim (Jena). 


Reiche, F.: Zur Entstehung und zum Verlauf der Lungentuberkulose im Kriege. 
(Allg. Krankenh., Hamburg-Barmbeck.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 5, 
S. 127—128. 1920. 

Für die in der Fürsorgestelle Neu-Kölln beobachteten Kriegstuberkulösen hatte 
Zadek nachgewiesen, daß die bei vor dem Kriege Lungengesunden aufgetretene 
Tuberkulose einen sehr viel bösartigeren Verlauf nahm, als die rezidivierende Tuber- 
kulose der schon vor dem Kriege Erkrankten. Für beide Gruppen hatte Zadek weiter- 
hin einen milderen Verlauf bei erblich Belasteten gefunden. Reiche hat diese 


— 29 — 


Angaben an 300 Patienten nachgeprüft und eine volle Bestätigung des sehr inter- 
essanten Befundes erhalten. Er zögert, für das erste Faktum eine Erklärung zu geben. 
Bezüglich der zweiten Tatsache sieht er die Heredität als solche für den Verlauf der 
Tuberkulose als bedeutungslos an. Er hebt demgegenüber die familiäre Exposition 
als krankheitsfördernden Faktor hervor und sieht ihre Bedeutung lediglich darin, daß 
die einmal oder mehrmals in Perioden herabgesetzter Widerstandskraft erfolgte In- 
fektion in verstärktem Maße in tuberkulösen Familien auftritt. — Während Bluthusten 
als Anfangssymptom die Kranken früher als es sonst geschehen wäre, auf ihr Leiden 
hinweist und Behandlung aufsuchen läßt, so daß die Prognose solcher Fälle günstig 
wird, hat R. bei den Kriegstuberkulösen die ungünstigen Verlaufsformen häufiger 
beobachtet, als die benignen. Eifler (Danzig). 

Gerstl: Hilusdrüsentuberkulose beim Säugling. Wien. klin. Wochenschr. Jg. 33, 
Nr. 3, S. 74. 1920. 

Demonstration eines Säuglings, dessen Mutter 5 Tage nach der Geburt an Lungentuber- 
kulose starb, der bereite am 21. Tag positiven Pirquet und die physikalischen Erscheinungen 
von Bronchialdrüsentuberkulose zeigte. Prof. Jaksch spricht sich in der Diskussion gegen 
die Annahme einer placentogenen Infektion aus. Karl Kassowiz (Wien). 

Engelking, E.: Über Liehen serofulosorum der Bindehaut. (Univ.- Augenklin., 
Freiburg i. Br.) Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 64, 8. 56—70. 1920. 

Verf. beschreibt als ein typisches Krankheitsbild an der Augapfelbindehaut 
den — in gleicher Weise wie an der äußeren Haut in Erscheinung tretenden — Lichen 
scrofulosorum. Er untersucht an Hand eines Falles mit eingehendem klinischem 
und histologischem Befunde, ob eine Gleichstellung der Phlyctäne mit dem Lichen 
scrofulosorum statthaft sei, wie es neuerdings Stargardt angenommen hat. Im Ver- 
laufe einer beiderseitigen typischen Keratoconjunctivitis phlyct. mit hochgradiger 
Pannusbildung bei allgemeiner Skrofulose und Drüsentuberkulose entwickelten sich 
Gruppen von runden, höchstens stecknadelkopfgroßen, glasigen Knötchen in der 
Conjunctiva bulbi fern vom Limbus, dicht unter dem Epithel und mit der Bindehaut 
verschieblich, ohne Zerfall und Ulceration. Später entstanden gleiche Efflorescenzen 
in der äußeren Hälfte der oberen Conj. tarsi, sowie an der Haut der linken Bauchseite 
und an der rechten Stim. Die histologische Untersuchung der Hautknötchen 
sowohl als der Bindehautknötchen ergibt den typischen Bau des Lichen scrof. aus 
Rundzellen, epitheloiden Zellen und Langerhansschen Riesenzellen, oft in der Nähe 
kleiner Blutgefäße ohne Verkäsung und ohne Tuberkelbacillen; bei einzelnen Binde- 
hautknötchen beginnende zentrale Nekrose. Es handelt sich also um den von der Mehr- 
zahl der Dermatologen als tuberkulotoxische Tuberkulide aufgefaßten Lichen scrofu- 
losorum. Demnach dürfen die Phlyctänen und überhaupt die sog. skrofulösen Bulbus- 
prozesse mit dem Lichen nicht mehr identifiziert werden, trotzdem beide Gebilde 
gleichzeitig am Auge vorkommen können. Während der Lichen wohl sicher auf eine 
Lokalisation von Tuberkelbacillen zurückzuführen ist, bedarf dies bei der Phlyctäne, 
die dem Vollbilde der Tuberkulose fernersteht, noch weiterer Aufklärung. 

Stuelp (Mülheim, Ruhr.)° 

Rusca, Carlo Lamberto: Del valore semejologieo di alcuni fenomeni cavitari 
nel? infanzia. (Über den semiologischen Wert einiger Kavernensymptome bei 
Kindern.) (Istit. Clin. di Perfezionamento Milano. Clin. Pediatr. De Marchi.) 
Pediatria Jg. 28, Nr. 1, 8. 23—32. 1920. 

In keinem Lebensalter ist die Tuberkulose so häufig wie im Kindesalter, in keinem 
ihre Diagnose so schwierig. Die ulceröse und kavernöse Form der Lungentuberkulose 
ist hier nicht so selten, wie man annehmen könnte, und reicht bis in das früheste Säug- 
lingsalter hinein. In solchen Fällen ist der Verlauf immer ungünstig; Heilungstendenz 
gibt es nicht. Der physikalische Nachweis ist bei kleinen Kindern nahezu unmöglich, 
weil selbst bei großer Ausdehnung die Kavernen ungewöhnlich flach und ganz trocken 
sind. Erst bei größeren Kindern und naher Lage unter der Brustwand sind typische 
physikalische Zeichen festzustellen. Rusca hat verschiedene physikalische Symptome 


s j0 s 


(Sahlis Geräusch des zerbrochenen Topfes, Wintrichs metallischen Ton, Gerhardts 
Schallwechsel bei Lageveränderung, Heubners Stäbchen-Plessimeter-Perkussion, 
Friedrichsches Symptom) bei kleineren Kindern nicht häufiger festgestellt, als bei 
Erwachsenen, solange die Höhle nicht eine bestimmte Größe erreichte; dagegen ist 
die Veränderung des Tones bei Öffnen und Schließen des Mundes (Wintrich) sehr viel 
wertvoller und deutlicher zu beobachten, ebenso der Willia msche Trachealton, der 
unterbrochene Wintrichsche Schallwechsel und metallisches Atmen und Röcheln. 
Amphorisches Atmen ist infolge Füllung der Kaverne fast niemals zu hören. — Es 
gibt kein absolut pathognomonisches Symptom für Kavernen bei kleinen Kindern; 
zur Diagnose ist immer das Zusammentreffen mehrerer und der Röntgenbefund not- 
wendig. Schneider (München). 

Országh, Oskar: Beitrag zur Kenntnis der Reaktionsfähigkeit bei Langen- 
tuberkulose. (Männerabt., Königin-Elisabeth-Heilst. Budapest.) Wien. klin. Wochenschr. 
Jg. 33, Nr. 2, S. 42-43. 1920. 

Auf einer Tuberkuloseabteilung traten im Laufe von 10 Tagen bei einem Bestand 
von 114 Kranken 36 Fälle von Tonsillitis auf. Die überwiegende Mehrzahl der Infek- 
tionen (31 Fälle) betraf Leichtkranke des ersten Stadiums. Schwertuberkulöse scheinen 
danach für eine Tonsillitisinfektion weniger empfänglich zu sein oder die Reaktions- 
fähigkeit ihrer Tonsillen ist stark vermindert. Bei der Revaccina tion von 86 Lungen- 
kranken war die Impfung unter 44 Fällen des I. Stadiums nur zweimal negativ, da- 
gegen unter 20 Fällen des III. Stadiums zehnmal. Je schwerer die Erkrankung, desto 
seltener ist die Entstehung einer Impfpustel. Der Leichtkranke reagiert wie der Ge- 
sunde, die Reaktionsfähigkeit vermindert sich mit dem Fortschreiten der Tuberkulose, 
Der Zustand der Tuberkulosekranken wurde weder durch die Tonsillitisendemie, 
noch durch die Revaccination ungünstig beeinflußt. Schürer (Frankfurt a. M.).“ 

Valentin, Bruno: Vermehries Längenwachstum und Coxa valga bei Knochen- 
tuberkulose. (Univ.-Klin. f. orthopäd. Chirurg., Frankfurt a. M. ) Arch. f. Orthop. 
u. Unfall-Chirurg. Bd. 17, H. 3, S. 379—391. 1920. 

Bei einem Yjährigen Mädchen, das mit 3 Jahren eine tuberkulöse Spondylitis 
des 7. Halswirbels und im 4. Lebensjahr eine mit Bewegungsbeschränkung und Knir- 
schen einhergehende Knieerkrankung durchgemacht, hatte sich in den letzten 2 Jahren 
eine zunehmende Verlängerung des linken Beines und dadurch verursachtes Hinken 
gezeigt. Das Röntgenbild ergab beiderseitige Coxa valga, Vergrößerung der rechten 
unteren Femurepiphyse, der Kniescheibe, verwaschene Zeichnung des rechten Knie- 
gelenks, sowie hochgradige Knochenatrophie. Die Beinverlängerung war auf die 
durch den tuberkulösen Prozeß angeregte Wachstumsvermehrung des rechten Beines 
zurückzuführen. Verf. sieht die Coxa-valga-Bildung ebenfalls als Folge einer vielleicht 
besonders milde verlaufenen tuberkulösen Erkrankung der Hüften an, die einen Reiz 
auf die Wachstumzonen des Schenkelhalses ausgeübt haben soll. Künne (Steglitz). 

Brüning, Fritz: Über die Sonnenbehandlung der chirurgischen Tuberkulose. 
(Chirurg. Unw.-Klin. der Charité, Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 1, 
8.56. 1920. eg 

Während einer vierjährigen Tätigkeit am Lehrkrankenhaus „Gülhane“ in Kon- 
stantinopel hat B. eingehende Beobachtungen über die Sonnenbehandlung der chirur- 
gischen Tuberkulose gemacht. B. sah uneingeschränkt Günstiges bei der Lymph- 
drüsentuberkulose, Gutes bei der Peritonitis tubercula und der Mesenterialdrüsen- 
tuberkulose. Dagegen ließ ihn, abgesehen von Erfolgen zu Anfang der Behandlung, 
die Sonnenbehandlung fast ganz im Stiche bei der Knochen- und Gelenktuberkulose. 
Dieses negative, von den Beobachtungen anderer Autoren abweichende Resultat er- 
klärt B. zum Teil daraus, daß die Behandelten, obwohl zu 95% unter 25 Jahre alt, 
doch nicht Kinder waren, bei denen die Sonnenbehandlung bisher am meisten angewandt 
wurde, zum anderen Teil daraus, daß die Tuberkulose bei den Türken überhaupt einen 
schweren Verlauf nimmt. In der Hauptsache aber sieht er als Ursache die bei den 


=. Ai 22 


Patienten vorhandene Unterernährungan. B. zieht den Schluß, daß die Sonne kein 
spezifisches oder gar Allheilmittel gegen die chirurgische Tuberkulose ist, sondern 
nur ein unterstützendes Heilmittel darstellt, das nicht überschätzt und nur in Ver- 
bindung mit den altbewährten Heilmethoden (reichliche Ernährung, Ruhigstellung, 
Stauungsbehandlung, operative Behandlung usw.) verwandt werden soll. 

Eifler (Danzig). 

Hewat, Fergus: Leucocytosis in tuberculous meningitis. (Leukocytose bei 
tuberkulöser Meningitis.) Clin. journ. Bd. 49, Nr. 1, S. 13—14. 1920. 

 Blutbefund in einem Fall von tuberkulöser Meningitis (Erwachsener): 26 600 
weiße Blutkörper, darunter 84%, Polymorphkernige. Verf. hält diesen Befund für ty- 
pisch und glaubt, daß er als Hilfsmoment zur Diagnose verwertet werden kann. 

| Ibrahim (Jena). 

Bernheim-Karrer: Die Pirquetsche Cutanprobe mit Perlsucht- und Alttuber- 
kulin. Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 1, S. 10—11. 1920. 

Bei tuberkulösen Kindern, namentlich bei chirurgischen Affektionen, wurden 
bovine Keime ungleich häufiger gefunden als bei Erwachsenen; nach Webers Unter- 
suchungen betrugen die bovinen Befunde über 26%. Daher ist die Forderung berechtigt, 
die Pirquetsche Cutanprobe sowohl mit Alttuberkulin wie auch mit bovinem 
Tuberkulin anzustellen. Zu berücksichtigen ist aber, daß das Phymatin (bovines 
Tuberkulin) häufiger unspezifische Reaktionen macht, deren Unterscheidung von 
echten Tuberkulinpapeln Sorgfalt erfordert. Beobachtungen an 143 Kindern mit 
positiver Reaktion lehren, daß tatsächlich die Zahl der differierenden Reaktionen 
nicht unbeträchtlich ist. Im allgemeinen ist das Alttuberkulin zuverlässiger als Phy- 
matin. Drei Fälle reagierten aber nur auf Phymatin, in 8 Fällen war die Reaktion 
auf Alttuberkulin so schwach, daß sie ohne die gleichzeitig starke Phymatinreaktion 
die Diagnose nicht gerechtfertigt hätte. So hat sich doch immerhin in 7%, der Fälle, 
aleo bei jeder 14. Cutanprobe, das bovine Tuberkulin dem humanen überlegen gezeigt. 

Langer (Charlottenburg). 

Richter, Georg: Über Tuberkulintherapie und -diagnostik in der Allgemein- 
praxis. Med. Klin. Jg. 16, Nr. 3, S. 66—68. 1920. 

Das therapeutisch Anwendungsgebiet des Tuberkulins in der Allgemein- 
praxis ist groß. In jedem Fall von beginnender Lungentuberkulose sollte die spezi- 
fischen Therapie eingeleitet werden. Vorgeschrittene Fälle sind den in der spezifischen 
Therapie besonders erfahrenen Ärzten zu überlassen. Voraussetzung ist die gesicherte 
Diagnose. Die Wahl des Tuberkulins ist belanglos; sie wird durch persönliche Er- 
fahrung bestimmt. Im Prinzip ist die Behandlung reaktionslos durchzuführen; doch 
sind einzelne stärkere Reaktionen kein Grund zur Beunruhigung. Als Maximaldosis 
gilt für Alttuberkulin 1000 mg, für die Bacillenemulsion 10 mg. — Die spezifische 
Diagnostik hat geringere Bedeutung; in Betracht kommt nur die subkutane Tuber- 
kulinprobe. — Die Proteintherapie (Milch) ist noch nicht genügend ausgebaut, um mit. 
dem Tuberkulin in Konkurrenz zu treten. Das Tuberkulin ist vorläufig das wirksamste 
Mittel in der Therapie der Lungentuberkulose. Langer (Charlottenburg). 

Strubell, A.: Über die spezifische Therapie und Prophylaxe der Tuberkulose. 
III. Prophylaktische Mitteilung. (Abt. f. Vaccinetherap. sächs. tierärztl. Hochsch.) 
Zentralbl. f. inn. Med. Jg. 41, Nr. 1, S. 1—11. 1920. 

Sobald beim Säugling mit dem Absetzen von der Brust die Übertragung des 
Tuberkuloseschutzes aufhört, muß die Möglichkeit aktiver Immunisierung ins Auge 
gefaßt werden. Die Versuche von Maragliano, der Tausende von genyesischen Pro- 
letarierkindern impfte, sind ermutigend; seine Technik ist aber nicht mehr modern. 
Statt dessen sollte man aufgeschlossene Tuberkelbacillen (M. Tb. R. von Deycke- 
Much oder die Masttuberkelbacilleneinheitsvakzine von Strubell) verwenden. Die 
prophylaktische Impfung muß dann allerdings in regelmäßigen Intervallen mit stei- 
genden Mengen wiederholt werden. Es gelingt so die Immunität des gesunden, noch 


— 2 — 


nicht infizierten Körpers, gemessen am Intracutantiter, zu heben. — Für die thera- 
peutische Dosierung der Partialantigene ist die Bestimmung des Intracutantiters nicht 
maßgebend, ja sogar irreführend. Zweckmäßiger wird man in jedem Falle von schwäch- 
sten Dosen (1 : 100 000 Millionen) ausgehend in langsamer Steigerung den oberen 
Grenzwert (1 : 1000) möglichst reaktionslos zu erreichen suchen. Bei den hohen Dosen 
ist natürlich sorgfältigste klinische Beobachtung erforderlich. Nicht nur Fieber- 
symptome, sondern auch starke Lokalreaktionen sind zu beachten; diesen entsprechen 
starke Hyperämien am Krankheitsherd mit Neigung zur Hämoptoe. Chronisch de- 
struktive Prozesse während der Kur sind nicht als Folgen der Behandlung auszulegen, 
vielmehr als Folgen der Sekundärinfektion, die sich mit der fortschreitenden Er- 
weichung des tuberkulösen Gewebes ausbreitet. Bei Beobachtung der nötigsten Vor- 
sichtsmaßregeln sind die Injektionen mit Partialantigenen ungefährlich. Die günstigen 
Erfahrungen beziehen sich nur auf M. Tb. R., d. h. die Mischung der Partialantigene. 
Die isolierte Injektion der Fettantigene (F und N) führt weder zur Steigerung der 
Hautempfindlichkeit noch zu klinischen Erfolgen. Langer (Charlottenburg). 

Strubell, Alexander: Zur Serumbehandlung der Tuberkulose. (Abt. f. Vaocine- 
therap., tierärzil. Hochsch., Dresden.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 5, 
8. 120—124. 1920 

Ausgehend von der Deycke-Muchschen Theorie der Partialantigene wird 
der Gedanke einer passiven Immunisierung für jene Fälle entwickelt, bei denen die 
im kranken Organismus zirkulierenden Antigenmengen nicht mehr durch aktiv ge- 
bildete Antikörper paralysiert werden. Hierzu ist es in erster Linie erforderlich, Immun- 
sera zu erzeugen, welche Antikörper enthalten, die sich speziell gegen die Lipoidhülle 
des Bacillus richten. Durch Immunisierung von Ziegen mit den Fettbestandteilen 
wurden Sera erhalten, die in der Bauchhöhle des Meerschweinchens die Lipoidhülle 
der Tuberkelbacillen größtenteils zerstörten. Die klinische Anwendung ergab, daß 
derartige Sera gut vertragen werden. Über einen klinischen Erfolg ist der Arbeit nichts 
zu entnehmen. Strubell empfiehlt auf Grund spekulativer Überlegungen eine inter- 
mittierende Behandlung mit Partialantigenen und Lipoidserum. 

Langer (Charlottenburg). 

Bossert, Luise und Otto: Klinische Erfahrungen mit dem Friedmannschen 
Tuberkuloseheilmittel bei Kindern mit chirurgischer Tuberkulose. (Univ.- Kinder- 
Klin., Breslau.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 2, S. 41—44. 1920. 

Bei einer Beobachtungszeit bis zu 11/, Jahren an einem Material von 40 Kindern 
im Alter von ?/,—13 Jahren wird das Gesamturteil gewonnen, daß die Möglichkeit einer 
günstigen Beeinflussung der chirurgischen Tuberkulose nicht in Abrede zu stellen ist, 
daß andererseits aber auch Schädigungen beobachtet werden. Bemerkenswert ist be- 
sonders, daß unter dem Einfluß der Impfung gelegentlich von unscheinbar kleinen 
Herden sich Reaktionen entwickeln, die zu langdauernden fistelnden Prozessen führen. 
Auch die Entwicklung tödlicher Weichteiltuberkulose wurde durch die Impfung 
nicht aufgehalten. Nur in 7 Fällen kann von einer günstigen Beeinflussung durch die 
Impfung gesprochen werden; aber auch hier wird der Erfolg erst nach 2—3 Monaten 
sichtbar, also nach einem Zeitraum, in dem man auch bei anderen therapeutischen Maß- 
nahmen (Sonnentherapie) gleichartige Prozesse ausheilen sieht. Zudem erstreckt sich 
die Heilung nur auf das Verschwinden sichtbarer Herde, bietet aber keine Gewähr 
für eine tatsächliche rückfallose Heilung. Da also die Überlegenheit der Friedmann- 
schen Behandlung der chirurgischen Tuberkulose nicht zu erweisen ist, kann man auf 
sie verzichten und sich auf die Bestrahlungs- und Sonnentherapie beschränken, die 
mit der Ausheilung sichtbarer Herde die Vorteile einer günstigen Allgemeinwirkung 
auf den von der Krankheit ergriffenen Körper verbindet. Langer (Charlottenburg). 

Moeller, A.: Zur Immunisierung gegen Tuberkulose mittels Schildkröten- 
tuberkelbacillen. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 6, S. 150—151. 1920. 

Moeller hat bei einer Schildkröte, die spontan eingegangen war und bei der 


a. $3 zu 


Sektion einen gleichmäßigen Gewebezerfall der Lungen (keine Knötchen) zeigte, einen 
tuberkelbacillenähnlichen, säurefesten Bakterienstamm isoliert. Immunisierungs- 
versuche bei Meerschweinchen führten gelegentlich zu einer Verzögerung im Verlauf 
der Infektion. Es wurde nicht mehr erreicht, als durch Immunisierung mit anderen 
säurefesten Saprophyten. Am wirksamsten ist bei therapeutischen Versuchen die 
intravenöse Anwendung, denn „nur kräftige Schläge können bei der Tuberkulose Im- 
munität erzeugen“ (R. Koch). Die Friedmannsche Behandlung steht hierzu im 
Gegensatz. Ein Vergleich des vorliegenden Stammes mit der Friedmannschen 
Kultur war nicht möglich, da diese nicht zur Verfügung gestellt wurde. 
Langer (Charlottenburg). 

Klopstock, Felix: Die Immunisierung gegen Tuberkulose mittels Kaltblüter- 
tuberkelbacillen im Tierversuch. (Univ.- Polsklin. für Lungenkranke, Berlin.) Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 1, 8. 6—8. 1920. 

Die Versuche, durch Behandlung mit Kaltblütertuberkelbacillen im Tierversuch 
einen wirksamen Schutz zu erzielen, reichen weit zurück. Die Nachprüfung der ältesten 
Angaben von Terre (1902), der Fischtuberkelbacillen benutzte, ergeben, daß die Vor- 
behandlung mit Fischtuberkelbacillen immerhin einen verzögernden Einfluß auf:den 
Ablauf der Impftuberkulose ausübt. Mehr wird nicht erreicht, auch nicht mit anderen 
Varietäten der Kaltblütertuberkelbacillen (Froschpassagetuberkelbacillen, Blindschlei- 
chentbb., Molchpassagetbb... Auch mit den Schildkrötentuberkelbacillen von 
Friedmann ist eine Immunisierung nicht gelungen. Weder in bezug auf den zeitlichen 
Verlauf noch auch in bezug auf die anatomische Entwicklung ist eine Beeinflussung 
der geimpften Tiere zu erkennen. Die von Friedmann behauptete Heilung der 
natürlichen Perlsuchtsinfektion ist nicht bestätigt worden. Es ist denkbar, daß die 
seit über 15 Jahren fortgesetzte Kultur der Schildkrötentuberkelbacillen ohne Tier- 
passagen (der Stamm ist jetzt auch für Schildkröten nicht mehr virulent) zu einer Ver- 
minderung der immunisierenden Eigenschaften geführt hat. 

Langer (Charlottenburg). 

Landau, Hans: Die Partialantigentherapie nach Deyeke-Much und ihre Be- 
deutung für die chirurgische Tuberkulose. (Chirurg. Univ.-Klin. Charite, Berlin.) 
Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 113, H. 2, S. 397—418. 1920. 

Es wurden im ganzen 12 Fälle von chirurgischer Tuberkulose mit Partialantigenen 
behandelt. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle war kein Erfolg festzustellen. 
In einigen Fällen von Spina ventosa schien die Behandlung wenigstens vorübergehend 
erfolgreich zu sein. Die Erfolge sind aber nicht so, daß sie eine Eindämmung der opera- 
tiven Eingriffe ermöglichen. Die Partislantigentherapie kann immerhin wie die Tuber- 
kulintherapie als unterstützende Maßnahme zur Behandlung der chirurgischen Tuber- 
kulose herangezogen werden. Dabei ist aber die Verwendung der gesonderten Partial- 
antigene nicht erforderlich. Denn eine antigene Eigenschaft der Tuberkelbacillenfette 
ist noch nicht nachgewiesen, speziell läßt sich das behauptete Prävalieren der sogenann- 
ten Fettantikörper bei chirurgischer Tuberkulose nicht bestätigen. 

Langer (Charlottenburg). 

Ulrichs, B.: Über kombinierte Gold- und Strahlenbehandlung bei der Drüsen- 
behandlung. (Krankenh. Finsterwalde N. L.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 1, 
8. 14—16. 

Auf Grund von 21 Fällen von Tuberkulose, darunter drei käsigen Lungenphthisen 
mit Mischinfektion, die teils mit Krysolgan allein, teils gleichzeitig mit Strahlen (Rönt- 
gen, Quarzilampe), behandelt wurden, kommt U. zu dem Ergebnis, daß die Krysolgan- 
behandlung sich besonders zur Behandlung tuberkulöser Lymphome und Tuber- 
kulide eigne und der Tuberkulinbehandlung mindestens gleichwertig, wenn nicht über- 
legen sei. Sie kann durch Strahlenbehandlung wirksam unterstützt werden. Bei der 
Hilustuberkulose und der proliferativ entzündlichen Spitzentuberkulose ist ein 
vorsichtiger Versuch mit Goldbehandlung empfehlenswert. 3 Fälle von Spitzen- 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde, IX. 3 


u 38 2 


tuberkulose erfreuen sich seit 11/, bzw. 21/, Jahren besten Wohlbefindens. Bei schweren, 
exsudativ. entzündlichen oder käsigen Prozessen ist kein Erfolg zu erwarten. Von 
Komplikationen wurde nur einmal ein fieberhaftes Eczema erythematosum (Goldver- 
giftung) beobachtet. Eifler (Danzig). 


Syphilis. 

Hutinel: Les dystrophies dans la syphilis héréditaire. (Die Dystrophien bei 
kongenitaler Lues.) Progr. méd. Jg. 47, Nr. 5, 8. 48—50. 1920. 

Erwähnung der bekannten Stigmata der kongenitalen Lues. Des weiteren all- 
gemeine Dystrophien, die als Folgen von Störungen von Organen mit innerer Sekretion 
auftreten können, die zu allgemeinen Dystrophien führen. Ferner die syphilitischen 
Anämien. Lokale Dystrophie nam. an den Knochen, aber auch durch Erkrankung 
der Organe mit innerer Sekretion. Neben antiluetischer Behandlung auch Organ- 
therapie. Drittens hereditäre Dystrophie. Durch R Year geschädigte Organe der 
Eltern können sich vererben nicht durch kongenitale Ubertragung der Lues, sondern 
durch Übertragung einer Minderwertigkeit von Organen — die bei den Eltern die 
Folge der Lues ist. C. A. Hoffmann. 

Baagse, K.: Erkrankungen des Zentralnervensystems bei Lues congenita. 
Ugeskrift f. Laeger Jg. 82, N. 2, S. 42-52. 1920. (Dänisch.) 

Verf. teilt unter Bemerkung, daß das Nervensystem von allen Organen am sel- 
tensten pathologische Veränderungen bei hereditärer Syphilis aufweist, 3 einschlägige 
Fälle mit. — Fall I. 7jähriges Mädchen, das seit dem Alter von 3!/, Jahren völliges Still- 
stehen der geistigen Entwicklung aufwies. — Fall II. 4jähriges Mädchen, das, 14 Monate 
alt, eine vorübergehende Lähmung des rechten Arms, später linksseitige Hemiplegie 
mit Aphasie erlitt. — Fall III. 10jähriges Mädchen mit juveniler Tabes. Im Vorder- 
grund der Symptome stand die Atrophie der Nervi optici, die in weniger als !/, Jahr 
zu völliger Blindheit führte. Wernstedt (Malmö). 

Kolle, W.: Weitere Mitteilungen über Silbersalvarsan. (Georg-Speier-Haus, 
Frankfurt a. M.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 2, 8. 33-37. 1920. 

Nichts speziell Pädiatrisches. — Dem Silber und seinen Verbindungen wohnt 
eine spezifische Wirkung inne, die durch die Affinität des Arsenobenzolrestes an die 
Spirochäten verstärkt wird. — Nach experimentellen und klinischen Erfahrungen 
ist das Silbersalvarsan den übrigen Salvarsanpräparaten mindestens ebenbürtig, 
wahrscheinlich aber erheblich überlegen. Dollinger (Charlottenburg). 


Krankheiten der Luftwege. 

Czerny, Ad.: Über die Beziehungen der Krankheiten der Luftwege zur Schule. 
Med. Klinik Jg. 16, Nr. 2, S. 29—31, Nr. 3, 8. 55—567 u. Nr. 4, 8. 85—87. 1920. 

Im Schulalter überwiegen über die Krankheiten der Lunge die des Nasenrachen- 
raum, die Anfälligkeit ist abhängig von der Ernährung der ersten Lebensjahre und 
der Gelegenheit zu Infektionen. Diese werden durch die Ferien und Staubarmut der 
Schulräume ausgeschaltet, auch durch leises Sprechen der Kinder (Tröpfcheninfektion). 
Einfluß klimatischer Kuren dagegen nicht sicher. Objektive Zeichen der Anfälligkeit: 
gewucherte Rachenschleimhaut und Nackendrüsen. Die Rachenmandelwucherung 
ist eine Anomalie bei cerebralkranken Kindern — etwa wie Zahn- und Gaumenanoma- 
lien — oder Ausdruck einer Konstitutionsanomalie oder Folge häufiger Infekte. Als 
Erscheinung einer Konstitutionsanomalie ist sie durch eine in den ersten Lebensjahren 
geübte, Mästung und Wasserreichtum des Körpers verhütende Ernährung weitgehend 
zu vermeiden, die bereits hypertrophierten Mandeln sind durch Diät nur schwer zu 
beeinflussen. Folgen der Rachenmandelvergrößerung: Mundatmung mit Foctor ex ore, 
Appetitlosigkeit, belegter Zunge, vermehrtem Durstgefühl, das durch nervöse Einflüsse 
bis zu Diabetes insipidusartigem Trinken gesteigert sein kann, ferner Schwerhörigkeit mit 
Verminderung der geistigen Aufnahmefähigkeit (Verwechslung mit Schwachsinn!). — 





— 35 — 


Thoraxform in erster Linie ein Rassenmerkmal. Der flache gesenkte Thorax, der besonders 
beängstigend „wirkt‘‘, es aber nicht ist, ist abhängig von der aufrechten Körperhaltung, 
dem Alter und der Schwäche der Bauchmuskeln und des Zwerchfells, letztere ist Folge 
von Rachitis. Zu seiner Bekämpfung Kräftigung der Bauch- und Zwerchfellmuskeln, 
dagegen nicht Atemübungen, die bei Schulkindern als allgemeine Kräftigungs- 
maßnahme abgelehnt, sondern nur als therapeutische Maßnahme zugelassen 
werden. Engbrüstige Kinder sind nicht tuberkulosegefährdet, als solche gelten nur 
Kinder mit positiver Tuberkulinreaktion und solche aus tuberkulösem Milieu. Tuber- ` 
kuloseinfektion durch die Schule äußerst selten, wenn überhaupt vorkommend. 
— Die Schule kann zur Verhütung der Ausbreitung der Tuberkulose beitragen, indem 
sie bei der Aufnahme Kinder aus tuberkulösem Milieu feststellt und dann fortlaufend 
auf Tuberkulose untersuchen läßt. Latente Tuberkulose eine wichtige Ursache der 
Anfälligkeit der Kinder. Latente Lungen- und Bauchtuberkulose werden oft durch ein 
Trauma akut, wie es beim Schulturnen gegeben ist. Daher wenigstens teilweise Turn- 
befreiung latent tuberkulöser Kinder. Als geeignete Abhärtung gegen Anfälligkeit 
wird „Leben im Freien‘ und Gewöhnung an möglichst wenig Kleidung empfohlen. 
Asthmatische Kinder sind in der Schule durch die Gelegenheit zu Infektion und mehr 
durch psychische Konflikte, die sich aus dem Schulleben ergeben, gefährdet. Letzteren 
(Tadel, schlechte Zensur) ließe sich vorbeugen, wenn der Schularzt die Lehrer auf die 
asthmatischen Kinder aufmerksam machte. Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). 

Mink, P. J.: Die Pathologie und Therapie der Tonsillen im Lichte ihrer 
physiologischen Tätigkeit. Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 32, H. 3, S. 463—486. 1920. 

Die Gaumenmandeln sind Transsudationsdrüsen, die die Aufgabe haben, ihre hin- 
durchtretende Lymphe nicht in ein abführendes Lymphgefäß, sondern in den Pharynx 
zu ergießBen und dadurch die relativ trockene Inspirationsluft anzufeuchten. Die aus- 
treibende Kraft muß im Blutdruck gesehen werden. Die Vergrößerung der Mandeln 
kommt zustande nicht nur durch die Quantität, sondern auch durch die Qualität 
der ausgeschiedenen Lymphe. In der Angina erblickt der Verf. keine selbständige 
Erkrankung der Tonsille, sondern nur das Symptom einer Allgemeininfektion. Die 
Allgemeininfektion ist das Primäre und die Tonsillitis ist als eine auf hämatogenem 
Wege herbeigeführte sekundäre Entzündung zu betrachten. Die auf Grund dieser neuen 
physiologischen Ansichten aufgebaute Therapie stimmt mit der bisher gebräuchlichen 
vollkommen überein. Nur die Ausschälung der Gaumenmandeln yerwirft der Verf. 
vollkommen. “Hempel (Berlin). 

Leathart, Percival W.: Chronie infection of the faucial and post-nasal lymphoid 
tissue in children. (Chronische Infektion des Iymphatischen Gewebes im Nasen- 
Rachenraum bei Kindern.) Brit. med. journ. Nr. 3085, 8. 217—218. 1920. 

Verf. weist hin auf den Einfluß, den diese chronische Infektion auf die Entwick- 
lung der Kinder und auf die Disposition derselben zu Scharlach, Diphtherie, Masern, 
Tuberkulose, Influenza und Rheumatismus ausübt. Als Erreger der Infektion sind 
nicht spezifische Bakterien anzunehmen. In einem großen Teil der Fälle ist der Pneumo- 
kokkus als Ursache anzusprechen. (Zusammenhang mit der häufig beobachteten 
Komplikation der Pneumonie?) Die Erkrankung selbst ist stark infektiös, die Er- 
krankten müßten ebenso abgesondert werden, wie die an den anderen ansteckenden 
Kinderkrankheiten Leidenden. — Als Behandlung kommt in erster Linie die Ent- 
fernung des erkrankten Gewebes in Frage. Reiche. 

Courtade, A.: Le facies dit adenoidien est loin d’être pathognomonique. 
(Das „Rachenmandelgesicht‘“ ist durchaus nicht pathognomonisch für Wucherungen 
im Nasenrachenraum.) Med. scolaire Bd. 9, Nr. 1, S. 6—13. 1920. 

Verf. hat schon an andrer Stelle vorgeschlagen, die Bezeichnung „Facies ad&noidien‘“ 
durch „Facies d’obstruction‘“ zu ersetzen. Er warnt wiederum davor, bei der Unter- 
suchung von Schulkindern, etwa allein aus dem Gesichtsausdruck auf das Vorhanden- 
sein von Wucherungen im Nasenrachenraum zu schließen. Dieser Gesichtsausdruck 


3% 


— 36 — 


sei vielmehr außerdem einer ganzen Reihe von Krankheiten und Anomalien eigen, die 
als Charakteristikum eine mangelbafte Durchgängigkeit der Nasenwege gemeinsam 
haben. Solcher Affektionen unterscheidet er angeborene, die selten sind, und erwor- 
bene, die bei weitem häufiger sind. Zu ersteren rechnet er angeborenen Verschluß der 
Nasenlöcher, Verschluß der Choanen und große Enge der Nasenhöhlen, ferner im Pha- 
rynx angeborene Enge und Verschluß durch Membranen. Die erworbenen Leiden können 
zeitweilig oder dauernd sein: Impetigo-Krusten verlegen den Naseneingang; eine Luxa- 
“tion des vorderen unteren Teils der Nasenscheidewand kann ein Nasenloch verschließen; 
starke Verbiegungen der Nasenscheidewand haben oft den gleichen Effekt. Aber die 
Hindernisse brauchen durchaus nicht starr zu sein; schon ein starker Schnupfen mit 
dicker Schleimabsonderung genügt zum vorübergehenden Verschluß des Naseneingangs 
durch sogenannte „Lichter“ („chandelles“). Außerdem kommen noch Hypertrophien 
der Muscheln in Betracht, Lupus, Tuberkulose, Erbsyphilis; ferner Fremdkörper, die 
zuweilen schon Jahre lang lagern; (Beispiele werden angeführt). Wirkliche „Polypen“ 
der Nase dagegen sind im jugendlichen Alter angeblich äußerst selten. Um den Grad 
der Behinderung der Nasenatmung zu messen, hat Verf. ein kleines Instrument 
angegeben, das er „Pneumodographe“ nennt. Es besteht aus zwei dünnen Metall- 
oder Glas-Plättchen, die senkrecht zueinander stehen. Das horizontale wird quer vor 
die Nasenlöcher gelegt; das senkrechte liegt dann vor der Mundöffnung. Bei der At- 
mung läßt die Ausatmungsluft auf diesen kalten Metallstreifen nach einiger Zeit An- 
sammlungen von niedergeschlagenem Wasserdampf in Form von feuchten Flecken 
zurück, aus deren Stärke und Ausdehnung auf die Menge der vorübergestrichenen 
Luft geschlossen werden kann. Man findet dann nicht selten, daß der halbgeöffnete 
Mund gar nicht oder viel weniger, als es scheint, bei der Atmung gebraucht wird, eine 
Behinderung der Nasenatmung also nur vorgetäuscht ist. Borchardt (Charlottenburg). 


Boenninghaus: Über das Schiefwerden der Nase. Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. 
Bd. 32, H. 3, S. 400—404. 1920. 

Der Verf. resümiert seine Arbeit in folgenden Sätzen: 1. Die spontan oder trau- 
matisch entstandene Deviation des knorpeligen Nasenseptums kann im Kindesalter 
nicht nur zu einer Schiefheit der knorpeligen, sondern, durch die elastische Kraft des 
Knorpels, auch zu einer solchen des knöchernen Nasenrückens und des Gesichtes 
führen. — 2. Die rationelle Therapie besteht in einer submucösen Streifenresektion 
des knorpeligen Septums, welche, unter Vermeidung der Nachteile der ausgedehnten 
Resektion in diesem Lebensalter, die Weiterentwicklung der knorpeligen und knöchernen 
Schiefnase und des Schiefgesichtes zum mindesten aufhalten kann. Zweckmäßig ist 
hieran eine orthopädische Nachbehandlung anzuschließen. Hempel (Berlin). 


Rach, E.: Kompression des rechten Hauptbronchus durch eine Cyste; Erzeu- 
gung eines exspiratorischen Stridors. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, Nr. 1, 
S. 37—38. 1920. 

Seit Geburt zeitweise keuchende Atmung und Flankeneinziehung. Im Alter von 8 Mon. 
klinische Beobachtung. Im Vordergrund keuchender exspiratorischer Stridor wie bei 
Bronchialdrüsentuberkulose. Sekundäre Bronchopneumonie. Besserung und Rückgang der 
Pneumonie, dann Rezidiv und Tod. Ursache der Erscheinung war eine walnußgroße Cyste, 
die den rechten Hauptbronchus stark komprimierte. Auch Pulmonalarterie und Pulmonalvene 
waren verlagert. Angabe über den Befund der histologischen Untersuchung. Der exspira- 
torische Stridor ist also auch in diesem Falle auf die Bronchialstenose zurückzuführen. 

Aschenheim (Düsseldorf). 

Duken, J.: Beitrag zur klinischen und röntgenologischen Diagnostik der 
Bronchopneumonie im Kindesalter. (Univ.-Kinderklin., Jena.) Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 67, Nr. 3, S. 63—66. 1920. 

Verf. bespricht zunächst die wechselvolle Form der Erscheinungen, unter der 
sich klinisch die Bronchopneumonie im Kindesalter zu offenbaren pflegt, und legt 
sich dann die Frage vor, was die Röntgenuntersuchung diagnostisch bei der Pneumonie 
leistet. Seine Ergebnisse sind kurz folgende: 1. Sehr oft zeigt das Röntgenbild klei- 


u a, 


nere und größere disseminierte Schattenherde oder auch konfluierende Schatten, 
je nach der Art und Ausdehnung des Krankheitsprozesses. Man erreicht solche Bilder 
manchmal auch dann, wenn — auch bei Ausschluß der zentralen Pneumonie — weder 
perkutorisch noch auscultatorisch ein sicherer Befund zu erheben ist. Die Schatten- 
bilder als solche, ohne Beachtung des Sitzes des Krankheitsherdes lassen keinen sichern 
Schluß auf die anatomische Form der Pneumonie zu, sie können manchmal sogar 
nicht unterschieden werden von einem tuberkulösem Prozeß. 2. Es gibt physikalisch 
einwandfrei diagnostizierbare Bronchopneumonien, die röntgenologisch völlig negativ 
sich verhalten. 3. Ein bronchopneumonischer Bezirk kann, selbst bei ziemlich großer 
Ausdehnung sowohl der physikalischen als auch der röntgenologischen Untersuchung 
entgehen. Als Ursache für dieses Verhalten ist der wechselvolle pathologisch-ana- 
tomische Befund anzusprechen, der es mit sich bringt, daß gesunde und kranke Lungen- 
partien sich beim Strahlendurchgang in unübersehbarer Weise überdecken. Verf. 
weist schließlich noch auf die diagnostische Bedeutung der Röntgendurchleuchtung 
hin. Beginnende bronchopneumonische Infiltration ist sehr oft an dem Zurückbleiben 
des betreffenden Thoraxabschnittes sowie an seinen engen Intercostalräumen zu er- 
kennen, auch wenn Schattenbildung in den Lungen nicht zu sehen war. Ferner soll 
das Zwerchfell der pneumonisch erkrankten Seite im ganzen oder teilweise — besonders 
oft medial — bei der Atmung zurückbleiben. Heinrich Davidsohn. 


Herz- und Gefäßkrankheiten. 


Roderburg, Hans: Über intravenöse Strophanthintherapie. (Inn. Abt., St. Marien- 
hosp., Mühlheim-Ruhr.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 6, S. 152—155. 1920. 
Die intravenöse Strophanthintherapie, 0,5 mg pro dosi, in Abständen von min-' 
destens 24 Stunden meist von 2—3—5 Tagen, ist der innerlichen und intravenösen 
Digitalisbehandlung entschieden überlegen und bei der akuten, subacuten und chro- 
nischen Herzinsuffizienz bei Herzfehler, Myokarditis und Hypertonien angezeigt, 
am wirksamsten bei dem Typus der hepatischen Stauung. Ungeeignet ist sie bei Kreis- 
laufsschwäche im Gefolge akuter Infektionskrankheiten. Durch Strophantin allein 
nicht beeinflußbare gewisse Fälle von nicht renal bedingter Hydropsie sind nur durch 
Theobrominpräparate allein oder in Verbindung mit Strophanthin zu entwässern. Die 
Injektionen, die bei chroischen Zuständen häufig wiederholt werden (13 mal und mehr) 
sind unschädlich und gefahrlos, auch bei exzessiver Blutdrucksteigerung, z. B. den 
Endstadien der chronischen Nephritis. Ja, gerade die eine Nepbritis komplizierende, 
meist sehr schwere Herzschwäche ist durch Strophanthininjektionen noch am ehesten 
zu beeinflussen. Die Einspritzungen sollten bei ihrer Ungefährlichkeit und leichten 
Ausführbarkeit und dem großen Indikationsgebiet auch von praktischen Ärzten in 
umfangreichstem Maße angewendet werden. Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). 
Paetsch: Pericarditis exsudativa im Böntgenbilde. (Tuberkulosekrankenh. der 
Stadt Stettin in Hohenkrug.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 1, S. 16. 1920. 
Bei einem Falle von tuberkulöser Perikarditis mit geringem Flüssigkeitserguß 
konnte man bei der Röntgendurchleuchtung eine doppelte Herzkontur mit Pulsation 
beider Schatten deutlich sehen; auch auf der Platte ließ sich Herz- und Exsudatschatten 
gut voneinander unterscheiden. P. Jungmann (Berlin). 


Harn- und Geschlechtskrankheiten. 


Janzen, Erna: Nephrose und Hirntumor, differentialdiagnostische Schwierig- 
keiten. (Uniw.-Kinderklin., Gießen.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, d. 3. Folge 41. Bd., 
H. 1, S. 51—60. 1920. 

6jähriger Junge. Exitus nach 21/,jähriger schwerer genuiner Nephrose mit ver- 
schiedenen cerebralen Erscheinungen (Neuritis optica, kollapsartige Zustände, Er- 
brechen, Unruhe). Trotz Fehlens von Kopfschmerz, Krämpfen, Lähmungen, Liquor- 


— 38 — 


drucksteigerung ist Verf. lediglich wegen der beobachteten Schädeltympanie geneigt 
an eine Komplikation von seiten des Gehirns, vielleicht einen Tumor zu denken. 
Dollinger (Charlottenburg). 

_ Pototzky, Carl: Zur Behandlung der Enuresis nocturna (Campher-Therapie, 
Milieusuggestions-Methode u. a.). (Kais.-Aug.-Vict.-Haus z. Bekämpf. d. Säuglings- 
sterblichk. i. Dtsch. Reiche, Charlottenburg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 7, 
S. 180—181. 1920. 

Die Enuresis nocturna ist kein einheitliches Leiden, kann körperlich und psychisch 
bedingt sein. Sie will deshalb auch individuell behandelt sein. Galvanisation und 
Faradisation leisten oft genug keine Hilfe. Brüske Methoden sind überhaupt dabei 
zur Behandlung oft ungeeignet. Verpflanzung in ein anderes Milieu bringt oft eine 
erhöhte Aufnahmefähigkeit für suggestive Wirkungen mit sich. Oft empfiehlt sich eine 
systematische Übungsbehandlung. Die Patienten werden angewiesen, den Urin am 
Tage zurückzuhalten und die Pausen zwischen den einzelnen Entleerungen allmählich 
zu steigern. Das ist einfacher und natürlicher als die Übungstherapie nach künstlicher 
Füllung der Blase. Wo ein zu fester Nachtschlaf die Enuresis verschuldet, kann die 
Verordnung eines ausgedehnten Mittagsschlafes von Nutzen sein. Von Medikamenten 
verdient der Campher Anwendung (für ältere Kinder zweimal tägl. 0,1 Camphora 
monobromata mit 1,0 Calc. lactic. 14 Tage lang). Ibrahim (Jena).™ 

Sieben, Hubert: Die Störung der Blasenfunktion bei Myelodysplasie. Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 3, 8. 72—73. 1920. 

Heilung einer Enuresis auf organischer Grundlage, wie bei Myelodysplasie (= rudi- 
mentäre Form des Spina bifida, äußerlich meist erkennbar als narbenartig eingezogenes 
. Grübchen in der Sakral- oder Sacrococcygealgegend) wird kaum möglich sein. Des- 
halb wichtig auf das Vorhandensein eines derartigen Grübchens bei jedem Enuretiker 
zu achten. — Die Enuresis ist außer der nocturna bei der Myelodysplasie, wenn auch 
nicht absolut, so doch relativ auch eine diurna. Dollinger (Charlottenburg). 

Boas, Harald: Untersuchungen über Rectalgonorrhöe bei Frauen. (Frederiks- 
berg-Hospital, Abt. C.) Dermatol. Wochenschr. Bd. 70, Nr. 4, S. 56—60. 1920. 

Bei 88 weiblichen Personen mit Urogenitalgonorrhöe wurde im ganzen 14 mal 
Proctitis gonorrhoica gefunden. Unter diesen waren 77 Erwachsene mit 11, 11 kleine 
Mädchen mit 3 mikroskopisch und kulturell nachgewiesenen Rectalgonorrhöen. 
Besonders hervortretende subjektive oder objektive Symptome ergaben sich nicht. 
Im Gegensatz zu mehreren früheren Mitteilungen muß das Leiden als eine relativ 
gutartige Komplikation bezeichnet werden. Zur Behandlung haben sich heiße Ein- 
gießungen von Sol. Kal. hypermang., morgens und abends durch ein Doppelrohr vor- 
genommen, bewährt. Jede Gonorrhöekranke muß auf Gonokokken im Rectum unter- 
sucht werden. K. Hirsch (Berlin). 


Erkrankungen der Haut. 


Unna, P. G.: Pepsin zur äußerlichen Behandlung von epidermalen, cutanen und 
subeutanen Krankheitsprozessen. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 4, 8. 77—79. 1920. 

Von der Tatsache ausgehend, daß von den Geweben und Formelementen der äußeren 
Haut nur die Hüllen der Hornzellen, die Zellkerne und das elastische Gewebe unver- 
daulich sind, die übrigen Hautbestandteile dagegen von einem Pepsin-Salzsäuregemisch 
sehr leicht angegriffen werden, empfiehlt Unna letzteres überall da, wo es gilt, kolla- 
genes Bindegewebe, Zellprotoplasma und Horngebilde zur Erweichung oder selbst zum 
Schwinden zu bringen: z. B. bei alten Narben und Narbenkeloiden, bei Spontan- 
keloiden, Fibromen usw., bei allen pathologischen Anhäufungen von Ilymphoidem Ge- 
webe, hier auch verbunden mit Röntgenbestrahlung. Eine weitere Indikation des Ge- 
misches ist der. Transport von Medikamenten durch die porös gewordene Hornschicht. 
Es wird gefunden, daß eine große Anzahl von Substanzen, unter diesen Cocain- und 
Novocainchlorid, die Wirkung der Verdauungsflüssigkeit unbeeinflußt lassen, mit 


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Hilfe des Gemisches daher anstandslos durch die Hornschicht der Tiefe der Cutis und 
Subcutis zugeführt werden. Das Mittel wurde in folgender Dosierung angewandt: 
Pepsin 2,0, Acid. hydrochlor. 1,0, Acid. carbol. 1,0, Aqua dest. ad 200,0. 

Walter Lasch (Berlin). 

Buschke, A.: Über das Sklerödem und seine Beziehung zur Sklerodermie. 
(Dermatol. Abt. des Rudolf - Virchow - Krankenh., Berlin.) Dermatol. Wochenschr. 
Bd. 70, Nr. 2, 8. 17—31. 1920. 

An Hand einer eigenen Beobachtung (46jähriger Mann) und der bisher veröffent- 
lichten Fälle bei Erwachsenen und Kindern stellt sich das Sklerödem dar als eine 
Versteifung der tieferen Schichten der Cutis, der Tela subcutanea, wahrscheinlich 
auch von Fascie und Muskulatur, welche ziemlich akut meistens am Nacken beginnt, 
sich kontinuierlich auf das Gesicht, die Oberarme und mehr oder weniger weite Strecken 
des Rumpfes bis zum Abdomen fortsetzt. Die unteren Extremitäten werden seltener, 
im Kindesalter leichter befallen. Es schließt sich am häufigsten anscheinend an voran- 
gegangene influenzaähnliche Affektionen, auch an Scharlach und Parotitis an. Viel- 
leicht bilden auch diese fieberhaften Erkrankungen die Anfangssymptome des Krank- 
heitsbildes selbst. Symptomatologisch: absolute Schmerzlosigkeit, Beeinträchtigung 
der Beweglichkeit der unter der Haut gelegenen Gebilde. Haut meist blaß, sammet- 
artig, beim Eindrücken entsteht keine Delle, Falten lassen sich nicht erheben. Im übri- 
gen keine Organveränderungen, auch keine Lymphdrüsenschwellungen. Prognose 
günstig. Allmählich (nach Monaten und Jahren) gehen die Erscheinungen zurück. 
Histologisch ergibt sich ebenso wie klinisch, daß nur die tieferen Schichten der 
Haut verändert sind (Einlagerung eines homogenen Exsudates); keine Atrophie, 
keine Pigmentverschiebungen. Im Gegensatz zum Sklerödem sitzen bei der diffusen 
Sklerodermie die primären Veränderungen nicht nur in den tieferen Schichten, sondern 
auch die oberflächliche Hautpartie und die Epidermis sind krankhaft verändert. Es 
besteht wahrscheinlich eine gewisse, wenn auch entfernte Beziehung zu dem eigent- 
lichen Sklerödem der Säuglinge, wenn letzteres auch im Gegensatz zum Sklerödem 
den Erwachsenen eine ungünstige Prognose bietet. Ob es sich bei den bisher ver- 
öffentlichten Fällen von sog. Sklerodermie der Neugeborenen auch um eine 
dem Sklerödem analoge Erkrankung handelt, erscheint Verf. zwar nicht sicher, aber 
doch wahrscheinlich. Es fanden sich dort bei einzelnen Fällen allerdings auch ober- 
flächliche Entzündungserscheinungen der Haut; doch ist bei der viel stärkeren Emp- 
findlichkeit der Säuglingshaut für Ernährungsstörungen, die, trotzdem sie sich in 
der Tiefe abspielen, doch auch gelegentlich höhere Partien in Mitleidenschaft ziehen 
können, die Ähnlichkeit mit dem Sklerödem sehr groß, auch bezüglich des guten Ver- 
laufs und guten Allgemeinbefindens der Kinder. Therapie (Massage, Fibrolysininjek- 
tionen, Salicylpräparate, Bäder) anscheinend überflüssig, da ohne Erfolg. 

Calvary (Hamburg). 

Variot et Cailliau: Peau sénile congénitale chez un enfant de deux ans. Agénósie 
des réseaux élastiques du derme. (Angeborene Greisenhaut bei einem Kind von 
2 Jahren. Aphasie des elastischen Gewebes der Cutis.) Arch. de med. des enfants 
Bd. 23, Nr. 2, S. 106—111. 1920. Ä 

Mädchen von 25 Monat zeigt Faltung der Haut des ganzen Körpers, Gesichts, Extremi- 
täten, wie bei Greisen. Teilweise hängen schlaffe Hautfalten herab. Eltern gesund. Innere 
Organe gesund. Das Kind bleibt in der Entwicklung zurück. Histologisch findet sich bei sonst 
normaler Haut ein rudimentäres Netz von elastischen Fasern, teilweise nur punktförmige 
Bildungen in den oberen Schichten der Cutis — ein Fehlen des Netzes in den tieferen Schichten 
mit Ausnahme der Elastica interna der Arterien, die normal ausgebildet ist. C. A. Hoffmann. 

Adamson, H. G.: Three cases of lichen planus in children. (Drei Fälle von 
Lichen planus bei Kindern.) Brit. journ. of dermatol. a. syph. Bd. 32, Nr. 1, 
S. 1—3. 1920. 

Verf. erklärt, in der Literatur nur 4 Fälle von Lichen ruber planus bei kleinen 
Kindern gefunden zu haben. Er selbst sah bei einem 3!/, Jahre alten Mädchen 


EEN 40. e 


Gruppen von Lichen-planus-Knötchen am rechten Vorderarm und Fingern, die an- 
geblich schon wenige Monate nach der Geburt entstanden sein sollten. Ferner fand er 
bei einem 8jährigen Knaben einen Lichen planus, der strichförmig vom Gesäß bis 
zur Ferse nach Art eines Naevus linearis verlief, und endlich bei einem 2jährigen 
Kindchen einen akut einsetzenden, verstreut am Körper auftretenden Lichen planus. 
Sämtliche Fälle heilten unter Pigmentation ab. Die Anschauung, daß Lich. pl. ner- 
vösen Ursprungs sei, mit Überarbeitung usw. in Beziehung stehe, wird für solche Fälle 
bei Kindern nicht ohne weiteres Geltung haben können. Brauns (Dessau.) 

Raseh, C.: Pityriasis rubra pilaris bei einem 6 jähr. Knaben. Hospitalstidende 
Jg. 63, Nr. 2, S. 12. 1920. (Dänisch.) 

Bei einem 6 jährigen Knaben besteht seit 1!/, Jahren ein für die in Frage stehende Krankheit 
typischer Ausschlag auf den Streckseiten der Kniegelenke und Verdickung der Haut der Innen- 
seite der Hände und Füße. Nach Einreibung mit Vaselin verschwinden die Symptome voll- 
ständig, kehren aber wieder nach Weglassen des Vaselins. Bei Behandlung mit stärkeren Mitteln 
verschlinmert sich die Krankheit. Es besteht keine ähnliche Hautkrankheit in der Familie. 
Weder bei diesem noch bei einem früher von Verf. beobachteten Fall bestand irgendein 
Zeichen von Tuberkulose. Pirquet war negativ. Wernstedt (Malmö). 


Erkrankungen des Nervensystems. 


Spatz, Hugo: Über eine besondere Reaktionsweise des unreifen Zentralnerven- 
gowebes. (Dtsch. Forschungsanst. f. Psychiatr., München.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. 
u. Psychiatr. Bd. 53, H. 5, S. 363—394. 1920. 

Das Zentralnervensystem neugeborener Tiere reagiert auf traumatische Einflüsse 
anders als das reifer Tiere. Einzeltatsachen hierüber waren durch gelegentliche Unter- 
suchungen von Gudden, Nissl, Bickeles, v. Wagner, O. Ranke und besonders 
Eichhorst und Naunyn schon bekannt, aber wenig beachtet. Verf. berichtet über 
systematische Rückenmarksdurchschneidungen bei 15 neugeborenen Kaninchen, die 
verschieden lange Zeit (2—80 Tage) nach dem Eingriff getötet worden waren. Wäh- 
rend beim erwachsenen Tier die zugrunde gehende Gewebspartie vernarbt, organisiert 
wird, wird sie beim Neugeborenen verflüssigt. Die Trümmerzone samt den in ihr 
enthaltenen anfänglich zur Wucherung neigenden Bindegewebsbestandteilen wird 
schon im Verlauf von 8 Tagen abgeschmolzen. An ihrer Stelle entsteht ein mit Flüssig- 
keit gefüllter Hohlraum. In der auf die Trümmerzone folgenden Zone (Lückenzone) 
gehen die Abbauvorgänge der zerfallenden nervösen Elemente ebenfalls sehr rasch 
vor sich. Im Gegensatz zum Erwachsenen folgen keine bleibenden reaktiven Verände- 
rungen des Stützgewebes im Sinne der bindegewebigen und gliösen Narbenbildung, 
sondern das Stützgewebe bleibt einfach auf seinem spät embryonalen zellreichen 
Zustand stehen, d. h. da die Myelinisation ausbleibt, kommt es nicht zum Auseinander- 
weichen der Elemente, wie bei der ungestörten postuterinen Entwicklung. Gegen die 
abgeschmolzene Trümmerschicht setzt sich das erhaltenbleibende Gewebe ganz unver- 
mittelt mit scharfem Rand ab. Dadurch, daß die erhaltenbleibenden Teile mit Vorliebe 
Randpartien sind, entsteht meist das Bild des ‚Porus‘‘, umgeben von „Säumen““. 
Wie beim Erwachsenen entstehen auch in größerer Entfernung von der Durchschnei- 
dungsstelle umschriebene Erweichungsherde mit Ausgang in Höhlenbildung. Zur Er- 
klärung der prinzipiell verschiedenen Reaktionsweise des unreifen und des reifen 
nervösen Gewebes ist daran zu denken, daß im ersteren Fall die „lebendige“ proto- 
plasmatische, im zweiten die ‚„tote‘‘ paraplasmatische Substanz überwiegt. Die Masse 
der lipoiden Substanzen beim Erwachsenen kann nur unter Zuhilfenahme lebender 
Elemente des Mesoderms und dann nur in einem langsam verwickelten Prozeß abgebaut 
und abgeräumt werden. Die Porencephalie verdankt ihre Entstehung wahrschein- 
lich dieser besonderen Reaktionsweise des unreifen zentralen Nervengewebes. Die- 
selben Initialläsionen (Trauma, Hämorrhagie, Embolie, Thrombose), die beim Er- 
wachsenen zum Endzustand der gliösen und bindegewebigen Narbe führen, gehen beim 
unreifen Organ in Bildung eines Porus aus. Höhlen, die noch am reifen Organ sich 


= dr — 


bilden, sind histopathologisch von der vor der Markreifung entstandenen Höhlen- 
bildung zu trennen. Auch am menschlichen Rückenmark können analoge Höhlen- 
bildungen vorkommen als Endzustand eines Destruktionsprozesses in der Entwicklungs- 
zeit. Für solche Fälle, die gewöhnlich unter die Syringomyelie oder Hydromyelie 
subsummiert werden, schlägt Verf. den Namen Poromyelie vor. Ob es von der 
Poromyelie nicht auch eine Brücke gibt zur echten „gliösen“‘ Syringomyelie, muß noch 
dahingestellt bleiben. Ibrahim (Jena). 

Groebbels, Fr.: Über Encephalitis lethargiea. (Krankenh. München r. d. I.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 5, S. 131—133. 1920. 

Beschreibung von 5 Fällen der seltenen Erkrankung. 2 davon betreffen jugendliche 
Individuen von 13 und 18 Jahren, deren Krankheitsverlauf jedoch gegenüber dem bei 
Erwachsenen bekannten keine Besonderheiten bietet. Die Grippe ist nicht als Ursache 
anzusehen. Therapeutisch hat sich nichts als brauchbar erwiesen. 

Günther Lewy (Berlin ). 

Sehneider, Erich: Torsionsspasmus, ein Symptomenkomplex der mit Leber- 
eirrhose verbundenen progressiven Lentikulardegeneration (in besonderer Berück- 
sichtigung des Leberbefundes). (Pathol. Inst., Univ. Breslau.) Zeitschr. f. d. ges. 
Neurol. u. Psychiatr. Orig., Bd. 53, H. 3/4, S. 289—311. 1920. 

l4jähriger Knabe. Für Lues keine Anhaltspunkte. WaR. negativ. Mit 131/3 Jahren 
Laufstörungen, die sich schnell verschlimmerten. Alle Reflexe: o. B. Die anfalls- 
artige Spannung der Muskulatur befiel manchmal nur einzelne Partien, meist aber 
den ganzen Körper, ausgenommen den linken Arm. (Genaue Krankengeschichte 
bei Thomalla, Ort ?) — Leber: Eigenartige Cirrhoseform: das Lebergewebe ist durch 
vermehrte Bindegewebszüge in größere und kleinere Felder geteilt. Das Bindegewebe 
macht einen ungeordneten Eindruck. Der Prozeß scheint abgeschlossen zu sein, da 
Zeichen frischer Entzündung fehlen. — Die Gehirnuntersuchung ergab Lentikular- 
degeneration. — Es handelt sich also um eine Systemerkrankung, bei der neben dem 
Linsenkern immer auch die Leber befallen ist. Bisher sind drei Gruppen zu unter- 
scheiden (Typ Lewandowsky, Westphal-Strümpell- Wilson und Ziehen- 
Oppenheim). — Ätiologie unbekannt; eine kongenitale Störung scheint nicht vor- 
zuliegen. Dollinger (Charlottenburg). 

Rosenow, Georg: Heilung. der Pneumokokkenmeningitis durch Optochin. 
(Med. Klin. der Univ. Königsberg si. Pr.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 1, 
8. 9—10. 1920. 

32jährige Frau. 2 x 0,03 Optochin hydrochl. in 15 ccm sterilen Wassers intra- 
lumbal nach Ablassen von 20—30 ccm Liquors. Völlige Sterilisierung des Liquors 
und dauernde Heilung. Der stark eitrige Liquor hatte massenhaft typische, kulturell 
identifizierte Pneumokokken enthalten. Dollinger (Charlottenburg). 

Roth, W.: Zur Genese und Ätiologie der Pachymeningitis haemorrhagica interna. 
(Pathol. Inst., !städt. Krankenh. Wiesbaden.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 8, 
8. 175—178. 1920. 

An Hand von 11 Fällen untersucht Verf., ob der P. h. i. eine eigentliche Entzündung 
mit Blutung im Gefolge, oder aber eine primäre traumatische Blutung zugrunde liegt, 
der sich erst die P. h. i. anschließt; in ersterem Fall ferner, wie die Genese und Ätiologie 
derselben ist, und kommt zu dem Schluß, daß „die Infektion die Hauptsache“ ist. 

Den Kinderarzt interessiert Fall 4, ein 9monatiger Säugling, mit Otitis media 
Obwohl weder in den Duraauflagerungen Bacillen, geschweige denn dieselben wie im Ohreiter 
nachgewiesen werden konnten, noch eine sichtbare Verbindung zwischen beiden Prozessen be- 
stand, hält Verf. an einem Zusammenhang derselben fest. Tatsächlich ist die P. h. i. hier das 


Überbleibsel einer alten, echt traumatischen Blutung, die wohl sub partu entstanden war 
(Frühgeburt, schwere oder Zangengeburt ?). Dollinger (Charlottenburg). 


Spence, J. C.: Polio-encephalitis affecting the mid-brain. (Polio-encephalitis 
des Mittelhirns.) Lancet Bd. 198, Nr. 5, S. 256—257. 1920. 
10jähriges Mädchen, bisher gesund, erkrankte plötzlich mit Lähmung des 


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rechten Arms, der im Verlaufe einer Woche die des rechten Beines, linken Beines, linken Armes 
nacheinander folgte. Das Gesicht war nach rechts verzogen. Sensorium frei, kein Erbrechen. 
Die Sprache wurde undeutlich. Nach einem Monat allmähliche Besserung, so daß 3 Monate 
später nur noch eine spastische Lähmung des rechten Armes und Beines bestand; linkerseits 
nur Ataxie. Augen und Cerebrospinalflüssigkeit ohne Befund. Wassermann negativ. Im wei- 
teren Verlaufe gingen die Lähmungserscheinungen weiter zurück, während sich allerdings 
Symptome von seiten der Augen (Pupillendifferenz, Nystagmus) zugesellten. 
Calvary (Hamburg). 


Henneberg, R.: Rückenmarksbefunde bei Spina bifida (Diastematomyelie, 
kongenitale Syringomyelie). Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 47, H. 1, 
S. 1—33. 1920. 

Die Spina bifida, auch synonym mit Rachischisis, stellt eine Hemmungsmiß- 
bildung im Bereich des Lumbosakralmarkes dar, die auf eine Störung in sehr früher 
Embryonalzeit zurückzugehen scheint und der Ausdruck einer uns noch unbekannten 
Keimschädigung ist. Sie ist keine isolierte, auf das Rückenmark begrenzte Mißbildung. 
An 3 beobachteten und pathologisch-anatomisch genau untersuchten Fällen fand sich: 
Fall 1: angeborene Mißbildung im ganzen Rückenmark; Leisten- und Lückenschädel. 
Fall 3: Hydrocephalus. Fall 2: Hypoplasie des Kleinhirns, besonders des Wurms, 
abnorme Verlängerung des Kleinhirns nach hinten, Verschmälerung und Verlängerung 
der Medulla oblongata, Knickung des Rückenmarks im oberen Cervicalmark, im letz- 
ten Fall familiäres Auftreten der Spina bifida. Einzelheiten sind im Original nach- 
zulesen. E. Liefmann (Freiburg i. Br.). 


Vaglio, R.: Contributo statistico-elinico allo studio della spina bifida. (Sta- 
tistisch-klinischer Beitrag zum Studium der Spina bifida.) (Istit. Clin. Pediatr. R. 
Univ. Napoli.) Pediatria Jg. 28, Nr. 1, S. 33—42. 1920. 

Zusammenstellung von 23 Fällen von Meningocelen. Die meisten, 12, betrafen 
die Lumbosakralgegend, die Größe schwankte zwischen einer Nuß und einem Apfel, 
nur einer war kindskopfgroß. In 8 Fällen war die Haut intakt. Bei 3 Fällen lag Lues 
vor, bei 6 Luesverdacht; nur einmal wurde Spina bifida in der Aszendenz und der 
Verwandtschaft festgestellt. 7mal lag Hydrocephalus vor, 6mal Klumpfüße, 
4 mal schlaffe und einmal spastische Lähmung der Beine; einmal Gaumenspalt und 
einmal Mißbildung des Afters und des Genitale, einmal multiple Angiome der behaarten 
Haut. Das weibliche Geschlecht überwog (13). Der chirurgische Eingriff bei den 
geeigneten Fällen wird befürwortet. Huldschinsky (Charlottenburg). 


Koennecke, Walter: Friedreichsche Ataxie und Taubstummheit. (Med. Abt., 
Herzogl. Krankenh., Braunschweig.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr. Orig., 
Bd. 53, H. 3/4, S. 161—165. 1920. 

Bericht über Bruder und Schwester mit dem Befund von Taubstummheit und 
Friedreichscher Ataxie. Völlig normaler Trommelfellbefund. Prüfung auf kalo- 
rischen und Drehnystagmus positiv. Vestibularapparat demnach intakt. Der Sitz 
der Hörstörungen kann nur das innere Ohr oder der nervöse Apparat sein. Frey und 
Hammerschlag haben bei kongenitaler Taubheit durchgehends eine bedeutende 
Abschwächung des Patellarreflexes gefunden. Verf. vermutet enge anatomische Be- 
ziehungen zwischen den Akustikusbahnen und den bei der Friedreichschen Ataxie 
beteiligten Bahnen (Hinterstränge, Clarkesche Säulen, Pyramidenseiten- und Klein- 
hirnseitenstränge). Bei vorzugsweiser Erkrankung des einen Systems auf degenerativer 
Grundlage könnte deshalb das andere System eine leichte Schädigung erfahren (Ab- 
schwächung der Patellarreflexe), bei größerem Umfang der degenerativen Prozesse 
kämen Symptomenbilder zustande, wie sie das Geschwisterpaar darbot. Ibrahim (Jena). 

Milio, Giulio: Considerazioni su nove casi di distrofia muscolare progressiva. 
(Studien an neun Fällen von Dystrophia musc. progressiva.) (Isti. di clin. pediatr., 
univ. Palermo.) Pediatria Bd. 28, Nr. 3, S. 118—134. 1920. 

Die Dystrophien muskulärer Lokalisation lassen sich in spinale Formen, neuro- 
tische (Hoffmann) und myopathische Typen einteilen. Die letztgenannten gehen 


entweder mit Pseudohypertrophie einher, oder sie repräsentieren den Typus Leyden- 
Moebius, oder die Erbsche Art (juvenile Form mit scapulo-humeraler Lokalisation), 
die Landouzy - Dejerinesche Form (facio-scapulo-humeral), die Zimmerlinsche 
Form (die Mitte zwischen den genannten einhaltend). Von den 9 ausführlich mit- 
geteilten Fällen gehören 3 sicher der Duchenneschen Pseudohypertrophie zu, 3 Fälle 
dem Landouzyschen Typus, 2 halten die Mitte zwischen beiden Formen, 1 Fall 
repräsentiert den Erbschen Typus. In einem Fall ließ sich die neurotische Natur 
(Hoffmann) durch genauere Analyse der Anamnese und Klinik ausschließen. 
Neurath (Wien). 

Fiore, Gennaro e Guido Guidi: Contributo allo studio clinico ed anatomopatologieo 
delle atrofie muscolari della prima infanzia. (Beitrag zur Klinik und pathologischen 
Anatomie der Muskelatrophien der ersten Kindheit.) (Clin. pediatr., istit. di studi 
superiori, Firenze.) Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H. 1, S. 1—35. 1920. 

Das große Gebiet der Muskelatrophie im Kindesalter gliedert sich nach den Er- 
gebnissen der Literatur in die Formen der myelopathischen, der neuropathischen 
und der myopathischen Dystrophien mit den verschiedenen den genannten Formen 
zuzurechnenden differenten Typen. Es wird die Beobachtung einer Familie ausführ- 
lich mitgeteilt, in der sich 4 Fälle von Muskelatrophie fanden, 2 Fälle konnten klinisch 
verfolgt werden, von einem dritten Fall konnte auch das anatomische Substrat unter- 
sucht werden. Alle Fälle gehörten zur Muskelatrophie mit frühzeitigem Beginn und 
rapider Entwicklung. Der anatomisch-histologisch untersuchte Fall erinnerte an den 
Typus Werdnig-Hoffmann, zeigte die charakteristischen Veränderungen der Vorder- 
horn-Ganglienzellen, daneben auch die Züge einer Agenesie oder Hypogenesie der 
Wurzelzellen, in den Musken regressive Erscheinungen degenerativen Charakters 
(idiopathische Muskelatrophie mit begleitender Hypogenesie der Vorderhornzellen). 

Neurath (Wien). 

Mendel, Kurt: Familiäre peripherische Radialislähmung. Neurol. Zentralbl. 
Jg. 39, Nr. 2, S. 58—59. 1920. 

14 Jahre alter Lehrling. Eigene Anamnese o. B. Wassermann negativ. Plötzliche typische 
Lähmung der rechten Hand. Partielle Entartungsreaktion des Radialis. Heilung unter elek- 
trischer Behandlung. Vater des Pat. vor 20 Jahren links an derselben Störung erkrankt. Ein 
Bruder des Pat. nach schwerem Tragen an Radialisparese gelitten. 

Ursache der Lähmung bei Vater und Sohn möglicherweise Druck des Nerven 
durch Schlafen mit auf der Tischplatte aufgestütztem Ellbogen. Angeborene ererbte 
Vulnerabilität des Nerven ist anzunehmen, nicht eine ererbte anatomische Besonderheit. 

E. Liefmann (Freiburg i. B.). 

Coekayne, E. A.: Baynaud’s disease and necrosis of nasal bones. (Ray- 
naudsche Krankheit und Nekrose der Nasenknochen.) Lancet Bd. 198, Nr. 5, 
S. 256. 1920. 

Knabe, 1 Jahr 2 Monate alt, war die ersten 3 Wochen normal, dann zeigte 
sich eine bläuliche Stelle auf der linken Hand. Seit der zehnten Woche besteht grünlich- 
gelber Ausfluß aus der Nase. Später trat noch eine bläuliche, sich kalt anfühlende 
Stelle mit nekrotischem Zentrum mitten auf der Wange hinzu und eine rötliche Schwel- 
lung vor dem rechten Ohr. Die Finger waren dünn, die Hände blau und kalt, die Haut 
über den Fingerspitzen hatte sehr trockenes, verdicktes Epithel; Nägel deformiert; 
auch die Zehen blau und kalt, sonst normal. Der Nasenrücken war stark ein- 
gesunken. Trotzdem der Wassermann bei Mutter und Kind zweimal negativ ausfiel, 
wurde eine antisyphilitische Behandlung versucht, allerdings ohne Erfolg. 

Calvary (Hamburg). 

Laubi, ©.: Über thymogene Störungen im Gebiete der Oto-Laryngologie. 
Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 32, H. 3, S. 423—437. 1920. 

_ Der Ausbruch einer Thymose = Psychoneurose (Thymos = Leidenschaft) wird bei 
bestehender psychoneurotischer Konstitution besonders dann hervorgerufen, wenn der 
normale Ablauf eines Affekts behindert wird. Oft handelt es sich dabei um den lebens- 


— u — 


bewahrenden Angstaffekt. Von Affektstörung befallene Kinder, z. B. Stotterer, können 
oft nur durch Entfernung aus ihrer unvernünftigen Umgebung geheilt, bzw. vor Affekt- 
störungen überhaupt bewahrt werden. Beim Schuleintritt ist es wichtig, daß sie zu 
einem verständnisvollen Lehrer kommen. Die in verschiedenen Städten abgehaltenen 
Stotterkurse haben für die Bekämpfung dieser Neurose wenig Wert. Nur durch Ein- 
richtung von Stottererklassen kann ein Erfolg erzielt werden, da das in den kurz- 
dauernden Kursen Erreichte durch die Einwirkung unvernünftiger Eltern und Lehrer 
wieder kompensiert wird. Rasor (Heidelberg). 


@ Pototzky, C.: Das nervöse Kind. Briefe eines Arztes. Mit einem Geleitwort 
von Langstein. Berlin: August Scherl G.m b. H. 1920. 1348. M.7.—. 

Ein Büchlein, das warm empfohlen werden kann. Der junge Arzt kann daraus 
viel lernen, besonders auch über die Art, wie man mit den Eltern nervöser Kinder in 
Beziehung tritt, um seinen Einfluß zur Geltung zu bringen. Manchen Eltern nervöser 
Kinder wird das Büchlein auch unmittelbar guten Rat an die Hand geben. Doch muß 
bekanntlich jeder Fall so individuell angefaßt werden, daß es immer Sache des Arztes 
bleiben wird, das Richtige zu treffen. Eltern und Erziehern wird es aber die Be- 
deutung erziehlicher Fehler und Einflüsse auf den’ Gesundheitsstand nervöser Kinder 
in ansprechender und überzeugender Weise klarmachen. Ibrahim (Jena). 


Monrad: Hysterie im Kindesalter. Ugeskrift f. Laeger Jg. 82, Nr. 1, 8. 4—16 
u. Nr. 2, 8. 31—99. 1920. (Dänisch.) | 

Verf. gibt, gestützt auf persönliche Erfahrungen, über etwa 200 während der 
letzten 10 Jahren beobachtete Fälle von Hysterie im Kindesalter eine von vielen 
interessanten Krankengeschichten unterstützte Schilderung der verschiedenen Formen 
der Krankheit, deren Prognose und Behandlung. Er hat den Eindruck, daß die kind- 
liche Hysterie im Lauf der letzten Jahre an Häufigkeit zugenommen hat und ist geneigt, 
die Ursache hierzu in die immer mehr zunehmende Neigung zu dem Einzel-Kinder- 
system zu verlegen. Von den beobachteten Kindern waren 26 nur 4—7 Jahre alt, 
14 hatten das Alter von 4 Jahren noch nicht erreicht. Kinder unter 5 Jahre zeigten 
keine besondere Geschlechtsprädisposition. Unter den älteren Kindern kamen auf 
einen Fall bei Knaben zwei Fälle bei Mädchen. Wernstedt (Malmö). 


Pacchioni, Dante: Sulla patogenesi della corea del Sydenham. (Über die Pa- 
thogenese der Sydenhamschen Chorea.) (Clin. pediatr., univ. Genova.) Riv di 
clin. pediatr. Bd. 18, H. 1, S. 36—56. 1920. 

Nach kritischer Würdigung der vielfachen Theorien über die Pathogenese der 
Chorea läßt sich dieselbe als Erkrankung des Nervensystems, charakterisiert durch 
multiple, kleine entzündliche reparaturfähige, Läsionen von leichtem Grade, in den 
verschiedenen Regionen des Zentralnervensystems bezeichnen. Die typischen Symptome 
werden in erster Linie zur Erscheinung kommen bei Individuen, die ein herabgesetztes 
Hemmungsvermögen und eine gesteigerte Reizbarkeit ihrer motorischen Kortikal- 
zellen haben. Dadurch erklärt sich die Bevorzugung des weiblichen Geschlechtes 
und besonders der Altersstufe von 6—15 Jahren. Neurath (Wien). 


Braune: Das Trional in der Behandlung der Epilepsie und anderer Nerven- 
krankheiten. Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, Nr. 3, S. 71—76. 1920. 

Trional wurde in Dosen von 2 x 0,5 g bei Epileptikern gegeben. Setzt die Schwere 
der Krämpfe herab, verkürzt die postepileptischen Dämmerzustände, beruhigt und 
verbessert den allgemeinen Geisteszustand. Empfehlenswert 0,5 g Trional abends in 
Verbindung mit 2,5 g Bromsalzen morgens. Vergiftungen möglich bei geschwächten, 
kachektischen Patienten, sonst in mäßigen Dosen längere Zeit ohne Nachteil zu geben. 
Günstige Erfolge auch bei anderen, eine erhöhte Reizbarkeit des Gehirns oder der 
Nerven verursachenden Krankheiten, z. B. Chorea, möglicherweise auch Eklampsie. 

E. Inefmann (Freiburgi. B.). 


— 4 — 


Erkranku des 

Hessberg, Richard: r Augentuberkulose. (Augenklin. städt. Krankenanst. 
Essen.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 1, S. 11—15. 1920. 

Klinischer Vortrag über die Erscheinungsformen der Tuberkulose an den ein- 
zelnen Teilen und Geweben des Auges. Erwähnt sei nur, daß auch Hessberg die 
Verschlimmerung des klinischen Bildes der Phlyktänen gegen früher auffiel. 

Dollinger (Charlottenburg). 

Wolff, L. K.: On the character and the treatment of scrofulous inflammations 
of the eye. (Über das Wesen und die Behandlung skrofulöser Augenentzündungen.) 
Brit. journ. of ophthalmol. Bd. 4, Nr. 2, S. 53—64. 1920. 

Die phlyktänulöse Conjunctivitis ist als ein Überempfindlichkeitsvorgang bei 
tuberkulös infizierten Individuen aufzufassen. Dabei muß ein tuberkulöser Herd im 
Auge selber gesessen haben, wenn auch ohne Erscheinungen zu machen. Behandlung 
durch Röntgenbestrahlungen (2—10 mal) gab gute Resultate. 

Huldschinsky (Charlottenburg). 
Erkrankungen der n 


Peltesohn, Siegfried: Beiträge zur Kenntnis der angeborenen Fußverbildungen. 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 5, S. 111—113. 1920. 

Bei allen Formen von angeborenen Fußdeformitäten, besonders beim angeborenen 
Klumpfuß, kommt schr häufig Spina bifida occulta vor. Ob ein ursächlicher Zusammen- 
hang oder ein bloßes Nebeneinander vorliegt, ist noch ungeklärt. Bei einem 40jäh- 
rigen, geistig etwas zurückgebliebenen Mann mit beiderseitigem Metatarsus varus 
congenitus, bei einem 20jährigen Fahrer mit Metatarsus abductus und angeborener 
Varität der Zehen, sowie bei weiteren 6 im Felde behandelten Fällen von Fußdeformi- 
täten wurden ausnahmslos okkulte Wirbelspalten gefunden. Künne (Steglitz). 

Veilchenblau, Ludwig: Zur Behandlung des angeborenen Klumpfußes. Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 7, S. 182—183. 1920. 

Zur Ausschaltung der Fehlerquellen der Heftpflasterverbände und der leicht 
eine Atrophie verursachenden Gipsverbände werden folgende Verbände als Ersatz für 
Schienenverbände empfohlen. Ein gut an den Unterschenkel anmodellierter Gipsring 
und ein zweiter um den Fuß werden durch einen über Schusterspan angelegten Gips- 
bügel verbunden, der von der Innenseite des proximalen Teils nach der Außenseite 
‘ des distalen führt. Ein schwächerer kann die beiden anderen Seiten übers Kreuz 
verbinden. Hat man einen Klempner zur Hilfe, kann man sich selbst eine ähnliche 
Schiene verfertigen. Stettiner (Berlin). 

Hurler, Gertrud: Über einen Typ multipler Abartungen, vorwiegend am 
Skelettsystem. (Univ.-Kinderklin., München.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig., Bd. 24, 
H. 5/6, S. 220—234. 1920. 

Ausführliche Beschreibung zweier Kinder von 41/, bzw. 2 Jahren, die, aus sonst 
gesunden Familien stammend und scheinbar normal geboren, etwa vom 3. Lebensmonat 
an eigentümliche „Abartungen“ zeigen. Besonders hervorstechend sind die Störungen 
am Skelett: Der Schädelumfang übersteigt um etwa 2,5 cm den normalen Mittel- 
wert.‘ Bei Kind I ist der Hirnschädel von den Seiten nach der Mitte zu „kammartig“ 
gestaut; bei Kind II ist er mehr nach vorn gestaut, so daß das Vorderhaupt bei stark 
vorgewölbtem Stirnbein wie abgeschnürt aussieht. Die Nähte stellen sich entweder 
als etwas erhabene und höckrige Knochenleisten oder als höckrig begrenzte, etwas 
eingesunkene Rinnen dar. Die große Fontanelle ist „kraterförmig“ in starke un- 
regelmäßig-höckrige Knochenmassen eingelagert. Am Hinterhaupt von Kind I 
ist der Knochen durch „Hügel und Buchten förmlich zerklüftet“‘. Der Nasenrücken 
ist stark zurückweichend und flach und breit. 

Das Brustbein ist bei Kind I muldenförmig eingesunken, bei Kind II etwas vorgewölbt. 


Die Schlüsselbeine sind sehr derb und stark geschwungen. Starke Kyphose, 
bei Kind I spitzwinklig, gibbusähnlich, bei Kind II mehr abgerundet. Hände „tatzenartig‘“, 


sw ae 


breit, pump. Die Endglieder sämtlicher Finger, ausschließlich der Daumen, steben in 
fixierter Beugestellung zu den Mittelgliedern. Die unteren Gelenkenden an den Unter- 
armen und Unterschenkeln erscheinen etwas verdickt; das Röntgenbild zeigt aber, daß die 
Knochenverhältnisse fast regelrecht sind. — Außer diesen Skelettveränderungen sind noch 
auffallend: Weite Lidspalten, trüber Blick; gleichmäßige leichte Trübung der Horn- 
haut. Starke Lanugo-Bildung ; starke Augenbrauen; bei Kind I Anflug von Schnurr- 
bart. Die Haut läßt sich am Rumpf in großen Falten abheben. Ba uch stark vorgewölbt; 
Bauchdecken sehr fett; bei Kind I Nabelbruch, bei Kind II Nabelbruch und Leistenbruch. 
Brusteingeweide, Lymphdrüsenapparat, Reflexe o. B. Schilddrüse bei Kind I „nicht 
genau zu tasten“, bei Kind II „nicht vergrößert“. Kind I ist durch akute Mittelohreiterung fast 
völlig taub; Kind II hört gut. Wassermann negativ. Tuberkulose ausgeschlossen. 
Psychischsind beide Kinder gegen ihr Alter stark zurückgeblieben: Sie haben nur geringen 
Bewegungstrieb, sprechen gar nicht (Kind I) oder nur unverständliche Worte (Kind II). Doch 
werden Aufforderungen durch Gesten verstanden und befolgt, auch Vorgänge in der Um- 
gebung anscheinend verständnisvoll betrachtet. Beide Kinder sind noch unrein. 


Als Ursache der Veränderungen wird Rachitis ausgeschlossen, da keine 
Verkrümmungen an den langen Röhrenknochen, kein Rosenkranz, kein Schwitzen zu 
beobachten ist, ferner das Röntgenbild keine Epiphysenauftreibungen zeigt, und endlich 
die Kyphose schon frühzeitig, bevor die Kinder noch sitzen konnten, zutage getreten 
und bei Kind I sogar spitzwinklig ist. Immerhin kann Rachitis als Begleiterscheinung 
mäßigen Grades angenommen werden. Schilddrüsenanomalie (hypothyreotischer 
Art) einzig und allein als Ursache anzunehmen ist auch nicht angängig: Dafür sprechen 
zwar die zurückgebliebene Entwicklung, die groben Gesichtszüge, die plumpen Hände, 
der Nabelbruch, die Cutis laxa und eine geringe Schweißbildung. Dagegen aber sprechen 
die Weite der Lidspalten; der nicht kretinoide Gesichtsausdruck; das psychische Ver- 
halten, an dem besonders das rauhe, heisere Schreien der Myxidioten gänzlich fehlt. 
Behandlung mit Thyreoidin (bei Kind I über ein Jahr lang) blieb ohne jeden 
sinnfälligen Erfolg. So bleibt die Atiologie schließlich ungeklärt; es handelt sich „um 
multiple Abartungen“ verschiedener Organsysteme durch abwegige Keimqualitäten. 
Eine gewisseÄhnlichkeit besteht mit der von Scheuthauer 1871 erstmalig und später 
von Hultkranz und namentlich von Dzierzynski beschriebenen ‚„Dysostosis clei- 
docranialis hereditaria“, eine Identität mit diesem Krankheitsbild wird aber ab- 
gelehnt; die Fälle sind bisher einzigartig in der Literatur. Borchardt (Charlottenburg). 

Zaaijer, J. H.: Einige Fälle von seltener Erkrankung des Oberschenkelkopfes 
und Halses. Perthessche Krankheit und doppelseitige „spontane“ Epiphysiolyse. 
(Chirurg. Klin., Leiden.) Nederlandsch. Tijdschr. voor Geneeskunde Jg. 64, erste 
Hälfte, Nr. 7, S. 533—546. 1920. (Niederländisch.) 

Zwei Fälle von Perthesscher Krankheit (Knaben von 11 und 7 Jahren) und ein 
Fall von doppelseitiger Epiphysiolyse des Schenkelkopfs. Hauptsymptome der 
Perthes - Fälle waren: behinderte resp. aufgehobene Abduktion und Rotation, 
Schmerzhaftigkeit, positiver Trendelenburg, Vorstehen des Trochanter maior. Im 
Röntgenbild zeigte sich der Hals verbreitert, die Epiphysenlinie unregelmäßig, der Kopf 
plump, Trochanterhochstand, fleckige Aufhellung des Halses. Pirquet im ersten Falle 
positiv, im 2. nicht angegeben. Heilung der Schmerzhaftigkeit in 9—10 Monaten bei 
Bestehenbleiben der Bewegungsbeschränkungen. — Beieinem 12jährigen Mädchen löste 
sich nach einem leichten Falle die linke Hüftepiphyse, nach deren Ausheilung 1!/, Jahr 
später ohne Anlaß die rechte Epiphyse. Heilung ohne Bewegungsbeschränkung. 
Als Behandlung genügt bei Perthes Schonung des erkrankten Beines, bei Epiphysio- 
lyse ist eine längere Ruheperiode nötig. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Brandes, M.: Über Fälle von einseitiger Luxatio coxae congenita mit Osteo- 
chondritis deformans juvenilis des nicht luxierten Hüftgelenks; zugleich ein 
Beitrag zur Ätiologie der Osteochondritis deformans juvenilis (Calv6-Perthes). 
(Chirurg. Univ.-Klin., Kiel.) Arch. f. Orthop. u. Unfall-Chirurg. Bd. 17, H. 3, 
S. 527—546. 1920. 

Die Krankheit beginnt bei 3—15 Jahre alten, sonst gesunden Kindern, mit hin- 
kendem, watschelndem Gang, meist ohne Schmerzen. Druck- und Stauchungsschmerz 


=. IT ge 


der Hüfte fehlen, die Trochantergegend ist zuweilen etwas hervortretend, es besteht 
eine Verkürzung von 1—2 cm und deutliche Muskelatrophie, bes. der Gesäßhälfte. 
Bei freier Flexion ist die Abduction meist hochgradig eingeschränkt. Das Trendelen- 
burgsche Zeichen ist positiv. Im Röntgenbild zeigen sich herdförmige Aufhellungen, 
buchtige Einsenkungen in der Knochensubstanz der Kopfepiphyse, ferner walzen-, 
kegel- oder tropfenförmige Kopfumrisse, oft auch völliger Zerfall der Kopfepiphyse 
in mehrere Stücke. Diese Erscheinungen treten bei Kindern mit angeborenen Hüft- 
luxationen, sowohl bei reponierten als auch bei nicht reponierten auf, und, was beson- 
deres Interesse verdient, sie werden häufig auch auf der nicht luxierten Seite gefunden. 
Die Osteochondritis deformans juvenilis entsteht wahrscheinlich nur in hierfür durch 
kongenitale Entwicklungsstörungen disponierten Gelenken. Künne (Steglitz). 

Rohde, Karl: Zur Behandlung des spastischen Spitzfußes. (Chirurg. Abt. des 
Diakonissenhauses Henriettenstift in Hannover.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, 
Nr. 1, 8. 16—17. 1920. 

Bericht über einen Fall, der nach Stoffel mit sehr gutem Erfolg operiert worden 
ist. — Freilegen des N. tibialis in der Kniekehle — Resektion des den Musc. soleus ver- 
sorgenden Astes — teilweise Durchtrennung des den lateralen Gastrocnemiusbauch 
versorgenden Astes — Verlängerung der Achillessehne. — Dadurch werden die Beuge- 
muskeln in ihrer Leistungsfähigkeit umgestimmt und der Tätigkeit der Antagoniste 
angepaßt. Reiche. 


Erkrankungen durch äußere Einwirkung. 

Gioseffi, M.: Avvelenamento mediante semi di rieino. (Vergiftung durch 
Ricinus-Samen.) Policlinico, sez. prat. Jg. 27, Nr. 2, S. 39—40. 1920. 

Kasuistischer Beitrag über 2 durch Genuß von Ricinussamen schwer vergiftete, 
geheilte Kinder, die 12 bzw. 10 Samen gegessen hatten. Der Genuß von 20 Samen ist 
tötlich. Schneider (München). 

Wolpe, Lotte: Zwei Fälle von Nitrobenzeivergiftung durch Kopfläusemittel. 
(Inn. Abt., jüd. Krankenh., Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 4, S. 100. 1920. 

16jähr. Mädchen. 2 Stunden nach Einreibung mit einem in Drogerie gekauften Läuse- 
mittel Bewußtloeigkeit, Blässe, Krämpfe. Nach Waschen des Kopfes und Brechmittel allmäh- 
liche Erholung. 

12jähr. Mädchen. 1. Einreibung am Morgen, 2. am Nachmittag. 2 Stunden darauf 
BewuBtlosigkeit, sah blau aus, hatte zanpn. Starker Geruch nach Bittermandel, Haut blaß, 
Lippen cyanotisch, Puls beschleunigt und weich, Atmung tief und regelmäßig, Leib aufge- 
trieben, Wirbelsäule und Extremitäten steif und nicht beugbar. Patellarreflexe gesteigert, 
Babinski +. Pupillen weit, reagieren. Zeitweise Anfälle: Opisthotonus, Atmung beschleunigt, 
mühsam; Puls klein und weich, setzt schließlich ganz aus. Dauer ca. 3 Minuten. — Apomor- 
phin subcutan, Campher und Coffein und Aderlaß vorerst ohne Erfolg. Erst nach Kochsalz 
subcutan (1/,1) erwacht das Kind. Urin: kein Eiweiß, 0,1% Zucker. Am folgenden Tag völlig 
. gesund, aber noch blaß und cyanotisch. — Im Läusemittel Nitrobenzol nachgewiesen. 


Dollinger (Charlottenburg). 
lie e und Therapie der Geschwülste. 


Klemm, Paul: Drei Fälle seltener Geschwulstbildungen (Fibrolipoma retro- 
peritoneale permagnum, Fibrolipoma mammae, Sarcoma globocellulare im Ansehluß 
an eine eitrige Osteomyelitis des Unterschenkels) nebst aphoristischen Bemerkungen 
zum Wesen und zur Genese der Geschwülste. Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 113, H.2, 
S. 447—463. 1920. 

Von den interessanten Fällen betreffen nur der zweite und dritte jugendliche Per- 
sonen. Das Fibrolipom entwickelte sich in der linken Brust eines 15jährigen, kräftig 
entwickelten Mädchens, deren Mamma seit 1 Jahr stark an Volumen zugenommen hatte, 
sich derb und hart anfühlte, ohne daß ein eigentlicher Tumor abgrenzbar war. Bei der 
Operation zeigt sich der Tumor leicht ausschälbar, von einer derben Kapsel abgegrenzt, 
überall die Drüsensubstanz verdrängend. Im Fall 3, bei einem 16jährigen Jungen, 
erweckten die immer wieder auftretenden Rezidive der eitrigen, auf Staphylokokkus 


— 48 — 


beruhenden Osteomyelitis und vor allem Nester und Gänge mit erweichtem, hirnmark- 
ähnlichem Gewebe, die den Rest des Knochens durchzogen, den Verdacht auf Tumor, 
der zur Amputation im Oberschenkel veranlaßte. Bei der histologischen Untersuchung 
des Präparats war die Diagnose auf Sarkom nicht mit Sicherheit zu stellen, dagegen 
bei der Untersuchung einer Geschwulstmetastase im Lendenmark, an der Pat. zugrunde 
ging. — In seinen Ausführungen über Wesen und Genese der Geschwülste bekennt sich 
Verf. als Anhänger der Ribbertschen Geschwulsttheorie und versucht die mitgeteilten 
Fälle auf Grund derselben zu deuten. K. Hirsch (Berlin). 


Allgemeines. 
(Lehrbücher, Handbücher, Populärmedizinisches.) 


© Salge, B.: Einführung in die Kinderheilkunde. Ein Lehrbuch für Studierende 
und Ärzte. Vierte, erweiterte Aufl. Berlin: Julius Springer 1920. X, 448 S. M. 2.— 

Das schon früher besprochene Buch hieß meines Wissens ursprünglich: „Ein- 
führung in die moderne Kinderheilkunde“. In der vorliegenden Auflage will sich 
der Verf. aber von der Mode in der Kinderheilkunde frcihalten; er ist auf sie schlecht 
zu sprechen, da ihr zu große Herrschaft kritiklos eingeräumt werde und da sie es über- 
dies „beinahe geflissentlich‘‘ meide, seine Arbeiten zu nennen. Gerne vermissen auch 
wir das Epitheton im Titel. Das Werk strebt dessenungeachtet nach wie vor, neueren 
Anschauungen gerecht zu werden und wird sich daher den alten Freundeskreis erhalten. 

M. Pfaundler. 

e Niemann, Albert: Kompendium der Kinderheilkunde mit besonderer Berück- 
sichtigung der Säuglingskrankheiten. Berlin: S. Karger 1920. IX, 334 S. M. 16.—. 

Niemann weicht bei der Einteilung des Stoffes von der bisher üblichen ab und 
gliedert denselben nach ätiologischen Gesichtspunkten in drei Teile, Erkrankungen 
connstitutione, ex alimentatione und ex infectione. Wie er selbst zugibt, ist aber eine 
strikte Durchführung nicht immer möglich. Infolgedessen werden z. B. die infektiösen 
Darmerkrankungen im zweiten Teile Br auch sonst wird das Prinzip durch- 
brochen oder führt zu einer Trennung verwandter Stoffgebiete. Eine Übersicht über die 
physiologischen und psychologischen Eigenheiten des Säuglinge- und Kindesalters 
fehlt, bzw. findet sich in Form kurzer Bemerkungen in den Text eingestreut. Bei der 
Einteilung der Ernährungsstörungen folgt N. der Klinik und unterscheidet Störungen, 
bei denen Erscheinungen seitens des Magendarmkanals im Vordergrund stehen von 
solchen, wo das Krankheitsbild von Stoffwechselstörungen beherrscht wird. Im all- 
gemeinen vertritt wohl N. die Anschauungen seines Lehrers Czerny, dem er auch das 
Buch gewidmet hat; das tritt besonders in seinen Anführungen über die diätetische 
Therapie der verschiedensten Erkrankungen in der Bewertung des Fettes, der flüssig- 
keitsarmen Kost usw. zutage, zeigt sich aber u. a. auch bei der Darstellung der Purpura, 
des Keuchhustens und wohl auch der Pyurie, um nur einiges zu nennen. Doch weist N., 
der die Nennung von Autornamen entsprechend dem Charakter des Buches vermeidet, 
häufig auch auf entgegengesetzte Ansichten hin. Aschenheim (Düsseldorf). 

© Ebstein, Erich: Ärzte-Briefe aus vier Jahrhunderten. Mit Bildern und Schrift- 
proben. Berlin: Julius Springer 1920. XII, 204 S. M. 14.—. 

Anderes wird uns hier geboten, als Briefe, wie sie etwa von heutigen Ärzten hastig 
ın die Maschine diktiert werden. Nicht jedes dieser Stücke freilich (stammend von 
Theophrastus Bombastus bis auf Paul Ehrlich) reicht aus, um uns ein lebendiges 
Bild der Persönlichkeit, ihrer Art und Denkungsweise zu bringen, aber alle führen 
uns geistig lebhaft angeregt in Paradiese der Vergangenheit; dieser Dienst guter Lektüre 
wird heute stets dankbar empfunden. Den Kinderarzt interessieren namentlich die 
Personaldenkmäler von Jenner, Hufeland, Bretonneau, Trousseau. Durch 
die würdige Ausstattung des Buches setzt der Verlag gegenteiliges Vorgehen anderer 
Firmen ins rechte Licht. M. Pfaundler. 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 2 S. 49—96 





Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 
Allgemeines. und Pflege). 


© Krehl, Ludolf: Pathologische Physiologie. 10. Aufl. Leipzig: F. C. W. 
Vogel 1920. XII, 7% S. M. 30.—. 

Es genügt die Anzeige des bekannten Werkes, für dessen nächste Auflage der 
Pädiater nur den Wunsch ausdrücken kann, wichtige, die allgemeine pathologische 
Physiologie befruchtende Arbeiten seiner Sonderdisziplin berücksichtigt zu sehen. 
Genannt seien z. B. Icterus neonatorum, Beziehungen zwischen Ernährung und Wachs- 
tum. Langstein. 

Rößle, R.: Über Entartung. Jahresk. f. ärztl. Fortbild. Jg. 11, H. 1, S. 28—39. 1920. 

Zunächst gibt Rößle eine Kritik über den Begriff Entartung, den er folgen- 
dermaßen faßt: „Entartung ist die zunehmende Schädigung und Einbuße spezifischer 
Eigenschaften eines Organismus, begleitet von verschlechterter Fähigkeit zur Entwick- 
lung, Anpassung und Heilung.“ Er macht auf den Unterschied gegenüber Abartung 
und Ausartung aufmerksam, denen die Beschränkung der Qualität fehlt. Er zeigt, daß 
nach dieser Definition manche Formen sog. Entartung (Glykogen-, Kolloidentartung, 
zum Teil die trübe Schwellung) nicht als degenerative Prozesse aufzufassen sind. Er 
spricht dann über die Formen und Zeichen der Gewebsentartung und kommt endlich 
zu den Organminderwertigkeiten, erworbenen und angeborenen. Das Merkmal der 
Entwicklung ins Minderwertige gehört zum Begriff der Entartung, während 
Variationen ins Pathologische als Anomalien zu bezeichnen sind. Putzig. 

- Bauer, Julius: Degeneration und ihre Zeichen. Wien. klin. Wochenschr. Jg. 33, 
Nr. 7, S. 141—144. 1920. 

Bauer vertritt die Ansicht, daß Abartung = Entartung sei und sucht das an Bei- 
spielen zu beweisen. Er macht dann darauf aufmerksam, daß die Degenerationssym- 
ptome auch soziologisches Interesse haben. Allerdings ist die soziale Entartung etwas 
Vorübergehendes, während die biologische etwas Konstantes, im Keimplasma Liegendes 
ist. B. spricht die Befürchtung aus, daß die Schäden des Krieges nicht nur somatisch be- 
dingte, sondern auch konstitutionelle Kümmerlinge verursachen werden. Putzig (Berlin). 

Fleiner, Wilhelm: Über die normalen und pathologischen Retentionsvorgänge 
im Magen-Darmkanal. Jahresk. f. ärztl. Fortbild. Jg. 11, H. 3, S. 3—28. 1920. 

Aus der reichen Fülle der mitgeteilten Tatsachen und Gedanken seien hier nur 
die pädiatrisch wichtigen wiedergegeben. Jedes lebendgeborene Geschöpf kommt mit 
überfülltem Dickdarm, also verstopft zur Welt, denn bis zur Geburt fungiert der Dick- 
darm als einheitliches Retentionsorgan. Das Megacolon congenitum hält Verf. 
für die Folge einer abnorm großen Meconiumproduktion. Es läßt sich vermuten, 
daß eine konstitutionelle Stoffwechselanomalie der Frucht vorliegt oder eine intra- 
uterine Überfütterung, die der Mutter zuzuschreiben wäre. Angeborene Verstopfung 
beruht auf dem bis zur Geburt bestehenbleibenden Dauertonus des rectoanalen Ver- 
schlusses, das Megacolon congenitum auf diesem und einer intrauterinen Überproduk- 
tion von Meconium, und die nach der Geburt weiterbestehende, schwere, mit Hyper- 
trophie und Dilatation des Kolons einhergehende Form der Verstopfung auf einem 
bleibenden Defäkatiönshindernis. Dieses kann auf den im Dauertonus verharrenden 
Sphincter beschränkt sein, aber auch oberhalb des Rectums lokalisiert sein. Dann 
reicht das Megakolon nur bis zum Rectum und umfaßt das Sigmoid und Colon des- 
cendens, selten auch das Colon ascendens und Coecum. — Die weiteren Ausführungen 
betreffen die physiologisch verschiedenen Funktionen des Colon proximale und distale, 
sowie den meist leer befundenen Abschnitt zwischen den Stätten der Kotbildung 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 4 


— 50 — 


und Kotsammlung; letzterer bildet einen großen Reserveraum zum Ausgleich des 
Druckes und der Füllung der belasteten Dickdarmabschnitte. Auf diesem Verhalten 
beruht die Möglichkeit der willkürlichen Retention. In ausführlicher und sehr an- 
regender Weise werden die Genese der atonischenundspastischen Verstopfung 
besprochen, auch die Rolle der Sensibilität des unteren Rectalendes für den Defäka- 
tionsmechanismus und die rationelle Therapie all dieser Zustände erörtert. — Der 
zweite Abschnitt über Retentionsvorgänge im Magen hat weniger pädiatrisches 
Interesse. Der Pylorospasmus der Säuglinge wird als krankhaft gesteigerte Ab- _ 
wehrreaktion gegen den qualitativ abnormen Reiz der Kuhmilch aufgefaßt, wohl zu 
Unrecht, da er bekanntlich gerade bei Brustkindern oft beobachtet wird. — Auf Grund 
klinischer und röntgenologischer Beobachtungen werden drei Magensperren unter- 
schieden, die obere partielle Magensperre oder Kardiospasmus, die untere Magen- 
sperre oder der Pförtnerkrampf, durch Magen- oder Duodenalgeschwür oder auch 
psychogen verursacht, und mittlere Magensperren, die auch durch Geschwüre oder 
psychogen verursacht sein können. Das emotionelle Erbrechen, zu dem auch 
das gewohnheitsmäßige Erbrechen ängstlicher Schulkinder zu rechnen ist, beruht 
häufig auf psychogenen mittleren Magensperren. Wertvolle therapeutische Winke 
beschließen den Aufsatz. Ibrahim (Jena). 

Michaelis, L.: Über die Bedeutung der Magensalzsäure. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 46, Nr. 5, S. 126—127. 1920. 

Verf. faßt die physiologische Wirkung der HCl als eine Beeinflussung des elektro- 
lytischen Dissoziationszustandes der als Elektrolyte betrachteten Elemente auf. Verf. 
erkennt an, daß neben diesem Faktor der Dissoziationsgrad des zu spaltenden Sub- 
strates eine Rolle spielt, und daß auch andere Ionen als die H-Ionen auf den Disso- 
ziationszustand des Fermentes einen Einfluß ausüben. Demgegenüber behauptet 
Traube, daß die ganze Rolle der Salzsäure auf der Vorbereitung der Verdauung durch 
Queliung der Albumine beruhe. Nach Verf. ist die Tatsache nur von sekundärer Bedeu- 
tung, denn Quellungsoptimum und Verdauungsoptimum fallen zwar häufig, aber nicht 
immer zusammen. So wird das Globulin des Ricinussamens bei derjenigen Konzentration 
an HCl durch Pepsin am leichtesten verdaut, bei der es gefällt wird. Ähnlich verhält 
sich Serumeiweiß bei Verdauung mit Sulfosalicylsäure. Hinsichtlich des Verhaltens von 
Casein und Salzsäure ergab sich, daß das Quellungsminimum dem Fällungsoptimum 
entsprach (bei 0,014 HCI gegenüber einem Quellungsoptimum bei 0,1 HCl). Nach Verf. 
kann man das Fällungs- bzw. Quellungsoptimum eines Albumins nicht auf die zu- 
gegebene Säure wie Traube, sondern nur auf die zugegebene Wasserstoffzahl beziehen. 
Aus all dem geht hervor, daß das Pepsin eine hohe Acidität Pa = ca. 2 zu seiner Wirk- 
samkeit erfordert, ganz gleichgültig, ob hiermit das Fällungsoptimum zusammenfällt 
oder nicht. Das zufällige Zusammentreffen dieser Aciditätswerte bedingt im teleo- 
logischen Sinn eine Summierung dieser die Verdauung begünstigenden Momente. 

Jastrowiz (Halle)." 

Roemheld, L.: Der Magen in seinen Wechselbeziehungen zu den verschiedenen 
Organsystemen des menschlichen Körpers. Samml. zwangl. Abh. a. d. Gebiete d. 
Verdauungs- u. Stoffwechsel-Krankh. Bd. VI, H. 3/4, S. 5—85. 1920. 

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um ein zusammenfassendes Referat 
der Wechselbeziehungen zwischen Magen und sämtlichen übrigen Organen sowohl 
hinsichtlich physiologischer als pathologischer Zusammenhänge. Auch der Einfluß 
der Konstitution und der Psyche auf Magen und Magenfunktion, sowie die Beziehungen 
des Magens zu den Infektionskrankheiten werden erörtert. Berücksichtigt wird fast 
ausschließlich nur die Literatur der inneren Medizin. Zu einer ausführlichen Inhalts- 
angabe ist das Referat nicht geeignet. Den Pädiater dürfte am ehesten noch die Auf- 
stellung des Begriffes eines kongenital motorisch schwachen Magens neben einem 
solchen mit angeborener sekretorischer Insuffizienz interessieren. Die Zahl der an- 
geborenen An- und Subaciden bzw. der Achyliker und Hypochloriker, die keinerlei 


Ze Di 


Beschwerden haben und von ihrer Organminderwertigkeit nichts wissen, ist jeden- 
falls sehr viel größer als früher angenommen wurde. Der röntgenologische Nachweis 
eines. nicht seltenen pathologischen Zwerchfellhochstandes infolge krankhafter Luft- 
ansammlung im Magen, besonders ausgesprochen bei Aerophagen nach der Nahrungs- 
aufnahme, der zu Querlagerung des Herzens und damit zu rein mechanisch bedingter 
Herzbeengung führt, dürfte auch in der Pathologie der Ernährungsstörungen 
desSäuglingsalterg eine größere Beachtung verdienen. Die gleiche Ursache kann 
auch bei linksseitiger Pneumonie eine unangenehme AARRE abgeben. 
Lust (Heidelberg). 

Allers, Rudolf: Nervensystem und Stoffwechsel. Ein Versuch einer Darstellung 
der nervösen Einflüsse auf die Organe und Funktionen des Körperhaushaltes. 
Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr. Ref., Bd. 19, H. 4/5, S. 209—262 u. H. 6/7, 


. S. 321—407. 1920. 


Es handelt sich bei vorliegender Arbeit, die in ihrem Wesen durchaus einer um- 
fassenden Monographie entspricht, um ein sehr verdienstvolles Unternehmen. 
In übersichtlicher Weise werden unsere Kenntnisse über die Zusammenhänge des 
Nervensystems und aller vegetativen Funktionen (im weitesten Sinne des Wortes im 
Gegensatz zum motorischen System) erörtert. Nach wenigen einleitenden Worten 
bespricht Verfasser die Beziehungen des Nervensystems zum Verdauungsapparat, 
zum Wasserhaushalt, zum Kohlenhydratstoffwechsel; dann im zweiten Teil wird die 
Innervation der endokrinen Drüsen, der Eiweißumsatz in seinen Beziehungen zum 
Nervensystem, der Energieumsatz, der Wärmehaushalt erörtert. — Schließlich werden 
noch der Stoffwechsel des Nervensystems, der Stoff- und Energiewechsel bei geistiger 
Arbeit und die Funktion einzelner Abschnitte des Zentralnervensystems in den Kreis 
der Betrachtung gezogen. Aus der Zusammenfassung sei nur hervorgehoben, daß 
Verf. zu dem Schluß kommt, daß für viele Vorgänge des Stoffwechsels mindestens 
zwei nervöse Mechanismen koordiniert oder subordiniert existieren; auf der einen Seite 
stehen die sympathischen oder parasympathischen Ganglien, die durchaus selbständig 
funktionieren können, auf der anderen Seite ein zentralnervöser Mechanismus. Über 
dessen Aufgabe kann man verschiedener Meinung sein. Verf. neigt der Anschauung zu, 
daß ihm die Aufgabe der Regulierung der verschiedenen, an sich selbständigen Pro- 
zesse des Stoffwechsels gegeneinander zukommt. Verf. vergleicht, wie er selbst sagt, 
paradox ausgedrückt, die Stellung der vegetativen zentralen Zentren mit der Stellung, 
die das Kleinhirn im motorischen Gebiet einnimmt. Der vorwiegende Sitz dieses zentral- 
vegetativen Regulierungsmechanismns scheint das Zwischenhirn zu sein. Jedenfalls 
wird niemand vorliegende Arbeit bei Beschäftigung mit den skizzierten Gebieten von 
nun an entbehren können, um so weniger, als ein Literaturverzeichnis von 23 Seiten 
beigefügt ist. Aschenheim (Düsseldorf). 

Maignon, F.: Influences cosmiques périodiques sur la nutrition. Importance 
au point de vue pathologique. (Der Einfluß periodischer kosmischer Vorgänge auf 
die Ernährung. Wichtigkeit dieser Vorgänge für die Pathologie.) Cpt. rend. des 
séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 9, S. 272—274. 1920. 

Die Untersuchungen des Verf.s erscheinen als Arbeitshypothese von größter 
Wichtigkeit; denn immer mehr lenken die Einflüsse der Jahreszeiten auf den Ablauf 
der Krankheiten das Interesse des Arztes auf sich. Den Befunden des Verf.s liegen 
Untersuchungen an verschiedenen Tieren zugrunde, die alle dasselbe Resultat ergaben. 
„Die Jahreszeiten beeinflussen den Zuckerstoffwechsel, die organischen Verbrennungs- 
prozesse, ganz allgemein gesagt den Stoffwechsel, völlig unabhängig von der Tem- 
peratur. Der Stoffwechsel (L’activit& nutritive) weist eine sehr deutliche Steigerung 
im Frühling und Herbst auf, gleichzeitig mit einer besonders lebhaften Tätigkeit 
der Geschlechtsdrüsen; dies zeigt sich durch Steigerung des Glykogenumsatzes in den 
Muskeln und eine deutliche Vermehrung des Gasstoffwechsels. Nach außen zeigt sich 
diese Erscheinung durch die bekannte Tatsache des gesteigerten Wachstums im Früh- 


4* 


„en 


ling. Im Wechsel der Jahreszeiten rufen Frühling und Herbst eine Änderung des 
Stoffwechsels hervor, die eine vorübergehende Störung im vorher bestehenden Gleich- 
gewicht herbeiführen. Dies führt zu einer merkwürdigen Anfälligkeit der Lebewesen, 
die sie für Intoxikationen und Infektionen empfänglicher macht.‘“ Während diesen 
Folgerungen größtenteils experimentelle Untersuchungen zugrunde liegen, führen die 
Erklärungsversuche des Verf.s ganz in das Reich der Hypothese. Hier zieht er den 
Einfluß besonderer Strahlen der Sonne und Sterne auf die organische Materie heran 
und kommt selbst zu dem Schluß, daß in einem gewissen Sinne vielleicht etwas Wahres 
an dem alten Glauben von dem Einfluß der Gestirne auf Gesundheit und Krankheit sei. 
Aschenheim (Düsseldorf). 

Sjövall, Einar: Pathogenese des Ödems. (Einleitung zur Diskussion der schwed. 
Pathologen-Vereinigung. Sitzung in Lund vom 15. VIII. 1919.) Svenska Läkar- 
tidningen Jg. 17, Nr. 1, 8.1—12. 1920. (Schwedisch.) 

Nach einem kurzen kritischen Überblick über die früheren Anschauungen über 
die Genese des Ödems kommt der Autor auf die neue Auffassung zu sprechen, nach 
der die in den Geweben sich abspielende Regulierung von Wasser und 
Kochsalz vielleicht das wichtigste Moment im’ Wasser- und Kochsalzhausbalt des 
Körpers bedeutet, und daß besonders das Unterhautzellgewebe als Depot- 
organ für Wasser und Salze funktioniert. Schon normalerweise findet sich 
hier ca. !/, des Kochsalzvorrats des Körpers vor, und bei experimenteller Vermehrung 
dieses Vorrates kann das Unterhautzellgewebe bis zu ?/, des einverleibten Salzes 
beherbergen. Versuche von Eppinger und Hülse sprechen dafür, daß die Gewebs- 
depots bestrebt sind, ein normales Füllungsmaximum aufrechtzuerhalten, wobei 
von prinzipieller Wichtigkeit ist, daß bei erreichtem Maximum sich keine 
Anzeichen von Ödem im Unterhautzellgewebe feststellen lassen. 
Aus Versuchen von Eppinger geht hervor, daß diese Gewebsdepots 
augenscheinlich von der Schilddrüse beeinflußt werden, wofür auch 
die Beobachtung auffallend rascher Ausscheidung injizierter Kochsalzlösung bei 
Morbus Basedow und auffallender Verlangsamung derselben bei Myxödem spricht. — 
Die zum Ödem führende extrarenale Schädigung kann man in den Depotplätzen, 
also zunächst im Unterhautzellgewebe, annehmen und Ödem als krankhafte 
Retention in diesen geschädigten Reservoiren bezeichnen. — Forscht 
man nun nach der Art der Schädigung, die zu Ödembildung führt, so befindet 
man sich auf einem schwierigen Gebiet, dessen normal-anatomische und 
-physiologische Verhältnisse noch recht unbekannt sind. Man weiß, daß die Gewebe 
durch eine kontinuierliche Schicht von Endothelzellen nicht nur gegen die Blut- 
capillaren, sondern auch gegen die Lymphbahnen abgegrenzt sind, und daß die feinsten 
Verzweigungen der letzteren in den Geweben als Blindsäcke endigen. Der feinere 
Bau des lockeren Bindegewebes und anderer Gewebe in bezug auf ihre Funktion ist 
indessen noch wenig erforscht. Gegen die cellularphysiologische Anschauung, die 
den Bindegewebszellen die Hauptrolle zuschreibt, die Intercellularsubstanz nur als 
Stützgewebe gelten läßt und die Gewebsspalten als passiv aufgefüllte und entleerte 
Vorratsräume betrachtet, spricht die geringe Anzahl der Zellen, die im Widerspruch 
mit ihrer bedeutsamen Funktion steht. Auch die erwähnte Endothelzellenschicht 
kann nicht Träger der Funktion sein, denn es bliebe dann für das Bindegewebe nur 
eine Art Scheinleben übrig, das mit seiner erwiesenen Bedeutung nicht in Einklang 
gebracht werden könnte. — Eine vorläufig noch hypothetische Ansicht, die den inter- 
cellulären Kolloiden hierbei eine wichtige Rolle zuschreibt, hat indessen eine gewisse 
Wahrscheinlichkeit für sich. Die große Fähigkeit der Kolloide, Salze zu absorbieren, 
ist wohlbekannt. Infolgedessen müssen sie auch, um die Isotonie der Gewebe zu wahren, 
entsprechende Mengen Wasser aufnehmen. Dieses Adsorptionsvermögen wechselt nun 
bedeutend mit der Art und Konzentration der anwesenden Kolloide. Man kann sich 
nun vorstellen, daß das lockere Bindegewebe durch seine inter- (und intra-) cellulären 


`a 


Kolloide das Zirkulieren von Salzlösungen im Gewebe regelt, und daß sich an dieser 
Regulierung auch die Spalträume beteiligen dadurch, daß das in ihnen befindliche 
Wasser kolloide Stoffe aufnimmt (Hydrosole). — Aus allem geht hervor, daß 
die Hypothese, das wirksame Moment für die Pathogenese des Ödems in einer 
kolloidalen Veränderung in den Gewebsdepots zu suchen, annehmbar ist. Diese Ver- 
änderungen können verschiedener Natur sein und durch verschiedene Ursachen be- 
dingt werden. — Als prinzipiell wichtiger Neuerwerb für die pathologische Anatomie 
des Ödems verbleibt die Anschauung, daß man sein Zustandekommen mit Sicherheit 
auf eine selbständige funktionelle Schädigung der wichtigen Depotorgane für Wasser 
und Kochsalz zurückführen kann, und daß eine kolloidchemische Betrachtungsweise 
zu einem biologisch wohlbegründeten Wissen sowohl von der normalen wie der krank- 
haften Funktion dieser Depotorgane führen zu können scheint. Ziel (Charlottenburg). 

Stierlin und Verriotis: Über den Einfluß des Nervensystems auf die Funktion 
der Niere. (Chirurg. Univ.-Klın., Zürich.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 152, 
H. 1—6, S. 37—59. 1920. l 

5 Versuche an Hunden (3 mal Vagusdurchschneidung, 2 mal Resektion der Nieren- 
nerven am Hilus) ergaben, daß die Nierensekretion nicht nur indirekt durch physio- 
logische Einflüsse, sondern direkt in spezifischer Weise durch den Nervus vagus und 
sympathicus beeinflußt wird (und zwar bis zu einem gewissen Grade antagonistisch). 
Die Niere besitzt aber weitgehende Selbständigkeit, kann auch unabhängig vom Nerven- 
system Harn bilden. Das Nervensystem wirkt offenbar als Regulator oder Steuerung. 
Den Nierennerven kommt aber auch bei dem ständigen Wiederaufbau der Nieren- 
zellen eine leitende Rolle zu. Welde. 

Friedman, E. D.: On a possible significance of the Babinski and other patho- 
logie reflexes. (Versuch. einer Erklärung des Babinskischen und anderer Reflexe.) 
Journ. of nerv. a. ment. dis. Bd. 5l, Nr. 2, S. 146—149. 1920. 

Verf. denkt an die Möglichkeit, daß der Babinski und analoge Reflexe (Roso- 
lino, Mendel- Bechterew u.a.) als Atavismen zu deuten wären. Das mensch- 
liche cortico-spinale System ist vom phylogenetischen Standpunkt aus eines der letzten, 
die auftreten. Läsionen dieses Systems könnten Verhältnisse bewirken, wie sie beim 
Affen bestehen, bei dem eine Dissoziation zwischen großer Zehe und den anderen Zehen - 
besteht. Ibrahim (Jena). 

Brinchmann, Alex.: Über Veränderungen im Blute von Meerschweinchen und 
Kaninchen, hervorgerufen durch Fütterung mit frischer Ochsenmilz. (Hyg. Inst., 
Univ. Kristiania.) Acta med. scandinavica Bd. 52, H. 5, S. 689—772. 1920. 3 

Zuführung von Milzbrei per os ruft beim Meerschweinchen und Kaninchen eine 
rasch vorübergehende Reduktion von Erythrocyten und Leukocyten hervor. Von 
letzteren sind hiervon besonders die Lymphocyten betroffen. Als Ursache ist teils eine 
Konzentrationsveränderung im Blute, teils eine ungleichmäßige Verteilung der Zellen 
anzusehen. Tiere, die mit Pyrodin vergiftet sind, zeigen dieselbe Reaktion. Bei dauern- 
der Milzfütterung entwickelte sich bei Pyrodinvergiftung eine weniger ausgesprochene 
Blutveränderung. Dagegen zeigten die milzgefütterten Tiere keine erhöhte Regene- 
rationsfähigkeit während des Aussetzens des hämolytischen Giftes. Bei einfachen 
Anämien infolge großer Blutverluste hat die Zuführung von Milz keinen anderen Ein- 
fluß wie Eisen auf die Schnelligkeit der Regeneration. Aschenheim (Düsseldorf). 

Welchen Einfluß hat die Kriegsernährung auf die Volksgesundheit ausgeübt 
und übt sie noch aus? Gutachten der Wissenschaftlichen Deputation für das 
Medizinalwesen vom 18. Juli 1917. Veröff. a. d. Geb. d. Medizinalverw. Bd. 10, 
H. 3, S. 135—219. 1920. 

Das ausführliche Gutachten über die Frage des Einflusses der Kriegsernährung 
auf die Volksgesundheit ist von Beninde und Rubner erstattet worden. Es erstreckt 
sich bis etwa April 1917. Eine Fülle von Material ist hier beobachtet und die Verff. 
kommen zu dem beachtenswerten Resultat, daß der Krieg in der Tat schon damals 


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schwere Schädigungen der Volksgesundheit im Inlande mit sich gebracht hat. Ihre 
Ergebnisse sind folgende: 1. Bei den Neugeborenen ist ein Einfluß des Krieges 
nicht zu ersehen. Sicher ist kein vermindertes Geburtsgewicht nachweisbar und das, 
was von Kriegskindern von mancher Seite mitgeteilt ist, hat der Kritik nicht stand- 
gehalten. 2. Die Kleinkinder Sind im Durchschnitt etwas magerer; im allgemeinen 
hat sich aber bei ihnen, bei den gesunden und bei denen mit guter Konstitution ein 
Schaden nicht gezeigt. Bei kränklichen und Kindern mit schlechter Konstitution 
scheint eine Verzögerung der Genesung und ein Übergang vorhandener Krankheits- 
anlagen in wirkliche Krankheitszustände öfters einzutreten. 3. Schulkinder ver- 
halten sich im allgemeinen wie Kleinkinder. Doch sind mit wachsendem Alter die 
ungünstigen Momente stärker ausgeprägt. 4. 15—20 jährige stehen den Schulkindern 
wieder näher. Kränkliche und jugendliche Menschen mit schlechter Konstitution 
leiden unter der Kriegsernährung schon so weit, daß die Sterblichkeit an manchen 
Orten beeinflußt zu sein scheint. 5. Die Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande und 
in den kleinen Landstädtchen sind durchweg bessere als in den Großstädten und in 
Industrieorten. 6. Die in geschlossenen Anstalten (Irrenanstalten, Erziehungsanstalten) 
wohnenden Erwachsenen und Kinder leiden zum Teil sehr schwer, und zwar sowohl 
Gesunde wie Kranke und Schwächliche. Ödemkrankheit und Tod sind hier häufig 
Folge der Kriegsernährung. 7. Ganz besonders ist die Sterblichkeit an Tuberkulose 
gestiegen. Auch die frischen Erkrankungen nehmen besonders zu, das gilt für alle 
Altersklassen, mit Ausnahme des Säuglingsalters. Rietschel (Würzburg). 

Beninde: Mitteilungen über den Ernährungs- und Gesundheitszustand der Be- 
völkerung Preußens in der Zeit von Frühjahr 1917 bis Ende des Jahres 1918. 
Veröff. a. d. Geb. d. Medizinalverw. Bd. 10, H. 3, S. 221—233. 1920. 

(Siehe voriges Referat.) Verf. berichtet über den Einfluß der Ernährung für die Zeit 
vom Frühjahr 1917 bis Ende des Jahres 1918. Im wesentlichen kommt er zu den 
gleichen Resultaten wie vorher, nur daß die ungünstigen Verhältnisse sich noch stärker 
entwickelt haben. Eine Beeinflussung des Neugeborenen ist auch jetzt noch nicht 
festzustellen. Dagegen hat schon an manchen Orten die Entwicklung des Säuglings 
gelitten. Die Gesundheit der Kleinkinder hat mehr Schaden genommen, als Rachitis, 
= Pyodermien, Skrofulose usw. und besonders Tuberkulose viel stärker unter ihnen 

verbreitet sind. Auch die Sterblichkeit nimmt zu. Schulkinder verhalten sich ähnlich 
wie die Kleinkinder, nur sind die ungünstigen Momente stärker ausgeprägt. Auch 
jetzt noch sind die Gesundheitsverhältnisse auf dem Lande besser als in der Stadt, 
doch verschlechtern sie sich infolge der behördlichen Erfassung der Lebensmittel 
auch auf dem Lande. Die Sterblichkeit in geschlossenen Anstalten nimmt stark zu, 
‚namentlich an Tuberkulose, aber auch im gesamten Volk, und zwar gilt dies von den 
Kleinkindern angefangen für alle Bevölkerungsschichten. Für Arzt und National- 
ökonom sind diese Gutachten von außerordentlichem Wert. Rietschel (Würzburg). 

Rubner, M. und Friedrich Müller: Einfluß der Kriegsverhältnisse auf den 
Gesundheitszustand im Deutschen Reich. (Ein Bericht aus dem Jahre 1917, als 
Beitrag zur Wirkung der Hungerblockade) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, 
Beilage zu Nr. 8, S. 229—248. 1920. 

Der Bericht enthält die Gutachten der beiden genannten Autoren, die sie im De- 
zember 1917 für die Verhandlungen des Reichsgesundheitsamtes über die Gesund- 
heitsverhältnisse im Reich abgegeben haben. Die Gutachten zeigen auf Grund einer 
Enquete, wie sehr bereits sich 1917 die Schädigungen der Volksernährung geltend 
gemacht hatten. Das sehr ausführliche Gutachten von Rubner erörtert vom phy- 
siologischen Standpunkt aus die völlige Unzulänglichkeit der damaligen Ernährung 
und den Zusammenhang der Unterernährung mit den gleichzeitig ärztlich gemeldeten 
Schäden. Aus dem Gutachten R.s seien einige pädiatrisch interessierende Momente 
hervorgehoben. R. erwähnt, daß auf die Entwicklung der heranwachsenden Jugend 
besonders zu achten sein wird, da mit der Abnahme des Ernährungszustandes, an 


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dem der Eiweißmangel beteiligt ist, auch der Schwund der Drüsen mit innerer Sekre- 
tion, z. B. der Geschlechtsdrüsen, eintritt. Die Neugeborenen kommen unbeeinflußt 
zur Welt. Bei den Säuglingen ist weder eine Schädigung noch sonst eine Beeinträch- 
tigung irgendwelcher Art zu beobachten. Die Kleinkinder sind im Durchschnitt etwas 
magrer. Bei den gesunden Kleinkindern und denen mit guter Konstitution hat sich 
ein Schaden nicht gezeigt. Bei den kränklichen und denen mit schlechter Konst- 
tution scheint manchmal Verzögerung der Genesung und Übergang vorhandener 
Krankheitsanlagen in wirkliche Krankheitszustände einzutreten. Bei den Schul- 
kindern sind die ungünstigen Momente etwas stärker ausgeprägt. Die Tuberkulose- 
sterblichkeit ist sehr stark gestiegen. Die frischen Erkrankungen haben gleichfalls 
bedeutend zugenommen, und zwar in allen Klassen mit Ausnahme des Säuglingsalters 
und schwächerer Beteiligung des Kleinkinderalters. Aus den klinischen Ergänzungen 
des Müllerschen Berichtes sei nur folgendes erwähnt: Alle Berichte lehren, daß das 
Gewicht der Neugeborenen keine Abnahme erfahren hat, aber auf Kosten der Schwan- 
geren und später der stillenden Frauen. Der Ernährungszustand der Kinder sei im 
allgemeinen günstig, doch machten sich hier schon Ausnahmen geltend. In Württem- 
berg und Oldenburg z. B., aus welchen Gebieten besonders genaue Zahlen vorliegen, 
ist ein Zurückbleiben der normalen Gewichtszunahme unverkennbar, und zwar macht 
sich diese mangelhafte Zunahme in den späteren Schuljahren sehr viel mehr geltend 
als ın den untersten Klassen. Dabei hat das Längenwachstum der Schulkinder keine 
Abnahme gegenüber den früheren Jahren erfahren; es sinkt vielmehr das ‚‚Zentimeter- 
gewicht“. Heinrich Davidsohn. 

Eisler, M.: Über den Einfluß von Präcipitin auf Toxin-Antitoxinverbindungen. 
(Staatl. sero-therapeut. Inst., Wien.) Centralbl. f£. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektions- 
krankh. Orig., Bd. 84, H. }, S. 46—60. 1920. 

Spezifische Präcipitine können in Antikörper enthaltendem Serum unter bestimmten 
Bedingungen Verluste dieser bewirken, was für eine nahe Beziehung vielleicht Iden- 
tität zwischen Antikörper und Präcipitinogen spricht. Dabei genügt die Bindung zwi- 
schen Präcipitin und Präcipitinogen ohne sichtbare Fällung zur Unwirksammachung 
des Antikörpers. Der sich abspielende Vorgang ist noch unklar. Eine zweite Frage 
geht dahin, ob das Präcipitin auch nach Bindung des Antikörpers durch sein spezifisches 
Antigen noch ein Freiwerden des Antigens bewirken kann. Zum Studium dieser Frgae 
wurden Tetanus- und Diphtherieimmunsera mit entsprechenden Toxinmengen binden 
gelassen und nach verschiedener Bindungsdauer Präcipitin zugesetzt. Die Versuche 
zeigen, daß das Präcipitin auch noch in neutralen Toxin-Antitoxinmischungen auf 
letzteres wirkt. Tetanusgift wird nach !/,stündiger Bindung noch frei gemacht, nicht 
mehr aber nach mehrstündiger. BeimDiphtheriegift erfolgt die Bindung durch Anti- 
toxin so fest, daß letzteres schon nach !/, Stunde durch Präcipitin nicht mehr abge- 
spalten wird. Trotzdem ist noch ein gewisser Einfluß nachweisbar, insofern das Diph- 
theriegift durch Säure aus einem Präcipitate einer neutralen Toxin-Antitoxinmischung 
gewonnen werden kann. Schick (Wien). 

Löwy, 0.: Beiträge zur Toxinentgiftung. (Staatl. sero-therapeut. Inst., Wien.) 
Centralbl. f£. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh. Orig., Bd. 84, H. 1, 
S. 61—64. 1920. 

Die Versuche verfolgen den Zweck nachzusehen, welche Organe, Fermente und 
chemische Substanzen das Vermögen besitzen Toxine zu entgiften. Geprüft wurden 
El-Tor-Toxin (Cholera), Dysenterie-, Diphtherie- und Tetanustoxin. Dysenterie- 
toxin verliert z. B. seine Wirksamkeit durch Perhydrol, Kaninchendünndarmmucosa, 
bleibt wirksam trotz Einwirkung von Trypsin, Pepsin, Ptyalin usw. Diphtherie- 
toxin wird unwirksam durch Pepsin, Ptyalin und Hypermangan. Auffallend ist, 
daß Verf. findet, daß Adrenalin keine abschwächende Wirkung auf Diphtherietoxin 
zeigt. Diphtherietoxin wird auch nicht abgeschwächt durch Gehirn, Leber, Herz, 
Milz usw. von Meerschweinchen und Kaninchen. Schick (Wien). 


— 56 — 


Happ, W. M.: Appearance of isoagglutinins in infants and children. (Auf- 
treten von Isoagglutininen bei Säuglingen und älteren Kindern.) (Dep. of pediatr., 
Johns Hopkins untv., Harriet Lane home, res. laborat., Phipps tuberc. dispens., Johns 
Hopkıns hosp,, Baltimore.) Journ. of exp. med. Bd. 31, Nr. 3, S. 313—334. 1920. 

Verf. folgt der Gruppierung der Isoagglutinine, wie sie von Moss (Bull. of the Johns 
Hopkins hosp. 1910) für Erwachsene gegeben wurde. Gruppe I: Serum agglutiniert 
keine Blutkörperchen; Blutkörperchen werden von Sera der Gruppen II, III und IV 
agglutiniert. Gruppe II: Serum agglutiniert Blutkörperchen der Gruppen I und III; 
Blutkörperchen werden agglutiniert von Sera der Gruppen III und IV. Gruppe IH: 
Serum agglutiniert Blutkörperchen der Gruppen I und II; Blutkörperchen werden 
agglutiniert durch Sera der Gruppen II und IV. Gruppe IV: Serum agglutiniert 
Blutkörperchen der Gruppen I, II, III; Blutkörperchen werden durch kein Serum 
agglutiniert. Blutkörperchen und Serum von 131 Kindern wurden gegen Sera bzw. 
_ Blutkörperchen Erwachsener dieser vier Gruppen geprüft. Bei Neugeborenen (Nabel- 
venenblut) und Kindern bis zu einem Monat war nur einmal von 49 Fällen die Klassi- 
fikation in Gruppe IV und 7 mal in Gruppe I möglich. Erst nachdem die Blutkörper- 
chen agglutinierbar geworden sind, folgte die Agglutininbildung im Serum selbst nach. 
Mit zunehmendem Alter wächst die Agglutinationsfähigkeit, ist nach einem Jahr 
voll ausgebildet, nach 2 Jahren ist die endgültige Gruppenbildung wie beim Erwach- 
senen erfolgt. Mit dem Älterwerden gehen die Isoagglutinine des Serums nicht ver- 
loren, ebensowenig die Receptoren der Blutkörperchen, die einmal erreichte Gruppe 
wird dauernd festgehalten. Entgegen Cherry und Langrock hält Verf. es nicht für 
angängig, Transfusionen von Mutter zu Kind vorzunehmen ohne vorhergehende 
Prüfung von mütterlichem und kindlichem Blut hinsichtlich ihrer Agglutinine. Bei 
stillenden Frauen fand Happ Isoagglutinine in allen Fällen in der Milch, und zwar 
ganz entsprechend denen des Blutes. Eine Einverleibung von Isoagglutininen in das 
kindliche Blut findet aber durch die Muttermilch nicht statt, denn Brustkinder hatten 
nicht mehr Isoagglutinine als künstlich genährte gleichen Alters. Die Untersuchungen 
erfolgten nach mikroskopischer Tropfenmethode. Husler (München). 

Steinach, E.: Künstliche und natürliche Zwitterdrüsen und ihre analogen 
Wirkungen. (Biol. Versuchsanst., Akad. d. Wissensch., Wien.) Arch. f. RIM CHUDEE 
mech. d. Org. Bd. 46, H. 1, 8. 12—28. 19%. 

Die antagonistisch - geschlechtsspezifische Wirkung der Sexual- 
hormone vor und nach der Pubertät. Der Antagonismus der Sexualhormone 
ändert sich darin, daß die experimentelle Umwandlung des Geschlechtscharakters 
durch Einpflanzung der heterologen Gonade nur nach vorausgegangener Kastration 
gelingt. Die Geschlechtsspezifität besagt, daß das Hormon der männlichen Pubertäts- 
drüse nur die männlichen Charakteranlagen zur Entwicklung bringt, daß ferner mit 
diesem fördernden Einfluß auf die abhängigen homologen Merkmale ein hemmender 
auf die heterologen einhergeht, welcher das Wachstum derselben verhindert oder zur 
Rückbildung bringt. Beiderlei Einflüsse erstrecken sich auf die somatischen und 
funktionellen Charaktere. Dieser Geschlechtsspezifität der Hormone verdanken wir die 
sog. Trennung der Geschlechter schon im Embryonalleben. Sie wird experimentell 
durch die Folgen der willkürlichen Feminierung, Maskulierung und Hermaphroditi- 
sierung bewiesen. Die in ein neugeborenes oder sehr junges kastriertes Männchen 
eingepflanzten Eierstöcke werden zur wuchernden weiblichen Pubertätsdrüse und 
geben der Weiterentwicklung des Tieres eine neue Richtung, sie feminieren das 
Tier, es kommt zur Mammahypertrophie mit Milchsekretion, der Geschlechtstrieb ent- 
wickelt sich in weiblicher Richtung, das Tier läßt junge Tiere säugen und betreut sie. 
Hingegen werden die männlichen Geschlechtsorgane im Weiterwachsen gehemmt. Die 
feminierten Männchen bleiben im Wachstum zurück, das Skelett wird noch kleiner, 
feinknochiger, der Pelz noch weicher, als beim normalen Weibchen. Die zarten Körper- 
formen des weiblichen Geschlechtes sind also Folge und Ausdruck der hemmenden 


Eu 7 se 


Funktion der weiblichen Pubertätsdrüse. — Ebenso maskulieren die in einen weiblichen 
Frühkastraten verpflanzten Hoden das Tier. Bei Gegenüberstellung des feminierten 
Männchens und des maskulierten Weibchens tritt die antagonistische Wirkung be- 
sonders hervor. Aber auch für die organ- und funktionserhaltende Bedeutung der 
Pubertätsdrüsen während der Zeit der Vollreife lassen sich experimentelle Nachweise 
erbringen. So wurde nach der Kastration von Meerschweinchenweibchen, die eben 
Junge geworfen hatten, die Milchsekretion schwächer und sistierte bald, die 
Brustdrüsen bildeten sich zurück (histologisch: Degeneration und Rückbildung). 
Die Tiere blieben gesund, äußerten aber nie geschlechtliche Neigung. Etwa 
zwei Wochen nach subcutaner Einpflanzung der Ovarien einer Primipara bildeten 
sich die Zitzen wieder zur äußersten Entwicklungshöhe und sezernierten, die Tiere 
wurden brünstig, die Obduktion ergab einen mächtig ausgebildeten Uterus. — 
Künstliche Zwitterdrüsen bei Säugern und Vögeln. Der Antagonismus der 
Pubertätsdrüsen kann einigermaßen durch Verpflanzung der Gonaden beiderlei Ge- 
schlechtes in einen durch Kastration ‚neutralisierten‘‘ Organismus abgeschwächt wer- 
den. Hierdurch entstehen Zwitter. Dies gelang an verschiedenen Tierarten. Manchmal 
gelang bisuexelle Erotisierung, doch handelte es sich meist um das periodenhafte Auf- 
treten der einen oder anderen Erotisierung. Für die vorkommenden Varietäten in den 
somatischen und psychischen Ergebnissen ist in erster Linie die unterschiedliche 
Menge der jeweils wuchernden Pubertätsdrüsensubstanz resp. deren Aktivität, in zweiter 
Linie die Disposition der einzelnen Geschlechtscharaktere zum Wachstum die Grund- 
lage. Je nachdem die besondere Wachstumstendenz der Anlagen der Geschlechtsmerk- 
male während der embryonalen und puberalen Entwicklung mit der höheren Aktivität 
der einen oder anderen Pubertätsdrüsensubstanz zeitlich zusammenfällt, entstehen 
männliche oder weibliche Charaktere verschiedener Abstufung. Experimentelle 
und histologische Beweise für den ursächlichen Zusammenhang von 
Homosexualität und Zwitterdrüse. Die mannigfachen Formen von Hermaphro- 
ditismus bei Tier und Mensch sind gleichwertig und auf das Entstehen einer zwittrigen 
Pubertätsdrüse zurückzuführen. Die erwähnten Versuche erklären leicht die ‚perio- 
dische Homosexualität‘, wie sie zur Pubertätszeit einzusetzen pflegt. Die „kon- 
stante Homosexualität“ beruht auf ausreichender Hemmung der männlichen durch 
überwiegende weibliche Pubertätsdrüsenzellen. Die männlichen Elemente derselben 
büßen schon zur Pubertätszeit die innersekretorische Kraft ein, während die weib- 
lichen Elemente ‚aktiviert‘ und die auf den Zufluß der Sexualhormone reagierenden 
nervösen Apparate in weiblicher Richtung erotisiert werden. Neurath (Wien). 
Bab, Hans: Neueres und Kritisches über die Beziehungen der inneren Sekretion 
zur Sexualität und Psyche. Jahresk. f. ärztl. Fortbild. Jg. 11, H. 1, S. 3—18. 1920. 
Theorien und Versuche werden herangezogen, um der Lösung der Frage näher 
zu kommen, was denn schließlich ausschlaggebend für die körperliche und seelische 
Geschlechtsgestaltung des Menschen sei. Es wird der Geltungsbereich der ererbten 
Keimanlage beleuchtet, auch jener der Keimdrüsen, ferner wird der Einfluß der übrigen 
innersekretorischen Organe und des Zentralnervensystems kritisch besprochen. Aus- 
führlicher wird dabei auf die Steinach - Hirschfeldsche Lehre eingegangen mit 
den mit ihr übereinstimmenden praktischen Ergebnissen, nach denen die Heilung 
eines Homosexuellen durch Kastration und Implantation des kryptorchen Hodens 
(Pubertätsdrüse!) erfolgreich durchgeführt wurde. — Betont wird das Abhängigkeits- 
verhältnis der Keimdrüsen von den übrigen endokrinen Organen, andererseits bestehen 
komplexe Beziehungen des innersekretorischen Systems zum Zentralnervensystem. 
Pototzky (Berlin-Grunewald). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Foetus und des Neugeborenen. 


Beuttner, O. et Vulli6ty: Grippe et puerp6ralit6. (Grippe und Wochenbett.) 
Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 4, S. 61—63.: 1920. 
Es handelt sich insgesamt um 47 Frauen, von denen 23 im Verlauf der Schwanger- 


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schaft, 15 am Ende der Gravidität und 9 im Wochenbett an Grippe erkrankten. Ein 
Einfluß auf die Dauer der Schwangerschaft und die Entwicklung des Kindes scheint 
zu bestehen: die mittlere Länge der Kinder betrug nur 47 cm, ihr Durchschnitte- 
gewicht nur 2850g. Von den Frühgeburten starben 60%, von den ausgetragenen 
Kindern 13%, vor, während oder bald nach der Geburt. Zwei von ihnen zeigten 
bronchopneumonische Herde, eins auch hämorrhagische Pleuritis; es scheint also ein 
Übergang pathogener Faktoren von der Mutter auf das Kind stattzufinden. 
Lotte Lande (Charlottenburg). 

Richter: 300 klassische Kaiserschnitte (1882—1914). Arch. f. Gynäkol. Bd. 112, 
S. 70—83. 1920. 

Von den 300 durch die Sectio entwickelten Kindern waren 4 totgeboren und 10 
starben nach der Operation. Die Mortalität betrug also 4,7%. Von den Totgeborenen 
war eins bereits vor.der Geburt abgestorben und maceriert, zwei kamen durch Nabel- 
schnurvorfall beim Sprengen der Blase kurz vor Beginn der Operation zu Tode. Das 
vierte Kind starb in einem Anfall der moribunden eklamptischen Mutter ab. Die zehn 
nach der Operation verstorbenen Kinder sind interkurrenten Erkrankungen erlegen, 
für die die Sectio nicht verantwortlich gemacht werden kann. Für die Operations- 
mortalität kommen somit eigentlich nur die 2 Todesfälle infolge Nabelschnurvorfalls 
in Betracht. Dies würde einer Kindesmortalität von 0,7%, entsprechen. Mütterliche 
Mortalität 6,3 bzw. 5%. Eitel (Berlin-Charlottenburg). 

Lindig, P.: Die Wärmebewegung des Neugeborenen. (Univ.-Frauenklin., Frei- 
burg i. Br.) Fortschr. d. Med. Jg. 37, Nr. 1, S. 13—15. 1920. 

Von der Überzeugung ausgehend, daß die übliche Temperaturmessung beim Neu- 
geborenen kein richtiges Bild der Wärmebewegung ergeben könne, hat der Verf. die 
Messungen auf thermoelektrischem Wege vornehmen und elektrometrisch registrieren 


lassen. Aus den Ergebnissen, die an anderer Stelle veröffentlicht werden sollen, bringt 


er kurze Beiträge zum initialen Temperaturabfall, zur Thermolabilität des Neugeborenen, 
zum Tagesminimum und -maximum, zum transitorischen Fieber, das er als Casein- 
fieber ansieht. Eitel (Charlottenburg). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Säuglinge. 

Freise, Eduard: Experimentelle Untersuchungen über die Ernährungsbedin- 
gungen des Wachstums. (Univ.-Kinderklin., Leipzig.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 
3. Folge Bd. 41, H. 2, S. 79—127. 1920. 

Auch aus diesen Versuchen an weißen Ratten geht hervor, daß neben den ‚,oligo- 
chemisch“ wirkenden Ergänzungsstoffen, Vitaminen usw. für eine normales Wachstum 
bedingende Ernährung noch andere Momente wesentlich mitspielen. Abgesehen von 
der „Käfigbedingung‘“, d. h. also, daß von einer „frei gewählten“ Nahrung im exakten 
Sinne nicht gesprochen werden kann, führt Verf. als wichtigste Einzelbedingungen 
des Wachstums unter anderen an: 1. Alter der Versuchstiere und Versuchsdauer. 
2.:Die Konzentration der Nahrung (,,Volumbedingung‘‘). 3. Die Vorbehandlung der 
Nahrung. 4. Den „Milchfaktor‘‘, den Appetitfaktor usw. — Die Bewertung der Wirk- 
samkeit der die Nahrung komplettierenden Zusätze hängt jeweils von der Grundnahrung 
ab. Sie soll nach Möglichkeit der ‚natürlichen‘ nicht allzu nahe stehen. I. Mit Kuh- 
milch allein läßt sich optimales Wachstum nicht erzielen, der Kurvenverlauf ist 
dabei ein annähernd horizontaler, dagegen sehr wohl durch 10 proz. Zusatz von 
Trockenmilch. Diese darf aber nicht allzulange aufbewahrt werden. Das führt 
nämlich zu einer nachträglichen Verschlechterung der Entwicklung. Frische, un- 
gekochte Milch ist selbst einer frischen, einwandfreien Trockenmilch bedeutend 
überlegen. Trocknen und Erhitzen sind im allgemeinen einer Nahrung nachteilig. 
Doch kann eine durch mäßiges Erhitzen vorbehandelte Nahrung an Wert gewinnen, 
besonders für die ersten Entwicklungsstufen, im höheren Lebensalter scheint diese 
Ersparnis an Aufschlußarbeit belanglos zu sein. II. Zusätze alkoholischer Extrakte 


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allein sind fürs Wachstum unwirksam (unbenommen bleibt ihre nebenherlaufende 
„heilende“ Wirkung). Dagegen steigt kräftig die Wachstumskurve bei Hopkinsscher 
Nahrung unter Zugabe von 1g Trockenmilch und unter Zusatz eines eingeengten 
alkoholischen Rübenextraktes. III. Malzextrakt wirkt negativ, durch eine hohe Wirk- 
samkeit zeichnet sich aber dessen Ausgangsprodukt, das Gerstenkorn aus. Verf. empfiehlt 
demnach die Zubereitung der Malzsuppe nach dem alten Liebigschen Verfahren, 
weil es vor der Zubereitung mit dem Kellerschen Malzextrakt den Vorzug hat, 
daß das gesamte Mehl Verwendung findet. IV. Der Milchfaktor ist strenggenommen 
kein oligochemisch wirksames Agens (wie man das nach den Hopkinsschen Ver- 
suchen anzunehmen geneigt wäre, Ref.), kleine Milchzusätze von 2—3ccm reichen 
auf die Dauer nicht aus, mit zunehmendem Alter muß die Dosis gesteigert werden. 
Edelstein. 

Freudenberg, E.: Über den Einfluß der Molke auf das Darmepithel. VI. Mitt. 
(Kinderklin., Heidelberg) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge Bd. 41, H. 3, 
S. 201—206. 1920. 

Zur Gewinnung kolloidfreier Molke für Zellatmungsversuche kommen nur die Adsorptions- 
methoden in Frage. Die unter diesen besonders bevorzugte Methode mit kolloidalem Eisen 
ist unbrauchbar, weil stets geringe Eisenmengen in das Filtrat übergehen und diese Oxydationen 
katalysieren können. Ebenso hat sich das Verfahren von Klocman-Moro, mit Kaolin bei 
oxalsaurer Reaktion unter nachträglicher Fällung der Oxalsäure als Kalksalz zu enteiweißen, 


als unzweckmäßig erwiesen, da 16—20% Oxalsäure am Kaolin adsorbiert bleiben. Die Ultra- 
filtration konnte mangels der erforderlichen Apparate nicht ausgeführt werden. 


Freudenberg gebrauchte Kohle als Adsorptionsmittel. Man erhält eiweißfreie 
Filtrate, die aber einige Zehntelprozente Milchzucker enthalten. Der Übergang des 
Milchzuckers in das Filtrat wurde durch Atherzusatz fast quantitativ ermöglicht, 
ohne Störung der Eiweißadsorption. Derartige Filtrate wurden anfangs benutzt, 
später wurde ihnen zur Wiederherstellung des osmotischen Druckes nachträglich 
Milchzucker zugesetzt. Dies aus Labmolke gewonnene Derivat wird als Kohlemolke 
bezeichnet. Von Verunreinigungen enthielt diese bedeutungslose Mengen von Sulfaten 
und Chloriden. Die Kohlemolke wurde ferner auf etwa aufgetretene Reaktionsver- 
schiebung mit der Gaskettenmethode unter Verwendung der gesättigten Kalomel- 
elektrode als Ableitungselektrode untersucht; es ergab sich geringe Aciditätserhöhung. 
Die Mineralanalyse der Kohlemolke ergab dem Tonzellenserum und der Milch ent- 
sprechende Mengen Alkalien und Chlor; die Erdalkalien und Phosphorsäure sind 
gegen Milch und Tonzellenserum stark vermindert; der gelöste Kalk ist stark herab- 
gesetzt. Citronensäure ist noch teilweise in Kohlemolke vorhanden; der Reststickstoff 
beträgt 0,004%. Der Nachweis des Freiseins der Kohlemolke von Kolloiden wurde 
zuerst mit Dialyseversuchen unternommen, die aber kein eindeutiges Resultat ergaben. 
Dies geschah aber einwandfrei mit Messungen der Oberflächenspannung mit dem 
Traubeschen Stalagtometer und durch Ansetzen von Fällungsreihen mit Kolloidal- 
solen. Frankenstein. 


Freudenberg, E. u. H. Mammele: Über den Einfluß der Molke auf das Darm- 
epithel. VII. Mitt. (Kinderklin., Heidelberg.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge 
Bd. 41, H. 3, S. 207—216. 1920. 

Die die Größe der Sauerstoffzehrung von Kalbsdarmzellen in Kuhmolke be- 
stimmenden Stoffe wurden auf zweierlei Weise untersucht: einmal durch Entfernung 
von Molkenstoffen aus der Kuhmolke, zweitens durch Zusätze zur Kohlemolke. 
Im ersteren Versuch wurde frisch filtrierte, trübe Molke mit Kohlemolke verglichen. 
Der O,-Verbrauch in der trüben Molke ist weit höher als in Kohlemolke. Nach Ent- 
fernung der Molkenbestandteile, die die Trübung hervorrufen, also der suspendierten 
Fetttröpfehen auf verschiedene Weise, zeigte sich die Eignung der trüben Molke als 
Medium zur O,-Aufnahme geschädigt. Da nur durch Bolus auch gleichzeitig Eiweiß 
niedergerissen wird, ist das Eiweiß an der Verschlechterung der O,-Zehrung unbeteiligt; 
es kommt ihm überhaupt kein Einfluß auf die Atmung der Darmzellen zu. Bei der 


— 60 — 


Zusatzmethode zur Kohlemolke zeigte sich, daß Casein die Atmung gar nicht beein- 
flußt. Versuche mit Zusatz von Triolein, Buttersäure, Essigsäure, Milchsäure und 
Rahm nach Dampfdestillation ergaben ebenfalls völlige Wirkungslosigkeit. Dagegen 
ergaben Versuche mit frischem, nicht erhitztem Rahm starke Oxydationssteigerung. 
Die Steigerung der O,-Zehrung durch Rahmzusatz wird vermindert oder aufgehoben 
durch vorheriges Erhitzen des Rahmes. Bakterielle Verunreinigung des Rahmes 
wird ausgeschlossen. Es handelt sich bei der Wirkung des Rahmes um Wirkung von 
Lipoiden dank ihrem Gehalte an ungesättigten Fettsäureradikalen, die es ihnen ermög- 
lichen, im Mechanismus der O,-Aufnahme als O,-Überträger zu dienen. Durch Hitze- 
wirkung kann die diesem Wirkungsmechanismus zugrunde liegende molekulare Struktur 
geschädigt werden, so daß der Ablauf jener Prozesse nicht mehr möglich ist. Daher 
vielleicht der Grund für die große Temperaturempfindlichkeit. Citronensäure übt 
einen recht bedeutenden fördernden Einfluß auf den O,-Verbrauch atmender Darm- 
zellen aus. Frankenstein. 

Love, J. D.: Some facts and fallacies relating to maternal feeding of infants. 
(Einige Tatsachen und Irrtümer über das Stillen der Säuglinge durch ihre Mütter.) 
South. med. journ. Bd. 13, Nr. 1, S. 17—23. 1920. 

Keine neuen Tatsachen. Verf. eifert gegen das Abstillen der Kinder statt Ein- 
führung der Zwiemilchernährung, wenn die Muttermilchmenge nicht ausreicht. Zu 
reiche oder zu fette Milch läßt sich auch nicht mit bloßem Auge, auch nicht mit den 
einfachen chemischen Methoden erkennen. Das Mikroskop weist in solchen Fällen 
oft Colostrumkörper nach. Ganz falsche Diätvorschriften werden oft der Mutter ge- 
geben, um deren Milchqualität zu beeinflussen; wenn die Muttermilch dem Kinde 
nicht bekommt, so ist in der Regel deren Diät weniger daran schuld als deren Nerven- 
system. — Die ausführliche Diskussion bringt nichts grundsätzlich Neues. Ibrahim. 

Kirstein, F.: Eigenmilchinjektion und Brustsekretion bei Wöchnerinnen. (Univ.- 
Frauenklin., Marburga. L.) Zentralbl. f. Gynäkol. Jg. 44, Nr. 12, S. 292—302. 1920. 

Der Verf. übt Kritik an einer gleichbetitelten Arbeit von Lönne (Zentralbl. f. 
Gynäkol. 1919, Nr. 45), in der versucht wurde, eine Hebung der Brustsekretion bei 
Wöchnerinnen durch Eigenmilchinjektionen wahrscheinlich zu machen. — Als grund- 
sätzlicher Fehler in der Versuchsanordnung Lönnes ist dessen Voraussetzung an- 
zusehen, daß die Trinkmengen des Neugeborenen einen direkten Schluß auf die Brust- 
drüsensekretion der Mutter zulassen. Bereits vor einigen Jahren konnte Kirstein 
an zahlreichen, hier zum Teil tabellarisch zusammengestellten Versuchsergebnissen 
— bei denen die volle Ergiebigkeit der Brust durch Anlegen des eigenen Kindes und 
eines Ammenkindes mit nachfolgender Entleerung durch Milchpumpe und manuelles 
Abdrücken festgestellt wurde — dartun, daß gerade während der Neugeburtsperiode 
die grobe, auf Angebot und Nachfrage beruhende gegenseitige Einstellung von Trink- 
menge und Milchabsonderung noch nicht erledigt ist, sondern eine von Tag zu Tag 
wechselnde Differenz zwischen beiden besteht. Dem Einwand, daß dieser Unter- 
schied erst durch die forcierte Entleerung der Brust künstlich geschaffen werde, be- 
gegnet der Verf. durch den Hinweis, daß oft bereits am ersten Versuchstage erheb- _ 
liche Überschüsse vorhanden waren, und daß in den Tagen des Einschießens der Milch 
auch ohne besondere Maßnahmen fast regelmäßig eine starke Überproduktion statt- 
finde. — Als Kardinalfehler in der Beweisführung Lönnes ist ferner der Umstand 
anzusehen, daß er schnellere und langsamere Zunahme der kindlichen Trinkmengen, 
wie -man sie alltäglich bei Neugeborenen erlebt, ohne weiteres als direkte Folge der 
Milchinjektion auffaßt. Nicht einwandfrei ist auch der Gedankengang, bereits nach 
12—24 Stunden eine positive Wirkung der Milchinjektion zu erwarten, da doch bei 
den analogen Tierversuchen von Rona und Michaelis die Steigerung der Sekretion 
erst sekundär nach einer primär erzeugten Milchdrüsenhypertrophie zustande kam. 
Endlich läßt sich eine suggestive Wirkung der Milchinjektion nicht ausschließen, 
wenn man den Frauen schon vorher den erwarteten Erfolg mitteilt. — Bei einer von 


— 6l — 


K. an 12 Wöchnerinnen frühestens am 6. Wochenbettstage angestellten Nachprüfung 
des Lön neschen Verfahrens konnte ein irgendwie nennenswerter oder gar eindeutiger 
Erfolg nicht nachgewiesen werden; etwa vorhandene Sekretionssteigerungen waren 
ungezwungen durch andere Faktoren zu erklären. Weitere, über einen längeren Zeit- 
raum auszudehnende Untersuchungen sind im Gange, die klarlegen sollen, ob nicht 
doch durch subcutane Eigenmilchdarreichungen oder Caseineinspritzungen nach Lindig 
eine allmähliche Hypertrophie der Mamma mit konsekutiver Steigerung der Sekret- 
menge zu erzielen ist. Lotte Landé (Charlottenburg). 


Pilpel, Rahel: Über den Rückgang der quantitativen Leistung in der Stillung 
durch die Kriegsnot. (Säuglingsfürs. d. Verb. d. Krankenkass. Wiens u. Nieder- 
österreichs.) Wien. klin. Rundschau Jg. 34, Nr. 1—2, S. 3—5. 1920. 

Zweck der Arbeit ist, die in den Auslandsstaaten auftauchenden Gerüchte zu 
widerlegen, als sei die Grippe für die während der letzten Jahre in Erscheinung ge- 
tretene Verkürzung der Stilldauer verantwortlich zu machen, die nach den Angaben 
der Verf. im allgemeinen auf 2—3 Monate, in glücklicheren Fällen auf 5—6 Monate 
herabgesunken ist, trotz des besten Stillwillens und einer infolge eifriger Stillpropa- 
ganda erzielten Stillhäufigkeit von 98%, im ersten Lebensmonat. — Nach überein- 
stimmenden Erfahrungen zahlreicher Autoren bestand die Einwirkung der Grippe 
auf die weibliche Genitalsphäre — neben der großen Gefährdung des Lebens der 
Schwangeren und Wöchnerinnen mit Häufung von Aborten, Früh- oder Totgeburten 
— vor allem in einer vermehrten Blutfülle der Genitalorgane mit Neigung zu Metro- 
und Menorrhagien. Eine diesen Veränderungen entsprechende gesteigerte Durch- 
blutung der Brustdrüse würde aber die Milchsekretion nicht hemmen, sondern im 
Gegenteil fördern. — Das vorzeitige Versiegen der Lactation ist dagegen nur mit der 
sog. „Kriegsamenorrhöe“ in Parallele zu setzen, die nach einer Statistik von Hilfer- 
ding von 0,55% im Jahre 1912 auf 14%, im Jahre 1917 stieg. Beide Erscheinungen sind 
zurückzuführen auf die qualitativ schlechte und quantitativ unzulängliche Ernährung, 
akute und chronisch wirkende psychische Insulte, sowie ungewohnte körperliche 
Arbeit, der die Frauen während des Krieges ausgesetzt waren. 

Lotte Lande (Charlottenburg). 

Hinselmann, Hans: Brustwarzenklemme gegen Milchfluß. (Frauenklin., Unw. 
Bonn.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 13, S. 373. 1920. 

Die empfohlene Klemme umschnürt die Brustwarze und verhindert durch Kom- 
pression der Ausführungsgänge den unerwünschten Spontan- und Saugfluß. Bei 
Auswahl der geeigneten Größe ist sie meist schmerzlos, nur bei Schrunden nicht ver- 
wendbar. Alles Nähere wird in einer Dissertation von Brockmann, Bonn 1920, 
veröffentlicht. Lotte Lande (Charlottenburg). 


Rasch, Ewald F.: Verfahren zur Erzeugung eines der Frauenmilch isodynamen 
Nährserums aus Molken. Milchwirtschaftl. Zentralbl. Jg. 49, H. 2, S. 17—20. 1920. 


Durch entsprechendes Einengen ‚„entsäuerter“, d. h. neutralisierter evtl. enteiweißter 
(was aus dem Original nicht klar hervorgeht; Ref.) Molke soll eine der Frauenmilch 
isodyname und biologisch gleichwertige Nahrung zu erhalten sein. Edelstein. 


Soucek, Alfred: Vorschläge zur Behebung oder Besserung der Säuglingsernäh- 
rungsnot in Wien. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, Nr. 10, S. 473—474. 1920. 

Eine Zuschrift eines Nährmittelwerkes veranlaßt Verf. unter Hinweis auf seinen 
ebenso betitelten Artikel in Nr. 30, 1919 der Wien. med. Wochenschr. zu folgenden 
Vorschlägen: 1. Genügende Zuweisung von Mehl und Grieß durch den Staat. 2. Regelung 
der Kindermilchausgabe: auf Grund der Feststellungen in den Brotkommissionen 
solle für jeden Bezirk das nötige Quantum an Kindermilch zugewiesen werden; diese 
Milch solle in ganz wenigen Geschäften ausgegeben, dort ständig auf Frische und Güte 
kontrolliert und nicht nur Werktags, sondern auch Sonntags verabfolgt werden. 

Andreas Wetzel (Charlottenburg). 


— 62 — 


Cadbury, William W.: The food value of the milk of the water buffalo. 
(Der Nahrungswert der Milch des Wasserbüffels.). Americ. journ. of dis. of childr. 

- Bd. 19, Nr. 1, S. 38—41. 1920. 

Die Milch von Wasserbüffeln ist ein wertvolles Molkereiprodukt und enthält im 
Durchschnitt 12,6% Fett. Diese Milch kann leicht für Kinderernährung modifiziert 
werden. Heinrich Davidsohn. 

Lowenburg, Harry: Clinical experience with the feeding of solids to sucklings. 
A study of 128 cases. (Klinische Erfahrungen mit konsistenter Nahrung bei Säug- 
lingen. Studie an 128 Fällen.) New York med. journ. Bd. 111, Nr.1, S. 12—16. 1920. 

Während es in Deutschland seit vielen Jahren zu den allgemein eingeführten 
Regeln der Säuglingsernährung gehört, vom fünften oder sechsten Monat an Gemüse- 
und Breimahlzeiten zu verabreichen, scheint Verf. in Amerika als eine neue Entdeckung 
zu verkünden, daß Kinder unter einem Jahr nicht nur Milch, sondern auch konsistentere 
Nahrung vertragen, ja daß sie dabei besonders gut gedeihen, und scheint sich auf 
einigen Widerspruch seitens seiner Fachgenossen gefaßt zu machen. Zur Bereitung 
der Breimahlzeiten kann verwandt werden: Kartoffeln, Limabohnen, Spinat, Kürbis, 
die verschiedensten Gemüse, Lattich, Sellerie, Äpfel, Pflaumenmus, Arrowrootmehl, 
Weizenmehl, Reis, bei Kindern, die älter sind als 18 Monate, auch Fleisch, Fisch u. dgl. 
Wesentlich ist sorgfältige mechanische Zerkleinerung, wenn die Säuglinge diese Nah- 
rung vertragen sollen. Gemüse wirken der Obstipation entgegen. Ei wird nicht immer 
vertragen. — Durchfälle glaubt Verf. mit absoluter Sicherheit durch Einführung 
konsistenter Nahrung heilen zu können, wenn das Kind nicht in den ersten 24—36 Stun- 
den der Nahrungsentziehung zugrunde geht. Sein Rat lautet, zunächst etwa 24 Stunden 
Saccharintee zu verabreichen (bei Fieber gleichzeitig Magenspülung und eine Ricinus- 
dosis), dann Übergang auf ausschließliche Breinahrung ohne Milch: fettfreie Fleisch- 
brühe mit Mehl oder Reis oder Gemüse angedickt. Bei eintretender Obstipation wird 
mit Milch begonnen; abgerahmte halbverdünnte Milch, zunächst noch mit Arrowroot- 
mehl oder Weizenmehl versetzt, allmählich Übergang auf Vollmilch. Statt dessen 
kann aber auch mit Larosan-, Eiweiß- oder Buttermilch begonnen werden (irgend 
nähere Indikationen werden nicht angegeben, da Verf. in der Konsistenz der Nahrung 
anscheinend den einzigen Heilfaktor sucht). Daneben wird auch reichlich. Calcium- 
carbonat und ‚„Fuller’s earth“ (Kieselsäure?) verabreicht. Ibrahim (Jena). 

Gabathuler, Alexander: Der Abbau der Eiweißkörper einiger Milcharten in 

N den gebräuchlichsten Genußformen durch Pepsinsalzsäure und Pankreatin, unter 
Berücksichtigung von Elektrolyt- und Nichtelektrolytzusätzen. (Laborat. d. allgem. 
Davoser Kontroll- u. Zentralmolkerei A.-G.) Fermentforschg. Jg. 3, Nr. 2,S.81—192. 1920. 

Verdauungsversuche mit Pepsinsalzsäure und Pankreatin an verschiedenen 
gekochten und rohen Milcharten haben im allgemeinen ergeben, daß Erhitzen 
hemmend auf die Verdauung der Proteine einwirkt. Die Eiweißkörper der Ziegenmilch 
sind besonders gegen Erwärmen empfindlich. Widersprechende Resultate, wo z. B. 
2 Minuten lang gekochte Kuhmilch tiefer gespalten war als rohe, werden mit der 
hemmenden Wirkung mancher Keime erklärt. Denn je nach dem Keimtypus geht die 
Aufspaltung leichter oder schwerer. So fördern z. B. die Kefirbakterien und die Bakterien 
bei der Yoghurtgärung die Verdauung, in demselben Sinne wirken auch Zusätze von 
Kochsalz, aber nur in bestimmten Konzentrationen. Verf. empfiehlt die Verwendung 
von roher Vorzugsmilch, wobei aber der Keimtypus dauernd kontrolliert werden 
soll. Edelstein. 

J Rasch, Ewald F. W.: Erhaltung, Veredelung und Verarbeitung von Milch, Blut 
und sonstigen Eiweißträgern. Milchwirtschaftl. Zentralbl. Jg. 49, H. 5, S. 61—67 
u. H. 6, S. 77—79. 1920. | 

Bekanntlich geht bei der bisher üblichen Behandlung der Milch, die z. T. in ge- 
ronnenem oder gar verwässertem Zustand, zum mindesten aber in stark angesäuertem 
Zustand in den Verwertungsstellen eintrifft, ein erheblicher Prozentsatz der biologisch 


=s I a 


hochwertigen Eiweißträger der Allgemeinheit volkswirtschaftlich verloren. Denn der 
in solchen Fällen hergestellte Quark stellt eine biologisch und wirtschaftlich weit- 
gehend entwertete Form der Eiweißstoffe der Milch dar (niederer Preis des Quarks!). 
Außerdem geht der Milchzucker dabei ganz oder zum größten Teil mit dem Verschwin- 
den der Molke verloren, da die umständliche Verarbeitung von Molken auf Milchzucker 
nur unter gewissen Umständen rentabel ist. Das vom Verf. ausgearbeitete Verfahren 
sucht diese Mängel zu umgehen, indem es die Milch mit bestimmten Basen behandelt 
und dadurch unter Umgehung der Quarkbereitung und des Molkenverlustes die Bildung 
von Lactasen bewirkt, denen, wie dem Natrium- und Calciumlactat, biologisch und 
pharmakologisch wertvolle Eigenschaften zugeschrieben werden. Durch dieses Ver- 
fahren gelingt es auch, die Löslichkeit der aus einer solchen Milch hergestellten Trocken- 
produkte nach Belieben zu erhöhen, wodurch es möglich wird, die Trockenerzeugnisse 
durch Pressung auf die Form von wasserlöslichen Pastillen zu bringen. Entgegen der 
bisherigen Annahme konnte Verf. erweisen, daß durch den Einfluß von Basen und 
basischen Salzen die Säuerungsgeschwindigkeit von Milch im Vergleich zu ursprungs- 
saurer Milch stark herabgesetzt werden kann. Als Basen kamen die Hydroxyde bzw. 
Salze des Natriums, Ammoniums, Calciums u. dgl., ferner das stark basische Calcium- 
saccharat, sowie basisch-phosphorsaure Salze in Anwendung. Lust (Heidelberg). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des übrigen Kindesalters. 

Schlesinger, E.: Wachstum, Gewicht und Konstitution der Kinder und der 
herangewachsenen Jugend während des Krieges. Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl. 
Jg. 33, Nr. 2, S. 37—45. 1920. 

Verf. hat an einem umfangreichen Material (5000 Messungen und Wägungen an 
Knaben aller Altersklassen und Bevölkerungsschichten) die Störungen, die die Kinder 
während des Krieges erlitten haben, studiert. Als wertvolles Vergleichsmaterial standen 
ihm frühere jahrelange eigene Untersuchungen an Kindern aus demselben Milieu zur 
Verfügung. Er kommt zu folgenden Resultaten: Die Schäden des Krieges machten 
sich bei den Kindern erst zu einem späteren Zeitpunkt als beim Erwachsenen bemerk- 
bar. Sie bestehen 1. in einer Hemmung des Längenwachstums, 2. in einem Rückstand 
des Körpergewichts, 3. in einer Verschlechterung des allgemeinen konstitutionellen- 
Verhaltens. — Die Störungen im Längenwachstum machten sich erst vom Jahre 1917 
an bemerkbar, und zwar wurde fast durchweg ein Rückstand von durchschnittlich 
2cm konstatiert. 1918 und 19 fanden sich unter den Schulanfängern fast dreimal 
soviel ausgesprochen kleine Kinder wie in Friedenszeiten. Außer den Wachstums- 
störungen konnte ein verspätetes Einsetzen der Pubertät beobachtet werden. — Der 
Rückstand im Körpergewicht war im Sommer 1916 bei Säuglingen, Kleinkindern und 
jüngeren Schulkindern unwesentlich, dagegen blieben die Volksschüler um !/, kg, die 
besser situierten Mittelschüler um 1!/,—2!/,kg zurück. Im 3. Kriegsjahr waren die 
Verhältnisse wesentlich ungünstiger, z. B. wogen ältere Säuglinge bis zu 500 g weniger 
als in Friedenszeiten, 2—3jährige Kleinkinder !/,—1 kg, ältere Schulkinder 1—2 kg, 
Lehrlinge und ältere Gymnasiasten 2-5 kg. Auf eine Verschlechterung des allgemeinen 
konstitutionellen Verhaltens deutet die Zunahme der Rachitis, der exsudativen Diathese 
und der Tuberkulose. Heinrich Davidsohn. 

Retan, George M.: The measure and development of nutrition in childhood. 
(Körpermaß und Ernährungszustand bei Kindern.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 1. 
S. 32—39. 1920. 

Verf. betont die Unzulänglichkeit von Durchschnittsgewichten für bestimmte 
Altersstufen der Grundlage zur Beurteilung des Ernährungszustandes von Kindern. 
Noch weniger kann das Verhältnis von Alter und Körpergröße hierfür maßgebend 
sein. Zu richtigerer Einschätzung gelangt man, wenn man Körpergröße und Körper- 
gewicht der Kinder vergleicht. Auch das Geschlecht muß berücksichtigt werden; 
die Nationalität spielt auch eine erhebliche Rolle, die aber außer acht gelassen werden 


ee ce 


kann, wenn man das Verhältnis von Körpergröße zum Gewicht als Maßstab benutzt. 
Bei solchen Messungen und Wägungen kann man sich damit begnügen, die Oberkleider 
ausziehen zu lassen. Das Gewicht der Schuhe spielt eine geringere Rolle, weil es durch 
die Absatzhöhe einigermaßen kompensiert wird (? Ref.). — Untergewichtigkeit bzw. 
Unterernährung bei Schulkindern kann die verschiedensten Ursachen haben; in jedem 
Einzelfall soll die konkrete Ursache festgestellt und behandelt werden. In der über- 
wiegenden Zahl der Fälle liegt nach des Verf. Überzeugung die Ursache in Adenoiden 
oder Tonsillarinfektionen oder in fehlerhafter Ernährung begründet; häufig kombi- 
nieren sich diese beiden Ursachen. Die Tonsillektomie bewirkte bei 71,5% der 95 Kinder, 
bei denen die Operation vorgenommen wurde, eine Jahresgewichtszunahme von mehr 
als 6 Pfund. Nahezu die Hälfte der untersuchten Kinder erhielt nicht ausreichende 
Nahrung und mehr als die Hälfte tranken Kaffee zu ihren Mahlzeiten. 
Ibrahim (Jena). 

Veeder, Borden S. and Meredith R. Johnston: The elimination of acetone 
bodies during infectious fevers. (Die Ausscheidung von Acetonkörpern bei infek- 
tiösem Fieber.) (Dep. of pediatr., uniw. school. of med., Washington.) Americ. journ. 
of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 2, S. 141—143. 1920. 

Die Analyse des Urins von 41 fiebernden Kindern ergab, daß die Acetonurie 
nicht regelmäßig mit der Temperatur anstieg, daß sie in keinem Zusammenhang mit 
der Schwere der Erkrankung steht und daß verringerte Nahrungsaufnahme nicht die 
Ursache dieser Erscheinung ist, da Anstieg und Abfall des Acetons unabhängig davon 
vor sich geht. Huldschinsky (Charlottenburg). z 

Peiser, Julius: Prüfungen höherer Gehirnfunktionen bei Kleinkindern. Jahrb. 
f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge Bd. 41, H. 3, S. 182—200. 1920. 

Es werden in dieser Arbeit Intelligenzprüfungen bei Kleinkindern angestellt; die 
Resultate geben Aufschluß über die Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit, Retention, 
Urteils- und Kombinationsfähigkeit, daneben auch über das Temperament eines Kindes 
und seine Charakterveranlagung. Die Prüfungen sind bei Kleinkindern nicht leicht 
anzustellen, man darf sie nicht wie beim Schulkinde in der Form von Frage und Ant- 
wort vornehmen, da doch der Sprachschatz noch zu gering ist. Den hier behandelten 
Prüfungen wird daher die Form der Situationsprüfungen zugrunde gelegt, wie sie 
Köhler zu seinen Intelligenzprüfungen bei Anthropoiden benutzt hat. — Verf. geht 
näher auf die Anordnung und Technik der einzelnen Versuche ein, indem er die Wichtig- 
keit bestimmter Punkte in der Versuchsanordnung unter Berücksichtigung der Fehler- 
quellen an Beispielen dartut. Aus den Versuchen lassen sich folgende Normen für die 
einzelnen Lebensstufen aufstellen: Im letzten Quartal des ersten Lebensjahres zieht 
das normalgeistige Kind die „Unterlage“ zu sich heran, auf der sich das betreffende 
„Ziel“ befindet. Dann kommt im 2. Lebensjahr das Verständnis für die Bedeutung des 
„Mittels zum Zweck“, im 3. Lebensjahr beginnt die Aufmerksamkeit und die Retention 
sich auszuprägen. Im 4. Lebensjahr tritt die Retention deutlicher hervor, auch erwacht 
analytisches und synthetisches Verständnis. Im 5. Lebensjahr bewältigt das Kind 
nach diesen Richtungen bereits schwierige Aufgaben, jetzt ist bereits das einfache 
geometrische Verständnis vorhanden. Im 6. Lebensjahr ist bereits die konzentrierte 
Aufmerksamkeit die Regel, Urteilsfähigkeit macht sich geltend. Die analytische sowie 
die synthetische Gehirnfunktion tritt stärker hervor. Endlich wird darauf hingewiesen, 
wie man Schlüsse auf das Gemütsleben und den Charakter eines Kindes aus den Äuße- 
rungen ziehen kann, die durch das Mißlingen des Lösungsversuches ausgelöst werden. 

Pototzky (Berlin-Grunewald). 

Deuchler, Gustav: Über Schlußversuche, insbesondere an Kindern und Jugend- 
lichen. Zeitschr. f. pädagog. Psycholog. Jg. 21, H. 1/2, S. 23—41. 1920. 

Nach einem Überblick über die gegenwärtige Lage der Erforschung des kindlichen 
und jugendlichen Denkens wird die Frage des frühkindlichen Schließens behandelt 
und an Beispielen erläutert. „Echte“ Schlußfolgerungen treten nach dem Verf. vom 


— 65 — 


4. Lebensjahre an selbsttätig, vom 6. bis 8. an nach Aufforderungen ein. Es sind also 
zunächst einmal die beiden Gruppen der eigentätigen und der aufgeforderten 
Leistung zu unterscheiden; zwei andere Gruppen beruhen auf dem Gegensatz von 
Auffassung und Herstellung gegebener Schlußfolgerungen einerseits, andererseits 
in dem selbständigen Vollzug bestimmter Schlußfolgerungen. Bei den Formen 
des schlußfolgernden Denkens wird eine progressive und eine regressive Form 
auseinandergehalten. Im Gegensatz zu der primitivsten Entwicklungsform, dem 
sog. „schlichten Schließen“ kommen beim ,bewußten“ Schließen Erkenntnis- und 
Denkgefühle zur Geltung, obgleich man sich hier vor Täuschungen zu hüten hat. Ein 
absolutes Ideal verkörpert das „volleinsichtige Schließen‘, das jedoch erst auf Grund 
der „völligen Durchsetzung der Denkerlebnisse von dem Bewußtsein der gegenständ- 
lichen Gesetzlichkeit“ auftritt. Weiterhin folgt die eingehende Darstellung von acht 
verschiedenen Methoden zur Untersuchung des schließenden Denkens, wie sie vom 
Verf. angewendet wurden. Er führt an: 1. Die Deckungs- oder Zuordnungsmethode 
(von Schlußsätzen zu gegebenen Vordersätzen). 2. Die Sortiermethode (aus gemischten 
Vorder- und Schlußsätzen). 3. Die Beurteilungsmethode. 4. Die Methode der un- 
mittelbaren Wiedergabe (Unterschied in der Leichtigkeit der Wiedergabe einer Satz- 
reihe, die einen logischen Schluß bildet, im Gegensatz zu einer unzusammenhängenden 
Satzreihe). 5. Die Gedächtnismethode (auf dem gleichen Grundsatz beruhend wie 4). 
Bei den drei folgenden Methoden handelt es sich nicht mehr um eine psychologische 
Analyse, sondern um eine Feststellung des Könnens. Es sind dies: 6. die Ableitungs- 
methode. Hierbei bedient sich der Verf. einer Folge von vier sich überall gleich- 
bleibenden Fragen, welche die Auffassung der Versuchsperson in bestimmter Weise 
einengen und leiten. 7. Die Methode der Begründung oder der Beweisführung oder 
des Beweisversuches, welche auch Möglichkeiten für die Prüfung wissenschaftlicher 
Begabungen enthält. 8. Die Methode der Ableitung und Prüfung. Hier wird von jungen 
Kindern an Stelle des logischen Grundes in der Regel ein dem Erfahrungswissen ent- 
nommener Realgrund gesetzt. — Nach einer Beschreibung der Handhabung seiner 
Methoden, besonders der 8., im Einzel- und Klassenversuch, schildert der Verf. die 
beiden hauptsächlichsten Typen, die sich in begabungspsychologischer Hinsicht bei 
seinem Material (10—14jährigen Tübinger Volksschülern) ergaben, nämlich den for- 
malistischen und den realistischen Typus. Den Schlußteil der Arbeit bildet 
neben einer Erläuterung der für die Gesamtschätzung der Leistungen angewandten 
Berechnungsmethode eine Aufzählung von 38 erprobten Schlußbeispielen für ver- 
schiedene Altersstufen. Toni Schmidt -Kraepelin (Heidelberg). 

Gregor, Adalbert: Zur Bestimmung des Intelligenzalters mittels der Definitions- 
methode. Zeitschr. f. Kinderforsch. Jg. 25, H. 3/4, S. 117—137. 1920. 

Die Definitionsmethode ist nicht nur für die qualitative Beurteilung der Intelli- 
genz geeignet, sondern sie ist auch quantitativ zur Beurteilung des Intelligenzalters 
zu verwerten. Der Verf. entwickelt hier ein quantitatives System, das darauf hin- 
zielt, jede Reaktion im Hinblick auf die für das Lebensalter des Prüflings zu erwartende 
Leistung zu beurteilen. Ausführliche Tabellen geben die für die Ausnutzung der Methode 
notwendigen Unterlagen. So werden einmal typische Definitionen tabellarisch zu- 
sammengestellt. Dabei werden die Reaktionen mit „korrekt“, „richtig“, „primitiv“ 
und ‚„falsch‘‘ vermerkt. In einer anderen Tabelle, die sich auf den in einer III. Mäd- 
chenklasse gewonnenen Antworten aufbaut, werden die Reaktionen mit den Zensur- 
noten der Klassenleistungen verglichen. Im allgemeinen finden sich dabei bei den 
schlechteren Schülerinnen primitive Reaktionen. In einer weiteren Tabelle werden 
Mittelwerte derart geordnet, daß für jeden einzelnen Begriff bei Knaben und Mäd- 
chen vom 9. bis zum 14. Lebensjahr (bzw. VI. bis I. Klasse) die für diese Stufe cha- 
rakteristische Qualität der Reaktion angegeben ist, Zum Schluß wird an Beispielen 
gezeigt, wie man im einzelnen Falle an der Hand der Tabellen diese quantitative Methode 
praktisch verwertet. Pototzky (Berlin-Grunewald). 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 5 


=, b = 


Diagnostik und Symptomatologie. 


Smith, Charles Hendee: Recent developments in outpatient work. (Die neuere 
Entwicklung der Ambulatorien.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 1, S. 40—52. 1920. 

Verf. betont die große Wichtigkeit der Ambulatoriumstätigkeit für den werdenden 
praktischen Arzt, da auf den Kinderstationen meist nur akute Krankheiten oder seltene 
Fälle liegen. Von größter Bedeutung ist der organische Zusammenhang von Ambu- 
latorium und stationärer Abteilung, der nur richtig aufrecht erbalten werden kann, 
wenn die gleichen Ärzte auf beiden tätig sind. Er beschreibt eingehender, wie die Ver- 
hältnisse in dem unter La F étras Leitung stehenden Bellevue-Hospital in Neuyork 
geordnet wurden, um zu erreichen, daß das Ambulatorium nicht nur der raschen Ab- 
fertigung der Kranken dient, sondern ein Hauptbestandteil der Anstalt geworden ist, 
der als Bildungsstätte für Studenten, Assistenten, Ärzte, Schwestern, Mütter und 
Kinder eine Rolle spielt. Für Vermeidung der Ansteckungsgefahren ist möglichst 
gesorgt. Dem Arzt steht eine Reihe von zum Teil freiwilligen Hilfskräften zur Ver- 
fügung, die ihm alle weniger edle Arbeit und Vorarbeit abnehmen, so daß er seine 
ganze Tätigkeit auf das rein Ärztliche konzentrieren kann. Vordrucke in Kranken- 
geschichten, gedruckte Anweisungen für die Mütter usw. helfen auch, unnötige Zeit- 
versäumnisse zu vermeiden. Besonders soll es sich bewährt haben, die einzelnen 
gleichartigen Krankheiten gruppenweise zusammenzufassen, so daß z. B. die Herz- 
leiden, die Gonorrhöen, die Syphilitiker, die Unterernährten, die ernährungsgestörten 
Säuglinge einzelne Gruppen bilden. Das fördert das Interesse an den Erkrankungen 
wie das Studium dieser Leiden, erleichtert die Ausprobung neuer therapeutischer Richt- 
linien und erleichtert auch wieder die ärztliche Beratung. Viele praktische Ärzte be- 
teiligen sich gern als lernende Volontäre an dem ausgebauten ambulatorischen Be- 
trieb. | Ibrahim (Jena). 

Baker, Horace Mitchell: Incidence of protein sensitization in the normal child. 
(Das Vorkommen von Sensibilisierung gegen Eiweißsubstanzen beim normalen Kind.) 
Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 2, S. 114—118. 1920. 

Nachweis spezifischer Allergie durch Cutanreaktionen ähnlich der Pirquetschen 
Tuberkulinreaktion. Ein oder zwei Tropfen des speziellen Extrakts werden auf die 
scarifizierte, nichtblutende Stelle am Vorderarm aufgebracht. Alle fünf Minuten wird 
bis zum Ablauf einer halben Stunde inspiziert. Negative Reaktionen unterscheiden 
sich nicht von der Kontrollstelle, positive zeigen eine urtikarielle Erhebung, umgeben 
von einem 6—20 mm im Durchmesser betragenden geröteten Hof (Abbildung). Behr 
wesentlich ist die richtige Bereitung der Proteinextrakte. Das Protein muß gut gelöst 
und steril sein und das Lösungsmittel darf nicht reizen. Bei der Herstellung der Ex- 
trakte dürfen keine unlöslichen Eiweißverbindungen und auch keine neuen Eiweiß- 
verbindungen entstehen; Woodhouse, Baker und Floyd haben in den letzten Jahren 
Methoden zur Herstellung geeigneter Extrakte beschrieben. Eine große Anzahl nor-. 
maler Kinder sowie sog. „anaphylaktischer‘‘ Kinder wurden mit allen möglichen Ex- 
trakten durchgeprüft. Unter letzterer Bezeichnung werden Kinder verstanden, die 
Ekzem, Asthma oder Urticaria darbieten. Bei den Gesunden wurden unter jeweils 
24—25 Untersuchten 1—2 positive bzw. fragliche Reaktionen gegen folgende Protein- 
extrakte aufgefunden: Zwiebel, Kürbis, Spinat, Kartoffel, Eiereiweiß, Stockfisch, 
Schellfisch, Hummer, Korn, Roggen, Buchweizen, Kalbfleisch, Erdbeere; bei Salm 
ergaben sich fünf positive Reaktionen. — Unter den sog. Anaphylaktischen fanden sich 
viel häufiger positive Reaktionen, so z. B. unter 34 Fällen 7 positive und 2 
fragliche Kartoffel-, unter 15 Fällen 1 positive und 3 fragliche Spinat-, unter. 
30 Fällen 3 positive Erbsen-, unter 26 Fällen 2 positive und 2 fragliche Kürbis-. 
reaktionen, ferner unter 74 Fällen 6 positive und 6 fragliche Eiereiweiß, sowie 
4 positive Caseinresktionen; die Reaktionen auf Fischproteine waren nicht häufiger 
als in der normalen Gruppe, dagegen fanden sich bei den „Anaphylaktikern‘“ häufigere 


— 67 — 


Reaktionen auf Hafer, Reis, Korn, Ochsen-, Lamm- und Ziegenfleisch; auf Erdbeeren 
reagierten von 21 Fällen 2 positiv und 3 zweifelhaft. Verf. denkt offenbar, daß 
diese Ergebnisse im Einzelfall praktische Bedeutung haben, doch ist nicht genau er- 
sichtlich, welche Konsequenzen er zieht. Ibrahim (Jena). 

Naessens, W. M.: Die perkutorisch-auscultatorische Methode zur Auffindung 
vergrößerter Lungenhilusdrüsen. Nederlandsch tijdschrift voor geneeskunde Jg. 64, 
Nr. 11, S. 894—896. 1920. (Holländisch.) 

‚ Die Methode, die durch Röntgenuntersuchung kontrolliert worden ist, besteht 
darin, daß man in der unteren Lungengrenze zu auskultieren beginnt und in 5cm 
Abstand perkutiert. Über lufthaltiger Lunge klingt der Schall laut, metallisch, hoch 
und unangenehm. Über Bronchialdrüsen klingt der Klopfschall dumpfer, tiefer und 
nicht metallisch. Die Methode ist feiner als Auscultation und Perkussion für sich allein. 
Huldschinsky (Charlottenburg). 

Cyriax, Edgar F.: Unilateral alterations in blood-pressure caused by unilateral 
pathological conditions: the differential blood-pressure sign. (Einseitige Blutdruck- 
änderung im Gefolge einseitiger pathologischer Bedingungen. Das sog. differentielle 
Blutdrucksymptom.) Quart. journ. of med. Bd. 13, Nr. 50, S. 148—164. 1920. 

Cyriax hat in mehreren Hundert von Fällen — 73 sind in vorliegender Arbeit 
wiedergegeben, darunter 5 im Jugendalter — eine Ungleichheit im Blutdrucke beider 
Körperseiten, am Arme gemessen, bei einseitigen Traumen und Operationen an irgend- 
einem Körperteile, festgestellt; und zwar ist das Blutdruckmaximum auf der befallenen 
Seite anfangs höher, absinkend zum umgekehrten Verhältnis während des Verlaufes, das 
Blutdruckminimum unregelmäßig verändert; die Differenzen sind 10 mm Riva-Rocci 
in etwa 80%, im übrigen mehr. Die Ursachen werden nur kurz gestreift. „Spiegelberg. 

Sahli, H.: Über die jetzige Form der Volumbolometrie. (Med. Klin. Bern.) 
Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 1, S. 2-6. 1920. 

Abbildung und ausführliche Beschreibung des Volumbolometers (vgl. Bd. 8, S. 460, 
1912 dieses Zentralbl.) mit den letzten Verbesserungen: neue Pelottenkonstruktion, neue 
Befestigungsvorrichtung der Pelotte und neue Regulierungsweise des pneumatisghen 
Systems. Genaue Anweisung für die praktische Ausführung der Volumbolometrie. 

M. Hedinger (Baden-Baden). 

Feigl, J.: Über die Mikroanalyse von Blutbestandteilen im Sinne von Jvar ~ 
Bang. Neue Möglichkeiten der Weiterbildung und deren Bedeutung für klinische 
Untersuchungen. (Chem.-physiol. Laborat. d. Allg. Krankenk. Hamburg-Barmbeck.) 
Zentralbl. f. inn. Med. Jg. 41, Nr. 2, 8. 17—25. 1920. 

Kritisches Referat. Edelstein. 

Schilling, Viktor: Über die Notwendigkeit grundsätzlicher Beachtung der 
neutrophilen Kernverschiebung im Leukocytenbilde und über praktische Erfolge 
dieser Methode. (I. med. Klin., Univ. Berlin.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 89, 
H. 1/2, S. 1—41. 1920. 

Verf. geht von der Arnethschen Kernverschiebung der neutrophilen Leukocyten 
nach links aus und empfiehlt ein bedeutend einfacheres Schema zur Beachtung dieser 
Kernverschiebung. Er unterscheidet bei den Neutrophilen: M = Myelocyten, J = 
Jugendliche (wurstförmig), St = Stabförmige, S = Segmentierte. Stets ist es nach 
Ansicht des Verf. notwendig, diese Form der Differenzierung der Neutrophilen 
zugleich mit dem gewöhnlichen Differentialbilde der Leukocyten vorzunehmen. 
Mit dieser Methode ließen sich in kürzester Zeit (3—10 Minuten) aus dem 
Blutbilde wichtige Schlüsse ziehen, die aus der einfachen Leukocytendifferen- 
zierung nicht gewonnen werden können. Bei Typhus und bei sonstigen schweren 
kachektischen Zuständen mit Leukopenie z. B. gab die frühere Methode 
ganz ähnliche Blutbilder. Mit der Beachtung der Arnethschen Kernverschiebung 
ist eine Scheidung sehr leicht. Auch die Hyperleukocytosen könnten verschieden be- 
wertet und prognostisch ungünstigere (Auftreten starker Jugendformen bis zu Myelo- 


5% 


— 68 — 


cyten) von den gutartigeren Formen getrennt werden. Eklatant und besonders wichtig 
erscheint die symptomatische Bedeutung der Kernverschiebung bei der Appendicitis 
für Prognose und Therapie. Interessant ist die Verwendung der Methode bei Hysterie 
und Simulation, wichtig bei der Differentialdiagnose, ob Infektion oder Tumor vorliegt, 
bei Verdacht auf septische Infektionen und bei der Differentialdiagnose verschiedener 
akuter und chronischer Infektionskrankheiten (z. B. Malaria-Sepsis). Auf der anderen 
Seite bedeutet nach Ansicht des Verf.s jede auffallende Kernverschiebung ein Symptom 
pathologischer Vorgänge, auch wenn diese sich den sonstigen klinischen Beobachtungen 
entziehen. Der Verf. glaubt, daß in der Anwendung dieser Methode ein dankbares 
Gebiet für den weiteren Ausbau der klinischen Hämatologie vorliegt. 
E. Friedberg (Freiburg). 

@ Gotschlich, E. und W. Schürmann: Leitfaden der Mikroparasitologie und 
Serologie mit besonderer Berücksichtigung der in den bakteriologischen Kursen 
gelehrten Untersuchungsmethoden. Ein Hilfsbuch für Studierende, praktische und 
beamtete Ärzte. Berlin: Julius Springer 1920. VIII, 361 S. M. 25.—. 

Der Leitfaden will ein Hilfsbuch sein, das in erster Linie für den Teilnehmer an 
bakteriologischen Kursen bestimmt ist. Die Verff. haben sich hierzu nicht mit einer 
bloßen Beschreibung der Methoden begnügt, sondern sie haben in gedrängter Form die 
Grundlagen und Ergebnisse der Mikrobiologie so vollständig dargestellt, daß auch für den 
praktischen Arzt ein Hilfsbuch geschaffen ist, das ihn in kürzester Zeit über alles Wesent- 
liche orientiert und ihn (was besonders dankenswert ist) auf die technischen Voraus- 
setzungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit bakteriologischen Laboratorien 
hinweist. Auch als Laboratoriumsbuch der bakteriologisch-serologischen Technik 
wird der Leitfaden größere Werke ersetzen können, da auf die ausführlichere Dar- 
stellung der Methodik großer Fleiß verwandt ist. (Daß trotz der großen Ausführlich- 
keit auch einzelne Lücken bemerkt werden, mag zum Teil im persönlichen Urteil der 
Verff. begründet sein, doch hätten wohl z. B. Säureagglutination, die Ersatzmethoden 
der Wa.-R., die Methoden der Liquordiagnostik erwähnt werden können.) Die aus- 
gezeichnete Darstellungsform wird durch vorzügliche Abbildungen wirksam unter- 
stützt. Die technische Ausstattung des Buches ist einwandfrei. Langer (Charlottenburg). 

Canon: Zur Technik der bakteriologischen Blutuntersuchung (Bemerk. zu dem 
Aufs. von Langer in Nr. 2.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 10, S. 268. 1920. 

Vgl. d. Zeitschr. Bd. 9, S. 10. Verf. sähe es lieber, wenn jeder Arzt derartige 


Untersuchungen selbst ausführen würde. 

Seine Methode: Entnahme von etwa 3 ccm Blut, Ausspritzen in 4—6 schräg erstarrte 
Agarröhren in verschiedener Menge: ein paar Tropfen bis ?/, ccm; Schräglegen bis zur Ge- 
rinnung, dann Senkrechtstellen; wenn kein Brutschrank vorhanden, hinter Ofen stellen. 

Dollinger (Charlottenburg). 


Therapie und therapeutische Technik. 


Borchardt, L.: Über die allgemeinen Grundlagen organotherapeutischer Wir- 
kungen. Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 4, S. 97—101. 1920. 
| Kurze Übersicht der allgemeinen Leistungsfähigkeit der Organtherapie. 

Thomas (Köln). 

Graham, James M.: Transfusion of blood in cases of haemorrhage. (Blut- 
transfusion in Fällen von Blutung.) Edinburgh med. journ. Bd. 24, Nr. 3, S. 142 
bis 167. 1920. 

Unter den durch Transfusion geheilten Fällen befindet sich auch eine schwere 
Melaena neonatorum, die 10 Stunden nach der Geburt moribund aufgenommen 
wurde. Direkte Transfusion von der Arteria radialis des Vaters in die Vena femoralis 
des Kindes mit Hilfe einer Silberkanüle. — Auch über einen neunjährigen Knaben 
wird berichtet, der durch Überfahrenwerden eine schwere Beinverletzung davontrug. 
Hier half die Transfusion von 400 ccm Blut den schweren Shock beheben, der durch 
intravenöse Kochsalzinfusion nicht beeinflußt worden war. Ibrahim (Jena). 


— 69 — 


| Spezielle Pathologie und Therapie. 
Erkrankungen des Neugeborenen. 


Krogius, Ali: Untersuchungen über den Mechanismus der traumatischen 
Organrupturen. (Chirurg. Unw.-Klin., Helsingfors.) Acta chirurg. Scandinav. Bd. 52, 
H. 4, S. 229—333. 1920. 

Die traumatischen Organrupturen werden in Kompressions- und Biegungsrupturen 
eingeteilt, was forensisch von Bedeutung werden kann. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Goetzen, Curt v.: Amniogene Gliedmaßenmißbildung: Amputation der rechten 
oberen, Hemmung an den übrigen Extremitäten. (Univ.-Frauenklin., Rostock s. M.) 


Zentralbl. f. Gynäkol. Jg. 44, Nr. 9, S. 225—230. 1920. | 
Multiple Extremitätenmißbildungen amniogenen Charakters bei von normaler Mutter 
geborenem Mädchen. Rechter Arm fehlte bis auf einen kleinen Stummel, der rechte Fuß setzte 
unmittelbar an der Hüfte an, an der linken Hand nur vier paarweise zusanımengewachsene 
Finger. Angaben der Mutter, daß bei ihren zwei früheren Geburten auch mißgebildete Kinder 
zutage gekommen seien, lassen an eine gemeinsame endogene Ursache für das wiederholte Auf- 
treten der Amnionanomalien denken. Kurzer Literaturüberblick. Eite} (Charlottenburg). 


Funktionelle Verdauun und Ernährungs des Säuglings und des 
Kleinkindes. 


Klose, Erieh: Zur Kenntnis der Körperzusammensetzung bei Ernährungs- 
störungen. II. Mitt. Der Chemismus der Haut bei Ernährungsstörungen. Jahrb. 
f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge Bd. 41, H. 3, S. 157—181. 1920. 

Da nach den klinischen Beobachtungen zu erwarten war, daß in der Haut die 
Schwankungen des Wassergehaltes und ihre Folgen und Begleiterscheinungen im Mi- 
neralbestand am deutlichsten zutage treten würden, wurden Analysen der Rücken- 
haut von 19 ernährungsgestörten Säuglingen ausgeführt: zwischen Fett- und Wasser- 
gehalt scheint ein gewisses Wechselverhältnis zu bestehen, demzufolge Fälle von 
extremem Fettverlust (z. B. bis zu 0,1%, gegenüber einer Norm von 47,7%) einen 
hohen Wassergehalt der Haut aufweisen. Wasserreichtum und Fettreduktion gehen 
aber nicht immer parallel. — Der Wassergehalt der Haut war bei den einzelnen Unter- 
suchungen ein sehr verschiedener. Er schwankt zwischen 70,76 und 86,14%. Beim 
Neugeborenen kann ein Wassergehalt von 81—82% als Norm bezeichnet werden. 
Obwohl Vergleichswerte an älteren Kindern nicht vorliegen, glaubt Verf. doch diese 
Durchschnittszahl auch als Richtwert für die folgenden Lebensmonate gelten lassen 
zu dürfen, da keine Gründe vorlägen, daß, ähnlich wie das Blut, auch die Haut und die 
übrigen Organe einen nach der Geburt ansteigenden H,O-Gehalt aufweisen. — Den 
hochgradigsten Wasserverlust zeigten zwei Fälle von Intoxikation. Doch sind die Er- 
gebnisse hierbei keineswegs einheitlich. In einigen Fällen von Intoxikation war der 
Wasserverlust ein verhältnismäßig geringer oder blieb in einem sogar fast ganz aus, 
trotzdem die vorausgegangenen klinischen Beobachtungen einen starken Turgor- 
verlust festgestellt hatten. Überhaupt verdient bemerkt zu werden, daß auch noch in 
einer Reihe von anderen Fällen (Durchfall bei parenteraler Ernährungsstörung, atro- 
phische Form des Mehlnährschadens usw.) das Ergebnis der Analyse dem des klinischen 
Befundes nicht immer entsprach. Während aber Fälle von Wasserverlust der Haut 
nach einer dem Tode vorausgegangenen akuten Ernährungsstörung verhältnismäßig 
häufig waren, fand sich Wasseranreicherung bedeutend seltener. Sie war anzu- 
treffen bei chronisch ernährungsgestörten Säuglingen (echten Atrophikern), bei denen 
der Tod nicht infolge einer akuten Katastrophe erfolgte, sondern bei denen ein all-: 
mähliches Erlöschen des Lebens mit langsamem, stetigem Gewichtsverlust eintrat. — 
Der Gesamtaschengehalt der Haut geht dem Wassergehalt nicht parallel. Bei 
stärkerem H,O-Verlust kann es zwar zu einer relativen Anreicherung von Salzen 
kommen, doch ist dies keineswegs die Regel. Es müssen also unter gewissen Bedin- 


=e TO ja 


gungen Salze mit abgegeben werden, während unter anderen dies nicht oder nicht in 
größerem Maße der Fall ist. Für die Mehrzahl der Fälle bestehen jedenfalls keine 
eindeutigen Beziehungen zwischen Wasser, Salzen und N. Die niedrigsten Mineral- 
stoffwerte fanden sich bei der Intoxikation, doch kann dies nicht als ein dieser Er- 
nährungsstörung eigentümlicher Befund angesehen werden. Von den einzelnen Mineral- 
stoffen liegen Analysen von Kalium, Natrium und Chlor vor. Mit Ausnahme eines 
Falles von parenteraler Ernährungsstörung fand sich sonst stets eine Verminderung 
des Kaliums. Zwischen den Schwankungen des Wasser- und Kaliumgehaltes fanden 
sich jedoch ebenfalls keinerlei engere Beziehungen. Kaliumverluste waren vorhanden, 
gleichgültig, ob die Haut einen Wasserverlust oder eine Wasservermehrung aufwies. 
Auch für das Natrium und Chlor bestand auffallenderweise eine weitgehende Un- 
abhängigkeit von den Schwankungen des H,O-Gehaltes. Der Einfluß der Ernährungs- 
störungen auf die Haut ist demnach ein recht beträchtlicher, ohne daß es jedoch im 
einzelnen gelingt, den Anteil abzugrenzen, den akute Störungen, Alter, Konstitution, 
Ernährungsvorgeschichte und vorangegangene anderweitige Erkrankungen an den Ver- 
änderungen und Verschiebungen in der Zusammensetzung der Haut haben. Lust. 

Mattill, P. M., K. M. Mayer and L. W. Sauer: Dextrose tolerance in atrophie 
infants. (Die Dextrosetoleranz bei atrophischen Säuglingen.) (Otho S. A. Sprague 
memorial inst. laborat. childrens memorial hosp., Chicago.) Americ. journ. of dis. of 
childr. Bd. 19, Nr. 1, S. 42—45. 1920. 

Die Assimilationsgrenze für Traubenzucker wurde nitht nach oraler oder ein- 
facher intravenöser Zufuhr festgestellt, sondern nach dem von Woodyatt angegebenen 
Verfahren (J. Biol. Chem. 29, 355. 1917), das einen kontinuierlichen intravenösen 
Zustrom der Zuckerlösung gestattet. Wilder und Sansum (Arch. Int. Med. 19, 311. 
1917) hatten mit Hilfe dieser Methode beim Erwachsenen gefunden, daß das Erscheinen 
von Zucker im Urin unabhängig ist von der Konzentration der Zuckerlösung und nur 
abhängt von der absoluten Menge des in der Zeiteinheit zugeführten Zuckers pro Kilo- 
gramm Körpergewicht. Für Hunde, Kaninchen und gesunde Erwachsene betrug die 
Toleranzgrenze etwa 0,8—0,9 g pro Kilo Körpergewicht und Stunde. Bei vier ge- 
sunden Säuglingen im Alter von 5—15 Monaten fand sich die gleiche Toleranz- 
grenze. — Bei sieben atrophischen Säuglingen im Alter von 31/,—13 Monaten 
war die Grenze wesentlich höher gelegen. Glykosurie wurde erst beobachtet, 
wenn 1,4—1,8 g Traubenzucker pro Kilogramm und Stunde in die Vene einflossen. 
Mehrfache Beobachtungen am gleichen Kind ergaben gut übereinstimmende Ergeb- 
nisse. — Verff. betonen, daß der Befund gut zu anderen Befunden passe, die an atro- 
phischen Säuglingen erhoben wurden, nämlich zum gesteigerten Stoffwechsel und zur 
erhöhten Oberflächentemperatur und gesteigerten Perspiratio insensibilis (Mc Clure 
und Sauer, Americ. journ. of dis. of child. 10, 425. 1915 und Arch. Int. Med. 21, 
428. 1918). Ibrahim (Jena). 

Niemann, Albert: Über Durchfälle des Kleinkindes. (Säuglingsheim, Berlin- 
Halensee.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 10, S. 226—227. 1920. 

An der Hand von 3 Fällen tut Verf. dar, daß ältere Säuglinge bzw. Kleinkinder 
nach Ernährungsstörungen nicht so wie Säuglinge zu behandeln sind, sondern längere 
Zeit die Milch auszusetzen ist. Verf. spricht sich dafür aus, die dem Alter entsprechende 
gemischte Kost zu verabreichen. Nicht nur bei Gärungsdyspepsien, sondern auch bei 
Dyspepsien mit Fäulnischarakter ist die Entfernung der Milch längere Zeit indiciert. 

| Rietschel. 

Stévenin, Les vomissements dans la seconde enfance. (Das Erbrechen in 
der 2. Kindheit.) Bull. méd. Jg. 34, Nr. 10, S. 157—159. 1920. 

Den Krankheiten, in denen das Erbrechen nur Symptom ist, wird das cyclische 
Erbrechen mit Acetonämie der 3—8jährigen Kinder gegenübergestellt. Die Kranken 
sind meist nervöse Kinder, bei denen die Leber schlecht funktioniert. Manchmal 
scheint es sich um eine Nebenniereninsuffizienz zu handeln. Im Anfall — der übrigens 


- am vM un“ 
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in der ihm voraufgehenden ‚Aura‘ durch große Alkaligaben manchmal zu coupieren 
ist — wirkt flüssige Kost und Alkali. In der Zeit zwischen den Anfällen soll die Diät 
fettarm, im übrigen gemischt sein. Fleisch ist in kleinen Mengen gestattet, verboten 
sind Wurstwaren und die ‚inneren‘ Fleischsorten (Gehirn, Bries, Leber usw.) 
Nothmann (Berlin- Wilmersdorf). 

Park, Edwards A.: A case of hypersensitiveness to cow’s milk. (Ein Fall 
von Überempfindlichkeit gegen Kuhmilch.) (Pediatr. dep. of Johns Hopkins univ.) 
Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 1, S. 46—54. 1920. 

Das Kind wog 9%/, Pfund bei der Geburt und nahm bei Brustnahrung gut zu; 
nach 6 Wochen wurde !/,-Milch zugegeben. Nach Aufnahme von 10 ccm (auf Kuh- 
milch gerechnet) trat wiederholtes Erbrechen ein. 1 Monat später gab man 1 Tee- 
löffel 1/,-Milch; 5 Stunden später Erbrechen und Durchfall. Als das Kind 12 Wochen 
alt war, wurde eine Cutanprobe gemacht mit je einem Tropfen !/,, verdünnter Kuh- 
milch, ?/ioọ verdünnter Ziegenmilch und destillierten Wassers. Es konnte keine be- 
sondere Reaktion der Haut durch die Kuhmilch beobachtet werden, doch trat eine all- 
gemeine Reaktion 4 Stunden nach der Probe in Gestalt von Erbrechen und dünnen 
Stühlen ein. Spätere Versuche, eine Hautreaktion durch Kuhmilch zu erhalten, ge- 
langen. Einen besonders schweren Zustand bekam das Kind, als es im Alter von 
13 Wochen 2—3 Tropfen kondensierter Milch, gelöst in 12 Teilen Wasser, zu sich nahm. 
Ziegenmilch wurde dagegen gut vertragen, so daß das Kind mit 8 Monaten ganz mit 
Ziegenmilch ernährt werden konnte. Als es 18 Monate alt war, wurde der Versuch 
gemacht, das Kind an kleinste Mengen von Kuhmilch zu gewöhnen, und zwar fing man 
mit einem Tropfen an. Bei 4 Tropfen wurde das erste Unbehagen beobachtet, das sich 
nach neuen Steigerungen noch mehrmals wiederholte, bis nach einem Monat eine 
völlige Gewöhnung eintrat, so daß eine Tasse Kuhmilch vertragen wurde. 

Heinrich Davidsohn. 


Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 


D’Herelle, F.: Le processus de défense contre les bacilles intestinaux et 
P6tiologie des maladies d’origine intestinale. (Die Abwehr gegen Darmbakterien 
und die Ätiologie der infektiösen Darmerkrenkungen.) Cpt. rend. hebdom. des 
séances de l’acad. des sciences Bd. 170, Nr. 1, S. 72—75. 1920. 

Im Darmkanal finden sich Mikroorganismen mit starken bakterienvernichtenden 
Eigenschaften, welche gegen bestimmte Infektionserreger gerichtet sind. Sie finden sich 
bei Menschen und Tieren, und zwar sind sie besonders stark bei unempfänglichen 
Individuen. Bemerkenswert ist die Schnelligkeit der Anpassung an die einzelnen 
Krankheitserreger (Typhus, Dysenterie usw.). Bei krankheitsempfänglichen Indivi- 
duen versagt diese Anpassung, damit kommt es zur Erkrankung. Über die Gründe dieses 
Versagens wird nichts Sicheres mitgeteilt. Langer (Charlottenburg). 

Rodella, A.: Phenol, Phenoltherapie und Autointoxikation. Med. Klinik Jg. 16, 
Nr. 4, S. 96—97. 1920. 

Für Metschnikoff, Combe und ihre Schule ist die Frage der Autointoxikation 
mit der Phenolbildung im Darm identisch. Es werden vom Verf. Argumente gegen diese 
Lehre gesammelt. Die wichtigsten sind: Der Phenol- und Indolnachweis im Urin 
steht in keinem Verhältnisse zu der Schwere der Intoxikation und nicht einmal zu der 
Intensität der Darmfäulnis. Die gewöhnlichen Fäulnisprodukte sind im Tierexperiment 
fast vollkommen unschädlich, selbst dann, wenn die Phenol- und Indolreaktion stark 
positiv ausfällt. Endlich wurden zu therapeutischen Zwecken (z. B. bei Grippe) viel- 
fach höhere Phenoldosen einverleibt, als im Darm gebildet werden können. 

Karl Kassowitz (Wien). 

Steadman, F. St. J.: Dental sepsis in children: Its consequences and trestment. 
(Zahncaries bei Kindern: Ihre Folgen und ihre Behandlung.) Proc. of the roy. soc. 
of med. Bd. 13, Nr. 4, sect. of odontol., 8. 37—57. 1920. 

Geistige und körperliche Entwicklung der Kinder leiden durch schlechten Zu- 


— 72 — 


stand des Gebisses. Beobachtungen der Gewichtskurven haben die außerordentlich 
günstige Beeinflussung durch Behandlung erkrankter Zähne ergeben. Eine der Haupt- 
ursachen der Entwicklungsstörung zahnkranker Kinder liegt in dem gestörten Schlaf. 
Ganz gewöhnlich treten als Folgen der Zahncaries Magen-Darmstörungen auf. Deren 
Ursache ist nicht in dem mangelhaften Kauen, sondern in der bestehenden Sepsis 
der Zähne zu suchen. Als Beweis dafür gilt die Tatsache, daß der Zustand der Patienten 
sich sehr bald nach der Zahnextraktion bessert, noch bevor bei dem verletzten Zahn- 
fleisch ein ordentliches Kauen möglich ist. Nach H. Waller zeigen Brustkinder, 
die nicht recht gedeihen, nach Zahnbehandlung der Mutter sofort guten Gewichts- 
anstieg. Sehr häufig sind geschwollene Kiefer- und Nackendrüsen die Folge be- 
stehender Zahncaries, oder auch die Drüsen schwellen infolge anderer Ursachen (z. B 
Trauma) an, wenn gleichzeitig cariöse Zähne vorhanden sind, und neigen sogar zur 
Tuberkulose. Septische Erkrankungen der Milchzähne führen zu Schädigungen der 
sich entwickelnden bleibenden Zähne und verursachen Verkümmerung und Deformi- 
täten, besonders der Prämolaren und Schneidezähne, Endlich ist die Gingivitis mit 
ihren üblen Folgen eine Begleiterscheinung der Zahncaries. Alle erkrankten Milch- 
zähne, deren Pulpa angegriffen ist, müssen demnach, mitsamt ihren Antagonisten, 
gezogen werden, plombiert nur diejenigen, deren Pulpa nicht angegriffen ist. Bei 
den bleibenden Molaren ist ebenso zu verfahren. Erkrankte Zähne werden doch nicht 
zum Kauen benutzt, und nach ihrer Entfernung ist sogar mit einer größeren nutz- 
baren Kaufläche zu rechnen. Die Entwicklung der Kiefer leidet in keiner Weise er- 
fahrungsgemäß durch Zahnextraktion. Die Entfernung der Antagonisten extra- 
hierter Zähne ist deshalb wichtig, weil diese infolge ihrer Funktionslosigkeit für neue 
Infektionen besonders empfänglich sind und eine Quelle der Gefahr für die kommenden 
Zähne bilden. Die Extraktion soll in Chloräthylnarkose ausgeführt werden. Man 
kann dann gut alle Zähne, bei denen es notwendig ist, in einer Sitzung ziehen. 
Rasor (Heidelberg). 

Straith, Claire L.: Congenital harelip and cleft palate. (Kongenitale Hasen- 
scharte und Gaumenspalte.) Journ. of the Michigan state med. soc. Bd. 19, Nr. 3, 
8. 122—126. 1920. 

Vorlesung vor der Calhoun Medical Society. Besprechung der Embryologie, 
Ätiologie und Statistik. Bei der Musterung von 2!/ Millionen Männern fanden sich 
283 Hasenscharten, 1183 Gaumenspalten; bei der ländlichen Bevölkerung ist die 
Zahl um 50%, höher wie bei der städtischen. Hasenscharte und Gaumenspalte zu- 
sammen kamen einmal in 2000 Fällen vor. Da es sich um Männer über 21 Jahren handelt, 
muß bei der bekannten Mortalität der Neugeborenen an diesen Störungen die Häufig- 
keit noch um 30—40% höher angesetzt werden. Mit der Behandlung muß so bald 
wie möglich innerhalb des ersten Vierteljahres begonnen werden; als erste Operation 
Anfrischung des knöchernen Gaumendefekts und Drahtnaht, 5—6 Wochen später 
als zweite die Lippennaht; als dritter Eingriff, bevor das Kind zu sprechen anfängt, 
um den 14. bis 16. Monat, Verschluß des weichen Gaumens. Von größter Bedeutung 
ist Nachbehandlung durch lang fortgesetzte Sprachübungen. K. Hirsch (Berlin). 

.  Drachter, Richard: Richtlinien für die Behandlung der angeborenen seitlichen 
Lippenspalte (sog. Hasenscharte). (Chirurg. Abt., Unw.-Kinderklin., München.) 
Zentralbl. f. Chirurg. Jg. 47, Nr. 9, S. 194—197. 1920. 

Lippenspalten I. und II. Grades erfordern nur in Ausnahmefällen frühzeitige 
Operation, am besten erst nach Ablauf des ersten halben Lebensjahres. Bei mit Gaumen- 
spalte komplizierten Fällen ist die Operation baldmöglichst vorzunehmen (im Alter 
von 6:bis 8 Wochen) bei normalem Körpergewicht, aufsteigender Gewichtskurve und 
Fehlen anderweitiger Erkrankungen. Brustkinder sind nicht zu entwöhnen. 

Stettiner (Berlin). 

Morse, John Lovett: A report of two cases of congenital stricture of thé 

esophagus. (Bericht über- 2 Fälle von kongenitaler Striktur des Oesophagus.) (Med. 


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sero., childr. hosp., Boston.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 2, 
8. 144—147. 1920. 

Die Fälle sind von Bedeutung wegen der Seltenheit des Vorkommens und der 
Tatsache, daß trotz Bestehen charakteristischer Symptome die Diagnose von vielen 
Ärzten verfehlt wurde. Es handelt sich erstens um einen 6jährigen Knaben, bei dem 
un Alter von einem Jahr zuerst bemerkt wurde, daß sich nach fester Nahrung jedes- 
mal Erbrechen einstellte, während er flüssige ohne Störung zu sich nehmen konnte. 
Im Spital wurde die gleiche Beobachtung gemacht und mit dem Röntgenogramm 
eine fusiforme Dilatation des Oesophagus in der Höhe des Sterno clavicular-Gelenks 
festgestellt. Die ösophagoskopische Untersuchung ergab 7 Zoll von den Schneide- 
zähnen entfernt eine Striktur, welche bis zu einem Bougie Nr. 23 erweitert werden 
konnte. Nach der Dilatation, die noch fortgesetzt wird, Aufhören des Erbrechens. 
Zwei Reproduktionen des Röntgenogramms zeigen sehr schön die Erweiterung des 
Oesophagus und unterhalb derselben die Konstriktion. Auch ein Bruder des Pat. 
litt an kongenitaler Stenose des Oesophagus. Der Fall wurde schon früher veröffent- 
licht. Zweitens handelt es sich um ein 3jähriges Mädchen — Zangengeburt — von 
gesunden Eltern, bei der das Erbrechen bald nach der Geburt begann und stets unmittel- 
bar nach der Nahrungsaufnahme auftrat. Später behielt sie flüssige Nahrung bei 
sich, während sie nach dem kleinsten Bissen fester Nahrung erbrechen mußte. Kurz 
vor ihrem Eintritt ins Spital erbrach sie jede Nahrung. Es wurde durch Sondierung 
und Oesophagoskop eine sehr enge circuläre Striktur 7%/, Zoll von den Schneidezähnen 
entfernt ohne Narbenbildung und ausgesprochene Dilatation oberhalb derselben fest- 
gestellt. Bougies passierten bis Nr. 16. Nach fortgesetzter Dilatation trat Heilung ein. 

K. Hirsch (Berlin). 

Todd, T. Wingate: Anatomical eonsiderations in the rectal prolapse of infants. 
(Anatomische Betrachtungen über Mastdarmvorfall bei kleinen Kindern.) Ann. of 
surg. Bd. 71, Nr. 2, S. 163—167. 1920. 

Das Rectum des Neugeborenen ist in bezug auf die Wirbelsäule auf gleiche Höhe 
eingestellt wie beim Erwachsenen, wie sich aus der Stellung der großen Houstonschen 
Querfalte etwa auf der Höhe des fünften Kreuzbeinwirbels ergibt. Da Blase und 
Uterus beim jungen Kind aber verhältnismäßig wesentlich höher liegen als beim Er- 
wachsenen, kann daraus vielleicht eine gewisse Disposition zum Vorfall des Mastdarms 
abgeleitet werden. Eine größere Gewebeschlaffheit als beim Erwachsenen läßt sich beim 
Neugeborenen nicht nachweisen. Die Gefäßnervenbündel sind verhältnismäßig von 
gleicher Länge wie beim Erwachsenen. — Die einzige anatomisch nachweisbare Tat- 
sache, die eine sichere erhöhte Disposition schafft, ist die verhältnismäßig geringere 
Kreuzbeinwölbung, die ein vertikaleres Rectum zur Folge hat. Ibrahim (Jena). 


Buford, Robert K.: Report of ease of intussusception with gangrenous appen- 
dix in eight months old baby. (Ein Fall von Intussuszeption mit gangränöser 
Appendix bei einem acht Monate alten Kinde.) Journ. of the Americ. med. assoc. 
Bd. 74, Nr. 7, S. 460. 1920. 

Es handelte sich um eine Invaginatio ileocoecalis. Eröffnung des Leibes mittels Rectal- 
schnittes; nach gelungener Desinvagination Abtragung des völlig brandigen Wurmfortsatzes. 
Schnelle Heilung. K. Hirsch (Berlin). 

De Buys, L. R.: A case of anomaly of the diaphragm. With herniation into 
the thorax of certain viscera resulting in a gastric and intestinal obstruction. 
(Ein Fall von Zwerchfellsanomalie mit Hernienbildung und Übertritt 
gewisser Eingeweide in die Brusthöhle, wodurch gastrische und inte- 
stinale Obstruktion bewirkt wurde.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, 
Nr. 1, S. 55—61. 1920. 

Vier Monate altes Mädchen, das mit drei und 31/, Monaten kurze Kolikattacken 
dargeboten hatte, diesmal aber plötzlich einen schweren Krankheitszustand darbot, 
mit heftigem Erbrechen, absoluter Nahrungsverweigerung, eigentümlichen Darm- 


we JA 


geräuschen, Fieber. Über dem rechten Thorax normaler Befund, links tympanitischer 
Perkussionsschall, fehlendes Atemgeräusch. Herz nach rechts verdrängt. Im oberen 
linken Abdomen eine weiche unbewegliche quergestellte Geschwulst. Röntgenbild 
nach Wismuteinlauf war verdächtig auf Invagination, aber, da sich ein Schatten über 
der linken Thoraxhälfte fand und das Herz nach rechts verdrängt war, Pneumonie 
und Empyem aber klinisch ausgeschlossen waren, wurde an die Möglichkeit einer 
linksseitigen Zwerchfellshernie gedacht. Bei der Operation, während der das Kind 
starb, wurde die Diagnose bestätigt. Der gänseeigroße Tumor im Abdomen bestand 
aus gangränösem Dickdarm. In den Thorax war der Magenfundus und ein Teil des 
Dickdarms verlagert. Der im Abdomen gebliebene Pylorusteil des Magens erschien 
durch Torsion stranguliert. Keine Pleura diaphragmatica über den in den Thorax 
verlagerten Eingeweiden. Röntgenbild ist beigegeben. Ibrahim (Jena). 

Sieber, Fritz: Zur Kasuistik und Therapie der angeborenen Hernien der Linea 
alba. (Prov.-Hebammen-Lehranst. u. Frauenklin., Danzig-Langfuhr.) Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 10, S. 266—267. 1920. 

Bei einem kräftigen, gutentwickelten weiblichen Säugling wurde bei der Geburt 
eine halbwalnußgroße Hernie in der Mitte zwischen Nabelschnuransatz und Brust- 
beinspitze festgestellt, die sich beim Husten prallgespannt vorwölbte und leicht repo- 
nieren ließ. Nach Reposition fühlt man eine quergestellte, etwa 1cm lange, scharf- 
randige Bruchpforte. Nach Abfall des Nabels entwickelte sich bei dem Kinde, das 
sehr viel schreit, ein Nabelbruch und in der 5. Lebenswoche ein rechtsseitiger Leisten- 
bruch. Zu dem angeborenen Defekt in der Linea alba gesellte sich also eine angeborene 
Schwäche der Bauchdecken. Die Hernia lin. alb. und der Nabelbruch wurden erfolg- 
reich operiert. K. Hirsch (Berlin). 

Kaufmann, H. P.: Über neue therapeutisch wertvolle Aluminiumverbindungen. 
II. Mitt. Beitrag zur Therapie der Oxyuriasis. (Z. chem. Inst., Univ. Jena.) Berl. 
klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 8, S. 183—184. 1920. 

- Oxymors, durch Einwirkung von Benzoesäure auf basisches Aluminiumacetat 
hergestelltes, schwer lösliches Produkt, das Essigsäure und Benzoesäure in gebundener 
Form enthält und nahezu geschmacklos und geruchlos ist. Luftbeständiges Pulver, 
das den Magen unzersetzt passiert und tief in den Darm eindringt, wo seine Kompo- 
nenten zur Wirkung kommen. Die systematische Bekämpfung der Oxyuren per 08 
wird durch Klysmen mit Oxymors in Wasser aufgeschwemmt oder mit Aluminium 
‚lacticum enthaltenen, wasserlöslichen Tabletten und durch eine Oxymors und p-Di- 
chlorbenzol (intensiv riechenden Stoff) enthaltende Salbe wesentlich unterstützt. 
Eine ‚„Kurpackung“ enthält 1. die per os Tabletten, 2. die Analtabletten, 3. die Anal- 
salbe. Versuchsmaterial stellen zur Verfügung die Chemischen Werke Rudolstadt. 

Welde. 

Rahner, Richard: Die Therapie der Oxyuriasis. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, 
Nr. 8, S. 184—185. 1920. | 

Oxymors bei Kindern bis zu 6 Jahren in Dosen von 4mal täglich 1 Tablette 
zu 0,5 g, vom 6. Jahre ab 4mal 1 g oder 4 mal 2 Tabletten der Kurpackung (je 0,5 g). 
Patient erhält diese Dosis intern 6 Tage lang, und zwar die erste Dosis früh nüchtern 
(in kaltem Getränk). Dazu abendliche Kalomelgabe. Ferner 6 Tage lang abends ein 
lauwarmes Klysma (1/, Liter), in dem eine Analtablette aufgelöst ist. Soll mindestens 
10 Minuten verweilen. Außerdem Oxymors-Analsalbe nach gründlicher Reinigung 
der Aftergegend mit warmem Wasser und Seife nach jedem Stuhlgang, sowie die son- 
stigen üblichen Vorschriften (Badehose, Hände- und Nägelreinigung usw.). Bei dieser 
Methode 200 Fälle in 6 Tagen oxyurenfrei gemacht. Welde. 

Battle, W. H.: Haematogenous (idiopathic) peritonitis. (Hämatogene [idiopa- 
thische] Peritonitis.) Med. rev. Bd. 23, Nr. 2, S. 29—32. 1920. 

In den Berichten des St. Thomas-Hospitals für die Jahre 1909—1918 finden sich 
78 Fälle von Peritonitis, zunächst unbekannter Ursache, bei denen bakteriologisch 


= ap 


3lmal der Pneumococcus, 18 mal der Streptococcus pyogenes, 1 mal Bac. coli, 1 mal 
B. pyocyaneus, l mal der Gonokokkus nachgewiesen wurde. In 26 Fällen blieb der 
Erreger unbekannt, ein Teil von ihnen schien aber durch Pneumokokken infiziert zu 
sein. Einzelne Krankengeschichten werden ausführlich wiedergegeben. Verf. hält 
frühzeitige Operation für ratsam. Calvary (Hamburg). 
Nathan, M.: Anaphylaxie alimentaire par insuffisance pancer6atique. (Alimen- 
täre Überempfindlichkeit infolge Pankreasinsuffizienz.) Bull. méd. Jg. 34, Nr. 4, 
8. 59—60. 1920. | 
Nach Experimenten von Lesn & und Dreyfus wird Eiereiweiß durch Vorver- 
dauung mit Pankreassaft seiner anaphylaktischen Eigenschaften entkleidet. Bei einem 
8jährigen Knaben mit ausgesprochener Überempfindlichkeit gegen: Eier stellte 
Nathan durch Stuhluntersuchung eine Hypofunktion des Pankreas fest. Durch 
tägliche Gaben von 0,4 g Pankreatin und einschleichende Fütterung von Eiern ver- 
schwand die Pankreasinsuffizienz und die Überempfindlichkeit gegen Eier. 
Nothmann (Berlin- Wilmersdorf.) 


Konstitutionsanomalien und Stoffwechseikrankheiten, Störungen des Wachstums 
und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 


Klinkert, D.: Das Problem der konstitutionellen Eosinophilie. Zeitschr. f. 
klin. Med. Bd. 89, H. 1/2, S. 156—171. 1920. - 

Klinkert, D.: Die Bedeutung der Rekonvaleszenz-Eosinophilie. Zeitschr. f. 
klin. Med. Bd. 89, H. 1/2, S. 172—176. 1920. 

Die Eosinophilie des Asthmasputums ist hämatogenen Ursprungs. Die An- 
lockung der Eosinophilen erfolgt wahrscheinlich durch Stoffe, die unter nervösem Ein- 
fluß (Vagus) in die Schleimhaut abgesondert werden. In einer Anzahl von Fällen 
ist die Schwankung der Bluteosinophilie (Vermehrung vor den Anfällen) ein Indikator 
dieser Vagusneurose. Fälle von dauernder Bluteosinophilie, auch in der beschwerde- 
freien Zeit, legen den Gedanken nahe, daß in anderen Teilen des autonomen Nerven- 
systems Äquivalente für das Asthma auftreten. Als solche nennt Verf. die nervöse 
Hyperacidität bzw. nervöse Magen-Darmkrisen, das Heufieber, den „Rhumatisme 
goutteux‘‘ der Franzosen, das angioneurotische Ödem, den eosinophilen Darmkatarrh, 
die Urticaria bzw. die exsudative Diathese, die Migräne. Verf. weist nun darauf hin, 
daß allen diesen Krankheitszuständen vier Symptome eigen sind: autonomer Reiz- 
zustand, vermehrte endogene Harnsäureproduktion, Eosinophilie und lokale Hyper- 
ämie. Auf Grund klinischer Überlegungen erklärt Klinkert auch die Gicht für eine 
vom Vagus ausgelöste Trophoneurose, bei der wir gleichfalls Harnsäureabsonderung 
in den Zellen, Eosinophilie und lokale Hyperämie finden. Danach hätte also die 
„Diathöse neurarthritique‘‘ der Franzosen (Asthma, Urticaria, Heufieber, Migräne, 
Gicht) ihre volle Berechtigung. Verf. schlägt dafür den deutschen Namen „gichtige 
Körperanlage‘‘ vor. Auch in der Rekonvaleszenz fieberhafter Erkrankungen finden 
wir die Verbindung von autonomen Reizsymptomen (Bradykardie), Harnsäureaus- 
scheidung (Sedimentum lateritium) und Eosinophilie. Verf. macht auf die Ähnlichkeit 
der normalen Verdauungsvorgänge mit ihrer Fermentproduktion und der gleichzeitigen 
auf Vagusreizung beruhenden Harnsäurebildung in den Drüsenepitbelien mit lokaler 
Eosinophilie und diesen Befunden bei den Immunisierungsvorgängen in der Rekon- 
valeszenz durch Antigenproduktion aufmerksam. Putzig (Berlin). 

Chick, Harriette: Die Rolle der Vitamine in der Ernährung. Wien. med. 
Wochenschr. Jg. 70, Nr. 9, S. 411—419. 1920. 

Verf. unterscheidet 3 Vitamine. 1. Das antineuritische Vitamin oder den wasser- 
löslichen Wachstumsstoff B; 2. das Anti-Rachitisvitamin oder den fettlöslichen Wachs- 
tumsstoff A. 3. Antiskorbutstoff. Nach Versuchen von Mellanby führt das Fehlen 
des fettlöslichen Wachstumstoffs A bei jungen Hunden im Experiment zu Rachitis. 
Eine solche Kost ist Getreide + Magermilch, während Vollmilch rachitisverhütend 


— 16 — 


wirkte. Auch Lebertran soll das Vitamin gegen Rachitis in großen Mengen enthalten. 
Menschliche Ausfallserkrankungen infolge Fehlens der Vitamine sind sicher: 1..Beri- 
beri. 2. Skorbut (einschließlich Morbus Barlow). 3. Xerophthalmia bei Ratten. Im 
Stadium der Fragestellung (Untersuchung) sind 4. Rachitis, 5. Keratomalacie bei 
Säuglingen. Vermutungen bestehen hinsichtlich Osteomalacie, Tetanie, Hunger- 
ödem, Hungerneuritis, Pellagra. Besprochen werden Beriberi und Skorbut vom Vita- 
minstandpunkt aus. Erörterung der heilenden Nahrungsmittel. Die interessante 
Arbeit leidet am Mangel von klinischen Erfahrungen, gibt aber Anregung und stimmt 
zum Teil zu manchen vorliegenden Befunden. Aschenheim (Düsseldorf). 

Van Derslice, J. Warren: Spasmophilia. (Spasmophilie.) Illinois med. journ. 
Bd. 37, Nr. 2, S. 82—85. 1920. 

Referierender Aufsatz, der nichts Neues bringt. Zum Schluß betont Verf. aber, 
daß beim Neugeborenen häufig Spasmophilie sowohl durch mechanische wie elek- 
trische Übererregbarkeit nachgewiesen werden kann, und daß man, wenn diese Kinder 
sterben (an Eklampsie oder Laryngospasmus), keine andere Todesursache nachweisen 
kann. Als geradezu glänzendes Heilmittel soll sich bei diesen Kindern die regelmäßige 
Zufuhr von Wasser bewähren (60 g zweistündlich durch Nasensonde). Innerhalb von 
12—24 Stunden soll die Übererregbarkeit verschwinden. In letzter Zeit hat Verf. 
jeder Wassermahlzeit 0,3 g Natr. citric. zugefügt. Ibrahim (Jena). 

Dalyell, E. J.: Von den Gewichtskurven einiger Fälle von Säuglingsskorbut in 
Wien. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, Nr. 9, S. 419—420. 1920. 

Demonstration von Kurven von Kindern, die an Skorbut (wohl Morbus Barlow ? 
Ref.) gelitten haben. Guter Erfolg nach Darreichung von rohem neutralisiertem 
Citronensaft und Tomatensaft. Sonst nichts Neues. Aschenheim (Düsseldorf). 

` Wheeldon, Thomas Foster: A study of achondroplasia. Introducting a new 
symptom — a wedge-shaped vertebra. (Eine Studie über Achondroplasie mit Ein- 
führung eines neuen Symptoms: ein keilförmiger Wirbel.) Americ. journ. of dis. of 
childr. Bd. 19, Nr. 1, S. 1—37. 1920. 

Die Arbeit folgt in enger Anlebnung der Murk Jansenschen Schrift, -deren 
Hypothese, Aufrollung und Druck durch zu enges Amnion als Ursache der Erkrankung, 
übernommen und weiter belegt wird durch Anführung von 6 eigenen Fällen. Bei allen 
diesen zeigt sich am Röntgenbild auf der Höhe der achondroplastischen Kyphose ein 
keilförmiger Wirbel, den Wheeldon als das Resultat des Jansenschen ‚„Amnion- 
druckes“ deutet. Verf. glaubt darin einen neuen Beweis für die Entstehung der Achon- 
droplasie durch zu enges Amnion gefunden zu haben. Ausführliche Literaturangabe! 

Huldschinsky (Charlottenburg). 
. Vebelin, Fritz: Beitrag zur Kasuistik des angeborenen partiellen Riesenwuchses. 
(Kinderspit., Basel.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91,3. Folge Bd.41, H. 2, S. 134—150. 1920. 

Durch Operation wurden bei einem neunmonatigen Säugling die hochgradig von 
Geburt an vergrößerte erste und zweite Zehe mit dem Köpfchen der Metatarsalia 
abgetragen, und sodann zahlreiche Lipome der linken Körperhälfte entfernt. Heilung 
unter starker Keloidbildung. Mikroskopische Untersuchung der exstirpierten Teile 
zeigte die dystrophische Form des partiellen Riesenwuchses. (Wieland), Erörterungen. 
über die Natur der Veränderung. Die Operation soll erst dann ausgeführt werden, 
wenn das Glied durch die Größe der hypertrophischen Teile in seiner Funktion leidet. 
Ein operativer Eingriff kann unter Umständen ein plötzliches rapides Wachstum der 
noch wenig vergrößerten Skelettabschnitte hervorrufen. Thomas (Köln). 

Pardee, Irving H.: Two cases of mongolian idiocy in the same family. (Zwei 
Fälle von mongoloider Idiotie in einer Familie.) Journ. of the Americ. med. assoc., 
Bd. 74, Nr. 2, S. 94—95. 1920. 
| Geschwister mit mongoloider Idiotie sind fast gar sicht beschrieben. Autoren, die 
über 500 Einzelfälle gesehen haben, sind keine familiären Fälle bekannt geworden. 
Nur van der Scheer (Ned. Tijdschr. f. Geneesk. 1919. I. 328 und J. Am. M. Ass. 72. 





u ir 


1114. 1919) hat über zwei Familien berichtet mit je zwei Fällen von mongoloider 
Idiotie. Die beiden Geschwister, die Verf. beschreibt, sind zwei Brüder von sieben und 
vier Jahren, die beiden letzten von elf Geschwistern, bieten typische Befunde, keine 
Herzfebler. Verf. glaubt, daß ätiologisch zwei Momente zusammenwirken, die lange 
Generationsreihe und eine gewisse „endokrine Heredität‘‘ von seiten der Mutter, deren 
Mutter an Diabetes gelitten hatte und die selbst leichte hypophysäre Symptome dar- 
bietet (Fettsucht, häufige Kopfschmerzen, zusammengewachsene Augenbrauen, eigen- 
artig gestellte Schneidezähne). Ibrahim (Jena). 

Murray, George R.: The life-history c? the first case of myxoedema treated 
by thyroid extract. (Die Lebensgeschichte des ersten Falles von Myxödem, der mit 
Schilddrüsenextrakt behandelt wurde.) Brit. med. journ. Nr. 3089, S. 359—360. 1920. 

Die Patientin war im Jahre 1891, als die Verabreichung von Schilddrüsenextrakt 
begonnen wurde, 43 Jahre alt und hatte seit 4 Jahren das vollausgeprägte Symptomen- 
bild des Myxödems dargeboten. Sie wurde durch dauernden Gebrauch von Schild- 
drüse dauernd in völligem Gesundheitszustand erhalten und hat im ganzen Schild- 
drüse von etwa 870 Schafen konsumiert. Sie starb mit 74 Jahren an Herzschwäche. 

° Ibrahim (Jena). 

Beumer, Hans und Carl Iseke: Der Kreatin-Kreatininstoffwechsel bei Myxödem 
und Gesunden unter Einwirkung von Thyreoidin. (Akad. Klin. f. Kinderheilk., 
Düsseldorf.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr.8, S. 178—181. 1920. 

Thyreoidin ruft beim Gesunden wie beim Myxödemkranken im Kreatinstoff- 
wechsel einen gewaltigen Umschwung hervor, ohne den Kreatininstoffwechsel zu 
berühren. Die starke Krestinausschwemmung kennzeichnet den Grad der durch das 
Thyreoidin bewirkten Einschmelzung von Organeiweiß. Dabei wird das Myxödem 
stärker und andauernder beeinflußt als der gesunde Organismus. Das untersuchte 
13jährige Myxödemkind erhielt 3 mal täglich 0,1 Thyreoidin. — Bei einem 34 jährigen 
2. Fall begann die Kreatinausscheidung erst bei Gaben von 1,2g pro die. Hypo- 
physineinspritzungen hatten keinen Einfluß auf den Kreatinstoffwechsel. 

Ibrahim (Jena).“_ 

Hammar, J. Aug.: Beiträge zur Konstitutionsanatomie VII. Mikroskopische 
Analyse der Thymus in einigen Fällen von Lues congenita. II. Teil, Kap. HI: 
Akzidentelle Involution (,Sklerose“ u. a. wahrscheinlich indirekt bewirkte Ver- 
änderungen) der Thymus bei kongenitaler Lues. Beitr z. pathol. Anat. u. z. allg. 
Pathol. Bd. 66, H. 2, S. 195—258. 1920. 

Hammar unterscheidet auf Grund sehr genauer Untersuchungen von 10 Organen 
direkte Folgen der Einwirkung des syphilitischen Virus und indirekte. Als direkte 
wieder 1. Gummata, diese konnte er nie beobachten, 2. luetische Sequestercysten 
(Duboissche Abscesse) nur 1 mal, Sequester in kleinerem Umfang 2 mal, 3. Einwande- 
rung von Lymphocyten in beträchtlicher Zahl in die Hassalschen Körper hinein, 
welche er in sämtlichen untersuchten Fällen vorfand, mit Ausnahme des Kontroll- 
falles. Weder Sequestercysten noch Sequester noch Lymphocyteneinwanderung 
können als für Lues streng pathognomonisch bezeichnet werden. Indessen scheinen 
Sequester und Sequestercysten etwas beträchtlicheren Umfangs beim Menschen zur Zeit 
nur in Fällen kongenitaler Lues mit Sicherheit beobachtet zu sein. Als indirekte 
Folgen der luetischen Infektion treten Hypoplasie und akzidentelle Involution der 
Thymus ein. Erstere fand H. bei zwei Neugeborenen, Anzeichen einer solchen fanden 
sich auch in mehreren der übrigen Fälle, akzidentelle Involution aber in allen außer 
den beiden erwähnten Fällen. Die (in der Regel sicher nur relative, also scheinbare) 
Vermehrung des Bindegewebes der Thymus, die wahrscheinlich lediglich durch Retrak- 
tion bewirkte Verdickung der Adventitia ihrer Blutgefäße, sowie das Hervortreten 
„epitheloider Zellen“ sind nicht spezifische Organveränderungen, sondern sie kommen 
ähnlich auch bei hochgradiger Involution nichtluetischer Natur in der Säuglinge- 
thymus regelmäßig vor. Thomas (Köln-Lindenburg). 


= g 


Intektionskrankheiten, ausschließlich Tuberkulose und Syphilis. 


Nicolle, Charles et E. Conseil: La virulence du sang des rougeoleux n’est pas 
eontestable. (Die Infektiosität des Masernblutes ist unbestreitbar.) (Inst. Pasteur, 
Tunis.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 3, S. 56—58. 1920. 

Entgegen einer Arbeit von Sellards haben Verff. auf Grund von Versuchen 
erneut einwandfrei bei Affen und Menschen experimentell festgestellt, daß die Injektion 
von Blut Masernkranker bei nichtimmunen jugendlichen Individuen stets Masern 
hervorruft. Schneider (München). 

Byfield, Albert H.: The etiologie of arthritis deformans in children. (Die 
Aetiglogie der Arthritis deformans im Kindesalter.) (Dep. of pediatr., coll. of med., 
state univ., Iowa.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 2, S. 87—96. 1920. 

Zehn Fälle zum Teil aus den ersten Kinderjahren, alle mit- gelegentlichen Fieber- 
zuständen und Leukocytenvermehrung, mit geringer oder fehlender Milzschwellung, 
keiner Herzbeteiligung. Beginn durchweg in den großen Gelenken, die in einigen Fällen 
lange Zeit zunächst monartikulär befallen waren. Nur in einem Fall positive Tuber- 
kulinreaktion. Kein Fall vom Typus der Stillschen Krankheit. Verf. kommt zu 
folgenden Ergebnissen: Arthritis deformans bei Kindern ist im wesentlichen die Folge 
einer chronischen Infektion im Bereich der Tonsillen der Rachenman- 
deln und der Nebenhöhlen der Nase. Bei Kindern unter drei Jahren scheint die 
Eingangspforte auf Tonsillen und Adenoide beschränkt zu sein. Bei älteren Kindern 
genügt die Entfernung dieser Gebilde nicht, die Fortschritte der Erkrankung aufzu- 
halten. Wenn nach Entfernung der Tonsillen und Adenoide eine wenn auch leichte 
Temperaturerhöhung bestehen bleibt, wenn die Leukocytose nicht schwindet, der 
Appetit sich nicht bessert und die Schwellung und Schmerzhaftigkeit der Gelenke nicht 
nachläßt, ist der Verdacht einer Nebenhöhleninfektion berechtigt. Rückfälle und 
Exacerbationen sind Indikationen zur nasalen Therapie. Poncets Rheumatismus 
tuberculosus ist wahrscheinlich nur eine Arthritis deformans bei einem tuberkulös 
infizierten Individuum. Obwohl palliative und orthopädische Behandlung von Nutzen 
sein können, ist die operative Behandlung der Nebenhöhlen die wichtigste therapeu- 
tische Maßnahme bei der kindlichen Arthritis deformans. Die Prognose unkompli- 
zıerter Fälle ist gut, insofern ein Fortschreiten des Leidens verhindert werden kann. 
Die Deformierung und Gebrauchsbehinderung kann natürlich lange fortbestehen. 
Über die Einzelheiten der Therapie findet sich alles Nähere bei Dean, Ann. Otol., 
Rhinol. u. Laryngol. 27, 634. 1918 u. 28, 454. 1919. Ibrahim (Jena). 

Staeckert, Curt: Muskelrheumatismus und Eosinophilie. (Kreiskrankenh., 
Bernburg a. $S.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 7, S. 178—179. 1920. 

In Bestätigung der Angabe Bittorfs wurde in allen Fällen von Muskelrheumatis- 
mus eine Vermehrung der eosinophilen Zellen im Blut auf 6—16% gefunden. Sie 
war besonders stark in frischen Fällen und ging mit fortschreitender Besserung 
zurück. Gleichzeitig bestand eine Vermehrung der Lymphocyten und der großen ein- 
kernigen Zellen. Das Symptom ist in differentialdiagnostischer Beziehung von Wichtig- 
keit. P. Jungmann (Berlin).“, 

Gloyne, L. R.: Control of diphtheria by cultures of the noses and throats of 
school-children. (Kontrolle der Diphtherie durch Kulturen aus Nase und Rachen 
von Schulkindern.) Journ of the Americ. med. assoc., Bd. 74, Nr. 2, S. 83—84. 1920. 

In einem durch natürliche Grenzen von dem Rest der Stadt völlig gesonderten 
Teil von Kansas City kamen 14 Fälle von Diphtherie vor. Die Untersuchung von 
367 Schulkindern ergab 34 Bacillenträger. Diese wurden in Quarantäne genommen, 
bis eine zweimalige Untersuchung auf Bacillen negativ ausfiel. Es’ traten nunmehr 
nur noch 2 neue Fälle auf, während in der übrigen Stadt bald 33 neue Erkrankungen 
festgestellt wurden. Nur einer der Bacillenträger erhielt eine Antitoxineinspritzung, 
der Rest wurde innerhalb von 3 Wochen bacillenfrei nur unter Auswischen des Rachens, 





=s YO m 


Gurgeln und Nasenspülungen. Verf. fordert Untersuchung aller Schulkinder auf 
Bacillen bei Feststellung der ersten Erkrankung, Quarantäne der Bacillenträger, bis 
mindestens zweimal die Bacillenkultur negativ ausfällt. Das antitoxische Serum 
leistet Gutes in der Behandlung, bleibt aber ohne Wirkung auf die Bacillen, die gewöhn- 
lich ohne Serum verschwinden. Eckert (Berlin). 

Ducamp et Carrieu : Paralyse dipht£rique avec réaction méningée. (Diphtherische 
Lähmung mit meningealer Reaktion.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris 
Jg. 36, Nr. 2, S. 55—58. 1920. 

Französischer Soldat erkrankt am 24. VL 1919 mit Rachendiphtherie. Injektion von 
200 ccm Serum. Nach einem Monat Gaumensegellähmung. Erneut viermalige Serumgaben, 
elektrische Behandlung. Besserung nach einem Monat. Am 29. IX. Schwächegefühl, Krämpfe, 
Kribbeln in den unteren Extremitäten. Keine Gehstörung, keine Sphincterstörung. Allmählich 
Verschlimmerung, Abmagerung, Blässe, stärkere Lähmung der Beine, Veränderung der Berüh- 
rungs- und thermischen Sensibilität. Nervenstränge nicht schmerzhaft, trophische Störungen, 
wie Haarausfall und leichte Muskelatrophie, Herabsetzung der Sehnenreflexe. An den oberen 
Extremitäten besteht nur eine leichte Schwäche. Pupillen normal. Die Lumbalpunktion ergibt 
hohen Eiweißgehalt bei nur fünf weißen Blutkörperchen im cmm. Am 14. X. ataktischer Gang 
an zwei Stöcken, Vorbeifahren beim Finger-Nasenversuch. Am 28. X. wird auch an den Armen 
eine Hyperästhesie festgestellt. Unter Strychnin allmähliche vollständige Heilung. 


Eckert (Berlin).“, 
Boorstein, Samuel W.: Postdyptherie paralysis. (Postdiptherische Lähmung.) 
Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 8, S. 512—513. 1920. 
Zwei Fälle mit ausgedehnter Lähmung der Rachen-, Nacken-, Extremitäten- 
muskulatur werden „orthopädisch‘ behandelt durch Anlegen eines Filzkragens, der 
den nach vorn sinkenden Kopf fixiert. Darauf Besserung. Eckert (Berlin). 


Jamin, F. und E. Stettner: Über Grippe und Krankheitsbereitschaft mit beson- 
derer Berücksichtigung der Altersdisposition bei Kindern. (Univ. - Kinderklm., 
Erlangen.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, d. 3. Folge 41. Bd., H. 1, S. 1—20. 1920. 

Die Beobachtungen wurden gelegentlich der Grippeepidemie im Herbst 1918 
gemacht, die zu vorübergehender Erkrankung fast aller in der Kinderklinik wohnenden 
und arbeitenden Personen führte, und beziehen sich auf 28 Kinder und 17 Erwachsene, 
außerdem auf 375 poliklinische Fälle. Es ergab sich, daß die epidemische Grippe 
den allgemeinen Gesetzen der Infektionskrankheiten folgt, und daß das klinische Bild 
abhängig ist von der Virulenz der Keime und von der Reaktion des betroffenen Organis- 
mus, ganz besonders von der Körperverfassung, in zweiter Linie von den Lebens- 
bedingungen (Art der Pflege während der Erkrankung und Zeitpunkt ihres Einsetzens). 
Die Kinder werden in allen Altersstufen von der Grippe befallen; die höhere Morbiditäts- 
ziffer nach dem 6. Lebensjahre ist durch die Einschulung bedingt. Die Geschlechter 
erkranken annähernd in gleicher Zahl; bei den Mädchen kam es häufiger zu komplizieren- 
der Bronchopneumonie, daher hatten sie eine höhere Sterblichkeitsziffer. Konstitu- 
tionelle Schwäche oder konditionelle Schädigungen (vorangegangene Pneumonien) 
bedingen einen schwereren Verlauf. Nasenbluten wird erst nach dem 3. Lebensjahre, 
die Trachealstenose meist nur bis zum 3. Lebensjahre beobachtet. Säuglinge sind durch 
die Grippe schwer in ihrem Ernährungshaushalte bedroht. Erkrankungen der Luft- 
wege sind im frühen Kindesalter gefährlicher und hartnäckiger. Die ersten Lebens- 
monate zeigen gegenüber der Grippe eine besonders geringe Widerstandsfähigkeit. 
Säuglinge, die bereits anderweitig infiziert oder schwer ernährungsgestört sind, sind 
in noch höherem Maße als ältere Kinder gefährdet, obwohl die Anfangserscheinungen 
der Grippe in diesen frühesten Altersstufen weit weniger deutlich hervortreten als 
in den späteren. Calvary (Hamburg). 

Arneth: Über Blutuntersuchungen und ihre Ergebnisse bei Influenza. Med. 
Klinik Jg. 16, Nr. 10, S. 255—257. 1920. 

Die große Mannigfaltigkeit des hämatologischen Befundes bei der Influenza 
wird beherrscht von gleichen allgemeinen Gesetzen, die das Verständnis der häma- 
tologischen Veränderungen in Parallele zum klinischen Verhalten eröffnen. — Der 


— 80 — 


Aufsatz enthält nur Andeutungen und verweist auf eine monographische Arbeit, 
deren Erscheinen bevorsteht. Langer (Charlottenburg). 

Marcus, Henry: Die Influenza und das Nervensystem. Studie während der 
Epidemie in Schweden 1918—1919. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig., 
Bd. 54, S. 166—224. 1920. 

Arbeit ohne spezialpädiatrisches Interesse. Ein 9jähriger Patient bekam nach : 
Abklingen der Grippe fast vollkommener Amaurose. Dollinger (Charlottenburg). 

Behrend, Moses: Acute osteomyelitis and periosteitis complicating epidemie 
influenza. Report of five cases; radius removed in one case; a review of the 
literature of excision of the radius. (Akute Osteomyelitis und Periostitis infolge 
epidemischer Influenza. Bericht über 5 Fälle; Entfernung des Radius in einem Fall, 
Literaturübersicht über die Excision des Radius.) Surg., gynecol. a. obstetr. Bd. 30, 
Nr. 3, 8. 273—277. 1920. 

Außer einer Erwachsenen handelte es sich um Kinder und jugendliche Personen im Alter 
von 1—17 Jahren, von denen zwei starben. Klinisch und pathologisch-anatomisch bieten die 
Fälle nichts Besonderes. Bakteriologische Untersuchungen wurden nicht vorgenommen. 

K. Hirsch (Berlin). 

Kraus, F.: Zur Behandlung der Grippe. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, 
Nr. 9, S. 225. 1920. 

Im Beginn des Fieberstadiums Eukupin und Grippeserum. Eukupin 1,2g 
p. die, 3g im ganzen. Bei nachweislicher Grippepneumonie Elektrokollargol oder 
Argoflavin intravenös. — Nicht zu früh und zu viel Digitalis; induvidualisieren! 
Bei Vagotonie Atropin subcutan, besonders vor bzw. mit Digitalis. Als Expectorans 
Campher in großen Dosen subcutan. Aderlässe nutzlos. — Spontane Rückbildung 
eitrigseröser Pleuritiden nicht absolut ausgeschlossen. — Bei Pneumokokken- 
empyem Eukupin noch im Stadium der Sepsis nützlich. Dollinger (Charlottenburg). 

- Balen, Auke van: Bösartige Grippe und Diphtherieserum. Nederlandsch Tijdschrift 
voor Geneeskunde Jg. 64, erste Hälfte, Nr. 10, S. 795—796. 1920. (Holländisch.) 

Zwei Kinder von 7 und 11 Jahren genasen nach Injektion von 10 ccm Diphtherie- 
heilserum von schwerer Grippe mit Pneumonie. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Bardachzi, Franz und Zoltan Barabas: Beobachtungen bei Parotitis epidemica. 
(Infekt.- Abt. Garnisonspit. Nr. 3, Przemysl.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 7, 
8. 185. 1920. 

Unter 92 bei Angehörigen des Garnisonsbereiches Przemysl beobachteten Fällen 
von Parotitis epidemica betrafen fast die Hälfte (45,6%) Leute unter 20 Jahren, nur 
4,3%, solche über 40 Jahre. Die Inkubationszeit betrug ungefähr 18 Tage. In 75% 
der Fälle war die Parotitis doppelseitig, rechtsseitig in 11%, linksseitig in 14%. Auf- 
fallend häufig zeigte sich Hypertrophie der Tonsillen. Das Krankheitsbild schwankte 
zwischen ganz leichten Temperatursteigerungen bis zu schweren, typhusähnlichen 
Zuständen mit Milztumor. In 10,8% der Fälle traten Hodenentzündungen hinzu, 
meist unter neuerlichem und hohem Fieberanstieg mit Schüttelfrost. Behandlung: 
Einfettung der Gesichtshaut, trockner Verband, H,O,-Mundwasser; bei Orchitis 
strenge Liegekur. Längerer Krankenhausaufenthalt (3—4 Wochen) erwies sich als 
nützlich. Calvary (Hamburg). 

-= Pébu, M. et H. Eparvier: Méningite aiguë à möningocoques avec arthrites 
multiples chez un nourrisson de quatre semaines. (Akute Meningococcenmeningitis 
mit multiplen Gelenkveränderungen bei 4 Wochen altem Säugling.) Lyon méd. Jg. 70, 
Nr. 4, S. 181. 1920. 

Seit der 4. Lebenswoche infektiöser Krankheitszustand, Durchfall. Auf dem linken Fuß- 
rücken bei gichtischem Aussehen der Großzehe, im Gebiet der beiderseitigen Zwischenhand- 
Fingergelenke multiple Gelenkveränderungen; am l. Zeigefinger unter dem Bild einer Spina 
ventosa. Daneben Nackenstarre und Opisthotonus geringen Grades. Im Punktat aus der Flüs- 
sigkeitsansammlung des Fußrückens Meningokokken. In der Lumbalflüssigkeit nur polynukle- 
äre Zellen, keine Bakterien. Tod nach 4 Wochen. Befunde durch Obduktion erhärtet. Gelenk- 


erseheinungen wechselten von der einfachen Anschwellung bis zur Gelenkeiterung. 
Benzing (Würzburg). 





— 81 — 


Banks, H. Stanley: A note on the use of univalent serum in the treatment 
of cerebro-spinal fever. (Notiz über die Anwendung univalenten Serums in der Be- 
handlung der epidemischen Meningitis.) Lancet Bd. 198, Nr. 11, S. 591—593. 1920. 

Gordon hat 4 Typen von Meningokokken unterschieden, die sich durch Aggluti- 
nationsproben differenzieren lassen. Ob der klinische Verlauf je nach Infektion mit 
den einzelnen Typen Verschiedenheiten zeigt, steht noch nicht fest, wiewohl Angaben 
in dieser Richtung vorliegen (Kennedy und Drought, Brit. med. journ. Bd. 1, 
8. 261. 1917). Für die Therapie kann es aber von großer Bedeutung sein, den jeweiligen 
Erregertypus genauer zu identifizieren. Es empfiehlt sich dann, nicht polyvalente, 
sondern spezifisch gegen diesen Typus wirksame Sera intralumbal anzuwenden. Verf. 
teilt die Krankengeschichten von 2 Fällen mit (4!/, Jahre und 15 Monate alt), die auf 
ihr spezifisches Serum (Typus I nach Gordon) glänzend reagierten, während im ersten 
Fall vor der Identifizierung des Erregers Serum vom Typus 2 ohne Erfolg angewendet 
worden war. In England sind offenbar zum Teil spezifische Sera gegen die 4 Typen 
erhältlich, allerdings nicht im freien Handel. Zur Feststellung des Erregers benötigt 
man eine Reinkultur, die auf gewöhnlichem Blutserum in 24 Stunden gezüchtet werden 
kann, wenn man die Regel einhält, die Kulturröhrchen auf Körpertemperatur er- 
wärmt bereit zu halten und die Kulturen innerhalb von 10 Minuten nach Entnahme des 
Liquors anzulegen. Die Agglutinationsprobe kann in sehr einfacher Weise mikro- 
skopisch im hängenden Tropfen angestellt werden; die Verdünnungen werden mit 
dem bekannten Platinoeseverfahren hergestellt. Man stellt Verdünnungen von 
1:30 her. In dem genauer untersuchten Fall des Verf. zeigten die Meningokokken 
mit Serum vom Typus 2, 3 und 4 weder nach 1 Stunde noch nach 24 Stunden Agglu- 
tination, während sie vom Serum Typus 1 in Verdünnungen von 1 : 800 schon nach 
einer Stunde agglutiniert wurden. Ibrahim (Jena). 

Méry, H.: Vaceinoth6rapie antityphoidique par voie sous-cutande et vaccino- 
therapie colibacillaire. (Vaccinebehandlung des Typhus und der Colibacillosen durch 
subcutane Injektionen.) Bull. med. Jg. 34, Nr. 18, S. 301—303. 1920. 

Die Behandlung des Typhus mit subcutanen Injektionen von Typhusvaceine 
führt zu sehr ermutigenden therapeutischen Erfolgen. Die günstigste Wirkung wird 
erzielt, wenn die Behandlung in der ersten Woche einsetzt; man macht jeden 2. Tag 
eine Injektion, im ganzen 3—4. Die Entfieberung erfolgt Iytisch ohne Shockwirkung. 
Kinder sind empfindlicher. Die Kollapsgefahr wächst, wenn die Behandlung erst in 
der zweiten Woche einsetzt; zur Vorbeugung spritzt man !/,mg Adrenalin eine Stunde 
vor der Impfung. Die Leukocytenreaktion nach der Impfung besteht in einer rela- 
tiven Hyperleukocytose, welche dann die anfängliche Leukopenie verdeckt, seltener 
in einer echten Leukocytose, ausnahmsweise in einer Leukopenie. Ähnlich günstig wurde 
ein Fall von Pyelonephritis durch Colivaccine beeinflußt: schnelle Entfieberung, 
Verschwinden der Krankheitserscheinungen, langsamer Rückgang der Bacillen im 
Urin. Zur völligen Sterilisierung des Urins ist immerhin eine lange oder eine wieder- 
holte Behandlung erforderlich. Langer (Charlottenburg). 

Fournier, L. et A. Schwartz: Vaceinothörapie dans la fièvre typhoide par la 
voie digestive. (Vaccinebehandlung des Typhus durch orale Verabreichung.) Bull. 
med. Jg. 34, Nr. 18, S. 303—310. 1920. 

Es besteht die Möglichkeit, durch orale Verabfolgung von Typhusvaccine den 
Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Unter 150 Fällen nur 8 Todesfälle. Es 
mußten allerdings große Bakterienmengen gegeben werden. Langer (Charlottenburg). 


Tuberkulose. 


© Thedering, F.: Skrofulose, ihre Ursachen, Bedeutung und Heilung. Ein 
Beitrag zur Bekämpfung des Lupus. Oldenburg: Gerh. Stalling 1920. 158. M. 1.75 
u. 10% Teuerungszuschlag. 
Die Absicht des Verf. ist nicht, eine wissenschaftliche Umgrenzung des strittigen 
Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde, IX. 6 


ae. BI: a 


Begriffes Skrofulose zu geben, sondern, wie er im Vorwort sagt, in volkstümlicher Form 
über die Bedeutung der Skrofulose als Mutterboden des Lupus aufzuklären. Für 
volkstümliche Schriften muß im allgemeinen ein Leserkreis angenommen werden, der 
Volksschulbildung genossen hat. Fremdwörter sind zu meiden, Kenntnisse in 
Physik, Medizin usw. dürfen nicht vorausgesetzt werden. Leider erfüllt die vorliegende 
Schrift diese Forderung der Verständlichkeit nicht. Der Verf. spricht von „alkoholischer 
Schädigung der Keimzellen“, von dem ‚sog. Iymphatischen Rachenring‘‘, von dem 
„Farbenband des Spektrums‘, von „Zahl und Länge der Wellenschwingung‘‘, von dem 
„biologischen Einfluß des Lichtes, d. h. seinem Einfluß auf die lebendige Zelle‘, von der 
„physikalischen Wärmewirkung‘“ des Rot. u. ä. Eifler (Danzig). 

Güterbock, Robert: Einige Bemerkungen zur Pathogenese und Diagnose des 
tuberkulösen Lungenspitzenkatarrhs. Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 43, H. 2. 
S. 185—203. 1920. 

Der Aufsatz, der eine Reihe von Tuberkulosefragen behandelt, ist für den Kinder- 
arzt nur insoweit bemerkenswert, als der Verf. die von Römer aufgestellte Theorie 
der Kindheitsinfektion aus mehrfachen Gründen anzweifelt. Eifler (Danzig). 

Monsarrat, K. W.: Remarks on some clinical types of abdominal tuberculosis. 
(Über einige klinische Arten von Bauchtuberkulose.) Brit. med. journ. Nr. 3079, 
S. 5—7. 1920. 

Die tuberkulöse Erkrankung des Ileums ist in den meisten Fällen nicht stark 
ausgebreitet und eine chirurgische Behandlung ist nur dann notwendig, wenn ein 
tuberkulöses Geschwür durch die Darmwand bricht und eine eitrige Peritonitis 
erzeugt, oder wenn ein solches Geschwür einen Darmverschluß hervorruft. Im letz- 
teren Fall kann entweder eine Ausschaltung des tuberkulösen Darmstückes oder eine 
Resektion gemacht werden (2 Fälle). Im Coecum und Dickdarm sind die tuber- 
kulösen Veränderungen meistens in einem viel ausgebreiteteren Maße vorhanden. 
Kommt es zum Verschluß dieser Darmpartien, so ist ebenfalls ein Eingriff notwendig 
(3 Fälle). Bei einem wurde eine Darmresektion gemacht, bei dem zweiten Fall (es 
handelte sich um ein 3jähriges Kind) eine laterale Anastomose. Beide starben nach 
einiger Zeit infolge der starken tuberkulösen Erkrankung der Lunge. Im dritten Fall 
wurde die Einwilligung zur Operation verweigert. Bei tuberkulöser Erkrankung 
des Rectums kann sich ein chirurgischer Eingriff nur auf die Anlegung eines Anus 
praeternaturalis beschränken (1 Fall). In besonderen Fällen von tuberkulöser Er- 
krankung der Mesenterialdrüsen kann eine Operation von gutem Erfolge sein, und zwar 
dann, wenn es sich um lokalisierte Prozesse handelt. Es können die erkrankten Drüsen 
nun allein herausgenommen werden, oder es kann auf radikalere Weise vorgegangen 
werden, indem Drüsen, Mesenterium und das dazugehörige Darmstück mit entfernt 
werden. l Koch (Wien). 

Gingold, David: An early diagnostic sign in basilar meningitis. (Ein diagno- 
stisches Frühsymptom bei Basilarmeningitis.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 1, 
S. 19—21. 1920. | 

Als Frühsymptom tuberkulöser Meningitis beschreibt Verf. einen reflektorisch 
auftretenden Strabismus im Anschluß an das Vorwärtsbeugen des Kopfes. 
Der Strabismus ist ein- oder doppelseitig, nach einwärts gerichtet, dauert an, solange 
der Kopf nach vorn gebeugt bleibt und verschwindet, wenn man den Kopf wieder 
zurückbiegt. Gelegentlich bemerkt man gleichzeitig eine Retraktion des oberen Augen- 
lides oder auch eine Pupillenverengerung. Im letzten, paralytischen Stadium der 
Meningitis verschwindet das Symptom. Verf. hat es in keinem seiner Fälle (wieviel? 
Ref.) im Frühstadium vermißt. Das Symptom läßt sich nach des Verf. Meinung so 
erklären, daß durch die Vorwärtsbeugung des Kopfes plötzlich der Druck auf die Hirn- 
basis gesteigert wird; dadurch kann entweder Parese des Abducens oder Reizung des 
Oculomotorius bewirkt werden. Letzteres würde auch die Wirkung auf den Levator 
palpebrae und die Pupille erklären. Ibrahim (Jena). 








— 83 — 


Pestalozza, Camillo: Sulla cutireazione regionale nei bambini. (Über die 
regionäre Cutanreaktion bei Kindern.) (Clin. pediatr., istit. clin. di perfezionamento, 
Milano.) Pediatria Bd. 28, Nr. 4, S. 171—181. 1920. 

Pisani hat 1916 bei Erwachsenen die Beobachtung gemacht, daß die Pirquet- 
sche Tuberkulinreaktion an denjenigen Hautstellen, welche der Projektion des in der 
Tiefe gelegenen Tuberkuloseherdes entsprechen, stärker ausfalle als am Arm bzw. 
an den analogen, aber den gesunden Organen korrespondierenden Hautstellen. Diese 
Beobachtung sei einerseits geeignet die Empfindlichkeit der cutanen Tuberkulose- 
diagnostik zu verschärfen, andererseits soll sie eine präzise Lokalisation des Tuber- 
kuloseherdes ermöglichen. Verf. hat die Angaben Pisanis sowie derjenigen Autoren, 
welche seine Befunde (auch bei Kindern) bestätigen konnten, an 72 Fällen nachgeprüft. 
Er fand, daß in einer Reihe von Fällen die Reaktionen über dem Tuberkuloseherd 
tatsächlich stärker ausfallen als Kontrollen (was nach Pisani dadurch zu erklären 
ist, daß über den Tuberkuloseherden die Lymphbahnen reichlicher entwickelt sind), 
daß aber diese Erscheinung keinesfalls regelmäßig auftritt und daß ihr in der Kinder- 
heilkunde keine praktische Bedeutung beizumessen ist. v. Gröer (Lemberg). 


Klopstock, Felix: Kaltblütertuberkelbaeillen als Schutz- und Heilmittel der 
menschlichen Tuberkulose. (Univ.-Poliklin. f. Lungenkr., Berlin.) Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 10, S. 260—262. 1920. 

Während die älteren Bestrebungen von Klebs, Klimmer, Möller, Kaltblüter- 
tuberkelbacillen in die menschliche Therapie einzuführen, wenig beachtet wurden, 
gelang es Friedmann, hierfür allgemeines Interesse zu erwecken. Experimentelle 
Untersuchungen, die den von Friedmann verwandten Schildkrötentuberkelbacillen- 
stamm charakterisieren und ihn gegen andere ähnliche Stämme abgrenzen können, 
sind nicht vorhanden; ebenso fehlen Untersuchungen, die eine Überlegenheit gerade 
dieses Stammes gegenüber den andern der gleichen Reihe erweisen. Über das Ergebnis 
praktischer Schutzimpfungen ist bisher nur bekannt, daß in den vorliegenden Ver- 
suchsreihen in den beiden ersten Jahren nach der Impfung keine Tuberkulosefälle 
zur Beobachtung gelangten. Aus dieser Tatsache eines erreichten vorübergehenden 
Impfschutzes läßt sich aber nichts für einen Schutz gegenüber späten Reinfektionen 
folgern. Es kann doch nicht erwartet werden, daß die Impfüng mit avirulenten Bacillen 
einen Schutz gegen die späte Reinfektion verleiht, den die Kindheitsinfektion mit 
humanen Bacillen nicht auszulösen vermag. — Über die Ergebnisse bei therapeutischer 
Anwendung gibt eine dankenswerte Zusammenstellung sämtlicher bisher erschienenen 
Arbeiten Aufschluß. Es läßt sich aus den widersprechenden Urteilen so viel entnehmen, 
daß durch Impfung mit Kaltblüterbacillen eine vorübergehende Steigerung der Immun- 
kräfte des Körpers und damit ein Anreiz zur Heilungstendenz möglich ist; für die 
Lungentuberkulose können die Aussichten einer derartigen Behandlung nicht sehr 
hoch bewertet werden. Langer (Charlottenburg). 


Ziller, Julius: Sanierung einer Wohnungsgemeinschaft. (Lungenheilst. ı. Fürther 
Stadtwald.) Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 43, H. 2, S. 137—174. 1920. 

Der Verf. hat den Versuch gemacht, das Waisenhaus in Fürth bezüglich der Tu- 
berkulose zu sanieren, und zwar mit Hilfe der Petruschkyschen Percutanmethode. 
Nach den angeführten Zahlen ist der Versuch als von temporär gutem Erfolge be- 
gleitet anzusehen, insbesondere bei der Drüsentuberkulose. Verf. betont dabei selbst 
die Tendenz der kindlichen Tuberkulose zur Spontanheilung einerseits und die Unmög- 
lichkeit der Abgabe eines endgültigen Urteils, ob Heilung erzielt wird, andererseits. 

Eifler (Danzig). 

Ulriei, E.: Weg® und Ziele der Tuberkulosebekämpfung. Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 57, Nr. 5, S. 103—106. 1920. 

Ulrici hebt die Notwendigkeit besserer Ausbildung der Studierenden und der 
Fortbildung der Ärzte in der Tuberkulose hervor, geht auf die Fürsorgestellen und die 


6* 


u IQ, È 


Heilbehandlung ein’ undfweist bei diesem Punkte auf die zur Zeit ganz ungenügende 
Beachtung der Kindertuberkulose hin. Er fordert einen Ausbau der Sonnenbehandlung 
und Heranziehung anderer nötiger Behandlungsarten, indem er sich Muchs Forde- 
rungen in dieser Beziehung anschließt. Für die Prophylaxe empfiehlt er zwecks Ver- 
hütung massiger Infektionen die Anzeigepflicht der offenen Lungentuberkulose und 
die Eliminierung der Kranken aus dem Nahrungsmittelgewerbe, der Kinderpflege und 
der Schule. Eifler (Danzig). 


Köhler, F.: Zur Heilstättenbehandlung und häuslichen Behandlung der Lungen- 
tuberkulose sowie zur Theorie und Praxis der Abhärtung. Zeitschr. f. Tuberkul. 
Bd. 31, H. 6, S. 321—332. 1920. 

Verf. wendet sich gegen den Behandlungsschematismus, der in vielen Lungenheil- 
stätten heute geübt wird, demzufolge auch katarrhempfindliche, wärmebedürftige 
Lungenkranke Freiluftliegekuren ohne Rücksicht auf Wind und Wetter unterzogen 
werden. Tuberkulöse haben in der Regel ein gesteigertes Wärmebedürfnis, dem die 
üblichen Behandlungsmethoden — dahin gehören auch die gebräuchlichen „Abhärtungs- 
kuren“ mit kalten Wasserapplikationen und die beliebten kalten Kreuzbinden — 
nicht Rechnung tragen. Es wird daher sowohl für die Behandlung Tuberkulöser als 
Grippekranker die vorzugsweise Anwendung des warmen und heißen Wassers emp- 
fohlen und damit eine Methode, die von den Kinderärzten schon seit Jahren der Kalt- 
wasserbehandlung vorgezogen wird. Besonders wird auf die wohltätige Wirkung von 
heißen Vollbädern bis zu 40 und selbst 42° Celsius von 7—10 Minuten Dauer aufmerk- 
sam gemacht, nach denen in der Regel eine günstige Einwirkung auf Temperatur 
und Allgemeinbefinden beobachtet werden kann. Auch gegen nervöse Erregungs- 
zustände erweisen sie sich als vorteilhaft. Die vielfach noch übliche „Abhärtung“ 
der Kinder mit kalten Prozeduren wird besonders von nervösen und schwächlichen 
schlecht vertragen, indem sie die Reizbarkeit steigern und den Nachtschlaf stören. 
Alle rigorosen Methoden passen nur für ganz gesunde jugendliche Organismen. 

Lust (Heidelberg). 

Mühlmann, E.: Die Behandlung der Tuberkulose mit Röntgenstrahlen. Therap. 
Halbmonatsh. Jg. 34, Nr. 2, S. 35—40. 1920. l 

Das Indikationsgebiet für die Behandlung mit Röntgenstrahlen wird eingeteilt in: 
1. die Fälle, bei denen Röntgentherapie die Methode der Wahl ist und 2. diejenige, 
wo sie als Zusatzbehandlung heranzuziehen ist. Zu 1. sind zu nennen: a) Lupus und 
Hauttuberkulose, b) tuberkulöse Lymphome, c) Tuberkulose der Sehnenscheiden, 
Phalangen, Metacarpen, Metatarsen, Rippen, des Sternums, der Scapula und der 
Finger- und Zehengelenke (evtl. Handgelenke). Die Ergebnisse sind vorzüglich. Von 
29 poliklinisch behandelten Fällen der letzten 3 Jahre sind 19 geheilt und 2 ungeheilt. 
Zu 2. gehören die Tuberkulose des uropoetischen Systems, der Geschlechtsorgane, 
des Verdauungstraktus, sowie der Kehlkopf- und Lungentuberkulose. Bei der Lungen- 
tuberkulose sind nur die zur Latenz neigenden, die stationären und langsam proge- 
dienten der dissiminierten und indurierenden Formen der Röntgenbehandlung zu 
unterziehen. Das Ziel dieser Behandlung ist die Schrumpfung. Heinrich Davidsohn. 


Hayek, H.: Prinzipielles zur Strahlentherapie der Lungentuberkulose und 
ihrer Beziehung zum Immunitätsprinzip. Wien. klin. Wochenschr. Jg. 33, Nr. 2, 
S. 33—40. 1920. 

Der Verf. des neuen Werkes „Das Tuberkuloseproblem““ setzt sich in einem 
längeren kritischen Aufsatz mit der modernen Strahlentherapie der Lungentuberkulose 
auseinander. Von theoretischem Interesse ist namentlich die prinzipielle Gleichsetzung 
des Energiereizes des Lichtes mit der spezifischen Therapie vof immunbiologischen 
Standpunkt, von praktischem Interesse die geringe Einschätzung der Strahlenbehand- 
lung aus sozialmedizinischen und nationalökonomischen Gründen. Literaturangaben. 

Karl Kassowitz (Wien). 


[— 85 — 


Syphiin. 

Finger, E.: Überempfindlichkeit und Immunität bei Geschlechts- und Haut- 
krankheiten. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, Nr. 1, 8. 7—11 u. Nr. 2, 
S. 92—98. 1920. 

Bei der Syphilis besteht eine absolute Immunität wie etwa bei den akuten In- 
fektionskrankheiten nicht, aber der kranke Organismus verhält sich gegen das Virus 
anders als der gesunde, welche geänderte Reaktion zweifellos auf das Einwirken von 
immunisstorischen Vorgängen zurückzuführen ist, welche Reaktion aber die gleiche 
ist, ob nun das eigene oder fremde Virus dieselbe anregte. Ebenso verhält sich der 
tuberkulöse Organismus gegenüber der Einimpfung eigener und fremder Tuberkel- 
bacillen und reagiert auf diese anders als der nicht tuberkulöse. Analoge Erscheinungen 
von Immunität und Überempfindlichkeit bieten die Dermatomykosen dar. E. Welde. 

Lahm, W.: Zum Einfluß der manifesten und latenten Lues der Mutter auf 
die Frucht, zugleich ein Beitrag zur sogen. Endometritis placentaris gummosa. 
(Staatl. Frauenklin., Dresden.) Arch. f. Gynäkol. Bd. 112, S. 357—382. 1920. 

Verf. unternimmt in dieser Arbeit die Frage erneut zu untersuchen, ob die Lues 
der graviden Frau in jedem Falle sicher zu erkennen ist, da bei der klinischen Unter- 
suchung und der Wassermannschen Probe immer ein gewisser Teil von Versagern 
vorhanden ist. Er teilt eine Modifikation der Wassermannschen Reaktion mit, 
die, wie er meint, feinere Ausschläge gibt. Doch ist die Anzahl seiner Versuche noch 
zu gering, um hier ein abschließendes Urteil geben zu können. Es werden sodann 
Mitteilungen über histologische Veränderungen an der Nabelschnur und an der Placenta 
gemacht. Verf. konnte die Angabe Thomsons von der häufigen Infiltration der 
Nabelschnur, besonders im fötalen und maternen Ende im großen ganzen bestätigen, 
und zwar war diese Veränderung fast pathognomisch für Lues. Unter 100 Fällen, 
wo Lues mit Sicherheit ausgeschlossen werden kann, wurden nur einmal solche Infiltrate 
nachgewiesen. Dort, wo entzündliche Veränderungen an der Nabelschnur sich vor- 
fanden, waren auch meist Spirochäten nachweisbar, so daß hier ein Abhängigkeits- 
verhältnis vom anatomischen Befund und Spirochätennachweis vorhanden ist. Bei 
der Placentitis gummosa bestätigt Verf. im wesentlichen die von früheren Autoren be- 
schriebenen Verhältnisse (insbesondere Thomson), betont aber die große Ähnlichkeit 
dieser Erkrankung mit der Placentartuberkulose. Die Spirochäte ist dabei besonders 
in den Randpartien zu finden und dort in den Zotten, nur ganz vereinzelte Exemplare 
im intervillösen Raum. Während bei der Mutter die Spirochäte nur in geringer Anzahl 
nachweisbar ist, findet sie sich beim Foetus sehr reichlich, oft in allen Organen. Rietschel. 

Stefano, Silvio de: Contributo statistico-elinieo allo studio della pseudo-paralisi 
di Parrot. (Statistisch-klinischer Beitrag zur Lehre von der Parrotschen Pseudo- 
paralyse.) (Clin. pediatr., uniw. Napoli.) Pediatria, Bd.28, Nr. 4, S. 161—170. 1920. 

Das verwertete Krankenmaterial bestand aus 35 Fällen der Pseudoparalyse, die 
anatomisch eine syphilitische Osteochondritis mit oder ohne Epiphysenlösung zur 
Grundlage hat. 15mal waren beide obere, je 6mal die linke oder die rechte obere 
Extremität, 3mal beide Beine, in den übrigen Fällen obere und untere Extremitäten 
kombiniert betroffen. Klinisch wird das Material mit dem der Literatur in Parallele 
gesetzt. Die Prognose ist bei günstigen äußeren Verhältnissen und frühzeitiger anti- 
syphilitischer Behandlung gut. Neurath (Wien). 

Grütter, Ernst: Über die Kombination von juveniler Paralyse mit miliarer 
Gummenbildung bei zwei Geschwistern. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr., 
Orig., Bd. 54, S. 225—250. 1920. 

Zwei Geschwister; Vater verdächtige Zeichen einer überstandenen Lues, Wa.R. negativ. 
Sie erkrankten mit 18, bzw. 16 Jahren und starben mit 22 Jahren. — Klinisch und pathologisch 
das typische Bild der progressiven Paralyse. Daneben aber miliare Gummen der Hirnrinde. 
Bezüglich der Krankengeschichten, des makro- und mikroskopischen Befundes muß auf das 


mit guten Mikrophotogrammen ausgestattete Original verwiesen werden. 
Dollinger (Charlottenburg). 


ADRE: 


Kerr, David: A case of juvenile tabes. (Ein Fall von juveniler Tabes.) Lancet 
Bd. 198, Nr. 11, 8. 598. 1920. 

l4jähriger Knabe. Heftige Schmerzen in der Hüfte von etwa einstündiger Dauer. Da- 
zwischen keine Behinderung im Gebrauch der Glieder. Negative Röntgenbefunde. 2 Monate 
später Opticusatrophie, die bald zu völliger Erblindung führte. Fehlende Patellarreflexe. 
‚Wassermann im Blut und Liquor negativ. Syphilitische Infektion von den Eltern streng ne- 
giert. — Verf. deutet gleichwohl die Schmerzen als lanziniernde Schmerzen und die ganze 
Erkrankung als juvenile Tabes. Auch ein Anfall von Erbrechen kam einige Monate später zur 
Beobachtung, der als gastrische Krise aufgefaßt werden kann. Ibrahim (Jena). 

Hollander, Lester: Urticaria probably due to syphilis. Clinical report. (Urticaria, 
wahrscheinlich auf syphilitischer Basis. Klin. Bericht.) Arch. of dermatol. and 
syphilol. Bd. 38, Nr. 1, S. 55—56. 1920. 

Bis jetzt sind in der Literatur keine Angaben zu finden, daß pruriginös auftretende 
Erscheinungen der Syphilis beigemessen wurden. Verf. sah nun ein 5jähriges Mäd- 
chen, wohlentwickelt, das wegen einer Urticaria ihm vorgestellt wurde. Diese machte 
4—6 mm große weißliche, von rotem Hof umgebene Quaddeln, welche vornehmlich 
an der Luft ausgesetzten Stellen auftraten. Durch Reiben vergrößerten sich die enorm 
juckenden Quaddeln. Es kann also an einer echten Urticaria nicht gezweifelt werden. 
Während der Schwangerschaft mit diesem Kinde hatte die Mutter ein langsam ver- 
laufendes Geschwür an der Nase, das mit weißer Narbe abheilte. 2 Jahre später ein 
Kind, das 2 Stunden post partum starb. Eine bei dem Urticariakinde vorgenommene 
WaR. ergab +++. Antiluetische Behandlung brachte die Urticaria zum Ver- 
schwinden. Brauns (Dessau). 

Pinkus, Felix: Über die Behandlung der Syphilis mit Salvarsan. Med. Klin. 
Jg. 16, Nr. 2, S. 34, 36, Nr. 3, S. 61—63 u. Nr. 4, S. 87—90. 1920. 

Übersicht über: Nebenerscheinungen, a) lokale, unter der Haut, b) nach intra- 
venöser Injektion, Fieber, Angstneurosen, Exantheme; reine Salvarsanintoxikationeh; 
schwere Reizwirkungen durch Manifestwerden latenter lebensbedrohender Syphilis- 
lokalisationen, spastische Lähmungen, Encephalitis haemorrhagica oder Hirnschwellung. 
Kindesalter zwar nicht besonders erwähnt, aber die Ausführungen für Pädiatrie sehr 
wichtig. Welde. 


Krankheiten der Luftwege. 


Bloomfield, Arthur, L.: The fate of bacteria introduced into the upper air 
passages. B. coli and staphylococcus albus. (Das Schicksal der in die oberen Luft- 
wege eingeführten Bakterien.) (Biol. div., med. clin., Johns Hopkins univ. and hosp.) 
"Bull. of Johns Hopkins hosp. Bd. 31, Nr. 347, S. 14—19. 1920. 

In einer früheren Arbeit hatte Verf. das Schicksal nicht pathogener Bakterien, 
die mittels einer Platinöse auf Zunge, Tonsillen und auf Nasenschleimhaut gebracht 
worden waren, studiert und hatte nachweisen können, daß die Bakterien (Sarcina 
lutea) nach 1—2 Stunden verschwunden waren, anscheinend infolge einer direkten 
zerstörenden Wirkung von seiten des Nasen- und Mundsekrets. Mit derselben Versuchs- 
anordnung wurden jetzt B. coli und Staphylococcus albus geprüft, und zwar wurde 
eine Öse einer 24stündigen Agarkultur auf Zunge, Nasenschleimhaut und in Krypten 
der Tonsillen gebracht. Auf Zunge und Nasenseptum waren sie nach 24 Stunden 
verschwunden, in den Tonsillen konnten sie vereinzelt nach 2 Tagen noch nachge- 
wiesen werden. Nimmt man zum Versuch an Stelle der Bakterien unlösliche Substanzen, 
z. B. Kieselgur, so zeigt sich ganz dasselbe Verhalten. Der Vorgang bei B. coli und 
Staph. albus scheint aber ein anderer zu sein als im früheren Versuch mit Sarcina lutea, 
denn während die Sarcine infolge Auflösung verschwanden, beruht hier die Entfernung 
der Bakterien auf mechanischen Vorgängen, bedingt durch die Fortbewegung des 
Nasen- und Mundsekrets. Das Ergebnis des Versuchs mit Staphylokokken läßt ver- 
muten, daß die zuweilen in Nase und Mund normalerweise vorkommenden Staphylo- 
kokken dort nur vorübergehend auftreten und sich nicht an Ort und Stelle vermehren. 

Emmerich (Kiel).“, 





— 87 — 


Schoetz, W.: Gehäuftes Auftreten der Plaut-Vincentschen Angina. Med. Klinik 
Jg. 16, Nr. 6, S. 151. 1920. 

Auffallendes Zunehmen der Zahl der Fälle von Ang. Plaut-Vincent (Berlin, Sep- 
tember— Oktober 1919), das vielleicht mit der mangelhaften Ernährung zusammen- 
hängt, da ja auch äußerst bösartige Fälle bei den Skorbutkranken in Adrianopel beob- 
achtet wurden. Vorschläge für die Therapie: Ausreiben der Geschwüre mit 20 proz. 
Arg. nitr., Gurgeln mit H,O,, innerlich Jodkali. Pflege des Zahnfleisches durch Ein- 
reiben von Jodoform und Isoformbrei. Anregung, daß unsere bakteriologischen Unter- 
suchungsämter mehr auf die Erreger der Plaut- Vincentschen Angina achten 
möchten. Eckert (Berlin).“, 

Hatziwassiliu, Gr. P.: Pneumoniesterblichkeit und Altersbesetzung. Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 2, S. 48—49. 1920. 

Ein Vergleich zwischen Altersverteilung und Pneumoniesterblichkeit in den 
Regierungsbezirken Preußens mit der höchsten, mittleren und niedrigsten Pneumonie- 
sterbeziffer erweist, daß der Altersklasse 0—1 Jahr eine ausschlaggebende Rolle für 
die Höhe der Sterblichkeitsziffer zukommt. Es besteht keine besondere biologische 
Neigung dieser Altersklasse an sich an Pneumonie zu erkranken und zu sterben, son- 
dern die Krankheiten dieses Alters (Keuchhusten, Masern usw.) bereiten den Boden für 
die Pneumonie vor. Bei einer starken Besetzung dieser jüngsten Altersklasse ist die 
Proletarierwelt am meisten beteiligt und liefert andererseits infolge der sozialen Miß- 
stände zu den erwähnten Erkrankungen das größte Kontigent. Deswegen muß eine 
starke Besetzung dieser Altersklasse eine hohe Sterblichkeit an Pneumonie zur Folge 
haben. Auch die Parallelität des Zurückgehens der Pneumoniesterbeziffer und der 
Sterbeziffer von Keuchhusten, Masern usw. weist mit Nachdruck darauf hin, daß die 
Altersbesetzung, wenn nicht die ausschließliche, so doch eine der wichtigsten Ursachen 
für die Gesetzmäßigkeit beim Absterben durch die Pneumonie ist. Es ist Aufgabe einer 
rationellen Säuglingsfürsorge die Pneumoniesterbeziffer herabzudrücken. Eitel. 

Mosckowiez, Ludwig: Physikalische Erwägungen zur Empyembehandlung. 
Med. Klinik Jg. 16, Nr. 8, S. 201—205. 1920. 

Bei der großen Häufung der Empyeme infolge der Grippeepidemie ist die Frage 
ihrer zweckmäßigsten Behandlung von großer Bedeutung. Da plötzliche Schwan- 
kungen des intrathoracischen Druckes für Atmung und Herztätigkeit von schweren 
Folgen sein können, werden die üblichen Methoden der Thoraxeröffnung in klarer 
Weise nach dem Gesichtspunkt hin erörtert, ob sie einerseits diese gefährlichen Druck- 
schwankungen vermeiden, andererseits den Organismus rasch von dem Eiter und 
der Giftresorption befreien. Die Bülaudrainage hat die Vorteile der leichten Durch- 
führbarkeit, des geringen Shocks und der guten Entfaltung der Lunge, aber daneben 
die Nachteile der unvollständigen Entleerung. Bei der Rippenresektion besteht bei 
zunächst vollständiger Entleerung des Eiters die Gefahr des akuten Pneumothorax 
und des heftigen Shocks. So sind viele Chirurgen bei kleiner Thoraxeröffnung und 
dicht schließendem Drain zur Saugbehandlung übergegangen, wobei die Absaugung 
mittels Flaschenaspirators (Hartert) oder der Wasserstrahlpumpe (Perthes) erfolgt. 
Verf. empfiehlt die kombinierte Saug- und Spülbehandlung nach eigner Methode, 
in dem zwei Drains möglichst luftdicht in die Pleuraöffnung eingeführt werden, die 
in je eine Flasche münden. Die eine kann zur Spülung benutzt werden. Spülungen 
sind bei richtiger Technik ungefährlich, nur bei einer Kommunikation zwischen dem 
Pleuraraum und dem Bronchialbaum zu vermeiden. Von großer Bedeutung ist baldige 
Anwendung der Lungen- und Zwerchfellgymnastik. K. Hirsch (Berlin). 

Flesch-Thebesius, Max: Lebensbedrohende, operativ gestillte Lungenblutung 
nach Probepunktion. (Chirurg. Univ.-Klin., Frankfurt a. M.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 67, Nr. 4, S. 99—100. 1920. 

Bei 15jährigem Knaben, der wegen Empyems nach Influenzapneumonie operiert 
worden war, wurde nach 5 Monaten wegen Rezidivs mit erneutem Fieber Probe- 


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punktion vorgenommen, danach plötzlicher Verfall. Thorakotomie am nächsten Tage 
ergab 1!/, 1 Blut in zweifaustgroßer abgekapselter Höhle, da Punktionsnadel durch 
die Absceßhöhle hindurch in die Lunge geraten war und dort ein Gefäß verletzt 
hatte. Heilung nach Tamponade, Dränage. Also nicht nur bei älteren und geschwächten 
Personen, sondern auch bei Jugendlichen kann unter gegebenen Verhältnissen durch 
die Brustpunktion eine bedrohliche Blutung auftreten, die nicht direkt sichtbar ist. 
Ochsentus (Chemnitz). 
Herz- und Getäßkrankheiten. 

Schiff, Er. und Berthold Epstein: Über das Verhalten der Blutdruckkurve nach 
Adrenalininjektionen bei Kindern mit verschiedener Pulsqualität. (Unsv.-Kinderklin., 
Berlin.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge Bd. 41, H. 2, S. 128—133. 1920. 

Im Anschlusse an eine Mitteilung von K. Dresel über das Verhalten der Blut- 
druckkurve nach Adrenalininjektionen haben die Verff. an 32 Kindern den Ein- 
fluß von solchen auf die Blutdruckkurve bei Kindern mit verschiedener Puls- 
qualität studiert. Sie fanden, daß Kinder mit normaler Pulsbeschaffenheit 
auf Adrenalin mit einer starken Blutdrucksteigerung reagieren. Blasse Kinder 
mit schlecht gefülltem und wenig gespanntem Pulse ohne merkbare 
Vasolabilität reagieren auf Adrenalin entweder gar nicht oder nur mit einer 
geringen Blutdrucksteigerung. Während bei den Kindern mit normalem 
Pulse der Blutdruck beim Übergang von aufrechter zu horizontaler 
Körperstellung unverändert bleibt, zeigen die Kinder der zweiten Gruppe 
beim Liegen einen höheren Blutdruck. Verff. denken zur Erklärung dieser Be- 
obachtung an eine funktionelle Minderwertigkeit des Gefäßsystems, eine mangelhafte 
Gefäßanlage, wie auch an eine nicht ausreichende vasomotorische Innervation der 
Gefäße. Blasse Kinder mit den erwähnten schlechten Pulsqualitäten und mit 
gleichzeitiger Vasolabilität zeigen auf Adrenalininjektion eine in der Regel 
nur sehr geringe, rasch einsetzende Blutdruckerhöhung. Beim Liegen und 
Stehen ist keine merkbare Ditferenzi im Blutdruck (mangelhafte Gefäßanlage ?). 

E. Nobel (Wien). 

Picard, Hugo: Die Bedeutung des Perikards für den Mechanismus der Herz- 
bewegung und deren spezielle Störung bei Pericarditis obliterans. (Chirurg. Univ.- 
Klin., Frankfurt a. M.) Med. Klin. Jg. 16, Nr. 9, S. 234—238. 1920. 

Das von Pick 1896 zuerst beschriebene Krankheitsbild der „perikarditischen 
Pseudolebercirrhose“ erfährt durch den mitgeteilten Fall einen interessanten Bei- 
trag, der zugleich die viel umstrittene Frage des genetischen Zusammenhangs zwischen 
Pericarditis obliterans und Leberschwellung mit Ascites ohne anderweitige hydro- 
pische Erscheinungen zu klären versucht. Bei dem 6jährigen Mädchen mit starker 
Cyanose, Dyspnoe, allseitig verbreiterter Herzdämpfung, Ascites, stark vergrößerter, 
bis unter den Nabel herabreichender Leber ohne Ödeme an Beinen und Armen, waren 
Entleerung des Ascites durch Punktion (1750 cbm) und innere Mittel ohne Erfolg. 
Auf der chirurgischen Abteilung mußte bei Wiederholung der Punktion wegen Netz- 
vorfall in den Troikart Laparotomie angeschlossen werden, wobei sich eine enorm 
vergrößerte und blaurot verfärbte Leber und auf der Serosa 3 kleinste tuberkulöse 
Knötchen fanden. Nach vorübergehender Besserung zwang schnell zunehmende Ver- 
schlechterung des Befindens als Ultimum refugium zur Freilegung des Herzbeutels. 
Von einem !/, cm langen Einschnitt in denselben wurden stumpf mit dem Finger rings 
herum ausgedehnte und sehr feste Verwachsungen gelöst. Nach dem gut überstandenen 
Eingriff schnelle und ganz erstaunliche Erholung des Kindes, Schwinden der Cyanose 
und des Ascites, wesentliche Verkleinerung der Leber, Zunahme der Diurese und Herz- 
kraft. Bei gut bleibendem Allgemeinbefinden einige Wochen nach der Operation 
wieder Anfüllung des Ascites, was auf neu entstandene Verwachsung der Hereblätter 
zurückgeführt wird. Über den genetischen Zusammenhang der Perikarditis mit der 
Leberschwellung und Ascites hat sich Verf. die Anschauung gebildet, daß die Funk- 





tion des Perikards aufgehoben ist, dessen Bedeutung hauptsächlich in seiner Eigen- 
schaft als Gleitorgan liegt. Dadurch ist der systolische Mechanismus des Herzens ge- 
schädigt. Bei gleichzeitig verlangsamter Entleerung kommt es zu einem Druckabfall 
im linken Ventrikel, dessen dynamische Folgeerscheinung Stauung im bicapillaren 
System des Darm-Leber-Abschnittes, klinisch Stauungsleber mit Ascites ist. 

K. Hirsch (Berlin). 
Harn- und Geschlechtskrankheiten. 

Pollag, Siegmund: Über Kochsalzdiurese. Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, 
Nr. 2, S. 29—32. 1920. 

Da die physiologische Funktion der Niere darin besteht, dauernd eine gewisse 
optimale Zusammensetzung des Blutes zu erhalten, indem sie alles, was diese optimalen 
Werte stört, aus dem Blut hinaus in den Harn befördert, kann man unter diuretisch 
wirkenden Stoffen solche verstehen, die die Erhaltung dieser elektiven Fähigkeit 
anstreben. Daher sind auch Kochsalz und Wasser Diuretica und unter Umständen 
sogar sehr starke. Das Wasser ist von Volhard in Form des „Wasserstoßes“ zu 
diuretischen Zwecken empfohlen worden, doch sind gegen diese Methode von mancher 
Seite Bedenken geltend gemacht worden, so daß sie heute noch nicht spruchreif er- 
scheint. Pollag sah in einigen Fällen davon gute Erfolge, in anderen nicht, zuweilen 
sogar Verschlimmerungen. Ob der Wasserstoß erfolgreich sein wird oder nicht, läßt sich 
im einzelnen Fall nie voraussehen, doch scheint die Wirkung dann am günstigsten zu 
sein, wenn die Diurese zwar schon in Gang gekommen, aber noch gering ist. P. empfiehlt 
entsprechend dem Wasserstoß einen „Kochsalzstoß“, der durch einmalige orale 
Zulage von 15 g Kochsalz ausgeführt wird. Das Kochsalz läßt sich den Kranken besser 
beibringen als das Wasser, im übrigen teilt der Kochsalzstoß die Vor- und Nachteile 
des Wasserstoßes. Vor allem weiß man nie vorher, ob er günstig oder ungünstig wirken 
wird, weswegen er auch nur für solche Fälle reserviert bleiben soll, bei denen alle anderen 
Methoden versagt haben. In solchen verzweifelten Fällen hat P. mehrfach überraschende 
Erfolge mit dem Kochsalzstoß erlebt, so bei 3 stark ödematösen Nierenkranken und 
einem jugendlichen dekompensierten Herzkranken. Das bisher untersuchte Material 
gestattet zwar noch kein abschließendes Urteil, jedoch ermutigen die bisherigen Re- 
sultate zu einer ausgedehnteren Nachprüfung des Kochsalzstoßes. Die Wirkungsweise 
des Wasser- und Kochsalzstoßes ließe sich möglicherweise so erklären, daß durch die 
Wasser- oder Salzzufuhr eine Idealkonzentration des Blutes geschaffen wird, die die 
Endothelien der Lymphbahnen so anregt oder stärkt, daß sie die vorhandenen Ergüsse 
zu resorbieren beginnen und so die Vorbedingung für eine Diurese schaffen. 

M. Rosenberg (Charlottenburg- Westend). 

Sehemensky, W.: Analbuminurische Nephritis. Med. Klin. Jg. 16, Nr. 9, 
S. 226—228. 1920. ` 

Sammelreferat, aus dem das Vorkommen wirklicher analbuminurischer Nephri- 
tiden, zum Teil bewiesen aus den Sektionsbefunden, zum Teil allein aus dem Urin- 
sediment, sicher hervorgeht. Heinrich Davidsohn. 

Barber, Hugh: The bone deformities of renal dwarfism. (Die Knochendeformi- 
täten bei Nieren-Zwergwuchs.) Lancet Bd. 198, Nr. 1, 8. 18—19. 1920. 

Die Bezeichnung Nieren-Zwergwuchs wendet Verf. auf die Fälle von intersti- 
tieller Nephritis bei Kindern an, die bei schleichendem Beginn der Krankheit zu 
behindertem Wachstum führen, das sich zuweilen sogar als echter Infantilismus kund- 
gibt. Die Krankheit tritt in der Pubertät auf, ihr Beginn ist nicht genau festzustellen 
und führt zu Knochenveränderungen, die den rachitischen ähnlich sehen. Am häufigsten 
sind die Hand- und Kniegelenke befallen. Die Kranken befragen meist wegen des 
Genu valgum den Arzt. Der Verlauf ist stets ein angünstiger, die Kranken erreichen 
nicht das Mannesalter. Verf. hat selbst 8 Fälle von interstitieller Nephritis mit Zwerg- 
wuchs und Knochendeformitäten beobachtet, die er kurz auszugsweise wiedergibt 
(2 Abbildungen und eine Röntgenphotographie.) Calvary (Hamburg). 


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Holman, C. C.: Ectopia vesicae treated by implantation of the ureters in the 
rectum. (Ektopie der Harnblase geheilt durch Einpflanzung der Ureteren in das 
Rectum.) Brit. med. journ. Nr. 3083, S. 149. 1920. 

Bei einem 8jährigem Knaben wurden in der ersten Sitzung die Ureteren ins Rectum ein- 
gepflanzt, in einer zweiten 4 Wochen später die Blasenöffnung durch Wegschneiden der Granu- 
lationen und Vereinigung der Hautränder durch Naht beseitigt. Guter Erfolg, keine Fistel. 
Der Knabe hat volle Kontrolle über die Entleerung des Urins durch den After, welche am Tage 
alle 3—4 Stunden, in der Naht 2—3 mal erfolgt. K. Hirsch (Berlin). 

Macewen, John A. C.: A case of abnormal descent of the testicle. (Ein Fall 
von abnormem Descensus testiculi.) Lancet Bd. 198, Nr. 12, S. 655—656. 1920. 

Bei einem 2jährigen Knaben wurde wegen ausgetretenen, dann reponierten Leisten- 
bruches operiert; dabei fand sich Mangel des äußeren Leistenringes, der Samen- 
strang lief durch eine unterhalb des Poupartschen Bandes und nach außen von der 
Spina pubis gelegenen Öffnung. Nach innen zu war das Gimbernatsche Band nur 
schwach ausgeprägt. Der Hoden war an der Basıs des Scrotums adhärent, der Bruch- 
sack endete !/, Zoll über dem Follikel. Brauns (Dessau). 

Eyth, Hildegard: Die klinische Behandlung der Vulvovaginitis gonorrhoica 
infantum. (Kinderhosp., Lübeck.) Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 6, S. 176—180. 1920. 

Fiebertherapie mit heißen Bädern allein angewandt, Trockenbehandlung mit Sikkator und 
3%, Cholevalbolus, Terpentin- und Kollargolinjektionen absolut erfolglos. Etwas günstigere Er- 
fahrungen mit Arthigon + lokaler Behandlung. — 2—3 mal 10%, Protargol lokal und 2 Ka- 
permang.-Sitzbäder p. die gut in leichteren Fällen, in schweren mit anderen Verfahren kombi- 
niert. 

Sehr gute Erfolge mit folgender Therapie: Lokal: 2 x tgl. nach heißem Sitzbad 
mir Kapermang., in die Scheide ein in 2%, Argochromlösung getauchter Tampon, 
in die Urethra ebensolcher Watteträger. Intravenös: Jeden 5. Tag 5 ccm, später 
lOccm der 1proz. Merckschen Argochromlösung. Bei starkem Go-Befund oder 
größeren Kindern gleich 10 ccm. Nur in einem Fall unter neun Erbrechen, sonst 
keinerlei Allgemeinerscheinungen: Puls, Atmung, Temperatur und Urin o. B. Be- 
handlungsdauer bis negativen Abstrich 8—10 Wochen; Fluor nimmt in allen Fällen 
rasch an Intensität ab. — Nachteile dieser Methode: Intensive Färbekraft des A. 
für alle Wäsche; schmerzende, aber unter feuchten Verbänden rasch schwindende 
Infiltrate, wenn Lösung in das perivasculäre Gewebe gelangt. 

Dollinger (Charlottenburg). 
Erkrankungen der Haut. 


Langer, Hans: Zur Vaceinetherapie der Furunculose des Säuglings. (Kass.- 
Auguste-Viktoria-Haus, Charlottenburg.) Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 5, S. 138 
bis 141. 1920. 

Verf. verweist im Anfang auf den Unterschied zwischen den Erscheinungsformen 
der Furunculose der Erwachsenen und des Säuglings und schildert genauer diejenigen 
der Säuglingsfurunculose, unter besonderer Betonung der Schädigungen des Gesamt- 
stoffwechsels, der Bildung phlegmonöser Prozesse und allgemeiner Blutinfektion, 
die durch die geringe Kraft der aktiven Schutzkräfte des Säuglingsorganismus be- 
sonders gefahrdrohend sind. Deshalb darf die Behandlung nicht exspektativ wie beim 
Erwachsenen sein. Die bisher üblichen lokalen Maßnahmen, wie sofortige Eröffnung 
der Abscesse und Phlegmonen, Reinigung der Umgebung mit desinfizierenden Flüssig- 
keiten und desinfizierende Bäder, haben nicht viel erreicht, da der maßgebende Faktor, 
der Immunitätsgrad der Haut, durch sie nicht beeinflußt wird. Hierzu steht neben der 
Frauenmilch die Vaccinetherapie im Vordergrund. Ihre Voraussetzung ist die Immuni- 
sierbarkeit des Patienten. Diesbezüglich angestellte Untersuchungen, in denen die 
Schutzkraft des Säuglingsblutes direkt bestimmt wurde, haben ein negatives Ergebnis 
geliefert. Die trotzdem mit der Vaccinetherapie beim Säugling erzielten günstigen 
Resultate müssen deshalb im Weichhardtschen Sinne als Proteinkörperwirkung 
angesprochen werden. Deshalb ist die Anwendungsart und Dosierung der Vaccine 
eine andere als bei der Immuntherapie. Die Frage, ob Autovaccine oder Fabrikvaccine 





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wird belanglos; es wird aber an der Staphylokokkenaufschwemmung als stets gleich- 
mäßig konzentrierter und einheitlicher Proteinkörperaufschwemmung festgehalten. 
Das Eintreten der negativen Phase kommt hier nicht in Betracht. Die Unempfind- 
lichkeit der Säuglinge bei der Injektion größerer Bakterienmengen bildet eine weitere 
Stütze der in der Arbeit entwickelten Ansicht und hat dazu geführt, täglich größere 
Bakterienmengen, 500—1000 Millionen Keime, am besten intramuskulär zu injizieren. 
Eine 3—4 malige Injektion führt meist zum Ziele; eine umfangreiche Eröffnung der 
Furunkel kann unterbleiben, da sie sich zurückbilden. Nur phlegmonöse Prozesse 
sind chirurgisch zu behandeln. Die Auffassung der Vaccinetherapie als unspezifische 
Proteinkörpertherapie gilt nur für die Säuglingsfurunculose, nicht für die des älteren 
Kindes. Frankenstein. 
Heller, Oskar: Über eine Hausepidemie von Haarausfall bei Säuglingen. 
(Kinderklin., Heidelberg.) Dermatol. Wochenschr. Bd. 70, Nr. 10, S. 145—146. 1920. 
In der Heidelberger Kinderklinik wurde im Herbst 1919 eine bisher unbekannte, 
epidemisch auftretende, für Säuglinge höchst kontagiöse Erkrankung an Haarausfall 
beobachtet. An den Schläfen beginnend verbreitet sich der Haarausfall ohne starke 
entzündliche Reizung fast über den ganzen Kopf. Die Struktur der Haare bleibt intakt, 
Krankheitserreger sind mikroskopisch und im Kulturverfahren nicht zu finden, es 
erfolgt spontane Abheilung. Disponierend scheint Seborrhöe mitzuspielen. Allgemein- 
störungen wurden nicht beobachtet. Brauns (Dessau). 
Withers, Sanford M.: Chronic papular itching eruption of the axillae and 
pubes (Fordyce). (Chronischer juckender papulöser Ausschlag der Axillen und des 


Mons veneris [Fordyce].) Arch. of dermatol. and syphilol. Bd. 38, Nr. 1, S. 8—14. 1920. 
Ein 13jähriges Mädchen, von leicht nervösem Charakter, litt seit 3 Jahren an Pruritus 
der Axillen, ohne daß eine objektive Veränderung anfänglich zu sehen gewesen wäre, das 
Jucken nahm im warmen Wetter zu, oder bei Körperbewegungen, die zum Schweiß führten. 
Nach etwa 3 Monaten bildete sich daselbst ein Lichen chronicus aus. Nach 8 Monaten trat 
gleiches Jucken an Vulva und Mamillen auf und im letzten Jahre hat sich ein dem der Axillen 
gleicher Lichen um die Vulva herum und am Abdomen oberhalb der Pubes gebildet. Mikro- 
skopisch finden sich in der Axillarhaut Keratocysten der Schweißdrüsen neben dem üblichen 
Befunde des Lichen chron. Brauns (Dessau). 


Erkrankungen des Nervensystems. 

Auerbach, Siegmund: Die spastischen Lähmungen und das Gesetz der Lähmungs- 
typen. Monatsschr. f. Psychiatr. u. Neurol. Bd. 47, H. 2, S. 63—80. 1920. 

Gesetz der Lähmungstypen: Diejenigen Muskeln bzw. Muskelgruppen erlahmen 
am raschesten und vollkommensten bzw. erholen sich am langsamsten und wenigsten, 
die die geringste Kraft besitzen (ausgedrückt durch ihr Gewicht) und ihre Arbeits- 
leistung unter den ungünstigsten physikalischen, physiologischen und anatomischen 
Bedingungen zu vollbringen haben, während die in dieser Beziehung besser gestellten 
Muskeln von der Lähmung größtenteils verschont bleiben. Ausnahmen von diesem 
cerebralen Lähmungstyp unter anderem bei der cerebralen Kinderlähmung. 
Gründe: Überwiegende Lokalisation der Herde in der Rinde (Encephalitis) macht 
Symptomenbilder mannigfaltiger als beim Erwachsenen; dazu kommt die weitgehende 
Restitutionsfähigkeit, bedingt durch das im Kindesalter ausgiebige Eintreten der 
Extremitätenregion der gesunden Hemisphäre. Auch sind die Hemisphären in ihren 
Beziehungen zu den Körperseiten noch lange nicht so differenziert, wie später. 

Dollinger (Charlottenburg). 

Collier, James: An unusual case of complete bilateral spastic paralysis of 
face, jaw, tongue and larynx, following an acute illness. (Ein ungewöhnlicher 
Fall von kompletter spastischer Lähmung des Gesichts, der Kiefer, 
Zunge und Kehlkopf im Gefolge einer akuten Erkrankung.) Proc. of the 
roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 3, sect. of neurol., S. 47—48. 1920. 


10jähriges Mädchen. Mit 6 Jahren Scharlach, 3 Wochen darauf angeblich Meningitis; 
es bestand Schielen und Bewußtseinsstörung, etwa 3 Wochen lang. Keine Lähmung der Glieder, 


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die auch jetzt völlig normal sind. Gute Intelligenz; schreibt gut. Gesicht, Wangen, Zunge, 
Kiefer, Kehlkopf sind willkürlich absolut unbeweglich, befinden sich in spastischem Zustand; 
die emotionellen Bewegungen beim Lächeln und Weinen sind dagegen wohl erhalten; dabei 
kann auch der Mund geöffnet werden. Starke Salivation. Sie ißt, indem sie weiche Nahrung 
mit den Fingern in die Backen schiebt, den Mund mit der Hand verschließt und von außen durch 
Fingerdruck die Nahrung durch die Zahnreihen durchquetscht. Schluckreflex scheint nor- 
mal, Augenbewegung, Augenlidreflex normal. Kein Versuch zu artikulieren. Ibrahim (Jena). 

Recktenwald: Über einen familiären fortschreitenden Muskelschwund in Ver- 
bindung mit schizophrener Verblödung. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr. 
Orig., Bd. 53, H. 3/4, S. 203—214. 1920. 

Ausführliche Schilderung der Beobachtung und Untersuchung zweier Schwestern 
und Mitteilung nach dem Bericht der Eltern über das Krankheitsbi'd einer verstor- 
benen dritten Schwester, bei denen eine ziemlich starke erbliche Belastung in psycho- 
pathologischer Beziehung bestand, und ein fortschreitender Muskelschwund aufge- 
treten ist. Dieser Muskelschwund vereinigt Eigenschaften der Muskeldystrophie und 
der spinalen Amyotrophie, eine Mischung, die nach Mitteilungen des Verf. aus der 
Literatur schon oft beobachtet wurde. Dieser fortschreitende Muskelschwund ist 
mit schizophrener Verblödung verbunden, die zu der Kraepelinschen „periodischen 
Form“ der Dementia praecox gehört. Der Verf. glaubt, daß hier eine gemeinsame 
innere Beziehung zwischen der Muskeldystrophie und der Geistesschwäche besteht, 
und das gemeinsame pathogenetische Band in einer Störung von Drüsen mit innerer 
Sekretion zu suchen ist. Windmüller (Breslau).“ 

Reynolds, Ceeil E.: Hydrocephalic epilepsy with case report. (Hydrocephale 
Epilepsie mit Krankenbericht.) Californ. State journ. of med. Jg. 18, Nr. 1, S. 4—13. 
1920. 

1. Fall. bjähriges Mädchen, hemiplegisch, stumm, Anfälle seit 2 Jahren. Seit 
der Operation, November 1917, vollkommen beschwerdefrei. 2. Fall. 39jähriger Mann 
mit Jacksonscher Epilepsie. Beschwerdefrei nach linksseitiger subtemporaler Ent- 
lastung (Trepanation, Ref.) und linksseitiger osteoplastischer Lappenbildung. 3. Fall. 
Mädchen 1911 geboren. Tonsillenentfernung Januar 1917. Von da an nächtliches 
Aufschreien. März 1917 beginnende Krampfanfälle in der rechten Hand, an Schwere 
zunehmend, auch nachts auftretend. Seit Juni 1917 nur nächtliche Anfälle. Bis 
Oktober 1918 häufig Kopfschmerzen, Erbrechen während der Nauses selten, häufig 
Nasenbluten. Anfälle jede Nacht, von bedrohlicher Schwere. Wassermann negativ. 
3 Typen von Anfällen: Cerebello-medullarer Typus = tonischer Emprosthotonus, 
tonische Gliederstarre. Interpeduncularer Typus = tonischer Opisthotonus, tonische 
Gliederstarre und schwere Depressione Linksseitiger Rolandischer Typus = klonische 
Kontraktionen des rechten Mundwinkels, Liderzittern, Deviation der Augen nach 
rechts, klonische Beugung des gewöhnlich hyperextendierten Handgelenks und Arms 
rechterseits. Mehrfache osteoplastische Operationen. Befund: Meningitis der hinteren 
Schädelbasis, die zur Verdickung der Dura geführt hat, adhärente Arachnoidea, außer- 
gewöhnlich viel Arachnoidealflüssigkeit, feine Stränge und Gefäße zwischen Pia, 
Arachnoidea und Dura. Keine Tuberkel. Als Ursache der Erkrankung möglich: 
septischer Thrombus im tonsillaren Ast der Arteria pharyngea ascendens, der in die 
Arteria meningea posterior, einen Ast derselben Arterie, verschleppt wurde. Erfolg 
des Eingriffs ausgezeichnet. Keine Anfälle mehr. Über Ausführung der Operation 
und genaue Krankenbeobachtung im Original nachzulesen. 

E. Liefmann (Freiburg i. Br.). 

Held, William: Eine neue Serumbehandlung der Epilepsie. Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 57, Nr. 6, S. 130—132. 1920. 

Mannigfache krankhafte Organzustände der Epilektiker wurden bisher als Ent- 
stehungsursache der Epilepsie bezeichnet. Bei Tieren, die man experimentell in solche 
Zustände versetzt hatte, gelang es nie — trotz vieler Versuche — epileptische Anfälle 
hervorzurufen. Auf Grund gesammelter Erfahrungen wurde klar, daß alle Formen der 


Cai 


ei, 93 


Epilepsie ein und dieselbe spezifische Ursache haben. Und zwar handelt es sich um 
spezifische epileptogene Hämotoxine. Verf. ist der Ansicht, daß pathologische Drüsen- 
sekrete die epileptogenen Gifte sind, analog anderen Wirkungen der Produkte endo- 
kriner Drüsen. Zur Gewinnung von antiepileptischem Serum und Substanz werden 
Kaninchen mit Epileptikerserum behandelt. Bei den Tieren treten epileptoide Er- 
scheinungen auf, die bei Fortsetzung der Injektionen allmählich ausbleiben — die 
Tiere werden immun. Unter mehr als 400 mit subcutanen Serumeinspritzungen und 
Verabreichung von Drüsensubstanz behandelten Epileptikern verschiedener Form, 
wurden 70%, günstige Resultate erzielt; d. h. bei Patienten mit gehäuften Anfällen 
wurden diese selten, bei 18%, blieben alle Erscheinungen seit 2 und 4 Jahren vollständig 
aus. Bei 30%, wurde keine merkbare Besserung gezeitigt. Bei den Patienten wurde, 
mit wenigen Ausnahmen, mit Beginn der Serumbehandlung jede andere Medikation 
aufgegeben. Unter den seit Jahren Anfallsfreien befinden sich sowohl solche, die sich 
chirurgischen Operationen unterzogen, als auch solche, die dauernd Brom genommen 
hatten. Verf. glaubt gezeigt zu haben, daß eine durch inharmonische Funktion endo- 
kriner Drüsen herbeigeführte Vergiftung die Ursache der Epilepsie sei und daß die bei- 
gebrachten Elemente die gleichartigen Drüsen infolge spezifischer Affinität zu erneuter 
Funktion anzutreiben vermögen. Rasor (Heidelberg). 


Lichtenstein, A.: Über die Behandlung der Chorea minor mit großen Arsenik- 
dosen nach Comby-Filatow. Svenska Läkartidningen Jg. 17, Nr. 1, 8. 12—20. 
1920. (Schwedisch.) 

Verf. verfügt über 125 Fälle. Das Material bestand überwiegend aus schweren 
Fällen, von denen ein nicht unbeträchtlicher Teil Rezidive waren. 

Die Anfangsdosis Arsen betrug 5 mg, die höchste Tagesdosis — bei normalem Verlauf — 
je nach dem Alter des Kindes 25—30 mg, so daß in solchen Normalfällen 125—180 mg Arsen 
innerhalb von 9—11 Tagen gegeben worden sind. In einer Anzahl von Fällen wurden en 
mengen von 35 mg, insgesamt in 13 Tagen 245 mg Arsen verabfolgt. In einigen wenigen Fällen 
die Arsenkur wegen eines Rezidivs nach wenigen Wochen wiederholt, so daß z. B. ein 
8jähriger Junge in ungefähr 4 Wochen 300 mg Arsenik erhielt. 

Die Erfolge waren im ganzen sehr gut. In der Regel brauchten die Fälle allerdings 
längere Zeit zur Besserung als die Co mb yschen, doch trat bei einer Anzahl von ihnen 
die Besserung erstaunlich rasch ein, besonders bei schweren Fällen mit starker moto- 
rischer Unruhe, bei denen andere Behandlungsmethoden erfolglos gewesen waren. — 
In anderen Fällen trat die gute Wirkung langsamer ein oder führte erst längere oder 
kürzere Zeit nach Abschluß der Kur zu voller Heilung. Bei einigen wenigen schließlich, 
und zwar merkwürdigerweise anscheinend leichten Fällen konnte irgendeine deutliche 
Wirkung der Kur nicht festgestellt werden. 9 von den 125 Fällen sind mit einem 
Rezidiv wiedergekommen. In einzelnen Fällen rezidivierte die Krankheit mehrmals, 
in einem Fall sogar 7 mal. Das letztgenannte Kind machte innerhalb einiger Jahre 
4 Combykuren durch und wurde jedesmal bedeutend gebessert entlassen. Die Arsen- 
behandlung nach Comby wurde im allgemeinen gut vertragen. In einer Anzahl von 
Fällen indessen trat, gewöhnlich auf dem Höhepunkt der Medikation oder einige Tage 
vor oder nach demselben, Erbrechen auf. In der Regel war das Erbrechen nur leicht 
und rasch vorübergehend. Nur in ungefähr 10 Fällen zwang schweres und anhaltendes 
Erbrechen zum Abbruch der Kur. Durchfälle traten in einzelnen Fällen während 
der Behandlung auf und in einem Fall mußte die Kur wegen heftiger Diarrhöe ab- 
gebrochen werden. Hautausschläge und Zeichen von Nierenreizung sind nicht be- 
obachtet worden. In einem Fall traten einige Zeit nach der Kur Lähmungserscheinungen 
(Polyneuritis) auf. 

Es handelte sich hierbei um ein 15jähriges Mädchen, das im Verlauf von 13 Tagen 245 mg 
Arsenik erhalten hatte. 49 Tage nach Abschluß der Behandlung traten Lähmungserscheinungen 
an Armen und Beinen sowie Hypästhesien auf, die innerhalb zweier Monate wieder vollständig 
zurückgingen. Während der Kur selbst wurden keinerlei Intoxikationssymptome beobachtet. 


Aus der Literatur stellt der Verf. zusammen, daß die meisten der beschriebenen 


= g4 = 


Intoxikationssymptome meist schnell vorübergehen und, abgesehen vom Erbrechen, 
augenscheinlich selten sind. Polyneuritiden nach Behandlung der Chorea mit Acid. 
arsenicos. in großen Dosen scheinen nur selten beobachtet worden zu sein. Comby 
hat unter 300 Fällen nur einmal eine Polyneuritis gesehen. In seinem Fall erhielt 
ein 7jähriges Mädchen in 11 Tagen 235 mg Arsenik. 46 Tage später zeigten sich die 
Symptome einer Polyneuritis mit ausgebreiteten Lähmungen, die nach einigen Wochen 
vollständig zurückgingen. Lesbroussart beschreibt einen ähnlichen Fall. Betreffs 
der Polyneuritis gibt Verf. Comby recht, daß es gefährlicher sei, kleine Arsenik- 
dosen durch Wochen und Monate zu geben, als große Dosen nur kurze Zeit. — Verí. 
schließt sich Comby an, der jetzt folgende reduzierte Dosen vorschlägt: 


Über 7 Jahre als Anfangsdosis 5 mg, steigend um 5 mg pro Tag bis 25 mg und ebenso wieder 
zurück. Zwischen 5 und 7 Jahren anfangs 3 mg, Austägend bis 15 mg Tagesdosis und 
unter 5 Jahren 2 mg bis 10 mg pro die. Bei dieser Dosierung hat Comby keine Nebenwirkungen 
außer Erbrechen gesehen. Die therapeutische Wirkung war ausgezeichnet. Weill gibt an, 
sich das Erbrechen vermeiden läßt, wenn man das Acid. arsenicos. in Butter eingerührt 
got. l 

Der Vorteil der Comb yschen Kur liegt nach Ansicht von Comby und Verf. 
in der Verkürzung der Heilungsdauer auf 1 Monat gegen 2—3 Monate in den meisten 
ohne Arsen behandelten Fällen. Zum Schluß gibt der Verf. noch Vorsichtsmaßregeln, 
die während der Kur zu beachten sind: 1. Genaue Überwachung des Patienten. 2. Ver- 
ringerung der Dosen und evtl. Aussetzen des Mittels für 1 oder 2 Tage, wenn Er- 
brechen auftritt. Bei Andauern desselben Abbtuch der Kur. 3. Kontrolle des Urins. 
4. Dosierung nach Combys späterer Vorschrift. Eitel (Charlottenburg). 


Erkrankungen des Auges. 


Lacroix, A.: Varicocèle de Porbite. (Exophthalme à volonté.) (Varicocele der 
Orbita. [Willkürlicher Exophthalmus].) Arch. d’ophtalmol. Bd. 36, Nr. 2, S. 106—113. 
1920. 

Bei einem l11jährigen Mädchen findet sich ein schon seit klein auf beobachteter, 
allmählich immer deutlicher gewordener intermittierender oder besser gesagt will- 
kürlicher Exophthalmus des rechten Auges mit Pulsation, Rötung der rechten Ge- 
sichtshälfte und Fehlen von Enophthalmus, erscheinend bei jeder intrakraniellen Blut- 
drucksteigerung (Anstrengung, Beugung des Kopfes, Druck auf Jugularis). Als Ur- 
sache wird eine Varicocele der Orbita angenommen, die entweder auf kongenitaler 
Anlage, wie in vorliegendem Falle, oder auf einer traumatischen Basis beruht. Die 
Varicocele der Orbita kann sich zeigen 1. als venöser intermittierender Tumor ohne 
Exophthalmus, 2. als venöser Tumor mit intermittierendem Exophthalmus und 3. als 
intermittierender Exophthalmus ohne sichtbaren Tumor. F. Hofstadt (München). 


Stenger: Beziehungen von Augenleiden zu Erkrankungen der Nase und der 
Nasennebenhöhlen. Med. Klin. Jg. 16, Nr. 9, S. 221—226. 1920. 

Von 7 vom Verf. aufgestellten Krankheitsgruppen sollen hier nur die Erkran- 
kungen der Augenlider, Conjunktiven und Cornea erwähnt werden: Die durch die 
Erkrankungen der Nase und ihrer Nebenhöhlen hervorgerufenen Reaktionserschei- 
nungen an den Augen finden ihre Erklärung in dem mannigfaltigen Zusammenhang 
zwischen dem Blut-, Lymph- und Nervensystem der Augen- und Nasenhöhle und in 
einer infolge ungenügender Ventilation der Nasennebenhöhle in der Nase hervorge- 
rufenen Schleimabsonderung, die reflektorisch zu vermehrter Tränensekretion und 
zu Reizzuständen der Augenbindehaut führt. Hinsichtlich des Zusammenhanges 
zwischen skrofulösen Augen- und Nasenerkrankungen vertritt Verf. die Ansicht, 
daß das Nasenleiden auf die Augenerkrankung ursächlich erhöht schädigend einwirkt 
und sieht den Beweis dafür darin, daß bei einer großen Zahl skrofulöser Bindehaut- 
katarrhe und Cornealerkrankungen durch operative Nasenbehandlung die Augen- 
symptome ohne weitere spezialistische Augenbehandlung sichtbar nachlassen bzw. 


ganz beseitigt werden können. Die übrigen 6 Krankheitsgruppen sind im Kindes- 
alter so selten vertreten, daß von ihrer Besprechung Abstand genommen werden kann. 


Bihlmeyer (Tübingen). 
Erkrankungen der Bewegungsorgane. 

Berezeller, Imre: Warum ist die kongenitale Hüftgelenksluxation bei Mädchen 
häufiger als bei Knaben?! Gyögyaszat 1920, Nr. 4, S. 41—42. 1920. (Ungarisch.) 

Bekanntlich werden von der angeborenen Hüftgelenksluxation siebenmal so viel 
Mädchen als Knaben betroffen. Berczeller erklärt dies dadurch, daß am Frauen- 
becken das Acetabulum weniger schief und auch näher dem For. ovale zu liegt, als 
am Becken der Männer, deshalb erscheint der Oberschenkel bei Frauen länger als bei 
Männern oder bei Mädchen in der Pubertätszeit. Dies hängt mit der Weite des Beckens 
zussmmen. B. sieht die Ursache der kongenitalen Luxation darin, daß das Becken 
schon intrauterin einen ausgesprochenen Frauentypus erlangt. Pólya. 

Mutel, M.: Pied ereux essentiel et spina bifida ocelusa. (Essentieller Hohlfuß 
und Spina bifida occlusa.) Rev. d’orthop. Jg. 27, Nr. 1, 8. 13—30. 1920. 

Verf. teilt 5 Fälle von Hohlfuß bei Kindern En Alter von 8—12 Jahren mit, bei 
denen einmal eine Spina bifida occulta mit Tumor, viermal ohne äußere Symptome 
in der Lende, röntgenologisch eine Spina bifida occlusa — Dehiscenzen der Bögen des 
3.—6. Lendenwirbels und 1. Sakralwirbels, abnorm großer Hiatus im Niveau der 
Articulatio sacro-lumbalis — nachgewiesen werden konnte. Das gesamte bisher be- 
kannte Material von einschlägigen Fällen — außer seinen eigenen 3Fällen von Froelich, 
7 von Biebergeil, 1 von Duncker — wird ausführlich mit besonderer Berücksich- 
tigung der verschiedenen Theorien über die Entstehung des Hohlfußes und den wechsel- 
seitigen Beziehungen zwischen Spina und Hohlfuß kritisch erörtert. DaB der letztere 
nicht schon bei der Geburt nachweisbar ist, sondern sich erst später entwickelt, spricht 
ebenso wie bei einer Hernie oder einem Megacolon nicht gegen seine kongenitale Ent- 
stehung. Er glaubt, daß Spina bifida und Hohlfuß nicht koincidente Störungen sind, 
sondern daß die Spina als die Ursache des Hohlfußes anzusehen sind, da mit Sicherheit 
außer den Spaltbildungen der Wirbelsäule mehr oder weniger hochgradige Veränderungen 
des Lendenmarks anzunehmen sind (Narbenbildungen, Adhäsionen usw.). Dieselben 
müssen in ihren Folgen auf die untere Extremität durch Zerrungen besonders in den 
Perioden des größten Wachstums des Individuums, d. h. im Alter von 3—4, oder in 
der Präpubertät von 10—12 Jahren in Erscheinung treten; was mit den klinischen 
Beobachtungen übereinstimmt. K. Hirsch (Berlin). 

Beck, 0.: Spina bifida occulta und angeborener Klumpfuß (Uni.-Klın. f. 
orthop. Chirurg., Frankfurt a. M.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 11, 
S. 316—319. 1920. 

Die Rezidivneigung bei angeborenen Klumpfüßen hat wahrscheinlich ihre Ursache 
in einer Spina bifida occulta. Trophische und motorische Störungen, die teils auf das 
Wachstum des Talus, teils auf die Muskulatur einwirken, erklären den Zusammenhang 
der beiden Anomalien. Verf. fand bei 6 von 12 Kindern mit angeborenem Klumpfuß, 
sowie bei 2 Erwachsenen Wirbelspalt. Ferner wurde der Spalt gefunden in 9 von 
14 Fällen von Hohlfüßen und bei 3 schweren Plattfüßen. 

Huldschinsky (Charlottenburg). 

Beust, A. T. v.: Ostitis fibrosa und Knocheneyste bei angeborener Unter- 
sehenkelfraktur. (Chirurg. Univ.-Klin., Zürich.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 152, 
H. 1—6, S. 60—91. 1920. f 

Beust beschreibt einen Fall von Pseudarthrose bei einem 7jährigen Knaben infolge 
angeborencr Unterschenkelfraktur. Durch Röntgenaufnahmen, bei wiederholten Operationen, 
durch histologische Untersuchung dabei entnommenen Materials konnte festgsetellt werden, 
daß die Ursache der angeborenen Fraktur die v. Recklinghausensche Ostitis fibrosa und 
eine dadurch bedingte Knochencyste war: die mikroskopischen Präparate erfüllten alle mehr 


oder minder die drei Forderungen, die v. Recklinghausen für die Diagnose einer isolierten 
Knochencyste auf Grund von Ostitis fibrosa stellt, nämlich: 1. vorwiegend fein fibrilläres, im 


— 96 — 


ganzen zellarmes, kleine Spindelzellen evtl. Sternzellen enthaltendes, durchschnittlich wenig 
gefäßreiches Bindegewebe. 2. Osteoblasten oder Riesenzellen, womöglich in Nestern oder 
Haufen, 3. Knochenbälkchen, und zwar sowohl alte, noch kalkhaltige wie auch jung geschaffene, 
an ihrer Kalklosigkeit erkennbare Lager aus richtigem Osteoid. Die operative Behandlung 
der Pseudarthrose bestand in Excision des makroskopisch erkrankten Gewebes und Bolzung 
der Fragmente durch einen Knochenspan der gesunden Tibia. Eine Heilung war nach einem 
Jahr noch nicht eingetreten, doch zeigte sich im Röntgenbild lebhafte Callusbildung. Der Pat. 
ging an Grippe zugrunde. Eine Autopsie und genauere Untersuchung des Skelette konnte nicht 
vorgenommen werden. Salzberger (München). 


Jüngling, Otto: Über Haltungsanomalien im Kindesalter und ihre Bekämpfung. 
(Antrittsrede, gehalten am 15. Mai 1919 in der chirurg. Klin. zu Tübingen.) Med. 
Korresp.-Bl. f£. Württ. Bd. 90, Nr. 1, S. 2—3 u. Nr. 3, S. 11—14. 1920. 

Die schlechte Haltung ist beim Kinde oft eins der ersten Anzeichen dafür, 
daß im Haushalt des Organismus etwas nicht in Ordnung ist. Untersuchungen 
an Schulkindern ergaben 25—50%, schlechte Haltungen. Die häufigste sagittale 
Anomalie ist die Vermehrung der physiologischen Brustkyphose, der sogenannte 
runde Rücken. Die seitlichen Abbiegungen der Wirbelsäule, die Skoliosen, sind ent- 
weder totale oder S-förmige Krümmungen und dann meist mit Rotation verbunden. 
Unter den Kräften, welche die Wirbelsäule bewegen und in ihren Formen bestimmen, 
haben die Beuger über die Strecker aus anatomischen und entwicklungsgeschichtlichen 
Gründen das Übergewicht. Die aufrechte Körperhaltung ist beim Menschen noch 
nicht völlig artfest geworden, sondern muß von jedem einzelnen Individuum erst neu er- 
worben werden. Der Foetus im Uterus bietet das Bild der Totalkyphose mit ad maxi- 
mum gebeugten Extremitäten. Aus der Bauchlage über die Liegestützhaltung kommt 
das Kind auf die Beine. Die Bauchlage ist die einzig zulässige Gymnastik des Säug- 
lingsalters. Weder in bezug auf das Sitzen noch das Stehen und Gehen soll dem natür- 
lichen Trieb des Kindes zur Körperaufrichtung irgendwie vorgegriffen werden. Passives 
Aufsetzen und Aufstellen vor der Zeit gefährdet die normale Einstellung der Wirbelsäule. 
Konstitutionsanomalien, wie eine anzunehmende Degeneration, Schwäche der Stütz- 
substanzen des Körpers, Iymphatische Konstitution, Skrofulose, Infektionskrankheiten, 
führen zu schlaffen Formen von Haltungsanomalien, wie habitueller Skoliose und 
schlaffem Rundrücken. Die Elastizität des rachitischen Knochens, die weder dem 
Muskelzug noch der Belastung gewachsen ist, führt zu früh sich fixierenden schweren 
Deformitäten der Wirbelsäule. Eine große Gefahr für die Wirbelsäule liegt in dem Tragen 
der jungen Kinder auf dem Arm. Schädigende Momente sind ferner langes Stillsitzen- 
müssen in der Schule, Schreibhaltung, falsch konstruierte Schulbänke, Mangel an Luft 
und Licht. Der schlaffe Rundrücken ist zunächst nur der Ausdruck allgemeiner Kon- 
stitutionsschwäche, er kann sich bei langem Bestehen jedoch fixieren. Der starre 
Rundrücken ist entweder die Folge von Rachitis, oder er kommt als familiär-degenera- 
tiver Rundrücken vor. Der professionelle Rundrücken beruht auf einer übermäßigen 
Entwicklung der Beuger. Enge Beziehungen bestehen zwischen Haltungsschäden, 
schlechter Entwicklung des Brustkorbes, Entwicklungshemmung der Brustorgane 
und dadurch zur kindlichen Tuberkulose. Das Prinzip der gymnastischen Behandlung 
muß sein: Übung der Rückenstrecker. Eine vernünftige körperliche Erziehung, bei 
welcher der Vormittag für die geistige, der Nachmittag ausschließlich für die körper- 
liche Ausbildung bestimmt sein muß, ist die beste Prophylaxe gegen Haltungsano- 
malien und Rückgratverkrümmungen. Künne (Steglitz). 

Oschmann: Schulkind und körperliche Haltung. Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl. 
Jg. 33, Nr. 1, 8. 1—16. 1920. 

Die Hygiene der Schule muß mit der des Elternhauses Hand in Hand gehen. 
Es wird gefordert, daß in den Schulen neben dem üblichen Turnunterricht „Haltungs- 
turnen‘“ und orthopädische Turnübungen eingeführt werden. Dieses soll unter ärztlicher 
Aufsicht stehen. -~ Huldschinsky (Charlottenburg). 





Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 3 S. 97—128 





Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 
Allgemeines. und Pflege). _ 


Hansemann, D. v.: Über den Entzündungsbegriff mit besonderer Berück- 
sichtigung der trüben Schwellung und der fettigen Degeneration. Med. Klinik 
Jg. 16, Nr. 10, S. 247—253. 1920. 

Die neueren Nierenforschungen haben die Frage wieder aufgeworfen, ob es sich 
bei der parenchymatösen Entzündung wirklich um eine Entzündungsform oder ledig- 
lich um eine rein degenerative Erscheinung handelt. Während Virchow in der trüben 
Schwellung den Ausdruck einer Entzündung mit Ablagerung des Exsudats nicht nur 
zwischen, sondern auch in den Zellen, eine progressive Ernährungsstörung sah, die 
allerdings in degenerative Bahnen übergeleitet werden könne, hat man sie später aus- 
schließlich als einen rein degenerativen Zustand aufgefaßt, mit verschiedenen anderen 
ähnlichen Zuständen, wie der Weigertschen Koagulationsnekrose sowie neuer- 
dings mit den Zellnekrosen an den Nierenepithelien bei den sog. Nephrosen oder 
Nephropathien in Verbindung gebracht und angenommen, daß sich diese Zellnekrosen 
mit Schwund der Kerne ohne scharfe Grenzen direkt aus der trüben Schwellung heraus 
entwickeln. Hansemann weist nun darauf hin, daß diese Annahme ein Irrtum 
und auf die gewohnheitsmäßige Untersuchung lediglich fixierten Materials zurück- 
zuführen sei, während die trübe Schwellung nur an wirklich frischem Material gesehen 
werden kann und sich auch von der oft ganz ähnlichen Trübung der Zellen durch 
Fäulnis eben durch den Zustand der Zellschwellung unterscheidet. Er zeigt, daß 
die Körnchen der trüben Schwellung, die frei in dem mehr oder weniger flüssigen 
Protoplasma liegen und deutliche Molekularbewegungen machen, sich in Essigsäure 
lösen, und daß unter Einwirkung koagulierender Fixierungsflüssigkeiten (Formalin 
usw.) neue Zellkörnelungen entstehen, die mit trüber Schwellung verwechselt werden 
können, aber nichts mit ihr zu tun haben. Da die Kerne trüb geschwollener Zellen 
keine Spur von Degenerationen zeigen, so beruht nach H. die trübe Schwellung auf 
Aufnahme eiweißhaltiger Nährstoffe mit mangelnder Assimilation. In mittelschweren 
Fällen von Sepsis mit Ausscheidung von Eiweiß und hyalinen Zylindern bei Fehlen 
wachsartiger oder granulierter Zylinder, weißer und roter Blutkörperchen findet man 
an den Kanälchenepithelien ausschließlich diesen Zustand der trüben Schwellung, 
wobei auch das Verschwinden der normalen Strichelung und des Bürstensaumes im 
Lumen der Kanälchen nicht eine degenerative Veränderung, sondern eine rein mecha- 
nische Folgeerscheinung der trüben Schwellung bildet. Nach Sistieren des Fiebers 
wird das nicht assimilierte Eiweiß zur Assimilation gebracht, es verschwinden die _ 
Körnchen und die lediglich mechanisch durch die Anhäufung festerer Eiweißkörn- 
chen gestörte Funktion der Zellen kehrt wieder zur Norm zurück. Bei schwererem 
Verlauf von Nierenkrankheiten, die als Zeichen einer zerstörenden Nierenaffektion 
mit Ausscheidung von wachsartigen und granulierten Zylindern, Blut- und Eiter- 
körperchen verbunden sind, wie vor allem bei Infektionskrankheiten mit septischem 
Verlauf, Scharlach, Typhus, Diphtherie und Eklampsie, findet man nicht mehr diese 
trübe Schwellung, sondern ausgesprochene degenerative Veränderungen an den Kanäl- 
chenzellen mit frühzeitigem Kernschwund, Protoplasmaverlust mit Reduzierung 
der Epithelsäume, also das Gegenteil der trüben Schwellung und Fett- sowie Lipoid- 
ablagerungen in den Zellen, wobei man infiltrative und degenerative Fettansamm- 
lungen strenger als bisher trennen und vor allem auch gegenüber den von ihnen völlig 
verschiedenen Ansammlungen lipoider Stoffe in den Zellen begrenzen muß. Diese 
Übergänge der trüben Schwellung in ausgesprochen degenerative Zustände beweisen 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX 7 


— 98 — 


aber nicht, daß die erstere das Vorstadium der letzteren bildet und die trübe Schwellung 
von vornherein ein degenerativer Zustand ist, da bei den Zellnekrosen die Schwellung 
fehlt und sich auch ihre Körner durch größere Resistenz gegenüber Essigsäure von 
denen der trüben Schwellung unterscheiden, vielmehr beweisen diese Übergänge 
nur, daß trüb geschwollene Zellen weniger widerstandsfähig sind als normale Zellen 
und infolgedessen bei weiterer Einwirkung von Schädigungen oder Einwirkung neuer 
Schädigungen in einen degenerativen Zustand übergehen können. Auf dieser Ver- 
wertung der trüben Schwellung beruht auch die Scheidung der Nephrose von der 
Nephritis. Rechnet man die trübe Schwellung nicht zur Entzündung, so müßte man 
von Nephrose, anderenfalls von Nephritis sprechen. Thorel (Nürnberg). 

e Noorden, Carl von und Hugo Salomon: Handbuch der Ernährungslehre. 
Bd. I. Allgemeine Diätetik. (Nährstoffe und Nahrungsmittel. Allgemeine Er- 
nährungskuren.) Berlin: Julius Springer 1920. XXXIII, 1237 S. M. 68.—. 

Ein Werk, das seinesgleichen nicht haben dürfte, und auf das die deutsche Wissen- 
schaft mit berechtigtem Stolz blicken kann. Von hoher Warte aus verfaßt, trotz der 
überwältigenden Fülle des Stoffes fast auf jeder Seite die eigene Erfahrung des Meisters der 
Diätetik und der Stoffwechsellehre spiegelnd, nimmt es Stellung zu nahezu allen Problemen 
der Ernährung, auch zu solchen, die in der Kriegszeit und wohl noch auf lange hinaus 
im Brennpunkt des Interesses standen und stehen werden. Überall anregend, von einer 
geradezu staunenswerten Literaturkenntnis getragen, ist es auch durch das liebevolle 
Eingehen auf die Einzelheiten bemerkenswert. Der Abschnitt über Hygiene des Essens 
und Trinkens und das zweite große Hauptstück über die einzelnen Kostformen (Milch- 
kuren, Obstkuren, Durstkuren, Eiweißarme Kost, vegetarische Kuren, kochsalzarme 
Kost, Mastkuren, Entfettungskuren, künstliche Ernährung) bringen auch dem Kinder- 
arzt eine Fülle von Gedanken und Tatsachen nahe, die er auf seinem Feld der Tätigkeit 
verwerten wird. Wie die Verff. im Vorwort berichten, wird der zweite Band die Ernäh- 
rungstherapie in einzelnen Krankheiten und Krankheitsgruppen bringen. Die speziellen. 
Verhältnisse des Kindesalters werden in einem dritten Band von pädiatrischer Seite 
besonders bearbeitet werden. Man wird diesen weiteren Bänden mit Spannung entgegen- 
sehen. Ibrahim (Jena). 

e Neumann, R. 0.: Die im Kriege 1914—1918 verwendeten und zur Ver- 
wendung empfohlenen Brote, Brotersatz- und Brotstreckmittel unter Zugrunde- 
legung eigener experimenteller Untersuchungen. Berlin: Julius Springer 1920. VII, 
304 8. M. 28.—. 

Einen Gesamtüberblick zu erhalten über die Bemühungen, die ersonnen wurden, 
um den Gefahren der während des Krieges von Jahr zu Jahr schwieriger werdenden 
Brotversorgung zu begegnen, wird auch für den nicht ohne Reiz sein, der für die wissen- 
schaftliche Erörterung dieser Frage bisher noch kein Interesse bei sich entdeckt hatte, 
und mit ehrlicher Bewunderung wird er die Seiten dieses Buches durchblättern, 
das nicht nur von der erstaunlichen Fülle von „Erfindungen“ berichtet, die bald mit 
mehr, bald mit weniger praktisch brauchbarem Erfolg bemüht waren, unser gutes 
Friedensbrot zu strecken oder gar zu ersetzen, sondern das auch ein beredtes Zeugnis 
von einer unermüdlichen Forschungsarbeit ablegt, um zum Teil unter nicht gering 
einzuschätzenden persönlichen Entbehrungen (zahlreiche Stoffwechselversuche am 
eigenen Leib!) ein exaktes Urteil über die Verwendbarkeit der vielen Anpreisungen 
zu gewinnen, die ihre Entstehung gerade nicht in allen Fällen dem ausschließlichen 
Interesse für das Wohl des Volkes verdanken. Nicht weniger als 97 verschiedene Brot- 
arten finden eingehende Besprechung; mit 21 von ihnen fanden eigene Stoffwechsel- 
versuche statt. Von den ersten schüchternen Versuchen, den Weizen durch Roggen 
zu ersetzen, das Getreide intensiver auszumahlen, dem Brot Kartoffeln, Mais, Gerste, 
Rüben und dergl. zuzusetzen, führt die kritische Würdigung bis zu den wesentlich 
dreisteren Substitutionen, die uns in Form von Heu, Stroh und Holz unsere „weiße 
Kemmel“ vergessen machen wollten. Haben unter allen diesen ‚„Broten‘“ auch nur. . 


— 99 — 


einige wenige heute noch Interesse, so behält die vorliegende Arbeit doch ihren bleiben- 
den Wert als eines der zeitgeschichtlich beachtenswertesten Dokumente deutscher 
Wissenschaft während des Krieges. Lust (Heidelberg). 

@ Guggenheim, M.: Die biogenen Amine und ihre Bedeutung für die Physio-. 
logie und Pathologie des pflanzlichen und tierischen Stoffwechsels. Monographien 
a. d. Gesamtgebiet d. Physiol. d. Pflanzen u. d. Tiere. Bd. 3. Berlin: Julius 
Springer 1920. VIII, 376 S. M. 28.—. 

Die Einordnung verschiedener Stickstoffprodukte des intermediären pflanzlichen 
und tierischen Stoffwechsels unter dem obigen Sammelnamen, an Stelle des bisher 
gebräuchlichen, der proteinogenen Amine, ist, wie Verf. in der Einleitung auseinander- 
setzte, deshalb gerechtfertigt, weil die in Frage stehenden Substanzen nicht nur zu 
den Eiweißbausteinen im engeren Sinne, sondern darüber hinaus zu den Phosphatiden, 
Nucleinverbindungen usw. in Beziehung stehen. Nicht einbezogen werden die Alkaloide, 
obwohl sie gewiß genetisch mit den biogenen Aminen zusammenhängen, ferner Harn- 
stoff, seine Derivate und andere amidartige Verbindungen, deren basische Natur nur 
schwach oder kaum ausgeprägt ist. Die Einteilung unterscheidet 9 große Gruppen, 
I. Alkylamine, II. Alkanolamine (Amine mit einer alkoholischen Hydroxylgruppe: 
z. B. Cholin, Glukosamin), III. Neurine, IV. Diamine (z. B. Putrescin, Lysin), V. Guani- 
dinverbindungen (darunter Arginin, Kreatinin usw.), VI. Imidazolverbindungen 
(darunter Histidin), VII. Betaine, VIII. Phenylalkyl- und Phenylalkanolamine (z. B. 
Adrenalin), IX. Indoläthylamin (Muttersubstanz: Tryptophan). Die biogenen Amine 
sind alle mehr oder weniger starke Basen von zwar verschiedenen chemischen, aber 
größtenteils analogen physikalisch chemischen Eigenschaften. Ihre physiologische 
. Funktion dagegen und ihre pharmakologische Wirkung wechselt je nach Ort und Art 
ihrer Bildung. Demnach können die biogenen Amine als Stoffwechselendprodukte 
(Aporrhegmen) auftreten oder als Energiespender, ferner als Hormone (Vitamine) 
oder als Gifte (Ptomaine) wirken. Wie ihre Eigenschaften sind, wie ihre biochemisches 
und pharmakologisches Verhalten, ihr Vorkommen bei Pflanze und Tier, darüber wird 
in einer klaren und interessanten Darstellung, in der Verf. die Theorien des Auf-, Ab- 
und Umbaues, der Konstitution und die Methoden der Isolierung in sachkundiger Weise 
bespricht, genau abgehandelt, worauf hier naturgemäß nicht näher eingegangen werden 
kann. Eine Schlußbetrachtung bringt einen höchst verlockenden Ausblick auf die 
Rolle der biogenen Amine, die sie auf dem Gebiete der Ernährung und des Wachs- 
tums, der Bakteriologie und in der Lehre von der inneren Sekretion zu spielen 
noch berufen sind. Ein umfassendes, alphabetisches, in Arbeitskapitel gesondertes 
Literaturverzeichnis beschließt das lehrreiche Buch. Edelstein. 

Zondek, Bernhard: Tiefenthermometrie. III. Mitt. Die Temperaturverschie- 
bung im Gewebe durch Wärmeabgabe. (Poliklin., Univ.-Frauenklin. d. Charite, 
Berlin.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 9, S. 255—257. 1920. 

Der Verf. bestimmt mit einem ‚„Tiefenthermometer‘‘, das unter die Haut ein- 
gestochen wird, die Temperatur in der Subcutis und vergleicht sie mit der Rectal- 
temperatur bei verschiedenen Außentemperaturen. Bei Abkühlung geht die Temperatur 
je nach dem Fettreichtum der Haut, der Tiefe, in der das Thermometer steckt, und 
der Luftfeuchtigkeit langsamer oder rascher herunter; die Abnahme der Temperstur 
ist zunächst kontinuierlich, nach etwa einer Stunde treten Unregelmäßigkeiten — ein 
„Hüpfen der Temperaturkurve‘‘ — ein. Verf. meint, daß vom Vasomotorenzentrum 
gegeneinander arbeitende Impulse — Vasokonstriktion zur Einsparung von Wärme 
für den Gesamtkörper, Vasodilatation zur Aufrechterhaltung der Temperatur an dem 
abgekühlten Gliede — ausgehen. H. Freund (Heidelberg).“, 

Volhard, Über Urämie. Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 17, Nr. 5, S. 128—131. 1920. 

Kurze Zusammenfassung des bekannten Volhardschen Systemes. 1. „Echte 
Urämie‘‘ kommt nur bei ‚Niereninsuffizienz‘‘ vor, d. h. bei Harnstoffretention im 
Blut. Erscheinungen: Schwäche, Abmagerung, Schlafsucht, Dyspepsie, Neigung zu. 


79 


— 100 — 


Entzündung, große Atmung, Muskelzucken. 2. Alles was auch ohne Harnstoffretention 
im Blute vorkommt, gehört in das Gebiet der ‚falschen Urämie“‘, a) die eklamptischen 
Krämpfe, die V. auf Hirnödem bezieht; b) cerebrale Herderscheinungen durch 
„Ischämie“ bei Hypertonie und Arteriosklerose. Siebeck (Heidelberg).“, 

Gutiérrez, Santiago Cavengt: Die Lehre von der inneren Sekretion in ihren 
Beziehungen zur Pathologie des Kindesalters. Pediatr. espan. Jg. 9, Nr. 89, S. 45—59. 
1920. (Spanisch.) 

Zusammenfassende Darstellung der bekannten Tatsachen über die Sekretion der 
inneren Drüsen und ihrer Beziehung zur Pädiatrie. Nähere Besprechung der Sym- 
ptomatologie bei der Pathologie der Knochen, des Nerven- und Gefäßsystems, von 
Lungen, Haut und Muskeln und der Immunität. Es wird betont, daß nie eine einzelne 
Drüse in Frage kommt, sondern meist das ganze endokrine System. Therapeutisch 
wird eine interne Verabfolgung in steigenden Dosen empfohlen und eine Kombination 
mit Arsentherapie. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Materna, A.: Untersuchungen überdie sog. postmortale Nebennieren-Erweichung. 
(Prosekt., schles. Krankenh., Troppau.) Virchows Arch. f pathol. Anat. u. Physiol. u. f. 
klin. Med. Bd. 227, H. 3, S. 235—265. 1920. 

Der (im Kindesalter übrigens wenig häufige) Befund einer Spaltbildung im Zöitram 
der Nebenniere, welche man auch bei verhältnismäßig frischen Leichen findet, wird 
in vorsichtiger Weise als durch Zerfall der Reticularis, durch Ödem, Nekrose oder 
Blutungen intra vitam bedingt angenommen, wobei betont wird, daß es auch eine 
postmortale Erweichung gebe. Die intravitale Spaltbildung kommt besonders vor 
bei akuten Infektionen, aber auch bei Tuberkulose und besonders im Alter. Die Spalt- . 
bildung spielt sich fast ausschließlich in der Reticularis ab. Verschiedene Narben- 
bildungen, cystische Hohlräume, Verwachsungen führt der Autor auf ausgeheilte 
Spalträume zurück. Thomas (Köln). 

Dold, Hermann und Chen Yühsiang: Über die Lebensdauer einiger pathogener 
Bakterien (Typhusbaeillen, Paratyphusbaeillen, Dysenteriebaeillen, Choleravibrionen, 
Diphteriebacillen) auf Papiergeld. (Inst. f. Hyg. u. Bakteriol. d. dtsch. med. Schule f. 
Chinesen, Shanghai.) Arch. f. Hyg. Bd. 89, H. 1/3, S. 63—70. 1920. 

Von den im Titel genannten Bakterien sterben Choleravibrionen bei Antrocknung 
auf Papiergeld schon nach 1 Stunde ab, die übrigen bleiben sämtlich 1—5 Tage lebens- 
fähig, so daß eine Keimverschleppung durch Papiergeld in den Bereich der Möglich- 
keit gerückt ist. Unter den Verhältnissen des gewöhnlichen Lebens, wo die Keime 
in ihren natürlichen organischen Substraten verschleppt werden, wird die Lebens- 
fähigkeit der Krankheitserreger auf Papiergeld im allgemeinen noch größer sein als 
bei den mit Reinkulturen angestellten Versuchen. Schürer (Frankfurt a. M.).* 

Garibaldi, Américo: Thyroïde et immunit6 acquise. Sur Pinfluence de la 
thyroideetomie (chez le lapin) sur la formation de sensibilisatrices hétérohé- 
molytiques d’immunisation. (Thyreoides und Immunität. Thyroidektomie und Bil- 
dung hämolytischer Amboceptoren [Blutinjektionen bei Kaninchen].) Compt. rend. 
l des séances de la soc. de biol. B. 83, Nr. 1, 8. 15—16. 1920. 

Untersuchungen über Hämolysinbildung bei Kaninchen nach rer 
Thyroidektomie (4 operierte, 3 Kontrolltiere) ergaben, daß die operierten Tiere im 
Verlauf des der Operation folgenden Monats erhöhte Produktion hämolytischer Anti- 
körper zeigten. (Dreimalige Injektion von 3 cem Hammelblutkörperchen intraperi- 
toneal.) Carl Klieneberger (Zittau)., 

Morgenroth, J., H. Biberstein und R. Schnitzer: Die Depressionsimmunität. 
Studien über Superinfektion mit Streptokokken. (Bakteriol. Abt., pathol. Inst. u. 
Abt. f. Chemotherap. d. Inst. f. Infektionskrankh. „Robert Koch‘, Berlin.) Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 13, S. 337—340. 1920. 

Auf Grund von Versuchen mit verschieden virulenten Streptokokken entwickeln 
die Verf. die Ansicht, daß eine chronische Infektion Schutz verleihe (Depressionsimmuni- 


— 101 — 


tät); es wird die zweite Infektion, die akut verlaufen müßte, auf das Niveau einer 
chronischen Infektion herabgedrückt. Diese Form der Immunität entwickelt sich sehr 
rasch nach vorangegangener Infektion. Sie ist vielleicht die Ursache jeder chronisch 
verlaufenden Infektion. Langer (Charlottenburg). 


Ph und al ne oe des Sä 


Van Hoosen, Bertha: Placental hormone, a physiological galactagogue. (Placen- 
tarhormon, ein physiologisches Lactagogum.) Illinois med. journ. Bd. 37, Nr. 1, 
8. 22—27. 1920. 

Die Verf. hat an 33 schwangeren Frauen getrocknete Rinderplacenta verfüttert 
(welcher Menge wird leider nicht angegeben) und glaubt aus den Zahlen zu lesen, daß 
die Milchmengen der Rinderplacenta verzehrenden Frauen in den ersten Tagen größer 
seien alsder nicht mit Rinderplacenta gefütterten Frauen. Die Unterschiede sind jedoch 
so minimal, und vom 8. Tage überhaupt nicht mehr vorhanden, daß unseres Erachtens 
der Schluß, den die Verf. zieht, nicht berechtigt ist. Sie hat in weiteren Fällen Placentar- 
blut Wöchnerinen ins Rectum eingeführt und glaubt auch dadurch, die Milchproduktion 
bei der Frau zu erhöhen. Leider gibt sie hier keine Milchmengen an, sondern als Krite- 
rium nur den Geburtsverlust des Kindes, der sich durchaus nicht von dem unterscheidet 
wie bei gewöhnlich genährten Wöchnerinnen. Rietschel. 


Aschenheim, Erich und Georg Stern: Über den Einfluß verschiedener Kohlen- 
hydrate auf die Gerinnungsvo:gänge der Milch. (Akad. Kinderklin., Düsseldorf.) 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 7, S. 156—157. 1920. 

Ultramikroskopische und andersartige Untersuchungen zeigten, daß Zusätze eines 
Schleims oder einer Mehlabkochung die an sich kompakte Gerinnung einer Kuhmilch- 
Wassermischung bedeutend lockerer und feinflockiger werden lassen und sie somit 
der physikalischen Beschaffenheit des Frauenmilchgerinnsels annähern. Die Ge- 
rinnung der Haferschleim-Milchmischungen scheint noch feiner zu sein als die der 
Hafermehl-Milchmischungen. Zuckerzusätze (Disaccharide) wirken in höheren Pro- 
zenten ähnlich, aber nie so ausgesprochen wie die Polysaccharide, Milchzucker stärker 
als Rohrzucker. Die Oberflächenspannung der betreffenden Molken, gemessen 
mit dem Traubeschen Stalagmometer, nimmt mit steigender Zuckerkonzentration 
ab. Auch die Zusätze von Schleim oder Mehlabkochungen zum Ausgangsmaterial 
sche inen? dieselbe Wirkung hervorzurufen. Ibrahim (Jena).“ 


Vollhase, E. und B. Stau: Ein Beitrag zu der Frage: Hat die kriegszeitliche 
Fütterung einen Einfluß auf den prozentischen Fettgehalt der Milch ausgeübt ? 
(Landesgesundheitsamt, Schwerin i. M.) Milchwirtschaftl. Zentralbl. Jg. 49, H. 1, 
S. 1—7. 1920. 

Die Frage, ob die kriegszeitliche Fütterung einen Einfluß auf den Fettgehalt 
der erzeugten Milch gehabt hat, wäre nur dann zu entscheiden, wenn vor und während 
des Krieges fortlaufend umfangreiche systematische Fütterungsversuche angestellt 
worden wären. Es läßt sich mangels solcher Versuchsreihen nur feststellen, daß der 
Fettgehalt der unverfälschten Marktmilch sich während des Krieges nicht geändert 
hat. Die während des Krieges beobachteten Schwankungen im Jahresdurchschnitts- 
fettgehalt der auf einzelnen Gütern erzeugten Milch (wenige Zehntel Prozente) sind 
auch in Friedenszeiten vorgekommen. Es ist jedenfalls ungerechtfertigt, geringeren 
Fettgehalt auf Mangel an Kraftfutter zurückzuführen. Wo in den letzten Kriegs- 
jahren fettärmere Milch erzeugt wurde, ist das darin begründet, daß bei der Vieh- 
ablieferung zwecks Versorgung der Bevölkerung mit Fleisch vorwiegend altmilchende 
Tiere abgeschlachtet wurden. Ibrahim (Jena).“ 

Jaekson, C. M. and C. A. Stewart: The effects of inanition in the young upon 
the ultimate size of the body and the various organs in the albino rat. (Die Wirkung 
der Unterernährung im frühen Lebensalter auf die endgültige Körpergröße und die 


— 12 — 


einzelnen Organe bei der weißen Ratte.) (Inst. of anat., univ., Minnesota.) Journ. of 
exp. zoology Bd. 30, Nr. 1, S. 97—128. 1920. 

Sehr sorgfältige und reichliche Untersuchungen an 38 Würfen. Etwa die Hälfte 
starb trotz sorgfältigster Wartung an der Unterernährung, 113 Tiere einschließlich der 
Kontrollen überlebten. Es ergab sich, daß sowohl die Gruppe von Tieren, die von Ge- 
burt an 3, 6 oder 10 Wochen, als auch die Gruppe, die erst von der 3. Woche an längere 
Zeit (bis zu 1 Jahr) unterernährt wurden, und dann reichliche Nahrung erhielten, ein 
individuell verschiedenes Wachstum zeigen, aber in der Regel die normale Durch- 
schnittsgröße nicht erreichen. Das Endresultat wechselt je nach der Dauer der Unter- 
ernährungsperiode, dem Alter, in dem die Unterernährung einsetzt, dem Geschlecht 
(Männchen blieben an Körpergewicht stärker zurück), der Schwere und der Art des 
Hungerzustandes. Bei Geburt einsetzende Unterernährung bewirkt durchweg starkes 
Zurückbleiben, ebenso jede auf längere Zeit sich erstreckende Unterernährung. Daß 
es auf die Art der Unterernährung auch ankommt, zeigen besonders die Beobachtungen 
von Osborne und Mender, indenen Wachstumshemmungen infolge einseitiger quali- 
tativer Unterernährung durch nachträgliche geeignete Fütterung völlig ausgeglichen 
werden konnten. Doch glauben die Verff., daß vielleicht bei diesen Beobachtungen nur 
einzelne Individuen herausgegriffen sind, da die Versuche nicht in extenso mitgeteilt 
sind. Einzelne Individuen, vielleicht sogar einzelne Familien können in dieser Hinsicht 
aber vielleicht besonders günstig veranlagt sein. — Die Fruchtbarkeit der Weib- 
chen zeigte sich durch die vorausgegangene Unterernährung ganz beträchtlich ver- 
ringert; das gilt speziell für die Tiere, die 20 Wochen oder länger unterernährt waren; 
von 12 Tieren wurde nur eines trächtig, während die 7 Kontrollen sämtlich trächtig 
wurden. Bei den Jungen dieses einen Tieres zeigte sich eine nur geringe Rückständigkeit 
einzelner Individuen. Ein deutlicher hereditärer Einfluß der Unterernährung ließ sich 
also nicht erweisen, doch wäre ein kumulativer Einfluß in mehreren Generationsreihen 
wohl denkbar. — Bei den zu ihrem Körpermaximum aufgefütterten Tieren erwies sich 
Körper- und Schwanzlänge reduziert; Kopf, Rumpf und Glieder waren an Gewicht 
fast normal, Skelett, Haut und Muskulatur in der Regel etwas untergewichtig, die Ein- 
geweide etwas übergewichtig, der Rest wechselnd. — Gehirn, Rückenmark, Hypophyse 
und Lungen waren etwas, die Ovarien erheblich untergewichtig (letzterer 
Befund erklärt wohl die verminderte Fruchtbarkeit), Herz und Verdauungstrakt etwas, 
Hoden und Nebenhoden sehr deutlich übergewichtig. Die anderen Organe zeigten 
wechselndes Verhalten. Im großen und ganzen mit Ausnahme der eben erwähnten Be- 
sonderheiten wird also das Wachstum als Ganzes durch die lang dauernde Unterernäh- 
rung zurückgehalten. Ibrahim (Jena). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des übrigen Kindesalters. 


Morse, John Lovett: The feeding of normal infants during the second year. 
(Die Nahrung gesunder Kinder während des 2. Lebensjahres.) Journ. of the americ. 
med. assoc. Bd. 74, Nr. 9, S. 577—580. 1920. 

Verf. bringt eine ausführliche bis ins Kleinste gehende Vorschrift über die Ernäh- 
rung 2jähriger Kinder, die den Erfahrungen der deutschen Ärzte völlig widersprechen. 
So hält er die Milch bis Ende des 2. Jahres für die Hauptnahrung; erst im zweiten Jahre 
werden von ihm Gersten-, Hafer- und Weizenbreie gegeben, jedoch ohne Zucker, weil 
er den Zucker für schädlich hielt. Von Fleisch darf nur Hühnchen und Hammel gegeben 
werden und niemals mehr als zwei Teelöffel. Noch später erlaubt er Zwiebäcke. Makka- 
roni dürfen von ihm erst im Alter von 15 oder 16 Monaten gegeben werden. Eier nicht 
vor dem 18. Monat; außerdem nur gekocht oder eingeschlagen. Gemüse erlaubt er erst 
am Ende des zweiten Jahres, und da erst nur Spinat, Karotten. Er zieht sehr gegen die 
Methode der Deutschen zu Felde, die angeblich schon im ersten Jahre den Kindern Wurst 
und Sauerkraut geben, und ermahnt seine Landsleute, ja nicht dem deutschen Beispiel 
zu folgen, sondern seiner Erfahrung zu trauen. Neues bringt die Arbeit nicht. Rietschel. 





— 103 — 


Jacobsen, Aage Th. B.: Some investigations concerning the gastrie secretion 
in children of 1 to 4 years suffering from diseases of the stomach-intestine, together 
with some remarks as to the treatment. (Einige Untersuchungen über die Magen- 
saftabsonderungen bei Kindern von 1—4 Jahren, die an Magendarmkrankheiten litten; 
Bemerkungen über deren Behandlung.) Acta med. scandinav. Bd. 52, H. 6, S. 773 
bis 790. 1920. | 

Untersuchungen mit Hilfe des Ewaldschen Probefrühstückse. Prüfung auf 
Acidität, freie Salzsäure, quantitative Eiweißverdauung mit Hilfe Mettscher Röhrchen. 
Vergleichende Voruntersuchungen an 25 Kleinkindern, die keine Magendarmstörungen 
hatten, ergeben etwas geringere Werte für Gesamtsäure und für Pepsinverdauung 
als man sie bei Erwachsenen findet. Bei mehr als der Hälfte ließ sich mit dem Günz- 
burgschen Reagens ®/, Stunden nach der Mahlzeit keine freie Salzsäure nachweisen. 
— 6 akute Magendarmstörungen zeigten Verminderung der Salzsäure und Pepsinwerte; 
bei einem Fall konnte mit klinischer Heilung auch das Ansteigen der Magensaftwerte 
zur Norm beobachtet werden. 24 Kleinkinder mit subakuten oder chronischen Magen- 
darmstörungen zeigten unregelmäßig gestörte Werte. Be? drei Vierteln fand sich 
Achylie oder Hypochylie, ohne daß im übrigen alle diese Kinder klinisch spezielle 
Magensymptome (Appetitlosigkeit oder Erbrechen) dargeboten hätten. Mit klinischer 
Heilung der Störungen stellten sich auch in dieser Gruppe meist normale Werte ein. 
(Als solche wären nach des Verf. Ergebnissen 30—60 Gesamtacidität und 1—7 mm 
Pepsinverdauung der Mettschen Röhrchen anzusprechen.) Zur Behandlung der 
chronischen Fälle hat Verf. mit milchfreier Diät keine guten Erfahrungen gemacht; 
die Stühle besserten sich oft erst nach Beigabe von Y, Liter Milch zur Kohlenhydrat- 
kost. Eiweißmilcherfahrungen nur spärlich und wenig erfolgreich. Irgendwelche 
prognostische oder therapeutische Folgerungen ließen sich aus den Magensaftunter- 
suchungen für die Kinder nicht ableiten. Ibrahim (Jena). 


Diagnostik und Symptomatologie. 


Jourdanet, P.: L’6ruption en pathologie infantile. (Der Ausschlag in der 
Pathologie des Kindes.) Arch. de méd. des enfants Bd. 23, Nr. 4, S. 201—204. 1920. 

Verf. bespricht in kurzer Darstellung die Bedeutung des Exanthems bei Masern 
und Scharlach sowie die Erscheinungen des Ekzems für die Prognose in der Pathologie 
des Kindes, ohne wesentlich Neues zu bringen. F. Hofstadt (München). 

Greeley, Horace: Blood counts in diagnosis and treatment. (Blutzählungen in 
Diagnostik und Behandlung.) Med. rec. Bd. 97, Nr. 9, 8. 348—352. 1920. 

Zusammenstellung meist bekannter Tatsachen im Blutbild des Gesunden und 
Kranken. Der Färbeindex sei eine unnütze Begriffsschöpfung, da dieser Quotient die 
Eigenart eines Blutbildes manchmal nicht auszudrücken vermöge. 

Benzing (Würzburg). 

Assmann, H.: Über Veränderungen der Hilusschatten bei Herzkrankheiten. 
(Med. Klin., Leipzig.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 7, S. 177—179. 1920. 

Assmann vertritt den Standpunkt, daß die Lungenzeichnung ausschließlich durch 
die Blutgefäße verursacht wird. Den zwischen dem Hilusschatten und dem Herzen 
sichtbaren hellen Spalt führt er auf den unteren Hauptbronchus zurück. Bei bestimm- 
ten Herzfehlern ist die Lungenzeichnung infolge der Stauung im kleinen Kreislauf 
verstärkt. Groedel.™ 

Holiborn, Karl: Eine neue Methode zur Lösung und Verwendung von Eosin- 
Methylenblau (Ergänzung zu dem Artikel in Nr. 44, 1919 dieser Wochenschr.). 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 3, S. 77. 1920. 

Verf. empfiehlt folgende Formel: Eosin-Methylenblau 0,5 g, Alkohol (95 proz.) 
10,0 g, Glycerin 40,0g. Unter Erwärmen zu lösen. Der Zusatz von Äthylalkohol 
bewirkt eine bessere Lösung des Farbstoffes. H. Hirschfeld (Berlin).“, 


— 104 — 


Therapie und therapeutische Technik. 


Jacobj, Walther: Beobachtungen am peripheren Gefäßapparat unter lokaler 
Beeinflussung desselben durch pharmakologische Agenzien. (Pharmakol. Inst., 
Univ. Tübingen.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 4978. 1920. 

An der Schwimmhaut curarisierter Frösche wird gezeigt, daß Suprarenin 1 : 1000 
eine Gefäßverengerung hervorbringt, 1: 3000 aber nicht mehr wirksam ist. Dagegen 
erfolgt nach Vorbehandlung der Schwimmhaut mit Veronalnatriumlösung 1:6, die 
eine lokale, längere Zeit anhaltende, maximale arterielle Gefäßerweiterung erzeugt, 
nunmehr eine typische vasokonstriktorische Adrenalinwirkung schon bei viel geringerer 
Konzentration, die noch bei einer Verdünnung 1: 500000 deutlich nachweisbar ist. 
Es handelt sich um eine Sensibilisierung des Gefäßapparates für Suprarenin durch 
Veronalnatrium, deren Erklärung später gegeben werden soll. Samelson (Breslau). 

Heubner, Wolfgang: Über Inhalation zerstäubter Flüssigkeiten. (Physiol. 
Laborat., Kaiser-Wilhelm-Akademie, Berlin.) Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. Bd. 10, 
H. 5/6, 8. 269—332. 1920. 

Tierexperimente bestätigen die teilweise schon in der Literatur überzeugend 
dargelegte Resorptionsfähigkeit des Respirationsschlauches sowohl für Flüssigkeiten 
wie auch für wasserunlösliche Partikel, und zwar eine schlechtere von den mit Platten- 
epithel, eine vorzügliche von den mit Flimmerepithel ausgestatteten Teilen. Bei der 
Prüfung der Grenzen der Inhalationstherapie ist zu unterscheiden die Allgemeinwirkung 
von der Lokalwirkung. Allgemeinwirkung läßt sich in praktisch in Betracht kommender 
Dosierung erreichen (Tierversuche mit CaCl,, wobei der Ca-Spiegel des Blutes stieg, 
und Modellversuche an Röhrensystemen). Das einverleibte Höchstquantum wird bei 
einer Inhalationssitzung von 30 Minuten mit den benützten Apparatkonstruktionen 
für den Menschen auf 10 cem geschätzt. Auch lokale Inhalationstherapie (etwa bei 
Bronchislasthma) ist wirksam. Zur Verzögerung der Resorption durch die Tracheo- 
bronchialschleimhaut ist die Anwendung von Stoffen und Lösungen geboten, die schwer 
löslich und schwer diffundierbar sind: ölige Lösungen, Alkaloidbasen an Stelle von 
Salzen, feste Partikel. — Bei der Beurteilung der Zerstäubungsgeräte sind 3 Gesichts- 
punkte maßgebend: Menge des Inhalationsnebels, Dichte des Nebels, Größe der Einzel- 
teilchen. Zu erstreben wäre eine Konstruktion, bei der bei 1—11/, Atmosphären eine 
Nebeldichte von 30 cmm pro 1 Luft, eine ingerierte Nebelmenge von 10—151 pro 
Minute und Nebeltröpfchen von 0,005—0,020 mm Durchmesser erzielt würden. Von 
Tancre-, Spieß-Dräger- und Regenermodellen kommen dieser Forderung die Spieß- 
Drägerapparate am nächsten. — Der letzte Teil der Arbeit beschäftigt sich mit Modell- 
versuchen, die im Einklang mit den Sektionsbefunden bei Tieren ergeben, daß die 
Hauptmenge eines inhalierten Nebels ohne wesentliche Verluste ziemlich tief in den 
Bronchialbaum hineindringt, ungeachtet der Unregelmäßigkeit des Weges, wie sie 
durch die Gestalt des Mundes usw. gegeben ist. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Moritz, F.: Über technische Vereinfachungen in der Handhabung der Diabetiker- 
diät. (Med. Klin., Univ. Köln.) Therap. d. Gegenw. Jg. 61, H. 2, S. 49—54. 1920. 

Mitteilung von Nahrungsmitteltabellen, aus denen der Kohlenhydrat- und Eiweiß- 
gehalt sowie der Brennwert der einzelnen Nahrungsmittel, ausgedrückt in Hektokal 
(= 100 Calorien), zu ersehen ist. An Hand dieser Tabellen läßt sich jede gewünschte 
Diabetikerkost einfach und rasch zusammenstellen. Lampe (München), 

Ruppanner, E.: Über das leukocytäre Blutbild im Hochgebirge. (Kreisspit. 
Oberengadin, Samaden.) Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 6, S. 105—108. 1920. 

Ausgedehnte wichtige Untersuchungen über das leukocytäre Blutbild bei Ein- 
heimischen und Fremden (nach längerem Aufenthalt) im Hochgebirge (1750 bzw. 
2250 m Höhe). Die Gesamtzahl der Leukocyten ist beim gesunden Alpenbewohner 
an der unteren Grenze des Normalwertes, der für das Tiefland gilt. Es besteht eine 
absolute und relative Verminderung der Polymorphkernigen, eine ebensolche Vermeh- 


— 105 — 


rung der Lymphocyten und — in geringerem Maße — der großen Mononucleären. 
Bei Fremden findet sich im Hochgebirge ein prinzipiell gleiches Verhalten, nur weniger 
ausgesprochen. Das Wichtigste ist also unbedingt: Auf der einen Seite Neutro- 
penie, auf der anderen Seite Vermehrung der einkernigen Formen. 
Bei der Ankunft aus der Ebene ins Hochgebirge findet sich eine vorübergehende 
Leukocytose aller Zellformen (Akklimationsleukocytose). Aschenheim (Düsseldorf). 

Adam, Max: Zur Frage der Freiluftbehandlung. Bl. f. Säuglings- u. Kleink.- 
Fürs. Jg. 11, H. 4, S. 97—100. 1920. 

Folgende Zusammenstellung gibt den Inhalt der Arbeit am besten an: 





Behandelt im 
% f Veranda | + 





Jahr Jahreszeit Krankheit Geschil. 
| | Beach | 4 





1916 | April 
1917 | Aug.—Nov. 
1918 | Jan.—März 
| Nov.—Dez. 
1919 | MärzJuli 

Die Erkrankungen bei den freiluftbehandelten, nicht gestorbenen Kindern sollen 
nach Adams Ansicht leichter verlaufen sein. Die Freiluftbehandlung erfolgte auf 
der Veranda einer Münchener Kinderpflegeanstalt, in der viele Säuglinge und Klein- 
kinder untergebracht waren. Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). : 

Straub, W.: Das Problem der physiologischen Salzlösung in Theorie und Praxis. 
(Pharmakol. Inst., Univ. Freiburg i. Br) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 9, 
S. 249—251. 1920. 

Verbesserung der bisherigen mangelhaften physiologischen Salzlösungen durch eine 
neue Mischung, das ,Serumsalz“. Dieses besteht nach den Aschenanalysen aus den 
Ionen des Na, K, Ca, Mg, Bicarbonat, Phosphat und Chlorid in einem Mischungsver- 
hältnis derartig, daß die Ione des Ca und Mg zum Teil als Bicarbonat bzw. saure Phosphate 
in Lösung bleiben. Dieses „anorganische Serum“ besitzt alle Eigenschaften und 
Funktionen, die nach Entfernung der organischen, kolloiden Bestandteile dem Blut- 
serum zukommen. — Die Zusammensetzung ist nicht angegeben. Hergestellt wird 
das Serumsalz von den Sächs. Serumwerken, Dresden und kommt unter dem Namen 
Normosal als Pulvergemisch in sterilen Packungen für 1—10 l-Lösung in den Handel. 

Dollinger (Charlottenburg). 

Pietrkowski, G.: Zur Elektrolytkombination der Ringerlösung. (Vergleichende 
Untersuchungen am Modell und überlebenden Herzen.) (Pharmakol. Inst., Unw. 
Freiburg i. B.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 85, H. 5/6, S. 300—318. 1920. 

Die typische Wirkung des Ca-freien Ringers auf das Froschherz wird als mecha- 
nischer Defekt des Herzmuskels infolge Oberflächenquellung der Muskelfaser er- 
klärt, und zwar aus folgenden Gründen: ein nach Entziehung des Ca stillstehendes 
Herz ist mechanisch nicht mehr erregbar, während die Erregungsleitung un- 
versehrt geblieben ist; durch Zusatz von Rohrzucker zum Ca-freien Ringer wird 
infolge Erhöhung des osmotischen Drucks der Quellung entgegengearbeitet und der 
Herzmuskel bleibt in Gang; ebenso schlägt das Herz weiter, wenn dem Ca-freien 
Ringer Digitalisglucoside, Methylviolett oder Gasbrandtoxin zugesetzt werden, weil 
diese Stoffe durch Adsorption und Fällung eine Verdichtung der Muskelfaserober- 
fläche bewirken. — Aus denselben Gründen wird die lähmende Wirkung der physio- 
logischen Kochsalzlösung auf das Herz erklärt. — Da Agar in K-freiem Ringer ebenso 
wie in mit vermehrtem Ca-Gehalt versehenem Ringer weniger quillt als in Normal- 
ringer, wird die tonussteigernde Wirkung des K-freien Ringers auf das Froschherz 
in einer Schrumpfung der Herzmuskelfaser durch Überwiegen des Calciums gesucht, 
oder verallgemeinernd: alle tonisierenden Substanzen wirken durch Schrumpfung der 
Herzmuskelfaser. Apüz (Halle).*, 





— 106 — 


Henschen, K.: Die Wiederbelebung des Herzens durch peri- und intrakardiale 
Injektion, durch Herzaderlaß und Herzinfusion. (Chirurg. Abt., Kantonsp. St. Gallen.) 
Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 14, S. 261—268. 1920. 

Klinischer Vortrag über Geschichte, Technik, Pharmakologie, Indikation und 
Klinik der intraperikardialen, intrakardialen und intramuskulären (subepikardialen) 
Injektionen, der sich leider nicht kurz referieren läßt, was bei der hohen Bedeutung der 
Sache zu bedauern ist. Dollinger (Charlottenburg). 


Spezielle Pathologie und Therapie der Kinderkrankheiten. 
Krankheiten des Neugeborenen. 


Straßmann, Georg: Zur mikroskopischen Untersuchung von Lungen Neu- 
geborener. (Unterrichtsanst. f. Staatsarzneikunde, Uniw. Berlin) Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 15/16, S. 385—387. 1920. 

Bei der gerichtlichen Leichenöffnung von Neugeborenen hat in Beantwortung der 
Frage, ob das Kind tot geboren wurde oder nach der Geburt geatmet und gelebt hat, 
die Lungenschwimmprobe seit langem eine entscheidende Rolle gespielt. Schwierig- 
keiten entstehen jedoch bei stärker ausgebildeter Fäulnis, da durch Fäulnisblasen 
durchsetzte Lungen auch dann schwimmen können, wenn sie nicht geatmet haben. 
Es wurde schon früher die mikroskopische Untersuchung, ob die Alveolen entfaltet 
waren, herangezogen. Das Bild der voll entfalteten Lunge ist ein anderes als das der 
fötalen. Interessant sind die beigefügten Bilder, wo eine nur unvollkommene Atmung 
stattgefunden hatte. — Läßt sich also bei gerichtlichen Obduktionen Neugeborener 
durch die Lungenschwimm- und die Magendarmprobe nicht mit Sicherheit feststellen, 
ob ein Kind geatmet hat oder nicht, so ist es zweckmäßig, Lungenstücke einzubetten 
und auf stattgehabte Atmung zu untersuchen. Auch bei fortgeschrittener Fäulnis 
kann dann über den Umfang der stattgehabten Atmung Aufschluß gewonnen werden. 

Thomas (Köln). 

Creadick, A. N.: The frequency and significance of omphalitis. (Die Häufigkeit 
und Bedeutung der Omphalitis.) (Dep. of obstetr. a. gynecol., Yale univ., school of med.) 
Surg., gynecol. a. obstetr. Bd. 30, Nr. 3, 8. 278—283. 1920. 

In einer Serie von 2200 aufeinanderfolgender Entbindungen wurde eine entzünd- 
liche Läsion des Nabelstrangs in 43 Fällen gefunden. Dieselbe ist nicht beweisend für 
Syphilis, denn sie fand sich in 40 Fällen, in welchen für Syphilis keinerlei Anzeichen 
vorlagen, und fehlten in 29 Fällen von unzweifelhafter Syphilis. Sie entsteht durch 
Weiterverbreitung einer bakteriellen Infektion der Placenta. Häufig sind Bakterien 
auf Durchschnitten des Nabelstrangs nachweisbar. Gewöhnlich findet sich die Om- 
phalitis bei verlängerten Geburtswehen nach vorzeitigem Blasensprung. — Um ihre 
Häufigkeit herabzusetzen und dadurch die durch sie bedingte Kindersterblichkeit 
zu vermindern würde sich eine Bevorzugung der Rectal- vor den Vaginaluntersuchungen 
empfehlen. K. Hirsch (Berlin). 

Reh, Th.: Purpura symétrique des extrémités par pneumococcömie chez un 
nouveau-né. (Symmetrische Purpura der Extremitäten durch Pneumokokkensepsis 
bei einem Neugeborenen.) (Clin. infant. Geneve.) Arch. de med. des enfants Jg. 23, 
Nr. 3, S. 179—183. 1920. Ä 

Ausgetragene, 4000 g schwere Zangengeburt, cyanotisch, aber nicht asphyktisch geboren. 
Vater gesund. Mutter 37jährige Erstgebärende, deren Vater Bluter. Vom ersten Tage an 
saugt das Kind schlecht, trotzdem die Warzen gut ausgebildet sind, und muß meist mit dem 
Löffel gefüttert werden. Am 2. Tage starker Ikterus. Am 4. Tage fast absolute Nahrungsver- 
weigerung und Untertemperatur. Am 5. Tage zum erstenmal vom Verf. untersucht. Befund: 
Hochgradig abgemagertes, elendes Neugeborenes, Gewicht 3000 g. Starker Ikterus. Leichte 

odermia. Ulceration am Gaumen. Kein Fieber. Nabel o. B. Kein Erbrechen, keine Melaena. 
Am 7. Tage plötzliche Eruption schwärzlichblauer Flecken, die an der rechten Wange und am 
linken Ellbogen beginnen und sich unter rapider Verschlechterung des Allgemeinbefindens und 


Fieberanstieg auf 40° im Lauf von wenigen Stunden symmetrisch über die distalen Partien aller 
vier Extremitäten ausbreiten, so daß das Kind gleichsam mit schwärzlichblauen Handschuhen 





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und Stiefeln bekleidet erscheint. (Abbildung.) Während der nächsten Tage Vertiefung des 
Gaumengeschwürs bis auf den Knochen, zunehmender Verfall, Gewicht 2750 g, Abnahme des 
Ikterus; vereinzeltes Rasseln auf der Lunge, leichte krampfartige Zuckungen der Glieder, 
Kollaps. Tod am 9. Tage. Therapie: Brustmilch; Hämostyptika; Pneumokokkenserum. — Im 
Abstrich des Gaumengeschwürs und der Hautulcerationen fanden sich Pneumokokken fast in 
Reinkultur; die unmittelbar p. m. ausgeführte Punktion des sinus longitud. ergab eine völlige 
Reinkultur von Pneumokokken, während aus der Milz neben Pneumokokken auch Staphylo- 
kokken gezüchtet wurden, wahrscheinlich als Folge einer postmortalen Einwanderung. — 
Die Autopsie zeigte, neben leichter Hyperämie des Verdauungstraktus und des Gehirns, Milz- 
schwellung, doppelseitige Bronchopneumonie und teilweise Nekrose des Knochens an der Stelle 
des eg Nabelgegend auch mikroskopisch o. B. Hochgradige Gefäßerweiterung 
und vereinzelte Blutaustritte an der Haut der Extremitäten. 


Der wahrscheinliche Gang der Infektion ist folgender: Eindringen der normaler- 
weise in der Mundhöhle vorhandenen Pneumokokken in eine Erosion der Gaumen- 
schleimhaut, die vom Tage der Geburt an das Saugen behinderte. Erste Aussaat in 
der Haut als Pyodermia. Weitere Überschwemmung des Kreislaufs. Fieber. Purpura. 
Terminale Bronchopneumonie. — Der Fall ist seiner Natur und Entwicklung nach 
als foudroyante Form der infektiösen anaphylaktoiden Purpura (Glanzmann) 
aufzufassen. Genauere hämatologische Untersuchungen wurden leider nicht gemacht. 

Lotte Lande (Charlottenburg). 

Dundas, Grace H. Giffen: Illegitimate births and ophthalmis neonatorum. 
(Uneheliche Geburt und Bindehautentzündung der Neugeborenen.) Brit. med. journ. 
Nr. 3091, 8. 436. 1920. i 

Es wird die Frage aufgeworfen, ob die Zahl der Bindehautentzündungen der Neu- 
geborenen im gleichen Verhältnis wie die unehelichen Geburten zugenommen hat. 
Aus den Statistiken von 6 Jahren (1914—1919) in 4 Bezirken ergibt sich: In jedem 
der 4 Bezirke ist die Geburtszahl im ganzen gesunken, doch zeigt sich eine Zunahme 
der unehelichen Geburten, einmal zahlenmäßig und dann auch im Verhältnis zur Ge- 
samtgeburtenzahl. In 2 Bezirken ist die Zunahme der Bindehautentzündung der Neu- 
geborenen in den letzten 3 Jahren gegenüber den ersten 3 Jahren sehr auffallend. 
In den 2 andern Bezirken ist für die letzten 3 Jahre eine zahlenmäßige Zunahme zwar 
auch zu vermerken, doch hat sich das Verhältnis von Krankheitsfällen zur Zahl der 
unehelichen Geburten im Vergleich mit den ersten Jahren nicht erhöht. 

Valentin (Genesungsheim Buch). 

Gruber, G. B.: Beiträge zur Kasuistik und zur Kritik der Mikrognathie, nebst 
der Triehterbrust. (Pathol. Inst., Univ. Straßburg i. E.) Stud. z. Pathol. d. Entwicklg. 
Bd. 2, H. 3, S. 405—447. 1920. 

Tabellarische Zusammenstellung von 83 Fällen kongenitaler Mikrognathie und 
8 Fällen, bei denen die angeborene Anlage unsicher ist. Die Ursache der kongenitalen 
Mikrognathie ist wahrscheinlich endogener Natur, wenn auch in dem neu mitgeteilten 
Fall (Amelie, Trichterbrust, Mikrognathie mit sekundärer Spaltbildung in der linken 
Mandibularhälfte) äußere mechanische Einflüsse nicht auszuschließen sind. 

Verse (Charlottenburg).™, 
Verdauungs- und Ernährungsstörungen des und des Kleinkindes. 


Ferrannini, Luigi: L’anafilassi alimentare. (Alimentäre Überempfindlichkeit.) 
Med. ital. Jg. 1, Nr. 3, S. 9—19. 1920. 

Ausführliche Abhandlung über die durch die verschiedenen Nahrungsmittel 
ausgelöste Überempfindlichkeit. Ferrannini bespricht die einzelnen grundlegenden 
Experimente der Sensibilisierung und Anaphylaxie, geht der Reihe nach die Symptome 
durch, mit denen die verschiedenen Organe reagieren, und die klinischen Erscheinungen 
beim Erwachsenen und Kinde. Hier unterscheidet er eine akute und eine chronische 
Form und ordnet in diese alle Verdauungsstörungen des Säuglings ein. Die Über- 
empfindlichkeit gegen Milch ist durch Generationen hindurch vererblich, wahrscheinlich 
infolge Vererbung der Schwäche der Verdauungssäfte durch Vater und Mutter, und 
kann bereits bei reiner Brustnahrung auftreten. Bei Besprechung der Ätiologie und 


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Pathogenese werden alle Arbeiten der letzten Jahre aufgeführt, ohne daß F. selbst neue 
Beiträge bringt. Dabei stellt er fest, daß zur Sensibilisierung stets große Mengen not- 
wendig sind, solange der Darm unversehrt ist, daß aber jede Läsion die notwendige 
Anfangsdosis herabsetzt und diese mit zunehmendem Alter auch bei gesunden Säug- 
lingen rasch ansteigt. Bei Besprechung der Diagnostik rechnet F. auch den Pyloro- 
spasmus zu den Zeichen akuter Überempfindlichkeit. Die Diagnose der chronischen 
Form ist schwieriger; Beschreibung der verschiedenen Methoden. Die Behandlung be- 
steht in Vermeidung der schädigenden Ursache oder in aktiver bzw. passiver Immuni- 
sierung. Schneider (München). 

Marfan: A. B.: La diarrhée des enfants au sein. (Die Durchfälle des Brust- 
kindes.) Nourrisson Jg. 8, Nr. 1, S. 1—30. 1920. 

Die Diarrhöen beim Brustkind sind häufig, treten in allen Altersstufen auf, am 
häufigsten in den ersten Monaten, manchmal direkt im Anschluß an das Meconium. 
Beginn plötzlich oder schleichend. Die Entleerungen, 5—8 (oder noch mehr) sind schlei- 
mig, halbflüssig oder flüssig, oft schaumig. Selten ist es die Form der ‚weißen Fett- 
diarrhöen“. Die Flora der Stühle: Bacillus bifidus, acidophilus, lactis aerogenis, Coli- 
gruppe, ganz selten pathogene Bakterien. Die Flora ist Folge, nicht Ursache der 
Diarrhöe. Begleitsymptome: Erbrechen, Koliken (häufig), Meteorismus (manchmal 
druckempfindlich); Störungen des Ernährungszustandes und des Wachstums selten 
stark ausgesprochen, Temperatur selten über 38, der Urin manchmal stark sauer, 
bei manchen Kindern nervöse Störungen, wie Schlafstörungen, Unruhe, Schreien. 
Ursachen: Äußere: Überernährung, anormale Zusammensetzung der Frauenmilch. 
Diese kann vorübergehend verursacht sein durch die Ernährung der Frau, z. B.: 
Fleischkonserven, altes Wild, Krustentiere, Muscheln u. a., ferner Mißbrauch indiffe- 
renter Nahrungsmittel, z. B. Schokolade. Nicht selten sind Störungen vor oder während 
der Menstruation, während der meisten Krankheiten der Mutter (wobei aber kein 
Übertreten von Krankheitskeimen in die Milch die Ursache der Störung ist). Bei 
Kindbettfieber und Erkrankung der Brustdrüse werden Diarrhöen beim Kinde beob-- 
achtet. Die Ursachen für sie sind weniger Bakterien oder chemische Veränderungen 
der Milch als Anwesenheit von Toxinen oder abnormen Enzymen. Chemische Ab- 
weichungen der Muttermilch bei im übrigen gesunden Müttern sind als Ursache von 
Diarrhöen bei Brustkindern sichergestellt. In einem Falle eigner Beobachtung stellte: 
Marfan folgende Zusammensetzung fest: 


Fett ..... 73,1 g in 1000 Milch gegenüber 36 normal 
Eiweiß. .... 56,2 g in 1000 Milch gegenüber 14 normal 
Zucker ..... 67,1 g in 1000 Milch gegenüber 68 normal 
Asche ..... 1,6 g in 1000 Milch gegenüber 2 normal 


Trockensubstanz . 161,2 g in 1000 Milch gegenüber 124 normal 

Die Diarrhöen und der bestehende Intertrigo besserten sich, als zwei Brustmahl- 
zeiten durch 100 g abgerahmter, gezuckerter Milch, und verschwanden, als eine dritte 
Mahlzeit durch Zuckerwasser ersetzt wurde. Als Ursache der Diarrhöen sieht M. 
den abnorm hohen Fettgehalt an. Diarrhöen beim Kinde werden ferner fast 
immer beobachtet, wenn die Milch außergewöhnlich kleine Fettkörperchen enthält. 
Endlich gibt es qualitative Abweichungen der Frauenmilch, die man weder auf die 
Ernährung oder Krankheit der Mutter zurückführen noch chemisch oder mikrosko- 
pisch nachweisen, die man aber daraus schließen kann, daß alle Kinder an der gleichen 
Brust Diarrhöen zeigen. In anderen Fällen reagiert nur das eigene Kind auf eine 
derartig (durch noch hypothetische Stoffe) veränderte Milch mit Diarrhöe. Hier kann 
man annehmen, daß die Ursache der Diarrhöe vielleicht auch im Kinde liegt, also eine 
sog. „dysergische‘“ oder ‚innere‘ ist. Die „dysergischen‘ oder ‚inneren‘ Ursachen 
der Diarrhöen sind: Angeborene (bei angeborener Lebensschwäche) oder erworbene. 
(z. B. durch Sommerhitze) Schwäche der Verdauungsorgane. Die häufigste Form der 
Diarrhöen aus innerer Ursache ist diejenige, bei der es sich um eine spezifische Emp- 
findlichkeit des kindlichen Darmes gegen die eingeführte Frauenmilch handelt. Diese 


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Diarrhöen treten meistens in den ersten Lebenstagen auf, die Stühle sind 6—8 oder 
mehr am Tag, grün, für gewöhnlich schleimig-krümlig, manchmal flüssig, häufig reich 
an Neutralfett und werden manchmal direkt im Anschluß an die Nahrungsaufnahme 
abgesetzt. Begleitsymptome: Erbrechen, Schreien, Flatulenz, Koliken, Meteoris- 
mus, bei längerem Bestand Verminderung des Appetits, Gewicht, Stillstand und andere 
Zeichen der leichten chronischen Ernährungsstörung. Ein solches Kind zeigt an jeder 
Brust die geschilderten Symptome. Die Einführung der Frauenmilch in den Darm 
solcher Kinder bewirkt sehr heftige Peristaltik, eine Hypersekretion von Darm- 
saft und vielleicht auch von Galle und Pankreassaft. Durch die rasche Passage tritt 
eine Verminderung der Fettverdauung (daher Neutralfett im Stuhl!) und der Zucker- 
verdauung ein. Der Zucker wird dann unter starker Säurebildung in den tiefen Darm- 
partien bakteriell gespalten. Derartige Kinder sind häufig neuropathisch und neuro- 
pathischer Abstammung und zeigen Intertrigo und Gesichtsekzeme. Diese Frauen- 
milchüberempfindlichkeit ist angeboren. 

Weill (Lyon) behandelt die Störung durch subcutane Einspritzung von 5—10 ccm ge- 
kochter Milch, ein- oder mehrmalig, in Abständen von 3—4 Tagen. Ist nach einigen Wochen 
«ine neue Einspritzung erforderlich, dann muß man ‚‚anti-anaphylaktisch‘“ spritzen: zuerst 
1/, ccm, eine Stunde später 2 ccm, 3 Stunden später 5—10 ccm. Nach Marfans Erfahrungen 
ist der Erfolg nicht sicher. 

Über die sekundären Diarrhöen der Brustkinder ist nichts Besonderes zu sagen. 
— Prognose: Schwerere allgemeine Störungen fehlen, leichtere Grade von Unter- 
entwicklung kommen vor, Atrophie niemals. Diagnose: Ergibt sich aus dem Vor- 
angegangenen. Behandlung: Absetzen höchst selten erforderlich, Zweimilch- 
ernährung, wie oben beschrieben, angebracht und nützlich. Hungerbehandlung für 
gewöhnlich unangebracht. Abführmittel unzweckmäßig, Einläufe wirksam. Von Medi- 
kamenten werden empfohlen: Kalkwasser 2 : Sirup 1,1 Teelöffel vor jeder Mahlzeit; 
Benzonaphthol 1,5, Bismuth subnitr. 3, Mixtura gummosa 120, Sirup 30, 1 Kaffeelöffel 
vor jeder Mahlzeit. In Fällen, wo eine Insuffizienz der Verdauungssäfte vorliegt, sind 
Salzsäure und Pankreaspräparate angebracht.  Nothmann (Berlin- Wilmersdorf). 


Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 

Jastrowitz, H.: Über die Differenzierung der Infekte von gastro-intestinalem 
Typ. Med. Klinik Jg. 16, Nr. 4, S. 90—93. 1920. 

Wenn auch nach Beendigung des Krieges die Gefahr größerer Epidemien im all- 
gemeinen nicht zu befürchten ist, so verdienen, um ein Aufkeimen von Seuchenherden 
zu verhüten, die Infektionen mit gastro-intestinalen Kardinalsymptomen (Dysenterie, 
Cholera, typhöse Erkrankungen usw.) besondere Aufmerksamkeit, da sie, eingeschleppt 
durch abortive Fälle, Rekonvaleszenten und die praktisch ganz unkontrollierbaren 
Bacillenträger, leicht den Ausgangspunkt für eine weitere Verbreitung bilden können. 
Vielfach, nicht immer, wird die bakteriologische Untersuchung ans Ziel führen, die aber 
um so wichtiger ist, da die sogenannten typischen klinischen Symptome vielfach schon 
bei unkomplizierten Fällen im Stich lassen, geschweige denn bei Superposition zweier 
Infekte ein klares Bild geben. Mitteilung zweier mit stark blutigen Durchfällen einher- 
gehenden Cholerafälle, die klinisch durchaus den Eindruck einer Ruhr machten. Verf. 
schlägt vor, Krankheitsbilder, die mit ruhrähnlichen Erscheinungen einhergehen 
(Tenesmen, blutig-schleimigen Stühlen), ohne daß sie auf anatomisch-dysenterischen 
Prozessen im Kolon beruhen oder auf nachgewiesene Ruhrerreger zurückzuführen sind, 
unter der Bezeichnung „Dysenteroid“ von dem, was man im engeren Sinne klinisch 
als Ruhr zu bezeichnen pflegt, abzugrenzen. Besonders dürfte sich der Name ‚Dysen- 
terojd“ eignen für diejenigen sekundären dysenterieähnlichen Darmerkrankungen, die 
ohne wesentliche Mitbeteiligung des Kolon sich an akute Infektionskrankheiten, wie 
Sepeis, Cholera, Typhus, Masern anschließen; dagegen wird man an der Spezifität der 
Dysenteriebacillengruppe festhalten müssen. Klinisch wird die Abgrenzung des Dy- 
senteroids mehr per exclusionem erfolgen. An der Hand von drei weiteren Kranken- 


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geschichten von Kombinationen — zweimal Ruhr und Typhus und einmal Masern 
mit bacillärer Ruhr — erinnert Verf. daran, daß vielfach eine erhöhte Empfänglichkeit 
für infektiöse Prozesse, die den Intestinaltraktus in Mitleidenschaft ziehen, sich gegen- 
seitig bedingen. Für die Pädiater dürfte der beschriebene Masernfall von besonderem. 
Interesse sein und die Wichtigkeit der bakteriologischen Stuhluntersuchungen aufs 
deutlichste dartun, da blutige Stühle klinisch bei Masern auch ohne Ruhrinfektion 
vorkommen. Ochsenius (Chemnitz). 

Phelip, J.-A.: Ankyloglosse supérieur congénital. (Angeborene obere Ver- 
wachsung der Zunge.) Arch. de méd. des enfants Bd. 23, Nr. 4, S. 243—244. 1920. 

Neben sonstigen Entwicklungsanomalien fand sich bei einem neugeborenen Kinde, 
das infolgedessen an der Nahrungsaufnahme behindert war, eine muskulöse Verwachsung 
von Zunge und hartem Gaumen von ungefähr Markstückgröße. Erfolgreiche operative 
Behandlung. Hempel. 

Newton, Mac Guire: Chronie appendicitis in children, with report of cases. 
(Chronische Appendicitis bei Kindern, nebst Mitteilung von Fällen.) South. med. 
journ. Bd. 13, Nr. 3, S. 166—169. 1920. 

Die chronische Appendicitis ist nach Ansicht des Verf. im „Kindesalter gar nicht 
so selten, sie wird nur sehr häufig nicht erkannt, da in der Anamnese oft ein akuter 
appendicitischer Anfall nicht zu eruieren ist. Die Beschwerden werden als Magen- 
Darmerkrankungen, Verdauungsstörungen aufgefaßt, obwohl Adhäsionen des Appen- 
dix oder andere Folgeerscheinungen einer vorangegangenen Entzündung die Ursache 
sind. Die Erkennung der chronischen Appendicitis ist nun leicht möglich 
durch die Röntgenuntersuchung. Verf. hat in einer Reihe von Fällen bei Kindern 
mittels Beobachtung vor dem Röntgenschirm (nach Bariummahlzeit) Veränderungen 
am Appendix (Adhäsionen) erkannt und durch Appendektomie die Beschwerden be- 
seitigt. 4 Fälle werden ausführlich mitgeteilt. Calvary (Hamburg). 

Mühsam, R.: Der heutige Stand der Frühoperation der Appendieitis. (II. chir. 
Abt. Rudolf-Virchow-Krankenh. Berlin.) Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 17, Nr. 1, 
S. 1—4. 1920. 

Es wird ein historischer Überblick gegeben, der die Entwicklung der Behand- 
lungsfrage der akuten Appendicitis zeigt: sie vollzog sich im Sinne einer Früh- 
operation bei allen Fällen mit lebhaften Schmerzen und Spannung der Bauchdecken. 
Beim ersten Anfall empfiehlt sich abwartendes Verhalten, wenn ein starker örtlicher 
Schmerz und Bauchdeckenspannung nicht vorhanden sind. Da die Frühoperation 
annähernd so gute Ergebnisse hat wie die Intervalloperation, so vertritt Verf. den 
Standpunkt, jede Rückfallappendicitis im Anfalle selbst, nicht nach Ablauf desselben 
zu operieren. Bei der Operation schwerer akuter Fälle wurde die Anwesenheit von 
Oxyuren im Wurmfortsatz wiederholt festgestellt. Von der Zählung der Leukocyten 
im Anfall bzw. Anlegung einer Leukocytenkurve rät Verf. Abstand zu nehmen, um 
nicht kostbare Zeit zu verlieren: die übrigen klinischen Zeichen genügen zur Festlegung 
der Indikationsstellung der Operation. Zwecks Anregung der Peristaltik bei der Nach- 
behandlung operierter Kranker wurden tropfenweise Kochsalzeingießungen, der 
elektrische Lichtbügel sowie Injektionen von Physostigmin (0,0007), Pituglandol und 
Hormonal verwandt. 182 Fälle hat Verf. frühoperiert (innerhalb 48 Stunden); Sterb- 
lichkeit 2,2%. Schreuer (Charlottenburg).”, 

Fischer, A. W.: Zur Frage des hämolytischen Ikterus. (Chirurg. Univ.-Klin., 
Halle) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 7, 8. 173—174. 1920. 

Die Herausnahme der Milz bei hämolytischem Ikterus bringt wohl den Ikterus 
schnell zum Verschwinden, aber die Verminderung der osmotischen Resistenz bleibt 
bestehen, es müssen also außer der Milz noch andere Organe schädigend auf das Blut 
einwirken. Hierfür scheint der von Asch off näher erforschte retikulo-endotheliale Stoff- 
wechselapparat in Milz, Leber, Lymphdrüsen und Knochenmark in Betracht zu kommen. 
Lähmt man denselben durch i.-v. Kollargolgaben, so vermag z. B. Toluylendiamin 


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keinen Ikterus mehr hervorzurufen. Nach der Ansicht des Verf. handelt es sich also 
beim hämolytischen Ikterus um eine „angeborene oder erworbene Dys- oder Hyper- 
funktion des retikulo-endothelialen Stoffwechselapparates“. Wenn diese Ansicht richtig 
ist, dann müßte es bei Kranken mit hämolytischem Ikterus durch i.-v. Injektion von 
Kollargol gelingen, den eu io nen Apparat zu lähmen und so eine Vermin- 

derung des Hautikterus zu erzielen. Emmerich (Kiel).“, 

Albu, A.: Über Folgezustände der Enlaroreren Cholangitis. (Subakute gelbe 
Leberatrophie und Cholelithiasis bei Kindern.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 11, S. 282 
bis 283. 1920. 

Die Kriegsernährung hat viel häufigere und schwerere Magen- und Darmkatarrhe 
hervorgerufen als man sie früher zu sehen gewohnt war, und infolgedessen auch ein ver- 
mehrtes Auftreten von Ikterussowie von subakut verlaufender gelber Leberatrophie 
mit ungewöhnlichem Symptomenkomplex (vor allem Ascites und Anasarka). Ein zur 
Autopsie gekommener Fall, eine 49jähr. Dame betreffend, wird eingehender mit- 
geteilt. Durch die Schädigungen der Kriegskost sind auch die zur Gallensteinbildung 
führende infektiöse Cholecystitis und Cholangitis in wesentlich vermehrter Aus- 
breitung Aufgetreten, ja sogar öfter bei Kindern beobachtet worden. Verf. hatte in 
den letzten 5 Jahren 17 Fälle akuter und subakuter Cholecystits bei Kranken unter 
20 Jahren, darunter 2 Fälle mit nachgewiesener Steinbildung bei Kindern. Der 
eine, interessantere Fall, ein 11jähriges Mädchen betreffend, bei dem ein erbsengroßer, 
2 g schwerer, weicher aus Cholesterin bestehender Stein schließlich mit dem Stuhlgang 
abging, wird näher mitgeteilt. Calvary (Hamburg). 

Bigelow, Leslie Lawson and Jonathan Forman: Lymphosarcoma of the mesen- 
tery. (Lymphosarkom des Mesenteriums.) (Clin. of Children’s hosp., Ohio State univ., 
Columbus, Ohio.) Ann. of surg. Bd. 71, Nr. 1, S. 11—15. 1920. 

Ausführliche Krankengeschichte, Operationsbericht und Sektionsprotokoll eine 
Falles von Lymphosarkom des Mesenteriums bei einem 6jährigen Knaben. 

Calvary (Hamburg). 


Konstitutionsanomalien und Stotfwechseikrankheiten. Störungen des Wachstums. 


und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 

Stheeman, H. A. und A. K. W. Arntzenius: Das Stigma der Kalkarmut. 
(Kinderkrankenh. ’sGravenhage.) Nederlandsch Tijdschr. voor Geneesk. Jg. 64, Nr. 13, 
S. 1030—1039. 1920. (Holländisch.) 

Das Zeichen für Kalkverarmung ist das Erb-Chvosteksche Phänomen. Kalk- 
armut ist ein Zeichen von ‚„Adynamie“, d. i. eine Herabminderung der wichtigsten 
biologischen Verrichtungen. Hierzu gehören Milchnährschaden, Bilanzstörung, prära- 
chitische Ernährungsstörungen, manifeste Tetanie, Rachitis, konstitutionelle Darm- 
schwäche, nervöse und allgemeine Asthenie (Asthenia nervosa, trophica, chylica) u.a. m. 
Das Erb-Chvosteksche Symptom ist darum kein spasmophiles Stigma allein, 
sondern ein calciprives Stigma. Es wurde an 45 Fällen aller möglichen adynami- 
schen Erkrankungen die Beziehungen zwischen ‚Kalkspiegel‘ einerseits und Erbschem 
sowie Chvostekschem Symptom andererseits untersucht. Der Kalkgehalt des Blut- 
serums wurde nach der de Waardschen Methode festgestellt (Mikrotitration mit. 
!/,oo N-Kaliumpermanganat). Auf diese Weise wurde bei gesunden Kindern konstant 
12—13 mg CaO auf 100 ccm Serum gefunden, während bei den verschiedenen Erkran- 
kungen der Kalkspiegel zwischen 8,25 und 11,4 schwankte. Es ergab sich 1., daß bei 
niedrigem Kalkspiegel (< 11,5) die Erbsche Reaktion meist positiv war, bei hohem. 
negativ; 2. daß, je niederer der Kalkspiegel, desto stärker die Erbsche Reaktion war; 
3. daß bei Rückgang der Reaktion zur normalen Reizschwelle auch der Kalkspiegel 
zu normalen Werten stieg. Huldschinsky (Charrlottenburg) 

Stheeman, H. A. und A. K. W. Arntzenius: Der Wert der Blutuntersuchung 
für die Beurteilung des Kalkstoffwechsels. (Kinderkrankenh., ’s Gravenhage.) 


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Nederlandsch Tijdschr. voor Geneesk. Jg. 64, Nr. 14, S. 1168—1177. 1920. 
(Holländisch.) 

Fortsetzung der vorstehend referierten Arbeit. Bei rachitischen Kindern 
hat sich gezeigt, daß der Blutkalkindex nicht der Schwere der Erkrankung und der 
elektrischen Übererregbarkeit entspricht, sondern sich in normalen Grenzen oder wenig 
darunter bewegt. Daraus folgt, daß das Erbsche Zeichen (die nervöse Übererregbar- 
keit) zwar mit dem wirklichen Niveau des Kalkstoffwechsels übereinstimmt, nicht aber 
mit dem Kalkgehalt des Blutes. Der hohe Kalkgehalt dieses bei Rachitis rührt von dem 
„unwirksamen“ Kalk her, d. h. solchem, der für den Stoffwechsel nicht verwertet 
oder in zu hohem Maße ausgeschieden wird (inaktiver oder Schlackenkalk). Eine 
normale Blutkalkkonstante schließt das Bestehen einer negativen Kalkbilanz nicht aus, 
da der Körper durch automatische Kalkmobilisation aus den Kalkreserven solchen 
ins Blut treten läßt, unter Regelung durch die Epithelkörper. Sind aber diese Reserven 
erschöpft (Adynamie, Bilanzstörung, besonders bei Milchnährschaden), so tritt Eiweiß- 
einschmelzung ein unterdem Bilde der Dekomposition. Bei relativer Kalkarmut hat 
der Körper sich auf ein niederes Kalkniveau eingestellt, man findet hierbei den Blut- 
index unter der Norm. Der habituell niedrige Kalkindex ist demnach ein Zeichen 
von allgemeiner Asthenie, dem Morbus adynamicus. Bei leichter Rachitis, die nicht 
mit Adynamie kompliziert ist, fehlt das Erbsche Zeichen, und der Blutkalkgehalt 
ist hoch, da genügend Angebot an Kalk da ist. Umgekehrt liegt bei Kombination 
der Rachitis mit Asthenie (prärachitischer Kalkbilanzstörung) infolge verringerter Kalk- 
zufuhr (Darmstörung) oder vermehrter Ausfuhr absolute Kalkarmut vor und das 
Erbsche Symptom ist positiv, aber der Kalkindex hoch. Erst während der Heilung wird 
dieser niedrig: die Gewebe nehmen nunmehr den Kalk aus dem Blute auf. Huldschinsky. 

Brade-Birks, Hilda K.: A bone condition analogous to rickets in a child of 
five months. (Eine rachitisähnliche Knochenerkrankung bei einem 5 monatlichen 
Kinde.) Lancet Bd. 198, Nr. 13, S. 712—713. 1920. 

Bei einem 17 Wochen alten Brustkinde traten Verbiegungen der Unterarme und Unter- 
schenkel sowie Schwellungen der Gelenkenden auf. Dabei bestand Aufhebung der Motilität, 
keine Kraniotabes. Durch Massage schwanden die Symptome allmählich. Nach der land- 
läufigen Anschauung könne Rachitis nicht in so frühem Alter auftreten. Huldschinsky. 

Fromme, Albert: Die Spätrachitis und ihre Beziehungen zu chirurg. Erkran- 
knugen (Genu valgum und varum, Coxa valga und vara, Osteochondritis coxae, 
Schlattersche Krankheit, Pes planovalgus und Kyphoskoliose). (Chirurg. Univ.- 
Klin., Göttingen.) Bruns’ Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 118, H. 3, S. 493—545. 1920. 

Beobachtungen an 103 Krankheitsfällen. Klinisch stehen die Schmerzhaftig- 
keit, besonders in Füßen und Knien im Vordergrund. Objektiv bestand immer Auf- 
treibung der Wachstumszonen und Plattfußbildung. Der Gang war watschelnd, 
wahrscheinlich infolge Muskelschwäche. Ebenso bestand Druckschmerz der Knochen. 
Das Chvosteksche Symptom war meist, in schweren Fällen immer positiv. Mehrmals 
der Metaphysen Schwellungen, die an Barlowsche Krankheit gemahnten. Rönt- 
genologisch wurden typisch-rachitische Veränderungen in den Epiphysen gefunden. 
Häufige ‚„Spontanfrakturen“. — Die Entstehung der Deformitäten wird erklärt durch 
Dauereinwirkung (Trauma im weiteren Sinne) auf die Wachstumszone, durch 
Zusammendrücken oder seitliche Verschiebung (Genu valgum, Coxa vara und valga) 
unter gleichzeitiger Einwirkung von Muskelzug. Die Osteochondritis coxae (Perthes - 
sche Krankheit) wird durch rachitische Erkrankung bedingt, indem der unter dem Ge- 
lenkknorpel liegende neugebildete Knochen durch ein Trauma (Belastung) geschädigt 
wird. Schlattersche Krankheit entsteht durch Zug des Quadriceps an dem rachitisch 
veränderten Tibiaapophysenansatz. Der Plattfuß steht mit der Spätrachitis in ur- 
sächlichem Zusammenhang. Skoliosen wurden nicht beobachtet, wohl aber Kyphosen. 
Die Spätrachitis ist verbreiteter, als bisher angenommen wurde. Therapeutisch wird 
Allgemeinbehandlung empfohlen, bei frisch entstandenen Deformitäten vorsichtiges 
unblutiges Redressement. Huldschinsky (Charlottenburg). 





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Mouriquand, G. et P. Michel: Le scorbut expérimental du cobaye est-il dA 
à la constipation? (Wird der experimentelle Skorbut des Meerschweinchens verur- 
sacht durch Obstipation?) (Laborat. de pathol. et therap. gén., faculté de méd., Lyon.) 
Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 88, Nr. 3, S. 62—64. 1920. 

Im Gegensatz zu der Ansicht von Collum und Pitz, die eine Retention von 
Darminhalt für das Auftreten von Skorbut bei ihren mit Hafer und Milch gefütterten 
Meerschweinchen anschuldigen, der sich durch Abführmittel und Darmdesinfizienzien 
vermeiden lasse, finden die Verff. in Bestätigung früherer Versuche bei ausschließlicher, 
aber ausreichender Fütterung mit Hafer, Gerste und Wasser nach 65 Tagen typischen 
Skorbut bei fast leerem Darm. Auch Abführmittel (Phenolphthalein 8 mg lmal pro 
Woche, Petrolöl 1 ccm täglich) oder Darmdesinfizienzien (Lactose, künstlicher Orangen- 
saft) schützen die Tiere nicht gegen die Erkrankung. Diese ist also nicht bedingt durch 
Retentionen im Darm, sondern durch fehlende Stoffe in der Nahrung. Welz (Breslau).“ 

Bigland, A. Douglas: Oedema as a symptom in so-ealled food-defieieney dis- 
eases. (Ödem als ein Symptom bei sogenannten „Erkrankungen aus Nahrungs- 
mangel“.) Lancet Bd. 198, Nr. 5, S. 243—247. 1920. 

Es werden Beobachtungen über Ödemerkrankungsfälle in einem türkischen 
Kriegsgefangenenlager in Kairo vom August 1916 mitgeteilt. Dabei werden ausführ- 
lich die deutsche Literatur und englische Beobachtungen über diese Art der Erkrankung 
mitgeteilt. Karl Kassowitz (Wien). 

Berblinger, W.: Zur Frage der genitalen Hypertrophie bei Tumoren der Zirbel- 
drüse und zum Einfluß embryonalen Geschwulstgewebes auf die Drüsen mit innerer 
Sekretion. (Pathol. Inst., Kiel.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. 
klin. Med. Bd. 227, S. 38—88. 1920. 

Ausführliche Erörterungen über die Wirkung der Zirbeltumoren, besonders auch 
im Verhältnis zu anderen endokrinen Drüsen. Untersuchungen über die Frage, ob auch 
beim Menschen morphologische Veränderungen bestimmter endokriner Drüsen unter 
dem Einfluß von Geschwülsten aus embryonalem Gewebe-Teratomen-Chorionepithe- 
liomen zustande kommen. Thomas (Köln). 

Toepfter, Hanns: Über Nebennierenblutungen bei Neugeborenen. (Staatl. 
Frauenklin., Dresden.) Arch. f. Gynäkol. Bd. 112, S. 342—356. 1920. 

Asphyktisch geborener, 2420 g schwerer Knabe, der ohne nachweisbare klinische 
Veränderung am 3. Tage ruhig ‚„einschlief‘“. Konvexitätsblutung der linken Hemi- 
sphäre. In einem Lappen der linken Nebenniere kirschkerngroße Blutung. Dort 
ist auch das „Mark“ des Organs stark verändert. Toepffer glaubt, daß es sich in 
erster Linie um eine primäre, schon ältere, sicher in der Fötalzeit entstandene Throm- 
bose einer suprarenalen Vene und eine sekundär bedingte Blutung gehandelt habe. 
Neuere Untersuchungen sind nicht berücksichtigt. Thomas (Köln). 


Krankheiten des Blutes und der blutblldenden Organe. 


Funaioli, Giulio: Sulle pseudoanemie del lattante. (Über Pseudoanämien bei 
Säuglingen.) Gazz. d. osp. e d. clin. Jg. 41, Nr. 6, S. 62—64. 1920. 

Von Sahli und Strauss wurden zuerst Säuglinge beschrieben, die ohne krank- 
haften Organbefund und bei normalen Erythrocytenzahlen und Hämoglobinwerten 
im Blute eine außerordentlich blasse Haut haben. Man findet in der pädiatrischen 
Literatur darüber so gut wie nichts, lediglich Pfaundler erwähnt diese Zustände im 
Feerschen Lehrbuch. Trotzdem sind solche Zustände nicht selten. Verf. fand unter 
89 Säuglingen mit auffallend blasser Haut 11 mit durchaus normalem Blut- und Organ- 
befund, bei denen Tuberkulose, Lues und irgendeine anämisierende Schädigung sowohl 
in der Vergangenheit der Kindes wie in der ihrer Ahnen ausgeschlossen werden konnte. 
Therapeutische Bemühungen, wie Arsen- und Eisengaben, Röntgenstrahlen und Än- 
derung des Ernährungsregimes, Verminderung der Milch und Gemüsezulage, in der 
Annahme, es könnte sich um Ernährungseinflüsse handeln, hatten gar keinen Erfolg. 

Zentralbl. í. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 8 


"= IM = 


Deshalb sondert Verf. diese „Pseudoanämien‘“ von den wahren Anämien ab, Über die 

Ursache, warum Säuglinge mit absolut normalem Blut- und Organbefund eine auf- 
fallend blasse Haut haben, stellt Verf. folgende Erwägungen auf; Eine erbliche oder eine 
erworbene Minderwertigkeit glaubt er ausschließen zu müssen, von den 11 Kindern 
hatte auch nur eines Zeichen von Rachitis und Lymphatismus,. Eine Hautgefäßaplasie 
lehnt er ab, ebenso wie eine abnorm schwache Entwicklung des Hautcapillarnetzes. 
Eine Verminderung der Gesamtblutmenge komme ebensowenig in Frage wie eine Blut- 
überfülle in anderen Organbezirken auf Kosten der Haut. Auch eine geringere Durch- 
sichtigkeit der Haut muß abgelehnt werden. Mehr Wahrscheinlichkeit hat die Auffassung 
für sich, daß es sich um einen Angiospasmus der Hautgefäße handeln kann, obwohl 
man sich sofort fragen muß, warum die Blässe eine dauernde bleibt, warum Gemüts- 
erregungen keinen Einfluß auf sie haben und warum auch Antispasmodica gar keinen 
Erfolg haben. Die Tatsache, daß in der Ascendenz der vom Verf, beobachteten 11 Pseudo- 
anämiker 7 mal nervöse Belastung festgestellt wurde, könnte auf einen Reizzustand 
des Nervensystems und besonders der Vasomotoren hindeuten. Dieses nervöse Moment 
in der Ascendenz scheint Verf. eine wesentliche Feststellung zu sein ebenso wie die Tat- 
sache, daß Pseudoanämien bei Säuglingen relativ häufig sind. Degkwitz (München). 

Schwarz, Herman and Nathan Rosenthal: The chlorotic type of anemia in 
infants and children. (Über Chlorose im Säuglings- und Kindesalter.) Arch. of 
pediatr. Bd. 37, Nr. 1, 8. 1—10. 1920. 

Die Verff. beobachteten bei frühgeborenen Kindern, bei Zwillingen und in den 
ersten Monaten ihres Lebens unrationell ernährten Kindern im Alter von 2 Monaten 
bis zu 8 Jahren eine Anämie, die alle Charakteristica der Chlorose des Erwachsenen 
zeigt: abnorm niedriger Hämoglobinwert bei normalen Erythrocytenwerten, normale 
numerische und morphologische Werte der Leukocyten und normale Blutmenge. 
Eisenmedikation hat denselben prompten, günstigen Erfolg wie beim Erwachsenen. 
Diese Chlorosen sind nicht immer auf den ersten Blick zu erkennen, bei 18 von 40 Fällen, 
die monatelang von den Verff. beobachtet wurden, wurde das Bestehen einer chloro- 
tischen Anämie erst durch die Analyse des Blutes aufgedeckt. Anämie nach irgend- 
welchen akut- oder chronischinfektiösen Schädigungen scheiden für die Beobachtung 
aus, ebenso wie Anämien bei Unterernährung an der Brust oder zu lange gereichter 
ausschließlicher Brustnahrung. Die kindliche Chlorose ist nicht selten. Verff. sammelten 
in wenigen Monaten 40 Fälle. 14 waren jünger als 3 Monate, 29 jünger als 1 Jahr, 
11 zwischen 1 und 8 Jahren. 28 von den Fällen waren Knaben und 12 Mädchen, im 
Gegensatz zur Chlorose der Erwachsenen, wo das männliche Geschlecht nicht er- 
krankt, Die klinische Untersuchung sondert zwei Typen: einen schwächlichen, unter- 
gewichtigen und einen vollwertigen. Auffallende Blässe der Haut oder Schleimhaut 
findet man nur bei einzelnen Fällen, oft fehlt sie ganz. Zeichen von exsudativer Dia- 
these fehlen, die Organbefunde sind normal außer dem chlorotischen Blutbild. Bei 
zwei Fällen wurden Eisenstoffwechselversuche von 3tägiger Dauer angestellt, die eine 
deutlich negative Bilanz ergaben. DaB Frühgeborene so häufig kindliche Chlorotiker 
sind, bringen Verff. mit der Tatsache zusammen, daß die Eisenmenge, die beim Foetus 
in den letzten 3 Monaten deponiert wird, 3—4 mal größer ist als die Gesamtmenge der 
ersten 6 Monate, und daß so Frühgeborene zu wenig Eisen mit ins Eigenleben mit- 
nehmen, Daß die kindliche Chlorose lange Zeit bestehen kann, erscheint Verff. sicher, 
ebenso daß sie spontan heilt. Ob sie in die Chlorcse des Erwachsenen übergeht, erscheint, 
ungewiß. _ Degkwitz (München). 


Intektionskrankheliten. 


= Canelli, Adolfo F.: L’azzurrofilia nel sangue dei morbillosi. (Über Azuro- 
philie im Blute Masernkranker.) Dun: pediatr., univ., Torino.) Riv. di clin. pediatr. 
Bd. 18, H. 2, 8. 82—87. 1920. - 

Mo ndolfo stellte 1913 fest, daß im i iuge Masernkranker beinahe konstant eine 





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deutliche Vermehrung der Lymphocyten mit Azurgranulation zu finden sei. Ferrata 
gibt 1918 in seiner Emopatis an, daß diese von Mondolfo sogenannte Azurophilie 
bei Masern konstant und für diese Erkrankung charakteristisch sei. Verf. prüft mit 
May-Grünwald-Giemsa- und Romanesefärbung diese Angaben bei 60 masernkranken 
Kindern bis zu 9 Jahren und bei 5 Erwachsenen nach. Er nimmt an, daß beim Gesunden 
ungefähr ein Drittel aller Lymphocyten Azurgranulation zeigen, daß bei Kindern bis 
zu 9 Jahren der Durchschnittswert der Lymphocyten um 28,34%, liegt und daß nor- 
malerweise bei dieser Altersstufe 12,15%, der Lymphocyten Azurkörnelung aufweisen. 
Als Grenzwert, von dem an aufwärts Verf. von Azurophilie spricht, setzt er 15%, fest. 
Er findet im Prodromalstadium der Masern eine Azurophilie bei 34%, seiner Fälle, und 
zwar haben 20,5% aller Lymphocyten Azurgranula. Während des Exanthems zeigen 
80,5% aller Fälle Azurophilie, die im Durchschnitt 47,5%, beträgt, im postexanthe- 
matischen Stadium zeigen 15% eine Azurophilie von 16,5%, und bei komplizierenden 
Bronchopneumonien haben bei 20%, der Fälle 15,5%, der Lymphocyten Azurgranula. 
Azurophilie wird am häufigsten während des Exanthems gefunden. Während dieser 
Zeit findet man die höchsten Werte, mit Abklingen des Exanthems fallen sie rasch. 
Die Angaben Mondolfos werden bestätigt, daß bei Masern fast konstant eine Azuro- 
philie angetroffen wird; nicht bestätigt wird die Angabe Ferratas, daß die Azurophilie 
charakteristisch für Masern sei. Verf. findet Azurophilie auch bei Scharlach, Varicellen, 
Milliartuberkulose und vor allem bei croupöser Pneumonie nach der Krise. Degkwitz. 

Feer, E.: Varicellen und Herpes zoster. (Zürcher Kinderklin.) Schweiz. med. 
Wochenschr. Jg. 50, Nr. 3, S. 41—42. 1920. 

Verf. zeigt an Hand eines selbst während einer Hausepidemie beobachteten Falles 
und nach Literaturangaben, daß Varicellen unter jetzt noch unbekannten Umständen 
such einmal in der Form eines reinen, scharf umschriebenen Herpes zoster auftreten 
können. Wiechers (Würzburg). 

Grégoire, Raymond: Ostéomyélite aiguë à staphylocoques et vaceinotherapie. 
(Vaccinebehandlung bei akuter Staphylokokken-Osteomyelitis.) Bull. med. Jg. 34, 
Nr. 3, 8. 41—42. 1920. 

Vaccinebehandlung darf nur bei verhältnismäßig günstigem Allgemeinzustand 
stattfinden, sie muß bei der septischen Form unterbleiben. Verwendet wurde eine im 
Institut Pasteur hergestellte Vaccine. Als erste Gabe wurden 200 Millionen Keime ein- 
gespritzt, bei Wiederholung ist Erhöhung auf das 4—5fache möglich. Die Reaktionen 
waren gering: Temperatursteigerungen selten um 1°, Spuren von Eiweiß im Harn, 
stets eine auffällige Pulsbeschleunigung, die 2—4 Tage anhält und vor erneuter Ein- 
spritzung abgeklungen sein muß. Neben der Vaccinebehandlung Punktion größerer 
Abscesse, keine Einschnitte, um Mischinfektion zu verhüten. Günstige Ergebnisse in 
9 Fällen. Behandlungsdauer 4—5 Wochen. Ob Dauerheilungen vorliegen, muß noch 
abgewartet werden. Bulsus (Potsdam).“, 

Schanz, Fritz: Die bakteriologische Diagnose der Diphtherie. Berl. klin. 
Wochenschr. Jg. 57, Nr. 9, S. 210—212. 

Das Problem der bakteriologischen Unterscheidung der Di- und Pseudodiphtherie- 
bacillen ist noch keineswegs gelöst. So wie man bei einem hohen Prozentsatz von Säug- 
lingen aus der Nase morphologisch einwandfreie Di-Bacillen züchten kann, ohne daß 
der Infekt dem Träger gefährlich würde, so finden sich auch bei zahlreichen Menschen 
im Conjunctivalsack klinisch harmlose Xerosebacillen, die in ihrem morphologischen 
Verhalten echten Di-Bacillen gleichen. Da die für echte Di-Bacillen beweisende Gift- 
produktion in ihren Beziehungen zur zeitlichen und quantitativen Bildung der 
Ernstschen Körperchen sehr wechselnd ist, so gewann Verf. noch einmal aus Con- 
junctivalsäcken seiner Patienten durch Überimpfen auf Löffler-Serum mehrere 
Xerosestämme, die schon nach 15 Stunden Ernstsche Körperchen zeigten. Sie 
glichen morphologisch durchaus den echten Di-Bacillen, waren klinisch aber ungefähr- 
lich, Eckert (Berlin).“, 

g* 


— 116 — 


Wood, Frank M.: The vaceine antitoxin method in the treatment of diphtheria. 
(Die Vaccine-Antitoxinmethode in der Behandlung der Diphtherie.) New York med. 
journ. Bd. 111, Nr. 2, S. 53—54. 1920. 

Es wird die kombinierte Injektion von abgetöteten Di-Bacillen mit Antitoxin 
empfohlen. Durch Anlegen von Kulturen aus dem Rachen der Erkrankten wird auto- 
gene Vaccine gewonnen. Die Dosis beträgt bei leichten Fällen mit höchstens 4tägiger 
Krankheitsdauer 300 Millionen Bacillen. Bei älteren, toxischen Fällen mit ausgedehnter 
Membranbildung werden nur 100 Millionen Bacillen, aber 3—5000 I.-E. Serum gegeben 
und die Antitoxingabe auch öfter wiederholt. Als Vorteil der Methode wird angegeben: 
Schnelles Verschwinden der Membranen, Anregung eigener Antitoxinbildung und 
dadurch bedingte Vermeidung von Herzschwäche und postdiphtherischer Lähmung, 
Verschwinden der Bacillen aus dem Rachen nach 10 Tagen, bei prophylaktischer 
Darreichung erfolgreiche Bekämpfung der Bacillenträger, neben dem klinischen Er- 
folge demnach eine wesentliche Ersparnis an Geldmitteln. Eckert (Berlin).“, 

Brownlie, James Law: The problem of the „positive throat“ in diphtheria 
convalescents. A clinical study of 50 consecutive vaccinetreated cases. (Das 
Problem des positiven Bacillenbefundes im Rachen bei Di-Rekonvaleszenten. Eine 
klinische Studie an 50 aufeinanderfolgenden mit Vaccine behandelten Fällen.) Lancet 
Bd. 198, Nr. 13, S. 706—708. 1920. 

Es wurde käufliche nicht autogene Vaccine benützt. Hierbei zeigte sich zunächst 
ein verschiedenes Verhalten der Bacillen der Vaccination gegenüber. In 13 Fällen ver- 
schwanden die Bacillen in 24 Stunden und es wurde ein unmittelbar abtötender Ein- 
fluß der Vaccinebestandteile auf diese Bacillenstämme angenommen. In 24 Fällen 
konnten bis zum Verschwinden der Keime mehrere Etappen festgestellt werden. Erst 
verschwand die Bipolarität, dann trat eine Körnchenbildung im Bacillenleib auf, 
schließlich erfolgte die Auflösung. Bei dem Rest der Fälle wurde eine wechselnde 
Metamorphose der Bacillen festgestellt. Nach 24 Stunden gewannen hier die Bacillen 
die Form von Diplobacillen und wechselten sehr in Größe und Gestalt. Diese In- 
volutionsformen verschwanden dann. Als Ursache für die Persistenz der Bacillen 
nimmt der Verf. an 1. einen immanenten Mangel an Widerstandsfähigkeit des Kranken 
durch interkurrente Zufälle, z. B. Pneumonie; 2. Ausbreitung der Infektion auf pharyn- 
geale oder nasale Nebenräume; 3. Schwere der ursprünglichen lokalen Infektion; 
4. Individuelle Toleranz oder natürliche Disposition. Über die Art der Anwendung, 
ob Heilserum beigegeben wurde, wird nichts berichtet. Nach 8 Tagen waren alle Ba- 
cillenträger frei und blieben es auch dann, wenn ihnen bis zum 27. Tage reichlich Ge- 
legenheit zur Reinfektion geboten wurde. Eckert (Berlin). 

Byard, Dever S.: Diphtheria prevention. (Diphtherie-Prophylaxe.) Arch. of 
pediatr. Bd. 37, Nr. 1, S. 22—31. 1920. 

Die Ansicht des staatlich angestellten Hygienikers von Massachusetts geht 
dahin, daß in diesen Staate die Diphtherie noch ohne jede ärztliche Kontrolle ist. 
Einige statistische Zahlen sprechen dafür. In den Vereinigten Staaten starben 1916 
insgesamt 10367 Personen an Diphtherie, das ist über 1%, der Gesamttodesziffer, 
hiervon 908 Kinder unter 1 Jahr, 1696 1 Jahr alte und 6532 unter 5 Jahr alte Kinder. 
Die Todesfälle an den verbreitetsten Infektionskrankheiten betrugen 1916—1918: 
an Di. 19 150, Keuchhusten 10 200, Masern 9500, Scharlach 8200. Die Durchführung der 
prophylaktischen Serumingektion hat bei Kindern zwischen 5 und 9 Jahren die Todes- 
ziffer der Di. um 75%, herabgesetzt. Eine weitere Herabsetzung läßt sich erwarten 
bei Anwendung der aktiven Immunisierung mit Toxin-Antitoxin-Gemischen, wie sie 
in Amerika experimentell und klinisch von Park und Zingher angewandt wurden. 
Die Reaktion auf die Injektion ist bei Kindern selten und relativ mild. Man beobachtet 
vom 1. bis 3. Tage leichte Temperatursteigerung, lokale Rötung, Schwellung, Empfind- 
lichkeit. Das Problem der Di.-Prophylaxe besteht demnach in dem Herausfinden der 
verdächtigen Fälle und ihrer aktiven Immunisierung, wobei ein Gehalt von !/s; I. E. 





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im ccm Blut als ausreichend für eine individuelle Immunität erachtet wird. Es zeigt sich, 
daß die Schickasche Cutanprobe ausreichend ist zur Feststellung der Immunität. 
Ihr negativer Ausfall macht eine aktive Immunisierung überflüssig. Verf. immuni- 
sierte 250 Kinder nach Park und Zingher. Säuglinge unter 10 kg oder unter 1 Jahr 
erhielten !/, ccm, die anderen 1 ccm. Es wurden jedesmal 3 Injektionen mit 1 Woche 
Zwischenraum gegeben. Trotz der gegebenen Ansteckungsmöglichkeit, trotz mehrfach 
eintretenden Bacillenbefunds erkrankte keins der geimpften Kinder an Di. Eckert. 

Morin, Ch.: Prophylaxie scolaire. Etude d’une épidémie de diphthérie. (Pro- 
phylaxe in der Schule. Studie über eine Di.-Epidemie.) Méd. scolaire Bd. 9, Nr. 4, 
8. 53—65. 1920. 

In einem besonders ärmlichen und schmutzigen Viertel von Paris bricht eine 
Di.-Epidemie aus, die auch auf die Ecole maternelle (etwa unserer Kinderbewahr- 
anstalt entsprechend) und auf eine Mädchenschule übergreift, während die auf dem 
gleichen Grundstück untergebrachte Knabenschule verschont wird. Der Kampf gegen 
die Epidemie beginnt in der Schule sofort bei Bekanntwerden des ersten Falles. Des- 
infektion der Schulzimmer, Ausmerzung der Bacillenträger durch systematische 
bakteriologische Untersuchungen ergibt keinen Erfolg. Zweimal wurden die Schulen 

hlossen, immer wieder traten Fälle auf. Die Verteilung eines von Roux emp- 
fohlenen Merkblattes, das die Eltern auffordert, vom Hausarzt prophylaktische Serum- 
injektionen machen zu lassen, bleibt wirkungslos. Verf. setzt deshalb durch, daß ihm 
geeignete Räume zur Verfügung gestellt werden, um selbst die Impfungen mit Heil- 
serum vornehmen zu können. Gleichzeitig wird ihm eine Assistentin (Fürsorgeschwester) 
beigegeben, die ihrerseits für Aufklärung in den Familien sorgt. Nach Durchsetzung die- 
ser Maßnahmen erlosch die Epidemie. Die Entfernung der Bacillenträger aus der 
Schule hilft nichts, da der Verkehr außerhalb der Schule nicht überwacht werden kann. 
Das Freibleiben der Knabenschule wird damit erklärt, daß die Knaben nach Beendigung 
ihrer Schularbeiten auf die Straße eilen und hier frische Luft genießen und sich so 
widerstandsfähiger erhalten als die mit häuslichen Arbeiten meist überlasteten Mädchen. 

Eckert (Berlin). 

Genoese, Giovanni: Sul comportamento del liquido celalo-rachidiano nella per- 
tosse. (Über das Verhalten des Liquor cerebrospinalis beim Keuchhusten.) (Clin. 
pediatr., univ. di Roma.) Policlin., sez. prat. Jg. 27, H. 10, S. 291—296. 1920. 

Bei 6 Fällen von Keuchhusten, Kinder zwischen 2. und 6. Jahre betreffend, 
wurden genaue Untersuchungen des Lumbalpunktates vorgenommen. Der Verlauf 
der Krankheit war ein schwerer, in 3 Fällen bestanden Konvulsionen. Die Punktion 
wurde im anfallsfreien Intervall vorgenommen. Die klare Flüssigkeit entleerte sich 
immer unter erhöhtem Druck. Der Eiweißgehalt war unverändert, es bildete sich kein 
Gerinnungsnetz, kein Aceton, normaler cytologischer Befund. Die reduzierenden Sub- 
stanzen waren stark vermehrt, ein Ausdruck der bestehenden meningealen Kongestion, 
analog den Erfahrungen experimenteller spinaler Anästhesie. Neurath (Wien). 

van Hoogenhuijze, C. J. C.: Zur Ätiologie der spanischen Grippe. Zentralbl. f. 
Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh. I. Abt., Orig., Bd. 84, H. 2, S. 88—95. 1920. 

Aus dem Blute von 34 Grippekranken gelang es, auf Blutagar einen gekörnten, 
septierten, mitunter pestähnlich aussehenden Bacillus zu züchten. Die gezüchteten 
Bacillen wurden vom Serum Grippekranker, nicht vom Serum Gesunder oder an anderen 
Krankheiten leidender Personen agglutiniert. Die Bacillen waren für Laboratoriums- 
tiere nicht pathogen oder sehr wenig schädigend. Der Beweis (durch Versuche am 
Menschen), daß die gezüchteten Bakterien (die sich am 2. und 3. Tage der Erkrankung - 
im Blute sowie gelegentlich in Organen usw. [Empyem, Drüsen, Lunge] fanden) wirklich 
die Grippeerreger sind, konnte nicht erbracht werden. Carl Klieneberger (Zittau). 

Pajares, José Velasco: Ein Fall von Noma nach Grippe. Pediatr. espan. Jg. 9, 
Nr. 89, S. 60-68. 1920. (Spanisch.) 

Kind von 2!/, Jahren, vor 1 Woche eine schwerere Grippe gehabt. Beginn des Noma 


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an der Oberlippe, schnelles Fortschreiten mit Zerfall von Mund, Nase, Wangen und 
Stirn. Neosalvarsaninjektionen erfolglos. Prophylaxe durch Munddesinfektion bei 
und nach Grippe ist nötig. Ätiologisch kann Thrombosierung nicht in Frage kommen, 
da gerade diese Gegend mit Gefäßen reich versorgt ist. Man muß an einen hämo- 
Iytischen Prozeß denken; das Noma ist keine verschlimmerte Stomatitis ulcerosa, 
sondern eine spezifische Erkrankung. Chirurgische Eingriffe sind zwecklos. 
Huldschinsky (Charlottenburg). 

Bodon, Karl: A jodkalium alkalmazisa a spanyol láz kezelésében ès prophy- 
laxisäban. (Anwendung des Jodkaliums in der Behandlung und Prophylaxe der 
spanischen Influenza.) Orvosi Hetilap Nr. 6. 1920. 

Angeregt durch die antibactericide Verwendung des Jods in der Chirurgie, versuchte 
Verf. die innere Anwendung des Jodkaliums bei der spanischen Influenza. — Am 1. Tage 
evtl. auch am 2. Tage werden 3mal tägl. 1/,—1 g Jodkali eingenommen, vom 3. Tage 
an treten die anderen bisher bekannten Mittel der Therapie in den Vordergrund. 
Ebenso verabreicht Verf. das Jodkali auch prophylaktisch zum Schutze der Um- 
gebung. Kiralyfi (Budapest). 

Leishman, William B.: The results of proteetive inoculation against influenza 
in the army at home, 1918—1919. (Die Resultate der Schutzimpfung gegen Influenza 
bei der Armee in der Heimat, 1918/1916.) Brit. med. journ. Nr. 3085, S. 214—215. 1920. 

Der gebrauchte Impfstoff, der zunächst bei der ersten Impfung in Mengen von 
0,5 ccm, bei der zweiten nach 10 Tagen mit 1 ccm zur Verwendung kam, setzte sich 
zusammen aus 60 Millionen Keimen von B. influenzae, 80 Millionen Streptokokken 
und 200 Millionen Pneumokokken. Als sich im Verlauf der Epidemie herausstellte, 
daß der Pfeiffersche Bacillus eine größere Rolle spielte als ursprünglich angenommen, 
wurde der Impfstoff modifiziert und nun 400 Millionen Keime im cem benutzt. Zu- 
sammenfassung der Tabelle: Geimpft und nicht geimpft: Zahl der Fälle: 15,624 
(43,520); Zahl der Erkrankungen °/,, 14,1 (47,3); Zahl der Lungenkomplikationen 
0o 1,6 (13,3); Todesfälle °/ 0,12 (2,20). Die Ergebnisse berechtigen zu weiteren Ver- 
suchen, auch bei der Zivilbevölkerung sollte die Schutzimpfung gegen Grippe zur An- 
wendung gebracht werden. Emmerich (Kiel). 

Embleton, Dennis: Sphenoidal empyema and epidemie cerebro-spinal fever. 
(Empyem der Keilbeinhöhle und epidemische Cerebrospinalmeningitis.) Brit. med. 
journ. Nr. 3079, S. 7—10. 1920. 

In 34 Fällen von akuter epidemischer Cerebrospinalmeningitis wurde bei der 
Autopsie 32 mal ein Empyem der Keilbeinhöhle gefunden, desgleichen bei 10 im hydro- 
cephalischen Stadium obduzierten Fällen. Bei der Untersuchung von 47 geheilten Fällen 
war der Sinus frei. Verf. nimmt an, daß der Meningokokkus zunächst einen Nasen- 
katarrh hervorruft, der sich bei entsprechenden Verhältnissen auf den Sinus sphenoidalis 
fortsetzt und von hier eine Infektion der Meningen auf dem Lymph- oder Blutwege 
erzeugt. Das Sinusempyem ist der entscheidende Faktor für die Entstehung der 
Meningitis bei dieser Erkrankung. Operative Maßnahmen zur Beseitigung des Em- 
pyems hatten im akuten Stadium keinen Einfluß auf den letalen Verlauf; dagegen 
glaubt der Verf., die Heilung dreier Fälle von fünf im hydrocephalischen Stadium 
Operierten als einen Erfolg dieser Therapie buchen zu können, weil alle Nichtoperierten 
eingingen. = Verse (Eharlottenburg).“, 

Malvani, Irene: La terapia della meningite cerebrospinale meningococeica. 
(Die Therapie der cerebrospinalen Meningokokkenmeningitis.) (Clin. pediatr., isti. di 
studi super., Firenze.) Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H. 2, S. 88—96. 1920. 

Vor Einführung der Serotherapie wurde die Meningokokkenmeningitis entweder 
durch Entfernung des eitrigen Liquors mittels Lumbalpunktion, also Verminderung 
des Druckes und Entfernung der Erreger und ihrer Toxine oder durch nachträgliche 
Injektion antiseptischer Substanzen (Lysol, Argentum colloidale) behandelt. Bei diesen 
therapeutischen Maßnahmen schwankte die Mortalität zwischen 75 und 80%. Mit 





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Einführung der Serotherapie (1905) sank sie auf 30%. Zeitlich hat die Therapie mit 
Konstatierung eines trüben Punktates, ohne auf die Erkenntnis der Meningokokken 
zu warten, einzusetzen (20—30 ccm bis zur 6maligen Wiederholung bei schweren 
Fällen). Zeichen der Wirkung sind Temperaturabfall, Besserung des Allgemeinbefindens, 
Klärung des Punktates, Schädigung der Kokken, Hemmung ihrer Vermehrung. Das 
phagocytische Vermögen des Blutserums soll steigen, ebenso die Präcipitations- und 
Agglutinationsfähigkeit. Polyvalentes Antimeningokokkenserum soll wirksamer sein. 
Die verschiedenen Kokkenstämme liefern auch differente Seren. Von einzelnen For- 
schern wird die intraspinale Autoserotherapie empfohlen. Selten kommt es bei der 
Meningokokkenserotherapie zu anaphylaktischen Phänomenen, die jedoch nie von der 
Serotherapie abhalten sollen, da die Gefahr geringer ist als die der Meningitis. Ein 
Versagen der Serotherapie ist in dem zu späten Beginn derselben, in der Seroresistenz 
der Kokken und schließlich öfters in der Form der „abgeschlossenen Meningitis“ 
begründet, letzteres besonders bei Säuglingen, kenntlich durch Abfluß geringfügiger 
Liquormengen bei bestehendem hohen Druck. In Betracht käme in solchen Fällen 
die Ventrikelpunktion durch die Fontanelle, und zwar durch deren seitlichen Winkel, 
um dem Sinus longitudinalis aus dem Wege zu gehen. Bei größeren Kindern müßte 
trepaniert werden. Der Punktion hat die Seruminjektion sofort zu folgen. Das Außer- 
achtlassen dieses Vorgehens könnte Hydrocephalus und Sehstörungen zur Folge haben, 
„Parameningeale Herde“ lassen in manchen Fällen die Seruminjektion in den all- 
gemeinen Kreislauf am Platze erscheinen. Ein hämatogener Ursprung der Krankheit 
liegt auch der angeblichen rhino-pharyngealen Lokalisation des Virus zugrunde. Das 
Vaccinationsverfahren endlich könnte alle Lokalisationen gleichmäßig treffen. Es 
empfiehlt sich besonders zur Unterstützung der Serotherapie. Es wird subcutan zur 
Anwendung gebracht. Der Wert der aktiven Immunisation auf dem Wege der Vacci- 
nation zeigt sich hauptsächlich in solchen schweren Fällen, die keine Neigung zur 
Spontanheilung haben. Neurath (Wien). 


Masoin, Paul: Trois cas d’enc#phalite löthargique. (3 Fälle von Encephalitis 
lethargica.) Scalpel. Jg. 73, Nr. 14, S. 282—283. 1920. 

Fall I betrifft ein 1ljähriges Mädchen. Nach 3—4 Tagen der Unruhe und leichten 
Fiebers ohne Erbrechen tiefe Somnolenz, die 13 Tage andauerte. Keine für Typhus oder Grippe 
sprechenden Symptome. Reflexe und Lumbalpunktion o. B. Temperatur zwischen 37 und 
38,5°. Ernährung mit flüssiger Kost, ohne daß Kind aus Somnolenz erwachte. Langsames 
a Bee Salivation und einer leichten Muskellähmung, Langsame Genesung. Dauer 
7—8 Wochen. 


Keine allgemeinen klinischen Ausführungen. Dollinger (Charlottenburg). 


Simon, Gerhard: Über die serologische Ruhrdiagnose. Zeitschr. f. Medizinal- 
beamte Jg. 33, Nr. 2, S. 34—37. 1920. 

Blutserum von 240 Kranken mit den klinischen Zeichen der Ruhr wurde nach 
dem 7. Krankheitstage je einmal untersucht. Als positiv galt nur großflockige, mit 
bloßem Auge nach 20 Stunden Brutschrankaufenthalt erkennbare Agglutination in 
Verdünnungen von 1 : 100. In 81,3%, der Fälle. positives Ergebnis. Dabei Bestätigung 
der Erfahrung, daß Y-Krankenserum fast stets nur den Y-Stamm, Shigaserum dagegen 
auch den Y-Stamm agglutiniert. Im Hinblick auf die meist wenig befriedigenden Er- 
gebnisse der bakteriologischen Ruhrdiagnose verdient in der Praxis die serologische 
Ruhrdiagnose den Vorzug. Bulius (Potsdam).“, 


Kabeshima, Tamezo: Therapie expérimentale des porteurs de germes. (Keim- 
trägerbehandlung im Tierexperiment.) Cpt. rend. hebdom. des seances de l’acad. des 
sciences Bd. 170, Nr. 1, S. 71—72. 1920. 

Durch Injektion abgetöteter Shiga-Bacillen in die Ohrvene von Kaninchen, wird 
die Galle bactericid für die betreffende Bakterienart. Mit derselben Methode gelang es, 
Kaninchen, die durch Gallenblasenimpfung zu Keimträgern geworden waren, keimfrei 
zu machen. Emmerich (Kiel).“, 


— 120 — 


Kritzler, Hans: Beobachtung von Genitalblutungen bei cholerakranken Frauen. 
(Univ.-Frauenklin., Gießen.) Zentralbl. f. Gynäkol. Jg. 44, Nr. 7, S. 170—174. 1920. 

Bericht über eine kleine Choleraepidemie in Sewastopol. Dabei zeigten sich bei 
2 Frauen und einem 4jährigen Mädchen neben den Erscheinungen der Cholera 
Genitalblutungen. Dieselben werden auf eine durch die Choleratoxine hervorgerufene 
Endometritis zurückgeführt; diese Endometritis ist auch eine Hauptursache für den 
häufigen Abortus bei cholerakranken, graviden Frauen] Mosbacher (Nürnberg).“, 


Neisser, M.: Zur Kritik des Öffentlichen Desinfektionswesens. Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 13, 8. 351—352. 1920. 

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß die Mehrfachinfektionen in einer Familie 
nicht zu den Seltenheiten gehören (bei Diphtherie 15%). Sicherlich spricht auch das 
Überleben von Krankheitserregern an leblosem Material hierbei eine gewisse Rolle. 
Die wirksamen Mittel, um diese Gefahr auszuschalten, bestehen vor allem in einer Aus- 
bildung der fortlaufenden Desinfektion, die organisatorisch zu regeln ist, denn sie 
erfordert unbedingt behördliche Kontrolle. In der Schlußdesinfektion kann unter 
Berücksichtigung der heute organisatorisch gut ausgebildeten Dampfdesinfektion 
die Formalindesinfektion sinngemäß eingeschränkt werden, zumal die Kosten und 
die Schwierigkeiten der Formalinbeschaffung dazu zwingen. Langer (Charlottenburg). 


Tuberkulose. 


Fejer, A. von und W. v. Schulz: Untersuchungen tuberkulöser Sputa mittels 
des Zinkfällungsverfahrens. (Spezialhelanst. ungar. Landeskriegsfürsorgeamt Rózsa- 
hegy.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 33, Nr. 2, S. 43—44. 1920. 


Der Auswurf wird zur Untersuchung auf Tuberkelbacillen mit 10%, Antiformin aufgelöst. 
Von der so gewonnenen Flüssigkeit wird ein Reagensglas voll mit 0,5 ccm einer 20 proz. Zink- 
acetat- oder Zinkchloratlösung versetzt. Esentstehtein Niederschlag, der nach mehreren Stunden 
zu Boden sinkt und dann in der üblichen Weise auf Tuberkelbacillen untersucht werden kann. 


Mit dieser Art der Anreicherung hatten die Verfasser bei der Untersuchung von 
fast 2000 Auswurfproben wesentlich zahlreichere positive Ergebnisse als mit der üb- 
lichen Uhlenhuthschen Methode und auch bessere Resultate als mit der Ditthorn- 
Schultzschen Methode, bei der die Niederschlagsbildung in gleicher Weise durch 
Liquor ferri oxychlorati hervorgerufen wird. Schürer (Frankfurt a. M.).”, 


Baatz: Zur Frage der Auflösung von Tuberkelbacillen durch spezifische Immun- 
stoffe. (Hyg. Inst., Univ. Breslau.) Zentralbl. f. Bakteriol., Parasitenk. u. Infektions- 
krankh. I. Abt., Orig., Bd. 84, H. 2, S. 81—88. 1920. 

Verf. konnte die Angabe von Kraus und Hofer, daß bei tuberkulösen Meer- 
schweinchen intraperitoneal injizierte Tuberkelbacillen in kurzer Zeit aufgelöst wer- 
den, nicht bestätigen. Ebensowenig zeigte das Serum tuberkulöser Tiere im Peri- 
toneum normaler Meerschweinchen eine Auflösungswirkung gegenüber gleichzeitig 
injizierten Tuberkelbacillen. Dementsprechend übte es auch nicht die geringste 
Schutzwirkung aus. | Meyer (Berlin) “, 

Kieffer, Otto: Tuberkulose und Grippe. (Städt. Spit. f. Lungenkr., Mannheim.) 
Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 43, H. 2, S. 204—214. 1920. 

Von 274 Lungentuberkulösen, die vom 1. XII. 1918 bis 1. VI. 1919 in das Mann- 
heimer städtische Lungenspital neu aufgenommen wurden, gaben 55 bestimmt an, 
im Anschluß an eine Grippe erkrankt zu sein. Das Auftreten einer tuberkulösen 
Lungenerkrankung nach Grippe ist demnach als häufig zu betrachten. Meist handelt es 
sich um alte latente Hilusdrüsenherde, die durch die Grippe wieder aktiv werden. 
Trotzdem die Mehrzahl der Fälle erblich nicht belastete, kräftige Personen im jugend- 
lichen Alter waren, war der Krankheitsverlauf recht ungünstig. Das Blutbild zeigte 
häufig eine starke Vermehrung der Monocyten, in prognostisch ungünstigen Fällen 
en eine ausgesprochene Lymphopenie. Bei den schon an Lungentuberkulose 
Erkrankten ist die Disposition zur Grippe im allgemeinen herabgesetzt, ihr Verlauf 


— 121 — 


leichter, eine wesentliche Verschlimmerung des tuberkulösen Lungenprozesses tritt 
meist nicht ein. Schürer (Frankfurt a. M.).™ 

Guthrie, Douglas: Notes on thirteen cases of aural tuberculosis in infants. 
(Notizen über 13 Fälle von tuberkulöser Ohrerkrankung bei Säuglingen.) Journ. of 
laryngol., rhinol. and otol. Bd. 35, Nr. 4, S. 99—102. 1920. 

Unter 79 Fällen von chronischer Mittelohreiterungen bei Säuglingen aus dem Royal 
Hosp. f. Sick Childr. in Edinburgh war die ursächliche Erkrankung bei 40 Masern, bei 
13 Tuberkulose, bei 8 Scharlach, bei 8 Pneumonie, bei 5 Keuchhusten, bei 3 Trauma, 
bei 2 Diphtherie. Wenn eine Ohreiterung bei Säuglingen länger dauert als 2 Monate, ist 
sie der Tuberkulose stark verdächtig. Bei allen Fällen war der Begi nn völlig sch merz- 
los. Ohne vorausgegangene akute Erkrankung trat Eiterung aus dem Gehörgang auf. 
In 3 Fällen trat ein Absceß hinter dem Ohr auf, der zur Fistelbildung aus dem 
Proc. mastoid. führte. 7 von den 13 Fällen zeigten eine Facialislähmung. Alle 
zeigten Schwellung der umliegenden Lymphdrüsen. — Die Infektion erfolgte nach des 
Verf. Auffassung bei den meisten Kindern durch die Milch. 9 von 11 Kindern, über die 
Angaben vorliegen, wurden ausschließlich oder teilweise mit roher Milch ernährt 
Das einzige, das nur gekochte Milch erhalten hatte, hatte eine tuberkulöse Mutter und 
bei einem Kind, das nur gestillt worden war, blieb der Infektionsmodus unbekannt. 
Der Infektionsweg führt wahrscheinlich über den Nasopharynx, wo der Primäraffekt 
sitzen dürfte und von dort durch die Tube zum Mittelohr. Adenoide Wucherungen bei 
sonst gesunden Kindern erweisen sich nicht selten (nach Angaben der Literatur 
12—20%,) bei histologischer Untersuchung als tuberkulös erkrankt. — In 9 Fällen 
wurde die Radikaloperation gemacht. 4 davon wurden geheilt. An der Operation 
starb keines, 3 aber nach einigen Wochen, vermutlich an Meningitis. Von den nicht 
operierten starben 2, die anderen 2 sind nach 2 Jahren in besserem Gesundheitszustand, 
haben aber noch ihre Ohreiterung. Ibrahim (Jena). 


Drügg, Walther: Zur Frage der spezifischen Diagnose und Prognose der 
ehirurgischen Tuberkulose. (Chirurg. Unir.-Klin., Cöln-Lindenburg.) Dtsch. Zeitschr. 
£ Chirurg. Bd. 153, H. 5/6, S. 289—320. 1920. 

Die Untersuchungen sind ein neuer Beleg dafür, daß die abgestufte Intracutan- 
reaktion mit Tuberkulin keine Unterscheidung von aktiver und inaktiver Tuberkulose 
gestattet. Auch von der Subcutanreaktion ist nicht mehr zu erwarten, denn selbst eine 
positive Herdreaktion gibt in klinisch zweifelhaften Fällen keine Sicherheit. Ebenso- 
wenig führt der Nachweis von tuberkulinneutralisierenden Antikörpern im Patienten- 
serum nach Singer zur Differentialdiagnose; vermutlich wird beim Verweilen von 
Serum-Tuberkulinmischungen im Brutschrank durch unspezifische Serumsubstanzen 
das zerfallende Tuberkulin zum Teil abgesättigt. — Wertvoller ist die prognostische 
Bedeutung wiederholter Tuberkulinreaktionen, denn im allgemeinen läuft die Intensi- 
tätszunahme mit klinischer Besserung parallel. Die Differentialdiagnostik mittels der 
Partialantigene von Deycke-Much lehrt, daß zahlenmäßig die Albuminempfindlich- 
keit hinter der Fettempfindlichkeit zurücktritt und zwar bei klinisch Tuberkulosefreien 
stärker als bei (chirurgisch) Kranken. Aber auch diese (theoretisch noch nicht erklär- 
bare) Differenzierung führt die klinische Diagnostik nicht weiter. Der prognostische 
Wert wiederholter Reaktionen mit Partialantigenen ist der gleiche wie beim Tuberkulin ; 
die Möglichkeit einer schärferen Differenzierung der Immunität schafft dieser Methodik 
sogar eine gewisse Überlegenheit und erlaubt eine zuverlässige Kontrolle des thera- 
peutischen Handelns. Langer (Charlottenburg). 


Braasch, W. F.: Surgical renal tuberculosis: the prognosis. (Die Prognose 
der chirurgischen Nierentuberkulose.) Americ. journ. of the med. sciences Bd. 159, 
Nr. 1, S. 8-19. 1920. 

Unter 532 operierten Fällen fanden sich nur 2 = 0,4% unter 10 Jahren und 37 = 
6,9%, zwischen 10 und 20 Jahren. Es zeigte sich, daß in der Kindheit Nierentuberkulose 


— 122 — 


in der Regel eine Begleiterscheinung allgemein disseminierter Tuberkulose ist und eine 
Operation deshalb von vornherein meist aussichtslos erscheint. H. Albrecht (München). 
| Dörrenberg: Fünfjährige Erfahrungen mit dem Friedmann-Tuberkulosemittel. 
(Stadtkrankenh., Soest.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 3, S. 63—65. 1920. 

Die Behandlung mit dem Friedmannschen Tuberkulosemittel ergab durch - 
weg günstige Erfolge. Verf. sah schon nach einer Injektion Heilungen auftreten. 
Abszedierungen traten in der Hälfte der Fälle auf die Injektion hin auf, wodurch aber 
der Heilungsprozeß keineswegs beeinträchtigt wurde. Die Zahl der zur Behandlung 
gekommenen Fälle betrug 38 im Jahre 1914, dazu weitere 58 im Jahre 1918. 

Von behandelten Kindern sind zwei Fälle erwähnt. Ein 8jähriges Kind mit operierter 
Bauchfelltuberkulose zeigte nach einer Injektion einer 1/, Dosis auffallende Besserung, indem 
Fieber, tuberkulöse Wucherungen und Exsudat rasch zurückgingen. Bei einem 7 jährigen 
„verkümmerten‘‘ Kinde mit multipler Knochencaries heilten auf eine Injektion von 0,3 der 
Dosis „stark“ die meisten Herde aus, die übrigen sind in Rückbildung begriffen (Zeitangaben 
fehlen). In 5 Fällen von erblich schwerbelasteten Kindern, von denen einige bereits Lungen- 
erscheinungen zeigten, wurde das Mittel als Schutzimpfung angewandt, anscheinend mit 


Erfolg (ohne nähere Begründung). 
Gelegentliche Mißerfolge wurden gesehen, abgesehen von Meningeal- und Miliar- 


tuberkulose, bei verkästen Lymphdrüsen des Mediastinums und Mesenteriums, bei 
pleuritischen Schwarten, Kavernen, bei tuberkulösen Geschwüren des Kehlkopfes 
und Darmes. H. Koch (Wien). 

Kesseler, A.: Zur Frage der Kieselsäuretherapie bei Langentuberkulose. (Bergsanat. 
u. Dtsch. Kriegerkurh., Davos.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 9, S. 239—240.1920. 

Blutuntersuchungen in 5 Fällen nach Einnahme von täglich drei Teelöffel Silicium 
vegetabile, Dialysatum Golaz (43—272 mg SiO) und in 11 Fällen von Kalk und Silicium 
(0,75 mg SiO) enthaltenden Tabletten ergaben durchschnittlich 9206 Leukocyten vor 
und 10 384 Leukocyten 12 Stunden nach der Einnahme, dabei 58,8%, vorher und 61,1%, 
nachher an Neutrophilen, 30,3%, bzw. 27,9%, an Lymphocyten. Verf. hält diese leuko- 
cytotische Reaktion für geeignet, durch Erhöhung der stofflichen Umsetzungen und 
der Schutzkörperbildung einen heilsamen Einfluß auf tuberkulöse Prozesse auszuüben. 
Ein infolge Suicids autoptisch untersuchter Fall nach 1/,jährigem Siliciumgebrauch 
zeigte überraschend starke bindegewebige Umwandlung und Abkapselung der zahl- 
reichen tuberkulösen Lungenherde. Kurt Ziegler (Freiburg i. Br.).“ 

Backer und Capelle: Praktische Winke zur Durchführung und Improvisierung 
der Sonnen- und Freiluftbehandlung überall. (Dr. Backers Klin. f. Heliotherapie, 
Riezlern-Staßdorf, u. aus d. chirurg. Univ.-Klin. Bonn.) Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, 
H. 1, S. 11—16. 1920. 

Backer und Capelle fordern die praktischen Ärzte, Landkrankenhäuser und 
Gemeinden auf, durch Improvisation von Sonnen- und Freiluftbehandlung sich am 
Kampfe gegen die chirurgische Tuberkulose zu beteiligen. Genauere Anweisungen 
über die billigen baulichen Anlagen sind im Original nachzulesen. Lindemann (Essen)., 

Disson: Zur Röntgenbehandlung der tuberkulösen Halslymphome. (Samariterh. 
Heidelberg.) Strahlentherapie Bd. 10, H. 1, S. 307—313. 

Verf. arbeitete mit einer sekundären Belastung von 2!/,—3 Milliampere und einer paral- 
lelen Funkenstrecke von 35—40 cm. Fokushautabstand 30. Filter anfangs 3 mm Aluminium, 
später ausschließlich ?/, mm Zink. Dosis bei Aluminium 60—80, bei Zinkfieber 100x. Die 
zinkgefilterte Strahlung, die an Härte und Homogenität die aluminiumgefilterten weit über- 
treffen, scheint auch bei denjenigen Fällen zu wirken, wo früher ein Erfolg ausgeblieben 
war. Verf. macht kaum noch einen Unterschied zwischen der Behandlung der Drüsentuberkulose 


und den malignen Neubildungen. Die Mitbestrahlung gesunder Drüsen ist im Gegensatz zu 
Petersen nicht zu befürchten, da dieselben funktionstüchtig bleiben. 


Von 203 behandelten Patienten sind 158 später nachgeprüft worden. Davon 
waren 98 geheilt, 59 gebessert und noch in Behandlung; unbeeinflußt 1 Fall. Nur bei 
einem Teil der Fälle konnte bereits nach 1—2 Bestrahlungen ein voller Erfolg erzielt 
werden. Meist bedarf es längerer Behandlung, die sich bis auf über Jahresfrist erstrecken 
kann. Möller (Hamburg).“, 





— 123 — 


ener, E. F.: Syphilis at a venereal elinic: an analysis of cases admitted 
during twelve months. (Syphilis auf der venerischen Klinik. Eine Analyse der während 
12 Monate eingelieferten Fälle.) Lancet Bd. 198, Nr. 12, S. 650—652. 1920. 

Pädiatrisch ist von Interesse, daß 12%, kongenitale Syphilis darstellen. Betont wird 
die oft schwierige Diagnose der kongenitalen Syphilis, die eine bessere Ausbildung des 
Arztes wünschenswert erscheinen lassen. Die Behandlung der syphilitischen Mutter 
vor der Geburt brachte nur in 2 Fällen gesunde Kinder. Sie wird vom Verf. empfohlen. 
Freilich ist das Material zu klein, um aus diesen Zeilen etwas zu lesen. Rietschel. 

Engleson, Hugo: Zur Technik der intravenösen Salvarsanbehandlung. Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 6, S. 154—155. 1920. 

Mit Hilfe einer von dem Verf. konstruierten Zweiweghahnvorrichtung, an die zwei gewöhn- 
liche Rekordspritzen und eine Kanüle angeschlossen werden können, gelingt es auch bei Anwen- 
dung dunkler Injektionsflüssigkeiten (wie des vom Verf. mit gutem Erfolge angewandten 
Silbersalvarsannatriums) leicht, jederzeit festzustellen, ob sich die Kanüle noch in der Vene 
befindet. Je nach Stellung des Hahnes ist die Kanüle in Verbindung mit der Injektionsspritze 
oder mit der zweiten Rekordspritze, die dann als Aspirationsspritze dient. Das Verfahren 
-bietet auch den Vorteil, daß man mit einer Kanüle nach einer Venenpunktion Blut entnehmen 
und anschließend intravenös injizieren kann. Kieffer (Mannheim). 


‚Krankheiten der Luftwege. 

Graham, Edwin E.: Foreign bodies in the air and food passages. (Fremd- 
körper in den Luft- und Speisewegen.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 2, 
S. 119—130. 1920. 

Die Beobachtungen sind an dem reichen Material von Dr. Jac kso n (über 700 Fälle) 
gesammelt. In 66% der Fälle handelte es sich um Kinder. Nachdem der erste Shock 
und dyspnoische Anfall nach der Aspiration des Fremdkörpers vorüber ist, bietet das 
weitere Krankheitsbild einen so verschiedenen und oft einen scheinbar so leichten Ver- 
lauf, daß die Diagnose zuweilen verfehlt wird. Sichere Hinweise für das Vorhandensein 
eines Fremdkörpers in den Luftwegen sind: eine sonst unerklärliche Leukocytose, 
örtliche Symptome in einer Lunge, die der üblichen Behandlung trotzen, die Abwesen- 
heit von Tbc.-Bacillen und ein allmählicher Gewichts- und Kräfteverlust. Aspirierte 
Nußkerne verursachen sehr schnell schwere Laryngitis, Tracheitis und Bronchitis, 
meist kommt es zu Pneumonie. Metallkörper können lange Zeit in der Lunge stecken, 
ohne viel Schaden zu stiften. In jedem verdächtigen Falle ist eine Röntgenaufnahme 
zu machen; es gibt allerdings Fremdkörper, die keinen Schatten auf der Platte geben. 
Befindet sich ein solcher im Ösophagus, so kann man ihn durch Verschluckenlassen 
einer mit Wismuth gefüllten Kapsel auffinden. Es ist nicht ratsam, die Kranken zum. 
Husten zu reizen, die Fremdkörper werden nur selten ausgehustet. Die Broncho- 
s8 ko pie soll so bald als möglich vorgenommen werden, man braucht hierzu bei Kindern 
kein Anästheticum anzuwenden. Bei Kindern unter 2 Jahren soll sie allerdings mög- 
lichst nicht länger als 30 Minuten dauern. Asthmaähnliches Keuchen ist häufig ein 
wichtiges Symptom. ‚4 Fälle bei Kindern werden kurz beschrieben und sind mit Abbil- 
dungen illustriert. Die Prognose ist bei bronchoskopischer Entfernung des Fremd- 
körpers günstig. Calvary (Hamburg). 

© Scheven, von: Was Eltern wissen müßten und auch andern zu wissen nicht 
schadet. Leipzig u. Würzburg: Curt Kabitzsch 1920. 15 S. M. —.80. 

Sehr kurz gefaßte populäre Abhandlung über die für das Publikum wissenswerten 
Dinge über Beschaffenheit und Krankheiten von Ohr, Nase und Hals. Hempel. 

Dumoutet: Un cas de rhinite pseudo-membraneuse non diphtérique. (Ein Fall 
von nicht diphtherischer Rhinitis pseudomembranacea.) Arch. de méd. des enfants 
Bd. 23, Nr. 4, S. 245—246. 1920. 

Kind erkrankt unter hoher Temperatur an einseitigem Mandelbelag. Nach einigen 
Tagen wird die Nase durch zusammenhängende grauweiße Membranen verstopft, 
unter denen die Schleimhaut leicht blutet. Nach 14 Tagen klingt dieser Prozeß in der 


— 124 — 


Nase mit einfacher Krustenbildung ab. Obwohl versäumt wurde, eine Kultur anzulegen, 
glaubt Verf., daß es sich nicht um Nasendiphtherie,gehandelt hat. Als er endlich am 
Ende der Krankheit in einem Ausstrichpräparat fusiforme Bacillen nachweisen konnte, 
glaubt er den Erweis erbracht zu haben, daß es sich um eine durch Bacillus fusiformis 
und Spirillen hervorgerufene pseudomembranöse Erkrankung der Nasenschleimhaut 
handelt, und will in solchen Fällen in Zukunft die — von deutscher Seite zuerst empfoh- 
lene — Neosalvarsanbehandlung versuchen. Hempel. 

Davis, David John: The tonsil in relation to infectious processes. (Die Be- 
ziehungen der Tonsillen zu infektiösen Prozessen.) (Dep. of pathol. a. bacteriol, univ. 
of Illinois coll. of med.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 5, S. 317 
bis 320. 1920. ° 

Um die Genese der rheumatischen und verschiedener andrer Erkrankungen klarer 
zu verstehen, hat der Verf. den vermutlichen Infektionsherd, die Tonsillen, bei normalen 
wie bei infizierten Personen einem eingehenden histologischen und bakteriologischen 
Studium unterzogen, dessen Ergebnisse kurz folgende sind: Im Verdauungskanal 
herrscht im allgemeinen eine große Übereinstimmung in der Verteilung des Ilymphoiden 
Gewebes und der Bakterien. Die Maxima fanden sich im Rachen und in der lleocoecal- 
gegend; an diesen Stellen greift auch die Mehrzahl der pathogenen ‘Mikroorganismen 
den Körper an. Die Plasmazellen können wahrscheinlich als Zeichen einer chro- 
nischen Entzündung oder Irritation des Gewebes und einer Absorption infektiösen 
Materials aufgefaßt werden. Sie fehlen beim Foetus und Neugeborenen, erscheinen 
aber regelmäßig in der 2. und 3. Woche unter der Mucosa der Tonsillen, finden sich stets 
und reichlich bei mehrere Monate alten Kindern und bleiben bis ins hohe Alter erhalten. 
Bei hypertrophischen Tonsillen sind sie besonders zahlreich. Dienormale Bakterien- 
flora der Tonsillenkrypten ist weniger mannigfaltig als meist angenommen wird. 
Aktinomycesähnliche Gebilde, bestehend aus zusammenwachsenden fusiformen Bacillen, 
Spirochäten und Streptokokken sind als mehr oder weniger normale Bewohner der 
Krypten anzusehen; ebenso finden sich fast konstant hämolytische Streptokokken. 
Dagegen verschwinden gewisse andere Organismen, die man in die Tonsillen injiziert, 
schon nach wenigen Tagen. Diese Tatsachen sind zu beachten bei der Beurteilung von 
Rachenabstrichen und beim Studium der Bacillenträger. Lotte Lande (Charlottenburg). 

Drachter, Richard: Beitrag zur klinischen und röntgenologischen Diagnostik 
der Bronchopneumonie im Kindesalter. (Bemerk. z. d. gleichnamigen Veröffentl. 
von J. Duken, Jena, in Nr. 3, 1920, dieser Wochenschr.) (Chirurg. Abt., Univ.- 
Kinderklin., München.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 10, S. 293—294. 1920. 

(Vgl. dies. Zentralbl. Bd. 9, 8. 36. 1920.) Die thoraxwandstützende Funktion 
der Lunge besteht darin, daß das luftgefüllte Organ dem auf der äußeren Thorax- 
wand lastenden atmosphärischen Luftdruck A den um wenig kleineren, auf die 
innere Thoraxwand wirkenden Druck A—E (E = Elastizität der Lunge) entgegen- 
setzt. Kleinschmidt (Berlin).*, 

Zadek, J.: Grenzen der röntgenologischen Diagnostik von Pleuraergüssen. 
(Inn. Abt. Krankenh. Neukölln.) Med. Klin. Jg.16, Nr.3, 8. 64—66. 1920. 

Ein nicht anwachsendes, kleines (etwa 250 ccm) pleuritisches Exsudat kann im 
Pleuraraum hochgezogen, Unterlappen und seitliche Lungenpartien wie ein Mantel 
umgebend, in so dünner, gleichmäßiger Schicht angesammelt sein, daß es in sämt- 
lichen Durchleuchtungsrichtungen unerkannt bleibt und ebenso bei Röntgenauf- 
nahmen, wo höchstens ein feiner Schleier, nicht aber das gewöhnliche Exsudatbild, 
sichtbar wird. Bei der überall sehr geringen Dichte des Exsudats sind Helligkeits- 
differenzen nicht zu erwarten. Zwei Drittel derartiger durch Probepunktion sicherge- 
stellten Fälle zeigten ein verzögertes Tiefertreten des Zwerchfells auf der erkrankten 
Seite. Meist handelte es sich in diesen Fällen von dünnschichtigen Flüssigkeitsansamm- 
lungen mit negativem Röntgenbefunde um metapneumonische Exsudate, einmal 
sogar um ein kleines Empyem. Tollens (Kiel).“, 


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Forschbach: Eine neue Methode der Behandlung der Pleuraempyeme. (Med. Abt.B, 
Allerheiligenhosp. Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr 7, 8. 149—151. 1920. 
Veranlaßt durch die Mißerfolge, die man bei Grippeempyemen oft bei Behandlung 
mit Rippenresektion erlebt, hat Verf. ein Instrument konstruiert, durch das er glaubt, 
‚die Vorzüge des Bülauschen Verfahrens erhalten und seine Nachteile behoben zu haben. 
Es ist eine Art Kornzange, bei der zwischen den beiden breiten Brancheenden ein 
lanzettförmiges Messer eingeklemmt ist. Letzteres wird nach Durchstechen der Haut 
zurückgezogen und zwischen den gesperrten Armen der Zange dann ein Gummidrain 
von 5—6 mm lichter Weite eingeführt. Das Verfahren soll durch nachträgliche Sper- 
rung einer verhältnismäßig kleinen linearen Wunde, die Einführung stets weiterer 
Drains gestatten. Bericht über zwei Fälle. Reiche. 
Beust, A. von: Über das Grippenempyem. Ein Beitrag zur Pathologie der 
Grippenepidemie 1918/19 und zur Frage der Empyembehandlung. (Chirurg. Univ.- 
Klin., Zürich.) Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 32, H. 1, 8. 94—128. 1920. 
Unter 54 behandelten Grippeempyemen befanden sich 3 im Alter von 1—10 Jahren 
und 8 im Alter von 11—20 Jahren. Für die Pädiatrie neue und wichtige Gesichtspunkte 
werden nicht mitgeteilt. Alter, Gechlecht, Beruf haben keine wesentliche Bedeutung 
in bezug auf die Pleuritis als Folgekrankheit der Pneumonie. Von den chirurgischen 
Behandlungsmethoden ist die Bülau-Drainage, die überhaupt nur bei ganz schwer ge- 
schädigten Kranken als erster schonender Eingriff in Betracht kommt, bei kleinen 
Kindern unbrauchbar, da wegen der engen Intercostalräume Abknickungen der Drains 
unvermeidbar sind. Bei allen Fällen, die sich in gehörigem Kräftezustand befinden, ist 
nur die Rippenresektion auszuführen. Frankenstein. 


Krankheiten der Zirkulationsorgane. 

Wendt, Wilhelm: Auseultationsphänomene bei offenem Ductus Botalli. (Med. 
Abt., Städt. Krankenanst., Remscheid.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 13, 8. 338—339. 1920. 

Beschreibung eines auffallenden Auscultationsbefundes bei offenem Ductus 
Botalli. Die Beobachtung wurde gemacht bei einer 16jährigen Patientin. Die Dja- 
gnose des Ductus Botalli persistens wurde aus dem auskult. und perkut. Herzbefund 
erhoben und durch den positiven Bittorfschen Versuch sowie durch die Forschbach- 
sche Beobachtung gesichert. Bei der Blutdruckmessung nach Korotkow wird bei 
und während der Anlegung der Armmanschette auch nach völliger Kompression der 
Arterien ein lautes blasendes Geräusch sowohl über den Gefäßen als auch über der 
umgebenden Muskulatur des abgeschnürten wie des freien Armteiles wahrgenommen. 
Nicht so ausgesprochen ist das Geräusch, das mit der Systole synchron ist, auch an 
den Oberschenkeln und am andern Arm hörbar. Das Phänomen wird als ein durch 
Knochen und Weichteile weiter geleitetes Aortengeräusch aufgefaßt, da ein Gefäßge- 
räusch im abgeschnürten Armteil nicht mehr bestehen kann. Außerdem gleicht der 
Toncharakter dem über der Aorta hörbaren Geräusch. J. Duken (Jena). 


Krankheiten des Nervensystems. 

Vaglio, R.: Contributo clinico allo studio dell’emiplegia spastica infantile. 
(Klinischer Beitrag zur Lehre von der infantilen spastischen Hemiplegie.) (Zstit. ds 
clin. pediatr., unw. di Napoli.) Pediatria Bd. 28, Nr. 6, 8. 257—279. 1920. 

Im Laufe von 5 Jahren kamen 46 genau mitgeteilte Fälle von spastischer Hemi- 
plegie zur Beobachtung, von denen in einem ein Geburtstrauma, in 25 Lues, in 3 Masern, 
in 4 Keuchhusten, Influenza, Typhus, Pleuritis eine ätiologische Rolle spielten, in 12 
Fällen war die Anamnese negativ. Hin und wieder schien ein Zusammenhang mit 
der Heine - Medinschen Krankheit, manchmal mit Tuberkulose zu bestehen. In 
26 Fällen bestanden Konvulsionen, in 16 Fällen war obere und untere Extremität gleich 
stark, in 22 Fällen die obere, in 8 die untere stärker betroffen, in 27 Fällen war die Hemi- 
plegie rechtsseitig, in 19 linksseitig, in 6 Fällen bestand Intelligenzstörung, zweimal 


— 126 — 


Athetose, zweimal Sehstörung, in 29 Fällen war der Beginn brüsk. Zum Schlusse werden 
die ätiologischen Faktoren im Vergleiche zu den Angaben der Literatur besprochen. 
Neurath (Wien). 

Steiner, G.: Die Bedeutung der gegenwärtigen ätiologischen Forschung für 
die Behandlung der multiplen Sklerose. Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 3, 
8. 68—71. 1920. 

Übersichtsreferat: Multiple Sklerose ist eine einheitliche, selbständige Erkrankung 
mit exogener Ursache. Übertragung durch Blut und Liquor von frischen Fällen ge- 
lungen. Erreger vielleicht eine eigenartige Spirochäte. Kausale Behandlung (Silber- 
salvarsan) noch nicht gefunden. Happıch (Darmstadt-Oberhof).“, 

Stier, Ewald: Über Ohnmachtsanfälle, besonders bei Kindern. Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 14/15, S. 372—375. 1920. 

Ergebnisse der Beobachtungen an 33 genau untersuchten und jahrelang beobach- 
teten Fällen. Die Ohnmachten kommen nur bei Individuen mit vasoneurotischer 
Konstitution und gleichartiger Belastung vor. Labilität des Zirkulationssystems 
und Überempfindlichkeit in sensibler, sensorischer und emotiver Beziehung sind dafür 
kennzeichnend. Die daraus resultierenden Symptome sind häufiger Farbwechsel, 
rosige, mädchenhafte Gesichtsfarbe, Pigmentarmut der Haut, völliger Mangel an 
Lockung der Haare, Neigung zu Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, feuchtkalten Händen 
und Füßen, Frostbeulen, Dermographie (erst von der Pubertät an nachweisbar), Urti- 
caria. Die sensibel-sensorische Überempfindlichkeit zeigt sich wohl ausnahmslos in 
der Neigung zu Übelkeit und Erbrechen beim Schaukeln, Karusselfahren, in der Bahn, 
zu Schiff, ferner bei Kindern oft Überempfindlichkeit der Augen gegen helles Licht, 
der Blase gegen mäßige Füllung, Harndrang, Enuresis. In emotiver Beziehung: 
Schreckhaftigkeit, allgemein-neuropathische Symptome, wie gesteigerte Ängstlichkeit, 
Schüchternheit, Stimmungslabilität; Empfindlichkeit der Haut gegen juckende und 
kratzende Reize, daher oft Abneigung gegen das Tragen von Wolle oder Samt. In 
inniger Beziehung steht diese ganze konstitutionelle Eigenart ferner zum Auftreten 
respiratorischer Affektkrämpfe und der lokaler Synkopeanfälle der leichten Fälle der 
Raynaudschen Krankheit. — In keinem Falle fehlte die gleichartige Belastung, 
da die gleiche Neigung zu Ohnmachten, respiratorischen Affektkrämpfen, Urticaria, 
Überempfindlichkeit gegen Hautreize usw., bei zahlreichen Vätern, Müttern, Geschwi- 
stern und Verwandten, zum Teil in mehreren Generationen nachgewiesen werden konnte. 
Das Fehlen einer solchen vasoneurotischen Konstitution und Belastung kann daher in 
fraglichen Fällen unbedingt gegen die Annahme einer einfachen Ohnmacht verwertet 
werden, spricht evtl. für Epilepsie. — Die echten Ohnmachten zeigen sich erst im Schul- 
alter, bei Mädchen nicht häufiger als bei Knaben, werden bis zur Pubertät und dem 
Anfang der zwanziger Jahre häufiger, hören spätestens mit dem 4. Lebensjahrzehnt 
ganz auf. — Die Ohnmachten sind anzusehen als Anfälle von besonders intensiven 
Schwankungen der Blutverteilung auf dem Boden einer ererbten Minderwertigkeit 
des Gefäßnervenapparates. Ausgelöst wurden sie reflektorisch, doch spielt ein psychi- 
scher Faktor wesentlich mit, nicht wie bei der Hysterie ein Wunschfaktor, sondern viel- 
mehr ein Nachlassen der Willensspannung, oft in Situationen, die sich durch Mangel 
an belebenden Sinneseindrücken auszeichnen. Niemals im Material des Verf. trat ein 
Anfall in einer Situation ein, in der die Kinder durch ihn in Gefahr geraten wären, 
fast stets zu Hause im Zimmer, in der Kirche, bei Schulfeiern, beim Impfen oder sonst, 
wenn das Umfallen an sich gefahrlos war. Nicht zu den Ohnmachten im engeren Sinn 
rechnet Verf. die Bewußtseinsverluste der Arteriosklerotiker und die ohnmachtsähn- 
lichen Anfälle bei Hysterie; grundsätzlich verschieden, wenn auch im Einzelfall oft 
sehr schwer abgrenzbar sind die zur Epilepsie gehörigen kleinen Anfälle, besonders schwer 
abtrennbar, wenn sie Vasoneurotiker betreffen. Gegen Ohnmacht spricht vor allem 
das Fehlen jeglicher vasoneurotischer Konstitution und Belastung, sowie das nicht 
reaktive, plötzliche Auftreten des Einzelanfalls. Ibrahim (Jena). 





— 127 — 


Krankheiten der ®, 

Haushalter, P.: Sur la myatonie congönitale (Maladie d’Oppenheim). (Über 
Myatonia congenita, Oppenheimsche Krankheit.) Arch. de méd. des enfants Jg. 23, 
Nr. 3, 8, 133—144. 1920, 

Der Arbeit liegen drei Beobachtungen zugrunde. Im ersten Falle handelte es 
sich um ein 6 Wochen altes Kind, das 8. gesunder Eltern, mit den typischen Erschei- 
nungen der Myatonis congenita und diaphragmatischer Respiration. Im zweiten 
Falle, einen 11jährigen Knaben betreffend, bestanden die myatonischen Symptome 
in klassischer Art bis zum 4. Lebensjahre, dann besserten und änderten sich dieselben, 
willkürliche Bewegungen wurden möglich, das Kind begann zu gehen, mußte nicht mehr 
gefüttert werden, konnte allein aufstehen, doch blieb die Sprache zögernd, die Be- 
wegungen und die Haltung die eines „Kautschukmenschen“. Eine derartige Besserung 
wurde in etwa der Hälfte aller länger beobachteten Fälle notiert. Bei diesem Kinde 
fiel weiter eine lumbale Lordose und ein wiegender Gang auf, ähnlich wie bei myo- 
pathischen Kindern, von denen sich das Kind durch die grazile Muskulatur und die 
Regression der Erscheinungen unterschied. Eine kongenitale Syndaktylie schien auf 
eine Entwicklungsstörung ätiologisch hinzudeuten. Sonstige ätiologische Faktoren 
ließen sich nicht eruieren. Der dritte Fall kam 11 Jahre nach der ersten Beobachtung 
im Alter von 13 Jahren zur Obduktion. Die Mutter hatte 12 Kinder, deren 7 im jungen 
Alter starben, eines war angeblich an allen Extremitäten gelähmt. Patientin hatte 
typische Myatonie, die unteren Extremitäten waren stärker betroffen als die oberen, 
die bestehende Muskelatrophie war progredient. Es stellte sich allmählich eine bizarre: 
Haltungsanomalie ein, die zu einer hochgradigen Skoliose führte, ähnlich wie bei myo- 
pathischen Affektionen, jedoch unterschied sich der Fall von solchen durch die kon- 
genitale Natur und das Fehlen der typischen Lokalisation; auch ließ er sich in keine 
der bekannten Formen von Muskelerkrankungen einreihen. Anatomisch-histologisch 
fand sich lediglich Atrophie der Muskulatur und Vermehrung des interstitiellen Binde- 
gewebes und Fettes. Das Nervensystem zeigte keine Veränderung. Neurath (Wien). 

Trèves, André: Sur6lövation congénitale et surélévation hystörique de omoplate. 
(Angeborener und hysterischer Schulterblatthochstand.) Arch. de méd. des enfants 
Bd. 23, Nr. 4, S. 238—242. 1920. 

4jähriges Mädchen, bei welchem die linke Schulterblattspitze 3 cm höher steht. 
als die rechte. Das linke Schulterblatt liegt dem Brustkorb eng an, während das rechte 
im unteren Teile absteht. Auch beim beiderseitigen Armheben bleibt das linke noch 
1 cm höher als das rechte. Der Thorax ist links vorgetrieben, rechts abgeflacht. Die 
Armbewegungen erfolgen völlig frei. Im Röntgenbild findet sich am 7. Halswirbel 
beiderseits eine 3 cm lange Rippe. Es besteht eine rechtskonvexe Dorsalskoliose. 
Die ersten 9 Brustwirbel sind sehr unregelmäßig gebildet, besonders der 2., 3., 4., 5., 
die nach links gedreht sind. Die Rippen sind rechts vollzählig, die 2. erscheint verdickt. 
Links ist der Ansatz der I. Rippe sehr breit. Die 3. Rippe fehlt hier und ist nur durch 
einen Knochenschatten, der mit der 4. verschmilzt, angedeutet. Die 5., 6., 7., 8. sind 
miteinander verschmolzen. Der 2. Fall betrifft ein 12jähriges Mädchen, bei dem 
der Hochstand der rechten Schulter nach Überanstrengung entstanden sein soll. Der 
obere Rand des rechten Schulterblattes ist rundlich vorgewölbt, es besteht eine leichte. 
rechtskonvexe Dorsalskoliose, die Muskeln über dem Schulterblatt sind deutlich con- 
tracturiert. Beim symmetrischen Erheben beider Arme bis zur Horizontalen kommt 
ein Ausgleich zustande, doch tritt die fehlerhafte Haltung im Augenblick, wo die Arme 
herabgelassen werden, wieder ein. Es handelt sich um eine hysterische Skoliose, die. 
nach 2monatiger gymnastischer und suggestiver Beeinflussung vollständig zum Ver- 
schwinden gebracht wurde. ' Künne (Steglitz). 

Nothmann, H.: Atemgymnastik und Schulturnen. Zeitschr. f. Schulgesund- 
heitspfl. Jg. 33, Nr. 4, S. 97—109. 1920. 

In der Charlottenburger Gemeindewaldschule wurden 7—9jährige, körperlich 


— 128 — 


ungeübte, schwächliche Kinder gruppenweise in Atemgymnastik unterrichtet. Der 
Erfolg war ein guter, insofern alle Teilnehmer in 25 Halbstunden eine ausreichende 
und fehlerfreie Atemtechnik erlernten. Die Atmungsausdehnung des Brustkorbes 
vergrößerte sich durchschnittlich um 100%. Die Teilnehmer, die vom Arzte ausgesucht 
waren, wurden mit entblößtem Oberkörper im Freien (Luftbad der Schule) oder in 
staubfreiem Zimmer unterrichtet. Es dürfte in Zukunft möglich sein, das erzielte 
und wünschenswerte Unterrichtsresultat in weniger als 25 Halbstunden zu erreichen. 
Der Unterricht wird in Zukunft zweckmäßig dem Turnunterricht an- bzw. vorgegliedert. 
Eine Gruppe von Lehrern und Lehrerinnen beherrschte nach 8 Unterrichtsstunden 
die Atemtechnik so weit, daß sie die unterrichteten Kinder in der weiteren Ausführung 
der Übungen beaufsichtigen konnte. Auf eine Rundfrage an Ärzte über den Wert 
der Atemgymnastik für das nichtkranke Kind und die Zweckmäßigkeit ihrer Einführung 
in den Schulunterricht liefen von 19 Antworten 15 zustimmende ein, des Inhalts: 
daß solche Übungen für die Entwicklung nichtkranker Kinder von hohem gesund- 
heitlichen Nutzen und die Einführung solcher Übungen in den Turnunterricht der 
Schulen vom ärztlichen Standpunkt aus für überaus wünschenswert gehalten wird. 
Nothmann (Berlin- Wilmersdorf). 


Spezielle Pathologie und Therapie der Geschwülste. 


Borchers, Eduard: Über abdominale Lymphangiome. (Chirurg. Univ.-Klin., 
Tübingen.) Bruns’ Beitr. z. klin. Chirurg, Bd. 118, H. 3, S. 710—727. 1920. 

Primäre ‘ceystische Lymphangiome des Netzes sind außerordentlich seltene Geschwülste; in 
der Literatur sind nach Zusammenstellung des Verf. bisher nur 6 sichere Fälle publiziert. Der 
vom Verf. ausführlich beschriebene interessante Fall betrifft einen 4 jährigen Knaben, 
dessen Bauch allmählich unter verhältnismäßig geringen Beschwerden so ungeheure Dimen- 
sionen annahm, daß sein Umfang in Nabelhöhe 74 cm maß. Intensive Dämpfung. Fehlen von 
Resistenzen, Fluktuationsgefühl, sprach für Ascites; bei der Punktion entleerte sich nur ein 
kleines Quantum klarer bräunlicher, eiweißhaltiger Flüssigkeit, da plötzlich der Strahl ver- 
siegte. Bei der Operation fand sich ein riesengroßes Konvolut von Cysten in allen Abstufungen 
aufwärts bis zu Kindskopfgröße, die ausschließlich innerhalb des großen Netzes entwickelt 
waren und durch Abtragen desselben am Querkolon entlang entfernt werden konnten. Es 
trat schnelle ungestörte Heilung ein. Am Präparat waren vom Netzgewebe nur noch einige 
Anhängsel zu erkennen, das ganze Omentum majus war also in die Geschwulst aufgegangen. 
Neben den cystischen Teilen fanden sich solche von ausgesproohenem kavernösem Bau, die auf 
dem Durchschnitt wie ein weitmaschiger Schwamm aussahen. Die innen wie außen glattwan- 
digen, zum Teil miteinander kommunizierenden Cysten waren von beiden Peritonealblättern 
des großen Netzes überzogen. — Mitteilung des histologischen Befundes unter Beifügung einer 
farbigen Tafel, welche ein Übersichtsbild eines Schnittes durch die Wand einer großen Lrmph. 
angiomoyste wiedergibt. K. Hirsch (Berlin). 

Mancini, Ugo: Sarcoma del mediastino posteriore inglobante il cuore e i grossi 
vasi. Metastasi durale nella parte posteriore della sella tureica con infiltrazione 
dei due nervi oculomotori all’ uscita della base. (Sarkom des hinteren Mediastinums, 
welches Herz und große Gefäße umfaßt. Dura-Metastasen im hinteren Teile des 
Türkensattels mit Infiltration der beiden Oculomotoriusnerven am Austritt aus der . 


Schädelbasis.) (Osp. di Santo Spirito, Sassia.) Riv. osp. Bd. 10, Nr. 1, S. 12—15. 1920. 
% Gesund geborener, 1ljähriger Knabe, erkrankt plötzlich mit unregelmäßigem Fieber, 
Husten, Ödemen, dann mit Kopfschmerzen und Erbrechen. Mehrere Wochen später stellte 
sich ziemlich plötzlich Herabfallen der Augenlider und Unbeweglichkeit der Augäpfel ein. Bei 
der Punktion des ‚Brustraums sowie des Wirbelkanals wurden wiederholt Diplokokken gefunden, 
so daß eine besondere Form von Septikopyämie mit zahlreichen Verbreitungsherden angenom- 
men wurde. Die Sektion des bald zum Exitus kommenden Patienten ergab ein riesiges Lympho- 
sarkom des hinteren Mediastinums, welches mehr nach links als nach rechts gewachsen war und 
Herz und große Gefäße völlig eingemauert hatte. Große hämorrhagische Ergüsse fanden sich 
im Brustraum, im Bauchraum und im Herzbeutel. Leber, Milz und Nieren zeigten Stauung. 
Metastasen wurden gefunden im hinteren Teile der Sella tureica, in der Dura mater, am Austritt 
der Nervi oculomotorii. Differentialdiagnostisch kommt die Hodgkinsche Krankheit, von 
Ziegler Granuloma malignum genannt, die bei Kindern als mediastinale Form von der Thy- 
musdrüse ihren Ausgang nehmen kann, in Betracht. Künne (Steglitz). 





Zeptralblatt für die. gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 4 8. 129—192 





Sammelreferat. 
1. | 
Energiehaushalt und Ernährung. 
Neue Probleme. 


Übersichts-Referat. 
Von 
E. F. Edelstein. 


Allenthalben steht zwar in letzter Zeit, wohl auch unter dem Einfluß der Vitamin- 
lehrte, die qualitative Seite der Ernährung im Mittelpunkt des Interesses. Es sei z. B. 
auf den Versuch von Aron!) hingewiesen, neben der Calorie einen neuen, qualitativen 
Nährwertbegriff aufzustellen, den sog. „Sondernährwert“. Wenn Ref. es trotzdem 
im-Folgenden unternimmt, die Aufmerksamkeit auf Ergebnisse von Forschungen 
zu lenken, in denen der quantitative Gesichtspunkt in den Vordergrund gestellt 
ist, so geschieht dies deswegen, weil diese Ergebnisse, ebenso wie jene aus dem Ge- 
biete der akzessorischen Nährstoffe, geeignet sind, neue Perspektiven zu eröffnen, 
und vielleicht zwingen, manche der bisherigen, uns wohl vertrauten Anschauungen 
einer teilweisen Revision zu unterziehen oder zumindest in eine prinzipiell andere 
Richtung umzustellen. Es handelt sich um Arbeiten von Pfaundler und Pirquet 
aus dem Jahre 1916 bzw. 1917, und zwar um die Körpermaßstudien von Pfaundler?) 
und um das Ernährungssystem von Pirquet’). Die Ziele, die die beiden Forscher 
verfolgen, sind zwar verschieden, ihre Wege aber begegnen sich vielfach. Beide Ar- 
beiten stehen, obwohl voneinander völlig unabhängig, unleugbar in einem gewissen: 
inneren Zusammenhang und ergänzen einander in recht glücklicher Weise. — Und gerade 
diesen inneren Zusammenhang schärfer herauszuheben, scheint Ref. wichtiger als eine 
bloß referierende Aneinanderreihung einzelner Kapitel. Aus diesem Grunde sollen 
von der Pfaundlerschen Studie in erster Linie die Kapitel IV und V, die die Körper- 
oberfläche und das Oberflächengesetz behandeln, berücksichtigt werden. Pfaund- 
lers kritische Ausführungen über das energetische Oberflächengesetz bilden den Über- 
gang zu Pirquets Untersuchungen über die Darmfläche, Ernährungsfläche usw., 
worauf sich systematisch seine Lehre von den Milcheinheiten, die Nemlehre, aufbaut, 
und nach der sich, wie Pirquet meint, allgemeine Ernährungsnormen leichter und 
einfacher aufstellen lassen. Wir haben es hier, wie man sieht, nicht nur mit theoreti- 
schen Überlegungen zu tun; was Pirquet vorschwebt, greift tief in die Praxis ein. 
Aber auch ohne diese besondere Anwendung haben Körpermaße wie die Körperober- 
fläche, die „Ernährungsfläche‘‘, neben ihrer wissenschaftlichen eine eminent prak- 
tische Bedeutung. An dem Beispiel des Oberflächengesetzes soll dies mit einigen 
rekapitulierenden Bemerkungen erläutert werden, bevor in medias res eingegangen 
wird. Allgemein wird der Nahrungsbedarf nach dem Körpergewicht berechnet, indem 
man von der Voraussetzung ausgeht, daß der Bedarf mit der Körpermasse wächst. 
Diese Voraussetzung trifft nur bedingt zu. 


1) Aron, Bioch. Zeitschr. 92, 211, 1918. 

2) M. Pfaundler, Körpermaßstudien an Kindern. Verlag J. Springer, Berlin 1916. 

3) C. v. Pirquet, System der Ernährung. Erster Teil. Verlag J. Springer, Berlin 1917; 
Teil II und III erschienen im Jahre 1919 -mit Beiträgen von Prof. Schick, Dr. Nobel 'und 
Dr. v. Groer und von den Schwestern J. Dittrich, M. Lendl, von Frau R. Miari und von’ 
Schwester P. Panzer. 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 9 


— 130 — 


Am besten werden das die nachstehenden häuptsächlich aus Rubnerschen Daten zu- 
sammengestellten Tabellen veranschaulichen. 
Tabelle 1. 


Energieumsatz verschiedener Personen von verschiedenem Körpergewicht 
bei leichter mechanischer Arbeit. 


Gewicht in kg Umgesetzte Calorien Calorien pro kg 

80 2864 35,8 

70 2531 37,7 

60 2368 39,5 

50 2102 42,0 

40 1810 45,2 

Tabelle 2. 
Auf 1 kg Körpergewicht kommen cm? Oberfläche: 

Erwachsener Mensch. . .. . x... 287 

2 Monate alter Säugling (Frühgeburt). . 936 

2 Wochen alter Säugling. . . .... . 855 

Großer Hund . . . . . 2. 2: 2 2 2 2 02. 344 

Kleiner Hund. . . . . 2 2.2 2 2 2 2. 726 

Ratte . a.s ss a e b e o e o o o n 1650 

Tabelle 3. 
Energieumsatz verschieden großer Hunde im Hungerzustand: 
Gewicht Calorien- Calorien 
in kg Abgabe EP iple E Körperoberfläche 

30,4 1058 34,8 984 
a 23,7 953 40,2 1082 
4 19,2 856 44,6 1141 
ee 11,0 630 57,3 1191 
6,5 398 61,2 1073 
3,1 266 58,8 1099 


Absolut wächst zwar der Umsatz mit der Körpermasse, relativ, auf Gewichts- 
einheit bezogen, ist der Gesamtstoffwechsel um so größer, je kleiner das Körpergewicht. 
Je kleiner ein Individuum, desto größer ist, im Verhältnis zum Körpergewicht bzw. 
Körpervolumen, seine Körperoberfläche. Der Energieverbrauch ist nicht dem Körper- 
gewicht proportional, wohl aber im großen ganzen der Körperoberfläche. Das ist aber 
der — wenn auch dem Wesen und Begründung nach nicht ganze — Inhait des energeti- 
schen Oberflächengesetzes. Wenn sich also die Ermittlung des Nahrungsbedarfs aus 
dem Körpergewicht in der Praxis auch eingebürgert hat und für die gewöhnlichen 
Erfordernisse im allgemeinen vollkommen ausreicht, so muß man sich zumindest dessen 
bewußt sein, daß diese Berechnungsart prinzipielle Fehler in sich birgt. 


I. Die Proportionsindices und ihre Bedeutung für die Beurteilung des 
Entwicklungs- und Ernährungszustandes. 


Proportionalität und Disjunktion des staturalen und ponderalen Wachstums 
und die sich daraus für den Arzt sowohl als für den Anthropologen ergebenden wich- 
tigen Konsequenzen, können nur dann einer sinngemäßen Deutung unterliegen, wenn 
man das lineare zum dreidimensionalen Wachstum in richtige Beziehung bringt. 

Das sog. Streckengewicht, der Quotient aus Körpergewicht und Länge, gibt an, 
wieviel Gewichtseinheiten einer Längeeinheit entsprechen. Aber dieses Strecken- 
gewicht oder auch Zentimetergewicht ist für den Vergleich verschieden langer Indi- 
viduen unbrauehbar. Pfaundler bzw. sein Schüler Matusiewicz zeigen das an 
einem hübschen Beispiel. Die Seitenlängen a dreier Würfel aus gleichem Material 
und Dichte = 1 seien 1, 2, 3 cm; dann wird ihr Volumen bzw. Gewicht a3, also 1, 8, 
27, ihr Streckengewicht dagegen 1, 4, 9. Das Streckengewicht ist also eine von der 
Länge abhängige Größe und wächst, wie man sieht, mit dem Quadrat der Seiten- 


— 131 — 


länge. Das gleiche gilt aber nicht nur für den Kubus, sondern auch für den Zylinder, 
Quader, Kegel und auch für den menschlichen Körper. Aber noch etwas anderes zeigt 
das obige Beispiel. In dem Maße, in welchem die Seitenlängen der Würfel linear wachsen, 
wächst das Gewicht der Würfel mit der dritten Potenz. Auf die Körpermaße ange- 
wandt heißt das aber nichts anderes, als daß man die Beziehung von Körpergewicht und 
Länge nur dann erfolgreich für den Vergleich verschiedener und ungleich großer Körper 
anwenden kann, wenn man beide Größen gleichdimensional macht, 
sie gegeneinander nivelliert. Man wird also entweder die Länge zur dritten Potenz 
erheben oder das Gewicht auf die Länge reduzieren. Der ersten Forderung entsprechend 


lautet der Pirquet- Index E ‚wo P das Volumen bei Dichte = 1, also = Körpergewicht 
bedeutet. Livi dagegen hat den letzteren Weg eingeschlagen. In einem Würfel von 
3 


der Seitenlänge a ist sein Volumen Y = a® und ie entspricht dem oben Postu- 
, FORNET 
lierten. Für den menschlichen Körper gilt dann der Livi- Index Koht iig und 


gibt an, wieviel Prozent der Körperlänge (L) die Seitenlänge (YGewicht) eines Würfels 
beträgt oder eines irgendwie geformten Körpers, dessen Gewicht gleich ist dem Körper- 
gewicht bzw. dem Körpervolumen bei Dichte = 1. Der Livi- Index beträgt nach einer 
Zusammenstellung bei Matusiewicz bei der Geburt etwa 30, sinkt bis zum Alter 
von 8 Jahren auf 24 und hält sich unter geringen Schwankungen auf dem Niveau von 
22. Der Pirquet-Index steigt dagegen meist stetig von 36 im ersten zu einem Wert 
von ca. 82 im 18. Lebensjahr. Je mehr die Extremitäten wachsen, je stärker im all- 
gemeinen die Streckung, desto kleiner wird der Livi-, desto größer der Pirquet-Index. 
Beide Indices wechseln also im Laufe der Entwicklung ihren Wert. Dieses störende 
Moment auszuschalten und ein vom Extremitätenwachstum möglichst unabhängiges 
Maß zu finden, war Pirquets Bestreben. Aus diesem Grunde zieht er ein schon seit 
langer Zeit bekanntes, aber bisher wenig gebräuchliches Maß neu heran, die Sitz- 
höhe, die Entfernung von der Sitzfläche (Stuhlfläche nennt sie Vierordt) zu Scheitel- 
höhe bei aufrechter Körperhaltung. Die neue von Pirquet eingeführte Beziehung 


3 — 
ist inei , in der ebenfalls die arithmetische Nivellierung vorgenommen ist. 


Mathematisch ist dieser Ausdruck korrekt, denn es ist erlaubt, statt eines Würfels 
vom einfachen einen solchen vom 1Ofachen Körpergewicht zu nehmen und sein linear 


reduziertes Maß (Yio Gewicht) mit der Seitenlänge (Si) zu vergleichen, wenn es 
sich nur bestätigt, daß annähernd Si’ = 10 Gewicht. Tatsächlich ist das bei gutem 
Ernährungszustand der Fall, wie das Pirquet an Hand eigener und den in der Lite- 
ratur vorliegenden Messungen belegen konnte. Pirquet drückt das plastisch so aus: 
10 Menschen gleicher Sitzhöhe und vom gleich guten Ernährungszustand füllen beim 
Sitzen den Raum eines Würfels, dessen Seite der Sitzhöhe entspricht. Die Proportion 
3 e 
Si: yio Gewicht = 100 : z läuft auf den Ausdruck d 100 hinaus, den 
Pirquet nach seiner Nomenklatur Gelidusi nennt. Ge = Gewicht zehnfach, dritte 


3 . 
Wurzel daraus, also das lineare Maß = li, du = durch, si = Sitzhöhe. H° oa 


kann sein = 1, > 1l oder < 1. Das Gelidusi wird also im für den Körper günstigsten 
Falle, beim muskelkräftigen Erwachsenen und beim fetten Säugling, 100 betragen, 
sein Wert schwankt, von extremen Fällen nach oben und unten abgesehen, zwischen 
91 und 100, sowohl bei Neugeborenen als bei Erwachsenen. Und hier liegt der 
Vorzug gegenüber dem Livi- und dem älteren Pirquet-Index. Die Größe Gelidusi 
ist im großen und ganzen vom Alter unabhängig, Körperfülle bzw. Magerkeit werden 
infolgedessen empündlichere Ausschläge sach oben oder unten liefern. Pirquet 
ge 


=. 


benutzt den Gelidusi-Index als objektives Maß für den Ernährungszustand des Menschen 
und hat, um das Wurzelziehen bzw. das Logarithmieren zu ersparen, und für die- 
jenigen, die sich des Rechenstabes nicht bedienen können, Tabellen konstruiert, aus 
denen man für die Sitzhöhen von 30—100 die Gelidusizahl für das entsprechende 
Gewicht direkt ablesen kann. 

Ist man nun wirklich imstande, aus dem Index etwas über den Ernährungszustand 
auszusagen, stimmt damit das klinische Urteil? Pirquet ist geneigt, diese Frage zu 
bejahen, nach ihm sind Kinder unter 91 auch klinisch deutlich mager, fette Kinder 
zeigen größtenteils ein Gelidusi von 100. 

Bei dieser Gelegenheit will Ref. über eine diesbezügliche im K. A. V. H. vorgenommene 
Prüfung berichten. Aus einer Zahl von rund 400 Kindern, deren Gewicht und Sitzhöhe genau 
gemessen war, waren nur solche herausgesucht worden, über welche das unabhängig von der 
Messung gewonnene klinische Urteil ganz einwandfrei feststand. In folgenden Tabellen sind 
nur jene Kinder zusammengestellt, die bezüglich ihres Entwicklungs- und Ernährungszustandes 
entweder als „sehr gut“ bzw. fett, oder als „schlecht“ bzw. mager befunden wurden. Also 
eine nach klinischen Gesichtspunkten vorgenommene Auslese der besten und schlechten. Auf 
140 „gute“, kamen 31 „schlechte‘‘ Kinder. Nun wurde der Gelidusi-Index eingeschrieben, 
und das Material nach dem Alter in Gruppen: 1. Halbjahr, 2. Halbjahr, 1. Lebensjahr, 2. bis 
4. Lebensjahr geordnet. Auch den Livi-Index wurde zum Vergleich herangezogen. Wegen 
häufigen Wechsels der Kinder und aus anderen äußeren Gründen, konnte die Sitzhöhe und 
Längemessung nicht immer gleichzeitig und nicht bei allen und nicht bei denselben Kindern 
ausgeführt werden. Die Livi-Indices sind sonst nach dem gleichen Prinzip zusammengestellt, 
das Material ist aber nicht ganz mit den vorigen Gruppen identisch. 


A. Gelidusi vonKinderninsehrgutem Ernährungs- und Entwicklungszustand. 











Gelidusiwert. 
Alter junter 91 105 u. darüber | Gesamtzahl der Fälle 
Erstes Halbjahr. . 8 18 17 4 47 
Zweites Halbjahr 8 17 1% 6 43 
2. bis 4. Lebensjahr | 0 8 15 24 3 50 
i Zahl der Fälle. 
B. Gelid usi von Kindernim schlechten Ernährungs- und Entwicklungszustand. 
Gelidusiwert. 
Alter fonter 91| vis s | von 96—100] von 100—106 | 105 u. darüber | Gesamtzahl der Fälle 
Erstes Lebensjahr ] 6 | 17 | 7 | 0 | 1 | 3l 


C. Livi-Index von Kindern 
in sehr gutem Ernährungs- und Entwicklungszustand. 


Liviwert. 


Alter Inter 25 2608 unter 5 08.09 29—80 30 u. darüber | Gesamtzahl der Fälle 




















Erstes Halbjahr. . | 0 | 0 6 | zı wo | 38 
Zweites Halbjahr . | 0 | 0 e | 15 6 | 33 
1—1!/, Jahr. .... | l in 4 5 1 14 
1172 Jahre . . . | — | — 5 2 1 11 
2—3 Jahre ..... 2 9 3 0 0 14 
3—5 Jahre . . . . . | 7 4 l l 0 13 
Zahl der Fälle. 
D. Livi-Index von Kindern 
in schlechtem Ernährungs- und Entwicklungszustand. 
Liviwert. 
Alter _ [unter 26| von 28—28 | von 28—29. von 30 u. darüber, | Gesamtzahl der. Fälle. 
Erstes Lebensjahr. .| 1 | 16 9 4 o | 30 


— 133 — 


Die Tabellen zeigen, daß das Gelidusi sich auf der von Pirquet angegebenen Höhe hält, 
allerdings ist die Zahl der Gelidusi von 100—105 eine besonders für die jüngeren Säuglinge auf- 
fallend große. Das kommt daher, weil die mit „sehr gut“ klassifizierten Kinder zum großen 
Teil aus dem» Fürsorgematerial des K. A. V. H. stammen, unter dem ausgesprochen fette 
Kinder vorwiegen. Die größte Zahl der Fälle in fast allen Altersabschnitten bis zum 4. Lebens- 
jahr mit Ausnahme der jüngsten Kinder, weist ein Gelidusi zwischen 100 urd 105 auf. Während 
bei den gut ernährten Kindern kein Gelidusiunter 91 vorkam, wächst seine Zahl bei der schlech- 
ten Gruppe merklich an, auch sonst ist eine deutliche Verschiebung nach abwärts zu kon- 
statieren. Auch der Li vi- Index spricht in überraschender Weise besondersim ersten Lebensjahr 
auf Körperfülle und Magerkeit empfindlich an. Daß er aber im Gegensatz zu Gelidusi mit 
zunehmendem Alter und bei normaler Entwicklung dauernd absinkt, ersieht man aus der 
Tabelle C. Der größere Teil von den 400 Kindern, nämlich 230, entfällt auf die Kinder mit dem 
klinischen Befund „mittelmäßig“, „leidlich‘‘, „recht gut‘, „leidliches Fettpolster, aber etwas 
schlaff“ usw. Diese Fälle wurden nicht zusammengestellt, weil hier naturgemäß das klinische 
Urteil oft sehr stark subjektiv gefärbt ist. Erwähnt eei nur, daß in dieser Gruppe schon eine 
recht starke Streuung der Werte zu bemerken war. Überhaupt ist die Gesamtzahl der heran- 
gezogenen Fälle zu klein, um irgendwelche strenger mathematisch formulierte Regelmäßigkeiten, 
etwa im Sinne des von Pfaundler und seinen Mitarbeitern angewandten Variationspolygone, 
herauslesen zu können. 

Im übrigen räumt Pirquet dem klinischen Befund in weitgehendem Maße sein 
Recht ein und will etwa durchaus nicht das subjektive klinische Urteil durch das 
Gelidusi ersetzen. Dieses hat eine darüber hinausgehende Bedeutung durch die Tat- 
sache, daß es ein adäquater Ausdruck für die Proportionalität zwischen 
Breiten- und Längenwachstum sein kann. Und als solcher bildet der Gelidusi-Index 
die Grundlage für weitere, wichtige Ableitungen, über die im IV. Teil zu sprechen 
sein wird. 

II. Ist eine genaue Abgrenzung und Bestimmung der Körperoberfläche 
möglich? | 

Zwei Wege stehen zur Verfügung: Entweder die direkte Messung oder die rech- 
nerische Ermittlung. Bei der direkten Messung sind erhebliche Schwierigkeiten 
zu überwinden. Bei Tierleichen wird das abgezogene Fell (soweit das überhaupt geht) 
auf einer ebenen Unterlage ausgebreitet und die Fläche durch Zerlegen in meßbare 
Dreiecke planimetrisch ausgewertet. Körperteile, an denen das Fell nicht abzieh- 
bar ist, belegt man mit Staniolpapier und mißt nachher dieses aus. Je nach der 
Dehnung des Felles erhält man verschiedene Werte, die nach Pfaundler beim 
Meerschweinchen bis 38%, schwankten. Es ist klar, daß dadurch dem Verfahren 
eine große Unsicherheit anhaftet, besonders da man nicht weiß, welche Dehnung 
den physiologischen Verhältnissen am nächsten kommt. Pfaundler bediente sich 
„der leichten“ Dehnung und rechnete mit einer Fehlerbreite von ca. 15%. Eine andere 
Methode von Vierordt und Meeh, zumeist am Menschen angewandt, beruht darauf, 
daß man einerseits an größeren Oberflächenbezirken die Fläche mit Stab, Zirkel 
usw. direkt ausmißt, andere Körperteile dagegen mit Zinnfolie belegt und die einzelnen 
Stücke auswertet. Auch hier spielt die Dehnung (des Zinnpapieres) eine Rolle, auch 
ist es mühevoll, manche Körperregionen lückenlos zu belegen. Unexaktes Arbeiten 
kann die ganze Messung mit großen Fehlern belasten. Einen Fortschritt bedeutete 
es daher, als Lissauer die in Regionen geteilte Körperoberfläche (an Säuglingsleichen) 
mit Zinkleim bzw. einer gefärbten Harzlösung bestrich und auf Papier abklatschte, 
auf dem ebenfalls die Fläche durch Zerlegen in Quadrate ausgemessen wurde. Nach- . 
teile, hervorgerufen durch Verschmieren der Harzlösung und Verwischen der Konturen, 
veranlaßten Pfaundler zusammen mit Kastner ein modifiziertes Deckver- 
fahren auszuarbeiten. Man bedeckt den Körper mit Leukoplast, bestreicht dieses 
mit chinesischer Tusche und mißt die Pflasterteile — unter Ausbreiten auf ebenen 
Pappen — nach einem bestimmten Prinzip aus (Einzelheiten siehe Original). Der 
offensichtliche Vorteil dieser Methode besteht darin, daß weder auf Ränder noch auf 
Falten Rücksicht genommen zu werden braucht, weil ja die Tusche die überdeckten 
Ränder und evtl. Falten nicht färbt und nur die mit Tusche bedeckten Flächen aus- 


— 134 — 


gewertet werden. Bei gewisser Schonung des Körpers (vorsichtiges Ablösen des Pfla- 
sters usw.) und auf einige Tage verteilter allmählicher Messung ist die Methode auch 
an lebenden Säuglingen auszuführen. Kastner und später Pfaundler haben nach 
diesem Verfahren an 22 Kinderleichen die Oberfläche bestimmt. 

= Für die indirekte Methode durch Berechnung hat Molleschot folgende 
Direktiven gegeben: „Es wird nicht weit gefehlt sein, wenn wir annehmen, daß sich 
der Rauminhalt zweier Körper verhält wie ihr Gewicht. Und da der Rauminhalt 
im Verhältnis des Kubus, die Oberfläche in dem des Quadrates des bezüglichen Maßes 
wächst, so hätten wir aus dem Gewicht zweier Individuen nur die dritte Wurzel 
zu ziehen und diese nachher aufs Quadrat zu erheben (vom Rf. gesperrt), 
um zwei Größen zu erhalten, die sich zueinander verhalten wie die Oberflächen der 
betreffenden Körper“ (zit. vom Ref. nach Meeh). Man beachte, dieser Überlegung 
liegt der Gedanke zugrunde: Zurückführung der Dreidimensionalen auf 
lineare und ihre Überführung in Flächenmaße. Dieser Forderung der arith- 
metischen Nivellierung tragen auch die von Vierordt- Meeh, Stöltzner - Miwa, 
Lissauer u.a. aufgestellten Formeln Rechnung. Nach Meeh ist die Oberfläche 


O=m- yP = m. P», das ist die am meisten angewandte Formel. Lissauer 
erhält eine zweidimensionale Größe durch Division von Körpergewicht durch 


E In den Formeln 
bedeutet L die Körperlänge, P das Körpergewicht (bei Dichte = 1) und die na 


zıenten m und o sind Oberflächengewichtsindices, die sich berechnen lassen. m = 


3 
Körperlänge (2 - = a, 8. Streckengewicht!). O ist dann = 0- 4 


r 
o se Es sei z. B., nach dem Pfaundlerschen Deckverfahren bestimmt, die 


Oberfläche eines 6 Monate alten Kindes von 5800 g Gewicht und 63,7 cm Länge gleich 
3260 qem. Dann wird m = 10,10 und o = 35,8 sein. Meeh gibt als Mittel aus seinen 
Bestimmungen an: m = 12,31, Lissauer o = 37. 

Der Koeffizient m spielt eine besondere Rolle (s. Oberflächengesetz), und es er- 
hebt sich nun die prinzipielle Frage nach seiner Konstanz, denn damit steht 
und fällt 2 Brauchbarkeit der Oberflächenformel. Körperform und Statur werden 


die Größe Pr bestimmen. Für den Kubus oder für die Kugel (bei Dichte = 1) z. B. 


ist m = (a aan; = = 6 bzw. g en = 4,836. Hiernach müßte der m-Wert für ver- 
schiedene Spezies ein verschiedener sein, wie das auch tatsächlich angenommen wurde. 
(Rubner: „Die Konstante K ist von der Tierart abhängig; K = m). Pfaundler 
hat nun sein eigenes und das übrige einschlägige Zahlenmaterial (Meeh, Systcheff, 
Rubner, Lissauer, Thomas, Kastner) zusammengestellt und zum Teil neuberech- 
net und zeigt, daß von einer strengen Konstanz gar keine Rede sein könne. Der m-Wert 
ist — auch bei derselben Tierart — starken Schwankungen unterworfen. So be- 
tragen die m-Werte für den Menschen 8,83—13,91 für den Hund 9,29—13,59, für das 
Meerscheinchen 7,65—12,57. Die Species übt also keinen deutlichen und vor allen 
Dingen keinen konstanten Einfluß auf den Koeffizienten aus. Diese merkwürdige 
Tatsache — trotz der erheblich voneinander abweichenden Gestalten! — sucht 
Pfaundler damit zu erklären, daß möglicherweise in der einen Richtung auf die 
Körperform einwirkende Veränderungen durch entgegengesetzte wieder kompensiert 
werden. Doch läßt sich bei objektiver Würdigung aller Nebenumstände eine relative 
Konstanz des m-Wertes bei verschiedenen Tieren nicht verkennen. Von welchen 
Faktoren ist denn der m-Wert überhaupt abhängig? Schon aus dem erwähnten Bei- 
spiel des Würfels und der Kugel ist zu ersehen, daß, je schlanker die Körperform, 
desto größer der Oberflächengewichtsindex sein müßte. Nun spielen aber, wie gesagt, 
gleichzeitig so viele Umstände mit hinein, daß der Übergang von einer in die andere 
Form nur selten, selbst nicht immer in extremen Fällen klar zum Ausdruck kommt. 


— 135 — 


Mit fortschreitendem Lebensalter weist der m-Wert eine steigende Tendenz auf. 
Cammerer empfiehlt daher für Säuglinge statt des Meehschen Wertes von 12,3 
einen von 11,97 zu verwenden. Die Beschaffenheit der Körperoberfläche 
ist ferner zu berücksichtigen. Es kann nicht gleichgültig sein, ob die Oberfläche glatt, 
gespannt, feinfaltig oder gar, wie das etwa bei schwerer Säuglingsatrophie der Fall 
sein kann, stark gefaltet ist. Schloßmann verzichtet deshalb darauf, bei einem 
typisch atrophischen Kinde die Oberfläche aus der Konstante m zu berechnen. Die 
Haut eines solchen Kindes ist besonders um die Beine stark gefaltet, ein solches Kind 
steckt, wie SchloßBmann sich ausdrückt, in einer zu weiten Hauthose. In diesem 
Falle, meint Pfaundler, sei es sehr sinnfällig, daß sich Hautfläche und Körper- 
oberflächenichtdecken. Aus ebendemselben Grunde hat Lissa uer es vorgezogen, . 
an atrophischen Säuglingen mit seiner Methode die Oberfläche direkt zu messen und 
fand hierbei einen vom Meehschen für gesunde Säuglinge beträchtlich abweichenden 
Koeffizientenwert, nämlich: 10,3. Von weiterem Einfluß auf den m-Wert kann die 
Körperdichte sein (darauf haben übrigens schon Stöltzner und Miwa hingewiesen, 
Fr , sondern 
lauten. Nur wenn die:Körperdichte = 1 ist, dürfen Körpervolumen und Körpergewicht 
identifiziert werden. Demgemäß würde der exakte Ausdruck für den Vierordt- 
Meehschen Koeffizienten sein: PR A gi,’ WO d die Körperdichte bedeutet. Ohne 
Berücksichtigung der Dichte ist, wie Pfaundler zeigt, mit einer Gesamtfehlerbreite 
von rund 10% zu rechnen. ` 

Das spezifische Gewicht von Säuglingen, ihre Bruttokörperdichte variiert nach Kastner 
zwischen 0,9156 und 1,0676, bei Atrophikern von 0,9115 bis 1,0682. Pfaundler findet die 
Bruttodichte von dem veränderlichen Gasbestand des Körpers stark beeinflußt. Daran leidet 
naturgemäß die gewöhnliche Dichtebestimmung. Daher ist Pfaundler zur Ermittelung der 
Nettodichte geschritten, mittels eines von ihm konstruierten Apparates, des sog. Säuglings- 
volumenometers, der hier nicht näher beschrieben werden kann. Auch bezüglich des Prinzips 

Körpergewicht _ 
Nettokörpervolumen °’ 
Nettokörpervolumen ist zu verstehen das Gesamtkörpervolumen (durch die Wassertauchme- 
thode bestimmt) ohne das Volumen der gasgefüllten Hohlräume, des Respirationsbaumes und 
des Darmkanals. Ein Vergleich also mit der Bruttodichte gibt den Gesamtgasgehalt des Körpers 
an. Während die Bruttodichte (im Mittel aus 14 Fällen) 0,9835 beträgt, ist die Nettodichte 
= 1,143, also beträchtlich höher. 

In allererster Linie hängt der m-Wert von der Methode der direkten 
Oberflächenmessung ab. Je nach dem Verfahren wird der m-Wert verschieden 
ausfallen, und umgekehrt werden die Oberflächenwerte in weiten Grenzen schwanken. 
Ein klares Bild hierüber liefern die Tabellen, in denen Kastners und Pfaundlers 
Oberflächenzahlen zusammengestellt und die Differenzen zwischen berechneten und 
gefundenen Werten einzusehen sind. Am meisten nähert sich den Zahlen Pfaund- 
lers der Lissauersche m- bzw. o-Wert: 10,3 bzw. 37. 

Läßt man den Einwand wegen der Unsicherheit des Koeffizienten zunächst 
außer acht, dann ist von einer Oberflächenformel zu verlangen, daß sie sich auf mehrere 
Körpermaße stützt. Insofern ist die Lissauersche der Meehschen überlegen. Miwa 
und Stöltzner haben in ihren Formeln außer dem Körpergewicht und der Länge 
roch den Brustumfang verwendet, Bouchard zog den Taillenumfang heran. In 
richtiger Konsequenz erhebt Pfaundler in seiner neuen Methode zur Berech- 
nung der Körperoberfläche 35 Körpermaße (Genaueres s. Original), indem er 
mittels Dermatographen einzelne Körperregionen nach geometrischen (nicht ana- 
tomischen) Gesichtspunkten markiert, die Körperoberfläche in gerade Zylinder- (in 
weiterem Sinne) und Kegelstumpfmäntel zerlegt und die Mantelflächen berechnet. 
Die Produkte von 16 Maßpaaren (Seitenhöhe x Umfang = Fläche) werden sum- 
miert, dazu kommen noch drei Schädelumfänge, aus deren Mittelzahl % die Schädel- 


Ref.). Streng genommen müßte nämlich der Koeffizient nicht 


muß auf das Original verwiesen werden. Die Nettodichte ist = unter 


— 136 — 


2 
fläche berechnet wird nach (u = 2r z, also Cri = 4r? a). An 12 Kindern nach 


N 


dieser Methode berechnete Werte differieren mit den aus direkter Messung nach 
dem Deckverfahren gewonnenen um rund 2,5%. Eine durchaus befriedigende Über- 
stimmung, wenn man berücksichtigt, daß die Körperoberfläche von Menschen und 
Tieren kein geometrisches Gebilde darstellt. Aber gerade der letztere Umstand gebe, 
meint Pfaundler, zu denken. Ceteris paribus wird für die Größe der Körperober- 
fläche die jeweils angewandte Methode ausschlaggebend sein. Es ist rein subjektiv, 
wie weit man die Grenzen der Oberfläche abstecken, die Details ihrer Form mit ihren 
in physiologischer und physikalischer Hinsicht höchstwahrscheinlich wichtigen Fal- 
tungen, Einbuchtungen usw. berücksichtigen will. Im Gegensatz zum Körper- 
gewicht und zur Körperlänge ist die Körperoberflächein der Physiologie 
kein objektiver, sondern konventioneller Begriff und ist daher weder 
durch Messung zu limitieren noch objektiv zu berechnen. 


III. Das energetische Oberflächengesetz. 


In der Einleitung wurde bereits auf das Oberflächengesetz hingewiesen und dort 
sein Inhalt in aller Kürze und ganz allgemein an Hand einiger Beispiele und Zahlen 
anzugeben versucht. Die dort angeführten Belegdaten zeigten, daß die abgegebenen 
Energiemengen, pro Gewichtseinheit berechnet, stark differieren und diese Diffe- 
renzen ausgeglichen werden, sobald man den Energieverlust auf die Oberflächenein- 
heit bezieht. Ein anderes für den Sinn des Gesetzes entscheidendes Moment kommt 
hinzu: Das ist der wärmeregulatorische (temperaturregulatorische) Faktor. In den 
Darlegungen Bergmanns, der als einer der ersten diese Zusammenhänge klar aus- 
gesprochen hatte, heißt es: „Für den Grad von Wärme, in welchem ein Tier sich über 
seine Umgebung zu erheben vermag, ist das Verhältnis seines Volumens zu seiner 
Oberfläche natürlich von größter Wichtigkeit.“ Warmblüter bzw. Homöotherme 
müssen dauernd an die kältere Umgebung durch ihre Hautoberfläche Wärme ab- 
geben. Da die Oberfläche um so größer, je kleiner ein Tier ist, so muß die Wärmeabgabe 
bei kleineren Tieren größer sein als bei größeren. Um diesen Wärmeverlust auszu- 
gleichen und soll die Temperaturkonstanz gewahrt bleiben, müssen kleinere Tiere 
entweder größere Arbeit leisten (Muskelarbeit, Bewegung) und folglich mehr Nahrung 
aufnehmen (kleine Tiere sind flinker und gefräßiger), oder aber es muß der Wärme- 
verlust pro Oberflächeneinheit absinken, was durch entsprechenden Schutz der Körper- 
oberfläche erreicht werden kann (Haar, Gefieder usw.). Rubner, der überhaupt erst 
durch seine umfassenden experimentellen Untersuchungen die Grundlagen für das 
Gesetz geschaffen hat, gibt ihm folgende Fassung: Beim hungernden oder ruhenden 
Warmblüter ist bei ungleicher Größe der Energieverbrauch proportional der Ober- 
fläche des Tieres geordnet, oder: Für je eine bestimmte Zahl von Quadratzentimetern 
Oberfläche wird such die gleiche Anzahl von Wärmeeinheiten abgegeben, der Gesamt- 
stoffwechsel ist also der Oberflächenentwicklung direkt proportional — „weil die 
von der Haut ausgehenden, durch Abkühlung bedingten Impulse die Zelltätigkeit 
anregen“. Diese reflektorisch wirkenden Abkühlungsimpulse sollten das Bestimmende 
für den Energieumsatz sein, indem sie gewissermaßen die oxydative Energie des 
Protoplasmas beeinflussen. 

Es handelt sich also um die sog. „chemische Wärmeregulierung“ (Rubner). 
Als dann aber gefunden wurde (Rubner), daß (bei Meerschweinchen) auch bei 30°, 
also außerhalb der Zone der chemischen (bis etwa 20°C) und innerhalb der Zone der 
physikalischen Wärmeregulation, der Energieumsatz der Oberfläche proportional 
bleibt, und als ferner die Gültigkeit des Gesetzes auch auf die Kaltblüter bzw. Poikilo- 
therme, bei denen von einer Wärmeregulierung nicht gesprochen werden kann, aus- 
gedehnt wurde, sah sich R ub ner gezwungen, die Grundlage des Gesetzes zu verbreitern 
und ihm eine andere Begründung zu geben. Bei Ausschaltung der chemischen Wärme- 


— 137 — 


regulation setzt, meint Rubner, die physikalische ein, und diese ‚‚ist gleichfalls, wenn 
es sich bei ihr auch nicht mehr um Abkühlung handelt, trotzdem in ihren Leistungen 
von der relativen Oberfläche abhängig. Man sieht demnach, daß auch die Verhält- 
nisse der physikalischen Regulation und nicht allein der Wärmeverlust dem Organi- 
sationsgesetze zusteuerte, daß die Wärmeproduktion in Beziehung zur Oberflächen- 
entwicklung stehen muß“. 

An zwei Hauptpunkten greift Pfaundler mit seiner Kritik ein. Der erste Punkt 
betrifft die Begründung des Gesetzes, der zweite, wichtigste, das Zahlenmaterial. 
Ad 1. Wenn die Oberfläche durch von ihr ausgehende Abküblungsimpulse, die die 
Zelle zur „chemischen“ Arbeit anregen (d.i. der Sinn der chemischen Wärmeregu- 
lation), den Stoffwechsel steuert, dann muß zunächst gefragt werden, ob hierbei 
die äußere Körperoberfläche allein bestimmend ist oder ob nicht vielmehr 
auch die innere Körperoberfläche mit einbezogen werden muß. Auch die innere 
Oberfläche kann prinzipiell an der Wärmeabgabe teilnehmen, ihr Anteil ist gar nicht 
so gering und darf nicht vernachlässigt werden. Wo ist aber und wie, muß man weiter 
fragen, eine Grenze zwischen äußerer und innerer Oberfläche scharf zu ziehen? Es 
sei an die Ausführungen über die Abgrenzungsmöglichkeit (bzw. -unmöglichkeit) 
der äußeren Körperoberfläche, als eines nicht geometrischen Gebildes, erinnert. Selbst 
wenn man sich darüber hinwegsetzt und eine Berechnung versucht, gelangt man zu 
unmöglichen Verhältnissen. Pfaundler zieht das Beispiel der Respirationsfläche heran; 
diese schwankt zwischen 40—230 qm. Im Vergleich dazu beträgt die äußere 2 qm!, 
könnte also im Vergleich zur inneren ganz vernachlässigt werden. Die Beteiligung der 
inneren Oberfläche müßte übrigens sehr ungleichmäßig sein, denn die Atmungs- 
fläche wird sich anders verhalten als die Verdauungsfläche und die wiederum anders 
als die uropoetische Oberfläche. Dasselbe gilt auch für die äußere Oberfläche. A priori 
ist die Gleichmäßigkeit der Wärmeabgabe auf der ganzen äußeren Körperoberfläche 
nieht einzusehen und es ist bekannt und experimentell festgestellt, daß verschiedene 
Hautbezirke, je nach ihrer Lage zu den betreffenden Organen, verschieden an der 
Wärmeabgabe beteiligt sind. Und wie verhält es sich mit den Abkühlungsimpulsen, 
sind nur die von der äußeren Oberfläche kommenden gemeint? Allgemein wird zwar, 
wenn man vån Abkühlung spricht, an die Haut, als den Träger des cutanen Tempe- 
ratursinnes, gedacht, aber ebenso kommen die Schleimhäute in Betracht, denn auch 
diese haben einen, wenn auch geringer ausgebildeten, aber deutlichen Kältesinn. 
Auch hier wieder ist mit einer ungleichmäßigen Verteilung der die Kältereize ver- 
mittelnden Oberflächenbezirke zu rechnen. Unter all diesen eben angedeuteten Um- 
ständen erscheint die Proportionalität von Wärmeeinheit zur Körperoberflächen- 
einheit (äußere oder innere? oder äußere + innere?) zweifelhaft. Ähnliche Einwände 
gelten auch gegenüber den „Wärme‘“-Reizen, also wenn es sich um Übererwärmung 
handelt. Bei der physikalischen Wärmeregulierung ist aber die Abgrenzung der Funk- 
tion der inneren und äußeren Oberfläche noch schwerer. Was an der ersten Begründung 
(chemische Wärmeregulierung) so ansprechend war, die Steuerung des Stoffwechsels 
von der chemischen Werkstatt der Zelle aus, fällt bei der physikalischen Wärme- 
regulation fort. Bei der letzteren sind die Beziehungen von Oberfläche zur oxydativen 
Energie des Protoplasmas höchstens nur sehr indirekte und lose. 

Ad 2. Fehlt es der theoretischen, gedanklichen Begründung an der nötigen Klar- 
heit, stößt man im Gegenteil auf viele innere Widersprüche, so darf zunächst ver- 
langt werden, daß die zahlenmäßige Fundierung fest gefügt und eindeutig ist. Es ist 
bereits eingangs eine kleine Zahlenreihe angegeben worden. Die nachstehende Zu- 
sammenstellung gibt eine Übersicht über die Wärmebildung bei Mensch und Tier 
und stammt von Rubner. « Š 

Die Zahlen gelten für etwa 15° Lufttemperatur, bei absoluter Ruhe, Hunger und normalem 


rzustand. Bei Pflanzenfressern ist die große Kotmasse, die die Tiere mit sich führen 
vom Körpergewicht bei der Berechnung abgezogen. 


Spezies Calorien pro qm Oberfläche 
Schwein . 2 2 2 2 2 2 2 2 2 nr rn 0. 1078 
Mensch . . : . 2. 2 2 2 2 2 2 2 2 2. 1042 
Hund e s 3.2 1.00 a de ra Bee 3 Sy 1039 
Kaninchen. . . . o 2 2 2 2 2 2 2. 917 

ER re er, re ar Er ae Kar Euer son 2 1188 
Meerschweinchen . . . . . . 2.2 2.2. 1246 
Katze: 2 0200 8.0 we % 1039 
Plora oe 2: , wa 2 u. ae LE a 1085 

d aaa ee de ee ra en de 1085 


Die letzten drei Zahlen (für Katze, Pferd, Rind) sind nur Schätzungswerte. Sieht 
man also von diesen ab, dann tritt das Kaninchen aus der Reihe, das Meerschwein- 
chen liefert die höchsten Werte. Bedenkt man, daß es sich um Ergebnisse physiolo- 
gischer Versuche handelt, ausgeführt am lebenden „Material“, dann wird man die 
Übereinstimmung eine gute finden. Man muß sich nämlich klar sein darüber, welche 
Schwierigkeiten der Experimentator hier zu überwinden hat. .Da sind die „absolute“ 
Ruhe des Tieres, der normale Körperzustand, der naturgemäß durch den Hunger be- 
einflußt wird, gleichartige atmosphärische Bedingungen u.a. m. zu berücksichtigen. 
Beim Kaninchen könnte es sich immerhin um eine Ausnahme handeln. Nun zeigt 
aber Pfaundler an Hand von Berechnungen und Umrechnungen, auf die hier nicht 
näher eingegangen werden kann, daß die Zahl für das Kaninchen keinen reinen Wert 
darstellt, sondern nach Anwendung sehr vieler, zum Teil nicht konsequent durch- 
geführter Korrekturen erhalten worden ist. Aber auch der Wert für die Maus sei nicht 
einwandfrei. Hier spielt einerseits eine prinzipiell unzulässig durchgeführte Rechnung 
und eine damit zusammenhängende Unklarheit, andererseits die Unsicherheit über 
den Wert des Vierordt- Meehschen Koeffizienten eine Rolle. Pfaundler hat 
deshalb an einigen Mäusen die Oberfläche am abgezogenen Fell gemessen und daraus 
den m-Wert bestimmt. Nimmt er den von ihm gefundenen Wert zur Grundlage, 
dann findet er für die Maus pro Öberflächeneinheit berechnet einen gänzlich aus 
der Reihe fallenden Wert. Nach Vornahme der Korrektur bezüglich des Kaninchens 
und der Maus bekommt aber die Tabelle ein wesentlich anderes Aussehen. Die Un- 
sicherheit des m-Wertes einerseits und der pro Oberflächen@inheit aus- 


geschiedenen Calorienmenge andererseits trüben vorderhand das Bild. 
Dadurch ist vor allem die Entscheidung erschwert, was primär unkonstant verläuft. 
Pfaundler bringt zu dieser wichtigen Frage einige Vorschläge. So meint er, es ließe sich in 
Fällen von ausgesprochener Disjunktion zwischen Oberfläche und Körpergewicht, in denen 
ja der Vierordt - Mechsche Koeffizient von seinem Mittelwert starb abweichen müßte, — 
der Verlauf von Energieumsatz im Verhältnis zur Gewichts- und Oberflächeneinheit unge- 
trübter beobachten. Man könnte, meint er, diese Disjunktion im Experiment künstlich hervor- 
rufen, z. B. durch peripheres Anästhesieren der Hautoberfläche oder durch spinale Läsion der 
Temperatursinnleitungen, wobei die Körpermasse dieselbe bleibt, oder es ließen sich 
Krankheitsfälle heranziehen, in denen diese Disjunktion sowieso besteht, z. B. bei der Atrophie. 


Die bisher an atrophischen Säuglingen ausgeführten Versuche haben nach Pfaund- 
lers Meinung bezüglich des Kraftwechsels zu ungleiche Ergebnisse geliefert. Aber 
auch die übrigen Versuche an gesunden Säuglingen, die einen gewissen Rückhalt 
für das Oberflächengesetz zu bieten schienen, sprechen eher gegen die Konstanz. Er- 
hebungen von Benedikt und Talbot an 37 Säuglingen in etwa 800 Versuchen er- 
gaben jedenfalls keine Proportionalität des Umsatzes zur Oberfläche. 

Auch die zahlenmäßige Grundlage des Gesetzes ruht also vorläufig, meint Pfaund- 
ler, noch auf schwankendem Boden. 


IV. Der Energieumsatz als Flächenfunktion; Darmfläche, Ernährungs- 
fläche. 

Trotz alledem kann sich selbst Pfaundler dem Eindruck nicht entziehen, daß 

man es doch mit einer biologischen Gesetzmäßigkeit zu tun habe. Es braucht sich dann 

aber nicht um eine bestimmte Oberfläche zu handeln. Insbesondere die bemerkens- 


— 139 — 


werte relative Konstanz des Vierordt- Meehschen Koeffizienten lege es nahe, 
das energetische Oberflächengesetz allgemeiner zu fassen: Der Energieumsatz ist mit 
gewisser Annäherung proportional dem Werte P*-, also der 2/,-Potenz des Körper- 
gewichts bzw. des Körpervolumens (bei Dichte = 1). P% bzw. V™» bedeutet aber nichts 
anderes als eine Auflösung des dreidimensionalen in ein zweidimensionales 
Körpermaß (vgl. oben S. 134). „Zu der Größe P*» haben also prinzipiell die sämt- 
lichen Flächendimensionen des Körpers genau dieselbe Beziehung wie die äußere 
Körperoberfläche. Jeder homologe Querschnitt des Gesamtkörpers oder irgendeines 
Körperteiles, jedes Lumen von Gefäß, Herz, Darmkanal, jede innere Oberfläche, 
jede Respirations-, Resorptions-, Sekretionsfläche usw., die Oberfläche jeder Darm- 
zotte, jeder Zelle und damit alle von Flächengrößen abhängigen Funktionswerte 
sind ceteris paribus bei ähnlichem Körperbau im gleichen Maße dem Werte P" pro- 
portional wie die Hautoberfläche.‘“ Diese Überlegungen führen Pfaundler zu dem 
Schlusse, daß vielleicht der Energieumsatz allgemein eine Flächenfunk- 
tion sei. Eine bestimmte Fläche faßt Pfaundler dabei nicht ins Auge, er läßt, wie 
gesagt, diese Frage offen. Schon Hösslin (und andeutungsweise auch Bergmann) 
hat diese Frage ventiliert. Hösslin bekämpft die Bergmann - Rubnersche Fassung 
des Gesetzes, meint, die Hautoberfläche könnte nicht als Maß des Umsatzes in Be- 
tracht kommen und verweist auf andere Möglichkeiten, die sich mit dem P*: in Ein- 
klang bringen ließen. So glaubt er u.a. annehmen zu können, daß die Höhe der Nah- 
rungszufuhr proportional sei der „ideellen‘‘ Darmoberfläche. Diese überaus interessante 
Annahme ist in diesem Zusammenhbange um so interessanter, als sie direkt eine 
Brücke bildet zu den Grundlagen des Pirquetschen Ernährungssystems. 

Im Teil I wurde ausgeführt, daß der Gelidusi-Index für den proportionierten Körper, 
also beim muskelkräftigen Erwachsenen oder beim fetten Säugling = 1 sein muß. 
nu sonst = 1, dann ist Si = yıo Gewicht und S? = Yıo Gewicht? 
= 10 Gewicht”. Auch hier also der Ausdruck ‘der" Zweidrittelpotenz des Körper- 
gewichtes. Von dem leicht zu bestimmenden linearen Maß, der Sitzhöhe, gelangt 
man zum Flächenmaß. In der Pirquetschen Nomenklatur heißt das: Bei gutem 
Ernährungszustande ist Siqua = Geliqua (Sitzhöhe zu Quadrat = Gewicht 
zehnfach linear zum Quadrat). 

Die Fläche, die man nach der Berechnung des Geliqua bekommt, nennt Pirquet 
nunmehr nach dem Vorschlage Schicks Ernährungsfläche an Stelle der früheren 
Bezeichnung „Darmfläche‘‘, die mit Geliqua nicht identisch ist. Damit hat es kurz 
folgende Bewandtnis. Für die gesamten Resorptionsvorgänge kommt in der Haupt- 
sache, meint Pirquet, der Dick- und Dünndarm in Frage. Man kann sich die Darm- 
fläche gleichsam als Filter vorstellen, auf dem sich Filtration, Diffusion und Osmose 
abspielen. Je größer die Oberfläche, desto größer die Diffusions- bzw. Resorptions- 
geschwindigkeit, desto größer die Kapazität für die Nahrung. Zur Berechnung der 
Darmfläche ist die Kenntnis der Darmlänge und der Darmbreite nötig. Pirquet 
fand nun aus den Angaben Hennings, die er später auf seiner Klinik nachkontrollieren 
ließ, daß die Darmlänge ungefähr das Zehnfache der Sitzhöhe beträgt. Die 
Darmbreite läßt sich natürlich direkt schwer bestimmen; Pirquet berechnete sie 
nur aus den in der Literatur vorgefundenen Daten über die Darmfläche, indem er diese 
durch die Darmlänge dividierte.. Nimmt man zur Grundlage die Oberfläche eines 
Darmes bei mäßiger Füllung, so ergibt sich, daß die Darmbreite gleich ist dem 
Zehntelder Sitzhöhe. Wenn also die Darmlänge L = 10 St und die Breite = 4:10, 
so ist Si? = Darmfläche. 

Prinzipiell würden alle gegen die genaue Berechnung der Körperoberfläche von 
Pfaundler angeführten Gründe in noch viel höherem Maße für die Darmoberfläche 
gelten, um nur an die enorme Ausdehnungsfähigkeit der Schleimhautoberfläche zu 
erinnern. Die Einwände gegen die Limitierung einer Darmfläche und gegen die ganze 


Wenn also 


— 140 — 


Art der Berechnung kennt Pirquet, er denkt natürlich auch an die Zotten, die 
Kerkringschen Falten usw. Die Vorstellung einer resorbierenden Darmfläche 
als plastisches Maß scheint ihm aber erlaubt. Diese resorbierende Fläche führt her- 
über zu der ideellen Darmfläche Hösslins oder zur „Ernährungsfläche‘‘, die aus dem 
Gewicht oder bei gutem Ernährungszustand aus der Sitzhöhe berechnet werden kann 


(weil dann Si = y 10 Gewicht). Bei gut genährten und proportionierten Menschen, also 
bei einem Säugling mit wohl ausgebildetem Fettpolster oder einem gut entwickelten mus- 
kelkräftigen Erwachsenen, ist das Gewicht gleich dem zehnfachen Kubus der Sitzhöhe. 
Aus der Zweidrittelpotenz des zehnfachen Gewichtes ist die „ideelle Darmfläche“, 
die Ernährungsfläche zu berechnen. Sie ist ihrem Wesen nach mehr als eine resor- 
bierende Fläche, faßt man, wie oben, den Energieumsatz ganz allgemein als Flächen- 
funktion auf, dann stellt sich die sog. Ernährungsflächeineinem umfassen- 
deren Sinne als Energiefläche dar. 


V. Die Ernährung nach Milcheinheiten. (Die Nemlehre.) 


Als Maß der umgesetzten Gesamtenergie im Organismus dient in Wissenschaft 
und Praxis die Calorie. Besonders in der Säuglingsernährung erfreut sie sich einer 
allseitigen Wertschätzung; Nahrungsbedarf und Nahrungsverbrauch werden calorisch 
kontrolliert. Aus vorwiegend praktischen Motiven heraus glaubt Pirquet an Stelle 
der Calorie eine neue, und so zu sagen, handlichere Maßeinheit für die Ernährung 
einführen zu müssen. Sie soll den Erfordernissen der Klinik entsprechen, leicht faß- 
lich sein, kurz, ein wirklich physiologisches Maß abgeben. Nach Ansicht Pirquets 
ist nämlich die Calorie keine physiologische, sondern eine physikalische und chemi- 
sche Einheit. Die potentielle Energie der Nahrungsmittel sei nicht mühelos zu be- 
stimmen; es geschieht dies entweder durch direkte Verbrennung oder auf Umwegen 
über die chemische Zusammensetzung, also auf chemisch-analytischem Wege und wird 
mittels der für die Nahrungsstoffe geltenden Standardzahlen (Rubner) berechnet. 
Der Gebrauch der Calorien gebe dauernd Anlaß zu Verwechslungen zwischen großen 
und kleinen, Netto und Bruttocalorien und endlich sei die Calorie als der Begriff einer 
Wärmemenge etwas schlechtweg schwer Vorstellbares. 

Als geeignetes Vergleichsmaß wählt nun Pirquet die für den Menschen 
und andere Säuger gleich wichtige Anfangsnahrung, die Milch. Als Einheit dient 
1 g Frauenmilch von 1,7%, Eiweiß, 3,7% Fett und 6,7% Zucker, heißt „Nem“ (Nah- 
rung-Einheit-Milch) und ist in Calorien umgerechnet = 0,667 große Calorien oder 
eine Calorie = 1,5 Nem. Das Nem läßt sich ins Dezimalsystem einreihen. Man unter- 
scheidet dann die Vielfachen: Deka-, Hekto-, Kilo-, Tonnen-Nem oder die Bruchteile: 
Dezi-, Zenti-, Milli-Nem. Pirquet hat sich der großen Mühe unterzogen, alle Nah- 
rungsmittel nach den Königschen Werten für reine (ausnutzbare) Calorien in Nem 
umzurechnen und hat daraus 8 Gruppen gebildet, die etwa der bisherigen Ein- 
teilung in Milch, Käse, Fette, Fleisch, Mehl- und Backwaren, Gemüse usw. entsprechen 
und hat, was die Benutzung der Tabellen sehr erleichtert, in abgerundeten Zahlen an- 
gegeben, wieviel Gramm der betreffenden Nahrungsmittel 100 Nem oder einem Hekto- 
nem gleich sind. 1 Hektonem Milch z. B. wiegt natürlich 100 g, 1 Hektonem Zucker 
oder Kakaopulver 17g, 1 Hektonem Butter, 8,5g, 1 Hektonem frischer Spinat, 
Kohl, Blumenkohl 250g, endlich 1 Hektonem der sehr wasserreichen Gurken oder 
von Kopfsalat 500g. Es liegt auf der Hand, daß so der Austausch der Nahrangs- 
mittel, den man hier nach Bedarf vornehmen will, wesentlich vereinfacht wird. Und 
dieser Austausch ist auf Grund des Rubnerschen Isodynamiegesetzes gestattet, 
sofern nur die Schmackhaftigkeit der Speisen und nicht zuletzt der Eiweißgehalt 
genügend berücksichtigt ist. Das Eiweißminimum wird in der Weise geregelt, daß 
der Eiweißgehalt mindestens 10 und höchstens 20%, des Nemwertes der täglichen 
Nahrung, also pro Hektonem 10—20 Dekanem betragen muß. Ist z. B. der tägliche 
Nahrungsverbrauch etwa eines Mannes bei mittlerer Arbeit 45 Hektonem (rund 


— 141 — 


3000 Calorien), so müssen als Minimum in der Nahrung 45 Dekanem (etwas über 70 g) 
Eiweiß enthalten sein. Auch das Eiweißminimum ist in den Tabellen vorgesehen, 
jedes Nahrungsmittel ist mit einer entsprechenden Kennziffer versehen. Eine außer- 
ordentlich einfache Handhabung ermöglicht Pirquet ferner durch Einführung der 
sog. „Gleichnahrung“. In bezug auf den Nennwert ist eine Kuhmilch gewöhnlicher 
Zusammensetzung und von 3,7%, Fettgehalt einer Frauenmilch gleichgestellt. Alle 
Nahrungsmischungen und alle Speisen, die so zubereitet sind, daß sie pro Gewichts- 
einheit der Milcheinheit gleichwertig sind, heißen „Gleichnahrungen‘“. Eine 17 proz. 
Zuckerlösung z. B. oder ein Brühgrieß aus 400 Gries und 1600 Wasser sind Gleich- 
nahrungen. Je 100g davon sind = 100 Nem (rund 70Calorien). Gleichnahrungen 
können miteinander in jedem beliebigen Verhältnis gemischt werden, ohne daß be- 
züglich des Nemwertes irgendwelche Änderung eintritt. Aber auch konzentrierter 
oder verdünnter kann man Nahrungsmischungen machen, wenn nur der Verdünnungs- 
bzw. Konzentrationsgrad zu 100 Nem in einer bestimmten Relation steht. Dann er- 
hält man Halbnahrungen, Doppelnahrungen usw. Derselbe Brühgries in einer Kon- 
zentration von 200g auf 1800 Wasser ergibt eine Halbnahrung (selbstverständlich 
muß die beim Erhitzen etwa verloren gegangene Wassermenge wieder ersetzt werden). 
Eine Aufkochung von 390 g Milch, 24 g Gries und 150g Zucker auf 300 eingeengt, 
ist eine Doppelnahrung, weil davon je 1 g 2 Nem entsprechen. Eine Halbmilch mit 
17 proz. Zuckerwasser als Verdünnungsmittel ist eine Gleichnahrung, Vollmilch mit 
8,5% Rohrzucker in Substanz gelöst, stellt eine ®/,-Nahrung dar, denn 


8,5 g Zucker = 5 Nem 
ad 100 Milch gelöst = 100 Nem 
100 g = 150 Nem 


Pirquet nennt diese Nahrung Sesquibo (also eine 1!/,-Nahrung, bo soll Lacbovinum 
andeuten). 

In der Milchküche des K. A. V. H. werden seit etwa 3 Jahren ‚„Pirquet-Breie“ unter Lei- 
tung des Ref. hergestellt. Eine Gemüsegleichnahrung z. B. wird dort folgendermaßen zube- 
reitet: Eine helle Mehlschwitze aus 21 g Butter und 80 g Mehl (Weizenmehl, Gries, Gersten- oder 
Hafermehl) wird mit 250 g Milch und 430 g Gemüsewasser (oder ein Teil davon Fleischbrühe) 
mit 900 g gekochtem durchpassierttem Gemüse und 1000 g gekochten und durchgedrückten 
Kartoffeln gemischt, 34 g Zucker zugegeben und das Ganze 15 Minuten durchgekocht. Was nach 
dem Kochen zum Gewicht von 2720 fehlt, wird durch abgekochtes Wasser ersetzt. Oder 
eine Gemüsedoppelnahrung wie folgt: 38 g Butter, 30 g Mehl als Mehlschwitze, ferner 300 g 
Spinat, 50 g Gemüsewasser und 13 g Zucker, 15 Minuten aufgekocht und auf 400 aufgefüllt. 
Nach Belieben kann die Zusammensetzung variiert werden. Kochobst z. B. (mit Zucker 
eingekocht) in der Form von einer Gleichnahrung kann besonders empfohlen werden, Die Breie 
haben sich so gut bewährt, daß sie bis heute beibehalten wurden. Sie erfreuen sich allgemeiner 
Beliebtheit. 

WiewirddieNahrung dosiert,wiederNahrungsbedarfermittelt? 
Während bisher allgemein der Nahrungsbedarf aus der Energiebilanz, also aus 
der Wärmeabgabe ermittelt wird (die üblichen Berechnungen aus dem Körper- 
gewicht, auch der Energiequotient, sind mittelbare praktische Anwendungen der aus der 
Energiebilanz gewonnenen Erfahrungen), berechnet ihn Pirquet aus der Nahrungs- 
einnahme. Im Prinzip kommt es darauf an, daß die Milcheinheit (Nem) zur Einheit 
der Ernährungsfläche (Siqua) in Beziehung gebracht wird. Siqua ist zwar nur dann 
Geliqua gleich, wenn es sich um guten Ernährungszustand handelt, aber in der prak- 
tischen Ernährung käme es, meint Pirquet, nicht auf absolute Genauigkeiten an, nur 
die Zweckmäßigkeit entscheide. Wochenlange Beobachtungen an Kindern, Säuglingen 
und zum Teil auch an Erwachsenen über das tägliche Quantum der spontan auf- 
genommenen Nahrung, unter gleichzeitiger Registrierung des Körpergewichtes, . er- 
gaben Durchschnittswerte zur Berechnung nach.der Geligpa, bzw. Siquaformel.. Ein 
in entgegengesetzter Richtung eingeschlagener Weg, nämlieh die Ernährung nach.den. 
aus obigen Versuchen empirisch gewonnenen Daten lieferte die Probe aufs Exempel. 
Ferner verglich Pirquet seine Ergebnisse mit den in der Literatur niedergelegten 


u M a 


statistischen Angaben über den täglichen Nahrungsverbrauch in verschiedenen Be- 
rufsgruppen und konnte nun zur Aufstellung von Normen für den Nahrungsbedarf 
schreiten. Pirquet führt den Begriff der „Ernährungsbreite“ ein. Die Ernährungs- 
breite wird einerseits durch das Nahrungsmaximum und andererseits durch das Nah- 
rungsminimum begrenzt. Das Maximum ist die größtmögliche Nahrungsmenge, 
die der Darmkanal im Laufe eines Tages eben noch vertragen kann, das Nahrungs- 
minimum reicht gerade zur Deckung der sog. Innenarbeit, also für die Herz- und Atem- 
bewegung, die Drüsensekretion usw. hin, entspricht also etwa der Erhaltungsdiät. 
Dazwischen liegt das Optimum, jene Energiemenge, die je nach der Funktion des 
Menschen, die er zu verrichten hat, aufgewendet werden muß. Das Nahrungsmaximum 
beträgt pro Quadratzentimeter „Darmfläche‘ nach Pirquets Untersuchungen 1 Nem 
(1 g Milch = 0,667 Cal.) oder da wir die Fläche aus der Sitzhöhe berechnen (Siqua), 
10/10 Nem-Siqua oder 10 Dezinem-Siqua. Für das Minimum sind 3/10 Siqua er- 
forderlich oder 3 Dezinem-Siqua (0,2 Cal. pro gem). Das Optimum hängt von der 
jeweiligen Funktion des Individuums ab. Für einen bettlägerigen Kranken wird das 
Minimum gleichzeitig sein Optimum sein, sonst liegt es zwischen 4 und 7 Dezinem- 
Siqua, und zwar beträgt es für Erwachsene bei sitzender Beschäftigung 4, bei stehender 
5, für Säuglinge im ersten Lebensjahr 5, für leichte Arbeiter 6, für Kinder jenseits 
des Säuglingsalters, besonders für die im Spielalter, für Rekonvaleszenten und für 
Schwerarbeiter 7 Dezinem-Siqua. 

Ein Beispiel: Ein 2!/,jähriges Kind mag eine Sitzhöhe von 50 cm haben, Siqua ist dann 
50 x 50 = 2500, also ist die Darmfläche 2500 com, sein Optimum wird bei 7 Dezinem Siqua 
liegen, denn es braucht3 Dezinem Siqua als Minimum, 2 Dezinem Siqua zum Wachstum und 


Fettansatz 2 Dezeninem Siqua für Bewegung. 7 Dezinem sind 1 Au = 1750 Nem 
= 17,5 Hektonem. Die zu verabfolgende Nahrung wird wie gewöhnlich in diesem Alter bei 
mittleren bescheidenen Verhältnissen aus Milch, Brot, etwas weißem Käse, Kartoffeln und Ge- 
müse bestehen. Sie wäre etwa folgendermaßen zusammenzustellen; 

500 g Milch = 500 Nem 

200 g = 400 Nem 

150 Brot = 500 Nem 

40 Käse = 200 Nem 

150 g , = 150 Nem 

1750 Nem mit rund 15 Dekanem Eiweiß. 


Oder ein zweites Beispie! für einen erwachsenen Mann, Handwerker von 72 kg Gewicht 
und 90 cm Sitzhöhe, bei leichterer Arbeit, der also 6 Dezinem Siqua pro Tag bekommen würde, 
Siqua = 8100 qem Darmfläche, d. h. Zr 6 = 4860 Nem, nach unten abgerundet 45 Hek- 
tonem. Fleisch steht nicht zur Verfügung, nur etwas Streichwurst, Kartoffeln, Kochfett, 
Marmelade, Mehl bzw. Hafermehl. Zunächst werden die 45 Hektonem für den ganzen Tag so 
verteilt, daß 5 Hektonem auf das erste Frühstück, 5 auf auf das zweite, 15 auf das Mittagessen, 
5 auf die Vesper- und 15 auf die Abendmahlzeit entfallen. 


l. Frühstück: Einbrennsuppe aus 20 g Haferflocken und 8 g Fett, mit Wasser auf 200 g# 








zu einer Gleichnahrung eingekocht.. . - . » » 2 2 2 2 2 rn rennen. 2 hn 
2 Schnitten. Brotas 5 2.5: s ae war. re ner a a 3 „ 
2. Frühstück: 2 Schnitten Brot mit 30 g Wurst belegt. . . . .. 22200. Dr. 
Mittagessen: Gemüsesuppe als Doppelnahrung: 400 g Gemüse, 80 g Kartoffeln, 8 g 
Fett, küchentechnisch zubereitet und auf 200 g eingekocht. . . .. ssaa. 4 „ 
Salzkartofteln: . . . “3.0. 00.0.0 A ee ee et een I: s 
Sauerkohl mit etwas Mehl und Fett zubereitet . . . . . s. 2 2 220000. 4 „ 
Dampfnudeln, in prinzipiell ähnlicher Art zubereitet, wie das vorige Gericht. . . . 3 „ 
30,8: Brot: 2-00. wa: u. ee ne a ee are en 
Vesper: 2 Schnitte Brott mit. . . . 2:2 soaa 3.5; 
60 g Marmelade . ... 2 200er rennen. 2.2 
Kaffee ohne: Zucker: < s aana 2a. 2 wanna ren — , 
Abendbrot: Doppelportion von Bratkartoffeln... 2.2... 22200. 6 „ 
1 Horing : .. 22 2 uns ne un Kann anal 5 
Drot ara oaa a a a a ee a e S S a ? 4. 
45 hn 








— 143 — 


Für den Säugling faßt Pirquet den Begriff des Nahrungsbedarfs anders auf. Er 
versteht darunter diejenige Nahrungsmenge, die genügt, um das Körpergewicht des sich 
bewegenden Kindes zu erhalten, während das oben erwähnte Minimum nur für 
den Ruhezustand gilt. Aus der Beziehung der Nahrungsmenge zu Geliqua einerseits 
(Nadugeligua) und der Gewichtszunahme zu Geliqua (Zudugeliqua) andererseits, 
kann berechnet werden, wieviel Gramm Milch (Nem) Überschuß pro 1 g Ansatz nötig 
sind. Nach Pirquet kommt in der Mitte des ersten Lebensjahres auf 10 g Milchüber- 
schuß 1g Ansatz. 

Kommt eine Familien- oder Massenernährung in Betracht, dann werden zweck- 
mäßigerweise nach der Sitzhöhe sog. Nahrungsklassen gebildet, wobei die Nems nach 
oben abgerundet werden. Alles läßt sich aus Tabellen, Rezepten und minutiös in des 
Wortes bester Bedeutung ausgearbeiteten Kurven direkt ablesen. 

Pirquets Bestreben gent dahin, die Ernährung zu vereinfachen, zu verbilligen 
— aber nicht auf Kosten des Nährwertes. Das meint er mit seiner Nemküche viel 
leichter erreichen zu können. 


Eine Kritik der Kritik Pfaundlers war hier, nicht beabsichtigt, erscheint auch 
in diesem Rahmen nicht erwünscht. Bezüglich der Stellungnahme zu Pirquets System 
sei auf einen von Langstein und Ref. gelieferten Beitrag in der Berl. klin. Wochen- 
schr. hingewiesen. — Wer nach Durchsicht dieses Berichtes etwa sagen sollte, es hätte 
sich nun doch nichts geändert, hat nur scheinbar recht. Gewiß, praktische Maßnahmen 
werden nicht so schnell von d r Theorie berührt und beeinflußt. Und doch, wer z.B. 
Pirquets System anwendet, wird bald merken, daß er etwas umdenken muß. Bei 
sorgsam-wägender Durcharbeitung der Hösslin -Pfaundler- Pirquetschen Ge- 
dankengänge wird der objektive Betrachter sich vor der Tatsache nicht verschließen 
können, daß hier etwas prinzipiell Neues vorliegt, das vielleicht langsam und vielleicht 
erst später Wissenschaft und Praxis befruchten wird. 


Referate. 


Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 
ER und Pflege). 


Cemach, A. J.: Beiträge zur Kenntnis der kochlearen Reflexe. (Ohrenabt. d. 
Allgem. Poliklin., Wien.) Beitr. z. Anat., Physiol., Pathol. u. Therap. d. Ohr., d. 
Nase u. d. Hals. Bd. 14, H. 1—2, S. 1—82. 1920. 

Während die vestibularen Reflexe den Grundpfeiler der Labyrinthdiagnostik 
bilden und ein sicheres Urteil über den Zustand des statischen Organs ermöglichen, 
sind die kochlearen Reflexe nur in gang geringem Umfang zu klinischen Zwecken 
herangezogen worden. Verf. hat folgende Reflexe eingehender studiert: 1. den oto- 
genen Pupillenreflex (Schurygin), 2. den Ohrmuschelreflex (Esser - Preyer), 
3. den Lidreflex (Bechterew), 4. den Tensorreflex (Hensen), 5. den allgemeinen Muskel- 
reflex. Der Ohrmuschelreflex tritt beim Menschen nur äußerst selten in Erscheinung, 
der Tensorreflex bietet der Beobachtung große Schwierigkeiten; die drei anderen 
besitzen Eigenschaften, die ihre Verwertung zu diagnostischen Zwecken ermöglichen. 
Der häufigste akustische Reflex ist der durch Schalleinwirkung bedingte Lid- 
schluß (Schallquelle: eine kleine Pauke und eine schrille Pfeife, auch pneumatische 
Pistole u. dgl.), der nur bei weniger normalhörenden Menschen fehlt, während der 
allgemeine Muskelreflex nur bei ca. 60%, der Pupillenreflex nur bei ca. 30% der Menschen 
auslösbar ist. Alle genannten Reflexe fehlen bei erloschener Funktion des schallempfin- 
denden Organs, die geringsten Hörreste genügen aber, um die Auslösung der Reflexe 


— 14 — 


zu ermöglichen. Die Intensität und Form der Reflexe sind klinisch in keiner Weise 
verwertbar. Es ergibt sich für die Praxis, daß der regelrecht ausgelöste akustische 
Lidreflex als verläßliches Kennzeichen kleinster Reste von Hörfähigkeit einen hohen 
klinischen Wert besitzt, daß er jedoch infolge seiner außerordentlichen Empfindlichkeit 
und seiner Abhängigkeit vom Willen (letzteres ebenso wie der allgemeine Muskel- 
reflex) für die Simulantenprüfung nur unter bestimmten Kautelen und in beschränktem 
Umfang brauchbar ist. In bezug auf die speziellen Verhältnisse des Kindes- 
alters sei erwähnt, daß der otogene Pupillenreflex (rasche Verengerung der Pu- 
pille, auf die bald eine langsame Erweiterung folgt) auf plötzliche Schalleindrücke bei 
taubstummen Kindern häufig vorhanden war. Der Lidreflex ist im kindlichen und 
jugendlichen Alter häufiger und lebhafter als im höheren. Von 50 Kindern im Alter 
von 3—14 Jahren, die mittels Trommelschlägen und Knallblasen geprüft wurden, 
zeigten 49 einen lebhaften und konstanten Lidreflex. Auch bei Säuglingen und Neu- 
geborenen (3. Lebenstag) war der Reflex vollkommen ausgebildet (pneumatische 
Kinderpistole). Der allgemeine Muskelreflex, eine Art Schreckreflex ist bei 
Kindern, besonders jungen Kindern häufiger als bei Erwachsenen. Zuckungen 2 mal 
hintereinander (im Abstand von 1 Minute) auszulösen, gelang bei Kindern über 6 Jahren 
in 60%, der Fälle, bei Frauen in 25%, bei Männern gar nicht. Ibrahim (Jena). 

Gross, Oskar: Über den physiologischen Rückfluß von Pankreassaft in den 
Magen. (Med. Klin., Univ. Greifswald.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 132, H. 1/2, 
S. 121—124. 1920. 

Verf. berichtet über Fermentuntersuchungen am Mageninhalt eines Knaben, der 
21/, Jahre zuvor durch einen Schluck Natronlauge eine Verätzung und vollkommenen 
Verschluß der Speiseröhre erlitten hatte und durch eine Magenfistel ernährt wurde. 
Der proximale Ösorbarusnbschnite war vorgelagert und zum Zwecke einer Plastik 
in die Haut eingenäht, so daß eine Kommunikation mit dem Magen nicht bestand. 
Trypsoin, das mit der Großschen Caseinmethode nach Neutralisation des Mageninhalts 
geprüft wurde, war wenn auch nur in geringer Menge in dem schwach saueren nüchter- 
nen Mageninhalt stets nachweisbar, in dem Mageninhalt nach Nahrungsaufnahme 
konnte es nur einmal nachgewiesen werden. Diastase (5 cem Mageninhalt zu 50 ccm 
l proz. Reisstärke bei 38° Wasserbad) wurde im Mageninhalt sowohl im nüchternen 
Zustand wie nach Nahrungsaufnahme stets gefunden. Verf. glaubt mit diesen Be- 
funden den Beweis erbracht zu haben, daß auch unter ganz gewöhnlichen Verhältnissen 
Duodenalinhalt beim Menschen in den Magen zurückfließt und hält für ratsam, die 
Anschauungen über das Vorkommen einer Magenlipase zu revidieren. (Verf. sind 
augenscheinlich die Arbeiten besonders der pädiatrischen Literatur, die sich mit dem 
Studium der Magenlipase beschäftigen, unbekannt geblieben. Es würde ihm sonst be- 
kannt sein, daß die Magenlipase gegenüber der Pankreaslipase wohlcharakterisiert und 
leicht unterscheidbar ist. Seine eigenen Befunde sind kritisch schwer zu beleuchten, 
da die Versuchsbedingungen nicht genau angegeben sind. Ref.) Heinrich Davidsohn. 

Dreyfus, Lucien: De l’intoxication rectale par les acides. (Rectale Säureintoxi- 
kation.) (Laborat. de la clin. chirurg., Hötel-Dieu Paris.) Cpt. rend. des séances de 
la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 6, S. 136—138. 1920.. 

Dreyfus hat gezeigt, daß Bakterientoxine unschädlich sind, sobald sie in den’ 
Verdauungskanal gelangen, ebenso wie Adrenalin im Mägen und Dünndarm nicht 
wirkt, dagegen vom Rectum aus sehr toxische Wirkung entfaltet. Ähnlieh verhalten 
sich die Säuren, die normalerweise im Darm vorkommen. Zur Untersuchung kamen 
Buttersäure, Essigsäure und Milchsäure. 3 Kaninchen erhalten 40 ccm 3proz. Butter- 
säure per rectum, Tod nach 1 Stunde, subcutan tötet dieselbe Dosis in 48 Stunden, 
per os-in.6 Tagen.. Ähnlich wirkt 3proz. Essigsäure. 40 ccm einer 3proz. Milchsäure 
tötet: in.8—12 Stunden per rectum appliziert, dieselbe Menge ist für den Magen in- 
different.: 5 ccm. einer 1proz. Milchsäurelösung per rectum tötet in 3 Tagen. Es 
sind somit Säuren vom Rectum aus weit toxischer als vom Magen. Bedenkt man, 








— 145 ° — 


daß zuckerhaltige und fettreiche Nahrung stark säurebildend, fleischreiche alkalisch 
reagierend wirkt, so sind die therapeutischen Schlüsse daraus leicht zu ziehen. Motorische 
Insuffizienz oder Fehlen der Galle haben ähnlich toxische Wirkungen. K.@laessner(Wien).“, 

Mac Carrison, Robert: The effects of deficient dietaries on monkeys. (Die 
Wirkung mangelhafter Ernährung bei Affen.) Brit. med. journ. Nr. 3086, S. 249 
bis 253. 1920. 

Die Versuche wurden in Indien an einheimischen Affen (Macacus sinicus) gemacht 
und bestätigen in ihrem Ergebnis die früher vom Verf. erhobenen Befunde an Tauben 
(Ind. Journ. of Med. Research. 6, 275—355. 1919). In der ersten Versuchsreihe wurde 
die Wirkung mangelhafter Ernährung auf den Magen-Darmkanal studiert. 10 Affen 
erhielten nur Reis, der im Autoklaven 1!/, Stunden auf 130° C erhitzt war, 4 Tiere 
Autoklavenreis plus Butter, 12 Kontrolltiere gemischte, vitaminhaltige Nahrung. Die 
Versuchstiere gingen alle unter Gewichtsverlust zugrunde. Die meisten erkrankten 
unter Magen - Darmerscheinungen, die in ihrem klinischen, bakteriologischen 
und pathologisch-anatomischen Bild beschrieben werden. Bei einigen trat Amoeben- 
dysenterie auf. Es ergab sich, daß die indischen Affen Träger der E. histolytica sein 
können und erst erkranken, wenn durch die Ernährungsfehler Magen-Darmstörungen 
hervorgerufen werden. Analogien mit den Darmerkrankungen hungernder Menschen 
werden besprochen. In der zweiten Versuchsreihe erhielten 10 Affen nur Autoklaven- 
reis, 4 Autoklavenreis plus Butter, 6 Autoklavennahrung, bestehend aus Reis, Weizen- 
brot, Milch und Erdnüssen mit ein wenig frischer Zwiebel und 5 dieselbe Autoklaven- 
nahrung mit frischer Zwiebel und frischer Butter. 9 Kontrolltiere. Alle Versuchstiere 
starben. Die der zweiten Gruppe mit fettreicher Nahrung bei Fehlen von B-Vitaminen 
und Eiweiß b@i gleichzeitigem Stärkereichtum erkrankten am schwersten und starben 
am schnellsten. Vitamin- und Eiweißmangel bei gleichzeitigem Stärkereichtum in 
der Nahrung begünstigen das Eindringen von Bakterien in Blut und Gewebe. Da die 
Affen bei einer fast ganz vitaminfreien Nahrung nicht länger als 100 Tage leben konnten, 
scheint für die Entstehung der auf Vita min mangel beruhenden Krankheiten des 
Menschen weniger der völlige Mangel als vielmehr eine ungenügende Menge an 
Vitaminen in der Nahrung von Wichtigkeit zu sein. Völliger Mangel an B-Vitaminen 
führt rasch zum Tode, eine ungenügende Menge aber schädigt langsamer und bedingt 
die Krankheit. Verf. glaubt, daß seine Untersuchungen auf manche bisher noch nicht 
genügend geklärte Magen-Darmerkrankung des Menschen ein Licht werfen könnten. 

Calvary (Hamburg). 

Galli-Valerio, B.: L’adaptation du parasite à hôte et son importance au point 
de vue de la pathologie et de P épidémiologie. (Die Anpassung der Parasiten an den 
Wirt und ihre Bedeutung für Pathologie und Epidemiologie.) (Inst. d’hyg. exp. et d. 
parasitol., Univ. Lausanne.) Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 8, S. 143—148. 1920. 

Die Infektion ist eine Erscheinung der Symbiose. Fortwährend bilden sich in der 
Natur Symbiosen, besonders leben unzählige Symbionten im tierischen und mensch- 
lichen Darm. Alle Infektionserreger leben ursprünglich außerhalb des tierischen 
Organismus und passen sich langsam der Symbiose an, resp. werden allmählich zu 
Infektionserregern. Diese Anpassung an den „Parasitismus‘‘ ist für die Pathologie 
und Epidemiologie von größter Wichtigkeit, indem dieselbe das Auftreten neuer In- 
fektionskrankheiten erklären kann. 

Dabei sind verschiedene Formen zu unterscheiden. In erster Linie gibt es Mikroorganismen, 
welche in der Außenwelt leben, jedoch, einmal in den tierischen Körper eingedrungen, achwerste 
Erkrankungen resp. den Tod verursachen; dabei findet nie Infektion von Mensch zu Mensch 
statt (Beispiele: Hyphomyoeten, Sporotrichon, anaërobe Saprophyten der Gasphlegmone). 
Andere Mikroorganismen passen sich einer Symbiose an den Menschen resp. an das Tier an 
(Flora des Mundes, des respiratorischen und des Darmtractus) und werden plötzlich für den 
Träger infectiös, sei es durch Verminderung der Widerstandsfähigkeit des Wirtes, sei es durch 
Virulenzsteigerung (z. B. Bacterium coli). Sehr interessant ist das Verhalten der Gattung Myko- 


bacterium, bei der man die ganze Skala vom freilebenden Parasiten über die Symbiose beim 
Avertebraten bis zur pathogenen Symbiose bei den Vertebraten verfolgen kann. Als Beispiel 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 10 


— 146 — 


dienen Versuche des Verf. mit säurefesten Butterbacillen (Bact. phlei), welche freileben und 
beim Meerschweinchen tuberkuloseähnliche Veränderungen erzeugen können. Es scheint des- 
halb dem Verf. wahrscheinlich zu sein, daß sich der Tuberkelbacillus ursprünglich aus einem 
Saprophyten der Außenwelt durch Anpassung allmählich in die verschiedenen Formen des 
Tuberkelbacillus umgewandelt hat; ähnliches gilt auch für den Diphtherieerreger. 

Roth (Winterthur). 

Gröer, Franz v. und Adolf F. Hecht: Zur Kenntnis des Adrenalins. I. Über 
die Änderung der blutdrucksieigernden Wirkung des Adrenalins nach Behandlung 
desselben mit bakteriellen Produkten. (Univ.-Kinderklin. u. Inst. f. allgem. u. exp. 
Pathol., Wien.) Biochem. Zeitschr. Bd. 102, S. 1—12. 1920. 

Adrenalinlösungen, die mit diphtherietoxinhaltiger Bouillon versetzt werden, 
büßen an Wirksamkeit erheblich ein. Diese Einbuße ist nicht lediglich auf die Anwesen- 
heit freier Hydroxylionen zurückzuführen, da gekochtes Diphtherietoxin und sterile 
Nährbouillon die Wirkung des Adrenalins auf den Blutdruck wenig oder gar nicht 
beeinflussen. Dagegen heben Bakteriennucleoproteide nach längerem Kontakt die 


Adrenalinwirkung auf. Kochmann (Halle).“, 


Gröer, Franz v. und Johann Matula: Zur Kenntnis des Adrenalins. II. Über 
die Änderung der gefäßverengernden Wirkung des Adrenalins unter dem Einfluß 
verschiedener Wasserstoffionenkonzentrationen und nach Behandlung desselben mit 
verschiedenen bakteriellen Produkten und Eiweißkörpern. (Kinderklin. u. Laborat. 
f. physikal.-chem. Biol., Univ. Wien.) Biochem. Zeitschr. Bd. 102, S. 13—38. 1920. 

In den weiteren Versuchen wird gezeigt, daß die adrenalinzerstörende Wirkung 
des Diphtherietoxins ein komplexer Vorgang ist, bei dem sowohl die Wirkung der 
Bakteriennucleoproteide wie auch der Hydroxylionen eine Rolle spielt4 Der Einfluß 
beider Komponenten wird näher untersucht. Der adrenalinzerstörenden Wirkung 
der Hydroxylionen geht unter Sauerstoffabschluß in Wasserstoffatmosphäre eine Stei- 
gerung der gefäßverengernden Wirkung voraus. Die schließliche Abnahme der 
Adrenalinwirkung ist auf eine Oxydationsbeschleunigung durch die OH-Ionen zurück- 
zuführen. In Berührung mit Bakteriennucleoproteiden nimmt die gefäßverengernde 
Wirkung des Adrenalins ab, und zwar unabhängig von der Reaktion der Umgebung 
und auch bei Abschluß des Sauerstoffs. Auch dieser Einbuße an Wirksamkeit geht 
eine Zunahme voran. Durch Kochen nimmt die Eigenschaft der Nucleoproteide, 
Adrenalin unwirksam zu machen, ab. Bei Luftzutritt beschleunigen die Nucleoproteide 
die Oxydation unabhängig von der Reaktion der Umgebung. Auch diese Eigenschaft 
wird durch Kochen vermindert. Viele genuine Eiweißkörper und auch das Tuberkulin 
erhöhen bei längerer Berührung, sowohl bei Sauerstoffzutritt wie -abschluß, die Wirk- 


samkeit des Adrenalins und vermindern die zerstörende Wirkung der Hydroxylionen. 
Kochmann (Halle).“, 


Abelin, J.: Beiträge zur Kenntnis der physiologischen Wirkung der proteinogenen 
Amine. IV. Mitt. Einfluß von Dijodtyramin und Tyramin auf die Entwicklung von 
Froschlarven. (Physiol. Inst., Univ. Bern.) Biochem. Zeitschr. Bd. 102, S. 58—88. 1920. 

Ähnlich wie die Thyreoidea vermag auch Tyramin (p-Oxyphenyläthylamin) die 
normale Metamorphose älterer Froschkaulquappen zu beschleunigen. Bei Einführung 
von Jod in den Tyraminkern (Dijodtyramin) wird die Wirkung noch stärker, während 
Verfütterung von Jodkalium oder Lipojodin ohne Wirkung auf den Ablauf der Meta- 
morphose war. Während Thyreoideasubstanzen bei Larven jeden beliebigen Alters 
sowohl eine Wachstumshemmung wie eine Entwicklungsbeschleunigung hervorrufen, 
wirkt Dijodtyramin nur bei Larven eines bestimmten Entwicklungsstadiums, bei 
jungen Kaulquappen tritt nur die wachstumshemmende Komponente in Erschei- 
nung. Der weitgehende Parallelismus im Verhalten der Thyreoidea und der jodierten 
proteinogenen Amine sowie andere Beobachtungen legen den Gedanken nahe, daß 
auch die spezifische Substanz der Sthilddrüse kein komplizierter Eiweißkörper ist. 

E. Grafe (Heidelberg).“, 


— 147 — 


Ebner, v.: Bevölkerungsbewegung und Gesundheitsverhältnisse Nürnbergs 
während des Krieges. (A. d. bezirksärzil. Dienst d. Stadt Nürnberg) Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 67, Nr. 9, S. 257—260. 1920. 

Die Gesamtsterblichkeit der Nürnberger Bevölkerung stieg von 13,1°/,, im Jahre 
1913 auf 19,0°/, im Jahre 1918, die der Zivilbevölkerung blieb bis 1916 ungefähr 
auf der Friedenshöhe, um dann rasch 1917 auf 14,35 und 1918 auf 17,520/,, zu steigen. 
Die Geburtenziffer sank während des Krieges von 22,5 auf durchschnittlich 13,5%. 
stieg aber in den Monaten seit der Rückkehr des Heeres wieder ganz beträchtlich. 
Infolgedessen ergab sich statt eines Geburten überschusses von 4186 im Jahre 1913 
ein Überschuß der Todesfälle von 2109 im Jahre 1918 bei der Gesamtbevölkerung, 
der beider Zivilbevölkerung immer noch 720 betrug. Von den verschiedenen Altersklassen 
hat das Kindesalter die Kriegsnot verhältnismäßig gut überstanden, soweit man 
nach den Sterbeziffern urteilen kann. Wie schwer die Schädigungen in der Tat waren, 
wird sich wohl erst später zeigen. Die Tuberkulosesterblichkeit ist von 180 auf 100000 
im Jahre 1913 auf 259 im Jahre 1918 gestiegen. Diese Vermehrung’macht sich bereits 
im Kindesalter vom 6. Jahre ab bemerkbar und ist in den Altersklassen jenseits 
50 am stärksten. Es ist noch eine weitere Zunahme der Tuberkulosesterblichkeit zu 
befürchten und 1919 bereits eingetreten. Eine Zunahme der Tuberkulose tritt erst 
1918 in Erscheinung. K. Wiener (Fürth).“, 
Physiologie und allgemeine Pathologie des Säuglings. 

Orgler, Arnold: Der fördernde Einfluß des Fettes in der Ernährung des Kindes. 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 11, S. 290—292. 1920. 

Der überaus klar und übersichtlich referierende Aufsatz kommt zu dem Schluß, 
daß das Fett für den Ansatz von Eiweiß und Salzen bei vielen Säuglingen nicht den- 
selben fördernden Einfluß besitzt wie die Kohlenhydrate, daß aber für die Sicherheit 
des Gedeihens und für die Widerstandsfähigkeit des Organismus das Fett unbedingt 
notwendig ist, auch wenn es vorübergehend aus der Nahrung ausgeschaltet werden 
kann. Fett und Kohlenhydrate können sich nur innerhalb gewisser Grenzen vertreten. 
Eine völlige Ersetzbarkeit des Fettes durch Kohlenhydrate, wie sie Pirquet behauptet, 
ist ohne Schädigung für das Gedeihen des Kindes auf die Dauer nicht möglich. Nicht 
zu vergessen sind dabei akzessorische Nährstoffe im Fett, deren Existenz und Unent- 
behrlichkeit teils im Tierexperiment, teils im klinischen Experiment sicher erwiesen 
ist. Ibrahim (Jena).“ 

Kleinschmidt: Das Fett als schädigender Faktor in der Säuglingsnahrung. 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 11, 8. 292—295. 1920. 

Verf. kommt zum Schlußurteil, daß das Fett zwar in mancher Beziehung der 
Gefahren entkleidet ist, die man ihm vielfach zusprach, daß sie aber für gewisse Situa- 
tionen auch heute noch bestehen bleiben. Kritische Besprechung aller einzelnen 
Gesichtspunkte. Abnorm fettreiche Frauenmilch kann dyspeptische Stühle, 
Appetitlosigkeit, Unruhe, Erbrechen, Fieber verursachen; es ist aber nicht aus- 
geschlossen, daß der hohe Fettgehalt in solchen Fällen hur ein Nebenbefund in einer 
aus anderen Gründen unbekömmlichen Milch darstellt, oder daß konstitutionelle 
Faktoren der Säuglinge dabei die Hauptrolle spielen. — Das habituelle Erbrechen 
ist keineswegs in besonders ausgeprägter Weise vom Fettgehalt der Nahrung beein- 
flußt. — Auch das recurrierende Erbrechen mit Acetonämie, für das Hecker 
eine Störung im Fettabbau verantwortlich macht, scheint eher durch Störungen 
auf dem Gebiet des Kohlenhydratstoffwechsels verursacht zu sein. — In der Ent- 
stehung akuter Ernährungsstörungen der Säuglinge kann ektogene und endo- 
gene Zersetzung des Fettes eine Rolle spielen; letztere spielt allerdings gegenüber 
den Gärungsvorgängen der Kohlenhydrate eine geringe Rolle. In der Pathogenese 
des Milchnährschadens, also chronischer Ernährungsstörungen, ist das Fett zwar 
ein wichtiger, aber wie wir heute wissen, nicht der einzig wichtige Faktor. — Ähn- 
lich steht es bei der exsudativen Diathese. Fettreiche Nahrung, wenn sie sonst 

10* 


— 148 — 


vernünftig zusammengesetzt ist, muß nicht unbedingt schädlich wirken. Kohle- 
hydratmast kann ebenso nachteilig sein wie Fettmast. — Bei der Erythrodermia 
desquamativa scheinen fettreiche Nahrungsgemische nicht geeignet zu sein. — 
Die alimentäre Säuglingsanämie kann auch nur durch fettarme Nahrung ge- 
heilt werden. — Bei der Rachitis wirkt fettreiche Nahrung an und für sich nicht un- 
günstig, dagegen wenn sie in ungünstiger Nahrungsmischung gegeben wird, speziell 
z. B. bei geringem Kohlenhydratangebot. — Das Verhältnis von Fett, Eiweiß und Kohlen- 
hydrat ist für die Bekömmlichkeit oder Nichtbekömmlichkeit der Nahrung oft von 
größter Bedeutung. Ibrahim (Jena).“, 

Karger, Paul und Albrecht Peiper: Über Fleischverdauung im Säuglingsalter. 
(Univ.-Klinderklin., Berlin.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge Bd. 41, H. 4, 
S. 235—239. 1920. 
~- Verf. weisen eingangs darauf hin, daß über den Zeitpunkt, von dem an jungen 
Kindern Fleisch gereicht werden kann, keine einheitliche Auffassung besteht. Die 
verschiedenen Ansichten stützen sich auf klinische Beobachtungen. Verff. stellten die 
Frage: „Ist der Säugling imstande Fleisch zu verdauen und in welcher Weise wird es 
verarbeitet?“ Klinisch ergab sich, daß Säuglinge von 21/,—5 Monaten 10g Muskel- 
fleisch pro die gut vertrugen. Wie lange und wie viele Kinder diese Nahrung erhielten, 
ist leider nicht angegeben. Im zweitägigen Stoffwechselversuch an 4 Kindern wurde 
eine Steigerung der N-Bilanz durch Fleischzufuhr erreicht. Verff. folgern aus ihren 
Versuchen, „daß schon der junge Säugling Fleisch gut verdaut, man es ihm also un- 
bedenklich geben kann, daß man es ihm geben soll, ist damit nicht gesagt“. Man 
könne Fleisch demnach zu therapeutischen Zwecken verwenden. Die Frage der Luxus- 
konsumption bei längerer Darreichung wird nicht besprochen. Aschenheim (Düsseldorf). 

Grumme: Lactagoga und Nährmittel. Fortschr. d. Med. Jg. 37, Nr. 3 
S. 92. 1920. 

Durch chemische Reize, wie Pilocarpin, Hormon der Zirbeldrüse und Schilddrüse, 
läßt sich die Milchabsonderung wohl erhöhen. Diese Erhöhung ist aber nur vorüber- 
gehend und hat oft sogar eine Mindersekretion zur Folge. Nährmittel dagegen, die dem 
Körper in Form eines konzentrierten, den Magen wenig füllenden, leicht verdaulichen 
und wohlschmeckenden Nährpräparates (z. B. Malztropon) gereicht werden, bedeuten 
eine Mehrlieferung von Baumaterial für die Milchsekretion. Ihre Verwendung bei 
Hypogalaktie ist daher zu empfehlen. Reiche. 

Twiss, Edith M.: The effeet of pasteurizing temperatures on the paratyphoid 
group. (Die Wirkung der Pasteurisierung auf die Paratyphusgruppe.) (Dep. of hyg. 
a. bacteriol., uniw. Chicago.) Journ. of infect. dis. Bd. 26, Nr. 2, S. 165—170. 1920. 

Da die Anschauungen über den Pasteurisierungsgrad der Bakterien der Typhus- 
Paratyphusgruppe bisher noch nicht einheitlich sind, hat Verf. mit einer großen Reihe 
von Stämmen dieser Gruppe (Typhus, Paratyphus A und B, B. enteritidis und sui- 
pestifer) Versuche angestellt. Die Versuchsanordnung war folgende: 

In 100 ccm Milch wurden }e 0,1 com einer 24stündigen Bouillonkultur des betreffenden 
Stammes gebracht, und die Milch dann vorsichtig im Wasserbad erhitzt. In regelmäßigen 
Zwischenräumen wurden dann Proben entnommen und auf Platten verstrichen. Dabei zeigte 
sich z. B. bei 12 geprüften Paratyphus-B.-Stämmen, daß 3 Stämme bei einer Temperatur von 60° 
kein Wachstum mehr zeigten, 2 nach einer Minute Erwärmung auf 60°, 4 Stämme bei 3 Minuten 
Erwärmung auf 60°; 3 Stämme zeigten noch Wachstum nach 3 Minuten Erwärmung auf 60°. 
Von Einfluß scheint dabei zu sein, innerhalb welcher Zeit 60° erreicht wurden, und zwar starben 
die Bakterien um so schneller, je eher die 60° erreicht wurden. Ein Ausbleiben des Bakterien- 
wachstums aus Proben, die am Schlusse der Pasteurisierung entnommen werden, kann aber 
nicht als Beweis dafür gelten, daß auch wirklich alle Bakterien abgetötet sind. Bringt man 
nämlich die infizierte und für eine bestimnite Zeit auf 60° gehaltene Milch nach der Abkühlung 
in den Brutschrank und untersucht sie dann wieder, ro zeigten sich unter den 25 Paratyphus-B.- 
Stämmen 6, die eine Temperatur von 65° während 30 Minuten vertragen hatten, sowie 7 Para- 
typhus-A.-Stämme (von 15), 4 Typhusstämme (von 6), 5 Enteritidis (10) und 2 B. suipestifer 
(10), die nach 30 Minuten Erhitzung auf 60° am Leben geblieben waren. Die meisten Bakterien 
gehen aber bei einer Temperatur von 60° zugrunde. Emmerich (Kiel). “_ 


— 149 — 


Holt, L. Emmett, Angelia M. Courtney and Helen L. Fales: Calcium meta- 
bolism of infants and young children and the relation of calcium to fat exeretion 
in the stools. II. Children taking a mixed diet. (Kalkstoffwechsel bei Säuglingen 
und jungen Kindern und die Beziehung des Kalk zur Fettausscheidung in den 
Stühlen. II. Mitteilung. Kinder mit gemischter Kost.) (Laborat of the Rocke- 
feller inst. for med. res. a. Babies’ hosp., New York.) Americ. journ. of dis. of childr. 
Bd. 19, Nr. 3, S. 201—222. 1920. 

Die wichtigsten Ergebnisse der ausgedehnten Untersuchungen, die die Fortsetzung 
einer gleichen bei Kindern mit Milchkost bildet, sind folgende: Bei gemischter Kost 
ist die Absorption (soll wohl heißen Retention) von Kalk geringer als bei Milchmischun- 
gen. Die Kalkretention ist durch die Größe der Kalkaufnahme beeinfluß- 
bar. Eine gute Kalkretention ist zu erwarten bei einer Aufnahme von 0,03—0,05 CaO 
pro Kilogramm Körpergewicht und gleichzeitiger Aufnahme von mindestens 3 g Fett 
pro Kilogramm Körpergewicht. Calciumcarbonat steigert die Kalkretention, nicht 
aber Kalkacetat oder phosphorsaurer Kalk. Das Alter und das Gewicht haben keinen 
sicheren Einfluß auf die Kalkretention. Fett- und Kalkausscheidung stehen nicht in 
fester Beziehung, wohl aber hat die Kalkausscheidung einen bedingten Einfluß auf die 
Seifenbildung im Stuhl. Indessen können Seifenstühle bei Obstipation weniger Kalk 
enthalten als normale Stühle bei gleichgroßer Kalkaufnahme. Nur ein geringer Prozent- 
satz des Fetts wird bei gesunden Kindern als Seife ausgeschieden. Der Kalk hat bei 
gemischter Kost im Stuhl einen geringeren Anteil an der Gesamtasche als bei Milchkost. 
Bei chronischen Ernährungsstörungen (nähere Angaben fehlen) ist die Kalkretention 
im allgemeinen sehr gering; das gleiche gilt von florider Rachitis, während bei ab- 
heilender Rachitis die Kalkretention sehr gesteigert, die Kalkausscheidung im Stuhl 
sehr gering ist. Lebertran hat auf die Kalkretention günstigen Einfluß bei genügen- 
der Kalkzufuhr. Ob der Urinkalk berücksichtigt worden ist, geht nicht eindeutig aus 
der Arbeit hervor. Wegen Einzelheiten muß auf das Original verwiesen werden. 

Aschenheim (Düsseldorf). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des übrigen Kindesalters. 


Münzer, Arthur: Zur Psychologie und Psychopathologie der Pubertät nebst 
einigen Bemerkungen über die innersekretorischen Funktionen der Keimdrüsen. 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 15, S. 346—349. 1920. 

Es wird in dieser Arbeit der Versuch gemacht, eine Deutung für die Reifungs- 
vorgänge im Pubertätsalter zu geben. Dabei werden in ausführlicher Schilderung die 
Wandlungen auf körperlichem, besonders aber auf geistigem und gemütlichem Gebiet 
hervorgehoben. Das abstrakte Denken beginnt, die produktive Hirnarbeit setzt ein, 
und zwar scheint nach Fischer im Knaben die Produktivität, im Mädchen die Rezeptivi- 
tät zu überwiegen. Der Jüngling schafft, erfindet, experimentiert; das Mädchen lernt, 
gibt wieder. Auch auf die intellektuellen Bestrebungen des Reifealters wird eingegangen, 
die Wandlungen in der Neigung für eine bestimmte Lektüre geben darüber Aufschluß. 
Die stärkste Veränderung erfährt in diesen Jahren natürlich das Gefühlsleben:: Das 
Gleichmäßige schwindet, Weltschmerz und Grübeleien treten an dessen Stelle. Dabei 
erwacht der Geschlechtstrieb. Nach Kohl sind zwei Entwicklungsphasen der Sexualität 
zu unterscheiden: 1. unbewußte Sexualität, 2. bewußte Sexualität. Erstere zerfällt 
wieder in eine Zeit der Unwissenheit und eine Zeit der Ahnungen. Das Erwachen der 
Sexualität ist oft durch gleichgeschlechtliche Neigungen gekennzeichnet, die aber mit 
fortschreitender Reife wieder zu normalem Empfinden übergehen. Verf. geht dann auf 
die krankhaften psychischen Störungen während der Pubertät ein, auf die sogenannten 
Pubertätskrisen, betont die Neigung des Knaben zum Vagabondieren, dagegen eine 
umgekehrte beim Mädchen, das an einem fremden Ort von unwiderstehlichen Heim- 
wehgefühlen ergriffen wird, die sogar zu „Heimwehverbrechen‘“ führen können. Krimi- 
nahtät und die Verführung zur Prostitution spielen in der Pubertät eine besondere 
Rolle. Im übrigen bildet die Pubertät die Ursache nicht von ‚‚einer“‘ Psychose, sondern 


— 150 — 


von Psychosen überhaupt (Wille). Besonders das Auftreten der Dementia praecox 
in dieser Zeit ist bemerkenswert und gibt nach den Versuchen von Fa user , der bei der 
Dementia praecox ein Abwehrferment gegen Hirnrinde und Keimdrüsen gefunden hat, 
Veranlassung zu weiteren Untersuchungen, ob nicht die Grundlage für die Entwicklung 
einer Dementia praecox in den Keimdrüsen, anstatt im Gehirn zu suchen sei. Vielleicht 
führen dann weitere Untersuchungen zu der Möglichkeit, eine bestimmte Klasse der 
Sekretionspsychosen abzugrenzen. Auch therapeutisch wäre damit viel gewonnen, 
da man dann, z. B. bei der Dementia praecox, falls es sich bei ihr um eine Dysfunktion 
der Keimdrüsen handelt, an eine Kastration denken könnte, oder man könnte anta- 
gonistisch Hypophyse und Schilddrüse zur Anwendung bringen, um hierdurch eine Ein- 
schränkung der Keimdrüsensekretion zu erzielen. Pototzky (Berlin-Grunewald). 


Diagnostik und Symptomatologie. 


Kerley, Charles Gilmore: Roentigen-ray demonstration of abnormalities of the 
gastro-intestinal tract in children. (Röntgenologische Demonstration von Störungen 
des Magen-Darmkanals bei Kindern.) Americ. journ. of dis. of children Bd. 19, Nr. 4, 
S. 277—286. 1920. 

Verf. berichtet übér 8 Fälle klinisch unklarer Magen-Darmleiden und beleuchtet 
sie kritisch an Hand der gleichzeitig abgebildeten Röntgenogramme. Er kommt zu 
dem Schluß, daß persistierende Magen-Darmstörungen vollständig von mechanischen 
Ursachen abhängen können. So hat er gefunden, daß periodisches Erbrechen, welches 
oft auf Übersäuerung zurückgeführt worden ist, vielfach auf Dilatation und Senkung 
des Magens mit Retention beruht, und Appetitlosigkeit auf ungenügender Magenent- 
leerung. Selten findet man einen dilatierten oder ptotischen Magen, der nicht Symptome 
macht, Symptome, welche zuweilen nicht richtig erkannt werden. Ein ptotisches 
Kolon macht Störungen, dagegen macht ein verlängertes Sromanum keine Symptome, 
ausgenommen bei erschlafften Bauchmuskeln und ausgedehntem Abdomen. Thera- 
peutisch wird in erster Linie eine gutsitzende Bauchbandage empfohlen, bei Ptosis 
allein des Magens Bandage mit den Magen stützender Pelotte; diätetisch nur 3 Mahl- 
zeiten, wenig Flüssigkeit, nach jeder Mahlzeit einstündige Ruhe i in Rückenlage; täg- 
liche Bauchmassage und medikamentös eine Kombination von Nux vomica, Belladonna 
und Cascara. Heinrich Davidsohn. 

Cavazzani, Alberto: Sul valore diagnostico dei rantoli metallici nell’ età infantile. 
(Über den diagnostischen Wert des metallischen Rasselns im Kindesalter.) Pediatria 
Bd. 28, Nr. 6, S. 280—282. 1920. 

Neben den bekannten Symptomen macht Cavazzani auf das Auftreten von 
metallisch klingenden Geräuschen aufmerksam, die durch verdichtetes und luftleeres 
Lungengewebe hindurch, besonders bei den geringen Entfernungen beim Kinde, gut 
fortgeleitet an ferner gelegenen Stellen der Oberfläche zu hören sind. Auf diese Weise 
nehmen oft die Herztöne bei verschiedenen Erkrankungen metallischen Charakter an. 
Der metallische Ton ist nicht immer Zeichen einer darunterliegenden Caverne. — 
Bei Untersuchung des linken Unterlappens schlägt C. zur Differenzierung vor, das 
Kind in rechter Seitenlage mit erhobenem Bein zu untersuchen, um so den unter 
dem Zwerchfell liegenden Teil der im Magen enthaltenen Luft nach der großen Curva- 
tur hin sich sammeln zu lassen, unter Unterstützung durch leichten Druck auf die 
unteren Rippen und tiefes Einatmen; dadurch gelingt es, festzustellen, ob etwa vor- 
handene metallische Geräusche von Lungenhöhlen oder vom Magen ausgehen. 

Schneider (München). 
F° Denecke, Gerhard: Über das Rauchfußsche Dreieck. (Med. Klin., Greifswald.) 
Dtsch. Arch. f. klin. Med. Bd. 131, H. 3/4, S. 125—134. 1920. 

Die Erklärung des Phänomens wird von einer Reihe von Autoren auf rein akustische 
Erscheinungen zurückgeführt, während andere meinen, daß anatomische Veränderungen 
zugrunde liegen müssen. Verf. hat nun Versuche an Leichen ausgeführt, welchen er auf der 


— 151 — 


rechten Seite 2,5 bis 4 Liter Gipsbrei einspritzte. Die dadurch bedingte Dämpfungsfigur 
entsprach dem Befund einer Pleuritis exsudativa und zeigte auch das Rauchfußsche 
Dreieck. Wurde nun durch ein seitliches Fenster die rechte Lunge entfernt, die Leiche 
aufgerichtet und wieder perkutiert, so blieb das Dreieck in den alten Grenzen bestehen; 
es fiel aber weg, wenn auch das Mediastinum und die andere Lunge herausgenommen 
wurden. Ein Kontrollversuch zeigte, daß die Anlagerung von in die rechte Pleura- 
höhle eingebrachten Sandsäcken an die hintere Thoraxwand und die Wirbelkörper 
nicht genügt, um auf der gesunden Seite die dreieckige Dämpfung hervorzubringen, 
wenn das Mediastinum posterius dabei nicht verschoben wird. Verf. schließt aus seinen 
Versuchen, daß für das Zustandekommen eines echten Rauchfußschen Dreiecks 
die Verdrängung des Mediastinum posterius und die Füllung des Recessus paravertebralis 
notwendig ist, und daß die Dreiecksform der Dämpfung nur durch diese anatomischen 
Veränderungen, besonders durch die seitliche Verziehung des Zwerchfells bedingt 
wird. Die Tatsache, daß der Recessus erst vom 5.—6. Brustwirbel ab deutlich wird, 
erklärt das Zurückbleiben der Dreieckspitze hinter dem Spiegel des Exsudats in Fällen 
mit großen Ergüssen, was sicher gegen rein akustische Erscheinungen spricht. Für 
das Zustandekommen der Dämpfung an sich dürfte außerdem noch eine Kompression 
des hinteren unteren paravertebralen Teiles der gesunden Lunge verantwortlich zu 
machen sein. . J. Rothberger (Wien).“, 

Haines, Walter 8., Gilbert P. Pond and Ralph W. Webster: An improved test for 
the detection of glucose, especially in urine. (Eine verfeinerte Probe für den Zucker- 
nachweig besonders im Urin.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 5, 
8. 301—302. 1920. 

Empfohlen wird eine modifizierte Hainessche Lösung folgender Zusamm : 
5g Kupfersultat, 250 com Glycerin, 20 g Kaliumhydroxyd (oder 14,3 g Natriumhydroxyd) 

. dest. ad 21 000. — Das Kupfersulfat wird in der Wärme in 250 ccm Glycerin und 250 com 
Wasser gelöst, das Kaliumhydroxyd getrennt davon in 200 ccm Wasser, die Lösungen dann ver- 
einigt und auf 1 l aufgefüllt. 5 ccm der Lösung werden gekocht und im schräggehaltenen Rea- 
genzglas mit 10—20 Tropfen Urin versetzt, dessen Phosphate nach Zusatz von 5—6 Tropfen 
einer 5—10 proz. Natronlauge ausgefällt und abfiltriert sind. Ist mehr wie 0,1%, Zuoker vor- 
handen, so bildet sich an der Berührungsschicht von Reagens und Urin sofort ein roter oder 
gelber Ring. Bei nur 0,03%, bildet sich der Ring erst nach einigen Sekunden, spätestens 
1 Minute, nooh geringere Zuckermengen, die dann bereits in die physiologische Breite fallen, 
lassen sich nicht mehr anzeigen, so daß ein positiver Ausfall der Probe jedenfalls patho- 
logisch ist. E. Grafe (Heidelberg).M, 

Mezger, F.: Über eine neue Methode der Untersuchung des Blutes auf Zucker. 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 11, S. 320—321. 1920. 

Um auch die Vornahme von Blutzuckerbestimmungen zu ermöglichen, wird der Lohn- 
steinsche Gärungssaccharimeter so modifiziert, daß das graduierte Röhrchen auf 2 mm Weite 
verjüngt wird, so daß bereits ein geringer Druckanstieg sich deutlich markiert. Drei derartig 
modifizierte Röhrchen von gleicher Art werden nebeneinander vor eine feine Skala geschaltet. 
Die 1. Kugel dient zur Aufnahme von 1 ccm des zu untersuchenden Blutes, die 2. zur Aufnahme 
von l cem 0,l proz, reiner Traubenzuckerlösung, die 3. wird unter Einbringung von 1 ccm 
pbysiologischer Kochsalzlösung als Thermobarograph verwendet. Alle werden mit 5 Tropfen 
reiner $0proz. Preßhefeaufschwemmung in Wasser beschickt. Die Vergärung geschieht bei 
Zimmertemperatur und soll nach 4 Stunden bereits beendet sein. Die Röhrchen stehen im 
Anfang auf 0, werden bei gleicher Temperatur nach 4 Stunden abgelesen. Durch Vergleich des 
Standes von 1. und 2. unter Abzug des Wetters bei 3. läßt sich der Prozentgehalt leicht aus- 
rechnen. E. Grafe (Heidelberg ).M 

Rodillon, M.: Le dosage des chlorures dans le sang. (Chlorbestimmung im Blut.) 
Presse méd. Nr. 9, 8. 85—86. 1920. 

Verf. hat eine neue, sehr genaue und schnelle Methode zur Bestimmung des Chlors im 
Blut ausgearbeitet, die gleichzeitig mit der Harnstoffbestimmung ausgeführt werden kann. 

Zu 15 ccm Blutserum gibt man ungefähr ebensoviel wässerige Trichloressigsäure 
1:4 in kleinen Teilen unter Umrühren, und filtriert. Ein Teil des Filtrats wird zur Harnstoff- 
bestimmung gebraucht. Vom Rest werden 10 com abpipettiert, genau 10 ccm !/,. n-Silber- 
nitrat, dann 50—60 ccm destilliertes Wasser und schließlich ca. 10 ccm einer salpetersauren 
Lösung von Eisenalaun (100 g Eisenammonalaun in 250 g heißen destill. Wasser gelöst und mit 
dem gleichen Volumen reiner ohlorfreier Salpetersäure versetzt) zugegeben. Nun wird mit 


zu 180. 


1/,„n-Rhodanammon bis zur Rotfärbung tibriert. Die gefundene cem-Zahl wird von 10 sub- 
. trahiert. Die Restzahl gibt die Menge des Chlornatriums in einem Liter Serum in Gramm aus- 
gedrückt an. Samelson (Breslau). 


Therapie und therapeutische Technik. 


Klotz, M.: Subeutane Chinininjektionen. Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 5, 
S. 141—142. 1920. 

Subcutane Chinininjektionen bei Kindern und Säuglingen verursachen häufig 
Nekrosen. Zu deren Vermeidung empfiehlt es sich, Chinin in Gelatine steril aufgelöst 
in Gaben von 0,25 g in 1 ccm auf die Glutäalfascie zu injizieren. Tuteur ™ 

Uhlmann, Fr. und K. Zwick: Die Wirkung von Medikamenten auf den Darm 
bei oraler und parenteraler Zuführung. (Pharmakol. Inst. „Ciba“, Basel.) Schweiz. 
med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 15, S. 287—292 u. Nr. 16, S. 308—313. 1920. 

Es wird eine Methode beschrieben, die anwendbar ist 1. am isolierten Darmstück, 
2. am lebenden Tier und die gestattet, Medikamente entweder von der Mucosa oder 
Serosa oder am Tier auch intravenös einwirken zu lassen. Dabei wird festgestellt: 
zu 1. Von der Mucosa aus wirken darmerregende Mittel in schwachen Konzentrationen 
gar nicht, starke erst nach langer Zeit. Für die Mucosa ist eine 200fach stärkere Kon- 
‚zentration nötig, um den gleichen Effekt auszulösen wie von der Serosa aus. An der 
verletzten Mucosa wirken die Mittel annähernd wie von der Serosa aus. Zu 2.: Vom 
Darm aus wirken erst große, 1—200 fach stärkere Konzentrationen als intravenös ge- 
gebene. Eine direkte nervöse Reizung des Darms von seinem Lumen aus findet nicht 
statt. Daher können auch therapeutische Dosen erst nach ihrer Resorption zur Wirkung 
gelangen. Die Frage, warum Opium, klinisch per os gegeben, besser wirke als paren- 
teral, konnte aus diesen Experimenten nicht entschieden werden, es wird aber die 
plausible Erklärung gegeben, daß die langsame Resorption vom Darm aus für Opium 
gerade günstig ist. | Thielen (Berlin). 

Denis, Paul: Administration des vaceins par voie gastro-intestinale. Comparai- 
son entre son efficacité et celle des méthodes utilisant la voie sous-cutande ou 
intraveineuse. (Anwendung von Vaccinen auf dem gastrointestinalen Wege. Ver- 
gleich ihrer Wirksamkeit mit den intravenösen und subcutanen Methoden.) Scalpel 
Jg. 73, Nr. 4, S. 71—73. 1920. 

Die Anwendung von Vaccinen auf dem gastrointestinalen Wege ist möglich; die 
Einverleibung direkt in das Colon ist der durch den Magen vorzuziehen. Die immu- 
nisierende Wirkung tritt bei Anwendung von polyvalentem Typhusbacillenimpfstoff 
schon innerhalb 8 Tagen ein; sie ist bei mehreren tausend Personen erprobt ohne 
irgendwelchen Schaden. Über den Erfolg mit Antigonokokkenvaccine sind die Versuche 
noch nicht ausreichend für ein abschließendes Urteil. F. Hofstadt (München). 

Besredka, A.: De l’action des sérums par la voie respiratoire. (Serumwirkung 
von den Atemwegen aus.) Ann. de linstit. Pasteur Jg. 34, Nr. 1, S. 50—54. 1920. 

Versuche an Meerschweinchen mit Normaldiphtherie- und Tetanuspferdeserum; 
es lassen sich 2 ccm davon intralaryngeal bzw. intratracheal beibringen. Beim unvor- 
behandelten Tier ist diese Serumapplikation völlig unschädlich; beim sensibilisierten 
Tier wird tödlicher anaphylaktischer Shock ausgelöst. Anaphylaktische Erscheinungen 
lassen sich um so leichter vermeiden, je mehr sich die Konsistenz des Serums (durch 
Eintrocknen) dem festen Zustand nähert. ‚Die Schnelligkeit der Resorption, das Fehlen 
der Anaphylaxiegefahr, vereint mit der Einfachheit der Technik lassen Kehlkopf 
und Trachea auch für die Serumtherapie beim Menschen als bevorzugten Applikations- 
ort erscheinen.“ C. Hegler (Hamburg).“, 

Rénon, L. et R. Mignot: ÑSérothérapie par la voie respiratoire chez Phomme. 
(Serumtherapie durch den Luftweg beim Menschen.) Cpt. rend. des séances de la 
soc. de biol. Bd. 83, Nr. 8, S. 209—210. 1920. 

Nach dem Vorgange von Besredka, der gefunden hat, daß bei Kaninchen und 


— 153 — 


Meerschweinchen große Mengen von Serum durch die Luftwege ohne Schaden resor- 
biert werden (vgl. vorstehendes Referat), und daß dabei keine anaphylaktischen 
Erscheinungen sensibilisierter Tiere auftreten, haben die Verff. auch beim Menschen 
das Serum in Larynx und Trachea eingeführt nach der Technik von Can- 
tonnet (Compt. rend. Soc. de Biol. 21. Fevr. 1920, 8.180). Sie machten täglich In- 
jektionen von 12—20 ccm Antipneumokokkenserum von flüssiger oder sirupartiger 
Konsistenz bei Grippepneumonie und von Antistreptokokkenserum bei Phthisikern 
mit Streptokokken im Auswurf. Diese Injektionen in den Respirationsspparat wurden 
auffallend gut vertragen. Es wurden ferner bei einem Hämophilen mit multiplen 
Ekchymosen, der früher (6 Wochen vorher) mit Pferdeseruminjektionen behandelt wor- 
den war, intratracheal 1Occm Diphtherieserum injiziert, das durch pulverisiertes 
Diphtherieserum dickflüssig gemacht worden war. Estrat kein anaphylaktischer Shock 
auf. Verff. meinen, daß das Serum infolge seiner sirupartigen Konsistenz sehr lang- 
sam resorbiert wird, und daß die zuerst resorbierten Teile des Serums dem Körper 
einen antianaphylaktischen Schutz gegen die später aufgenommenen Serumportionen 
verleihen. Über den therapeutischen Erfolg dieser Serumanwendung können die Verff. 
zurzeit noch nicht berichten. Welz (Breslau).“, 

Niemann, Adolf: Experimentelle Untersuehungen über ein neues Verfahren 
der Troeken-Inhalationen. (Med. Poliklin., Göttingen.) Zeitschr. f. physikal. u. 
diätet. Therap. Bd. 24, H. 3, S. 81—86. 1920. 

Inhalationsversuche mit dem Reißmannschen Zerstäuber, Apparat zur Trockeninhala- 
tion (Erhitzung trockener Substanzen bis zur Verdampfung; nach Untersuchungen von Löwen- 
- stein mit NaCl Lieferung von Salzwürfeln von 1—2 u; Verdampfung von 1!/,g NaCl in 1 Stde.). 
Es ergibt sich bei Kaninchen mit, LiCl: 1. Nach Inhalation durch die Nase während 8 Minuten 
LiCl in feınsten Bronchien und Alveolargebiet; 2. nach 15 Min. auch im übrigen Kreislauf 
nachweisbar. Bedenken gegen die Lokaltherapie: die mit dem Reißmann zu erzielende außer- 
ordentlich geringe Menge verdampfter Substanz; Verlorengehen eines großen Teiles bei der Ex- 
spiration; häufig Fehlen der zur energischen Aspiration nötigen Saugkraft bei Krankheiten der 
Kea aaea. häufig Hinderung des Eindringens durch entzündliche Schwellung der Bron- 
chialäste. Von Allgemeinwirkung inhalierter Medikamente durch Resorption noch wenig Ge- 
brauch gemacht; sie ist aber möglich, Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Lüdke, Hermann: Über Albumosentherapie. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, 
Nr. 15, S. 344—345. 1920. 

Die Albumosentherapie teilt mit den andern Formen der unspezifischen Protein- 
körpertherapie das charakteristische Symptom der künstlichen Fiebererzeugung und 
der künstlichen Erzeugung eines lokalen Entzündungsvorgangs. Beim Typhus führt die 
intravenöse Injektion von 1—2 ccm einer 10 proz. Deuteroalbumoselösung zu rascher 
Entfieberung mit nachfolgender Heilung. Bei der Dysenterie wird der Erfolg der 
Serumtherapie unterstützt. Bei epidemischer Meningitis wurden keine Erfolge erzielt; 
hingegen wurden solche bei Sepsis gesehen. Bemerkenswert waren einige Erfolge bei 
Diphtherie,dieder Heilserumbehandlung nicht nachstehen, die Erfolge sind aber nicht 
zuverlässig. Bei Stenosen wirkt die Albumoseninjektion eher schädlich. Eine wesent- 
liche Abkürzung des Krankheitsverlaufs wurde bei Scharlach erzielt; man injiziert täg- 
lich 1—2 ccm intravenös bis zur Entfieberung, gewöhnlich genügen 3—4 Injektionen. 
Überraschend war der günstige Einfluß bei Grippe; die Lungenkomplikationen werden 
nicht beeinflußt. Langer (Charlottenburg). 


Spezielle Pathologie und Therapie der Kinderkrankheiten. 
Krankheiten des Neugeborenen. 


Meyer-Rüegg: ‚„Mazeration des lebenden Kindes.“ Zentralbl. f. Gynäkol. 
Jg. 44, Nr. 17, S. 433—434. 1920. 

Kasuistischer Parallelfall zu dem unter diesem Titel von Harald Lorenzen (dies. 
Zentralbl. IX. S. 14.) beschriebenen, wobei betont wird, daß es sich nicht um Maze- 
ration des Kindes, sondern nur seiner Haut handelt. 


— 154 — 


25 Tage nach berechneter Zeit von 30 jähr. Primipara mit 3780 g Gewicht und 53 om Länge 
mit Zange asphyktisch geboren, nachdem Geburt 4 Tage im Gange gewesen und dabei mit 
Mekonium vermengtes grellgelbes Fruchtwasser abgegangen war. Gleichmäßig an ganzem 
Körper (ohne wesentliche Bevorzugung von Händen und Füßen) bis zu 4cm lange und 4 cm 
breite Hautfetzen; unter. diesen neu gebildete, normale Epidermis. Nabelschnuroberfläche 
und -durchschnitt mazeriert. Weder besondere Rötung, noch Blasenbildung, noch Ausschlag. 
Keine Vernix caseosa. In den abgelösten Fetzen zahlreiche Fettröpfchen, Konturen der Platten- 
epithelien kaum angedeutet. Aspkyxie nach 2 Minuten durch Hautreize überwunden. Am 
1. Tage Erbrechen von auffallend gelb gefärbtem Schleim. Am 4. Tage Haut gereinigt. Gute 
Entwicklung. 

Annahme, daß Kind in utero Mekonium gelassen hat; da Fruchtwassermenge re- 
lativ gering war, hat die konzentrierte Mekoniumaufschwemmung Mazeration der 
Epidermis bewirkt. Es ist anzunehmen, daß eine solche Aufschwemmung für das 
Kind ungiftig ist, wenn auch Möglichkeit bestehen bleibt, daß Kind ‚doch gelegent- 
lich“ einer derartigen Ingestion erliegt. Auffallend grelle Gelbfärbung läßt auf chemi- 
sche Umsetzungsprozesse schließen. Andreas Wetzel (Charlottenburg.) 

Dixon, Montague: Parental blood in haemorrhage of the newborn. (Elterliches 
Blut bei Hämorrhagien der Neugeborenen.) Brit. med. journ. Nr. 3094, S. 539. 1920. 

Verf. hat 3 Fälle von Hämorrhagien der Neugeborenen (Bluterbrechen und blutige 
Stühle) mit subeutanen Injektionen des elterlichen Blutes (Mutter oder Vater) 
erfolgreich behandelt. Das Blut wurde den Eltern aus der Medianvene entnommen 
mittels einer 5 ccm Rekordspritze, die zur Verhütung der Gerinnung mit !/, ccm ge- 
sättigter Magnesiumsulphatlösung gefüllt war. Calvary (Hamburg). 


Verdauungs- und Ernährungsstörungen des Säuglings und Kleinkindes. 

Moorhead, T. Gillman: Infantilism — Panereatic and Intestinal. (Pankreatischer 
und intestinaler Infantilismus.) Dublin journ. of med. science 3. series, Nr. 577, 
8. 1—11. 1920. 

Byron Bramwell hat eine Anzahl von Fällen beschrieben (Edinburgh Med. 
Journ. 1915, Mai), in denen Wachstumsstillstand und sexueller Infantilismus bei guter 
geistiger Entwicklung mit schweren chronischen Durchfällen ursächlich verknüpft zu 
sein schienen. Die Durchfälle scheinen durch Pankreasinsuffizienz verursacht (viel 
unverdaute Nahrung im Stuhl, Besserung auf Verabreichung von Pankreasextrakt; 
sehr wenig Phosphorsäure im Urin bei Milchdiät, Anstieg unter Pankreaksextrakt- 
verabreichung; Jodprobe im Speichel nach Verabreichung von Glutoidkapseln negativ). 
Durch Pankreasextrakt wurden nicht nur die Durchfälle behoben, sondern die ganze 
Körperentwicklung gewaltig gefördert. — Infantilismus im Anschluß an chronische 
Durchfälle kann daher wahrscheinlich pankreatogen sein. Es gibt aber auch einen in- 
testinalen Infantilismus, der von Herter beschrieben und auf chronische Dickdarm- 
störungen infolge von Persistenz der grampositiven Bifidusflora des Brustkindes zu- 
rückgeführt wurde. Die Herterschen Fälle standen allerdings alle noch im frühen 
Kindesalter. — Verf. berichtet über 2 Fälle. 

Der eine scheint ein pankreatischer Infantilismus gewesen zu sein: 17jähriges 
ziemlich kleines, sexuell völlig unentwickeltes Mädchen. Stillstand der Körperentwicklung 
seit Beginn der Durchfälle im 13. Lebensjahr. 4—5 tägliche übelriechende Stühle mit Massen 
von unverdautem Fett, zum Teil in Form öliger Tropfen, vielen unverdauten Muskelfasern. 
Sahlis Glutoidprobe negativ. Auf Verabreichung von dreimal täglich 1 Teelöffel von Armours 
Liquor pancreaticus, Holadin und Gallensalzkapeeln in 6 Monaten zwar kein gesteigertes 
Längenwachstum, aber Besserung der Durchfälle, starke Gewichtszunahme, Beginn der sexuel- 
len Entwicklung. — Der andere Fall war einintestinaler Infantilism us: 18jähriges Kind, 
wegen Tetanie ins: Spital eingeliefert. Durchfälle seit dem 5. Lebensjahr. Wachstumsstill- 
stand seit dem 10. Lebensjahr. Völliger Infantilismus, 1,34 m Länge, 15,3 kg, Gewicht; trockene 
gelbliche Haut, normale geistige Entwicklung; geringe Albuminurie; starke Indicanurie. 65% 
Hgb., 14 000 L., 5%, Eos. Röntgenologisch allgemeine Osteoporose. Fünf massige gelblichweiße 
Stühle. Viel Trichocephaluseier. Reichlich Fettsäurenadeln, vereinzelte Muskelfasern. Vor- 
wiegend große grampositive Bacillen bei einfacher Stuhlfärbung. Tetanieanfälle kurz vor dem 
durch ppe verursachten Tod. Sah lis Glutoidkapselpankreasprobe mehrfach negativ (kam 
aber auch bei Kontrollpersonen vor). Urin enthielt weder Zucker noch Oxalsäure. Keine 


— 15 — 


Adrenalinmydriasis. Auf Pankreasextraktverabreichung keine erhebliche Besserung. — Sek- 
tion: Uterus kaum größer als beim Neugeborenen. Ovarien von normaler Größe, rein binde- 
gewebig ohne Spur von Graafschen Follikeln. Thymus makroskopisch vergrößert, mikroako- 
pisch aber fast ganz rückgebildet, Schilddrüse eher etwas vergrößert. Pankreas normal. Dick- 
darmschleimhaut in entzündlichem Reizzustand, Zentralnervensystem normal, leichte Ver- 
änderungen im Vorderlappen der H fpophyse (lockere etwas unregelmäßige Drüsenstruktur, 
teilweise Fehlen der eosinophilen Zellen, wenig kolloide Substanz im Vorderlappen, die sich 
gelb färbte). Ibrahim (Jena).M_ 


Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 

Kappis, Max: Über Ursache und Entstehung der Bauchsehmerzen. (Chirurg. 
Unw.-Klin., Kiel.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 16, S. 409—412. 1920. 

Die Gültigkeit der experimentellen Untersuchungen von Neumann und Kappis 
über die Sensibilität des visceralen Bauchfelles und seines Inhalts auch für den Men- 
schen wurde durch die Ergebnisse der Splanchnicusanästhesie einwandfrei bewiesen. — 
Empfindlich ist das viscerale Peritoneum überall da, wo sich sensible Nervenfasern 
finden, d. i. Bereich der großen Gefäße an der Bauchrückenwand, ebenso der größeren 
Gefäße im großen und kleinen Netz, in den Mesenterien, in der Gegend des Cysticus, 
Choledochus und Hepaticus, der A. hepatica und ihrer größeren Äste. Die Organe selbst 
eind im allgemeinen empfindungslos. Außer der Beteiligung dieser sensiblen visceralen 
Gebiete kommt für die Entstehung der Leibschmerzen noch der Grund in Betracht, 
daß sehr oft das Bauchfell der Bauchvorder- oder Rückenwand und damit ein Gebiet 
der peripher-spinalen Sensibilität in Mitleidenschaft gezogen wird. Auf Grund dieser 
Tatsachen werden im einzelnen die Schmerzen bei den verschiedenen Erkrankungen 
der Bauchorgane und des Harnsystems ausführlich zu erklären versucht. 

K. Hirsch (Berlin). 

Oppenheim, C. J.: The human fecal streptococei. (Die Streptokokken der 
menschlichen Faeces.) (Dep. of hyg. a. bacteriol., univ. Chicago.) Journ. of infect. dis. 
Bd. 26, Nr. 2, S. 117—129. 1920. 

Die notwendige Voraussetzung begründeter Aussagen über Streptokokken als 
Erreger von Darmkrankheiten wäre eine genauere Kenntnis über die Streptokokken- 
fiora des normalen menschlichen Darmes; hierzu will Oppenheim einen Beitrag 
liefern. Er untersuchte 55 normale Stühle von 15 gesunden Erwachsenen und isolierte 
aus diesem Material 323 Stämme; es handelte sich durchweg um grampositive, kurz- 
kettige, rasch wachsende, in Galle unlösliche (bis auf einen, ebenfalls galleresistenten 
Stamm), kapsellose Varietäten, welche in der überwiegenden Mehrzahl der Fälle kein 
Hämolysin produzierten und auf der Blutplatte in der Regel (besonders bei alkalischer 
Reaktion, Pa = 7,5 oder mehr) grünes Pigment lieferten. Stämme, welche konstant 
die Produktion des grünen Farbstoffes vermissen ließen (‚‚indifferente“‘ Typen), kamen 
nicht vor. Inulin und Raffinose werden nur selten angegriffen; dagegen vergären die 
Streptokokken der menschlichen Faeces fast immer Glucose, Lactose, Salicin und 
nach O. in 70% der Fälle auch Mannit; die Mannitfermentation zeigt zwar größere 
quantitative Unterschiede bei den einzelnen Stämmen als jene der Laktose oder anderer 
Kohlehydrate, ist aber für die Charakteristik wichtig. Streptokokken aus diarrhöischen 
Stühlen vergären schlechter, speziell auch Mannit. Die Streptokokken aus Stühlen 
von Kindern stimmen mit den aus den Entleerungen Erwachsener gezüchteten überein. 

Doerr.“, 

Davis, David J.: The fate of streptococeus hemolyticus in the gastro-intestinal 
«anal. (Das Schicksal des Streptococcus haemolyticus im Magendarmkanal.) (Dep. 
of pathol. a. bacteriol., univ. of Illinois, coll. of med., Chicago.) Journ. of infect. dis. 
Bd. 26, Nr. 2, S. 171—178. 1920. 

In früheren Versuchen hatte Verf. festgestellt, daß sich in den Krypten der Ton- 
sillen in fast 100%, hämolytische Streptokokken finden, in der vorliegenden Arbeit 
sollte das weitere Verhalten dieser Bakterien, wenn sie verschluckt werden und 


— 156 — 


in den Magen gelangen, geprüft werden. Dabei zeigte sich in sämtlichen Fällen ein 
vorübergehendes Auftreten der Streptokokken; nach einer Beobachtungszeit von 
einem Monat wurden die Tiere getötet und der Magendarmkanal in seinen ver- 
schiedensten Teilen bakteriologisch untersucht, doch wurden nirgends hämolytische 
Streptokokken gefunden, ebenso erwies sich die Magen- und Darmschleimhaut 
vollständig unverändert. Auch bei einer Allgemeininfektion durch intravenöse 
Streptokokkeninjektion bei Kaninchen bleibt der Magendarmkanal frei, wie durch 
mehrfache Versuche nachgewiesen wurde. Magensaft von normaler Acidität beim 
Menschen und Kaninchen tötet hämolytische Streptokokken innerhalb 2—5 Mi- 
nuten, bei herabgesetzter Acidität bleiben die Bakterien mehrere Stunden am Leben, 
sind aber ebenfalls innerhalb 24 Stunden abgestorben. In 53 Fällen wurden mensch- 
liche Faeces auf hämolytische Streptokokken untersucht, sämtliche Untersuchungen 
verliefen negativ, ebenso mehrere ebensolche von Scharlachfällen. Mischt man Stuhl 
mit Streptokokken und bringt ihn in den Eisschrank, so bleiben die Bakterien mehrere 
Tage am Leben, bringt man das Gemisch in den Brutschrank, so sind sie nach mehreren 
Stunden verschwunden, wahrscheinlich infolge Überwucherung durch die normalen 
Darmbakterien. Vgl. Ref. Otteraaen S. 163. Emmerich (Kiel). 

Pritchard, Erie and W. T. Hillier: Specimens from four cases of punctate 
ulceration on the stomach in infants. (Präparate von vier Fällen punktförmiger 
Magenulcerationen bei Säuglingen.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 5, 
Sect. f. the study of dis. in children S. 33. 1920. 

Die Präparate stammten von anscheinend in Form einer Hausendemie aufge- 
tretenen Fällen von Gastritis. Zahlreiche kleinste Ulcerationen der Magenschleimhaut. 
Auch im Darm ähnliche follikuläre Geschwürchen. Im Leben bestand bei allen Fällen 
exzessives Erbrechen, oft mit bluthaltiger SIcheimbeimengung. Ibrahim (Jena). 

Strauß, H.: Nervöse Dyspepsie und konstitutionelle Gastropathie. Jahresk. f. 
ärztl. Fortbild. Jg. 11, H. 3, S. 29—34. 1920. 

Auf dem Boden einer konstitutionellen Schwäche können sowohl solitäre als auch 
koordinierte Magen- und Nervenstörungen auftreten, ferner Magenstörungen als Folge 
von Nervenstörungen. Beide können auch exogen ohne die Grundlage von konsti- 
tutionellen Alterationen entstehen. Schließlich können allgemeine Neurosen als Folge 
von Magenstörungen (Überlagerungs- oder Fikationsneurosen) auftreten, wobei aller- 
dings nicht selten konstitutionelle Momente den Boden vorbereiten. Heinrich Davidsohn. 

Stenosi ipertrofica congenita del piloro. (Angeborene hypertrophische Pylorus- 
stenose.) Morgagni P. II Jg. 62, Nr. 2, S. 17—22. 1920. 

Übersicht über Diagnose und Therapic der angeborenen hypertrophischen Pylorusstenose, 
die, außer einem vermuteten ursächlichen Zusammenhang zwischen Phimose und Pylorushyper- 
trophie, nichts Neues bringt. Beide sollen in Veränderungen der Nebennierensekretion ihre Ur- 
ache haben. Eitel (Charlottenburg). 

Pritchard, Eric, and W. T. Hillier: Specimens from a case of hypertrophic 
pyloric stenosis with associated hypertrophies. (Präparate eines Falles von hyper- 
trophischer Pylorusstenose mit gleichzeitigen anderweitigen Hypertrophien.) Proc. of 
the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 5, Sect. f. the study of dis. in children, 8. 33—38. 1920. 

Präparate von einem 3 Monate alten Knaben, der an hypostatischer Pneumonie 
starb. Starke Hypertrophie nicht nur der Pylorusmuskulatur, sondern auch im Be- 
reich des unteren Oesophagus und des Sphincter ileo-coecalis. An der Cardia zeigt die 
Schleimhaut eine erbsengroße Wucherung. Magenkapazität intra vitam soll ca. 120 cem 
betragen haben. Das Colon transversum gegenüber der großen Magenkurvatur war er- 
weitert. Nebennieren makroskopisch normal. Sondeneinführung in den Magen bei 
Lebzeiten ohne Schwierigkeit. Auch die Durchgängigkeit des Pylorus für Nahrung 
war nach dreiwöchiger Spitalbehandlung gut (keine Obstipation), woraus Verf. schließt, 
daß die Hypertrophien mit nur geringen Spasmen verknüpft waren. Die Hypertrophie 
der drei Sphincteren hält Verf. für interessant in Hinblick auf eine neue von Pirie 
aufgestellte Hypothese, daß die hypertrophische Pylorusstenose durch eine 


— 157 — 


übermäßige Adrenalinsekretion vor oder nach der Geburt bedingt sei oder durch 
einen Mangel antagonistisch wirkender Sekretionen. 

In der Diskussion betont T. Gray, daß auch eine Störung der Nebennierentätigkeit 
der Mutter schuld sein könne. Im Krieg haben sowohl J. Thomson wie er selbst sehr viel 
mehr Pylorospastiker gesehen als früher; das ließe sich ebenso wie die bekannte Tatsache, daß 
besonders Erstgeborene bevorzugt sind, aus den Beziehungen geistiger Erschöpfung und Sorgen 
zur Adrenalinsekretion erklären. Verf. glaubt, daß hypertrophische Pylorusstenosen oft be- 
stehen, ohne im Leben Symptome zu verursachen; die auslösenden Ursachen können verschie- 
denerlei sein; sollen z. B. häufig von den äußeren Genitalien ausgehen können, wodurch sich 
die größere Häufigkeit bei Knaben erkläre. Er erwähnt ein frühgeborenes Zwillingspaar, von 
denen der Knabe mit einer Woche npeane des Magenverschlusses, fühlbaren Pylorustumor 
und sichtbare Magenperistaltik bot und durch eine Circumeision glatt von seinen Magenbe- 
schwerden geheilt worden sei. Cantley: Die multiplen Hypertrophien sprechen dafür, daß es 
sich um ein angeborenes Leiden handelt. Die Hypothese der Adrenalinhypersekretion ist sehr 
wenig gestützt. Dazu müßte erst nachgewiesen werden, daß eine vermehrte Adrenalinsekretion 
vorhanden ist, daß sie Spasmen in bestimmten Gebieten verursacht und daß diese Spasmen 
Apert paien herbeiführen. Wäre die Hypothese richtig, warum erkranken die Mädchen 
seltener, warum die Kinder nur in den ersten 3 Monaten? Wenn die Phimose am Spasmus 
schuld ist, warum kommt das Leiden auch bei circumcidierten jüdischen Kindern vor? Maras- 
mus beeinträchtigt die Adrenalinsekretion; da diese Kinder alle sehr marastisch werden, sollte 
man erwarten, daß das Leiden nicht fortbestehen kann. — Pritchard: Die Adrenalintheorie 
hat Schwächen, aber wenn man eine gemeinsame Ursache der multiplen Hypertrophien sucht 
und gerade die Nerven der betreffenden Gebiete durch Adrenalin oder andere Hormone be- 
sonders erregt werden, ist die Erklärung doch befriedigend. Übermäßige Adrenalinabscheidung 
bei der Mutter braucht beim Foetus nicht auch Adrenalinhypersekretion zu bewirken. Bei 
Myxödem der Mutter kompensiert der Foetus den Mangel durch stärkere Abscheidung seiner 
eigenen Schilddrüse. — T. Gray: Das Adrenalin wirkt auf die Sympathicusinnervation der Ring- 
muskeln des Darms, was gleichzeitig eine Anregung der Sphincteren zur Kontraktion zur 
Folge hat. Unter 80 eigenen Fällen aus den letzten 5 Jahren hat er kein jüdisches Kind gesehen. 
Er glaubt daher, daß die Krankheit bei jüdischen Knaben selten vorkommt, obwohl die Hyper- 
trophie des Pylorus wahrscheinlich bei ihnen ebenso wie bei Mädchen häufig ist wie bei nicht- 
jüdischen Knaben. Sie wird nur seltener Symptome verursachen. Ibrahim (Jena). 

Uji, Sára v.: Ein geheilter Fall von Ileus verminosus. (Unswv.-Kinderklin. 
[Stefanie-Kinderspit.], Budapest.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge Bd. 41, 
H. 4, S. 274—277. 1920. 

Bei 7jährigem Knaben, der unter heftigen Bauchschmerzen, Erbrechen und ungenügender 
Stuhlentleerung plötzlich erkrankt war und bei dem eine diffuse Empfindlichkeit des Bauches 
bei Palpation bestand und eine kleinfaustgroße Resistenz über der linken Darmbeinschaufel 
undeutlich tastbar war, wurde auf Grund der Diagnose Invagination eine Laparotomie vor- 

nommen. Im Dünndarm längliche, spindelförmige Gebilde: Spulwürmer, deren Knäuel durch 

armmassage aufgelockert wurde. Nach Entleerung von 85 Askariden während der nächsten 
10 Tage auf Santonin, Calomel und,Aqu. laxat. Viennens. konnte das Kind als geheilt entlassen 
werden. 

Die Frage, ob Spulwürmer direkt lebensbedrohende Zustände hervorrufen 
können, was bekanntlich angezweifelt wird, muß demnach bejaht werden. Da der 
Dünndarm der Aufenthaltsort der Würmer ist, erfolgt gewöhnlich hier die obturie- 
rende Knäuelbildung, ausnahmsweise im Dickdarm, sogar im Meckelschen Diver- 
tikel. Die Schwere des Krankheitsbildes geht mit der Zahl der Würmer nicht immer 
conform; es können auch kleinere Mengen Ascariden das Darmlumen verlegen, 
andererseits machen größere Massen oft wenig Symptome. Schwere durch Ascariden 
verursachte Darmverschlüsse beanspruchen sofortige Laparotomie, ebenso jene mil- 
deren Formen, bei denen innere Medikation versagt, da die Mortalitätsziffer des 
Ileus verminosus sehr hoch ist. Ochsenius (Chemnitz). 

Retzlaff, Karl: Zur Hirschsprungschen Krankheit. (ZI. med. Univ.-Klin., Berlin.) 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 14, S. 319—321. 1920. 

46jähriger Patient, bei dem Stuhlverstopfung seit seiner Kindheit bestand, in der letzten 
Zeit Stuhl nur noch auf große Einläufe zu erzielen. Im außerordentlich umfangreichen Leib links 
eine große halbmondförmige mit nach oben gerichteter Konvexität liegende Hervorwölbung, die 
nach 7 l Bariumsulfateinlauf röntgenoskopisch als Mesasigma festgestellt wurde. Genaue Prü- 
füng des vegetativen Nervensystems. Außerlich keine Stigmata von erhöhtem Tonus. 
Phyostigmin- und Atropinversuch negativ, so daß erhöhter Tonus des Vagus auszuschließen 
war. Dagegen auffallend starker Effekt nach Injektion von 1 mg Suprarenin (steiler Anstieg 


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der Blutdruckkurve, Blässe des Gesichts, Atembeschleunigung, Arythema cordis), danach 
liegt eine beträchtliche Erhöhung des Sympathicotonus vor, welchem ätio- 
logisch neben der Vagusschwäche eine wichtige Rolle in der Pathogenese des Krankheitsbildes 
vom Verf. zugesprochen wird. Das bei der Operation herausgenommene Sigma wurde auf das 
Verhalten der nervösen Elemente untersucht; es ergab sich kein abweichendes Verhalten der 
Ganglienzellen des Plexus myentericus und subumcosus an Zahl oder Beschaffenheit. Pat. 
starb einige Tage nach der Operation an Peritonitis. K. Hirsch (Berlin). 
Weigert, Richard: Ein geheilter Fall von Relaxatio (Eventratio) diaphragma- 
tica. Zugleich ein Beitrag zur Ätiologie des Leidens. (Chirurg. Abt., isratile. 
Krankenh., Breslau.) Bruns’ Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 119, H. 1, S. 100—109. 1920. 
In der Literatur findet man 500 Fälle von Zwerchfellhernien, wovon 21 auf das 
Kindesalter entfallen. Von der Relaxatio diaphragmatica, der Zwerchfellerschlaffung, 
kennt man wenig über 30 Fälle, hierunter sind je 2 Neugeborene und Säuglinge, die 
übrigen sind Erwachsene. Die Hernien beobachtet man links häufiger als rechts. Die 
Zwerchfellerschlaffung kommt fast ausschließlich links vor. Die Ätiologie der R. d. 
(Relax. diaphr.) ist bisher umstritten, Narbenzug nach eitrigen Prozessen in der 1. 
Brusthöhle, kann ebenso in Betracht kommen, wie Schädigung des einen N. phrenicus 
mit einseitiger Lähmung des Zwerchfells, wobei beim Überwiegen der l. Seite der von 
der Gegenseite abweichende Verlauf des 1l. Phrenicus in manchen Fällen eine Rolle 
spielen mag, andererseits ist die r. Zwerchfellkuppe ja mehr geschützt durch die Leber. 
Der vorliegende Fall, der erste, bei dem eine klinische Heilung des Leidens beobachtet 


wurde, ist in ätiologischer Hinsicht so durchsichtig wie klinisch interessant. 

Kind wurde mit hoher Za nge in Scheitelbeinlage entwickelt, schrie gleich, trank gut. Den 
Eltern fiel etwas hoher Brustkorb und rasche Atmung auf. Inder 3. Woche Appetitlosigkeit, 
Husten, Fieber. — Befund: Schlaffes, blasses Kind, hoher Thorax, eingesunkenes Abdomen, 
an Stelle der Herzdämpfung tympanitischer Klopfschall, Herztöne leise. R. vorn oberhalb 
Leber Schallverkürzung, Herztöne ein wenig deutlicher. L. hinten von der Spina scapulae ab- 
wärts Schallverkürzung und Fehlen des Atemgeräusches. Dieses l. nur seitlich, vorn und hinten 
oben zu hören, mit lauten Knistergeräuschen. Rechts fand sich Lungenschall auf der vorderen 
Seite oberhalb der 3. Rippe und auf der ganzen hinteren Brustwand. Atemgeräusche r. vorn 
normal, r. hinten leise zum Teil von bronchialem Charakter und von reichlichen kleinblasigen 
Geräuschen begleitet. Diagnose: Rechtslagerung des Herzens und rechtsseitige Bronchopneu- 
monie, der Befund der l. Brustseite zunächst nicht erklärbar. Nach Coffein und Senfbädern 
Herztöne am nächsten Tage lauter, laut tympanitischer Klopfschall links vorn und hinten 
unten, Atemgeräusche völlig aufgehoben. Als Ursache der Herzverlagerung muß also Ein- 
dringen des luftgefüllten Magens oder Darmes in die Brusthöhle in Frage kommen. Bei dem in 
den nächsten Tagen wechselnden Befund mußte man an eine Zwerchfellhernie denken. Die 
bronchopneumonischen Erscheinungen gingen bald zurück. Die Röntgenaufnahme vor und 
nach einer Mahlzeit zeigte nun an Stelle des Herzens die Magenblase bzw. den mit Kontrastin 
gefüllten Magen, das Herz zum größten Teil nach r. gedrängt. Lunge auf beiden Seiten zusam- 
mengedrängt. Wichtig für die Diagnose war die Betrachtung vor dem Röntgenschirm, die die 
Bewegung des Zwerchfells auf der l. Seite auch über den Magen hinweg ununterbrochen zeigte. 
Die Diagnose mußte nun — die Röntgenplatte zeigte ebenfalls das Zwerchfell scheinbar lücken- 
los über den Magen hinziehend — auf linksseitige Zwerchfellerschlaffung lauten. Der weitere 
Verlauf bestätigte dies. Das Kind zeigte zeitweise nicht nur Schluckbeschwerden, die auf 
Abknickung des Ösophagus zurückgeführt werden müssen, es erbrach auch häufig, ähnlich 
einer Pylorusstenose. Nach Zurückgehen der Brustsekretion infolge schlechten Saugens bekam 
das Kind Molkensuppe, unter deren Verabreichung das Erbrechen seltener wurde. Der Stuhl 
war immer regelmäßig. 2 Monate nach der Geburt Husten seltener geworden, Kind schreit. 
wieder kräftiger. Atemgeräusch l. vorn oben bis zur 3. Rippe. Niemals wurden Einklemmungs- 
erscheinungen beobachtet. 3 Monate nach der Geburt: Kind geheilt, Stimmung, Schlaf, 
Appetit gut. Normaler Lungenbefund, auch die Besen Thoraxwölbung nicht mehr 
kda. Bauchdecken im Thoraxniveau. Für die völlige Heilung spricht die Belastungs- 
probe eines mit 41/ Jahren gut überstandenen Keuchhustens. 

Zur Entstehung der R. d. diskutierten nun Scholz und Fiedler, Berliner 
klin. Wochenschr. 1911 u. 1914, wie Verfasser betont, nur die Frage der Entwicklungs- 
hemmung des Zwerchfells, dagegen gar nicht die Störung der Innervation. Und gerade 
diese kann nur in vorliegendem Falle mit der schnellen Ausheilung kurz nach der Ge- 
burt in Betracht kommen. Wir haben es hier mit einer Phrenicuslähmung durch 
Geburtstrauma zu tun. So leicht wie der Pl. brachialis ist zwar der N. phrenicus 
einem Geburtstrauma nicht ausgesetzt, doch hat er eine dem Pl. br. ähnliche Lage am 


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Halse, nur eine Muskelschicht tiefer. Zug an der Wurzel des Nerven oder Druck auf 
den Nerven in seinem Verlaufe am Halse kann somit wohl eine Entbindungslähmung 
herbeiführen. Der Verlauf des Phrenicus jederseits vor der Lungenwurzel, links mehr 
vorn und lateral, rechts mehr hinten und medial, erklärt das fast ausschließliche Vor- 
kommen der R. d. links, soweit nicht wie hier Entbindungslähmung vorliegt, wobei 
man Bevorzugung einer Seite nicht beobachtete. Atrophie des N. phrenicus fand man 
in einigen zur Obduktion gelangten Fällen. Degenerationserscheinungen der Zwerch- 
fellmuskulatur sind als sekundär aufzufassen. Eine oft — auch in diesem Falle — be- 
obachtete Kleinheit des linken Leberlappens ist lediglich Kompressionserscheinung. 
Bei Nachuntersuchung im 9. Lebensmonat sah man auch jetzt deutlich die Konturen 
des Leberlappens in der linken Bauchseite. Karl Behm (Freiburg i. Br.). 


Jewesbury, Reginald C.: Case of cirrhosis of liver and spleen. (Ein Fall von 
Leber- und Milzcirrhose). Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 5, Sect. f. the 
study of dis. in children S. 40—41. 1920. 

41/, jähriger Knabe. Mit 21/, Jahren Ikterus; seither Schwellung des Leibes. 
Häufiges Erbrechen, auch Nasenbluten. Alkoholzufuhr seit dem 2. Lebensjahr. 
Leber stark vergrößert, verhärtet, vielfach eingezogene Oberfläche. Großer harter 
Milztumor (bis zum Nabel reichend); systologisches Herzgeräusch (kongenital?). 
Kolbenfinger und -Zehen. Negativer Wassermann. 58%, Hgb. 281 000 Er, 2320 L., 
davon 59,5%, Neutr. 36,5%, Lymph. 2,0%, Eos. Ibrahim (Jena). 


Jewesbury, Reginald C.: Further note on a previuosly shown case of cirrhosis 
of liver in a child. (Weitere Notizen zu einem früher vorgestellten Fall von Zirrhose 
der Leber und Milz bei einem Kind.) Proc. of the roy. soc of med. Bd. 13, Nr. 5, 
Sect. f. the study of dis. in children 8. 50. 1920. 

Das Kind starb an einer lobären Pneumonie. Die Leber zeigte teils glatte, teils 
unregelmäßige Oberfläche, histologisch durchaus typische multiobuläre Zirrhose. 
Bindegewebe der Milz stark vermehrt; auch die Nieren zeigen einen gewissen Grad von 
Fibrose. Ein im Leben vermuteter kongenitaler Herzfehler fand sich nicht. Ibrahim. 


lavarone, Nicola: Cisti da echinococco del fegato. (Leberechinokokkuscyste.) 
(Istit. di din. pediatr., univ. di Napoli.) Pediatria Bd. 28, Nr. 6, S. 283 bis 
285. 1920. 

Kasuistischer Beitrag bei einem 6jährigen Kind. Bei Kindern sind Echinokokkus- 
cysten sehr selten. Operation. Heilung. Schneider (München). 


Konstitutionsanomallien und Stoffwechseikrankheiten. Störungen des Wachs- 


tums und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 


Aulde, John: Applied calcium therapy: a study of deficiency diseases. (An- 
gewandte Calciumtherapie: eine Studie über Deficienzkrankheiten.) Med. rec. Bd. 97, 
Nr. 7, 8. 257—265. 1920. 

Jedes Gewebe, Muskel, Drüsen, Nerven, können durch Infektion, Trauma, che- 
mische Schädigungen in ihrer Funktion gehemmt werden. In allen Fällen von akuten 
oder chronischen, infektiösen oder nichtinfektiösen Krankheiten besteht zu Beginn 
vermehrte Alkalität, dem Blut und den Geweben wird Ammoniak entzogen, was in 
profusen Schweißen, beschleunigter Darmtätigkeit, vermehrter  Diurese usw. zum 
Ausdruck kommt, doch hat dieser Vorgang seine Grenze. Es folgt ein Säurestadium, 
der Alkalivorrat ist reduziert und die Fähigkeit der Sauerstofführung des Blutes herab- 
gemindert; die Folge ist die Krampfneigung bei Kindern (idiopathische Tetanie) 
und die sog. urämischen Konvulsionen. Von solchen Anschauungen ausgehend, wird 
die souveräne Therapie der Calciummedikation bei allen nur denkbaren Affektionen 
empfohlen und dem Mangel an Kalk in der Diät eine wichtige ursächliche Rolle bei 
den „Deficienzkrankheiten“ zugeschrieben. Neurath (Wien). 


— 160 — 


Putzig, Hermann: Die Behandlung der Rachitis mit künstlicher Höhensonne. 
(Kais.-Aug.-Vikt.-Haus, Reichsanst. z. Bekämpf. d. Säugl.- u. Kleinkindersterblichk., 
Charlottenburg.) Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 8, S. 234—236. 1920. 

Die Ultraviolettherapie der Rachitis nach Huldschinsky wurde nachgeprüft 
und ihre Wirksamkeit durchweg bestätigt. Die Heilgeschwindigkeit scheint der Leber- 
trantherapie überlegen. Der röntgenologische Heilungsprozeß ging mitdemklinischen 
parallel. Bei Frühgeburtenschwand die Kraniotabes und das Auftreten von Extremi- 
tätenrachitis wurde verhütet. Das berechtigt zu der Hoffnung, daß die Bestrahlung 
auch prophylaktisch von Erfolg sein werde. Huldschinsky (Charlottenburg). 


Rendu, André et P. Wertheimer: Un cas de rachitisme tardif généralisé. 
Lyon méd. Jg. 52, Nr. 8, S. 356. 1920. 

Typischer Fall von Rachitis tarda, die die Autoren als eine seltene Erkrankung 
bezeichnen. Huldschinsky (Charlottenburg). 


Mac Lean, Stafford: Seasonal incidence of tetany — a report of 47 cases. 
(Abhängigkeit der Tetanie von der Jahreszeit — Bericht über 47 Fälle.) Arch. of 
pediatr. Bd. 37, Nr. 2, S. 85—88. 1920. 

Von den 47 ambulant beobachteten Fällen, die sich über den Zeitraum von 2 Jahren 
erstrecken, fielen im Jahr 1917 12 Fälle auf die Frühjahrsmonate März, April und Mai, 
1918 24 Fälle. Der Winter 1917/18 war in Newyork sehr kalt gewesen und Verf. nimmt 
an, daß die Kinder in diesem Winter besonders wenig aus dem Haus in Licht und Luft 
gebracht wurden. Besonders die Italiener in Newyork schließen sich im Winter 
gern ängstlich von der Kälte und frischen Luft ab. 40%, der beobachteten Fälle be- 
treffen Italiener, obwohl diese sonst keinen besonders hohen Anteil der ambulanten 
Patienten ausmachten. Juli, August und September kam gar kein Fall zur Beobachtung. 
‚Zusammenhänge mit Rachitis leugnet Verf. Nur in 15 seiner Fälle wurde Rachitis 
festgestellt. 3 von den Fällen waren jünger als 3 Monate, 10 unter 6 Monaten; die 
Mehrzahl (22) fiel in das zweite Lebenshalbjahr. 8 Kinder sollen ausschließlich an 
der Brust ernährt gewesen sein (? Ref.), ein Brustkind von 2 Monaten, das zum ersten- 
mal ins Freie gebracht wurde, hatte Laryngospasmen und Facialisphänomen. Ob 
Mangel an Licht oder Mangel an Luft die Entstehung der Tetanie mehr begünstigt, 
wagt Verf. nicht zu entscheiden, denkt aber eher an letzteres, weil ihm aus den skandi- 
navischen Ländern mit dem langdauernden Sommermangel keine Mitteilungen über 
Tetanie bekannt sind (? Ref. Arbeiten von Wernstedt. Dort werden außerdem fast 
alle Kinder lange gestillt). Ibrahim (Jena). 


Elterich, Theodore J.: Tetany. Report of an unusual case. (Bericht über einen 
ungewöhnlichen Fall von Tetanie.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 2, S. 89—92. 1920. 

4jähriges Mädchen, als Meningitis eingeliefert. Plötzlicher Beginn mit Kopf- 
schmerz und Durchfällen. Am dritten Tag trat Somnolenz hinzu. Reflexe blieben aber 
normal, kein Kernig oder Brudzinski, normaler Liquor. Spur Albuminurie. Am nächsten 
Tag typische Karpopedalspasmen, die etwa 4 Wochen lang anhielten. Kein Fieber. 
Auch Nacken- und Gesichtsmuskeln nahmen gelegentlich an dem hypertonischen Zu- 
stand teil. Behandlung mit Brom, Chloral und warmen Bädern. Keine Prüfung der 
mechanischen oder elektrischen Nervenerregbarkeit. Differentialdiagnostische Be- 
merkungen gegenüber Pseudotetanus. — Tetanie kommt nach des Verf.s Meinung zu- 
stande durch Resorption toxischer Substanzen aus dem Verdauungstraktus, bei jüngeren 
Kindern auf der Grundlage der Rachitis, bei älteren Kindern auf der Grundlage einer 
neuropathischen Veranlagung, die auch bei dem beobachteten Kinde vorlag. Ibrahim. 


Me Clanahan, H. M. and W. W. Willard: Osteogenesis imperfecta congenita. 
Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 3, S. 181—188. 1920. 

Beschreibung eines typischen Falles von osteog. imp.: 3 Monate alter Knabe, mit Frak- 
turen geboren. Exitus mit 4?/, Monaten an Erschöpfung. Obduktion: Multiple Frakturen der 
langen Röhrenknochen mit Pseudarthrosenbildung. Histologisch: Knorpel normal, peri- 
ostale Knochenbildung fehlt fast ganz, unter dem verdickten Periost liegt keine Kortikalis, 


— 161 — 


im Mark verdünnte Trabekel, die knorplige Reste zeigen, Femurschaft verdickt (14 mm gegen 
7 mm normal), was von einem Prozeß Herenbren muß, der das subperiostale Gewebe in gewisse 
Bestandteile des Marks umwandelt und die Markhöhle ausweitet. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Dwyer, Hugh L.: Chondrodysplasia; multiple eartilaginous exostoses. Report 
of cases. (Chondrodysplasie, multiple, knorplige Exostosen.) Americ. journ. of dis. 
of childr. Bd. 19, Nr. 3, S. 189—200. 1920. 

Von den vier beschriebenen Fällen waren die drei ersten verwandt (Vater, Sohn und 
Tochter); bei dem vierten hatten zwei Brüder dasselbe Leiden: Ekchondrosen an der 
Vorderseite der Tibien und Humeri, in der Nähe der Epiphysengrenzen. Im Röntgenbild 
symmetrisches Auftreten multipler Osteochondrome an zahlreichen langen Knochen, 
sowie Klavikeln, Scapulae und Becken. Knochen sonst weder verkürzt noch verbogen. 
Auffällig war eine cystische Auftreibung der großen Chondrome, mit Verwaschung 
der lamellären Struktur, die in Zusammenhang mit den Lamellen des Schaftes stand, 
ohne in größerer Ausdehnung in diesen hineirfzureichen, während die kleineren nur 
eine Aufhellung zeigten, die dem knorpligen Anteil entsprach. Charakteristisch scheint 
zu sein, daß die großen Auswüchse Spornform hatten, die von dem Nachbargelenk 
fortzeigte. Mikroskopisch : Ein Rand des Schnittes besteht aus Knorpel mit verstreuten 
Zellen in heller Grundsubstanz. Im Innern ist der Knochen unregelmäßig angeordnet 
mit Zwischenräumen zwischen den Bälkchen; verdicktes Periost mit unregelmäßiger 
Umgrenzung. Das Bild ist typisch, wie man es bei dem gewöhnlichen Wachstum von 
kindlichen Knochen findet, das mit Rachitis einhergeht. — Es bestehen verschiedene 
Beziehungen zur Chondrodystrophie, so das Befallenwerden nur der vom Knorpel 
gebildeten Knochen, die Knorpeleinschlüsse, die Proliferation der Epiphysenknorpel, 
die Veränderungen an der Epiphysenlinie: unregelmäßige Zellgruppen statt Säulen- 
bildung. Huldschinsky (Charlottenburg). 


Goldstein, Hyman and Maurice Schneek: An unusual case of dwarfism in 
twins. (Ungewöhnlicher Fall von Zwergwuchs bei Zwillingen.) New York med. journ. 
Bd. 111, Nr. 3, S. 98—100 1920. 

Genau genommen, kann man wohl nur bei dem einen der beiden 7jährigen Mädchen 
von Zwergwuchs sprechen, da das größere mit 107,5 cm Länge und 19,5 kg Gewicht sich 
doch nur wenig unter dem Durchschnitt bewegt. 

Das kleinere der beiden Kinder bot ein Gewicht von 14,5 kg und eine Länge von 87,5 om 
(35 Zoll). Es war auch bei der Geburt schon stark untergewichtig gewesen (3°/, Pfund). Intelli- 
genz leicht rückständig, nach Binet - Simon einem Vierjährigen entsprechend. Bsmerkens- 
wert war besonders die halbseitige Rückständigkeit der Längen- und Knochen- 
entwicklung. Genauere Maße werden mitgeteilt, auch 6 Abbildungen. Rippen- und Brust- 
umfang waren auch r. kleiner als l.; über das Gesicht, Zähne u. dgl. ist nichts gesagt; dem Bild 
nach scheint es nicht halbseitig verändert zu sein; doch soll eine mäßige Ptosis rechts bestanden 
haben. Kein abnormer Röntgenbefund am Türkensattel. Im r. Handgelenk 4, im 1. 6 Hand- 
wurzelkerne. — Die ältere Schwester war geistig normal, zeigte außer der leichten allgemeinen 
Wachstumshemmung eine geringe Verkürzung des r. Beins um !/, Zoll. 


Verff. denken daran, die Wachstumsstörung als Chondrodystrophie aufzu- 
fassen. Der Nachweis charakteristischer röntgologischer Veränderungen wird nicht 
versucht. Ibrahim (Jena).“, 

Mathias, E.: Ein Beitrag zur Lehre vom Status hypoplastieus. (Pathol. Inst., 
Univ. Breslau.) Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gynäkol. Bd. 51, H. 4, S. 249—252. 1920. 

23jährige Person, anamnestisch unregelmäßige Menses, kommt gegen Ende ihrer 
ersten Schwangerschaft mit ca. 100 Pulsschlägen in die Klinik. Kurzdauernde Chloro- 
formnarkose (20 ccm), Beckenausgangszange. Nach dem Erwachen tritt bei voll- 
endeter Geburt ohne erkennbare Ursache unüberwindliche Herzschwäche mit Tod auf. 
Bei der Sektion außergewöhnlich enge Aorta. Herz klein, aber kräftig. Keine Thymus 
persistens, allg. Iymphatische Hyperplasie. Kleine Nebennieren, kleine Schilddrüse. 
Embryonale Lappung der Niere. Nebenniere fast ohne chromophile Substanz. Die 
lymphatischen Gebilde mangelhaft differenziert. Choristom des Appendix. Hypo- 
physe o. B. Thomas (Köln). 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 11 


— 162 — 


Harvier, P.: Malattia di Basedow familiare ed ereditaria nel bambino. (Fami- 
liärer und vererbter Basedow beim Kind.) Boll. d. clin. Jg. 37, Nr. 1, S. 26—29. 
1920. 

Verf. berichtet über die vorliegende Literatur und schildert dann einen von ihm 
selbst beobachteten Fall. Die Vererbung erfolgt meist, aber nicht immer durch die 
Mutter. In seinem Falle lag Belastung von Vater und Mutter vor. Der Stammbaum 
war in seinem Falle der folgende: 


Großvater Großmutter Großvater Großmutter 
(herzleidend) (leichter Basedow) 

Ba ne ee KT ee Te 
Tante Vater Mutter Tante Tante 
(Basedow) (t 41 J.) (Basedow) (Basedow) 

N tn? 
Pat. Sohn B. Tochter 


(Basedow) . (gesund) 
Die Symptome wechseln und es brauchen nicht stets alle vorhanden zu sein. 
Aschenheim (Düsseldorf). 

Webster, A. B.: Hyperthyroidism. New York med. journ. Bd. 111, Nr. 7, 
S. 283—285. 1920. 

Verf. bespricht die operativen Indikationen und Erfolge der Strumektomie bei 
Basedowscher Krankheit. Bezüglich der Struma im Kindesalter betont er das 
häufige Zusammentreffen mit konkrementhaltigen Tonsillen. Operatives Vorgehen 
ist bei Kindern meist zu umgehen, Schilddrüsefütterung bringt oft Nutzen. Wenn das 
Schilddrüsensekret toxisch wird, kommt es zur spontanen Inkapsulation des Kropfes 
und hier sollte auch bei Kindern operiert werden. Ibrahim (Jena). 


Heldenbergh: Un cas de dystrophie, de myxædème des adultes. (Ein Fall von 
Dystrophie, von Myxödem der Erwachsenen.) Scalpel Jg. 73, Nr. 12, S. 235 bis 
238. 1920. 

Frau von 55 Jahren. Anamnestisch: „Überfütterung“. Familiäre Krämpfe. 
Dickes, gedunsenes Gesicht, besonders an den Wangen, den Lippen und der Gegend 
unter dem Kinn, von weicher Konsistenz. Fettpolster runzelig. Nicht abschuppend, 
die Arme und das l. Bein schwammig, besonders auch die Handfläche und Fuß- 
sohle. Nägel nur wenig verändert. Haare an den Schläfen spärlich, sonst verschwun- 
den. Zähne wackelig. Zunge verdickt, nicht vergrößert. Andauerndes Kältegefühl. 
Verlangsamung der geistigen Funktionen. Die Willensakte verlangsamt, Mattigkeit. 
Zuerst Chinin und Digitalis, sodann Schilddrüsenbehandlung (täglich 1 Tabl. engl. Her- 
kunft). Ob es sich um das kindliche oder das Myxödem der Erwachsenen handelt, es 
ist eine Krankheitseinheit, welche nur durch die Schilddrüsentherapie bekämpft werden 
kann, Thomas (Köln). 


Parhon, Marie: Sur la teneur en glycogöne du foie et des muscles chez les. 
animaux thyroparathyroideetomises. (Über den Glykogengehalt der Leber und der 
Muskulatur bei thyreoparathyreopriven Tieren.) Cpt. rend. des seances de la soc. de 
biol. Bd. 83, Nr. 6, S. 140—142. 1920. 

Es wird versucht, den Einfluß der Parathyreoidea auf den Kohlenhydratstoffwechsel 
zu eruieren. Man weiß seit den Arbeiten von Falckenberg,, Hirsch usw., daß para- 
thyreoprive Tiere die Assimiliationsfähigkeit für Zucker verlieren. Verf. untersucht 
bei parathyreopriven Hunden den Gehalt der Leber und der Muskulatur an Glykogen. 
Es enthalten die operierten Tiere in Leber und Muskulatur weniger Glykogen 
als normale. Letztere Tiere, bei welchen an Stelle der Thyreoidectomie bloß ein Ein- 
schnitt am Halse ausgeführt wurde, beherbergen 13 mal soviel Glykogen in der Leber 
und 31/,mal soviel in der Muskulatur als die operierten. Die Ursache des Glykogen- 
schwundes dürfte in den tetanischen Kontraktionen. und dem dadurch vermehrten 
Glykogenabbau von Leber zu den Muskeln liegen. Die Parathyreoidsekretion ist somit 

” ein Regulator des Glykogenverbrauches. K. Glaessner (Wien).“ 


— 163 — 


Krankheiten des Blutes und der blutbildenden 


Aschenheim: Zur Frage der Anaemia spleniea infantum. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 46, Nr. 12, S. 323. 1920. 

Die Anaemia splenica ist ein scharf umrissenes Krankheitsbild. Ob fließende 
Übergänge zu anderen Anämieformen bestehen, ist letzten Endes mehr eine patho- 
genetische als klinische Frage. Die Rachitis spielt in der Pathogenese der Anaemia 
splenica eine ausschlaggebende Rolle. Die konstitutionelle Schwäche des Knochen- 
marks, die in der pluriglandulären Pathogenese der Rachitis nur einen Faktor bildet, 
ist bei der Anaemia splenica besonders stark entwickelt. Als auslösende, also ätiologi- 
sche Faktoren kommen alle möglichen Schädigungen, insbesondere alimentäre und 
infektiöse, in Betracht. Die Therapie mit milch- und flüssigkeitsarmer Kost deckt 
sich mit derjenigen der Rachitis, ist also keine spezifische. In vielen Fällen bewährt 
sich eine symptomatische Arsenkur (Arsacetin intramuskulär). Kleinschmidt (Berlin). 

Fonio, A.: Einige kritische Bemerkungen zu den Klingerschen Studien über 
die Hämophilie. Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 89, H. 1/2, S. 77—86. 1920. 

Verf. betont gegenüber Klinger (Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 85) unter ausführ- 
licher Besprechung der Differentisldisgnose, daß sich auf Grund der klinischen Unter- 
suchungsmethoden die krankhaften Zustände mangelhafter Gerinnung und Blut- 
stillung in die beiden großen Gruppen der Hämophbilie einerseits, der hämorrhagischen 
Diathesen anderseits einteilen lassen und streng auseinanderzuhalten sind. Er weist 
nach, daß Klinger zwei Blutarten, von denen die eine stark beschleunigte, 
die andere stark verzögerte‘Gerinnung in vitro aufwies, als hämophil bezeichnet und 
gleichwertig zu seinen Experimenten benutzt, um so Folgerungen auf das Verhalten des 
hämophilen Blutes zuziehen, was nach Fo nio völlig untunlich ist. Roth (Winterthur).“, 


Intektionskrankheiten. 


Otteraaen, Andrew: Hemolytie streptococei in the throat in certain acute 
infectious diseases. (Hämolytische Streptokokken im Rachen bei akuten Infektions- 
krankheiten.) (John McCormick inst. f. infect. dis., Chicago.) Journ. of infect. dis. 
Bd. 26, Nr. 1, S. 23—28. 1920. 

Unter 300 untersuchten Patienten — bei den Rachenabstrichen wurden immer 
Tonsillen und Pharynx berührt — fanden sich bei 140 hämolytische Streptokokken 
bei der Krankenhausaufnahme, während des Krankenhausaufenthaltes wurden noch 
40 weitere positiv; von diesen 180 Patienten wurden bis zur Entlassung wieder 96 
negativ. Von den 300 Patienten waren 130 Diphtheriekranke, von denen 58 oder 
46,6%, positive Kulturen gaben, außerdem 125Scharlachkranke (98 positiv = 78,4%) 
und schließlich 45 mit verschiedenen Krankheiten, von denen 20 oder 44,4%, hämoly- 
tische Streptokokken beherbergten. In einer kleinen Zahl der Fälle war der Befund 
aus Mund, Nase und Rachen positiv. Die Zahl der positiven Befunde ist abhängig 
von der angewandten Untersuchungsmethode, und zwar gibt die Anreicherungsmethode 
- wesentlich bessere Resultate als die Plattenmethode. Durch Tier- und Phagocytose- 
versuche ließ sich nachweisen, daß die Streptokokken nicht virulent sind. 

Emmerich (Kiel).“, 

Scholtz,‘ Moses: Clinical interpretation of scarlatinoid rashes. (Klinische Auf- 
fassung des scarlatinoiden Ausschlages.) New York med. journ. Bd. 111, Nr. 8, 
S3. 325—329. 1920. 

Verf. führt aus, daß die scharlachartigen Ausschläge klinisch bedeutungsvoll 
sind und daß ihre nosologische Stellung nicht geklärt ist. Ätiologisch kommen sehr 
differente Momente in Betracht: 1. Infektiöse Ausschläge bei Influenza, Dukessche 
Krankheit. 2. Septische Ausschläge. 3. Arzneiexantheme (Serum, Belladonna, Chinin, 
Quecksilber, Salicyl usw.). 4. Das Erythema scarlatiniforme recidivans (bei uns von 
Kramstyk beschrieben). Alle Bemühungen, differentialdiagnostische Merkmale 
herauszufinden, scheitern an der Tatsache, daß die diagnostisch schwierigen Fälle 


11° 


— 164 — 


eben uncharakteristische Symptome haben. Art der Ausbreitung, Aussehenfder 
Effloreszenzen, Allgemeinsymptome, Beginn und Verlauf kann gelegentlich Klarheit 
schaffen, häufig wird es, wie Scholtz betont, nicht möglich sein, die Entscheidung 
zu fällen; man könne den eigentlichen Scharlach dermatologisch von den anderen 
scarlatiniformen Ausschlägen nicht abtrennen. Vom Erythem bis zur Dermatitis 
gibt es nach Scholtz alle möglichen Zwischenstufen, die Schuppung ist einfach Kon- 
sequenz der Intensität der Hauterkrankung. Der Scharlach ist nach Verf. ein Spezial- 
typ der großen Gruppe der toxischen scarlatinoiden Erytheme. Schick (Wien). 

Veeder, Borden S. and Meredith R. Johnston: A note on renal function in 
scarlet fever. (Eine Bemerkung zur Nierenfunktion bei Scharlach.) (Dep. of pediatr., 
Washington univ. school of med.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd: 19, Nr. 3, 
S. 223—228. 1920. 

Die Scharlacherkrankung erwies sich als besonders geeignet zum Studium der 
Nierenfunktionen und deren Änderung im Lauf der Erkrankung. Die Nierenfunktion 
variiert entsprechend dem Typ und Grad der pathologisch-anatomischen Veränderung. 
Zweierlei Funktionsprüfungen wurden angewandt: Die Phenolsulfophthaleinprobe 
als Maßstab für die Ausscheidungsfähigkeit der Nieren und die Reststickstoffbestim- 
mung; gleichzeitig wurde der Blutdruck gemessen. Der Durchschnitt der Reststick- 
stoffzahlen und der ‚„‚phthalein‘‘ Ausscheidung bei Scharlach ohne Nephritis ergab völlig 
normale Werte und hielt sich in 17 Fällen während 5 Wochen der Beobachtung auf 
annähernd gleichmäßiger Höhe. Bemerkenswert waren die nur geringen Schwankungen 
des Blutdrucks während des Krankheitsverlaufs. Was für den Durchschnitt aller Fälle 
gilt, hat auch für jeden einzelnen Fall seine Gültigkeit. Die Beobachtung zweier Fälle 
von Scharlachnephritis hatte folgendes Ergebnis. Bei dem einen — einer tödlich ver- 
laufenden interstitiellen ‚„Früh‘nephritis — stieg die Anhäufung des Reststickstoffs 
im Blut rapid vom Beginn der Erkrankung an, gleichzeitig nahm die „phthalein“ 
Ausscheidung ab, während der Blutdruck verhältnismäßig unbeeinflußt blieb. Beim 
zweiten Fall — „späte“ Glomerulonephritis — war das erste Zeichen das Auftreten 
von Eiweiß im Urin, ohne daß zunächst die Nierenfunktionsproben irgendwelche Än- 
derungen erkennen ließen. Später erwies sich dann die „phthalein‘“ Ausscheidung als 
nicht gestört, während der Reststickstoff im Blut rapid anstieg und ebenso der Blut- 
druck. Resultat: Die Probe auf Eiweiß ist für die Erkennung drohender Nierenkompli- 
kationen bei Scharlach wertvoller als die Funktionsproben. Rasor (Heidelberg). 

Gins, H. A.: Weitere Versuche über das Kreisen des Vaccinevirus. (Inst. f. 
Infektionskrankh. „Robert Koch“ u. staatl. Impfanst., Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 57, Nr. 12, S. 275—276. 1920. 

Nachdem es Calmette und Guérin gelungen, durch intravenöse Injektion von 
Vaccine auf der innerhalb der ersten 24 Stunden durch Rasieren oberflächlich wund 
gemachten Haut des Kaninchens Vaccinepusteln zu erzeugen, stellten andere Forscher 
fest, daß das Virus in der Milz wohl einige Stunden nach der Injektion noch recht 
häufig nachzuweisen, aber nach 24 Stunden nirgends mehr im Körper aufzufinden 
ist. Daraus ist zu schließen, daß diese Vaccinepusteln der Haut nur Vaccinekeimen 
entstammen können, die der Vernichtung durch die inneren Organe entgingen. Verf. 
konnte nun nachweisen, daß bei Kaninchen und Meerschweinchen, denen Vaccine in 
die Blutbahn eingespritzt war, 3—7 Tage nach der Injektion sterile Verletzungen der 
Hornhaut typische Vaceineveränderungen hervorrufen. Dies gelingt indes nicht 
während derersten beiden Tage nach der Injektion, also zu einer Zeit, wo das Vaccine- 
virus in der unverletzten Haut schon verschwunden ist, sondern erst dann, wenn die 
Haut schon immun zu werden beginnt. Da das die Vaccine zur Hornhaut tragende 
Blut von inneren Organen nur die Lunge passierte, wird man annehmen müssen, daß 
die auf der Hornhaut erscheinenden typischen Vaccineveränderungen, in gleicher Weise 
wie die der Haut, Keimen entstammen, die der Vernichtung durch die inneren Organe 
nicht erlagen. Die zeitliche Verschiedenheit in ihrem Auftreten an beiden Örtlichkeiten 


— 165 — 


dürfte zu erklären sein durch den Reichtum der Haut an Capillaren gegenüber der 
sehr geringen Versorgung der Hornhaut mit Blut, durch die so bedingte sehr geringe 
Zufuhr von Virus zu ihr und dessen ungemein verlangsamtes Eindringen in ihr Gewebe. 
Denn sie ist frei von Blutgefäßen und, was wohl noch wichtiger, von Leukocyten. 
Da das Virus erst in die Erscheinung tritt, wenn ihm durch Verletzung der Epithel- 
zellen Gelegenheit gegeben wird, in diese einzudringen, darf man annehmen, daß es 
in den Intercellularräumen des Epithels abgelagert war. Durch das Versuchsergebnis 
wird die Teilnahme der Hornhaut an der allgemeinen Vaccineimmunität verständlich. 
Beachtenswert ist, daß der Versuch nur bei Verwendung eines sehr starken Virus 
gelingt, wie es nur die Rohlymphe, nicht aber die Glycerinlymphe enthält, und daß 
scheinbar recht beträchtliche Mengen desselben erforderlich sind.  Risel (Halle). 

Sehürer, Johannes: Über Diphtherie-Disposition und Immunität. (Hyg. Inst. 
u. med. Klin., Univ. Frankfurt a. M.) Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. Bd. 10, H. 5/6, 
S. 225—256. 1920. 

Verf. studiert in dieser Fragestellung auch die Bedeutung der Konstitution für 
das Zustandekommen und den Verlauf der Infektion mit Diphtheriebacillen. Die Zahl 
von Gottstein, daß bei gegebener Infektionsgelegenheit ungefähr nur 10%, aller 
Kinder erkranken wird akzeptiert. In einer Statistik ergibt sich auch hier (2404 Di- 
Kranke) als Höhe der Diphtheriemorbidität das Alter von 2—5 Jahren. Die größte 
Mortalität findet sich im 1. (26,7%) und im 2. Lebensjahr (20%). Der Säugling ist 
also trotz seiner geringeren Erkrankungshäufigkeit nach Ansicht des Verf.s durch das 
Diphtheriegift mehr gefährdet als die späteren Jahre. Die Sterblichkeit der Knaben 
in den beiden ersten Lebensjahren ist erheblich größer als die der Mädchen, später ist 
der Unterschied kleiner. Schürer untersuchte den Antitoxingehalt des Blutserums 
mit der Römerschen Methode, dabei bestätigte er die Angaben der Literatur. Die 
geringere Disposition der älteren Kinder und der Erwachsenen zur Erkrankung an 
Diphtherie kann nicht oder jedenfalls nicht restlos auf eine durch Überstehen einer 
Diphtherie zurückgeführt werden. Dagegen sprechen — was auch Ref. betont hat — 
die wiederholten Erkrankungen an Diphtherie und die geringe Menge von Antitoxin, 
die nach der Erkrankung gebildet wird. Der Antitoxinbesitz des Menschen ist also 
vielfach eine von Diphtherieinfektion unabhängige Eigenschaft. Sein Fehlen bedeutet 
einen Konstitutionsdefekt, der durch Überstehen einer Diphtherie meist nicht aus- 
geglichen wird. Neben dem Antitoxingehalt, der nicht allein ausschlaggebend für 
den Grad der Immunität ist, spielt noch die Überempfindlichkeit der Gewebe gegenüber 
dem Diphtherietoxin eine Rolle (größere Avidität). Ebenso ist die Beschaffenheit der 
Schleimhäute für das Haften einer Diphtherieinfektion von Bedeutung. Schick (Wien). 

Harms, Claus: Zur Frage der Wunddiphtherie. (Henriettenstift, Hannorer.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 18, S. 513—514. 1920. 

8 Fälle von Wunddiphtherie, bei denen die Erkrankung harmlos verläuft. Plötz- 
licher Temperaturanstieg bis 40° unter Verschlechterung des Allgemeinbefindens 
bezeichnet den Beginn der Erkrankung, die Wunden zeigen grauweißliche oder grau- 
grünliche Beläge, oft mit Membranbildung und üblem Geruch. Die Art der Infektion 
ist völlig in Dunkel gehüllt. Keiner der Kranken hatte eine Rachendiphtherie, von 
einer Hausendemie konnte ebenfalls nicht gesprochen werden, die Fälle traten vielmehr 
ganz vereinzelt auf. Das Di-Serum wirkte in einigen Fällen prompt, in anderen hatte 
es auf den Bacillenbefund keinen erkennbaren Einfluß. Ferner wurden Bestrahlungen 
mit Sonnen- und Quarzlicht, Umschläge mit essigsaurer Tonerde, Dakinscher Lösung, 
Jodtinktur, Eukupin angewandt. Eine Isolierung der Erkrankten wurde nicht für 
notwendig erachtet. Eckert (Berlin). 

Hohlfeld, Martin: Erfahrungen mit der Intubation. (Univ.-Kinderklin., Leipzig.) 
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge Bd. 41, H. 4, S. 240—258. 1920. 

Verf. behandelte von insgesamt 433 Di-Stenosen 428 mit Intubation. 121 Intu- 
bierte starben, 99 kamen zur Sektion. Als wertvolles Symptom für ein entstandenes 


— 166 — 


Druckgeschwür erwies sich ihm das erschwerte Dekanülement. Unmittelbar wird die 
‚Detubation erschwert durch Hyperämie und Exsudation in der Umgebung des Dekubi- 
talgeschwürs, durch Granulations- und Narbenbildung in seinem Grunde. Mittelbar 
kann das Geschwür aber auch einen Reiz setzen, der zu krampfhaftem Glottisverschluß 
führt. Am häufigsten fanden sich die Geschwüre auf der Spange des Ringknorpels 
und unterhalb des Proc. vocalis, also an der engsten Stelle. Das anfallsweise Auftreten 
der Atemnot spricht für spastische Zustände, für Lähmungen der Kehlkopfmuskeln 
fand sich niemals ein Anhalt. Von Bokay wird hervorgehoben, daß bei Dekubital- 
geschwüren schwarze Oxydationsflecke an den Tuben entstehen. Dieses Zeichen 
stellte sich als trügerisch heraus, jedenfalls entsprachen die Flecke nicht dem Sitze 
der Geschwüre, ebensowenig ist mit dem von Bokay beschriebenen weißen, fein- 
körnigen Belag anzufangen. Die erschwerte Detubation bleibt also das Hauptsymptom 
des Dekubitus. Am ehesten wurde das Dekubitalgeschwür vermieden, wenn am 3. Tage 
extubiert wurde. Am häufigsten wird das 1. Lebensjahr vom Dekubitalgeschwür be- 
troffen. Die Heilung wird begünstigt. durch die Entlastung vom Druck. Diese wieder 
wird am besten erreicht durch eine Änderung der Tubenform. Steter Tubenwechsel 
bei jeder Reintubation ist daher die erste Forderung. Die Wirkung des Bokayschen 
Alaunheiltubus wird von Hohlfeld ebenfalls zum Teil durch die Anderung der Form 
erklärt, die der Tubus durch die Gelatinemanschette erfährt. Neben dem Tubenwechsel 
zeigen sich ferner auch die Verlängerung der Tubenlage als heilsam. Die Wirkung 
wird erklärt durch den günstigen Einfluß auf zu starke Granulationen. Die Dauer 
der Tubenlage (bis 8 Tage) könnte zur Entstehung neuer Geschwüre Anlaß geben. 
Daß dies nicht erfolgt, führt Verf. darauf zurück, daß einmal zur Zeit der Reintubation 
die diphtherischen Prozesse abgeheilt und die Schleimhäute daher widerstandsfähiger 
sind, daß ferner der Tubus Kehlkopf und Luftröhre allmählich ausdehnt. Auch bei 
Kindern des 1. Lebensjahres braucht nach Hohlfeld nicht sekundär tracheotomiert 
zu werden, wenn der Tubus nach 5 Tagen noch nicht entfernt werden kann. 
Eckert (Berlin). 

Klein, Karl: Ein neuer Diphtherienährboden. (Hyg. Inst., Univ. Köln.) Dtsch. 
med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 11, S. 297. 1920. 

Verf. vermißt bei dem für die bakteriologische Diagnose der Diphtherie sonst so ` 
brauchbaren Löfflerschen Serumnährboden die Möglichkeit sicherer Sterilisierung, 
genügende Durchsichtigkeit, Haltbarkeit und Gießbarkeit. Er hilft diesen Mängeln 
durch folgende Art der Herstellung ab: 9 Teile Serum werden mit 1 Teil offizineller 
Natronlauge 2 Tage lang bei 37 ° gehalten, das Gemisch wird mit Salzsäure neutralisiert, 
mit 4 Teilen Nähragar versetzt, bei 105° eine halbe Stunde erhitzt und in Röhrchen 
oder Schalen gegossen. Eckert (Berlin), 

Kolmer, J. A., S. S. Woody and E. M. Yagle: The influence of brilliant green 
on the diphtheria bacillus. (Der Einfluß von Brilliantgrün auf den Diphtherie- 
bacillus.) (Philadelphia hosp. f. contag. dis. a. dermatol. res. laborat., Philadelphia.) 
Journ. of infect. dis. Bd. 26, Nr. 2, S. 179—184. 1920. 

Im Reagensglas wirkt Brillantgrün sehr stark baktericid auf virulente Diphtherie- 
bacillen, bei Anwesenheit von Blut oder Serum in der Nährflüssigkeit ist die baktericide 
Wirkung herabgesetzt; auch auf Staphylokokken wirkt Brillantgrün abtötend, wesent- 
lich weniger stark auf Typhus- und Kolibacillen. Benutzt man Brillantgrün zur lokalen 
Behandlung von Diphtherie- und Pseudodiphtheriebacillenträgern, so erreicht man 
dadurch ein vorübergehendes Verschwinden der Keime aus Nase, Ohren und Rachen. 
Die Versuche sollten fortgesetzt werden; am besten eignet sich nach den Versuchen 
der Verff. eine Lösung von 1: 250 Grüblers Brillantgrün in destilliertem Wasser 
3 mal täglich als Spray auf die bacillentragende Schleimhaut gebracht. Emmerich (Kiel). *_ 

Arloing, Fernand et Gabriel Richard: Apparition de corpuscules métachro- 
matiques ches les bacilles pseudo-diphtöriques. Conditions de culture favorisantes. 
(Metachromatische Körperchen bei Pseudodiphtheriebacillen und ihre künstliche 


— 167 — 


Hervorrufung.) Cpt. rend. des seances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 12, S. 401 bis 
403. 1920. 

Gelegentlich werden auch bei Pseudodiphtheriebacillen Polkörperchen beobachtet, so 
daß der Wert der Polkörperchen als diagnostisches Erkennungsmerkmal der Diphtheriebacillen 
beeinträchtigt wird. Esgelingt durch Züchtung der Pseudodiphteriebacillen (Typus Hoffmann) 
auf festen Nährböden unter Zusatz von P-haltigen Stoffen (Nucleoprotenium, Lazithin) 
metakromatische Körperchen experimentell hervorzurufen. Diese Verandoruns ist aber nicht 
mit einem Umschlag zu virulenten Arten verbunden. Es handelt sich also nicht um Über- 
zug von Pseudodiphtheriebacillen zu echten Diphtheriebacillen, sondern nur um die Varia- 
bilität einer En Eigenschaft. Langer (Charlottenburg). 


Talbot, Fritz B.: Whooping-cough. (Keuchhusten.) Med. clin. of North-America 
Bd. 3, Nr. 4, S. 1127—1135. 1920. 

Eine kurze Schilderung der Klinik, Ätiologie und Therapie des Keuchhustens. 
Prophylaktische Vaccine wird für aussichtsreich gehalten. Neurath (Wien). 

Eichhorst, Hermann: Über den Charakter der gegenwärtigen Grippeepidemie. 
Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 15, S. 281—282. 1920. 

Den Kinderarzt interessieren aus diesem Bericht über 459 Grippefälle folgende 
Tatsachen: Das Kindesalter, besonders die ersten drei Lebensjahre, waren stärker 
als früher betroffen. Unter den Erscheinungen von Grippesepsis wird besonders ein 
K nabe erwähnt, bei dem neben sehr schnell und oft wechselnden Exanthemen schmerz- 
hafte Drüsenschwellungen und peritoneale Schmerzen 2 Wochen lang anhielten. Eich - 
horst hält den Zusammenhang von Grippe und Encephalitis für sicher. So fand sich 
bei einem Knaben von 2!/, Jahren neben eitriger Grippepneumonie eine Ence- 
phalitis mit ausgedehntem entzündlichen Erweichungsherd im Gehirn. — Sonst nur 
statistische Daten. Putzig. 

Giuseppe. Tito di: Dell’influenza e di alcune sue rare complicanze. (Über 
Influenza und einige seltene Komplikationen.) Gazz. d. osp. e d. clin. Jg. 41, Nr. 17, 
S. 195—196. 1920. | 

Giuseppe berichtet über die große Influenzaepidemie 1918 in Teilen Italiens, 
an die sich in vielen Fällen schwere Komplikationen mit sehr oft tödlichem Ausgang 
anschlossen. Er bezeichnet die Epidemie als eine der fürchterlichsten, die die Mensch- 
heit jemals gekannt hat. Die erste Form hatte die des Denguefiebers und traf mit 
einer äußerst schweren Scharlachepidemie zusammen, die zweite die schwerster 
Septicämien verschiedenen bakteriologischen Ursprunges und begleitet vielfach von 
der sog. zweiten Erkrankung des Scharlachs. In vielen Fällen war die Behandlung 
mit polyvalentem Serum von Erfolg begleitet. | Schneider (München). 

Leishman, William B.: The results of protective inoculation against influenza 
in the army at home, 1918—1919. (Die Ergebnisse der Schutzimpfung gegen In- 
fluenza bei der heimischen Armee.) Lancet Bd. 198, Nr. 7, S. 366—368. 1920. 

Bei den heimischen Kommanden der englischen Armee wurde eine Schutzimpfung 
gegen Influenza mit folgender Vaccine vorgenommen: Bac. influenzae 400, Strepto- 
kokken 80, Pneumokokken 200 Millionen in einem ccm. Von dieser wurden als erste 
Dose 0,5 ccm, nach 10 Tagen als zweite Dose 1 ccm verabreicht. Nach der Impfung 
zeigte sich eine rasche Abnahme der Epidemie; die Morbidität war unter den Geimpften 
weit geringer als unter den Ungeimpften (221 gegen 2059). Was die Mortalität betraf, 
fanden sich unter 100 Todesfällen nur 2 Geimpfte, von denen der eine nur einmal 
geimpft war. Schädigungen durch die Impfung wurden nicht beobachtet, die Reaktion 
war meist nur gering oder überhaupt nichtvorhanden. RichardChiart (Linza.d. Donau).“, 


Wesselhoeft, Conrad: Mumps: A review of our knowledge concerning its etiology, 
mode of transmission, incubation, and period of infectivity. (Mumps; eine Übersicht 
unseres Wissens über Ätiologie, Verbreitungsart, Inkubation und Ansteckungsdauer.) 
Milit. surgeon Bd. 46, Nr. 1, S. 63—82. 1920. 

Übersichtsbericht. Der Erreger ist ein filtrierbares Virus, das durch den Speichel 
übertragbar ist (Granata, Gordon, Nicolle und Conseil, Wollstein). Die Über- 


— 168 — 


tragung geschieht direkt oder indirekt, z. B. durch Geschirr, Zigaretten usw. Ge- 
naue epidemiologische Beobachtungen lieferten eine übereinstimmende Inkubations- 
zeit von 18 Tagen, während die Ansteckungsdauer nach Tierversuchen von Woll- 
stein und nach klinischen Beobachtungen nur 8 Tage beträgt. E. Leschke (Berlin).“, 

Flexner, Simon and Harold L. Amoss: Experiments on the nasal route of 
infection in poliomyelitis. (Versuche über den nasalen Infektionsweg bei Poliomyelitis.) 
(Rockefeller inst. f. med. res., Baltimore.) Journ. of exp. med. Bd. 31, Nr. 2, S. 123 
bis 134. 1920. 

Affen lassen sich nur unregelmäßig durch Einbringen des Poliomyelitis -Virus in 
die Nasenhöhle infizieren. Während bei einem Teil der Tiere das Virus mehrere Tage 
ın der Nasenschleimhaut nachweisbar bleibt, verschwindet es bei anderen schon in 
wenigen Stunden. In diesen Fällen ist das Vorhandensein einer virustötenden Substanz 
in der Nasenschleimhaut anzunehmen. Einsprengen eines so wirksamen Desinficiens, 
wie das Da kinsche Chloramin, bewirkt kein Verschwinden des Virus aus der Nasen- 
höhle. Von der prophylaktischen intranasalen Anwendung von Antisepticis ist daher 
wenig zu erwarten. Es besteht sogar die Gefahr, daß die natürlichen Schutzkräfte der 
Nasenschleimhaut geschädigt werden. Durch intravenöse Injektion von Poliomyelitis- 
serum kann das Angehen der nasalen Infektion verhütet werden. Die Neutralisation 
des Virus erfolgt jedenfalls nicht im Blute, wahrscheinlich auch nicht in den Riech- 
nerven, in denen das Virus zum Zentralnervensystem wandert, sondern in diesem selbst 
oder vielmehr im Subarachnoidealraum, in den die Antikörper aus dem Blut übertreten. 

Kurt Meyer (Berlin).“, 

Poynton, F. J.: Case of polio-encephalitis affecting the mid-brain, showing 
involvement of the pyramidal and extrapyramidal systems. (Ein Fall von Polio- 
encephalitis mit Affektion des Mittelhirns und Beteiligung der pyramidalen und 
extrapyramidalen Systeme.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 5, Sect. f. 
the study of dis. in children S8. 53—56. 1920. 

Zehnjähriges Mädchen zeigt plötzlich Lähmung des rechten Arms und Verzerrtheit 
des Gesichts nach rechts, ohne sonstige Zeichen einer akuten Infektion. Allmählich 
werden alle Glieder steif, die Sprache unverständlich. Stimmung ruhig und deprimiert, 
unterbrochen von häufigen Erregungsausbrüchen. Nach cin.m Monat wird die Sprache 
besser und der linke Arm wieder gebrauchsfähig. Bei Aufnahme in die Klinik zeigt das 
Kind spastische Paralyse des rechten Arms und Beins und grobschlägigen Intentions- 
tremor der rechten Hand. Links: Ataxie des Armes, Steifheit des Beines mit geringer 
Bewegungsmöglichkeit in Hüfte und Kniegelenk. Sprache langsam, stockend, hesi- 
tierend. Keine Augenstörungen, außer ‚‚nystagmoider Unbeständigkeit‘‘ bei zentraler 
Einstellung. Ausdrucksloses Gesicht, ohne eigentliche Facialislähmung. Rechts: 
Babinski +, gesteigerter ` Patellarreflex und Fußklonus. Links nur undeutlicher 
Babinski. Liquor regelrecht. Wassermann negativ. Innere Organe und Urin o. B. 
Während 2 Monate Besserung aller, auch der psychischen Erscheinungen mit Ausnahme 
der Hemiplegie rechts. Ein feiner horizontaler Nystagmus wurde deutlich. Pupillen 
vorübergehend leicht ungleich. Auffällig bleibt, daß der 3. Hirnnerv nicht in Mit- 
leidenschaft gezogen ist, vielleicht war dies vor der klinischen Beobachtung der Fall. 
Schwierig ist die Entscheidung, ob es sich um das Resultat einer Encephalitis lethargica 
handelt oder einer Polioencephalo-myelitis infolge einer akuten Poliomyelitis. Wahr- 
scheinlicher ist die Annahme einer Poliomyelitisinfektion mit dem Sitz im Mittelbirn 
und vielleicht am Basalganglion. Rasor (Heidelberg). 

Wallgren, Arvid: Méningite cérébro-spinale avec nephrite aiguë simulant 
Purémie. (Meningitis cerebrospinalis mit akuter Nephritis unter den Erscheinungen 
der Urämie.) Acta med. scandinav. Bd. 53, H. 2, S. 193—207. 1920. 

Der Verf. macht an der Hand dreier Fälle darauf aufmerksam, daß gelegentlich 
bei der Cerebrospinalmeningitis eine akute Nephritis das Krankheitsbild eröffnen 
kann, und daß die ersten psychischen Störungen sich ganz im Sinne der Urämie dabei 


— 169 — 


entwickeln. Erst allmählich werden die 'meningitischen Symptome aufdringlicher, 
wobei der Liquorbefund die Diagnose stützt. Der zweite Fall ist insofern bemerkens- 
wert, als sich hier auf dem Boden einer chronischen Nephritis eine schwere akute 
Nierenstörung mit dem Einsetzen der Cerebrospinalmeningitis zeigte. Die Fälle sprechen 
für die Bedeutung der allgemeinen Blutinfektion bei der epidemischen Genickstarre. 
A. Jakob (Hamburg). 

Bolaffi, Aldo: Infezioni meningococeiche a manifestazioni non abituali. (Menin- 
gokokkeninfektionen mit ungewähnlichen Manifestationen.) (Isti. di clin. med., univ., 
Pisa.) Policlinico, Sez. med. Jg. 27, H. 2, S. 74-86. 1920. 

Von den mitgeteilten Fällen betraf der ein eine 5jähriges Kind und war durch den L 
phocytentypus der Cerebrospinalflüssigkeit, den zur Kachexie führenden Verlauf der K eit 
und die Schwierigkeit der Differentialdiagnose gegenüber der tuberkulösen Meningitis inter- 
essant Histologisch fanden sich Meningokokken, in der Mehrzahl extracellulär gelagert, die 
sich auch kulturell identifizieren ließen. Der Liquor war opaleszent, wurde später trübe und reich 
an Polynukleären, doch überwogen im ganzen die kleinen Lymphocyten bei allmähliger Ab- 
nahme der Meningokokken. Der Abfluß des Liquors erfolgte sepärlicher. Es kam zum Fieber- 
nachlaß bei fortbestehenden Reizungsphänomenen, die mit Apathie wechselten. Abmagerung, 
Tod. Autoptisch fand sich Konsistenzvermehrung des Hirns und Rückenmarkes, Verdickung 
der weichen Meningen des Rückenmarkes, Reste eines dicken eitrigen Exsudates um Chiasma 
und Wurm, Ventrikeldilatation mit meningokokkenhaltigem Inhalt. Tierimpfung ergab keine 
Tuberkelbacillen. 


Epikritisch wird die Schwierigkeit einer Differentialdiagnose zwischen epidemischer 
und tuberkulöser Meningitis, besonders bei den zur Kachexie führenden Meningokokken- 
formen und bei partieller Undurchgängigkeit des Wirbelkanals (infolge des Exsudates 
betont. Mononukleäre Liquortypen, wie sie sich am Beginne, bei Besserung und bei 
chronisch verlaufenden Fällen der ‚epidemischen Form finden, sind besonders schwer 
zu erkennen. Neurath (Wien). 


Foti, P.: Contributo alla sieroterapia della meningite cerebro -spinale da 
meningococco di Weichselbaum. (Beitrag zur Serumbehandlung der Cerebrospi- 
nalmeningitis durch Meningococcus Weichselbaum.) (Isti. di clin. pediatr., univ., 
Napoli.) Pediatria Bd. 28, H. 7, S. 321—336. 1920. 


Die Serumbehandlung der Hirnhautentzündung ist jetzt ebenso ausgebaut wie 
die der Diphtherie, der Weg stets der durch Spinalpunktion; die Menge soll selbst bei 
Säuglingen nicht unter 20 ccm betragen, auch bei hohem Lumbaldruck. Die Injektion 
ist so lange zu wiederholen, als Kokken nachzuweisen und die Cerebrospinalflüssigkeit 
nicht wieder ganz flüssig geworden ist. Bericht über 22 Fälle; Gesamtmortalität 39%, 
die mit zunehmendem Alter des Kindes und dem früheren Einsetzen der Serumbehand- 
lung rasch abnimmt. Schneider (München). 


Girard, Lucien: La vaceinotherapie dans la méningite c&r&bro-spinale à me- 
ningocoques. (Die Vaccinetherapie bei der durch Meningokokken verursachten 
Meningitis cerebrospinalis.) Bull. med. Jg. 34, Nr. 18, S. 313—315. 1920. 


Verf. schließt lediglich aus den Angaben der neueren französischen Literatur, daß 
Vaccinationsversuche bei der Hirnhautentzündung durch Meningokokken, evtl. in 
Verbindung mit der Serumtherapie, Erfolg versprechen. Das Serum allein versagt 
bei atypischen und serumfesten Stämmen, bei der Meningokokkensepsis und bei chro- 
nischem Verlauf der Meningitis. Das Autovaccin, das bisher ausschließlich verwendet 
wurde, da es noch kein vorrätiges Präparat gibt, ist in steigender Dosis von 1 Million 
bis zu 12 Milliarden Keimen in 3—4—Ttägigen Pausen intramuskulär oder intra- 
venös gegeben worden. Die Injektionen wurden gut vertragen, die Lokalreaktionen 
waren gering, das Fieber sank langsam. Gelegentlich haben sich nach der ersten In- 
jektion die meningitischen Symptome etwas verstärkt, und der Liquor ist danach noch 
etwas trüber geworden, später hellte er sich allmählich auf und wurde zellarm und 
kokkenfrei. Das Serum der Kranken gewinnt durch die Vaccination Antikörper in 
einer Höhe, wie sie das therapeutische Tierserum des Handels aufweist. Welz (Breslau).™ 


— 170 — 


Maier, Hans W.: Über Encephalitis lethargiea und ihr Auftreten in Zürich 
im Januar/Februar 1920. (Psychiatr. Unw.-Klin., Zürich- Burghölzli.) Schweiz. 
med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 12, S. 221—225 u. Nr. 13, 8. 240—254. 1920. 

Maier bespricht in einem ersten Teil zusammenfassend, die vorliegende Literatur, 
berichtet dann über die im Kanton Zürich beobachteten Fälle und faßt zum Schluß 
die sich ergebenden Resultate zusammen. Im 1. Jahrzehnt wurden 2, im 2. 13, im 3. 
7, im 4. 10, im 5. 2, im 6. 4, im 7. 2 beobachtet, also eine Bevorzugung der Pueritia. 
Im Vordergrund scheinen initial neben den bekannten Symptomen Erscheinung von 
seiten des Auges zu stehen, insbesondere Ptosis und Strabismus, auch Pupillenstarre, 
ferner kamen wiederholt Exantheme zur Beobachtung. In 78%, fand M. auf der Höhe 
der Erkrankung Rigor. Mit Grippe hat die Erkrankung ätiologisch nichts zu tun. 
Im übrigen klare Darstellung des Krankheitsbildes, aber nichts prinzipiell Neues. 

Aschenheim (Düsseldorf). 

Cozzolino, Olimpio: Contributo alla cosidetta encefalite letargica nei bambini. 
(Beitrag zur sogenannten Encephalitis lethargica bei Kindern.) (Clin. pediatr., unw., 
Parma.) Pediatria Jg. 28, H. 7, S. 305—318. 1920. 

Die mitgeteilten 2 Fälle, ein 6jähriges und ein 8jähriges Kind betreffend, kamen 
nach Abklingen der Initialerscheinungen in Beobachtung. Beide zeigten mäßiges 
Fieber von zweiwöchiger Dauer, Kopfschmerz, dann Somnolenz bis zur Lethargie, 
Diplopie, einseitige Facialisparese, Anisocorie, einseitige Mydriasis, Steigerung der 
Patellarsehnenreflexe, starren Blick, steifen Gang, nasale, monotone Sprache. Während 
der eine Fall sich an die typische Symptomatologie der Krankheit hielt, zeigte der 
zweite gewisse Eigentümlichkeiten: einseitige Trochlearisparese mit konsekutiver Ab- 
lenkung des Bulbus, vielleicht als Effekt einer Kernblutung. Es bestand weiter eine 
starke Steigerung des okulo-cardialen Reflexes (Aschnersches Phänomen), die durch 
eine abnorme Reizbarkeit des Vagus zu erklären wäre, Milztumor, Parkinsonähnlicher 
Gang; Lymphocytose des Liquors wurde nicht konstatiert. Bezüglich Ätiologie und Dif- 
ferentialdiagnose wird die vorliegende Literatur besprochen. Neurath (Wien). 

Nauwelaers, P. et M. Meunier: Deux cas d’enc&phalite löthargique. (Zwei 
Fälle von Encephalitis lethargica.) Scalpel Jg. 73, Nr. 13, S. 245—258. 1920. 

50jähriger Mann, der akut zugrunde ging und 9jähriges Mädchen, das nach drei- 
monatiger Krankheit genas. Krankheitsverlauf bei letzterem: 

Bei Aufnahme Leibschmerzen und Verstopfung, etwas Husten. Macht Eindruck eines 
Typhuskranken: Prostration, Somnolenz, antwortet korrekt aber schwerfällig. Herz bis 
auf etwas leise Töne o. B. Lunge: leichte Dämpfung über rechter Spitze mit rauhen und etwas 
hauchenden Geräuschen. Abdomen und Ab.-Organe: o. B. Urin: sehr dunkel, sauer, 1030 
spez. Gew. Alb.: —. Verlauf: 15 Tage unveränderter Zustand. Tagsüber somnolent, gegen 
Abend und nachts Agitationen und Delirien, manchmal bis morgens dauernd. Nur auf Befragen 
Klagen über Leibsciimerzen. Apetitlos, obstipiert. Etwas Husten, Lungenbefund schnell ge- 
bessert. Fieber konstant 38—39°. Puls 84—108, schwach, manchmal arrhythmisch. Urin: 
o. B., auch Diazo-R. neg. Nackenstarre und Kernig fehlt, Sehnenreflexe sehr lebhaft, Hyper- 
tonie aller Extremitäten. Pupillen: o. B. Während dieser 1. Phase der Krankheit sehr auf- 
fallend: intensivste Salivation, Tremor der Arme, der bei intentierten Bewegungen schwand, 
profuse Schweiße. — Pirquet, Widal, Wa.-R. (in Blut und Liquor), Blutkultur: neg. Lumbal- 

unktion: hoher Druck, 0,25%, Alb. Blutbild: 85% Sahli 5,4 M. R., 19 600 W., davon 72% 

eutroph., 0,2 Mastz., 9% Lymphocyten, 10,8 mittlere Monoz., 8% große Monoz., Eosinoph. 0. 
2. Phase: Langsame Besserung mit nochmaliger Pneumonie. Nach Abheilen derselben 
allmähliche Entstehung einer Parese des Pharynx und Larynx, linksseitige Fascialisparese, 
Spasmen der Extremitäten, leichter Kernig, leichte linksseitige Akkomodationslähmung, 
Parkinsonsche Bewegungen der Arme. Fieber nur 38°. Dauer ca. 6 Wochen, daran an- 
echließend langsame vollständige Heilung in ca. 4 Wochen. Dollinger (Charlottenburg). 


Hilgermann, Lauxen und Charlotte Shaw: Bakteriologische und klinische 
Untersuchungsergebnisse bei Encephalitis lethargiea. Protozoen als Krankheits- 
erreger. (Staatl. Inst. f}. Hyg. u. Infektionskrankh., Saarbrücken u. Knappschafts- 
krankenh. Sulzbach.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 16, S. 415—418. 1920. 

Beschreibung einer Endemie von 16 Fällen in Sulzbach. Im Initial- oder Rei- 
zungsstadium stehen neuralgische Schmerzen im Kopf, sowie auch in anderen Körper- 


— 171 — 


teilen, Schlaflosigkeit, Delirien, Zuckungen choreatischer und athetotischer Art, 
klonisch-tonische Krämpfe, tonische Dauerkrampfzustände, Augenmuskelstörungen 
(Doppelsehen) im Vordergrunde. Fieber von wechselnder Höhe. Während des Som- 
nolenzstadiums zeigt sich Schläfrigkeit, die kaum das physiologische Maß zu über- 
schreiten braucht, Somnolenz ohne Delirien, Somnolenz mit Delirien, Sopor, tiefstes 
Koma. Bisweilen macht sich allgemeine Muskelsteifigkeit bemerkbar; die Reflexe sind 
meist herabgesetzt, außerordentlich wechselnd. Erbrechen wurde nicht beobachtet. 
Der Druck im Lumbalsack ist wenig erhöht, die Lumbalflüssigkeit klar. Eine Zell- 
vermehrung wurde nicht gefunden. Die Prognose ist bei den ausgesprochenen Fällen 
schlecht, die Ätiologie dunkel. — Therapeutisch bewährten sich Chiningaben nach 
dem Nochtschen Schema, daneben bei frischen Fällen an chininfreien Tagen Argo- 
chrom 0,1 zweimal täglich, bei älteren Fällen Neosalvarsan (von 0,15 bis 0,45 steigend — 
5 bis 6 Spritzen insgesamt). — In dem peripheren Blut, den Leberzellen, den Zellen der 
Ventrikelflüssigkeit, auch in Milz und Knochenmark fanden Verfasser Gebilde, die in- 
folge ihres Aussehens (birnförmige Gestalt, gruppenweises Zusammenliegen von 3 bis 4 
Individuen unter Verbindung an den Stielen, ferner durch die Geißelentwicklung unter 
künstlichen Kulturbedingungen und dem Zellparasitismus im Leukocyten) am ehe- 
sten an Piroplasmen erinnern. Daß die Gebilde Entwicklungsstadien von Protozoen 
sind, ließ sich durch Züchtung von Patientenblut in Natriumcitrat (6%) — physio- 
logische Kochsalzlösung — bei einer Temperatur von 22° beweisen. Auch aus dem Kon- 
denswasser von Kaninchenblut — Traubenzuckeragar, mit Patientenblut beimpft, 
ließen sich die gleichen Kulturformen nachweisen. Mit dem Patientenblut infizierte 
Meerschweinchen und Mäuse zeigten sowohl frei, als auch in den Leukocyten ent- 
sprechende Gebilde. Blutausstriche, nach Giemsa, Manson oder Pappenheim 
gefärbt, oder dicke Tropfen nach Vorbehandlung mit Formalineisessig ohne Kultur- 
methode versprechen nur bei schweren Fällen und größerer Erfahrung positive Resultate. 
B. Leichtentritt (Breslau). 

Maggiore, Salvatore: Terapia della encefalite epidemica. Nota preventiva. 
(Therapie der epidemischen Encephalitis. Vorläufige Mitteilung.) (Ist. di clin. 
pediatr., univ., Palermo.) Pediatria Bd. 28, H. 7, S. 319—320. 1920. 

Bei 9 Fällen von epidemischer Encephalitis, deren 7 dem Kindesalter angehörten, 
wurden Versuche mit intravenöser Einführung einer Vaccine vom Typus der sensi- 
bilisierten Vaccine in steigender Dosis gemacht; in einigen Fällen wurde die subcutane 
Applikation versucht. In schwereren und leichteren Fällen waren die ersten Wirkungen: 
Besserung der Somnolenz, Änderung der cardio-vasculären und respiratorischen Sym- 
ptome, der okulären (Pupillenreaktion) und Bulbusdeviationssymptome, Besserung der 
Sensibilitäts- und Reflexstörungen, kritische oder lytische Entfieberung, Besserung des 
Allgemeinzustandes, allmählicher Rückgang des Eiweißgehaltes im Liquor. Bei schweren 
Fällen schien der Erfolg der Vaccinetherapie auffallend. Als Theorien der Wirksamkeit 
käme (bei IAfluenznatur der Krankheit) ein Immunitätsmechanismus oder der 
Mechanismus der Proteinotherapie in Betracht. Neurath (Wien). 


Fendel: Abortivverlauf eines Falles von Encephalitis lethargica nach intra- 
lumbaler Verabreichung von Grippeserum. (Städt. Krankenh., Höchst a. M.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 12, S. 353. 1920. 

In einem Falle von Encephalitis lethargica (schwere Benommenbheit, deliröse Un- 
ruhe, Ptosis) werden am 10. Krankheitstage nach Lumbalpunktion (30 ccm Liquor 
abgelassen) 20 ccm des polyvalenten Grippeserums „Höchst“ intralumbal injiziert, 
außerdem 30 ccm intramuskulär. Darauf Temperaturabfall, Freiwerden des Senso- 
riums, Schwinden aller Hirnerscheinungen. Nachprüfung der scheinbar erfolgreichen 
und völlig unschädlichen Therapie angezeigt. K. Eskuchen (München).“, 


Basten, Josef: Ausgedehnte Zwangsschutzimpfungen der Zivilbevölkerung im 
besetzten Gebiet gegen Typhus. Die Frage des Manifestwerdens des Typhus im 


ee 179 == 


Anschluß an die Impfung. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 12, S. 316 bis 
318. 1920. 

Von 21 248 Einwohnern der Bezirke Auskirchen, Weilerswist und Merten wurden 
auf Befehl der britischen Besatzung — 129, 26 und 45 Typhusfälle unter den Ein- 
wohnern — 14 343 Personen 2 mal gegen Typhus schutzgeimpft. Die Impfung — eng- 
lischer Impfstoff, der neben Typhus- auch Paratyphus A- und B-Bacillen enthält — 
hat sich im allgemeinen reibungslos durchführen lassen. Verschlimmerung bestehender 
chronischer Leiden, mit Ausnahme vielleicht von Tuberkulosefällen im vorgerückten 
Stadium durch die Impfung hat sich nicht feststellen lassen. Die Impfung wirkte 
bei bereits Infizierten im Sinne rascher eintretender Typhuserkrankung, bedingt also 
durch Verkürzung der Inkubationszeit eine Reinigung der Bevölkerung von Infizierten 
und veranlaßt dadurch rascheres Abklingen bereits bestehender Epidemie. In der 
Folge wurde durch die 2malige Impfung die Erkrankungsziffer der Geimpften gegen- 
über der der Ungeimpften nicht bemerkenswert beeinflußt. Dagegen beeinflußte die 
Impfung den Krankheitsverlauf bei den an Typhus erkrankenden, zuvor geimpften 
Personen in günstigem Sinne. Die Mortalität der Geimpften betrug 13%, der Un- 
geimpften 19% (17 Geimpfte, 7 Nichtgeimpfte erkrankten in den nächsten 6 Monaten 
nach der Impfung!). Nach Basten erscheint Durchimpfung der Bevölkerung bei 
einer Typhusepidemie als empfehlenswertes Bekämpfungsmittel des Typhus angezeigt, 
3 malige Injektion und Einbeziehung aller Personen vom 3.—70. Lebensjahr erforderlich. 

Carl Klieneberger (Zittau). ™ 

Churchman, John W.: Selective bacteriostasis in the treatment of infections 
with gentian violet. (Elektiv bactericide Wirkung des Gentianavioletts bei der Be- 
handlung von Infektionen). Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 3, S. 145 
bis 151. 1920. 

Zunächst schlägt Churchman vor, anstatt des Ausdrucks Bactericidie Bakterio- 
stasis zu setzen, da es sich doch meist nur um eine Aufhebung des Bakterienwachstums 
handle. — Besonders interessant war der Befund, daß gramnegative Mikroorganismen 
sowohl in vitro als in der Wunde am langsamsten von Gentianaviolett angegriffen 
wurden, z. B. Bacterium coli, während der grampositive Diphtheriebacillus stark 
beeinflußt wurde. — Die eigentlichen Versuche wurden an infizierten Amputations- 
stümpfen angestellt. Diese wurden mit Seife gereinigt, mit Wasserstoffsuperoxyd 
gespült und nach Trocknung mit gesättigter wässriger Gentianaviolettlösung bestrichen, 
der Farbstrich nach Trocknen des ersten wiederholt; dann wurde trocken verbunden. 
Bacillentragende Wunden nach Wunddiphtherie konnten in 2 behandelten Fällen so 
völlig von Diphtheriebacillen befreit werden. Sonstige infolge Infektion, komplizierender 
Dermatitis usw. schlecht heilende Amputationsstümpfe kamen durch die Gentiana- 
violettbehandlung zur Heilung. Außerdem wurden Alveolarpyorrhöe und Angina 
(bzw. Gingivitis) Plaut-Vincenti günstig beeinflußt. Beuttenmüller (Stuttgart).*, 


Tuberkulose. 


© Deycke, G.: Praktisches Lehrbuch der Tuberkulose. Fachbücher f. Ärzte. 
Bd. V. Berlin: Julius Springer 1920. IV, 298 S. M. 22.—. 

Die praktisch wichtigen Punkte aus der Epidemiologie, Pathogenese, allgemeinen 
Pathologie, vor allem aber der Klinik und Therapie der Tuberkulose und ihrer einzelnen 
Formen werden in ganz ausgezeichneter, persönlicher Weise behandelt. Auf die Be- 
sonderheiten der kindlichen Tuberkulose wird in den einzelnen Kapiteln hingewiesen, 
am Schluß werden die Beziehungen der Tuberkulose zum Kindesalter nochmals kurz 
gestreift. Dabei führt Verf. etwa folgendes aus: Wir haben zwei Typen der Skrophulose, 
einen pastösen und einen erethischen. Dem Krankheitsbild der Skrophulose liegt nun 
nach Deyckes Ansicht eine Erkrankung des vegetativen Nervensystems zugrunde, 
und zwar beim ersten Typus eine Abspannung, beim zweiten eine Reizung. Nach 
Deyckes Erfahrungen sind die Kinder der ersten Gruppe bei einer Tuberkulose- 


a. Sa PER mu a- =- —---- Eo Tm $ pron ee ERNA 


— 173 — 


infektion gefährdeter als ein neurotisch gesundes Kind. Man soll also bei diesem Typus 
schon bei positivem Pirquet zu spezifischer Behandlung raten, während die Kinder der 
zweiten Gruppe nur dann spezifisch zu behandeln sind, wenn sie wirkliche Krankheits- 
zeichen haben, sonst genügen allgemeine kräftigende Maßnahmen. Hier liegt wirklich 
ein Buch vor, das als praktisches Lehrbuch der Tuberkulose für Ärzte wärmstens 
empfohlen werden kann. Putzig. 

© Hayek, Hermann v.: Das Tuberkuloseproblem. Berlin: Julius Springer 1920. 
VIII, 343 S., M. 26.— 

In einer Zeit, in der sich einseitige Verfechter einseitiger Methoden hervordrängen 
und immer wieder den Versuch machen, die Tuberkulosebehandlung auf ein Schlagwort 
zu bringen, ist es erfreulich, ein Buch anzeigen zu können, das von der hohen Warte 
einer umfassenden praktischen Erfahrung aus auf breiter Grundlage das Tuberkulose- 
problem aufrollt. Ob man nun in allen Einzelheiten mit der Deutung, die v. Hayek 
seinen Beobachtungen über Immunitätserscheinungen gibt, übereinstimmt oder nicht, 
kann die prinzipielle Bedeutung seiner Arbeit nicht herabsetzen. Zweifellos bleibt, 
daß nur eine Arbeitsmethode, wie sie hier eingeschlagen wird, die nicht vorschnell 
verdammt, sondern sich bemüht, in richtiger Abgrenzung am richtigen Platz wirksame 
Methoden zu verwenden, zur endlichen Lösung des ganzen Tuberkuloseproblems 
führen kann. Wie jede Infektionskrankheit, so ist auch die Tuberkulose in erster Linie 
ein immunobiologisches Problem. Die Hemmungen, die dieser Erkenntnis entgegen- 
treten, kommen aus einer einseitigen pathologisch-anatomischen Richtung, die zur 
Folge hat, daß für die klinische Medizin die Tuberkulose erst dann zur Krankheit wird, 
wehn sie im tertiären Stadium in lebenswichtigen Organen so weitgehende Gewebs- 
schädigungen gesetzt hat, daß dieselben zu sinnfälligen physikalischen Erscheinungen 
führen. Es ist falsch, in der latenten Tuberkulose eine inaktive Tuberkulose oder gar 
nur eine Disposition zur Tuberkulose zu erblicken; sondern sie ist als ein Stadium auf- 
zufassen, in dem der stetige Kampf zwischen Bacillen und Durchseuchungswiderstand 
zugunsten des letzteren entschieden ist. Die Erhöhung dieses Durchseuchungswider- 
stands ist die große Aufgabe der Tuberkulosebekämpfung, die es verhindert, daß aus 
einer primären Drüsentuberkulose eine tertiäre Organtuberkulose wird. In den Mittel- 
punkt des Problems rückt damit die spezifische Therapie und ihre Voraussetzung, 
das Studium der Immunität, der eine breite Darstellung gewidmet ist. Mit großem Ge- 
schick verbindet v. Hayek eine kritische Besprechung der Grundlagen mit einer ein- 
gehenden Behandlung der hieraus folgenden praktischen Grundlinien einer zielbewußten 
Therapie. Das Ziel sieht er im Erstreben einer positiven Anergie. Zwar ist eine starke 
Allergie der Ausdruck eines prognostisch günstigen Zustandes, in dem starke Abwehr- 
kräfte zur Verfügung stehen; entschieden ist der Kampf gegen die Tuberkulose erst, 
wenn der Organısmus hohe Antigendosen reaktionslos verträgt, wenn also die Körper- 
zellen fähig geworden sind, ohne Krankheitserscheinungen, d. h. ohne sinnfällige 
Immunitätserscheinungen die natürlichen Antigene des Krankheitserregers rasch und 
sicher unschädlich zu machen. Dieses Ziel darf aber nicht die Grenzen verschleiern, 
die im Einzelfall der Behandlung gesetzt sind; hier gibt H. eine Fülle anregender Ge- 
sichtspunkte. Die primäre Tuberkulose bietet die günstigsten Erfolgsaussichten; sie 
ist gewissermaßen eine natürliche Impfung, die erst eine gewisse Widerstandsfähigkeit 
gegen die Tuberkulose schafft (Durchseuchungsresistenz). Die Beschränkung der In- 
fektion auf diese primäre Tuberkulose ist das Hauptproblem der Bekämpfung. Die 
von Petruschky angegebene Percutantherapie zeigt den Weg; sie ermöglicht ohne 
technische Schwierigkeiten eine organisierte Tuberkulosebekämpfung. Die Resorption 
des spezifischen Antigens durch die Haut ist erwiesen; die Unmöglichkeit zu dosieren 
wird so lange nicht zum Nachteil, als man die Einschränkung wahrt, daß die Percutan- 
behandlung auszusetzen ist, sobald stärkere Reaktionen auftreten, die das Befinden 
des Patienten ungünstig beeinflussen. Hier eröffnet sich der Ausblick auf eine erfolg- 
reiche Prophylaxe der Tuberkulose, deren Wirksamkeit allerdings nur durch groß- 


— 174 — 


zügige Organisation erreicht werden kann. Hoffentlich trägt die Arbeit von H. dazu bei, 
diesem Bemühen den Weg zu ebnen. Langer (Charlottenburg). 

Griffith, Stanley: The bacteriological characteristics of tubercle bacilli from 
different kinds of human tuberculosis. (Die Typen der Tuberkelbacillen bei ver- 
schiedenen Arten menschlicher Tuberkulose.) (Field laborat., univ. of Cambridge.) Journ. 
of pathol. and bacteriol. Bd. 23, Nr. 2, S. 129—152. 1920. 

Bei der Fortsetzung der Untersuchungen über den Tuberkelbacillentypus bei der 
menschlichen Tuberkulose hat St. Griffith neben der tuberkulösen Meningitis und 
einigen Fällen von chirurgischer Tuberkulose hauptsächlich Skrofulodermien berück- 
sichtigt. Von 12 Meningitisfällen waren 2 (beides Kinder) durch den Typus bovinus, 
die übrigen durch den Typus humanus verursacht. Von 51 Fällen von tuberkulöser 
Hauterkrankung waren 20 durch bovine, 31 durch humane Tuberkelbacillen bedingt. 
Ein erheblicher Teil der Stämme zeigte abgeschwächte Virulenz. Eine Zusammen- 
stellung von 1068 Fällen von menschlicher Tuberkulose ergibt 803mal den Typus 
humanus, 194 mal den Typus bovinus, 5mal Mischkulturen beider Typen, im Rest der 
Fälle atypische Stämme. Bei der kindlichen Tuberkulose ist der Rindertuberkel- 
bacillus wesentlich häufiger als bei Erwachsenen, im Alter von 0—5 Jahren wurde er 
in 37,55%, gefunden, im Alter von mehr als 16 Jahren dagegen nur in 6,25%. 

Schürer (Frankfurt a. M.).“, 

Metalnikow, S.: Sur la digestion des bacilles tubereuleux dans le corps des 
chenilles, des mites, des abeilles (Galleria mellonella). (Über die Verdauung der 
Tuberkelbacillen im Körper der Raupen, Maden und Bienen.) Cpt. rend. des séances 
de la soc. de biol. Bd. 88, Nr. 8, S. 214—215. 1920. 

Injizierte Tuberkelbacillen werden in sehr kurzer Zeit durch Leukocytenanhäufun- 
gen eingekapselt und verlieren Form und Färbbarkeit, einzelne können sich mehrere 
Tage lang färbbar erhalten. Die Raupe ist demnach auffallend immun gegen Tuberkel- 
bacillen. Eine therapeutische Verwendung dieser Immunität ist bisher nicht geglückt. 

Welz (Breslau).“ 

Delépine, S.: Infection and predisposition in tuberculosis: A summary of 
some of the views held during the last hundred years. (Infektion und Prädisposition 
bei Tuberkulose: Zusammenfassung einiger während der letzten hundert Jahre von 
Bedeutung gewesenen Gesichtspunkte.) Brit. journ. of tubercul. Bd. 14, Nr. 2, 
S. 60—64. 1920. 

Die einfachste Definition einer Infektionskrankheit ist die, daß diese eine Reaktion 
des Wirtes auf die Tätigkeit des Parasiten ist. Die Besonderheiten des Wirtes und 
der Parasiten bringen den jeweiligen Charakter der Erkrankung hervor. Eine Prädis- 
position eines Individuums für eine Erkrankung kann abhängen von äußeren Momenten, 
wie Umgebung, Lebensweise, Beschäftigung, dann durch die Gewebe schwächende 
Einflüsse wie Einatmung von Rauch, Vergiftungen, Krankheiten, Hunger usw. Es 
werden dafür Beispiele gebracht. Der Tuberkelbacillus kann lange Zeit ohne Krank- 
heitserscheinungen in den Lymphdrüsen zurückgehalten werden, was die histologischen 
und Tierversuche beweisen. Diese latente Periode tritt besonders dann auf, wenn die 
Virulenz des Tuberkelbacillus abgeschwächt ist. Diese Abschwächung der Virulenz 
des Tuberkelbacillus kann experimentell erzeugt werden, wenn man die Bacillen lange 
Zeit (bis zu einem Jahr) bei niederer Temperatur hält, oder wenn man sie auf 68° C 
für wenige Minuten erhitzt. H. Koch (Wien). 

Gehrels, E.: Die chirurgische Mesenterialdrüsen-Tuberkulose. Ergebn. d. 
Chirurg. u. Orthop. Bd. 12, S. 333—368. 1920. 

Unter Mesenterialdrüsen - Tuberkulose versteht Verf. nur jene Fälle, 
bei denen die Mesenterialdrüsen allein erkrankt sind und schließt damit alle jene Fälle 
aus, bei denen gleichzeitig eine Darmtuberkulose oder Peritonealtuberkulose besteht. 
Bezüglich der Eintrittspforten steht Verf. auf dem Standpunkt der Weichsel- 
baum - Bartl - Schule, daß nämlich die Tuberkelbazillen die Darmwand ohne spe- 





— 175 — 


zifische Veränderungen passieren können und in den Lymphdrüsen abgelagert werden. 
Patholpgisch -anatomisch können 2 Formen unterschieden werden, die lokali- 
sierte Form, für die die Bildung größerer Tumoren und Drüsenpakete durch Hyper- 
plasie des Drüsengewebes charakteristisch ist, und die diffuse Form, bei der die Bildung 
eines Tumors fehlt, dagegen es frühzeitig zur Verkäsung und Vereiterung kommt. 
Am häufigsten findet sich die Erkrankung der ileo-coecalen Drüsengruppe. Die Häufig- 
keit des Vorkommens dieser Erkrankung ist, wenn man nur die klinisch diagnostizierte 
berücksichtigt eine geringe. Pathologisch-anatomisch konnte bei einem Material von 
15 000 Sektionen (Hof) in 1%, der Fälle Mesenterialdrüsentuberkulose nachgewiesen 
werden. ?/, der Fälle fallen in die ersten 15 Lebensjahre. — Klinisch kann 
man eineakuteundchronische Form unterscheiden. Die akute Form kann täuschend 
andere akute Baucherkrankungen nachahmen. Bei der chronischen Form kommt 
es zu chronisch rezidivierenden Beschwerden, unbestimmt ziehenden Schmerzen, zu 
wenig charakteristischen Verdauungsstörungen und manchmal zu ausgesprochener 
Allgemeinreduktion. Von Komplikationen sind der Darmverschluß und die Peri- 
tonitis zu erwähnen. Verf. bespricht dann eingehend die subjektiven und objektiven 
Symptome. Zu den ersteren gehören hauptsächlich Bauchschmerzen, zu den letzteren - 
Schädigung des Allgemeinbefindens, funktionelle Störungen im Darme wie spastische 
Obstipation, Diarrhöen auf Grund einer auf nervöse Reize zurückzuführenden allgemein 
vermehrten Peristaltik. Der häufigste Ausgang der Mesenterialdrüsentuberkulose 
scheint die relative oder vollständige Ausheilung zu sein, wenn man die Befunde der 
Sektionen berücksichtigt. Gefahrdrohende Ausgänge sind hauptsächlich durch Kompli- 
kationen hervorgerufen, von denen die wichtigste der Ileus ist. Die Diagnose macht 
häufig große Schwierigkeiten. Der palpatorische Nach weisder vergrößerten Drüsen 
die Temperaturmessung, die Röntgenuntersuchung können die Diagnose- 
stellung erleichtern. Die Thera pie im allgemeinen entspricht der bei jeder Tuberkulose- 
form üblichen. Die Indikation zur Operation ist dann gegeben, wenn trotz ge- 
nügend lange fortgesetzter Allgemeinbehandlung heftige Beschwerden bestehen oder 
ein nur durch die Drüsen bedingtes Fieber länger fortdauert. Ein günstiges Objekt 
für die Operation geben nur die leicht beweglichen und ohne lebensgefährlich große 
Eingriffe radikal zu entfernenden Drüsen ab. Von operativen Methoden sind zu er- 
wähnen, die Exstirpation oder Enuclation der Drüsen, die Resektion der betreffenden 
Darmpartie, Exkochleation der verkästen Drüsen, Extraperitonisierung, einfache 
Laparotomie eventuell mit Jodpinselung der Drüsen. H. Koch (Wien). 

Caspar, Leopold: Die Nierentuberkulose. Ergebn. d. Chirurg. u. Orthop. Bd. 12, 
S. 274—332. 1920. 

Eingehendes Referat mit reichen persönlichen Erfahrungen, aus dem nur einige 
den Kinderarzt interessierende Punkte herausgegriffen werden können. In 3—5% 
aller Sektionen finden sich tuberkulöse Veränderungen in den Nieren; am seltensten 
ist die Nierenphthise bei Kindern, am häufigsten im mittleren Lebensalter ohne Unter- 
schied des Geschlechts, in 10—12% tritt sie doppelseitig auf, die rechte Niere ist häufiger 
befallen als die linke. Die Nierentuberkulose ist primär, alle anderen Lokalisationen 
der Tuberkulose im Harnapparat entstehen sekundär von der Niere aus; Hydronephro- 
sen, Pyelitiden und vor allem die Gonorrhoe können ihr den Boden ebnen. Einseitig 
ist die Erkrankung meist wohl deshalb, weil nur ein großer, infarktartiger Einbruch 
eines Tuberkuloseherdes die Niere krank machen kann. Praktisch in Betracht kommt 
nur die käsig-ulceröse, kaum die miliare Form. Auch ausgedehntere Tuberkulose der 
Niere braucht keine Beschwerden zu machen, während nur wenige Herde in der Blase 
Schmerzen und Harndrang bewirken können. Der mikroskopische Nachweis der 
Tuberkelbacillen gelingt bei richtiger Technik in ca. 80%; um beim Tierversuch 
sicher zu gehen, empfiehlt Caspar, dem Meerschweinchen zuerst 0,5 ccm Alttuberkulin 
T. R. zu injizieren, wodurch vorher tuberkulöse Tiere sicher getötet werden. Aus- 
scheidungstuberkulose — Ausscheidung von Tuberkelbacillen durch den Harn 


— 176 — 


bei Tuberkulose anderer Organe als der Niere — gibt es in ganz seltenen Fällen; die 
Beachtung bestimmter Gesichtspunkte schützt vor Fehldiagnosen. Alle Tuberkulin- 
reaktionen treten, da die Nierentuberkulose hämatogen entsteht, für die Diagnose 
ganz in den Hintergrund. Die Infektionsgefahr durch den Ureterenkatheterismus kann, 
besonders bei Verwendung von antiseptischen Lösungen, unberücksichtigt bleiben; 
vor Harnsegretatoren wird gewarnt. Therapeutisch kann weder Klimato- noch 
Heliotherapie noch Tuberkulinbehandlung in irgendeiner Form noch dieFriedmann- 
Methode noch Strahlenbehandlung zu einem befriedigenden Ergebnis führen; Spontan- 
heilung gibt es nicht. In Frage kommt nur die rechtzeitig vorgenommene Nephrek- 
tomie, für die auch eine ausgedehnte Blasentuberkulose keine Kontraindikation bildet. 
Bisher die einzig zuverlässige Methode zur Feststellung, ob die bleibende Niere zur 
Funktion genügen wird, ist die von Caspar und Richter. 

An dem getrennt aufgefangenen Harn beider Nieren wird nach Einspritzung von Phlorid- 
zin und Indigokarmin geprüft: 1. Zeit des Eintritts der Zucker- und Farbausscheidung, 2. Menge 


des Zuckers, 3. Intensität der Färbung, 4. Gefrierpunkt beider Harne, 5. Akkommodationsbreite 
durch Verdünnungs- und Konzentrationsprobe. 


Pyelitis, Nephrolithiasis, Nephritis, besonders ‚toxische Nephritis‘‘ der bleibenden 
-Niere sind bei guter Funktion keine Kontraindikation der Nephrektomie, dagegen 
cystische Degeneration, maligne Tumoren und eine auch leichte Tuberkulose der blei- 
benden Niere eine absolute Kontraindikation. Eine Tuberkulose der bleibenden Niere 
verschlimmert sich jedenfalls. Die Mortalität innerhalb der ersten 6 Monatenach der 
Nephrektomie beträgt heute 1,6—5%, die Spätmortalität ca. 15%. Fritz Goebel (Jena). 

Hamburger, Franz: Jahreszeitliche Schwankungen der Tuberkulinempfind- 
lichkeit. (Univ.-Kinderklin., Graz.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 14, 
S. 398—399. 1920. 

Verf. beobachtete zeitweilige Reaktion tuberkulöser Kinder schon auf 0,001 mg 
Tuberkulin mit hochgradiger Schwellung und Rötung, sogar mit Fieber. Dagegen 
im vorigen Herbst sehr selten positiver Ausfall der Percutan- und Cutanreaktion, der 
Stichreaktion erst bei hohen Dosen. Bei Kindern mit ausgeheilter Tuberkulose im 
Herbst auf 0,001 und 0,01 mg keine Reaktion, auf 1 mg nur Spätreaktion; auch Cutan- 
und Percutanreaktion waren negativ. Tuberkulinreaktion im Frühjahr wesentlich 
höher als im Herbst. Zeiten großer Tuberkulinempfindlichkeit gehen mit Zeiten großer 
Erkrankungshäufigkeit parallel. Die spezifische Reaktionsfähigkeit ist zwar Ausdruck 
der Kampffähigkeit; diese braucht aber nicht der Größe der Reaktion zu entsprechen. 
Möglicherweise besteht Zusammenhang mit dem Zimmerleben im Winter und dem 
Aufenthalt im Freien im Sommer. Frankenstein. 

Synwoldt, Ina: Zur diagnostischen und prognostischen Bedeutung der cutanen 
Perlsuchttuberkulinreaktion. (Med. Univ.- Poliklin., Rostock.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 46, Nr. 17, S. 455—457. 1920. 

Doppelimpfungen mit Alttuberkulin und Perlsuchtstuberkulin bei 80 Kindern. 
In 35%, war bei fehlender Alttuberkulinreaktion die bovine Reaktion positiv, das 
Umgekehrte wurde nicht beobachtet. Die Reaktion mit Bovintuberkulin erscheint 
empfindlicher und damit für die praktische Diagnostik wertvoll. Auch ın Fällen des 
dritten Stadiums kann bei erloschener Humanreaktion die Bovinreaktion erhalten sein, 
diese Fälle haben eine relativ günstige Prognose. Langer (Charlottenburg). 

Berg, Sigurd: Beobachtungen über Partialantigene (nach Deycke-Much). (Sanat. 
Solbacken, Schweden.) Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 43, H. 3/4, S. 259—270. 1920. 

Die Steigerung des Intracutantitus für M. Tb. R. ist im allgemeinen bei klinisch 
gebesserten Fällen bedeutend größer als bei den nicht gebesserten. Die Steigerung 
wird durch spezifische Therapie in stärkerem Maße erzielt als durch Allgemeinbehand- 
lung oder Lichttherapie. Die Empfindlichkeit für Tuberkulin läuft der M. Tb. R.- 
Reaktion nicht parallel. Therapeutisch scheint die M. Tb. R.-Behandlung bei den 
proliferativen Formen wirkungsvoll zu sein, ohne daß aber hier eine größere Zuverlässig- 
keit geboten wird als bei anderen Methoden. Langer (Charlottenburg). 





— 17 — 


Eifier, E.: Bemerkungen zu dem Sanierungsversuch von Petruschky in Hela, 
Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 32, H. 1, S. 11—12. 1920. 

Petruschkys Angaben über die Erfolge seiner Sanierungsaktion mittels Tuber- 
kulineinreibungen in Hela halten einer ernsthaften Kritik nicht stand. Petruschkys 
bisherige Veröffentlichungen sind stark optimistisch gefärbt, und es sind höchstwahr- 
scheinlich nicht alle Erkrankungsfälle zu seiner Kenntnis gekommen. Nachprüfung 
durch eine kritisch prüfende Kommission erforderlich. Hoffa (Barmen). 

Hase, Hans: Höhensonne und experimentelle innere Tuberkulose beim Meer- 
schweinchen. (Hydrotherapeut. Anst., Univ. Berlin.) Zeitschr. f. physikal. u. diät. 
Therap. Bd. 24, H. 2, S. 41—44. 1920. 

Versuche an 12 Meerschweinchen. Infektion von 3 Würfen zu je 4 Tieren, mit je 
0,8 mg Reinkultur des Typ. human. Aus jedem Wurf wurden zwei Tiere bestrahlt, 
2 dienten als Kontrolle. Bestrahlungsdauer beginnend mit 10 Minuten, stieg täglich 
um 5 Minuten an bis schließlich 2 Stunden. Eine Beeinflussung des spezifischen Pro- 
zesses war nicht nachweisbar (fehlende Tiefenwirkung). R. Bierich™, 

Gauvain, Henry: The care of tuberculous children: Some reeent innovations 
and methods of treatment at the treloar eripples hospital, Alton. (Die Fürsorge 
für tuberkulöse Kinder: Einige neue Erfindungen und Behandlungsmethoden im 
Treloar Cripples Hospital, Alton.) Brit. journ. of tubercul. Bd. 14, Nr. 2, S. 49—59. 1920. 

Verf. hat an der Südküste von England das Treloar Cripples Hospital in Alton 
errichtet. Die klimatischen Verhältnisse sind dort sehr günstig, der Sonnenschein 
und das vom Meer reflektierte Licht am stärksten unter allen Plätzen der Südküste, 
das Meer in der nächsten Nähe. Für diese Anstalt werden tuberkulöse Kinder ausge- 
wählt, bei denen eine Veränderung des Klimas notwendig erscheint, weiter im allgemeinen 
kachektische und toxämische Kinder, welche sich für Sonnen- und Wasserbehand- 
lung eignen, ambulante Fälle, wie solche mit Lymphadenitis cervicalis und rekonvales- 
zente Patienten. Den größten Vorteil ziehen die Patienten aus dem vollständigen 
Wechsel der Umgebung, der Diät und der Lebensführung. Kinder in der schul- 
pflichtigen Zeit werden im Freien in den einzelnen Gegenständen unterrichtet. Der 
Krønkenpavillon hat eine offene Veranda, auf welcher die Kinder Tag und womöglich 
auch die Nacht zubringen. Als Neuheit verwendet Verf. elektrisch geheizte Matratzen, 
die sich sehr gut bewährt haben. Die Anstalt wird auch für Unterrichtszwecke ver- 
wendet und in dieser Kurse über die für die Tuberkulosebehandlung wichtigsten Gegen- 
stände für Ärzte abgehalten. H. Koch (Wien). 


Syphilis. 

Becker, Erich: Eine empfehlenswerte Methode für Spirochätenfärbungen. 
4Direktorialabt. d. Eppendorfer Krankenh., Hamburg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, 
Nr. 10, 8. 259—260. 1920. 

Die von Becker verwandte Methode der Spirochätenfärbung ist eine Modifikation 
der Fontanaschen Versilberung der Sp. pallida im Ausstrich (mit Ersatz der ammonia- 
kalischen Silberlösung durch Carbolfuchsin nach vorausgehender stärkerer Beizung): 

Die dünn ausgestrichenen' Präparate des Reizserums werden mit der Rugeschen Lösung A 
Eisessig 1,0; Formalin 20; Wasser 100) 1 Minute betropft, mit einer 10 proz. Tanninlösung 
(Zusatz von 1%, Carbolsäure) über der Flamme !/, Min. bis zum Aufsteigen leichter Dämpfe 
erwärmt und mit Ziehlschem Carbolfuchsin (5%, Carbolsäure 100, gesättigte alkoholische 
Fuchsinlösung 10 in der Wärme !/,—!/, Minuten nachgefärbt. Dann ist die Spirochaeta rot 
gefärbt (die steilen Windungen sind deutlich), der Grund des Präparats ist schwach rot, häufig 
auch weiß. Das Stroma roter Blutscheiben ist schwach rot gefärbt. Die Methode ist für den 
praktischen Arzt ein Ersatz der Dunkelfeldmethode. Carl Klieneberger (Zittau). 

Milani, Eugenio: Lesioni ossee da sifilide ereditaria tardiva. (Knochenverände- 
rungen bei Syphilis hereditaria tarda.) (R. Isti. di elettroterap. e radiol. med., unw., 
Roma.) Riv. osp. Jg. 10, Nr 2, S. 33—37. 1920. 

Die Veränderungen des Skelettes bei Syphilis hereditaria tarda sind fast durch- 


Zentralbl f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 12 


— 1738 ° — 


wegs die der tertiären Syphilis: Osteoperiostitis ossifizierender, selten fibröser Natur mit 
‚ Exostosenbildung, Diaphysenverdickungen, Osteomyelitis, rarefizierende Osteitis- 
zentrale gummöse Osteomyelitis. Interessant sind Form- und Lageveränderungen langer 
Knochen, so besonders der Tibia, seltener einhergehend mit Verlängerung des Knochens 
und Biegung nach! vorne. In geringerer Zahl findet sich Verbildung der Ulna und des 
Radius (wofür ein Beispiel aus eigener Erfahrung gebracht wird). Tertiäre Knochen- 
syphilis des Radius konnte in einem Falle festgestellt werden, in einem anderen Here- 
dolues tarda mit Beteiligung eines Humerus. Die Differentialdiagnose gegenüber 
anderen Knochenaffektionen, z. B. pyogener Östeoperiostitis ist nicht immer leicht, 
auch nicht radiolagisch, wichtig ist die Lokalisation, Beteiligung der Diaphyse ist bei 
Lues die häufigere. Neurath (Wien). 


© Kranz, P.: Über Zahnanomalien bei kongenitaler Lues. (Zahnärztl. Univ.- 
Klin., Frankfurt a. M.) (Abh. a. d. Geb. d. klin. Zahnheilk. H. 8.) Berlin: Her- 
mann Meusser 1920. 42 S. M. 8—. 


In einer ausführlichen literarischen Übersicht sucht Verf. zu beweisen, daß eine 
allgemeingültige Definition über die bei der kongenitalen Lues beschriebenen Schmelz- 
hypoplasien einschließlich Hutchinsonschen Zahnanomalie bisher nicht existiert. 
Der Hutchinsonzahn ist nach Verf. eine Hypoplasie ‚‚wie andere auch“. Er fand sich 
in seinem k'inischen Naterial unter 60 kongenital luetischen Fällen nur einmal, aber 
einmal auch unter den vom Zufall zusammengewürfelten nichtsyphilitischen Patienten. 
Verf. zweifelt deshalb den diagnostischen Wert des Hutchinsonzahnes an und stellt 
vor allem die von Hutchinson betonte Häufigkeit in Abrede. Das Hauptaugenmerk 
richtet Verf. auf das Studium der den Zahnhypoplasien zugrunde ‚liegenden Störung; 
er glaubt, daß allen Hypoplasien, luetischen und anderen, innersekretorische Dys- 
funktionen zugrunde liegen. Bei den Fällen mit kongentialer Lues soll das syphilitische 
Virus die der Zahnmißbildung zugrunde liegende innere Drüsenstörung verursachen, 
nicht aber eine lokale luetische Störung am Zahnkeim. Im Gegensatz zu Pasini und 
Cavallaro hat nämlich Verf. Spirochäten in keinem Zahnkeimpräparat gefunden. 


Ref. möchte glauben, daß Verf. mit Unrecht den Hutchinson-Zahn mit den Schmelz- 
hypoplasien zusammenwirft. Wenn man sich eng an die ursprüngliche Hutchinsonsche 
Definition hält, so ergibt sich, daß die Veränderung der Zahnform die Hauptsache ist und nicht 
die Hypoplasie der Schneidekante. Bei dieser Definition des Hutchinson-Zahnes kommt man 
zu anderen Resultaten wie Verf. So hält z. B. Ref. im Gegensatz zum Verf. auf Tafel II Abb. 2 
nicht für einen Hutchinson-Zahn, hingegen Abb. 12, und der einzige nicht luetische Hutchinson 
des Verf. (Tafel III, Abb. 1) erscheint Ref. als uncharakteristisch. 

Die Monographie ist ausgezeichnet durch eine eingehende Berücksichtigung der 
Literatur und schöne Abbildungen; sie wird Interessenten zur Lektüre empfohlen. 

Heinrich Davidsohn (Berlin). 

Davidsohn, Heinrich: Über die Hutchinsonschen Zähne. (Waisenh. u. Kinder- 

asyl, Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 11, S. 295—296. 1920. 


Verf. bedauert, daß Hutchinsons ursprüngliche Beschreibung des nach ihm 
benannten Zahnes ziemlich in Vergessenheit geraten ist. Hiernach haben die oberen 
mittleren Schneidezähne der bleibenden Gebisses eine mehr oder weniger seichte 
halbmondförmige Ausbuchtung in der Mitte der Schneide, daneben ist aber die Krone 
auch im ganzen deformiert. Der Zahn verjüngt sich nach der Schneidekante zu, ist 
an den Ecken abgerundet und erhält so kolbige Gestalt. Die Zähne sind fast immer 
in Länge und Breite verkümmert, oft nicht richtig gestellt. 40%, aller kongenital- 
syphilitischen Kinder mit bleibendem Gebiß zeigten das Symptom der Hutchinson- 
schen Zähne und meist war die Deformität der Krone deutlicher als die halbmond- 
förmige Ausbuchtung. Die frühzeitige Einleitung einer spezifischen Kur scheint das 
Auftreten Hutchinsonscher Zähne zu verhüten. Von ihnen streng zu scheiden sind 
Zahnhypoplasien und halbmondförmige Caries, bei denen aber die Krone nicht defor- 
'miert ist. Erläuternde Abbildungen sind beigefügt. Eckert (Berlin). “, 


— 179 — 


Krankheiten der 


' 

Citron, Julius: Die Tonsillen als Eingangspforte für Infektionen. (IZI. med. 
Unw.-Klin., Charite, Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 13, 8. 340 bis 
343. 1920. 

Vom Bac. suipestifer ist experimentell festgestellt, daß er von den Tonsillen bzw. vom 
Iymphatischen Rachenring ins Blut dringt (Marks). Dasselbe ist von dem ihm ganz 
nahe verwandten Paratyphusbacillus beim Menschen anzunehmen. Verf. weist be- 
sonders auf die Beziehungen zwischen den tonsillären Infekten und dem akuten Gelenk- 
rheumatismus, der akuten hämorrhagischen Glomerulonephritis und der Sepsis hin. 
Hierbei findet sich als typische Krankheitsform die chronische superfizielle Tonsillitis, 
die aber meist nur beim Ausdrücken oder Aussaugen der Tonsillen zu erkennen ist 
(Pfröpfe) und ohne Fieber und subjektive Störungen verlaufen kann. Bei der erwähnten 
Nephritis fand Verf. unter 634 Fällen in 54,6%, Tonsillitis, in 2,3%, Laryngitis, in 32,4%, 
Bronchitis, also in 88%, Infektionen der oberen Luftwege (in den restlichen 12%, Haut- 
affektionen wie Furunkel usw.). Durch Ausdrücken der Pfröpfe in vielen Fällen prompte 
Besserung, zuweilen auch Exacerbationen (wahrscheinlich durch Einpressen von 
infektiösem Material in die Lymphwege). Bei unklaren Fieberzuständen ist stets an 
die Tonsillen zu denken. Auch das meiste, was in der Praxis als Grippe bezeichnet 
wird, ist der Ausdruck einer rezidivierenden chronischen superfiziellen Tonsillitis. — 
Bei rezidivierenden Anginen und ferner, wenn Anzeichen vorliegen, daß von den 
Tonsillen Krankheitskeime in andere Organe gelangt sind, ist die Tonsillektomie 
angezeigt (nur diese gibt günstige Resultate). Diese hat selbst dann einen günstigen 
Einfluß, wenn bereits ein Sekundärherd im Körper besteht (z. B. an den Herzklappen). 
Ideale Resultate nur, wenn als Frühoperation ausgeführt; doch ist zuerst das Ausdrücken 
der Tonsillen zu versuchen, die Tonsillektomie aber anzuschließen, wenn trotz wieder- 
holter vorübergehender Besserung der Krankheitsprozeß rezidiviert. Meinertz.“_ 

Finder, G.: Rhinologische Ratschläge für den Praktiker. 4. Die Mundatmung. 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 17, S. 466—467. 1920. 

Folgen der Mundatmung sind so ziemlich’ alle katarrhalischen Erkrankungen der 
oberen Luftwege, einschließlich vieler Bronchialkatarrhe.. Auch kann die Mund- 
atmung eine vermehrte Prädisposition zur Lungentuberkulose schaffen. Besonders 
wichtig ist eine gesunde Nase und gesunder Rachen für das Gehörorgan. Typisch ist 
der Gesichtsausdruck der chronischen Mundatmer. Wachstumsanomalien des Kno- 
chens betreffen in erster Linie den Oberkiefer, wodurch der harte Gaumen eine hohe 
Spitzbogenform annimmt und der die Zahnreihe tragende Alveolarrand eine nach vorn 
zugespitzte V-förmige Gestalt erhält; ferner kann es zu Deformitäten des Brustkorbs 
kommen. Die Hauptursache der Mundatmung im Kindesalter ist die vergrößerte 
Rachenmandel. Es empfiehlt sich die operative Entfernung in Chloräthernarkose. 

Hempel. 

Ledermann, Paul: Die chronischen Stenosen des Kehlkopfes und der Luftröhre 
und ihre Behandlung. Ergebn. d. Chirurg. u. Orthop. Bd. 12, S. 606—627. 1920. 

Die treffliche, kurz gefaßte, dabei aber das große auch für den Pädiater so wichtige 
Gebiet erschöpfend behandelnde Arbeit des Verf. eignet sich nicht für ein kurzes 
Referat. Besonderes Gewicht ist auf die Besprechung der Behandlung gelegt, wobei 
die neuesten Fortschritte eingehend und vollständig gewürdigt werden. Bei den 
chronischen Stenosen des Larynx wird bei den Nichttracheotomierten die Behandlung 
mit Schrötterschen Bougieg und der Intubation, bei Tracheotomierten mit den 
Schrötterschen und Thostschen Bolzen, der Brüggemannschen Bolzenkanüle, 
die Laryngofissur und Laryngostoma geschildert. Im Abschnitt über die chronischen 
Stenosen der Luftröhre wird besonders das für den Pädiater wichtige Kapitel über 
erschwertes Dekanülement ausführlich besprochen. — Literatur. Zahlreiche Abbil- 
dungen. — Die Arbeit kann zu eingehendem Studium dringend empfohlen werden. 

K. Hirsch (Berlin). 
12* 


— 180 — 


Freeman, Rowland Godfrey: Pneumonie in infaney and childhood without 
physical signs. (Pneumonie im Säuglings- und Kindesalter ohne physikalische Zeichen.) 
Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 1, S. 11—18. 1920. 

Bei Abwesenheit perkutorisch-auscultatorischer Zeichen kann die Diagnose auf 
zentrale Pneumonie aus folgenden Symptomen gestellt werden: Fieber, Nasenflügel- 
atmen, eigentümlicher Respirationstypus (Pause nach Beendigung der Inspiration 
und exspiratorisches Keuchen), Verhältnis der Respirationsfrequenz zur Pulsfregenz 
wie 1:3, Hypertonie der oberen bei Schlaffheit der unteren Extremitäten. Kurze 
Skizzierung von 4 Fällen, die den allgemein bekannten, für beginnende Lobärpneu- 
monie typischen, keilförmigen Schatten in den unteren Partien des rechten Oberlappens 
zeigten, soll den Wert der Röntgenuntersuchung dartun. Besonders wichtig ist der 
Nachweis einer Pneumonie, wenn bei Otitis media der Verdacht auf Mastoiditis ent- 
standen ist. Rach (Wien). 


Weiland, W.: Über konservative Behandlung von Pleuraempyemen. (Inn. Abt., 
Städt. Krankenh., Harburg a. E.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 17, S. 392—394. 
1920. 

Verf. empfiehlt bei Pleuraempyemen verschiedener bakterieller Provenienz an 
Stelle der chirurgischen Behandlung die Entleerung mit Punktion, Anlegung eines 
Pneumothorax und folgender Vuzinspülung (1: 1500—1: 500) unter bald einsetzender 
physikalischer Nachbehandlung. Verf. hat so auch ein Streptokokkenempyem bei 
einem 2°/,jährigen Kinde mit gutem Erfolg behandelt. Für tuberkulöse Empyeme wird 
bei sonst gleichem Vorgehen die Jodoformglycerininjektion angeraten. Dauernde 
klinische und röntgenologische Kontrolle ist erforderlich, um den rechten Zeitpunkt 
der Spätresektion nicht zu versäumen. Reiche. 


Aschner, Pau W.: Acute empyema of thorax treated by minor intercostal 
thoracotomy. (Die Behandlung des akuten Empyems mit der kleinen interkostalen 
Thoracotomie.) Surg., gynecol. a. obstetr. Bd. 30, Nr. 2, S. 154—160. 1920. 

Verf. berichtet über 71 Fälle vbn intercostaler Incision während eines Zeit- 
raumes von 15 Monaten. Die Technik der Operation ist einfach, so daß sie gut im 
Bett vorgenommen werden kann. Stets hat eine Röntgenuntersuchung voranzugehen. 
Von 71 Fällen wurden 32 in Lokalanästhesie, 26 mit Äther, 5 mit Gas und Sauer- 
stoff, 2 mit Chloroform, 6 auf andere Weise gemacht. Die Drainage erfolgt am 
tiefsten Punkte, die Aspiration in der hinteren Axillarlinie im 8. oder 9. Intercostal- 
raum. In der Nachbehandlung liegen Kinder mit der kranken Seite auf einer quer- 
gespannten Matte, welche zur Durchführung des Drains durchbohrt ist. Das Drain 
führt in eine durch die Schwerkraft des Wassers zum Teil luftleer gemachte Flasche. 
Die Röntgenaufnahme ist nicht nur von Wert für die Diagnose, sondern auch für die 
Leitung der Nachbehandlung. Sie vermag plötzliche Fieberrückfälle durch Aufweisen 
von Absackungen und Eiterverhaltungen, von Pneumonien im gleichen oder anderen 
Lappen, von Abscessen, die hinter einem Erguß verborgen blieben, aufzuklären. Wenn 
sie bei Husten und Schmerzen eine fortschreitende Expansion der Lungen ergibt, so 
ist abzuwarten. Bleibt die Lunge jedoch fixiert, so ist zwecks Mobilisation die große 
intercostale Thorakotomie auszuführen. Dakinsche Lösung hält die Absonderung 
dünnflüssig, doch soll sie nach einzelnen Berichten zuweilen Blutungen veranlassen. 
Unterstützend bei der Nachbehandlung wirken möglichst reichhaltige Ernährung, 
Blaseübungen mit Papierballons, viel frische Luft und Sonnen- 
schein. Die Behandlung des Empyems erfordert” das Zusammenarbeiten des Inter- 
nisten, des Chirurgen und des Röntgenologen. Die Resultate der einfachen interco- 
stalen Thorakotomie mit Drainage sind denen der Rippenresektion überlegen. Die 
Miterkrankung der Rippen als eine häufige Ursache der Empyenmfisteln fällt bei ihr 
fort. Rippenresektion und große Thorakotomie sind speziellen Indikationen vor- 
zubehalten. Künne (Steglitz). 


É — 181 — 


Wessler, Harry and Herman Schwarz: Abscess of the lungs in infants and 
ehildren. (Lungenabscesse bei Säuglingen und Kindern.) Americ. journ. of dis. of 
childr. Bd. 19, Nr. 2, S. 137—140. 1920. 

Auf Grund von 15 Fällen wurden 3 Typen unterschieden: 1. Lungenabscesse 
nach Aspiration eines Fremdkörpers (3mal beobachtet); 2. Abscesse nach Tonsillo- 
tomie (5 mal beobachtet) und 3. postpneumonische Lungenabscesse (7 mal beobachtet). 
Gangrän setzte mit quälendem Husten und foetidem Auswurf in allen Fällen erst 
13—14 Tage nach Beginn der Erkrankung ein. Dies wird als gesetzmäßige Inkubations- 
zeit für das Virulentwerden anärober Keime gedeutet. ad. 1. In diesen Fällen war stets 
ein Unterlappen betroffen. ad. 2. Hier saß der Absceß meist in einem Oberlappen und 
entstand durch Aspiration von eitrigem Material oder Blut während der Narkose. 
Daher wird während der Narkose die Anwendung einer Saugpumpe angeraten. 
1/, der Fälle endigte mit Spontanheilung im Verlauf von 2 Monaten. In der Therapie 
muß also durch 2 Monate gewartet werden, bis bei jugendlichen Individuen die 
Lobektomie, sonst die bloße Incision und Drainage ausgeführt wird, welch letztere 
wenigstens den anstrengenden Husten und den üblen Geruch günstig beeinflußt. 
ad 3. Von diesem Typus wurden 2 Gruppen von Fällen unterschieden. a) Fälle, die 
13—14 Tage nach einer akuten Lobarpneumonie in einem Öberlappen entstanden; 
b) Fälle, die in einem Unterlappen nach einer Bronchopneumonie entstanden und in 
eine chronisch-indurative Pneumonie mit multiplen Bronchiektasien übergingen. 
Zum Schluß wird die praktische Regel gegeben, in jedem Fall von Lungenabsceß die 
Bsonchoskopie zum Nachweis eines eventuellen Fremdkörpers anzuwenden und wird 
auf die Wichtigkeit der Röntgenuntersuchung zur Diagnostik, Lokalisation und Kon- 
trolle des Heilungsverlaufes hingewiesen. Rach (Wien). 

Seifert, E.: Aspirierter Fremdkörper, schwere Lungenerkrankung vortäuschend. 
— Extraktion. — Heilung. (Chirurg. Univ.-Klin., Würzburg.) Zeitschr. f. Laryngol., 
Rhinol. u. Grenzgeb. Bd. 9, H. 4, S. 275—276. 1920. 

jähriger Knabe leidet seit den ersten Lebensjahren an Bronchialkatarrh, der sich 
zeitweise verschlimmerte, einmal zur Lungenentzündung führte. Ein Vierteljahr zuvor starker 
Blutsturz, seitdem besteht quälender Husten und übelriechender Auswurf. Die Röntgenunter- 
suchung ergibt als Ursache das Vorhandensein eines metallenen ndkörner Tin in der rechten 


Lunge. Durch untere Bronchoskopie wurde in Narkose der Fremdkörper (Zündhütchen) aus 
seiner Einkeilung in einem rechten Unterlappenbronchus entfernt. Hempel. 


Krankheiten der Zirkulationsorgane. 

Schober, F.: Kurze Mitteilung über eine Herzmißbildung (abnorme Fensterung 
einer Semilunarklappe der Aorta). (Pathol. Inst., Uniw. Breslau.) Stud. z. Pathol. 
d. Entwickl. Bd. 2, H. 3, S. 527—529. 19%. ° 

Verf. beobachtete folgende schon 4mal beschriebene Mißbildung, ein straff ge- 
spanntes, Sehnenfaden ähnliches, in die Aortenklappe übergehendes Gebilde oberhalb 
der Valvula semilunaris dextra und sin. Im Gegensatz zu der bisherigen Erklärung 
der Mißbildung als Chorda tendinea faßt Schober das Gebilde auf als eine abnorme 
Fensterung der Semilunarklappen, die in allen 4 Fällen die gleiche Klappe traf. 

Külbs (Köln). 

Mönckeberg, J. G.: Über das Verhalten des Atrioventrikularsystems im Cor 
triloeulare biatristum, zugleich ein Beitrag zur Frage des Elektrokardiogramms 
bei angeborenen Herzfehlern. (Inst. f. alg. Pathol. u. pathol. Anat., Akad. f. prakt. 
Med., Düsseldorf.) Stud. z. Pathol. d. Entwickl. Bd. 2, H. 3, 8. 448—466. 1920. 

Verf. konnte zwei Fälle beobachten, die gewöhnlich in die Klasse des Cor triloculare 
biatriatum gerechnet werden. Die klinische Diagnose lautete beim ersten Falle: Vitium 
cordis congenitum (Pulmonalstenose, Mitialinsufficienz) im Stadium der Dekompensation. 
Bei der Obduktion wurde festgestellt, daß aus beiden Herzkammern nur ein Gefäß 
abgehe und daß dasselbe scheinbar aus dem rechten Ventrikel entspringe. Ein Septum 
Ventriculorum war nur an der Spitze andeutungsweise vorhanden. Auf Grund der 


— 182 — 


makro- und mikroskopischen Nachuntersuchung rektifiziert Verf. die Diagnose in diesem 
Falle nach der Richtung, daß eine Pulmonalstenose bei Transposition der 
großen Arterien bestand. Der Ductus Botalli war offen, es bestand ein 
großer subpulmonaler Septumdefekt (Cor triloculare biatriatum). Außerdem waren 
Residuen einer Thromboendocarditis tricuspidalis nachgewiesen. Bei dem zweiten 
Falle von Cor triloculare biatriatum konnte die Diagnose auf Atresie des Aorten- 
ostium mit Stenose der Aorta ascendens und Offenbleiben des Ductus 
arteriosus gestellt werden. (Cor pseudotriloculare biatriatum.) Bei der Deutung des 
Elektrokardiogramms beim ersten Falle denkt Mütz an einen veränderten Erregungs- 
ablauf im Herzen. (Normale P-Zacke, tiefe R-Zacke bis unter die Abscisse.) Verf. 
weist an der Hand eines normalen Elektrokardogramms, das bei einem zweifellos 
eongenitalen Vitium (8 Monate altes Kind) erhoben wurde, nach, daß die Nega- 
tivität der R-Zacke nichts für angeborene Herzfehler Charakteristisches 
darbiete. E. Nobel (Wien). 

Eyster, I. A. E. and W. S. Middleton: Auriculoventricular heart block in children. 
(Atrio-ventrikulärer Block bei Kindern.) (Med. clin., univ. Wisconsin.) Americ. 
journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 2, S. 131—136. 1920. 

Ein 2jähriger Knabe — Zangengeburt am Ende einer normalen Schwangerschaft — er- 
krankt 10 Tage vor Beginn der Beobachtung an akutem Schnupfen und Tonsillitis. Das Kind 
war bis dahin normal gewesen, das Herz aber nicht untersucht worden. Drei Tage nach der Er- 
krankung trat Arhythmie auf und es wurde ein weiches systolisches Geräusch über der Spitze 
festgestellt. Das Elektrokardiogramm zeigt Verlängerung der Überleitungszeit und Kammer- 
systolenausfall nach 3—4 Vorhofschlägen: die Überleitungszeit nach der Pause ist normal 
(0,14—0,16”), steigt dann auf 0,30—0,32” und dann kommt der Ausfall. Temperatur normal, 
Tonsillen, besonders links vergrößert und’ stark hyperämisch, sonstiger Befund negativ. Kein 
Zeichen eines angeborenen Vitiums. In den folgenden Tagen nimmt die Leitungsstörung zu, 
nach 14 Tagen besteht Block 2: 1 bei einer Kammerfrequenz von 62. Röntgenologisch Ver- 
größerung beider Ventrikel und des linken Vorhofs, Gesamtfläche 57 qem, entsprechend einem 
8jähr. Kind von 48 Pfund Gewicht. Beträchtliche Cyanose am Kopf und am Körper. In der 
Annahme, daß es sich um einen fortschreitenden Prozeß handle und daß die Angina ursächlich 
in Betracht komme, wurde 16 Tage nach Beginn der Beobachtung die Tonsillektomie unter 
Äther ausgeführt. Kultur ergab Staphylococcus aureus. Nach der Operation trat fortschreitende 
Besserung ein: Nach 5 Tagen war die Cyanose ganz verschwunden und der Herzblock gebessert, 
indem jetzt nur jeder 3. bis 4. Vorhofschlag ausfiel, Puls 77. Nach 12 Tagen Block 3:2, Kammer- 
frequenz 82, das Geräusch wurde weicher und war nur mehr an der Spitze und in unmittelbarer 
Umgebung zu hören, die Herzfläche war auf 50,5 gem reduziert. Seitdem befindet sich das Kind 
wohl, entwickelt sich normal und ist munter. Zweieinhalb Jahre nach Beginn der Beobachtung 
ist noch ein weiches systolisches Geräusch an der Spitze zu hören, das Herz ist mäßig ver- 
rößert und es besteht, wie das abgebildete. Elektrokardiogramm zeigt, noch Block 2:1, 
mmerfrequenz 57, Systolen rhythmisch und von normaler Kraft. Atropin in ausreichender 
Dosis wirkt mäßig beschleunigend auf Vorhöfe und Kammern, ist aber ohne Einfluß auf den 
Block; dieser ist daher nicht auf erhöhten Vagustonus zu beziehen, sondern muß eine anato- 
mische Ursache haben. 

Die Verff. stellen aus der Literatur 20 Fälle von Block bei Kindern zusammen; 
von diesen sind 6 nicht durch graphische Methoden sichergestellt. In 6 Fällen beruht 
der Block auf Diphtherie, von diesen starben 5. In 9 Fällen wurde die Leitungsstörung 
auf einen angeborenen Defekt zurückgeführt. In dem mehr als 21/, Jahre beobachteten 
Falle der Verff. besteht eine kompensierte Mitralinsuffizienz und Herzblock 2: 1. Inter- 
essant ist der ursächliche Zusammenhang mit einer Angina und die deutliche Besserung 
nach der Tonsillektomie: wenn auch die Leitung nicht vollständig wiederhergestellt 
werden konnte, so hat sich doch das Kind seithernormal entwickelt. J. Rothberger( Wien). ™, 


Oppenheimer, Seymour: Some remarks on cranial sinus thrombosis in children: 
(Bemerkungen zur cranialen Sinusthrombose beim Kinde.) Arch. of pediatr. Bd. 37, 
Nr. 2, S. 65—84. 1920. 

Im ganzen ein historisches, anatomisches und symptomatologisches Übersichts- 
referat. Verf. unterscheidet zwei Formen der kindlichen Sinusthrombose, die primäre 
marantische und die sekundäre entzündlich-infektiöse. Erstere findet sich in der Regel 
am Longitudinalsinus und ist intra vitam nicht diagnostizierbar. Die drei Hauptur- 


— 183 — 


sachen der Sinusthrombose sind Sepsis, Gefäßwandschäden und Stasis. Infektiöse 
Thrombose tritt auf im Gefolge von Schädelfrakturen, Kopfwunden, Milzbrand, Ery- 
sipel, Furunkulosis im Kopfbereich, vor allem aber bei eitriger Mittelohrentzündung. 
Die Symptome. sind inkonstant und häufig durch die Grundkrankheit maskiert. Fieber 
ist das wichtigste Zeichen, bei jungen Kindern oft von excessiver Höhe. Perisinus- 
Abscesse machen septischen Fiebertypus. Andre Symptome: Kopfweh, Schmerzen 
in der Occipitalregion, Lymphdrüsenschwellungen entlang der Jugularvene, Nasen- 
bluten, Erbrechen u. a. Verf. beschrieb als erster die gelegentlich auftretende Dys-- 
phagie. Orbitalödem, Protrusio bulb. deuten auf Erkrankung des cavernösen Sinus. 
Streptokokken sind die häufigst gefundenen Erreger. Die Prognose ist abhängig von 
Dauer und Ausdehnung der Erkrankung und dem Stadium des operativen Eingriffs. 
Dieser ist indiziert bei eitrigen Ohrprozessen, Mastoiditis, die sich mit dem genannten 
Symptombild vergesellschaften. Eine Mastoiditis bei septischem Fieber verlangt 
operativen Eingriff, auch wenn Bakteriämie nicht nachweisbar. Husler (München). 


Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane. 


Stransky, Eugen: Über die Einteilung, Symptomatologie und Therapie der 
postsearlatinösen Nephriliden im Sinne Volhards. (Univ.-Kinderklin., Preßburg.) 
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge, Bd. 41, H. 4, S. 259—273. 1920. 

Die postscarlatinösen Nephritiden lassen sich vollkommen in das Volhardsche 
System einreihen: in der Mehrzahl akute diffuse Glomerulonephritiden, seltener Herd- 
nephritiden, darunter manchmal septisch-embolische Formen. Die Pädonephritis 
bzw. Pädonephrose Heubners entspricht der chronischen Herdglomerulonephritis 
Volhards; sie kommt im Anschluß an Scharlach vor. Herdförmige Nephritiden 
treten in ganz seltenen Fällen schon mit dem Exanthem zusammen auf. Die Funk- 
tionsstörungen entsprechen den betreffenden Formen mit anderer als scarlatinöser 
Ätiologie: Funktionsstörungen finden sich nur bei diffusen Glomerulonephritiden, 
nicht bei Herdnephritiden. Wasserausscheidung, Diluierungs- und Konzentrations- 
fähigkeit werden auf die Volhardsche bzw. die Strauß - Abarransche Methode be- 
urteilt. Die Erhöhung des Rest-N ist meist gering, hoch bei urämischen Erscheinungen ; 
nur durch längere Zeit konstante Erhöhungen des Rest-N sind prognostisch ungünstig. 
Da Stickstoff auch an anderen Orten als im Blut und der Ödemflüssigkeit retiniert 
wird, bedeutet die Erhöhung der Rest-N-Menge nicht den Grad der N-Retention im 
Körper, sondern den der Niereninsuffizienz gegenüber N-haltigen Stoffwechselpro- 
dukten. Die Chloridausscheidung verhält sich nicht anders als bei den akuten diffusen 
Glomerulonephritiden anderer Ätiologie. Die Blutdrucksteigerung bewegt sich bei 
Kindern in niedrigeren Grenzen als bei Erwachsenen. Im Kindesalter können ver- 
hältnismäßig große Flüssigkeitsmengen retiniert werden, ohne daß sichtbare Ödeme 
auftreten ; die Ödeme können renalen und extrarenalen Ursprungs sein (Kontrolle durch 
Zählung der Erythrocyten und Anwendung von Diureticis). Jede hämorrhagische 
Nephritis mit unklarer Anamnese ist höchst scharlachverdächtig. Die Therapie folgt 
den Volhardschen, von Bratke für das Kindesalter ausgestalteten Richtlinien 
(Ruhigstellung der Nieren, Zuckertage, Wasserstoß); ihre Erfolge sind ausgezeichnet. 
Die Differentialdiagnose zwischen diffuser und herdförmiger Nephritis nach den Vol- 
hardschen Gesichtspunkten macht keine Schwierigkeiten. Fritz Goebel (Jena). 

Adler, A.: Über organisch- (kortikale) und funktionell-nervöse Blasenstörungen. 
Ein weiterer Beitrag zur Funktion des Blasenmechanismus, insbesondere des zen- 
tralen, dessen Physiologie und Pathologie. (Med. Univ.-Klin., Frankfurt a. M. u. 
neurol. Inst., Frankfurt a. M.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 65, H. 1/2, 
S. 72—153. 1920. 

Detrusordilatation und Sphinkterrelaxation sind aktive Muskelvorgänge, die 
durch entsprechende Anordnung der Muskelfasern ermöglicht werden. Der Verf. ver- 
sucht, die funktionell-nervösen Miktionsstörungen in ein Schema einzureihen, das ge- 


— 184 — 


wonnen ist durch Vergleich mit den mannigfachen Formen der Störungen des Handelns 
bei organischen, lokalisierbaren Hirnrindenschädigungen. Darnach teilt er die funk- 
tionellen Blasenstörungen ein in: 1. Hemmungsneurosen, Blasenstörungen, die 
auf Mangel an Intention beruhen und sich in Retention oder erschwertem Urinlassen 
äußern: bei benommenen Individuen, bei Ablenkung der Aufmerksamkeit, bei patho- 
logischer Übertreibung geringfügiger Affekte, infolge psychischer Shokeinwirkung 
nach Operationen, infolge Störung der Sensomobilität (Kälte, Nässeeinwirkungen). 
Die Hemmungsneurosen treten in Erscheinung als Sphinkterkrampf oder Detrusor- 
atonie. Dauern die Retentionserscheinungen längere Zeit an, so kommt es zur relativen 
Inkontinenz, zur Ischuria paradoxa. 2. Intentionsneurosen, häufiger als die 
Hemmungsneurosen. Affekte und Willensstörungen, welche die Intention aufheben 
oder zu verstärkter Hemmung führen können, vermögen in anderen Fällen verstärkte 
Intention zu bewirken: Pollakisurie bei erhöhter Gemütsbewegung, Aufregung, Schreck, 
bei Hinlenkung der Aufmerksamkeit auf den Blasenapparat infolge Phimose, Bala- 
nitis — oder zum Verlust der Hemmung zu führen, spontane Miktionen, Inkontinenz- 
erscheinungen. Der Erregungsstrom gelangt durch Umgehung der Vorstellungs- und 
Willensfelder direkt ins motorische Feld, die zentrale bzw. frontale Hemmung fällt 
weg: erhöhte Bereitschaft zu Sphinkterrelaxation. Enuresis beruht meistens auf 
mangelhafter Wahrung des nervösen Vorgangs der Beherrschung der Urinentleerung. 
Bei Enuretikern sind oft Anzeichen für psychische Defekte vorhanden, Mangel an 
Energie. Begünstigend für den Eintritt des Leidens wirken dann äußere Momente: 
Durchkältungen, Entbehrungen, Aufregungen, Schreck. Der Verf. fügt der Arbeit 
einen Fragebogen an, der in den Stand setzen soll, die Art der vorliegenden Blasen- 
störung zu ermitteln. Salzberger (München). 

Schwarz, Oswald: Untersuehungen über die Physiologie und Pathologie der 
Blasenfunktion. V. Mitt. Die übererregbare Blase. (Urol. Abt., allgem. Poliklin., 
Wien.) Zeitschr. f. Urol. Bd. 14, H. 3, S. 103—136. 1920. 

Der für die Pollakisurie (sowie gewisse andere Erkrankungen) charakteristische 
Funktionstyp der Blase, die automatische Entleerung, kann in 2 Gruppen zerlegt 
werden: bei der ersten ist der Tonus des Detrusor normal, bei der zweiten waren hohe 
Grade einer Hypertonie zu konstatieren. Polemik gegen Adler, der diese Hypertonie 
leugnet, dafür eine Atonie annimmt und auch gegen die Untersuchungsmethode Ein- 
spruch erhebt. Verf. verteidigt seine Methodik und kommt u. a. zu folgenden Schlüssen:: 
Die durch natürliche und künstliche Füllung der Blase erzielten Druckkurven decken 
sich in ihrem Typus bei normalen und kranken Blasen vollständig, dagegen sind die 
Entleerungs- und Miktionskurven voneinander völlig verschieden. Denn zum Unter- 
schied von der künstlichen Füllungskurve ist die Entleerungskurve ein Kunstprodukt. 
Da nicht nur die Füllung, sondern auch die Entleerung der Blase als Reiz für den Detru- 
sor wirkt, so kann unter Umständen auch die Entleerungskurve die Charakteristica 
der übererregbaren Blase aufweisen. Im übrigen kann sich eine Übererregbarkeit 
in 2 Formen äußern: 1. in einer reinen Hypertonie des Detrusors, als deren Funktionen 
verfrühter oder verstärkter Harndrang zu betrachten ist, 2. in einer Hypertension des 
Blaseninhalts. Pototzky (Berlin-Grunewald). 

Schwarz, Oswald: Untersuchungen über die Physiologie und Pathologie der 
Blasenfunktion. VI. Mitt. Die genuine Pollakisurie und die Prinzipien ihrer Be- 
handlung. (Urol. Abt., allg. Poliklin., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 33, Nr. 10, 
S. 210—214. 1920. 

Die genuine Pollakisurie hebt sich als charakteristisches Krankheitsbild von 
der symptomatischen und von der essentiellen ab. Stellt die sekundäre oder 
symptomatische Pollakisurie ein koordiniertes Symptom der allgemeinen Neurasthenie 
dar, die essentielle das dominierende, auf eine Neurongruppe beschränkte Zeichen der 
neuropathischen Disposition, so liegen der genuinen Pollakisurie konstitutionelle 
Faktoren zugrunde, die sich durch frühzeitigen Krankheitsbeginn, lange Krankheits- 





— 185 — 


dauer, familiäres Auftreten als solche dokumentieren. Das pathognomonische Symptom 
der Erkrankung ist ein plötzlich auftretender, pathologischer Harndrang von krampf- 
artigem Charakter, der zu sofortiger Befriedigung zwingt und diese noch überholend 
zur Benässung der Kleider führt. Er stellt sich am Tage wie in der Nacht ein, un- 
abhängig von der Getränkeaufnahme, auch von dem Genuß der Blasenreizmittel 
Kaffee, Tee, Alkohol. Eine etwa gleichzeitig bestehende Polyurie darf nicht als ursäch- 
liches Moment angenommen werden. Psychische Momente, Aufregung, Erwartung, 
geistige Inanspruchnahme durch Beruf oder Vergnügen sind nur von bedingtem und 
wechselndem Einfluß. Ungünstig wirkt Kälte. Objektiv zeigen sich die Charakteristica 
der übererregbaren Blase, Hypertension, Hypertonie, lokale Pilocarpinempfindlich- 
keit, Hypertrophie der Muskulatur. Diese Übererregbarkeit ist die Grundlage des 
ganzen Krankheitsbildes, die abnorme Reizbarkeit des Detrusor vesicae die Ursache 
des vermehrten Harndrangs; trotzdem läßt sich das Krankheitsbild nicht in höhere 
pathologische Einheiten einreihen, also nicht in die universelle Neurasthenie, die all- 
gemein erhöhte Reizbarkeit des autonomen Nervensystems, die spasmophile Diathese. _ 
Es fehlen wesentliche Züge der „nervösen Blase‘‘, es fehlt die auf alle parasympathisch , 
versorgten Organe ausgedehnte Pilocarpinempfindlichkeit, es fehlt die galvanische 
Übererregbarkeit. Therapeutisch konnte durch große Kalkgaben, ein- oder zwei- 
malige intravenöse Injektion von 10 ccm Calciumchloridharnstoff in 10%,,iger Lösung 
(= Afenil Merck) der pathologische Harndrang in 26 von 29 Fällen dauernd oder 
zeitweise abgestumpft, zuweilen ganz beseitigt werden; die Miktionsfrequenz blieb 
allerdings fast unbeeinflußt. Diese depressive Wirkung des Kalks auf den Detrusor 
rechtfertigt vielleicht doch die Annahme eines Zusammenhangs zwischen genuiner 
Pollakisurie und Spasmophilie, zumal auch zwischen den manifesten Tetanie- 
symptomen und der anodischen Erregbarkeit eine gewisse Unstimmigkeit besteht, 
indem bei schwersten Krämpfen die elektrische Erregbarkeit gering sein kann und 
umgekehrt. Ferner kann auch bei der Spasmophilie die Wirkung des Kalks vorüber- 
gehend oder trotz kurzer Medikation eine dauernde sein. Selma Meyer (Düsseldorf). 


Krankheiten der Haut. 


Eisenstaedt, J. 8.: The treatment of eczema. (Die Behandlung des Ekzems.) 
Journ. of the Americ med. assoc. Bd. 74, Nr. 10, S. 667—671. 1920. 

Vortrag über Behandlung der Ekzeme vorwiegend der der Erwachsenen. Die 
einzelnen Formen der Ekzeme werden getrennt behandelt. Es wird besonders darauf 
aufmerksam gemacht neben der Beachtung der Konstitution des Patienten sorgfältig 
auf die auslösenden Momente der Erkrankung zu achten, alle reizenden Substanzen 
sind zu beseitigen. Für die Behandlung ist als Grundsatz zu beachten einen schnellen 
Wechsel der Therapie zu vermeiden, da nichts so unfruchtbar ist wie ein unzweck- 
mäßiges Vorgehen. Beim akuten papulösen Ekzem ist die Haut oft so empfindlich, 
daß Salben und Pasten nicht vertragen werden, alkoholische Salizyllösung 0,5% ist 
zweckmäßig. Beim mehr nässenden, vesikulären Ekzem feuchte Verbände ohne wasser- 
dichten Verbandstoff bei häufigem Verbandwechsel oder auch Pinselungen mit Silber- 
nitratlösungen. Beim Kopfekzem Ölkappen und warme Seifenwaschungen, oder auch, 
wenn nässend, Umschläge mit Bleiwasser oder essigsaurer Tonerde. Die kindlichen 
Ekzeme gewöhnlich nicht baden, Behandlung der Haut mit Olivenöl oder sehr milden 
Salben, oft sind Waschungen mit 40%, Alkohol gut. Bei Faltenbildung der Haut Ein- 
legung vonGazestreifen in dieFalten umReiben zu vermeiden und Nässen einzuschränken 
Bei Puderbehandlung ist darauf zu achten, daß der Puder sich nicht zusammenballt. 
Reiben der Kleider ist zu verhindern. J. Duken (Jena). 

Sluka, Erich: Die Behandlung ekzematöser Erkrankungen im Säuglingsalter. 
Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, Nr. 4, S. 188—191, Nr. 5, S. 245—248 u. H. 4, 5, 6, 
S. 288—292. 1920. 

Therapeutische Erfahrungen aus der Privatpraxis in übersichtlicher Darstellung 


— 186 — 


ohne wesentlich neue Gesichtspunkte. Erwähnung des diätetischen Faktors bei haupt- 
sächlicher Betonung der externen Therapie. Karl Kassowitz (Wien). 


Sehütz, Joseph: Über die Symptomatologie und Ätiologie der Urtiearia papu- 
losa infantum (Strophulus), speziell deren Beziehung zur Erkrankung an Oxyuren. 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 10, S. 291—292. 1920. 

Der Strophulus hat seit dem Kriege äuffallend zugenommen. Das gleiche gilt 
von den Erkrankungen an Oxyuren. Sie bestehen sehr häufig gleichzeitig, halten sich 
vorwiegend an das Kindesalter, treten besonders im Sommer und Herbst auf, und die 
Therapie gegen die Oxyuren ist gleichzeitig auch gegen das Jucken am Körper der 
Strophuluspatienten wirksam. Verf. folgert daraus, daß der Strophulus in hohem 
Grade von der Anwesenheit der Oxyuren abhängt. Die Tatsache, daß beide Erkran- 
kungen beim Erwachsenen seltener sind, will Verf. mit dem größeren Salzsäuregehalt 
des Magens erklären, welcher die Infektion vereiteln kann. Kleinschmidt (Berlin).“, 


Tanner, Fred W. and Bertram Feuer: Cultural studies on an infection of the 
skin by endomyces albicans. (Culturstudien an einer Hautinfektion durch Endomyces 
albicans.). Arch. of dermatol. a. syphilol. Bd. 38, Nr. 4, S. 365—369. 1920. 

Beginn der Erkrankung Febr. 16 im Alter von 3 Jahren an Finger unterhalb des 
Nagels. Dann wuchs die Affektion und eiterte. Sie bestand aus miliaren Abscessen. 
Es traten immer neue auf und schließlich war die ganze Endphalange ergriffen. Unter 
Hg-Salbe und Röntgenstrahlen Heilung. Aus den Abscessen wurde Material zur Züch- 
tung entnommen. Kulturell auf Glucose-Agar glich das Wachstum im ganzen der ge- 
wöhnlichen Hefe. Die Zellen sind rund oder oval mit granulärem Inhalt, teilweise 
Vacuolen und Fett. Im flüssigen Nährboden zeigt sich mehr Hefeform, im festen mehr 
Mycelbildung. Auf Glucose-Agar bilden sich runde, schleimige, weiße Kolonien bei 
Zimmertemperatur. Glucosezusatz erzielt das schnellste Wachstum. Die Riesenkolonie 
hat flache Ränder und Striche vom Zentrum nach eingezogenen Randstellen. Keine 
Gasbildung bei allen Kohlehydraten außer Glucose bei Zimmertemperatur, sehr wenig 
bei 37°. C. A. Hoffmann. 

Davies, L. Meredith: Two cases of ichthyosis hystrix in the same family. (Zwei Fälle 
von Ichthyosis hystrix in derselben Familie.) Lancet Bd. 198, Nr. 13,8. 713. 1920. 

Von 4 Geschwistern sind 2 Brüder, 12 und 9 Jahre alt, mit Ichthyosis hystrix be- 
haftet. Die Warzenbildung begann im Alter von 1 Jahre. Der ganze Körper mit Aus- 
nahme des Gesichts ist mit Warzen bedeckt, die von grauer Farbe sind und 2—3 mm 
messen. Sie stehen auf den Streckseiten der Gelenke, auf den Handflächen und in den 
Achselhöhlen so dicht, daß kaum normale Haut dazwischen zu sehen ist. Bei einem 
Jungen ist auch der Penis mit Warzen bedeckt. Die Schwester der Mutter hat auch 
4 Kinder, von denen zwei typische Ichthyosis aufweisen. Calvary (Hamburg). 


Krankheiten des Nervensystems. 


Weidler, Walter Baer and James Louis Joughin: Some neurological cases with 
eye manifestations. (Nervenfälle mit Augensymptomen.) New York state journ. of 
med. Bd. 20, Nr. 1, S. 1—8. 1920. 

Im ersten der mitgeteilten 4 Fälle handelt es sich um ein 11jähriges Mädchen, das mit 

5 Jahren Scharlach durchmachte und seit dieser Zeit an Ohnmachtsanfällen mit Erbrechen 
chamali im Jahre litt. Seit Mitte April 1915 häuften sich die Anfälle, Kopfschmerzen und 
Erbrechen waren schließlich ständig vorhanden. Es fand sich jetzt Infiltration der Zellen 
des Warzenfortsatzes und Mittelohrentzündung links mit Zeichen erhöhten Hirndrucks. Da 
beiderseitige Stauungspapille bestand, wurde ein Hirnabsceß angenommen. Die weitere Unter- 
suchung ergab aber eine eitrige Ethmoiditis. Durch lokale Siebbeinbehandlung verschwanden 
alle Symptome. Borchardt (Königsberg).™ 


Ibrahim, J.: Über Arhinencephalie mit medianer Lippenspalte. Korresp.-Bi. 
d. allg. ärztl. Ver. v. Thür. Bd. 49, Nr. 1/2. S. 27—28. 1920. 

Vorweisung des Präparates eines früher mit richtiger Diagnose vorgestellten Kin- 
des, das acht Wochen gelebt hat. Es fehlen Zwischenkiefer, Filtrum, Nasenscheide- 


— 187 — 


wand, Siebbeinplatte. Die Strasburgersche Transparenzprobe hatte Durchleucht- 
barkeit des Schädels in seinem hinteren Abschnitt ergeben. Es war die Vermutung 
ausgesprochen worden, daß diese Zone dem hydrocephal erweiterten Zwischenhirn 
(Diencephalon) entspräche, während das abnorm gebildete Vorderhirn die dunkle 
Zone verursache, die frontal davon gelagert war. Es fand sich bei der Sektion in der 
Tat ein völliger Mangel des Riechhirus, ein unpaares, wenig gefurchtes Vorderhirn; 
Folx, Formix, Balken, Septum pellucidum fehlen. Tractus optici umgekreuzt; Zwi- 
schenhirn blasig erweitert, Thalami und Corpora striata liegen dicht beieinander. Die 
Entstehung der Mißbildung ist auf den Anfang der vierten Embryonalwoche zu ver- 
legen, nach Bildung der primären Augenblasen, vor Entstehung der Anlagen des 
Riechhirns. Im Leben bestanden merkwürdigerweise weder Spasmen noch erhöhte 
Reflexe. Ibrahim (Jena). 

Wieland, E.: Innere Spontandrainage bei angeborenem Hydrocephalus. (Kinder- 
spit., Basel.) Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 16, 8. 301—304. 1920. 

Spontanruptur der maximal verdünnten Großhirnhemisphären bei einem neun 
Wochen alten Kinde mit angeborenem Hydrocephalus. Unter plötzlich einsetzender 
starker Polyurie rasche Verkleinerung des Schädels und Besserung bestehender Hirn- 
drucksymptome. Da nach wenigen Tagen der Schädelumfang wieder wuchs, wurde 
zur Vornahme des Balkenstichs trepaniert. Ein Balken fand sich überhaupt nicht vor, 
im Schädel flottierten zwei Bindegewebsschleier, die Reste der beiden Hemisphären, 
die mehrfach breit eingerissen waren. Nach Entleerung von ca. 1 Liter Liquor wurde 
die Wunde geschlossen. Resultat: Hydropneumocranium mit hörbarem Plätscher- 
geräusch bei leisem Schütteln. Das Kind überstand den schweren Eingriff überraschend 
gut und war auch ca. 1 Jahr nach der Operation noch am Leben, allerdings schwer 
imbecill, spastisch und erblindet. | Eitel (Charlottenburg). 

Canelli, Adolfo F.: Sulle sindromi di Little. (Über Little-Syndrome ) (R. Clin. 
Pediatr., Univ. Torino.) Pediatria Jg. 28, H. 2, S. 72—98. 1920. 

So verschieden die anatomischen Befunde, so verschieden sind auch die klinischen 
Bilder bei den Littleschen Syndromen. Auf diese hat die Art des zugrunde liegenden 
Prozesses sowie seine Ausbreitung den ausschlaggebenden Einfluß. Von großer Be- 
deutung ist auch die Entwicklungszeit, zu der der Krankheitsprozeß seinen Anfang 
nimmt. Nach dem Sitze lassen sich cerebrale, cerebrospinale und spinale Formen 
unterscheiden. Bei den cerebralen spielen Hämorrhagien eine wichtige Rolle; es prä- 
valieren (capillare) Rindenblutungen, cerebraler, cerebellarer und meningealer Lokali- 
sation, die zu Kompression, Erweichung, Porencephalie usw. führen. Sinusrupturen 
sind häufig. Die motorischen Zentren der Extremitäten sind oft betroffen. Infektionen 
oder mechanische Schädigungen sind die Quelle dieser Blutungen, neuropathische 
oder syphilitische Aszendenz ist mitunter nachweisbar. Anamnestisch ist Asphyxie 
nach der Geburt oft zu erweisen. Aber auch Ohren-, Pharynx-, Tonsillarerkrankungen 
scheinen eine ätiologische Rolle zu spielen, wobei arterielle oder venöse Thrombosen 
das Mittelglied bilden, als Folgen von Infektionen aller Art, wofür Autor aus eigener 
Erfahrung kurze Beispiele bringt (nach Pyodermie, Bronchopneumonie, Noma, Miliar- 
tuberkulose, Masern). Zwei Fälle von Littleschen Syndromen werden ausführlicher 
mitgeteilt, deren einer einen 33jährigen Mann betraf, welcher im Alter von 4 Monaten 
nach afebrilen Konvulsionen erkrankt war. Der zweite Fall betraf ein 11 Monate altes 
Kind, welches höchstwahrscheinlich in den ersten Lebensmonaten erkrankt war. Beim 
ersten Falle bringt das höhere Alter, in welchem das Individuum zur Obduktion kam, 
ein gewisses Interesse. Außer den Contracturen fiel in diesem Falle Kyphoskoliose, 
Idiotie, Strabismus, im zweiten Falle Intelligenzdefekt, beiderseitige Blindheit auf. 
Beide erlagen einer Bronchopneumonie. Im ersten Falle waren nur die unteren, im 
zweiten alle Extremitäten betroffen. Im ersten bestand ein großes subdurales Häma- 
tom, diffuse Pachymeningitis fibro-adhaesiva, chronische Thrombosinusitis, im zweiten 
Hirnhämorrhagien, Encephalomeningitis chronica, in beiden Hydrops ventricularis, 


—. 188 — 


Agenesie oder Hypotrophie der Nervenzellen, Agenesie gewisser Nervenbahnen. Das 
Gehirn war in beiden Fällen mehr betroffen als das Rückenmark, doch war die Atrophie 
der langen motorischen Spinalbahnen ausgesprochen. Ätiologisch dürfte ein nach der 
Geburt aufgetretener infektiöser Prozeß anzunehmen sein. Neurath (Wien). 
Jedlička, Jar. u. Jedlička, Väel.: Entstehung multipler Hirnblastome des 
pluriglandulären Syndroms auf Grund konstitutioneller Disposition. Časopis Lé- 
kařův Českých Jg. 59, H. 1, S. 2—6 u. H. 2, 8. 27—31 u. H. 3, 8. 45—48. 1920. 


(Tschechisch.) 

Es handelt sich um einen 14jährigen Knaben, dessen Familienanamnese nichts Besonderes 
darbietet bis auf den Punkt, daß eine Schwester für ihr Alter übermäßig groß ist.’ Die Beschwer- 
den des Kranken begannen mit Kopfschmerzen, später traten Rückenschmerzen hinzu, die 
ständig andauerten und in der Nacht ihren Höhepunkt erreichten. Dann Doppeltsehen, Sausen 
im linken Ohre ohne Hörstörung. Nach Angabe der Mutter begann der Kranke mit 5 Monaten 
außerordentlich zu wachsen und war in der Schule der Größte. Er hatte immer starke EBlust 
und war in gutem Ernährungszustande. Er besaß eine übermäßige Körperkraft. Vom Status 
praesens wäre zu erwähnen: Bei extremen Bewegungen des Bulbus nach links horizontaler 
Nystagmus, Lähmung des M. rect. ext. lat. des rechten Auges, beginnende Stauungspapille 
ohne Atrophie, beginnende bitemporale heteronyme Hemianopsie. Penis relativ groß, spärliche 

haarung des Venusberges. Die oberen und unteren Extremitäten sind lang aber propor- 
tioniert. Im weiteren Verlauf der Erkrankung verstärkten sich die Kopfschmerzen bis zu An- 
fällen von unerträglicher Intensität. Das Sehen verschlechterte sich. Es traten dann Atem- 
störungen auf und schließlich nach einem Stadium von Desorientiertheit der Tod ein. — Der pa- 
thologisch -anatomische Befund, der sehr ausführlich geschildert wird, ergab ein Gliom 
des Kleinhirnwurmes, leichten Hydrocephalus und Leptomeningitis, eine Hypertrophie der 
Hypophyse mit einer Neubildung des Infundibulums und cystische Degeneration der Epiphyse. 
Ferner zeigte sich Status thymico-Iymphaticus, Hypoplasie beider Nebennieren, und Hyper- 
plasie des Genitalapparates. Die histologische Untersuchung ergab ein Fibrom, welches sich 
aus dem intermediären Teil der Hypophyse entwickelte und das Infundibulum komprimierte. 
Der nervöse Teil der Hypophyse war komprimiert, der Drüsenteil in ein eosinophiles Adenom 
umgewandelt; auch die Epiphyse zeigte deutliche Veränderungen. In den Hoden, die makro- 
skopisch vergrößert waren, war das spezifische Parenchym vermehrt, zeigte eine intensive 
Spermatogenese und eine Vermehrung der Leydigschen Zellen. Die Nebennieren zeigten 
Hypoplasie und hämorrhagische Infarkte, während die Thymus mächtig hyperplastisch war 
und auch eine auffällige Vermehrung der Hassalschen Körperchen zeigte. Die Iymphatischen 
Organe zeigten starke Hyperplasie. 

Die Autoren gehen unter Anziehung der Literatur auf eine ausführliche Analyse 
des Falles ein und kommen zu dem Schlusse, daß es sich in ihrem Falle um eine schwere 
Störung der endokrinen Drüsen handelt: um Riesenwuchs und Adiposität als Folge der 
Hypophysenstörung, um einen Hypergenitalismus und Hypopinealismus, Status thy- 
mico-Jymphaticus und Hyposuprarenalismus. Ferner fanden sich Entwicklungsano- 
malien des Zentralnervensystems in der Hypophyse und im Kleinhirn. Die Basis für 
diese pathologischen Erscheinungen war die konstitutionelle Disposition des Indivi- 


duums. 

Diskussion: Herfort macht in bezug auf den vorgeführten Fall auf Schwalbes Begriff 
der Dysontogenia aufmerksam und betont, wie notwendig es ist, das Individuum als Ganzes zu 
betrachten, da alle Funktionen, die seelischen wie körperlichen, nur relative sind. Janovaky 
erwähnt einen Fall von Skleroderma, bei dem röntgenologisch eine Vergrößerung der Hypo- 
physe nachgewiesen worden war, und betont den Zusammenhang von Hauterkrankungen und 
Störungen der inneren Sekretion, auf den von pathologisch-anatomischer Seite mehr geachtet 
werden müßte. Heveroch geht im Anschluß daran, daß im vorgetragenen Falle Störungen 
der Nebennieren vorhanden waren, aber keine klinischen Symptome dafür sich im Leben ge- 
zeigt haben, auf diese „„Passiva‘‘ unserer klinischen Forschung ein. Jansky macht darauf 
aufmerksam, daß Hypophysenstörungen neben den charakteristischen Symptomenkomplexen 
der Akromegalie und Dystrophia adiposo-genitalis einzelne andere Symptome hervorrufen 
können wie Schlafsucht, Poly- und Polakisurie, Polydipsie, daß aber auch eine Reihe von 
Fällen ohne klinische Zeichen verlaufen kann. V. Kafka (Hamburg).™ 


Eastman, Joseph Rilus: Operative technic in spina bifida. (Operationstechnik 
bei Spina bifida.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 3, S. 156—159. 1920. 
Wenige Operationen haben eine so hohe Sterblichkeit wie die bei Spina bifida. 
Die unmittelbare Mortalität an Shock, Meningitis usw. beträgt ungefähr 331/,%,, 
die sekundäre an Hydrocephalus, Konvulsionen ist ungefähr ebenso groß, so daß im 


— 189 — 


ganzen eine Mortalität von etwa 60—70% sich ergibt. Verf. kommt zu folgenden 
Schlüssen: Spina bifida mit zunehmendem Hydrocephalus ist inoperabel. In Fällen 
von Spina bifida mit Lähmung sollte nur operiert werden, um Ulceration und Ruptur 
zu verhüten. Ein Stück wasserdichter Stoff ist unterhalb der Geschwulst mit einem 
Rand an die Haut zu nähen, ferner mit Heftpflaster und Kollodium allseitig abzudichten, 
um eine Verschmutzung mit Kot oder Urin zu vermeiden. Der Stiel der Geschwulst 
ist mit einer Klemme zu verschließen, um das Abfließen zu großer Mengen von Cerebro- 
spinalflüssigkeit zu verhindern und Infektion des Rückenmarkskanals zu verhüten. 
Der Sack kann wie bei einer Inguinalhernie vernäht werden. Künne (Steglitz). 


Epstein, J.: Amaurotic family idiocy or infantile amaurotic idiocy. (Familiäre 
amaurotische Idiotie oder infantile amaurotische Idiotie.) Med. rec. Bd. 97, Nr. 6, 
S. 224—227. 1920. 

Die familiäre amaurotische Idiotie ist eine Krankheit des frühen Kindesalters von 
unbekannter Ätiologie, sicherer Pathologie, gleichförmigem klinischen Verlauf und 
tödlicher Prognose. Charakteristisch ist ein früher körperlicher und geistiger Verfall 
und Blindheit. Anatomisch findet sich Degeneration und Desintegration der Nerven- 
zellen in Hirn und Rückenmark, deren Folgen neuromuskuläre Schwäche, geistiger 
Verfall, Erblindung und Tod sind. Ursächlich spielt sicher eine Entwicklungsstörung 
und sekundäre Destruktion der Nervenzellen eine Rolle. Symptomatologisch charak- 
terisiert sich die Krankheit in folgender Art: Bei der Geburt gesund, zeigen die Kinder 
ungefähr um den 6. Monat einen körperlichen und geistigen Rückschritt, können den 
Kopf nicht halten, verlernen die erreichten körperlichen Funktionen, erkennen ihre 
Umgebung nicht, bekommen einen idiotischen Gesichtsausdruck, ihre Sehkraft nimmt 
infolge von Opticusatrophie und Degeneration der Retinazellen bis zur Erblindung ab, 
es erscheint ein hellroter Fleck in der Gegend der Macula lutea und fovea centralis. 
Es besteht Hyperakusis. Die Extremitäten zeigen abnorme Schlaffheit oder Hypertonie 
bei bestehenden Paresen. Anfangs guter Ernährungszustand weicht progressiver 
Abmagerung, endlich tritt der Tod ein. — Fünf Fälle, die ziemlich genau diese Schilde- 
rung illustrieren, werden ausführlich wiedergegeben. Durchwegs handelte es sich um 
Kinder jüdischer Familien, in einem Falle waren 2 Kinder einer Familie erkrankt, 
in einem bestand Konsanguinität der Eltern. Neurath (Wien). 


Bisgaard, A. und Johs. Norvig: Weitere Untersuchungen über die Neu- 
tralitätsregulation bei genuiner Epilepsie. Hospitalstidende Jg. 63, Nr. 4, 8. 49—62. 
1920. (Dänisch.) 

Bestimmungen des NH,, des Harnstoffes, der Wasserstoffionenkonzentration in 
Blut und Urin bei 14 Epileptikern, 2 Dementia praecox und mehreren normalen Kon- 
trollpersonen. Die NH,-Bestimmungen im Blut wurden, modifiziert nach Henriques 
und Christiansen, mit 10 ccm Blut, 31/sstündiger Luftdurchströmung und 5 ccm 
I/ on HCl +25 ccm ausgekochtem destillierten Wasser als Vorlage ausgeführt. Bei 
den Normalen und Präkocen fanden sich normale Blutammoniakwerte um 0,3—0,4 mg 
in 100 ccm. Die Epileptiker zeigten starke Schwankungen. Die höchsten Werte (bis 
1,42 mg) fanden sich vor den Anfällen und psychischen Äquivalenten, die niedrigsten 
nachher. Bei 4stündigem Stehenlassen des Blutes wächst der NH,-Wert bei den Prä- 
kocen 3—5 mal, bei den Epileptikern 7—12 mal mehr als bei den Normalen. Die Unter- 
suchung der NH,-Ausscheidung und der Wasserstoffionenkonzentration im Urin zeigte 
ausgesprochene Störungen der Neutralitätsregulation im Sinne einer Stoffwechsel- 
störung von ausgesprochen basischem Charakter. Als Ursache sind Störungen in Abbau 
und Ausfuhr der Eiweißstoffe anzunehmen, die auf Grund gewisser Parallelen zwischen 
Tetanie und Epilepsie mit einiger Wahrscheinlichkeit auf eine Hypofunktion der Glan- 
dulae parathyreoidese zurückzuführen sind. Möglicherweise wird sich die Epilepsie 
als Morbus sui generis — wahrscheinlich Hypoparathyreoidismus — abgrenzen lassen. 

G. Wiedemann (z. Z. Rathenow).“, 


— 190 — 


Comte: „Chores minor.“ Considérations générales sur sa pathog6nie et con- 
tribution à son traitement. (‚Chorea minor“. Allgemeine Erwägunge nüber ihre Patho- 
genese und Beitrag zu ihrer Behandlung.). Rev. méd de la Suisse romande Jg. 40, 
Nr. 4, 8. 197—210. 1920. 

Allgemeine Übersicht über die Theorien der Choreapathogenese. Therapeutisch 
wird die Arsentherapie unter Betonung der Combyschen Darreichung (Liqueur de 
‚Boudin) wärmstens empfohlen. Neurath (Wien). 

Salvetti, Guglielmo: La terapia antiluetica della eorea a mezzo del salvarsan, 
non è una terapia specifica. (Die antiluetische Behandlung der Chorea mit Salvar- 
san, keine spezifische Therapie.) (Osp. Infant. Regina Margherita, Torino.) Riv. crit. 
di clin. med. Jg. 21, Nr. 2, S. 13—17. 1920. 

Die Frage, ob die Chorea eine Heredolues zur Grundlage habe, wurde bisher nicht 
gelöst, es spricht sich eine Anzahl von Autoren dafür, andere dagegen aus. Eine Reihe 
von 11 mitgeteilten Fällen von Chorea wurde erfolgreich mit Salvarsan behandelt. 
Die Anamnesen zeigten keinen Hinweis auf angeborene Syphilis, die Wassermann- 
sche Reaktion war bis auf einen zweifelhaften Fall negativ. Wenn sich also auch die 
Salvarsanbehandlung von Nutzen zeigte, ist doch eine luetische Ätiologie abzulehnen. 
Die Salvarsanwirkung könnte, bei Annahme einer infektiös-toxischen Ursache der 
Chorea, durch die bakterizide Arsenkomponente erklärt werden. Neurath (Wien). 


Krankheiten des Gehörorgans. 

Darier, J. et J. Hallé: Branchiomes cutanés bénins (fistules végétantes du 
cou et de l’oreille externe). (Gutartige Hautgeschwülste der Kiemengänge [wuchernde 
Fisteln an Hals und äußerem Ohr]). Ann. de dermatol. et de syphiligr. Bd. 1, 
Nr. 1, S. 1—12. 1920. 

Mädchen von 11 Jahren gut und normal entwickelt aus gesunder Familie hat knötchen- 
artige und papillomatöse Wucherungen im äußeren Gehörgang, an Ohrmuschel zwischen Tra- 
gus und Antitragus und Ohrläppchen. Von da strichförmig gleiche Efflorescenzen im nach 
'hinten unten konvexen Bogen bis fast in die vordere Mittellinie des Halses ziehend. Dann 
biegt die Linie scharf nach unten ab. Die Neubildung endet 3 cm oberhalb des Sternoclavi- 
culargelenkes. Nach Verff. entspricht die Linie der ersten Kiemenfurche. Die Tumoren zeigen 
Wucherung der Epidermis und der Kornschicht, ferner Fisteln und Hohlräume die mit ein- 
schichtigem Cylinderepithel ausgekleidet sind — das vielleicht Flimmerhaare trägt, nicht bei 
Alkoholfixierung. Die Hohlräume enthalten mucinartige Flüssigkeit und Epitheldetritus. Sie 
hängen nirgends mit den normalen Drüsen der Haut zusammen. Das Cylinderepithel geht in 
das Epithel der Malpighischen Schicht ohne weiteres über. Es kann sich nach Ansicht der 
Verff. nur von Entodermbildungen handeln. C. A. Hoffmann. 

Obermüller: Das Otalgan, seine Wirkungsweise und Anwendung. Med. Klinik 
Jg. 16, Nr. 18, S. 473. 1920. 

Empfehlung des von Verf. angegebenen und von den sächsischen Serumwerken 
in Dresden hergestellten lipoidlöslichen Glycerin-Opium-Pyrazolongemisches, Otalgan 
genannt, zur Behandlung der Otitis media acuta non perforativa. Das Trommelfell 
wird weder durch Quellung, noch Verfärbung, noch Verätzung in seinem Aussehen 
verändert. Trotz des hohen Opiumgehaltes — genaue Zusammensetzung nicht an- 
gegeben — besteht keine Intoxikationsgefahr. Paracentese erfolgt nur dann, wenn 
nach mehreren Tagen trotz Anwendung von ÖOtalgan Schmerz, Vorwölbung und Fieber 
nicht geschwunden sind. Hempel. 


Krankheiten der Bewegun 6, ädie. 


Wilson, S. A. Kinnier: Case of multiple congenital anomalies of development. 
(Ein Fall von multiplen angeborenen Entwicklungsanomalien.) Proc. of the roy. 
soc. of med. Bd. 13, Nr. 5, Clin. sect. S. 32. 1920. | 

Fünfjähriger Knabe mit Spina bifida, Hypertrichosis der Lendengegend, Hy- 
drocep halus und beiderseitiger angeborener Hüftgelenksluxation. Ibrahim (Jena). 

Knox, J. H. Mason and Grover Fowers: Three cases of spinal muscular 
atrophy probably of Werdnig-Hoffmanntype. (Drei Fälle spinaler Muskelatrophie, 


— 191 — 


wahrscheinlich vom Typus Werdnig-Hoffmann.) South. med. journ. Bd. 13, Nr. 2, 
S. 86—92. 1920. 

Drei Kinder einer Familie, die im Alter von 14 Monaten, 6 Wochen und 3 Wochen 
zur ersten Beobachtung gekommen waren, zeigten ein gleichförmiges, an Myatonia con- 
genita lebhaft erinnerndes Krankheitsbild, ausgesprochene Muskelschwäche der Arme 
und Beine, die fast bewegungslos liegen blieben, mangelhafte Massenentwicklung der 
Muskulatur, intakte Sensibilität, Fehlen der tiefen Reflexe, herabgesetzte elektrische 
Erregbarkeit, keine Entartungsreaktion. Der dritte, durch längere Zeit beobachtete 
Fall zeigte Neigung zur Besserung, die beiden anderen gingen infolge interkurrenter 
Komplikationen zugrunde. Eine Parallelstellung der Myatonia congenita und der 
spinalen Muskelatrophie (Werdnig- Hoffmann) läßt die symptomatologische Dif- 
ferentialdiagnose schwierig erscheinen. Das familiäre Auftreten, die schon nach der 
Geburt bemerkte symmetrische Muskelschwäche, die Areflexie, die herabgesetzte elek- 
trische Anspruchsfähigkeit sprechen jedoch in diesen Fällen eher für die Annahme 
einer spinalen Muskelatrophie. Neurath (Wien). 

Payr, E.: Analyse des Begriffes „Insufficientia vertebrae“ (Schanz); Konstitu- 
tionspathologie der Wirbelsäule, zur Mechanik des Wirbelsäulentraumas. (Chirurg. 
Unw.-Klin., Leipzig.) Arch. f. klin. Chirurg. Bd. 113, H. 3, S. 645—698. 1920. 

Die umfassende Arbeit handelt in strenger systematischer Einteilung die gesamte 
Pathologie der Erkrankungen der Wirbelsäule ab. Der von Schanz in die Chirurgie 
eingeführte Begriff der Insufficientisa vertebra wird hier einer kritischen Würdigung 
unterzogen. Wie schon während des Krieges von Neurologen gegen die Klassifizierung 
eines solchen Krankheitsbildes Widerspruch erhoben worden ist, so kommt auch P. 
von ätiologischen Gesichtspunkten aus zu einer Zerlegung dieses Begriffes. Für eine 
echte Schwäche der Wirbelsäule im Sinne des asthenischen Habitus bleibt demnach 
nur eine kleine Anzahl von Fällen übrig. Künne (Steglitz). 

@ Loeffler, Friedrich: Was müssen die Eltern von der orthopädischen Fürsorge 
und Erziehung ihrer Kinder wissen ? Ein Wort zur Aufklärung und Mahnung 
an Eltern und Erzieher. Stuttgart: Ferdinand Enke 1920. 478. M. 6.—. 

In klarer leicht verständlicher Form werden hier an Hand guter Abbildungen 
die häufigsten orthopädischen Erkrankungen in ihrer Entstehung und Fortentwick- 
lung dem Laienpublikum vor Augen geführt. Der Klumpfuß, der Plattfuß, die an- 
geborene Hüftverrenkung, der muskuläre Schiefhals, die angeborenen Mißbildungen, 
die rachitischen Verbildungen, die Tuberkulose der Wirbelsäule sowie der Knochen 
und Gelenke werden in ihren sinnfälligsten und für die allgemeine Volksgesundheit 
bedeutungsvollen Eigenschaften durchgesprochen. Hauptzweck des Büchleins ist, 
Mütter und alle, die mit Kindern zu tun haben, auf die ersten Erscheinungen dieser 
Erkrankungen aufmerksam zu machen, um sie instand zu setzen, rechtzeitig ärztliche 
Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn nur durch frühzeitiges Erkennen könne ja dem 
jetzt nach dem Kriege stark um sich greifenden Krüppelelend wirksam gesteuert werden. 
Da der größte Teil der orthopädischen Erkrankungen sich ja noch heute in unberufenen 
Händen befindet, so ist dieser aufklärende Hinweis mit aller Entschiedenheit zu unter- 
stützen. Aber auch die Ärzte mögen aus dem Büchlein die Mahnung heraushören, 
daß die oft bei orthopädischen Formveränderungen aus ärztlichem Munde kommende 
Tröstung: „das verwächst sich“ für immer verschwinden sollte. Die Orthopädie 
entfaltet einen sehr großen Teil ihrer Wirksamkeit in der Prophylaxe, und Vorsorge 
bedeutet gerade hier die beste Fürsorge. Künne (Steglitz). 

Grossman, Jacob: Interesting cases from the orthopedie clinie of Lebanon 
hospital. (Interessante Fälle aus der orthopödischen Klinik des Lebanon Hospital.) 
Med. rec. Bd. 97, Nr. 8, S. 309—312. 1920. 

An der Hand typischer Krankheitsfälle klinische Besprechung einiger im Kindes - 
alter häufiger Verletzungen, wie subperiostaler Frakturen des Schienbeins (wichtig, 
daß man hier häufig mit einer Bleistiftspitze die feine Bruchlinie durch ihre Schmerz- 


— 192 — 


haftigkeit genau bestimmen kann), der sog. traumatischen Lähmung des Unterarms, 
die auf einer leicht reponierbaren Luxation des Radius beruht, der Frakturen des Köpf- 
chens und des Halses des Radius, der Fraktur der Tub. maj. des Humerus. Von den 
mitgeteilten orthopädischen Erkrankungen interessiert besonders ein Fall von doppel- 
seitiger@eburtslähmung vom Oberarmtypus, der durch eine abgebildete prak- 
tische Abduktionsschiene und Massage im Alter von 9 Monaten fast völlig geheilt wurde, 
und der eines lljährigen Knaben, bei dem in ungewöhnlicher Lokalisation infolge 
Poliomyelitis die Wadenmuskulatur des linken Beines und die Daumenmuskulatur 
der rechten Hand gelähmt waren. K. Hirsch (Berlin). 


Spezielle Pathologie und Therapie der Geschwülste. 


Ducuing, J.: Lipomes purs symétriques et congenitaux des ligaments ronds. 
(Essai de pathogénie.) Symetrische, angeborene Lipome der Ligamenta rotunda — 
Studium der Pathogenese —. Gynécol. et obstetr. Bd. 1, Nr. 1, S. 81—93. 1920. 

Mädchen von 5 Jahren zeigt in beiden Leisten indolente, scharf begrenzte, weiche, gelappte 
nicht reponible Tumoren. Links vorn 2 Finger unterhalb der Spin. ant. sup. bis ins große 
Labium, rechts etwas kleiner. Operation bestätigt die Diagnose auf Lipome, deren Stiele weit 
in den Inguinalkanal längs der Ligamenta rotunda hineinreichen. Pathogenetisch ist Verf. 
der Ansicht, daß die Tumoren vom subperitonealen Fettgewebe ausgehen, das das Liga- 
mentum rotundum normalerweise als Imlachischer Fettappendix begleitet. C. A. Hoffmann. 


Schmincke, Alexander: Intramesenteriale und intrathorazische Enterocystom- 
bildung, kombiniert mit abnormer Lungenlappung und durch Keilwirbel bedingter 
kongenitaler Skoliose der oberen Hals- und Brustwirbelsäure. (Pathol. Inst., Univ. 
München.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 227, 


S. 12—27. 1920. 

Schmincke berichtet unter obigem Titel über einen Befund, den er bei einem 15 Tage 
alten Kinde gelegentlich der Sektion vorfand. Nach einleitenden Bemerkungen über Begriff, 
makro- und mikroskopischen Bau und Pathogenese der Enterocystome schildert Sch. seinen 
Fall in ausführlicher Darstellung. Bemerkenswert an dem Enterocystom ist seine intramesente- 
risle Lage. Irgendeine Verbindung mit dem Darmrohr war nicht nachzuweisen. Sch. ist der 
Ansicht, daß es sich in seinem Falle um einen intramesenterial gelegenen persistenten Teil des 
Ductus ophthalmomesentericus, des Meckelschen Divertikels, handelt. Die Lage der Cyste 
etwa 40 cm oberhalb der Bauhinischen Klappe spricht dafür. Außerdem ließ sich noch eine 
echte Nebenlungenanlage feststellen. Die Skoliose der Halsbrustwirbelsäule war durch 
Keilwirbel bedingt. Kolb (Schwenningen a. N.).CH, 


Allgemeines. 
(Lehrbücher, Handbücher, Populärmedizinisches.) 


© Lehrbuch der Kinderheilkunde. Herausgeg. von E. Feer. 6. verb. Aufl. 
Jena: Gustav Fischer 1920. VIII, 783 S. M. 28.—. 

Das bekannte Lehrbuch, das bei der raschen Folge der Auflagen wohl kaum noch 
einer besonderen Empfehlung bedarf, zeigt in fast allen Kapiteln mehr oder weniger 
wichtige Änderungen. Wesentlich umgearbeitet sind die Ernährungsstörungen. Hier 
haben Finkelstein und Meyer wiederum ein Stück ihrer auf der funktionellen Dia- 
gnostik bzw. dem Toleranzbegriff basierenden Einteilung aufgegeben und sich weiter 
der Czerny - Kellerschen Einteilung genähert. Um die Nachteile der nicht immer 
möglichen ätiologischen Beurteilung zu vermeiden, empfehlen sie folgende „klinische 
Gruppierung“: A. Nicht-toxische Ernährungsstörungen. I. Dystrophie: a) 
ohne Durchfall (Milch- und Mehlnährschaden), b) mit Durchfall (chron. Dyspepsie). 
II. Dekomposition. (Körperschwund). B. Toxische Ernährungsstörungen. 
I. Akute Dyspepsie. II. Intoxikation. Diese einzelnen Formen sind aber prak- 
tisch nicht immer scharf zu trennen, sondern gehen häufig ineinander über. Verff. 
sind wohl der Zustimmung aller Praktiker sicher, wenn sie schreiben: „Nachdem das 
Wesen der Ernährungsstörungen in den letzten Jahren eine solche Klärung erfahren 
hat, daß grundsätzliche Auffassungsverschiedenheiten unter den Kinderärzten kaum 
noch bestehen, wäre eine Einigung über die Nomenklatur dringend zu wünschen und 
bei einigem guten Willen auch wohl leicht erreichbar.“ Putzig. 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 5 8. 193—240 





Anthropologie, Entwicklungsgeschichte, Anatomie, Histologie. 


@ Peter, Karl: Die Zweckmäßigkeit in der Entwicklungsgeschichte. Eine finale 
Erklärung embryonaler und verwandter Gebilde und Vorgänge. Mit 55 Textfiguren. 
Berlin: Julius Springer 1920. X, 323 S. M. 30.— u. Teuerungszuschlag. 

Verf. versucht in dieser interessanten Studie, den Wert der finalen Betrachtungs- 
weise für das Gebiet der Embryologie zu beweisen. Er gibt zunächst Erklärungen 
für den Begriff der Zweckmäßigkeit und behandelt dann seine Bedeutung für die Em- 
bryologie (d. h. embryonale Organe, Gebilde und Vorgänge), sowie für die Fragen 
der Regeneration, der Vererbung und Variabilität. Die finale Betrachtungsweise ist 
eine Ergänzung der phylogenetischen und kausalen. Putzig. 

Correns, C.: Pathologie und Vererbung bei Pflanzen und einige Schlüsse 
daraus für die vergleichende Pathologie. (Kaiser-Wilhelm-Inst. f. Biol., Berlin- 
Dahlem.) Med. Klin. Jg. 16, Nr. 14, S. 364—369. 1920. 

An der Hand zahlreicher Beispiele aus dem Pflanzenreich wird nachgewiesen, 
daß das Mendelsche Gesetz für erbliche Disposition und erbliche pathologische Zu- 
stände stets Gültigkeit hat. Es darf aber nicht schematisch angewendet werden, 
sondern es finden sich in vielen Fällen verwickelte Verhältnisse, die aber der Erklärung 
zugänglich sind. Es werden solche Beispiele angeführt, wie z. B. scheinbare Störung 
des Mendelschen Zahlenverhältnisses durch taube Samen oder durch „immer um- 
schlagende Sippen“. Auf die un der gefundenen Tatsachen für die Pathologie 
des Menschen wird hingewiesen. Aschenheim (Düsseldorf). 


Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 


Allgemeines. und Pflege). 

Becht, Frank C.: Studies on the cerebrospinal fluid. (Studien über den Liquor 
cerebrospinalis.) (Hull physiol. laborat., uniw. Chicago, dep. pharmacol., northwest. 
uniw.) Americ. journ. of physiol. Bd. 51, Nr. 1, S. 1—125. 1920. 

Auf .Grund einer Kritik der bisherigen Arbeiten und eigener Untersuchungen 
kommt Verf. zu der Ansicht, daß eine spezifische sekretorische Tätigkeit des Plexus 
nicht bewiesen sei, daß vielmehr die Liquorabsonderung und ihre Veränderungen sehr 
wohl als mechanische Folge von Schwankungen im Druck des Schädelkreislaufs erklärt 
werden könnten. Putzig. 

Sherman, H. C.: Protein requirement ol maintenance in man and the nutritive 
ellicieney of bread protein. (Eiweißerhaltungsbedarf des Menschen und der Nähr- 
wert des Broteiweißes.) (Dep. of chem., Columbia unw., New York.) Journ. of biol. 
chem., Bd. 41, Nr. 1, S. 97—109. 1920. 

Verf. hat in Versuchen mit verschiedenen Getreidearten (Weizen, Mais, Hafer) 
gefunden, daß bei einer Diät, in welcher ®/,, des Eiweiß nur aus Zerealien stammte 
und der Rest aus Milch oder Äpfeln, nur 33—40 g Eiweiß für 70 kg Körpergewicht 
(oder 0,5g per kg) gebraucht werden zur Aufrechterhaltung des Eiweißbedarfs des 
erwachsenen Menschen. Das Eiweiß von Weizen, Mais und Hafer scheint ungefähr 
gleich wirksam zu sein und es brauchen nur kleine Mengen von Milch zur Nahrung 
des erwachsenen Menschen hinzugefügt zu werden, damit es ebenso wirksam ist wie das 
Eiweiß in der gewöhnlichen gemischten Kost. Die Resultate bezüglich dieser Getreide- 
eiweißarten ähneln daher denen von Hindhede für Weizenbrot. Es ist in allen Fällen 
wünschenswert, daß die Getreideprodukte durch Milch ergänzt werden, und es ist 
selbstverständlich, daß die Milchquantität bei wachsenden Kindern und nährenden 


Zentralbl. 1. d, ges. Kinderheilkunde. IX. 13 


— 19% — 


Müttern größer zu gestalten ist wegen des höheren Gehalts des Milcheiweißes an 
Aminosäuren und der notwendigen Versorgung mit Mineralstoffen und Vitaminen. 
Heinrich Davidsohn (Berlin). 

Portier, P. et Lucie Randoin: Création de vitamines dans l’intestin des lapins 
reeexant. une nourriture steriliste à haute température. {Entstehung von Vita- 
minen im Darmkanal von Kaninchen bei der Darreichung von Futter, das bei hoher 
Temperatur sterilisiert war.) Cpt. rend. hebdom. des séances de l’acad. des sciences 
Bå. 170, Nr. 8, S. 478—480. 1920. 

Während sonst die Versuchstiere (Kaninchen und Tauben) abnehmen und zu- 
grunde gehen, wenn sie mit auf 130—130° erhitzter Nahrung gefüttert werden, bleiben 
sie am Leben und nehmen zu, wenn man ihnen den Kot eines mit denaturierter 
Nahrung gefütterten Kaninchens, bei 40° getrocknet, zugibt. Offenbar werden unter 
den Bedingungen dieser Versuche im Darmkanal Vitamine von Bakterien aufgebaut; 
Versuche, die Richtigkeit dieser Hypothese durch Verfütterung sterilisierten Kotes zu 
prüfen, sind im Gang. Die Zugabe von Harn zu denaturierter Kost ist ohne jeden 
Einfluß auf den Verlauf der Ernährungskrankheit. Wieland (Freiburg i. B.)?=, 


Samberger, F.: Über Ödem beim Menschen. Česká dermatol. Jg. 1, H. 1, 
S. 3-23. 1920. (Tschechisch.) 

Die bisherige Lehre von dem menschlichen Ödem ist mit den klinischen Tatsachen 
unvereinbar und fußt lediglich auf ganz groben Tierversuchen. Verf. unterscheidet 
2 Typen des menschlichen Ödems: I. Lymphatisches Ödem = Anhäufung des 
Gewebssaftes und der Lymphe, entstanden durch abnorme Sekretionstätigkeitintakter 
Capillarendothelien. II. Seröses Ödem = Anhäufung einer durch Transsudation 
(krankhaft veränderte Gefäßwände) entstandenen, in ihrer Beschaffenheit von der 
Lymphe und dem Gewebssaft gänzlich verschiedenen Flüssigkeit. — I. Das lymphatische 
Ödem führt stets zur Hypertrophie des Gewebes und wird 1. entweder durch Über- 
produktion der Lymphe (Lymphagoga, abnorme nervöse Reize) — hierzu gehört das 
Quinckesche Ödem, Urticaria, Blaseneruptionen usw. — oder 2. durch Behinderung 
des Lymphabflusses hervorgerufen. Der A'bfluß der Lymphe erfolge auf dem Lymph- 
wege und nur gelegentlich auf dem Blutwege. Die gegenteilige Auffassung stützt sich 
auf Versuche, welche gezeigt haben, daß die Lymphe nicht durch die Hauptstränge 
zurückfließe. Das sei aber auch nicht notwendig, denn der zurückfließende Haupt- 
strom der Lymphe geht durch die kleineren Lymphgefäße zu den Drüsen. II. Das 
seröse Ödem ist durch seine Blässe und Kälte ausgezeichnet. Hierzu gehören die Ödeme 
bei Nephropathien, bei dekompensierten Herzfehlern, bei sämtlichen Arten der Kachexie, 
Hungerödeme usw. Als klinische Beispiele dieser Art der Ödeme werden einige Kranken- 
geschichten mitgeteilt. Als Typus einer ödematösen Schwellung des Gesichtes, welche 
auf Schädigung der Endothelien zurückzuführen ist, wird ein Fall von Erfrierung, 
welcher nur in der kalten Jahreszeit das Ödem darbot, angeführt. In einem Falle 
mit hoher Eiweißausscheidung und exzessiven Ödemen (protrahierter Verlauf, 9jäh- 
riger Knabe) hat Verf. Günstiges von der Thyreoidinmedikation nach Eppinger 
gesehen. Die Thyreoidinwirkung wird vom Verf. als periphere Gefäßwirkung gedeutet, ' 
Sie versagte in einem Fall von dekompensiertem Herzfehler. Die Ödeme entstehen 
bei Herzfehlern ebenfalls infolge peripherer Capillarschädigung (‚Schwäche der Capil- 
laren“). In einem Fall von nephropathischen hat sich endlich dem Verf. das 
Adrenalin per os (!) als Gefäßmittel bewährt. v. Gröer (Lemberg). 

Bauer, Julius: Der jetzige Stand der Lehre von der Konstitution. Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 14/15, S. 402—404. 1920. 

Definitionen: Zu trennen sind vor allem die Merkmale und Eigenschaften, die 
durch das Keimplasma übertragen werden, von denen, die im intra- und extrauterinen 
Leben erworben werden. Die erste Gruppe heißt Konstitution = Genotypus (Johann- 
sen) = Idiotypus (Lenz, Siemens), die zweite heißt Kondition (Tandler) = 
Paratypus (Lenz, Siemens). Beide zusammen nennt Bauer die „Körperverfassung‘“ 


— 19 — 


(= Phänotypus Johannsens). Zwischen Abartung und Entartung besteht ein 
peinzipieller Unterschied nicht. Die Minderwertigkeit ergibt sich nur aus der Häufung 
‚von Abwegigkeiten, die einen Status degenerativus zustande bringen. Sowohl morpho- 
logische als physiologische Gesichtspunkte sind für die Abgrenzung konstitutioneller 
Typen heranzuziehen. Die asthenische Körperverfassung, die neuropathische Konsti- 
tutionsanomalie, der Status thymolymphaticus, die „Bindegewebsdiathese‘‘, die exsu- 
dative Disthese, der Arthritismus, das Prinzip des locus minoris resistentise, der In- 
fantilismus und Fötalismus und die Bedeutung des endokrinen und des Nervensystems 
werden kurz besprochen. B. hebt hervor, man dürfe die Tatsache, daß die Konstitutions- 
pathologie die Ätiologie und Pathogenese statt zu vereinfachen, kompliziert nicht gegen 
diese Richtung ins Feld führen, da sie eben einfach die Wahrheit der Tatsachen aus- 
spreche. v. Weizsäcker (Heidelberg).“, 

Hewer, Evelyn E.: The functional connexion between the reproductive organs 
and other glands of internal secretion. (Der funktionelle Zusammenhang zwischen 
Geschlechtsorganen und anderen Drüsen mit innerer Sekretion.) Brit. med. journ. 
Nr. 3087, 8. 293. 1920. 

Bei weißen Ratten mit künstlich hervorgerufenem Hyperthymismus fand Verf. 
merkliche Degeneration der Gonaden beim g', Sterilität beimQ. Bei jungen Tieren wird 
die Geschlechtsreifung zurückgehalten. Röntgenbestrahlung des Thymus ruft keine 
merkliche Veränderung an den Gonaden hervor, dagegen Bestrahlung der Keimdrüsen 
Hypertrophie des Thymus. Veränderungen zeigen sich dann auch in Nebennieren und 
Pankreas. Fütterung von Nebennierenrinde wurde wegen Schwierigkeit der Material- 
beschaffung verlassen und durch Inokulation von Nebennierenpräparaten ersetzt. 
Ergebnis: Haarausfall; inkonstante Veränderungen in Thymus, Pankreas, Neben- 
niere, meist stärkere Vascularisation, wurden histologisch festgestellt; Hodendege- 
neration wie unter Röntgenbestrahlung. Weibliches Material wurde histologisch nicht 
untersucht. Fritz Levy (Berlin-Dahlem).?E, 

Mathieu, Pierre et G. Richard: A propos de certaines réactions artörielles, 
absence transitoire d’onde pulsatile perceptible dans l’avant-bras. (Mitteilungen 
über gewisse arterielle Reaktionen, transitorisches Verschwinden der Pulswelle am 
Vorderarm.) (Laborat. de physiol., fac. de méd., Nancy.) Cpt. rend. des séances de 
la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 3, S. 77—78. 1920. 

Verff. beobachteten bei einem Falle vorübergehendes Verschwinden des Radialis- 
pulses infolge längere Zeit ausgeübter Kompression. Phänomen wurde verstärkt 
durch Hypophysenbehandlung und durch Inhalation von Amylnitrit sofort kupiert. 
Wiederboltes teils einseitiges, teils doppelseitiges Verschwinden des Radialispulses 
wurde ferner bei Individuen beobachtet, die typische anaphylaktische Erscheinungen 
nach Typhusserum (Rodet) und nach Diphtherieserum zeigten. (Hier keine kupierende 
Wirkung von Amylnitrit.) Dauernde Kleinheit des Radialispulses bis zum gelegent- 
lichen völligen Versehwinden (Wiedererscheinen nach Amylnitrit und länger fort- 
gesetzte Kompression des Pulses) wurde bei myxödematösen Idioten be- 
obachtet. Witzinger. 

Much, Hans: Über die unabgestimmte Immunität. (Univ.-Inst. f. Immunitätswiss. 
[pathol. Biol.], Hamburg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 18, S. 483—484. 1920. 

Die Injektion artfremder Stoffe führt zur Reizung allgemeiner Abwehrkräfte. 
In einzelnen Fällen ist dieser Schutz wirksamer als eine abgestimmte Immunisierung. 
Die Wirkung physikalischer Heilmethoden beruht auf einer solchen Belebung der un- 
abgestimmten Immunkräfte. Die häufig geringe Resistenz gerade der kräftigen Indi- 
viduen wird dadurch zu erklären gesucht, daß die reichlich zur Verfügung stehenden 
Abwehrkräfte zu einer plötzlichen Überschwemmung mit Zerfallsgiften führen. Eine 
unabgestimmte Schutzwirkung durch Injektion von Galle ließ sich (in bescheidenem 
Umfang!) bei Meerschweinchen zeigen, die mit einem bestimmten Paratyphusbacillus 
infiziert wurden. Langer (Charlottenburg). 


13* 


— 196 — 


‘Wi Peller, Sigismund: Zur Kenntnis der städtischen Mortalität im 18. Jahrhundert 
mit besonderer Berücksichtigung der Säuglings- und Tuberkulosesterblichkeit. 
(Wien zur Zeit der ersten Volkszählung). (Seminar f. soz. Med., Uniw. Wien.) 
Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. Bd. 90, H. 2, S. 227—262. 1920. 

Die Untersuchungen erstrecken: sich auf die Jahre 1752—1755. — Die Alters- 
gliederung war fast die gleiche wie um 1900, die Geburtenhäufigkeit betrug 30,4%, 
die Gesamtsterblichkeit 33,2%, die Säuglingssterblichkeit 40,9%, der Lebendgeborenen, 
Etwa 1/, der Säuglinge starb im Alter bis zu 7 Tagen. Die Säuglingssterblichkeit zeigte 
im Gegensatz zur Neuzeit einen deutlichen Sommergipfel. Im Jahre 1755 spielten die 
Blattern unter den Säuglingstodesursachen eine große Rolle. — Die Sterblichkeit an 
Tuberkulose betrug 25—27%. Auf das Alter von 1—4 Jahren entfallen 23,3%, bis 
9 Jahren 7,5%, auf das Alter von 10—14 Jahren 25%, der Tuberkulosetodesfälle.. — 
Die Sterblichkeit bei den Juden stellte sich für das 1. Lebensjahr auf 17,3%, gegen 40% 
der Gesamtwienerbevölkerung, das Alter von 1—14 Jahren auf 37%, für ganz Wien 
auf 63%, der Gestorbenen. Von 100 Todesfällen entfielen bei den Juden 10—12 auf 
ee bei den Christen 25. Nothmann. (Berlin-Wilmersdorf). 


- Gelston, C. F.: Results of the examination of a group of French children: 
en über die Untersuchungen einer Gruppefffranzösischer Kinder.) Arch. of 
pediatr. Bd. 37, Nr. 4, S. 235—243. 1920. 

Verf. teilt seine Beobachtungen mit, die er an ca.’ 38 000 Kindern derjenigen Fami- 
lien gemacht hat, die während des Krieges im besetzten französischen Gebiet gelebt 
haben und später nach Amerika zurückgekehrt sind. Ein Teil der Untersuchungen 
war sehr oberflächlich, da nur die Absicht bestand, die Fälle auszusondern, die wegen 
ansteckender Krankheiten nicht die Grenze passieren sollten. 25 000 Kinder wurden 
vom Verf. selbst untersucht; er fand 28,4%, kümmerlich entwickelt, 23,3%, leidlich 
und 48,3%, gut entwickelt. Diese Resultate beziehen sich auf die allgemeine Ent- 
wicklung; für den Ernährungszustand stellen sich die Zahlen auf 33,5%, kümmerlich 
ernährt, 35,1% leidlich ernährt und -31,4% gut ernährt. Einige Altersklassen waren 
schwerer betroffen, so die Kinder unter 3 Jahren und die Jünglinge. Verf. nimmt 
als Ursache dafür an, daß die Kinder unter 3 Jahren notwendigerweise falsch ernährt 
und unterernährt worden sind, und daß die älteren Kinder zugunsten der jüngeren 
Geschwister sich Beschränkungen auferlegt haben. 24,6%, der Kinder waren anämisch, 
37,7% hatten große Cervicaldrüsen. Verf. fügt vergleichende Morbiditätszahlen aus 
anderen amerikanischen und englischen Städten an. Heinrich Davidsohn (Berlin). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Foetus und des Neugeborenen. 


Rodda, F. C.: Stüdies with a new method for determining the coagulation 
time of the blood in the new-born. (Untersuchungen mit einer neuen Methode zur 
Bestimmung der Gerinnungszeit des Blutes beim Neugeborenen.) Amerjc. journ. of 
dis. of children Bd. 19, Nr. 4, S. 269—276. 1920. 


Der nach Einstich ohne geringsten Druck hervorquellende zweite Blutstropfen wird in 

einem Uhrglas aufgefangen, welches ein Schrotkorn enthält, ein zweites Uhrglas darüber ge- 

deckt und nun durch sanftes Neigen der Gläser alle 30 Sekunden festgestellt, ob das Korn fi- 

xiert ist; das Endresultat ist erreicht, wenn das Schrotkorn so fest eingebettet ist, daß man 

un Glas umdrehen kann, Die Methode ergibt im Vergleich zu anderen Verfahren sehr brauch- 
e Resultate. 


t$ 

. Die Gerinnungszeit beim Neugeborenen schwankt zwischen 5 und 9—10 Minuten; 
sie beträgt im Durchschnitt 7 Minuten. Die Blutungszeit, welche neben der Gerinnungs- 
zeit stets festgestellt werden sollte, beträgt (nach der Methode von Duke bestimmt) 
beim Neugeborenen durchschnittlich 34/, Minuten bei Normalschwankungen von 
2—5 Minuten. Beide Zahlen zeigen schon beim normalen Kind die Tendenz zum 
Anstieg in den ersten Lebenstagen (Maximum am 4.—5. Tag), eine Tendenz, welche 
in vielen Fällen von hämorrhagischen Erkrankungen eine Steigerung erfährt. Verf. 


— 19 — 


glaubt, daß es vielleicht möglich sein wird, die Neigung zu Hämorrhagien vor dem 
Einsetzen der Symptome zu erkennen und entsprechend zu behandeln. A. Reuss (Wien). 

Mitchell, A. Graeme: The newer knowledge of the new-born. (Neuere Ergeb- 
nisse auf dem Gebiete der Neugeborenenforschung.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 3, 
8. 151—161. 1920. 

În Form eines kurzen Übersichtsreferats werden unter Beibringung aiaia 
Literaturhinweise besprochen : Mortalität, Erkrankungen, Physiologie und Bakteriologie 
des Verdauungstrakts, Urin, Blut, Stoffwechsel, AAEE und Ernährung des 
Neugeborenen. A. Reuss (Wien). 


Ph e und allgemeine Path o des Säu 


Faber, Harold K.: A study of the growth of infants in San Francisco with a 
new form of weight chart. (Studium über das Wachstum der Säuglinge in San 
Francisco mit einer neuen Form der Gewichtstabelle.) Arch. of pediatr. Bd. 37, 
Nr. 4. 8. 244—254. 1920. 

Nach Verf. bestehen örtliche Variationen in dem Wachstum des ersten Lebens- 
jahres und er hält es für richtig, eine Gewichtstabelle für jeden größeren Landesteil 
aufzustellen. Verf. hat eine Gewichtskurve gezeichnet nach den Gewichten von San 
Franciscoer Kindern, welche Maximum-, Durchschnitt- und Minimumgewicht für jedes 
Alter und beide Geschlechter angibt. Er hofft, daß eine solche Kurve die Nachteile 
der Tabellen mit einem einfachen Durchschnittsgewicht vermeidet. Das Durchschnitts- 
gewicht der Kinder seiner Klinik ist annähernd gleich dem der Kinder begünstigterer 
Klassen andern Orts. Die Gründe dafür sind Verf. nicht ganz klar. Er glaubt, daß 
das günstige Klima von San Francisco nicht allein diesen Befund erklärt. Das Durch- 
schnittsgewicht besonders in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres hat während 
der letzten 2 Jahre zugenommen, was Verf. den besseren Einrichtungen der Säug- 
lingsfürsorge zuschreibt. Er weist hin auf den Wert der Gewichtskurven als einen 
Gradmesser der sozialen Verhältnisse und schlägt vor, daß jede größere Stadt aus 
diesen Gewichtskurven Anregungen schöpfen sollte und rückständige Einrichtungen 
verbessern. “Heinrich Davidsohn (Berlin). 

Figueira, Fernandes: L’estratto di erusca di grano e la nutrizione dei lattanti. 
Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H. 2, S. 65—81. 1920. 

Verf. bespricht die Bedeutung der akzessorischen Nährstoffe für die Säuglings- 
ernährung. In 11 Fällen hat er schlecht gedeihende, künstlich oder mit Zwiemilch 
ernährte Säuglinge mit Weizenkleienextrakt nach Hans Aron (Mon. f. Kinderh. 
18, 369. 1915) behandelt. Größere Dosen dieses Extraktes bewirkten Diarrhöe und 
Gewichtsverluste, kleinere (1—2 g pro die) riefen Gewichtszunahmen hervor. Nähere 
vor allem quantitative Angaben über die Ernährung dieser Säuglinge fehlen. Im 
Anschluß an diese Untersuchungen diskutiert der Verf. den Mechanismus der Wirkung 
der akzessorischen Nährstoffe. Die Ergebnisse der Erfahrungen mit einseitiger bzw. 
insuffizienter Ernährung im Tierversuch dürfen nicht rückhaltlos auf den Menschen 
übertragen werden. Weder die Pathogenese von Beri-Beri, noch die Entstehungs- 
weise von Skorbut und Barlowscher Krankheit seien durch die neueren Forschungen 
völlig aufgeklärt worden. Verf. zitiert die Versuche von Clementino Fraga (Bahia), 
welchem es nicht gelang eine echte Beri-Beri beim Menschen durch einseitige Er- 
nährung mit sterilisiertem weißen Reis und Bohnen auszulösen. Gegen die alleinige 
Bedeutung der insuffizienten Ernährung für die Entstehung der Barlowschen Krank- 
heit werden die bekannten Untersuchungen von Concetti (1909) ins Feld geführt, 
welcher nicht allzu selten diese Erkrankung bei natürlich ernährten Säuglingen fand. 
(Das ist natürlich kein stichhaltiges Argument, da auch die Muttermilch insuffizient 
werden kann, wie das besonders von der Säuglingsberiberi bekannt ist. Ref.). Verf. 
hat zusammen mit Gomes Foria die bekannten Versuche von Holst und Fröh- 
lich nachgeprüft. Von seinen 7 Meerschweinchen, welche mit gekochten Zerealien 


— 198 — 


ernährt wurden, sind zwar alle gestorben, keines jedoch zeigte Skorbuterscheinungen. 
‚Die Krankbeitssymptome, unter welchen diese Tiere zugrunde gingen, bestanden in 
Reizerscheinungen von seiten des Verdauungstraktes, welche auch bei den m einigen 
Fällen ausgeführten Sektionen eine anatomische Grundlage zu haben schienen. Auch 
bei 8 Hunden, welche mit Horlick-Milch ernährt wurden, konnte der Verf. wohl 
Gastroenteritis, aber keinen Skorbut beobachten. Verf. neigt zur Annahme der Skorbut- 
theorie von Mac Callum und Doris, welche behauptet haben, daß diese Erkrankung 
durch eine von der lädierten Darmschleimhaut aus erfolgende Infektion bedingt sei. 
Desgleichen will der Verf. die Hauptwirkung der sog. wachstumfördernden Stoffe in 
einer Beeinflussung der Darmflora erblicken. Auch in seinen Fällen riefen größere 
Dosen des Weizenkleienextraktes Diarrhöe hervor. Unter Hinweis auf die Theorie 
der Ernährungsstörungen ex correlatione, wie sie Bessau formuliert hat, meint der 
Verf., daß jede monotone Ernährung für den Säugling schädlich werden kann und 
daß jeder Diätwechsel, welcher die Darmflora ändert, von wachstumfördernder Wir- 
kung begleitet zu werden pflegt. v. Gröer (Lembetg). 

Aron, Hans: Über den „Nährwert“ und die Bedeutung der Nahrungstette. 
(Univ.-Kinderklin., Breslau.) Biochem. Zeitschr. Bd. 103, H. 4/6, S. 172—177. 1920. 

Verf. widerlegt die Pirquetsche bzw. Groersche Auffassung, nach der Nahrungs- 
fett restlos durch Kohlehydrate ersetzbar sei. Hierbei stützt er sich sowohl auf eigene 
Versuche an Ratten als auch auf neuerdings von anderer Seite (Bloch, Niemann) 
an Kindern gesammelte Erfahrungen. So teilt z. B. Bloch mit (Jahrb. f. Kinderheilk. 
89, 455), daß junge Kinder bei dauernd fettfreier bzw. fettarmer Ernährung eine von 
ihm als „Dystrophica alipogenetica“ bezeichnete Störung erleiden, die sie gegen In- 
fekte außerordentlich wenig widerstandsfähig macht, daneben treten häufiger Xeroph- 
thalmie und Keratomalacie auf. Nicht minder wichtig sind die Untersuchungen von 
Rosenthal und Petschek (Berl. klin. Wochenschr. 1919, 793), aus denen eine Ab - 
nahme desCholesteringehaltesim Blute lipoidarm ernährter Menschen hervorgeht, 
wodurch sich die geringe Resistenz gegen Tuberkulose bei fettarmer Kost erklären 
ließe. Die Versuche von Groer, in denen es ihm gelang, zwei Säuglinge von der Geburt 
an etwa ein halbes Jahr lang praktisch fettfrei zu ernähren, sind nicht beweisend, weil 
nach dieer Zeit, ähnlich wie bei den Rattenversuchen des Verf., längere Gewichts- 
stillstände und langsame, dauernde Gewichtsabnahme erfolgen. Der Mensch, besonders 
der wachsende, kann auf die Dauer keine fettarme Kost ertragen, denn die in Fetten 
enthaltenen accessorischen Nährstoffe sind fürs Leben und Wachstum unbedingt not- 
wendig. Allerdings enthalten nicht alle Fette den gleichen Gehalt an diesen unent- 
behrlichen Nährstoffen, so sind z. B. das Milchfett, die Butter, das Eigelb, der Leber- 
thran ganz besonders wertvoll, nicht aber das Schweinefett. Die Aufstellung des Be- 
griffes „Sondernährwert‘ (Bioch. Zeitschr. 92, 211) sei durchaus gerechtfertigt. Edelstein. 

Klotz: Säuglingsernährung mit sauer gewordener Milch. (Bemerkungen zum 
Aufsatz von Rietschel in Nr. 2, 1920 d. Wochenschr.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 67, Nr. 13, 8. 372. 1920. 

Klotz versucht die Erscheinung des Abfalls jedenfalls der nicht eingetretenen 
Steigerung der akuten Ernährungsstörung der Säuglinge trotz der Verwendung einer 
oftmals von Keimen wimmelnden, im Sommer oft schon sauer angelieferten, beim 
Kochen gerinnenden, dicken, Milchschmutz absetzenden, alle möglichen Riechstoffe 
verbreitenden Milch dadurch zu erklären, daß die Zahl der an der Brust genährten 
Säuglinge gegen früher zugenommen hat. Dann verweist er auf den geringeren Fett- 
gehalt der Milch, wodurch ranzige Fettsäuren in größeren Mengen nicht entstehen 
können. Auch die kühlen Sommer seit dem Jahre 1914 umd die in den letzten Jahren 
mangels genügender Milchmengen abgenommene Überfütterung der Säuglinge sowie 
die starke Beschränkung für die sonst so reichliche Anreicherung der Milch mit Kohlen- 
hydraten kommen für die Erklärung ebenso in Betracht, wie die intensive Aufklärungs 
arbeit in den Säuglings- und Kleinkinderfürsorgestellen sich nach und nach bemerkbar 


k 


— 199 — 


machen muß. Mit einer Statistik aus Lübeck belegt K. seine Erklärung, vgl. dieses 
Zentralbl. Bd. 9, S. 5. Bamberg (Berlin). 

Ostheimer, Maurice: Artifieial infant feeding; give the baby enough. (Die 
künstliche Kinderernährung. Gebt den Kindern genug.) Americ. journ. of dis, of 
chiidr. Bd. 19, Nr. 5, S. 386—387. 1920. 

20 Jahre praktischer Erfahrung in der Kinderheilkunde haben geseigt, daß die 
alten Methoden noch vielfach gelehrt werden, obwohl die Wissenschaft zu neuen über- 
gegangen ist. Verf. zählt zu diesen jetzt veralteten Methoden die zu geringe Ernährung 
der Säuglinge und kleinen Kinder. Er schlägt vor, den Neugeborenen am Ende der 
ersten Woche 4 Unzen (etwa 110 g) zu geben in Zwischenräumen von 3 Stunden oder 
länger, und wenn man sieht, daß die Menge gut vertragen wird, immer um 1 Unze 


(= 28g) zu steigern. Verf. wendet sich gegen die zu lange Anwendung von Milch- 


verdünnungen; er gibt spätestens mit 9 Monaten Vollmilch, und wenn 4 Zähen vor- 
handen sind, halbfeste Kost. Heinrich Davidsohn (Berlin). 

Aschenheim, Erich und Georg Stern: Über den Einfluß verschiedener Kohlen- 
hydrate auf die Gerinnungsvorgänge der Milch. (Akad. Kinderklin., Düsseldorf.) 
Biochem. Zeitschr. Bd. 102, S. 98—123. 1920. 

Die reinen Milchwassermischungen zeigen auch nach der üblichen Sterilisation 
eine bedeutend konsistentere Gerinnung als die Milchmehlabkochungen und die Milch- 
schleimmischungen. Wenn zwischen diesen letzteren ein Unterschied besteht, so weist 
die Milchschleimmischung die lockerste Gerinnung auf und ähnelt somit am meisten 
der Frauenmilchgerinnung. Durch Zuckerzusätze werden diese Gegensätze gemildert, 
und zwar um so deutlicher, je stärker der Zuckerzusatz ist. Geringeren Einfluß haben 
anscheinend Rohr- und Nährzucker (nach Soxhlet) gegenüber dem Milchzucker, der die 
Gerinnungsvorgänge am stärksten im Sinne der Frauenmilchgerinnung beeinflußt. 
Der Unterschied zwischen der Einwirkung von Rohrzucker und Nährzucker ist nicht 
erheblich. Heinrich Davidsohn (Berlin).’*, 

Schick, B.: Das Menstruationsgift. (Uniw.-Kinderklin., Wien.) Wien: klin. 
Wochenschr. Jg. 33, Nr. 19, S. 395—397. 1920. 

Die Untersuchungen gingen von folgender zufälliger Beobachtung aus: Sehr frische, 
kaum aufgeblühte Rosen, die vom Verf. einer Hausgehilfin zum Einwässern übergeben 
worden waren, erwiesen sich am nächsten Morgen sämtlich als verwelkt und verdorrt. 
Die Hausgehilfin, darübeg zur Rede gestellt, erklärte das unerwartet schnelle Ver- 
blühen damit, daß sie in der Zeit der Menstruation stehe und ihr schon oft aufgefallen 
sei, daß alle Blumen, die sie während dieser Zeit in die Hand nähme, bald zugrunde 
gingen. — Diese Angaben wurden vom Verf. nun bei den nächstfolgenden Menstruations- 
terminen eingehend weitergeprüft: Anemonen, Chrysanthemen und Helianthusblüten 
werden der menstruierenden Versuchsperson während 10 Minuten zum Halten in die 
Hand gegeben. Schon nach 5 Minuten sehen die Anemonen welker aus, nach 24 Stunden 
sind sie ganz verdorrt, nach 48 Stunden fallen die Blätter ab. Die anderen Blumen 
zeigen analoge Verdorrungserscheinungen, am wenigsten gefährdet erscheint das 
Chrysanthemum. Die Blumen der Kontrollpetson sind dagegen nach 48 Stunden noch 
vollkommen frisch. Vom 3. Tage der Menstruation ab ist der Einfluß auf Anemonen 
schon gleich Null, vom 4. Tag ab scheint sich sogar eher ein fördernder Einfluß auf die 
Blüte bemerkbar zu machen. Werden die Blumen in einer mit Gummihandschuh 
bekleideten Hand gehalten, so ist die Schädigung nur eime ganz minimale. Auch an- 
gehauchte Blumen weisen keine Schädigungen auf. Nicht nur auf Blumen, auch auf 
Germteigbereitung konnte ein ungünstiger Einfluß während der Menstruationszeit 
beobachtet werden. Bei gleichem Gewicht von allen Ingredienzien (Hefe, Mehl, Milch, 
Zucker) und gleicher Zubereitung bleibt der Teig der menstruierenden Frau um die 
Hälfte kleiner. Nicht einheitlich waren die Ergebnisse bei Prüfung des Einflusses auf 
Hefepilze im Gährungskölbchen; einige Male Hemmung, an anderen Tagen Beschleuni- 
gung der Gärung. Es konnte weiter nachgewiesen werden, daß das wirksame schädigende 


— 00 — 


Agens im Schweiß, dagegen nicht im Speichel enthalten ist. Auch das Blutserum übt 
keine schädigende Wirkung aus. Dagegen war der Blutkuchen, also mit großer Wahr- 
scheinlichkeit die roten Blutkörperchen, von intensiver Giftwirkung. Das Gift, „Meno- 
toxin‘ genannt, zirkuliert also im Blut und wird im Schweiß ausgeschieden. Dem- 
entsprechend zeigt auch das Menstrualblut ebenfalls giftige Eigenschaften auf Blumen 
und Blütenzweige. — Die Beobachtungen bringen so eine Bestätigung für die Richtig- _ 
keit eines nicht nur bei vielen Naturvölkern, sondern auch bei uns weitverbreiteten 
Volksglaubens. Eine methodische Bearbeitung der zahlreichen neuauftsuchenden 
Fragen wird vom Verf. in Aussicht gestellt. (Vielleicht ergibt sich durch sie auch eine 
Erklärung für die alte, aber neuerdings vielfach bestrittene Erfahrung, daß manche 
Brustkinder während der Zeit der Menstruation unruhiger werden, Neigung zu dyspep- 
tischen Entleerungen aufweisen und mangelhaft zunehmen. Der Ref.) Lust (Heidelberg). 


Holt, L. Emmet, Angelia M. Courtney and Helen Fales: Calcium metabolism 
ot infants and young children, and the relation of calcium to fat excretion in the 
stools. (Kalkstoffwechsel im Säuglings- und Kleinkindesalter und die Beziehung des 
Kalkes zur Fettausscheidung in den Faeces.) (Laborat. of the Rockefeller inst. f. med. 
res. and babies hosp., New York.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 2, 
S. 97—113. 1220. 


Die Verff. bestimmten bei 30 „gesunden“ Kindern im Alter von 2—16 Monaten 
bei verschiedenem Körpergewicht und verschiedenen Ernährungsformen mit Kuh- 
milch den Kalkgehalt in der Nahrung und im Kot; ebenso bei 23 rachitischen und 
teilweise tetaniekranken Kindern und bei 19 Kindern mit Diarrhöe. Bei den ,ge- 
sunden“ Kindern wurden im Durchschnitt 0,09 g CaO pro Körperkilo (0,03—0,133 g) 
absorbiert; die tägliche Ausscheidung im Kot schwankte zwischen 0,34—1,06 g CaO; 
beide Größen sind abhängig von der Einnahme, da ungefähr 33—55% der Einnahme 
absorbiert werden. Um eine Absorption von 0,09 g CaO sicherzustellen, muß die Ein- 
fuhr 0,19 g CaO pro Körperkilo betragen. Die beste Calciumabsorption war vorhanden, 
wenn in der Nahrung auf 1 g Fett 0,045—0,06 g CaO kamen und die Fettzufuhr nicht 
weniger als 4 g pro Körperkilo betrug. Die Absorption pro Körperkilo war von Alter 
und Gewicht des Kindes unabhängig. Zwischen Kalkausscheidung und Seifenaus- 
scheidung im Stuhl bestand keine konstante Beziehung; letztere war vom Wassergehalt 
und von der Reaktion der Faeces abhängig; erstere von der Kalkzufuhr. Bei Durch- 
fällen sank die Calciumabsorption erheblich; mit der vermehrten Calciumausscheidung 
ging eine Abnahme der Seifenausscheidung Hand in Hand. Bei Rachitis war die 
Calciumabsorption viel niedriger als in der Norm, im Ausheilungsstadium der Rachitis 
aber erheblich größer. Die Darreichung von Dorschlebertran erhöht die Kalkabsorption, 
ausgenommen bei Diarrhöen. Orgler (Charlottenburg) Y, 


Pflege und Erziehung des Kindes. 


© Oberwarth, Lillie: Mutterbriefe. Leitfaden zur Pflege und Ernährung des 
Säugling. Mit einem Vorwort von H. Neumann. 4 Taf. 3. verb. Aufl. Leipzig: 
Th. Grieben 1920. 100 S. M. 4.50. 


Das Büchlein hält sich von allen theoretischen Erörterungen frei. Es bringt ledig- 
lich praktische Ratschläge, die unseren heutigen Anschauungen entsprechen, und 
bietet dabei über ähnliche Bücher ärztlicher Verfasser hinaus Einzelheiten in Rat- 
schlägen für die Pflege und Ernährung des Säuglings, die zwar „Kleinigkeiten“ betreffen, 
aber für den Erfolg manchmal von entscheidender Bedeutung sind. So spricht aus den 
Blättern reiche praktische Erfahrung, die geeignet ist, jungen und werdenden 
Müttern, besonders einfacher bürgerlicher Verhältnisse, bei der Aufzucht ihrer Säug- 
linge wirklich zu helfen. Verf. vermeidet dabei, die Grenzen, die ihr als Laiin und 
Laien gegenüber gezogen sind, zu überschreiten. Trotzdem kann auch der ärztliche 
Leser manchen nützlichen Wink dem Büchlein entnehmen. Nothmann. 


— U — 


Moll, Leopold: Zur Psychologie und Psychopathologie der Mutterschaft. (Die 
Maternitätsneurose.) Beitr. z. soz. Hyg. d. Säugl.- u. Kleinkindesalters, Festschrift 
d. Dtsch. Vereinig. f. Säugl.-Schutz, S. 248—256. Verlag Stilke, Berlin 1920. 

Verf. weist darauf hin, daß man sich mit den psychologischen Besonderheiten, 
die die Mutterschaft für die Frau mit sich bringt, eingehend beschäftigen müsse. Dabei 
wird hervorgehoben, daß die Mutter oft von einer Ängstlichkeit gegenüber dem Neu- 
geborenen befallen wird, die nicht berechtigt ist, sondern geradezu zwangsmäßig auf- 
tritt. Die Mutter ist dann in ständiger aufreibender Sorge um das Kind, ängstigt sich, 
wenn es nicht ganz vorschriftsmäßig zunimmt, wagt kaum es zu baden — kurz sie 
befindet sich in einem Zustand dauernder Unsicherheit und Besorgtheit. Diese Art 
von Zwangszuständen faßt der Verf. als „Maternitätsneurose“ zusammen. Selbst 
ein umfassendes Wissen auf dem Gebiet der Säuglingspflege schützt nicht vor dieser 
Neurose, die sogar auch bei Ärztinnen, die Mütter sind, zu beobachten ist. Im übrigen 
ist diese Maternitätsneurose scharf von den schweren Lactationspsychosen zu trennen. 
Natürlich wird das Auftreten dieser Neurose begünstigt, wenn das Kind schlecht 
gedeiht, andererseits darf man aber augh nicht jede um ihr Kind besorgte Mutter 
als von dieser Neurose behaftet ansehen. Zum Schluß kommt der Verf. auf die Mutter- 
liebe zu sprechen, die zu pflegen Aufgabe aller Fürsorgebestrebungen ist, wobei man 
beachten muß, daß die Mutterliebe sich erst allmählich entwickelt. Daher soll man 
die Mutter zugleich mit ihrem Kinde in die Anstalt aufnehmen. Die Behandlung der 
Maternitätsneurose ist natürlich in erster Linie eine psychotherapeutische. Pototzky. 

Roeder, Frieda: Ein Beitrag zur Kenntnis der Leistungsgrenzen und Gefahren 
der geschlossenen Säuglingsfürsorge. (Univ.-Kinderklin., Göttingen.) Berl. klin. 
Wochenschr. Jg. 57, Nr. 18, S. 422—425. 1920. 

Vergleichende Untersuchungen an Insassen des Göttinger Säuglingsheims und 
Kindern aus der Mutterberatungsstelle, die ein Zurückbleiben der ersteren in bezug auf 
Gewicht, Länge, Dentition und Entwicklung der statischen Funktionen ergaben. 
Einseitigerer knapper Ernährung, Mangel an individueller Pflege wird neben endogenen 
Faktoren und Infekten eine Rolle zugeschrieben. Bei genügend langem Anstaltsaufent- 
halt sind die erzielten Resultate indessen doch noch recht befriedigend gewesen. Ettel. 

Mola, Américo: Sur le résultat de l’alimentation artificielle dans Ja „eröche“ 
de Montevideo. (Resultate der künstlichen Ernährung ir in der Krippe von Monte- 
video.) Nourrisson Jg. 8, Nr. 2, S. 65—80. 1920. 

Von 1026 Säuglingen starben 17%. Von Kindern unter 6 Monaten starben 38,6%, 
von 6—12 Monate alten 15%, und von über 1 Jahr alten 3,9%. Mit der Dauer des 
Aufenthaltes in der Krippe wuchsen die Gefahren für das Kind durch Sekundärinfek- 
tionen und den Einfluß des ‚Milieus‘. Bei einem Aufenthalt bis zu 10 Tagen ist die 
Sterblichkeit 7,7%, kis zu 20 Tagen 19%, bis zu 30 Tagen 25,8%, bis zu 2 Monaten 
31%, bis zu 3 Monaten 35,5%, bis zu 4 Monaten 48,3%, und so fort steigend bis zu 
55,5% bei einem Aufenthalt von 8—9 Monaten. — Von Kindern unter 3000 g starben: 
64,1% , zwischen 3000—4000 g 54,6%, , zwischen 4000—5000 g 40%, , zwischen 5000 bis 
6000 g 17,3%, über 6000 g 2,8%. Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). 


Diagnostik und Symptomatologie. 


Genoese, Giovanni: Sulla iodoreazione urinaria. (Über die Jodreaktion im 
Harn.) (Clin. pediatr., uniw., Roma.) Pediatria Bd. 28, Nr. 4, 8. 182—192. 1920. 

Verf. hat die Jodreaktion in verschiedenen Kinderkrankheiten und bei 20 gesunden 
Kindern untersucht. Er bediente sich manchmal einer jodalkoholischen 5 proz. Lösung, 
manchmal der Lugolschen Lösung. Die Probe zeigte sich positiv bei normalen Per- 
sonen und besonders bei tuberkulösen Hirnhautentzündungen, bei Lungenentzündun- 
gen, bei Malaria, bei Typhus, bei Masern, seltener bei Scharlach oder Diphtherie usw. 
Die Unstätigkeit der Probe vermindert deren hohen klinischen Wert, denn sie kann 
bei denselben Krankheiten und bei demselben Patienten bald positiv, bald negativ 


— 202 — 


ausfallen; kann bei schweren Infektionen, bei fieberhaften Formen fehlen, dagegen bei 
ehronischen Infektionen auftreten. Auch bei der Tuberkulose hat die Reaktion keinen 
Wert, denn dieselbe fehlt bei schweren #’&llen, während sie bei leichteren manchmal vor- 
kommt. Beim Typhus tritt dieselbe nicht am Anfang der Krankheit auf und ersetzt 
nicht die Diazoreaktion;; sie ist kein diagnostisches Element. Ihr Auftreten wird dureh 
noch nicht festgestellte Stoffe hervorgerufen ; dieselben gehören aber bestimmt zu der- 
selben Gruppe wie diejenige, welcher wir die Ehrlichprobe verdanken. P. Busacchk. 
Mertz, Albrecht: Beobachtungen an den Hautcapillaren von Säuglingen. (Unw.- 
Kinderklin., Freiburg i. Br.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 1,8. 13—20. 1920. 
Das vitale mikroskopische Bild der Hautcapillaren beim Säugling ist verwirrend und 
nur nach längerer Erfahrung einigermaßen zu deuten. Im ersten Lebensjahre findet 
eine Entwicklung der Hautcapillaren statt, die beim Neugeborenen noch keine 
rechten Endschlingen bilden. Die Entwicklung geht der Gesamtentwicklung des Kin- 
des parallel. Differenzen der Länge der Endschlingen hängen sehr von der Ausbildung 
des Häutchens an der Haut-Nagelwallgrenze (sog. Limbus) ab. Die exsudative 
Diathese zeigt keine typische Abweichung von der Norm. Die Capillarbe- 
trachtung klärt uns daher nicht über das Wesen dieser Konstitutionsanomalte auf. 
Verlängerte, erweiterte, vermehrte und in vermehrter Weise anastomosierende End- 
schlingen finden sich sowohl bei exsudativen wie nicht exsudativen Kindern häufig 
dann, wenn diese Kinder eine starke Vasomotorenreaktion geben. Spastische Zu- 
stände mit körniger Strömung sind im Säuglingsalter etwas überaus Häufiges. Prak- 
tisch ist die Capillarbeobachtung nur zur Beurteilung von Stauungserscheinungen zu 
verwenden (Lungenleiden, Wirkung von Herzmitteln usw.). Aschenherm (Düsseldorf). 
Blumenthal, Walther: Ungleichheit der Pupillen bei Erkrankung von Lungen 
und Rippenfell. (Klinische Studie.) Med. Klin. Jg. 16, Nr. 5, S. 122—123. 1920. 
Einseitige Pupillenerweiterung bei sonst normaler Reaktion der Augen wird am 
meisten bedingt durch krankhafte Prozesse in der Pleurakuppel mit Beeinflussung des 
Sympathicus. Sie sind während und noch lange nach Ablauf der Erkrankung nach- 
weisber. M. Weinberg (Halle).™ 


Therapie und therapeutische Technik. 


Le Heux, J. W.: Cholin als Hormon der Darmbewegung. II. Mitt. Zur Er- 
klärung der wechselnden Wirkung des Atropins auf den Darm. (Pharmakol. Inst., 
Reichsuniv. Utrecht.) Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 179, H. 4/6, 8. 177—194. 1920. 

Cholin ist eine der Bedingungen für die automatische Tätigkeit 
des Auerbachschen Plexus, ein „Hormon“. Cholin, das in der Darmwand 
enthalten ist, hebt antagonistisch die erregende Wirkung kleinster Atropindosen auf. 
Es erzeugt daher Hemmung der Darmbewegung, die auch nach mittleren Atropin- 
dosen auftritt, wenn mehr Cholin im Darm enthalten ist. Bei geringerem Cholin- 
gehalt dagegen wirken mittlere Atropindosen erregend. Als besonders interessant 
muß aus diesen Arbeiten hervorgehoben werden, daß es zum erstenmal gelungen ist, 
einen chemisch bekannten Körper als ,Angriffspunkt“ eines Giftes zu erweisen. 

Franz Müller (Charlottenburg).?®, 

Frankenstein, Curt: Zur Frage der aktiven Immunisierung im Säuglingsalter 
unter besonderer Berücksichtigung der Vaecinebehandlung der Furunkulose. (Kais.- 
Aug.-Viet.-Haus z. Bekämpf. d. Säuglingessterblkt. v. Dtsch. R., Berlin.) Zeitschr. f. 
Kinderheilk., Orig. Bd. 25, H. 1—3, S. 12—27. . 1920. 

Immunisierungsversuche bei 20 Säuglingen mit Typhus- und Stephylokokken- 


vaccine; unabhängig von der Form der Ernährung wurde niemals eine nennenswerte 


Agelutininbildung gefunden. Ebensowenig war die Bildung von komplementbindenden 
Antikörpern nachweisbar. Auch die direkte Bestimmung der baktericiden Schutz 
kraft des Serums nach einer Methode von Langer führte zu dem Ergebnis, daß keine 
Schutzstoffe gebildet sind. Versuche an Kaninchen bei natürlicher und künstlicher 


— 203 — 


Ernährung bestätigten die Ergebnisse beim Menschen. Die günstigen Erfolge der 
Vaccinetherapie bei der Säuglingsfurunkulose können daher nur unspezifisch als 
Proteinkörperwirkung aufgefaßt werden. Tatsächlich verträgt der Säugling auch viel 
größere Impfstoffmengen als der Erwachsene. Die Vaccinetherapie kann daher mit 
verhältnismäßig großen Dosen bei täglichen Injektionen vorgenommen werden; die 
günstige Wirkung tritt dann bereits nach wenigen Tagen ein. Die Wahl der Vaccine 
ist belanglos, nachdem der unspezifische Charakter der Therapie erkannt ist. ; Langer. 


Spezielle Pathologie und Therapie der Kinderkrankheiten. 


Krankheiten des Neugeborenen. 

Kickham, Charles J.: Two cases of foetal asphyxia with uncommon history. 
(Zwei Fälle von Fötalasphyxie ungewöhnlicher Art.) Boston med. a. surg. journ. 
Bd. 182, Nr. 4, S. 94. 1920. 

1. Vollkommen schmerzlose Spontangeburt eines Kindes in Beckenendlage mit Ausnahme 
des Kopfes, welcher erst von dem eine halbe Stunde ter eintreffenden Arzt entwickelt 
wird. hyxia pallida. Tod trotz Istündiger Wiederbelebungsversuche. — 2. Spontangeburt 
von Zwilfingen: ein Kind lebend, das andere von der Mutter unbemerkt im unverletzten Am- 
nionsack. Das nach Sprengung des letzteren tief asphyktische Kind stirbt trotz Wiederbele- 
bungsversuchen. A. Reuss (Wien). 

Boorstein, Samuel W.: Treatment of birth fractures at Fordham hospital. 
(Behandlung während der Geburt entstandener Frakturen im Fordham-Hospital.) 
Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 5, S. 375—383. 1920. 

Es handelt sich um echte Knochenbrüche, die mit großer Sorgsamkeit zur Ver- 
hütung von Deformationen zu behandeln sind. Es sind eine Menge von Verbänden 
und Schienen zur Behandlung dieser Brüche angegeben worden. Sie haben alle den 
Nachteil, daß die Kinder dauernd im Bett gehalten und beobachtet werden müssen. 
Für die Oberarm- und Oberschenkelbrüche ist eine Schiene von Thomas Jones 
geeignet, die sich im Kriege auch bei Erwachsenen bewährt hat. Sie hat den Vor- 
zug, daß die Kinder aus dem Bette genommen werden, leicht gereinigt, massiert 
werden können, daß sie selbst imstande sind, das Beinchen bzw. den Arm mit der Schiene 
zu bewegen, und daß auch die Stellung der Knochen ohne Abnahme des Verbandes 
durch Röntgenaufnahme kontrolliert werden kann. Die Schiene besteht aus 2 seit- 
lichen Stäben, welche am proximalen Ende durch einen Ring, der der Größe des Kin- 
des angepaßt sein muß, verbunden sind und distal mit einem U-förmigen Teile enden. 
Es wird nun in gewohnter Weise ein Streckverband mit Moltonpflaster oder Sinclair- 
schem Leim angelegt, und die Extension durch Herüberleiten der Schnüre über das 
U-Stück und Befestigung an der Schiene selbst bewirkt. Die Behandlung hat sich 
in 6 Fällen, von denen 3im Krankenhause, 3 ambulant aus Kreisen der ärmeren Klassen 
behandelt wurden, bewährt. Stettiner (Berlin). 

Hodder, A. E.: Sclerema neonatorum associated with placenta praevia. (Scle 
rema neonatorum verbunden mit Placenta praevia.) Brit. med. journ. Nr. 3097, 
S. 634—635. 1920. ; 

34 jähr. III-Para. Einsetzen der Wehen unter heftiger Blutung, welche sich jedoch während ` 
der 91/ stündigen Wehentätigkeit nicht wiederholt. (Einen Monat vor der Entbindung hatte 
eine einmalige, von starker Anämie gefolgte Blutung stattgefunden.) Placenta praevia. Nach 
zweimaliger Pituitrininjektion und Sprengung der Eihäute Geburt eines mehrere Minuten lang 
Roc Kindes mit ausgebreitetem, hartem Sklerem, insbesondere im Bereich der Schen- 
kel und des Gesäßes, sowie der Hand- und Fußrücken. Beträchtliche Saugschwierigkeiten. Tod 
am 10. Lebenstag unter plötzlichem Temperatursturz und blutigem Ausfluß aus Mund und 
Nase. A. Reuss (Wien). 

Sinelair, John F.: The problem of the premature infant. (Das Problem des 
frähgeborenen Kindes.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 3, S. 139—143. 1920. 

Regeln zur Pflege frühgeborener Kinder. 1. Die erste Sorge bei Frühgeborenen, 
die Verhütung der Abkühlung (Einwickeln, warmes Zimmer, Wärmeflaschen usw.), 
Temperatur des Bettes bis 80° F., des Zimmers 60—70° F. 2. Bei der Ernährung 


— 204 — 


ist ein Energiequotient von 120—180 (?) Calorien notwendig. Brustmilch ist in erster 
Linie zu empfehlen. Keine feste Bindung an die Stunde bei der Ernährung, indivi- 
duelle Behandlung. Bei Kuhmilchnahrung empfiehlt Verf. eine mit abgesahnter 
Milch, Molken und Schleim, sowie Zucker hergestellte Nahrung. Gegen asphyktische 
Anfälle Sauerstoff und Coffein. Gegen drohende Anämie und Rachitis Zufuhr von Eisen 
und Kalk. Neues bringt die Arbeit in keiner Weise. Rietschel. 


Verdauungs- und Ernährungsstörungen des Säuglings und des Kleinkindes. 
Sherwood, G. Douglas: Infantile diarrhoea and vomiting. Their prophylaxis 
and treatment. (Durchfall und Erbrechen der Säuglinge. Ihre Verhütung und Be- 
handlung.) Lancet Bd. 198, Nr. 17, S. 906—908. 1920. | 
Erfahrungen aus einem Säuglingsheim (Upwick Vale Home, Eastbourne) mit 
einer durchschnittlichen Belegzahl von 17 Insassen im Alter von 1 Monat bis zu 2 Jahren. 
Der Bericht erstreckt sich über einen Zeitraum von 25 Jahren. In den ersten 3 Jahren 
starben 6 Kinder an Durchfällen; dann wurde ein neues System eingeführt und seit- 
dem ist in 22 Jahren kein Kind mehr an Durchfall gestorben. Das System bestand in 
_ einer größtmöglichen (‚chirurgischen‘) Sauberkeit bei der Pflege, die alles, was mit 
Stuhl oder mit Erbrochenem in Berührung kam, besonders solange Störungen be- 
standen, als infektiös betrachtete. Alle Neuaufnahmen wurden streng isoliert, bis 
sicher stand, daß sie normale Stuhlentleerungen hatten. Für alle Kinder war ein eigener 
Waschraum eingerichtet, in dem jeder Windelwechsel vorgenommen wurde. Be- 
schmutzte Windeln wurden sofort in Desinfektionsflüssigkeit getan, das Gesäß des 
Kindes, die Hände der Pflegerin und des Kindes mit Antisepticis gewaschen; all das 
besorgte eine besondere Pflegerin, die mit der Fütterung der Kinder nichts zu tun 
hatte. Die Nahrung der Säuglinge wurde in einer besonderen Speisekammer aufbewahrt 
bis zum Moment der Fütterung. Kinder, die erbrachen, wurden sofort isoliert, gebadet, 
neu gekleidet, die Milchnahrung wurde für mehrere Stunden ausgesetzt, der Mund wurde 
häufig mit Boraxlösung gewischt; die Wäsche wurde desinfiziert. Verf. ist überzeugt, 
daß sowohl in Säuglingsheimen als auch in der Einzelpflege Brechdurchfälle durch ent- 
sprechende Reinlichkeit völlig ausgeschaltet werden können. Leider ist nicht zu er- 
sehen, ob wenig oder viel junge Säuglinge verpflegt wurden, auch nicht, ob alle künst- 
lich ernährt waren. Ibrahim (Jena). 
Marfan, A. B.: La diarrhée commune des nourrissons élevés au lait de vache. (Der 
Durchfall der mit Kuhmilch genährten Kinder.) Nourrisson Bd. 8, Nr. 2, 8. 81—106. 1920. 
= Verf. gibt eine ausführliche, sehr anschauliche Beschreibung des Durchfalles 
der Flaschenkinder und beschreibt ein Krankheitsbild, das etwa zusammenfällt mit 
unsern Krankheitsbildern der akuten Dyspepsie und Intcxication, sei sie alimentärer, 
parenteraler oder enteraler Genese. Er unterscheidet dabei in der Hauptsache zwei 
Formen, die Diarrhöe mit schleimig zerfahrenen Stühlen, die etwa unserer Dyspepsie 
entspricht, und die Diarrhöe mit wässerig spritzenden Stühlen (schwerere Form, In- 
toxikation). Unter die letztere Gruppe rechnet er auch jene Fälle, die Eiter zeigen, 
mit Tenesmen und geringen Blutspuren in den Stühlen einhergehen, oft mit einer 
Bronchitis kombiniert — also eine Gruppe von Störungen, die bei uns in Deutsch- 
land teils als parenterale, teils als echte enterale Infektionen aufgefaßt werden. Unter 
dem Begriffe der Diarrhöe finden sich aber bei Marfan endlich auch jene Krank- 
heitsbilder, die nach wiederholten Schüben allmählich in das Bild der Dekomposition 
(Athrepsie) übergehen (chronische Dyspepsie). Das Bild der schweren Intoxikation 
wird ausführlich und außerordentlich anschaulich ganz in unserem Sinne beschrieben. 
Pathologisch-anatomisch weist Marfand auf die häufigen Befunde der Follikel- 
schwellung und Hyperämie im Dickdarm hin, die wir mehr für die echten enteralen 
Infektionen (Colitis) anerkennen wollen. Ausführlich behandelt er den bakteriellen 
Teil, wobei er 3 bzw. 4 verschiedene Typen unterscheidet: Einmal die leichten Fälle, 
wo man nur im großen ganzen die normale Flora antrifft. Auch der Bacillus bifidus 


— 25 — 


ist noch meist, wenn auch selten, nachweisbar. In der zweiten Gruppe wird die bak- 
terielle Flora schon verändert angetroffen. Es herrschen vor der Bacillus mesentericus 
vulgaris, Proteus, Perfrigens, Coli. Der Bacillus bifidus verschwindet völlig, und endlich 
findet man in den schwersten Fällen nur die Coligruppe, das Bact. lactis aerogenes 
und den Bacillus acidophilus, Befunde, die im wesentlichen sich mit unseren An- 
schauungen decken. Endlich kommen auch Fälle vor, wo völlig artfremde Bakterien 
auftreten. Ob hier aber echte enterale Infektionen vorliegen, wie viele meinen, darauf 
möchte sich Marfan nicht unbedingt festlegen. Er hält diese Frage noch nicht für 
spruchreif. In einzelnen Fällen findet sich ein Eindringen der Bakterien in die Schleim- 
haut und in die Submucosa. Das Blut wird von ihm in den meisten Fällen steril ge 

funden. Doch erwähnt er gegenteilige Befunde französischer und deutscher Autoren, 
wie z. B. die von Czerny-Moser. Ätiologisch unterscheidet er primäre und sekun- 

däre Diarrhöen. Die sekundären entsprechen denen, die wir im allgemeinen als paren- 
terale Dyspepsien bezeichnen, die also im Verlaufe von Infektionen (Grippe, Pneumonie, 
Lues) vorkommen. Die primären sind wesentlich bedingt durch „geringe Anpassung 
des Säuglings an die artfremde Milch“. Besonders gefährdet sind nach ihm die ‚‚minder- 
wertigen“ Kinder (debile, syphilitische, Kinder mit alkoholischer oder neuropathischer 
Ascendenz). Öfter ist diese verminderte Anpassung auch erworben; besonders nach 
geheilten Störungen leichter Art bleibt oft monatelang eine Toleranzschwäche zurück. 

Er kommt dabei auf die Untersuchungen von Weil zu sprechen, der Kinder mit Milch- 
injektionen behandelte (‚„antianaphylaktische Methode“). Über eigene Erfahrungen 
verfügt er nicht. Die Ursache dieser Erkrankung sieht er 1. in der Überfütterung, 
‘und 2. in Milchveränderungen. So hält er z. B. die Milch der Kühe nach der Kalbung 
für ungeeignet. Ebenso meint er, daB während der Trächtigkeit der Kuh die Milch 
toxisch wirken kann. Auch die Fütterung der Kühe spielt eine große Rolle. So kann 
die Fütterung des Viehes mit Trebern, keimenden Kartoffeln und giftigen Pflanzen 
(Colchicum, Eisenhut, Mohn u. a.) die Milch giftig machen. Auch die Fütterung von 
Abfällen kann nach Verf. nachteilig auf die Milch wirken. Endlich kommt noch die 
bakterielle Milchzersetzung hinzu, besonders im Sommer, und er denkt speziell an 
den Bacillus subtilis und die Proteolyten, sowie den Proteus vulgaris und den Bacillus 
faecalis alcaligenes. Neben diesen beiden äußeren Ursachen wirken auch interne 
Ursachen ein, und er denkt dabei besonders an die geringe Widerstandsfähigkeit des 
kindlichen Darmes, an die Zeit der Zahnung und an den Einfluß der Hitze auf die 
fermentativen Kräfte im Darm u. a. Am Schluß kündigt er für eine zweite Abhandlung. 
über die Behandlung dieser Störungen an. Rietschel. 

Cassel: Die Folgen der Unterernährung im allgemeinen bei Kindern. Zeitschr. 
f. ärztl. Fortbild. Jg. 17, Nr. 8, S. 213—221. 1920. 

Allgemeiner Überblick über die Frage der Unterernährung. Eine Unterernährung 
kommt zustande 1. durch mangelhafte Nahrungsaufnahme bei genügendem An- 
gebot; 2. durch mangelhaftes Angebot, also durch aufgezwungenen Hunger. Dabei 
kann die Ernährung a) sowohl quantitativ wie qualitativ unzureichend sein, b) quali- 
tativ ausreichend, aber quantitativ unzureichend, c) qualitativ unzureichend, aber 
quantitativ ausreichend sein. Verf. gibt an der Hand der Literatur ein klinisches 
Bild der echten Inanition der Säuglinge und der Kinder und behandelt im zweiten 
Teil besonders die Folgen der qualitativen Unterernährung durch Fehlen akzessorischer 
Ergänzungsstoffe in der Nahrung (Skorbut-Barlow, Keratomalacie, Mehlnährschäden). 
Auch die neuerdings aufgestellte Vermutung, daß die Rachitis eine Avitanimose sei, 
wird besprochen. Rietschel. 
Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 

Dold, H. und L. P. Huang: Experimentelle Beiträge zur Frage der Erkältungs- 
diarrhöe. (Inst. f. Hyg. u. Bakteriol., dtsch. Med.- u. Ingenieurschule, Shanghai.) 
Arch. f. Hyg. Bd. 89, H. 4, S. 168—174. 1920. 

Zur Klärung der Frage, ob plötzliche Abkühlungen (Erkältungen) der Haut, 


— 2X — 


besonders solche der Haut des Unterleibes für sieh allein Diarrhöen (richtige Emteritis, 
nicht nur vermehrte Peristaltik) hervorrufen können, hat Verf. Versuche an Kaninchen 
und weißen Mäusen angestellt. Bei 20 gesunden Kaninchen konnten durch plötz- 
liche und starke Abkühlungen des Unterleibes keine Diarrhöen erzeugt werden. Ebenso 
verhält es sich im allgemeinen bei gesunden weißen Mäusen. Bei solchen weißen Mäusen 
dagegen, deren Darmtätigkeit durch geringfügige Änderung der normalen Derm- 
flora (Verfütterung von Blastomyceten) in einen labileren Zustand versetzt worden 
war, traten in der Mehrzahl durch die Abkühlung Diarrhöen auf. In geringerem Grade 
war die Reizbarkeit des Darmes bei derartigen Tieren auch gegenüber psychischen 
Einflüssen erhöht. Bei mehrmaliger Wiederholung der Abkühlungsversuche an den 
gleichen Tieren trat eine Abnahme der Wirkung im Sinne einer Gewöhnung ein. Auf 
den Menschen übertragen, würden diese Versuche lehren, daß im Anschluß an plötz- 
liche Abkühlungen Diarrhöen vorwiegend bei solchen Personen auftreten, welche — 
infolge einer nervösen Anlage oder einer vorübergehenden, oft latenten Darmstörung 
(Änderung der Darmflora, latente Infektionen usw.) — eine abnorm gesteigerte Reiz- 
barkeit des Darmes besitzen. Calvary (Hamburg). 

Gregersen, Fr.: Atresia oesophagi. Hospitalstidende Jg. 63, Nr. 18, S. 36—39. 
1920. (Dänisch.) 

Oeso satresie bei einem ausgetragenen Kind einer luetischen Mutter, das am 7. Lebens- 
tage starb. Bei der Obduktion fanden sich keine Zeichen von Syphilis. Der teil 
des Oesophagus war erweitert und endete 4cm unterhalb der Incisura interarytaenoidea blind. 
Eine Fortsetzung in Gcstalt eines Bindegewebsstranges bestand nicht. Aus der Incisura dia- 
phragmatica ragte ein kleiner kegelförmiger hohler Zapfen hervor, durch den man in den Magen 


poau Larynx und Trachea waren normal entwickelt, es bestand keine Oesophagotracheal- 
istelL Erklärung der Genese der Mißbildung. Eitel (Charlottenburg). 


Ibrahim, J.: Zur Klimik der angeborenen Oesophagusatresie. K.orrespbl. d. 
Allg. ärztl. Ver. v. Thüringen, Bd. 49, Nr. 1/2, S. 28—29. 1920. 

Zwei Fälle; beide zeigten Einmündung des unteren Oesophagusabschnittes in 
die Luftröhre. Dies ist die häufigste Form der Mißbildung. Sie hat bisher eine absolut 
tödliche Prognose. Von praktischer Bedeutung könnte es sein, die Fälle, in denen keine 
Verbindung mit den Luftwegen besteht, von den anderen zu unterscheiden, da hier 
mehr Aussicht auf operative Heilung gegeben wäre. Der Beweis, daß eine Verbindung 
der unteren Speiseröhre mit den Luftwegen bestand, wurde in einem Fall dadurch 
erbracht, daß im Röntgenbild die obere Speiseröhre sich als völlig abgeschlossener 
Bliadsack einwandfrei darstellen ließ, und es gleichwohl gelang, im herausgewürgten 
Schleim Pepsin nachzuweisen. Den einfachsten und sichersten Beweis, daß eine Ver- 
bindung des unteren Speiseröhrenabschnittes mit den Luftwegen bestehen muß, 
sieht Verf. aber im Gasgehalt der Därme, der sich perkussorisch und röntgenologisch 
erbringen läßt. Bei völligem Verschluß der oberen Speiseröhre und Fehlen der Ver- 
bindung mit den Luftwegen müßten in den ersten Lebenstagen Magen und Darm frei 
von Gasen sein, wie das z. B. bezüglich des Darms bei Duodenalatresie mehrfach be- 
sehrieben wurde. — Das Röntgenverfahren ist vor Fehlschlüssen nicht gesichert. 
In dem einen Fall ergab sich die völlige Undurchgängigkert des oberen Oesophagus- 
blindsackes, die auch bei der Sektion gefunden wurde, nicht nur bei der Sonderunter- 
suchung, sondern auch aus den Röntgenbildern nach Fütterung von Baryumsulfat- 
aufschwemmung. Gleichwohl ließ sich später auch im Magen Baryum nachweisen. 
Offenbar war ein Teil des Baryums beim Würgen in die Luftröhre geraten, hatte sich 
aber, wie das Röntgenbild zeigt, nur zum kleinsten Teil in die Bronchien verteilt, hatte 
‚vielmehr durch die Oesophagotrachealfistel den Weg in den Magen gefunden. Ibrahim. 

Langmead, Frederiek: Notes of a case of oesophageetasis in am infamt, with 
radiograms. (Notizen über einen Fall von Erweiterung der Speiseröhre bei einem 
kleinen Kinde mit Radiogrammen.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 5, 
Sect. f. the study of dis. in children S. 43—49. 1920. 

16 Monate altes Mädchen. Geburtsgewicht betrug weniger als 2 kg. Würgen und 


— 207 — 


Erbrechen vom ersten Lebenstag, sogar vor der ersten Mahlzeit. 1 Woche gestilit. 
Bei künstlicher Ernährung obstipiert; andauerndes Erbrechen, meist 1 Stunde nach 
der Mahlzeit, nicht explosiv. Schlechtes Gedeihen. Nach dem 4. Monat wurde das 
Erbrechen seltener. Obstipation hielt an. Unmittelbar nach der Nahrungsaufnahme 
oft ungewöhnlich still, blaß, wie kollabiert, erholte sich nach dem Erbreohen. Gewicht 
mit 15 Monaten 7!/, kg. in den letzten Monaten erfolgte das sog. Erbrechen meist 
gleich nach dem Trinken; oft schien die Nahrung gar nicht in den Magen gelangt zu 
sein. Das Erbrochene bestand aus unveränderter Milch mit gelegentlichen Schleim- 
beimengungen. Gesunde Eltern und Geschwister. Das Kind bot nichts Krankhaftes 
dar, schrie aber beständig und wollte ständig gehätschelt oder gefüttert werden. Keine 
Magenperistaltik. Nach einer Wismutmahlzeit zeigte das Radiogramm eine hühner- 
eigroße sackartige Ektasie der Speiseröhre nahe der Cardia. Wismutbrei war von 
vornherein in kleinen Mengen in den Magen gelangt. Nach 3 Stunden war die Oeso- 
phagustasche noch nicht ganz entleert (Abbildungen). Dilatation mit Sonde glückte 
nicht, da die Sonden sich aufrollten. Das Oesophagoskop gelangte in Narkose ohne 
Schwierigkeit in den Magen. Es bestand kein organisches Hindernis. Ungebheilt ent- 
lassen. Verf. deutet den Fall als angeborenen Cardiospasmus und nimmt an, 
daß eine Hypertrophie der Cardiamuskulatur besteht, wie man sie beim Pylorospaamus 
am Pylorus zu finden pflegt. 

In der Diskussion gibt Parkes Weber ausführliche Literaturnachweise über kindlichen 
Cardiospasmus, Sutherland gibt zu bedenken, daß der Fall ebensogut als Lähmung wie als 
Krampf des unteren Ösophagus gedeutet werden könne. Cameron empfiehlt die Anwendung 
eines mit Quecksilber gefüllten Magenschlauches, der durch sein Gewicht in den Magen gleitet. 

Ibrahim (Jena). 

Haverschmidt, J.: Einige Beiträge über Pylorospasmus. Nederlandsch maandschr. 
voor geneesk. Jg. 9, Nr. 2, S. 65—84. 1920. (Holländisch.) 

Haverschmidt berichtet über 43 von ihm behandelte Fälle von Pylorospasmus. 
Ohne zu bezwecken, die Bedeutung der nur einmal angewendeten operativen Behand- 
hıng zu verkleinern, bespricht er ausführlich die in allen anderen Fällen angewendete 
interne Therapie, wobei er 2 Todesfälle zu vermelden hat. Man erwarte von dieser 
Behandlung nichts anderes, als dem Patienten über die Gefahren der unvermeidlichen 
schweren Periode seiner Krankheit hinwegzuhelfen, in dem festen Vertrauen, daß wir 
es hier mit einem Leiden zu tun haben, das von selbst zum Stehen kommt. Den Einfluß 
von Heilmitteln schätzt er gering ein. Man rechne auf eine Krankheitsdauer von min- 
destens 2 Monaten, die Krankheit kann jedoch auch 3—6 Monate dauern. Eine Er- 
nährungstherapie, mit Selbstvertrauen und Ausdauer angewendet, muß hier unsere 
Aufgabe sein, und man lässe sich nicht zu sehr beirren durch ziemlich starke, anfäng- 
liche Gewichtsabnahme, die bald zum Gewichtsstillstand führt, der 4—6 Wochen 
dauern kann. Ernährung mit Sonde und Verabreichung von Salzlösung auf enteralem 
Wege war, bei Nahrungsverweigerung, vereinzelt nötig. Ferner wurden Excitantia, 
wenn erforderlich, nicht gespart. Im allgemeinen machte auch H. die Erfahrung, daß 
die an Pylorospasmus Leidenden große Widerstandskraft haben. Die von ihm an- 
gegebenen Gewichtszahlen der verschiedenen Säuglinge weisen jedoch darauf hin, daß 
die Entwicklung sehr ernstlich gehemmt wird. Was die Ernährung anbetrifft, stand 
die Muttermilch, allein oder in Verbindung mit Buttermilch, wohl im Vordergrunde, 
nur ein einziges Mal wurde ausschließlich Buttermilch besser vertragen. Kuhmilch 
wurde nur gegeben, wenn das Kind schon älter war oder in den leichteren Fällen. 
Auch mit Eiweißmilch als Zugabe ist H. zufrieden. Die Ernährungstechnik war die 
gebräuchliche, nämlich die der häufigen, kleinen Portionen, die mit einem Löffel 
gegeben werden. H. gewinnt bei dem Studium seines Materials den Eindruck, daß 
sich das Nervensystem der Pylorospasten später als mehr oder weniger gestört erweist, 
und mit Czerny, Keller u. a. deutet er auf die ungewöhnliche Labilität auf dem 
Gebiet der Verdauung des Kindes, das an Pylorospasmus gelitten hat, hin. Was die 
Diagnose anbetrifft: Peristeltik (in einem Fall Antiperistaltik) war in allen Fällen 


— 208 — 


vorhanden, aber ein deutlicher Tumor war nur bei einem Teil der Fälle fühlbar. Zum 
Schluß wird die Frage besprochen, welche Rolle die Stenose spielt und inwiefern Hyper- 
trophie und Spasmus zusammenhängen; auf diese Frage wagt H. auf Grund der Be- 
obachtungen seiner Fälle keine Antwort zu geben. van de Kasteele (den Haag). 

Kretschmer: Über Atropinbehandlung des Pylorospasmus der Säuglinge. 
(III. med. Univ.-Klin., Berlin.) Therap. d. Gegenw. Jg. 61, H. 1, S. 15—16. 1920. 

Verf. berichtet über einen erfolgreich mit Atropin behandelten Fall von Pylorus- 
spasmus, bei dem besonders auffallend war die starke Hypertonie der Muskulatur, dieauch 
nach Abklingen des Pylorusspasmus bestand, und eine Miosis. Heinrich Davidsohn. FF, 

Kennedy. C. M.: A very early case of ileal intussusception following severe 
trauma in a boy aged six years. (Ein sehr frühzeitiger Fall von Intussuszeption 
des Ileums nach einer schweren Verletzung bei einem 6 Jahre alten Knaben.) Lancet 
Bd. 198, Nr. 19, S. 1008—1009. 1920. ` 

Der Knabe war überfahren worden und kam 4!/, Stunden nach dem Unfall wegen der 
Möglichkeit einer Darmverletzung zur Laparatomie. Dabei fand sich eine über einen Zoll 
lange Intussuszeption des Ileums. Reposition. Heilung. Calvary (Hamburg). 

Meyer, Justinus: Zur Kritik der Spitzyschen Operation der Nabelbrüche bei 
Säuglingen und Kindern. (Chirurg. Unw.-Klin., Jena.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 46, Nr. 22, S. 603. 1920. | 

Die Spitzysche Methode der Nabelbruchoperation wurde auch in der Lexerschen 

Klinik angewandt. Dabei ereigneten sich in verhältnismäßig kurzer Zeit 2 Zwischen- 
fälle. 
In dem einen Falle handelte es sich um ein 12jähriges Mädchen, bei welchem der Bruch 
ohne Eröffnung des Bauchfells nach unten konvex umschnitten wurde. Dabei entleerte sich im 
Strahl gelb gefärbte Flüssigkeit, Dieselbe entstammte einem Blasendivertikel (nicht obliterier- 
ter Urachus). . Abstopfen der freien Bauchhöhle, Ausschneiden des Stranges, Übernähung des 
Blasenstrumpfes mit Schleimhautkatgut- und seidenen Decknähten. Aufhängung des Blasen- 
scheitel an die Mm. recti. Tamponade, Heilung. Im zweiten Falle lag bei einem 4jährigen 
Knaben ein Nabeldottergangsdivertikel vor, das sich nur mit medianem Bauchschnitt heraus- 
präparieren ließ. Es mußte vom Ileum, in das es mit schräger Durchsetzung der Wand kurz 
vor der Deocöcalklappe einmündete, abgetragen werden. 

Auf Grund dieser beiden Erfahrungen, von denen besonders bei der ersteren nur 
durch die zufällig stark gefüllte Blase die Komplikation entdeckt wurde, ist man in 
der Lexerschen Klinik wieder zu dem typischen, links vom Nabel geführten Längs- 
schnitt zurückgekehrt. Stettiner (Berlin). 

Crowell, Bowman Corning: The dangers of ascariasis. (Die Gefahren der 

Ascaridenerkrankung.) Americ. journ. of the med. sciences Bd. 159, Nr. 3, S. 380 
bis 398. 1920. 
Aus den zahlreichen Beobachtungen, die Verf. hauptsächlich auf den Philippinen 
gesammelt hat, teilt er verschiedene Fälle von Ascaridenerkrankung mit, um die Schä- 
den, die die Ascariden dem Organismus häufig bringen, zu illustrieren. Einmal können 
sie durch ihre Massen — es wurden häufig 50 bis 75 Würmer, einmal sogar 220 bei 
einem Kinde gefunden — als mechanisches Hindernis wirken, ja einen vollständigen 
Darmverschluß hervorrufen. Bei der Autopsie wurden zuweilen die Würmer in 
der Bauchhöhle gefunden, wohin sie wohl durch eine rupturierte Darmwand oder eine 
perforierte Appendix gelangen. Besonders gefährlich werden die Ascariden durch 
ihre Wanderungen in die Gallengänge und die Leber (Berichte über mehrere solcher 
Fälle) oder in das Pankreas. Sie können auf diesen Wanderungen auch Infektionen 
verschleppen. Wahrscheinlich können ebenso wie bei Ratten, Mäusen und Meerschwein- 
chen auch bei kleinen Kindern die Larven der Ascariden Bronchopneumonien 
hervorrufen. Schließlich widmet Verf. eine ausführliche Besprechung den toxischen 
und reflektorisch-nervösen Erscheinungen bei der Ascariasis. Calvary (Hamburg). 

Cautley, Edmund: Chronic jaundice; congenital defect of the bile-ducts. (Chro- 
nische Gelbsucht; kongenitaler Defekt der Gallengänge.) Proc. of the roy. soc. of 
med. Bd. 13, Nr. 5, Sect. f. the study of dis. in children 9. 31—33. 1920. 

Ausgetragenes, anscheinend gesundes Brustkind, bei dom am 4. Lebenstage Ikterus auf- 


— 20 — 


trat. Stand im Alter von oa. 2 Monaten cinige Tage unter Beobachtung, war damals in gutem 
Ernährungszustand (Gewicht 4!/, kg) und zeigte Ikterus in wechselnder Intensität, scholische 
Stühle, Bilirubinurie und eine große Leber. Mit 10 Monaten (Gewicht 5,9 kg) zeigte das Kind 
die gleichen Erscheinungen, die Leber war größer, härter und höckrig geworden, die Milz war 
jetzt ebenfalls vergrößert und hart. Wassermann negativ. Tod mit 11?/, Monaten an Broncho- 
pneumonie. Die Sektion ergah obliterierten Hepaticus. Fehlen der Gallenblase und Leber- 
cirrhose. Diskussion. Eitel (Charlottenburg). 

Rusca, Carlo Lamberto: Contributo alla diagnosi dei tumori del mesentere 
nell’infanzia: cisti da echinoceceo isolata, suppurata in una bambina di sei anni, 
(Beitrag zur Diagnose der Tumoren des Mesenteriums bei Kindern: isolierte geeiterte 
Echinokokkuscyste bei einem 6jährigen Mädchen.) (Zst. clin. di perfez., Milano.) 
Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H. 3, 8. 159—177. 1920. 

6jähriges Mädchen fiebert selten seit einiger Zeit, hat Kopf- und Bauchschmerzen. 
Vor einem Jahr bemerkte man eine Abdominalgeschwulst im linken Hypochondrium; jetzt 
findet man eine Geschwulst am rechten Hypochondrium, zwischen dem Rippenbogen und dem 
Nabel. Die Abdominalwand ist hier vorgewölbt. Der Tumor hat die Größe einer Orange, ist 
rundlich, hart, gibt kein Hydatidenschwirren, sondern gedämpfteren Schall, ist beweglich, 
nicht schmerzhaft. Beim Anschwellen des Magens verschiebt sich die Geschwulst nach unten 
bei der Insufflation des Grimmdarms in die Tiefe. Mit der radiographischen Untersuchung 
zeigt sich der Tumor vom Verdauungskanal unabhängig. Im Blute eosinophile Zellen 14%. 
Laparatomie vorgenommen. Man fand eine Geschwulst im Mesenterium, in einer der ersten 
Dünndarmschlingen. Es wurden 6 cm des Dünndarms mit dem Tumor abgeschnitten. Die 
Geschwulst hatte eine vereiterte Echinokokkenblase gebildet. Die Komplementablenkungsprobe 
war positiv. P. Busacchi (Bologna). 


Konstitutionsanemalien und Stoffwechselkrankheiten, Störungen des Wachstums 
und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 


Pentagna, Oreste: Contributo all’etiopatogenesi delle sindromi endocrine. (Bei- 
trag zur Ätiologie und Pathogenese des endokrinen Symptomenkomplexes.) (Clin. 
pediatr., univ., Napoli.) Pediatria Bd. 28, Nr. 10, S. 455—471. 1920. 

Unter ungefähr 20 000 Kindern, die der Untersuchung unterzogen wurden, be- 
fanden sich 115 mit Erscheinungen einer Dysfunktion des endokrinen Organsystems. 
(8 Fälle mit Myxödem, 52 mit Myxidiotie, 1 mit Unterfunktion des Nebennieren- 
apparates, 41 mit mongoloider Idiot, 13 mit pluriglandulären Störungen.) Unter 
diesen war in 46%, kongenitale Lues gesichert, zum Teil durch die Anamnese, zum Teil 
durch die Untersuchung des Blutes auf die Reaktionen nach Wassermann und 
Noguchi. In nur 23,4%, konnte Lues ganz ausgeschlossen und andere ätiologische 
Momente, wie Alkoholismus, erbliche endokrine Erkrankungen und Störungen der 
Schwangerschaft angeschuldigt werden. Aus diesem Prozentverhältnis erscheint der 
SchhißB berechtigt, daß die luetische Infektion von großem Einfluß ist auf die Ent- 
stehung der endokrinen Dysfunktion. Wahrscheinlich aber handelt es sich hier nicht 
um eine direkte luetische Manifestation, sondern um eine Einwirkung des luetischen 
Giftes während des Embryonallebens, durch die das endokrine Organsystem in seiner 
Anlage geschädigt wird. E. Friedberg (Freiburg). 

Schaps: Beitrag zur Diathesenlehre. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 21, 
8. 573—574. 1920. 

Verf. schildert ein neues vielgestaltiges Krankheitebild, das von den verschieden- 
sten Zeichenkreisen bekannter Diathesen durchsetzt ist und das er in 100 Fällen seit 
Kriegsende bei Kindern aus dem mittleren Bürgerstande im Alter von 2—16 Jahren, 
unter denen sich doppelt so viel Knaben als Mädchen befanden, beobachtet hat. Die 
Kinder traten in Behandlung wegen Affektionen der Haut und Schleimhäute, Nei- 
gung zu Durchfällen und Appetitlosigkeit und wegen allgemeiner nervöser Beschwerden. 
Objektiv zeigten sich wechselnd Blässe, mäßiges Fettpolster, schlaffe Muskulatur, 
hatonierte Augen, oft Glanzaugen, geringe Pupillenreaktion, Pharyngitis, Adenoide, 
vergrößerte Cervicaldrüsen, lebhafte Pharynx-, Bulbus- und Sehnenreflexe. Lunge und 
Beuchorgane o. B., Blut normal. Allen Fällen gemeinsam war ein Herzbefund: Ver- 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 14 


— 210 — 


breiterung nach rechts und systolisches Geräusch. Keine Reaktion auf Digitalis. Bei 
Vaguslähmung mit 5 Tropfen einer Lösung von Atropin. sulf. 0,01/20,0 (Dosis nicht 
überschreiten) Verschwinden des Herzbefundes und Besserung der subjektiven Be- 
schwerden und des Aussehens innerhalb 2 Wochen. Die naheliegende Erklärung dieser 
Atropinwirkung als Beseitigung einer Vagotonie weist Verf. zurück, da vagotonische 
Zeichen nicht vorhanden waren. Er glaubt vielmehr, daß die Erkrankung auf einer 
verschlechterten Nebennierensekretion beruht, so daß erst bei künstlicher Abdämpfung 
des Vagustonus die Sekrete der Nebennieren ihre Wirkung entfalten können. Er stützt 
sich dabei auf einen Versuch von Biedl, der beim Tier durch intravenöse Adrenalin- 
injektion erzeugte Blutdrucksteigerung nach vorangegangener Verminderung des 
Vagustonus durch Atropinisierung bereits bei viel geringeren Adrenalindosen eintreten 
sah. Die Hyposekretion der Nebennieren ist möglicherweise durch die Kriegsernährung 
hervorgerufen. Die Erkrankung wird als Diathese aufgefaßt, für die im Gegensatz zu 
den bekannten Diathesen in der Hypofunktion der Nebennieren eine anatomische resp. 
funktionelle Grundlage nachweisbar ist. Samelson (Breslau). 


Noeggerath, C. T.: Die Rachitis und ihre heutige innere Behandlung. Zeitschr. 
für ärztl. Fortbild. Jg. 17, Nr. 5, S. 131—136 u. Nr. 6, S. 166—171. 1920. 

Kurze Darstellung der gegenwärtigen Anschauungen über Klinik und Therapie 
der Rachitis. Orgler (Charlottenburg) “, 


Karger, P.: Zur Kenntnis der cerebralen Rachitis. (Univ.-Kinderklin., Berlin.) 
Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 1, S. 21—26. 1920. 

Die cerebralen Komponenten der Rachitis sind streng von den peripheren zu 
trennen. Peripher ist die Knochenrachitis. Zur cerebralen Rachitis gehört: die Motili- 
tätsstörung, der Schwachsinn, die rachitische Verstimmung (Überempfindlichkeit, 
Unempfindlichkeit), Geschmacksstörungen (williges Einnehmen von Lebertran), Spas- 
mophilie. Die Ultraviolettbestrahlung heilt zwar den Knochen aus, läßt aber die cere- 
bralen Komponenten unbeeinflußt; denn ‚diese geheilten Rachitiker hatten nach 
Abschluß der Behandlung nichts hinzugelernt“. Wie oft dieses beobachtet wurde, 
wird nicht gesagt. Zwei Kinder werden erwähnt, die !/, Jahr nach erfolgter Ausheilung 
noch nicht aufsitzen konnten. Die Verkrümmaung der Knochen entsteht nicht durch 
Belastung, sondern beruht auf der Bevorzugung bestimmter Muskelgruppen durch 
„pathologische einseitige Innervation“. Diese ist cerebralen Ursprungs. Die Be- 
kämpfung der Verkrümmung besteht in Übungstherapie, vor allem in baldmög- 
lichstem Auf-die-Beine-bringen, (wohl um die pathologische Innervation in physiolo- 
gische umzustellen. Ref.) Das Festwerden der Knochen darf man nicht abwarten, 
da nicht der rachitische Knochen, sondern das cerebral abnorme rachitische Kind 
behandelt werden muß. Huldschinsky (Charlottenburg). 


Apert, E. et Cambress6des: Döformations osseuses congénitales intenses avee 
rachitisme. (Schwere angeborene Knochendeformitäten mit Rachitis.) Arch. de méd. 
des enfants Jg. 23, Nr. 5, S. 265—272. 1920. 

Beträchtliche Knochendeformitäten besonders der Extremitäten, die schon bei 
der Geburt vorhanden gewesen sein sollen, bei einem 10jährigen Mädchen. Die Ver- 
änderungen sind, wie auch die Röntgenaufnahmen ergeben, zum Teil sicher rachitischer 
Natur. Das Becken hat die Form des osteomalacischen Beckens. Die Deformierungen 
der Hände und der Füße und gewisse Details in der Struktur der Epiphysen erinnern 
an die Dyschondroplasie von Ollier und endlich kommen plastische Deformierungen 
durch intrauterine Kompressionen in Frage. Die Verff. halten das Vorliegen einer 
Rachitis für sicher, lassen aber die Frage offen, ob diese auf angeborene Knochen- 
dystrophien andersartiger Natur aufgepfropft ist, oder ob die angeborenen Deformitäten 
alle von einer in das intrauterine Leben zurückreichenden Rachitis herrühren. Während 
der Gravidität bestand Hydramnion. Der Vater des Kindes lernte mit 6 Jahren laufen 
und zeigt ebenfalls schwere Knochendeformitäten, vor allem an den Tibien. ZLehnerdt. 


— 2il — 


Engel, St.: Die Rachitis, eine Verkümmerungskrankheit. (Kinderklin. u. Säuglings- 
heim, Dortmund.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 15, S. 383—385. 1920. 

Von der Hansemannschen Vorstellung der Bedeutung der Domestikation für 
die Rachitis ausgehend, führt Engel die Zunahme der schweren Formen der Rachitis 
darauf zurück, daß infolge der ungünstigeren Lebensführung die Schäden der ‚‚Miets- 
kasernendomestizierung‘“ jetzt erheblich stärker sich zeigen. Er faßt die Rachitis als 
einen Ausdruck der Verkümmerung auf. Orgler (Charlottenburg).“, 

Hess, Alfred F. and Lester J. Unger: The clinical rôle of the fat-soluble vita» 
min: its relation to rickets. (Die klinische Rolle des fettlöslichen Vitamins: seine Be- 
ziehung zur Rachitis.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 4, 8. 217—223. 1920, 

Die Verff. haben die Frage geprüft, ob die Rachitis eine Ausfallserkrankung ist 
ähnlich dem Skorbut. Das fettlösliche Vitamin ist nach McCollum, Osborne und 
Mendel nur tierischen Fetten und Blattgemüsen eigen, aber nicht den pflanzlichen 
Ölen. Versuche wurden gemacht: 1. durch Anhäufung von Milchfett, die Rachitis 
zu verhüten oder zu bessern; 2. durch Entziehung dieses Fettes (abgerahmte Milch) 
Rachitis zu erzeugen oder zu verstärken. Ferner wurde auch der Einfluß pflanzlicher 
und wasserlöslicher Vitamine (Spinat, Orangensaft) untersucht, vor allem ein Präparat 
„Krystalak‘ angewandt, das eine entrahmte Milch mit Zusatz von Baumwollsaatöl, 
Orangensaft, autolysiertem Knochenmark und Mehl darstellt. Ein Einfluß auf die 
Besserung oder Verschlimmerung der Rachitis konnte nicht nach- 
gewiesen werden. Als Maßstab der Rachitis wurde die Schwellung der Rippen 
benützt, die die Autoren systematisch untersucht und ausgebaut haben und in 6 ver- 
schiedene Grade bzw. Formen einteilen. Sie geben allerdings zu, daß der Rosenkranz 
nicht nur bei Rachitis, sondern auch bei kindlichem Skorbut beobachtet wird. — Eine 
weitere Versuchsreihe bezieht sich auf das Gewicht und Wachstum der Kinder. Trotz 
Anreicherung von fettlöslichen Vitaminen nahmen 4 Kinder nicht zu, erst bei Mehl- 
zulage stieg das Gewicht an. Ein rachitisches Kind nahm bei Spinat, reichlich Milch, 
Saft und Mehl nicht zu, erst bei Lebertran, der auch allein den Rosenkranz schwinden 
ließ. Eintziehung von fettlöslichem Vitamin führte zu keiner Verlangsamung des 
Längen- oder Massenwachstums. Die Tatsache, daß Negerkinder, die Milch aus der- 
selben Quelle erhalten wie weiße, viel häufiger und schwerer an Rachitis erkranken, 
spricht gegen die Avitaminosentheorie und die Nahrungstheorie überhaupt. Da 
fettlösliche Vitamin als antirachitisches Mittel zu bezeichnen, wie es Hopkins und 
Chick tun, ist daher nicht berechtigt. Die Kriegsernährung kann daher nur im Sinne 
des zu geringen Caloriengehaltes schädigend gewirkt haben und die in Österreich 
beobachteten skorbutähnlichen Fälle sowie die in Dänemark und Japan beschriebenen 
Fälle von Marasmus und Xerophthalmie dürfen nicht als Avitaminosen bezeichnet 
werden. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Tsehistowitsch, Theodor: Kindliche Osteomalacie. (Pathol.-anat. Inst. u. 
Kinderklin., Univ. Kasan.) Virchows Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. 


Bd. 227, S. 123—136. 1920. 

Mitteilung eines klinisch und pathologisch-anatomisch untersuchten Falles von Osteo- 
malacie bei einem 4 Jahre alten Kinde. Die Abgrenzung gegen die Rachitis (Vorwiegen der atro- 

hischen Prozesse, fibröse Umwandlung des Endosts, Fehlen der osteoiden Auflagerungen an 

der Diaphyse, Beckenerweichung mit herzförmiger Deformation, Fehlen der Kraniotabes und 
nur schwache Auftreibung der Rippenknorpel) wird erörtert. 

Die cystische Veränderung der Ovarien wird mit der Entstehung der Osteomalacie 
in Beziehung gebracht. Orgler (Charlottenburg).”, 

Sharpe, John Smith: The guanidine content of faeces in idiopathic tetany. 
(Der Guanidingehalt des Kotes bei idiopathischer Tetanie.) (Depart. of physiol., unw. 

ow.) Biochem. journ. Bd. 14, Nr. 1, S. 46—47. 1920. 

Im Hinblick auf die von Noel Paton und Findlay aufgestellte Theorie von der 
ätiologischen Bedeutung des Guanidins für die Entstehung der Tetanie, wurde im Kot 
gesunder und an Tetanie erkrankter Kinder auf Guanidin gefahndet. Zu dem Zweck 


2 14* 


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wurden je 30—50 g der feuchten Fäkalien mit 100 com Wasser gründlich verrieben 
und nach Zusatz von etwas Chloroform und Thymol in Pergamentsäckchen gegen 
200 ccm Wasser unter Kühlhaltung 3 Tage, und nach Erneuerung des Außenwassers 
nochmals 2 Tage dialysiert. Die Dialysate wurden zum Sirup eingedampft und NH,, 
K sowie überschüssiges Na mit Platinchlorwasserstoffsäure ausgefällt. Nach Ent- 
fernen der Pt mittels H,S und Verjagen des H,S durch Einengen wurden die organischen 
Basen durch gesättigte alkoholische Pikrinsäure gefällt. Es entstand sofort ein krystal- 
hnischer Niederschlag aus gelben, nadelspitzen Krystallen, die in Wasser sehr schwe: 
löslich waren und beim Umkrystallisieren aus Wasser lange Nadeln lieferten. Schmelz 
punkt 230°, N-Gehalt 25%. Beides entspricht den Werten für Dimethylguanidinpikrat. 
Kontrollanalysen mit Zusatz von Dimethylguanidin zeigten, daß bei dem Verfahren 
65%, der Base verlorengehen, die als Korrektur in Rechnung gesetzt werden können. 
In normalen Faeces von 6 Fällen fanden sich entweder nur Spuren Dimethylguanidins 
oder nur sehr geringe meßbare Mengen, 0,007% im. Durchschnitt. In 4 Fällen von 
Tetanie wurden durchschnittlich 0,0759, bezogen auf feuchten Kot, der Base erhalten. 
Der Tagesdurchschnitt der Dimethylguanidinausscheidung bei den Tetaniefällen 
betrug 0,018g. . Riesser (Frankfurt a. M.).’®, 

Vogt, H.: Säuglingsskorbut. (Kinderklin., Krankenh. Altstadt, Magdeburg.) 
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge Bd. 41, H. 4, S. 278—299. 1920. 

Verf. referiert über die neueren Anschauungen über die Pathogenese der Möller- 
Barlowschen Krankheit unter Ausblicken auf die experimentellen Untersuchungen 
auf diesem Gebiete. Der Säuglingsskorbut wird als eine Erkrankung aufgefaßt, die 
auf das Fehlen eines lebenswichtigen Bestandteiles der Nahrung zurückzuführen ist. 
Die Schwellungen beim Skorbut sind nicht nur auf periostale Blutungen zurückzu- 
führen, sondern beruhen auf Ödemen und blutig-seröser Durchtränkung der Weich- 
teile. In Zeiten, in denen Skorbutfälle auf der Abteilung auftreten, kommen bei im 
übrigen gesunden Kindern punktförmige Blutungen an der Zungenspitze vor. Dem 
Schattenband an der Schaftzonengre: ze im Röntgenbild kommt ein bedingter diagno- 
stischer Wert zu. Verf. hat nur Verminderung, nie Vermehrung von Blutfarbstoff 
und Blutkörperchen in seinen Fällen beobachtet. Es werden 9 Krankengeschichten 
mitgeteilt. Freudenberg (Heidelberg). 

Byfield, Albert H., Amy L. Daniels and Rosemary Loughlin: The antineuritie 
and growth stimulating properties of orange juice. (Über die antineuritischen und 
anwuchsfördernden Eigenschaften des Orangensaftes.) Americ. journ. of dis. of 
childr. Bd. 19, Nr. 5, S. 349—358. 1920. 

Orangensaft enthält Vitamine gegen Skorbut und Beriberi. Die antineuritische 
(Anti-Beriberi-) Komponente wirkt stimulierend auf den Anwuchs beim Säugling. 
Bei Verabreichung von 45 ccm Orangensaft pro Tag steigen prompt und steil die 
Gewichte an, steiler als etwa in Perioden mit nur 15 ccm Orangensaft oder ohne solchen. 
Durch Kaolin filtrierter Saft läßt diese Wirkung ebenso vermissen wie die antineuri- 
tische. Das antiskorbu’ische Vitamin hat keine wachstumsfördernde Wirkung. Die 
beiden Vitamingruppen sind scharf auseinander zu halten. Husler (München). 

Harris, Seale: Food conditions in Europe; with remarks on the etiology of 
pellagra. (Ernährungsbedingungen in Europa; mit Bemerkungen über die Ursache 
der Pellagra.) New Orleans med. a. surg. journ. Bd. 72, Nr. 8, S. 452—467. 1920. 

Harris berichtet auf Grund eigener Kenntnisnahme kurz über die Ernährungs- 
verhältnisse während des letzten Kriegsjahres in Frankreich, Italien, Österreich- 
Ungarn und besonders eingehend in Deutschland. Er macht Angaben über die sicht- 
bare Unterernährung, über die Entwicklungshemmungen der Kinder, um dann auf 
die Verbreitung der Pellagra einzugehen, die von manchen Seiten auf Unterernährung 
zurückgeführt wird. Er stellte fest, daß sie nirgends auftrat oder wo sie bestanden 
hatte, zunahm; im Gegenteil: in Italien ging sie während des Krieges auffällig zurück. 
Danach ist sie kaum als Unterernährungskrankheit zu betrachten. H. denkt daran, 


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daß sie durch ein filtrierbares Virus, das vielleicht durch Dunkelfelduntersuchung 
von Blut und Organen ermittelt werden könnte, verursacht wird. A. Loewy.” 


Heyn: Ein Fall von tödlichem Diabetes traumaticus nach Balgerei. Zeitschr. 
f. Medizinalbeamte Jg. 33, Nr. 6, S. 108—112. 1920. 

Bei einem eeen gesunden Knaben trat nach einer Balgerei, bei dem er Schläge auf 
den Kopf und einen Fußtritt in die linke Seite erhielt, eine Zuckerharnruhr auf; er starb etwa 
einen Monat nach dem Unfall im Coma diabeticum. Die pathologische Untersuchung ergab eine 
auffallende Verminderung der Langerha.nsschen Inseln und eine Verkleinerung der Bauch- 
speicheldrüse. Ob dieser Befund durch die Mißhandlungen verursacht war, konnte nicht ent- 
schieden werden. Das gerichtliche Gutachten nahm an, daß der Tod mit großer Wahrscheinlioh- 
keit auf die erlittenen Mißhandlungen zurückzuführen war. . Eisner (Berlin).=_ 

Wynhausen, 0. J. u. M. Elzas: Diabetes innocens. (Klin. d. H. Prof. P. K 
Pel, Amsterdam.) Arch. f. Verdauungskrankh. Bd. 26, H. 1—2, S. 33—52. 1920. 

Es werden 33 Beobachtungen von innozentem Diabetes mitgeteilt, der als renale 
Glykosurie gedeutet wird. Das Hauptkriterium sind die normalen Blutzuckerwerte 
in nüchternem Zustand. Je nach der Steigerung der Blutzuckerwerte nach Probe- 
frühstück unterscheiden die Verff. verschiedene Typen, die aber alle prognostisch 
vollkommen günstig sind bis auf einen beobachteten Fall von sog. Diplomelliturie 
bei einem 12jährigen Mädchen, wo neben der pathologischen alimentären Hyper- 
glykämie eine anscheinend renale Glykosurie bei gelegentlich normalen Blutzucker- 
werten gefunden wurde. Unter den beobachteten Fällen befinden sich im ganzen nur 
drei Kinder. Karl Kassowitz (Wien). 


Pugh, W. T. Gordon: Achondroplasia in a girl. (Chondrodystrophie bei einem 
Mädchen.) Lancet Bd. 198, Nr. 12, S. 658. 1920. 

Vorstellung eines 7jährigen Falles mit allen typischen Zeichen dieser Erkrankung. 

Huldschinsky (Charlottenburg). 

Haushalter, P.: Görodermie ehez un enfant. (Gerodermie bei einem Kinde.) 
Rev. neurol. Jg. 27, Nr. 1, S. 15—18. 1920. 

Ein 21/, Jahre alter Knabe zeigte seit Überstehen einer Pneumonie im ersten 
Lebensjahr eine Änderung seiner Züge: Auftreibung der seitlichen Schädelpartien, 
furchenartige Abgrenzung der Hinterhauptsgegend, Umgrenzung der Stirngegend 
durch eine vorspringende Leiste, auffallend große Ohren, hohen Gaumen und vor 
allem seniles Aussehen, gerunzeltes Gesicht, schlaffe Wangen, hängende Mundwinkel, 
schlaffe Haut des Halses, Brustkorbes und der Extremitäten. Hoden klein, Leisten- 
hernie. Rauhe Stimme. Intelligenz und Stimmung dem Alter entsprechend, ebenso 
Körperhöhe. — Weder dieser Fall noch die wiedergegebenen Fälle der Literatur lassen 
die Gerodermie, die sich manchmal auch mit Zwergwuchs kombiniert, ätiologisch 
geklärt erscheinen. Neurath (Wien). 


Eustis, Allan and L. R. De Buys: Presentation of a case of mixed hypothy- 
roidism sand hypopituitarism. (Vorstellung eines Falles von kombiniertem Hypo- 
thyreoidismus und Hypopituitarismus.) New Orleans med. a. surg. joürn. Bd. 72, 
Nr. 9, S. 526—529. 1920. 

15jähriges Mädchen, geistige und körperliche Entwicklung etwa einem 5jährigen ent- 
sprechend (keine Angabe über die Körpergröße) Muskelschwäche, unsicherer Gang, Fettsucht 
vom hypophyrären Charakter, trockne Haut, Enuresis, Obstipation. Entwicklung bis zu 
3 Jahren normal; im Anschluß an akute schwere „Magenstörung‘‘ Stillstand der Entwicklung. 
Schilddrüsenmedikation vom 10. bis 12. Jahre brachte erhebliche Fortschritte, speziell der 
Fettsucht und des Wachstums; seit Aussetzen der Behandlung steht letzteres still. Fontanellen- 
sehluß mit 13 Jahren. Erste Menstruation vor 1 Monat. Keine Behaarung der Axillen oder 
des Mons Veneris. 45% Lymphocyten. Radiologisch zeigte die Schädelbasis mit 10 Jahren 
nichts Besonderes. Zugleich mit der Schilddrüse war Hypophyse-Vorderlappensubstanz ge- 
füttert worden. Jetzt ist beabsichtigt, dreimal täglich 0,12 Extrakt aus Gesamthypophyse, 
0,06 Schilddrüsen- und 0,06 Ovarialextrakt zu verabreichen. Ibrahim (München). M 


Christian, Henry A.: Defects in membranous bones, exophthalmos and diabetes 
insipidus; an unusual syndrome of dyspituitarism. (Knochendefekte, Exophthal- 


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mus und Diabetes insipidus: ein ungewöhnlicher Symptomenkomplex bei Hypo- 
physenstörung.) Med. clin. of North-Americ. Bd. 3, Nr. 4, S. 849—871. 1920. 

Fünfjähriges Mädchen, Zangengeburt, keine Zeichen der Rachitis. Mit 
3 Jahren waren dem Kind die Zähne ausgefallen bei gleichzeitig bestehender Gingivitis, 
im Alter von 3!/, Jahren hatten sich ein zunehmender Exophthalmus beiderseits und 
die Zeichen von Diabetes insipidus ausgebildet. Dazu kamen Kopfschmerzen, Ab- 
nahme des Gehörs, Rückenschmerzen und Hyperhidrosis. Das Kind zeigte bei der 
Aufnahme schmutzig-braune Beläge auf Zunge und Rachenwand und mehrere pul- 
sierende Knochendefekte im Gebiet des Stirnbeins und der Schläfenbeine, hochgradigen 
Exophthalmus, Polyurie und Polydipsie. Röntgenaufnahmen ergaben das Vorhanden- 
sein sehr zahlreicher scharfrandiger Knochendefekte am Schädel, der wie „von Motten 
zerfressen‘‘ aussieht; der Türkensattel erscheint erweitert und abgeflacht. Auch an 
den Beckenknochen werden einige kleine Defekte durch die Röntgenstrahlen auf- 
gedeckt. Pituitrin (Parke Davis & Co.) subcutan (4 Tropfen 3 mal täglich) eingeführt 
hat einen wesentlichen Einfluß auf Polydipsie und Polyurie und führt zu normalen 
Verhältnissen, auch in der Konzentrationsfähigkeit. Hypophysensubstanz in anderer 
Form und Anwendung bleibt ohne’jegliche Einwirkung. Die Knochendefekte zeigen 
während eines halben Jahres Tendenz zum Fortschreiten, bleiben jedenfalls ebenso wie 
der Exophthalmus unbeeinflußt durch Pituitrin. In der Literatur konnten nur zwei 
ähnliche Fälle gefunden werden, beschrieben von Schüller (Fortschr. a. d. Geb. d. 
Röntgenstrahlen 1915—16), von denen der eine außer Knochendefekten und Exophthal- 
mus das Bild der Dystrophia adiposogenitalis, der andere Diabetes insipidus aufwies. 

Rasor (Heidelberg). 

Krankheiten des Blutes und der blutbildenden Organe. 


Stephan, Richard: Retikulo-endothelialer Zellapparat und Biutgerinnung. 
(Med. Klin., St. Marienkrankenh., Frankfurt a. Main.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 67, Nr. 11. S. 309—312. 1920. 

Praktisch und theoretisch wichtige Arbeit. Heilung schwerster akuter hämor- 
rhagischer Diathese durch Röntgentiefenbestrahlung der Milz. Diese Erfahrungen 
werden klinisch und experimentell weiter gestützt. Der Einfluß größerer Blutverluste 
auf das Gerinnungssystem des Blutes wird untersucht und die Bedeutung der Ferment- 
konzentration für den Gerinnungsablauf ermittelt. Methoden der Gerinnungsprüfung: 
Thrombocytenzählung, Bestimmung der G. Z. (Blutgerinnungszeit) und des G. B. F. 
(Gerinnungsbeschleunigungsfaktors), der im Normalserum konstant bei 1,4—1,8 liegt. 
Reizung der Milz durch Röntgentiefenbestrahlung wirkt auf das Gerinnungssystem wie 
Blutverlust, steigert also die Gerinnungsfähigkeit des Blutes. Diese Reizung des retikulo- 
endothelialen Zellapparates (Aschoff- Landau) in der Milz ist theoretisch die 
physiologische Methode der Blutstillung, ist praktisch ungemein wirksam und allen 
Medikamenten überlegen. Rö-Technik: Schwermetallfilterung, 28 cm F. H.-Distanz, 
Feldgröße W: 12 cm, Intensivreformapparat Veifa, 21/, M. A.-Belastung, 15 Minuten 
1/;, der in der Ca-Therapie üblichen Hauteinheitsdosis. Husler (München). 

Gram, H. C.: On de platelet count and bleeding time in diseases of the blood. 
(Über Blutplättchenzahl und Blutungszeit bei Blutkrankheiten.) (Med. clin., univ., 
Copenhagen.) Arch. of int. med. Bd. 25, Nr. 3, S. 325—332. 1920. 

Verf. arbeitet nach der Methodik von Thomsen. In ein graduiertes 5-com-Zentrifugier- 
röhrchen bringt man 0,5 com 10 proz. Natriumeitratlösung, läßt 4,5 ccm Blut aus der Vene gu- 
laufen, verschließt und schüttelt, läßt 1 Stunde ruhig stehen, um die Blutkörperchen zu sedi- 
mentieren. Das darüberschwimmende Plasma enthält die Plättchen in homogener stabiler 
Suspension. Mit der gewöhnlichen Leukooytenpipette wird hiervon ein Teil im Verhältnis 1: 20 
mit einer 9°/,, Natriumchlorid und 2°/,, Formhaldehyd, sowie eine Spur Brillantkresyl enthal- 
tenden Lösung verdünnt. Zählung nach !/,—1stündigem Stehen in der Thoma-Zeißschen 
Zählkammer, Auszählung von 10 großen Quadraten. Division durch zwei ergibt die Zahl in 
Tausenden auf 1 cmm Citratplasma. Normalzahl 200 000—500 000. 

Bei akuten Infektionen, Akromegalie fand Verf. gelegentlich geringere Zahlen. 
Bei hämolytischem Ikterus sank die Zahl unter 200 000. Gewöhnliche Anämien zeigten 


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normale oder etwas erhöhte Blutplättchenwerte, Perniciosa dagegen immer tiete 
Zahlen, bei Besserung höhere. Je näher die Erythrocytenzahl an die Norm herankam, 
desto mehr steigen auch die Blutplättchen. Auch bei der Iymphatischen Leukämie 
ließ sich im allgemeinen eine leichte oder mittlere Herabsetzung erkennen, bei myeloider 
waren die Resultate divergenter. Die Röntgenbestrahlung bei Leukämie bewirkt dies 
nicht, da niedrige Thrombocytenwerte auch ohne diese dabei vorkommen. Um die 
Beziehungen der Blutplättchen zur hämorrhagischen Diathese zu klären, hat Verf. 
die Biutungszeit nach der Dukeschen Methode bestimmt (Abwischen des Bluttropfens 
einer 2 mm tiefen Hautwunde alle 3 Sekunden; Normalzahl liegt zwischen 1—1!/, und 
4 Minuten). Die Blutungszeit ist verlängert bei perniziöser Anämie und einer Blut- 
plättchenzahl von 100—200 000. Je weniger Thrombocyten, um so länger die Blutungs- s 
zeit. In einem einzigen Falle war die Blutungszeit bei 60 000 normal, unter 100 000 
war sie sonst stark verringert. In 4 Fällen von Hämophilie mit normaler Plättchen- 
zahl war die Gerinnungszeit nicht verlängert. Differentialdiagnostisch ist die Blut- 
plättchenzählung für die Klassifikation der Anämie von Wichtigkeit. Jastrowitz. 

Ward, Gordon: Pre-leukaemia in infancy. (Präleukämie im Säuglingsalter.) 
Brit. journ. of childr. dis. Bd. 17, Nr. 193/195, S. 18—21. 1920. 

Stellungnahme zu einer Arbeit Martellis (Gazz. Internaz. di Med. 1919), betreffend 
die Frage der Abgrenzung der Anaemia splenica infantum oder von Jakschschen 
Pseudoleukämie von der echten Leukämie. Calvary (Hamburg). 

Gunewardene, T. H.: A case of leukaemia with scalp nodules. (Ein Fall von 
Leukämie mit Knötchen in der Kopfhaut.) Brit. journ. of childr. dis. Bd. 17, 
Nr. 193/195, S. 9—18. 1920. 

Knabe im Alter von 3 Jahren und 4 Monaten mit schwerer idiopathischer Anämie 
{11% Hämoglobin, 760 000 rote Blutzellen, 8400 Leukocyten) bessert sich unter Eisen- 
Arsenbehandlung im Laufe von 5 Wochen (61%, Hämoglobin und fast 3 Mill. rote 
Blutzellen). Dann bekommt er Masern. 3 Monate später bilden sich Knötehen 
in der Kopfhaut; im Blutbild zeigen sich — bei einem Hämoglobingehalt von 72% 
und 51/, Mill. roten Zellen und 13 000 Leukocyten — Myeloblasten. Als im weiteren 
Verlaufe Hämoglobin und rote Blutzellen zusehends abnehmen, wird wieder behandelt, 
und nun tritt unter fortschreitender Anämie Fieber auf, die Knötchen vermehren 
sich, ein weicher Tumor bildet sich in der Achselhöhle, ferner leichte Schwellungen 
an Knie- und Fußgelenken und unterem Femurende. Die Leukocytenzahl, die un- 
mittelbar vor Beginn der letzten Behandlung 69 000, darunter 86%, Myeloblasten, 
betrug, sank innerhalb 14 Tagen auf 7200. Exitus. Sektionsbericht. Die Knötchen 
der Kopfhaut bestanden aus dichten Anhäufungen von großen mononucleären Zellen, 
von denen einige eosinophile Granula enthielten. Im Knochenmark fanden sich 97% 
mononucleäre Zellen, die vom Verf. als Prämyeloblasten bezeichnet werden, neben 
3%, normalen roten Blutkörperchen. Dieselben Zellen enthielt die Milz in etwas ge- 
ringerem Verhältnis. Calvary (Hamburg). 


Intektionskrankheiten. 


© Jürgens, Georg: Infektionskrankheiten. Fachbücher f. Ärzte Bd. VI. Berlin: 
Julius Springer 1920. IV, 341 8. M. 26.—. 

Das Buch soll allen Ärzten, denen das Gebiet der Infektionskrankheiten fremd 
geblieben ist, als Wegweiser zur Förderung der Volksgesundheit dienen. Die Dar- 
stellung der einzelnen Infektionskrankheiten ist ausgezeichnet, die Krankheitsbilder 
kurz, aber sehr anschaulich beschrieben. Eine Reihe von Temperaturtabellen mit 
kurzen, den Krankheitsverlauf skizzierenden Schlagworten ist im Texte enthalten. 
‚Die im Kriege in den Vordergrund getretenen Krankheiten (Fleckfieber, Wolhynisches 
Fieber, Rückfallfieber, Weilsche Krankheit, Malaria usw.) werden entsprechend be- 
rücksichtigt. Die Tuberkulose ist nur vom Standpunkte der Möglichkeit der miliaren 
Tuberkulose aufgenommen, da das Bild derselben dem einer subakuten Infektionskrank- 


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heit entspricht. Der Verf. bringt ein eigenes Kapitel über Erkältung. Wenn es auch 
ihm nicht gelingt, dem Begriff Klarheit zu verschaffen, so erscheint es doch zweck- 
mäßig, daß die Frage besprochen wird. Das Buch kann als kurze Darstellung der 
Infektionskrankheiten bestens empfohlen werden. Schick (Wien). 

Guradze, Hans: Die akuten amsteckenden Krankheiten des Kleinkindesalters 
im Lichte der Statistik. Beitr. z. soz. Hyg. d. Säugl.- u. Kleinkindesalters Festschr. 
d. Dtsch. Vereirig. f. Säugl.-Schutz. S. 158—169. Verlag Stilke, Berlin, 1920. 

Statistische Zusammenstellungen über a) Mortalität und b) Morbidität und Leta- 
lität bei 1. Masern und, Röteln, 2. Scharlach, 3. Diphtherie und Krupp, 4. Keuch- 
husten berechnet für Berlin für die Jahre 1915—1918. Calvary (Hamburg). 

Brüning, Hermann: Zur Frage der Exantheme im Kindesalter. (Uniw.-Kınder 
klin., Rostock.) Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 17, Nr. 10, S8. 278—282. 1920. 

Fortbildungsvortrag. Schick (Wien). 

Degkwitz, Rudolf: Über Versuche mit Masernrekonvaleszentenserum. (Uni.- 
Kinderklin., München.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 25, H. 1—3, 8. 134 bis 
140. 1920. 

Bei 11 Gelegenheiten, wo ungemaserte Kinder der Maserninfektion ausgesetzt 
waren, wurden prophylaktische Injektionen mit Masernrekonvaleszentenserum vor- 
genommen. 25 ungemaserte Kinder, die so behandelt wurden, blieben ausnahmelos 
gesund, während andere, die derselben Infektionsgelegenheit ausgesetzt waren und 
nicht behandelt wurden, erkrankten. Das Serum wurde von lues- und tuberkulose- 
freien Kindern nach komplikationslosem Masernverlaufe am 7.—10. Tage nach der 
Entfieberung gewonnen. Zur prophylaktischen Injektion wurden 7—20 ccm Serum 
verwendet und möglichst frühzeitig nach stattgefundener Infektion injiziert. Versuche 
über Verwendung von Masernrekonvaleszentenserum zu Heilzwecken und über An- 
wendung von Erwachsenenserum sind erst im Gange. Lehndorff (Wien). 

Jahn, Rudolf: Über die Wiedereinführung der Anzeigepflicht bei Masern. 
Wien. klin, Wochenschr. Jg. 33, Nr. 13, S. 263—267. 1920. 

Die Sterblichkeit an Masern i in Wien hat in den letzten Monaten bedeutend zu- 
genommen. Von 115 Todesfällen im Zeitraum vom 1. Juli 1919 bis 31. Januar 1920 
fallen 103 in die ersten 5 Lebensjahre. Die Mortalität würde sich noch wesentlich er- 
höhen, wenn die verschiedenen Nachkrankheiten, die oft zum Tode führen, nicht allein 
als Todesursache angegeben, sondern in den Ausweisen noch der Nachsatz ‚post 
morbillos‘“ zu finden wäre. Die Mortalität an Masern übertrifft bei weitem die an den 
übrigen Infektionskrankheiten im gleichen Zeitraum. Die Erkrankung fordert, nament- 
lich im Kleinkindesalter die größten Opfer und Verf. verlangt daher zur Eindämmung 
dieser Seuche die Wiedereinführung der Meldepflicht, wodurch ein Erfassen der ersten 
Fälle möglich wäre. Es soll dadurch erreicht werden, daß die Kinder erst in einem spä- 
teren Lebensalter erkranken, wenn der Organismus widerstandsfähiger geworden ist. 
Die Bekämpfung der Masern muß auch vom Standpunkt der Tuberkulosen- 
fürsorge betrieben werden, da durch diese Erkrankung erwiesenermaßen die Wider- 
standsfähigkeit des Organismus gegen Tuberkulose herabgesetzt wird. Richard Chiars I, 

Brownlee, John: Public health administration in epidemies of measles. (Maß- 
nahmen der öffentlichen Gesundheitspflege bei Masernepidemien.) Brit. med. journ. 
Nr. 3094, S. 534—537. 1920. 

Aus einer Statistik über Masernfälle in Aberdeen und Glasgow in den Jahren 
1883—1902 geht hervor, daß die meisten Erkrankungen in das vorschulpflichtige Alter 
fallen. Trotzdem nimmt Verf. an, daß die größte Infektionsmöglichkeit erst durch 
den Schulbesuch gegeben ist. Dadurch, daß das an Masern erkrankte Schulkind seine 
jüngeren Geschwister im Hause ansteckt, ergeben sich die erwähnten Zahlenverhält- 
nisse. Die Mortalitätsziffer ist am höchsten bei den Kleinkindern, besonders hoch 
bei den einjährigen. Um den Erkrankungen der Kleinkinder, bei denen die Masern 
meist schwerer verlaufen, nach Möglichkeit vorzubeugen, schlägt Verf. sorgfältige 


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Überwachungsmaßnahmen vor. Haben an Masern erkrankte Schulkinder noch jüngere 
Geschwister, was in besonderen Listen zu vermerken ist, so sind diese jüngeren Kinder 
möglichst sofort aus dem Hause zu bringen (zu den Großeltern, Verwandten usw.). 
Eine frühzeitige Diagnose der Masern ist daher notwendig. Das früheste Symptom 
sind abendliche leichte Temperaturerhebungen und das Ödem der Conjunctiva. Für 
schwere Fälle, besonders mit „Suffokativkatarrh‘‘, empfiehlt Verf. die Hospitalbehand- 
lung. Auf die Augenpflege ist große Sorgfalt zu verwenden. Calvary (Hamburg). 

Stern, Georg: Über den Cholesterinspiegel im Bilutserum Scharlachkranker. 
(Unw.-Kinderklin., Rostock.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 25, H. 1—3, 8. 129 
bis 133. 1920. = 

Der Cholesteringehalt des Blutserums wurde colorimetrisch (Methode Auten- 
rieth und Funk) bei Scharlachkranken fortlaufend durch mehrere Wochen bestimmt. 
Es fand sich eine Hypocholesterinämie, die allmählich bis an die untere Grenze 
des normalen Wertes ansteigt, um auf diesem zu verbleiben. Lehndorff (Wien). 

Hutinel: Les scarlatines chirurgicales. (Scharlach bei chirurgischen Erkrankungen.) 
Bull med. Jg. 34, Nr. 19, S. 323—327. 1920. 

Zusammenstellung. zahlreicher Scharlachfälle, die nach Operationen und chirur- 
gischen Erkrankungen auf einer chirurgischen Station beobachtet wurden. Bei Brand- 
wunden, ferner bei Kontinuitätstrennungen der Haut infolge Operation zeigte sich in 
den meisten Fällen, namentlich dann wenn der Scharlach bis zu 2 Tagen nach der 
Operation auftrat, mehr oder weniger reichliche Eiterung und starke Verzögerung der 
Narbenbildung. Bei größeren Substanzverlusten der Haut (namentlich bei Verbren- 
nungen) beobachtete Verf. Nekrosen ähnlich wie bei den Rachennekrosen. Verf. will 
diese Nekrosen durch die schlechte Blutversorgung infolge der arteriellen Hypotension 
erklären (günstige Beeinflussung derselben durch Adrenalin!). In anderen Fällen sah 
er Bildung von Pseudomembranen. Bei Scarlatina nach Appendicitisoperation fiel 
auf, daß Peritonitis äußerst selten auftrat, obwohl eine heftige Lokalreaktion mit 
mächtiger Eiterung an der Wunde einsetzte. Bei plastischen Operationen am Gaumen 
oder Lippe machte ein sekundärer Scharlach durch die Nekrosenbildung der Wund- 
ränder und Nahteiterungen oft die ganze Operation illusorisch. Bei offenen chirur- 
: gischen Tuberkulosen trat auch vermehrte Eiterung und Bildung neuer Fisteln auf. 
Bei geschlossenen Drüsen- und Gelenkstuberkulosen wurden langdauernde höhere 
Temperaturbewegungen und Drüsenschwellungen namentlich im Mediastinum be- 
obachtet. Besonders deletär war der Scharlach bei vorangegangenen operierten Pleuri- 
tiden. Im allgemeinen war aber die Sterblichkeit der nachträglich durch Scharlach 
infizierten chirurgischen Fälle gering. Verf. schlägt zur Vermeidung derartiger In- 
fektionen 8tägige Isolierung vor Operationen und nach denselben vor. Witzinger. 

Mayet, H. et Ed. Laval: Les arthrites cervicales aiguës post-scarlatineuses, 
(Die akuten cervicalen postscarlatinären Arthritiden.) Buli. med. Jg. 34, Nr. 15, 
S. 251—252. 1920. 

. Bericht über einen Fall von eitriger Gelenkentzündung in dritten Halswirbelgelenk 
nach einem leichten Scharlach. Die Gelenkerscheinungen traten akut am 30. Tage 
der Erkrankung auf, leichte Fieberbewegungen waren immer vorhanden. Differential- 
diagnostisch wurde an Retropharyngealabsceß und Drüsenvereiterung gedacht. Erst 
Operation verschaffte Klarheit. Drainage, rasche Heilung. Wilzinger. 

Pugnat, Amédée: Deux nouvelles observations de diphtörie primitive de P oreille 
moyenne. (Zwei neue Fälle primärer Diphtherie des Mittelohres.) Bull. d’oto-rhino- 
laryngol. Bd. 18, Nr. 3, S. 81—83. 1920. 

Der erste Fall betrifft ein Kind von 3 Jahren, dessen Bruder eine eitrige, in 4 Tagen 
abheilende Mittelohrentzündung hatte, und der erst am 15. Krankheitstage in Behand- 
lung kam. Es besteht eitriger Ausfluß, nichts spricht für eine diphtherische Infektion, 
zumal auch in der Vorgeschichte Angina oder Schnupfen fehlen. Erst die bakterio- 
logische Untersuchung klärt die Diagnose. Diphtherieserum wirkt prompt. Die zweite 


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Beohachtung betrifft eine Gesangslehrerin von 48 Jahren. Beginn mit Taubheit, 
darauf 14 Tage lang fachärztliche Behandlung mit Lufteinblasungen, darauf Besserung 
des Gehörs. Nach 5 Tagen blutig-seröser Ohrenfluß, dem sich nach einer Woche starke, 
nach dem Warzenfortsatze ausstrahlende Schmerzen, Fieber bis 39° anschließen. 
Nach breiter Paracentese Anlegen von Kulturen. Es wuchsen Diphtheriebacillen. 
Heilung unter Serumbehandlung. Beide Fälle beweisen die Notwendigkeit der bakterio- 
logischen Untersuchung jeder Mittelohreiterung. Sie zeigen ferner, daß diphtherische 
Mittelohrerkrankungen zunächst günstig verlaufen können, bis eine Mischinfektion 
auftritt und die Prognose trübt. ot bereitet der Diphtheriebacillus den Eitererregern 
den Weg. Eckert (Berlin). 

- Cunnington, C. Willett: Perieardial effusion following the injection of anti- 
diphtheritie serum. (Perikardialer Erguß nach Injektion von Diphtherieserum.) 
Lancet Bd. 198, Nr. 19, S. 1009. 1920. 


Ein an Diphtherie erkrankter 10jähriger Knabe erhielt am vierten Krankheitstage eine 
Injektion von 7000 1.-E. Diphtherieserum. Herzbefund normal Nach 36 Stunden trat ein 
ae Erguß auf; die Dämpfung erstreckte sich links bis zur vorderen Axtillarlinie. 

eine Reibegeräusche. Puls 120, regelmäßig. Nach 10 Tagen schwand der Erguß. Die Diph- 
therie heilte ohne weitere Komplikationen ab. Kein SerumexAnthem. Calvary (Hamburg). 


-  L’immunit6 et la vaccination antidiphtsriques d’après les travaux récents. La 
réaction de Schick. (Immunität und Schutzimpfung gegen Diphtherie nach den n&uesten 
Arbeiten. Die Schicksche Reaktion.) Presse med. Jg. 28, Nr. 9, S. 86—87. 1920. 

Ausführliches Referat über die amerikanischen Arbeiten von Park und Zingher 
in dieser Frage. Keine eigenen Untersuchungen. Schick (Wien). 

Renault, Jules: Sur la diphtörino-r6action (Réaction de Schick). (Über die 
Diphtheriereaktion nach Schick.) Rev. internat. de méd. e. de chirurg. Jg. 31, Nr. 5, 
8. 18—19. 1920. 

Gelegeitlich einer Hausinfektion in einem Kinderspitale wurde bei einer großen 
Anzahl von Kindern die intracutane Diphtherietoxininjektion nach Schick vorge- 
nommen. (Intradermale Injektion von 0,1—0,2 ccm einer Toxinverdünnung, die 
1s der kleinsten tödlichen Dosis für ein Meerschweinchen von 250 g entspricht.) Aus 
den Erfahrungen an 281 Fällen werden folgende Schlüsse gezogen: Die Schicksche 
Reaktion ist von größter Bedeutung für die Epidemiologie und Prophylaxe der Di- 
phtherie. Individuen mit negativer Reaktion akquirieren nicht Diphtherie; nur solche 
mit positiver Reaktion sind dafür empfänglich, müssen aber nicht unbedingt daran 
erkranken, selbst wenn sie Bacillenträger sind. Bei Verwendung der Reaktion kann 
man die prophylaktische Seruminjektion auf die gefährdeten Kinder beschränken. 
Die Prüfung mittels der Schickschen Reaktion macht das Aufsuchen und die Iso- 
lierung der Bacillenträger nicht überflüssig, da solche sowohl positiv als negativ reagieren 
können. Lehndorff (Wien). 

Nasso, Ivo: Morte improvvisa in un easo di pertosse. (Unerwarteter Tod bei 
einem Keuchhustenfalle.) (Istit. di clin. pediatr., uniw., Napoli.) Pediatria Bd. 28, 
Nr. 8, S. 365—367. 1920. 

Ein 14 Monate altes, rachitisches Kind, das an einem unkomplizierten Keuchhusten litt, 
zeigte die typischen Anfälle, dabei auch oft krankhaftes Niesen. Gelegentlich eines Anfalles 
traten Konvulsionen und Apnoe ein, ohne daß therapeutisches Eingreifen den Tod verhindern 
konnte. Die Obduktion brachte keine Aufklärung bezüglich der Todesursache. Die Wahrschein- 
lichkeit spricht für Glottiskrampf auf spasmophiler Grundlage. Bei Verdacht einer solchen 
würde sich subcutane Applikation von Magnesiumsulfat empfehlen. Neurath (Wien). 

Mellin, Georg: Über die Frühdiagnose des Keuchhustens. Bordet-Gengou’s 
Keuchhustenbaecillus.. Finska Läkaresällskapets handlingar Bd. 62, Nr. 1—2, 
S. 78—82. 1920. (Finnisch.) 

Referierender Übersichtsartikel. Verf. befürwortet in Finnland die Einführung 
des dänischen Verfahrens, wo das staatliche Seruminstitut die Hustenplatten nach 
Ad. Meyer auf Verlangen liefert und dieselben nach der Infizierung auf den Bordet- 
Gengouschen Bacillus untersucht. Wernstedi (Malmö). 


— 219 — 


Reiche, F.: Keuchhustenkrämpfe. (Allg. Krankenh., Hamburg-Barmbeck.) Zeitschr. 
f. Kinderheilk., Orig. Bd. 25, H. 1—3, S. 28—63. 1920. 

Der Arbeit liegt das Material von 29, zum größten Teil auch anatomisch exakt 
untersuchten Keuchhustenfällen des Kindesalters zugrunde, in denen die Krankheit 
mit Konvulsionen einherging. Von dem ganzen Keuchhustenmateriale hatten von 
90 Kinder bis 21/, Jahren 23, von 46 der folgenden 2!/, Jahre 6 Krämpfe. Von ursäch- 
lichen Momenten der 29 Fälle fanden sich bakterielle Infektion der Hirnhäute, Tuber- 
kulose, meningeale Venenthrombose, Pneumonie, in 17 Fällen handelt es sich um 
echte Keuchhustenkrämpfe. Die Patienten kamen in frühen Krankheitsstadien zur 
Beobachtung, das Grundleiden der Pertussis war gewöhnlich recht schwer. Bei 3 Kin- 
dern trat Heilung ein. Oft bestand während der Krämpfe Pupillenstarre, Nacken- 
starre und Kernig fehlten. Tetanische Symptome wurden nie nachgewiesen. Die 
Spinalpunktion ergab öfters erhöhten Druck. Im ganzen ließ sich feststellen, daß 
die Keuchhusteneklampsie fast ausnahmslos mit einer aus der cytologischen Unter- 
suchung der Cerebrospinalflüssigkeit sich ergebenden, auch oft anatomisch bestätigten 
meningitischen Reizung bzw. Meningitis einherging. Der Liquor war steril. Es dürfte 
sich um eine essentielle Äußerung des schweren Grundleidens selbst, um eine K.-H.- 
Meningitis, nicht um eine Komplikation handeln. Die Krampfsymptome bei einer 
verhältnismäßig geringfügigen entzündlichen Alteration der Hirnhäute werden seitens 
eines Nervensystems sehr junger Kinder leicht zur Auslösung gebracht. Neurath. 

Apert et Flipo: Influence du sexe aux différents âges sur la gravité de la grippe. 
(Einfluß des Geschlechts in den verschiedenen Lebensaltern auf die Schwere der 
Grippe.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 36, Nr. 9, S. 321 
bis 324. 1920. 

Als Material dient die Statistik der Todesfälle der Stadt Paris für die Zeit vom 
15. IX. bis zam 30. XI. 18. Es zeigt sich, daß in allen Wochen des Zeitabschnittes 
die Anzahl der Grippetodesfälle des weiblichen Geschlechts regelmäßig etwa doppelt 
so groß ist wie die des männlichen. Eine Ausnahme macht lediglich das Alter von 
0—23 Monaten, das in der genannten Statistik nur wenig Grippetodesfälle, auf Knaben 
und Mädchen gleich verteilt, aufweist. Mit diesen statistischen Ergebnissen stimmen 
Beobachtungen überein, die die Verff. im Hospice Debrousse hinsichtlich des Verlaufs 
der Grippe bei Kindern von 5—15 Jahren machen konnten. Es erkrankten 17 Knaben, 
18 Mädchen. Kein Todesfall bei den Knaben, 3 bei den Mädchen. Der Durchschnitt 
der maximalen Temperaturen betrug bei den Knaben 38,9°, bei den Mädchen 39,6°. 
Von Komplikationskrankheiten verschiedenster Art wurden nur 1 Knabe, dagegen 
6 Mädchen betroffen. Schließlich wird noch erwähnt, daß im Gegensatz zu diesen Er- 
gebnissen die große Grippeepidemie von 1889—1890, wie aus der gleichen Statistik 
hervorgeht, ein gewisses Überwiegen der männlichen Todesfälle aufwies. Walter Lasch. 

Micheli, Ferdinando: Sull’ influenza (eziologia e patogenesi). (Über Influenza 
[Ätiologie und Pathogenese].) (Istit. di patol. spez. med., Firenze.) Policlinico, Sez. 
med. Jg. 27, H. 2, S. 45—74. 1920. , 

Der Pfeiffersche Bacillus (P. B.) ist nicht der primäre Erreger der Influenza: 
Die abnorm leichte Übertragbarkeit der Influenza übertrifft bei weitem die Kontagiosi- 
tät der bisher bekannten bakteriellen Infektionen. Der P. B. wurde nur außerordentlich 
selten im Nasenrachensekret gefunden, auch in dem Sekret der tieferen Luftwege war 
der Befund von P. B. bei den verschiedenen Wellen der Infektion keineswegs konstant; 
weder bei leichten noch bei schweren Fällen wurden die P. B. im Blut nachgewiesen. 
Auch in der influenzafreien Zeit wurden bei den verschiedensten Erkrankungen der 
Atmungsorgane P. B. gefunden. Die künstliche Übertragung von Reinkulturen auf 
Menschen und Affen ergab immer ein negatives Resultat. Niemals gelang es durch 
Injektion abgetöteter Kulturen Leukopenie hervorzurufen. Auch die anderen bei dieser 
Erkrankung gefundenen Bakterien — Pneumokokken, Streptokokken, Staphylo- 
kokken — sind nicht als das primäre Virus anzusehen. Dieses bisher unbekannte pri- 


— 220 — 


märe Virus muß die Eigenschaft besitzen, die Schleimhäute der oberen Luftwege für das 
Eindringen der obengenannten Keime besonders geeignet zu machen. Richard Chiari.™ 

Prell, Heinrich: Zur Ätiologie der pandemischen Grippe. Zeitschr. f. Hyg. u. 
Infektionskrankh. Bd. 90, S. 127—182. 1920. 

Verf. erörtert die gegen die Spezifität des B. influenzae bestehenden Bedenken 
(Fehlen in vielen klassischen Influenzafällen, Vorkommen nur bei einzelnen Erkran- 
kungsgruppen, sein Auftreten bei anderen Krankheiten, Vorhandensein von Kokken 
bei Influenza), und geht dann auf die Frage der Chlamydozoen (filtrierbaren Virus) 
als Erreger der Grippe ein. Verf. und Prell fanden perivasculäre Körnchen (Aemigmo- 
plasma Influenzae) im Lungensaft von Grippeleichen. Die Größe der Granula beträgt 
ca. 0,3—0,6 u. Ihre Gestalt ist variabel, teils rund, teils etwas unregelmäßig ohne 
erkennbare feinere Struktur. Die Granulae liegen zu Komplexen vereinigt. Einzelne 
Körnchen sind gelegentlich von einem Hofe umgeben. Die ca. 50 u langen Komplexe 
liegen extracellulär, langgestreckt zwischen Bindegewebszellen eingelagert. Das 
Fehlen anthrakotischer Körnchen in diesem Komplex, ihre relativ einheitliche Größe 
und ihr färberisches Verhalten läßt Verf. ihre Deutung als Fremdkörper, andere 
Momente diejenige als Kernfragmente oder Eiweißkoagula ablehnen. Er hält sie für 
die mutmaßlichen Erreger, wofür auch das kulturelle Verhalten spräche. Es trat in 
flüssigen Medien (Bouillon) nach 2—3tägiger Bebrütung eine leichte Trübung auf. 
Die Kultur zeigte dann stark lichtbrechende Körnchen, die zum Teil in Diploformen, 
in älteren Kulturen, zum Teil in Gruppen vereinigt waren. Weiterimpfung gelang 
nicht, jedoch die Färbung nach Haidenhain, nach Giemsa, mit Carbolfuchsin. 
Bei einigen nicht Grippekranken fanden sich auch diese Körnchen im Blute, was mit 
der Möglichkeit erklärt wird, daß die Grippe die Tendenz habe, chronisch zu werden. 
Ein gelegentliches Versagen bei Grippe wird als technischer Fehler gedeutet. Verf. 
fand bei positiver Grippe in 60%, bei Vergleichsblut in 30%, diese Körnchen, was auf 
Überstehen einer Grippe zurückzuführen sei. Verf. hat mittels intraperitonealer Impfung 
Versuche an Kaninchen, Meerschweinchen und Ratten angestellt, nur ein Meerschwein- 
chenversuch war positiv. Im ganzen sei bei Grippe die Vermutung einer Chlamydozoen- 
seuche begründet. Die gezüchteten Grippekörnchen stellen noch nicht zweifelsfrei 
den Erreger dar, wohl aber seien die im Körper der Kranken vorkommenden Granula 
für Grippe charakteristisch. Jastrowitz (Halle). 

Schwalbe, J.: Zur Verhütung und Behandlung der Grippe. Eine Umfrage bei 
den deutschen Klinikern. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 12, S. 326—327. 1920. 

Die Umfrage erstreckte sich auf folgende sechs Punkte: 1. Findet eine Verbreitung 
der Grippe durch Kontaktinfektion von Mensch zu Mensch statt? Diese Frage wurde 
allseitig bejaht. 2. Maßnahmen zur Verhinderung der Verbreitung der Grippe. Die 
Vorschläge erstreckten sich auf Isolierung der Kranken, Verbot von Menschenansamm- 
lungen, sorgfältige Mundpflege. 3. Sind interne Mittel, wie namentlich Chinin und 
seine Derivate imstande, prophylaktisch zu wirken? Diese Frage wird von Romberg 
und Fr. Müller strikt verneint, von Schittenhelm und de la Camp offen gelassen, 
von Deneke und O. Müller bezüglich des Chinins bejaht. 4. Können interne Mittel, 
z. B. Eukupin und Optochin den Eintritt von Pneumonie verhindern? Haben sich Stö- 
rungen nach Eukupin und Optochin gefunden? O. Müller hat namentlich beim Militär 
beobachtet, daß Lazarette, in denen frühzeitig Optochin gegeben wurde, bessere Re- 
sultate hatten als die anderen; jedoch kann trotz frühzeitiger Behandlung Lungenent- 
zündung eintreten (Klemperer und Schittenhelm). Nebenwirkungen sind bei 
vorsichtiger Anwendung fast nie beobachtet worden. 5. Beeinflussen innere Mittel 
und das Grippeserum den Verlauf der Lungenentzündung und der Influenza überhaupt ? 
De la Camp, Schittenhelm und Matthes haben nach Verabreichung von Eukupin 
und Optochin gemilderten und abgekürzten Verlauf der Lungenentzündung gesehen, 
Stintzing nach Verabreichung von Chinin und Trypaflavin. Mit Grippeserum wurden 
von Fr. Müller, O. Müller und Gerhardt keine, von anderen Autoren vorübergehende 


— MI — 


Erfolge erzielt. Deneke sah günstige Erfolge nach intravenöser Injektion von 50 com 
Rekonvaleszentenserum. 6. Ist die Anwendung von Herzmitteln, insbesondere Digi- 
talis, Coffein, Campher schon im Beginn jeder schweren Influenzaaffektion, namentlich 
Pneumonie, angezeigt? Fr. v. Müller und Minkowski halten die genannten Mittel 
unwirksam zur Vorbeugung gegen spätere Herzschwäche, die hauptsächlich auf Vaso- 
motorenlähmung beruht, nur Campher in großen Dosen zeigte sich wirksam; v. Rom - 
berg, Deneke, E. Meyer, Penzoldt und die meisten anderen Autoren dagegen 
geben frühzeitig Herzmittel, v. Krehl, v. Bergmann und Klemperer erst dann, 
wenn der Kreislauf sich verschlechtert; v. Strümpell empfiehlt Strychnin. Alle Au 
toren stimmen darin überein, daß in den schwersten Fällen alle Mittel versagen. 
Erich Leschke (Berlin). 
Greenberg, David: Some unusual symptoms and signs observed in the last 
influenza epidemie. (Einige ungewöhnliche Symptome und Zeichen, während der 
letzten Influenzaepidemie beobachtet.) Med. rec. Bd. 97, Nr. 5, S. 188—190. 1920. 
In einem der mitgeteilten Fälle erkrankte ein 6jähriges Mädchen, dessen Bruder 7 Tage 
zuvor Influenza hatte, mit Kopfschmerzen, Halsschmerzen, Fieber und zweimaligem Erbrechen. 
Nach 4 Tagen Leibschmerzen und reichlicher blutiger Stuhl. Am 5. und 7. Tag Wiederholung. 
der Darmblutung; über dem linken Unterlappen entwickelte sich eine Pneumonie, die vom 
9. Tage an in Lösung überging. Aufhören der Darmblutungen. Im Sputum kein Blut, einige 
Staphylokokken und Streptokokken, keine Influenzabacillen. K. Hirsch (Berlin). 


Ginsburg, Solomon: Reflex phenomena in a recent series of influenza cases. 
(Reflexphänomene in einer frischen Serie von Influenzafällen.) Med. rec. Bd. 97, 
Nr. 3, S. 988—100. 1920. 

Dieselben finden sich, visceromotorischer oder viscerosensibler Natur, im Nacken, 
Brust, Abdomen, Rücken fast konstant im Verlauf leichter Fälle von Influenzapleuritis 
und Pleuropneumonie, welche wahrscheinlich einem abgeschwächten Virus ihre Ent- 
stehung verdanken. Diese Schmerzen gehen häufig ein oder mehrere Tage der Ent- 
wicklung der Lungenaffektionen voran und sind daher diagnostisch von erheblicher 
Bedeutung. Unter den mitgeteilten 8 Fällen befinden sich auch 2 Kinder im Alter 
von 10 und 12 Jahren. K. Hirsch (Berlin). 

Economo, G.: L’encelalite letargiea. (Die Encephalitis lethargica.) Policlinico, 
Sez. med. Jg. 27, H. 3—4, S. 93—148. 1920. 

Die Grundlage der Arbeit bilden 13 klinisch genau beobachtete Fälle, deren 4 im 
Alter unter 16 Jahren standen. Das Bild war nicht das typische der Encephalitis, 
Beginn und Verlauf erinnerten an Influenza oder an Meningismus, charakteristisch 
war neben den akut einsetzenden, im allgemeinen transitorischen Augenmuskel- und 
Extremitätenlähmungen die Somnolenz, die die Bezeichnung als lethargische Encepha- 
litis berechtigt erscheinen läßt. Pathologisch-anatomisch fand sich bei den 4 zur 
Obduktion gekommenen akuten und den 2 im Stadium der Regeneration verstorbenen 
Fällen eine Polioencephalitis. Damit erscheint klinisch und anatomisch die Zusammen- 
gehörigkeit all dieser Beobachtungen erwiesen. Mikroskopisch fand sich eine klein- 
zellige Infiltration der Gefäßwände und des nervösen Parenchyms, besonders im Ge- 
biete der periventrikulären zentralen grauen Substanz mit geringerer oder stärkerer 
Beteiligung des Rindengraus und der distalen Teile der Oblongata und des Rücken- 
markes. Auch Formes frustes kamen zur klinischen Beobachtung. — Der klinische 
Verlauf der im jugendlichen Alter stehenden Fälle unterschied sich nicht von den 
anderen Beobachtungen. Neurath (Wien). 

Economo, C. v.: Zur Encephalitis lethargica. (Bemerkungen zum gleich- 
namigen Artikel G. Bernhardts und A. Simons’ in Nr. 22 ds. Zentr. 1919.) Neurol. 
Zentralbl. Jg. 39, Nr. 7, S. 218—220. 1920. 

Nach v. Economos Ansicht lassen die Beobachtungen Bernhardts und Si- 
mons’ auch andere Schlüsse zu als die von den Autoren gezogenen. Die Spezifität des 
Erregers’der Encephalitis lethargica scheint ihm gesichert (aus der Gruppe der Diplo- 
streptokokken). Das pathologisch-anatomische Gesamtbild ist ein sehr charakteri- 


— 222 — 


stisches. Die „Einheit des Krankheitsbildes“‘ ist allein schon durch das epidemische 
Auftreten der Krankheit erwiesen. K. Eskuchen (München).™, 

Bernhardt, Georg und Arthur Simons: Erwiderung auf vorstehende Bemer- 
kungen. Neurol. Zentralbl. Jg. 39, Nr. 7, S. 220—221. 1920. 

Die pathologisch-anatomischen Befunde bei der Encephalitis lethargica berechtigen 
nicht zur Annahme einer „besonderen“ Krankheit. Der Begriff der Enceph. leth. wird 
schließlich so weit gefaßt, daß er in dem der Encephalitis aufgeht. K. Eskuchen“, 
Levaditi, C. et P. Harver: Le virus de l’enc£phalite löthargique (Enc£phalite 

épidémique). (Das Virus der Encephalitis lethargica [Encephalitis epidemica].) 
Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 11, S. 354-355. 1920. 

Die Verff. haben Kaninchen und Affen mit Gehirnmaterial von an Encephalitis 
lethargica Verstorbenen intracerebral infiziert. Während die Affenversuche negativ 
ausfielen, starb ein Kaninchen am 8. Tage nach der Infektion unter Symptomen 
und pathologisch-anatomischen Erscheinungen der Encephalitis (Meningitis mit 
Mononucleären, perivasculäre Infiltration und Infiltration der Hirnrinde mit Poly- 
nucleären). Mit dem Gehirn dieses Tieres wurden weitere Kaninchen infiziert, bis 
es gelang, ein Passagevirus zu erhalten, das sich regelmäßig von Kaninchen zu Kanin- 
chen übertragen läßt. Es wird zu einem ‚Virus fixe‘, tötet die Tiere zwischen 4. und 
6. Tag nach Erscheinungen der Starrheit, Muskelkrämpfen und meningealen Reiz- 
symptomen (epileptiforme Anfälle) und typischen Gehirnveränderungen. . Hat das 
Virus eine größere Anzahl Kaninchenpassagen durchgemacht, so wird es auch für niedere 
Affen pathogen. Es läßt sich mit den gewöhnlichen Methoden nicht züchten, ist aber 
im Glycerin haltbar. Es passiert ziemlich leicht Chamberlandkerzen Nr. 1 und 3, 
ist also ein filtrierbares Virus. Kaninchen infiziert es entweder nach cerebraler oder 
nach intraneuraler Injektion. Impfung unter die Haut bleibt erfolglos. — Versuche 
zur Impfung mit getrocknetem Virus (wie bei Lyssa), zur Serumtherapie, Neutrali- 
sationsversuche mit Rekonvaleszentenserum Erkrankter, solche zur Differenzierung 
des Virus von dem der Poliomyelitis, sind im Gange. Sicher ist, daß das Poliomyelitis- 
virus von dem Virus der Encephalitis verschieden ist; denn das erstere ist für Kanin- 
chen apathogen. Hinweis auf ähnliche Versuche amerikanischer Forscher (Loewe, 
Hirschfeld und Strauss). Seligmann (Berlin).F® 

"Romano, Paolo Marrapodi: Contributo alla casistica dell’encefalite letargica 
nell’etä infantile. (Beitrag zur Kasuistik der Encephalitis lethargica im Kindesalter.) 
(Clin. pediatr., unw., Catania.) Pediatria Bd. 28, Nr. 8, S. 353—361. 1920. 

Der mitgeteilte Fall betraf ein 3 Jahre altes Kind, das gleich seinen Wohnungsgenossen 
an hochfebriler Influenza erkrankt war. Gleich in den ersten Tagen stellten sich cerebrale 
Symptome, Zwangsstellung der Beine, Ptosis, Mydriasis, tropide Pupillenreaktion, leichte 
Photophobie bei Fehlen von Hypertonie, Kernig, Babinski ein. Das Kind war sehr somnolent, 
narkoleptisch. Lumbalpunktion war von den Eltern nicht gestattet. Nach und nach besserten 
sich die Erscheinungen und das Kind heilte. 

Für die Annahme, daß das vorliegende Bild der Encephalitis lethargica nicht das 
einer selbständigen Krankheit ist, sondern auf die toxische oder infektiöse Wirkung 
des Influenzagiftes auf gewisse Hirnzentren zurückzuführen ist, dürfte ein zweiter, 
kurz mitgeteilter Fall sprechen, in welchem ein 7 Jahre altes Kind ebenfalls im An- 
schluß an eine die ganze Familie betreffenden Influenza sichere cerebrale Reizerschei- 
` nungen bot, ähnlich dem ersten Falle. Die Lumbalpunktion ergab klares, unter mäßig 
erhöhtem Druck stehendes, zellarmes Punktat. Auch dieser Fall heilte. Neurath. 

Comby, J.: L’encöphalite aiguë chez les enfants. (Die akute Encephalitis im 
Kindesalter.) Bull. et mém. de la soc. méd. des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 5, 6, 7, 
8. 161—165. 1920. 

Verf. vertritt nachdrücklich die Auffassung, daß e$ sich bei der Encephalitis 
lethargica nicht um eine neue Krankheit handelt. Er hat im Jahre 1907 25 Fälle 
von kindlicher, nicht eitriger Encephalitis eigener Beobachtung publiziert, ven denen 
8 die Symptome darboten, die heute als für die Encephalitis lethargica kennzeichnend 


— 223 — 


angesehen werden (Augenmuskellähmung und lethargischer Zustand). Diese 8 Fälle 
traten 6mal im Gefolge der Grippe auf, 1 mal nach der Impfung, 1 mal nach Keuch- 
husten. Das klinische Bild der Encephalitis acuta hängt von der Lokalisation des 
Krankheitsprozesses ab, der alle möglichen Hirnteile befallen kann. Sie ist eine häufige 
Krankheit des Kindesalters, kann primär auftreten oder im Gefolge anderer akuter 
Infektionskrankheiten. Anfangs wird sie fast immer für eine tuberkulöse Meningitis 
gehalten. Die Lumbalpunktion und der Verlauf klären die Diagnose. Sie kann zum 
Tode führen, ganz ausheilen oder auch motorische und psychische Störungen hinter- 
lassen, Ibrahim (Jena). 
Nob£&eourt, P. et Jean Paraf: Méningite cérébro-spinale chez un nourrisson. 
Début par arthrite. Mort par abcès du cerveau. (Meningitis cerebrospinalis bei 
einem Säugling, Beginn mit Arthritis, Tod an Hirnabsceß.) Arch. de méd. des 
enfants Je. 23, Nr. 5, S. 297—302. 1920. 

Ein 6 Monate alter Säugling kam am 16. Fiebertage mit Rhinopharygitis, Bron- 
chitis und Diarrhöe zur Aufnahme. Nach leichter Besserung trat 4 Tage später eine 
Monarthritis des linken Fußes auf, unter Fiebersteigerung. Die vorgenommene Lum- 
balpunktion ermöglichte die Diagnose der Meningokokkenmeningitis. Intraspinale 
und intramuskuläre Injektionen von Meningokokkenserum (A-und B-Gemische) heilten 
die Arthritis, doch trotz großer Dosen, die auch intraventrikulär appliziert wurden, 
verschlechterte sich der Zustand, die Meningokokken persistierten, das Kind starb. 
Bei der Autopsie fanden sich keine meningealen Exsudate, jedoch hämorrhagisch ge- 
färbter Ventrikelinhalt und ein meningokokkenhaltiger Absceß im linken Hinter- 
hauptlappen. Neurath (Wien). 

Kaumheimer, L.: Progressive Muskeldystrophie nach (rezidivierender) Polio- 
myelitis. (Unter Berücksichtigung der Kombinationsfälle von Poliomyelitis und 
spinaler Muskelatrophie.) Zeitschr. f. Kinderheilk. Orig., Bd. 25, H. 1—3, 8.1 
bis 11. 1920. 

Über die Kombination von abgelaufener Poliomyelitis und spinaler Muskel- 
atrophie liegen bisher Mitteilungen von 48 Fällen vor, die eine stärkere Beteiligung 
des dritten Lebensdezenniums und eine noch stärkere des vierten Lustrums erweisen. 
Dfe anatomische Untersuchung hat bei beiden Krankheitstypen die gleiche Atrophie 
der nervösen Elemente erwiesen und die zeitliche Aufeinanderfolge beider Typen 
plausibel gemacht; das Vorkommen abortiver Poliomyelitisfälle ließ sogar häufiger 
als klinisch erweisbar, ätiologisch die Kombination bestehend erscheinen. — Die 
Kombination progressiver Muskelatrophie mit alter Poliomyelitis ist selten. Es wird 
über einen solchen Fall berichtet: 


Ein 7jähriger Knabe, der mit 1!/, Jahren eine klinisch gut beobachtete, in 3 Schüben 
(anfangs unter Fieber l. Bein, einen Monat später Schulter- und Rückenmuskulatur, 6 Wochen 
später Schluckstörung) verlaufene Poliomyelitis durchgemacht hatte, zeigte Atrophie der 
Schulter-, Rücken- und Brustmuskeln, dünne Arme, Verkürzung des l. Beines, Pseudohyper- 
trophie der Waden- und Gesäßmuskeln, watschelnden, hinkenden Gang, leeren schlaffen 
Gesichtsausdruck, herabgesetzte elektrische Erregbarkeit, keine Entartungsreaktion. Es be- 
stand also eine Mischung der juvenilen mit der pseudohypertrophischen Form der progressiven 
Muskeldystrophie. 


Da mit größter Wahrscheinlichkeit den primären Myopathien eine kongenitale 
Entwicklungsanomalie des Muskelapparates zugrunde liegt, handelt es sich im Gegen- 
satz zur Kombination alter Poliomyelitis mit spinaler Muskelatrophie in dem mit- 
geteilten Falle (und ähnlichen) nur um eine zufällige Kombination. Neurath (Wien). 

Ibrahim, J.: Über die Behandlung des Tetanus neonatorum mit subeutanen 
Injektionen von Magnesiumsulfat nach Falk. Korresp. Bl. d. Allg. ärtl. Ver. v. 
Thüringen 49, Nr. 1/2, S. 29—30. 1920. 

Bericht über 3 Fälle aus der Jenaer Kinderklinik. Ein schwerer Fall starb trotz 
Antitoxin und Magnesiumsulfat schr bald; ein leichterer Fall, der aber auch zu den 
Frühfällen gehört (Symptombeginn am 12. Lebenstag) heilte unter Anwendung von 
Antitoxin und kombinierter Magnesiumsulfat- und Chloralbehandlung, ein sehr schwerer 


— 224 — 


Fall, bei dem die Krampfzustände bis in die siebente Lebenswoche andauerten, schien 
geheilt, starb aber mit 10 Wochen unter Symptomen von Verdauungsstörungen. 
Hier waren nur Magnesiumsulfat und Chloralhydrat angewandt worden. Es wurde 
15—25 proz. Lösung injiziert, meist 3mal täglich bis zur Höchstdosis von 3 mal täglich 
0,75 Magnesiumsulfat; dabei wurde zweimal die Atmung sehr oberflächlich, ohne daß 
aber Calciumchloridinjektionen erforderlich wurden, die in den Fällen von Falk den 
Atemstillstand prompt beseitigten. Vereinzelte sterile Abscesse wurden in zwei Fällen 
beobachtet, und zwar nach Injektionen von 15proz. wie 25proz. Lösung. Das 
Verfahren verdient als symptomatisches Behandlungsmittel weitere Anwendung. 
Die Kinder müssen aber sehr individuell beobachtet und gepflegt werden. Ibrahim. 

Rodet, A., et S. Bonnamour: Sérothérapie de la fièvre typhoide. (Nouveaux 
faits cliniques.) (Serotherapie des Typhus.) Presse méd. Jg. 28, Nr. 9, S. 81—85. 
1920 


Beste Resultate bei Anwendung in den ersten 11 Tagen. Injektionen werden bis 
zu 6 im Abstand von je 48 Stunden vorgenommen, bis die Temperaturkurve in ihrer 
absteigenden Tendenz verbleibt, bei Rezidiven soll ganze Behandlung wiederholt 
werden. Dosis für erste Injektion 15—20 cem, bei den weiteren absteigende Mengen 
(10,5 ccm). Wirkung auf die Temperaturkurve: entweder jäher Abfall und wieder- 
ansteigen evtl. zur früheren Höhe oder Übergehen in eine allmähliche Lysis oder 
amphiboles Stadium. Verff. glauben, daß völliges Fehlen einer Temperaturbeeinflussung 
durch die Injektion die Diagnose Typhus ausschließt, insofern keine schwere Kom- 
plikation oder Mischinfektion besteht. Sofortige Entfieberung nach einmaliger Injektion 
tritt fast nie auf. Wirkung auf das Allgemeinbefinden, namentlich auf die cerebralen 
Erscheinungen ist äußerst frappant. Dagegen werden Diarrhöen und Milzschwellung 
nicht beeinflußt. Auffällig ist es, daß namentlich bei früh behandelten Fällen Rezidive 
sehr häufig sind. Darmblutungen und Perforationen werden vom Serum nicht beein- 
flußt, dagegen scheint ein günstiger Einfluß auf die Häufigkeit der Myokarditis nament- 
lich bei früh behandelten Fällen zu bestehen. Eine Kontraindikation gegen die An- 
wendung des Serums besteht nicht. Witzinger. 
Tuberkulose. | 

Lust: Die Tuberkulose als Kinderkrankheit. Zeitschr. f. Säuglings- u. Klein- 
kindersch. Jg. 12, H. 4, S. 169—178. 1920. 

Die Zunahme der Tuberkuloseinfektionen im Kindesalter, die sich während des 
ganzen Krieges fortdauernd mehr und mehr bemerkbar machte, hat bei Kriegsende 
eine besonders scharfe und plötzliche Aufwärtsbewegung erfahren. Die Zahl der tuber- 
kuloseempfindlichen Säuglinge und Kleinkinder der Heidelberger Kinderklinik stieg 
im Januar und Februar 1919 ruckartig auf eine Höhe, die nahezu um 50% mehr betrug 
als die der im gleichen Zeitraum des Vorjahres untersuchten. Es handelt sich bei 
dieser Feststellung wohl kaum um einen Zufall, sondern um die unmittelbaren Folgen 
der vielfach überstürzten Entlassung der Truppenbestände und die schnelle Auflösung 
der Lazarette, wobei auch zahlreiche, mit offener Tuberkulose behaftete Väter in 
ansteckungsfähigem Zustande zu ihren Kindern heimkehrten und so zur Quelle der 
Infektion wurden. Diese Erfahrung gibt Verf. erneut Veranlassung, auf die Notwendig- 
keit einer gesteigerten Tuberkulosefürsorge im Kindesalter und auf das auch heute noch 
unzweckmäßige Vorgehen vieler Tuberkulosefürsorgeorganisationen hinzuweisen, die 
die wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Entstehung und Verbreitung der Tuber- 
kulose als Volkskrankheit sich zum nicht geringen Teil noch allzu wenig zu eigen 
gemacht haben. Statt mit der Fürsorge im jüngsten Kindesalter einzusetzen, beschrän- 
ken sie sich vielfach noch in einseitiger und den augenblicklichen Erfolg überschätzender 
Weise mehr oder weniger ausschließlich mit der Lungenfürsorge beim Erwachsenen. 
Damit ist für das Kind, zumal in Anbetracht der vorsichtigen Auswahl für Heilstätten- 
kuren, recht wenig getan. Sollen die Infektionen im Kindesalter verhütet werden, so 
muß man ihre Quellen kennen und ihnen nachgehen. Sie finden sich wenigstens in der 


— 225 — 


Großstadt kaum weniger häufig als innerhalb des Hausstandes, außerhalb desselben. 
Dabei wird noch besonders auf die Gefahr der Masseninfektionen von Anstaltskindern 
durch tuberkulöses Pflegepersonal aufmerksam gemacht und die Forderung erhoben, 
daß dieses nicht nur bei der Einstellung, sondern auch weiterhin fortlaufend einen 
ärztlichen Nachweis gesundheitlicher Eignung zur Pflege von Säuglingen und Klein- 
kindern zu erbringen habe. Die mangelhaften Erfolge der Tuberkulosefürsorge sind 
zum nicht geringen Teil auf das vielerorts noch völlig getrennte Vorgehen der Säuglings- 
fürsorgeorganisationen einerseits und der Tuberkulosefürsorgeorganisationen anderer- 
seits zurückzuführen. Nur ein inniges Zusammenarbeiten beider kann weiterbringen, 
was dort am ehesten gewährleistet wird, wo Säuglings- und Tuberkulosefürsorgerin 
ein und dieselbe Person ist, am besten wo diese zur Familienfürsorgerin für alle Zweige 
der Wohlfahrtspflege geworden ist. Lust (Autoreferat). 

Grosser, Paul: Die Diagnostik der Kindertuberkulose. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 46, Nr. 14/15, S. 369—372. 1920. 

Verf. erörtert in seiner akademischen Antrittsvorlesung die Diagnostik des Primär- 
und des ersten Teiles des Sekundärstadiums der Tuberkulose. Die Schwellungen 
der Bronchialdrüsen müssen außerordentlich groß sein, bevor sie in irgendeiner Weise 
zu Erscheinungen auf der vorderen Brustwand Anlaß geben können. Wichtig 
ist das Symptom des exspiratorischen Keuchens und des klingenden Hustens. Sonst 
verdient noch das d’Espinesche Zeichen hervorgehoben zu werden (sonorer Tracheal- 
klang bei Auscultation der Brustwirbelsäule, wenn das Kind die Zahl 33 spricht). 
Bei aktiver Tuberkulose ist die Pirquetsche Reaktion in der Mehrzahl der Fälle 
positiv, in Fällen mit zweimal negativem Pirquet, aber positiver Stichreaktion liegt 
mit Wahrscheinlichkeit eine inaktive Tuberkulose vor. Kleinschmidt (Berlin).“, 

Neumann, E.: Die durch die Kriegsverhälinisse gesteigerte Tuberkulose- 
sterblichkeit vom Standpunkte der Rassehygiene. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, 
Nr. 17, S. 463. 1920. 

In dem industrialisierten Landkreise Mettmann mit 120 000 Einwohnern haben die 
Tuberkulosetodesfälle von 11 auf 10 000 Lebende im Jahre 1913 auf 25 im Jahre 1918 
zugenommen. Die gesteigerte Tuberkulosesterblichkeit hat auch rassehygienisch einen 
ungünstigen Einfluß, indem sie eine erhöhte Ansteckungsgefahr vor allem für das 
Kindesalter bedeutet. Eine Minderung der Ansteckungsgefahr kann nur erreicht werden, 
wenn die Fälle mit offener Tuberkulose anzeigepflichtig werden. Verf. wünscht, daß 
ein Gesetz den Städten und Kreisverwaltungen das Recht gäbe, die Anzeigepflicht 
für offene Tuberkulose einzuführen und dieses Recht an das Vorhandensein von 
zweckentsprechenden Tuberkulosefürsorgestellen zur Durchführung des (Gesetzes 
knüpfte. Möllers (Berlin). 

Gunewardene, T. H. and H. O. Gunewardene: Extensive primary tuberculous 
disease of the heart. (Ausgedehnte primäre tuberkulöse Erkrankung des Herzens.) Proc. 
of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 5, Sect. f. the study of dis. in children 8. 38—39. 1920. 

Demonstration des Herzens eines 6jährigen Knaben, der unter Erscheinungen der 
Herzinsuffizienz zugrunde ging. Herzklappen, Endo- und Perikard waren intakt, 
beide Ventrikel zeigten starke Hypertrophie und Dilatation. Im rechten Ventrikel, 
dicht über dem Ansatz der Tricuspidalklappe, zwei Knoten von etwa lcm Durch- 
messer, nach der Kammer zu vorspringend. Die verkästen Massen infiltrieren das 
ganze Vorhofseptum, Teile der linken Vorhofwand und einzelne Stellen im Bereich 
der Pulmonalvenenwurzeln. Tuberkelbacillen konnten zwar nicht im Schnitt, aber 
im Mazerat mit Hilfe der Antiforminmethode nachgewiesen werden. Makroskopisch 
soll sich im ganzen Körper sonst kein tuberkulöser Herd gefunden haben, so daß Verf. 
glaubt, eine primäre Tuberkulose des Myokards vor sich zu haben. In der Literatur 
seien 41 Fälle von Tuberkulose des Myokards mitgeteilt, aber nur einer von ähnlicher 
Ausdehnung und kein einziger, der als primärer Sitz der Tuberkulose aufzufassen war. 

Ibrahim (Jena). 
Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 15 


— 226 — 


Gerst]: Hilusdrüsentuberkulose beim Säugling. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, 


Nr. 22, S. 522—523. 1920. 
Vgl. Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilk. Bd. $, H. 1, 8. 92. 


Curschmann, Hans: Epidemiologische und diagnostische Untersuchungen bei 
Lungentuberkulose. (Med. Univ.-Poliklin., Rostock.) Münch. med. Wochenschr. 
Jg. 67, Nr. 22, S. 623—625. 1920. 

. Ein Vortrag, der über 9 neue, aus der Rostocker Med. Universitäts-Poliklinik 
stammende Arbeiten referiert, in denen eine Reihe epidemiologischer und diagnostischer 
Aufgaben speziell für das Rostocker Beobachtungsgebiet behandelt werden. Die 
Untersuchungen erstrecken sich auf Kinder und Erwachsene. Die Zahl der Tuberkulose- 
infektionen im Kindesalter, beurteilt nach dem Ausfall der Pirquetschen Reaktion, 
hat im Rostocker Bezirk während der Jahre des Mangels (1917—19) derartig zu- 
genommen, daß sie alle anderen, auch die ungünstigsten Statistiken weit hinter sich 
läßt. Die Zunahme beträgt etwa 150%, und ist schon in den ersten beiden Lebens- 
jahren festzustellen. Ein Vergleich zwischen der Alttuberkulin- und Perlsuchtstuber- 
kulinreaktion, vorgenommen an 80 Kindern, die beiden Impfungen gleichzeitig unter- 
zogen wurden, ergibt die Überlegenheit der letzteren. Die Frage, ob Pe.Re. eine spezi- 
fische Bovinusinfektion bedeutet, wird offengelassen; betont wird, daß die Pe.Re. 
schärfer ist als die Altt.Re. und mehr tuberkulöse Kinderinfekte erfaßt. Für die Zu- 
nahme der Tuberkuloseinfektionen wird neben der Kriegskost die gesteigerte Infek- 
tionsgelegenheit infolge Zunahme und Verschlimmerung der ‚„Heimatstuberkulösen‘ 
und die Rückkehr zahlloser offener ‚„Feldzugstuberkulöser‘“‘ als Grund angegeben. 
Die Grippeepidemien in den Jahren 1918/19 werden als Förderer für die Tuberkulose 
nicht angesehen. In diagnostischer Hinsicht wird der Auskultation der Flüsterstimme 
die schon normalerweise über der rechten Spitze und Lungenwurzel verstärkt sei, eine 
Bedeutung als Symptom rechtsseitiger Prozesse abgesprochen. Als Färbungsmethode 
der Tuberkelbacillen wird die Nachfärbung des in gewohnter Weise mit Carbolfuchsin 
behandelten Präparates mit einer verdünnten Chrysoidinlösung (1: 300) empfohlen, 
deren Überlegenheit namentlich bei relativ dichten Sputumschichten in der trans- 
parenten Färbung beruhen soll. Götzky (Frankfurt a. M.). 


Hansen, Sören: Tuberkulose und die erstgeborenen Kinder. Ugeskrift f. laeger 
Jg. 82, Nr. 12, S. 393—396. 1920. (Dänisch.) 

Der Verf. bringt eine auf Grund einer Statistik über 5635 Tuberkulosekranke 
Kopenhagener Hospitäler zusammengestellte Tabelle über die Bedeutung der Geburts- 
nummer als disponierendes Moment. An Erstgeborenen entfielen auf 1000 der Gesamt-. 
bevölkerung 173, auf 1000 tuberkulöse Familien 171, auf 1000 Tuberkulosekranke 281. 
Für Zweitgeborene sind die Zahlen 159, 162, 202; für Drittgeborene 143, 148, 161. 
Wenn hiernach nun erwachsene Tuberkulosekranke häufiger Erstgeborene als Später- 
geborene sind, so bedeutet das nicht, daß Erstgeborene häufiger infiziert werden, 
sondern nur, daß die Krankheit bei ihnen häufiger manifest wird. Nach Untersuchungen 
an Stockholmer Schulkindern (Pirquetsche Reaktion) war latente Tuberkulose bei 
Erstgeborenen und Spätergeborenen gleich häufig. Bei diesen Untersuchungen zeigte 
sich auch, daß keine nennenswerten Unterschiede in bezug auf Länge, Gewicht und 
Brustumfang zwischen Erstgeborenen und Spätergeborenen bestanden, so daß die 
Umache für die häufigere Erkrankung der Erstgeborenen nicht einfach in einem. 
schwächlicheren Körperbau gesucht werden kann, sondern daß endogene Faktoren 
hierbei eine Rolle spielen müssen. Einer dieser Faktoren ist nach Ansicht des Verf. 
eine angeborene geringere Widerstandskraft des Lungengewebes bei Erstgeborenen, 
die auf fötaler Unterernährung beruht, da der Kreislauf des erstschwangeren Uterus 
für die Ernährung der Frucht nicht genüge. Insofern, als eine solche Gewebsschwäche 
doch leicht vererbt werden könne, bleibt die Frage der Vererbung der Lungentuberkulose 
noch offen. Eitel (Charlottenburg). 


— 227 — 


Eichelberg: Ein Beitrag zur Prognose der Lungentuberkulose im frühen Kindes- 
alter. Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 2, 8. 123—130. 1920. 

An 2 Fällen der Praxis will Verf. zeigen, daß die im frühen Kindesalter erworbene 
Lungentuberkulose keine so ungünstige Prognose hat, wie man früher annahm. Die 
verfeinerte Diagnostik, einerseits die Tuberkulinreaktion der Haut, andererseits die 
Röntgenplatte, welche in beiden Fällen bei sehr problematischem physikalischem 
Lungenbefunde sehr ausgedehnte Lungenerkrankungen zur Anschauung brachte, hat 
uns die Fälle von kindlicher Tuberkulose richtig erkennen gelehrt. Die Röntgen- 
aufnahmen, die im Bilde wiedergegeben sind, zeigen die beiden von Shika an einer 
größeren Anzahl Kinder gefundenen Typen, in dem einen Fall einen dichten mit dem 
Hilus verschmolzenen Schatten des Oberlappens, in dem zweiten Falle eine allgemeine 
Verschleierung des rechten Lungenfeldes. Schwenke. 

Salmon: Remissionen bei Meningitis tbe. Časopis lékařův Ceakfch Jg. 59, 
Nr. 13, S. 217—218. 1920. 

Mitteilung einer Krankengeschichte. 61/,jähriges Mädchen. Nach anfänglich typisohem 
Verlauf 14tägige Periode relativ guten Allgemeinbefindens, guten Appetits und guter Nahrungs- 
aufnahme, klaren Sensoriums. Das Kind hat im Bettchen gespielt, gesprochen, gezeichnet usw. 
Der anfänglich ausgesprochene Kahnbauch ist unter: dem Einfluß ausreichender Ernährung 
verschwunden. Spontaner und freiwilliger Stuhlabgang wechselte mit Verstopfung ab. Während 
dieser Remission hat jedoch das Kind über Kopfschmerzen geklagt, langsam stellten sich Augen- 
muskellähmungen ein, der Puls war zeitweise unregelmäßig. Dann plötzliche Verschlimmerung, 
Trübung des Bewußtseins und nach 3 Tagen unter terminalen Krämpfen Exitus. Verf. hebt 
die Seltenheit einer derartig langen Remission hervor. v. Gröez (Lemberg). 

Hamburger, Franz: Zur Pharmakologie des Tuberkulins. (Univ.-Kinderklin., 
Graz.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 17, S. 480—482. 1920. 

Tuberkulin (sc. Alt-Tuberkulin) ist für den tuberkulosefreien Menschen völlig un- 
giftig. Eine Sensibilisierung durch Tuberkulin kommt beim tuberkulosefreien Men- 
schen nicht vor. Jede positive Tuberkulinreaktion beweist die Anwesenheit eines 
tuberkulösen Herdes. Trotz Heilung der Tuberkulose bleibt die Tuberkulinempfind- 
lichkeit zeitlebens bestehen ; das Verschwinden der cutanen Empfindlichkeit beweist nur, 
daß der Grad der spezifischen Empfindlichkeit zurückgehen kann. Führen Tuberkulin- 
dosen unter Fieber zu starken Reaktionen, so wird vorübergegend die Empfindlichkeit 
für einige (3—4) Tage herabgesetzt (negative Phase). Reaktionslose Tuberkulindosen 
steigern die Tuberkulinempfindlichkeit; diese Steigerung tritt gewöhnlich erst nach 
4—7 Tagen ein (positive Phase). Diese zeitlichen Verhältnisse müssen bei der prak- 
tischen Anwendung berücksichtigt werden. Die individuellen Schwankungen in der 
Stärke der Reaktionen sind erheblich, ihre Ursachen unbekannt. Es wäre erwünscht, 
wenn die Pharmakologie des Tuberkulins mehr Beachtung fände. Langer (Charlottenb.). 
Mioche, Germaine: Etude sur la cufir6actfon à la tuberculine dans l enfance. 
Nourrisson Jg. 8, Nr. 1, S. 42—55. 1920. 

Mitteilung über 2784 Tuberkulinreaktionen nach v. Pirquet bei Kindern von 
1 Monat bis 15 Jahren aus der Klinik Marfan. Die Altersstatistik der Reaktionen 
ergibt keine wesentlichen Unterschiede gegenüber den früheren Zusammenstellungen. 
Füz die Verwertung der Reaktion in prognostischer Hinsicht wird die Mortalitätskurve 
der positiv reagierenden Kinder in Vergleich gestellt zu der allgemeinen Mortahtät 
der einzelnen Lebensjahre. Die Verf. legt Wert darauf, gegenüber v. Pirquet die 
Auffassung Marfans von der positiven Tuberkulinreaktion als Zeichen des Vorhanden- 
seins lebender Tuberkelbacillen im Organismus zu betonen. Karl Kassowitz (Wien). 
Kämmerer: Was bedeuten die cutanen Reaktionen mit Alttuberkulin und 
Partialantigenen für die Prognose der Tuberkulose. (Barackenlaz. Oberwiesenfeld 
u. klin. Inst., II. med. Klin., München.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 13, 
S. 375—380. 1920. 

Unter der Voraussetzung, daß das Stadium der Überempfindlichkeit nur das 
Vorstadium der Unempfindlichkeit ist, lassen sich die Beobachtungen über Tuberkulose- 
immunität und Tuberkulinempfindlichkeit mit der Theorie der Eiweißanaphylaxie- 

15* 


— 228 — 


lehre einigermaßen in Übereinklang bringen. Die starke Tuberkulinreaktion zeigt 
viel Antikörper an, die aus dem Antigen Anaphylatoxin abspalten. Die Tuberkulin- 
reaktion ist schwach, entweder weil bei schwerer Erkrankung zu wenig Antikörper 
gebildet sind, oder weil bei guter Heilungstendenz sehr viel Antikörper vorhanden sind, 
die das Antigen rasch zu ungiftigen Endprodukten abbauen. Eindeutige prognostische 
Schlüsse sind nur aus starken Reaktionen zu ziehen (im günstigen Sinne). Da aber die 
meisten Fälle eine unbestimmte mittelstarke Reaktion zeigen, ist die prognostische 
Anwendung der cutanen Alttuberkulinreaktion sehr beschränkt. Bei Verwendung 
von Partialantigene von Deyche- Much ist diese Unsicherheit eher noch größer! 
Aufschlußreicher ist die Sensibilisierungsreaktion, die darauf beruht, daß 8 Tage nach 
der ersten Intracutanreaktion am anderen Arm eine zweite Reaktion angestellt wird. 
Zunahme in Stärke und Schnelligkeit der Reaktion bedeutet günstige Prognose, Gleich- 
bleiben oder Abnahme ungünstige Prognose. (Das mitgeteilte Material zeigt allerdings 
erhebliche Ausnahmen. Ref.) Mit Partialantigenen war die Sensibilisierung nicht aus- 
zulösen; wohl aber sensibilisiert Alttuberkulin die Partialantigenreaktion. Zusammen- 
fassend wird betont, daß bei der Verwertung der Tuberkulinreaktionen in prognostischer 
Beziehung in jedem Fall größte Zurückhaltung geboten ist. Langer (Charlottenburg). 

Pilpel, Rahel: Bericht über die im Jahre 1917 gemachten Erfahrungen über 
Partigenbehandlung. (Pädiatr. Abt., Wilhelminen-Spit., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. 
Jg. 33, Nr. 19, S. 402—404. 1920. 

Anwendung bei 32 Kindern im Alter von 3—12 Jahren. Behandlung mit M. Tb. R. 
nach Feststellung des Immunitätstiters. 5 Kinder mit Lungenbefund wurden geheilt 
entlassen (in einem Fall Rezidiv), 14 bedeutend gebessert, 3 unbeeinflußt, 2 verschlech- 
tert, 5 starben. Die Erfolge sind befriedigend, übertreffen aber nicht die gleichzeitig 
ohne Partigene erzielten Behandlungsresultate. Meist geht mit klinischer Besserung 
Steigerung des Immuntiters einher, doch wird auch das Gegenteil beobachtet, so daß 
eine zuverlässige Prognose nach der Hautreaktivität nicht möglich ist. Auch bei Säug- 
lingen mit tuberkulöser Infektion besteht neben dem positiven Pirquet positive Parti- 
genreaktion, ihre Empfindlichkeit scheint etwas geringer zu sein. Pilpel bezieht dies 
auf die mangelnde Fähigkeit der Antikörperbildung im ersten Lebensjahr. Langer. 

Bareza, Alexander v.: Tuberkuloseheilung mit dem F. F. Friedmannschen 
Mittel in Ungarn. Beobachtungen von 1913/14 bis 1920. Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 57, Nr. 20, S. 470—472. 1920. 

Begeisterte Beurteilung des Friedmannschen Mittels a Grund von vorwiegend 
bei Erwachsenen beobachteten Fällen, die zum Teil über 6 Jahre seit der Impfung 
verfolgt wurden. Irgendwelche Schädigungen kamen nicht vor. Lust (Heidelberg). 

Bock, Victor: Weitere Erfahrungen mit dem Friedmannschen Heil- und Schutz- 
mittel gegen die Tuberkulose. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 20, 8. 472 
bis 473. 1920. 

Auf Grund von” Beobachtungen von über 100 Friedmann-Impfungen,” fast 
ausschließlich bei bestehender Lungentuberkulose, schließt Verf., daß das Mittel bei 
„Frühfällen“ sehr gute Erfolge aufweisen kann. Über das Alter der Patienten fehlen 
Angaben. Gegenüber interkurrenten Lungenerkrankungen zeigen sich die geimpften 
Fälle widerstandsfähiger als die ungeimpften. Das Impfinfiltrat selbst wurde während 
solcher Zwischenfälle schlechter resorbiert oder es sezernierte.. Komplizierende oder 
interkurrente Erkrankungen sind nicht mit Mitteln zu behandeln, welche die in den 
Körper eingeführten Kaltblüterbacillen schädigen könnten: keine gleichzeitige lokale 
Strahlentherapie in der Nähe der Impfstelle, keine Quecksilber-, Jod- oder gar Arsen- 
kuren. Lust (Heidelberg). 

Güterbock, R.: Zur Behandlung der Lungen- und Bronchialdrüsentuberkulose 
nach Friedmann. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 20, S. 468—470. 1920. 

Bei 34 im Alter von 2—16 Jahren stehenden Kindern, unter denen 29 sichere 
Tuberkulosen gewesen sein sollen, war mit Ausnahme von 2 Fällen ein deutlicher 


— 229 — 


Erfolg vorhanden. Leider fehlen klinische Angaben über Sitz und Ausdehnung der 
vorhanden gewesenen Erkrankung. Viel weniger günstig waren die Erfolge bei Er- 
wachsenen. Von 24 Kranken zeigte sich nur bei 11 eine Besserung, die mit einiger 
Sicherheit auf die Impfung zurückgeführt werden konnte. Daß das Mittel einen direkten 
Einfluß auf den tuberkulösen Prozeß hat, wird an einer sichtbaren, unangenehm starken 
Herdreaktion bei einem Fall von Nebenhodentuberkulose erwiesen. Nennenswerte 
Schädigungen kamen nicht zur Beobachtung. Nur kommt es oft zu Temperatur- 
steigerungen, die aber gewöhnlich nach wenigen Tagen abzuklingen pflegen. Bei 
Lungen- und Bronchialdrüsentuberkulose ist vorsichtige Dosierung geboten; oft dürfte 
selbst 0,5 ganz schwach zu viel sein. Vor der Anwendung des Mittels bei akuten und 
stark entzündlichen Prozessen in den Lungen, besonders bei käsigen Pneumonien, 
wird gewarnt. Lust (Heidelberg). 

Czerny, Ad. und H. Eliasberg: Die Proteinkörpertherapie der Kachexie tuber- 
kulöser Kinder. (Univ.-Kinderklin., Berlin) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, 
Nr. 1, S. 1—4. 1920. 

Um die Widerstandskraft des Organismus gegen den Krankheitsprozeß zu er- 
höhen, wurden schwerkranke tuberkulöse Kinder mit regelmäßig wiederholten Pferde- 
seruminjektionen behandelt. Zweimal wöchentlich wiederholte Injektionen von je 10 cem 
führten zur Anaphylaxie. Täglich wiederholte Injektionen von 1/,—2 ccm wurden gut 
vertragen. Maximum der Behandlung waren 100 Injektionen. 26 Kinder wurden be- 
handelt, 9 starben. 12 Kinder blieben in Beobachtung; bei diesen auffallende Besserun- 
gen. Die Wirkung der Injektionen äußert sich erst allmählich, meist nach mehreren 
Wochen, sie besteht in sichtlicher Besserung des subjektiven Befindens und in objektiv 
feststellbarer Beeinflussung der Reaktionsfähigkeit des Organismus auf Tuberkulin. 
Neben den Seruminjektionen wurde die sonst übliche Behandlungsweise durchgeführt. 
2 Krankengeschichten als Beleg. Langer (Charlottenburg). 

Garrahan, Juan P. y Oetavio M. Pico: Die Schule für schwächliche Kinder 
in der Prophylaxe gegen die Tuberkulose. Rev. méd. del Rosario Jg. 10, Nr. 1, 
8. 2—12. 1920. (Spanisch.) 

Die Hauptaufgabe der Schulen für schwächliche Kinder ist der Kampf gegen 
die Tuberkulose. Dieser soll in der Verhütung der Aktivierung einer bestehenden 
- Infektion durch allgemein-hygienische Maßnahmen (Licht, Luft, Ernährung) be- 
stehen. Es gibt eine große Anzahl „schwächlicher“ Kinder (der Spercksche Typus 
asthenicus), welche gewöhnlich als „prätuberkulös‘ bezeichnet werden, welche aber 
— wie das die Tuberkulinreaktion zeigt — nicht infiziert sind. Solche Kinder sollen 
erst in zweiter Linie in die Freiluftschulen aufgenommen werden. Von den aufzu- 
nehmenden Kindern sollen besonders die Tuberkulinpositiven und zwar die jüngsten 
von ihnen, soweit sie „schwächlich‘“ sind, berücksichtigt werden. Solches Vorgehen 
würde sicherlich zur Verhütung der Exacerbationen beitragen. Wünschenswert wäre 
es wohl, wenn sämtliche „schwächliche‘ Kinder in den Freiluftschulen untergebracht 
werden könnten. Da dies aber zurzeit noch nicht möglich ist und da der Aufenthalt 
in der Freiluftschule die Kinder kaum vor der evtl. Ansteckung schützen würde, £o 
sollen die Freiluftschulen für schwächliche Infizierte in erster Linie reserviert werden. 

v. Gröer (Lemberg). 
Syphilis. 

Kolmer, Jobn A.: Immunity in syphilis with special reference to congenital 
or prenatal syphilis. (Syphilisimmunität mit besonderer Berücksichtigung der kon- 
genitalen Syphilis.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 3, S. 129—138. 1920. 

- Verf. bespricht die Frage der Übertragung der Syphilis im Licht der modernen 
Forschung. Er hält die Syphilisimmunität der Mutter nach dem Collesschen Gesetze 
nur dadurch bedingt, daß alle diese symptomlosen Mütter syphilitisch sind und will 
jedes luetische Kind an die Mutter anlegen. Bei der Behandlung der kindlichen Lues 
empfiehlt er möglichst frühzeitige Behandlung selbst anscheinend gesundgeborener 


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Kinder und neben dem Kinde stets auch die Eltern (bzw. die Mutter allein) mitzu- 
behandeln. Weitere Forschungen sind nach Verf. für die Frage noch unbedingt not- 
wendig. Rietschel. 

Kay, M. B.: Nerve deafness due to congenital syphilis in three children. (Nervöse 
Taubheit als Folge kongenitaler Syphilis bei drei Kindern.) Journ. of the americ. 
med. assoc. Bd. 74, Nr. 17, 8. 1162—1163. 1920. 

. Drei Kinder,deren Eltern keinesyphilitischen Symptome, jedoch positiveW assermannsche 
Reaktion zeigten (der Vater hatte vor 12 Jahren ein Ulcus akquiriert), waren die ersten Monate 
nach der Geburt gesund, zeigten jedoch vom Beginn des vierten Halbjahres an alle Zeichen der 
Ertaubung. Jodwasser brachte baldige bedeutende Besserung, jedoch bleibt die Prognose 
recht zweifelhaft. Periödische antisyphilitische Behandlung erscheint erfolgversprechend. 

Neurath (Wien). 
Mandraechis, John L.: The administration of arsphenamine by retention enema. 
(Rectale Applikation des Arsphenamin.) Med. rec. Bd. 97, Nr. 4, S. 144—147. 1920. 
Zahlreiche Reaktionen, welche der Anwendung amerikanischen Salvarsans folgten, 
veranlaßten den Versuch seiner rectalen Applikation. 
Die Patienten erhalten abends vorher ein mildes Abführmittel und kein Frühstück am fol- 
von Morgen. 3 Stunden vor der Anwendung des Mittels spült man das Rectum mit Seifen- 
uge, bis dieselbe klar zurüekfließt, und läßt das Rectum sich völlig entleeren. Die Flüssigkeits- 
menge, in der das Präparat gelöst ist, beträgt 200—300 ccm. Die Applikation geschieht mit 
Tr, Schlauch und Ansatz. Anfangsdosis bei Erwachsenen 0,3, jede spätere 0,6. Man 
gibt die Klysmen 1—2 mal wöchentlich, am bestın abends. Durchschnittlich genügen 5 Appli- 
Kationen. Mit Ausnahme der Klysmentage kann Hg-Kur nebenher gehen. 
Auf der gymäkologischen Abteilung des ‚Metropolitan Hospital‘ wurden 25 Fälle 
so behandelt. 5 Fälle (20%) wurden klinisch und serologisch geheilt. 9 Fälle (36%) 
besserten sich klinisch und ihre WaR. ging von vierfach positiv auf zweifach. In 
10 Fällen (40%) zeigten die Patienten wesentliche klinische Besserung ohne Beein- 
flussung der WaR. Schädliche Folgen, auch für den Darm, wurden nicht beobachtet. 
Nur entwickelte sich bei einem Kinde mit kongenitaler Syphilis 36 Stunden nach An- 
wendung des. Arsphenamin eine Jarisch-Herxheimersche Reaktion, die nach 
#2 Stunden beendet war. Mandracchia hält die langsame Resorption für einen 
Vorzug und empfiehlt die Methode besonders für Kinder. Die Resultate sind nach 
Ansicht des Autors ebenso gut wie bei intravenöser Anwendung. Werner Schultz”, 


Krankheiten der Luftwege. 
Fein, Johann: Zur Pathologie der Angina. Vorläuf. Mitt. Wien. klin. Wochenschr. 
Jg. 33, Nr. 16, S. 332-333. 19%. 

"Aus planmäßigen klinischen Beobachtungen haben sich Fein bei den nicht- 
spezifischen Entzündungen des lymphatischen Rachenringes zwei Feststellungen 
ergeben, denen er Gesetzmäßigkeit zuschreibt: 1. Isoliertes Ergriffensein einzelner Teile, 
z. B. nur der Gaumentonsillen, komme nicht vor, stets werde der ganze Rachenring 
ergriffen. Dieser Umstand lasse sich mit der gewöhnlichen Auffassung der Entstehung 
von Anginen als Oberflächeninfektion nicht vereinen, wohl dagegen mit der 
Annahme endogener Infektionen auf dem Blut- oder Lymphwege, wonach die 
Angina nur als der sichtbare Ausdruck einer Allgemeininfektion aufzufassen sei, die 
sich auch in anderen Organen festsetzen können, was man bisher fälschlich als Kompli- 
kationen der Angina angesehen habe. Er schlägt daher statt Angina den Namen 
Anginose vor. 2. Die Intensität der örtlichen Entzündung hänge von der Mächtigkeit 
der vorhandenen tonsillaren Lager ab. Beweis: Ausbleiben oder schwaches Auftreten 
von Anginen bei kleinem Iymphatischem Rachenring oder zurückgebildetem (z.B. bei 
Greisen), heftiges Auftreten dagegen bei stark entwickeltem Tonsillensystem (z. B. 
bei Kindern) und- hauptsächliches Befallenwerden der am stärksten vergrößerten 
Komplexe. | | Zange (Jena), .. 

Finder, G: Rhinologische Ratschläge für den Praktiker. 7. Die chronische 
Tonsillitis. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 20, S. 547—548. . 1920. 
-_ Die erste Form der chronischen Entzündung der Gaumenmandeln besteht in einer 


— 231 — 


Hyperplasie des Organs, besonders bei Kindern, und als Teilerscheinung einer Ver- 
größerung des gesamten Iymphatischen Rachenringes. — Die zweibe Form findet sich 
viel öfter bei Erwachsenen und ist die Folge häufiger vorausgegangener akuter Eat- 
zündungen, wodurch die Mandeloberfläche hart, von tiefen Buchten zerrissen und 
zerklüftet wird und auf Druck sich aus diesen Buchten dünnflüssiges, eitriges Sekret 
oder tibelrtechende, käsige Pfröpfe entleeren. Meist ist die Geumenmandel selbst 
nicht vergrößert, sondern vielfach sehr geschrumpft und hinter den Gaumenbögen 
versteckt liegend, so daß man erst die Gaumenbögen zur Seite ziehen muß, bevor 
man sie sieht. Diese Art Gaumenmandeln sind die Eintrittsstelle vieler sogenannter 
kryptogener Infektionen, wie Gelenkrheumatismus, Nierenentzähdung und mancher 
Sepsisfälle. Die Behandlung besteht bei der Kinderhyperplasie im Wegräumen des 
vergrößerten Stückes; bei der geschrumpften Mandel der Erwachsenen genügt ent- 
weder ein regelmäßiges Ausquetschen der Pfröpfe und Auswaschen der Buchten mit 
1 proz. Alsol- oder Wasserstoffsuperoxydlösung oder mit Jodtinktur, Lugoiscker 
Lösung oder Protargol- oder Höllensteinlösung. Tiefe Lacunen werden geschlitzt. 
Bei ernsteren Komplikationen kommt einzig und allein die Ausschälung der Gaumen- 
mandeln in Frage. Hempel. 

Herzeg, H.: Traumatisches Emphysem bei trachealem FremêköÖrper. (Umw.- 
Klin. f. Ohren-, Nasen- u. Halskr., Innsbruck.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 60, 
Nr. 15, S. 424—425. 1920. 

1 Jahr altes Kind. 24 Stunden vor Aufnahme Zwetsohgenkernteile verechluckt, wurde 
daraufhin blau, hustete krampfhaft; seitdem frequente und stridoröse Atmung. Direkte Unter- 
suchung macht nur subglottische Schwellung wahrscheinlich. Sofortige Tracheotomie. Beim 
stumpfen Freipräparieren der Trachea zischt plötzlich Luft in exspiratoriechen Stößen aus 
der Tiefe. Nach Eröffnung der Trachea sofort freie Atmung ohne Stridor. Ein 5 x 10 mm 
großes Stück Zwetsch eg ner: das mubglottisch eingekeilt war, wird entfernt. Tiefere 
Luftwege frei. 5 Stun später unter sich verschlechternder Atmung Exitus. Sektion ergab 
interstitielles, subpleurales Emphysem beider Lungen. Ein weiterer Fremdkörper, sowie eine 

netrierende Verletzung innerhalb. der Trachea und der Bronchien ]. und 2. Ordnung fehlte. 
ist also anzunehmen, daß der erste, beim Eindringen des Fremdkörpers auegelöste Husten- 
anfall genügt hatte die traumatische Schädigung des Lungengewebes hervorgurufen. Dollinger. 

Lorenzini, Aldo: Tumore mediastiniev in bambina di sei anni. (Tumor des 
Mediestinums bei einem sechsjährigen Mädchen.) (Clin. pediair., miv., Bologna.) 
Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H. 3, S. 129—158. 1920. 

6jähriges Mädchen hustet und fiebert seit einem Monat, ist beruntergekommen; tie At- 
mung ist schwer; Bauchschmerzen. Ödem am linken oberen Schenkel und an der linken Seite 
der Brust. Großer Pleuraerguß links mit starker Verschiebung des Herzens gegen rechts. Die 
Thorakocentese ergibt reichlich serösblutige Flüssigkeit, und muß 8 mal in 26 Tagen wiederholt 
werden. Am 7. Tage nach der Aufnahme wurde ein systolisches Geräusch am linken Schlüssel- 
bein wahrgenommen. 21 Tage später starb das Kind. Merkbare Zunahme des Gehaltes an eo- 
sinophilen Zellen in der Flüssigkeit des Brustfelles und im Blute (41%). Obduktion: WeiBliche, 
warzige, harte Geschwulst im vorderen Mediastinum im Bereiche der großen Blutgefäße. Die 
Arterna pulmonalis wurde davon zusammengedrückt. Der Tumar hatte seinen Ursprung von 
den Ganglien des vorderen Medliastinums genommen, und Metastasen in dem linken Brustfelle, 
in der Lunge und im Epikard verursacht. Die histologische Untersuchung zeigte eine lympho- 
sarkomatöse Natur. P. Busacchi (Bologna). 

Lussky, Herbert O. and Hugo Friedstem: Water retention in pneumónia. 
(Wasserretention bei Pneumonie.) Americ. joum. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. b, 
8. 337—343. 1920. 

Es ist beobachtet worden, daß Kinder ihr Gewicht während fieberhafter Erkran- 
kungen aufrechterhalten, ja vermehren, und erst nach Abklingen des Fiebers ihr 
Gewicht teils schneller, teils langsamer verlieren. Bei schärferer Beobachtung wurde 
festgestellt, daß dieser Gewichtsverlust am meisten bei Lobärpneumonie ins Auge fiel. 
Verf. hat in den Jahren 1914—1919 52 solcher Fälle gesammelt. Er konnte feststellen, 
daß der Durchschnittsverlust an Gewicht in 24 Stunden 1/, Pfd. betrug, der Maximal- 
verlust 1!/, Pfund. Eine Beziehung zwischen Höhe des Gewichtsverlusts und Höhe 
und Dauer des Fiebers konnte nicht gefunden werden. Leider sind die Daten über die 
Ausdehnung der Lungenaffektion nicht ausführlich genug, um etwas über den Zu- 


— 232 — 


sammenhang zwischen der Menge des Exsudats und dem Gewichtsverlust auszusagen. 
Für den schnellen Gewichtsverlust bei Pneumonie kommen mehrere Faktoren ursäch- 
lich in Betracht: 1. Die schnelle Auflösung des entzündlichen Lungenexsudats und 
2. die Wasserretention. Heinrich Davidsohn (Berlin). 

Schaedel, Wilhelm: Das Streptokokken-Empyem. Beobachtungen an 107 In- 
fiuenzafällen mit besonderer Berücksichtigung der Iselinschen Behandlungsmethode. 
(I. chirurg. Abt., Allgem. Krankenh. Barmbeck, Hamburg.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. 
Bd. 153, H. 3—4, S. 192—251. 1920. 

Ausführliche Monographie, welche sich auf 210 Empyeme stützt; davon 107 
vom Verf. selbst behandelt, welche unter 1358 Influenzafällen beobachtet wurden. 
Von den Empyemen wurden 66 geheilt, 144 kamen zur Obduktion. Unter diesen 
war das kindliche Alter (0—15 Jahre) mit 16 Fällen vertreten. Beide 
Geschlechter sind gleichmäßig befallen. Von 100 Influenzakranken bekommen durch- 
schnittlich 60 eine Pneumonie, von diesen jede vierte einmeist durch Strepto- 
kokken verursachtes Empyem, welches zum Fortschreiten auf die Nachbarschaft 
(gesunde Pleura, Pericard, Peritoneum) neigt. Das Empyem kann sich schon in.den 
ersten Tagen entwickeln, deshalb frühzeitig Punktion, oft und an verschiedenen 
Stellen. Der Influenzaeiter zeigt ein typisches Verhalten, in der ersten Dekade 
dünnflüssig, schmutzig-trübe, hämorrhagisch; dann dickt er sich ein und ist vom 
Anfang der vierten Woche an rahmig, gelb-grünlich. Das Aussehen ist für die 
Beurteilung des Empyemalters wichtig. Besprechung der Spätkomplikationen (Pleuritis 
sisca, Theumatismusähnliche Erkrankungen der Gelenke und Muskeln, Labilität des 
Herzens, starker Haarausfall), des Capps-Oehlekerschen Schulterschmerzes und 
der chirurgischen Behandlung. Am besten bewährt hat sich hier die Kombination von 
vorbereitender und zeitgewinnender Punktionsbehandlung (bis etwa 12 Tage) mit 
einer Modifikation des Iselinschen Resektionsverfahrens, dessen Vorzüge darin be- 
stehen, daß die guten Eigenschaften des Bülau in gleichem, zum Teil verstärktem Maße 
gewahrt sind, während seine Nachteile vermieden werden. Für alle Methoden ist von 
größter Wichtigkeit eine konsequent durchgeführte Nachbehandlung. Mit diesem 
Vorgehen gelang es, die Mortalität der Empyeme anderen Verfahren gegenüber von 
62%, auf 29,9%, zu verringern. K. Hirsch (Berlin). 
Krankheiten der Zirkulationsorgane. 

Ramond, Louis: Endocardite chor6ique. Nanisme mitral. Les h&moptysies 
des cardiaques. (Herzinnenhautentzündung bei Chorea, allgemeine Entwicklungs- 
hemmung bei Mitraliskranken, Blutauswurf bei Herzfehlern.) (Enseignem. clin., höp. 
Tenon.) Progr. med. Jg 47, Nr. 15, S. 160—162. 1920. 

Schulfall für die Beziehungen zwischen Veitstanz und Herzerkrankungen, mit 
allen Folgen eines schweren Vitiums, die sich ganz besonders in fast zwerghafter 
Gesamtentwicklung zeigen, und mit Lungenblutungen durch Embolien. Bei an- 
geborenen oder früh auftretenden Herzfehlern kommt es öfter zu einer beträchtlichen 
Störung der allgemeinen Entwicklung, die bis zur Zwergbildung führen kann (mitraler 
Zwergwuchs) und die geschlechtliche Reife auf Jahre hinausschiebt. Hierüber ver- 
schiedene Theorien: Die geringe Durchblutung des Körpers verursacht eine Unter- 
entwicklung aller Organe, der Körper paßt sich allmählich der mangelhaften Zirkulation 
an (Raynaud), die Ursache der Zwergbildung ist dieselbe wie die der Herzerkrankung, 
also Rheumatismus, Tuberkulose, Syphilis (Gilbert - Rathery). Im vorliegenden 
wie in ähnlichen Fällen kam es zu mehrfachen Lungenblutungen, deren Ursache zweifel- 
los kleine Infarkte durch den Herzfehler sind. Diese treten besonders in den Jahren auf, 
in denen die jungen Leute einen für ihre Leistungsfähigkeit zu anstrengenden Beruf 
ergreifen. Schneider (München). | 

Variot et Bouquier: Quatre cas de eyanose congénitale permanente chez des 
nouveaux-n6s avec large canal artöriel. Mort rapide par asphyxie avee densifica- 
tion du parenchyme pulmonaire. (4 Fälle von dauernder angeborener Cyanose bei Neu- 


— 233 — 


geborenen mit weitem Ductus Botalli. Plötzlicher Tod durch Erstickung mit Verdichtung 
des Lungengewebes.) Arch. de méd. des enfants Jg. 23, Nr. 5, S. 292—296. 1920. 

Verff. beschreiben 4 Fälle von Cyanose beim Neugeborenen, die innerhalb von 
14 Tagen beobachtet wurden. Es handelt sich um 4 Neugeborene (3200—3700 g) mit 
allgemeiner Cyanose, die sich beim Trinken an der Brust anfallsweise verschlimmert. 
3 Kinder starben in den ersten 10 Tagen, das 4. nach 14 Tagen. Die Kinder boten 
folgende Erscheinungen: 

Allgemeine dauernde C'yanose mit anfallsweiser Verschlimmerung beim Trinken an der 
Brust. Keine Erscheinungen über den Lungen, keine Geräusche über dem Herzen. Röntgenolo- 
gisch eine Verbreiterung des Herzschattens nach rechts über das Sternum hinaus in der Gegend 
des rechten Herzohrs. Plötzlicher Tod durch Erstickung, der sich weder durch Lebensschwäche 
noch durch Abkühlung oder Infekt erklären läßt. Bei der Sektion fand sich in allen 4 Fällen 
ein weiter durchgängiger Ductus Botalli, der 10—14 mm lang war und einen Umfang von 
14—15 mm hatte; außerdem Stauungslungen mit ausgedehntem wandständigem Eimphysem 
wie beim Erstickungstod. Sonst kein Befund, keine Anomalien. 

Verff. erklären sich den plötzlichen Tod bei den Kindern durch ein Zurückströmen 
des Blutes aus der Aorta in den Ductus Botalli und in die Art. pulmonalis. Dadurch 
entsteht eine hochgradige Stauung in den Lungen, die schließlich durch Apoplexie 


zum Tode führt. Heyman (Berlin). 
McLean, Stafford: A cardiac development defeet, with return to normal. 
(Über einen Entwicklungsdefekt des Herzens mit Wiederherstellung zur Norm.) 
Journ.’ of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 18, S. 1229—1230. 1920. 
Es handelt sich um ein durch Kaiserschnitt bei einer Eklamptischen geholtes Kind von 
6!/, Mon. von einem Gewicht von 2 Pfund 1 Unze (934g), welches 14 Tage nach der Geburt nur 
ca. 860 g wog. Bei der Geburt wurden Herzgeräusche, aber keine Cyanose konstatiert. Im Alter 
von 9 Monaten bei einem Gewicht von ca. 4400 g fand Verf. eine intensive Cyanose über den 
ganzen Körper, besonders ausgesprochen auf dem Gesicht, den Lippen und Händen, lautes 
systolisches Geräusch über der ganzen Brust, Pulsfrequenz 260, keine Vergrößerung der Herz- 
dämpfung. Das Mädchen entwickelte sich weiterhin zu einem normalen kräftigen Kinde und 
auffallenderweise verschwanden die Cyanose und die Herzgeräusche vollkommen. Darin liegt 
das Bemerkenswerte der Beobachtung, abgesehen von der ungewöhnlichen Tatsache, daß ein 
6!/„Monat-Kind von so kleinem Gewicht am Leben erhalten werden konnte. K. Hirsch. 
Laubry et Esmein: Note sur la dextrocardie congénitale isolée et sa pathoge6nie. 
(Bemerkungen über die congenitale isolierte Dextrocardie und ihre Entstehung.) 
Bull. et mém. de la soc. méd. des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 8, S. 281—284. 1920. 
Der Fall gehört in die Gruppe der isolierten reinen Dextrocarden ohne Transposition 
anderer Eingeweide oder Inversion der Herzkammern und ist interessant, da reine Besonder- 
heit zur Klärung der noch sehr dunklen Ätiologie derartiger Fälle beitragen kann. Es handelt 
sich um einen sonst gesunden 29jährigen Mann ohne wesentliche Herzbeschwerden, dessen 
linke Brustkorbhälfte von einer großen triangulären Vertiefung kongenitalen Ursprungs einge- 
nommen wird, in deren Zentrum sich einerseits die atrophieche Mamilla andererseits ein um- 
fangreicher Naevus pilaris findet. Herzspitzenstoß nicht weit von der r. Regio mamillaris, 
die Herzdämpfung fast ganz über der r. Brustkorbpartie. Keine wesentliche Veränderung des 
Elektrokaıdiogramms. Der Verf. nimmt eine direkte Beziehung zwischen der Thoraxdeformität 
und der Herzverlagerung an, da das Herz durch die Vertiefung an der Ausführung seiner nor- 
malen Torsion nach links verhindert ist. K. Hirsch (Berlin). 
De Lange, Cornelia: Zur Pathologie der ersten Lebensmonate. (Emma- 
Kinderkrankenh., Amsterdam.) Nederlandsch tijdschr. v. Geneesk. Jg. 64, Nr. 19, 


8. 1633—1638. 1920. (Holländisch.) 

Mitteilung über einen seltenen Fall von angeborenem Herzfehler. Bei der 
Sektion ergab sich, daß Aorta und Art. pulmonalis miteinander in Verbindung standen, 
so daß die Aorta gemischtes Blut führte. Weiter hatte das Herz nur einen Ventrikel. 
Das linke Atrium hatte keine Verbindung mit dem Ventrikel, nur mit dem rechten 
Atrium durch ein enges Foramen ovale. Von einer Anlage des Ductus Botalli war 
nichts zu finden. Klinisch waren bei dem cyanotischen Kinde im Anfang keine Geräusche 
zu hören, später wurde ein systolisches Geräusch deutlich. Das Herz war weder per- 
kutorisch noch röntgenologisch vergrößert. Die Zahl roter Blutkörperchen war ziemlich 
erhöht, die Leukocytenzahl normal. Das Elektrokardiogramm zeigte nichts Auffallendes. 
Die Leitung war also selbst bei einem derart abnormalen Herz normal. van de Kasteele. 


— 234 — 


Variot et Bouquier: Qaatre cas de cyanose congénitale permanente ehez des 
nouveau-nés avec large canal artériel. Mort rapide par asphyxie avec densification 
du parenchyme pulmonaire. (Vier Fälle kongenitaler dauernder Cyanose bei Neu- 
geborenen mit breitem Ductus Botalli. Rascher Tod durch Asphyxie mit Verdich- 
tung des Lungenparenchyms.) Bull. et mém. de la soc. méd. des höp. de Paris 
Jg. 36, Nr. 4, S. 137—142. 1920. 

Bericht über 4 Fälle von allgemeiner Cyanose bei Neugeborenen (Frühgeburten), 
die während des Trinkens besonders hervortrat. Es fanden sich keine Herzgeräusche, 
ebensowenig pulmonäre Erscheinungen. Dagegen zeigte das Herz eine auffallende 
Verbreiterung nach rechts im Röntgenbild. Alle 4 Kinder starben in den ersten vier 
Wochen. Bei der Obduktion fand sich ein auffallend breiter persistierender Ductus 
Botalli und eine starke Verdichtung des Lungenparenchyms, hervorgerufen durch ein 
die Alveolen erfüllendes blutiges Extravasat. Keine weiteren MiBbildungen. Verf. 
führt dies auf einen vermehrten Druck in den Lungengefäßen zurück. Über die Todes- 
ursache herrscht Unklarheit, da ja persistierender Ductus auch bei älteren Individuen 
gefunden wird, doch war hier in den beobachteten Fällen das Lumen ein auffallend 
großes (Circumferenz 14—15 mm). Witzinger. 

Robey, jr., William H.: Perikarditis.. Med. clin. of North-Americ. Bd. 3, Nr. 4, 
S. 887—901. 1920. 

Von zwei mitgeteilten Fällen betrifft der eine ein 14jähriges Mädchen, welches ein 
Jahr zuvor einen schweren Anfall von Rheumatismus und Endokarditis durchgemacht 
hatte. Zunächst Erscheinungen von Pericarditis sicca, Vergrößerung der Herzdämpfung, 
dann Flüssigkeitsansammlung, Dämpfung am linken Schulterblattwinkel (E warts 
Kompressionszeichen?). Punktion im 5. Intercostalraum etwas auswärts des Spitzen- 
stoßes und Entleerung von 350 ccm blutiger Flüssigkeit vermochten den letalen Aus- 
gang nicht zu verhindern. Erörterung über Bewertung der klinischen Symptome, 
Differentialdiagnose, Therapie, speziell über die vorteilhafteste Stelle der Punktion. 

K. Hirsch (Berlin). 

Aviragnet, E.-C. et R. Lutembacher: Le cur dans la dipht6rie. Imprögnation 
toxinique légère du faisceau primitif. (Das Herz bei der Diphtherie. Leichte 
Toxinimprägnation des Hisschen Bündels.) Arch. des malad. du cœur, des vaiss. et 
du sang Jg. 13, Nr. 1, S. 1—16. 1920. 

Verff. zeigen an der Hand von Kardiogrammen, daß die bei Diphtherien beobach- 
teten Arythmien einen sehr komplexen Charakter zeigen. Er glaubt dies auf Verlagerung 
des Reizes aus dem Sinus zurückführen zu können, so daß durch das Toxin sekundäre 
autonome Reizzentren im auriculoventrikulären und ventrikulären Schenkel des Bündels 
geschaffen werden. Die Lokalisation dieser Zentren ist aber meistens wechselnd und 
nur selten bleibt der Reiz an eine Stelle fixiert. So entsteht eine äußerst komplexe 
und im Bilde wechselnde Kurve, indem einmal Extrasystolen von der Ventrikelwand, 
wie von verschiedenen oberhalb des Sinusknotens gelegenen Teilen ausgehen und sich 
mit einem reinen Sinusrhythmus mischen. Witzinger. 

Busacchi, Pietro: Le extrasistoli nell’infanzia. (Die Extrasystolen bei Kindern.) 
(Clin. pediatr., univ., Bologna.) Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H.3, S. 178—183. 1920. 
Extrasystolen sind bei Kindern häufiger als man bis jetzt geglaubt hat. Sie werden 
von nervösen Elementen beeinflußt. Bei Kindern können die Extrasystolen auch durch 
pulsbeschleunigende Stoffe hervorgerufen werden, oder durch Zustände, bei welchen 
schon an und für sich der Puls beschleunigt erscheint (Fieber). Verf. berichtet über 
einen solchen Fall. Bei vielen Patienten sind die Extrasystolen vielleicht ganz von 
anderen Krankheiten unabhängig (Gliederdeformation usw.). P. Busacchi (Bologna). 
Krankheiten der Harn- und Geschlechtsergane. 

Lee, Roger J.: Albuminuria in young men. (Albuminurie bei jungen Männern.) 
Med. clin. of North-America Bd. 3, Nr. 4, S, 1059—1063. 1920. 

Untersuchungen an rund 5000 jungen Männern zwischen 16 und 24 Jahren (meist 


— 25 — 


Studenten) ergaben bei 5 von 100 deutlichen Eiweißgehalt in der erstbesten Urin- 
probe, ungerechnet alle Fälle von Entzündungen der Harnwege. Leute von vorzüg- 
licher Körperhaltung und Konstitution waren fast nie betroffen, solohe mit schlechter 
Haltung und besonders solche mit schwankendem Blutdruck (in Ruhe zeitweilig über 
140 mm Hg) dagegen bevorzugt. Im Sediment fanden sich Zylindroide häufig, sonstäge 
Formbestandteile nur in 15% der Fälle und auch da inkonstant; sie sind ohne klinische 
Bedeutung, ebenso wie erhebliche Eiweißmengen (nach Anstrengung bis 2,5 pro Mille). 
Lee unterscheidet 3 Gruppen: 1.ständige, 2.orthostatische, nach Anstrengungen 
vermehrte, 3. gelegentliche, von Lage und Anstrengung nicht erkennbar abhängige 
Albuminurie. Der orthostatische Typ überwiegt bei weitem. Eingehende klinische 
Untersuchungen (Funktionsprüfung, Rest-N usw.) hatten durchweg negative Ergeb- 
nisse. Übergang in Nephritis wurde bei jahrelanger Überwachung nie beobachtet. 
Die Prognose ist, quoad vitam, immer, quoad restitutionem, meist gut. Sie wird weder 
durch Diät, noch durch Anstrengung, selbst dauernde und schwere, erkennbar beein- 
fluŝt. Günther Lewy (Berlin). 

Shnman, John W.: Acute bemorrhagic mephritis secondary to middle ear im- 
fection. (Akute hämorrhagische Nephritis nach Mittelohrentzündung.) Journ. of the 
Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 13, S. 887—888. 1920. 

Verf. beschreibt einen Fall (3!1/, Jahr), bei dem er im Verlauf einer Otitis 
media eine hämorrhagische Nephritis (Eiweiß, Blut und granulierte Cylinder) fand. 
Nach Radikaloperation (Unterbindung der Jugularis externa und Ausräumung des 
thrombotischen Sinus) gingen die Symptome der Nephritis zurück, um noch einmal 
kurz wiederzukehren, als die bereits geschlossene Operationswunde wieder zu eitern 
begann. Valentin (Buch). 

Bloch, Oscar E.: Hematuris. Ineluding a Brief Literary Review. (Hämaturie 
[mit kurzer Übersicht der Literatur].) Urol. a. cut. rev. Bd. 24, Nr. 4, 5. 188—192. 
1920. 

Es muß unser Bestreben sein, den Begriff der ‚essentiellen Hämaturie‘‘, unter 
dem sich nur unsere Unfähigkeit der Diagnostik verbirgt, durch Anwendung der 
neuzeitlichen exakten Untersuchungsmethoden des Urogenitalapparats möglichst aus- 
zuschalten. Wie weit dies gelingt, geht aus einer Statistik des Verf.s hervor, welche 
zeigt, daß unter 78Fällen von Hämaturie nur viermal die Ursache der Blutung 
nicht aufgefunden werden konnte. Die häufigste Ursache waren Neoplasmen der Niere, 
Blase und Prostata (51%), dann Nierentuberkulose usf. Verf. referiert über eine noch 
größere Statistik von Kretsch mer über 248 Fälle, in denen nur 25 mal eine bestimmte 
Diagnose nicht gestellt werden konnte, was aber zum Teil an äußeren Gründen lag. 
Von den Fällen, die erschöpfend untersucht werden konnten, blieben nur 6, wo man 
von einer „essentiellen Hämaturie‘ sprechen konnte. Wichtig ist es bei unklaren Fällen, 
auch an Syphilis zu denken. Gewarnt wird vor der üblichen symptomatischen An- 
wendung blutstillender Mittel ohne strikte Indikation. Interessant ist ein vom Verf. 
referierter Fall von traumatischer Nierenruptur bei einem 8jährigen Kinde, der durch 
Laparotonie geheilt wurde. K. Hirsch: (Berlin). 


Krankheiten der Haut. 


Bruck, W. und H. Hirsch: Über Porokeratosis Mibelli. (Dermatol. Univ.- Poliklin., 
München.) Dermatol. Zeitschr. Bd. 29, H. 4, 8. 223—236. 1920. 

Klinische und mikroskopische Beschreibung eines Falles von Porokeratosis bei 
einem 1!/, Jahre alten, sonst gesunden Knaben. Bereits im Alter von 4 Wochen traten 
als erste Erscheinungen rauhe warzenähnliche Erhebungen auf dem linken Handrücken 
auf, die ringförmig sich ausbreitend, in der Mitte flach wurden. Die Krankheit griff 
ohne Stillstand ständig weiter, so daß zur Zeit der Beobachtung sämtliche Extremitäten, 
mit. Ausnahme der Füße, vornehmlich an den Streckseiten befallen waren, ferner die 
Augenbrauen und die Kopfhaut, hier mehr in Form von Rauhigkeit und Schuppen- 


— 236 — 


bildung. Nach dem klinischen und mikroskopischen Befunde handelt es sich um eine 
typische Porokeratose, die freilich im allgemeinen erst zwischen 10.—20. Lebensjahre, 
aber auch erst im hohen Lebensalter in Erscheinung zu treten pflegt. Frühestens 
wurde sie bisher im 2. Lebensjahre beobachtet, während hier der Beginn bereits in die 
5. Lebenswoche fällt. Therapie ist machtlos, spontane Rückbildung äußerst selten. 
Heredität, sonst meist nachweisbar, war hier nicht festzustellen. Die Verff. pflichteħ 
Mibelli bei, der als Sitz der primären Alteration die Epidermis annimmt. Nachdem 
ein Beweis für andere Ätiologie nicht erbracht ist, dürfte die Erkrankung der Naevus- 
gruppe zuzurechnen sein. Brauns (Dessau). 


Krankheiten des Nervensystems. 

Amenta, F.: Contributo alla conoscenza delle paralisi bulbari nell’infanzia. 
(Beitrag zur Kenntnis der Bulbärparalysen des Kindesalters.) (Ist. di clin. pediatr., ar 
unw., Palermo.) Pediatria Bd. 28, Nr. 9, 8. 408—418. 1920. 

Die beiden mitgeteilten Fälle sind typische Repräsentanten der Bubipaiiyes; 
sie betrafen Knaben im Alter von 7 und von 10 Jahren, die Krankheit entwickelte 
sich beide Male im Anschluß an eine Influenza. Das klinische Bild war ganz charak- 
teristisch. Symptomatologie und Ätiologie werden zum Schlusse ausführlich besprochen. 

Neurath (Wien). 

Canelli, Adolfo F.: Sulla degenerazione lenticolare progressiva (malattia di 
-Wilson). (Über die progressive Linsenkerndegeneration [Wilsonsche Krankheit].) 
(Clin. pediatr., uniw., Torino). Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, Nr. 4, S. 232—249. 1920. 

Aus der vorliegenden Literatur wird eine Übersicht über Ätiologie, Symptomalogie, 
Anatomie, Histologie und Differentialdiagnose der Wilsonschen Krankheit zusammen- 
gefaßt. Die progressive Linsenkerndegeneration ist eine Erkrankung des extrapyrami- 
dalen motorischen Systems, wahrscheinlich toxischer Ätiologie mit gleichzeitiger 
Schädigung des Gehirns und der Leber. Sie hat keine syphilitische Ätiologie, ist familiär, 
selten hereditär, bevorzugt das jugendliche Alter, kann Monate oder Jahre dauern 
und endet tödlich. Anatomisch findet sich eine bilaterale symmetrische Degeneration 
des Putamens, in geringerem Grade des Globus pallidus, die zur Destruktion führen 
kann. Manchmal ist auch der Nucleus caudatus und die äußere Kapsel betroffen. 
Konstant ist eine Lebercirrhose besonderer Art, mit Volumsverminderung, Konsistenz- 
vermehrung, fibröser Metamorphose, meist plurilobulär, manchmal mit nekrotischen 
Herden, manchmal mit lebhafter Regeneration. Milztumor, entzündliche Darm- 
affektionen sind mitunter zu finden. Die Symptomatologie zeigt die bekannten Züge, 
Tremor der Extremitäten, Dysbasie, Hypertonie mit Erschwerung der passiven Be- 
wegungen bei normaler elektrischer Erregbarkeit und ungestörter Sensibilität. Neurath. 

Kirsch, E.: Zur Frage der Insuffieientia vertebrae (Schanz). Arch. f. klin. 
Chirurg. Bd. 113, H. 3, S. 699—711. 1920. 

In Übereinstimmung mit den in letzter Zeit von Payr veröffentlichten Ergeb- 
nissen gelangt Verf. zu dem Schluß, daß der von Schanz als besondere Krankheit 
beschriebene Symptomenkomplex — Klopfempfindlichkeit isolierter Gruppen von 
Dornfortsätzen der Rückenwirbel, Druckempfindlichkeit der Vorderfläche der Lenden- 
wirbelkörper, Contractur der langen und stellenweise der breiten Rückenmuskeln, 
Deformhaltungen des Rumpfes, Stützbedürfnis des Rumpfes, ferner ausstrahlende 
Schmerzen in die Intercostal-, Becken- und Beinnerven — einem einheitlichen Krank- 
heitsbilde nicht entspricht. Es handelt sich hier nur um eine neue Formel für den Mangel 
einer wirklichen Erklärung. Wenn Schan z die verminderte Tragfähigkeit der Wirbel-: 
säule auf Ernährungsstörungen der Wirbelkörper zurückführt, so ist diese Annahme 
lediglich eine Hypothese. Die angeführten Symptome sind uns bei anderen, wohl ab- 
gegrenzten Krankheitsbildern, wie Spondylitis, Wirbelfrakturen, Kontusionen der 
Weichteile des Rückens, Neuralgien, skoliotischen und kyphotischen Rückgratver- 
krümmungen durchaus geläufig. In jedem Falle muß mit allen Hilfsmitteln (Rönt- 


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— 2371 — 


gen) versucht werden, zu einer ätiologisch wie pathologisch-anatomisch befriedigenden 
Diagnose zu kommen. Ä Künne (Steglitz). 

Cockayne, E. A.: Selerodactylia with Raynaud’s phenomena and necrosis of 
nasal bones. (Sklerodaktylie mit Raynaudscher Krankheit und Nekrose des Nasen- 
beines.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 18, Nr. 5, Sect. f. the study of dis. in 
children 8. 50—52. 1920. 

Demonstriert ein Kind männlichen Geschlechts im Alter von 1 Jahr 2 Monaten. 
Die ersten Erscheinungen der Erkrankung traten im Alter von 3 Wochen mit Rötung 
und Schwellung der linken Hand auf. Mit 10 Wochen grünlichgelber Ausfluß aus der 
Nase, der bestehen blieb. Kam mit 5 Monaten in Beobachtung. Der Nasenrücken 
war eingesunken. Die Finger blau und kalt mit kleinen septischen Bezirken. Die 
Fingernägel waren deformiert. Gegenwärtig ist das Kind in gutem Ernährungszustand, 
ist sehr kälteempfindlich. Rot geschwollene Bezirke am Ohr und auf der Wange mit 
nekrotischem Zentrum. Die Finger sind dünn, die Haut blauglänzend, es besteht 
Schmerzhaftigkeit, Einschränkung für aktive und passive Bewegungen in den Inter- 
phalangealgelenken. Während der Beobachtung waren die Fingerspitzen mehrfach 
schwarz. Wassermannsche Reaktion bei Kind und Mutter zweimal negativ. — Von 
Interesse bei diesem Fall ist der frühe Beginn. Die Sklerodaktylie trat bei dem Kinde 
auf wie bei einigen Fällen der Raynaudschen Krankheit der Erwachsenen und ent- 
wickelte sich schnell. 

Dr. F. Parkes Weber sieht nicht den Grund, warum der Vortr. den Fall nicht als Sklero- 
daktylie bezeichnet. Er habe wiederholt darauf hingewiesen, daB ihr erstes Symptom das der 
Raynaudschen Krankheit sei. Er wünsche die Fälle von Sklerodaktylie abzutrennen von 
denen mit Raynaudschem Phänomen wo die Sklerodaktylie fehle und er verstehe unter Sklero- 
daktylie die ausgebreitete Form der Sklerodermie, die, wenn auch nicht gleich so doch später 
symmetrisch wird. Dr. G. A. Sutherland vermißt die Erklärung über die Entstehung der ein- 
gesunkenen Nase. Der negative Wassermann sei nicht beweisend und er würde eine spezifische 
Kur einleiten. Dr. Cocka yne erwidert, daß er den Fall wegen der Läsionen an der Wange und 
den Beinen nicht als Sklerodaktylie bezeichnet habe, er wolle aber den Titel ändern. Weber 
ergänzt dann noch, daß es möglich sei, daß die Ursache der Sklerodaktylie in gestörter Funk- 
tion endokriner Drüsen liege und schlägt entsprechende Therapie vor. J. Duken (Jena). 

Mammele, H.: Habituelle Hyperthermie bei Sklerose der Stammganglien. 
(Kinderklin., Heidelberg.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 1, 8. 5—12. 1920. 

Bei einem 11/,jährigen idiotischen Kinde mit Hydrocephalus, Apathie, Zwangs- 
lachen, tonischer Starre der oberen Extremitäten, Amaurose, Kau- und Schlingbe- 
schwerden wurde 3 Monate lang erhöhte Körpertemperatur beobachtet, die klinisch 
nicht als infektiöse, sondern als habituelle Hyperthermie aufzufassen war, und mit 
anatomischen Veränderungen des Gehirns, und zwar des Wärmezentrums in Zusammen- 
hang gebracht wurde. Tatsächlich zeigte die Sektion des an interkurrenter Krankheit 
gestorbenen Kindes einen Hydrocephalus internus, Hypertrophia cerebri und gliöse 
Verhärtung der Stammganglien, insbesondere des Thalamus und des Corpus striatum, 
die nicht nur die nervösen Symptome, sondern auch die Hyperthermie erklärt. Samelson. 


Dide, M., P. Guiraud et R. Michel: Lösions nerveuses dans un cas de maladie 
de Tay-Sachs juvénile. (Die Veränderungen des Nervensystems bei einem Falle 


juveniler Tay-Sachsscher Krankheit.) Encéphale Jg. 15, Nr. 5, 8. 303—310. 1920. 
Die Arbeit betrifft die path.-anat. Befunde eines von Frenkel und Dide (in Revue neuro- 
log. 1913, Nr. 11) bereits veröffentlichten Falles. Wie aus dem Titel hervorgeht, scheint es sich 
jedoch um eine fam. amaur. Idiotie nach dem Typ Vogt -Spielmeyer gehandelt zu haben. 
Die nichts Neues bringenden histologischen Ausführungen müssen im Original 


nachgelesen werden. — 2 Tafeln. Dollinger (Charlottenburg). 


Pilez, Alexander: Bemerkungen zu dem Aufsatz von Braune: „Das Trional in 
der Behandlung der Epilepsie und anderer Nervenkrankheiten“ in Nr. 3 dieser Zeit- 
schrift. Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 10, S. 291—292. 1920. 

Nach 1—3 wöchigem kontinuierlichem Gebrauch soll das Trional, selbst bei 
den auch von Braune angegebenen sonstigen Vorsichtsmaßregeln, für etwa ebenso 


— 238 — 


lange Zeit regelmäßig ausgesetzt werden; besonders bei systematischer Anwendung, 
wie sie die Epilepsiebehandlung erfordert, nicht außer acht zu lassen. (Vgl. dies. 
Zentralbl. IX. S. 44.) E. Liefmann. 


Krankheiten des Ge . 

McKenzie, Dan: Congenital redundant external meatus; repeated abscess- 
formation, excision. (Angeborene Verdoppelung des äußeren Gehörganges. Wieder- 
holte Absceßbildung, Excision.) Brit. journ. of childr. dis. Bd. 17, Nr. 193/195, 


S. 30—33. 1920. 

Bei einem 7jährigen Kinde fand sich neben einer Verdoppelung der rechten Ohrmuschel 
hinter der linken Ohrmuschel ein Absceß, der schon wiederholt operiert worden war. Eine 
Fistel im hinteren unteren Gehörgang unmittelbar an der Muschel ging in einen größeren Ab- 
sceß, der sich über die Spitze des Warzenfortsatzes erstreckte. Mittelohr normal. Die Operation 
ergab ein sackähnliches Gebilde, dessen Wände Knorpelinseln enthielt und das innen mit Haut 
ausgekleidet war. Durch Retention des Hautsekretes war die wiederholte Entzündung ent- 


standen. H 
La Fétra, Linnaeus Edford: Acute middle ear infections in children. From the 


standpoint of the pediatrieian. (Akute Mittelohrentzündung im Kindesalter. Vom 
Standpunkt des Kinderarztes.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 18, 
S. 1222—1224. 1920. 

Im Kindesalter sind nach den Erkrankungen des Respirations- und Gastro- 
Intestinaltraktus die Erkrankungen des Mittelohres bei weitem am häufigsten. Man 
inzidiere nicht sofort bei dem ersten Auftreten entzündlicher Erscheinungen, sondern 
warte ruhig ab, ob bei anhaltender Temperatur der Schmerz andauert und Vorwöl- 
bung des Trommelfelles eintritt. Die Paracentese mache man in Chloroform-Narkose. 
Die Form des Schnittes sei die eines I oder U. Unmittelbar darauf spüle man das Ohr 
mit warmer Borlösung und lasse das Kind dabei schlucken, so daß das Wasser in 
den Rachen läuft. Der Warzenfortsatz erkrankt höchstens in 1%, der Fälle. Die 
Zeichen der Warzenfortsatzerkrankung sind in erster Linie Senkung des hinteren 
oberen Gehörgangs, Schmerzhaftigkeit des Warzenfortsatzes an der Spitze und über 
dem Antrum mastoideum, bei ganz kleinen Kindern oft Ödem über dem Warzen- 
fortsatz, abundante Eiterung. Sinusthrombose ist außerordentlich selten im Kindes- 
alter. Temperaturkurven von septischem Charakter kommen gerade bei Kindern 
aus den verschiedensten Gründen vor und sind deshalb noch lange kein Beweis für 
eine Sinusthrombose. Man suche immer auszuschalten eine Pneumonie, Pyelitis, 
Tonsillitis, akute Lymphadenitis im Nacken oder Gastro-Intestinalstörungen. Laby- 
rintherkrankungen sind ganz besonders selten. Hempei. 

Whiting, Fred: The unreliability of temperature in the otitis of infants and 
children as an indieation for the mastoid operation. (Die Unmaßgeblichkeit der 
Temperatur bei Mittelohrentzündung der Säuglinge und Kinder als Indikation zur 
Aufmeißelung des Warzenfortsatzes.) Surg. gynecol. a. obstetr. Bd. 30, Nr. 4, S. 364 
bis 368. 1920. 

Im Kindesalter kommen bei Mastoiderkrankungen differentialdiagnostisch als 
Ursache von Fieberzuständen verschiedene andere Erkrankungen in Frage: Broncho- 
pneumonie, Lobärpneumonie, besonders mit zentralem Sitz, Grippe, Influenza, Gastro- 
intestinalstörungen, Pyelitis, Malaria und die exanthematischen Krankheiten. Die 
Differentialdiagnose bietet sehr oft die größten Schwierigkeiten. Das sicherste Zeichen 
jedenfalls für eine beginnende Warzenfortsatzerkrankung ist und bleibt die Senkung 
des hinteren oberen Gehörganges, auch wenn sie noch so gering ist. Daß im Kindes- . 
alter intrakranielle Komplikationen so selten sind, hat seinen Grund darin, daß Eiter 
im Warzenfortsatz seinen Ausweg nach außen sucht durch die im Kindesalter persi- 
stierenden Knochennähte. Das Antrum ist nach dem Gehirn zu durch eine dichtere 
Knochenmasse abgeschlossen als nach außen zu. Eptdurale Abseesse führen im Kindes- 
alter nur selten zur Erkrankung der intraduralen Gebilde. Röntgenaufnahme des 
Warzenfortsatzes ist im Kindesalter ziemlich zwecklos. Hempel. 


— 239 — 


Krankheiten der Bewegungsorgane, Orthopädie. | 
Peltesohn, Siegfried: Uber Erkennung und Behandlung der angeborenen Hült- 


gelenksverrenkung beim Säugling. Med. Klinik Jg. 16, Nr. 17, S. 442—444. 1920. 

'Es ist von größter Wichtigkeit, daß die Einrenkung geschieht, bevor das Kind 
läuft. Jeder Arzt muß in der Lage sein, ohne Röntgenaufnahme die Luxation fest- 
zustellen. Neben der Joachimsthalschen Untersuchungsmethode (Abduction in 
rechtwinkliger Beugung: Achse des luxierten Oberschenkels zeigt nach medial oben 
von der Pfanne, Delle lateral vom Tuber ischii) gibt Peltesohn ein neues Merkmal an. 
In maximaler Beugung der Oberschenkel zeigt die Rundung des Gesäßumrisses zwischen 
Tuber ischii und Trochanter major eine Eindellung bei Luxation. Zur Behandlung 
nach Einrenkung wird eine mit Filz versehene federnde Eisenschiene empfohlen, die 
an die gespreizten Oberschenkel angeklebt und mit Kambrikbinden fixiert wird. Dauer 
der Behandlung beim Säugling 3—5 Wochen. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Lake Norman C. and Norah H. Schuster: A ease of osteitis fibrosa. (Ein Fall 
von ÖOstitis fibrosa.) Lancet Bd. 198, Nr. 10, S. 546—548. 1920. 

7 jähr. Mädchen hinkte seit Fall vor 3 Jahren; damals Verdickung des oberen Femurendes, 
im Röntgenbild Coxa vara und auf frühere Tuberkulose verdächtige Veränderungen. 1 Jahr 
später zeigt das rechte Bein alte Biegungsfraktur in Höhe des kleir®@n Trochanter, Krümmung 
des oberen Schaftendes und verringerts Neigung des Collum. Bei der. 1917 ausgeführten sub- 
trochanteren Osteotomie wurde der Knochen in sagittaler Richtung verdickt und von weicher 
pongi Beschaffenheit befunden. 2 Jahre später erneute Spitalaufnahme wegen heftiger 

hmerzen bei starker Auftreibung des oberen Femurdrittels. Ein dem Knochen entnommenes 
Probestück bestand aus lockerem Bindegewebe mit eingestreuten Inseln und Bälkchen unferti- 
n Knorpels; Cysten und Verkalkungen fehlten fast ganz, nur stellenweise war beginnende 

Össification, nirgends wahres Knochenmark vorhanden. Die Operation legte unter dünner 
Knochenschale spongiöses Gewebe frei, das entlang dem Trochanter bis in den Schenkelhals 
durch Auskratzen entfernt wurde unter Erhaltung des Periosts und der normalen medialen 
Corticalis. Glatte Heilung mit reichlichem Callus. Aus dem Verlauf wird geschlossen, daß die 
Ostitis fibrosa auf dem Boden einer traumatischen Coxa vara entstanden ist. Gümbe u 

Curcio, Attilio: Dopo l’osteosintest. (Über Osteosynthese.) Pediatria Bd. 28, 
Nr. 9, 8. 401—407. 1920. 

Bei Frakturen wird der Curciosche Rahmen empfohlen, ebenso zur Nachbehand- 
lung operierter Pseudarthrosen. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Eoekayne, E. A.: Isolated disease of the scaphoid bene. (Isolierte Erkrankung 
des Os scaphoideum.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 5, Sect. f. the study 


of dis. in children 8. 41—42. 1920. Ä 

*jähriges Mädchen. Im letzten Jahr Klagen über Fußbeschwerden. Leichter Druck- 
schmerz, auf dem linken Fußrücken, keine Schwellung, kein Ödem. Radiogramm zeigt Ver- 
änderungen am Osscaphoideum, das nur etwa die halbnormale Größe, dichten Schatten 
und undeutliche Struktur aufweist. Scharfe Außenkontur, vier kleine Höcker. Keine Tuber- 
kulose. Die Erkrankung wird mitunter als Köhlersche Krankheit bezeichnet. Ein analoger 
Fall wurde kürzlich von M. Heath an gleichem Ort (Bd. 18, S. 17. 1919) vorgestellt. Ibrahim. 


Fromme, Albert: Über die traumatische Epiphysenlösung des unteren Femur- 
endes. (Chirurg. Unw.-Klm., Göttingen.) Zentralbl. f. Chirurg. Jg. 47, Nr. 17, 
8. 394—396. 1920. 

In 3 Fällen dieser seltenen Verletzung, welche Verf. mitteilt, zwei Knaben von 
9 und 12 Jahren, einem Mädchen von 12 Jahren, war durch indirekte Gewalt die untere 
Epiphyse völlig gelöst und auf die Vorderfläche des Femur verschoben. Reposition 
auf unblutigem Wege gelang nicht, aber auch durch Operation konnte keine ideale 
Reposition erzielt werden. Es blieben starke Funktionsstörungen im Gelenk zurück. 
Um so interessanter war die Tatsache, daß bei der Nachuntersuchung der Fälle nach 
4-5 Jahren ein geradezu ideales Resultat durch funktionelle Anpassung erfolgt war. 
Es zeigte sich auf den Röntgenbildern eine völlige Neubildung des unteren Femurendes, 
auf der von einer Winkelstellung zwischen Diaphyse und Epiphyse nichts mehr zu sehen 
ist. Auch eine Hemmung im Wachstum war nicht eingetreten; nur in einem Fall 
ergab sich eine Verkürzung von 1l cm, die ohne weiteres sich durch die Dislocatio ad 
latus erklärt. K. Hirsch (Berlin). 


m 


— 240 — 


Erkrankungen durch äußere Einwirkung. 
Van Kleek, L. A.: Symptoms of morphine withdrawal in an infant. (Sym- 
ptome der Morphiumentziehung bei einem Säugling.) Americ. med. Bd. 26, Nr. 1, 


S. 51—52. 1920. 
l Das normal geborene Kind einer morphiumsüchtigen Mutter bekam am zweiten Lebens- 
tage einen bedrohlichen, kollapsähnlichen Zustand (Hautblässe, kalter Schweiß, cyanotische 
Schleimhäute und Extremitäten, beschleunigte Atmung, Erbrechen und Durchfall), der auf 
Verabreichung von Tinct. Opii camphorata in mehrmaligen Dosen vollständig zurückging. 
Am 3. und 4. Tage wiederholten sich die Anfälle und wichen wieder prompt auf die Opium- 
medikation. Als dann genügend Muttermilch vorhanden war und das Kind bei der Mutter 
gestillt wurde, traten keine Anfälle mehr auf. Das Kind blieb 3 Wochen in Beobachtung. Verf. 
vermutet, daß das Kind aus dem Stoffwechsel der morphinistischen Mutter ein Antitoxin gegen 
Morphium übernommen habe, das die geschilderten Symptome hervorrief, als es nicht mehr 
durch Morphium selbst neutralisiert wurde. Calvary (Hamburg). 
Cope, Zachary: Extraction of a sewingneedle from the heart. (Entfernung 
einer Nähnadel aus dem Herzen.) Lancet Bd. 198, Nr. 15. S. 813—814. 1920. 
Ein 7 jähriges Mädchen stieß sich eine Nähnadel in die linke Brustseite in Höhe des oberen 
Randes des vierten Rippenknorpels nahe dem linken Brustbeinrand. Auf dem Röntgenschirm 
sah man die Nadel im Herzschatten synchron mit der Pulsation des Herzens sich bewegen. 
Subjektiv keine Beschwerden. Noch am gleichen Tage Operation. Lappenschnitt mit Entfer- 
nung eines Stückes des fünften Rippenknorpels, Eröffnung der Pieura. Nahe dem linken Herz- 
rand sah man die Nadel herausragen. Um das Herz still zu halten, wurde der Herzbeutel mit 
einer Klenıme gefaßt; mit einer zweiten in die Pleurahöhle eingeführten Klemme wurde die 
Nadel extrahiert. Verschluß der Pleurahöhle, Hautnaht. Bei der 20 Tage später erfolgten Ent- 
Iassung war der Pneumothorax vollständig resorbiert und das Kind beschwerdefrei. Haecker.CH_ 


Allgemeines. 


(Lehrbücher, Handbücher, Populärmedizinisches.) 


Salge, B.: Die Entwicklung der Kinderheilkunde auf den deutschen Univer- 
sitäten im letzten Jahrzehnt. Beitr. z. soz. Hyg. d. Säugl.- u. Kleinkindesalters 
Festschr. d. Dtsch. Vereinig. f. Säugl.-Schutz, S. 192—198. Berlin: Stilke. 1920. 

Salge beklagt die stiefmütterliche Behandlung der Pädiatrie auf den deutschen 
Universitäten, besonders in den früheren Jahren, wo die Pädiatrie formell und materiell 
als Aschenbrödel behandelt und eingeschätzt wurde. Er erkennt durchaus an, daß 
in letzter Zeit wesentliche Besserungen erreicht worden sind, hält aber diese noch 
nicht für genügend, da die Pädiatrie eines der wichtigsten Fächer für den Praktiker 
darstellt. Rietschel. 

Langstein, L.: Kinderheilkunde und Säuglingsschutz. Beitr. z. soz. Hyg. d. 
Säugl.- u. Kleinkindesalters Festschr. d. Dtsch. Vereinig. f. Säugl.-Schutz, S. 199—204. 
Berlin: Stilke. 1920. 

Verf. bespricht freimütig die Mängel, die heute dem Säuglingsschutz zum Teil 
durch die wissenschaftliche Pädiatrie entstehen, und die im wesentlichen von Unklar- 
heiten und Gegensätzlichkeiten in der Frage der Ernährung herrühren. Er bekämpft 
hauptsächlich die dogmatische und apodiktische Art, mit der jeder Autor so leicht 
seine Erfahrungen als die allein richtigen hinzustellen beliebt und die Erfahrungen 
anderer völlig ablehnt. Der Schaden, der dadurch bei Ärzten und besonders bei Stu- 
denten angerichtet wird, ist ein recht großer. Die Polemik muß in der Literatur in 
eine Form gekleidet werden, ‚die den Glauben an die Exaktheit der wissenschaft- 
lichen Methodik nicht erschüttert. Der Schuldogmatismus muß zurücktreten“. Rietschel. 


Berichtigung. 


Opitz: Zur Frage der aktiven Immunisierung gegen Diphtherie. Berl. klin. 
Wochenschr. Jg. 57, Nr. 2, S. 42. 1920. 

Vgl. dieses Ztrlbl. Bd. 9, 8. 24. Der Satz: „auch mit gekochten Toxinlösungen 
wurden Antikörper erzeugt‘ ist zu streichen. 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 6 8. 241—288 





Sammelreferat. 
2. 


Die Bedeutung der immunobiologischen Methoden für Diagnose, 
Prognose und Therapie der Tuberkulose im Kindesalter. 


Von 
Dr. Hans Langer. 


Überblickt man die Tuberkuloseliteratur der letzten Jahre, so tritt ein prinzipieller 
Umschwung sowohl in der theoretischen Forschungsrichtung wie in der praktischen 
Medizin der Tuberkulose unverkennbar hervor. 

Lange Jahre war die Tuberkulose beherrscht von pathologisch-anatomischer 
Arbeitsmethodik, morphologische Gesichtspunkte beeinflußten entscheidend die 
klinische Systematik; nur unterstützend und ohne die Anerkennung als wichtiger 
Faktor ging die immunobiologische Arbeit nebenher. Die Enttäuschungen, die dem 
anfänglichen Tuberkulinenthusiasmus auf therapeutischem Gebiet gefolgt waren und die 
Erkenntnis der beschränkten Brauchbarkeit des Tuberkulins zur Diagnose waren die 
tieferen Ursachen. 

Demgegenüber bieten die letzten Jahre ein durchaus verändertes Bild. Von den 
verschiedensten Seiten her ist die immunologische Methodik neu belebt. Große Gesichts- 
punkte sind aufgetaucht. Die Erkenntnis, daß die pathologisch-anatomische Arbeit 
nur Stückwerk ist, daß sie die großen verbindenden Gesichtspunkte des Tuberkulose- 
problems auf klinischem und epidemiologischem Gebiet nicht faßbar macht, hat sich 
durchgesetzt. So steht heute ein Rohbau der immunologischen Tuberkuloseforschung 
da voller Lücken, aber mit starken Grundmauern und klar übersehbarem Grundriß, 
und nur die Weiterarbeit an diesem Bau wird das Tuberkuloseproblem entscheidend 
fördern können. Unter diesem Gesichtspunkt soll der Weg durch die Tuberkulose- 
literatur gegangen werden unter Ausschaltung der morphologischen Gesichtspunkte. 
Dieser Weg ist beschwerlich und voller Hindernisse, die das Fortschreiten verzögern. 
Nicht in dem Umfange der Literatur”) erblicke ich diese Hindernisse; sie bestehen einmal 
darin, daß denen, die sich mit der Tuberkulose beschäftigen, durchaus nicht immer der 
erforderliche Überblick über die vorhandenen festen Grundlagen und Ergebnisse zur 
Verfügung stehen; so werden immer wieder Fragenrangeschnitten, die längst keine 
Fragen mehr sind, kurzlebige Theorien werden geschaffen, die nur von dem spekulativen 
Bedürfnis ihrer Schöpfer zeugen. Dies hat zu dem weiteren Hemmnis geführt, das 
darin liegt, daß spekulativen Theorien mit neuen Ideen von der Kritik häufig voreilige 
Ablehnung entgegengesetzt wird, ohne Eindringen in die aufgerollten Probleme. Es 
muß überraschen, daß manche Fragen noch immer nicht gelöst sind, obgleich kaum 
bei einer anderen Erkrankung ähnliche Möglichkeiten der klinischen Forschung geboten 
sind, wie sie der Tuberkulose etwa in den Heilstätten zur Verfügung stehen. Syste- 
matisierung der Arbeit tut hier not. 

Die Zunahme der Tuberkulose in den Kriegsjshren (von 1917 ab) ist allgemein 
bekannt. Es sei nur auf die statistischen Erhebungen von Hamel verwiesen. Die Zu- 
nahme im Kindesalter hat U mber?77) in vergleichenden Untersuchungen dargelegt. 
Auch Synwoldt!”®) hat Vergleichsuntersuchungen für die Kindertuberkulose an der 
Rostocker Kinderklinik angestellt. Während 1912—14 19,28%, nach Pirquet positiv 
reagierten, hatten 1917—19 bereits 49,7%, einen positiven Pirquet. 


*) Vollständigkeit der Probleme, nicht der Arbeiten ist hier angestrebt. 
Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 16 


— 242 — 


“ Während vor noch nicht lang zurückliegender Zeit sich die Bekämpfung der Tuber- 
kulose im wesentlichen in der Behandlung der Lungentuberkulose erschöpfte, sehen 
wir heute immer eindrücklicher den Standpunkt vertreten, daß die Bekämpfung der 
Tuberkulose möglichst früh, d. h. in der Kindheit zu beginnen hat (Gottstein, 
Thiele!?). Nicht daß die Zunahme der offenen Lungenphthise im Kindesalter, die von 
Simon?87) festgestellt ist, der Grund hierfür wäre, sondern weil die Tuberkulose den kind- 
lichen Körper an der Wurzel trifft und in Wachstum und Gewichtszunahme erheblich 
schädigt (Thiele), weil die Kindheitsinfektion überhaupt über die Auebreitung der 
Tuberkulose als Seuche entscheidet. 

Es muß also alles getan werden, um möglichst bald nach der Infektion zur Er- 
kennung der Erkrankung zu kommen. Die klinische Beobachtung läßt hier im Stich. 
Das häufig blühende Aussehen und wenig gestörte subjektive Wohlbefinden leitet 
den Blick des Arztes nicht auf eine bestehende Tuberkuloseinfektion, und auf der 
anderen Seite verleitet der Typus der anämischen blassen und mageren Kinder nicht 
selten zu der Fehldiagnose: Tuberkulose (Deycke?%). Die Röntgenuntersuchung kann 
die diagnostischen Schwierigkeiten vermindern, aber nicht beheben. Holitsch?®) betont, 
daß Erwachsene mit negativer Tuberkulinreaktion nicht selten Veränderungen im 
Röntgenbild zeigen, die fälschlich für Tuberkulose gehalten werden (Beschattung der 
Apicalfelder, Hilus). Dem Pädiater sind solche Röntgenbilder wohlbekannt. Wenn 
aber Röntgenbilder erst eindeutige Beweise liefern, dann ist das Initialstadium bereits 
überschritten. 

Daher hat nach Moro!2! zunächst die negative Tuberkuli nreaktion (Pir- 
quet)inder Kinderpraxis große Bedeutung. Allerdings ist die einmalige Anstellung nicht 
beweisend. Die Impfung muß in mehrtägigen Intervallen 1—2 mal wiederholt werden. 
Dann aber beweist das Fehlen der Reaktion mit Sicherheit, daß das betreffende Kind 
entweder überhaupt nicht mit dem Tuberkelbacillus in wirksamem Reaktionskontakt 
gestanden hat, oder daß ein stattgehabter Primäraffekt restlos ausgeheilt ist. Die, 
Untersuchungen von Hamburger und Monti, die bei Wiener Proletarierkindern 
im Alter bis zu 14 Jahren in 94%, der Fälle eine positive Tuberkulinreaktion erhalten 
haben, haben viel zu der Annahme beigetragen, daß bereits im frühem Lebensalter die 
überwiegende Zahl der Menschen mit Tuberkulose infiziert wird, und daß die Erwartung 
einer negativen Tuberkulinreaktion außerordentlich geringist. Auch Schloss15%)155) fand 
bei 185 Kindern des Rummelsburger Waisenhauses in Berlin im Alter von 6—14 Jahren 
bereits 181, d. h. 97%, positiv. Es darf aber nicht übersehen werden, daß diese Zahlen 
nicht Durchschnittszahlen sind, sondern vom ungünstigsten Material gewonnen wurden. 
Moro und Volkmar!?) berichten über 7000 Tuberkulinimpfungen am Material der 
Heidelberger Kinderklinik mit dem Ergebnis, daß nur 41,3%, eine positive Reaktion 
aufweisen und daß die Zahl durch Hinzunahme der Kinder aus sozial besser gestellten 
Gesellschaftsschichten weiter erniedrigt wird. Bedenkt man, daß hier mehr oder weniger 
kranke Kinder geprüft werden, so ist weiter anzunehmen, daß, wenn man ein absolut 
gesundes Durchschnittsmaterial etwa bei Schuluntersuchungen prüfen würde, die 
Zahlen sich noch mehr im günstigen Sinne verschieben würden. Die Schwankungen in 
Abhängigkeit vom Material zeigt am besten eine Zusammenstellung von Schlesingerl®) 
über Pirquetuntersuchungen an Kindern nach Literaturangaben. Auf der anderen Seite 
muß berücksichtigt werden, daß Hamburger) immer wieder als einzig zuverlässige 
Untersuchungsmethode die Injektion des Tuberkulins in die Haut betont, während 
Moro uud Volkmar sich auf Cutanimpfungen beschränken, wobei man allerdings 
annehmen darf, daß der Ausfall bei wiederholter Pirquetisierung kein sehr erheblicher 
ist. Deswegen hat Moro mit vollem Recht die Bedeutung der negativen Reaktion im 
Kindesalter hervorgehoben. Im übrigen stimmt ihm auch Hamburger bei mit der 
Einschränkung, daß er Stichreaktion angewendet zu sehen wünscht. 

Bedeutung hat die Feststellung der negativen Tuberkulinreaktion auch insofern, 
als die Tuberkulose der erst im vorgeschrittenen Lebensalter infizierten Menschen 


— 243 — 


gewöhnlich latent bleibt (Pollak). Auch Bergmann?) weist darauf hin, daß nach 
dem achten Lebensjahr die tuberkulöse Exposition ohne Einfluß auf die Gesundheit 
ist. Einen ähnlichen Standpunkt vertritt v. J ac ksch?8). 

Der Wert der negativen Reaktion wird dadurch nicht geschmälert, daß bei einzelnen 
hochfieberhaften Erkrankungen die Tuberkulinreaktion vorübergehend negativ werden 
kann. Gesetzmäßig ist dies bei Masern der Fall, auch bei der Pneumonie und dem 
Typhus kann es gelegentlich eintreten; bei Miliartuberkulose, tuberkulöser Meningitis, 
nach systematischen Tuberkulinkuren und bei kachektischen Individuen ist das Ver- 
halten allgemein bekannt. Auch in den ersten Tagen des Scharlach kann nach Lenne- 
berg!%), wie ebenfalls schon früher bekannt, die Reaktionsfähigkeit der Haut herab- 
gesetzt sein. 

Daß auch die Grippe Einfluß hat, wurde erst mit der epidemischen Ausbreitung 
der Grippe in den letzten Jahren erkannt. Dabei bleibt aber bemerkenswert, daß im 
Gegensatz zu den Masern die Grippe in der Regel keine Verschlimmerung der Tuber- 
kulose herbeiführt; in einem nicht unerheblichen Teil führte sie geradezu zu Besse- 
rungen (Curschmann?®)). Die Tatsache, daß schwere grippale Lungenentzündungen 
natürlich auch zur Dissiminierung der Tuberkulose führen können, ist kein Gegenargu- 
ment gegen das Vorhergesagte. Es bleibt jedenfalls sehr bemerkenswert, daß das Ver- 
schwinden der Tuberkulinreaktion unter dem Einfluß einer Zwischenerkrankung noch 
nicht mit einer Herabsetzung der Resistenz unbedingt verbunden sein muß. 

Erwähnt sei, daß nach Hamburger?) auch eine jahreszeitliche Schwankung der 
Tuberkulinempfindlichkeit besteht; die Überempfindlichkeit ist am stärksten im Früh- 
jahr, am schwächsten im Herbst und steht damit zum jahreszeitlichen Verlauf der 
Tuberkulose in Beziehung. i 

Wie bereits erwähnt, betont schon Moro, daß nur die wiederholte Anstellung 
der Tuberkulinreaktion’ (Pirquetprobe) entscheidende Bedeutung hat. Die 
einmalige Untersuchung ist nicht beweisend. Beim Versagen der einmaligen Reaktion 
kann es sich nach Elise Hermann’) zunächst um Fälle handeln, die in der Inku- 
bationszeit der Erkrankung stehen, in der sich die Tuberkulinempfindlichkeit noch 
nicht entwickelt hat. Während nach älteren Beobachtungen für diese Entwicklung etwa 
3 Wochen erforderlich sind, während sie z. B. in dem Fall von Peyrer!@) sich wesentlich 
schneller entwickelte, muß man nach den Feststellungen von Schloss bei der bekannten 
Endemie im Rummelsburger Waisenhaus gelegentlich auch mit längeren Zeiträumen bis 
zu 4 Monaten rechnen. Allerdings sind diese Beobachtungen ungenau, da die Tuberku- 
linprüfungen in Abständen von 4 Wochen vorgenommen wurden. Eine zweite Reihe von 
Fällen mit negativer Reaktion ist nach Hermann darauf zurückzuführen, daß eine 
früher vorhandene Empfindlichkeit zurückgegangen ist. Erst die Wiederholung der 
Impfung führt zu der erforderlichen Steigerung der spezifischen Überempfindlichkeit. 
Hierbei scheint im allgemeinen bis auf ganz wenige Ausnahmen eine zweimalige Wieder- 
holung zu genügen. Aber auch die Technik und die allgemeine Hautempfindlichkeit be- 
einträchtigen die Genauigkeit der Pirquetschen Probe. Auch nach Schloss sind tech- 
nische Differenzen an der eingeschränkten Bedeutung der Pirquetprobe schuld. Eine 
genaue Festsetzung der entscheidenden Reaktionsgröße, wie sie von mancher Seite nach 

dem Vorbild von Pirquetangestrebt wird, ist nicht möglich. Essind beitrockener anämi- 
scher Haut schwächere Reaktionen noch zu verwerten, ’die bei frischer, gut durchblute- 
ter Haut und gar bei exsudativer Diathese bereits als unverdächtig zu betrachten sind. 

Diese Unsicherheiten der Pirquetschen Methode werden durch die Intracutan- 
methoden ausgeschaltet. Nur mit diesen lassen sich nach Hamburger®) exakte 
Maßstäbe darstellen. Er fordert die Anstellung intracutaner Stichreaktionen mit 
0,1 und 1 mg Tuberkulin. Vollständig ist die Prüfung erst bei negativem Ausfall nach 
hohen Konzentrationen bis 100 mg Alttuberkulin. Klopstock®) empfiehlt, um vor 

zifischen Reaktionen geschützt zu sein, wie sie gerade im Kindesalter nicht selten 
beobachtet werden und von mancher Seite besonders mit exudativer Diathese in Zu- 


16* 


— 244 — 


sammenhang gebracht werden, neben der abgestuften intracutanen Injektion von 
1/0000: Yıooo» 1/100 mg Alttuberkulin eine Kontrollinjektion mit 1/1 mg Glycerinbouillon. 

Da aber wiederholte Reaktionen und die Anwendung intracutaner Reaktionen 
(obgleich sich die letzteren nach Ansicht des Referenten schneller, sauberer und schmerz- 
loser anstellen lassen) in der Praxis auf manche Schwierigkeiten stoßen, so ist es be- 
deutungsvoll, daß nach den Untersuchungen von Monrad!?20) an 1500 Kindern die ein- 
malige Reaktion doch nur 2,7%, Fehlresultate bot (Schloss hatte bei einmaliger 
Pirquetisierung 50%, Fehlresultate!),. Dabei erwies sich Monrad die Morosche 
Salbenreaktion empfindlicher als die Pirquetreaktion. Blumenaul®) hat die Moro 
sche Reaktion noch mehr zu vereinfachen gesucht. Er trägt einen Tropfen unverdünntes 
Tuberkulin auf die Haut der Beugefläche des Unterarms auf und bedeckt die Stelle 
mit einem viereckigen Heftpflasterstück, so daß der Tropfen nicht über den Rand 
hinausfließt. Die Methode ist für Massenuntersuchungen sehr geeignet. Nach Ham- 
burger und Strad ne rê!) wird die percutane Tuberkulinreaktion verfeinert durch An- 
wendung eines konzentrierten (bis zur Gewichtskonstanz eingeengten) Tuberkulins. 

Einen Unterschied zwischenhumanemundbovinemTuberkulinhatMon- 
rad bei seinen Massenuntersuchungen nicht gesehen. Er steht damit im Gegensatz zu 
Beobachtungen, wie sie zuerst Klose®®) gemacht hat, die dann in neuerer Zeit mehrfach 
bestätigt worden sind. Nach Klose reagieren etwa 5%, und zwar besonders Fälle von 
Skrofulose nur mit bovinem Tuberkulin. Er empfiehlt daher, um vor Fehlschlüssen aus 
dieser differenzierten Empfindlichkeit geschützt zu sein, die Anwendung von Misch- 
tuberkulin (Alttuberkulin, Perlsuchttuberkulin, ana.). Auch Kleinschmidt“) weist 
auf die gelegentliche Überlegenheit des Perlsuchttuberkulins hin. In der Regel wird bei 
wiederholter Reaktion diese Überlegenheit aufgehoben. Synwoldt findet gar 35%, die 
nur auf Perlsuchttuberkulin reagieren. Leider sind alle diese Untersuchungen nur mit 
der Pirquetprobe gemacht. Nach Bernheim -Karrer!P) muß man der Tatsache Rech- 
nung tragen, daß das bovine Tuberkulin (Phymatin) häufiger unspezifische Reaktionen 
macht, deren Unterscheidung von echten Tuberkulinpapeln Sorgfalt erfordert. Zur 
Erklärung dieser Erscheinung schließt sich Hermann der Hypothese vonNothmann 
an, daß in den Tuberkulinen sowohl spezifische als auch Gruppenreaktionskörper 
vorhanden sind; sie neigt dazu, allerdings ohne einen bakteriologischen Beweis zu er- 
bringen, unter gewissen Einschränkungen in einzelnen Fällen aus dem Ausfall der 
Reaktion Rückschlüsse auf den Erreger zu machen. Demgegenüber muß aber auf 
entgegengesetzte experimentelle Beobachtungen verwiesen werden, die neuerdings 
auch Kleinschmidt wieder bestätigt hat, aus denen hervorgeht, daß human infizierte 
Meerschweinchen ebenfalls zunächst isoliert auf Perlsuchttuberkulin reagieren können, 
ohne auf Alttuberkulin zu reagieren und umgekehrt. 

Die Beteiligung desbovinen Typusan der menschlichen Tuberkulose 
hat Möllersi!5)118) in einer sehr bemerkenswerten umfassenden statistischen Arbeit zu 
berechnen gesucht und hat hierzu sämtliche bakteriologisch auf den Erregertypus 
untersuchten Tuberkulosefälle der Weltliteratur zusammengestellt. Es fanden sich 
bis zum 1. Januar 1914 im ganzen 2051 einwandfreie Bestimmungen, und nur in 
189 Fällen wurde der Typus bovinus gefunden. Da es sich bei diesen Bestimmungen 
naturgemäß meist um Intestinaltuberkulose handelte, so kann der Prozentsatz der 
Beteiligung des Bovinüs an der Tuberkulose überhaupt nicht direkt berechnet, sondern 
nur geschätzt werden, indem man in Rechnung stellt, daß 11 mal mehr Todesfälle an 
Lungentuberkulose beobachtet wurden als an Intestinaltuberkulose. Es stellt sich nach 
Möllers dann die Beteiligung des Typus bovinus an der Gesamtzahl der Tuberkulose- 
erkrankungen auf ungefähr 1,8%. Unter den 181 benannten Fällen finden sich allerdings 
151 Kindheitstuberkulosefälle und 114 Fälle von Tuberkulose der Abdominalorgane 
bzw. der Hals- und Achseldrüsen, so daß man also die bovine Tuberkulose einmal als 
Fütterungstuberkulose und weiter als eine Erkrankung des Kindesalters aufzufassen 
hat. Bei Kindern unter 5 Jahren beträgt z. B. der Anteil des Typus bovinus an der 


— 245 — 


Halsdrüsentuberkulose 48,21%, an der Abdominaltuberkulose 40%. Nach Hart und 
Rabinowitsch®”) ist der Anteil des Bovinus an der Tuberkuloseinfektion gar nicht 
hoch genug einzuschätzen. Es ist sehr bemerkenswert, daß in ihren Untersuchungen 
in den Kriegsjahren ein auffallendes Ansteigen der primären Darmtuberkulose feststell- 
bar ist, bei der fast ausnahmslos der Typus bovinus als Erreger gefunden wurde. Und 
die Untersuchungen von Köhlich?!), der unter 32 Marktmilchproben 12 mal Tuberkel- 
bacillen fand, beweisen, daß die Intestinalinfektionsmöglichkeiten nicht unterschätzt 
werden dürfen. Aber eine diagnostisch differenzierende immunologische Methode der 
Infektionstypen steht uns jedenfalls nicht zur Verfügung. Kollert) trifft wahrschein- 
lich das Richtige, wenn er die unterschiedliche Stärke der verschiedenen Tuberkulinprä- 
parate auf Unterschiede der physikalischen Eigenschaften (Oberflächenspannung) bezieht. 

Praktisch bedeutungsvoller ist die Frage, was die positive Tuberkulinreaktion 
bedeutet. Es ist ja schon erwähnt, daß noch keine Einigkeit darüber erzielt ist, in 
welchem Umfange mit zunehmendem Alter die Verbreitung der positiven Tuberkulin- 
reaktion wächst. Soviel steht aber fest und findet in vielen Arbeiten sich bestätigt, 
daß sie jedenfalls nicht in Beziehung zur Verbreitung der aktiven Tuberkulose steht. 
Damit entfällt für sie die wichtigste Aufgabe der praktischen Tuberkulosediagnostik, 
die Erkennung der aktiven Tuberkulose. Nach W. Schultz!*) ermöglicht die 
Stichreaktion von Escherich eine gewisse Unterscheidung bei der Tuberkulose im 
Kindesalter. Aktive Prozesse geben meist bei 0,0001—0,0005 Alttuberkulin die Stich- 
reaktion, inaktive Prozesse bei 0,0025—0,005. 

Zwar im Säuglingsalter wird man nach Monrad, ebenso U mber, jede Tuberkulin- 
reaktion als Ausdruck einer aktiven Tuberkulose aufzufassen haben. Im zweiten Lebens- 
jahr schätzt Monrad nach seinem bereits erwähnten Material von 1500 Fällen den 
Anteil der aktiven Tuberkulose auf ®/,, im Alter von 2—5 Jahren auf ?/,, bis 10 Jahre 
auf !/, und bis 15 Jahre auf !/, der positiven Reaktionen ein. Diese Schätzungen sind 
willkürlich. Wir wissen heute, daß auch im ersten Lebensjahr die Tuberkulose nicht 
die schlechte Prognose hat, die man ihr früher zuschreiben wollte (Ibrahi m,®) Schloss), 
es kann also auch im Säuglingsalter eine positive Tuberkulinreaktion nicht vorbehaltlos 
als Ausdruck aktiver Tuberkulose genommen werden. Moltrecht!!P) fand unter 47 
Kindern im Alter von 2—24 Monaten 19 mit positiver Pirquetresktion, ohne daß eine 
Erkrankung manifest war. i | 

Zeigt die Lokalreaktion also nur an, daß der Organismus einmal mit Tuberkel- 
bacillen in Berührung gestanden hat, so erwartet man von der subceutanen Reaktion 
weiteren Einblick durch die Auslösung von Herd- und Allgemeinreaktionen. 

Nach Brösamlen und Krämer?) gestattet die Herdreaktion die Erkennung der 
aktiven Tuberkulose. In 91,7% der Fälle fanden sie die Herdreaktion positiv. Die Zeichen 
der Herdreaktion erblicken sie überwiegend in perkussorischen Veränderungen, aus- 
schließlich auskultatorisch waren nur in 10%, der Fälle Zeichen der Reaktion zu erheben. 
Sie halten es für erforderlich, zur Diagnose von 1/1 mg bis auf 5 mg zu steigen, warnen 
aber vor höheren Dosen. Die Mehrzahl der neueren Arbeiten steht aber demgegenüber 
der Verwertung der Herdreaktion als Kriterium der aktiven Tuberkulose ablehnend 
gegenüber (Bochallil!?) Dembinski und Tutz?) Lietzner!!%) Hamburger‘) 
Drüggt!). Krämer) zeigt an einem großen Material von 1184 Fällen mit 11,6% Herd- 
reaktionen, daß ein Teil derselben über geschlossenen Hilusdrüsen entsteht, und daß 
auch die Spitzenherdreaktion nicht die Aktivität der Tuberkulose anzeigen kann; aller- 
dings fällt erfahrungsgemäß ihr Auftreten sehr häufig mit aktiver Tuberkulose zu- 
sammen. Erinnert man sich der schwierigen Begrenzung des Begriffs der aktiven 
Tuberkulose im Kindesalter, so wird man die Deutung der Herdreaktionen für aktive 
Tuberkulose trotz der erwähnten Anschauungen nicht unterschätzen dürfen. 

Ihre zuverlässige Bedeutung besitzt die Reaktion aber in der Aufzeigung der Herde, 
darin sind sich alle Beobachter einig, und das gilt nicht nur für die Lungentuberkulose, 
sondern auch für die chirurgische Tuberkulose. Bei Kindern werden nach Sund viele 


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Gelenkerkrankungen fälschlich als Tuberkulose aufgefaßt. Hier kommt alles auf die 
Herdreaktion an; sie ist allerdings launenhaft. Ist sie negativ, so schließt dies, wie auch 
Duttweiler“) betont, die Tuberkulose noch nicht aus. Nur in 6 von 28 Fällen konnte 
Duttweiler Herdreaktionen erzielen. Nach Stro me yer!®”) erhält man die Herdreak- 
tion bei chirurgischer Tuberkulose mit Ausnahme der fistelnden Prozesse regelmäßig, 
während ausgeheilte Fälle negativ reagieren, er sieht in ihr daher ein wichtiges Kriterium 
der erzielten Ausheilung. Es liegt keine Veranlassung vor, die Herdreaktion zu fürchten, 
so lange man dieselbe nicht übertreibt. 

Krämer weist darauf hin, daß man die Lungenherdreaktion schon aus dem 
Schwinden allerhand örtlicher Symptome erschließen kann. Man treibt mit der Diagnose 
also zugleich Therapie und umgekehrt. Auch Lietzner will eine milde Herdreaktion 
angestrebt wissen, bei der das Auftreten von Fieber vermieden wird. Ein objektives 
Herdsymptom findet er in der Bronchophonie, die infolge der serösen Durchtränkung 
und Hyperämisierung des Herdes unter der Wechselwirkung mit dem Tuberkulin 
zustande kommt. Das subjektive Krankheitsgefühl und Auftreten von Tuberkel- 
bacillen sind bei fehlendem Fieber sichere Hinweise (Böttnen!P). 

Auch die Auslösung von Allgemeinreaktionen fördert die Unterscheidung von 
aktiver und inaktiver Tuberkulose nicht; gegenüber der Annahme von Bergmann?), 
daß das Auftreten bzw. Ausbleiben von Fieber prognostische Rückschlüsse auf Ruhen 
oder Fortschreiten des Prozesses erlaubt, verwirft Lietzner die Fieberbeobachtung 
für die Erkennung der aktiven Tuberkulose vollständig. 

Von einem originellen Gedanken ausgehend, hat Wildbo1z°) eine biologische Reak- 
tion auf aktive Tuberkulose auszubauen versucht. Er nimmt an, daß Menschen mit aktiver 
Tuberkulose, bei denen also ein Reaktionsprozeß vor sich geht, im Harn Stoffe ausscheiden, 
die dem Tuberkulin nahestehen. Injiziert man den Eigenharn der Patienten intracutan, 
so zeigt das Auftreten einer Reaktion an, daß im Harn diese wirksamen Stoffe ausgeschie- 
den werden und damit, daß ein tätiger Tuberkuloseprozeß im Organismus vor sich geht. 

Für die kindliche Tuberkulose verliert die Unterscheidung von aktiver und in- 
aktiver Tuberkulose wesentlich an Bedeutung. Ja, man muß in der Arbeitsrichtung, 
die an dieser Unterscheidung starr festhält, eine schwere Gefährdung einer wirklich 
erfolgreichen Bekämpfung der kindlichen Tuberkulose sehen. Nicht um aktiv oder 
inaktiv handelt es sich hier, sondern um die Frage nach dem Verhältnis von Erkrankung 
und Abwehr. Fruchtbarer erscheint der Standpunkt der Betrachtung, der die Indikation 
einer Behandlung aus dem Verhältnis der Infektion zur Abwehr ablesen will, also auf 
der Messung der aktuellen Immunität beruht. Bei der Tuberkulose handelt es sich um 
einen „Kampf zwischen Tuberkelbacillen, die einen Nährboden auf dem menschlichen 
Körpergewebe suchen, und den Körperzellen, die sich dagegen zur Wehr setzen. Dieser 
Kampf beginnt mit Abwehrreaktionen und endet beim Sieg des Parasiten mit der 
Zerstörung lebenswichtiger Organe (erst beim Anfang von diesem Ende beginnt heute 
für die ärztliche Praxis die Tuberkulose)“ (Ha yek”). Welche Bedeutung das Erlöschen 
der nachweisbaren Abwehrreaktion hat, ist bereits bei der Erwähnung des Negativ- 
werden der Tuberkulinreaktion im Verlauf gewisser fieberhafter Erkrankungen (Masern) 
besprochen worden. 

Die Messung humoraler Antikörper hat für die Beurteilung klinischer Stadien 
völlig versagt (De mbi nski?t). Bronfenbrenner?!), Kahn, Rochmann und Kahn 
haben auch bei Benutzung fettfreier Tuberkelbacillen zur Komplementbildung keine 
klinischen Aufschlüsse erzielen können. Nach Szaboky kann allerdings in gewissem 
Umfange neben der Wertung der Hautreaktivität die Steigerung von Agglutininen, 
Präcipitinen und Opsoninen zu prognostischen Schlüssen verwertet werden. Much!#) 
hat mit seinen Mitarbeitern gezeigt, daß die humoralen Antikörper im tuberkulösen 
Organismus einen sehr schwankenden Bestand haben, dessen Änderungen in Tagen 
eintreten können, ohne mit klinischen Gesichtspunkten in Beziehung zu stehen. Much 
hat bekanntlich der humoralen Immunität grundsätzlich die zelluläre als Maßstab des 


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Immunitätszustandes gegenübergestellt und hat durch Zerlegung des Tuberkelbacillus 
in seine Grundstoffe (Partislantigene) diese Analyse zu fördern gesucht. Den prinzi- 
piellen Unterschied zwischen den Partialantigenen und den Tuberkulinen sehen Deycke 
und Much darin, daß mit den Partialantigenen nichttuberkulöse Tiere immunisiert 
werden können, und daß diese Immunisierung nicht durchkreuzt wird, weil den Partial- 
antigenen der giftige (wasserlösliche) Bestandteil des Tuberkulins fehlt. Demgegenüber 
erinnert Hayek mit Recht, daß zwar mit Alttuberkulin eine derartige Immunisierung 
unmöglich ist, daß sie aber sehr wohl mit Tuberkulinen, die die Bacillenleiber enthalten, 
gelungen ist, daß die Partialantigene nur eine der Möglichkeiten für eine aktive Immuni- 
sierung bieten. Auch Bessaull) ist eine relative Immunisierung und die Erzielung 
spezifischer Tuberkulinüberempfindlichkeit durch Behandlung normaler Tiere mit 
Tuberkelbacillen gelungen. Deycke und Much stellen sich vor, daß die wirksame 
Immunisierung durch eine Aufspaltung der Tuberkelbacillen in ihre reaktiven Teil- 
produkte erreicht wird. Die Zahl der Arbeiten, die sich mit diesem Prinzip beschäftigt, 
ist beträchtlich; mannigfache Modifikationen haben das ursprüngliche Gesicht der 
Theorie verändert. Ursprünglich hatten Much und Deycke das Hauptgewicht auf 
die qualitative Analyse, d. h. auf die Prüfung der Empfindlichkeit gegenüber den drei 
Partialantigenen gelegt, aus der Vorstellung heraus, daß das Fehlen gewisser Partial- 
antikörper, z. B. des Fettes, eben den Mangel einer kompletten Abwehrreaktion aus- 
drücke und zur ergänzenden Immunisierung mit dem fehlenden Partialantigen auf- 
fordere. Es schien zunächst so, daß typische qualitative Immunitätsbilder bestimmten 
Krankheitsstadien und Krankheitsformen entsprechen. Das Überwiegen der Albumin- 
reaktion bei Lungenkranken, der Fettreaktion bei chirurgischer Tuberkulose führte 
Müller!#”) z3 der prinzipiellen Gegenüberstellung der albumintüchtigen und der fett- 
tüchtigen. Neuerdings hat Müller die Möglichkeiten der Differenzierung und der 
Erkennung vop Gesetzmäßigkeiten zwischen Intracutanreaktionen und Krankheits- 
typen bereits erheblich eingeschränkt. Bedeutungsvoll in diesem Zusammenhang ist 
die Aufstellung eines Fettantigens. Dieser nicht nur für die Tuberk ılose, sondern für 
die theoretische Immunitätslehre überhaupt bedeutungsvolle neue Gesichtspunkt hat 
Bürger und Möllers?®) zı experimenteller Nachprüfung veranlaßt. Bei sicher reinen 
Fetten, die sie aus Tuberkelbacillen isolierten, vermißten sie jede antigene Wirkung. 
Dem Vorwurf gegenüber, daß die Fettantigene von Deycke und Much mit spezifischen 
Eiweißresten verunteinigt sind, haben die Schöpfer der Theorie mehrfach, zuletzt 
Deycke®) unter Mitteilung von Analysen, die Reinheit ihrer Präparate betont. Müller 
sieht in der Tatsache, daß ein gewisser Prozentsatz von chirurgischer Tuberkulose 
starke Fettempfindlichkeit zeigt, bei völligem Fehlen der Albuminempfindlichkeit 
einen klinischen Beweis für die Spezifität des Fettes. Auch Kusnetzeff!®) setzt sich 
für die Spezifität des Fettwachs ein. Langer!®%) hat das Beweismaterial für die Fett- 
spezifität aus den Arbeiten von Much und seiner Schule kritisch beleuchtet mit dem 
Ergebnis, daß ein exakter Beweis nicht geliefert ist. Es ist ihm gelungen, mit Fett- 
extraktionsmitteln das Fett ziemlich vollständig zu extrahieren, ohne daß hierdurch 
eine Verminderung der spezifischen Wirkung in den zurückbleibenden Lösungen fest- 
zustellen war. 

Zunächst schien es so, daß die therapeutische Behandlung mit den fehlenden 
Partialantigenen am besten zur qualitativen Komplettierung der Antikörper führe. 
Deycke, Altstädt!) geben aber selber zu, daß auch ohne therapeutische Differen- 
zierung diese Komplettierung erreicht wird; sie wird sogar besser erreicht, wie aus 
neueren Arbeiten (z.B. Rehder!) hervorgeht. Selbst durch unspezifische Mittel hat 
Müller Steigerung und Komplettierung der Partialantigene erhalten. Oeril2®) sieht in 
den Partigenen zwar echte Antigene; es ist ihm aber nicht bewiesen, daß sie die einzigen 
wirksamen Teilprodukte der Tuberkelbacillen sind, und es ist auch nicht bewiesen, 
daß sie alle für die Immunisierung nötig sind. Diesen Standpunkt scheint Much 
neuerdings zu teilen, da er erklären läßt, daß schon die Steigerung der vorhandenen 


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Antikörper, z. B. des Albumins durch Behandlung mit eben diesem Antigen zur Immuni- 
sierung genüge. 

Neben den qualitativen Gesichtspunkt haben Much und Deycke den quanti- 
tativen gesetzt. Sie messen die cutane Empfindlichkeit durch abgestufte Injektionen 
und gewinnen so zunächst in Kombination mit dem qualitativen Bild einen: sehr 
differenzierten Ausdruck des Immunitätszustandes. Je höher der Grad der Empfind- 
lichkeit, um so günstiger und stärker die Abwehr. Deycke und Much glauben eine 
geradezu mathematische Immunodiagnose und Therapie der Tuberkulose durchführen 
zu können. Aber auch diese quantitative Bemessung hat zunächst nicht die Einsicht 
entscheidend gefördert. Dies geschah erst durch die Erkenntnis von Müller, der der 
statischen Immunität die dynamische gegenüberstellte. Er will die Immunodiagnose 
ausgeführt sehen einmal qualitativ mit Hilfe der Partialantigene, ferner quantitativ 
nach dem Grad der Empfindlichkeit und schließlich kinetisch. Er bezeichnet als 
statische Immunität ein Gleichgewicht zwischen Antikörper und Antigen, das sich 
beim Tuberkulösen im Laufe der Zeit einstellt. Wird dieses Gleichgewicht durch 
hinzutretende Reize verschoben, so tritt die dynamische Immunität in Erscheinung. 
Hierbei läßt sich entweder eine Zunahme der Antikörper (positive dynamische Immuni- 
tät) feststellen oder Abnahme (negative dynamische Immunität). Eine solche Beein- 
flussung ist z. B. durch die Strahlenbehandlung möglich. In diesem Zusammenhang seien 
auf die Untersuchungen von Karczag®) verwiesen über die künstliche Beeinflussung 
der Allergie. Es wurde u. a. durch Belichtung Allergiesteigerung, eine Herabsetzung 
der Allergie durch Unterernährung erzielt. Der wichtigste Grund für die Erkrankung 
an Tuberkulose liegt in der Unmöglichkeit, dynamische Immunität auszulösen. Sie 
ist das Hauptziel der Therapie. Die positive dynamische Immunität führt schließlich 
wieder zur Einstellung einer statischen Immunität auf höherem Niveau. Tatsächlich 
findet sich in der Regel eine positive dynamische Immunität mit klinisch günstiger 
Wendung verbunden. Vielfache Mitteilungen treten dieser Anschauung bei. Gali®®) 
lehnt es ab, aus der einmaligen Anwendung der Partialantigene Schlüsse zu ziehen, 
wohl aber läßt sich das Ansteigen der Empfindlichkeit in günstigem Sinne bewerten 
Drügg“!) bestätigt dies für die chirurgische Tuberkulose. Auch Eliasberg®) schließt 
sich dieser Ansicht an: In der Mehrzahl der Fälle sah sie positive dynamische Im- 
mupität mit Besserung einhergehen, doch wurden auch Ausnahmen beobachtet, daß 
trotz Steigerung des Immunitätstiters der Krankheitsprozeß fortschritt. Einen Vorteil 
vor dem Tuberkulin sieht sie darin, daß für die Anwendung der Partialantigene das 
Prinzip der steigenden Überempfindlichkeit eindeutig festgelegt ist, während in der 
Bewertung von Allergie und Anergie bei der Tuberkulinisierung keine Einigkeit besteht. 
Auch Pilpel!4) siehtin vielen Fällen Übereinstimmung von Titersteigerung und klinischer 
Besserung, doch kommen auch Ausnahmen vor. Ablehnend verhält sich Liebe). Er 
konnte den Parallelismus nicht feststellen: er fand in 98 Fällen Zunahme der Reaktivität. 
Davon waren 56% gebessert, 44%, nicht gebessert. Andererseits waren von 12 Fällen 
mit abnehmender Reaktivität 10 deutlich gebessert. 

Wenn im Gegensatz zu den Partialantigenen für die Tuberkulinreaktion ein 
quantitativer Maßstab vielleicht nicht durchführbar ist, so liegen doch in der wechseln- 
den Stärke dieser Reaktion wichtige Anhaltspunkte, die uns heute schon eher verständ- 
lich geworden sind und uns Wege der prinzipiellen Verwertung erschließen. Nach 
Bessau beruht das Wesen der Tuberkulinempfindlichkeit nicht auf einer 
Antikörperreaktion, denn sie ist nicht mit dem Blut übertragbar. Sie ist von der 
Serumüberempfindlichkeit scharf zu trennen. Kämmerer?) hat allerdings kürzlich 
den Versuch, die Erscheinungen der Tuberkulinempfindlichkeit aus der Theorie der 
Eiweißanaphylaxie zu erklären, erneuert? während Römer mit aller Entschiedenheit 
Tuberkulinempfindlichkeit und Anaphylaxie als wesensverschiedene Dinge trennt, 
da humorale Antikörper nicht die Ursache der Tuberkulinempfindlichkeit sind. Käm- 
merer hat übrigens die prognostische Anwendung der Cutanreaktion durch Einführung 


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einer Sensibilisierungsreaktion zu heben versucht, die darauf beruht, daß acht Tage 
nach der ersten intracutanen Reaktion am anderen Arm eine zweite Reaktion angestellt 
wird. Zunahme in Stärke und Schnelligkeit der Reaktion bedeutet günstige Prognose, 
Gleichbleiben oder Abnahme das Gegenteil. Das mitgeteilte Material zeigt aber so 
große Ausnahmen von der Regel, daß größte Zurückhaltung vor allzu bestimmter Ver- 
wertung geboten ist. Mit Partialantigenen gelang die Sensibilisierung nicht. Nach 
Bessau handelt es sich bei der Tuberkulinüberempfindlichkeit um eine Gewebs- 
reaktion. Bei der Herd- und der Allgemeinreaktion entsteht ein anaphylaktisches Gift 
als Reaktion zwischen dem tuberkulösen Gewebe, als dessen Reaktionsträger Tuberkulo- 
cyten angenommen werden, und dem Tuberkulin. Die Lokalreaktion erweist die 
Fähigkeit des Organismus, auf den Tuberkulinreiz hin tuberkulöses Gewebe zu 
bilden. Die Allgemeinreaktion ist von der Menge des im Körper bereits vorhandenen 
tuberkulösen Gewebes abhängig, sie ist also in Fällen von fortschreitender Tuberkulose 
stark ausgeprägt. Damit ist es verständlich, daß beide Formen der Tuberkulinempfind- 
lichkeit nicht parallel zu gehen brauchen. Nur die Lokalreaktion hat Beziehungen 
zum Tuberkuloseschutz. Deswegen ist ihre Erhaltung bei gleichzeitiger Herabsetzung 
der allgemeinen Tuberkulinüberempfindlichkeit anzustreben. 
Für Hayek ist dieses Ziel der Erhaltung der Tuberkulinüberempfindlichkeit nur 
für einen bestimmten Teil der Tuberkulosefälle erwünscht. Er teilt die Stadien der Er- 
krankung in 5 Gruppen, die er in Beziehung zu ihrem immunisatorischen Zustand setzt. 
A. Schwerkranker, dessen Durchseuchungswiderstand gebrochen ist = negativ aner- 
gisch. 

. Schwerkranker, dessen Durchseuchungswiderstand noch nicht gebrochen ist = 
schwächer oder stärker allergisch. 

. Tuberkulosekranker mit guter Prognose = stark allergisch. 

. Klinisch Gesunder, aber stationär tuberkulös = mehr oder minder stark allergisch 
oder positiv anergisch. 

. Geheilter nach klinischer Tuberkulose, seit Jahren klinisch gesund = stark pogitiv 
anergisch. 

Mit fortschreitender Heilung wird ein Tuberkulöser immer mehr anergisch. Es 
muß also einen Zeitpunkt geben, wo die Allergie auch für einen Tuberkulosekranken 
aufhört, der bessere Immunitätszustand zu sein, wo es erwünscht ist, daß der Kranke 
schwächer allergisch oder positiv anergisch ist. Starke Allergie bedeutet noch nicht 
starken Schutz, sondern starken Kampf, in dem die Entscheidung noch nicht gefallen 
ist. Das klinische Bild bleibt trotz günstiger Allergie ein zweifelhaftes. Hingegen kann 
man mit Sicherheit annehmen, daß sich ein Kranker im Stadium der positiven Anergie, 
d. h. wenn er hohe Antigendosen reaktionslos verträgt, nicht verschlechtert. Nach 
Krämer ist es ein Zeichen eingetretener Heilung nach durchgeführter Behandlung, 
wenn bei subcutaner Injektion von Tuberkulin selbst auf hohe Dosen keine Reaktion 
eintritt. Daß hierbei Lokalreaktion und Herdreaktion keinen prinzipiellen Gegensatz 
bieten, zeigen u. a. die Ergebnisse von Cronquist?#”) bei der Behandlung von Kindern 
mit Tuberkulin. 

Cronquist zeigt, daß mit Besserung der klinischen Erscheinungen die Pirquet- 
reaktion negativ wird, was im allgemeinen bei einer Tuberkulindosis von 0,001—0,05 g 
Alttuberkulin erreicht ist. In geheilten Fällen bleibt die Pirquetreaktion dauernd 
negativ, und umgekehrt, wenn die Pirquetreaktion ein Jahr nach Beendigung der Kur 
noch negativ ist, dann bleibt sie auch dauernd negativ. Für die Dosierung entnimmt 
Cronquist die Gesichtspunkte der Messung der Antituberkuline. Im Verlauf der 
Kur gewinnt das Blutserum die Fähigkeit, in Mischung mit Alttuberkulin die Wirkung 
des Tuberkulins bei der Auslösung der Hautreaktion zu hemmen. In dieser hemmenden 
Wirkung sieht er den Ausdruck fortschreitender Heilung. Da nun die Hemmung 
4—5 Tage nach der Injektion wieder abnimmt, empfiehlt er eine wöchentlich zweimalige 
Injektion, und zwar beginnt er mit 0,00001 g und steigert die Dosen im Verhältnis 


w oga w: 


— 250 — 


2, 3, 4, 6, 8, 10, 12, 15, 20 usw., wobei also die folgende Dosis immer nur um einen 
Bruchteil größer ist als die vorhergehende. Cronquist will jede Reaktion unbedingt 
vermieden wissen, denn er hält sie für schädlich. Der Eintritt dauernder Heilung ist 
nicht abhängig von der Höhe der Dosen. Es genügt, eine Enddosis von 0,02—0,1 Alt- 
tuberkulin zu erreichen und diese Dosis einen bis mehrere Monate weiterzugeben. 

Mit weiterschreitender Heilung nimmt die hemmende Wirkung des Blutserums 
wieder ab. Der Zusammenhang der periodisch auftretenden hemmenden Wirkung des 
Blutserums mit der vorübergehenden Herabsetzung der Empfindlichkeit gegen Tuber- 
kulin nach Tuberkulindosen, die deutliche Reaktionen erzeugen, liegt auf der Hand. 
Diese Herabsetzung hat Hamburger) als negative Phase bezeichnet, und da er ihre 
Dauer auf 3—4 Tage ansetzt, ebenfalls für die Folge der Tuberkulininjektionen Zeit- 
räume angesetzt, wie es Cronquist tut. Hamburger betont, daß das Verschwinden 
der cutanen Empfindlichkeit nur ein graduelles Zurückgehen der spezifischen Empfind- 
lichkeit bedeutet, daß die absolute Empfindlichkeit zeitlebens bestehen bleibt. Die 
Tierversuche von Selter!2) ergeben aber, daß auch die Intracutanreaktion beim Latent- 
werden einer schwachen Infektion negativ werden kann. Jedenfalls ist, worauf es in 
diesem Zusammenhang ankommt, die Abnahme der cutanen Empfindlichkeit im Sta- 
dium der Heilung bewiesen und damit auch ein quantitativer Gesichtspunkt in die 
diagnostisch-prognostische Tuberkulinanwendung hereingetragen. 

Die Tatsache der negativen Phase nach Tuberkulininjektionen findet Hamburger 
in den therapeutischen Vorschlägen von Müller nicht beachtet. Müller!2!) hat zur 
Vermeidung starker Lokalreaktionen die Anwendung geteilter Tuberkulininjektionen, 
d. h. die Injektion von Teilmengen an verschiedenen Körperstellen empfohlen. Es ist 
ihm gelungen, selbst nach Tuberkulinmengen, die starke Reaktion auslösten, die Dosis 
ohne Schädigung zu steigern, wenn er nur geteilt injizierte. Der Grund für diese Be- 
obachtung liegt aber nach Hamburger nicht in der Teilung der Injektion, sondern 
darin, daß er in der negativen Phase, d. h. wenige Tage nach vorhergeschickter Injek- 
tion, also zu einem Zeitpunkt, in dem die Tuberkulinempfindlichkeit herabgesetzt ist, 
seine Injektionen vornimmt. Im Prinzip der Müllerschen Behandlung mit geteilten 
Tuberkulininjektionen vergleichbar ist die Behandlungsweise, die H. Koch®?) für das 
Kindesalter empfiehlt. Er injiziert die Tuberkulindosen in verhältnismäßig großen 
Flüssigkeitsmengen von 10—20 ccm. Er erreicht dadurch eine bessere Resorption und 
vermeidet Reaktionen an der Injektionsstelle. Die Kur wird mit 1/iooo mg begonnen 
und nach 18 Injektionen und 8 Wochen mit 1 mg beendet. Nicht immer ist diese 
Enddosis erreichbar. Koch hatte mit diesem Verfahren in 37 von 45 Fällen gute Erfolge. 
Ausgeschlossen sind schwere Prozesse, Amyloid- und miliare Tuberkulose. 

: Just?!) injiziert Alttuberkulin bei Kindern direkt in die erkrankten Drüsen und 
erzielt hiermit Heilung. Er verspricht sich von der Zuführung des Tuberkulins in die 
Lympbgefäße Erfolg, weil sich die Gifte auf dem Lymphwege verbreiten. Gegebenen- 
falls soll durch Hautreize die Schwellung der Drüsen befördert werden und dann die 
Injektion erfolgen. 

Brösamlen??) findet bei therapeutischen Tuberkulininjektionen regelmäßig 
eine allerdings schnell vorübergehende Eosinophilie und leitet daraus gewisse 
Richtlinien für die Therapie ab. Die Steigerung der eosinophilen Zellen tritt nur 
bei gutem Vertragen der Behandlung auf. Sie bleibt bei Störungen durch zu schnelle 
Steigerung, durch interkurrente Erkrankungen aus. Während eine Leukocytose nur bei 
Temperatursteigerung auftritt und die Lymphocyten nicht beeinflußt werden, ist die 
Eosinophilie ein zuverlässiges Symptom der erwünschten Wirkung, bleibt sie dauernd 
aus, so sind die betreffenden Fälle nicht zur Kur geeignet. Die Eosinophilie wird von 
Hoke”) bestritten. Nach Reich ma nn!%) ist aber eine Lymphocytenveränderung sehr 
deutlich. Es kommt zum Lymphocytenstürz, sobald eine Herdreaktion ausgelöst wird. 

Die Schäden, die falsche Dosierung des Tuberkulins in der ersten Zeit gesetzt hat, 
haben zu der einseitig betonten Methode der einschleichenden Behandlung geführt, 


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welche Herdreaktionen ängstlich vermeidet. Damit wird ein wichtiger Heilfaktor, 
die Herdreaktion, preisgegeben. Die Herdreaktion kann schädlich sein, sie kann aber 
auch ein Vorgang mächtigster Heilkraft sein, sie ist nach Hayek bei zirrhotischen 
Lungenprozessen, Pleuritiden, Peritonitiden, bestimmten Lymphomen nicht zu scheuen. 
Die anatomischen Verhältnisse sind es, die über die Zulässigkeit der Herdreaktion 
entscheiden; deswegen kann hier nicht ein Postulat verallgemeinert werden. 

Daß selbst übergroße Tuberkulindosen mit schwerster Allgemeinreaktion nicht 
unbedingt schädlich verlaufen, beweist ein Selbstmordversuch mit Tuberkulin, über den 
Janssen”) berichtet. Eine schwer lungenkranke Patientin hatte sich aus Lebensüberdruß 
2 ccm konzentrierte Alttuberkulinlösung subcutan injiziert. Es kam zunächst 
zu schweren akuten Störungen, Kollaps, Herzschwäche. Die Störungen wurden schnell 
überwunden, und überraschenderweise trat von dem Augenblick an eine schnell fort- 
schreitende Erholung ein, die zur völligen Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit 
führte. Ein Beweis dafür, daß die Ängstlichkeit vor Reaktionen nicht übertrieben zu 
werden braucht. 

Eine besondere Stellung in der Reaktion auf Tuberkulinbehandlung können nach 
K öll ner’) ekzematöse Erscheinungen an Haut und Augen einnehmen. Da diese vermut- 
lich Reaktionsprodukte der wirksamen Allergie (Überempfindlichkeit) sind, so werden 
sie bei einer therapeutisch gesteigerten Allergie naturgemäß verstärkt. Sie werden bei 
eintretender Anergie, z. B. bei interkurrenten fieberhaften Erkrankungen, wie Masern, 
geringer. Wolff-Eisner!®) sieht die Ursache für das Entstehen von Phlykthänen darin, 
daß infolge starker Tuberkulinüberempfindlichkeit schon auf Resorption kleinster 
Tuberkulinmengen Phlyktbänen und andere exsudative Manifestationen auftreten. 
Das wäre also ein Fall, wo die Erhöhung der Allergie Schaden stiften kann. Jedenfalls 
wird die therapeutische Tuberkulinanwendung bei Skrophulose diesem Gesichtspunkt 
Rechnung tragen müssen. 

Die mildeste Form der Tuberkulinanwendung sieht Denk?) in der sensibilisierten 
Bacillenemulsion (S.B.E.). Allerdings beobachtete er häufiger Rückfälle. Deswegen 
empfiehlt es sich, eine kurze Kur mit Alttuberkulin folgen zu lassen, dabei beginnt man 
mit 100—1000 fach schwächeren Anfangsdosen, als den S.B.E.-Enddosen entspricht. 

Eine Steigerung der Tuberkulinwirkung erzielte Ponndorf durch Ausnutzung 
der außerordentlich wertvollen Antikörperproduktion der Haut. Diese ist erwiesen. 
Wich ma n n!?2) beschreibt einen Fall, wo bei einer schweren Lungenerkrankung in dem 
Augenblick Besserung eintrat, in dem ein Hauttuberkulid entstand. Chirurgen lassen 
bei Operationen gern einen vorhandenen Hauttuberkuloseherd stehen, um dadurch die 
Heilungstendenz zu unterstützen. 

Die Ponndorfsche Methode benutzt Tuberkulin: Es wedan am Oberarm 25 ober- 
flächliche, etwa 5 cm lange, nicht blutende Schnitte mit der Impflanzette angelegt 
und unverdünntes Alttuberkulin eingerieben. Nach 14 Tagen wird die Einreibung 
wiederholt. Viermal wird ein neues Impffeld gewählt. Die Giftwirkung des Tuberkulins 
ist bei dieser Methodik gegenüber den Injektionsmethoden vermindert, da die Haut 
als Filter wirkt. Wichmann hat die Methode bei Lupuskranken geprüft mit dem Er- 
gebnis, daß zwar die Erfolge, wie bei jeder Tuberkulinkur, unsicher sind, daß aber 
überraschende Erfolge erzielt werden können, die jedenfalls, wenn überhaupt Tuberkulin 
angewendet werden soll, die Ponndorf-Methode empfehlen. Hasserodt®) hat gute Er- 
folge bei Kehlkopf-, Drüsen- und chirurgischer Tuberkulose gesehen. Auch bei Lungen- 
tuberkulose sah er Besserungen, doch konnte er sich hierbei nicht von Heilungen, wie 
sie Ponndorf beschrieben hat, überzeugen. Rückfälle konnten nicht vermieden werden. 
Da das Verfahren ganz ungefährlich ist, ist seine Anwendungsmöglichkeit unbeschränkt. 
Helwig”?) empfiehlt bei Kindern die Anwendung in Kombination mit der Strahlen- 
therapie. Experimentell hat Wideröe13%) bei Meerschweinchen durch eine Ponndorf 
analoge Methode einen gewissen Schutz erzielt. Allerdings sind seine an im ganzen 
6 Tieren angestellten Versuche nicht recht überzeugend. 


— 252 — 


Im Prinzip übereinstimmend ist die Sahlische Methode der cutanen Impfungen 
in Stichgruppen. Nach La nz!) ist das Verfahren wegen der Vorteile der Oberflächenver- 
größerung bei höheren Tuberkulindosen den anderen cutanen Methoden überlegen, 
Durch Verlegung der die Immunisierung vermittelnden reaktiven Entzündung auf die 
Hautoberfläche werden die kranken Herde geschont und schädliche Allgemeinreak- 
tionen vermieden. Das Sahlische Verfahren, dessen Technik D ü b142) ausführlich schildert, 
besteht darin, daß mittels eines Schneppers zahlreiche kleine Hautschnitte angelegt 
werden, in die Tuberkulin eingetragen wird. Das Tuberkulin wird in steigender Kon- 
zentration verwendet. 

Am konsequentesten paßtsich die Percutanmethode von Petruschk y!#°) diesen Ge- 
dankengängen an. Petruschky benützt nach einem alten Vorschlag von Spengler 
ein Tuberkulinliniment, das er in die unverletzte Haut einreibt. Dadurch wird für den 
Kranken die Durchführung einer Tuberkulinkur ihrer letzten Unbequemlichkeit be- 
raubt. Nach einem Schema werden verschieden konzentrierte Tuberkulinlinimente 
angewendet, die Dosierung erfolgt nach Tropfen, die Konzentrationsbestimmung 
wird empirisch vorgenommen. 

Heubach”*) hat den Eindruck, daß diese Behandlungsmethode gut wirkt. Er emp- 
fiehlt die Anwendung besonders auch bei schweren Fällen von chirurgischer Tuber- 
kulose. Schmidt1°”) wendet sie bei Hilusdrüsentuberkulose und Skrophulose an. 

Der letzgenannten Methode haftet aber ein Mangel an, der das Anwendungs- 
gebiet einschränkt und zur Vorsicht mahnt. Das ist die Unfähigkeit zu dosieren, 
da die Stärke der Resorption nicht zu übersehen ist. Tatsächlich können nach Hayek 
unerwünscht starke Herd- und Allgemeinreaktionen hervorgerufen werden, so daß bei 
Fällen vorgeschrittener tertiärer Organtuberkulose die Anwendung zu widerraten ist. 
Unbeschränkt ist die Anwendungsmöglichkeit bei der primären (Drüsen-) Tuberkulose. 
Die leichten anaphylatoxischen Allgemeinsymptome sind für die Tuberkulinbehand- 
lung einschränkungslos zugänglich. Die günstige Wirkung allgemeiner Behandlungs- 
methoden, die als Autotuberkulinisation wirken, ist besonders den in elenden sozialen 
Verhältnissen lebenden Proletarierkindern nicht zugänglich zu machen. Hier ist eine 
organisierte Anwendung der Petruschkyschen Percutantherapie am Platz und bei den 
geringen Kosten ohne Schwierigkeit durchführbar. In diesem Sinne kann die Percutan- 
methode zu Sanierungsversuchen verwendet werden. Petruschky hat einen derartigen 
Versuch auf der Insel Hela angestellt. Er berichtet, daß er die 500 Einwohner dieser 
Insel einer systematischen, alle 3 Tage wiederholten Einreibung unterzog. In 2 Jahren 
ist danach kein Fall von ansteckender Tuberkulose beobachtet worden. 

Kutschera!) hatin Tiroler Nonnenklöstern den Versuch wiederholt. Er hat aber 
kürzlich darüber berichtet, daß der Sanierungsversuch mißlungen ist, wobei die Gründe 
in gewissen Schwierigkeiten zu suchen sind, die ihm bei der Durchführung des Plans 
entgegentraten. Neuerdings hat auch Ziller!2”) eine Wohnungsgemeinschaft von 155 
Kindern saniert. Er erzielte allgemeine Hebung der Tuberkulinempfindlichkeit. Die 
Mehrzahl der aktiven Tuberkulosen wurde geheilt. Über die Dauerwirkung ist nichts 
bekannt. 

Allzu groß ist also das Material noch nicht, um ein abschließendes Urteil zu er- 
möglichen. Auch der Erfolg des Sanierungsversuchs von Petruschky auf Hela scheint 
nicht überzeugend zu sein. Effler) hat eine Reihe von Neuerkrankungen auf Hela 
beobachtet und empfiehlt eine Nachuntersuchung des ganzen Materials, um die Be- 
deutung des Petruschkyschen Verfahrens objektiv festzustellen. Doch dürfen MiB- 
erfolge nicht abschrecken, auf diesem Wege weiter zu versuchen. Mag das Ziel auch 
noch nicht erreicht sein, so scheint hier doch ein richtiger Weg erkannt zu sgin. 

Die Indikationsstellung für die Auswahl und Anwendung der alten Tuberkulin- 
präparate hat in den letzten Jahren nichts Entscheidendes gefördert. Mehrfach wird 
Tuberkulomucin alsmildesPräparatgerühmt. G u t h54) empfiehlt es beiDrüsentuberkulose. 
Skutetzkil®)hatesinallen Stadien alshochwirksam und unschädlich erkannt; Ha ye k7?) 


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hält es in Fällen des zweiten und dritten Stadiums mit deutlichen klinischen Erschei- 
nungen für geeignet, da es bei gemilderter toxischer Allgemeinwirkung kräftige thera- 
peutische Reaktionen erzeugt. Weleminskyl®l) folgert aus dem guten Erfolg, den 
Tuberkulomucin bisweilen bei Psoriasis erzielt, Zusammenhänge dieser Krankheit mit 
der Tuberkulose. 

Dostal hat eine Tuberkelbacillenvaccine aus Stämmen hergestellt, die ihre Säure- 
festigkeit durch Züchtung auf saponinhaltigen Nährböden eingebüßt haben. Dostal 
und Sahler*) schreiben dieser Vaccine bei chirurgischer Tuberkulose gute Resultate zu. 

Tuberkulin Denys?®), das dem nicht eingeengten Alttuberkulin entspricht, hat 
Stuhl?!) mit Erfolg bei der Behandlung der tuberkulösen Pleuritis exsudativa benutzt. 
Die vermehrte Diurese durch Tuberkulin, die auch Reichmann aufgefallen ist, 
unterstützt die spezifische Wirkung. Fieber bildet keine Kontraindikation. Mit der 
Dosierung ist bei der Pleuritis Vorsicht geboten. Kleine Dosen reichen aus. Auch 
Neu man n?%) empfiehlt bei serösen Ergüssen das Tuberkulin wegen seiner.entfiebernden 
und aufsaugenden Wirkung und der Erhöhung der Diurese. 

Die intralumbale Anwendung des Tuberkulins hat Neu ma n n137) bei tuberkulöser 
Meningitis versucht, vorübergehende Besserung, aber keine Heilung festgestellt. 

Die Behandlung mit Partigenen hat eine außerordentlich umfangreiche Literatur 
hervorgerufen, ohne daß eine abschließende Beurteilung möglich ist. Zu entnehmen 
ist, daß in bezug auf die Anwendungstechnik im Kreise der Anhänger sich Wandlungen 
vollziehen, die den ursprünglich tragenden Gedanken der differenzierten Anwendung 
der einzelnen Partialantigene zurücktreten lassen, und in der Befreiung der aufgeschlos- 
senen Tuberkelbacillen von den wasserlöslichen Giften, die nach Much die Immunität 
durchkreuzen, jetzt das Wesentliche erblicken. In der hieraus resultierenden geringeren 
Toxizität sieht Much den Vorzug des M. Tb. R. vor den Tuberkulinen. Deycke und 
Altstädt?”) fassen ihre Ergebnisse zusammen: Von 192 Fällen des ersten Stadiums 
(nach Turban) erzielten sie 94%, Dauererfolge. Im zweiten Stadium 85%. Zwei 
Drittel der Fälle wurden bacillenfrei. Pleuritis und Peritonealtuberkulose sind besonders 
aussichtsreiche Anwendungsgebiete für die Partigene. Römerund Berger!“), Fisch) 
sprechen sich günstig über die Partigenbehandlung aus; die proliferierend-exsudativen 
Formen eignen sich mehr als die indurativen Prozesse. Auch Berg?) bevorzugt diese 
Formen, doch sieht er in der Anwendung des M. Tb. R. keine größere Zuverlässigkeit 
geboten als bei anderen Immunisierungsmethoden. Pilpeľ®) hat mit dem Partigen 
M. Tb. R. 32 Kinder zwischen 3 und 12 Jahren behandelt. Die Erfolge waren befrie- 
digend, ohne aber die gleichzeitig ohne Partigene erzielten Behandlungsresultate zu 
übertreffen. Walthardt!”) verhält sich ablehnend. Nur in einzelnen Fällen von chirur- 
gischer Tuberkulose hat er Erfolg erzielt, doch ist dies nicht die Regel. | Auch die intr- 
cutanen Auswertungsmethoden hält er nicht für fruchtbringend. Jakob und Blech - 
sch midt’?) konnten bei 157 Fällen keine Vorzüge vor anderen Methoden feststellen; 
in schweren Fällen versagte das Verfahren. Die Ergebnisse des intracutanen Auswer- 
tungsverfahrens sind widerspruchsvoll und unbrauchbar. Die Differenzierung der 
Partigene ist nach Rehder!4®) für die Therapie überflüssig. Er empfiehlt M. Tb. R. für das 
erste und zweite Stadium. Im dritten Stadium hat er Verschlimmerungen gesehen. 
Rhode!P) erzielte bei chirurgischer Tuberkulose keine besseren Ergebnisse als mit der 
konservativen Behandlung. Ebenso Landaul!®), der der Partigentherapie nur eine 
unterstützende Bedeutung für die Heilung beilegt. Much!?5) behandelt neuerdings die 
Bronchialdrüsen-Tuberkulose der Kinder in einer zwölfwöchentlichen Kur mitM. Tb. R., 
anfangend mit 0,1 ccm der Verdünnung 1 : 100 Milliarden bei zunächgt zweimal, 

-später dreimal wöchentlich wiederholten Injektionen. 

‚Die Partialantigen-Therapie ist ein ausgesprochen anaphylaktisierendes Verfahren. 
Darin liegt die Begründung für die Grenzen der Therapie, die praktisch von Fischl 
u. a. darin gefunden wurden, daß bei rein indurativen Prozessen der therapeutische 
Effekt hinter dem des Tuberkulins zurücksteht. Sie kann also nach Hayek nur so 


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lange nutzen, als es für den Kranken von Nutzen ist, die Allergie zu erhöhen. Sie ist also 
indiziert bei Schwerkranken, deren Durchseuchungswiderstand noch nicht gebrochen 
ist und gehoben werden soll, also bei proliferierenden Prozessen, bei denen jede Reizung 
des Herdes mögl'chst vermieden werden soll. In diesen Fällen mit drohender negativer 
Allergie liegt die Domäne der Partigene. Bei dem Lungenprozesse mit Heilungstendenz 
und mit mehr oder minder deutlich zunehmender positiver Anergie sind sie von ge- 
ringerer therapeutischer Wirkung als die Tuberkuline. Das Auftreten unerwünschter 
Überempfindlichkeitserscheinungen zwingt leicht zu einem vorzeitigen Abbruch der 
Therapie. Hiervon’ ausgehend greift Hayek die Muchsche Anschauung von der Giftig- 
keit des Tuberkulins im Gegensatz zu den ungiftigen Partialantigenen an, indem er 
darauf hinweist, daß die Giftigkeit der Präparate von dem Reaktionsablauf mit dem 
Organismus abhängt, der bei bestimmten obengenannten Voraussetzungen dazu führen 
kann, daß die Partialpartigene giftig, d. h. anaphylaktisch wirken, während die giftigen 
Tuberkuline therapeutisch injiziert sind. Aus diesen Überlegungen ergibt sich auch, 
daß für die Behandlung der Bronchialdrüsen-Tuberkulose, bei der Anergie erstrebt wird, 
die Partigene nicht mit anderen Präparaten konkurrieren können. 

Die therapeutische Anwendung der Schildkröten-Tuberkelbacillen von Fried - 
mann steht im Brennpunkte der Diskussion. Während ein großer Teil der früheren 
Mißerfolge und Zwischenfälle auf die unkritische und fahrlässige Bereitung und An- 
wendung der Vaccine zurückgeführt werden müssen, die nicht einmal Sicherheit vor 
groben Verunreinigungen bot, ist erst neuerdings durch die Verbürgung der Reinheit 
durch Herrn Geheimrat Kruse die Anwendung zu verantworten und erst kürzlich 
ist durch unbeschränkte Abgabe der Schildkröten-Tuberkelbacillen durch Piorkowski 
und die folgende Freigabe der Originalvaccine durch Friedmann die breite Grundlage 
für eine umfassende Beurteilung gegeben. Immerhin liegen doch jetzt schon größere 
Erfahrungen vor, die für den gegenwärtigen Stand ein zusammenfassendes Urteil 
gestatten, Erfahrungen, die allerdings durch die bisherigen Fesseln weniger ausgedehnt 
sind, als der Wichtigkeit der Frage entsprochen hätte. Eine dankenswerte Zusammen- 
stellung der Literatur über die therapeutische Anwendung hat Klopstock®®) gegeben. 
Sie zeigt diametrale Gegensätze in der Beurteilung, die nur den Mangel exakter Indi- 
kationsbegrenzung und Dosierungsmöglichkeit beweisen. Die ablehnende Stellung- 
nahme amerikanischer Ärzte, die zuerst Gelegenheit hatten, die praktische An- 
wendung des Friedmannschen Mittels zu prüfen, geht aus den Mitteilungen von 
Anderson?)*) hervor. Wenn es auch schwer fällt, manchen klinischen Erfolg- 
schilderungen Vertrauen entgegenzubringen, wenn man in den Veröffentlichungen 
Mängel wissenschaftlich-kritischer Begabung feststellt, so darf aber doch voreinge- 
nommene Verallgemeinerung nicht zu einem sterilen Kritizismus führen, der sich auch 
durchaus beachtenswerten Mitteilungen verschließt. Und da muß zunächst einmal 
die Tatsache gesichert erscheinen, daß die Einspritzung zu einer starken Reaktion führt. 
Bra u n?2°) schilderte anschaulich, wie unmittelbar nach der Injektion tuberkulöse Herde 
(der Knochen) entweder überraschend schnell zu heilen beginnen oder aber mit einem 
Schlage am ganzen Körper aufbrechen, also um ein Mittel mit Reaktionsvermögen 
handelt es sich schon. Und wenn es selbst zutreffen sollte, was Selter zu beweisen 
sucht, daß der Stamm rein saprophytäre Eigenschaften besitzt, so kann diese Feststel- 
lung wohl theoretisches Interesse haben, sie bringt aber kein Material für einen Stand- 
punkt, von dem aus Einwände gegen eine therapeutische Verwendung sich ergeben 
könnten. Gegenwärtig besitzt der Stamm anscheinend keine pathogenen Eigenschaften. 
(Er ist auch gegenwärtig für Schildkröten nicht mehr pathogen.) Es ist aber sehr wahr- 
scheinlich, daß er aus einer pathogenen Art hervorgegangen ist, denn er ist ja aus tuber-. 
kulösen Schildkrötenorganen isoliert worden. Und da die Schildkröten, aus denen er 
isoliert wurde, vor ihrer Erkrankung von einem schwer tuberkulösen Wärter gefüttert 
worden waren, so ist es durchhaus möglich, daß es sich um einen durch Schildkröten- 
passage veränderten menschlichen Tuberkelbacillenstamm handelt. 


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Im Vordergrunde steht die Anwendung des Friedmannschen Heilmittels bei 
chirurgischer Tuberkulose. Elsner*®) berichtet über ein Material von 153 Fällen, bei 
dem er sehr ermutigende Resultate gesehen hat. Er hält das Mittel für ungefährlich, 
die Heilung tritt schnell ein. Auch Tillmanns!”®) berichtet über günstige Resultate, 
ebenso Dörrenberg®), L.u. O. Bossert?!) haben bei 40 Kindern bei einer Beobachtungs- 
zeit bis zu anderthalb Jahren den Eindruck gewonnen, daß eine günstige Beeinflussung 
nicht zu leugnen ist; allerdings haben sie auch Schädigungen beobachtet. Inden 7 Fällen, 
in denen sie eine ausgesprochene Heilwirkung feststellen konnten, trat die Wirkung aller- 
dings nicht früher ein, als dies auch mit anderen Behandlungsmethoden erreicht wird. 
Da auch keine Gewähr für eine rückfallslose Heilung geboten ist, so kann die Behand- 
lung nichts beibringen, was ihr vor der üblichen Sonnenbehandlung einen entscheidenden 
Vorzug einräumt. Mühsam und Hayward!2®) haben 5 Jahre nach abgeschlossener 
Behandlung 13 Fälle nachuntersucht. Nur für 3 Fälle kann mit Sicherheit ein Erfolg 
der Behandlung behauptet werden. 6 sind gestorben, 2 rezidiviert. Braun hat sehr 
kritische Beobachtungen an 80 Fällen verwertet. In 20 Fällen stellt er einen sicher 
heilenden Einfluß des Mittels fest; in 8 Fällen, also in 10%, trat nach der Impfung eine 
akute zum Tode führende Verschlimmerung ein (Aufbrechen der Herde, Generali- 
sierung der Tuberkulose). Also deutliche Heilwirkung auf der einen Seite in einem Teil 
der Fälle (25%) und riskante Gefährdung durch die Behandlung auf der anderen Seite 
(10%). Braun?°) gibt allerdings zu, daß es vielleicht durch Herabsetzung der Dosen,, 
wie sie neuerdings befürwortet wird, eine Verminderung der Unglücksfälle zu erzielen 
sein könnte. Immerhin darf man nicht übersehen, daß vorläufig die Unmöglichkeit. 
scharfer Indikationsstellung für die Behandlung zur Gefährdung des Lebens bei einer 
Krankheitsform führt, die bei jeder anderen Behandlung Aussicht auf Heilung bietet: 
eine wesentliche Einschränkung. Andererseits bedeutet — was nicht immer scharf 
erkannt wird — die Möglichkeit, mit einer einzigen Injektion gleiche Erfolge zu erzielen 
wie mit langwierigen und kostspieligen anderen Behandlungsmethoden, wirtschaftliche 
Vorteile, die für das soziale Problem der Tuberkulosebekämpfung von größter Bedeutung 
werden können. 

Viel weniger abgeschlossen und durchsichtig ist die Bedeutung der Friedmann- 
Behandlung für die Lungentuberkulose. Die ursprünglich von Friedmann genährten 
Hoffnungen einer weitgehenden Heilfähigkeit vorgeschrittener Formen sind nicht 
berechtigt. Von Friedmann selbst werden jetzt enge Indikationen gesetzt, die zu- 
nächst nur Fälle von günstiger spontaner Heilungstendenz umschließt. Röpke!®) hat für 
die Behandlung der Lungentuberkulose beachtenswerte kritische Ausführungen ver- 
öffentlicht, die zu zurückhaltender Beurteilung mahnen. Die Nachuntersuchungen 
von Kraus®) sind ermutigend. In den Beobachtungen von Opitz!®) an Kindern 
wiegen die Verschlechterungen die Besserungen auf. 

Bac meister®) hat vorübergehende Besserungen gesehen. aber keine Dauererfolge; 
eine umwälzende Änderung der Tuberkulosetherapie erwartet er nicht, fürchtet aber, 
daß die von Friedmann empfohlene Ausschaltung der bisher bewährten Kurmethoden 
ernste Gefahren herbeiführen kann. Ähnlich lautet das Urteil von Weichsel!”®). In drei 
Fällen von tuberkulöser Peritonitis hat Bloch!®) durch einma ligeInjektion des Fried- 
mannschen Mittels Heilung erzielt. Es dürfte gar nicht so schwer sein, wenigstens 
theoretisch die Indikation für das Friedmannsche Mittel zu umschreiben. Handelt es 
sich, was als erwiesen gelten kann, um ein sehr reaktives Mittel, so gelten die Gesichts- 
punkte des Wechselspiels von Allergie und Anergie. Kranke mit drohender Anergie 
werden, ihrer letzten Schutzkräfte beraubt, nach der Injektion schutzlos der Erkran- 
kung erliegen. Ist aber noch potentielle (dynamische) Immunität vorhanden, so kann 
das Friedmann-Mittel günstig wirken. Deswegen wird es zunächst in Fällen mit un- 
gebrochener Schutzkraft angezeigt sein. Für diese wäre die langanhaltende Wirkung 
von Vorteil, die nach Friedmann durch die Vermehrungsfähigkeit der injizierten 
Bakterien bedingt sein soll. Aber gerade die durch die Vermehrung verursachte Un- 


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möglichkeit zu dosieren bzw. den Reiz zu begrenzen, wird die Toleranzbreite beschrän- 
ken gegenüber den anderen Tuberkulinverfahren, bei denen der Reiz quantitativ und 
zeitlich genau zu begrenzen ist. Deswegen sollte man nach Friedmann zunächst 
die primäre und sekundäre Tuberkulose behandeln in solchen Fällen, in denen man sich 
von einer starken dynamischen Immunität überzeugt hat. 

Die Versuche, die Tuberkulose einer Serumbehandlung zugänglich zu machen, 
sind im allgemeinen abgelehnt. Und doch liegen Beobachtungen vor, die dazu mahnen, 
auch hier nicht in prinzipieller Ablehnung zu verharren. Diese Ablehnung hat vor allem 
die Spenglersche I. K.-Therapie erfahren. Spengler immunisiert Kaninchen aktiv 
gegen Tuberkelbacillen und benutzt das einer bestimmten Behandlung unterworfene 
Vollblut der Kaninchen als Heilmittel; es leitet ihn dabei die Erwartung, hierbei gewisse, 
an die Blutkörperchen gebundene Heilstoffe zu verwerten. Das Mittel wird in sehr 
starken Verdünnungen angewendet, wie sie uns nur für Vorgänge aktiver Immuni- 
sierung, nichtaber bei passiver Übertragung von Schutzkörpern, verständlich sind. Mögen 
die Voraussetzungen der Therapie unklar und anfechtbar sein, so muß doch verzeichnet 
werden, daß z. B. Hayek das Verfahren nicht ablehnt. Er hat bei fieberhaften Tuber- 
kulosen wertvolle entlastende Wirkungen gesehen, die jedenfalls beweisen, daß es sich 
nicht um ein indifferentes Mittel handelt. Allerdings ist die Dosierung der therapeutischen 
Anwendung recht schwierig. Ho11l0355) empfiehlt die I. K.-Therapie bei Kindern aufs 
wärmste. Sie kann auch in Form von Einreibungen vorgenommen werden. Da sie 
unschädlich ist, bestehen bei kindlicher Tuberkulose eigentlich keine Kontraindikationen. 
W ein!®) hat in einem ausführlichen Werk auf Grund einer Lebensarbeit Wert und Wir- 
kung antitoxischer Mittel (Marmorek-Serum und Spenglers I. K.) zu stützen gesucht. 
Er betont die entgiftende Wirkung der Mittel; die Heilerfolge können als diagnostische 
Methode verwertet werden; er kommt dazu, aus den Heilwirkungen heraus eine ganze 
Reihe von Krankheitsformen, welche nach ihm Folgen der tuberkulösen Infektion 
sind, mit der Tuberkulose in Zusammenhang zu bringen, wie gewisse Ernährungsstö- 
rungen im Säuglingsalter, die Enuresis nocturna, Hautleiden u. a. Es muß anerkannt 
werden, daß die von einem spekulativen Geist getragenen Hypothesen anregend sind, 
wenn sie auch mit der allgemeinen Lehrmeinung vielfach nicht im Einklang stehen. 

Eine passive Immunisierung versucht Rosenbergl#!) dadurch, daß er Kühe aktiv 
immunisiert und deren Milch mit den in ihr enthaltenen Schutzstoffen verfüttert. 
Einen gewissen Schutz hat Moss!?3) auf diese Weise bei Kälbern erzielt. Die gleiche Idee 
propagiert Strubell. Strubell!#) hat auch versucht, die Serumbehandlung neu zu be- 
leben. Er geht dabei von den Partialantigenen aus und gewinnt durch Immunisierung 
von Ziegen mit den Fettbestandteilen Immunsera, die in der Bauchhöhle des Meer- 
schteinchens die Lipoidhöhle der Tuberkelbacillen angeblich zerstören. Hierauf gründet 
er die Berechtigung dieser Antilipoidsera, deren Anwendung er in bestimmter Weise 
mit der aktiven Immunisierung kombiniert. Er will die Sera in den Fällen angewendet 
wissen, in denen der kranke Organismus zirkulierende Antigenmengen nicht mehr 
durch aktive Antikörperbildung neutralisieren kann, bei denen also die Zuführung 
eines Überschusses von antigenzerstörenden Substanzen erwünscht ist. Mit großer 
Zurückhaltung wird man die Entwickelung dieser spekulativen Arbeitsmethoden 
einer passiven Immunisierung zu verfolgen haben. 

Die Ausbreitung der Proteinkörpertherapie oder vielmehr der Therapie, die 
durch Injektion unspezifischer Mittel aktivierend auf die natürlichen Kräfte des Organis- 
mus zu wirken sucht, hat auch die Tuberkulosetherapie erfaßt. Nach Sch midt15®) ist 
auch die Tuberkulinwirkung unspezifisch. Es besteht kein prinzipieller Unterschied 
zwischen Tuberkulin und Milchinjektionen, die er mit Erfolg therapeutisch verwertet. 
Auch diagnostisch leisten Milchinjektionen Ähnliches: Herdreaktionen werden aus- 
gelöst, weil sie eben von jedem Reiz ausgelöst werden, der den Organismus genügend 
in Mitleidenschaft zieht. Dieser Standpunkt trägt den bestehenden quantitativen 
Verhältnissen nicht genügend Rechnung. Denn selbst bei gleicher Wirkung verlangt 


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ein in unfaßbar geringen Substanzmengen wirkendes Mittel wie das Tuberkulin eine 
Sondererklärung. Wolff-Eisner stellt sich vor, daß mit der spezifischen Tuber- 
kulinüberempfindlichkeit eine quantitativ viel geringer ausgebildete allgemeine Eiweiß- 
überempfindlichkeit verbunden ist. 

Czerny und Eliasberg*) verwenden die Proteinkörpertherapie bei der Cachexie 
tuberkulöser Kinder. Schwerkranke werden durch regelmäßige, lang fortgesetzte und 
täglich wiederholte Injektionen von !/,—2 ccm Pferdeserum wesentlich gebessert. 
Anaphylaxiegefahr besteht bei der angegebenen Injektionsmethode nicht. 

Auch die Tebelontherapie von Stöltzner!®@) ist ein unspezifisches Verfahren, das 
den Isobutylester zur Injektion verwendet. Stöltzner will bei der Skrophulotuberkulose 
gute Erfolge bei systematischer Anwendung erzielt haben. Langer!%) hat die Vermutung 
ausgesprochen, daß wahrscheinlich fettartige Substanzen, zu denen das Stöltznersche 
Präparat gerechnet werden kann, als Sensibilatoren für die Tuberkulinisierung wirken. 
Ob auf diesem Wege die Tuberkulosetherapie bereichert werden wird, muß dahingestellt 
bleiben. Immerhin wäre es auch denkbar, daß etwa der Gehalt des Blutes an Lipasen 
auf diesem Wege gesteigert werden kann. Nach Kollert und Frisch) findet man z.B. 
bei gutartigen Formen der Tuberkulose gegenüber den bösartigen ein verstärktes 
Spaltungsvermögen für Tributyrin, worin vielleicht ein Hinweis auf die Bedeutung 
tıpolytischer Fermente bei der Tuberkulose liegt. 

Die prophylaktische Immunisierung bei der Tuberkulose stellt schwierige 
Aufgaben. Sie müßte sehr früh einsetzen. Wir wissen, daß schon der Neugeborene für 
die Tuberkuloseinfektion empfänglich ist. Schloß hat bei der Beobachtung einer 
Anstaltsepidemie die gleichmäßige Empfänglichkeit aller Säuglinge gesehen. Sogar 
ganz kurze Berührung mit Infektionsquellen genügt schon zur Übertragung, wie die 
Beobachtung von Peyrer beweist: das Zusammenleben von nur 36 Stunden mit 
Tuberkulösen führte bereits zur Übertragung der Infektion auf ein 7 Jahre altes Kind. 
Nach Ttägiger Inkubation konnte die stattgefundene Infektion durch die Intracutan- 
reaktion festgestellt werden. Aus einem klinischen Experiment schließen Hamburger 
und Müllegger®), daß beim Zusammenleben mit Tuberkulösen die Übertragung ver- 
mieden wird, wenn eine Annäherung auf weniger als 2 m unterbleibt. Praktisch durch- 
führbare Maßnahmen ergeben sich hieraus natürlich nicht. 

Mit Alttuberkulin ist eine Immunisierung nicht möglich. Im Tierversuch ist sie 
bei Verwendung von Bacillenleibern gelungen, auch mit aufgeschlossenen Bacillen- 
leibern haben Much und Leschke vereinzelt eine gewisse Immunität erzeugt. Nach 
Aronson’) sind die im Handel befindlichen Tuberkuline ausnahmslos unbrauchbar, nur 
mit Vollbakterien gelingt die Immunisierung. Versuche prophylaktischer Immuni- 
sierung bei Menschen hat Maraglia no!14) unternommen, von der Feststellung ausgehend, 
daß schon sehr kleine Bakterienmengen beim Menschen zur Antikörperbildung führen. 
Beim Affen wurde ein praktisch wirksamer Schutz erzielt. Manfredill2) sah bei dieser 
Behandlung bereits am 5. Tage die Tuberkulinreaktion (cutan) auftreten. Strubell?) 
hält die Erfolge für ermutigend, er empfiehlt als Vaccine aufgeschlossene Tuberkel- 
bacillen zu verwenden. R up pint?) immunisiert mit getrockneten Bouillonkulturen, 
die mit Natriumfluorid behandelt sind und dadurch ihre Infektiosität verloren haben, 
ohne daß die toxischen Eigenschaften beschädigt sind. Seine Empfehlung zur Ver- 
wendung bei Menschen gründet sich auf Tierversuche, in denen bei Meerschweinchen 
nach 3—4 Injektionen Schutz erzielt werden konnte. 

Im Rummelsburger Waisenhaus ist ein Schutzimpfungsversuch an Kindern mit 
‚den Friedmannschen Schildkröten-Tuberkelbacillen unternommen worden. 319 Kinder 
wurden geimpft und in mehrjähriger Beobachtung gehalten, über die Kruse®) berichtet 
hat. Unter den Impflingen waren 216 Neugeborene und 41 Kinder im 4. Lebensmonat. 
Nur 12 Säuglinge waren einem tuberkulösen Milieu ausgesetzt. Schränkt sich damit 
auch’ die Verwertbarkeit des Gesamtversuchs ein, so ist doch bemerkenswert, daß 
diese 12 Kinder sämtlich noch am Leben sind, während nach der Gegenüberstellung 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 17 


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zu den Durchschnittszahlen der Tuberkulosemortalität die Lebenserwartung ohne 
Behandlung geringer anzusetzen war. Nun beweisen kleine Zahlen naturgemäß wenig; 
die Prüfung der Morbidität und der Tatsache, ob nun die Kinder auch von der Tuber- 
kuloseinfektion bewahrt geblieben sind, ergab, wie Müller!35) kurz berichtet hat, keine 
Belege für einen überzeugenden Erfolg. | 

Die Gefahr der Abseedierungen ist bei den prophylaktischen Impfungen mit dem 
Friedmannschen Mittel anscheinend nicht immer zu vermeiden; Brünecke2) hat in 
solchen Fällen eine bakteriologische Untersuchung durch Professor Reichenbach veran- 
laßt, wobei das Fehlen von Eitererregern festgestellt wurde. Danach war also die Eiterung 
durch die Friedmannbacillen hervorgerufen. Er sah bei seinem allerdings kleinen Material 
regelmäßig unerwünschte schmerzhafte Infiltrate und stärkeres allgemeines Unbehagen. 
Nach den experimentellen Erfahrungen von Möllerst1”), Klo pstoc k87) ist die Erwar- 
tung einer sehr wirksamen Immunisierung mit Kaltblüter-Tuberkelbacillen nicht groß. 

Zu der Frage, wieweit überhaupt eine prophylaktische Immunisierung gegen Tuber- 
kulose wirksamen Schutz verleihen kann, sind die wenig ermutigenden Erfahrungen 
aus der Tiermedizin klärend. Eber“)®) hat hierzu wertvolle Beobachtungen über die 
Anwendung der verschiedenen Verfahren beigesteuert; die Methode von Heymans, 
bei der virulente lebende bovine und humane Bacillen in Sehilfsäckchen implantiert 
werden, führt ebensowenig zu praktischen Erfolgen wie die zum Teil älteren Me- 
thoden (z. B. die von Behringsche Schutzimpfung), wenn auch bei künstlicher In- 
fektion gelegentlich eine gewisse Resistenzsteigerung der geimpften Tiere feststellbar ist. 

Erschwerend wirkt einer Schutzimpfung bei Neugeborenen entgegen, daß in diesem. 
Lebensalter die Fähigkeit einer aktiven Schutzstoffbildung mangelt oder wenigstens 
sehr rudimentär ist. Für Staphylokokkenschutzversuche haben dies neuerdings 
Frankenstein?l), Langer!) gezeigt. Daß für die Tuberkuloseinfektion ähnlichestgilt, 
ist schon durch den schweren Verlauf früher Säuglingsinfektionen wahrscheinlich gemacht. 
Die Erwartungen, auf diesem Wege zu einer systematischen Bekämpfung der Tuberku- 
lose zu kommen, dürfen nicht hoch eingeschätzt werden. 

Die Waffen des Kampfes gegen die Tuberkulose liegen vielmehr 
in der frühzeitigen Erkennung und Behandlung der primären und 
sekundären Säuglings- und Kindertuberkulose. Eine restlose Er- 
fassung dieser Stadien führt zur aussichtsreichen Prophylaxe der 
tertiären, die Ansteckung verbreitenden Phthise und damit zur 
sicheren Bekämpfung der Tuberkulose als Volksseuche. 





Literaturverzeichnis. 


B. Kl. Tbk. = Beiträge zur Klinik der Tuberkulose; Z. f. Tbk. = Zeitschrift für Tuberkulose; J. f. K. = Jahrbuch. 
für Kinderheilkunde. 


1) Altstaedt, Berl. klin. Wochenschr. 1919, Nr. 16. — 2?) Altstaedt, B. KI. Tbk. 39, 
Heft 1/4. 1919. — ?) Anderson, Zit. nach Int. Zentralbl. f. d. ges. Tb.-Forschung 9, 206. — 
*%) Anderson und Sturnin, Zit. nach Int. Zentralbl. f. d. ges. Tb.-Forschung 9, 206. — 
5 Aronson, Zit. nach Int. Zentralbl. f. d. ges. Tb.-Forschung 9, 206. — ¢) Bacmeister, 
Dtsch. med. Wochenschr. 1920, 652, Nr. 24. — ?) Berg, B. Kl. Tbk. 43, Heft 3/4, S. 259. 1920. 
— 8) Bergmann, Dtsch. med. Wochenschr. 1915, S. 1310.— °?) Bergmann, Dtsch. med. Wo- 
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— 259 — 


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— *ı) Hamburger, Münch. med. Wochenschr. 1920, Nr. 17, S. 480. — **) Hamburger, 
Münch. med. Wochenschr. 1917, S. 481. — *®) Hamburger, Wien. klin. Wochenschr. 1918, 
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83) Kämmerer, Münch. med. Wochenschr. 1920, Nr. 13, S. 375. — 83) Karczag, B. Kl. Tbk. 
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Wochenschr. 1919 Nr. 31. — ®®) Klopstock, Dtsch. med. Wochenschr. 1920 Nr. 10 S. 260. 
— 87) Klopstock, Dtsch. med. Wochenschr. 1920, Nr. 10, S. 260. — ®®) Klose, Münch. med. 
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Zeitschr. f. Kinderheilk. 13, Heft 1. 1915. — °?) Köhlich, Zeitschr. f. Hyg. 81, Heft 2. 1916. 
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Wochenschr. 1915, S. 1077. — 138) Müller, Münch. med. Wochenschr. 1915, S. 1385. — 
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— 133) Müller, Wien. klin. Wochenschr. 1917. Nr. 44. — 134) Müller, Wien. klin. Wochenschr. 
1918. Nr.8 — !?2) Müller, E., Münch. med. Wochenschr. 67, 387, 1920. — 136) Neumann, Med. 
Klin. 1917, S. 301. — 17”) Neumann, B. Ki. Tbk. 39, Heft 3/4. — 1°8) Oeri, Schweiz. Korre- 
spondenzbl. 1918, Nr. 45. — 139) Opitz, Zeitschr. f. Kinderheilk. 22, Heft 1. 1914. — 140) Pe- 


17° 


` — 260 — 


truschky, Klin. therap. Wochenschr. 23, 127. 1916. — !*!) Petruschky, B. KI. Tbk. 31. 
1914. — 142) Peyrer, Wien. klin. Wochenschr. 1920, Nr. 23. — !4) Pilpel, Wien. klin. Wo- 
chenschr. 1920, Nr. 19, S. 402. — !44) Rehder, B.Kl. Tbk. 42, Heft 3/4. 1919. — 145) Reich- 
mann, Dtsch. Arch. f. klin. Med. 126, Heft 5/6. — 1°) Reichmann, Dtsch. med. Wochenschr. 
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160) Schultz, Z. f. Tbk. 30, Heft 2. — 281) Schultz, Dtsch. med. Wochenschr. 1918, Nr. 25. 
— 183) Selter, Dtsch. med. Wochenschr. 1916, S. 283. — 163) Selter, Dtsch. med. Wochenschr. 
1918, S. 790. — 184) Simon, Z. f. Tbk. 28, 241. 1917. — 165) Skutetzky, Wien. klin. Wochen- 
schr. 1918, Nr. 22. — 1°%) Stoeltner, Münch. med. Wochenschr. 1919, Nr. 24. — 1%) Stro- 
meyer, Dtsch. med. Wochenschr. 1916, S. 1340. — 1°83) Stromeyer, Dtsch. Zeitschr. f. Chir. 
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Zentralbl. f. inn. Med. 41, Nr. 1, S. 1. 1920. — 171) Stuhl, Dtsch. med. Wochenschr. 1919, 
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med. Wochenschr. 1920, Nr. 17, S. 455. — 14) Szabocky, Z. f. Tbk. 23, 465. Heft 2. 1915. — 
176) Thiele, Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl. 1917, Heft 6. — 176) Tillmanns, Berl. klin. 
Wochenschr. 1919, Nr. 6. — 377) U mber, Z. f. Tbk. 27, 331. 1917. — 178) Walthard, Schweiz. 
Korrespondenzbl. 1919, Nr. 42. — 17°) Weichsel, Dtsch. med. Wochenschr. 1920, J. 287. Nr. 11. 
— 180) Wein, Feststellung und Behandlung der tuberkulösen Infektion mittels antibolischer 
Heilkörper. Urban-Schwarzenberg 1918. — 181) Weleminsky, Wien. klin. Wochenschr. 1918, 
Nr. 46. — 1823) Wichmann, Berl. klin. Wochenschr. 1917, Nr. 23. — 182) Wichmann, Dtsch. 
med. Wochenschr. 1917, Nr. 24. — 184) Wideroe, Münch. med. Wochenschr. 1919, Nr. 28, 
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Tbk. 43, Heft 2. 1920. 


Referate. 


Anthropologie, Entwicklungsgeschichte, Vererbungslehre. 


Gräfenberg, E.: Die entwicklungsgeschichtliche Bedeutung der Hyperdaktylie 
menschlicher Gliedmaßen. Stud. z. Pathol. d. Entwickl. Bd. 2, H. 3, S. 565—619. 1920. 

Zusammenstellung zahlreicher (zum kleineren Teile bereits früher publizierter) 
Fälle von Hyperdaktylie der oberen und unteren menschlichen Extremität. Zwei 
prinzipiell verschiedene Typen der Hyperdaktylie sind zu unterscheiden: 1. (die 
häufigsten Fälle) an der Radial- oder Ulnarseite (bzw. Tibial- oder Fibularseite) 
Ausbildung eines überzähligen Finger- bzw. Zehenstrahles ohne eigenen Meta- 
karpal- bzw. Metatarsalknochen in engster Abhängigkeit von dem Nachbarstrahl, 
mit dem er die Phalangenzahl und die Versorgung durch dessen Muskulatur 
gemeinsam hat (Zwillings-, sehr selten auch Drillingsbildung von Extremitäten- 
strahlen; Schema, wobei jeder Finger vom Daumen zum Kleinfinger mit fortlaufender 
Zahl I—V bezeichnet ist: V.V. IV. III. II. 1.1.); 2. der Typus der radialen (bzw. tibialen) 


Diplocheirie (bzw. Diplopodie), bei welcher der Haupthand die Fingerstrahlen einer 
zweiten Hand in spiegelbildlich symmetrischer Weise angefügt sind, was auch in den 
Hauptzügen der Muskel- und Nervenanordoung und im Verhalten von Metacarpus 
und Carpus zum Ausdruck kommt (Beispiel: V. IV, III. II. I.— I. II. III... Der 
Typus 2 zeigt besonders darin außerordentlich starke Variationen, daß die Zahl der 
angefügten Strahlen sehr schwankt [1 bis (selten) 5] und die beiden Daumen zu einem 
Strahl verschmolzen sein oder (häufig) ganz fehlen können. Mit Rabl sieht Verf. in 
allen radialen oder tibialen Hyperdaktylien rudimentäre Hand- und Fußverdoppelungen. 
Es gibt mitunter Grenzfälle (Hexadaktylie), in denen die Unterscheidung zwischen 
den beiden aufgestellten Typen der Hyperdaktylie zunächst auf Schwierigkeiten 
stößt. Die schwer zu deutende Erscheinung, daß eine Hand zwar keine überzähligen 


— 261 — 


Finger, aber einen „Daumen“ mit drei Phalangen besitzt, ist zu den Hexadaktylien 
mit fehlendem Daumen und Anlagerung von zwei überzähligen dreigliedrigen Fingern 
einer Nebenhand in Parallele zu stellen, es wäre also an Stelle des Daumens ein ulnarer 
Finger einer Nebenhand getreten (Schema: V. IV. III. II.—II.). Die Hypothese einer 
Hyperphalangie des Daumens ist auch aus Gründen der normalen Embryologie ab- 
zulehnen, da wahrscheinlich dem zweigliedrigen Daumen gar keine Phalange fehlt, 
vielmehr der erste Metakarpalknochen in seiner Entwicklung völlig einer Grund- 
phalange gleicht, die nur sekundär in die Mittelhand einbezogen wurde, während 
der zugehörige Metakarpalknochen im Os multanglum majus zu suchen ist. Zur Ätio- 
logie der Hyperdaktylie ist ein Fall beachtenswert, in dem gleichzeitig Extremitäten- 
mißbildung bei Mutter und Kind beobachtet wurde (bei der Mutter Bradydaktylie 
der vierten Zehe beider Füße, beim Kinde Heptadaktylie der linken Hand). Verf. 
neigt mehr zu einer endogenen Theorie der Hyperdaktylie, da sie am besten die Erb- 
lichkeitsverhältnisse und die Kombination von Skelettmißbildungen mit zentralen 
Muskelanomalien zu erklären vermag, läßt aber daneben auch exogene Faktoren zu: 
durch Spaltung sollen nur überzählige Finger ohne eigene Metakarpal- bzw. Meta- 
tarsalknochen entstehen, in allen anderen Fällen soll es sich um eine mit der Haupt- 
hand sekundär verschmolzene, ihr völlig fremde Anlage handeln. S. @utherz.®, 


Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 


Allgemeines. und Pflege). | 

Kruse und Hintze: Über sparsame und doch ausreichende Ernährung. (Hyg. 
Inst., Leipzig.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 16, S. 445—447. 1920. 

Auf Grund von Erhebungen über die Ernährung bei einer großen Anzahl als zu- 
verlässig bekannter Familien, die seit dem Anfang des Jahres 1917 durchschnittlich 
durch 18 Monate fortgesetzt wurden, kommen Verff. zu dem Ergebnis, daß die Ca- 
lorienmenge während der Jahre 1917 und 1918 durchaus der Regel entsprach, daß 
dagegen die Eiweißzufuhr nur etwa 60%, und die Fettzufuhr 50—60% der von Voit, 
Rubner und Camerer geforderten Mengen betrug. Dabei hielten sich die Gewichte 
durchschnittlich auf gleichmäßiger Höhe, sie stiegen bei Kindern und Halberwachsenen 
durchaus der Norm entsprechend an, auch waren Leistungsfähigkeit und Gesundheits- 
zustand im allgemeinen befriedigend. Bis zum November 1919, in dem die Erhebungen 
abgeschlossen waren, stieg jedoch entsprechend der reichlicheren Calorienzufuhr das 
Körpergewicht beträchtlich an. Daraus schließen Verff., daß die Chittendensche 
Lehre vom Luxusverbrauch, soweit die Calorienmengen in Betracht kommen, unrichtig 
ist, bezüglich des Eiweißes aber zu Recht besteht, und daß auch die Fettzufuhr ohne 
Schaden stark verringert werden kann. Eine Körpergewichtszunahme kann auch durch 
Steigerung der Calorienzufuhr ausschließlich in Form von Kohlenhydraten ohne reich- 
lichere Zufuhr von Eiweiß und Fett erzielt werden. Diese Ergebnisse führen zur Schluß- 
folgerung, daß der große Fleisch- und Fettverbrauch, den wir uns vor dem Kriege 
gönnen durften, nach jeder Richtung unnötig ist. Wesentlich höhere Mengen von 
Eiweiß und Fetten werden auch in der nächsten Zeit aus eigener Erzeugung nur zu 
gewinnen sein, wenn zur Ernährung des Menschen unmittelbar brauchbare Nahrungs- 
mittel an das Vieh, insbesondere an die Schweine, verfüttert werden. Dies ist in be- 
trächtlichem Umfange aber nicht möglich, ohne unsere Versorgung zu gefährden. 
Da wegen der auf die Dauer unerschwinglichen Kosten mit der Einfuhr von außerhalb 
nicht gerechnet werden kann, so bleibt für uns nichts anderes übrig, als uns mit der 
in den letzten Jahren erprobten vorwiegenden Kohlenhydratkost zu bescheiden. Lust. 

Michaelis, L. und M. Rothstein: Die Zerstörung von Lab und Pepsin durch 
Alkali. (Städt. Krankenh. a. Urban, Berlin.) Biochem. Zeitschr. Bd. 105, H. 1/3, 
S. 60—87. 1920. 

Die Untersuchung befaßt sich mit der Zerstörung des Lab und Pepsinferments 


— 262 — 


durch Alkali. Es werden zunächst Methoden zur quantitativen Bestimmung dieser 
Fermente ausgearbeitet. Sie beruhen darauf, daß durch Reihenversuche diejenige 
Verdünnung der zu untersuchenden Fermentlösung ermittelt wird, deren Wirkung 
zeitlich mit der einer stets gut reproduzierbaren Kontrollfermentlösung übereinstimmt. 
Für das Labferment wird die Gerinnung von mit Calciumchlorid versetzter Milch, 
für das Pepsin die allmähliche Aufhellung einer mit Sulfosalicylsäure getrübten Eiweiß- 
lösung betrachtet. Wird die Wasserstoffionenkonzentration einer Lablösung durch 
ein Phosphatgemisch festgelegt, so ist bei saurer Reaktion bis herunter zu pg = 6 
das Ferment so gut wie unbeschränkt haltbar. Bei Annäherung an die neutrale Reaktion 
beginnt ziemlich plötzlich eine schnelle, zunächst aber noch mit meßbarer Geschwindig 
keit vor sich gehende Zerstörung des Ferments. Bei weiterer Abnahme der [H'] wird 
diese Geschwindigkeit schnell unmeßbar groß. Die Zerstörung des Pepsins durch OH: 
erfolgt stets proportional der des Labs. Ein selbständiger Verlauf der Zerstörung 
eines dieser beiden Fermente ist nicht festzustellen. Auch durch partielle Adsorption 
an Kaolin konnte eine Disproportionierung von Lab oder Pepsin leicht festgestellt 
werden. Heinrich Davidsohn (Berlin). 

Litthauer, Max: Über die Folgen der Vagusdurchschneidung, insbesondere ihre 
Wirkung auf die Funktionen des Magens. (Exp.-biol. Abt., pathol. Inst., Berlin.) 
Arch. f. klin. Chirurg. Bd 113, H. 3, S. 712—736. 1920. 

Die Durchschneidung des Vagus sowohl hoch am Halse als auch oberhalb des 
‚Lungenhilus führt stets eine schwere Veränderung des Atemtypus herbei. Die Atmungs- 
frequenz sinkt außerordentlich und schwankt nach der Vagotomie zwischen 5 und 
10 Atemzügen in der Minute. Fast ebenso regelmäßig wie die Veränderung der Atmung 
tritt bei den Hunden bei Durchschneidung der Vagi bis zum Lungenhilus Erbrechen 
auf. Auch nach doppelseitiger Vagotomie kann der Magen antiperistaltische Bewegungen 
ausführen. Es besteht eben nach der Vagusdurchschneidung keine völlige Lähmung 
der Magenmuskulatur. Der Vagus ist — ebenso wie der Sympathicus — ein gemischter 
Nerv, doch überwiegen im Vagus die beschleunigenden Fasern in erheblicher Weise. 
Bei der supradiaphragmatischen Durchschneidung der Vagi tritt eine regellose, auch in 
nüchternem Zustand fortdauernde Sekretion des Magensaftes ein. Heinrich Davidsohn. 

Asher, Leon: Beiträge zur Physiologie der Drüsen. 42. Mitt. Ernst Ruechti: 
Untersuchungen über die Funktion der Thymus und der Schilddrüse, geprüft am 
Verhalten des respiratorischen Stoffwechsels bei normaler und erhöhter Außen- 
temperatur. (Physiol. Inst., Unw. Bern.) Biochem. Zeitschr. Bd. 105, H. 1/3, 
S. 1—42. 1920. 

Verf. hat in scheinbar sehr exakten Untersuchungen die Wasser- und CO,-Abgabe 
beim Kaninchen studiert, und zwar: 1. beim thyreoidektomierten Tiere, 2. beim thym 
ektomierten Tiere, 3. bei thyreoid-thymektomierten Tiere, 4. beim primär: thyreoid- 
ektomierten und sekundär thymektomierten Tiere, 5. beim primär thymektomierten 
und sekundär thyreoidektomierten Tiere. Die Untersuchungen wurden bei normaler 
und erhöhter Außentemperatur vorgenommen. Ruchti faßt seine Resultate ungefähr 
dahin zusammen: Kaninchen reagieren auf Thyreoidektomie mit einer starken Abnahme 
der CO,- und Wasserabgabe. Auf bloße Thymektomie zeigen Kaninchen keine wesent- 
liche Beeinflussung der CO,- und H,0-Abgabe. Eine geringe Senkung ist aber bemerk- 
bar. Dagegen führt die Kombination dieser Exstirpationen zu einer sehr starken Ab- 
nahme der CO,- und H,O-Abgabe; diese Veränderung ist konstant. Dasselbe Verhalten 
zeigt sich bei Thyreoidektomie nach Thymektomie. Thymektomie nach Thyreoid- 
ektomie hat auf die CO,- und H,O-Abgabe in ihrer Senkungsgröße an sich keinen 
Einfluß; durch die Thymektomie wird aber verhindert, daß sich allmählich wieder 
normale Verhältnisse einstellen, wie das nach einfacher Thyreoidektomie der 
Fall zu sein pflegt. Auch aus diesen Befunden ergibt sich eine neue Bestätigung der 
Annahme, daß Thymus und Thyreoidea auf gewissen Gebieten des Stoffwechsels in 
gegenseitig förderndem Verhältnis stehen (branchiogene Organe Baschs). Schild- 





— 263 — 


drüsenlose und schilddrüsen- und thymuslose Kaninchen zeigen auch bei erhöhter 
Außentemperatur (33° bzw. 35°) eine wesentliche Herabsetzung der Respirations- 
frequenz. Die Hitzepolypnöe stellt sich nur langsam oder überhaupt nicht ein. Die 
Differenz der Körpertemperatur bei normaler oder gesteigerter Außentemperatur 
ist bei diesen Tieren geringer als bei gesunden. Aschenheim (Düsseldorf). 

Launoy, L. et L6vy-Brühl: A propos du rôle de la thyroïde dans Pimmnunité. 
(Über die Rolle der Schilddrüse in der Immunität.) Cpt. rend. des séances de la 
soc. de biol. Bd. 83, Nr. 4, S. 90—91. 1920. 

Die Befunde von Garibaldi (vgl. dies. Zbl. Bd. 9, S. 100. 1920), nach welchen die 
heterohämolytische Kraft des Serums schilddrüsenloser Kaninchen größer ist, als die nor- 
maler Tiere, stehen teilweise im Widerspruch mit den Ergebnissen der Verff. über die 
Rolle der Schilddrüse. Bei erwachsenen Hühnern, die mit Hühnerspirochäten infiziert 
wurden, scheint die vorherige Entfernung der Schilddrüse ebenso wie die der Milz 
die Widerstandsfähigkeit gegen die Infektion und die Bildung der Antikörper nicht zu 
beeinflussen. In einigen Fällen zeigte sich zwar eine vermehrte Resistenz der schild- 
drüsenlosen Tiere, aber die Gesamtheit der Versuche ließ einen eindeutigen Einfluß 
nicht erkennen. E. Leschke (Berlin).“, 

Jensen, C. 0.: Recherches sur la provocation artificielle de la métamorphose 
chez les batraciens et notamment chez l’axolote. Mesure biologique de P efficacité 
des préparations thyroïdes. (Untersuchungen über die künstliche Hervorrufung der 
Metamorphose bei Batrachiern und besonders beim Axolotl. Biologische Messung der 
Wirksamkeit von Thyreoidinpräparaten.) (Inst. sérothérap., école vétérin. et d’agricult., 
Copenhague.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 10, S.315—317. 1920. 

Nach Gudernatsch ruft die Verfütterung von Säugetierthymus bei Kaul- 
quappen eine Beschleunigung des Wachstums und eine Verlangsamung der Meta- 
morphose hervor, dagegen Verfütterung von Thyreoidea ein verlangsamtes Wachs- 
tum und eine Beschleunigung der Metamorphose. Die Wirksamkeit der Thyreoidea 
ist feststehend. Bei der Thymusverfütterung war es aber nicht klar, ob nicht nur eine 
besonders reichliche Ernährung vorliegt. Die Thyreoidea der Kaulquappen nach 
Fütterung mit beiden Drüsen ist noch nicht histologisch untersucht. Die Aufnahme 
von Substanzen aus Säugetierthyreoidea ruft in der Schilddrüse der Kaulquappen 
celluläre Infiltration, Verringerung des Kolloids in den Follikeln und Atrophie des 
Drüsengewebes hervor bis zur völligen Zerstörung des Organs. Nach Thymusver- 
fütterung zeigt sich Hypertrophie der Thyreoides und Vergrößerung der Follikel; 
das Epithel wird zylindrischer; das Kolloid verflüssigt sich mehr und mehr. Bei 
Amblystoma tigrinum, einem nahen Verwandten des Axolotl, der stets metamorpho- 
siert, ist die Thyreoidea gut ausgebildet. Beim Axolotl vom 3. bis 6. Monat verödet sie. 
Das Epithel flacht sich ab, das Kolloid wird verflüssigt. Verf. erklärt den dauernden 
Larvenzustund des Axolotls als vererbte Hypothyreoidie. Fritz Levy (Berlin-Dahlem)."®, 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Säuglings. 


Mellanby, Edward: Accessory food factors (vitamines) in the teeding ot infants. 
(Accessorische Nähistoffe (Vitamine) in der Kinderernährung.) Lancet Bd. 198, 
Nr. 16, S. 856—862. 1920. 

Die Grundlage der Vitaminlehre bilden haupteächlich Ergebnisse von Tierversuchen. 
Diese dürfen aber nicht ohne weiteres auf den Menschen übertragen werden. Es muß deshalb, 
so schwer das auch sein mag, eine Übereinstimmung zwischen Klinik und Laboratoriumsfor- 
schung angestrebt werden, nur dann kann durch gegenseitige Ergänzung das Experiment die 
klinische Arbeit befruchten. Dazu ist aber zu allererst notwendig, daß man sich über die Kar- 
dinalfragen Klarheit verschafft. 

Die verschiedenen Tierarten verhalten sich untereinander nicht gleichmäßig in 
bezug auf die Ernährungsbedingungen. Was für die Ratte gilt, braucht nicht für den 
jungen Hund, noch weniger für das Kind maßgebend zu sein. Drei in ihrer Wichtigkeit 
bisher am besten erkannte Gruppen von akzessorischen Nährstoffen sind zu unter- 


— 264 — 5 


scheiden: 1. antiskorbutische, 2: fettlösliche, 3. wasserlösliche bzw. antineuritische 
Stoffe. Der antineuritische Faktor ist, zumindest für das englische Kind, von keiner 
allzu großen Bedeutung. Über die chemische Natur der fettlöslichen und der sog. 
antirachitischen Stoffe ist nichts Genaues bekannt. Aber so viel scheint sicher, 
daß, während der fettlösliche Faktor in vegetabilischen Ölen nicht vorhanden, der 
antirachitische in größeren Mengen anzutreffen ist. So ist er in der Erdnuß, im Bau m- 
wollensamen, Cocosnußöl, in sehr geringen Mengen im Palmkernöl und Lein- 
samen enthalten. Ein ausgezeichnetes Mittel zur Vorbeugung der Rachitis ist Baum- 
wollsamenöl. Mit einer Nahrung, die aus 180 g Magermilchpulver, 30 ccm Baumwoll- 
samenöl, 30 g Zucker, 15 ccm Orangensaft, 30 cm autolysierter Hefe und aus Brot 
bestand, erzielten Hess und Unger in monatelangen Versuchen an Kindern fast 
normales Wachstum. Für die tierexperimentelle Erzeugung von Rachitis ist 
das Alter der Versuchstiere entscheidend. Wenn ein Hund ein bestimmtes Alter (etwa 
5 Monate) erreicht hat, ist es nicht mehr möglich, durch entsprechende Ernährung 
deutliche rachitische Symptome hervorzurufen. Ein junger Hund von 5 Monaten er-. 
hielt eine Diät bestehend aus: abgerahmter Milch , weißem Brot, Fleisch, Orange- 
saft und Leinsaatöl. Weder Rachitis (Röntgenbild) noch sonstige gesundheitliche 
Störungen ließen sich nachweisen, obzwar der Versuch über 5 Monate ausgedehnt war. 
Dagegen wurde bei einem 3!1/, Monate alten Hunde bei gleicher Ernährung leichte 
Rachitis festgestellt. Aber schon im Alter von 41/, Monaten zeigte das Röntgenbild 
den Beginn des Heilungsprozesses, kenntlich an der Verkalkung an der Epiphysen- 
und Diaphysengrenze, besonders am distalen Ende von Ulna und Radius. Mit 5 Monaten 
war der Heilungsprozeß schon sehr weit fortgeschritten. Bei leichteren Fällen scheint 
überhaupt von einem gewissen Alter an die Heiltendenz stark ausgeprägt zu sein, 80 
. daß der antirachitische Faktor eigentlich nur in einer Zeit notwendig ist, wo die Ra- 
chitis gerade im Entstehen begriffen ist. Ein einseitiges Bild würde sich jedoch ergeben, 
wollte man die Rachitis nur vom Standpunkte der Vitamine bzw. der antirachitischen- 
Stoffe betrachten. Der ganze Stoffwechsel und die Beziehung der Energiespender 
zueinander müssen berücksichtigt werden. Von großer Wichtigkeit ist die Geschwindig- 
keit der Gewichtszunahme. In einem 66tägigen Versuch bekamen 3 junge Hunde 
desselben Wurfes folgende ‚„‚Rachitisnahrung‘“‘: Entrahmte Milch, weißes Brot, Fleisch, 
Orangesaft und Palmkernöl, ferner Brot, dessen Menge bei den einzelnen Hunden 
variiert wurde. Die Hunde haben sich auch ungleichmäßig entwickelt, die Gewichts- 
zunahme betrug am Ende des Versuches 1700 bzw. 2150 bzw. 2850 g. Das erste Tier 
mit der geringsten Zunahme war am leichtesten, das letzte am schwersten erkrankt. 
Je intensiver also in einer gegebenen Zeit das Wachstum (an der Gewichtszunahme 
gemessen!), desto größer die Tendenz zur Erkrankung. Überschuß von Kohlenhydraten 
übt eine schädliche Wirkung aus, und macht die Zugabe von Vitaminen erforderlich; 
Eiweiß wirkt antagonistisch, wahrscheinlich deshalb, weil käufliches Eiweiß (Casein) 
akzessorische Stoffe enthält. Ein anderes Moment tritt hinzu, dem bisher große Wichtig- 
keit bei der Entstehung der Rachitis beigemessen wurde, das sind die hygienischen 
Verhältnisse bzw. der Grad der Bewegungsfreiheit, Domestikation usw. Daß dieselben 
mit eine Rolle spielen können, sei zugegeben, nachstehender Versuch zeigt aber, daß 
sie allein nicht entscheidend sind. Hund A und B, junge Terrier desselben Wurfes, 
erhielten je folgende Nahrung: 


Hund A: Hund B: 

250 g Vollmilch 175—250 g Magermilch 
20 g Fleisch 5—10 g Fleisch 

5—10 ccm Lebertran 10 ccm Leinsaatöl 

5 ccm Orangensaft 5 com Orangensaft 
Weißbrot nach Belieben Brot nach Belieben. 


Trotzdem Hund A angekettet war und Hund B sich vollkommener Bewegungs- 
freiheit am Tage erfreute, war doch nur der letztere an Rachitis leicht erkrankt. Der 
Mangel an Luft, Licht, Bewegung mag vielleicht die Heilung aufhalten, letzten Endes 


— 265 — 


ist nur die Qualität der Nahrung maßgebend. Ein schönes Beispiel dafür und für 
die nur sekundäre Bedeutung des hygienischen Faktors bieten die Bewohner der Lewis- 
Insel auf den Hebriden. Dort sind die hygienischen Verhältnisse geradezu kümmerlich, 
die Einwohner leben in Blockhäusern, ohne Schornstein, ohne Lüftung, in unmittel- 
barster Nähe der Ställe, über die überhaupt der Weg zur Wohnung führt, die Kinder 
werden mit wenigen kurzen Ausnahmen im Sommer nicht ins Freie herausgelassen, 
bevor sie nicht laufen können. Demgemäß sind auch Infektionen ziemlich stark ver- 
breitet, besonders fallen der Phthisis viele Kinder zum Opfer; die Rachitis aber 
ist auf der ganzen Insel unbekannt, die Sterblichkeiteziffer von Kindern unter 
1 Jahr ist die niedrigste auf den britischen Inseln und beträgt 4%. Die ganze Bevölkerung 
hat prachtvolle Zähne und fällt durch ihren schönen Wuchs auf. Es ist nun inter- 
essant, daß Kinder im ersten Lebensjahr ausschließlich Brustnahrung erhalten, 
die übrigen Kinder und Erwachsenen essen mit Vorliebe eine aus Fischleber (Stock- 
fisch) Hafermehl und etwas Milch zubereitete Speise. Gemüse ist unbekannt. Edelstein. 

Manning, John B.: The duration of breast feeding in 1000 cases from private 
practice. (Die Stilldauer bei 1000 Fällen der EIVALDIBRR, ) Arch. of pediatr. Bd. 37, 
Nr. 4, S. 214—222. 1920. 

Die Zusammenstellung ist nach den Angaben von Müttern in der Sprechstunde 
und im Privathause gemacht und erstreckt sich über einen Zeitraum von 10 Jahren. 
Im allgemeinen handelte es sich um Mütter von mehr als durchschnittlicher Intelligenz 
und Erziehung, denen der Wert der natürlichen Ernährung für das ungestörte Ge- 
deihen des Kindes wohl bekannt war. Von den 1000 Müttern stillten gar nicht 8,1%, 
1 Woche und länger 91,9 %, 3 Monate und länger 64%, 6 Monate und länger 41%, 
9 Monate und länger 26,8%, 1 Jahr und länger 11,8%, 18 Monate und länger 1,6% 
2 Jahre und länger 0,3%. Unter den 192 Müttern, die ihre Kinder 10 Monate 
und länger stillten, befand sich eine große Anzahl von Ausländerinnen, besonders 
Japanerinnen, bei welch letzteren es üblich ist, die Kinder ein Jahr und noch länger 
zu stillen. Durch die Berührung mit Amerikanern ist hierin indessen schon eine An- 
näherung an amerikanische Sitten eingetreten. — Die Amerikanerinnen, die zu dieser 
Gruppe gehören, lebten meist in abgelegenen Gemeinden, in denen es keine Milch- 
kontrolle gab. — Ein Vergleich der Resultate mit denen einer Stillstatistik unter 
der ärmeren Stadtbevölkerung ergibt bis zu drei Monaten günstigere Zahlen bei den 
besser situierten Frauen, bei einer Stilldauer von 6 Monaten ist die Anzahl der ge- 
stillten Kinder ungefähr gleich; während bei noch längerem Stillen sich die Prozent- 
zahlen wesentlich zugunsten der ärmeren Frauen verschieben. Auch hier sind unter 
den lange stillenden Frauen nach Ansicht des Verf. viele Ausländerinnen, bei denen 
langes Stillen üblich ist. — Besprechung der angegebenen Gründe für das Nicht- 
stillen resp. frühe Abstillen, die nichts Neues bringt. Eitel (Charlottenburg). 

Lönne, Friedrich: Eigenmilehinjektion und Brustdrüsensekretion. (Unw.- 
Frauenklin., Göttingen.) Zentralbl. f. Gynäkol. Jg. 44, Nr. 23, S. 593—597. 1920. 

Lönne weist die von Kirstein (vgl dies. Zentralbl. Bd. 9, S. 60. 1920) an seiner früheren 
\gleichnamigen Arbeit (Zentralbl. f. Gyn. Nr. 45. 1919) geübte Kritik zurück, da sie auf Mißver- 
ständnissen und falschen Voraussetzungen aufgebaut sei. Er habe mit seinen 6 Fällen die 
günstige Wirkung der Eigenmilchinjektion nicht beweisen, sondern nur wahrscheinlich machen 
wollen. Vor allem aber habe er die „Tagesmenge‘‘ oder „Gesamtmenge“ nicht nach der „Trink- 
menge‘ des Kindes allein beurteilt, wie Kirstein vermutet; sondern stets außerdem abgepumpt 
und abgedrückt. Dem nochmaligen Einschießen der Brust auf Eigenmilchinjektion hin glaubt 
L. eine größere Bedeutung beimessen zu dürfen als Kirstein. Er teilt ferner zwei neue Beob- 
achtungen mit, bei denen eine mehrere Wochen p. p. einsetzende deutliche Hypogalaktie nach 
Eigenmilchinjektion so auffallend und dauernd gebessert wurde, daß beide Mütter ihre Kinder 
kurz hinterher allein und reichlich nähren konnten. Jedenfalls möchte L. das Verfahren — 


gleichgültig, ob man seine Wirkung als psychische oder als direkte Beeinflussung der Drüsen- 
epithelien auffaßt — einer weiteren Nachprüfung empfehlen. Lotte Lande (Breslau). 


Meyer, Carl: Eigenmilchinjektionen bei Wöchnerinnen mit Hypogalaktie. 
(Univ.-Frauenklin., Kiel.) Zentralbl. f. Gynäkol. Jg. 44, Nr. 23, S. 597—607. 1920. 
Auf die Auseinandersetzungen zwischen Kirstein und Lönne in der Frage der , 


_ — 266 — 


Milchinjektionen bezugnehmend, weist Meyer auf die große Schwierigkeit der Beweis- 
führung hin, daß tatsächlich infolge der Milchinjektion eine Steigerung der mütterlichen 
Milchmengen stattfinde. Denn die Stärke der Sekretion ist nicht einheitlich, sondern 
durch verschiedenartige Faktoren von wechselnder Größe bestimmt. Fälle von sicherer 
Hypogalaktie, wie sie auch Lönne ausgewählt hat, eignen sich am besten zur Be- 
urteilung des Erfolges. — M. berichtet über 20 eigne einschlägige Beobachtungen, 
bei denen er insgesamt 26 subcutane Injektionen von 11/,—3 ccm Eigenmilch, frühestens 
in der 2. Woche p.p., verabfolgte. In 16 Fällen, d. h. in 61,5%, konnte etwa 12 bis 
36 Stunden nach der Einspritzung eine deutliche, zum Teil recht erhebliche Steigerung 
auf über das Doppelte der am Tage vor der Injektion erreichten Gesamtmenge fest- 
gestellt werden, die aber meist nur vorübergehender Natur zu sein schien. Gleichzeitig 
machte sich bei vielen Frauen das subjektive Gefühl einer vermehrten Milchfülle der 
Brust bemerkbar. — Die Art der Wirkung fällt nach M. ins Gebiet der Proteinkörper- 
therapie im Sinne Weichardts; auf diese Weise lassen sich auch am ungezwungensten 
der rasche Eintritt und die ungleiche Stärke des Erfolges erklären. — Die bisherigen 
Erfahrungen scheinen dem Autor nicht sehr dafür zu sprechen, daß die Eigenmilch- 
injektion für die Behandlung der Hypogalaktie in der Praxis von Bedeutung werden 
kann. Die Technik ist aber so einfach und das Mittel so harmlos, daß M. in jedem Fall 
von Hypogalaktie einen Versuch empfehlen möchte. Lotte Lande (Breslau). 

Moro, E.: Buttermehlbrei und Buttermehlvollmilch als Säuglingsnahrung. 
(Kinderklin., Heidelberg,) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 2, S. 97—122. 1920. 

Verf. versucht nach dem Vorgehen Czernys mit der Buttermehlnahrung mit 
bestem Erfolg bei Säuglingen 2 Nahrungen folgender Zusammenfassung: 1. Buttermehl- 
brei: Zu 100g Milch wird 7 g feines Weizenmehl, 5 g Zucker und 5 g frische Butter zu- 
gesetzt, zu einem Brei verkocht und mit dem Löffel verfüttert. (100 g = 160 Cal.). 
Tagesmenge 400—450 g in 4 Mahlzeiten. 2. Buttermehlvollmilch: 100 g Vollmilch 
plus 3 g Weizenmehl plus 7 g Zucker plus 5 g Butter (150 Cal.), 4—5 Einzelportionen. 
Die Erfolge bei Ruhrrekonvaleszenten, bei denen die Nahrung zuerst gegeben wurde, 
waren sehr gute. Desgleichen wurden gute Erfolge beobachtet bei chronischer Unter- 
ernährung und einem Fall von chronischer Dyspepsie infolge parenteraler Infektion, 
Bei fieberhaften Infektionen gutes Vertragen der Nahrung. Bei habituellem Speien 
im allgemeinen leidliches Gedeihen. Zwei Fälle von Lues congenita gediehen ebenfalls 
befriedigend. Bei untergewichtigen Exsudativen oft gute Zunahme, aber nicht Beein- 
flussung der exsudativen Erscheinung. Bei einer Adipositas (7 Mon. 9900 g) starker 
Gewichtssturz; bei einem schwer dekomponierten Säugling mit Ödemneigung Mig- 
erfolg. Bei zwei anderen Dekompositionen sich allmählich einstellende Besserung. 
Intertriginöse Prozesse und Erythema gluteale reagierten gut. Für den Erfolg sieht 
Moro die Hauptsache nicht in der Fettnahrung, sondern in dem Verhältnis, in dem 
Fett zum Kohlehydrat steht. Voraussetzung ist allerdings, daß genügend Fett in der 
Nahrung vorhanden ist. Daneben spielt die Wahl des Weizenmehls eine Rolle. Die 
Stühle reagieren stets sauer. Moro empfiehlt seine Nahrung aufs angelegentlichste 
und fordert zu weiteren klinischen Versuchen auf. Rietschel (Würzburg). 

Sommer, H. H. and E. B. Hart: The heat coagulation of milk. (Die Hitze- 
koagulation der Milch.) (Dep. of agriculi. chem., univ. of Wisconsin, Madison.) Journ. 
of biol. chem. Bd. 41, Nr. 4, S. 617. 1920. 

Kurze Mitteilung, daß ein Autor Grundrod vor den Verff. die gleiche Methode 
zur Herstellung kondensierter Milch geübt hat. Die Verf. stellen diese Tatsache fest. 

Rietschel (Würzburg). 

Wimberger, Hans: Beziehung zwischen Nahrungskonzentration und Blut- 
beschaffenheit. (Unw.-Kinderklin., Wien.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 25, 
H. 1—, S. 64—82. 1920. 

Der Einfluß der Konzentration des Flüssigkeitsgehaltes der Nahrung auf die 
‚ Beschaffenheit, speziell auf den Wassergehalt des Blutes wurde mit dem Eintauch- 


+ 


— 2607 — 


refraktometer von Pulfrich, das die Serumkonzentration des Blutes mittels der 
Lichtbrechung der im Blutserum vorhandenen Eiweißmenge mißt, verfolgt. Für die 
Berechnung des Wassergehaltes der Nahrung wurde nach dem Vorschlag von Nobel 
das Gewicht der Speisen mit ihrer Wasserbildungsfähigkeit identifiziert, so daß unter 
Zugrundelegung des Pirquetschen Ernährungsschemas als Gleichnahrung jene be- 
zeichnet wird, in der Gesamtgewicht in Gramm und Nährwert, ausgedrückt in Milch- 
einheiten (Nem), gleich sind. Analog wird als Doppel-, drei- oder vierfache Nahrung 
eine solche bezeichnet, bei der das Gewicht derselben die Hälfte, ein Drittel oder ein 
Viertel der in der Nahrung enthaltenen Milcheinheiten beträgt; eine Doppelnahrung 
bei einem Nährwert von 3000 Nem wiegt demnach 1500 g, eine dreifach konzentrierte 
bei gleichem Nährwert 1000 g usw. Die Untersuchungen ergaben zunächst, daß der 
wechselnde Wassergehalt der Nahrung auf die Gewichtskurven individuell sehr 
verschieden wirkt: von den 7 untersuchten Patienten blieben durch erst zunehmend, 
dann wieder abnehmend konzentrierte Nahrung 4 in ihrem Gewicht vollkommen un- 
beeinflußt. Nur dort, wo der Übergang von der konzentrierten zur gewöhnlichen 
Nahrung sehr schnell, von einem Tag zum andern erfolgt, steigt die Gewichtskurve 
infolge der Flüssigkeitsretention in den wasserbedürftigen Geweben zunächst schnell 
an. Gegenüber diesen wasserunempfindlichen Kindern nahm bei zwei anderen, die 
damit den Typus des wasserempfindlichen Organismus darstellen, das Körpergewicht 
mit der Nahrungseindickung stark ab, um bei Wiedereinführung der gewöhnlichen 
Nahrung steil anzusteigen. Noch mannigfaltiger und regelloser ist der Einfluß der 
Nahrungskonzentration auf das Blutserum. Eindickung wechselt mit Verwässerung 
scheinbar ganz unbekümmert um die Beschaffenheit der verabreichten Nahrung ab. 
Selbst Schwankungen der Flüssigkeitszufuhr von einem Tag zum andern um 1000 g 
bei gleichbleibendem Nährwert beeinflußten die Blutkurve entweder überhaupt nicht 
oder sogar im paradoxen Sinne. Das Blut ist eben nur Transportmittel für die auf- 
genommene Nahrung, entledigt sich aber des Wassers sehr rasch in andere Organe und 
bleibt in seiner Zusammensetzung konstant. Die Speicherung, Regelung der Retention 
und Abgabe von Wasser ist in erster Linie Sache der Haut und der Muskeln. Lust. 

Scheer, Kurt: Der Chlorspiegel im Blutserum des Säuglings und seine Ab- 
hängigkeit von der Magensaltsekretion. (Univ.- Kinderklin., Frankfurt a. M.) Jahrb. 
f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge, Bd. 41, H. 5, S. 347—356. 1920. 

Der Chlorgehalt im Blutserum des Säuglings beträgt zwischen 0,505 und 0,595% 
Der Chlorgebalt ist in hervorragendem Maße abhängig von der Magensaftsekretion 
in dem Sinne, daß bei einsetzender Verdauung und infolgedessen einsetzender Produk- 
tion von Salzsäure der Chlorspiegel im Blutserum rasch sinkt, bei Fortdauer der Magen- -Ț 
verdauungsarbeit langsam weiter abfällt, mit zunehmender Entleerung des Magens 
jedoch wieder auf die alte Höhe steigt, um bei der nächsten Nahrungsaufnahme wieder 
in der gleichen Weise zu sinken und zu steigen. Heinrich Davidsohn (Berlin). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des übrigen Kindesalters. 

Frank, Armando, und Lotte Mehlhorn: Über den Ablauf der Blutzuckerkurve 
unter dem Einfluß reiner Nahrungsstoffe. (Univ.-Kinderklin., Leipzig.) Jahrb, f. 
Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge, Bd. 41, H. 5, S. 313—346. 1920. 

An einer Reihe 1—3jähriger nicht ernährungsgestörter Kinder wurden nach der 
Mikromethode von Bang im Anschluß an die Feststellung des Nüchternwertes nach 
Aufnahme reiner Nahrungsstoffe systematische Blutuntersuchungen (mitgeteilt sind 
38) in 1/,stündlichen Intervallen vorgenommen, bis der Anfangswert wieder erreicht 
war (durchschnittlich nach etwa 7 Stunden), um den verschiedenen Ablauf der Blut- 
zuckerkurven zu studieren. 

Versuchsnahrungen waren: Rohrzucker, der in Mengen verabreicht wurde, die die Tole- 
ranz erheblich überschritten (8 g pro Kilo K ewicht, in 200 ccm Tee gelöst), ferner Dex- 
trose, Lävulose und Stärke (reine lösliche v. Kahlbaum), die ebenfalls in Mengen von 8 g 
pro Kilo Gewicht gegeben wurden. Außerdem fanden Leerversuche mit Saccharinwasser 


— 268 — 


und Versuche mit Fett (4 g amerikanisches tranig schmeckendes Schweineschmalz, mit ł0 g 
Saccharinwasser zu einer Emulsion verrührt) und reines Casein Hammersten (als Wasser- 
brei verfüttert) statt. 

Dabei stellte sich heraus, daß auf Zufuhr von Rohrzucker in den angegebenen 
Mengen eine starke mehrstündige Hyperglykämie auftrat, die bereits nach einer 
Stunde ihren Höhepunkt erreichte und dann ganz unregelmäßig abklang. Sehr häufig 
fand sich vor dem Absinken zur Norm noch eine zweite Erhebung. Ein ähnliches 
Verhalten zeigte die Kurve nach Stärkezufuhr. Analoge Versuche mit Dextrose und 
Lävulose scheiterten, weil die Kinder die widerlich süße Lösung sofort erbrachen. 
Die Leerversuche und die Versuche mit kalorisch äquivalenten Mengen von Casein 
und Fett riefen keine auffälligen Schwankungen des Blutzuckerspiegels hervor. Bei 
allen Zuckerversuchen, ausgenommen die Stärkeversuche, kam es zu einer Glykosurie 
von verschiedener Dauer und Intensität. Es werden interessante Überlegungen an- 
gestellt, Kurven und Befunde zu deuten: plötzliche Überschwemmung der Blutbahn 
führt zum ersten Anstieg der Kurve, Rückresorption durch die Leber zum Abfall des 
ersten Anstieges; abermalige Abgabe von Zucker, der von der Leber zu Glykogen 
nicht aufgebaut werden kann, in die Blutbahn ruft den zweiten Anstieg hervor. Das 
Fehlen der Glykosurie bei Stärke wird auf noch hypothetische Stoffe zurückgeführt, 
die beim Stärkeabbau als Nebenprodukte entstehen könnten und das Nierenfilter gegen 
Zucker abdichten sollen. Ein Fall, bei dem nach Stärke Glykosurie auftrat, wird als 
renaler Diabetes gedeutet. Schwankungen der Nüchternwerte werden mit Filtrations- 
und ee A in er Niere erklärt. Der durchschnittliche Nüchteiın- 
wert betrug 0,086%. : -. Ho i ka Götzky (Frankfurt a. M.). 


Schiøtz, Carl: Entwicklung bei Kindern von 2 bis 6 Jahren. Norsk mag. f. 
laegevidenskaben Jg. 81, Nr. 5, 8. 425—459. 1920. (Norwegisch.) 

Untersuchungen an 513 Kindern (264 Knaben und 249 Mädchen) aus Kinder- 
asylen, Krippen, Kinderheimen. Die Resultate sind in einer Anzahl von Tabellen 
und Kurven niedergelegt. Gruppenbilder, Mitteltypen der einzelnen Jahresklassen, 
sind beigegeben. — Bezüglich der Länge ergaben die Untersuchungen, daß Knaben 
durchgehends eine größere Durchschnittslänge haben als gleichaltrige Mädchen. 
Bei der Berechnung, wieviel Prozent der definitiven Körperlänge (Männer 172 cm, 
Frauen 160 cm) die einzelnen Jahresklassen erreicht haben, ergibt sich ein Vor- 
sprung der Mädchen. Z. B. haben mit 21/, Jahren die Knaben (84,5 cm) 49,1% 
ihrer definitiven Länge erreicht, die Mädchen (84 cm) 52,5%. Dieser Vorsprung ver- 
größert sich weiterhin, so daß ein 51/, Jahre altes Mädchen in bezug auf die Endlänge 
ebensoweit ist, wie ein 6!/,jähriger Junge (64,4 rsp. 64,2%). — Bei einem Massen- 
material zeigt sich ein ausgesprochener Parallelismus zwischen Mittellänge einerseits, 
psychischer und Pubertätsentwicklung andrerseits. Zeigt nämlich eine Gruppe einer 
bestimmten Jahresklasse eine große Körperlänge, so weist sie auch weiter fort- 
geschrittenere psychische und evtl. Pubertätsentwicklung auf als eine gleichaltrige 
Gruppe von geringerer Körpergröße. Bei der Beurteilung eines Massenmaterials ist die 
mittlere Länge als Indicator für die Gesamtentwicklung von besonderer Wichtigkeit. 
Für die objektive Beurteilung des physischen Entwicklungszustandes eines Kindes 
sind die Beziehungen zwischen Körperlänge und Skelettverknöcherungen (Röntgen- 
bilder des Handgelenks) das beste Kriterium. — Der prozentuale Längenzuwachs 
(Wachstumsenergie) sinkt von Jahr zu Jahr ab. Bei Knaben wird in der Zeitspanne 
von 141/,—151/, Jahre noch einmal ein stärkerer Zuwachs erreicht, der ebensogroß 
ist wie der zwischen 4/1, und b!/, Jahren. Bei Mädchen sinken die Werte etwas lang- 
samer ab, der nochmalige Anstieg in der Präpubertät fehlt bei ihnen. — In den Jahren 
des stärksten Wachstums bestehen zwischen den Einzelindividuen einer Jahresklasse 
große Längenunterschiede. Die Tatsache allein, daß das älteste und das jüngste Kind 
einer Jahresklasse zeitlich um ein Jahr auseinander sind, genügt nicht zur Erklärung. 
Es ist nicht unwahrscheinlich, daß Lebensverhältnisse, äußere Einflüsse und ererbte 


— 269 — 


Eigenschaften sich in diesen Jahren besonders geltend machen. — Alles in allem 
zeigen sich ausgeprägte biologische Verschiedenheiten zwischen Knaben und Mäd- 
chen auch schon im Kleinkindesalter und die Gegenüberstellung von asexuellem 
und bisexuellem Kindesalter muß als ganz unwissenschaftlich und praktisch unbrauch- 
bar aufgegeben werden. Körpergewicht: Die Mittelzahlen sind bei den Knaben 
größer, der prozentuale Zuwachs dagegen bei den Mädchen. Letzterer sinkt bei beiden 
Geschlechtern ungefähr auf die Hälfte seines Ausgangswertes ab. Der prozentuale 
Gewichtszuwachs ist bedeutend größer als der prozentuale Längenzuwachs, für Knaben 
von 21/,3!/, Jahren z.B. 15,4%, rsp. 8,9%. Der Variationskoeffizient ist durch- 
schnittlich doppelt so hoch wie bei der Länge. Der Index der Körperfülle (Rohrer) 
sinkt rasch ab von 2,13 auf 1,44 (2—6 jährige Knaben) und ist für Mädchen durchgehends 
etwas kleiner, was mit großer Wahrscheinlichkeit auf ihre wesentlich raschere Ent- 
wicklung zurückzuführen sein dürfte. — Praktische Verwendbarkeit der Re- 
sultate: Die Mittelzahlen für Länge und Gewicht sind etwas zu klein, um als Norm 
für Christiania und Norwegen gelten zu können, da das Material einseitig zusammen- 
gesetzt ist. Abgesehen von den 2 ersten Lebensjahren, während der man bei der 
Längenmessung mit großen Fehlerquellen rechnen muß, ist das. absolute Gewicht 
von geringerem Interesse im Hinblick auf praktische Verwertbarkeit als die Länge 
und der Index der Körperfülle. Letzterer erweist sich als brauchbare Norm auch für 
ein anders zusammengesetztes Material, da größere Kinder der gleichen Jahresklasse 
im allgemeinen magerer, kleinere dicker sind, wobei Abstammung und Milieu keine 
Rolle spielen. -— Für die hier behandelten Lebensjahre mit ihrem raschen Wachs- 
tum sind Jahresklassentabellen zu ungenau, so daß Monatstabellen berechnet werden 
müßten. Aus seinem Material hat der Verf. vorläufig eine solche Tabelle zusammen- 
gestellt. Die Monatswerte sind durch Zeichnung ermittelt und stellen gute Näherungs- 
werte dar. — In einem Anhang lehnt der Autor die Stratzsche Ansicht, daß ım 
Kindesalter Perioden der Fülle mit Perioden der Streckung abwechseln, ab. Vom 
Säuglingsalter an bis zu der Periode starken Längenwachstums in der Präpubertät 
findet eine ununterbrochene Streckung statt, die objektiv durch die stetige Abnahme 
des Index der Körperfülle nachweisbar ist. — Abbildung der benutzten Meßinstrumente. 
Literaturangaben. Eitel (Charlottenburg). 


Pfiege und Erziehung des Kindes. 

Richardson, Frank Howard: A model pediatrie service for the modern general 
hospital. (Die Organisation in den pädiatrischen Abteilungen in modernen all- 
gemeinen Krankenhäusern.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 2, S. 93—102. 1920. 

Verf. tritt warm für die Schaffung unter spezialkinderärztlicher Leitung stehender 
pädiatrischer Abteilungen in den allgemeinen Krankenhäusern ein und bespricht ihre 
ärztliche Organisation. Diese letztere soll (entsprechend den amerikanischen Verhält- 
nissen) l. einen pädiatrischen Konsiliarius, 2. den leitenden Chefarzt, 3. zwei Oberärzte 
(„associate pediatrists‘), 4. zwei ältere und eine der Größe der Abteilung angepaßte 
Anzahl jüngerer Assistenten umfassen. Der Konsiliarius ist als eine wissenschaftliche 
Autorität gedacht, welche in allen Fragen von dem Chefarzt um Rat gefragt werden 
kann und welche tatsächlich einen anregenden Einfluß auf die wissenschaftliche Seite 
des Betriebes ausüben soll. Vom Abteilungsleiter wird verlangt, daß er sich dem Be- 
triebe der Abteilung wirklich widmen könne. Großes Gewicht wird auf die Organisation 
der täglichen (,‚kleinen‘) klinischen Visite, welche vom Leiter zu führen ist, gelegt. 
Zweimal in der Woche soll die ‚große‘ Visite stattfinden. Im Zusammenhang mit 
dieser letzteren wird vorgeschlagen, erstens das Abteilungspersonal zu einer Art wissen- 
schaftlicher Gesellschaft zu vereinigen, zweitens wöchentliche klinische Sitzungen für 
sämtliche Spitalsärzte, sowie auch außerhalb stehende Praktiker zu organisieren. 
Die Oberärzte sollen Internärzte sein und in ihrem Dienst abwechseln. Sie sollen den 
Chef vertreten und sämtliche Fälle persönlich leiten. Es wird von ihnen hohe spezia- 


— 270 — 


listische Bildung, namentlich in der Diätetik verlangt. Der eine ist reiner Spitalsarzt, 
der andere leitet den klinischen Unterricht und soll mdividuell die Arbeit und die Fort- 
schritte der Assistenten überwachen. Diese letzteren werden vom Verf. in 3 Klassen 
eingeteilt: 1. solche, welche Spezialärzte werden wollen, 2. allgemeine Praktiker, welche 
mit der Abteilung in Verbindung bleiben wollen und evtl. das Recht haben, ihre Pa- 
tienten in der Abteilung unterzubringen, 3. sämtliche, pädiatrische Ausbildung suchende 
Ärzte. Es wird verlangt, daß die Assistenten die Literatur verfolgen und auch wissen- 
schaftlich arbeiten. Mindestens einmal jährlich soll jeder eine Arbeit veröffentlichen. 
Eigens von den Abteilungen herauszugebende wissenschaftliche Jahrbücher sind 
erwünscht. Nur eine derartig ärztlich organisierte moderne kinderärztliche Abteilung 
kann die vom Verf. genannten Forderungen erfüllen. Diese sind: 1. Wohl und Sicherheit 
der Patienten; 2. optimale Bedingungen für die spezialistische Ausbildung des Ärzte- 
personals; 3. wirksame Aufklärungsarbeit in der Laienwelt. v. Gröer (Lemberg). 


Therapie und therapeutische Technik. 


_ Borehardt, L.: Organotherapie. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 18, 
S. 318—404. 1920. 

Führt der Ausfall endokriner Drüsen zur Steigerung gewisser Körperfunktionen, 
wie z. B. Steigerung der Muskelerregbarkeit durch Ausfall der Epithelkörper, so ver- 
mag substitutionelle organotherapeutische Behandlung die Steigerung nie zu beheben.. 
In allen Fällen aber, in denen die Ausfallssymptome endokriner Drüsen in einer Herab- 
setzung der Körperleistungen bestehen, ist es möglich, durch die spezifische organo- 
therapeutische Behandlung Erfolge zu erzielen. Die Organotherapie ist teils eine 
organotrope, teils ergotrope, teils suggestive, teils Arznei-, teils Fermenttherapie. 
Die Wirkung der Organpräparate bei Funktionsschwäche jeder Art kann auch im Sinne 
einer Protoplasmaaktivierung gedeutet werden. Vielleicht kommt hier gleichzeitig 
eine spezifische und nicht spezifische Wirkung zur Geltung. Der spezielle Teil gibt im 
ersten Abschnitt eine Übersicht der Behandlung mit den einzelnen Organpräparaten, 
im zweiten Abschnitt der Behandlung einzelner Krankheitszustände mit solchen. 
(Literatur.) Thomas (Köln). 

Bardier, E.: A propos des injections intra-veineuses d’adrénaline dans le traite- 
ment des hémorragies. (Die Anwendung intravenöser Einspritzungen von Adrenalin 
bei Blutungen.) (Laborat. pathol. exp., fac. de méd., Toulouse.) Cpt. rend. des séances 
de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 4, S. 91—94. 1920. 

Intravenöse Adrenalininjektionen (0,34 mg pro kg Körpergewicht) haben eine 
sofortige Blutdrucksteigerung und Gefäßfüllung im Gefolge. Sie wirken allerdings 
nur vorübergehend, vermögen aber, da sie immer wiederholt werden können, im Verein 
mit intravenöser Seruminjektion und Bluttransfusion den Tod aufzuhalten. Tuteur.“, 

Fröhlich, A. und L. Pollak: Campherstudien. I. Die Herzwirkung des Camphers. 
(Pharmakol. Inst., Unw. Wien.) Arch. f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 86, H. 1 u. 2, 
8. 104—126. 1920. 

Als Versuchsobjekt benutzten Verff. das Rattenherz, das nach der Langendorff - 
schen Methode präpariert und durchströmt wurde. Die Durchströmungsflüssigkeit 
bildete eine Mischung von 10% defibriniertem Kaninchenblut mit 1—%2/,, Traubenzucker 
in Ringerlösung. Vergleichende Untersuchungen zwischen synthetischem und Japan- 
campher ergaben keinen Unterschied der Wirkungsart und -stärke. — Die Versuche er- 
strecken sich auf den Einfluß des Camphers nur auf irgendwie geschädigte Herzen, und 
zwar: l. auf das unvergiftete, aber nicht optimal schlagende Herz (Durchströmung mit 
kalter Nährlösung, Schädigung durch Kurzschluß); 2. auf das phosphorvergiftete; 
3. auf das strophanthinvergiftete (ebenso vergiftet mit Convallamarin und Adonis- 
vernalis-Extrakt); 4. auf das yohimbinvergiftete und schließlich 5. auf das chloro - 
formvergiftete Herz. Die Hauptwirkung des Camphers besteht in einer Puls- 
frequenzzunahme und einer „Regularisierung‘‘ etwa aufgetretener Arhythmien. Die 


— 771 — 


günstige Wirkung des Camphers tritt nur dann nicht auf, wenn die Schädigung des 
Herzens zu weit getrieben ist oder — hauptsächlich — wenn die Durchblutung der 
Kranzgefäße gelitten hat. Die sichergestellte positiv-chronotrope Campherwirkung 
muß auf vermehrter Reizbildung beruhen; ebenso scheint die Pulsregularisierung auf 
der Entstehung von Extrareizen zu beruhen. Die Campherwirkung auf die Größe 
der Ausschläge ist nicht gleichmäßig; meistens tritt eine Verkleinerung mit gleichzeitiger 
Tonussteigerung ein. Mit Campher vorbehandelte Herzen werden gegen Gifte (Chloro- 
form, Strophanthin, Yohimbin) weniger empfindlich. — Am Krankenbett ist demnach 
Campher dort anzuwenden, wo die Reizerzeugung im Herzen gelitten hat. Dagegen 
ist Campher überall da kontraindiziert, wo Zustände erhöhter Reizbildung bestehen 
und wo bereits Neigung zu extrasystolischer Arhythmie vorhanden ist. Apitz (Halle). 

Fröhlich, A. und L. Pollak: Campherstudien. II. Campherwirkung in Kombina- 
tion mit Gefäßmitteln (Coffein-Papaverin). (Pharmakol. Inst., Univ. Wien.) Arch. 
f. exp. Pathol. u. Pharmakol. Bd. 86, H. 1 u. 2, S. 127—137. 1920. 

In Fortsetzung früherer Versuche stellen Verff. neuerliche Versuche darüber an, 
ob die Campherwirkung am Rattenherzen durch Kombination mit kranzgefäß- 
erweiternden Mitteln verbessert werden kann. Campher für sich allein ruft (sowohl 
am nicht- als auch am vergifteten Herzen) eine deutliche Steigerung der Kranzgefäß- 
durchblutung hervor. Gefäß- und Herzwirkung gehen dabei nicht parallel. — Die 
Kombination Campher-Coffein erweist sich sowohl der reinen Campher- als auch der 
reinen Coffeinwirkung überlegen, auch dann, wenn die Durchblutung sich nicht 
wesentlich ändert. — Papaverin allein ruft in jeder Konzentration stärkere Durch- 
blutung der Coronargefäße hervor, selbst in sonst schädigenden Dosen. Campher- 

‚, Papaverin fördert nicht nur die Durchblutung, sondern vergrößert auch die Pulshöhe 
mehr als im Stadium der günstigen Campherwirkung. — Die Versuche sprechen dafür, 
daß Campher-Coffein bzw. Campher-Papaverin nicht lediglich durch die bessere Durch- 
blutung des Herzens so günstig wirken. — Ein Studium der Campher-Papaverin-Thera- 
pie am Krankenbett wäre demnach zu empfehlen. Apitz (Halle).“, 

Lucas, William Palmer: Heliotherapy, its general use in pediatrics. (Helio- 
therapie, ihre allgemeine Anwendung in der Pädiatrie.) Arch. of pediatr. Bd. 37, 
Nr. 4, 8. 193—213. 1920. 

Nach einem ausführlichen historischen, physikalischen und physiologischen Über- 
blick wird ein besonderes Regime der Besonnung angegeben, das mit 3—5 Minuten 
Ganzbestrahlung beginnt und daneben Teilbestrahlungen der einzelnen Körperteile 
angibt, mit den Füßen angefangen, zuletzt den Kopf, der erst 2 Wochen nach Beginn 
der Behandlung an der Reihe ist. Jeden Tag kommt ein Körperteil hinzu (Unter-, 
Oberschenkel, Bauch usw.). Diese Bestrahlungen erfolgen 3mal täglich. Die besten 
Erfolge traten bei Knochentuberkulose und untergewichtigen Kindern aus tuberku- 
lösem Milieu ein. Bei Lungentuberkulose empfiehlt sich die Heliotherapie nicht. 

Huldschinsky (Charlottenburg). 

Traugott, Karl: Über den Einfluß der ultravioletten Strahlen auf das Blut. 
(Med. Univ.-Poliklin., Frankfurt a. M.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 12, 
8. 344—319. 1920. 

Zur Untersuchung der Einwirkung der ultravioletten Strahlen auf das Blut wurden 
Beihenzählungen vorgenommen, die erste unmittelbar vor der Bestrahlung, die zweite 
unmittelbar nachher, die dritte nach einer halben Stunde und eine vierte nach sechs 
Stunden. Es wurde gleichzeitig Capillar- und Venenblut untersucht. Die Zahl der 
Erythrocyten zeigte keine Veränderung, die Zahl der Leukocyten war nach längerer . 
(10—15 Min.) dauernder Bestrahlung deutlich erhöht, und zwar gleichmäßig im Venen- 
und Capillarblut. Die Erhöhung der Leukocytenzahl betrug maximal im Capillarblut 
61%,, im Venenblut 56%, die durchschnittliche Erhöhung im Capillarblut 33%, im 
Venenblut 26%. Bei kürzer (3—10 Min.) dauernder Bestrahlung ist die Vermehrung 
der Leukocyten nicht so auffallend und es finden sich Differenzen der Leukocytenzahl 


— 272 — 


im Capillar- und Venenblut. Das qualitative Verhältnis der granulierten zu den nicht- 
granulierten Leukocyten blieb stets unverändert. Die Leukocytose wird als physiolo- 
gische angesehen. Auch auf die Blutgerinnung ließ sich ein deutlicher Einfluß des 
ultravioletten Lichtes feststellen. A. Herz (Wien).“, 


Spezielle Pathologie und Therapie. 
Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 
Gellert, H. H.: A case of congenital malformation of the large intestine in a 


new-born infant. (Ein Fall von Mißbildung des Dickdarms bei einem Neugeborenen.) 
Lancet Bd. 198, Nr. 17, 8. 911—912. 1920. 

Das 5 Tage alte Kind wurde wegen Ileuserscheinungen, bestehend seit der Geburt (kein 
Abgang von Mekonium oder Flutus, aber auch kein Erbrechen) operiert. Tod nach 24 Stunden. 
Das Colon von der Bauhin’schen Klappe ab war strickdünn, das Lumen gends unterbrochen. 
Starke Aufblähung der Ileumschlingen. Die angelegte Enterostomie kam nicht in Gang. 

Gelinsky Hannover). CH 
-Prat, Louis: Hernies diaphragmatiques. (Diaphragmatische Hernien.) Journ. 
de chirurg. Bd. 16, Nr. 1, S. 43—656. 1920. 

Die diaphragmatischen Hernien haben infolge zahlreicher während des Krieges 
gemachter Beobachtungen in der letzten Zeit erhöhte Beachtung gefunden. Die patho- 
logische Anatomie ist geklärt, in der Diagnostik und Therapie sind erhebliche Fort- 
schritte erzielt worden. Die ausführliche Arbeit des Verf.s gibt ein anschauliches Bild 
von dem jetzigen Stand unserer Kenntnis von diesem Gegenstand und eignet sich nicht 
für ein kurzes Referat. Den Pädiater interessieren, da die erworbenen traumatischen 
Hernien im Kindesalter kaum in Betracht kommen, die kongenitalen, von denen zwei 
Gruppen zu unterscheiden sind, 1. die auf einer Entwicklungshemmung des Zwerch- 
fells beruhenden embryonalen oder fötalen Hernien, bei der Geburt vorhanden, 2. das 
Bestehen einer angeborenen Schwäche des Zwerchfells, von Lücken zwischen den 
Muskelfasern, welche wie bei den Leistenhernien, im späteren Leben unter Zutritt 
accidenteller Momente, zu Hernien führen. Fälle der ersteren Form sind meist mit 
dem Leben unverträglich. Mitunter wird das Kind noch lebend geboren, stößt einen 
Schrei aus und stirbt. Eine beträchtliche Thoraxdeformität, Verlagerung des Herzens 
nach rechts bei linksseitigen Hernien sind charakteristische Symptome. Nicht selten 
ist ihr Sitz auch die rechte Brusthöhle, in der man dann die verlagerte Leber nach- 
weisen kann. Bei den überlebenden Kindern treten früher oder später nach der Geburt 
Störungen der Magendarmtätigkeit auf, Pyrosis, intermittierendes Erbrechen, ep} 
gastrische Schmerzen, Diarrhöen, Verstopfung usw. — Ausführliche Bibliographie. 

K. Hirsch (Berlin). 

Fürbringer: Über Wurmerkrankungen. Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 17, Nr. 7, 
S. 185—193. 1920. 

An der außerordentlichen Zunahme der Oxyuriasis trägt der Krieg vermutlich bei. 
Von Bedeutung ist wahrscheinlich das enge Zusammenleben großer Massen gewesen; 
. eine ursächliche Wirksamkeit der veränderten Nahrung kann nicht abgelehnt werden. 
Träger von Oxyuren, die keinerlei direkte Belästigung verspüren, sind keineswegs 
selten. Von dem wichtigsten klinischen Symptom, dem Afterjucken, müssen drei 
Arten unterschieden werden: 1. ein uncharakteristisches, von dem Pruritus ani ver- 
schiedenster Ursache nicht unterscheidbarer Kitzel; 2. eine schon bezeichnendere durch 
die schlängelnden Bewegungen der auswandernden, zumal weiblichen Würmer ver- 
anlaßte Belästigung; 3. ein geradezu spezifischer, durch den Saugakt des Parasiten 
ausgelöster, an Insektenstiche erinnernder Juckreiz. Völlig gesichert wird die Diagnose 
erst durch den Nachweis der Würmer selbst oder ihrer Eier, die nötigenfalls im Stuhl 
. nachzuweisen sind, wobei vor Verwechslungen mit Schleimfasern, Epithelanhäufungen 
und Nahrungsresten zu warnen ist. Der mikroskopische Nachweis der Eier gelingt 
am besten in den dem Stuhl anhaftenden Schleimfetzen und aus Abschabsel vom After 
und seiner Umgebung. Es empfiehlt sich eine strenge Zurückhaltung gegenüber den 


— 273 — 


Wahrscheinlichkeitszeichen: Speichelfluß, Bohren in der Nase, blaugeränderte Augen 
und weite Pupillen; andererseits soll man bei anderen Krankheiten, z. B. Vaginitis, 
nicht unterlassen, an Oxyuren zu denken. Die Rolle der Oxyuren bei Epityphlitis ist 
noch nicht übereinstimmend geklärt. Ein aktives Eingreifen des Arztes ist dringend 
notwendig, da die Prognose günstig zu sein pflegt. Eine Beeinflussung durch die Kost 
ist unsicher; blande Gemüse und süßes Obst wirken ungünstig, eine wenig Kot bildende, 
knappe, mehr breiige und flüssige Dät erscheint zweckmäßig, vielleicht wirkt auch die 
bekannte „Vorbereitungskur‘‘. Medikamentös hat Verf. mit Santonin und essigsaurer 
Tonerde (auch in Form der mit großer Reklame verbreiteten Gelonida aluminii subacet.) 
und dem Ol. Chenopodiüi anth. keine guten Erfahrungen gemacht, dagegen haben sich 
ihm Naphthalin, Kalomel und Benzonaphthol bewährt. (Vielleicht darf an dieser Stelle 
auf Todesfälle bei Kindern nach Naphthalin, welche Kleinschmidt erwähnt, hin- 
gewiesen werden. Ref.) Von Einläufen seien die von Essig und Salz und Seifenklistiere, 
am besten täglich angewendet, erwähnt, Abführmittel sollen nicht allzu drastisch 
wirken. Daneben peinlichste Sauberkeit. Von Juckreiz stillenden Mitteln sei die 
Quecksilberpräcipitatsalbe und eine Thymolsalbe mit einem Zusatz von Oleum Cheno- 
podii erwähnt. Stets ist große Konsequenz notwendig. Von den Bandwürmern hat 
Verf. in den letzten Jahren fast ausschließlich die T. saginata gesehen. Auch bei den 
Bandwürmern soll man mit der Wertung der Allgemeinsymptome zurückhaltend sein, 
der Nachweis der abgegangenen Proglottiden ist für die Diagnose notwendig. Daß 
die Bandwurminvasion völlig latent verlaufen kann, ist wichtig; eine Abtreibungskur 
soll in solchen Fällen nur bei sekundären psychogenen Störungen durchgeführt werden, 
da jede Bandwurmkur einen nicht unbedenklichen Eingriff bedeutet. Das wirksamste 
Mittel ist Extractum Filicis unter Beachtung der notwendigen Kautelen, 10 g Höchst- 
dosis, aber auch ohne Verzettelung der Dosis. Am Vortage eine knappe, salzreiche 
und gewürzte Kost, aber kein Abführmittel; letzteres erst einige Stunden nach der 
Dosis. Am besten wird die Kur im Bett durchgemacht, danach eine Schonungsdiät. 
Der Kopf wird am ehesten mittels vorsichtiger Wasserspülungen des Stuhles in schwar- 
zem Teller gefünden. Auch von enthülsten und zerquetschten Kürbiskernen — unter 
dem Namen Cucumarin in den Handel gebracht — sieht man gute Erfolge, zumal bei 
Kindern. Ochsenius (Chemnitz). 
Satanowsky, Sara: Cirrhosis eardio-hepaties. (Stauungscirrhose der Leber.) 
Arch. latino-americanos de pediatr. Bd. 14, Nr. 1, S. 75—77. 1920. (Spanisch.) 
Verf. stellt ein Mädchen von 14 Jahren mit Zeichen einer Herzinsuffizienz (Cyanose der 
Lippen und Extremitäten, großes rechtes Herz, kleiner schneller Puls) und Leberstauung 
(subikterische Verfärbung, große harte, bis zum Nabel reichende Leber mit glatter Oberfläche) 
vor. In der Anamnese Masern, kein Gelenkrheumatiemus. Wassermann negativ. Als Ursache 
nimmt Verf. Tuberkulose an, da die Röntgenuntersuchung vergrößerte Hilusdrüsen und eine 
Affektion der linken Spitze ergibt. In der Diskussion spricht sich Dr. Casanban, da der Pirquet 
negativ ist, für eine Zuckergußleber nach Perikarditis aus. Valentin. 
Smidt von Gelder, J. H.: Über einen Fall von Ascites chylosus. Nederlandsch 
maandschr. voor geneesk. Jg. 9, Nr. 2, S. 92—105. 1920. (Holländisch.) 
Zu den 4 in der Literatur (zusammengestellt von Cowie im Jahr 1911) bekannten 
Fällen von angeborenem chylösem Ascites bringt Verf. dieKrankengeschichte eines neuen: 
Als 5. Kind gesunder Eltern geboren, reifes Kind, ohne Kunsthilfe entbunden. Bei der 
Geburt auffallend dicker Bauch. Muttermilchernährung. Der Bauchumfang nahm bei dem 
sonst gesunden Kind zu, freie Flüssigkeit wurde in der Peritonealhöhle nachweisbar, nach 
2 Monaten wurde Punktion notwendig. 1l l milchige Flüssigkeit entnommen. Mehrmalig wurde 
erneut Punktion erforderlich. Nach 10 monatiger Lebenszeit wog es 2500 g, war 59 cm groß 
und machte den Eindruck der typischen Pädatrophie. Bei erneuter Ascitesansammlung trat 
Speien, Unlustigsein, Anfälle von Cyanose und Benommenbheit auf; nach der Punktion jedes- 
mal schlechter Allgemeinzustand, aber baldige Erholung. Ganz plötzlich im Alter von 11 Mo- 
naten trat Besserung ein, der Ascites schwand, die Nahrungsaufnahme wurde besser, das Kind 
genas vollständig; der Genesung ging eine leichte Dyspepsie voran. Ascitesuntersuchung: 
Milchiges Aussehen, riecht nach Milch; nach tagelangem Stehen scheidet sich an der Oberfläche 
eine rahmartige Schicht ab. Reaktion schwach alkalisch. Mikroskopisch einzelne Leukocyten, 
Massen mikrokokkenartiger Gebilde mit Brownscher Molekularbewegung. Chemisch: 17,73% 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 18 


— 274 — 


Fett, 2,81% Eiweiß, 0%, Zucker, 0,79% Aschenbestandteile; zweite Untersuchung: 8,72% Fett, 
4,45%, Eiweiß, 0,5% Zucker, 0,65%, Asche. Ätiologie unklar; Tumoren, Tuberkulose, Infektion, 
Thrombose der V. anonyma, Stauung durch Tricuspidalinsuffizienz, Filariasis (das Kind war 
in Niederländisch-Indien geboren) konnten ausgeschlossen werden; vielleicht lag mechanische 
Lymphstauung mit Prädisposition der Lmpyhgefäßwände vor. W. Weiland (Harburg E.) 


Konstitutionsanomalien und Stoffwechselkrankheiten, Störungen des Wachs- 
tums und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 


Jansen, W. H.: Die Ödemkrankheit. Studien über die Physiologie der Unter- 
ernährung und über die Ödempathogenese. (II. med. Univ.-Klin., München.) Dtsch. 
Arch. f. klin. Med. Bd. 131, H. 3/4, S. 144—200 u. H. 5/6, S. 330—378. 1920. 

Die Ödemkrankheit beruht nicht, wie die mit Ödemzuständen einhergehenden 
Avitaminosen (Beriberi, Skorbut) auf einem Mangel an Ergänzungsstoffen, sondern 
auf einer alimentären Noxe quantitativer Natur. Sie weist Ähnlichkeiten mit den 
Ödemzuständen beim Mehlnährschaden des Säuglings, bei schwerem Diabetes 
und bei kachektischen und infektiösen Krankheiten auf, was durch Stoffwechsel- 
versuche an 11 Kranken gezeigt wird, die während der Versuche unter denselben 
Lebens- und Ernährungsbedingungen standen, unter denen die Krankheit aufgetreten 
war. Die Nahrung enthielt nur !/,, an Trockensubstanz und zeigte ein Caloriendefizit 
von 50% gegenüber normaler Nahrung. Die Eiweißzufuhr war genügend groß, trotz- 
dem bestand ein Stickstoffdefizit, so daß also eine an Eiweiß ausreichende Nahrung, 
die nicht genügend Calorien enthält, den Körper nicht vor Eiweißverlusten schützt, 
deren Wirkung sich in einer Erniedrigung des Eiweißgehaltes des Blutserums, einer 
Hydrämie zeigte. Der Rest-N im Blut war nicht erhöht, der Harnsäurespiegel normal. 
Fettmangel der Nahrung bewirkte Verarmung des Organismus an Lipoidstoffen. 
Der Kohlenhydratgehalt der Nahrung war quantitativ insuffizient, infolge des hohen 
Gehaltes an unverdaulichen Cellulosebestandteilen war der kalorische Nutzeffekt noch 
weiter herabgesetzt. Die Folge davon ist eine ausgesprochene Senkung des Zucker- 
spiegels. Diese Hypoglykämie ist ein charakteristisches Symptom der Ödemkrankheit, 
ein weiteres die Erniedrigung des Blutkalkspiegels als Ausdruck einer Kalkverarmung 
trotz ausreichender Kalkzufuhr. Diese Störungen sind biologische Ausdrucksformen 
von Abbau- und Zerfallsprozessen mit folgender Gewebsschädigung, die die eigentliche 
(extrarenale) Ursache der Ödeme ist. Die weiteren Bedingungen für ihr Auftreten 
ergibt das Studium des Wasser- und Kochsalzstoffwechsels. Wasser und Kochsalz 
werden in gegen die Norm gesteigerter Menge aufgenommen. Darin liegt das auslösende 
Moment für die Ödeme. Das wurde auch experimentell bei einer in Inanition befind- 
lichen Versuchsperson mit Oesophagusstenose durch Erzeugung von Ödemen nach 
Köchsalzzuführung durch eine Magenfistel bewiesen, während beim normalgenährten 
Menschen völlige Kochsalz- und Wasserausscheidung durch die Nieren erfolgt. Nach 
Ausschaltung des reichen Wasser- und Kochsalzgehaltes aus der Kost der Ödemkranken 
trat schnelle Entwässerung ein. Das läßt sich ernährungstherapeutisch verwerten. 
Andererseits konnte Ödemheilung durch Fett- und Kohlenhydratzulage bewirkt werden, 
worin ein weiterer Stützpunkt für die Auffassung der Ödempathogenese als rein quanti- 
tativ alimentärer Natur liegt. Dabei kommt es zum Verschwinden der Hypalbuminose 
im Blut und zur Eiweißanreicherung, die also bei Unterernährten nicht nur mit Eiweiß- 
substanzen, sondern auch mit Fett und Kohlenhydraten möglich ist. Wasseransamm- 
lungen und folgende Abmagerung, Stickstoffdefizit während der Unterernährung und 
bedeutende Stickstoffretention bei Zulagen, wie sie sich sowohl bei der Ödemkrankheit 
als auch beim Mehlnährschaden finden, sind nahe miteinander verwandte Erscheinungen. 

Ä Samelson (Breslau). 

Schwarz, Herman: Craniotabes and beading of the ribs as signs of rachitis. 
(Kraniotabes und Schwellung der Rippenepiphysen als Zeichen der Rachitis.) Americ. 
journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 5, S. 384—385. 1920. 

An 4955 Säuglingen, die kurz nach der Geburt im 1. Monat, dann wieder im 3., 


=, 218: 


6., 9. und 12. Monat untersucht wurden, zeigte sich Kraniotabes in 301, 194, 179, 
63 und 7 Fällen, also abnehmend vom 1.—12. Monat, während die Zahlen für Rippen- 
schwellung waren: 665, 469, 516, 436 und 498. Bei Anordnung nach Rassen ergab 
sich für Neger eine 2—3 mal so große Häufigkeit der Kraniotabes, für Rippenschwellung 
1/ mal größere Häufigkeit. Beide Zeichen seien daher nur in Verbindung mit anderen 
Symptomen als rachitische Zeichen zu verwerten. Leider ist über die Form und Lo- 
kalisation dieser „Kraniotabes‘ nichts gesagt, ebensowenig wie angegeben wird, was 
Verf. unter dem „Rosenkranz‘‘ versteht, der schon in 13%, kurz nach der Geburt 
vorhanden sein soll. Es wird nicht klar, ob die oben angegebenen Zahlen nur die neu 
hinzutretenden Fälle angeben oder auch die noch bestehenden. In letzterem Falle 
dürfte die Gesamtsumme nicht durch einfaches Zusammenzählen der einzelnen Monats- 
ergebnisse zu ermitteln sein. Auch sonst weisen die Tabellen Rechenfehler (734 statt 
744 Kraniotabesfälle) und Unkorrektheiten auf: bei den Rosenkranzkindern sind die 
Fälle des ersten Monats nicht mitgerechnet, wodurch statt 35%, 48%, sich ergeben 
müßten. Eine Untersuchung, die zu allen bisherigen Anschauungen über das Auftreten 
und die Häufigkeit der besagten Rachitiszeichen in schroffem Gegensatz steht, dürfte 
wohl etwas eingehendere Darlegung der zugrunde gelegten Beobachtungen und etwas 
exaktere Arbeitsweise erfordern. Huldschinsky (Charlottenburg). 


Franchetti, U.: Contributo allo studio dello scorbuto infantile. (Beitrag zum 
Studium des kindlichen Skorbuts.) (Osp. Meyer, Firenze.) Riv. di clin. pediatr. 
Bd. 18, H. 4, S. 193—210. 1920. 

5jäbriger Knabe. Vater Lues. Durch Kaffee- und gekochte Milch-Ernährung erkrankt. 
Das Eigenartige des Falles besteht in seinem protrahiertem Verlauf (über 2 Jahre), der während 
der Behandlung ständig Remissionen und Exacerbationen aufwies. Während der ganzen Zeit 
bestand eine Gingivitis und ausgesprochene Anorexie, auch in der Klinik wurde jede Nahrung 
außer Milchkaffee verweigert. Wassermann und Pirquet negativ. Leichte Rachitis. K. S. Z. 
am Medianus 1,6 M. A. Hämoglobin 33%, Eosinophilie 2%, kernhaltige rote Bl. 2%. Röntgen- 
befund: Totale Epiphysiolyse mit Luxation derselben am distalen Femurende links. Starke 
subperiostale und apophysäre Blutung. Im Verlauf der Heilung zeigte sich ein starker Knochen- 
defekt am Femur, wahrscheinlich bedingt infolge Zerreißung des Periosts durch die Luxation, 
die übrigens in Narkose völlig reponiert wurde. Nach 8 Monaten Anstaltsbehandlung Heilung. 


Der kindlicher Skorbut kann keine reine Avitaminose sein, da so wenig mit gekochter 
Milch ernährte Kinder und auch Brustkinder erkranken. Es muß ein prädisponierendes 
Moment angenommen werden, wie in diesem Falle die Lues des Vaters. Auch könne man 
nie von vitaminloser Nahrung sprechen, da man den Gehalt an Vitaminen nicht kenne, 
sondern nur von partiell vitaminarmen. Normale Individuen blieben bei einer vita- 
minarmen Kost gesund, bei der solche mit einem höheren Bedarf an Vitaminen erkranken. 
Die Erkrankung an der Brust erklärt sich durch eine Schädigung der Muttermilch (Auto- 
intoxikation, Unterernährung, konstitutionelle Schwäche), die bei einem normalen 
Kinde vielleicht keine Erkrankung verursachen würde. Die Epidemien von Barlow 
erklären sich durch Zusammentreffen von Ernährungs- und der Konstitutionskom- 
ponenten. > |- . Huldschinsky (Charlottenburg). 


Van der Loo, C. J.: Über Kinder mit weniger gutem Gesundheitszustand von 
einer Körperlänge zwischen 109 und 150 em. Nederlandsch tijdschr. v. geneesk. 
Jg. 64, Nr. 20, S. 1689—1701. 1920. (Holländisch.) 

Van der Loo kommt auf Grund von statistischen Untersuchungen von Schul- 
kindern in bezug auf Größe, Körpergewicht, Brustumfang und vitale Kapazität zu 
dem Schluß, daß die schwachen Kinder sich großenteils unter denjenigen befinden, 
die zu leicht sind, dadurch daß der Brustkasten zu klein ist und daher weniger zum ` 
Körpergewicht beiträgt. In diesem kleinen Brustkorb sollten sich hypoplastische 
Lungen befinden, wodurch die vitale Kapazität verringert und die Neigung zu Krank- 
heitszuständen gesteigert wird. In diesem Zusammenhang weist er nochmals auf die 
große Bedeutung der Tuberkulosebekämpfung in der Jugend und auf die diesbezügliche 
wichtige Aufgabe des Schularztes hin. van de Kasteele (den Haag). 


18* 


=s 36 = 


Peritz, G.: Hypophysäre Adipositas. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 22, 
S. 613. (Ver. f. inn. Med. u. Kinderheilk. [pädiatr. Sect.], Berlin, Sitzg. v. 12. I. 1920.) 

1. 14jähriges Mädchen mit linksseitiger spastischer Lähmung und Schwachsinn. Größe: 
123 cm, Gewicht 28,8 kg. Starke Fettentwickelung an den typischen Stellen. Hydrocephalus 
weder im Röntgenbild noch durch Lumbalpunktion nachzuweisen. Kongenitale Lues, welche 
der Hemiplegie wie der Adipositas zugrunde liegen soll. 2. 3jähriger Knabe ohne Lähmung. 
Größe: 82 cm, Gewicht 12,8 kg. Außerordentliches Fettpolster. Testes nicht zu fühlen. 
Schädelumfang 52 cm. Brustumfang? Erweiterte Sella turcica. Erhöhter Liquordruck. 
Mäßiger Hydrocephalus wird angenommen. Durch die Lues Hydrocephalus, „welcher die 
Hyprophyse entzweidrückt.“ Die Lues kann aber auch durch allgemeine Zellschädigung 
den dystrophischen Infantilismus hervorrufen, bei dem allgemeine Kleinheit ohne Fettent- 
wickelung teht. Thomas (Köln). 


Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe. , 

© Hirschfeld, H., H. Eppinger und E. Ranzi: Die Erkrankungen der Milz, der 
Leber, der Gallenwege und des Pankreas. (Enzyklopädie der klinischen Medizin). 
Berlin: Julius Springer 1920. VIII, 687 S. M. 80.—. 

Hirschfeld bespricht im ersten Teil eingehend und übersichtlich die Erkran- 
kungen der Milz sui generis, die infektiösen Milztumoren, die Milztumoren bei ver- 
schiedenen Krankheiten usw., schließlich die Neubildungen. Im letzten Teil gibt 
Ranzi, der über sehr große Erfahrungen verfügt, eine eingehende Darstellung der 
Chirurgie der Milz. Den Hauptteil des Buches bilden aber die grundlegenden 
. Ausführungen Eppingers über die hepato-lienalen Erkrankungen (Pathologie 
der Wechselbeziehungen zwischen Milz, Leber und Knochenmark). Wer sich bisher 
mit Fragen auf diesem Gebiete zu beschäftigen hatte, wird vorliegendes Buch als eine 
Erlösung betrachten und nicht mehr vermissen wollen, mögen auch manche Einzel- 
heiten sich in der Zukunft als revisionsbedürftig noch herausstellen. In einer Weise, 
die weit über der Materie steht, ist hier — zum Teil auf Grund zahlreicher eigener, 
klinischer, histologischer und experimenteller Untersuchungen — der innige Zusammen- 
hang des physiologischen und pathologischen intermediären Stoffwechsels von Milz, 
Leber und Knochenmark dargestellt worden. Den Ausgangspunkt für die Unter- 
suchungen bildete die Frage nach dem intermediären Hämoglobinstoffwechsel 
und die Frage der Blutmauserung. Es wird nachgewiesen, daß quantitative Be- 
stimmungen des Urobilingehaltes im Kot uns allein annähernd einen Einblick in die 
Größe des Blutzerfalls gestatten. Der Durchschnittswert der täglichen Urobilinogen- 
ausscheidungen im Stuhl beim Gesunden beträgt 0,13 g. (Zu bedauern ist, daß die 
Methode des Nachweises unter den heutigen Verhältnissen nur für wenige Laboratorien 
durchführbar ist, da dieselbe einen Spektrophotometer erfordert.) Bevor auf Grund 
der Untersuchungen über den Blutzerfall und Blutersatz pathologische Fragen be- 
sprochen werden, gibt Eppinger eine genaue Darstellung der Histologie der Milz, 
der Hämolymphdrüsen (Gebilden, die wohl auch den meisten Ärzten bisher unbekannt 
sind), der Leber (speziell der Kupfferschen Sternzellen) und des Knochenmarks». Die 
Histologie der Milz ist ein so schwieriges Kapitel, daß ihre übersichtliche Darstellung 
von größtem Werte ist. Auf Grund der Erkenntnisse, die auf den Untersuchungen 
über die Blutmauserung und auf der Histologie der genannten Organe basieren, werden 
nunmehr die Fragen über die verschiedenen Formen der Gelbsucht und über die 
Toluidendiaminvergiftung besprochen. Daran reiht sich die Darstellung des mensch- 
lichen hämolytischen Ikterus, der Anaemia perniciosa, der aplastischen Anämie. Es 
folgt eine Erörterung über den Begriff der Anaemia splenica, Anaemia pseudoleucaemica 
infantum, Morbus Banti, der experimentellen Stauungsmilz der Milzvenensklerose. Aus- 
führlich werden die Beziehungen zwischen Lebercirrhosen und Milz besprochen. Die 
letzten Kapitel sind der Hämochromatose, der Polycythämie und den Beziehungen der 
Milz zum Fettstoffwechsel gewidmet. Es ist hier nicht möglich, auf alle Einzelheiten 
einzugehen, die Arbeit enthält eine Fülle neuer Gedanken. Hervorzuheben ist, daß 
Eppinger immer wieder auf die Bedeutung des reticuloendothelialen Systems 


— 277 — 


(Milz, Kupffersche Sternzellen usw.) hinweist. Seine Methoden gestatten mit an- 
nähernder Sicherheit prinzipiell festzustellen, ob ein vermehrter Zerfall von Erythro- 
cyten, ob eine verminderte Zerstörung, ob vermehrte Produktion vorliegt. Natürlich 
können diese Prozesse ineinandergreifen und so die Mannigfaltigkeit im Symptomen- 
komplex obengenannter Krankheiten bedingen. Erhärtet wird die Richtigkeit der 
Anschauungen Eppingers durch den Erfolg der Splenektomie bei einer Anzahl 
der genannten Erkrankungen, wozu auch scheinbar gewisse Formen der Lebercirrhose 
gehören. Hervorzuheben ist auch das Verdienst des Verlages um die Ausstattung 
des Werkes, die durchaus auf derselben Höhe steht, wie man sie vor dem Kriege zu 
sehen gewohnt war. Vortreffliches Papier, vortrefflicher Druck und eine große Anzahl 
erstklassiger, vorwiegend farbiger Reproduktionen machen die Lektüre des Buches 
auch in dieser Hinsicht zu einem Genusse und einer Freude. Aschenherim (Düsseldorf): 

Grumme: Ursachen, Behandlung und Vorbeugung der Anämien im Kindes- 
alter. Fortschr. d. Med. Jg. 37, Nr. 6, S. 185—187. 1920. 

Kurze Zusammenstellung der Anschauung über Anämie im Kindesalter. Warm 
empfohlen wird Eisentherapie, und zwar besonders das Eisentropon, das nach Stoff- 
wechseluntersuchungen, die Verf. aus der amerikanischen Literatur mitteilt, gut aus- 
genützt werden soll. Rietschel (Würzburg). 

Engelking, E.: Über familiäre Polycythämie und die dabei beobachteten 
Augenveränderungen. (Unswv.- Augenklin., Freiburg i. Br.) Klin. Monatsbl. f. Augen- 
heilk. Bd. 64, Maiheft, S. 645—664. 1920. . 

In einer Familie wird durch 3 Generationen hindurch echte Polyglobulie beob- 
achtet, zum Teil mit höchstgradiger Veränderung des Blutbildes (mächtige Steigerung 
der Erythrocytenzahl, mehr oder minder hochgradige Vermehrung der Leukocyten, 
unter denen die myeloischen Elemente überwiegen). Herzfehler, Nierenveränderungen, 
Blutdrucksteigerungen fehlen. Die bei echter Polycythämie vorkommenden typischen 
Augenveränderungen (livide Tarsus-Bulbusverfärbung; tief dunkelblaue Farbe der 
Netzhaut besonders der Venen, rubinrote Farbe der Papille usw.) werden ausführlich 
besprochen, sie unterscheiden sich von den bei sekundärer Polycythämie (Morbus 
coeruleus) beobachteten Augenveränderungen. Die Polycythämie (Vaquez’sche Krank- 
heit) ist eine Systemerkrankung des erythropoetischen Apparates auf dem Boden 
einer, in vorliegenden Fällen vererbbaren, Regulationsstörung der innersekretorischen 
Funktionen. F. Hofstadt (München). 


Infektionskrankheiten, ausschließlich Tuberkulose und Syphilis. 
Schippers, J. C.: Ein Fall von Sepsis mit merkwürdigem Blutbild. (Emma- 
Kinder-Krankenh., Amsterdam.) Nederlandsch maandschr. voor geneesk. Jg. 9, Nr. 2, 


S. 85—91. 1920. (Holländisch.) 

Krankengeschichte eines 1!/,jährigen Kindes mit symptomatischer aplastischer Anämie 
(Pappenheim) nach septischen Prozessen. Akut erkrankt mit Fieber, Haut- und Nasen- 
bluten, verschlechtertem Allgemeinbefinden. Status: gelbliches Aussehen, stecknadelkopfgroße 
bis ausgedehnte Hautblutungen, 190 Puls, 39,9° Fieber. Blasendes systolisches Geräusch an 
allen Ostien. Milztumor, Lebervergrößerung. Geringe Albuminurie und Zylindrurie. Blut: 
verlangsamte Gerinnung, viel Serum im Verhältnis zu den zelligen Elementen; gute Retraktion 
des Blutkuchens. 24% Hb nach Sahli; 1 565 000 rote, 1500 weiße Blutkörperchen, 39 000 Blut- 

lättchen. F. I.: 0,95. 36%, Neutrophile, 60% Lymphocyten, 4%, Übergangszellen. Keine 

eränderungen der Roten oder Weißen im gefärbten Blutbild. riologisch: Keine Agglu- 
tinstion gegen Typhus, Paratyphus; sehr reichlich Streptokokken. Therapie: 3 x 40 mg Kollar- 
gol (10 proz.) intramuskulär. Exitus. Sektion: Knochenmark der Rippen und des Sternums 
makroekopisch unverändert. Milz: 135 g; Masse 10: 7: 2,5. Leber 610 g; 20: 13: 7. Nieren- 
und Leberzeichnung verwischt;; Nierenrinde verbreitert. Große Lymphdrüsenknoten im Bauch. 
Knochenmark: Oberer Femurteil enthält keine Markhöhle, doch Spongiosa, zwischen deren 
Bälkchen normales Mark. Tibia ebenfalls normales Mark. Mikroskopisch: Zahlreiche Lympho- 
cyten, mäßige Mengen Myeloblasten und Myelocyten, einige eosinophile Myelocyten und 
Leukooyten; keine Neutrophile, keine Megacaryocyten. Wenig Chromocyten, reichlicher 
Normoblasten. Zahlreiche Streptokokken. Nieren, Leber, Lymphdrüsen streptokokkenhaltig. 
Leber nicht verfettet ; kleinere Infiltrate in den Nieren undder Leber. W. Weiland (Harburg E. }" 


0-28 — 


- Haumann, W.: Beiträge zu den selteneren Formen der akuten infektiösen 
Osteomyelitis der langen Röhrenknochen. (Krankenh. „Bergmannsheil‘, Bochum.) 
Bruns’ Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 119, H. 2, S. 453—467. 1920. 

Zu denselben gehören nach Garré die Periostitis albuminosa, die subakute Form, die 
sklerosierendenichteitrige Form und die Knochenabscesse. Als typisches Beispielderschleichenden 
subakuten Form Mitteilung einer Beobachtung eines 1ljährigen Knaben, bei welchem unter 
anfänglich heftigen Schmerzen sich allmählich eine Anschwellung des rechten Oberschenkels 
entwickelte. Bei seiner Aufnahme ins Krankenhaus, 6 Monate nach Beginn der Erkrankung, 
war bei dem dauernd fieberfreien Pat. der rechte Oberschenkel in seiner oberen Hälfte erheblich 
geschwollen; keine entzündliche Rötung, Knochenverdickung an der Außen- und Hinterseite. 
Röntgenbild: Stark unregelmäßige Knochenverdickung der ganzen oberen Hälfte. Bei Probe- 
einschnitt wird kein Eiter gefunden. Nach Heilung der Wunde entlassen. Nach 6 Wochen 
Wiederaufnahme, da sich inzwischen in der rationswunde eine bis auf den Knochen führende 
Fistel gebildet hatte. Nach Spaltung derselben wird durch Aufmeißelung in der Markhöhle 
Eiter und ein kleiner zentraler Sequester gefunden. Danach langsame Heilung; differentialdia- 
gnostisch kommt in solchen Fällen vor allem die Tuberkulose in Frage, die als Diaphysentuber- 
kulose ganz ähnliche Krankheitsbilder hervorrufen kann, wovon ein typischer selbst beobachteter 
Fall bei einem Yjährigen Mädchen mitgeteilt wird. K. Hirsch (Berlin). 

Kolle, W. und H.Schloßberger: Zur Pathogenität der Diphtheriebaecillen. (Kol. 
Inst. f. exp. Therap., Frankfurt a. M.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. Bd. 90, 
H. 2, S. 193—205. 1920. 

An 22 frisch von Diphtheriekranken gezüchteten Di-Stämmen, denen zum Ver- 
gleich noch drei ältere Laboratoriumskulturen und der durch seine starke und gleich- 
mäßige Giftbildung ausgezeichnete, daher zur Serumbereitung überall benutzte Park- 
Williamsche Di-Bacillus angeschlossen wurde, wurden Virulenzprüfungen am Meer- 
schweinchen vorgenommen, die zeigten, daß zwischen den einzelnen Stämmen viel 
größere Virulenzunterschiede bestehen, als man gemeinhin annahm, und man darf 
daraus wohl schließen, daß beim Menschen gleich große Virulenzschwankungen der 
Di-Bacillen vorkommen. Bei Verwendung von Grenzdosen hochvirulenter Kulturen 
trat die individuelle Empfänglichkeit bzw. Resistenz der Tiere stark zutage. Die Fähig- 
keit der Kulturen, Gifte in Bouillon zu bilden, steht nicht in Kongruenz mit der Viru- 
lenz für Meerschweinchen. Das paradoxe Verhalten verschiedener Di-Stämme, die, von 
tödlich verlaufenden menschlichen Erkrankungen stammend, nur äußerst geringe 
Tierpathogenität aufwiesen und umgekehrt, veranlaßte französische Autoren anzu- 
nehmen, daß die Di-Bacillen nicht allein durch ihr Toxin, sondern auch durch ihre 
Lebensenergie und ihre Leibessubstanz (Endotoxin) giftig wirkten, daß also ein anti- 
toxisch-antibakterielles Serum an die Stelle des rein antitoxischen gesetzt werden 
müsse. Hiergegen sprechen die Ergebnisse der klinischen und experimentellen For- 
schung, doch muß mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß die im Tierkörper ge- 
bildeten Gifte qualitativ verschieden sind von den in vitro gebildeten. Versuche an 
Pferden zeigten, daß die durch Infektion lebender Bacillen entstandenen Antitoxine 
die gleichen sind, wie die durch Toxininfektion erzeugten. Weitere Versuche zur Klä- 
rung dieser Frage wurden an Mäusen vorgenommen. Di-Toxin ist für Mäuse auch in 
höheren Dosen ungefährlich, während sie gegenüber frisch gezüchteten Di-Bacillen 
eine ganz erhebliche Empfänglichkeit zeigten. 1/,—!/,, Öse führten regelmäßig nach 
3—8 Tagen den Tod herbei. Es zeigte sich, daß es sich bei der durch lebende Di-Ba- 
cillen erzeugten Erkrankung der Mäuse um eine echte Di-Vergiftung handelte; denn 
das mit Reagensglasgiften hergestellte Di-Serum ist imstande, sowohl im prophy- 
laktischen wie im Heilversuch die Mäuse zu schützen bzw. zu heilen. Im Gegensatz 
zum antitoxischen Di-Serum entfaltete das normale Pferdeserum bei der Di-Infektion 
der weißen Mäuse weder Schutz- noch Heilwirkung. Eckert (Berlin).“ 

Starck, von: Zur Chinintherapie des Keuchhustens. (Kinderklin., Kiel.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 16, S. 455—456. 1920. 

Eine gewisse günstige Beeinflussung des Krankheitsverlaufs durch Chinin wird 
immer von neuem festgestellt. 

Verf. hält bei der Darreichung in Form von Suppositorien eine größere Dosis als per os 


— 279 — 


im allgemeinen nicht für nötig. Chineonal (Verbindung von Chinin mit Veronal) wird als wirk- 
sames und gut verträgliches Mittel empfohlen, und zwar pro Jahr und Dosi 0,05 4—5 mal 
täglich. Zur intramuskulären Injektion eignet sich das bei Malaria gebräuchliche Chinin- 
Urethan, am meisten wurde bisher das Hydrochinin. hydrochlor. (Tussalvin) gebraucht. 
Verf. beschreibt einen Fall von besonderer Gewebsempfindlichkeit gegenüber Chinin bei einem 
schwachen 1l jährigen Kinde. Hier kam es nach vorschriftsmäßiger Tussalvininjektion zu einer 
handtellergroßen Gewebanekrose am Gesäß, die den Tod zur Folge hatte. Kleinschmidi(Berlin Ja 

Weinberg, M.: Blutbefunde bei der Grippe (Spanische Krankheit). (Dtsch. 
Ortslaz., Haidar Pascha.) Beih. z. Arch. f. Schiffs- u. Tropenhyg. Bd. 23, Beih. 4, 
S. 197—213. 1920. 

Bei Beurteilung des Blutbildes bei Influenza muß man unterscheiden, ob Kompli- 
kationen vorliegen oder nicht, und die Klinik im ganzen berücksichtigen. Leichte und 
unkomplizierte Fälle zeigten normale oder verminderte Zahl, geringe Lymphocytose, 
Mononucleose, Herabsetzung der Neutro- und Eosinophilen; schwere Fälle Leuko- 
penie, Fehlen der Eosinophilen, Herabsetzung der Neutrophilen, sonst entsprach das 
Blutbild dem der leichten Fälle. Bei Komplikationen allmählicher Übergang zu Leuko- 
cytosen, dabei differentiell relative, neutrophile Leukocytose und Verschiebung des 
Kernbildes nach links im Sinne Arneths. Absinken der Lymphocyten. Diagnostisch 
wichtig ist im Beginn und bei leichter Grippe das Vorkommen der Eosinophilen dem 
Typhus gegenüber, dem Exanthematicus gegenüber ist das Blutbild nicht so ab- 
grenzbar. Jastrowitz (Halle)., 

Mackay, Charles: Some observations on the medical treatment of infantile 
paralysis. (Einige Beobachtungen über die Behandlung der Kinderlähmung.) Brit. 
journ. of childr. dis. Bd. 17, Nr. 193/195, S. 1—9. 1920. 

Die Behandlung der Poliomyelitis ist von größter Wichtigkeit für die Allgemeinheit 
und für den Kranken selbst. Verf. unterscheidet 3 Stadien: 1. das Stadium der akut 
fieberhaften Erkrankung, vor Auftreten der Lähmung; 2. das der akuten Lähmung; 
3. das der persistierenden Lähmung mit und ohne Deformitäten. Isolierung und Des- 
infektion sind unbedingt zu fordern. Im ersten Stadium ist antiseptische Behandlung 
der Nase und des Rachens geboten. Lumbalpunktion hat therapeutischen Wert. 
Fraglich ist der Erfolg von Immunserum. Im zweiten Stadium verlangt Verf. strengste 
Bettruhe mit Fixierung der Extremitäten auf Schienen bis zur Dauer von 6 Wochen. 
Sind Fieber, Schmerzen und Schwäche völlig geschwunden, dann hat die Übungs- 
therapie zu beginnen. Sie ist geduldig und geschickt fortzusetzen mindestens 2 Jahre 
lang. Massage und Elektrizität sind, mindestens in den Anfangsstadien, nicht nur 
zwecklos, sondern auch schmerzhaft. Chirurgische Eingriffe sollen unter keinen Um- 
ständen vor Ablauf der ersten 2 Jahre unternommen werden. Es ist schwer zu sagen, 
von wann ab eine Besserung nicht mehr zu erwarten ist. Rasor (Heidelberg). 

Navarro, Juan Carlos: Encephalitis mit Narkolepeie.. Semana med. Jg. 27, 
Nr. 9, 8. 283—288. 1920. (Spanisch.) 

Die verhältnismäßig seltene Erkrankung ist von v.Economo, Netter, Hall 
und Harris, sowie Comby ausführlich beschrieben worden. Die Inkubationszeit 
ist verschieden, 10—15 Tage. Sie beginnt mit mehr oder weniger hohem Fieber, in 
Verlauf oder nach Abklingen dessen eine Somnolenz auftritt. Kernig negativ 
oder nur angedeutet, Liquor normal, Haut- und Muskelreflexe normal, fast immer 
von Ophthalmoplegie begleitet, die doppelseitige Ptosis, totale Lähmung aller 
Augenmuskeln oder Teillähmung mit Strabismus zur Folge haben kann. Daneben 
bisweilen bulbäre und cerebelläre Lähmungen, sowie der Spinalnerven, Ataxie und 
Polyneuritis. Mortalität 50%. Makroskopisch findet sich Injektion der Meningen 
und Hyperämie des Gehirns. Mikroskopisch ist der Locus niger vor allem betroffen, 
die Pigmentzellen sind an Zahl so stark vermindert, daß die Grenze zwischen Haube 
und Fuß nicht zu erkennen ist. Die noch vorhandenen Zellen sind hyalin degeneriert. 
mit Änderung ihrer Zylinderform. Die einen Autoren halten die Erkrankung für eine 
selbständige (Netter), andere als Teilerscheinung anderer Erkrankungen, vor allem 


— 280 — 


der Influenza (Tucker). Verf. unterscheidet zwischen der epidemischen Form, die 
er mit E. lethargica bezeichnet wissen will, und der sporadischen Form, der E. mit 
Narkolepsie. 2 Fälle werden beschrieben, die der letzteren Form angehören, der eine 
war nach Masern, der andere gleichzeitig mit Enteritis aufgetreten. In beiden Fällen 
bestand Dauererbrechen und Durchfälle. Die Kinder waren 1 bzw. 1!/, Jahr alt; 
Auftreten der Somnolenz 8 bzw. 6 Tage nach Beginn der Erkrankung. Kernig in beiden 
Fällen angedeutet. Heilung ohne Residuen. Huldschinsky (Charlottenburg). 


Tuberkulose. 


© Much, Hans: Die Kindertuberkulose. Ihre Erkennung und Behandlung. 
Ein Taschenbuch für praktische Ärzte. Leipzig: Kurt Kabitzsch 1920. 35 S. M. 4.80. 

Das kleine Buch wendet sich an den praktischen Arzt. In der beim Verf. bekannten 
temperamentvollen Form sind in prägnanter Kürze die wichtigsten Gesichtspunkte 
der Erkennung und Behandlung der kindlichen (Bronchialdrüsen-) Tuberkulose zu- 
sammengestellt. Ziel der Schrift ist, die Erkenntnis zu verbreiten, daß die frühzeitige 
Behandlung der Bronchialdrüsentuberkulose der Angelpunkt der Tuberkulosebe- 
kämpfung ist. Langer (Charlottenburg). 

Hamburger, Franz: Über offene und geschlossene Lungentuberkulose. (Univ.- 
Kinderklin., Graz.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 23, S. 659—660. 1920. 

Ein kurzer Aufsatz, in dem Verf. die Anregung gibt, daß auf dem nächsten Tuber- 
kulosekongreß neben anderem unbedingt auch einige Hauptgrundsätze der Tuberkulose- 
lehre zur Besprechung kommen sollten, daß also z. B. feststehende Begriffe mit be- 
stimmten Namen belegt werden sollen und so für sie eine einheitliche Nomenklatur 
geschaffen wird. Es kommt nicht so sehr darauf an, was man als offene und geschlossene 
Lungentuberkulose zu bezeichnen hat, als vielmehr darauf, daß endlich einmal alle 
das gleiche unter offener und das gleiche unter geschlossener Lungentuberkulose 
verstehen. Augenblicklich bezeichnet der eine eine Lungentuberkulose mit bacillen- 
haltigem Auswurf als offene und eine Lungentuberkulose mit bacillenfreiem als ge- 
schlossene, der andere eine Lungentuberkulose ohne Auswurf als geschlossene und eine 
solche mit Auswurf — gleichgültig ob bacillenhaltig oder nicht — als offen. @ötzky. 

Güterbock, Robert: Zur Lungentuberkulose des Kindes im schulpflichtigen 
Alter. Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 48, H. 3/4, 8. 297—304. 1920. 

Wenn auch feststeht, daß mit zunehmendem Alter die Zahl der tuberkulösen In- 
fektionen der Kinder wächst, so ist doch im Gegensatz zu Hamburger zu sagen, 
daß nur über die Hälfte aller in das Pubertätsalter eintretenden Menschen in den 
Kulturländern mit Tuberkulose infiziert ist. Verf. beruft sich dabei auf Untersuchungen 
mit der Pirquetschen Reaktion. Von der Stichreaktion nach Hamburger sah 
er deshalb ab, weil er nach dieser Fieber mit schwersten Allgemeinerscheinungen 
gesehen hat. Nachdem bewiesen ist, daß eine klinisch latente Tuberkulose Veranlassung 
zu einer Placentartuberkulose geben kann, muß man annehmen, daß die intrauterin 
erworbene Tuberkulose häufiger vorkommt, aber für die überlebenden Kinder ist die 
kongenital erworbene Tuberkulose doch sicher eine Seltenheit. Eine Tuberkulose, 
die die Hilusgegend überschritten hat, ist prognostisch meist infaust. Jahrelanger 
Stillstand kommt zwar vor, und es kann 5—7 Jahre dauern, bis eine fortschreitende 
Lungentuberkulose zum Exitus führt. Bei Geschwistern sieht man oft gleichartigen 
Verlauf auch ohne erbliche Belastung. Die Lungentuberkulose kann bei Kindern 
genau wie beim Erwachsenen langsam und fast unmerklich fortschreiten, bis das aus- 
geprägte Bild der Phthise vorhanden ist. Es gibt eine Reihe von Erkrankungen der 
Lungen, die bei der ersten Untersuchung und oberflächlicher Beobachtung klinisch 
Tuberkulose vortäuschen können, wofür Verf. erneut Beispiele anführt. Solche Pro- 
zesse können auch bei tuberkulösen Individuen vorkommen, ohne daß durch sie die 
Tuberkulose selbst verschlimmert wird, was außerordentlich gegen die Römersche 
Theorie zu sprechen scheint. Kleinschmidt (Berlin). 


— 2831 — 


Genoese, Giovanni: Su di un reporto frequente nel liquido spinale nella meningite 
tubercolare. (Über einen häufigen Befund in der Spinalflüssigkeit bei Meningitis 
tuberculosa.) (Clin. pediatr., univ., Roma.) Pediatria Bd. 28, Nr. 10, S. 449—454. 1920. 

In 23 Fällen von tuberkulöser Meningitis wurde gleichzeitig mit dem Urin das 
Spinalpunktat auf Aceton untersucht. Es wurde hierzu die Riccische (Nitroprussit- 
natrium und Essigsäure, Zufügen eines Tropfens Ammoniak) Probe und die Modifikation 
nach Frommer in Anwendung gebracht. In 20 Fällen, die einen höheren Aceton- 
gehalt des Harnes erkennen ließen, war auch das Spinalpunktat acetonhaltig, in 3 Fällen 
mit geringem Acetongehalt des Harnes war die Spinalflüssigkeit acetonfrei. Acetonurie 
findet sich im Kindesalter als Ausdruck der Acetonämie bei akuten, hochfebrilen 
Krankheiten und bei Affektionen, die nach rapidem Venauf zum Tode führen, so bei 
tuberkulöser Meningitis. Neurath (Wien). 

Kessler, Paul: Über die zunehmende Häufigkeit der v. Pirquetschen Reaktion 
im Kindesalter während des Krieges. (Med. Poliklin. u. Kinderklin., Rostock.) 
Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 44, H. 1/2, S. 1—9. 1920. 

Verf. führt die vor dem Kriege gefundenen Zahlen für die Häufigkeit des Pirquet 
aus einzelnen Städten an (Wien, Hamburg, Heidelberg, Lausanne, Freiburg, Düssel- 
dorf, München u. a.). Als beste Vergleichsstadt greift er Heidelberg heraus und findet 
bei Vergleich der Zahlen vor und nach dem Kriege, daß das Alter von 1—2 Jahren 
um das 3—4fache, von 2—7 Jahren um das Doppelte, und das Alter von 7—10 Jahren 
ungefähr um ein Drittel an Tuberkuloseinfektionen zugenommen hat. Rostock, eine 
Mittelstadt mit ländlicher Umgebung und bisher relativ günstigen Ernährungs- und 
Wohnungsverhältnissen hat damit z. B. die Infektionsverbreitung, welche die Groß- 
stadt Wien vor dem Kriege zeigte, übertroffen. Eitler (Danzig). 

Synwoldt, Ina: Über die Häufigkeit der v. Pirquetschen Reaktion im Kindes- 
alter unter dem Einfluß der Kriegsverhältnisse in Rostock. (Nachtrag zur Arbeit 
von Paul Kessler). Beitr. z. Klin. d. Tuberkul. Bd. 44, H. 1/2, S. 10—12. 1920. 

Vergleich der Pirquet-Zahlen aus der Rostocker Kinderklinik 1912—1914 (306 
Fälle) mit 358 Fällen 1917—1919. Reaktion im ersten Falle bei 59 positiv = 19,28%, 
im letzteren Falle 178 = 49,7%. Eifler (Danzig). 

Braun: Die Ergebnisse der Friedmannschen Behandlung von 80 Fällen chirur- 
gischer Tuberkulose. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 22, S. 596—598. 1920. 

Bericht über 80 Fälle, die im Jahre 1917 mit dem Friedmannschen Mittel be- 
handelt worden sind. Davon sind 16 Fälle gebessert oder geheilt, ohne daß dem Fried - 
mannschen Mittel ein Einfluß zugestanden werden kann, da die Besserungen erst nach 
monate- und jahrelanger Nachbehandlung mit Gips- oder Streckverbänden eingetreten 
sind. Auf diese Nachbehandlung kann entgegen der Vorschrift von Friedmann 
nicht verzichtet werden. 29 Fälle blieben völlig unbeeinflußt. Bei 20 Fällen trat die 
Heilwirkung des Mittels deutlich in Erscheinung. Aus den mitgeteilten Krankenge- 
schichten, die vorwiegend Kinder betreffen, ist zu entnehmen, daß hier ausnahmslos 
ältere Knochen- und Gelenktuberkulosen durch eine einmalige Injektion des Mittels 
geheilt werden konnten. Bei Fällen mit frischen isolierten Tuberkuloseherden ist der 
fast augenblickliche Rückgang der Erkrankung besonders bemerkenswert. Diesen 
Beobachtungen stehen 8 Fälle gegenüber, bei denen eine akute Verschlimmerung 
der tuberkulösen Erkrankung nach der Impfung eintrat: Anschwellen und Aufbrechen 
der Herde verbunden mit starker Verschlechterung des Allgemeinbefindens; Generali- 
sierung der Tuberkulose und tödlicher Ausgang; durch Hinzutreten von Mischinfek- 
tionen vergrößert sich die Gefahr derartiger Reaktionen. Möglicherweise würden durch 
Herabsetzung der Dosis derartig ungünstige Wirkungen vermeidbar werden. Wenn 
auf der einen Seite die Möglichkeit einer Heilwirkung nach den vorliegenden Beobach- 
tungen sichergestellt ist (25%, der Fälle), so zeigt doch der ungünstige Verlauf der 
8 Fälle, daß die Erfahrungen mit dem Mittel vorläufig noch nicht zur zuverlässigen 
Indikstionsstellung ausreichen; von einer Massenbehandlung sei deswegen vorläufig 


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abzuraten und eine Beschränkung auf möglichst frische Fälle von isolierter Tuberkulose 
zu empfehlen. Langer (Charlottenburg). 

Linden, Gräfin von: Experimentalforschungen zur Chemotherapie der Tuber- 
kulose mit Kupfer- und Methylenblausalzen. Die bisherigen Ergebnisse und die 
Aussichten der we und Kupfertherapie beim Menschen. Beitr. z. Klin: 
d. Tuberkul. Bd. 44, H. 1/2, S. 117—164. 1920. 

- In eingehenden Ausführungen unter Heranziehung von Literatur und brieflichen 
Mitteilungen gibt Verf. ihre Ansicht dahin ab, daß die Kupfersalze auch beim Menschen 
den tuberkulösen Prozeß im günstigen Sinne beeinflussen und hebt besonders die 
Wirkung der Lecutylsalbe beim Lupus hervor. Bei Kindern hat Oppenheim (Cecilien- 
heim Hohenlychen) die Kupfertherapie bei der äußeren Tuberkulose geprüft (35 Pa- 
tienten, davon !/, Hauttuberkulose), und zwar mit Schmierkur, lokal und Kombination. 
Erfolge bei Schmierkur allein waren zweifelhaft, 6 gleichzeitig lokal behandelte Fälle 
gaben 6 Erfolge, 17 nur lokal behandelte 13 eklatante Besserungen. Eifler (Danzig). 

Hoffa, Theodor: Zur Bekämpfung der Tuberkulose im Kindesalter. Beitr. z. 
soz. Hyg. d. Säugl.- u. Kleinkindesalters. Festschr. d. Dtsch.. Vereing. f. Säugl.- 
Schutz S. 170—191. Stilke, Berlin 1920. 

Nachdem der Verf. statistisch die Zunahme der Tuberkulose bei Erwachsenen und 
Kindern festgestellt hat, geht er zunächst auf die Diagnose ein, deren bessere Fundie- 
rung gerade bei der kindlichen Tuberkulose er für die angehenden Ärzte fordert. Be- 
treffs der Bekämpfung hebt er die Expositions- und Dispositionsprophylaxe hervor, 
bespricht die Behandlung und Heilung der erkrankten Kinder und die Aufbringung der 
Mittel (obligatorische Familienversicherung!). Der Aufsatz bringt in klarer Zusammen- - 
stellung eine Reihe von Einzelheiten, deren Hervorhebung wichtig ist. Z. B. tadelt 
Hoffa mit Recht die Verschleierung der Diagnose durch Ausdrücke, wie Skrofulose 
innere Drüsen u. a. Er hebt auch die Wichtigkeit des Schutzes vor Krankheiten, wie 
Masern, Keuchhusten, denen Tuberkulose oft nachfolgt, besonders in Krippen, Kinder- 
heimen und Kleinkinderschulen hervor. Eifler (Danzig). 

Burghold: Der tuberkulöse Lehrer und die hygienische Tagestorderung. 
Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl. Jg. 33, Nr. 6, S. 177—179. 1920. 

Burghold hebt hervor, daß die Lehrmöglichkeit zu sehr von dem starren Gesichts- 
punkte des Bacillenbefundes abhängig gemacht werde. Der Auswurfbefund kann wech- 
seln und ist nicht alleiniges Kriterium der Ansteckungsfähigkeit. Er führt Täuschungs- 
versuche an und zitiert Fälle, in denen Lehrer mit ansteckender Tuberkulose weiter 
im Beruf tätig sind. Es muß die Forderung aufgestellt werden, auch die Lehrer einer 
gesundheitlichen Überwachung zu unterziehen. Eifler (Danzig). 


Syphilis. 


Kolmer, John A.: Prenatal syphilis, with a plea for its study and prevention. 
(Kongenitale Syphilis mit einem Vorschlag für ihr Studium und ihre Verhütung.) 
Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 5, S. 344—348. 1920. 

Die Erfahrungen des Krieges lassen die große Wichtigkeit der Syphilis für die 
Volksgesundheit wieder in den Vordergrund treten. So sollen nach dem amerikanischen 
Autor Vedder 10—28% aller ungelernten Arbeiter im Alter von 18—40 Jahren 
syphilitisch sein; im Gegensatz zu 2—10% der besseren Stände. Bei Mädchen niederer 
Stände beträgt diese Zahl bis 20%. Bei Mädchen besserer Stände, besonders bei un- 
verheirateten, ist die Syphilis sehr gering (alles für Amerika gültig). Durchschnitt- 
lich sind 10% aller Ehen syphilitisch, d. h. einer der Eltern hat einmal eine Syphilis 
durchgemacht. In syphilitischen Familien, die syphilitische Kinder zur Welt bringen, 
sind ungefähr 83%, der Kinder syphilitisch, 17% sind gesund und bleiben es auch. 
Ein großer Prozentsatz der syphilitischen Kinder stirbt bald. Die Diagnose der kongeni- 
talen Syphilis ist oft nicht leicht. Es sollten die Ärzte noch viel mehr in der Sympto- 
matologie unterrichtet werden. Die Wassermannsche Reaktion ist nicht absolut 


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beweisend. Die Luetinreaktion ist nach Verf. von großem Wert und ein untrügliches 
Zeichen selbst bei negativer Wasserman nscher Reaktion (?). Diese Reaktion, die 
sehr einfach ist, sollte auf alle Kinder ausgedehnt werden mit genauer ärztlicher Beob- 
achtung, besonders speziell ausgebildeter Ärzte und in Gemeinschaft mit einem Oph- 
thalmologen, Neurologen, Psychiater und Röntgenologen. So würden diese Kinder 
schnell herausgefunden und könnten der Heilung zugeführt werden. Dasselbe gälte 
von den Eltern, so daß dadurch wirksam neuen syphilitischen Geburten gesteuert 
werden könnte. Rietschel. 

Fraser, J. Frank: The pathology of eongenital syphilis. (Die Pathologie der 
kongenitalen Syphilis.) (Dep. of pathol., unw. a. Bellevue hosp. med. coll., a. Manhattan 
matern. hosp., New York.) Arch. of dermatol. a. syphilol. Bd. 38, Nr. 5, S. 491—514. 
1920. 

Histologisch-pathologische Untersuchungen an einem syphilitisch Neugeborenen, 
das wenige Minuten nach der Geburt gestorben war. Die Mutter gesund mit positivem 
Wa. Haut: Ödem desrete Malpighii. Kleinzellige Infiltration des Papillarkörpers, teils mit 
polymorphkernigen Leukocyten, teils Lymphocyten. Im Corium Proliferation von 
Fibroblasten. Lungen: kleinzellige Infiltration um die Gefäße und Bronchien. Des- 
quamation des Alveolar- und Bronchialepithels, die Pleura verdickt, mit erweiterten 
Lymphspalten, Phagocyten (?) enthaltend. Pankreas groß, derb, kleinzellige Infil- 
tration, in der Leber im periportalen Gewebe ebenfalls kleinzellige Infiltrationen. 
Ähnliche Veränderungen an Herz und Nieren. Sodann bespricht Verf. die theoretischen 
Möglichkeiten der Pathogenese der kongenitalen Syphilis (ovuläre Infektion oder 
placentare Infektion in Frühstadium der Entwicklung oder in den späteren Monaten). 
Er glaubt, daß die Infektion des Foetus erst in der späteren Zeit der Entwicklung auf 
placentarem Wege stattfindet und lehnt die germinative Übertragung als unwahr- 
scheinlich ab. Die klinisch gesund erscheinende Mutter habe nur eine milde Form der 
Syphilis. Rietschel (Würzburg). 

Pinard, Marcel et Lövy-Solal: Naissance d’enfants sains au cours d’une syphilis 
récente, après traitement du père avant la conception et de la mère pendant la 
gestation. (Geburt gesunder Kinder im Verlauf einer frischen Syphilis, nach Be- 
handlung des Vaters vor der Konzeption und der Mutter während der Schwanger- 
schaft.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 36, Nr. 14, S. 516 
bis 519. 1920. 

Mitteilung zweier Fälle von gesunden Kindern bei syphilitischem Vater, der sich 
hatte behandeln lassen, der aber trotzdem seine Frau infizierte, bei der dann ein po- 
sitiver Wa auftrat. Behandlung der Mutter während der Schwangerschaft ließ das 
Kind normal zur Welt kommen und während der Beobachtungszeit, das eine 3 Monate, 
das andere 4 Monate, frei bleiben. Die Wichtigkeit der Behandlung der Mutter wird 
betont, sowie, daß das Verbot zur Ehe nicht allzu streng gehandhabt werden dürfte, 
wenn die Möglichkeit einer guten Behandlung gegeben ist. Rietschel (Würzburg). 

Hamilton, G. R.: A syphilised family. (Eine Syphilis-Familie.) Brit. journ. of 
dermatol. a. syph. Bd. 32, Nr. 5, S. 163—166. 1920. 

Vater frei von Syphilis. Mutter früher syphilitisch. Wa.R. positiv; hat Tonsillitis 
im Juli 1919; darnach Ausschlag. 14jähriger Junge Wa.R. positiv; ebenfalls im Juli 
Tonsillitis, sonst keine Symptome, außer Kopfschmerzen. 11jähriges Mädchen Wa.R. 
positiv, Tonsillitis ebenfalls im Juli 1919. 9jähriger Knabe Wa.R. positiv, Tonsillitis 
ebenfalls im Juli 1919. Exanthem. Alle stehen unter Behandlung. Die beiden letzten 
Kinder gesund. Es ist nach Verf. wahrscheinlich, daß bei allen Kindern durch die 
Mutter der Primäraffekt durch die Tonsille übertragen worden ist. Über Drüsenschwel- 
lungen am Kieferwinkel erwähnt Verf. nichts. Zeichen einer kongenitalen Syphilis 
bestanden bei den Kindern nicht. Rietschel (Würzburg). 

Meyers, Alfred Edward: The value of luetin in an outpatient department. 
(Der Wert der Luetinreaktion in einem äußeren Krankenbezirk [Ambulanz].) 


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(Pediatr. dep., univ. of California med. school., San Francisco.) Arch. of pediatr. Bd. 37, 
Nr. 4, S. 223—234. 1920. 

Zur sicheren Feststellung der Diagnose der Lues wurde bei jedem verdächtigen 
Kinde die Luetin- und Wa-Probe gemacht. Die Wassermannsche Reaktion und die 
klinische Untersuchung sind nach Ansicht des Verf. nicht beweisend für Lues, da er 
oft Fälle gesehen hat von Lues tarda, die Wa frei, klinisch gesund und doch später 
sichere Zeichen einer kongenitalen Lues zeigten. Die Luetinreaktion wurde bei 180 
Kindern gemacht zwischen 7 Wochen und 18 Jahren (61% Knaben und 39% Mädchen). 
Wa.R. +, LuetinR. + in 17,8%. Wa.R. —, L.R. + in 47,6%. Wa.R. +, L.R. negativ 
— in 0% und Wa.R. negativ — und L.R. negativ — in 28,5%. Unsichere Reaktionen 
in 6,1%. Die L.R. ergab also einen sicheren Ausschlag in 65,4% aller Fälle. Verf. unter- 
scheidet dabei 5 Typen der Reaktion: 1. Die papulöse, 2. die vesiculös-pustulöse, 
3. die torpide, 4. die urticarielle und 5. die hämorrhagische Reaktion. Die erstere Re- 
aktion ist die häufigste. Erscheint nach 48 Stunden, ähnlich der Pirquetschen Papel 
(5—12 mm). Ein Drittel aller Fälle ergab die pustulöse Form. Die drei letzteren Reak- 
tionen sind nur selten zù beobachten. Eingehende Beschreibung der klinischen Er- 
scheinungen bei Kindern, bei denen die Luetinreaktion positiv war. Verf. ist überzeugt, 
daß der diagnostische Wert der L.R. ein sehr hoher ist und höher zu bewerten, als die 
Wa.R. bei der kongenitalen Syphilis. Rietschel (Würzburg). 


Krankheiten der Luftwege. 

Cardey, F.: Schwerer Pseudocroup. Semana med. Jg. 27, Nr. 12, S. 389—392. 
1920. (Spanisch.) 

Cardey beschreibt eine Art von schwerem Croup, der nicht zu verwechseln 
ist mit dem diphtherischen oder dem gewöhnlichen Pseudocroup, der durch warme 
Umschläge und Antispasmodica leicht zu beeinflussen ist. Es handelt sich um eine 
Laryngotracheitis, meist nach Grippe, die sich hauptsächlich bei Kindern mit exsu- 
dativer Diathese findet. Verf. hat diese Krankheit nur bei Kindern von Ausländern 
gesehen, bei denen sich häufiger Zeichen einer exsudativen Diathese finden. Sie wird 
durch kaltes, trockenes Wetter, wie es auf den „Pampero“ folgt, begünstigt, findet 
sich häufiger auf dem Land als in der Stadt, einmal wegen dieser klimatischen Ver- 
hältnisse, dann aber, weil gewöhnlich die Ernährung dieser Kolonistenkinder auf dem 
Lande, die am gemeinsamen Tisch mitessen (Wurst, stark gewürzte Fleisch- und 
andere Gerichte usw.), unzweckmäßig ist. Die Prognose ist schlecht. Verf. hat 22 Fälle 
beobachtet (3 davon werden etwas genauer angeführt), von denen 8 tödlich verliefen. 
Es erkranken meist Kinder im Alter von 11/, bis 4 Jahren. Die Krankheitsdauer 
beträgt 20 Tage und mehr. Das Hauptsymptom der Krankheit ist die Asphyxie und 
die starke Sekretion eines klebrigen Schleims, der bei anfallsweisem, schmerzhaftem 
und pfeifendem Husten ausgeworfen wird. Sonst ergibt die Untersuchung eine mehr 
oder weniger starke Reizung des Rachens, Schwellung der Tonsillen und der wenig 
schmerzhaften Submaxillardrüsen, keine oder geringe Temperatur, Pulsbeschleunigung, 
auf den Lungen einige Rhonchi oder kein Befund. Die Kranken sind reizbar, haben 
eine heisere Stimme. Nach eben überstandenen Masern hat Verf. stets gefahndet. 
Die Asphyxie ist bedingt einmal durch die heftige Entzündung der Luftwege, die eine 
Verringerung des Lumens hervorruft, dann aber durch die ganz enorme klebrige Sekre- 
tion, die die Kranken in Massen auswerfen, die während der ganzen Dauer der Krank- 
heit anhält und dem Austritt der Luft ein Hindernis bietet. Verf. rät in jedem Fall 
von einer Intubation ab, weil die Einführung der Tube — wegen des dadurch be- 
dingten spastischen Hustens und des Auswurfes — sehr große Schwierigkeiten bietet, 
und weil die Tube, deren Lumen durch den Schleim ausgefüllt wird, und die wegen 
dieses Schleims den Wänden der Glottis nicht eng anliegt, sehr leicht geusgehustet 
wird. Verf. empfiehlt in jedem Fall die Tracheotomie, bei'der die Canüle stets sehr 
sorgsam gereinigt werden muß. Die Einspritzung von Diphtherieserum ist kontra- 


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indiziert, weil die Symptome nicht gebessert werden, sondern sich verschlimmern. 
Verf. empfiehlt bei den geringsten Anzeichen, die durch die gewöhnlichen therapeu- 
tischen Mittel nicht gebessert werden, die Tracheotomie auszuführen. Im übrigen ist 
die Zimmerluft feucht und mit Wasserdampf gesättigt zu halten, und warme Um- 
schläge auf Hals und Brust zu machen. Die Nahrung soll in Gemüsen und Frucht- 
säften bestehen. Valentin (Buch). 

Gottstein, Adolf: Zur Statistik der Lungenentzündungen im Säuglingsalter 
vom Standpunkte der Fürsorge. Beitr. z. soz. Hyg. d. Säugl.- u. Kleinkindesalters. 
(Herausgegeben anläßl. d. 10jähr. Bestehens d. Dtsch. Vereinig. f. Säuglings-Schutz, 
Prof. Rott.) Jg. 1920, S. 146—157. 1920. 

Nach Roesle kommt nach der Häufigkeit gemessen der Lungenentzündung als 
Todesursache dieselbe Bedeutung zu wie der Lungentuberkulose. Nach der Alters- 
verteilung steht bei weitem an erster Stelle das erste Lebensjahr. Es übertrifft z. B. 
in Preußen in den Jahren 1896—1900 mit 126,5 männlichen und 102,1 weiblichen 
Todesfällen auf 10 000 Lebende die Sterblichkeit der 1—2jährigen um die Hälfte, die 
der 70—80 jährigen um das 2—2!/,fache. In Berlin starben 1911 an Lungenentzündung 
von 0—1 Jahren: 731, von 1—2 Jahren: 268; von 70—80 Jahren: 329. Die Lungen- 
. entzündung (zuzüglich der Krankheiten der Atmungsorgane) als Todesursache im 
1. Lebensjahre kommt sofort hinter den Erkrankungen des Verdauungsapparates und 
der Lebensschwäche. Daß ihre Bedeutung bisher nicht genügend in Erscheinung trat, 
hat seinen Grund darin, daß die zuletztgenannten Zustände in diesem Alter eine noch 
größere Todesfolge haben. Die Sterblichkeit der Säuglinge an Lungenentzündung 
zeigt eine deutliche Abhängigkeit von der Jahreszeit, einen Wintergipfel: Anstieg 
ım Beginn des Winters, Maximum im März, noch hohe Ziffern im April und Mai, dann 
rascher Abfall auf das Minimum, das meist im September erreicht ist. In Orten mit 
hoher Säuglingssterblichkeit während des ganzen Jahres, wie z. B. in München, kann 
durch die erhöhte Wintersterblichkeit an Erkrankungen der Atmungsorgane der 
„Sommergipfel“‘ an Verdauungskrankheiten eine Abflachung erfahren. — Die Brust- 
kinder stehen bezüglich der Sterblichkeit an Lungenentzündung erheblich günstiger 
da, aber nicht in so auffallendem Maße wie bei vielen anderen Krankheiten. Unehe- 
liche stehen ungünstiger daals Eheliche. Sehr deutlich ist der Einfluß der wirtschaft- 
lichen Lage. Die Großstadt zeigt eine bis zu 4fach höhere Sterblichkeit als das Land, 
in industriellen Kreisen ist die Sterblichkeit höher als in landwirtschaftlichen. Eine 
Berechnung der Sterblichkeit nach der Wohnungslage für Berlin ergab keinen 
deutlichen Einfluß, weil das vorliegende Material nicht ausreichte. Es kann aber aus 
allen anderen Unterlagen geschlossen werden, daß der Unterschied der Sterblichkeit 
nach der Wirtschaftslage zugleich der Unterschied nach den Wohnungsverhältnissen 
ist. Die offene Säuglingsfürsorge darf an den angeführten Tatsachen in Zukunft nicht 
mehr achtlos vorübergehen. Sie muß einerseits mit einer gut eingerichteten Wohnungs- 
fürsorge, die als unmittelbare Fürsorgemaßnahme an erster Stelle in Betracht kommt, 
zusammenarbeiten. Sie kann aber auch durch Belehrung der Mütter über den Wert 
sachverständigen Rats bei dem ersten Auftreten der Krankheitserscheinungen und 
über die Bedeutung regelmäßiger ärztlicher Überwachung sehr heilsam wirken. Es 
bedarf dazu keiner neuen Mittel und Einrichtungen der offenen Fürsorge, sondern nur 
intensiverer Ausnützung der vorhandenen. Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). 


Harn- und Geschlechtskrankheiten. 


Abels, Hans: Über ungewöhnliche Erkrankungsformen und über den gewöhn- 
liehen Infektionsmodus der kindlichen Harnorgane. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, 
Nr. 21, S. 947—951. 1920. 

Ein 20 Monate altes, kräftiges Mädchen erkrankte unter subfebrilen Temperaturen an leich- 
ten Allgemeinstörungen, gelegentlichem Bettnässen und bot als einziges objektives Symptom 
eine sehr starke Zylindrurie dar. Pirquetsche Reaktion stets negativ. Mehrmaliges Auftreten, 
aber stets wieder rasch abflauende Ausscheidung von Leukocyten im Harn deutete auf einen 


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cystopyelitischen Prozeß als eigentliche Ursache der Erscheinungen. Nach jeder solchen, von 
etwas höherer Temperatur begleiteten Periode auch spärliche Epithelien der harnleitenden 
Wege und stärkere Ausscheidung namentlich hyaliner, späterhin mehr granulierter Zylinder 
zu sehen. Die Erscheinungen schwanden erst in etwa 11/, Jahren hauptsächlich auf allgemein 
roborierende Maßnahmen. Bei einem 1!/,jährigen Knaben bestand nach Abklingen alter katar- 
rhalischen Erscheinungen von Grippe anhaltendes Fieber und Pollakisurie, während in der ersten 
Woche der Grippe sehr seltene Harnentleerungen beobachtet wurden. Die Erscheinungen heilten 
auf Urotropin in kürzester Zeit ab. Es handelte sich hier wahrscheinlich um eine isolierte Cystitis, 
wie sie bei Mädchen häufig, bei Knaben sehr selten zu sein scheinen. 


Pyelocystitiden bei Kindern, namentlich Säuglingen, treten meist sekundär im 
Verlaufe von Darmerkrankungen, Grippe und anderen Infektionen auf. Bei diesen 
Krankheiten kommt es zu eventuellen Flüssigkeitsverlusten (Erbrechen, häufige 
Darmentleerungen), gleichzeitig ist die Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme stark 
herabgesetzt, so daß die Harnentleerungen oft nur nach stundenlanger Pause erfolgen. 
Inzwischen können in den stagnierenden Harnfaden der Harnröhre eingedrungene 
Keime, z. B. Bacterium coli, sich rasch vermehren und in die Harnblase eindringen. 
Auch bei Knaben ist dies möglich, da auch bei ihnen die Harnröhre kurz ist. Die 
Weite der Harnröhre dürfte Nebensache sein. Das Bacterium kann dann noch weiter 
aufwärts durch den Ureter ins Nierenbecken wandern. Die Bakteriurie kann ohne 
irgendwelche besondere Erscheinungen verlaufen, erst durch Herabsetzung der Wider- 
standskraft des kindlichen Organismus kann dann die Cystopyelitis scheinbar primär 
und descendierend auftreten. Bei allen Krankheiten mit ungünstiger Flüssigkeits- 
bilanz wäre Salol zu verabreichen. Soucek (Wien). 

Pese, Alfred: Beiträge zur Pathogenese und Therapie der Enuresis nocturna. 
(Städt. Kinderobdach, Breslau.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge, Bd. 41, 
H. 5, S. 357—368. 1920. | 

Bericht über 143 Bettnässer im Aler von 2—14 Jahren im städtischen Kinder- 
obdach in Breslau. Verf. glaubt aus seinen Beobachtungen einmal schließen zu dürfen, 
daß der Ablauf der Enuresis insofern ein gesetzmäßiges Verhalten zeige, als sie zur Zeit 
der größten Schlaftiefe (Beginn des Schlafes) am häufigsten sich manifestiere. Je 
größer im allgemeinen die Schlaftiefe, um so stärker die Enurese. Brom-Opium, das 
gegeben wurde, um eine eventuelle Reizbarkeit des Nervensystems auszuschalten, 
brachte stets eine Verschlimmerung der Enuresis durch größere Schlaftiefe. Selbst 
die Encoprosis ist von der Schlaftiefe abhängig (,Schlaftiefenenuresis“). Diese Kinder 
mit abnormer Schlaftiefe sind zumeist suggestiv nicht beeinflußbar. Meist handelt es 
sich dabei um jüngere Kinder. Verf. versuchte sodann eine geeignete Weck- 
ordnung, die daruf abzielte, die Kinder vor dem Eintritt der Schlaftiefe zu wecken. 
Bei den älteren Kindern wurde ferner die Flüssigkeit von Mittag an entzogen. Darauf 
gingen die Enuresisfälle außerordentlich zurück. Für Fälle, in denen das Bettnässen 
erst im späteren Schulalter zum ersten Mal auftritt, nimmt Verf. psychische Kompo- 
nenten an (symptomatische Enuresis). Hier spielt auch therapeutisch die Suggestiv- 
behandlung die Hauptrolle. Rietschel (Würzburg). 


Erkrankungen der Haut. 


Werner, S.: Trypaflavin in der Dermatologie. (Eppendorfer Krankenh., Ham- 
burg.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 22, S. 637. 1920. 

Empfehlung des Trypaflavins zur Behandlung von Pyodermien, Impetigo und 
krustösen Ekzemen bei Kindern. Anwendung in !/,—1proz. spirituöser Lösung; 
täglich mehrmals wiederholte Einpinselung des ganzen Körpers. Vorteile: schnelle 
Heilung, Ersparung von Verbandmaterial. Nachteile: Färbung der Wäsche. Die 
Austrocknung der Haut macht nachfolgende Salbenbehandlung erforderlich. Liegt 
Corium frei, so ist die Anwendung der spirituösen Lösung schmerzhaft. Langer. 

Riehl, G.: Über Lichen trichophyticus. Wien. klin. Wochenschr. Jg. 33, Nr. 21, 
S. 448. 1920. 

G. Riehl stellt in der Gesellschaft der Ärzte in Wien ein 6jähriges Mädchen mit 


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Lichen trichophyticus vor, welches Leiden in Wien ungeheuer selten ist im Gegensatz 
zur Schweiz und Deutschland. 

Das Mädchen leidet seit Monaten an einem Kerion Celsi der Kopfhaut. Ungefähr 1 Woche 
nachdem es Riehl zum erstenmal gesehen hatte, begann das Kind zu fiebern und bekam ein aus- 
gebreitetes Exanthem am Stamme, das von der Mutter für Masern gehalten wurde. Einige 
Tage später — die Fiebererscheinungen waren schon geschwunden — sah R. eine ausgebreitete 
Aussaat von lebhaft entzündlich geröteten Knötchen über Stamm und Extremitäten zerstreut, 
die an den Haarbälgen lokalisiert durch ziemlich derbe Koneistenz und ein Hornschüppchen an 
der Spitze ausgezeichnet waren. An der Bauchhaut und den Seitenflächen des Thorax zeigten 
diese Schüppchen die Form von kleinen Hornstacheln (Lichen spinosus). Einige Tage hindurch 
Vermehrung der Knötchen, die teilweise konfluierten und deren Bild dann an das trockene Ek- 
zem bei Lichen scrofulosorum erinnerte. In den letzten Wochen sind die entzündlichen Erschei- 
nungen bedeutend zurückgegangen, jetzt sind es neben einigen wie Eczema rquamosum aus- 
sehenden Krankheitsherden hauptsächlich an Lichen pilaris erinnernde, derbe Knötchen, disse- 
miniert oder gruppiert über Stamm und einen Teil der Extremitäten. 

Dieses Krankheitsbild wurde zuerst 1911 von Jadassohn beschrieben als „Lichen 
trichophyticus“ und hauptsächlich bei Kindern mit Kerion Celsi gefunden. Die Ab- 
hängigkeit dieser Krankheitserscheinungen von der tiefen Trichophytie ist erwiesen, 
ihre Erklärung schwankend. Am besten noch wird sie durch den Vergleich mit Tuberku- 
liden verständlich (Trichophytide Blochs). Sowie die Tuberkulide wahrscheinlich 
eine Reaktion der Haut Überempfindlicher darstellen, welche durch die Toxine von 
auf dem Blutwege in die Haut gelangten Tuberkelbacillen hervorgerufen wird, sollen 
analog aus den tiefen Trychophytieherden auf dem Blutweg verschleppte Pilze bei 
Allergie der Haut die Ursache der Trichophytiden bilden. Von anderen Autoren wird 
auch der Lymphweg oder die Ansteckung von außen in Erwägung gezogen. Soucek. 


Erkrankungen des Nervensystems. 


Putti, V.: Sopra un caso di paralisi reeidivante bilaterale del radiale. (Über einen 
Fall von beiderseitiger, rezidivierender Lähmung des N. radialis.) (Isti. Rizzoli, clin. 
ortop., univ. di Bologna.) Chirurg. degli org. di movim. Bd. 4, H. 1, S. 45—49. 1920. 

Bericht über eine rätselhafte, rezidivierende Lähmung des N. rad. bei einem 13jährigen 
Mädchen. Als äußeres Merkmal trat eine Ecchymose in der Mitte des Oberarmes in der Ver- 
laufsrichtung des N. rad. auf. Bei der operativen Freilegung findet sich unter dem Perineurium 
der Rest einer alten Blutung, die den Nerven komprimiert hat. Acht Monate nach der Opera- 
tion war die Radialislähmung verschwunden. Kurze Zeit darauf trat sie wieder auf, um nach 
einer Weile auf physikalische Behandlung hin wieder zu verschwinden. Ein Jahr später dieselbe 
Lähmung an der anderen Hand mit den gleichen Ecchymosen am Arm. Elektrische Behand- 
lung ohne Erfolg. Verf. resümiert: in 6 Jahren war der rechte N. rad. viermal, der linke 
dreimal gelähmt. Als Ätiologie sieht er trophische Störungen an, die zu Blutungen führten. 

f Hans Spitzy (Wien). Cu_ 

Fröschels, Emil: Sprachstörungen und Schule. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, 
Nr. 22, 8. 990—993. 1920. 

Verf. unterscheidet 2 Formen idiopathischer oder Hörstummbheit, eine motorische, 
mit einigem Sprechverständnis, meist als Folge von Rachitis, und eine sensorische, 
ohne Sprechverständnis, meist nach Gehirnkrämpfen. Stottern ist meist, von psychi- 
schen Traumen abgesehen, zurückzuführen auf Silbenwiederholen bei lebhaftem 
Sprechdrang und andererseits bei noch geringem Wortschatz; hierzu tritt, um den 
Fehler zu vermeiden, das Pressen in den Sprechwerkzeugen, der sog. tonische Krampf; 
diesen gilt es bei der Behandlung vor allem zu beseitigen. — 60%, aller Schulkinder 
leiden an chronischer Heiserkeit; es sollte in Gruppen von nicht mehr als 10 Schülern 
gesungen werden. Sprechheilkurse sind wegen der fast regelmäßigen Rückfälle un- 
zweckmäßig; vielmehr empfehlen sich Sonderelementarklassen für sprachgestörte 
Kinder. Schlesinger (Frankfurt a. M.). 


Erkrankungen des Auges. 

Behr, Carl: Zur Entstehung der Stauungspapille.. (Univ.- Augenklin., Kiel.) 
Graefes Arch. f. Ophthalmol. Bd. 101, H. 2/3, S. 165—209. 1920. 

Die vom Verf. in früheren Veröffentlichungen aufgestellte Theorie von der Ent- 


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stehung der Stauungspapille, die ihre Ursache in einem autochthonen Ödem des Seh- 
nervenstammes haben soll, ist in vorliegender Arbeit durch anatomische Untersuchungen 
sämtlicher Stadien der Stauungspapille, von denen zehn Serienschnitte in Mikrophoto- 
grammen wiedergegeben sind, durch klinische Befunde und Tierversuche begründet. 
Als besonders bemerkenswert seien hier folgende Feststellungen genannt: Die durch 
die intracranielle Drucksteigerung hervorgerufene Degeneration breitet sich von der 
Peripherie nach der Achse des Nervens aus, bis zuletzt der ganze Nervenquerschnitt 
ergriffen und das Endstadium, die totale Atrophie erreicht ist. Der Zwischenscheiden- 
raum ist an der Entstehung der Stauungspapille nicht beteiligt (Verf. stellt sich damit 
im Gegensatz zur Transporttheorie und ihren Modifikationen). Der Ort, wo der intra- 
kranielle Druck auf die Nervenoberfläche einwirkt, ist intrakraniell unmittelbar hinter 
dem Foramen N. optici gelegen. Die Atrophie des Sehnerven ist also eine degenerative. 
Der Grund der Abschwellung der Stauungspapille nach Eintritt des völligen Nerven- 
faserschwundes trotz weiteren Einwirkens der sie auslösenden Ursache kann nur dadurch 
erklärt werden, daß die Entstehung der Stauungspapille an das Vorhandensein leben- 
der Nervenfasern gebunden ist. Bihlmeyer (Tübingen). 

Purtscher, 0.: Einige Erfahrungen über Milcheinspritzungen bei Augen- 
leiden. (Augenabt., Landes-Krankenh., Klagenfurt.) Zeitschr. f. Augenheilk. Bd. 43, 
S. 100—123. 1920. 

Der Verf. empfiehlt parenterale Milchzufuhr neben der lokalen Therapie bei 
zahlreichen Augenleiden, besonders bei der Ophthalmoblennorrhöe. Neben Erwachsenen 
wurden auch 3 Kinder von 1!/,, 4 und 5 Jahren mit hochgradiger doppelseitiger 
Bilennorrhöe innerhalb 2—3 Wochen geheilt. Kleinere Kinder erhalten 0,5—1 ccm, 
größere 3—4 ccm sterilisierte Milch (Verf. verwendet Milch, die 8 Minuten gekocht 
wurde) 1 x intraglutäal injiziert; wenn nötig, nochmalige Injektion nach 2—3 Tagen. 
3—4 Stunden nach der Injektion tritt hohes Fieber auf, das aber meist nur einen Tag 
anhält. Auch bei Keratoconjunctivitis eczematosa sah der Verf. sehr oft ‚‚vorüber- 
gehenden prächtigen Erfolg“ dieser Therapie. | Salzberger (München). 


Erkrankungen der Bewegungsorgane. 


Scheuermann, H.: Kyphosis dorsalis juvenilis. Ugeskrift f. laeger Jg. 82, 
Nr. 12, S. 385—393. 1920. (Dänisch.) 

Verf. stellt aus dem Material seiner Anstalt 105 Fälle von Kyphosis dorsalis zu- 
sammen, von welchen er einen großen Teil selbst beobachtet hat. Es handelt sich um 
junge Leute der Pubertätszeit, hauptsächlich im Alter von 15—17 Jahren, und zwar 
92 männlichen und nur 13 weiblichen Geschlechts. Bis auf wenige Ausnahmen stammen 
sie aus Berufen, die schwere körperliche Arbeit erfordern, meist waren es Landarbeiter; 
lauter gesunde, muskelkräftige Individuen ohne Rachitis. Die Verkrümmung begann 
langsam im Verlauf von 1/,—1 Jahr zusammen mit Rückenschmerzen, manche geben 
kürzere Zeit (2—3 Monate) an, einige Patienten glauben den Beginn auf einen bestimm- 
ten Tag mit strenger Arbeit zurückführen zu können. In 60 Fällen bestand eine ein- 
fache Verkrümmung nach vorn, in 45 war dabei auch eine geringe Seitenausbiegung 
vorhanden. Im Röntgenbild konnte an den frischen ‚Fällen bei seitlicher Aufnahme ein 
Verwaschensein der Konturen der oberen und unteren Körperepiphysen gesehen werden, 
an abgelaufenen waren die Konturen wieder rein, dafür aber die betroffenen Wirbel- 
körper deutlich keilförmig. Die Behandlung bestand teils in Gymnastik, teils in Gips- 
korsett in starker Lordose durch lange Zeit, beides mit geringem Erfolg. Verf. be- 
trachtet diese Kyphose als eine besondere Form, als deren Ursache er eine Wachstums- 
störung der Wirbelkörperepiphysen beschuldigt. Er stellt die Erkrankung in gleiche Linie 
mit der Osteochondritis deformans jevenilis coxae-Perthes. Konrad Port (Würzburg).®, 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 7 S. 289—336 





Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 
is: und Pflege). 


@ Frey, M. v.: Vorlesungen über Physiologie. 3. neubearb. Aufl. Berlin: 
Julius Springer 1920. X, 396 S. M. 28.—. 

Nach über 10 Jahren erscheinen die „Vorlesungen“ von Freys in völlig um- 
gearbeiteter Form wieder. Mehr als drei Viertel des Buches sind neu geschrieben, 
auch sonst überall Verbesserungen angebracht. Dadurch hat das Buch neben dem alten 
Vorzuge seiner hervorragenden didaktischen Brauchbarkeit den neuen Vorzug er- 
halten, dem heutigen Stande der physiologischen Disziplin angepaßt zu sein. Die Aus- 
stattung des Buches ist bei relativ niedrigem Preise eine vorzügliche. Es ist dem 
Buche zu wünschen, daß es sich in seiner neuen Form mehr als bis jetzt die Anerkennung 
der Studierenden, für die es in erster Linie geschrieben ist, erwerbe. Die Ausstellung, 
die der Pädiater auch an größeren Lehrbüchern der Physiologie zu machen hat, näm- 
lich die der Nichtberücksichtigung der Besonderheiten der Physiologie des Säuglings- 
alters, kann auch diesem Buche nicht erspart bleiben. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Höber, R.: Über die Bedeutung einiger Ionengleichgewichte für die Physio- 
logie und Pathologie. Leyden-Vorlag. d. Ver. f.i. Med. u. Kinderheilk. am 16. 2. 20. 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 16, S. 425—428. 1920. 

Der für die Zelle und den Gesämtorganismus so wichtige osmotische Druck ist 
wesentlich von der Ionenkonzentration abhängig. Eine Änderung dieser ruft eine 
Verschiebung im Gleichgewicht hervor, was mehr oder minder auffallende Funktions- 
änderungen zur Folge hat. Bekannt ist die Bedeutung des Calciums für die Funktion 
des Herzens. Kalkvermehrung in der Durchspülungsflüssigkeit führt zu Tonussteige- 
rung, Verminderung zur Senkung, Kalkfreiheit führt den Stillstand herbei. Die Reflex- 
erregbarkeit des Rückenmarks wird von Ca-Ionen beeinflußt, sie erlischt bei ihrer Ab- 
wesenheit, Calcium verhindert den Zerfall von Blutkörperchen, wirkt auf die Zell- 
atmung, indem es den O-Verbrauch einschränkt (z, B. bei Seeigeleiern) usw. Die 
Wirkung des Calciums und ganz allgemein der Salze kommt sowohl auf ph ysikalisch- 
chemischem Wege als auf rein chemischen zustande. Was den ersten Weg betrifft, 
so nimmt man an, daß die Salze der Zelle eine bestimmte Konsistenz verleihen, 
indem sie je nach Mischung und Konzentration den kolloidalen Quellungszustand der 
Zelle in der einen oder anderen Richtung beeinflussen. Rote Blutkörperchen z. B. 
unterliegen auch in isotonischer Lösung nach einer für jedes bestimmte Kation (bzw. 
Anion) verschiedenen Zeit der Hämolyse. Ca kann die Hämolyse verhindern. Man 
stellt sich vor, daß das Ca eine Verdichtung auf die aus Kolloiden aufgebaute Plasma- 
haut ausübt. Diese Rolle können auch ebensogut Sr, Ba, Mg, Mn, Co, Ni übernehmen 
(Loeb, Höber). Der verdichtende Einfluß ist auf eine elektrische Differenz, die 
zwischen den positiv geladenen Kationen und den negativ geladenen Zellkolloiden 
herrscht, zurückzuführen. Setzt man zu einer Ringerlösung, in welcher ein Frosch- 
muskel hängt, etwas Lanthansalz, so wird je nach der Konzentration des La das Gleich- 
gewicht gestört, der Muskel verliert allmählich seine Erregbarkeit. Die Schädigung ist, 
wenn sie durch kleinere und größere Dosen von La hervorgerufen war, nach Aus- 
waschen des Muskels wieder zu beseitigen, nicht aber, wenn mittlere Dosen verwendet 
wurden. Mittlere Dosen begünstigen nämlich die Ausflockung (Entladung) im 
sog. isoelektrischen Punkt, weswegen das Gleichgewicht nicht wieder hergestellt 
werden kann (irreversibler Vorgang). Demgemäß fällt das Maximum der Hämolyse 
(hervorgerufen z. B. durch Verschiebung von OH- und H-Ionen in Verbindung mit 
Narkoticawirkung) mit dem Maximum der Ausflockung der Biutkörperchenkolloide 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 19 


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— 290 — 


ztsammen (Jodlbauer und Haffner). Mit der Ausflockung hängt es zusammen, 
daß während der Gravidität die Sedimentierungsgeschwindigkeit der Blut- 
körperchen zunimmt. Wahrscheinlich geht im Verlauf der Schwangerschaft elektro- 
positive Substanz ins Plasma über, bildet mit den Blutkörperchenkolloiden Adsorbtions- 
verbindungen, dadurch werden die Blutkörperchenkolloide partiell entladen, die Blut- 
körperchen agglutinieren und sinken rasch zu Boden. Um was für eine Substanz es 
sich handelt, ist noch nicht klar, Verf. denkt an Fibrinogen. Daß sie aber elektropositiv 
ist, beweist die Tatsache, daß sie sich durch Schütteln des Plasmas mit Absorbentien 
für positive Teilchen (Tierkohle, Kaolin, Talkum usw.) entfernen läßt, nicht dagegen 
mit Tonerde, Eisenoxyd, die nur negative Teilchen absorbieren. Der normale 
Suspensionszustand hängt von einer bestimmten Potentialdifferenz 
in den Blutkörperchen ab. Aber nicht nur auf ein außerhalb der Zelle, in ihrer 
Umgebung, wirkendes Agens kommt es an, sondern auch auf das Ionengleichge- 
wicht innerhalb der Zelle. So erklärt sich, warum gegenüber dem bekannten 
Hämolyticum Saponin in Kombination mit Salzen, wie etwa Li-, Na-, Rb-, K-Salze, 
die Blutkörperchen von Pferd, Schwein, Kaninchen, Meerschweinchen sich anders 
verhalten als z. B. die Blutkörperchen von Ziege, Mensch, Rind, Hammel. Die erstere 
Gruppe zeichnet sich durch P,O,- und CaO-Reichtum und Na-Armut aus, bei der 
letzteren ist es umgekehrt. Ein gutes Beispiel für die rein chemische Wirkung 
ist die sog. Magnesiumnarkose. Während aber bei den physikalisch-chemischen Zu- 
standsänderungen die verschiedenen Ionensorten, insofern sie gleicher Wertigkeits- 
stufe angehören, sich gegenseitig vertreten können, treten hier in derselben Wertig- 
keitsreihe einzelne Ionen als Antagonisten auf. Ca-Sälze z. B. heben die narkotische 
Wirkung desMg auf. Von fundamentaler Bedeutung für Zelle und Organismus ist endlich 
die H- und OH-Ionenkonzentration. Wie empfindlich die Organe für die Ionen 
des Wassers sind, zeigt sich am Schlage des Froschherzens, der merklich beeinträchtigt 
wird, wenn die Wasserstoffionenkonzentration der Ringerlösung als Umgebungs- 
flüssigkeit um etwa 0,2 Millionstel g H pro Liter erhöht wird. Bekannt ist dieKon- 
stanz der H- Konzentration des Blutes; gegen die Gefahr einer Übersättigung 
verfügt der Organismus über sehr feine Regulationsmittel. Das Atemzentrum 
z. B. reagiert auf die Steigerung der alveolaren CO,-Spannung um nur 4 mm mit einer 
Steigerung der Atemgröße um 10%. Edelstein. 

Pruche, A.: Mode de réaction du sang aux causes extravasculaires de 
déséquilibre. (Verhalten des Blutes bei Störung seiner Zusammensetzung durch 
extravasculäre Ursachen.) Presse méd. Jg. 28, Nr. 15, S. 141—143. 1920. 

Von den zahlreichen Ursachen, die die sehr beständige Zusammensetzung des 
Blutes stören können, wird die der Aufnahme reinen Wassers durch den Darmtrakt 
studiert. Theoretisch muß reines Wasser vor der Resorption isotonisch gemacht werden, 
wozu Alkalichloride vom Blute abgegeben werden. Daraus würde die Herabsetzung 
der Konzentration der Chloride im Blut folgen, wenn nicht die Niere gleichzeitig 
eine entsprechende Menge Wasser ausscheiden und damit die Konzentration der 
Chloride wieder auf den normalen Stand bringen würde. Gleichzeitig muß die Vis- 
cosität des Blutes infolge der Wasserverarmung steigen. Daran müßte sich entsprechend 
der Aufnahme des in isotonische Salzlösung verwandelten Wassers aus dem Darm 
eine zweite Periode einer Herabsetzung der Viscositätswerte und Rückkehr zum ur- 
sprünglichen Werte anschließen. Das diesen theoretischen Erwägungen entsprechende 
tatsächliche Geschehen hat der Verf. am Menschen studiert, einmal mit Hilfe zahl- 
reicher viscosimetrischer Blutuntersuchungen, in weiteren 5 Fällen auf analytischem 
Wege (Chloride, Wasser, Trockenrückstand vor und nach Aufnahme des Wassers). Dabei 
zeigt sich, daß die mit Hilfe der beiden Methoden gewonnenen Resultate miteinander 
genau übereinstimmen und daß sich an die Aufnahme von !/, 1 Wasser nach einer ge- 
wissen Zeit, die in den einzelnen Fällen verschieden groß ist, eine Periode der Blut- 
konzentration mit Vermehrung des Trockenrückstandes und Konstantbleiben der 


=. i — 


Chloride anschließt, worauf eine zweite Periode der verminderten Blutkonzentration 
mit Herabgehen des Trockenrückstandes bei weiter gleichbleibenden Chloriden folgt. 
Samelson (Breslau). 

Gaertner, Gustav: Die Vitamine. (Mit Berücksichtigung der neueren englischen 
Literatur.) Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 12, S. 321—329. 1920. 

Sammelreferat. Als für Pädister von Interesse seien besonders die Versuche an 
Negerkindern Neuyorks hervorgehoben, unter denen die Rachitis außerordentlich ver- 
breitet ist, obwohl die Mehrzahl von ihnen an der Brust genährt wird. Von 32 Kindern, 
die vom 4. Mon. ab durch 6 Monate täglich 8 g Lebertran erhielten, blieben 30 (93%) 
frei von Rachitis. Von 16 Kindern, die keinen Lebertran bekamen, erkrankten 15 an 
Rachitis. Es ist interessant, daß z. B. englische Brustkinder viel seltener rachitisch 
werden. Diese Differenz gegenüber den Negerkindern erklärt sich aus der Verschieden- 
heit der Mutterernährung. Die Engländerin bevorzugt frische Butter, frisches 
Gemüse und Obst, während die Negerin sehr wenig Fett und Butter ißt. Die Vitamine, 
insbesondere die antirachitischen Stoffe (fettlöslicher Faktor A, siehe Referat der 
Arbeit von Mellanby, ds. Zbl.9, S. 263) scheinen exogener Natur zu sein. Edelstein. 

Fischler: Die Wichtigkeit der akzessorischen Nährstoffe. Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 67, Nr. 25, S. 727—728. 1920. 

Von Prof. Hofmeister - Würzburg zur Verfügung gestellter Auszug aus der Denkschrift 
des „Comitce on Accessory Food“ in London unter Vorsitz von Hopkins. 

1. Antineuritisches Prinzip (identisch mit dem in der Literatur oft zitierten 
wasserlöslichen Faktor B, oder „Anti-Beri-Beri-Vitamin‘“). In fast allen Nahrungs- 
mitteln enthalten, besonders reichlich ın Pflanzensamen, Tiereiern, in der Leber und 
im Gehirn, in Hefezellen, in geringeren Mengen im Fleisch. Im Getreide lokalisiert im 
Keimling und in der peripheren Samenschicht (Perikarp, Kleie). 2. Antirachiti- 
sches Prinzip. Fettlöslicher Faktor A, vorhanden in gewissen tierischen Fetten 
(Rahm, Butter, Rindsfett, Lebertran, Walfischtran, Eigelb), in manchen pflanz- 
lichen Ölen (Baumwollsamenöl, Cocosöl usw.), ferner in Blattgemüsen (bes. im 
‚frischen Kohl, Kopfsalat, auch im getrockneten Spinat), nicht in Wurzelgemüsen. 
3. Antiskorbutisches Prinzip. Findet sich in frischen Vegetabilien, in frischen 
tierischen Geweben, in bestimmten Früchten, wie z.B. in Citronen, Orangen, Himbeeren, 
Tomaten, in bedeutend geringerer Menge in Kartoffeln, Karotten, Zuckerrüben usw. 
Sehr empfindlich gegen Hitze, Trocknen, Konservierungsmittel. Edelstein. 

Weitzel, Willy: Was berechtigt uns dazu, hinter den lebenswichtigen Stoffen, 
wie Vitaminen und Lipoiden, Hormone und Fermente zu vermuten? Zeitschr. f. 
physik. u. diätet. Therap. Bd. 24, H. 6, S. 248—254. 1920. 

An Hand neuerer Literatur wird auf die vielfachen Ähnlichkeiten der Vitamine 
mit den Hormonen und Fermenten hingewiesen, sowohl bezüglich ihrer physikali- 
schen als physiologischen Eigenschaften (Thermolabilität, Alkohollöslichkeit, Stoff- 
wechsel-Stimulans, Katalysatoren). Eine bessere Bezeichnung für Vitamin wäre des- 
halb ‚„Nahrungshormon“ oder ‚„exogenes Hormon“ (Lichtwitz). Edelstein. 

Rosenheim, ©. and J. C. Drummond: On the relation of the lipochrome 
pigments to the fat-soluble accessory food faetor. (Über die Beziehung der Lipo- 
chrome zu dem fettlöslichen akzessorischen Nährstoff.) (Physiol. laborat., Kings coll. a 
biochem. dep., inst. physiol., untv. coll., London.) Lancet Bd. 198, Nr. 16, S. 862 bis 
864. 1920. 

Die Lipochrome stellen eine Klasse im Pflanzenreich weitverbreiteter gelber Farb- 
stoffe dar, von denen Carotin (aus Gelbrüben, grünen Blättern, Milchfett und Corpus 
luteum), Xanthophyli (aus Blättern), Lutein (aus Eidotter), Fucoxanthin (aus braunen 
Algen) rein dargestellt worden sind. Der Tierkörper ist zur Synthese der Lipochrome 
nicht befähigt, sondern nimmt sie mit Pflanzennahrung auf. Es ist auffällig, daß die 
Organe und Sekrete, die der Fortpflanzung oder der Ernährung der Jungen dienen 
(Eierstöcke, Dotter, Milch), besonders reich an diesen Stoffen sind. Werden Kühe 

19° 


/ 


— 292 — 


längere Zeit mit einem an Lipochromen armen Futter (gebleichtes Heu und weißer 
Mais) ernährt, so vergeht einige Zeit, bis das Milchfett farblos wird. Es werden also 
gespeicherte Lipochrome in Bewegung gesetzt, was darauf hinweist, daß die Farb- 
stoffe in der Ernährung des wachsenden Jungen eine bedeutsame Rolle spielen. Von 
dem wachstumsfördernden Vitamin A ist auch bekannt, daß der mütterliche Organis- 
mus über Vorräte verfügt, die bei vitaminfreier Fütterung der Mutter mit der Milch 
abgegeben werden und damit das Wachstum der Jungen sicherstellen. Zwischen 
dem Gehalt von Nahrungsmitteln an Vitamin A-und an Lipochromen besteht ein 
enger Zusammenhang. Vitamin A und Lipochrome sind jedoch nicht identisch ; manches 
weist aber darauf hin, daß beide Stoffe in irgendeiner Art miteinander verbunden 
vorkommen. Wieland (Freiburg i. B.).?® 

Driel, B. M. van: Vitamine und innere Sekretion. Nederlandsch tijdschr. v. 
geneesk. Jg. 64, Nr. 16, S. 1350—1361. 1920. (Niederländisch.) 

Erörterung der einschlägigen, fast nur ausländischen Literatur unter beiläufiger 
Erwähnung eigener Beobachtungen. In einer Arbeit aus dem Pasteurinstitut von 
Südindien (Coonoor) hat Mc. Carrison (Indian Journ. of med. Research, Januar und 
April 1919) umfangreiche Untersuchungen über das Verhalten der Organe, besonders 
der endokrinen Drüsen bei ernährungskranken Tauben mitgeteilt. Tauben, die mit 
geschliffenem und im Autoklaven auf 130° erhitztem Reis gefüttert worden waren, 
zeigten starke Atrophien, die stärkste der Thymus. Dann nach der Stärke der 
Atrophie geordnet: Hoden, Milz, Eierstöcke, Pankreas, Herz, Leber, Nieren, Magen, 
Schilddrüse, Gehirn. Dagegen sind Hypophyse und Nebennieren deutlich hypertrophisch. 
Dabei liegt eine echte Hypertrophie vor; auch der Adrenalingehalt ist entsprechend der 
Gewichtszunahme erhöht (Bestimmung durch den Blutdruckversuch und chemisch 
nach Folin). Auch bei dem experimentellen Skorbut der Meerschweinchen sind die 
Nebennieren vergrößert, aber hier ist der Adrenalingehalt vermindert. Der Unter- 
schied mag teils in der Tierart, teils in der Verschiedenheit der Avitaminosen begründet 
sein. Bei menschlicher Beri-Beri hat Oh no (Mitt. med. Ges. Tokio 1917) in 12 Fällen 
den Adrenalingehalt der Nebennieren erhöht gefunden Die Hypertrophie der 
Nebennieren beherrscht nach dem englischen Autor das Krankheitsbild der Beri- 
Beri und der experimentellen Polyneuritis der Tauben. Steigerung der Adrenalin- 
bildung führt zu Adrenalinämie mit der Folge einer Kontraktion der kleinen Arterien; 
die Erhöhung des intracapillären Drucks zusammen mit schlechtem Ernährungszustand 
. der Endothelien bringt Odem hervor. Auch die Degeneration der Nerven ist nur eine 
Folge der Störung in der Blutversorgung. Der niederländische Referent hält es für 
wahrscheinlicher, daß die Hypertrophie der Nebennieren eine Entgiftungshypertrophie 
ist, verursacht durch die Notwendigkeit, eine vermehrte Menge schädlicher Stoffwechsel- 
produkte zu entgiften. Versuche, die Erscheinungen der Avitaminose durch Ver- 
fütterung von Drüsensubstanz zum Verschwinden zu bringen, haben kein Ergebnis 
gehabt, wohl auch deswegen, weil alle endokrinen Drüsen in Mitleidenschaft gezogen 
sind, und man deshalb von der Zufuhr einer einzigen kaum einen Erfolg erwarten darf. 

| Wieland (Freiburg i. B.). ?®, 

Abelous, J.-E. et L.-C. Soula: Fonction cholestörinogöne de la rate. (Cholesterin- 
bildung in der Milz.) Cpt. rend. hebdom. des séances de l’acad. des sciences Bd. 170, 
Nr. 10, S. 619—621. 1920. 

Die Einführung von verdünnter Salzsäure in das Duodenum bewirkt eine Ver- 
mehrung des Cholesterins im arteriellen Blut, die bei entmilzten Kaninchen und 
Hunden oder bei Unterbindung des Milzhilus ausbleibt. Das Milzvenenblut enthält 
mehr Cholesterin als das Arterienblut. Das Milzvenenblut ist normalerweise, wie auch 
nach Salzsäureinjektionen in das Duodenum, reicher an Cholesterin als das Blut der 
Lebervenen. Aus diesen Cholesterinbestimmungen, die nach der Methode von Grigaut 
ausgeführt wurden, ziehen die Autoren den Schluß, daß in der Milz Cholesterin ge- 
bildet wird. Die Cholesterinbildung läßt sich auch im Reagensglas nachweisen. Bringt 


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man in arterielles, durch Natriumcitrat ungerinnbar gemachtes Blut Stückchen der 
Milzpulpa, so findet man nach 24stündigem Aufbewahren im Brutschrank mehr 
Cholesterin als bei sofortiger Untersuchung; auch nach 48 Stunden ist die Cholesterin- 
menge vermehrt, nach 6 und 10 Tagen jedoch vermindert, woraus die Verff. den Schluß 
ziehen, daß nicht nur eine Bildung, sondern auch eine Zerstörung des Cholesterins 
durch die Milz erfolgen kann. Andere Organe und Gewebe zeigen im Reagensglas nicht 
die Fähigkeit, Cholesterin zu bilden, nur Lebergewebe in geringem Grade. Da bei Zu- 
satz von Cholsäure die Cholesterinbildung erhöht ist, wäre es möglich, daß aus dieser 
Säure im Körper Cholesterin entsteht. i Groll (München).“, 

Rubner, M.: Die kommende Friedensernährung. Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. 
Jg. 17, Nr. 10, S. 273—278 u. Nr. 11, S. 313—319. 1920. 

Wenn man die Bedürfnisfrage des Menschen kennenlernen will, so muß man sie 
statt an einer kleinen Gruppe an einer größeren Masse, am besten an der ganzen Nation, stu- ` 
dieren. Dabei ergibt sich, daß der Verbrauch ganzer Nationen nur unwesentlich voneinander 
verschieden ist. Wenn man den Verbrauch von Deutschland, Rußland, Österreich, Italien, 
Frankreich und England pro Kopf und Tag im ganzen berechnet, so gelangt man zu einem 
Mittelwert, von 85 g Eiweiß, 67,8 g Fett und 2876 Bruttocalorien, von dem sich bei den einzelnen 
Nationen nur geringe Abweichungen nach der einen oder anderen Seite ergeben. Gegenüber 
diesem einheitlich gelösten Bilanzproblem weist das diätetische sehr viel größere Unter- 
schiede auf, sobald man die Frage aufwirft, mit welchen Nahrungsmitteln die einzelnen Nationen 
ihre Bedürfnisse decken. So kommen z. B. auf Animalien in Japan 5,9%, in Italien 11,7%, 
in Frankreich 19,8%, in Deutschland 32,1%, und in England 38,0%. Der Eiweißbedarf 
ist im allgemeinen um so größer, je mehr Arbeit geleistet wird, wobei es völlig gleichgültig ist, 
womit der Arbeiter dieses Bedürfnis deckt. Er kann auch mit Vegetabilien auf den erforder- 
lichen hohen Eiweißwert kommen. Theoretisch wäre zu erwarten, daß durch die Verminderung 
der Arbeitszeit, die ja nicht im entferntesten durch eine Vermehrung der Leistung ausgeglichen 
wird, auch eine Verminderung der Kost erfolgen sollte. Dem stehen aber eine Reihe ungünstiger 
Einflüsse der Kriegsernährung gegenüber, wie die Verallgemeinerung des Fleischgenusses 
durch die Fleischkarte, der Ersatz des Biergenusses durch Milch in vielen Bezirken der Milch- 
S die Erziehung der Massen zu der früher nicht in dem Maße gekannten Gewohnheit 

es Brotaufstriches, schließlich die Erhöhung des Einkommens des Arbeiters, wodurch in 
erster Linie eine luxuriöse Ernährung zunehmen wird. Es ist vorerst nicht zu erwarten, daß 
die erhöhten Ansprüche befriedigt werden können. Lust (Heidelberg). 

Jolly, J: Modifications histologiques de la moelle osseuse dans l’inanition. 
(Histologische Veränderungen am Knochenmark während des Hungers.) Cpt. rend. 
des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 20, S. 899—900. 1920. 

Im Hunger tritt eine Atrophie des gesamten Lymphgewebes ein. An ihr beteiligt 
sich auch das Knochenmark, nach seiner Zusammensetzung aber in verschiedenen For- 
men. Reines Fettmark (z. B. Diaphysen beim Hund) verliert das Fett unter gela- 
tinöser Umwandlung. Fettreiches Lymph mark (z.B. Kaninchen) zeigt bei Fett- 
schwund starke Erweiterung der Blutgefäße mit starker Blutüberfüllung. Die Myelo- 
cyten kommen ins Übergewicht, die Polynucleären werden seltener; zwar sieht man 
auch Kernteilungsbilder, aber die Zellzerstörung ist stärker als die Neubildung. Fett- 
armes Lymphmark (z. B. Ratte) zeigt den zuletztgenannten analoge Veränderungen. 
Die Untersuchungen beweisen außerdem, daß das Knochenmark außer seinen hämato- 
poetischen Eigenschaften die Funktion eines Fettdepots und einer Reserve von Nucleo- 
proteiden hat. Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). 

Marchand, Felix: Klinische, anatomische und ätiologische Krankheitsbegriffe 
und Krankheitsnamen. Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 24, S. 681—686. 1920. 

In einer kritischen Studie bespricht Marchand den ‚Ursachenbegriff“, soweit 
er im Krankheitsbegriff und Krankheitsnamen aufgeht. Er nimmt dabei Stellung gegen 
die Konditionalisten (v. Hansemann, Verworn, Sahli) und tritt energisch dafür 
ein, daß die ‚eigentliche Ursache einer Krankheit (oder der krankhaften Vorgänge, 
deren Gesamtheit das Wesen der Krankheit darstellen) doch die äußere Einwirkung, 
also im Falle der Infektionskrankheiten der spezifische Mikroorganismus bleibt‘. Selbst- 
verständlich lehnt auch M. eine Auffassung ab, daß zur Entstehung einer Infektions- 
krankheit weiter nichts nötig sei, als nur das Eindringen eines pathogenen Mikroorganis- 


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mus in den Körper. Der Infektionserreger ist ihm nur das „Wesentliche“. Daneben 
wirken natürlich noch andere „Ursachen“ oder „Bedingungen“. ‚Wem würde es 
ernstlich in den Sinn kommen zu bestreiten, daß die Plasmodien die Ursachen der Mala- 
riakrankheit sind, weil noch andere Bedingungen bei ihrer Verbreitung und ihrer 
Wirkung im menschlichen Organismus notwendig sind ?““ Das Eineitliche der Infektions- 
krankheit wird zweifellos durch die Infektion mit bestimmtem Bacillus repräsentiert. 
Schwierigkeiten entstehen allerdings, wo z.B. ein einheitliches anatomisches und 
klinisches Bild durch verschiedene Bakterien hervorgerufen wird (Typhus, Para- 
typhus, Dysenterie, Paradysenterie). Hier tritt M. dafür ein, einen gemeinschaftlichen 
Namen beizubehalten, der einmal den wichtigsten Sitz der Krankheit bezeichnet 
und durch Nebenbezeichnungen die Abart zu charakterisieren, alo beim Typhus von 
Enterocolitis typhosa bzw. paratyphosa zu sprechen. Ähnliches gilt von der Dys- 
enterie. Scharf nimmt er gegen die neuerdings beliebte Ausdehnung des Wortes Sepsis 
Stellung (wie z. B. Typhussepsis, Pneumokokkensepsis u.a.). Auf die Verwirrung 
. stiftende Bezeichnung des Wortes Diphtherie geht dann M. ein und spricht sich dafür 
aus, im ursprünglichen Sinne nur das als Diphtherie zu bezeichnen, was mit pseudo- 
membranösen Auflagerungen einhergeht und diese dann durch entsprechende Zu- 
namen wie Löfflerdiphtherie, toxische Diphtherie, Streptokokkendiphtherie zu cha- 
rakterisieren. Besonders schwierig liegen die Verhältnisse bei der Tuberkulose. Hier 
ist nach der konditionalen Auffassung ganz besonders der Tuberkelbacillus nicht ‚die 
Ursache“ der Tuberkulose, sondern seine Gegenwart ist zwar notwendig, aber an 
sich noch nicht geeignet, die Tuberkulose entstehen zu lassen. M. hält diese Ansicht 
für völlig irrtümlich. Für ihn ist die Tuberkulose „ursächlich“ durch den Tuberkel- 
bacillue entstanden, ja dieser ist die einzig bekannte und in allen Fällen von Tuber- 
kulose die gleiche Ursache. Daß Nebenbedingungen für das Zustandekommen der 
Tuberkulose mit entscheidend sind, ja, daß sie in einzelnen Fällen sogar die Haupt- 
rolle spielen (Sahli), verkennt M. durchaus nicht. Aber die eigentliche Ursache ist 
und bleibt doch die erstmalige Infektion mit dem Tuberkelbacillus. Dabei sieht M. 
das Wesen der Krankheit als einen infektiös-entzündlichen Prozeß mit außerordent- 
lich verschiedenartigem Verhalten an. Die Nomenklatur der Krankheiten ist zur 
Zeit oft völlig chaotisch. Jedes Schema tut den Dingen Zwang an, und doch bedürfen 
wir einer festen Einteilung. Man muß sich zur Regel machen, den Hauptwert nicht nur 
auf einzelne Faktoren und Ursachen, sondern auf das Wesen des Kran kheits- 
prozesses zu legen, das in dem Namen möglichst zum Ausdruck kommen soll, 
denn „ein Begriff muß bei dem Worte sein“. Rietschel. 

Apert, M. E.: La considération du sexe en médecine infantile. (Die Berück- 
sichtigung des Geschlechtscharakters bei Erkrankungen des Kindes.) Bull. et mém. 
de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 36, Nr. 9, S. 326—331. 1920. 

Verf. will zeigen, daß schon von frühester Kindheit an die Geschlechter sich be- 
züglich Mortalität, Disposition zu Erkrankungen usw. sehr verschieden verhalten. 
Die Annahme, daß erst nach der Pubertät sich eine ausgesprochene Unterschiedlich- 
keit der Geschlechter ausbildet, hält Verf. für irrig. Sie tritt dann wohl augenfälliger 
in Erscheinung, existiert aber schon im Fötalleben und beim Säugling. Schon von Ge- 
burt an verhalten sich Knaben und Mädchen Krankheiten und Tod gegenüber ver- 
schieden. In allen Ländern, bei allen Rassen und jedem Klima ist nach statistischen 
Untersuchungen festgestellt, daß Kinder des männlichen Geschlechts im ersten Lebens- 
jahr höhere Sterbeziffern zeigen als weibliche. Und zwar sterben 120 Knaben auf 100 
Mädchen. Diese Differenzen erstrecken sich nicht nur auf das erste Lebensjahr, sondern 
bestehen später fort; nur in der Periode zwischen 10 und 19 Jahren steigt die Sterb- 
lichkeit des weiblichen Geschlechts. Verf. meint, daß die Geschlechtsunterschiede 
doch viel tiefer gehende selbst im frühesten Kindesalter sind, als man sie oberflächlich 
gesehen annimmt. Man glaubt, daß die Geschlechtsunterschiede in der Kindheit 
schlummern. Der Schlaf der Geschlechtsdrüsen ist aber kein absoluter. Verf. be- 


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ruft sich zum Beweis auf die Befunde von Jaquet und erwähnt, daß z. B. die Seborrhöe 
und die Brustdrüsenschwellung der Neugeborenen, die Lanugobildung und die sero- 
sanguinulenten Ausscheidungen der Vulva in den ersten Wochen des Lebens schon 
oft gedeutet worden sind als Folge einer Reizung der Geschlechtsdrüsen des Kindes. 
Andererseits dokumentiert sich der Unterschied der Geschlechter nicht nur in den Ge- 
schlechtsdrüsen. -Die innere Sekretion der Drüsen beeinflußt nur die sekundären Ge- 
schlechtscharaktere, d. h. diejenigen, die sich nach der Pubertät manifestieren. Der 
Geschlechtsunterschied ist viel tiefer. Die männlichen und weiblichen Eunuchen 
sind, selbst bei sehr früher Kastration, verschieden; der Geschlechtseinfluß ist also schon 
kenntlich außerhalb jedes Einflusses der Geschlechtedrüsen. Das befruchtete Ei, 
bestimmt, ein männliches Wesen zu entwickeln, unterscheidet sich von demjenigen, 
das ein weibliches entwickeln wird, durch die Differenz in der Zahl von Chromosomen. 
Das männliche hat 22, das weibliche 24, und diese Unterschiedlichkeit besteht fort bei 
allen Zellen, die aus der Zellteilung des Eies hervorgegangen sind. Also sind Knaben 
und Mädchen ihrem ganzen Aufbau nach schon verschieden. Bereits bei den ersten 
Atemzügen nach der Geburt ist der Respirationstyp ein anderer bei Knaben und 
Mädchen. Untersuchungen über die Pathogenese der angeborenen Hüftluxation haben 
ergeben, daß diese Anomalie sich 7 mal häufiger bei den Mädchen als bei den Knaben 
fand und Messungen des Beckens an Foeten ergaben ein breiteres Becken bei den 
Mädchen. Während der Kriegszeit ist durch Wägungen und Messungen übereinstim- 
mend festgestellt worden, daß die Mädchen dieg Entbehrungen besser ertragen haben 
als die Knaben. Jedenfalls ist eine physiologische Inferiorität des männlichen Ge- 
schlechts konstatiert worden, die sich in einer geringeren Widerstandsfähigkeit den 
pathologischen Einflüssen gegenüber bemerkbar macht. Heinrich Davidsohn. 

Schade, H.: Untersuchungen in der Erkältungfirage. II. Die Einzelformen 
der Erkältung und die Erkältungsdisposition. Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, 
Nr. 16, S. 449—454. 1920. 

Unter dem Einfluß einer auch nur leichten Abkühlung kommt es in den Ge- 
weben ganz ähnlich wie bei einer Reihe von Gallerten zur Vermehrung ihrer Härte 
und zu einer mit dem Elastometer bestimmbaren beträchtlichen Herabsetzung der 
Elastizität. Es handelt sich hierbei um eine physikalische Änderung der Gewebs- 
kolloide, welche in einen gröberen, mehr der Ausfällung genäherten Kolloidzustand 
übergehen, ohne daß diese Veränderung auf histologischem Wege nachzuweisen wäre. 
Die Reversibilität dieser Kolloidveränderung nimmt nun mit steigender Intensität 
der Kälte und mit größerer Dauer der Einwirkung ab, so daß schließlich eine dauernd 
geschädigte „Kolloidität‘‘ zurückbleibt. Solche „Erkältungsgelosen‘‘ stellen je nach 
der speziellen Lokalisation der geschädigten Gewebselemente die spröde Haut, die 
Gefäßektasien, die Perniones dar, ferner nimmt Verf. ganz analoge Vorgänge an Muskeln, 
Gelenken, Bändern, wahrscheinlich auch Nerven, ferner an den Schleimhäuten an 
und bringt auch die Gerinnselbildung des Blutfibrins im Sinne Aufrechts mit einer 
derartigen Gelose in Zusammenhang. In einem seltenen Falle Freytags konnte die 
reversible Kältegelose an der Cornea in Gestalt einer mit dem Aufhören der Kälte- 
wirkung zurückgehenden Trübung ihres Gewebes direkt beobachtet werden. Die gelo- 
tischen Gewebsveränderungen zeigen eine elektive Tiefenwirkung für bestimmte, 
individuell wechselnde Gewebe, sie erfordern eine Inkubationszeit, weisen eine Kumu- 
lation der Wirkungen auf und gehorchen dem Zeitgesetz der Latenz. Eng verwandt 
den Kälteschädigungen der Gewebe sind die Schädigungen durch Hitze, durch Licht, 
Röntgen und Radium. Auch hier liegt eine Gelose, mikroskopisch Neigung zur vakuoli- 
sierenden Zelldegeneration vor. Die Erkältungsgelose bedingt eine Immunitätsab- 
nahme des betroffenen Gewebes gegenüber Infektionen. Die Kältewirkung kann 
auch in Form von reflektorisch entstehenden ‚„Erkältungsneurosen‘, z. B. der Blase, 
der Niere, des Magen-Darmtraktes u. a. zum Ausdruck kommen. Die Disposition 
zu Erkältungen ist durch Domestikation entstanden, vor allem durch Verkünmerung 


— 296 — : 

des Hautorgans, welcher durch systematische Abhärtung entgegengearbeitet wird. 
Für die Disposition zu Erkältungsgelosen ist eine Anomalie der Vasomotoren, ferner 
eine habituell kühle Haut (,„penothermer‘ gegenüber dem ‚pleothermen‘ Typus), 
ein hoher Feuchtigkeitsgrad der Haut und ganz allgemein ein größerer Wassergehalt 
der Gewebe (daher die größere Empfindlichkeit jugendlicher Individuen) maßgebend. 
Dazu kommen besondere individuelle Differenzen der Gewebe. Als Disposition zu 
Erkältungsneurosen kommt besonders die Iymphatische und erethische Konstitution 
in Betracht. Schließlich ist auch die Disposition zu Infektionen bei bzw. im Anschluß 
an Erkältungsstörungen individuell verschieden. J. Bauer (Wien).“, 

Pütter, August: Studien über physiologische Ähnlichkeit. VI. Wachstums- 
ähnlichkeiten. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. Bd. 180, S. 298—340. 1920. 

Auf Grund geistvoller freilich wohl nicht unanfechtbarer Voraussetzungen gelangt 


ct 

Verf. zur allgemeinen Wachstumsformel: A= L (1 —& g=) (å eine beliebige 
lineare Körperdimension, proportional der 3. Wurzel aus dem Gewichte, L dieselbe 
nach Vollendung des Wachstums, & eine Integrationskonstante, c die Wachstums- 
zahl des betreffenden Tieres = Zuwachsgeschwindigkeit). Prüfung der Formel ergibt 
bei einer Anzahl von Fischen gute Übereinstimmung, bei Säugetieren nicht. ıDie 
Unzulänglichkeit dieser einfachen Gleichung tritt deutlich hervor, wenn man ver- 
sucht, die Wachstumskurve der Menschen durch sie darzustellen.“ Hier liegen ver- 
wickelte Verhältnisse vor, die eine Analyse noch nicht zulassen. Es folgen weitere 
wachstumstheoretisch interessante Auseinandersetzungen. Pfaundler. 


Allen, Bennet M.: The results of earliest removal of the thymus glands in 
rana pipiens tadpoles. (Ergebnisse der Frühexstirpation der Thymusdrüse bei 
Kaulquappen von Rana pipiens.) (Dep. of zool., unw., Kansas.) Journ. of exp. 
zool. Bd. 30, Nr. 2, S. 189—200. 1920. 

Es wurden Kaulquappen von 8—8,5 mm Totallänge, bei denen die ersten An- 
lagen der Thymus sichtbar waren, zu den Versuchen verwandt. Der Verf. kommt zu 
folgenden Resultaten: Die Thymusdrüse übt von ihrer ersten Entwicklung an keinerlei 
Einfluß aus auf das Wachstum und den Vorgang der Metamorphose. Sie ist in keinem 
Stadium der Entwicklung von irgendeinem Einfluß auf das Leben. Auch auf die all- 
gemeinen Stoffwechselvorgänge des Körpers übt ihr Fehlen keinerlei Einfluß aus. 
Der Verf. kann überhaupt keinerlei Einflüsse auf innere Organsysteme, die dem 
Fehlen der Thymusdrüsen zuzuschreiben wären, feststellen. Harms (Marburg).’#, 

Asher, Leon: Die Wirkungen des Schilddrüsenhormons. (Physiol. Inst., Univ. 
Bern.) Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 8, S. 221—224. 1920. 

Besprochen werden die physiologischen Wirkungen gesunder Schilddrüsen. Zu- 
fuhr von Schilddrüsenextrakt erhöht den Stoffwechsel, der respiratorische Umsatz 
wird gesteigert, die vermehrte Stickstoffausscheidung deutet auf gesteigerten Eiweiß- 
umsatz. Die Wirkung ist nur nach Schilddrüsenexstirpation oder -degeneration prompt, 
beim gesunden Tier und Menschen unsicher. Normale Ratten, die mit Schilddrüsen 
gefüttert werden, werden lebhafter und zeigen erhöhte Empfindlichkeit gegen Sauer- 
stoffmangel, während schilddrüsenlose Lebewesen weniger empfindlich gegen Sauer- 
stoffmangel sind. Damit steht vielleicht in Zusammenhang, daß Menschen, die etwas 
vom Typus Basedowkranker haben, besonders zu Bergkrankheit neigen. Bei schild- 
drüsenlosen Tieren ist die Wärmepolypnöe geringer.. Nach Schilddrüsenfütterung 
nimmt der Glykogengehalt der Leber ab. Die Diurese wird gesteigert. Die Wirkung 
auf das Knochenmark besteht in einem stärkeren Hervortreten der Knochenmarks- 
elemente im weißen Blutbildee Damit wird die wachstumshemmende Wirkung 
auf das Knochensystem jugendlicher Individuen in Zusammenhang gebracht. Sehr 
charakteristisch ist die entwicklungfördernde Wirkung auf die Umbildung der Kaul- 
quappen. Eine unmittelbare Wirkung auf das Herz besteht nicht. Dagegen werden 
die parasympathischen und sympathischen Herz- und Gefäßnerven übererregbar. 


— 297 — 


Die Wirkungen der Schilddrüse auf das parasympathische System sind in der sog. 
neuroplasmatischen Zwischensubstanz zwischen Nervenendigungen und Leistungs- 
plasma lokalisiert. Borchardt (Königsberg). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Foetus und des Neugeborenen. 


Porcher, Ch. et A. Tapernoux: Sur l’apparition de la lactase dans l’intestin 
pendant la vie fœtale. (Das Auftreten der Laktase im Darm während des fötalen 
Lebens.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 12, S. 420—421. 1920. 

Bei 12 Kälberembryonen im Alter von 50—175 Tagen; sowie bei je einem fast 
ausgetragenen Katzen- und Hundefötus wurde stets Laktasegehalt des Darmes fest- 
gestellt. Es bestand dabei ein gewisser, jedoch nicht für alle Fälle gültiger Parallelis- 
mus zwischen Alter des Foetus und Menge des Fermentes. 

Methodik: Der geöffnete und vorsichtig vom Inhalt befreite Darm vom Magen bis zum 
Dickdarm wurde in wassergerättigten Äther gebracht. 10 ccm des erhaltenen laktaschaltigen 
Saftes mit 100 ccm 5 proz. Milchzuckerlösung vermischt und 14 Tage unter Zusatz von etwas 
Toluol bei 38° gehalten. Die Menge der gespaltenen Laktase wurde nach der Methode von 
Porcher (Bull. Soc. Chim. 3, 33, 1285; 1905) bestimmt. Samelson (Breslau). 

Hajdu, Béla: Geburt von vier lebendigen Kindern. Gyögyäszat 1920, Nr. 1, 
S. 6. 1920. (Ungarisch.) | 

Die Kinder (1 Mädchen, 3 Knaben) wogen zwischen 1300 g und 2800 g. Eines 
starb einige Stunden nachher; 3 Nabelschnüre gingen von einer gemeinsamen Pla- 
centa aus, eine wieder von einer zweiten. Witzinger. 

Mayer, Alfred: Wie beeinflußt die Zangenentbindung die Kindersterblichkeit 
unter der Geburt? (Univ.-Frauenklin., Heidelberg) Monatsschr. f. Geburtsh. u. 
Gynäkol. Bd. 51, H. 6, S. 389—415. 1920. 

Durch möglichste Einschränkung der Zange und Ersatz derselben durch andere, 
für Mutter und Kind ungefährlichere Methoden glaubt Verf. einen gewissen günstigen 
Einfluß auf die kindliche Mortalität zu erreichen. Dollinger. 

Bradley, Wiliam N.: Feeding the new-born. (Ernährung des Neugeborenen.) 
Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 3, S. 144—150. 1920. 

Im Rahmen eines Vortrags wird ohne wesentliche Abweichung von den bei uns 
gangbaren Ansichten die natürliche Ernährung besprochen, auf ihre Bedeutung hin- 
gewiesen und die Methodik erörtert. Verf. läßt das Kind so bald nach der Entbindung an- 
legen, als es der Zustand der Mutter erlaubt, und zwar bis zum Milcheinschuß alle 4 Stun- 
den für 10 Minuten, dann in 3stündigen Intervallen für 15—20 Minuten mit einer 
Nachtmahlzeit. Er ist gegen Versuche, die physiologische Abnahme zu verhindern. 
Für die ersten Wochen hält er bei künstlicher Ernährung starke Verdünnung und 
geringen Zuckerzusatz für ratsam. Etwas befremdend wirken die Ansichten des Verf.s 
bezüglich Beeinflußbarkeit der Brustmilchzusammensetzung und etwaiger durch 
letztere veranlaßter Verdauungsstörungen der Kinder: so solle ein Zuviel an Fett und 
Eiweiß durch Überfütterung und Mangel an Bewegung zustande kommen, während 
Eiweißreichtum und Fettdefizit in der Milch bei nervösen, überarbeiteten und unter- 
ernährten Müttern vorkommen sell, u. dgl. Reuss (Wien). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Säuglings. 


Sanders, J.: Die Säuglingssterblichkeit in Rotterdam vor und während der 
Kriegsjahre. Nederlandsch tijdschr. v. geneesk. Jg. 64, Nr. 23, S.:2017—2032. 
1920. (Holländisch.) 

Sanders sammelte die Angaben über 8816 Säuglinge, die in den Jahren 1910 
bis einschließlich 1918 in Rotterdam gestorben waren. Die Sterbefälle wurden geordnet 
nach: Geschlecht, Alter, Sterbejahr und -monat und Todesursache. Über die Sterblich- 
keit an Magen- und Darmstörungen in der warmen Jahreszeit wurden nähere Unter- 
suchungen angestellt, besonders im Zusammenhang mit dem Feuchtigkeitszustand 
und den täglichen Temperaturschwankungen. Bei genauem Studium dieses Materials 


— 28 — 


kommt Sanders zu folgenden Schlüssen: 1. Von einer deutlichen Zunahme der Säug- 
lingssterblichkeit während der Kriegsjahre ist keine Rede. 2. Die Sterblichkeit an 
angeborener Körperschwäche hat eher ab- als zugenommen. 3. Von Unterernährung 
der Mutter in dem Sinne, daß sie ein schwaches Kind zur Welt bringen muß, ist nichts 
merkbar. 4. Die Sterblichkeit unter den unehelichen Kindern ist größer als die unter 
den ehelichen. 5. Die Milchknappheit, vor allem im Jahre 1918, hat zur Folge, daß 
die Kinder lange gestillt werden, was ihnen zugute gekommen ist. Die Sterblichkeit 
ist daher 1918 im 2. und 3. Lebensmonat niedriger, als im 1. im Gegensatz zu 
anderen Jahren. 6. Die Sterblichkeitschance nimmt in den ersten 6 Monaten mit dem 
Alter schnell ab, um danach während des Restes des 1. Lebensjahres ungefähr gleich- 
zubleiben. 7. Um den Zusammenhang festzustellen zwischen Maximumtemperatur, 
Temperaturschwankung, Feuchtigkeitsgehalt einerseits und Säuglingssterblichkeit 
andererseits, muß man die tägliche Veränderung dieser Faktoren prüfen. 8. Die Säug- 
lingssterblichkeit im Sommer muß geschieden werden in die im Vor- und die im Nach- 
sommer. 9. Im Vorsommer steigt die Sterblichkeit an Tagen mit hoher Temperatur 
oder direkt danach. Ausnahmen hiervon scheinen in vielen Fällen mit dem Feuchtig- 
keitszustand zusammenzuhängen. 10. Die größere Säuglingssterblichkeit im warmen 
Spätsommer ist mehr eine allgemeine Steigerung und steht weniger mit der Wärme 
in Zusammenhang. Diese ist nicht nur die Folge der Steigerung der Sterblichkeit 
an Enteritis, sondern auch an den anderen Kinderkrankheiten. van de Kasteele. 

Petönyi, Géza: Über eine scheinbare Bewegung der Schädelknochen bei Säug- 
lingen. (Weißes-Kreuz-Kinderspit., Budapest.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, 
Nr. 2, S. 142—143. 1920. 

In der Hauptsache bei frühgeborenen Kindern, deren Schädelknochen über- 
einandergeschoben sind (Scheitelbein über dem Stirnbein), hat der Verf., namentlich 
bei Vorwärts- und Rückwärtsbewegungen des Kopfes, scheinbare Bewegungen der 
Parietalia gegen das Frontale von recht beträchtlichen Ausmaßen (4—5 cm) beobachtet. 
Die Ursache dieser Scheinbewegungen soll darin zu suchen sein, daß bei gewissen 
Kopfbewegungen Haut und Galea erst dann an der Bewegung teilnehmen, wenn der 
knöcherne Schädel bereits einen Teil des Weges zurückgelegt hat. Eine relative Weite 
der Haut, das Schädelvolumen ist durch Übereinanderlagerung der Knochen kleiner 
geworden, soll diese gewisse Unabhängigkeit voneinander ermöglichen. Eüel. 

Kamprad: Albulactin in der Säuglingsernährung. Fortschr. d. Med. Jg. 37, 
Nr. 10, S. 317—318. 1920. 

Auf Grund mehrjähriger günstiger Erfahrungen bei über 150 gesunden und kranken 
Säuglingen empfiehlt Verf. als Zusatz zu Kuhmilchverdünnungen das von der Firma 
Johann A. Wülfing hergestellte Albulactin = gereinigtes Lactalbumin in löslicher 
Form. Seine Empfehlung geht von der theoretischen Überlegung aus, daß der in der 
Kuhmilch im Vergleich zur Frauenmilch ohnehin sehr niedrige Gehalt an Lactalbumin 
durch die üblichen Verdünnungen noch mehr herabgesetzt wird; daß ferner das Albu- 
lactin bei der Verdauung das grobflockige Gerinnsel der Kubmilch in feinflockige Be- 
schaffenheit umwandelt. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Müller, Erich und Margarethe Brandt: Zur Ernährung des Säuglings mit 
Fettmilch. (Krankenabt., Gr. Friedrich-Waisenh. d. Stadt Berlin, Rummelsburg.) Berl. 
klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 13, S. 302—303. 1920. 

Die Czerny-Kleinschmidtsche Buttermehlnahrung, die bei jungen Säuglingen hervor- 
ragende Ernährungserfolge zeitigt, hat das Interesse für die früher warm empfohlenen 
Fettmilchen neu geweckt. Verff. haben mit Sahnemischungen ganz ähnliche Erfolge erzielt 
wie mit Buttermehlnahrung und glauben daher, daß die flüchtigen Fettsäuren, die nach dem 
Czernyschen Verfahren durch Schmelzen der Butter entfernt werden, nicht von ausschlag- 
gebender Bedeutung sind. Ibrahim (Jena). 

Kirchner: Der Einfluß sehr nährstoffarmen Futters auf die Milchbildung der 
Kühe. Biedermanns Zentralbl. Jg. 49, H. 6, S. 231—234. 1920. 

Nährstoffarmes Futter beeinflußt in sehr geringem Maße den Fettgehalt, wie das 


— 299 — 


Durchschnittswerte von einer sehr großen Anzahl von Tieren verschiedenster Molke- 
reien beweisen, dagegen deutlich die Milch menge. Extrem eiweißarmes Futter 
kann den Fettgehalt vermindern. Edelstein. 

Rinckleben, P.: Berechnungen bei Milchfälscehungen. Milchwirtschaftl. Zentralbl. 
Jg. 49, H. 12, S. 164—166. 1920. 

Folgende zwei Formeln gestatten nach Verf. festzustellen, ob und in welchem Grade 
eine Entrahmung, Wässerung oder Doppelfälschung vorliegt 

Entrahmung = (100 — f,) - Ta i 


1, h 
Wässerung = (100 — f1) — (100 — fa) : $ , 
wobei die Zahl 100 die Gewichtsteile Milch, r, und f, fettfreie Trockensubstanz bzw. 
Fettgehalt in 100 g Verdachtsmilch und r, und /, fettfreie Trockensubstanz bzw. Fett- 
gehalt in 100 g Stallproben-Milch bedeuten. Negative und kleine Zellen bis 5 werden 
als Null gewertet, z. B. r, = 8,64 fi = 3,08 (Verdachtsprobe), r, = 8,57 f, = 3,15 
(Stallprobe). Formel für Entrahmung gibt die Zahl +3,0, für Wässerung —0,70. 
Also liegt keine Fälschung vor. Edelstein. 

Sobbe, v.: Zur Frage der Ermittlung des Trockensubstanzgehaltes in Milch. 
Milchwirtsch. Zentralbl. Jg. 49, H. 12, S. 166—168. 1920. 

Die bekannten Formeln (z. B. die Fleischmannsche) zur Berechnung der Trocken- 
substanz hält Verf. für nicht zuverlässig. Edelstein. 

Sztränszky, Jenö: Über die Engel-Turnausche Harnreaktion. Orvosi Hetilap 
Jg. 64, Nr. 2, S. 17. 1920. (Ungarisch.) 

Die Reaktion (Schwärzung des Niederschlages nach Silbernitratzusatz bei Brust- 
kindern, Ausbleiben dieser Verfärbung bei künstlich genährten) wurde vom Verf. 
bei älteren Kindern untersucht. Er fand die Verfärbung nach Zusatz von 15—20 
Tropfen 2proz. Silbernitratlösung ohne Erwärmung in mehreren Fällen bei Rekon- 
valeszenz nach Scharlachnephritis wobei die Kinder sehr kochsalzarme Diät (Milch, 
Weichkäse, Kartoffel) erhalten hatten und der Nullgehalt des Harns etwa 1—2°%/,, 
betrug. Nach einigen Tagen wurde die Reaktion negativ. Ferner fand er eine passive 
Reaktion bei einem durch 2 Tage nur mit Kufeke ernährte Magendarmkatarrh (auch 
sehr geringen Nullgehalt des Harns). Die Reaktion führt Verf. auf einen Reduktions- 
proem des Silbernitrates in Silber und Silberoxyd zurück, wobei er die Pureinkörper, 
insbesondere die Harnsäure als reduzierende Substanzen anspricht. Je nachdem nun 
das helle Silberchlorid sich mit dem dunklen Silberoxyd und Silber mischt, entsteht 
eine hellere oder dunklere Farbe, so daß der Ausfall der Reaktion von dem gegen- 
Beitigen Mengenverhältnis des Kochsalzes und der Harnmasse abhängt. Weizinger. 


und allgemeine Path des übri Kindesalters. 


Henneberg, R.: Zur Methodik der Intelligenzprüfung. Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 57, Nr. 25, S. 581—583. 1920. 

Verf. beleuchtet die Mängel, die den Intelligenzprüfungsmethoden mittels des 
Legespieles anhaften, wie es von O. Schultze als Intelligenztest für Erwachsene 
empfohlen wurde (Individualdiagnostische Studien. Die Legespielmethode. Zeitschr. 
f. d. ges. Neurol. u. Psychol. 50, 98. 1919). An Hand von 2 Abbildungen beschreibt 
er seine eigene Methode, die er für systematische Untersuchungen für besonders ge- 
eignet hält: 

In das vordere Blatt eines blauen Aktendeckels werden in regelmäßigen Zwischenräumen 
aufklappbare Fenster geschnitten, während auf der Innenseite des zweiten Blattes ein geeignetes 
Bild befestigt wird. Nach Öffnung eines der mit Nummern versehenen Fenster wird die Ver- 
suchsperson veranlaßt, ihre Vermutungen über das Bild zu äußern. Durch Wechsel in der 
Größe, Anzahl und Lage der Fenster sowie in der Art des Bildes kann die Aufgabe ganz leicht, 
mittelschwer oder sehr schwierig gestaltet werden. 

Besonders interessant sind die Ergebnisse der Methode bei Verwendung kleiner 
Fenster und allgemein bekannter Kunstwerke im Versuch mit gebildeten Versuchs- 


— 30 — 


personen, da sie zu mannigfaltigen Fragestellungen anregen. Von wesentlicher Be- 
deutung, vor allem bei Kindern und Schwachsinnigen, ist ferner die Erweckung des 
Interesses und der Aufmerksamkeit sowie die unbegrenzte Möglichkeit der Ab- 
stufung der Schwierigkeit der Aufgaben, endlich die Möglichkeit der Ausschaltung 
von Zufälligkeiten und die leichte Protokollierbarkeit der Versuchsergebnisse. Zur 
Prüfung gelangt in erster Linie die Urteilsfähigkeit, und zwar vor allem die 
optische Auffassung, sodann die räumliche Kombination. Eine wesentliche Rolle 
spielt ferner das optische Erinnerungsvermögen für Form und Farbe und 
vor allem die von der allgemeinen Urteilsfähigkeit weitgehend unabhängige cptische 
Phantasie. — Verf. empfiehlt seine Fensterbildmethode zur Anwendung neben 
den verschiedenartigsten anderen, um auf diese Weise verwertbare Eindrücke von 
dem psychischen Habitus der Versuchspersonen, vor allem, wo es sich um zurück- 
haltende Kir.der handelt, gewinnen zu können. - T. Schmidt-Kraepelin (München). 


Saladini, Raffaele: L’alunno aritmetico. Contributo metodologico alla psico- 
logia differenziale degli alunni che dimostrano speciale attitudine all’ aritmetica. 
(Der arithmetische Schüler. Methodologischer Beitrag zur Differentialpsychologie der 
Schüler mit spezieller arithmetischer Begabung.) (Laborat. dı psicol. sperim., univ., 
Roma.) Riv. di psicol. Jg. 16, Nr. 1, S. 81—100. 1920. ' 

Exakte psychologische Untersuchungen an 15 arithmetisch begabten Schülern 
und Schülerinnen im Alter von 7—12 Jahren in bezug auf ihre sonstigen intellektuellen 
Fähigkeiten haben bisher nicht zu eindeutigen, zahlenmäßig festzusetzenden Resul- 
taten geführt. Es zeigte sich jedoch, daß die Kinder eine über dem Durchschnitt stehende 
Intelligenz besitzen, daß sie von lebhaftem Temperament sind, daß sie das klare Be- 
' wußtsein und das befriedigende Gefühl ihrer arithmetischen Begabung haben, daß 
sie nicht nur im Punkte des Rechnens, sondern auch in künstlerischer Hinsicht hereditär 
beeinflußt sind. Ihre arithmetische Begabung widerstreitet nicht bestehenden anthro- 
pologischen Abweichungen, mangelhafter physischer Konstitution, kleinen Zeichen dieser 
im Bereiche der Motilität und Sensibilität. Neurath (Wien). 


Hahn, R.: Beiträge zur Psychologie des Vorbeiredens mit besonderer Berück- 
siehtigung des kindlichen Verhaltens. (Psychiatr. Klin., Frankfurt.) Zeitschr. f. d. 
ges. Neurol. u. Psychiatr., Orig. Bd. 56, S. 317—325. 1920. 

Für das normale Kleinkind und für ältere imbecille Kinder ergibt sich eine 
Stufenfolge in der Bevorzugung und Benennung von Farben, in welcher Rot an erster 
Stelle steht. Dann folgen Gelb, dann Grün und zuletzt Blau. Weiß und Schwarz werden 
als Helligkeitsbezeichnung gebraucht. 


Falschbenennungen von Farben durch Erwachsene sind nicht für zufällig, sondern 
als Rückkehr zum kindlichen Typus, also für pathologisch zu halten. Dollinger (Charlottenburg). 


Diagnostik und Symptomatologie. 


Liehtwitz, L.: Die Oberfllächenpalpation. (Städt. Krankenh. Altona.) Berl. 
klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 24, S. 558. 1920. 

Zweck der neuen Methode ist, die Gestaltung der Oberfläche zu erkennen. Wenn 
man mit der flachen Hand unter Entspannung aller Muskeln der oberen Extremität 
ohne jeden Druck über die Oberfläche streicht, so daß die Stellung der Finger, der Hand 
und vielleicht auch des Vorderarmes durch die Konturen der Fläche geändert wird, 
etwa so, wie man über eine Marmorstatue streicht, so kann man die allergeringsten Ver- 
änderungen der Oberfläche feststellen. Verf. hat mit dieser Methode sogar bei Fällen 
von subphrenischer Eiterung schönste Erfolge erzielt. Heinrich Davidsohn (Berlin). 


Toni, Giovanni de: Il metodo più rapido per fare il calcolo del valore emo- 
globinico globulare. (Die schnellste Methode zur Bestimmung. des Hämoglobin- 


wertes der Erythrocyten.) Gazz. d. osp. e d. clin. Jg. 41, Nr. 38, S. 411. 1920. 
Der Hämoglobinwert der roten Blutkörperchen wird gewöhnlich nach der Formel berech- 


— 301 — 


net: Bamegobin. ; Bote Bintkörperchen. . Durch Umrechnung der Zahlen ergibt sich, daß die 


100 ` 5 Millionen 
gewünschte Zahl schneller dadurch bestimmt werden kann, daß man die für das Hämoglobin 
gefundene Ziffer (z. B. 65) durch das Doppelte der beiden ersten Ziffern der roten Blutkörperchen 
(bei z. B. 3 800 000 also 76) teilt. Dabei ist für den Hämoglobinwert stets auf 100 als Norm 
umzurechnen. Im genannten Beispiel beträgt also der Wert des Hämoglobins in bezug auf die 
Zahl der Erythrocyten (= Färbeindex) 65 : (2 x 38) = 0,85. Schneider (München). 

Arneth: Über das Lymphoidzellenblutbild (Lymphocyten- und Monoeytenblut- 
bild). Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, Nr. 17, S. 769—771. 1920. 

Bei den Lymphocyten werden auf Grund der Kernbeschaffenheit unterschieden: 
R-Zellen (rundkernige), W-Zellen (mit wenig eingebuchteten Kernen), T-Zellen (mit 
tiefer eingebuchteten Kernen) und S-Zellen (tiefgebuchtete und segmentierte Kerne 
zusammengefaßt), und außerdem bei den R- und W-Zellen solche mit schmalem (Ra- 
und Wa-Zellen) und mit breiterem Protoplasmaleib (Rb- und Wb-Zellen). Entsprechend 
dem bekannten Leukocytenblutbild wird ein analoges Lymphocytenblutbild auf- 
gestellt. Rechtsverschiebung wird beobachtet bei perniziöser Anämie, weitgehendste 
Linksverschiebung bei myeloischer und Iymphatischer Leukämie, sowie die Pseudo- 
leukämie. Auch für die Monocyten wird ein den vorhergehenden entsprechendes 
qualitatives Durchschnittsbild aufgestellt. Arneth nimmt an, daß die Monocyten 
nicht als eine besondere Zellart, sondern als fortgeschrittene Entwicklungsstadien der 
großen Lymphocyten zu betrachten sind. Werner Schultz (Charlottenburg-Westend).“, 


Thomsen, Oluf: Méthode de dénombrement direct des plaquettes sanguines. 
(Eine Methode der direkten Blutplättchenzählung.) Cpt. rend. des séances de la soc. 
de biol. Bd. 83, Nr 13, S. 505—508. 1920. 

Die Methode basiert auf der Stabilität, welche die Blutplättchen in einer Suspension 
von Blutplasma haben. 

Das durch Venaepunktion entnommene Blut wird in einem kleinen graduierten Gefäß 
aufgefangen, welches bis zum Teilstrich 0,5 ?/, com 10 proz. Natr.-citr.-Lösung enthält. Die 
Anfüllung des Blutes erfolgt bis zum Teilstrich 5. Das Gefäß wird mit Kautschukstöpsel ge- 
schlossen, geschüttelt und 2—3 Stunden stehengelassen, in welcher Zeit sich die Blutplättchen 
abgesetzt haben, so daß die oberste Schicht nur Citratplasma und Plättchen enthält. Man 
aspiriert mittels graduierter Pipette sorgfältig Citratplasma und verdünnt mit physiologischer 
NaCl-Lösung entsprechend der Zahl der Plättchen (zu schätzen nach der milchigen Trübung 
des Plasmas). Bei Verminderung der Plättchen (ca. 20 000) wird gar nicht verdünnt, in anderen 
Fällen das 2-—4fache Volumen NaCl-Lösung als Plasma geronımen. Ein Tropfen, welcher 
mit Methylenblau gefärbt werden kann, kommt in die Thoma - Zei Bsche Kammer. Man 
zählt, nachdem man die Kammer !/,—1 Stunde stehengelaseen. Die Zahl der Plättchen beträgt 
bei Gesunden in Durchschnitt 250 000—300 000. 

Mittels der Methode kann man auch die Zahl der weißen und roten Blutkörperchen, 
sowie die Resistenz gegen hypotonische Salzlösungen bestimmen; das Plasma kann für 


Wassermannreaktion verwendet werden, A. Herz (Wien).“, 


Gonzälez-Alvarez, M. y J. Gonzälez Edo: Die Punktion des Sinus longit. sup. 
Pedait. españ. Jg. 9, Nr. 90, S. 94—107. 1920. (Spanisch.) 

Die Sinuspunktion eignet sich zur Blutentnahme wie zur Injektion von Serum 
und Medikamenten. Sie ist ausführbar solange die Fontanelle offen ist, evtl. auch nach 
Trepanation. Die Wassermannsche Reaktion ist bisweilen im Sinusblut positiv, im 
Venenblut negativ. In Abweichung von der Toblerschen Methode wird senkrecht zur 
Oberfläche, statt schräg, und nur 5—6 mm tief, eingestochen mit einer feinen Kanüle, 
die mit einer Pravazspritze versehen ist. Ist der Sinus richtig getroffen, tritt Blut 
von selbst in. die Spritze. 60 Reaktionen bei 8—10 Kindern wurden ausgeführt. In 
einem Falle traten nach Salvarsan Krämpfe auf. In der Diskussion spricht Dr. Pajares 
gegen die Methode wegen ihrer Schwierigkeit, erklärt aber in einer Fußnote später, 
glänzende Erfolge damit gehabt zu haben. Dr. Cavengt zieht. bei Hirnlues die Lumbal- 
punktion und die Vena jugularis vor. Verf. erklärt die Sinuspunktion für leichter als 
Venen- und Lumbalpunktion. Huldschinsky. 


l 
4 


— 302 — 


Therapie und therapeutische Technik. 


Ruhnau, Konrad: Das Trypaflavin als inneres Therapeutieum. (Städt. Krankenh., 
Berlin-Moabit.) Therap. d. Gegenw. Jg. 61, H. 6, S. 220—222. 1920. 

Das Trypaflavin (Diamino- „methylacridinium- -Chlorid) hat bei interner Anwendung 
in Fällen von Grippe, Erysipelen, chronischer Endokarditis und chronischem Gelenk- 
rheumatismus keine Heilwirkung gezeigt. Es wurde in Dosen von 0,1: 20 täglich bis 
zweitäglich bis zu dreimal in Summa gegeben.  Aschenheim (Düsseldorf). 

Dünner, Lasar und Georg Hartwich: Einfluß von Brom auf die Funktion der 
gesunden Niere. (Krankenh. Moabit, Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 24, 
8. 564-565. 1920. 

Nach einem Wasser- und Konzentrationsversuch wurden bei kochsalzarmer Er- 
nährung an drei aufeinander folgenden Tagen 3mal 3g NaBr per os zugeführt. Kein 
schädigender Einfluß! Die Urinmenge danach war vermehrt, die Halogene lagen inner- 
halb der üblichen Grenzen, die Bromausscheidung war verzögert. Victor (Charlottenburg). 

Heitler, M.: Zucker und Sacharin. Bemerkungen über Entstehen von Herz- 
erweiterung. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, Nr. 23, S. 1029—1033. 1920. 

Zucker erhöht die Herztätigkeit, Vergrößerung des Pulses, zugleich Verkleinerung 
der Herzdämpfung; die Herztöne werden deutlicher, der Blutdruck steigt. Die entgegen- 
gesetzte depressive Wirkung hat Saccharin, also Kleinerwerden des Pulses, Ver- 
größerung der Herzdämpfung, Sinken des Blutdruckes. Verf. sieht die Ursache beider 


'Erscheinungen in psychischen Momenten, Zucker hat eine angenehme Erregung zur 
Folge, Saccharin infolge seines bitteren Nachgeschmackes eine unangenehme. Saccha- 


rin teilt seine Wirkung mit anderen Bitterstoffen. Verf. hält die häufige Erschlaffung 
des Herzmuskels infolge der Saccharinwirkung für nicht unbedenklich und warnt vor 
allem vor seiner Anwendung bei herzkranken oder herzschwachen Menschen. Aschenheim. 

Grunow: Die Wildbader Thermalbadekur bei inneren Sekretionsstörungen. 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 24, S. 566—568. 1920. 

Verf. geht die auf innerer Sekretion beruhenden Störungen Erwachsener durch 
und bespricht unter Hinweis auf pathologisch-physiologische Gesichtspunkte die 
jeweils anzuwendende Badekur. Die Arbeit, die auch pädiatrisches Interesse verdient, 
eignet sich nicht zu kurzem Referat. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Krone, F.: Die Bedeutung des Solbades bei Erkrankungen der Atmungsorgane 
nach Grippe. Allg. med. Zentral-Zeit. Jg. 89, Nr. 24, S. 109—110. 1920. 

56 Fälle im ganzen, 39 davon längere Zeit beobachtet; zum Teil Erwachsene, 
größtenteils aber schwächliche, unterernährte, skrofulöse Kinder. Klinisch: Husten- 
reiz, leichte Ermüdbarkeit, Gewichtsabnahme; Mediastinaldrüsenschwellung (nur zum 
Teil röntgenologisch nachgewiesen); Tuberkulin- und Cutanreaktion — ebenfalls nur 
in einzelnen Fällen ausgeführt — positiv. Behandlung: 6—8 Wochen lang 4—5 
Solbäder wöchentlich ‚von steigender Konzentration, Liegekur am Gradierwerk. Er- 
folg: bei allen Gewichtszunahme (durchschnittlich 2,6 kg in 6 Wochen); bei 19 — nach 
ärztlichen Berichten — völlig negativer physikalischer und Röntgenbefund; bei 12 
deutlicher Rückgang der Drüsenschwellungen; bei 5 Stillstand; bei 3 Verschlimmerumg 
(2 von diesen machten eine neue Grippe durch). Verf. glaubt aus seiner langjährigen 
Erfahrung als Badearzt von einer „günstige Resorptionsbedingungen schaffenden Ein- 
wirkung einer ausgiebigen Badekur‘‘ sprechen zu dürfen und hofft „durch eine solche 
auf das Einschrumpfen des Drüsengewebes hinzielende Kur der vorhandenen Tuberku- 
lose den Nährboden zu entziehen bzw. die Tbc. im Keime zu ersticken“. Ähnliche Er- 
folge hatte er bei Kirdern auch nach Masern. Victor (Charlottenburg.) 

Liebesny, Paul: Über den Einfluß des Lichtes auf den intermediären Eiweiß- 
stoffwechsel. (Physiol. Inst., Univ. Wien.) Zeitschr. f. physik. u. diätet. Therap. 
Bd. 24, H. 5, S. 182—192. 1920. 

Ausgehend von Feststellungen anderer Autoren, daß es vorzugsweise die ultra- 


— 303 — 


violetten Strahlen sind, welche sowohl für die bakterizide Wirkung des Lichtes, wie 
für Änderungen des Atmungsmechanismus und des Minutenvolums bei intensiver 
Belichtung verantwortlich zu machen sind, stellte Verf. Versuche an über die Ände- 
rungen des intermediären Eiweißstoffwechsels bei Hunden, die dem Einfluß chemisch 
stark wirksamer Strahlen (künstliche Höhensonne) ausgesetzt wurden. Der Gehalt 
des Harnes an Gesamt-N, Neutralschwefel und Kreatinin wurde vor, während und 
nach der Bestrahlungsperiode verfolgt, bei konstanter Ernährung der Tiere, und zwar 
mit fast ausschließlicher Eiweißnahrung. Die genannten Stoffe wurden während 
und einige Zeit nach der Bestrahlungsperiode in gegenüber der Vorperiode deutlich 
herabgesetztem Maße ausgeschieden. Die N-Einsparung wird auf Eiweißansatz be- 
zogen. Leendertz (Königsberg).“, 

Gassul, R.: Über die Tiefenwirkung des Ultravioletts. (Univ.-Inst. f. Krebsforsch. 
Charite, Berlin.) Zeitschr. f. physik. u. diätet. Therap. Bd. 24, H. 5, S. 192—195. 1920. 

Früher hielt man die Tiefenwirkung des ultravioletten Lichtes für indirekt und 
glaubte, letzteres werde schon in der oberen Epidermis völlig absorbiert. Levy und 
Gassul wiesen Schädigungen an inneren Organen von Mäusen und Ratten durch 
Quarzlichtbestrahlung der Haut nach. Verf. sah hochgradige Hyperämie der Milz, 
Leber, Nieren sowie zahlreiche Blutungen und Zellinfiltrationen dieser Organe 
und Nekroseherde an der Leberoberfläche. Ferner beobachtete G. ungleichmäßige 
Hyperämisierung der Dünndarmschlingen. Da, wo diese unter der bestrahlten Haut 
gelegen waren, welch letztere keine Schädigungen aufwies, zeigten sich die Darm- 
teile rot verfärbt. Leendertz (Königsberg).*, 

Miller, George J.: Blood transfusion in modern therapeutics. (Bluttransfusion 
in der modernen Heilkunde.) New York med. journ. Bd. 111, Nr. 12, S. 492 
bis 495. 1920. 

An einer Anzahl von Fällen aus den verschiedensten Krankheitsgebieten will 
Verf. nachweisen, daß die Bluttransfusion bei richtiger Indikationsstellung und recht- 
zeitiger Anwendung ebensogut ein spezifisches Heilmittel bedeutet wie Chinin und 
Salvarsan. Bei Erkrankungen des Säuglingsalters, die mit Hämorrhagien einher- 
gehen, kann durch die Transfusion sowohl die Blutung gestillt als auch der Verlust 
durch Anreiz zur Blutbildung ausgeglichen werden. Auch bei akuten traumatischen Blut- 
verlusten mit einer Reduktion des Hämoglobingehaltes auf 20—30% und der Erythro- 
cyten auf 2000000 soll die Transfusion vorgenommen werden, da schon der Ver- 
lust von wenigen Unzen Blut den Säugling gefährdet. Profuse juvenile Menorrhagie, 
wiederholte vorher nicht zu beeinflussende Lungenblutungen können durch Trans- 
fusion behoben werden. Bei Hämophilen wirkt die wiederholte Injektion undefibri- 
nierten Blutes von einem fremden Spender blutungshemmend. Einen ausgezeichneten 
Erfolg sah Verf. in einem Falle von Purpura haemorrhagica, wechselnden bei septischen 
Blutungen sowie bei Cholämie, nur vorübergehenden bei einem Fall von Leukaemia 
lymphatica. Bei 25 Fällen von perniziöser Anämie resultierte der Eindruck, daß 
Transfusionen lebensverlängernd wirken, daß jedoch eine Aussicht auf Heilung nur 
durch frühzeitige Milzexstirpation im Verein mit wiederholten Transfusionen größeren 
Mengen Blutes (800—1200 ccm Blut) gegeben ist. Von Infektionskrankheiten reagierten 
2 Fälle von chronischer Furunkulose ausgezeichnet. Albrecht (München). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Erkrankungen des Neugeborenen. 

Weidman, Fred D.: Necropsy findings in a case of congenital scleroderma 
and sclerodactylia. (Autoptische Befunde bei einem Falle von angeborener Sklero- 
dermie und Sklerodaktylie.) (Laborat. of dermatol res., univ. of Pennsylvania, Phila- 
delphia.) Arch. of dermatol. a. syphilol. Bd. 38, Nr. 4, S. 375—395. 1920. 

Ein wahrscheinlich syphilitisches 15 Tage altes Kind, welches das Bild eines Sclerema 
neonatorum darbot, stirbt an Meningitis und Enteritis. Die Hautveränderung ist symmetrisch 


und periartikulär und die mikroskopische Untersuchung ergibt, daß es sich um eine ausschließ- 
lich subcutane Affektion handelt. Verf. will deshalb den Fall nicht als Sclerema neonatorum 
auffassen, sondern unter die Gruppe der Sklerodermie einreihen. Das ganze histologische Bild 
war das einer chronischen Erkrankung des Pankreas, bestimmter Gefäße des Pankreas und 
des Unterhautzellgewebes ebenso wie des Unterhautzellgewebes selbst. Daneben bestand eine 
eigenartige Enteritis und Meningitis. Die Symmetrie der Hautveränderungen und das Fehlen 
jedes entzündlichen Zellinfiltrates veranlassen den Verf., der Meningitis eine ursächliche Rolle 
zuzusprechen. Der eingehende Bericht muß im Original nachgelesen werden. Stühmer.™ 

Clapp, C. A., and M. G. Martin: Use of mercurochrome 220 as a germicide in 
ophthalmia neonatorum. A preliminary report. (Die Verwendung des Mercurochrom 
220 als keimtötendes Mittel bei der Ophthalmie der Neugeborenen. Vorläufige Mit- 
teilung.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 18, S. 1224-1225. 1920. 

Verf. hat das kürzlich von Young, White und Swartz bei Urogenitalerkran- 
kungen als bactericides Mittel empfohlene „Mercurochrom 220° (Dibromoxymercuri- 
fluorescin) bei der Gonoblenorrhöe der Neugeborenen mit bestem Erfolg versucht. 
Mitteilung von 4 Fällen. Die Instillation einer 2proz. Lösung 1 mal täglich oder in 
2—3stündlichen Intervallen bewirkte eine auffallend rasch eintretende Besserung. 
Keine unangenehmen Nebenwirkungen außer leichtem Brennen in den ersten Sekunden 
nach der Einträufelung. Etwaige durch das Mittel verursachte rote Flecke sind nicht 
von Dauer. A. Reuss (Wien). 

Goldstein, Alice: Über Arhinencephalie mit medianer Oberlippenspalte. 
(Zwischenkieferdefekt.) (Univ.-Kinderklin, Jena.) Zeitschr. f. Kinderheilk. Bd. 25, 
H. 4/6, S. 328—353, 1920. 

Oberkiefer zeigt entsprechend der Nasengegend Lücke im Alveolarfortsatz und 
in der Gaumenplatte. Mund- und Nasenhöhle stehen durch 1 cm breite Spalte in Ver- 
bindung. Auch weicher Gaumen gespalten. Septum und äußere Nase fehlen, seitliche 
Wände mit Nasenmuscheln anscheinend dem Alter entsprechend entwickelt. Augen- 
abstand verringert, Gegend der Nasenwurzel schmal und tiefliegend. Exophthalmus, 
Lidspalten horizontal und schlitzförmig. Der zu kleine Hirnschädel zeigt zurück- 
fliehende Stirne. Fontanelle geschlossen seit Geburt. Mikrocephalie. Ohrmuschel- 
mißbildungen. Reichlich große Hände und Füße. Nervensystem ohne Besonderheiten, 
außer Neigungen zuSpasmen in Händen und Füßen. Ständig subnormale Temperatur, 
terminal-tonische Krämpfe. Kind kommt mit 2 Monaten zur Sektion. Das Vorder- 
hirn vollständig ungeteilt, nur am hinteren Rand leichte Einkerbung. Anencephalischer 
Defekt der hinteren Teile des Großhirns und Ersatz durch eine mit dem einzigen 
Ventrikel zusammenhängende Blase. Der Lobus olfachorius fehlt vollständig. An 
Stelle des Chiasmas verlaufen zwei Nervenstränge parallel nach vorn, zwischen ihnen 
ein Gefäß. Die Ausbildung des Vorderhirns entspricht also einem Embryonalstadium 
zu Beginn der 4. Woche (Anlage des Rhinencephalon ausgeblieben, Vorderhirn ein- 
fach, Falx fehlt, ebenso die Gliederung der Oberfläche). Ausführliche Würdigung 
der einschlägigen Literatur. Thomas (Köln). 


Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 


Dold, H., und L. P. Huang: Experimentelle Beiträge zur Frage der Erkältungs- 
diarrhöe. (Inst. f. Hyg. u. Bakteriol., dtsch. Med. u. Ingenieurschule, Shanghai.) 
Arch. f. Hyg. Bd. 89, H. 4, S. 168—174. 1920. 

Bei 28 gesunden Kaninchen konnte durch plötzliche und starke Abkühlung des 
Unterleibes — Auflegen von Eisstücken 1—10 Minuten auf die rasierte Bauchhaut — 
keine Enteritis (Diarrhöen) erzeugt werden. Auch gesunde weiße Mäuse vertrugen 
im allgemeinen Abkühlungen (Eintauchen des Unterleibes in kaltes Wasser von 3 bis 
5° C). Die bei wenigen Tieren beobachteten diarrhoischen Entleerungen stellten 
sich ebenso bei den Kontrollen, die in warmes Wasser eingetaucht waren, ein (psy- 
chisch bedingte Veränderungen!). Weiße Mäuse, deren Darmflora durch Verfütterung 
mit Blastomyceten geändert war, zeigten eine labilere Darmtätigkeit und beantworteten 
die Abkühlungsprozeduren in der Regel mit Auftreten von Diarrhöen. Auch gegen- 


— 305 — 


über psychischen Reizen erschien bei diesen Tieren die Darmreizbarkeit erhöht. Auf 
den Menschen übertragen lehren diese Versuche: Im Anschluß an plötzliche Abküh- 
lung treten vorwiegend bei Menschen mit abnorm gesteigerter Darmreizbarkeit — 
nervöse Anlage, Änderung der Darmflora, latente Infektion — Diarrhöen auf. 
Carl Klieneberger (Zittau), 
Heinemann: Angeborener Schneidezahn mit Zahnsteinbildung. Dtsch. 
Monatsschr. f. Zahnheilk. Jg. 38, H. 6, S. 265—272. 1920. 


2 Tage altes o, das mit linkem mittleren unteren Schneidezahn geboren war. Krone 
in ganzer Länge aus Alveolarfortsatz. Zahn selbst leicht beweglich. Entfernung. Krone vollig 
ee 5 mm lang, 3,8 breit, wies die drei Zacken auf. Wandung sehr dünn, Pul 
entsprechend groß. Am Zahnhals erste Anfänge einer Wurzelbildung (Zahnausbildung ent- 
sprach also genau der Zahnanlage des Neugeborenen). Auffallend starke ‚Auflagerung von weiß- 
gelblichem Zahnstein, der dem Schmelz fest aufsaß, also i terin sich gebildet hatte. 
Dollinger (Charlottenburg). 


Bókay, Zoltán: Die Behandlung des Pylorospasmus im Säuglingsalter durch 
Papaverinum hydrochlorieum. Orvosi Hetilap Jg. 64, Nr. 11, 8. 121—124 u. Nr. 12, 
8. 136--137. 1920. 

Berichtet über weitere günstige Erfahrungen mit Papaverin bei Pylorospasmus 
(8 Fälle). Die angewandte Dosis schwankte zwischen 0,005 und 0,02 mo. du. Verf. 
rät, nicht vor größeren Dosen zurückzuschrecken, da Nebenerscheinungen niemals 
beobachtet wurden. Auch das zu rasche Abbrechen der Behandlung täuscht MiB- 
erfolge vor. 1 Fall wurde vom Verf. 58 Tage behandelt, bis voller Erfolg (dauerndes 
Steigen der Gewichtskurve) eintrat. Witzinger. 


Dubs, J.: Zur Differentialdiagnose der akuten Appendicitis im Kindesalter. 
(Chirurg. Abt., Kantonspit. Winterthur.) Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 18, 
8. 341—346. 1920. 

In sehr lesenswerten Ausführungen und an der Hand zahlreicher Eigen- 
beobachtungen erörtert Verf. die Fehldiagnosen, die bei der Frühdiagnose und 
Frühoperation der Appendicitis im Kindesalter nicht selten unterlaufen. Es kommt 
immer noch vor, daß die Appendicitis verkannt wird und als „verdorbener 
Magen‘ unbehandelt bleibt, ein verhängnisvoller Irrtum, da bei Kindern die Per- 
foration oft unheimlich rasch eintritt. Recht häufig ist die „pneumonische Pseudo- 
appendicitis“, die oft zu überflüssigen und für die an Pneumonie erkrankten Kinder 
nicht gleichgültigen Laparotomien Veranlassung gibt. Fieber über 39,2 spricht nach 
des Verf. Beobachtungen fast ausnahmslos gegen das Bestehen einer akuten Appen- 
dicitis. Nicht selten wird auch die Pneumokokkenperitonitis für eine Appen- 
dicitis gehalten. Sie bietet ein typisches Krankheitebild, das oft schon vor der Laparo- 
tomie diagnostiziert werden kann und befällt fast immer kleine Mädchen zwischen 
dem 4. und 10. Jahr. Für die Diagnose der Pneumokokkenperitonitis spricht der 
akute Beginn, der hohe initiale Temperaturanstieg und der Kontrast zwischen dem 
schweren Abdominalbefund, der an und für sich dem einer Perforativperitonitis 
entsprechen müßte, und dem relativ guten Aussehen und Allgemeinzustand. Oft 
kann man auch, und zwar schon im Anfangsstadium Pneumokokken bakteriologisch 
im Urin nachweisen (6 von 9 eigenen Fällen). — Zu Verwechslung mit Appendicitis 
kann ferner der Ascaridenileus Veranlassung geben. In vielen Fällen mit lokalen 
Bauchsymptomen ist eine Unterscheidung nicht möglich. Bezugnahme auf eigene 
Beobachtungen und auf die bekannten Untersuchungen von Rost. Ferner wird 
die primäre Mesenterialdrüsentuberkulose häufig als Appendicitis operiert, 
sowohl frische akute Schübe des Leidens, als auch akuter Durchbruch einer oder 
mehrerer verkäster Drüsen. Letzterer Zustand kann selbst bei der Operation nicht 
immer von der akuten Appendicitis abgegrenzt werden. Ersterer kann eher erkannt 
werden in Berücksichtigung der nur sehr leichten Lokalerscheinungen und dem dazu 
nicht passenden hohen Fieber. Ibrahim (Jena), 

Zentralbl. 1. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 20 


— 306 — 


Palmén, A. J.: Zur operativen Behandlung des Mastdarmvorfalles. Acta chirurg. 
Scandinav. Bd. 52, H. 6, S. 617—626. 1920. 

Nach Auffassung des Verf. ist Muskelschwäche das Primäre, Douglastiefstand, 
Erschlaffung des Darmrohres und Geradstellung des Steißbeines das Sekundäre. 
Therapie: Nach Versagen der konservativen nur in den leichtesten Fällen bei Kindern 
Paraffininjektionen oder Ekehornsche Rectopexie; nur in den allerschwersten Fällen 
Resektion; in der Mehrzahl eine Bockenbodenpiastk, wozu Palm én folgende Technik 
vorschlä 

Be halbkreisförmig hinter After in möglichst großer Entfernung davon. 'Abprä- 

eren des Hautlappens bis zum Sphincter, Freilegung des Mastdarms von hinten durch Spaltung 
pari Levator. Zusammenraffung des Mastdarms nebst Sphincters mit queren dünnen Seiden- 
nähten und Fixation der gebildeten Falte am Periost des Steißbeins. Naht des Wundbodens über 
dem Darm mit tiefen queren Nähten, die auch die freigelegte mediale Kante des Glutaeus mit- 
fassen. Hautwundnaht ohne Drainage. Der halbkreisförmige Schnitt muß nach der Operation 
etwa hufeisenförmig sein (Verlängerung und Verdickung des Hinterdamms). 

7 Kinder von 2—11 Jahren operiert. 6 davon noch nach 12—14 Monaten rezidiv- 
frei. Dollinger (Charlottenburg). 

Stanton, William J.: A case of incarcerated hernia into the umbilical cord. 
(Ein Fall von eingeklemmter Nabelschnurhernie.) Journ. of the Americ. med. assoc. 
Bd. 74, Nr. 12, S. 803. 1920. 

Das ungefähr 3600 g schwere Kind wurde genau 24 Stunden nach der Geburt operiert. 
Der Bruchsack bestand aus Amnion und Peritoneum. Der Bruch enthielt ungefähr 90 cm 
Dünn- und Dickdarm, der in halber Ausdehnung adhärent war. Trotz rötlich-echwarzer Ver- 
färbung der Darmoberfläche wurde derselbe nach Einschneiden des Bruchringes reponiert. 
Das Kind wurde nach der Operation wieder nach Hause entlassen. Die vierstündige Nahrungs- 
darreichung wurde nicht unterbrochen. Heilung. Stettiner (Berlin).CH_ 

Rosenbaum, S.: Zur Therapie der Oxyuriasis. (Uniw.-Kinderklin., Breslau.) 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 24, S. 565. 1920. 

Trotz milderer Kurvorschriften (keine Laxantion; Händewaschen mit heißem 
Wasser oder Spiritus unterblieb) recht gute Erfolge mit Oxymors, so daß es den 
wirksamsten Oxyurenmitteln gleichzustellen ist. Keine Schädigungen beobachtet, 
Geschmack nicht unangenehm, Anwendung aber etwas umständlich. Dollinger. 

Schickhardt, E.: Butolan, ein neues Mittel gegen Oxyurissis. (Univ. Kinder- 
poliklin., München) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 25, 5. 722. 1920, 

Butolan (p- Benzylphenolcarbaminosäureester) (Friedr. Bayer u. Co.) bei 26 
Kindern von 2—12 Jahren angewandt. Zu Beginn stets ein Laxans (Kalomel), zur 
Verhütung der Reinfektion Einreiben der Analgegend mit grauer Hg-Salbe. Kur selbst: 
3 Tage lang B., je nach Kindesalter 2—4 x 0,5. Mit 1—2tägiger Pause Kur meist noch 
3 mal, auch 4 mal wiederholt. Durchschnittlich nach 7 Tagen keine Oxyuren und deren 
Eier mehr. Nach einigen Monaten noch 22 rezidivfrei. Butolan wurde immer gut ver- 
tragen, auch bei Überdosierung nie Schädigung seitens des Magendarmkanals oder der 
Nieren. Dollinger (Charlottenburg). 

Guillermin, René: Le' „bolus alba‘ dans le syndrome diarrhöique. (Bolus alba 
bei Diarrhöen.) Bull. med. Jg. 34, Nr. 31, S. 551. 1920. 

Hervorragende Resultate bei allen akuten und chronischen mit Durchfall ein- 
hergehenden Magen-Darmleiden der Erwachsenen, sowie bei Oxyuriasis. Besonders 
auffallend das fast sofortige Sistieren der Schmerzen (Tenesmen, Koliken). Dollinger. 


Konstitutionsanomallen und Stoffwechselkrankhelten. Störungen des Wachstums 
und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit Innerer Sekretion. 


Bauer, K.: Heinrich: Über Osteogenesis imperfecta. Zugleich ein Beitrag 
zur Frage einer allgemeinen Erkrankung sämtlicher Stützgewebe. (Pathol. Inst., 
Univ. Freiburg i. Br.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 154, H. 3/4, S. 166—213. 1920. 

Sehr genaue Beschreibung der mikroskopischen Verhältnisse bei zwei 7 monatigen 
Föten mit Osteogen. imperf. (Kurzgliedrigkeit, die auf Kurzbleiben der Dia-, nicht 


— 307 — 


der Epiphysen beruht, abnorme Knochenbrüchigkeit, besonders durch Fehlen der 
Corticalis, mangelhafte Ausbildung und Anordnung der Knochenbälkchen in sämtlichen 
Knochen, fast völliges Fehlen des knöchernen Hirnschädels). Außerdem abnorme Größe 
der Epithelkörper, reichliches Unterhautfettgewebe, Struma congenita, starke Be- 
haarung. Die mikroskopischen Bilder lassen eine Dysfunktion der Osteoblasten als 
wahrscheinlich annehmen. Auch die Odontoblasten zeigen das. Wie jene, vermögen 
auch diese sich nicht epithelartig anzuordnen, auch sie vermögen keinerlei normale 
Grundsubstanz zu bilden. Auch an den Stützgewebszellen ist die Tätigkeit, Fibrillen 
zu bilden, beeinträchtigt. Die Knorpelzellen sind nicht fähig, richtige Knorpelkapseln 
zu bilden. Mithin hat man es mit einer Systemerkrankung aller Stützgewebe zu tun. 
Mit der Aufwärtsentwicklung der Stützgewebe läuft eine Aufwärtsentwicklung des 
Grades des Betroffenseins parallel, um im Zahn- und Knochensystem die schwersten 
Erscheinungen darzubieten. Literatur teilweise aufgeführt. Thomas (Köln). 

Handovsky, Ida: Der Calciumbestand des menschlichen Blutes bei Fehlen und 
Vorhandensein des Facialisphänomens. (Pharmakol. Inst. u. Ambulat. d. Ver. ‚Kinder- 
ambulatorium und Krankenkrippe‘‘, Prag.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91 3. Folge, 
Bd. 41, H. 6, S. 432—438. 1920. 

Untersuchungen über den Calcivmbestand ades menschlichen Blutes (Ca-Bestim- 
mungen nach feuchter Veraschung) bei Erwachsenen mit und ohne Facialisphänomen 
haben einen Unterschied vermissen lassen. Da die Ca-Menge des Blutes bei verschie- 
denen Personen verhältnismäßig große Schwankungen aufweist, prüfte Verf. im Tier- 
versuch den Einfluß verschiedener Ca-haltiger Nahrung auf die Höhe des Ca-Spiegels 
des Blutes. Eine merkliche Änderung, insbesondere eine Steigerung des Ca-Gehaltes 
des Blutes durch die Ca-reichere Ernährung konnte nicht festgestellt werden. 

Heinrich Davidsohn (Berlin). 

Herxheimer, Gotthold: Der jetzige Stand der Pathogenese des Diabetes, mit 
besonderer Berücksiehtigung des Pankreas. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 19, 
S. 522—524. 1920. 

Kurzes zusammenfassendes Referat unter Darlegung des eigenen Standpunktes. 
Dieser wird folgendermaßen präzisiert: „Die innere Sekretion der Pankreasacinuszellen 
wie der ihnen naheverwandten Zellinselepithelien gilt dem Kohlenhydratstoffwechsel. 
Die letzteren, die keinen Anschluß an die äußere Sekretion haben, weisen im Hinblick 
auf die innere eine hervorragende Stellung auf. Starke Beeinträchtigung dieses Hor- 
mons, d. h. Veränderungen, welche beide Elemente, besonders aber die Inseln treffen, 
bedingen Diabetes.“ Zum Schluß wird darauf hingewiesen, daß bei schwerer Leber- 
erkrankung Diabetes trotz ausgesprochener Pankreasveränderungen charakteristischer 
Art ausbleiben kann, bzw. wenn erstere später auftreten, verschwinden kanu. E.Grafe.”, 

Bihlmeyer, G.: Exanthem bei kindlichem Diabetes. (Kinderklin., Tübingen.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 25, S. 720—721. 1920. 

Sechs Jahre altes Kind. Familienanamnese außer Blutsverwandtschaft der Eltern o. B. 
14 Tage vor Aufnahme erkrankt Kind mit Appetitlosigkeit, Erbrechen, rascher Abmagerung, 
starkem Durstgefühl und Ausschlag. Exitus im Coma diabeticum. 

Exanthem: Scharfbegrenzte, teils kreisrunde, teils ovale flache von Erbsen- 
bis Bohnengröße und blaßbläulicher bzw. blaugrauer Farbe. nicht konfluierend Lokali- 
sation: hauptsächlich Bauch und Brust, aber auch Oberschenkel und Oberarm; 
Unterarme und Unterschenkel fast völlig frei. 

Blutuntersuchung im Coma, 4h a. exit.: Hb. 110%, Rote 7 696 000, Weiße 77 800. 
Diff.: Neutrophile Leukooyten 81, Lymphocyten 13, Eosinophile 1, Mastzellen 0,5, Myeloc. 2,5, 
Metamyeloc. 2%. ' Dollinger (Charlottenburg). 

Fischer, Walther: Zur Kenntnis des einseitigen dystrophischen partiellen 
Riesenwuchses. (Pathol. Inst., dtsch. Medizinsch., Shanghai.) Beitr. z. pathol. Anat. 


u. z. allg. Pathol. Bd. 66, H. 3, S. 511—514. 1920. 
52jähr. Chinese; angeborener, bis zum 40. Jahr langsam entwickelter Riesenwuchs, ledig- 
lich im Bereich der rechten oberen Extremität; Abbildung: Lateral gerichteter Daumen, Um- 
fang 27 cm, Endglied 7 cm lang, 10 cm breit, hierzu im Winkel von 180° medial gerichtet der 
2%WQ* 


— 308 — 


Zeigefinger, Umfang 15,5 om; die anderen Finger normal Daumen- und Zeigefingerspitze 
45 om voneinander entfernt; Durchmesser der Hand 14,5 om. Röntgologisch: Dystrophische 
Knochen- und Gelenkprozesse der radialen Seite inkl. distalem Ende des Radius. Lipomatöse 
Wucherungen auf der Beugeseite des Ober- und Unterarms. M. Hedinger (Baden-Baden).M 


Coston, H. R.: A case of congenital hemi-hypertrophia totalis. (Ein Fall 
von angeborener Hemihypertrophia totalis.) Med. rec. Bd. 97, Nr. 6, 8. 222 bis 


224. 1920. 

Der Fall betraf ein 22 Monate altes Kind, das 4. der sonst gesunden Familie. Seit Geburt 
bestand eine deutliche Vergrößerung der rechten Körperhälfte, die einem 10 Pfund schweren 
Kinde anzugehören schien, während die Dimensionen der linken auf sieben Pfund hätten 
schließen lassen. Eine ausführliche Bibliographie ist zum Schlusse angeführt. Neurath (Wien) ats 


Boenheim, Felix: Zur Pathogenese der Hemiatrophia faciei progressiva. (Inn. Abt., 
Katharinenhosp.,Stutigart.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 65, H. 3/6 , S. 219-241. 1920. 
Im ersten Falle handelt es sich um eine in früher Jugend einsetzende typische Hemi- 
atrophie der rechten Gesichtshälfte, die allmählich zum Stillstand kam. 15 Jahre später trat 
der gleiche Prozeß auf der linken Seite hinzu, der bis heute — der Kranke ist 32 Jahre alt — 
nicht zum Stillstand gekommen ist. Pat. ist sehr nervös, ein Riese von 198 cm Höhe und mit 
besonders langen Extremitäten. Mangelhafte Stammbehaarung, sonst aper keine Zeichen einer 
endokrinen Anomalie. Haut, Fettgewebe und Muskulatur sind von der Atrophie betroffen, 
ebenso die Zähne, der Knochen ist verschont. — Im zweiten Fall liegt eine extrauterin stationär 
verlaufene Hemiatrophis faciei vor bei schwerer neuropathischer Konstitution mit Migräne, 
starker Reaktion auf Adrenalin, aber auch auf Pilocarpin sowie bei eunuchoidem Habitus mit 
Aplasie des rechten Hodens. Anästhesie im Gebiet der Cervicalnerven und eines Teiles des 
dritten Astes des Trigeminus, Hyperästhesie im 2. Ast desselben. Leichte Defekte des Geruch- 
und Geschmacksinns. — Schließlich wird ein dritter Fall mitgeteilt, der einen 24 jährigen, 
181 cm großen, mit Akromegalie behafteten Mann betrifft, der über allerhand nervöse Beschwer- 
den klagt und trophoneurotische Veränderungen an verschiedenen Geweben nur im Bereich 
der linken Körperhälfte aufweist. Als solche werden angesehen eine schlechte Heilungstendens 
des blessierten Ohres, eine umschriebene Hautverletzung 'mit Zeichen einer Veränderung der 
Gefäßversorgung sowie mit Hautatrgphie, en weiter vorgeschrittenes Ergrauen der 
Enophthalmus mit enger Lidspalte sowie ein Schwächerwerden der linken Körperhälfte mit ob- 
jektiv nachweisbarer Atrophie. 
| Auf Grund dieser Beobachtungen schließt sich Verf. bezüglich der ätiologisch- 
pathogenetischen Auffassung der Hemiatrophie Stier an und zählt sie zu den heredo- 
degenerativen Erkrankungen. Das Ergriffensein der verschiedensten innersekretorischen 
Drüsen wäre als Ausdruck der veränderten Konstitution anzusehen. J. Bauer (Wien). 

Phillips, John and George L. Lambright: Premature sexual development. 
(Report of case.) (Vorzeitige Geschlechtsentwicklung. — Mitteilung eines Falles.) 
Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 5, S. 282—288. 1920. 

Die bisherigen Erfahrungen lassen einerseits in Zirbeldrüsentumoren, andererseits _ 
in Neugebilden der Nebennierenrinde die häufigen anatomischen Ursachen vorzeitiger 
Geschlechtsentwicklung erkennen. Zur Illustration werden 11 Fälle von Nebennieren- 
` tumoren aus der Literatur zusammengestellt und ein neuer Fall eigener Beobachtung 
mitgeteilt. 

Ein 7 Jahre altes Mädchen, Kind gesunder Eltern, das schon bei der Geburt kräftiger ent- 
wiokelt war, als seine vier Geschwister, zeigte mit 2 Jahren Entwicklung der Brüste, mit 5 Jah- 
ren Schamhaare und gut ausgebildetes äußeres Genitale und weit vorgeschrittenes Körper- 
wachstum. Nach dem 3. Jahre traten epileptiforme Krämpfe von kurzer Dauer, doch zuneh- 
mender Häufigkeit auf. Seit 3 Monaten Menstruation und Zunahme der Krämpfe, Bewußtlosig- 
keit, klonisch-tonische Zuckungen der Extremitäten und der rechten Gesichtshälfte, Urinab- 
gang. Körpergewicht und Länge weit über das Alter gehend. Die linke knöcherne Gesichtspar- 
tie massiger als die rechte, Axillar- und Schamhaare stark entwickelt. Mamma groß, geistige 
une dem Alter entsprechend, Vulva und Vagina weit, keine Glykosurie auf 150 g 

OBe. š 

Pathogenetisch spricht die Wahrscheinlichkeit für eine Affektion der Nebennieren- 
rinde, die von Veränderungen der Hirnrinde gefolgt war. Neurath (Wien). 

Apert, E.: Le Mongolisme. (Der Mongolismus.) Bull. méd. Jg. 34, Nr. 32, 
8. 563—565. 1920. | 

Vortrag, der in seinem klinischen Teil nichts neues bringt. A pert macht nur be- 
sonders auf das oft erstaunlich gute Gedächtnis, sowie auf die häufig beobachtete Vor- 


— 309 — 


liebe für Musik (Rhythmus) aufmerksam. Größtes Interesse beanspruchen die thera- 
peutischen Ausführungen. Auf Grund eigener Untersuchungen (A pert, La portion 
corticale des glandes surr&nales, ses relations phys. et pathol. avec le cerreau et les 
glandes genit. Presse med. 1911, S. 865) glaubt Verf. an eine Störnng von seiten der 
Drüsen mit innerer Sekretion, in erster Linie des Rindenanteiles der Nebenniere 
und behandelt deshalb die Mongolen mit Nebennieren- und Schilddrüsen- 
präparaten. Die gleichzeitige Anwendung von Hoden- und Eierstock- 
substanz scheint keine Vorteile zu bieten. Dagegen scheinen Mangan (scheinbar 
ein fermentativ wirkender Bestandteil der Nebennieren), Kalk und Magnesium 
empfehlenswert zu sein. Anwendung: Man beginnt bei einem Kinde des 1. Lebens- 
jahres mit: getrocknete und pulverisierte Nebenniere 0,002, getr. und pulver. 
Schilddrüse 0,001, ZnO, (t Bioxyde de manganese) 0,001, Kalk- Glycerophos- 
phat, Magnesiumglycerophosphat ää 0,005, Zucker 0,03 4 Tage der Woche, dann 
3 Tage Pause. Nach 2 oder 4 Wochen, wenn die Behandlung gut vertragen wird, Stei- 
gerung der Dosis. Man kann bis auf 0,1 g Nebennierenaubstanz pro Tag bei einem Kinde 
des 1. Lebensjahres und bis auf 0,50 g bei größeren gehen. Wenn Erfolg eingetreten 
ist, allmählich Verminderung der Dosis. Am ersten bessern sich die körperlichen 
Symptome, dann erst die geistigen (Krankengeschichten usw. werden nicht gebracht; 
von wirklicher Heilung erfahren wir nichts). Dollinger (Charlottenburg). 

Berkeley, William N.: Comments on the function and clinical uses of the pineal 
gland. (Bemerkung über Funktion und klinische Anwendung der Zirbeldrüse.) Med. 
rec. Bd. 97, Nr. 1, S. 12—14. 1920. 

Verf. hatte früher mit Dana gezeigt, daß Injektion frischer Zirbeldrüsenextrakte 
bei verschiedenen Tieren deutliches Größenwachstum hervorrief, und daß zurückge- 
bliebene Kinder bei 3—6 monatiger Behandlung damit eine Zunahme ihrer geistigen 
Fähigkeiten aufwiesen. Diese Untersuchungen sind von anderen Autoren bestätigt 
worden. Nur Fenger erhielt negative Resultate, für die vielleicht die Art der Ex- 
traktion der Zirbeldiüse verantwortlich zu machen ist. Verf. selbst hat neuerdings 
seine günstigen Resultate bei zurückgebliebenen Kindern in zahlreichen Fällen be- 
stätigen können, bemerkt aber, daß dazu sehr lange Behandlungsdauer, mitunter jahre- 
lange, erforderlich sei. In allen Fällen ist genaue Analyse der Krankheitserscheinungen 
erforderlich, oft erfordern Unterfunktionszustände anderer endokriner Drüsen kombi- 
nierte Behandlung. , Borchardt (Königsberg), 

Jellitfe, Smith Ely: The pineal body: its structure, function and diseases 
(Die Zirbeldrüse, ihre Struktur, Funktion und Erkrankungen.) New York med. journ. 
Bd. 111, Nr. 6, S. 235—240 u. Nr. 7, S. 269—275. 1920. 

Übersicht über den heutigen Stand der Morphologie, Embryologie, Histologie, 
Physiologie und klinischen Pathologie der Zirbeldrüse nebst einer historischen Ein- 
leitung. Im ersten Teil stützt sich Verf. auf die umfassende Monographie von Tilney 
und Warren über die vergleichende Anatomie, Entwicklungsgeschichte und Morpho- 
logie der Glandula pinealis. Unter den Störungen, welche auf eine Hyperfunktion 
oder Hypofunktion der Zirbeldrüse bezogen werden, ist die Fettsucht als ein durch 
den Druck des Tumors der Zirbel bzw. den Hydrocephalus bedingtes hypophysäres 
Symptom auszuscheiden. Vielleicht kann allerdings auch die Zirbel selbst direkt in den 
Fettstoffwechsel eingreifen. Die somatisch-geschlechtliche Frühreife hängt anscheinend 
viel enger mit Funktionsstörungen der Ziıbel zusammen als die Fettleibigkeit, wobei 
es noch unbekannt ist, wieweit korrelative Störungen der Keimdrüsen und Nebennieren- 
rinde hierbei von Bedeutung sind. Möglicherweise stehen gewisse Fälle von Muskel- 
dystrophie in irgendeinem Zusammenhang mit Störungen der Zirbelfunktion. 
Timme hat nämlich unter 5 mit Röntgenstrahlen untersuchten von 7 kranken Mit- 
gliedern einer Dystrophiefamilie bei 4 einen deutlichen Kalkschatten in der Gegend 
der Zirbeldrüse nachweisen und durch Verfütterung von Zirbelsubstanz Besserung 
des Zustandes erzielen können. Exstirpationsversuche an der Glandula pinealis haben 


— 310 — 


bisher keine eindeutigen Ergebnisse gezeitigt. Unter den Fütterungsversuchen mit 
Zirbeldrüsenextrakt verdienen die Ergebnisse Mc Cords das meiste Interesse, welcher 
10tägige Kaulquappen eigentümlich durchscheinend werden sah, weil sich unter dem 
Einfluß dieser Fütterung die Pigmentzellen zusammenziehen. Diese Wirkung ist so 
konstant, daß sie ihr Entdecker zur Wertbestimmung therapeutischer Zirbeldrüsen- 
präparate zu benützen vorschlug. Da die Melanophoren des Stratum Malpighi der 
Haut ähnlich wie glatte Muskelfasern reagieren (Spaeth, Journ. exp. Zool. 20, 193. 
1916), mag diese Eigenschaft der Zirbeldrüse auch für den Menschen nicht ohne Bedeu- 
tung sein. Es ist verständlich, daß die Melanophoren der menschlichen Haut Photo- 
receptoren darstellen für Strahlenarten des Lichtes, die wir nicht mit dem Sehorgan 
perzipieren, und es ist anzunehmen, daß diese wichtige Funktion einer Regulation 
durch die Zirbeldrüse untersteht. Auf diese Weise hätte die Zirbeldrüse etwas von 
ihrer photoreceptorischen Funktion bewahrt, wenngleich sich das alte Parietalauge 
in gewissem Sinne in Gestalt der Hautpigmentzellen über den ganzen Körper verbreitet 
hat. Zum Schluß werden an der Hand der vorliegenden Kasuistik die extrapinealen, 
durch Druck auf die Nachbarschaft hervorgerufenen Syndrome bei Zirbelgeschwülsten 
besprochen, und zwar die Allgemeinsymptome, das mesencephale, pontine (Nystagmus), 
cerebellare und thalamische Syndrom. J. Bauer (Wien).“, 

Climenko, Hyman: Heredity in exophthalmie goiter, with a report of two 
juvenile cases. (Heredität bei Basedowscher Krankheit nebst einem Bericht 
über zwei jugendliche Fälle.) Arch. of neurol. a. psychiatr. Bd. 3, Nr. 5, S. 530 
bis 535. 1920) 

Typische, sehr ausgesprochene Basedowsymptome bei einer 29jährigen Frau, deren 
10 jährigem Sohn und ihrer 33 jährigen Schwester. Das 6jährige Töchterchen der erstgenannten 
Pat. zeigt ebenso wie ihre 55 jährige Mutter eine stark vergrößerte Schilddrüse mit Zeichen von 
Hyperthyreoidismus. Die Mutter dieser letzteren Pat. soll sehr fettleibig gewesen sein. Außer 
den zwei selbst untersuchten Töchtern dieser Pat. soll noch eine dritte Tochter und eine Nichte 
die Basedowsche Krankheit gehabt haben und einer ihrer Söhne soll geisteskrank gewesen 
sein. Verf. nimmt an, daß die ursprünglich vorhandene Fettleibigkeit der Stammutter dieser 
Familie mit einer Hypothyreose einhergegangen ist, welche in der Deszendenz zur Überempfind- 
lichkeit der Schilddrüse und zum Thyreoidismus geführt hat. Der Vater der erstgenannten Pat. 
war Diabetiker. | J. Bauer (Wien). 

Hart, C.: Die Bedeutung des chromaffinen Systems. Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. 


Jg. 17, Nr. 8, S. 221—225. 1920. 

Zusammenfassende Darstellung über die Physiologie und Pathologie des chromaffinen 
Systems und seiner Bedeutung für den Status thymicolymphaticus und Morbus Addisoni. 
Neue Tatsachen werden nicht erbracht, sondern nur in übersichtlicher Weise das bisher Erkannte 
wiedergegeben. Wiesel (Wien). M_ 


Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe. 

Glanzmann, E.: Die Konzeption der anaphylaktoiden Purpura. Jahrb. f. 
Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge, Bd. 41, H. 6, S. 391—431. 1920. 

Die vorliegende, sehr ausführliche Arbeit ist eine Auseinandersetzung vor allem mit 
Pfaundler und eine Erwiderung auf die Einwände, die dieser gegen den Begriff und 
die Anwendung des Namens der anaphylaktoiden Purpura erhoben hat. Glanzmann 
wendet sich zunächst dagegen, daß er nun alle Fälle der Gruppe II Pfaundlers 
(Blutungsübel mit offenkundigen engsten Beziehungen zu spezifischen Allgemeininfekten) 
der anaphylaktoiden Purpura zurechnen wolle. Er bestreitet durchaus nicht, daß auch die 
Infektionskrankheiten Beziehungen zur Werlhofgruppe haben können, und führt dies 
ım Verlaufe seiner Auseinandersetzungen aus. Im ganzen beschäftigt sich G. in dieser 
Arbeit vor allem mit Einwänden gegen die anaphylaktoidePurpura. Er hält den Be- 
griff aufrecht, will aber als Ursache nicht nur infektiöse Prozesse, sondern auch wesens- 
verwandte nichtinfektiöse angesehen wissen, die in irgendeiner Weise zur ensi- 
bilisation des Körpers führen. Gerade letztere Bedingungen spielen eine Rolle bei der 
Entstehung der essentiellen anaphylaktoiden Purpura, deren Vorkommen 
G. zugibt, wenn sie auch nach seiner Ansicht selten ist. Meist ist die Purpura als 


— 31 — 
symptomatisch aufzufassen und steht mit Infekten in Verbindung, wobei G. banalen 


Infektionen eine nicht unbeträchtliche Bedeutung beilegt (gewissermaßen kryptogene. 


infektiößse anaphylaktoide Purpura). Ferner will er eine neue Abteilung schaffen für 
solche Fälle der anaphylaktoiden Purpura, die nach Ablauf der augenblicklichen Krank- 
heit auftreten = postinfektiöse anaphylaktoide Purpura. Er faßt sie ge- 
wissermaßen als „zweites Kranksein‘ auf und weist darauf hin, daß sie u.a. an Stelle 
des sog. zweiten Krankseins bei Scharlach treten kann. Chronisch intermittierende 
Formen auf infektiöser Grundlage kommen unbedingt vor, z. B. bei Tuberkulose, wenn 
‘gie auch häufiger der essentiellen, nichtinfektiösen anaphylaktoiden Purpura zugehören 
werden. Desgleichen hält G. daran fest, daß die Purpurafälle bei akuten Infekten 
im allgemeinen als anaphylaktoid aufzufassen sind und belegt dies durch Beispiele. 
Natürlich können einzelne Fälle sich symptomatisch der Werlhofgruppe annähern, 
ja es kann sekundär auch zu Knochenmarkschäden kommen und damit — kondi- 
tionell — ein Werlhoftypus geschaffen werden. Sehr ausführlich ist die Besprechung 
der Purpura fulminans, wo G. auch am Dualismus festhält. Interessant ist seine 
Auffassung, daß auch der Nachweis von Bakterien z. B. Meningokokken in den Blut- 
flecken nichts gegen die anaphylaktoide Natur beweist, da es sich um lokale Allergie- 
erscheinungen handeln kann, ja diese sogar auf Grund kolloid-chemischer Anschauung 
wahrscheinlich sind. Auch hier sucht G. seine Anschauung durch ausführliche Kranken- 
„geschichten, die er zum Teil der Pfaundlerschen Arbeit entnimmt, zu belegen. Auf 
der anderen Seite gibt es aber auch Fälle von Purpura fulminans (z. B. in der Rekon- 
valeszenz von Scharlach), die dem Werlhoftypus angehören. Sie sind aber schein- 
bar relativ selten, verhalten sich klinisch und hämatologisch anders als die anaphylak- 
toide Purpura fulminans. Im ganzen wird aber beim Werlhof die Infektion nur die 
auslösende Ursache sein; meist hat die Neigung zu Blutungen schon vorher bestanden. 
In seinen Schlußworten wehrt sich G. dagegen, daß er alle Purpurafälle bei Infektionen 
als anaphylaktoid bezeichnet hätte. „Die Erfahrung lehrt vielmehr, daß bei und nach 
Infektionen sowohl der anaphylaktoide Typ als der Werlhoftyp unabhängig vonein- 
ander vorkommen können.“ Er weist insbesonders nochmals darauf hin, daß es im 
Laufe von Infektionen zu Markschäden, damit zur Thrombopenie und zum Werl- 
hof kommen kann. An seiner klinischen Charakterisierung der beiden Gruppen hält 
G. fest; sie entspricht im allgemeinen den Bedürfnissen, natürlich darf sie nicht sche- 
matisch angewendet werden. Schließlich gibt G. zu, daß noch ein Rest von Fällen übrig- 
bleibt, die er mechanisch-dynamisch erklären möchte. Allerdings gehört ein 
Teil der plurifokalinfektiösen Fälle Pfaundlers zur anaphylaktoiden Purpura. Für 
den weiter gefaßten Begriff der Blutungsübel kommt also G. auch zu einem Trialis- 
mus. Auch therapeutisch verspricht sich G. von der neuen Einteilung Vorteile. Arsen 
und Bluttransfusion scheint ihm beim Werlhoftypus, Serumtherapie bei der ana- 
phylaktoiden Gruppe Erfolg zu versprechen. Aschenheim (Düsseldorf). 


Walterhöfer, Georg: Über die Einwirkung der Röntgenstrahlen bei Leukämie. 
(III. med. Univ.-Klın., Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 25, S. 589 bis 
591. 1920. 

Referierender Vortrag auf dem IV. strahlentherapeutischen Diskussionsabend in 
Berlin. Prinzipiell nichts Neues. Aschenheim (Düsseldorf). 

Sachs, Ferdinand: Über einen durch Ikterus komplizierten Fall von akuter 
aleukämischer Lymphadenose bei einem dreijährigen Kinde. Fortschr. d. Med. 
Jg. 37, Nr. 5, S. 152—155. 1920. 

3jähriger Knabe: Leber- und Milzschwellung. Vergrößerung der Lymphdrüsen, Fieber, 
vorübergehend starker Ikterus und Albuminurie, Hautblutungen, Schwellung der Tränen- 
drüsen, Pe der Parotiden, Iymphomähnliche Verdickungen der Stirnhaut, Druckempfind- 
lichkeit der Tibien und des Sternums, Schwellungen von Zahnfleisch und Mundschleimhaut 
ohne Ulcerationen. Zunehmende Anämie. Leukocyten zunächst 10 000, dann 4000. Ungranu- 
lierte Zellen verschiedener Größe 90 und 83%, einige Myelocyten und Metamyelocyten, Normo- 
und Megaloblasten. Keine Obduktion. Kurt Ziegler (Freiburg). 


- 


— 312 — 


Intektionskrankheiten, ausschließlich Tuberkulose und hilis. 


* von den Velden, R.: Kreislaufuntersuchungen bei Infektionskrankheiten. 
Zentralbl. f. Herz- u. Gefäßkrankh. Jg. 12, Nr. 8, S. 95—103 u. Nr. 9, S. 107—116. 1920. 
Bei schweren Infektionen (Pneumonie, Typhus) findet man bei Aufrichten des 
Patienten in vertikale Stellung einen starken Blutdruckabfall, bei gutem Herzen mit 
reaktiver Pulsbeschleunigung, bei mergelhafter Herzkraft ohne diese. Durch Stro- 
phantin Unbeeinflußbarkeit der Druckwerte. Nach größeren subcutanen Dosen von 
Coffein. natr. benz. (mehr als 0,2) deutliche Abschwächung des Druckabfalles. selbst . 
bis zum Verschwinden. Dasselbe beim Campher. Bei Adrenalin, nach Abklirgen der 
vasoconstrictorischen Wirkung, keine Tonussteigerung; als Nachwirkung meist Atonie. 
Abkühlungsbäder wirken erregungs- und tonussteigernd. Antipyrese hat keinen sicht- 
baren Erfolg auf den Kreislauf, in der ersten Zeit der Infektion bewirkt sie sogar hier 
und da Tonusschwäche. — Versuchsprotokolle. Frankenstein (Charlottenburg). 

Neff, Frank C.: Bullous eruption complicating measles. (Blaseneruption 
als Masernkomplikation.) Americ. journ. of dis. of children Bd. 19, Nr. €, 8. 469 
bis 472. 1920. 

Beschreibt einen Fall, der dem von Henoch gleicht (Berl. klin. Wochenschr. 1882). 

6jähriges Mädchen erkrankte am 31. X. 1919 an Masern. 1. XI. Masernexanthem, gleich- 
zeitig erscheinen Blasen von 6—10 cm Durchmesser an den Ohren, Armen und sehr 
an den verschiedensten anderen Körperteilen. An den Augenlidern Blasen, bei dem Versuch, 
die Lidränder: zu reinigen, löst sich die Epidermis ab. Nach 48 Stunden des Masernausbruchs 
löst sich die blasenüberziehende Epidermis durch Berührung mit der Wäsche und den Händen 
ab, so daß am 3. und 4. Tage die Haut weitgehend verloren gegangen ist. Versuche, die ab- 
lösende Haut zu schützen und zu erhalten, mißlangen. Die von der Komplikation befallenen 
Hautteile standen nicht in Beziehung zu dem gewöhnlichen Sitz des Masernexanthems. Die 
Augenlider waren so stark geschwollen, daß die Augen nicht geöffnet werden konnten. Die 
Lippen waren geschwollen und mit blutigen Krusten bedeckt. Die Haut der großen Labien 
hob sich ab beim Versuch zu katheterisieren. Die Fußsohlen wurden zuletzt befallen. — Der 
Inhalt der Blasen war anfangs makroskopisch klar, später getrübt; mikroskopisch Eiter- 
körperchen, im Ausstrich keine Mikroorganismen. Kulturen wurden nicht angslegt. Weiße 
Blutkörperchen am 3. Tage 18 000, im Gegensatz zur Masern-Leukopenie. Urin wurde nicht 
untersucht. Delirien sehr lebhaft vom ersten Tage an. Die Temperatur hielt sich um 39,9°, 
ein kritischer Abfall trat nicht ein. Äußere Erscheinungen für Lungenerkraukung traten 
nicht hervor, untersucht wurden die Lungen nicht wegen des Zustandes der Haut. Das Kind 
starb im Kollaps am 5. Tage. Sektion verweigert, 

Verf. schließt dann eine kritische Besprechung des Falles an, stellt die bisher er- 
schienene einschlägige Literatur zusammen und kommt am Schluß zu der Ansicht, 
daß die Erkrankung eine sekundäre ist von der Art des Pemphigus. J. Duken (Jena). 

Munk, Fritz: Über die ‚‚interstitielle Nephritis“, ihre Bedeutung bei der 
Scharlacherkrankung (,Scharlachnephritis“) und ihr Vorkommen bei hämor- 
rhagischen Proben. (Pathol. Inst. u. II. med. Klin. d. Charité, Berlin.) Virchows 
Arch. f. pathol. Anat. u. Physiol. u. f. klin. Med. Bd. 227, H. 2, S. 210—222. 1920. 

Unter ‚‚interstitieller Nephritis‘‘ wird heute im Gegensatz zu der früheren Be- 
deutung dieser Bezeichnung ausschließlich diejenige Form von Nierenveränderung 
verstanden, die sich durch massenhafte Einlagerung von Zellen ins interstitielle Ge- 
webe auszeichnet. Verf. hat auf Grund anatomischer Untersuchungen den genetischen 
Zusammenhang und die Bedeutung der interstitiellen Nephritis im Rabmen der Schar- 
lacherkrankung studiert. 6 anatomisch verifizierte Fälle von interstitieller Nephritis 
zeichneten sich klinisch durch einen geringen, teilweise nur spurweisen Eiweißgehalt 
aus. Die Formbestandteile waren wechselnd, rote Blutkörperchen waren stets in sehr 
geringer Zahl vorhanden. Die Menge und Art der Formbestandteile ist nicht nur 
durch die zelligen Herde, sondern lediglich durch die Schädigung des Epithels bedingt. 
Der anatomische Vergleich der interstitiellen Prozesse bei Scharlach mit durch Strepto- 
kokken verursachten Prozesse bei anderen Infektionskrankheiten ergibt keine An- 
haltspunkte für die ätiologische Bedeutung dieses Virus für die interstitielle Scharlach- 
nephritis. Die bakteriologischen Untersuchungen sprechen mit großer Entechieden- 


— 313 — 


heit gegen die ätiologische Bedeutung des Streptokokkus und für die ursächliche Wir- 
kung eines unbekannten, dem Scharlachinfekt spezifischen Giftes beim Zustande- 
kommen der interstitiellen Nephritis. Die Häufigkeit, der Umfang, sowie die syste- 
matische vorzugsweise periglomeruläre und perivasculäre Anordnung der intersti- 
tiellen Nephritis bei Scharlach spricht für einen dieser Krankheit eigentümlichen Pro- 
zeß. Weitere Untersuchungen haben gezeigt, daß die interstitielle Scharlachnephritis 
lediglich eine Teilerscheinung einer dem Scharlach eigentümlichen hämatogenen 
Iymphocytären Exudation ist, da auch in anderen Organen ähnliche oder die gleichen 
Prozesse gefunden wurden. In einem Fall von hämorrhagischen Pocken hat Verf. 
einen durchaus wesensähnlichen Vorgang feststellen können. Die Abtrennung einer 
' „Nephritis interstitialis“ im Rahmen der Nephritis hält Verf. für überflüssig, da 
charakteristische klinische Symptome meist fehlen und die Bedeutung dieser Krank- 
heit sich auf die Vorstellung eines anatomischen Prozesses beschränkt. Aus diesen 
Gründen ist es zweckmäßig, lediglich von einer Scharlach- bzw. Pockenniere zu sprechen. 
Heinrich Daridsohn (Berlin). 

Drinkwater, Harry: A note on the clinical diagnosis of diphtheria and other 
exudations in the throat. (Über die klinische Diagnose der Diphtherie und anderer 
exsudativer Prozesse im Rachen.) Lancet Bd. 198, Nr. 22, 8. 1160—1161. 1920. 

Schon am Krankenbett ist es dem Praktiker in den meisten Fällen möglich, die Diagnose 
Di. zu stellen, ohne erst eine bakteriologische Untersuchung abwarten zu müssen. Verf. unter- 
scheidet in den sichtbaren Teilen des Rachens insgesamt 6 Bezirke, jederseits 3: Tonsillen, 
Gaumen und Zäpfchenbezirk. Es ist nun zu beachten, ob in einem dieser Bezirke mehr als je 
ein Krankheitsherd zu beobachten ist. Ist dies der Fall, so handelt es sich weder um Di. noch 
um Ang. Vincenti, sondern um follikuläre oder Influenza-Anginen. Bei der Di. ist zu beachten, 
daß der Herd über das Niveau der Schleimhaut erhaben ist, daß er rundliche Konturen zeigt 
und in seiner Farbe sehr wechselt. Bei der Ang. Vincenti, die oft von der Di. nicht zu unter- 
scheiden ist, finden wir ein scharf umschriebenes Geschwür, vertikal gestellt, mit dünneren, 
das Geschwür wenig überragenden Rändern. Dies sichert die Diagnose Ang. Vincenti. Bei 
Ang. follicularis finden sich mehrfache Herde und entzündliche Schwellung der Umgebung, 
welch letztere bei Influenzabelägen fehlt. Eckert (Berlin). 

Hinojar, Adolfo: Fieberloser subglottischer Croup. Pediat. españ. Jg. 9, 
Nr. 90, S. 107—109. 1920. (Spanisch.) 

Beschreibung eines 10 Tage dauernden subglottischen up ohne Rachenerscheinung 
bei einem 8jährigen Mädchen, der nach zwei Seruminjektionen und Intubation in 2 Tagen ab- 
heilte. | Huldschinsky. 
Conradi, H.: Erwiderung zur Veröffentlichung von F. Schanz: Die bakteriolo- 

gische Diagnose der Diphtherie. (Diese Wochenschrift, 1920, Nr. 9.) Berl. klin. 
-= Wochenschr. Jg. 57, Nr. 22, S. 520. 1920. 

Verteidigung der im Conradischen Laboratorium geübten Di-Diagnose gegen 
Angriffe von F. Schanz (vgl. dieses Zentralbl. Bd. 9, S. 115. 1920). Eckert”, 

Havens, Leon C.: Biologie studies of the diphtheria bacillus. (Biologische 
Untersuchungen über den Diphtheriebacillus.) (Div. of prev. med. a. hyg., Iowa state 
univ., Iowa city, Iowa.) Journ. of infect. dis. Bd. 26, Nr. 5, S. 388—401. 1920. 

Untersuchungen an 154 Diphtheriebacillenstäimmen zeigten, daß es nicht möglich 
ist, entsprechend der Wesbrookschen Einteilung aus den morphologischen und 
färberischen Eigenschaften der Bacillen ein Urteil über die Virulenz abzugeben. Die mor- 
phologischen Typen sind nicht spezifisch, sondern variabel. Die gleichmäßig färbbaren, 
nicht Polkörner tragenden Bacillen stellen im allgemeinen Jugendformen dar und können 
sehr wohl virulent sein. Bei Bacillenträgern sollte man den morphologischen Verhältnissen 
der Bacillen keine übertriebene Bedeutung beimessen, sondern zunächst die Kulturen 
als virulent betrachten, die von Rekonvaleszenten stammen oder aus der Umgebung 
von frischen Diphtheriefällen. — Bei der serologischen Untersuchung von 206 Kulturen 
zeigte es sich, daß es möglich ist, die Diphtheriebacillen durch die Agglutination in 
zwei scharf voneinander getrennte Gruppen einzuteilen. Der einen Gruppe gehörten 
82%,, der zweiten Gruppe 18%, der Stämme an. Es fanden sich keine Mitagglutinationen 
und kein Stamm, der von keinem der beiden Sera agglutiniert worden wäre. Der fast: 


— 314 — 


ausschließlich zur Heilserumherstellung verwandte Diphtheriebacillus „Park Nr. 8“ 
gehörte agglutinatorisch zur größeren Gruppe. Dementsprechend erwies sich das Anti- 
toxin dieser Gruppe gegenüber als wirksamer. In dieser Hinsicht war jedoch die Tren- 
nung der beiden Gruppen keine absolut scharfe. Immerhin wird es für wahrscheinlich 
gehalten, daß die therapeutische Wirksamkeit des Diphtherieantitoxins gesteigert 
werden könnte durch Mitbenutzung eines Stammes der zweiten kleineren Diphtherie- 
bacillengruppe bei der immunisatorischen Heilserumgewinnung. Schürer (Marburg a.L.)", 
Durand, Paul: Les types de bacilles dipthöriques déterminés par les épreuves 
@’agglutination et d’adsorption des aglutinines. (Die Di-Bacillenstämme bestimmt 
durch die Agglutination und die Adsorption der Agglutinine.) Cpt. rend. des séances 
de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 15, S. 613—615. 1920. e 
255 wohlcharakterisierte Di-Stämme und 84 Pseudo-Di-Stämme verschiedener 
Herkunft werden mittels Agglutination und der Adsorption der Agglutinine verglichen. 
Agglutination: 18 Di-Stämme gaben keine einigermaßen beständige Emulsion und waur- 
den daher von keinem Serum agglutiniert. Bei dem Rest der Di-Stämme ließen sich nach ihrem 
Verhalten bei der Agglutination 6 verschiedene Gruppen unterscheiden. Keiner der 60 Pseudo- 
diphtheriestämme, die überhaupt eine brauchbare Emulsion gaben, wurde agglutiniert, — 
Adsorption, der Agglutinine: Kein Pseudo-Di-Bacillus hat je die Agglutinine eines Di-Serums 
adsorbieren können. Kein Di-Bacillus eines bestimmten Typs hat die Agglutinine einer anderen 
Gruppe adsorbieren können. Alle Di-Bacillen des gleichen Typs adsorbieren gegenseitig ihre 
Agglutinine. Irgend bemerkenswerte qualitative oder selbst quantitative a der 
adsorbierenden Fähigkeiten eines bestimmten Bacillus wurden nicht festgestellt. 


Die Adsorption der Agglutinine ist demnach zwar schwieriger, aber konstanter 
und genauer als die Agglutination. Eckert (Berlin).“, 

Loewenthal, Waldemar: Untersuchungen über diphtheroide Bacillen. (Inst. f. 
Hyg. u. Bakteriol., Bern.) Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 22, S. 421—424. 1920. 

Versuch einer experimentellen Klärung der Frage, ob eine Di-Erkrankung durch 
Virulentwerden oder Umwandlung von diphtherieähnlichen Bacillen (Diphtheroiden) 
entstehen kann. Aus der Meerschweinchen-Vulva wurden fast regelmäßig Diph- 
theriebacillen gezüchtet, die morphologisch den echten Di-Bacillen durchaus glichen. 
Leichte Unterschiede zeigten sich in der Stichkultur und in der Säurebildung. Für 
Meerschweinchen waren sie nicht pathogen. Di-Toxin wurde nicht gebildet. Nur die 
Bouillonkultur des Stammes M 7 tötete ein Meerschweinchen unter keineswegs ein- 
deutigen Erscheinungen. M 7 wurde zu Umzüchtungsversuchen verwandt. Trotz viel- 
facher Modifikation der Nährböden, Verwendung von toxin- und antitoxinhaltigen 
Substraten gelang die Umzüchtung in echte Di-Bacillen nicht, ebenso negativ fielen 
die Immunisierungsversuche aus. Diese Untersuchungen lassen theoretisch die Forde- 
rung gerechtfertigt erscheinen, daß jede Kultur im Tierversuch auf ihre Virulenz 
zu prüfen sei. Die praktische Durchführung dieser Forderung müßte aber durch 
Zeitverlust und Steigerung der Kosten die Di-Bekämpfung eher gefährden als fördern. 

Eckert (Berlin).“, 

Prophylaxie de la diphtérie. (Prophylaxe der Di.) Arch. de med. des enfants 
Bd. 23, Nr. 6, S. 367—371. 1920. 

Bericht über die in den Vereinigten Staaten, besonders in New York, erzielten 
Erfolge mit der aktiven Immunisierung durch Toxin-Antitoxin-Gemische. In einigen 
Schulen konnte die Di. ausgerottet werden, ohne daß die Geimpften, abgesehen von 
leichter Übelkeit, gelegentlichem Erbrechen und schnell vorübergehendem Fieber 
geschädigt wurden. Zum Schluß wurde ein für Paris bestimmtes Merkblatt zur Be- 
kämpfung der Di. abgedruckt. Hierin wird gefordert die Isolierung aller Di-Kranken 
und Bacillenträger, die passive Immunisierung aller gefährdeten Personen und die 
Bekämpfung der Bacillen durch Verwendung desinfizierender Gurgelwässer. Eckert. 

Apert et Cambessédès: Influence du sexe sur la fréquence de la coqueluche. 
(Einfluß des Geschlechts auf die Frequenz des Keuchnhustens.) Bull. et mem. de la 
soc. med. des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 9, S. 324—326. 1920. 

Verff. ist es aufgefallen, daß auf ihrer Keuchhustenabteilung 150 Mädchen und nur 


— 315 — 


88 Knaben im Jahre 1919 aufgenommen wurden. Rilliet und Barthez verzeichnen 
auch ein Überwiegen der Mädchen. Die Verff. haben nach amtlichen Statistiken die 
Jahrgänge 1894—1903 daraufhin geprüft, wie viele Knaben und Mädchen mit Keuch- 
husten in den Pariser Krankenhäusern aufgenommen waren. Es ergab sich Jahr für 
Jahr ein leichtes Überwiegender Mädchen, im ganzen für die 10 Jahre 2288 Knaben 
auf 2597 Mädchen. Auch die Sterbezahlen dieser Kinder ergaben 386 Knaben auf 
449 Mädchen. Die Zahl der an Keuchhusten in Paris während der letzten 25 Jahre 
Verstorbenen betrug 3606 Knaben auf 4664 Mädchen; auch auf die einzelnen Lebens- 
jahre verteilen sich diese Todesfälle durchweg so, daß die Mädchen überwiegen. Ähn- 
liche Einflüsse des Geschlechts läßt keine andere Infektionskrankheit erkennen. Nach 
Comby ergeben auch die Statistiken aus New York analoge Resultate und im Hand- 
tuch von Pfaundler-Schloßmann findet sich die gleiche Angabe für Wien. 
Ibrahim (Jena).”, 

Luzzatti, Tullio: Sulla vaceinazione antipertossies. (Über Vaccination gegen 
Pertussis.) (Istit. ds clin. pediatr., uniw., Roma.) Policlinico, sez. prat., Jg. 27, H. 16, 
S. 451—453. 1920. 

Mit einer von Nicolle zur Verfügung gestellten Menge seiner Keuchhusten- 
vaccine (die Art der Darstellung und der Anwendung gibt der Verf. wieder) wurden 
therapeutische und prophylaktische Versuche angestellt. Therapeutisch ließ sich weder 
die Intensität noch die Dauer der Attacken beeinflussen, besonders wenn die psy- 
chische Komponente im Verlaufe der Pertussis richtig gewürdigt wird. Hingegen zeigt 
eine kleine Reihe von Fällen, da prophylaktisch die Vaccination solche Kinder zu 
schützen imstande ist, die, durch den Kontakt mit erkrankten Geschwistern ge- 
fährdet, im Inkubationsstadium behandelt werden. Die therapeutische Wirkungs- 
losigkeit hat die Nicollesche Vaccine mit anderen gemein. Die propyhlaktische Wir- 
kung bestätigt die Spezifität des Bordetschen Bacillus. In einem Falle erfolgreicher 
prophylaktischer Vaccination fand sich Agglutination der emulsionierten Vaccine 
mit dem Patientenserum. Neurath (Wien). 


Wiesner, Richard: Zur Pathogenese der Grippe. (Pathol.-anat. Inst., Univ. 
Wien.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 33, Nr. 25, S. 531—635. 1920. 

Wiesner kommt auf Grund seiner pathologisch-anatomischen Untersuchungen 
an 12 letal verlaufenen Grippefällen zur Ansicht, daß das Grippevirus am Orte des 
primären Eindringens in den Organismus, d. h. an den Schleimhäuten des oberen At- 
mungstraktes, eine akute katarrhalische Entzündung setzt. Hier findet der erste 
Kampf des Organismus mit dem Infektionserreger statt, und von hier aus kommt es 
weiter zu einer Konzentration des Grippetoxins im Zentralnervensystem mit besonders 
schwerer Schädigung der Parenchymzellen der Kernregion (Vagus-Accessorius), welche 
in weiterer Folge zu den verschiedenen Symptomen und Komplikationen der Grippe 
führt und durch Innervationsstörungen den Bundesgenossen des Grippevirus, den 
Sekundärinfektionen, die Möglichkeit für ihre ungehemmte Entfaltung und Tätig- 
keit vorbereitet. Daß nicht alle Ganglienzellen des Vagus erkennbar erkrankt sind, 
dürfte die Bedeutung der Veränderungen nicht beeinträchtigen. Bei der Poliomyelitis 
acuta beispielsweise erkranken bei weitem nicht immer alle Vorderhornganglienzellen, 
nichtsdestoweniger tritt eine Leitungsunterbrechung ein, die zu Parese oder totaler 
Paralyse der entsprechenden Muskelgruppe führt. Soucek (Wien). 


Wollstein, Martha and Ralph C. Spence: The bacillus of Pfeiffer in inflam- 
mations of the respiratory tract in children. (Der Pfeiffersche Bacillus bei Ent- 
zündungen des kindlichen Respirationstraktus.) Americ. journ. óf dis. of children 
Bd. 19, Nr. 6, S. 459—468. 1920. 

Die Verff. geben eine Übersicht über die Zahl der Fälle von katarrhalischen Er- 
krankungen der Respirstionsorgane, die zu steigen beginnt im September und unter 
ständiger Zunahme ihren Höhepunkt im Januar erreicht, der annähernd beständig 


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bleibt bis zum März, dann wieder fällt bis zum tiefsten Punkt im Jani. Es folgen 
noch weitere statistische Zusammenstellungen über die Erkrankungszahlen der Jahre 
1915—1920. Um eine Übersicht über das Vorkommen des Pfeifferschen Bacillus 
zu bekommen, haben die Verf. das Sputum untersucht von ambulanten und sta- 
tionären Kindern, Pflegern usw. der Klinik. Es wurden 1000 Kulturen angelegt. 
Die Zahl der Kinder war 294, ihr Alter von 7 Tagen bis zu 13 Jahren. Es zeigte sich, 
daß das Vorkommen des Pfeifferschen Bacillus bei Kindern unter 3 Monaten am ge- 
ringsten ist und daß es den höchsten Grad erreicht im Alter zwischen 4 und 5 Jahren. 
Die Verf. führen die Zunahme des Pfeifferschen Bacillus vom 1, Lebensjahre ab auf die 
größere Infektionsmöglichkeit dieser Kinder zurück durch den engeren Kontakt 
mit der Außenwelt. Auf die verschiedenen Respirationskrankheiten verteilt sich der 
Pfeiffersche Bacillus folgendermaßen. Bei 101 Pneumonien zeigte er sich 74mal, 
von diesen Kindern starben 35 und von diesen wiederum kamen 27 zur Sektion. Von 
22 dieser Leichenlungen wurden Kulturen angelegt, die 20mal den Pfeifferschen 
Bacillus ergaben, aber nur 3mal in Reinkultur. In Pleuraexsudaten wurde er dabei 
nicht gefunden, 1 mal aber im Herzblut, während er aus dem Blut der Lebenden nie 
gezüchtet werden konnte. Bei den 3 Sektionsfällen, die Reinkultur ergaben, waren 
beide Lungen bronchopneumonisch durchsetzt mit typischen subpleuralen und intra- 
alveolaren Blutungen. Zu Lebzeiten bestand bei ihnen keine Leukopenie. Bei den 
Pneumonien zeigte sich, daß die Mortalität bei Anwesenheit des Pfeifferschen Bacillus 
wesentlich höher war als bei Fehlen dieses Erregers. Unter 23 Masernfällen war der 
Pfeiffersche Bacillus 14ma]l nachweisbar, unter 15 Tuberkulosefällen unter 2 Jahren 
5mal und unter 122 Kindern mit fieberhafter Bronchitis und Rhinitis 104 mal, aber 
nie in Reinkultur. Bei Reizungen der oberen Luftwege ohne Temperatursteigerung 
fand sich der Erreger in 54%, der Fälle, während Kontrollpersonen ohne jede Erscheinung 
einer Erkrankung der Luftwege ihn nur in 10%, zeigten, von diesen 10° ließ sich dazu 
noch nachweisen, daß sie mit erkrankten Kindern usw. in der Familie oder der Klinik 
zusammen waren. Nur in 2 Fällen konnte man gesunde unaufgeklärte Keimträger 
nachweisen. Bei der Übertragung zeigte sich, daß sie viel stärker ist von den Eltern 
auf die Kinder als umgekehrt. Die Verf. kommen zum Schluß ihrer Zusammenstellung 
zu dem Resultat, daß der Pfeiffersche Bacillus als ein früher Sekundärkeim aufgefaßt 
werden muß bei den Erkrankungen der Luftwege, deren Anwesenheit das klinische 
und path-anatomische Bild beeinflußt. J. Duken (Jena). 

Totis, Bela: Beiträge zur Klinik der epidemischen Influenza im Säuglingsalter. 
Orvosi Hetilap Jg. 64, Nr. 12, S. 138—139. 1920. (Ungarisch.) 

Beobachtungen anläßlich der Berliner Epidemie im Anfang dieses Jahres. Es 
zeigte sich besondere Empfänglichkeit in den ersten 3 Lebenemonaten. Eine weitere 
Eigentümlichkeit dieses Lebensalters bildete die Geringfügigkeit der Erkrankung der 
Luftwege (niemals Pneumonie) und die schwereren Ernährungsstörungen. Häufig 
intoxikationsähnliche Zustände, die aber auf Nahrungsentziehung nicht verschwanden 
und 10—14 Tage anhielten. Im 4.—5. Lebensmonat traten katarrhalische Erschei- 
nungen mehr in den Vordergrund. Charakteristische Temperaturkurve: 4+--Stägige 
Continua, 1—2tägiges Sinken, hierauf wieder Anstieg und allmähliches Fallen mit 
starken Remissionen. Häufig krampfartiger Husten, von Pertussis schwer zu unter- 
scheiden. Auch Pneumonie fand sich im 2. Lebensalter ziemlich häufig, bei Fehlen 
physikalischen Befundes war das Ödem der Brustwand ein sicheres Zeichen. In 
5 Fällen wurde Osteomyelitis gesehen. Häufig konnte der Di-Bacillus aus der Nase 
gezüchtet werden. Brustkinder blieben von der Infektion verschont, dagegen ließ 
sich ein übler Einfluß einer kohlehydratreichen und fettarmen Ernährung auf den 
Krankheitsverlauf nicht feststellen (entgegen Niemann und Foth). Die Schwere 
der Infektion war aber jedenfalls vom allgemeinen Ernährungs- und konstitutionellen 
Zustand abhängig. Grippeserum war völlig erfolglos, ebenso Silberpräparat, auch 
Beeinflussung der Temperaturkurve durch Chinin wurde nicht beobachtet. Wizinger. 


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Apert, E.: La plus grande gravité de la grippe chez les filles. (Über den 
schwereren Verlauf der Grippe bei Mädchen.) Bull. et mém. de la soc. méd. des 
höp. de.Paris Jg. 36, Nr.18, S. 706. 1920. 

Prioritätsanerkennung der Feststellung, daß die Grippe bei weiblichen Kindern 
schwerer verlaufe als bei männlichen zugunsten von Reh und Schiff, die in der Rev. 
med, de la Suisse rom. S. 517 bereits November 1919 in der Genfer Kinderklinik bei 
Knaben eine Mortalität von 1,9%, bei Mäddchen von 7,1%, errechneten. Bemerkens- 
wert dabei sei, daß die Morbidität und Mortalität erwachsener Männer an Grippe 
in der Schweiz viel ausgesprochener als bei Frauen sei, während im Paris das Gegen- 
teil der Fall gewesen wäre. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Hauch, E.: La grippe à la maternité B. du „Rigshospitalet“ à Copenhague 
pendant l’ épidémie 1918—1919. U Gynécol. et obstétr. Bd. 1, Nr. 1, S. 55—62. 1920. 

Zusammenfassung der auf einer Entbindungsstation obiger Anstalt gemachten 
Erfahrungen vom Standpunkte des Geburtshelfers. In schweren Fällen stirbt der. 
Foetus vor der Entbindung. Eine Grippepneumonie, die während der Schwangerschaft 
geheilt ist, hat auf den weiteren Verlauf der Schwangerschaft weder für die Mutter noch 
für das Kind Einfluß. Den durchweg leichten Verlauf der Geburt führt Verf. darauf 
zurück, daß die Früchte klein und größtenteils frühgeboren waren. Andreas Wetzel. 

Baerthlein, Karl und Eugen Thoma: Über Bakteriotherapie (Vaceinetherapie) 
bei Grippe-Lungenentzündungen. Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 20, 
8. 563—566. 1920. 

Gegenüber den noch unbekannten Erregern der Grippe treten bei den grippalen 
Pneumonien eine Reihe bekannter Bakterien in den Vordergrund. Die Bereitung einer 
Autovaccine muß bei der Auswahl der Bakterien im Sputum in erster Linie die von 
Leukocyten phagocytierten Keimarten berücksichtigen, ferner die im Innern der aus- 
gehusteten Alveolarepithelien befindlichen. In vielen Fällen wird die Herstellung 
. einer Mischvaccine notwendig sein, wobei die verschiedenen Diplokokkenarten besonders 
zu beachten sind. Die Herstellung kann in gut geleiteten bakteriologischen Laboratorien 
ohne Zeitverlust. für die Behandlung ausgeführt werden. Die Erfolge der vorzugsweise 
intramuskulären Anwendung sind überzeugend: prompte Heilwirkung, rasche Rekon- 
valeszenz, Vermeidung der Komplikationen empfehlen die Methode, die zudem einen 
großen Teil der medikamentösen Behandlungsmethoden erspart. Bereits 5—6 Stunden 
nach, Beginn der Vaccination setzt die protrahierte Krise ein. Überraschende Eu- 
phorie begleitet die Entfieberung. Mitteilung von 6 Fällen. Auch die bei Kindern 
häufige chronische Lungengrippe wird günstig beeinflußt. Die Autovaccination führt 
durch die starke spezifische Reizung zu der schnellen Wirkung; indem sie an den 
durch die Infektion bereits eingeleiteten spezifischen Immunisierungsprozeß anknüpft, 
ist sie einer ınspezifischen Proteinkörpertherapie überlegen. Die Dosierung des Impf- 
stoffs erfolgt nach Normalösen; es können relativ große Mengen unbedenklich gegeben 
werden. Wenig: »vtl. täglich wiederholte Injektionen genügen. Langer (Charlottenburg). 

Little, George F.: Transtusion of „Antibacterial blood‘; report of case. (Trans- 
fusion von „antibakteriellem Blut“.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, 
Nr. 11, 8. 734—735. 1920. 

Bericht über einen Fall: Ein l11jähriges Mädchen erkrankte plötzlich an epidemischer 
Influenza. Nach einigen Tagen doppelseitige Unterlappenpneumonie. Scheinbar hoffnungs- 
loser Zustand, der sich aber auf Morphjum-, Atropin-, Strophantus-, Coffein-, Campher-, Adre- 
nalindarreichungen besserte. Darauf Komplikation durch akute Laryngitis, trockene Pleuritis 
über dem rechten Oberlappen und eitrige Glossitis. Eitrige Gelenkmetastasen, so daß das rechte 
Fußgelenk incidiert werden mußte. Influenzaserum ohne Erfolg. Die Blutplatte ergab Kulturen 
von Staphylokokken und einem nicht näher bestimmbaren Bacillus. Autovaccine ohne Effekt. 
Im weiteren Verlauf entwickelte sich eine schwere Septicämie mit weiteren eitrigen Metastasen 
im rechten Mittelohr, rechten Kniekehle, Lumbalgegend, rechtem und linkem Hüftgelenk, linkem 
Kniegelenk, Lungenabsoeß, die alle chirurgische Eingriffe erforderten. Das schwere, hoffnungs- 
los scheinende Anfangsstadium wurde sichtlich gebessert durch wiederholte Bluttrans- 


fusionen von einem gewerbsmäßigen Spender, dem 2Tage vorher je!/,comderAutovaocine 
der Patientin in die reohte und linke Cubitalvene, bei der nächsten Transfusion je 


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locm injiziert wurden. Äußerlich kennzeichnete sich die Besserung, daß die septische Temperatur 
verschwand. Die Patientin wurde nach Monaten gesund. Für ähnliche Fälle wird die „anti- 
bakterielle Bluttransfusion‘“‘ empfohlen. Jurasz (Frankfurt a. M.).0H 
Reh, Th.: Deux formes particulières de grippe nerveuse; méningite grippale 
pseudo-tuberculeuse; méningisme grippal à symptômes cérébelleux. (Zwei be- 
sondere Formen der Nervengrippe; grippöse pseudotuberkulose Meningitis; Grippe- 
meningismus mit Kleinhirnsymptomen.) (Clin. infant., Genève.) Arch, de med. des 


enfants Bd. 23, Nr. 6, S. 363—366. 1920. 

Im ersten Falle kam es wenige Wochen nach einer mit Keuchhusten-Nachschub einher- 
gehenden Grippe zur Abmagerung, Müdigkeit, Kopfschmerz, hierauf Erbrechen, Konvulsionen, 
hauptsächlich halbseitig, mit Bewußtseinsverlust, Fieber, Somnolenz, Opisthotonus, Nacken- 
starre, Hyporeflexie, Einziehung des Abdomens; im Lumbalpunktat Eiweißvermehrung, 
Prädominanz der Lymphocyten. Wider Erwarten trat nach allmählichem Rückgang der Sym- 
ptome vollständige Heilung ein. Im zweiten Falle, bei einem 7'/, Jahre alten Kinde, bestanden 
im Verlaufe einer Grippe heftige Delirien, statische Ataxie, Retropulsion. Heilung ohne Rest. 

Neurath (Wien). 


Roger, Henri: Le polymorphisme de l’encöphalite épidémique, elassification 
des formes cliniques. (Der Polymorphismus der epidemischen Encephalitis, Klassi- 
fikation der klinischen Formen.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, 
Nr. 14, S. 529—531. 1920. 

Die ätiologische Identität der klinisch verschiedenen Encephalitisformen ist nicht 
nur durch das gleichzeitige Auftreten derselben während der herrschenden Epidemie, 
dutch das Aufeinanderfolgen der namengebenden Symptome (lethargische, myokloni- 
sche, choreoataktische Züge) bei demselben Individuum, sondern auch erfolgreiche 
Tierexperimente erwiesen. Es empfiehlt sich daher eine entsprechende Klassifi- 
kation. Man wird zunächst nach dem Zustand des betroffenen Individuums, z.B. 
infantile, senile, Graviditätsfälle, nach der mutmaßlichen Lokalisation, pedunkuläre, 
bulbäre, myelitische, neuritische Formen, nach dem Verlaufe akute, subakute, chro- 
nische rezidivierende Formen bezeichnen, aber nach dem Überwiegen der funktionellen 
Symptome die Benennung wählen und hierbei graduelle Unterschiede durch die vor- 
gesetzten Silben: hyper, hypo, para kennzeichnen. 1. Motorische Formen. a) Hyper- 
motorische: myoklonische, choreostaktische, konvulsive, tetanische. b) Hypomoto- 
rische: paraplegische, polyneuritische. c) Paramotorische: parkinsonartige, myotonische 
2. Sensitive Formen (hypersensit.): Formes algiques. 3. Psychische Formen. a) Hyper- 
psychische: delirante. b) Hypopsychische: psychische Depression. 4. Schlafbeein- 
flussende. a) Somnolente, lethargische. b) Schlaflosigkeit. Es können sich natür- 
lich einzelne Typen zu einem gemischten Bilde kombinieren. Neurath (Wien). 

Hoestermann: Zur Frage der epidemisch auftretenden Encephalitis. (Städt. 
Krankenh. Altstadt, Magdeburg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 26, S. 707—708. 
1920. 

Klinisch nichts Neues. 2 Fälle betrafen Kinder von 14 bzw. 13 Jahren, die beide 
ad exitum kamen. Dollinger (Charlottenburg). 

Horneffer, C.: Enc£phalite löthargique chez un enfant. (Encephalitis lethargica 


bei einem Kinde.) Rev. méd. de la Suisse romande Jg. 40, Nr. 5, S. 299—301. 1920. 
Mitteilung eines Falles, bei dem erst ein hyperkinetisches, denn ein lethargisches Stadium 
bestand, das dann in tiefen Schlaf überging. Tod. Typischer Obduktionsbefund. K. Eskuchen.M_ 


Hirsch, Albert: Encephalitis lethargiea bei einem 11 Wochen alten Säugling. 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 15, S. 428. 1920. 

In den Symptomen zeigte sich keinerlei Unterschied gegenüber den bei Erwachsenen beob- 
achteten: Schlafsucht, lokalisierte Zuckungen, Augenstörungen usw. Diagnoso sofort sicher 
(Spasmophilie auszuschließen). Heilung nach 3 Wochen. 14 Tage zuvor machte das Kind eine 
Nasopharyngitis durch (katarrhalisches Stadium? Beziehung zur Grippe?). K. Eskuchen.M_ 

Comby, J.: Deux cas d’encephalite épidémique à forme myoclonique. (Zwei 
Fälle epidemischer Encephalitis der myoklonischen Form.) Bull. et mém. de la soc. 
méd. de hôp. de Paris Jg. 36, Nr. 12, S. 446—447. 1920. 

Von den mitgeteilten zwei Fällen betraf der erste einen 5jährigen Knaben, bei dem am 


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5. Krankhei e Fieber, leichter Torpor, darauf Unruhe, Myoklonie, arythmische Zuokungen, 
Agitation zu finden waren; keine Nackenstarre, kein Kernig, keine Ptosis oder Augenstörungen. 
Schlaflosigkeit. Die Diagnose auf myoklonischo Encephalitis wurde nach 2 Tagen durch stei- 
gendes Fieber und bulbäre Symptome bestätigt, die rasch zum Tode führten. — Im zweiten 
Falle wurde ein 11 Jahre altes Mädchen von heftigen, symmetrischen, schlafstörenden Schmer- 
zen in den Beinen befallen, die nach zwei Tagen von rythmischen, Beine und Zwerchfell be- 
treffenden Zuckungen begleitet wurden. Keine Hirnnervenstörungen, kein Fieber, keine 
Nackenstarre, kein Kernig. Die Lumbalpunktion ergab ken icharakteristisches Resultat. Neurath. 

Lereboullet, P. et A. Foucart: Encephalite aiguë à forme myoclonique chez 
Penfant. (Akute Encephalitis in myoklonischer Form bei einem Kinde.) Bull. et 
mem. de la soc. med. des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 11, S. 391—394. 1920. 

13jähr. ©, Neuropathin. — Progressiver Verlauf, Entstehung in 8 Tagen, keine Somnolenz 
(abgesehen von der Zeit kurz vor dem Tode), keine Augensymptome außer einer imkompletten 
und schnell vorübergehenden Akkommodationslähmung; dagegen initiale Schmerzen, eigen- 
tümlicher Geisteszustand mit Delirien, Halluzinationen, motorische Unruhe, Muskelzuckungen 
nach Art des Myoklonus, rapid fortschreitende Verschlimmerung bis zu Koma und Tod. 

Dollinger (Charlottenburg). 

Roger, H. et G. Aymès: Syndrome h&mimyoelonique alterne, séquelle d’enc#- 
phalomyelite épidémique. (Alternierendes hemimyoklonisches Syndrom, eine Folge 
epidemischer Encephalomyelitis.) Bull. et mém. de la soc. méd. des höp. de Paris 
Jg. 36, Nr. 17, S. 689—692. 1920. 

Die Feststellung gewisser Motilitätsstörungen kann eine nachträgliche Diagnose 
überstandener Encephalomyelitis ermöglichen. Neben einem einen Erwachsenen be- 
treffenden Fall werden folgende, den Kindesjahren angehörige Beobachtungen mit- 
geteilt: 

Ein ca. 15 Jahre alter Knabe zeigte nach Überstehen einer epidemischen Enoephalitis, 
die mit Fieber, Delirien, Strabismus, albumino-eytologischer Dissoziation des Liquors, Somno- 
lenz, Akkomodationsstörung einherging, nach einer Zeit anscheinender völliger Heilung un- 
koordinierte Bewegungen des rechten Armes, myoklonische Zuckungen, choreatische Bewegun- 
gen (keine cerebellaren Störungen, Steigerung der Patellarschnenreflexe rechts, Babinski). Es 
bestanden krampfhafte klonische Zuckungen der l. Lippenkommissur, linkerseits Mydriasis, 
Nystagmus. Ein 8 Jahre altes Kind, das eine Encephalitis mit meningitischen Begleiterschei- 
nungen (Delirien, Strabismus, Somnolenz, linksseitige Ptosis, l. Externuslähmung) durch ge- 
macht hatte, zeigte nach 2—3 Monaten Zuckungen im rechten Arm und der linken Gesichts- 
hälfte, die nachts auftraten. Objektiv fand sich lediglich eine linksseitige Facialisparese mit 
Hemispasmus beim Sprechen. Neurath (Wien). 


etter, Arnold: Enseignements tirés de l’analyse de soixante-dix observations 
d’encephalite léthargique. (Folgerungen aus der Analyse von 70 Beobachtungen 
lethargischer Encephalitis.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 36, 
Nr. 12, S. 441—446. 1920. 

Die Analyse von 70 Fällen lethargischer Encephalitis zeigte ein Überwiegen des weib- 
lichen Geschlechtes (41 gegen 29). Erwachsene waren häufiger betroffen (nur 6 im ersten, 
6 im zweiten Dezennium). Es zeigte sich keine Verdichtung der Fälle nach Häuser- 
oder Straßenblocks, also keine räumliche Kontagiosität. Eine direkte ätiologische 
Bedeutung vorausgegangener Grippe war nicht zu erweisen. Derzeit läßt sich noch 
keine Tendenz der Encephalitis zum Erlöschen feststellen. Symptomatologisch über- 
wog zu Beginn der Epidemie mehr der lethargische, später der myoklonische Charakter. 
Schätzungsweise dürften in Frankreich bisher 600 Fälle zur Beobachtung gekommen 
sein. Neurath (Wien). 
Marie, Pierre: Amiotrofie nella paralisi spinale infantile. (Amiotrophien bei 
der Paralysis spinalis infantilis.) Gazz. d. osp. e d. clin. Jg. 41, Nr. 43, 8. 452 
bis 453. 1920. 

Klinischer Vortrag mit Berücksichtigung der Geschichte der Polyomyelitis und 
Demonstration von Fällen. Neurath (Wien). 

Jacoby, Fritz: Die Bedeutung der Acidität der Ruhrstühle für die bakterio- 
logische Ruhrdiagnose. Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. Bd.90, H.1, S.1—21. 1920. 

Der Autor fand saure Reaktion in Ruhrstühlen; diese ist unabhängig davon, 
ob die Ruhrbacillen im Stuhle vorhanden sind oder nicht. Die Reaktion ist abhängig 


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von" dem Wassergehalt des Stuhles, welcher eine Verdünnung der sauren Reaktion 
bedingt; ferner abhängig von der Art und Menge der vom Körper ausgeschiedenen 
Reaktionsprodukte; so sind z. B. seröse Darmexsudate leicht zersetzlich unter Säure- 
bildung; die Beimengung anderer Mikroben und die chemische Zusammensetzung 
des Nahrungsmaterials und seiner Verdauungsprodukte beeinflussen gleichfalls die 
Reaktion; mit Anstieg der Temperatur wächst der Säuregehalt des Stuhles; durch 
die Fäulnisvorgänge können ammoniakalische Produkte im Stuhl auftreten, welche 
eine alkalische Reaktion bedingen. — Die Ruhrbacillen sterben im Stuhl mit zu- 
nehmender Säurebildung rasch ab. Weil die Ruhrbacillen wegen ihrer Säureempfind- 
lichkeit schon nach kurzer Zeit im Stuhl zugrunde gehen, kann diesen für die Über- 
tragbarkeit der Krankheit nur dann Bedeutung beigelegt werden, wenn die Säure- 
bildung noch aussteht, bzw. durch Einflüsse der Umgebung verhindert wird. — Auf 
diese Weise können wir die Ruhrbacillen nur im ganz frischen Stuhl nachweisen, weil 
der Säuregehalt noch gering ist und erst später zunimmt. Paul Sazl (Wien), ~ 

Scholl, Albert J.: Anthrax: comparison of surgical and nonsurgical methods of 
treatment. A review of 51 cases treated at the Massachusetts gen. hosp. from 1888 
to 1918. (Milzbrand: Vergleich zwischen chirurgischer und nichtchirurgischer Behandlung. 
Eine Zusammenfassung von 51 Fällen, die im Massachusetts gen. Spital in den Jahren 
1888 bis 1918 zur Behandlung kamen.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, 
Nr. 21, S. 1441—1444. 1920. 

Die chirurgische Behandlung des Anthrax hat bei weitem schlechtere Resultate 
gezeitigt wie die nichtchirurgische. Die Gesamtmortalität betrug 13,7%, die Mortalität 
der chirurgischen Fälle allein 44%, die der nichtchirurgischen 7%. Es ist wahrschein- 
lich, daß durch blutige Eingriffe die Allgemeininfektion des Organs nur erleichtert 
wird. Unter den nichtchirurgischen Behandlungsmethoden hat sich die Serumbehand- 
lung gut bewährt. H. Koch (Wien). 
Tuberkulose. | 

Langendörfer, Johann Wendel: Über das Schicksal der Kinder tuberkulöser 
Eltern während der Kriegszeit. (Med. Uniw.- Poliklin., Bonn.) Zeitschr. f. Tuberkul. 
Bd. 32, H. 3, S. 150-—159. 1920. 

Der Verf. hat das Schicksal von 269 Kindern aus 50 tuberkulösen Familien, wo 
tunlich, bis zum 20. Lebensjahre verfolgt. Davon waren 192 noch am Leben. Er 
kommt zu folgenden, durch statistische Daten begründeten Ergebnissen: 1. Die Nach- 
kommen Tuberkulöser verfallen in 54,2%, dem Leiden der Eltern. 2. Der Prozent- 
satz der tuberkulösen Kinder ist größer in den Familien, in denen die Mutter tuber- 
kulös ist als in denen, in’ welchen der Vater erkrankt ist. 3. In kinderreichen Familien 
ist die Zahl der erkrankten Kinder größer als in solchen mit Durchschnittskinderzahl. 
4. Die Kinder mit höherer Geburtsfolgenummer sind öfter betroffen als die zuerst 
geborenen. 5. Die Zeit vom 1. bis 5. Lebensjahr und die Zeit vor und nach den Puber- 
tätsjahren weist die größte Erkrankungs- und Sterbeziffer auf.— Die Hauptursache 
für diese Ergebnisse findet Verf. in der Exposition. Die Disposition und ungünstige 
soziale Verhältnisse begünstigen die Entstehung der Erkrankung. Zffler (Danzig). 

Minnig, Arnold: Incidence of tuberculosis in husband and wife. (Das Vor- 
kommen der Tuberkulose bei Ehegatten.) (Munic. tuberc. disp., Denver.) Journ. 


of theA meric. med. assoc. Bd. 74, Nr. 21,3 . 1445 bis 1447. 1920. 
Litersturzusammenstellung. Verf. selbst beobachtete 502 verheiratete tuberkulöse Per- 
sonen, unter denen 44 Fälle, d. i. 87%, Mann und Weib tuberkulös erkrankt waren. Von diesen 
44 Fällen sind 22 d. i. 50%, an Tuberkulose gestorben. In 12 von den 22 gestorbenen Fällen 
wurden bei dem überlebenden Witwer oder der Witwe Tuberkelbacillen im Sputum nachge- 
wiesen. 
| Es ist dadurch nachgewiesen, daß ein schwer tuberkulös erkrankter Ehepartner 
den anderen in 50%, der Fälle tuberkulosekrank gemacht hat. Die Untersuchung 


erstreckte sich nur auf ambulante Kranke der ärmeren Volksschicht, und es dürfte 


— 321 — 


die Übertragung der Tuberkuloseerkrankung unter Ehegatten in den wohlhabenderen 
Kreisen bedeutend geringer sein. H. Koch (Wien). 

Tobias, Walter: Tuberkulose und Wohnungsverhältnisse. (Med. Univ.-Poliklin., 
Rostock.) Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 32, H. 1, 8. 1—8. 1920. 

Nachdem der Verf. auf die Anforderungen, die man an eine hygienisch einwand- 
freie Wohnung stellen muß, kurz eingegangen ist, hebt er hervor, daß es durchaus nicht 
richtig ist, nur die „offene“ Tuberkulose als ansteckend zu bezeichnen. Wo ein aktiver 
Prozeß nachgewiesen ist, ist Infektiosität anzunehmen. Es muß dann für Isolierung 
des Kranken (eigenes Zimmer, mindestens eigenes Bett) gesorgt werden. Die eingehende 
Statistik von 356 Fällen weist 66,6% gute, 16%, mittelgute und über 17,4%, unzureichende 
Wohnungen auf. Von den Kranken hatten 90,2% ein eigenes Bett. Die Wohnungs- 
und hygienischen Verhältnisse der Rostocker Tuberkulösen sind daher als für viele 
Großstädte beneidenswert gut zu bezeichnen. Wenn auch in Rostock die Tuberkulose 
während des Krieges zugenommen hat, so tragen nur die verschlechterten Ernährungs- 
verhältnisse die Schuld. Eifler (Danzig). 

Curmming, James G.: Can the tubereulosis transmission rate be reduced ? 
(Kann die Zahl der Tuberkulose-Übertragungsfälle herabgesetzt werden?) Journ. 
of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 16, S. 1072—1074. 1920. 

Verf. kommt auf Grund von Tierversuchen zu der Überzeugung, daß ein großer 
Prozentteil der Tuberkuloseübertragungen durch Vermittlung der Eßgeräte der Lungen- 
schwindsüchtigen erfolgt. Bei Verimpfung des Waschwassers, in dem die EBlöffel 
von 2 offenen Tuberkulösen abgewaschen waren, starben von 31 subcutan geimpften 
Meerschweinchen 11, d. i. 35%, an Tuberkulose. Möllers (Berlin).“, 

| Peyrer: Zur Tuberkuloseinfektion. (Univ. - Kinderklin., Graz.) Wien. klin. 
Wochenschr. Jg. 33, Nr. 23, S. 488—490. 1920. 

Ein 7 Jahre altes Mädchen wurde auf der Klinik mit Tuberkulose infiziert, und 
zwar dadurch, daß es 36 Std. lang auf einer Abteilung untergebracht war, die Tuberkel- 
bacillenhuster beherbergte. Die Infektion nach 8 Tagen wurde dadurch aufgedeckt, 
daß das Kind auf 100 mg Tuberkulin reagierte. Krankheitserscheinungen wurden 
nicht beobachtet. Koch (Wien). 

Debré, Robert et Paul Jacquet: Le début de la tuberculose humaine. La 
période antöallergique de la tuberculose, pénétration silencieuse du bacille tuber- 
euleuxd ans l’organisme du nourrisson. (Der Beginn der Tuberkuloseerkrankung 
beim Menschen. Die antiallergische Periode der Tuberkulose, die unbemerkbare Aus- 
breitung der Tuberkelbacillen im Körper des Säuglings.) Ann. de méd. Bd. 7, Nr. 2, 
8. 122—137. 1920. 

Verf. beobachtete 3 Fälle, die in der Krippe mit Tuberkulose infiziert wurden. 

Fall 1. 17 Monate alter Knabe ohne Krankheitserscheinungen und mit negativer Cutan- 
reaktion, die von Zeit zu Zeit wiederholt wurde, reagiert nach 8monatigem Aufenthalt auf 
Tuberkulin cutan positiv. Bis dahin war das Kind vollkommen gesund, zog sich aber zu dem 
erwähnten Zeitpunkt einen Keuchhusten zu, der einen Gewichtssturz zur Folge hatte. Die 
Infektion erfogte höchstwahrscheinlich 3 Monate vor dem ersten Auftreten der positiven 
Cutanreaktior. — Fall 2. 2jähriger Knabe reagiert nach 1Owöchigem Aufenthalt im Spital 
zum erstenmal positiv. Bei beiden Fällen konnte die Infektionsquelle nachgewiesen werden. 
Auch beim zweiten Falle konnten keine Krankheitssymptome nachgewiesen werden. — 
Fall 3. Zwei Monate altes Mädchen wurde mit samt der phthisischen Mutter aufgenommen. 
Die Cutanreaktion wurde erst nach 3monatigem Spitalsaufenthalt positiv. 

Verf. nennt den Zeitraum von der stattgehabten Infektion bis zum Auftreten der 
Tuberkulinreaktion antiallergische Periode. Die Dauer derselben ist verschieden, 
von 6 Tagen bis 4 Monaten. Sie hängt ab vom Alter des Individuums, von der Methodik 
der Reaktion, ob cutan, oder intracutan, von der Infektionsdosis. H. Koch (Wien). 

Zimmermann, R.: Über das Häufigerwerden der Lungentuberkulose mit zu- 
nehmendem Alter der Kinder. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 24, S. 562—563. 1920. 

Verf. fand bei 150 Kindern im Alter von 2—14 Jahren in etwa 30%, Lungenent- 
zündungen tuberkulöser Art. Mit zunehmendem Alter werden sie häufiger (!). Lust. 


Zentralbl f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 21 


— 32 — 


Oldenburg, Th. 0.: Klinik der Lungentuberkulose in den ersten Lebensjahren. 

(Nord. Tuberkuloselaegemgde 16.—17. VIII. 1919. København.) Nord. bibliotek f. 
: Terapi Bd. 2, H. 2, S. 51—55. 1920. (Dänisch.) 

In einer Serie von 105 tuberkulösen Kindern unter 4 Jahre alt, fand Verf. aktive 
latente Tuberkulose bei 20 Kindern (10 0—2, 10 2—4 Jahre). Nur einen Todesfall 
(Meningitis). Manifeste Lungentuberkulose bestand bei 21 Kindern 0—2 Jahre alt, 
von welchen 7, 11 und 3 in resp. I., II. und III. Stadium sich befanden. 8 von diesen 
Kindern starben. Von im ganzen 31 O0—2jährigen Kindern mit latenter oder mani- 
fester Tuberkulose wurden 61% geheilt oder gebessert, 29%, starben (50%, im IL, 
100% im III. Stadium). Nach 6 Jahren wurden noch 55% gesund oder bei ziemlich 
guter Gesundheit gefunden. Die wahrscheinliche Infektionsquelle war bei diesen Kin- 
dern 25 mal die Eltern. Das erste Symptom trat binnen dem ersten Lebenshalbjahre 
bei 14 Kindern auf (7 tot), bei 5 Kindern (1 gestorben) trat es im Alter von !/,—1 Jahre 
und bei 2 Kindern (keins gestorben) im Alter von 1—3 Jahren ein. Von 19 im ersten 
Lebensjahre infizierten Kindern sind 8 gestorben, von 12 Kindern im zweiten Jahre 
eins gestorben. Von den 2—4jährigen Kindern mit manifester Tuberkulose befanden 
sich 20 im I., 33 im II. und 11 im III. Stadium. 42%, wurden geheilt entlassen, 20% 
starben. 31 wurden wahrscheinlich von den Eltern angesteckt. Das erste Symptom 
trat durchschnittlich im Alter von 21/, Jahren ein. Von sämtlichen 105 Kindern waren 
32%, von der Mutter, 10% vom Vater, 10%, von den Eltern, 9% von den Geschwistern 
und 9% von Phthisikern im Hause angesteckt worden. Bei 27 Kindern war die In- 
fektionsquelle okkult, von diesen starben 3 (11%). Als geheilt oder teilweise geheilt 
wurden 63,8%, in verschlimmertem Zustande oder als tot 29,9%, entlassen. Nach 
6 Jahren waren 64%, gesund oder teilweise genesen. 20%, waren gestorben. Über 
16% konnten Auskünfte nicht erhoben werden. Wernstedt (Malmö). 


Rey, H. van: Zur Differentialdiagnose der akuten allgemeinen Miliartuber- 
kulose. (Med. Klin., Bonn.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 24, S. 558 bis 
562. 1920. 

Verf. bespricht die drei Formen der akuten allgemeinen Miliartuberkulose. Bei 
der typhösen Form sucht er das Bild abzugrenzen gegen den abdominalen Typhus, 
indem erdie Allgemeinsmyptome, das Verhalten der Temperaturkurve, die Pulsfrequenz, 
Lungensymptome darlegt. Besonders wertvoll in differentialdiagnostischer Beziehung 
ist das Auftreten einer akuten Lungenblähung, die mit Sicherheit für eine miliare* 
Aussaat spricht, bei der typhösen Bronchitis hingegen nicht vorkommt. Milzschwellung, 
Roseolenbildung, sowie Durchfälle werden kritisch beleuchtet, ferner die Diazoreaktion, 
das Blutbild. Hierbei wird besonders auf die Differenzierung der verschiedenen Leuko- 
cytenarten aufmerksam gemacht, die beim Typhus vom Remissionsstadium ab eine 
Lymphocytose, bei einer miliaren Tuberkulose eine relative Vermehrung der poly- 
morphkernigen Leukocyten ergibt. Beim Typhus fehlen die eosinophilen Zellen völlig, 
im Gegensatz zu der miliaren Tuberkulose, bei der nur eine starke Verminderung be- 
steht. Der Choroidealtuberkel beweist die Diagnose mit Sicherheit, wenn auch dies 
Symptom nicht konstant ist, und auch bei Typhus, Pneumonie und Sepsis ähnlich aus- 
sehende Herde vorkommen können. Die biologischen Reaktionen, sowie die Röntgen- 
diagnostik werden noch kurz besprochen. Durch letztere gelingt es mitunter wochen- 
lang vor dem Tode, die miliaren Knötchen auf der Platte zur Anschauung zu bringen. 
Besprechung der Abgrenzung gegen Sepsis, Grippe, Febris intermittens, Osteomyelitis, 
Trichinose und Urämie. Gegenüber der pulmonalen Form werden die Lungenerkran- 
kungen abgegrenzt. Röntgenbild. Die meningitische Form kann Verwechslungen mit 
Meningismen bei akuten Infektionskrankheiten hervorrufen. Gegen die eigentliche 
Meningitis wird die Bakteriologie zu Rate gezogen, ferner die Pandysche Reaktion, 
die bei tuberkulöser Meningitis positiv, bei Meningitis epidemica negativ ausfällt, 
und die Leukocytenzahl. i f B. Leichtentrit (Breslau). 


— 3233 — 


Barney, J. Dellinger and Edward S. Welles: The bacteriology of the urine in 
renal tuberculosis. (Die Bakteriologie des Urins bei Nierentuberkulose.) Journ. of 
the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 22, S. 1499 bis 1501. 1920. 

Die Verff. haben 63 Fälle von Nierentuberkulose mit Methoden untersucht, die den Fort- 
schritten der cystoskopischen und bakteriologischen Technik entsprechen. Kulturen vomBlasen- 
urin wurden in 30 Fällen gemacht mit einem positiven Bakterienbefund in 15 Fällen (50%); 
Kulturen von dem Urin der rechten Niere wurden 31 mal gemacht und zwar 7mal mit positivem 
Bakterienbefund, von dem der linken Niere 28 mal, darunter 6 mal mit positivem Befund. Von 
den 13 itiven Kulturen aus dem Nierenurin (22%) betrafen 8 die gesunde und nur fünf die 
tuberkulöse Niere. Wie bei den Blasenurinen, so wurde auch im Nierenurin am häufigsten 
Bacterium coli gefunden. Ausstrichpräparate von frischen Blasenurinen ergaben in 21 Fällen 
eine sekundäre Infektion, vom Nierenurin dagegen nur in 5 Fällen, darunter dreimal von 
der gesunden Seite. Durch Kultur bzw. Ausstrichpräparate wurde demnach ein positiver Bak- 
terienbefund erhoben auf der gesunden Seite in 11 Fällen, auf der tuberkulösen Seite in 7 Fällen, 
im ganzen bei den 63 Fällen 28.5% sekundäre Infektion des Nierenurins. Die Reaktion des 

lasenurins, die in allen Fällen geprüft wurde, war in 28 Fällen alkalisch (bei Prüfung mit 
Lackmuspapier). Die Untersuchung des frischen, durch Uretherenkatheterismus erhaltenen 
Nierenurins ergab eine hohe Acidität. Diese hohe Acidität ist als ein sehr wesentlicher Faktor 
für die Asepeis der tuberkulösen Niere anzusehen. Die größere Zahl der Verunreinigungen im 
Urin der gesunden Niere hängt möglicherweise mit einer von der tuberkulösen Niere ausgehen- 
den Toxämie zusammen. 

Die Untersuchungen der Verff. bestätigen die Ansicht, daß ein negativer Aus- 
strich oder Kultur vom Blasenurin bei einem Fall von Cystitis oder Pyurie stark für 
Tuberkulose spricht, sie zeigen aber vor allem, daß ein positiver Bakterienbefund 
im Ausstrich oder der Kultur vom Blasen- oder auch vom Nierenurin Tuberkulose 


nicht ausschließt. Lehnerdt (Halle a. S.). 


Kneier, Gerold: Beitrag zur Röntgenbestrahlung tuberkulöser Halslymph- 
drüsen. (Chirurg. Abt., St. Georgkrankenh., Breslau.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, 
Nr. 21, 8. 495—496. 1920. 

Technik: Fokushautdistanz 23cm, 3 mm Aluminiumfilter, selbsthärtende Siede- 
röhre. Einzeldosis: 20X. Bei hyperplastischen Drüsen nach 2—3, bei verkästen 
nach 6—8 Bestrahlungen meist voller Erfolg; Zwischenzeit zwischen den einzelnen 
Bestrahlungen 4 Wochen. Die Bestrahlung soll, auch bei doppelseitigen Drüsenpaketen, 
zunächst immer nur einseitig erfolgen, auch die Drüsen der nichtbestrahlten Seite 
bilden sich mitunter zurück. Nur in 1,8%, der Fälle keine Rückbildung der Drüsen. 

Klewitz (Königsberg i. Pr.).“, 

Glass, E.: Zur Behandlung chirurgischer Tuberkulosen mit Terpentininjek- 
tionen. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 25, S. 687. 1920. 

Alleinige Terpentinbehandlung (Ol. Terebinth. in Ol. olivarum 2,0 : 20,0) hat keinen 
Einfluß auf den Heilungsverlauf. 10%, Jodoformglycerininjektionen und Höhensonne- 
bestrahlung in Kombination mit den Terpentininjektionen führten in einer Reile von 
Fällen zu deutlicher Besserung. Die Terpentininjektionen werden auch bei lang- 
dauernder Anwendung ohne Nierenschädigung vertragen. Langer (Charlottenburg). 


Floeekinger, F. C.: Decompression of the spinal cord in tuberculosis of the 
spinal column. (Druckentlastung des Rückenmarks bei tuberkulöser Spondylitis.) 
Americ. journ. of surg. Bd. 34, Nr. 3, S. 83—86. 1920. 

Beschreibung der bekanrten Erscheinungen und Behandlungsmethoden der Spon- 
dylitis. Bei Kompressionserscheinungen soll man die einfache Laminektomie aus- 
führen, ohne den tuberkulösen Herd zu berühren. Ist dieser dennoch eröffnet, soll er 
erst trocken, dann mit Lysol oder Carbol ausgetupft und mit Jodoform bestreut werden. 
Verschluß des Wirbelkanals durch einen Bauch des Erector tranci. Naht. Gipskorsett. 
10 Tage nach der Operation vorsichtige Tuberkulinkur. Die Spasmen lassen danach. bald 
nach. Nach 2 Monaten können die Patienten in der Regel schon gehen. Huldschinsky. 


Morquio: Allgemeine Betrachtungen über akute Meningitis. Arch. latino-amerio. 
de pediatr. Bd. 14, Nr. 1, 8. 1—19. 1920. (Spanisch.) 
Verf. hat während einer Grippeepidemie eine Zunahme der tuberkulösen Meningitis 


21* 


— 324 — 


festgestellt. Unter 22 Fällen von Meningitis waren 12 tuberkulöser Natur. Die Grippe 
übt einen ungünstigen Einfluß auf die latente Tuberkulose aus, ebenso wie Masern. 
Er gibt dann einige differentialdiagnostische Bemerkungen über die Befunde spez. 
des Liquors bei den verschiedenen Formen von Meningitis und schildert ausführlich 
4 Fälle (3 kamen zum Exitus) mit klinisch sicheren Erscheinungen von Meningitis, 
ohne daß es gelang, festzustellen, welcher Art die Meningitis war. Valentin. 

Bauer, Adolf: Geschichtlich - physiologische Grundlagen zur Wiederbelebung 
der Krappanwendung. Zeitschr. f. Uıol. Bd. 14, H. 4, S. 180—182. 1920. 

Kurzer geschichtlicher Überblick über die Verwendung der Krappwurzel (Radix 
rubiae tinctorum) in der Medizin. Bauer gibt Einwirkung auf tuberkulös erkrankte 
Organe an und empfiehlt sie besonders bei Darm-, Nieren- und Blasentuberkulose 
(Ruberythrinsäure geht in den Harn über). Eifler (Danzig). 


Syphilis. 
- Davidsohn, Else: Über die Veränderung der Zähne bei kongenitaler Lues. 
Zeitschr. f. Kinderheilk. Bd. 25, H. 4/6, S. 249—265. 1920. 

A. Kinder von 3—6 Jahren mit Milchgebiß: Zahl 19; normal 3, halbmondförmige 
Caries 1, opale Flecke 2, festeitzender Belag 2, Bißanomalien 2, Hypoplasien an Schneidezähnen 2, 
an Molaren 12 mal. 

Der von Hutchinson und Neumann erhobenen für kongenital-syphilitische 
Kinder typischen Befund also nur einmal. Da Hypoplasien häufig auch bei 
anderen konstitutionellen Erkrankungen vorkommen, sind sie nicht für Lues cong. 
pathognomonisch. 

B. Kinder von 7—17 Jahren mit bleibendem Gebiß: 1 mal normal, 7 leichte Störungen, 
bei den schweren Veränderungen in 27 Fällen Hypoplasien und 15 mal Hutchinsonsche Zähne. 

In Übereinstimmung mit Fournier leichte und schwere Mißbildungen häufig; 
erstere treten zu selten auf, als daß sie als Folge der kongenitalen Lues zu betrachten 
wären, letztere auch beim bleibenden Gebiß nicht pathognomonisch. Nur der Hut- 
chinsonsche Zahn ist ausschließlich als Folgeerscheinung der kongenitalen Lues auf- 
zufassen, daher ein bedeutsames Merkmal derselben. Im Gegensatz zu den Angaben 
der Literatur treten die Mißbildungen nicht nur an den oberen mittleren bleibenden 
Schneidezähnen, sondern, wenn auch seltener und weniger ausgeprägt, an den mitt- 
leren unteren in Erscheinung. Sie zeigen sich in einer Formveränderung der Zehn- 
krone im ganzen und der Schneidekante im besonderen. Das Hauptcharakteristikum 
aber ist die Veränderung der ganzen Zahnform und besteht darin, daß der normaler- 
weise nach dem Hals zu schmäler werdende Zahn eine kolbige, nach der Schneidekante 
zu sich verjüngende Form annimmt und daß seine beiden Ecken abgerundet ver- 
laufen. Die halbmondförmige Ausbuchtung ist weniger bedeutungsvoll, da sie durch 
halbmondförmigen Caries vorgetäuscht werden kann, sowie durch Hypoplasie. Ob 
die schmalen, schlanken Zähne mit den großen Lücken eine Abart der Hutchinson- 
schen sind, ist noch nicht entschieden. Dollinger (Charlottenburg). 


Krankheiten der Luttwege. 


Tawse, H. Bell: Supernumerary nostril and cavity. (Überzählige Nasenöffnung 
und Nasenhöhle.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 6, Sect. of laryngol., 
8. 28—30. 1920. 

Von einem Zwillingspaar, von dem das eine Kind als Anencephalus bei der Geburt gestor- 
ben war, zeigte das andere eine überzählige Nasenöffnung und -gang auf der rechten Seite, der 
nach der Nasenwurzel zu blind endete und anfangs eine wässerige Flüssigkeit abgesondert 
hatte. Als das Kind mit 16 Monaten zur Behandlung kam, war dieser Nasengang trocken. 
Durch Sondierung konnte man eine Kommunikation zwischen dem überzähligen und normalen 
Nasengang feststellen. Hempel (Berlin). 
Dawson, G. W.: Nasopharyngeal angeiofibroma. (Nasen-Rachenfibrom.) Proc. 
of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 6, Sect. of laryngol., S. 34. 1920. 


Knabe von 13!/, Jahren litt an Angiofibrom, das die linke Wange auftrieb und im Pharynx 
das Gaumensegel nach vorn drückte und die linke Nase verstopfte. Nach Laryngotomie wurde 


— 325 — 


der Tumor auf dem Wege durch Mund und Nase entfernt. Rückfall nach 1 Jahr. Der Tumor 
war in derselben Ausdehnung wieder erschienen. Entfernung des Tumors auf äußerem Wege: 
Laryngotomie, Schnitt vom Augenwinkel, die Nase entlang, durch die Oberlippe. Entfernung 
des Tumors, der den Oberkiefer vollkommen ausfüllte. Genesung. Hempel (Berlin). 

Stradiotti, G.: Sulle angine tonsillari. (Über Tonsillaranginen.) (Osp. magg., 
Lodi.) Gazz. d. osp. e d. clin. Jg. 41, Nr. 43, S. 451—452. 1920. 

Ein 8 Jahre alter Knabe erkrankte unter hohem Fieber und Halsschmerzen. Es 
fanden sich: Nasenausfluß, Dyspnöe, Schwellung der seitlichen Halsdrüsen, gutes Allgemein- 
befinden. Dazu gesellten sich stärkere Gesichtsödeme (bei eiweißfreiem Harn) mit starker 
Beteiligung der Parotidengegend und der Unterkinngegend, hier bretthart. Das Kind konnte 
nicht durch die Nase, nur durch den Mund atmen. Der Hals bot nur die Zeichen beträchtlicher 
Entzündung, kein Exsudat, über den Lungen die Zeichen einer Bronchitis. Anfangs wurde 
wegen Verdacht auf Diphtherie mit Serum behandelt, doch neıgte man im Verlauf mehr zur 
Ansicht einer der Angina Ludovici nahestehenden Infektion. Später ließ sich eruieren, daß 


auch eine Schwester und die Mutter des Patienten eine gutartige Angina durchgemacht hatten. 
Neurath (Wien). 


Blank, G.: Über die Beziehungen zwischen chronischer Tonsillitis und AJl- 
gemeinerkrankung und über Tonsillektomie nach Klapp. (Med. Abt., Krankenh. 
München r. d. Isar.) Therap. d. Gegenw. Jg. 61, H. 5, S. 173—179. 1920. j 

Die Entfernung kranker Tonsillen ist dringerd zu fordern, da sie ihre Aufgabe nicht er- 
füllen können und für den Organismus eine ständige Gefahr bedeuten. Irreparable pathologische 
Zustände der Tonsillen und der sichere Nachweis eines Zueammenhangs zwischen Tonsillener- 
krankung und anderen pathologischen Zuständen des Körpers sind Indikation zur Tonsillekto- 
mie (Weiß). Irreparable pathologische Zustände sird nur mit ziemlicher Wahrscheinlich- 
keit zu vermuten. Auch sichere Kriterien des ätiologischen Zueammenhangs gibt es nicht. 
Ausschälung der Mandeln kommt deshalb erst dann in Betracht, wenn alle übrigen medika- 
mentösen und diätetischen Behandlungsmethoden der Allgemeineıkrankung vergeblich ge- 
wesen sind. Zur Aussechälung der Mandeln wird Anwepdung der Klappschen Zange mit un- 
wesentlicher Modifikation warm empfehlen. Carl Klienebeger (Zittau).M_ 

Fein, Johann: Die Anginose. Med. Klinik Jg. 16, Nr. 24, S. 621—625. 1920. 

Die Lehre welche den adenoiden Racherkomplex als Eintrittspforte für infek- 
tiöse Lokal- oder Allgemeinerkrankungen anspricht, basiert auf der Annahme, daß 
der Infektionsstoff von der Tonsille in den Organismus eindringen kann und daß 
dieser tatsächlich von der Oberfläche her primär in die Tonsille gelangt ist. Während 
erstere Annahme als zweifellos zu Recht bestehend anerkannt wird, können die für 
die letzteren in der Regel ins Feld geführten Gründe nicht als genügend beweiskräftig 
angesehen werden. Damit steht aber die ganze Lehre von der amygdalogenen Ent- 
stehung von infektiösen Allgemeinerkrankungen auf schwachen Füßen. Dagegen 
spricht auch, daß im Parenchym der Tonsille ununterbrochen ein Saftstrom sich von 
innen nach außen bewegt und daß aus den Tonsillen stetig eine Auswanderung von 
Leukocyten an die Oberfläche stattfindet, wie auch experimentell auf die Mandeln 
aufgetragene fremde korpusculäre Elemente nciht weit in die Tiefe dringen. Beachtens- 
wert ist danach die Tatsache, daß die anginöse Eıkrankung gleichzeitig beide Seiten 
befällt und sich immer auf den ganzen Iymphatischen Rachenkomplex erstreckt. 
Leichter läßt sich dies durch die Annahme deuten, daß die Noxa auf endogenem 
Wege von der Lymphe oder Blutbahn aus das adenoide Gewebe befallen hat. Die 
Tonsillen werden danach nicht als Einbruchspforte für die adenoiden Erkrankungen 
angesprochen, vielmehr gehören diese zu der großen Gruppe der septischen Erkran- 
kungen mit unbekannter Einbruchspforte, in deren Gefolge eine akute Tonsillitis 
entsteht, eine Auffassung, die auch durch das klinische Bild eine Unterstützung findet. 
Folgerichtigerweise handelt es sich auch bei dem bekannten Zusammenhang von 
Angina und Nephritis bzw. Gelenkentzündung um gleichwertige Manifestationen ein 
und derselben Krankheit und nicht um Ursache und Folgezustand. Um dem Charakter 
einer Allgemeinerkrankung besser Ausdruck zu geben, wird vorgeschlagen, statt von 
„Angina“ von „Anginose“ zu sprechen. (Vgl. ds. Zbl. 9 8.230. 1920.) Lust (Heidelberg). 

Perera, Arturo: Beschreibung eines nenen Symptoms zur Diagnose mittlerer 
Kiemengangfisteln. Progr. de la clinica Jg. 8, Nr. 87, S. 123—124. 1920. (Spanisch.) 
“ Da durch die mittlere Kiemengangsfistel die äußere Haut im Bereich der Fistel in direkter 


— 326 — 


Verbindung entweder mit dem Zungenbein oder mit der Zunge selbst steht, und da sich diese 
Organe bei der Schluokbewegung nach oben bewegen, ziehen sie dabei in derselben Richtung 
die äußere Haut mit. Diese Erscheinung hat Verf. in jedem Fall von mittlerer Halsfistel beob- 
achtet. Lazarraga (Malaga). c#_ 
Guisez, J.: Réflexions pratiques à propos de quelques cas de corps étrangers 
bronchiques. (Praktische Überlegungen bei Gelegenheit einiger Fälle von Fremd- 
körpern in den Bronchien.) Bull. d’oto-rhino-laryngol. Bd. 18, Nr. 4, 8. 121—130. 1920. 
1. Ein 10jähriges Kind hatte das Mundstück einer Trompete aspiriert. Entfernung durch 
obere Bronchoskopie aus einem Bronchus zweiter Ordnung der rechten Seite. — 2. Ein 7 jähriges 
Kind hatte eine Gewehrkugel aspiriert. Es kam im Zustande einer schweren eitrigen Broncho- 
pneumonie zur Behandlung. Obere Bronchoskopie mißlang, mit der unteren Bronchoskopie 
gelang es spielend, das Geschoß zu entfernen. Obwohl die Eingriffe sehr schnell vor sich gingen, 
starb das Kind nach kurzer Zeit an Pneumonie. Hempel (Berlin). 


McCrae, Thomas: The physical signs of foreign bodies in the bronchi. Med. 

rev. Bd. 23, Nr. 6, S. 142—145. 1920. (Die physikalischen Zeichen von Fremd- 
körpern in den Bronchien.) 
. Fremdkörper in einem Bronchus kommen ziemlich häufig vor. Besondere Schwierig- 
keiten in der Diagnose, wenn der Fremdkörper nicht mit Röntgenstrahlen erkannt 
werden kann (in 10—15% aller Fälle). Wichtig ist die Anamnese; häufig bringt sie 
abar keine Anhaltspunkte für das Einatmen eines Fremdkörpers. Auch liegen keine 
akuten Symptome beim Eintritt des Fremdkörpers vor. Verschiedene Fremdkörper 
machen verschiedene Symptome, je nachdem sie den Bronchus ganz verstopfen oder 
nicht. Einige Fremdkörper, z.B. Nußstückchen, machen ganz akute Erscheinungen; 
dies kommt besonders häufig bei Kindern vor. Andere Fremdkörper, wie ein Nagel 
oder eine Schraube, rufen chronische Prozesse hervor, gewöhnlich in einem tieferen 
Lungenabschnitt. Differentialdiagnostisch kommen akute Pneumonie, Lungentuber- 
kulose und Bronchiektasie in Betracht. Es kommen sehr häufig bei schnell zum Tode 
führenden Fällen, besonders beim Kinde, Verwechslungen mit Pneumonie vor. Cha- 
rakteristische Symptome für das Vorhandensein eines Fremdkörpers sind folgende: 
beschränkte Herdausdehnung, ganz feines Rasseln (feiner als bei Pneumonie) über 
einem kleinen Bezirk, ähnlich dem Knistern von Seidenpapier; ferner asthmatisches 
Giemen. Dies ist hörbar, wenn man das Ohr oder Hörrohr auf den Mund des Patienten 
hält, meist nur bei angestrengter Exspiration. Es variiert zum Unterschied vom 
Asthmagiemen in Höhe und Klang je nach der Art des Fremdkörpers. Durch Lage- 
wechsel des Fremdkörpers kommt es häufig scheinbar zu Veränderungen der Symptome 
in kurzer Zeit. Wenn durch klappenähnliche Bewegung des Fremdkörpers ab und zu 
Luft in den Bronchus tritt, hat man bald die Erscheinung des Kollapses, bald die der 
Ausdehnung des Lungenlappens. Oft auf beiden Lungen Erkrankungserscheinungen. 
Im Röntgenbild im Frühstadium homogener Schatten; später Verdichtungen, Absceß- 
bildungen und Bronchiektasien. In jedem Fall einer Erkrankung der unteren Lungen- 
teile, von Absceß und Bronchiektasie ist die Möglichkeit des Vorhandenseins eines 
Fremdkörpers gegeben. Frankenstein (Charlottenburg). 

Aldu, A. G.: Results of ihe peptone treatment of asthma. With a note on 
the treatment in certain pathologically allied conditions. (Ergebnisse der Pepton- 
behandlung des Asthma. Mit einer Notiz über die Behandlung gewisser pathogenetisch 
verwandter Erkrankungen.) Brit. med. journ. Nr. 3095, S. 567—570. 1920. 

Verf. teilt nach dem Erfolge der Peptonbehandlung die Asthmafälle in zwei 
Gruppen. Die erste Gruppe ist charakterisiert durch guten Gesundheitszustand, nicht 
ausgesprochene familiäre Disposition, beschränkte Dauer des Leidens, Regelmäßig- 
keit im Auftreten der Anfälle, Fehlen von Bronchitis und Emphysem. Hier — nament- 
lich bei Kindern — sind die Erfolge recht gute; gelegentlich können interkurrente 
„Erkältungen“ den Erfolg stören. Die zweite’Gruppe enthält die Fälle mit chronischer 
Bronchitis und ausgesprochenem Emphysem (meist mit Cyanose), Atemstörungen 
auch außerhalb der Anfälle, meist längerem Bestehen des Leidens (seit der Kindheit 
oder Pubertät) und ausgesprochener Familiarıtät. Bei solchen Fällen kann die Pepton- 


— 327 — 


behandlung oft die Anfälle nur für mehr oder weniger kurze Zeit einschränken und 
mildern; meist muß wegen des schlechteren Allgemeinzustands die Behandlung sehr 
vorsichtig vorgenommen werden, da die Reaktionen schwerer sind. Auch in dieser 
Gruppe kommen volle Erfolge gelegentlich vor. — Bei der Auswahl der Dosen muß 
suf die individuelle Reaktion auf Pepton Rücksicht genommen werden. Für ihre 
Beurteilung ist die anfängliche Hautreaktion (wie beim Pirquet) von geringem Wert, 
weil auch Nichtasthmatiker sie geben; aber während der Peptonimmunisierung geht 
die Reaktion zurück und verschwindet schließlich ganz; doch soll nicht bis zu diesem 
Punkt behandelt werden. Die Injektionen sollen intravenös jeden 4. Tag vorgenommen 
werden (bei Kindern in die Spinalmuskeln). Der Verf. verwendet lieber die 
Albumosefraktion statt des Wittepeptons (seine Technik in Brit. med. Journ. Bd.1, 
8.580. 1919 und Bd. 2, S. 49. 1918). Er deutet die Erfolge der Peptontherapie bei 
Asthma als Immunisierung gegen Eiweißabbauprodukte, gegen welche vorher Über- 
empfindlichkeit bestand. Zum Schluß Erörterung über die Beziehung zur Anaphylaxie. 
H. Freund (Heidelberg).", 
Hoxie, George H. and H. T. Morris: Adrenalin in asthma. A case of chronie 
adrenalism. (Adrenalin gegen Asthma. Ein Fall von chronischer Adrenalinvergiftung.) 
(Gen. hosp., Kansas city.) Endocrinology Bd. 4, Nr. 1, S. 47—55. 1920. 
Krankengeschichte einer 30 Jahre alten Patientin, welche 6 Jahre lang wegen asthma- 
tischer Anfälle täglich ca. 7 ccm Adrenalin nahm und während dieser Medikation plötzlich starb. 
Der Sektionsbefund ergab analog den bekannten Beobachtungen bei Tierversuchen eine Blut- 


fülle der Abdominalorgane, welche wahrscheinlich als die hauptsächliche Wir des Adrena- 
lins anzusehen ist. . .. a.. Wachtel (Breslau) M 


Horz- und Gefäßkrankheiten. 


Cavengt, D. Santiago: Angeborene Dextrokardie. Pediatr. española. Jg. 9, 
Nr. 91, S. 131—137. 1920. (Spanisch.) 

Beschreibung eines Falles von Dextrokardie. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Moon, R. 0.: Congenital stenosis of the aorta. (Kongenitale Stenose der 
Aorta.) Lancet Bd. 198, Nr. 25, S. 1314—1315. 1920. 

Bei einem 11l jährigen Knaben, der sich körperlich gut entwickelte und nur gelegentlich 
an Nasenbluten litt, fand sich starke Blässe des Gesichts, verstärkter Herzstoß, leichte Ver- 
breiterung der Dämpfung nach links, über der Aorta upd den Carotiden kurzes systolisches 
Schwirren, über der ganzen Herzgegend scharfes systolisches Geräusch. Kein Wassermann. 
Plötzlicher Tod. Sektion ergab vergrößerte Thymus, alte Endokarditis links, starke Hyper- 
trophie des L Ventrikels. Stenose der Aorta im absteigenden Teil zwischen Subclavia und 
Insertion des Ductus arteriosus und als sehr seltner Befund eine Stenose im Niveau der 
Aortenklappen. Auffallend waren die geringen klinischen Erscheinungen. K. Hirsch (Berlin). 

Dible, James Henry: Streptococcal ulcerative endocarditis of the aortic valves, 
occuring in an infant aged six months. (Ulceröse Streptokokkenendokarditis der 
Aortenklappen bei einem 6 Monate alten Säugling.) (Univ. of Manchester.) Journ. of 
pathol. and bacteriol. Bd. 23, Nr. 2, S. 196—198. 1920. 

Das Kind war wegen impetiginösen Kopfausschlags, Durchfalls und Mittelohreiterung 
aufgenommen worden, die innerhalb von 3 Wochen zur Heilung kamen. Nach achttägigem 
fieberfreiem Intervall neue Fieberperiode, die innerhalb von 6 Tagen zum Tode führte. Keine 
klinische Diagnuoee. Ibrahim (Jena).M_ 

Ceelen, W.: Über Herzvergrößerungen im frühen Kindesalter. (Pathol. Inst., 
Unw. Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 9, S. 197—202. 1920. 

Sektionsbericht über 6 Kinder (in den ersten 2 Jahren), die nach kurzen Krank- 
heitserscheinungen (Mattigkeit, Cyanose, Kurzatmigkeit, Erbrechen) plötzlich starben. 
Bei allen fand sich erhebliche Vergrößerung des Herzens, die hauptsächlich auf eine 
Dilatation des linken Ventrikels zurückzuführen war. Mikroskopisch zeigte sich das 
ganze Myokard von teils zu Knötchen gruppierten, teils diffus auftretenden lympho- 
cytären Elementen durchsetzt, während die Muskelfascien z. T. zugrunde gegangen, 
z. T. verfettet waren, wodurch Verf. die Herabsetzung, Kontraktions- und Widerstands- 
fähigkeit der Muskulatur und die daraus folgende Dilatation erklärt. Verf. postuliert 


— 328 — 


eine Scheidung zwischen dem häufig auf angeborener Hyperplasie des Thymus- 
gewebes beruhenden Status thymicus und dem vermutlich auf einer Hypoplasie 
des lymphatischen Gewebes beruhenden Status thymico-IJymphaticus. Er glaubt, 
daß dieser immer erst durch äußere Schädigungen in Erscheinung tritt, und zwar 
entweder durch Infektionen mit wenig virulenten Erregern, die das hypoplastische, 
‚wenig widerstandsfähige Iymphatische Gewebe zur Wucherung veranlassen, oder auch 
durch Toxine nichtbakterieller Natur (alimentäre Einflüsse). Auch die beschriebenen 
Herzveränderungen führt er entweder auf Wucherung normalerweise nicht sichtbarer 
Lymphzellenanhäufungen im Myokard oder auf Verschleppung aus dem Iymphatischen 
Apparat oder der Thymus zurück, läßt aber auch die Möglichkeit eines exsudativ- 
entzündlichen Vorganges offen. Jedenfalls glaubt er in dem Befund eine anatomische 
Erklärung für die Herztodesfälle der „Lymphatiten‘ gefunden zu haben und führt 
als weitere Stütze seiner Anschauung einen Ekzemtod bei einem 16 monatigen Kinde 
an, bei welchem sich dieselben histologischen Veränderungen am Myokard feststellen 
ließen. Auch bei dem dem Status Iymphaticus nahestehenden Gehirngliom wie bei - 
der Basedowschen Krankheit konnte er im späteren Alter die Neigung zu Herzinfil- 
tration feststellen. Ferner weist er auf eine 2. Gruppe idiopathischer Herzvergrößerung 
hin, Dilatation auf echt myokarditischer Basis im Gefolge von eiterigen Entzün- 
dungen anderer Organe. (Mikroskopische Plasma- und Bindegewebszellen-Anhäu- 
fungen,"meist perivasculär geordnet, in 1 Fall Zellinfiltrate aus gelapptkernigen Leuko- 
cyten, Nekrosen ganzer Muskelsfaserkomplexe.) Alle vom Verf. beobachteten Herz- 
vergrößerungen waren Dilatationen, nur eine wirkliche Hypertrophie, 41/,jähriger 
Status Iymphaticus, Masern, Hydrothorax, Stenosis isthmus aortae, keine Nierenent- 
zündung oder Klappenfehler. Histologisch: Vergrößerung und Verfettung der Mus- 
kelfasern, enorme Kernhypertrophie. Rundzelleninfiltrate, interstitielle Bindege- 
websherdchen ; mechanische Entstehung unwahrscheinlich, Deutung unklar. Witzinger. 

Denecke, Gerhard: Eine Bemerkung zu der Arbeit von Hugo Picard: Die 
Bedeutung des Perikards für den Mechanismus der Herzbewegung und deren 
spezielle Störung bei Pericarditis obliterans. (Med. Klin., Greifswald.) Med. Klinik 
Jg. 16, Nr. 25, S. 657. 1920. 

Verf. wendet sich für die Mehrzahl der Fälle gegen die mechanische Erklärung des 
Entstehens einer Pickschen perikarditischen Lebercirrhose, da der Funktionsausfall 
des Perikards, wie die zufällig angetroffenen Selstionsbefunde zeigen, durchaus nicht 
ohne weiteres schwere Erscheinungen zur Folge haben muß. Daß mechanische Momente 
gelegentlich aber einmal dabei eine Rolle spielen können, bestreitet er dagegen nicht 
und führt einen selbst beobachteten Fall an, bei dem nach der röntgenologischen Un- 
tersuchung auch eine innige Verwachsung des Herzens mit dem diapraghragmalen 
Blatte des Perikards angenommen werden mußte. Vgl. d. Zentralbl. 9, S. 88. Lust. 

Hamburger, R.: er Gefäßthrombosen junger Kinder. (Univ.-Kinderklin., 
Berlin.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge Bd. 41, H. 6, S. 439—454. 1920. 

26 Sinusthrombosen, 1 mal der Pia, 2 der Nierenvenen und 1 der Nierenarterie. 


15 Kinder unter 1 Jahr, 9 davon unter 3 Monaten, das jüngste 11 Tage; 9 zwischen 1 
und: 2, 6 zwischen 2—4 Jahre alt. 


Das wesentlichste Ergebnis der vergleichenden Untersuchungen ist eine auffällige 
Inkongruenz zwischen Ausdehnung, sowie Schwere der Gehirnveränderungen und der 
klinischen Symptome. Erhebliche, sogar corticale Veränderungen, Jie mit Bestimmt- 
heit das Auftreten von Krämpfen hätten erwarten lassen, können völlig ohne cerebrale 
Erscheinungen verlaufen. Andererseits ist die Unabhängigkeit wirklich auftretender 
Krämpfe von der Lokalisation und Ausdehnung der Hirnläsion auffallend. Beachtens- 
wert in dieser Beziehung sind die 3 Fälle von Nierengefäßthrombosen, bei denen deut- 
liche cerebrale Symptome zum Teil von erheblicher Intensität bestanden und die sich 
in nichts von denen bei Sinusthrombose unterschieden. Das eindeutigste, wenn auch 
sehr seltene (bei Hamburger nur 2 mal) Symptom der Sinusthrombose sind Stauungen 
der peripheren Venen, auch Ödeme im Gesicht und auf dem Kopfe. Die Einteilung der 


— 329 — 


- Thrombose auch für das Kindesalter in marantische oder primäre und phlebitische 
oder sekundäre wird abgelehnt, vielmehr ihr Entstehen vielleicht ausschließlich 
auf Infektion zurückgeführt. 10 der Fälle verliefen unter dem klinischen Bild der 
Toxikose. 6 weitere wiesen infektiös-pneumonische Prozesse, 2 Pyelonephritis auf. 
Thrombosierung infolge Eiterungen. der Haut (sonst besonders häufig nach solchen des 
Kopfes und des Gesichts) wurde 1 mal, von der Nase ausgehend 1 mal, vom Ohre aus- 
gehend 4 mal beobachtet. Abgesehen von 7 Fällen mit Tuberkulose etwa bei der Hälfte 
der Fälle Staphylo-, Strepto- und Pneumokokkennachweis in den Thromben bzw. 
im Gehirn, Lumbalflüssigkeit oder Milz gelungen. Verf. schließt aus all dem, daß 
Krämpfe, Gefäßthrombosen, Encephalitis usw. nur verschiedene Grade, Variationen 
und Kombinationen der Folgen bakterieller Infektion am Gehirn darstellen. Dollinger. 


Harn- und Geschlechtskrankheiten. 


Klotz: Medikamentöse Calcariurie. Therap. Halbmonatsah. Jg.34, H.7,S.206. 1920. 

Bei einem ljährigen Mädchen wurden Harndrang und sonstige auf Cystitis verdächtige 
Symptome beobachtet. Der Urin war trüb entleert, enthielt sehr viele Phosphate, vereinzelte 
Leukocyten, keine Bakterien und war alkalisch; auf Essigsäurezusatz Klärung des Urins, auf 
Ammonoxalatzusatz starke Kalkfällung. Das Kind hatte seit Monaten 3—5 Camagoltabletten 
erhalten, um der Entstehung von Rachitis vorzubeugen. Es war offenbar eine Calcariurie 
entstanden. Bei Aussetzen des Mittels schwand der Kalk aus dem Urin. Ein gleichzeitig be- 
stehender Dickdarmkatarrh überdauerte die Kalkausscheidung im Urin lange, kann also 
nicht die Ursache der Calcariurie gewesen sein. Ibrahim (Jona). 

Serés, Manuel: Nieren- und Uretersteine beim Kind. Progresos de la clin. 
Jg. 8, Nr. 89, S. 189—194. 1920. (Spanisch.) 

Verf. berichtet über 3 Fälle von Nieren- und Uretersteinen bei Kindern. Er nimmt 
Bezug auf die französische Literatur (Raffin et Arcelin, Calcules du rein et de Pure- 
tere; 1911) und stellt 39 Fälle bei Kindern fest. Der Sitz der Steine ist vorwiegend 
rechterseits, häufiger in den Nieren als in den Ureteren. Die Hämaturie ist das kon- 
stanteste Symptom; solange sich kein Nierentumor oder Blasenschmerzen zugesellen, 
ist es sicher. Therapie: Operation. Brauns (Dessau). 

Kováts, Ferenez: Ätiologie und Behandlung der Enuresis nocturna. Orvosi 
hetilap Jg. 64, Nr. 16, S. 188—189. 1920. (Ungarisch.) 

Verf. berichtet über 10 Fälle, bei denen sich Bettnässen mit Tuberkulose zusammen 
vorfand. In 6 dieser Fälle wurde Tuberkulinbehandlung vorgenommen (mit I.-K.), 
mit dem Erfolg, daß in 2 Fällen Besserung, in 4 Heilung eintrat (in den einzelnen Fällen 
nach der 1., 3., 3., 6. Injektion; in einem dieser Fälle vorübergehendes Rezidiv nach 
Erkältung). Verf. hält demnach die Enuresis für verursacht durch Einwirkung des 
Tuberkelbacillengiftes auf das endokrine System. „Der Zusammenhang des letzteren 
mit der Enuresis ist leicht zu verstehen, wenn wir erwägen, daß die die Blase inner- 
vierenden, lumbalen und sakralen motorischen Nerven mit dem Ganglion coeliacum, 
mesent. sup und inf. in Zusammenhang stehen, und diese Ganglien wieder mit dem 
endokrinen Drüsensystem.“ M. Kaufmann (Mannheim).“, 

Hofmann, Konrad: Der Kryptorchismus als Folgezustand der Mißhildung des 
Processus vaginalis peritonei. (Chirurg. Abt., evang. Krankenh. Kalk, Köln.) Zentralbl. 
f. Chirurg. Jg. 47, Nr. 19, S. 443—445. 1920. 

Der wachsende Processus vaginalis nimmt auf seinem Wege zum Scrotum den von 
ihm umklammerten Hoden mit. Der Descensus ist also kein aktiver Vorgang. Miß- 
bildung oder Entwicklungshemmung des Scheidenfortsatzes bedingen Wachstums- 
hemmung (aber nicht Mißbildung!) des Testikel. Normale Verhältnisse entstehen, 
wenn der Scheidenfortsatz sich voll auswächst, den Hoden mitnimmt und sich regel- 
recht rückbildet. Bleibt diese Rückbildung aus: Hernia scrotalis congenita. Wird das 
Auswachsen des Scheidenfortsatzes gestört: Bauch- oder Leistenhoden. Aus diesen 
entwicklungsgeschichtlich-anatomischen Überlegungen resultieren folgende Anforde- 
rungen an die Operation: 1. Entbindung desHodens aus der Umklammerung 
des Proc. vagin. 2. Auslösung des Hodens und Samenstrangs weit über 


ə 


— 330 — 


den inneren Leistenring hinaus. Operationsplan: Übliche Eröffnung des 
Leistenkanals. Auspräparieren, Eröffnung und quere Durchtrennung des Proc. vagi- 
'nalis. Die völllge Auslösung des Hodens und Samenstrangs hoch hinauf ermöglicht 
Einlagerung des Testikels ins Scrotum fast ohne Zug. Verf. hatte in 17 Fällen nie nötig, 
die Samenstranggefäße zu resezieren. Posner (Jüterbog).®, 

Welde, Ernst: Gohorrhöe im Kindesalter. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. 
Bd. 18, S. 263—317. 1920. 

Statt „Vulvovaginitis gonorrhoica“ empfiehlt sich die Bezeichnung „Gonorrhöe 
des Kindesalters‘‘, da diese in der Mehrzahl der Fälle nicht auf die Vulva und Vagina 
beschränkt ist, sondern sich in allen Abschnitten des Genitalschlauches und auch in 
der Urethral- und Rectalschleimhaut lokalisieren kann. Ausführliche Besprechung 
der Epidemiologie und Pathologie der kindlichen Gonorrhöe. Für die Hausepidemien 
kommen als Überträger die sog. Bacillenträger, außerdem Fliegen in Betracht. 
Von größter Wichtigkeit für den Verlauf ist die jeweilige Mitbeteiligung der Urethra, 
selten werden bei Kindern die Bartholinischen Drüsen befallen. Die Rectalgonorrhöe. 
wird häufig übersehen, da sie klinisch nur wenig Erscheinungen macht und schnell 
und dauernd heilt. Am wenigsten geklärt ist die Frage der Mitbeteiligung der inneren 
Genitalien beim Kinde, doch ist sicher, daß auch bei Kindern cervicale wie korporale 
Uterusgonorrhöe vorkommt und die gonorrhoische Entzündung sich auf die Adnexe 
fortpflanzen kann. Viele Kindergonorrhöen verlaufen ohne alle subjektiven Beschwer- 
den. Außer den Genitalien kommt als zweite Eingangspforte die Conjunctiva in Frage. 
Auch die Nasen- und Rachenschleimhaut kann Gonokokken beherbergen. Von Meta- 
stasen sind am häufigsten Gelenkerkrankungen, es muß bei Gelenkerkrankungen 
und Rheumatismusfällen viel mehr als bisher an die Möglichkeit gonorrhoischen 
Ursprungs gedacht werden. Über das spätere Schicksal gonorrhoischer Kinder ist 
immer noch nichts Sicheres bekannt. Die im Kindesalter erworbene Gonorrhöe kann 
sich unmittelbar bis ins spätere Alter fortsetzen, weiter kann eine im Kindesalter 
klinisch geheilte oder latent gewordene Gonorrhöe unter den besonderen Verhältnissen 
der Geschlechtsreife wieder aufflammen, endlich können im späteren Alter Beschwerden 
auftreten, die zwar nicht mehr direkt auf noch virulente Gonokokken zurückzuführen 
sind, wohl aber auf Strikturen, Verwachsungen oder sonstige Gewebsveränderungen, 
die bereits im Kindesalter eingetreten sind. Die Prognose hängt wesentlich ab von 
einer energischen, richtig durchgeführten und lange genug fortgesetzten Therapie. 
Lekalbehandlung der Vulva und Vagina kann nicht zur Heilung führen, wenn nicht 
gleichzeitig Urethra und Rectalschleimhaut energisch mitbehandelt wird. Abwechs- 
lung der einzelnen Medikamente empfiehlt sich. Die Pulverbehandlung ist aussichts- 
los, sobald die Urethra beteiligt ist. Im ersten Stadium Bettruhe, entsprechende Diät 
und größtmögliche Sauberkeit. Die Erfolge mit Vaccine, Wärme bzw. Fiebertherapie 
bei Kindern sind bisher nicht sehr ermutigend. Die praktischen Erfolge bedürfen 
schärfster Kritik. Eine sicherwirkende Methode ist bisher noch nicht gefunden. Es 
muß mit allen zur Zeit bekannten Mitteln abwechselnd versucht werden, zu einer wirk- 
lichen Heilung zu gelangen. Empfehlung der Einrichtung von Stationen für gonorrhöe- 
kranke Kinder. Eiugehende Ausbildung von Ärzten und Pflegerinnen in Behandlungs- 
terhnik, Ausbildung der offenen Fürsorge. Mit Rücksicht auf das Vorkommen von 
Vulvitis bei Neugeborenen Zusatz von Kaliumpermanganat zum ersten Bad und Ein-. 
träufeln von ein paar Tropfen Cred&scher Lösung in die Vulva. Kontrollmaßnahmen für 
Ferienkolonien. Eine rationelle Bekämpfung der Kindergonorrhöe ist möglich, wenn 
sich Ärzte, Behörden und Publikum derselben in gegenseitigem Einvernehmen mit 
mehr Sachkenntnis und Ausdauer widmen. Erschöpfende Literaturangaben bis 
Juli 1919. Albrecht (München). 

Bland, P. Brooke: Gonorrheal infection in childhood. (Gonorrhöe des Kindes.) 
New York ned. journ. Bd. 111, Nr. 12, S. 489—492. 1920. 

Die Bezeichnung Vulvovaginitis reserviert Verf. für die gonorrhoische Erkran- 


— 3311 — 


kung kleiner Mädchen. 63—85% aller Vulvitisfälle beruhen auf gonorrhoischer In- 
fehtion, in der großen Mehrzahl der Fälle verursacht durch indirekte Übertragung 
(Thermometer, Bett- und Unterwäsche usw., nach Norris auch durch das Bade- 
wasser). Das Durchschnittsalter des gonorrhoisch erkrankten Kindes beträgt 5 Jahre. 
Nur selten ist die lokale Reaktion anfangs sehr heftig, so daß die Kinder häufig erst 
im chronischen Stadium zur Behandlung kommen. Zur Sicherung der Diagnose ist 
die Anamnese, der lokale Befund, das mikroskopische und serologische Untersuchungs- 
verfahren heranzuziehen. Die Komplementbindungsreaktion ist nur bei positivem 
Ausfall zu verwerten. Die Dauer der Erkrankung und die Reaktion auf die Therapie 
ist sehr verschieden. Bei frühzeitiger Entdeckung und sorgfältiger Behandlung kann 
Heilung in 6—12 Monaten eintreten; hartnäckige Fälle können sich jahrelang hin- 
ziehen. Verf. verlangt als Nachweis der Heilung 4 negative Abstriche im Verlaufe 
einer Woche und 1—2 negative serologische Untersuchungen. Die beste Therapie ist 
die Prophylaxe, die in peinlichster Sorgfalt bei der Kinderpflege, besonders in Insti- 
tuten, besteht. Lokale Behandlung, die in möglichst einfachen Maßnahmen zu bestehen 
hat, ist unbedingt notwendig. Wesentlich ist es, zu Beginn derselben das Vertrauen 
des Kindes durch Verwendung ganz reizloser Spülungen zu gewinnen, später werden 
morgens und abends Irrigationen mit !/,proz. Lugolscher Lösung angewandt, deren 
Konzentration höchstens bis zu 1% gesteigert wird. Nach 3—4 Wochen werden ein- 
mal pro die 20 Tropfen einer 25 proz. Lösung Argyrol in den Vaginalkanal instilliert, 
die Vulva mit derselben Lösung abgespült und eine mit ihr getränkte Vorlage vor die 
äußeren Genitalien gelegt. Ruhehaltung im akuten Stadium ist wichtig. Von der 
Verwendung der Vaccine hat Verf. keine günstigen Resultate gesehen. Albrecht. 

Lewinski, J.: Beitrag zur Behandlung der Gonorrhöe mit Blenaphrosin. 
Dermatol. Zentralbl. Jg. 23, Nr. 9, S. 132—136. 1920. 

Blenaphrosin (Doppelsalz von Ka nitric. u. Hexamethylentetramin mit Zusatz 
von Extr. Kawa-Kawa) ist ein empfehlenswertes internes Antigonorrhoicum, es wirkt 
antibakteriell, sekretionsbeschränkend und schmerzlindernd. Im Preise sehr billig. Her- 
steller Dr. H. Müller u. Co., Berlin C 19. — Nur an Erwachsenen erprobt. Dollinger. 


Erkrankungen der Haut. 

Singermann, Max: Über die Wirkung des Terpentins bzw. Terpichins bei 
Ekzem und Furunculose. (Prof. Dr. M. Josephs Poliklin. f. Hautkrankh., Berlin.) 
Dermatol. Zentraibl. Jg. 23, Nr. 9, S. 130—132. 1920. 

Terpentin, bzw. Terpichin (Chem. Fabr. Dr.L. Österreicher, Berlin, Lützowstr.) 
stellen ein wichtiges therapeutisches Hilfsmittel in der Dermatologie dar. Terpichin 
in Ampullen, aus entharztem Terpentinöl mit Chinin bestehend, kann auch intramus- 
kulär gegeben werden, ist vollkommen schmerzlos und wird ohne jede Nebenerscheinung 
vertragen. Seine Wirkung ist schwächer als die der 20proz. Terpentinlösung, kann 
aber jeden 2. Tag angewandt werden. 

Beispiel: 14jähr. Q, 2 Monate altes nässendes Ekzem. Nach 6 Injektionen völlige, rezidiv- 
freie Heilung. Dollinger (Charlottenburg). 

Engel, St.: Eine einfache Behandlungsweise der multiplen Abscesse (Furunkel) 
im Säuglingsalter. (Städt. Krankenanst. u. Säuglingsheim, Dortmund.) Berl. klin. 
Wochenschr. Jg. 57, Nr. 26, S. 611—612. 1920. 

Wiederaufnahme der 1907 von Lewandowski (Dtsch. med. Wochenschr. Nr. 47) 
empfohlenen Methode in vereinfachter Form. 

Die Kinder werden etwa für 10 Minuten in ein Bad gebracht, das allmählich auf 40—42° 
erwärmt wird. Dies wird täglich bis zur Heilung fortgesetzt. — Kinder des ersten Vierteljahres 
kürzere Zeit baden, nicht über 40° warm. 

Verf. will nie ernstere Zufälle beobachtet haben. Dollinger (Charlottenburg). 

Thibierge et Boutelier: Urticaire pigmentöse diseröte chez une enfant de 7 mois, 
(Urticaria pigmentosa geringer Ausdehnung bei einem 7 monatigen Kind.) Bull. de 
la soc. frang. de dermatol. et de syphiligr. Jg. 27, Nr. 1, S. 9. 1920. 

Auf unterer Rückenpartie drei ovale Flecke von etwa Mandelgröße und Milchkaffeefarbe. 


— 332 — 


Wenig erhaben; wenn man sie aber reibt, nehmen sie eine blaßrote Farbe an und werden 
höher. Kein Juckreiz. Mutter merkte sie zum erstenmal im 3. oder 4. Monat; keine Ver- 
änderung seitdem. 


Blutbild 5 Tage später 
Poölynucleäre . .. cu u era sr a ae ie 38,5 19 
Eosinophile . .. .. 2.2... a i ne 1,5 0 
Große Mononucleäre . . . . 2: 2 2 2 2 2 2 20. 38 26 
Lymphocyten: a =... =... 84 «a... m 8. 22%, 55% 


Dollinger (Charlottenburg). 

Richter, W.: Scaben, ein neues Krätzemittel. Fortschr. d. Med. Jg. 37, Nr. 10, 
S. 318—319. 1920. | 

Scaben, (Temmierwerke, Detmold) aus Perubalsam, Benzoe- und Salicylsäure 
in erster Linie bestehend, riecht nicht, reizt nicht die Nieren, beschädigt nicht die 
Wäsche. Anwendung: Einreiben mit einer Bürste, ca. !/, Stunde schwitzen lassen, 
dann nochmals einreiben. Gut 20 Minuten eintrocknen lassen. Anschließend 20 bis 
30 Minuten langes heißes Bad. Bei hartnäckigen Fällen 1—2 mal Wiederholung. Dollinger. 

Comby, J.: La tache bleue mongolique chez les enfants européens. (Der blaue 
Mongolenfleck bei europäischen Kindern.) Arch. de med. des enfants Bd. 23, Nr. 6, 
S. 321—337. 1920. ; 

Als Ergänzung zur bisher publizierten Kasuistik werden 14 Fälle von Mongolen- 
fleck mitgeteilt. Es ergibt sich aus der klinischen Verwertung des gesamten Materials, 
daß die schieferfarbige, angeborene Verfärbung sich allmählich nach der Geburt zu 
erkennen gibt, um später zwischen dem 5. und 7. Jahre zu verschwinden; nur selten 
persistiert sie länger. Bei der gelben Rasse findet sich ein Frequenzprozent von 80—90, 
bei der europäischen Bevölkerung von 2—3 Zehntel, hier nur bei dunkel pigmentierten 
Kindern und ebensolcher Aszendenz. Am häufigsten sitzt der Mongolenfleck in der Kreuz- 
beingegend, bei multiplem Vorkommen auch in der Lender-, Rücken-, selbst Schulter- 
gegend. Seine Konturen sind rund, seltener unregelmäßig. Histologisch finden sich 
pigmentierte große Bindegewebszellen in den tiefer gelegenen Hautschichten. Kli- 
nisch hat der Fleck keine Bedeutung. Anthropologisch könnte es sich um ein ererbtes 
Mischungszeichen zwischen asiatischer und europäischer Bevölkerung (Mittelalter) 
handeln. Mit dem Mongolismus (mongoloider Idiotie) hat der Mongolenfleck nur 
die Namensverwandtschaft. Neurath (Wien). 

 Hudelo, Civatte et Rabut: Granulome annulaire à lésions dissemiusdes. Traite- 
ment par la tuberculine. (Disseminiertes Granuloma annulare.. Behandlung mit 
Tuberkulin.) Bull. de la soc. frang. de dermatol. et de syphiligr. Jg. 27, Nr. 1, 8. 12 


bis 15. 1920. 

14jähr. Mädchen. Seit 2 Monaten erkrankt. Am Handgelenk entstand eine „weiße Schwel- 
lung“, die einige Tage lang sehr juckte und für Insektenstich gehalten wurde. In der Folge 
Auftreten neuer Efflorescenzen an verschiedenen Stellen. — 2 Monate später: Am Handrücken 
Ring von ca. 2cm im &, im Zentrum leicht eingesunken und begrenzt von einem höckerigen 
Wall blaßroter runder Wärzchen von Stecknadelkopfgröße. Am übrigen Körper zerstreute weitere 
Affektionen, zum Teil in gleicher Form, zum Teil in Gestalt bläulicher, leicht infiltrierter Flecke. 
— Patientin selbst: Elend, leicht ermüdbar, appetitlos, nervös mit Zeiten von Chorea. Lun- 
gen frei. Vergrößerte Halsdrüsen. Röntgenologisch: Leichte Bronchialdrüsenvergrößerung. 
WaR. iu Blut und Liq. negativ. Histologisch: Die Vorwölbung bedingt durch beträchtliches 
entzündliches Ödem und Infiltration der obersten Hautschichten. Diese Infiltration zeigt 
2 Typen: In der Umgebung der Gefäße Mononucleäre und einige Eosinophile. Je weiter aber 
von den Gefäßen entfernt, desto stärker mehren sich fixe epithelähnliche Zellen, deren Proto- 
plasma aufgetrieben ist. — Fünfwöchentliche Behandlung mit intracutanen Injektionen, von 
1 Tropfen Tuberkulin 1 : 10 000—2 gt 1 : 2000. Vollständige Heilung. 

Verf. folgert aus dem Verhalten gegenüber Tuberkulin und der histologischen 


Struktur eine enge Verwandtschaft der Gran. annul. mit den Tuberkuliden. Dollinger. 


Erkrankungen des Nervensystems. 


* Garrahan, Juan P.: Oculomotoriuslähmung bei einem Kind von 15 Monaten. 


Arch. latino-americ. de pediatr. Bd. 14, Nr. 2, S. 114—121. 1920. (Spanisch.) 
Zur Zeit, als das 1!/, Jahre alte Kind in Beobachtung kam, bestand bei ihm schon seit einem 
Monate eine Oculomotoriuslähmung des linken Auges und gleichzeitig leichte Ptosis rechts. 


— -333 — 


Die Anamnese ergab keine Anhaltspunkte für Lues, wohl aber die Möglichkeit einer Tuberkulose 
und dementsprechend fand sich dumpfer Perkussionsschall der linken Lungenspitze. WaR. des 
Liquor negativ, Pirquet positiv. Einreibungskur zu 2,0 führte allmählich zur Besserung und 
völligen Wiederherstellung. Gegen Ende der Behandlung war die Luetinreaktion positiv. 

Diese Ophthalmoplegia externa ist immer nuclesrer Natur. Verf. bespricht die 
Differentialdiagnose, glaubt eine bacilläre Lokalisation an der Basis wegen des gün- 
stigen Verlaufes ausschließen zu können, ebenso kommt die Heine-Medinsche Krank- 
heit, die kaum ohne Fieber auftreten würde, nicht in Frage, und deshalb entscheidet 
sich Verf. für hereditäre Syphilis. Brauns (Dessau). 

Dana, Harold W.: Difficulties in the diagnosis of meningitis. (Schwierigkeiten 
bei der Meningitisdiagnose.) Boston med. a. surg. journ. Bd. 182, Nr. 4, S. 84—89. 1920. 

Die Unterscheidung wirklicher Meningitis von symptomatisch nahestehenden Er- 
scheinungen, speziell den Formen des sogenannten Meningismus ist machmal recht 
schwierig. Schon früher hat Verf. auf meningitische Symptome bei Pyelitis hinge- 
wiesen. 

In der Reihe einer kurzen Kasuistik finden sich zwei, das Kindesalter betreffende Fälle, 
deren einer in halbkomatösem Zustand unter Aufschreien, Kopfschmerzen, hohem Fieber, 
Nackenstarre zur Beobachtung kam. Nach Lumbalpunktion, die ein zellreiches Punktat för- 
derte, schwanden alle Erscheinungen mit einem Schlage. Die Diagnose wurde, da an eine Polio- 
myelitis ohne Lähmungen nicht gedacht wurde, auf seröse Meningitis gestellt, er starb das 
Kind nach wenigen Wochen jedoch an tuberkulöser Meningitis, gegen welche anfangs die rasche 
Heilung sprach. In einem zweiten Falle bestanden bei einem wegen Spondylitis in einem 
Stützmieder fixierten Kinde alle Symptome einer tuberkulösen Meningitis, doch schwafden 
diene nach Entfernung des Mieders, so daß auf eine Druckwirkung dieses auf das Rückenmark 
oder den tuberkulösen Herd zu schließen war (Querschnittemyelitis?). Jedenfalls erscheint 
der Fall pathogenetisch nicht geklärt. Neurath (Wien). 

Feiling, Anthony: Two cases of intramedullary tumour of the spinal cord. 
(Zwei Fälle ‘von intramedullärem Rückenmarkstumor.) Lancet Bd. 198, Nr. 18, 


S. 957—960. 1920. 

Von den beiden Fällen betraf der erste einen 18jährigen Patienten, bei dem vor 8 Jahren 
eine Parese beider Beine begonnen und sich langsam verschlechtert hatte. Sohmerzen fehlten, 
Flexoren- und Adductorenspasmen traten auf, geringfügige Harnbeschwerden bestanden (un- 
willkürlicher Harnabgang). Gehen wurde nach und nach unmöglich, es traten leichte Schmerzen 
in der Brustwirbelsäule auf. Die Beine zeigten spastische Paraplegie mit Hyperreflexie, Hyper- 
ästhesie in wechselndem Maße bis zur Nabelhöhe. Die Wirbelsäule bot eine dorsolumbale 
Skoliose und eine dorsale Kyphose, röntgenologisch eine Kurvatur der 4. bis 6. Dorsalwirbel. 
Wassermann im Blute negativ, im sonst normalen Liquor schwach positiv. Die Diagnose 
wurde eher auf extramedullären Tumor gestellt. Die Caminektomie (1l. bis 4. Dorsalwirbel) 
förderte nicht den erwarteten Befund, Patient erlag einer eitrigen Pyelonephritis, die Sektion 
ergab ein Psanımom des oberen Dorsalmarks. — Der zweite Fall betraf ein 14jähriges Mädchen, 
bei welchem vor 4 Jahren leichte Schwäche in den Beinen begonnen hatte, vor 1—1!/, Jahren 
hatte sich eine Krümmung der Wirbelsäule eingestellt, vor 6 Wochen wurde die Parese der 
Beine deutlicher und wuchs rasch zu völliger schlaffer Lähmung. Es bestand eine dorsale 
Kyphose und rechtskonvexe Skoliose, Bauchdeckenrtflexe fehlten, die Beine waren vollkommen 
anästethisch, rechtsin Nabelhöhe bestand eine hyperästethische Zone. Das sehr geringe Lumbal- 

tat war klar, goldbraun, sehr zellarm, ohne Wassermannsche Reaktion, ohne Koagulum. 

kam zur Harnretention, nach Katheterisierung Eiter im Harn. Die Laminektomie (4. bis 
8. Dorsalwirbel) iieß ein Gliom finden. Nach und nach Besserung. (Patientin steht noch in 
Beobachtung.) Neurath (Wien). 

Schwarz, Egbert: Ein Beitrag zur Frage der Osteomyelitis der Wirbelsäule mit 
Beteiligung des Rückenmarks. (Chirurg. Univ.-Klin. u. Nervenklin., Rostock.) Bruns’ 
Beitr. z. klin Chirurg. Bd. 119, H. 1, S. 151—159. 1920. 

Im Anschluß an einen interessanten Fall von subakuter Osteomyelitis am linken 
Femur und einer chronischen unter dem Bilde eines Rückenmarkstumors verlaufenden 
Osteomyelitis des 6. Wirbelbogens bei einer 24jährigen Frau, werden 2 Fälle von akuter 


Wirbelosteomyelitis im kindlichen Alter mitgeteilt. | 
Bei einem akut mit hohem Fieber erkrankten 5jährigen Mädchen waren der Sitz der Er- 
krankung die Dornfortsätze des 5.—6. Brustwirbels. Da die Eiterung auf den Wirbelkanal 
übergriff und Erscheinungen von Pachymeningitis ext. auftraten, genügte Absceßspaltung 
nicht, es mußte in weiteren Operationen der Wirbelkanal bis zum 9. Brustwirbel durch Lamin- 
ektomie eröffnet werden. Trotzdem weitere Verschlechterung des Befindens. Ursache: Media- 


— 334 — 


stinalabsoeß. Eröffnung desselben durch Costotransversektomie. Dann Heilung ohne Absoeß. 
Entstehung dieses Abscesses dunkel. Im zweiten Fall, eines 13jährigen Knabens, nach Ablauf 
einer Pneumonie akute Osteomyelitis der Tibia mit Epiphysenlösung, die Sequestrotomie 
erforderte. Osteomyelitis des Dornfortsatzes und Wirbelbogens des 2. Lendenwirbels mit 
Eiterung im extraduralen Raum. Entfernung des Wirbelbogens, Heilung beider Herde. 5, 8 und 
11 Jahre später machten Rezidive an beiden, früher befallenen Stellen neue operative Eingriffe 
erforderlich. Seitdem befindet sich Patient wohl. K. Hirsch (Berlin). 
Artom, Gustavo: Sul? atrofia muscolare progressiva tipo: Charcot-Marie, con- 
tributo clinico ed anatomo-patologico. (Über die progressive Muskelatrophie Typus 
Charcot-Marie. Ein klinischer und pathologisch-anatomischer Beitrag.) (Clin. delle 
malatt. nerv., univ., Roma.) Arch. gen. di neurol. e psichiatr. Bd. 1, H. 1, S. 30—71. 1920. 
Genaue Beschreibung des klinischen Befundes bei vier erkrankten Geschwistern aus einer 
im übrigen gesunden Familie. Die Erkrankung setzte bei allen im 4. oder 5. Lebensjahr allmäh- 
lich ein. Sie begann mit Störungen beim Gehen, einer'zunehmenden Hypotrophie zunächst im 
Bereich der distalen Anteile der unteren, später auch der oberen Extremitäten. Es entwickelte 
sich eine extremste Equinovarusstellung derart, daß die Kranken mit dem Fußrücken den Boden 
berührten, während die Fußsohle dorsalwärts gerichtet war. Zugleich traten Bewegungsstö- 
rungen, schwere Veränderungen der elektrischen Erregbarkeit, Verlust der tiefen Reflexe sowie 
Störungen aller Empfindungsqualitäten in den distalen Abschnitten der unteren Extremitäten 
evtl. auch der oberen Extremitäten ein. In einem dieser vier Fälle, der im Anschluß an eine 
orthopädische Operation im Alter von 16 Jahren verstarb, konnte der anatomische Befund er- 
hoben werden. Es fand sich eine Rarefikation in einem Teil der Hinterstränge, im Pyramiden- 
seitenstrang, zum Teil auch in den übrigen Partien des Seitenstranges und im Vorderstrang. 
Zellveränderungen im Vorderhorn des Hals- und Lendenmarkes in Gestalt einer Volumabnahme, 
exzentrischen Lagerung der Kerne, Fibrillo- und Chromatolyse. Rarefikation des die Clarke - 
schen Säulen umspinnenden Reticulums. Glia- und perivasouläre Bindegewebswucherung im 
Gebiet der Degeneration. Degeneration der intramedullären Anteile der hinteren Wurzeln. 
Eine nach der Peripherie hin zunehmende Degeneration der peripheren Nervenstämnme, 
Degeneration der betroffenen Muskulatur. — Besprechung der in der Literatur vorliegenden ein- 
schlägigen Beobachtungen. Verf. hält die Muskelatrophie vom peronealen Typus Charcot- 
Marie nicht für eine Erkrankungsform eigener Art, sondern für ein Syndrom, dem folgende 
Typen krankhafter Prozesse zugrunde liegen können: 1. der in der beschriebenen Familie vor- 
liegende spinoneurale Typus; 2. der myopathische Typus (Fall von Oppenheim und Cas- 
sirer); 3. der chronische neuro-myopathische Typus (Fall von Cassirer und Maas); 4. der 
durch eine syphilitische Meningomyelitis bedingte Typus (Fall von L éri). J. Bauer (Wien).™ 
Clauss, M.: Über Polyneuritis im Kindesalter. (Nervenabt., med. Klin., Heidel- 
berg.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 65, H. 3/6, S. 169—176. 1920. 
Bei der Seltenheit sicherer Polyneuritis im Kindesalter scheint das Interesse für 


die mitgeteilten 6 Fälle berechtigt. 

Im ersten Falle (7 jähriges Mädchen) traten ein ?/, Jahr nach Keuchh usten neuritische 
Erscheinungen der Finger, später anschließend der Vorder- und Oberarme, endlich auch der 
Beine, ohne Schmerzen auf. An den Beinen waren die Peronealmuskeln betroffen. Es bestand 
Per Entartungsreaktion, Areflexie, herabgesetzte Sensibilität, Koordinationsstörung. 

st nach 2 Jahren Besserung, nach weiteren 2 Jahren Heilung. Im zweiten Falle, ein 12 Jahre 
altes Kind betreffend, das wegen Iridocyclitis tuberculosa eine Tuberkulinkur durchmachte, 
trat nach Sturz auf die l. Wange eine linksseitige Facialisparese, knapp danach eine Gang- 
störung und hierauf eine rechtsseitige Faoialisparese auf. Entartungsreaktion in beiden Gesichts- 
nerven und Peronealgruppen, Areflexie, Hypästhesie, ataktischer Gang. Besserung der tuber- 
kulösen Neuritis nach 1 Monat. Im dritten Falle (15jähr. Knaben) handelte es sich (im An- 
schluß an Polyarthritis) um eine rheumatische Neuritis, die mit Lähmung und Schmerzen 
an den oberen Extremitäten begann, dann aber auch die Beine betraf. Es fand sich ausge- 
breitete Muskelparese, Atrophie, Entartungsreaktion, Areflexie, Hypalgesie, Facialisparese. 
Besserung nach 4 Monaten. Unklar war die Ätiologie in den übrigen drei Fällen. In der 4. Beob- 
achtung traten allmählich Schmerzen, Parästhesien und Paresen in den Armen auf, es fanden sich 
die Zeichen einer Mitralinsuffizienz, Spuren von Albumen, Differenz der Pupillenweite, 
nach oben abnehmende symmetrische Parese der Armmuskeln, Atrophie der Handmuskeln 
mit Entartungsreaktion, sehr geringe Beteiligung der Beine, doch zeigten diese dann eine 
rasch zunehmende Lähmung. Die Besserung begann später an den Beinen. Heilung 10 Monate 
nach Beginn der Krankheit. Im 5. Fall (9jähriges Mädchen) trat unter Wadenschmerzen eine 
fortschreitende Lähmung der Beine auf, besonders der Peronealgruppen, Entartungsreaktion, 
Ae rechtsseitige Radialisparese. Im letzten Fall (7 jähriger Knabe) entwickelte 
sich allmählich eine BE tge Schwäche der Arme und Beine mit Entartungsreaktion. 
Therapeutisch kamen in allen Fällen Solbäder, elektrische Behandlung, Arsenpräparate, Tct. 
Strychni zur Anwendung. Neurath (Wien). 3t 


— 35 — 


Bacmeister, Adolf: Die Ansteckungsfähigkeit des Herpes zoster. (Sanut. f. 
Lungenkr., St. Blasien) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 25, 8. 721. 1920. 

Erwachsener mit typischem Herpes zoster an Brust und Rücken. Drei Tage nach Ausbruch 
Begrüßung einer zweiten Person durch Handschlag. Diese erkrankte 3 Tage später mit Fieber 
und heftigen Schmerzen einer Brustseite. Zwei Tage später hier schwerer H. z. Erster Patient 
15 Tage nach Beginn der Herp. z. Handschlag einer dritten Person. Zwei Tage später unter 
Fieber und Schmerzen typischer Herp. z. bei dieser an Lende. Erster Patient, der Über- 
träger, hatte selbst keinerlei Temperaturerhöhung. Die Übertragung im zweiten Fall fand 
statt, nachdem die Herp.-Bläschen sich in voller Austrocknung befanden. Dollinyer. 

Schott: Die Bedeutung der Geburtisschädigungen für die Entstehung des 
Schwachsinns und der Epilepsie im Kindesalter. Arch. f. Gynäkol. Bd. 113, H. 2, 
8. 336—362. 1920. | 

a) Zu Schwachsinn: 1100 Fälle, 150 mal = 13,63%, Geburtsschädigungen (Früh- 
geburt, schwere, Zangen-, Zwillings-, Drillings-, Sturzgeburt, Nabelblutung, Asphyxie). 
Dies in 30 Fällen = 281%, einzige Ursache des Schwachsinns. Unter den Hilfs- 
momenten bei !/, aller Trunksucht und in 4,6%, Blutsverwandtschaft der Eltern. — 
b) Zu Epilepsie: Ebenfalls 1100 Fälle. In 8,54%, Geburtsschädigungen erwähnt, in 
1,09% alleinige Ursache. Hilfsmomente: erbliche Belastung einschließlich Trunksucht 
der Eltern in fast der Hälfte der Fälle, dann in absteigender Zahl Gichter, Hirnleiden, 
seelische Schädigungen, Schädelverletzungen. Dollinger. 

Starck, v.: Zur Kasuistik der familiären amaurotischen Idiotie. Monatsschr. 
f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 2, S. 139—141. 19%. 

Baltische Adelsfamilie. Sicher kein jüdischer Einschlag, in guten sozialen Verhältnissen. 
Vater, 61 Jahre, aus gesunder Familie, macht verbrauchten Eindruck. Aus erster Ehe eine 

esunde Tochter. Zweite Frau, 20 Jahre jünger, entfernte Verwandte, aus völlig gesunder 

amilie, doch gewisse Inzucht seit langer Zeit in ihrem Kreise und Häufung von Degenera- 
tionszeichen. Aus dieser Ehe 5 Kinder. 1. @ anfänglich gut entwickelt, erkrankt in 2. Hälfte 
des 1. Jahres mit typischem klinischen Befund, insbesonders des Augenhintergrundes, Tod mit 
13 Mon. — 2. Kind, g, 12 Jahre, völlig gesund, ebenso 3., S, 10 Jahre. 4. Kind 9, er- 
krankt und starb zur selben Zeit wie 1 unter den gleichen Erscheinungen. 5. Kind, Q, ent- 
wickelte sich gut bis 10. Monat, dann dieselben Veränderungen, wie die bei den Schwestern bis 
auf die Krämpfe, die erst im 14. Monat auftraten. Typischer Augenbefund. — Nur das letzte 
Kind, das unterdessen wohl gestorben ist, sah Verf. selbst. Dollinger (Charlottenburg). 

Rothe, Karl Cornelius: Pädagogische, didaktische und logopädische Winke für 
Lehrer an Sonderklassen für sprachkranke Kinder. Zeitschr. f. Kinderforsch. Jg. 25, 
Febr./[März-H., S. 202—220. 1920. 

Im System der Sonderklassen für sprachkranke Kinder, der zur Zeit besten dies- 
bezüglichen Einrichtung der Schule, ist die Elementarklasse (Wien) wichtiger als die 
Mittelklasse (Hamburg), weil so die Heilbehandlung früher einsetzt, wodurch die Er- 
folge um so günstiger sind, und besonders weil der Schreib-Leseunterricht die denk- 
bar beste Gelegenheit zur gründlichen Beeinflussung der Sprache bietet. Der Miß- 
erfolg der kurzfristigen Sprachheilkurse ist unwiderleglich nachgewiesen. Stotternde 
Schüler bedürfen oft einer über ein Schuljahr hinausreichender therapeutischer Über- 
wachung. Namentlich die direkte Behandlung muß vielfach Einzelbehandlung sein, 
in Abwesenheit der anderen Schüler; sie muß individualisieren, ohne Festlegung auf 
eine bestimmte Heilbehandlung. Die indirekte Therapie ist möglichst unauffällig 
mit dem Unterricht, z. B. dem Lese- und Sprechunterricht, zu verbinden. Die didak- 
tischen Forderungen in der Sonderklasse können in den einzelnen Jahrgängen sehr 
schwanken. Vor der Lautgewinnung werden einige Atemübungen vorgenommen 
unter strenger Einzelkontrolle, da verfehlt eingelernte Atemübungen mehr schaden 
als nützen. Verf. läßt bei einigen dieser Atemübungen, die ausführlich beschrieben 
werden, absichtlich durch den Mund einatmen. Literatur. Schlesinger (Frankfurt a. M.). 

© Jaspers, Karl: Allgemeine Psychopathologie. 2., neubearb. Aufl. Berlin, 
Julius Springer 1920. XIV, 416 S. M. 28.—. 

Erste Auflage erschien 1913 und ist referiert (Inhaltsangabe!) in Bd. 6, S. 540 
dieser Zeitschrift. In der neuen ist „die Grundstruktur des Buches erhalten geblieben‘*, 


— 336 — 


doch ist „durch deutlichere Fassung und Ergänzung vieler Partien die Veränderung 
eine solche, daß der Verf. nur diese 2. Auflage als Ausdruck seiner Ansichten gelten 
lassen kann“. Unmittelbar enthält das Buch wenig speziell Pädiatrisches, wenn von 
dem Kapitel „Die Wirkung endogener Ursachen“ (Anlage, Vererbung, Lebensalter) 
abgesehen wird. Mittelbar jedoch muß Jaspers Werk für jeden, der sich mit der 
Psychopathologie des Kindesalters befaßt, Anfang und Ende sein. Bei fließender 
Diktion ist das Buch auch dem Nichtfachmann gut verständlich und bei der Schärfe 
der Kritik des Gebrachten geeignet dem „autistisch-undisziplinierten Denken“, das 
leider besonders in der Ätiologie des angeborenen und erworbenen Schwachsinns 
immer noch das übliche ist, zu steuern. Der Preis ist den jetzigen Verhältnissen an- 
gemessen, das Papier das heute übliche, der Druck vorzüglich. Dollinger. 


Spezielle Pathologie und Therapie der Geschwülste. 


Fairbank, H. A. T.: Case of sternomastoid tumour in a child born by caesarean 
section. (Geschwulst des Sternocleidomastoideus bei einem durch Sectio caesarea 
geborenem Kinde.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 6, Sect. of surg., S. 108 
bis J09. 1920. 

Bei dem 4 Monate alten Kinde ohne Torticollis saß eine harte fibröse Geschwulst im unte- 
ren Abschnitt der rechten Sternocleido. Bei der Sectio caesarea machte die Entwicklung das fest 
im Becken eingeklemmten Kopfes große Schwierigkeit. Es liegt nahe, darauf die Schädigung 
des Muskels durchzuführen. K. Hirsch (Berlin). 

Honan, B. F.: Note on a case of gigantism of breasts (diffuse virginal hyper- 
tropby). (Ein Fall von Gigantismus der Brüste.) Dublin journ. of med. sience 


Ser. 4, Nr. 4, S. 187. 1920. 

l6jähriges Mädchen. Vom 13. Lebensjahr ab, mit Einsetzen der Menstruation, be- 
gannen die Brüste zu wachsen, in einem Maß, das nach einem Jahre schon abnorme Formen 
annahm. Beide Brüste waren enorm vergrößert und schwer, zeigten zahlreiche feste Knoten. 
Mammaamputation beiderseits, ungestörte Wundheilung. Gewicht der rechten Brust 2!/, kg, 
der linken 3 kg. Histologischer Befund ähnlich dem bei Fibroadenoma. Mäßige kleinzellige 
Infiltration in der Umgebung einiger Drüsenakcini. Rasor (Heidelberg). 

Battle, W. H.: Recurring sarcoma of the small intestine. (Sarkomrezidiv des 

Dünndarms.) Lancet Bd. 198, Nr. 17, S. 905—906. 1920. 
Der mitgeteilte Fall eines 8jährigen Mädchens reicht in das Jahr 1913 zurück 
und ist dadurch bemerkenswert, daß 2 operativ gelöste Attacken von Invagination 
des Dünndarmes der Erkennung des Tumors vorausgingen, der selbst wieder zur Rezidiv- 
operation führte, seitdem aber klinisch geheilt blieb. 

Die eiste Invagination der Ileocöcalgegend wurde Mitte Mai 1913 operativ gelöst, damals 
fand sich nur eine knopfgroße Verhärtung an der Spitze. Ende Juni fand sich nur eine 3cm lange 
Invagination des Dünndarmes, 2—3 Fuß oberhalb der Bauhinschen Klappe. Die Invagination 
konnte nicht ganz gelöst werden, eine das Lumen verengernde Verdickung wurde durch seit- 
liche Anastamose ausgeschaltet. Erst bei der dritten Operation vor Weihnachten 1913 fand 
sich unterhalb dieser Anastomose ein im kleinen Becken versenkter, mit der Blasenspitze ver- 
wachsener zirkulärer Dünndarmtumor, der mit Netz und einigen Adhäsionen verwachsen, sich 
nach der Abtragung als Rundzellensarkom erwies. Von den verdickten Mesenterialdrüsen 
wurden möglichst viele entfernt, doch waren zwei Geschwulstknoten im Netz vorhanden. 
In der Rekonvalescenz wurde eine Behandlung mit Coleys Flüssigkeit durchgeführt. Juli 
1916 mußte ein Rezidiv, große Dünndarmgeschwulst dicht an der Bauhinsschen Klappe ab- 
getragen werden. das Ileum wurde mit dem Coecum zu End-Seite vereinigt. Seitdem keinerlei 
Beschwerden mehr. Das verzögerte Rezidiv und die seitdem anhaltende klinische Heilung wird 
besonders hervorgehoben und zum Teil der Behandlung mit Cole ys Flüssigkeit zugeschrieben. 

Mayerle (Karlsruhe). = 

Müller, Arthur: Beitrag zur Kenntnis der Mesenterialeysten. Med. Klinik 
Jg. 16, Nr. 25, S. 653—654. 1920. : 

3jähriger Knabe, seit 2 Tagen Leibschmerzen, Erbrechen, Verstopfung, Auftreibung 
des Leibes. Tumor von Faustgröße rechts vom Nabel. Bei der Laparatomie mannsfaustgroße 
Cyste, aus zwei halbkugeligen Hälften bestehend, welche ein ca. 4cm langes Dünndarmstück 


zwischen sich auf Bleistiftdicke komprimieren. Es handelt sich um eine Mesenterialeyste. In 
der Literatur etwa 250 Fälle beschrieben, nur in 9 Fällen Operation wegen Deus. Thomas. 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 8 S. 337—368 





Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 
inik: und Pflege). 


Arnoldi, W.: Veränderungen des Blutes nach Nahrungsaufnahme. Zeitschr. 
f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 21, H. 1, S. 97—103. 1920. 

Durch die Aufnahme selbst geringer Mengen von Nahrungsmitteln kommt es mit 
und ohne gleichzeitige Flüssigkeitszufuhr zu einer Flüssigkeitsverschiebung zwischen 
Gewebe und Blut. Die starken Magensafterreger verursachen meist eine stärkere 
Reaktion als die schwächeren bzw. (indirekte) Dämpfer der Magensaftsekretion. Das 
depressive Moment der An- und Subacidät findet in der Hb-Kurve häufig einen sicht- 
baren Ausdruck. Die Serumeiweißkonzentration ändert sich nach Aufnahme eines 
Probefrühstücks mehr oder weniger erheblich. Alle Konzentrationsänderungen des 
Blutes müssen hier als die Folgen vasomotorischer Einflüsse angesehen werden, sie 
gelten nur für die lokalen Untersuchungsbezirke, während Rückschlüsse auf das Ge- 
samtblut nicht ohne weiteres erlaubt sind. Rietschel. 3 

Stepleanu-Horbatsky, V.: Nouvelles recherches sur la eirculation du liquide 
e6&phalo-rachidien. (Neue Untersuchungen über die Zirkulation der Cerebrospinal- 
flüssigkeit.) (Laborat. d’anat. descript., fac. de méd., Bucarest.) Presse méd. Jg. 28, 
Nr. 26, S. 254—257. 1920. 

Verf. ging dem Problem des Liquorzirkulation nach, indem er bei 23 Kinderleichen 
Alter: 1 Monat bis 7 Jahre) die Gerotasche Lösung von Preußischblau in den Subarachnoideal- 
raum injizierte, und zwar durch doppelte (zwischen den dritten oder vierten Lumbal-, sowie 
zwischen den zweiten oder dritten Dorsalwirbel) oder durch einfache (zwischen den zweiten oder 
dritten Lumbalwirbel) Lumbalpunktionen. Bei lebenden, aber moribunden Kindern spritzte 
er Methylenblau ein. Er verfolgte dann durch genaue anatomische und histologische Unter- 
suchungen der Weg der Farblösung. Auf diese Weise kam er zu folgender Ergebnissen: 

Es besteht eine Liquorzirkulation; sie hat aber einen besonderen Typus, denn es 
handelt sich nur um einen ständigen und langsamen Abfluß des Liquors auf drei ver- 
schiedenen Wegen. Der Hauptweg, der von den subarachnoidealen Lymphspalten 
aus die allgemeine Zirkulation erreicht, passiert die Lymphspalten der Nerven, die 
Ganglien, die Lymphzysterne, den Ductus thoracicus, schließlich den Zusammenfluß 
der Vena jugularis und subclavia. Ein Abweichungsweg geht direkt über in die venöse 
Zirkulation des Gehirns und von da in die Allgemeinzirkulation; ein dritter Weg, der 
aber nicht konstant ist, folgt den Gefäßspalten, dann dem Lymphsystem in die Allge- 
meinzirkulation. Man kann also nicht von einer Liquorzirkulation sprechen, wie man es 
von der Blut- oder Lymphzirkulation tut; die zentralen und peripheren nervösen Or- 
gane baden ständig in einer Flüssigkeit, die unausgesetzt vom Zentrum gegen die 
Peripherie zirkuliert. Man kann die Liquorzirkulation als eine Lymphzirkulation des 
Nervensystems ansehen; die subarachnoideslen Räume weisen dann nur die Lymph- 
wege der nervösen Zentren. V. Kafka (Hamburg).“, 

Richet, Charles, P. Brodin et F. Saint-Girons: Une nouvelle möthode d’anti- 
anaphylaxie (Méthode mötatrophique). (Ein neues Verfahren der Antianaphylaxie 
[metatrophische Methode].) Rev. de méd. Jg. 37, Nr. 1. S. 7—15. 1920. 

Die Verff. gingen von der Beobachtung von Friedberger und Hartoch aus, 
daß sensibilisierte Meerschweinchen gegen die Reinjektion letaler Antigendosen durch 
intravenöse Zufuhr von NaCl geschützt werden können. Sie überzeugten sich, daß 
Hunde, welche man mit Citratplasma vom Pferde präpariert, auf die intravenöse Re- 
injektion reħtiv kleiner Plasmamengen mit schwerstem Shock und fast konstant mit 
Exitus reagieren, daß aber diese Erscheinungen fast auf Null reduziert werden, wenn 
man das Pferdeplasma mit 0,85 proz. NaCl-Lösung 10fach verdünnt. Da bei der Ver- 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 2 


— 338 — 


dünnung durch destilliertes Wasser oder durch 4,5 proz. Zuckerlösung keine Abschwä- 
chung des Shocks eintritt, wird das NaCl als Träger der antianaphylaktischen Wirkung 
erklärt, um so mehr als man das gleiche erzielen konnte, wenn man die nötige NaCl- 
Menge (0,4g pro kg Körpergewicht) in einem geringeren Volum gleichzeitig mit dem 
Antigen einverleibt. Das NaCl kann auch prophylaktisch gegeben werden, aber höch- 
stens eine Stunde vor dem Antigen und mindestens in Mengen von 0,8 g pro kg Körper- 
gewicht. Die Erscheinung wird so erklärt, daß die Körperzellen aus den sie umspülenden 
Gewebssäften vorwiegend jene Substanzen aufnehmen, welche im Überschuß vorhanden 
sind und an welche sie sich unter normalen Bedingungen gewöhnt haben. Haben die 
Zellen Gelegenheit, sich mit NaCl stark zu imprägnieren, so verschmähen sie andere 
Stoffe, wie z. B. Gifte; man verändert somit durch die gesteigerte NaCl-Zufuhr die 
Ernährungsverhältnisse (Metatrophie).. Analoge Phänomene sind: Steigerung der 
Wirkung von KBr auf das Nervensystem von Epileptikern durch kochsalzfreie Diät, 
Verminderung der Aufnahmefähigkeit von Krampfgiften durch Sättigung der Nerven- 
zellen mit Narkoticis, Antagonismus von Chinin und Adrenalin. Doerr (Basel), 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Foetus und des Neugeborenen. 

Mack, Frank A.: Report of a stillborn child, breech extraction, with truc knot 
in umbilical cord. (Bericht über ein totgeborenes Kind, Extraktion am Steiß, mit 
einem wirklichen Knoten in der Nabelschnur.) National eclectic med. assoc. quart. 
Bd. 11, Nr. 4, S. 286—288. 1920. 

Kasuistischer Beitrag. Die Nabelschnur war geschwollen und blaurot, ca. 15 em vom 
Nabel entfernt befand sich ein fester, unnachgiebiger Knoten, der sich auch später nur unter 
Schwierigkeiten lösen ließ. Kind war totgeboren, obwohl Herztöne noch vor Pituitrinein- 
spritzung ca. l Stunde vor der Extraktion deutlich gehört werden konnten.. Wiederbelebungs- 
versuche erfolglos. Reiche (Braunschweig). 


Bacon, Charles S.: Short umbilical cord. (Kurze Nabelschnur.) Surg., gynecol. 
a. obstetr. Bd. 30, Nr. 6, S. 597—598. 1920. 

Fall von relativ kurzer Nabelschnur, die zweimal um den Hals des Foetus geschlungen 
war und bei der Geburt riß. Calvary (Hamburg). 

Newsholme, Arthur: Address on neo-natal mortality. (Bericht über die Mortali- 
tät der Neugeborenen.) Lancet Bd. 198, Nr. 21, S. 1097—1101. 1920. 

Statistische Angaben (mit Kurven und Tabellen) über die Säuglingssterblichkeit 
in England und ausführliche Besprechung der Ergebnisse. Die Tatsache, daß die 
Sterblichkeit in den ersten Lebenswochen und -monaten in verschiedenen Gemeinden 
Englands eine auffallend verschiedene ist, läßt den Schluß zu, daß die Mortalität dieses 
Lebensalters in hohem Maße prophylaktisch beeinflußbar ist. Besprechung der in 
Betracht kommenden Fürsorgemaßnahmen vor, während und nach der Geburt, wobei 
besonders auf die Notwendigkeit weiterer Forschungen auf dem Gebiet der ;‚antenstalen“ 
Pathologie hingewiesen, wird. Reuss (Wien). 

Reed, Charles B.: The postmature child. (Das überreife Kind.) Surg., gynecol. 
a. obstetr. Bd. 30, Nr. 6, S. 589—596. 1920. 

Die wahre Dauer der menschlichen Schwangerschaft ist noch unbekannt, Ermitt- 
lungen soweit sie möglich sind, sind nur Schätzungen. Aus noch unbekannten Gründen 
kann sich die Gravidität abkürzen oder auch verlängern. Die Verlängerung ist ein 
wesentlicher Faktor bei der Ausbildung des überreifen Kindes. Überreife Kinder sind 
gewöhnlich — doch nicht immer — groß und fett und wiegen mehr als 4000 g. 6—8% 
der Schwangerschaften sind aus irgendeinem Grunde verlängert (Parvin) und 71,8%, 
aller Neugeborenen von mehr als 4000 g sind postmatur (v. Winckel).. Verf. legt be- 
sonderes Gewicht auf die übergroße Placenta als Begleiterscheinung prolongierter 
Gravidität. Stets kommt großen Kindern auch eine große Placenta zu (1/,—2 Pfund 
Gewicht). Das Fettdepot übertragener Kinder ist reicher, ihr Gewebe wasserreicher, 
ein Übermaß, was aber nicht nur unnötig, sondern gefährlich ist. Beides — Fett und 
Wasserreichtum — geht nach der Geburt zum Teil verloren, je schwerer das Kind, 


— 339 — 


desto mehr und schneller verliert es an Gewicht. Sicherer als die Menstrustionsberech- 
nung, Zeitpunkt der Kohabitation u. a. ist für die Feststellung des Schwangerschafts- 
endes die Prüfung der fötalen Reife. Diese letztere ist theoretisch gegeben, wenn die 
Organe des Foetus soweit entwickelt sind, daß sie den Anforderungen des extrauterinen 
Lebens gewachsen sind. Praktisch bestimmt man die Reife aus fötaler Länge, fötalem 
Gewicht und fötalen Schädelmaßen. Husler (München). 

La temperatura nel neonato. (Die Temperatur beim Neugeborenen.) oaa d. 
osp. e d. clin. Jg. 41, Nr. 46, S. 477. 1920. 

Zusammenstellung der Besonderheiten im Wärmehaushalt der Neugeborenen 
und Frühgeborenen. Keine neuen Gesichtspunkte. Euel. 

Sedgwick, J. P. and Mildred R. Ziegler: The nitrogenous and sugar content 
of the blood of the newborn. (Der Gehalt des Neugeborenenbluts an stickstoff- 
haltigen Bestandteilen und Zucker.) Americ. journ. of dis. of children Bd. 19, Nr. 6, 
S. 429—432. 1920. 

Blutanalysen nach der Methode von Folin ergaben, daß die Menge des nicht- 
koagulablen N, sowie die des Kreatin + Kreatinin im Blut des Neugeborenen während 
‚der ersten 5 Lebenstage im Vergleich mit den Werten beim Erwachsenen eine beträcht- 
liche ist und dann allmählich abfällt, entsprechend den (früher festgestellten) relativ 
hohen Harnsäurewerten. Die Werte des Harnstoff-N entsprechen der oberen Grenze 
des Normalwerts des Erwachsenen, die für Zucker und Kreatinin sind gewöhnlich 
dieselben wie beim Erwachsenen. Reuss (Wien). 


Ph e und allgemeine Pathplogie des Säuglin 


Huebner, Eva: Alter und Konstitution in ihrem Einfluß auf Erwerbung und 
Verlauf von Infektionen (insbesondere Grippe) im Säuglingsalter. (Waisenk., Berlin.) 
Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 25, H. 1—3, S. 104—128. 1920. 

Untersuchungen an je 50 normalen Säuglingen im Alter von 1—3 bzw. 6—12 Mo- 
naten, je 30 manifest exsudativen Säuglingen im gleichen Alter und 30 spasmophilen 
Säuglingen von 6—12 Monaten. Die Ergebnisse waren folgende: 1. normale Säuglinge 
von 6—12 Monaten. Die Anfälligkeit, d. h. der Quotient aus der Zahl der Infektionen 
durch die Zahl der Kinder war etwas höher als bei den Untersuchungen von L. F. Meyer. 
Im Durchschnitt machte ein Kind in 4 Wochen 0,95 Infektionen durch. Der Verlauf 
der Grippe war überwiegend leicht. Dauer in der Mehrzahl 1—2 Wochen; durchschnitt- 
liche Fieberhöhe 39°. Unter den Komplikationen am häufigsten Otitis. Bei 40%, der 
Kinder Beteiligung des Magendarmkanals, 20% starben, 18% allein an Pneumonie. 
2. Säuglinge im ersten Trimenon. Anfälligkeit geringer, 0,59 Infekte in 4 Wochen. 
Der Verlauf etwa der gleiche wie bei den älteren Kindern, nur trat die Pneumonie 
etwas in den Hintergrund, allerdings nur was die Häufigkeit ihres Vorkommens, nicht 
ihre Schwere betrifft. Fieberdauer etwas länger (2—4 Wochen), Fieberhöhe geringer. 
28%, der Kinder starben, und zwar der überwiegende Teil an Magendarmstörungen, 
was für die große Empfindlichkeit der Verdauungsorgane in der ersten Lebenszeit 
spricht. 3. Säuglinge mit exsudativer Diatheses im 2. Lebenshalbjahr. Häufigkeit 
der Infektionen = 0,84 Infekte in 4 Wochen. Die Pneumonie war relativ seltener, die 
Erkrankungen der oberen Luftwege überwogen. Auffallend war die längere Dauer der 
grippalen Erkrankung (3—4 Wochen). Die Häufigkeit der Rückfälle war vermehrt, 
trotzdem war der Ausgang der Grippe bei diesen Kindern nicht schlechter, nur 162/,% 
starben, davon 10%, an Pneumonie. Auffallend war bei diesen Kindern die Labilität 
des Magendarmkanals, so daß ein relativ großer Teil an parenteralen Ernährungs- 
störungen zugrunde ging. 4. Exsudative Säuglinge im ersten Trimenon. Anfälligkeit 
etwas, aber kaum wesentlich gegenüber den gleich alten normalen Säuglingen erhöht. 
Krankheitsbild wie bei Gruppe III, ebenso Krankheitsdauer. Fieberhöhe zwischen 
38 und 39°, Zahl der Rückfälle groß, bei 50%, 2—3 Rückfälle. Unter den Komplika- 
tionen sehr häufig Otitis. Zahl der Magendarmstörungen hoch, aber nicht ganz so hoch 


232% 


— 340 — 


wie bei den normalen, gleichaltrigen Kindern. 10%, der Kinder starben. 5. Bei den 
spasmophilen Kindern kein erheblicher Unterschied im Verlauf gegenüber normalen 
Kindern. Die Pneumonie trat erheblich zurück, die Verlaufsdauer ‚war etwas ver- 
längert (2—4 Wochen). Die Fieberhöhe war nicht erhöht, auffallend war die Häufig- 
keit von Rückfällen. Im ganzen ergibt sich also aus den Untersuchungen, daß die 
Krankheitsbereitschaft für grippale Erkrankungen bei den älteren Kindern beträchtlich 
größer ist als bei Kindern im ersten Lebensvierteljahr, ein wesentlicher Unterschied 
in der Erkrankungshäufigkeit der exsudativen Kinder läßt sich aus den geringfügigen 
Unterschieden (0,67 gegen 0,59 bzw. 0,84 gegen 0,95) bei diesen Untersuchungen 
nicht ableiten. Es bestätigt sich, daß die exsudativen Kinder im allgemeinen mehr an 
einfachen katarrhalischen Infektionen erkrankten, während die Pneumonien zurück- 
traten, und daß bei den exsudativen Kindern die Erkrankung und das Fieber von 
längerer Dauer waren. Ebenso war die Häufigkeit der Rückfälle vermehrt, nicht aber 
die Mortalität. Putzig. 


Momm: Die durch die Hungerblokade herabgesetzte Stillfähigkeit der deutschen 
Frau. (Univ.-Frauenklin., Freiburg i. Br.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 27, 
8. 783—784. 1920. | 

Die Zahlen umfassen die Mütter der 3. und 4. Klasse der Jahrgänge 1913—1919, 
die während der ersten 10 Tage nach der Geburt ihre Kinder voll gestillt haben. Bis 
zum 3. Quartal 1915 blieb die Stillfähigkeit normal (etwa 97—98%,). Im 4. Quartal 
1915 verminderte sich die Zahl um fast 20%, fiel dann erneut im Winter 1916 bis auf 
70%, um im Sommer 1917 wieder etwas anzusteigen. Im Winter 1918/19 tiefster Stand 
(unter 70%); erst zu Beginn des Winters 1919/20*auffallende Besserung. Victor. 


Großfeld, J.: Das Spontanserum der Milch bei der Beurteilung von Milch- 
fälschungen. Zeitschr. f. Unters. d. Nahrungs- u. Genußm. Bd. 39, H. 5/6, 
S. 140—145. 1920. f 

Das Ackermannsche Chlorcalciumserum zum Nachweis einer Wässerung kann 
nur bei ganz frischer Milch Verwendung finden. Bei saurer Milch, wie sie meist den 
Untersuchungsämtern eingeliefert wird, wird alsdann das Essigsäureserum benutzt, 
welches sich schwierig klar filtrieren läßt. Das Spontanserum kann, wie Verf. an der 
Hand von Versuchen zeigt, mit großer Genauigkeit angewandt werden, wenn man 
für den durch die Säuerung bedingten Verlust an Milchzucker durch Umrechnung 
mit Hilfe der gebildeten Milchsäure eine Korrektur anbringt. Milchsäure kommt in 
frischer Milch nicht vor. Das spezifische Gewicht des Serums muß für je 1 g Milch- 
säure in 100 ccm um 0,0012 erhöht werden, um das spezifische Gewicht des Serums 
frischer Milch zu bekommen. Ungerer (Göttingen).?!, 


Physlologie und allgemeine Pathologie des übrigen Kindesalters. 

Zeiner-Henriksen, K.: Das Wachstum der Schulkinder. TI. Wachstumszunahme 
im Sommerhalbjahr. Messung von 1008 Schulkindern (521 Knaben, 487 Mädchen) 
der Volksschule in Horten. Norsk. magaz. f. laegevidenskaben Jg. 81, Nr. 3, S. 262 
bis 271. 1920. (Norwegisch.) 

Fortsetzung früherer Untersuchungen (Norsk. Mag. for Laegevidensk 1918, S. 52). 
Die erste Messung geschah im Februar/März, die letzte im September 1916; die Kinder 
standen im Alter von 7—14 Jahren, die Größenzunahme variierte stark, sie war un- 
abhängig vom Geschlecht. Dennoch war das Alter der stärksten Größenzunahme 
- verschieden, für Mädchen vom 11. bis 13., für Knaben vom 9., besonders aber vom 
14. Lebensjahr. Am stärksten war das Wachstum in den Monaten Mai bis Juli, am 
schwächsten in der späteren Sommerzeit. Einige Beobachtungen ergaben eine .auf- 
fallende Körpervergrößerung bei skrofulösen Kindern, die aber auch bei ganz ge- 
sunden vorkam, so daß besondere Schlüsse nicht daraus gezogen werden können. 
Untersuchungen der Zähne derselben Kinder ergaben schon im ersten Schuljahr bei 


— 341 — 


einem Drittel erkrankte Zähne, in der letzten Klasse bei der Hälfte. Die Zahn- 
hygiene muß unbedingt ihren Platz in der Fürsorge für die Schulkinder finden. 
H. Scholz (Königsberg).?®, 
dumon, H.: Les hyperthermies fonctionnelles de ’enfance. (Die funktionellen 
Hyperthermien des Kindesalters.) Bull. méd. Jg. 34, Nr. 21, S. 362—364. 1920. 
Es gibt physiologische Hyperthermien, die von keinem Fiebersymptom begleitet 
werden und gebunden sind an die spezielle Empfindlichkeit der thermoregulatorischen 
Zentren des Kindes. Solche Hyperthermien werden beobachtet: 1. infolge von Be- 
wegungen, 2. im Zusammenhange mit der Mahlzeit, 3. aus verschiedenen anderen Ur- 
sachen. Die nervösen Kinder zeigen intensivere Reaktionen als die anderen. Die 
Diagnose auf funktionelle Hyperthermie kann nur gestellt werden nach Ausschluß 
aller pathologischen Hyperthermien einschließlich der sog. kryptogenetischen. 
Heinrich Davidsohn (Berlin).’®, 
Reiter, Hans und Ernst Klesch: Beitrag zum Problem des unehelichen Kindes. 
(Das Schicksal der 1873—1883 zu Rostock geborenen Uneheliehen.) (Sozialhyg. Abt. 
hyg. Inst., Univ. Rostock.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 28, S. 663—665. 1920. 
Von den Müttern dieser unehelichen Kinder waren selbst 15%, unehelich geboren. 
Im ganzen 263 Fälle, 106 von diesen erreichten das 21. Lebensjahr, 74 waren legi- 
timiert, adoptiert oder verzogen, 83 starben vor Eintritt der Volljährigkeit, davon 
62 ım Säuglingsalter, 20 zwischen 1—6 Jahren, 1 mit 15 Jahren. Von den 83 Ge- 
storbenen war mehr als die Hälfte in fremder Pflege; nur 32%, wurden vom Erzeuger 
alimentiert. Die Sterblichkeit der ehelich Geborenen stieg in den Jahren 1914—1918 
von 15,1 auf 15,5%, die der Unehelichen sank von 25,1 auf 12,2%. Von 66 weiblichen 
Unehelichen waren unmittelbar nach der Konfirmation 57 berufstätig, gerichtlich 
bestraft 3; keine Prostituierte. Die männlichen Mündel waren sämtlich erwerbstätig. 
Die Lebensschicksale der 106 Mündel, die sich bis zur Volljährigkeit verfolgen ließen, 
waren nicht viel schlechter, als die von ehelich Geborenen aus denselben Schichten. 
Victor (Charlottenburg). 


Diagnostik und Symptomatologie. 


Roemer, G. A.: Stereoauseultation. Ein einfaches Mittel zur Aufklärung un- 
sicherer und unklarer Auseultationsbefunde.e Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, 
Nr. 25, S. 722. 1920. 

Verf. empfiehlt Benützung von 2 Phonendoskopen, wobei von jedem ein Schlauch 
zum Ohr geleitet, die zweite Öffnung jedes Phonendoskops mit der Fingerkuppe ver- 
schlossen wird. So ist es möglich, alle Schallerscheinungen über Thorax und Abdomen 
stereognostisch wahrzunehmen. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Eigenberger, Fritz: Zur klinischen Bedeutung der Zylindroide. (Med. Univ.- 
Klin. Jaksch-Wartenhorst, Prag.) Zentralbl. f. inn. Med. Jg. 41, Nr. 20, S. 354—355. 1920. 

Verf. hat bei 81 Fällen von dekompensierter Herzerkrankung in 44%, Zylindroide 
- nachweisen können. Ferner in einem Fall von lordotischer Albuminurie traten nach 
kräftiger Lordosierung massenhaft Zylindroide auf. Er sieht in diesem Befund eine 
Bestätigung der Ansicht von Jaksch und Quensel, welche den Zylindroiden eine 
klinische Bedeutung als Zeichen renaler Zirkulationsstörung zuerkennen. Rietschel. 

Chaoul, H.: Untersuchungen zur Frage der Lungenzeichnung im Röntgenbilde. 
(Chirurg. Univ.-Klin., München) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 154, H. 5/6, 
S. 404—417. 1920. 

Untersuchungen an der Leiche (Aufblähung unter geringem, unter stärkerem 
Druck und durch Füllung mit Kontrastmitteln) und am Lebenden (kollabierte Lunge, 
bei Unterdruck, bei tiefer Exspiration, bei Inspiration, bei Überdruck). Resultate: 
Die Lungenzeichnung ist durch die Lungengefäße bedingt. Die Bronchien bilden sich 
als Schattenaussparungen ab, ohne daß ihre Wand als positiver Schatten erkennbar 
‚ist. Überkreuzungen und Überlagerungen der Gefäße durch die Bronchien bewirken 


— 342 — 


Flecken, bzw. streckenweise Aufhellung und Unterbrechung der Schattenstreifen. 
Bei den von manchen Autoren als Bronchialwand gedeuteten, doppeltkonturierten, 
im Zentrum hellen Gebilden handelt es sich nach Auffassung des Verf.s um parallel 
verlaufende Gefäßschatten, die einen Bronchus begleiten. Dollinger (Charlottenburg). 

Orndoft, B. H.: Pneumoperitoneum and X-ray examinations. (Pneumo- 
peritoneum und Röntgendiagnostik.) Illinois med. journ. Bd. 37, Nr. 6, S. 408 bis 
410. 1920. 

Die Anlegung eines Pneumoperitoneums mit Sauerstoff ist als ein erheblicher 
Fortschritt für die Diagnose der Abdominalerkrankungen zu bezeichnen. Besonders 
gut lassen sich peritoneale Adhäsionen aller Art erkennen. Doch verspricht sie auch 
therapeutisch etwas zu leisten. So lassen sich z. B. durch eine nach einer Bauchoperation 
erfolgte Sauerstoffüllung der Peritonealhöhle postoperative Adhäsionen vermeiden. 
Auch für die Behandlung der Bauchfelltuberkulose verspricht sich Verf. einen Erfolg. 

Lust (Heidelberg). 
Therapie und therapeutische Technik. 


Dölger, Robert: Universal-Elektro-Thermogen, elektrischer Wärmeapparat zu 
medizinischen Zwecken, im besonderen auch zur Behandlung des Ohres und der 
Luftwege. Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 25, S. 723—724. 1920. 

Beschreibung und Abbildung des auf dem Prinzip der elektrischen Luftdusche für kalte 
und heiße Luft beruhenden Apparates, der in den Veifawerken, Frankfurt a.M., Leipziger Str. 36, 
hergestellt wird. Dank der Anbringungsmöglichkeit verschiedener Ansätze sind die An- 
wendungsmöglichkeiten des Apparates sehr zahlreich: in erster Linie erstrecken sie sich auf 
das Gebiet der Otorhinologie als Inhalationsapparat für flüchtige Arzneistoffe, als Heißluft- 
bad, als Heißluftdusche. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Jones, Frank A.: The role of digitalis in cardiac disease. (Die Rolle der 
Digitalis bei Herzkrankheiten.) South. med. journ. Bd. 13, Nr. 6, S. 395—396. 1920. 

Verf. ist Gegner der Digitalisanwendung bei Herzblock, Myokarddegeneration, 
Arteriosklerose, Vorhofflimmern, Aorteninsuffizienz. Bei Vorhofflimmern und paroxys- 
maler Tachykardie, deren Unterscheidung schwer sei, hält er Morphin für das einzig 
richtige. Nur bei Mitralinsuffizienz mit fehlender Kompensation möge man Digitalis 
anwenden, aber daneben die Verordnung von Bettruhe, Abführmitteln und passender 
Diät nicht vergessen. Verf. warnt den „konservativen Arzt‘‘ davor, seine Patienten . 
mit geschwächten Herzen zu vergiften, nur um ihnen vorübergehende Erleichterungen 
zu verschaffen. Die häufige Anwendung von Digitalis gehört für ihn einer überwundenen 
Ära der Medizin an. Er schließt seine nicht ins Detail gehende Betrachtung mit einem 
Zitat nach Pope: „Versuche nicht als erster das Neue und lege nicht als letzter das 
Alte beiseite.“ Rasor (Heidelberg). 

Langer, Hans: Sehutzimpfung und Vaceinetherapie. (Kaiserin Aug.-Viet.-Haus, 
Reichsanst. z. Bekämpf. d. Säugl. u. Kleink.-Sterblichk., Bin.-Charlottenburg.) Therap. 
Halbmonatsh. Jg. 34, H. 9, S. 253—258 u. H. 10, S. 277—281. 1920. 

Die Hauptdomäne für die Therapie sind die subchronischen Verlaufsformen an 
sich akuter Erkrankungen und die chronischen Infektionskrankheiten. Bei kachek- 
tischen Zuständen ist die Vaccinetherapie wegen des Eintretens der negativen Phase 
schädlich, im ersten Säuglingsalter undurchführbar, weil die Fähigkeit Antikörper zu 
bilden, nur mangelhaft entwickelt ist. Der Nutzen der Vaccinetherapie bei Säuglings- 
furunculose beruht auf der unspezifischen Komponente, die auch sonst einen Teil der 
therapeutischen Wirkung darstellt. Die Anwendung der Vaccine bei tiefer Trichophytie 
beschleunigt die Besserung, bei Sekundärinfektionen der Lunge im Verlaufe der Lungen- 
tuberkulose ist Besserung der klinischen Erscheinungen zu erreichen. Die Injektion 
von sterilisiertem Sputum Keuchhustenkranker ist als Proteinkörpertherapie aufzu- 
fassen. Der Ruhrimpfstoff Dysbakta erscheint prophylaktisch und therapeutisch aus- 
sichtsvoll. Chronische Cystopyelitis wird bei Benutzung von Autovaccine oftmals gut 
beeinflußt, wenn auch Bakteriurie bestehen bleibt. Die Typhusschutzimpfung wird 
schon allein durch die Tatsache gerechtfertigt, daß die manifesten Erkrankungen we- 


— 343 — 


sentlich leichter verlaufen. Endokarditis durch Streptococcus viridans und Aktinomykose 
können geheilt werden. Die Erfolge der Wutschutzimpfung sind gesichert, die Bestre- 
bungen, eine zweite Wiederimpfung gegen Pocken im 40. Lebensjahr durchzuführen, 
sind wenigstens für Gefahrperioden berechtigt. Kleinschmidt (Berlin).“, 

Häberlin: Die Rolle der See beim Wiederaufbau der Volksgesundheit. Allg. 
med. Zentral-Zeit. Jg. 89, Nr. 25, 8. 115—117. 1920. 

Eine spezifische Wirkung kommt der Seekur vor derjenigen im Binnenland und 
im Gebirge nicht zu. Tatsache ist aber, daß der Gesamtstoffwechsel durch dieselbe 
am meisten angeregt wird. Bei der anzustrebenden staatlichen oder städtischen 
Organisation der Kinderfürsorge darf der Gebrauch der Seekur nur mit spezieller 
Indikationsstellung ins Auge gefaßt werden. Indiziert ist die Seekur, die auch im Winter 
von großem Vorteil ist, bei Knochentuberkulose, deren günstige Beeinflussung die 
Statistiken von Berck-sur-Mer veranschaulichen. Deshalb fordert Verf. Gründung 
von Anstalten für Knochentuberkulose an der See. Es könnten dabei die eigens dazu 
einzurichtenden zahlreich vorhandenen Seehospize benützt werden. Ausschlaggebend 
für den Erfolg ist, daß sowohl das Pflegepersonal wie auch die Ärzte chirurgisch ge- 
schult seien, daß ferner die Kranken möglichst früh geschickt werden. — Weiter ist 
die Seekur bei Rachitis indiziert, worüber ebenfalls vorzügliche Erfahrungen vorliegen. 
Insbesondere fordert Verf. Etablierung von Babystationen an der See. Andreas Wetzel. 

Koltze, Ernst: Die Resistenz der roten Blutkörperchen unter dem Einfluß des 
Nordseeklimas. (Kinderherlst., Wyk a. Föhr.) Zeitschr. f. physik. u. diätet. Therap. 
Bd. 24, H. 6, S. 127—225. 1920. 

Verf. hat seine Untersuchungen an 22 Kindern ausgeführt, die im allgemeinen 
einen guten Einfluß des Aufenthaltes an der Nordsee in ihrem Gesamtbefinden zeigten. 
Im Gegensatz zu einem Anstieg der Erythrocyten und des Hämoglobingehaltes konnte 
er einen regelmäßigen Einfluß auf die Resistenz der Erythrocyten nicht feststellen. 
In !/, der Fälle trat eine Zunahme der Minimumresistenz — d. h. der Resistenz, bei 
der gerade noch keine Lysis sich zeigt — auf; die Maximumresistenz — d.h. die Kon- 
zentration der NaCl-Lösung, bei der alle Erythrocyten gelöst werden — zeigte über- 
haupt keine Beeinflussung. Von allgemeinerem Interesse ist die Beobachtung, daß 
zwischen 0,39%, und 0,38%, NaCl-Lösung die Resistenz sprungweise stark abnimmt. 

Aschenheim (Düsseldorf). 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Erkrankungen des Neugeborenen. - 

Thies, Johann: Zur Behandlung des Scheintodes beim Neugeborenen. (Priv.- 
Frauenklin. Dr. Thies, Leipzig.) Zentralbl. f. Gynäkol. Jg. 44, Nr. 23, S. 607—610. 1920. 

Als wirksame Methode zur Bekämpfung der Asphyxie der Neugeborenen empfiehlt 
der Verf. auf Grund zehnjähriger Erfahrung durch wiederholtes loses Ausstreichen 
der Nabelschnur von der Placenta zum Kinde hin letzterem die recht beträchtliche 
fötale Blutmenge der Placenta zuzuführen, um durch die dadurch erzielte Druck- 
steigerung die Herztätigkeit anzuregen. Die hierdurch bedingte stärkere Füllung des 
Lungenkreislaufs und das Ansteigen des Druckes im linken Herzen wirken als Reize 
auf die zentripetalen Vagusäste und damit auch auf das Atemzentrum. Wenn das 
Verfahren nicht zum spontanen Atmen führt, müssen auch die übrigen bekannten 
Methoden herangezogen werden. Eitel. 


Funktionelle Verdauun und Ernährun ngen des Säuglings und des 
Kleinkindes. 


Marfan, A. B.: Traitement de la diarrhée commune des nourrissons élevés 
au lait de vache. (Behandlung des gewöhnlichen Durchfalls bei mit Kuhmilch ge- 
nährten Kindern.) Nourrisson Jg. 8, Nr. 3, 8. 129—144. 1920. 

Das Wichtigste bei der Behandlung besteht in der Änderung der Nahrung. Aller- 


— 34 — 


dings darf man sich nicht zu dogmatisch an die Regel halten, zwar soll man strenge 
Direktiven besitzen, aber von Fall zu Fall entscheiden. Zunächst ist notwendig, die 
Behandlung mit Wasserdiät zu beginnen, die aber selbst in schwersten Fällen nicht 
2 Tage überschreiten darf. Marfan empfiehlt reines Wasser, evtl. dünnen Tee. Am 
2. Tag verwendet er bei Kindern über 2 Monate gerne Gemüsebouillon. Der Erfolg 
der Diät besteht in d:m Zurückgehen der Temperatur, des Durchfalls und des Er- 
brechens. Tritt ein Nachlassen in 48 Stunden nicht ein, dann ist die Prognose als sehr 
ernst aufzufassen. Längeres Hungern ist zu wid:rraten. Wahl der Nahrung: Vor dem 
5. oder 6. Monat muß die Reparation mit Milch oder Milchderivaten erfolgen. Nach 
diesem Alter kann man Mehlabkochungen geben, die auf Teediät folgen. Das beste 
ist Frauenmilch; in zweiter Linie kommt Eselinnenmilch, doch ist sie sehr teuer und 
daher oft unmöglich. Kuhmilch ist zuerst in kleinsten Mengen zu geben. Der Erfolg 
ist meist nicht sicher; steigt man, so treten leicht Rezidive auf. Besser wird daher die 
Kuhmilch vertragen, wenn das Casein Veränderungen ausgesetzt ist, die es „leichter 
verdaulich‘‘ machen, und wenn zu gleicher Zeit das Fett entfernt wird (Buttermilch, 
fettfreie Milch). Wenn die Stühle alkalisch und stinkend sind, dann tut man gut, etwas 
Zucker zu geben. Bei saurer Reaktion ist dies nicht notwendig. Um Buttermilch 
herzustellen, kann man folgendermaßen verfahren: Impfung der Milch mit „Lacto- 
ferment‘,-Stehenlassen der Milch durch 24 Stunden, Abnehmen der Sahne, Buttern 
dieser Milch in einer Buttermaschine, Durchdrücken dieser Buttermilch durch ein 
feines Sieb, Zufügen von 30 g Zucker und 10 g Reismehl auf 1 Liter dieser Buttermilch; 
dazu eine Spur Kochsalz, Aufkochen dieser Nahrung (Cal. 500). Vorzüge der Butter- 
milch sind 1. der geringe Fettgehalt, 2. Verkleinerung des Caseins, 3. Verminderung der 
Lactose, Anreicherung von Rohrzucker und geringem Stärkemehlgehalt, 4. der Milch- 
säuregehalt. Diese Buttermilch wirkt antidiarrhoisch. Von den Präparaten hat sich 
am besten erwiesen das Milchpulver (ein Eßlöffel des Pulvers auf 50 g Wasser ergibt 
die ursprüngliche Milch). Andere Milchpräparate sind nicht so empfehlenswert. Zu- 
gleich mit dieser Buttermilch wird Kalkwasser gegeben (pro Mahlzeit etwa 10—25 g 
zum Abstumpfen der Säure). Hat man keines der Präparate zur Verfügung, dann 
nehme man zur abgesahnten Milch seine Zuflucht oder zur gewöhnlichen Kuhmilch. 
Nach dem 6. Monat ist die Zugabe von Mehl ohne Milch und Zucker erlaubt. Ein 
Kaffeelöffel Gerste-, Reis- oder Weizenmehl auf 150 g Wasser 20 Minuten gekocht. 
Vor dem 5. oder 6. Monat sind diese Mehlabkochungen unbrauchbar wegen der geringen 
Fähigkeit beim Säugling, Mehl zu diastasieren? Nach 2 Tagen Mehlnahrung Zusatz von 
Milch, die allmählich gesteigert wird. Neben dem reinen Mehl können diastasierte Mehle 
verwend:t werden, die man sich auf folgende Weise herstellen kann: zu 125 g Wasser 
wird ein Kaffeelöffel Gerstenmehl zugesetzt, während 20 Minuten erhitzt und auf 80° 
gehalten. Dazu einen Kaffeelöffel Malzextrakt und nun so lange rühren, bis der Brei 
verflüssigt ist. Ist dies erreicht, wird alles aufgekocht. In dieser Suppe sind dann 
Malz, Dextrine und Stärke enthalten. Diese Malzsuppe ist jedoch nicht vor dem 3. oder 
4. Monat zu geben. Nach 2 Tagen Zufügen von Milch löffelweise. Allmähliche Rückkehr 
zur alten Nahrung. Zu beachten ist dabei, daß der Flüssigkeitsbedarf des Kindes stets 
gedeckt ist (125g pro Kilo). Wichtig sind häufige Mahlzeiten bei kleinen Mengen. 


Schema: 8 Wochen altes Kind. 
1. Tag 500g Wasser 


2. „ 500g Gemüsebouillon 

3. „ 8 Mahlzeiten zu 5g Buttermilch, 15 g Kalkwasser 20 g Wasser 

4. „ 8 ” „ 25 8 „ 15 g „ 

>. „ 8 „ 40 g „ 20 g „ 

6. 9” 8 29 99 50 g 9 20 g „ 

Ti » 8 3 » 508 si 15g s 5g reine Milch 
8. 7 5 50g 3 15g 5 15g reine Milch. 


Bei älteren Kindern kann man seltenere Mahlzeiten geben mit steigenden Dosen, 
besonders vom 2. Tage an Gemüsebouillon beibehalten. Auf Abführmittel verzichtet 
M. gerne, er hält sie für kontraindiziert. Dagegen bevorzugt er Kalkwasser, Wismut, 


— 345 ° — 


Tanningelatine in gleicher Weise wie bei Störungen an der Brust. Bei hohem Fieber 
ein Bad von 35—36° 7—8 Minuten lang. Sehr wichtig ist ferner die persönliche Pflege, 
die Sorge für Licht und Luft im Zimmer. Eine Trennung von der Mutter ist nur in 
Ausnahmefällen angezeigt. (Vgl. dies. Zentralbl. 9, S. 204.) Rietschel. 

Ferreira, Clemente: Pferdeseruminjektionen zur Behandlung der kindlichen 
Dystrophien und Hypotrophien. Arch. latino-americ. de pediatr. Bd. 14, Nr. 2, 
S. 109—113. 1920. (Portugiesisch.) 

Die bisherigen Versuche, atrophischen Zuständen der Säuglinge mit Diät und 
Ernährungstechnik beizukommen, sind nicht sehr erfolgreich gewesen. Barbier ver- 
mutet, daß in vielen Fällen angeborene Syphilis zugrunde liege. Nach anderer Auf- 
fassung ist das Fehlen der als Katalysatoren der Ernährung wirkenden Vitamine in 
der Tier-, Mutter- oder Ammenmilch verantwortlich zu machen. Freeman in Neuyork 
hat nach einer im Mai 1917 von ihm erschienenen Veröffentlichung eine Reihe solcher 
Kinder mit normalem Pferdeserum behandelt und erstaunliche Erfolge erzielt. Diesem 
Beispiele folgend hat Verf. ebenfalls 3 Fälle von Hypotrophie bei Säuglingen einer 
Einspritzungskur mit Pferdeserum unterzogen. Die Erfolge waren nicht weniger 
günstige. Das erste Kind mit unelastischer, schlaffer Haut, greisenhaftem Gesicht, 
Drüsenschwellungen, weichem Schädel, Rosenkranz wog mit 10 Monaten kaum 3750 g. 
Trotz Mehlmilchdiät und Einspritzungen von Campheröl war keine Gewichtszunahme 
zu erzielen gewesen. Die erste Einspritzung betrug 2!/, ccm, die achte 10, die neunte 
20 cem. Nach der elften Injektion flüchtiges Erythem und Drüsenschwellungen. 
Nach 6 Monaten waren im ganzen 85l ccm verabfolgt und eine Gewichtszunahme 
von nahezu 2 Kilo erzielt; die Gewebe waren fester, die Haut elastisch, der Gesichts- 
ausdruck lebhaft geworden, das Kind begann zu laufen. Ein anderes Kind bekam 
innerhalb von 9 Monaten 440 ccm Serum, die Gewichtszunahme betrug 3 kg. Bei einem 
dritten Säugling begann nach den beid:n ersten Injektionen von 20 ccm das Gewicht 
ebenfalls deutlich zuzunehmen. Künne (Steglitz). 

Aschenheim, Erich: Das habituelle Erbrechen und der Pylorospasmus der 
Säuglinge. Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 17, Nr. 12, 8. 344—349. 1920. 

Fortbildungsvortrag ohne neue Gesichtspunkte. Dollinger (Charlottenburg). 

Faroy, G.: Un médicament usuel: le citrate de soude. (Natrium citricum, 
ein nützliches Medikament.) Progr. med. Bd. 47, Nr. 17, S. 187. 1920. 

In Wasser leicht löslich, in Lösung aber nicht haltbar. An Stelle von Natr. bicar- 
bonic. bei Hyperchlorhydrisen und Magengeschwür besser bewährt, weil unschädlich 
und in größeren Dosen anwendbar, bei Beginn der Schmerzen 1 Kaffeelöffel, in Ab- 
ständen von 10 Minuten 1—2 mal wiederholt. Ferner in Dosen von 1—2g pro Tag 
vor der Brust oder in die Flasche, beim Erbrechen der Neugeborenen dadurch 
wirksam, daß es die Gerinnung der Milch verhindert. Aus diesem Grunde auch nütz- 
lich bei gewissen Magenerkrankungen der Halbwüchsigen, die selbst keine Milch ver- 
tragen, 5g auf 11 Milch. Als Abführmittel (leicht) 30-550 g auf 1 Glas Wasser. 

Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). 
Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 

Regan, Joseph C.: Fordyce’s disease as pseudokoplik spots and a cause of 
mistakes in the diagnosis of measles. (Fordycesche Krankheit als Pseudokopliksche 
Flecken und als Quelle von Fehldiagnosen d:r Masern.) (Kingston av. hosp. of the bur. 
of hosp., dep. of health, New York City.) Americ. journ. of dis. of children Bd. 19, 
Nr. 6, S. 455458. 1920. 

Unter Fordycescher Krankheit versteht man eine chronische Erkrankung der 
Mund- und Lippenschleimhaut, die mit Bildung von weißlichen oder gelblichen milium- 
ähnlichen Knötchen einhergeht. Die Lieblingslokalisation ist die Gegend der Zahn- 
leiste bis zum letzten Molarzahn, die Innenseite der Lippen, ihre Größe ist stecknadel- 
spitz bis stecknadelkopf, sie sind meist blaß lederfarben oder „hafergrützenfarben““. 
Sie verändern sich fast nicht, sind nicht recht tastbar, da sie im Niveau der Schleimhaut 


— 346 — 


liegen. Manchmal zeigen sie haarähnliche Fortsätze. In der Regel hat der Patient 
keine Beschwerden und weiß von der Affektion nichts. Die Erkrankung kommt am 
häufigsten im Alter von 20—40 Jahren zur Beobachtung, man hat sie aber auch im 
Kindesalter gesehen. Es handelt sich um Talgdrüsen, wie die histologische Unter- 
suchung ergibt. Die Ähnlichkeit mit den Koplikschen Flecken gibt nach Erfahrung 
des Verf.s Gelegenheit zur Verwechslung. Insbesondere werden Röteln bei Vorhanden- 
sein solcher Bildungen mit Masern verwechselt. Hervorzuheben ist, daß speziell im 
Kindesalter ausgeprägte Fälle von F.-Krankheit selten sind und daß die Knötchen 
in der Regel gering an Zahl und meist nur weit rückwärts an der Wangenschleimhaut 
zu sehen sind. Ihre Farbe ist so ähnlich der normalen Farbe der Mundschleimhaut des 
Kindes, daß sie eben nur bemerkt werden, wenn man nach Koplikschen Flecken sieht. 
Die Unterscheidung ist bei Tag viel leichter als bei künstlicher Beleuchtung. Schick. 

Kehr: Die zahnärztliche Hilfe (Wegleitung zur rationellen Bekämpfung der 
Zahncaries usw.). Dtsch. Monatsschr. Jg. 38, Nr. 4, S. 275—281. 1920. 

Ausführliches Referat über das bei Huber & Co., Frauenfeld 1919, erschienene 
Buch ‚Die zahnärztliche Hilfe im Dienste der schweizerischen Jugend“ von Brodt- 
beck, das als eine reife, kritisch durchgearbeitete Studie bezeichnet wird. Brodtbeck 
komme zu genau denselben Grundregeln für die Schulzahnpflege, die Kehr schon seit 
Jahren vertreten habe. Abweichend ist Kehrs Ansicht in der Frage der Erhaltung bzw. 
Extraktion der Sechsjahrmolaren, die B. entfernt wissen will, wenn sie bereits sehr 
stark angefault sind, und in der Frage des von B. geforderten Ausschlusses der zahn- 
technischen Arbeiten aus den Schulzahnkliniken; die an deutschen Schulzahnkliniken 
gemachten Erfahrungen ermunterten im Gegenteil zu weitgehendster Angliederung von 
zahntechnischen Laboratorien. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Grein, Konrad: Die idiopathische Oesophagusdilatation. (Chirurg. Klin., Halle a. S.) 
Fortschr. d. Med. Jg. 37, Nr. 10, S. 305—307. 1920. 

Nur ein kleiner Teil ist als angeboren zu betrachten und entspricht dem Mega- 
colon congenitum. Entstehung meist durch Rückstauung von Kardiospasmus her; 
die eigentlichen idiopathischen Fälle meist durch (zum Teil anatomisch nachgewiesene) 
Degeneration des Vagus. Traumen durch große, steckenbleibende Bissen. Kardio- 
spasmus durch Sondierung auszuschließen. Regurgitieren von Speisebrei. Prädilektions- 
alter 20—40 Jahre. Anfälle von Atemnot bei Stauung des Verschluckten. Thomas (Köln). 


Sanjck. Janko: Magengeschwüre im Kindesalter. (Spit. d. Barmh. Brüder, 
Zagreb.) Lijunicki Vijesnik, Jg. 42, Nr. 5, S. 233—237. 1920. (Serbo-Kroatisch.) 

Im Krankenhause der barmh. Brüder in Zagreb kam in 3 Jahren auf 142 Magen- 
fällen nur ein einziger im Alter unter 20 Jahren. Zu diesem trat neuerdings ein zweiter: 
Es handelt sich um ein 12jähriges Bauernmädchen, das schon über ein Jahr an Magen- 
beschwerden litt. Die gestellte Diagnose: Stenosis pylori ex ulcere wurde operativ be- 
stätigt. Anlegung einer Gastroenteroanastomosis retrocolica p. Differentialdiagnostisch 
kommt in Betracht: Ulcus'bzw. Strictura sypbilitica mit tuberculosa und Magenpolyph. 
Nach Zusammenstellung der Caökovits Ulcusfälle kommen auf 172 Magenkranke 
4 Fälle = 2,33%, im Alter von 10 Jahren, 9 Fälle = 5,23%, von 14 Jahren, 23 Fälle 
= 13,38%, von 19 Jahren. Diagnosestellung, Komplikationen und Behandlung wie 
bei den Erwachsenen. Kolin (Zagreb). 

Levy, Samuel K.: Acute intussusception; report ol a case relieved by enema. 
(Akute Intussuszeption; Bericht über einen durch Einlauf geheilten Fall.) Med. 
rec. Bd. 97, Nr. 20, S. 831—832. 1920. 

Die Intussuszeption bei dem 7 Monate alten Brustkind wurde durch Wasserein- 
läufe beseitigt. Calvary (Hamburg). 

Bryan, C. W. G.: Note on a case of enteric cyst causing intussusception. 
(Über einen Fall von Intussusception durch eine Darmwandcyste.) Lancet Bd. 198, 


Nr. 1, S. 28. 1920. 
Ein 6jähriger Knabe kam wegen akuten Darmverschlusses zur Operation. Bei der Er- 


— 347 — 


öffnung des Leibes fand sich eine ca. 21/ cm lange Intussusception des untersten Ileums vor, 
die leicht gelöst wurde. Als Ursache für die Intussusception fand sich eine dünnwandige Cyste 
von der Größe einer kleinen Orange vor, die in der freien Wand des Ileums saß und das Darm- 
lumen ausfüllte. 3/, der Geschwulst befanden sich im Ileum, der Rest jenseits der Ileocöcal- 
klappe, deren Lippen die Wandung fest umfaßten. Der Inhalt der Cyste, die zweizeitig ent- 
fernt wurde, bestand aus einer durchscheinenden Flüssigkeit und gallertartigem Schleim. 
Die mikroskopische Untersuchung ergab, daß die Cyste intermuskulär gelegen war. — Der 
sonst gesunde Knabe litt an anfallsweiser Verstopfung mit Kopfschmerzen, Erbrechen und 
Leibechmerzen. Die Veranlassung zur Operation gaben, wie gesagt, plötzlich einsetzende Er- 
scheinungen akuten Darmverschlusses. Durch die zweizeitige Operation glatte Heilung. Zitel. 


Nobécourt, P. et H. Stévenin: Complications tardives de l’appendicite (abeds 
gazeux sous-phrénique et abcès rétro-colique). (Spätkomplikationen der Appendicitis 
[subphrenischer Gasabsceß und Retrocolon-Absceß].) Arch. de méd. des enfants 
Bd. 23, Nr. 6, S. 353—356. 1920. 

l3jähriger Knabe erkrankt an Appendicitis, deren typische Symptome 
bald wieder verschwinden, nur das Fieber bleibt bestehen; auch Durchfälle und Ab- 
magerung. 4 Wochen später wird ein subphrenischer Gasabsceß über der Leber 
festgestellt, der kurz darauf gleichzeitig in die Lunge und den Dünndarm perforiert. 
Operation, Drainage. Nach 8 Tagen Exitus. Ähnlich entwickelt sich bei einem 
121/,jährigen Knaben 4 Wochen nach einem appendicitischen Anfall unter 
dauerndem Fieber und Durchfällen ein Absceß hinter dem Coecum. Operation von 
der Lendengegend aus. Heilung bis auf eine Kotfistel, die bestehen bleibt. In beiden 
Fällen wären wahrscheinlich die späten Komplikationen durch eine rechtzeitige 
Appendektomie verhindert worden. Calvary (Hamburg). 

Phölip, J.-A.: Deux cas de pancreatite (aiguë et chronique). (Zwei Fälle von 
Pankreatitis [akute und chronische]) Arch. de méd. des enfants Bd. 23, Nr. 6, 
S. 357—362. 1920. 

Krankengeschichte, Operationsbericht und Sektionsprotokoll zweier Fälle von 
Pankreatitis. Der eine, akute, betraf ein 7jähriges Mädchen und zeigte keine 
Veränderungen an den Gallengängen. In dem anderen, chronischen Fall, 10jähriger 
Knabe, fand sich neben der sklerosierenden Pankreatitis mit starker Erweiterung 
der Pankreasausführungsgänge eine enorme Dilatation des Choledochus. Steine 
wurden nicht gefunden. Für die Entstehung der Choledochuserweiterung ergab auch 
die Autopsie keine Anhaltspunkte. Calvary (Hamburg). 

Koyanagi, Y.: Über die pathologisch-anatomische Veränderung des retinalen 
Pigmentepithels bei Cirrhosis hepatis mit Ikterus und Hemeralopie. (Univ.- 
Augenklin., Sendai, Japan.) Klin. Monatsbl. f. Augenheilk, Bd. 64, Junih., 
S. 836—844. 1920. 

Bei einem 10jährigen Mädchen, das an Lebercirrhose mit Ikterus zugrunde gegangen 
war und die letzten 4 Lebenswochen über Hemeralopie geklagt hatte, fand der Verf. bei der 
mikroskopischen Untersuchung im äußeren basalen Teil des retinalen Pigmentepithels, den 
Kern umgebend, massenhaft feine Körnchen von unregelmäßiger Würfelform, die sich durch 
Sudan III distinkt gelbrot färbten. Er hält diese Körnchen für eine Art von Lipoide. Wie es 
sich bei der Xerosis conjunctivae, die fast regelmäßig die Hemeralopie begleiet, um eine 
primäre degenerative Veränderung der Scleralbindebaut handelt, so entsteht die sog. essen- 
tielle Hemeralopie durch eine nicht entzündliche degenerative Affektion des lichtperzipieren- 
den Apparates. Salzberger (München). 


Konstitutionsanomallien und Stoffwechselkrankheiten, Störungen des Wachs- 
tums und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 


Grosser, Paul: Stoffwechseluntersuchungen an Rachitikern. (Univ.-Kinderklin., 
Frankfurt a. M.) Zeitschr. f. Kinderheilk. Bd. 25, H. 4/6, S. 141—211. 1920. 

Um die Frage der rachitischen Kalkstoffwechselstörung zu klären, hat Verf. es 
unternommen, zu untersuchen, ob sich Unterschiede in der Assimilierbarkeit ver 
schiedener Kalkverbindungen beim Rachitiker feststellen lassen. Zu diesem Zweck 
hat er eine Reihe von Stoffwechseluntersuchungen an Rachitikern mit Injektionen 
verschiedener Kalk- und Phosphorverbindungen und vergleichender Fütterung ge- 


— 348 — 


macht. Von organischen Verbindungen wurden Glycerophosphate untersucht. Die 
Stoffwechseluntersuchungen, die bisher zu einem eindeutigen Ergebnis nicht geführt 
haben, hatten im einzelnen folgende Resultate: 

1. 8 Monate alter Rachitiker bei Eiweißmilch mit positiver Kalkbilanz: Natriumglycero- 
phosphat und Natriumphosphat wirken per os gleich, subcutan verschieden. P,O, und CaO 
werden in der Hauptperiode durch die Phosphatinjektion vermehrt ausgeschieden, durch die 
Glycerophotphatinjektion vermehrt retiniert. 2. ljähriger Rachitiker bei Malzsuppe mit 

itiver Kalkbilanz: Die gleichmäßig sinkende Kalkretintion wird durch Glyoerophosphat- 
injektion aufgehalten. P,O,-Stoffwechsel bleibt unbeeinflußt. 3. Untergewichtiger 1 jähriger 
Rachitiker mit positiver Kalkbilanz: Bei Zugabe von Calcium-Glycerophosphoricum leichte 
Verschlechterung der CaO- und P,O,-Bilanz. 4. Frühgeburt von 4 Wochen: Zufütterung von 
CaCl, verbessert die Kalkbilanz nicht, sondern wirkt gleichsam vergiftend auf Kalk- und 
Phosphorstoffwechsel. 5. 10 monatiger Rachitiker mit schwach positiver Kalkbilanz: Kalk- 
ansatz wird durch CaCl,-Fütterung vermehrt. Zusatz von Lebertran bewirkt keine Steige- 
rung. 6. 23/,jähriges Kind: Calcium-lacticum-Fütterung ist ohne Einfluß auf P,O,- und CaO- 
Bilanz. 7. 6 Monate alter Rachitiker bei Frauenmilch: Injektion von Ca-Glycerophosphor 
bedingt Kalkretention; Injektion von CaCl, vorübergehende Scheinretention. Verfüttert 
werden beide Salze retiniert. P,O, verläuft mit Ca annähernd parallel. 8. 7 monatiger Rachi- 
tiker mit positiver Kalkbilanz: Fütterung von Ca. acetic. sowie Injektionen von Ca-Glycero- 
phosphor bessern Kalk- und Phosphorsäureretention. 9. 5 Monate alt, positive Kalkbilanz: 
Der Kalkansatz wird erhöht durch Injektionen von Ca-Glycerophosphor sowie bei Injektion 
von CaCl, und Na-Glycerophosphor, hingegen verschlechtert bei Injektion von CaCl, und 
Fütterung von Na-Glycerophosphor. 10. 10 Monate alt, Frauenmilch, Kalkgleichgewicht: 
Injektion von Na-Glycerophosphor steigert P,O, -Retention und läßt Kalkbilanz unbeeinflußt. 
Injektion von Ca-Glycerophosphor erhöht Ka Kalk- und Phosphorretention. Heinrich Davidsohn, 


Izar, Guido: Ipofisi e sclerodermia. (Hypophyse und Sklerodermie.) (Isti. 
d. patol. spec. med. dimostr., unw., Catania.) Rif. med. Jg. 36, Nr. 21, S. 482 bis 
486. 1920. 

Weder die experimentelle Physiologie, noch Anatomie, noch die Klinik ermög- 
lichen bisher eine sichere Erkenntnis der Funktion jeder einzelnen endokrinen Drüse. 
Ihre entweder nach gewisser Richtung gleichmäßige oder antogonistische Wirkung 
lassen die funktionelle Sonderstellung in dem komplizierten System dieser Organe für 
eine bestimmte Drüse mit innerer Sekretion nicht umschreiben. Im einzelnen Falle 
wird man sich mit der Heraushebung einer primär in Betracht kommenden Drüse 
begnügen müssen. Besonders therapeutische Hormonerfolge werden den Weg weisen. 
Ein mitgeteilter Fall von Sklerodermie mit hypophysären Zügen soll dies illustrieren. 

Ein 7 Jahre altes Mädchen (die Mutter zeigt stärkeren Fettansatz) erkrankte 6 Wochen 
vor Spitalsaufnahme an allmählich zunehmender paslöser Schwellung und anscheinender 
Zunahme des subcutanen Fettes so ziemlich des ganzen Körpers. Erscheinungen, die derartige 
Dimensionen annahmen, daß die aktive Beweglichkeit eingeschränkt wurde. Die Hautdecken 
wurden stellenweise bretthart. Bei der Aufnahme wurden diese Angaben bestätigt, das Ge- 
sicht, Lider, Wangen, Hals waren gedunsen, blaß, hart, Rumpf und Glieder voluminös, die 
Haut stark induriert, stellenweise stärker pigmentiert. Pharmakoldynamische Versuche mit 
den Extrakten der verschiedenen endokrinen Drüsen ergaben keine verwertbaren Resultate. 
Röntgenologisch fand sich eine Verbreiterung der Hyperphysengrube. Therapeutisches Vor- 
gehen, Darreichung von Hypophysin (!/, ccm täglich durch 2 Wochen, dann jeden 2. Tag) 
brachte rasae Besserung und schließlich Heilung. Neurath (Wien). 

Widmark, Erick M. P.: Über die Entdeckung der wirksamen Substanz der 
Schilddrüse. Svenska Läkartidn. Jg. 17, Nr. 11, S. 242—246. 1920. (Schwedisch.) 

Besprechung der Arbeiten von E. C. Kendall (Rochester, Amerika, Klinik: Ge- 
brüder Mayo; in Journ. of Biolog. Chem. 1919 veröffentlicht). Kendall ist es nach 
10jähriger Arbeit gelungen, aus der Schilddrüse einen stark jodhaltigen, krystalli- 
nischen, genau definierbaren Körper: Thyroxin zu isolieren. Jodgehalt 65,1%, 
Molekulargewicht 585. Nach der Konstitutionsformel handelt es sich um eine Tri- 
hydrotrijodoxy-n-indolpropionsäure, die auch synthetisch dargestellt werden kann. 
Die physiologische Wirkung des Thyroxins ist die gleiche wie die des Thyreoidins, 
nur viel stärker und vor allem konstanter und genau dosierbar. Der Stoffumsatz kann 
durch Thyroxininjektionen sowohl bei Myxödem wie beim gesunden Menschen bis 
30%, erhöht werden. Die Erhöhung geht Hand in Hand mit der Steigerung der in- 


— 349 — 


jizierten Thyroxinmengen. Das Thyroxin enthält Tryptophan. Da nun der Organis- 
mus Tryptophan nicht synthetisieren kann, müßte man nach Widmark bei Hyper- 
thyreoidismus versuchen, tryptophanarme Nahrung den Patienten zu geben. In 
Amerika hat die Firma E. R. Squibb and Son, Newyork (nach Journ. of Americ. 
Med. assoc. 1919) Thyroxin bereits in Tablettenform in den Handel gebracht. 
Ylppö (Charlottenburg).?F, 
~ Guleke: Über sporadischen Kretinismus. Korresp.-Bl. d. allg. ärztl. Ver. von 
Thür. Jg. 49, Nr. 1/2, S. 15—20. 1920. 
Beschreibung eines 13jährigen taubstummen Knaben von 113 cm Länge, mit den typi- 
. schen Veränderungen der Haut, den Störungen des Wachstums, der Geschlechtsorgane mit 
eistiger Stumpfheit und einer Struma; nach 3 monatiger Beobachtung erfolgte ohne jede 
erapie ein Zurückgehen der myxödematösen Erscheinungen, eine Zunahme der geistigen 
Funktionen, ein Wachstum um I!/,cm und die Anlage einer ganzen Reihe neuer Ossifications- 
kerne, gleichzeitig mit Vergrößerung der Struma. Guleke deutet diese spontane Besserung 
im Sinne einer Entwicklung von offenbar neugebildetem funktionsfähigem Schilddrüsengewebe. 


Eppinger (Wien). 
Erkrankungen des Blutes und der biutbiidenden Organe. 


Rabe, F. und E. Salomon: Über Faserstoffmangel im Blate bei einem Falle von 
Hämophilie. (Med. Klin. u. physiol. Inst., Uniw. Hamburg.) Dtsch. Arch. f. klin, 
Med. Bd. 132, H. 3/4, S. 240—244. 1920. á 

Bei einem 9jährigen hämophilen Knaben fand sich der merkwürdige Befund, 
daß das Blut überhaupt nicht gerann, auch wenn es 4—6 Tage bis zur beginnenden 
Fäulnis aufbewahrt wurde. Dieser Befund wurde wiederholt erhoben, sowohl zur Zeit 
der Blutungssymptome als in der Latenz. Die Blutplättchen, ungefähr 300 000 an 
Zahl boten auch nach 3 Tagen noch keinerlei Zeichen des Zerfalles. Annahme, daß diese 
ungewöhnliche Resistenz der Plättchen das Freiwerden der Thrombokinase verhindere. 
Zusatz von Kalk, von frischem Serum, von Thrombokinase (Gewebsextrakte oder 
Aufschwemmungen 1—2tägiger Staphylokokkenkulturen) waren ohne Einfluß auf die 
Gerinnung. Untersuchungen auf Fibrinogen nach verschiedenen Methoden ergaben 
durchweg ein negatives Resultat. Erst der Zusatz von Fibrinogen zum Plasma bewirkte 
nach 30 Minuten Gerinnung, am Vollblut nach 4 Minuten, doch zog sich kein fester 
‚Blutkuchen zusammen. Im Plasma dieses Falles waren Thrombogen, Thrombokinase 
und Kalksalze vorhanden, es fehlte aber der wichtigste Faktor für die Bildung der 
Blutgerinnsel, der Faserstoff. A. Herz (Wien).“, 

Netter, Arnold, Salanier et Strauss: Un cas de purpura möningococeique 
accompagné de vomissements incoereibles.. — Gu6rison par les injections intra- 
rachidiennes et intramuseculaires de sérum antimöningoceique polyvalent. Perforation 
gangreneuse de la cloison. (Ein Fall von Meningokokkenpurpura mit unstillbarem 
Erbrechen, Heilung durch intralumbale und intramuskuläre Seruminjektionen, Gangrän 
und Perforation der Nasenscheidewand.) Bull. et mém. de la soc. méd. des höp. de 
Paris Jg. 36, Nr. 16, S. 630—633. 1920. 

Ein lljähriges Mädchen erkrankte offenbar nach Ansteckung bei Angina mit Fieber, 
ausgebreiteter Pupura der Haut, späterhin Leibschmerzen mit unstillbarem Erbrechen und 
blutigen Durchfällen. Die Lumbalpunktion ergab eine leichte meningitische Reizung, war 
aber steril, ebenso war die Blutkultur steril, das aus den Purpuraflecken gewonnene Blut ent- 
hielt aber Meningokokken. Es wurden an 3 aufeinanderfolgenden Tagen je 20 ccm poly- 
valentes Serum intramuskulär und intradural injiziert und Heilung erzielt, welche nur durch 
eine Nasenscheidewandperforation an der Stelle einer gangränos gewordenen Schleimhaut- 
blutung verzögert wurde. Ähnliche Fälle von Meningokokkeninfektionen in Form von Haut- 
blutungen ohne Meningitis sind schon wiederholt publiziert worden (Bull. et mém. de la soc. _ 
méd. des höp. de Paris 28. VIL 16 und 19. VIL 18). Pringsheim (Breslau). M 

Cauwenberghe, A. van: Les Iymphadönies aleucémiques chez le jeune enfant. 
(Die nichtleukämischen multiplen Lymphdrüsenschwellungen beim jungen Kind.) 
Scalpel Jg. 73, Nr. 27, S. 533—538. 1920. 

16 Monate alter Erstgeborener eines gesunden Vaters und einer „lymphatischen“ Mutter, 
der wegen heftiger Verdauungsstörungen zur Beobachtung kommt. Befund: Entwicklung 


— 350 — 


eines 3jährigen Kindes. Sehr starke Blässe, starke Allgemeinstörung, Verlust des Gehver- 
mögens, schmerzhafte Schwellungen an beiden Tibien, Zahnfleischblutung, Störung der Atmung 
ohne Lungenbefund, keine Drüsenschwellungen. Auf antiskorbutische Behandlung deutliche, 
aber kurze Besserung. Dann neue Blutungen, auch in der Haut, aus Nase, Halslymph- 
drüsenschwellung, Milzvergrößerung. Blutbefund: Hämoglobin 45%, rote Blutkörper- 
chen 3 140 000, keine kernhaltigen. Weiße Blutkörperchen 4560, darunter: Lymphocyten 
68%, große mononucleäre 6%, Zwischenformen 2%, eosinophile 0%, polynucleäre neutro- 
phile 24%. Später Ödeme an den unteren Extremitäten, Ascites, 2%/,, Eiweiß, Wachsen des 
Drüsenhalstumors. Von 2maligen Remissionen unterbrochen dauernde Verschlech 
unter zahlreichen heftigen Blutungen. Tod. Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). 


Infektionskrankheiten, ausschließlich Tuberkulose und Syphilis. 

Pollitzer, R. M.: Acute infections of childhood. (Akute Infektionen des 
Kindesalters.) South. med. journ. Bd. 13, Nr. 5, S. 329—334. 1920. 

Kursorische Besprechung der vier wichtigsten Infektionen des Kindesalters 
— Masern, Keuchhusten, Scharlach, Diphtherie —, die, ohne etwas Neues zu bringen, 
auf die Mahnung hinausläuft, durch sorgfältige Beobachtung und möglichst früh- 
zeitige Isolierung der Erkrankten der Verbreitung der Infektionen tunlichst vor- 
zubeugen. CaWwary (Hamburg). 

Dorner, G.: Seharlach bei Neugeborenen und Säuglingen. (Med. Univ.-Klin., 
Leipzig.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 27, S. 734—735. 1920. 

1. Ein 5 Monate alter Säugling wird von der scharlachkranken Mutter weiter gestillt, 
ohne zu erkranken. 2. Ein kräftiges Neugeborenes wird am Tage der Erkrankung der Mutter 
und am darauffolgenden angelegt und blieb gesund; die Mutter starb am 6. Krankheitstag an 
foudroyrantem Scharlach. 3. Schwächliches Neugeborenes mit Ikterus wird von der schar- 
lachkranken Mutter gestillt, zuletzt zur Schonung der wunden Warzen mittels Saughütchen 
und am 9. Lebenstag wegen Versiegen der Brust abgesetzt (im ganzen 6 Tage gestillt), tags 
darauf erkrankt es mit eintägigem, leichtem Fieber (37,6) ohne irgendwelche andere Erschei- 
nungen. 7 Tage später deutliche lamellöse Schuppung, die 4 Wochen hindurch anhält. Im 
Verlauf geringe Cervicaldrüsenschwellung. i 


Verf. ist der Ansicht, daß die Säuglinge scharlachkranken Müttern ohne Bedenken 
belassen werden können. Wegen der abortiven Form, in der der Scharlach bei Brust- 
kindern verläuft, muß sorgfältig auf Schuppungen geachtet werden, die häufig erst 
spät auftreten, aber anhaltender sind als gewöhnlich. Götzky. 

Tunnichiff, Ruth: Specific nature of the hemolytic streptococcus of scarlet 
fever. (Spezifischer Charakter der bei Scharlach vorkommenden hämolytischen 
Streptokokken.) (John Mac Cormick inst. f. infect. dis., Chicago.) Journ. of the 
Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 20, S. 1386—1388. 1920. 

27 hämolytische Streptokokken aus frühen Stadien der Scharlacherkrankung, 
davon sogar 2 vor dem Erscheinen des Exanthems (Hals 20, Otitis media 1, Mastoi- 
ditis 1, Finger 2, Empyem 2, Drüsen 1), 9 Stämme (Hals) und 2 vom Ohr während 
der Rekonvaleszenz. 4 von scharlachverdächtigen Fällen, endlich 26 Stämme als 
Kontrolle von anderen Krankheiten stammend, wurden mittels eines Immunserum 
(vom Schafe) geprüft, das durch Vorbehandlung des Schafes mit hämolyt schen Strepto- 
kokken aus akuten Scharlachfällen gewonnen war. Dieses Immunserum enthält 
Opsonine und Agglutinine gegen hämolytische Streptokokken aus den frühen Scharlach- 
stadien, nicht aber gegen hämolytische Streptokokken anderer Provenienz. In analoger 
Weise absorbierten auch ‚Scharlachstreptokokken Opsonine und Agglutinine aus dem 
Immunserum. Tunnicliff vermutet auf Grund dieser Ergebnisse eine Sonderstellung 
der hämolytischen Streptokokken des Scharlachs und denkt an die Möglichkeit einer 
diagnostischen und therapeutischen Verwendbarkeit eines solchen Immunserums. Schick. 

Morawetz: Epidemiologische und klinische Bemerkungen zur Masernepidemie 
1919/1920. (Kaiser Franz Josef-Spit., Wien.) Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, 
Nr. 27, S. 1209—1213. 1920. 

Bericht über 491 Masernfälle.. Das Krankenmaterial, infolge der gegenwärtigen 
Verhältnisse besonders ungünstig — mehr als ein Drittel zeigte Rachitis und Tuberku- 
lose —, litt an keinem schlechteren Verlauf als sonst. Mortalität 10,6%. Besonders 


— 351 — 


bösartig erwies sich die Komplikation mit Croup: Sterblichkeit. fast 100%,. Das Hinzu- 
treten von Grippe ergab keine wesentliche Erschwerung des Masernverlaufes. Nicht 
selten war die Kombination mit Scharlach: zweimal wurde dabei ein Wiederaufflammen 
des Masernexanthems beobachtet. Einmal Erythema multiforme als Nachkrankheit. 
Morawetz befürwortet die Anzeigepflicht bei Masern. Friedjung (Wien). 


Allingham, Walter: Three cases of modified small-pox. (Drei Fälle regelwidrig 
verlaufender Pocken.) Lancet Bd. 198, Nr. 22, S. 1162. 1920. 

Drei Verwandte (Ehegatten und Bruder des Mannes) von etwa 60 Jahren, alle drei geimpft 
bzw. wiedergeimpft, erkrankten in gleicher Weise. Beginn mit Kopfschmerzen und Übelbe- 
finden für 3 Tage, darauf Ausbruch eines disseminierten, bläschenförmigen Exanthems unter 
mäßigem Fieber. Das Exanthem glich durchaus einer Windpocke, zumal noch weitere Nach- 
schübe am 4. und 5. Tage auftraten und nun auch Handteller und Fußsohlen befielen. Am 
8. Tage der Erkrankung wurden die Bläschen stellenweise hämorrhagisch. Dieser erneute Aus- 
bruch des Exanthems war von dem ersten getrennt durch eine Temperatursenkung. Die Fälle 
zeigen, daß Verwechslungen von echter und Windpocke leicht möglich sind und es deshalb zu 
empfehlen ist, Windpocken für die ersten 10 Tage strenger zu isolieren. Eckert (Berlin).M_ 

Gröer, Fr. v.: Über Diphtherie und Diphtherieschutz bei Neugeborenen. 
(Bemerk. zum gleichnamigen Aufsatz von E. Rominger, d. Zeitschr. Bd. 23, 1919.) 
(Unw.-Kinderklin., Lemberg.) Zeitschr. f. Kinderheilk. Bd. 25, H. 4/6, S. 227 bis 
231. 1920. 

Gröer kritisiert die Behauptung Romingers, daß die physiologische Antitoxin- 
übertragung von der Mutter auf das Neugeborene nur therapeutische Bedeutung habe 
und wir praktisch trotzdem stets mit der Möglichkeit einer diphtherischen Erkrankung 
des Neugeborenen rechnen müssen. Eine Durchsicht der von Rominger mitgeteilten 
Fälle zeigt, daß die hohe Zahl der Erkrankungen (23,2%) eine viel einfachere Erklärung 
finder. kann. v.G. erkennt von den Fällen der Romingerschen Gruppe I alle 5 als 
Di-Erkrankungen an, von Gruppe II halten nur 2 Fälle (Fall 6 und 8) der Kritik stand, 
bei den anderen ist Lues congen. bzw. Streptokokkensepsis für den unglücklichen 
Ausgang verantwortlich zu machen. Scheiden alle zweifelhaften Fälle aus, so kommt 
Rominger ebenfalls auf die von v. G. gefundene Zahl (16%) der nicht Di-geschützten 
Säuglinge. Romingers Material liefert demnach einen weiteren Beweis dafür, daß 
die überwiegende Mehrzahl der Neugeborenen trotz Infektionsgelegenheit nicht an Di 
erkranken kann. Eckert (Berlin). 


Rieux et Zoeller: Considerations sur la réaction de Schick en milieu militaire. 
(Betrachtungen über Schicks Reaktion beim Militär.) Bull. et m&m. de la soc. med. 
des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 18, S. 717—723. 1920. 

Von 13 gutartigen, bakteriologisch sichergestellten Diphtherien reagierten 5 positiv, 
8 negativ, von 3 gesunden Bacillenträgern 2 positiv, 1 negätiv. Bei allen negativ 
reagierenden Personen verschwanden die Bacillen sehr schnell, während sie bei den 
positiv reagierenden bis zu 7 Wochen nachgewiesen werden konnten. Von 35 Kranken 
mit banalen Anginen reagierten 1 positiv und 34 negativ. Auf Grund dieser eigenen 
und der Erfahrungen amerikanischer Autoren (Park, Zingher) empfehlen die Verff. 
folgendes Vorgehen: Bei Neueinstellungen von Rekruten werden alle nach Schick 
intracutan mit Di-Gift geimpft. Die negativ reagierenden gelten als immun, die positiv 
reagierenden als infektionsfähig. Das Ergebnis wird in den Militärpapieren vermerkt. 
Erfolgt weiterhin in dem betreffenden Truppenteil eine Di-Erkrankung, so werden 
nur die Schickpositiven prophylaktisch mit Serum geimpft. 

In der Besprechung warnt Louis Martin davor zugunsten komplizierter Methoden, 
wie es die von den Verff. empfohlene ist, die alten bewährten Methoden der Diphtheriebe 
kämpfung zu verlassen. Er nimmt an, daß die Schicksche Reaktion zwar beweist, daß jemand 
einer gutartigen Diphtherie gegenüber nicht empfänglich ist, er braucht es aber nicht zu sein 
bei epidemischer oder familiärer Diphtherie. Ferner wird es zur wirksamen Bekämpfung 
der Diphtherie immer nötig sein, auf Bacillenträger zu fahnden. Die Reaktion kompliziert 
daher den Gang der Diphtheriebekämpfung. Louis Martin empfiehlt deshalb bei der alten 
Diphtheriebekämpfung zu bleiben : Klinische Untersuchung des Rachens aller Insassen jeder von 
einer Diphtherieerkrankung befallenen Kaserne, Schule usw. Bakteriologische Untersuchung 


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aller Personen mit irgendwelchen klinischen Erscheinungen im Rachen und Isolierung -und 
Pi Behandlung aller Bacillenträger. So gelingt es mit Sicherheit, die Ausbreitung der- 
pidemie zu verhindern und die Anstellung der Schickschen Reaktion erübrigt sich. Eckert. 


Renault, Jules et Pierre-Paul Levy: Sur la diphtörino-r6action (réaction de 
Schick). (Über die Diphtherinoreaktion [Schicks Reaktion]) Ann. de med. Bd. VII, 
Nr. 3, S. 180—195. 1920. 

Vgl. dies. Zentralbl. 9, S. 218. 

Armand-Delille, P.-F.: Importance des doses suffisamment élevées dans la 
seroth6rapie de la diphthérie par voie intramusculaire et sous-cutanée. (Die 
Wichtigkeit genügend hoher Dosen in der Serumtherapie der Diphtherie, intramus- 
kulär und subcutan eingespritzt.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris 
Jg. 36, Nr. 10, S. 380—382. 1920. 

Da das Diphtherieheilserum intramuskulär eingespritzt zwar sehr schnell resorbiert, 
aber auch schnell wieder ausgeschieden wird, empfiehlt es sich in jedem Falle am folgen- 
den Tage nach der intramuskulären Injektion noch eine ebenso große Dosis subcutan 
zu geben. Hierdurch wird insbesondere die Zahl der Lähmungen herabgesetzt. Wenn 
die Pseudomembranen noch am 3. Tage bestehen, ist eine zweite subcutane Injektion 
am Platze. Kleinschmidt (Berlin).™, 

Heinz und Schottenheim: Über das Keuchhustenmittel ,„Thymipin“. Ein 
Arzneimittel mit indirekter Heilwirkung. (Pharmakol. Inst., Univ. Erlangen.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 27, S. 771—772. 1920. 

Thymipin ist ein Gemisch von Dialysaten (nach Golazschem Verfahren) aus 
Drosera rotundifolia, Thymus vulg. und Pinquicula alp. Es hat keine lokal anästhe- 
sierende, keine stärkere bakterizide und keine kodeinartige Wirkung. — In Versuchen 
am Menschen erfolgte nach subcutanen Injektionen von Thymipin bzw. Droseraextrakt 
ein gewöhnlich binnen 24 Stunden vorübergehender wässriger Katarrh der Nasen- 
schleimhaut. Es muß also eine spezifische Affinität zwischen diesen Präparaten und 
der Respirationsschleimhaut bestehen. Welcher Art diese ist und wie diese Tatsache 
eine Heilwirkung der Drosera bei Pertussis erklärt, ist noch unbekannt. Dollinger. 

Thompson, William J.: Mortality from influenza in Ireland. (Sterblichkeit durch 
Influenza in Irland.) Dublin journ. of med. science Ser. 4, Nr. 4, S. 174—186. 1920. 

Zusammenstellung der Mortalitätsziffern aus den Jahren 1864—1918. Bei der 
Vergleichung der verschiedenen Altersklassen ergibt sich eine geringere Sterblichkeits- 
ziffer der Kinder an Influenza als der Erwachsenen zwischen 15 und 45 Jahren. Calvary. 

Pagniez, Ph.: La vaccination contre la grippe. (Die Vaccination gegen die 
Grippe.) Presse med. Jg. 28, Nr. 43, 8. 426. 1920. 

Zusammenstellung verschiedener i in England und Amerika angewandter Methoden 
der prophylaktischen Impfung gegen Grippe mit Vaccine und Mitteilung der Zusammen- 
setzung der von den einzeln:n Forschern verwendeten Vaccinearten. Es handelt sich 
stets um polyvalente Vaccine bestehend aus Influenzabacillen, Strepto- und Pneumo- 
kokken, bei einem Untersucher kamen noch Staphylokokken hinzu; die Keimzahl 
in 1 ccm war verschieden. Am empfehlenswertesten ist die in der englischen Armee 
ausprobierte Vaccine, die in 1 ccm 400 Millionen Influenzabacillen, 80 Millionen Strepto- 
kokken und 200 Millionen Pneumokokken enthält. 1—2 Injektionen von 0,5—1 ccm 
in 10tägigen Zwischenräumen geben genügend Schutz. Die mit Zahlen belegten Erfolge 
der Vaccination sind so eklatante, daß Verf. ihre Anwendung bei erneutem Auftreten 
einer Grippeepidemie aufs wärmste empfiehlt. Frankenstein (Charlottenburg). 

Steinert, Ernst: Zur Klinik der Soorkrankheit und zur Biologie des Soorpilzes. 
(Dtsch. Kinderklin., Landesfindelanst., Prag.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 25, 
H. 1—3, 8. 83—103. 1920. 

Verf. kann in der Mundhöhle junger Säuglinge 2 Typen der Soorerkrankung 
feststellen: 1. Den Soor mit torpiden Einzelplaques mit Lieblingslokalisation an der 
Unterzungenregion und der Gegend des Überganges der Wangenschleimhaut auf die 


— 353 — 


Kiefer, wie er sich bei ernährungsgesunden Kindern finden kann und 2. der Soor bei 
dyspeptischen oder kachektischen Kindern mit auffallend roter und trockner Mund- 
schleimhaut von stark saurer Reaktion. Bei solchen Kindern ist oft die ganze Mund- 
schleimhaut und die Zungenoberfläche pelzartig bedeckt. Die beiden geschilderten 
Typen bilden die Endglieder einer Reihe von ineinander überfließenden Erkrankungs- 
formen. Es ist anzunehmen, daß die im Munde zurückgebliebenen Reste von Milch- 
“nahrung in saure Gärung übergehen und somit an der Soorkrankheit mitbeteiligt sind, 
in der Weise, daß die saure Reaktion der Mundsekrete eine Verstärkung erfährt und 
ein lokaler Reiz auf die Mundschleimhaut ausgeübt wird, der ihre Vulnerabilität er- 
höht. Diese ist besonders groß im zarten Säuglingsalter, so'daß man von einem des- 
quamativen Mundkatarrh sprechen muß, wenn die physiologische Abschilferung des 
Mundepithels von abnormer Rötung und Schwellung der Mundschleimhaut begleitet 
ist. Als eigentliches Nährsubstrat des Soorpilzes in der kindlichen Mundhöhle sind die 
Mundepithelien und ihre Kittsubstanz anzusehen. Man muß der Schleimhaut des 
Mundes beim jungen Säugling Eigenschaften zusprechen, die teils lokaler, teils allge- 
meiner Ursache entspringen. — Soorinfektionen bei künstlich genährten Kindern durch 
Beimpfung des Wassers, in dem die Saughütchen aufbewahrt wurden, mit Soorconidien 
mißlangen. Der Soor in torpiden Einzelplaques heilt spontan innerhalb weniger Tage 
ab. Zur Beschleunigung wurde Ätzen mit Argentum nitricum, Lugolscher Lösung 
sowie verdünntem Sublimat (1: 5000) angewandt. Bei der Behandlung des dissemi- 
nierten Soors hat der Borsäureschnuller nach Escherich nur bedingten Wert. Bessere 
Erfolge wurden neben diätetischen Maßnahmen von der Magenspülung mit Karlsbader 
Mühlbrunnen erzielt. Mikroskopisch bestanden die Soorplaques zum größten Teil 
aus Epithelien, zum geringeren aus den einzelnen Pilzelementen, den Conidien und den 
Mycelfäden. Auf festen Nährboden — es wurden mit Erfolg Caseinagar, Malzagar, 
Peptonagar nach Molisch, Bierwürzagar, Malzgelatine, sämtlich von saurer Reaktion, 
zur Züchtung angewandt — zeigt sich die charakteristische Art des Soorwachstums, 
das man als stockwerkartig bezeichnet. Von einem zentralen Conidienhaufen, der 
mehr oder weniger verfilzte Mycelien aufweist, werden auffallenderweise in einer oder 
zwei einander entgegengesetzten Richtungen Zellenschläuche ausgesandt, die in einer 
bestimmten konstant bleibenden Entfernung Conidien abspalten und die Grundlage 
für ein Vegetationszentrum bilden, das seinerseits den Nährboden zu durchdringen 
sucht. — Über nähere Einzelheiten der Züchtungsergebnisse des Soorpilzes muß die 
Originalarbeit eingesehen werden. Zur genauen Beobachtung des Wachstums bediente 
sich Verf. der Kammerzüchtung nach Kehrer. Hierbei stellte sich heraus, daß sämt- 
liche Wachstumstypen des Soorpilzes sich allmählich zur einfachsten Wuchsform, dem 
reinen Conidientypus ohne Sproßverbände, umwandelten. Das charakteristisch Stock- 
werkartige des Soorpilzwachstums ließ sich besonders schön dadurch darstellen, daß 
aus der unfixierten Plattenkultur mit sterilem Messer Stücke herausgeschnitten wurden, 
die ihrerseits nach Anlegung von möglichst dünnen Rasiermesserschnitten in ungefärb- 
tem Zustand zur Untersuchung kamen. — Das Wachstum auf frischen Nährböden ist 
recht üppig; es treten reichlich Mycelfäden auf, die bei zunehmendem Alter völlig 
verschwinden, so daß nur Conidienhaufen zur Darstellung gelangen. Impft man diese 
alten mycelfreien Kulturen auf unerschöpfte frische Nährböden ab, so zeigt sich wieder 
lebhaftes Mycelwachstum. Eine Dauerform des Soors in Form von Sporangien oder 
Askossporen anzunehmen, entbehrt jeder Berechtigung. Ebensowenig läßt sich weder 
eine Unterscheidung eines Hyphen und Conidiensoors, noch eine groß- und kleinsporige 
Varietät feststellen. B. Leichtentritt (Breslau). 

Sheffield, Herman B.: The present status of poliomyelitis. (Der gegenwärtige 
Stand der Lehre von der Poliomyelitis.) New York state journ. of med. Bd. 20, 
Nr. 5, S. 146—156. 1920. 

Übersichtliche Darstellung der Geschichte, Ätiologie, Symptomatologie, des Ver- 
laufes und der Diagnose der Poliomyelitis. Neurath (Wien). 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 23 


— 354 — 


Angelis, Francesco de: Meningite cerebro-spinale bloccata in un lattante. 
Sieroterapia endoventricolare e vaccinoterapia: guarigione. (Blockierte Cerebrospi- 
nalmeningitis bei einem Säugling. Endoventrikuläre Serotherapie; Heilung.) (Istit. di 
clin. pediatr.. univ., Napoli.) Pediatria Bd. 28, Nr. 12, S. 561—566. 1920. 

Diagnostische Schwierigkeiten verursachen im frühesten Kindesalter oft das ver- 
spätete Einsetzen einer kausalen Therapie bei der Cerebrospinalmeningitis und damit 
ein unbeeinflußtes Fortschreiten der Krankheit bis zu den ependymalen Membranen’ 
und den Plexus chorioidei, damit starke Drucksteigerung und Verschluß der Kommuni- 
kationen zwischen Ventrikeln und Subarachnoidalräumen. Hierdurch entsteht dann 


eme blockierte Form der Meningitis und oft Pyocephalie. 

Ein hierher gehöriger Fall wird mitgeteilt: 7 Monate alter Säugling. Am 15. Krankheits- 
tage eingebracht. Kein Fieber. Konvulsionen, Sopor, Erbrechen, Nackenstarre, Hyperästhesie, 
Mydriasis. Das Lumbalpunktat zeigt Diplokokken. Nach der 4. Injektion von Antimeningo- 
kokkenserum gelang es nicht, Liquor zum Nachweis zu bringen, es wurde daher von der 
Fontanelle aus die Ventrikelpunktion 4 mal vorgenommen und trübes eitriges Punktat gewonnen, 
dann sofort Serum injiziert. Wegen Intoleranz gegen die Ventrikelpunktion wurde schließlich 
die intravenöse Vaccinetherapie versucht. Das Kind wurde geheilt. Neurath (Wien). 

Wallgren, Arvid: Quelle valeur doit-on attribuer au syndrome de Froin au 
cours d’une méningite cör6bro-spinale épidémique ? (Welchen Wert kann man dem 
Froinschen Syndrom im Verlaufe einer Meningitis cerebrospinalis epidemica bei- 


messen?) Acta med. Scandinav. Bd. 53, H. 3, S. 303—317. 1920. 
Bei einem 5jährigen Knaben hatte die Cerebrospinalmeningitis mit nephritischen Sym- 
pora begonnen (Gesichtsödeme, Hämaturie), denen Kopfschmerzen und Erbrechen, Fieber 
lgten. Vor dem Tode hatte das Lumbalpunktat die charakteristischen Eigenschaften gezeigt, 
wurdedannallmählich völlig klar, dann dick, koagulierte spontan und unter Absinken des Druckes 
zur Norm gelb, bot also das Froinsche Syndrom (Xanthochromie, Reichtum an Albumen, 
spontane Gerinnung, großer Reichtum an Mononucleären). Dieses wird manchmal auch nach 
interspinalen Hämorrhagien gefunden, jedoch fehlen im xanthochromen Punktat chemisch oder 
spektroskopisch nachweisbare Hämoglobinderivate. Auch ist beim hämorrhagischen Punktat 
die Xanthochromie vorübergehend, bei den sonstigen zur Xanthochromie führenden organischen 
Erkrankungen des Nervensystems dauernd, und stellt sich erst mit Erhöhung der Konsistenz und 
des Eiweißgehaltes ein. Ursächlich kommt in solchen Fällen stets ein Hindernis in der Ver- 
bindung zwischen unterem und oberem Anteil des spinalen Subarachnoidealraumes in Betracht 
(Tumoren, meningitische Verwachsungen, Frakturen, Spondylitis). Die Eiweißanreicherung 
im Punktat des unteren Anteils ist dann Stauungswirkung und Erfolg der Flüssigkeitsab- 
sickerung, ebenso der veränderte Druck, wie das ein mitgeteilter Fall tuberkulöser Meningitis 
zeigt. Das Froinsche Syndrom ist somit das Zeichen, daß ein Hindernis den punktierten Anteil 
des Wirbelkanals vom übrigen Teil des Subarachnoidealraums trennt. Auch im geschilderten 
Falle traf dies zu. Autoptisch fand sich folgender Befund. Trotz des niederen Intraspinal- 
druckes waren die Hirnventrikel durch Eiter gedehnt, der Liquor war klar, gelb, der Eiter 
graugrün, zwischen dem Subarachnoidealraum des Wirbelkanals und der Ventrikelgegend saß 
im Foramen magnum ein obstruierendes Exsudat. Prognostisch ist: insofern dieser Befund und 
das Froinsche Syndrom von Wert, als die mangelnde Kommunikation die intraspinale Serum- 
therapie nicht zur Wirkung kommen läßt. Die persönliche Erfahrung des Autors bestätigt die 
schlechte Prognose der Serumtherapie bei Xantochromie, die eine doppelt so große Mortalität 
ergibt als bei unkomplizierten Fällen. Neurath (Wien).M_ 


Legroux, René: Utilité du glucose dans le liquide de ponction lombaire pour 
P’isolement du m&ningocoque. (Der Vorteil des Zuckergehalts des Liquors für die 
Isolierung des Meningokokkus.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, 
Nr. 15, S. 607—608. 1920. 

Verf. machte oftmals die Beobachtung, daß Menge und Größe der Kulturen vom 
Meningokokkus in gar keinem Verhältnis stand zu der im frischen Liquorsediment 
beobachteten Keimmenge. Bei wenig Meningokokken im Liquor zeigten die Kulturen 
auffallenderweise ein besseres Wachstum als bei reichlicher Anwesenheit. Desgleichen 
war bei diesen meningokokkenarmen Punktaten der Zuckergehalt kaum vermindert 
im Gegensatz zu den keimreichen, wo regelmäßig eine starke Herabsetzung der Zucker- 


menge bestand. 

Verf. glaubt daher folgerichtig, den Zucker zur besseren Konservierung des Liquors 
(hinsichtlich der Bakterien) und zur leichteren Kultivierung der Meningokokken heranziehen 
zu können. Er setzt zu !/,ccm einer 0,5 proz. Zuckerlösung in einem sterilen Behälter ca. 4,5 ccm 


— 355 — 


Liquor. Damit hatte er gute Erfolge. Allerdings werden die Untersuch n auf Trockenrück- 
stand und Ascherest durch den Zuckerzusatz gestört, jedoch läßt sich korrigieren. 
K. Eskuchen (München).“_ 

Crookshank, F. G.: A note on the history of epidemic encephalomyelitis. 
(Bericht über die Geschichte der epidemischen Encephalomyelitis.) Boston med. a. 
surg. journ. Bd. 182, Nr. 2, S. 34—45. 1920. 

In eingehenden Ausführungen (die Einzelheiten sind im Original nachzulesen) 
weist Verf. nach, daß encephalo-myelo-meningitische Erkrankungen mindestens 
seit ca. 450 Jahren beobachtet und beschrieben worden sind, ganz abgesehen von 
den Autoren des Altertums. Und zwar gleichen die angegebenen Symptome zum 
Teil ganz auffallend den auch jetzt beobachteten Erscheinungen, wenn auch die Deu- 
tung und Krankheitsbenennung eine verschiedenartige war. K. Eskuchen (München).”, 


Alexander, Morris E. and Harry E. Allen: Lethargic encephalitis. A report of 
four cases and an analysis of 100 cases reported in the literature. (Encephalitis 
lethargica. Bericht über 4 Fälle und Analyse von 100 Fällen der Literatur.) Arch. of 
neurol. a. psychiatr. Bd. 3, Nr. 5, S. 485—499. 1920. 

Von den mitgeteilten 4 Fällen betrafen 2 im Kindesalter stehende Kranke. 

Ein 6jähriges Mädchen erkrankte unter Erbrechen, Bauchschmerzen, Schielen, doppel- 
seitiger, besonders nachts deutlicher, partieller Ptosis, Erscheinungen, die in den ersten 
3 Wochen Remissionen zeigten. Linkerseits zeigte sich Strabismus externus, rechts komplette 
Oculomotoriusläihmung, außerdem leise Sprache, Dysphagie, Verlust des Gehvermögens. 
Während der: zweimonatigen Spitalsbeobachtung verschlechterte sich der Zustand anfangs 
intensiv, um endlich in Heilung überzugehen. Neben Fieber, bei normalem internen Befund, 
trat zu den erwähnten Symptomen noch Blasen- und Darminkontinenz, Lethargie, kontinuier- 
liche Bewegungen mit den rechten Extremitäten, Lähmung der linken, Pupillendifferieren 
hinzu. Das Kind mußte mit der Sonde ernährt werden. Konstante Unruhe trat später an die 
Stelle der Lethargie. Reflexsteigerung, positiver Babinski, rechterseits Klumpfußstellung. 
Endlich schwanden allmählich alle Krankheitszeichen bis zur völligen Heilung. Nur Tremor 
der oberen Extremitäten bestand noch eine Zeitlang fort. — Ein 5!/, Jahre altes Mädchen 
erkrankte unter Kopfschmerzen, Zuckungen des Kopfes und der rechten Gesichtshälfte, 
Fieber, Obstipation, unwillkürlickem Harnabgang, Bewußtseinsstörung, Halluzinationen, 
endlich Lethargie und Dysphagie. Hierzu kamen während des Spitalsaufenthaltes Unruhe, 
Aufschreien, Pupillenstarre, keine Nackenstarre.. Lumbalpunktat unter normalem Druck, 
klar, Globulin vermehrt. Später traten rechtsseitige Ptosis und Facialisparese, Tremor der 
Arme, vasomotorische Störungen, endlich leichte Nackenstarre, Drucksteigerung der Cerebro- 
spinalflüssigkeit auf.. Tod 6 Wochen nach Krankheitebeginn. Die Sektion ergab diffuse 
Meningoencephalitis. 

Die Analyse der im Titel angeführten 100 Fälle der Literatur wird vom Gesichts- 
punkt der Symptomatologie durchgeführt. Neurath (Wien). 

Lorenz, Friedr. H.: Eine Dysenterie-Y-Milchepidemie. (Staatl. hyg. Inst., 
Hamburg.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. Bd. 90, H. 3, S. 423—436. 1920. 

Im Waisenhause in Hamburg erkrankten Ende August 1919 plötzlich 150 Kinder 
an fieberhaftem Darmkatarrh infolge Genusses abgekochter und später mit Dysenterie- 
Y-Bacillen verunreinigter Milch. In der Milch und den meisten der untersuchten Stühle 
konnten die Erreger nachgewiesen werden. Die Milch ist mit Wahrscheinlichkeit von 
einer ruhrkranken Köchin infiziert worden. 5 Kinder starben und zeigten autoptisch 
und bakteriologisch den entsprechenden Dickdarmbefund. Welz (Breslau).“, 

Clapier: Ostöite hypertrophique au cours du pian. (Hypertrophische Ostitis 
im Verlaufe der Frambösie.) Bull. de la soc. de pathol. exot. Jg. 13, Nr. 4, S. 315 
bis 324. 1920. 

Auf Grund klinischer Erfahrungen an 600 Fällen werden die im Verlaufe der 
Frambösieerkrankung besonders bei Kindern häufig auftretenden Osteoperiostitiden 
an den verschiedenen Knochen als Manifestation dieser Erkrankung beschrieben und 
bei Betonung der klinischen Ähnlichkeit von der hereditären Syphilis und Rachitis 
abgegrenzt. Knochenveränderungen wurden an den kurzen und langen Knochen 
beobachtet; an den Fingern erzeugen sie gelegentlich ein Bild, das an Spina 
ventosa erinnert. Diese Knochenveränderungen finden sich besonders bei Kindern, 


23% 


~ 


— 356 — 


gleichzeitig mit Knoten und Granulomen oder mit Resten nach eben abgeheilter 
Frambösie. Lehndorff (Wien). 

Clapier: L’jodosalyl dans la irypanosomiase et dans le pian. (Jodosalyl bei 
Trypanosomiase und Frambösie) Bull. de la soc. de pathol. exot. Jg. 13, Nr. 4, 
8. 246—248. 1920. 

Bei Behandlung frambösiekranker Kinder mit Neosalvarsan (0,01—0,015 pro kg Körper- 
gewicht) rasche Heilung; Jodosalyl ohne Erfolg, Lehndorff (Wien). 

Péhu, M. et Paul Durand: Recherches cliniques sur les phénomènes observés 
dans les réinjections sériques. {Klinische Untersuchungen über die bei wiederholten 
Seruminjektionen beobachteten Erscheinungen.) Ann. de méd. Bd. VII, Nr. 3, 
S. 196—225. 1920. 

Beobachtung von 120 Fällen. Unterschiedliche Symptome bei Wiederholung von 
Serumeinspritzungen vor oder nach Ablauf von 3 Monaten nach der ersten Einspritzung. 
Im ersteren Fall promptes Auftreten lokaler oder allgemeiner Erscheinungen innerhalb 
24 Stunden, im letzteren Fall erst 4 bis spätestens 7 Tage nach der wiederholten Injek- 
tion. Prognose meist gut. Einige schwere Fälle nur bei kleinen Kindern beobachtet, 
wenn die zweite Einspritzung sehr kurze Zeit nach der ersten erfolgte. Eine Verhütung 
der beobachteten Schädlichkeiten durch Injektion kleiner Serummengen ist nicht 
erfolgt; bei wöchentlichen Injektionen aber können sie ganz vermieden werden. 
Als Mittel gegen die Herz- und Gefäßschädigungen hat sich Adrenalin bewährt. 

Frankenstein (Charlottenburg). 
Tuberkulose. 


Hayek, Hermann von: Zur Epidemiologie der Tuberkulose. Zeitschr. f. Tuber- 
kul. Bd. 32, H. 4, S. 219—228. 1920. 

Es wird ausgeführt, daß weder die Vertreter der Infektionslehre noch die der 
Dispositionslehre restlos das Problem der Epidemiologie der Tuberkulose zu lösen 
vermögen. Es handelt sich stets um das Zusammenwirken von zwei Faktoren: der 
Angriffskraft der Tuberkelbacillen und der Abwehrleistung der Körperzellen. Für 
erstere hat Bedeutung die Virulenz der Tuberkelbacillen, die Massigkeit der Infektion, 
die Häufigkeit der Infektion und evtl. Mischinfektion. Für die zweite sind von Einfluß 
frühere leichte Infektionen, disponierende Organveränderungen nichttuberkulöser 
Natur, individuelle Konstitutionsverhältnisse, hygienische Lebensverhältnisse, be- 
sondere Schädlichkeiten u. ä . Dazu kommen dann noch Zufälligkeiten äußerer und 
innerer Art. Effler (Danzig). 

Jerusalem, Max: Die Bedeutung der Mischinfektion bei chirurgischer Tuber- 
kulose. (Ambulat. f. Chirurg.-Tuberkul., Bezirkskrankenkasse, Wien.) Wien. klin. 
Wochenschr. Jg. 33, Nr. 22, S. 471—473. 1920. 

Verf. hat den Verlauf von rein tuberkulösen und von mischinfizierten chirurgischen 
Tuberkuloseerkrankungen verglichen und dieselben Resultate gewonnen, wie sie auch 
von anderen Autoren bereits angegeben wurden, daß nämlich eine Mischinfektion 
hauptsächlich mit Strepto- und Staphylokokken die Prognose erheblich trübt. Da 
nun nach seiner Ansicht auf chirurgischen Stationen bei gleichzeitiger Behandlung 
eitriger Erkrankungen die Asepsis nicht gewahrt werden kann und daher eine Misch 
infektion der auf diesen Stationen untergebrachten offenen chirurgischen Tuberku 
losen unausbleiblich ist, fordert er eine Trennung der chirurgischen Tuberkulösen 
von den sonstigen chirurgischen Kranken in besonderen Anstalten. Hohmeier.®_ 

Aimes, A.: L’occlusion intestinale au cours de la p6ritonite tubereuleuse. 
(Darmverschluß im Verlauf von Peritonitis tuberculosa.) Rev. de chirurg. Jg. 39, 
Nr. 3, S. 177—204. 1920. 

Bericht über 64 in der Literatur bekannte Fälle. Das klinische Bild ist im all- 
gemeinen wenig bekannt, daher wahrscheinlich bisher nicht mehr Fälle beschrieben. 
Der Darmverschluß im Verlauf von Peritonitis tuberculosa kommt besonders vor bei 
Kindern und bei Menschen im jugendlichen Alter, besonders weiblichen Geschlechts 


— 3507 — 


Er kann verursacht werden 1. durch Abschnürungen und Abknickungen des Darms 
infolge von Verwachsungen, 2. durch Zusammenkleben der Darmschlingen und 3. durch 
Darmlähmung. Die häufigste Form ist die, welche durch peritoneale Stränge und 
Verwachsungen hervorgerufen wird. Außerdem kommen noch seltenere Formen vor, 
durch Torsion des Mesenteriums, durch Darmverengung, durch Kompression, durch 
verkäste Drüsen und durch Invagination infolge von Verklebungen. Der Darmverschluß 
kommt sowohl bei der akuten, wie auch bei der latenten und der geheilten Tuberkulose 
des Bauchfells vor. Oft ist er das erste Zeichen der Erkrankung. Die klinischen Zeichen 
können: in schleichender chronischer Weise sich entwickeln, meist aber treten sie plötz- 
lich stürmisch auf. Das Hauptzeichen ist die niedrige Körpertemperstur und die 
Stuhlverhaltung. Die Diagnose ist meist schwer, besonders bei den akuten Fällen, 
leichter ist sie, wenn das Bestehen oder das Überstandenhaben einer tuberkulösen 
Bauchfellentzündung bekannt ist. Differentialdiagnostisch kommen in Frage Appendi- 
citis, Perforationsperitonitis und eingeklemmte Hernie. Die Prognose ist ernst. Thera- 
peutisch kommt medikamentöse Behandlung nicht in Frage. In einer größeren Anzahl 
von Fällen aber kann eine rechtzeitig ausgeführte Laparotomie glückliche Erfolge 
bringen. Zögern kann aber verhängnisvoll werden. A. Reiche (Braunschweig). 
Iselin, Hans: Röntgenbehandlung der chirurgischen Tuberkulose. Strahlen- - 


therapie Bd. X, H. 2, S. 643—663. 1920. 

Als Chirurg spricht Verf. auf Grund einer reichen Erfahrung an 2650 Fällen einer weit- 
gehenden Vereinigung von operativem Vorgehen mit Röntgenbestrahlung das Wort. Das 
radikale Vorgehen allein mit dem Messer muß heutzutage auch von den Chirurgen abgelehnt 
werden. Röntgenstrahlen allein schon bewirken in zahlreichen Fällen lokale Ausheilung und 
Umstimmung des ganzen Körpers. In den meisten Fällen aber kann man ohne chirurgische 
Maßnahmen nicht auskommen, insbesondere ist Wert auf die rechtzeitige Sequesterentfernung 
zu legen, die eine tuberkulöse Fistel jahrelang unterhalten kann. Operierte Tuberkulose ist 
meist offen nachzubehandeln, sie wird bei nachfolgender Anwendung der Röntgenstrahlen durch 
Mischinfektion nicht ungünstig beeinflußt. DiekindlicheTuberkulose, die ansich schon 
zur Spontanheilung neigt, muß grundsätzlich bei der Beurteilung von Behandlungserfolgen 
irgendeines Verfahrens von der der Erwachsenen getrennt gehalten werden. Wachstumshemmun- 

en durch Röntgen bei Kindern wurde nicht beobachtet. In einer angeschlossenen statistischen 

bersicht wird über 1133 Fälle berichtet, die in den Jahren 1907—1914 behandelt und 1916 
nachuntersucht worden; gegenüber den Erfolgen rein chirurgisch behandelter Fälle nach den 
Statistiken von Garrd, König und Kocher aus der Zeit, in der noch nicht bestrahlt wurde, 
zeigt sich eine wesentliche Überlegenheit auch in den Dauererfolgen. Technik: 1—4 mm Alu- 
minium je nach Tiefe, jedesmal 1/,—1 Sabouraud = 5—10 X, 14 tägiger oder 4wöchiger Ab- 
stand. . Altstaedt (Lübeck).* 


Luelmo, D. A.: Behandlung chirurgischer Tuberkulosen mit Labiatenextrakten. 
Progr. de la clinica Jg. 8, Nr. 87, S. 114—122. 1920. (Spanisch.) 

Mitteilung von zwei Fällen von Wirbelsäulentuberkulose und einer Coxitis, die durch Ein- 
ritzung von Labiatenextrakt günstig beeinflußt wurden. Verf. konnte bald nach den ersten 
nspritzungen eine große Verminderung der Schmerzhaftigkeit feststellen, ebenso verechwand 
die Eiterung. Der Appetit und das subjektive Befinden hoben sich sehr. Lazarraga (Malaga). C8 

Wagner, Richard: Zur Diagnose des Solitärtuberkels der Medulla spinalis. 
(Univ.-Kinderklin., Wien.) Zeitschr. f. Kinderheilk. Bd.25, H. 4/6, S. 322—327. 1920. 

Kasuistischer Beitrag mit ausführlichem Krankenbericht und Sektionsbefund; 
bereits intra vitam ist vermutungsweise der Verdacht auf Solitärtuberkel des Rücken- 
marks ausgesprochen. Der Obduktionsbefund bestätigt im großen und ganzen die 
klinische Diagnose: außer einer generalisierten Organtuberkulose fand sich ein kirsch- 
großer Solitärtuberkel des unteren, in einer Ausdehnung von 7 cm spindelförmig auf- 
getriebenen Lendenmarks. Bisher sind in der Literatur insgesamt 76 Fälle beschrieben. 
Das männliche Geschlecht überwiegt. Das Leiden beginnt mit Schwäche, Schmerz und 
Parästhesie in einer Extremität; anfangs intensive Reizerscheinungen, besonders von 
seiten des Temperatursinns, im weiteren Verlauf Muskelatrophie ohne bestimmten 
Prädilektionstypus und totale Empfindungslähmung. Wichtig und schwierig ist die 
Differentialdiagnose. In Betracht kommen hauptsächlich Kompressionsmyelitis und 
Lues spinalis. Charakteristisch für Kompressionen sind Remissionen. Die Unter- 


— 358 — 


scheidung zwischen Kompressionen und Tuberkel stützt sich vor allem auf das Vor- 
handensein bzw. Fehlen von Cariessymptomen. Für Lues spinalis spricht positive 
WaR. im Liquor. Götzky (Frankfurt a. M.). 

Bertoin: Méningite tuberculeuse chez une enfant atteinte de mastoidite. 
(Tuberkulöse Meningitis bei einem Kinde, ausgehend von einer Mastoiditis.) Lyon 
med. Bd. 129, Nr. 12, S. 528—529. 1920. 

Der Titel besagt alles. Das Kind war 7 Jahre alt. Dollinger (Charlottenburg). 

Vitön, Juan José: Tuberkulin-Diagnostik und eine Tuberkulintherapie mit 
ganz kleinen Dosen. Semana med. Jg. 27, Nr. 17, S. 545—553. 1920. (Spanisch.) 

Verf. empfiehlt diagnostisch-therapeutische Tuberkulininjektionen allerkleinster 
Dosen. Seine Verdünnungsskala beginnt bei 1: 100 Millionen und steigt bis zu einer 
Zahl, die aus 1 und 27 Nullen besteht usw., für gewöhnliche Sterbliche unaussprechbar. 
Über die kleinste wirksame Dosis geht man nur hinaus, wenn sie nicht mehr Wirksam- 
keit entfalten will. Da Tuberkulin in solchen homöopathischen Dosen absolut gefahrlos 
und unschädlich ist, so sollen bei allen Krankheiten, bei denen man eine bacilläre 
Ursache vermutet, oder wo man die Ursache nicht erkennen kann, derartige diagno- 
stisch-therapeutische Injektionen gemacht werden. Verf. hält sie innerhalb der relativen 
Grenzen, welche der klinische Befund zieht, für ebenso spezifisch wie Hg bei Lues. 
Fortgesetzte derartige Injektionen führen zu deutlichen Besserungen; die Anwendung 
anderer Mittel ist nicht behindert, ja deren Wirkung wird unterstützt. Verf. hält sie 
auch als Vorbeugungsmittel für zweckmäßig, es werde dadurch die weitere Entwicklung 
der Vorstadien der Tuberkulose verhindert. Brauns (Dessau). 

Selter, H.: Die antigene Wirkung der Friedmann -Bacillen.. Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 24, S. 650—653. 1920. 

Verf. hat an 84 Meerschweinchen experimentelle Untersuchungen über die anti- 
gene Wirkung der Friedmann-Bacillen gemacht und kommt zu dem Schluß, daß es 
sich bei den Friedmann-Bacillen um gewöhnliche Kaltblütertuberkelbacillen handelt, 
die dem Menschen oder tuberkulösen Warmblüter gegenüber nur die Rolle von säure- 
festen Saprophyten haben. Auch durch Einspritzung eines aus Friedmann-Bacillen 
hergestellten Tuberkulins bei tuberkulösen Meerschweinchen konnte keine Spur einer 
homologen antigenen Wirkung der Friedmann-Bacillen gegenüber einem tuber- 
kulösen Organismus nachgewiesen werden. Sollte eine Wirkung des Friedmann- 
Mittels im menschlichen Körper vorhanden sein, worüber sich Selter kein Urteil 
anmaßen will, so könnte es sich nach seiner Ansicht nur um eine unspezifische Wirkung 
durch irgendwelche säurefeste Bakterien handeln. Die Behandlung mit dem Fried- 
mann-Mittel würde demnach einer unspezifischen Vaccinetherapie entsprechen. Es 
müßte dann aber auch ganz gleich sein, ob man Friedmann-Bacillen oder andere säure- 
festen Bacillen anwendet. Möllers (Berlin). 

Curioni, M.: De quelques cas de tuberculose oculaire traités par la tuberculine. 
(Über einige mit Tuberkulin behandelte Fälle von Augentuberkulose.) Clin. ophtalmol. 
Bd. 9, Nr. 5, S. 224—236. 1920. 

Bei Behandlung von Tuberkulose des Auges mit Tuberkulin muß man unter 
scheiden: Fälle von lokaler Augentuberkulose und solche mit Lungenaffektion. Bei 
letzteren ist die Behandlung mit äußerster Vorsicht durchzuführen, beginnend mit 
um so kleineren Dosen, je schwerer die Lungenaffektion. Bei offner Lungentuberkulose 
muß man die Behandlung auf subconjunctivale Injektionen beschränken. Man beginnt 
mit einer Dosis von 0,00 001 g oder noch kleiner und steigt unter Beachtung der Reak- 
tionserscheinungen bis auf 0,001 g, welche Dosis aber selten erreicht wird. Bei sorg- 
fältig und vorsichtig durchgeführter Behandlung sieht man guten Erfolg. F. Hofstadt. 

Strecker: Die physikalische Therapie der Tuberkulose unter dem Gesichtspunkt des 
Wärmehaushalts. Zeitschr. f. physik. u. diätet. Therap. Bd. 24, H. 6, S. 232—239. 1920. 

Auf Grund der Anschauung, daß die geringe Fieberreaktion bei der tuberkulösen 
Infektion der Ausdruck dafür sei, daB dər Organismus die Fähigkeit verloren habe, 


$ 
— 359 — 


der Infektion gegenüber eine energische Mobilisierung vorzunehmen, so daß sogar 
häufig ein erhebliches Wärmebedürfnis sich geltend macht, befürwortet Strecker 
unter Betonung der stets erforderlichen Individualisierung I. eine Behandlung des 
überanspruchten Wärmeverlustes durch Bettruhe, Vermeidung äußerer Temperatur- 
differenzen und wärmesparende Maßnahmen; II. Behandlung des überanspruchten 
inneren Energieumsatzes bei mangelnderWärmeproduktion durch Zufuhr von Nahrungs- 
brennstoffen, durch äußere Wärme (Sonne, Bestrahlung), Steigerung der Körperwärme 
Uurch passive Immunisierung und passive Erhöhung des Energiegrades, und hydro- 
und balneotherapeutische Maßnahmen; III. Umstimmung des Wärmehaushalts durch 
Klimawechsel und Abhärtung der Hautoberfläche. Ejtler (Danzig). 


Krankheiten der Luftwege. 


Sobel, Jacob: The prevention of respiratory diseases in infancy and early 
childhood. (Prophylaxe der Erkrankungen der Atmungsorgane im Säuglingsalter und 
im frühen Kindesalter.) Med. rec. Bd. 97, Nr. 20, S. 817—824. 1920. 

An Erkrankungen derAtmungsorgane starben in New York City im Jahre 1917: 
21,8 bzw. 23,7%, im Jahre 1918: 25,6 bzw. 30,2%, aller Toten unter 1 bzw. 5 Jahren. 
Daß in der Prophylaxe auch dieser Erkrankungen nicht nur der Sommerdiarrhöen 
Erfolge erzielt werden können, lehrt die Abnahme der seit 1901 unter je 1000 Kindern 
vor dem Ende des 1. Jahres an Diarrhöe resp. Respirationserkrankungen eingetretenen 
Todesfälle um 66 bzw. 64%. In analoger Weise verminderten sich auch die vor dem 
des 5. Jahres an Diarrhöe resp. Respirationserkrankungen von je 1000 Kindern Ver- 
storbenen um 68 bzw. 62%,. Bei der Prophylaxe kommt vor allem in Betracht: Rein- 
lichkeit der Wohnung und des Körpers, gute Ventilation der Schlafräume, viel Sonne, 
größte Schonung und Vorsicht, strenge Bettruhe bei allen Verkühlungen infolge nasser 
Füße, mißglückter Abhärtungsversuche, sowie strenge Isolierung der Kinder von 
Hausgenossen, die an Nasen- oder Bronchialkatarrhen leiden. Hierbei werden mannig- 
fache Einzelheiten angeführt. Die große Gefahr der Übertragung der Tuberkulose 
durch latent tuberkulöse Erwachsene wird hervorgehoben. Rach (Wien). 

Nobécourt, P., J. Paraf et H. Bonnet: Recherches épidémiologiques sur les 
affections à pneumocoques du nourrisson. Étude des pneumocoques d’une crèche 
d’höpital. (Epidemiologische Untersuchungen über die Pneumokolfkenerkrankungen 
des Säuglings. Studie über die Pneumokokken in einer Krankenhauskrippe.)' Presse 
méd. Jg. 28, Nr. 32, S. 313—315. 1920. 

Bisher war es nicht möglich, exogene und endogene Pneumokokkeninfektion 
voneinander abzutrennen. Nun haben die Amerikaner, insbesondere Avery, durch 
Agglutination mit spezifischem Serum 4 Typen von Pneumokokken festgestellt, von 
denen 3 pathogen sind; der vierte nichtpathogene kann vielfach aus der Mundhöhle 
gesunder Menschen gezüchtet werden. Diese Angaben werden bestätigt. Der Typus Il 
findet sich am häufigsten bei Kranken, I und II kommen aber auch bei Gesunden vor; 
doch läßt sich in solchen Fällen nachweisen, daß diese mit Kranken des entsprechenden 
Typs zusammen waren. Typus III (Pneumococcus mucosus) wurde nur bei Kranken 
festgestellt. Der größte Teil der innerhalb eines Jahres beobachteten Nasenrachen- 
katarıhe, Mandelentzündungen, Bronchopneumonien und Empyeme bei Kindern der 
ersten Lebensmonate und ihren Müttern mußte auf Pneumokokkeninfektion zurück- 
geführt werden. Die Feststellung der einzelnen Typen ließ den Weg der Ansteckung 
deutlich erkennen. Die Übertragung erfolgt durch Tröpfcheninfektion oder Zimmerstaub. 
Zwischenwände zwischen den Betten der Säuglinge schützten nicht. Spezifische Prophy- 
laxe und Therapie durch Vaccine und Serum erscheint aussichtsreich. Kleinschmidt., 

Quackenbos, Maxwell: Clinical indications for enucleation of the faucial tonsil, 
(Klinische Indikation für Enucleationen der Rachentonsille.) Med. rec. Bd. 97, Nr. 16, 
S. 553—554. 1920. 

Während die Entfernung der Rachentonsille bei Kindern in einem gewissen Alter 


° 
— 360 — 


als prophylaktische Maßnahme gegen rheumatische Endocartitis und, andere Infektio- 
nen auf Grund experimenteller Untersuchungen, gestützt durch lange klinische Beob- 
achtung, empfohlen wird, gelten als absolute, örtliche Indikationen: Neubildungen, 
die Tonsillotomie, rezidivierende akute Entzündungen, Hypertrophie mit Verstopfung 
der Eustachischen Tube oder der Nase; hinzu kommen dauernde Diphtheriebacillen- 
träger. Reflexindikationen bei vorhandener Hypertrophie sind: Husten infolge eines 
vergrößerten Zungenendes, Bettnässen bei normalem Urin und Petit Mal oder Meningis- 
mus. Bei chronischen Eiterungen oder Schwerhörigkeit des Mittelohrs gibt die Enu- 
cleation ausgezeichnete Erfolge. Keine Gaumenspaltenoperation sollte bei über 18 Mo- 
naten alten Kindern ohne vorherige Entfernung der Tonsille gemacht werden. Auch 
der Operation der Halsdrüsen sollte man einige Wochen vorher die Enucleation der 
Tonsille vorangehen lassen. Bericht über 900 Operationen nach der Methode von 
Waugh, Lancet, Mai 19, S. 1314. Als Komplikationen traten in 2 Fällen Broncho- 
pneumonie auf; in 2 Fällen mit chronischen Ohrenbeschwerden wurde einige Tage 
später die Aufmeißelung des Warzenfortsatzes notwendig; 5 Kinder bekamen eine ein- 
- seitige akute Mittelohrentzündung. 2 Todesfälle, einer an Chloroform und einer an 
Kleinhirnabsceß nach gleichzeitig bestehender Masteoiditis.  Kaerger (Kiel).® 

Hubbard, Ernest V.: An unusual case of delayed postoperative hemorrhage 
following tonsil and adenoid removal. (Ein ungewöhnlicher Fall von später 
postoperativer Blutung nach Entfernung der Tonsillen und Adenoide.) Med. rec. 
Bd. 97, Nr. 20, S. 882—833. 1920. 

Bei dem 8jährigen Mädchen wurden in Äthernarkose die Tonsillen und die Ade- 
noide entfernt. Die Blutung war geringer als gewöhnlich. Durch nachträgliche In- 
spektion wurde festgestellt, daß kein adenoides Gewebe zurückgeblieben war. In der 
10. Nacht darauf wurde das Kind durch einen BlutergußB aus Mund und Nase aus 
dem Schlafe geweckt. Der Blutverlust war sehr erheblich. Die Blutung stammte 
aus dem Nasopharynx. Heilung. Calvary (Hamburg). 

Clendening, Logan: The eause of abscess of the lung after tonsillectomy. 
(Die Genese des Lungenabscesses nach Tonsillektomie.) Journ. of the Americ. med. 
assoc. Bd. 74, Nr. 14, S. 941—942. 1920. 

Hinweis auf die in den letzten Jahren sich häufenden Mitteilungen über Lungen- 
abscesse nach Toßsillektomie, über die vor allem amerikanische Autoren (Manges, 
Amer. Journ. of surg. 1916) berichten. Entgegen der Anschauung von Manges, 
nach der für die Genese Außerachtlassen der nötigen Sorgfalt seitens des Operateurs 
in erster Linie in Betracht kommt, weist der Autor an einem selbst beobachteten 
Falle nach, daß die bei der Operation verwendete Anästhesie mit Überdruck im 
Pharynx, die durch Motorkraft erzielt wird, zur Inhalation septischen Materials und 
zum resultierenden Lungenabsceß führt. Durch den Überdruck kommt es zur Aus- 
dehnung des hinteren Rachenraumes, in dem sich Eiter, Blutgerinsel und Gewebs- 
stücke ansammeln, um von da aus in die Lunge zu gelangen. In einer Reihe von Fällen 
kann der Lungenabsceß auch metastatisch auf dem Lymphwege zustande kommen, 
da eine direkte Verbindung zwischen den Lymphwegen der Tonsille und der Lungen- 
spitze besteht und diese Lymphwege bei der Tonsillektomie eröffnet werden, so daß 
bei dem folgenden Austupfen oder der Blutstillung durch Tampons oder durch Gurgeln 
infektiöses Material in die Lunge gelangen kann. M. Strauß (Nürnberg). ®, 

Johnson, George W.: A curious case of extrusion of an inhaled foreign body. 
(Ein merkwürdiger Fall von Ausstoßung eines eingeatmeten Fremdkörpers.) Lancet 


Bd. 198, Nr. 1, S. 27—28. 1920. 

Bei einem 2jährigen Mädchen trat aus voller Gesundheit im Verlauf von ca. 8 Tagen 
eine fluktuierende Geschwulst von.der Größe einer kleinen Orange in der rechten mittleren 
Axillarlinie auf. Das Zentrum der Anschwellung, die für einen tuberkulösen Absoeß gehalten 
wurde, befand sich über der 7. Rippe. Eine Spaltung des Abscesses wurde nicht gestattet. 
Spontanperforation nach einigen Tagen und Entleerung einer bedeutenden Menge von Eiter. 
Das Kind machte einen kranken Eindruck und fieberte. Ca. 3 Wochen später wurde aus der 


— 361 — 


Wunde eine ungefähr 4,5 cm lange Spitze eines Gerstenhalmes ausgestoßen, worauf rasche 
Heilung erfolgte. Nachträglich erinnerte sich die Mutter, daß ca. 8 Tage vor dem Auftreten 
der Geschwulst das Kind einen Erstickungsanfall gehabt und daß sie ihm dabei mehrere 
ähnliche Halme weggenommen hatte, ohne den Zusammenhang zu ahnen. Eitel. 

Leschke, Erich: Ein einfacher transportabler Pneumothoraxapparat. (II. med. 
Klin., Charite, Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 22, S. 602. 1920. 

Der ttansportable Apparat besteht aus einem Manometer, einem T-Stück und dem Zwei- 
wegehahn, die durch Gummischläuche miteinander verbunden werden, die Einführung der 
atmosphärischen Luft erfolgt durch eine Spritze genau bekannten Inhalts. Preis 80 Mk., ge- 
liefert von der Firma Berkholz, Berlin SO. Harms (Mannheim).™ 

Salvetti, Guglielmo: Sopra un caso di splenopolmonite Ein Fall von 
Splenopneumonie.) (Osp. infant. Regina Margherita, Torino.) Pediatria Bd. 28, 
Nr. 10, S. 472—477. 1920. 

Ein 2jähriger Knabe zeigte am 6. Tage nach Beginn der Erkrankung mit Husten, Fieber, 
Dyspnoe, 9 Tage ante exitum massive Dämpfung über dem linken Unterlappen, die vorn 
bis zur 5. Rippe reichte, dort in die Herzdämpfung überging und hinten bis zum Angulus 
soapulae sich nachweisen ließ. Probepunktion war negativ, Stimmfremitus erhalten, feines 
Rasseln ad basim hörbar. Die Obduktion ergab eine massive Pneumonie der ganzen linken 
Lunge mit kirschgroßem subpleuralem Abeceß an der lateralen Fläche der Oberlappens (Diplo- 
coccus pneumoniae). 

Salvetti hält es für bemerkenswert, daB in diesem Fall die Diagnose Spleno- 
pneumonie durch die Autopsie bestätigt wurde, deren Symptomatologie Queyrat 
nach den Beobachtungen Granchers entworfen hat und die hauptsächlich in der 


französischen Literatur bekannt geworden ist. Rach (Wien). 


Herz- und Gefäßkrankheiten. 


Blackhall-Morison, Alexander: A British medical association lecture on the 
passive mechanical factor in heart disease: its influence and management. (Der 
passive mechanische Faktor bei Herzkrankheiten: sein Einfluß und seine Behandlung.) 
Brit. med. journ. Nr. 3103, S. 817—822. 1920. 

Verf. versteht darunter die Bedingungen, die die Tätigkeit der aktiven Faktoren 
— Herzmuskel und Ansaugung — begünstigen oder behindern. Beim fötalen Kreislauf 
wirke der hydraulische Druck des mütterlichen Kreislaufs als passiver Faktor. Von 
pädistrischem Interesse ist weiterhin nur die Mitteilung eines Falles von Adhärenz 
des Herzens als Folge eines Gelenkrheumatismus, in dem bei einem 10jährigen Kind 
Thorakotomie und Kardiolyse mit gutem Erfolg vorgenommen wurde. Rasor. 

Roubier et Richard: Dextrocardie congénitale avec hétérotaxie splanchnique. 
(Angeborne Dextrokardie mit Situs inversus viscerum.) Lyon med. Bd. 129, Nr.12, 
S. 540—541. 1920. 

Vorstellung eines Falles von angeborener Dextrokardie mit Situs inversus viscerum, der 
zufällig bei einem 20jährigen Pat. mit doppelseitiger Spitzentuberkulose entdeckt wurde. 
Der Mann war Rechtshänder. Dafür, daß es sich nicht um eine infolge der Lungentuberkulose 
erworbene Dextrokardie handelt, spricht, neben der gleichzeitigen Verlagerung der Bauch- 


organe, die Drehung der Herzachse und die spiegelbildartige Umkehrung des Elektrokardio- 
grammes. Lotte Landé (Breslau). 


Stephan, Richard: Elektive Sehädigungen des Capillarapparates bei Grippe 
und bei der sogenannten Rachitis tarda. (St. Marienkrankenh., Frankfurt a. M.) 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 19, S. 437—440. 1920. 

Verf. hat das Rumpel-Leedesche Phänomen (Auftreten feinster Hautblutungen, 
hauptsächlich in der Ellenbeuge, weniger am Unterarm nach 5 Minuten langer Ober- 
armstauung mit 5cm breiter Gummibinde), das ursprünglich für Scharlach spezifisch 
sein sollte, sowohl in pathogenetischer wie in nosologischer Hinsicht studiert. In der 
Deutung des Symptoms als Ausdruck einer elektiven Schädigung der Capillaren- 
endothelien und einer dadurch bedingten erhöhten mechanischen Lädierbarkeit der 
Capillarkontinuität kann nach Verf. ein Zweifel kaum bestehen. Das Symptom zeigte 
sich erstens bei einer Anzahl von Grippefällen, bei denen neuralgiforme Schmerzen 
der verschiedensten Körperregionen im Vordergrund standen und zweitens bei der 


— 362 — 


sogenannten Rachitis tarda. Im ersten Fall nimmt Verf. pathogenetisch eine toxische 
elektive Schädigung der Endothelien durch das noch unbekannte Grippevirus an, im 
zweiten Fall, bei der Rachitis tarda, die Verf. im Gegensatz zu der allgemein herrschen- 
den Auffassung als pluriglanduläre Insuffizienz des endokrinen Systems deutet, wird 
die pathologische Veränderung am peripheren Capillarapparat zu den von der genannten 
Schädigung des endokrinen Systems sekundär abhängigen Störungen im Zellhaushalt 
gerechnet. Ein Unterschied besteht nur darin, daß das Capillarsymptom bei der Grippe 
stets gleichmäßig nachweisbar bleibt, bei der Rachitis tarda nicht. Verf. deutet dies 
dahin, daß die toxische Schädigung der Endothelzellen nur langsam reparabel ist 
und die Inkonstanz des Symptoms bei Rachitis tarda die Abhängigkeit des ‚Capillar- 
tonus‘‘ von einer zentralen, hormonalen Regulation zu beweisen scheint. H. Davidsohn. 


Harn- und Geschlechtskrankheiten. 


Corsy, F.: De la dilatation congénitale des uretöres. (Über angeborene Er- 
weiterung der Ureteren.) Journ. d’urol. Bd. 9, Nr. 3, S. 185—189. 1920. 

1 Fall (Foetus). Genaue makroskopische Beschreibung des Befundes, aus dem Verf. schließt, 
daß es sich um eine Retention infolge einer Verengerung der Utethra handelt, die zu 
Blasenhypertrophie und Ureterenerweiterung geführt hat. Wenn diese Verengerung — es 
handelte sich nur um eine relative Kaliberverminderung, die sich durch das Wachstum des 
Organismus in der Folge leicht hätte bessern können — unbemerkt geblieben wäre, hätte 
man von einer angeborenen Erweiterung der Ureteren ohne Ursache gesprochen. Nach An- 
sicht des Verf.s ist die Ureterendilatation immer sekundäre Folge einer schon bestehenden 
anderen Anomalie. ° Victor (Charlottenburg). 

Green, H.: Congenital cystic kidney: report of case. (Angeborene Cystenniere: 
Kasuistischer Bericht.) (Med. serv., Children’s hosp., Boston.) Boston med. a. surg. 
journ. Bd. 182, Nr. 24, 614—616. 1920. 

Eine bilaterale, seltene Erscheinung. Der Cysteninhalt ist gewöhnlich klar, kann ater 
blutig sein. Wenn solche Nieren von normaler Größe sind, machen sie Symptome. Bei 
vermehrter Größe erscheinen sie als „Abdominaltumoren“. Die Prognose hängt ab vom 
Ausmaß des involvierten Parenchyms. Beim Tumortypus tritt meist Tod in früher Kind- 
heit ein. Kasuistischer Beitrag: 2jähriges Mädchen; vom 8. Lebensmonat an Anfälle von 
Blauwerden, besonders morgens während Defäkation; stridoröse, erschwerte Atmung. Intra 
vitam wurde Trachealstenose durch Thymusdruck angenommen. Röntgenbestrahlungen des 
Thymus. Im Urin Eiweiß und zerfallene Eiterzellen. Obduktionsbefund an Nieren: 
Fötale Lappung, Erweiterung der Nierenbecken und der Ureteren (2 om Durchmesser), 
chronische Cystitis. Husler (München). 


Zappert, J.: Enuresis und Myelodysplasie. Wien. klin. Wochenschr. Jg. 33, 
Nr. 22, S. 463—469. 1920. 
Eine auf Literaturstudien und auf reichen eigenen Erfahrungen fußende Kritik 
der von A. Fuchs aufgestellten Annahme, eine Myelodysplasie (als Folge einer Spina 
bifida occulta) verursache in den meisten Fällen die Enuresis, führt den Autor zu 
folgenden Schlüssen:+Es besteht weder ein anatomischer noch ein klinischer Beweis 
für das Vorhandensein einer Entwicklungsstörung des Rückenmarkes bei der Enuresis. 
Die als Beweis für das Bestehen einer Myelodysplasie angeführten klinischen Merk- 
male sind zum Teil einfache Degenerationserscheinungen, zum Teil graduelle Varia- 
tionen häufig vorkommender Befunde, die einen Schluß auf eine Schädigung des 
Rückenmarkes nicht zulassen. Spaltbildungen der Wirbelsäule im Lumbosakral- 
segment sind bei Enuresis recht häufig anzutreffen. Dieser Befund beweist aber nur 
das Vorhandensein einer „Spina bifida occulta‘‘ im Sinne der Röntgenologen, ohne 
einen Schluß auf eine Rückenmarkserkrankung, eine „Spina bifida occulta‘ im Sinne 
der Neurologie zuzulassen. Diese Spaltbildungen der Wirbelsäule haben lediglich 
die Bedeutung eines Degenerationssymptoms im Bereiche der unteren Körperhälfte 
und stehen auf derselben Stufe wie andere bei Enuretikern oft vorkommende Ano- 
malien im Bereiche des Urogenitalapparates und der unteren Extremitäten. Es handelt 
sich also bei der Enuresis um eine rein funktionelle Erkrankung, wobei die Auffassung 
einer segmentalen Minderwertigkeit im Sinne Adlers durch die als Merkmale der 
Myelodysplasie angegebenen Symptome eine Stütze erfährt. Neurath (Wien).“, 


— 363 — 


Denyer, Stanley E.: Diurnal enuresis in a child: treatment with galvanism. 
(Enuresis diurna; Behandlung mit Galvanisation.) Brit. med. journ. Nr. 310%, 
8. 795. 1920. 

Im Anschluß an Masern trat bei einem 5jährigen Kinde eine nur tagsüber sich zeigende 
Pollakurie auf; der kleine Patient mußte alle 5 Minuten Wasser lassen. Eine l4tägige Behand- 
lung mit steigenden Dosen von Belladonna und eine weitere einwöchentliche Behandlung 
mit Belladonna und Lykopodium besserten den Zustand insofern etwas, als die Pausen zwischen 
den Miktionen allmählich auf 20 Minuten anstiegen. Da ein weiterer Fortschritt nicht zu 
erzielen war, wurden kleine Dosen Eisen gegeben und die Blasengegend 10 Minuten lang 
galvanisiert. Nach der ersten Anwendung des elektrischen Stromes Verlängerung der Pausen 
auf 1 Stunde, nach der zweiten auf 21/, Stunden. Innerhalb zweier Monate nach Abschluß 
der Behandlung war kein Rückfall vorgekommen. Eitel. 


Erkrankungen ‘des Nervensystems. 


Pedrazzini, Francesco: Sugli idrocefali congeniti da alterazioni delle piccole 
arterie e sull’ origine del liquido cefalorachidiano. (Über angeborene Wasserköpfe 
als Folgen von Veränderungen der kleineren Arterien und über die Herkunft des 
Liquor cerebrospinalis.) (Ist. anat.-patol., osp. magg., Milano.) Policlinico, sez. 
prat. Jg. 27, H. 19, S. 523—531. 1920. 

Die Begriffe des primären, des idiopathischen, des essentiellen Hydrocephalus 
müssen sich nicht decken. Beweis hierfür ist die nicht zu seltene Beobachtung, daß 
dem enormen angeborenen Wasserkopf, als sekundärer Erscheinung ein Fehlen des 
Foramen Magendii und ähnliche Befunde pathogenetisch zugrunde liegen können. 
Die wichtigste Ursache ist immer eine Störung im Entstehen und Kreislauf der Cerebro- 
spinalflüssigkeit. Diese wird von den arteriellen Gefäßen produziert und gelangt in 
die Ventrikel und den ganzen Umkreis des Anachnoidealsackes, somit in jede Partie 
des Zentralnervensystems. Unter dem Einfluß des Blutdruckes filtriert der Liquor 
in das perivasculäre Lymphnetz und von den lymphgefäßfreien Capillaren direkt an 
die Nervensubstanz. Der elastische Duraldruck preßt weiter die Flüssigkeit in die 
unter geringerem Drucke stehenden Venen. Jede Änderung des Blutdruckes ändert 
auch die Liquorzirkulation. Eine pathologische Vermehrung des Liquors muß vor 
allem eine Untersuchung der Hirngefäße als der wahrscheinlichen Krankheitsquelle ver- 
anlassen. Eine Untersuchung dieser Art wurde an 4 Fällen von Hydrocephalus vor- 
genommen. Das Ependym der Ventrikel war in 2 Fällen chagriniert, samtartig, in 
2 Fällen zart. In allen Fällen bestand eine Form- und Verlaufsänderung der kleinen 
Arterien, sie zeigten Zeichen von Filtration und Diffusion, Vermehrung ihrer Zahl, 
infolgedessen abundante Liquorproduktion. Eine Liquorsekretion seitens des Epen- 
dyms muß trotz der Ansicht, die kleinen Arterien produzieren die Flüssigkeit, nicht 
prinzipiell geleugnet werden, es wäre nur zwischen Sekretion und Filtration zu unter- 
scheiden, ähnlich wie bei der Nierenfunktion (Filtration der Glomeruli, Drüsentätig- 
keit der Tubuli). Neurath (Wien). 

Fabris, Stanislao: Un caso di meningite da streptotrichea. (Ein Fall von 
Streptothrix-Meningitis.) (Istit. di clin pediatr., univ., Napoli.) Pediatrid Jg. 28, 
H. 11, S. 504—506. 1920. 

Bei einem 9 Monate alten Kinde, in dessen Familienanamnese (Mutter zeigte 
positiven Wassermann) sich Lues fand, traten im Verlaufe einer Bronchopneumonie 
ausgesprochene Meningitis-Symptome auf. Die Lumbalpunktion förderte unter er- 
höhtem Drucke stehende, konstant Leptothrix enthaltende Flüssigkeit von leichter 
leukocythischer Reaktion. Keine Obduktion. Neurath (Wien). 


Špišič, B.: Zentrale infantile Lähmung und deren Behandlung. (Orthopäd. 
Anst. Zagreb.) Liječnički Vijesnik Jg. 42, Nr. 1—2, S. 1—22. 1920. (Kroatisch.) 

Vorstellung und genaue Beschreibung eines Littleschen Falles. Als auslösende 
Ursache werden am häufigsten die cerebralen Blutungen angeführt, die vor der Ge- 
burt, während derselben und extrauterin entstehen können. Die Mannigfaltigkeit der 
Fälle wird hauptsächlich durch die quantitativ verschieden ausgebildeten spastischen 


— 364 — 


Krämpfe und durch die Veränderung der Intensität der einzelnen Symptome bedingt. 
Die oft zugleich vorkommende Intelligenzverminderung steht in keinem Verhältnis 
zur Intensität der Krämpfe. Einteilung der Erkrankung in eine infantile Hemiplegie 
und eine infantile Diplegie. Die Epilepsie ist die unangenehmste Begleiterkrankung. 
Die durch die Spasmen der Oberschenkelmuskulatur oft verursachte Luxatio coxae 
wird genau besprochen. In vorliegendem Falle besteht eine beiderseitige Luxatio 
coxae, die vermutlich im 12. Lebensjahre entstanden, und coxa valga. Die ortho- 
pädische Therapie hat zu erzielen: 1. die Beseitigung oder Verminderung der Krämpfe; 
2. Kräftigung der paretischen Muskulatur und 3. Vorbeugung evtl. Beseitigung schon 
vorhandener Kontrakturen. Verf. steht auf dem Standpunkte, daß die Förstersche 
Operation nicht das einzige Mittel zur Beseitigung der Krämpfe ist. Die orthopädische 
Therapie — Heißluft, Massage, aktive und passive Übungen — führt sehr oft zu be- 
friedigenden Resultaten. Myotomie bzw. Tenotomie sind die ältesten und gleichzeitig 
auch die besten Methoden. Bei der Achillotenotomie wird die Gefahr der Entstehung 
eines pes calcaneus besprochen. Vorstellung eines solchen Falles. Die Anwendung der 
bekannten operativen Methoden am Nerven selbst, die eine Verminderung bzw. Be- 
seitigung der Spasmen bezwecken, sollen, nach Verf.s Meinung, den letzten therapeu- 
tischen Versuch bilden; dies wird besonders wegen der Gefahr des Eingriffes für die 
Förstersche Operation verlangt. Kolin (Zagreb). ®_ 

“ Kirmitton, E.: Un cas de spina bifida latéral. (Fall von Spina bifida lateralis.) 
Rev. d’orthop. Jg. 27, Nr. 2, S. 181—183. 1920. 

Beschreibung eines 2 monatlichen Kindes, das in der rechten Regio lumbo-sacralis eine 
typische Spina bifida aufwies. Entsprechend dem Tumor bestand eine stark nach links konvexe 
Skoliosis der Lendenwirbel. Die Muskulatur des rechten Beines war atrophisch, auf der Höhe 
des linken Kniegelenkes waren zwei Narben vorhanden, eine dritte war mit dem rechten Tro- 
chanter verwachsen. Lazarraga (Malaga ).CE_ 

Marinesco, G. et C. Tretiakoft: Étude histo-pathologique des centres nerveux 
dans trois cas de maladie de Friedreich, (Histopathologische Untersuchungen des 
Zentralnervensystems in 3 Fällen von Friedreichscher Krankheit.) Rev. neurol. 
Bd. 36, Nr. 2, S. 113—131. 1920. | 

In 3 Fällen von Friedreichscher Krankheit fanden sich vornehmlich Entartungen 
der Hinterstränge, der Pyramidenseitenstränge und der Flechsigschen und Gower- 
schen Bündel, Ausfälle in den Zellen und Fasern der Hinterhörner und der Clarke- 
schen Säulen, daneben noch Volumenverminderungen des Kleinhirns und Entzündungs- 
herde in der Großhirn- und Kleinhirnrinde mit Neigung in die weiße Substanz vorzu- 
dringen. Das pathologisch-anatomische Substrat der Friedreichschen Krankheit 
wird in den ersterwähnten Ausfällen im Rückenmark gesehen, in einer Entwicklungs- 
hemmung jener Bahnen, die primär die Kollateralen und die Reflexbahnen der hinteren 
Wurzeln ergreift. Hierin liegt der vornehmlichste Unterschied dieser Hinterstrang- 
'erkrankung gegenüber jener bei Tabes. Es handelt sich bei der Friedreichschen 
Krankheit um eine angeborene Mark- und Achsenzylinderunterentwicklung in den 
obengenannten Rückenmarkssystemen. Die Kleinhirnerkrankung ist im wesentlichen 
abhängig von der Rückenmarkserkrankung. Für die herdförmigen Störungen von zum 
Teil deutlich entzündlichem Charakter muß wohl noch eine besondere toxische Noxe 
angenommen werden. A. Jakob (Hamburg).“, 

Fonzo, Ferdinando: Due casi di paralisi del radiale di origine malarice. 
(Zwei Fälle von Radialislähmung als Folgen von Malaria.) (Istit. di clin. pediatr., 
univ., Palermo.) Pediatria Jg. 28, H. 11, S. 497—503. 1920. 

Bei 2 Kindern, einem 7jährigen und einem 12jährigen, bestand eine typische 
Radialislähmung. Malaria als ätiologisches Moment ließ sich durch die sicheren Sym- 
ptome (Fieberverlauf, Milztumor) erweisen. Neurath (Wien). 

Bolten, H.: Die sogenannten Vagusneurosen. Nederlandsch tijdschr. v. geneesk. 
Jg. 64, Nr. 24, S. 2138—2143. 1920. (Holländisch.) 

In einer kurzen Abhandlung über Vagusneurosen lenkt Bolten die Aufmerksam- 


— 365 — 


keit auf den Sympathicus, der für die Entstehung der Neurosen von der allergrößten 
Wichtigkeit sein soll. Die primäre Ursache sucht er in einer angeborenen Hypotonie 
des sympathischen Nervensystems, derzufolge sekundäre Erscheinungen entstehen 
können, für welche ein erhöhter Vagustonus verantwortlich gemacht werden muß. 
Auf Grund seiner Theorie verwirft er den Namen „Vagusneurose“. van de Kasteele. 

Lo „spasmus nutans“ dei bambini. (Der „Spasmus nutans‘‘ der Kinder.) 
Rif. med. Jg. 36, Nr. 23, S. 527. 1920. - 

Kurze Übersicht über Symptomatologie, Frequenz und die variierenden ätiolo- 
gischen und pathogenetischen Hypothesen des Spasmus nutans, für dessen Benennung 
der „stoßBweise Tremor des Kopfes mit Nystagmus‘“ (nach Hermann) bevorzugt wird. 


Neurath (Wien). 
Erkrankungen des Auges. . 


Gérard, G.: De l’eetopie congénitale des points lacrymaux inférieurs. (Die 
angeborene Ektopie der unteren Tränenpunkte.) Cpt. rend. des séances de la soc. 
de bial. Bd. 83, Nr. 16, S. 687—688. 1920. 

Die Ektopie der unteren Tränenpunkte ist angeboren, doppelseitig und mit Tränen- 
laufen verbunden. Sie liegt 5—6 mm von der inneren Commissur entfernt und ist nach 
vorn und außen gerichtet. Die Behandlung erfolgt durch eine kleine Incision von 
vorn nach hinten parallel dem Lidrande mit nachfolgender Katheterisierung. 

F. Hofstadt (München). 

Niederegger, E.: Ein klinischer Beitrag zur Kenntnis seltener angeborener 
Irisanomalien (schlitzlörmige Pupillenform und Verlagerung der Pupille). (Univ.- 
Augenklin., Innsbruck.) Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 64, Junih., S.811—817. 1920. 

Der Verf. beschreibt einen Fall von angeborener doppelseitiger Irisanomalie, die auf dem 
rechten Auge in einer Ektopie und ausgesprochenen Schlitzform besteht, während auf dem 
linken Auge bei ausgesprochener Ektopie die Schlitzform für gewöhnlich nur angedeutet ist 
und erst bei starker Belichtung mehr in Erscheinung tritt. Das rechte Auge weist im Pupillen- 
bereich ein eigentümlich straffes fibrilläres Gewebe auf, ein mit der Pupillarmembran zusam- 
menhängender derber Strang zieht vom lateralen Pupillenrand bis in die angrenzende Kammer- 
bucht. Im linken Auge ist lateral im Kammerwinkel nur ein kleiner glasiger Wulst, der mit 
der Iris im Zusammenhang zu stehen scheint, wohl das einzige Überbleibsel einer solchen 
strangförmigen Verbindung. Auf solche abnorme Strangbildungen führt der Verf. die Ent- 
stehung der Ectopia pupillae zurück. In anderen Fällen von Spaltform der Pupille findet 
man Hornhauttrübungen am temporalen und medialen Rande der schlitzförmigen Pupille, 
die vielleicht den Ansatzstellen früherer Stränge entsprechen. Salzberger (München). 

Schürmann, Roman: Die Vossiussche Ringtrübung. (Ein kasuistischer Bei- 
trag.) (Univ.-Augenklin., Zürich.) Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 64, Junih., 
S. 807—811. 1920. 

Bei einem Knaben, der ein Trauma am Auge erlitten hatte, konnte der Verf. 
mit dem Cornealmikroskop und der Gullstrandschen Spaltlampe nachweisen, daß 
die Vossiussche Ringtrübung — ein Phänomen, das nur bei Jugendlichen auftritt — 
ihre Entstehung lediglich einer Auflagerung auf der Linse verdankt und nicht einer 
Schädigung der Kapsel, des Epithels oder der Linsensubstanz selbst. Er hält die 
Trübung für Pigment, das an der Linsenkapsel gleichsam abgestreift wird, wenn infolge 
der Druckerhöhung durch das Trauma der Pupillenrand an die Linsenoberfläche gepreßt 
wird und darauf schürft. Salzberger (München). 

Rath, Julius: Über Liquoruntersuchungen bei Augenaffektionen. (Augenklin., 
Göttingen.) Graefes Arch. f. Ophthalmol. Bd. 102, H. 1/2, S. 98—121. 1920. 

Aus der reichen Kasuistik der Arbeit seien nur die 4 jugendliche Individuen 
betreffenden Fälle genannt: 


13jähr. ©, mit Lues congenita, Keratit. parenchym. dupl. und absolute Pupillenstarre. 
Liquor: klar, Pandy negativ, Nonne-Apelt schwach positiv, Lymphocyten im ccm 8, WaR 
negativ. WaR im Blut positiv. — 12jähr. Q. Stauungspapille beiderseits im frischen Stadium, 
Abducensparese links. Sehschärfe beiderseits = 1,0. Parazentrales Skotom. Liquor: klar, 
330 mm- Druck, Pandy und Nonne-Apelt positiv, Lymphocyten im ccm 1, WaR in Liquor 
und Blut negativ. Neurologisch: gesteigerte Reflextätigkeit. Nach !/, Jahr ophthalmoskopi- 


— 366 — 


scher Befund normal. Völlig beschwerdefrei, Vergrößerung des blinden Fleckes. — 12jähr. Q. 
Stauungspapille beiderseits, frischeg Stadium. Meningitis serosa? Später links temp. 
Abblassung; Heilung. Beiderseits Sehschärfe = 1,0. Liquor: klar, Druck 200 mm, Nonne- 
Apelt positiv, Lymphocyten 41. WaR negativ. Neurologisch: ohne Befund. Später völlige 
Heilung. — 12jähr. ©. Angeborene Papillenanomalie beiderseits. Ungewöhnliche Super- 
traktion. Liquor: klar. Druck 150 mm. Lymphocyten 2. WaR negativ. Dollinger. 


Erkrankungen des Gehörorgans. 


Mygind, S. H.: Fall chronischer Mittelohrvereiterung mit epiduralem Absceß 
über der motorischen Region. Hospitalstidende Jg. 63, Nr. 21, Dänische oto-laryngol. 
Ges. S. 61. 1920. (Dänisch.) 

lljähriger Junge. Zunächst ganz vage Gehirnsymptome. Temporallappen wurden 
bloßgelegt. Befund negativ. 8 Tage später einseitige Krämpfe am Arm. Nochmalige Trepa- 
nation über der motorischen Region, wobei eine große subdurale Eiteransammlung festgestellt 
wurde. Nach anfänglicher Besserung Exitus 18 Tage nach der letzten Operation. Sektion: 
Encephalitis, Meningitis basalis suppurativa mit Pyencephalon. Kein Zusammenhang zwischen 
dem subduralen Absceß und einer gleichzeitig bestehenden Mittelohrentzündung konnte fest- 
gestellt werden. | Ylppö (Charlottenburg). 

Borries, G. V. Th.: Labyrinthitis mit endokranieller Komplikation. Hospitals- 
tidende Jg. 63, Nr. 16, S. 37—39. 1920. (Dänisch.) 

Bei einem 13jährigen 'Knaben entwickelte sich nach einer linksseitigen Otitis media ac. 
eine Labyrinthitis. Radikaloperation brachte das Fieber nicht ganz zum Verschwinden. Nach 
einigen Tagen verschlimmerte sich der Allgemeinzustand, Erbrechen, Aphasie und Zuckungen 
im linken Facialis traten auf. Es wurde jetzt Craniotomia media gemacht, wobei ein gespann- 
tes, aber im übrigen normales Duragewebe entblößt wurde. Beim Durchschneiden entleerte 
sich Cerebrospinalflüssigkeit unter starkem Druck. Eiter wurde weder bei der Resectio laby- 
rinthi noch beim Einschneiden in verschiedenen Richtungen in den Temporallobus gefunden. 
Lumbalpunktion gab eine blutige, sterile Flüssigkeit ohne Vermehrung der Leukocyten. Nach 
der Operation trat Unruhe, Fieber und rechtsseitige Hemiplegie auf. In wenigen Wochen besserte 
sich aber erstaunlicherweise der Zustand und vollständige Genesung trat ein. Es kann sich dem- 
nach aller Wahrscheinlichkeit nach nicht um einen cerebralen oder subduralen Absceß ge- 
handelt haben, sondern um eine otogene Encephalitis. Wernstedt (Malmö). 


Erkrankungen der Bewegungsorgane. 


Nuzzi, 0.: L’assenza congenita della tibia e le deformità relative. (Der kongenitale 
Tibiadefekt und die damit verbundenen Mißbildungen.) (Istit. Riszoli, Clin. ortop., 
unw., Bologna.) Chirurg. degli org. di movim. Bd. 4, H. 2, S. 164—196. 1920. 

Zusammenstellung von 81 Fällen aus der Literatur. Ätiologisch nehmen die einen 
Keimschädigung, die andern intrauterine Traumen an; auch Lues und Alkoholismus 
werden beschuldigt. Die Hauptsymptome sind dauernde hochgradige Beugungs- 
stellung des Unterschenkels, schwere Spitzklumpfußstellung, mehr oder weniger aus- 
gesprochene Luxation des Wadenbeins. Die Behandlung ist eine plastisch-chirurgische, 
auch Stützapparate kommen in Betracht. 3 eigene Beobachtungen mit Wiedergabe 
der Krankengeschichten und Abbildungen. Künne (Steglitz). 

Schenk, Paul und Ernst Mathias: Zur Kasuistik der Dystrophia musculorum 
progressiva retrahens. (Med. Klin. u. pathol.-anat. Inst., Univ. Breslau.) Berl. klin. 
Wochenschr. Jg. 57, Nr. 24, S. 557—558. 5920. 

15jähr. Junge. Familienanamnese o. B. Kann seit 1 Jahr nicht mehr gut mit den Fuß- 
sohlen auftreten, ermüdet leicht. Atrophie der Mm. Pector. maj. und min., Latiss. dors., 
Brustteils des Trapez., Deltoid. u. Serrat. ant. (Scapul. alat.) beiderseits, geringe Atrophie 
beider Triceps sowie des rechten Biceps. Schrumpfung des linken Bic., ferner Atrophie des 
Iliopsoas, Glut. max., med. u. min., der Adduktoren und des Quadric. fem. Starke Schrumpfung 
der Wadenmuskul. beiderseits. — Zehengang. Elektrische Erregbarkeit herabgesetzt, keine 
Ea.R. Exzidiertes Stück aus rechtem Gastrocnemius: Im Längsschnitt keine Querstreifung 
der Fasern erkennbar, diese selbst etwas verdickt und in ihrer Kontinuität von Bindegewebe 
durchbrochen. Stellenweise dieses von entzündlichem Charakter: gefäßreich mit zahlreichen 
perivaskulären Fibroblasten. Querschnitt: Ganze Gruppen von Muskelzellen, deren Durch- 
messer verschieden sind, von Bindegewebsmassen umfaßt. Sarkoplasma, Kerne o. B. 


Da Patient Makroglossie und idiopathische Herzhypertrophie (von His schon 
früher beobachtet), sowie gewisse Anomalien in dem Verhalten der Drüsen mit innerer 


— 367 — 


Sekretion (Schilddrüse vergrößert, Thymus persistens (?), Iymphatischer Rachenring, 
Hautpigmentationen und Lymphocytose) aufwies, neigen Verff. zu der Ansicht, daß 
der muskeldystrophische Prozeß als eine Begleiterscheinung der Anomalien in der 
Entwickelung der innersekretorischen Drüsen aufzufassen sei. Dollinger. 

Coenen, Freia u. H. J. J. Blauwkuip: Die Alban-Köhlersche Krankheit. 

Poliklin. f. inn. Kınderkrankh. v. Prj. Dr. de Bruin u. Röntgeninst. v. Prf. Dr. Wert- 
heim Salomonson, Amsterdam.) Nederlandsch tijdschr. v. geneesk. Jg. 64,.Nr. 24, 
S. 2131—2138. 1920. (Holländisch.) 

Anläßlich eines von ihnen beobachteten Falles bei einem 6jährigen Jungen, bei 
welchem Schmerzen beim Laufen bestanden und bei welchem die Röntgenuntersuchung 
eine Abweichung des Os naviculare in einem sonst normalen Fußskelett ergab, besprechen 
die Verff. diese Krankheit. In ihrem Fall war der Schatten des Os naviculare intensiver 
als der der anderen Skeletteile. In sagittaler Richtung war der Schatten bis auf die 
Hälfte verkleinert, die Kontur war schartig, von Knochenstruktur war nichts wahr- 
nehmbar. Nach Besprechung der Litteratur und der verschiedenen darin angegebenen 
Ätiologien glauben die Verff. dieses Leiden nicht zu den Knochenbrüchen des Os navi- 
culare pedis zählen zu dürfen. Sie wollen diese Krankheit als Kinderkrankheit auf- 
fassen; die Ursache suchen sie in einer Entwicklungsstörung des Os naviculare in der 
Periode, in der der Knorpel zum Knochen umgebildet wird. Wir würden also mit einem 
zeitweisen Entwicklungsstillstand zu tun haben, der ganz innerhalb der Zeit der nor- 
malen Knochenkernentwicklung fällt. van de Kasteele (den Haag). 


Erkrankungen durch äußere Einwirkung. 
e Lewin, L.: Die Kohlenoxydvergiftung. Ein Handbuch f. Mediziner, Tech- 


niker u. Unfallrichter. Berlin: Juliue Springer 1920. IX, 369 S. u. 1 Tfl. M. 60.—. 
“ Umfangreiches, nicht ausschließlich für Mediziner bestimmtes Werk, von dem 
Verf. — wie er selbst im Vorwort betont — hofft, daß es für viele Jahrzehnte ‚‚die 
umfassendste Darstellung des so weitschichtigen, praktisch bedeutungsvollsten Objektes 
der Toxikologie‘‘ bleiben wird. — Den Pädiater interessiert besonders, was in dem 
Kapitel: „Die Rolle der Individualität in der Vergiftung durch Kohlenoxyd“ über das 
Verhalten der Kinder gegenüber der CO-Vergiftung gesagt wird. Verf. tritt hier der 
verbreiteten Ansicht entgegen, daß Kinder leichter und schneller dem Gase unterliegen, 
als Erwachsene. Es gibt mindestens ebenso viele Vorkommnisse, die das Gegenteil 
beweisen. Er teilt selbst 5 Fälle mit, in denen die zum Teil noch im Säuglingsalter 
stehenden Kinder die CO-Vergiftung besser überstanden, als zusammen mit ihnen 
vergiftete Erwachsene. Das Kindesalter kann also nach keiner Richtung hin als prä- 
disponiert angesehen werden. Von den zahlreichen interessanten Kapiteln seien nur 
noch besonders hervorgehoben, aus dem allgemeinen Teil „Die Geschichte der Kohlen- 
oxydvergiftung‘‘, aus dem klinischen Teil ‚Die spezielle Symptomatologie“ und ‚Die 
Behandlung der Kohlenoxydvergiftung‘“. Victor (Charlottenburg). 
Berg: Blausäurevergiftungen durch Fahrlässigkeit des Kammerjägers. Zeitschr. 


f. Medizinalbeamte Jg. 33, Nr. 11, S. 197—200. 1920. 

Drei Fälle: 14jähr. Mädchen und 5 und 7 Jahre alte Kinder. Zimmerentwanzung durch 
Blausäure. Der Kammerjäger verlangte danach nur Offenlassen der Fenster, gestattete aber 
sofortige Benutzung der durchgasten Zimmer. Kein auffallender Geruch. Alle Kinder gingen 
zur gewohnten Zeit schlafen, erbrachen nachts und wurden am Morgen bzw. noch in der Nacht 
tot in ihren Betten gefunden. Kein spezifischer Obduktionsbefund, auch kein Blausäure- 
geruch der Leichen. — Vorschläge zur Abhilfe. Victor (Charlottenburg). 


Spezielle Pathologie und Therapie der Geschwülste. 


Durand: Kyste cong&nital dermoide et mucoide de la région carotidienne. 
(Kongenitale Dermoid- und Mucoidcyste in der Carotisgegend.) Lyon med. Bd. 129, 
Nr. 12, S. 527—528. 1920. 


24jähriges Mädchen. Seit Geburt kleiner Tumor in linker Carotisgegend an der Grenze 
der Parotis. Keine subjektiven und objektiven Beschwerden. 2 Lappen, jeder von Walnuß- 


— 368 — 


größe, durch schmale Brücke verbunden. Deutliche Fluktuation von einer zur anderen 
Tasche. — Operation. Typische Dermoidcyste wenig Flüssigkeit enthaltend. — Ursprung: 
Sicher branchiogen. Dollinger (Charlottenburg). 

Knewitz, 0. W.: Adeno-carcinoma of the ovary in a five year old girl. 
(Adenocareinom des Ovariums bei einem 5jährigen Kind.) Illinois med. journ. 
Bd. 37, Nr. 6, S. 407—408. 1920. 

Bemerkenswert an dem Fall ist, daß das Kind im Alter von 2 Jahren zu menstruieren 
begann und eine zunehmende Entwicklung der Brustdrüse aufwies. Die Menstruation stellte 
sich in ziemlich regelmäßigen Intervallen ein und war von starken Leibschmerzen begleitet. 
Dazwischen fühlte sich das Kind völlig wohl. Operative Entfernung der Geschwulst. Heilung. 

Lust (Heidelberg). 


Allgemeines. 
(Lehrbücher, Handbücher, Populärmedizinisches.) 


© Birk, Walter: Leitfaden der Kinderheilkunde für Studierende und Ärzte. 
Erster Teil: Säuglingskrankheiten. Vierte, verb. Aufl. Bonn: A. Marcus u. E. Weber 
1920. XII, 269 S. M. 15.—. 

Das Buch Birks ist in kurzer Zeit in 4. Auflage erschienen, ein Zeichen dafür, 
wie außerordentlich das Bedürfnis nach solchen kurz gefaßten Lehrbüchern vorhanden 
ist. In knapper, eindringlicher, leicht verständlicher Fassung gibt Verf. einen guten 
Überblick über die Physiologie und Pathologie des Säuglingsalters, wobei im wesent- 
lichen ganz die Auffassung seines Lehrers Czerny dominiert. Es tritt dies nicht nur 
bei der Einteilung der Ernährungsstörungen hervor — schließlich hat jede Einteilung 
mit mehr oder weniger großen Schwierigkeiten zu rechnen und keine meistert dieses 
Problem völlig — als vielmehr in vielen anderen kleineren und größeren Kapiteln. 

Sehr kurz kommen freilich bei den Ernährungsstörungen die echten enteralen Infek- 
tionen weg, die Birk, wie es scheint, nur für die Neugeborenenzeit anerkennen möchte, 
und selbst die echte Ruhr behandelt er in wenigen Zeilen in dem Kapitel ‚seltenere 
Infektionskrankheiten“. Wir halten die Ruhr und die ruhrartigen Erkrankungen des 
Säuglingsalters für ein so wichtiges klinisches Kapitel der akuten Ernährungsstörungen, 
daß wir darauf ganz besonderes Gewicht legen möchten. Freilich ist zuzugeben, daß 
es ätiologisch nichts weniger als geklärt ist und seine klinische Umgrenzung noch nicht 
feststeht. Daß wir noch manche andere Wünsche hätten, liegt auf der Hand. Doch 
sollen diese kritischen Bemerkungen den Wert des Buches nicht herabsetzen. Denn 
es ist selbstverständlich, daß die Schule, die persönliche Erfahrung des einzelnen 
oft ein anderes Bild gewinnen lassen, und es ist in einem kurzen Lehrbuch nicht mög- 
lich, Streitfragen zu behandeln. Das Buch ist außerordentlich anregend, klar geschrieben 
und wird seinen Zweck, dem Studenten Anregungen und Anleitungen in der Erkennung 
und Behandlung der Säuglingskrankheiten zu geben, voll und ganz erfüllen. Rietschel. 

© Luerssen, Arthur: Merkbüchlein z. Mutter- und Säuglingspflege. 4te, völl. 
umgearb. Aufl. hrsg. v. Martin Vogel. Dresden-N.: Dtsch. Verlag f. Volkswohl- 
fahrt. 1920. 32. S. M. 1.—. 

Sehr gehaltvolles populäres Schriftchen, das auf 27 Seiten in knappester, dabei 
außerordentlich klarer Form der Mutter Ratschläge vom Eintritt der Schwanger- 
schaft bis zum Ende des Säuglingsalters gibt. Der größte Nachdruck ist wie billig auf 
die Notwendigkeit des Stillens gelegt. Der Abschnitt über künstliche Ernährung ist 
wohl mit Absicht kurz gehalten, da die Mutter sich in diesem Falle besser Rat in der 
Fürsorgestelle als in Büchern holt. Für die Empfehlung der Milchverdünnungen in 
der Tabelle S. 18 dürfte die Mutter in unserer Zeit der fettarmen Milch dem Autor 
nicht dankbar sein. Das Schriftchen geht in vortrefflicher Weise auch auf die Erziehung 
des Säuglings ein. Andreas Wetzel (Charlottenburg): 

Langstein, L.: Kinderheilkunde und Säuglingsschutz. Zeitschr. f. Säuglings- 
u. Kleinkinderschutz Jg. 12, H. 5, S. 209—214. 1920. 

Vgl. dieses Zentralblatt Bd. 9, S. 240. 1920. 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 9 S. 369—416 





Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 
Allgemeinen. und Pflege). 


e Höber, Rudolf: Lehrbuch der Physiologie des Menschen. 2. durchges. Aufl. 
Berlin: Julius Springer 1920. VIII, 554 S. M. 38.—. 

In weniger als einem Jahr ist eine neue Auflage notwendig geworden. Der Umfang 
des Buches hat sich gegen früher kaum verändert, inhaltlich hat es einige Umarbeitungen 
und Zusätze erfahren. Das Buch richtet sich an die werdenden und im Beruf stehenden 
Ärzte. Es ist in einem Guß geschrieben und in besonderem Maße dazu geschaffen, 
ın einem Zug von Anfang bis zu Ende gelesen zu werden. Dann wird die Lektüre, 
wie der Verf. in seinem Vorwort zur ersten Auflage es gewünscht hat, einem erfrischenden 
Ritt durch ein reizvolles Gelände vergleichbar. Den schon vielerorts gewürdigten 
inneren Vorzügen des Buches stellen sich auch bei dieser 2. Auflage die äußeren eines 
vorzüglichen Druckes auf sehr gutem Papier zur Seite. Unter Verwertung der neuesten 
Arbeiten und Forschungsergebnisse wird nach einer Einleitung über die Erforschung 
des Lebendigen in 18 Kapiteln die Physiologie der vegetativen Funktionen 
abgehandelt, es folgt in 16 weiteren Kapiteln die Physiologie der animalischen 
Funktionen. Ein besonders ausführliches Sachverzeichnis macht das Auffinden 
von Einzelheiten leicht. Rasor (Heidelberg). 

Rubner, Max: Der Nahrungstrieb des Menschen. Sitzungsber. der Preuß. Akad. 
d. Wiss., Berlin, Jg. 1920, 9. 10. 11., S. 341—364. 1920. 

Trotz wechselnder Nahrungsmöglichkeiten, die von’ Nation zu Nation, ja von 
Ort zu Ort, je nach Sitte und Kultur, Alter und Geschlecht, Rasse, sozialem Stand usw. 
einer Änderung unterliegen, lassen sich unter Zugrundelegung physiologischer Er- 
fahrungen über d n Nahrungsverbrauch verschiedener Bevölkerungskategorien und 
auf Grund statistischer Daten über Nahrungsproduktion, Ein- und Ausfuhr, allgemeine 
Gesichtspunkte in der Ernährung aufstellen. Verf. versucht den Nationalverbrauch 
pro Kopf und Tag zu berechnen. Danach ergeben sich selbstverständliche Abweichungen, 
aber charakteristische Unterschiede für Romanen, Germanen, Angelsachsen und Slawen 
prägen sich nicht aus. Im Mittel aus 6 Staaten (Italien, Rußland, Deutschland, Öster- 
reich, Frankreich, England) beträgt der Verbrauch: 84 g Protein, 65g Fett, 453 g 
Kohlenhydrate, insgesamt 2807 Calorien. Die Gleichmäßigkeit ist um so interessanter, 
als jeder Nation verschiedene Nahrungsquellen zur Verfügung stehen, von verschiedenen 
Zubereitungsweisen gar nicht zu reden. So bevorzugen z. B. Italiener vegetabilische, 
England animalische Kost. Verf. geht zur Erklärung vom Ruheminimum und vom 
physiologischen Eiweißminimum (Abnutzungsquote) aus. Der hohe Eiweißver- 
brauch (12%, der Gesamtcalorien, also etwa das 4fache des physiologischen Minimums) 
ist so zu verstehen, daß die nationalen Werte hauptsächlich Arbeitswerte darstellen. 
Für den meistens zwar mageren doch muskelkräftigen Arbeiter aber ist eiweißreiche 
Ernährung die günstigste. Eiweiß wird zwar nicht direkt zur Arbeit verbraucht, aber 
sekundär hängen Leistungsfähigkeit und Muskelreichtum mit der Eiweißzufuhr 
zusammen. Die triebhafte Regulation der Ernährung ermöglicht einen für Leistungs- 
fähigkeit und Gesundheit passendsten Körperzustand. Edelstein. 

Mae Clendon, J. F.: Nutrition and public health with special reference to 
vitamines. (Ernährung und Volksgesundheit mit besonderer Berücksichtigung der 
Vitamine.) Americ. journ. of the med. sciences Bd. 159, Nr. 4, 8. 477—497. 1920. 

MacCallum und Kennedy nehmen nur zwei Vitamine an, den fettlöslichen 
Faktor A und den wasserlöslichen B. A heißt auch antirachitisches und B antineuri- 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX, 24 


N 


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tisches Vitamin. Drummond nennt den antiskorbutischen Faktor den wasserlös- 
lichen Faktor C. | 

A ist reichlich enthalten in gelben Fetten tierischen U: fehlend im Schweinefett 
und in gehärteten oder erhitzten Fetten. Er fehlt in vegetabilischen Fetten, ausgenommen 
vielleicht das Fett der Erdnuß. Grasende Tiere nehmen den Faktor reichlich auf und von ihnen 
die Carnivoren. Gelbe Samen enthalten ihn reichlich. In ausgekeimtem Getreide fehlt er; 
reichlich vorhanden in Kartoffeln, Bananen, Karotten, besonders den letzteren, aber nach 
Drummond nicht Carotin. B am konzentriertesten in Samen und Eiern. Im Getreide ist es 
enthalten im Keim, nicht enthalten im Endosperm und in der Kleie, außer wenn die Kleie den 
Keim enthält. Reichlich in Hefe und tierischem Drüsengewebe, spärlich in Muskel und Milch. 
In Blatt und Wurzelgemüse spärlich. Kochen beschränkt die Quantität noch mehr. Nach 
Frazierund Stanton geht der Gehalt an Nahrungsmitteln an diesem Vitamin parallel mit dem 
Gehalt an Phosphor. Nach Voegtlin und Myers trifft dasselbe auch für den Faktor A, 
das fettlösliche Vitamin, zu. — Das antiskorbutische Vitamin ist in allem lebenden Ge- 
webe und frischer Nahrung vorhanden, besonders stark in sauren Früchten, Tomaten, Kohl 
und Rüben. Mehr oder weniger reichlich in allen frischen Gemüsen. Sehr empfindlich gegen 
‚Alkali, Erhitzen, Trocknen, Lagern bei gewöhnlicher Temperatur, daher fehlend im Getreide, 
Trocken- oder Büchsenfleisch und -gemüse, ausgenommen Büchsentomaten. Die Säure scheint 
Tomaten und saure Früchte beim Erhitzen zu schützen. In Milch in geringer Menge anwesend. 
Meerschweinchen wachsen besser bei Milch von Grünfütterung als bei Milch von Trockenfütte- 

. Bei Wintermilch eher Skorbut als bei Sommermilch. Daher erklärlich, wenn Brust- 
kinder Skorbut bekommen können, weil die Muttermilch das antiskorbutische Vitamin nicht 
enthält. — Rachitis wurde schon, ehe Funks Vorstellungen allgemein bekannt waren, von 
Miller als eine Ernährungskrankheit aufgefaßt, und der Mangel von Butterfett als die haupt- 
sächliche Ursache betrachtet. Bei genügendem Vitamingehalt der Muttermilch kann das zu 
früh entwöhnte Kind rachitisch werden. Die Fidjiinsulaner, ein sehr gut entwickelter Menschen- 
schlag, halten das Kind 3 Jahre durch Religionssatzung an der Brust und ergänzen die Mutter- 
milch, wenn sie zu spärlich wird, durch Banane. Die Häufigkeit der Rachitis unter den Negern 
ist auf die Ernährung der Mütter mit Brot und Schweinespeck zurückzuführen. Xeroph- 
thalmie, Keratomalacie oder Xerosis der Conjunctiva, die während des Krieges 
namentlich in Skandinavien, und anderen europäischen Gegenden herrschten, entstehen durch 
Mangel an antirachitischem Vitamin, wobei der Mangel wahrscheinlich größer ist, als er zur 
Herbeiführung der Rachitis zu sein braucht. Pellagra verdankt ihre Entstehung wahrschein- 
lich nicht dem Mangel, sondern nur dem Mindergehalt eines Nährbestandteils sei es eines 
Vitamins oder einer Aminosäure oder beider. — Die Abnahme des Milchverbrauchs in der 
Bevölkerung ist zu bedauern. Frische grüne Gemüse sind kein genügender Ersatz für Milch, 
Weizen oder Roggen, gesproßt bis Zollänge und in Wasser 70° erhitzt, um die Stärke zu 
gelatinieren, bildet eine billige und nicht unangenehm schmeckende Quelle für Vitamine. 
Ausführliches Literaturverzeichnis. H. Salomon (Wien).“ 


Maignon, F.: Röle des graisses dans la nutrition. (Die Rolle der Fette in der 
Ernährung.) Ann. de med. Bd. 7, Nr. 4, 8. 280—300. 1920. 

Die teilweise referierende, teilweise sehr stark ins Hypothetische sich verlierende 
Arbeit enthält eine Reihe interessanter eigener Beobachtungen bei Ernährungsversuchen 
an Hunden und Ratten. Versuchsprotokolle fehlen. Die Ernährung mit reinen Eiweiß- 
stoffen führt beim Fehlen von Fetten bei den genannten Tieren zu toxischen Erschei- 
nungen. Die Tiere sterben ausnahmslos bei reiner Eiweißdiät, die Ratten mehr unter 
dem Bilde einer akuten Wirkung auf das Nervensystem, die Hunde unter degenerativen 
Veränderungen am Parenchym der großen Drüsen bzw. unter einer „Arteriosklerose 
des Myokards“. Die erstgenannte Vergiftung ist in ihrer Intensität jahreszeitlich 
bedingt. Im Mai und Oktober sterben die Ratten in 3—5 Tagen an Ovalbuminver- 
giftung, im Sommer und Winter ist der Verlauf subakut und von größerer Einbuße 
an Körpergewicht begleitet als in den kritischen Jahreszeiten. Unter Bezugnahme auf 
die Arbeiten von Labb é, Violle, Hugouneng und Morel, die die klinischen Er- 
scheinungen der disbetischen Acidose als Polypeptidvergiftung deuten, wird auch hier 
eine Vergiftung durch Eiweißabbauprodukte angenommen. Die jahreszeitlichen 
Schwankungen in der Empfindlichkeit gegen solche Produkte sollen die jahreszeitliche 
Verteilung der arthritischen Erkrankungen (Ekzem, rheumatismale Erkrankungen) 
bedingen. Der Gesamtstoffwechsel ist ebenfalls jahreszeitlichen Schwankungen unter- 
worfen, die Beziehungen zu den Infektionskrankbeiten haben. — In der Nahrung 
gereichtes Fett, aber nicht Stärke, entgiftet die Eiweißnahrung. Um Fett zu bekommen, 


— 371 — 


zieht der nur mit Eiweiß genährte Organismus seine Fettreserven aufs äußerste heran. 
Ist er fettfrei geworden, dann soll das Nahrungseiweiß unverwertbar werden. Es 
bestehen Unterschiede in der Wirkung verschiedener Eiweißstoffe auf die Ratte, 
worüber die folgende Übersicht unterrichtet. 


Nahrung . . 2.2.2 2220000 Ovalbumin Fibrin Casein 
Lebensdauer in Tagen . . ... . 8 21 42 

Fettinfiltration der Leber. .. . . fehlt schwach stark 
Prozentischer Gewichtsverlust pro Tag 1,98 1,78 0,81 


Dem Eiweiß wird die Fähigkeit, als Fettbildner bei der Ratte zu wirken, zuge- 
sprochen. Dieser potentielle Fettgehalt des Eiweißmoleküls genügt aber nicht, um 
die schädliche Eiweißwirkung zu kompensieren. Deshalb ist Nahrungsfett unumgäng- 
lich nötig. Der Hund ist gegen die Eiweißvergiftung resistenter als die Ratte. Lebens- 
dauer bis über 3 Monate. Wurde Eiweißdiät einmal mit Fett, das andere Mal mit Stärke 
kombiniert, stets in Gegenwart eines nicht näher beschriebenen Salzgemisches, so 
zeigte sich, daß die zweite Kombination noch toxisch wirkte, die erste nicht. Als Fett 
diente Schweineschmalz. Die Unterschiede sollen nicht auf Mangel akzessorischer 
Nährstoffe zurückgehen, weil diese hier wie dort gefehlt haben! Den Fettsäuren wird 
eine wichtige Rolle im N-Stoffwechsel und für den Aufbau des Eiweißes im Körper 
beigemessen, wobei an ein Eintreten von Fettsäuren als solchen in Aminosäurekomplexe 
gedacht wird. Die Verwertung des Eiweißes ist besser in Gegenwart von Fetten, die 
Giftigkeit wird dadurch herabgesetzt, daß weniger Schlacken entstehen. Den Pädiater 
wird es wundern zu hören, daß durch ein Abrahmen der Milch deren Eiweiß toxischen 
Charakter entfalten kann. . Freudenberg (Heidelberg). 


> I. 8.: Berieht über die Untersuchungen der Aktivität und Ruhe 
bei Tieren und Menschen. Riv. di biol. Bd. 2, H. 1, 8. 60—69. 1920. 

Wechsel von Aktivität und Ruhe ist bei allen Lebewesen zu finden, beim Menschen 
Tätigkeit bei Tag, Ruhe bei Nacht. Mittels geeigneter Apparate (Aktographen), käfig- 
artigen Gehäusen, für Tiere und Säuglinge geeignet, von denen durch ein Hebel- 
system durch 24 Stunden alle Bewegungen des Inwohners kymographisch kontrolliert 
werden konnten, wurde untersucht, wie sich andere Organismen bezüglich Tätigkeit 
und Ruhe verhalten. Diesbezüglich konnten zwei Typen festgestellt werden. Der eine 
Typus umfaßt Organismen, die im 24stündigen Cyclus nur eine große Aktivitäts- 
und eine große Ruheperiode aufweisen (Mensch, Vögel, Goldfische, Fliegen), mono- 
phasische Tiere, der andere Typus, polyphasische Tiere, zeigt mehrere Aktivitäts- 
und Ruheperioden; so zeigen Mäuse und Kaninchen 16—21 gleichmäßig verteilte 
Perioden, der menschliche Säugling etwa 5 Perioden. Dieser Typus zeigt keine 
Beeinflussung durch Nacht- und Tagwechsel. Die monophasischen oder optischen 
Tiere zeigen Prädominanz des Gesichtssinnes, die polyphasischen des Geruchs- (os- 
matische) bzw. Tastsinnes (taktile Species). Interessant ist der erwachsene optische, 
monophasische Mensch im Gegensatz zum polyphasischen Säugling, bei dem Tast- 
und Geschmackssinn prävalieren. Die Monophasie der optischen Tiere wird durch 
periodische Schwankungen des Sonnenlichtes bedingt, die Polyphasie der osmatischen 
und taktilen durch wechselnde Momente, die allgemeine Periodenverteilung bleibt für 
jede Tierart konstant. Eine Berechnung der Gesamtmenge der Aktivität und Ruhe 
zeigt, daß auch als träge geltende Gruppen, wie der Säugling, viel Aktivität im 24stün- 
digen Cyclus äußern und daß jede Tierart eine gewisse Menge von Aktivität leisten muß, 
die um so konstanter bleibt, je höher das Tier im zoologischen System steht. Die 
optischen und monophasischen Arten zeigen in der Regel eine größere Schlafintensität 
als die polyphasischen und vorwiegend osmatischen; je öfter der Wechsel von Aktivität 
und Ruhe, um so oberflächlicher ist der Schlaf. Reizversuche ergaben, daß sonst 
wirksame bewegungsrichtende Reize geo-, photo-, thermotaktischer Art während 
intensiver Aktivität wirkungslos bleiben. All dies zwingt zur Annahme, daß im Organis- 
mus ein Prinzip der Aktivität aus innerer Notwendigkeit besteht, repräsentiert durch 

24° 


.— 


— 372 — 


Aktivitätsreize, deren Quelle möglicherweise in rhythmisch ablaufenden Stoffwechsel- 
vorgängen zu suchen sein mag. Neurath (Wien). 

‚  Leschke, Erich: Die wechselseitigen Beziehungen der Drüsen mit innerer 
Sekretion unter besonderer Berücksichtigung der Stoffwechsel- und Verdauungs- 
vorgänge, Samml. zwangl. Abh. a. d. Geb. d. Verdauungs- u. Stoffwechselkrankh. 
Bd. 6, H. 6, S. 5—48. 1920. 

Kurze Übersicht der Ergebnisse auf dem Gebiet der inneren Sekretion. Thomas. 

Cramer, W.: On sympathetic fever and hyperpyrexial heat-stroke. (Über Sym- 
pathicusfieber und Hyperpyrexie-Hitzschlag.) Brit. journ. of exp. pathol. Bd. 1, Nr.1, 
S. 31-43. 1920. 

Versuche an Mäusen und Ratten, zum Teil auch Kaninchen. Einspritzung von 
A-Tetrahydronaphthylamin (2,5 mg pro Maus) ruft langdauernde Sympathicusreizung 
mit vermehrter Tätigkeit des Schilddrüsen-Adrenalapparates hervor. Es kommt 
dabei zu einer Überhitzung des Körpers, die man nach ihrer Entstehung als „Sym- 
pathicusfieber‘“ bezeichnen kann. Die Höhe desselben ist im wesentlichen abhängig 
von der Höhe der Umgebungstemperatur; die Ähnlichkeit dieses „künstlichen Hitz- 
schlages‘‘ mit dem beim Menschen beobachteten ist eine sehr weitgehende. Der letzte 
entsteht dadurch, daß eine exzessive Tätigkeit des Schilddrüsen-Adrenalapparates 
langdauernde Sympathicusreizung und damit Überhitzung verursacht bei gleich- 
zeitiger Unmöglichkeit, Wärme abzugeben. C. Hegler (Hamburg).”, 

Turnbull, J. A.: Disturbances caused by proteins. (Eiweißkörper als Krank- 
heitsursache.) Boston med. a. surg. journ. Bd. 182, Nr. 20, S. 493—497. 1920. 

‘ Nach einer kurzen Besprechung der Überempfindlichkeitssymptome bespricht 
Verf. zwei Typen: 1. Die familiäre oder hereditäre Überempfindlichkeit, die sich 
bei verschiedenen Familienmitgliedern in verschiedener Form äußern kann, z. B. bei 


‚dem einen als vasomotorische Rhinitis, beim andern als Asthma, beim dritten als 


Heufieber oder als gastrointestinale, arthritische Symptome oder als Hauterscheinungen; 
auch braucht sich die Überempfindlichkeit nicht gegen das gleiche Eiweiß zu äußern. 
2. Die erworbene Überempfindlichkeit, die sich ausbilden kann: a) nach infektiösen 
oder chronischen Krankheiten, Überanstrengung und Aufregung, b) durch Resorption 
aus bakteriellen Herden, c) durch zu reichliche oder zu häufige Aufnahme gewisser 
Nahrungsmittel. Symptome der Überempfindlichkeit sind: Kopfschmerz, vasomoto- 
rische Rhinitis, chronische Bronchitis, Asthma, Superacidität, Erbrechen, Verstopfung, 
Diarrhöe, Kolik, akuter Darmverschluß, Appendicitis, Gelenk- oder Hauterscheinungen 
(Ekzem, Urticaria, Erythem, angioneurotisches Ödem)! Beim Heufieber werden die 
Anfälle ausgelöst durch die verschiedensten Pflanzen: so im März durch Weide, im 
April Birke, im Mai Eiche, Ahorn und die Obstbäume, im Juni und Juli Gräser und 
Rosen, im August und September durch Komrade und Sonnenblume. Therapie: 
Aufenthalt in pollenfreier Gegend oder Immunisierung mit dem betr. Polleneiweiß. 
In andern Fällen sind bakterielle oder Nahrungseiweißstoffe die Ursache. Jeder Einzel- 
fell muß auf Überempfindlichkeit gegen die verschiedenen Eiweiße durchuntersucht 
werden („nicht nur gegen 1/, Dutzend, sondern gegen viele !“), und zwar mittels Injektion 
von Extrakten. Verf. weist auf die mannigfaltigen Entstehungsmöglichkeiten und 
Erscheinungsformen hin und warnt davor, solche Patienten als ‚„neurasthenisch‘ zu 
bezeichnen. H. Freund (Heidelberg).”, 
Robertson, T. Brailstord and L. A. Ray: Experimental studies on growth. 
XV. On the growth of relatively long lived compared with that of relatively short 
lived animals. (Über das Wachstum der verhältnismäßig lange lebenden Tiere im 
Vergleich zu dem verhältnismäßig kurzlebiger.) (Dep. of physiol. a. biochem., univ., 
Adelaidė, South Australia, a. dep. of biochem., univ. of Toronto, mem.) Journ. 
of biol. chem. Bd. 42, Nr. 1, S. 71—107. 1920. 

Experimentelle Studien an weißen Mäusen. Es ergab sich ein Unterschied i in der 
Wachstumskurve zwischen den Mäusen, die eine längere Lebenszeit hatten, als dem 





— 373 — 


Durchschnitt entspricht, und denen, die das durchschnittliche Lebensalter ihrer Gattung 
nicht erreichten. Die lange lebenden Tiere sind sehr widerstandsfähig gegen schädigende 
Einflüsse von außen her, und haben die Neigung, anfangs schneller als der Durchschnitt 
zu wachsen, um relativ früh im Wachstum nachzulassen. Die kurzlebigen sind dagegen 
empfindlicher gegen äußere Schädigungen, wachsen im Beginn des Lebens langsam, 
neigen aber zu stärkerem Ansatz im späteren Leben. Verf. vermutet, daß für die ver- 
schiedene Lebensdauer der Mäuse Unterschiede in der Schnelligkeit des Ablaufs des 
Zellstoffwechsels anzusprechen sind. Calvary (Hamburg). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Foetus und des Neugeborenen. 
Slawik, Ernst: Studien über die physiologischen Verhältnisse des Blutes 


beim Neugeborenen mit besonderer Berücksichtigung der Blutplättchen. (Disch. 
Kinderklin., Landesfindelanst., Prag.) Zeitschr. f. Kinderheilk. Bd. 25, H. 4/6, 
S. 212—226. 1920. 

Die an der Hand von 82 Zählungen bei Kindern der ersten Lebenstage ermittelten 
Ergebnisse des Verf.s über Zahl und Morphologie der roten und weißen Blutkörperchen 
decken sich im wesentlichen mit bereits bekannten Tatsachen. Bei 9 Frühgeburten 
lag der Durchschnittswert für Erythrocyten etwas höher (5,95 Mill. gegen 5,85 Mill. bei 
ausgetragenen Kindern); die morphologische Mannigfaltigkeit war noch ausgesprochener 
neben Normoblasten fanden sich auch Megaloblasten. Bei 3 Frühgeburten von 11 bis 
17 Tagen und bei einem unreifen ausgetragenem Kinde von 2 Monaten wurden ver- 
einzelte Megakaryocyten (Knochenmarksriesenzellen) im strömenden Blut beobachtet. 
Dieser Befund wird durch die Rückständigkeit des Knochenmarks bei unreifen Indivi- 
duen erklärt. Die Blutplättchen sind beim Neugeborenen infolge ihrer größeren 
Resistenz besonders gut darstellbar. Sie imponieren durch ihre charakteristische Form, 
Struktur und Färbung durchaus als Zellindividualitäten; auch ihre Lagerung spricht 
wenig für einen genetischen Zusammenhang mit den Erythrocyten. Die Zahl der 
Thrombocyten schwankte bei 20 normalgewichtigen 10 Tage alten Neugeborenen 
zwischen 202 000 und 616 000, die häufigsten Werte bewegten sich um 320 000. Fort- 
laufende Zählungen der Plättchen vom ersten Lebenstage an, die bei 5 Kindern aus- 
geführt wurden, zeigten eine anfängliche Thrombogenie (Minimum 65 000 Plättchen 
am ersten Lebenstage); in raschem Anstiege erreichte die Thrombocytenkurve am 
4.—6. Tage — also später als die Kurve der Erythrocyten — ein Maximum, um dann 
langsam zu den konstanten Werten abzusinken. Die Annahme einer fötalen Thrombo- 
genie wird durch die Befunde bei Frühgeburten gestützt. Im Gegensatz zu den Er- 
gebnissen von L. Land é, die auch bei unreifen Neugeborenen 350 000—600 000 Plätt- 
chen zählten, lagen die Durchschnittswerte bei Slawik niedriger als bei ausgetragenen 
Kindern, nämlich um 230 000; auch am 10. Tage fanden sich noch Werte unter 100 000 
ohne klinische Symptome von Thrombopenie. — Größe und Struktur der Plättchen, 
die beim älteren Säugling und beim Erwachsenen ziemlich einheitlich sind, weisen beim 
Neugeborenen eine ausgesprochene Mannigfaltigkeit auf, die jedoch schon in der 
2. Woche abnimmt und in der 4. Woche verschwindet. Neben den vorherrschenden 
mittelgroßen Formen von 2—5 Mikren im Durchmesser finden sich kleinste von kaum 
1 Mikron im Durchmesser und Riesenplättchen vom Ausmaß eines Erythrocyten. 
Neben den später vorherrschenden normalen Thrombocyten mit deutlich differenzierter 
peripherer hyaliner und zentraler Körnchenschicht sieht man in den ersten Lebens- 
tagen pyknotische Formen, die nach Slawik als pathologisch und durch überstürzte 
Produktion ausgeschwemmt zu erklären sind, sowie blaßbläulichrote Scheibchen ohne 
oder mit nur spärlichen Granula, die am Gerinnungsprozeß auffallend unbeteiligt sind 
und als unreife oder nicht vollwertige Zellformen gedeutet werden. Lotte Landé (Breslau). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Säuglings. 
Schwarz, Herman: Infant and child mortality. Including miscarriages 


and stillbirths. (Säuglings- und Kindersterblichkeit, einschließlich der Fehl- 


— 314 — 


und Frühgeburten.) Americ. journ. of dis. of children Bd. 19, Nr. 4, 8. 249 
bis 259. 1920. 

Ergebnisse sorgfältiger Familienstatistiken aus den letzten 10 Jahren in New York. 
7000 Proletarierfamilien sind verarbeitet (17% Amerikaner, 40%, russische Juden, 
22%, Österreich-Ungarn, 5%, Neger, 5% Italiener, 11%, Verschiedene). Von 27 711 Ge- 
burten waren 2239 Fehl- (8,07%) und 413 Frühgeburten. Die Säuglingssterblich- 
keit betrug 12,89%. 17,21% aller lebend geborenen Kinder starben vor Erreichung 
des 8. Lebensjahres. Die Sterblichkeit der Säuglinge, die von diesen Familien unter 
Fürsorge standen, betrug nur 7,0%. Um einen Bevölkerungsüberschuß von einem 
Menschen zu erzielen, müssen 31/,—4 Kinder geboren werden, denn von 100 000 lebend 
Geborenen erreichen höchstens 73 000 das heiratsfähige Alter; mindestens 12—15% 
von diesen heiraten nicht, und 7% der Ehen bleiben kinderlos. Mit steigender Kinder- 
zahl in der Familie steigt auch die Zahl der Fehlgeburten, in Familien mit 2 Kindern 
betrug sie 36,8°/,,, bei 3 Kindern 45,8°/,,; bei 85 Familien mit je 10 Geburten 141,2%/9- 
Kinderreichere Familien haben eine größere Kindersterblichkeit als kinderarme. 
Vor dem 8. Lebensjahr starben 16% der Kinder aus Familien mit je 5 Geburten, 29% 
aus Familien mit je 10 Geburten. Von 4313 Todesfällen trafen auf das 1. Lebensjahr 
3232, auf das 2.—8. Jahr 1081. Was die Nationalitäten betrifft, so zeigten die 
Einheimischen weitaus höhere Sterblichkeit als die Fremden (28,9—34,2%, gegenüber 
24,0% bei Miteinbeziehung der Fehlgeburten); das liegt daran, daß die Einheimischen, 
denen es in New York nicht gelingt, aus Armut und Elend herauszukommen, in der 
Regel sehr unanstellige und hilflose Elemente sind, in deren Kreisen auch sehr wenig 
gestillt wird. Auch die Zahl der Fehlgeburten ist unter diesen besonders hoch ; in dieser 
Hinsicht stehen die Negerfamilien an erster Stelle, zweifellos infolge der Verbreitung 
der Syphilis unter ihnen. Alphabetenund Analphabeten zeigen auch interessante 
Unterschiede. 11,25—12,53%, Kindersterblichkeit bis zum 8. Jahr bei den Alphabeten, 
18,4—20,31%, bei den Analphabeten. Über die Säuglingssterblichkeit in diesen Gruppen 
findet sich leider keine Angabe. Fehlgeburten sind bei den Alphabeten häufiger (9,5% 
gegenüber 8,2%, bei den Analphabeten). Ibrahim (Jena). 

Liehtwitz, Alfred: Die Durchbruchszeit der ersten Milchzähne. Dtsch. zahn- 
arztl. Wochenschr. Jg. 23, Nr. 28, S. 265—266. 1920. 

270 Kinder. Der Durchbruch des 1. Zahnes erfolgte im 

a Monat bei E Kindern 


7. „ » 53 „ 
8. „ » 3 „ 
9. s` » 8l „ 
10. „ ”» 34 „ 
1l. „ » 27 „ 
12. „ » 2 „ 
13. » » 32 ,„ 
14.—16. 15 


Eine Untersuchung der Kinder auf Krankheiten hin, wie z. B. Rachitis, war nicht 
vorgenommen worden. Dollinger (Charlottenburg). 

Hill, Lewis Webb: A eritical discussion of certain phases in the development 
of modern infant feeding: their influence upon present teachings. (Kritische Be- 
sprechung gewisser Entwicklungsphasen der modernen Säuglingsernährung: ihr Einfluß 
auf die derzeitigen Lehrmeinungen.) Boston med. a. surg. journ. Bd. 182. Nr. 13, 
8. 311—321. 1920. l 

Verf. gibt einen im allgemeinen zutreffenden Überblick über die Wandlungen 
unserer Erkenntnisse und Ernährungsmethoden von Biedert bis Finkelstein, 
dessen Lehren z. Z. die herrschenden sein sollen. Die neueste Buttermehlphase ist dem 
Verf. noch nicht bekannt. Verf. mahnt zur Duldsamkeit, da wir sicher noch nicht am 
Ende aller Wandlungen sein dürften; er meint, die Salze würden wohl bald von sich 
reden machen. . Ibrahim (Jena). 


— 375 — 


Swift, Howard: The milk situation. (Die augenblickliche Lage im Hinblick 
auf die Milch.) Boston med. a. surg. journ. Bd. 182, Nr. 18, 8. 447—450. 1920. 

Die Milch ist immer noch die Quelle vieler tuberkulöser Erkrankungen. 
Die viel geübte Pasteurisierung ist kein sicherer Schutz dagegen. Der Milchpreis ist 
verhältnismäßig wenig gestiegen, jedenfalls nicht im gleichen Maß wie andere weniger 
wichtige Lebensmittel. Der Produzent kann deshalb unter den gegenwärtigen Ver- 
hältnissen gar nicht daran denken, sich mit der Produktion sicher tuberkelbacillenfreier 
Milch zu befassen. Daher ist ärztlich das Milchproblem in Verbindung mit dem Tuber- 
kuloseproblem immer noch sorgfältigst zu überwachen und individuelle Prophylaxe 
am Platz. Ibrahim (Jena). 


Jones, F. S.: Source and significance of streptococci in market milk. (Über 
Herkunft und Bezeichnung der Streptokokken in der Markt-Milch.) (Dep. of anım. 
pathol., Rockefeller inst. f. med. res., Princeton, N. J.) Journ. of exp. med. Bd. 31, 
Nr. 4, S. 347—361. 1920. 

Weder die Pathogenität der Milchstreptokokken für den Menschen noch die 
Herkunft derselben ist bisher hinreichend geklärt, wenn auch allgemein angenommen 
wird, daß die meisten Streptokokken aus dem Euter der Kühe kommen. In sehr zahl- 
reichen Untersuchungen, in denen außer den Eutern Haut, Speichel, Vaginalschleim 
und Kot herangezogen wurden, konnte Verf. bestätigen, daß bei weitem die meisten 
Milchstreptokokken aus den Kuheutern stammen. 

Sie zerfallen in zwei große Gruppen, von denen die größere in ihrem Wachstum und agglu- 
tinstorischen Verhalten mit den Mastitisstreptokokken übereinstimmt (von 56 Stämmen 43); 
die kleinere Gruppe besteht aus Streptokokken mit geringer Säureproduktion, die eine klare 
hämolytische Zone in Oberflächen- und Tiefenkolonien aufweisen. Sie vergären Dextrose, 
Lactose, Saccharose und Maltose, aber nicht Raffinose, Inulin, Mannit und Salicin. Die Säure- 

roduktion in Dextrose entspricht ungefähr der bei menschlichen Streptokokken, auch die 

asserstoffionenkonzentration hält sich innerhalb der für menschliche Streptokokken f 

stellten Grenze. Aus Vaginalschleim, Speichel, Kot sowie von der Haut en keine hämoly- 
tischen Streptokokken gezüchtet, doch zeigten die verschiedenen gezüchteten Stämme sämtlich 
bestimmte Charakteristica besonders in Hinblick auf ihre Zuckervergärung, so daß ihre Differen- 
zierung leicht möglich ist. In der Flaschenmilch kamen sie nur ganz vereinzelt vor. Die Masti- 
tisstreptokokken können sich in der Milch finden, bevor der Euter der Kuh irgendwelche Krank- 
heitserscheinungen aufweist, und auch nach dem Abklingen der Erkrankung finden sie sich nooh 
für längere Zeit. Die beschriebenen Streptokokken wurden 2 Jahre lang in der untersuchten 
Milch gefunden, ohne daß während dieser Zeit irgendwelche Erkrankungen durch den Milch- 
genuß beobachtet wurden, ihre Pathogenität scheint also sehr gering zu sein. Emmerich.M_ 

Hutchison, H. S.: Fat metabolism in health and disease with special reference 
to infancy and childhood. (Fettstoffwechsel in gesunden und krankhaften Zuständen 
mit besonderer Berücksichtigung des Säuglings- und Kindesalters.) (Med. dep., roy. 
hosp. f. sick children, Glasgow, and dep. of physiol., univ., Glasgow.) Quart. journ. of 
med. Bd. 13, Nr. 51, S. 277—292. 1920. 

Methodik: Faeces in Porzellanschale im Dampfbad getrocknet, fein verrieben, ja ca. 2g 
zur Untersuchung verwandt. In Quarzschale mit 15—20 oom Äther verrieben in üblicher Weise 
mit Äther extrahiert, abgedunstet, gewogen, in neutralem Alkohol gelöst, mit 1/19 n-NaOH 
titriert. Im Rückstand die Fettseifen durch einige com 50 proz. HC] gespalten und zur Trookne 
gedampft; die Fettsäuren mit Äther extrahiert und wie oben bestimmt. — Lösliche Seifen (mit 
Wasser aus den Faeces extrahiert) waren stets nur in geringer Menge vorhanden. — Über die 
Abgrenzung der Stühle keine Angabe. l 

Atrophische Kinder zeigten die gleichen geringen Mengen Neutralfett wie gesunde 
Kinder (ca. 8,1%), eine abnorm geringe Wirkung der Pankreaslipase ist bei ihnen also 
nicht zu verzeichnen. Die Fettverdauung erwies sich bei Säuglingsatrophie, 
bei Rachitis und bei Tetanie als ebenso wirksam wie bei gesunden Säuglingen. — 
Die Fettausfuhr mit dem Stuhl bildet einen ziemlich konstanten Prozentsatz des 
Trockenkots (ca. ?/,); sie hängt also unmittelbar ab von der Menge des ausgeschiedenen 
Trockenkotes. Dies ist ein Punkt, der bisher nicht beachtet ist und vielleicht manche 
Widersprüche früherer Untersuchungen erklärt. Die Fetteinfuhr hat auf die Menge der 
Fettausfuhr so gut wie gar keinen Einfluß, wenn mehr als 20 g Fett täglich verabreicht 


— 376 — 


. wird. Nur bei geringerer Einfuhr als 20 g täglich ist sie von Einfluß. Es wird dann 
verhältnismäßig weniger resorbiert. Das Hauptmoment bleibt aber die Menge des 
Trockenkotes; die daraus rechnerisch gefundenen Zahlen stimmen ziemlich genau mit 
den durch die Untersuchung gefundenen Mengen überein. Bei der Säuglingsatrophie 
wurde eine sehr geringe Mehrausfuhr von Fett gegenüber den gesunden Kindern fest- 
gestellt. Verf. bringt das mit dem geringeren Fettgehalt der Nahrung in Zusammen- 
hang (Tageseinfuhr durchschnittlich 17,8 g gegenüber 35,2 bei den Gesunden). Versuche, 
wie sich der Atrophiker in dieser Beziehung verhält, wenn man die Fettmenge steigert, 
scheinen nicht angestellt zu sein. Der geringe Fettverlust (Maximum 0,88 g pro Tag) 
gegenüber dem Normalen spielt für die Ernährungsfrage keine Rolle. Ungenügende 
Fettresorption kann nicht die Ursache der Atrophie sein; denn man sieht oft, daß 
eine Fettverminderung der Nahrung den Zustand dieser Kinder günstig beeinflußt. 
Rachitiker zeigten keine wesentlich verschlechterte Fettresorption gegenüber der 
Norm (etwa ‘0,6 g täglich weniger). Bei Tetaniekindern zeigten sich etwas größere 
Fettverluste (2,4 g täglich) im wesentlichen durch größere Faecesmengen verursacht 
(14,4 g Trockensubstanz gegenüber 9,9 g normaler Durchschnittsmenge). — Die Seifen- 
bildung schien auf die Resorptionsgröße des Fettes keinen Einfluß zu haben. Etwa 
6% Neutralfett fand sich in den Faeces, erheblich weniger als 10%, wasserlösliche 
Seifen. Unlösliche Seifen und Fettsäuren stehen jeweils in umgekehrtem Verhältnis, 
Verf. vermutet, daß die Seifenbildung erst erfolgt, wenn die Fettsäuren resorbiert sind, 
soweit sie überhaupt resorbiert werden, da sonst die freien Fettsäuren weiter resorbiert 
würden. Bei einem Darm-Carcinomkranken mit einer hochsitzenden operativen Je- 
junalfistel fanden sich bereits im Jejunalinhalt die gleichen unlöslichen Seifenmengen 
und auch nur wenig Neutralfett. — Die Konstanz des Fettgehaltes der Faeces, bezogen 
auf das Trockengewicht des Kots, gilt nicht nur für gesunde Säuglinge, Atrophiker, 
Rachitiker und Tetaniekranke, sondern auch für gesunde ältere Kinder (2 Fälle von 
8 Jahren untersucht), Hunde bei verschiedener Fütterung; sie fand sich auch bei einem 
Erwachsenen bei fettfreier Nahrung. Sie legt den Gedanken nahe, daß das Fett nicht 
ein simples Exkret ist, sondern irgendeine Funktion zu erfüllen hat. (Schlüpfrigmachung 
der Darmwand? Verhütung übergroßer Flüssigkeitstesorption?) Ibrahim (Jena). 


Phys iologie und allgemeine Pathologie des übrigen Kindesalters. 


Delvolvé, J.: Les sciences auxiliaires et les mesures pédagogiques. (Die Hilfs- 
wissenschaften und Maßmethoden der Pädagogik.) Journ. de psychol. Jg. 17, Nr.4, 
S. 339—366. 1920. 

Verf. gibt einen allgemeinen Überblick über die Entwicklung der Kinderpsycho- 
logie und Pädagogik in den letzten Jahren, unter Vernachlässigung der von Deutsch- 
land gelieferten Beiträge und mit besonderer Berücksichtigung der pädagogischen 
Strömungen in Amerika, die hier eine originelle Weiterentwicklung im Sinne des demo- 
kratischen und sozialen Fortschrittes erfuhren. Nach einem Hinweis auf die Reform- 
bestrebungen in England, Italien und neuerdings in Frankreich werden in der sog. 
pädagogischen Literatur unterschieden: 1. Arbeiten, die direkt mit der Entwicklung 
des Kindes in Beziehung stehen. 2. Arbeiten, die sich mit d:n Tests und den Stufen- 
leitern zur Intelligenzprüfung befassen. 3. Vorschläge, Kritiken und Berichte über 
pädagogische Versuche kleinsten bis größten Stiles und deren technische Vervoll- 
kommnung. 4. Arbeiten, welche die durch die Erziehung zu erreichenden Ziele zum 
Gegenstand haben. — Im einzelnen bietet die gesamte pädagogische Bewegung etwa 
folgendes Bild dar: Die aus Belgien stammende Zusammenfassung der Biologie, Psycho- 
logie und Soziologie des Kindesalters unter der Bezeichnung ‚‚Pädologie“‘ lehnt Verf. 
aus verschiedenen Gründen als mißverständlich ab. Dann werden die Arbeiten von 
Philipp Tissi6, „Physische Erziehung und Rasse“, welche vor allem die Bedeutung 
der gymnastischen Methode hervorheben, sowie die Arbeit von Frl. Joteyko über die 
„Psycho-physiologische Theorie der Rechtshändigkeit‘‘ einer kritischen Besprechung 


> 


unterzogen. Aus ihnen werden die Beziehungen zwischen der Erziehungstechnik und 
Biologie einerseits, zwischen der Pädagogik und den medizinischen Behandlungs- 
methoden andererseits ersichtlich. Auch Heu yer betont in seinen „Enfants anormaux 
et delinquents juvéniles“ die Möglichkeit einer beträchtlichen Besserung zurück- 
gebliebener Schüler durch rein medizinische Behandlungsmethoden, ohne dabei die 
Wichtigkeit ihrer sozialen Anpassung zu verkennen. — Auf den von de la Vaissière 
geprägten Begriff einer „pädagogischen“ oder „Erziehungs‘‘-Psychologie, worunter eine 
Vermengung von Wissenschaft und Praxis, von Psychologie und Erziehungstechnik 
verstanden wird, möchte Verf. lieber verzichtet wissen und sich mit den experimentellen 
Methoden der „reinen‘‘ Psychologie begnügen, wie sie z. B. Foucault in seinen Studien 
über die Übung bei der geistigen Arbeit angewendet hat. Weiterhin greift Verf. aus 
der Fülle der Literatur, die sich mit den geistigen Entwicklungsstadien des Kindes- 
alters beschäftigt, die „Psychologie de l’enfant et pédagogie experimentale‘“ von 
Cla par ède heraus und ferner den 1. Band von Vidaris ‚„Elementi di pedagogiä“, 
der ebenfalls einen allgemeinen Überblick über die zeitliche Reihenfolge der Interessen 
des Kindes enthält. Eine besondere Gruppe bilden die zahlreichen Beobachtungen 
über den Wortschatz verschiedener Altersstufen, wie sie im ‚Intermédiaire des éduca- 
teurs“, sowie vor allem in den letzten Jahrgängen des ‚Pädagogischen Seminars“ 
niedergelegt sind. In diesem Zusammenhang von Bedeutung sind auch die klinischen 
Erfahrungen Janets, die religionspsychologischen Studien von James und in den 
letzten Jahren besonders die Psychoanalyse nach Freud und nach Adler, deren 
theoretische Grundlagen Verf. eingehend auseinandersetzt. Die Arbeiten der Freudianer 
erscheinen ihm auch wichtig hinsichtlich der Erforschung des ‚sittlichen Bewußt- 
seins‘‘, womit Verf. sich selber früher des öfteren beschäftigt hat. Endlich wird eine 
Arbeit von Paulham über die ‚„Vergeistigung der Neigungen“ erwähnt, von der 
manches Gute für die Vervollkommnung der Technik der moralischen Erziehung zu 
erwarten sei. — Verf. kommt dann zur Besprechung der zahlreichen Veröffentlichungen, 
die sich auf die psychologischen ‚Test‘‘- und Maßmethoden beziehen, und als deren 
eigentlicher Begründer Alfred Binet anzusehen ist. Allgemein bekannt ist heute 
unter dem Titel „Stufenleiter der Intelligenz“ die seit dem Jahre 1905 mannigfach 
verbesserte und erweiterte Binet-Simonsche MaBmethode, die auf der Ermittlung des 
sog. „Verstandesalters‘‘ beruht. Eine riesige Literatur und zahlreiche Nachahmungen, 
Ergänzungen und Abänderungsvorschläge in den verschiedensten Sprachen waren die 
Folge ihrer Veröffentlichung, ohne doch etwas grundsätzlich Neues zutage zu fördern. 
Heu yer bediente sich bei der Untersuchung jugendlicher Schwachsinniger modifizierter 
Binetscher Tests, und eine Menge anderer Autoren haben durch Vermehrung der 
Testbeispiele zum Ausbau der Methode beigetragen. Whipple führt in seinem Hand- 
buch 51 in 9 verschiedene Gruppen eingeteilte Tests an, die er mit genauen Erläuterungen 
ihrer Anwendungsmethode sowie der damit schon gewonnenen Ergebnisse versieht. 
Die wichtigste praktische Folgerung aus der Testmethode bildet die Auslese abnormer 
Schüler und weiterhin anderer Kategorien (Rekruten, Verbrecher u. a.) nach ihrer 
geistigen Beschaffenheit. Auch die einfach Minderbegabten, ebenso wie die „Über- 
normalen“ erscheinen für die gewöhnlichen Unterrichtsmethoden nicht geeignet, was 
u. a. durch die Untersuchungen von LewisM. Terman an 1000 nach B.-S. geprüften 
Schulkindern dargetan wird. Im ganzen bedarf das System der Klasseneinteilung 
noch nach den verschiedensten Richtungen hin der Verbesserung, während die Frage 
der beruflichen Eignung überhaupt noch fast völlig ungelöst ıst. In Amerika und 
England bestehen bereits zahlreiche Institute unter Leitung von Fachmännern, denen 
diese analytischen Prüfungsmethoden auch durchaus vorbehalten bleiben müssen. — 
Fast rein amerikanischen Ursprungs ist auch die Schöpfung von Thorndike, eine 
mit dem Taylorsystem der industriellen Arbeit verwandte Methode zur Messung 
der Schulleistungen, deren Angriffspunkt mehr die objektiven Leistungen, als die 
seelische Verfassung der Personen bilden, die sie hervorbringen; ‚the measurement of 


— 378 — 


educational products‘ ist also im wesentlichen als eine wissenschaftliche Vervoll- 
kommnung des Fisherschen ‚Scalebook‘“‘ aus dem Jahre 1864 aufzufassen. Als Ver- 
gleichsmittel dient hier der einen Mittelwert darstellende, in bestimmter Weise aus den 
Leistungen einer Mehrzahl von Schulkindern errechnete ‚„Standardtest‘. Seine An- 
wendung wechselt je nach dem zu prüfenden Unterrichtsgegenstand; sie ist besonders 
kompliziert bei der Beurteilung von Aufsätzen, für die Hillegas in England auf Grund 
von 7000 Schüleraufsätzen eine „Stufenleiter“‘ geschaffen hat. Eine Liste der in den 
amerikanischen Elementar- und höheren Schulen gebräuchlichen Tests stellte Walter 
S. Monroe auf. Das ‚„Schulmaß‘ fängt in Amerika an, das Haupthilfsmittel der 
erzieherischen Überwachung zu bilden und durch Verständigung mit dem Lehrkörper 
die Durchführung wünschenswerter Verbesserungen zu ermöglichen. Endlich sind noch 
die kinematographischen und phonographischen Untersuchungsmethoden zu erwähnen, 
wie sie an der Clark-Universität in Chicago und anderen Ortes üblich sind. — Trotz 
all dieser Fortschritte sollte aber die auch von amerikanischer Seite anerkannte Über- 
legenheit der französischen Schulüberlieferung nicht verkannt werden; andrerseits hat 
die Bewegung in Amerika selbst schon manche Gegner gefunden, und die Diskussion 
über ihre Zweckmäßigkeit ist noch nicht geschlossen. In der Tat müßte die psycho- 
logische Maßmethode, wenn die dabei maßgebenden Grundbegriffe aus dem Auge 
verloren würden, zu einer „Industrialisierung‘‘ der Schulkultur führen, d. h. den ihr 
durch ihre amerikanischen Begründer vorgezeichneten Richtlinien gerade zuwiderlaufen. 
T. Schmidt-Kraepelin (München). 

Hassler, William C. and Olga Bridgman: Mental examinations as an aid to 
pedagogical methods in the publie schools. (Intelligenzprüfungen als ein Unter- 
stützungsmittel für die Erziehungsmethoden in öffentlichen Schulen.) (Dep. of 
publ. health, San Francisco.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 5, 8. 289—304. 

In San Franzisko versucht man systematisch, schwachbegabte Kinder aus den 
allgemeinen Schulen auszuschließen, und sie in Spezialschulen zusammenzufassen. 
In diesen Schulen kann man infolge der kleinen Klassen jedes Kind individuell vor- 
nehmen. Außer diesen Spezialschulen gibt es noch Zwischenklassen, die für Kinder 
eingerichtet sind, die zwar nicht schwachbegabt sind, die aber doch aus irgendeinem 
Grunde in der allgemeinen Schule, sei es auch nur in einzelnen Fächern, nicht mit- 
kommen können. In diesen Klassen werden die Lücken ausgefüllt und der Schüler 
besonders für die für das Leben praktische Verwertung des betreffenden Faches an- 
geleitet. All diese Schulen stehen in San Franzisko unter dem Departement der öffent- 
lichen Gesundheitspflege, in dem ein Mediziner, der gleichzeitig Psychologie studiert 
hat, eine besondere Rolle spielt. Später sollen noch Jugendgerichtspflege und Kranken- 
haus zu dieser Organisation in ein engeres Verhältnis treten. Man hofft dadurch auch 
auf die Herabsetzung der Kriminalität einzuwirken. Bei der Intelligenzprüfung 
wird die Binetsche Methode nicht als ausschlaggebend anerkannt. Man muß nämlich 
bei den Prüfungen auch darauf achten, ob ein Kind unstet-nervös ist, ebenso muß 
eine etwaige körperliche Unzulänglichkeit bei der Beurteilung der Antworten in Be- 
tracht gezogen werden. Auch muß man ein Kind über seine Vergnügungen und Spiele 
befragen, da man auch aus der Art der Beschreibung Schlüsse ziehen kann. Ebenso 
müssen die Angehörigen über das Kind befragt werden, das soziale Milieu ist sehr in 
Betracht zu ziehen. Die Untersuchungen vermochten ein zurückgebliebenes Kind in 
1/, Std. herauszufinden, während die Lehrer zu diesen Feststellungen 11/, Jahre 
brauchten. Dir Brauchbarkeit der Prüfungen ergibt den Beweis, daß die staatliche 
Verordnung, die den Eltern erlaubt, ihre Kinder von der psychologischen Prüfung 
auszuschließen, ungerechtfertigt ist. Pototzky (Berlin-Grunewald). 

Busse, Paula: Über die Gedächtnisstufen und ihre Beziehung zum Aufbau der 
Wahrnehmungswelt. (Über die Vorstellungswelt der Jugendlichen und den Aufbau 
des intellektuellen Lebens. Eine Untersuchung über Grundfragen der Psychologie 
des Vorstellens und Denkens. Herausgeg. v. E. R. Jaensch.) (Psychol. Inst., Uni. 





— 379 — 


Marburg.) Zeitschr. f. Psychol. u. Physiol. d. Sinnesorg. Abt. 1, Bd. 84, H. 1—, 
8. 1—66. 1920. 

Die auf experimentell-pseychologischen Untersuchungen fußende Arbeit läßt sich 
in kurzem Auszug nicht wiedergeben. Verf. kommt etwa zu folgenden zusammen- 
fassenden Ergebnissen: Das Gedächtnis ist seiner psychologischen Struktur nach keine 
homogene Einheit. Es gibt ein Gedächtnis der Nachbilder, der Anschauungsbilder 
und der Vorstellungsbilder. Dabei handelt es sich nicht um die Abgrenzung scharf 
getrennter Klassen, sondern um drei wohl unterscheidbare Stufen in einem Kontinuum. 
Bezeichnet man die Gesamtheit der Vorstellungsbilder als die „höchste“, die der An- 
schauungsbilder als eine ‚niedrigere‘, die der Nachbilder als die ‚‚niedrigste‘‘ Gedächtnis- 
stufe, so sind in früher Jugend die niedrigeren, später die höheren Stufen leichter 
ansprechbar und finden ausgedehntere Verwendung. Da aber auch später die niedrigeren 
Stufen nicht völlig ausfallen, sondern nur zurücktreten, so wird sich auch der Erwachsene 
bald niederer, bald höherer Teile der Gedächtnisreihe bedienen, woraus zum Teil die 
verwirrende Mannigfaltigkeit der Tatsachen des Vorstellungslebens entspringen mag. 
Folgendes sind die Ergebnisse der experimentellen Beobachtungen: 1. Die Gedächtnis- 
bilder werden durch eine Änderung der räumlichen Beziehungen zwischen Beobachter 
und Objekt beeinflußt. Je nachdem die Beeinflussung kleiner oder größer ist, wird 
von einem größeren oder geringeren „Invarianzgrad‘ der betreffenden Gedächtnisstufe 
gesprochen. Einer je höheren Gedächtnisstufe das Gedächtnisbild angehört, desto 
größer ist sein Invarianzgrad bei einer Änderung der räumlichen Beziehung zwischen 
Beobachter und Objekt. Fehlende Beeinflussung = höchster Invarianzgrad. 2. Als 
Sehbezirk einer optischen Gedächtnisstufe wird definiert die Größe des auf dieser 
Gedächtnisstufe gleichzeitig überschauten Bezirkes des Untergrundes, auf den die 
Beobachtung erfolgt. Die Größe des Sehbezirks wächst im allgemeinen mit der Höhe 
der Gedächtnisstufe. 3. Die Deutlichkeit des Gedächtnisbildes nimmt ab, wenn die 
Gedächtnisstufe steigt und ist im Grenzfall bei verschieden hohen Gedächtnisstufen 
gleich. Dabei wird unter Deutlichkeit der Detailreichtum des Gedächtnisbildes ver- 
standen, abgesehen von der Lebhaftigkeit des Bildes. 4. Die optischen Erscheinungen 
auf den verschiedenen Gedächtnisstufen stehen mit den empfindungsmäßig gegebenen 
Inhalten des Untergrundes in einem Wettstreit, der sich am deutlichsten in Verdrän- 
gungserscheinungen zeigt. Je nachdem das Gedächtnisbild oder der empfindungs- 
mäßig gegebene Inhalt des Untergrundes überwiegt, bezieht das Gedächtnisbild ein 
höheres oder niedrigeres „Gewicht“. Man erkennt das Gewicht des Gedächtnisbildes 
daher an dem Deutlichkeits- genauer Undeutlichkeitsgrade, in dem die Einzelheiten 
des von ihm gedeckten Untergrundes erscheinen. Das Gewicht der Gedächtnisstufe 
nimmt ab mit steigender, nimmt zu mit fallender Gedächtnisstufe und ist im Grenzfalle 
bei verschieden hohen Gedächtnisstufen gleich. 5. Im jugendlichen Alter und solange 
das Sinnengedächtnis noch sehr ausgeprägt ist, wird die Dreidimensionalität der 
Objekte im Gedächtnisbilde um so besser wahrgenommen, auf einer je niedrigeren 
Gedächtnisstufe das Gedächtnisbild steht. Später verhält es sich umgekehrt. 6. Wird 
während der Beobachtung eines Gedächtnisbildes ein Störungsreiz auf den Beobachter 
ausgeübt, so hat das Gedächtnisbild die Neigung, auf eine höhere Gedächtnisstufe zu 
steigen. Im Grenzfalle bleibt es ungeändert, aber niemals sinkt es auf eine niederere 
Gedächtnisstufe. 7. Zwischen den Anschauungsbildern und ähnlichen empfindungs- 
mäßig gegebenen Gegenständen der Wahrnehmungswelt finden Angleichserscheinungen 
statt, die um so stärker sind, je größer die Ähnlichkeit zwischen Gedächtnisbild und 
Gegenstand ist. Infolgedessen spielen die Anschauungsbilder eine Rolle beim Aufbau 
der Wahrnehmungswelt.“! Ibrahim (Jena). ; 


Pflege und Erziehung des Kindes. 


Daxenberger, F.: Moos in der Säuglings- und Wochenbettpflege. Bl. f. Säug- 
lings u. Kleinkinderfürs. Jg. 11, H. 5, S. 145—147. 1920. 
Verf. rühmt dem Moos große Aufsaugefähigkeit, Schmiegsamkeit, Leichtigkeit, 


— 380 — 


schlechte Wärmeleitung, Billigkeit bei leichter Beschaffung nach und empfiehlt es 
deshalb in der Säuglingspflege: 1. als Bettunterlage, 2. als Kopfkissen, 3. zur Warm- 
und Kühlhaltung; in der Wochenbettpflege: 1. als Wochenbettunterlage, 2. als Ver- 
bandkissen. Als Füllmaterial sind fast alle Moosarten brauchbar, als Verbandkissen 
nur das Torfmoos (Sphagnum). Das Moos wird zuerst von Holzteilen mechanisch 
gereinigt, dann in einer Lösung von KMnO, oder Sublimat (1!/,) gewaschen und ge- 
trocknet. Erfahrungen gesammelt im Maria-Therese-Säuglingsheim Würzburg und 
in der Privatpraxis. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Wile, Ira S.: Health classes for children. (Gesundheitsberatung für Klein- 
kinder.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 3, S. 162—172. 1920. 

Verf. betont die Notwendigkeit gesundheitlicher systematischer Überwachung 
des vorschulpflichtigen Alters, das gegenüber dem Säuglings- und Schulalter etwas 
zu kurz kommt. Gesundheits- und Erziehungsfragen sind hier in gleicher Weise zu 
berücksichtigen. Störungen im Bereich der Sinnesorgane, der Nase, des Pharynx 
werden frühzeitig entdeckt und der Behandlung zugeführt; die Ernährung und die all- 
gemeine Widerstandsfähigkeit des Körpers lassen sich in geeigneter Weise beeinflussen. 
Die intellektuellen Fähigkeiten können beurteilt und gefördert werden, auch in sittlicher 
Hinsicht läßt sich Willenskraft und Selbstbeherrschung steigern; schlechte Gewohn- 
heiten, Lispeln, Nägelbeißen, Masturbation können bekämpft werden. Es werden 
besondere Fürsorgesprechstunden abgehalten, bei denen die Mitwirkung sozial tätiger 
Damen von Bedeutung ist. Alle körperlichen Gebrechen werden der Behandlung in 
den Spezialkliniken zugewiesen. Die Kinder kehren aber inmer wieder in die ‚„Gesund- 
heitsklasse“ zurück. Die Eltern werden teils einzeln, teils in Gruppen, teils durch gemein- 
same Vorträge über erzieherische Fragen belehrt; auch Hausbesuche werden gemacht. 
Eine günstige Familienatmosphäre für die Kinder zu schaffen ist ein Hauptziel. Der 
Ehrgeiz der Mütter wird geweckt. Die Fürsorgestunde als Ganzes muß so gehandhabt 
werden, daß sie eine Anziehungskraft auf Kinder und Mütter ausübt; nichts soll an 
Arzt und Klinik in gewöhnlichem Sinn erinnern. Bücher, Spiele, Schaukelpferde 
stehen den Kindern zur Verfügung usw. Alles in allem scheinen diese „Gesundheits- 
klassen“ besonders geschickt gehandhabte Kleinkinderfürsorgestellen zu sein, in denen 
durch Mitwirkung pädagogisch und sozial besonders geschulter Hilfskräfte auch das 
erzieherische und geistige Wohl der Kinder besonders gefördert wird. Ibrahim (Jene). 


Diagnostik und Symptomatologie. 


Wenckebach, K. F.: Über pathologische Atmungs- und Thoraxtormen. 
(I. med. Klin., Wien.) Wien. Arch. f. inn. Med. Bd. 1, H. 1, S. 1—34. 1920. 

Jeder Pädiater, der im Verlauf der klinischen Untersuchung der Brustorgane 
der „Inspektion des Thorax“ ganz besonderen Wert’ beimißt, da sie gestattet, das 
Kind in der Ruhe zu beobachten, bevor es begonnen hat, zu schreien und sich zu 
sträuben, wird eine Fülle wertvoller Aufschlüsse und fesselnder Anregungen schon 
in diesem einleitenden Kapitel: „Die wirksamen Kräfte und Faktoren am 
Thorax“ finden, das die Grundlagen für die späteren Kapitel enthält und vielfach 
auch das Gebiet der Physiologie bereichert. Die Faktoren, welche die normalen und 
pathologischen Formen von Atmung und Thorax bestimmen, sind folgende: 1. Der 
knöcherne Thorax und die Wirbelsäule; 2. der Einfluß der Schwerkraft auf die Thorax- 
form; 3. das Abdomen als Unterlage des Thorax; 4. der elastische Zug der Lungen, 
5. die respiratorischen Kräfte; 6. der Muskeltonus am Thorax. Aus den Abschnitten, 
die diese verschiedenen Faktoren betreffen, wären folgende pädiatrisch besonders 
wichtige Einzelheiten hervorzuheben, deren Wiedergabe jedoch ein eingehendes Stu- 
dium der Arbeit nicht ersetzen, sondern vielmehr nahelegen soll: ad 1. Die angeborenen 
und die in den ersten Lebensjahren durch Rachitis oder Barlowsche Krankheit er- 
worbenen Änderungen der Krümmung der Rippen sind hier besprochen. -ad 2. Wie 
sehr die Schwerkraft die Gestaltung des Brustkorbes gerade in jener Altersperiode 





» 


— 331 — 


beherrscht, in der der Übergang aus der liegenden in die aufrechte Körperhaltung 
sich vollzieht, wird hier in einleuchtender Weise behandelt. ad 3. Daß gerade im Säug- 
lings- und frühem Kindesalter im Verlauf von Darmerkrankungen und Nährschäden 
ein rascher Wechsel des intraabdominalen Druckes die Arbeit des Zwerchfelles und 
anderer Atmungsmuskel in hohem Grade beeinflussen kann, erhellt hier in einwand- 
freier Weise. ad 4. Die klare Unterscheidung von oberer Atmung, unterer Atmung, 
Wirbelsäulenanteil der Atmung und Ausatmung ist ebenfalls gerade für das frühe 
Kindesalter von hoher Bedeutung. Hier sei nur an die von Gregor ausgeführte Tat- 
sache erinnert, daß erst nach der Senkung der Rippen bei Annahme der aufrechten 
Körperhaltung die obere Atmung voll wirksam werden kann. Um so höher wird die 
Fülle von Anregungen zu schätzen wissen, die in der kritischen Behandlung dieses 
Fragenkomplexes liegt, wer sich je bemüht hat, an einem dyspnoischen Säugling 
obere untere, und Wirbelsäuleanteil der Atmung gegeneinander abzugrenzen und zu 
analysieren. ad 5. Die wohl manchem Pädiater bekannte, doch wissenschaftlich noch 
nicht genauer studierte Tatsache, daß bei stark dyspnoischen (z. B. pneumoniekranken) 
Säuglingen die vorderen oberen Thoraxpartien mitunter stark vorgewölbt, maximal 
inspiratorisch erweitert erscheinen, so daß trotz maximaler Anspannung der Rippen- 
heber eine weitere inspiratorische Atemexkursion des Thorax nicht erkennbar ist, 
findet hier in anregendster Weise Erwähnung. Rach (Wien). 
Nizzoli, Antenore: Sul valore del rapporto sfigmoviseosimetro in pediatria. 
(Über den Wert des Verhältnisses zwischen dem Blutdruck und der Viscosität des 
Blutes für die Kinderheilkunde.) Pediatria Bd. 28, Nr. 8, S. 368—386 u. Nr. 9, 


8. 419—434. 1920. 

Martinet (Pressions arterielles et viscosité sanguine, Paris 1912, Masson et C.) hat ge- 
funden, daß das Verhältnis zwischen dem maximalen Blutdruck und der Viscosität des Blutes 
eine unter normalen Umständen konstante Größe (nahe 4) darstellt und daß diesem Quotient 
(maximaler Blutdruck) ein großer klinischer Wert zur Beurteilung verschiedener Kreislauf- 
störungen zukommt. Gautier (Arch. de med. des enf. 1915) hat die Martinetschen Angaben 
bei Kindern nachgeprüft, fand eine bedeutende Herabsetzung dieses „sphygmoviscosimetrischen 
Quotienten“ in Fällen von Anämie und sprach zugleich die Vermutung aus, daß die Methode 
auch in anderen Fällen wichtige Aufschlüsse liefern dürfte, 


Verf. unternahm nun an einem großen Material eingehende Untersuchungen 
über den Wert des Martinetschen Quotienten für die Kinderheilkunde. Nach einer 
ausführlichen Einleitung, in welcher das Verhalten des Blutdruckes einerseits, der 
Viscosität des Blutes andererseits im Kindesalter auf Grund der Literaturangaben 
und eigener Erfahrungen besprochen werden, bringt Verf. die Resultate seiner „sphyg- 
moviscosimetrischen‘“ Bestimmungen. Aus dieser Einleitung wäre folgende Tabelle 
von Interesse, weil sie ziemlich vollständig die Blutdruckverhältnisse im Kindesalter 
zur Darstellung bringt und an großem Material (2278 Fälle) gewonnen wurde. 

Knaben 
| Mittelzahlen 


Anzahl 









Mädchen 
Mittelzahlen 























are | Maxim. | Puls- Maxim. | Puls- 
| diasto- | druck Fall Maxim. | (diasto- druck 
| Fälle Blutdruck! lischer) | (Difte- | Fälle Blutdruck) lischer) | (Ditfe- 

E Blutdruck rens) Blutdruck! renz) 









Neugeborene . ..... 77 





ll 

| 3,5 | 24 2 
Säugling bis 6 Monate . . | 63 4,3 2,4 2,5 
Säuglinge bis 12 Monate .|| 38 5 2,4 2,8 
Kinder zu 1—2 Jahren. .ı 76 5,2 3 3,1 
Kinder zu 2—3 Jahren. . 75 5,4 3 3 
Kinder zu 3—4 Jahren. .i 63 6,1 3 3,2 
Kinder zu 4-5 Jahren. . 52 6,7 3,3 3,4 
Kinder zu 5-6 Jahren. . Ä 62 7 3,4 3 
Kinder zu 6—7 Jahren. .| 96 6,5 3,2 3,3 
Kinder zu 7—8 Jahren. .ı 97 6,5 3,6 3,6 
Kinder zu 8—9 Jahren. .|| 99 6,9 3,7 3,6 
Kinder zu 9—10 Jahren . 99 7,7 3,4 4 

7,4 4,3 4,2 


Kinder zu 10—11 Jahren. 102 


— 382 — 


Der maximale Blutdruck wurde nach Riva-Rocci, der diastolische Blutdruck 


nach Pachon und die Viscosität nach Hess bestimmt. Außer dem eigentlichen Mar- 


tinetschen Quotienten [master ur rechnete der Verf. auch noch den Quo- 


Pulsdruck Visoosität / en 
tienten (rar) aus und notierte in seinen Reihenversuchen das Gewicht, die 


Standhöhe und den Hämoglobingehalt des Blutes. Untersucht wurden verschiedene 
Krankheitsfälle und auch gesunde Kinder, welche nachträglich erkrankten und zum 
2. Male untersucht werden konnten. Die Ergebnisse sind keinesfalls ermutigend und 
haben eigentlich die volle Wertlosigkeit der Methode gezeigt. So schließt auch der 
Verf. seine umfangreiche Arbeit mit der Bemerkung, daß der Martinetsche sphygmo- 
viscosimetrische Quotient für die Kinderheilkunde keinen Wert besitzt, da er nichts 
Neues den Ergebnissen der Blutdruck- und Vicositätsmessung als solchen hinzuzu- 
fügen vermag. v. Gröer (Lemberg). 


Therapie und therapeutische Technik. 


Apert, E.: L’opothörapie en thérapeutique infantile. (Die Organotherapie in 
der Behandlung der Kinderkrankheiten.) Presse méd. Jg. 28, Nr. 35, S. 341—343. 1920. 

In der Kinderheilkunde ist die Organotherapie in Frankreich bisher im wesentlichen auf 
die Schilddrüsenbehandlung des Myxödems beschränkt gewesen, obwohl doch gerade beim 
heranwachsensden Organimus die endokrinen Drüsen von besonderer Bedeutung sind. Das 
geht schon aus dem Unterschied in der Schwere der Erscheinungen zwischen Myxödem des 
Kindes und des Erwachsenen hervor. Weniger bekannt sind die Einflüsse der Nebennieren 
auf das Wachstum. Die Nebennierenrinde ist von entscheidendem Einfluß auf die Entwick- 
lung der Geschlechtsorgane: bei Mädchen verursachen Tumoren der Nebennierenrinde Um- 
schlag in den männlichen Sexualtypus. Fällt die Erkrankung in die Fötalzeit, so kommt e8 
zu Pseudohermaphroditismus femininus. Aus allen diesen Gründen darf die Adrenalinbehand- 
lung nicht schlechtweg als Nebennierenbehandlung angesehen werden. Auch die Hypopbyse 
besteht bekanntlich funktionell und anatomisch aus 2 Teilen. Sie verlängert das Knochen- 
wachstum und beeinträchtigt die Geschlechtsentwicklung. Infolge verspäteten Eintretens 
der Pubertät führen Hypophysentumoren in der Kindheit zu Akromegalie mit Infantilismus. 
Auf Grund dieser Erfahrungen empfiehlt A pert die Schilddrüsenbehandlung bei allgemeinen 
Entwicklungshemmungen (Körpergröße, Zahnung, Gestalt, Gang, Sprache, Intelligenz, Unter- 
entwicklung der Geschlechtsorgane, Infantilismus). Die Nebennierentherapie scheint ihm 
am Platze bei allgemeinem Hochwuchs mit Blässe und Körperschwäche und bei männlichen 
Individuen, die zu Feminismus neigen; Hypophysenbehandlung sei am Platze bei gedrungenem 
Körperbau und Neigung zur Fettsucht. Zumeist wendet er die Polyopotherapie an, unter- 
stützt durch Verabreichung von Glycerophosphaten, Kalk und Magnesia, Strychnin und Natr. 
cacodylicum. Zum Schluß einige ausführliche Rezeptvorschriften. Borchardt (Königsberg), 


Pankow, 0.: Sind bei Schwangerschaften nach Röntgen-Tiefentherapie mit 
großen Dosen Mißhildungen der Früchte zu erwarten? Strahlentherapie, Orig., 
Bd. 10, H. 2, S. 1016—1032. 1920. 

Die zahlreichen Experimente an Samenzellen von Pflanzen und Eizellen niederer Tiere 
haben ergeben, daß beide Zellarten durch Röntgenstrahlen geschädigt werden und mißbildete 
Früchte sich entwickeln können. Die interessanten Versuche zur Klärung der Frage, ob’auch 
aus dem durch Röntgenbestrahlung geschädigten Eiapparat der Ovarien höher organisierte 
Tiere beschädigte Früchte hervorgehen, zeigten, daß die ersten nach temporärer Sterilität 
eintretenden Schwangerschaften meist mit Fehlwürfen endeten, daß dagegen aus späteren 
Graviditäten gesunde Junge hervorgingen. Mißbildungen wurden weder bei den Fehlwürfen 
noch bei den lebensfähigen Früchten beobachtet. Die Ursache der Fehlwürfe möchte Verf. 
nicht in der der Befruchtung voraufgegangenen Schädigung der Eizelle, sondern in Verände- 
rungen in der Uterusmuooss im Sinne einer Atrophie sehen, die später nach den Aborten durch 
Regeneration wieder ausgeglichen wird. Die Annahme, daß auch beim Menschen aus Schwanger- 
schaften, die nach vorausgegangener, selbst bis zur Erzielung vorübergehender Amenorrhöe 
fortgesetzter Bestrahlung eintreten, sich keine geschädigten oder mißbildeten Früchte ent- 
wickeln, wird gestützt durch einen vom Verf. selbst beobachteten Fall, sowie durch gleichartige 
klinische Beobachtungen anderer Autoren. Die Wiederaufnahme der Eierstockstätigkelt 
erklärt sich durch die ungleiche Empfindlichkeit und Zerstörbarkeit verschiedener Follikel des 
gleichen Ovars, wodurch unbeschädigte Follikel übrigbleiben können. Tierexperimente über 
Röntgenbestrahlung während der Gravidität ergaben schwere Schädigung der Früchte hin- 
sichtlich der Lebensdauer und in einzelnen Fällen auch Mißbildungen. Mehrfache klinische 
Beobachtungen anderer Autoren zeigen, daß durch die Röntgenbestrahlung gravider Frauen, 





— 383 — 


sei es zum Zwecke einer Schwangerschaftsunterbrechung, sei es bei nicht erkannter Gravidität, 
bei wiederholter Anwendung größerer Dosen, zumal in den ersten Schwangerschaftsmonaten, 
die Frucht abgetötet und Abortus oder missed abortion eintreten kann. Wird die Schwanger- 
schaft ausgetragen, so können geschädigte Früchte geboren werden. Im Nachtrag erwähnt 
Verf. einen noch nicht veröffentlichten Fall von Aschenheim mit deutlichen Bildungs- 
störungen (Mikrooephalie, Störungen der geistigen Entwicklung, Mißbildung der Augen) bei 
einem 4jährigen Kinde, die auf Bestrahlung der Mutter mit hohen Röntgendosen während der 
Schwangerschaft zurückzuführen sind. Albrecht (München).M_ 

Segale, Carlo: Sull’ azione biologica dei raggi Röntgen e del radium sulle 
eartilagini epifisarie. (Über die biologische Wirkung der Röntgenstrahlen und des 
Radiums auf die Epiphysenknorpel.) (II. congr. al. di radiol. med., Genova, 20—22 
ottob. 1919.) Radiol. med. Bd. 7, Nr. 3—4, S. 234—246. 1920, 

Die Versuche wurden an weißen Ratten im Alter von weniger als 1 Monat (zumeist 
8—14 Tage alt) gemacht. Bei 34 Tieren wurde die eine hintere Extremität mit Röntgen- 
strahlen von verschiedener Härte und verschieden lang bestrahlt. Bei 7 Tieren wurden 
20—30 mg Radiumsulfat verwendet und teils y-Strahlen allein, teils $- und y-Strahlen 
auf das Knie- oder das obere Sprunggelenk appliziert. Es kam zu folgenden Erschei- 
nungen: Mit geringen Dosen Wachstumshemmung, mit höheren Dosen vollständiger 
Stillstand nach 1—2 Monaten, bei noch höheren Dosen ließ sich der Tod der Indivi- 
duen nicht umgehen. Dabei zeigten härtere Strahlen geringere schädliche Wirkung 
als weiche. Das gleiche findet bei Radiumbestrahlung statt; y-Strahlung allein ist dabei 
weniger wirksam. Es besteht eine Latenzperiode von 4—5 Tagen bei geringen Dosen, 
bei mittleren eine kürzere. Der Unterschied im Wachstum des bestrahlten Gliedes 
gegenüber dem anderen ist ein erheblicher. Die Entwicklungsstörungen sind bleibende. 
Neben Verkürzung des bestrahlten Gliedes beobachtet man auch Deformationen des- 
selben, die Diaphyse ist dünner, die Muskulatur atrophisch. Bei der histologischen Unter- 
suchung findet man Degeneration der cellulären Elemente und Änderungen in der 
Struktur der Epiphysenknorpel, bei $- und y-Strablen von Radium auch Läsionen der 
Gefäße und der Knochenlamellen. Der enchondrale OssifioationsprozeB kommt zum 
Stillstande. Die Epiphysenknorpel der Entwicklungsperiode zeigen eine ganz besondere 
Radiosensibilität und sind ein gutes Objekt zum Studium der biologischen Wirkung 
von Röntgenstrahlen. Neben einer Schädigung des Knorpels findet wahrscheinlich 
auch eine Schädigung der Osteoblasten statt. In Analogie zu den Versuchen Hert- 
wigs mit Bestrahlung von Froscheiern mit geringen Dosen von Röntgenstrahlen, 
welche zu Entwicklungshemmungen der sich aus den Eiern entwickelnden Tiere führten, 
nimmt Autor auch bei seinen Versuchen eine Schädigung des Kernchromatins der 
Knorpelzellen an, welche sich auf die Tochterzellen sozusagen vererbt. Petschacher.”, 


Aikman, John: Methods of administering saline and other solutions to infants 
and children. (Methoden, um Säuglingen und Kindern Kochsalz- und andere Lösungen 
beizubringen.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 4, S. 244—245. 1920. 

Außer den bekannten Methoden per os, per clysma (evtl. durch Tropfklistier) 
und subcutan, bespricht Verf. ausführlich die intravenöse und intraperitoneale Ver- 
abreichung. Zur intravenösen Verabreichung eignen sich die Armvenen oft nicht; 
nicht selten kann man die Jugularis externa verwenden. Bei Kindern mit offener Fon- 
tanelle ist die Injektion in den Sinus longitudinalis nach Tobler sehr zu empfehlen. 
Die Technik wird genauer geschildert. Auch Citratblut läßt sich vorzüglich in den 
Sinus übertragen. Gut brauchbar ist auch die Vena femoralis, dicht unter ihrem 
Durchtritt durch das Poupartsche Band, die von Syphilidologen in Amerika oft zur 
Salvarsaninjektion benutzt wird. — Verf. tritt auch für die Anwendung intraperi- 
tonealer Injektionen ein, die in St. Bartholomews Hospital zuerst angewendet 
und von Howland in Amerika eingeführt wurden. 

Man erhebt eine Hautfalte in der Mittellinie dicht unterhalb des Nabels und sticht mit einer 
Venennadel ein. Vorsicht ist geboten, damit nicht eine gefüllte Harnblase angestochen wird. 


Dermverletzungen sollen bisher nicht vorgekommen sein. Intraperitoneal kann man bequem 
größere Flüseigkeitsmengen verabreichen (100—250 com bei Säuglingen, 3—400 ccm bei größeren 


— 384 — 


Kindern) und kann die Infusionen gut alle 12—24 Stunden wiederholen. Die Flüssigkeit 
soll langsam einfließen; man kann so lange einlaufen lassen, bis das Abdomen leicht erweitert 
erscheint. 40—60% der eingeführten Flüssigkeit wird im Verlauf der ersten Stunde resorbiert, 
wie durch Autopsie festgestellt werden konnte. Verf. hat das Verfahren bei Kindern mit akuten 
schweren Flüssigkeitsverlusten häufig angewandt und findet es den anderen Verfahren über- 
legen durch die Leichtigkeit und Raschheit, mit der größere Flüssigkeitsmengen ohne jeden 
Verlust beigebracht werden können. Er teilt die Krankengeschichte eines ljährigen Kindes 
mit blutigschleimigen Durchfällen mit, das während seiner mehrwöchigen schweren Krankheit 
10 intraperitoneale Infusionen erhielt (von denen 6 mehr als 200 ccm betrugen). Ibrahim. 

McLean, Stafford and Charles A. Lang: Fluid injections in dehydrated infants. 
(Flüssigkeitsinjektionen bei wasserverarmten Säuglingen.) Americ. journ. of dis. of 
childr. Bd. 19, Nr. 5, S. 359—369. 1920. 

Bericht über 269 Injektionen an 67 Säuglingen im Zustand mehr oder weniger 
hochgradiger akuter Flüssigkeitsverarmung, davon 26 alimentäre Intoxikationen, 
10 infektiöse Darmerkrankungen. 155 Injektionen wurden subcutan, 22 in den Sinus 
longitudinalis, 92 intraperitoneal verabreicht. Mortalität: 76,9%, bei den alimentären 
Intoxikationen, 52% bei den anderen Fällen. Als Injektionsflüssigkeit diente teils 
6proz. Dextroselösung in physiologischer Kochsalzlösung, teils 6proz. Dextrose in 
destilliertem Wasser, reine physiologische Kochsalzlösung, 2proz. Natriumcarbonst- 
lösung mit Zusatz von 2proz. Dextrose und 1proz. Natriumbicarbonatlösung mit 
Zusatz von 1% Dextrose. Auf differente Wirkung dieser differenten Lösungen wird 
in der Abhandlung nicht eingegangen ; daher sind vielleicht auch die allgemein gehaltenen 
Angaben über die Einwirkung der Injektionen auf Temperatur, Puls usw., vielleicht 
auch auf die Mortalität nicht ohne weiteres allgemein gültig. Die Verff. kommen zu 
folgenden Ergebnissen: Die Kleinheit eines Kindes ist kein Gegengrund zur Anwendung 
der Injektionen. Gerade bei sehr kleinen Kindern mit Gewichten unter 3000 g ergaben 
sich besonders günstige Resultate, so daß man vielleicht schließen darf, daß größere 
Kinder noch größere Flüssigkeitsmengen hätten erhalten sollen. Das Alter hat keinen 
Einfluß auf die Verwertung der injizierten Flüssigkeiten. Der Puls wird durch Injek- 
tionen in den Sinus oder in das Peritoneum häufiger beeinflußt als durch die Subcutan- 
injektionen, die Atmung mehr durch intraperitoneale als durch die beiden anderen 
Methoden. Unmittelbare Gewichtszunahreen finden sich öfter nach intraperitonealen 
Injektionen als nach Injektion in den Sinus oder unter die Haut. Einzelne Kinder 
zeigen sich erst günstig beeinflußt, wenn sie mehrere Injektionen erhalten haben. 
Je bälder die Behandlung nach Beginn der Erkrankung einsetzt, je günstiger die Er- 
folge. — Besonderes Interesse beanspruchen die intraperitonealen Injektionen. 
Verff. bezeichnen sie als einfache Methode, die in ihren Händen keinerlei unerwünschte 
‘Wirkungen gehabt hat. Sie wurden von Blackfan und Macy (Amer. Journ. Dis. 
Childr. 15, 8.19. 1918) eingeführt. Verff. haben sich erst an einer Reihe von Tierversuchen 
von der Handlichkeit und Unschädlichkeit des Verfahrens überzeugt. Bei 6 Kaninchen 
wurden intraperitoneale Injektionen von je 60 ccm 6proz. Dextroselösung, von 4 proz. 
Natriumbicarbonatlösung und von 6proz. Dextroselösung in 4%, Natriumbicarbonat 
ausgeführt. Ein Tier starb nach der 3. Injektion der 4proz. Natriumbicarbonatlösung, 
doch glauben Verff., daß der Tod nicht der Injektion zur Last zu legen war. 

Wie groß übrigens die den Kindern gelegentlich injizierten Flüssigkeitsmengen waren, 
geht aus dem Bericht über ein infolge Brechdurchfalls akut verfallenes Kind von 20 Monaten 
hervor (Gew. 13500 g). Es erhielt im Verlauf von 8 Stunden 1600 ccm Flüssigkeit, nämlich 
1200 ccm physiologischer Kochsalzlösung subcutan, 100 cem 5 proz. Natriumbicarbonatlösung 


intravenös, 90 cem 5%, Dextroselösung intravenös und 250 ccm physiologischer Kochsalz- 
lösung in troperitoneal. Nach 8 Tagen geheilt entlassen. Ibrahim (Jena). 


‚Spezielle Pathologie und Therapie. 
Erkrankungen des Neugeborenen. 
Holland, Eardly: Fetal intracranial haemorrhage during birth. (Intrakranielle Hä- 


morrhagie des Neugeborenen während der Geburt.) Brit. med. journ. Nr. 3104, S. 868. 1920. 
Verf. hat unter 168 unter oder bald nach der Geburt verstorbenen Neugeborenen 





— 385 — 


) 

81 mal (48%) Verletzungen der Septen der Dura gefunden (Tentorium cerebelli, Falx 
cerebri und Falx cerebelli). Die häufigsten Verletzungen finden sich am vorderen 
Rand des Tentoriums an der Vereinigungsstelle mit der Falx cerebri. Verf. entwickelt 
die Theorie, daß funktionell diese Gebilde als Ligamente des Schädels angesehen werden 
können, die eine übermäßige Deformierung des Schädels während der Geburt ver- 
hinderten. Hierbei haben sie einen außerordentlich großen Zug auszuhalten und 
können gelegentlich einreißen. Ist dies der Fall, so kann der Schädel exzessive Form- 
veränderungen erleiden. Dabei können die Vena magna Galeni oder Äste, die vom 
Kleinhirn oder der Brücke aus zur Vena magna ziehen, einreißen. Die Tentoriumrisse 
selbst sind in der Regel nicht gefährlich, vielmehr die begleitenden cerebralen Hä- 
morrthagien. Die genannten Befunde kommen nicht nur bei Neugeborenen zur Beob- 
achtung, die unter der Geburt verstorben sind, sondern auch bei solchen, die im 
Verlauf der 1. Woche nach schweren Geburten zugrunde gehen. Bei Kindern, die einige 
Monate alt sind, kann man gelegentlich geheilte Zerreißungen feststellen. Zweifellos ster- 
ben nicht alle Kinder, die solche Traumen erleiden und ein Teil der infantilen Cerebralläh- 
mungen, spastischen Paraplegieen, geistigen Defekte mag damit in Zusammenhang stehen. 

Diskussion: Ballantyne: Es kommen auch intrakranielle Hämorrhagien an anderen 
Stellen vor, nicht selten z. B. intraventrikulär. Frühgeburt, Asphyxie, Syphilis, Infektionen 
nach der Geburt spielen ätiologisch auch eine Rolle. Hendry hat unter 250 Fällen nur achtmal 
TentoriumzerreißBungen feststellen können. H. Ferguson: Bei Frühgeborenen kommen 
Tentoriumrisse besonders häufig vor. Die Zange ist hier mit besonderer Vorsicht anzuwenden. 
Holland: Zwischen den intrakraniellen Hämorrhagien der Neugeborenen und der Wasser- 
mannschen Reaktion ließ sich keinerlei Beziehung nachweisen. Ibrahim (Jena). 

Taylor, Alfred S.: Brachial birth palsy and injuries of similar type in adults. 
(Geburtslähmung der Arme und Krankheitsformen ähnlicher Art bei Erwachsenen.) 
Surg., gynecol. a. obstetr. Bd. 30, Nr. 5, 8. 494—502. 1920. 

Die Geburtslähmung der Arme ist primär immer auf eine Läsion des Plexus infolge 
Entfernung des Kopfes von der Schulter während der Entbindung, nie auf eine primäre 
Schädigung des Knochens oder der Kapsel zurückzuführen. Ihre Symptomatologie 
wechselt je nach Intensität und Extensität. In erster Linie werden die oberen, bei 
besonders starker Schädigung auch die unteren Wurzeln des Erbschen Plexus getroffen. 
Es kann in leichten Fällen nur durch Zugwirkung eine vorübergehende funktionelle 
Ausfallswirkung seitens der betroffenen Nerven resultieren, in schweren Fällen können 
die Wurzeln zerrissen, die umgebenden Weichteile von Blut diffundiert werden und 
eine alles in eine massige Narbe einbeziehende anatomische Destruktion zustande 
kommen. Symptomatologisch kann das Bild in weiten Grenzen schwanken. Anfangs, 
bald nach der Geburt, liegt die betroffene Extremität meist extendiert, einwärts rotiert, 
der Vorderarm proniert, in schweren Fällen vollkommen unbeweglich; in leichteren 
sind Finger und Hand beweglich, in leichten auch Vorder- und Oberarm einigermaßen 
beweglich. Die gelähmten Muskeln zeigen in ihrer Verteilung eine Abhängigkeit von 
ihrer Versorgung durch die betroffenen Wurzeln. Leichte Fälle zeigen Heilungstendenz 
in den ersten Wochen. Was die chirurgische Intervention betrifft, wäre folgendes fest- 
zubalten: Die meisten Fälle zeigen selbst bei bestem konservativem Vorgehen keine 
Tendenz zur Spontanheilung. Diese würde sich vor Ablauf von 3 Monaten zeigen. 
Einige Fälle zeigten bei der Operation Abriß der Nervenwurzeln oder ausgedehntes 
Narbengewebe, diese heilen nie spontan. Klinisch läßt sich die Art der Läsion früh- 
zeitig nicht erkennen und nach längerer Zeit können Entwicklungsstörungen die Folgen 
sein. Je früher spontan oder chirurgisch die Nervenreparation zustande kommt, desto 
früher erfolgt völlige Restitution. Am besten entschließt man sich zur Operation, wenn 
nach 3 Monaten keine Heilung erfolgt ist, Autors Erfahrungen basieren auf 70 operierten 
Fällen. Seine funktionellen Erfolge sind gute. Neurath (Wien). 


Broca: Fratture ostetriche del femore. (Geburtsfrakturen des Femur.) , Gazz. 
d. osp. e d. clin. Jg. 41, Nr. 51, S. 517—519. 1920. 
Schmerzhaftigkeit eines Oberschenkels beim Neugeborenen, besonders bei Be- 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 25 


— 386 — 


wegungen, Verkürzung und Abknickung müssen den Gedanken an Geburtsfraktur, 
die übrigens auch doppelseitig auftreten kann, eingeben. Die Steißlage oder Wendung 
auf die Füße geben besondere Disposition. Das Röntgenbild sichert die Diagnose. 
Einfache Extensionsbehandlung ist beim Säugling wegen der Verschmutzung des Ver- 
bandes und der nicht einzuhaltenden Rückenlage schlecht anzubringen, vertikale Ex- 
tension ist besser. Bossi wickelt das gestreckte Bein an den Rumpf, so daß der Ober- 
schenkel dem Bauch, der Unterschenkel der Brust, der Fuß dem Schlüsselbein anliegt. 
Diese Methode, die gut ertragen wird, hat den Vorteil daß das Kind aufgenommen 
und leicht gereinigt werden kann. Verf. beschreibt einen Verband, mit starker Ab- 
duktion beider Beine und Extension, der ebenfalls gute Erfolge gibt. Künne. 


Funktionelle Verdauungs- und Ernährun rungen des Säuglings und des 


Kleinkindes. 

Marfan, M.: Vue générale sur les affections des voies digestives dans la 
première enfance. (Allgemeine Übersicht über die Erkrankungen der Verdauungswege 
in der ersten Kindheit.) (Hop. des enfants-malades.) Prog. méd. Jg. 47, Nr. 24, 
S. 259—262. 1920. 

Nach einem kurzen historischen Überblick über die Klassifizierungsversuche der 
Ernährungsstörungen des Säuglings im vorigen Jahrhundert — diejenigen der modernen 
deutschen Pädiatrie (Czerny, Finkelstein) werden nicht erwähnt — bringt Marfan 
seine eigene Einteilung, die sich auf die Hau pts y mptome der Erkrankungen stützt. 
Diese sind Erbrechen, Durchfälle, Verstopfung, Ansatzhemmung (dénutrition). Unter 
diese 4 Hauptgruppen setzt M. noch einige Untergruppen, so daß sich folgendes Sche ma 
ergibt: 

I. Verdauungsstörungen mit vorwiegendem Erbrechen. a) Das habituelle Erbrechen. 
b) Die angeborene Pylorusverengerung. — II. Verdauungsstörungen mit vorwiegenden Durch- 
fällen. a) Die gewöhnlichen Diarrhöen (ohne infektiöse oder toxische Ursache). 1. Bei 
Brustnahrung, 2. bei Kuhmilchnahrung. Hierzu gehören auch die Störungen durch zu reich- 
liche Mehlkost und die gewöhnlichen Durchfälle bei der Abstillung. b) Die choleraartigen 
Durchfälle mit toxischen Symptomen. Wahrscheinlich bakterieller Ursache, zu unterscheiden 
vom Hitzschlag. c) Durchfälle mit schleimig-blutigen Stühlen oder Enterocolitis dysenteri- 
formis (Enterokokken, Colibacillen, Pseudodysenterie, manchmal auch Hg-Intoxikation). 
d) Diarrhöen durch spezifische Infektionen (Bacillen- und Amöbendysenterie, Cholera 
asiatica, Typhus und Paratyphus, Tuberkulose oder Syphilis). Zu c) und d) kommen noch 
als Untergruppe die Affektionen hämorrhagischen Charakters: Haematemesis und Melaena 
neonatorum, deren häufigste Ursache Syphilis und verschiedene Ulcerationen in Magen, 
Duodenum und Dünndarm zu sein scheinen. — III. Störungen mit vorwiegender Obsti- 
pation. a) Habituelle Verstopfung: 1. alimentäre, 2. neuro-motorische, 3. mechanisches 
Hindernis (wie Hirschsprungsche Krankheit). b) Darmverschluß (angeborene Obliteration, 
eingeklemmte Leistenhernie, akute Invagination des Dünndarms). Hierzu kommen noch die 
Affektionen mit ano-rectaler Lokalisation (Rectumprolaps, Analfissuren, Rectumpolypen,, 
Hämorrhoiden) und die Bauchtumoren. — IV. Störungen mit vorwiegender Ansatzhemmung 
(d&untrition). a) Leichte Hypothrepsie. b) Mittlere Hypothrepsie. c) Athrepsie. 

Auf Grund vorstehender Klassifizierung nach Symptomen läßt sich folgende 
Einteilung hinsichtlich der Ursachen der Verdauungsstörungen aufstellen: I. Die 
primären Affektionen des Verdauungstraktus, a) alimentären oder externen Ur- 
sprungs (Fehler in der Ernährungstechnik, Infektion durch Nahrungsmittel usw.), 
b) dysergischen oderinternen Ursprungs. 1. angeborene Verdauungsdysergie (Pylorus- 
stenose, Megakolon, angeborene Schwäche), 2. erworbene Verdauungsdysergie (Hitze- 
wirkung, Zahnung, Unterernährung, Anaphylaxie gegen Milch oder Eier). II. Die 
sekundären Affektionen (Verdauungsstörungen im Verlaufe einer anderen Krank- 


heit, Grippe, Bronchopneumonie usw.). Calvary (Hamburg). 
Terrien, E.: Le roman de }’öpreuve alimentaire et sa valeur pour le choix 
d’un rögime chez le nourrisson. (Die Geschichte der Toleranzprüfung und ihr Wert 
für die Wahl eines Ernährungsregimes beim Säugling.) Arch. de med. des enfants 
Bd. 23, Nr. 7, S. 404—413. 1920. 
Verf. versucht eine kritische Darstellung des von Finkelstein geschaffenen 





— 387 — 


Toleranzbegriffes an der Hand seiner klinischen Bilder (Stadium der Bilanzstörung, 
der Dyspepsie, der Dekomposition). Vielleicht etwas zu schematisch meint er, daß nach 
Finkelstein für das Stadium der Bilanzstörung eine Intoleranz für das Fett, für das 
der Dyspepsie eine Intoleranz gegen Kohlehydrate und bei der Dekomposition eine 
Intoleranz gegen beide Stoffe bestände. Die Toleranzprüfung soll die Unterscheidung 
dieser Stadien durch die „paradoxe Reaktion‘ bzw. „normale Reaktion“ bringen. 
Bei Unterernährung durch Zulage von Nahrung Gewichtszunahme (normale Reaktion), 
bei Störung Stillstand oder Abnahme (paradoxe Reaktion). Verf. schildert nun die 
einzelnen Ernährungsstörungen nach Finkelstein, wobei er das erste Stadium, die 
Bilanzstörung Finkelsteins, wohl nicht ganz richtig identifiziert mit der gewöhn- 
lichen Dyspepsie der Franzosen bzw. der Fettdiarrhöe der Deutschen. Hier sind wohl 
verschiedene klinische Bilder zusammengeworfen. Die paradoxe Reaktion drückt 
sich bei diesem Zustand in Gewichtsstillstand aus (Réaction paradoxe lögere). Beim 
zweiten Stadium, von ihm „toxische Dyspepsie‘‘ genannt, tritt die paradoxe Reaktion 
deutlicher hervor bei Nahrungssteigerung (Réaction paradoxe accentuée). Das dritte 
Stadium, das er richtig der Athrepsie Parrots gleichstellt, läßt diese Symptome der 
Abnahme noch stärker hervortreten (Réaction paradoxe complète). Tritt die paradoxe 
Reaktion bei Unterernährung ein, so zeigt diese eine schwere Athrepsie an (Réaction 
paradoxe à l’&preuve sousalimentaire), tritt sie erst bei höherer Reaktion ein, so ist 
der Grad im allgemeinen ħicht so schwer. Bei der Toleranzprüfung hat man zu unter- 
scheiden zwischen der quantitativen Intoleranz und der qualitativen Intoleranz (Fett, 
Eiweiß, Kohlehydrat). Die quantitative Intoleranz macht diagnostisch meist keine 
große Schwierigkeiten. Ein Kind, das wenig Milch verträgt, wird meist noch weniger 
eine größere Menge Milch vertragen. Schwierig ist der Schluß, ob nur einzelne Nahrungs- 
teile der Milch schädlich wirken. Verf. meint, daß die Finkelsteinsche Toleranzprüfung 
sich anheischig mache, jeden der Typen unterscheiden zu können. Verschlechtere sich 
z. B. ein Kind bei Gebrauch von Kohlehydraten, so beweise dies, daß Dyspepsie durch 
Kohlehydrate entstanden sei. Bei aller Anerkennung für Finkelstein und seine Schule 
meint Verf., daß schon ältere französische Autoren, z. B. Combe, ja auch Parrot 
schon ähnliche Gedanken geäußert haben, ja, daß Parrot schon die paradoxe Reaktion, 
wenn auch ohne diesen Namen, beschrieben hätte. Prinzipiell kann Verf. gewisse Be- 
denken gegen das Finkelsteinsche Schema nicht unterdrücken, das ihm in dieser apo- 
diktischen Form nicht richtig zu sein scheint. Er meint, daß der Säugling nicht mit dieser 
„mathematischen Präzision“ auf Nahrungsänderungen reagiere, und man darf sich 
dieser Kritik durchaus anschließen. Klinisch könne man Kinder häufig ganz anders 
einschätzen, als sie nachher auf die Nahrung reagieren, zumal der Zustand außerordent- 
lich oft wechsele innerhalb des gleichen Tages. Kurz: praktisch versagt oft die ganze 
Methode der Toleranzprüfung, und es erscheine daher Verf. nicht möglich, auf Grund 
der Toleranzprüfung eine Einteilung des klinischen Bildes vorzunehmen, zumal der 
Praktiker gar nicht in der Lage sei, eine exakte Toleranzprüfung vorzunehmen, viel- 
mehr damit oft dadurch den Zustand des Kindes schwerer Gefahr aussetze. Rietschel. 

Kerley, Charles Gilmore, and Louis Berman: The suboxidation syndrome in‘ 
childhood. (Suboxydationssyndrom im Kindesalter.) Journ. of the Americ. med. 
assoc. Bd. 74, Nr. 18, S. 1226—1227. 1920. 

Von diesem Symptomenkomplex werden vorwiegend Kinder vermögender Kreise 
befallen; meist haben Eltern und Voreltern einen sitzenden, intellektuell orientierten 
Lebensberuf. Es handelt sich um Kinder, deren physische Funktion in der Regel 
unterhalb der Norm gelegen sind. Meist Untergewicht, verminderte Leistungsfähigkeit, 
sensibles Gemüt, geistige Frühreife, intellektuelle Überaktivität. Haut zu Trockenheit 
und Ekzemen geneigt, frieren leicht an Händen und Füßen, zeigen meist einen mäßigen 
Grad von Anämie, sind gewöhnlich obstipiert und haben launischen Appetit. Fieberlose 
Katarrhe der Nase und oberen Luftwege sind häufig; einer reiht sich an den anderen; 
Tonsillotomien und Adenotomien nützen nicht viel dagegen. Die Bronchitis zeigt oft 


25% 


— 388 — 


asthmatischen Charakter. Anfallweise Magenstörungen mit gehäuftem Erbrechen oder 
leichtem Fieber sind häufig. Alle haben eine besondere Unverträglichkeit gegenüber 
Kohlehydraten und Zucker sowie insbesondere gegenüber Kuhmilchfett in den sonst 
für ihr Alter üblichen Mengen. — 5 kurze Krankengeschichten (3—8jähriger Kinder) 
werden mitgeteilt. Die Behandlung bestand im wesentlichen im Verbot des Zuckers 
und Verminderung der Milch und führte zu guten Gewichtszunahmen, Besserung des 
Appetits und Ausbleiben der akuten Verdauungsstörung oder Hustenattacken. — Im 
Urin der Kinder fanden sich oft Spuren von Aceton. Während der Brechanfälle und 
zu Zeiten fieberhafter Erkrankungen kamen erhebliche Acetonmengen zur Beobachtung 
— Bestimmungen des Blutzuckergehalts (Methode von Benedict) ergab durchweg 
bei 67 untersuchten Fällen eine leichte Hyperglykämie (130—280 mg in 100 ccm, als 
Durchschnitt 163). Der Blutzuckergehalt von 92 vergleichsweise untersuchten Kindern, 
die nicht zur Krankheitsgruppe der Suboxydation gehörten, schwankte von 80—125 
und betrug im Durchschnitt 105. Auf der Höhe der Attacke zeigten vier Fälle mit 
recurrierendem Erbrechen verminderte Blutzuckerwerte (80, 85, 85 und 70 mg auf 
100 ccm). 10 Fälle, die klinisch dem Suboxydationssyndrom zuzurechnen waren, 
hatten normale Blutzuckerwerte. Die Verff. vermuten, daß Zuckertoleranzproben 
bei ihnen Anomalien aufdecken würden, Ibrahim (Jena). 


Nasso, Ivo: Su di un caso d’intossicazione alimentare a forma cerebrale e 
sulle cosidette „convulsioni terminali“. (Über einen Fall’der cerebralen Form der 
alimentären Intoxikation und über die sog. terminalen Krämpfe.) (Isti. ds clin. 
pediatr., uniw., Napoli.) Pediatria Bd. 28, Nr. 12, S. 557—560. 1920. 

Beschreibung eines Falles alimentärer Intoxikation bei einem 2 Monate altem Säugling 
mit sehr stark ausgesprochenen Symptomen des Meningoencephalismus und völlig negativem 
Liquorbefund. Guter Ausgang. Besprechung der Differentialdiagnose. Nichts Neues. v. Gröer. 

Harper, W. W.: Treatment of entero-colitis in infancy. (Behandlung der 
Enterokolitis im Kindesalter.) South. med. journ. Bd. 13, Nr. 6, S. 408—412. 1920. 

Bei der Behandlung ist zu unterscheiden zwischen den Fällen, die durch den 
Gasbacillus und denen, die durch den Dysenteriebacillus hervorgerufen werden. Die 
ersteren Bakterien gedeihen besonders gut bei kohlenhydratreicher Kost, daher Aus- 
setzen der Kohlenhydrate und Zugabe von Eiweiß (Eiweißmilch). Bei den Dysenterie- 
bakterien kann man kohlenhydratreiche Kost geben. Unter Enterokolitis versteht Verf. 
eine Infektion der unteren Darmabschnitte mit Durchfällen, toxischen Zuständen 
(Exsiccation, Nephritis).. Bakteriologisch kommen folgende Gruppen in Betracht: 
1. Shiga, 2. Park und Hiss, 3. Flexner, 4. Harris. Bei der Behandlung ist zu 
fordern: 1. Leerstellung des Darmes, 2. Aussetzen der Nahrung 24—48 Std., 3. An- 
siedlung des Bacillus Acidi lactis innerhalb des Darmes, 4. reichlich Wasser durch 
Mund, Rectum und Infusion, 5. Zufuhr von Alkali und Kohlenhydraten wegen der 
Acidose, 6. Anregung der Urinsekretion, 7. frühzeitige Rückkehr zur Brust oder 
Flasche. Zum Abführen bevorzugt Verf. Castoröl. Bei Brechen wird die Dosis ein 
2., ein 3. Mal gegeben; daneben Wasser mit Na. bicarb., 2 Teelöffel auf 11. Bei älteren 
Kindern kühler Tee oder etwas Limonade mit Saccharin. Bei starkem Erbrechen 
Zufuhr durch Infusion oder Instillation. Bei Acetongehalt der Atemluft und des Urins 
Zusatz von 2%, Glucose zum Wasser. Die besten Stellen zur Infusion sind die Brust, 
der Oberschenkel und die Glutäalgegend. Das Abdomen ist zu vermeiden wegen der 
Schmerzen bei der Atmung. Medikamentös 1 Tablette von Milchsäurebacillen alle 
2 Std. in süßem Wasser. Fortsetzen dieser Therapie bis die Stühle normal sind. Daneben 
Zugabe von Na. bicarb. oder Na. citricum. Bei Brustkindern 24—48stündiges Hungern, 
dann 1 Min. Anlegen an jeder Brust alle 4 Std., ferner Kalk und Brunnenwasser. Geht 
Fieber zurück, stellen sich die Stühle ein, langsam mit der Nahrungszufuhr steigern. 
Bei künstlicher Nahrung ist mit der Zufuhr von Milch sehr langsam vorzugehen. 
Anurie ist zu bekämpfen mit warmen Bädern, heißen Packungen und Einläufen. Bei 
Krämpfen Chloral oder Morphium, bei Vasomotorenlähmung Adrenalin. Bej häufigen 


— 389 — 


Stühlen ist Opium nicht zu entbehren, am besten per os. Bei Tenesmen haben sich 
Einläufe von Arg. nitr. 1/,—1proz. bewährt. Andere Mittel sind zu entbehren. 

Diskussion. Dr. L. W. Elias bespricht die Therapie der Soemmererkrankungen, besonders 
die Fernhaltung der Hitze. Herausbringen der Kinder aus der Stadt in die frische Luft. Sehr 
gut hat sich ihm oft ein elektrischer Ventilator bewärht zur Abkühlung der Kinder. Dr. Sid- 
bury: Die Zufuhr von Milchsäurebacillen ist fast zu vergleichen mit dem Antitoxin bei Diph- 
therie. Auch die Infusionen wirken oft lebensrettend bei schwerem Erbrechen. — Dr. Mul- 
herin hält für besonders wichtig bakteriologisch festzustellen, ob gasbildende Bakterien oder 
Dysenteriebakterien ätiologisch in Betracht kommen. Bei ersteren ist Eiweißmilchtherapie 
indiziert, bei letzteren mehr Kohlenhydrate. — Dr. Oliver Hill hält die Acidose für die wich- 
tigste Frage der Behandlung. Er gibt anfangs Natriumcitrat und frisches Wasser, daneben 
Infusion und Instillationen von Milchsäurebacillen. Milch nicht vor 36 Stunden. — Dr. Fai- 
son empfiehlt besonders Silbernitrat per os und per rectum. — Dr. Royster sieht häufiger 
die Gasbacilleninfektion. Er gibt erst Milch, wenn das Blut im Stuhl verschwunden ist, bevor- 
zugt Schleimabkochungen mit Milchzucker, besonders für die ersten Tage, daneben Zwieback. 

Rietschel. 

Somersalo, Eva: Über Rumination im Säuglingsalter. (Univ.-Kinderklin., Jena.) 
Arch. f. Verdauungskrankh. Bd. 26, H. 3/4, S. 167—191. 1920. 

Zwei geheilte Fälle. Bei dem einen begann die Rumination im 6. beim anderen im 8. Monat. 
Luftschlucken war nicht besonders auffällig gewesen. In einem Fall ließ sich ein hereditäres 
Moment nachweisen. Die verheiratete kinderlose Schwester der Mutter des Kindes besaß von 
frühester Jugend an die Fähigkeit, Speisen aus dem Megen hochzubringen, wenn sie auch 
nicht selbst ruminierte. Sie war stolz auf diese Fähigkeit, die sie als Zeichen besonderer körper- 
licher Geschicklichkeit ansieht. 

Zusammenfassende literarische Verarbeitung der gesamten bisher bekannt- 


gewordenen Kasuistik. Ibrahim (Jena). 


Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneume,. 


Benjamins, €. E.: Über Oesophagoskopie beim Neugeborenen. Arch. f. 
Laryngol. u. Rhinol. Bd. 33, H. 1/2, S. 143—144. 1920. 

Die Oesophagoskopie beim Neugeborenen bietet überraschenderweise gar keine 
Schwierigkeiten. Da die noch nicht voll entwickelten Reflex- und Muskelapparate 
bei der Untersuchung gar keinen Widerstand bieten, so kann man die Röhre, wenn 
sie mit leichter Hand geführt wird, ohne Gefahr bequem einführen und dirigieren. 

Bei einem 3 Tage alten Säugling sollte oesophagoskopisch festgestellt werden, ob eine 
Atresie der Speiseröhre vorlag, da die Nahrung einige Sekunden, nachdem sie geschluckt 
war, wieder unverändert ausgebrochen wurde Dem Kind wurde, in sitzender Stellung gut 
fixiert, ohne weitere Vorbereitung die kleinste bronchoskopische Röhre eingeführt. Die Kardia 
erschien als kleine runde, eng umschnürte Öffnung. Mit sanftem Druck konnte man den Wider- 
stand überwinden und in den Magen eindringen. Ein Pyloroepasmus konnte nicht vorliegen, 
da der Magensaft keine Spuren von Milch zeigte. Ernährt wurde das Kind mit dem Katheter, 
ohne daß es zum Erbrechen kam. Nach 10 Tagen konnte das Kind schon auf natürliche Weise 
ernährt werden und war geheilt. Hempel (Berlin). 


Dahl, Robert: Sur la pathogönie de l’ulcdre. (Über die Pathogenese des Mager- 
geschwürs.) Arch. des. malad. de lappar. dig. et de la nutrit. Bd. 10, Nr. 8, S. 483 
bis 486. 1920. 

Verf. geht aus von der wiederholt beobachteten Tatsache, daß in Meckelschen 
Divertikeln nebeneinander Darm- und Magenschleimhaut gefunden wird, und daß 
gerade in der Gegend, wo diese differenten Schleimhäute aneinandergrenzen, öfter Ge- 
schwüre entstehen, die den Duodenal- oder Magengeschwüren analog zu sein scheinen. 
Den Anatomen ist es längst bekannt, daß einzelne Inseln von Schleimhaut mit Lieber- 
kühnschen Drüsen im menschlichen Magen häufig vorkommen (Varburg, Ebner, 
Jouvenel). Solche Inseln finden sich besonders entlang der kleinen Kurvatur, in 
der Pars pylorica und in der Zwischenzone zwischen Fundus- und Pylorusdrüsen im 
Bereich der großen Kurvatur. Diese Gegenden sind aber auch der häufigste Sitz des 
Magengeschwürs. Es könnte sein, daß das Magengeschwür sich im Bereich solcher 
ektopischer Schleimhautinseln entwickelt, die individuell verschieden häufig vor- 
kommen. Das könnte die verschiedene individuelle Disposition, die Geschlechtsdispo- 
sition, das familiäre Vorkommen des Magengeschwürs erklären. Zur Stütze dieser 


Hypothese müßte auf dem Grunde frischer und oberflächlicher Magengeschwüre nach 
Lieberkühnschen Drüsen gefahndet werden. Ibrahim (Jena). 

Goldhloom, Alton and Ralph C. Spence: Prognosis in operated cases of hyper- 
trophic stenosis of pylorus. (Die Prognose operativ behandelter Fälle von hyper- 
trophischer Pylorusstenose.) Americ. journ. of dis. of children Bd. 19, Nr. 4, S. 263 
bis 268. 1920. 

In dem Babies Hospital New York wurden vom 1. I. 1915 bis 1. VI. 1919 nicht weniger 
als 136 Operationennach Rammstedt vorgenommen. 32 Kinder starben (19,63%), 
133 waren Knaben, 30 Mädchen. Es gilt dort als Regel unverzüglich zu operieren, 
sobald die Diagnose gestellt ist. Trotz des oft sehr elenden Zustandes der Kinder 
wurde nur in einem einzigen Falle von der Operation abgesehen ; das Kind starb wenige 
Stunden danach. Die Prognose scheint in erster Linie von der Dauer der Krankheits- 
erscheinungen abzuhängen, die der Operation vorausliegt. Bestanden die Symptome 
erst weniger als 4 Wochen, so betrug die Mortalität (13,04%) nur ein Drittel von der 
Zahl, die bei den Fällen erreicht wurde, die erst nach mehr als vierwöchiger Krankheits- 
dauer operiert wurden (35,42%). Bei künstlich ernährten Kindern war die Mortalität 
(35%) mehr als dreimal so groß als bei Brustkindern (11,3%). Bei Kindern mit einem 
Gewicht bis 3500 g war die Mortalität (28%) etwa 31/,mal so groß als bei Kindern 
mit höherem Gewicht (8,7%). Je größer der Gewichtsverlust vor der Operation, je 
ungünstiger die Prognose. Von 76 Kindern, die weniger als 20% ihres Körpergewichts 
verloren hatten, starben 5 (6,58%), von 51 Kindern, die 20%, und mehr eingebüßt 
hatten, starben 19 (37,25%). Von 12 Kindern, die mehr als 30% ihres Gewichts ver- 
loren hatten, starben 6 (50%). Die Sterblichkeit der Brustkinder, die weniger als 
4 Wochen nach Beginn des Erbrechens operiert werden und weniger als 20%, ihres 
Gewichts verloren haben, ist minimal. Von 41 Kindern dieser Kategorie starb nur 
. eines, und zwar an postoperativer Blutung; in der Familie dieses Kindes waren schwere 
Blutungen auch sonst vorgekommen. Von den Todesfällen entfielen 14 auf postopera- 
tiven Kollaps in den ersten 3 Tagen, 5 auf Peritonitis. 11 Kinder gingen 3—25 Tage 
nach der Operation an Marasmus zugrunde. Der durchschnittliche Spitalaufenthalt 
betrug bei den 94 Brustkindern 14,7 Tage, bei den 37 künstlich Ernährten 23,8 Tage. 
Die postoperative Pflege ist zur Erzielung der günstigen Erfolge von großer Bedeutung. 
Zunächst wurde durchweg verdünnte Frauenmilch gegeben, die genau dosiert und ganz 
allmählich verstärkt wurde. Erst eine Woche nach der Operation wurden die Kinder 
wieder angelegt. Oft war es nützlich, vor der Fütterung einen Magenschlauch einzu- 
führen und Gas und Schleim abzulassen. Erbrechen oder dünne Stühle verdienen 
ernste Beachtung, Nahrungsreduktion, evtl. Magenspülung. Bei Durchfall wurde 
einige Tage Eiweißmilch verabreicht. Ibrahim (Jena). 

Speese, John: Traumatic rupture of jejunum without external wound. (Trau- 
matische Ruptur des Jejunum ohne äußere Wunde.) Internat. clin. Bd. 2, ser. 30, 
S. 257—259. 1920. 

Ein 11jähriges Mädchen war mit großer Kraft von einem Schaufelstiel im Unterleib 
getroffen worden; 2 Stunden darauf Erbrechen; dann Fieber. Bauchdeckenspannung. 


tion nach 24 Stunden. Es fand rich eine Perforation des Jejunums von 21/, cm Durchmesser 
4 Zoll vom Duodenum entfernt: Ungestörte Heilung. K. Hirsch (Berlin). 


Meyers, Alfred Edward: Dilatation of the colon in children. (Dilatation des 
Kolons bei Kindern.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 3, S. 167 bis 
180. 1920. 

Verf. findet eine Reihe von Vergleichspunkten zwischen der Hirschsprungschen 
Krankheit und der kongenitalen Pylorusstenose (die übrigens nach des Ref. Meinung 
nicht recht zutreffend sind). Er weist darauf hin, daß man keine rechte Grenze zwischen 
der Hirschsprungschen Krankheit und der chronischen von Geburt an bestehenden 
kindlichen Obstipation ziehen kann, und daß man in Fällen der letzteren Gruppe durch 
Röntgenuntersuchung oft erweiterte Dickdärme und verlängerte und gewundene 
Flexuren nachweisen kann. 5 Krankengeschichten und Radiogramme werden mitgeteilt 


— 31 — 


(4-, 5- und 9jährige Kinder). In der Behandlung erwies sich die Reduktion der 
Kohlehnydrate, die zu Gärungsvorgängen Veranlassung geben, sowie die Ver- 
abreichung großer Atropindosen sehr nützlich. Letztere wurden gegeben, um 
Spasmen zu bekämpfen, doch sagt Verf. nicht, welche Spasmen er meint. . Jedenfalls 
denkt er nicht an Sphincterspasmen. Die Atropingaben betrugen z.B. bei einem 4jäh- 
rigen Kind 3mal täglich 9 Tropfen einer 1 pro mill. Lösung, die allmählich ansteigend 
erreicht wurden. Ibrahim (Jena). 

Spitzy, Hans: Zur Operation der Nabelbrüche bei Säuglingen und Kindern. 
Erwiderung auf die Kritik von J. Meyer in Nr. 22 d. Wochenschr. Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 28, S. 774. 1920. 

Bei genauer Innehaltung der von Spitzy angegebenen Technik bestehe keine 
Gefahr. Es sei ausdrücklich von ihm angegeben worden, daß nach Umschneidung 
der Geschwulst und Umgehung des Bruchsackhalses dieser mit einer Klemmpinzette 
zu fassen sei. Dann soll peripher von der Pinzette möglichst nahe der Haut der Bruch- 
sack eröffnet werden. Seine Kuppe, die immer mit der Haut verwachsen ist, wird an 
der Haut belassen; die Peritonealränder werden mit Klemmen gefaßt, evtl. vorhan- 
dener Inhalt reponiert, der Bruchsack fest angezogen und die erst angelegte Klemme 
geschlossen. Hierbei könnte das Vorhandensein eines Nabeldottergangsdivertikels oder 
einer Urachuscyste nicht übersehen und ihre Exstirpation angeschlossen werden. 
(Vgl. d. Zentralbl. 9, S. 208. 1920.) Stettiner (Berlin). 

Speese, John: Omental cyst, strangulation from twisted pediele. (Stilgedrehte 
Netzcyste.) Internat. clin. Bd. 2, ser. 30, 8. 246—251. 1920. ` 

5jähriger Knabe, unter der Diagnose Appendicitis operiert. Es fand sich am rechten 
Rand des Omentum majus eine 8cm lange, 6 cm breite Cyste mit längerem mehrfach gedrehten 
Stil, Wandung dünn, durchscheinend, mit zahlreichen erweiterten Gefäßen, Inhalt 200 ccm 
dunkel gefärbter Flüssigkeit mit zahlreichen Lymphocyten und C'holestearinkrystallen. Bei der 
Sektıon des kurz nach der Operation gestorbenen Kindes fanden sich noch zahlreiche ganz ähn- 
liche, bis walnußgroße Cysten, besonders im Omentum gastro-colicum. Mikroskopische Dia- 


gnose: Lymphcyste. Betrachtungen über die pathologische Anatomie und Differentialdiagnose 
der verschiedenen Mesenterialcysten. K. Hirsch (Berlin). 


Konstitutionsanomalien und Stoffwechseikrankheiten. Störungen des Wachstums 


und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 
Krabbe, Knud H.: Über früherworbene oder kongenitale Formen der pluri- 
glandulären Insuffizienz. (Abt. f. Kinderkrankh,, Rigshosp., Kopenhagen u. Anst. 
f. Schwachsinnige, Ebberedgaard.) Zeitschr. f. d. ges. Neurol. u. Psychiatr. Bd. 55, 
8. 254—274. 1920. 
Ein Fall von pluriglandulärer Insuffizienz, die kongenital oder in der frühen Kind- 


heit entstanden ist. 

L. M. P.,geb. 1897 aus gesunder Familie, blieb weit in der Entwicklung zurück. Mit 9 Jahren 
Aufnahme in eine Anstalt für Schwachsinnige. Größe damals 96 cm, Gewicht 11,7 kg? mit 18 Jah- 
ren Größe 1,29 m, Gewicht 21,5 kg. Wassermannsche Reaktion negativ. 1915 ergab die 
Untersuchung: Pigmentierungen am Hals, Abdomen, den Schenkeln; Schwimmbhäute an der lin- 
ken Hand. Defekte Nägel, Endphalangen dünn und verkürzt; es wird die Diagnose Sklerodakty- 
lie gestellt. Die Kopfhaut stellenweise narbig und haarlos, auch die normale Kopfhaut weist 
Hypotrichie auf. An der übrigen Haut ebenfalls Hypotrichie, kaum eine Andeutung von Bart- 
wuchs, Schamhaare sehr ger Kein Myxödem. Zw chs mit eunuchoider Disproportio- 
nierung. Zahnretention. Verspäteter Epiphysenschluß. yptorchismus. Für latente Tetanie 
sprechen Chvosteksches Phänomen und erhöhte elektrische Erregbarkeit. Motorische Aphasie. 
Der Wortschatz. ist geringer als der Imbezillität entspricht. Achylie. Atrypsie. „Renaler“ 
Diabetes: Leichte Glykosurie bei normalen Blutzuckerwerten. Lymphoblastose. Kombination 
von Zügen des Infantilismus und der Senilität. 1918 Exitus, nachdem zuvor Diarrböen, Fieber, 
Contractur der oberen Extremitäten aufgetreten waren. Die Sektion ergab atrophische Schild- 
drüse und Hoden mit Vermehrung des Bindegewebes; in Hypophyse und Nebennieren nicht be- 
deutende Bindegewebswucherung. 

Das Krankheitsbild läßt sich nur durch eine Affektion mehrerer Blutdrüsen er- 
klären. Obwohl infantile Züge vorhanden sind, ist doch Infantilismus auszuschließen. 


Ebenso weicht der aufgeführte Symptomenkomplex vom Kretinismus und Mongolis- 


— 392 — 


mus ab. Verf. führt noch einen ähnlichen, von -Dr. Fo g in dänischer Sprache ver-' 
öffentlichten Fall an, der besonders in einem Punkte einen interessanten Gegensatz 
aufweist: Es fand sich Hyperglykämie ohne Si ykomizie, während der Patient des Verf. 
Glykosurie ohne Hyperglykämie hatte. -  Kankeleit (Hamburg).“, 


Huldschinsky, Kurt: Die Behandlung der Rachitis durch Ultraviolettbestrahlung. 
Dargestellt an 24 Fällen. (Oskar-Helene-Heim z. Heil. u. Erz. gebrechl. Kind., Berlin- 
Dahlem.) Zeitschr. f. orthop. Chirurg. Bd. 39, H. 4, S. 426—451. 1920. 

Huldschinsky berichtet in dieser Arbeit über 24 rachitische Kinder, die nach 
seiner früher mitgeteilten Methode mit Erfolg durch Höhensonne behandelt wurden: 

Technik: Dreimal wöchentlich Bestrahlungen mit 3 Minuten und 100 cm Entfernung 
beginnend steigend jedesmal um 1 Minute bis auf 20 Minuten, unter allmählicher Verringerung 
= a auf 60 cm. Die Bestrahlungen sind Allgemeinbestrahlungen von Brust und 

cken 

Die Erfolge, die mittels Röntgenaufnahmen der Unterarm-Handwurzelgegend 
kontrolliert wurden, treten in 3—6 Monaten ein, doch zeigt sich der Einfluß des Ultra- 
violettlichts schon nach einem Monat in Kalkablagerung im vorher osteoiden Gewebe. 
Die Methode verspricht auch Erfolg in prophylaktischer Hinsicht und erlaubt die 
orthopädische Behandlung (blutige oder unblutige Korrektur) bereits im Stadium der 
Knochenweichheit vorzunehmen, da der gerade gerichtete Knochen unter Höhensonne 
soweit fest wird, daB man vor Rückfällen sicher ist Putzig. 


Hess, Alfred F. and Lester J. Unger: Scorbutic Beading of the ribs. (Skorbu- 
tischer Rosenkranz an den Rippen.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 19, Nr. 5, 
S. 331—336. 1920. 

Die als Rosenkranz bezeichnete Auftreibung am Übergang der Rippen in die 
Rippenknorpel darf nicht als pathognomonisches Symptom für Rachitis gelten. Der 
Rosenkranz ist ein sehr häufiges Symptom des kindlichen Skorbuts und eines seiner 
typischsten Krankheitszeichen. Es entwickelt sich im Verlauf der Krankheit und 
verschwindet wieder unter einer antiskorbutischen Ernährung. Das läßt sich durch 
klinische Beobachtung am Menschen, im Tierexperiment und bei Sektionen erweisen. 
Die starre Auffassung des Rosenkranzes als eines rein rachitischen Symptoms trägt 
die Hauptschuld an der Verquickung der beiden Krankheiten in früheren Jahrzehnten 
und ist wohl auch heute noch daran schuld, daß viele Fälle von latentem Skorbut 
verkannt werden. Vielleicht gibt es auch noch andere Avitaminosen, bei denen das 
Symptom des Rosenkranzes beobachtet wird. Auf Grund einiger literarischer Mit- 
teilungen über Sektionsbefunde bei kindlicher Beriberi (Andrews) und bei kind- 
licher Pellagra (Weston, Agostini) läßt sich das auch für diese Krankheiten 
vermuten. Ibrahim (Jena). 


Harden, Arthur and Robert Robison: The anti-scorbutic properties of concen- 
trated fruit juices. Part II. (Die antiskorbutischen Eigenschaften konzentrierter 
Fruchtsäfte) Biochem. journ. Bd. 14, Nr. 2, S. 171—177. 1920. 

Man kann Orangensaft bei niedriger Temperatur zu einer festen, trocknen, stark 
hygroskopischen Masse eindicken, die in hohem Grade die antiskorbutischen Eigenschaf- 
ten des frischen Saftes behält. Auch nach zwei Jahren Aufbewahrung im Exsiccator 
bei Zimmertemperatur war noch starke antiskorbutische Wirkung im Meerschweinchen- 
versuch nachweisbar. Es wird empfohlen, ein solches Präparat in den Handel zu bringen. 
Die kleinste Schutzdosis konnte wegen Materialmangel nicht festgestellt werden. 

Alfred Plaut (Hamburg-Eppendorf).“, 

Prym, 0.: Exanthem bei kindlichem Diabetes. (Bemerk. z. d. gleichn. Mitt. 

v. G. Bihlmeyer, Nr. 25, S. 720 d. Wochenschr.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, 


' Nr. 29, S. 845. 1920. E 

Siehe Ref. zu Bihl meyer, diese Zeitschr. Bd. 9, S. 307). — Verf. sah bei einem 20jähr. 
Kranken ein ähnliches Exanthem, das sich aber als Flohstiche entpuppte. — Mahnung, bei 
derartigen Hauterkrankungen die Diagnose „Diabetes und Flohstiche“ ernsthaft zu berück- 
sichtigen und vor weiteren Schlüssen mit absoluter Sicherheit auszuschließen. Dollinger. 


— 393 — 


Löwenthal, Karl: Die makroskopische Diagnose eines Status thymico-lympha- 
ticus an der Leiche und ihr Wert für die Beurteilung von plötzlichen Todesfällen und 
Selbstmorden. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. Bd. 59, H. 1, S. 124—139. 1920. 

Nach einer guten Übersicht über die einschlägige Literatur wird die Tatsache 
mitgeteilt, daß bei plötzlichen Todesfällen im Kriege — die an der Festungsprosektur 
in Metz zur Obduktion kamen — (Verletzungen, Gasödem, Fliegerstürze usf. ; es handelte 
sich um kräftige jugendliche Indiyiduen), Zeichen des Status thymico- bzw. lymphaticus 
nachgewiesen werden konnten. Löwenthal ist daher der Ansicht, daß der St. th. l. 
sehr häufig nur der normale Zustand gesunder, junger, gutgenährter Menschen sei. 
Bei den meisten Fällen von Thymustod ist der Status thymicolymphaticus nicht anders 
zu bewerten als bei den plötzlichen Toden durch Verletzungen usw., also als Ausdruck 
des Todes aus voller Gesundheit heraus und nicht als Konstitutionsanomalie. Wiesel.™ 


Talbot, Fritz B.: The metabolism of a dwarf. Studies in metabolism. I. (Der 
Stoffwechsel eines Zwerges.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 18, 
S. 1225. 1920. 

Calorimetrische und respiratorische Untersuchungen bei einem 7 jährigen sonst 
- ganz gesunden Jungen von 12,6 kg Gewicht und 91,5 cm Länge (normal 21,9 kg und 
114,3 cm Länge). Im Schlaf betrug.die Calorienproduktion 780 Cal. (normal 675 Cal.) 
oder 58 Cal. pro kg bzw. ca. 1300 pro qm. Bezogen auf das Körpergewicht und die Körper- 
oberfläche sind die Zahlen deutlich gegenüber der Norm gesteigert. Noch größer waren 
die Differenzen bei geringer Muskeltätigkeit im nüchternen Zustand (1050—1270 Cal.). 
Der Junge bedarf mithin einer Nahrungszufuhr von ca. 120 Cal. pro kg. E. @rafe.”, 


Sehlesinger, Hermann: Zur Klinik der Tetanie. (Allgem. Krankenh., Wien.) 
Neurol. Centralbl. Jg. 39, Nr. 13, S. 418—421. 1920. 


„Tibialiszuckung‘‘: Bei 6 (wohl) Erwachsenen nachgewiesen. 

.Methode: Kranker liegt auf dem Bauch; Untersucher flektiert das Bein leicht im 
Kniegelenk; Beklopfen des Tibialis in der Kniekehle. Bei Tetanie erfolgt eine rasche, aus- 
giebige Zuckung des Fußes und der Zehen. Der Fuß wird dabei stark plantarflektiert, auch 
pflegt eine Adduktionsbewegung deutlich zu sein. Bei den stärkeren Graden erfolgt auch 
eine lebhafte Plantarflexion der Zehen, manchmal nur der großen allein. Auch pflegt das 
Beklopfen der Nerven bei Tetanie schmerzhaft zu sein (Hoffmanns Symptom). Dollinger. 


Haas, Willy: Blutbildbeobachtungen bei einem Falle von postoperativer Tetanie. 


(Chirurg. Klin., Erlangen.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr.27., S. 781—783. 1920. 


Die Leukocytengesamtzahl zeigte kurz nach Ausbruch der Tetanie eine ziemlich rasche 
-Senkung von 5900 auf 4500 und stieg nach mehrtägigem Tiefstand wieder auf normale Werte, 
etwa zur gleichen Zeit, in der das Trousseausche und Chvosteksche Phnänomen erlochen. Fast 

perallel damit zeigte sich ein Rückgang der neutrophilen Polymorphen von 75% auf 60%, der 
einem Wiederanstieg auf 66%, Platz macht. Genau umgekehrt verhält sich die prozentuale 
Lymphocytenkurve (Anstieg von 19 auf 31% und Wiederabfall auf 34%). Die Eosinophilen 
zeigten einen geringen kontinuierlichen Anstieg von 0,5 auf 5%. Die Struma war eine diffuse . 
Kolloidstruma gewesen ohne irgendwelche thyreotoxischen Erscheinungen, die wegen Kom- 
pression der Trachea exstirpiert werden mußte. Die Tetanie wurde mit interner Verabreichung 
von Parathyreoidintabletteu (Freund und Redlich) behandelt (3—4 Tabletten täglich 
5 Tage lang). Die Frage, ob die Veränderungen des Blutbildes etwa mit dieser Medikation 
in Zusammenhang stehen, konnte Verf. noch nicht eindeutig klären. Ibrahim (Jena). 


Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe. 


Peiper, Erich: Die Behandlung der Drüsenerkrankungen im Kindesalter. 
Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 17, Nr. 11, 8. 305—309. 1920. 

Der Fortbildungsvortrag bringt nichts Neues. Verf. macht gern Gebrauch von 
Unguentum Cred&, z. B. bei akuten Lymphdrüsenentzündungen, bei Pfeifferschem 
Drüsenfieber. Bei chronischer Lymphadenitis nicht spezifischer Natur haben 
sich ihm Trinkkuren mit Weilbacher Schwefelbrunnen bewährt: Je 10 Eßlöffel 
vor und nach dem Aufstehen, stubenwarm. Nach einer halben Stunde das Frühstück. 
Kurdauer 6—8 Wochen. Ibrahim (Jena). 


ze 99 e 


Hallez, G. L.: Contribution à l’ötude des anömies avec splönomögalie chez le 
nourrisson (forme pseudo-leucömique.) (Beitrag zum Studium der Anämien mit 
Milzvergrößerung beim Säugling [pseudoleukämische Form].) Nourrisson Jg. 8, Nr. 3, 
S. 154—171. 1920. 

Die Anämien des jungen Kindes können vom klinischen Standpunkt in zwei 
Gruppen eingeteilt werden; 1. Anämie vom chlorotischen Typus, charakterisiert durch 
Hämoglobinmangel bei normaler oder fast normaler Erythrocytenzahl; es finden sich 
keine kernhaltigen roten Blutkörperchen und keine Myelocyten. Leukocyten sind nicht 
vermehrt, Milz ist nicht vergrößert, die Ursache dieser Form ist einseitige Milchernäh- 
rung. 2. Toxisch-infektiöse Anämien; dies ist keine geschlossene Gruppe, sondern ein 
Sammelbegriff. Es gibt leichte einfache Formen und schwere mit ausgesprochenem 
Krankheitsbild. Letztere können aplastisch ohne Knochenmarkreaktion und plastisch 
mit einer solchen verlaufen, Letzteres ist das bei weitem häufigere. Charakterisiert 
` ist diese Form durch das Auftreten von Normo- und Megaloblasten, Myelocyten, Ver- 
änderung der Leukocytenzahl. Die aplastische Form kann aus der plastischen durch 
Erschöpfung des Knochenmarkes hervorgehen. Das kindliche Knochenmark reagiert 
leichter als das des Erwachsenen mit der Ausschwemmung unreifer Formen. Bei 
gewissen Fällen kommt es zu einer Mitbeteiligung der übrigen hämatopoetischen. ` 
Organe, insbesonders von Milz und Leber. Aus diesem Symptomenkomplex resultiert 
eine besondere Form der Anämie (une anémie de type spécial), die als Anaemia splenica 
infantum (pseudoleucaemica) von Jaksch - Hayem - Luzet bekannt ist. Geschicht- 
licher Überblick unter Berücksichtigung der älteren deutschen Literatur. Als Ur- 
sachen kommen verschiedene Krankheiten in Betracht, insbesonders Rachitis und 
Darmstörungen. Es bestehen Beziehungen zur Syphilis, die unter der Maske der 
Anaemia pseudoleucaemica erscheinen kann. Keine Beziehung zur Tuberkulose, 
nur entfernte zur An. Leishmania. Natur des Leidens noch strittig, auch Beziehung 
zur kindlichen Leukämie noch nicht geklärt. Schilderung des Krankheitsbildes. Je 
nach dem Blutbild kann man chronische Splenomegalie mit Anämie und Myelämie 
und chronische Splenomegalie mit Anämie und Lymphocytämie unterscheiden. Zwei 
Fälle wurden histologisch untersucht: 

In einem fand sich in allen hämatopoetischen Organen schwere Veränderungen. Leber: 
Vollkommene Zerstörung des Leberaufbaues, zum Teil Verfettung der Leberzellen, sehr starke 
Entwicklung von Bindegewebe, das die Leberinseln auseinanderreißt. Auch das Binde- 
gewebe der Gefäßwände ist verdickt — die Beschreibung erinnert entfernt an Bantis Fibroadenie. 
An einzelnen Stellen Zellansammlungen, die an Keimzentren erinnern; vorwiegend bestehen 
sie aber aus kernhaltigen Erythrocyten, am meisten Megaloblasten. Unter den weißen Blut- 
körperchen stehen myelogene im Vordergrund. Alles in allem erinnert die Leber an fötale Ver- 
hältnisse mit starker Beteiligung und Wucherung der bindegewebigen Elemente. Ähnliche 
Verhältnisse zeigt die Milz. Auch hier sehr starke bindegewebige Entwickelung, Malphigische 
ee bis auf geringe Reste verschwunden. Die Wandung der Zentralgefäße ist stark 
verdickt. Das Bindegewebe zeigt stellenweise hyaline Entartung. Die Maschen des Reticulums 
sind vorwiegend von kernhaltigen Erythrocyten, besonders Megaloblasten erfüllt; dagegen ist 
die Zahl der kernlosen Erythrocyten in der roten Pulpa gering. Unter den Leukocyten, die 
neben den genannten Zellen sich finden, herrschen die Eosinophilen vor. Myelocyten finden sich 
in der Milz nicht. Auch im Knochenmark zeigt sich die bindegewebige Hyperplasie und ein 
starkes Vorwiegen der kernhaltigen Erythrocyten. — Im zweiten Falle fehlt die Hyperplasie 
des Bindegewebes, nur in der Milz ist sie in geringem Maße vorhanden. Keine Verdickung der 
Gefäßwandung. Im Rückenmark überwiegen die kernhaltigen Roten nicht so einseitig; es finden 
sich zahlreiche Myelocyten. In der Leber sind nur die Zellen des zentralen Leberläppchen be- 
troffen, doch ohne fettige Degeneration; vereinzelt Vakuolenbildung; auch hier, doch bedeu- 
tend spärlicher als im ersten Falle, embryonale Blutbildungsherde mit Normoblasten, Lympbho- 
cyten und spärlichen Myelocyten. In der Milz besteht wiederum eine starke Verminderung 
der Malphigischen Keimzentren; in der roten Pulpa (?) finden sich Erythrocyten, zahlreiche 
Normoblasten mit Kernteilungsfiguren, sparliche Megaloblasten und Myelocyten. Auch die 
mesenterialen und inguinalen Lymphdrüsen sind in demselben Sinne verändert. 


Nach Ansicht des Verf.s handelt es sich um zwei typische Beispiele der Verände- 
rungen bei Anaemia splenica. Eine Besprechung der Befunde soll in einer weiteren 
Arbeit zugleich mit Erörterung der Ätiologie und Therapie folgen. Aschenheim. 


— 395 — 


Vines, H. W. C.: Anaphylaxis in the treatment of haemophilia. (Anaphylaxie 
als Behandlung der Hämophilie.) Quart. journ. of med. Bd. 13, Nr. 51, S. 257 bis 
276. 1920. | 

Die Beobachtung von zwei Fällen ergab: 

Fall 1. 6jähr. Pat., der schon früher an Hämophilie litt. Blutung aus einem Schnitt ober- 
halb des rechten Auges. Gerinnungszeit wird nach Sabraz6s und Mc. Gowan bestimmt und zum 
Vergleich immer an ein und demselben normalen Individuum. Beide Zahlen werden als Ver- 
hältnis (mit dem Normalen als Nenner) ausgedrückt, welches Koagulationszeitverhältnis 
genannt wird. Am Tage nach der Aufnahme 10 ccm Pferdeserum und 6 ccm mütterliches Blut 
subcutan. 5 Tage nach der Aufnahme Koagulationszeit vermindert, keine weitere Blutung. Am 
11. Tag neuerliche Blutung. Eine intracutane Injektion von 0,2ccm Pferdeserum als Probe auf 
Anaphylaxie bewirkte starke lokale Reaktion und gleichzeitig Stillstand der Blutung. Nach 
12 Stunden normale Gerinnungszeit, welche 28 Tage anhielt. In der Zwischenzeit eine intra- 
cutane Injektion mit ähnlicher lokaler Reaktion. Später Ansteigen der Gerinnungszeit. Intra- 
cutane von 0,2 und auch subcutane Injektion von 0,5 ccm Pferdeserum ohne Reaktion. Der 
Pat. war nicht anaphylaktisch, da er für ein bestimmtes tierisches Protein immun war. Er wurde 
für Hammelserum empfindlich gemacht durch subcutane Injektion von 3 ccm. Die Gerinnungs- 
zeit fiel zunächst, schwankte dann (hämophile Krise). 12. Tag nach der subcutanen eine intra- 
cutane Injektion mit heftiger lokaler ion, darauf Abfall der Gerinnungszeit bis zur Norm. 
Kein Symptom von allgemeiner Anaphylaxie. 

Zur Kontrolle wurde der Einfluß der intracutanen Seruminjektion auf die Gerin- 
nungszeit beim normalen Individuum geprüft: Nach Feststellung der Gerinnungszeit 
2ccm Hammelserum subcutan. Nach 4 Tagen Urticaria mit Ödem, lokaler und allge- 
meiner Temperatursteigerung und Mattigkeit. 11 Tage nach der sensibilisierenden 
Dosis Intracutaninjektion von 0,2 ccm Hammelserum mit folgender lokaler Reaktion. 
Gerinnungszeit in den folgenden 7 Tagen beschleunigt. Das Resultat beim Normalen 
ähnlich, aber weniger deutlich als in Fällen von Hämophilie. Durch die intracutane 
Injektion eines antigenen Proteins während der anaphylaktischen 
Periode wird Steigerung der Blutgerinnung verursacht. Es wird angenommen, 
daß die intracutane Injektion eines antigenen Proteins im anaphylaktischen Stadium 
nicht nur lokale, sondern auch eine allgemeine Wirkung hervorruft, welche sich in der 
Änderung der Gerinnungszeit äußert. Diese kann sich im anaphylaktischen Shock 

‘in einer vermehrten (1. Stadium) oder in einer verminderten Gerinnungsfähigkeit 
äußern (2. Stadium). Durch die intracutane Injektion werden die Erscheinungen des 
anaphylaktischen Shocks wahrscheinlich so abgeschwächt, daß nur das erste Sta- 
dium erreicht wird. Die intracutane Injektion bewirkt Stimulation der thrombogene- 
tischen Funktion in den Körperzellen. Die Dauer der Wirkung hängt von der Dauer 
der anaphylaktischen Periode und von der Schwere der hämophilen Kondition im 
einzelnen Falle ab. A. Herz (Wien).“, 


Szontägh, Felix: Anaphylaxie, Purpura und Scharlach. Orvosi Hetilap Jg. 64, 
Nr. 13, S. 145—148 u. Nr. 14, S. 161—164. 1920. (Ungarisch.) 

Purpura als anaphylaktoide Erscheinung beruht wahrscheinlicherweise auf 
der Resorption nicht genügend abgebauten Eiweißes aus dem Darmtractus. Ähn- 
licherweise ist z. B. die Kombustionsscarlatina als das Resultat von durch parenteral 
abgebauten Eiweißderivaten verursachte Sensibilisation aufzufassen. Das Bild 
einer anaphylaktischen Reaktion nach Injektion von animalen Eiweiß bietet die 
Serumkrankheit, in welcher wir die Purpura, die Scarlatina, sowie das Aquivalent 
des Scharlachexanthems, die Urticaria auffinden können. Es fragt sich, ob Scarlatina 
gelegentlich nicht auch durch Einwirkung von per os, nicht nur parenteral zugeführten 
Eiweißes entstehen kann. Es ist wahrscheinlich, daß wir hier mit einer krisisartigen 
Explosion irgendeiner Störung des Stoffwechsels zu tun haben und es bezieht sich 
dieselbe wahrscheinlicherweise in erster Reihe auf das Eiweiß. — Verf. sieht in der 
Angina die Manifestation einer Diathese und will auch die Scarlatina in dieser Weise 
erklären. Nach ihm sind es anaphylaxieartige Erscheinungen auf der Haut (Exanthem), 
in den Rachengebilden (Scharlachdiphtheroid, Schwellung der Halalymphdrüsen, Ödem, 
Phlegmone usw.) und schließlich in den Nieren (Glomerulonephritis), welche die 





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Grundkrankheit, die Angina in eine Scarlatins umbilden. In den Fällen von Angina 
kann die Diathese durch Jahre bestehen und exogene Schädlichkeiten können die 
Reaktion auslösen. Im Falle einer Scarlatina hingegen wird diese Manifestation der 
Diathese durch eine Sonderbereitschaft des Organismus in eine anaphylaxieartige 
Erscheinung modifiziert. — Diese Reaktion besteht aus zwei Komponenten, der einen, 
welche den Organismus sensibilisiert, und der zweiten, welche zu einer Explosion 
führt. G. Királyfi (Budapest). 


Infektionskrankheiten, ausschließlich Tuberkulose und Syphilis. 


Greenberg, David: Prolonged fever of undetermined origin in children: report 
of cases. (Protrahierte Fieberzustände unklarer Herkunft bei Kindern. Bericht 
über einige Fälle.) Med. rec. Bd. 97, Nr. 18, S. 736—738. 1920. 

Bei Kindern kommen unklare Fieberfälle häufig vor. Den Angehörigen gegenüber 
müssen dann oft Verlegenheitsdiagnosen wie Grippe, Lungenkongestion, gastrisches 
Fieber, veraltete Malaria herhalten. Dem wissenschaftlich interessierten Arzt genügen 
diese Diagnosen aber nicht zu seiner eigenen Befriedigung. Er wird sich oft ehrlich 
selbst eingestehen, daß er nicht weiß, warum die Kinder fiebern. 3 Einzelfälle werden 
berichtet. 

1. Einjähriges Kind. Fieber, das in unregelmäßig remittierender Weise länger als einen 
Monat anhält. Alle Schleimhäute in Ordnung, Widal negativ. Zu Beginn Aceton im Urin, das 
aber auf Alkaliverabreichung rasch schwindet, ohne daß das Fieber beeinflußt wird. Leichte 
Leberschwellung. Über Pirquet ist nichts gesagt. — Fall 2. 21/,jähriger Knabe. 17tägiges 
Fieber. Beginn mit Krämpfen. Kein Befund außer leichter Leberschwellung. Typhus und 
Paratyphus wurden ausgeschlossen. — Fall 3. 7 Monatealt. Steiler Fieberanstieg und hohe 
Kontinna durch 15 Tage, dann kritische Entfieberung. Pneumonie vermutet, kam aber nicht. 

Bei allen drei Fällen wurde Grippe, Typhus, Pneumonie, Pyelitis, Pneumokokken- 
peritonitis, intestinale Infektion, Sepsis in Betracht gezogen, ohne daß eine dieser Dia- 
gnosen mit Berechtigung gestellt werden konnte. Sepsis kommt noch am ehesten in 
Betracht. Blutkultur wurde nur in einem Fall mit negativem Ergebnis angelegt. 

Ibrahim (Jena). 

Neumann, Jacques: Das Auslöschphänomen, ein neues brauchbares Hilfsmittet 
bei der Diagnose des Scharlachs. (Infektionsabt., allg. Krankenh. Hamburg-Barmbeck.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 21, S. 566—568. 1920. 

Die Befunde von Schulz und Charlton, daß lediglich das Scharlachexanthem 
durch intracutane Injektion von Normalserum bzw. Scharlachrekonvaleszentenserum 
nach der 3. Krankheitswoche ausgelöscht wird, Scharlachfrühserum aber die Fähig- 
keit des Auslöschens nicht besitzt, werden an großem Material bestätigt. Ausnahmen 
bilden chirurgischer Scharlach (1 Fall) und Rötelnfrühserum- (3 Fälle). Die Brauch- 
barkeit des Auslöschphänomens für die Diagnose in schwierigen Fällen, z. B. nach Ab- 
klingen des evtl. flüchtigen Exanthems oder bei Scharlach ohne Exanthem und bei 
zweifelhaften Anginen wird an einigen Beispielen erläutert. Das Phänomen leistet 
in dieser Beziehung mehr als die Urobilinogenreaktion, das Rumpel-Leedesche 
Phänomen und die Blutuntersuchung. Die Anwendung des Auslöschphänomens findet 
aber eine unangenehme Begrenzung dadurch, daß es häufig an den geeigneten Test- 
exanthemen fehlt. Kleinschmidt (Berlin).“, 


Schöne, Ch.: Ist der Arzt berechtigt, schweren Diphtheriekranken die Behand- 
lung mit Heilserum vorzuenthalten ? Med. Klin. Jg. 16, Nr. 14, S. 359—361. 1920. 

Verf. wendet sich scharf gegen die von Bingel empfohlene Anwendung von 
unspezifischem Pferdeserum in der Therapie der Di. Er bemängelt es, daß von Bingel 
nicht gleichartige Fälle miteinander verglichen werden. Aus den angeführten Todes- 
fällen bei Verwendung antitoxischen Serums und dem glücklichen Verlauf einer 
malignen Di. unter Behandlung mit gewöhnlichem Pferdeserum (G. P.) vermag er 
nicht die gleichen Schlüsse zu ziehen wie Bingel. Leichte Di.-Fälle heilen oft auch 
ohne jede Behandlung. Die experimentellen Grundlagen sprechen ganz einwandfrei 


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für das antitoxische Serum. Verf. empfiehlt Bingel die Anstellung eines ent- 
scheidenden Experiments an sich oder sonst sich zur Verfügung stellenden Skeptikern. 
| Eckert (Berlin).“, 

Renault, Jules et Pierre-Paul Lévy: Pathogénie de la diphtherie secondaire et 
diphthörino-röaction de Schick; absence d’anergie à la diphthörie dans la rougeole. 
(Die Pathogenese der sekundären Diphtherie und die Diphtheriereaktion von Schick; 
Fehlen der Anergie für Diphtherie während der Masern.) Bull. et mém. de la soc. 
méd. des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 21, S. 816—823. 1920. 

Im Verlaufe von Infektionskrankheiten (Masern, Keuchhusten, Scharlach, 
Anginen usw.) kann es zur Entwicklung einer sekundären Diphtherie kommen, wenn 
gleichzeitig drei Bedingungen vorhanden sind. 1. Vorhandensein virulenter Diphtherie- 
bacillen (Bacillenträger), 2. ein für Diphtherie empfänglicher Organismus (nachgewiesen 
mittels der Schickschen Reaktion) und 3. eine Schleimhautläsion (Angina bei Scharlach, 
Laryngitis bei Masern und Keuchhusten). Fehlt auch nur einer dieser Faktoren aus der 
ätiologischen Trias, kommt es nicht zur Entwicklung der Diphtherie. Bei Masern spielt 
noch die anergische Phase eine wichtige Rolle für die Entstehung der sekundären 
Diphtherie. Die Verff. weisen wie schon in früheren Arbeiten (Acad. de med. 10. Febr. 
1920; Annal. med. März 1920; vgl. dies. Zbl. 9, 218, 352. 1920) auf die große Bedeutung 
der Schickschen Probe für das Studium der Pathogenese und Immunität der Diphtherie 
hin. : Lehndorff (Wien). 

* Kraus, Rudolf: Zur Frage der Avidität der Diphtherieantitoxine. (Inst. Bacteriol. 
de dep. nac. d. hig., Buenos Aires.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 25, 
S. 687—688. 1920. 

Kraus nimmt eine durch den Krieg unterbrochene Diskussion wieder auf, die er mit 
K olle und seinen Mitarbeitern über die Frage führte, ob der antitoxische Wert des Di-Serums 
sich mit seinem Heilwert deckt. K. fordert zur objektiven Entscheidung dieser wichtigen 
Frage die Wahl einer Kommission durch die „Deutsche freie Vereinigung für Mikrobiologie“. 

Eckert (Berlin). 

Kolle, W. und H. Schlossberger: Erwiderung auf die vorstehenden Bemerkungen 
von R. Kraus, „Zur Frage der Avidität der Diphtherieantitoxine“. (Inst. f. exp. 
Therap., Frankfurt a. M.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 25, S. 688. 1920. 

Verff. glauben, daß die Krausschen Behauptungen von ihnen bereits widerlegt seien. 
Die Anwendung des leeren, antitoxinfreien Serums für die Behandlung der Di ist erledigt und 
es ist erwiesen, daß die Heilkraft eines Di-Serums dem Antitoxingehalt parallel geht. Die 
Einsetzung der von Kraus geforderten Kommission ist überflüssig, da neue Ergebnisse nicht 
vorliegen. Eckert (Berlin).M_ 

Bardy, Henri: Über die Behandlung der postdiphtherischen Verengungen im 

und in der Trachea. Finska läkaresällskapets handlingar Bd. 62, Nr. 3/4, 
8. 223—230. 1920. (Finnisch.) 

Verengerungen aus mechanischer Ursache: Narbenbildungen und Druckulcera nach 
Tracheotomie namentlich am Ringknorpel. Verf. gibt eine Übersicht über die Behandlungs- 
methoden bei erschwertem Decanülement und bei derartigen Stenosen. Bericht über 4 Kinder, 
die nach Thost - Uchermann behandelt wurden innerhalb 5—15 Monaten. Sie waren 11/, 
bis 4 Jahre alt. Die Stimmen blieben rauh, aber genügend laut. Mit der translaryngealen Drain- 
fixationsmethode von Schwiegelow machte Verf. bei so kleinen Kindern weniger gute Er- 
fahrungen. | Nadoleczny.M_ 

Little, George F.: The treatment of influenza in children. (Die Behandlung 
der Influenza bei Kindern.) Americ. med. Bd. 26, Nr. 3, 8. 157—159. 1920. 

Größte Bedeutung hat absolute Bettruhe bis mehrere Tage nach Ablauf der akuten 
Erscheinungen. Herzschwäche, Pneumonie stehen oft in Zusammenhang mit Nicht- 
einhaltung dieser Regel. Häufiger Wäschewechsel bei den stark transpirierenden 
Kranken, gute Ventilation des Krankenraumes, Sorge für reichliche Stuhlentleerung, 
Zufuhr reichlicher Flüssigkeitsmengen sind alles wichtige Maßnahmen. Aspirin und 
dgl. oft nützlich, Opiate möglichst zu vermeiden, Ipecacuanha, evtl. mit etwas Brom- 
zusatz gegen den Husten. Alkohol innerlich wird vom Verf. als Regel empfohlen. 


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Herzmittel oft erforderlich. Der häufigen Otitis media glaubt Verf. durch 6 Tropfen 
20 proz. Argyrollösung 6stündlich in jedes Nasenloch vorbeugen zu können; soll noch 
mehrere Tage nach der Entfieberung fortgesetzt werden. Verschiedene Vaccinen 
haben keine sicheren Resultate ergeben. Ibrahim (Jena). 

Wolt, J. E.: Beiträge zur Biologie des Pfeifferschen Influenzabaeillus. Misch- 
kulturen — Mischinfektion. (Hyg.-Inst., Univ. Zürich.) Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., Orig., Bd. 84, H. 4, S. 241—255. 1920. 

Verf. untersuchte das Verhalten der Pfeifferschen Bacillen in vitro bzw. in vivo 
gegenüber pathogenen und nichtpathogenen Mikroorganismen. Geprüft wurden im 
Plattenversuche Staphylokokkenarten, Catarrhalis und Flavus, Meningo- und Gono- 
kokken, Bact. coli, B. subtilis und pyocyaneus. Auf gewöhnlichen Blutagar waren die 
Resultate negativ, dagegen begünstigen M. flavus und catarrhalis auf mit Blut bestri- 
chenem Glycerinagar das Wachstum, in geringerem Grade Strepto-, Staphylo-, Pneumo- 
und Meningokokken, während Pyocyaneus und Subtilis das Wachstum hemmten. 
Ebenso brachten M. catarrhalis und flavus auf Ascitesagar ein Wachstum des B. 
Pfeiffer zustande. Bouillonkulturen der genannten, bei 50 Grad abgetöteten Bakterien 
förderten das Wachstum des B. Pf., dagegen nicht solche, die bei 100° sterilisiert waren. 
Versuche an weißen Mäusen mit Streptokokken und Influenza zeigten, daß diejenigen 
Mäuse am längsten lebten, die nur Streptokokken erhalten hatten. Im Herzblut ließen 
sich Influenzabacillen nur nachweisen, wenn den Tieren gleichzeitig Streptokokken , 
injiziert waren. Das gleiche gilt für Pneumokokken. Jastrowitz (Halle).“, 

Eisner, Georg: Beitrag zur Grippebehandlung; besonders über die Verwendung 
des Strychninum nitricum gegen die Kreislaufschwäche. (Städt. Krankenh. Südufer- 
Berlin.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 22, S. 517—520. 1920. 

Bei 140 Grippefällen bewährte sich die Behandlung mit Eukupin und Serum. 
Gegen die Bekämpfung von Herz- und Gefäßschädigungen wird die Anwendung des 
Strychnins in Form der subcutanen Einspritzung von dreimal 1—2 mg empfohlen. 

Erich Leschke (Berlin).“, 

Kühn, A.: Beitrag zur Behandlung der Grippe. Med. Klinik Jg. 16, Nr. 23, 
S. 600—601. 1920. 

Inhalation von Calciumadrenalinlösung im Anfangsstadium der Grippe verhütete 
anscheinend schwere Komplikationen. 

Verwendet wurden 90 ccm einer 10 proz. Lösung von Calcium chloratum mit Zusatz von 
10 ccm einer 1°/% Adrenalinlösung. Inhalation mehrfach täglich mit dem gewöhnlichen Ap t. 
Noch steigern läßt sich die Wirkung vielleicht durch gleichzeitige innerliche Kieselsäurebehand- 
lung (dreimal zwei Silicoltabletten zu 0,1 SiO}. Bulius (Potsdam). 

Arquellada, Aurelio M.: Gangrän der Wange als Komplikation der Grippe. 
Pediatria espan. Jg. 9, Nr. 88, S. 22—32. 1920. (Spanisch.) 

Verf. zieht die Bezeichnung Gangrän der Wange dem nichtssagenden ‚„Noma“ 
und dem zu Verwechslung Anlaß gebenden ‚Stomatitis ulcerosa“ vor. Die Gangrän 
wird meist am Ende der Grippeerkrankung bei elenden Kindern mit ungepflegter 
Mundhöhle in der zweiten Kindheit beobachtet. Sie verläuft in 2 Perioden: Zunächst 
tritt an der Wangenschleimhaut eine kleine Phlyktäne auf, die nach einigen Stunden 
platzt und zu einem schmerzlosen Geschwür wird. Dabei starker Fötor. Rasches 
Ausbreiten des Geschwürs (Ulcerationsperiode = Dauer 3 Tage). Am 3.—5. Tag wird 
das Geschwür nekrotisch, der Gewebszerfall wächst stündlich. Ausnahmsweise kommt 
es zur Heilung durch Stillstand des Zerfalls.. Regelmäßig aber breitet sich die Gangrän 
über das Gesicht und die Kiefer aus. Ursache ist das Eindringen von Bakterien 
in die durch mangelhafte Pflege geschädigte Wangenschleimhaut bei kachektischen 
Individuen. Prophylaktisch ist bei jeder Grippe peinliche Mundpflege anzuwenden. 
Therapeutisch ist wenig zu erreichen. Neosalvarsan und Diphtherieheilserum lokal 
und intravenös ist zu versuchen, im Beginn chirurgisches Eingreifen. 


In der Diskussion empfiehlt Dr. Sarabia Aufstreuen von Methylenblaupulver. 
Die Gangrän komme auch bei Nichtkachektischen vor. Dr. Gonzalez - Alvares empfiehlt 


n — 39 — 


gleichfalls Methylenblau. Pathogenetisch komme der Bacillus fusiforme in Frage. Nach 
Dr. Garrido - Lestache unterscheidet sich die Stomatitis ulcerosa von der Noma durch große 
Schmerzhaftigkeit und Trismus. Huldschinsky. 

~ Castro, A. Rodriguez: Cerebrospinalmeningitis bei einem 2 monatigen Kind. 
Arch. latino-americ. de pediatr. Bd. 14, Nr. 2, S. 107—108. 1920. (Spanisch.) 

Meningokokkenmeningitis bei einem 2 monatigen Mädchen. Strabismus, Anfangs keine 
Nackensteifigkeit und nichtgespannte Fontanelle. 45 com Meningokokkenserum intralumbal 
in 5 Tagen. In der Rekonvaleszenz vorübergehende Schwellung des linken Kniegelenkes. 
Heilung. v. Gröer (Lemberg). 
Bonaba, José y Vietor Zerbino: Subakute Cerebrospinalmeningitis; klarer 
Liquor mit Lymphocytose. Arch. latino-americ. de pediatr. Bd. 14, Nr. 2, S. 97 bis 
104. 1920. (Spanisch.) 

8 Monate altes Mädchen. Beginn unter intestinalen Erscheinungen, langsame Ein- 
stellung der nervösen Symptome (Opistbotonus) gegen den 12. Krankheitstag. Am 18. Krank- 
heitstage Aufnahme ins Spital. Die Lumbalpunktion ergibt klaren Liquor, Lymphocytose, 
kulturell — Meningokokken. Die Punktion wurde einige Male während der Behandlung mit 
dem gleichen Resultat wiederholt. Serum. Heilung. 


Verff. heben die Seltenheit des Liquorbefundes hervor und stehen auf dem Stand- 
punkt, daß auch in solchen Fällen von Meningitis, welche keinen typischen Liquor- 
befund aufweisen, die Seruminjektion, ohne die Sicherung der Diagnose abzuwarten, 
vorzunehmen ist. v. Gröer (Lemberg). 

Legroux, René: Valeur de la pesée des cendres du liquide céphalo-rachidien 
dans quelques cas de méningites à méningocoques. (Höhe der Aschewerte des Liquors 
in einigen Fällen von Meningokokken-Meningitis.) (Inst. Pasteur, Paris.) Cpt. rend. 
des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 14, S. 524—525. 1920. 

Nach Mestrezat ist ein starker Verlust an Mineralien im Liquor pathognomonisch 
für eine tuberkulöse Affektion. Bei einer Serie von 75 Lumbalpunktaten beobachtete 
Verf. 3 mal eine deutliche Verminderung der Aschewerte, wobei es sich aber jedesmal 
um Meningokokken-Meningitis handelte. Die Werte des Trockenrückstandes bewegten 
sich zwischen 12,5 g und 9,5 g, jene der Asche zwischen 7,75 g und 7,0 g pro Liter. 
Die verhältnismäßig seltenen Befunde nehmen der Entmineralisierung wohl ihren 
Wert als „untrügliches Zeichen‘ der Tuberkulose, können ihr aber die große diagnostische 
und prognostische Bedeutung nicht rauben. K. Eskuchen (München).“, 

Neal, Josephine B.: Epidemic or lethargic encephalitis in children. (Epidemische 
oder lethargische Encephalitis bei Kindern.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 6, 
S. 321—337. 1920. 

Die vielfachen, der epidemischen Encephalitis gegebenen Attribute, die auf die 
durch Sitz der Entzündung, Schwere der Krankheit hervorgerufenen Symptome Bezug 
nehmen, rufen Konfusion hervor. Klinisch ist die Trennung der Prodromalerscheinungen 
von der Krankheitsentwicklung nicht leicht durchzuführen. Das charakteristische Bild 
wird hervorgerufen — in allen Altersstufen — durch Lethargie und Asthenie, Kopf- 
schmerz, niedrige, unregelmäßige Temperatur, Hirnnervenlähmungen, maskenähnlichen 
Gesichtsausdruck, öfters Katatonie, choreiforme Bewegungen, Schweiße, Schlaflosig- 
keit, Delirien, Muskelzittern, häsitierende Sprache und Schwerbesinnlichkeit beim 
Antwortgeben, Sehstörungen (Diplopie), die allerdings im Kindesalter seltener vorkom- 
men als bei Erwachsenen. Erbrechen kommt bei Kindern häufiger vor, ebenso Ob- 
stipation, Harnretention seltener. Wechsel zur Besserung oder Verschlechterung kann 
plötzlich eintreten. Charakteristisch ist die lange Krankheitsdauer. Das männliche 
Geschlecht ist stärker betroffen (44 gegen 14 Mädchen). Differentialdiagnostisch gegen- 
über tuberkulöser Meningitis ist das relativ leichtere allgemeine Bild, das weniger 
ausgesprochene Erbrechen, die fehlende auffallende Bradykardie zu verwerten. Die 
Lumbalpunktion hat derzeit noch geringe diagnostische Verwertbarkeit. Gegen Hirn- 
tumor spricht oft neben den Symptomen auch ein normaler Augenhintergrund; eine 
Abgrenzung gegen Meningismus wird öfters die Lumbalpunktion erleichtern. Drei 
ausführlicher mitgeteilte Fälle sollen diese Ausführungen illustrieren, alle 58 Fälle werden 


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in Tabellen nach Symptomen geordnet. Die Ergebnisse der Lumbalpunktion ähneln 
denen der Poliomyelitis. Ätiologisch ist ein Zusammenhang mit Influenza sehr wahr- 
scheinlich. Therapeutisch scheint häufigere Lumbalpunktion von Wert zu sein. 
Neurath (Wien). 

Labbé, Marcel et Hutinel: Un cas d’encöphalite löthargique, avee mouvements 
ath6toso-chordiques, Iymphocytose persistante et paralysies oculaires. (Ein Fall von 
Encephalitis lethargica mit choreatisch-athethotischen Bewegungen, langanhaltender 
Lymphocytose des Liquors und Augenmuskellähmungen.) Bull. et mém. de la soc. 
med. des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 5, 6, 7, S. 194—198. 1920. 

16jähriges Mädchen, plötzlich fieberhaft mit heftigem Kopfschmerz, Erbrechen, Husten 
und Auswurf erkrankt. Linksseitige Abducenslähmung, Nystagmus, Choreatischathethoide 
Bewegungen im rechten Arm. Keine Nackensteifheit oder Kernig, Brudzinki. Leichte Reflex- 
steigerung, Hyperästhesie und Vasomotorenerregbarkeit. Schlafsucht. Lymphocytose des Li- 
quors ohne Steigerung des Eiweißgehalts. Im Blut normaler Harnstoffgehalt, 7800 weiße Blut- 
körper, 74%, Polynukleäre. Schlafsucht hält an, von deliranten Zuständen unterbrochen. An- 
dauernde Obstipation. Der Zustand zieht sich fieberhaft etwa 14 Tage lang hin. Die Augen- 
muskellähmung bleibt bestehen. Es tritt eine Lähmung des rechten Rectus internus hinzu, 8o- 
wie eine beiderseitige Ptosis. Wiederholte Lumbalpunktionen erweisen stets Lymphoc 
im klaren Liquor. Auch der Zuckergehalt ist erhöht. Allmählich schwindet das Fieber und 
bessern sich die Symptome. Vier Wochen nach Beginn der Erkrankung besteht noch eine er- 
hebliche Somnolenz und eine Parese des linken Rectus externus. Die choreatisch-athetotischen 
Bewegungen haben sich schon nach Ablauf der ersten Krankheitswoche verloren. Ibrahim. 


Bruynoghe, R.: Les bacilles dysentsriques. (Die Dysenteriebacillen.) (Zabo- 
rat. de bactersol., Lowain.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 15, 
S. 643—645. 1920. 

Bruynoghe will nur eine toxische (Kruse-Shiga) und eine atoxische Dysenterie- 
varietät unterscheiden und polemisiert gegen die Trennung der Pseudodysenterie 
in 4 verschiedene Varietäten. B. beschreibt eine Beobachtung, bei der Flexner- und 
Y-Varietäten nebeneinander vorkamen bzw. während des Wachstums Mutation zu- 
einander zeigten. Carl Klieneberger (Zittau)., 

Stroë, A.: Some clinical features of typhus fever in children. (Einige klinische 
Besonderheiten des Flecktyphus bei Kindern.) Brit. journ. of childr. dis. Bd. 17, 
Nr. 193/195, S. 24—25. 1920. 

Bei Kindern unter 7 Jahren ist der Flecktyphus meist sehr gutartig, dauert meist 
nur 8—12, selten 15 Tage. Der Fieberanstieg ist meist ziemlich plötzlich, es folgt 
eine Kontinna von wenigen Tagen und eine lytische Entfieberung. Pulsarhythmie 
ist selten. Das Exanthem fehlte in 25% der Fälle, ist sonst meist nur gering und von 
kurzem Bestand; nur bei älteren Kindern ist es dem Exanthem der Erwachsenen 
ähnlich; bei sehr jungen Kindern kann es durch winzige uraflecken ersetzt 
sein. Fast regelmäßig findet sich eine Injektion der Conjunctiva. Außerst selten sind 
Fälle mit hochgradiger Toxämie oder Bulbärsymptomen. Bronchitis ist häufig, pneu- 
monische Infiltration selten, die Leber meist geschwellt, nicht selten empfindlich bei 
der Palpation, Milz stets vergrößert, Albuminurie häufig, in der Regel ohne Cylin- 
drurie. Liquor meist ohne Befund, enthält gelegentlich einige Lymphocyten und rote 
Blutkörper. Bei der Schwierigkeit der Diagnose kann die Agglutinationsprobe wert- 
volle Dienste leisten. Die Mehrzahl der 200 vom Verf. beobachteten Fälle gab posi- 
tive Agglutination mit dem Weil-Felixschen Mikroorganismus. Verf. (in Bukarest) 
hat selbst andere Mikroorganismen gezüchtet, die auch agglutiniert wurden, über 
deren Natur er weitere Mitteilungen in Aussicht stellt. Ibrahim (Jena). 


Tuberkulose. 
Jötten, K. W. und P. Haarmann: Neuere Färbungsverfahren für Tuberkel- 
bacillen. (Hyg. Inst., Univ. Leipzig) Münch. med. Wochenschr, Jg. 67, Nr. 24, 
S. 692—693. 1920. 
en der neueren a ul zum Nachweis der Tuberkel- 
bacillen 


an 


- 


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Von 108 Sputumproben waren nach Ziehl 44 positiv, nach Marx (Nachfärbung mit 
0,3 Chrysoidinlösung) 46, nach Kronberger (Jod-Alkoholverfahren) und Weiss (Nachfärbung 
mit 0,1 pro&. Kal. permanganat.) 47, nach Spengler (Pikrinsäure-Alkoholverfahren) 48. Die 
Dürchschnitsälhlen der im Gesichtsfeld nachgewiesenen Tuberkelbacillen waren bei der Speng- 
lerschen Methode am größten. Verf. gibt eine Modifikation der Spenglerschen Me- 
thode an, die weniger umständlich und noch ergiebiger ist. Vorfärbung mit Carbolfuchsin, 
Entfärbung mit 15% Salpetersäure etwa 20 Sek. lang, Abspülen mit Wasser, Nachbehandlung 
mit Salpetersäure 10 Sek. lang, erneutes Abspülen mit Wasser, Nachfärbung mit Spenglers 
Pikrinsäurealkohol (gesättigte wässerige Pikrinsäure und Alkohol. absolut. aa.). Kieffer. 


Schaedel, Wilhelm: Eine einfache Tuberkelbacillenfärbung. 1. für Farben- 
blinde, 2. für Normalsichtige zum Nachweis der granulären Form. (Allg. 
Krankenh. Barmbeck, Hamburg.) Münch. med. Wochenschr, Jg. 67, Nr. 24, S. 693 
bis 694. 1920. 

Mitteilung einer neuen Methode der Tuberkelbacillenfärbung für Farbenblinde, die 
gleichzeitig auch die granulären Formen zur Darstellung bringt und ergebnisreicher ist als 
die alte Ziehlsche Methode, indem bei dicken Substraten die Bacillen leichter erkenntlich sind 
als bei der Nachfärbung mit Methylenblau. Als Farbmittel dient eine konzentrierte alkoholische 
Stammlösung von Methylviolett B. N., die vor dem Gebrauch filtriert und mit 9 Teilen 2 proz. 
Carbolwasser vermischt wird. Färbung: Erhitzen des mit der Farblösung beschickten Objekt- 
trägers über der Flamme bis zum dreimaligen Aufkochen, 3—5 mal unter Erneuerung der 
Farblösung wiederholt. Abspülen im Wasserstrahl. Entfärbung in 3 proz. Salzsäurealkohol, 
bis das Präparat grau ist. Abspülen im Wasserstrahl. Gegenfärbung mit Bismarckbraun 
2 Min. lang oder mit Chrysoidinlösung. Bacillen sind violett bis violettschwarz gefärbt. 

Kieffer (Mannheim ).™ 

Collins, F. Garland: The „protubereulous“ child. (Das prätuberkulöse Kind.) 
Tubercle Bd. 1, Nr. 10, 8. 454—456. 1920. 

Unter „prätuberkulöses“‘ Kind versteht Verf. ein Kind, das einen schlechten 
Gesundheitszustand aufweist, das oft Temperaturerhöhungen ohne bestimmten Grund 
zeigt, vergrößerte Lymphdrüsen hat, bei dem außerdem Gewichtsabnahme, chro- 
nischer Bronchialkatarrh, Appetitlosigkeit, Caries der Zähne in Verbindung mit Stoma- 
titis (!) zu beobachten ist; Tuberkulose in der Familie oder Berührung mit einer tuber- 
kulösen Person kann nebenbei erhoben werden. Die Prognose dieser Erkrankungsform 
ist sehr verschieden. Ein bestimmter Prozentsatz zeigt einen hohen Grad von Re- 
sistenz und reagiert prompt auf eine gewöhnliche Behandlung und Pflege. Die meisten 
dieser Kinder werden jedoch endgültig tuberkulös und nicht selten sehr frühzeitig. 
Ais hauptsächlichste Behandlungsform empfiehlt Verf. die Freiluftschule, die Rekon- 
valescentenheime, das Wohnen auf dem Lande und die Tuberkulosesambulanzen, 
In der West Ham Tuberkulose-Ambulanz wurden im Jahre 1919 309 Kinder unter- 
sucht. 85 darunter konnten als tuberkulosekrank bezeichnet werden, 97 als prätuber- 
kulöse, 125 konnten ohne Behandlung belassen werden. 22 von den prätuberkulösen 
Kindern wurden während dieses Jahres endgültig tuberkulös. H. Koch (Wien). 


Sergent, Emile: Serofule, serofulo-tubereulose et syphilo-serofule. (Skrofulose, 
Skrofulo-Tuberkulose und Syphilotuberkulose.) Rev. de méd. Jg. 37, Nr. 2, S. 65 
bis 80. 1920. 

Der Begriff der Skrofulose ist seit Entdeckung des Kochschen Bacillus ein- 
geschränkt worden: und oft nur eine besondere Art der Tuberkulose genannt worden 
(Skrofulotbe.). Indessen bestehen auch gewisse Ähnlichkeiten mit der Syphilis und es 
ist nach Verf. zweifellos berechtigt, von einer Syphilo-Skrofulose zu sprechen. Indessen 
sollte man den Namen Skrofulose nicht völlig aufgeben und ihn etwas nur in der 
Skrofulotbc. und Syphilotuberkulose aufgehen lassen. Verf. unterscheidet 3 Typen: 
1. Skrofulose i.e.$.; 2. Skrofulotuberkulose und 3. Syphilotuberkulose. Klinisches 
Bild: 1. die Manifestationen der Skrofulose i. e. S. charakterisieren sich in hartnäckiger 
Rötung der Haut, chronischem Schnupfen, Pharynxkatarrh, Lymphdrüsenhyperplasie. 
Es handelt sich hier um ein , terrain scrofuleu“. Die Manifestationen dieser Skrofulose 
betreffen das Gesicht, insbesondere die Nase, die Oberlippe, Vergrößerung der Rachen- 
mandeln und Gaumenmandeln, die hypertrophische oder atrophische Rhinitis, Mittel- 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderhellkunde. IX. 26 


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ohrkatarrh und die leichte Conjunctivitis und Blepharitis. Die Hauterscheinungen 
sind im allgemeinen leicht (Ekzem, Impetigo). Diese Form betrifft Kinder, die „Lym- 
phatiker“ genannt werden und die Verf. für eine Tbc.-Infektion für disponiert hält 
(daneben oft Neigung zu Frostbeulen, Erythema induratum Bazin). Die skrofulöse 
Adenitis ist die Folge einer Retropharyngitis. Sie kann mit geringen Drüsenschwel- 
lungen einhergehen. Alle diese Symptome sind Vorläufer der Skrofulotuberkulose. 
2. Skrofulotuberkulose. Hierher gehören all die schweren ‚Skrofuliden‘‘, deren Natur 
sicher auf Tuberkulose beruht. Diese ganze Erkrankung wird durch den Kochschen 
Bacillus hervorgerufen. Hierher gehören auch die großen tuberkulösen Lymphdrüsen, 
die besonders die vordere Hals- und Submaxillargegend betreffen; daneben die 
Inguinal-Axillargegend (?), während die hinteren Halsdrüsen-Lymphschwellungen 
meist Zeichen syphilitischer Erkrankung sind (?). 3. Syphilo-Tuberkulose. Syphilis 
und Tuberkulose sind weit enger verbunden, als man bisher glaubte. ‚Wenn einmal 
diese Krankheiten sich verbinden, dann sind sie sehr schwer zu trennen“ (Guibot). 
Die Skrofulose macht die Syphilis in der Behandlung außerordentlich refraktär. Eine 
strenge Scheidung zwischen dem was tuberkulös und was syphilitisch ist, ist oft nicht 
möglich. Verf. spricht direkt von einem „Terrain syphilo-tuberculeux“. 2 Typen 
unterscheidet Verf.: 1. die Skrofulo-Tuberkulose auf einem syphilitischen Terrain und 
2. die lokale Wucherung bei Syphilis und Tuberkulose. Im 1. Falle handelt es sich 
im wesentlichen um eine Skrofulotuberkulose, die im Verlaufe durch eine Syphilis 
beeinflußt wird. Im allgemeinen ist die Diagnose leicht, besonders wenn typische 
Zeichen dabei sind oder sichere Manifestationen (spina ventosa). Syphilis und Tuber- 
kulose können indes ähnliche Bilder machen (skrofuloide Form der Syphilis; Pseudo- 
tumoren der Wirbelsäule, syphilitische Spina ventosa, syphilitische Lupusformen. 
Hier ist die Diagnose oft sehr schwer. Das einzig sichere ist der Nachweis der Tuberkel- 
bacillen. Die Tuberkulinreaktion und die Wassermannsche Reaktion erlauben nur die 
Aussage, daß das Kind tuberkulös oder syphilitisch infiziert ist, aber nicht, daß jeder 
Zustand tuberkulös oder syphilitisch ist. Verf. sieht die typische Skrofulose i.e. S. 
für einen günstigen Nährboden für die sekundäre Infektion mit dem Kochschen Ba- 
cıllus. Seine Auffassung unterscheidet sich scharf von der der deutschen Autoren, 
die in dem Bilde der Skrofulose heute stets eine Tuberkulose sehen, freilich auf dem 
Boden eines besonders dazu disponierten Individuums. Rietschel. 
Peltesohn, Gerhart: Die Aolaninjektion und das Ponndorfsche Verfahren bei 
Augenskrofulose. (Ein therapeutischer Beitrag zur Proteinkörpertherapie einer- 
seits und der spezifischen Behandlung andererseits. (Allg. Krankenh. St. Georg, 
Hamburg.) Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 64, Maiheft, S. 618—638. 1920. l 
Zweck der Arbeit war das Studium der Wirkung nicht spezifischer parenteral 
eingeführter Eiweißkörper mit percutan einverleibten streng spezifischen Stoffen. 
Die erste Therapie erreicht eine Erhöhung des Immuntiters. Änderung der Körper- 
temperatur, vermehrte Phagocytose und Umstimmung des Gesamtorganismus. Hierzu 
wurde Aolan, ein aus der Milch gewonnenes Eiweißpräparat, benutzt. Schöne Erfolge 
sah der Verf. damit allerdings nur bei solchen Skrofulösen, die einen recht guten All- 
gemeinzustand aufwiesen, hier trat Verminderung des Reizzustandes, der Sekretion 
und der lokalen Entzündung, sowie Euphorie ein. Am besten wurde eine Injektion 
von 5 ccm subcutan an Unterarm oder Rücken vertragen. Eine Wiederholung der 
Einspritzung blieb meist ohne jede Wirkung, selbst nach mehreren Wochen (Immuni- 
tät?). Die reine Ponndorfbehandlung erwies sich bei der Mehrzahl der Patienten 
als recht wirksam, je stärker die örtliche Reaktion, desto besser heilte das Auge. 
Gelegentlich traten Temperaturen bis über 39° auf. Bei öfter wiederholter Impfung 
schwanden auch die Rezidive. Die Kinder, die keine Lokalreaktion zeigten, wurden 
mit Aolan injiziert und 24Std. später nach Ponndorf geimpft. Diese Kombination 
hatte meistens den Erfolg, der jedem der beiden Verfahren, isoliert angewandt, fehlte. 
Sie wird daher für derartige Fälle zur Nachahmung empfohlen. Meisner (Berlin)., 





— 403 — 


MeCririck, T.: Tuberculosis verrucosa eutis of the foot. (Tuberculosis verrucosa 
der Haut am Fuß.) Brit. journ. of childr. dis. Bd. 17, Nr. 193/195, S. 26—27. 1920. 

Ein 12jähriger Knabe, in tuberkulösem Milieu lebend, zeigt eine typische verruköse Haut- 
tuberkulose (Abbildung) im Bereich einer Fußsohle. Der ungewöhnliche Sitz des Leidens wird 
auf Infektion mit tuberkulösem Material beim Barfußlaufen in der Wohnung zurückgeführt. 

Ibrahim (Jena). 

Ashhurst, Astley P. C.: A elinical lecture on the diagnosis and treatment of 
tuberculous bone and joint disease in children. (Eine klinische Vorlesung über 
Diagnose und Behandlung tuberkulöser Knochen- und Gelenkkrankheiten im Kindes- 
alter.) Internat. clin. Bd. 2, ser. 30, S. 1—11. 1920. 

Der Aufsatz faßt in übersichtlicher Weise Bekanntes zusammen und enthält 
einige für klinische Demonstrationen recht brauchbare Bilder. Paul Glaessner. 

Klare: Über die Bedeutung der Urochromogenreaktion für die Prognose der 
ehirurgischen Tuberkulose. (Prinzregent Luitpold-Kinderheilstätte, Scheidegg.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 22, S. 635—636. 1920. 

Der dauernde Nachweis von Urochromogen im Harn ist bei der chirurgischen 
Tuberkulose als Zeichen einer infausten Prognose anzusehen. Fälle mit vorübergehend 
positiver Urochromogenreaktion bieten quoad vitam eine bessere Prognose, die Heilungs- 
aussichten sind aber sehr gering. Von 30 Fällen mit positiver Urochromogenreaktion 
starben 16 im Verlauf eines Jahres, 13 zeigten teils keine Veränderung des Befundes, 
teils mit Zunahme der Intensität der Urochromogenreaktion rapide Verschlimmerung, 
in einem Fall trat mit dauerndem Ausbleiben der anfangs positiven Reaktion fort- 
schreitende klinische Besserung ein. Für die Praxis zieht Verf. aus seinen Beobach- 
tungen den Schluß, daß Patienten mit dauernd oder vorübergehend positivem Aus- 
fall der Urochromogenreaktion für ein Heilverfahren ungeeignet sind, ferner daß 
dauernd positive Urochromogenreaktion bei Gelenktuberkulose die Indikation zur 
Amputation gibt. Kieffer (Mannheim).“, 

Massary et Löchelle: Épisodes möning6s baeillaires curables au cours de la 
tuberculose pulmonaire ehronique. (Heilbare Meningealerscheinungen mit Bacillen- 
nachweis im Verlaufe der chronischen Lungentuberkulose.) Bull. et m&m. de la soc. 
med. des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 10, S. 377—380. 1920. 

Bei einem 23jährigen Mädchen, das an geschlossener Lungentuberkulose litt, traten 
unter Fieber Kopfschmerzen, Erbrechen, Pulsunregelmäßigkeiten und leichter Kernig auf. 
Die Lumbalpunktion ergab vermehrten Eiweißgehalt des Liquor, Lymphocytose und das 
Vorhandensein von zwei säurefesten Stäbchen in einem Gesichtsfeld. Die Untersuchung wurde 
mit allen Kautelen ausgeführt. Die Erscheinungen gingen vollständig wieder zurück. Es 
wäre nach anderen Beobachtungen daran zu denken, daß es sich nur um die Remission einer 
tuberkulösen Meningitis handelt, aber die Erkrankung liegt bei der Patientin schon 6 Monate 
zurück. ` Kleinschmidi (Berlin).“_ 

Björn-Hansen, E.: Von Pirquet investigations in a parish without a notified 
death from tuberculosis. (Pirquet-Impfungen in einer Gemeinde, in der keine Tuber- 
kulosetodesfälle gemeldet waren.) Tubercle Bd. 1, Nr. 8, S. 359—363. 1920. 

Verf. hat die Einwohner einer kleinen isoliert gelegenen Gemeinde Norwegens, in 
der keine Todesfälle an Tuberkulose bekannt geworden waren, mittels der Pirquet-Probe 
untersucht. Die Gesamtzahl der Einwohner betrug 60, von denen 7 abwesend waren. 
Von den übrig gebliebenen 53 Bewohnern gaben 21 = 40% eine positive, 32 = 60%, 
eine negative Pirquetprobe. Alle 17 Kinder unter 15 Jahren reagierten negativ. In 
der Gemeinde fanden sich nur zwei Tuberkulosekranke, einer mit Drüsentuberkulose 
und einer mit einer gutartigen Phthise. Möllers (Berlin). 

Muir, William A.: The von Pirquet reaction in pulmonary tuberculosis, with 
notes of a few cases. (Die Pirquetsche Reaktion bei Lungentuberkulose. Mitteilung 
einiger Fälle.) Brit. journ. of tubercul. Bd. 14, Nr. 3, S. 115—120. 1920. 

Verf. gelangt auf Grundlage der Untersuchung von 100 Fällen, darunter 42 jugend- 
liche Personen und 58 Kinder, zu folgenden Schlüssen. Die Pirquetsche Reaktion ist 
von geringem Wert für die Diagnose und Prognose. Eine negative Reaktion ist kein 


90% 


— 404 — 


Beweis, daß der Patient nicht tuberkulös ist. Eine negative Reaktion wird bei vorge- 
schrittenen Fällen beobachtet. Sie ist immer positiv, wenn sich Bacillen im Sputum 
befinden. Die Raktion bei Kindern war in 30%, negativ. H. Koch (Wien). 

Stromeyer, Kurt: Tuberkulinherdreaktion und chirurgische Tuberkulose. (Zu- 
gleich eine Erwiderung auf die Arbeit von Dr. Emilie Duthweiler, Dtsch. Zeitschr. 
f. Chirurg. 1919 Bd. 151, S. 21.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 154, H. 3/4, 
S. 283—287. 1920, 

Die Feststellung, daß bei geschlossenen Fällen von chirurgischer Tuberkulocte 
regelmäßig eine Tuberkulinherdreaktion erzielt werden kann, ist bei einem Material 
von 43 Fällen gewonnen worden. Ob es sich hier um einen unfehlbaren Indicator der 
Tuberkulose handelt, kann aber nur an sehr großem Material entschieden werden. 
Dabei ist aber zu berücksichtigen, daß als maßgebende Zeichen der Herdreaktion 
nicht nur die objektiven Symptome, d. h. Rötung, abnorme Sekretion, Abscedierung, 
Anschwellung, Verkleinerung zu werten sind, sondern auch die Prüfung auf.Druck- 
und Funktionsschmerz. Diese Prüfung ist auch bei Kindern durchführbar. Langer. 

Eiselt: Praktische Bedeutung der sensibilisierten Pirquetreaktion. (asopis 
lekarüv českých Jg. 59, Nr. 16, S. 265—268 u. Nr. 17, S. 288—290. 1920. 

Verf. nimmt die Versuche wieder auf, welche zu einer Methodik der progno- 
stischen Bewertung der Pirquetschen Tuberkulinreaktion führen sollen. Wie schon 
viele andere Aütoren, hat er hierzu den Weg der ‚sensibilisierten‘‘ Pirquetschen Reak- 
tion gewählt. Das Material umfaßt 192 Fälle. Die Technik der Versuche war die 
gleiche wie in den Versuchen Frehns (Brauers Beitr. 32). 

Die Sensibilisierung wurde durch zwei Impfungen (mit 50%, und 5% Alttuberkulin Koch) 
angestrebt. Nach 8 Tagen erfolgte die probatorische Impfung mit 5%, Alttuberkulin. Die 
Reaktionen wurden nach 6, 12 und 24 St. mit der Kochsalzkontrolle verglichen, gemessen 
und registriert. 

Die Resultate teilt der Verf. in 2 große Gruppen ein: A. Solche Fälle, bei welchen 
die sensibilisierte Reaktion negativ oder schwächer als bei der Erstimpfung mit 
5% AT. ausfiel und B. solche, bei welchen die probatorische Impfung mindestens 
ebenso starke Reaktion wie die Erstimpfung mit 5% AT. ergab. Diese Hauptgruppen 
werden weiter in Unterabteilungen, je nach dem verschiedenen Verhalten des Ausfalles 
der sensibilisierten Reaktion gegliedert. Auf diese Weise erhält der Verf. im ganzen 
10 (!) verschiedene Gruppen, welche gleichzeitig verschiedene prognostische Kombi- 
nationen darstellen. Eindeutige Verhältnisse haben sich hierbei — wie auch zu er- 
warten war — nicht ergeben. Zum Schluß stellt auch der Verf. nur fest, daß der posi- 
tive sensibilisierte Pirquet in schweren Fällen ein prognostisch günstiges Zeichen 
bedeutet, daß aber die neg. sens. Reaktion keinesfalls absolut ungünstig zu beurteilen 
ist, namentlich bei den mit Tuberkulin behandelten Fällen. v. Gröer (Lemberg). 

Hekman, J.: Über die Methodik und klinische Bedeutung der Komplement- 
Bindungsreaktion bei Tuberkulosekranken. (Gemeindekrankenh. a. Bergweg, Rotter- 
dam.) Nederlandsch tijdschr. v. geneesk. Jg. 64, Nr. 19, S. 1612—1625. 1920. 
(Holländisch.) 

Nach einer Methode, die schwer kurz zu referieren ist, bei welcher u. a. Gebrauch 
gemacht wird von der fast jedem Menschenserum innewohnenden Eigenschaft, rote 
Blutzellen des Schafs in größerem oder geringeren Maße aufzulösen, weist Verf. ın 
sehr vielen Fällen bei Tuberkulosekranken komplementbindende Antikörper nach. 
Negativ fiel die Reaktion aus bei tuberkulöser Meningitis, bei mehr akut verlaufenden 
Fällen und bei Kranken im letzten Stadium, besonders, wenn der Allgemeinzustand 
schlecht war. Bei gesunden Menschen, die während der Untersuchung nicht an Tuber- 
kulose litten, ist in ungefähr 40%, der Fälle die Reaktion positiv. Diagnostische Be- 
deutung soll diese Reaktion hauptsächlich bei Kindern haben. Es kann geschehen, 
daß alle Hautreaktionen bei einem tuberkulösen Kind negativ ausfallen, während die 
hier beschriebene Methode ein positives Resultat ergeben kann. Verf. versucht eine 
Erklärung zu geben für den eigenartigen Unterschied zwischen dem Ergebnis von 





— 405 — 


Tuberkulineinspritzungen bei gesunden und bei kranken Individuen, wobei er sich 
als Anhänger der Theorie von Wolff-Eisner und Sahli erweist. Die Resultate 
dieser Reaktion müssen ferner stets im Zusammenhang mit dem ganzen Krankheits- 
verlauf beurteilt werden. In diesem Aufsatz wird ferner noch kurz über den Nutzen 
von Tuberkulin- und Vaccinebehandlung bei Tuberkulose gesprochen. Verf. steht 
noch sehr skeptisch gegenüber der jetzt viel gebrauchten Vaccinebehandlung, u.a. 
auch ablehnend, was die Behandlung von Fried mann mit Schildkrötentuberkel- 
bacillen anbetrifft. Van de Kasteele. 

. Scehreus, Hans Th.: Ergebnisse der Intracutanimpfung nach Deycke-Much bei 
unspezifischer und Tuberkulintherapie. (Univ.-Hautklın., Bonn.) Berl. klin. 
Wochenschr. Jg. 57, Nr. 26, S. 607—608. 1920. 

Messungen bei Lupuskranken : Unspezifische (Licht-)Therapie erhöht die Immunität 
gemessen an den Partialantigenen; gleichzeitige Tuberkulinbehandlung setzt sie herab. 
Es muß unentschieden bleiben, ob man berechtigt ist, die Immunitätsanalyse der Haut 
der Heilungsanalyse gleichzusetzen. Verf. neigt dazu, obgleich er Besserungen, die an 
Heilung grenzten, gesehen hat, die Wirksamkeit der Tuberkulinbehandlung als fraglich 
hinzustellen. Welche praktische Bedeutung die Herabsetzung der Hautimmunität 
dabei hat, kann nicht entschieden werden. Langer. - 

Ladwig, Arthur: Erfahrungen mit Deycke-Muchschen Partialantigenen in 
der Behandlung der chirurgischen Tuberkulose. (Diakonissenkrankenh. Bethanien, 
Breslau.) Bruns Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 119, H. 3. S. 638—646. 1920. 

Kritik der Intracutananalyse an 128 Reaktionen bei 49 Patienten: Überwiegen 
der Fettpartialantikörper (,Fettüchtigkeit‘‘) bei chirurgischer Tuberkulose ist nicht 
feststellbar. Es überwiegt die gleichmäßige Verteilung der Partialantikörper. In un- 
günstigen Fällen besteht ein Mangel der Fettantikörper (1 Fall!). Die quantitative 
Bewertung der Intracutananalyse ist wertvoll, sie gibt ein richtiges Bil von der Im- 
munität des Gesamtorganismus; bei günstigem Krankheitsverlauf entwickelt sich 
positive dynamische Immunität vorzugsweise für Fettantigene. Bei chirurgischer 
Tuberkulose braucht die Anfangsdosis nicht allzu ängstlich bemessen zu werden. 
Behandelt wurden 29 Fälle, davon 5 geheilt, 15 gebessert, 5 unbeeinflußt, 4 verschlech- 
tert. Sehr günstig wurde die Peritonealtuberkulose (2 Fälle) beeinflußt. Die Erfolge 
bei Knochentuberkulose waren in einzelnen Fällen besser, als sie mit Bestrahlung mit 
künstlicher Höhensonne zu erzielen sind. Langer. 

Milio, Giulio: Variazioni della crasi sanguigna nei bambini sottoposti a iniezi- 
oni endovenose di tubercolina. (Veränderungen in der Blutzusammensetzung bei 
den mit intravenösen Tuberkulininjektionen behandelten Kindern.) (Istit. ds clin. 
pediatr., univ., Palermo.) Pediatria Bd. 28, Nr. 12, S. 545—556. 1920. 

8 Fälle zwischen 4—10 Jahren. Sekundäres Stadium. Intravenöse Tuberkulin- 
‘injektionen in steigenden Dosen. Es wurden untersucht: 1. spez. Gewicht, 2. Viscosi- 
tät, 3. Gerinnbarkeit, 4. das Blutbild. Es zeigte sich, daß die physikalischen Eigen- 
schaften des Blutes in keiner nennenswerten Weise durch die Tuberkulinkur ver- 
ändert werden. Das gleiche gilt von der Gerinnbarkeit des Blutes und dem Verhalten 
der Erythrocyten. Dagegen ließen sich konstante Änderungen im Verhalten der Leuko- 
cyten feststellen. Kleine Tuberkulindosen erzeugten Leukocytose auf Kosten der 
polymorphkernigen Neutrophilen, größere Dosen dagegen eine neutrophile und 
absolute Leukopenie. Daher seien die größeren Tuberkulindosen in der Therapie der 
Tbc. zu meiden. v. Gröer (Lemberg). 

Grenet, H. et H. Drouin: Les sels de terres rares de la série du eérium dans 
le traitement de la tuberculose pulmonaire chronique. (Die seltenen Erdsalze 
der Serie ‚„‚Cerium‘“ bei der Behandlung der chronischen LE NEUN ) Scalpel 
Jg. 73, Nr. 26, S. 517—521. 1920. 

Die Verwendung der seltenen Erdsalze (Neodym-, Praxodym- und Samarium- 
sulfat) beruht auf dem Nachweis, daß diese eine Verminderung des Wachstums der 

b 


— 406 — 


Tuberkelbacillenkultur und eine Mononucleose beim Tierversuche hervorrufen. Für 
die Behandlung wurde eine 2proz. Lösung verwendet, die in der Menge von 2—5 ccm 
intravenös injiziert wurde. Das Mittel wurde stets ohne schädliche Folgen verabfolgt. 
Verff. verwenden es bei den ganz chronischen, nichtfebrilen, nicht zu Blutungen 
neigenden Fällen. Sie sahen auf die Behandlung hin eine Besserung des Allgemein- 
befindens, eine Verminderung und oft auch ein völliges Verschwinden des Hustens 
und des Auswurfs, eine fortschreitende Austrocknung der Herde (Begrenzung, bis 
völliges Verschwinden der feuchten Rasselgeräusche) und Verminderung der Virulenz 
der Bacillen eintreten. H. Koch (Wien). 

Triebold, Karl: Heilpädagogische Veranstaltungen für tuberkulöse und tuber- 
kulose-gefährdete Kinder. Zeitschr. f. Kinderforsch. Jg. 7/8, April-Mai-H., 8. 229 
bis 253. 1920. 

Es wird der Einfluß der Tuberkulose auf Geistes- und Willensleben tuberkulose- 
gefährdeter und tuberkulose-kranker Kinder hervorgehoben, und die Notwendigkeit 
der Zusammenarbeit des Pädagogen mit dem Arzte begründet. In Waldschulen und 
Waldschulsanatorien (für tuberkulosegefährdete und -kranke Kinder) sollen Versuchs- 
stationen entstehen, von denen praktische Vorschläge ausgehen sollen, damit auf 
Grund der bei Tuberkulösen vorhandenen psychischen Veränderungen Arzt und Heil- 
erzieher, Heilpädagogik und Medizin in der Tuberkulosebekämpfung Hand in Hand 
gehen. Die Regierung soll zur Ermöglichung dieses Ausbaues der Tuberkulosebekämp- 
fung geeignete Gebäude und Geld für Errichtung und Unterhaltung solcher heilpädago- 
gischen Versuchsanstalten zur. Verfügung stellen. Eifler (Danzig). 


Syphilis. 

Williams, J. Whitridge: The significance of syphilis in prenatal care and in 
the causatiof of foetal death. (Die Wichtigkeit der Syphilis für pränatale Für- 
sorge und für die Ursachen des Absterbens des Foetus.) Bull. of Johns Hopkins 
hosp. Bd. 81, Nr. 351, S. 141—145. 1920. 

Unter 4000 Geburten (1839 weiße und 2161 schwarze Frauen) kamen 302 tote 
Föten zur Welt. Die Wassermannsche Reaktion war bei den weißen Frauen in 2,48%, 
bei den schwarzen in 16,29%, positiv (bei 421 Frauen). Von den 302 toten Kindern 
kamen 212 zur Autopsie; in 104 Fällen wurde Syphilis angenommen, in 89 Fällen 
wurde die Diagnose durch die Sektion erhärtet (34,4%). Als andere Ursachen des 
Kindestodes kamen schwere Geburt, Eklampsie, Placenta praevia in Frage. Syphilis 
spielt also für das totgeborene Kind die Hauptursachė. Von den gestorbenen Kindern 
waren an Syphilis gestorben bei den weißen Frauen 12,12%, bei den schwarzen Frauen 
45,23%; bei den unbehandelten betrug der Todesanteil der Kinder an Syphilis 52%, 
bei schlecht behandelten Frauen 37%, bei gut behandelten Frauen 7,4%. Der Ein- 
fluß der Behandlung auf die Nachkommenschaft ist ein evidenter. Rietschel. 

Carle: Les nouvelles lois de P hérédo-syphilis. (Die neuen Gesetze der Heredo- 
syphilis.) Presse méd. Jg. 28, Nr. 25, S. 244. 1920. 

Das Collessche Gesetz besagt, daß ein von einem syphilitischen Vater gezeugtes 
Kind seine gesunde Mutter nicht ansteckt, und daß sie es ohne Gefahr stillen kann. 
Nach unseren heutigen Kenntnissen ist die Beobachtung richtig, beruht aber darauf, 
daß die scheinbar gesunde Mutter stets syphilitisch infiziert ist. Die Mutter bedarf des- 
halb in allen Fällen gründlicher Behandlung. —Das Profetasche Gesetz sprach sich 
dahin aus, daß gesunde Kinder syphilitischer Mütter gegen syphilitische Ansteckung 
immun sind. In dieser Form ist das Gesetz ganz unhaltbar. Kinder syphilitischer 
Mütter sind vielmehr in der Regel syphilitisch, auch wenn sie bei der Geburt keine 
Krankheitssymptome darbieten. Deshalb können sie auch unbedenklich von ihren 
Müttern gestillt werden. Da die Regel aber nicht ohne Ausnahmen ist, muß das Schick- 
sal dieser Kinder sorgfältig überwacht und evtl. mit Hilfe der Wassermannschen 
Reaktion verfolgt werden. Übrigens sind die Kinder bei genauerer Kenntnis der 


a 


— 07T — 


Symptomatik der kongenitalen Lues keineswegs frei von Erscheinungen; die sogenannte 
Syphilis hereditaria tarda ist nichts anderes als Tertiärerscheinungen einer unerkannt 
gebliebenen kongenitalen Syphilis. — Der sogenannte ‚Choc en retour“, die An- 
steckung der Mutter dureh die syphilitische Frucht existiert nach unseren heutigen 
Anschauungen wohl gar nicht. Ibrahim (Jena).“° 
Hutinel, V. et H. Stévenin: Syphilis héréditaire et dystrophies (aperçu de 
pathologie générale infantile). (Hereditäre Syphilis und Dystrophien [Abschnitt 
einer allgemeinen Pathologie des Kindesalters].) Arch. de méd. des enfants Bd. 28, 
Nr. 1, S. 5—36, Nr. 2, S. 77—105, Nr. 3, S. 145—178 u. Nr. 4, S. 205—237. 1920. 
Die Erscheinungen der kongenitalen Syphilis bestehen teils aus echten syphili- 
tischen Affektionen, unmittelbar durch die Gegenwart der Spirochäten verursacht, 
teils in allgemein dystrophischen Störungen, die meist als parasyphilitische Symptome 
bezeichnet werden. Man hat meist an Fernwirkung durch Toxine gedacht. Verff. nehmen 
an, daß es sich eher um die Folgen der Schädigung der in Entwicklung und Wachstum 
begriffenen Organe handelt, die in der ersten septikämischen Periode der syphilitischen 
Infektion durch die Spirochäten selbst verursacht wird. Hierher gehören z. B. die 
Mißstaltungen und Schädigungen der Zähne, des Schädels, der Nase, der Hornhaut, 
= des Ohrs, der Testikel u. a. Außer diesen „lokalen Dystrophien“ gibt es noch 
allgemeine dystrophische Störungen, wahrscheinlich verursacht durch spe- 
zifische Schädigung endokriner Drüsen. Diese Krankheitsbilder (Nanismus, Gigantis- 
mus, schwere Rachitisformen, multiple chronische Gelenkerkrankungen u. a.) können 
natürlich ebensogut die Folge andersartiger Infektionen sein, die zur Schädigung 
endokriner Drüsen führen (Tuberkulose u. a.), aber die kongenitale Lues liegt verhältnis- 
mäßig oft zugrunde. Eine dritte Gruppe von dystrophischen Störungen sind die heredi- 
tären Dystrophien; hier handelt es sich um Vererbung organischer Minderwertig- 
keit als Folge der Schädigung des väterlichen oder mütterlichen Körpers (oder auch 
nicht selten seiner endokrinen Drüsen) oder um die Nachkommen kongenital syphili- 
tischer Individuen. — In ausführlicher Weise werden zunächst die anatomischen 
Organläsionen besprochen, die die kongenitale Lues verursacht, speziell in Leber, Milz, 
Knochenmark, Niere, Lunge, Bronchien, Mediastinum, Herz, Zentralnervensystem, 
Verdauungstraktus, Nebennieren, Schilddrüse, Thymus, Hypophyse, Geschlechts- 
drüsen. — Nunmehr folgt die Besprechung der allgemeinen dystrophischen Störungen, 
die durch lokale Organschädigungen verursacht sein können, zunächst solcher, die 
durch Funktionsstörungen endokriner Drüsen erzeugt sind: thyreogene Syndrome, 
Hypothyreosen teils im frühen Kindesalter, teils im Zusammenhang mit der Pubertät 
sich entwickelnd, auch Hyperthyreosen (Basedow). Hierzu werden einzelne klinische 
Beobachtungen mitgeteilt. Hypophysäre Dystrophien ; Akromegalie (13jähriger Knabe), 
Gigantismus, Nanismus, Dystrophia adiposogenitalis; ferner klinische Bilder, die in 
Abhängigkeit von Störungen der Nebennierentätigkeit gebracht werden müssen und 
schließlich pluriglanduläre Symptomenkomplexe. — Es folgt eine Gruppe, die als 
„Dystrophies sanguines“ bezeichnet wird: schwere Anämien ohne oder mit pseudo- 
leukämischen Milz- und Drüsenschwellungen, Purpura, paroxysmale Hämoglobinurie; 
ein Teil der Chlorosen und der Fälle von hämolytischem Ikterus mag auch syphilitischen 
Ursprungs. sein. — Weiterhin werden die Beziehungen der hereditären Syphilis zur 
Atrophie, Hypotrophie, zu schweren Formen der Rachitis, zum Lymphatismus, zum 
Infantilismus, zur Obesitas, zum chronischen Gelenkrheumatismus besprochen. — 
Schließlich die hereditären Dystrophien: auch hier oft Störungen endokriner Drüsen; 
mitunter schwach positiver Wassermann beim Kind oder bei den Eltern, mitunter 
fehlt er ganz; die Eltern sind geheilt; es existiert keine Lues mehr, aber letzten Endes 
ist die Lues doch die Ursache der Erkrankung. Im Einzelfall läßt sich der Beweis oft 
nicht erbringen, wie es sich ja durchweg um Krankheitsbilder handelt, die keineswegs 
nur durch die Lues, aber doch um solche, die zweifellos auch durch die Lues und viel- 
leicht vorwiegend durch sie erzeugt sind. Auch hier sind wieder Krankengeschichten 


— 408 — 


eingestreut. Basedowsche Mütter mit sicherer kongenitaler Lues haben z. B. hypo- 
thyreotische Kinder mit negativem Wassermann. Man weiß, daß die Kinder von Müt- 
tern, die endokrine Störungen darbieten, öfter andersartige Krankheiten aufweisen 
(Osteopsathyrosis beim Kind einer thyreoidektomierten Mutter, Chondrodystrophie 
beim Kind einer strumösen Mutter, Chondrodystrophie unter mehreren hypothyreoti- 
schen Geschwistern u. a.). — Therapeutisch muß sich in allen Fällen von Dystrophien 
auf syphilitischer Grundlage die antiluetische und die Organtherapie ergänzen; letztere 
ist oft die wichtigere. — Auf viele Einzelheiten der geist- und inhaltsvollen Abhandlung 
konnte leider nicht eingegangen werden. Ibrahim (Jena). 


Mae Walter, J. C.: Syphilis insontium. (Syphilis der Unschuldigen.) Brit. med. 
journ. Nr. 3103, S. 827. 1920. 

Mitteilung eines Falles, wo die gesunde Frau einen Primäraffekt an der Lippe im 8. Monat 
der Schwangerschaft erwirbt. Unter der Behandlung heilt der Schanker ab. Das zur rechten 
Zeit geborene Kind erscheint syphilisfrei; doch zeigen sich in der 5. Woche die ersten sicheren 
Zeichen kongenitaler Syphilis; auf Hg schneller Rückgang der Erscheinung. Ob bei so später 
Infektion die Syphilis des Neugeborenen so viel milder auftritt wie Verf. meint, erscheint durch- 
&us nicht sicher. Rietschel. 

Haynes, Frederic H.: Some remarks upon syphilis, more especially inherited 
syphilis. (Einige Bemerkungen über Syphilis, besonders über vererbte Syphilis.) 
Brit. med. journ. Nr. 3101, S. 765—766. 1920. 

Daß 2 Jahre nach behandeltem Infekt die Heirat erlaubt werden könne (H utchin- 
son) kann Verf. nicht anerkennen. Epilepsie führt er nach seinen Erfahrungen 
meist auf Syphilis zurück (?) und führt zum Beweise einige Fälle von Epilepsie im 
Kindesalter an, wo besonders bei den Eltern Syphilis bestand. Spezifische Kuren 
sollte man bei keinem Fall von genuiner Epilepsie versäumen. Über Wasser- 
mann-Reaktionen erwähnt er dabei nichts. Er führt weiter 1 Fall von Psoriarıs an, 
der auf spezifische Behandlung völlig ausheilt, und hält den Verlauf der Tuberkulose 
sehr oft bestimmt durch Syphilis, so daß die Krankheit schwer verlaufe. Verf. gibt 
zu, daß er als Syphilidophobe angesehen werde, glaubt aber doch aussprechen zu 
müssen, daß die Syphilis auf die Entstehung und Verlauf vieler Krankheiten von 
eritscheidendem Einfluß ist. . Rietschel. 


Kolle, W., H. Schlossberger und F. Leupold: Untersuchungen an Tieren über 
die Verhinderung der akut tödlichen Wirkungen der Salvarsanpräparate. (Georg- 
Speyer-Haus, Frankfurt a. M.) Med. Klin. Jg. 16, Nr. 14, S. 355—359. 1920. 

Bei Mäusen konnte die überraschende Beobachtung gemacht werden, daß 
durch die intravenöse Injektion einer kleinen Dose von Silbersalvarsan ein sicherer 
Schutz gegen die 24 Stunden später erfolgende Einspritzung einer absolut tödlichen 
Menge des gleichen Präparates erzielt werden kann. Diese Schutzwirkung läßt sich 
nicht nur gegen das gleiche Arsenobenzolderivat, z. B. Silbersalvarsan, erreichen, 
sondern auch gegenüber anderen Arsenobenzolen. Die Salvarsanpräparate sind nach 
den Untersuchungen von Bauer als Halbkolloide aufzufassen, die im Körper aber als 
echte Kolloide auftreten können. Die praktische Bedeutung dieser Untersuchungen 
liegt darin, daß eine Möglichkeit gegeben ist, durch vorgelegte Injektion von kleinen 
Mengen Erscheinungen von Überempfindlichkeit bei der nachfolgenden Verabreichung 
von größeren Dosen zu vermeiden. Stühmer (Freiburg).“, 


Krankheiten der Luftwege. 


Spiess, G.: Panflavinpastillen zur Desinfektion von Mund- und Rachenhöhle. 
(Unw.-Klin. f. Hals- u. Nasenkr., Frankfurt a. M.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, 
Nr. 19, S. 511—512. 1920. Ä 

12—20 Panflavinpastillen täglich entsprechen als Vorbeugungs- und Heilmittel zur Be- 


kämpfung infektiöser Prozesse in Mund- und Rachenhöhle den Anforderungen, die zur Zeit 
an ein solches Mittel gestellt werden können. Ä W. Weiland (Harburg E.)“_ 


e 


— 409 — 


French, Thomas R.: Retention crypts in the infratonsillar nodules as har- 
bors of pathogenic bacteria. (Retentionskrypten in den infratonsillaren Lymphknoten 
als Reservoir pathologischer Keime.) New York med. journ. Bd. 111, Nr. 25, 
S. 1057—1065. 1920. ` 

Verf. beschuldigt die auf der Zungenbasis unmittelbar unter den Gaumenmandeln 
gelegenen Lymphfollikel als Quelle eitriger Infektionen. Durch ein Tonsilloskop, das 
im Prinzip eine elektrische Lampe darstellt, mit der man die Tonsillen durchleuchtet, 
stellt er fest, ob sich in den Krypten Eiter befindet oder nicht. Sind diese Lymphknoten 
sehr deutlich ausgesprochen vorhanden, so spricht das schon für pathologische Gründe. 
In dem Maße, in dem bei Erwachsenen die Gaumenmandeln zurückgehen, wachsen 
diese Knötchen. Bei Kindern sind sie glatt, halbkugelig, etwas erhaben und mit der 
Unterlage fest verwachsen. Im späteren Leben wird ihre Oberfläche unregelmäßig, 
und sie gruppieren sich in unregelmäßigen Anhäufungen. Krankheitserscheinungen : 
Reizhusten, septische Prozesse durch Resorption. Diagnose wird gestellt durch das 
Tonsilloskop. Behandlung: Besteht entweder in Enucleation mit dem Sluderinstru- 
ment im Anschluß und zugleich mit der Tonsillektomie, wobei die Blutung trotz der 
vorhandenen venösen Geflechte sehr gering ist; oder im Cuıettieren der einzelnen 
Krypten oder wiederholtem Ausquetschen. Hempel (Berlin). 

Field, C. G.: Chronic non-tuberculous lung infection. (Chronische nichttuberkulöse 
Lungeninfektion.) Americ. journ. of the med. sciences Bd. 159, Nr. 3, S. 442—449. 1920. 

Es handelt sich offenbar um das in Deutschland und Frankreich wohlbekannte 
Bild der chronischen Bronchitis oder Bronchopneumonie mit Bronchektasiebildung, 
das besonders durch Vogt studiert worden ist. Verf. bezieht sich auf amerikanische 
Arbeiten von Riesman (Am. Journ. Med. Sc. 146, 313, 1913), Larrabee (Bost. 
M. a. Surg. J. 172, 257, 1915), Garvin, Lyall und Morita (Am. Rev. Tuberculosis 
1, 16, 1917) und J. A. Miller (Am. J. Med. Sc. 154, 805, 1917). Solche Fälle, die in 
der Regel irrtümlicherweise als Tuberkulose gelten, sind im Anschluß an die große 
Influenzaepidemie in größerer Zahl aufgetreten. Verf. berichtet 8 Fälle. 3 davon be- 
gannen imm6. Jahr, 2 mit 13, 3 mit 20 Jahren. Die Kinder waren alle Pirquet-negativ. 
Der Beginn fällt meist in die Wintermonate. Adenoide, Störungen im Bereich der Nase und 
Nebenhöhlen sind begünstigende Momente. Influenzabacillen werden am häufigsten 
gefunden. In den 8 Fällen des Verf. überwog allerdings der Influenzabacillus nur in einem 
Fall, 3 mal Streptokokken, 4 mal der Staphylococcus albus. — Das Röntgenbild zeigt 
keinen charakteristischen Befund. — Klinisch fällt auf, daß das Allgemeinbefinden 
verhältnismäßig wenig mitgenommen ist, chronischer Husten besteht immer; meist, 
aber nicht immer, ist reichlicher eitriger Auswurf vorhanden. Mehrere Fälle des Verf. 
hatten Hämoptöen, 2 mal wurde etwa !/, Liter hellroten Blutes entleert. Fieber, 
. Nachtschweiße, Schmerzen auf der Brust können vorhanden sein. In der Regel sind die 
Unterlappen Sitz der Erkrankung. Die physikalische Untersuchung der Lunge ergibt 
in der Regel nur reichliche oder wechselnde Rasselgeräusche, mitunter leichte Dämpfung 
und Veränderung des Atemgeräuschs. Das eitrige Sputum enthielt auch mit Antiformin- 
zusatz untersucht nie Tuberkelbacillen. — In der Behandlung hat sich die Lagerungs - 
therapie sehr bewährt. Man kann den Patienten über ein Bettende oder einen Stuhl 
herunterhängen lassen, die Hände auf den Boden stützend oder bequemer für den 
Patienten auf einem Untersuchungsstuhl in Knieellenbogenlage oder in Rückenlage 
mit abwärtsgelagertem Oberkörper bringen. Diese Lagerung wird im Anfang 3mal 
täglich 15 Minuten angewandt. Der Husten nimmt bald in den Zwischenpausen ab, 
das Sekret vermindert sich, das Allgemeinbefinden bessert sich, gelegentlich nach vor- 
übergehender Fiebersteigerung. Diese Behandlung soll ein Jahr und länger fortgeführt 
werden. Benzoehaltige Inhalationen können an die Lagerungen angeschlossen werden, 
und Atemgymnastik mit Hilfe der bekannten Wasserflaschen kann nebenher von 
' Nutzen sein. Behandlung mit autogener Vaccine hat in 2 Fällen keine besonderen 
Erfolge gezeitigt. Ibrahim (Jena). 


— 410 — 


Gunewardene, H. 0.: ‚Central‘ pneumonia in a child of two. (Zentrale Pneu- 
monie bei einem zweijährigen Kind.) Lancet Bd. 199, Nr. 2, 8. 73. 1920. 

, Die Krisis trat erst am 14. Tage ein. Am 9. Tage war die Verdichtung in der Lunge erst 
physikalisch nachweisbar. Calvary (Hamburg). 

Gottlieb, Mark J.: The treatment of bronchial asthma. (Die Behandlung des 
Bronchialasthmas.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 14, S. 931 bis 
934. 1920. 

Da asthmaartige Zustände von allen möglichen Umständen bedingt sein können, 
ist es Vorbedingung für eine erfolgreiche Behandlung, dergleichen erst mit Sicherheit 
auszuschließen. Es folgt sodann eine möglichst genaue Feststellung der Ursache des 
Asthmas: Cutanprobe mit eigenem und fremdem Bakterieneiweiß, mit Pollen, 
sowie mit dem Eiweiß der Nahrung usw. Die Behandlung besteht in einer allgemeinen 
vorbeugenden (Fortlassen von Speisen, Entfernung möglicher Infektionsherde, Klimato- 
therapie bei Heufieber) und in einer spezifischen. Letztere erstreckt sich auf eine 
systematische Einstellung auf die Nahrung, auf Autovaccinebehandlung (Bakterien 
gewonnen aus den verschiedenen Sekreten) und beim Heufieberasthma auf die Be- 
handlung mit Pollenvaccine (hierbei zieht Verf. die das ganze Jahr hindurch einmal 
wöchentlich gegebenen Injektionen den nur einige Wochen vor Beginn der Blüte in 
kürzeren Abständen gegebenen vor). Schließlich geht Verf. auf die medikamentöse 
Therapie ein, in erster Linie auf Adrenalin, Atropin, Morphium. Den dauernden Ge- 
brauch des Adrenalins hält er für gefährlich wegen der Wirkung auf Herz und Gefäße. — 

K. Eskuchen (München).*, 

Moore, T. W.: A beginner’s experience in bronchoscopy. (Erfahrungen eines 
Anfängers in der Bronchoskopie.) South. med. journ’ Bd. 13, Nr. 6, S. 450—451. 
1920. 

Falll. Ein 12jähriges Mädchen hatte eine Brotkruste aspiriert, während der Vorbereitung 
zur Operation bekam es einen schweren Erstickungsanfall. wurde sofort die Iracheotomie 
gemacht und die Brotkruste, die unterhalb der Stimmbänder fest saß, entfernt. Genesung. — 
Fall 2. Ein 7jähriges Mädchen hatte eine Woche zuvor einen Dattelkern eingeatmet. Sie litt 
nur an Hustenanfällen. Durch Röntgenuntersuchung wurde der Fremdkörper im rechten 
Bronchus, nicht weit von der Bifurkation, festgestellt. Bronchoskopisch gelang die’ Entfernung 
nicht. Deshalb Tracheotomie; dabei wurde der Kern ausgehustet. Genesung. — Fall 3. Ein 
3jähriges Kind war von einer Treppe gefallen und hatte eine Münze, die es anscheinend im Munde 
gehabt hatte, dabei verschluckt, wie durch Röntgenuntersuchung festgestellt wurde. Das Kind 
hatte 5 Tage nichts geschluckt. Entfernung des Fremdkörpers, der hinter dem Ringknorpel 
im Oesophagus eingekeilt war. Hempel (Berlin). 

Krieg, Eberhard: Erschwertes Dekanülement und 4 Bronchialfremdkörper. 

(Kasuistische Mitteilung.) Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 33, H. 1/2, S. 311 bis 
317. 1920. 
i 1. Knabe von 2 Jahren hat vor 12 Tagen eine Metallhülse von einem Bleistift verschluckt 
unter schwerem Erstickungsanfall. Seither hat das Kind Husten und nachts Atemnotanfälle 
mäßigen Grades. Über beiden Lungen hörte man reichliche Rasselgeräusche, über dem linken 
Unterlappen war das Atmungsgeräusch teilweise abgeschwächt, teilweise aufgehoben. Durch 
Röntgenuntersuchung wurde der Fremdkörper in der linken Lunge festgestellt. Entfernung 
durch untere Bronchoskopie. Genesung. — 2. Bei einem 8jährigen Mädchen wurde bei der 
Schuluntersuchung ausgedehnte Bronchitis festgestellt. Röntgenuutersuchung ergab das Vor- 
handensein eines bleistiftähnlichen Metallröhrchen im rechten Lungenfeld, das das Kind vor 
3 Jahren „geschluckt“ hatte. Das Kind hatte seit dieser Zeit wiederholt an Hustenanfällen mit 
blutigem Auswurf gelitten. Entfernung durch untere Bronchoskopie. Hempel. 


Herz- und Gefäßkrankheiten. 

Weltmann, Oskar: Klinischer Beitrag zur Kasuistik primärer Herztumoren. 
(III. med. Klin., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. Jg. 38, Nr. 25, S. 537—540. 1920. 

20 jährige Patientin mit einem faustgroßen Pseudomyxom des rechten Vorhofes, 
das durch das Ostium venosum dextrum polypös in den Ventrikel vorragte. Die 
klinischen Erscheinungen waren die einer isolierten Tricuspidalstenose, stetig zu- 
nehmender, medikamentös nicht beeinflußbarer Herzinsuffizienz, kombiniert mit An- 
fällen von Adams-Stockes. Karl Kassowitz (Wien). 





— 41 — 


Shaw, H. Batty: Case of malignant endocarditis affecting the pulmonary valve 
in a youth, aged 161/,. (Fall von maligner Endocarditis mit Beteiligung der Pul- 
monalklappe bei einem 16?/,jährigen Jüngling.) Proc. of the roy. soc. of med. 
Bd. 13, Nr. 6, Clin. sect., S. 70—71. 1920. 

Seit 21/, Jahren Herzbeschwerden; seit 4 Tagen Schmerzen in der Herzgegend; hohes 
Fieber. Sekundäre Anämie, 5500 weiße Blutkörper, wovon 75%, Neutrophile. Blutkulturen er- 
gaben zweimal Streptokoccus longus. Milz vergrößert und schmerzhaft, Schmerz und 
Rhonchi in der rechten Axilla, Hämaturie. Lautes systolisches Geräusch über der Pulmonalis 
und deutliches systolisches Schwirren von der Pulmonalisgegend nach der linken Clavicula 
hin. KeineCyanose, keine Kolbenfinger. Verf. glaubt nach dem ganzen Verlauf, daß es sich um 
eine akute maligne Endokarditis der Pulmonalplappe, nicht um angeborenen Pulmonalfehler 
handelt, auf den sich etwa eine akute Endokarditis aufgepfropft haben könnte. — Diskussion: 
Parkes Weber hält letztere Annahme doch für die wahrscheinlichere. — J. Galloway hat 
zwei kindliche Fälle von maligner Endokarditis des rechten Herzens gesehen, einen Sektions- 
fall im Anschluß an eitrige Periostites der Tibia, bei dem eine akute Tricuspialklappenerkran- 
kung entstanden war, der zu einem perforierenden Abeceß Veranlassung gegeben hatte, mit Per- 
foration der Vorhofscheidewand. Ibrahim (Jena). 

Müller, Friedrich: Über primäre Thrombose des Sinus petrosus superior. 
Zeitschr. f. Ohrenheilk. u. f. d. Krankh. d. Luftw. Bd. 79, H. 3 u. 4, S. 221—228. 
1920. 

Bei einem 12jährigen Knaben war der Warzenfortsatz aufgemeißelt worden. Am 
4. Tage setzte Schüttelfrost ein. Der daraufhin freigelegte Sinus sigmoideus erwies sich als ge- 
sund, worauf das Tegmen antri, obwohl es vollkommen gesund aussah, entfernt wurde. Dabei 
entleerte sich ein extraduraler Absceß. Nach 8 Tagen erneuter Fieberanstieg. Als dessen Ur- 
sache ergab sich eine eitrige Thrombose des Sinus petrosus superior. Die primäre Infektion 
des Sinus petrosus superior, eine sehr seltene Erkrankung, war in diesem Falle durch den extra- 
duralen Absceß erfolgt. Der Knabe ist genesen. Hempel (Berlin). 

Speese, John: Lymphangioma of axilla. (Lymphangiom der Achselhöhle.) 
Internat. clin. Bd. 2, ser. 30, S. 251—253. 1920. 

Bei einem ljährigen Kind fand sich unter entzündlichen Erscheinungen eine starke 
Schwellung in der rechten Acheel, welche unter der Diagnose Absceß operiert wurde. Es fand 
sich eine kleine apfelgroße Cyste mit derber Kapsel, welche sich nach hinten zwischen Scapula 
und Brustwand entwickelt hatte und in toto entfernt werden konnte. Glatte Heilung. Der 
Tumor bestand aus zahlreichen, großen und kleinen, bläulich gefärbten Cysten, die nicht mit- 
einander kommunizierten. Mikroskopische Diagnose: Kavernöses Lymphangiom. Bemerkens- 
wert ist die ungewöhnliche Lokalisation dieser sonst gewöhnlich am Halse sich findenden Cysten. 


K. Hirsch (Berlin). 
Erkrankungen der Haut. 
Faber, Harold K.: Subeutaneous emphysema in an infant three days old. 


(Hautemphysem bei einem drei Tage alten Neugeborenen.) Americ. journ, of dis. 
of childr. Bd. 19, Nr. 5, 8. 388—391. 1920. 

Bisher sind nur einige Fälle von Hautemphysem bei Neugeborenen im Anschluß 
an Luftinsufflation bekanntgeworden und zwei Fälle von Guillot aus dem Jahr 
1853 (Arch. gen. de méd. 2, 151), die anscheinend durch heftigen Husten verursacht 
waren und starben. Bei dem Kind, das Verf. beobachten konnte, erstreckte sich das 
Hautemphysem auf Hals und Brust; es kam zur vollen Ausheilung. Therapeutisch wurde 
durch ausgesucht gute Pflege jedes Schreien des Kindes verhütet. Emphysem kann 
zustande kommen durch plötzliche starke Drucksteigerung, aber auch ein erheblicher 
negativer Druck in der Lunge könnte den gleichen Effekt haben. Das Kind hatte längere 
Zeit unbeobachtet auf dem Bauch gelegen; als man nach ihm sah, hatte es seine Nase 
blutig gerieben. Verf. vermutet, daß es keine Luft bekommen und mit von außen 
verschlossenen Luftwegen starke Inspirationsanstrengungen gemacht hatte, wodurch 
negative Druckschwankungen verursacht werden konnten, die zum Einreißen der 
Lunge führten, Ibrahim (Jena). 

Speese, John: Congenital elephantiasis of scrotum. (Kongenitale Elephantiasis 


des Scrotums.) Internat. clin. Bd. 2, ser. 30, S. 253—257. 1920. 

Bei einem ljährigen, sonst völlig normalen Kinde nahm die bald nach der Geburt 
beobachtete Geschwulst die ganze rechte und einen Teil der linken Scrotalhälfte ein. Das 
Scrotum war beträchtligh vergrößert. Entfernung der elephantiastischen Haut durch plastische 


— 412 — 


Operation. —- Kurze Betrachtung über die Ätiologie der Elephantiasis. Da eine Infektion 
mit Streptokokken bei der kongenitalen Natur der Affektion auszuschließen ist, muß ein 
hereditärer Defekt des Lymphsystems angenommen werden. Gelungenes Lichtbild, das die 
Verhältnisse gut illustriert. ’ K. Hirsch (Berlin). 


Pozzo, Antonio: Un caso di „scabies norvegica“. (Ein Fall von Scabies norwegica.) 


(Osp. di S. Giovanni ePaolo, Venezia.) Morgagni P. I, Jg. 62, Nr. 4, S. 114—120. 1920. 
Ein 5 Jahre altes Kind bekam mit der übrigen Familie Krätze, während Eltern und 
Geschwister abheilten, entwickelte sich bei diesem zart gebauten, blutarmen Kinde, das 
außerdem an allgemeiner Tuberkulose litt (Spitzenkatarrh, Alveolarbronchitis rechts, Diarrhöe) 
und eine Milzvergrößerung durch Malaria aufwies, eine sog. Scabies norwegica mit Bildung 
bis zentimeterhoher Krusten, unter denen Acari in Unmengen nachgewiesen wurden. Diese 
Acari zeigten im wesentlichen Jugendformen und männliche Formen, während bei der ge- 
wöhnlichen Form die weiblichen Acari meist in der Überzahl sind. Die Milben wichen nicht 
vom Typ des Acarus humani ab. Daß die Krätze bei diesem Kinde die norwegische Form 
annahm, ist seinem dyskrasischen Zustande zuzuschreiben; wie denn auch die bisher be- 
schriebenen Fälle Lepröse, Kachektische oder Vagabunden betrafen. Brauns (Dessau). 


Erkrankungen des Nervensystems. 


Carr, Walter J. and Mc Keown: Case of nerve disease for diagnosis. (Nerven- 
fall zur Diagnose.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 6, Clin. sect., 8. 66 
bis 67. 1920. | 

4jähriger Knabe. Allmählicher Beginn der Erkrankung mit Unsicherheit des Gangs 
und Schwäche im linken Arm. Allmähliche Verechlimmerung ohne Kopfschmerzen oder Er- 
brechen. Jetzt besteht völlige Unfähigkeit, zu stehen oder zu gehen durch intensive spastische 
Zustände im rechten Bein. (Beugung in Hüfte und äußerste Streckung im Fuß); im linken Bein 
geringere Spasmen. Die Spasmen persistieren im Schlaf, erschlaffen nur in tiefer Narkose. Pa- 
tellarreflex lebhaft, anscheinend kein sicherer Babinski. Linker Arm leicht spastisch-paretisch, 
wird wenig benützt, rechter Arm normal. Zunge kann nicht weit aus dem Mund herausgestreckt 
werden. Undeutliche Sprache, Sensibilität intakt. Spincteren vorübergehend gestört, Intelli- 
genz leicht rückständig. Augenhintergrund normal, Wassermann negativ in Blut und Liquor; 
letzterer völlig normal. Verf. nimmt an, daß es sich um einen später als gewöhnlich beginnenden 
Fall von cerebraler Diplegie handelt. — Über etwaige ähnliche Erkrankungen in der Familie 
fehlen Angaben. Ibrahim (Jena). 


Weber: Dementia praecox im Kindesalter. Münch. med. Wochenschr. Jg. 6%, 
Nr. 20, S. 588. 1920. | | 

81/,jähriger Knabe. Vater an Selbstmord gestorben. Normale Entwicklung bis zum 
8. Jahr. Ziemlich plötzlich eintretender Zustand von Zerfahrenheit, wechselnder, oft gedrückter 
Stimmung, Affektspaltung (Mißverhältnis zwischen Erlebnis und darauf folgendem Affekt). 
Teilnahmslos bei den Spielen anderer Kinder. Auftreten von Sinnestäuschungen und Wahn- 
ideen, sieht Gestalten, Teufel, die ihm die Zunge herausstrecken, behauptet im Essen sei Gift, 
er habe eine große Schwester im Bauch. Eigentümlich geziertes, gravitätisches Verhalten. — 
Die Erscheinungen gehen über die Außerungen eines angeborenen Schwachsinnes hinaus, 
kontrastieren auch zu sehr gegen das frühere Verhalten des Knaben. Bei der Intelligenzprüfung 
rasche Auffassung der Situation, gute Kombinationsfähigkeit. Hysterische Züge fehlen. Es 
kann sich nur um Dementia praecox handeln. In der Literatur finden sich wenig Fälle mit 50 
frühem, ziemlich akutem und deutlich erkennbarem Beginn. Weiterer Verlauf und Prognose 
noch unsicher, Ibrahim (Jena). 

Treadway, Walter L.: May potential insanity be recognized in childhood? 
(Kann potentielle Geisteskrankheit in der Kindheit erkannt werden?) Internat. 
clin. Bd. 1, 30. ser., S. 129—138. 1920. 

Verf. beschäftigt sich mit den Frühstadien der Dementia praecox. In der 
Kindheit handelt es sich nicht um aktive, impulsive, wißbegierige Kinder; sie zeigen 
meist eine gewisse passive Resistenz gegen ihre Umgebung, sind bei den Kameraden 
meist wenig beliebt. Späterhin sind sie mißtrauisch, empfindlich, leiden oft an De- 
pressionen, Kopfschmerzen ; um die Pubertät machen sich oft stark religiöse Neigungen 
bemerkbar. Die Intelligenz ist meist gut, die Schulleistungen können vorzüglich sein; 
sie lesen und studieren sehr viel, sind aber meist nur rezeptive Naturen, scheuen 
vor eigener verantwortlicher Tätigkeit zurück, zögern Stellungen anzunehmen, brüten 
über eingebildeten Schwierigkeiten und Hindernissen. Sie geben ihre Stellungen gern 
wieder auf, sind aber dann wieder unbefriedigt, bringen ihre Zeit nutzlos hin, be- 


— 43 — 


schäftigen sich oft mit okkulten Wissenschaften, Astrologie, Alchemie und dgl. Dem 
anderen Geschlecht gegenüber sind sie scheu; die Männer schrecken oft vor der Heirat 
zurück; bei den Frauen trägt Verlobung, Heirat, Schwangerschaft oft unmittelbar 
zum geistigen Zusammenbruch bei. Die Lebensgeschichte eines jungen Mannes wird 
mitgeteilt. Verf. glaubt, daß durch entsprechende geistige Hygiene von Kindheit 
an solche Charaktere vor dem geistigen Zusammenbruch behütet werden können. 
Kinder, die sich isolieren und sich ausschweigen und von anderen nicht zu ihren 
Spielen herangezogen werden, sollten zum Selbstvertrauen erzogen und aus ihrer 
Insichgekehrtheit herausgebracht werden. Über das eingebildete Unrecht, das sie zu 
erleiden glauben, müßten sie aufgeklärt, und zu liebevoller Aussprache und Bekenntnis 
ihrer Gefühle und Wünsche veranlaßt werden. Wenn auch manche dieser Charaktere 
dem geistigen Verfall nicht entgehen, kann man doch hoffen, andere davor zu retten. 
Ibrahim (Jena). 

Gifford, Mabel Farrington: Speech disorders and defeets. (Sprachstörungen 
und -fehler.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 5, S. 305—309. 1920. 

Bericht über eine in der Kinderklinik abgehaltene Spezialsprechstunde für Sprach- 
störungen bei Schulkindern. Unter den Störungen konnte man verschiedene Gruppen 
beobachten: 1. Störungen bei psychopathischen Kindern, wie Stammeln, Stottern; 
2. neurotische, organische, durch Mißbildungen der Zähne, Kiefer und des Gaumens 
bedingte Störungen, auch infolge schlechter Aussprache wie Lispeln, Substitution 
gewisser Konsonanten durch andere usw.; 3. Störungen bei schlechter Aussprache 
infolge Angewohnheit (Näseln, schrille Stimme); 4. Aphasie, Aphonie, Stummlheit. 
Verf. weist auf die Bedeutung der psychischen Ursachen der Sprachstörungen hin 
und auf die Wichtigkeit ihrer psychologischen Erfassung. So müsse man zunächst 
das Vertrauen des Kindes erringen, da das Kind oft lieber durch Schweigen als schwach- 
begabt gelten will, als daß es durch Sprechen seine Sprachstörung offenbart. 

Pototzky (Berlin-Grunewald). 

Richmond, Kenneth: Adolescence and neurosis. (Pubertät und Neurosen.) 
Child Bd. 10, Nr. 8, 8. 337—342. 1920. 

Die Abhandlung erschöpft das Thema keineswegs und streift im wesentlichen nur 
Erziehungsfragen. Mit Jung stellt Verf. drei psychologische Typen auf: den nach 
einwärts gerichteten (intravertierten), nach außen gerichteten (extravertierten) und 
den wechselvollen (mutablen). Die intravertierten leben viel ihren Gedanken, lernen 
früh lesen, sind logisch veranlagt usw., die extravertierten schweifen leicht ab, leben 
mehr ihren Gefühlen, sind oberflächlicher usw. In der Folge hat Verf. anscheinend 
vorwiegend die Intravertierten im Auge, die oft an Mangel von Selbstvertrauen leiden 
und im Pubertätsalter von den neuen Gefühlen und Umwälzungen in ihrem Körper 
oft erschreckt und deprimiert werden. Lang vor der Pubertät muß durch geeignete 
psychische Leitung die Psyche der verschiedenen Typen beeinflußt und aus ihrer 
Einseitigkeit befreit werden. Sexuelle Aufklärung sollte so gehandhabt werden, daß 
man dem Kind immer die Wahrheit sagt, wenn es selbst mit Fragen kommt, in welchem 
Alter es auch sei. Ibrahim (Jena). 
Gorsky, J. Arthur: Hysterical paralysis in a boy. (Hysterische Lähmung bei 
einem Knaben.) (Westminster Hosp. London.) Lancet Bd. 198, Nr. 21, S. 1111 bis - 
1112. 1920. 

Interessanter Fall von Hysterie bei einem l4jährigen Knaben. Beginn mit Kopfweh nach 
Kinobesuch; ärztliche Diagnose Meningitis; anschließend entwickelt sich Totalläihmung des 
rechten Arms und linken Beins, Taubheit des rechten Ohr, partielle Blindheit rechts; späterhin 
allgemeine Konvulsionen ohne Zungenbiß oder Urinabgang oder Bewußtseinsverlust. Drei 
Mann mußten ihn dabei festhalten; später begann er laut zu bellen und schnappte gelegentlich 
nach seiner Umgebung. Es fand sich bei der Aufnahme ins Spital außer den erwähnten Zu- 
ständen Anästhesie des ganzen rechten Arms und linken Beins, auch Verlust des Muskelgefühls. 
Astasie, Abasie. Die vier Monate lang bestehenden Störungen wurden innerhalb weniger Mi- 


nuten geheilt, teils durch Persuasion, teils unter Beihilfe des faradischen und galvanischen 
Stroms. l o | Ibrahim (Jena). 


— 44 — 


Hartley, Gasquoine: A boy’s misery: A study in psychoanalysis. (Das Elend 
eines Knaben. Psychoanalytische Studie.) Child Bd. 10, Nr. 10, S. 448—450. 1920. 

Verf. geht aus von einem Zeitungsbericht : Eine Witwe in Swinton ertränkte sich aus Reue 
an der gleichen Stelle, an der 14 Tage zuvor ihr l1jähriger Sohn aufgefunden worden war. 
Dieser hatte sich das Leben genommen, weil er bezichtigt worden war, seiner Mutter Geld ge- 
stohlen zu haben. Verf. weiß nichts weiter Tatsächliches anzuführen und kannte weder Mutter 
noch Kind. 


Es ist also reine psychoanalytische Hypothese oder wenn man will dichterische 
Phantasie, wenn er annimmt, der Diebstahl sei eine Art Eifersuchtshandlung ge- 
wesen, weil er von der Mutter nicht genug Liebe empfing. Das Gefühl dauernder Un- 
befriedigung habe nach einem Ausweg gesucht; das habe oft Gewalttätigkeiten, besonders 
oft Diebstähle zur Folge. Kinderdiebstähle haben in der Regel tiefer liegende Ursachen. 
Unter ihnen verbirgt sich das Bedürfnis nach anderen Dingen, die mit dem Gestohlenen 
gar keinen direkten Zusammenhang zu haben brauchen. Ibrahim (Jena). 


Fischer, Heinrieh: Ergebnisse zur Epilepsiefrage. Zeitschr. f. d. ges. Neurol. 
u. Psychiatr., Orig. Bd. 56, S. 106—141. 1920. 

Ergebnisse hauptsächlich experimenteller Forschungen. Zur Nomenklatur 
schlägt Verf. vor, den bisher gebräuchlichen Ausdruck „epileptischer Krampf“ durch 
„elementaren Krampf‘ zu ersetzen, um weiterhin die verwirrende Gleichstellung von 
Krankheit und Symptom zu vermeiden. Die mit „elementaren Krampf“ einher- 
gehende Krankheiten werden unter dem Namen „Krampfkrankheiten‘ zusammen- 
gefaßt. Die wesentlichste dieser ist die „Epilepsie“ = „gemeine Epilepsie“; für die 
gesteigerte Krampffähigkeit wird der Begriff ‚Krampfbereitschaft‘‘ gesetzt. 

- Aus der kurz nicht zu referierenden interessanten Arbeit einige Auszüge: „Die Krampf- 
fähigkeit wächst gewissermaßen auf den verschiedenen pathogenetischen Böden der Krampf- 
krankheit zur Krampfbereitschaft und geht an Intensität der Nährkraft der Krankheitsbodens 

llel“. — „Das Gehirn stellt aber nicht die einzige Angriffsfläche im Krampfmechanismus 

ar, dieser ist vielmehr auch für peripher angreifende Reize zugänglich.“ — „Ich will heute 
experimentell nachweisen, daß die Krampffähigkeit des Organismus von einer ausreichenden 
Menge funktionstüchtiger Nebennierensubstanz im Körper abhängig ist. Es ge- 
hören die Nebennieren, wahrscheinlich einschließlich des ganzen chromaffinen Systems im 
Körper mit zum Krampfmechanismus.“ — „Es gibt auch noch andere mit Krampfbereit- 
schaft verbundene konstitutionelle Abarten vom Normalen, für die die erbliche Belastung 
und der Vorgang der Entartung von weniger präziser Bedeutung sind als für die Krankheit 
Epilepsie.“ — „Die Krankheitereaktion, soweit sie eine Reaktion gesunder Organismen auf 
krampfmachende Reize darstellt, ist also im wesentlichen eine krankhaft gesteigerte Reaktion 
eines Mechanismus, der in physiologischen Breiten vorgebildet ist und im gewöhnlichen Leben 
eine wichtige physiologische Funktion hat.“ — „Klinisch ist es unsere Aufgabe, die ver- 
sçhiedenen Krankheitsvorgänge, denen das Symptom der „elementaren Krampfbereitschaft‘ 
gemeinsam ist, gegeneinander abzugrenzen.“ 


Bezüglich der Therapie sind 3 Arten zu unterscheiden: 1. Die Prophylaxe, die 
sich mit der Ausschaltung der die Krampffähigkeit steigernden und der krampf- 
auslösenden Momente beschäftigt. 2. Die Bekämpfung der Grundkrankheit, dfe den 
Boden für die Krampfbereitschaft bilden. 3. Die Bekämpfung des Krampfes se!bst 
und des „Stat. epilept.“‘ oder besser des „Krampfparoxysmus“. Dollinger. 

Lenk, Robert: Röntgenbehandlung der Epilepsie, Nachprüfung derselben. 
(Allg. Krankenh.,Wien.) Münch. med.Wochenschr. Jg. 67, Nr. 25, S. 715—717. 1920. 

Strauss (Med. Klin. 1913, Nr. 34) und Kodon (Münch. m. W. 1917, Nr. 5) 
haben über günstige therapeutische Erfolge mit Röntgenbestrahlungen der Zentral- 
windungen bei Epilepsie berichtet. Verf. hat 5 geeignete Fälle (genuine Epilepsie mit 
zahlreichen Anfällen) in ähnlicher Weise bestrahlt. Davon zeigten 4 auf die ersten 
Bestrahlungen eine deutliche Besserung, 2 sogar ein plötzliches völliges Sistieren der 
Anfälle nach der ersten Serie. Bei weiterer Behandlung trat jedoch in allen 5 Fällen 
eine ausgesprochene Verschlimmerung ein; die Anfälle wurden häufiger und stärker, 
bei zweien stellte sich sogar ein Status epilepticus ein. Im Tierexperiment scheint 
eine Schädigung der normalen Nervensubstanz durch therapeutische Strahlendosen 
sehr unwahrscheinlich. Doch konnten Brunner und Schwarz kürzlich zeigen (Wien. 





— 45 — 


klin. W. 1918, Nr. 21), daß auch durch Strahlenmengen, die den bei Therapien üblichen 
entsprechen oder sie nur wenig übertreffen, bei neugeborenen Hunden schwere 
epileptiforme Anfälle, mitunter bis zum Status epilepticus führend, erzeugt werden 
konnten (gesteigerter Hirndruck, Hyperämie und Blutungen in den Meningen und der 
Hirnsubstanz). Verf. rät von der Hirnbestrahlung bei Epilepsie ab. Sie bringt keinen 
Erfolg und kann sogar zu Verschlimmerungen des Zustandes führen. Ibrahim (Jena). 


Paul-Boncour, G.: L’&dueation des enfants &pileptiques. (Die Erziehung epilep- 
tischer Kinder.) Progr. méd. Jg. 47, Nr. 27, 8. 291—293. 1920. 

Es sind die Fragen zu beantworten, ob ein epileptisches Kind arbeiten darf, wann 
es arbeiten darf, und nach welchem Programm es zu arbeiten hat. Die erste Frage ist 
zu bejahen, denn in vielen Fällen hat sich die Betätigung als ableitende Methode für 
die nervösen Energieexzesse bewährt, für nicht demente Kranke ist sie eine Übung 
für die Intelligenzentwicklung. Zeitlich ist die Arbeitsbetätigung in die Intervalle 
zwischen den Anfällen zu verlegen, die in der Regel durch das Schwinden der post- 
paroxysmalen und durch die präparoxysmalen (Aura) Erscheinungen des nächsten 
Anfalles begrenzt erscheinen, doch muß man nicht immer gerade die letzten Trübungen 
der vollen Intelligenz (zu Ende des Anfalles) abwarten. Was schließlich das Arbeits- 
programm betrifft, empfiehlt es sich für die Betätigung hinreichende und nicht hin- 
reichende intervalläre Perioden zu unterscheiden, je nachdem gehäufte oder ver- 
einzelte Anfälle und die Dauer ihrer Initial- und Endsymptome die Intervalle gestalten. 
Die Einzelheiten einer dementsprechenden Arbeitsdosierung werden zum Schlusse 
besprochen. Neurath (Wien). 


Comby, J.: Chorées aiguës et encéphalite épidémique. (Akute Chorea und 
epidemische Encephalitis.) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 36, 
Nr. 15, S. 556—557. 1920. 

Neben den gewöhnlichen leichten, rasch in Heilung übergehenden Choreafällen 
finden sich schwere, hochfebrile, mit therapeutisch nicht beeinflußbaren heftigsten, 
zu Verletzungen führenden Zuckungen einhergehende (6 unter 560 Fällen), die mit 
den gutartigen wenig gemein haben. Die anatomische Untersuchung einiger solcher 
Fälle ergab eine mäßige Entzündung, diffus über Hirnrückenmark und Meningen 
verbreitet, stellenweise mit Rundzellenanhäufung, Ödem, Nekrose und Blutaustritten 
einhergehend;; Neuroglia und Bindegewebe in Proliferation, die Nervenzellen alteriert. 
Diese Veränderungen fanden sich besonders im Bereich der basalen Ganglien. Er- 
fahrungen der jüngsten Zeit lassen solche Formen der. Chorea in das Gebiet der En- 
cephalitis epidemica einreihen. Neurath (Wien). 


Erkrankungen des Auges. 


‘ Salterain, Joaquín de: 6 Jahre ertragener Fremdkörper des Augenlids. Arch. 
latino-americ. de pediatr. Bd. 14, Nr. 2, S. 105—106. 1920. (Spanisch.) 

Bei einem 12jährigen Knaben wurde aus dem etwas ektropionierten rechten, unteren 
Augenlid ein über lcm langes Glasstück extrahiert, welches anläßlich eines Falles auf Glas- 
scherben vor 6 Jahren dorthin gelangte. v. Gröer (Lemberg). 

Basterra Santa Cruz: Pseudo-Neuritis optica. Progresos de la clin. Jg. 8, 
Nr. 90, S. 222—226. 1920. (Spanisch.) 

Verf. sah ein 11jährıges Mädchen, welches seit Schulbeginn an Erbrechen gelitten 
hatte, sobald sie zur Schule ging; die das Erbrechen begleitenden Kopfschmerzen 
vergingen fast sofort, sobald der Schulbesuch eingestellt wurde. Die Augenspiegel- 
untersuchung ergab rechts + 8,5, links -+ 8,0 Dioptrien, beide Sehnerveneintritte zeigten 
das Bild. einer absolut ausgesprochenen hochgradigen Neuritis optica, welche 2 far- 
bige Abbildungen vorzüglich illustrieren; die Refraktion des Augenhintergrundes und 
der Pupillen selbst ist gleich, also keine nennenswerte Prominenz. Gesichtsfeld nor- 
mal. Rechts mit + 8,0 + cyl.1,090° V. = %,; Links mit + 8,0 D sphärisch V. = ?/,; 
das Kind war von verschiedenen Augenärzten. schon spezifisch behandelt worden, 


— 416 — 


ohne 'Erfolg natürlich. Nach Korrektion der Übersichtigkeit schwanden fast alle. Be- 
schwerden. — Übersicht über die Literatur, welche mit Ausnahme von dem Werke 
Stephensons diese Anomalie stark vernachlässigt, v. Haselberg (Tegel).?, 


Erkrankungen der Bewegungsorgane. 


Waldenström, Henning: Coxa plana, Osteochondritis deformans coxae, Calvé- 
Perthessche Krankheit, Legg’s disease. Zentralbl. f. Chirurg. Jg. 47, Nr. 22, 
S. 539—542. 1920. l 

Prioritätsbemerkungen. — Die unklare Ätiologie dieser Hüftgelenkserkrankung 
läßt die Perthessche Bezeichnung Osteochondritis, welche stets einen entzündlichen 
Prozeß voraussetzt, nicht geeignet erscheinen. Statt dessen wird die Bezeichnung 
Coxa plana als 3. Hauptgruppe von Hüftgelenksveränderungen (1. Coxa vara, 2. Coxa 
valga) vorgeschlagen, ein Name, der nur die aus dem Prozeß resultierende Form des 
Gelenkkopfs, nicht den Prozeß als solchen bezeichnen will. M. Hedinger.™, 

Perthes, G.: Beitrag zur Ätiologie der Osteochondritis deformans, nebst Be- 
merkungen zu den Artikeln von Sundt und von Waldenström. Zentralbl. f. Chirurg. 
Jg. 47, Nr. 22, S. 542—547. 1920. 

Waldenström (vgl. vorstehendes Referat): Die Bezeichnung Osteochondritis 
deformans soll einen entzündlichen Vorgang nicht voraussetzen, ist nur in Analogie 
zur Osteochondritis dissecans gewählt worden. — Trauma als Ätiologie (von Legg 
für alle seine Fälle einschließlich operativer Traumen bei der Reposition kongenitaler 
Hüftgelenksluxationen angenommen) fehlt in den 28 Fällen von Perthes bis auf 
wenige Fälle. Das operative Trauma ist nach Brandes (vgl. ds. Zentralbl. 9, S. 46, 
1920) unwahrscheinlich. Rachitis als Ätiologie ist wegen des Fehlens sonstiger Rachitis- 
zeichen bei den kranken Kindern nicht anzunehmen. Für die ursächliche Rolle all- 
gemeinerer Störungen spricht gelegentliches doppelseitiges Auftreten, Vorkommen bei 
. Hypothyreoidismus, Kretinismus. Mitteilung eines Falles von Osteochondritis der 
linken Hüfte eines 8jährigen Mädchens. Umformung des Femurkopfes 8 Monate nach 
Überstehen einer milden Infektion (wahrscheinlich Polyarthritis) erkennbar, wohl als 
Folge einer durch die Infektion verursachten Ernährungsstörung im Bereich des oberen 
Collumgefäßes. M. Hedinger (Baden-Baden).“, 

Vacchelli, Sanzio: L’artrodesi scapolo-omerale nella cura delle paralisi polio- 
mielitiche della spalla. (Die Arthrodese der Schulter in der Behandlung der Kinder- 
lähmung.) (Istit. Rizzoli, Clin. orthop., univ., Bologna.) Chirurg. degli org. di movim. 
Bd. 4, H. 2, S. 253—268. 1920. 

Die Kinderlähmung an der oberen Extremität ist viel seltener als die der unteren, 
sie findet sich im Zahlenverhältnis von 1 : 5. Unter den Versuchen, die Funktion der 
gelähmten Schulter auf operativem Wege wiederherzustellen, hat sich in höherem 
Grade als Muskel- und Nervenverpflanzung die künstliche Versteifung des Scapulo- 
Humeralgelenkes bewährt. In Fällen von nur teilweiser Lähmung des Deltamuskels 
gibt die bloße Annäherung der Muskelansätze im Verband oft erstaunliche Besserung. 
Die Schulterarthrodese beeinflußt nicht oder nur wenig das Längenwachstum des 
Gliedes. Verf. berichtet unter Beifügung guter Abbildungen über 6 Fälle von spinaler 
Lähmung des Deltamuskels, an welchen im Institut Rizzoli die Schulterarthrodese 
ausgeführt wurde. 

Fall 1 zeigt nach 5 Jahren gute Beweglichkeit von Schulter und Arm, wenn auch der ur- 
sprünglich rechte Winkel zwischen Schulterblatt und Arm sich unter dem Einfluß der Schwere 
des Armes auf 75° vermindert hat. — Fall 2 zeigt nach einem Jahre eine geringe Verminderung 
des Abductionswinkels bei im übrigen guter Funktion. In Fall 3 ist das Operationsergebnis 
durch einen später erlittenen Oberarmbruch beeinträchtigt. — Fall 4 ist ebenfalls gut gelungen 


bis auf eine Behinderung durch gleichzeitige Lähmung der Supinatoren. — 5 und 6 sind noch 
zu jung, um über den Enderfolg ein Urteil abzugeben. 


Der fixierende Gipsverband muß 3 Monate, darauf noch 1 Schutzapparat für 
etwa 1 Jahr getragen werden. Künne (Steglitz). 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 10 S. 417—464 


Anatomie und Histologie. 


Bergstrand, H.: Parathyreoideastudien I. Zur normalen Anatomie der Glan- 
dula parathyreoidea. (Pathol. Inst., Krankenh. Sabbatsberg, Stockholm.) Acta med. 
scandinav. Bd. 52, H. 6, S. 791—856. 1920. 

Sehr eingehende eigene Untersuchungen. Bergstrand fordert trotz der vor- 
handenen Schwierigkeiten zuverlässige Untersuchungen über die Menge des Paren- 
chyms analog den von Ha m mar für die Thymus ausgearbeiteten Methoden. Beim Sä ug - 
ling fehlt hervortretendes interstitielles Gewebe zwischen den Follikeln. Die in diesrm 
Alter ebenfalls fehlenden Welshschen Zellen hält er für Degenerationsbildungen aus 
den Hauptzellen. Das in diesem Alter ebenfalls kaum vorkommende Kolloid der 
Epithelkörperchen ist teils als Degeneration der Welsh schen Zellen, teils als Sekretions- 
produkt aufzufassen. Thomas (Köln). 

Healey, F. H.: Note on the occurrence of eiliated epithelium in the oesophagus 
of a seventh month human foetus. (Notiz über das Vorkommen von Flimmerepithel 
in der Speiseröhre eines menschlichen Foetus im 7. Monat.) (Physiol. laborat., unio., 
Birmingham.) Journ. of anat. Bd. 54, Pts. 2 u. 3, S. 180—183. 1920. 

Zufallsentdeckung im histologischen Kurs. Makroskopisch war nichts aufgefallen. 
Unregelmäßig streifenförmig verteilte Heterotopie, am Rand überall unmittelbar in 
das Pflasterepithel übergehend. Die Trachea zeigte völlig normale epitheliale Ver- 
hältnisse. Es gelang nicht, bei tierischen und menschlichen kleinen Föten analoge 
Verhältnisse aufzufinden, so daß man nicht berechtigt ist anzunehmen, daß das Flimmer- 
epithel im Oesophagus als Persistenz eines normalen embryologischen Frühstadiums 
aufzufassen wäre. Solche abnorme Schleimhautinseln könnten vielleicht im späteren 
Alter die Grundlage für maligne Wucherungen und Degenerationen abgeben. Ibrahim. 


Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 
Allgemeinen. und Pflege). 


Müller, Ernst Friedrich: Zur Kenntnis der Verdauungsleukoeytose. (Pathol.- 
bakteriol. Laborat., Marme-Laz. Hamburg.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. 
Bd. 21, H. 1, S. 136—140. 1920. 

Neben dem enteralen Abbau der Nahrung findet auch ein parenteraler innerhalb 
des Parenchyms der Verdauungsorgane statt. Während nun, so kalkuliert der Verf., 
bei der enteralen Verdauung den Körperflüssigkeiten nur artähnliche Bestandteile 
zugeführt werden, entstehen beim parenteralen Abbau Schlacken, die giftig für den 
Organismus sind. Derselbe reagiert darauf mit einer aktiven myeloischen Mehr- 
leistung, die sich im Blut durch eine Vermehrung der neutrophilen Leukocyten mani- 
festiert. Der Zweck des ganzen Vorganges ist die Entgiftung der toxischen Stoffe. 

H. Hirschfeld (Berlin). 

Hemmeter, John C.: The evaluation of recent investigations concerning the 
water metabolism of the body in relation to the digestive secretions and the 
funetions of the blood. (Bewertung neuerer Forschungen über den Wasserstoff- 
wechsel des Körpers in seinen Beziehungen zu den Verdauungssäften und den 
Funktionen des Blutes.) Med. rec. Bd. 97, Nr. 21, S. 857—864. 1920. 

Referierender Aufsatz über eine größere Zahl einschlägiger Arbeiten, die sich auch 
zum Teil mit dem Flüssigkeits- und Blutersatz nach akuten Blutverlusten befassen 
(Rons und Wilson, J. Am. m. Ass. 70, 219, 1918 und Robertson und Bock, J. of 
experim. med. 29, 2, 1919). Wenn Verf. u. a. empfiehlt, das spezifische Gewicht des 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX 27 


— 48 — 


Körpers durch Vergleich der Wägung in Luft und der Wägung unter Wasser zu vergleichen, 
dürfte das nicht zum gewünschten Resultat führen, da der Luftgehalt von Lunge und 
Därmen, wie Pfaundler dargetan hat, das Resultat zu wesentlich beeinflußt. Ibrahim. 
Novaro, Paolina: Ricerche calorimetriche comparative sul digiuno e sul)’ 
avitaminosi. (Vergleichende calorimetrische Untersuchungen im Hunger und bei Avita- 
minosen.) (Istit. fisiol., unw., Genova.) Pathologica Bd. 12, Nr. 277, S. 133—156. 1920. 
Verglichen mit dem Hungerstoffwechsel zeigen die Avitaminosen eine erheb- 
lich geringere Wärmeabgabe und trotzdem eine tiefere Temperatur und eine viel 
hochgradigere Gewichtsabnahme; daraus ist auf eine stark herabgesetzte Wärme- 
bildung zu schließen. Nach Zulage von Vitamin (alkohol-wasserlösliche Fraktion) 
steigt innerhalb 24 Stunden zuerst die Wärmeabgabe und dann die Temperatur; das 
Gewicht kann anfangs noch etwas sinken. Durch Heranziehung von respiratorischen 
Stoffwechseluntersuchungen an Tauben (Ramoino, Pathologica, 1. März 1915) kommt 
die Verf. zu dem Schluß, daß bei den Avitaminosen der Brennwert des Sauerstoffs 
herabgesetzt ist, daß also die Störung im wesentlichen auf unvollständiger Oxydation 
der Nahrungsstoffe beruht. ` H. Freund (Heidelberg).“, 
Brodin, P. et J. Oddo: Modifications de l’öquilibre azoté du sérum sanguin 
au cours de Pictère catarrhal. (Störung des Stickstoffgleichgewichtes im Blut- 
serum bei Icterus catarrhalis.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, 
Nr. 15, S. 603—605. 1920. 
Auf Grund von zum Teil fortlaufenden Analysen bei 10 Fällen von Icterus catar- 


rhalis wird festgestellt, daß die Relation e im Blutserum bei dieser Krank- 


heit sinkt. Abmagerung ging dem Sinken des Harnstoffs bzw. Steigen des Reststick- 
stoffs voraus. Aus dem Umstande, daß Brodin diese Entscheidung früher bei schweren 
degenerativen Lebererkrankungen beobachtete, wird geschlossen, daß der Icterus 
catarrhalis auf einer Schädigung der Leberzelle beruht, nicht auf Gallenstauung. Daraus, 
daß Harnstoffverminderung auch im Hungerzustande vorkommt, schließen die Verf, 
daß die Leber nicht nur eine Rolle bei der Dissimilation, sondern auch eine solche bei 
der Assimilation N-haltiger Substanzen spiele. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Denis, W. and A. S. Minot: Effects of feeding with calcium salts on the 
caleium content of the blood. (Einfluß verfütterter Kalksalze auf den Kalkgehalt 
des Blutes.) (Chem laborat., Massachusetts gen. hosp., Boston.) Journ. of biol, chem. 
Bd. 41, Nr. 3, S. 357—361. 1920. 

Verff. analysierten nach der Methode von Lyman (Journ. of Biolog. Chem. 
Bd. 29, 8.169. 1917) das Citratplasma (1%, festes Natriumcitrat zum Blut) von 
Menschen, Katzen und Kaninchen vor und nach mehr- bis vieltägiger Zufuhr von 
Calciumlactat. Die gefundenen Zahlen zeigen, daß eine Änderung des Kalkspiegels Im 
Blute fast niemals eintrat, abgesehen von 2 Fällen bei Katzen, wo der Anfangswert sehr 
niedrig war. Vielleicht verdient es Beachtung, daß sämtliche auffallend niedrigen Werte 
bei den Katzen vor dem Datum des19. Juni liegen, alle späteren sich in dem Bereich 
zwischen 10,3 und 14,2 mg Ca (= 14,4—19,9 mg CaO) bewegen, der den Ergebnissen frühe- 
rer Untersucher entspricht. Für ein Kaninchen, das voreiner Woche geworfen hatte und 
säugte, fanden Verff. den Wert von 8,2; für ein zweites, das 10 Tage später zum Wurfe kam, 
9,2 mg Ca; 2 Monate später gaben diese Tiere die Werte von 16,0 und 11,6 mg. Aus 
der Mitteilung geht nicht hervor, wieviel Kalk diese Tiere in der Zwischenzeit inner- 
lich erhielten. W. Heubner (Göttingen).’”, 

Külz, L.: Die Eigenarten des Bevölkerungsaufbaues bei den Naturmensehen 
im Vergleich zu den Kulturstasten. Zeitschr. f. Bevölkerungspol. u. Säuglingsfürs. 
Bd. 11, Nr. 4, S. 89—111. 1920. | 

Bei den Naturmenschen findet sich Verschiebung der für Europa geltenden 
Bertillonschen Geschlechtsproportion (100 Q Geburten: 105—106 o" Geburten), und 
zwar in der Südsee zugunsten, in Afrika zuungunsten der Maskulinität. Die Kind- 


— 419 — 


heitsproportion (Zahl der Kinder auf 1000 Erwachsene normiert) hängt mit der Ge- 
schlechtsproportion zusammen, insofern als sie bei Typen mit vorwiegendem Frauen- 
anteil höher steht als bei solchen mit Vorwiegen des Männeranteils. Das Verhältnis 
der Natalität zur Mortalität ist bei Naturvölkern abweichend von Europa außerordent- 
lichen Schwankungen unterworfen, entsprechend ihrer Wehrlosigkeit Seuchen gegen- 
über. Vielweiberei, Wechselehe, Frühehe haben einen vollständigere Ausnutzung 
der Generationskraft des Weibes zur Folge, werden aber verhängnisvoll, wenn die be- 
treffenden Stämme venerisch erkrankt sind. Durchschnittliche Fruchtbarkeit (in 
Deutschland 4,5 Kinder auf jede gebärfähige Frau) schwankend von 1,9 (Insel Jap) 
bis 5,4 (Gazellehalbinsel). Die Aufzuchtsquote wechselt und ist von der Kindersterb- 
lichkeit abhängig. Da aber zumeist hohe Kindersterblichkeit mit hoher Fruchtbar- 
keit parallel geht, zeigen Stämme mit höchster Kindersterblichkeit (wie in Europa 
Rußland) höchste Aufzuchtswerte. Bei der Kindersterblichkeit findet sich eine weit 
stärkere prozentuale Beteiligung des Lebensabschnittes nach dem Säuglingsalter 
als Ausdruck des Fehlens jeder Hygiene, das im Säuglingsalter durch ausgiebiges 
Stillen wettgemacht wird. Daß bei dem hinsichtlich der Aufzucht bestgestellten Stamme 
(Wagago Ostafrikas) bei hoher Natalität die Mortalität tief bleibt, wird darauf zurück- 
geführt, daß sie nur wenig venerisch durchseucht sind und ihre Kinder am längsten 
(3—4 Jahre) an der Brust nähren, während der die jämmerlichste Aufzuchtszahl auf- 
weisende Stamm (Wahsia) mit hoher Sterblichkeit bei schlechter Geburtenzahl syphi- 
litisch durchseucht ist. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Audry, J.: Les maladies familiales. (Die familiären Krankheiten.) Lyon méd. 
Jg. 52, Nr. 11, S. 469—480. 1920. 

Zusammenfassende Übersicht mit Aufzählung der meisten hierhergehörigen 
Zustände. Die Mendelschen Gesetze haben für eine Anzahl dieser Krankheiten Geltung; 
es mischen sich aber bei einzelnen Krankheiten noch andere Regeln ein, wie z. B. die 
Vererbung durch die gesund bleibende Mutter bei der Hämophilie, der Farbenblindheit, 
der hereditären Opticusatrophie, gewissen Myopathien, den multiplen kartilaginären 
Exostosen. Ibrahim (Jena). 

Rolleston, Humphry: The change of type of disease. (Der Wechsel im Typus 
einer Krankheit.) Journ. ofthe Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 22, S. 1495—1497. 1920. 

Die klinische Verschiedenartigkeit im Auftreten ein und derselben Krankheit zu 
verschiedenen Zeiten veranlaßt den Verf. zu folgenden Betrachtungen. Entweder 
findet sich die Ursache in der veränderten Virulenz des Erregers oder in der verschiedenen 
Widerstandsfähigkeit des Patienten. Es wird die Einwirkung der Temperatur, des 
Klimas und der Bodenbeschaffenheit auf die Bakterien betont, ferner ihre cyclisch 
wiederkehrende vermehrte infektiöse Aktivität. Außerdem wird ein Hauptgewicht 
darauf gelegt, daß es sich nicht um ein und dasselbe Bacterium zu handeln braucht, 
sondern um Abarten mit entsprechend erhöhter oder verminderter Virulenz. Ferner 
wird auf den immunisierenden Einfluß durchgemachter Infektionskrankheiten, be- 
sonders des Respirationstraktus hingewiesen. Die Widerstandslosigkeit des Individuums 
wird in der Rasse gesucht, in Unterernährung, Überarbeitung, Alkoholismus usw. 

E. Magnus- Alsleben (Würzburg). 

Much, Hans: Weiteres zur unabgestimmten Immunität. (Univ.-Inst. f. pathol. 
Biol., Hamburg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 29, S. 791. 1920. 

Die unabgestimmte Zellimmunität ist die Waffe gegen akute Krankheiten, die 
abgestimmte gegen die chronischen Krankheiten. Die unabgestimmte kann ebenso- 
wenig wie die abgestimmte durch Reaktionen mit Vollbakterien bestimmt werden. 
Erforderlich ist Zerlegung in die reaktiven Gruppen. Hierzu dienen folgende von Much 
in den Handel gebrachten Stoffe: 1. reaktive Eiweißkörper, bestehend aus Stoff- 
wechselprodukten apathogener Spaltpilze; 2. ein Lipoidstoffgemisch aus Galle; 3. ein 
animalisches Neutralfettgemisch. Diese Stoffe sollen therapeutisch zu Erzeugung der 
unabgestimmten Immunität dienen. Langer (Charlottenburg). 


27° 


— 4120 — 


Borčić, B.: Ein Beitrag zur Frage der antigenen Wirkung der Bakterienfette. 
(Inst. z. Erforsch. d. Infekiionskrankh., Bern.) Biochem. Zeitschr. Bd. 106, H. 4/6, 
S. 212—235. 1920. 

Im Hinblick auf die durch Much in den Vordergrund gerückte Diskussion über 
die antigene Bedeutung von Fettstoffen ist die Nachprüfung der Angaben von Stuber 
(Biochem. Zeitschr. Bd. 77, S. 388. 1916) von großer Wichtigkeit. Stuber behauptet, 
daß es ihm gelungen ist, mit beliebigen Bakterienfetten Agglutinine gegen Typhus- 
bacillen erzeugen zu können, und er sieht in den Bakterienlipoiden die eigentlichen 
Agglutinogene. Die Nachprüfung führte zu keiner Bestätigung; die Fettkörper ent- 
falten keine antigene Wirkung. Bei übergroßen Infektionsdosen tritt eine minimale 
Agglutininbildung ein, die als unspezifische Bildung auf die physikalisch-chemische 
Wirkung kolloidaler Körper zu beziehen ist. Langer (Charlottenburg). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Säuglings. 

Dietrich, Henry: The food requirement of the breast fed infant. (Der 
Nahrungsbedarf des Brustkindes.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 5, S. 278—281. 1920. 

Verf. bringt die Ernährungstabelle seines eigenen gesunden Kindes während der 
ersten 20 Wochen. Gewicht beider Geburt 4280, am Ende der 20. Woche 7410. Die täg- 
liche Nahrungsmenge betrug durchschnittlich in den ersten 4 Wochen 600—700 g, in der 
5. bis 8. Woche 650—770, 9.—12. Woche 860—910, 13.—16. Woche 850—950, 17. bis 
20. Woche 970—1050. Der Energiequotient bewegte sich zwischen 85 und 97. Zahl der 
Mahlzeiten von der 5. Woche an 5. Größe der Einzelmahlzeit erreichte von der 9. Woche 
an gelegentlich 250, von der 16. Woche an gelegentlich 300. Ibrahim (Jena). 

Mixsell, Harold R.: Frozen milk. Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 5, S. 270 
bis 277. 1920. 

Im Winter 1917/18 mußte infolge der großen Kälte und der Schneestürme in 
New York oft gefrorene Milch, mitunter 4—5 Tage alt, an Kinder verfüttert werden. 
Über die physikalischen Veränderungen gefrorener Milch ist folgendes bekannt: sie 
läßt nach Duclaux sich in Schichten zerlegen, von denen die unteren an Casein 
und Calciumphosphat angereichert sind. Der Fettgehalt bleibt in allen Schichten 
unverändert. Nach Mai scheidet sich bei —7,8°C ein konzentrierter, ungefrorener 
von einem verdünnten, gefrorenen Anteil der Milch ab. In Milch, die bei 1°C auf 
bewahrt wurde, wachsen nach Conn und Esten nach einer 6—8tägigen Hemmung 
massenhaft Gelatineverflüssiger und Bakterien ‚‚der neutralen Milch“. Nach Penning- 
ton wachsen in Milch, die bei — 0,5 bis — 1,7° C aufbewahrt wurde, nach 48 Stunden 
steigende Bakterienmengen, ohne Veränderungen von Geruch, Geschmack und ohne 
Gerinnung. Neben wenig Säurebildnern wurden vermehrt Gelatineverflüssiger und 
Bakterien der Neutralmilch gefunden. Casein wird hierbei nach 2 Wochen bis zu mehr 
als 50%, zu Pepton, Caseosen und Aminosäuren durch Bakterienwirkung abgebaut. 
Laktalbumin wird durch Milchenzyme angegriffen. Die titrimetrisch feststellbare 
Säuremenge steigt höher als sonst in geronnener Milch. Im Fett ändern sich Brechung®- 
index, flüchtige Fettsäuren und Jodzahl nicht. Die freie Säure steigt etwas an. Der 
Milchzucker vergärt teilweise. Der Verf. hat an Säuglingen mit vorher gefrorener 
Milch persönlich keine üblen Erfahrungen gemacht, hörte aber von solchen und will 
im Notfall gefrorene Milch durch Konserven ersetzen. Freudenberg (Heidelberg). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des übrigen Kindesalters. 


Peiper, Albrecht: Über die intraabdominalen Druckverhältnisse des Säuglings. 
(Univ.-Kinderklin., Berlin.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 4, S. 289—293. 1920. 
Der Druck im Bauch schwankt zeitlich und örtlich stark und ist abhängig von der 
Lage, der Bauchpresse, der Atmung; speziell beim Säugling ändert er sich beim Husten 
und Schreien. Es gelang dem Verf. mit der unten zu beschreibenden Methodik bei 
Säuglingen den Druck im Rectum in Rückenlage zu bestimmen und dabei die Kinder 





— 421 — 


in ruhigem Zustand, sogar im Schlaf zu untersuchen. Der intrarectale Druck betrug 
bei Ausschaltung der Bauchpresse etwa 20—30 cm Wasser; bei Unruhe des Kindes 
waren die Werte höher. Der Einfluß der Atmung machte sich in regelmäßigen Schwan- 
kungen von 2—4 cm Wasser geltend. Bei Kindern mit ganz schlaffen Bauchdecken 
fanden sich niedrigere Werte, 8—10 cm Wasser. Dieser Druck entspricht dem an der 
Leiche gefundenen, er wird also nur durch die Schwere der Organe bedingt. Während 
sich für gewöhnlich der intraabdominelle Druck bei der Einatmung infolge Verringerung 
der Zwerchfellwölbung erhöht, wurde bei zwei pneumonischen Kindern ein stark er- 
höhter intrarectaler Druck bei der Ausatmung (60 bzw. 90 cm Wasser) als Folge der 
Zuhilfenahme der Bauchpresse festgestellt. 

Methodik. Ein luftdicht über das eine mehrfach durchlöcherte Ende eines Gummischlau- 
ches gebundener Fingerling wird mit einem Recklinghausenschen Tonometer verbunden. 
Durch einen Nebenweg füllt eine kleine Luftpumpe den Schlauch und Fingerling mit Luft und 
erzeugt einen am Tonometer in Zentimeter Wasser ablesbaren Druck, der nur wenig über den 
atmosphärischen Druck hinausgehen soll. An einem weiteren Nebenweg wird eine zweite ab- 
klemmbare Ausweichblase angebracht. Nun wird das Rohr in das Rectum eingeführt, was 
leicht geschieht, da die Luft in die Ausweichblase entweichen kann. Diese wird nach der Ein- 
führung des Rohres zusamıengedrückt und abgeklemmt. Samelson (Breslau). 


Noica: Mouvements volontaires d’ensemble. (Zusammenwirkende, willkürliche 
Muskelbewegungen.) L’enc£phale Jg. 15, Nr. 6, S. 390—397. 1920. 

Bei Verfolgung der Entwicklung der willkürlichen Muskeltätigkeit beobachtet 
man, daß die ersten sichtbaren willkürlichen Bewegungen bei ganz kleinen Kindern 
die synergistischen und die normalen beiderseitigen Bewegungen darstellen, erst 
später folgen die einfachen, einseitigen Bewegungen und schließlich zuletzt die 
willkürlichen ausgebildeten Einzelbewegungen. Nach eingehenden Prüfungen und 
Beobachtungen an Kindern und jugendlichen Hemiplegikern kommt Noica 
zu dem Schluß, daß die zusammenwirkenden Bewegungen eine Kraftersparnis 
bedeuten, während die Auflösung dieser Bewegungen in einzelne eine gewisse 
Kraftentfaltung und größere Übung verlangt. Beim Kind, dessen Pyramidenbahn 
noch nicht ausgebildet ist, ist die willkürliche Muskeltätigkeit schwach, 
und es fehlt die Ubung, isolierte Bewegungen auszuführen, gewisse andere zu unter- 
lassen. Darum macht das Kind willkürliche zusammenwirkende Bewegungen. 

j Windmüller (Breslau). 

Kleinsehmidt, H.: Wachstum und Entwicklung des Kindes im Schulalter. 
Jahresk. f. ärztl. Fortbild. Jg. 11, Junih., S. 11—19. 1920. 

Betonung des verschiedenartigen zeitlichen Wachstumsablaufs bei den einzelnen 
Kindern, der gewissen Unabhängigkeit des Massenwachstums von dem Längenwachs- 
tum, der Wachstumsschwankungen im Laufe des Jahres, insbesondere der mangelnden 
Gewichtszunahme im Sommer, des Überwiegens der Längenentwicklung bei den Kin- 
dern der besser situierten Stände, der Breitenentwicklung bei den Volksschülern,' des 
maßgebenden Einflusses der Konstitution auf das Wachstum, des Einflusses der Ver- 
erbung und Ernährung auf die Ausbildung der Muskulatur, auch des Herzmuskels. 

Schlesinger (Frankfurt a. M.). 

Schlesinger, Eugen: Der Einfluß der Quäkerspeisung auf das Körpergewicht 
der Schulkinder. (Stadigesundheitsamt, Frankfurt a. M.) Westdeutsche Ärzte-Zeit. 
Jg. 11, Nr. 15 (Sonderdruck). 1920. 

An der bei vielen, namentlich schwächeren, Kindern im Schulalter in der ersten 
Sormmerhälfte eintretenden Gewichtsabnahme vermochte die Quäkerspeisung im 
wesentlichen nicht viel zu ändern. 150 Volksschüler zeigten nach 6 wöchiger 
Speisung keine bessere Zunahme als 250 ebenso stark unterernährte, nicht gespeiste 
Kinder derselben Bevölkerungsschicht; wohl aber hatten 100 gespeiste Mittelschüler 
aus dem Mittelstande durchschnittlich 400 g zugenommen gegenüber einer durch- 
schnittlichen Zunahme von nur 100 g bei 70 nicht gespeisten. Die Volksschüler erhielten 
meist nach der Quäkerspeisung zur Mittagszeit nicht noch ein zweites Essen zu Hause, 


— 422 — 


ganz und gar nicht die gesättigten jüngeren Kinder, während die älteren Kinder aus 
dem Mittelstande und aus den höheren Ständen auch noch an der häuslichen Mahlzeit 
(Qemüse) teilnahmen. Die Quäkerspeisung soll keine Ersatzmahlzeit, sondern eine 
Zusatzmahlzeit sein. Schlesinger (Frankfurt a. M.). 

. Emerson, William R. P.: The malnourished child in the public-school. (Das 
schlecht ernährte Kind in der öffentlichen Schule.) Boston med. a. surg. journ. 
Bd. 182, Nr. 26, S. 655—658. 1920. 

Schlecht genährte Schulkinder sind keineswegs etwa zu identifizieren mit Unter- 
ernährten. Fünf Faktoren können in Frage kommen: Körperliche Defekte, ungenügende 
häusliche Beaufsichtigung, Übermüdung, unzweckmäßige Ernährung, unhygienische 
Lebensgewohnheiten. — Verf. hat in Boston unter Leitung einer besonders befähigten 
Schwester eine neue Organisation geschaffen, um diese Kinder auf einen normalen 
Gesundheitszustand zu bringen. Es handelt sich anscheinend um besondere Für- 
sorgestunden (Ernährungsklassen, nutrition classes), die mit „Ernährungskliniken 
für schwächliche Kinder“ in Verbindung stehen. Wesentlich ist eine individuelle 
Behandlung jedes Einzelfalls; der Grund des Nichtgedeihens muß gefunden und be- 
seitigt werden. Freiluft, zweckmäßige Ernährung, geeignete Ruhezeit, gute Nahrung 
und gesunde Lebensführung läßt sich bei arm und reich durchführen. Die Schul- 
frage selbst stellt Probleme. In Gemeinsamkeit mit der Schule lassen sie sich meist 
in geeigneter Weise lösen. Es ist oft eine Verkürzung des Unterrichts erforderlich. 
Diese Kinder lernen oft in verkürzter Zeit mehr als die anderen. Als ganz besonders 
wirksames Mittel erwies es sich, den Ehrgeiz der Kinder zur Mitwirkung bei der Auf- 
besserung ihres Ernährungszustandes mit heranzuziehen. Die Kinder bekommen Wäge- 
karten und Noten zuerteilt. Rote Striche bedeuten, daß sie ihre Morgen- und Mittags- 
mahlzeiten regelmäßig aufgegessen haben, blaue Striche, daß sie ihre Ruhestunden 
eingehalten haben. Ein goldener Stern wird in jeder Sprechstunde dem Kind zu- 
erteilt, das die größte Gewichtszunahme aufzuweisen hatte usw. Im Durchschnitt 
genügten 10 Wochen, um die Kinder auf den gewünschten Allgemeinzustand zu 
bringen. Ibrahim (Jena). 

Brown, Maud A.: A study of malnutrition of schoolchildren. (Studie über 
schlechten Ernährungszustand bei Schulkindern.) Journ. of the Americ. med. assoc. 
Bd. %5, Nr. 1, S. 27—30. 1920: 

In einer Schule, in der 41%, der Kinder mehr als 10%, Untergewicht nach der 
Woodschen Standardtafel zeigten, wurde eine besondere Fürsorgeaktion für diese 
Kinder eingerichtet und Mai bis Mitte Juni durchgeführt. Bei etwa der Hälfte dieser 
Kinder verweigerten die Eltern die Erlaubnis zu den erforderlichen Maßnahmen, 
zu denen auch Entfernung der Tonsillen und Adenoide und eine aktive Zahnpflege 
gehörten. Diese Gruppe diente zum Vergleich. Die Fürsorge bestand in 1—2 be- 
sonderen Schulspeisungen, durch die etwa 1000—1200 Cal. zugefüttert wurden; jedes 
Kind erhielt !/,—11 Milch; in einzelnen refraktären Fällen wurde noch !/,1 Milch 
sowie Datteln, Schokolade u.a. zugelegt, bis zu 1800 Cal. Alle Kinder erhielten Spezial- 
unterricht über hygienische Lebensweise. Preise wurden ausgesetzt für die Klassen, 
in denen die Prozentzahl der Untergewichtigen am meisten zurückging. Nach jeder 
Wägung (l4tägig) wurden durch eine speziell vorgebildete und nur dafür angestellte 
Fürsorgeschwester, die wie Verf. sagt, übermenschliche Anstrengungen machte, bei 
allen, die nicht nach Wunsch zunahmen, Hausbesuche gemacht, individuelle Ratschläge 
erteilt, das Interesse und der Ehrgeiz der Eltern angestachelt usw. Das Resultat 
war ein gutes. Während die Kontrollgruppe in dieser Zeit keine Zunahmen aufwies, 
brachten es die Befürsorgten zu 278%, Gewichtszunahme (wenn man die „normale“ 
Zunahme mit 100%, bewertet) und die Schule, die in bezug auf die Zahl der ‚‚Schlecht- 
genährten“ an unterster 55. Stelle stand, war nach Ablauf der 91/, Wochen an 3. Stelle 
aufgerückt. Bei einigen wenigen Kindern werden Mißerfolge verzeichnetm teils in- 
folge interkurrenter Erkrankungen, teils infolge passiver Resistenz; nur bei einem 








— 423 — 


Jungen, der nicht zunahm, dabei stark und leistungsfähig war, wird der Schluß ge- 
zogen, daß er zu den „von Natur aus mageren“ Kindern gehöre. 

(Ob die Verf. und die vielen zur Zeit in Amerika in gleicher Richtung tätigen nisa- 
tionen nicht das Gewicht als Indicator der Gesundheit etwas überschätzen, und ob der Schluß 
ganz richtig ist, daß die in so sportiver Weise erzielten Gewichtszunahmen erweisen, daß diese 
Kinder sich in einer geradezu verzweiflungsvollen Nahrungsmittelnot befunden haben? Ref.) 

Ibrahim (Jena). 

Leebron, J. D.: Malnutrition in infaney and childhood. (Schlechter Ernährungs- 
zustand im Säuglings- und Kindesalter.) New York med. journ. Bd. 111, Nr. 26, 
S. 1109—1111. 1920. 


Als untergewichtig gelten nach E merson (New York med. journ. 105, 361, 1917) 
Kinder, denen 10% am Sollgewicht für ihre Körperlänge fehlt, nach Holt (Am. j. of 
dis. childr. 16, 339, 1918) gilt dieser Wert für Kinder von 6—10 Jahren, bei Kindern 
von 11—16 Jahren wird man 12% zugrunde legen müssen. In Amerika steht das Pro- 
blem des Ernährungszustandes der Schulkinder zur Zeit im Mittelpunkt des Interesses, 
seit sich gezeigt hat, daß 20—30% der (4—6 Millionen) Schulkinder nach diesen Ge- 
sichtspunkten als schlecht genährt anzusehen sind. In New York ist die Zahl von 
5% im Jahre 1914 auf 19%, im Jahr 1918 gestiegen. Die durch den Krieg veränderten 
wirtschaftlichen Verhältnisse werden dafür verantwortlich gemacht. Der ungenügende 
Ernährungszustand ist nicht als Unterernährung im eigentlichen Sinn aufzufassen, 
sondern die Folge der verschiedenartigsten angeborenen und erworbenen Anlagen, 
überstandener Krankheiten, unzweckmäßiger Ernährung und Hygiene. Die Behand- 
lung muß daher individuell gehandhabt werden. Es scheint, daß zu diesem Zweck 
gegenwärtig in Amerika überall „Nutrition clinics“ gegründet werden; dabei scheint 
es sich um eine Art Fürsorgestellen für derartige Kinder zu handeln. Ibrahim (Jena). 


Levinson, A.: The psyehology of the sick ehild as compared with the healthy 
ehild. (Die Psychologie des kranken im Vergleich zu der des gesunden Kindes.) 
Internat. clin. Bd. 2, ser. 30, S. 274—279. 1920. 


Gesunde Kinder zeichnen sich aus durch starken Betätigungsdrang, der sich in 
der ständigen Spielfreudigkeit äußert, durch Nachahmungstrieb, Phantasie, Gefühl 
für Gerechtigkeit, durch Frohsinn. All das ist beim kranken Kind gestört. Es spielt 
nicht gern, es ärgert sich oft sogar, wenn seine Umgebung es dazu anregen will; seine 
Phantasie ergeht sich in angstvollen Vorstellungen usw. Der Arzt und besonders die 
pflegende Schwester muß mit der Psychologie des kranken Kindes vertraut sein. Sie 
soll ihm im Krankenhaus eine Atmosphäre des Verstehens schaffen und ihm die Mutter 
zu ersetzen wissen. Ibrahim (Jena). 


© Haberman, J. Victor: The measures of intelligence diagnostically remea- 
sured. (Intelligenzprüfungen, zu diagnostischen Zwecken nachgeprüft.) (Sonderdr. 
a. Med. rec., 20. u. 27. März 1920.) New York: William Wood & Co. 
1920. 618. 


Verf. hat das Problem der Intelligenzprüfung in einer Reihe von Aufsätzen im 
Med. Record bearbeitet. In dieser Studie vergleicht er die von Binet, Terman, 
Ziehen ausgearbeiteten Methoden und gibt selbst modifizierte Prüfungsschemata an, 
wobei er betont, daß die verschiedenen Punkte nie gleichwertig sind. Aus manchen ist 
wenig zu entnelimen, andere kennzeichnen nur graduelle Verschiedenheiten, es gibt 
Proben, die zur Diagnostik der Intelligenz geeignet sind, indem kein unintelligentes 
Kind sie lösen kann, und andere, die zur Diagnose des Schwachsinns geeignet sind, in- 
dem kein wirklich intelligentes Kind die Probe verfehlen kann usw. Die Prüfung er- 
streckt sich auf 6 Gebiete: Kenntnisse, Gedächtnis, Auffassung, Kombinationsfähigkeit, 
Aufmerksamkeit, Gefühle: Der Wert und die Technik der einzelnen Prüfungsbeispiele 
wird unter eingehender Berücksichtigung speziell auch der deutschen Literatur er- 
läutert. Ibrahim (Jena). 


— 424 — 


Diagnostik und Symptomatologie. 


Fülleborn, Friedrieh: Die Anreicherungen der Helmintheneier mit Kochsalz- 
lösung. (Inst. f. Schiffs- u. Tropenkrankh., Hamburg.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 46, Nr. 26, S. 714—715. 1920. 

Gleichmäßige Verreibung von 1 Teil Kot mit 20 Teilen einer konzentrierten wässerigen 
Kochsalzlösung. Ankylostomus- und Ascarideneier steigen, ein Häutchen bildend, an die Ober- 
fläche und werden am besten nach !/,—?/, Stunde mit einer Öse auf den Objektträger gebracht. 
Untersuchung ohne Deckglas. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Lenk, E.: Eubaryt, ein neues Kontrastmittel für Röntgenuntersuchung. Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 27, S. 786. 1820. 

. Es ist gelungen, mit hydrophilen Kolloiden ein Bariumsulfatpräparat herzustellen, das 
sich sehr leicht aufschwemmen läßt und ca. !/, Stunde suspendiert bleibt. Zum Aufschwemmen 
genügt eine dem Bariumsulfat gleiche Wassermenge, die jedoch beliebig um das Zwei-, Drei- 
und Mehrfache gesteigert werden kann. Die Temperatur des Wassers ist nebensächlich;; jedoch 
bleibt das Bariumsulfat in zu kaltem Wasser nicht so lange in Schwebe wie in Wasser von 
Zimmertemperatur. Das Präparat kann durch verschiedene Geschmackskorrigenzien wohl- 
schmeckend gemacht werden. Ohne weitere Vorbereitung ist das Kontrastmittel in einigen 
Sekunden mit Wasser aufgeschwemmt und trinkbar. Die Röntgenbilder sind außerordentlich 
kontrastreich. Irgendwelche Nebenerscheinungen sind bei Anwendung von Eubaryt aus- 
geschlossen und nie beobachtet worden. Selbstverständlich kann das Präparat auch als Rönt- 
genklysma verwendet werden. Geronne (Wiesbaden). 

Stähle, Eugen: Der Reflexablauf an der Großzehe. Dtsch. Zeitschr. f. Nerven- 
heilk. Bd. 66, H. 3/4, 8. 198—203. 1920. 

Verf. faßt das positive Zehenzeichen von Babinski, Oppenheim, Gordon, 
Schäfer, Remak als Fluchtbewegung auf, während der normale Fußsohlenreflex 
eine Abwehrbewegung darstelle, die an die Ausbildung der Hemmungsbahneh des 
Zehenreflexmechanismus geknüpft sei. Positiver Babinski, Oppenheim usf. findet sich 
nicht nur bei Störungen in der Pyramidenseitenstrangbahn, sondern kann vorkommen 
1. beim Kinde im 1. Lebensjahr (mangelhafte Entwicklung der Hemmungsbahner); 
2. bei Gesunden, deren Hemmungsbahnen nicht in normalem Ausmaß das Übergewicht 
über den spinalen Mechanismus erreicht haben (degeneratives Zeichen, ,,Pseudo- 
Babinski“ Bauers); 3. als Antwort auf einen starken Schmerzreiz im Bereich der 
unteren Extremität, wobei anzunehmen ist, entweder daß die Zuleitung des über- 
wertigen Schmerzreizes ein Überspringen des Reflexes in den kurzen spinalen Bogen 
bewirkt oder daß beim Einspielen beider Bahnen die spinale dank ihrem kürzeren Wege 
die zentrale überwiegt; 4. bei gewissen Krankheiten (Diphterie, Urämie, Meningitis, 
Cholämie, Malaria), wobei Toxine eine Umstimmung der Reflexbahn bewirken. 

Andreas Wetzel (Charlottenburg). 


Therapie und therapeutische Technik. 


Kaznelson, Paul: Die Grundlagen der Proteinkörpertherapie. Ergebn. d. Hyg., 
Bakteriol., Immunitätsforsch. u. exp. Therap. Bd. 4, S. 249—281. 1920. 

Übersichtsreferat mit 359 Literaturnummern. — Neben einem Überblick über 
die Entwicklung der Proteinkörpertherapie ist der Hauptteil der Analyse ihrer Wirkung 
gewidmet. Die Differenzen der einzelnen Proteine und der Hinweis auf Analoga der 
Proteinkörperwirkung beschließen die dankenswerte Zusammenstellung. Langer. 

Schmidt, Rudolf: Über das Problem der Proteinkörpertherapie. Med. Klinik 
Jg. 16, Nr. 27, S. 695—697. 1920. 

Die Anwendung der Milch hat die Verbreitung der Proteinkörpertherapie wesent- 
lich gefördert; sie ist unschädlich und in vielen Fällen therapeutisch sehr wirksam. 
Der an sich sehr selten zu beobachtende Kollaps nach Milchinjektion ist nicht als ana- 
phylaktischer Vorgang aufzufassen. Es liegt im Prinzip der Proteinkörpertherapie, 
daß ihr ‘Anwendungsgebiet mannigfaltig ist, vergleichbar den physikalischen Heil- 
methoden. Besonders beachtenswert sind die Erfolge bei Er ysi pel: von 44 behandelten 
Fällen entfieberten 27 am 1. Tage und 8 Fälle am 2. Tage nach der Behandlung. — 





— 415 — 


Bei der Tuberkulose ersetzt die Proteinkörpertherapie die Tuberkulintherapie; 
Herdreaktionen lassen sich auch mit unspezifischen Mitteln hervorrufen; dem zwei- 
phasigen Verlauf, d. h. der Abnahme der örtlichen Erscheinungen nach vorübergehender 
Zunahme entspricht ein gleiches Verhalten von Körpertemperatur und subjektivem 
Befinden. Der pyrogenetische Effekt ist dabei von dem durch die Konstitution be- 
stimmten pyrogenetischen Reaktionsvermögen abhängig. Das Dogma von der Spezifität 
der therapeutischen Tuberkulinwirkung sollte man fallen lassen. (Vgl. dieses 
Zentralbl. Bd. 9, S. 448. Referat Lewin.) Langer (Charlottenburg). 

© Oordt, M. van: Physikalische Therapie innerer Krankheiten. Bd. 1: Die 
Behandlung innerer Krankheiten durch Klima, spektrale Strahlung und Freiluft 
(Meteorotherapie). Enzyklop. d. klin. Med., allg. Teil. Berlin: Julius Springer 1920. 
VIII, 568 S., 2 Taf. M. 48.—. 

Das umfassende Werk macht es sich zur Aufgabe, die Einflüsse der im Titel an- 
gegebenen Faktoren auf den Organismus zu studieren. Der erste Teil handelt von der 
allgemeinen Klimatik, deren einzelne Faktoren analysiert und mit interessanten 
meteorologischen und physikalischen Daten belegt werden. Ebenso wird die physio- 
logische Einwirkung genau besprochen. Der zweite und dritte Teil umfaßt die bi nnen- 
ländischen und Seeklimate, die nach den Gesichtspunkten der Höhenlage, der 
Luftfeuchtigkeit, der Temperatur usw. behandelt werden. Schließlich werden die ge- 
samten Erfahrungen der letzten Jahre in der Therapie der spektralen Strahlung, 
auch der künstlichen, und der Aerotherapie dargestellt. Durch eine umfangreiche 
Tabellensammlung und reiches Quellenmaterial über alle in Frage kommenden Orte 
Europas, ‚Nordafrikas und zum Teil sogar anderer Erdteile wird das Buch zu einem 
Nachschlagewerk ersten Ranges für jeden, den die Fragen der klimatischen Therapie 
angehen. Jedem Kapitel ist ein ausgiebiges Literaturverzeichnis angehängt. Ein- 
gehend ist überall die Kinderheilkunde berücksichtigt, so daß gerade für den 
Kinderarzt das Werk eine willkommene Bereicherung seiner Fachbibliothek dar- 
stellen wird. Huldschinsky. 

Vogeler, Karl: Die intrakardiale Injektion. (Knappschaftskrankenh. i. Fisch- 


bachtal [Kr. Saarbrücken)) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 27, S. 740. 1920. 

Intrakardiale Injektion von 1 mg Adrenalin bei einem 14jährigen Knaben, bei dem infolge 
eines Operstionschockes die Herztöne bereits nicht mehr zu hören, die Pupillen reaktionslos 
waren. Rückkehr des Lebens für 6 Min.; nach abermaliger Injektion von 1 mg Adrenalin 
Besserung während 2 Min. Hierauf Exitus. 


Empfehlung der intrakardialen Injektion von Adrenalin, Höchstdosis 1 mg; 
in der Zahl der Injektionen keine Beschränkung notwendig, da keine kumulative Wir- 
kung zu befürchten; Kombination mit anderer Analepticis empfehlenswert; beste Ein- 
stichstelle III. I.-R. unmittelbar neben dem linken Sternalrand. Andreas Wetzel. 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Erkrankungen des Neugeborenen. 

Ballantyne, J. W.: Cerebral ventricular haemorrhages at and soon after birth. 
(Intraventrikuläre Hirnblutung bei und bald nach der Geburt.) Edinburgh med. journ. 
Bd. 25, Nr. 1, S. 63—71. 1920. 

Eine kritische Studie über einige Fälle der neuesten und älteren Literatur. Noch 
läßt sich aus diesen wenigen und nicht sehr genau studierten Fällen kein diagnostisch 
zuverlässiger Symptomenkomplex ableiten. Potocki und Lerant haben kürzlich 
3 Fälle mitgeteilt (Am. de gyn. et d’obst 2. Ser. 18, 714, 1919), in denen die Diagnosen 
aber nicht gestellt werden konnten. 

1. Fall: Beginn der Störungen erst am 5. Tag. Konjungierte Blickrichtung und Kopf- 
drehung nach rechts, rechtsseitige Facialislähmung (Lagophthalmus usw.). Gespannte Fon- 
tanelle Oontracturen der Arme, geringere Spasmen der Beine, Krämpfe, Koma. Lumbal- 
punktion: Gesteigerter Druck. Ständiges Erbrechen. Tod am 9. Tage. Sektion: Hyperämie 
der Meningen. Großer Bluterguß bzw. Koagulum im linken Seitenventrikel. — 2. Fall: Kleines 


— 426 — 


Kind (2500 g) verweigert am 3. Tag die Brust, am 4. T > Blickrichtung und Kopf- 
drehung nach links, linksseitige Facialislähmung, Nackensteifheit, Steigerung der Patellar- 
reflexe; auf Kneifen Konvulsionen. Tod am 5. Tage. Sektion: Großes Blutgerinnsel auf dem 
Corpus callosum zwischen den Hemisphären liegend und sich in den linken Ventrikel fortsetzend, 
auch der rechte Ventrikel, der 3. und 4. Ventrikel sowie der Aquaeductus Sylvii mit Gerinnsel er- 
füllt. In beiden Fällen leichte Geburt. Nach dem Verlauf hatte es den Anschein, als sei die 
Blutung erst einige Tage nach der Geburt entstanden. — 3. Fall: Schwergeburt, Asphyzie. 
14 Stunden nach der Geburt allgemeine Krämpfe. Am 2. Tag Facialislähmung links, Kopf 
nach links gedreht, deutliche Nackensteifheit. Krämpfe besonders ausgeprägt in den oberen 
Extremitäten. Hände zucken beständig. Tod am 2. Tag. Hier war nun die Vermutungs- 
diagnose auf Ventrikelblutung gestellt worden. Es fand sich aber keinerlei Hämorrhagie, nur 
eine Hyperämie der Meningen. 

Beneke und Zausch (Cbl. f. Gyn. 44, 34. 1920) haben jüngst auch Fälle mitge- 
teilt. Von älteren Autoren werden Seitz, Warwick (Amer. j. med. sc. 163, 95. 1919). 
. Eastman, Osler herangezogen. Letzterer hat in seiner Teratologie 1895, II. 8. 13 
(und im Quarterly journ. of antenate pathology) einen Fall berichtet, in dem die 
(syphilitische) Mutter an Typhus starb. Der ungeborene Foetus aus dem 6. Monat 
hatte eine Hirnhämorrhagie in der linken Hemisphäre, die mit dem Ventrikel kom- 
munizierte. Das beweist, daß solche Blutungen im Uterus vorkommen können und vom 
Geburtstrauma ganz unabhängig sein können. — Ätiologisch spielt bei allen Hirn- 
blutungen Neugeborener Lues und Frühgeburt die Hauptrolle. Geburtstraums, 
Asphyxie, hämorrhagische Diathese, Sturzgeburt können auch in Frage kommen. Als 
Blutungsquellen kommen in Betracht die Plexus chorioidei, die Vena cerebralis interna 
und die Vena magna Galeni. — Operative Therapie für die Ventrikelblutungen wird 
kaum angängig sein. Prophylaktisch ist aber wichtig, daß die Geburtshelfer daran 
denken, speziell Frühgeburten und Kinder nicht gesunder Mütter mit viel größerer 
Zartheit zu behandeln, als man es bisher für erforderlich hält. Ibrahim (Jena). 


Burr, Charles W.: Hemorrhage into the spinal cord at birth. (Rückenmark- 
blutung bei der Geburt.) Americ. journ. of dis. of children Bd. 19, Nr. 6, S. 413 
bis 477. 1920. 

Zwei Fälle von Entbindungslähmung mit totaler Paralyse und Anästhesie und 
Aufhebung der tiefen Reflexe an Armen und Beinen und Lähmung der Brustmuskeln 
in einem Fall, Paraplegie und Anästhesie der Beine und partieller Armlähmung im 
anderen Fall. Beides waren rechtzeitig geborene Kinder, Steißlagen und Extraktionen. 
Beide starben im Alter von 4!/, Monaten. Im,ersten Fall wurde die Sektion gemacht 
und ergab im Bereich der 4. Cervical- bis zur 1. Dorsalwurzel eine völlige Zerstörung des 
Rückenmarks, das in diesem Bereich wie ein fibröser Strang aussah und innig mit den 
Meningen verwachsen war. Mikroskopisch kein Rest von grauer Substanz mehr zu 
erkennen, keine normale weiße Substanz. Keine Schädigung der Wirbel oder Reste 
älterer extraduraler Blutung. Verf. verweist auf Untersuchungen von Spencer 
(Transact. Obstetr. Soc. 38, 203, 1892), der. unter 44 frühgeborenen Foeten 30 mal 
Hämorrhagien im Bereich des Spinalkanals fand, 6mal in der Rückenmarkssubstanz, 
davon 1 mal im Bereich des ganzen Querschnitts, 4mal in die Vorderhörner, 1 mal 
im Bereich des Gollschen Strangs in der Lendengegend. Steißlage scheint die Hämor- 
ıhagien im Spinalkanal zu begünstigen, Syphilis keine Rolle zu spielen. — Da visson 
und Mc. Carthy haben einen analogen FaH mitgeteilt (Philad. Med. J. 11, 357, 1903) 
mit totaler Lähmung, Anästhesie und Areflexie des Rumpfs und der Beine. Es fand sich 
Zerstörung des Rückenmarks vom 2.—11. Brustsegment. Verf. glaubt, daß es sich 
in seinem Fall nicht um einen traumatischen Insult gehandelt hat, sondern um spontane 
Stauungsblutung infolge Kompression der Weichteile bei der Geburt. Ibrahim. 

Laffont, A.: Deux cas d’appendices dorsaux d’origine amniotique. (Zwei 
Fälle von Schwanzbildung amniotischer Ätiologie.) Gynecol. et obstetr. Bd. 1, Nr. 3, 
S. 266—272. 1920. 

Beschreibung und Abbildung von 2 Fällen, die die Theorie von der amniotischen 
. Atiologie der Schwanzbildungen, zu der sich Verf. bekennt, stützen sollen: 


er MIT = 


1. Fall: Ausgetragenes Kind. In der Medianlinie des Rückens, in der Höhe des 4. Lumbal- 
wirbels ein fadenförmig ausgehender Fortsatz von ca. 3cm Länge und 3—5 mm Durchmesser; 
zugleich in der Regio oceipitoparietalis rechts, hart am Scheitel eine amniotische Verwachsung 
bei gleichzeitiger Anencephalie. Während am Kopf die Verwachsung die Geburt überdauert 
habe, sei am Rücken sie infolge von Zerrungen an der dünnsten Stelle ante terminum abge- 
rissen. 2. Fall: Macerierte Totgeburt von 1320 g Gewicht. In der Medianlinie des Rückens in 
der Höhe des 5. Brustwirbeldornes, 1 cm breit aufsitzender amniotischer Strang. 7 cm von der 
Insertion entfernt verjüngt er sich bis zu 1 mm, vom 12. cm ab wird er breiter, flacher und 
geht nach und nach in eine durchscheinende Membran über, die Amnionhaut. — Serienschnitte 
ließen den allmählichen Übergang amniotischen Gewebes in Pflasterepithel der fötalen Epi- 
dermis erkennen. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 


Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 

Lane, W. Arbuthnot: The relation to and influence of intestinal autointoxi- 
cation in the etiology of some diseases.# (Beziehungen der intestinalen Autointoxi- 
kation zur Ätiologie einiger Krankheiten mit deren Einfluß auf ihren Verlauf.) Internat. 
journ. of surg. Bd. 33, Nr. 5, S. 137—138. 1920. 

Verf. weist der intestinalen Autointoxikation einen großen Einfluß auf die Ent- 
stehung und das Fortbestehen vieler Krankheiten zu, so z. B. auf die Struma in 
all ihren Formen mit Ausnahme der malignen Geschwülste. Verf. behandelt die 
Struma durch Colektomie, wie er angibt, mit bestem Erfolg. Oft ist es notwendig, 
noch eine Vaccinebehandlung anzuschließen mit Kulturen vom Inhalt des Dünndarms, 
die bei der Operation gewonnen werden, um die Dünndarmschleimhaut von allen 
Mikroorganismen endgültig zu befreien, die dort Fuß gefaßt haben. In geradezu -,‚dra- 
matischer‘‘ Weise soll durch die Colektomie ferner eine Heilung erzielt werden können 
bei „rheumatoider Arthritis “ (chronischem Gelenkrheumatismus) und Stillscher 
Krankheit. Wunderbare Erfolge werden auch bei Pyorrhoea alveolaris erzielt. 
Diese Krankheit wird oft als die Ursache der intestinalen Autointoxikation angesehen, 
ist aber in Wirklichkeit deren Folge, nur daß sich ein Circulus vitiosus einstellen kann, 
indem die Pyorrhöe wieder zur Infektion der Darmschleimhaut führt. Ibrahim. 

Arnone, Luigi: La prostesi boceale nei neonati. (Mundprothesen bei Neu- 
geborenen.) (R. tstit. di studi superiori, Firenze.) Riv. di clin. pediatr. Bd. 18,. H. 6, 
S. 347—354. 1920. 

Verf., Dozent der Zahnheilkunde in Florenz, berichtet über ein zuerst von Beretta 
ausgeführtes Verfahren des Verschlusses von angeborenen Gaumenspalten mittels 
Kautschukplatte bei Neugeborenen. In zwei Fällen gelang es, die Kinder saugfähig 
zu machen. Da in einem der Fälle die Spalte größer wurde, sah sich Arno ne genötigt, 
eine zweite Prothese herzustellen. Abdruck und Abguß vollziehen sich in der gewohnten 
Weise, zur Herstellung der Gaumenplatte selbst empfiehlt A. rosa Kautschuk, Marke 
Alshon, der in, mit 5%, Schwefel und Antimon versetztem Gips durch eine Stunde bei 
120° gehalten wird. Bei gewöhnlichem Vulkanisieren ergaben sich ungünstige Resultate. 
A. bezeichnet seine Methode als Notbehelf, um die Zeit bis zum chirurgischen Eingreifen 
ruhig abwarten zu können. Die Säuglinge gewöhnten sich rasch an den Fremdkörper, 
das Resultat war auch bei beiderseitigen Uranoschisis ein gutes. Steinert (Prag). 

Wiener, B.: Über Glossitis im Säuglingsalter. (Gem.-Säugl.-Krankenh., Berlin- 
Weißensee.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 29, S. 683—684. 1920. 

Verf. beobachtete in 6 Fällen eine eigenartige, bisher im Kindesalter noch nicht 
beschriebene Form von Glossitis. Es handelt sich dabei um eine Rötung, die in scharf 
eircumscripten Flecken an det Schleimhaut der Zunge und des Mundes auftritt. Meist 
wird zuerst die Zungenspitze befallen: durch den Farbenkontrast sehr auffallend, aber 
an Intensität stark wechselnd, heben sich die hochroten, wie lackiert aussehenden 
Stellen von der gesunden Umgebung ab. In der Mitte der Rötung findet sich oft eine 
kleine, weißliche Stelle. Gleichzeitig oder gelegentlich eines der häufigen Rezidive 
treten analoge Veränderungen auch an den Seitenwänden oder der Unterfläche der Zunge, 
manchmal auch an der Wangen- und Lippenschleimhaut auf. Die regionären Lymph- 


— 428 — 


drüsen schwellen nicht an. Es handelte sich in allen Fällen um Säuglinge im Alter von 
3—12 Monaten in schlechtem Ernährungszustand. Mit der Lingua geographica hat 
die Erkrankung anscheinend nichts zu tun. In der Regel finden sich keine subjektiven 
Beschwerden und keine Beeinträchtigung des Allgemeinzustandes. Die Erscheinungen 
gehen spontan ohne Behandlung zurück, doch treten häufig neue Schübe auf, so daß 
die Gesamtdauer der Erkrankung sich zuweilen doch auf mehrere Wochen erstrecken 
kann. Lust (Heidelberg). 

Ringsdorff, Hermann: Ein Fall von Oesophagusstenose mit multiplen Spasmen 
im Gebiete der Atmungs- und Verdauungsorgane. Monatsschr. f. Kinderheilk. 
Bd. 18, Nr. 2, 8. 131—139. 1920. 

Verf. berichtet über einen Fall von Lungenverätzungsstenose bei einem 1?/, jährigen 
spasmophilen Kind aus stark nervös übererregbarer Familie, das an einem ungewöhn- 
lichen Grad von Spasmen litt. Da die narbi%en Stenosen für Sonden von 26 Ch. durch- 
gängig war, erlaubte der Zustand der eigentlichen Narbenstenose eine ungestörte 
Ernährung und Entwicklung des Kindes. Analog den Beobachtungen Huslers 
(Zeitschr. f. Kinderheilk. 16, 403, 1917) traten Passagestörungen auf, die weit über die 
organische Stenose hinausgingen. Außerdem wurden aber periodenweise spastische 
Anfälle im Bereich der Verdauungs- und Atmungsorgane beobachtet. Sie äußerten sich 
an verschiedenen, meist glatten Muskeln als 1. absoluter Oesophagusverschluß, 2. spa- 
stischer Pylorusverschluß, 3. Kehlkopfkrämpfe, 4. Bronchialspasmen. Psychische 
Faktoren waren nur teilweise im Spiel. Trocknes Brot führte ganz besonders häufig 
zu einer Reizwirkung. Brei wurde im allgemeinen besser vertragen als Flüssiges. 
Die Erstickungsanfälle reagierten prompt auf Chloral und Urethan. Eine Beseitigung 
der Übererregbarkeit durch Kalk hatte zuerst scheinbaren Erfolg, bei dem launischen 
Verlauf der Krankheit ließ sich aber eine sichere arzneiliche Wirkung nicht feststellen, 
auch nicht von Atropinmedikation. Verf. nimmt an, daß auf dem Boden der Organ- 
veränderung in der Speiseröhre ein lokaler Reiz bestand, der das Innervationsgebiet 
des Nervus vagus zum Krampf disponierte. Die Krämpfe hörten auf, als das Kind aus 
dem Alter der Spasmophilie herauswuchs. Daß nicht vom Willen beherrschte Muskel- 
gruppen, auch glatte Muskeln, sich am Manifestwerden der Spasmophilie beteiligen 
können, ist bekannt. Ibrahim (Jena). 

Warren, Richard: Surgery of congenital hypertrophic stenosis of the pylorus. 
A series of twelve cases. (Chirurgische Maßnahmen bei congenitaler hypertrophi- 
scher Pylorusstenose. Eine Serie von 12 Fällen.) Lancet Bd. 198, Nr. 26, S. 1359 
bis 1360. 1920. 

Verf. will streng unterschieden wissen, zwischen den echten Pylorusspasmen und 
der hypertrophischen Pylorusstenose, nur für die letztere kommt seiner Meinung nach 
die chirurgische Behandlung in Betracht. Er hat 12 Fälle operiert, und zwar 10mal 
die Gastro-Enterostomje posterior mit 6 Erfolgen, 4 Todesfällen, Imal die Pyloro- 
plastik mit folgendem Exitus und 1mal die Rammstedt-Webersche Operation mit 
Ausgang in Heilung. Er hebt die großen Vorteile der Rammstedtschen Operation 
hervor, auch gegenüber der umständlichen Gastro-Enterostomie, die so viel Zeit 
brauche, und bei der auch der Bauchschnitt viel größer angelegt werden müsse (Prolaps- 
gefahr!). Darmvorfall bei der Operation ist unbedingt zu vermeiden. Dauer der 
Rammstedt-Weberschen Operation 10 Min. Erbrechen sistiert oft sofort nach der 
Operation. Das Gewicht steigt nach einigen Tagen. Von Interesse ist, daß Verf. von 
der internen Behandlung überhaupt nichts wissen will, und mitteilt, daß englische 
Autoren (Srayand, Pirie im Lancet 1919) bei interner Behandlung 80% (!) Todes- 
fälle gesehen haben. Rietschel (Würzburg). 

Ritter, Carl: Zur Entstehung der angeborenen Duodenal-Atresie. (Städt. 
Krankenh., Posen.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge, Bd. 41, H. 5, S. 369 
his 381. 1920. 

Über die Entstehung der angeborenen Darm-Atresien, insbesondere der Duodenal- 


— 429 — 


Atresie gibt es eine Reihe von Theorien: Entwicklungshemmung, ausbleibende Rekanali- 
sation, fötale Peritonitis, Achsendrehung des Darms, Residuen fötaler Invagination, 
entzündliche Veränderungen oder Geschwüre der Darmwand. Letztere Annahme wird 
namentlich von Thorel vertreten. Verf. teilt eine Beobachtung mit, die die Möglich- 
keit einer entzündlichen Genese der Duodenal-Atresie beweist. Es handelte sich um 
einen mit Ulcus duodeni behafteten Mann, dem eine Gastroenterostomie zur Heilung _ 
des Geschwürs angelegt worden war ohne das am Duodenum irgendein Eingriff er- 
folgte. Bei einer neuen Laparotomie nach 11/3 Jahren zeigte sich, daß das Ulcus in 
der Tat ausgeheilt war, aber nicht in gewöhnlicher Weise, sondern unter Bildung einer 
Atresie. Beide Duodenalenden liefen spitz aufeinander zu. Zwischen beiden bestand 
auf 2—3 ccm als einzige Verbindung lockeres Bindegewebe. Verf. nimmt an, daß in 
ganz analoger Weise ein fötales Ulcus zur kongenitalen Atresie führen kann. Im Intrau- 
terinen Leben, wo der Magendarmweg fast gar nicht benutzt und daher auch die 
Schleimhautwände nicht immer wieder auseinandergedrängt werden, wie im post- 
fötalen Leben, lägen die Verhältnisse für eine Verwachsung so günstig wie nur möglich. 
. Ibrahim (Jena). 
Krecke, A.: Warum fehlt die Bauchdeckenspannung manchmal bei der de- 
struktiven Appendicitis? Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 26, S. 712—713. 1920. 
Die reflektorische Bauchdeckenspannung kommt immer dann zustande, wenn 
der betreffende Teil der entzündeten Serosa der vorderen Bauchwand ganz oder fast 
unmittelbar anliegt. Sie fehlt auch bei destruktiver Form der Appendicitis, wenn die 
Appendix an der hinteren Bauchwand hinter dem Coecum oder hinter einer Dünndarm- 
schlinge liegt. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 


Rosenstein, Paul: Der Mesenterialdruekschmerz ein einfaches differentialdia- - 
gnostisches Merkmal der Blinddarmentzündung. Zentralbl. f. Chirurg. Jg. 47, Nr. 26, 
S. 644-645. 1920. 

In linker Seitenlage, so daß die beiden Spinae il. ant. sup. ungefähr senkrecht der Unter- 
lage aufliegen, löst ein mäßiger Druck etwa dreifingerbreit nach innen und etwas nach unten 
von der rechten Spina bei entzündlichen Vorgängen am Coecum oder Wurmfortsatze einen 
heftigen Schmerz aus; liegt keine Entzündung vor, so bleibt der Druckschmerz aus. Dieses Sym- 
ptom, das als Mesenterialdruckschmerz bezeichnet wird, findet seine Erklärung darin, daß das 
entzündete Coecum bzw. die Appendix infolge ihres durch die Hyperämie vermehrten Volumens 
bei der linken Seitenlage nach der Mittellinie herunterfallen und das Mesenterium stärker als 
im reizlosen Zustande spannen; Entzündungsvorgänge im Mesenterium bzw. Mesenteriolum 
erhöhen die Sensibilität, der bestehende Abwehrreflex der Bauchmuskulatur wird durch den 
Eindruck in Seitenlage verstärkt. Auch bei Verwachsungen und freien Ausschwitzungen wird 
der Palpationsschmerz in Seitenlage erhöht. Bei nicht entzündlichen Vorgängen tritt die 
schm te Zerrung des Gekröses nicht ein und selbst ein erheblicher Druck löst keine schmerz- 
haften Empfindungen aus, Wortmann (Berlin). om- 

Liek, E.: Über Pseudoappendieitis, insbesondere über das Krankheitsbild des 
nervösen Darmspasmus. Mitt. a. d. Grenzgeb. d. Med. u. Chirurg. Bd. 32, H. 2, 
S. 153—216. 1920. 

In anregend geschriebenen mit vortrefflichen klinischen Beobachtungen ge- 
stützten Ausführungen bespricht Verf. zunächst die vielfachen Möglichkeiten der 
Fehldiagnose bei der akuten Appendicitis. Genannt seien vor allem Adnex- 
erkrankungen, akute Pyelitis, Nierensteinkolik, Wanderniere, Empyem der Gallenblase, 
akute Pankreatitis, Perforationsperitonitis, akute Darmkatarrhe, speziell Colitis, 
Typhus, Aktinomykose, akute Mesenterialdrüsentuberkulose, Oxyurlasis, Pneumonie. 
Fast alle diese Möglichkeiten werden durch Beispiele belegt; darunter finden sich auch 
Beobachtungen an Kindern (Colitis, akute Mesenterialdrüsentuberkulose, Pneumonie). 
— Die Pseudoappendicitis chronica ist nach der Überzeugung des Verf. häufiger 
als die echte chronische Appendicitis (also als die Entzündung ohne akute Anfälle). Er 
bezweifelt überhaupt deren Existenz. Solche Fälle sind auch neuerdings vielfach anders 
gedeutet worden. Nach des Verf. Überzeugung hat die überwiegende Mehrzahl der 
Beobachter das gleiche Krankheitsbild gesehen: in Zwischenräumen auftretende Kolik- 


— 430 — 


schmerzen, keine oder nur geringe Temperatursteigerung, selten Übelkeit und Erbrechen, 
Gefühl der Völle, unangenehme Empfindungen in der rechten Unterbauchgegend, 
Störungen der Verdauung (chron. Verstopfung, gelegentlich Durchfälle), Deocöcalgegend 
druckempfindlich, häufig luftkissenartige Schwellung (Cöcalblähung) und Gurren 
oder Quatschen nachweisbar. Meist jugendliche Frauen. Was wechselt, ist nur die 
Bezeichnung des Krankheitsbildes: chronische Appendicitis, Pericolitis, 
Distentio coeci, Coecum mobile, Typhlatonie, Typhlektasie. Die Erfolge, 
selbst entgegengesetzter Behandlungsarten zeigen eine geradezu erstaunliche Überein- 
stimmung; die jeweilig letzte Behandlungsart ergibt die besten Erfolge, den höchsten 
Bruchteil Geheilter; dann kommen Mißerfolge und Enttäuschungen. Verf. kommt zum 
Schluß, daß es sich nur um funktionelle Störungen handeln kann, daß der Erfolg 
operativer Maßnahmen in erster Linie auf seelischer Beeinflussung beruht. Die Opera- 
tionen bringen auch in der Regel keine Dauerheilungen, wenn man die Beobachtung 
über eine Reihe von Jahren ausdehnt. 24 Kranke kamen bereits entwurmt in die 
Sprechstunde des Verf., ohne die Beschwerden los geworden zu sein. Das Krankheits- 
bild dürfte in der Mehrzahl der Fälle auf nervösen Darmspasmen beruhen; ana- 
tomische Abweichungen, wie das bewegliche Coecum, die Typhlatonie, sind bloß Teil- 
erscheinungen asthenischer Konstitution. Die Behandlung besteht im akuten Anfall 
in Bettruhe, Wärme (Thermophor) und Atropin, das den akuten Anfall umgehend be- 
seitigt. In der anfallsfreien Zeit wird eine dreiwöchige Atropinkur angeschlossen. 
Unter 120 Fällen nur 14 Versager. Gelegentlich Rezidive. Ibrahim (Jena). 
Grégoire, Raymond: Dilatation douloureuse du colon droit et appendicite 
chronique. (Schmerzhafte Dilatation des Colon ascendens und chronische Appendicitis.) 
Arch. des malad. de lappar. dig. et de la nutrit. Bd. 10, Nr. 8, S. 456—470. 1920. 
Die Diagnose der chronischen Appendicitis wird oft zu Unrecht gestellt. Verf. 
beschreibt einen Zustand, der in vielen Fällen vorliegt, die als chronische Appendicitis 
aufgefaßt und oft erfolglos operiert werden und bei denen man bei der Operation vor 
allem ein stark erweitertes Colon ascendens findet. Die klinischen Symptome bestehen 
nur in Schmerzen in der rechten Bauchseite, spontan, bei Palpation, gelegentlich 
paroxysmal gesteigert. Kein Fieber, keine Bauchdeckenspannung. Man kann das 
Kolon gelegentlich sehen, oft palpieren. Das sogenannte Coecum mobile ist vermut- 
lich nichts anderes als das Krankheitsbild, das Verf. im Auge hat. Die Erweiterung des 
Kolons wird von den meisten Autoren erwähnt, doch wird sie wenig beachtet. Verf. 
sieht in ihr aber die wesentliche Ursache der Schmerzen, Die abnorme Beweglichkeit 
und die Ptosis des Kolons sind an sich bedeutungslos; man kann sie bei systematischen 
Röntgenuntersuchungen oft bei völlig gesunden Menschen finden. Kommt es aber zu 
Knickungen des Kolons, so entstehen Hindernisse; es kommt zu Kotstauungen, zu 
Gasverhaltungen, zur schmerzhaften Dilatation. Eine solche schmerzhafte Dilatation 
kann verschiedene Ursachen haben: peritonitische Stränge, im Bereich des Angulus 
hepaticus kongenitale (sogenannte Jacksonsche) Membranen und schließlich fehler- 
hafte Mesokolonverhältnisse im Bereich des rechten Kolons, d. h. des Colon ascendens 
und des Anfangsteils des Colon transversum. Letztere Formen hat Verf. in vorliegender 
Arbeit im Auge. — Die Ptosis des rechten Kolons kann partiell oder total sein. Bei 
der partiellen Ptosis ist die Anheftung des Coecums und der untere Teil des Colon 
ascendens richtig erfolgt, aber das obere Drittel ist abnorm beweglich; es fehlt die 
Flexura hepatica; es senkt sich, und dadurch kommt eine Knickung zustande mit den 
bereits geschilderten Folgeerscheinungen. Dies sind die wichtigen Formen, die so oft 
als Appendicitis chronica verkannt werden. Bei der totalen Ptosis kann das ganze Colon 
ascendens ins kleine Becken verlagert sein, das Coecum, mit langem Mesenterium ver- 
sehen, im Douglas sich befinden. Störungen werden nur sich zeigen, wenn sich Knik- 
kungen bilden, was nur unter besonderen Umständen erfolgt, wobei die Arteria mesen- 
teria beteiligt sein kann und Symptome des arterio-mesenterialen Duodenalverschlusses 
sich bemerkbar machen können. Die Röntgendiagnose der partiellen Ptose des 


— 41 — 


rechten Kolons mit Knickung muß hauptsächlich durch eine Wismutmahlzeit geführt 
werden. Man kann die Darminhaltsretention im Coecum und Colon ascendens nach 
24, sogar nach 72 Stunden nachweisen, in aufrechter Haltung die nicht fixierte Knik- 
kung auf der Höhe oder unterhalb der Darmbeinschaufel, während die normale Winkel- 
bildung in Höhe des 1. Lumbalwirbels erfolgt. Im Liegen rückt der Angulus an normale 
Stelle. Bei Untersuchung mit Wismuteinläufen sind die Verhältnisse weniger gut zu 
beurteilen. Mitunter entsteht eine H-Form dadurch, daß der abnorm mobile Teil des 
Colon transversum sich auf den Schatten des oberen Colon ascendens legt, das Trans- 
versum scheint von der Mitte des Colon ascendens zu entspringen. Nach Ausstoßung 
des Einlaufs sieht man dann auch dasH verschwinden. Die Behandlung durch Hoch- 
lagerung des Beckens oder Bauchgürtel ist nur palliativ. Die einzig richtige Therapie 
ist die Kolopexie. Das Colon ascendens ist leicht zu befestigen; das Transversum 
wird an die vordere Bauchwand angeheftet. Man erzielt tadellose Heilerfolge, aber 
nur bei Jugendlichen, speziell bei Kindern. Bei Erwachsenen, wo aus der chro- 
nischen Distension eine Überdehnung geworden ist, mit entzündlichen Erscheinungen 
und Beeinträchtigung der Muskulatur, läßt sich eine kausale Heilung nicht mehr er- 
zielen. — 5 Krankengeschichten betreffen alle Kinder von 12—16 Jahren, Ibrahim. 

Pende, N. e V. Fiei: Sindrome di Hirschsprung, gliosi spinale diffusa, status 
hypoplasticus di Bartel. (Hirschsprungsche Krankheit, spinale Gliosis, Status hypo- 
plasticus.) (Istit. ds patol. spec. med., uniw., Palermo.) Rif. med. Jg. 36, Nr. 22, 
8. 504—507. 1920. | 

36 jähriger, hypoplastischer Mann wurde unter den Erscheinungen einer spastischen Para- 
plegie im Spital beobachtet. Bei der Obduktion fanden sich ein enormes Megasigma, Thymus- 
reste und eine Gliosis spinalis. Die Autoren fassen das Megakolon als ein zum Status hypo- 
plasticus im Sinne Bartels gehöriges Stigma und nicht als eine besondere Krankheit auf. 

Wiesel (Wien).M, 

Watson, Fred C.: Intestinal obstruction due to the ascaris lumbricoids. (Darm- 

verschluß durch Ascaris lumbricoides.) Ann. of surg. Bd. 71, Nr. 6, S. 757—759. 1920. 


Zwei Fälle, der eine einen erwachsenen Neger, der andere ein 8jähriges Mädchen betreffend. 
Beide Male Schmerzanfälle in der rechten unteren Bauchgegend, fühlbarer Tumor. Ascariden- 
knäuel im unteren Ileum (58 Tiere beim Neger, 25 beim Kind) operativ entfernt. Glatte Hei- 
lung. Ibrahim (Jena). 


MeLean, Stafford: Infrequency of intestinal parasites in young children. (Selten- 
heit von Darmparasiten bei jungen Kindern.) Journ. of the Americ. med. assoc. 
Bd. 74, Nr. 26, S. 1774—1775. 1920. 

Unter 308 Stühlen von Kindern bis zum 12. Jahr fanden sich nur 7 mal (= 2,27%,) 
Parasiteneier. Im ersten und zweiten Lebensjahr wurden nur negative Befunde er- 
hoben, auf die restierenden 189 Stühle entfallen demnach 3,7%. Bei Kindern von 
4—12 Jahren 5,7%. Es handelte sich um New Yorker Kinder in guten hygienischen 
Verhältnissen, nicht um das gewöhnliche poliklinische Krankenmaterial. Von den 
7 positiven Befunden waren nur 3 Oxyuren. (Die angewandte Technik dürfte allerdings, 
besonders für Oxyuren, keineswegs beweisend sein. Ref.). Ibrahim (Jena). ` 

Haughwout, Frank G. and Fé S. Horrilleno: The intestinal animal parasites 
found in one hundred sick filipino children. (Intestinale Parasiten bei 100 kranken 
Kindern auf den Philippinen.) Philippine journ. of science Bd. 16, Nr. 1,8. 1—73. 1920. 

Parasiten fanden sich bei 92% aller Kinder, bei 100%, aller Kinder über 2 Jahre. 
Im 1. Lebensjahr 66,6%. Das jüngste behaftete Kind war 7 Monate alt (Ascaris). 
Zu den Parasiten werden auch Protozoen gerechnet, die anscheinend keine pathogene 
Bedeutung haben, nämlich Spirochaeta eugyrata, Blastocystis, Entamoeba coli, Endo- 
limax nana, Dientamoeba fragilis, Trichomonas intestinalis, Giardia intestinalis, 
Eutrichomastix, Chilomastix mesnili. Unter den Helminten fanden sich 56 mal As- 
caris lumbricoides, 69 mal Trichocephalus dispar, 12 mal Ankylostomum duodenale, 
lmal Oxyuris vermicularis. Spezielle auffällige Krankheitserscheinungen seitens 
einzelner. Parasitengruppen wurden auch bei den kleinen Kindern nicht beobachtet, 
höchstens die häufige Kombination Ascaris + Trichocephalus schien Verdauungs- 


— 432 — 


störungen hervorzurufen. Neuere Untersuchungen (Pantin, Brit. med. J. 1918, 
14. Sept.). Ransom und Foster (Journ. Parasit 5, 93, 1919) weisen auf die Möglich- 
keit eines Zusammenhangs nicht tuberkulöser Lungenerkrankungen mit Ascarisin- 
fektion der Lunge hin. Sicheres hat sich in dieser Hinsicht auch von den Verff. nicht 
feststellen lassen. Haustiere schienen bei der Verbreitung der Parasiten unbeteiligt. 
Ibrahim (Jena). 

Groß, Oscar: Der hämolytische Ikterus. (Med. Klin., Unw. Greifswald.) Med. 
Klinik Jg. 16, Nr. 19, S. 489—491. 1920. 

Vater des Pat. von jeher Gelbsucht. Pat. 21 jährig, seit der Geburt Gelbsucht von schwan- 
kender Intensität. Wa.R. +. Schwächlich. Systolisches Geräusch. Mäßig vergrößerte Leber. 
Erheblich vergrößerte Milz. Urin: Kein Gallenfarbstoff, reichlich Urobilin. Stuhl normal 
gefärbt. Blut: Rote 3 850 000, Weiße 7200, Blutplättchen 268 000 von abnormer Größe und 
mit amöboiden Bewegungen, Hämoglobin 65%, reichlich Hömaties granuleuses bei Vital- 
färbung mit Brillant-Kresylblau, verminderte Resistenz gegenüber hypotonischen Lösungen, 
Anisocytose, Poikilocytose, Normoblasten. 

Bezüglich der Ätiologie nimmt Verf. wie Eppinger gesteigerten Blutzerfall 
infolge erhöhter Milztätigkeit an. Das freigewordene Hämoglobin wird in der Leber 
zu Gallenfarbstoff umgeändert, letzteres tritt infolge des Überangebots ins Blut. 
Lues und Tuberkulose ebenfalls von ätiologischer Bedeutung. — Therapie: evtl. anti- 
luetisch; nur wenn die Beschwerden erheblich sind, Milzexstirpation. A. Wetzel. 


Konstitutionsanomalien und Stoffwechseikrankheiten, Störungen des Wachs- 
tums und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit Innerer Sekretion. 


Bürger, Max: Die Ödemkrankheit. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 18, 
S. 189—238. 1920. 

Aus dem ausführlichen Übersichtsreferat über die gesamte Literatur der Ödem- 
krankheit erscheinen für den Pädiater folgende Punkte interessant. Die Ödemkrankheit 
findet sich in allen Altersklassen bei beiden Geschlechtern; in einigen Krankheitsherden 
werden die Kinder besonders stark befallen; so waren in der galizischen Epidemie 
nach Budzynsky und Chelkowski (Przeglad Lekarski 54, 1, 1915) unter 224 Fällen 
109 Kinder im Alter von 2—10 Jahren. Während übereinstimmend das Fehlen skor- 
butischer Veränderungen festgestellt wird, fand Verf. unter mehreren 100 Fällen 5 mal 
Bindehautblutungen von charakteristischer Anordnung. Sie waren stets gleichzeitig 
an beiden Augen vorhanden, lateral angeordnet und sich auf etwa 1/ des Umfangs 
der Corneoscleralgrenze erstreckend, wo sie am stärksten entwickelt waren, um sich 
allmählich zum äußeren Lidwinkel hin zu verlieren. Neben den Ödemen sind Kardinal- 
symptome Polyurie, Bradykardie (30—60 Puls) und Untertemperaturen (rectal 35 bis 
36°), letztere besonders bei Fällen mit Darmkomplikationen, die sehr häufig beobachtet 
oder anamnestisch erwiesen wurden. Da in diesen Fällen eher eine Fiebersteigerung 
zu erwarten gewesen wäre, so ist eine Störung der chemischen oder physikalischen 
Wärmeregulation anzunehmen. Da diese Kardinalsymptome sich auch beim Mehl- 
nährschaden finden, so wirft Verf. die Frage auf, ob diese Ernährungsstörung des Säug- 
lingsalters nicht mit der Ödemkrankheit wesensgleich ist (welche Frage wohl zu be- 
Jahen ist. Ref.). Hierfür spricht auch, daß die physikalische Untersuchung des Blutes 
eine hochgradige Hydrämie ergab, entsprechend derjenigen, die Salge beim Mehl- 
nährschaden festgestellt hat. Die von L. F. Meyer studierten idiopathischen Ödeme 
des Säuglingsalters zeigen dieselben Gesetze, wie Schittenhelm und Schlecht sie 
bei Ödemkranken gefunden haben: erhebliche Retention bei Zulagen von Salz und 
Wasser zur Kost, während Wasser allein und Salz allein nur geringe Ausschläge 
geben. Dem erhöhten Wasser- und Chlorgehalt der Gewebe beim Mehlnährschaden, 
wie er von Frank und Stolte analytisch nachgewiesen ist, entsprechen Befunde von 
Falta und Quittner bei Ödemkranken. ‚Die wasserspeichernde Wirkung der Kohlen- 
hydrate ist den Kinderärzten vor allem durch die Untersuchungen der Czernyschen 
Schule bekannt.“ Samelson (Breslau). 


— 433 — 


Frontali, Gino: Fragilitä ossea congenita e timo. (Contributo allo studio delle 
distrofie ossee in rapporto con le glandole endocrine.) (Angeborene Knochen- 
brüchigkeit und Thymus [Beitrag zum Studium der Knochendystrophien in ihrer 
Beziehung zu den endokrinen Drüsen].) (Clin. pediatr., istit. di studi super., Firenze.) 
Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H. 5, S. 257—309. 1920. 

Nach eingehender Würdigung der vorliegenden Literatur geht Verf. zur Be- 
schreibung eines Falles über, der nach allen Richtungen hin lückenlos durchuntersucht 
ist: klinisch, sero- und hämatologisch, radiographisch, Stoffwechsel, elektrodiagno- 
stisch und pathologisch-anatomisch. | 

Aufnahmealter 33 Tage, Mädchen, anamnestisch nur Rachitis des Vaters, Geschwister 
gesund. Erste Fraktur am Tage der Geburt (Femur). Befund: Pergamentartiger Schädel, 
Olympierstirn. Motilitätsstörungen der Extremitäten und zahlreiche Callusbildungen der 
Röhrenknochen. Untere Extremitäten verkürzt (18 cm gegen 26,5). Behandlung mit „Vita- 
mina Lorenzini“ ohne Wirkung. Gewicht: 3750—3960 g. Vor dem Tode 3200 g (Broncho- 
pneumonie nach 9 Wochen). Die Konsolidation einer Fraktur hatte 3 Wochen gedauert. 
Blutbefund: Rote Bl. 3 624 000, Hämoglobin 80, weiße 7500, Lymphocyten 63,5%, große 
Mononucleäre 6,5%, Übergangsformen 3,5%, Neutrophile 25%, Eosinophile 1%, Basophile 
0,5%. Elektrische Erregbarkeit: u. a. Biceps rechts KS 15, AS 12, links KS 12, AS 11; AÖ und 
KÖ>40 MA. Auffällig war der geringe Unterschied zwischen Anoden- und Kathodenschließung, 
bei den meisten Muskeln war der Zuckungsmodus umgekehrt. Die Zuckungen waren prompt. 
Die Kalkretention betrug 36% im Mittel von 3 Tagen. Der Blutkalkgehalt (analytisch als CaO 
gewogen) war 0,2866°/,,, beide Werte entsprechen dem Normalen. Röntgenbefund: Durch- 
lässigkeit der Knochen größer als normal, zarte Kontur der Corticalis, teilweise unterbrochen, 
Spongiosa verdünnt, Epiphysenlinien normal, Frakturen nicht zählbar, alle Formen, reichlicher 
Callus sowohl periostal wie medullär; bei den älteren Frakturen war aber der medulläre Callus 
schneller resorbiert. Autoptisch fand sich die Th y mus verkleinert 2,7 x 1,5 x 0,5; Gewicht 
3 g; Farbe grau, Konsistenz fester als normal, Kapsel verdickt, Septa stark ausgeprägt. Unter- 
suchung des linken Femur: Compacta fehlt ganz, die Diaphyse besteht nur aus Spongiosa, die 
in rotes Mark eingelagert ist ohne Spur von Fett, Bälkchen spärlich und weit gelagert. Gesamt- 
zahl der Frakturen 33. An den Rippen zeigen sich Störungen der Wachstumszone, die auf 
intrauterine oder intra partum entstandene Frakturen zurückgeführt werden. An den langen 
Röhrenknochen war die Ossificationszone normal. Die Osteoclasten sind überall sehr spärlich. 
Die Trabekel der Spongiosa rind zarter als normal und zeigen als Grundsubstanz eine fibröse 
Struktur, die an embryonale Spongiosa erinnert. Es scheint demnach die Resorption 
des embryonalen Gewebes ganz zu fehlen. Die Osteoblastensäume sind unvollkonmen, so daß 
außer einer reduzierten funktionellen Tätigkeit auch eine ungenügende Produktion von Osteo- 
blasten vorzuliegen scheint. Da das Röntgenbild eine wenn auch zarte Corticalis anzeigt, die 
aber tatsächlich fehlt. so ist diese Erscheinung auf eine Verkalkung des ohnehin verdickten 
Periosts zurückzuführen. An dem am stärksten befallenen Schädel zeigen die tiefen Schichten 
des Periosts und der Dura gleichfalls teilweise verkalkte Fasern, in denen Markzellen enthalten 
sind. Trabekel fehlen ganz. Von endokrinen Drüsen wurden untersucht: Thymus, Thyreoidea, 
Hypophyse, Nebennieren. Bei ersterer war das intralobuläre Bindegewebe stark vermehrt. 
un von Epitheloidzellen und Hassalsche Körperchen sind von fibrillärer Kreisen ab- 
geschnürt. Die innere Struktur der Lobuli zeigt verminderte Epitheloidzellen mit schlecht 
färbbarem Protoplasma. Die Hassalschen Körper sind nicht vermindert und zeigen konzen- 
trische Streifung mit homogenem Zentrum. Es liegt eine Sklerose mitlymphoider Degene- 
ration und Atrophie der epitheloiden Elemente vor. Die Thyreoidea ist etwas h y per - 
plastisch, sonst dem Alter entsprechend. Die Hypophyse ist normal, ebenso die Neben- 
nieren. i 

Die Entstehung der Erkrankung muß ins intrauterine Leben verlegt werden. Die 
Degeneration der Thymus muß als ätiologisches Moment angesehen werden. Schluß- 
sätze: 1. Die angeborene Knochenbrüchigkeit ist von der Spätform zu trennen, 
da erstere ein in sich geschlossenes Krankheitsbild, letztere eine Zusammenfassung 
aller möglichen Syndrome darstellt. 2. Die Fälle, die ohne Rachitis verliefen, waren 
charakterisiert durch schwere periostale Aplasie. 3. Der vorliegende Fall zeigte a) völ- 
liges Fehlen der Compacta, b) embryonalen Bau der Spongiosa, c) Fehlen von Knochen- 
lamellen und Haversschen Kanälen, d) verringerte Zahl der Osteoblasten von zu- 
gespitzter Form mit abgeplattetem Kern und torpider osteogenetischer Funktion, 
e) sehr spärliche Zahl von Osteoklasten. 4. Die Knochenbrüchigkeit wird bedingt 
durch fehlende Resorption der embryonalen Spongiosa sowie endo- und perio- 
stale Aplasie durch ungenügende Tätigkeit der Osteoblasten. 5. Die Dichte des 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 28 


— 434 — 


Röntgenschattens der Röhrenknochen kann auch auf Verkalkung von Periost be- 
ruhen. 6. Kalkbilanz und Blutkalkgehalt waren normal. 7. Die Thymus war schwer 
atrophisch, die anderen Drüsen normal. 8. Dieser Defekt kann schon intrauterin 
zu einer Hemmung der Entwicklung geführt haben. 9. Der Versuch der Heilung durch 
Serum von Kindern mit normaler Thymus wird vorgeschlagen. Ausführliche Lite- 
ratur. Zahlreiche klare Abbildungen. Die exakte Untersuchung ist als grundlegend 
für das weitere Studium der Erkrankung anzusehen. Huldschinsky. 
Brown, Alan, Ida F. McLachlan and Roy Simpson: The effect of intravenous 
injections of calcium in tetany and the influence of cod liver oil and phosphorus 
in the retention of calcium in the blood. (Der Einfluß intravenöser Calciuminjek- 
tionen bei Tetanie und der Einfluß des Phosphorlebertrans auf den Blutkalk.) Americ. 
journ. of dis. of children Bd. 19, Nr. 6, S. 413—428. 1920. 
Blutkalkbestimmungen mit Hilfe einer von Lyman (J. Biol. Chem. 29, 
169, 1917) angegebenen Methode, bei der je 5 ccm Vollblut verarbeitet werden. Die 
Methode soll eine Fehlergrenze unter 1%, haben. Das Blut wurde durch Sinuspunktion 
gewonnen. — Untersucht wurde der normale Kalkgehalt von 18 Kindern unter 1 Jahr, 
der Einfluß intravenöser Injektionen von Cale. lactic auf den Blutkalk und die Tetanie- 
symptome; der Einfluß von Phosphorlebertran auf Blutkalk und Symptome. Der 
Blutkalk-(Ca + Mg) Gehalt bei normalen Säuglingen, die keine Zeichen von 
Rachitis oder Tetanie darboten, betrug im Durchschnitt 9,5 mg auf 100 ccm Blut (8,2 
bis 11,1) lag im ersten Halbjahr durchschnittlich etwas höher als im 2. Halbjahr. 
Bei den Versuchen an Tetaniekindern wurde an der Nahrung nichts geändert. Intra - 
venöse Injektionen von 1,25 Calc. lactic. bewirkten bei der Injektion keine un- 
angenehmen Erscheinungen. Es folgten aber durchweg (4 Fälle) recht erhebliche All- 
gemeinreaktionen, Somnolenz bis zu völligem Kollaps mit Dyspnöe. Dauer dieses Zu- 
standes, von dessen Schwere abhängig, 1—7 Stunden. Im Anschluß an die Injektion ver- 
schwanden regelmäßig die mechanische und elektrische Übererregbarkeit auf 7—10 Stun- 
den. Der Blutkalk stieg regelmäßig an, in einem Fall von 5,7 auf 9,3 und hielt sich ein paar 
Tage auf größerer Höhe, sank aber wieder ab, auch wenn die Injektion wiederholt 
wurde. Verff. kommen zum Schluß, daß ein günstiger therapeutischer Effekt durch 
solche Injektionen nur zu erzielen ist, wenn gleichzeitig Phosphorlebertran gegeben 
wird. Bei dieser Kombination schwinden die Tataniesymptome etwas rascher als 
wenn Phosphorlebertran allein gegeben wird. — In 5 Fällen wurde dertherapeutische 
Einfluß desPhosphorlebertrans untersucht. Es zeigte sich regelmäßig eine Steige- 
rung des Blutkalkes und eine damit parallel gehende Verminderung der mechanischen 
und elektrischen Übererregbarkeit innerhalb eines Zeitraumes von 7—17 Tagen. — 
Der Blutkalk bei den tetaniekranken Säuglingen (Alter zwischen 7 und 11 
Monaten) war durchweg erheblich vermindert. Die Werte bewegten sich zwischen 
5,7 und 7,5 mg pro 100 ccm Blut. Ibrahim (Jena). 
Seligmann, A.: Ein Fall von Ertaubung bei Möller-Barlowscher Krankheit. (Univ.- 
Ohrenklin., Frankfurt a. M.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 3, S. 221—225. 1920. 
2 Jahre altes Mädchen. Aus der Vorgeschichte: Mit 3 Monaten nach Pertussis kurze 
Zeit Ohrenlaufen, mit 1?/, Jahren schwere Grippe. — 3 Wochen vor der Aufnahme mit Zeichen 
von M.-B. erkrankt. Spezieller Befund: Linkes Ohr: Trommelfell schuppend, verdickt, in der 
Gegend des Hammergriffes und Proc. brevis etwas gerötet. Rechtes Ohr: Trommelfell matt 
und etwas verdickt, sonst o. B. Leichte Gaumen- und Rachenmandelhyperplasie. Keine 
Reaktion auf Schall; Vestibularapparat auf Drehreize erregbar. Herz und Lungen o. B. 
Lumbalpunktion ergab normale Werte, WaR. — auch im Blut — negativ. Röntgenbefund 
. charakteristisch für M.-B. — Therapie: Pilocarpin. Verlauf: Nach 4 Wochen keine deutliche 
Besserung; hohe Stimmgabeltöne dicht vor dem Ohr werden mit Ausweichen des Kopfes und 
Weinen beantwortet. — Nach Mitteilung des Vaters später geringe Besserung (Wenden des 
Kopfes nach der Richtung eines schrillen Pfiffes). — 
Nach Ausschluß einer Meningitis serosa und einer zentralen Blutung, hält Verf. 
eine Blutung in die Schnecke mit nachfolgenden Degenerationserscheinungen für die 
wahrscheinlichste Ursache. Victor (Charlottenburg). 


— 435 — 


Hopson, Montagu F.: Hemihyperplasia of face, jaws and teeth. (Halbseitige 
Hyperplasie des Gesichts, der Kiefer und Zähne.) Proc. of the roy. soc. of med. 
Bd. 13, Nr. 7, sect. of odontol., S. 67—70. 1920. 

Kurze Beschreibung von 4 Fällen angeborener Hyperplasie der Knochen und 
Weichteile der einen Gesichtshälfte. Auch die entsprechende Hälfte der Zunge ist 
daran beteiligt. Die Milchzähne bestehen über die Zeit auf der kranken Seite. 2 Ab- 
bildungen von Kieferabdrücken und die Photographie eines Kindes sind beigegeben. 

Rasor (Heidelberg). 

Roubier, Ch.: Hömi-hypertrophie congénitale des membres et du pavillon de 
P’oreille correspondant. (Kongenitale Hemihypertrophie der Gliedmaßen und der ent- 
sprechenden Ohrmuschel.) Rev. neurol. Bd. 36, Nr. 2, S. 147—155. 1920. 

Der eingehend beschriebene Fall betrifft einen Soldaten, dessen rechtsseitige Körperhälfte 
im ganzen stärker entwickelt ist als die linke. Dies bezieht sich sowohl auf die Muskulatur wie 
auf die Knochenlänge, weniger die Knochendicke nicht nur der Extremitäten sondern auch des 
Brustkorbes. Die Venen der Haut sind rechts stärker entwickelt, rechts ist eine ausgesprochenere 
Akrooyanose und etwas höhere lokale Hauttemperatur vorhanden als links. Trotz sorgfältiger 
Berücksichtigung der in der Literatur niedergelegten ähnlichen Beobachtungen läßt sich ein 
Urteil über die Ursache dieses Zustandes nicht abgeben. J. Bauer (Wien) M_ 

Heublein, Arthur C.: Radium treatment of enlarged thymus glands in infants. 
(Radiumbehandlung der vergrößerten Thymus bei Säuglingen.) Americ. journ. of 
roentgenol. Bd. 7, Nr. 4, S. 191—195. 1920. ` 

Verf. hält die Thymusvergrößerung für sehr häufig, nach Friedlander (Amer. 
journ. dis. child., Juli 1917) 8,4% aller ambulanten Patienten. In ausgedehnten Ex- 
stirpationsversuchen an Hunden sollen A. Park und R. D. Mc. Clure (Amerc. journ. 
dis. child., Nov. 1919) bewiesen haben, daß die Thymus weder zum Leben noch zum 
Wachstum oder zur Entwicklung erforderlich ist, oder wie Verf. schreibt, „daß die 
Thymus nach der Geburt keine Funktion mehr hat“. Unter allen Umständen erweist 
sich zur Behandlung der Thymushyperplasie, deren Vorhandensein klinisch und röntgeno- 
logisch diagnostiziert werden kann, die Behandlung mit Radium als ein ausgezeichnetes 
Mittel und der Röntgenbestrahblung weit überlegen: es ist transportabel, handlich ; 
es genügt eine einzige Bestrahlung. Das Kind wird nicht ängstlich, braucht nicht 
fetsgehalten zu werden; man riskiert keinen Thymustod. 41 Fälle, über die zum Teil 
kürzlich (Boston med. and surg. journ. 1919, 25. Dez.) berichtet wurde. 

Technik: Kreuzfeuer mit 100 g Radiumelement, 0,3 mm Silberfilter. Entfernung des 
Hauttubus von der Haut !/, Zoll, 4 Einfallspforten vorn auf der Brust, direkt über der Thy- 
mus. Tubus 2 Std. an jeder Stelle, zusammen also 800 mg/Stunden. Neuerdings verwendet 
Verf. 200 mg und 4 Std. — 4 Fälle werden kurz mitgeteilt und mit Röntgenbildern belegt; 
2 davon sind neugeborene Kinder; bei einem bestand außerdem eine gewaltige, zum Teil sub- 
sternale Struma, die sich unter der Bestrahlung zugleich mit der Thymus zurückbildete. Nach 
1—2 Tagen in der Regel schon starke Besserung, nach 5—7 Tagen klinische und röntgenolo- 
gische Heilung der Patienten. Ibrahim (Jena). 


Infektionskrankheiten, ausschließlich Tuberkulose und Syphilis. 


Deussing, R: Speziallormen der Iymphocytären Reaktion bei infektiösen Er- 
krankungen. (Allg. Krankenh. Barmbeck-Hamburg.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 28, S. 726 
bis 729. 1920. 

Verglichen mit der Kenntnis des Verhaltens des myeloischen Systems bei Infektio- 
nen sind die Reaktionen des Iymphatischen Systems noch wenig studiert. Das ist auf- 
fallend, weil bei vielen Infektionen morphologische Veränderungen der Iymphatischen 
Gewebe eintreten, die der unmittelbaren Feststellung zugänglich und geeignet sind, 
die Aufmerksamkeit auf diesen Teil der blutbildenden Organe und ihr funktionelles 
Verhalten im Blutbilde zu lenken (lokalisierte oder generalisierte Drüsenschwellung, 
Milztumor). Bei der Mehrzahl der infektiösen Erkrankungen ist bekanntlich die Tätig- 
keit des Iymphatischen Gewebes im Blut während der akuten und hochfieberhaften 
Stadien zurückgedrängt, es herrscht die myeloische Reaktion durchaus vor. Das 
Iymphatische System tritt erst mit Abklingen der akuten infektiösen Erscheinungen 


28* 


— 436 — 


stärker hervor. Andererseits gibt es Lymphocytosen, die den Höhepunkt der Erkrankung 
begleiten, auch ohne wesentliche Schwellungen der lymphatischen Gewebe; z. B. die 
Keuchhustenlymphocytose, die auch bei Komplikationen durch sekundäre In- 
fektionen aufrechterhalten bleibt. Verf. sah bei Keuchhustenpneumonien Leukocytosen 
bis 50 000 mit 30—40% Lymphocyten (gleichmäßige kleinzellige Lymphocytose). Be- 
sonders interessant sind Formen der Lymphocytose bei akuten Infektionen, bei denen 
man erfahrungsgemäß eine überwiegende Reaktion der myeloischen Gewebe erwarten 
sollte (Türcks „lymphatische Reaktionen auf akute Infektionen“); oft bis 90% 
Lymphocytose, die sich fast ausschließlich aus größeren und sehr großen jugendlichen 
Lymphzellen zusammensetzt. Verf. beobachtete eine größere Anzahl von Anginen 
mit solcher Iymphatischer Reaktion, die gleichzeitig einen ganz charakteristi- 
schen Symptomenkomplex feststellen ließen: schleichende Entwicklung, hochgradige 
allgemeine indolente Drüsen- und Milzschwellung, häufig hohes, protrahiertes Fieber 
und Zeichen schwerer allgemeiner Affektion, dabei auffallend umkomplizierten Ver- 
lauf (sehr selten Nephritis!). Der lokale Befund auf den primär erkrankten Iymphati- 
schen Geweben kann mit Diphtherie größte Ähnlichkeit haben. Bakteriologisch über- 
wiegend Streptokokken, weniger Pneumokokken und Staphylokokken, seltener die 
Elemente der Plaut-Vincentschen Angina. Im Blute: Leukocytose zwischen 15 000 
bis 25 000, wovon ganz überwiegend (bis 85%) große und sehr große, jugendliche 
Lymphocyten. Der Nachweis der Lymphocytose spricht entscheid”nd für „Iympha- 
tische Angina‘ und gegen Diphtherie. Die befallenen Individuen (keineswegs nur 
Kinder) zeigen durchweg Symptome einer lymphatischen Konstitution! Auch bei 
Röteln ist ein Zusammenhang zwischen eigenartiger Iymphocytärer Reaktion mit 
der generalisierten Affektion des Ilymphatischen Systems nicht zu verkennen — wichtig 
für die Gruppierung der zahlreichen rötelnähnlichen Exantheme. — Bei der Serum- 
krankheit läßt sich eine Gruppe unterscheiden mit Gelenkschmerzen, hohem Fie- 
ber, schweren Allgemeinsymptomen und Leukopenie mit nur spärlichen Plasmazellen 
und eine andere Gruppe, die völlig fieberlos verlaufen kann, mit sehr ausgedehntem, 
urticariellem Exanthem, heftigem Juckreiz, aber gutem Allgemeinbefinden; dabei 
kommt es häufig, meist am 2.—3. Tag des Exanthems bei mäßiger Leukocytose (10 bis 
20 000) zu beträchtlicher Plasmazellenbildung (13%, hauptsächlich große Radkern- 
Plasmazellen). Nebenlymphatischer Konstitution, Alter und vorangegangener 
Infektion, dereiwegen Serum verabreicht wurde, spielt wohl die Schwere der toxischen 
Störungen dabei eine Rolle: bei schweren Fällen lähmende Wirkung auf die blutbilden- 
den Organe, bei leichteren Fällen Reizung, worauf das Iymphatische System in der 
beschriebenen eigenartigen Weise reagiert. C. Hegler (Hamburg).“, 


Skoog, A. L.: Measles: brain complications. (Masern: Hirnkomplikationen.) 
Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 25, S. 1697—1699. 1920. 


Kasuistik. Zwei Fälle. Der erste Fall; Mädchen 4 Jahre alt. 12 Tage nach Eruption 
der Masern Störung der Motilität (Ataxie) der Hände, im weiteren Verlaufe zunehmende Ataxie 
der unteren Extremitäten. 10 Tage nach Beginn der Erscheinungen Rückgang derselben, nach 
7 Wochen fast völlige Heilung. Verf. hält die Erkrankung für cerebellar, glaubt, daß ein 
Entzündungsprozeß’ toxischen oder infektiösen Ursprungs abgelaufen sei. Lumbalpunktion 
wurde verweigert. Der zweite Fall ebenfalls ein 4 Jahre altes Mädchen hatte schwere Masern 
mit Pneumonie und Otitis durchgemacht blieb fortwährend im Bette und zeigte 10 Wochen nach 
Masern motorische Unruhe an oberen und unteren Extremitäten, ohne eigentliche Lähmung*- 
symptome, Unfähigkeit, die Extremitäten zu verwenden. Sprachlähmung, Reflexe in Ordnung. 
Augenhintergrund normal. Pupillen reagierend. Diese Symptome erklärt Verf. als menin- 
gceale. Wassermann- und Tuberkulinreaktion negativ. Lumbalpunktion ergab normales 
Punktat. Einige Zeit später Besserung. Gehen möglich. 8 Monate später weitere Besserung. 
Patient ging herum und spielte etwas, erkannte die Umgebung. Sprechen noch nicht mög- 
lich. Die Bewegungen noch ungeschickt. Zeitweise Petit-mal Anfälle. 


Verf. unterscheidet 3 Gruppen von Hirnstörungen bei Masern. Die erste sei eine 
zufällige Kombination mit den Masern; die zweite sei eine Folge von Sekundärinfek- 
tionen, die dritte endlich sei durch den Masernerreger selbst bedingt. Schick. 


— 47 0 — 


Kisskalt, Karl, und Clara Stoppenbrink: Die Alterssterblichkeit an Pocken vor 
Einführung der Impfung. (Hyg. Inst., Univ. Kiel.) Zeitschr. f. Hyg. u. Infektions- 
krankh. Bd. 90, H. 3, S. 478—489. 1920. 

Die über die Bevölkerungsstatistik der Stadt Königsberg i. Pr. im dortigen Staats- 
archive verwahrten, für jene Zeit ungewöhnlich genauen Angaben für die Jahre 1773 
bis 1803 ermöglichten es, einwandfreie Berechnungen über das damalige Verhalten der 
Blatternsterblichkeit anzustellen. Da die Blattern vor der Schutzpockenimpfung 
eine Kinderkrankheit waren, wie heute Masern und Scharlach, wurden bei der Berechnung 
veschieden die Blatterntodesfälle in den Altersklassen unter und über 10 Jahren, 
und dann noch gesondert festgestellt ihre Zahl nicht nur für jedes der 10 ersten Lebens- 
jahre, sondern auch für den 1. Lebensmonat, das 1. und das 2. Lebensvierteljahr. 
Zunächst ergab sich, daß keines der 30 Jahre ohne einen Blatterntodesfall war, also 
die Krankheit niemals erlosch, während sie sich in 18, unregelmäßig aufeinander 
folgenden Jahren ungemein häuften. Diese Seuchenzeiten erstreckten sich nur zwei- 
mal auf 1 Jahr, zwölfmal auf 2 Jahre und einmal sogar auf 4 Jahre. Die Sterblich- 
keit der verschiedenen Altersklassen anlangend, erwies sich als am meisten gefährdet 
das 2. Lebensjahr, dann das 2. Lebenshalbjahr, dann das 3. Lebensjahr, dann erst das 
4. und nun erst das 1., das 5., das 6. usw. — Relativ am wenigsten Säuglinge starben 
ım 1. Lebensmonate, mehr im 1., noch mehr im 2. und noch mehr im 3. und 4. Lebens- 
vierteljahre, und zwar in den letzteren 2—3 mal so viele als im Beginne. Diese Er- 
scheinung findet ihre Erklärung in der relativen, bei der Geburt bestehenden, aber 
bald abklingenden Unempfänglichkeit gegen Blattern, die auch in der Unempfänglich- 
keit gegen Vaccine hervortritt, und andererseits in dem absichtlichen Fernhalten 
der Säuglinge von der Ansteckung. Die letztere Ursache macht sich auch in dem 
Umstande geltend, daß in den seuchenfreien Jahren wesentlich mehr ganz kleine Kinder 
starben als in den Seuchenjahren. Ferner ergab sich, daß von 100 in einem Jahre 
Geborenen bis zu 14,9%, im Mittel 11,4%, vor Ablauf des 10. Lebensjahres an Blattern 
verstorben waren. Die Zahl der in den einzelnen Jahrgängen Verstorbenen ist ziem- 
lich ungleich. Sie ist stark davon abhängig, ob der betreffende Jahrgang schon in sehr 
Jugendlichem Alter von einer Epidemie heimgesucht war. — Zu der Frage der Letalität 
und der Erkrankungshäufigkeit ließ sich aus den Zahlen nichts Genaues feststellen. 
Nimmt man an, daß jedermann im Kindesalter von Blattern befallen würde, so 
würde sich die Letalität bei der Verteilung auf die einzelnen Lebensklassen auf 10,9% 
stellen. Nimmt man aber, wie Faust im Jahre 1798 an, daß nur 80%, während ihres 
Lebens erkrankten, dann würden es 15,6%, sein. Zwischen diesen Zahlen dürfte die 
. Letalität unter den damaligen Erkrankungsverhältnissen liegen. Risel (Halle a. d. S.) 

Lambert, Alexander: The incidence of acute rheumatic fever at Bellevue 
hospital. (Die Frequenz der Krankenaufnahmen mit akutem Gelenkrheumatismus im 
Bellevue-Hospital.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 15, S. 993 bis 
995. 1920. 

Verf. stellt fest, daß die Zahl der Fälle von akutem Gelenkrheumatismus in den 
letzten Jahren abgenommen hat. Besonders die Zahl der Patienten zwischen 20 und 
30 Jahren ist auffällig zurückgegangen. Verf. glaubt, daß die gesteigerte Zah nh ygiene, 
die Einführung zahlreicher Zahnkliniken usw. und ebenso die sehr reichliche Anwendung 
der Tonsillektomie an dieser Besserung das Hauptverdienst tragen. Ibrahim. 

Wadsworth, Augustus B.: Virulence of diphtheria bacilli from diphtheria 
patients and from carriers. The results of five hundred and forty-eight tests. 
(Virulenz der Diphtherie-Bacillen Di-Kranker und Bacillenträger. Ergebnisse von 548 
Untersuchungen.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 24, S. 1633—1634. 1920. 

Di-Bacillen genesener Bacillenträger und der durch Kontakt infizierten Gesunden 
behalten ihre Virulenz mehrere Monate lang. Virulenz und Arteigentümlichkeit der 
Bacillen ändern sich im kranken Menschen so langsam, daß bei den beiden genannten 
Gruppen von Bacillenträgern eine Virulenzprüfung vor 3 Monaten überflüssig ist. 


— 438 — 


Handelt es sich aber um Bacillenträger, die nachweislich nicht selbst krank waren oder 
mit Kranken in Berührung kamen, dann erscheint eine sofortige Virulenzprüfung 
geboten, um Härten der Isolierung zu vermeiden. Eckert (Berlin), 


Gorter, E. et A. ten Bokkel Huinink: L’immunisation active contre la diphtörie. 
(Die aktive Immunisierung gegen die Diphtherie.) (Clin. infant., Leyde.) Arch. de 
méd. des enfants Bd. 23, Nr. 6, S. 338—352. 1920. 

Die aktive Immunisierung nach v. Behring wird mittels der von Hahn an- 
gebenen Technik nachgeprüft (intracutane Injektion von 0,1l ccm einer Verdünnung 
T. A. VII. 1 : 12, welche nach 10—14 Tagen wiederholt wird). Die Verff. hatten sich 
die Aufgabe gestellt, eine Schule von 411 Kindern prophylaktisch gegen Diphtherie 
zu schützen. 36 Kinder fielen aus äußeren Gründen weg, die restlichen 375 wurden 
zuerst nach Schick mit !/,, D. l. geprüft, davon reagierten 104 negativ. Von den 271 
Schick-positiven Kindern blieb diese Reaktion nach der Immunisierung bei 40 un- 
verändert, bei 49 wurde sie zweifelhaft, bei 138 blieb sie sicher negativ. Die Verff. 
bestätigen, daß die bei mindestens 0,01 A.E. pro ccm Serum negativ werdende 
Schicksche Reaktion einen hinreichenden Schutz gegen Diphtherieerkrankung anzeigt. 
An 2 Fällen wird nachgewiesen, daß der nach 1!1/,—2 Jahren schwindende Schutz- 
körper schon nach einmaliger T.A.-Injektion in kürzester Zeit neugebildet wird, was 
als eine Art allergischer Reaktion gedeutet wird. Karl Kassowitz (Wien). 


Lilly, Thomas E.: An experience with the Schick test and toxin-antitoxin and 
a plea for their use in the extinction of diphtheria. (Eine Erfahrung mit der 
Schickreaktion und der Toxinantitoxinanwendung und ein Appell zur Anwendung 
dieser Methoden zur Ausrottung der Diphtherie) Boston med. a. surg. journ. 
Bd. 182, Nr. 5, S. 110—113. 1920. 

Gelegentlich einer Diphtherieepidemie in einer Gewerbeschule im Jahre 1915 
kamen genannte Methoden zur Anwendung, da die üblichen Methoden der wiederholten 
Untersuchungen auf Bacillen und passive Immunisierung bei anderen Gelegenheiten 
bloß vorübergehenden Erfolg, aber viel Arbeit gemacht hatten. So mußten innerhalb 
eines Jahres 10000 Nasen- bzw. Rachenkulturen eingelegt werden und monatlich 
einmal allen 250 Schülern Antitoxin injiziert werden. Trotz strengster Befolgung der 
Quarantäne und trotz der erwähnten prophylaktischen Maßnahmen kamen gelegent- 
lich Diphtherieerkrankungen vor und Bacillenträger waren stets vorhanden. 

Bei Anwendung der Schick-Reaktion ergaben unter 257 Insassen im Alter von 15—21 
Jahren 148 positives, 109 negatives Resultat. Die ersteren erhielten 3 Dosen à 1 ccm Toxin- 
Antitoxin (nach Behring) in Intervall von 7 Tagen. In 33%, der Fälle kam es zu etwas All- 
gemeinerscheinungen (Fieber mäßigen Grades, Kopfschmerzen usw.), die aber auch in den 
intensivsten Fällen nach 48 Stunden verschwunden waren. In den letzten 2 Jahren — Verf. 
verwendet seit 1915 das Verfahren fortwährend — sieht L. sehr selten allgemeine Erscheinungen. 
Lokalreaktionen waren noch weniger häufig. Übrigens sind die Allgemeinstörungen bei der 
2. Injektion geringer und bei der letzten Injektion fast Null. 2 Monate nach der Immunisierung 
ergab neuerliche Prüfung nach Schick, daß von 98 nur 28 eine geringe positive Reaktion er- 
gaben (die fehlenden waren unterdes entlassen). Nach 3 Monaten zeigten von 94 nur 6 positive 
Reaktion. 2 Knaben erkrankten an Diphtherie, nachdem sie 2 Injektionen von Toxin-Anti- 
toxin erhalten hatten, ein Knabe am Tage nach der 3. Injektion. 

Nach diesem ersten Behandlungsturnus hat Verf. nunmehr durch über 4 Jahre 
die Immunisierung der neuhinzugekommenen Schüler ohne vorherige Prüfung 
mit Diphtherietoxin nach Schick fortgesetzt, vornehmlich um Zeit zu sparen, d. h. 
um die Zeit der Empfänglichkeit gegen Diphtherie möglichst abzukürzen. Der Stand 
der Immunität wurde durch die Diphtherietoxinprobe geprüft. Trotzdem meint Verf., 
daß auch er die vorherige Anwendung der Toxinprobe nach Schick für eine Anstalt 
‚mit weniger fluktuierendem Material für richtiger hält. 

L. berichtet auch über das Resultat einer Immunisierung empfänglicher Individuen gegen 
Diphtherie ın einem Heim für krüppelhafte und epileptische Kinder gelegentlich einer nicht 
zum Stillstande kommenden Epidemie (vom Oktober 1917 bis Februar 1918). Von 87 Kindern, 
die passiv im Oktober immunisiert worden waren, reagierten im Februar 1918 33 positiv, 54 
negativ. Erstere wurden immunisiert (3 x 1 ccm). Ein Kind erkrankte nach der 2. Dosis an 


— 439 — 


Diphtherie. Im Juli 1918 neuerlich mit Diptherietoxin geprüft, reagierten mit einer Ausnahme 
älle negativ. Dieses positiv reagierende Kind erkrankte im März 1917, 32 Tage nach der 3. In- 
jektion von Toxin-Antitoxin an Diphtherie. Im Mai 1919 reagierte auch dieses negativ. Der 
Eintritt der Immunität kann aus individuellen Gründen, wie dieser Fall zeigt, verspätet sein. 
Wiederholt traten Halsaffektionen verdächtiger Natur in den Jahren 1917—1919, auf ebenfalls 
mit positivem Bacillenbefund. Da die Probe negativ ausfiel, blieben die Fälle ohne Serum- 
behandlung. 

Er selbst hat in 4 Jahren mehr als 1000 Kinder immunisiert, die im Laufe der 
Behandlung nach verschieden langer Zeit (3 Monate bis 3 Jahre nach Beginn der Be- 
handlung), nachdem sie vorher positiv auf Diphtherietoxin reagiert hatten, nunmehr 
negativ reagierten. So ist Verf. optimistisch genug, zu hoffen, daß es gelingen könnte, 
die Diphtherie als Volkskrankheit ebenso auszurotten wie viele andere Infektions- 
krankheiten, z. B. Blattern, gelbes Fieber usw. Schick. 

Santillán, Prudencio: Diagnose und Behandlung der Diphtherie. Semana med. 
Jg. 27, Nr. 5, S. 160—167. 1920. (Spanisch.) 

Kaum ernst zu nehmende Beschreibung wunderbarer, auch in den allerschwersten toxi- 
schen Fällen nie versagender Heilerfolge mit einem neuen Diphtheriemittel der „Haptogenina 
difterica‘‘ über dessen Zusammensetzung nichts gesagt wird. v. Gröer (Lemberg). 

Spiess, Gustav: Beitrag zur Therapie des Keuchhustens. Arch. f. Laryngol. 
u. Rhinol. Bd. 33, H. 1/2, S. 57—61. 1920. 

Keuchhustenbronchitis und -pneumonie, woran jährlich in Preußen ca. 11500 
Kinder starben, sind die direkten Folgen der mit der Erkrankung einhergehenden 
Erstickungsanfälle. Bei dem krampfhaften Glottisverschluß wird die Lunge unter einen 
nicht unbeträchtlichen negativen Druck gesetzt, es kommt zu passiver Hyperämie, 
Gewebszerreißungen und Blutungen, dazu besteht die Möglichkeit der Aspiration von 
Speiseteilen und bakterienhaltigem Mundschleim. Der Glottiskrampf entsteht auf dem 
Wege vom sensiblen Kehlkopfnerven (Nerv. lar. sup.) durch Medulla und Gehirn zum 
N. lar. inf. Verf. hat sich bemüht, durch Injektion von 1—2 ccm 80 proz. Alkohols 
mit Zusatz von 2%, Novocain in den N. lar. sup. diesen Reflexbogen zu unterbrechen 
und bei einer kleinen Zahl von Erwachsenen schon durch einseitige Injektion einen 
vollen Erfolg erreicht, d. h. jeglichen Anfall unterdrückt. Beim Kinde ist doppelseitige 
Injektion notwendig. Falls dies: nicht genügt, sollte möglichst frühzeitig die Tracheo- 
tomie zur Anwendung kommen. Kleinschmidt (Berlin). 

Regan, Joseph C.: The influence of epidemic poliomyelitis upon the suscep- 
tibility to and the symtomatology of other contagious diseases. (Der Einfluß 
der epidemischen Poliomyelitis auf die Empfänglichkeit gegenüber anderen kontagiösen 
Erkrankungen und auf deren Symptome.) (Kingston Ave. hosp., Brooklyn, N. Y.) 
Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 5, S. 257—269. 1920. 

Im Jahre 1916 herrschte in New York eine schwere Epidemie von epidemischer 

“Kinderlähmung. Von Juni bis Oktober wurden allein in das Kingston Ave. Hospital 1798 
Fälle aufgenommen. Bei einer solchen Überfüllung des Spitals mit jungen Kindern 
pflegt die Einschleppung und Ausbreitung von Hausinfektionen anderer Art (Masern, 
Pertussis, Diphtherie usw.) unvermeidlich zu sein. Die erwarteten Hausinfektionen 
dieser Art blieben aber aus, obwohl Gelegenheit dazu mehrfach gegeben war. Nur 
Keuchhusten kam vor und bewirkte einige Neuinfektionen (9 Fälle im ganzen). Misch- 
infektionen mit Poliomyelitis betrugen sonst nur 0,3%, der aufgenommenen Kinder- 
lähmungsfälle (3 Diphtherien, 1 Masern, 1 Scharlach, 1 Varicellen). Der Masern- und 
der Varicellenfall wurden in der Inkubationsperiode aufgenommen, lagen bei Eruption 
des Exanthems auf dem Poliomyelitissaal; dennoch gab es keine weiteren Fälle. Verf. 
schließt aus diesen Beobachtungen, daß Kinder während der Polimoyelitiserkrankung 
für andere Infektionskrankheiten eine verminderte Empfänglichkeit haben, außer für 
Keuchhusten. Vielleicht ist der Erreger der Poliomyelitis selbst im Bereich der Schleim- 
häute, die als Eingangspforte dienen, so zahlreich gewuchert, daß er andere Keime dort 
nicht aufkommen oder eindringen läßt. Die Symptome der anderen Infektionskrankheiten 
wurden von der Poliomyelitis nicht ungünstig beeinflußt; durchweg war der Verlauf 


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dieser Krankheiten ein milder. Auch die Mortalität dieser Mischinfektionsfälle war 
niedrig (3%, gegenüber 23,8%, der Gesamtfälle von Kinderlähmung). Der Keuchhusten 
wurde in einzelnen Fällen durch Beteiligung der Kehlkopfmuskeln an der Lähmung 
ım Charakter des Hustens beeinflußt. — Verf. hält es nach der ganzen Lage seiner 
Beobachtungen auch für wahrscheinlich, daß sich nur selten im Verlauf einer anderen 
akuten Infektionskrankheit (außer Keuchhusten) eine Poliomyelitis hinzuaddiert. 
Auch solche Fälle kamen nur in sehr geringer Zahl zur Beobachtung, obwohl gleichzeitig 
mit der Kinderlähmungsepidemie zahlreiche andere Infektionskrankheiten grassierten. 
Ibrahim (Jena). 

Vysoky, Jaroslav: Stereotypie im klinischen Bilde der chronischen epidemischen 
Enzephalitis des Kindesalters. Časopis lékařův českých Jg. 59, Nr. 29, S. 515—517. 
1920. (Tschechisch.) 

Eigenartige, durch Stereotypien gekennzeichnete Form einer fieberlosen chro- 
nischen Encephalitis, die gehäuft auftritt. 20 Beobachtungen, davon 17 Knaben: Zu- 
nehmender geistiger Verfall, starke Salivation mit unermüdlichem Verschmieren des 
Speichels an der Umgebung und am eigenen Kopfe, als Folge davon Ekzeme, manch- 
mal Bohren der Finger in Nase und Mund, Choreatische Bewegungen. Tagsüber 
meist in Jagdhundstellung schlafend. Gegen Abend zunehmende motorische Unruhe, 
Koprolalie, allerlei Mißtöne die Nacht hindurch. Therapie machtlos. 1 Exitus, Befund 
fast negativ. Sonst fortschreitende Verblödung. Zusammenhang mit Encephalitis 
lethargica ? Friedjung. 

Hamill, Ralph C.: Encephalitis with involuntary movements. (Encephalitis 
mit unwillkürlichen Bewegungen.) Arch. of neurol. a. psychiatr. Bd. 4, Nr. 1, S. 44 
bis 54. 1920. 

4 Fälle, wovon einer einen 1ljährigen Knaben betrifft. In mancher Beziehung 
ähnliche Fälle wurden von Sicard und Kudelski unter dem Namen Encéphalites 
aigues myocloniques beschrieben (Bull. et mém. Soc. méd. hôp. de Par. 44, 95, 1920). 
Auch Buzzard hat einige einschlägige Beobachtungen mitgeteilt (Proc. roy. soc. of 
med. neurol. sect. 12, 56, 1919). Doch zeigen die Fälle des Verf. einige charakteristische 
Unterschiede. Bei Buzzard hörten die Bewegungen im Schlaf auf, während sie sich 
bei Verf. im Schlaf erheblich steigerten. Auch das besonders ausgeprägte rhythmische 
Verhalten war für die Fälle des Verf. typisch ebenso wie die Bilateralität und die be- 
sonders ausgeprägte Beteiligung der Nacken- und Schultergürtelmuskulatur, im Gegen- 
satz zu den anderen Beobachtungen. Blasenstörungen waren in allen 4 Fällen sehr aus- 
geprägt; im Liquor fanden sich entzündliche Veränderungen; die Prognose scheint 
günstig. All dies unterscheidet die Fälle wieder von den Patienten von Sicard und 


Kudelski. — 

Der kindliche Fall begann mit stechenden und prickelnden Parästhesien im rechten 
Gesicht, 2 Tage darauf Erbrechen, einige Tage später mehrere Krampfanfälle, Fieber. Bewußt- 
sein teilweise erhalten, unterbrochen von heftigen Delirien, Nackensteifheit, kein Kernig, 
keine Spasmen. Erweiterte kaum reagierende Pupillen. Keine sonstigen okulären Symptome. 
Reflexe wegen der dauernden rhythmischen Zuckungen nicht zu prüfen. Liquor unter ge- 
steigertem Druck, enthielt 1500 Zellen im Kubikmillimeter. 6 Wochen lang dauernder Irri- 
tationszustand. Leukocyten: 16 000—22 000, Puls 110—150. Oft unfreiwilliger Urin- und 
Stuhlabgang, 2 Wochen lang war Katheterismus erforderlich. Dauernde rhythmische klo- 
nische Zuckungen in den Kau- und Gesichts-, den Rumpf- und Schultergürtelmuskeln, auch 
mit dem Zwerchfell (vor dem Röntgenschirm). Extremitäten weniger konstant beteiligt. 
Keine Lähmung. Sprache monoton, erinnert in vielen Einzelheiten an progressive Paralyse. 
Anästhesie oder Analgesie an der Vorderseite der Beine, Parästhesien im linken Bein, hier 
sind die tiefen Reflexe herabgesetzt. Nacken gelegentlich gesteift, dann läßt die Spannung 
plötzlich nach und das Kinn fällt auf die Brust vor. Allgemeinbefinden bessert sich weiter; 
die Zuckungen bestehen aber noch 41/, Mon. nach Krankheitsbeginn, auch im Gesicht, um 
den Mund, besonders aber um das Auge. 40—80 Zuckungen in der Minute. 

Mit Berücksichtigung der anderen 3 Fälle hebt Verf. verschiedene wesentliche 
Punkte hervor. Über sehr heftige Sch merzen klagten alle, in Schultern oder Bein, oder 


halbseitigen Kopfschmerz (Reizung des Schmerzzentrums im Thalamus?). Fieber 


— 41 — 


nur in den ersten Tagen. Delirien, Halluzinationen bestanden bei allen. Zwischen 
den Delirien konnten gelegentlich richtige Antworten gegeben werden. — Puls stark 
beschleunigt. Schweiße bei 2 Fällen, Blasenstörungen bei 3 Fällen (vielleicht 
auf gleicher Grundlage entstanden wie bei Pseudobulbärparalyse). Liquor in 3 Fällen 
entzündlich verändert. — Die rhythmischen Zuckungen ähnelten den durch 
starke galvanische Ströme erzeugten. Merkwürdigerweise waren sie den Kranken gar 
nicht bewußt und störten sie auch wenig. Sie steigerten sich im Schlaf und bei Erregung, 
konnten nicht willkürlich unterdrückt werden. Sie zeigten eine unmittelbare Abhängig- 
keit vom ruhigen nicht durch den Willen beeinflußten Atemrhythmus, wie aus den ab- 
gebildeten graphischen Registrierungen unzweifelhaft erwiesen ist. Die Zuckungen 
erfolgten entweder in gleicher Zahl oder in doppelter Zahl wie die Atem- 
züge. Verf. nimmt an, daß die Zuckungen von einem Zentrum im Mittelhirn oder Hinter- 
hirn ausgehen, das mit dem Atemzentrum in unmittelbarem Zusammenhang steht. 
Thiele (J. of physiol. 32, 358, 1905) hat im hinteren Abschnitt des Thalamus opticus 
ein Zentrum für die Koordination des Gehirnmechanismus gefunden. Ein analoges 
Zentrum besteht vielleicht für die Atmungsmuskulatur. Wenn es für das automatische 
Gehen ein subcorticales Zentrum gibt, ist das für die Atmung noch viel wahrscheinlicher. 
Daß solche rhythmisch-bilaterale Bewegungen von der Hirnrinde ausgehen ist, ganz 
unwahrscheinlich. Verf. vermutet ihren Sitz im verlängerten Mark. Ibrahim (Jena). 

Tyau, Robert: Note sur trois cas d’encephalite l6thargique. (Drei Fälle von 
Encephalitis lethargica.) Bull. et mém. de la soc. méd. des höp. de Paris Jg. 36, 
Nr. 18, S. 734—737. 1920. 

Die Lokalisation des Virus der Encephalitis lethargica kann das Mesencephalon über- 
schreiten und dann Symptome hervorrufen, wie Zittern, Chorea, psychische Störungen, 
Lähmungen, Neuralgien usw. So erklärt es sich, daß gewisse Fälle mit hohem, andere 
ohne Fieber einhergehen, daß die Somnolenz der Allgemeinerkrankung vorausgeht 
oder umgekehrt. 3 Fälle: 

13jähr. Mädchen. Beginn mit Müdigkeit. Gliederschmerzen; dann heftige lanzinierende 
Schmerzen in allen Körpersegmenten, ungeordnete Bewegungen. Hierauf remittierendes hohes 
Fieber mit.Delirien und Aufregungszuständen, zugleich leicht choreatiforme Bewegungen in 
den Extremitäten, besonders den oberen. 1 Monat ante exitum Ptosis, Nystagmus, hohes 
intermittierendes Fieber, Beruhigung, die nach 8 Tagen in Somnolenz und Urinretention 
übergeht. Tod unter Hyperthermie. Liquor-, Blutkulturen 0, Urin: Alb. pos. — l4jähr. 
Junge. Einlieferung unter Verdacht auf Meningitis cerebrospinalis; reflexlos, komaartiger 
Zustand. Stuhl nur nach Klysma. Sensibilität erhalten, aber verlangsamt. Flexibilitas cerea. 
Erhöhter Lumbaldruck, Liquor klar, zeigt leichte Lymphocytose. Liquor- und Blutkulturen 
6, Urin: Alb. ++, Sach. 0. Unter Hyperpyrese Exitus. — 19jähr. Mädchen. Seit 2 Monaten 
Müdigkeit bis zu Torpor, Erbrechen. Albuminurie, mäßiges Fieber, Kernig 0, reflexlos. 
Sensibilität erloschen; Liquor eiweißhaltig, zeigt leichte Lymphocytose, steht unter erhöhtem 
Druck. Urin: Alb. + +. Blut- und Liquorkulturen 6. Hyperpyresc. Exitus. A. Wetzel. 

Hamill, Ralph C.: Two cases of encephalitis. Med. clin. of North America 
Bd. 3, Nr. 6, S. 1665—1675. 1920. 

Der eine Fall der mitgeteilten Beobachtungen betraf einen 11 Jahre alten Knaben. Der 
vanze Verlauf der Krankheit war überaus vielgestaltig, es wechselten sensorielle, motorische 
Bewu Btseinsstörungen, Sphincterenlähmung. Charakteristisch für Encephalitis waren besonders 
motorische Unruhe, Zwangsstellungen des Körpers, leichte Nackenstarre. Auffallend war 
Phonationsparese, später eine der Inkontinenz folgende Harnverhaltung, ganz besonders aber 
eine klonische Respirationsstörung. Lokalisatorisch veranlaßt diese zur Annahme einer Ent- 
züundung in der Gegend der basalen Ganglien, möglicherweise des Nucleus ruber. Die initialen 
und später wiederkehrenden Parästhesien, besonders des Gesichtes, machen eine Entzündung 
im Bereiche der Thalami optici wahrscheinlich. — Der Fall ging in Heilung aus. Neurath. 

Ansalone, Giov. Battista: Contributo alla terapia antitetanica nei bambini. 
(Beitrag zur Tetanustherapie bei Kindern.) (Istit. di clin. pediatr., univ., Palermo.) 
Pediatria Jg. 28, H. 11, S. 507—525. 1920. 

Die Erfahrungen der Literatur zeigen Erfolge sowohl bei Anwendung des Tetanus- 
serums, besonders bei einer Inkubationszeit von 10—15 Tagen, als bei Verwendung medika- 
mentöser Mittel, unter denen in letzter Zeit besonders Magnesiumsulfat die Aufmerksam- 


— 442 — 


keit auf sich gezogen hat. An der Kinderklinik zu Palermo standen in den letzten 
10 Jahren 10 Kinder mit Tetanus in Behandlung, von denen 4 einer gemischten Be- 
handlung unterzogen wurden; und zwar wurde einerseits intraspinal Antitetanusserum 
injiziert, andererseits eine 25 proz. Magnesiumsulfatlösung intraspinal und 2—3 proz. 
Phenylsäurelösung, progressiv ansteigend, intravenös oder intramuskulär appliziert. 
Von diesen Fällen gingen 3 in Heilung über, einer starb. Die Wirkungsarten der drei 
Komponenten lassen sich folgendermaßen erklären: Da das Serum auf das in Nerven- 
zellen bereits fixierte Toxin nicht wirken kann, kommt nur seine neutralisierende Wir- 
kung auf das noch freie und vom Infektionsherd allmählich produzierte Toxin in Betracht 
Die Phenylsäure hemmt oder vermindert das Reflexvermögen des Rückenmarks, 
sie wirkt antitoxisch, vermehrt die Diurese und Diaphorese. Das Magnesiumsulfat 
hat in großen Dosen eine paralysierende Wirkung auf die Nervenzentren, besonders auf 
die Innervation der Atmungsmuskulatur; in kleinen Dosen wirkt es lediglich sedativ und 
setzt Reizbarkeit und Muskelhypertonie herab. Neurath (Wien). 

Korbsch, Roger und Arthur Gross: Über chronische Bacillenruhr und ihre 
erfolgreiche spezifische Behandlung. (Allerheiligen-Hosp., Breslau.) Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 27, S. 735—736. 1920. 

Schmidt und Kaufmann (M. m. W. Jg. 1917, Nr. 23) unterscheiden bei der 
chronischen Ruhr 3 Formen : 1. die chronisch-ulceröse Form mit zahlreichen geschwürigen 
Prozessen im Dickdarm; 2. die dyspeptische Form ohne Ulcerationen und 3. die seltene 
perikolitisch-spastische Form. Bei einer Reihe von Erkrankungen der 1. Gruppe 
konnte teils durch kulturellen Nachweis der Erreger (der jedenfalls auch bei den chro- 
nischen Formen versucht werden muß), teils serologisch der ätiologische Zusammen- 
hang geklärt werden. Neben flachen, wurden mitunter auch tiefe wie ausgestanzt 
aussehende Geschwüre gefunden. Zur Behandlung wurde neben Darmspülungen und 
Dermatolgaben intravenös Vaccine angewendet, teils Autovaccine, teils polyvalente 
Ruhrbacillenvaceine, beginnend mit 5 Millionen Keimen und jeden 4.5. Tag um 
die gleiche Anzahl steigend. Die Erfolge sind sehr befriedigend, in 2—3 Monaten ist 
völlige Heilung zu erzielen; subcutane Anwendung führt nicht zum Ziel. Bei dem Hei- 
lungsvorgang spielt neben der immunisierenden Wirkung der intravenösen Vaccine- 
infektion eine spezifische Wirkung des Toxins eine Rolle, die in maßvollen Grenzen zu 
einer stärkeren entzündlichen Rötung, und Durchtränkung der Mucosa führt und 
damit den Heilungsprozeß anregt. Langer (Charlottenburg). 

Hilgers, W. E.: Über die "Rasse E (Milchzuckerrasse) der Pseudodysenterie. 
(Hyg. Inst., Univ. Leipzig.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. u. exp. Therap., Orig., 
Bd. 30, H. 1, S. 77—94. 1920. 

Vorzugsweise bei Kinderruhr wird eine Rasse E gefunden, deren kulturelle Be- 
sonderheiten in der Kolonieform (flach, faserig, leicht getrübt, unscharfer Rand) 
und im Wachstum in Bacillen (flockiger, starker Bodensatz, überstehende Flüssig- 
keit) klar zum Ausdruck kommen. Die meisten Stämme dieser Rasse sind ungiftig, 
doch werden Ausnahmen beobachtet. Mit Standardseren ist die sichere Identifizierung 
möglich. Die Rasse E zeichnet sich durch hohes Gärvermögen für die verschiedenen 
Zuckerarten, vor allem für Milchzucker aus. Der Name ‚„Milchzuckerrasse‘“‘ ist daher 
gerechtfertigt. Im Gegensatz zu allen anderen Rassen bringen die E-Stämme Milch 
in 7—14 Tagen zur Gerinnung. Da die Stämme sämtlich von Säuglingen und kleinen 
Kindern herrühren, also aus Därmen, in denen reichlich Milchzucker vorhanden ist, 
so könnte es sich hier um das Resultat einer Anpassung handeln. Langer. 

Oeller, H.: Über die klinisch-biologische Bewertung atypischer Zustands- und 
Fieberbilder bei Infektionskrankheiten. (Med. Univ.-Klin., Leipzig.) Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 21, S. 562—566. 1920. | 

Im vorliegenden Abschnitt spricht Verf. von der Bedeutung des individuellen 
Resistenzgrades für den Krankheitsausfall. Erexemplifiziert besonders auf den T y phus 
abdominalis, dessen klinisches Bild ein außerordentlich verschiedenes sein kann 


— 413 — 


und zum Teil direkt vom Lebensalter abhängt. Es ist bekannt, wie leicht gewöhn- 
lich der Typhus der Säuglinge und jungen Kinder verläuft, wie verschieden diese Bilder 
oft sind von denen, die die mit dem gleichen Erreger infizierten erwachsenen Familien- 
mitglieder darbieten können. Zu den lehrreichsten atypischen Verlaufsformen ge- 
hören die Typhuserkrankungen bei Schutzgeimpften, die denen bei jungen Kindern 
oft sehr ähnlich sind. Er kann bei ihnen in einer periodisch undulierenden und periodisch 
paroxysmalen Form verlaufen, mitunter ganz unter dem Bild des Fünftagfiebers. 
Muskel-, Knochen- und Gelenkschmerzen bestehen häufig; das subjektiv oft schwere 
Krankheitsgefühl steht im Kontrast zu den leichten, mitunter negativen Symptomen. 
Milzschwellung ist oft vorhanden, Roseolen, Meteorismus fehlen in der Regel ebenso 
wie die Leukopenie und die Diazoreaktion. Puls meist kräftig und rasch. Im Stuhl 
nur ausnahmsweise Bacillen nachweisbar. Während in den klassischen Fällen in über 
90% Typhusbacillen aus dem Blut gezüchtet werden können, findet man sie nur in 
8—10%. Daß man sie aber findet, beweist, daß trotz des atypischen klinischen Bildes 
echte Typhusinfektionen vorliegen. Es gibt sogar afebril verlaufende Fälle. Den 
schweren ‚Insuffizienzformen‘‘ der Erwachsenen stellt Verf. die Verläufe bei Schutz- 
geimpften und kleinen Kindern als ‚Suffizienzformen‘“ gegenüber. Die Suffizienz- 
formen stellen ein unspezifisches Krankheitsbild dar, das in genau gleicher Ausprägung 
auch durch andere Krankheitserreger ausgelöst werden kann. So gibt es bei der Grippe 
ganz analoge Krankheitsverläufe, die neuralgisch-rheumatischen und die gastro- 
enteritischen mit gutartigem kurzem Verlauf, denen wieder als schwerere oder In- 
suffizienzformen die typhösen und cerebralen Formen gegenüberstehen. Ahn- 
liches gilt auch für Streptokokkenallgemeininfektionen; auch hier gibt es 
atypische, kurze gutartige, „influenzaartige‘‘ Zustandsbilder, wofür eine Be- 
obachtung beigebracht wird. Der Grundton bei diesen Atypien ist stets der 
gleiche: toxische Reizerscheinungen der verschiedensten Organe und Systeme bei 
realtiver und absoluter Erschwerung des bakteriologischen Beweises. Bei den 
typischen Verläufen weist das Zustandsbild im Sinne einer Hemmung auf die 
Wirkung relativ spezifisch gebauter Bakterienleibesgifte hin; bei ihnen erscheint aber 
auch im Zusammenhang mit der Minderwertigkeit des menschlichen Abwehrapparates 
die Allgemeininfektion und die metastatische bakterielle Organinfektion für den kli- 
nischen Nachweis wesentlich erleichtert. Die absolute Bakterienvirulenz spielt wohl 
eine geringere Rolle als man meist glaubt. Für den Endeffekt einer Infektion ausschlag- 
gebend ist die individuell verschiedene Fähigkeit, die Wachstumsenergie der Krank- 
heitskeime in den Organen zu beschränken, die Keime selbst in den Organen und in 
der Blutbahn abzutöten und die bei ihrem Zerfall entstehenden Leibesgifte in un- 
spezifische, ungiftige Komponenten überzuführen. Ibrahim (Jena). 

Hilgermann: Die Bedeutung des Spätwidal zur Feststellung von Typhus- 
baeillenträgern. (Staatl. Inst. f. Hyg. u. Infektionskrankh., Saarbrücken.) Med. Klinik 
Jg. 16, Nr. 28, 729—733. 1920. 

In Erweiterung seiner früheren Mitteilungen (D. m. W. 1917, Nr. 49) hält Verf. 
daran fest, daß eine positive Widalreaktion bei sonst gesunden (nichtgeimpften) 
Personen darauf hindeutet, daß in ihrem Körper ein Typhus-Bacillenherd vorhanden 
ist. „Bacillenträger ohne positiven Widal gibt es nicht.“ C. Hegler (Hamburg).“, 

Macfie, J. W.S. and M. W. Fraser: I. Oral administration of quinine or quinine 
and arsenic for short periods to young native children infected with malignant 
tertian malaria. (Kurzdauernde Verabreichung von Chinin oder Chinin und Arsen an 
junge eingeborene Kinder mit bösartiger Malaria tertiana.) Ann. of trop. med. a. 
parasitol. Bd. 14, Nr. 1, S. 83—91. 1920. 

Die Untersuchungen wurden in Accra an der Goldküste ausgeführt. Die Kinder 
erhielten mehrere Tage nacheinander (2—9 Tage) je 0,6 Chinin. hydrochloric. oder 
0,6—1,2 Chinin. sulfuric. Von den 16 Fällen wurde nur ein einziger frei von Plasmodien 
(d. h. bei einer Beobachtung über 60 Tage). In 7 Fällen wurde auch nicht vorübergehend 


— 44 — 


ein Verschwinden der Parasiten erzielt, obschon das Fieber zum Teil ausblieb. Es zeigt 
sich, daß bei diesen eingeborenen Kindern wochenlang keine Fieberattacke aufzutreten 
braucht und daß gleichwohl das Blut von Malariaerregern wimmeln kann. Ibrahim. 

Mactie, J. W. S.: III. Oral administration of quinine sulphate grains 10 daily 
for two consecutive days only to native school-boys infected with malignant terlian 
malaria. (Interne Verabreichung von 0,6 Chininsulfat täglich an zwei aufeinander- 
folgenden Tagen an eingeborene Schulknaben mit maligner Malaria tertiana.) Ann. 
of trop. med. a. parasitol. Bd. 14, Nr. 1, S. 95—109. 1920. 
| Untersuchungen in Accra an der Goldküste. 62 Schulknaben von 5—18 Jahren 
wurden beobachtet. In allen Fällen verschwanden die Plasmodien zunächst aus dem 
Blut, um bei der Mehrzahl wieder zu erscheinen. Fieberhafte Rückfälle zeigte allerdings 
nur ein Patient. Die Resultate waren günstiger als bei jungen eingeborenen Kindern 
oder bei erwachsenen Europäern in Liverpool, dagegen schlechter als bei erwachsenen 
Eingeborenen. Die Unterschiede können zum Teil in erworbener Resistenz und dgl. 
bei den Eingeborenen begründet sein, vielleicht aber auch in klimatischen Verhältnissen. 
In Liverpool wurden im Sommer und Herbst speziell an sehr heißen Tagen viel bessere 
Kurerfolge erzielt als im Winter und Frühjahr. Ibrahim (Jena). 

Ravaut, P.: Deux cas de bouton d’Orient contractes en Espagne et en France. 
(Premier cas de contagion en France.) (Zwei Fälle von Orientbeule in Spanien 
und in Frankreich erworben. Der erste in Frankreich entstandene Fall.) Bull. de 
la soc. de pathol. exot. Jg. 13, Nr. 4, S. 235—238. 1920. 

Der 1. Fall betrifft einen im Sommer 1912 in der spanischen Provinz Tarragona umher- 
reisenden Ingenieur. Der 2. Fall betrifft ein 12jähriges Mädchen, das Frankreich niemals 
verließ und vom Kriegsanfang bis in den Februar 1919 sich in den östlichen Pyrenäen in der 
Nachbarschaft zahlreicher Kabylen, Anamniten und Kolonialarbeiter aufhielt. Während der 
ganzen Zeit, Sommer wie Winter, wurde sie von zahlreichen Insekten gestochen. Die Mücken- 
stiche verheilten schnell. Ende 1918 erschien auf dem Gesicht ein Impetigoausbruch, dessen 
Spuren als kleine, leicht pigmentierte Flecke im Oktober 1919 noch erkennbar sind. Alles 
war vernarbt, bis auf eine Stelle am linken Nasenflügel und eine andere unterm rechten Auge. 
Beide bestanden seit Jahresfrist. Die an der Nase stellte ein linsengroßes, kupferrotes, etwas 
erhabenes Knötchen mit einer dünnen Kruste auf seiner Mitte dar. Unter dieser liegt eine 
leichte Vertiefung, die etwas Feuchtigkeit hervortreten und kupferfarbenes Gewebe mit un- 
regelmäßiger, fast papillomatöser, warzenartiger Oberfläche sichtbar werden läßt. In der 
Umgebung das Gewebe blutreicher, der Rand des Nasenflügels verdickt und gerötet; von ihm 
aus zieht ein feiner Lymphgefäßstrang zur Nasenwurzel. — Die andere Stelle unter dem 
Auge ist von ähnlichem Aussehen, aber regelmäßiger umgrenzt, weniger warzenartig und ohne 
Bekrustung. Sie macht den Eindruck eines kleinen Furunkels. — Nach verschiedenartiger 
erfolgloser Behandlung wird etwas von dem weichen, gerstenzuckerfarbenen, ohne weiteres 
an das des ersten Falles erinnerndes Gewebe abgekratzt und zu Ausstrichpräparaten verwendet, 
die nach Laveranfärbung die Leishmania intra- wie extracellular in großer Menge erkennen 
lassen. — Besserung nach 6 Einspritzungen von Novarsenobenzol. 

Beide Fälle beweisen, daß die Orientbeule auch im südlichen Europa entstehen 
kann, und ihr ganz vereinzeltes Vorkommen nicht wahrscheinlich ist. Besonderes Augen- 
merk verdienen die sog. exotischen Krankheiten, da anzunehmen ist, daß sie auch im 
europäischen Klima sich entwickeln, wenn die Träger ihrer Keime und die für sie not- 
wendigen Zwischenwirte sich finden. — Wahrscheinlich entwickeln sich unter den 
klimatischen Verhältnissen Europas die durch sie bedingten Veränderungen weniger 
deutlich und charakteristisch. — Über das Wesen der letzteren kann allein die mikro- 
skopische Untersuchung Gewißheit geben. Risel (Halle a. S.). 


Tuberkulose. 


Lange, Bruno: Über einige den Tuberkelbacillen verwandte säurefeste Sapro- 
phyten. (Hyg. Inst., Univ. Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 28, S. 763 
bis 764. 1920. 

Die auf Blasinstrumenten vorkommenden säurefesten Trompetenbacillen (Tp.) sind weit- 
verbreitete Saprophyten und zeigen weitgehende Ähnlichkeiten mit den sog. Kaltblüter- 
tuberkelbacillen (Schildkrötentbb., Blindschleichentbb.). Keiner dieser Stämme ist pathogen, 
bei Verimpfung sehr großer Dosen kann es zu Absceßbildung kommen. Eine Vermehrung im 


za 5; = 


Warmblüterorganismus konnte nicht nachgewiesen werden, wohl aber blieben sie monatelang 
lebensfähig. Auch mit Tp. ließ sich im Immunisierungsversuch eine gewisse geringe Schutz- 
wirkung gegenüber der Infektion mit einer schwach virulenten Tuberkelbacillenkultur nach- 
weisen, die mindestens der durch Schildkrötenbacillen erzielten entsprach. Die Artgleichheit 
der verschiedenen säurefesten Saprophyten kann als bewiesen angenommen werden; demzufolge 
können kaum qualitative Unterschiede in der Schutz- und Heilwirkung erwartet werden; 
die Hervorhebung eines bestimmten Stammes erscheint nicht gerechtfertigt. Langer. 

Konrich: Eine neue Färbung für Tuberkelbaeillen. (AHyg.-bakteriol. Laborat., 
Kaiser Wilhelms- Akad. f. ärztl.-soz. Versorgungsw., Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jz. 46, Nr. 27, S. 741. 1920. 

In der Absicht, den wertvollen Alkohol zu vermeiden, wird zur Entfärbung der 
Tuberkelbacillen Natriumsulfit empfohlen, das Fuchsin durch Reduktion in ungefärbte 
Leukoverbindungen übergeführt, Gegenfärbung des besseren Kontrastes wegen mit 


Malachitgrün: 

Färben !/,—2 Min. mit heißem Carbolfuchsin. Kräftig abspülen mit Wasser. Entfärben 
mit 10 proz. Natriumsulfitlösung bis zur völligen Entfärbung. Abspülen mit Wasser. Nach- 
färben 1/,—!/, Min. mit wässeriger Malachitgrünlösung (gesättigt, 50 + 100 Wasser). — 
10 proz. Natriumsulfitlösung ist nur 8 Tage haltbar. Vorzüge: angenehmeres Arbeiten und 
größere Billigkeit. E. Altstaedi (Lübeck)M. 


Schaeffer, Fritz: Hat sich die Infektionsgefahr durch den Typus bovinus des 
Tuberkelbacillus während des Krieges vergrößert? (Bakt. Abt., Hyg. Inst., Unw. 
Berlin.) Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 32, H. 4, S. 193—206. 1920. 

Die autoptischen und klinischen Beobachtungen beim Menschen liefern keinen 
Anhaltspunkt für die Annahme, daß eine allgemeine Zunahme der Bovinusinfektion 
während des Krieges stattgefunden hat. Die Schlüsse von Hart und Rabinowitsch 
stützen sich auf ein zu kleines Material, um verallgemeinert werden zu dürfen. Nach 
den Ergebnissen der Fleischbeschau ist die Anzahl der tuberkulösen Rinder von 1914 
an ständig gesunken! Der Grund liegt in der vermehrten Schlachtung, die zunächst 
zur Abschlachtung der unwirtschaftlichen, das sind tuberkulösen Tiere und damit 
zu einer fortschreitenden Reinigung der Viehbestände führte. Auch die Reichsvieh- 
seuchenstatistik gibt keinen Anhalt für eine Steigerung der Rindertuberkulose während 
des Krieges. Eine Umfrage bei den beamteten Tierärzten ergab, daß die überwiegende 
Mehrheit ebenfalls keine Zunahme beobachtet hat. Eine gewisse Erhöhung der In- 
fektionsgefahr mag durch Lockerung in der Durchführung milchhygienischer Maß- 
regeln während des Krieges eingetreten sein (Vernachlässigung des Abkochens aus 
Brennstoffmangel, Lockerung der Anzeigepflicht). Eine gesetzliche Erhitzungspflicht 
für Milch aus Sammelmolkereien ist anzustreben. Langer (Charlottenburg). 


Svare, Z.: Tuberkulose der Säuglinge. (Enquête über d. Tuberkulose.) 
Liječnički vijesnik Jg. 42, Nr. 3/4, S. 117—118. 1920. (Kroatisch.) 

Die Prophylaxe der Tuberkulose kann nur dann Erfolg haben, wenn sie im 
Kindesalter beginnt. Bisher wurden nur systemlose und dilettantische Versuche 
unternommen, die Säuglingstuberkulose zu bekämpfen, die eine häufige Erkrankung 
mit infauster Prognose ist. Nach Isolierung von den an offener Tuberkulose erkrankten 
Hausgenossen sind die schwachen Kinder in einem Asyl unterzubringen, das auch 
unterstandslose Mütter mit ihren Kindern aufnehmen sollte — nach Art der Findel- 
häuser in Böhmen (Ref.) — bis das Kind einer Pflegefrau übergeben werden könnte. 
Die Ammenvermittlung und Untersuchung soll obligatorisch einer öffentlichen An- 
stalt übertragen werden. Die Regierung hat ein Gesetz betreffend den Verkehr mit 
Milch zu erlassen, ebenso die Kommunen in ihrem Wirkungskreise Regulative. 

Diskussion: Dr. Crlenjak verlangt die Untersuchung der Arbeiter in Lebensmittel- 
betrieben vor Eintritt in diese Betriebe. Dr. Stampar verlangt die Untersuchung aller Arbeiter 
vor jeder Berufswahl. Steinert (Prag). 

Hilgers und Gentzen: Die tuberkulöse Durchseuchung im Kindesalter, beur- 
teilt nach Tuberkulinimpfungen in einer Mädchen-Mittelsehule. (Hyg. Inst., Univ. 
Königsberg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 28, 8. 767. 1920. 

Die bisherigen Statistiken über die Durchseuchung mit Tuberkulose kranken teils 


— 446 — 


daran, daß sie nur mit der Pirquetschen Probe, die nicht scharf genug ist, ausgeführt 
sind, teils daran, daß das Menschenmaterial aus sozial abgegrenzten Bevölkerungs- 
schichten stammt. Die Verff. haben die dem bürgerlichen Durchschnitt entsprechende 
Schicht der Schülerinnen einer Mädchen-Mittelschule für ihre Untersuchung heran- 
gezogen. Sie wandten zunächst die Cutanmethode nach Pirquet an und impften bei 
negativem Ausfall nach etwa 7 Tagen 0,1 mg Tuberkulin subcutan ein. Resultat: 
Geimpfte Kinder 100. Positive Reaktion nur nach Pirquet 65%, positiv auf nach- 
folgende Stichreaktion 15%, = 80%, überhaupt, positive Reaktionen. — Es wäre 
wünschenswert, dieses Resultat bei Landschulkindern nachzuprüfen. Effler (Danzig). 


Garrahan, Juan P.: Diagnostischer Wert des Hochsingerschen Symptoms. 
Die Wildbolzsche Methode für die Diagnose der aktiven Tuberkulose. Semana med. 
Jg. 27, Nr. 19, S. 612—616. 1920. (Spanisch.) 

Verf. stellte bei 33 Säuglingen, welche die Hochsingersche Schwellung der 
Achseldrüsen (Deutsche med. Woch. 1907) aufwiesen, die Tuberkulinprobe an und erhielt 
nur 11 positive Resultate; das Symptom kann demnach keinen besonderen Wert für 
die Diagnose der Säuglingstuberkulose haben. Nur wenn es einseitig (besonders rechts) 
auftritt und man Lues hereditaria und exsudative Diathese ausschließen kann, verdient 
es Beachtung und fordert zur Anstellung der Tuberkulinprobe auf. — Eine Nachprüfung 
der Wildbolzschen intradermalen Urininjektion zum Nachweis einer aktiven Tuber- 
kulose (Corr.-Blatt f. Schweizer Ärzte, 31. V. 1919) ergab unter 9 Fällen sicherer aktiver 
Tuberkulose (alle auf Tuberkulin 0,0001, einige auf 0,00 001 reagierend) nur einmal 
eine schwach positive Probe; bei einigen entstand eine kleine Pustel mit oder ohne 
Bläschen; einige Bläschen verursachten kleine Ulcerationen; bei anderen kam über- 
haupt keine Reaktion zustande. Bei gesunden oder an anderen Krankheiten leidenden 
Kindern mit oder ohne positive Tuberkulinreaktion war der Erfolg der Injektion 
genau der gleiche. M. Kaufmann (Mannheim). 


Kisch, Eugen: Die Lichtbehandlung der Knochen- und Gelenktuberkulose. 
Zeitschr. f. ärztl. Fortbild. Jg. 17, Nr. 11, S. 309—313. 1920. 

Die in Köln (Bardenheuer) und Hohenlychen (Kisch) erzielten Erfolge beweisen, 
daß auch die Ebene durchaus mit dem Hochgebirge in Wettbewerb treten kann, sofern 
man sich der nötigen unterstützenden Maßnahmen bedient, also in der Hauptsache 
für Ersatz der natürlichen Sonne in den dunkeln Wintermonaten durch künstliche 
Sonne Sorge trägt. Einen solchen Ersatz können die ultravioletten Strahlen der Bach- 
schen Höhensonne allein nicht liefern, sondern vor allem ist durch eine entsprechende 
Apparatur die hohe Strahlungstemperatur der Sonne von 68°—70° zu erzielen. 

Daneben soll man die Biersche Stauung anwenden, dreimal täglich 4 Stunden mit je einer 
Stunde Pause, vor jedesmaligem Umlegen der Binde Jodnatrium (Tagesdosis für Erwachsene 
3,0, für Kinder zwischen 14—10 Jahren 1,0 und für Kinder unter 10 Jahren 0,5). Gleichzeitige 
Bestrahlung und Stauung beseitigen die Schmerzen, rufen vermehrte Eiterabsonderung als 
günstige Reaktion hervor und lassen bis dahin verborgene Herde zur Einschmelzung gelangen. 
Besonders beachtenswert ist, daß Sequester nicht zur Abstoßung, sondern zur Resorption 
gelangen. Die Dosierung der Bestrahlung ist den Rollierschen Vorschriften entsprechend sehr 
vorsichtig zu beginnen und stets zu individualisieren. Man kann die Bestrahlung bis 7—8 Stun- 
den täglich, über viele Monate ausdehnen. Die Verkürzung der Behandlungsdauer durch radi- 
kale Operation ist nur eine scheinbare, da die Tuberkulose wohl kaum je ein einzelnes Glied 
befällt, sondern immer eine Allgemeinerkrankung ist und als solche auch über die Operations- 
zeit hinaus allgemein behandelt werden muß. Neben Bestrahlung und Stauung ist Tuberkulin 
in Anwendung zu bringen. E. Altstaedt (Lübeck).M 

Görres: Über unsere Erfolge mit der Albeeschen Operation in 60 Fällen von 
Wirbelsäulentuberkulose. (Vulpiussche orthop.-chirurg. Klin., Heidelberg.) Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 31, S. 896—898. 1920. 

Die Knochenspaneinpflanzung ist ein technisch unkomplizierter, fast ungefähr- 
licher Eingriff, der, ohne für später Störungen zu hinterlassen, dem Kranken zahlreiche 
Vorteile bietet. Die Operation ist fast in allen Fällen indiziert. Sie bringt rasch und fast 
ausnahmslos ein gutes Frühresultat, welches in einem sehr hohen Prozentsatz zur 


— 447 — 


dauernden Heilung wird. Bei normaler Rückgratschweifung verhindert sie die Buckel- 
bildung, bei vorhandenem Gibbus die Zunahme desselben. Dabei erleidet das Bewegungs- 
vermögen des Rumpfes keine wesentliche Einbuße. Puizig. 


Brandenstein: Über die Behandlung der chirurgischen Tuberkulose mit Ktb.- 
Vaccine. Münch. med. Wochenschr. Jg, 67, Nr. 27, 8. 786. 1920. 

Kurze Empfehlung der Behandlung mit Schildkrötentuberkelbacillenvacecine. 

Langer (Charlottenburg). 

Friedmann, Friedrich Franz: Die Friedmannsche Therapie und Prophylaxe 
der menschlichen und tierischen Tuberkulose. (Garn.-Laz. I, Berlin.) Berl. klin. 
Wochenschr. Jg. 57, Nr. 30, S. 701—706. 1920. 

Vortrag, gehalten auf Einladung des Zentralkomitees für das ärztliche Fort- 
bildungswesen. — Geschichtliche Entwicklung mit Literaturangaben. — Anwendungs- 
form: Nach der Friedmannschen Injektion hat jede andere Behandlung zu unter- 
bleiben, sowie jede Maßnahme, die eine Veränderung der allgemeinen Komplikation 
herbeiführen kann, wie Schutzpockenimpfung, Arsenkuren, Höhensonne. — Schilderung 
der Heilwirkung. — Indikationen: Geeignet sind alle frischen tuberkulösen Erkran- 
kungen irgendwelcher Organe; nicht geeignet sind diejenigen Formen, die wegen ihrer 
anatomischen Beschaffenheit schwer angreifbar sind, wie ältere geschlossene Knochen- 
und Gelenktuberkulosen mit zentraler Einschmelzung, Spondylitiden mit geschlos- 
senen Senkungsabscessen, narbige Drüsentuberkulose, ferner die schwereren Formen 
mit fortgeschrittener Zerstörung von Organismus, Miliartuberkulose. — Die souveräne 
Applikationsmethode ist die subcutane bzw. intramuskuläre Anwendung; auch die 
cutane Applikationsform in die scarifizierte Haut ist wirksam. Diese Form wird die 
Ausführung der Schutzimpfung bei Säuglingen erleichtern. — 75 Krankendemon- 
strationen. Langer (Charlottenburg). 


Klopstock, Felix: Die Behandlung der Tuberkulose mit lebender, avirulenter 
Vaceine in steigender Dosis. (Univ.-Polsklin. f. Lungenkr., Berlin.) Dtsch. med. 
Wochenschr. Jg. 46, Nr. 28, S. 764—765. 1920. 

Die einmalige Behandlung mit relativ hoher Dosis hat Nachteile: übermäßige 
Reaktion an der Impfstelle (Depotreaktion), allgemeine Antigenüberlastung (All- 
gemeinreaktion). Demgegenüber kann eine Behandlung mit steigenden Dosen dem 
Reaktionszustand des Individuums angepaßt werden. 10 mg feuchte Bakterienmasse 
(Schildkrötentuberkelbacillenvaccine ‚„Chelonin‘‘) werden mit physiologischer Koch- 
salzlösung zu einer Emulsion verrieben und verdünnt. Anfangsdosis 0,00001 mg; 
Steigerung um die Hälfte der Dosis bei 48stündigem Intervall oder unter Verdoppe- 
lung der Dosis bei 5tägigem Intervall. Enddosis 0,1—1 mg Bakterienmasse. — Ver- 
suche an 25 Patienten mit Lungentuberkulose verschiedener Stadien bei poliklinischer 
Behandlung. Erfolge besser als bei Impfung nach Friedmann; ob sie der üblichen 
Tuberkulinbehandlung überlegen ist, kann noch nicht entschieden werden. Langer. 

Much, Hans: Zur Lösung des Tuberkulinrätsels. (Zugleich der Schlußstein der 
Partigenbehandlung.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 31, S. 845—846. 1920. 

Im Gegensatz zu früher sieht jetzt Much in dem wasserlöslichen Partigen (L) 
einen wesentlichen Bestandteil der Tuberkulose-Immunitätsanalyse. Der Immun- 
körperüberempfindlichkeit die durch Behandlung mit den wasserunlöslichen Parti- 
genen gehoben werden soll, steht die Giftüberempfindlichkeit gegenüber, deren gleich- 
zeitige Herabsetzung ein Ziel der Therapie ist. Ihre Stärke wird mit Partigen L ge- 
messen, ihre Herabsetzung erreicht man mit L-Behandlung bei Ausschaltung der 
übrigen Partigene; ist sie erloschen, so führt die Fortsetzung der Behandlung mit 
R-Antigenen zu weiterer Steigerung der Immunität. Phlyktänuläre Augenentzün- 
dungen werden auf diese Weise mit gutem Erfolg behandelt. Sie zeigen starke Gift- 
überempfindlichkeit gegen L; nimmt man diese durch Behandlung, so heilt die Er- 
krankung. Langer (Charlottenburg). 


— 448 — 


Grossmann, Felix: Beiträge zur Behandlung der Tuberkulose mit Linimentum 
Tubereculini compositum Petruschky. Med. Klin. Jg. 16, Nr. 20, S. 521—525. 1920. 

Verf. empfiehlt auf Grund seiner Erfahrungen die Anwendung des Tuberkulin- 
liniments nach Petruschky aufs eindringlichste. Er führt einige Krankengeschichten 
zum Beweise der Brauchbarkeit dieser Methode an. 

Bei 2 Fällen von Halslymphdrüsentuberkulose konnte er auf Einreibung einer Lösung 
von Tuberkulin je nach der Konzentration derselben verschieden starke Lokalreaktionen be- 
obachten. Bei 2 weiteren Fällen von Halslymphdrüsentuberkulose erzielte er 
rasch einen Rückgang der Drüsentumoren. 

Besonders geeignet erschien ihm die Inunktionskur bei Hilustuberkulose 
Jugendlicher und konnte das rasche Aufblühen der bis dahin meist sehr elenden 
ewig kränkelnden Kinder schon in den ersten Wochen der Inunktion beobachten. 
Er hält die Fieberreaktion durchaus für keine Conditio sine qua non für eine erfolgreiche 
Linimentbehandlung. Doch glaubt er nicht bei den kleinsten anaphylaktisierenden Dosen 
stehen bleiben zu sollen, sondern mehr oder weniger rasch zu hohen Dosen zu gelangen, 
um einen gewissen Grad, wenn auch nicht vollständige Anergie zu erreichen. Nur bei 
einem einzigen Falle ist ihm die Erzielung einer Anergie gelungen. Die günstige Wirkung 
der Tuberkulineinreibungen sieht der Verf. darin, daß die Haut imstande ist, die 
Tuberkelbacillen aufzulösen, während das subcutane Bindegewebe diese Fähigkeit 
nicht besitzt. Das in der Haut bereits abgebaute Antigen entfaltet dann auf dem 
tuberkulösen Herd seine volle Wirkung, während bei der Injektionsmethode das noch 
unabgebaute Tuberkulin den tuberkulösen Herd erreicht und erst in diesem abgebaut 
wird. Er empfiehlt auch die Tuberkulininjektion zur Prophylaxe bei noch inaktiver, 
Tuberkulose und zur Familiensanierung. H. Koch (Wien). 

Lewin, R.: Über Milchbehandlung, insbesondere bei Tuberkulose. (Kreis- 
krankenh., Berlin- Reinickendorf.) Therap. d. Gegenw. Jg. 61, H.4, S. 138—142. 1920. 

Nach R. Schmidt und O. Kraus (M. Kl. 1919, Nr. 21) decken sich Herd-, Stich- 
und Allgemeinreaktionen nach parenteraler Milchzufuhr vielfach vollkommen mit den 
Wirkungen von Alttuberkulininjektionen; sie entsprechen ihnen therapeutisch soweit, 
daß die Verff. den Satz formulieren: „Was die Tuberkulintherapie leistet, scheint die 
Milchtherapie auch zu leisten.“ — Die Nachprüfung erstreckt sich auf 55 Fälle, unter 
ihnen 25 Fälle von Tuberkulose und Tuberkuloseverdacht. Bei 30 Fällen von nicht tuber- 
kulösen Erkrankungen bildete das Auftreten von Fieber die Regel. Es besteht also ein be- 
trächtlicher Unterschied zwischen Milch- und Tuberkulinwirkungen in bezug auf den 
pyrogenetischen Effekt ; ebensowenig besteht der von Sch mid t behauptete Parallelismus 
in bezug auf die Allgemeinreaktionen. Die Auslösung von Herdreaktionen durch Milch- 
injektion ist wenig zuverlässig; die Lokalreaktionen haben nicht die geringste Ähnlich- 
keit mit spezifischen Tuberkulinreaktionen. Das therapeutische Resultat der Milch- 
injektionen ergab nicht den geringsten Nutzen; es wurden sogar Schädigungen beobach- 
tet. Ein Ersatz der zweifellos spezifischen Tuberkulintherapie durch eine Milchtherapie 
kommt nicht in Frage. Langer (Charlottenburg). 


Syphilis. 


Horstmann, Joh.: Über drei Fälle von syphilitischer Spinalerkrankung bei 
kongenital - luetischen Kindern. (Allg. Krankenh., Hamburg-Eppendorf.) Dtsch. 
Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 66, H. 1/2, S. 90—105. 19%. 

Neben 29 Fällen bekannter, im Anschluß an angeborene Syphilis aufgetretener 
Erkrankungsformen kamen 3 Fälle von postsyphilitischer Paraplegia inferior, in einem 
Falle kombiniert mit ausgedehnten Sensibilitätsstörungen, zur Beobachtung. 

Im ersten Falle erkrankte ein 14 jähriges Mädchen nach kurzen Prodromalsymptomen und 
nach einem epileptischen Anfall an totaler Paraplegie der Beine, schlaffer Lähmung, mit Fehlen 
der Bauchdecken- und Patellarsehnenreflexe, Blasen- und Mastdarmlähmung und Neigung zu 
Decubitus, also mit Hinweis auf einen.spinalen Prozeß im Lendenmark, wobei allerdings eine 
gürtelförmige Sensibilitätsstörung in Schwertfortsatzhöhe und Bauchmuskellähmung auf eine 
Mitbeteiligung des Dorsalmarkes schließen ließ. Wassermann positiv. Auf antiluetische Be- 


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handlung schneller Rückgang der Symptome, zunächst Wiederkehr der Achillessehnenreflexe, 
Auftreten von Fußklonus, Schwinden der Sensibilitätestörungen. Diagnose: Spinale, kon- 
ee Erkrankung des Dorsalmarkes. — Im zweiten Falle erkrankte das Kind eines 
uetisch infiziert gewesenen Vaters im 2. Lebensjahre ohne erkennbare Ursache an schlaffer 
Lähmung beider Beine und angedeuteter Parese der Arme, diese besserte sich nach einem Jahre 
bis zur Heilung. Beine atrophisch in Beugecontractur, die Extensoren der Oberschenkel völlig 
elähmt, die Flexoren stark paretisch, ebenso die Beuger und Strecker der Unterschenkel. 
Femoralisgebiet fehlt die direkte und indirekte galvanische und faradische Erregbarkeit. 
Sensibilität intakt, Patellar-, Achilles- und Plantarreflexe fehlen, Babinski negativ. Wasser- 
mann positiv. Diagnose auf Restzustand einer im ersten Kindesalter aufgetretenen akuten 
spinalen Erkrankung (erinnernd an akute Poliomyelitis). — Im dritten Falle erkrankte ein 17 jäh- 
riger Jüngling vor zirka einem Jahre nach Überanstrengungen und Durchnässung an Kreuz- 
schmerzen, Schwäche in den Beinen, Harnverhaltung und Obstipation. Schlaffe Lähmung der 
Beine, Füße in Spitzfußstellung, Haut- und Sehnenreflexe der Beine erloschen, Bauchdecken, 
Blase und Mastdarm gelähmt, Fehlen der Bauchdeckenreflexe. Wassermann positiv. Besse- 
rung, endlich Heilung nach antiluetischer Kur. Diagnose: Meningomyelitis dorsolumbalis luetica. 


Im dritten Falle sicherte auch der Liquorbefund die spezifische Natur der Er- 
krankung, im 1. und 2. Falle war der Liquor negativ bezüglich der Syphilisreaktionen. 
Neurath (Wien).“, 
Baer, Arthur: Luetisches Leberfieber bei einer 25 jährigen auf kongenitaler 
Grundlage. Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 20, S. 572—573. 1920. 
Kasuistische Mitteilung. Bemerkenswert ist nach Verf. das Auftreten einer fieber- 
haften Leberlues auf hereditärer Grundlage nach solch später Zeit. Welde. 


Sehindler: Über die Wirkung des Silbersalvarsannatriums auf die Syphilis und 
die Serumreaktion. Med. Klinik Jg. 16, Nr. 25, S. 654—657. 1920. 

Durch das Silbersalvarsannatrium sind wir insofern vom Hg unabhängig geworden, 
als wir desselben nicht mehr unbedingt bedürfen, gleichviel, in welchem Stadium 
der Lues sich ein Kranker befindet. Die Kranken ziehen wiederholte Behandlungen 
nur mit intravenösen Injektionen der Kombinationskur mit Hg vor. Für den Arzt 
aber war bisher tatsächlich die Kombination mit Hg obligatorisch, während sie von 
jetzt ab nur fakultativ ist und der Arzt die freie Wahl hat, ob er überhaupt und in 
welchen Fällen das Hg noch anwenden will oder nicht. Welde. 


Krankheiten der Luftwege. 


Fein, Johann: Die Indikationen zur Abtragung der adenoiden Lager im Rachen. 
Med. Klinik Jg. 16, Nr. 29, S. 750—752. 1920. 

Wie man auch zur Frage über die Bedeutung der Tonsillen bei der Entstehung 
anginöser Erkrankungen stehen mag, ob man in ihnen die Eingangspforten der In- 
fektion, ob man in ihnen die sekundäre Lokalisation einer allgemeinen Erkrankung 
erblickt, in jedem Fall bringt die Abtragung der adenoiden Lager im Rachen eine Ver- 
kleinerung ihres Gesamtvolumens zustande und ist daher entschieden zu empfehlen. 
Nicht weniger ist dies aus lokalen Gründen der Fall, da die Schwere einer lokalen Er- 

der Masse des vorhandenen adenoiden Gewebes ceteris paribus proportional 
ist. Die Bedenken, daß dem Organismus durch die Abtragung von Mandelsubstanz 
irgend ein Schaden geschehen könne, bestehen sicher nicht zu Recht. Es genügt aber 
in weitaus den meisten Fällen die übliche Tonsillotomie. Die Totalexstirpation der 
Gaumenmandeln ist eine eingreifende, nicht gefahrlose Operation, die aus allgemeinen 
Gründen niemals notwendig ist. Nur aus operativ-technischen Gründen kann die 
Tonsillektomie bei verborgenen oder mit der Umgebung verwachsenen Mandeln, die 
mit den üblichen Methoden der Tonsillotomie nicht erreichbar sind, manchmal angezeigt 
sein. (Vgl. dies. Zentralbl. 9, S. 230 u. 325.) Lust (Heidelberg). 

Naegeli, Th.: Die Resultate der Thorax-Chirurgie an der Garröschen Klinik 
auf Grund des Materials von 1894—1919 (300 Fälle.) (Chirurg. Univ.-Klin., Bonn.) 
Bruns Beitr. z. klin. Chirurg. Bd. 119, H. 3, S. 518—553. 1920. 

Der Arbeit ist das Gesamtmaterial der Garr&schen Klinik aus Rostock (1894 bis 
1901), Königsberg (1901—1905) und Bonn (1907—1919) zugrunde gelegt. Weitaus 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 29 


— 450 — 


die Mehrzahl der Fälle entfällt auf die akuten Empyeme und Empyemfisteln 
(164). Bei diesen ist eine möglichst frühzeitige Entlastung das erste und wichtigste 
Erfordernis. Auch bei einem eitrigen Exsudat können wiederholte Punktionen zu 
einem endgültigen Resultate führen. In anderen Fällen kommt man mit der Drai: 
nage nach Bühlau aus. In der Mehrzahl der Fälle wird die Rippenresektion (örtl. 
Betäubung, Entfernung von 3—5 cm langen Stücken der 6., 7. und 8. Rippe) erforder- 
lich sein. Der Gefahr des offenen Pneumothorax wurde durch Anwendung des Sauer: 
bruchschen Verfahrens (Überdruckapparat v. Tiegel), durch den Perthesschen Saug: 
apparat oder durch luftdichten Abschluß der Wunde um das Drain (evtl. Ventildrain 
nach Tiegel) vorgebeugt. Von den 109 aufgenommenen Empyemen wurden primär 
geheilt 46 = 42,1%, mit Fisteln entlassen 38 = 34,8%, und gestorben 25 = 23,1%, 
Unter diesen befanden sich Kinder im Alter von 1—10 Jahren 42, von denen 
12 = 40%, geheilt, 18 = 45%, mit Fisteln entlassen wurden und 7 = 17% starben. 
Im ganzen sind 68 primär und 90 sekundär geheilt (10%), bei 14% ist der Ausgang 
fraglich. An ihrer Grundkrankheit starben trotz Operation 15 =11%. Pneumo- 
und Staphylokokkenempyeme waren im allgemeinen harmloser als Streptokokken- 
empyeme. Zur Beseitigung der Empyemfisteln wurden die Absaugmethode, die Dekor- 
tikation nach Delorme und die Thorakoplastik nach Schede benutzt. Stettiner. 


Gonzälez-Alvarez, Martin: Pleuritis lardacea. Pediatr. espan. Jg. 9, Nr. 93, 
S. 197—200. 1920. (Spanisch.) 

Verf. gibt die Krankengeschichte eines Kindes von 7 Jahren, das nach einer Grippe unter 
den Zeichen einer Pleuritis erkrankte und bei dem er alle Zeichen einer exsudativen Pleuritis 
fand. Nur war bei tiefer Inspiration vesiculäres Atmen hörbar, Reibegeräusche und Stimm- 
fremitus fehlten, und Verf. kommt auf Grund dieses Befundes zu dem Schluß, daß es sich 
um eine besondere Form der exsudativen Pleuritis handelt, um eine Pleuritis lardaces 
(von lardo = Speck), bei der das Fibrin vorherrscht und zusammen mit eingeschlossenen 
Leukoeyten und Endothelien ein dickes, weißliches gelbes Koagulat bildet, das die Pleura- 
höhle ausfüllt. Valentin. 

Apert et Pierre Vallery-Radot: Mort subite au eours d’üune ponetion pleurale 
exploratrice chez un enfant de quatre ans; myocardite. (Plötzlicher Tod während 
einer Probepunktion der Pleurahöhle bei einem 4jährigen Kind; Myokarditis. Bull. 
et m&m. de la soc. med. des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 22, S. 853—858. 1920. 

Bei einem 4jähr. Knaben mit beiderseitigem geringem Pleuraerguß trat nach Probe- 
. punktion, bei der sich das Kind sehr aufregte, plötzlich unter Kollaps und leichten Kon- 
vulsionen derTod ein. Üble Zufälle bei Pleurapunktionen sind im Kindesalter sehr selten. 
Bei Erwachsenen handelt es sich in diesen Fällen um sebr mächtige Exsudate, die zu rasch 
öder zu ausgiebig entleert wurden oder auch um Empyeme, welche entleert und mit nach- 
folgender Ausspülung behandelt wurden. Hier kommen all diese ätiologischen Momente 
nicht in Betracht. Die anatomische und histologische Untersuchung ergibt eine höchstwahr- 
scheinlich postdiphtherische Myokarditis (4 Wochen vorher soll „Angina“ bestanden haben). 
Nach Cordier zerfallen die üblen Anfälle bei Pleurapunktion in drei Gruppen: Hemiplegie, 
Konvulsionen (,„pleurale} Epilepsie‘) und Symkope. ««W| -zı Adolf F. Hecht (Wien). 

Carpenter, E. W.: Forty foreign bodies in the lungs, esophagus and intestines: 
(40 Fremdkörper in Lunge, Oesophagus und Eingeweiden.) South. med. journ: 
Bd. 13, Nr. 6, S. 451—457. 1920. 

Symptome der Fremdkörper: Husten, vom leichtesten bis zum schwersten 
Erstickungsanfall; physikalische Zeichen auf der Lunge: die erste Zeit feuchte Ge: 
räusche in der Nähe des Fremdkörpers, nach längerer Zeit feuchte Geräusche über 
der gesamten Lunge; Abwesenheit jedes Atmungsgeräusches, wenn der ganze Bron- 
chus verschlossen ist, bisweilen wirken die Fremdkörper wie eine Klappe, die Luft 
‚eintreten, aber nicht austreten läßt, so daß der Lungenabschnitt stark tympanitisch 
wird. Röntgenaufnahme ist unbedingt erforderlich. Vielfach muß die Bronchoskopie 
gemacht werden, ohne daß zuvor eine bestimmte Diagnose gestellt ist. Anästhesie: 
Im allgemeinen nur lokal mit 10proz. Cocain. Bei Säuglingen und selhir kleinen 
Kindern kann der Eingriff ohne jede Anästhesie gemacht werden; allgemeine Nar- 
kose nur, wenn Patient zu ungebärdig ist. Bei Dyspnöe darf niemals Narkose an- 


— 41 — 


gewandt werden. Postoperative Dyspnöe tritt ein infolge entzündlicher Vor- 
gänge naeh Verletzungen oder durch Druck eines zu weiten Rohres. Intubation ist 
besser als Tracheotomie. 

Drei Fälle endeten tödlich: 1. Ein 1!/, Jahraltes Kind, das ein Getreidekorn 2 Wochen 
vorher aspiriert hatte. Fremdkörper entfernt durch untere Bronchoekopie. Tod an eitriger 
Pneumonie. — 2. 3?/,jähriges Kind hatte Limabohne aspiriert, die beim Versuch, sie zu ent- 
fernen, infolge starker Erweichung auseinanderbrach. Sofortiger Erstickungsted. — 3. 1!/, Jahr 
altes Kind litt seit Wochen an krampfartigen Husteranfällen unbekannter Ursache Tracheale 
Schleimhäute stark gerchwollen. Tod durch Atemstilletand nach Einführung der Tube. Hempel. 


Herz- und Gefäßkrankheiten. 


Variot, G. et P. Lantuéjoul: Un cas de eyanose congénitale paroxyslique avec 
examen radiographique du eur. (Ein Fall von anfallsweise auftretender ar- 
geborener Cyanose mit Röntgerbild des Heızene.) Bull. et mém. de la soc. méd. 
des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 20, S. 786—789. 1920. 

Bei einem 11 Wochen alten Kind traten bei jeder Erregung mehr cder weniger schwere 
Anfälle von hochgradiger C'yanose auf. Die klinische Beobachtung ergab beträchtliche Ver- 
größerung des Herzens, lautes systolieches Geräusch und starke Vermehrung der roten Blut- 
körperchen. Nach dem bei 2 anderen Fällen festgestellten anatomischen Befund lag auch hier 
wahrscheinlich eine geltene Veränderung am Herzen vor: beträchtliche Hypertrophie des 
rechten Ventrikels, aus dem gleichzeitig Aorta und Arteria pulmonalis entspringen, während 
aus dem linken Ventrikel kein großes Gefäß abzweigt; dieser wieder kommuniziert in weiter 
Ausdehnung mit dem rechten Ventrikel. In der Gegend des Abgangs der Arteria pulmonalis 
findet sich eine Art Muskelring, der das anfalleweise Auftreten der Cyanose erklärt. Schneider. 


Schüssler, Otto: Über Dextrokardie, verbunden mit einer Überzahl von Wirbein 
und Rippen. (Orthop. Heilanst. Gaugele, Zwickau.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, 
Nr. 24, S. 657—658. 1920. 

11 Jahre altes Mädchen mit Skoliose der Brustwirbelsäule, 13 Wirbel und 13 Rippenpaare, 
außerdem ncch ein Riprenrudiment am 1. Lendenwirbel rechte. Rechte Lungenseite röntgeno- 
logisch total beschattet durch pleuritische Schwarte. Herzschatten an normaler Stelle nicht 
vorhanden, muß in dem Schwartenschatten liegen. Da der Spitzenstoß rechts zwischen vorderer 
und mittlerer Axillarlinie im 6. Zwischenrippenraum fühlbar ist, wird Dextrokardie + Verlage- 
rung des Herzens durch Narbenzug, nicht Verziehung allein angenommen. Auch die Skoliose 
ist Folge der Pleuraschwarte. Fleischmann (Berlin).“ 

Angioni, G.: Emangioma eavernoso del museolo grande obliquo addominale s. 
(Haemangioma cavernosum des Musculus obliquus abdominis sinister.) (Osp. civ., 
Cagliari.) Tumori Jg. 7, H. 2, S. 121—140. 1920. 

Beschreibung eines Falles von kavernösem Hämangiom bei einem 6jährigen 
Mädchen mit der ganz seltenen Lokalisation im linken Musculus obliquus abdominis 
in der Größe von 14 +6 cm. Ausführliche Literatur. Joannowics 


Harn- und Geschlechtskrankheiten. 


Hutinel: Les nöphrites aiguës dans le jeune âge. (Die akuten Nephritiden im 
Kindesalter.) Progr. med. Jg. 47, Nr. 26, 8. 285—287. 1920. 
Klinischer Vortrag. Albrecht (München). 


Wason, Isabel M.: Report of a case of congenital stenosis of both ureteral 
orifices. (Bericht über einen Fall von angeborener Stenose beider Uretermündungen.) 
(Brady laborat. of pathol. a. bacteriol., Yale univ. school of med., New Haven, Connec- 


ticut.) Journ. of urol. Bd. 4, Nr. 2, S. 123—136. 1920. 
Ein schlecht genährter 7 Monate alter Knabe, der unter den Erscheinungen von Diarrhöe 
rben war, zeigt bei der Autopsie folgende Mißbildung: Beidseitige Hydronephrose, Ureteren 
Gilatiert und geschlängelt, die verikalen Enden der Ureteren bilden cystische Prominenzen 
egen das Blasenlumen. Makroskopisch keine Ureterostien auffindbar. Erst bei histologischer 
Gntersöchung an Serienschnitten fanden sich Ureterostien von 1/,—!/, mm Durchmesser. Ab- 
bildung des makroskopischen und mikroskopischen Präparates. Die Mißbildung der Ureter- 
ostien ist nach Ansicht des Verf. das Primäre in diesem Falle. An der Bildung der Stenose 
nimmt sowohl die hypertrophische Muskulatur wie das in mehrfachen Schichten gewachsene 
Epithel Anteil. Hans Ehrlich (Mähr.-Schönberg).C#_ 


29% 


— 452 — 


Giuliani, A. et Arecelin: Caleuls de l’uretöre: Trois eas, dont deux avec anurie; 
opération, guérison. (Uretersteine; 3 Fälle, davon 2 mit Anurie, Opəration und 
Heilung.) Journ. d’urol. Bd. 9, Nr. 2, S. 113—116. 1920. 

Verf. beobachteten im vergangenen Jahre 3 Fälle von Urtersteinen, ‘davon einen bei 
einem 9!/sjähr. Mädchen, das im August 1915 Keuchhusten, im Januar 1919 Scharlach ohne 
Komplikationen durchgemacht hatte. Im Anschluß an den Keuchhusten traten im September 
1915 ziemlich starke Hämaturien ohne Schmerzen auf. Ende Oktober 1915 linksseitige Nieren- 
kolik mit Ausstoßen von etwas Grieß. Die Hämaturien wiederholten sich in der Folgezeit 
ziemlich oft, im Sediment fanden sich einige rote Blutkörperchen und viel oxalsaurer Kalk. Im 
Juni 1918 sehr starke rechtsseitige Nierenkolik mit Nierenvergrößerung und leichter Hämaturie, 
die Radiographie, die bis dahin negativ geblieben war, zeigte einen rechtsseitigen Ureterstein 
in der Nähe der Blase. Dar Ureterkatheterismus gelang und hatte eine Nierenkolik und Aus- 
scheidung von etwas Gries zur Folge. Dar Stein wurde radiographisch noch an der gleichen 
Stelle festgestellt. Im Juni 1919 erfolglose Kur in Evian. Erneute Nierenkolik anfangs Sep- 
tember 1919. Am 26. September 1919 extraperitoneale Entfernung des Uretersteines. Naht 
der Adventitia, Drainage. Rsaktionslose Heilung. Es handelte sich um einen kleinen eiförmigen, 
unregelmäßig gestalteten, maulbserartigen Stein aus feinen Kristallen; Gewicht 15 cg. 

Die Verff. nehm:n an, daß eine große Zahl der bei Erwachsenen beobachteten 
Steine des uropsetischen Systems sich in der Kindheit zu bilden beginnen. Sie werden 
sılten diagnostiziert, obschon der mikroskopische Nachweis von Hämaturien bei 
` Kindern, die an Eiweißausscheidungen leiden, auf die radiographische Untersuchung 
hinführen sollte. Die therapautischen Maßnahmen, wie Katheterismus, Öl- oder 
Glycsrineinspritzungen führten in dem obenerwähnten Falle nicht zur Ausstoßung des 
Steines, so daß die Oparation vorgenommen werden mußte. Verff. haben den Eindruck, 
daß die konservative Therapie bəi Virgines nicht zum Ziele führt. In Anbetracht der 
Infektionsgefahr ist die Opəration weniger gefährlich als der Kathsterismus. Albrecht. 

Borrino, Angiola: Della psicoterapia nell’enuresi essenziale dei bambini. (Die 
psychische Behandlung des funktionellen kindlichen Bettnässens.) Riv. di psicol. 
Jg. 16, Nr. 2, S. 189—198. 1920. 

5 verschiedene typische Fälle, an Hand deren Verf. beweist, daß es in erster Linie 
Erziehungsfehler und Milieuschäden sind, die bei nahezu allen geistig nicht minder- 
wertigen Kindern die Schuld am Bettnässen tragen. Besprechung der anatomischen 
und physiologischen Verhältnisse; danach ist es übertrieben, von 5—6 Monaten alten 
Säuglingen bereits regelmäßiges Melden zu verlangen; die volle Sicherheit entwickelt 
sich erst zwischen 18. und 24. Monat. Verf. führt die verschiedenen Theorien über 
organische und funktionelle Ursachen auf (Infantilismus, Übererregbarkeit der Blase, 
Insuffizienz der Pyramiden, der Schilddrüse, Adenoide, Spina bifida occulta, Dys- 
plasie des untersten Markes u. a., neuropathische Konstitution, Hysterie). Die Be- 
handlung wird immer nach der Ursache zu suchen und erst nach deren Feststellung 
Aussicht auf Erfolg haben. Schneider (München). 

Kyrle, J.: Über die Hypoplasie der Hoden im Jugendalter und ihre Bedeutung 
für das weitere Schicksal der Keimdrüsen. (Klin: f. Syphilidol. u. Dermatol., Wien.) 
Wien. klin. Wochenschr. Jg. 33, Nr. 9, S. 185—188. 1920. 

Unter vorstehendem Titel wird eine zusammenhängende Betrachtung der Hoden- 
unterentwicklung vom biologischen Standpunkt aus gebracht. Ein großer Teil aller 
männlichen Individuen kommt mit unterentwickelten Keimdrüsen zur Welt. Knaben im 
ersten Lebensjahre haben normalerweise eng aneinanderliegende Hodenkanälchen mit 
wenig Stroma und Zwischengewebe. Solche Fälle sind sehr selten. Anormale Hoden 
haben dagegen reichliches Zwischengewebe, das sich auch zwischen die Kanälchen 
drängt. Bei Beginn der Pubertät erreicht auch der unterentwickelte Hoden einen An- 
sporn zur Reifung, nur die Strukturverhältnisse bleiben gegenüber den normalen zurück, 
aber das Interstitium bleibt mächtiger entwickelt. Der Verf. schildert weiter den Vor- 
gang der Regeneration eines unterentwickelten oder erschöpften Hodenparenchyms bis 
zur Pubertät. Akute Infektionskrankheiten bedingen sofort eine Störung der Spermato- 
genese. Es gibt keine Allgemeinerkrankungen, die nicht auch Störungen in der normalen 
Hodenfunktion ‚bewirken. Für die Regeneration des Hodens kommt den Leydig- 


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schen Zwischenzellen die höchste Bedeutung zu, namentlich in bezug auf die Samen- 
bildung. Bei Schädigungen des Keimepithels werden die Zwischenzellen vermehrt. In 
dem Maße, wie die Schädigung kompensiert wird, bilden sie sich wieder zurück. Sie 
werden daher als „trophieche Hilfsorgane‘“ (mit Plato und Friedmann) für die 
Kanälchenabschnitte bezeichnet. Harms (Maıburg)"® 

Wachs, Charles and Charles Mazer: Gonorrheal vaginitis in children. Dakin’s 
oil in the treatment. (Gonorrhöische Vaginitis bei Kindern. Behandlung mit Dakins 
Öl.) (Vorläufiger Bericht.) New York med. journ. Bd. 111, Nr. 23, S. 997. 1920. 

Die gonorrhoische Vaginitis ist beim Kinde häufig, nach Hamilton (zit. nach 
Bland) leiden 4%, aller Patienten im Babies-Hospital in Neuyork an dieser. Verf. 
verfolgte 45 Fälle an der gynäkol. Klinik des, Mount-Sinai-Hospitals. Alle verliefen 
chronisch. Jede nur bekannt gewordene Therapie wurde versucht, durchweg mit 
unbefriedigendem Resultat. Auch die Behandlung mit einer Silberpaste nach F.C. 
Hirst versagte, obwohl deren langsame Resorption innerhalb 24 Stunden in der Vagina 
theoretisch Erfolg versprach. Seit April 1919 wurde „Dakin-Öl“ in 1% Stärke ver- 
wendet. Methode: l 

Das Kird wird in Trerdelenburgeche Lage gebracht, die Vulva mit Bortäurelöeung 
gereinigt, die Vagina mit Hilfe eines Medizintropferse gefüllt urd die Labien zueammengepreßt, 
eo daß die gesamte Vagiralechleimhaut in Lösurg gebadet ist. Der Tropfer wird nach Ge- 
brauch ausgekocht urd mit Äther getrocknet. Diese Behandlung wurde jeden 2. Tag in der 
Klinik, an den anderen Tagen zul Hause von der Mutter durchgeführt. 

Innerhalb eines Monats zeigten die Patienten klinisch und bakteriologisch be- 
deutende Besserung, nach 3 Monaten konnte die Behandlung in 25 Fällen sistiert 
werden, nach 4 Monaten bei 39 (unter 2wöchentlicher fortgesetzter Kontrolle) und nur 
6 zeigten bei klinischer Besserung in den Abstrichen noch Eiterzellen und Kokken. 
In diesen letzteren Fällen wurde die Dakinsche Standardlösung in !/, Stärke in Form 
von Douchen verwendet. Vier Geschwister, die nacheinander infiziert worden waren 
und allen Mitteln getrotzt hatten, wurden durch Dakinsche Lösung geheilt. Bei chro- 
nischen Fällen reizt die Lösung nicht, bei 3 akuten Formen hatte sie etwas reizende 
Wirkung. Nach Graves ist es nicht immer möglich zu sagen, ob ein Patient völlig 
geheilt ist oder nicht, da die mikroskopische Untersuchung irreführen kann. Hamilton 
z. B. berichtet über 14 Rezidive bei 61 Geheilten innerhalb 6 Monaten bis 2 Jahren. 
Verff. hatten 3 Rezidive an 39 Fällen beobachtet in 1—4 Monaten nach Schluß der 
Behandlung. Ähnlich günstige Resultate mit Dakin hatte B. Mickelberg bei 20 Kin- 
dern. Die Komplementfixation als Methode zur Prüfung auf Heilung ist bei Kindern 
zu unzuverlässig. (Ref.: Dakinlösung ist eine Natriumhypochloridlösung, wirkt keim- 
tötend ohne giftig zu sein oder Eiweiß zur Gerinnung zu bringen. Zusammensetzung 
und Bereitung s. Münch. med. Wochenschr. 1916, 8.1602, Dobbertin.) Husler. 

Pajares, J. Velasco: Kindliche gonorrh. Vulvovaginitis. Pediatr. espan. Jg. 9, 
Nr. 93, S. 201—208. 1920. (Spanisch.) 

Velasco Pajares berichtet über eine bedeutende Zunahme der Fälle von Vulvo- 
vaginitis gon. infantum. In einem Monate waren von 23 Vulvovaginitiden 19 gonor- 
rhoischer Natur, während früher die banalen Katarrhe weit überwogen. Bemerkenswert 
war, daß das Ödem der Vulva stets die frische Gonorrhoe anzeigte, es ist ein Zeichen 
des akuten Stadiums; bei den nicht gonorrhoischen Katarrhen wurde es nicht gefunden. 
Die Behandlung bestand in Vollbädern, Waschungen, bei Vagiritis Injektionen von 
Permanganat, Argyrol, ferner Tupfern mit Methylenblau 1%. In zablreichen Fällen 
konnte Gonorrhoe der Mutter festgestellt werden. Verf. weist darauf hin, daß die 
Wohnungsverhältnisse bei der Ausbreitung sehr mitzusprechen scheinen. Es besteht 
eben’ auch in Madrid eine Wohnungsnot. ! Brauns (Dessau). 
Erkrankungen der Haut. 

Karger, P.: Beobachtungen an Kindern mit trockener Haut. (Univ.-Kinder- 
klin., Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 30, 8. 827—828. 1920. 

Was von pädiatrischer Seite aus immer wieder betont worden ist, daß die Frage 


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nach der Beschaffenheit der Haut nicht zu trennen ist von der Frage nach der Gesamt- 
konstitution, tritt bei einem Versuch, eine klinische Einteilung der Kinder mit trockener 
Haut nach ätiologisch-einheitlichen Gesichtspunkten vorzunehmen, zutage. Das 
Symptom der abnorm trockenen, spröden, rissigen und mehr oder minder schuppendea 
Haut findet sich bei kachektisch fubsrkulösen Kindern, ohne daß es mit der akqui- 
rierten Tuberkulose genetisch im Zusammenhang steht, ferner als Abortivform der 
Ichthyosis und Psoriasis und in ausgesprochener Weise öfters bei Myxödem. Während 
eine erfolgreiche Bekämpfung des Hypothyreoidismus auch den Zustand der Haut 
verbessert, erweist sich bei der Ichthyosis das Thyreoidin als völlig zwecklos. Verf. 
stellt deshalb durchaus mit Recht die Frage der Einteilung zurück, um erst die ätio- 
logischen Prinzipien dafür durch Salzstoffwechselversuche zu klären. Es folgen Br- 
örterungen über den Mechanismus der Hauteinfettung. Der Hauttalg ist vorwiegend 
ein Sekret der Talgdrüsen, auf deren Funktion die Pubertät erst einen entscheidenden 
Einfluß ausübt. Deshalb soll man beim Kinde mit der Diagnose: „seborrhoisches 
Ekzem‘ zurückhaltend sein. Der Hauttalg stammt aus der Nahrung, und zwar von 
den Kohlenhydraten. Neigung zu Furunculose bei Diabetikern- ist zurückzuführen auf 
. Stagnation des Hauttalges infolge kohlenhydratarmer Kost und sekundäre Infektion. 
Die Funktion der Regulierung der Hautfeuchtigkeit beruht zum Teil auf dem Wasser- 
bindungsvermögen des Hauttalges. Götzky (Frankfurt a. M.). 

Becher, Heinrich: Über Terpentinölbehandlung (Klingmüller) mit besonderer 
Berücksichtigung ihrer Anwendung in der Dermatologie. (Städt. Krankenh., Altona.) 
Dermatol. Wochenschr. Bd. 71, Nr. 28, S. 459—469 u. Nr. 29, 8. 481—487. 1920. 

Injektionen des Terpentinöls in 10—20 proz. Konzentration in Ol. oliv. Dosis 
bi Kindern 0,025—0,075 Terp:ntinöl. Injektion auf die Knochenfascie der Becken- 
knochen (cave Venen!). Nebenwirkungen nur bei unreinen Präparaten. Gute Er- 
folge bzi Ekzem:n, Furunculose der Erwachsenen; keine Wirkung bei Impetigo 
contagiosa, Pyodermien der Kinder. Schnelle Wirkung bei Mastitis. Eine Erklärung 
der Wirkung ist nicht mözlich. Langer (Charlottenburg). 

Southworth, Thomas S.: The predominance of soborrheic eczema in early 
lite. (Das Übergewicht des seborrheischen Ekzems im frühen Alter.) Arch. of pediatr. 
‚Bd. 37, Nr. 6, S. 338—341. 1920. 

Die Einteilung der Fälle, die einst unter der Grupp: der Ekzeme zusammengefaßt 
wurde, hat Änderungen erfahren müssen in bezug auf die Unterabteilungen. Es sind 
diejenigen Formen, die durch äußere Einflüsse entstehen, von denen mit innerer Ursache 
gətrennt worden. Die Kinderheilkunde führt einen großen Teil von ihnen auf die Er- 
nährung oder auf Konstitutionsverhältnisse zurück, und sie hat damit sowohl für die 
Ätiologie als auch für die Therapie große Fortschritte erreicht. Die Bedeutung der 
S:borrhös wird aber nicht genügend gewürdigt. Viele Fälle von Ekzem, die sich dem 
Kinderarzt zeigen, sind von Seborrhöe begleitet, von diesen viele unter milden Formen. 
Die Prüfung der ernsteren Ekzemformen ergab, daß sehr oft Symptome von bestehender 
8:borrhöe vorhanden sind, die sich besonders nachweisen lassen in den Falten hinter 
dem Ohr. Häufig ergibt nur die Nachfrage, daß derartige Erscheinungen zuvor vor- 
handen waren. Besi Kindern wird die Entstehung der Erscheinungen hinter dem Ohr 
vielfach in Zusammenhang gebracht mit zu fettreicher Nahrung, auch andere Ur- 
sachen werden beschuldigt, aber mit ihnen ist die Lokalisation der Erkrankung nicht 
erklärt. Es muß an diesen erkrankten Stellen eine Disposition vorhanden sein, und es 
ist wohl keine kühne Behauptung, daß Seborrhös diese Disposition ergibt. Bei fast allen 
Fällen von Gesichtsekzemen lassen sich dafür charakteristische Symptome hinter dem 
Ohr nachweisen, wenn nicht gerade der ekzematöse Prozeß die diagnostisch wichtigen 
Gebiete überdeckt. Die seborrhöische Grundlage eines Ekzems schließt natürlich nicht 
die Möglichkeit des Eindringens von Bakterien aus, im Gegenteil ist die Mehrzahl der 
typischen Gesichtsekzems im Kindesalter von Mischinfektionen begleitet, und daraus 
erklärt sich auch der Umstand, warum diese auf milde Salbenbehandlung schlecht 


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reagieren mit der man sonst so weit kommt, und warum man gute Erfolge in der Be- 
handlung erzielt mit Mitteln wie Quecksilber, Teer oder Resorcin, die weitgehend 
keimtötende Wirkung ausüben. J. Duken (Jena). 

Nathan, E.: Zur Kenntnis der Immunitätsvorgänge bei der Trichophytie des 
Menschen. (Dermatol. Univ.-Klin., Frankfurt a. M.) Dermatol. Wochenschr. Bd. 71, 
Nr. 27, S. 439—448. 1920. 

Bei einem allerdings kleinen Untersuchungsmaterial wurde in mehreren Fällen 
von tiefer Trichophytie eine positive Komplementbindung mit Trichophytin erzielt. 
Auch mit der Präcipitationsreaktion konnte der Antikörpernachweis geführt werden. 
Da aber die Antigene sehr ungleichmäßig ausfallen, so ist die praktisch-diagnostische 
Bedeutung der Reaktion gering. Die prinzipielle Feststellung, daß bei der Tricho- 
phytie neben der cellulären Allergie auch humorale Antikörper gebildet werden, 
hat aber theoretisches Interesse und ist geeignet, die Allgemeinerscheinungen, die 
gelegentlich die lokale Trichophytie begleiten, verständlich zu machen als Folgen 
toxischer Produkte, die bei der Reaktion zwischen den in die Blutbahn eingeschwemmten 
Pilzelementen und den kreisenden Antikörpern entstehen. Ebenso werden vielleicht die 
Trichophytide ihre Entstehung der Reaktion (Agglutination) von Pilzelementen dureh 
Antikörper verdanken. Langer. 

Bodin, E.: Note sur quatre cas d’aerodermatite suppurative continue d’Hallo- 
peau. (Mitteilung über 4 Fälle von Acrodermatitis suppurativa [Hallopeau]) Ann. 
de dermatol. et de syphiligr. Bd. 1, Nr. 4, S. 193—198. 1920. 

Beschreibung von 4 Fällen obiger Krankheit. 

Bei dem 1. Fall (32jähr. Frau) steht die Dermatose in Beziehung zu den Menses; bei dem 
2. Fall (45jähr. Steinhauer) scheinen zahlreiche Traumen durch Steinsplitter die Erkrankung 
ausgelöst zu haben. — 3. Fall: 9jähr. Mädchen. Nachdem die alle 20—30 Tage auftretende, 
anfangs von Jucken begleitete Dermatose seit 5 Jahren die Palmarseite des rechten Daumens 
betroffen hat, greift sie bei einem erneuten Schub auf die ganze rechte Palma manus über. 
Aus der Anamnese: mit 3 Jahren eine Affektion der Nägel beider Daumen, die Verdickung 
und unregelmäßigen Wuchs derselben zur Folge hatte. In der Familie ausgesprochene Ner- 
vosität. — 4. Fall: 8jähr. Mädchen. Beginn 15 Monate zuvor mit panaritiumähnlicher 
Affektion des rechten Daumens; seitdem fast ständiges Rezidivieren der Erscheinung, die 
3—4 Tage andauert, und progressives Übergreifen auf den ganzen Daumen bis zum Carpo- 
metacarpalgelenk. Bei jedem neuen Auftreten leichtes Jucken. Nagel des rechten Daumens 
verdickt, verbogen und mit tiefen Transversalfurchen behaftet. Kind selbst nervös und jäh- 
zornig, Vater nervös und asthmatisch, Mutter leidet an Migränen. 


Verf. bringt die Dermatose in Beziehung zu der Dermatitis herpetiformis Dühring. 
Andreas Wetzel (Charlottenburg). 
Erkrankungen des Nervensystems. Ä 


Marie, P.-L.: La dégénération juvénile progressive et symétrique du noya 
lentieulaire avec cirrhose hépatique. (Maladiede Wilsen.) (Die progressive juvenile 
symmetrische Degeneration des Linsenkerns mit Lebercirrhose [Wilsonsche Krankheit].) 
Presse med. Jg. 28, Nr. 39, S. 384—386. 1920. 

Ausführliches und klares Übersichtsreferat ohne Beibringung neuer Fälle. Diffe- 
rentialdiagnostisch kann juvenile progressive Paralyse, Bulbärparalyse, 
multiple Sklerose, Paralysis agitans verhältnismäßig leicht ausgeschlossen 
werden. Mehr Schwierigkeiten kann die Pseudobulbärparalyse bereiten. Nahe 
verwandt mit der Wilsonschen Krankheit ist eine von Vogt und Oppenheim be- 
schriebene Degeneration des Corpus striatum, Nucleus candatus und Putamen; 
doch handelt es sich um ein kongenital-hereditäres Leiden von langer Dauer und ohne 
Beteiligung der Leber. Die Westphal-Strümpellsche Pseudosklerose hat viel 
Analogien mit der Wilsonschen Krankheit, wenn auch die Gewebszerstörung in der 
Regel weniger hochgradig ist wie bei letzterer und sich auch bei der Pseudosklerose 
nicht auf den Linsenkern beschränkt. Andrerseits sind Störungen der Leberfunktion, 
sogar Cirrhose (Völsch, Kubitz [Zieglers Beitr. 60, 76, 1915]) bei der Pseudosklerose 
beschrieben worden und Higier (Zeitschr. f. d. ges. Neur. u. Psych. 23, 1914) hat 


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in einer Familie einen Fall von Pseudosklerose neben einem Fall von progressiver 
lentikulärer Degeneration gesehen. Aus den Beobachtungen von Vogt, Oppenheim 
und Wilson ergibt sich als Syndrom des Corpus striatum: unwillkürliche Be- 
wegungen, speziell Tremor, eine Kombination von Asthenie der Muskeln mit Hypertonie, 
mitunter spastische Zustände und Kontrakturen, Dysarthrie oder Anarthrie, Dys- 
phagie, übertriebene emotive Reaktionen (spastisches Lachen). Fehlen von echten 
Lähmungen, von Sensibilitätsstörungen, von Veränderungen der plantaren und ab- 
dominalen Hautreflexe. Ibrahim (Jena). 

Bielechowsky, Max und Ernst Unger: Syringomyelie mit Teratom- und extra- 
medullärer Blastombildung. Zur Kenntnis der Pathogenese der Syringomyelie. 
(Histol. Abt., Kaiser Wühelm-Inst. f. Hirnforsch. u. neurobiol. Inst., Univ. Berlin.) 

Journ. f. Psychol. u. Neurol. Bd. 25, H. 5/6, S. 173—218. 1920. 

| Was die Genese der Syringomyelie und das kausale Verhältnis der bei diesem 
Krankheitsprozeß sich findenden Gliose und Fibrose angeht, so zeigen gerade entwick- 
lungsgeschichtliche Tatsachen, daß Syringomyelie und Gliose wesensgleiche Prozesse 
sind, welche nur auf dem Boden von frühembryonalen Entwicklungsstörungen sich 
ausbilden können. Sie beruhen auf fehlerhaften Schließungsvorgängen des embryo- 
nalen Medullarrohres und Entwicklungshemmungen an den Spongioblasten. Das 
Verhalten des Gefäßapparates spricht da, wo eine wesentliche Beteiligung desselben, 
an den Krankheitsprodukten vorliegt, entschieden für die Auffassung, daß auch vasculo- 
fibrose Veränderungen auf frühembryonalen Entwicklungsstörungen beruhen und auf 
dem Boden mesenchymaler Gewebsverlagerung entstehen. Syringomyelie und Gliose 
sind demnach in erster Linie Mißbildungen, bzw. Hemmungsbildungen, welche vornehm- 
lich auf einer Metaplasie des Spongioblastoms beruhen und die man als Metaplasmen 
im Gegensatz zu Neoplasmen definieren kann. A. Jakob (Hamburg), 

Funaioli, Giulio: Afasia motoria completa transitoria consecutiva a tonsillite 
follicolare e seguita da logorrea. (Vollständige vorübergehende motorische Aphasie 
mit folgender Logorrhöe nach follikulärer Mandelentzündung.) Gazz. d. osp. e d. clin. 
Jg. 41, Nr. 37, S. 403—406. 1920. 

Bei einem 3jährigen Kinde trat nach einer akuten fieberhaften Mandelentzündung eine 
vollständige motorische Aphasie auf. Während diese Komplikation bei Infektionskrankheiten 
und Kinderkrankheiten schon häufig beobachtet wurde, ist nach Funaioli dies der erste 
Fall von motorischer Aphasie nach einer einfachen Angina. — Ferner ist der Fall bemerkens- 
wert durch die an die Aphasie sich anschließende krankhafte Geschwätzigkeit. 

Unter Berücksichtung der einschlägigen Literatur bespricht dann der Verf. 
die Pathologie und Lokalisation der motorischen Aphasie und die Theorien über ihre 
Pathogenese, Entstehung, Vorkommen usw. — Funaioli neigt der Theorie von 
Charrin zu, nach dem die transitorische Aphasie bedingt ist durch eine Kreislauf- 
störung (Anämie), die auf einer toxischen Reizung der Vasomotoren beruht. Die der 
Aphasie folgende vorübergehende Logorrhöe ist als ganz entgegengesetzter patholo- 
gischer Vorgang, nämlich als Hyperämie, aufzufassen, um so eher, als es sich in F.s 
Falle um ein kleines Kind handelte, dessen Vasomotorensystem an und für sich äußerst 
reizbar und empfindlich ist. Windmüller (Breslau). 

Courbon, Paul: Pröeoeit& intellectuelle et delinguante chez un enfant allemand. 
(Geistige und verbrecherische Frühreife bei einem deutechen Kind.) Encéphale 
Jg. 15, Nr. 6, S. 419-421 u. Nr. 7, S. 439—442. 1920. 

Der 12jährige Sohn eines im Kriege gefallenen Bergmanns verläßt seine oberschlesische 
Heimat mit dem Ziel Straßburg, weil er in Frankreich bessere Lebensverhältnisse erwartet. 
Dort angekommen, leistet er Gepäckträgerdienste, ist ob der teuren Lebensmittel enttäuscht 
und will, der Bahn folgend, auf gestohlenem Fahrrad wieder Deutschland erreichen. In Saar- 
brücken abgefaßt, kommt er in eine Strafkolonie, führt sich musterhaft auf und gewinnt nach 
einem zuerst gescheiterten, über die Schweiz geplanten Fluchtversuch beim zweiten 
den Heimatboden wieder. Benzing (Würzburg). 

Withers, G. H.: Convulsions in infancy and childhood. (Säuglings- und Kinder- 
krämpfe.) Illinois med. journ. Bd. 37, Nr. 6, S. 397—400. 1920. 

Der Aufsatz bringt nur Bekanntes. Eine Einteilung der Kinderkrämpfe nach 


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ätiologischen Gesichtspunkten sei wiedergegeben. A. Chronische prädisponierende 
Faktoren: I. Mit demonstrabler organischer Grundlage. a) Mit akutem fieberhaften 
Beginn: Meningitis, Encephalitis, Hirnabsceß, septische Sinusthrombose; b) mit 
akutem fieberlosen Beginn: Hirnembolie- oder Thrombose, Meningeal- oder Hirn- 
blutung (Geburtstrauma, Hirnlues, Pertussis, Schädeltrauma), Hirnhyperämie (Keuch- 
husten, kongenitale Herzfehler), Cephalhämatoma internum; c) langsamer, fieberloser 
Verlauf: chronische Hydrocephalus internus, Mikrocephalie, Porencephalie, Hirn- 
hypertrophie, Hirn- und Rückenmarkstumoren, Hirnlues. II. Ohne organische Grund- 
lage: a) Spasmophilie; b) genuine Epilepsie; c) Hysterie; d) kongenitale und hereditäre 
Veranlagung; e) das kindliche Nervensystem an sich, also im Sinn einer „physiologischen 
Spasmophilie“ dieses Lebensalters. — B. Akute, prädisponierende bzw. auslosende 
Faktoren. I. Toxische Einflüsse: a) Exogene Gifte: Arzneimittel, wie Alkohol, Strychnin, 
Blei, Arsen, Phenol, Opium, und Nahrungsgifte, wie Ptomaine und dergl.; b) endogene 
Gifte: Infektionskrankheiten, intestinale Autointoxikationen, Stoffwechselgifte, wie 
Urämie, Diabetisches Koma, Kohlensäureintoxikation, Harnsäure, Cholämie, Addison. 
II. Reflexreize (wahrscheinlich nur bei gleichzeitiger spasmophiler Diathese wirksam): 
Deutitio difficilis, Darmparasiten, Kolik, Obstipation, akute Verdauungsstörungen, 
Fissura ani, Mittelohrerkrankungen, Fremdkörper im Ohr, Darminvagination, Harn- 
steine, Phimose, schmerzhafte Dermatosen, Nasenerkrankungen, Adenoide, Verbren- 
nungen, traumatische Insulte, auch leichte sensible Reize. Ibrahim (Jena). 

Schulz, 0. E.: Heftige Krämpfe nach Reposition einer angeborenen Hüftgelenks- 
luxation. Časopis lékařův českých Jg. 59, Nr. 30, S. 528—530. 1920. (Tschechisch.) 

Bei einem 10jähr., sehr nervösen Mädchen stellten sich nach einer schweren Reposition 
einer beiderseitigen angeborenen Hüftgelenksluxation schwere epileptiforme‘ Krämpfe, mit 
Bewußtlosigkeit ein, die trotz Abnahme des Verbandes und Reluxation der Gelenke mit kurzen 
Pausen durch 3 Tage anhielten. Erst nach Infusion von physiologischer Kochsalzlösung 
schwanden die Anfälle, und das Bewußtsein stellte sich wieder ein. Nach der neuerlich vor- 
genommenen Operation wiederholten sich die Anfälle in geringerem Grade, schwanden prompt 
auf Infusion von physiologischer Kochsalzlösung. Verf. führt das Auftreten der Krämpfe 
auf eine bestehende spasmophile Diathese gepaart mit hysterischer Belastung zurück und emp- 
fiehlt Kochsalzinfusionen in jenen ähnlichen Fällen, bei denen Abnahme des Verbandes und 
Reluxation des Gelenkes die Anfälle nicht zum Schwinden bringt. Steinert (Prag)., 

Strauch, August: Ties and other pathological motor habits in children. 
(Tics und ähnlithe krankhafte Störungen bei Kindern.) Internat clin. Bd. 1, 30. ser., 
8. 108—128. 1920. 

Der Tic convulsif ist eine klonische, manchmal auch tonische Bewegung. Sein 
Ursprung ist psychisch. Er ist systematisch und koordiniert. Oft entstanden ale 
bewußte Zweckbewegung wird er allmählich durch Wiederholung unbewußt, gewohn- 
heitsmäßig und unwiderstehlich. Zuweilen unterdrückbar für kurze Zeit, ist er doch 
mehr als eine „schlechte Angewohnheit“. Im Schlaf oder bei geistiger Ablenkung 
schwindet der Tic in der Regel oder läßt nach, andererseits werden die Erscheinungen 
stärker bei Erregung, Ermüdung oder wenn sich die Kinder beobachtet fühlen. Neuro- 
pathische Veranlagung ist verantwortlich zu machen für die Unmöglichkeit der Unter- 
drückung und die Persistenz des Tics. Eine Reihe von Ticformen sind nichts anderes 
als „Imitation“, oft aber ist die Ätiologie auch nicht aufzuklären. Vererbung neuro- 
pathischer Konstitution tritt in Konkurrenz mit einfacher Imitation. Stereotypien 
(wie z. B. „Ludeln“ [Lindner]) sind zunächst unbedingt als physiologischer (Saug-) 
Reflex vorhanden, dann bedingt (Hunger). Fingerlutschen, Nägelbeißen, Haarausreißen 
sind oft mit anderen Zeichen der neuropathischen Konstitution oder der Degeneration 
vergesellschaftet. Stereotype Bewegungen in rhythmischer Folge gehen offenbar mit 
Lustgefühlen einher und werden deshalb von einigen Autoren in Beziehung zur Mastur- 
bation gebracht. Sehr häufig sind Stereotypien und Attitüden bei Imbezilltät, Idiotie 
und Psychosen. Zu den ‚Ticqueurs‘‘ können auch die Kinder gerechnet werden, die 
keinen Moment still sitzen oder ihre Glieder ruhig halten können. Oft geht bei ihnen 
der Zustand der größten Ruhelosigkeit ganz plötzlich in den völliger Erschöpfung und 


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Ruhe über. Die Prognose ist, falls keine schwere paychopathische Konstitution oder 
geistige Minderwertigkeit vorliegt und frühzeitig Behandlung eingreift, gut. Die Heil- 
hestrebungen richten sich auf die Neuropathie im allgemeinen und im besonderen auf 
die motorischen Symptome. "Die allgemeinen Maßnahmen bestehen in Sorge für gute 
Ernährung, hygienische Lebensweise, Landaufenthalt, Milieuwechsel, Vermeidung von 
Schädigungen. Ziel der speziellen Therapie ist es, die unbewußten Bewegungen dem 
Willen unterzuordnen (regelmäßige Übungen des Willens zur Stärkung der Widerstands- 
kraft). Französische Autoren empfehlen dem Patienten den Spiegel zur Selbst- 
kontrolle. Das Selbstvertrauen des Patienten ist zu unterstützen. Nicht allein auf das 
kranke Kind, sondern auch auf seine Umgebung ist einzuwirken, und diese muß sich 
aktiv an der Behandlung beteiligen (pädagogisch). Auch mechanische und orthopädische 
Hilfsmittel kommen in Frage, medikamentöse Behandlung dagegen, mit Ausnahme 
leichter Narkotika bei extremer Ruhelosigkeit, kaum. (14 Fälle von Tics älterer Kinder, 
Stereotypien bei Säuglingen und stereotypen Attitüden sind in kurzer Beschreibung 
in den Text eingestreut.) Rasor (Heidelberg). 

Lapinsky, M.: Zur Frage der Rolle des Rückenmarks hei epileptischen 
Krämpfen. Neurol. Zentralbl. Jg. 39, Nr. 10, S. 324—332. 1920. 

Vom Rückenmark lassen sich keine epileptischen Krämpfe auslösen. Bei Reizung 
des Großhirns oder der pontobulbären Gegend bei Fröschen nach partieller Durch- 
schneidung des Rückenmarks zwischen 3. und 4. Wirbel griffen die Krämpfe stets auf die 
gelähmten Hinterbeine über, nur dann nicht, wenn die beiden Vorder- und Seitensäulen 
durchschnitten waren. In allen anderen Fällen konnten die Krämpfe durch Haut- 
reize an den Hinterbeinen jederzeit an diesen unterbrochen werden. Es müssen daher 
die vom Gehirn kommenden Reize durch die Einschnitte ins Rückenmark erheblich 
abgeschwächt werden. Sie können sowohl von oben nach unten als auch quer durch 
das Rückenmark geleitet werden. Reichmann (Jena). “, 

Redlich, Emil: Der gegenwärtige Stand der Epilepsiebehandlung. Wien. med. 
Wochenschr. Jg. 70, Nr. 26, S. 1161—1164, u. Nr. 27, 8. 1214—1218. 1920. 

Fortbildungsvortrag mit ausführlicher Besprechung besonders der medikamentösen 
Therapie. _ Dollinger (Charlottenburg). 

Schuster, Gyula: Beiträge zur Bakteriologie und pathologischen Anatomie der 
Chorea minor. Orvosi Hetilap Jg. 64, Nr. 1, S. 1—7 u. Nr. 2, S. 17—20. 1920. 
(Ungarisch.) 

Nach einer Übersicht über die einschlägige Literatur berichtet Verf. über den 
anatomischen und histologischen Gehirnbefund bei 4 von ihm beobachteten Charea- 
fällen. 

Alle Fälle zeichnen sich durch einen sehr heftigen und raschen Verlauf aus und betrafen 
Individuen von 16—22 Jahren. 2 Fälle nahmen nach 3 Wochen einen letalen A 
Bei einem war nach sechswöchiger Pause ein Rezidiv aufgetreten, das nach kurzer Zeit 
zum Tode führte. Beim vierten Falle hatten die choreatischen Bewegungen ganz ausgesetzt, 
er komplizierte sich durch das Auftreten einer Polyneuritis und wurde noch das Opfer einer In- 
fluenzainfektion, in deren Verlauf (8 Tage vor dem Tode) die choreatischen Erscheinungen mit 
großer Heftigkeit wieder einsetzten. Aus der Anamnese der einzelnen Fälle geht nicht hervor, 
ob rheumatische Erkrankungen vorangegangen waren. In 2 Fällen gelang es in vivo Staphylo- 
coccus pyogenes aureus zu züchten. Der Sektionsbefund ergab überall verrucöse Endo- 
karditissowieparenchymatöse Degeneration von Herz undNieren, in 2 Fällen wird 
Milzschwellung erwähnt. Makroskopischer Gehirnbefund in 2 Fällen normal, bei einem 
fand sich eine Erweichung in der Capsula externa, bei einem ein den Gyrus centralis in seiner 
Höhedurchsetzender, mit Blut gefüllterHohlraum. Sehr charakteristisch undin allen Fällen über- 
einstimmend waren die histologischen Befunde. Untersucht wurden Partien aus allen Gehirn- 
teilen mit Anwendung zahlreicher Methoden, wobei die Methode nach Cajal sich als besonders 
vorteilhaft erwies, weil dabei die Beziehungen des Gliagewebes zu den Gefäßen besonders schön 
zum Ausdruck kamen. Das Gliagewebe um die makroskopischen Veränderungen herum erwies 
sich histologisch unverändert. Dagegen fanden sich in allen 4 Fällen, beginnend vom Gyrus 
centralis, in den von ihm ausgehenden motorischen Bahnen, in der Capsula externa und 


interna, im Linsenkern und in den Brückenschenkeln Gliazellen außerordentlich hypertrophisch, 
ihre Ausläufer verdickt und vielfach verästelt, ohne daß die Verzweigungen der einzelnen Zelle 


irgendwo ineinander übergehen. Deutlich konnte aber bei der Cajalschen Methode beobachtet 
werden, wie die schwarzen hypertrophischen Gliaveränderungen einerseits die Pyramidenze 
andererseits die nächstgelegenen Capillaren umspinnen, wodurch die biologische Rolle der 
Gliazellen als Überträger der Gewebssäfte von den Ganglienzellen zu den Gefäßen und umge- 
gekehrt erhärtet wird. Die Hypertrophie des Gliagewebes zeigt sich nur in den motorischen 
Bahnen, und der Übergang zum benachbarten unveränderten Gewebe war äußerst scharf. 
Neben der Hypertrophie zeigten sich auch beginnende nekrotische Veränderungen. 


Das Ganze faßt Verf. als entzündliche Reaktion der motorischen Bahnen auf, 
die durch eine besondere Affinität dieser Gehirnpartien auf die Toxinwirkung der 
betreffenden Bakterien erklärt wird. Verf. verweist auf die Fränkelschen Unter- 
suchungen, aus denen eine besondere Affinität des Zentralnervensystems für den 
Staphylokokken hervorgeht. Für die besondere Reaktion des motorischen Systems, 
wie es der Chorea eigentümlich ist, glaubt Verf. vielleicht auch noch als Hilfsmoment 
eine besondere individuelle Prädisposition verantwortlich machen zu können, deren 
anatomisches Substrat vielleicht in einer angeborenen Kleinheit und Gliaarmut der 
Brücke, der Brückenschenkel und des Thalamus zu suchen ist. Verf. zieht schließlich 
noch den Vergleich zwischen der Paralyse, bei welcher im ganzen Gehirn durch 
die Spirochäten ähnliche, nur bedeutend langsamer verlaufende Reaktionen des Glia- 
gewebes hervorgerufen werden, und der Chorea, bei welcher die Veränderungen die 
motorischen Bahnen betreffen und nach kürzerer Zeit (die Fälle dauerten höchstens 
3 Wochen!) zu nekrotischem Zerfall führten. Witzinger. 

Mundy, W. N.: Chorea. National eclectic med. assoc. quart. Bd. 11, Nr. 4, 
S. 288—291. 1920. 

Besprechung der Ätiologie und Pathogenese, der Symptome und der Therapie der Chorea 
ohne neue Gesichtspunkte. Eine infektiöse Ursache der Krankheit ist in vielen Fällen vor- 
handen, aber nicht bei allen Fällen festzustellen. Mädchen erkranken mehr als doppelt sọ 
häufig. Die Patienten sind selten unter 4, in der Hauptzahl nicht über 16 Jahre alt. Arsen 
wird nicht als spezifisches Mittel angesehen, und ist beim Verf. nicht beliebt, da es den Appetit 


stört, Verdauungsbeschwerden macht und in großeren Dosen eine periphere Neuritis verur- 
sachen kann. Bei gleichzeitiger Anämie wird eine Eisentherapie vorgezogen. E. Liefmann. 


Erkrankungen des Auges. 

Rumbaur, W.: Beiträge zur Klinik und Anatomie einiger seltener Tumoren 
des Auges und der Orbita. (1. Großes Dermoid der Cornea und Selera. 2. Perl- 
eyste. 3. Lymphosarkom der Orbita.) (Univ.- Augenklin., Breslau.) Klin. Monatsbl. 
f. Augenheilk. Bd. 64, Junih., S. 790—801. 1920. 

Verf. beschreibt 1. einen Fall von Dermoid der Cornea und Sclera bei einem 1jäh- 
rigen Kind. Der sackförmige Tumor, der aus der Cornea und Sclera hervorragte, 
erreichte eine Größe von 12 : 17 mm im Durchmesser. Der größte Teil des Tumore 
lag der Sclera auf, die Cornea war fast bis zum Zentrum bedeckt. Der Bulbus hatte 
unter dem Wachstum des sehr gefäßreichen Tumors, der sonst keine Besonderheiten 
aufwies, nicht gelitten. 2. Einen Fall von Perleyste der Iris infolge Cilienimplantation 
im Anschluß an ein Trauma. Durch Untersuchung von Serienschnitten konnte er fest- 
stellen, daß die Perlcyste aus der Keimschicht des Haarbalges einer Cilie entstanden war. 
Verf. nimmt deshalb an, daß in Fällen von Perlcysten, bei denen eine Cilie nicht mehr 
nachweisbar ist, dennoch eine solche im Spiele war, d. h. daß bei dem Trauma ein Teil 
der Wurzelscheide in die Iris gelangen konnte, während die Cilie durch Lidschlag 
wieder aus der Wunde herausbefördert wurde. Des weiteren konnte er neben der Cyste 
in den Serienschnitten einen 2. Zellkomplex verfolgen, den er als beginnende zweite 
Cyste ebenfalls aus der äußeren Wurzelscheide einer Cilie hervorgegangen deutet. 
3. Einen Fall von Lymphosarkom der Orbita, dessen Diagnose infolge der im Vorder- 
grund stehenden entzündlichen Erscheinungen erschwert war. Entstehung wohl durch 
embryonale Keimversprengung im Sinne der Cohnheimschen Theorie — vielleicht aus 
den Lymphknötchen der Tränendrüse oder Conjunctiva tarsalis —, da sich ein Zusam- 
menhang mit der Tränendrüse weder klinisch noch pathologisch-anatomisch nachweisen 
ließ. Salzberger (München). 


— 460 ° — 


Friede, Reinhard: Ein Fall von kongenitaler Skleraleyste mit Stauungspapille. 
(Krankenh. Wieden, Wien.) Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. Bd. 64, Junih., 8. 783 
bis 789. 1920. 

Verf. beschreibt einen Fall von kongenitaler Scleralcyste, der gegenüber den bis- 
her veröffentlichten Fällen einige Unterschiede aufweist. Die auffallendste Differenz 
ist das chronische Filtrationsödem und die Dehiscenz resp. hochgradige Verdünnung 
der Sclera. Verf. nimmt an, daß infolge der tiefen Lagerung des Entwicklungskeimes 
in der Sclera und der gleichmäßigen Ausdehnung desselben gegen die Conjunctiva 
und gegen die Vorderkammer zu eine abnorme Verdünnung der Wand der vorderen 
unteren Kammerbucht zustande kam. Dadurch trat eine Filtration von Kammer- 
wasser in die Umgebung der Cyste ein, und es entstand im Laufe der Zeit ein chronisches 
Filtrationsödem, das die Cyste von allen Seiten mit Ausnahme der gegen die Kammer- 
bucht gerichteten wie mit einem Mantel umgab. Außerdem war auf dem erkrankten 
Auge der 20jährigen Patientin eine Stauungspapille vorhanden, die weder Visus noch 
Gesichtsfeld wesentlich schädigte und monatelang unverändert bestand. Für die Ent- 
stehung der Papillitis nimmt der Verf. eine mechanische Ursache an, ohne eine be- 
friedigende Erklärung geben zu können. | Salzberger (München). 


Erkrankungen des Gehörorgans. 


Wodak, Ernst: Die Ergebnisse der Untersuchung an den Zöglingen der Prag- 
Smichower Taubstummenanst. Arch. f. Obıen-, Nasen- u. Kehlkopfheilk. Bd. 106, 
H. 1, S. 20—32. 1920. 

Verf. teilt seine Untersuchungsbefunde an den 125 Zöglingen (73 Knaben, 52 
Mädchen) der Prag-Smichower Taubstummenanstalt mit. Das Maximum liegt für die 
Knaben im 12., für die Mädchen im 11. Lebensjahr. Nach der Ätiologie sind folgende 
5 Gruppen zu unterscheiden: 1. angeborene Taubstummheit; 2. wahrscheinlich an- 
geborene T.-St.; 3. ungewisse Fälle; 4. wahrscheinlich erworbene T.-St.; 5. erworbene 
T.-St. Danach ergab sich ein Überschuß der angeboren Tauben (54%) gegenüber 
den später Ertaubten (38,7%). Unter den Ursachen der erworbenen T.-St. findet 
Verf. bei 21 „sicheren“ Fällen an erster Stelle die Meningitis cerebrospinalis epidemica 
(42,9%), an 2. den Scharlach (23,7%), an 3. die chron. Otorrhoe (19%); weiterhin folgen 
Diphtherie, Typhus abdominalis, Sturz (je 4,8%), während sich über den Anteil der 
Lues congenita bemerkenswerterweise überhaupt keine Angaben finden. Die meisten 
Erkrankungsfälle (30%,) liegen im 2. Lebensjahr ; dann folgt eine stufenförmige Abnahme, 
die im 6. Lebensjahr vorübergehend unterbrochen wird. — Nach der Bezoldschen 
Hörprüfung wurden unter den 67 Fällen von angeborener T.-St. 13 (19,4%) total 
Taube, 16 (23,9%) einseitig Taube und 54 mit Hörresten (48 mit Schallgehör, 35 mit 
Vokalgehör, 8 mit Wort- und Satzgehör) festgestellt. Unter den 48 Fällen mit er- 
worbener T.-St. waren 12 (25%) total Taube, 12 (25%) einseitig Taube, 36 mit 
Hörresten (34 mit Schallgehör, 18 mit! Vokalgehör, 5 mit Wort- und Satzgehör). Die 
Zahl der tauben Gehörorgane erwies sich also, in Übereinstimmung mit den Beobach- 
tungen anderer Autoren, bei der erworbenen T.-St. als größer als bei der ange- 
borenen. — Den Vestibularapparat fand Verf. bei 80 Fällen (65%) beiderseits 
erregbar, bei 36 (20,3%,) beiderseits rotatoriech und kalorisch unerregbar, bei 7 (5,7%) 
einseitig unerregbar. Die Zahl der unerregbaren Fälle bei der angeborenen T.-St. 
betrug 12 (18%), bei der erworbenen dagegen 23 (47,9%). Von den 25 absolut 
Tauben wiesen 11 (44%) einen beiderseits erregbaren und ebenso viele einen beiderseits 
unertegbaren Vestibularapparat auf; bei den partiell Tauben fanden sich nur in 
25,5%, unerregbare Vorhofsapparate vor. Unter den Fällen von völliger Taubheit 
trafen 5 (38,4%) unerregbare Vorhofeapparate auf die angeboren Tauben, gegen- 
über 6 (50%) bei den später Ertaubten; bei Hinzuzählung der einseitig unerregbaren 
Fälle erhöhte sich diese Zahl für letztere auf 75%. Die Zahl der Fälle mit erregbarem 
Vestibularapparat nimmt demrach i.a. mit der Hörfähigkeit ab und ist bei der er- 


— 461 — 


worbenen völligen Taubheit verhältnismäßig am kleinsten. — Verf. führt auch 
1 Fall von ausgesprochener Übererregbarkeit des Vestibularis bei einseitiger Taub- 
heit an, bei dem nach der kalorischen Prüfung mit kaltem Wasser beiderseits starker 
Schwindel und sich bis zum Erbrechen steigernder Brechreiz auftrat. — Die Trommel- 
felle waren bei 38 Z5zlingen normal; 60mal sah Verf. eingezogene, 48 mal matte 
Trommelfelle. 17mıl waren Überreste von chron. eitriger Mittelohrentzündung, 
10 mal floride chron. Otorrhoe nachzuweisen. 3mal waren Öperationsnarben am 
Warzenfortsatz vorhanden, davon 2 mit persistenten retroauriculären Öffnungen. An 
Nase und Rachen stellte Verf. fest: Deviatio septi (25 mal), Hyperplasie der Nasen- 
muscheln, Empyeme (34mal), Atrophie der Nasenschleimhaut (8mal), Pharyngitis 
lateralis und granularis (41 mal), Gaumenmandelhyperplasie (22 mal), Rachenmandel- 
hyperplasie (2lmal). Schmaler, steiler Gaumen wurde im ganzen 68mal (in 54,8%) 
beobachtet. Häufig waren auch Gebißanomalien und zwar: 1. weiter Abstand zwischen 
den oberen Schneidezähnen, 2. Dislozierung der beiden oberen Eckzähne nach außen 
oben, 3. Fehlen der Prämolaren, 4. Schrägstellung der Kaufläche an den unteren Mo- 
laren. Diese Abweichungen fanden sich bei etwa der Hälfte der Fälle ohne deutlichen 
Unterschied zwischen angeborener und erworbener T.-St. vor. — Verf. schildert dann 
noch 1 Fall von echter, im 8. Lebensjahre erworbener T.-St., bei dem es durch einen 
Schlag auf den Kopf zu organisch bedingter Taubheit und Vestibularisausschaltung 
kam. Bei 1 weiteren Falle handelte es sich um eine kongenitale Anomalie aller 3 Ohr- 
sphären, die einerseits zur Mißbildung der Ohrmuscheln (,‚Katzenohr“), andererseits 
zu angeborener T.-St. mit völliger Unerregbarkeit des Vestibularapparates geführt 
hatte. Endlich wird der Fall eines 13jährigen Imbezillen erwähnt, der neben ver- 
schiedenen körperlichen und seelischen Abweichungen das Bild vollkommener Hör- 
stummbheit darbot. T. Schmidt-Kraepelin (München). 

Amberg, Emil: The deaf child in its relation to the parents, the teacher, and 
the physician. (Das taube Kind in Beziehung zu seinen Eltern, dem Lehrer und Arzt.) 
New York med. journ. Bd. 111, Nr. 22, S. 936—938. 1920. 

Elternvortrag, weist auf die Prophylaxe der Taubstummheit hin. Taubgeborene 
haben sehr oft taube Kinder, besonders wenn sie andere Taube oder wenn sie eigene 
Verwandte heiraten. — Taubstumms Kinder sollen gesundheitlich besonders gut über- 
wacht werden, namentlich in bezug auf Nasenrauchenraum, Augen, Lungen. Die Eltern 
müssen von klein auf mitwirken bei der Spracherziehung ihrer Kinder; besonders ist das 
wichtig, wenn Hörreste da sind. Ablesen soll so früh wie möglich erlernt werden. 
Es ist erforderlich für alle, die Flüstersprache nicht wenigstens mit einem Ohr auf 
6 Fuß Entfernung hören (Wright). | Ibrahim (Jena). 


Erkranku der n 


Eikenbary, C. F.: Congenital equinovarus. Report on 114 cases. (An- 
geborener Klumpfuß. Bericht 114 Fälle.) Surg., gynecol. a. obstetr. Bd. 30, Nr. 6, 
8. 555—559. 1920. 

Auf Grund seiner Erfahrungen an über 100 Fällen von angeborenem Klumpfuß 
bespricht Eikenbary die Resultate der blutigen und unblutigen Behandlung. Bei 
der Korrektur des Klumpfußes gibt es keine Geheimnisse, auch die chirurgischen Maß- 
nahmen sind keineswegs schwierig. Einzelne Fälle sind recht rebellisch, einzelne mögen 
rezidivieren und müssen von neuem behandelt werden, einzelne sind einer Keilresektion 
zu unterwerfen, doch kommt es in allen Fällen zu einem für das Gehen gut geeigneten 
Fuß. Von 114 zur Behandlung gekommenen Fällen waren 60 schon vorher behandelt 
worden. — Für die Fehlresultate macht E. folgende Momente verantwortlich: I. Der 
Operateur hat nicht berücksichtigt, daß es sich um eine dreifache Deformität handelt, 
deren jede einzelne Komponente korrigiert werden muß. II. Die Deformität ist nicht 
überkorrigiert, oft nicht einmal korrigiert worden. III. Die Fixation der Korrektur- 
stellung ist zu früh aufgegeben worden. — Therapeutisch kommen 3 Gruppen in Be- 


— 462 — 


tracht: Leichte oder mittelschwere Fälle bei jungen Säuglingen, leichte oder mittel- 
öchwere Fälle bei älteren Säuglingen, die den 6. Lebensmonat überschritten haben, 
und schließlich schwere Fälle nach dem 6. Lebensjahre. 

Für die erste Gruppe kommt die allmähliche Korrektur in Betracht. In Zwischenräamen 
von å Woche bis zu 10 Tagen ist die Korrektur vorzunehmen und in bester Korrekturstellung 
immer ein Gipsverband anzulegen, der über das gebeugte Knie hinaufreicht. In leichten Fällen 
kann man damit im Laufe eines Monats vollkommene Korrektur erreichen. In anderen Fällen 

ann es mehrere Monate dauern, in wieder anderen wird überhaupt nichts zu erreichen sein, 
Das hängt von der Rigidität der 'Weichteile ab, aber auch von der Geschicklichkeit des Opera- 
teurs. Nach vollkommen erreichter Korrektur muß dieselbe 1 Jahr lang im Gipsverband fest- 
gehalten werden. Während der späteren Monate wird der Gipsverband nur bis zur Waden- 
linie getragen, überragt also das Knie nicht mehr. Eine Anästhesie ist bei dieser Gruppe in 
keinem Falle nötig. Bei der zweiten Gruppe ist stets Narkose erforderlich. Das Redressement 
geschieht genau in derselben Weise wie bei den Fällen der ersten Gruppe, nur soll die Korrektur 
in einer Sitzung erfolgen. Der Fuß muß solange zurechtgebogen werden, bis er ganz weich 
ist, Varus- und Adductionsstellung können überkorrigiert werden, die Spitzfußstellung ist 
durch die Durchschneidung der Achillessehne zu beseitigen. Die Weichteile an der Innen- 
seite des Fußes zu durchschneiden, fand E. nie Veranlassung. Bei schweren Fällen nach dem 
6. Lebensjahre gibt die Keilresektion aus dem Tarsus vollkommen befriedigende Resultate. 
Im allgemeinen genügen 6 Monate bis zur vollständigen Beseitigung dieser Deformität durch 
die genannte Operation. 

Zum Schluß betont E. noch die Bedeutung des Gehens bei korrigierter Stellung 
des Fußes. Paul Glaessner (Berlin). 

Rhonheimer, Ernst: Die chronischen Gelenkerkrankungen des Kindesalters. 
Mit besonderer Berücksichtigung der Differentialdiagnose. Ergebn. d. inn. Med. 
u. Kinderheilk. Bd. 18, S. 531—572. 1920. 

Zur Differentialdiagnose der chronischen Gelenkerkrankungen des Kindesalters 
muß neben genauer klinischer Untersuchung eine genaue Anamnese, Tuberkulin- 
reaktionen und Wassermann, sowie das Röntgenbild herangezogen werden. In erster 
Linie kommen in Betracht tuberkulöse, luetische Prozesse und Arthritis deformans. 
Selten sind Blutergelenke undchronische gonorrhoische Aıthritiden. — Bei den tuber - 
kulösen Erkrankungen kommt nicht nur der Tumor albus, sondern auch der 
Poncetschetuberkulöse Gelenkrheumatismus in Betracht. Verf. berichtet eine 
Beobachtung bei einem 4jährigen Mädchen. Ohne positive Tuberkulinreaktion darf 
kein Rheumatismus tuberculosus diagnostiziert werden. — Zur Arthritis syphi- 
litica werden keine neuen Gesichtspunkte beigebracht. — Arthritis chronica 
deformans juvenilis. Unter diesem Namen faßt Verf. die anderen Formen chro- 
nischer Arthritis des Kindesalters zusammen, die früher meist als chronischer Ge- 
lenkrheumatismus bezeichnet wurden. Diesen Namen lehnt er ab, weil die Fälle 
ja in der Tat mit Rheumatismus in der Regel nichts zu tun haben, weil die Gelenke 
stets eine Deformierung aufweisen und auch die für Arthritis deformans der Erwachsenen 
charakteristischen Destruktionen am Knorpel und Knochen in einzelnen Fällen am 
Röntgenbild nachgewiesen sind. Bei schleichendem Beginn werden meist mehrere 
Gelenke gleichzeitig betroffen. Meist besteht kein Gelenkerguß, sondern die Schwellung 
ist bedingt durch eine teigige Verdickung der Gelenkkapsel und des periartikulären 
Gewebes. Frühzeitig kommt es zu erheblicher Muskelatrophie. Bei einseitigen Schrump- 
fungsprozessen an der Gelenkkapsel entstehen Contracturen. Verlauf meist ungünstig. 
— In der Stillschen Krankheit, der Perthessche Krankheit (Osteochondritis 
deformans coxae juvenilis) und den chronischen Wirbelsäulenversteifungen 
vom Typus P. Marie-Strumpelloder vom Bechterewschen Typus sieht Verf. 
nur besondere Verlaufstypen der Arthritis deformans juvenilis. Pathogenetisch spricht 
sich Verf. für die neurogene Theorie aus, ohne deshalb andere Hypothesen ganz 
abzulehnen. Eine infektiöse Ätiologie will er nicht gelten lassen. Das oft beobachtete 
protrahierte Fieber spricht seiner Meinung noch nicht für infektiöses Fieber, da es das 
Allgemeinbefinden nur wenig in Mitleidenschaft ziehen soll und es aueh andere Krank- 
heiten mit nicht infektiösem Fieber gebe (Tumoren, Leukämie, Pseudoleukämie). 
Mehr Berechtigung habe die Annahme einer Stoffwechselanomalie. Ibrahim (Jena). 


— 463 — 


Lorenz, Adolf: Der Sehularzt als Orthopäde. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, 
Nr. 24, B. 1073—1078. 1920. 

In seiner stets fesselnden geistvollen Art bespricht Lorenz die Aufgaben des 
Schularztes als Orthopäde. Um wirklichen Schaden zu vermeiden, wird der Schul- 
arzt als Orthopäde in allererster Linie seine Aufmerksamkeit darauf zu richten haben, 
die beginnende Skoliose nicht zu übersehen und namentlich die tuberkulösen Affek- 
tionen der Knochen und Gelenke, vor allem anderen aber die Spondylitis in ihrem 
ersten Anfange zu erkennen, um dieselbe rechtzeitig der Spezialbehandlung zuzuführen. 
Damit hat der Schularzt als Orthopäde den verantwortungsvollsten Teil seiner Aufgabe 
zur Genüge erfüllt. Die Anhaltspunkte, welche L. für die Diagnose der obengenannten 
Erkrankungen und Deformitäten gibt, sind so klar und sinnfällig, daß der Schularzt nach 
der Lektüre des kleinen Aufsatzes vollkommen orientiert ist. Paul Glaessner (Berlin). 


Erkrankungen durch äußere Einwirkung. 

Steinsleger, Marcos: Chron. Arsenvergiftung (Raynaudscher Symptomenkom- 
plex). Rev. méd. del Rosario Jg. 10, Nr. 2, S. 85—89. 1920. (Spanisch.) 

5jähriges Mädchen, mit folgenden Hauptsymptomen erkrankt: Subfebrile Temperatur, 
Cyanose der Zehen des linken Fußes, zunehmende Schmerzhaftigkeit, Nekrose, Spontan- 
amputation. Die von Hause aus helle Haut zeigt, besonders am Halse, Thorax und Abdomen, 
eine dunkelgraue Pigmentation, die gegen einzelne, ganz pigmentlose Stellen scharf absticht. 
An Hand- und Fußflächen trophische Störungen in Form von groben Rauhigkeiten und Schwie- 
lenbildung. Auf dem behaarten Kopf ein schuppendes Ekzem. Am Halse, unter den Achseln, 
earth aber in der linken Weiche, kleine kongestionierte Drüsen. Stark sezernierende 

itis. 

Das Krankheitsbild, das ähnlich bei einer größeren Zahl der Bewohner von Belle- 
ville (Cordoba), einer Ortschaft mit arsenhaltigem Wasser, beobachtet worden ist, wird 
als chronische Arsenvergiftung gedeutet. Das Gift übt hier seine Wirkung hauptsäch- 
lich auf den Sympathicus und die Nebenniere aus. Der Sympathicus besitzt nach 
Koenigstein Fasern, welche den Mechanismus der Pigmentverteilung beeinflussen. 

Richartz (Frankfurt a. M.).“, 


Spezielle Pathologie und Therapie der Geschwülste. 


Mensi, Enrico: Il cloroma nell’etä infantile. (Das Chlorom im Kindesalter.) 
Pediatria Bd. 28, Nr. 13, S. 593—626. 1920. 

Veröffentlichung von 3 Fällen kindlichen Chloroms und Zusammenstellung aller 
in der pädiatrischen Literatur bekannten Krankheitsfälle. An Hand dieses Materials 
beschreibt der Autor die Symptomatologie, Pathogenese und Therapie der Erkrankung. 
Die charakteristischen Symptome bestehen in einer Periostschwellung der Kopf- 
knochen zusammen mit einem hochgradigen Exophthalmus. Die Farbe der Chlorom- 
gebilde ist grünlich. Starke Augenschmerzen sind verbunden mit Sehstörungen, Ohr- 
neuralgien mit Taubheit. (4 mal wurde Blindheit, 12 mal Taubheit und 10 mal Facialis- 
parese unter 46 Fällen beobachtet.) Die Entwicklung der Chloromgeschwülste, welche 
auch auf Joch- und Schläfenbein aufschießen, hat eine Vergrößerung der Protrusio 
und eine erhebliche Chemosis der Lider zur Folge. Das Gesicht wird ‚„froschartig‘“ 
{s. Abbildung). Anämie, Blutungen (blutiges Erbrechen, blutige Stühle, ja profuse, 
tödliche Blutungen [selbst beobachteter Fall]), Kachexie erscheinen später. Der Ver- 
lauf ist in der jüngsten Kindheit besonders rapide, unbedingt tödlich, Dauer 1—7 Mo- 
nate. Für die Diagnose sind besonders Chloromgebilde im Cavum naso-pharyngeum 
wichtig, die ein Hindernis in der Nasenatmung und Bilder echter Pharynxstenose 
erzeugen können. Charakteristisch sind auch Stomatitis ulcerosa und Angina ulcerosa, 
die isoliert vorkommen können und einen Verdacht auf Chlorom nahelegen müssen. 
Leber und Milz sind meist stark vergrößert. Stoffwechseluntersuchungen des 
Autors ergaben eine erhöhte N-Ausscheidung und eine beträchtliche Vermehrung der 
Harnsäureausscheidung (erhöhter Leukocytenzerfall!). Die Blutuntersuchung 
deckt eine progressive Anämie auf mit Poikilocytose, Anisocytose, Polychromasie, 


— 464 — 


Normoblasten, vereinzelt Megaloblasten. An Hand der Blutuntersuchung lassen sich 
mannigfaltige Formen unterscheiden: a) Chlorom mit Mikrolymphocytose (sehr selten); 
b) Chlorom mit Makrolymphocytose (am häufigsten); c) Chlorom mit Makrolympho- 
cytose in Kombination mit myeloischen Elementen; d) Chlorom mit Myelocytose; 
e) subleukämische und aleukämische Formen; f) asymptomatische Formen (Abwesen- 
heit der typischen Chloromsymptome = Tumor und Exophthalmus). Pathogenese: 
Das Chlorom ist eine allgemeine Erkrankung des hämatopoetischen Apparates und 
gehört zur Gruppe der Leukämien, mit der es die Vielgestaltigkeit des Krankheite- 
bildes und das Dunkel der Ätiologie teilt. Die Therapie ist machtlos. E. Friedberg. 


Allgemeines. 
(Lehrbücher, Handbücher, Populärmedizinisches.) 


Talbot, Fritz B.: The future of pediatries. (Die Zukunft der Pädiatrie.) Joum. 
of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 26, S. 1751—1753. 1920. 

Die Pädiatrie der Zukunft wird sich immer mehr mit hygienischen und prophy- 
laktischen Fragen befassen müssen. Im Unterricht der Studierenden müssen diese 
Dinge, die sich auf zweckmäßige Ernährung und Pflege und Gesunderhaltung des 
Säuglings und Kleinkinder beziehen (‚präventive Pädiatrie“), einen sehr viel breiteren 
Raum einnehmen als gegenwärtig. Da viele Krankheiten soviel seltener geworden sind, 
daß sie für den Arzt keine große Rolle mehr spielen (Verf. nennt als Beispiel den Typhus), 
wäre eine vernünftigere Studieneinteilung nicht schwierig. Ibrahim (Jena). 

e Haberman, J. Victor: The new clinic. An advance movement in child wel- 
fare and race regeneration. (Die neue Klinik. Ein Fortschritt zur Wohlfahrt und 
Rasseerneuerung des Kindesalters.) (Sonderdr. a. Boston med. a. surg. joum. 
29. April 1920.) Boston: Selbstverlag 1920. 6 S. 

Die „neue Klinik“ ist vorerst nur eine Idee, ein Programm, vielleicht noch etwas 
verfrüht, wie Verf. selbst sagt. Das Fürsorgewesen für die verschiedensten Gruppen 
von Menschen, speziell von Kindern, scheint zur Zeit in Amerika nach allen Richtungen 
Blüten zu treiben, und in der Systematisierung dieses Fürsorgewesens werden immer 
neue Vorschläge und Versuche gemacht. Die „neue Klinik“ des Verf. ist wohl der 
weitestgehende. Die „Klinik“ soll eine Zentrale darstellen, mit einem Stab von Sach- 
verständigen ausgerüstet, dazu bestimmt, statistisches Material zu sammeln und 
Persönlichkeiten auszubilden, die in gleicher Richtung tätig sind, bis schließlich jede 
öffentliche und private Schule ihren eigenen Stab von Sachverständigen besitzt. Das 
Ziel, das Verf. von einer nahen Zukunft ersehnt, ist, „daß jedes Kind nicht nur m 
geeigneter {Weise ernährt werden wird, sondern auch die erforderlichen endokrinen 
Substanzen erhält, um das harmonische Gleichgewicht in Wachstum und physischer und 
geistiger Reifung sicherzustellen. Kinder mit geringer Wachstumstendenz werden 
irgend etwas — vielleicht Thymus-Hypophyse-Schilddrüsensubstanz — bekommen, 
wodurch das Wachstum angeregt wird. Gegenteilig veranlagte etwas anders — viel- 
leicht Geschlechtsdrüsensubstanz —, um ihr Wachstum in Schranken zu halten. Torpide, 
geistig träge Kinder aus hereditären oder konstitutionellen Gründen werden Schild- 
drüse oder ähnliche Präparate zur Stimulierung ihres Hirnrindenwachstums und Stoff- 
wechsels erhalten. Wenn Neuropathie oder Tuberkulose in der Familie besteht, wird 
das Kind in eine Freiluftschule gebracht und alles getan, um seine Resistenz zu erhöhen, 
Sedativa werden den einen, anregende Mittel den anderen verordnet werden. Viele 
werden aus ihren häuslichen Verhältnissen herausgenommen und in günstigere Um- 
gebung gebracht werden; rhythmisches Tanzen wird geeignete therapeutische Ver- 
wendung finden und dazu dienen, Ermüdung zu beheben und Frohsinn zu begünstigen. 
Nicht nur die negativen Momente sollen ins Auge gefaßt werden, sondern auch die post- 
tiven, also alle guten Anlagen besonders gepflegt und individuell entwickelt werden. 

Ibrahim (Jene). 








Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 11 S. 465 4% 





Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 
| und Pflege). 
Ph und ne Pathologie des Säugli 


Peyrot, J.: La mortalité infantile et ses remèdes dans le palatinat pendant la 
guerre. (Die Kindersterblichkeit und deren Bekämpfung in der Pfalz während des 
Krieges.) Arch. de méd. des enfants Bd. 23, Nr. 8, S. 457—473. 1920. 

Verf. vergleicht die Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit in der bayrischen 
Pfalz mit den Verhältnissen in den verschiedensten französischen Städten (Toulouse, 
Rouen, Nantes, Marseille, Nancy, Bordeaux und Paris) und kommt zu dem Schluß, 
daß die Sterblichkeit in Deutschland trotz der Blockade nicht höher gewesen sei, wie 
in Frankreich. Die Säuglingssterblichkeit betrug z. B. in 


|| Kaiserslautern Ludwigshafen Paris 
l % 
















1914 
1915 | 
1916 | 
1917 | 
1918 | 1410 

Anschließend an diese Feststellung berichtet Verf. ausführlich (mit mühsam 
unterdrückter Anerkennung) über die Maßnahmen, die zur Bekämpfung der Sterb- 
lichkeit sowohl von den örtlichen Stellen als auch von Reichswegen (Reichswochen- 
hilfe) getroffen sind. A. Reiche (Braunschweig). 

Freudenberg, E. und H. Mammele: Über den Einfluß der Molke auf das 
Darmepithel. VIII. Mitt. Vergleich der Sauerstolfzehrung von Kalbsdarmzellen in 
Kuh- und in Frauenmolke. (Kinderklin., Heidelberg.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 92, 
3. Folge: Bd. 42, S. 287—293. 1920. 

Neue Versuche zur Erklärung der differenten Wirkung von Kuh- und Frauen- 
molke auf die Atmung von Kalbsdarmzellen. Kolloide Hemmungsstoffe in der Frauen- 
molke kommen nicht in Betracht. Eine Zurückführung auf Wirkung des Salzmediums 
wird abgelehnt. Der verschiedene Citronensäuregehalt der Milcharten hat auch 
keine Beziehungen zu ihrer verschiedenen Atmungswirkung. Maßgebend sind quanti- 
tative und qualitative Unterschiede bezüglich der oxydationsfördernden Rahmlipoide. 
Da sich auch in lipoidfreien Molkenderivaten der Artunterschied zeigt, spielt ein noch 
fremder Faktor auch eine Rolle. Frankenstein (Charlottenburg). _ 

Grulee, Clifford G.: Preeipitins for egg albumin in stools. (Präcipitine für 
Eialbumin in Stühlen.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 20, Nr. 1, S. 15—17. 1920. 

Über 300 Stühle von Säuglingen und Kleinkindern wurden mit einem Anti- 
eialbuminserum auf spezifische Präcipitine geprüft. Die Resultate sind nicht ganz 
einwandfrei, da von den mit Eiweiß gefütterten Kindern nur eine verschwindende 
Zahl positive Reaktionen zeigte, während 3 Kinder, welche in der Nahrung keine 
Spur von Eiereiweiß erhalten hatten, ebenfalls sichere Präcipitinreaktion im Stuhl 
aufwiesen. Verf. erklärt dies durch die „complexity of the stool“. Karl Kassowitz. 

Seifert, M. J.: Abnormal lactation. A careful study of the literature, with the 
report of a ease. (Abnorme Lactation. Eine sorgfältige Literaturstudie, Mitteilung 
eines Falles.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, Nr. 24, S. 1634—1639. 1920. 

Die normale Stillzeit wird auf 9 Monate festgesetzt. Dauert die Milchsekretion 
über 2 Jahre, so spricht Verf. von abnormer Sekretion. Zunächst wird das Verhältnis 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 30 


— 46 — 


von Lactation zur Conception besprochen: Das Zusammentreffen von Lactation und 
Conception ist ziemlich allgemein, die Conception erfolgt selten während der ersten 
6 Monate der Lactation, fällt Schwangerschaft und Lactation zusammen, so leiden 
Mutter und Foetus gleicherweise. Untersuchungen an 300 Kindern zeigten, daß Stillen 
während der Schwangerschaft und übermäßig lange fortgesetztes Stillen die später 
zu erwartenden Kinder schädigt. Weiterhin wird an Hand der Literatur gezeigt, daß 
ein zu lange fortgesetztes Stillgeschäft zu Entzündungen des Uterus oder sonstigen 
Erkrankungen der Beckenorgane führt. Es folgt eine kurze Besprechung der Mamma- 
Sekretion beim Neugeborenen und die bisherigen Erklärungsversuche, ferner der 
Komplikation mit Augenerkrankungen (Iritis), Hirnerkrankungen (Epilepsie, En- 
cephalitis und Meningitis). Verf. beobachtete selbst folgenden Fall von abnorm ver- 
längerter Lactation: Eine 3ljährige Frau hatte vor 11 Jahren zum letzten Male ent- 
bunden und vor 3 Jahren eine extrauterine Gravidität durchgemacht. Beide Brüste 
sezernierten noch reichlich fette Milch seit 11 Jahren. Ähnliche Fälle der Literatur 
werden angefügt. Zahlreich sind die zusammengestellten Fälle reichlicher Milch- 
` sekretion bei Jungfrauen (Mensch und Tier), bei Greisinnen und Männern. Eckert. 

Figueira, Fernandes: Über Maiskleie-Extrakt als Nahrung für stillende Mütter. 
Brazil-med. Jg. 34, Nr. 23, 8. 354—355. 1920. (Portugiesisch.) 

Verf. bezieht sich auf die von Hans Aronan Ratten festgestellten Untersuchungs- 
ergebnisse: 1. Anwendung von Casein, Butter, Salzen und Kleie — günstige Ent- 
wicklung; 2. Ersatz der Kleie durch Cellulose — spärliche Entwicklung; 3. Hinzu- 
fügen von Kleieextrakt — günstige Entwicklung; 4. Rückkehr zur zweiten Diätform 
— wieder spärliche Entwicklung; 5. Weglassen von Butter und Kleie — langsame 
Entwicklung. Versuche ergeben, daß die Cellulose in der Kleie nicht imstande ist, 
die Ernährungsenergie anzuregen. Die Wirkung beruht vielmehr auf der Umstimmung 
der Darmflora. Die Vorteile der Malzsuppe bei Ernährungsstörungen der Säuglinge 
bestehen darin, daß die Fäulnis und Gärung unterdrückt werden. 2—3 g Kleienextrakt 
bewirkten Gewichtszunahme, 5—6 g Durchfälle. Künne (Steglitz). 


Diagnostik und Symptomatologie. 


Culler, Robert M.: The insignificance of recording chest measurements made 
at the nipple line. (Die Wertlosigkeit der Messung des Brustumfangs in der Warzen- 
höhe.) Milit. surg. Bd. 46, Nr. 6, S. 646—650. 1920. 

Die Messung des Brustumfangs, wofern man nicht überhaupt die wertvollere 
Bestimmung des Durchmessers vorzieht, sollte nur in der Höhe des Ansatzes des Pro- 
cessus ensiformis vorgenommen werden; denn hier fällt der Einfluß der großen Thorax- 
muskeln auf die Messung fort (Pectoralis, Latissimus) und es wird anderseits die 
Zwerchfellexkursion mitbestimmt. Beutienmüller (Stuttgart), 

Schiff, Er.: Röntgenologische Beobachtungen über die Zwerchfellbewegung 
im Kindesalter. (Univ.-Kinderklin., Berlin.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 48, 
Nr. 32, S. 884. 1920. 

Bei der röntgenologischen Untersuchung zahlreicher Kinder hat Verf. oft ein 
abnormes respiratorisches Verhalten der Zwerchfellaktion beobachtet, am häufigsten 
wellenförmigen Verlauf des Zwerchfellschattens, dann mehr oder weniger starke Ab- 
plattung und herabgesetzte respiratorische Verschieblichkeit. Das Fehlen von klinisch 
wie auch radiologisch nachweisbaren pathologischen Lungenprozessen, die negativen 
Sektionsbefunde u. a. sprechen dafür, daß es sich hierbei um abnorme Innervationen, 
um unregelmäßige Kontraktionen der einzelnen Muskelbündel handelt. Bei dem 
Versuch, die verminderte respiratorische Verschieblichkeit zu erklären, denkt Verf. 
daran, ob denn nicht in gewissen Fällen die Lungenelastizität ohne eine anatomi 
nachweisbare Ursache herabgesetzt sein kann. Jedenfalls ergibt sich praktisch aus 
diesen Beobachtungen, daß die erwähnten Störungen der Zwerchfellaktion im Gegen- 


— 467 — 


satz zu denen bei Erwachsenen nicht als die Folgen pleuritischer Prozesse zu be- 
trachten sind. Heinrich Davidsohn (Berlin). 

Preisich, Kornél: Herzvolumen im Säuglings- und Kindesalter. Jahrb. f. 
Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, 8. 400—403. 1920. 

Verf. bestimmt das Volumen des uneröffneten Herzens, indem er es in ein bis zum 
Rand mit Wasser gefülltes Gefäß langsam einsenkt. Die Übergangsfalte des Perikards 
zeigt die obere Herzgrenze an. Das Herzvolumen des Neugeborenen beträgt 17—19 cem, 
des 2-3jährigen Kindes 27—115 ccm, des 6—7 jährigen 80—150, des 10—12jährigen 
120—165 ccm. Die enormen Schwankungen hängen u. a. auch vom Zeitpunkt der 
Sektion ab (Gasbildung in den Herzhöhlen). Adolf F. Hecht (Wien). 

Grimm, G.: Über die Bedeutung voluminöser Faeces bei Kindern. (Univ.- 
Kinderklin., Berlin.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 3, S. 193—204. 1920. 

Die Menge der täglich abgesetzten Exkremente unterliegt erheblichen Schwan- 
kungen und wird hauptsächlich durch die Quantität und Qualität der Nahrung beein- 
flußt. Es gibt jedoch Kinder, die’ unverhältnismäßig voluminöse Faecesmassen ent- 
leeren. Genauere Studien an 2 derartigen Kindern von 1!/ Jahren und Vergleiche 
mit den Verhältnissen bei 3 gesunden Kindern zeigten, daß die Entleerung der volu- 
minösen Faeces durch schlechte Ausnützung der zugeführten Nahrung bedingt ist, 
womit auch das schlechte und langsame Gedeihen der Kinder erklärt werden konnte. 
Verf. stellt weitere Untersuchungen über die Ursachen der Störung in Aussicht. Es 
kann sich dabei um einen behinderten Abbau der Nahrung handeln, an welchem einer- 
seits die Darmsekrete, andererseits die Darmbakterien beteiligt sind. Es muß aber auch 
geprüft werden, ob die Resorptionsfähigkeit des Darms dabei gestört ist, oder ob eine 
pathologische Ausscheidung in den Darm vorliegt. Ibrahim (Jena).“, 

Piticariu, J.: Sur un procédé permettant de déceler dans l’urine des traces 
très faibles d’hömoglobine. (Über ein Verfahren zum Nachweis sehr geringer Spuren 
von Hämoglobin im Harn.) (Hôp. central, Cernautzi.) Cpt. rend. des séances de la 
soc. de biol. Bd. 83, Nr. 15, 8. 605—607. 1920. 

Das Ehrlichsche Reagens zum Nachweis von Urobilin, bestehend aus Dimethylamido- 
benzaldehyd 2,0, Ac. hydrochlor. konc. 10,0, Aqua dest. 50,0 wird dem im Verhältnis 1 : 100 
verdünnten Harn zugesetzt und ergibt bei Gegenwart von Hämoglobin eine Rotfärbung und 


bei spektroskopischer Betrachtung ein typisches Oxyhämoglobinspektrum. Der Harn muß 
ganz frisch sein. Wachtel (Breslau). 

Boustfield, Guy: Detection of albumin in urine: A wholesale method of heating 
test-tubes. (Eiweißnachweis im Urin: Eine Methode zum Erhitzen der Reagens- 
gläser im Großbetrieb.) Lancet Bd. 198, Nr. 2, S. 97—98. 1920. 

Angabe eines Apparates zum gleichzeitigen Eiweißnachweis in mehreren Urinen für 
Krankenhauszwecke. In ein flaches perforiertes Metalldampfbad werden die mit Urin und 
einigen Tropfen Essigsäure gefüllten Reagensgläser gesteckt, die unten in ein kaltes Wasser- 
bad hineinragen. Beim Einleiten des Dampfes wird nur der obere Teil des Urins gekocht, 
der mittlere wird lauwarm, der untere bleibt kalt, so daß sich die Ursache der Trübung (Ei- 
weiß, Phosphate, Urate) leicht feststellen läßt. M. Rosenberg (Charlottenburg-Westend). i 


» 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Funktionelle Verdauun und Ernähru ngen des Säuglings und des 
Kleinkindes. 


Grulee, Clifford G.: Colie in the breast-fed infant. (Kolik bei brustgenährten 
Säuglingen.) Med. clin. of North America Bd. 3, Nr. 6, S. 1621—1628. 1920. 

Die Darmkolik der Kinder besteht in spastischen Kontraktionen einzelner Darm- 
abschnitte als Folge einer Reizung der Darmschleimhaut und vermehrter Gasbildung. 
Sie kommt oft vor bei Kindern, die an der Brust genährt werden. Darmschleimhaut- 
reizende Stoffe entstehen in der Milch hauptsächlich aus Fett und Lactose. Am stärk- 
sten reizend wirken die niedrigen Fettsäuren, Milchsäure hat keine Reizwirkung. 
3 Fälle werden beschrieben. Die Behandlung besteht in der Herabsetzung der gereichten 

30* 


— 468 — 


Milchmenge oder Darreichung abgepumpter entrahmter Muttermilch; ferner wurde, 
um die bei der Milchnahrung gegenüber der Fäulnis in den Vordergrund tretende 
Gärung einzudämmen, lg Casein vor jeder Mahlzeit und, um die Bildung der un- 
schädlichen Milchsäure zu begünstigen, eine flüssige Kultur .des Bacillus ac. lactic. 
gegeben. Manchmal ist es zweckmäßig, die Muttermilch durch eine Lösung von Dextro- 
maltose in Eiweißmilch zu ersetzen. Ernst Neubauer (Karlsbad). 

Marfan, A. B.: La diarrh6e cholöriforme des nourrissons. (Die choleraartige 
Diarrhöe der Säuglinge.) Nourrisson Jg. 8, Nr. 4, S. 193—208. 1920. 

Ausführliche, geradezu klassische Beschreibung des klinischen Krankheitsbildes 
und der pathologischen Anatomie der choleriformen Intoxikation, die aber nichts 
Neues bieten. Interessant ist, daß in dem Höpital des Enfants malades des Verf. 
die Sterblichkeit bei jenen Kindern unter 1 Jahr 68%, betrug. Seit 1914 glaubt der 
Vert, eine Erhöhung der Schwere dieser Erkrankung eintreten gesehen zu haben. 

Rietschel (Würzburg). 

Moll, L.: Fall von Enteritis bei Frauenmilchernährung. Anwendung von 
bulgarischer Milch im Säuglingsalter. Mitt. d. Ges. f. inn. Med. u, Kinderheilk. 
Wien Jg. 19, Nr. 1, S. 18—22. 1920. 

- Vgl. dies. Zentralbl. Bd. 9, S. 15. 

. Aron, Hans: Nährstoffmangel als Krankheitsursache. Berl. klin. Wochenschr 
Jg. 57, Nr. 33, S. 773—777. 1920. 

i Ganz ähnlich wie bei der Beri-Beri und beim Skorbut sieht Verf. einen Nährstoff- 
mangel auch als Ursache derjenigen Krankheitserscheinungen an, welche Säuglinge 
und junge Kinder bei reichlicher Ernährung mit Milch ohne wesentliche Beikost 
häufig aufweisen. Hierher gehören die Bilanzstörung, Milchnährschäden und 
alimentäre Anämie. Viele Fälle von mangelhaftem Gedeihen bei ausreichender 
Eiweiß- und Calorienzufuhr beruhen wohl auf einem Mangel an vegetabilischen Ex- 
traktstoffen. Sie lassen sich daher durch reichliche Zufuhr der fehlenden Nährstoffe, 
z. B. von Mohrrübenextrakt ohne jede andere diätetische Maßnahme heilen.. Das 
gleiche kann man bei manchen Säuglingen zuweilen schon durch Mehl oder Malz- 
extrakt oder durch Gemüse und Obst erzielen. Besonders wirksam haben sich auch 
Orangen- und Citronensaft, Tomatenpüree und Kartoffelwasser erwiesen. Im Gegen- 
satz zu den genannten Nährstoffen, die sich alle durch ihre Wasserlöslichkeit auszeichnen, 
finden’ sich noch andere vornehmlich in den Nahrungsfetten, die in fettlösenden Mitteln 
löslich sind („Lipoide“). Von den bei ihrem Mangel in der Nahrung auftretenden 
Erkrankungen sind am genauesten gewisse Augenerkrankungen (Xerose, Keratomalacie) 
und Störungen des Knochenwachstums bekannt. Die Entstehung der Hungerosteo- 
malacie und vielleicht auch die der Rachitis wird dem Verständnis dadurch näher ge- 
bracht. Gegenüber diesen „Ausfallskrankheiten““ handelt es sich bei der Ödem- 
krankheit nicht um das Fehlen bestimmter Stoffe in der Nahrung, sondern um die 
Folgen einer langdauernden kalorischen Unterernährung, die zu tiefgreifenden Eiweiß- 
und Fettverlusten des Organismus führt. Lust (Heidelberg). 

Aron, H. und S. Samelson: Mohrrübenextrakt in der Säuglingsernährung. 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 28, S. 772—773. 1920. 

Der Extraktstoffgehalt einer Nahrung oder eines Nahrungsmittels stellt 
einen entscheidenden Faktor für den Ermährungserfolg dar. Bei geringem Extrakt- 
stoffgehalt der Nahrung vermögen Kinder wohl einige Zeit ganz gut zu gedeihen, dann 
aber stellen sich meist Störungen ein, die in erster Linie in mangelnder Gewichtszunahme 
trotz reichlicher Aufnahme von Brenn- und Baustoffen zum Ausdruck kommen. Aron 
hat einen konzentrierten Mohrrübenextrakt verwandt, der jetzt fabrikmäßig durch die 
chemischen Werke Rudolstadt hergestellt wird. Geeignet für die Versuche erschienen 
Säuglinge, die ohne Zeichen dyspeptischer Störung bei reichlicher Milchzufuhr in dem 
Alter entsprechenden Mischungen und einer Energiezufuhr von mehr als 100 Cal. 
pro kg längere Zeit an Gewicht nicht zunahmen. Blieb eine Steigerung der Nahrungs- 


— 469 — 


quantität ohne Einfluß auf die Gewichtszunahme, so wurde der Mohrrübenextrakt 
in Mengen von 5, 10, 15 ccm täglich einige Wochen zugelegt oder eine äquikalorische 
Menge Kohlenhydrat der Nahrung dadurch ersetzt. Er wurde in die Milchmischungen 
verteilt und stets gern genommen. — Bei 14 über längere Zeit beobachteten Fällen 
stellte sich mehr oder minder ausgesprochen, aber stets deutlich, eine entscheidende 
Einwirkung auf die Gewichtszunahme und den Stoffansatz ein. Auch Farbe und Aus- 
sehen der meist elenden Atrophiker besserten sich sichtlich. Die Ernährungsversuche 
betrafen nicht nur Kinder im 2. Lebenshalbjahr, sondern auch jüngere Kinder. Die 
von Aron im Tierversuch an Ratten demonstrierte Bedeutung der Extraktstoffe für 
die Ernährung hat auch für den Menschen Gültigkeit und kann in der Säuglingsernährung 
große Bedeutung gewinnen. Ibrahim (Jena).“, 
Clarke, Floyd S. and Andrew Dow: Results of some experimental work with 
sodium cacodylate on athreptie infants. (Untersuchungen über die Wirkung des 
Natrium cacodylicum bei atrophischen Kindern.) Americ. journ. of dis. of children 
Bd. 19, Nr. 4, S. 260—262. 1920. 
Versuche an 6 während längeren Krankenhausaufenthaltes atrophisch und mehr 
oder weniger anämisch gewordenen Kindern mit negativem Pirquet und Wassermann 
ohne Urinbefund im Alter von 6—15 Monaten. Bei unveränderter Ernährung erhielten 
die Kinder 8 intramuskuläre Injektionen von Natrium cacodylicum in Zwischen- 
räumen von 4 Tagen in Mengen von Y,—®/, Gran je nach dem Alter, steigend auf 
3/ —1 Gran (1 Gran = 0,06 g Ref.). Das Resultat war, daß die Zahl der roten und weißen 
Blutkörperchen unverändert blieb, während der Hämoglobingehalt um 5—25% stieg. 
Ein Kind nahm während der Injektionen nicht zu, aber in den folgenden Monaten 
hatte es einen Gewichtsanstieg von 1 Pfund; drei Kinder nahmen 2 Pfund, die letzten 
zwei 1?/, Pfund zu. Diese Zunahme setzte sich auch nach Abbruch der Behandlung 
fort. Alle Kinder hatten besseren Appetit. Es scheint also, daß dem Natrium caco- 
dylicum tonisierende Eigenschaften zuzuschreiben sind, die zur Gewichtszunahme, 
Besserung des Ernährungszustandes und Hämoglobinvermehrung führen. Samelson. 


Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 


Bassler, Anthony: Chronic intestinal toxemia. (Chronische enterogene Tox- 
ämien.) New York med. journ. Bd. 112, Nr. 2, S. 45—48. 1920. 

Es gibt primäre und sekundäre Darmtoxämien. Die sekundären entstehen durch 
alle möglichen Erkrankungen des Verdauungstraktes, chronische Appendicitis ist 
nicht Ursache, sondern Folge der Toxämie, die Kolitis oft ebenso. Primäre enterogene 
Toxämie entsteht durch Störung der biochemischen Vorgänge in Ileum und Colon 
ascendens; deren Ursache ist eine Veränderung der Darmflora. Es gibt 2 Typen, den 
Fäulnistyp (Indoltyp) und den Gärungstyp (Milchsäuretyp). Exakte bakteriologische 
Stuhluntersuchung ist das wichtigste diagnostische Hilfsmittel. Zahlreiche, ganz 
verschiedene Symptome und Symptomenkomplexe beweisen ihre Zugehörigkeit zur 
Toxämie dadurch, daß sie bei nur den Darm betreffender Therapie schwinden. Vor 
kritikloser Anwendung einzelner therapeutischer Maßnahmen wird gewarnt, Einläufe 
sind wertlos. Vernünftige Lebensweise und Stuhlregelung sind Hauptsache, der Gärungs- 
typ braucht Eiweißdiät, der Fäulnistyp Kohlenhydratkost. Die Bakteriotherapie soll 
mit Autovaccinen arbeiten; es ist schwer, den wesentlichen Stamm in der Darmflora 
herauszufinden; die Therapie muß 4—5 Monate lang fortgesetzt werden, die Diät 
1—2 Monate. Alfred Plaut (Hamburg-Eppendorf)., 

Phelip, et Fey: Perforations gastriques chez un nourrisson d’un mois. Péri- 
tonite à streptocoques. (Perforation des Magens bei einem 1 Monate alten Säugling. 
Streptokokkenperitonitis.) Arch. de med. des enfants Bd. 23, Nr. 8, S. 490—492. 1920. 


Überernährtes Brustkind gesunder Eltern plötzlich mit „Ausschlag“ an Gesicht und Gliedern 
erkrankt, der zunächst als Ekzem angesprochen wird. Am nächsten Tage starkes Aufgetrieben- 
sein des Leibes bei normaler Nahrungsaufnahme und normalen Stühlen. Am 3. Tage Erbrechen 
und schleimige Stühle ohne Blut. Am 4. Tage: Kind verfallen, Meteorismus des Leibee. La para - 


— 470 — 


tomie: Trübe, reichlich Streptokokken enthaltende Flüssigkeit, Pseudomembranen auf den 
Darmschlingen. Tod im Kollaps noch am selben Tage. Obduktionsbefund: Reichlich trübe 
Flüssigkeit und Pseudomembranen in der Bauchhöhle. Dünndarm leicht erweitert, zum Teil 
mit injizierter Serosa. Zwischen Magen und Querkolon einige Adhäsionen. In Höhe der großen 
Kurvatur sickert Magensaft heraus. An der Mageninnenfläche oberhalb des Ansatzes des großen 
Netzes eine komplette Perforation. Eine ebensolche, aber inkomplette ist an der Magen- 
innenfläche. In der Umgebung der Perforationen ein weißlicher Rand, im übrigen normale 
Verhältnisse. Mikroskopisch: Leichte Lymphzelleninfiltration und bindegewebige Wuche- 
rung. — Es scheint sich um ein echtes Magenulcus aus unbekannter Ursache zu handeln. 
Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). 


Barehetti, Karl: Zur Kasuistik des Ulcus duodeni im Säuglingsalter. Mitt. 
d. Ges. f. inn. Med. u. Kinderheilk. Wien Jg. 19, Nr. 1, 8. 12—14. 1920. 
Vgl. dies. Zentralbl. Bd. 9, 8. 16. 


Magliani, Itala: Studio sul megacolon congenito nei bambini con speciale 
riguardo al lato terapeutico. (Über das angeborene kindliche Megakolon mit be- 
sonderer Berücksichtigung der Behandlung.) (Clin. pediatr., untv., Bologna.) Riv. 
di clin. pediatr. Bd. 18, H. 6, S. 321—333. 1920. 

Besprechung der verschiedenen Theorien der Entstehung, bei denen die primäre 
Ursache verschieden angenommen wird (angeborene Dilatation, angeborene Neigung 
zur Verstopfung, akute Kolitis, abnorme Länge des Kolon, angeborene Hypoplasie 
einzelner Teile der Wandungen des Kolon, Lues, Tuberkulose u. a.), und die sich in 
2 verschiedene Gruppen teilen lassen: 1. Veränderungen embryonalen Ursprunges; 
2. sekundäre Dilatation durch Hindernisse verschiedener Art, verursacht durch Ver- 
engungen oder abnorme Lage. Magliani neigt auf Grund der Beobachtung von 
2 Fällen mehr zu letzterer Annahme. Die Zahl der Krümmungen ist in diesem Darm- 
teil im Vergleich zur Länge besonders groß, die Länge des Darmes im Vergleich zur 
Körpergröße wesentlich größer als beim Erwachsenen; dadurch sind häufige Lage- 
veränderungen bedingt. — Die Behandlung mit Klysmen ist aussichtsreicher als die 
chirurgische; in den beobachteten Fällen hat das hohe Einführen von Sonden zur 
Heilung geführt. Schneider (München). 


Francke: Butolan, ein neues Anthelminthieum. Med. Klinik Jg. 16, Nr. 29, 
S. 758—759. 1920. 

Erfahrungen von 10 Monaten über Butolan (Bayer u. Co., Leverkusen). Weißes geruch- 
loses und fast geschmackfreies krystallinisches Pulver; macht keine Magen- und Darmbe- 
schwerden. Specificum gégen Oxyuren, aber auch gegen Askariden. Es kommt in Tabletten 
zu 0,5g in den Handel. Dosis: Für Erwachsene dreimal täglich 1 Tablette, bei Kindern unter 
10 Jahren dreimal täglich !/, Tablette. Das Mittel wird 3 Tage lang gegeben, am Schluß ein Ab- 
. führmitteL Gleichzeitige Einläufe von verdünnter essigsaurer Tonerdelösung oder kalt an- 
gesetzten Knoblauchwurzelaufgüssen sind zweckmäßig. Bei hartnäckigen Fällen vertragen 
Erwachsene auch 3--4 mal täglich 1 g Butolan. Apitz (Halle), 


Konstitutionsanomalien und Stoffwechseikrankheiten, Störungen des Wachstums 
und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 


Howland, John and Edwards A. Park: Some observations on rickets. (Einige 
Beobachtungen bei Rachitis.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 7, S. 411—412. 1920. 

Bericht einer Demonstration von Röntgenbildern. Die Wirksamkeit des Leber- 
trans war im Tierversuch bereits nach 2 Tagen als Kalkablagerung in der Epiphysen- 
linie, beim Kinde nach 3 Wochen zu erkennen. In der Diskussion berichtet McKim 
Marriott von Versuchen mit „künstlichem Blut‘, einer Lösung von allen anorgani- 
schen Bestandteilen des Blutes unter Hinzufügung von CO, unter 40 mm Spannung. 
Wurde die CO, entfernt oder dieser Ca-Salze oder anorganischer Phosphor zugefügt, 
so trübte sich die anfangs klare Lösung. Die Niederschläge hatten verschiedene Zu- 
sammensetzung; nur wenn man die Phosphate etwas vermehrte, entstand ein erheb- 
licher Niederschlag, der die ungefähre Zusammensetzung des Knochens hatte. Es 
wäre daher wissenswert, ob durch Lebertran der Phosphatgehalt im Körper steigt. 
Gerstenberger berichtet über Fütterungsversuche Howlands an über 1200 Säug- 





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lingen mit „synthetischer Milch“, die 10%, Lebertran enthielt: kein einziges Kind 
erkrankte an Spasmophilie oder Rachitis. Dadurch erscheine die Ausrottung der 
Rachitis ermöglicht. Grulee berichtet über Fütterungsversuche von Femster mit 
reinem Phosphor bei gesunden Kindern: er hat dadurch Verdickungen der Knochen- 
enden erzeugen können, die die gleichen waren, wie die durch Lebertran erzeugten 
(? Ref.). Bei längerer Verfütterung von Phosphor entstand eine stärkere Verdickung 
an der Epiphysenlinie. Howland und Kramer haben den Phosphatgehalt des 
Blutes nach Lebertran bedeutend vermehrt gefunden; in einem Fall von 1,5 auf 
16 mg in 100 ccm Blut, bisweilen doppelt soviel. Der Lebertran hat anscheinend 
Beziehungen zur Ausnutzung des Phosphors. Huldschinsky. 


Korteweg, R.: Osteogenesis imperfecta. (Kinderkrankenh. Groningen.) Neder- 
landsch maandschr. v. geneesk. Jg. 9, Nr. 5, 8. 255—271. 1920. (Holländisch.) 

1. Fall: 6 Wochen alter Knabe, keine Heredität. Bereits mit verkrümmten Gliedern 
nr 2. Fall: 4 Wochen alter Knabe. Anamnese negativ. Anscheinend auch schon bei Ge- 

gebrochene Knochen. Schädel von der Haargrenze ab ganz weich. Deutlicher Rosenkranz. 


Die Diagnose Osteog. imp. sollte nur dann gestellt werden, wenn in utero entstan- 
dene Frakturen nachweisbar sind. Die bisherigen Beweise für die Identität dieser 
mit der Osteopsathyrose erscheinen nicht genügend stichhaltig: vor allem spricht 
das immer wieder berichtete familiäre Auftreten letzterer dagegen, da die Osteog. 
imp. kaum je familiär beobachtet wurde. Die Theorie von Bolk, daß die Frakturen 
nur Stellen seien, an denen die Knochenbildung noch nicht zustande gekommen Bei, ` 
ist unzutreffend, da einwandfrei Frakturen in der Epiphysenzone beobachtet werden. 
Osteog. imp. und Osteopsathyrosis idiopathica sind von den rachitischen und osteo- 
malacischen Prozessen streng zu trennen, da erstere Vitia primae formationis, letztere 
erworbene Krankheiten sind. Huldschinsky. 


Blühdorn, K.: Zur Diagnose und Prognose der Spasmophilie mit besomderer 
Berücksichtigung des späteren Kindesalters. (Uniw.-Kinderklin., Göttingen.) Jahrb. 
f. Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, S. 294—327. 1920. 

Das Facialisphänomen ist bei der Säuglingsspasmophilie in der weit überwiegenden 
Zahl der Fälle nachweisbar und im Frühspasmophiliealter als pathognomonisch für 
diese Erkrankung anzusprechen. In der Praxis genügt es daher zur Diagnose einer la- 
tenten Spasmophilie, zumal es in diesem Alter gegenüber der elektrischen Übererreg- 
barkeit das persistentere Symptom ist. Auch im späteren Kindesalter läßt sich nach 
Ansicht des Verf. das Facialisphänomen in einem hohen Prozentsatz der Fälle als für 
Spasmophilie pathognomonisch deuten, wenn auch zugegeben wird, daß ein Beweis 
für diese Annahme in mehr als !/, der Fälle des untersuchten Materials nicht zu erbrin- 
gen war. Die für das Frühspasmophiliealter gefundenen Normalwerte der elektrischen 
Erregbarkeit gelten nach Ansicht des Verf. für die unteren Grenzwerte mit keinem we- 
sentlichen Unterschied auch für das spätere Kindesalter: Eine vor 5 M.A. auftretende 
Kathodenöffnungszuckung und eine vor 3 M. A. erscheinende Anodenöffnungszuckung 
ist demnach als pathognomonisch anzusehen. Dasselbe gilt vom Kathodenschließungs- 
tetanus und noch mehr von der Umkehrung von Anodenschließungs- und Anoden- 
öffnungszuckung. Katamnestische Untersuchungen an einem Material von 53 Fällen 
ergaben, daß 64%, früher spasmophiler Kinder intellektuell und psychisch minder- 
wertig waren. In einem hohen Prozentsatz war auch ein Zurückbleiben in körperlicher 
Beziehung festzustellen. In Fällen von Spätspasmophilie bewährte sich Kalk in Form 
von Calc. lact. und Calc. phosphor. messerspitzenweise als Schachtelpulver, ca. 50 g 
in 4 Wochen. Lust (Heidelberg). 


Bossert, Otto: Über die Auslösbarkeit von Ödemen und Carpopedalspasmen 
bei Spasmophilen durch salzarme Ernährung. (Uniw.-Kinderklin., Breslau.) Jahrb. 
f. Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, S. 121—142. 1920. 

Ein Teil der spasmophilen Kindern, denen aus therapeutischen Gründen bei 
Ausschaltung von Milch ein Eiermehlbrei verabreicht worden war, beantwortete dies 


a 12 a 


mit Ödemen an den Füßen und Unterschenkeln, zuweilen auch im Gesicht und an den 
Händen; mehrere Male traten gleichzeitig auch Carpodedalspasmen auf. Da es sich 
um -nieren- und herzgesunde Kinder handelte, muß eine Schädigung der Capillaren, 
bzw. eine Änderung in der Gewebszusammensetzung bei ihnen vorausgesetzt werden, 
derart, daß vermutlich neben einer Kalkarmut ein relativer Reichtum an Chlor und 
Alkalien in dem ödematösen Gewebe vorhanden ist. In Stoffwechselversuchen 
wird nachgewiesen, daß in der Ödemperiode Stickstoff und Mineralstoffe zurückge- 
halten werden, die nach Weglassen der Eier mit einer vermehrten Wassermenge aus- 
geschieden werden. Die Ödeme sind nicht teigig, sondern auffallend prall und wenig 
eindrückbar. Ihr Zustandekommen stellt sich Verf. so vor, daß das Eiweiß, bzw. dessen 
Umwandlungsformen nach Durchdringung des Darmes in den kalkarmen Geweben 
retiniert werden und dort i in einer hochmolekularen Verbindung zur Quellung führen. 
Lust (Heidelberg). 

Jacobowitz, Sophie: Über den Einfluß tetanischer Erkrankungen auf den 
Blutkalk. (Univ.-Kinderklin., Breslau.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: 
Bd. 42, S. 256—280. 1920. 

Für die vorliegenden Untersuchungen bediente sich Verf. der Bangschen Mikro- 
methode, mit der zwar nur ein Teil des Gesamtkalkgehaltes des Blutes ermittelt wird, 
die sich aber zu Studien über Schwankungen und Änderungen des Blutkalkes doch gut 
verwerten läßt und für Reihenuntersuchungen bei Säuglingen wegen des Verbrauches 
nur geringer Blutmengen (100—150 mg) besonders geeignet ist. — Der Blutkalkgehalt 
ist in den einzelnen Altersstufen nicht immer der gleiche, sondern wird mit zunehmendem 
Alter geringer. Bei Kindern mit latenter und’ manifester Tetanie wurde der nach 
Bang titrierbare Anteil der Blutkalkgehaltes durchweg niedriger gefunden als bei 
gleichalterigen Kindern ohne tetanische Erscheinungen: Bemerkenswert’ ist dabei, 
daß die niedrigen Kalkwerte auch nach klinischem Ablauf der Tetanie anhalten und 
daß sie auch durch die Verabreichung von Kalk in den üblichen therapeutischen Dosen, 
ja selbst in sehr großen, nicht beeinflußt werden. Ebensowenig war bei tetanusfreien 
Kindern ein Einfluß zugeführten Kalkes auf den Blutkalkgehalt nachweisbar. Lust. 

Nelson, Victor E. and Alvin R. Lamb: The effect of vitamine deficiency on 
various species of animals. I. The production of xerophthalmia in the rabbit. 
(Die Wirkung des Vitaminmangels auf verschiedene Tierarten. I. Die Erzeugung von 
Xerophthalmus beim Kaninchen.) (Dep. of chem. a. agricult. exp. stat., Iowa state 
coll., Ames.) Americ. journ. of physiol. Bd. 51, Nr. 3, 8. 530—535. 1920. 

Bei der Ratte tritt Xerophthalmie auf, wenn das fettlösliche Vitamin A in der 
Nahrung fehlt. Es wäre aber falsch, diesen Befund für alle Tierarten verallgemeinern 
zu wollen, denn man kann z. B. beim Meerschweinchen Skorbut hervorrufen durch 
eine Diät, bei der Ratten nicht erkranken. Das gewöhnliche Futter verschiedener 
Tiere hat sehr verschiedenen Vitamingehalt, dementsprechend können die Tiere an 
verschiedene Vitaminmengen gewöhnt sein. Beim Kaninchen läßt sich durch Ent- 
ziehung von Vitamin A Xerophthalmus erzeugen. Durch reichliche Vitamindosen 
gelang es, die bereits vorgeschrittene Augenerkrankung wieder zu heilen. — 3 Photo- 
graphien, 1 Kurve. Alfred Plaut (Hamburg-Eppendorf).”, x 

Moro, E.: Übererregbarkeit des vegetativen Nervensystems im Frühjahr und 
Ekzemtod. (Kinderklin., Heidelberg) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 23 
8. 657—659. 1920. 

Innere Sekretion und vegetatives Nervensystem bilden eine untrennbare Ein- 
heit. H. Freund hat jahreszeitliche Schwankungen des experimentellen Kochsalz- 
fiebers beim Kaninchen beobachtet. Moro und Hirsch haben gezeigt, daß das Koch- 
salz am autonomen System angreift. Wenn sich gesetzmäßig zeigt, daß die Kochsalz- 
injektion in bestimmten Monaten pyrogen wirkt, in anderen nicht, so ist damit der 
experimentelle Nachweis geliefert, daß der Erregbarkeitszustand des sympathischen 
Nervensystems jahreszeitlichen Schwankungen unterworfen ist. Hierher gehört wahr- 


— 13 — 


scheinlich auch die Beobachtung Hamburgers, daß die Tuberkulinempfindlich- 
keit im Frübjahr wesentlich höher ist als im Herbst. — Verf. hat seine klinischen Be- 
obachtungen in analoger Weise wie auf die Tetanie auf das konstitutionelle Säug- 
lingsekzem ausgedehnt und die 237 Fälle, die bei Kindern unter 2 Jahren in kli- 
nische Behandlung kamen, nach dem zeitlichen Beginn der Erkrankung monateweise 


gruppiert. 
Es ergibt sich eine sehr ähnliche Kurve wie für die Tetanie, Minimum April bis September, 


Maximum Februar und März; allerdings erscheint aber inı Gegensatz zur Tetanie auch der 
Januar schon sehr hoch; man kann also strenggenommen nicht von einem „Frühlingsgipfel“ 
sprechen. Aber „was ist Frühjahr? Frühjahr ist, wenn man in stıller Nacht zum erstenmal 
das sehnsuchtsdurchdrungene Gejammer des Katers vernimmt und wenn am Morgen der erste 
sohüchterne Finkenschlag erklingt. Diese beiden richten sich auch nicht nach kalendarischen 
Terminen“. Besonders beweisend erscheinen aber die Zusanımenstellungen der Ekzem- 
todesfälle des Verf. und der gesamten Literatur. Von 15 Fällen ereigneten sich 7 im Februar, 
3 im März, 3 im April, 1 (zweifelhafter) im Oktober, l im Dezember. Man kann in dieser Stati- 
stik einen Beweis für dıe Richtigkeit der Annahme einer Übererregbarkeit des vegetativen Ner- 
vensystems im Frühjahr erblicken. Es ergibt sich aus diesen Beobachtungen nebenher die 
praktisch beherzigenswerte Mahnung, mit der Ekzembehandlung im Frühjahr möglichst vor- 
sichtig zu sein. Ibrahim (Jena).™ . 


Bettmann: Über jahreszeitliche Schwankungen von Hautkrankheiten. Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 23, S. 656—657. 1920. | 

Angeregt durch Moros Beobachtungen über den Frühlingsgipfel der Tetanie 
weist Verf. auf die Bedeutung dieser Betrachtungsweise für die Hautleiden hin. Auch 
diese stehen vielfachein Abhängigkeit von endokrinen Drüsen, für die nach Moro im 
Frühjahr eine periodische Funktionssteigerung anzunehmen ist. Vielfach stützen sich 
die Kenntnisse über die jahreszeitlichen Schwankungen von Hautkrankheiten mehr 
auf den Volksglauben oder allgemeine Eindrücke als auf exakte Beobachtungen. 


Solche genauere objektive Beobachtungen sollten gesammelt werden. 

Für Psoriasis, seborrhoische Ekzeme, Lichen ruber planus scheinen sie aus- 
sichtsreich, wenn auch zweifellos viele Fälle von der Jahreszeit unabhängig sind. Die 
urticariell - pruriginösen Hauterkrankungen ruhen meist im Winter und steigen im 
Frühjahr an; in manchen Fällen von chronischem Prurigo Hebras kann man feststellen, 
daß der Besserung im Sommer eine geradezu krisenhafte Verschlimmerung im Frühjahr vorher- 
geht. Möglicherweise zeigt auch die Ichthyosis vulgaris und andere Dyskeratosen 
Beziehungen zum Frühjahr. Sıcher ist dies der Fall beim Erythemaexsudativum multi- 
formeund Erythemanodosum.3,diecallerdings einen zweiten Anstieg im Herbst zeigen sollen. 
Als typische Frühjahrerkrankungen erscheinen die Liohtdermatosenim weitesten Sinn, nicht 
nur die Hydroa vacciniformis, sondern mancherlei andere, sicher von den Licht- und Sonnen- 
strahlen provozierte Efflorescenzen. Wahrscheinlich ist es nicht nur die Sonne der Frühlings- 
tage, die sie provoziert, sondern eine im Frühjahr maximale Disposition der Gewebe, die bei 
ihrer Entstehung mitwirkt. Bleibt es schon bei den Lichtdermatosen unmöglich, den Anteil eines 
einzelnen, noch so mächtigen Faktors zu isolieren, so ist es noch weniger möglich, den Komplex 
„Frühling“ in seine für die Erkrankung bedeutungsvollen Faktoren zu zerlegen. Die Gesamt- 
heit der kosmisch-meteorologischen Bedingungen im Frühjahr scheint eben in komplizierter 
Weise und jedenfalls unter Auslösung innersekretorischer Vorgänge den menschlichen Organis- 
mus zu beeinflussen und labilisierende und sensibilisierende Vorgänge zu entfalten. Ibrahim. M_ 


Weber, F. Parkes: Unilateral dwarfism of limbs connected with congenital 
chondromata. (Halbseitiger Zwergwuchs der Extremitäten in Verbindung mit kon- 
genitalen Chondromen.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 6, Clin. sect., 8. 54 


bis 57. 1920. 
13jähriger Knabe mit sehr beträchtlicher Verkürzung des rechten Armes und Beines 
(Arm um 10cm, Bein um 17cm verkürzt). Schöne Röntgenbilder zeigen große Chondrome am 
unteren Ende der rechten Tibia, der rechten Ulna und des rechten Radius. Die rechte Fibula 
zeigt eineeigenartige Schweifung, verursacht durch Druck der Tibiageschwulst. Nichts Familiäres. 
Bei der Geburt fiel eine eigenartige Faltung der Haut über den rechtsseitigen Extremitäten auf. 
Die Wachstumshemmung wurde erst mit 1!/, Jahren bemerkt. Den: Bild nach scheint übrigens 
auch Oberarm und Oberschenkel verkürzt zu sein. Es fehlen Angaben darüber. — Ein ganz 
ähnlicher Fall wurde kürzlich von Adams demonstriert (Proc. Roy. Soc. Med. 12. 1918/19. 
Sect. Stud. Dis. Child. S. 5—8), ein gleichfalls hierher gehöriger von Ca meron und Trethowan 
(ebenda Bd. 11, S. 45—49. 1917/18); auch Clemens hat kürzlich eine analoge Beobachtung 
mitgeteilt (Münch. med. Wochenschr. 1919, S. 1093). Ibrahim (Jena).M_ 


— 44 — 


Marage: Les limites de la döbilit6 et de la prötubereulose. (Richtlinien für 
die „Körperschwäche‘“ und das Vorstadium der Lungentuberkulose.) Cpt. rend. hebd. 
des séances de l’acad. des sciences Bd. 170, Nr. 18, S. 1080—1082. 1920. 

Bei seinen Versuchen über den Einfluß von Atemübungen auf die Entwicklung 
des Atemapparates bestimmt Autor bei 180 Kindern: Vitalkapazität (V), Körperge- 
wicht (P) und Brustumfang vor Beginn und 6 Monate nach Durchführung der Atem- 
übungen und bringt die (für jedes Alter von 6—14 Jahren) erhaltenen Durchschnitte. 
Die Verhältniszahl V : P schwankt im ganzen ziemlich stark, steigt entsprechend 
dem Brustumfang, es geht nicht an, dort, wo sie 5 beträgt „Schwäche“ anzunehmen, 
denn in manchen Gegenden bieten dieselbe 50%, der Bevölkerung. Der Einfluß der 
Atemübungen auf die Engbrüstigkeit ist unverkennbar. Hofbauer (Wien).“, 


Rach, E.: Stridor und Struma bei einem Neugeborenen. Mitt. d. Ges. f. inn. 
Med. u. Kinderheilk. Wien Jg. 19, Nr. 1, S. 15—16. 1920. 
Vgl. dies. Zert albl. Bd. 9, S. 22, 


Gutiérrez, Santiago Cavengt: Innere Sekretion und Kinderheilkunde. VIII. Cap- 
sulae suprarenalae. Pediatr. española Jg. 9, Nr. 92, S. 143—152. 1920. (Spanisch.) 

Verf. gibt genauere Daten über ein Kind von 12 Jahren, das seit 5 Monaten an 
Kopfschmerzen litt und typische Zeichen einer Addinsonschen Krankheit zeigte 
(Broncefärbung der Hände, des Gesichts und eines Teils des Körpers, langsamer Puls, 
geringer Blutdruck). Der Wassermann war positiv, ein Pirquet konnte nicht gemacht 
werden, doch hatte das Kind am rechten Handgelenk einen ärischen Absceß, der 
von einer Knochentuberkulose herrührte. Verf. stellte die Diagnose Addisonsche 
. Krankheit bei einem hereditär-syphilitischen Kind. Menti, Barbow und Berinet 
haben Fälle beschrieben, bei denen als Ätiologie nur Lues in Betracht kam, Pitt- 
mann sah dieselbe Erkrankung bei einem Nebennierentumor, Neusser gibt an, 
daß in Fällen, die unter den Erscheinungen eines Addison starben, die Neben- 
nieren intakt waren, so daß zur Erklärung eine Funktionsstörung der Nebennieren 
oder eine anatomische Veränderung des sympathischen Systems angenommen wurde. 
Die Prognose ist schlecht,wenn auch Remissionen vorkommen, Variot beschreibt 
einen Fall, der in Heilung überging. Die Therapie des Addison ist in der Hauptsache 
symptomatisch, Adrenalin kommt per os oder subcutan in Frage. Valentin. 


Intektionskrankheiten, ausschließlich Tuberkulose und Syphilis. 
Schmidt, Hans: Die Bakteriologie und die experimentelle Übertragbarkeit 
der Masern. - Med. Klinik Jg. 16, Nr. 36, S. 931—933 u. Nr. 37, S. 960—962. 1920. 
Übersichtsreferat. 


Bälint, A.: Zum Seharlachlieber. (Univ.-Kinderklin., Berlin.) Jahrb. f. 
Kinderheilk. Bd. 93, 3. Folge: Bd. 43, H. 1, S. 44—48. 1920. 

Verf. bestätigt auf Grund klinischer Überlegung (150 Fälle) die Einteilung von 
Preisich in zwei Gruppen: reine Scharlachfälle ohne bakteriologisch oder klini 
nachweisbare Mischinfektion. Diese sind durch kritische Entfieberung gekenn- 
zeichnet, soweit der Fieberverlauf in Betracht kommt. Die zweite Gruppe zeigt ent- 
sprechend der supponierten Mischinfektion Iytische Entfieberung. Bälint spricht 
weiter von einer dritten Gruppe mit einem Fiebertypus, der einen Übergang zwischen 
kritischer und lytischer Entfieberung zeigt; diese Fälle dürften noch dem reinen 
Scharlachprozeß angehören. Die vierte Gruppe von Scharlachfällen zeigt andauernd 
subfebrile Temperaturen um 38°. Bei diesen konnte B. keine Mischinfektion nach- 
weisen. Die Resultate sind in folgender Übersicht zusammengestellt: 


Kritische Zwischen Lytische Subfebrile 
Entfieberung Kriseu.Lyse Entfieberung Temperatur 
Reine Fälle. . . :. : : 2 2 2 2.02. 69 21 11 a 37 
Fälle mit Mischinfektion . . . . . . 8l — 6 72 3 
: Schick. 


— 45 — 


Arkenau, Wilheim: Das Erythem (Rash) der Varicellen. (Unw.-Kinderklin., 
Göttingen.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 4, 8. 332—334. 1920. 

Verf. beobachtete bei einer Varicellenepidemie ein gehäuftes Auftreten von Rash: 
Unter 32 Fällen 6mal. Das Rash-Erythem trat in jedem Lebensalter auf, erschien fast 
stets gleichzeitig mit den Varicellen und hielt 1 bis mehrere Tage an. In einzelnen 
Fällen waren gleichzeitig Ödeme vorhanden. Die Diagnose kann besonders dann Schwie- 
rigkeiten machen, wenn der Rash scarlatiniform ist und nur vereinzelte Bläschen auf- 
schießen. ` Lust (Heidelberg). 

Pincherle, Maurizio: Herpes zoster e varicella. (Herpes zoster und V aricellen.) 
(Clin. pediatr. untv., Bologna.) Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H. 7, S. 420—431. 1920. 

In einem größeren Krankensaale erkrankte gleichzeitig ein 12 Jahre altes an 
abgelaufener Endokarditis und Klappenfehler leidendes Mädchen und ein 21 Monate 
alter, wegen Myxödem in Beobachtung stehender Knabe. Das Mädchen zeigte typi- 
schen Herpes zoster thoracalis, der Knabe Varicellen. Während der Zosterfall, ohne 
daß sich in der Anamnese Varicellen angegeben fanden, in der Folge von Varicellen 
verschont blieb, erkrankte eine Reihe anderer in demselben Raum untergebrachter 
Kinder nach den typischen Intervallen an Varicellen, die hier und da in der linearen 
Gruppierung der Bläschen an Herpes zoster erinnerten. Wenn auch die Unität beider 
Krankheitsformen noch dahinsteht, ist die Existenz eines Herpes zoster auf Basis des 
Varicellenvirus mit der Fähigkeit, durch Kontaktübertragung Varicellen hervorzu- 


rufen, außer Frage. Neurath (Wien). 
Frei, Magda: Über die Beziehungen zwischen Herpes zoster und Vaneo 
(Univ.-Kinderklin., Breslau.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: Nr. 42, 


8. 281—286. 1920. 

Beobachtungen, die an einer kleinen Varicellen-Hausepidemie in der Breslauer Kin- 
derklinik gemacht wurden, sprechen für die von B ókay u.a.geäußerte Theorie, daß 
zwischen Herpes zoster und Varicellen ein enger Zusam menhang bestehe. 
An eine Zostererkrankung schloß sich ein zweiter Fall von Gürtelausschlag, der von 
Varicelleninfektionen gefolgt war. Hypothetische Anschauungen sprechen dafür, daß 
es sich bei der Lokalisation der Varicellen in Zosterform um eine Erkrankung des 
Spinalganglions handle. Die Sicherung der Bläschen als Varicelleneruptionen 
könnte durch Übertragungsversuche oder mit Hilfe der Komplementbindung 
versucht werden. E. Nobel (Wien). 

Marx, E.: Augenerscheinungen durch Osteomyelitis des Oberkiefers bei Säug- 
lingen. Nederlandsch tijdsthr. v. geneesk. Jg. 64, 2. Hälfte, Nr. 4, 8. 294—303. 
1920. (Niederländisch.) 

In 9 Jahren sah Autor 3 Fälle von obengenannter Krankheit, wobei die Augen- 
erscheinungen (Schwellung der Augenlider, Fistel nahe des Tränensackes, und in 
1 Fall Exophthalmus) die Eltern der Pat. zu ihm führten. Er fand in der Literatur 
im ganzen bisher 35 Fälle, welche er in einer Tabelle zusammenstellt, und gibt dabei 
eine Übersicht über das Krankheitsbild an der Hand der Monographien von Brown- 
Kelly (Edinb. med. Journ. 1904) und von François (Thö;e de Paris 1914). Wahr- 
scheinlich liegt die Eintrittspforte der Bakterien im Processus alveolaris, von 
kleinen Schleimhautverwundungen des Mundes aus. Früher hat man gemeint, daß 
Empyem der Highmorshöhle entstehe, und die Krankheit Sinusitis antr. Highm. ge- 
nannt, aber Schmiegelow, Lichtwitz und Kelly zeigten, daß es eine wirkliche 
Osteomyelitis ist (die Highmorshöhle ist auch bei der Geburt noch sehr klein). Die 
Kinder fiebern und bald zeigt sich Schwellung der Augenlider, oft eine Fistel in der 
Nähe des Tränensackes, Conjunctivitis, bisweilen Exophthalmus, oft eiteriger Ausfluß 
aus der Nase, Schwellung und Fistel der Processi alveolares, und des Palatum, Ausfallen 
von Zahnkeimen und Sequester. Bei frühzeitigem Eingreifen ist die Prognose gut, die 
Mortalität der bisher publizierten Fälle beträgt aber 25%,! Von 30 von den 35 Fällen 
ist angegeben, daß sie Augensymptome zeigten, oft frühzeitig. Am meisten inter- 


— 476 — 


essiert von diesen die Rötung und Schwellung und auffolgende Fistel, in der Nähe 
des Tränensackes, da diese leicht zu Fehldiagnosen Veranlassung geben können. Da 
die Tränenwege aber immer intakt sind, würde Behandlung davon nur nachteilig sein. 
Marx rät sogar zu sehr konservativem Vorgehen und will auch einen Absceß im unteren 
Augenlid nicht incidieren, da eine verunstaltende Narbe und Ektropion entstehen 
können, und weil bei Behandlung vom Munde aus der Prozeß ganz ausheilt. Der 
Exophthalmus, wenn er vorkommt, scheint von begleitender Siebbeinentzündung ab- 
hängig zu sein. Stärcke-Polenaar. 

Bailly, Léon A.: Occlusion of the arteries of the limbs in diphtheria. (Ver- 
schluß der Extremitätenarterien bei Diphtherie.) Internat. clin. Bd. 2, ser. 30, 
S. 157—180. 1920. | | 

Bericht über 17 Fälle der Literatur und einen eigenen Fall von Verschluß der 
Extremitätenarterien infolge von Störungen der Herztätigkeit bei Di. Diese Erkran- 
kung ist stets eine Spätkomplikation der Di., die sich kaum je vor dem Ende der 2., 
meist erst in der 3. Krankheitswoche einstellt. Daß sie jetzt öfter beobachtet wird als 
früher, liegt wohl daran, daß sie nur bei schwerster, maligner, hypertoxischer Di. 
eintritt und daß erst die Anwendung des Heilserums das Überleben solcher Fälle 
ermöglichte. Stets gehen Symptome einer Herzaffektion voraus. Betroffen werden vor 
allem Kinder von 2--10 Jahren. Bei Erwachsenen wurde kein Fall beobachtet. Mitten 
in dem Syndrom der schweren, hypertoxischen Di. setzt die Komplikation des Arterien- 
verschlusses ganz plötzlich ohne Prodrome ein mit heftigem Schmerz an der befallenen 
Extremität. Die Untersuchung ergibt eine wächserne Färbung der Haut, die unregel- 
mäßig gefleckt erscheint. Die Haut fühlt sich kalt an. Jede Bewegung ist unmöglich, 
der Versuch dazu äußerst schmerzhaft, während die Berührungssensibilität, Gefühl 
für Wärme und Kälte unverändert erhalten sind. Es besteht ein auffallender, dia- 
gnostisch sehr wertvoller Gegensatz zwischen oberflächlicher und tiefer Empfindlich- 
keit. Sehnen- und Hautreflexe sind negativ. Der Arterienpuls erlischt, aber nur selten 
fühlt man die Arterie als empfindlichen, harten Strang. Die weitere Entwicklung der 
Symptome ist verschieden. Ein Teil der Fälle stirbt innerhalb 2—3 Tagen an den 
Folgen der Herzstörung. Bei anderen bildet sich schon sehr bald eine kollaterale Zir- 
kulation aus, wächserne Farbe und Kühle der Extremität machen bald wieder normalen 
Verhältnissen Platz. In einigen dieser Fälle kommt es bei zu frühzeitiger Bewegung 
der. Glieder zu Rückfällen, ja zu einem gewissermaßen intermittierenden Verlauf. 
Bei einer 3..Gruppe schreiten die Symptome fort bis zur trockenen Gangrän und durch 
Demarkation kann das Brandige abgestoßen werden.. Nur in 2 von den 18 Fällen 
waren die oberen Extremitäten befallen, sonst die unteren. 7 Fälle endeten tödlich 
durch plötzliche Herzlähmung. Differentialdiagnostisch kommt der Raynaudsche 
Typ in Frage. Bei ihm findet man aber stets scharf umschriebene, oberflächliche Gan- 
grän. Ferner kommt bei jungen Kindern disseminierte Hautgangrän vor infolge sep- 
tischer Infektion mit anaeroben Bakterien. Die Prognose ist stets ernst zu stellen, 
auch im Heilungsfalle entstehen durch Gangrän Defekte der befallenen Extremität. 
Klinische und anatomische Erfahrung sp icht für die primäre Bildung des Embolus 
in dem durch das Di.-Gift erkrankten Herzen, nichts für die Entstehung eines Throm- 
bus durch primäre Läsion der Gefäßwand. Die Myokarditis, in seltenen Fällen die 
Endocarditis parietalis (Bonchut und Labadie-Lagrave) sind die erste Ursache. 
Vielleicht darf man auch an eine Erhöhung der Gerinnungsfähigkeit des Blutes denken 
infolge der Di.-Intoxikation. Bei operativer Unterbindung einer Hauptarterie bet 
Kindern entsteht keine Gangrän. Es ist daher anzunehmen, daß die Herabsetzung des 
allgemeinen Blutdruckes bei toxischer Di. die Entstehung der Gangrän durch sekun- 
däre ausgedehnte Thrombosierung begünstigt. Die Behandlung der Gangrän geschieht 
nach chirurgischen Grundsätzen. Wichtig ist die Prophylaxe. Eine energische Serum- 
therapie, frühzeitig eingeleitet, verhindert am besten die Entwicklung schwerer Herz- 
störungen. Sind diese bereits vorhanden, so sind sie mit dem ganzen Rüstzeug der. 


= AT 


inneren Medizin zu bekämpfen. Bei dem von ihm selbst beobachteten Fall konnte Verf. 
durch heiße Luft die Wiederherstellung der Zirkulation fördern. Eckert (Berlin).“, 

Lohrig, A.: Was lehren uns die schweren Diphtherieerkrankungen im Kindes- 
alter? (Kinder-Krankenh., Bremen) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 93, 3. Folge: 
Bd. 43, H. 1, S. 49—60. 1920. 

Die Sterblichkeit an Diphtherie betrug im Kinderkrankenhaus in Bremen in den 
letzten 4 Jahren 14,5%. Verf. beschäftigt sich im folgenden mit den an septischen 
Mischinfektionen, Stenose und akuter Herzschwäche erkrankten Kindern. Von 
1661 Diphtheriekranken litten 98 an schwerer Sepsis, davon starben 74 also 75,4%. 
Der Arzt steht dieser malignen Mischform demnach machtlos gegenüber, es bleibt 
ihm nur die Möglichkeit durch Ermahnung zur peinlichsten Sauberkeit, gewissenhafter 
Beobachtung der Kinder und Schutz vor nachträglicher Erkältung auf eine Ein- 
schränkung der septischen Fälle hinzuwirken. Von 480 Stenosen = 28,1%, der Erkran- 
kungen starben 34,5%. Die Häufung in den Sommermonaten scheint dem Verf. dafür 
zu sprechen, daß auch hier die Erkältung mit folgender Laryngitis ätiologisch eine Rolle 
spielt. Auch hier wird vorbeugend der Schutz vor Erkältungen empfohlen. Akute 
Herzschwäche befällt fast nur Kinder über 3 Jahre, vorwiegend kräftige, gut ent- 
wickelte. Auch der akuten Herzschwäche stehen wir machtlos gegenüber. Schließlich 
wird festgestellt, daß bei dem Bremer Material 50%, der an Sepsis, Stenose und akuter 
Herzschwäche verstorbenen Kinder bereits in hoffnung -lo.em Zustande aufgenommen 
wurde. Hieran wird die Forderung nach weiterer Aufklärung des Publikums über die 
Gefahren der Diptherie geknüpft. Eckert (Berlin). 

Lavergne, de et Zoeller: La dipht6rino-r6aetion (réaction de Schick) dans les 
paralysies post-diphtöriques. (Die Diphtheriereaktion [Schicksche Probe] bei den 
postdiphtherischen Lähmungen.) Bull. et mém. de la soc. med. des höp. de Paris 
Jg. 36, Nr. 24, S. 954—956. 1920. 

4 Fälle postdiphtherischer Lähmungen reagierten nach Schick negativ, d. h. der 
Kranke war immun gegen Diphtherie, sein Serum enthielt mehr als !/,, Einheiten 
Antitoxin im Kubikzentimeter. Das an die Nerven gebundene Toxin wird demnach 
durch eine Antitoxinmenge, die zur Verhinderung der Erkrankung genügt, nicht 
abgewendet. Es empfiehlt sich deshalb bei Lähmungen mehr eine symptomatische 
`- Behandlung, nicht die Injektion von Serum. Einer Anwendung der Schickschen Probe, 
um retrospektiv festzustellen, ob der Lähmung eine Diphtherie vorausgegangen ist, 
steht die von Jingher festgestellte Tatsache gegenüber, daß die Immunität gelegent- 
lich erst mehrere Monate nach der Diphtherieerkrankung einsetzt. Bei Diphtherie- 
rekonvaleszenten fanden sich 38,5 % positive Schicksche Reaktionen. Eckert (Berlin). 

Opitz, Hans: Zur Frage der aktiven Immunisierung gegen Diphtherie beim 
Menschen. (Univ.-Kinderklin., Breslau.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: 
Bd. 42, 8. 189—204. 1920. 

Die Untersuchungen ergeben, daß man auch durch intracutane Injektion reiner 
Toxinverdünnungen aktiv gegen Diphtherie immunisieren kann. Die Toxin- 
konzentration ist der individuellen Giftempfindlichkeit anzupassen, die in erster Linie 
vom Antikörpertiter abhängig ist. Antikörperproduktion, wenn auch scheinbar nicht 
so ausgiebig, tritt auch in den Fällen ein, wo an dem Ausfall der mit verdünnter Diph- 
theriebouillon erzielten Reaktionen keine Toxinkomponente erkennbar ist. Die Er- 
“zielung von paradoxen Reaktionen scheint eine Frage der Giftkonzentration zu sein. 
Opitz hat 11 Fälle behandelt, die mit Ausnahme eines Falles zumindestens 1/1% A. E. 
im Kubikzentimeter Serum besaßen, also gegen Diphtherietoxin geschützt waren. Erst 
auf größere Mengen Toxin kann in solchen Fällen Reaktion erzielt werden. Schick. 

McMurray, T. E.: The benzyl benzoate treatment of whooping cough. (Die 
Benzylbenzoatbehandlung des Keuchhustens.) New AOK med. journ. Bd. 112, 
Nr. 4, S. 122. 1920. 

Die Benzylbenzoatbehandlung des Keuchhustens gibt zufriedenstellende und 


— 4738 — 


sofort eintretende Resultate. Die Dosis schwankt zwischen 0,3 bis 1,8 g, vierstündlich 
dargereicht, kleinere Dosen genügten manchmal. Die Paroxysmen schwanden gewöhn- 
lich prompt, wenn nicht, nahmen die Intervalle allmählich an Länge zu. Schädliche 
Wirkungen wurden nie beobachtet. Neurath (Wien). 

Jehle, Ludwig: Über Grippe im Kindesalter. Wien. med. Wochenschr. Jg. 70, 
Nr. 22, S. 997—998. 1920. 

Mitteilung zweier Fälle von Grippeencephalitis bei Kindern, von denen der eine 
Fall mit Erscheinungen von sog. Darmgrippe einherging; günstige Beeinflussung durch 
Staphylokokkenvaccine. 2 weitere Fälle, welche anfangs als Encephalitis lethargica 
imponierten, erwiesen sich als Meningitis cerebrospinalis epidemica. Karl Kassowitz. 

Rosenow, E. C.: Studies in influenza and pneumonia. Study V. Observations 
on the bacteriology and certain clinical features of influenza and influenzal 
pneumonia., (Untersuchungen bei Influenza und Pneumonie. V. Beobachtungen 
über die Bakteriologie und einige klinische Befunde bei Influenza und Influenza- 
pneumonie.) (Div. of exp. bacteriol., Mayo foundat., Rochester, Minnesota.) Joum. 
of infect. dis. Bd. 26, Nr. 6, S. 469—491. 1920. 

Unter der bei Influenza gefunderen Bakterienflora stehen die auf Blutagar grūn 
wachsenden Streptokokken, mit Einschluß der Pneumokokken, bei weitem an erster 
Stelle; man findet sie sowohl in den Fällen ohne wie mit Lungenerscheinungen. Bei 
den vier verschiedenen Infektionswellen, die Verf. in den Jahren 1918/19 beobachten 
konnte, fanden sich die auf Blutagar grün wachsenden Streptokokken in besonders 
großer Zahl im Anfang und auf der Höhe der Epidemie, während später mehr hämo- 
lytische Streptokokken gefunden wurden, ebenso zeigte sich auch später ein Anwachsen 
der Staphylokokkenbefunde, die zuweilen auch als unmittelbare Todesursache anzu- 
sprechen waren. Emmerich (Kiel).“, 

Rosenow, E. C.: Studies in influenza and pneumonia. VI. The leukoeytie 
reaction in influenza and influenzal pneumonia. (Untersuchungen bei Influenza 
und Pneumonie. VI. Die Leukocytenreaktion bei Influenza und Influenzapneumo- 
nie.) (Div. of exp. bacteriol., Mayo foundat., Rochester, Minnesota.) Journ. of in- 
fect. dis. Bd. 26, Nr. 6, S. 492—503. 1920. 

Das Auftreten einer Leukopenie kann als diagnostisches Hilfsmittel für Influenza 
herangezogen werden, längerdauernde Leukopenie bei Influenza ist prognostisch un- 
günstig. Die Durchschnittszahl der Leukocyten beträgt innerhalb der ersten 6 Tage 
etwa 6500, dann steigt sie an bei Patienten, die ihrer Genesung entgegengehen, und 
fällt weiter ab bei solchen, bei denen sich eine Pneumonie entwickelt. Hier geht die 
Leukocytenzahl vom 8. Tage an wieder in die Höhe in günstig verlaufenden Fällen, 
bei den tödlich endenden sinkt sie noch weiter oder bleibt wenigstens auf ihrem vor- 
herigen niedrigen Stand. Nimmt man für den Verlauf einer Influenzaattacke 6 Wochen 
an, so zeigt sich ein deutlicher Unterschied in der Leukocytenzahl bei solchen Per- 
sonen, die innerhalb der ersten 2 Wochen und solchen, die innerhalb der letzten 
2 Wochen mit einer Pneumonie erkranken. Bei der ersten Gruppe war der Leukocyten- 
gehalt wesentlich niedriger als bei der zweiten und die Mortalität in der ersten Gruppe 
wesentlich höher. Infiziert man Meerschweinchenmaterial von solchen Patienten, 
die Leukopenie aufweisen (Sputum oder reingezüchtete Bakterien), so tritt auch bei 
diesen in 56%, der Fälle eine Leukopenie auf, nimmt man aber Material von Nicht- 
influenzafällen, so findet sich eine Leukopenie nur in 16%. Auch mit Bakterienfiltraten 
von Influenzafällen kann man bei Meerschweinchen Leukopenie erzeugen. Die Leuko- 
penie bei Influenza scheint also durch besondere Eigentümlichkeiten der Sekundär- 
erreger bedingt zu sein. Eine längerdauernde Leukopenie bei Influenza oder gar eine 
Zunahme derselben prädisponiert zu Influenzapneumonie, der letztere Fall gibt eine 
schlechte Prognose. Emmerich (Kiel), 

Rosenow, E. C.: Studies in influenza and pneumonia. VIII. Experimenis 0D: 
the etiology of „gastrointestinal“ influenza. (Untersuchungen über Influenza und 


— 419 — 


Pneumonie. VIII. Untersuchungen über die Ätiologie der „gastrointestinalen“ In- 
fluenza.) (Div. of exp. bacteriol., Mayo foundat., Rochester, Minnesota.) Journ. of 
infect. dis. Bd. 26, Nr. 6, S. 557—566. 1920. 

Namentlich während des ersten Auftretens der Influenza wurde sehr häufig eine 
Gastroenteritis beobachtet. Die Symptome wechselten, aber gewöhnlich bestand neben 
Durchfällen Abgeschlagenheit und hohes Fieber. Besonders befallen wurden Kinder. In 
den blutigen Schleimflocken aus dem Stuhl waren häufig grün wachsende Streptokokken 
nachweisbar. Zwei Fälle der gastrosntestinalen Grippe aus derselben Familie werden ein- 
gehend beschrieben ; einer davon kam ad exitum, im Magen und Darm fanden sich aus- 
gedehnte Hämorrhagien und beginnende Ulcerationen, daneben eine starke Schwellung 
des lymphatischen Apparates und der regionären Lymphdrüsen. Es wurden Fälle 
von gastrointestinaler Grippe beobachtet ohne eine Beteiligung der Lungen. Im Tier- 
experiment ist es möglich, besonders durch grün wachsende Streptokokken, ganz 
ähnliche Darmveränderungen hervorzurufen, am besten gelingt es mit solchen Stäm- 
men, die bei Darmgrippen gezüchtet wurden. Im Pankreas der Tiere finden sich ge- 
wöhnlich schwere Veränderungen, besonders im Kopfteil: Ödem, circumscripte Hä- 
morrhagien, gewöhnlich in Verbindung mit Fettnekrosen. Eingehende Schilderung 
der histologischen Befunde beim Menschen und im Tierexperiment mit zahlreichen 
Abbildungen. Emmerich (Kiel).“, 

Romano, Benedetto: Ricerche di portatori di meningocoechi in un riparto di 
soldati del presidio di Palermo. (Untersuchungen über Meningokokkenträger in 
einer Soldatenabteilung.) Pediatria Bd. 28, Nr. 8, S. 362—364. 1920. 

In einer Infektionsabteilung des Soldatenspitales zu Palermo wurden gelegentlich 
einer Epidemie von Cerebrospinalmeningitis im Jahre 1916 die Soldaten einer Kom- 
pagnie auf Meningokokkenvorkommen im Nasopharyngealraum untersucht. Von 
38 Individuen fanden sich 4 durch Kultur, Agglutination und Komplementablenkung 
verifizierte Meningokokkenträger. In solchen Fällen ist strenge Isolierung bis zur Zeit 
des Schwindens der Kokken indiziert. 2 Neurath (Wien). 

Mouriquand, G. et M. Lamy: Encöphalite aiguë à type myoclonique chez un 
nourrisson. (Akute Encephalitis mit Myoklonus bei einem Säugling.) Lyon med. 
Bd. 129, Nr. 12, S. 533—534. 1920. 

Fünfmonatiges Kind mit typischer Encephalitis. Alle 2—3 Minuten Zwerchfellkontrak- 
tionen gleichzeitig mit Pronationsbewegungen der Hände und Finger. — Kein erhöhter Liquor- 
druck, aber geringe Lymphocytose gegen Ende der 3 Wochen dauernden Krankheit. Tod im 
Koma. — Autopsie: Meningen: o. B. Vermehrter, diffuser Blutgehalt des Gehirns. Histo- 
logisch: Perivasculäre, kleinzellige Infiltrationen. Dollinger (Charlottenburg). 

Vries Robles, S. B. de: Einige Fälle von Paratyphus B bei Kindern. (Emma- 
Kinderkrankenh., Amsterdam.) Nederlandsch maandschr. v. geneesk. Jg. 9, Nr. 5, 
S. 272—282. 1920. (Holländisch.) 

Autor teilt 6, in den Jahren 1916—1919 im Emma-Kinderkrankenhaus beobachtete 
Fälle mit, sowie 3 von Dr. C.de Lange in ihrer Praxis gesehene. Von diesen 9 Fällen 
sind 2 gestorben, die übrigen geheilt. Beinahe alle waren plötzlich erkrankt. Die 
Agglutinationsprobe war immer positiv. Dr. Vries Robles erinnert dann an die 
Übersicht, welche 8Schottmüller 1900 vom Krankheitsbilde des Paratyphus gab, auch 
daran, daß die meisten Fleischvergiftungen vom Bacillus paratyphus B verursacht 
werden, und schließlich werden die Unterschiede im Verlauf von Typhus und Para- 
typhus besprochen. Der Paratyphus B beginnt meist akut, im allgemeinen ist das 
Fieber kürzer, öfters Remissionen, und nur wenige Tage Continua. In leichteren Fällen 
ist die Temperatur in 2 Tagen normal. Oft Herpes (beim Typhus abdominalis nur spo- 
radiech). Auch Angina, oft mit Ulcerationen. Selten tiefere Bewußtseinsstörungen. 
Das Fehlen von Schmerzen in der Hleocöcalgegend, mit Auftreten von Borborygmi bei 
der Palpation würde für Paratyphus sprechen. Die Enteritissymptome währen auch 
nicht so lang wie beim Typhus, nur 4—6 Tage. Nach den französischen Autoren würde 
Lebervergrößerung beim Paratyphus oft, beim Typhus nicht vorkommen. Ebenso 


— 480 — 


Schweißausbruch während des Fiebers. Roseolen früher und ausgedehnter als beim 
Typhus, auch großfleckiger. Weniger Komplikationen von seiten der Lunge und Ein- 
geweide. Milz weniger groß und fester. Die Agglutination tritt eher und stärker auf. 
Jeder febrile Darmkatarrh, welcher länger als 2—3 Tage dauert ünd mit Schüttel- 
frost begonnen hat, ist suspekt für Paratyphus B. Stärcke-Polenaar. 
Mactie, J. W. S. and M. W. Fraser: I. Oral administration of quinine or quinine 
and arsenic for short periods to young native children infected with malignant 
tertian malaria. (Verabfolgung von Chinin oder Chinin und Arsenik per os während 
kurzer Zeitperioden bei jungen Eingeborenenkindern mit perniziöser Malaria tertiana.) 
Ann. of trop. med. a. parasitol. Bd. 14, Nr. 1, S. 83—91. 1920. Ä 
Mactie, J. W. S.: III. Oral administration of quinine sulphate grains 10 dail 
for two consecutive days only to native school-boys infected with malignant tertian 
malaria. (Verabfolgung von Chininsulfat 1/,g per os an zwei aufeinander folgenden 
-Tagen an eingeborene Schulkinder mit perniziöser Malaria tertiana.) Ann. of trop. 
med. a. parasitol. Bd. 14, Nr. 1, S. 95—109. 1920. l 
Mactie, J. W.S.: IV. Oral administration of quinine sulphate to natives infected 
with quartan and simple tertian malaria. (Verabfolgung von Chininsulfst an 
Eingeborene, infiziert mit Quartana und einfacher Tertiana.) Ann. of trop. med. 
a. parasitol. Bd. 14, Nr. 1, S. 111—114. 1920. | 
1. Die Autoren behandelten 17 Kinder, eingeteilt in mehrere Gruppen und infiziert mit 
Malaria perniciosa, mit Chinin während kurzer Zeit. 16 oder 94%, wurden entweder nicht 
positiv frei oder die Parasiten erschienen bald wieder. Von 9 Fällen, in denen der Befund 
negativ wurde, Parasiten aber wieder erschienen, hatten 4 auch einen Fieberrückfall. 
Chinin wurde sonst vertragen. In 7 von 17 Fällen blieben die Parasiten trotz der Be- 
handlung bestehen. 2. Das Alter der Schulkinder betrug 5—18 Jahre. Die Chinindosen 
genügten in jedem Fall, um die Parasiten in 1—2 Tagen zum Verschwinden zu bringen. 
Nach der Behandlung erschienen die Parasiten aber in der Mehrzahl der Fälle wieder, 
am häufigsten in der Gruppe der Kinder von 12—14 Jahren (Eintritt der Pubertät). Nur 
eins von 62 Kindern hatte einen Fieberrückfall. Die eingeborenen Schulkinder reagierten 
auf die Behandlung in einer Weise ähnlich wie die Erwachsenen und die Europäer, aber sehr 
verschieden von den jungen eingeborenen Kindern. Die Zahl der Parasiten und der Fieber- 
rückfälle war geringer als bei den jungen eingeborenen Kindern, aber zahlreicher als bei den 
erwachsenen Eingeborenen. Der Autor schließt aus den Untersuchungen, daß die Fähigkeit 
der Eingeborenen, der Malaria Herr zu werden, schon früh im Leben beginnt und bereits 
eine beträchtliche Höhe im Alter von 5—8 Jahren erreicht, worauf eine Remission in der 
Zeit der Pubertät eintritt und sich wieder vergrößert bei dem Erwachsenen. Bei Europäern 
in Liverpool war der Prozentsatz von Rückfällen mit Parasitenbefund bzw. Fieber größer 
als bei jungen eingeborenen Kindern. Nach Liverpooler Malariauntersuchungen (1917—1919) 
sollte die Heilung im Winter und Frühling relativ geringer sein als im Sommer und Herbst, 
also sollte die Höhe der täglichen Durchschnittstemperatur einen Einfluß haben. 3. Es zeigte 
sich, daß bei Quartana und einfacher Tertiana, wie auch bei Perniciosa, der Prozentsatz der 
Rückfälle bei den Eingeborenen in den Tropen, außer bei den sehr jungen Kindern, an Zahl 
geringer war als bei Europäern, die in England behandelt wurden. Hans Ziemann", 


Tuberkulose. 

Klotz: Zur Frage der offenen Lungentuberkulose im Säuglingsalter. Münch. 
med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 33, S. 964. 1920. | | 

Der Verf. wendet sich gegen Hamburgers Ansicht, daß Individuen, bei denen 
zweifellose Lungentuberkulose, aber keine Tuberkelbacillen vorhanden sind, nicht 
ansteckend seien, soweit es sich um Säuglinge handelt. Er teilt einen lehrreichen Fall 
mit, in dem durch ein 1!/sjähriges Mädchen, bei dem obige Bedingungen zutrafen, 
nicht weniger als 8 Personen infiziert wurden, und zwar 3 erwachsene Pflegepersonen 
und 5 Kinder der Station, auf der das Kind gelegen hatte. Klotz zieht den Schluß, 
daß beim Säugling jede Lungentuberkulose, auch bei negativem Bacillenbefund, als 
offene, d. h. ansteckende, zu betrachten sei. Effler (Danzig). 

Kieffer, Otto: Statistische.und klinische Beiträge zur Lungentuberkulose, mit 
besonderer Berücksichtigung der Kriegseinflüsse. (Spit. f. Lungenkr., Mannheim.) 
Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 32, H. 2, S. 65—82 u. H. 3, S. 129—150. 1920. 

Von 194 tuberkulös erkrankten Kindern unter 10 Jahren stammten 130 von tuber- 





— 481 — 


kulös erkrankten Eltern. Die Erkrankung bei den ‚Unbelasteten‘‘ verlief nicht selten 
ganz besonders schwer. Die Infektionsquelle war nachweisbar in über ?/, aller Fälle 
kindliche Tuberkulose. Je jünger das Kind, desto häufiger gelingt der Nachweis, 
bei Kindern unter 6 Jahren gelang er in 90%. Wichtigkeit der systematischen Kinder- 
untersuchung zur Auffindung von Infektionsquellen! Die Bronchialdrüsentuberkulose 
der Kinder ist immer noch eine Crux der Diagnostik. All die vielen angegebenen dia- 
gnostischen Hilfsmittel versagen in vielen Fällen, auch die Röntgendiagnostik führt 
nicht immer zum Ziel. Zur Prognosenstellung hat sich die abgestufte Form der Pirquet- 
schen Hautreaktion gut bewährt. Die Prognose des Einzelfalles ist im Kriege wesent- 
lich schlechter geworden. Hoffa (Barmen). 

Rollet et Bussy: Les formes cliniques de la tuberculose des voies lacrymales. 
(Die klinischen Formen von Tuberkulose der Tränenwege.) Rev. gen. d’ophtalmol. 
Jg. 34, Nr. 5, S. 205—218. 1920. 

Eine im Kindesalter nicht seltene Form von Tuberkulose der Tränenwege ist vor 
allem charakterisiert durch submaxillare Drüsenschwellungen, während die lokalen 
Symptome sich auf etwas Tränen und Rötung im rechten Augenwinkel beschränken 
können, ° F. Hofstadt (München). 

Burrows, W. F. and E. C. Burrows: Common forms of gastrointestinal tuber- 
eulosis. (Die gewöhnlichen Formen der gastro-intestinalen Tuberkulose.) Internat. 
journ. of surg. Bd. 33, Nr. 5, S. 142—144. 1920. 

Verf. stellt folgende Einteilung auf. 1. Magentuberkulose, 2. Peritonealtuberkulose, 
3. Darmtuberkulose, 4. Tuberkulose des Appendix, 5. Ileocöcaltuberkulose, 6. Tu- 
berkulose des Rectum und der umliegenden Gewebe. Die Tuberkulose des Magens 
ist sehr selten und beinahe immer nur bei vorgeschrittener Lungentuberkulose zu 
finden. Sie ist verbunden mit Hypoacidität, Geschwüren und Verschluß des Organes. 
Bei der Peritonealtuberkulose unterscheidet er 3 Formen: die miliare, die käsige und 
die adhäsive Form. Verf. beschreibt das klinische Bild dieser wie auch der übrigen 
Formen. Hervorzuheben wäre, daß Verf. gute Resultate bei chirurgischer Behand- 
lung der Rectumtuberkulose gesehen hat. (Keine Krankengeschichten, keine Sta- 
tistik.) H. Koch (Wien). 

Rivers, W. C.: Stigmata of predisposition to bone and joint tuberele. (Zeichen 
der Empfänglichkeit für Knochen- und Gelenkstuberkulose.) Brit. journ. of childr. 
dis. Bd. 17, Nr. 196/198, S. 59—70. 1920. 

Größtenteils Literaturzusammenstellung. Blonde oder rotblonde Personen sollen 
besonders zur Phthise neigen. Die Blässe der Haut, die Dünnheit derselben und 
Ichthyosis sind Zeichen, daß sich in einem Organismus die Tuberkuloseinfektion 
leichter ausbreitet und es häufiger zu den tuberkulösen Erkrankungen der Knochen 
und Gelenke kommen kann. Kein statistisches Material ist beigegeben. H. Koch. 


Kloiber, Hans: Der paravertebrale Absceß der Lendenwirbelsäule im Röntgenbild. 
(Chirurg. Univ.-Klin., Frankfurta. M.) Med. Klinik. Jg. 16, Nr. 32, S. 825—829. 1920. 

Die Tuberkulose der Wirbelsäule ist meistens mit Absceßbildung vergesellschaftet. 
In vielen Fällen sind die Senkungsabscesse nur schwer oder auch gar nicht klinisch 
nachzuweisen; dies gilt besonders von den Senkungsabscessen der Lendenwirbelsäule, 
weil der Absceß ungefähr dieselbe Durchlässigkeit für Röntgenstrahlen besitzt wie 
die benachbarten Weichteile. Verf. weist darauf hin, daß man den Senkungsabsceß 
der Lendenwirbelsäule an der Veränderung der äußeren Psoasbegrenzung röntgeno- 
logisch sicher nachweisen könne. | Künne (Steglitz). 


Sahli, H.: Über Tuberkulinbehandlung mit besonderer Berücksichtigung der 
Intraeutanbehandlung. (Med. Klin., Bern.) Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, 
Nr. 27, S. 557—567. 1920. ` 

Man bezeichnet mit Tuberkulin eine Fülle verschiedenster Präparate, die nur 
die eine Eigenschaft gemeinsam haben, beim Tuberkulösen spezifische Reaktionen 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 31 


— 482 — 


auszulösen, ohne daß dadurch die Mannigfaltigkeit der Antigene, die vom Tuberkel- 
bacillus oder seinen Stoffwechselprodukten herzuleiten sind, gekennzeichnet wird. 
Dementsprechend hat man sich auch die Tuberkuloseantikörper äußerst mannig- 
faltig vorzustellen und Tuberkulinreaktionen nur als Summenreaktionen aufzufassen. 
Die Trennung der Tuberkelbacillenantigene, die Deycke und Much in diesem Sinne 
vornahmen, ist viel zu grob, um der tatsächlich bestehenden Mannigfaltigkeit gerecht 
zu werden. Für die Spezifizität ihrer Fettfiaktionen ist ihnen der Beweis nicht ge- 
lungen. Die von ihnen aprioristisch aufgestellten Grundsätze der Beziehung zur Haut- 
reaktivität beruhen auf der Irrlehre der anaphylaktisierenden Behandlung und sind 
zu. verwerfen. Die Mannigfaltigkeit der Partialantigene (der Ejweißpartialantigene) 
ist viel zu groß und entzieht sich der Einzeldarstellung. Deswegen ist ein möglichst 
vollständiges Mischtuberkulin wie das Beranecksche Tuberkulin vorzuziehen, das die 
Eigenschaften des Alttuberkulins mit der Bacillenemulsion vereinigt und durch Vor- 
behandlung mit verdünnter Säure (hierin Priorität vor Deycke-Much) in seiner 
Reaktivität gesteigert ist. — Therapeutische Tuberkulinreaktionen sollen unter der 
Schwelle der klinischen Wahrnehmbarkeit bleiben, soweit es sich um Allgemein- und 
Herdreaktionen handelt. Dagegen ist es ein Vorteil, durch Verlegung der Tuberkulin- 
applikation in die allerobersten Hautschichten, die Immunisierungsvorgänge i in Form 
von Lokalreaktionen der Kontrolle zugänglich zu machen. Dabei ist wahrscheinlich 
weniger die Rötung, die eine rein funktionelle Erscheinung ist, als vielmehr die greif- 
barere Infiltration zu berücksichtigen. Die Reaktionen laufen in 4—8 Tagen ab. 
Als biologisches Grundgesetz der Intradermobehandlung ergibt die Beobachtung, 
daß bei typischem Verlauf die Reaktionen auf wiederholte äquidosale Injektionen 
nach anfänglicher Verstärkung abnehmen. Es entstehen zunächst zwischen Antigen 
und Antikörper kolloidale Bindungen von giftigem Charakter und durch weitere 
adsorptive Anlagerung größerer Antikörpermengen mehr und mehr ungiftige Kolloid- 
verbindungen. Gelegentlich zu beobachtende nekrotisierende Reaktionen sind als 
Wirkung des nativen Tuberkulins aufzufassen. Dieser Wirkung entspricht klinisch 
die kachektisierende Wirkung des Tuberkulins, die sich in den unter dem Bilde der 
Asthenie (konstitutionelle Asthenie von Stiller) schleichend verlaufenden Tuberku- 
losen ausprägen. — Die Intracutantherapie ist berechtigt, denn die Haut ist eine 
besonders ergiebige Quelle für histogene Antikörperbildung. Der Parallelismus der 
Hautwirkung zur Allgemeinwirkung ist auch genügend konstant, so daß sie ein wirk- 
sames Schntzmittel zur Verhütung von Tuberkulinschäden darstellt. Starke Intra- 
cutanreaktionen sind so lange nicht zu fürchten, als die Temperatur keine Erhöhung 
anzeigt. — Die Frühbehandlung ist anzustreben; für die Frühdiagnose ist den physi- 
kalischen Untersuchungsmethoden mehr zu vertrauen als einer negativen Röntgen- 
untersuchung. Ausgangsdosis der Behandlung ist die Verdünnung des Beraneckschen 
Tuberkuhins, die eine Intradermoreaktion von 5—10 mm verursacht. Wiederholung 
der gleichen Dosis (nach Abklingen der Reaktion), bis eine deutliche Abnahme der 
Reaktionsstärke erreicht ist, dann Übergang zur nächst (10fach) höheren Konzen- 
tration; bei starken Reaktionen sind Zwischenkonzentrationen zu wählen. Ziel der 
Behandlung ist nicht eine erhebliche absolute Dosengröße, sondern ein durch Be- 
obachtung des klinischen Zustandes feststellbares Optimum. — Vor der cutanen 
Schneppermethode hat die intracutane Therapie den Vorzug exakter Dosierbarkeit 
und vertiefter Beobachtungsmöglichkeit. Langer (Charlottenburg). 
Bach, Hugo: Zur natürlichen und künstlichen Sonnen- und Klimabehandlung 
der Tuberkulose. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 29, S. 795—797. 19%. 
Allgemeine Betrachtungen über die Wirkungsweise des Klimas in Vereinigung mit 
künstlicher und natürlicher Höhensonne. Ethnolögische und klinische Beobachtungen 
zeigen, daß im Wechsel des Klimas und einer Reizung der Haut durch die ultra- 
violetten Strahlen, also Unterbrechung der Bestrahlungsfolgen der Grund für die Heil- 
wirkung zu suchen ist, die nur dann eintritt, wenn auch die natürlichen Heilkräfte 





— 483 — 


des Organiemus nicht versagen. Nach wie vor ist nur von solchen Lichtquellen Erfolg 
zu erwarten, die über reiche Mengen an Ultraviolettlicht verfügen. EZ. Altstaedt.™ 

Bernhard, 0.: Einiges über die Sonnenlichtbehandlung der chirurgischen Tuber- 
kulose und über die Notwendigkeit der Erstellung von Volkssanatorien für Chirur- 
gisch-Tuberkulöse. Schweiz. Rundschau f. Med. Bd. 20, Nr. 22, 8. 337—344 u. 
Nr. 23, S. 360—365. 1920. 

Die unleugbaren Erfolge der Sonnenbehandlung machen die Einrichtung von 
Volkssanatorien für die chirurgische Tuberkulose ebenso notwendig, wie man das für 
die Lungenerkrankung bereits seit Jahrzehnten erkannt hat, 

- Erforderlich erscheinen für je 1 Million Einwohner 250 Betten. Zu warnen ist vor einer 
gleichzeitigen Aufnahme chirurgisch Tuberkulöser in Lungenheilstätten, erstens der Infektions- 
gefahr wegen, dann auch, weil in Lungenheilstätten der ärztliche Betrieb ein durchaus ab- 
weichender ist, es fehlt hier an den notwendigen Erfahrungen und Einrichtungen in operativer 
und orthopädischer Hinsicht. Die chirurgischen Maßnahmen sollen immer nur unterstützend, 
in den seltensten Fällen radikal sein. Kleine Incision, Punktion, Orthopädie und atypische 
Operationen kommen fast nur in Betracht, alles Übrige bleibt der Sonnenwirkung überlassen. 


E. Alistaedt (Lübeck). 
Syphilis. 


Jeans, `P. G. and J. V. Cooke: A study of the incidence of hereditary syphilis. 
(Eine Untersuchung über die Übertragung der kongenitalen Syphilis.) Arch. of 
pediatr. Bd. 37, Nr. 7, S. 401—405. 1920. 

Die Verff. untersuchten histologisch eine Reihe von Placenten und die Wasser- 
mannsche Reaktion des kindlichen Nabelvenenblutes sowie des Blutes der Mutter. 
Von 129 Kindern waren 10% syphilitisch. Bei 95,5% dieser luetischen Kinder wurde 
auch die Placenta syphilitisch gefunden, u. a. auch stets eine + WR. In jedem Fall 
von + WR. des Nabelvenenblutes ergab sich später Syphilis bei dem Kinde. Nur 
wenig Fälle ergaben positiven Befund der Placenta und negativen WR. und um- 
gekehrt. Jedenfalls hat meist eine syphilitische Mutter auch eine syphilitische Pla- 
centa und ein syphilitisches Kind; indessen kann ein luetisches Kind geboren werden 
von einer Frau mit — WR. und eine Mutter mit unbehandelter Syphilis und stark 
-+ WR. kann ein gesundes Kind zur Welt bringen. | 

Diskussion: Gerstenberger -Cleveland: fand bei 20 000 Patienten in 14% Sy- 
philis (am meisten bei den armen Weißen der Alt-Amerikaner, dann unter Ungarn, Italienern, 
am wenigsten bei den Juden). Gerstenberger erwähnt ferner einen Fall von Zwillingen, 
8 Wochen alt, von denen der eine luetisch (klinisch und +Wa.R.) der andere gesund (klinisch 
und serologisch) war. Rietschel (Würzburg). 


Goubeau: Hérédosyphilis et nouvelle syphilis. Hypersyphilis.. (Heredosyphilis 
und frische Syphilis. Hypersyphilis) Bull. de la soc. franç. de dermatol. et de 
syphiligr. Jg. 27, Nr. 3, S. 107—112. 1920. 

Bei der Aufpfropfung neuer Syphilis auf kongenitale war entweder die letztere 
erloschen und die Immunität mit ihr — wohl nur ausnahmsweise der Fall da, wo die 
Neuinfektion wie jede andere verläuft — oder die vorbestehende Lues war nur sozu- 
sagen eingeschläfert, d.h. die Treponemen modifizierten sich im Laufe der Zeit, werden 
durch Reinfektion aufgefrischt und summieren ihre Virulenzen. Besondere Merkmale 
dieser Hypersyphilis (nicht in allen Fällen!): 1. Verlängerung der Inkubationszeit 
auf 50—60 Tage; 2. Auffallend schwerer Schanker (phagedänisch, verstümmelnd); 
3. vorzeitige, intensive, multiple Sekundärerscheinungen; 4. frühes und prädomi- 
nierendes Hervortreten nervöser Läsionen (chron. Kopfschmerz, Neuritis, Meningitis, 
Encephalitis, Lähmungen, Myelitis) und frühe Liquorreaktionen (auch ohne klinische 
nervöse Zeichen); 5. Kombination mit lokalen und allgemeinen Reaktionen besonderer 
Art (rezidiv. Herpes, Fieber, Asthenie usw.); 6. vorzeitiger Eintritt des tertiären 
Stadiums, besonders bei ungenügender Behandlung. Bei Hypersyphilis ist viel energi- 
schere und längere Behandlung indiziert als bei gewöhnlicher. Andererseits sind so 
die Manifestationen gut einzudämmen. Unterschiede gegen Syphilis maligna praercox: 
Obige Merkmale und günstige Reaktion gegenüber der Therapie. 3 einschlägige Fälle. 

31* 


— 484 — 


Entgegnung Marcel Pinards: Im Experiment erweist sich die Inkubation bei zweiter 
Infektion nicht verlängert, sondern abgekürzt, der Schanker eher klein und rasch schwindend. 
Die nervösen Symptome der Reinfizierten haben eher ihren Grund in Nervensyphilis der Eltern. 
Soll man von Hypersyphilis oder Superinfektion sprechen ? Superinfektion = Neuinfektion vor 
Ausheilung der alten, Reinfektion = Infektion nach Ausheilung der kongenitalen. Go ugerot 
stimmt Pinard zu, Heredosyphilis schwächt erworbene ab, Ebenso Joltrain. Der WaR. 
kommt diagnostisch, nicht aber als Immunitätsreaktion Wert zu. Thibierge weist darauf hin, 
daß die russischen Ärzte der binären Lues einen besonders schweren Verlauf zuschreiben. 

Husler (München). 

Leredde: Premières recherches sur la syphilis cardiaque et son traitement. 
L’arythmie matinale. (Bemerkungen über die hereditärsyphilitischen Kardiopathien 
und ihre kritischen Zeichen.) Bull. de la soc. frang. de dermatol. et de syphiligr. 
Jg. 27, Nr. 3, S. 89—107. 1920. Abs. VI. 

Gerade bei Hereditärsyphilitischen sind Herzstörungen häufig, wenn auch — 
wie z. B. die Morgenarythmie — in latenter Form. Wie die syphilitischen Erkran- 
kungen des Nervensystems sind auch die des Herzens oft familiären Charakters, in 
mehreren Generationen wird dasselbe Gewebe, dasselbe Organ betroffen. Beispiel: 
Eine Kranke mit Aortitis und Aortenerweiterung usw. hat einen syph. Sohn mit 
Herzstörung und eine Tochter, deren 12jähriges Kind an kongenitaler Cygnose leidet. 
‘Unerwartete Reaktionen von seiten des Herzens während der Behandlung der Lues 
sind bei der kongenitalen häufiger als bei der acquirierten. Beispiele weisen (bei 
Therapie mit Arsenobenzol) etwa folgende kardialen Zeichen auf: Schmerz in der 
Herzgegend, Präkordialangst, Syncope, Palpitationen, Dyspnöe, Blässe u. a. Ein 
Fall zeigt, daß allerdings Herzbeschwerden auch schwinden können unter der Be- 
handlung. Husler (München). 


Kranz, P.: Über die Hutchinsonschen Zähne. Erwiderung auf die Abhandlung 
von Dr. Heinrich Davidsohn in Nr. 11 d. Wochenschr. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 46, Nr. 28, 8. 773—774. 1920. 

(Vgl. dies. Zentralbl. Bd. 9, 8. 178. 1920.) Auch die Untersuchungen von Kranz 
zeigen, daß der typische Hutchinsonzahn äußerst selten ist (1 mal unter 60 kongenital- 
syphilitischen Patienten). Suspekte Zähne fanden sich häufiger (13 mal), aber unter 
36 luesfreien Patienten sah K. sie ebenfalls 6mal. Die Bildung halbmondförmiger 
Ausbuchtungen ist keineswegs an eine kongenital-syphilitische Erkrankung gebunden. 
Der mittlere Teil der Schneide des Zahnes wird früher gebildet als die Seitenteile. 
Tritt eine Störung der Bildung des Mittelteils ein, so sinkt der Zahn in der Mitte ein 
und es kommt zum charakteristischen Hutchinsonzahn. Ein Einfluß der spezifischen 
Kur auf die Bildung des Hutchinsonzahnes ist nur möglich, wenn die Kur in den 
ersten Lebensmonaten beginnt, da hier die Verkalkung schon gleich nach der Geburt 
einsetzt. Die pathognomonische Bedeutung des Hutchinsonzahnes ist wegen seiner 
Seltenheit nur gering. Für die Entstehung von Zahnhypoplasien nimmt K. Stö- 
rungen der inneren Sekretion an. Auf dem Wege über diese wirkt das syphilitische 
Virus auf die Zahnbildung, nicht durch lokale Schädigungen. Eckert (Berlin).”, 


Gralka, Richard: Das Schicksal unserer kongenital luetischen Kinder. (Unw.- 


Kinderklin., Breslau.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, S. 205—243. 1920. 

Die Zahl der in der Breslauer Kinderklinik nach Lues kong. in den Jahren 1901—1916 
behandelten Kinder beträgt 410 oder auf das Gesamtmaterial 0,64%, (München 23% 
Berlin 1%,) zum ersten Mal Erscheinungen boten’86,36%,. Lues rezidive boten 11,21%, und Lues 
tarda 2,4%. Die ehelichen Kinder wiesen 73,4%, auf. Eine Steigung der Luesfälle im Jahre 
1917 war noch nicht zu beobachten. Bei der Geburt boten 9,5%, der Kinder luetische Erschel- 
nungen, 5,6%, erkrankten in der ersten Lebenswoche, 18,78 in der 2-4. Woche, 28,78 im 2. 
Lebensmonat, 11,95 im 3. Monat, 8,78%, im 4.—6., 2,43%, im 7.—12. und 4,66 nach Voll- 
endung des l. Lebensmonats. Am häufigsten wurden beobachtet Rhagaden (25,36%), Leber- 
tumor 16,58%, Cubitaldrüsen 8,54% usw. Behandelt wurden die Kinder in den ersten Jahren 
mit Ungt. hydrarg. cin., später Hydrargyr. jodatum und Sublimatinjektionen und Bäder 
sowie Salvarsan, das jetzt ausgiebig benutzt wird. 21,7%, der Patienten erschien nur einmal, 
in 34,14% konnte die Behandiung nicht länger als 4 Wochen durchgeführt werden, ebensoviel 
waren 3—6 Monate in Behandlung und bei’9,98%, noch längere Zeit. Von diesen haben 54,69% 


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ein normales Ki ewicht. Im Verlauf der Behandlung boten 76,79% eine Gewichtszunahme, 
nur 16,03 eine Abnahme. Die Art der Behandlung scheint auf den Verlauf der Gewichtskurve 
keinen Einfluß zu haben. 

Über das Schicksal von 240 Kindern konnte näheres ermittelt werden. Davon 
waren 144 = 60%, inzwischen verstorben. (53,5 der ehelichen, 80%, der unehelichen.) 
Von den Frühgeburten blieb keine am Leben. 51,38%, dieser Kinder erreichte noch 
nicht ein Alter von 4 Monaten. Weitere 33,33% starben vor Vollendung des ersten 
Lebensjahres. Die Zahl der mit Brustmilch ernährten Kinder betrug 30%, gegenüber 
68,22% der künstlich aufgezogenen. Seit Einführung der kombinierten Salvarsan- 
Hg-Behandlung scheint ein Rückgang der Sterblichkeit einzutreten. Lebend wurden 
76 Kinder nachuntersucht. Narben am Mund (alte Rhagaden) wurden gefunden in 
22,36°,, Sattelnase 15,78%. Hutchinsonsche Zähne in 7,89%, in 3,04%, Keratitis 
parenchymatosa. Cubitaldrüsen in 71,05% (!). Rigidität der Arteria radialis nur 
einmal. In 9,21% Milztumor, und ebenso Lebertumor, Hydrocephalus mäßigen Grades 
in 2 Fällen. In 71% normale Intelligenz, bei 18,4 eine leichte Herabsetzung, bei 5,3 
eine starke Herabsetzung der Intelligenz. Leider ist nicht angegeben, wie die In- 
telligenz geprüft wurde, ob durch eine einmalige Untersuchung oder durch Beobach- 
tung, bzw. durch Erfragen anderer Personen (Lehrer usw.). 9 Kinder sehr schreckhaft, 
14 leiden an periodischen Kopfschmerzen, 16 an Schwindelanfällen. Epilepsie in 
keinem Fall (!) beobachtet. (Im letzten Jahre hat Verf. 1 Fall von Epilepsie auf lue- 
tischer Basis mit Heilung durch Jodkali gesehen.) Bei 66 Kindern fanden sich Resi- 
duen der überstandenen Lues. Die WR. war ın 54 Fällen +, in 18 Fällen —. Letztere 
Kinder sind also als gesund zu bezeichnen. Rezidive 21 mal beobachtet, also in einem 
Drittel der Fälle. Ein Einfluß der verschiedenen Behandlungsarten auf das Auftreten 
von Rezidiven konnte nicht festgestellt werden. Sehr reichhaltiges Literaturverzeichnis. 

Rietschel (Würzburg). 

Ramsey, Walter R. and O. A. Groebner: Further progress in the study of the 
relative efficiency of the different mercurial preparations in the treatment of con- 
genital syphilis in infants and children, as determined by a quantitative analysis 
of the mercury elimination in the urine. (Weitere Fortschritte beim Studium der 
Wirkung der verschiedenen Quecksilberpräparate bei der Behandlung der kongeni- 
talen Syphilis bei Säuglingen und Kindern, bestimmt durch den quantitativen Nach- 
weis der Hg-Ausfuhr durch den Urin.) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 7. 8. 399—401. 1920. 

Die Autoren nehmen Bezug auf frühere Untersuchungen, die zeigten, daß Hg, 
das durch Inunktion, durch den Mund, oder durch Injektion einverleibt war, zum großen 
Teil im Urin ausgeschieden wird. Sie arbeiteten mit der gleichen Methode wie früher. 
Bei 50%, Hg-Salbe begann die Ausscheidung sehr bald nach der Einreibung, das Maxi- 
mum trat während der folgenden 3 Tage auf. Nach 5 Tagen war die Ausscheidung 
vollendet. Hg-Salicylat hatte schon während der ersten 24 Stunden das Maximum 
der Ausscheidung. Vollendet war die Ausscheidung in 6—7 Tagen. Bei Kalomelein- 
reibung war die Ausscheidung verzögert. Verff. schließen, daß 50%, Hg- und Kalomel- 
einreibungen nicht öfter als zweimal wöchentlich gegeben werden sollen. Sublimat- 
injektionen sollten nicht gegeben werden, da häufig Eiweiß im Urin auftrat. 


Rietschel (Würzburg). 
Krankheiten der Luttwege. 


Loch, Alexander: Bemerkungen zum Tonsillenproblem. Arch. f. Ohren-, 
Nasen- u. Kehlkopfheilk. Bd. 106, H. 1, 8. 33—57. 1920. 

Die Arbeit soll eine Ergänzung des Steinerschen Aufsatzes „Über Tonsillektomie 
usw.‘ (M. f. O. 1918) sein. Die Frage, ob die Mandeln das erste Lymphfilter für Nasen- 
rachenraum, unteren Nasengang, Gaumen und Zahnfleisch sind, wird verschieden be- 
antwortet, nach einigen Autoren sind sie nur seitlich an den Lymphstrom angeschlossen. 
Eine sekundäre Mandelschwellung kann auch als kollaterale Entzündung gedeutet 
werden. Die Hyperämie bewirkt eine Schwellung der bis auf den Hilus in eine straffe 


— 486 — 


Fascie eingehüllten Mandel und daher erhöhten Gewebsdruck, der den Inhalt der 
Lacunen an die Oberfläche preßt und dort entfernt. Chronisch entzündete Mandeln 
erfahren eine die Funktion sehr ungünstig beeinflussende Hypertrophie des Binde- 
gewebes und Atrophie des Iymphatischen Apparats. Eine akute Infektion bei einem 
derartig veränderten Organ hat zur Folge, daß der Binnendruck die durch strafferes 
Bindegewebe eingeschnürten Öffnungen der Lacunen nicht mehr zu öffnen vermag, 
es kommt daher nicht zur Entfernung des infektiösen Materials, sondern zu sekundärer 
Rückinfektion des Parenchyms, der Blutbahn und somit des ganzen Menschen (Gelenk- 
rheumatismus, Lungenentzündung, Nephritis, Endokarditis, Meningitis, Miliartuber- 
kulose, Sepsis usw.) oder zu einem peritonsillären Absceß. Wiederholte derartige Ab- 
scesse sind eine absolute Indikation zur Tonsillektomie. Verf. empfiehlt diese gleich 
nach Entleerung des Abscesses in 2 Zeiten. Es folgen technische Ratschläge für diese 
Operation. Eine innere Sekretion der Mandeln ist nicht bewiesen, zum mindesten 
fehlen Ausfallserscheinungen bei Kindern, denen sie entfernt sind. Nachdem die Ton- 
sillen als Eingangspforte für die Tuberkulose angesprochen sind, erhebt sich die Frage, 
ob sich hieraus eine Indikation zur Entfernung des Organs ergibt. Mehrere Fälle, die 
danach eine Verschlimmerung des Leidens zeigten, mahnen zur Vorsicht. Vielleicht 
wird von den Tonsillen aus die Immunität beeinflußt, wirken diese als ‚Reizzentren“. 
Die Bevorzugung der Lungenspitze bei der Lungentuberkulose ist möglicherweise 
auf Infektion durch direkten Gewebskontakt zurückzuführen (lymphatische Rachen- 
rıng-Halsdrüsen-Apex). Meisner. (Berlin).°, 

Brunner, Alfred: Lungenstützfunktion. (Bemerkungen zur Arbeit Drachter.) 
(Chirurg. Univ.-Klin., München.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 32, S. 938 
bis 939. 1920. 

Verf. meint, daß der Begriff der Lungenstützfunktion zur Erklärung der Vorgänge des Raum- 
ausgleiches im Thorax nicht notwendig ist. Drachter sagt: „Da die Thoraxwand nach Weg- 
nahme der Lunge einsinkt, so hat die Lunge tatsächlich während ihrer Anwesenheit im Thorax 
thoraxwandstützend gewirkt.“ Dieser Schluß ist nach Verf. nicht richtig. Wenn man die 
Lunge wegnimmt und durch einen Pneumothorax ersetzt, dann erweitert sich der Thorax. 
An der Tatsache, daß die Pneumothoraxseite weiter ist als die gesunde Seite, auch wenn kein 
Spannungspneumothorax besteht, dürfte nicht gezweifelt werden. Die Lunge stützt bes 
nicht, sondern nur die in ihr enthaltene Luft, welche den Außendruck zu paralysieren imstande 
ist, obwohl ihr die Lunge durch ihre Elastizität direkt entgegenwirkt. Vgl. dieses Zentralbl. 9, 
S. 124. Heinrich Davidsohn (Berlin). 

Lobell, A.: Influenza pneumonia complicated by empyema in an infant. 
(Influenzapneumonie beim Kinde, kompliziert durch Empyem.) Med. rec. Bd. %, 
Nr. 2, S. 62. 1920. 

‘  Einjähriges Kind erkrankte mit Katarrhen, Otitis usw. Anschließend daran Wander- 
pneumonie (r. U. L., 1l. O.-L.), der ein Empyem der rechten Brustseite folgte mit dünnem, 
fibrinfreiem Exsudat. Vermutlicher Erreger -Bac. Thorakotomie. Heilung. Das Besondere 
des Falles ist: Frühes Alter, lobärer und wandernder Pneumonietypus (bei Influenza sonst 
ungewöhnlich), zahlreiche Komplikationen. Husler (München). 
-  Freudenthal, Siegmund: Delirien bei Pneumonie im Kindesalter. (Unw.- 
Kinderklin., Göttingen.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 4, S. 334—339. 19%. 
Unter 107 Pneumonien traten in 7,5%, der Fälle Delirien auf. Keines dieser Kin- 
der war jünger als 2 Jahre. Sie kommen in jedem Stadium der Pneumonie vor und sind 
unabhängig von der Schwere der Erkrankung und der Temperatur. Die Prognose wird 
durch ihr Auftreten nicht beeinflußt. Therapeutisch bewährten sich Chloralklistiere. 
deren Wirkung dureh weitere Anwendung von Urethan unterhalten wurde. Lust. 


Herz- und Gefäßkrankheiten. 


Meyer, Erich: Zur Kenntnis des kleinen Herzens. (Med. Klin., Straßburg. i. E. 
u. Göttingen.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 29, S. 789—790. 1920. 
-Ein einschlägiger Fall erwies die große Bedeutung, die Schwankungen der Ge- 
fäß- und Herzfüllung für die Herzgröße haben können. | 

Ein 18jähriger Rekrut von 1,80 m Größe-und nur 50,5 kg Gewicht, der an Magengeschwür 
litt, hatte ein außerordentlich kleines Herz. Die Maße waren: Mr = 2,8 cm, MI = 6,0, L = 9,4, 


— 47 — ; 


Herzfläche 63,9 ccm. Hämoglobingehalt 24%." Nach !/, Jahre klinischer Behandlungfwarfein 
völliger Umschwung im Aussehen, in der Herzgröße und Herzform aufgetreten. Jetzt waren 
Mr = 4,2 cm, MI = 7,0, L = 13, Herzfläche 121,9 qem. Gewicht 72,5 kg. Hämoglobin 87%. 
Es waren also alle Werte annähernd normal geworden. Die Verschiedenheit der Herzgröße 
muß auf den veränderten Füllungszustand der Herzhöhlen bezogen werden. Fleischmann.“ 


Pende, N.: Sulla diagnosi della stenosi congenita dell’aorta. (Über die Dia- 
gnose der angeborenen Aoıtenstenose.) (Istú. di patol. spec. med., unw., Palermo.) 
Malatt. d. cuore, Jg. 4, Nr. 4, S. 101—110. 1920. 

14 jähriges Mädchen, geistig und körperlich zurückgeblieben, Hypertrophie des linken 
Ventrikels, Herz von liegender Eiform, Orthodiagramm: L = 13, MI = 8,5, Mr = 4. Gleich- 
mäßige Erweiterung der Aorta ascendens und transv., weiches systolisches Schwirren über 
dem Sternum, Herztöne rein, dagegen über der Aorta, dem Manubrium sterni und in der 
Fossa jugul. intensives schabendes Geräusch, die ganze Systole einnehmend. Dieses Geräusch 
pflanzt sich gegen das Jugulum, die rechte Clavicula und ein wenig nach der rechten Hals- 
seite fort, sehr wenig gegen den Rücken. Im Jugulum läßt sich der stark pulsierende Arcus 
aortae tasten. Radialpuls klein, rhythmisch, beiderseits synchron, links etwas höher als 
rechts. Femoralpuls kaum fühlbar, gegen die Radialis nicht wesentlich verspätet. Kein An- 
zeichen eines arteriellen Kollateralkreislaufes. Blutdruck in der rechten Brachialis 95/70, 
in der linken 105/65; in der Femoralis rechts 60/55, links 60/50. Nach 0,5 mg Adrenalin sub- 
cutan werden die Ausschläge deutlich größer, die Unterschiede im Druck angeblich viel deut- 
licher (systolischer Druck in der Femor. um 20—30 mm, diastolischer Druck um 10—15 mm 
niedriger als in der Brachialis s. Druck vor Adrenalin). Diagnostisch wichtig ist die Erwei- 
terung der Aorta ascend. und transversa, das Fehlen einer Erweiterung der A. pulmonalis 
und das deutliche Zurückbleiben der Pulsgröße in den unteren Extremitäten gegen die oberen 
und den Kopf. Die Kranke starb an Miliartuberkulose, die Diagnose wurde durch die Au- 
topsie bestätigt. J. Rothberger (Wien). 

Rutherfurd, W. J.: Cardiac angina in a child of six years. (Angina pectoris 
beim 6jährigen Kind.) Brit. journ. of childr. dis. Bd. 17, Nr. 193/195, S. 22--24. 1920. 

Angina pectoris ist in extrem seltenen Fällen beim Kinde beschrieben: 

Fall: 6jähriger Knabe erkrankte mit Schmerzattacken, die in den linken Oberarm 
oder ins obere Abdomen lokalisiert wurden, vehement bis zur völligen Erschöpfung. Damit 
kombiniert eine Perikarditis, wie sie Hood und Powell beschrieben; Aufzählungen der Arbeiten 
über degenerative, kardio-vasculäre Erkrankungen beim Kinde, wie Aneurysma, obliterie- 
rende Arteriitis, Atheromatose der Aorta usw. Husler (München). 


Pajares, Velase : Umschriebenes Angiom der Schleimhautpartie der Unter- 
lippe. Pediatr. espan. Jg. 9, Nr. 94, S. 233—235. 1920. (Spanisch.) 

Ein Lippenangiom bei einem Säugling wurde durch Bestrahlung mit Radium zum völligen 
Schwinden ohne Zurücklassung einer Narbe gebracht. Bestrahlt wurde mit einem Stück von 
30 mg Radiumsulfat durch einen 1 mm starken Bleifilter je 1 Stunde 3 Tage hintereinander; 
nach 4 Wochen wiederholte Bestrahlung. Heilung nach 6 Wochen. Huldschinsky. 

Miller, Milo K. and Karl M. Nelson: Elephantiasis congenita angiomatosa 
(Unna) associated with changes in the capillaries. (Kongenitales elephantiastisches 
Angiom kombiniert mit Verändeiungen des Capillarsystems.) Americ. journ. of dis. 
of childr. Bd. 20, Nr. 2, S. 127—131. 1920. 

Bei einem 6jährigen Kind bestand seit Geburt ein tumorartiges Ängiom am 
rechten Bein, Scrotum und Penis. Da Untersuchungen mit der Weißschen Capillar- 
methode ein abnormes Capillarbild ergaben, nicht unähnlich dem, das man in einer 
früheren Entwicklungsperiode, etwa bei Neugeborenen, findet, so vermuten die Verff., 
daß zwischen diesen Veränderungen des Capillarsystems und der angeborenen Anomalie 
der Gefäße mehr als zufällige Beziehungen bestehen. Lust (Heidelberg). 


Harn- und Geschlechtskrankheiten. 


Wallis, R. L. Mackenzie: Non-nephritic albuminuria. (Nicht-nephritische Al- 
buminurie.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 7, sect. of med., S. 96—104. 1920. 

Die Fälle von ‚„funktioneller Albuminurie“ ohne Erkrankung der Niere zeichnen 
sich dadurch aus, daß das Urireiweiß vorzugsweise aus Globulin statt wie bei nephri- 
tischen Albuminurien aus Albumin besteht. 


. Für den Nachweis des Globulins eignet sich am besten der Sn Zusatz von 339, 
Essigsäure, der Globulinfällung in der Kälte bewirkt, oder die Probe von Roberts (tropfen. 


- — 488 — 


weiser Zusatz des Urins zu dest. Wasser, wobei eine zigarettenrauchartige, wolkige Trübung ent- 
steht). Zur quantitativen Globulinbestimmung wird der Urin mit Ammoniak alkalisch gemacht, 
und mit Ammonsulfat halbgesättigt, das ausfallende Globulin auf einem Filter gesammelt, 
getrocknet und gewogen. Im Sediment der funktionellen Globulinuriker finden sich einige 
hyaline Zylinder und fast stets Calciumoxalatkrystalle, die Diastaseausscheidung im Urin 
und andre Funktionsprüfungen ergeben normale Resultate. Die milchige Beschaffenheit 
seröser Ergüsse und des Blutes beruht auf der Anwesenheit einer Globulin-Lipoidverbindung. 

Das Globulin kommt in 2 Formen vor, in einer wasserlöslichen (Pseudoglobulin) 
und einer wasserunlöslichen (Euglobulin); durch Vereinigung mit Lipoiden wird Pseudo- 
globulin in Euglobulin verwandelt. Das Uringlobulin ist Euglobulin. Bei der Eklampsie 
findet sich eine Globulinvermehrung im Harn und Blut. M. Rosenberg‘, 

Aron, H. und L. Mendel: Trinkkuren bei der Behandlung der Nierenent- 
zündungen im Kindesalter. (Univ.-Kinderklin., Breslau.) Jahrb. £. Kinderheilk. 
Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, S. 244—255. 1920. 

Bei der Pyelonephritis bildet die reichliche Flüssigkeitszufuhr das souveräne 
Behandlungsmittel. Beispiele. Aber auch bei Nephritiden läßt sich damit Erfolg 
erzielen, besonders bei akuter Glomerulonephritis, weniger bei chronischer Pädonephri- 
tis. Beispiele. Als Durchspülungsmittel dient (täglich 1/,—®/, Liter) alkalisches 
Mineralwasser, z. B. Helenenquelle, bei gleichzeitiger salzarmer Kost. Husler. 

. Dyson, James E.: Pyelitis in children. (Pyelitis bei Kindern.) Med. clin. 
of North America Bd. 3, Nr. 6, 8. 1554—1559. 1920. 

. An 6 Fällen von Pyelitis bei Kindern von 19 Tagen bis zu 8 Jahren bespricht 
Verf. seine Methode der Diagnosenfeststellung und seine therapeutischen Erfolge. Er 
empfiehlt zur genaueren Zählung der weißen Blutkörperchen im Sediment die Zähl- 
kammer zu benützen, nachdem das Sediment gut gerührt und gleichmäßig verteilt ist. 
Im Quadratmillimeter finden sich bei normalen Knaben 2—3, normalen Mädchen 3—5 
weiße Blutzellen, bei Herzkrankheiten steigerten sich diese Zahlen auf 3—5 bzw. 5—9 
Zellen. Bei Nephritis waren sie 5—12 bzw. 5—35. Zunahme der Zellen findet sich 
auch bei den akuten Infektionskrankheiten und Intoxikationen. Die Schwere einer 
Pyelitis kann man abschätzen, wenn man die Menge des im Urin vorhandenen Eiters 
und der Bakterien kennt. Besonders kann den täglichen Veränderungen dieser Indizien 
entsprechend die Behandlung abgewandelt werden. Die Resultate der Untersuchungen 
sind folgende: Kaliumeitrat 3 mal täglich 10 grains (= etwa 0,65 g) vermindert die 
Acidität des Urins, der Eiterzellen und Bakterien, macht den Urin alkalisch gegen- 
über Lackmuspapier; phosphorsaures Natron vermehrt die Acidität und verbessert 
den Urin nicht; Benzoäsäure 3 mal täglich 5 grains (= 0,3 g) hat keinen Einfluß. Hohe 
Alkalescenz oder hoher Säuregehalt des Urins bewirkt keine Bakterienagglutination, 
dagegen bewirkt Guajacol 3mal täglich 4 Minims (= ca. 0,2 g) ziemlich konstante 
Zusammenballung der Bakterien. Einmal wurde nach Guajacol bei einem 4jährigen 
Kinde Blut im Urin festgestellt, das nach Aussetzen des Mittels wieder schwand; ein 
8jähriges Kind nahm es 7 Wochen lang ohne jede Alteration. Guajacol bewirkte 
nennenswerte Besserung. Vermehrte Wasserzufuhr um 3 Quart pro Tag hatte günsti- 
gen Einfluß; von Vaccinebehandlung in einem Falle wurde Besserung nicht gesehen. 
Brauns (Dessau). 

Schwarz, Oswald und Richard Wagner: Über Tetanie der Blase und ihre 
Behandlung. (Univ.-Kinderklin. u. allg. Poliklin., Wien.) Wien. klin. Wochenschr. 
Jg. 83, Nr. 28, S. 604—605. 1920. 

Spärliche Angaben der Literatur und eine eigene Beobachtung zeigen die Möglich- 
keit der Mitbeteiligung der Blase an dem Symptomenbild der Tetanie. 

‚Die eigene Beobachtung betraf einen 4jährigen Knaben, der an allgemeinen Krämpfen 
unter Fieber erkrankte. Es bestand anfangs vorübergehende, dann komplette Harnverhaltung, 
die tägliches Katheterisieren erforderte. Positives Facialis- und Trousseau-Phänomen, er- 
höhte galvanische Erregbarkeit. Eine l malige intravenöse Injektion von 10 ccm Afenil (10% 
Calciumchlorid-Harnstofflösung) heilte sofort dauernd die Harnverhaltung. Einen leich- 


teren Verlauf nahm 1 Fall von Harnverhaltung bei einem 1!/,jährigen Kinde mit manifester 
Tetanie; am 3. Tag brachten 5 ccm Afenil intravenös Heilung. 


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Physiologisch ist die tetanische Harnverhaltung, wie pharmakodynamische Versuche 
zeigen, auf einen erhöhten Öffnungswiderstand des quergestreiften Sphincter vesicae 
zurückzuführen. Neurath (Wien).“_ 

Zappert, J.: Enuresis. Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. Bd. 18, S. 109—188. 
1920. | 

Eingehende Literaturstudien und eigene Beobachtungen des Verf. führen zu 
dem Ergebnis, daß man in der Enuresis ein selbständiges Krankheitsbild (Blasen- 
neurose) zu erblicken hat, das nicht zu lokalen Urogenital- noch organischen Er- 
krankungen des Nervensystems in Beziehung steht. Die Krankheit tritt im frühesten 
Kindesalter auf, häufiger bei Knaben als bei Mädchen, manchmal direkt im Anschluß 
an die Säuglingsperiode, oft in der späteren Kindheit (Spätenuresis), ist ein chronisches 
Leiden, das zu häufigen Rezidiven neigt, wie besonders im Kriege beobachtet werden 
konnte, wo unter dem Einfluß von äußeren ungünstigen Bedingungen (Strapazen, 
Erkältungsursachen) diese Neurosen beinahe epidemisch auftraten. Die genaueren 
Untersuchungen am großen Material ließen verschiedene Formen unterscheiden, die 
eingehend besprochen werden. Am häufigsten kombiniert sind echte Enuresis mit 
Pollakisurie. Die Blasenmuskulatur zeigt klinisch und bei manometrischen Messungen 
manchmal Detrusorhypertonie b's zur „Blasenstarre“‘, zuweilen Sphincteratonie und 
Herabsetzung des Kontraktionsgefühles der Blase. — Die Fuchssche Theorie, die ein 
anstomisches Bild der Enuresis in der sog. Myelodysplasie schaffen wollte, muß auf 
Grund genauerer Nachprüfung abgelehnt werden, da die charakteristischen Merkmale: 
Spina bifida occulta, Syndaktylie der Zehen, infantiles Genitale, Verzögerung der 
Verknöcherung im Kreuzbeinteile und abnorme Behaarung dieser Stelle usw. ebenso 
bei Nichtenuretikern vorhanden waren, wie sie bei Kranken mit echter Enuresis fehlen 
konnten. Zweifellos hat man es mit einer (segmentalen) Minderwertigkeit des Uro- 
genitalapparates zu tun, die nicht anatomisch, sondern funktionell ist. Daß sich neben 
diesen Inkontinenzformen noch solche auf hysterischer Grundlage und solche, die 
simuliert waren, fanden, wird kurz erwähnt. Eine historische Übersicht der thera- 
peutischen Maßnahmen zeigt, daß die entgegengesetzten Mittel den gleichen Erfolg 
haben konnten. Empfehlenswert sind vor allem allgemein Einschränkung der Flüssig- 
keitszufuhr, Gewöhnung einer Regelmäßigkeit der Harmentleerung, Hochstellen des 
Fußendes vom Bett, Sitzbäder; medikamentös gibt es kein Spezificum. Elektrische 
und lokale Blasenbehandlung (Massage), epidurale Injektion, Verschlußapparate der 
Harnröhre und Hypnose sind zu versuchen, ehe man die Heilbarkeit des Leidens 
ausschließen darf. Ibrahim (Jena), 


Erkrankungen der Haut. 

Hazen, Henry H.: The etiology of eezema. (Über die Ätiologie des Ekzems.) 
Arch. of dermatol. a. syphilol. Bd. 38, Nr. 6, S. 642—650. 1920. 

Drei Haupttheorien der Entstehung: 1. Reiz oder Infektion von außen (Unna); 
2. ausschließliche Wirksamkeit innerer Faktoren; 3. Zusammenwirken interner und 
externer Momente. Nach Ansicht des Verf. werden die sog. inneren Ursachen weit 
überschätzt. Bei der Suche nach infektiösen Herden wurden z. B. nutzlos leicht defekte 
Zähne geopfert oder man beschuldigte unbegründet Proteinstoffe der Nahrung usw. 
Die vermeintlichen inneren Ursachen sind vor allem nichts anderes als lokale prä- 
disponierende Momente in der Haut. Viele Zustände werden als „Ekzem“ diagnosti- 
ziert, die besondere wesenseigene Erkrankungen sind, so: Die seborrhoische, die toxische, 
die ekzematoide Dermatitis durch Staphylokokken (Engmann). Das postaurikuläre 
Ekzem ist nach jetziger allgemeiner Ansicht ein Impetigo, das sog. Ekzem der Palmae 
und Plantae eine Epidermophytie. Lichen, Neurodermatitis und chron.-papuläre 
Dermatitis der Achseln und Leisten sind separate Erkrankungen. Der unbefriedigende 
Ausdruck „Ekzem“ sagt nichts über die Ursache aus und umfaßt heterogene und 
gegensätzliche Dinge. Erst die Ermittelung der Ursache aber garantiert therapeu- 


— 490 — 


tischen Erfolg. 195 Ekzemfälle wurden ursächlich genauestens studiert. 96 mal fanden 
sich lokale Reize als Ursache (Seife, Wasser, Kleider, Pflanzen, Chemikalien); nur in 
6 Fällen lokale bakt. oder epidermophytische Infektion; bei 25 ergab sich besondere 
lokale Prädisposition (exzessives Schwitzen, Frostbeulen, Varicen, Xeroderma); bei 
33 waren innere Ursachen gegeben, nämlich Störung im vegetativen Nervensystem 
(Vagotonie) oder Urticaria, ferner gestörte Nahrungsassimilation (bes. bei Kindern). 
Manchmal Kombination der Ursachen oder Ursache nicht zu finden. Die Dermatitis 
‘ durch Vagotonie insbesondere beginnt an Ellbeugen, Knie und seitlichem Nacken, 
erythematös, papulös oder vesiculär, juckend. Ist die Folge nervöser Überempfind- 
lichkeit gegen gewisse Nährstoffe, Proteine oder Bakterien. Sekundär kommt mecha- 
nischer Hautreiz oder psychische Irritation als ursächliches Moment dazu. Daß aus 
Urticaria Dermatitis entstehen kann, ist therapeutisch wichtige Tatsache. Husler. 
Kumer, Leo: Über Pityriasis rosea der behaarten Kopfhaut. (Univ.-Klin., f. 
Dermatol. u. Syphilidol., Wien.) Dermatol. Zeitschr. Bd. 31, H. 1, S. 28—32. 1920. 
Kumer berichtet über 3 Fälle von Pityriasis rosea an 11- bzw. 14jährigen Kna- 
ben, in denen die typische Pityriasis rosea des Körpers auch auf dem behaarten Kopfe 
Lokalisationen gezeitigt hatte. Am Körper war die Erkrankung lebhaft entzündlicher 
Natur, teilweise prominent wie Urticaria, auf der Kopfhaut — entsprechend der 
strafferen Struktur derselben — liegen die Herde im Niveau der Haut, die Entzündung 
ist geringer, Farbe blaßrosa. Charakteristisch ist die scharfe Begrenzung und die 
Schuppung, die, durch die Haare festgehalten, reichlicher erscheint. An den größeren 
Herden ist das Zentrum abgeschilfert, und man findet dann einen eigenartigen, gegen 
die Mitte gerichteten Schuppensaum. Die Haare sind im Bereich der Herde unver- 
ändert. Im Verlauf einiger Wochen tritt auf dem behaarten Kopfe Spontanheilung 
ein, indifferente Salben oder Schwefelvaselin beschleunigen diese. Bisher scheint es, 
als ob die Pityriasis rosea des behaarten Kopfes nur bei Kindern vorkäme. Brauns. 
: Leven: Beiträge zur Naevuslehre. (Virchows fissurale und Meirowskys Keim- 
plasmatheorie.) Dermatol. Zeitschr. Bd. 31, H. 1, S. 32—40. 1920.. 
-Ein Fall von Naevus flammeus, der mit den Grenzen des Oberkiefer- und Stirnfortsatzes 
zusammenfällt (linke Oberlippe, oberer lateraler Teil der Nase, Teil der Wange bis zum Augen- 


winkel) und vergesellschaftet ist mit Wolfsrachen und Hasenscharte, bei einem 7jährigen 
Kinde; über familiäre Mißbildungen ist nichts bekannt. 


Verf. erörtert die Virchowsche Theorie der Spaltschlußstörungen kurz gegenüber 
Meirowskys Theorie von den keimplasmatisch angelegten Anomalien. Er entscheidet 
sich für die letztere. Eine zwanglose Erklärung für die Koinzidenz der Knochen- 
mißbildung mit dem Naevus sei darin zu finden, daß, wenn infolge einer keimplas- 
matischen Störung die Entwicklungsenergie gewisser Determinanten, hier diejenige 
der Oberkieferfortsätze, erlahmt oder erlischt und damit Wachstumsrhythmus und 
Wachstumsenergie verändert werden, andere Determinanten (hier Gefäßdeterminanten 
des Mesoderms) hervortreten und sich entfalten. Brauns (Dessau). 


Erkrankungen des Nerve ms. 


Kramer, Elsa: Zur Kasuistik der Encephalitis acuta non suppurativa nach 
akuten Infektionskrankheiten bei Kindern. (Uni.-Kinderklin., Basel.) Schweiz. 
Rundschau f. Med. Bd. 20, Nr. 29. 8. 456—461 u. Nr. 30, S. 465—474. 1920. 

Die nicht-eitrige akute Encephalitis ist vorwiegend eine Kinderkrankheit, die 
sich in den meisten Fällen im Gefolge akuter Infektionen einstellt. Ihre Symptome 
sind durch die Lokalisation der Entzündungsherde bedingt und gestatten in der Regel 
eine Abgrenzung gegenüber anderen Erkrankungen des Zentralnervensystem und 
eine Lokalisation der anatomischen Veränderungen. Unterstützend wirkt besonders 
eine diagnostische Wertung des Lumbalpunktates. Der Arbeit liegen 9 beobachtete 
Fälle zugrunde. 


1. Fall. 4jähriges Kind. Eine Woche nach Erkrankung an Varicellen Erbrechen, Apathie, 
Ataxie, dann rechtsseitiger Nystagmus horizontalis, l. Pupille erweitert, von träger Reaktion, 


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Cheyne-Stokessche Atmung, H exie, Tremor, keine Nackenstarre, kein Kernig. All- 
mähliche Besserung, endlich Heilung. Diagnose: Encephalitis mit vorwiegend cerebellarer 
Lokalisation. — 2. Fall 3!/,jähriges Kind. Im Anschluß an Masern Schmerzen in den Füßen, 
‘Schwellung der Hände und Füße, später Anfälle von Konvulsionen und nachfolgenden passa- 
geren Lähmungen, Fieber. Hypotonie, keine Nackenstarre, torkelnder Gang ohne Ataxie, 
ae Romberg. Die epileptiformen Anfälle gingen mit Zuckungen der linksseitigen, später 
er rechtsseitigen Extremitäten einher. Heilung. Diagnose: Cerebellare Encephalitis. — 
3. Fall. 6jähriges Kind, plötzlich unter Fieber, Erbrechen, Bewußtlosigkeit, spärlichen Krämp- 
fen erkrankt; nach einer Woche ataktischer Gang, afebri. Nach einigen Tagen neuerlicher 
Temperaturanstieg, Erbrechen, torkelnder Gang. Hypotonie, im Augenhintergrund abge- 
blaßte Papillen, das Pigment in Schollen und Flecken. Steigerung der Patellar- und Achilles- 
sehnenreflexe, keine Nackenstarre, itiver Romberg. — 4. Fall. 14 Monate altes Kind, 
im Anschluß an einen Sturz Konvulsionen und linksseitige rg unter Bewußtseins- 
verlust, der 5 Tage anhielt. Beide Augen mit seltenem Lidschlag. Links starker P.-S.-R. ohne 
Babinski, rechts schwacher P.-S.-R. mit positivem Babinski. Leichte Nackenstarre. An- 
haltende l. Hemiparese. Erhöhter Lumbaldruck, klarer Liquor. Rechts etwas Ptosis, ophtalmo- 
skopisch links Neuroretinitis haemorrhagica. Heilung. — 5. Fall. Ein zweijähriges Kind er- 
krankte 1 Woche nach Beginn einer Pneumonie neuerdings unter Erbrechen, Unvermögen, 
den Kopf zu bewegen, Lähmung des rechten Armes bei intaktem Bewußtsein. Leichte Nacken- 
steifigkeit. Parese der rechten Extremitäten, Hyperreflexie derselben. Restlose Heilung nach 
3 Wochen. — 6. Fall. 14 Monate altes Kind. Einige Wochen nach Sturz unter Fieber erkrankt, 
darauf Somnolenz, dann bei anhaltendem Fieber Erbrechen, Nackenstarre, eingesunkenes 
Abdomen, positiver Babinski, Fußklonus, Kernig. Hierauf linke Hemiplegie, die nach einigen 
Tagen sich bessert. Später Exitus am Bronchitis. Obduktion: Erweichungsherde der rechten 
vorderen und hinteren Zentralwindungen, die die rechten Zentralganglien ganz zerstört. — 7. Fall. 
11/,jähriges Kind. 2 Wochen nach angeblicher Pneumonie (Fieber, Erbrechen, Husten, Durch- 
fall) Unruhe, Teilnahmlosigkeit, Konvulsionen. Arm in tonischem Krampfzustand, ebenso die 
Beine, rechts mehr als links. Bronchopneumonie. Anhaltende choreiforme Bewegungen. 
Linksseitige Facialis- und Abducensparese, Aufhören der Krämpfe. Besserung. Diagnose: 
Encephalitis der Brücke, bes. der linken Hälfte (homolaterale Facialis-, Abducens-, Trigeminus- 
motorius-Reizung, bzw. Lähmung). — 8. Fall. 2jähriges Kind erkrankte an unter Bewußt- 
losigkeit auftretenden tonisch-klonischen Bel mac der Extremitäten, wiederholtem Erbrechen 
und Durchfällen. Bei der Aufnahme Somnolenz, beständige Unruhe, keine Nackenstarre, 
kein Kernig. Später vollständige Heilung. — 9. Fall. 6jähriges Kind, das an Grippe mit all- 
gemeinen Hirnerscheinungen, Unruhe, Halluzinationen Schlafsucht erkrankte und bulbäre 
Symptome zeigte, von denen eine rechtsseitige Abducensparese einige Tage anhielt, während 
die Schluckbeschwerden nur fugitiv waren. (Encephalitische Veränderungen in der Oblongata, 
den rechten Abducenskern, Glossopharyngeus-Vaguskern betreffend.) Neurath (Wien). 

Ducroquet, C.: Hömiplögie infantile. Étude fonctionnelle - thérapeutique. 
{Infantile Hemiplegie. Funktionell - therapeutische Studie.) Presse méd. Jg. 28, 
Nr. 51, S. 504—507. 1920. 

Verf. prüft den Funktionszustand des Fußgelenkes in Rückenlage mit senk- 
recht vom Bette niederhängenden Unterschenkeln. Eine Contractur der Fußgelenk- 
strecker bewirkt eine Streckung des Fußes bei Versuch, den Fuß zu beugen und das 
Bein gleichzeitig zu strecken. Die Contractur des Kniegelenkes wird durch Aufrichten 
des in Rückenlage liegenden Patienten in sitzende Stellung durch die hierbei ein- 
tretende Beugung des Kniegelenkes und Erhebung des Knies von der Unterlage be- 
stimmt. Die Contractur der Hüftgelenkbeuger wird in Bauchlage durch die bei Beu- 
gung des Unterschenkels eintretende Erhebung des Beckens und Beugung des Hüft- 
gelenkes diagnostiziert. Die Contractur des Iliopsoas wird in Bauchlage durch die 
Mitbewegung des Beckens bei Erhebung des Oberschenkels von der Unterlage zum 
Vorschein gebracht. — Das Gehen bei Contractur des Fußgelenkes ist charakterisiert 
dadurch, daß das kranke Bein bei Berührung des Bodens beim Schreiten im Knie- 
gelenk gebeugt ist (normal gestreckt) und dadurch, daß eine heftige Streckung des 
Kries während der Unterstützungsperiode (normal langsame Streckung) vor sich 
geht. Besteht gleichzeitig Spitzfuß, so wird das Bein im Beginn der Unterstützungs- 
periode gebeugt gehalten und bei Stützung auf das gesunde Bein wird dessen Hacken 
bei Vorbeiführung des im Kniegelenk stark gebeugten kranken Beines vom Boden 
leicht erhoben. — Bei Contractur des Fußes und Kniegelenkes wird das Bein mit 
konstant gebogenem Knie wie bei einem in gebeugter Stellung ankylosierten Knie 
die ganze Zeit geführt. — Gleichzeitige Contractur der Fuß-, Knie- und Hüftgelenke 


— 492 — 


charakterisiert sich dadurch, daß das kranke Bein während beinahe der ganzen Unter- 
stützungsperiode in ungefähr vertikaler Stellung verbarrt und daß eine biegende 
Trunkusbewegung wie zum Gruß bei Erheben des kranken Beines vom Boden während 
des Gehens eintritt. — Schließlich werden, ohne eigentlich Neues zu liefern, die thera- 
peutischen Maßnahmen besprochen. Wernstedt (Malmö). 

Versari, Attilio: Un caso di encefalo-meningocele. (Ein Fall von Encephalo- 
meningocele.) (Istit. patol. chirurg., univ. di Napoli.) Pediatria Bd. 28, H. 5, 
S. 230—241. 1920. 

Ein 5 Tage altes Kind zeigte eine occipitate Meningoencephalocele von Mandarinengröße, 
durchscheinend, nicht kompressibel, an einer Stelle von nekrotischer Haut, sonst von normaler 
Haut bedeckt. Die Geschwulst wurde erfolgreich ohne Störungen der Innervation irgend- 
welcher Muskelgruppen, exstirpiert, Heilung per primam. Zwei Monate nach der Operation 
erlag das Kind einer Ernährungsstörung. Die Obduktion und die histologische Untersuchung 
ergaben an der inneren Seite des Sackes graue Hirnsubstanz. Die Literatur der Genese und der 
Struktur der Mißbildung wird eingehend in der Arbeit berücksichtigt. Neurath (Wien). 


Griffith, J. P. Crozer: Acute cerebro-cerebellar ataxia, with reports of cases. 
(Akute cerebro-cerebellare Ataxie, Mitteilung von Fällen.) Arch. of pediatr. Bd. 37, 
Nr. 7, S. 390—391. 1920. 

Es handelt sich um 3 Fälle, die im Anschluß an Encephalitis eine Schädigung des 
Kleinhirns und anderer Partien des Gehirnes erkennen ließen. Im ersten Falle bestan- 
den Inkoordination, Nystagmus, Sprachstörung, Trübung des Verstandes, Steigerung 
der Patellarsehnenreflexe, jedoch keine Lähmung. Ausgang in Heilung. Im zweiten. 
Fall fand sich schwankender Gang, Schwindel, Inkoordination, die 31/, Jahre später 
noch bestand, kein Nystagmus, keine Sprachstörung. Im dritten Falle taumelnder 
Gang, Strabismus, Nystagmus, Schwindel, geistiger Rückgang, Sprachstörung, nor- 
maler Augenhintergrund; die Erscheinungen waren nach einem Jahre, wenn auch ge- 
bessert, noch nachweisbar. Ein vierter Fall zeigte während der Rekonvaleszenz nach 
Encephalitis lethargica Inkoordination und Sprachstörung mit langsamer Besserung. 
Zusammengehalten mit 17 früher gesammelten Fällen gestatten die Beobachtungen die 
Annahme eines häufigen Vorkommens cerebellarer Encephalitis Neurath (Wien). 

Weinberg, Fritz und Fritz Hirsch: Hemiatrophia facialis progressiva bei ehro- 
nischen Lungenaffektionen, ein Beitrag zur Ätiologie und Pathogenese des Leidens, 
(Med. Univ.-Klin., Rostock.) Dtsch. Zeitschr. f. Nervenheilk. Bd. 66, H. 3/4. 
S. 204—217. 1920. 

Fall 1 (von 4) betrifft 16jährigen Jungen, bei dem sich nach rechtsseitiger Pleuritis mit 


konsekutiver starker Schwartenbildung eine rechtsseitige Hemiatrophia fac. progressiva mit 
okulopupillären Symptomen entwickelte. 

Verff. glauben, daß in ihren Fällen das Primäre eine Sympathicusschädigung 
infolge der chron. Lungenerkrankung war und erst sekundär die Sympathicusaffektion 
die Hemiatrophie auslöste. Dollinger (Charlottenburg). 

Fry, Frank R.: Congenital facial paralysis. Two additional cases. (Angeborene 
Facialislähmung. Zwei einschlägige Fälle.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 74, 
Nr. 25, S. 1699—1700. 1920. 

Ein vom 1. bis zum 27. Monate beobachtetes Kind bot die Zeichen eines ausgesprochenen 
Funktionsdefektes im Bereich des rechten unteren Innervationsgebietes des Facialis. Auch der 
rechte obere und drr ganze linke Facialis zeigten schwache Innervation. Die Augen schlossen sich 
während des Schlafes nicht vollständig. — In einem zweiten Falle fand sich bei einem Erwachse- 
nen eine lokale, die unteren Gesichtspartien in stärkerem Maße betreffende rechtsseitige Facialis- 
parese; außerdem Defekte im Gebiete des motorischen Trigeminus, so herabgesetzte Entwick- 
lung beider Temporalmuskeln, Hypertrophie des rechten Masseter, Schwäche des linken. Der 
Unterkiefer war leicht gegen rechts verschoben und aufwärts gegen rechts gedreht, so daß die 
Artikulation der Zähne unmöglich war. Eine Platysmafunktion fehlte beiderseits. Dabei be- 
stand feines fibrilläres Wogen im ganzen Gesichte. Neurath (Wien). 

Giorgio, G. di: Contributo alla conoscenza della siringomielia nell’infanzia. 
(Beitrag zur Kenntnis der Syringomyelie im Kindesalter.) (Clin. pediatr., univ. di 
Palermo.) Pediatria Bd. 28, H. 5, S. 226—229. 1920. 


Fall 1. Ein 9jähriges Mädchen mit belangloser Anamnese zeigte vor 4 Jahren 


— 493 — 


im Anschluß an einen Sturz eine Schwellung der linken Hand, die zurückging, Sechs 
Monate später verfärbte sich der Zeigefinger derselben Seite schwärzlich, an diesem 
und am Daumen traten geschwürige Veränderungen des Endgliedes auf. Seit 2 Jahren 
besteht Analgesie des linken Armes, Hyperhidrose der linken Gesichtshälfte. Die 
Untersuchung ergab: Drüsenschwellung der linken Axilla, Veneninjektion des linken 
Armes, Fehlen des Zeigefingerendgliedes, Geschwüre am Daumennagel, stärkere Ent- 
wicklung der linken Körperhälfte gegenüber der rechten. Linke Schulter höherstehend, 
Kopf nach rechts geneigt, leichte Hypertonie der linksseitigen Muskulatur, thermische 
und Schmerzempfindung links am Stamme herabgesetzt, am Arm Analgesie bei guter 
Temperaturempfindung. Die Muskulatur des Gesichtes, des Thorax, der oberen Ex- 
tremität links stärker entwickelt als rechts, ebenso das Unterhautzellgewebe, die linke 
Hand dicker. Fall 2. Ein 9jähriger Knabe, dessen Eltern, Base und Vetter väter- 
licherseits mit Tuberkulose belastet, zeigte zu Beginn seiner Erkrankung schmerzlose 
Hautveränderungen an Händen und Füßen. Bei der Untersuchung wurde folgendes 
festgestellt: Substanzverlust am Endglied der linken großen Zehe, an den anderen 
Zehen dieser Seite periunguale Geschwüre, Hypalgesie an beiden Fuß- und Hand- 
rücken und in beiden unteren Dritteln der Seitenfläche des rechten Schenkels, hier 
auch Unempfindlichkeit für Kälte. Die Finger beider Hände verdickt, die Genitalien 
und die Nabelgegend pigmentiert, Pigmentflecken an den Oberschenkeln. Neurath. 


Erkrankungen des Auges. 


Angeles, Sixto de los and Anastaeia Villegas: A case of human synophthalmia. 
{Ein Fall von Synophthalmie beim Menschen.) Philippine journ. of science Bd. 16, 
Nr. 1, S. 99—105. 1920. 

6. Kind gesunder Eltern, totgeborener Foetus, hatte 350 mm Länge, Zeichen der Unreife. 
Mikrocephalie. Statt zwei nur eine Orbitalhöhle bei Fehlen der medianen Wände. Bulbi in der 
Medianlinie zu einem Organ verwachsen, Lider ektropioniert. Nase fehlt. Ohrmuscheln miß- 
bildet, ebenso die Mundöffnung. Besprechung zivilrechtlicher Fragen bei evtl. Kindsmord in 
solchen Fällen usw., ferner der Frage der „maternal impression“ (,„Versehen‘“ der Mutter als 
Ursache). Schreck, Erregung der Mutter bei der Gravidität solcher Fälle ist nur zufällige 
Koinzidenz. Von den Theorien der Entstehung von Monstrositäten — besonders der Augen — 
scheint dem Verf. die von Werber die annehmbarste. Dieser konnte im Experiment durch 
Aceton alle Abstufungen von Mißbildungen, auch Cyclopie, erzielen und denkt beim Menschen 
an toxämische Ursachen vom intermediären Stoffwechsel her. Husler (München). 


Crouzon et P. Böhague: Contribution à Phistoire d’une famille atteinte d’oph- 
thalmoplögie congénitale dans trois générations. (Beitrag zur Geschichte einer Fa- 
milie mit kongenitaler Ophthalmoplegie in drei Generationen.) Bull. et mém. de la 
soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 36, Nr. 10, S. 372—377. 1920. 

Bericht über 4 Mitglieder aus drei Generationen einer Familie, die sämtlich eine 
angeborene, auf beiden Seiten nicht gleich stark ausgeprägte Ptosis und eine Lähmung 
des Rectus superior und inferior haben. Der Rectus internus und externus sowie 
die Obliqui sind nur in einzelnen der Fälle beteiligt. Die Binnenmuskulatur des Auges 
ist intakt. In allen Fällen findet sich Nystagmus und Myopie. Bei 2 Fällen besteht 
hochgradige Schwerhörigkeit, bei dreien eine Verlegung der einen Nasenöffnung, 
bei einem eine Hasenscharte. Derartige Fälle von angeborener, hereditärer Augen- 
muskellähmung sind außerordentlich selten. Über ihre Natur läßt sich ein Urteil 
nicht abgeben, da autoptische Befunde nicht erhoben worden sind. J. Bauer.“ 


Erkrankungen der Bewegungsorgane. 
Neyrinck, R.: Malformations familiales des mains. (Familiäre Mißbildungen 


der Hände.) Journ. de radiol. Bd. 9, H. 1, 8. 49—52. 1920. 

Die angeborenen Mißbildungen der Hände sind: 1. Brachydaktylie — Verkürzung 
oder Fehlen von Fingersegmenten, 2. Ektrodaktylie — Fehlen eines oder mehrerer 
Finger, 3. Schiefstellung eines Fingers oder Endabschnittes eines Fingers, 4. Poly- 
daktylie — überzählige Finger und Spaltbildungen, 5. Syndaktylie — Vereinigung 
zweier oder mehrerer Finger durch häutige Membran oder Knochenverwachsung. 

” 


— 494 — 


Klinische Beobachtung an einer Familie, bei welcher der 67jährige Vater normal war, 
die 60jährige Mutter beiderseits Ektrodaktylie und Schiefwuchs des rechten Daumens hatte. 
2 jung gestorbene Kinder dieser Mutter waren normal gebildet. Von 8 lebenden Kindern sind 
3 normal, 1 Enkelkind ist ebenfalls normal. Die übrigen 5 Kinder zeigen folgende Mißbildungen: 
16jähriger Sohn — Verdickung beider Daumen, Schiefstellung des rechten Daumenendgliedes, 
Verkürzung der nur aus 2 Gliedern bestehenden Zeigefinger, linker Mittelfinger aus 2 Seg- 
menten, rechter nur aus einem, Ringfinger ebenfalls nur aus einem Segmente bestehend. 
Mittel- und Ringfinger durch Haut vereinigt. Außer dem Daumen sind alle Finger ohne Nägel 
18jährige Tochter — verdickte Daumen, Klinodaktylie rechts. Zeige- und Mittelfinger nur 
zweigliedrig. 20jährige Tochter — Daumen verdickt und nach außen abgebogen. Linker 
Zeigefinger zweigliedrig, alle anderen Finger bestehen nur aus einem Segment. Syndaktylie der 
Mittel- und Ringfinger. 26 jährige Tochter — Daumen verdickt, schief gestellt, Ring- und Mittel- 
finger häufig verwachsen. Finger nur eingliedrig. 29 jähriger Sohn — Verdickung der Daumen, 
rechts Klinodaktylie. Finger eingliedrig. Links Syndaktylie des Mittel- und Ringfingers. Künne. 

Keith, Arthur: Studies on the anatomical changes which accompany certain 
growth-disorders of the human body. (Untersuchungen über die anatomischen Ver- 
änderungen bei einigen Wachstumsstörungen des menschlichen Körpers. I. Die Natur 
der Gewebsveränderungen bei den sogenannten „multiplen Exostosen“.) Journ. of 
anat. Bd. 54, Pts. 2 u. 3, S. 101—115. 1920. 

Die Betrachtung einer größeren Zahl von Röntgogrammen multipler Exostosen- 
knochen führte den Verf. zu folgender Auffassung der Krankheit: Die diaphysär 
wachsenden Knochen zeigen nach Hunter 2 verschiedene und unabhängige Prozesse 
an der Wachstumszone, 1. die eigentliche Einlagerung von Knochenlamellen in die 
knorplige Substanz; 2. die Einmodellierung des deponierten Knochens in das Gerüst 
der Schaftarchitektur. Der letztere Prozeß ist bei den m. Exostosen verzögert bzw. 
abwegig. — So zeigt sich auf sämtlichen Bildern zwischen Dia- und Epiphyse eine größere 
nicht architektonisch modellierte Masse eingeschaltet. Sekundär treten erst die äußer- 
lich charakteristischen Tumoren auf. — Keith schlägt den Namen „Aclasis diaphy- 
sica“ vor. — Von der Veränderung betroffen werden ausschließlich diejenigen Knochen, 
bei denen eine endochondrale Verknöcherungszone von einer periostal gebildeten 
Knochenschicht umgeben ist. — Während nun bei der Achondroplasie die Einlagerung 
von Knochen in den Knorpel zum Stillstand kommt und das periostale Knochenwachs- 
tum fortschreitet, ist bei der Aclasis diaphysica das Gegenteil der Fall: Das periostale 
Knochenwachstum bleibt stehen, und es kommt daher aus Knorpel gebildeter Knochen 
an die Schaftoberfläche und kann sich hier in abnormer Weise ausbreiten. Dies um so 
mehr, als dem Periost und den periostalen Osteoblasten die Hauptrolle bei der Mo- 
dellierung des Knochens zukommt. — In einem Drittel der ca. 300 Fälle der Literatur 
kommt es zu einer charakteristischen Wachstumsstörung an den Vorderarmen, wobei 
die Ulna sich weniger als der Radius verlängert und der letztere dadurch die Ge- 
stalt eines Bogens annimmt, dessen Sehne die Ulna darstellt. — Tritt eine Wachstums- 
störung vor dem 6. Jahre auf, dann werden die kleinen Röhrenknochen von Hand und 
Fuß befallen unter dem Bilde der multiplen Enchondrome. Beutienmüller (Stuttgart).', 

Mouchet, Albert et Carle Roederer: La scaphoidite tarsienne des jeunes 
enfants. (Scaphoiditis der kleinen Kinder. Die Köhlersche Krankheit.) Rev. d’orthop- 
Bd. 7, Nr. 4, S. 289—308. 1920. | 

Die von Köhler 1908 zum ersten Male beschriebene, unter dem Namen ‚Köhler- 
sche Krankheit“ bekanntgewordene Erkrankung des Os naviculare am Fuß ist in 
36 Fällen in der Literatur mitgeteilt worden. Mouchet und Roederer wollen dieser 
Affektion nun „nach französischer Art“ eine genaue Bezeichnung geben, und schlagen 
vor, sie „Scaphoiditis tarsalis bei kleinen Kindern“ zu nennen. Die Erkrankung 
betrifft fast ausschließlich Kinder im Alter von 5—10 Jahren ohne Unterschied des 
Geschlechts, die bisher vollkommen gesund und kräftig, keinerlei Zeichen von Rachitis, 
Mongolismus, Myxödem boten, bei denen weder eine Tuberkulose noch eine Syphilis 
nachweisbar waren und bei denen auch keine hereditären Momente vorlagen. In der 
Anamnese begegnet man häufig einem Trauma, dessen Art oft ganz bestimmt an- 
gegeben wird, häufig aber die traumatische Entstehung der Affektion wenig wahr- 


— 495 — 


scheinlich macht. Sicher ist, daß die Erkrankung nur äußerst selten im unmittel- 
baren Anschluß an das Trauma auftritt. Die klinischen Erscheinungen sind stets die 
gleichen. Leichtes Schonungshinken bei Varus-, seltener Valgusstellung des Fußes, 
am Abend heftigere Schmerzen, die nachts nachlassen, leichte Anschwellung in der 
Gegend des Naviculare, sowohl in den Weichteilen wie am Knochen selbst feststell- 
bar. Letzterer auf Druck vom Dorsum wie von der Planta pedis empfindlich. Alle 
Bewegungen des Fußes sind in normalem Umfang ausführbar. Eine Muskelcon- 
tractur besteht nicht. Die wichtigsten Symptome der Affektionen sind aber die rönt- 
genologischen. Das Naviculare ist in seinem Umfang, seiner Form und seiner Struktur 
verändert. Es ist bis auf die Hälfte oder ein Viertel seines normalen Volums verkleinert, 
im antero-posterioren Durchmesser zur Form einer Schale oder Scheibe zusammen- 
gedrückt, seine Konturen sind zackig unregelmäßig; sein Schatten ist dichter, kalk- 
haltiger als normal, Corticalis und Spongiosa gehen unscharf ineinander über. Das 
röntgenologische Bild ändert sich mit der Dauer der Affektion. Die funktionellen 
Störungen sind meist schon lange geschwunden, bevor das Naviculare auf der Rönt- 
genplatte das normale Bild wieder zeigt. Die Krankheit heilt eigentlich von selbst. 
Nach mehreren Wochen oder Monaten der Ruhe verschwinden die klinischen Sym- 
ptome. Rückfälle sind nicht beobachtet worden. Die röntgenologischen Zeichen sind 
nach 11/,—2 Jahren verschwunden. Meist ist nur ein Fuß befallen, doch kommt die 
Erkrankung ausnahmsweise auch an beiden Füßen vor, wobei aber zu bemerken ist, 
daß dann nicht beide Füße gleichzeitig befallen werden. Die Behandlung besteht in 
Ruhe, leichter Immobilisation des Fußes während einiger Monate. Das Tragen eines 
Gipsverbandes für mehrere Monate auch noch nach dem Verschwinden der Druck- 
schmerzhaftigkeit wird empfohlen, nach Abnahme des Gipsverbandes Kräftigung der 
Unterschenkelmuskulatur durch Massage. Paul Glaessner (Berlin). ®, 


Flament, R.: Des luxations pathologiques de la hanche consécutives aux 
maladies infeetieuses aiguös (et en particulier aux pneumococeies). (Luxationen 
der Hüfte nach akuten Infektionskrankheiten [besonders Pneumokokkeninfektionen].) 
Rev. d’orthop. Bd. 7, Nr. 4, S. 321—338. 1920. 

Bei einem 2!/, und einem 4!/,jährigen Knaben entsteht im Anschluß an ein Empyem 
der Pleura bzw. nach einer Pleuro-Pneumonie eine Hüftgelenksvereiterung mit folgender 
Luxation, die im einen Fall röntgologisch kontrolliert, 4 Mon. bis zur Vollendung braucht. 
In beiden Fällen werden Pneumokokken nachgewiesen. Bei einem 6jährigen Mädchen ent- 
steht nach Scharlach eine Hüftgelenksvereiterung mit folgender plötzlicher Luxation. Thera- 
pie: möglichst völlige oder annähernde Reposition. — 6 Fälle von Hüftgelenksluxationen 
nach Osteomyelitis des Femur im frühen Kindesalter (Erkrankung im Alter von 15 Tagen 
bis 2 Jahren). In solchen Fällen oft Verwechslung mit kongenitalen Luxationen, wenn nicht 
genaue Anamnese oder Narben in der Nähe des Gelenks die Ätiologie aufdecken. Eine Repo» 
sition ist wegen der mehr oder weniger starken Zerstörung des Femurkopfs meist nicht möglich. 

M. Hedinger (B/Baden). 

Roberts, Percy Willard: Syphilitice and tuberculous joints. (Syphilitische 
und tuberkulöse Gelenke.) Journ. of orthop. surg. Bd. 2, Nr. 5, S. 265—267. 1920. 

Auf Grund von mehreren Hunderten von Fällen von chronisch-destruktiven Gelenk- 
erkrankungen stellt Roberts eine Reihe von Thesen auf, welche gerade in heutiger 
Zeit besonders wichtig erscheinen. Während schon vor Jahren Gibney, Ridlon, 
Whitman und Sayre hervorgehoben haben, daß die Gelenksyphilis klinisch von der 
Tuberkulose nicht unterschieden werden kann, faßt R. die Frage noch schärfer: klinische 
und röntgenologische Befunde bei Tuberkulose und Syphilis der Gelenke sind für ge- 
wöhnlich so fast gleichartig, daß die Diagnose Gelenktuberkulose nur dann gestellt 
werden sollte, wenn man die Syphilis ausschließen kann. So bedeutungsvoll die WaR. 
für die Fälle von erworbener Syphilis ist, so bringt sie verhältnismäßig wenig Hilfe für 
die Diagnose der Späterscheinungen der hereditären Lues. In 47 Fällen klinisch, ana- 
mnestisch und ex juvantibus als Lues festgestellten Fällen war die WaR. 11 mal schwach 
positiv und 35 mal negativ (mit alkoholischem Antigen), mit cholesterinisiertem Anti- 
gen 33mal + bis ++--++ und 14 mal negativ. Die Behandlung solcher Fälle unter- 


— 496 — 


scheidet sich nicht wesentlich von der Behandlung der Fälle von erworbener Syphilis. 
Welche Mittel immer auch angewendet werden mögen, die Hauptsache bleibt, die Be- 
handlung bis zur Grenze der Toleranz zu führen und sie mindestens ein Jahr lang nach 
dem Verschwinden aller Symptome fortzusetzen. Im Gegensatz zu der Behandlung 
tuberkulöser Gelenkerkrankungen sind die belasteten Extremitäten nicht dauernd in 
Gipsverbänden zu fixieren, es ist das Gehen zu erlauben. Abnehmbare entlastende 
Apparate, die im Liegen Gelenkbewegungen zulassen, sind zu empfehlen. Glaessner. 

Brown, Lloyd T.: Bodily mechanics and nutrition. (Körperstatik und Er- 
nährungsfrage.) Boston med. a. surg. journ. Bd. 182, Nr. 8, S. 187—191. 1920. 

Unterernährte Kinder sind in der Regel sehr ermüdbar; sie zeigen oft einen ver- 
minderten und launischen Appetit, allerlei nervöse Störungen in der Stimmung u. dgl. 
Körperlich sind meist nur negative Befunde zu erheben, zarte Glieder, Schatten unter 
den Augen. Wenn man den Körper als Ganzes betrachtet, ergeben sich Haltungstypen, 
die einer schlechten Statik entsprechen. Verf. unterscheidet 4 Gruppen: gute, leid- 


liche, schlechte und sehr schlechte Körperstatik. 

 Beider ersten ist der Kopf gerade über Brust, Hüften und Füßen, Brust hoch und vorwärts- 
gerichtet, Abdomen flach, die Wirbelsäulenkrümmungen nicht übermäßig betont. Bei der 
zweiten Gruppe steht der Kopf etwas mehr vor, dıe Brust liegt etwas mehr zurück, bei der 
dritten Gruppe ist die Brust flach, das Abdomen ist entspannt und steht weiter vor als die 
Brust, die Brurtkyphose und Lendenlordose sind stärker akzentuiert, bei der vierten Gruppe 
sind diese Punkte sehr stark ausgeprägt (Silhouetten zur Illustration). Die meisten Menschen 
(55%) gehören in die Gruppe III, 25% in die Gruppe IV und nur 12,5% in Gruppe II und 7,5% 
in Gruppe L Es zeigte sich, daß Gruppe IL und IV viel häufiger Erkrankungen aufwiesen als 
die beiden anderen Gruppen (Appendikotomie, sonstige Operationen, dreimal soviel Albumin- 
urien, oft Rückenschmerzen, die in den beiden ersten Gruppen ganz fehlten). Die zum regu- 
lären Militärdienst untauglich sich erweisenden Männer gehörten den beiden Gruppen III und IV 
an. Bei den Kindern mit ungünstiger Körperstatik müssen nicht nur Organerkrankungen be- 
seitigt werden, sondern man muß trachten, den ganzen Körper umzuformen. Der ganze At- 
mungsvorgang ist bei ihnen z. B. ungünstig beeinflußt, vorwiegend abdominell; dabei arbeitet 
das Zwerchfell aber unter ungünstigen Bedingungen. Als Ruhelage im Bett, die der Atmung 
die günstigsten Bedingungen schafft, ist für solche Kinder Rückenlage mit untergeschobenem 
Kissen unter den Rücken zu empfehlen, oder Bauchlage nıit einem Kissen unter dem unteren 
Abdomen und den Hüften. Die Kinder gewöhnen sich bald an solche Lage, die ihnen ein konzen- 
triertes Ausruhen gestattet. Iın übrigen handelt es sich um systematische Übungsbehandlung 
des Körpers, über die Verf. nichts Genaueres angibt, nur erwähnt, daß es nicht genügt, die 
Schultern zurückzunehmen oder einen Geradehalter anzuziehen, daß vielmehr individuell vor- 
gangen werden muß. Bei ausdauernder Behandlung soll es im Verlauf einiger Monate gelingen, 
die Körperstatik sehr günstig zu beeinflussen, was dann auch auf den ganzen Ernährungszustand 
Rippenwinkel, Körpergewicht gute Wirkungen ausübt. Dies wird kurz an einem Beispiel be- 
sprochen. Ibrahim (Jena). *, 


Spezielle Pathologie und Therapie der Geschwüiste. 


Sironi, Luigi: Linfo-angio-endotelioma congenito del piccolo bacino con esito 
in pielo-nefrite ed uremia. (Angeborenes Lymphangioendotheliom des kleinen 
Beckens mit Ausgang in Pyelonephritis und Urämie.) (Clin. pediatr., univ., Roma.) 
Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H. 6, S. 334—346. 1920. 

Kasuistischer Beitrag bei einem 2 Monate alten Kind; Operation, Sektionsbefund. 

Schneider (München). 

Fife, Charles A.: A case of lymphosarcoma. (Ein Fall von Lymphosarkom.) 
Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 7, S. 419—420. 1920. 

Bei einem 9jährigen Knaben war ein vor 2 Jahren nachweisbarer walnußgroßer 
Cervicallymphdrüsentumor durch Röntgenbestrahlung nach 15 Monaten völlig verschwunden. 
ı/. Jahr darauf Neuerkrankung mit progressiver Anämie, intermittierendem Fieber, Dyspnöe. 
Schwellung der Cervical- und Inguinaldrüsen, linksseitiger Pleuraerguß mit Herzverdrängung, 
Mediastinaltumor, Leber- und Milzschwellung. Die Behandlung mit Röntgenstrahlen, Radium 
und Bluttransfusionen versagte völlig. Das Kind starb nach 6 Monaten. Die Sektion ergab 
klein- und großzelliges Lymphosarkom der cervicaien, tracheobronchialen und retroperitonealen 
Lymphdrüsen, der Milz und Leber. Bemerkenswerterweise zeigten die oberflächlich gelegenen 
Knoten infolge der Bestrahlung retrograde Veränderungen und Umwandlung in Bindegewebe, 
während die im Abdomen gelegenen ganz unbeeinflußt geblieben waren. K. Hirsch (Berlin). 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 12 8. 497—544 


Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 
u und Pflege). 


Aulde, John: The diet and health; amount and kind of food required. (Diät 
und Gesundheit; Menge und Art der nötigen Nahrung.) Med. rec. Bd. 98, Nr. 1, 
8. 9—12. 1920. 

Besprechung der Wichtigkeit fett- und wasserlöslicher Vitamine und der Kalk- 
salze in der Nahrung, der Bedeutung derselben zur Hintanhaltung von Defizienz- 
krankheiten, Kritik einschlägiger Arbeiten. Neurath (Wien). 

© Steinach, E.: Verjüngung durch experimentelle Neubelebung der alternden 
Pabertätedrüse. (Sonderdr. a. Roux’ Arch. f. Entwicklungsmeeh.) Berlin: Julius 
Springer 1920. 68 S., 9 Taf. M. 28.—. 

Die Erfahrungen bei Transplantation der Keimdrüsen, bei experimenteller Femi- 
nierung und Maskulierung, die Erkenntnis des Antagonismus der Sexualhormone, 
die ‚Möglichkeit der experimentellen Herm phrodisierung, durchwegs Ergebnisse der 
Steinachschen Forschungen, brachten diesen auf den Gedanken, die hormonale Funk- 
tion der Keimdrüse im Laufe des individuellen Lebens auf ihre Dauer oder zeitliche 
Begrenzung zu untersuchen. Vgl. dies. Zentralbl. 9, S. 56. Die experimentellen Er- 
gebnisse am Kastraten geben uns die Vorgänge des natürlichen Lebenslaufes wieder. 
Wenn dieser Aufstieg und Abstieg zum großen Teil von der Pubertätsdrüse beherrscht 
wird, drängt sich die Frage auf: Ist es möglich durch Neubelebung der altern- 
den Drüse die Attribute der Jugend noch einmal oder wiederholt im 
Individuum hervorzurufen? 


Versuchstechnische Vorzüge ließen die Ratte am geeignetsten für die Experimente er- 
scheinen. Technisch bewährte sich statt des anfangs geübten, jedoch heiklen Unterbindens der 
Vasa deferentia die leichte und komplikationslos verlaufende Ligatur zwischen Hoden und 
Nebenhodenkopf, bei der auch wegen Verkürzung der zu stauenden Wege der Wachstumsreiz 
und die Wucherung der Pubertätsdrüse früher einsetzen. Der Ligatur per laparotomiam hat 
Steinach die vom Scrotum aus vorgezogen. 


Eine Reihe mitgeteilter Experimente illustrieren die Ergebnisse. Durch die Unter- 
bindung der Samenwege wurde frisches Wachstum der alternden, untätig gewordenen 
Pubertätsdrüse veranlaßt, und infolgedessen machte das alte Tier die große Wand- 
lung, die es in der Jugend von der Unreife zur Reife durchlaufen hatte, nochmals 
durch. Die Zurückbildung der Samenzellen während dieser Zeit ist ein neuerlicher 
Beweis für deren hormonale Belanglosigkeit und für die Bedeutung der Pubertäts- 
drüsenzellen. Weniger betroffen und in ihrer sekretorischen Bedeutung ungeklärt 
bleiben die Sertolischen Zellen. Die aufgefrischte Pubertätsdrüse erinnert in Aufbau 
und Wirkung an die transplantierte. Die verjüngenden Wirkungen waren in funk- 
tioneller Hinsicht vollkommen. Daß auch die indirekte Wirkung der Pubertätsdrüse auf 
andere endokrine Parenchyme wieder hergestellt wird, zeigen histologische Unter- 
suchungen der Hypophyse, die bei so verjüngten Tieren zum Unterschied von kastrier- 
ten und senilen Ratten normale Struktur aufweist. Die primäre Einwirkung der 
Ligatur ist die Wucherung der Pubertätsdrüse und die Rückbildung der Samendrüse, 
als sekundäre folgt die Restitution der Organe und Funktionen, jedoch wird später 
auch die Samendrüse von der Regeneration ergriffen. Es zeigte sich weiter, daß die 
Gewebe keine scharf begrenzte Lebenszeit haben, die neuerliche Zuführung von Reiz- 
stoffen der inkretorischen Drüsen bringt die alternden Gewebe zur Regeneration. 
Der physiologische Mechanismus ist die Durchblutung der Gewebe. Der Verjüngungs- 
versuch gelingt auch bei bloß einseitiger Ligatur, dabei wird auch der intakte Hoden 
in den Restitutionsprozeß mit einbegriffen, die Potentia generandi wiederhergestellt; 

Zentralbl. f. d. ger. Kinderheilkunde. IX. 32 


p 


Pa — 498 — 


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er 


‚achwuchs ist gesund und züchtungstüchtig. Die Frage ob der Verjüngungs- 

ch lebensverlängernd wirkt, bleibt bis auf weiteres offen. — Die nach der Me- 
~w. œe der Ligatur autoplastisch verjüngten Tiere starben schließlich unter den 
Erscheinungen eines rapiden psychischen Verfalles. Versuche der homoplastischen 
Altersbekämpfung, d. i. durch Implantation der Drüsen anderer junger Individuen der 
gleichen Art brachten, selbst bei früher autoplastisch verjüngten Tieren, ebenfalls die 
besten Resultate, bei einem Tiere bedeutende Verlängerung des Lebens. Eklatant waren 
die Ergebnisse bei Spätkastraten, bei denen alle Kastrationszeichen schwanden, die 
sexuellen Funktionen wiederkehrten und (auch bei Menschen) die Zeichen des Senilis- 
mus schwanden. — Verjüngungsversuche an Weibchen wurden in geringer Zahl 
und ohne größeren Erfolg mittels autoplastischer Verlagerung, hauptsächlich nach 
dem homoplastischen Verfahren vorgenommen. Die vollendete Verjüngung wurde 
hierbei durch eine Doppelfunktion, durch das Implantat und durch die neubelebten 
regenerierten Keimdrüsen bewirkt. Auch hier imponierte die Hebung des allgemeinen 
Befindens, Freßlust, Fettbildung, Temperament, Neubehaarung, Auslösung der Libido 
beim Männchen. In den Ovarien entwickeln sich wieder Follikel und reife Eier, Cor- 
pora lutea, es kommt zur Befruchtung. Nidation und Entwicklung von Embryonen, 
Gebären und Milchsekretion. — Die großen Ergebnisse wären neue erfolgversprechende 
Bahnen für die Wissenschaft; eine Zahl der wichtigsten Fragen werden angeführt. — 
Die wichtigste Frage, ob auch die Senescenz des Menschen in gewissen Grenzen beein- 
flußt werden kann, haben einschlägige Versuche entschieden. Neurath (Wien). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des Säuglings. 


'Borrino, Angiola: Le difficoltà del secondo semestre di vita e il divezzamento 
fisiologico. (Die Schwierigkeiten des zweiten Lebenshalbjahres und die physiologische 
Abstillung.) (Clin. pediatr. univ., Siena.) Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H. 7, S. 385 
bis 404. 1920. 

Verf. konstatiert gleichmäßig bei künstlich wie natürlich gerährten Kindern des 
zweiten Lebenshalbjahres ein ungünstigeres Gedeihen im Verhältnis zum ersten Halb- 
jahre. Ursachen dieser Erscheinung: Durch die Beweglichkeit des Kindes größere Ge- 
legenheit zur Erwerbung von Infektionskrankheiten (Schmutzkrankheiten), grobe 
Diätfehler und Milchüberfütterung, endlich mangelhafte Abstilltechnik. Hält die 
Angst vor Überfütterungsdyspepsien für übertrieben, warnt vor überlanger Milch- 
ernährung. Verlangt für Brust- wie Flaschenkinder mit 6 Monaten Entwöhnung von 
der Milchkost, schlägt als erste Beinahrung in diesem Alter einige Löffel Mehl in Fleisch- 
brühe gekocht vor. Die Entwöhnung ist langsam durchzuführen und hat mit 12 Mo- 
naten beendigt zu sein. Steinert (Prag). 

Lesné, Edmond, Léon Binet et André Paulin: La traversée digestive chez le 
nourrisson; variations biologiques et pathologiques. (Biologische und pathologische . 
Schwankungen der Verweildauer im Darmkanal des Säuglings.) Arch. de méd. des 
enfants Bd. 23, Nr. 8, 8. 449—456. 1920. 

0,2g Carmin in 20 ccm Wasser gelöst werden mit der Flasche gegeben, das erste 
Erscheinen und das Verschwinden des Carmins werden beobachtet. Mit zunehmendem 
Alter verlängern sich beide hierdurch bestimmten Zeiten. Von 1—3 Monaten bis zu 
1—2 Jahren um 1!/, bzw. 2 Stunden 50 Minuten. Die Zeiten beim Brustkind sind 
kürzer als die des Flaschenkindes. Die größte Schwankung bei einem (normalen) 
Einzelfall betrug + 4 Stunden. Stühle, die nur geringe oder keine Gallenfarbstoffreaktion 
geben — geprüft gegen ein Sublimat- und ein Eisenchloridreagens in essigsaurer Lö- 
sung — gehen mit besonders langer Verweildauer des Carmins im Darm einher. Unter- 
brochne und unregelmäßige Carminausscheidung fand sich bei 3 schwer ernährungs- 
gestörten Säuglingen, deren Stuhl „lösliches Eiweiß‘ (positive Biuret- und Kochprobe) 
enthielt. Zuckerausscheidung im Stuhl kranker Säuglinge hat nicht beschleunigte 
Carminausscheidung zur Voraussetzung. Freudenberg (Heidelberg). 


— 499 — 


Ninni, Camillo: Ricerehe sulla flora del tenue intestino di piccoli erbivori, 
specialmente in rapporto alla presenza in esso del B. coli mediante un metodo 
che ne favorisee di molto la rapida moltiplicazione. (Untersuchungen über die 
Bakterienflora kleiner Pflanzenfresser mit besonderer Berücksichtigung des Vor- 
kommens des B. coli mittels einer Methode, die besonders eine rasche Vermehrung 
begünstigt.) (Istit. batteriol., univ., Napoli.) Pathologia Jg. 12, Nr. 281, 8. 242 
bis 245. 1920. 

Größere Mengen von Trauben- und Milchzucker verhindern die Indolbildung in 
einer l proz. Peptonwasserlösung durch B. coli. Dagegen verhindert Glucosezusatz in 
einer Stärke von 0,2%, die Indolbildung nicht, gleichzeitig begünstigt der Glucose- 
zusatz die Vermehrung des B. coli. Durch diese Methode läßt sich nachweisen, daß 
auch im Magen und in den oberen Darmteilen von gesunden Kaninchen usw. häufig 
vereinzelt B. coli vorkommen. Dagegen läßt sich auch mit den gewöhnlichen Methoden 
beim kranken Tiere in den oberen Darmabschnitten reichlich B. coli nachweisen. 
Im allgemeinen sind überhaupt die oberen Darmpartien von gesunden Tieren bakterien- 
arm. Die anderen gefundenen Bakterienarten werden nur kurz erwähnt. Aschenheim. 

Kirstein, F.: Die Trinkmengen gesunder Brustkinder in den 14 ersten Lebens- 
tagen. (Univ.-Frauenklin., Marburg a. d. Lahn.) Zeitschr. f. Geburtsh. u. Gynäkol. 
Bd. 82, H. 3, S. 650—680. 1920. 

Die große Zahl der bisherigen Untersuchungen über die Trinkmengen gesunder 
Neugeborener an der Brust, sowie die verhältnismäßig geringe Einheitlichkeit ihrer 
Ergebnisse beweisen die Notwendigkeit einer neuen Untersuchungsmethode. Eine 
solche hat Kirsten in der vorliegenden Arbeit an einem Material von 820 gesunden 
Brustkindern angewandt, die während der ersten 8—14 Lebenstage an der Marburger 
Universitäts-Frauenklinik beobachtet wurden. — Zunächst stellte K. fest, wieviel 
Prozent ihres jeweiligen Körpergewichts an Brustmilch sämtliche Kinder an jedem 
Lebenstage tranken. Aus diesen beobachteten prozentualen Trinkmengen wurde 
die durchschnittliche prozentuale Trinkmenge für jeden Lebenstag berechnet 
und kurvenmäßig dargestellt. Ergebnis: Die Trinkmenge, nach Prozent des 
jeweiligen Körpergewichts berechnet, steigt vom 1. bis zum 9. Lebenstag 
völlig regelmäßig von 0,52%, auf 13% an. (Später wird die Zahl der Fälle zu 
gering und der Verlauf der Kurve daher unregelmäßig.) Dann wurden die Kinder 
in 5 Gewichtsgruppen (unter 2500 g; 2500—2990 g; 3000—3490 g usw.) eingeteilt 
und die gleiche Berechnung der relativen Trinkmengen wie oben angestellt. Ergebnis: 
Die kleineren Kinder trinken im Durchschnitt mehr als die größeren; 
es zeigt sich ein regelmäßiger Anstieg der prozentualen Trinkmengen 
von Gruppe zu Gruppe. Die Anpassung der kleinen Kinder an den durch ihre 
größere Oberfläche und vielleicht auch durch ein rascheres Wachstum bedingten Mehr- 
bedarf wird von K. als ‚Selbstbestimmung des Neugeborenen hinsichtlich seiner Trink- 
mengen‘‘ bezeichnet und beweist, daß die so oft von Arzt und Pflegerin geübte Viel- 
geschäftigkeit bei der Technik der natürlichen Ernährung während der ersten Lebens- 
zeit unnötig ist. — Um die Beziehungen zwischen Trinkmenge und Gewichtsverlauf 
festzustellen, wurden die Kinder ferner in solche mit guter und schlechter Zunahme 
gesondert. Es zeigte sich, im Gegensatz zu den Ergebnissen anderer Untersucher, daß 
die Kinder mit flacher Gewichtskurve entschieden weniger getrunken 
hatten als die mit steiler Kurve. K. hält den rascheren Gewichtsanstieg nicht 
für eine direkte und unbedingte Folge der größeren Nahrungsmenge, sondern beide 
Erscheinungen für koordinierte Folgen einer am Kinde selbst wirkenden Ursache. — 
Aus den prozentualen werden nun, zum Teil durch Interpolation, die absoluten 
Trinkmengen berechnet. Auch für diese Berechnung werden die Kinder wieder in 
5 Gewichtsgruppen und in Fälle mit guter und schlechter Zunahme eingeteilt. Die 
Ergebnisse sind, wie zu erwarten war, im Prinzip die gleichen wie bei der Feststellung 
der relativen Trinkmengen: Gleichschwere Kinder trinken bei guter Zunahme vom 

32° 


— 500 — 


5. Lebenstage ab etwa 100 g mehr als bei schlechter Zunahme. Leichte Kinder trinken 
relativ mehr als schwere Kinder. Steile Gewichtskurven fanden sich häufiger bei den 
schwereren, seltener bei den leichteren Kindern, flache Gewichtskurven dagegen 
häufiger bei den leichten, seltener bei den schweren Kindern. — Die von K. tabellarisch 
niedergelegten durchschnittlichen Trinkmengen verschiedengewichtiger Kinder wäh- 
rend der ersten 14 Lebenstage sollen als sichere wissenschaftliche Grundlage dienen, 
auf der die Gewichts- und Trinkverhältnisse der Neugeborenen weiter erforscht werden 
können. oo. Lotte Lande (Breslau). 

Grumme: Ernährung und Lactation. Monatsschr. f. Geburtsh. u. Gynäkol. 
Bd. 53, S. 271—282. 1920. 

Nach einer längeren, im wesentlichen bekannte Tatsachen wiedergebenden Aus- 
einandersetzung über die Bedeutung des Nahrungseiweißes beim gesunden und kranken 
Organismus, beim Wachstum und in der Rekonvalescenz, sowie über die Abhängigkeit 
= der Eier-, Fleisch- und Milchproduktion vom Eiweißreichtum des Futters und über 
den Einfluß der Kriegsernährung auf die Stillfähigkeit und Stilldauer kommt der Verf. 
zu folgendem Ergebnis: Auch bei der stillenden Frau ist die Milchmenge von der Er- 
nährung abhängig. Zur Zeit der Laktation ist die Menge sämtlicher Nahrungsstoffe, 
besonders aber die des Eiweißes, zu erhöhen. Kann die größere Nährstoffzufuhr in 
der Form von Nahrungsmitteln allein nicht erreicht werden, so finden diese zweck- 
mäßig durch ein eiweißreiches Nährpräparat Ergänzung. Lotte Lande (Breslau). 

Carmagnano, Carlo: Della funzione materna nelle operaie a domicilio salariate. 
(Fruchtbarkeit, Stillfähigkeit und -häufigkeit bei den Heimarbeiterinnen.) (Oben. 
pediatr. univ. Torino.) Pediatria Bd. 28, Nr.'5, S. 209—225. 1920. 

Die Arbeit, die ein großes Zahlenmaterial bringt, eignet sich nicht zu einem kurzen 
Referat. Die Untersuchungen zeigen, daß unter den Proletarierkindern die Kinder 
der Heimarbeiterinnen unter den schlechtesten Lebens- und Gesundheitsbedingungen 
aufwachsen. Der Verf. fordert für diese Gruppe dieselben gesetzlichen Maßnahmen, 
wie sie schon für die Fabrikarbeiterinnen bestehen. Eitel (Charlottenburg). 

Feilchenfeld, Leopold: Eine Infektionsquelle für stillende Frauen und die 
Prophylaxe der Mastitis. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 29, S. 686—687. 1920. 

Die Infektionsquelle erblickte Verf. in der eitrigen Bindehautentzündung, die gewöhnlich 
bei dem Säugling 1—2 Wochen besteht als Folge der Cred6öschen Höllensteineinträufelung oder 
der Reize bei dem Geburtsakt auf das Auge. Empfohlene Maßnahmen: 1. Vor dem Anlegen 
1/, Std. lang Umschläge mit 2 proz. Borsäurelösung; 2. Abwaschen des Gesichtes und der Augen 
mit 2 proz. Borsäurelösung unmittelbar vor dem Anlegen; 3. Anlegen einer Schutzbinde vor die 
Augen für die Zeit des Saugens, 4. Anwendung eines der neuen weniger reizenden Silberprä- 
parate (Protargol). Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Kapgpeller, G. und A. Gottfried: Nachweis von Kuhmilch in Frauenmilch. 
(Städt. Nahrungsmüt.-Unters.- Amt, Magdeburg.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, 
Nr. 28, S. 813-—814. 1920. 

Durch Zusatz von Kuhmilch (20%) bzw. Wasser (10%) zur Frauenmilch wird die Licht- 
brechung des jssigsäureserums der Frauenmilch (Zeißscher Eintauchrefraktometer) deutlich 
erniedrigt. Edelstein. 

Osborne, Thomas B. and Lafayette B. Mendel: Milk as a source of water- 
soluble vitamine. II. (Milch als Quelle wasserlöslicher Vitamine. II.) (Laborat., 
Connecticut agriculi. exp. stat. a. the Sheffield laborat. of physiol. chem., Yale univ., 
New Haven.) Journ. of biol. chem. Bd. 41, Nr. 4, 8. 515—523. 

Um bei jungen Ratten normales Wachstum zu ermöglichen, muß einer aus reinen 
Nährstoffen bestehenden Kost außer dem fettlöslichen Vitamin A auch wasserlös- 
liches Vitamin B zugefügt werden. In früheren Versuchen der Verff., in denen Vit- 
amin B in Form von eiweißfreier Milch zugeführt worden war, hatte sich davon erst 
eine Menge als ausreichend erwiesen, die 28%, des Nahrungsgemisches entsprach. 
Hopkins hatte die beiden Vitamine nicht getrennt, sondern in Form von frischer 
Milch vereinigt zugesetzt; zur Erreichung normalen Wachstums brauchte er seiner, 
von der der beiden amerikanischen Forscher nicht wesentlich abweichenden Grund- 


— 501 — 


kost nur 1—4%, davon zuzufügen. Eine Nachprüfung der Versuche von Hopkins 
hatte ergeben (Osborne und Mendel, Journ. of biol. chem. Bd. 84, S. 537. 1918), daB 
die tägliche Zugabe von 2 cem frischer Milch höchstens genügte, um bei den Ratten 
einen unbedeutenden Gewichtszuwachs zu bewirken, und daß erst bei der Tages- 
gabe von 15ccm eine der normalen sich einigermaßen nähernde Wachstumskurve 
erzielt werden konnte; diese letztere Menge entspricht etwa der Menge eiweißfreier 
Milch, die in den älteren Versuchen als ausreichend gefunden worden war. Die Verff. 
haben sich weiterhin bemüht, den Grund für den verschiedenen Ausfall ihrer Versuche 
und der von Hopkins zu finden. Möglicherweise hatten sie in ihren früheren Ver- 
suchen pasteurisierte Milch unter der Hand gehabt; eine neue Versuchsreihe mit 
sicher nicht pasteurisierter Milch aus einer bekannten Quelle hatte dasselbe Ergebnis: 
auch hier war die tägliche Zugabe von weniger als 16 ccm Milch nicht imstande, nor- 
males Wachstum zu ermöglichen. Die früheren Untersuchungen waren zur Winters- 
zeit ausgeführt worden, also mit Milch von stallgefütterten Kühen. Da nun Grün- 
futter reich ist an Vitaminen und da der Übergang von Vitaminen in die Milch nach- 
gewiesen ist, lag es nahe, den Grund für die abweichenden Versuchsergebnisse in der 
verschiedenen Fütterung der Kühe zu suchen. In einer weiteren Versuchsreihe wurden 
junge Ratten bei einer Grundkost aus 18%, Casein, 4%, Salzgemisch (Osborne und 
Mendel, Journ. of biol. chem. Bd. 87, 8. 557. 1919), 49% Stärke, 9%, Butterfett und 
20%, Schmalz gehalten. Zu dieser Nahrung, von der sie nach Belieben fressen konnten, 
erhielten die Tiere täglich in einem besonderen Gefäß eine bestimmte Menge nicht pasteu- 
risierter Milch von Kühen, die auf der Weide waren. Das Ergebnis dieser Versuche 
weicht auch nicht wesentlich von dem der früheren ab: selbst die Tagesgabe von 
löccm war nicht völlig ausreichend, um normales Wachstum zu ermöglichen; die 
Zugabe von 0,2 g Trockenhefe täglich führte in jedem Fall einen plötzlichen Anstieg 
der Wachstumskurve herbei. Auch eine weitere Versuchsreihe, in der die Verff. statt 
ihres Salzgemisches in Anlehnung an Hopkins Asche von Hundekuchen und Hafer 
verabreichten, bestätigte nur die früheren Versuche, so daß es vorläufig ungeklärt 
bleibt, warum Hopkins mit Milch als Quelle wasserlöslichen Vitamins so günstige 
Ergebnisse gehabt hat. Kuhmilch ist jedenfalls verhältnismäßig arm an Vitamin B; 
ihre Armut an antiskorbutischem Vitamin C ist schon früher von anderen Forschern 
nachgewiesen worden. Wieland (Freiburg i. B.).’®, 

Rominger, Erich: Über den Wassergehalt des Blutes des gesunden und er- 
nährungsgestörten Säuglings. (Univ.-Kinderklin., Freiburg.) Zeitschr. f. Kinderheilk., 
Orig. Bd. 26,H. 1/2, S. 23—64. 1920. 

Mittels der Bangschen Mikromethode angestellte Untersuchungen des Blut- 
wassergehaltes von Säuglingen ergaben in Übereinstimmung mit Ergebnissen früherer 
Autoren eine hohe Blutkonzentration der frühesten Säuglingszeit gegenüber der des 
ganzen folgenden Säuglingsjahres. Der Wassergehalt des Blutes nimmt nach der 
Geburt ständig zu und erreicht sein Maximum erst im Laufe des 5. Lebensmonates. Im 
2. Lebenshalbjahr weisen die Blutwasserwerte beim gesunden Kind eine relative Kon- 
stanz auf. Als Mittelwerte für diese Zeit fand Verf. 80,1—81,3%,. Sie liegen demnach 
etwas höher wie die des Erwachsenen. Ein deutlicher Einfluß der konstitutionellen 
Eigenart ließ sich nicht feststellen. Zwar gibt es Säuglinge, die einen hohen, und 
solche, die einen auffallend niedrigen Blutwassergehalt besitzen, ohne daß an ihnen 
jedoch charakteristische krankhafte Merkmale nachweisbar wären. Auch traten 
solche individuellen Differenzen vorwiegend beim ganz gesunden Kind in Erscheinung. 
Auch zwischen Brust- und Flaschenkindern fand Verf. im Gegensatz zu anderen 
Autoren keine Verschiedenheit. — Von den akuten Ernährungsstörungen führt nur die 
alimentäre Intoxikation zu einer Eindickung des Blutes, die noch weit in die 
Rekonvalescenz hineinreicht, während der Blutwassergehalt bei einfach dyspeptischen 
Störungen keine Veränderungen aufweist. Auch bei allen chronischen Ernährungs- 
störungen, selbst solchen mit tiefgreifender Störung, vermag der Organismus seine 


— 502 — 


Blutkonzentration konstant zu erhalten. — Nach einer einmaligen Flüssigkeits- 
aufnahme per os (Eingießen von 150g Fencheltee mit der Sonde) reagiert dr ge- 
sunde Säugling mit einer Blutverwässerung, die bei jüngeren Kindern nach 20 Mi- 
nuten, bei älteren erst nach 30 Minuten ihren Höhepunkt erreicht und nach 1Y, bis 
2 Stunden wieder ausgeglichen ist. Von den akut ernährungsgestörten Säug- 
lingen weisen nur die im Stadium der Intoxikation befindlichen eine Veränderung 
dieser Hydrämiereaktion bei einmaliger Wasserzufuhr auf: Sie verläuft infolge des 
großen Gewebsdurstes beschleunigt ab und verhält sich, unabhängig vom Lebens- 
alter des Kindes, ähnlich wie die Reaktion des gesunden ganz jungen Säuglinge. 
Im Gegensatz hierzu fehlen im Stadium der Dekomposition die typischen Zeichen 
des Gewebsdurstes: hier verläuft auch die Hydrämiereaktion besonders langsam. Lust. 
Ph e und allgemeine Pathologie des übrigen Kindosalters. 

Falkenheim, Curt: Der Einfluß der sozialen Lage auf die Sterblichkeit‘ des 
Kleinkindes in Königsberg Pr. während der Jahre 1914—1918. Zeitschr. f. Säug- 
lings- u. Kleinkindersch. Jg. 12, H. 6, S. 245—258. 1920. 

Die Sterblichkeit im Kleinkindesalter in K. war am stärksten beherrscht durch 
die Infektionskrankeiten, in zweiter Reihe durch Atmungsleiden. Die Unehelichen sind 
dabei stärker beteiligt als die ehelichen (14,1%, gegen 8,6%). Nach Einkommenstufen 
starben im Spielkindalter auf 10 000 Lebende bei den Wohlhabenden 291, Mittelstand 
431, kleinen Beamten 496, Arbeitern bis 1500 Mark Einkommen 801, bis 900 M. 1266, 
von Unehelichen 1451. Nach dem vollendeten 2. Jahre macht sich der Einfluß der 
sozialen Lage nicht mehr so scharf geltend, wie es bei der Zusammenziehung von 5 
Lebensjahren in Erscheinung tritt. Aber auch in den einzelnen Krankheitsgruppen 
macht sich die soziale Lage bemerkbar. Der Verf. hebt zum Schluß die große Be- 
deutung hygienischer Kultur für die Verringerung der Sterblichkeit hervor. Eiffler. 

Lehmann, Johannes: Untersuchungen über Gewicht, Größe und Hämoglobin- 
gehalt des Blutes der Kinder einer Bürgerschule in Löbau. (Hyg. Inst., Univ. Jena.) 
Zeitschr. f. Schulgesundheitspfl. Jg. 33, Nr. 3, S. 65—74 u. Nr. 4, S. 109—124. 1920. 

Verf. hat an einer Schule des kleinen Städtchens Löbau im Lausitzer Bergland, 
in der sich fast nur Kinder aus Arbeiterkreisen und kleinen Handwerkerfamilien be- 
finden, im August und September 1919 bei 372 Knaben und 404 Mädchen Feststel- 
lungen des Körpergewichts und der Körpergröße, sowie Untersuchungen auf den Hämo- 
globingehalt des Blutes gemacht. Das Durchschnittsgewicht und die Körperlänge 
der Löbauer Kinder bleibt gegen die Normalgröße nach Selter und auch die Leipziger 
Werte von Poetter aus dem Jahre 1914 und 1918 nennenswert zurück. Verf. nimmt 
darnach an, daß der Mangel an Nahrungsmitteln einen stark hemmenden Einfluß 
auf die Entwicklung der Kinder gehabt hat. Von den rund 800 Kindern zeigten 287 
Hämoglobinwerte unter 65, 79 solche unter 60 nach Sahli. Über die Diagnose Blut- 
armut kann nur die Blutuntersuchung entscheiden; denn bei vielen Kindern mit blasser 
Gesichtsfarbe und schlecht durchbluteten Schleimhäuten fanden sich hohe Hämo- 
globinwerte, und umgekehrt bei Kindern von hochroter Gesichtsfarbe und gesundem 
Aussehen Werte von 60 nach Sahli und darunter. Im Vergleich mit den Leipziger 
Bürgerschulen sind die Resultate um 3,4 Sahlieinheiten höher als die dortigen Friedens- 
werte, jedoch tiefer als die entsprechenden Kriegswerte. Der Hämoglobinwert der 
Hilfsschüler, wozu außer den geistig schwächsten auch die körperlich tiefstehenden zu 
rechnen sind, war im Gegensatz zu Leipzig um 2,1 Sahlieinheiten geringer, derjenige 
der Begabtenklassen um 3,2 Sahlieinheiten höher als der der Normalschüler. Der 
Unterschied zwischen Normalschülern und Sitzenbleibern war so gering, daß als Ur- 
sache des Zurückbleibens der geringe a a en des Blutes nicht bezeichnet 
werden kann. Kleinschmidt (Berlin).“ 

Brüning, Hormann: Über Mageninhaltsuntersuchungen bei Kindern. (Umv.- 
Kinderklin., Rostock.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 32, 8. 883—884. 1920. 

300 Mageninhaltsuntersuchungen bei Kindern im Alter von 2-15 Jahren nach 


Ewald-Boasschem Probefrühstück haben als Durchschnittswert für die Gesamt- 
acıdität 48,8, für die freie HCl 14,3 ergeben. Es liegt also der Wert für die Gesamt- 
säure ungefähr in der Mitte des für den Erwachsenen berechneten Minimal- und 
Maximalwertes, derjenigen für die freie HCl nicht unbeträchtlich niedriger. Knaben 
und Mädchen sowie die Kinder gut und schlecht situierter Kreise zeigten die gle'chen 
Werte, dagegen zeigte sich, daß mit dem Alter der untersuchten Kinder die Werte 
anstiegen. Außerdem war während des Krieges in Übereinstimmung mit Unter- 
suchungen anderer Autoren an Erwachsenen fast allgemein eine Verminderung der 
Salzsäurewerte unverkennbar. Die Säurewerte waren bei Kindern ohne Magendarm- 
störungen höher als bei solchen, die an irgendwelchen Digestionsbeschwerden litten. 
In 21,1% fand sich Hypo- bzw. Achlorhydrie. Auffallend war, daß eine ganze Anzahl 
dieser Achlorhydıiker keinerlei Störungen der Magendarmfunktion erkennen ließ, 
während die übrigen über Durchfall, Leibschmerzen oder Verstopfung klagten. Bei 
neuropathischen Kindern wurden relativ hohe Salzsäurewerte (57,7 bzw. 25,0) ge- 
funden. . Heinrich Davidsohn (Berlin). 


Pfiege und Erziehung des Kindes. 

Löwenstein, Hedwig: Erfahrungen mit der Boxstation der Heidelberger Kinder- 
klinik. (Kinderklin., Heidelberg.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 3, 8. 217 
bis 220. 1920. | 

Eine Anlage von 5 nur durch vom Fußboden bis zur Decke reichende Glaswände 
von einander getrennten, nach einem Verbindungsgang zu offen stehenden Boxen be- 
währte sich vollkommen bei Scharlach (125 Fälle, keine Übertragung), bei Diphtherie 
(182 Fälle, keine Übertragung), bei Keuchhusten (73 Fälle, 2 Übertragungen, die ihre 
besonderen Gründe haben). Sie bewährte sich nicht bei Masern (von 11 Fällen gingen 
9 Übertragungen aus) und bei Varicellen (von 13 Fällen 5 Übertragungen). 

Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Fuä, Riccardo: Si devono abolire i Brefotrofit (Sollen die Findelhäuser ab- 
geschafft werden?) (Brefotrofio, Ancond.) Riv. di clin. pediatr. Bd. 18, H. 4, 
8. 211—231. 1920. 

Vorschläge zur Umgestaltung der Findelhäuser, die nach Ansicht des Verf. heute 
noch nicht entbehrt werden können und deren Hauptnachteile durch die vorgeschlagenen 
Reformen im wesentlichen behoben werden könnten. Die Ursache der katastrophalen 
Sterblichkeit — Findelhaus Rom 1915 70%, — ist nach Ansicht des Autors darin zu 
zu suchen, daß die ausgesetzten Kinder bereits in schwer geschädigtem Zustand in 
die Findelhäuser eingeliefert werden. Mißglückte Abtreibungsversuche, unsinniges 
Schnüren der Mütter, um die Schwangerschaft zu verbergen, schlechte oder gar nicht 
beaufsichtigte Geburt, weiter Transport in mangelhaft bekleidetem Zustand dürften 
in der Anamnese fast jedes Eingelieferten zu suchen sein. Besonders verhängnisvoll 
wird natürlich für diese kümmerlichen Säuglinge die künstliche Ernährung, die sehr 
oft eingeleitet wird, weil bei Verdacht auf angeborene Syphilis mangels jeglicher Anam- 
nese und der geringen Beweiskraft eines negativen Wassermanns in diesem Lebensalter 
die Verantwortung gegenüber der Amme zu groß ist. Im Findelhaus von Ancona, 
das auch eine Abteilung für legitime Säuglinge hat, die aus häuslichen Gründen der 
Aufnahme bedürfen, zeigt sich die schwere Vorherschädigung der Findlinge deutlich. 
Die Sterblichkeit der Findlinge resp. der legitimen Säuglinge betrug: 

1913 26,259, resp. 10% 

1914 35,48% „ 6,24% 

1915 27,94% >, 19,23%, 

1916 27,27% „ 11,11% 

1917 41,07%, „ 23,07%, 

1918 65,52% „ 33,03% 
bei gleicher Pflege, gleicher Ernährung, in derselben Umgebung. — Die Reformvor- 
schläge müssen im Original nachgelesen werden. Eitel. 


— 504 — 


Salzsieder, P.: Wie habe ich mich bemüht, in die Eigenart der Kinder melan- 
cholischen Temperaments einzudringen und welche Folgerungen aus diesem Studium 
für die Behandlung solcher Kinder gezogen? Zeitschr. f. Kinderforsch. Jg. 25, 
H. 9/10, S. 293—324. 1920. | 

Nur der 2. (heilpädagogische) Teil der Arbeit ist vom ärztlichen Standpunkte 
aus einigermaßen brauchbar; er zählt die Wege zur Behandlung der melancho- 
lischen Kinder auf, die Verf. zum Teil mit gutem Erfolg einzuschlagen sich be- 
müht hat, nämlich: Verständigung mit den Eltern durch Anbahnung persönlicher 
Beziehungen, Bekämpfung der Überbürdung mit häuslichen Schulaufgaben, An- 
tegung zum Verkehr mit womöglich „sanguinisch“ veranlagten Alteregenossen und 
Förderung einer religiösen Herzensbildung. Ferner suchte Verf. vor allem das 
Vertrauen der Kinder selbst zu gewinnen, um dann nach Möglichkeit eine Er- 
weiterung ihrer so häufig einseitigen Interessen und Neigungen anzustreben, in 
erster Linie durch sorgfältige Anleitung zu geeigneter Lektüre. Die Bekämpfung der 
depressiven Gefühle suchte er dadurch zu erreichen, daß er sich als Ziel setzte, seinen 
Schülern ‚in der Schule das Paradies zu ersetzen“, wobei Lob und Tadel eine wichtige 
Rolle spielten. Den gleichen Zwecken dienten die Versuche zur Hebung der Lebens- 
freude, die Erziehung zur ästhetischen Genußfähigkeit (Musik, Poesie) und die Stär- 
kung der sittlichen Gefühle; überall wurde dabei die positive Seite betont. Großer Wert 
wurde auf die Bewegungsspiele, sowie auf die Auswahl der Hausaufgaben gelegt, um 
die geistige Anteilnahme zu sichern und die „gefahrdrohende Passivität‘‘ vermeiden zu 
können. Mitunter wurden besonders belehrende und auch unterhaltende Veranstal- 
tungen im Rahmen der Schule angelegt, wobei sich das Fach der Naturkunde (Sam- 
meln und Bestimmen von Pflanzen, selbständiges Anlegen von Herbarien) als besonders 
geeignetes heilpädagogisches Hilfsmittel erwies. T. Schmidt-Kraspelin (München). 


Diagnostik und Symptomatologie. 


@ Engel, C. S.: Diagnostischer Leitfaden für Sekret- und Blutuntersuchungen. 
(Theoretisches und Praktisches.) 2. völlig umgearb. Aufl. Leipzig: Georg Thieme 
192%. XV, 303 8., 1 Taf. M. 15,50. 

Der Leitfaden ist für den praktischen Arzt geschrieben, der mit geringen Hilfs- 
mitteln reine Untersuchungen selbst ausführen will. Deshalb sind alle komplizierten 
chemischen Methoden fortgelassen, dafür aber die einfachen, ebenso die kulturellen, 
färberischen und mikroskopischen eingehend geschildert. Der Wassermannreaktion 
ist besondere Ausführlichkeit zu Teil geworden; ob diese Methode sich wirklich für 
den Arzt zur Ausführung eignet, wie Verf. meint, kann bezweifelt werden. Theore- 
tische Erörterungen und Besprechungen der klinischen Bereitung der Untersuchungen 
— die Blutkrankheiten sind mit besonderer Liebe bedacht — ergänzen die Methedik. 
Der Leitfaden wird demjenigen, der in Laboratoriumsarbeit geschult ist, ein brauch- 
bares Hilfsmittel sein, Ungeübten kann es ebensowenig wie andere ähnliche Werke die 
Erfahrung ersetzen. Grosser (Frankfurt a. M.) 

Poelchau, G.: Über ein schnelles und zuverlässiges Verfahren zur Bestimmung 
der Körpertemperatur. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 28, S. 774—775. 1920. 

Mit Hilfe eines kleinen Gerätes (Med. Warenhaus, Berlin) wird die Wärme des Harnes 
im Augenblicke der Entleerung gemessen. Das Verfahren nimmt nur wenige Minuten in An- 
spruch und ist, wie Vergleiche mit Achselhöhlen- und Mastdarmmessungen zeigten, sehr genau; 

ie gefundenen Zahlen sind 2/io—?/19° niedriger als die Mastdarmtemperaturen. Bulius“_ 

Posner, C.: Zur Mikroskopie der Harnsedimente. Zeitschr. f. Urol. Bd. 14, 
H. 3, 8. 97—102. 1920. 

Zur genauen zellanalytischen Untersuchung der Urinsedimente ist es erforderlich, 
eine naturgetreue Fixation der Objekte mit der elektiven Färbung der einzelnen Be- 
standteile zu vereinigen. An Stelle der in der Handhabung unangenehmen Osmium- 
säure wurde nach Quensel Kadmiumchlorid verwandt, das sich mit Farbstoffen, 


— 505 ° — 


wie Methylenblau oder Sudan, zu einer Lösung vereinigen läßt. Die Mischung kann 
unmittelbar auf dem Objektträger vorgenommen werden. Zylinder, Zylindroide, 
die Kerne der Leukocyten werden besonders gut gefärbt. Bei einkernigen Zellen ist die 
Unterscheidung zwischen Leukocyten und Epithelzellen oft schwierig. P. Jungmann.” 

Weiß, M.: Über die Verwendung des Kaliumpermanganats bei der Harn- und 
Sputumuntersuchung. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 16, S. 429-430. 1920. 

Die von Weiß 1910 beschriebene Kaliumpermanganatreaktion auf Urochromogen 
ist im Prinzip der Ehrlichschen Diazoreaktion gleichzustellen, ist dieser aber über- 
legen, da sie auch bei solchen Harnen positiv ausfällt, die die Diazoreaktion erst nach 
24stündigem Stehen im Brutschrank geben. 

Technik: 8 ccm klaren, nicht vergorenen’Harns werden mit Wasser dreimal verdünnt 
und in zwei Hälften geteilt, zu der einen Hälfte werden drei Tropfen einer 1 promilligen Kalium- 
permanganatlösung zugefügt, die andere dient zur Kontrolle. Bei Anwesenheit von Urochro- 
mogen tritt Kanariengelbfärbung auf. Fehlt Urochromogen, so tritt keine Färbung auf, oder 
Braunfärbung durch das zu Urobilin oxydierte Urobilinogen. Die Modifikation von Svestka, 
der bis zur Farblosigkeit verdünnt, ist nicht empfehlenswert. Bei reichlichem Urobilinogen- 
gehalt können Zweifel in der Deutung der Probe entstehen. In solchen Harnen ist das Urobilin 
und Urobilinogen durch Zusatz von 20 g reinen Ammonsulfat zu 25 ccm Harn in der mu 
auszufällen, abzufiltrieren und die Probe mit dem Filtrat zu wiederholen. 


Das Urochromogen tritt bei schweren toxischen Infektionskrankheiten im 
Urin auf, besonders bei Masern, Blattern und schwerer Phthise, nnd mit einer 
gewissen Regelmäßigkeit bei Typhus, Paratyphus und Flecktyphus. Außer dem Uro- 
chromogen zeigt die Probe die Anwesenheit von Bilirubin durch Abblassen des Harns, 
wie bei mehrfacher Verdünnung, an. Der Harn ist zweckmäßig stärker zu verdünnen 
als bei der Urochromogenreaktion (bis auf das 10fache und mehr). Schließlich kann 
die Permanganatprobe wegen der Eigenschaft des Kaliumpermanganats, Harnsäure 
zu zerstören, dazu dienen, Trübungen, die durch diese hervorgerufen werden, von 


andern zu unterscheiden. 

l proz. oder 1 promill. Kalliumpermanganatlösung ist auch ein gutes Mittel zur Sputum- 
nachfärbung bei Ziehl-Neelsen-Präparaten (Lösung vorher filtrieren!). Bei mit Methylen- 
blau gefärbten Sputumpräparaten gibt Nachfärbung mit Kaliumpermanganat schöne Bilder, 
indem es das Protoplasma mit scharfem Hervorheben der Zellgrenzen gelblich färbt (besonders 
geeignet für Phagocytoseuntersuchungen). M. Rosenberg (Charlottenburg-Westend).“ 


Meulengracht, E.: Die klinische Bedeutung der Untersuchung auf Gallenfarb- 
stoff im Blutserum. (Med. Klin., Univ. Kopenhagen.) Dtsch. Arch. f. klin. Med. 
Bd. 132, H. 5/6, S. 285—300. 1920. 

Aus der Armvene entnommenes Blut wird mit 1—3 Tropfen 20% Natr. citr. versetzt 
und zentrifugiert. 1,0 ccm Serum wird in einem Reagensglas mit einer Standardlöeung von 
Kaliumbichromat 1: 10000 (oder Eisenchloridlösung 50%, 1: 300, nicht haltbar), deren 
Farbe der Gelbfarbung des normalen Serums entsprechen soll, verglichen. Die bis zur Gleich- 
färbung mit der Standardlösung nötige Verdünnung des Serums (mit 0,9 proz. Kochsalzlösung) 
wird als die „Verdünnungs“- oder „Bilirubinzahl‘“ bezeichnet, wobei die Farbstärke der Stan- 
dardlösung = 1 gesetzt wurde. Lepehne (Königsberg). Er 

Stephan, Richard: Über die Pathologie der Blutgerinnung. (St. Marienkı ankenh., 
Frankfurt a. M.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 25, S. 684—686. 1920. 

Stephan beschreibt eine klinisch verwertbare Untersuchungsmethode der Blut- 
gerinnung, die auf der Gerinnungsanalyse der zu prüfenden Blutprobe einem Normal- 
blut gegenüber beruht. Es wird festgestellt, wie sich aktives und inaktives Serum 
sowie Plasma des zu untersuchenden Blutes gegenüber dem Gerinnungssystem von 
Normalblut verhält und umgekehrt, in welcher Weise Normalserum und Normal- 
plasma auf die Gerinnung des zu untersuchenden Blutes einwirkt. An klinischen 
Beispielen wird gezeigt, daß posthämorrhagisch die Konzentration des Gerinnungs- 
fermentes ansteigt, daß bei chronischer Myelose die Verlängerung der Gerinnungs- 
zeit durch Fermentmangel zu erklären ist, daß bei Basedow das gleiche Phänomen 
auf eine Behinderung der Fermentaktivierung durch thyreogene Stoffe zurückzu- 
führen ist. Bei Ikterus hemmen Plasmastoffe die Wirkung des aktivierten Fermentes, 
während bei Hämophilie die physikalisch-chemische Umstellung beim Austritt aus 


— 506 — 


der Gefäßbahn erheblich langsamer erfolgt als bei Normalblut, so daß die Aktivierung 
und Wirkung des Fermentes verzögert und damit die Ausfällung des Fibrinogen hint- 
angehalten wird. Die Gerinnungsverzögerung bei Rachitis tarda und bei Grippe 
wird durch inaktives Normalserum erheblich verkürzt. Es handelt sich hier um einen 
Mangel an thermostabilen Stoffen wahrscheinlich endothelialer Genese, der auf Schä- 
digung des peripheren Capillarapparates zurückgeführt werden muß. Zum Schluß 
betont St. die Zuverlässigkeit derartiger Gerinnungsuntersuchungen und weist auf 
ihre Verwendbarkeit für die Immunitätsforschung, deren bisherigen Methoden sie an 
Exaktheit nicht nachstände, hin. Erich Benjamin (München). 

Löhlein, W., W. Richter und 6. Schwarz: Untersuchungen über die Sehschärfen- 
bestimmung bei kleinen Kindern mit besonderer Berücksichtigung der Bedeutung 
psyehischer Faktoren. (Unw.- Augenklin., Greifswald.) Graefes Arch. f. Ophthalmol. 
Bd. 102, H. 1/2, 8. 146—183. 1920. 

Wie bei den für Erwachsene verwendbaren Sehproben wird auch bei den für 
Kinder verwendeten eine Summe von Funktionen geprüft: Lichtsinn, optischer Raum- 
sinn, optisches Auflösungsvermögen und optischer Formensinn. Sehproben kommen 
zustande durch eine rein empirische Feststellung der Erkennungsdistanz verschiedener 
Sehobjekte geeigneter Auswahl. Eine solche empirische Sammlung verwertbaren Ma- 
terials ist auch bei der Konstruktion von Bilderproben für des Lesens unkundige Kinder 
in noch viel höherem Grade erforderlich. Vor allem ist dabei auch das überwiegende 
Hineinspielen psychischer Momente in das Prüfungsergebnis zu berücksichtigen. 
Von den bisher für Kleinkinder benutzten Sehproben entspricht die „englische“ Seh- 
probentafel, die mit farbigen Bildern arbeitet, nicht den Anforderungen, die bezüg- 
lich Genauigkeit, Ausführung usw. zu stellen sind. Auch die Hackenfiguren von 
Snellen, die abgeänderten Hacken von Koster und Ammon, sowie der Landolt- 
sche unterbrochene Ring erweisen sich als ungenügend. Am besten entsprechen noch 
die Wolffbergschen „Bilderbücher zur Bestimmung der Sehschärfe bei Kindern und 
Analphabeten“. Bei Untersuchungen, die Verf. zur Erlangung von Sehprobentafeln 
für kleine Kinder anstellten, ergab sich nun eine Reihe interessanter Feststellungen. 
Die Gegenstände brauchen keine unbedingt charakteristische Größe zu besitzen; 
man bringt auf die Tafel am besten viel zu große und viel zu kleine Gegenstände so 
regellos durcheinander, daß das Kind keinerlei Anhaltspunkte suchen kann. Kleinere 
Bilder werden oft aus viel zu großer Entfernung erkannt. Es muß diese Erscheinung 
vielleicht erklärt werden aus dem Einfluß der Bilderbücher, in denen die Dinge meist 
erheblich verkleinert dargestellt werden. Die einfache flache Abbildung als Schatten- 
riß ist der plastischen überlegen. Beim plastischen Bild wird durch die hellen Felder 
der Umriß aus größerer Entfernung undeutlich. In manchen Fällen ermöglicht die 
farbige Darstellung die Erkennung auf etwas größere Entfernung. Die Vielfarbigkeit 
bietet für das Kind einen sehr viel größeren Reiz und fesselt die Aufmerksamkeit stärker; 
außerdem ist für eine Reihe von Gegenständen die Farbigkeit charakteristisch. Störend 
ist aber die Änderung der Helligkeitswerte der verschiedenen Farben bei wechselnder 
Belichtung. Die Verwendung von Schwarzweißbildern erweist sich als am einwand- 
freiesten. Die Gegenstände müssen dem Ideenkreise des Kindes entnommen werden, 
sie müssen in einfachen, aber charakteristischen Umrissen gezeichnet sein. Von 36 aus- 
gewählten Versuchsbildern erwiesen sich nur 10 als geeignet (Gießkanne, Zange, Eimer, 
Stern, Schlüssel, Uhr, Tasse, Kreuz, Stuhl, Wage). Auch die verschiedenen Größen 
der als geeignet befundenen Bilder müssen empirisch festgestellt werden. In weiteren 
Untersuchungen sollen die Erkennungsdistanzen bestimmt werden, um so die nötigen 
Werte für die verschiedenen Sehschärfengrößen zu gewinnen. F. Hofstadt (München). 


Therapie und therapeutische Technik. 


© Schlesinger, Hermann: Ärztliches Handbüchlein für hygienisch-diätetische, 
hydrotherapeutische, mechanische und, andere Verordnungen. Eine Ergänzung zu 


— 507 — 


den Arzneivorschriften für den Schreibtisch des praktischen Arztes. 12. Aufl. 
Berlin : Julius Springer 1920. X, 205 S. M. 10.—. 

Infolge des Krieges hat sich die Herausgabe dieses schon in 12. Auflage erschei- 
nenden Büchleins stark verzögert ; es sind deshalb ganz erhebliche Änderungen gegen- 
über der letzten Auflage vorgenommen worden, so namentlich in bezug auf die diä- 
tetischen Präparate, ferner in den Kapiteln ‚Ernährung von Säuglingen“, , Ernährungs- 
störungen der Säuglinge“, „Erkrankung der Harnorgane‘“, ‚Diabetes mellitus“. Den 
Kinderarzt interesiseren besonders die den Säugling betreffenden Kapitel. Die natür- 
liche und künstliche Ernährung des gesunden Säuglings wird in einem 10 Seiten langen 
Kapitel in klarer und knapper Weise abgehandelt. Mit einzelnen Ausführungen dieses 
Abschnittes wird sich allerdings mancher Pädiater nicht einverstanden erklären, bei- 
spielsweise wird die Zeitdauer der ausschließlichen natürlichen Ernährung nach 
6—8 Monaten angegeben, während vielerorts jetzt schon in 4 und 5 Monaten mit der 
Beikost begonnen wird. Das Kapitel über die Ernährungsstörungen der Säuglinge 
wird auf 4 Seiten abgehandelt, nach Ansicht des Ref. reicht der Inhalt nicht aus, um 
dem Praktiker Richtlinien für die Behandlung zu geben. Hingewiesen sei noch auf 
die in dem Büchlein enthaltenen Mineralwasserkuren, auf die hydro- und balneo- 
therapeutischen Maßnahmen und auf die Vorschriften über Gymnastik. 

Heinrich Davidsohn (Berlin). 

Reiche, A.: Die Ernährung der Kinder im ersten Lebensvierteljahr mit der 
Buttermehlnahrung nach Czerny-Kleinschmidt. (Landessäuglingsheim , Victoria- 
Luise- Haus“, Braunschweig.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 25, S. 646—649. 1920. 

Bericht über Erfahrungen mit der Czerny-Kleinschmidtschen Buttermehlnahrung 
bei 40 gesunden Kindern im ersten Lebensvierteljahr. Bei 24 von ihnen wurde mit 
der Ernährung im ersten Lebensmonat begonnen. 25 wogen über 3000, 15 unter 3000 g. 
— Angesichts der schlechten Ausnutzung des Fettes wurde Buttermehlnahrung ka- 
lorisch nicht höher berechnet als Frauenmilch und die Nahrungsmenge dem aus dem 
Reicheschen Streckengewicht errechneten Bedarf an abgespritzter Frauenmilch gleich- 
gesetzt. Die Erfolge waren im allgemeinen gut: bei allen Zeichen der Gesundheit 
eine durchschnittliche tägliche Gewichtszunahme von 18,5 g. Bei Buttermehlnahrung 
— Brustmilch sogar tägliche Durchschnittszunahme von 25—30 g; ähnlich verhält 
es sich bei Buttermehlnahrung-Buttermilch. — Außer einer Erwähnung von einigen 
leichten und schnell behobenen Gärungsdyspepsien zählt der Verf. 13 Mißerfolge auf, 
teils Fälle, die bei anderen Mischungen besser gediehen, teils solche, bei denen die 
Buttermehlnahrung Gewichtssturz oder ausgesprochene Dyspepsien hervorrief. Unter 
diesen 2 Todesfälle: 

Eine als 1!/, Mon. altes Kind mit 1200 g Gewicht wegen Atrophie und Dyspepsie im Au- 
gust aufgenommene, mit Ammenmilch in 6 Wochen geheilte Frühgeburt erhält wegen Ammen- 
milchmangels teilweise Buttermehlnahrung. Nach einigen Tagen Gewichtsstillstand, Dyspepeie, 
subfebrile Temperaturen, Intoxikation, Exitus. — Gesunde Frühgeburt mit ? Geburtsgewicht, 
1!/, Mon. alt, aufgenommen mit 3080 g. Zwiemilch mit Buttermehlnahrung (dreimal angelegt) 
bis Gesamtmenge ca. 600 g. Nach Gewichtsanstieg bis 3170 in der ersten Woche (Ende Sept.) 
Temperaturschwankungen, Gewichtesturz in 5 Tagen um 520 g, Dyspepsie, Intoxikation, 
Exitus 14 Tage nach der Aufnahme. 

Verf. kommt zum Schluß, daß die Buttermehlnahrung bei gesunden Kindern 
im ersten Vierteljahr empfohlen werden kann, daß beim schwachen Kinde aber Vor- 
sicht geboten sei. — Kurz wird noch auf gute Resultate hingewiesen bei 2 Kindern 
mit Buttermehlnahrung, in der die Butter versuchsweise durch Margarine ersetzt 
wurde. Auch bei plötzlicher Ersetzung von Butter durch Margarine in der Anstalt 
bei sämtlichen Kindern kein schädlicher Einfluß. Andreas Wetzel (Charlottenburg). 

Plantenga, B. P. B.: Das Butter-Mehlpräparat von Czerny und Kleinschmidt. 
(Säuglingskrankenh. im Haag [Holland].) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: 
Bd. 42, S. 375—391. 1920. 

Erfahrungen über Ernährungsversuche von 31 jungen, nicht untergewichtigen 
Säuglingen mit der Buttermehlnahrung, die in der Hauptsache recht günstig zu be- 


— 508 — 


urteilen sind. Bei einem Teil der Ekzemkinder hat aber der Autor Verschlechterungen 
in ihren exsudativen Manifestationen beobachtet, die auf Frauenmilch schwanden, 
während eine andere Gruppe besonders günstig auch mit ihren Ekzemen auf die Heil- 
nahrung ansprach. Er glaubt infolgedessen, die exsudativen Säuglinge in zwei ge- 
trennte Gruppen einteilen zu können, die Versager gehören der echten exsudativen 
Diathese an, die günstig beeinflußten sind ‚„neuropathisch exsudative‘“ Kinder. Be- 
merkenswert ist weiterhin die Beobachtung, daß besonders Kinder mit starker Indi- 
canurie mit dem bekannten rosigen Farbenwechsel auf die Heilnahrung reagierten zu 
dem Zeitpunkt, in dem die Indicanurie verschwunden war. Wich die Indicanurie 
nicht, blieb auch die Blässe der Haut bestehen. Daraus schließt der Verf., daß der 
niedrige Eiweißgehalt des Präparates eine wesentliche Ursache der günstigen Ein- 
wirkung bedeutet im Sinne einer Herabsetzung der Fäulnisvorgänge im Darm. 
E. Friedberg (Freiburg). 

Friedberg, Eduard: Indikation und Kontraindikation zur Anwendung der 
Buttermehlnahrung nach Czerny-Kleinschmidt. (Univ.-Kinderklin., Freiburg.) Jahrb. 
f. Kinderheilk. Bd. 93, 3. Folge: Bd. 43, H. 1, 8. 16—24. 1920. 

In der Zeit vom Sommer 1918 bis Anfang 1920 wurden 72 Ernähzungsversuche 
mit Buttermehlnahrung in dem von Czerny-Kleinsch midt angegebenen Wirkungs- 
verhältnis und aus den von ihnen gestellten Indikationen gemacht. Dabei 55 sehr 
günstige Erfolge. Bei diesen Fällen gemachte Erfahrungen: gute Resultate mit milch- 
loser Buttermehlmischung und Larosan oder Quarkzusatz bei Spasmophilikern; keine 
Beeinflussung der Rachitis; keine Verschlimmerung bei exsudativer Diathese wie auch 
bei schlecht gedeihenden Neuropathen; aber günstige Beeinflussung des Brechens; 
größere Widerstandsfähigkeit gegenüber Infektionen. — Unter den 72 Ernährungs- 
versuchen 17 Mißerfolge, unter denen 6 Todesfälle. Die angeführten Mißerfolge be- 
trafen Dekomponierte und Hypotrophiker. Verf. führt das Versagen der Buttermehl- 
nahrung in diesen Fällen darauf zurück, daß die Toleranz derart geschädigt war, daß 
die mit der Buttermehlnahrung verbundene Kalorienmenge nicht ohne Schaden 
bewältigt wurde. Er hält demzufolge die Buttermehlnahrung geradezu für kontra- 
indiziert bei Dekomposition und fordert, daß auch bei Kindern, die infolge von In- 
fektionen oder andere Schäden in ihrer Toleranz geschwächt wurden, vor dem Übergang 
auf Buttermehlnahrung durch den Finkelsteinschen Ernährungsversuch die Toleranz 
für gewöhnliche Milchmischungen bis zu einer Höhe von 130—150 Cal. pro kg erprobt 
werde. Daß, wenn schon einmal Toleranzkatastrophen eintreten, sie bei Buttermehl- 
nahrung besonders schwerwiegend sind, führt Verf. auf die Verbindung einer hohen 
Fettmenge mit starker Kohlehydratanreicherung zurück. Andreas Wetzel. 

Riquoir, Q.: Complexes colloidaux et serums. (Kolloidgemische und Sera.) Cpt. 
rend. hebd. des séances de l’acad. des sciences Bd. 170, Nr. 9, S. 537—538. 1920. 

Die Wirkung spezifischer Sera läßt sich durch eine vorausgehende Einspritzung 
von Kolloidgemischen verstärken. Zur Anwendung kamen verschiedene Gemische, 
die u. a. Magnesium-Chlorid, Calcium-Permanganat, Thiosol, Trypsin, Methylenblau 
enthielten. Durch solche Gemische wurde die Heilwirkung der Sera bei Cholera (Serum 
Salimbeni), Tuberkulose (Serum Marmorek), Carcinom (Serum Calmette) verbessert. 

Meyerstein (Konstanz). 

Pusey, William Allen: Apparatus for colleeting carbon dioxid snow. (Apparat 
zur Sammlung von Kohlensäureschnee.) Journ. of the med. assoc. Bd. 74, Nr. 25, 
8. 1716. 1920. 


Schnee wird im Lederbeutel gesammelt und in kleinen röhrenförmigen Formen aus Metall 
oder Hartgummi zu Ätzstiften verschiedenster Größe gepreßt. A. Reiche. 


Taylor, Rood: The fate of subcutaneously injected red blood cells. (Das 
Schicksal subcutan injizierter roter Blutkörperchen.) Arch. of pediatr. Bd. 37, 
Nr. 7, 8. 443. 1920. 

Verf. hat Kindern größere Mengen von Citratblut subcutan injiziert. Im Gegen- 
satz zu den bisherigen Beobachtungen sei es ihm — mit Hilfe der „Ashbyschen Blut- 


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körperchenzählmethode“ — gelungen, nachzuweisen, daß keine Aufnahme der Blut- 
körperchen in den Blutkreislauf des Empfängers erfolge. (Ganz kurze Mitteilung.) 
Rasor (Heidelberg). 


Spezielle Pathologie und Therapie der Kinderkrankheiten. 
Krankheiten des Neugeborenen. 


Lorenzen, H.: Ein Fall von Desquamatio lamellosa beim Neugeborenen. Er- 
widerung an Herrn Brauns. (Univ.-Frauenklin., Jena.) Zentralbl. f. Gynäkol. 
Jg. 44, Nr. 29, 797—798. 1920. 

Gegenüber der Vermutung von Brauns, daß es sich bei dem im Zentralbl. f. Gyn. Jg. 44, 
Nr. 5 von Lorenzen veröffentlichten Fall von Maceration des lebenden Kindes um eine sog. 
Deequamatio lamellosa gehandelt habe, verteidigt L. seine bereits in der erwähnten Arbeit 
ausgesprochene Auffassung, daß Macerationsvorgänge ohne bakterielle Infektion die Haut- 
veränderung bedingten. Vgl. dies. Zentralbl. 9, 14. Lotte Landé (Breslau). 

Homi, Cawas: A case of phocomelus. (Ein Fall von Phokomelie.) Lancet 
Bd. 199. Nr. 5055, S. 128. 1920. 

Mitteilung eines Falles von Phokomelie der oberen Extremitäten (Abbildung). Die Mutter 
des betreffenden Kindes wollte im 2. Monat ihrer Schwangerschaft einem Epileptiker, welcher 
im Krampfanfall die Hände flossenartig bewegte, beistehen, wurde dabei aber ohnmächtig 
und lag 2 Wochen krank zu Bett. Verf. selbst (nicht nur die Mutter!) bringt das Zustande- 
kommen der Mißbildung mit dem gewaltigen Eindruck, welchen der Anblick des Kranken 
auf die Schwangere gemacht hatte, in kausalen Zusammenhang. Reuss (Wien). 

Arquellada, Aurelio M.: Einmündung des Reetums in die Vagina. Pediatr. 
espan. Jg. 9, Nr. 94, S. 236—238. 1920. (Spanisch.) 

Die Deformität bei einem 4jährigen Kinde wurde operativ beseitigt: 2!1/, cm langer Bamm- 
schnitt, Lostrennung des Dammes von der Einmündungsstelle mit Schere, Naht der Vagina nach 
Anfrischung, Vernähen des Darmes im Damm. Dauer der Operation 3—4 Minuten, Heilung 
in 9—10 Tagen mit guter Funktion. Man kann drei Typen der Anomalie unterscheiden: Ein- 
mündung in den hinteren Teil der Vulva, in die Hinterwand der Vagina unterhalb des Hymen 
und schließlich oberhalb des Hymens. Letzterer Typus führt häufig zu ascendierenden Infek- 
tionen durch den Genitaltraktus. Huldschinsky. 


Physiologie und Pathologie der Neugeborenen. 

Hess, Julius H.: The eare of premature infants. (Die Fürsorge für die früh- 
zeitig geborenen Kinder.) Mrd. clin. of North America Bd. 3, Nr. 6, S. 1709—1733. 1920. 

Hess weist auf die starke Zunahme der vorzeitig erfolgten Geburten hin und 
führt diese auf die Grippeepidemien der letzten zwei Jahre zurück, denen zahlreiche 
Mütter erlegen sind. H. teilt die Frühgeburten ein in: 1. frühzeitig geborene Kinder 
ohne pathologische Veränderungen; 2. in frühzeitig geborene Kinder mit patho- 
logischen Veränderungen, die bedingt sind: a) durch konstitutionelle Krankheiten oder 
chronische Infektionen der Eltern, b) durch Unterernährung, Überarbeitung oder 
Krankheit der Mutter während der Schwangerschaft, c) durch örtliche Verhältnisse 
im Mutterleib, d) durch mehrfache Schwangerschaft, e) durch konstitutionelle Defekte 
oder angeborene Mißbildungen des Foetus, f) Kinder alter Eltern; 3. rechtzeitig ge- 
borene Kinder mit krankhaften Veränderungen, wie unter 2 angegeben. H. beobachtete 
bei Frühgeburten eine verhältnismäßig größere initiale Gewichtsabnahme wie bei 
ausgetragenen Kindern. Die Abnahme erreicht am 5. Tage ihren Tiefstand und be 
trägt durchschnittlich 10,9%, des Körpergewichtes; das Geburtsgewicht wird erst in 
18—25 Tagen wieder erreicht. Bei der Pflege des Kindes ist besonders darauf zu 
achten, daß die initiale Abkühlung vermieden wird. H. hält besondere Frühgeburten- 
kleidung aus Wollbändern in sterilisiertem Zustand vorrätig. Als Wärmewanne wird 
eine sehr praktisch aussehende, leicht zu reinigende Wärmewanne beschrieben, die 
durch warmes Wasser, das durch elektrische Heizplatten auf bestimmter Temperatur 
gehalten wird, erwärmt wird. Als Ernährung kommt in erster Linie nur die Brust- 
milch in Frage. Bei Fütterung mit Katheter hält H. es für dringend erforderlich, 
daß der Katheter nicht zu weit in den Magen eingeführt wird, da er sonst die Schleim- 


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haut des Magens zu sehr reizt und Blutungen hervorrufen kann. H. läßt die Ent- 
fernung von Nasenwurzel bis Spitze des Schwertfortsatzes messen (meist 10 cm) und 
diese Länge am Katheter markieren. Dann wird Katheter bis 1 cm vor dieser Mar- 
kierung eingeführt. Calorienbedarf ist höher wie beim reifen Kinde und zwar 110 
bis 140 Calorien. Bei der künstlichen Ernährung der Frühgeburten hat: sich am besten 
abgerahmte Milch mit Pepsin- -oder Chymogenzusatz bewährt. H. konnte 2 Kinder 
mit Geburtsgewicht von 690—740 g, die bis zum 18. resp. 20. Tage an Gewicht bis 
490—509 g abnahmen, auf 71 resp. 72 Tage am Leben erhalten. Ein anderes Kind 
mit Geburtsgewicht von 850 g (am 10. Tage Gewicht 645 g) wurde im Alter von 
5 Monaten mit einem Gewicht von 1690 g aus der Klinik entlassen. Grundsätzlich 
Neues bringt die Arbeit sonst nicht. A. Reiche (Braunschweig). 


Verdauungs- und Ernährungsstörungen des Säuglings und des Kleinkindes. 

Bloch, C. E.: Ätiologie, Einteilung und Behandlung der akuten Verdauung- 
störungen der Säuglinge. Ugeskrift f. laeger Jg. 82, Nr. 24, S. 745—764. 1920. 
(Dänisch.) ő 

Historischer Überblick über die Nomenklatur. Bei der Undurchführbarkeit einer 
ätiologischen Einteilung ist die alte Einteilung, die nur den Krankheitsverlauf berück- 
sichtigt, vorzuziehen. Dyspepsie und Gastro-Enteritis sind bessere Bezeichnungen 
als die modernen deutschen, sie sind bekannter und drücken das aus, was wir von den 
Erkrankungen wissen. Der Verf. unterscheidet: Dyspepsia acuta, die leichteste 
Form der akuten Verdauungsstörung mit Erbrechen, dünnen, grünen, oft schleimigen 
Stühlen. Allgemeinbefinden im großen und ganzen nicht gestört. Keine anatomische 
Veränderung der Darmschleimhaut. Kurze Dauer, gute Prognose, falls nicht andere 
Leiden mitspielen. Als Ursache kommen wahrscheinlich reizende Stoffe der Nahrung 
an und für sich oder solche in Betracht, die erst im Darmkanal durch Gärung der 
Nahrung entstanden sind. Die Behandlung besteht in Darmentleerung und Schonungs- 
diät für kurze Zeit. — Gastro-Enteritis acuta: Symptome die gleichen wie bei 
der Dyspepsie plus Störungen des Allgemeinbefindens. Charakteristische Symptome 
von Intoxikation und Infektion, die häufig erst nach einigen Tagen auftreten. Schä- 
digungen von Herz, Nieren und anderen Organen, evtl. Auftreten universeller Krämpfe. 
Meist subfebriler Beginn, gelegentlich hohes, unregelmäßiges Fieber von mehrtägiger 
Dauer. Stühle ähneln zunächst denen bei Dyspepsie, werden späterhin weniger dünn, 
schleimiger, enthalten oft Eiter und häufig Blut aus Darmschleimhauterosionen. Nur 
selten treten schleimig-eitrige Stühle schon zu Beginn der Erkrankung auf. Patho- 
logisch-anatomisch findet sich Entzündung der Darmschleimhaut. — Gastro- 
Enteritis acuta bei chron. Dyspepsies. Atrophie: Krankheitsbild und -verlauf 
werden durch das vorangegangene chron. Leiden mannigfach beeinflußt, auch ist die 
Behandlung eine etwas andere als bei der einfachen Gastro-Enteritis acuta. — S y m- 
ptomatische Diarrhöen: Keine selbständigen Erkrankungen des Magendarm- 
kanals, sondern nur Symptome irgendwelcher akuter Infekte. Die Abgrenzung dieser 
Fälle ist auch wegen der Therapie (Schonungsdiät) notwendig, sie wie Gastro-Enteri- 
tiden zu behandeln würde fehlerhaft sein. — Die Gastro-Enteritis wird, außer in 
Deutschland, fast überall als Infektionskrankheit angesehen, eine Ansicht, die durch 
zahlreiche, bis in die neueste Zeit fortgesetzte Untersuchungen gestützt wird. Der 
Verf. bespricht eingehend die Ergebnisse diesbezüglicher Untersuchungen, die von 
1911—1918 im Reichshospital angestellt worden sind, und kommt zu dem Schluß, 
daß die Gastro-Enteritis acuta eine Infektionskrankheit ist, der aber kein spezifischer 
Infekt zugrunde liegt. Klinisch zeigen sich keine ausgeprägten Unterschiede zwischen 
den Fällen, die durch Colibacillen und denen, die durch Paradysenterie-, Typhus- 
oder Paratyphusbacillen verursacht sind. Bei der Behandlung, die für alle Fälle die 
gleiche ist, legt er den Hauptwert auf Wasserdiät, die er 24, höhstens 48, in sehr 
seltenen Fällen auch einmal 72 Stunden durchführen läßt. In den letzten Jahren be- 


— ll — 


vorzugt er Tee. Sind nach 48 Stunden Wasserdiät Fieber und Intoxikationserschei- 
nungen noch nicht geschwunden, so läßt er trotzdem Nahrung zugeben, einesteils, 
weil — nach verschiedenen Untersuchungen — die Intoxikation in irgendeinem Zu- 
sammenhang mit einer Xcidose steht, die durch längeres Hungern wahrscheinlich 
verschlimmert wird, und andernteils, um die Kinder nicht zu sehr zu schwächen. Als 
Nahrung verwendet er eine Milchwassermischung (1 Teil Milch + 2 Teile Wasser) 
ohne Zuckerzusatz, die in üblicher Weise 2 Minuten im Soxleth gekocht wird. Auf 
dieser Hungerkost bleiben die Kinder, bis die Intoxikationserscheinungen verschwunden 
sind, jedoch längstens eine Woche. Je nach Lage des Falles erhalten sie dann kon- 
zentriertere Milchwassermischungen (2 M. + 3 W., 1M. + 1 W.) oder es wird vor- 
sichtig mit den üblichen Milchmischungen mit 2% Zuckerzusatz angefangen. Von 
1911—1918 wurden 310 Fälle so behandelt. Die Letalität war 24%. Nach Abzug 
der in den ersten 24 Stunden nach der Aufnahme Verstorbenen 17%. — Großen Wert 
legt der Verf. auf die Anwendung von Herzmitteln (Coffein, Digalen). Ettel. 

Martan, A.-B. et H. Dorlencourt: Recherche des pigments biliaires dans les 
selles de la dyspepsie du lait de vache chez le nourrisson (selles mastic, selles 
savonneuses). (Untersuchungen über die Gallenfarbstoffe in Seifenstühlen.) Cpt. 
rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 25, S. 1080—1081. 1920. 

Nur ausnahmsweise (in 2 Fällen von 22) sind überhaupt keine Gallenfarbstoffe 
nachweisbar. Bilirubin und Biliverdin, die man gewöhnlich vorfindet, sind nur in 
kleinen Mengen vorhanden. Urobilin und Urobilinogen fehlen oft, treten im übrigen 
fast immer zusammen auf, wobei das Urobilinogen meist überwiegt. Diese Befunde 
erklären die Farblosigkeit der Seifenstühle. Der geringe Gallenfarbstoffgehalt könnte 
nun entweder darauf zurückzuführen sein, daß die Gallenfarbstoffe und besonders 
ihre Derivate unter dem Einfluß der Fäulnis im Darm so verändert werden, daß sie 
durch die üblichen Methoden nicht mehr nachgewiesen werden können, oder aber, 
die Ursache liegt in einer mangelhaften Gallensekretion, die vielleicht durch einen 
schädigenden Einfluß der Fäulnisprodukte auf die Leberzellen bedingt sein könnte. 
Zur Zeit ist es noch nicht möglich, sich für die eine oder andere Annahme zu ent- 
scheiden. Auf Grund von noch nicht abgeschlossenen Versuchen erscheint den Au- 
toren indessen die zweite Annahme die wahrscheinlichere zu sein. Eitel (Charlottenburg). 

Marriott, W. McKim, H. McCullough and K. Utheim: The circulatory system 
in nutritional disturbances. (Das Blutkreislaufsystem bei Ernährungsstörungen.) 
Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 7, 8. 443—445.. 1920. 

Bei der als ‚Athrepsie oder Marasmus‘ (Dekomposition) bekannten Ernährungs- 
störung fielen gewisse Veränderungen im Blutkreislauf auf, klinisch gekennzeichnet 
durch niedrigere Temperatur, matten Puls und graues Kolorit. Es zeigte sich, daß 
- bei den Kranken die gesamte Blutmenge im Durchschnitt nur 8%, des Körpergewichts 
(9,1%, beim Gesunden), in einem Fall sogar nur 4,8%, betrug. Außerdem fanden Verff. 
Verengerung der Hautcapillaren, die als Kompensationsmechanismus zur Erhaltung 
des Blutdrucks aufzufassen seien. Der Herzmuskel weist anatomisch keine Ver- 
änderungen auf, dagegen seien in einigen Fällen Veränderungen der Funktionsfähig- 
keit durch das Elektrokardiogramm nachweisbar. Meist zeige dies niedrige Amplitude 
aller Wellen. Rasor (Heidelberg). 

Los Terreros, Carlos 8. de: Pankreatischer Infantilismus. Siglo med. Jg. 67, 
Nr. 3459, S. 221—223. 1920. (Spanisch.) 

Nach einigen allgemeinen Bemerkungen über die inner- und außersekretorische 
Funktion des Pankreas schildert Verf. das Krankheitsbild des pankreatischen In- 
fantilismus. Das auffallendste Symptom ist das Stehenbleiben der Gewichtskurve, 
auch eine vorübergehende Abmagerung kommt vor. Im Urin finden sich vermehrte 
Mengen von Harnstoff und Harnsäure und Aceton. Der größte Teil der Kranken zeigt 
eine Hyperplasie des Iymphatischen Systems, auch eine ee E 
ist nicht selten. Im Blut findet sich neben einer Anämie und Leukopenie ein r- 


— 512 — 


wiegen der mononucleären Zellen. Die Kinder zeigen eine große Anfälligkeit für In- 
fektionskrankheiten jeder Art. Valentin. 

Moser, Ernst: Zur pathologischen Anatomie des periodischen Erbrechens mit 
Acetonämie. (Pathol.-anat. Inst., Basel.) Frankfurt. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 23, 
H. 1, 8. 56-85 1920. 

Fälle von periodischem Erbrechen mit Acetonämie gelangen nur ganz ausnahmsweise 
zur Sektion. Griffith, Langmead und Jonas fanden übereinstimmend als auf- 
fallendsten Befund eine ziemlich ausgedehnte Verfettung der Leber, daneben Nekrosen 
in der Magen- und Darmschleimhaut, Degeneration der Magendrüsen und paren- 
chymatöse Veränderungen im Pankreas, in der Milz und Niere. Verf. berichtet über die 
Sektionsbefunde von zwei Kindern; das eine 4!/,jährige starb am 2. Tage nach einer 
in Chloroformnarksse vorgenommenen Appendixoperation. Der Appendix war normal 
‚befunden worden; das andere 1!/,jährige starb in einem langdauernden Krampfanfall, 
dem einige kürzere Krampfanfälle vorausgegangen waren. Der erstere Fall scheint 
wohl ein durch Operation und Chloroformnarkose komplizierter Fall von acetonämischem 
Erbrechen gewesen zu sein; im zweiten Fall liegt aber eigentlich so gut wie gar kein 
Anhaltspunkt vor, daß es sich um dies Leiden gehandelt hat. In der Tat wurde Verf. 
auch nur durch die weitgehende Kongruenz der bei der systematischen Durchsuchung 
sämtlicher Organe festgestellten Befunde zur Annahme geführt, daß es sich hier um 
einen Fall von periodischem Erbrechen handeln müsse. Im Vordergrund der patho- 
logischen Befunde stand die Verfettung verschiedener Organe, besonders eine diffuse 
Verfettung der Leber. („Im Sudan-III-Schnitt zeigen sich die Leberzellen ganz 
diffus, in den peripheren Partien der Acini etwas stärker als in den zentralen klein- 
bis mittel- und großtropfig verfettet.‘‘) Im ersten Fall wurde neben der Verfettung 
an zahlreichen Stellen eine deutlich ausgesprochene Verbreiterung der Glissonschen 
Scheiden mit Lymphocyteninfiltration und Gallengangneubildungen festgestellt (in den 
ersten Anfängen befindliche Cirrhose ?). Parenchymatöse Veränderungen (Verfettungen) 
in der Niere nur im zweiten Fall deutlich. In Pankreas, Milz, Magen- und Darmschleim- 
haut keine pathologischen Veränderungen, dagegen im ersten Fall eine diffuse Verfettung 
der Herzmuskulatur und in beiden Fällen Verfettung der Zungenmuskulatur. Verf. 
schließt sich in der Auffassung des ganzen Krankheitsbildes der Heckerschen Theorie 
von einer Insuffizienz der intermediären Fettverwertung an und sieht in den beob- 
achteten Organveränderungen den feststehenden pathologisch-anatomischen Ausdruck 
für die unter dem klinischen Bilde des periodischen Erbrechens mit Acetonämie ver- 
laufende Überschreitung der Toleranzgrenze der Fettverdauung. Ibrahim or u 


Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 


Torrey, John C. and Alfred H. Rahe: An experimental study of the effect of 
autogenous B. coli vaccines on the intestina] colon bacilli of dogs. (Eine experimen- 
telle Untersuchung über die Wirkung autogener Kolibacillenvaccinen auf die Darm- 
Kolibacillen von Hunden.) (Dep. of hyg., Loomis laborat., Cornell unw., med. coll., 
New York City.) Journ. of immunol. Bd. 5, Nr. 2, S. 133—143. 1920. 

In den letzten Jahren ist bei intestinaler Toxaemie und Ekzem häufig die Be- 
handlung ‘mit autogener Kolivaccine empfohlen worden, in der Annahme, daß da- 
durch bestimmte durch ihre Stoffwechselprodukte jene Erkrankungen hervorrufende 
Kolistämme unterdrückt oder ganz beseitigt würden. Da experimentelle Nachweise 
für die Möglichkeit einer solchen Therapie noch nicht vorliegen, so stellten Verfi. 
Versuche an Hunden an. Sie züchteten aus den Faeces auf Endoplatten, die statt 
Milchzucker Rohrzucker enthielten, rohrzuckerspaltende Kolistämme und stellten aus 
diesen eine Vaccine her. Nach einer Vorperiode, in der sich das Zahlenverhältnis der 
robrzuckerspaltenden zu den nicht spaltenden Kolistämmen als ziemlich konstant 
erwies, wurde die Vaccinabehandlung eingeleitet. Bei einigen Tieren sehr bald, bei 
anderen später nahm die Zahl der rohrzuckerspaltenden Bacillen wesentlich ab, zum 


— 513 — 


Teil verschwanden sie ganz. Voraussetzung dabei war, daB eine gleichmäßige aus 
Fleisch und Reis bestehende Nahrung gegeben wurde. Wurde diese verändert, wurde 
z. B. Milchzucker zugefügt, so nahm die Zahl der rohrzuckerspaltenden Bacillen sofort 
zu. Die Unterdrückung der Rohrzuckerspalter war in einem Falle, der darauf unter- 
sucht wurde, noch 10 Wochen nach der Behandlung vorhanden. Die Wirkung ließ 
sich nur mit autogener Vaccine hervorrufen. Parallel der Verminderung der Rohr- 
zuckerspalter ging eine Zunahme der spezifischen Antikörper. Kurt Meyer (Berlin).“, 

Hochschild, H.: Über hereditäre, familiäre, chronische, symmetrische Parotis- 
schwellung im Kindesalter. (Univ.-Kinderklin., Frankfurt a. M.) Jahrb. f. Kinder- 
heilk. Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, S. 360—374. 1920. 

Bericht über 7 Fälle von symmetrischer, chron. Vergrößerung der Parotiden, 
betreffend 5 Geschwister (8&—13jährig) aus einer Familie von 14 Kindern, sowie deren 
Vater und einen 3jährigen Neffen. Bei einem 11jährigen Mädchen seit dem 5.—$6. Le- 
bensjahr 2--3mal jährlich plötzlich auftretendes, ca. eine Woche andauerndes, sym- 
metrisches Anschwellen der auch im Intervall vergrößerten Ohrspeicheldrüsen ohne 
nachweisbare Veranlassung. Eine Probeexzision mit folgender histologischer Unter- 
suchung ergibt ‚fleckweise auftretende, Jymphocytäre Infiltrate“. Im Hinblick darauf, 
sowie auf das Bestehen einer größtenteils symmetrischen Vergrößerung von anderen 
Speicheldrüsen und Lyınphdrüsen werden Beziehungen zum allg. Lymphati:smus an- 
genommen; auch wird die Möglichkeit zugleich bestehender innersekretorischer Stö- 
rungen ventiliert, worauf die bei allen Fällen gefundenen hypoplastischen Er- 
scheinungen an den Zähnen und die bei einem Kind bestehende Kleinheit der Hoden 
hinzuweisen scheinen. Reuss (Wien). 

Drachter, Richard: Voraussetzungen für eine durch Operation zu erzielende 
physiologische Aussprache bei angeborener Gaumenspalte. (Univ.-Kinderklin., 
München.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 30, S. 865—668. 1920. 

Zur Vermeidung der näselnden Sprache und Erzielung einer physiologischen Aus- 
sprache bei angeborener Gaumenspalte schlägt der Verf. vor, die Ope.ation des harten 
und weichen Gaumens im Stadium der optimalen Spaltbreite vorzunehmen, d. h. 
einige Zeit nach der Hasenschartenoperation, bevor sich die Alveolarspalte völlig 
geschlossen hat. Die Zeit von der Vereinigung der Lippenspalte bis zum Schluß der 
Alveolarspalte beträgt etwa ein Jahr. Während dieser Zeit besteht Dreiecksform der 
Spalte des harten Gaumens. Die Spaltränder des weichen Gaumens verlaufen parallel, 
die Zäpfchen sind einander zugekehrt. Bei Operation in diesem Stadium wird ein 
allen Anforderungen genügendes, funktionell hochwertiges Velum mit Bestimmtheit 
erzielt, weil es genügend lang, beweglich und kräftig wird. Wird die Operation in 
diesem Stadium nicht ausgeführt, so nimmt mit dem Wachstum des Oberkiefers die 
Breite der Spalte, besonders in ihrem hinteren Teil, immer mehr zu. Genügende Übung 
des Velums kann durch Sprachunterricht erzielt werden, ist aber oft gar nicht nötig, 
da die Patienten bei frühzeitig vorgenommener Operation vor Angewöhnung einer fal- 
schen Sprachtechnik bei normalen Gaumenverhältnissen die richtige Sprachtechnik 
sich angeeignet haben. Salzberger (München). 

Stettiner, Hugo: Zur Operation der Hasenscharte. Zentralbl. £. Chirurg. Jg. 47, 
Nr. 31, S. 952. 1920. 

Verf. stimmt den von Drachter in Nr. 9 des Zentralbl. f. Chir. (vgl. Referat 
Bd. 9, 3.72) gegebenen Richtlinien bei, warnt aber vor ener zu großen Schematisierung 
bei plastischen Operationen. Nicht beipflichten kann er dem Vorschlag, bei doppel- 
seitiger Hasenscharte in gleicher Weise vorzugehen, indem man zuerst die Operation 
der einen und nach etwa 6—8 Wochen die der anderen Seite vornehmen soll. In den 
meisten Fällen pflegt das Mittelstück der Oberlippe zu klein zu sein, so daß Haut 
von den Seitenteilen nach dem Verfahren von Hagedorn oder Modifikationen des- 
selben herangeholt werden muß. Der Zeitpunkt der Ausführung der Operation hängt 
in erster Linie von dem allgemeinen körperlichen Zustande des Säuglings ab. Verf. 


Zentralbl. 1. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 33 


— l4 — 


hat die Operationen schon oft mit gutem Erfolge in der ersten Lebenswoche, am 
besten am 5. Tage, vorgenommen, in anderen Fällen bis zum 3. bzw. 4. Monat, aber 
auch länger gewartet. Autoreferat. 

Wertheimer, M.: Ocelusion congénitale de l’intestin grêle. (Kongenitaier Dünn- 
darmverschluß.) Lyon méd. Bd. 129, Nr. 13, 8. 570—572. 1920. 

Operation einer enormen Nabelhernie einer Neugeborenen 12 Std. nach der Geburt. 
Resektion fast des ganzen Dünndarms, die Enden wurden an die Haut genäht. 10 Tage später 
Versuch einer Anastomosis ileo colica. Exitus. Das Präparat ergab eine Unterbrechung des 
Dünndarmlumens durch einen 2 cm langen soliden Strang, der zentrale Teil war stark dilatiert 
und endete blind. Gelinsky (Hannover). cE 

Soli, Ugo: Contributo allo studio della funzione dell’appendice. (Beitrag zur 
Kenntnis der Funktionen der Appendix.) (Isti. di anat. patol., uniw., Palermo.) Ann. 
di clin. med. Jg. 10, H. 1, 8. 234—250. 1920. 

Die Appendix hat auf Grund ihrer anatomischen Struktur zwei Funktionen: 
eine digestive, wie der übrige Darmtraktus, und eine protektive, wie das Iymphatische 
Gewebe. Über die Ausscheidung von im Blute zirkulierenden Keimen durch den Darm- 
kanal ist wenig bekannt. Immerhin weiß man, daß nach intravenöser Injektion von 
B. prodigiosus derselbe sich sehr bald im Darmkanal vorfindet. Verf. injizierte in 
die Ohrvene eines Kaninchens 1 cem Prodigiosus- und Pyocyaneuskultur. Kulturen 
wurden von Herzblut, Blasenurin, Galle und vom blinden Ende der Appendix mit 
positivem Erfolge angelegt. Das gleiche Resultat wurde auch nach Unterbindung des 
Ductus choledochus erhalten. Bemerkenswert war, daß nach Injektion von Pyocyaneus 
sich in der Appendix zahlreiche Hämorrhagien fanden. Hieraus geht hervor, daß 
die Appendicitis auch auf hämatogenem embolischem Wege entstehen kann. 

F Jastrowitz (Halle).“, 

Rosenberger, Carl: Erfahrungen üher Erkrankung und Einklemmung des Wurm- 
tortsatzes in Hernien. (Jüd. Krankenh., Berlin.) Med. Klinik Jg. 16, Nr. 29, S. 755 
bis 758. 1920. 

Von den 10 mitgeteilten Fällen sind 2 von besonderem Interesse für den Kinderarzt. 
Ein8jähriger Knabe, bei dem schon öfter eine als Drüsenschwellung gedeutete Anschwellung 
der rechten Leistengegend bemerkt war, bekommt beim Springen heftige Bauchschmerzen 
und Erbrechen. Bei der Herniotomie wurde ein dunkelbraun gefärbter, aber noch mit spie- 
gelnder Serosa bekleideter Dickdarmteil gefunden, an dessen Unterfläche sich der bereits blau- 
schwarz verfärbte Wurmfortsatz befand. Noch während der Appendikektomie besserte sich 
die Zirkulation im Coecum so weit, daß es versenkt werden konnte. Die Schleimhaut des Wurm- 
fortsatzes erwies sich als fast gangränös. In dem zweiten Falle trat bei einem l5jährigen 
Knaben mit einer kleinen beschwerdefreien rechtsseitigen Inguinalhernie beim Turnen 
Schmerzhaftigkeit des Bruches auf. Die sofortige Operation ergab geschwollenen und geröteten, 
mit dem Bruchsack frisch verklebten Wurmfortsatz, der sich leicht aus dem Bruchsack heraus- 
ziehen ließ und keine Schnürfurche zeigte; Schleimhaut katarrhalisch verändert. Mit Recht 


betont Verf., daß dem Knaben in diesem Falle durch die vielleicht noch möglich gewesene 
Reposition großer Schaden hätte erwachsen können. 


Die Diagnose der Anwesenheit des Appendix im Bruche (er kann auch in einem 
linksseitigen Bruche liegen) ist schwierig. Mitunter ruft Reiben Erektion des Wurm- 
fortsatzes hervor. In einigen Fällen entstand bei Beobachtung unmittelbar nach der 
Einklemmung nicht das gewöhnliche charakteristische Bild und konnte daraus die 
Diagnose vermutet werden. Akute Appendicitis im Bruchsack ist kaum von Bruch- 
einklemmung zu unterscheiden. Hat man den Appendix als Bruchinhalt erkannt, 
so muß man die Radikaloperation ausführen und den Wurmfortsatz entfernen, ebenso 
wie seine Entfernung erfolgen soll, wenn man bei eingeklemmten Brüchen denselben 
als Inhalt vorfindet. Stettiner (Berlin). 

Barron, Moses: Abnormalities resulting from the remains of the omphalo- 
mesenteric duct. (Abnorme Bildungen ausgehend "von persistierenden Teilen des 


Ductus omphalomesentericus.) Surg. gynecol. a. obstetr. Bd. 30, Nr. 4, S. 350—356. 1920. 

Die beiden vom Verf. untersuchten Fälle betreffen ein Kind von 5 Jahren, das von 
Geburt an an einer Nabelfistel litt und einem 29 Jahre alten, an Schädelbruch verstorbenen 
Mann, bei dem die Sektion als Nebenbefund ein kleines Meckelsches, durch einen Strang miè 





— 515 — 


dem Nabel verbundenes Divertikel ergab. Die histologische Untersuchung der operativ ent- 
fernten Fistel des 1. Falles, bei dem keine Verbindung mit dem Darm konstatiert wurde, 
ergab Dünndarmschleimhaut, zum Teil mit eingelagerten Follikeln, ähnlich der Appendix- 
schleimhaut und Lagen glatter Muskulatur. Im 2. Falle wurde ein mit dem Dünndarm 
zusammenhängender blind endigender Hohlraum wie bei typischen Meckelschen Divertikeln 
efunden, dessen Wand auch sämtliche Bestandteile des Dünndarms aufwies, und, von diesem 

ohlraum getrennt, dem Nabel zu in dem erwähnten Bindegewebsstrang gelegen, ein ge- 
schlossener kleiner Hohlraum, der mit Magenschleimhaut ausgekleidet war. 


Verf. schließt aus seinen und in der Literatur enthaltenen Befunden, daß der Befund 
von Magenschleimhaut in Nabelpolypen nicht auf Magendivertikel, sondern auf per- 
sistierende Teile des Ductus omphalomesentericus zurückzuführen ist und daß letztere 
sowohl „Dünndarm wie Magenschleimhaut“ zu bilden fähig sind. Oskar Meyer.“ 

Neumann, Max: Über Helminthen bei Säuglingen. (Univ.-Kinderklin., Rostock.) 
Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 26, H. 1/2, S. 85—93. 1920. 

An.Darmparasiten sind bei Säuglingen beobachtet in seltenen Fällen Taenia 
solium, flavopunctata und Botriocephalus, häufiger Taenia saginata und Taenia 
cucumerina. Die Übertragung der letzteren erfolgt durch den Hundefloh. Bei der 
außerordentlichen Verbreitung von Oxyuris vermicularis bei Erwachsenen und Kin- 
dern ist dessen Vorkommen bei Säuglingen relativ selten. Meist sind es ältere Säug- 
linge, die schon Beikost erhalten und mit dem Boden in Berührung kommen. Auch 
die 3 vom Verf. beobachteten Fälle standen an der Grenze des ersten Lebensjahres. 
Ascariden bei Säuglingen sind wiederholt beschrieben. Sie wurden häufig bei Er- 
krankungen, die sie verursacht hatten, wie Ileus und Nabelfisteln, gefunden. 

| Salzberger (München). 

Parisot, Jacques et P. Simonin: Effets sur l'intestin des injections d’extrait 
total de Taenia saginata. (Wirkung des Bandwurmextraktes auf den Darm.) Cpt. 
rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 21, S. 939—941. 1920. 

Intravenöse Injektion von Bandwurmextrakt verursacht beim Kaninchen, je 
nach der Dosis verschieden stark, Durchfälle, die ganz profus sein können, mit Blut 
und Schleim. Der autoptische Befund an der Darmschleimhaut entspricht dem Bilde 
der „Capillargiftwirkung“. Die Autoren haben mikroskopische Untersuchungen bei 
verschiedener Dosierung gemacht und dabei als leichtestes Stadium einen sehr starken 
Lymphzustrom gefunden, in schwereren Fällen Hyperämie, Schwellung der Schleim- 
haut, Blutungen, bei den schwersten hochgradigste Entzündung mit Abstoßung der 
Schleimhaut, so daß nur die Muscularis mucosae, dicht mit Eiterkörperchen belegt 
und durchsetzt, übrigbleibt. Die Autoren bringen mit den leichteren Wirkungen die 
klinischen Störungen bei Bandwurmträgern in Zusammenhang. H. Freund.“ 

Loeper, Maurice: La guérison de l’oxyuriase par le carbonate de bismuth. 
(Heilung der Oxyuriasis durch Bismuth. carbonicum.) Progr. med. Jg. 47, Nr. 31, 
8. 339. 1920. 

Innerliche Darreichung von Bismuth. carbonic. bringt für gewöhnlich in einer einzigen 
Kur von 4—5 Tagen, manchmal in zwei, selten in drei Kuren völlige und definitive Heilung. 
Schädliche Nebenwirkungen werden nicht beobachtet. Dosis: Für Erwachsene wenigstens 
zweimal täglich 10 g, für Kinder von 7 Jahren einmal täglich 4 g, für jüngere Kinder 2—3 g 
je nach dem Alter. — Bismuth. subnitric. dürfte gleiche Wirkung haben, aber Intoxikationser- 


scheinungen machen. — Von einer gleichzeitig notwendigen äußeren Behandlung erwähnt 
Verf. nichts. Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). 

Gama, Plinio: A proposito de un caso de parasitos accidentaes do intestino, 
acompanhado de crises eonvulsivas. (Über einen Fall von seltenen Darmschma- 
rotzern, der mit Krämpfen einherging.) Arch. Rio-Grandenses de Med. Jg. 1, Nr. 1, 
S. 11—15. (Portugiesisch.) 

Bei nervös veranlagtem, sonst ganz gesundem 1l jährigen Knaben traten ganz plötzlich 
epileptoide Krämpfe auf, dann folgte ein komatöser Zustand, später Verwirrtheit, Jaktation 
und wieder Krämpfe. Die Temperatur stieg von 35,6 auf 38°. Puls bis 130; herabgesetzte 
Reflexerregbarkeit; Spinalflüssigkeit normal. Nach mehreren Stunden Erbrechen und schlei- 
mige, stinkende Diarrhöe. In den Faeces fanden sich neben einigen Eiern von Ancylostoma 
duodenale und Trichocephalus trichiurus zahllose Exemplare von Tyroglyphus siro und T. 


33* 


— 5l6 — 


farinae, einer Arthropodenart, die zur Klasse der Arachniden gehört und ca. 0,3 mm breit 
und 0,5 mm lang ist. Die Tiere kommen in Mehl, sehr reifen Käsen und unter der Wursthaut 
vor und sind mehrmals in den Defekten gefunden worden (Guinart und Grimbert, Neveu- 
Lemain). Die Faeces der übrigen Familie waren frei von den Parasiten, welche Verf. als 
die Erreger der Krämpfe usw. bei dem Patienten ansieht. Richartz (Bad Homburg).“ 

Sala, U.: Sareoma dell’epiploon in un bambino di 4 anni. (Netzsarkom bei 
einem 4jährigen Kind.) (Istit. di clin. pediatr., univ., Napoli.) Pediatria Jg. 28, 
H. 11, S. 526—530. 1920. 

Großer Tumor im geblähten Abdomen tastbar, vermuteter Zusammenhang mit der Niere 
mangels positiven Harnbefundes aufgegeben. Die intra vitam gestellte Diagnose eines malignen 
Netztumors durch Obduktion bestätigt, welche ein kleinzelliges Lymphosarkom ausgehend vom 
Netz ergab. Mannskopfgroß, mit Darmschlingen verbacken. Unmittelbare Todesursache: 
Darmverschluß. Steinert (Prag). 


Konstitutionsanomalien und Stoffwechselkrankheiten. Störungen des Wachstums 
und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 


Discussion on acidosis in disease. (Über die Acidose bei Krankheiten.) Brit. 
med. journ. Nr. 3107, S. 69—73. 1920. 

I. F.Gowland Hopkins: Definition der Acidose als Zustand, in welchem das 
Neutralisierungsvermögen des Blutes durch Verschiebung der H-Ionenkonzentration 
herabgesetzt ist. Begriff der kompensierten und unkompensierten Acidose. Die von 
Naunyn als Acidose bezeichnete Stoffwechselstörung, bei der $-Oxybuttersäure und 
Acetessigsäure auftreten, muß nicht von einer Störung im Gleichgewicht von Säure 
und Base begleitet sein und ist besser als Ketose zu bezeichnen. Der Name ‚„Acidose“ 
sollte nur für Störungen im physikalisch-chemischen Gleichgewicht gebraucht werden. 
Bedeutung der gasanalytischen Untersuchungsmethoden für die Beurteilung der Acidose. 
Besprechung der Rolle der Salze und Eiweißkörper des Plasmas, des Hämoglobins, 
der Atmung und Nierenfunktion. Die Ketose, speziell bei Kinderkrankheiten, 
noch vielfach ungeklärt. Rolle der Leber, evtl. des Pankreas beim Zustandekommen 
der Acidose. — II. W. M. Bayliss: Die Bezeichnung ‚‚Acidose“ setzt eine Zunahme 
der Acidität = H-Ionenkonzentration voraus. Jede einigermaßen beträchtliche Zunahme 
der Acidität würde im Organismus derartige Störungen hervorbringen, daß derselbe 
praktisch moribund wäre. Abnahme des Gehaltes an Bicarbonat kann bei normaler 
Funktion des Atemzentrums ohne Aciditätsvermehrung einhergehen, sie setzt die 
Bildung von fixen Säuren (Milchsäure?) im Gewebe voraus, die durch mangelhafte 
Oxydation bei zu niedrigem Blutdruck oder zu geringer Blutmenge bedingt ist. Die 
der „Acidose“ zugeschriebenen Störungen, unter denen die Abnahme des NaHCO, 
eine wahrscheinlich nur untergeordnete Rolle spielt, sind kaum als Säurewirkung 
aufzufassen. Das Coma diabeticum ist weit eher durch das Aceton und seine Derivate 
als solche bedingt als durch ihre sauren Eigenschaften. — III. H. H. Dale. — IV. 
T. H. Milroy: In der Mehrzahl der Fälle von Acidose ist, trotz Abnahme des Reserve- 
alkalis, die Reaktion des Blutes normal — kompensierte Acidose. Störungen von diesem 
Typ sind für die meisten Fälle von Ketonurie charakteristisch. Gesetzmäßige Kon- 
kurrenz der Kohlensäure und der ß-Oxybuttersäure und Acetessigsäure um das verfüg- 
bare Alkali, abhängig von der Dissoziationskonstante und der Konzentration der 
Säuren. — V. E. P. Poulton: Bestimmung der Alkalireserve aus dem CO,-Gehalt des 
Plasmas nach Sättigung des Gesamtblutes mit CO, unter 40 mm Druck und Einstellung 
des Gleichgewichtes im Gegensatz zu van Slyke und Cullen. Die erhaltenen Werte 
vom Gesunden schwanken zwischen 7,41 und 7,31. Herabsetzung der CO,-Spannung 
und Zunahme des fixen Alkalis bei Urämie mit N-Retention und bei schwerem Diabetes, 
bestimmt nach der Barcroftschen Methode. Direkte Messung der pp und Bestimmung 
des CO, ergeben die gleichen Resultate. Bei einem Fall von tubulärer Nephritis und 
zwei Fällen von Polycythämie mit Splenomegalie wurdegleichfalls Acidose nachgewiesen, 
während sie in Fällen kardio-renaler Erkrankungen mit Hyperpnöe vermißt wurde. — 
T. R. Parsons: Bedeutung des Hämoglobins für die Aufrechterhaltung der normalen 
Reaktion des Blutes. 


— 517 — 


| Diskussion. P. J. Cammidge: Rolle der Leber bei der Acidose und Ketose. — 
R. L. Mackenzie Wallis: Acidose bei Urämie. Alkalitherapie der Urämie. Bedeutung des 
Pankreas bei der Bildung von Ätherschwefelsäuren. — W. D. Wilkins: Acetonurie ohne 
Störung des Kohlenhydratstoffwechsels bei akuten Geisteskrankheiten. — E. Grace Sher- 
wood: Acetonurie bei Kinderkrankheiten: Masern, tuberkulöse Meningitis, Cervicaldrüsen, 
Gelbsucht und ungeklärten gastro-intestinalen Störungen. Kaliumeitrat und Natriumbicar- 
bonat therapeutisch von günstigem Einfluß. — Sidney W. Cole: Die postoperative Keton- 
urie wird durch vorherige Gaben von Pankreaspräparaten beträchtlich herabgedrückt. Auch 
in der Schwangerschaft auftretende Ketonurie und Erbrechen werden durch Pankreatin und 
Glykosedarreichung günstig beeinflußt. Barrenscheen (Wien).M_ 

Gutiérrez, Santiago Cavengt: Innere Sekretion und kindliche Pathologie. 
Pediatr. espan. Jg. 9, Nr. 94, S. 209—222. 1920. (8panisch.) 

Verf. kommt zu dem Schluß, daß Hypotrophie und Atrophie und Rachitis bedingt. 
eind durch eine Schädigung der Drüsen mit innerer Sekretion, die ihrerseits wieder 
hervorgerufen sind durch die Ernährungsstörungen des Säuglings und Kleinkindes. 
Er schildert dann ferner einen Fall von Chondrodystrophie und einen Fall von Mongo- 
lismus mit Abbildungen, die beide keine von der Norm abweichenden Züge tragen. 

Valentin. 

Rubner: Über die Frage des Kalkmangels in der Kost. Gutachten der 
Wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen in Berlin. Erstattet am 
10. März 1920. Vierteljahrsschr. f. gerichtl. Med. u. öff. Sanitätsw. 3. Folge, Bd. 60, 
H. 1, S. 1—26. 1920. 

Aus groß angelegten Berechnungen ergibt sich, daß der wirkliche Kalk- 
verbrauch in Deutschland pro Kopf und Tag in normalen Zeiten etwa 1,2g CaO 
für den Erwachsenen beträgt, während er in Japan nur etwa 0,4g CaO ausmacht 
(infolge der kalkarmen Reiskost). Diese Zahlen entsprechen dem nationalen Mittel- 
wert des Verbrauchs, der aber zweifellos weit über die Mengen des wirklich Not- 
 wendigen hinausgeht. Da zur Feststellung des letzteren Berechnungen für den Eı- 
wachsenen in gleich großem Maßstabe nicht möglich sind, muß man auf die vom Sä ug - 
ling konsumierten Mengen zurückgreifen, von denen man annehmen darf, daß sie, als 
eine von der Natur ausgewählte Nahrung, einem Optimum entsprechen, das unverhält- 
nit mäßig große Überschüsse nicht enthält. Wenn man auf Grund der über die Säug- 
lingsernährung vorliegenden zahlreichen Untersuchungen die für den Erwachsenen in 
Betracht kommenden Mengen berechnet, so kommt man zu Grenzwerten von 0,6 bis 
0,72 g CaO pro Kopf und Tag. Auch bei diesen Grenzwerten handelt es sich noch um 
optimale Mengen, die den Bedarf in weiten Grenzen sicherstellen, und nicht etwa um 
das mögliche Minimum, mit dem der Mensch auskommen kann. Denizufolge bewegen ` 
sich alle Berechnungen, welche die krankmachende Eigenschaft der Kriegskost in einen 
Calciummangel sehen wollen und von einem täglichen Kalkbedarf von 1 bis 1,5 g 
sprechen, auf falscher Grundlage. Nun ist allerdings nicht zu verkernen, daß die ein- 
fache Ration aus der Zeit von 1917/18 eine erhebliche Kürzung der Kalkzufuhr dar- 
stellt; sie betrug in dem von R. berechneten Beispiel nur 0,226 g für den Erwachsenen. 
Für den Säugling dagegen und das Kind bis zum 6. Lebensalter ist eine ausreichende 
Kalkdarreichung vorhanden (durch die Milch). Am ungünstigsten stellt sie sich 
für die Jugendlichen vom 8. Lebensjahre ab. Dazu ist aber zu bemerken, daß die für 
den Erwachsenen errechnete Ration zur dauernden Ernährung überhaupt nicht in 
Betracht kommt. Sie ist kalorisch und mit Bezug auf den Eiweißgehalt zur Erhaltung 
des Lebens gänzlich ungenügend. Bei ausschließlich auf Grund der Ration durch- 
geführter Ernährung würde sofort der partielle Hunger beginnen, es würde Gewebe 
zur Einschmelzung kommen, wodurch Kalk und sonstige Aschenanteile frei würden. 
Dabei besteht also überhaupt kein Aschenmangel, wohl aber ein Grad von Unter- 
ernährung, der innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen würde. Ein wirklicher Kalk- 
mangel kann nur dann eintreten, wenn bei ausreichender Calorien- und Eiweißzufuhr 
der Kalkgehalt wesentlich herabgesetzt wäre. Umgekehrt kann eine einfache Kalk- 
zufuhr bei einem Mangel von Eiweiß und sonstigem Nährstoff die Gefahren auch nicht 


— 518 — 


beseitigen. Deshalb liegt das Schwergewicht aller zu erstrebenden Maßnahmen aus- 
schließlich in einer Mehrbeschaffung von Gesamtnahrung bzw. in einer Förderung der 
Produktion, auch der anımalischen. Namentlich muß durch Einfuhr von Viehfutter 
die Verfütterung von Brotgetreide verhir.dert werden, die seit 5 Jahren die Erhöhung 
der Brotratio.ı unmöglich macht. Mit der Erhöhung der Ration kann auch die öffent- 
liche Bewirtschaftung der Nahrungsmittel aufgehoben werden, die der individuellen 
Nahrungswahl und damit dem normalen Ausgleich der Bedürfnisse die größten Schwie- 
rigkeiten macht. Einseitige Empfehlungen bestimmter Nahrungsanteile wie des 
Calciums sind nur geeignet, die Behörden von diesem wichtigsten Ziel abzulenken. 
Reiss (Frankfurt a. M.).“, 

Elfer, Aladár und J. Kappel: Daten zur Wirkung der Extrakte einiger innerer 
Drüsen bei Osteomalacie. (N-, Ca-, Mg- und P-Stoffwechseluntersuchungen.) 
(Int. Klin., ungar. Univ. Kolozsvár.) Zeitschr. f. exp. Pathol. u. Therap. Bd. 21, 
H. 1, S. 104—128. 1920. 

Bei drei osteomalacischen Frauen und bei einem an Chondrodystrophie leidenden 
Knaben wurde die Bilanz für N, Ca, Mg und P aufgestellt; sie war für alle Elemente 
mehr oder weniger positiv. Durch Verabreichung von Extrakt des Hinterlappens der 
Hypophyse (täglich 1—2 ccm Glanduitrin Richter oder Pituitrin Parke Davis u. Co. sub- 
cutan) wurde die Bilanz aller Elemente nicht deutlich und nicht eindeutig beeinflußt. 
Eine kranke (?) Frau mit gesundem Knochengerüst erhielt täglich eine subcutane 
Einspritzung von 2ccm eines Extraktes aus dem vorderen Teil der Hypophyse; in 
der 3 Tage dauernden Versuchsperiode werden im ganzen 1,37 g Ca verloren. In der 
Nachperiode stellt sich etwa Gleichgewicht zwischen der Aufnahme und der Ausscheidung 
des Ca ein. In einem Fall von mittelschwerer Osteomalacie, bei dem von Beginn der 
Beobachtung an Retention des N und der Mineralien bestand, wurde der Einfluß ver- 
schiedener Organextrakte auf die Bilanz dieser Elemente während einer Periode von 
ım ganzen 149 Tagen untersucht. Zur Verwendung kamen: Thymusextrakt Richter, 
täglich 1,1 ccm = ungefähr 1g frischer Drüse, Glanduovin und Extrakt aus Corpus 
luteum Richter, täglich 1 ccm, Adrenalin, täglich 0,25—0,5 mg. Eine sichere Wir- 
kung eines dieser Stoffe war nicht zu erkennen: stets blieb die Bilanz aller Elemente 
positiv, und die geringen Schwankungen können nicht mit Sicherheit auf den Ein- 
fluß der Organextrakte bezogen werden. Im Anschluß daran wurde bei derselben Kran- 
ken der Einfluß von milchsaurem Calcium (täglich 4g), von Tricaleiumphosphat 
(täglich 0,5 g) und von Phosphor (täglich 2 mg in Mandelöl) geprüft; in keinem Fall 
hat sich eine günstige Beeinflussung der Retention der Mineralstoffe erkennen lassen. 

Wieland (Freiburg i. B.)."®, 

Lienaux, E.: Les reactions de la moelle osseuse dans le rachitisme et dans 
Posteomalacie. (Die Reaktion des Knochenmarkes bei Rachitis und Osteomalacie.) 
(Ecole de med. vét., Cureghem.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, 
Nr. 23, S. 998—999. 1920. 

Untersuchungen an Füllen und jungen Pferden. Die Umwandlung des Knochen- 
markes in rotes Fötalmark ergreift nicht alle Teile des Knochenmarkes eines Knochens; 
die wandständigen sind bevorzugt; ferner sind die großen Knochen stärker als die 
kleinen beteiligt. Nichts spricht für den infektiösen Charakter der Knochenmark- 
veränderung. Aschenheim (Düsseldorf). 

Stetter, K.: Über Spätrachitis. (Genes.-Heim Hohenwiese d. L.V. A. Schlesien.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 19, S. 520—521. 1920. 

Bericht über 13 Fälle, lauter junge Männer von 17—19 Jahren, fast alle aus schwer 
arbeitenden Berufen. Die Hygiene ihrer Arbeitsstätten war durchweg gut, der Schlaf- 
raum oft ungenügend gewesen. Bis auf einen hatte in den letzten Jahren keiner Milch 
erhalten. Alle bezeichneten ihre Kost als fettarm, 7 hielten sie der Menge nach 
für ausreichend, die anderen für knapp, 5 hatten nur von den auf Marken zugewiesenen 
Lebensmitteln gelebt. 1916/17 hatten die meisten viel Rüben, später Dörrgemüse 


— 519 — 


konsumiert. Bei mehreren sind auch Geschwister in gleicher Weise erkrankt. Be- 
ginn lag zum Teil mehrere Jahre zurück. Symptome: erst Ermüdbarkeit in den Beinen, 
Knieschmerzen, Schwerfälligkeit beim Treppensteigen, später Kreuz- und Rücken- 
schmerzen, Verkrümmungen der Beine. Meist war das Leiden längere Zeit, aber er- 
folglos als Rheumatismus behandelt worden. Größenwachstum war durchweg etwas 
zurückgeblieben, bei einigen leichte Struma ; Nebennieren-, Thymus- und Hypophysen- 
dysfunktion ließ sich nicht nachweisen. Hämoglobin 60—70%. Mäßige Lympho- 
cytose bei normalen Leukocytenzahlen. Leber und Milz nie vergrößert. Keine Tetanie, 
3mal leicht gesteigerte Nervenerregbarkeit, 5 mal gesteigerte Schweißabsonderung. — 
Alle hatten Rosenkranz, die meisten deutliche Epiphysenverdickungen. Gang meist 
` watschelnd, Treppensteigen 6 mal behindert. Stuhlsteigen in diesen Fällen nur mit 
Unterstützung der oberen Extremitäten möglich. Mehrfach Coxa vara. Verkrüm- 
mungen der Beine fast bei allen. — Charakteristische Röntgenbefunde bei allen: 
Verbreiterung der Epi-, Diaphysenlinie, Auftreibung und nicht selten becherartige 
Veränderung der Diaphysenlinie. Bälkchenzeichnung des ganzen Knochens mangel- 
haft, Corticalis verschmälert. Therapie: reichliche gemischte Ernährung mit Beigabe 
von Milch und frischem Gemüse, Solbäder, elektrische Lichtbäder, Quarzlicht, Massage, 
Phosphorlebertran. Suprarenin und Pituglandol schienen keine Erfolge zu bringen. 
Nach durchschnittlich 8 Wochen waren 5 völlig beschwerdefrei; 8 gebessert und arbeits- 
fähig. Hämoglobin hob sich um etwa 10—15%, die Zahl der roten Blutkörperchen 
um etwa 1/, Million. . ...... Jbrahim (Jena). 


Hedinger, Ernst: Über Störungen des Knochenwachstums junger Rinder bei 
Unterernährung. (Pathol.-anat. Inst., Basel.) Zeitschr. f. angew. Anat. u. Konsti- 
tutionsl. Bd. 5, H. 4/6, S. 293—301. 1920. 

Verf. hatte Gelegenheit in Südafrika den sog. Gelenkt , die Jointform der Lambgiekte 
der Rinder klinisch und pathologisch-anatomisch zu studieren. Die Jointform ist dadurch 
charakterisiert, daß die noch im Wachstum begriffenen 1—2!/,jährigen Rinder eine eigentüm- 
liche Veränderung der Metakarpo-Phalangeal- und zum Teil auch der Karpalgelenke bekommen, 
die in einer Verdickung und Verunstaltung der Gelenke besteht, und zum Teil auch in einer 
Wachstumsänderung der Klauen sich kundgibt, die wohl meist sekundärer Natur ist. Vor- 
zugsweise sind die Veränderungen auf die Vorderbeine lokalisiert, seltener zeigen auch die 
hinteren Extremitäten im Tarso- und Metatarsophalangealgelenk entsprechende Verdickungen. 
Die Veränderungen treten auf, wenn das Tier Euter verläßt und schließlich nur noch auf 
das Weidefutter angewiesen ist, das in den von der Krankheit betroffenen Bezirken außer- 
ordentlich dürftig ist (sandiger Boden). 

Die Tiere magern ab, das Haar wird struppig, die Fußgelenke, besonders die 
vorderen, werden verdickt und unförmlich; oft kommt es uach zur Ausbildung eines 
eigentlichen Pes varus und valgus. Im späteren Alter geht die Affektion wieder mehr 
und mehr zurück. Wie die genaue makroskopische und mikroskopische Untersuchung 
von 9 Fällen ergab, ist die Störung ganz vorzugsweise und vielfach ausschließlich 
auf die untere Epiphysenfuge des Metacarpus, seltener auch des Metatarsus beschränkt; 
gie besteht in einer zum T eil nicht unerheblichen Verdickung der Corticalis und einer 
gewissen Verbreiterung und starken Unregelmäßigkeit in der Knorpelfuge. Röntgeno- 
logisch war in der ersten Phalanx bei fast allen untersuchten Tieren eine Verdünnung 
der Spongiosa und teilweise auch der Corticalis auffallend. Histologisch ergab sich 
überall eine normale Verkalkung der Knorpelgrundsubstanz, dagegen dringen nament- 
lich auf der diaphysenwärts gelegenen Seite die Knochenmarksräume unregelmäßig 
gegen den Knorpel vor; sie sind teils von ziemlich gefäßarmem Fasermark, teils von 
gefäßreichem rotem Mark gebildet. Die in unmittelbarer Nähe der Epiphysenlinie 
gelegenen Knochenbälkchen sind stellenweise unregelmäßig angeordnet. Corticalis 
und Periost verhalten sich histologisch normal. Keine vermehrte lacunäre Re- 
sorption, kein vermehrtes Vorkommen von Osteoklasten, auch nicht in denjenigen 
Partien, die, wie in der ersten Phalanx, die Annahme einer gewissen Osteoporose ge- 
statten. Veränderungen im Sinne der Rachitis sind mit aller Sicherheit auszuschließen. 
Die histologische Untersuchung aller inneren Organe, auch der Drüsen mit innerer 


.— 520 — 


Sekretion, ergab völlig normale Verhältnisse. In der Muskulatur der Unterschenkel 
wurden in einzelnen Fällen etwas reichlicher Sarkosporidien mit den sekundären Folgen 
für die quergestreiften Muskelfasern und in einzelnen Fällen stellenweise geringgradige 
Verfettung gefunden. Nach Ansicht des Verf. kommt als ätiologiecher Faktor in erster 
Linie eine Unterernährung in Betracht. Außerdem soll der weiche sandige Boden 
die Stellungsanomalien begünstigen. Die gleiche Störung hat Verf., wenigstens kli- 
nisch, zum Teil auch bei dem Schweizer Alpenvieh auf den Weiden beobachten können. 
Eine Avitaminose kommt nicht in Frage. Ebenso spielt mangelhafte Kalkzufuhr 
mit der Nahrung keine Rolle. Bei Abb. 3 und 4 sind die Kliechees vertauscht. 
Lehnerdt (Halle a. S.). 

Bierry, H., P. Portier et L. Randoin-Fandard: Sur le mécanisme des lésions 
et des troubles physiologiques présentés par les animaux atteints d’avitaminose. 
(Über den Mechanismus der Schädigungen und physiologischen Störungen bei an Avita- 
minose erkrankten Tieren.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 19, 
S. 845—847. 1920. 

Die Ernährung von Tieren mit geschältem Reis, mit bei höherer Temperatur 
aufgeschlossenem Körnerfutter, oder bei künstlicher vitaminfreier Nahrung, führt 
zu den bekannten Schädigungen, die prämortal folgendes Bild ergeben: 1. Atrophie 
fast aller Organe, besonders der Thymusdrüse und der Genitaldrüsen, auch von Leber 
und Pankreas. Nur die Nebenniere hypertrophiert. 2. Temperatursenkung, gewöhn- 
lich 2—3 Tage vor dem Tode. Bei Tauben kann die Temperatur wieder normal werden 
durch rechtzeitiges Darreichen geringer Mengen Vollkorns. Drei Phasen sind in dem 
Verlauf deutlich zu unterscheiden. In der ersten lebt das Tier noch von eigenen Vitamin- 
reserven. In der zweiten reagiert es mit Hypertrophie der Nebenniere und Hyper- 
sekretion von Adrenalin. Gleichzeitig auftretende Sklerose geht vom Gefäßsystem 
und breitet sich allmählich auf das Parenchymgewebe aus. Verff. konnten das besonders 
gutan den Hoden und an der Leber beobachten. In der letzten Phase, in der die Avitami- 
nose schon weit fortgeschritten, werden die Nebennieren bezüglich des Adrenalins 
funktionsunfähig, zugleich kommt als prämortales Zeichen ein starker Temperatur- 
abfall zustande. Edelstein. 

Saunders, E. W.: The urgent need of dietetic reform and the duty of the 
medical profession toward all the young of the nation. Neurodystrophia ameri- 
cana. (Die dringende Notwendigkeit einer Ernährungsreform und die Pflicht der 
Ärzteschaft gegenüber der ganzen Jugend der Nation. Neurodystrophia americana.) 
Arch. of pediatr. Bd. 87, Nr. 7, S. 435—437. 1920. 

Ein 10 Jahre altes Kind, das früher auf dem Lande gelebt hatte und an die Ernährung 
mit frischen Nahrungsmitteln, Fleisch, Milch, Butter, Gemüse usw. gewöhnt war, erkrankte 
6 Monate nach der Übersiedlung in die Stadt an Schmerzen in den Beinen, später auch den 
Armen, unter Fehlen aller objektiv nachweisbaren Ursachen; die Patellarsehnenreflexe fehlten. 
Eine Diagnose auf irgendwelche organische Erkrankung war nicht möglich. Da jedoch auf 
Änderung der Diät, die sich in der Stadt aus Weißbrot, Reis, Backwerk, Zuckerzeug, bei Mangel 
an Milch, Butter, grünem Gemüse zusammensetzte, und nach Darreichung von grünem Ge- 
müse mit Fett, Essig, Butter, Eidotter, Malzextrakt, Citronen, die Schmerzen rasch zurück- 
gingen, wurde die Diagnose: „Neurodystrophia americana“ sichergestellt. — In einem anderen 
Falle erkrankte ein 5jähriges, bisher lebhaftes und aufgewecktes Kind unter Mißmut, Furcht- 
samkeit, Mangel an Gehorsam, Schwäche in den Beinen, rascher Ermüdung. Die Beine waren 
abgemagert, die Patellarsehnenreflexe fehlten. Unter der entsprechenden Diät ging auch dieser 
Fall von „amerikanischer Beriberi“ in Heilung aus. — In einem dritten Falle hatte ein bis- 
her ganz gesundes Kind in einigen Wochen einen außerordentlichen Appetit für Süßigkeiten 
und devitalinierte Nahrungsmittel unter Vermeidung der natürlichen Diät gezeigt. Hernach 
traten Anämie und „Wachstumsschmerzen‘‘, besonders nachts, auf, von der Mutter als ‚‚ameri- 


kanische Beriberi“ gedeutet. Heilung auf Bettruhe und entsprechende Diät. — Die Fälle 
lassen sich leicht aus der Praxis des Verf. um ein Vielfaches vermehren. Neurath (Wien). 


Gerstenberger, Henry J.: Has malt soup extract an antiscorbutic value? (Hat 
Malzsuppenextrakt antiskorbutischen Wert?) Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 7, 
S. 437—439. 1920. 

Beim Studium des respiratorischen Quotienten skorbutkranker Kinder wurde 


— 521 — 


die unerwartete Beobachtung gemacht, daß drei an sicherem Skorbut erkrankte 
Kinder nach Darreichung von Malzsuppenextrakt rasch und vollständig ausheilten. 
Neurath (Wien). 

Mouriquand, G. et P. Michel: Dessiecation et perte du pouvoir antisecorbutique 
des végétaux frais. (Verlust der antiskorbutischen Eigenschaften von frischen 
Vegetabilien beim Trocknen.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 88, 
Nr. 19, S. 865. 1920. 

Versuche an Meerschweinchen mit frischer (grüner) und getrockneter Gerste. 
Trocknen schon bei niedrigeren Temperaturen (bei 70°, im Wasserdampf bereits bei 
37°) hat ein Schwinden der antiskorbutischen Eigenschaften zur Folge. Es treten deut- 
liche Knochenschädigungen auf. Nach Ansicht der Verff. geht der Verlust der anti- 
ekorbutischen Eigenschaften parallel mit dem Verlust an ‚Vegetations‘‘-Wasser, 
wobei anscheinend physikalisch-chemische Veränderungen vor sich gehen. Jeden- 
falls wird durch nachträgliche Imbibition der Vegetabilien mit Wasser ihre Wirksam- 
keit nicht wieder hergestellt. Edelstein. 

Nothmann, Hugo: Zur Frage der Ödembildung und -verhütung bei spasmo- 
philen Kindern. Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 34, S. 802—803. 1920. 

Nothmann berichtet im Anschluß an Bosserts Bericht, daß Eiweißzulage im 
Milieu einer salzarmen Kost bei Tetanikern zur Ödembildung führt, über eigene Er- 
fahrungen zu dieser Frage. Er hat bei reichlicher Eiweißzufuhr bei gemischter, aber 
milchfreier Kost nie Ödeme beobachtet. Er führt dies darauf zurück, daß im Gesamt- 
milieu der gereichten Nahrung die anhydropigene Quote, vor allem der Kalk, die 
hydropigene überwog. Sehr wichtig erscheint ihm eine große Flüssigkeitsarmut der 
Nahrung. Es wurde im allgemeinen nicht mehr als 500 ccm pro die gereicht. Wegen 
der Zusammensetzung der Nahrung im einzelnen sei auf das Original verwiesen (ge- 
mischte milchfreie Kost mit Larosan und Quark). Aschenheim (Düsseldorf). 

Jacki, Elisabeth: Über eine Shiga-Kruse-Epidemie in Heidelberg. (Kinderklin., 
Heidelberg.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 4, S. 340—351. 1920. 

Explosionsartiger Ausbruch einer Ruhrepidemie auf verschiedenen Abteilungen 
der Heidelberger Kinderklinik. Sämtliche Säuglinge waren mit Butter-Mehlnahrung 
ernährt worden. Wenn auch der Beweis, daß die Butter-Mehlnahrung die Infektion 
übertragen hat, nicht geführt werden konnte, so muß doch jedenfalls in dem Fehlen 
der Schlußsterilisation bei der Bereitung dieser Nahrung ein bedenklicher Mangel 
gesehen werden. Im zeitlichen Zusammenhang stehen zahlreiche weitere Erkrankungen. 
Gesamtmaterial 102 Fälle. Klinisch bemerkenswert ist, daß der hohen Mortalität 
der Hausepidemie ein viel milderer Krankheitsverlauf bei den draußen erkrankten 
Kindern gegenübersteht, der zum Teil das Bild einer harmlosen Dyspepsie bot. Therapie: 
24stündige Nahrungspause, dann Eiweißmilch; während der Teepause 10—15 g 
Tierkohle. Molke und Ruhrserum bewährten sich nicht. In chronischen Fällen wurde 
Eiweißmilch mit Erfolg durch Buttermilchbrei ersetzt. Eine Reihe leichter Fälle 
wurde erst durch die Agglutinationsprobe als Ruhr erkannt. Jedoch ist die Agglu- 
tinatiosprobe kein unbedingt zuverlässiges Kriterium für die Ruhrdiagnose. Langer. 

Bihlmeyer, G.: Exanthem bei kindlichem Diabetes. (Erwiderung auf die Be- 
merkung von Prof. Prym-Bonn in Nr. 29 ds. Wochensehr.) Münch. med. Wochenschr. 


Jg. 67, Nr. 35, S. 1022. 1920. 
Siehe diese Zeitschr. Bd. 9, S. 307 u.. 392. Verf. betont noch einmal ausdrücklich, daß 
es sich nicht um Flohstiche, sondern um ein ganz charakteristisches Exanthem handelte. 
Dollinger (Charlottenburg). 


Epstein, B. und W. Neuland: Über neurogene Dermatosen und exsudative 
Diathese im Säuglings- und Kindesalter. (Univ.-Kinderklin., Berlin.) Jahrb. f. 
Kinderheilk. Bd. 93, 3. Folge: Bd. 43, H. 1, S. 33—43. 1920. 

Verff. unterziehen sich der Aufgabe, aus der großen Gruppe von Hauterkrankungen, 
die mit dem Namen Ekzem bezeichnet werden, eine Gruppe klinisch und vor allem 
ätiologisch als neurogene Dermatosen abzutrennen. Es handelt sich um eine trockene 


— 52 — 


Hautaffektion, die vor allem die Ellenbogen, ‚Kniekehlen, Streckseite der Handgelenke, 
Nackenpartie, innere Oberschenkelhaut befällt, aber auch an jedem anderen Teil der 
Haut vorkommen kann. Anordnung meist symmetrisch. Der Charakter der Haut- 
veränderung ist wechselnd, selten typisch ekzematös, häufiger lichinoid und pachyder- 
matisch. Von Brocq ist die Affektion als Neurodermitis "bezeichnet worden. Meist 
handelt es sich um Übergangsformen zum typischen Ekzem. Charakteristisch ist weit 
mehr als die Art der Hautveränderung die oben beschriebene Lokalisation, die Sym- 
metrie, die Trockenheit, der äußerst chronische Verlauf (häufig in Schüben) und vor 
allem der Juckreiz. Dieser kann häufig vor Ausbruch des Ausschlags vorhanden sein. 
Alle Patienten mit diesem Leiden sind Neuropathen; das Auftreten des Ausschlags 
wird häufig durch eine psychische Erregung veranlaßt, wofür Beobachtungen angeführt 
werden. Kombinationen mit Ekzemen auf exsudativer Grundlage kommen vor, sind 
aber nicht notwendig. Differentialdiagnostisch spricht für exsudatives Ekzem. Beein- 
flußbarkeit durch die Nahrung, nässender Charakter, verschwinden mit dem Ende des 
ersten Lebensjahres bei zweckmäßiger Behandlung (?). Für neurogene Dermatose 
sprechen die obengeannten Symptome, dann auch das Vorhandensein anderer neuro- 
pathischer Symptome. Die Therapie muß zweckmäßig auf die Neuropathie einzu- 
wirken suchen, vor allem durch Fernhalten exogen oder psychisch wirkender Reize, 
soweit das möglich ist. Suggestivbehandlung hat öfters Erfolg. Milieuänderung hat 
manchmal günstigen Einfluß. Örtliche Behandlung mit milden, juckreizlindernden 


“Salben ist nicht zu entbehren. Aschenheim. 


_ Ferrannini, Luigi: Il geroderma genito-distrofico. (Geroderma genito-dystro- 
phicum.) Folia med. Jg. 6, Nr. 16, 8. 372—376. 1920. 

Eine Publikation Haushalters wird zum Anlaß genommen, um Literatur und Yun 
tologie des Geroderma genito-dystrophicum zu sichten und das Krankheitsbild dieser dystro- 
Ben Affektion von ätiologisch und klinisch ähnlichen Bildern abzugrenzen. (Vgl. dieses 

ntralbl. 9, 213.) Neurath (Wien). 

Wieland: Lipodystrophia progressiva. Med. Ges., Basel, Sitzg. v. 4. III. 1920. 
Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 35, 8. 779. 1920. 

Ein 13!/,jähriges Mädchen magerte seit 4 Jahren im Gesicht und am Thorax ab, dafür 
nahm das Fettpolster an den Nates und den Beinen zu. Lungenbefund normal. Tuberkulin- 
reaktion negativ. Ätiologie dunkel. Bisher sind 26, ausschließlich das weibliche Geschlecht betref- 
fende Fälle beschrieben. Prognose quoad vitam gut, quoad restitutionem schlecht. Neurath. 

_ Duken, J.: Über Chondrodystrophie. (Univ.-Kinderklin., Jena.) Zeitschr. f. 
Kinderheilk., Orig. Bd. 26, H. 1/2, S. 65—84. 1920. 

Nach kurzem historischen Überblick über die chondrodystrophischen Zwerge geht 
Verf. auf die Besprechung der Literatur ein. Aus ihr ergibt sich der fötale Ursprung, 
die Heredität und die Sonderstellung der Erkrankung. Die Klebssche Theorie, die 
Tendeloo wieder aufnimmt, von der Entstehung durch Druck der vergrößerten 
Nabelblase wird abgelehnt, da sie die Veränderungen der Schädelbasis nicht eine 
schließt und keine Erklärung für das postfötale Fortbestehen der Erkrankung gibt. 
Ausführlich wird die Arbeit Murk Jansens nach der englischen Ausgabe 1912 be- 
sprochen. (Die Arbeit ist in der Zeitschr. f. Orthopädie 32, 1913 von Hohmann und 
Windstoßer übersetzt und vom Autor erweitert erschienen. Ref.) Im Anschluß daran: 

‚ Beschreibung eines 41/,jähr. Chondrodystrophikers. Prüfung auf Abwehrfermente nach 
der interferometrischen Methode: Epiphyse 23,53% ; Großhirn 16,17% ; Hoden 10,29% ; Hypo- 
physe 10,03%; Schilddrüse 17,64%. Prüfung des vegetativen Nervensystems: Atropin (1 mg) 
maximale Papillenerweiterung und Pulsbeschleunigung nach 45 Min. Adrenalin: Maximaler 
Blutdruck nach 15, Puls nach 60 Min., Rohrzucker: Nach 3 Stunden ausgeschieden, Pilokarpin: 
maximale Pulsbeschleunigung und Salivation nach 45 Min. 

Der Femurhals steht in Valgusstellung. Die Querfortsätze der Wirbel und 
die paravertebralen Anteile der Rippen verlaufen in frontaler Ebene, statt nach 
hinten gerichtet. Daraus resultiert eine mangelhafte Thoraxatmung. Huldschinsky. 

Wieland: Chondrodystrophia hypoplastica. Med. G:s., Basel. Sitzg. v. 4. III. 
1920. Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 35, 8. 779. 1920. 

Ein 4jähriger Knabe, 79 cm groß, bot folgende Symptome: mächtige Schädelkapsel 


— 523 — 


{fronto-oceip. Umfang 53 cm), rg ee Profil, Stunpfnase, schmaler Thorax (47 cm), 
starke Kyphose, Froschbauch mit Nabeltiefstand, kurze Arme und Beine, diese in extremer 
Vagusstellung. Erster Eindruck der eines rachitischen Zwerges, röntgenologisch Fehlen von 
Rachitis, jedoch charakteristische Zeichen der mikromelen, chondrodystrophischen Wachs- 
tumsstörung, der eine frühzeitige Alteration aller knorpelig präformierten Skeletteile zugrunde 
liegt. Die Individuen bleiben zeitlebens disproportionale Zwerge mit guter Intelligenz. Neurath. 


Resch, Alfred: Ein Fall von multiplen cartilaginären Exostosen. Jahrb. f. 
Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, 8. 392—399. 1920. 

Beschreibung eines Falles, 9jähriger Knabe, mit multiplen Exostosen Erste 
Beobachtung des Leidens: 4. Jabr. Keine Wachstumshemmung. Exostosen an 
Unterarmen und Beinen. Ein überzähliger Knochenkern am rechten Carpus. Die 
Sporne zeigen alle diaphysenwärts vom benachbarten Gelenk fort (wie in den Dwyer- 
schen Fällen, dies. Zentralbl. 1920, Bd. 9, H. 4, S. 161.) Anomalien in Gesamtakelett: 
Atrophie der Knochensubstanz, Störung des enchondralen Wachstums. Die Exo- 
stosen sind immer den Epiphysenfugen benachbart. Es handelt sich um eine all- 
gemeine Erkrankung der Knochensubstanz unbekannten Ursprungs. Huldschinsky. 

Kaplan, D. M.: Endocrine tropisms. Thyrotropisms. (Endokrine Tropismen. 
Thyreotropismen.) New York med. journ. Bd. 111, Nr. 7, S. 275—280. 1920. 

Unter endokrinem Tropismus versteht der Verf. eine im Rahmen der individuellen 
Körperverfassung zum Ausdruck kommende anomale Einstellung einzelner Blutdrüsen, 
sei es im Sinne einer Hyperfunktion, Hypofunktion oder qualitativen Änderung der 
Arbeitsweise, also einer Dysfunktion, ohne daß eine derartige anormale Einstellung 
als solche schon Krankheitserscheinungen bedingen müßte. Vor jedem therapeutischen 
Versuch sollte stets der individuelle Tropismus erkannt werden, der vielfach schon 
in der Anamnese der Eltern und in früher Kinc heit zum Ausdruck kommt. So soll z.B. 
das Fehlen von Infektionskrankheiten in der Kindheit oder aber das glatte, komplika- 
tionslose Überstehen sehr zahlreicher Infektionskrankheiten eine besonders leistungs- 
fähige Schilddrüsenfunktion anzeigen. Solche Menschen seien als thyreotrop zu be- 
zeichnen. Schilderung einzelner Merkmale und kleiner Charakterzüge, die Verf. zur 
Beurteilung namentlich der thyreotropen Konstitutionen für wertvoll hält. Die enge 
Synergie der einzelnen Blutdrüsen läßt die chirurgische Therapie der Basedowschen 
Krankheit unzweckmäßig erscheinen, da diese Krankheit nicht bloß eine Schilddrüsen- 
affektion darstellt. Zur Behandlung thyreotroper Zustände eignen sich Organpräparate, 
vor allem Schilddrüsen- und Ovarialextrakte in vorsichtigen Dosen. Verf. wendet sich 
auch gegen die operative Entfernung hyperplastischer Tonsillen, welche ebenfalls zum 
endokrinen System gerechnet werden. J. Bauer (Wien). 


Krankheiten des Biutes und der biutblidenden Organe. 


Nägeli: Zur Frage der Eisenwirkung bei Anämien, speziell bei Chlorose. 
Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 31, S. 661—663. 1920. 

An Hand einer ausführlichen Besprechung der Literatur über die Theorie der 
Eisenwirkung zeigt Verf., wie unsicher unsere Vorstellungen über die Heilwirkung des 
Eisens bei der Chlorose bisher gewesen sind. An Hand eigener Versuche hat er fest- 
gestellt, daß bei Chlorosen in auffälliger Weise nach wirksamer Eisenbehandlung 
schon nach 2—3 Tagen eine deutliche Knochenmarksreaktion sich einstellt, welche sich 
durch das Auftreten massenhaft jugendlicher Elemente im Blute manifestiert. An einem 
Beispiel wird die überaus rasche und gewaltige myeloische Reaktion sowohl im weißen 
als auch im roten Blutbild schon am 3. Tage der Eisenbehandlung gezeigt. Angesichts 
solch elektiver Beeinflussung der Blutbildung durch Eisen muß angenommen werden, 
daß dasselbe sofort direkt in die Blutbildung eingreift. Da die stürmische Neubildung 
auch den leukocytären Anteil des Knochenmarks betrifft, kann es sich dabei nicht 
nur um den Eintritt des Eisens in das Hämoglobinmolekül handeln. Da vielmehr 
das ganze Knochenmark in vermehrte Tätigkeit eingetreten ist, muß ein intensiver 
Knochenmarksreiz vorliegen. Bei allen Fällen torpider Chlorose, welche gegenüber 


— 524 — 


der üblichen Eisenbehandlung völlig refraktär blieben, gelang es durch große Fe- 
Dosen eine deutliche Reaktion des Knochenmarks und damit Besserung zu erzielen; 
solche Fälle zeigen selbst bei jahrelangem Torpor des Knochenmarkes bei außerordent- 
lich hohen Dosen eine sehr gute Eisenwirkung. Bei der Annahme einer Reizwirkung 
des Eisens bleibt einzig die Frage offen, ob dasselbe direkt am Knochenmark an- 
greift oder ob es seine Wirkung erst indirekt entfaltet. Roth (Winterthur).“, 
Rollin: Über nutritive Anämie und Anatomie des Blutes. Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 46, Nr. 29, 8. 799. 1920. l 
Nach des Verf. Erfahrungen ist der Blutbefund abhängig von der Salzeäure des 
Magens. Fälle von reiner Superacidität haben Hämoglobin 100—140%, Fälle von 
Sub- und Anacidität bedingen einen Hb-Gehalt, der entsprechend zunehmendem 
Mangel an Darmverdauung und Resorption mehr und mehr unter 100% sinkt. Bei 
unkomplizierten Fällen von Superacidität des Magens sind die Erythrocyten auffallend 
gleichgroß (6—9 u), prall gefüllt, mit Sinken der Acidität erscheinen mehr kleine Formen 
(4—5 u). Die Betrachtung der Größe der Erythrocyten ist ein feines Diagnosticum 
für die nutritive Anämie. Bei Superacidität findet sich eine dunkelrote, feuchte, reine 
Zunge; bei Sub- und Anacidität eine blasse Zunge mit dickem festhaftendem Belag. 
Die Erythrocyten sind nicht nur Hb- und Gasträger, sondern enthalten auch Plasma. 
Es ist kein funktionell wichtiger Teil des Blutes. Die Erythrocyten sind wesentliches 
Organ des Stoffwechsels. Die bikonkave Scheibe ist durch Insulte geschaffen. Physi- 
kalische Erscheinungen sprechen für eine Kugelgestalt. Die Einteilung der Anämie 
ändert sich durch die Lehre von der nutritiven Anämie. Es bestehen: 1. nutritive 
Anämie, 2. generative Anämie (Chlorose), 3. mannigfache Anämien destruktiver Natur 
entweder bacillären oder toxischen Ursprungs oder bedingt durch Blutverluste irgend- 
welcher Art. Weinberg (Rostock). 
.Krumbhaar, E. B. and John H. Musser: The catalase content of the blood 
in different types of anemia. (Der Katalasegehalt des Blutes bei verschiedenen Formen 
von Anämie.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 75, Nr. 2, S. 104-105. 1920. 
Bestimmung des Katalasegehaltes nach der von Stehle (J. of Biol. Chem. 89. 1919) 
angegebenen Methodik. Katalaseindex = Anzahl der nach 15 Minuten freigewordenen 
Kubikzentimeter Sauerstoff gebrochen durch die Zahl der Erythrocyten, letztere in 
Millionen ausgedrückt. Der Katalasegehalt des anämischen Blutes ist durchschnittlich 
niedriger wie der bei Normalen und hängt von der Konzentration der Erythrocyten 
ab. Die Art der Anämie scheint dabei keine Rolle zu spielen. Splenektomie beeinflußt 
den Katalasegehalt nicht. Barrenscheen (Wien).®, 
Bottelli, Ugo: Un caso di leucemia acuta linfantica infantile. (Ein Fall von 
akuter Iymphatischer Leukämie bei einem Kinde.) (Istit. anat.-patol., osp. magg., 


Milano.) Osp. magg. Milano, sez. B., Jg. 8, Nr. 2, S. 3—9. 1920. 

Typischer Fall einer in kurzer Zeit tödlich verlaufenden akuten Iymphatischen Leukämie 
bei einem 6jährigen Kinde. Bei der Obduktion fand sich u. a. eine stark vergrößerte Thymus 
mit myeloider Metaplasie. Das bei der Aufnahme großlymphozytäre Blutbild ging später in 
ein kleinlymphocytäres Blutbild über, evtl. unter dem Einfluß von Röntgenstrahlen. 


Blutbild. | 
am 9. 12. 09 am 8. 1. 10 

Fleischl. . 0 wre tt ea Bee 25,30 28,30 
Erythroe. 2 2 20. .2 5 wa ya 1 950 000 
Färbeindex. . . 2 2 2 mo re. 0,70 1,20 
Leukocyt. 2 2 2 2 on 182 000 113 600 
Poly. neutr. : 3.5 = %-.:.08 de ne em 3,5% 8% 
Eosinoph. a... 3 Lore, a wa ee 0% 20, 
Basophile . ur. u a en we a 0% 0% 
Große Lymphoc. . . . 2. 2: 2 2 2 2 22 20. 54% 10% 
Kleine Lymphoc. . . . a. 2: 2 2 22 2 2 20. 37% 78% 
Neutroph. Myeloc. . . 222 2220202. 35% vereinzelt 
Große Mononucl.. . . 2 2 2 2 2 2 2 2 2. 20; o, 


2% 
Vereinzelte kernhaltige Erythrocyten. ° Aschenheim (Düsseldorf). 


— 525 ° — 


Hamm: Koagulen bei Hämophilie.. Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 31, 


S. 904. 1920. 

Mädchen von 7 Jahren, hämophil. Vorher starke Blutung nach Entfernung der 
Rachenmandel und nach Loslösen eines Trommelfellpolypen. Bei akuter Otitis media wurde 
unmittelbar nach der Paracentese !/, g Koagulen subcutan injiziert und dadurch jede stärkere 
Blutung verhindert. — Bei zwei Fällen von Grippe mit Epistaxis, welche jeder örtlichen Be- 
handlung trotzte, wurde die Blutung gleichfalls durch subcutane Koagulenzufuhr gestillt. 

A. Herz (Wien).M 

Wagner, Richard: Demonstration eines 12 jährigen Knaben mit symmetrischer 
Parotisschwellung, Milz- und Leberschwellung und Chloranämie. Mitt. d. Ges. f. 
inn. Med. u. Kinderheilk. Wien. Jg. 19, Nr. 1, S. 17. 1920. 

Vgl. dies. Zentralbl. Bd. 9, 8. 22. 

Carpenter, Howard Childs: Blood findings in a child five years alter splenec- 
tomy. (Blutbefunde bei einem Kinde 5 Jahre nach Milzexstirpation.) Arch. of 
pediatr. Bd. 37, Nr. 7, S. 425—426. 1920. 


Demonstration eines lOjährigen Knaben, bei dem 5 Jahre zuvor wegen eines familiären 
hämolytischen Ikterus vom Typus Chauffard-Minowski die Milz mit gutem Erfolge exstirpiert 
wurde. Entwicklung und Befinden des Kindes waren gut, Ikterus und Ascites nicht vorhanden; 
die äußeren Lymphdrüsen zeigten sich mäßig vergrößert, die Tonsillen enorm hypertrophisch. 
13 Blutuntersuchungen ergaben im Durchschnitte 82%, Hämoglobin, 4,288 Mill. rote und 
15 000 weiße Blutkörperchen, während vor der Operation nur 239% Hämoglobin und 2,02 Mill. 
rote Blutkörper vorhanden waren. Eine deutliche Knochenmarksregeneration war kenntlich 
an dem hohen Färbeindex, der dauernden Leukocytose, einer mäßigen Chromatophilie und 
Poikilocytose und einer großen Anzahl von Übergangszellen und Eosinophilen. Trotz einer 
ziemlich geringen Zahl von Plättchen, wie sie für den hämolytischen Ikterus bekannt ist, war 
die Gerinnungszeit auffallend kurz. Die Aktivität des Iymphatischen Gewebes wurde durch 
die absolute Lymphocytsoe sowie durch die Vergrößeruug der Lymphdrüsen und Tonsillen 
erwiesen. Lotte Lande (Breslau). 


Intektionskrankheiten. 


Reh, M. Th.: Notes eliniques sur la rub6ole. (Zur Klinik der Röteln.) Rev. 
med. de la Suisse romande Jg. 40, Nr. 8, S. 506—510. 1920. 

Verf. beschreibt eine Rötelnepidemie bei scharlachrekonvaleszenten Kindern. 
Von seinen Beobachtungen sind vielleicht folgende bemerkenswert: 1. Von 11 auf der 
Station befindlichen Kindern erkrankten 8. 2. Die Inkubationsdauer schwankte 
zwischen 12 und 25 Tagen. 3. Die Übertragung war stets eine mittelbare. 4. Der Aus- 
schlag begann in allen Fällen auf der Brust; zunächst masernartig, gewann er auf dem 
Höhepunkte ein scarlatinöses Aussehen. 5. Von Lymphdrüsen waren stets nur die 
Cervicaldrüsen geschwollen. Walter Lasch (Berlin). 

Benzing, R.: Über ungewöhnliche Verlaufstormen von Röteln. (Med. Univ.- 
Poliklin., Tübingen.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 26, H. 1/2, S. 12—22. 1920. 

Beschreibung von 16 unzweifelhaften Rötelnfällen mit teilweise schwerem Ver- 
lauf. Als Prodrome gingen häufig katarrhalische Erscheinungen mäßigen Grades, 
gelegentlich Lymphdrüsenschwellungen, Mißlaune und Blässe, einmal ein Enanthem 
dem Ausschlag voraus. In 2 Fällen hohes prodromales Fieber (bis 39,9). Keine 
Kopliks. Exanthemdauer im Durchschnitt 3 Tage, einmal 6 Tage. Im Floritions- 
stadium 6 mal Temperaturanstieg über 38; Drüsenschwellungen bis 10 Tage anhaltend. 
Blutbild oft von besonderem Charakter: die schon von Hildebrandt und Thomas 
beobacht.ten Türkschen Reizungsformen wurden von Naegeli als Plasmazellen fest- 
gestellt (Iymphocytäre und Radkernplasmazellen) und erreichten 4mal Werte von über 
12%. Eosinophile verschwanden nicht wie bei Masern mit Auftreten des Exanthems. 

Benzing (Würzburg). 

Hainiss, Elemér: Über die Spätsymptome der Scarlatina mit Bezug auf Ver- 
hinderung von Hausepidemien. Orvosi Hetilap Jg. 64, Nr. 3, S. 30—31. 1920. 
(Ungarisch.) 

Schleissner hat die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, daß die Hautschuppung 
an den Ohren am längsten dauert und auch wiederholt auftritt. Die von Feer be- 


— 526 — 


schriebene Furche am Daumennagel kommt leider nicht zu oft zur Entwicklung. 
Verf.vertritt den Standpunkt, daß man die Ursache der akuten Nierenentzündungen 
des Kindesalters fast ausschließlich in dem Scharlachgifte suchen muß. Diese drei 
Spätsymptome sind die wichtigsten Kriterien in der Verhütung von Übertragungen 
und Hausinfektionen. L. Fejes. 


Álvarez, Baldomero González: Über postinfektiöse Erscheinungen (gelegentlieh 
eines besonders gelagerten Scharlachfalles). Siglo med. Jg. 67, Nr. 3479, S. 605 
bis 607. 1920. (Spanisch.) 

Verf. beobachtete einen Scharlachfall, bei dem nach erfolgter Entfieberung ohne 
irgendwelche nachweisbaren Krankheitssymptome erneute Temperaturen zwischen 
39—40° auftraten. Nach seiner Meinung ist das Fieber oder besser die Hyperthermie 
in diesem wie in anderen ähnlichen Fällen bedingt durch die Toxine der Infektion, 
die ihren Angriffspunkt im wärmeregulatorischen Zentrum haben. Auch wenn die In- 
fektion überstanden ist und die Toxine eleminiert, bleiben die Organschädigungen 
bis zur Restitutio ad integrum bestehen. Valentin. 

Steinert, Ernst: Beobachtungen anläßlich einer Varicellenepidemie. (Dtsch. 
Kinderklin. i. d. böhm. Landesfindelanst., Prag.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 26, 
H. 1/2, S. 94—98. 1920. 

Anläßlich einer Varicellenepidemie, die in der deutschen Kinderklinik in Prag 
auftrat, hat Verf. den Wert der prophylaktischen Varicellenschutzimpfung erprobt. 
Es wurde der klare Inhalt von möglichst frischen Bläschen entnommen, wobei es auf- 
fiel, daß das Impfmaterial aus den zuerst aufgetretenen Bläschen wirksamer war als 
das der späteren Schübe. Als Impfstelle wurde die zarte Haut an der Brust etwas unter 
halb der Clavicula gewählt. Bei dem zunächst geimpften Kinde entwickelte sich 
9 Tage nach der Impfung ein deutliches Varicellenbläschen. Ein zweites Kind zeigte 
schon am 7. Tage Papelbildung, am 8. Tage traten Blasen auf. Impfmaterial von 
einem dritten Kinde (5. Krankheitstag) war fast unwirksam, von einem vierten 
völlig unwirksam. In 2 Fällen erhielt Verf. positive Impferfolge durch Übertragung 
von Inhalt von künstlich erzeugten Impfvaricellen. Ein 10 Monate alter Säugling, 
der auf Übertragung von Inhalt von künstlich erzeugten Varicellenpusteln keine 
Impfreaktion zeigte, erkrankte an typischen allgemeinen Varicellen. Mit der Durch- 
impfung der Kinder erlosch die Epidemie auf der infizierten Abteilung. Impfversuche 
an Meerschweinchen verliefen ergebnislos. E. Nobel (Wien). 

@ Rolly, F.: Der akute Gelenkrheumatismus nebst Chorea minor und Rheuma- 
toide. Berlin: Julius Springer 1920. 177 S. M. 20.—. 

Vorliegendes Buch wird unter den spärlichen Monographien, die bisher über den 
akuten Gelenkrheumatismus erschienen sind, infolge der Fülle des mit großem Fleiß 
zusammengetragenen Materials eine erste Stelle einnehmen. Die im bescheidenen 
Vorwort angedeutete Absicht des Verf. ist, seine langjährigen, an dem umfangreichen 
Material der Leipziger Med. Klinik gesammelten Erfahrungen einem größeren lite- 
rarischen Kreise zugängig zu machen. Das Buch ist in seiner Bedeutung über diesen 
Zweck weit hinaus gewachsen. Es liest sich wie eine über alle einschlägigen Fragen 
referierende Abhandlung eines Handbuches und orientiert dabei doch immer wieder 
über den einzelnen Fall durch eingeflochtene Krankengeschichten. Die Krankheit 
und der Kranke werden gezeichnet. Dies gibt dem Buch eine sympathische persön- 
liche Note. Dem Inhalt im Rahmen eines Referats einigermaßen gerecht zu werden, 
ist kaum möglich. Hinweise mögen genügen: Ein ausführliches Kapitel ist der Ätio- 
logie gewidmet; zu den verschiedenen, zum Teil nur noch historischen Theorien über 
die Pathogenese wird kritisch Stellung genommen. Auf Grund eigener Untersuchungen 
hält Verf. an der modernen Anschauung fest, daß der akute Gelenkrheumatismus 
eine Infektionskrankheit ist, dessen Erreger noch unbekannt ist. Verf. hat in 118 
schweren Erkrankungsfällen das Blut auf der Höhe des Fiebers stets steril gefunden. 
Die Weintraudsche Theorie von der Anaphylaxiereaktion wird kritisch abgelehnt. 


r 


27 — 


(a>) 


Zur allgemeinen Statistik sind über 4000 Fälle von akutem Gelenkrheumatismus 
herangezogen; als eigentliche Grundlage für die Zeichnung des klinischen Bildes nach 
Jahrgängen zusammengetaßte Gruppen von Fällen: 1651 aus den Jahren 1900—1905, 
907 aus den Jahren 1906—1908, 1450 aus den Jahren 1910—-1912. Die Klinik wird 
sehr eingehend besprochen; der breiteste Raum gilt den Komplikationen. Als solche 
werden mit statistiscnen Daten belegt und einer klinischen Besprechung unterzogen: 
Endokarditis mitralis; Myokarditis; Perikarditis (115 mal beobachtet, je in 3,2%, 
aller Fälle); rheumat’scne Meningitis (1 Fall) und rheumatiscne Peritonitis (1 Fall); 
beides Selbstbeobachtungen; ferner die Erytheme: Erythema exsudativum multiforme 
und Erythema nodosum. Auch die Purpuraerkrankungen werden wegen ihrer Be- 
ziehungen zum akuten Gelenkrheumatismus als Komplikationen angeführt. Bei 
ihrer Besprechung und Abtrennung von anderen Blutungskrankheiten verschiedener 
Atiologie verliert Verf. etwas den Zusammenhang mit seinem Thema. Zum Schluß 
werden noch erwähnt und mit Krankengeschichten belegt: der Rheumatismus cere- 
bralis und der hyperpyretische Gelenkrheumatismus. Ein selbständiges größeres 
Kapitel ist der Chorea minor gewidmet. Unter „Rheumatoide‘‘ werden die gonor- 
rhoischen (128 Fälle), die skarlatinösen (43), die septischen (46), die luetischen (35) 
Polyarthritiden zusammengefaßt und besprochen. Diese sind im Register als ‚‚Rheuma- 
toide‘‘ von den eigentlichen Komplikationen getrennt aufgeführt, bleiben aber im 
Buch unter dieser Rubrik: ein Widerspruch und offenbares Versehen. Bei der The- 
rapie berücksichtigt Verf. sämtliche Verfahren, auch die modernsten. Den Schluß 
bildet ein ziemlich vollständiges Literaturverzeichnis. Beim Studium dieses Buches 
kommt auch der Pädiater auf seine Kosten. In den jetzigen Zeiten des Mangels ist 
es doppelt zu begrüßen, wenn auch auf die äußere Form eines Buches Wert gelegt 
wird. Dies ist hier geschehen. Das Papier ist die alte Friedensware; 30 wirklich gute 
Abbildungen dienen zur Illustration. Vor allem aber wird der solide Preis von 20 Mark 
dem Buch die Wege zur weiteren Verbreitung ebnen. Hoffentlich werden in der 
2. Auflage, die dem Buch bald zu wünschen ist, die zwar wenigen, aber lästigen Druck- 
febler vermieden. Das Buch kann nur empfohlen werden: es wird dem Studenten 
einen gewinnbringenden Einblick in eins der wichtigsten menschlichen Leidenskapitel 
geben, dem erfahrenen Arzt einen guten Überblick. Götzky (Frankfurt a. M.). 
Spolverini, L.: Difterite del naso e dell’orechio in un lattante di 30 giorni. 
(Nasen- und Ohrdiphtherie bei einem 30 Tage alten Säugling.) (Clin. pediatr., univ., 
Rana.) Boll. d. clin. Jg. 37, Nr. 2, S. 41—43. 1920. | 
Der Säugling stammt von einem 30jährigen wahrscheinlich luetischen Vater und einer 
stark herabgekommenen, anämischen 36jährigen Mutter ab. Letztere überstand 13 Geburten 
(7 Aborti, 1 Zwillingsgeb. darunter). Von 7 zur Welt gekommenen Kindern leben bloß vier. 
Alle sind an der Mutterbrust ernährt worden. Die Mutter scheint nie einer antisyphilitischen 
Kur unterzogen worden zu sein. Anfangsgewicht des Säuglings 4500 g. Er wurde wegen Ge- 
wichteabnahme und schlechter Nahrungsaufnahme zur Konsultation gebracht. Seit 8 Tagen 
angeblich des Abends Fieberbewegungen bis 38°; fleischwasserähnliche rötliche Sekretion aus 
der Nase und Ausfließen eines eitrigen Serums aus dem linken Ohr wurde von der Mutter 
zumeist Nachts (!) beobachtet. — Die objektive Untersuchung ergab allgemeine Ernäh -| 
störung, rote Flecken auf der Körperobertläche sowie auf den Fußsohlen, Leber- und Milz- 
vergrößerung. Mundschleimhaut und Gaumen frei von Veränderungen; schwaches Saugver- 
mögen, stark behinderte Nasenatmung. Bei der Nasenuntersuchung findet man die Nasenhöhle 
teilweise durch gelbbraune Krüstchen verstopft. Die bakteriologische Untersuchung des Nasen- 
und Ohrsekretes ergab die Anwesenheit des Löfflerbacillus, und die Wassermannreaktion im 
Blute der Mutter war deutlich positiv. Es wurde beim Säugling eine antidiphtherische und 
antisyphilitische Behandlung mit sehr gutem Erfolge vorgenommen. Der Fall ist bemerkens- 
wert: l. wegen des zarten Säuglingsalters (eine große Seltenheit), 2. wegen des Mangels beson- 
ders hervorstechender klinischer Manifestationen, wodurch (wie es so häufig geschehen kann) 
die Diagnose auf Diphtherie ohne bakteriologische Untersuchung nicht gestellt worden wäre; 
3. wegen der Seltenheit primärer sowohl als sekundärer Ohrendiphtherie. Die Koinzidenz von 
Lues hereditaria mit Nasendiphtherie ist nicht zu verwundern, da die mit dem Studium letzterer 
Krankheit sich befassenden Autoren den Konstitutionskrankheiten, darunter iu erster Linie 
der Syphilis, ein prädisponierendes Moment für chronische Nasendiphtherie zuweisen. Esergibt 
sich aus der Beobachtung des beschriebenen Falles jeweilig die Notwendigkeit einer genauen 


— 528 — 


bakteriologischen Untersuchung vom Beginne der Erkrankung an, sowohl zu prophylaktischen 
wie auch therapeutischen Zwecken. Hay (Berlin-Wilmersdorf). 

Koninck, J. de: Paralysies post-diphtöriques. (Postdiphtherische Lähmungen.) 
Scalpel Jg. 73, Nr. 36, S. 701—708. 1920. 

Nicht alle Lähmungen, die in der sonst für postdiphtherische charakteristischen 
Art beginnen (erst Gaumensegel, dann Augenmuskeln, dann allgemeine Muskelschwäche), 
dürfen als postdiphtherische ohne weiteres angesehen werden. Vor allem kommen 
Verwechslungen mit Lähmungen bei Botalismus® Encephalis lethargica und Polio- 
myelitis in Betracht. Nur die richtige Diagnose wird den Arzt davor bewahren, einen 
Mißerfolg der Serumtherapie anzunehmen, wo es sich doch um eine Fehldiagnose han- 
delt. In jedem Falle von postdiphtherischer Lähmung wird die Anwendung großer 
Serumdosen empfohlen, täglich 10—20 cem bis zu 80—100 ccm insgesamt. Wirksamer 
freilich ist die frühzeitige Injektion des Heilserums. Treten trotz des Serums Lähmungen 
auf, so ist zu bedenken, daß sie nicht allein durch das Toxin, sondern auch durch Endo- 
toxine bedingt sein können, gegen die unser antitoxisches Serum wirkungslos bleiben 
muß. Das Institut Pasteur ist dabei, ein antiendotoxisches Serum herzustellen. Eckert. 


Ferreri, Gherardo: Die Bedingungen der Atmung, des Kreislaufs und der 
Phonation bei Kanülenträgern und bei Laryngostomierten. Arch. f. Laryngol. u. 
Rhinol. Bd. 33, H. 1/2, S. 230—244. 1920. 

Vor Einführung und Vervollkommnung der Tracheostomie wurden Kranke mit 
Kehlkopfstenose entweder mit Katheterismus und Tubage ohne Tracheotomie oder 
mit prograssiver Dilatation nach vorausgegangener Tracheotomie, und zwar per vias 
naturales oder auf retrogradem Wege behandelt. Mit Einführung der Laryngo- 
Tracheostomie sind alle diese Verfahren unerbittlich der Geschichte anheimgefallen. 
Es bleibt nur noch der Mißstand der langen Zeitdauer, die zur Neubildung des Kehl- 
kopfrohres erforderlich ist. Bei den Stenosen traumafischen Ursprungs kann eine 
wesentliche Beschleunigung des Heilungsprozesses erzielt werden, da hier entzündliche 
Veränderungen fehlen, die Narben weniger tiefe sind und die Behandlung frühzeitig 
einsetzen kann. Bei entzündlichen Prozessen, rezidivierenden Papillomen, Laryngo- 
sklerom ist vor einem zu zeitigen Verschluß des Kehlkopflumens zu warnen. Die vor- 
züglichen Ergebnisse der Tracheostomie lassen es berechtigt erscheinen, daß bei einem 
Kanülenträger, der die Operation verweigert, eine etwaige Rente nicht gezahlt wird. 
Um sich über die endgültigen Erfolge der Laryngostomie Aufschluß zu verschaffen, 
wurde die Mechanik der Atmung bei Kanülenträgern und Tracheostomierten unter- 
sucht. Bei ersteren fehlen die assoziierten Bewegungen der Nase und des Kehlkopfes. 
Bei der Inspiration fehlen die prärespiratorischen Bewegungen des Kehlkopfes, die 
Elastizität des Lungengewebes ist vermindert, die Reserveluft ist vermindert, mit dem 
Pneumatometer kann man ein Absinken der Kraft der Atembewegungen feststellen. 
Der Thorax hängt. Der Atmungstyp zeigt eine Umkehrung insofern, als die Inspiration 
verlängert, die Exspiration verkürzt ist. All dies kehrt beim Tracheostomierten zur 
Norm zurück. Ähnliche Untersuchungen am Puls konnten nicht zu Ende geführt 
' werden. Vor allem war das phonetische Ergebnis ein ausgezeichnetes, vorausgesetzt, 
daß keine irreparablen nervösen Läsionen bestanden oder der gesamte Phonations- 
apparat zerstört war. In jedem Falle bedarf es einer gewissen Zeit, um ein abschließen- 
des Urteil über die Wiederherstellung der phonetischen Funktion abzugeben. 

Eckert (Berlin). 

Armand-Delille, P. F. et Pierre Louis Marie: Etude de ’immunit6 dipht&rique 
par Yintradermo-r6action à la toxine diphterique (Technique de Schick, Park et 
Zingher). Ses applications à la prophylaxie scolaire de la diphtérie. (Prüfung der 
Immunität für Diphtherie mittels der Intradermoreaktion mit Diphtherietoxin [Me- 
thode von Schick, Park und Zingher]. Anwendung zur Diphtherieprophylaxe 
in der Schule.) Rev. internat. de méd. et de chirurg. Jg. 31, Nr.6, S. 68—69. 1920. 

Die Schicksche Intracutanreaktion hat sich zur Feststellung der diphtherie- 


— 529 — 


immunen resp. -empfänglichen Kinder bei Epidemien in Waisenhäusern sehr bewährt. 
Nur die positiv reagierenden wurden prophylaktisch injiziert. Bei den negativ reagie- 
renden kam trotz Infektionsgelegenheit kein Diphtheriefall vor. Trotzdem ist bei 
Epidemien genaue ärztliche Überwachung und Entfernung der Bacillenträger nötig: 
Die Anwendung der Schickschen Reaktion wird empfohlen bei allen Kindern beim 
Eintritt in die Schule, in Kasernen bei den einrückenden Rekruten, in Spitälern 
zur Auswahl des für den Dienst auf Infektionsabteilungen geeigneten Personals. 
Lehndorff (Wien).“, 

Blum, Julius: Active immunization against diphtheria in a large child-caring 
institution. (Aktive Immunisierung gegen Diphtherie in einer großen Kinderfür- 
sorgeanstalt.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 20, Nr. 1, 8. 22—28. 1920. 

Im Jahre 1915 trat eine Diphtherieendemie auf, die 6 Todesfälle zur Folge hatte. 
daher wurde aktive Immunisierung durchgeführt. Vorherige Prüfung der 1076 In- 
sassen auf Schutzkörpergehalt durch intracutane Injektion von Diphtherietoxin nach 
Schick. Die Resultate lauten: 


Alter Gesamtanzahl ERBE hi ir % re p o aren 
1—6 Monate. . . ... . 97° 76 21 21 ri 
6 Monate bis 1 Jahr. . . 115 43 72 62,6 
1—2 Jahr . . . ..... 221 108 113 51,1 
2—4 Jahr . . . ..... 409 258 151 36,9 
4—6 Jahr.. . ....n 234 185 49 20,9 


Summe . ..... 1076 670 406 37,7 


Von 72 Familien mit mehreren Kindern ergaben 55 Familien identische Reaktionen 
bei allen Kindern. Da die Kinder lange Zeit in Behandlung blieben, konnten viele 
Kinder nach längerem Intervall neuerlich geprüft werden, wobei sich Verschiebungen 
ergaben. Eine Anzahl insbesondere von jungen Kindern verlor die negative Reaktion, 
eine Anzahl von älteren Kindern verlor die positive Reaktion. 


Än Wurde nach % des 

Alter negative ive R. : laeta Wechsels 
1 Monat bis 1 Jahr . . ...22.. 119 19 16 
1—2 Jahr . i 22 ee a a 108 13 12 
2—3 Jahr. . . ... 2 2 2 2 2 0. 125 5 4 


252 positiv reagierende Kinder wurden mit Toxin-Antitoxin immunisiert; von 
diesen blieben 130 9—10 Monate in Beobachtung, 55 durch 22 Monate. Gewöhnlich 
wurden 3 Injektionen von 0,5—1 ccm der T-A-Mischung im Intervall einer Woche 
subcutan injiziert. Nach 3—4 Monaten waren 77%, der Fälle negativ Teagierend ge- 
worden. Die erwähnten 55 Kinder waren nach 22 Monaten alle negativ, also immun, 
Seit 2 Jahren sind keine Diphtheriefälle mehr vorgekommen; auch die Zahl der Bacillen 
träger hat abgenommen. Verf. meint, daß man imstande ist, eine Kinderfürsorge 
anstalt frei von Diphtherieendemien zu machen. Schick. 

Wilhelm, Margarete: Über Magenspülungen bei keuchhustenkranken Kindern. 
(Krankenh. Charlottenburg- Westend.) Therap. Halbmonatsh. Jg. 34, H. 16, S. 443 
bis 445. 1920. 

Bei appetitlosen keuchhustenkranken Kindern sah Verf., daß bei Sonden- 
fütterung nach Einführen des Rohres sich große Mengen glasigen Schleimes und stagnie- 
rende, übelriechende Milchreste entleerten. Daraufhin systematische Magenspülungen 
bei solchen Kindern mit Karlsbader Mühlbrunnen oder physiologischer Kochsalz- 
lösung. Sehr gute Erfolge dabei beobachtet, ebenso bei Neuropathen, die bei jedem 
` Hustenanfall erbrachen. Dollinger (Charlottenburg). 

Rosenbaum, S.: Ätzwirkung des Eukupins. (Univ.- Kinderklin., Breslau.) 
Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 19, 8. 521—622. 1920. 

In der Breslauer Kinderklinik wurde zur Behandlung der Grippe Säuglingen 
Eucupinum.bihydrochloricum in einer Tagesdosis von 0,1 g pro kg verabreicht. Dabei 
zeigten mehrere Kinder Schleimhauterosionen mit weißen membranösen Ausschwitzun- 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 34 


— 530 — 


gen in der Mundhöhle. Wenn die Medikamente mit Schlundsonde gegeben wurden, 
blieben die Schleimhautveränderungen aus bzw. sie heilten ab. Bei einem Kinde von 
13 Monaten, das nach Eukupin- und Optochinmedikation (zuletzt mit Schlundsonde 
dargereicht) an seiner Bronchopneumonie starb, fanden sich akut hämorrhagisch ent- 
zündliche Veränderungen der Schleimhaut des Mageneingangs. Die Kardia nebst 
den benachbarten Partien der Speiseröhre und des Magens zeigten zusammenhängende 
Membranen der gleichen Art, wie sie in det Mundschleimhaut beobachtet worden 
waren. Das Eukupin wurde meist in kleinen Mengen Nahrung verabreicht, einmal 
auch von der Mutter des Kindes mit Zucker vermengt vom Lutscher. Auch an der 
gesunden Schleimhaut des Erwachsenen zeigt Eucupinum bihydrochloricum deut- 
liche Ätzwirkung. Optochinum basicum zeigt im Versuch an der gesunden Schleim- 
haut auch in konzentrierter Form keine Ätzwirkung. Da auch seine Resorbierbarkeit 
im Magen-Darmkanal geringer ist, dürfte ihm vor dem sauren Präparat der Vorzug 
zu geben sein. Ibrahim (Jena). 

Kramer: Über postinfektiöse Encephalitis bei Kindern. Med. Ges., Basel. 
Sitzg. v. 4. III. 1920. Schweiz. med. Wcch nschr. Jg. 50, Nr. 35, S. 780. 1920. 

Im Baseler Kinderspital wurden in den letzten Jahren 10 Fälle von Encephalitis acuta, 
non suppurativa als Komplikation von akuten, fieberhalten Erkrankungen bei Kindern beob- 
achtet. Die mit schweren cerebralen Symptomen einhergehende Krankheit zeigt einen eigenen, 
vom primären Leiden unabhängigen Verlauf. Differentialdiagnostisch kommen besonders in 
Betracht Meninigitis basilaris, serosa, purulenta, epidemica und Polioencephalitis (Heine-Medin), 
deren Bilder sich sehr ähneln können. Der Befund des Lumbalpunkttates ist sehr wichtig. 

-Neurath (Wien). 

Wieland: Zur Kasuistik der Encephalitis lethargica. Med. Ges., Basel. Sitzg. 
v. 4. III. 1920. Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 35, S. 779. 1920. 

Vorführung dreier, nach 2—3wöchigem Lethargiestadium in Heilung ausgegangener Fälle 
von Encephalitis lethargica bei 7—13jährigen Knaben, worunter ein schwerer, seit 21/, Monaten 
unter dem Bilde der Polioencephalitis haemorrhagica mit Monoplegia brachio-facialis alterans 
verlaufender und jetzt allmählicb in Verblödung übergehender Fall und zwei leichte abortive 
Fälle ohne Augenmuskellähmung, aber im letzten Falle mit maniakalisch-chorciformem Auf- 
regungsstadium vor Eintritt der definitiven Heilung. Ätiologisch dürfte dem Grippevirus 
nur eine vorbereitende Rolle zukommen, wodurch erst der Körper für das Haften des noch 
unbekannten Erregers der Schlafkrankheit empfänglich wird. Neurath (Wien). 

Eschbach, H.: Encéphalite aiguë infantile chor6o-athötosique. (Choreatisch- 
athetotische Form einer kindlichen akuten Encephalitis.) Bul. et mém. de la soc. 
méd. des höp. de Paris Jg. 85, Nr. 20, 8. 784—786. 1920. 

Verf. untersucht einen Fall von ‚akuter Chorea“ bei einem 9jährigen Mäd- 
chen auf seine Beziehungen zur Encephalitis hin. Brüsker Beginn, psychische Ver- 
wirrtheit, heftige Gestikulationen, Grimassen und Fieber sind ihm pathognomonisch 
für Chorea. Mit Rücksicht auf einen gewissen Rythmus in den Bewegungen des Rumpfes 
und der Arme scheint Verf. die Bezeichnung ‚‚Choreo-Athetose‘“ exakter, auch müsse 
man dabei an eine bestimmte Lokalisation im Gehirn denken. Der Lumbalbefund 
(0,20 g Eiweiß, 20 Lymphocyten pro ccm) spräche für meningeale Reizung, wie sie bei 
Encephalitis angetroffen würde. Da auch andere Beobachter ähnliche Fälle der Ver- 
quickung von Chorea und Encephalitis (E. lethargica) bei Kindern und Jugendlichen 
beschrieben haben, scheint es Verf. wichtig, auch seine Beobachtung in diese Gruppe 
einzureihen. Für die choreatische Form der E. lethargica sind jugendliche Personen 
prädestiniert und ihr Auftreten ist an den Genius epidemicus (milieu épidémique du 
moment) gebunden. Rasor (Heidelberg). 

Lesné et Langle: Forme chorsique de l’enc6phalite épidémique; ses rapports 
avec la chorée de Sydenham. (A propos du procès-verbal.) (Choreatische Foım 
der epidemischen Eucephalitis. Ihre Beziehungen zur Sydenham'chen Chorea.) 
Bull. et mém. de la soc. méd. des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 20, S. 765—769. 1920. 

Ein 8jähriges Kind bot die typischen Zeichen der Sydenhamschen Chorea; schon 3 Jahre 
vorher hatte das Kind eine Choreaerkrankung durchgemacht. Es bestanden arhythmische Be- 
wegungen, ohne klonische Zuckungen der Extremitäten oder des Diaphragmas. . Lethargie, 
okuläre Störungen fehlten, doch trat vorübergehend eine Schwellung der Speicheldrüsen auf. 


— 531 — 


Des Lumbelpunktat zeigte eine Hyperglykose, ein Symptom, das nach Netter bei epide 
mischer Encephalitis, nicht aber bei der gewöhnlichen Chores vorkommt. Neurath (Wien). 

Souques et Lacomme: Chor6e de Sydenham bénigne et apyrötique, consécutive 
à une encöphalite löthargique, chez une enfant. (Gutartige, afebrile Sydenhamsche 
Chorea nach Encephalitis lethargica b:i einem Kinde.) Bull. et mém. de la soc. 

méd. des höp. de Paris Jg. 36, Nr. 26, 8. 1026—1027. 1920. 

Ein 6!/,jähriges Kind bot die typischen Erscheinungen der Chorea, unwillkürliche, un- 
keerdinierte Bewegungen der Glieder, des Rumpfes, des Kopfes, des Gesichtes und der Zunge, 
besonders der linken Seite, Unvermögen, allein zu essen, normale Reflexe, keine Sensibilitäts- 
störungen, gute Pupillenreaktion. Beginn allmähli h vor 6 Wochen. Einen Monat vor dieser 
Zeit hatte das Kind eine hochfebrile infektiöse Erkrankung durchgemacht, die mit Schlafsucht 
(von 3 wöchige Dauer), ohne Diplopie, und nachher mit einem kurzen Rückschlag der Somnolenz 
einherging. Es war damals ärztlicherseits Encephalitis lethargica diagnostiziert worden. 

Neurath (Wien). 


Pisani, S. e A. Varisco: Sulla etiologia della encefalite epidemica. (Zur Ätio- 
logie der epidemischen Encephalitis.) (R. istu. di studi sup., Firenze.) Riv. crit. 
di clin. med. Jg. 21, Nr. 19, S. 217—222. 1920. 

In den Organflüssigkeiten der Encephalitiker läßt sich mit ziemlicher Häufigkeit 
ein Diplokokkus isolieren, der biologische, kulturelle und färberische Eigenheiten be- 
sitzt. Die Kulturen sind für Berkefeldfilter passierbar. Die Erreger lassen sich durch 
Tierpassage, Überimpfung weiterzüchten, ohne ihre Eigentümlichkeiten zu verlieren. 
Am meisten Ähnlichkeit hat der Erreger mit dem von Rosenow für die Poliomyelitis 
beschriebenen. K. Glaessner (Wien), 

Franoo, E.-E.: Hömohistioblastes et leurs dérivés monocytiques, lympho- 
eytiques et granuloeytäques dans la rate et dans le sang circulant d’enfants affectés 
de leishmaniose. (Histiogene Stammzellen und ihre monocytären, Iymphocytären und 
granulocytären Abkömmlinge in der Milz und im strömenden Blut bei Leishmaniose- 
kranken Kindern.) (Inst. de pathol. gen. et d’anat. pathol., fac. de méd., Lisbonne.) 
Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 26, S. 1187—1189. 1920. 

Gewisse Zellen des :etiknlären Gewebes der Milz haben blutzellenbildenden 
Charakter. Sie. vermögen sich abzulösen und ihnen entstammen Elemente mono- 
cytärer Art. Sowohl die Stammform wie die Monocyten vermögen Leishmania, Ery- 
throcyten und Blutplättchen zu phagocytieren. Von der Gefäßadventitia und der 
Außenwand des Sinus leiten sich Zellen ab, aus denen sowohl Lymphocyten wie neu- 
trophile und eosinophile Granulocyten entstehen. Nur die ersteren haben phago- 
cytäre Eigenschaften. Die histiogenen Stammzellen und ihre Abkömmlinge treten 
durch die Sinus in die Milzvene über. Im peripheren Blut finden sie sich selten, da 
sie meist in der Leber festgehalten werden. Die Untersuchungen, die nur im Extrakt 
veröffentlicht werden, erstrecken sich auf 10 Fälle von kindlichem Kala Azar, deren 
Milz im Schnittpräparat studiert wurde, sie bestätigen die Ergebnisse einer früher 
vom Autor gemeinsam mit Ferrata publizierten Mitteilung über histiogene Blut- 
zellenbildung bei Leukämie und das Auftreten der Stammform im strömenden Blut. 

Erich Benjamin (München). 

Labbé, Marcel et P. Ameuille: Le kala-azar infantile en France. (Kala-azar 
beim Kinde in Frankreich.) Nourrisson Jg. 8, Nr. 4. S. 209—216. 1920. 

Beschreibung zweier typischer und eines zweifelhaften Falles von kindlicher Leishmaniose 
aus der Umgebung von Nizza. Die Erkrankung wurde bei den zwei sichergestellten Fällen 
wahrscheinlich durch einen Hund auf die 7- und Yjährigen Geschwister übertragen. In Frank- 
reich ist das Leiden beim Kind bisher noch nicht beobachtet worden, während die Leishmaniose 
des Hundes, wie bekannt, an der französischen Küste des mittelländischen Meeres sehr ver- 
breitet ist. Erich Benjamin (München). 

Lemoine, G. H. et Favre: Réduction de la période de la contagiosit6 des 
fièvres 6ruptives par la méthode de Milne. (Abkürzung der Periode der Konta- 
giosität der Infektionskrankheiten durch die Methode von Milne.) Rev. internat. 
de med. et de chirurg. Jg. 31, Nr. 6, 8. 67—68. 1920. 

Gelegentlich einer Epidemie in einer kleinen Stadt konnten nur die Diphtherie- 


34° 


— 532 — 


kranken isoliert werden, während Scharlach, Masern, Röteln und Mumps gemeinsam 
untergebracht werden mußten. Bei Durchführung der Methode von Milne gelang es, 
jede Hausinfektion zu vermeiden. 

Jedes Bett wurde mit einem Gazeschleier umhüllt, der mehrmals täglich mit Eucalyptusöl 
besprengt wurde. Zur Desinfektion des Rachens wurde zweimal täglich mit Jodglycerin (1 : 60) . 
gepinselt. Milne läßt bei Scharlach und Masern zweistündlich Nase und Rachen mit Carbolöl 
pinseln und zweimal täglich die ganze Haut mit Eucalyptustinktur abreiben. Nach 4 Tagen 
bei Scharlach, nach 10 Tagen bei Masern ist der Patient nicht mehr kontagiös. Verff. machen 
darauf aufmerksam, daß die Durchführung der Methode nur bei Vorhandensein eines zahl- 
reichen, gut geschulten Pflegepersonals gelingt. Lehndorff (Wien).™ 


Tuberkulose. 


Luska, Frant.: Klinische Symptomatologie und Therapie der beginnenden 
Säuglingstuberkulose. Časopis lékařův českych Jg. 59, Nr. 32, 8. 549—550 u. Nr. 33, 
S. 561—564. 1920. (Tschechisch.) 

Bevor es bei den Säuglingen zu einer klinischen oder biologischen Manifestation 
der Tuberkulose kommt, zeigen sie bei gleichbleibender Trinkmenge und Stilltechnik 
einen Stillstand des Körpergewichts, der nach etwa einer Woche bei zunehmender 
Blässe durch Vermehrung der Neutrophilen auf 30% und Zunahme des Bilirubins im 
Serum charakterisiert ist. Allmählich entwickelt sich das klinische Bild einer Dyspepsie 
mit Phosphaturie, das sich bis zur Toxikose steigern kann. Path.-anat. in diesem Sta- 
dium keine Erscheinungen von Tuberkulose, doch kann Pirquet, besonders aber Man- 
toux bereits positiv sein. Zustand wird als Tuberkulotoxikose angesprochen, thera- 
peutisch intradermale Tubeıkulininjektionen nach Mantoux neben Heliotherapie und 
individualisierender Ernährung empfohlen. Steinert (Prag). 

Eliasberg, H. und W. Neuland: Die epituberkulöse Infiltration der Lunge bei 
tuberkulösen Säuglingen und Kindern. (Unw.-Kinderklin., Berlin.) Jahrb. f. 
Kinderheilk. Bd. 93, 3. Folge: Bd. 43, H. 2, 8. 88—97. 1920. 

Bei Kindern der ersten 3 Lebensjahre, die durch Appetitlosigkeit, Blässe und Ab- 
magerung auffielen und seit Monaten an hartnäckigem Husten litten, konnten die 
Verff. einen Lungenbefund erheben, der charakterisiert war durch intensive, sich über 
einen Lappen oder darüber hinaus erstreckende Dämpfung, lautes Bronchialatmen, 
mit nur vereinzelten oder ganz fehlenden Rasselgeräuschen, intensiven Schatten im 
Röntgenbilde. Dyspnöe fehlte. Es handelte sich um tuberkulöse Kinder, die eine 
starke Tuberkulinempfindlichkeit und meist sichtbare tuberkulöse Herde an Haut, 
Knochen und Drüsen aufwiesen. Es mußte deshalb die Frage entschieden werden, 
ob spezifisch tuberkulöse Lungenveränderungen vorlagen oder ober es sich um un- 
spezifische chronische Lungeninfiltrate handelte. In dem geringen Sputum von glasig- 
schleimiger Beschaffenheit wurden nie Tuberkelbacillen gefunden. Der günstige Ver- 
lauf, der allmähliche und vollständige Rückgang des Infiltrates spricht gegen einen 
spezifischen tuberkulösen Lungenprozeß. Ein gewisser Zusammenhang zwischen dem 
eigenartigen Lungenbefund und der vorhandenen Tuberkuloseerkrankung wird als 
wahrscheinlich angenommen. Aus Mangel an bakteriologischen und pathologisch- 
anatomischen Untersuchungen unkomplizierter Fälle kann über die Natur des Pro- 
zesses noch nichts Näheres ausgesagt werden. Die auf dem Boden einer Tuberkulose 
entstandene chronische Lungenveränderung wird deshalb als epituberkulöse Infil- 
tration bezeichnet. Die Prognose der Erkrankung ist günstig. Zur Behandlung genügt 
die Hebung der natürlichen Immunität des Körpers durch geeignete fettangereicherte 
Nahrung und die Freiluftbehandlung. Aus theoretischen Erwägungen wäre eventuell 
eine Proteinkörpertherapie zu empfehlen. Schwenke. 

Voornveld, H. J. A. van: Die Bedeutung leichter Temperaturerhöhung bei 
Lungentuberkulose. Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 26, S. 539—542 u. 
Nr. 27, 8. 567—570. 1920. 

Nachdem der Verf. die leicht erhöhte Temperatur als wichtiges Frühsymptom 


— 533 — 


der Tuberkulose gewürdigt hat, bespricht er die Methoden der Temperaturmessung 
(Achsel normal unter 37°, Mund bis 37,2°, Rectum bis 37,4°) und die Fehlerquellen 
der einzelnen Messungsarten. Dann werden die Temperaturen geschlechtsreifer Frauen 
erörtert (prämenstrueller, menstrueller, postmenstrueller und intermenstrueller Typus 
der Temperaturerhöhung). Endlich wird die sog. Bewegungstemperatur bei Tem- 
peratur eingehend gewürdigt. Normal geht die nach Bewegung erhöhte Temperatur 
nach ?/, Stunde wieder herab. Bei Tuberkulose (aber auch bei Rekonvaleszenten, 
Fettleibigen, Blutarmen!) ist der Abfall verzögert. „Wir dürfen einen Patienten nicht 
spazierengehen, nicht arbeiten lassen, bevor wir wissen, daß seine Körpertemperatur 
auch nach Bewegung normal ist.“ Eifler (Danzig). 

Stévenin, H.: Disgnostie et traitement de la peritonite tuberculeuse de la 
seconde enfance. (Diagnose und Behandlung der tuberkulösen Peritonitis während 
der zweiten Kindheitsperiode.) Bull. med. Jg. 34, Nr. 36, S. 644—645. 1920. 

Verf. bespricht die Symptome und Diagnose der einzelnen Formen dieser Er- 
krankung, ohne wesentlich Neues zu bringen. Er macht auf die Differentialdiagnose 
bei den Formen, welche reichlich Erguß aufweisen, mit kardialem und renalem Stauungs- 
ascites aufmerksam, ferner mit beginnendem Abdominaltyphus. Die akute tuberku- 
löse Peritonitis wird hier und da mit Appendicitis oder Perforationsperitonitis ver- 
wechselt und dementsprechend operativ behandelt. Was die Therapie anlangt, 
ist Verf. Gegner der chirurgischen Behandlung, die er für überflüssig 
hält. Die Röntgenbehandlung soll gute Resultate aufweisen. Die Methode der Wahl 
ist aber vorsichtige Sonnenbehandlung, verbunden mit allgemein-hygienischen 
diätetischen Maßnahmen. Dumont (Bern). ®, 

Schmidt, W.: Ein Beitrag zur Diagnose der isolierten Mesenterialdrüsen- 
tuberkulose. (Städt. Krankenanst., Barmen.) Fortschr. a. d. Geb. d. Röntgenstr. 
Bd. 27, H. 3, 8. 313—314. 1920. 

Bei einem 22 jährigen, als Kind an chronischer Bauchfellentzündung behandelten Kranken 
mit zeitweiligen krampfartigen Leibechmerzen zeigte eine Röntgenaufnahme bei luftgeblähtem 
Magen, weniger deutlich bei aufgeblähtem Dickdarm, an Stelle eines vorher gefühlten Tu- 
mors dicht links vom 3. und 4. LW. eine größere Anzahl dicht beieinanderliegender scharf be- 
grenzter, wie facettiert aussehender Schatten, die als verkalkte Mesenterialdrüsen angesehen 
wurden. Bestätigung durch Operation. @ Grashey (München). Cu 

Mühlmann, Erich: Aufgaben im Kampfe gegen die chirurgische Tuberkulose. 
Med. Klinik Jg. 16, Nr. 33, S. 850—853. 1920. 

Wie die Lunrgentubeikulose bedaıf auch die chirurgische Tuberkulose der kli- 
matiechen und Ruhekur in Sonnenheilstätten. Leichte Formen ohne Beeinträchtigung 
des Gesamtorganiemus gehören stets unter ärztliche Prophylaxe und zunächst in die 
Hand des Röntgentherapeuten. Für die erfolgreiche Röntgenbehandlung sind drei 
Forderungen aufzustellen: Frühdiagnose = geschlossene Form, ausreichende Röntgen- 
maschine und richtige Technik. Es sollen nur Reizdosen gegeben werden, die wiederum 
verschieden sind je nach der Strahlenempfindlichkeit des Organs und der Wertigkeit 
der Maschine. F. Hofstadt (München). 

Klercker, Kj. Otto af: Die Bedeutung der lokalen Tuberkulinreaktion für 
die Diagnose der Tuberkulose im Kindesalter. Svenska läkartidn. Jg. 17, Nr. 24, 
8. 529—544. 1920. (Schwedisch.) 

Die Untersuchungen bezweckten eine Prüfung des Verhältnisses zwischen Tu- 
berkulinempfindlichkeit und aktiver bzw. inaktiver Tuberkulose. Es wurden sowohl 
cutane wie intracutane Tuberkulinimpfungen gemacht. 257 Kinder wurden intra- 
cutan nach der ursprünglich von Mantoux angegebenen Weise geimpft und zwar 
mit bzw. 0,01, 0,1 und 1 mg Tuberkulin. Das Material wurde in drei Gruppen:-ge- 
sondert: I. Klinisch sichergestellte Tuberkulose (40 Kinder), II. Suspekte aber nicht 
sicher klinisch zu konstatierende Tuberkulose (46 Kinder), III. Kinder, bei denen 
während langer Beobachtungszeit nicht die geringsten Zeichen für Tuberkulose auf- 
getreten sind (171 Kinder). In der ersten Gruppe reagierten 52,5% auf 0,01 me. 


— 53141 — 


weitere 30%, auf 0,1 mg. Es gehörten demnach 82,5%, das heißt die weit überwiegende 
Zahl dieser Kinder den zwei höchsten Empfindlichkeitsgraden an. 4 Kinder, die 
nicht reagierten, waren aber nicht genügend durchgeprüft. 5%, der Kinder gaben 
keine Reaktion sogar auf 1 mg. Bei einem Fall handelt es sich um eime Miliartuber- 
kulose, beim zweiten um eine Peritonitis, bei der es aber zweifelhaft erschemt, ob es 
sich um Tuberkulose gehandelt hat. Verf. schließt aus seinen Befunden, daß eine 
aktive Tuberkulose immer mit Ausnahme der allerschwersten Fälle positiv auf 0,1 mg 
und die große Mehrzahl sogar auf schon 0,01 mg reagiert. Eine nähere klinische Unter- 
suchung der Fälle scheint zu zeigen, daß bei einer sichergestellten Lungentuberkulose 
eine Tuberkulinempfindlichkeit von weniger als 0,01 mg ein Zeichen dafür ist, daß 
der Organismus sein Defensivvermögen gegen den Tuberkelbaeillus einzubäßen oder 
im Kampfe zu schwanken beginnt. Wenn die Empfindlichkeit dieser Tbe-Kinder 
unter 0,1 sinkt, scheint es zu bedeuten, daß der Kampf aufgegeben ist, es sind hoff- 
nungslose Fälle. Von den Fällen der Gruppe III waren 16,9%, ungenügend untersucht, 
57,3% reagierten nicht, nur 26%, reagierten positiv. Von diesen letzteren zeigten 
einige (10%) dieselbe hohe Empfindlichkeit, die die meisten Kinder mit aktiver Tu- 
berkulose in der Gruppe I kennzeichnet. Verf. nimmt an, daß auch diese Kinder (der 
Gruppe III) mit aktiver, wenn auch klinisch symptomlos verlaufender Tuberkulose 
behaftet sind, während diejenigen der Gruppe IJI mit niedriger Tuberkulinempfind- 
lichkeit geheilte Fälle sind. Was die Fälle der Gruppe II betrifft, so sind die Fälle 
mit hoher Tuberkulinempfindlichkeit (auf 0,01 mg reagierende Fälle) nach den oben- 
stehenden Auseinandersetzungen als Fälle mit aktiver Tuberkulose aufzufassen, 
trotzdem sie nicht klinisch sichere Symptome darbieten. Die Fälle der Gruppe II, 
die auf 1 mg oder gar nicht reagieren, können aber nicht der Ausdruck einer aktiven 
Tuberkulose sein. Positive Reaktion auf 0,1 mg muß bei Kindern dieser Gruppe, 
die sich ja nicht in schlechtem Allgemeinzustand befinden, im Gegensatz zu der Ab- 
nahme der Tuberkulinempfindlichkeit bei den schwerkranken Kindern der Gruppe I, 
als Zeichen einer ausheilenden oder ausgeheilten Tuberkulose betrachtet werden. 
Es wird somit die Dosis 0,01 mg ein Mittel, bei tuberkuloseverdächtigen Fällen zu 
entscheiden, ob wir es mit aktiver Tuberkulose oder nicht zu tun haben, indem der 
positive Ausfall eine aktive Tuberkulose bedeutet. 156 Kinder wurden mit dem 
Pirquetschen Verfahren geprüft. Hier fand der Verf. in den Gruppen H und III un- 
gefähr dieselbe prozentuale Verteilung der positiv reagierenden Fälle wie für 0,01 
Mantoux, aber eine geringere Prozentzahl positiv reagierender bei der Gruppe I. 
Mehrere nach den klinischen Befunden gar nicht als sehr schlimm zu beurteilenden 
Fälle reagierten nämlich negativ. Viele derselben gaben aber bei Nachprüfung mit 
0,01 Mantoux positiven Ausschlag. Es scheint demnach ein positiver Pirquet 
dieselbe Bedeutung wie eine Reaktion auf 0,01 Mantoux zu haben und also immer 
aktive Tuberkulose anzuzeigen. Mantoux gibt aber sicherere Resultate als Pırquet, 
indem er die Grenze zwischen den gutartigen und schweren Tuberkulosefällen schärfer 
zieht als Pirquet. Wernsiedi (Malmö). 

Joannovics, G.: Zur Wirkung fermentativ gewonnener Spaltungsprodukte aus 
Geweben und Bakterien. (Inst. f. allg. u. exp. Pathol. u. allg. Poliklin., Wien.) 
Wien. klin. Wochenschr. Jg. 88, Nr. 30, S. 649—652. 1920. 

Durch Verdauung von Tuberkelbacillen, wie sie nach der Gewinnung von Alt- 
tuberkulin zurückbleiben, wurde ein Präparat hergestellt, das parenteral zugeführt, 
beim tuberkulösen Meerschweinchen charakteristisch wirkt: es erfolgt Bindegewebe- 
bildung um die tuberkulösen Herde, viele Riesenzellen treten auf, die sehr zahlreiche 
Bacillen phagocytieren, schließlich kommt es zum Einwachsen von Bindegewebe nach 
phagocytärer Ausschaltung der Krankheitsursache. W. Fischer (Göttingen).” 

Lust, F.: Die antigene Wirkung der Friedmann-Baeillen. (Univ.-Kinderklın., 
Heidelberg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg, 46, Nr. 30, 8. 829—830. 1920. 

Verf. weist auf eine bereits 1914 erschienene Arbeit hin, worig er ebenso wie 


— 535 — 


neuerdings H. Selter die Auffassung vertreten hat, daß es sich bei den Friedmann- 
Bacillen um gewöhnliche Kaltblütertuberkelbacillen handelt, die dem Menschen oder 
tuberkulösen Warmblüter gegenüber nur die Rolle von säurefesten Saprophyten 
haben. Es kommen ihnen keine spezifisch antigenen Eigenschaften zu, da es weder 
bei tuberkulösen Kindern gelingt mit einem aus Friedmann-Bacillen hergestellten 
Tuberkulin eine Reaktion bei cutaner Impfung zu erzielen, noch bei solchen, die mit 
Friedmann-Bacillen längere Zeit vorbehandelt sind. Lust (Heidelberg). 

, Krumm, F.: Die Behandlung chirurg. Tuberkulosen mit dem Friedmannschen 
Mittel und ihre Ergebnisse nach 6 Jahren. Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, 
Nr. 30, 8. 870—872. 1920. 

Verf. hat von Anfang Januar bis Ende Mai 1914 52 Kranke mit chirurgischer 
Tuberkulose mit dem Friedmann -Mittel behandelt. Bei der Nachuntersuchung im 
Dezember 1919 bis Januar 1920, also 51/,—6 Jahre nach erfolgter Behandlung, konnte 
Verf. bei 47 Patienten ein Endresultat feststellen. Von den 47 Behandelten sind 9 ge- 
storben, davon 6 an Tuberkulose; 6 Patienten waren ungeheilt, dayon waren 3 rück- 
fällig, nachdem sie längere Zeit geheilt waren. Von den übrigen Nachuntersuchten 
sind 32 geheilt, d. h. eine tuberkulöse Erkrankung ist nicht mehr nachweisbar. Von den 
Geheilten waren 18 der Simultaninjektion unterworfen worden. Allerdings müssen hier 
3 Fälle ausscheiden, weil bei ihnen nach der Friedmann-Einspritzung noch operative 
Eingriffe vorgenommen waren. Möllers (Berlin).“, 

Sehmidt, Joh. E.: Zur Behandlung chirurgischer Tuberkulose mit Partial- 
antigenen. (Rotkreuzklin., Würzburg.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 31, 
S. 846—847. 1920. 

Besonders günstige Erfolge der Partigenbehandlung gerade in solchen Fällen, 
in denen andere Therapie nicht recht zum Ziele führte. Anführung von 6 Beispielen 
aus einer größeren Zahl größtenteils geheilter Fälle von chirurgischer Tuberkulose 
jeder Art; durchschnittlich 3 Kuren. E. Altstaedt (Lübeck).“, 

Stoeltzner, W.: Zur diätetischen Behandlung der Tuberkulose. Münch. med. 
Wochenschr. Jg. 67, Nr. 34, S. 981—982. 1920. 

Ältere Versuche Stoeltzners (1905—11) über diätetische Beeinflussung der Tuber- 
kulose ergaben folgendes: Saure oder alkalische Beschaffenheit der Nahrung ist ohne Ein- 
fluß, purinreiche Kost scheint für Tuberkulöse vorteilhafter als purinarme, analog den 
Erfahrungen mit der Zomotherapie nach Héricourt und Richet. Die Kriegskost 
wirkt verschlimmernd auf die Tuberkulose nicht so sehr durch quantitative Unter- 
ernährung als durch das einseitige Überwiegen der Kohlehydrate. Hoffa (Barmen). 


Syphilis. 

Jeans, Philip C.: A review of the literature of syphilis in infaney and 
childhood. Pt. I. (Übersicht über die Literatur der Säuglings- und Kindersyphilis.) 
Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 20, Nr. 1, S. 55—74. 1920. 

Die Verbreitung der Syphilis ist auch in Amerika sehr groß. Verf. gibt 10—20% 
für die unteren Schichten bei jungen Männern und 10%, der verheirateten Frauen an. 
Von den Säuglingen dieser sozialen Schicht haben 5—6% Syphilis, von älteren Kin- 
dern 2-3%. (München 2—3°%.) 75%, aller Kinder von syphil. Familien sind syphi- 
litisch. 30%, der Konzeptionen gehen als Frühgeburten (Faultot) ab. 30%, starben 
im Säuglingsalter. Für die Übertragung kommt die Mutter in Betracht, doch will 
Verf. die Übertragung vom Vater nicht ganz ausschließen (?). Die Wassermannsche 
Reaktion ist eine große Hilfe für die Diagnose, aber auch in Amerika ist noch keine 
Einigkeit vorhanden, welcher Reaktion (Bordet-Gergou, Wassermann, Sachs- 
Georgi, Meinecke) der Vorzug zu geben ist. Die Infektion des Nervensystems 
erfolgt stets sehr frühzeitig. Ein Drittel aller Kinder zeigte nach Verf. Zeichen von 
Erkrankungen des Nervensystems. Die Lumbalflüssigkeit war pathologisch sogar 
bei !/, aller Kinder verändert (Pleocytose, Wassermann). Geistige Minderwertigkeit 


— 536 — 


bei angeborener Syphilis sehr häufig (nach Higgins bei 42%, nach Gordon 50%, 
Fraser 45%, Watson 60%). Verf. gibt auch Literaturangaben über Syphilis bei 
Erkrankungen der Augen, Ohren, Zähne, des Verdauungstraktes, der Lunge, des Uro- 
genitalapparates, der Knochen und Gelenke, der Haut und seltenerer Affektionen 
(hämorrhagische Diathese, Raynaudsche Gangrän usw.), ohne daß Neues gebracht 
wird. Die deutschen Arbeiten werden zitiert. Rietschel (Würzburg). 

Jeans, Philip C.: A review of the literature of syphilis in infancy and child- 
hood. Part. II. (Eine Literaturübersicht über die Syphilis der Säuglinge und Kinder.) 
(Dep. of pediatr., univ., Washington.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 20, 
Nr. 2, S. 132—152. 1920. l | 

Ausführliches Referat über die deutsche, amerikanisch-enrglische und französische 
Literatur speziell über die Behandlung. Es werden berprochen die Behandlung mit 
den Arsenpräparaten, Hg, Jod u.a. Ein besonderes Kapitel ist der Behandlung der 
„Neurosyphilis“ gewidmet und den klinischen Reaktionen nach der Salvarsanbehand- 
lung. Sehr ausführliche Literatur. Rietschel (Würzburg). 

Malherbe, Henri: Pseudo tumeur blanche. Her&do-syphilis méconnue. (Peeudo- 
tumor albus, meist verkannte angeborene Syphilis.) Ann. des malad. vener. Jg. 15, 
Nr. 7, 8. 444—447. 1920. 

Ausführliche Krankengeschichte einer 39 jährigen Frau, die im 5. Lebensjahre eine Schwel- 
lung im rechten Knie bemerkte, die längere Zeit als Tumor albus (Tuberkulose) behandelt 
wurde. Verf. stellte röntgenologisch sichere Exostosen fest. Ebensolche Exostosen fanden 
sich in der Kniescheibe, an den Maleolen, an der Tibia, im Kreuzbein und den Metatarsen des 
rechten Fußes. Die Wassermannsche Reaktion wurde nicht gemacht. Auf Jod-Quecksilber 
kein Rückgang der Exostosen ; auch sonst keine luetiechen Stigmata nachweisbar. Die Diagnose 
der Lues, die Verf. hier für sicher hält (L’arthrite hyperostosique) scheint uns nichts weniger 


wie sicher. Vielmehr handelt es sich wohl um einen Fall von multiplen Exostosen kongenitaler 
Natur ohne jede Besonderheiten. Rietschel (Würzburg). 


Milani, Eugenio: Lesioni ossee da sifilide ereditaria tardiva. (Knochenläsionen 
bei später Erbsyphilis.) (II. congr. ital. di radiol. med., Genova, 20—22 ottob. 1919.) 
Radiol. med. Bd. 7, Nr. 3—4, S. 111—112. 1920. 

Vier Fälle. 1. Späterbsyphilis der Ulna. Rarefikation der Knochensubstanz ohne Hyper- 
ostosen. Eine Differentialdiagnose dieser Form mit tertiärer Knochensyphilis ist nicht möglich. 
2. bis 4. Humerus, Fibula und Tibia. Die Unterscheidung von anderen Knochenaffektionen 
war meist leicht bis auf Fall 3, der bereits als gewöhnliche Osteoperiostitis operiert 
war, während der 1. Fall, der ein zentrales Gumma zeigte, Verdacht auf | erregt hatte. 

uldschinsky. 

Green, John: The eye in hereditary syphilis. (Das Auge bei der hereditären 
Syphilis.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 20, Nr. 1, S. 29—54. 1920. 

Nach einer erschöpfenden Wiedergabe der Literatur des Themas werden 100 Fälle 
von Syphilis des Kindesalters mit bezug auf ihren Augenbefund tabellarisch und 
gruppenweise analysiert. Alle Fälle waren serologisch untersucht. 74 Fälle zeigten 
pathologische Gewebs- oder Funktionsveränderungen. 17mal waren Kinder unter 
1 Jahr betroffen, die Frequenzzahlen der anderen Jahre variierten zwischen 3 und 14. 
9 Fälle zeigten Pupiliendifferenz. Je zweimal fand sich konvergierender, divergierender, 
alternierender Strabismus, 19 mal bestand rezente oder abgelaufene Keratitis inter- 
stitialis, fast immer bilateral und mäßigen Grades, 4mal leichte Iritis. Verände- 
rungen des Augenhintergrundes wurden in 52 Fällen gefunden, einige Fälle waren nicht 
sicher zu verwerten. Es fanden sich periphere, seltener zentrale punktförmige Pig- 
mentation und Depigmentationcn, zahlreiche, kleine, runde weißliche Flecken, von 
grauem Pigment umgeben, kleinere oder größeıe irseguläre retinochorioidale Atropbien, 
vom Pigment umsäumt, verechieden große Pigmentmassen, irregulär angeordnet, 
disseminierte Retinochorioiditis, Sklerose der Chorioidalgefäße, Neuroretinitis punc- 
tata, retinale Blutungen, Veränderungen am Nervus opticus, Perivasculitis.. Was 
die klinische Diagnose anbelangt, waren 89 Fälle als hereditäre Syphilis, 9 Fälle als 
cerebrospinale Syphilis, einer als cerebrale Syphilis, einer als syphilitische spastische 
Paraplegie aufgefaßt. Neurath (Wien). 


— 537 — 


Stangenberg, J.: Wie läßt sich die Zahl der kongenital luetischen Kinder 
verringern? Zentralbl. f. Gynäkol. Jg. 44, Nr. 28, S. 768—770. 1920. 

Verf. empfiehlt Zwangsduıchführung der Wassermannschen Reaktion bei den 
Schwangeren und Neugeborenen, um die latente Syphilis somit zu finden und sie zu 
behandeln; ferner Aufklärung der Massen durch Vorträge und Warnung vor den Kur- 
pfuschern u. a. Rietschel (Würzburg). 


Krankheiten der 


Grant, Samuel B., Stuart Mudd and Alfred Goldman: A further experimental 
study on excitation of infections of the throat. (Weitere experimentelle Unter- 
suchungen über die Hervorrufung von Infektionen des Halses.) (Dep. of pathol., 
Washington univ. med. school, Si. Louis.) Journ. of exp. med. Bd. 32, Nr. 1, 8. 87 
bis 112. 1920. 

Fortsetzung der Untersuchungen von S. Mudd und 9. B. Grant (Journ. med. 
research 40, S. 53; 1919) über den Einfluß der Abkühlung der Körperoberfläche 
auf die Schleimhaut des Gaumens und Rachens. Technik: Thermo-elektrische Messung 
der Haut- und Schleimhauttemperatur, Schreibung der Atmung von Thorax und 
Abdomen. Abkühlung durch einen elektrischen Ventilator. Der Einfluß verschieden 
tiefer Atmung wird gleichzeitig registriert, außerdem die Veränderungen von Atmung 
und Temperatur unter der Einwirkung von Amylnitrit. Bakteriologische Unter- 
suchung des Sputums von Nasen-, Tonsillen- und Rachenabstrichen vor und nach 
den Versuchen. Untersuchung der Harnportionen auf Farbe, Reaktion und Acidität. 
Die an Studenten und jungen Laboranten gemachten Versuche hatten überein- 
stimmend folgendes Ergebnis: Bei Abkühlung der Körperoberfläche sinkt parallel 
auch die Temperatur der Schleimhaut des Rachens und Gaumens, bedingt durch 
Vasokonstriktion. Beim Wiedererwärmen steigt die Hauttemperatur parallel mit der 
Temperatur der Tonsillen an, die Schleimhaut des Gaumens und Rachens bleibt jedoch 
noch längere Zeit ischämisch, und ihre Temperatur steigt nur allmählich an. Ir hala- 
tion von Amylnitrit bedingt anfänglich ein durch die Dilatation der Gefäße bedingtes 
Ansteigen der Haut- und Schleimhauttemperatur, das aber bald durch das Sınken 
des Blutdruckes überkompensiert wird und so einem Abfall der Temperatur weicht. 
Die bakteriologische Kontrolle (Zählung der einzelnen Kolonien) ergibt in 4 Fällen 
nach Abkühlung Zunahme der pathogenen Keime (Streptococcus baemolyticus, Micro- 
coccus catarrhalis, Bacillus influenzae); diese Zunahme verrät sich klinisch durch 
Halsschmerzen und allgemeines Unwohlsein. Die Harnuntersuchung ergibt als Effekt 
der Abkühlung die Ausscheidung eines verdünnteren, weniger saueren Urins. Eiweiß 
oder Zucker konnten in keinem Fall nachgewiesen werden. Der günstige Einfluß 
abhärtender Prozeduren (kalte Bäder, Aufenthalt im Freien) dürfte auf ein Training 
des Vasomotorensystems zurückzuführen sein, das, analog der Reaktion der Ton- 
sillen, eine Hyperämie auch der übrigen Pharynxschleimhaut im Gefolge von Ab- 
kühlungen hervorbringt. Barrenscheen (Wien).™ W} 

Lassalle, Maurice: Contribution à l'étude de la broncho-pneumonie de Pen- 
fant et à son traitement. (Beitrag zur Kenntnis der kindlichen Bronchopneumonie 
und ihrer Behandlung.) Arch. de méd. des enfants Bd. 23, Nr. 7, S. 414—422. 1920. 

Kurze Übersicht über Klinik und pathologische Anatomie der Bronchopneumonie. 
Nach Ansicht des Verf. kommt es bei der Behandlung der Bronchopneumonie in erster 
Linie darauf an, der Entwicklung der Bakterien durch Veränderung des Milieus ent- 
gegenzuarbeiten. In Ätherinjektionen, die er seit 1916 systematisch anwendet, 
laubt er das Mittel gefunden zu haben, das dieser Anforderung entspricht. Der 
Äther soll antiinfektiös, antithermisch, antispasmodisch (auf die Bronchialmuskulatur) 
und herztonisierend wirken. Die Begründung der vermeintlichen antiinfektiösen 
Wirkung ist indessen wenig überzeugend. Bei über 200 Injektionen hat er keine 
schädlichen Nebenwirkungen gesehen, die auch höchstens sich in Erregung und evtl. 


— 538 — 


leichter Trunkenheit äußern könnten. Es soll immer 1 cem injiziert und die Injektionen 
alle 4 Stunden wiederholt werden. Sehr häufig genügten indessen je 1 ccm abends 
und morgens. Wenn sich die Temperatur der Norm nähert, kann man mit den In- 
jektionen aufhören, fängt aber beim Auftreten neuer Fiebersteigerungen sofort wieder 
an. — In einer gar nicht kleinen Reihe von Fällen genügte schon eine einzige Injek- 
tion. Trotzdem der Äther auch bei voll entwickeltem Krankheitsbild sehr gut wirkt, 
empfiehlt der Autor möglichst frühzeitige Injektion, ohne erst die volle Ausbildung 
der physikalischen Anzeichen abzuwarten. Einen Versuch im großen stellte der Verf. 
in Thonon an,'das seinerzeit Sammelpunkt für die aus Nordfrankreich Evakuierten 
war. Der tägliche Zustrom betrug 500—1000 Menschen. Unter den Kindern brachen 
Masern aus und eine große Anzahl von ihnen erkrankten an Bronchopneumornie. 
Trotz schlechtester Unterbringungs- und Pflegemöglichkeiten in dem überfüllten Ort 
gelang es durch systematische und fast alleinige Anwendung der Ätherinjektionen 
die Sterblichkeit — Kinder zwischen 21/, und 10 Jahren — auf 4—5% zu halten. — 
Zusammenfassend empfiehlt er für die Behandlung der Bronchopneumonie: Äther, 
Herztonika und Senfwickel. Eüel. 

Firman - Edwards, L.: A case of lobar pneumonia accompanied by acute 
appendicitis. (Fall von Lobärpneumonie mit akuter Appendicitis.) Brit. med. journ. 
Nr. 3117, S. 477. 1920. 

Kind von 5 Jahren. 

Bacmeister, Adolf: Indikationsstellung für die Entleerung pleuritischer 
Exsudate und Empyeme. (San. f. Lungenkr., St. Blasien.) Dtsch. med. Wochenschr. 
Jg. 46, Nr. 31, S. 849—850. 1920. 

Akut entzündliche Empyeme werden in den schwerstenFällen zunächst nur punk- 
tiert mit Liegenlassen der Hülse. Nach einigen Tagen Saugdrainage oder Pleurotomie 
mit Rippenresektion. Bei kleinen Kindern wiederholte Punktionen oder luftdichte Ein- 
führung eines Gummikatheters. Bei tuberkulösen Empyemen möglichst konservative 
Behandlung. Bei Empyemen verschiedener Ätiologie, bei denen die Höhle starr- 
wandig ist, Thorakoplastik. G. Liebermeister (Düren). 

Denker, Alfred: Zur Extraktion von Fremdkörpern aus den Luftwegen auf 
bronchoskopischem Wege. Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 33, H. 1/2, S. 43—56. 
1920. 

l. 3jähriges Kind hatte eine Bleistifthülse aspiriert. Entfernung durch untere Broncho- 
skopie aus dem linken Hauptbronchus nach 8 Tagen. Die Anwesenheit des Fremdk 
hatte zu einer starken lokalen Reizung des Bronchus und zu einer Erkrankung im 
Unterlappen geführt, die in Gangrän überzugehen drohte. Genesung. — 2. Yjähriges Kind 
hatte vor 5 Tagen einen Kirschkern aspiriert. Entfernung durch untere Bronchoskopie. — 
3. 3jähriges Kind. Entfernung einer Schuhschnalle, die zwischen den Stimmbändern fest- 
gekeilt war, nach Tracheotomie. — 4. Bei8jährigem Kind wurde gelegentlich einer Röntgen- 
untersuchung der Lunge durch Zufall ein Fremdkörper in der rechten Lunge festgestellt. 
Entfernung mittels unterer Bronchoskopie. Tod an der Lungenerkrankung. Der Fremd- 
re ist angeblich vor 1 Jahr verschluckt worden. — 5. 3jähriges Kind hat vor 3 Tagen 
ein Knochenstück verschluckt, das bei der Tracheoskopie ausgehustet wurde. — 6. l4jähriges 
Mädchen hat vor 4 Wochen Knochenstück verschluckt. Stückweise Entfernung desselben 
durch Tracheoskop. Da, wo es gelegen hatte, war die Hinterwand der Trachea mit wulstartigen 
Granulationen bedeckt. Wegen neu auftretender Atembeschwerden mußte nach 12 Tagen 
die Tracheotomie gemacht werden. Nach weiteren 18 Tagen wurden nach Laryngofissur 
zahlreiche schwammige Granulationen entfernt, wobei ein Peritrachealabsceß mit eröffnet 
wurde, dessen Heilung längere Zeit in Anspruch nahm. — 10. 2jähriges Kind hatte Knochen- 
stück verschluckt, das bei der Tracheoskopie ausgehustet wurde. Hempel. 

Hajek, M.: Ein Fremdkörperfall. Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 33, H. 1/2, 
S. 70—77. 1920. 

8jähriger Knabe hatte einen Nagel „verschluckt“. Von anderer Seite war schon 
istrument versucht worden, den nach dem Röntgenbild im Oesophagus befindlichen Nagel 
zu entfernen. Die Röntgenuntersuchung ergab das Vorhandensein eines Nagels in der Höhe 
der Bifurkation. Der Nagel wurde immer im Oesophagus vermutet, da man auch hier eine Ver- 
letzung feststellte, die aber, wie sich später ergab, von den instrumentellen Entfernungsver- 
suchen herrührte. Bei der zweiten Untersuchung nach mehr als 4 Wochen starb das Kind 


— 539 — 


unter der Narkose. -Die Sektion ergab, daß der Fremdkörper überhaupt nicht im Oesophagus 
gesessen hatte, sondern im rechten Bronchus. Der diagnostische Irrtum ist dadurch zustande- 
gekommen, daß man sich nur mit einer oesophagoskopischen aa roune begnügt hatte, 
während es unbedingt notwendig ist, daß jede oesophagoskopische Unte ung — end er- 
gebnislos — durch eine bronchoskopische ergänzt wird. empel. 


Krankheiten der Zirkulatiensorgane. 


Conserti, Domenico: Le malattie di cuore nei bambini. (Herzkrankheiten 
bei Säuglingen.) Riv. med. Jg. 28, Nr. 8, 8. 118—121. 1920. 


Nach Ansicht des Verf. sind rheumatische Herzaffektionen beim Säugling nicht 
selten; die endokarditischen Erscheinungen können restlos verschwinden (Restitutio 
ad integrum). Herzklappenfehler sind so gut kompensiert, daß sie keine Erscheinungen 
machen, bis dann manchmal in der Pubertät oder bei einer interkurrenten Krankheit 
die Herzkraft versagt. Perikarditische Erscheinungen bieten wie beim älteren Kinde 
eine schlechte Prognose. Aschenheim (Düsseldorf). 


Gellert, Pkilipp: Der Defekt im Septum primum atriorum des Herzens. 
(Stadikrankenh. Friedrichstadt, Dresden.) Frankfurt. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 23, H. 2, 
S. 297—312. 1920. 


Mitteilung eines Falles dieser sehr seltenen Mißbildung als Zufallsbefund bei einem front- 
diensttauglichen Soldaten. Außer dem Defekt im vorderen Anteil der Vorhofsscheidewand 
fand sich noch — für diese Form typisch — ein zweigespaltener Aortenzipfel der Mitralis, 
abnorme Enge der Aorta und Weite er Pulmonalis. Die Verbildung wird als Entwicklungs- 
hemmung aufgefaßt, bei der die primäre Strömung ein nach links abweichendes Wachstum 
des Septum primum ist. Klinisch imponieren diese Fälle als kongenitale Herzfehler. Eine 
exakte Diagnose ist meist nicht zu stellen, da die Erscheinungen einer a he Mitral- 
insuffizienz im Vordergrund stehen. p (Barmen).M_ 


Stolte, K.: Störungen der Herzftunktion und deren Ausgleichsmögliehkeiten. 
Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, 8. 1—13. 1920. 


Die verantwortungsvolle und manchmal fast unlösbare Aufgabe, zwischen orga- 
nischen und funktionellen Herzveränderungen i im Kindesalter zu unterscheiden, führt 
oft zu übergroßer Ängstlichkeit. Es kommt im wesentlichen praktisch darauf an, 
das notwendige Maß der Schonung und die Möglichkeit vorsichtiger Übung richtig 
zu beurteilen. Letztere ist auch bei organischen Erkrankungen meist von großem Vor- 
teil. Die wichtigsten Fehlerquellen sind die durch Zwerchfellhochstand vorgetäuschte 
Dilatation, das funktionelle systolische Geräusch (kardiopulmonal, atonisch) und die Ver- 
stärkung des 2. Pulmonaltons infolge von Bronchialdrüsen und von der durch dieselben 
erhöhten Schalleitung. Die Funktionsprüfung (Treppensteigen und Zeitbestimmung 
der dadurch bedingten Tachykardie) läßt oft im Stiche, fällt bei organischen Erkran- 
kungen günstig, bei funktionellen ungünstig aus. Leisewerden des 1. Tons an der 
Herzspitze und nächtliche Polyurie (Enuresis!) sind wichtige Zeichen beginnender 
Herzschwäche. Von großer Bedeutung sind bei Infekten die Störungen im Gefäß- 
system. Vasolabilität charakterisiert ein neuropathisches Kind. Bei guter Gefäß- und 
Grefäßnervenreaktion wird das Herz so entlastet, daß die lebhaftesten Kinder dadurch 
von einer Herzatrophie verschont bleiben, anderenfalls aber kann eine solche ein- 
treten (Masturbation!). Im Gegensatz zum Erwachsenen wird beim Kind eine wie 
immer bedingte Akzentmation des 2. Pulmonaltons durch Körperanstrengung vorüber- 
gehend leiser. Dies gilt nicht nur von der relativen und organischen Mitralisinsufficienz, 
sondern auch von der Persistenz des Ductus Botalli. Es kommt durch die Erhöhung 
des Stoffumsatzes in der Peripherie zu einem stärkeren Blutzufluß zur arbeitenden 
Muskulatur und somit zur Entlastung im kleinen Kreislauf. Diese prompte Änderung 
der Blutverteihing fehlt beim Erwachsenen; bei Muskelarbeit nimmt die Akzentuation 
des 2. Pulmonaltons durch erhöhte Belastung zu. Ein allmähliches Nachlassen der 
Akzentuation spricht in jedem Lebensalter für Erlahmen des rechten Ventrikels. 

Adolf F. Hecht (Wien). 


— 540 — 


Proskauer: Zwei seltene Gefäßerkrankungen im Kindesalter. Dtsch. med. 


Wochenschr. Jg. 46, Nr. 35. 8. 964. 1920. 

1. Fall von Raynaudscher Krankheit bei einem 3jährigen Kind. Die in Anfällen auftretende 
Erkrankung ging unter lokaler Behandlung mit heißen Bädern und Spiritusabreibungen günstig 
aus. — 2. Fall von multiplen kavernösen Angiomen bei einem Neugeborenen. Die zum Teil 
angeborenen, zum Teil nach der Geburt aufgetretenen Angiome, deren einzelne kavernösen 
Charakter trugen und schnell wuchsen, wurden operativ entfernt, kauterisiert oder veırätzt. 
Innerlich soll Protojoduret vielleicht günstigen Einfluß auf die Neubildung der Angiome aus- 
geübt haben. Erich Benjamin (München). 


Jacques, P.: Anomalie rare du sinus lateral (S. L. sous-eutane). (Seltene 
Anomalie des Sinus lateralis.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, 


Nr. 11, 8. 360—361. 1920. 
Der Sinus lateralis verlief bei einem 8jährigen Kinde unmittelbar unter der Haut im 
Verlauf der Fissura petrosquamosa. Hempel. 


Krankheiten der Haut. 


Coerper, Carl: Beitrag zur Klinik des Erythema infectiosum. (Säuglingekrankens. 
u. Städt. Kinderfürs., Barmen.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 16, S. 456—457. 1920. 

Erfahrungen aus einer kleinen Epidemie von 18 Fällen. Die Infektiosität 
war gering. Nur 2 Geschwister unter 18 Fällen. Im Säuglingskrankenhaus (86 Betten) 
blieb 1 Fall vereinzelt, ebenso in’einem Kriegssäuglingsheim mit 24 Betten. In einem - 
anderen Kinderheim erkrankten unter 32 Kindern von 3—12 Jahren 3, in einer Kinder- 
kolonie (71—14 Jahre) von 42 Kindern nur eines, auf der Rachitikerstation dagegen 
(1—4 Jahre) von 25 Kindern 6. Drei Kinder waren jünger als 1 Jahr (41/,, 10 und 
11 Monat). Die Inkubationszeit betrug nach einigen brauchbaren Beobachtungen 
etwa 2 Wochen. Prodromalerscheinungen fehlten. Das Exanthem zeigte zwar 
vorzugsweise, aber nicht gesetzmäßig Gesicht und Streckseiten der Extremitäten 
besonders befallen. Für die Diagnose waren folgende Punkte wertvoll: 1. Die Flecken 
sind erhaben, gerötet, mit bläulichem Unterton, bei Konfluenz in der Mitte etwas 
eingesunken und deutlich abblassend. 2. Das Exanthem ist mindestens 7 Tage für 
aufmerksame Beobachter sichtbar. 3. Die Flecken wechseln an Intensität überraschend 
schnell. Durch örtliche und allgemeine Temperaturreize, Abbinden der Extremitäten, 
Reiben u. a. schien das Exanthem nicht deutlich beeinflußbar. Das Maximum der 
Ausbreitung war in mindestens 2 Tagen erreicht. Drüsenschwellungen, Lympho- 
cytose war nicht als Regel festzustellen. Unter den Kindern über 3 Jahren hatten 
mehrere bereits mehrere Infektionskrankheiten, darunter vor allem Masern, teil- 
weise auch Röteln hinter sich. Vielleicht gibt es Kinder, die für alle Infektionskrank- 
heiten besonders empfänglich sind und die daher auch bei gegebener Gelegenheit 
an Erythema infectiosum erkranken. Sögenannte Masernrezidive sind vielleicht 
öfters in Wirklichkeit Erkrankungen an Erythema infectiosum. Ibrahim (Jena). 

Gismondi, A.: Intorno a due easi di eritrodermia desquamativa o sindrome di 
Moussous-Leiner. (Über zwei Fälle von Eıythroderma desquamativa [Moussous- 
Leinersches Syndrom].) (Osp. civ., Sampierdarena.) Pediatria Bd. 28, Nr. 14, 8. 665 
bis 675. 1920. 

Bericht über zwei Fälle: Erörterung der Differentialdiagnose gegenüber der Der- 
matitis exfoliativa. Gegenüber Versuchen französischer Autoren beide Krankheits- 
bilder miteinander zu vermischen, Hinweis auf die prinzipielle Verschiedenheit in 
klinischer und ätiologischer Hinsicht. Sonst nichts Neues. Eingehende Würdigung 
der Literatur. Aschenheim (Düsseldorf). 


Krankheiten des Nervensystems. 

Griffith, J. P. Crozer: Acute cerebrocerebellar ataxia. With report of cases. 
(Akute cerebro-cerebellare Ataxie. Mitteilung von Fällen.) Americ. journ. of dis. of 
childr. Bd. 20, Nr. 2, S. 82—88. 1920. 

Vgl. dies. Zentralbl. 9, S. 492. 


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Wieland: Geheilte rhinogene, eitrige Meningitis staphylococeica. Med. Ges., 
Basel. Sitzg. v. 4. III. 1920. Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 35, 8. 779. 1920. 

Bei einem 8jährigen Knaben trat im Verlaufe eines mit Sopor, Kernig, Nackenstarre, 
Delirien, trüb-flockigem Liquor, der Staphylokokken in Reinkultur enthielt, einhergehenden 
hochfieberhaften Krankheitszustandes Besserung ein, nachdem im Anschluß an Lumbal- 
punktion zweimal je 10 com Elektrargol injiziert worden waren. Der Liquor wurde steril und 
allmählich klar. Neurath (Wien). 

Wieland: Pachymeningitis interna haemorrhagieca. Med. Ges., Basel. Sitzg. v. 
4. III. 1920. Schweiz. med. Wochenschr. Jg. 50, Nr. 35, 8. 779. 1920. 

Ein 10 Monate alter Säugling zeigte während der fieberhaft verlaufenen Pachymeningitis 
Netshautblutungen und hämorrhagisches Lumbalpunktat. Als a Drau trat ein hooh- 
gradiger sekundärer Hydrocephalus auf, der mehrfache Lumbalpunktionen und zweimalige 
Ventrikelpunktion erforderte. Völlige Heilung. Neurath (Wien). 

Harriehausen: Familiäre, steile, kurze Wirbelsäule. Jabrb. f. Kinderheilk. 
Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, 8. 143—151. 1920. 

Beobachtung an 2 Schwestern von 5 und 2 Jahren. Äußerlich fällt nächst der 
steilen und kurzen Wirbelsäule die völlig steife Haltung derselben auf. Bewegungen 
erinnern an die der Spondylitiker (Bücken und Aufrichten mit Unterstützung der 
Hände). Das Röntgenbild zeigt eine Verschmälerung der Wirbelkörper und der 
Zwischenscheiben, ungleiche Querbreite der Körper, ungleiche Längsachsendicke 
. sowohl der Körper untereinander als auch der einzelnen Körperhälften. Bögen und 
Fortsätze, sowie Rippen sind dementsprechend verlagert. Form der Körper nicht 
rechteckig, sondern unregelmäßig viereckig. Entstehung: frühe embryonale 
Periode. Die Steifigkeit der Wirbelsäule ist funktionell, da bei Entlastung beweglich. 
Keine Schwäche der Muskulatur. Huldschinsky. 

Wiesinger, A.: Erfahrungen über Albeesche Operationen. (Allg. Krankenh. 
St. Georg, Hamburg.) Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 154, H. 5/6, S. 326—337. 1920. 

Aus allen bisherigen Veröffentlichungen über die Albeesche Operation geht her 
vor, daß durch die Operation die Fixation der kranken Wirbelteile gelingt und damit 
eine Entlastung der Wirbelsäule zustande kommt. Dadurch wird eine Reihe subjektiver 
wie objektiver Besserungen erzielt. Über die definitive Ausheilung der Spondylitis müssen 
noch zahlreichere Resultate abgewartet werden, wenn auch die bis jetzt veröffentlichten 
günstig lauten. W. berichtet über die Erfahrungen, die er selbst an 18 Fällen des St. 
Georgskrankenhauses in Hamburg gemacht hat. Zwei Fälle sind an Lungentuberkulose 
und anderen tuberkulösen Affektionen gestorben, so daß 16 Fälle im Alter von 2 bis 
61 Jahren für die Beurteilung in Betracht kommen. Davon waren Kinder unter 12 Jah- 
ren 5, Erwachsene 11 (davon einer nach Wirbelverletzung). Wenn auch durch die un- 
günstigen durch den Einfluß des Krieges geschaffenen äußeren Lebensbedingungen 
gewisse Beschwerden besonders bei den Kindern noch längere Zeit nach der Operation 
zurückblieben (leichte Ermüdbarkeit, Schwäche in den Beinen, Schwierigkeiten beim 
Bücken), bei manchen auch neue tuberkulöse Herde an anderen Stellen des Körpers 
ohne Beteiligung der Wirbelsäule auftraten, so kann man der Operation doch nach- 
sagen, daß niemals eine Schädigung durch sie eingetreten ist, aber so gut wie immer zu- 
nächst Vorteile erreicht wurden. In allen Fällen von Spondylitis tuberculosa erscheint 
die Aibeesche Operation nach den bisherigen Erfahrungen indiziert. In den veralteten 
und hochgradigen Fällen ist mit Hilfe derselben noch wesentliche Besserung, in den 
Frühfällen meist klinische Heilung zu erzielen und zwar nicht nur vorübergehend, 
sondern dauernd. Bei Stützdefekten, welche nach Wirbelverletzungen zurückbleiben, 
scheint sie eine völlige Heilung zu versprechen. Paul Glaessner (Berlin). 

eFröschels, Emil: Singen und Sprechen, ihre Anatomie, Physiologie, Patho- 
logie und Hygiene. Leipzig u. Wien: Franz Deuticke 1920. VIII, 341 S. M. 24.— 

Die sehr ausführliche, gemeinverständliche Darstellung der Anatomie und Phy 
siologie der Atmung, des Kehlkopfes und des Ansatzrohres dürfte besanders wertvoll 
sein für den im Gesang sich ausbildenden medizinischen Laien, ebenso die Kapitel 
über die Hygiene der Stimme und Sprache. Die Abschnitte über die funktionellen 


— 542 — 


Störungen der Stimme und noch mehr diejenigen über die Ausbildung zum Sänger 

und Sprecher bieten aber auch, schon in der Fülle der zusammengestellten Literatur 

und der Meinungen der verschiedenen Autoren, dem Mediziner genug des Interessanten. 
Schlesinger (Frankfurt a. M.). 

Timme, Walter: Endocrinologie aspects of some neurologie conditions. 
(Endokrinologische Auffassung gewisser Nervenkrankheiten.) Arch. of neurol. a. 
psychiatr. Bd. 3, Nr. 6, S. 601—608. 1920. 

Für gewisse Formen der Epilepsie läßt sich eine endokrine Ätiologie an- 
nehmen. Hierher gehört vor allem die Dystrophia adiposogenitelis und verwandte, 
weniger voll ausgeprägte Zustände (Adipositas, geringe Körperbehaarung, kleine 
Genitalien, hohe Zuckertoleranz). Oft zeigt sich hier eine Kombination mit Sym- 
ptomen von seiten des Gyrus uncinatus (Gewebs- oder Geschmackspgrästhesien als 
Aura). Die Verwandtschaft oder das Alternieren der Migräne mit Epilepsie ist 
bekannt. Man kann auch hier eine periodische Schwellung der Hypophyse 
in einer zu engen Sella turcica vermuten, die die Gyri uncinati in Mitleidenschaft 
zieht. Fütterung mit Hypophysensubstanz, speziell Vorderlappen kann diese Zu- 
stände bessern oder sogar heilen. — Andere Epilepsien hängen von temporärer 
Zurückhaltung N-haltiger Stoffwechselprodukte (Aminosäuren?) ab. Nach Kendall 
hat das Jodothyrin die Fähigkeit, Aminosäuren in Ammoniumcarbonat, CO, und H,O 
überzuführen und die Epithelkörper helfen wahrscheinlich bei der Überführung des 
Ammoniumcarbonats in Harnstoff. Es kann sich in solchen Fällen um vorübergehende 
Insuffizienz des Thyreo-parathyreoiden-Apparats handeln, der jeweils wieder durch 
übermäßige Inanspruchnahme erklärt werden kann, z. B. ovarielle, bypophysäre 
Störungen, Adrenalinmangel u. a., also meist um pluriglanduläre Störungen; gelingt 
es aber die primäre Störung zu beseitigen, so kann man helfen, z. B. oft bei primären 
Genitalstörungen. Ganz geringe Thyreoidingaben können hier nützlich sein, während 
große Gaben das Übel verschlimmern, indem sie den Eiweißzerfall steigern. Ibrahim. 


Krankheiten des Auges. 

Lohmann, W.: Beitrag zur Kenntnis des reinen Mikrophthalmus. Arch. f. 
Augenheilk. Bd. 86, H. 1/2, 8. 136—141. 1920. 

2 Fälle von reinem Mikrophthalmus bei einem 7- und einem 10jährigen Mädchen 
mit enger Pupillardistanz und kleiner, eingesunkener Nase. Die Augen zeigten außer 
einer Hypermetropie von 3 bzw. 6 Diopt. keinen pathologischen Befund. Bei beiden 
Mädchen waren die Endphalangen des 5. Fingers daumenwärts gerichtet, bei der 
älteren fanden sich an Hand und Fuß schwimmhautartige Hautfalten. Schädelmessun- 
gen ergaben bei der Älteren einen brachycephalen Typ; Röntgenaufnahmen, die in der 
Arbeit abgebildet sind, deuten auf eine Verkleinerung des Hirnschädels im Gegensatz 
zum Gesichtsschädel und auf eine Zusammendrängung der Basis an der mittleren 
Stelle hin; daraus ließe sich eine Kleinheit des Hirnstammes schließen. Dieser Befund 
spräche für die Auffassung Kundrats über die Pathogenese des Mikrophthalmus, 
der durch eine Störung in der Entwicklung des Zwischenhirns, aus dem die Augenblase 
herauswächst, wahrscheinlich hervorgerufen wird. R. Hassel (Greifswald).’* 

Cremer, L.: Erfahrungen mit der Cyclodialyse. Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. 


Bd. 64, Junih., 8. 802—807. 1920. 

Ein Fall von doppelseitigem Hydrophthalmus cong. bei einem 3 Monate alten Kinde wird 
durch Cyclodialyse nur vorübergehend günstig beeinflußt; die Trepanation ist der Cyclodia- 
lyse vorzuziehen. Salzberger (München). 


Krankheiten des Gehörorgans. 
Saunders, T. L.: Acute middle ear infections in children from the standpoint 
of the otologist. (Akute Mittelohrentzündungen bei Kindern vom Standpunkt des 


Ohrenarztes.) Laryngoscope Bd. 30, Nr. 6, 8. 361—364. 1920. 
Paracentese ist bei den ersten entzündlichen Erscheinungen sofort zu machen. 


— 543 — 


Spülung nach der Incision muß vom einzelnen Fall abhängig gemacht werden. Not- 
wendig ist die Spülung, sobald der Warzenfortsatz zu erkranken droht. . Bettruhe 
unbedingt erforderlich. Entfernung von Rachen- und Gaumenmandeln ist im akuten 
Anfall nur selten angezeigt; dagegen kann man sie machen, sobald wiederholte 
Rezidive der Mittelohrentzündung erfolgen. Ist der Warzenfortsatz aufgemeißelt, 
so wird eine Heilung der Wunde nur erreicht nach Entfernung der Adenoiden. An- 
dauernde hohe Temperaturen bei eiternden Ohren sind vielfach nicht auf das Ohr, 
sondern auf Lungenkomplikationen oder andere Erkrankungen zu beziehen. (Vgl. dies. 
Zentralbl. 9, S. 238.) Hempel. 

Munk, J.: Otitis media mit lebensgefährlichen Komplikationen. (Abt. f. 
Kinderheilk., Univ. Leiden.) Nederlandsch maandschr. v. geneesk. Jg. 9, Nr. 5, 
B. 283—292. 1920. (Holländisch.) 

Zwei kasuistische Mitteilungen. 

Fall 1. Kind von 7 Monaten schon 14 Tage erkältet und wenig krank, bekommt plötzlich 
eine profuse Blutung aus dem rechten Ohre. Temperatur dabei 40,5°; Strabismus conv. Rechts, 
Facialisparese und leichte Parese von R. Much. Sternocleidomast. und Zunge. Kein Kernig, 
keine Fontanellenspannung. Die Blutung wiederholte sich die zwei folgenden Tage, am 3. Tage 
kam Eiter aus dem Ohr (Streptokokken). Das Kind war sehr anämisch geworden (Sahli 37%). 
Am 5. Tage metastatische Abscesse an Hand und Fußrücken. Schließlich geht alles zurück, 
und das Kind wird gesund. Ursache muß wohl sein: Ausbreitung einer Otitis media durch die 
bei Säuglingen oft sehr dünne oder abwesende Beinbekleidung, des Recessus hypotympanicus 
nach dem Bulbus venae jugularis, wodurch Blutung, Thrombophletitis und Pyämie. Die pa- 
retischen Erscheinungen am Nervus VII, XI und XII werden erklärt durch entzündliche In- 
filtration, an der Austrittsstelle dieser Nerven. Auch der Nerv. abd. kommt nahe dem Os petro- 
sum. Auch zeigte das Kind noch Ptosis und Miosis rechts (Trias von Horner - Claude), 
welcher beruht auf Aufhebung der Sympathicusinnervation dieser Seite, wahrscheinlich auch 
im entzündlichen Infiltrate. — Fall 2. Kind von 21 Monaten. Vor 3 Wochen Pneumonie und 
Otitis, vor 8 Tagen Konvulsionen und Paralyse des rechten Armes. Konjugale Deviation nach 
links. Operation wegen Gehirnabsceß. Nicht gefunden. Exitus 7 Tage nach der Operation. 
Bei der Sektion hämorrhagische Encephalitis und Meningitis mit Herd in der linken Hemisphäre, 
vor dem Sulcus centralis. Stärcke-Polenaar. 

Colledge, Lionel: Result of healing of chronic middie-ear suppuration. (Resultat 
der Heilung einer chronischen Mittelohreiterung.) Proc. of the roy. soc. of med. 
Bd. 13, Nr. 8, Sect. of otol. S. 105. 1920. 

18jähriges Mädchen litt unter chronischer Eiterung im Anschluß an einen im 5. Lebens- 


jahr durchgemachten Scharlach. Seit 10 Jahren ist das Ohr trocken, man findet eine glatte 
Haut, die sich im Gehörgang vor dem Trommelfell gebildet hat und die Gebilde des Mittel- 


ohrs nicht mehr übersehen läßt. Hempel. 


Krankheiten der Bewegungsorgane, Orthopädie. 

Sippel, Paul: Der angeborene muskuläre Schiefhals. (Univ.-Frauenklin., Berlin.) 
Dtsch. Zeitschr. f. Chirurg. Bd. 155, H. 1—2, S. 1—48. 1920. 

In der an sehr instruktiven Röntgenbildern, die während der Schwangerschaft 
und Geburt aufgenommen sind, reichen Arbeit stellt Si p pel eingehende Betrachtungen 
über die Ursachen des angeborenen muskulären Schiefhalses an. Die Vorbedingung 
für die Entwicklung des Schiefhalses im Uterus ist die Abknickung des Kopfes gegen die 
Schulter oder auch bei entsprechenden Kindeslagen eine Abknickung des Rumpfes 
mit der Schulter gegen den Kopf, ferner eine starke Biegung und Rotation des Halses, 
entsprechend dem daraus später resultierenden Symptomenkomplex: Abduktion des 
Kopfes nach der kranken, Rotation nach der gesunden Seite und Rückwärtsstreckung. 
Die Ursache hierzu ist in den meisten Fällen Raumbeengung im Uterus. Auch abnorme 
Formen des Uterus können die Ursache hierzu abgeben. Abnorme Formen und andere 
Anomalien des Uterus können familiär vorkommen und möglicherweise von erblichem 
Einfluß sein. Der Schiefhals kann von dem Zeitpunkt an entstehen, wo der in allen 
seinen Teilen angelegte Foetus mit der Eiblase den Uterus völlig ausfüllt und Druck- 
wirkungen auf den Foetus einsetzen. Die ersten Entwicklungsvorgänge des angebore- 
nen muskulären Caput obstipum sind demnach schon vom 5.—6. Schwangerschafts- 


— 54 — 


monat an möglich. Kommt also schon durch die Raumverengerung und die zunehmende 
Zwangslage im Uterus der Kopfnickermuskel nicht zu normaler Entwicklung, bleibt 
er in seinem Längenwachstum weiterhin zurück, wird er atrophisch und bindegewebig 
entartet, so wird er unter der Geburt, wenn er in den Bereich der drückenden Schulter 
kommt, gewaltsam gequetscht, es kommt ohne Zug und infolge der vehementen Druck- 
wirkung bei der Geburt zur Bildung von Hämatomen, die von der Hinterwand des 
Muskels und den zentralen Partien ausgehen. Aber auch schon während der Schwanger- 
schaft können bei ausgesprochener Raumbehinderung allein durch die Druckwirkung 
im Uterus hervorgerufene Zerrteißungen der dünnwandigen Gefäße an der Hinterwand 
des Muskels zu Blutungen führen. Selb tverständlich kann der an sich geschädigte 
Muskel auch während der Geburt einem Zuge ausgesetzt einrei:sen. Es erfolgt dann die 
oft beschriebene Hämatombildung durch Muskelriß nach Zug. Immer aber wird die 
primäre Ursache für die genannte Deformität in der Entwicklungsstörung des Muskels 
beruhen. Der Grad der schädlichen Einflüsse in der Schwangerschaft und Geburt wird 
maßgebend sein für den Zeitpunkt des Auftretens und die Schwere der Veränderungen. 
In leichten Fällen wird man mit medikomechanischer Behandlung auskommen. Bleibt 
aber der Erfolg aus, so soll man in allen Fällen die offene Durchschneidung des ver- 
kürzten Muskels ausführen, die ein ausgezeichnetes Endresultat gibt. Der Zeitpunkt 
der Operation kann schon von der 4. oder 5. Woche an gewählt werden. Sicher ist eine 
frühzeitige operative Behandlung die beste Prophylaxe gegen die schon im Kindes- 
alter einsetzenden im Gefolge des Schiefhalses auftretenden schweren Folgeerschei- 
nungen. Paul Glaessner (Berlin). 

Heath, P. Maynard: Isolated disease of tarsal scaphoid: Köhler’s disease. 
(Isolierte Erkrankurg des Os naviculare tarsi: Köhlersche Kıankheit.) Brit. journ. 
of childr. dis. Bd. 17, Nr. 193/195, 8. 28—30. 1920. 

Beschreibung eines weiteren Falles von Köhlerscher Krankheit bei einem 7jährigen 


Knaben. Therapeutisch wird zur Beseitigung der Schmerzen am inneren Fußrand ein eigens 
angemessener Stiefel oder ein Gipsverband, später Kräftigung der Wadenmuskulatur empfohlen. 


Paul Glaessner (Berlin). 
Erkrankungen durch äußere Einwirkung. 


Kluge: Über die Gefährlichkeit der Verwendung hochproz. $-Naphtholpräparate 
in der Krätzebehandlung. (Kreis-Krankenh., Wolmirstedt.) Zeitschr. f. Medizinalbeamte 
Jg. 38, Nr. 13, S. 225—231. 1920. 

Ein 7jähriges, mit Krätze behaftetes Mädchen erkrankte nach Einreibung mit 15 proz. 
£-Naphtholsalbe an Anzeichen einer schweren hämorrhagischen Nephritis und starb 20 Std. 
nach der Einreibung. Todesfälle nach Einreibungen mit $-Naphtholsalbe sind bereits seit 
langem bekannt. Apstz (Halle).“, 

Soli, Ugo: Contributo allo studio della permeabilità placentare al mercurio. 
(Beitrag zum Studium der Durchlässigkeit der Placenta für Quecksilber.) (Istü. di 
anat. paiol., unw., Palermo.) Riv. osp. Jg. 10, Nr. 3, 8. 69—81 u. Nr. 4, S. 109 
. bis 125. 1920. 

Eine Gravida nahm 3 Sublimattabletten, am 5. Tage danach Frühgeburt und am 8. Tage 
Tod. Die Frucht lebte 14 Tage und ging nicht an Intoxikation, sondern an Bronchopneumonie 
zugrunde. Obwohl die Mutter an akuter Sublimatvergiftung starb, blieb das Kind von der 
Vergiftung verschont, was der Schutzwirkung der Placenta zuzuschreiben ist, die also auch unter 

thologischen Verhältnissen funktioniert. Es war zu fibrinöser Thrombose der intervillösen 
patien gekommen, was Verf. als Folge einer Alteration oder Nekrose der Epithelbekleidung 
der Zotten ansehen will. Neben der Schutzwirkung der Placenta sind für die Verschiedenheit 
der anatomischen Veränderungen bei Mutter und Frucht verantwortlich Verschiedenheit des 
Geschlechts, physiologische Bedingungen (Gravidität) und Verschiedenheit der Zirkulation 
und Funktion (Leber, Darm, Nieren). Brauns (Dessau). 

Deckx, H.: Der Einfluß des elterlichen Alkoholismus auf die Nachkommen- 
sehalt. Vlaamsch geneesk. tijdschr. Jg. 1, Nr. 12, S. 205—209. 1920. 

Referat, das in seiner weit über das Ziel hinausschießenden Polemik gegen den 
Alkohol nichts Neues bringt. Vietor (Charlottenburg). 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 13 8. 545—592 





Physiologie und allgemeine Pathologie (einschließlich Ernährung 
Allgemeines. und Pflege). | 


Edelstein, F. und L. Langstein: Das Pirquetsche System der Ernährung. 
Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 35, S. 823—826 u. Nr. 36, S. 852—855. 1920. 

Ausführliche und kritische Besprechung des Pirquetschen Systems der Ernährung. 
Auf ein näheres Eingehen kann verzichtet werden, da das Thema von einem der Verff. 
ausführlich in dieser Zeitschrift behandelt worden ist (s. S. 129). Beide Autoren sind 
trotz mancher Fehlgriffe (Terminologie) im System der Ansicht, daß ihm eine große 
Bedeutung zukommt. Ref. vermag sich diesen Gedankengängen nicht ganz anzu- 
schließen. Rietschel. 

Discussion on the present position of vitamines in clinical medicine. (Dis- 
kussion über die derzeitige Stellung der Vitamine in der klinischen Medizin.) Brit. 
med. journ. Nr. 3109, S. 147—160. 1920. 


Hopkins, F. G.: Zur Begründung der Wichtigkeit der Vitamine werden a PERN 
angeführt, welche die größere Wichtigkeit der Oxydation als der Hitze für die Beschaffenheit 
der akzessorischen Stoffe zeigen. Es handelt sich um fettlösliche Vitamine. Eine Reihe von 
Ratten wurden mit Butter ernährt, die durch 4 Stunden bei 120° unter Luftabschluß gehalten 
wurde, eine Kontrollreihe mit ebenso unter Luftzutritt erhitzter Butter. Die erste Gruppe zeigte 
normale Gewichtszunahme, die zweite Tod unter konstanter Gewichtsabnahme, jedoch Wieder- 
herstellung bei rechtzeitiger Darreichung von frischer Butter. Die Jodzahl war bei der schäd- 
lichen Butter unverändert. Daß es sich um Schädigung der fettlöslichen Vitamine handelt, 
zeigt sich darin, daß die mit alterierter Butter genährten Tiere gerade die Symptome boten, 
die vegetabilfettfreie Vegetabilien auslösen. Diesbezüglich wird auf die Keratomalacie verwiesen. 
Solche Erfahrungen gestatten sicher eine gewisse Verallgemeinerung. Der Vitaminmangel ist 
selber komplett, meist partiell, oft mehr als einen Faktor betreffend; dadurch entstehen 
BR Bilder. Auch ist die nötige Vitaminmenge nicht unabhängig von Qualität und 
Quantität der Nahrung. Eine Kohlenhydratüberfüllung kann die Wirkung des Ausfalles fett- 
\öslicher Vitamine steigern durch Reduktion des Körperfettes und Mobilisation der in den 
Fettdepots vorhandenen Vitaminmenge. Dieser Vorrat könnte eine Zeitlang die Wirkung des 
Vitamindefektes hinausschieben. Andererseits kann der gesteigerte Metabolismus, der durch 
einen ProteinexzeßB zustande kommt, manchmal einen Einfluß nach der entgegengesetzten 
Richtung üben. Zu den Defizienzaffektionen sind, wie eingehend ausgeführt wird, Skorbut, 
Xerophthalmie, Rachitis zu zählen. Bezüglich der Rachitis wird auf einschlägige Versuche 
verwiesen, die einen mangelhaften Gehalt der abgerahmten Milch an fettlöslichen Vitaminen 
zu ergeben scheinen. — Barr, J., sieht die Grundlage der Wirkung der sogenannten akzes- 
sorischen Nahrungsbetsandteile in ihrem Einfluß auf den Mineralstoffwechsel, die wichtigsten 
Momente der Aktion der Vitamine in ihrem Gehalt an Aschenbestandteilen. — Much, H., 
betont die Wichtigkeit sowohl der experimentellen wie der klinischen Erkenntnisse. Unter den 
Bestandteilen der Nahrung müssen vertreten sein, und zwar in hinreichender Menge: 1. Mineral- 
salze, 2. Kohlenhydrate, 3. Fette, 4. Proteine, an Menge und Art passend, 5. wasserlösliche oder 
antineuritische Vitamine, 6. fettlösliche Vitamine, 7. antiskorbutische Vitamine. Sichere 
Defizienzkrankheiten entstehen bei dauerndem Fehlen von 4., 5., 6. und 7. Daß auch die Quali- 
tät der akzessorischen Substanzen eine Rolle T zeigte sich im Ausbleiben der Skorbut- 
heilung bei Darreichung von Apfelsaft, Eintritt der Heilung bei Ersatz dieses durch eine gleiche 
Menge von Citronensaft. In Wien dokumentierte sich der Mangel an akzessorischen Substanzen 
nicht in einer eigentlichen Hungersnot, sondern in einer pertiellen, besonders der Frischmilch- 
mangel fiel besonders in seiner schädigenden Wirkungen auf. — Dalyell, E. J., bringt Kurven 
von in Wien beobachteten, an Wachstumsstillstand, Skorbut, Rachitis leidenden natürlich oder 
künstlich ernährten Kindern, die nach Zugabe von Butter, Lebertran, Rübensaft einen raschen 
Anstieg des Körpergewichtes und Heilung der Defizienzkrankheiten erkennen ließen. — 
Hess, A. F., betont den Unterschied zwischen richtig pasteurisierter Milch und der kommer- 
ziellen Pasteurisierung, bei der die schädigende O tion durch die langen Wege, durch die 
die Milch geleitet wird, erhöht wird. Trockenmilch, die von mit antiskorbutischen Mitteln gefüt- 
terten Kühen stammt, enthält hinreichende Vitamine. Bezüglich der Skorbutdiagnose wird 
darauf hingewiesen, daß, wie aus dem Nutzen der antiskorbutischen Diät erhellt, Rippenauf- 
treibungen nicht rachitisch sein müssen, sondern oft Skorbutzeichen repräsentieren. Rachitis 


Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 35 


— 546 — 


wird oft mit leichtem Skorbut verwechselt. — Mann, H. Corry hat in London 1000 Rachitis- 
fälle und 250 gesunde Kontrolikinder nach sozialen und hygienisch-diätetischen Gesichts- 
punkten untersucht. Ein Einfluß der Wohnungsverhältnisse hat sich nicht ergeben.. Nach Pro- 
zentzahlen fallen die Rachitisfälle in folgende Gruppen: Fettmangel mit oder ohne Kohlenhydrat- 
exzeß 44, reine oder überlange Brusternährung 16, soziale Ursachen 13, Diathese, Rachitis 
in der Ascendenz 8, Kohlenh tüberfütterung 6, prämature Kinder 4, Magendarmkatarrh 4, 
zweifelhafte Fälle 3, postinfektiöse Unterernährung 2. Neurath (Wien). 
Osborne, Thomas B.: The water-soluble vitamine. (Das wasserlösliche Vita- 
min.) New York state journ. of med. Bd. 20, Nr. 7, 8. 217—225. 1920. 
DasVitamin übt einen Reiz auf den Stoffwechsel aus und steigert dadurch den Appetit. 
Wer zu wenig ißt, wird durch Vitaminmangel appetitlos und verfällt einem Circulus 
vitiosus, dasselbe gilt für launische Esser, die vitaminreiche Nahrung (Milch, Eier, Früchte, 
Gemüse) verschmähen. Nehmen solche Leute große Mengen calorisch hochwertiger, 
aber vitaminarmer Nahrung zu sich, so bekommt es ihnen schlecht, weil das Stoff- 
wechselstimulans fehlt. Für die Diät von Menschen, deren Ernährungszustand gehoben 
werden soll (Rekonvaleszenten, Appetitlose usw.), muß das Optimum zwischen Calorien- 
zufuhr und Vitaminzufuhr gesucht werden. Ein Zuviel an Vitamin schadet nur, in- 
sofern dadurch calorische Nahrung verdrängt wird, gefährlich ist Überfütterung 
mit schweren vitaminarmen Speisen. Die praktische Erfahrung genügt hierbei, quanti- 
tative Vitaminbestimmung ist noch unmöglich. Nach vermehrter Vitaminzufuhr 
sorgt der Appetit für Calorien. Die calorienärmste vitaminreichste Substanz ist die Hefe. 
Beim Verdünnen der Kindermilch und vorallem beim Vermischen mit Cerealien 
kann der Vitamingehalt gefährlich abnehmen. Einer Stoffwechselanregung durch 
Vitamine entstammt vielleicht die spezifische dynamische Wirkung des Eiweiß z. B., 
und die viel zu wenig beachteten individuellen Stoffwechselverschiedenheiten könnten 
einem verschiedenen Reagieren auf den Reiz der Vitamine entsprechen. Den Haupt- 
nahrungsmitteln der Großstädter ist zwar das Vitamin künstlich entzogen (Weißbrot, 
umkrystallisierter Zucker, gereinigte Öle usw.), der Instinkt des Gesunden garantiert 
aber die nötige Zufuhr. Durch das im Haushalt übliche Kochen und durch die ge- 
wöhnlichen Konservierungsmethoden wird das wasserlösliche Vitamin B nicht zer- 
stört. Alfred Plaut (Hamburg-Eppendorf).“, 
Novaro, Paolina: Ricerche calorimetriche comparative sul digiuno e sull’ 
avitaminosi. III. Della convalescenza dal digiuno e della avitaminosi. (Vergleichende 
calorimetrische Untersuchungen im Hunger und bei Avitaminosen. III. Die Rekon- 
valeszenz.) Pathologica Bd. 12, Nr. 279, 8. 183—203. 1920. 
Nach beiden Zuständen steigt die Temperatur in 24 Stunden auf 41° und erreicht 
in 3—4 Tagen die Normaltemperatur von 42° (bei Tauben, vgl. dies. Zentralbl. 13,264, 554; 
1920). DieWärmeabgabe, bezogen auf die Körperoberfläche, geht nach dem Hunger alsbald 
zum normalen Wert herauf, nach der Avitaminose bleibt sie einige Tage unter der Norm, 
bis die Temperatur normal geworden ist; dann überschreitet sie die Norm um etwa 159% 
und wird erst normal, wenn das Normalgewicht wieder erreicht ist. Die (freie) Nahrungs- 
aufnahme beträgt etwa 150%, der normalen, bis das Gewicht erreicht ist. Im Anfang 
steigt das Gewicht sehr stark an, dann langsamer und auch nicht ununterbrochen. 
Unter gleichen sonstigen Bedingungen geht die Wiederherstellung nach Avitaminosen 
langsamer vonstatten, als nach Hunger. H. Freund (Heidelberg).“, 


Physlologie und allgemeine Pathologie des Foetus und des Neugeborenen. 


Porcher, Ch. et A. Tapernoux: Sur l’apparation des ferments digestifs 
pendant la vie foetale. (Das Erscheinen von Verdauungsfermenten während des 
fötalen Lebens.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 15, 8. 619 
bis 620. 1920. 

Verff. gelang der qualitative Nachweis von Pepsin, Erepsin im Magen bzw. Darm 
von jungen Kalbsföten, ebenso der von Trypsin, Pankreaslipase und Pankreasamylase 
ım frühen fötalen Alter. P. György. (Heidelberg).’"®, 


— 5 — 


Haedicke, Johannes: Wann soll das Neugeborene abgenabelt werden? Fortschr. 
d. Med. Jg. 37, Nr. 17, 8. 526529. 1920. 

Haedicke mißt dem Übertritt der größtmöglichen Menge von Geburtsblut aus 
der Placenta in den kindlichen Körper eine hervorragende Bedeutung für die Lebens- 
kraft, die Widerstandsfähigkeit und sogar für das spätere Gedeihen des Kindes bei 
und meint, daß die späte Abnabelung als ein nachgewiesen wirksames Mittel zur Be- 
kämpfung der Säuglingssterblichkeit zu betrachten und daher allgemein zur Pflicht 
zu machen sei. Auch den im Hebammenlehrbuch angegebenen Zeitpunkt der Ab- 
nabelung nach dem Aufhören des Nabelschnurpulses hält der Verf. für verfrüht. Seine 
Forderungen lauten: Die Abnabelung des Neugeborenen darf erst erfolgen, wenn der 
Mutterkuchen in die Scheide ausgestoßen ist. Nur bei festsitzender Nachgeburt, die 
ärztliche Hilfe erfordert, ist die Abnabelung schon vor der Ausstoßung in die Scheide 
vorzunehmen, aber nicht vor Ablauf einer Viertelstunde seit der Geburt des Kindes. 
Bei apnoischen (asphyktischen) Neugeborenen ist zur Verhütung einer künstlich 
erhöhten, das Gedeihen und Leben gefährdenden Verminderung der physiologischen 
Menge des Geburtsbluts die künstliche Atmung bei noch erhaltener Nabelschnur aus- 
zuführen. — Neben der späten Abnabelung bietet das frühzeitige Anlegen des Neu- 
geborenen an die Mutterbrust die beste Gewähr für seine baldige und gesunde Ent- 
wicklung. Lotte Lande (Breslau). 

Ruge II. Carl: Die gesetzliche Empfängniszeit. (Umtw.-Frauenklin., Berlin.) 
Arztl. Sachverst.-Zeit. Jg. 26, Nr. 10, S. 109—112. 1920. 

Die Einwände gegen das Gesetz über die Empfängniszeit sind auch nach end- 
gültiger Fassung nicht verstummt, trotzdem durch Verlängerung von 300 auf 302 Tagen 
sowie durch den Absatz 2 des $ 1592 den medizinischen Gutachten Rechnung getragen 
worden ist. Die bisher in der Literatur veröffentlichten Fälle, nach denen eine längere 
Empfängniszeit als 302 Tage nachgewiesen sein soll, können als einwandfreies Be- 
weismaterial nicht angesehen werden, da das in allen diesen Arbeiten benutzte Material 
aus Kliniken und Krankenhäusern stammt, in denen die Mütter selten längere Zeit 
ärztlich beobachtet worden sind. Die von den Müttern angegebenen Zeiten über den 
Tag der Empfängnis können für eine Spätgeburt kaum verwertet werden. Die Geburt 
eines lebenden Kindes nach einer Empfängniszeit von mehr als 302 Tagen ist bisher 
einwandfrei noch nicht nachgewiesen worden. In allen bisher einwandfreien Fällen 
von Spätgeburten mit Überschreitung der gesetzlichen Empfängniszeit ist das Kind 
schon vor der Geburt zugrunde gegangen und tot geboren worden. So lange der wissen- 
schaftliche Nachweis von Spätgeburten lebender Kinder nicht erbracht wird, muß 
die obere Grenze der gesetzlich festgelegten Empfängniszeit für lebende Kinder als 
richtig bezeichnet und eine Überschreitung der gesetzlichen Empfängniszeit kann 
nur bei Totgeburten, die unter bestimmten Erscheinungen verlaufen, anerkannt 
werden. Aber auch bei den letzteren kann eine Überschreitung der gesetzlichen 
Empfängniszeit mit großer Wahrscheinlichkeit behauptet werden und dann auch nur, 
wenn die Schwangere unter ständiger ärztlicher Beobachtung gestanden hat. Auch 
wird eine Änderung des $ 1717 im Interesse des unehelichen Kindes, dem bei den gel- 
tenden gesetzlichen Bestimmungen häufig Unrecht geschieht, für geboten gehalten. 
Es soll derjenige als Vater gelten und in Anspruch genommen werden, der nach dem 
Gutachten des Sachverständigen mit der größten Wahrscheinlichkeit als Erzeuger in 
Betracht kommt, selbst wenn für andere Männer, welche innerhalb der gesetzlichen 
Empfängniszeit mit der Kindesmutter geschlechtlich verkehrt haben, die Möglichkeit, 
das Kind erzeugt zu haben, nicht völlig auszuschließen ist. Durch diese Fassung würde 
vor allem die schon häufig geforderte Beseitigung der Exceptio plurium verschwinden 
und auch manche andere Auswüchse des Gesetzes beseitigt werden. Die Änderung der 
unteren Grenze der Empfängniszeit wird nicht für geboten gehalten, denn auch sie 
entspricht, wie auch die obere, vollkommen den Kenntnissen über die Schwanger- 
schaftsdauer. Bamberg. 

35% 


— 548 — 


Physiologie und allgemeine Pathologie dos Säuglings. 


Robbin, Lewis: The length of the large and the small intestine in young children. 
(Die Länge des Dick- und Dünndarms bei jungen Kindern.) Americ. journ. of dis. 
of childr. Bd. 19, Nr. 5, S. 370—374. 1920. 

Es wurden an 185 Kin. ern vergleichende Messungen der Körperlänge und der 
Länge des Dick- und Dünndarmes vorgenommen. Die Länge des Diekdarmes schwankte 
im alıgemeinen zwischen 80 und 130%, der Körperlänge, die des Dünndarmes zwischen 
500 und 900%, ; doch kamen auch viel größere Ditferenzen vor, so im ersten Fall zwischen 
der haıben und mehr als eineinhaibfachen Köıperlänge, beim Dünndarm zwischen der 
$fachen und l1l1fachen Körperlänge. Ein Zusammenhang mit irgendwelcher Krankheite- 
disposition konnte nicht festgestellt werden. Karl Kassowitz (Wien). 

Reymann, G.-C.: Sur la transmission, de la mère aux petits, des anticorps 
normaux. (Die Übertragung normaler Antikörper vom Muttertier auf das Junge.) 
Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 26, S. 1167—1169. 1920. 

Blutserum- und Milchuntersuchungen bei Ziegen, sowie Blutuntersuchungen bei 
Zicklein: Abgesehen von wenig Koliagglutinin finden sich bei den Zicklein keine Agglu- 
tinine, selbst wenn das Muttertier hohen Agglutiningehalt aufweist. Der Agglutinin- 
gehalt der Milch sinkt von Woche zu Woche. Eigenagglutinine zeigen die Zicklein 
vom 2. bis 4. Monat ab. Der antitryptische Titer ist bei den Jungen höher als bei 
den Muttertieren. Untersuchungen über Megatherieantilysine ergaben konstanten 
Titer — bei den Muttertieren höher als bei den Jungen — während Antisaponinunter- 
suchungen leichte Schwankungen nur bei den Zicklein ergaben. Der Staphyloantilysin- 
gehalt schwankt bei den Ziegen, während bei den jungen Tierchen zunächst starkes 
Ansteigen, dann Absinken und Konstanz die Regel zu sein scheint. Der festgestellte 
Vibrioantilysintiter war bei den Versuchstieren annähernd gleich und zeigte in der 
Folge uncharakteristische Schwankungen. Carl Klieneberger (Zittau). 

Langer, Hans: Die Bedeutung der initialen Frauenmilchernährung für den 
Schutz vor Verdauungsstörungen. (Kaiserin Auguste Viktoria Haus, Charlotienburg.) 
Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig., Bd. 26, H. 3/4, 8. 163—177. 1920. 

Verf. hat mittels des von Nissle angegebenen antagonistischen Index (der Grad, 
in dem durch Bacterium coli das Wachstum der Typhusbacillen oder beliebiger anderer 
Stämme sich zurückhalten läßt) festgestellt, daß bei Ruhrerkrankungen die schwachen 
Rassen des Bacterium coli vorhertschen, im Gegensatz zur Dyspepsie, bei der die Coli- 
stämme mit starkem Wucherungsvermögen im Vordergrunde stehen. Verf. glaubt, 
hierin einen Faktor in der Entstehungsgeschichte der Dyspepsie annehmen zu können. 
Bei künstlich genährten Kindern fand Verf. mit ziemlicher Regelmäßigkeit starke 
Colistämme, also eine gewisse Dyspepsiebereitschaft. Im Gegensatz dazu konnte 
er bei Brustkindern mit normaler Entwicklung Colistämme mit schwachem Index 
feststellen. Bei Ernährungsstörungen an der Brust ließ sich das Auftreten von starken 
Colirassen beobachten. Beim Neugeborenen fehlt zunächst die Konstanz der Coli- 
rassen, die Indexzahlen schwanken von Tag zu Tag, und erst im Milieu der Brust- 
milch vollzieht sich eine Auswahl im Sinne einer Begünstigung der schwachen Stämme. 

B. Leichtentritt (Breslau). 

Klotz: Kriegsernährung und Frauenmilch. Zeitschr. f. Kinderheilk. Orig., 
Bd. 26, H. 3/4, S. 150—159. 1920. 

Zwei konstitutionell gesunde Kinder von stark unterernährten Müttern nahmen 
trotz relativ großer Trinkmengen an der Brust auffallend langsam zu. Aufklärung 
brachte erst die chemische Analyse der Frauenmilch, die in beiden Fällen einen ver- 
minderten Fettgehalt ergab (er bewegte sich im ersten Fall meist zwischen 2,7 und 3,2%, 
im zweiten Falle zwischen 2,3 und 2,6%)- und bei der zweiten Mutter außerdem eine 
Reduktion des Eiweißgehalts auf 0,56—0,7%,. Im ersten Falle gelang es, bei gleichen 
Trinkmengen einer etwa’ 5%, Fett enthaltenden Ammenmilch, im zweiten Falle durch 
periodenweise Plasmonzulage einen viel steileren Anstieg der Gewichtskurve zu erzielen, 


— 5419 — 


die bei Rückkehr zur ausschließlichen Ernährung an der Mutterbrust stets wieder einen 
flachen Verlauf annahm. Lotte Lande (Breslau). 

Raisz, Dezsö: Über Eigenmilehinjektionen. Orvosi hetilap Jg. 64, H. 26, 
8. 265—267. 1920. (Ungarisch.) 

Bericht über 11 Fälle, bei denen der Versuch gemacht wurde, die Milchsekretion durch 

lutäale Injektion von 2—5 ccm unter aseptischen Kautelen entnommener Eigenmilch in 
Qang zu bringen. Bei primärer Hypogalaktie (4 Fälle) war das Ergebnis völlig negativ; bei 
sekundärer, besonders durch Kindbettfieber erzeugter Hypogalaktie (4 Fälle) war — mit Aus- 
nahme eines Falles, wo die Patientin hochgradig heruntergekommen und blutarm war — ein 
günstiger Erfolg nicht zu verkennen; bei verzögertem Eintritt der Milchsekretion (wenn am 
4. Tage bei guter Drüse die Sekretion zu gering war) war bei 3 Fällen ein sehr prompter Anstieg 
der Absonderung gleich nach der Injektion festzustellen. Ein spezifischer Einfluß der Milch 
ist nicht anzunehmen, da Eigenserum ebenso, wenn auch etwas weniger intensiv, wirkt. Der 
praktische Wert der Methode ist nur gering, da sie auch 2 wo sie wirkt, kaum mehr erzielt 
als die bisherigen Methoden (energisches Saugen). M. Kaufmann (Mannheim). 

Jester, K.: Über Säuglingsernährung. Med. Klinik Jg. 16, Nr. 21, S. 546—550. 1920. 

Klinischer Vortrag über die gegenwärtigen Anschauungen betreffend Ernährung 
gesunder und kranker Säuglinge. Heinrich Davidsohn (Berlin).’E, 

Porcher, Ch.: Le lait et la fièvre aphteuse. (Über die Milch und ihre Produk- 
tion bei Aphthenseuche.) Cpt. rend. hebdom. des séances de l’acad. des sciences 
Bd. 171, Nr. 2, S. 122—125. 1920. 

Die Angaben über die Milchzusammensetzung bei Erkrankungen gehen bei den 
einzelnen Autoren weit auseinander. Ursächlich maßgebend. für diese Schwankungen 
ist die Frage, ob Retention im Spiele ist oder nicht. Bei einer aphthösen Kuh, bei 
der eine Zitze 2 Tage geschont worden war, zeigte sich folgende Milchveränderung in 
dieser: Verminderung der Lactose, Vermehrung der Salze, starke Verminderung des 
Refraktionsindex, Vermehrung der Leistungsfähigkeit, Konstanz der Gefrierpunkte- 
erniedrigung. Wird die Zitze wieder gemolken, dann erreicht die Sekretion nur langsam ' 
das Niveau, das sie früher innehatte. Gleichgültig ob Aphthen bestehen oder nicht, ist 
es von Wichtigkeit — entgegen bisheriger Übung — die Milch, evtl. sogar häufiger, zu 
entleeren. Husler (München). 

Siyke, Lucius L. van and Richard F. Keeler: The CO, eontent as a basis for 
distinguishing heated from unheated milk. (Der CO,-Gehalt als Unter:cheidungs- 
merkmal zwischen erwärmter und frischer Milch. (Chem. laborat., New York agricult. 
exp. stat., Geneva.) Journ. of biol. chem. Bd. 42, Nr. 1, 8. 41—45. 1920. 

CO,-Gehalt der frischen Kuhmilch betrug 4—4,5 Volumproz., unabhängig von 
der Art des Melkens (Hand oder Maschine!). Beim Stehen sinkt der CO,-Gehalt nie 
unter 3%. Leichtes Schütteln bleibt auch ohne nennenswerten Einfluß, erst wenn das 
Schütteln über 2 Stunden dauert, können Werte unter 3%, gefunden werden. Beim 
Erwärmen dagegen geht der CO,-Gehalt leichter herunter. Z. B. eine Milchprobe, die 
im frischen Zustande 4 Volumproz. CO, enthielt, zeigte beim Erwärmen auf 63° folgende 
Werte: 

Dauer des Erwärmens in Min... 2 3 4 5 10 2 2 30 
CO, in Volum-% . 222.2... 3,5 3 25 25 25 25 25 35 

Aus diesen und anderen Versuchen ziehen die Verff. den Schluß, daß jede Milch, 
deren CO,-Gehalt unter 2,5 oder 3 Volumproz. ist, nicht als frische sondern als zwecks 
Pasteurisieren erwärmte zu betrachten ist. Ylppö (Charlottenburg).F#_ 

Scheer, Kurt: Zur Bakteriologie des Magens und Duodenums beim gesunden 
und kranken Säugling. (Uniwv.-Kinderklin., Frankfurt a. M.) Jahrb. f. Kinderheilk. 
Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, S. 328—359. 1920. 

Der Säuregrad des Magensafts steigt beim Säugling nach einer Mahlzeit allmäh- 
lich erheblich an und erreicht nach einigen Stunden eine Ionenkonzentration (mit der 
Indicatorenmethode gewonnen), die ausreicht, Bact. coli mit Sicherheit abzutöten. 
Bei niederer [H] des Magensaftes wird häufig eine kulturell nachweisbare Bakterien- 
flora gefunden, die der Duodenalflora entspricht; bei Konzentrationen von [H] = 


— 550 — 


20—60 - 10 °5 ist der Magensaft steril. — Beim gesunden Säugling ist der Mageninhalt 
steril; bei Dyspepsien und den Zuständen der Dekomposition findet sich eine Koli- 
flora; hingegen findet man bei schweren akuten Ernährungsstörungen, besonders 
im Stadium der Intoxikation, stark sauren Mageninhalt und demgemäß keine 
Bakterienflora; im Duodenum fand sich aber in allen Fällen eine üppige Bak- 
terienflora, meist Bact. coli. Die Duodenalflora bot bei enteralen Dyspepsien 
regelmäßig eine reichliche Bakterienflora, neben Bact. coli wurden besonders gram- 
negative Diplokokken bemerkt. Hingegen konnte bei parenteralen Dyspepsien die 
Erkrankung nicht immer mit einer Bakterienbesiedelung der oberen Darmabschnitte 
in Zusammenhang gebracht werden. Agglutinationsprüfungen mit Krankenserum 
verliefen ergebnislos. In 4 schweren Fällen wurde polyvalentes Koliserum ohne Er- 
folg angewendet. Langer (Charlottenburg). 


Physiologie und allgemeine Pathologie des übrigen Kindesalters. 

Dufestel, L.: De la nécessité d'établir des tables de eroissance des enfants. 
(Über die Notwendigkeit der Aufstellung von Wachstumstabellen der Kinder.) Méd. 
scolaire Bd. 9, Nr. 9, S. 154—158. 1920. | 

Wachstumstabellen fehlen in Frankreich gänzlich; um sie möglichst rasch zu er- 
halten, verlangt Dufestel halbjährige, im Mai und November durch die Lehrer vor- 
zunehmende Wägungen und Messungen aller Schulkinder, im Stehen und Sitzen. 
Eintragungen in die Schulblätter. Hätte man solche Tabellen vor dem Krieg aufgestellt, 
so könnte man jetzt das Zurückbleiben der Kinder in den zerstörten Landstrichen und 
in Paris genau feststellen. Schlesinger (Frankfurt a. M.). 

Steitner, Ernst: Ossification und soziale Lage. (Univ.-Kinderklin., Erlangen.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 38, S. 1091—1092. 1920. 

Es werden drei Klassen unterschieden: das „Großbürgerskind“, das „Arbeiter- 
kind‘‘ und das „Landkind‘“. Das Ausreifen der Knochenkerne steht als ‚„‚formbildende 
Funktion“, Differenzierung, dem Längenwachstum gegenüber. Beide Funktionen 
laufen einander parallel, jedoch ist der Holmgrensche Satz, daß unter Gleichaltrigen 
die Ossification in demselben Maße fortgeschritten ist, als das Individuum an Wuchs 
größer ist, insofern einzuschränken, als dies nur innerhalb der gleichen sozialen Klasse 
Geltung hat. Die Ossification ist nämlich beim Großbürgerskind am vorgeschrittensten, 
beim Landkind am geringsten. Als Ursache sind „Umweltwirkungen“ anzusehen. 
Auch die größere Mischung der freizügigeren besitzenden Klassen scheint eine Rolle 
zu spielen. Die verschiedenartige Inanspruchnahme des Gehirns wirkt gleichfalls auf 
das Wachstum, was dadurch bewiesen scheint, daß vom Zeitpunkt der Einschulung 
die Unterschiede geringer werden. Mit zunehmendem Alter gleichen sich die Unter- 
schiede wieder aus. Huldschinsky (Charlottenburg). 

Vahlensieck, Carl: Ernährungserfolge im zweiten Lebensjahre bei gesunden 
und kranken Kindern. (Säuglingsheim, Barmen.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 98, 
3. Folge: Bd. 43, H. 3, S. 177—190. 1920. 

Die im Barmer Säuglingsheim übliche Kost für Kinder des 2. Lebensjahres be- 
steht aus: morgens: 200 g Zweidrittelmilch, später Vollmilch; vormittags: 200 g Zwie- 
backbrei; mittags: 150 g Gemüse, 50 g Kartoffeln, 50 g Kompott; nachmittags: 200 g 
Grießbrei und abends 200g Zweidrittelmilch oder Vollmilch, sie wird gegebenen- 
falls durch Zwieback und Butterbrot noch erweitert. Die Milchmenge beträgt pro 
Tag 700—850 g. Fleisch und Eier werden den Kindern im 2. Lebensjahr nie gegeben. 
Die mit dieser verhältnismäßig reichlichen Ernährung erzielten Erfolge waren sehr be- 
friedigend. Die durchschnittliche Gesamtzunahme bei gesunden Kindern betrug 
4279 g, übertraf demnach die in der Statistik von Camerer angegebenen Zunahmen 
gleichaltriger Kinder um mehr als das 1!/,fache. Noch erheblicher war die Zunahme 
bei rachitischen Kindern, durch die auch die Rachitis selbst günstig beeinflußt 
wurde. In der Anstalt selbst traten bei Kindern des 2. Lebensjahres keine rachitischen 


— 551 — 


Erscheinungen auf. Auch bei den tuberkulösen Kindern ließen sich durch diese 
reichliche Ernährung erhebliche Gewichtszunahmen erzielen; die allerdings gegen 
eine fortschreitende Tuberkulose keinen Schutz bilden. Lust (Heidelberg). 

Rice, C. Hilton: Relation of acquired food dislikes of childhood to diseases 
of middle life. (Beziehungen zwischen erworbener Abneigung gegen bestimmte 
Nahrungsmittel in der Kindheit zu Erkrankungen des mittleren Lebensalters.) Journ. 
of the Americ. med. assoc. Bd. 75, Nr. 1, S. 100—102. 1920. 

Es gibt viele Kinder, die gegen gewisse Nahrungsmittel eine starke Abneigung 
haben und sie deshalb während der ganzen zweiten Kindheit nur in geringer Menge oder 
gar nicht zu sich nehmen. Milch, Eier, Fleisch und grüne Gemüse gehören oft 
zu diesen verschmähten Speisen. Dabei handelt es sich nicht um Idiosynkrasien, 
sondern lediglich um Abgewöhnung oder ungeeignete Erziehung. Da es sich um wert- 
volle Nahrungsmittel handelt, ist anzunehmen, daß auf die Dauer der ganze Körper 
leidet und es ist möglich, daß gewisse Krankheiten des späteren Alters mit solchen: 
Kindheitsgewohnheiten ätiologisch zusammenhängen, z. B. Blutdrucksteigerungen, 
chronische Nierenleiden, Visceralptose, Magen- und Duodenalgeschwüre u.a. Meist 
handelt es sich um Kinder, die nur Süßigkeiten, Kuchen und Mehlspeisen zu sich nehmen. 
Die Vermutungen des Verf. sind rein spekulativer Art. Ibrahim (Jena). 

Niemann, Albert: Sexuelle Probleme im Kindesalter. Berl. klin. Wochenschr. 
Jg. 57, Nr. 37, S. 875—878. 1920. 

Der Verf. behandelt in seiner Arbeit die Sexualität des Kindes sowie die sexuelle 
Aufklärung der Schuljugend. Er wendet sich gegen die Auffassung, in der Tatsache, 
daß der Säugling gern seine Genitalien berührt und mit ihnen spielt, einen onanistischen 
Akt zuerblicken. Ebensowenig seien bei den Erektionen des Säuglings sexuelle Momente 
im Spiele. Auch bei den Kleinkindern könne man nicht von Onanie reden, sofern es 
sich um lustbetonte Empfindungen an den Genitalien handelt, die durch periphere Reize 
ausgelöst werden und nicht zur Ejakulation führen, auch wenn das Kind die Gewohn- 
heit annimmt, solche Reize willkürlich hervorzurufen. Von Onanie soll man nur dann 
sprechen, wenn bewußt eine Wollustakme herbeigeführt wird, die mit einem Erguß 
verbunden ist, auch wenn dieser kein Sperma enthält. Im übrigen ist es nicht abnorm, 
wenn der Kontraktationstrieb in der zweiten Kindheit homosexuellen Charakter annimmt, 
ebenso wie in der Regel der Detumescenztrieb durch Onanie befriedigt wird. Die Onanie 
kann man dann erst als einen abnormen Vorgang bezeichnen, sobald der Sexualtrieb 
hemmungslos ausartet. Aufdiesem Boden entstehen dann andere Anomalien des Sexual- 
triebes. Es ist daher nicht die Onanie als solche, sondern die sexuelle Abartung Gegen- 
‚stand der Behandlung. — Für sexuelle Erlebnisse im Sinne der Freudschen Theorie 
ist nach der Ansicht des Verf. das normale Kind nicht disponiert. Was die sexuelle 
Aufklärung der Schuljugend anbetrifft, so kommen hierfür in erster Linie während der 
Schulzeit die Eltern in Betracht. Evtl. können für diese auch die Ärzte eintreten, 
indessen ist nicht jeder Arzt, auch nicht jeder Schularzt, hierzu geeignet. Über die 
gesundheitlichen Gefahren des Geschlechtsverkehrs sollten die Abiturienten durch einen 
Vortrag seitens eines Arztes unterrichtet werden, für die Volksschüler könnte dieser 
Vortrag in die Fortbildungsschulen verlegt werden; für die sog. „Einjährigen‘ sollte 
die Warnung unter vier Augen seitens der Eltern oder des Arztes angebracht werden. 

Pototzky (Berlin-Grunewald). 
und Erziehung des Kindes. 


© Goerges, Th.: Das Kind im ersten Lebensjahr. Berlin: Ullstein u. Co. 1920. 
1368. M. 3.—. 

So vielversprechend das Buch mit dem einleitenden Hinweis auf gründliche, 
peinliche Reinlichkeit, Regelmäßigkeit und zweckmäßige vernünftige Ernährung an- 
fängt, so enttäuscht es später in seiner Dar:tellung. Wenig übersichtlich gibt Verf. 
Ansichten kund, mit denen ein Einverständnis kaum möglich ist. Aus der Fülle der 
notwendigen Anstände können nur die auffallendsten hervorgehoben werden. Die 


— 552 — 


‚gründliche Reinigung des Mundes jedesmal nach dem Bade mit dem mit einem in 
abgekochtes Wasser getauchten Gazestückchen oder Leinwandläppchen umwickelten 
Finger dürfte kaum den üblichen Ansichten entsprechen. Daß gegen Soor eine oft 
wiederholte und gründliche Reinigurg des Mundes schützt, kann nicht unwidersprochen 
bleiben. Die Anwendung selbst von weißem Reismehl ist kaum empfehlenswnrt. Das 
Anlegen, der Ammenwechsel, die Milchverdünrungen, die Darreichurg der gemischten 
Kost, das Ausgehen, die Behandlung des Durchfalls entsprechen kaum den herrschenden 
Ansichten. Die beabsichtigte populäre Darstellung leidet oft unter unerklärten Fach- 
ausdrücken und wissenschaftlichen Auseinandersetzungen. Bamberg. 

e Lux, Martha: Die wohlberatene Säuglingspflegerin. Ein Leitfaden zur 
Pflege und Ernährung des Säuglings und Kleinkindes. Leipzig: Alfred Michaelis 
1920. 54 S. M. 4.—. 

Zwar keine besondere Lücke ausfüllend, behandelt Verf. in 11 Kapiteln das Gebiet 
der Säuglingskunde, indem sie nur teilweise auf das Kleinkindesalter eingeht, und 
wendet sich dabei in gut populärer Darstellung an die Mütter. Der Inhalt der einzelnen 
Kapitel zeugt von einer großen Erfahrung und verständnisvollen Erfassung des Ge- 
samtgebietes, wenn auch die Gruppierung machmal nicht sehr übersichtlich und der 
Inhalt nicht erschöpfend ist. Vermißt wird möglichst am Anfang ein ausführlicher 
Hinweis auf das Grundgesetz jeglicher Säuglingepflege, die Reinlichkeit, und zwar 
die Reinlichkeit am eigenen Körper. Am Platze wäre auch ein ausführliches Eingehen 
auf die Ernährung und Pflege unter den jetzigen Zeitverhältnissen. Bamberg. 

e Nowotny, Bernhardine: Säuglingspflege. Ein Buch für die weibliche Jugend 
und für die Mutter in Stadt und Land. Wien u. Leipzig: Neutitschein 1920. 122 S. M. 5.50. 

In verständnisvoller populärer Darstellung wird mit 86 Abbildungen das Gebiet 
der Säuglingspflege behandelt. Der Inhalt des Büchelchens beweist die große Erfahrung, 
und die verständnisvolle Darstellung der bekannten Verfasserin wird dem Büchelchen 
besonders in den Gegenden, in denen die Verfasserin besonders bekannt ist, einen ver- 
dienten Platz sichern, wenn auch „als Nachschlagebuch i im Zweifelsfalle‘“ eine größere 
Übersichtlichkeit ebenso empfehlenswert wäre, wie das Anpassen an heutige Verhält- 
nisse. So geschickt die Forderungen der ärztlichen Überwachung bei der künstlichen 
Ernährung ist, muß doch jedenfalls bei der Brusternährung mehr auf die Einzelheiten 
eingegangen werden. „Stuhlbakterien schwimmen kaum im Badewasser umher“, 
da das Kind vor dem Bade gesäubert werden muß. Die im großen und ganzen ge- 
schickten Abbildungen lassen in manchen Einzelheiten zu wünschen übrig. In Abb. 5 
sollten die Ärmel aufgekrempelt sein. Abb. 6: Beim Herausheben des Kindes ist 
Kopf und Becken zu unterstützen. Abb. 7: Das Becken sollte gestützt werden. 
Abb. 8: Das Gesicht sollte vor oder nach dem Bade gewaschen werden, nicht im Bade. 
Ein dem Buch beigegebenes Schnittmusterbuch verspricht mit 35 Schnittmustern 
und 15 Bildern große Brauchbarkeit. Bamberg. 


Diagnostik und Symptomatologie. 


© Külbs, F.: Leitfaden der medizinisch-klinischen Propädeutik. 2. Aufl. 
Berlin: Julius Springer 1920. VIII, 163 S. M. 9.—. 

Das Büchlein besticht nicht nur äußerlich durch die tadellose Ausstattung, die 
vortreffliche Gliederung (mit 86 famosen, äußerst instruktiven Bildern!), sondern 
überrascht auch durch seinen mit didaktischem Geschick und Klarheit gebotenen Inhalt. 
Wo findet der Student die Methoden der Auscultation, Perkussion, Palpation usw. 
verständlicher dargestellt? Eine kurze spezielle Diagnostik bringt kurz und prägnant 
die einzelnen internen, Erkrankungen. Haut-, Nervenerkrankungen, Therapie u. a. 
werden nicht abgehandelt; auch daß die Pathologie des Kindes nur kurze Berück- 
gichtigung erfahren hat, liegt wohl im propädeutischen Sinne des Werkes. Der An- 
fänger wird diesen Leitfaden hoch zu schätzen wissen, aber auch der Lehrer wird 
ıhn für den Unterricht gerne gebrauchen. Husler (München). 


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Friedberg, Eduard: Über den Einfluß des vegetativen Nervensystems auf das 
weiße Blutbild. (Uniw.-Kinderklin., Freiburg s. Br.) Monatsschr. f. Kinderheilk. 
Bd. 18, Nr. 5, S. 432—442. 1920. 

Sowohl bei normalen wie bei in ihrem vegetativen Nervensystem gesteigert erreg- 
baren Kindern tritt auf Adrenalininjektionen die gleiche Blutreaktion auf. Zunächst 
kommt es zu einem Anstieg der Lymphocyten bei unbedeutender Vermehrung von 
Polynucleären, Eosinophilen und Monocyten, dann zu Lymphocytensturz, Verminde- 
rung der Eosinophilen, Polynucleose und Mononucleose. Auch nach Pilocarpininjek- 
tionen finden sich der Adrenalinwirkung ähnliche, und bei allen untersuchten Kindern 
prinzipiell gleich ablaufende Reaktionen, die lediglich durch die langsamere und weniger 
intensive Vermehrung der Polynucleären in der II. Phase eine gewisse besondere Note 
erhalten. Es gibt mithin kein eigenes vagotomisches oder sympathikotomisches Blut- 
bild, die Erregungszustände im vegetativen Nervensystem sind von keiner Bedeutung 
für die Zusammensetzung des Blutes. Die Ähnlichkeit der Pilocarpin- und Adrenalin- 
reaktionen sowie andere Befunde legen die Vermutung nahe, daß wir es nicht mit 
spezifischen Wirkungen der einverleibten Pharmaka, sondern mit allgemeinen Reak- 
tionen der blutbereitenden Organe gegen unspezifische Insulte zu tun haben. 

Erich Benjamin (München). 

Bossert, Otto und Bruno Leichtentritt: Die Bedeutung der bakteriologischen 
Blutuntersuchung für die Pathologie des Säuglings. (Kinderklin. u. Hyg.-Inst., 
Univ. Breslau.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 92, 3. Folge: Bd. 42, S. 152—188. 1920. 

Mit Hilfe der Sinuspunktion nach Tobler ist eine einwandfreie bakteriologische 
Blutuntersuchung ermöglicht. Zweimal wurde auf diesem Wege bei ganz jungen 
Säuglingen Typhus festgestellt; das klinische Bild bot keine charakteristischen Sym- 
ptome. Bei einem schweren Ruhrfall gelang es ausnahmsweise Ruhrbacillen im Blut 
nachzuweisen; ein Fall mit Gärtnerbacillen im Blut endete tödlich als Sepsis. Coli- 
bacillen wurden in Fällen, die klinisch unter dem Bilde schwerer akuter Ernährungs- 
störungen verlaufen, oftmals gefunden; der Bakteriennachweis ist hier als Sekundär- 
erscheinung aufzufassen: die Colibacillen durchwandern die geschädigte Darmwand. 
Bei Pyelocystitiden weist der Colinachweis im Blut auf die hämatogene Entstehung 
der Erkrankung hin. Mehrfach wurden Paratyphuserkrankungen festgestellt; hier 
fiel als gemeinsames Symptom eine allgemeine Übererregbarkeit mit Neigung zu 
Krämpfen auf. Die kulturell diagnostizierten Staphylokokkenallgemeinerkrankungen 
verliefen teils unter Erscheinungen einer schweren Sepsis, teils mit schweren Meta- 
‚stasenbildungen in Weichteilen, Knochen und Gelenken, teils aber auch mit den Sym- 
ptomen schwerer Erkrankungen des Magendarmtraktus unter dem Bilde der alimen- 
tären Intoxikation. Mit ähnlichen Symptomen verlaufen Pneumokokken- und Strepto- 
kokkenallgemeininfektionen; abzutrennen sind Fälle, in denen Enterokokken (Strepto- 
coccus lacticus) im Blut gefunden werden als Ausdruck der Durchlässigkeit des ge- 
schädigten Darmes in der Agone, wie dies Langer und Soldin beschrieben haben. 
Sämtliche aufgefundene Bakterienarten können klinisch das Bild der alimentären 
Intoxikation hervorrufen; durch systematische Blutuntersuchungen wird man den 
bakteriellen Anteil an diesem Krankheitsbild weiter klären müssen. Langer. 


Therapie und therapeutische Technik. 


Niemann, Albert und Käte Foth: Für und wider die „Buttermehlnahrung‘“. 
(Säuglingsheim, Berlin-Halensee.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 98, 3. Folge: Bd. 43, 
H. 3, S. 137—150. 1920. 

Die Verf. sind im allgemeinen von der guten Brauchbarkeit der Buttermehlnah- 
rung überzeugt. Nur in bezug auf das Hautkolorit der Kinder meinen sie, daß auch die 
Buttermehlkinder gegenüber den Brustkindern blasser aussehen. Als Kontraindikation 
gegen die Buttermehlnahrung halten sie akute durchfällige Störungen. Das ist schon 
von Czerny und Kleinschmidt betont worden, und auch wir möchten uns ihnen 


— 554 — 


anschließen. Besonders halten sie die Nahrung für kontraindiziert, wenn dabei akute 
Gewichtsstürze oder akute Temperatursteigerungen auftreten. In diesen Fällen ist die 
Eiweißmilch der Buttermehlnahrung als Heilnahrung durchaus überlegen. Weitere 
Mißerfolge sahen sie bei schweren Dekompositionen mit dyspeptischen Störungen. Indi- 
ziert ist die Nahrung für die Verf. als Normalnahrung für gesunde oder leicht ernährungs- 
gestörte Säuglinge, besonders für debile und unterernährte Kinder. Wichtig ist, daß 
man zu große Nahrungsmengen vermeidet (600 g pro Tag bis zum 3. Monat). Daneben 
gibt es immer eine Anzahl Kinder, die bei Buttermehlnahrung nicht gedeihen. Weiter 
eignet sich die Buttermehlnahrung gut für Kinder, die richt recht vorwärtsgehen 
(chronische Dystrophiker). Die Verf. haben nun versucht, da diese Kinder oft auf 
Buttermilch so gut reagierten, statt des Kuhmilchanteils der Buttermehlsuppe einfach 
Buttermilch zuzusetzen. Sie stellten sich die Mehlschwitze in der üblichen Weise her, 
füllten dann aber nicht mit Wasser auf, sondern gleich mit Buttermilch. Von dieser 
Nahrung haben sie viel bessere Erfolge gesehen als von der gewöhnlichen Buttermehl- 
nahrung. Nur in drei Fällen erlebten sie mit dieser Buttermilchfettnahrung einen MiB- 
erfolg. Selbst bei akuten Störungen scheint die Buttermilchfettnahrung besser ver- 
tragen zu werden als die Buttermehlnahrung. Rietschel. 

Seebohm, Hans: Über Herstellung und Anwendung von Impfstoffen zur 
Behandlung bakterieller Krankheiten. (Allg. Krankenh., Lübeck.) Zentralbl. f. 
Bakteriol., Parasitenk. u. Infektionskrankh., 1. Abt., Orig. Bd. 84, H. 6, 8. 479 
bis 486. 1920. 

Bericht über Versuche und Erfahrungen mit aktiver Immunisierung Infektions- 
kranker im Lübecker Allgemeinen Krankenhause vom April 1913 bis Juli 1919. 1. Die 
Behandlung der Diphtherie mit Vaccine (aus 14tägiger Bouillonkultur, die 3 Wochen 
lang mit Zusatz von 0,5% Milchsäure bei 56—58° gehalten war, Filtrat mit 0,5% 
Carbolsäure haltbar gemacht) bezweckte, Di-Bacillenträger von ihren Keimen zu be- 
freien, während zur Bekämpfung der akuten Diphtherie durchweg das Behringsche 
Serum injiziert wurde. Tägliche Einspritzung steigender Dosen! Von 336 
derart spezifisch behandelten Di-Fällen wurden 314 = 93,5%, bacillenfrei (53,5%, nach 
2, 77,7% nach 3, 89,5%, nach 4 Wochen). 2. Koliinfektionen der Harnwege, 60 Fälle 
vorwiegend mit „autogener Schnellvaccine““ behandelt (Reinkultur aus Infektions- 
material mit Carbol-Kochsalzlösung verrieben, durch dünnen Wattebausch filtriert, 
24 Stunden bei gewöhnlicher Temperatur — ohne Erhitzung! — stehen gelassen, 
mit Standardvaccine auf Trübungsgrad eingestellt; Herstellungsdauer 48 Stunden). 
Bei 27 Fällen verschwanden die Kolibacillen aus dem Urin (zum Teil allerdings erst 
nach 35—87 Tagen); bei allen Fällen wurde der klinische Verlauf sehr günstig beein- 
flußt. 3. 61 Fälle von Typhus abdominalis wurden teils mit Schnellvaccine, teils 
mit durch Milchsäure aufgeschlossenen Typhusbacillen behandelt; eine wesentliche Be- 
einflussung der Erkrankung wurde nicht erzielt und deshalb wieder von der Behandlung 
Abstand genommen, zumal dieselbe keineswegs ganz unschädlich zu sein schien. 
4. Von 14 Paratyphusfällen zeigten 57%, innerhalb von 2 Wochen nach der Vaccine- 
behandlung Entfieberung. 5. Bei einer Reihe von Dysenteriefällen, Strepto- 
kokkenerkrankungen (33 Erysipel, 7 Sepsis), Streptokokken- und Meningo- 
kokkeninfektionen wurde zum Teil mit Erfolg eine spezifische Vaccinebehandlung 
durchgeführt. 6. Bei chronischen gonorrhoischen Erkrankungen erzielte Gonargin, 
täglich intramuskulär injiziert, zum Teil auch selbst bereitete Gonokokkenvaccine, 
sehr befriedigende Resultate. C. Hegler (Hamburg).“, 

Spiethoff, B.: Über den Einfluß von Serum auf die Toxizität von chemischen 
Mitteln und Eiweißkörpern. (Hautklin., Jena.) Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, 
Nr. 34, S. 797—798. 1920. 

In verschiedener Weise beeinflußt Serum (Eigenserum oder artgleiches Serum) 
die Wirkung reaktiver Stoffe: Salvarsan und gewisse Quecksilbersalze sind in Serum 
gelöst weniger giftig. Umgekehrt werden Eiweißstoffe, z. B. Caseosan, in Serum sus- 


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pendiert giftiger, der reaktive Temperaturanstieg wächst; auch die Lokalreaktion 
wird stärker. Bei örtlicher Anwendung auf Schleimhäuten wird im Gegensatz hierzu 
die Reizwirkung von Silber-Eiweißpräparaten in Serumlösung herabgesetzt. Langer. 

Sachs, H.: Zur Frage der Proteinkörpertherapie. Therap. Halbmonatah. Jg. 84, 
H. 14, 8. 379—382 u. H. 15, S. 405—409. 1920. 

Nach einem kritischen Überblick auf die Entwicklung der Proteinkörpertherapie 
erläutert Sachs am Beispiele der Anaphylatoxinbildung ohne Antigen-Antikörper 
reaktion durch Veränderung der physikalischen Struktur des Serums die Möglichkeit, 
daß solche Wirkungen auch für die Proteinkörpertherapie denkbar sind. Er sieht dafür 
eine Stütze in der veränderten Blutbeschaffenheit bei Infektionen, bei denen ‚‚die 
erhöhte Labilität‘‘ der Eiweißstoffe, besonders der Globuline, „zu physikalischen 
Reaktionen“ besonders geeignet ist. Eine solche physikalische Reaktion wäre also 
die primäre Wirkung der injizierten Proteinkörper. Ein solcher Vorgang, die plötzliche 
Veränderung der physikalischen Struktur der gesamten Körpersäfte, könnte nun als 
Stimulans auf Zellen und Gewebe wirken (= Protoplasmaaktivierung). Damit soll 
aber die Beteiligung von Eiweißspaltprodukten bei der Gesamtwirkung nicht aus- 
geschlossen werden; denn primäre physikalische Zustandsänderungen können zu 
autolytischen Prozessen führen. Ob der Endeffekt durch die primäre physikalische 
Veränderung oder sekundär durch die Eiweißspaltprodukte erzielt wird, muß offen 
bleiben. Neben der unspezifischen Therapie soll aber die spezifische Behandlung nicht 
vernachlässigt werden; man soll, wenn möglich, die spezifische Vaccine oder die Immun- 
sera zugleich zur Auslösung der unspezifischen Reaktion verwenden. Im Anschluß 
daran bespricht Verf. die Frage, ob die Diphtheriebehandlung mit Normalserum der 
Heilserumbehandlung gleichwertig sei und lehnt das auf Grund des vorliegenden tier- 
experimentellen Materials ab. Die unspezifische Behandlung muß also die durch die 
Immunitätslehre begründeten spezifischen Heilmethoden unberührt lassen. H. Freund.“ 

Riedel, Rudolf: Kann die parenterale Zufuhr des Caseins auf Grund seiner 
physikalisch-chemischen Eigenschaften eine besonders starke Proteinkörperwirkung 
hervorrufen?! (Univ.-Frauenklin., Freiburg ı. Br.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, 
Nr. 32, S. 881—882. 1920. 

Nach Verf. gehört zur Auslösung einer ‚„Protoplasmaaktivierung‘ ein leicht 
spaltbarer Eiweißkörper. Das Casein ist wegen seiner leichten Spaltbarkeit durch 
das Erepsin im Blute besonders geeignet, rasch diejenigen Mono- und Diamine zu 
bilden, die „durch celluläre Reizvorgänge“ zu einer „Revolutionierung und Allgemein- 
mobilisierung des Gesamtorganismus“ führen. H. Freund (Heidelberg).“, 

Aschenheim, Erich: Schädigung einer menschlichen Frucht durch Röntgen- 
strahlen. (Akad. Kinderklin., Düsseldorf.) Strahlentherapie Bd.11,H.2,8.789—795.1920. 

Aschenheim, Erich: Schädigung einer menschliehen Frucht durch Röntgen- 
strahlen. (Akad. Kinderklin., Düsseldorf.) Arch. f. Kinderheilk. Bd. 68, H. 1—2, 
8. 131—140. 1920. 

Verf. berichtet über einen 3!/,jährigen imbezillen Mikrocephalen mit leichten 
Spasmen, die am meisten an den Littleschen Typus erinnern, mit zeitweiligen Krämpfen 
und mit einer Hemmungsmißbildung beider Augen, verbunden mit einer chronischen 
Entzündung der Aderhaut. Die Hemmungsmißbildung der Augen ist charakterisiert 
durch beiderseitige Mikrophthalmie, rechts schalenförmige Linsentrübung und fast 
völlige Aplasie des Opticus, links Opticusatrophie. Das Bemerkenswerte dieses Falles 
ist nun, daß die damals 37 jährige Mutter des Patienten in den ersten Schwangerschafts- 
monaten angeblich wegen eines Gebärmuttermyoms mit zwei 40 bzw. 39 Minuten 
dauernden Tiefenbestrahlungen des Leibes behandelt worden ist. Verf. nimmt einen 
kausalen Zusammenhang zwischen Röntgenbestrahlung der graviden Mutter und 
Schädigung des Kindes an, besonders mit Hinsicht auf in der Literatur mitgeteilte 
tierexperimentelle Beobachtungen über ähnliche Schädigungen der Augen und des 
Nervensystems durch Röntgenbestrahlung. Heinrich Davidsohn (Berlin). 


— 556 — 


. Laqueur, A.: Grenzen der Leistungsfähigkeit der künstlichen Höhensonne. 
(Rudolf Virchow-Krankenh., Berlin.) Strahlentherapie Bd. 11, H. 1, S. 429—434. 1920. 
Die ultravioletten Strahlen üben nicht nur eine lokale, sondern auch eine Allgemein- 
wirkung und möglicherweise auch eine direkte Tiefenwirkung (Levy, Gassul) aus. 
Unter den Indikationen nimmt die chronische Tuberkulose den wichtigsten Platz ein, 
wobei es auf eine monatelange Fortsetzung der Kur ankommt. Fistulöse Gelenktuberku- 
losen kleiner Kinder verhalten sich oft refraktär. Bei der tuberkulösen Peritonitis ist 
die Wirkung bei den serösen Ergüssen besser als bei den trockenen Formen. Die Be- 
einflussung der Lungentuberkulose besteht wesentlich in einer Hebung des Allgemein- 
befindens. Bei der Wundbehandlung wird Kombination mit Lichtwärmestrahlen 
empfohlen, ebenso zur Bekämpfung lokaler vasomotorischer Störungen, bei Neuralgien, 
rheumatischen Prozessen, Anämien und Erschöpfungszuständen. Holthusen”, 

Nürnberger, Ludwig: Experimentelle Untersuchungen zur Frage der Blut- 
transfusion. (Unw.-Frauenklin., Hamburg.) Zentralbl. f. Gynäkol. Jg. 44, Nr. 27, 
S. 720—724. 1920. 

Der Autor geht von der Ansicht aus, daß die Praxis 1,0 g Natr. citricum auf 100 Blut 
zur Gerinnungshemmung verwendet. Er stellt fest, daß ein Hund von 7kg durch 
3,0 g Natr. citricum getötet werden kann und daß für die Gerinnungshemmung 0,2 g 
Natr. citricum auf 100 Blut genügen. Er empfiehlt daher die (sonst überall bereits 
verwandte) Mischung von Blut mit Natr. citricum derart, daß eine etwa 0,3 proz. Lösung 
resultiert! H. Freund (Heidelberg).“, 


Spezielle Pathologie und Therapie. 


Erkrankungen des Neugeborenen. 
Foote, John A.: The hemorrhagic tendency as a frequent cause of cranial 


hemorrhage of the new-born. (Die Neigung zu Hämorrhagien als häufige Ursache 
der Kranialhämorrhagie bei Neugeborenen.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 20, 
Nr. 1, 8. 18—21. 1920. 

Die Neigung der Neugeborenen zu Hämorrhagien manifestiert sich oft in intra- 
kraniellen Blutungen, die in solchen Fällen nur lokales Symptom der bestehenden 
hämorrhagischen Diathese sind. Frühzeitige Lumbalpunktion (zur Druckverminderung) 
und subcutane Anwendung von Mitteln zur Erhöhung der Blutgerinnung sind in jedem 
Fall von vermuteter intrakranieller Blutung anzuwenden. Die generelle Prüfung der 
Gerinnungszeit des Blutes bei Neugeborenen ist erwägenswert. — Das Auftreten von 
Respirationsstörungen, Cyanose, Muskelstarre und Zuckungen innerhalb der ersten 
24 Stunden nach der Geburt ist, wie die Lumbalpunktion in 7 Fällen ergab, für intra- 
kranielle Blutungen pathognomonisch. Nach Injektion von Pferdeserum oder Thrombo- 
plastin entwickelten sich sechs der Kinder während der Kontrollzeit ganz normal. Das 
7. Kind starb in den ersten Tagen. Serum und Thromboplastin wurden in Mengen 
von 10ccm subcutan gegeben. — Ermöglichen Hirndrucksymptome eine topische 
Diagnose, so ist ein chirurgischer Eingriff angezeigt, durch den oft ein späterer Little 
vermieden werden kann. — Der kindliche Organismus ist in ungewöhnlichem Maße 
befähigt, Blutungen zu resorbieren. Sektionsbefunde von 959 Kindern zeigten, daß 12%, 
eine intrakranielle Blutung gehabt hatten. Eitel. 

Pracy, D. S.: An infant amazon. (Infantile Amazona.) Lancet Bd. 199, Nr. 8, 


S. 401. 1920. 

Weiblicher Säugling mit völligem Fehlen der linken Mamma in Verbindung mit kongeni- 
talem Defekt der costo-sternalen Portion des Pectoralis major. Ibrahim (Jena). 
Funktionelle Verdauun und Ernährun rungen des Säuglings und des 

Kleinkindes. 


Kleinschmidt, H.: Herz- und Gefäßsystem bei den Ernährungsstörungen der 
Säuglinge. Jahresk. f. ärztl. Fortbild. Jg. 11, Junih., S. 3—10. 1920. 
Kleinschmidt lenkt die Aufmerksamkeit auf die wichtige Symptomgruppe 


— 557 — 


der Kreislaufsstörungen, die bisher seiner Ansicht nach bei der Beurteilung der Er- 
nährungsstörungen zu wenig Beachtung gefunden haben. Folgende Symptome hebt 
er als auffällig bei den akuten Ernährungsstörungen hervor: Abblassen der Haut, 
das auf unregelmäßige Blutverteilung, nicht auf Anämie beruht; dementsprechend 
Hyperämie der inneren Organe: hierin ist mit eine Ursache der Vergrößerung 
der Leber und des Meteorismus zu sehen. Auch kommt es zu einem echten Volumen 
pulmonum auctum. Mit dieser Blutstauung in der Lunge hängt wiederum die Ent- 
stehung der häufig primär aseptischen hypostatischen Pneum»~: ie der hinteren Lungen- 
partien (Streifenpneumonie) zusammen. Als auslösendes Moment sind auch akute 
Gewichtsstürze von Bedeutung. Am Herzen selbst kommt es zu einer Lageveränderung 
durch Tiefertreten des Zwerchfelles; hierdurch wird im Röntgenbilde eine schein- 
bare Verkleinerung des Herzschattens bedingt, da das Herz nicht mehr breit dem Zwerch- 
fell aufliegt, sondern tropfenförmig im Mittelfellraum hängt. Die Funktionsstörung 
des Zwerchfells ist für die gesamte Blutbewegung von Bedeutung, da dasselbe bekannt- 
lich als Saug- und Druckpumpe tätig ist. Das häufig festzustellende Verschwinden 
des ersten Herztones deutet auf starkes Herabgehen der Contracturkraft des Herzens. 
Dabei Blutdruck nicht immer gesunken; dies vorwiegend abhängig von Wasserverlust 
und Gewichtssturz. Schließlich spielt in der Genese der Kreislaufsstörungen eine 
Schädigung des Gefäßnervenzentrums eine wichtige (nach Ansicht des Referenten die 
wichtigste) Rolle. K. weist in diesem Zusammenhang vor allem auf die Hyperämie 
der Kopfschleimhäute hin (Stauung der Conjunctivalgefäße ohne Entzündungserschei- 
nungen, geschminkte Lippen .und Zunge); dies wird als Sympathicushypotonie er 
klärt, die gleichzeitig mit einer gesteigerten Reizbarkeit des Sympathicus gegen 
Adrenalin (Löwische Reaktion) einhergeht. Es wird die Therapie der Kreislaufs- 
störungen bei akuten Ermährungsstörungen besprochen. Digitalis hat wenig Wert, 
eher Coffein und Adrenalin: wichtig ist es, einer Demineralisation des Körpers ent- 
gegenzuwirken; daher keine zu lange Nahrungskarenz, Zuführung von Ringerscher 
Lösung, evtl. Molke usw. Bei den chronischen Ernährungsstörungen sind die Symptome 
der Zirkulationsstörungen weit weniger auffallend; es besteht Neigung zu Pulsver- 
langsamung. Manchmal sichtbare Pulsation an den mittleren Arterien, wahrschein- 
lich beruhend auf Gefäßveränderungen, durch die die Elastizität leidet. Öfters Er 
höhung des Blutdrucks. Die Blässe der Haut bei den chronisch ernährungsgestörten 
Kindern beruht ebenfalls nicht auf Blutarmut, sondern auf vasomotorischen Stö- 
rungen. Die Arbeit ist reich an Anregungen, wenn auch manche sicher vorhandene 
klinische Erscheinung anderer Deutung zugänglich ist. Aschenheim (Düsseldorf). 

Hamburger, R.: Die Behandlung der Toxikosen des Säuglings mit Koliserum. 
(Univ.-Kinderklin., Berlin) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 93, 3. Folge, Bd. 43, 
H. 1, 8. 25—32. 1920. 

Zur Nachprüfung der von Plantenga erzielten Erfolge bei der Behandlung der 
Toxikosen mit Koliserum wurde ein Koliserum der Höchster Farbwerke ‚Aggrecolin“ 
benutzt, das sonst nur in der Tierheilkunde verwandt wird und mit tierischen Kolistämmen 
bereitet ist. Von 31 Fällen, die mit Aggrecolin behandelt waren, wurden 32,3%, geheilt 
während von den 21 Fällen ohne Serumbehandlung nur 4,8% heilten. Dieklinische Be- 
obachtung bestärkt den Eindruck, daß die Serumbehandlung wirksam ist: Die toxischen 
Symptome werden schneller und sicherer beseitigt als bei rein diätetisch-medikamentöser 
Therapie. Am meisten Erfolg verspricht die Serumbehandlung, wenn sie beim Auftreten. 
der ersten deutlichen Symptome der beginnenden Toxikose einsetzt. Ob die Wirkung auf 
der spezifischen Komponente beruht, kann nicht entschieden werden. Langer. 

Mertz, Albrecht: Behandlungsversuche bei ernährungsgestörten Säuglingen 
mit Mutaflor. (Aufschwemmung von Kolibakterien mit hohem antagonistischem 
Index nach Nissle.) (Univ.-Kinderklin., Freiburg s. Br.) Monatsschr. f. Kinderheilk. 
Bd. 18, Nr. 5, S. 401—416. 1920. | 

Die ersten Versuche, die der Frage der Dosierung dienten, zeigten die Gefahren, 


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die mit der Verfütterung großer Colimengen verbunden sind; es kam mehrfach zu 
schweren dysenterischen Erkrankungen; es ist hierbei bemerkenswert, daß also das 
klinische Bild der Dysenterie beim Säugling durch Bacterium coli hervorgerufen werden 
kann. Die Bestimmung des Index von Colistämmen bei Säuglingen ergab keine wesent- 
lichen Unterschiede bei verschiedener Ernährungsweise und Gesundheitszustand 
(27 Fälle). In geringem Grade scheinen gesunde Brust- und ganz besonders gesunde 
Flaschenkinder einen besseren Index aufzuweisen. In 7 Fällen mit verschiedenartigem 
Coli wurden therapeutische Versuche vorgenommen. Nur in 2 Fällen gelang es, den 
Behandlungsstamm überhaupt im Stuhl nachzuweisen; davon zeigte cer eine eine be- 
merkenswerte Besserung des Allgemeinbefindens. In allen übrigen Fällen war ein Ein- 
fluß nicht feststellbar. Langer (Charlottenburg). 


Morse, John Lovett: The treatment of chronie indigestion in childhood. (Behand- 
lung der chronischen Verdauungsstörungen des Kindesalters.) Journ. of the Americ. 
med. assoc. Bd. 75, Nr. 1, S. 91—94. 1920. 

Überblick über die wichtigsten diagnostischen und therapeutischen Gesichts- 
punkte. Mit Arzneien ist nicht viel anzufangen. Es handelt sich hauptsächlich um eine 
sehr exakt gehandhabte Diätetik, die das ausschaltet, was das Kind nicht verträgt, 
und doch für Deckung des Calorienbedarfs sorgt, ferner um Berücksichtigung der bak- 
teriellen Verhältnisse (Gärung und Fäulnis). Buttermilch eignet sich besonders zur 
Bekämpfung der Fälle, in denen der Gasbacillus eine Rolle spielt. Die Behandlung aller 
einschlägigen Fälle erfordert viel Geduld und oft lange Zeit. Ibrahim (Jena). 


Rachford, B. K.: Malnutrition from underfeeding in a two and one-half year 
old child. (Ernährungsstörung durch Unterernährung bei einem zweiundeinhalb- 
jährigen Kinde.) Med. rec. Bd. 98, Nr. 5, S. 181—182. 1920. 

Einseitig ernährtes Kind mit chronischer Verdauungsschwäche, Schwellung im Bereich 
des l. Knies, mäßiger Anämie. Heilung unter geeigneter Diät. Der Verabreichung von pep- 
tonisierter Milch schreibt Verf. dabei ein besonderes Verdienst zu. Hierdurch sei nicht nur 
die Verabreichung von Milch überhaupt ermöglicht worden, sondern auch die ungestörte Zu- 
fuhr von Fleisch, Gemüsen, Obst und Zerealien durchführbar gewesen. Ibrahim (Jena). 

Pierret, R.: A propos d’un cas d’intolörance du nourrisson pour le lait 
condensé gu6ri par la méthode antianaphylactique de Weill. (Injections sous-cutanse 
de lait condensé préalablement dilué et bouilli.) (Ein Fall von Intoleranz eines Säug- 
lings für kondensierte Milch, durch die anaphylaktische Methode von Weill zur 
Heilung gebracht.) (Subcutane Injektion verdünnter gekochter kondensierter Milch.) 
Nourrisson Jg. 8, Nr. 4, S. 217—219. 1920. 

Elf Monate alter syphilitischer Säugling hat unter Verabreichung von Milch und verdünn- 
ter kondensierter Milch (welche Mengen ? Ref.) dauernd Fieber und Durchfälle; bei Übe 
auf Wasser- und Schleimdiät fällt das Fieber ab. Wiederholte Zufuhr kleiner Mengen konden- 
sierter Milch bewirken regelmäßig rasch abfallende Temperaturzacken auf 39 und 40°. Sub- 
outane Injektion von 5 cem nicht gezuckerter, mit der 6fachen Menge Wassers verdünnter und 
vor der Injektion gekochter kondensierter Milch bewirkte eine lokale Rötung und Schwellung, 
die nach 48 Stunden verschwand; kein Fieber. Vom nächsten Tag ab wurde die auf ?/, verdünnte 
kondensierte Milch anstandslos vertragen. 

Die Methode von Weill ist in der Presse medicale, 18. Oktober 1919 publiziert; 
sie bezieht sich aut einfache Milchmischung. Verf. weist darauf hin, daß seine Beobach- 
tung beweist, daß das Weillsche Vorgehen auch für andersartige Milchmodifikationen 
angewandt werden kann, ja, er glaubt die gleichen günstigen Effekte sogar bei einem 
mit Fieber, Erbrechen und Durchfällen behafteten 3 Monate alten frühgeborenen Brust- 
kind durch subcutane Muttermilchinjektion erzielt zu haben. Auch eine Beobachtung 
von Crespin soll bei einem 6 Wochen alten Brustkind nach Injektion von 5 cem 
Muttermilch ähnliche Heilerfolge verzeichnen. Ibrahim (Jena). 


Erkrankungen der Verdauungsorgane und des Peritoneums. 
Morlet: Stönose hypertrophique du pylore chez un nourrisson d’un mois py- 


ioroplastie extramuqueuse. (Hypertrophische Pylorusstenose bei einem 1 Monat 


— 559 — 


alten Säuglirg. Extramuköse Pyloroplastik.) Nourrisson Jg. 8, Nr. 4, 8. 220 
bis 222. 1920. > 

Bei dem erstgeborenen Knaben, der an der Brust ernährt war, traten mit 4 Wochen akut 
die bekannten Symptome auf. Mit 7 Wochen wurde nach Fredet pot extramuköse Längs- 
incision und Quervernähung der hypertrophischen Muskulatur. Glatte Heilung. Volles Wohl- 
befinden des jetzt 6!/¿jährigen Kindes. Ibrahim (Jena). 

Zuviria, Efrain Martinez: Ein Fall von Pyloruserkrankung beim Säugling. 
Semana med. Jg. 27, Nr. 31, S. 136—158. 1920. (Spanisch.) 

Ausführliche Abhandlung über den heutigen Stand unserer Kenntnisse der pyloro- 
spastischen Erkrankungen unter eingehender Berücksichtigung der gesamten Literatur. 
Beschreibung eines Falles, der durch Magenspülungen, löffelweise Muttermilch, Milch- 
einläufe und Atropin in wenigen Tagen zur Ausheilung kam. Huldschinsky. 

Keith, D. Y.: A true congenital hernia in the right diaphragm. (Wahre kon- 
genitale Hernie im rechten Zwerchfell.) Americ. journ. of roentgenol. Bd. 7, Nr. 6, 
S. 289—291. 1920. 

Verf. bespricht an der Hand der Literatur die Seltenheit der rechtsseitigen Zwerchfell- 
hernie gegenüber der linken. Im beschriebenen Falle lag der pylorische Teil des Magens und der 
Anfangsteile des Duodenums im Herniensack. Infolge der Abschnürung des Magens war der 
kardiale Teil des Magens dilatiert und es blieb ein Viertel der Bariummahlzeit dauernd in dem- 
selben zurück. Der Fall wurde durch Operation vollständig geheilt. Petschacher (Innsbruck).M, 


Denzer, Bernard: A new method of diagnosis of peritonitis in infancy and 
heildhood. Preliminary report. (Eine neue Methode zur Diagnose der Peritonitis 
im Säuglings- und Kindesalter.) (New York Nursery u. Childs Hosp. Cornell. Univ. 
Med. College.) Americ. journ. of dis. of childr. Bd. 20, Nr. 2, S. 113—114. 1920. 

Wie beim Pfeifferschen Versuch, gelingt es mit Hilfe spitzer Glascapillaren Inhalt 
der Bauchhöhle anzusaugen, der dann mikroskopisch und bakteriologisch untersucht 
werden kann. 1/, Zoll unterhalb des Nabels wird erst mit einer Stahlnadel ein Loch in 
die Haut gebohrt, dann wird die Glascapillare senkrecht zur Bauchwand angesetzt 
und damit die Bauchwand vollends durchbohrt. Man muß genau in der Richtung 
der Capillare drücken, um ein Abbrechen zu verhüten. Unter 4 Fällen, die nicht an 
Peritonitis litten, wurde nur einmal Flüssigkeit gewonnen; in 2 Fällen von Ascites 
und einem Fall von eitriger Peritonitis half das Verfahren zum gewünschten Ziel. 

Ibrahim (Jena). 


Konstitutionsanomalien und Stoffwechselkrankheiten, Störungen des Wachstums 


und der Entwicklung, Erkrankungen der Drüsen mit innerer Sekretion. 

Madsen, St. Tschudi: Ein Fall von Chondrodystrophie mit einigen differential- 
diagnostischen Bemerkungen speziell hinsichtlich der Rachitis. Med. Rev. Jg. 37, 
Nr. 2—4, 8. 83—93. 1920. (Norwegisch.) 

Beschreibung eines Falles von Chondrodystrophie bei einem 2jährigen Knaben, das 12. Kind 
unter 13 geistig wie körperlich gesunden Geschwistern. Gewicht 8860 g, Körperlänge 65 cm. 
Kann weder gehen noch sprechen. Die große Fontanelle offen (7 : 5,5 cm). Starke Kyphose 
des untersten Teiles der Thorakalwirbelsäule und der ganzen Lendenwirbelsäule. Kompensie- 
rende leichte Lordose der oberen Dorsalwirbelsäule. Knochenkerne des Capitatum und Hamatum 
wohlentwickelt, kleinere Kerne in Lunatum und Triquetrum. Im übrigen bot das Kind nur 
die für die Krankheit charakteristischen Symptome dar. Wernstedt (Malmö). 

Hochhuth, Eduard: Über echte Spätrachitis und ihre organotherapeutische 
Behandlung. (Chirurg. Abt., Augusta-Krankenanst., Bochum.) Bruns’ Beitr. z. klin. 
Chirurg. Bd. 119, H. 1, S. 110—126. 1920. 

Mit der von Stoeltzner inaugurierten Nebennierentherapie der Rachitis wurde 
vom Verf. in einem schweren Fall von Spätrachitis ein gleich günstiger Erfolg erzielt 
wie ihn Ludloff im Jahre 1912 in einem ähnlich liegenden Fall bei derselben Behand- 
lung beobachtet hatte. Während aber Stoeltzner das Suprarenin per os gegeben hatte, 
wurde vom Verf. nach dem Vorgange von Ludloff die parenterale Einverleibung des 
Suprarenins angewandt und das Mittel intramuskulär gegeben. 

Es handelte sich um einen 17jährigen jungen Mann, bei dem bereits im 9. Lebensjahre die 
ersten Erscheinungen einer Spätrachitis aufgetreten waren. Im Laufe der Jahre nahmen die 


— 560 ° — 


Krankheitserscheinungen dermaßen zu, daß im 16. Lebensjahr am rechten Bein eine Osteo- 
tomie gemacht werden mußte.. Wiederholte Phosphorlebertranbehandlung war ohne Erfolg 
gewesen. Im Herbst 1918 trat, wahrscheinlich begünstigt durch die damaligen schlechten Er- 
nährungsverhältnisse, eine ganz akute Verschlechterung ein, so daß Patient sich vom Januar 
1919 ab nur noch mit größter Mühe an 2 Stöcken durchs Zimmer schleppen konnte. Nachdem 
ein mehrwöchiger Versuch mit Phosphorlebertran wieder ohne Erfolg geblieben war, wurde 
mit der Suprareninbehandlung begonnen. Es wurde mit ?/,, ccm der üblichen 1/1% Lösung 
von Suprareniunm hydrochloricum angefangen und in Zwischenräumen von je 2 Tagen lang- 
sam mit der Dosis um 1/1o—!/% com gestiegen, bis die ersten Nebenwirkungen (Kopfschmerzen, 
Schwindel, Übelkeit) sich bemerkbar machten, was nach der ersten Einspritzung von ®/,, ocm 
der Fall war. Nach vorübergehender Verminderung der Dosis wurden bei der Weiterbehandlung 
70 —%/ın cem verwendet, und zwar jeden 2. Tag 3 Wochen hindurch. Dann Krankenhausent- 
lassung. Von da ab noch zweimal, später nur noch einmal in der Woche eine Einspritzung. 
Ganze Dauer der Behandlung 2!/, Monate. Nach dieser Zeit konnte Patient ohne Stock und 
ohne Beschwerden gehen; Allgemeinbefinden ganz auffällig gebessert, gesunde Farbe und 
Jugendfrische im Ausdruck. Die erste deutliche Veränderung verspürte der Kranke schon nach 
der 5. Einspritzung. 

Verf. sieht im vorliegenden Fall einen vollen Erfolg der Suprareninbehandlung bei 
Spätrachitis. Abgesehen von der praktischen Bedeutung für die Therapie dürfte diese 
Beobachtung auch für die Pathogenese und die Ätiologie der Rachitis von größten 
Interesse sein. Nach dem vorstehenden Ergebnis der Suprareninbehandlung der Spät- 
rachitis muß man, wie Verf. sagt, als feststehend annehmen, daß an den rachitischen 
und spätrachitischen Störungen des Kalkstoffwechsels das innersekretorische System 
der Nebennieren beteiligt sein muß. Es wird hiermit eine Anschauung bestätigt, die 
Stoeltzner schon seit 20 Jahren vertritt. Lehnerdt (Halle a. 3.) 

. Hirsch, S.: Hungerosteopathie unter dem Einfluß von Alter und Geschlecht. 
Beiträge zum Osteomalacie-Problem. (Städt. Krankenh. Sandhof, Neurol. Unw. 
Klin., Frankfurt a. M.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 38, S. 1087—1091. 19%. 

Die Hungerosteopathie darf nicht als einheitliches Krankheitsbild aufgefaßt 
werden, da sie neben gemeinsamen Symptomen, Zeit des Auftretens, Beeinflussung 
durch bessere Ernährung, Beziehungen zum endokrinen System auch große klinische 
und pathologische Unterschiede aufweist. Ob es sich um eine neuartige Krankheit 
handelt, ist zweifelhaft: es wurden auch früher Fälle von Rachitis tarda, Osteomalcie 
und seniler Osteoporose beobachtet, die sich mit der „Hungerosteopathie‘‘ klinisch 
decken, nur daß im Jahre 1919 eine enorme Häufung dieser Fälle auftrat Eine solche 
Häufung fand aber auch statt bei der Rachitis, der eigentlichen Osteomalacie und den 
senilen Knochenatrophien, sowie der chronischen Gelenkerkrankungen. Diese Zunahme 
entspricht aber den Bereitschaften des Alters und Geschlechts. Wesentlich ist nur das 
exorbitante Manifestwerden des Ernährungsfaktors. Nur wo bereits richtunggebende 
Momente vorliegen, tritt die Osteopathie auf. Hinsichtlich der neurologischen Sym- 
ptome besteht Einheitlichkeit. Therapeutisch bewährte sich Strontium. Der endokrine 
Apparat ist als der Träger der inneren Disposition aufzufassen. Huldschinsky. 

Huldschinsky, Kurt: Die Ultraviolettherapie der Rachitis. (Oskar Helen- 
Kinderh. Berlin-Dahlem.) Strahlentherapie Bd. 11, H. 1, S. 435—443. 1920. 

Vgl. dies. Zentralbl. 9, S. 392. Huldschinsky berichtet hier über seine Erfolge 
bei etwa 80 Kindern und kommt zu dem Schluß, daß die Höhensonne immer wirkt, 
die Heilung rascher (in etwa soviel Monaten, wie das Kind Jahre alt ist) erfolgt, da) 
die Wirkung nachhaltig ist. Beeinflußt werden neben dem Knochenprozeß der Spasmus 
nutans, die Schweiße, die Schmerzen, die Neigung zur Pneumonie und die Tetanle- 
Wachstum und Zahnung werden nur mittelbar beeinflußt Die Wirkung hängt m! 
den kurzwelligen Strahlen zusammen, da Blaulicht von viel geringerer Wirkung ist 
und höchstens für empfindliche Säuglinge in Frage kommt. Putz. 

Riedel, G.: Die Erfolge der Quarzlichtbestrahlung bei Rachitis. (Univ.-Eir 
f. orthop. Chirurg., Frankfurt a. M.) Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 9 
S. 838—840. 1920. 

Die von Huldschinsky angegebene Ultraviolettbehandlung bei Rachitis wurde 


— 561 — 


nachgeprüft und ergab in allen fast 100 behandelten Fällen sehr schnelle Ausheilung. 
Neben der Ultraviolettbehandlung wurde leichte manuelle Massage und täglich kleine 
Gaben Calcium chloratum angewandt. Die Erfolge waren wesentlich schneller und 
intensiver als bei den früheren Behandlungsmethoden. Auch bei nahezu erfolgter 
Ausheilung sah man eine schnellere und bessere Heilung von Osteoklasen. Trotzdem 
werden chirurgische Maßnahmen verworfen, solange der Prozeß noch florid ist, da 
die Heilung dabei erheblich langsamer vor sich geht (Ref. hat das Gegenteil beobachtet). 
Die besonders in letzter Zeit beobachtete verzögerte Heilung von Frakturen wurde 
durch die Bestrahlung auffallend günstig beeinflußt. Die Erfolge rechtfertigen durch- 
aus die Forderung, in ausgedehnterem Maße als bisher diese Behandlungsmethode 
anzuwenden. Huldschinsky. 


Huldsehinsky, Kurt: Die Beeinflussung der Tetanie durch Vltraviolettlicht. 
Ein Beitrag zur Frage der cerebralen Rachitis. (Oskar-Helene-Heim, Berlin-Dahlem.) 
Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig. Bd. 26, H. 5, S. 207—214. 1920. 

Huldschinsky polemisiert zunächst gegen Karger (dies. Zentralbl. 9, S. 210) 
und zeigt an seinen 105 Fällen, daß auch die cerebralen Erscheinungen der Rachitis 
durch das Ultraviolettlicht im allgemeinen gut beeinflußt werden, soweit nicht Idiotie 
vorhanden war. Allerdings war die Beeinflussung der geistigen Funktionen langsamer 
als der körperlichen. H. berichtet dann über den guten Erfolg der Quarzlampen- 
bestrahlung bei Tetanie, deren manifeste Symptome schon nach der ersten intensiven 
Bestrahlung schwanden, während die latenten Zeichen (Erb -Chvostek) 4 Tage 
bis 4 Wochen brauchten. Interessant ist das Auftreten von tetanischen Erscheinungen 
in 3 Fällen von Rachitis im Beginn der Bestrahlung mit Blaulicht. Verf. glaubt, daß 
der bei heilender Rachitis subnormale Blutkalkgehalt die Tetanie ausgelöst habe 
(vgl. dies. Zentralbl. 9, S. 111). Er empfiehlt also im Beginn der Höhensonnenbestrah- 
lung zur Verhütung der Tetanie Kalk innerlich zu verabfolgen. Putzig. 


Sachs, Ferdinand: Untersuchungen über den Einfluß des Ultraviolettlichtes 
auf die latente Säuglingstetanie. Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 93, 3. Folge: Bd. 43, 
H. 3, S8. 167—176. 1920. 

Es wurden sieben Säuglinge mit latenter Tetanie der Ultraviolettbestrahlung 
unterworfen. Beikeinemeinzigentraten während der Bestrahlung manifeste Symptomeauf. 
Dies spricht gegen die Annahme, daß die Besonnung an dem Frühjahrsgipfel der Tetanie 
beteiligt sei. (Ref. hat im Gegensatz dazu beobachtet, daß Blaulichtbestrahlung, die 
der natürlichen Besonnung näher kommt, auslösend auf Tetanie wirken kann.) Unter 
der Bestrahlung verschwanden die tetanischen Symptome ausnahmslos nach 10 bis 
20 Sitzungen. Huldschinsky. 

Wolff, B.: Zum Alterstermin der manifesten Tetanie. Arch. f. Kinderheilk. 
Bd. 68, H. 1—2, 8. 141—143. 1920. 

Verf. vertritt gegenüber Klotz nochmals seine in einer früheren Arbeit dar- 
gelegten Schlußfolgerungen, daß manifeste Tetanie im ersten Drittel der Säuglingszeit 
zwar gewiß viel seltener als im zweiten Drittel vorkommt, aber doch keineswegs so 
ausnahmsweise, als daß ein Alter von 3—4 Monaten ein Ausschlußgrund für die Tetanie- 
natur von Krampferscheinungen sein dürfte. Ziemlich wahrscheinlich, aber nicht 
absolut einwandfrei erwiesen sei, daß das Leiden auch schon vor Ablauf des 2. Lebens- 
monates manifest werden könnte. Lust (Heidelberg). 


Abt, Isaac A.: Infantile eczema, (Säuglingsekzem.) Med. clin. of North 
America Bd. 8, Nr. 6, S. 1533—1545. 1920. 

Klinische Vorlesung. In bezug auf den z.Z. in Amerika besonders aktuellen 
Ansphylaxiegesichtspunkt sagt Verf., daß diese Studien in bezug auf das Säuglings- 
ekzem enttäuscht haben und in bezug auf Äthiologie und Therapie wenig zutage ge- 
fördert haben. Er weist darauf hin, daß auch reine Brustkinder Ekzeme bekommen 
können. Ibrahim (Jena). 

Zentralbl. f. d. ges Kinderheilkunde. IX. 36 


— 562 — 


Loebenstein, Fritz: Über die Bakterienbesiedlung der Haut beim gesunden 
und exsudativ-diathetischen Kind. (Waisenh., Kinderasyl u. Medizinalamt, Berlin.) 
Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig., Bd. 26, H. 3/4, 8. 99—119. 1920. 


Verf. untersuchte zunächst bei 36 gesunden Säuglingen mittels einer eigenen 
exakten Bestimmungsmethode die Haut an den verschiedensten Körperstellen auf 
ihren durchschnittlichen Bakteriengehalt. Er fand, daß die intakte Haut des gesunden 
Kindes als Durchschnittswert die Zahl 145 aufwies, beobachtete aber an den von ihm 
untersuchten Stellen einen Unterschied in der Höhe des Bakteriengehaltes, derart, 
daß die Brust am geringsten, die Wangen am stärksten von Bakterien besiedelt sind. 
Untersuchungen an 22 Säuglingen mit exsudativer Diathese in ihren verschiedensten 
Manifestationen auf der Haut ergaben eine Vermehrung der Bakterienzahl auf den er- 
krankten Hautstellen. In der Latenz und auf scheinbar intakten Stellen fanden sich 
normale Werte, ebenso nach Abheilung der Hauterkrankung. Während dieser Zeit 
konnten auch unter dem Durchschnitt liegende Zahlen beobachtet werden. Der Verf. 
glaubt, die Ursache der Bakterienanreicherung bei exsudativen Kindern in lokalen 
Momenten der Haut und nicht in einer allgemeinen Immunitätssenkung erblicken zu 
dürfen. Meta Holland (Blombacherbach-Barmen). 


Culp, W.: Status thymico-Iymphaticus, Mißverhältnis zwischen Gehirn- und 
Schädelgröße und Unfall. (Städt. Krankenh., Mainz.) Monatsschr. f. Unfallheilk. 
u. Invalidenw. Jg. 27, Nr. 7, S. 145—148. 1920. 


Nach dem Sektionsbefund bei 3 Kindern von 7, 14 und 15 Jahren, die durch Straßen- 
unfälle ums Leben kamen, und bei denen neben Thymusvergrößerung, Hyperplasie des lym- 
phatischen Apparates ein auffallend großes Gehirn mit dünnen Hirnschädel sich fand, äußert 
Culp die Vermutung, daß die Blutzufuhr im Augenblick der Gefahr bei dem geringen Spiel- 
raum des Gehirns eine Bewußtseinstrübung hervorrufe, die das häufige Vorkommen von Un- 
fällen gerade beim Status thymico-Iymphaticus erkläre. Puszig. 


Cronk, H. L.: A case of lipodystrophia. (Ein Fall von Lipodystrophie.) 
St. Bartholomew’s hoep. journ. Bd. 27, Nr. 5, 8. 67—68. 1920. 


Beschreibung eines Falles von Lipodystrophie eines 13jährigen Mädchens, bei 
welchem seit dem 5. Lebensjahre eine auffallende Atrophie des Gesichts und Thorax beobachtet 
wurde, daneben bestand Tonsillitis, adenoide Schwellungen und Diarrhöe, der Röntgenbefund 
bis auf Bronchialdrüsenvergrößerung normal. Im Gegensatz zur Mesenterialtuberkulose ist 
bei Lipodystrophie das Gesicht abgemagert, während das Fett des übrigen Korpus sich nor- 
mal entwickelt. Gegenüberstellung zweier Photogramme, die 2 Kinder, an den beiden 
genannten Affektionen leidend, darstellen. K. Glaessner (Wien). 


Paterson, D. H.: Three cases of renal dwarfism associated with courious bony 
changes. (Drei Fälle von renalem Zwergwuchs in Verbindung mit merkwürdigen 
Knochenveränderungen.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 8, Sect. f. the 
study of dis. in children 8. 107—118. 1920. 


Mehrfach sind, namentlich von englischen Autoren, Fälle von chronischer inter- 
titieller Nephritis (teils angeboren, teils erworben) beschrieben worden, bei gleichzeitigem 
sInfantilismus oder Zwergwuchs. Wiederholt wurde auch das Bestehen von Knochen- 
veränderungen, besonders Genu valgum, dabei berichtet. Der Name renaler Zwerg- 
wuchs stammt von H. Barber. Verf. berichtet über 3 Fälle (11 Jahre, 11/, Jahre 
und 71/, Jahre) mit Sektionsbefund. Tod in allen 3 Fällen durch Urämie, in einem 
Fall im Anschluß an Narkose, die zum Zweck der Geradestellung der schweren Bein- 
deformität eingeleitet worden war. Wassermann bei den 3 Kindern negativ. Knochen- 
verkrümmungen hochgradig und multipel (Röntgenogramme), durch vielfache Infrak- 
tionen oder Frakturen bedingt. Zahlreiche Mikrophotogramme illustrieren die histo- 
logischen Knochenbefunde, die einen fast fehlenden Kalkhegalt der Knochenbälkchen 
dartun; von der Rachitis unterscheiden sich die Bilder völlig durch den Mangel an 
osteoiden Säumen. Verf. hält eine Verminderung der osteogenen Funktion für ge- 
geben auf Grund nutritiver Störung. 


— 563 — 


Diskussion: Cameron erwähnt einen Fall von interstitieller Nephritis bei Hufeisen 
niere. Er hat mehrere, aber ältere (14—16 Jahre) Kinder unter Beo tung, die vielleicht 
in die Kategorie dieser Fälle gehören; die Knochen zeigen allerdings nicht so zahlreiche Frak- 
turen, oder es sind Knochenveränderungen da, es fehlt aber, klinisch wenigstens, die intersti- 
tielle Nephritis. — Parkes Weber: Es gibt Fälle von kindlichem Diabetes insipidus mit 
leichtem Infantilismus, die aber in vielen Punkten sich von dem „renalen Zwergwuchs“ unter- 
scheiden, ohne Knochenveränderungen einhergehen, wohl hypophy:zären Ursprungs und öfter 
syphilitischer Genese sind. — Tidy berichtet über einen einschlägigen Fall, der auch klinisch 
keine Symptome der interstitiellen Nephritis bot, die aber doch bei der Sektion gefunden 
wurde. Auch das Blutbild verdient in solchen Fällen Beachtung. Ibrahim (Jena). 


Fleteher, H. Morley: Case of renal infantilism. (Ein Fall von renalem Infan- 
tilismus.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 8, Sect. f. the study of dis. in 
children S. 118—123. 1920. 

14 jähriges Mädchen, von früher Kindheit an schwach und in der Entwicklung rückständig. 
Völlig infantil, etwa dem Aussehen eines 5—6 jährigen Kindes entsprechend. Dabei sehr gute 
Intelligenz. Knochensystem bietet außer leichtem Genu valgum keinen Befund. Urin leicht 
eiweißhaltig, enthält rote und weiße Blutkörperchen vereinzelte granulierte Zylinder, Strepto- 
kokken. Retinitis albuminurica. Blutdrucksteigerung (175—240). Negativer Wassermann. 
Erheblicher Globulingehalt des Urins neben dem Albumingehalt. Ibrahim (Jena). 

Black-Milne, J.: Two cases of anomalies of growth: Unilateral macrosomia 
and congenital overgrowth of the right leg. (Zwei Fälle von Wachstums- 
anomalien: Halbseitige Makrosomie und angeborener Riesenwuchs des rechten 
Beines.) Brit. journ. of childr. dis. Bd. 17, Nr. 196/198, S. 79—85. 1920. 

1. 18jähriger Mann mit rechtsseitiger Hemihypertrophie. (Genaue Maße und Abbildungen.) 
Gesicht unbeteiligt; anscheinend rechte Schädelhälfte etwas größer wie die linke. Linker 
Testikel viel kleiner wie der rechte. — Ein zweiter Fall wird kurz erwähnt und abgebildet, in 
dem Verf. neben der halbseitigen Hypertrophie der rechten Seite eine halbseitige Hypotrophie 
der linken Seite vermutet. Hierfür lassen sich schwer Beweise beibringen. Die ganze Literatur 
ist erst kürzlich durch Coston im Med. Record 97, 222. 1920 bearbeitet. — 2. 18jähriger Mann, 
dessen rechtes Bein 1!/, Zoll länger war wie das linke, aber etwas schlechter entwickelte Musku- 
latur aufwies. Kompensatorische Skoliose. Der Vater zeigte genau die gleiche Anomalie. 
Bisher sind hereditäre Faktoren bei diesen Zuständen nicht bekannt geworden. Ibrahim (Jena). 

Gregory, H. H. Chodak: Case of hemi-hypertrophy. (Ein Fall von Hemihyper- 
trophie.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 8, Sect. f. the study of dis. 
in children S. 99—101. 1920. 

°1/,jähriges Mädchen. Die ganze linke Körperhälfte erscheint von Geburt an etwas ge- 
ringer entwickelt als die rechte; doch ist die rechte Schädelhälfte größer wie die linke. Verf. 
vermutet, daß die zur linken Körperhälfte gehörige rechte Großhirnhemisphäre stärker ent- 
wickelt ist als die Gegenseite. Keine hereditäre oder sonst ergründbare Ursache. Verf. ver- 
mutet, daß es sich in solchen Fällen nur um eine Steigerung der als physiologisch aufzufassenden 
Asymmetrien beider Körperhälften handelt. Verf. kennt bisher nur zwei Sektionsfälle von 
Hutchison aus den Jahren 1904 und 1916. In beiden Fällen zeigten auch die Eingeweide be- 
trächtliche halbeeitige Differenzen (Nieren, Nebennieren. Thymus, Hoden). — Diskussion: 
Cockayne: Purres Stewart bildet in seinem Lehrbuch der Nervenkrankheiten 1916 auch 
einen Fall ab, in dem Hypertrophie der linken Körperhälfte mit stärkerer Entwicklung der 
rechten Schädelhälfte zusammentrifft. P. Weber: In solchen Fällen kann man eigentlich nur 
von Asymmetrie sprechen; es ist kaum zu entscheiden ob es sich um Hypertrophie oder Atro- 
phie einer Körperbälfte handelt. Ibrahim (Jena). 

Bauzä, Julio A.: 2 Fälle von Myxödem. Arch. lat.-americ. de pediatr. Bd. 14, 
Nr. 3, S. 255—265. 1920. (Spanisch.) 

Zwei myxödematöse Kretins wurden vom 2. bis 12. Lebensjahre beobachtet und 
mit verschiedenen Schilddrüsenpräparaten behandelt. Der Erfolg war gut, sowohl in 
bezug auf körperliche wie auf geistige Entwicklung. Da die Möglichkeit vorliegt, daß 
auch die anderen endokrinen Drüsen gestört sind, soll eine Zusatzbehandlung mit ent- 
sprechenden Extrakten stattfinden, auch verabfolge man Kalk, da der Kalkstoffwechal 
ìn der Regel schwer verändert ist. Großen Wert hat man auf die pädagogische Seite 
der Behandlung zu legen. Huldschinsky. 


Hammar, J. Aug. und Torsten J: son Hellman: Ein Fall von Thyreoaplasie 
(dystopischer Thyreohypoplasie) unter Berücksichtigung gewisser der innersekreto- 
36* 


— 564i — 


rischen und Iymphoiden Organe: Parathyreoidea, Thymus, Pankreas, Nebenniere, 
Eierstock, Follikelapparat des Darmes und der Milz, mesenteriale Lymphdrüsen. 
Zeitschr. f. angew. Anat. u. Konstitutionsl. Bd. 5, H. 4/6, S. 218—267. 19%. 
Die Untersuchungen betreffen ein 41/,jährigesMädchen, das bis zum 7.—8. Monat 
gut gediehen sein soll. Dann blieb es in der Entwicklung zurück, lernte nicht ohne 
Stütze sitzen oder gehen, hatte eine große, prominente Zunge und ausgesprochenes 
Myxödem. Von Schilddrüsengewebe war nur ein winziges, mit Schleimdrüsen ver- 
mengtes Rudiment am Foramen coecum vorhanden. Einige kleine Cysten nicht- 
kolloiden Inhalts retrohyoidal. Dieser Zustand der dystopischen Schilddrüsenhypo- 
plasie wird auf eine verfrühte Trennung der mittleren Schilddrüsenanlage von den 
Aorten zurückgeführt, aus denen sie ihre Gefäße bezieht. Eine derartige, vielleicht 
durch überreichliches zwischenliegendes Mesenchym zustande gekommene frühzeitige 
Trennung der Schilddrüsenanlage von ihrem Anschluß an die Aortengabelung muß 
allem Anschein nach eine Nutritionsstörung der Schilddrüse bedingen. An der Hand 
embryologischer Tatsachen wird darauf hingewiesen, daß das eventuelle Persistieren 
des postbranchialen Körpers in Cystenform bei Thyreoaplasie keineswegs als Beweis 
für seine Nichtbeteiligung an der normalen Schilddrüsenentwicklung angesehen werden 
kann, sondern als Resultat einer ausgebliebenen Induktion angesehen werden muß. 
Es wurde eine kleine, auffallend markarme Thymusdrüse mit normalem Gehalt an Hassl- 
schen Körperchen gefunden. Möglicherweise beteiligt sich die Schilddrüse an der 
ersten Markdifferenzierung des Thymus. Pankreas, Nebenniere und Ovarien wurden 
bezüglich ihrer quantitativen Parenchymwerte nach dem Verfahren von Hammar 
sehr genau studiert, diesbezügliche Schlußfolgerungen mußten jedoch mangels der 
noch ausständigen normalen Vergleichswerte erst der Zukunft vorbehalten werden. 
J. Bauer (Wien).“, 

Foot, Nathan Chandler: Report on a case of malignant thymoma with necropsy 
(Bericht über einen Fall von maligner Thymusgeschwulst mit Autopsiebefund.) 
(Childr. hosp. a. dep. of pathol., Harvard med. school, Boston, Mass.) Americ. journ. 
of dis. of childr. Bd. 20, Nr. 1, S. 1—14. 1920. 

Yjähriger Knabe. Blutbild zeigte nichts Besonderes. Der Tumor war physikali 


ysikalisch und 
röntgologisch erkannt worden. Tod während einer Äthernarkose. Sorgfältige Beschreibung 
des anatomischen und histologischen Befundes. Gute Abbildungen. Ibrahim (Jens). 

Weber, F. Parkes: Suprarenal sarcoma of the Robert Hutchison type. (Neben- 
nierensarkom vom Typus Robert Hutchison.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, 
Nr. 8, Sect. f. the study of dis. in children S. 123—130. 1920. 

5jähriges Mädchen mit enormer Leberschwellung und beiderseitiger hämorrhagischer 
Schwellung der Augenlider. Retrobulbäre Neuritis optica beiderseits. Chlorom und Leukämie 
konnten durch genaue Blutuntersuchung ausgeschlossen werden. Das Nebennierensarkom 
von der Größe einer Orange wurde erst bei der Sektion entdeckt. Metastatische Infiltration der 
Leber, der Ovarien, der mesenterialen Lymphdrüsen, der Orbitae und Schädelknochen; Kom- 
pression der Optici durch Tumormassen am Durchtritt durch das Foramen opticum. 

Die Kombination von Sarkom des Nebennierenmarks mit multiplen diffusen, mehr 
oder weniger symmetrischen Metastasen im Bereich des Schädels stellt ein typische 
Krankheitsbild dar. Robert Hutchison hat 1907 (Quarterly journ. of med. 1, 3. 
1907) 10 solche Beobachtungen zusammenstellen können. Bisher sind 14 Fälle publiziert. 
Diagnostisch scheinen die dunkeln ekchymotischen Augenlidschwellungen mit oder 
ohne ein- oder doppelseitigen Exophthalmus zusammen mit Neuritis optica oder 
retrobulbärer Sehnervenatrophie besonders kennzeichnend zu sein. Ibrahim (Jena). 


Erkrankungen des Blutes und der blutbildenden Organe. 

Mensi, Enrico: L’anemisa perniciosa progressiva nell’etä infantile (forma 
plastica e aplastica). (Perniziöse Anämie im kindlichen Alter [plastische und aplas- 
tische Form].) Pediatria Bd. 28, Nr. 17, S. 785—811. 1920. 

Ausführlicher Bericht über alle bisher beobachteten fraglichen und einigermaßen 
sicheren Beobachtungen. Verf. hat selbst 4 Fälle beobachtet. Ä 


— 565 — 


Fall 1. 7 Jahre alt. Gelbliche Hautfarbe, leicht vergrößerte Leber; Milz 4 cm unter dem 
Rippenbogen. Mikropolyadenie. Fieber. Hb. 40%; Erythrocyten 2 200 000; Färbeindex 
0,9—1,2; zahlreiche hyperchromatische Makrocyten, Mikrocyten, Anisocytose, Polichromato- 
philie; Leukocyten: 4 600; relative Lymphocytose. Fall 2. 7 Monate. Rachitis; Leber stark 
vergrößert, Milz reicht bis zur Crista iliaca. Hb. 35;Erythrocyten 1 500 000; F. I. 1,1; Leuko- 
en 4 200; Anisocytose, Poikilocytose, Polychromatophilie, zahlreiche Normoblasten, zum 

eil mit Jolly-Körpern; Zellen mit Subst. granulo-filamentoss; sehr starke Eosinophilie, 
mäßige Lymphocytose, keine Würmer. Fall3. 2 Jahre alt. Rachitis. Gelblich-wächserne Farbe. 
Mikropolyadenie. Vergrößerte Leber und Milz. Hb 20. Erythrocyten 2 000 000, Leukocyten 
11 200. Vermehrung der Lymphocyten. Poikilocytose, Anisocytose, Normo- und Megalo- 
blasten. Bei der Sektion fand sich eine ausgedehnte Tuberkulose auch der Milz. Fall 4. 
13 Monate. Rachitis. Wächserne gelbliche Hautfarbe. Leber und Milz leicht vergrößert. 
Refraktion des Serums 1, 352; Eiweißgehalt 8,8%. Gerinnungsdauer 15 Minuten. Hb15 
(Fleischl). Erythrocyten: 2 800 000. F. J. 0,93; Leukocyten 6 200. Megalocyten, Mikrocyten, 
Poikilooytose, einige Normoblasten, Rote mit Jolly-Körpern und Subst. granulo-filamentosa. 
Die Magenaushebung ergab Achylie. f 

Im Anschluß an die Kasuistik Erörterung der Ätiologie, Pathogenese, Sympto- 
matologie, bei der die Achylia gastrica besonders hervorgehoben wird. Differential- 
diagnostisch wichtig für die plastische Form: Vermehrung des Färbeindex, Vor- 
kommen von hyperchromatischen Makrocyten, Leukopenie; letztere ist zusammen 
mit einer Vermehrung der Mehrkernigen (!) besonders wichtig bei der Abgrenzung 
gegenüber der An. pseudoleucaemica infantum. Aplastische Form, gekennzeichnet 
durch die fehlende Knochenmarkreaktion; zwischen beiden Formen vermittelt eine 
hypoplastische Form den Übergang. Die Pathologie wird besprochen. Die Therapie 
ist machtlos. Die Arbeit geht auf alle Fragen des bearbeiteten Gebietes ein. Ob es 
sich in allen 4 beschriebenen Fällen aber sicher um eine perniziöse Anämie und nicht 
doch, wenigstens in einem Teil der Fälle, um eine Anaemia splenica infant. gehandelt 
hat, möchte Ref. bezweifeln. Aschenheim. 

Paterson, D. H.: Cases of anaemia with enlarged spleen. (Fälle von Anämie 
mit Milzve größerung.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 8, Sect. f. the 
study of dis. in children 8. 103—106. 1920. 

1. Vier Monate altes Brustkind aus gesunder Familie seit den ersten Lebenswochen blaß. 
Sehr vergrößerte Milz, 30%, Hämoglobin 3 440 000 Er., 18 000 L., davon 29 Polym., 35 kleine 
Lymph., 16 große Lymph., 1 Überg., 12 Neutroph. Myelocyten, 3 Basophile Myeloc. 2%, Normo- 
blasten, 12%, Megaloblasten, Polychromasie, negativer Wassermann. — 2. 5jähriges Mädchen 
aus gesunder Familie. Seit 18 Monaten krank, blaß, appetitlos. Keinerlei Drüsenschwellung. 
Leberschwellung, Milz überragt den Rippenbogen. 32%, Hb., 3 680 000 Er., 7200 L. (46 Polym., 
32 kleine Lymph., 19 große Lymph., 2 große Monos, 1 Myeloc.), leises systolisches Herz- 

äusch. Wassermann negativ. Im Verlauf der nächsten Woche Zunahme der Milz- und 

berschwellung und der Anämie (25% Hb, 2 640 000 Er., 14 000 L., 49 Polym., 21 kleine 
Lymph., 18 große Lymph., 4 Monos, l Uberg., 2 Neutroph. Myeloc., 1 basoph. Myeloc. 3% 
Megaloblasten, 1% Normoblasten. Poikilocytose und Polychromasie. Ibrahim (Jena). 

Kozitschek, Hedwig: Fall von hämolytischer Anämie ohne Verminderung der 
osmotischen Resistenz. Mitt. d. Ges. f. inn. Med. u. Kinderheilk. i. Wien Jg. 19, 
Nr. 1, S. 17—18. 1920. 

Verf. berichtet über einen Fall, wo zunächst nur per exclusionem an einen hämolytischen 
Ikterus gedacht wurde. Urobilinurie bestand, der Bilirubingehalt des Serums war vermehrt. 
Keine Resistenzverminderung der Erythrocyten. Blutbefund: Erythrocyten: 2 000 000, 
Leukocyten 4 400, Hb 45. Milzexstirpation mit ausgezeichnetem Erfolg. Der Blutbefund 
besserte sich auf 5 300 000 Erythrocyten, 8 500 Leukocyten, 75% Hb. Die Milz zeigte enorme 
Blutüberfüllung der Milzpulpa, relative Verminderung des Bindegewebes, spärliche Follikel, 
keine myeloischen Elemente. Aschenheim (Düsseldorf). 

Me Vey, Charles L.: Splenomegalic hemolytic jaundice: case report for con- 
genital type. (Splenomegalie mit hämolytischem Ikterus. Bericht über einen kon- 
genitalen Typus.) Med. rec. Bd. 97, Nr. 21, S. 864—869. 1920. 

Zwei Typen dieser Erkrankung sind bekannt: 1. ein kongenitaler oder familiärer 
nach Chauffard - Min kowski, 2. ein erworbener nach Hayem-Widal. Besprechung 
der klinischen Bilder, Entstehungstheorien usw. 

Eigener Fall: 18jähr. Mädchen. Keine Gelbsucht in der Familie. Ikterus der 
Conjunctiven. Systol. Herzgeräusch. Milz 3 Querfinger unter dem Nabel fühlbar. Keine 


— 566 — 


Lymphadenitia. | Leber nicht vergrößert. 55% Hb; 2,4M. Rote; 8,9 Tausend W.; poly: kl. Mono: 
gr. mono: eos. = 70:26:4:0. Mäßi ge Poikilo- ı und Anisooytose. Bedistenzrerminderung der 
roten Blutkörperchen. Urobilin. Keine Hämorrhagien. WaR. negativ. Husler (Müne 


McKeown, Kathleen M.: A case of purpura faetitia. (Ein Fall von Künstlicher 
Purpura.) Lancet Bd. 199, Nr. 11, 8. 555. 1920. 

13jähriges Mädchen. Hysterisches Wesen. Brachte sich durch Ansaugen mit dem Munde 
eine Anzahl Hautblutungen bei, die eine Purpura vortäuschten. Husler (München). 


Intektionskrankheiten, ausschließlich Tuberkulose und Syphilis. 

Mallory, F. B. and E. M. Medlar: The skin lesion in measles. (Die Hautver- 
änderungen bei Masern.) (Pathol. laborat., Boston City hosp.) Joum. of med. res. 
Bd. 41, Nr. 3, S. 327—348. 1920. 

Die Arbeit enthält vorerst die Resultate einer sehr großen Zahl von Untersuchungen 
bezüglich der Erregerfrage. Die Schwierigkeiten liegen in der Seltenheit von Fällen, 
die zur Zeit der Prodomal- oder Exanthemtage starben. In 24 Jahren sind im Bostoner 
städtischen Spital nur 8 Fälle innerhalb der ersten drei Tage nach Erscheinen des 
Exanthems gestorben, vier starben am 3. Tag, drei am 2. Tag des Exanthems und ein 
Fall am Ende der ersten 24 Stunden. Sämtliche Untersuchungen (Nase, Pharynx, 
Trachea, Lungen) der früheren Jahre sind negativ verlaufen. Neue Untersuchungen 
an 130 Patienten in der Zeit von 48 Stunden vor dem Exanthem bis 48 Stunden nach 
demselben nach allen Richtungen (aerobe, anaerobe Züchtung, Serumagar, Blutagar 
Noguchis Gewebekultur usw. aus allen Sekreten und Blut, Ausstriche mit verschie- 
dener Färbung einschließlich Giemsa, Untersuchungen im Dunkelfeld) verliefen 
negativ. Conjunctivalsekret ergab in 25 Fällen, untersucht in frischen Stadien vor 
dem Exanthem bei reichlicher Sekretion nur gelegentlich Zellen und Bakterien, später im 
eitrigen Stadium viele solche, Kultur entweder negativ oder gewöhnliche Keime. 
(diphtheroide Stäbchen). Im Dunkelfeld sah man (Conjunctivalsekret) kleinste Kör- 
perchen in Brownscher Molekularbewegung. Im Nasen- und Pharynxsekret (76 Pa- 
tienten) ähnliche Befunde. Abstriche von Koplikschen Flecken und Kulturen aus 
ihnen negativ. Larynxsekret wurde mittels sterilem Tupfer und sterilem Jacksonschen 
Laryngoskop in 40 Fällen geprüft. Wenn eitriges Sekret da war gab es viel Leukocyten 
und Bakterien, in der Kultur dann Pneumokokken, Streptococcus haemolyticus und 
Str. viridans fast in jedem Falle. In der Hälfte der Fälle fanden sich diphtheroide 
Stäbchen. Im Jahre 1916 bei 6 Fällen, 1917 in einem Falle Influenzabacillen. In 2 
Fällen sehr frühen Stadiums, mit reichlicher eitriger Sekretion, mit wenigen Bakterien, 
fanden sich endotheliale Leukocyten mit eigentümlichen nach Giemsa färbbaren 
Körnchen verschiedener Größe, die aber sicherlich keine Parasiten waren. Blut wurde 
(Kultur und Ausstrich) in 40 Fällen untersucht. In 15 Fällen wurden diese und Dunkel- 
felduntersuchung alle 4 Stunden wiederholt. (Beginn der Untersuchungen 24—48 
Stunden vor dem Exanthem, Ende 24—36 Stunden nach der Eruption.) Ausstriche 
auch von dicken Tropfen und Giemsafärbung ohne Befund. Blutkulturen waren meist 
negativ. Von den oben erwähnten 15 Fällen ergaben 4 Bakterien, zwei Fälle Pneumo- 
kokken, ein Fall Streptococcus haemolyticus, ein Fall Str. viridans. Von den 40 anderen 
Fällen waren nur 3 positiv (2 Pneumokokken, 1 Str. haemolyticus). 1 Fall von letzteren 
starb und zeigte in der Lunge Pneumococeus und Streptococcus viridans. Dunkelfeld- 
untersuchung des frischen Blutes negativ. Zwei Beobachtungen werden hervorgehoben; 
Pneumokokken in frischem Blutausstrich frei im Blut bei zwei Fällen, bei einem ergab 
die Kultur reichlich Pneumokokken. Die zweite Beobachtung betrifft das Verhalten 
der Blutplättchen. In frischen Präparaten waren sie rund oder ovoid. Nach 
ungefähr einer halben Stunde verlängerten sich die Plättcehen zu Fäden von 
30—40 u oder wurden sternförmig mit fädigen Fortsätzen von 5—15 u Länge. 
Diese Veränderung kann man unter dem Mikroskop verfolgen. In gefärbten Präparaten 
färben sich diese veränderten Blutplättehen und imponieren als Fibrinfäden. In 10 
Fällen früher Stadien wurde endlich Blut in sterilen Celloidinkapseln Meer- 


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schweinchen subcutan und intraperitoneal für 7—14 Tage eingebracht. 
Alle Kulturen blieben steril, im Dunkelfeld nichts Besonderes. Die Untersuchung der 
Haut wurde auch zu ätiologischen Zwecken unternommen. 

Die kleinen Hautstücke wurden von 45 Patienten während des Lebens entnommen, es 
waren fast nur Erwachsene, die dazu ihre Einwilligung gaben. Nach Lokalanästhesie mit Cocain 
wurde mit Skalpell die zu untersuchende Exanthempartie entnommen, fast alle in Zenkersche 
Flüssigkeit gebracht, und zwar unmittelbar nach der Entnahme des Hautstückes, dann in 
Paraffin eingebettet, Serienschnitte angelegt und meist mit Eosin-Methylenblau oder Giemsa 
gelegentlich nach Gram - Weigert oder nach anderen Methoden gefärbt. Untersucht wurden 
alle möglichen Stadien der Hautveränderung vom Beginn bis zum Schwinden derselben. Ko- 

iksche Flecke im Leben entnommen wurden in 6 Fällen untersucht, 48 Stunden vor bis 
Stunden nach Erscheinen des Exanthems. Die Hautveränderungen betreffen teils das 
Corium, teils die Epidermis. In den oberen Anteilen des Corium entsteht eine proliferative und 
exsudative Reaktion in und um ein kleines Netzwerk von Capillaren. Die Reaktion besteht 
in gelegentlichen Mitosen der Endothelialzellen, in Auswanderung von endothelialen Leuko- 
cyten und in einer intensiven Vermehrung derselben um die Gefäße; geringe Emigration von 
peu Leukocyten und Lymphocyten, Phagocytierung derselben durch die endothelialen 
ocyten. Die Exsudation von Serum und endothelialen Leukocyten dringen zur Epidermis, 
zu den Haarschäften und Talgdrüsen vor, hier oft in kleine Herden gesammelt, werden kleine 
Bläschen und Pusteln gebildelt. Die im Exsudat befindlichen Epithelzellen werden nekroti- 
siert. Zur Zeit, wo das Exanthem klinisch sehr deutlich ist, beginnen die kleinen Läsionen der 
Epidermis nach dem histologischem Bilde, schon einzutrocknen und später bilden sich erg 
Unterdes hält die Vermehrung und Ansammlung der endothelialen Leukocyten um die Blut- 
gefäße im Corium noch 2—4 Tage an um dann allmählich zu verschwinden. 

Die Koplikschen Flecke zeigen vollkommen analoges Verhalten wie die kleinen 
Läsionen der Epidermis, nur statt Eintrocknung findet sich hier Maceration, und später 
entstehen Erosionen und, falls Sekundärinfektion eingetreten, Geschwürsbildung. 
E; fand sich nirgends primäre Nekrose oder akute Exsudation von polynucleären 
Leukocyten, wie man sie bei gewöhnlichen Kokkeninfektionen vorfindet. Die Reaktion 
ähnelt mehr, soweit die endothelialen Zellen und Leukocyten in Betracht kommen, 
den Prozessen z. B. bei Typhus. Die Endothelialzellen der Capillaren zeigen in der 
Zone der Läsion geschwollenes, fein granuliertes Cytoplasma. In den frühesten Stadien 
der Veränderung enthalten sie ein bis vier, selten mehr, kleine, intensiv sich färbende 
kuglige Körperchen, die etwas an Größe wechseln. In den älteren Stadien der Ver- 
änderung sind die Körperchen geringer an Zahl und gewöhnlich deutlicher an der 
Peripherie der Läsion zu sehen. Später verschwinden sie völlig. Die Natur dieser Körper- 
chen kann nicht bestimmt werden. Sie können Parasiten sein oder retrograden Ver- 
änderungen im Cytoplasma entsprechen. Sie haben keine Ähnlichkeit in Form und 
Zahl und auch gewöhnlich nicht in bezug auf Färbungsverhalten mit phagocytierten 
Einschlüssen in den endothelialen Leukocyten außerhalb der Gefäße. In Kontroll- 
untersuchungen (Ulcus durum, Verruga peruviana, entzündliche Hautveränderungen 
anderer Art) wurden keine derartigen Körperchen gefunden. Sie dürften keine ver- 
änderten Centrosomen sein. Es wäre möglich, daß sie die Erreger sind, vielleicht ein 
Kokkus in verschielenen Stadien der Verdauung. Ihr positives Verhalten gegen 
Gramfärbung spricht für letztere Annahme. 6 Tafeln mit Mikrophotogrammen sind 
der Arbeit beigefügt. Besonders schön sind die Abbildungen 13 und 14 (Hautschnitten 
und die Bilder der Koplikschen Flecke. Schick. 


Lewy, Benno: Mehrmalige Erkrankung an Masern. Zeitschr. f. Kinderheilk., 
O:ig., Bl. 26, H. 3/4, S. 160—162. 1920. 


Beobachtung am eigenen Sohne: 1897 erste Erkrankung, 1900 die zweite, nach 
des Verf. Überzeugung beidemal an Morbillen. Koplik wurde damals offenbar nooh 
nicht beachtet, — Die zweite Erkrankung waren zweifellos Masern; die erste zeigte 
eine Fieberkurve, die gewiß nicht typisch ist, denn der höchste Anstieg geht dem Exan- 
them um einen Tag voraus, Der kritische Leser ist nicht überzeugt. — Die Berech- 
nung der Inkubationszeit an 71 Fällen läßt Fehlerquellen unbeachtet, so daß das Er- 
gebnis an Wert verliert. Es sollen 6—19, meistens 10 Tage sein. Friedjung (Wien). 


— 568 — 


Gerstley, Jesse R.: Measles and measles-pneumonia. (Masern und Masern 
pneumonie.) Milit. surg. Bd. 47, Nr. 2, S. 214—218. 1920. 

Der Autor berichtet über Erfahrungen, die er als Kinderarzt an masernkranken 
Soldaten im Krieg machte. Die Entstehung der gefürchteten Bronchopneumonie 
wird mehr einer besonderen individuellen Verfassung als einem bestimmten Erreger 
zugeschrieben. Die vielfach mit Übereifer vertretene Lehre vom Streptoc. haemol. 
als Erreger dieser Pneumonie und die daraus abgeleiteten prophylaktischen. Maß- 
nahmen verwirft der Verf. Auf Grund von einigen hundert Beobachtungen kommt 
er zum Schluß, daß die Frage der Erkrankung eine konstitutionelle, nicht eine bak- 
teriologische ist, da vorwiegend Soldaten erkrankten, die erst frisch ins Feld gekommen 
waren, die vom Lande stammten, die erschöpft, überarbeitet waren, die frühere Lungen- 
erkrankungen überstanden hatten, rachitisch deformierten Thorax hatten usw., und 
endlich eine gewisse seelische Physiognomie aufwiesen, nämlich Apathie, Interesse- 
losigkeit u.ä. Es gilt, diese Prädestinierten aus der großen Zahl der Nichtgefähr- 
deten herauszufinden und nur sie zu isolieren und bei ihnen mit Heizung, Lüftung, 
Asepsis des Pflegepersonals vorsichtig zu sein. Das ist die wirksamste Prophylaxe. 

Husler (München). 

Kobrak, Erwin: Beiträge zur Kenntnis der Ansteekungswege des Scharlachs. 
Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig., Bd. 26, H. 3/4, S. 137—149. 1920. 

Familienbeobachtungen (50 Familien mit 87 Fällen). Verf. mißt der Nasen- 
Rachenaffektion des ausgebildeten Scharlachs die größte Bedeutung für die Verbreitung 
bei. Besonders gefährlich sei die leichte Scharlachinfektion des Erwachsenen, die unter 
dem Bilde einer Angina mit tiefer Rötung des Gaumenbogens verläuft. Übertragung 
durch Nahrungsmittel, Stuhl, Urin sowie durch Fliegen spielt keine wesentliche Rolle. 
Aus seiner Statistik, die ergibt, daß unter ungünstiger hygienischer Bedingung weniger 
Scharlachverbreitung vorkam, schließt Verf., daß dies für die Ansicht Czernys 
spreche, der die Überernährung als begünstigendes Moment für die Entstehung der 
Scharlacherkrankung ansieht. Wichtig ist die frühzeitige Diagnose des Scharlachs. 
Vielleicht ließe sich durch genaue Beobachtung einer Leber- und Milzvergrößerung 
schon vor der Eruption des Exanthems der Verdacht auf Scharlach aussprechen. 
Zülzer hat dies für Fleckfieber betont. Verf. hat bei zwei Scharlachfällen perkutorisch 
im Inkubationsstadium das Symptom der Lebergrößerung nachweisen können. Schick. 

Golliner: Ein Fall sehr später Scharlachinfektion. Dtsch. med. Wochenschr, 
Jg. 46, Nr. 29, S. 799—800. 1920. 

Für eine in einem einsamen Forsthaus isoliert aufgetretene Scharlacherkrankung wird 
den Umständen zufolge als einzige Infektionsmöglichkeit ein alter Sessel verantwortlich ge- 
macht, der 15 Jahre vorher von einem Scharlachrekonvaleszenten benutzt, damals seine 
Überzuges entkleidet, seitdem auf dem Dachboden aufbewahrt und vor der jetzigen Be 
nutzung frisch überzogen worden war. | Reiss (Frankfurt).“ 

Sørensen, S. T.: Erfahrungen über operativ behandelte Ohrerkrankungen bei 
Scharlach. Hospitalstidende Jg. 63, Nr. 30, 8. 457—469. 1920. (Dänisch.) 

Verf. ist geneigt, in größter Ausdehnung eine konservative Therapie bei Ohren- 
leiden im Anschluß an Scarlatina anzuwenden. Er ist zu diesem Standpunkt gelangt 
teils durch die günstigen Erfahrungen dieser Therapie (einfache Incision) bei Fällen 
mit periaurikulären Abscessen (unter 57 Fällen keinen Todesfall), teils durch den immer 
schweren Verlauf der Fälle, wo größere Eingriffe gemacht wurden (bei denen es sich 
übrigens sicher auch um schwerere Ohrenleiden gehandelt hat). Zu seiner reservierten 
Stellung trägt auch die Schwierigkeit bei, zu entscheiden, ob die Symptome mit dem 
Ohrenleiden zusammenhängen oder nicht. In schweren Fällen der akuten Infektions- 
zustände muß man nämlich häufig auf andere Ursachen einer pyämischen oder cere- 
bralen Komplikation rechnen als eine otogene, speziell kann in schweren Scarlatins- 
fällen eine nekrotisierende Angina oder eine Nephritis derartige Zustände hervor- 
rufen. Zur Stütze des Gesagten werden mehrere Krankengeschichten angeführt. 

Wernstedt (Malmö). 


— 569 — 


Stroh, M.: Zur Klinik der Varicellen mit besonderer Berücksichtigung des 
Blutbefundes. (Univ.-Kinderklin., Frankfurt a. M.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig., 
Bd. 26, H. 3/4, 8. 120—136. 1920. 

Klinische Beobachtungen an großem Material (234 Fälle), dabei zahlreiche Misch- 
fälle. Zu fürchten sind besonders Kombinationen von Scharlach mit Varicellen, Tuber- 
kulose mit solchen oder Pertussis mit Windpocken beim Säugling. Die Inkubations- 
zeit wird mit 13—14 Tagen festgelegt. Temperaturkurve (entgegen Hamburger) 
gänzlich uncharakteristisch. Exanthem nur in 29 von 229 Fällen. Rash selten. Nephritis 
als Komplikation nur 3 mal. Blutbefund: Hämoglobin und rote Blutkörperchen ohne 
Veränderungen; im Inkubationsstadium und im VerlaufSenkung derLeukocyten- 
zahl (evtl. differentialdiagnostisch bedeutungsvoll gegenüber Variola) durchschnittlich 
von l1tägiger Dauer; das Verhältnis der mononucleären zu den polynucleären Zellen ist 
zugunsten der ersteren geändert, und zwar schon mehrere Tage vor Beginn der 
Varicellen; im Beginn Verminderung der Eosinophilen, dann reaktive Steigerung 
(„postinfektiöse Eosinophilie“); Myelocyten vereinzelt schon vor dem Exanthem; 
die großen Mononucleären manchmal vermehrt. Husler (München). 

Paterson, D. H.: Rheumatoid arthritis with nodules. (Rheumatoide Arthritis 
mit Knötchenbildung.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 8, Sect. f. the 
study of dis. in children S. 101—103. 1920. 

8jähriges Mädchen. Die Arthritis zieht sich bereits ein Jahr hin. Fast alle Gelenke waren 
an der Erkrankung vorübergehend beteiligt, zuletzt auch die Halswirbelsäule. Dauernde er- 
hebliche Schwellung der Handgelenke und Handrücken. Lymphdrüsenschwellung in der Ellen- 
beuge und am hinteren Rand des Sterno-Cleido. Herz normal. Keine Milzschwellung. Typische 
Noduli rheumatici im Bereich der Ellenbogen, die aber zum Teil lange Zeit fortbestanden. 
Langmead: Hier scheint ein Grenzfall zwischen akutem Gelenkrheumatismus und rheuma- 
toider Arthritis vorzuliegen. Für letztere scheint die Gelenkschwellung, und die Drüsenschwel- 
lung zu sprechen. Noduli rheumatici, die sonst beim Gelenkrheumatismus vorkommen, sind 
hierbei selten. Rheumatoide Arthritis ist keine Krankheit, sondern ein Symptomenkomplex, 
der durch die Toxine verschiedener Infektionserreger erzeugt werden kann. Der vorliegende 
Fall scheint dafür zu sprechen, daß auch der Erreger des akuten Gelenkrheumatismus in seltenen 
Fällen eine rheumatoide Arthritis erzeugen kann. Ibrahim (Jena). 


Graetz, Fr.: Über die Verbreitungsweise der Diphtheriebacillen im mensch- 
liehen Organismus. (Allg. Krankenh., Barmbeck-Hamburg.) Zentralbl. f. Bakteriol., 
Parasitenk. u. Infektionskrankh., 1. Abt., Orig. Bd. 84, H. 6, S. 401—415. 1920. 

Zur restlosen Erklärung des Krankheitsbildes der Diphtherie ist die Annahme 
einer bakteriellen Allgemeininfektion neben der Intoxikation nicht nötig. Für die Ent- 
stehung der Organveränderungen ist die direkte Anwesenheit von Diphtheriebacillen 
nicht nötig; sie sind restlos durch Toxinwirkung zu erklären. Im Leichenblute von 
Diphtheriekranken wurden nur in ca. 6%, Diphtheriebacillen kulturell nachgewiesen; 
nur die Hälfte der gezüchteten Stämme war tierpathogen. Bei 215 intravitalen Blut- 
untersuchungen von septischen Diphtherien war in 95,5%, der Fälle das Blut steril; 
in 10 Fällen wurden verschiedene Bakterien gezüchtet, und nur einmal gelang die Kultur 
eines atypischen Diphtheriestammes. Die Verschiedenartigkeit der Organveränderungen 
macht die Annahme einer Vielheit von Partialgiften mit spezifischen und wohldifferen- 
zierten Gewebsaffinitäten wahrscheinlich. Das im Reagensglas darstellbare Diphtherie- 
toxin ist das wichtigste dieser Gifte. Zur Erklärung des Versagens der Antitoxin- 
wirkung muß man die Bildung qualitativ verschiedener Gifte annehmen. Außerdem 
spielen die individuelle Disposition, die Symbiose mit anderen Bakterien (Strepto- 
kokken) und andere schwer übersehbare Verhältnisse eine wichtige Rolle. Lehndorff.“, 

Looft, Carl: Diphtherie bei Neugeborenen. Med. Rev. Jg. 37, Nr. 2—4, 
S. 66—74. 1920. (Norwegisch.) 

Nasendiphtherie bei einem Neugeborenen, das gleich nach der Geburt von einem 
der Geschwister angesteckt worden war. Im Alter von 4 Wochen traten Lähmungen 
im unteren Facialisgebiet, in der Hals- und Nackenmuskulatur und der beiden oberen 
und unteren Extremitäten auf. Gaumen und Rachen frei. Gleichzeitig bestand aus- 


— 5O — 


gedehnte Anästhesie, an einzelnen Stellen Hyperästhesie. Tod an Herzlähmung. 
Der Fall war zunächst als eine polyneuritische Form der Heine-Medinschen Krankheit 
angesehen worden. — Nabeldiphtherie bei einem Neugeborenen, dessen Mutter Bacillen- 
trägerin war. — Besprechung der besonderen Verhältnisse beim Neugeborenen und 
Säugling (Antitoxingehalt des Blutes, der Muttermilch; Anatomie der Tonsillen, der 
Nasenschleimhaut usw.) an Hand der Literatur. Eitel. 

Wauschkuhn, Fritz: Über das Vorkommen von echten Diphtheriebaeillen bei 
Gebärenden und Neugeborenen. (Univ.-Frauenklin., Königsberg i. Pr.) Zentralbl. 
f. Gynäkol. Jg. 44, Nr. 30, S. 820—824. 1920. 

Nach einer kurzen Besprechung einiger früherer Untersuchungen über Diphtherie- 
endemien bei Neugeborenen in Entbindungsanstalten sowie über Befunde von Di- 
phtheriebacillen in Wunden und auf der unverletzten Haut, berichtet Wauschkuhn 
über seine eigenen Untersuchungen, deren Aufgabe es war festzustellen, inwieweit 
die Mütter für das Zustandekommen von Diphtherieendemien der Neu- 
geborenen verantwortlich zu machen sind. 

. Von 200 Gebärenden wurde beim Eintreffen auf dem Kreißsaal je 1 Abstrich von den 
Tonsillen, von der Vagina und von der Brusthaut gemacht, 40 mal auch von der Innenfläche 
der Hand. Von den 200 Neugeborenen dieser Mütter wurde 1—3 Stunden nach der Geburt, 
noch vor dem Verlassen des Kreißsaales, ein Nasenabstrich hergestellt. Nach Überimpfung suf 
Löfflerserum und Ausführung von Neißer-, Gram- und Methylenblaufärbung geschah die 
Differenzierung der verdächtigen Stäbchen gegenüber den Pseudodiphtheriebacillen noch mit 
Hilfe des Thielschen Nährbodens und des Antitoxinversuchs am Meerschweinchen; 2mal 
wurde außerdem eine Virulenzprüfung ausgeführt. 

Echte Diphtheriebacillen fanden sich unter den 840 Abstrichen 35 mal, und zwar 
12mal auf den Tonsillen, 8mal auf der Brusthaut, 11 mal in der Scheide der Mutter 
und 4mal in der Nase des Neugeborenen. Bei 23 Müttern war nur je ein Abstrich 
positiv, bei einer Mutter Tonsillen- und Scheidenabstrich, bei 2 Müttern alle 3 Ab- 
striche. Interessant ist die Tatsache, daß die Mütter der 4 Neugeborenen, bei denen 
sich gleich nach der Geburt echte Diphtheriebacillen in der Nase fanden, solche in 
ihrer Scheide beherbergten. Es hatte also offenbar eine Infektion intra partum statt- 
gefunden. Alle Mütter waren klinisch gesund. Auch die 4 diphtheriepositiven Neu- 
geborenen zeigten während der 9 Tage ihres Aufenthalts keine krankhaften Ersche- 
nungen. Dagegen erkrankten 8 andere Neugeborene in der Anstalt an Schnupfen 
mit Nasenverstopfung und positivem Bacillenbefund. Da es unter dem Pflegepersonal 
keine Bacillenträger gab, kommen nach Ansicht des Verf. als Infektionsquellen 
hauptsächlich die bacillentragenden Mütter in Betracht, von denen auch 
2 Kinder an Nasendiphtherie erkrankten. Die Bedeutung der Hautbacillenträgerinnen 
als Infektionsquelle ist nicht zu unterschätzen. Lotte Lande (Breslau). 

Harmer, W. Douglas: Child suffering from retained tracheotomy tube. (Kind 
mit erschwertem Dekanülement.) Proc. of the roy. soc. of med. Bd. 13, Nr. 8, Sect. 
of laryngol. S. 148—149. 1920. 

'-: Vorschläge zur Behandlung eines Falles mit totalem Verschluß des Kehlkopfe: Laryngo- 
an Kehlkopf wird gespalten, Haut mit Schleimhaut vernäht und mehrere a 
gehalten. 

-  Löhr, Wilhelm: Über Wunddiphtherie. (Chirurg. Klin., Kiel.) Dtsch. Zeitschr. 
f. Chirurg. Bd. 157, H. 1/2, S. 1—59. 1920. 

Erschöpfende Darstellung der Literatur und kritische Sichtung an der Hand 
eigener Beobachtungen. Es wird unterschieden: 1. Wunddiphtherien mit uncharak- 
teristischer Form und Aussehen, 2. Wunddiphtherien mit leichten abziehbaren Be- 
lägen, 3. mit diphtherischen Belägen, 4. die schwere phlegmonöse Form, 5. Wunddiph- 
therie auf Grippeempyem-Resektionswunden. Gruppe 1 ist ausschließlich durch den 
Bacillennachweis zu erkennen. Bei Gruppe 2 handelt es sich zumeist um Mischin- 
fektionen, die Heilung der Wunde ist kaum verzögert. Gruppe 3 zeigt als charakteristi- 
sches Merkmal schlechte Durchblutung infolge Ausdehnung und Spannung der Wunde. 
Die Heilung ist stark verzögert, periphere Lähmungen und plötzlicher Herztod können 


— 071 — 


vorkommen. Gruppe 4 ist selten. Die phlegmonöse Form befällt meist junge Kinder. 
Der Verlauf ist meist äußerst bösartig. Die Haut ist bretthart infiltriert, kupferrot 
oder bläulich mit blauen Punkten besetzt und hängt starr über den Wundrand herüber. 
Das Allgemeinbefinden ist dabei auffallend lange gut, der Tod erfolgt unter dem Bild 
der Sepsis oder durch Lähmungen, Die Infektion von Empyem-Operationswunden 
(Gruppe 5) war sehr häufig. Aussehen der Wunde und Verlauf sind uncharakteristisch, 
Lähmungen können sich einstellen. Beeinflussung durch Heilserum und Antiseptika 
scheint nicht zu erfolgen. Prophylaxe und Therapie leiden daran, daß wir über ein 
Di-Bacillen tötendes Mittel nicht verfügen. Eckert (Berlin). 

MeCulloch, Hugh: Studies on the effeet of diphtheria on the heart. (Unter- 
suchungen über die Wirkung der Diptherie auf das Herz.) (Dep. of. pediatr. a. heart 
siat., dep. of int. med., uniw. school of med., Washington.) Americ. journ. of dis. of 
chldr. Bd. 20, Nr. 2, S. 89—112. 1920. 

80 Fälle von Di. werden klinisch und mittels Elektrokardiogrammes aufs genaueste 
analysiert. In 19 Fällen ließ sich eine Myokarditis oder Herzmuskelschwäche nachweisen, 
In 12 Fällen ohne Läsion des Reizleitungssystems konnten Veränderungen des Herz- 
muskels gefunden werden: Herzverbreiterung nach rechts und links, leise, unreine 
Herztöne, Pulsbeschleunigung, zeitweise Galopprhythmus. Das Elektrokardiogramm 
zeigte hier kaum eine Abweichung von der Norm. Die Verzögerung der Reizleitung 
könnte ja auf eine Störung des Reizleitungssystems zurückgeführt werden, obwohl 
Verf. selbst der Meinung ist, daß allein die Hypertrophie schon eine größere Zeit für 
den Ablauf der Reizleitung bedingen könnte. 4 Patienten dieser Gruppe gingen zu 
grunde, da ihre Reservekraft des Herzens völlig erschöpft war (33%). Der Rest der 
Fälle kam nach einer über etwa 3 Wochen sich erstreckenden Rekonvaleszenz schließ- 
lich zu völliger durch Nachprüfungen festgestellter Ausheilung. Die nicht seltenen 
plötzlichen Todesfälle sind bedingt durch Störungen im Reizleitungssystem oder im 
Respirationszentrum und nicht durch eine begleitende degenerative des Vagus oder 
Sympathicus. Alle Fälle mit vasomotorischen Störungen zeigten im Elektrokardio- 
gramm auch tiefgehende Veränderungen am Herzen. Herzstörung als Folge einer 
Vagusreizung sind bei der Di. selten. Als Zeichen lokaler Vergiftung des Nerven kann 
freilich eine Pulsverlangsamung eintreten. Eine Myokarditis im Gefolge der Di. zu 
verhüten, liegt wohl außer unserer Macht, obwohl in einigen Fällen der Ausgang durch 
die frühzeitig eingeleitete, ausreichende Serumbehandlung bestimmt zu sein schien. 
Bei der Entstehung chronischer Herzschädigungen muß die Di. dem Scharlach, der 
Angina durchaus gleichwertig an die Seite gestellt werden. Sie erzeugt zuerst eine akute 
Myokarditis durch Toxinwirkung, die als fibröse Myokarditis zur Abheilung kommt 
und so das gleiche Ergebnis hat wie jede andere Myokarditis. Jahrelang kann sie latent 
bleiben, um dann erst Erscheinungen zu machen, wenn die veranlassende Di. schon 
in Vergessenheit geraten ist. Eckert (Berlin). 

Gröer, Fr. v. und Karl Kassowitz: Studien über die normale Diphtherie- 
immunität. V. Mitt. Über das Wesen und die Bedeutung der paradoxen Haut- 
empfindlichkeit auf intracutane Einverleibung von Diphtherietoxin. (Univ.-Kinder- 
klin., Wien, u. Univ.-Kinderklin., Lemberg.) Zeitschr. f. Immunitätsforsch. Orig., 
Bd. 30, Nr. 2, S. 154—177. 1920. 

Es gibt Individuen, die trotz Schutzkörpergehalt ihres Serums auf Diphtherie- 
toxin, intracutan eingebracht, mit entzündlicher Rötung reagieren. Die Häufigkeit 
dieser „paradoxen Reaktion“ ist in den ersten Lebensjahren gering, steigt dann vom 
7. Lebensjahre an und kann im späteren Kindesalter und bei Erwachsenen 50% der 
Fälle erreichen. Die Versuche zeigen, daß diese paradoxe Reaktion auch bei Injektion 
von neutralisierten Toxin-Antitoxinmischungen auftritt und auf unspezifische 
Überempfindlichkeit mancher Individuen gegen das in der Toxinbouillon enthaltene 
Bacilleneiweiß (nicht Endotoxin) zurückzuführen ist. Dieses ist hitzebeständig. 
Von Toxin befreite Eiweißkörper des Diphtheriebacillus (Waschen der 


— 572 — 


Bacillen mit geeigneter Methodik, Trocknen der Bacillen und Verreiben derselben 
im Mörser, Aufschwemmen in physiologischer Kochsalzlösung im Verhältnis 2 : 1000) 
sowie das nach der Methode von Lustig hergestellte Nucleoproteid sowohl des Di- 
phtheriebacillus als auch des Typhusbacillus lösen bei Individuen mit para- 
doxer Reaktion auf Diphtherietoxin identische Entzündungserscheinungen aus. 
Es handelt sich daher um eine unspezifische, vielleicht auf vorausgegangene un- 
spezifische Sensibilisierung (verschiedene Infektionen während der Kindheit) zurück- 
zuführende Erscheinung. Mit der Überempfindlichkeit auf Tuberkulin hat sie nichts 
zu tun. Gereinigtes Toxin (nach Brieger und Boër) verliert die Eigenschaft, die 
paradoxe Reaktion hervorzurufen. Frischbereitete hochwertige Toxine, die ebendes- 
wegen wenig Eiweißkörper enthalten, schränken die Häufigkeit der paradoxen Reak- 
tion wesentlich ein. Groë r empfiehlt, hochvirulente Stämme nur 48 Stunden wachsen 
zu lassen, da bei weiterem Stehen die Zunahme der Giftigkeit nicht auf Mehrbildung 
von Toxin, sondern auf Steigerung der alkalischen Reaktion zurückzuführen ist. 
Man kann dies leichter durch Verwendung von passenden Mengen von Natronlauge 
bzw. einer Pufferlösung erreichen. Durch Übung kann die paradoxe Reaktion von 
der echten Schickreaktion unterschieden werden. Sie blaßt rascher ab, ist nicht so 
scharf begrenzt und hinterläßt entweder keine oder nur undeutliche Pigmentierung. 
Bei graphischer Darstellung des Verlaufes kommen die Unterschiede deutlich zum 
Ausdruck. Als Kontrolle der Schickschen Reaktion empfiehlt sich die gleichzeitige 
Injektion von neutralisierter Toxin-Antitoxinmischung. Bei Einhaltung dieser Kon- 
trolle und Übung in der Beurteilung der paradoxen Reaktion wird die praktische Be- 
deutung der Schickscher. Reaktion zur Diagnose des Zustandes der Diphtherieimmunität 
durch die paradoxe Reakticu nicht beeinträchtigt. Schick (Wien). 

Meyer, Hans: Über die Behandlung der Diphtherie mit normalem Pferdeserum. 
(Univ.-Kinderklin., Greifswald.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 38, S. 1048 
bis 1049. 1920. 

Behandlung von 17 an Nasen-, Kehlkopf- oder Rachendiphtherie leicht erkrankten 
Kindern mit intramuskulären Injektionen von 21/,—10 ccm gewöhnlichen Pferde- 
serums (= G.P.). 3 Bacillenträger (Nase) wurden durch die Injektionen von ihren 
Bacillen nicht befreit, 4 Patienten erhielten nachträglich Antitoxinserum (= A..), 
da keine Besserung bzw. sogar Verschlimmerung eintrat, in 9 Fällen Heilung. Ein bei 
einem mit A.S. vorbehandelten Kind auftretendes Rezidiv schwand auf Pferdeserum 
prompt nach 24 Stunden. Komplikationen wurden bei den nur mit G.P. behandelten 
Fällen nicht beobachtet, doch glaubt Verf., daß die meist kräftigen Individuen auch 
ohne Serumbehandlung die Krankheit überstanden hätten. Verf. spricht dem G.P. 
eine gewisse auf seinem Gehalt an artfremdem Eiweiß beruhende Wirkung nicht ab, 
jedoch sei sie viel zu gering, um das viel wirksamere A.S. zu ersetzen. Opitz (Breslau). 

Bertarelli, E.: Identità terapeutica del siero normale di cavallo col siero 
antitossico antidifterico? (Ist in therapeutischer Beziehung das normale Pferdeserum 
mit dem Diphtherieserum gleichwertig?) Med. ital. Jg. 1, Nr. 7, S. 24—25. 1920. 

Die Anwendung des normalen Pferdeserums zu therapeutischen Zwecken nimmt 
immer mehr zu; in ihm sind eine oder mehrere günstig wirkende Substanzen vorhanden. 
Bertarelli knüpft an die Beobachtungen von Adolf Bingel an, die jedes bisher 
festgestellte Maß weit überschreiten; die praktische Wichtigkeit und die theoretische 
Seite hat in Deutschland schon zu weitgehenden Erörterungen geführt. Bingel hat 
bei der Beobachtung von 466 mit gewöhnlichem Pferdeserum und 471 mit spezifischem 
Serum behandelten Diphtheriefällen keinen Unterschied in der Wirkung feststellen 
können. Bisher hat die Kritik seine Erfahrungen nicht bestätigt, da weitere Versuchs- 
reihen fehlen und die meisten Kliniker sich nicht entschließen können, schwerere Fälle 
durch Unterlassen einer spezifischen Serumbehandlung einer Gefahr auszusetzen. Die 
Erfahrungen gehen bis jetzt dahin, daß bei leichten Fällen der Versuch, mit reinem 
Pferdeserum zu behandeln, gemacht werden kann, daß aber nicht mit Bestimmtheit 





== DII 


geschlossen werden kann, daß der günstige Verlauf auf diese Behandlung zurück- 
zuführen ist. Schneider (München). 
Bardach, Martha und Otto Lade: Pharmakologische Prüfung des vegetativen 
Nervensystems bei keuchhustenkranken Kindern. (Akad. Klin. f. Infektionskrankh., 
Düsseldorf.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 4, S. 293—327. 1920. 
Angeregt wurden die Verff. zu ihren Studien durch die Beobachtung, daß die Keuch- 
hustenparoxysmen besonders häufig und intensiv gerade in der Nacht auftreten, also 
zu einer Zeit, in der das Zentralnervensystem weniger die Handlungen beeinflußt. 
Ist doch der Schlaf nach Bauer der physiologische, periodisch wiederkehrende Über 
erregbarkeitszustand des autonomen Nervensystems. Die Untersuchungen wurden 
an 16 Kindern vorgenommen, teils im Anstieg, teils auf der Höhe, teils im Abnehmen 
der Anfälle. Es wurde Pilocarpin, Atropin und Adrenalin injiziert, ferner die Löwische 
Reaktion — Einträufeln von 2 Tropfen l1promill. Adrenalin ins Auge — angestellt 
und, wenn möglich, auch das Aschnersche Phänomen geprüft. Bei Pilocarpin zeigte 
es sich, daB 1 mg auf etwa 4 kg Körpergewicht zum Hervorrufen einer Wirkung not- 
wendig ist. Die Erhöhung der Pulszahl stand im Vordergrunde. Schweißausbruch 
war ein ständiges Symptom positiver Pilocarpinreaktion. Sehr charakteristisch war 
häufig der starke Harndrang, der auch zu Bettnässen führte. Beim Atropin genügte 
schon 0,2 mg zu deutlicher, ja starker Reaktion. Vermißt wurde mit geringen Aus- 
nahmen die sonst häufige Temperaturerhöhung bei Atropingaben. Ständig fand man 
Pupillenerweiterung und Gesichtsröte. Bmal traten Atropindelirien auf. Die mar- 
kanteste Folge der Atropininjektion war die vermehrte Zahl der Hustenanfälle, ihre 
längere Dauer und der ausgesprochen trockene und heftige Charakter. Adrenalin 
wurde in Gaben von 0,0003—0,0006 gegeben und dabei eben nur die Reizschwelle 
erreicht. Es fand sich eine Pulsfrequenzsteigerung, der Blutdruck war nur minimal 
erhöht. In 2 Fällen wurde Schweißausbruch am Kopf beobachtet. 8mal wurde die 
Zuckerausscheidung durch Darreichung von 2,6 g Dextrose pro 1 kg Gewicht geprüft. 
3 Kinder reagierten negativ, 5 positiv. Im Verhältnis zum Erwachsenen waren bei 
Kindern relativ hohe Dosen Pilocarpin, Atropin, Adrenalin zur Erzielung einer Wirkung 
notwendig, ohne daß ein konstantes Verhältnis zwischen der Wirkungsmenge der 
einzelnen Pharmaken bestand. Ein Anhalt für einen von anderer Seite angenommenen 
erhöhten Tonus des parasympathischen oder sympathischen Systems im Kindesalter 
ließ sich nicht finden. Ein abnormes Verhalten des vegetativen Nervensystems ist 
zur Erwerbung des Keuchhustens nicht notwendig. Eckert (Berlin). 
Levin, J. M.: Influenza and its complication in children. (Influenza und ihre 
Komplikationen bei Kindern.) Internat. clin. Bd. 2, ser. 30, S. 64—88. 1920. 
Verf. gibt einen Überblick über 860 Fälle von klinisch behandelter Influenza 
bei Chicagoer Kindern, wobei sich zeigt, daß die Epidemien der Jahre 1918/19 gegen- 
über der vom Jahr 1920 vielfach Verschiedenheiten aufwiesen. Im wesentlichen werden 
statistische Zusammenstellungen mitgeteilt. Die Mehrzahl der Fälle in beiden Zeit- 
räumen betraf Kinder unter 5 Jahren. Die Sterblichkeit an Pneumonie betrug 
in der ersten Periode 42%, in der zweiten Periode 51%. Influenzabacillen waren 
1920 ın größerem Prozentsatz zu finden als 1918/19. Die Epidemie 1918/19 dauerte 
4 Monate, 1920 nur einen Monat. Todesfälle ohne Pneumonie kamen in beiden Perioden 
nicht zur Beobachtung. 1920 Otitis media, 1918/19 nur bei 1,7% der Fälle beobachtet, 
war 1920 viel häufiger (12,6%). 1918/19 zeigte dagegen viel mehr Fälle mit schwerer 
Beteiligung des Allgemeinbefindens, der Haut (scarlatiniforme Erytheme u. dgl.), 
des Nervensystems, des Verdauungstraktus. — Die Grippepneumonien werden 
gesondert betrachtet. Im Jahr 1918/19 überwiegen pathologisch-anatomisch die 
atypischen Bronchopneumonien mit geringer Verdichtung und starkem Lungenödem, 
1920 die typischen aus früherer Zeit bekannten Lobulärpneumonien. 1920 waren 
Todesfälle häufiger, ebenso das Fehlen einer ausgesprochenen Leukocytose. Ob- 
stipation kam öfter zur Beobachtung. Empyeme kamen nur 1920 häufiger vor; 


— JU — 


ferner Zustände von heftigem gehäuften Erbrechen etwa 2 Wochen nach Ablauf 
der Epidemie. Eine nachfolgende Steigerung der Lungentuberkulose konnte nicht 
festgestellt werden. Meningismus war 1918/19 nicht selten; auch echte Meningitis 
wurde 5mal beobachtet (3mal durch Streptokokken, 1 Pneumokokken, 1 Meningo- 
kokken). Ein Fall von septischer Epiphysitis des Oberschenkelkopfs bei einem 
4jährigen Kind wird etwas ausführlicher berichtet. — 6 Fälle von Encephalitis 
lethargica kamen einige Monate nach Ablauf der Epidemie 1918/19 zur Kenntnis, 
Ibrahim (Jena). 

Stuchlikovä, Soňa: Grippe bei Säuglingen. (Tschech. Findelanst., Kaschau.) 
Časopis l&karüv českých Jg.59, Nr. 30, S. 527—528 u. Nr. 31, S. 543—545. 1920. 
(Tschechisch.) | 

Beschreibung einer durch eine Amme eingeschleppten Grippeepidemie, an der 
von 32 in der Station befindlichen Kindern 20 erkrankten. Von 16 daselbst unter- 
gebrachten Müttern erkrankten 13. Der Verlauf war bei den Säuglingen gleichmäßig 
mit Abgeschlagenheit, Weinerlichkeit, Appetitlosigkeit, Fieber, am 2. bis 3. Tage 
Bronchitis, in der Mehrzahl entwickelte sich eine Bronchopneumonie. Bei reiner 
Grippe Dauer des Fiebers 3—4 Tage, bei hinzutretender Bronchopneumonie 10 bis 
12 Tage. Bei einigen Kindern stellten sich eklamptische Anfälle ein. Von den an 
Grippe erkrankten 20 Säuglingen starben 10. Steinert (Prag). 

Milio, Giulio: Ricerche sulle alterazioni della crasi sanguigna nell’influenzs. 
(Untersuchungen des Blutes bei der Influenza.) (Istit. di clin. pediatr., R. uni., 
Palermo.) Pediatria Bd. 28, Nr. 13, S. 627—631. 1920. 

Milio stellt aus der Untersuchung von 20 Fällen fest, daß bei sämtlichen eine 
geringe Verminderung von Hämoglobin und Erythrocyten vorlag. In 25%, der nicht 
komplizierten Fälle war die Zahl der weißen Blutkörperchen normal, in 75%, vermindert 
bei Verminderung der Polynucleären und Vermehrung der Lymphocyten, bei den 
komplizierten in 70% Leukocytose, in 100% Vermehrung der polymorphkernigen 
Zellen. Viscosität und Koagulität waren stets unverändert. Schneider (München). 

Levaditi, C. et P. Harvier: Recherches sur le virus de l’encöphalite épidémique. 
(Untersuchungen über das Virus der epidemischen Encephalitis.) Cpt. rend. des séances 
de la soc. de biol. Bd. 88, Nr. 26, S. 1140—1142. 1920. 

Untersuchungen über die Organinfektiosität der Encephalitis und Poliomye- 
litis bei Kaninchen, Impfversuche: Das Virus dringt auf dem Nervenwege ein, die 
Giftausscheidung hat durch die Nebenhöhlen der Nase statt. Retina, Nervus opticus, 
Filtrat der Nasenschleimhaut von an Encephalitis eingehenden Tieren sind hoch- 
virulent. Infektion von der Nase aus setzt Entzündung und grobe Schädigung der 
Schleimhaut voraus. Es gelingt auch durch Einimpfung des Encephalitisgiftstoffes 
in den Hoden Encephalitis beim Kaninchen hervorzurufen. Das Poliomyelitisvirus 
schützt nicht gegen nachfolgende Infektion mit Encephalitisvirus und umgekehrt 
(vgl. a. dies. Zentralbl. 9, 8. 222.) Carl Klieneberger (Zittau).“ 

Variseo, Azzo: Contributo clinico alla conoscenza delle forme atipiche della 
meningite cerebro-spinale epidemica. (Klinische Beiträge zur Kenntnis ungewöhn- 
licher Formen der epidemischen Cerebrospinalmeningitis.) (R. ist. di studi sup., 
Firenze.) Riv. crit. di clin. med. Jg. 21, Nr. 17, 8. 193—198 u. Nr. 18, 8. 205 bis 
209. 1920. 

Drei Fälle von Meningitis, die hinsichtlich des Verlaufes und der Symptome von Wichtigkeit 
sind und auch für die Pathogenese der Cerebrospinalmeningitis, die der Verf. ausführlich be- 
spricht, wertvolle Anhaltspunkte bieten. Der erste Patient, der die typischen Symptome einer 
Meningitis bot, hatte drei Monate zuvor an Polyarthritis rheumatica gelitten mit besonderer 
Beteiligung der Kniegelenke, an denen sich bei starker Schmerzhaftigkeit, Schwellung und 
Röte ein herpesartiges Exanthem gezeigt hatte. Während der rheumatischen Affektion wurden 
keinerlei Erscheinungen von seiten des Nervensystems beobachtet. Die meningitischen Sym- 
ptome begannen ganz plötzlich mit hohem Fieber, wurden von Tag zu Tag heftiger, verringerten 


sich aber schon nach einigen Tagen, nachdem mehrere Lumbalpunktionen, die Druckerhöhung, 
zahlreiche polynucleäre Leukocyten und Eiweißvermehrung ergaben, und mehrere Injektionen 


— 55 — ; 


von Antimeningokokkenserum ausgeführt worden waren. Meningokokken konnten weder im 
Lumbelpunktat, noch in Kulturen oder im Blut nachgewiesen werden. Der Pat. wurde völlig 
geheilt entlassen. — Der zweite Patient erkrankte plötzlich mit Hals- und Kopfschmerzen, 
Fieber, Schüttelfrost und schmerzhafter Schwellung des rechten Kniegelenkes. Nach 4 Tagen 
trat eine bedeutende Besserung ein, die Temperatur wurde normal, es blieb nur eine gewisse 
Steifigkeit im Nacken zurück. Am 9. Krankheitstage heftiger Schüttelfrost mit hohem Tempe- 
raturanstieg. Aufnahme in die Klinik, wo außer deutlichen meningitischen Symptomen, Facia- 
lisparese, Druckschmerzhaftigkeit der Trigeminusäste und Milzvergrößerung festgestellt wurde. 
Im Lumbalpunktat wurde Eiweißvermehrung und zahlreiche neutrophile polynucleäre Leuko- 
cyten gefunden, aber keinerlei intra- oder extracelluläre Keime. Nach neun Lumbalpunktionen 
und mehreren intralumbalen und intravenösen Injektionen von Antimeningokokkenserum 
besserte sich das Allgemeinbefinden bedeutend, das intermittierende Fieber nahm ab, die Ei- 
weiß- und Zellenvermehrung der Lumbalflüssigkeit ging immer mehr und mehr zurück, und nach 
2 Monaten wurde der Pat. völlig geheilt entlassen. — Bei dem dritten Kranken, der 1!/, Jahre 
vor Aufnahme in die Klinik an Pottscher Krankheit gelitten hatte und mit einem Streckkorsett 
erfolgreich behandelt worden war, stellten sich plötzlich heftige Hinterkopfechmerzen ein mit 
Steifigkeitsgefühl im Nacken. Der Pat. mußte sich zu Bett legen und suchte, nachdem das 
Allgemeinbefinden von Tag zu Tag schlechter geworden war, die Kopf- und Nackenschmerzen 
nicht nachließen, und noch Fieber und Herzbeklemmung aufgetreten waren, 2 Wochen später 
die Klinik auf. Wegen der ausgesprochenen meningitischen Erscheinungen wurde sofort eine 
Lumbelpunktion gemacht, die beträchtliche Druckerhöhung, bedeutende Eiweißvermehrung 
und zahlreiche Leukocyten im Sediment, aber keine Meningokokken oder andere Keime ergab. 
Im Gegensatz zu den ersten beiden Fällen trat bei diesem Kranken nach mehreren Lumbalpunk- 
tionen und Seruminjektionen gar keine Besserung ein. Das hohe, unregelmäßige Fieber blieb 
unbeeinflußt, die meningitischen Symptome wurden stärker und nach 2 Wochen erfolgte, der 
Tod. Bei der Sektion des Gehirns wurde zwar außer Hyperämie der Hirnhäute und Vermehrung 
der Hirnflüssigkeit ein ausgedehntes eitriges Exsudat gefunden, aber keine bakteriologische 
Untersuchung des Eiters angestellt. Windmüller (Breslau). 

Luna, Francesco: Considerazioni cliniche. su 175 casi di tifo in bambini curati 
con la vaccinoterapia. (Klinische Betrachtungen über 175 kindliche, mit Vaccine 
geheilte Typhusfälle.) (Clin. pediatr., uniw., Palermo.) Pediatria Bd. 28, Nr. 15, 
S. 706—715. 1920. 

Zur therapeutischen Verwendung eignen sich am besten Lösungen von inakti- 
vierten Typhusbacillen. Luna hatte die Vaccine von Di Cristina und Caronia 
mit bestem Erfolg und stets ohne nachteilige Wirkung verwendet, besonders intra- 
venös. Bei genauer Beolachtung des Herzens besteht dabei keine Gefahr; anfangs traten 
leichte Schockerscheinungen auf; dann fällt das Fieber rasch, und es kommt zur Heilung. 
Bei intramuskulärer und subcutaner Injektion der Vaccine, die in manchen Fällen, 
besonders von organischen Herzerkrankungen oder gleichzeitig bestehenden Lungen- 
komplikationen, geeigneter ist, tritt die Wirkung langsamer ein. Meist gehen auch die 
Komplikationen sehr rasch zurück. Die mittlere Anzahl der Injektionen war 3 (intra- 
venös) bis 5 (subcutan). Schneider (München). 

Genoese, G.: Esantema scarlatiiniforme da malaria. (Scharlachartiges Exan- 
them bei Malaria.) (Clin. pediatr., univ., Roma.) Policlinico, sez. prat. Jg. 27, H. 32, 
S. 858—859. 1920. 

Bei Malaria kommen die mannigfaltigsten Hauteruptionen zur Beobachtung. Verf. 
hat bei einem 6 Jahre alten Kinde im Verlauf der Malaria ein äußerst scharlachähnliches 
Exanthem beobachtet, das vorwiegend am Kopf, Brust und Rücken lokalisiert war. Als von 
Interesse ist aus der Krankengeschichte hervorzuheben, daß bei dem Kinde Meningismus 
mit erhöhtem Lumbaldruck, vermehrtem Eiweißgehalt und Lymphocytose, aber ohne Ge- 
rinnselbildung bestand. Chinin wirkte prompt. schenheim (Düsseldorf). 

Le sodoku chez les enfants. (Die „Sodoku‘“-Krankheit beim Kinde. ‚Ratten- 
giftkrankheit.“) Arch. de méd. des enfants Bd. 23, S. 428-433. 19%. 

Referat einer Arbeit von Dr. Escolano Sabater, „Die Sodokukrankheit in Spanien“ 
(Archivos Espafioles de Pediatria, August 1919). Das Referat über die in Japan und Chins 
zuerst studierte und wohlbekannte, in Europa wenig und in Deutschland bisher anscheinend 
nicht bekannte Krankheit (das Literaturverzeichnis nennt von deutschschreibenden Autoren 
nur Sahli) enthält etwa folgendes: DieKrankheittrittstets nach Rattenbiß auf, nach einer 
Inkubation von 1—21, im Mittel von 10—15 Tagen. Die Wunde ist häufig eine einfache 
Bißwunde, manchmal aber auch ulcerös. In der Umgebung der Wunde entwickeln sich nach 
Ablauf der Inkubationszeit Rötung, Ödem, Lymphangitie, Drüsenanechwellungen und ein 


4 — 5716 — 


maculöses Exantliem, das sich manchmal über den ganzen Körper ausbreitet. Die Flecken 
sind linsen- bis handtellergroß und verschwinden auf Druck. In der Fieberperiode gesellt 
sich öfters ein Exanthem der Mundschleimhaut hinzu. — Das Fieber (39, 40° und mehr) 
tritt unter Schüttelfrost einige Tage nach den Lokalerscheinungen auf und ist mit Abge- 
schlagenheit, Somnolenz, Gelenk- und Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit verbunden. Dieser 
Allgemeinzustand dauert für gewöhnlich eine Woche, selten länger, oft nur 2—5 Tage, 
und verschwindet nach starkem Schweißausbruch kritisch gleichzeitig mit den Lokalerschei- 
nungen. Aber nach 8—10—15 Tagen kehren Allgemein- und Lokalerscheinungen wieder. 
Mit solchen Remissionen kann die Krankheit monate- oder jahrelang fortbestehen. Dann 
entwickelt sich starke Anämie, Schwäche und Kachexie. Blutbefund: Rote Blutkörperchen 
in ihrer Resistenz vermehrt, an Zahl nicht vermindert. Keine Verminderung des Hämoglobin- 
gehalts. Mäßige Leukocytose, unter Vorwiegen der Lymphocyten, Eosinophilie (6—7% 
und mehr). Im Blut werden verschiedene Spirochäten als Erreger beschrieben. Blutkulturen 
bleiben negativ, dagegen erkranken Ratten, Mäuse, Meerschweinchen nach Impfung mit 
Blut von Sodokukranken an ähnlichen Erscheinungen, insbesondere an intermittierendem 
Fieber. Klinisch werden 4 Formen unterschieden: eine mit Überwiegen der Lokalsymptome, 
eine mit intermittierendem Fieber und Allgemeinexanthem, eine „schmerzhafte“, die mit 
Schmerzen beginnt und ähnlich wie die vorgenannte verläuft, und eine „‚nervöse‘“‘ mit Hallu- 
zinationen, motorischen (Lähmungen, Reflexstörungen) und sensiblen Störungen. Die Mor- 
talität beträgt 10%. Therapeutisch werden Chinin, Quecksilber und Arsenverbindungen 
empfohlen, auch Salvarsan und Neosalvarsan. Die Arsenpräparate scheinen am ehesten 
Erfolg zu versprechen. Lokal werden Kauterisation und Einspritzung von 5%, Carbolsäure 
angewandt. — S. beschreibt dann einen Fall eigener Beobachtung bei einem 17 Monate 
alten Kinde, das 15 Tage nach einem Rattenbiß an schweren lokalen, Allgemeinerscheinungen, 
Fieber von intermittierendem Charakter erkrankte und nach einigen Remissionen gesund wird. 
Nothmann (Berlin-Wilmersdorf). 
Tuberkulose. 


Bartschmid, Josef: Über die Einwirkung der Kriegsverhältnisse auf die Tuber- 
kulosehäufigkeit unter den Münchener Kindern. (Univ.-Kinderklin., München.) 
Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, Nr. 33, S. 957—959. 1920. 

Die Kinder, die in der Universitäts-Kinderklinik zur Aufnahme kamen, waren 
in den Kriegsjahren früher mit Tuberkulose infiziert als in den Vorkriegsjahren. Von 
675 Kindern vom 1. bis 14. Jahre reagierten pirquetpositiv 1912/14 243 = 36%, 
von 1004 Kinder gleichen Alters 1915/19 478 = 47,6%. Die Sterblichkeit war nur 
1916 erhöht, besonders im Alter von 1—5 Jahren. Infolge von frühzeitiger Infektion 
ist eine Zunahme schwerer Tuberkuloseformen für die Zeit nach dem Austritt aus der 
Schule zu befürchten. Eifler (Danzig). 

Davidsohn, Heinrich: Über die gegenwärtige Ausbreitung der Tuberkulose 
und der tuberkulösen Infektion unter den Berliner Kindern. (Waisenh. u. Kinder- 
asyl, Berlin.) Zeitschr. f. Kinderheilk., Orig., Bd. 26, H. 3/4, S. 178—191. 1920. 

Von den Berliner Waisenkindern wurden bei ambulanter Untersuchung im 1. Halb- 
jahr 1919 6,1% und im 2. Halbjahr 5,4% tuberkulosekrank befunden (gegenüber 
1908/09 Vermehrung auf das 31/,fache). Diese Zahlen bleiben weit hinter der Wirk- 
lichkeit zurück. Die tuberkulöse Infektion hat bei den 2—5 jährigen seit 1913 ständig 
zugenommen, sie tritt jetzt wesentlich früher ein als vor dem Kriege. Der scheinbare 
Rückgang der Infektion bei den 5—6jährigen (Pirquetreaktion) wird damit erklärt, 
daß die Antikörperproduktion bei den älteren Kindern infolge der Unterernährung ge- 
hemmt ist. Die Pirquetreaktion muß durch die empfindlichere Intracutanreaktion 
ergänzt werden. Mit ihrer Hilfe ergibt sich, daß gegenwärtig unter den 2jährigen 
Waisenkindern jedes zweite und bei den 6jährigen von 3 zwei tuberkulös infiziert sind. 

Hoffa (Barmen). 

@ Spieler, Fritz: Skrofulose und Tuberkulose. Leipzig und Wien: Franz 
Deuticke 1920. 61 S. M. 6.—. 

Verf. versucht eine neue Hypothese des Wesens und der Entstehung der Skro- 
fulose aufzustellen. Er meint, daß die Skrofulose eine auf Integumentinfektion beruhende 
Form der kindlichen Tuberkulose sei. Durch Schmutz- und Schmierinfektion gelangen 
Tuberkelbacillen, ohne Residuen zu hinterlassen, durch die äußere Haut oder die Schleim- 
häute zu den Drüsen, in denen es dann zu einer mächtigen Hyperplasie kommt, Aus 





sa ee 


| 


diesen Drüsen werden in ihrer Virulenz abgeschwächte Tuberkelbacillen ausgeschwemmt, 
und es kommt dadurch zu Metastasen in der Haut (Tuberkulide) oder in den Knochen 
und Gelenken. Die exsudative Diathese begünstigt die Aufnahme und die Passage 
des Tuberkelbacillus durch die Haut und Schleimhäute zu den Lymphdrüsen. Die 
Überempfindlichkeitsreaktionen der Integumente und die durch die wiederholte 
exogene Infektion mit kleinsten Tuberkelbacillenmengen in relativ kurzen Intervallen 
erzeugte Vaccinierung des skrofulösen Organismus bedingen eine relative Immuni- 
sierung desselben. Diese relative Immunität macht sich geltend im relativ gutartigen 
Verlaufe der mehr zu Lokalisierung als zu Generalisierung neigenden kindlichen 
Skrofulose. H. Koch (Wien). 

Mann: Über den Einfluß der Tonsillektomie und radikalen Rachenmandel- 
Spaten auf skrofulöse Erscheinungen. Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. Bd. 33, 

. 3, 8. 507—512. 1920. 

Verf. glaubt, daß nicht selten der Skrofulose eine primäre Tonsillartuberkulose 
zugrunde liegt. Diese kann durch Enuclestion der Gaumentonsillen oder radikale 
Entfernung der Rachentonsille mittels Glühschlinge oder Kugelbrenner geheilt werden. 
Es liegt auch im Bereich der Möglichkeit, beim frühen Eingreifen den Primäraffekt der 
Tuberkulose zuentfernen, bevor sie denübrigen Körper infizierthat. Verf. hat 10 Patienten 
verschiedenen Alters durch Tonsillektomie von den dauernden Rückfällen ihrer Con- 
Junctivitis phlyctaenulosa und anderer skrofulöser Erscheinungen befreit. Hempel.. 

Munia;urria, Camilo: Cirrhosis cardio-tubereulosa (Hutinelsche Krankheit). 
Rev. med. d. Rosario Jg. 10, Nr. 3, S. S. 151—157. 1920. (Spanisch.) 

Zehnjähriger Knabe, plötzlicher Beginn vor einem Jahre mit Schüttelfrost, Somnolenz, 
geringem Fieber, Gliederschmerzen, Schmerz in der linken Brustseite. Befund: rechts Spitzen- 
dämpfung, Bronchialdrüsen. Arhythmischer Puls. Schmerzhaftigkeit der Brustwirbelsäule. 
Im Verlauf Verschlimmerung, Dyspnöe, Ikterus, Blutdruck 100—150, Vergrößerung der 
relativen Herzdämpfung, Leib gespannt, Leber vergrößert. Blutharnstoff 3 g pro Mille. Exitus. 
Obduktion: Biliärer Ascites, fettige Degeneration der Leber, miliare Tuberkulose der Lungen, 


adhäsive Pleuritis, Perikard mit Pleura und Diaphragma verwachsen, großer Tuberkel in der 
rechten Kammer an der Scheidewand. Huldschinsky. 


Novick, N.: The incidence of bovine infection in tuberculous meningitis. 
(Das Vorkommen einer bovinen Infektion bei tuberkulöser Meningitis.) (Res. laborat., 
New York board of health.) Journ. of med. res. Bd. 41, Nr. 2, S. 239—216. 1920. 

Verf. züchtete aus 48 Fällen von klinisch festgestellter tuberkulöser Meningitis 
48 Reinkulturen von Tuberkelbacillen. Drei der gezüchteten Stämme gehörten dem 
bovinen Typus an. Pigmentbildung beim Wachstum auf Eiernährböden ist für die 
Bacillen des humanen Typus charakteristisch und ist von dem Alter der Kultur ab- 
hängig. Möllers (Berlin). 

Hollis, Austin W. and Irving H. Pardee: Recovery from tuberculosis meningitis 
after treatment with intraspinal injections of antimeningocoeeic serum. (Heilung 
von tuberkulöser Meningitis nach Behandlung mit intraspinalen Einspritzungen mit 
Antimeningokokkenserum.) Arch. of internal med. Bd. 26, Nr. 1, S. 49—59. 1920. 
“ In der Literatur sind bisher 38 unzweifelhafte Fälle von geheilter tuberkulöser 
Meningitis und 15 Fälle beschrieben, in denen die Diagnose zweifelhaft war. Verff. 
haben Versuche mit intraspinalen Einspritzungen von Antimeningokokkenserum 
gemacht, welche sie mit häufiger spinaler Spülung kombinierten und berichten über 
2 sichere Fälle von tuberkulöser Meningitis und über 2 Fälle mit wahrscheinlich 
tuberkulöser Meningitis, welche bei dieser Methode in Genesung übergingen. Verff. 
erklären sich die günstige Wirkung der intraspinalen Einspritzung damit, daß der Spinal- 
Slüssigkeit gewisse Antikörper einverleibt werden, die sie selbst nicht erzeugen kann, 
und daß mit dem Pferdeserum ein fremder Eiweißkörper einwirken kann. Möllers.X, 

Rominger, Erich: Klinische Erfahrungen mit der Tuberkulindiagnostik im 
Kindesalter. (Uniw.-Kinderklın., Freiburg i i. Br.) Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, 
Nr. 5, S. 424—431. 1920. 

Im Verlauf des Krieges tritt trotz Zunahme der Tuberkulose ein auffälliges Ab- 

Zentralbl. f. d. ges. Kinderheilkunde. IX. 37 


— 5738 — 


sinken der Pirquetzahlen hervor. Es handelt sich hierbei um den Ausdruck einer auf 
die Haut beschränkten partiellen Anergie, deren Ursachen zweifellos in der Unter- 
ernährung zu suchen sind. Deswegen ist die Pirquetprobe durch die Stichreaktion 
zu ergänzen; nur dieser kommt bei negativem Ausfall eine entscheidende diagnostische 
Bedeutung zu. Langer (Charlottenburg). 

Lade, 0.: Das capillarmikroskopisehe Bild der intracutanen Tuberkulininjektion. 
(Akad. Klin. f. Infektionskrankh., Düsseldorf.) Arch. f. Kinderheilk. Bd. 68, H. 1—2, 
S. 58—63. 1920. 

Die einzelnen Phasen der Gewebsreaktion auf die Einspritzung von Tuberkulin 
lassen sich, soweit sie sich in den obersten Schichten der Haut abspielen, sehr schön 
capillarmikroskopisch verfolgen. Die Einzelheiten müssen im Original nachgelesen 
werden. Eitel (Charlottenburg). 

Debré, Robert, Jean Paraf et Lucien Dautrebande: La période antéallergique 
dans la tuberculose expérimentale du cobaye, sa durée varie avec la dose de 
bacilles injectés. (Das anteallergische Stadium der experimentellen Meerschweinchen- 
tuberkulose, seine Dauer ist verschieden je nach der Dosis der eingespritzten Ba- 
cillen.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 23, S. 986—988. 1920. 

Prüfung der Tuberkulinempfindlichkeit mit Intracutanreaktion. Die Intra- 
cutanreaktion wurde positiv nach ungefähr 28 Tagen, wenn 1/1ooọ mg Bacillen oder 
weniger injiziert waren. Bei Dosen von 1/5/10 mg dauerte die anteallergische 
Periode 8—10 Tage, bei !/,,mg 6—8 Tage, bei 1 mg oder mehr 3 Tage. Die positive 
Intracutanreaktion fiel regelmäßig mit der ersten erkennbaren Manifestation an der 
Einspritzungsstelle zusammen. Die Dauer der anteallergischen Periode ist demnach 
umgekehrt proportional der Dosis der eingespritzten Bacillen. Beim Säugling ist die 
Dauer der anteallergischen Periode von Wert für die Prognosestellung. G. Liebermeister “_ 

Debré, Robert, Jean Paraf et Lucien Dautrebande: La période ant£allergique dans 
la tuberculose expörimentale du cobaye, variations de sa durée suivant la voie d’in- 
oculation. (Das anteallergische Stadium der experimentellen Meerschweinchentuber- 
kulose, Veränderung seiner Dauer je nach dem Infektionsweg.) Cpt. rend. d. séan- 
ces de la soc. de biol. Bd. 83, Nr. 24, S. 1025—1027. 1920. 

Die Dauer des anteallergischen Stadiums ist bei gleicher Dosierung bei intraperi- 
tonealer Injektion die gleiche wie bei subcutaner. Bei Injektionen ins Herz ist seine 
Dauer länger. Der Unterschied ist um so deutlicher, je niedriger die Dosen sind. 
Auch hier fällt das Positivwerden der Intracutanreaktion mit dem Auftreten mit 
bloßem Auge erkennbarer tuberkulöser Veränderungen zusammen. Liebermeister.“_ 

Hollaender, Hugo: Die Feststellung des Immunitätszustandes als Grundlage 
der künstlichen Immunisierung zur Vorbeugung und Behandlung der Tuberkulose. 
Zeitschr. f. Tuberkul. Bd. 32, H. 5, 8. 257—276. 1920. 

Überschichtet man das Serum verschiedener Individuen mit 10fach verdünnter 
Tuberkulinlösung, so erhält man nach 24 Stunden einen verschieden starken Nieder- 
schlag an der Berührungsfläche beider Flüssigkeiten. Diese „Immunitätsreaktion“ 
beruht auf der Anwesenheit eines Schutzkörpers im Serum. ‚Der Mangel dieses Schutz- 
körpers ist die wahre Ursache der angeborenen oder erworbenen Tuberkulosedispo- 
sition.“ Infizierte und nichtinfizierte Menschen zeigen diese Reaktion. Durch die 
(Cutanresktion wird die Feststellung der Infektion vorgenommen und dann aus der 
Blutreaktion nach der Stärke der Ringbildung die Prognose gestellt (‚prognostischer 
Index“, je geringer um so ungünstiger). Hiernach wird das Bedürfnis, eine Schutz- 
bzw, Immunbehandlung einzuleiten bestimmt. Die Schutzimpfung soll frühzeitig, 
am besten im schulpflichtigen Alter, vorgenommen werden. Hierfür dient der ‚„Hol- 
länder-Richtersche Tuberkuloseimpfstoff (H.R.V.)‘‘, der im wesentlichen aus getrock- 
neten und mit Alkohol extrahierten Tuberkelbacillen besteht. Die Dosierung wird 
durch den prognostischen Index bestimmt; hierzu ist die Vaccine in verschiedenen 
Stärken hergestellt; die Größe der Dosis wird außerdem durch das Körpergewicht be- 


— 579 — 


stimmt; schließlich wird die Steigerung der Dosis von den Lokalreaktionen abhängig 
gemacht. Je größer die Dosen werden, um so länger sind die Zeitintervalle zu wählen. 
Kurze Besprechung der Indikationen. Keine klinischen Belege. Langer. 

Jaquerod: Étude sur P’aetion thérapeutique de la tuberculine. (Über Tuber- 
kulintherapie.) Rev. méd. de la Suisse romande Jg. 40, Nr. 6, S. 333—345. 1920. 

Referierender Vortrag. Die Serumtherapie der Tuberkulose hat sich bisher nicht 
bewährt, da die Serumreaktionen zu heftig auftreten und für die Kranken von üblem 
Einfluß sind. Die Tuberkulintherapie ist anerkanntermaßen angezeigt bei den lokali- 
sierten, fieberlosen chronischen Fällen, die eine gewisse Widerstandskraft besitzen 
und einen zufriedenstellenden Allgemeinzustand aufweisen. Auch bei den gutartigen 
geschlossenen Formen der Tuberkulose, die schon spontan eine Neigung zur Heilung 
zeigen, kann man die Tuberkulintherapie anwenden. Jedoch ist dadurch trotzdem 
in manchen Fällen ein Rückfall nicht zu verhindern. Für fieberhafte Tuberkulosefälle 
ist die Anwendung des Tuberkulins nur in besonderen Fällen zu empfehlen, da häufig 
das Tuberkulin auch in kleinen Dosen nicht vertragen wird. H. Koch (Wien). 

Guieysse - Pellissier, A.: Absorption par le poumon, d’huile renfermant les 
produits de mac6ration des bacilles tuberceuleux. (Absorption der öligen Auf- 
schwemmung von Macerationsprodukten der Tuberkelbacillen durch die Lungen.) 
(Inst. de rech. biol., Sèvres.) Cpt. rend. des séances de la soc. de biol. Bd. 88, 
Nr. 26, S. 1137—1138. 1920. | 

Verf. hat ein von Dr. Bossan im Institut zu Sèvres hergestelltes Antituberkulose- 
vaccin verwendet, bei dem die Tuberkelbacillen mehrere Monate lang in Öl maceriert 
wurden und darauf das Öl filtriert wurde. Bei der Einspritzung dieses Öls an gesunde 
Kaninchen zeigten sich große Unterschiede bei Vergleich mit gewöhnlichem Öl. 
Die Auflösung des Fettes erfolgte schneller, die Absorption leichter. In den Epithel- 
zellen bildete sich eine Substanz, welche gewisse Ähnlichkeit mit der Kernsubstanz 
der eosinophilen Leukocyten zeigte. Möllers (Berlin). 

Dührssen, A.: Das F. F. Friedmannsche Tuberkulosemittel. Über Fehler bei 
seäner Anwendung und seiner Beurteilung. Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, 
Nr. 33, S. 902—904. 1920. 

Als Momente, welche die Wirkung des Friedmannschen Mittels stören oder zu 
einer falschen Beurteilung des Mittels führen, kommen nach Ansicht des Verf. folgende 
10 Punkte in Betracht. Die Überdosierung, eine zu kurze Beobachtungszeit, die Unter- 
lassung der Nachinjektion, eine Vorbehandlung mit Tuberkulin, die Bildung neuer 
Abscesse, die evtl. durchbrechen und zu Fisteln führen, eine septische Infektion durch 
eine nicht ausgekochte Spritze, spätere Operationen, speziell an der Impfstelle oder 
an den Krankheitsherden, anderweitige Impfungen (mit Tuberkulin, Schutzpocken 
usw.), anderweitige physikalische oder medikamentöse Behandlungsmethoden, inter- 
kurrente Erkrankungen, Blutungen, die durch organische Unterleibsleiden erzeugt 
sind, Schwangerschaft und schließlich die Anwendung von Plagiatprodukten des 
Friedmannschen Mittels. Möllers (Berlin).“, 
Syphilis. 


Kaufmann-Wolf, Marie und Emmy Abrahamsohn: Über Mortalität und Mor- 
bidität infizierter und nichtinfizierter Nachkommen von Syphilitikern. (Univ.- 
Poliklin. f. Haut- u. Geschlechtskrankh., Berlin.) Zeitschr. f. klin. Med. Bd. 89, 
H. 3—4, S. 274—281. 1920. 

Mitteilung über das Schicksal von Kindern bei 40 Tabiker- bzw. Paralytiker- 
familien. 9 Ehen sind steril. Die tabischen bzw. paralytischen Frauen haben ausnahms- 
los ihre Erkrankung auf die Kinder übertragen. Gesamtzahl der Schwangerschaften, 
wo die Mutter luetisch war, 79; davon 34% lebende Kinder, 66% gestorben. Die Autoren 
schätzen nach Vergleich mit anderen Angaben Jie Mortalität von Tabiker- und Para- 
Iytikerfamilien, wenn eine syphilitische Infektion der Frau vorliegt, auf etwa 70%. 
Weiter besprechen sie 50 Familien, auf die 51 Fälle von Keratitis parenchymatosa 

37° 


— 580 — 


entfallen. Die Kindermortalität dieser Familien betrug 53%. In 16 Familien, in denen 
je ein Kind an juveniler Tabes litt, belief sich die Mortalität auf 64%,. Die Morbidität 
der Kinder betrug bei Verzicht auf eine Sichtung etwa 50%. Rietschel. 

Williams, Whitridge: The significance of syphilis in prenatal care and in the 
causation of foetal death. (Die Wichtigkeit der Syphilis für die vorgeburtliche Be- 
handlung und für die Ursache der Totgeburt.) New York State journ. of med. Bd. 20, 
Nr. 8, S. 252—259. 1920. 

Von 302 Totgeburten war Syphilis in 34,4% der Fälle nachweisbar, von denen bei 
89 die Diagnose durch Autopsie erhärtet wurde. Schwere Geburt, die zweithäufigste 
Ursache, war aber nur in 15% nachweisbar, dann erst kamen die anderen Ursachen 
(Frühgeburt, Placenta praevia usw.). Bei den Kindern der weißen Mütter war die 
Syphilis geringer, nur in 12,12%, der toten Kinder war dort Syphilis nachweisbar. 
Die Behandlung vor der Schwangerschaft hat einen großen Einfluß auf die Gesundheit 
des Kindes. Erfolgte keine Behandlung, so war Totgeburt viel wahrscheinlicher (52,4% , 
bei insuffizienter Behandlung Tod in 37%, und bei ausreichender Behandlung Tot- 
geburt in 7,4%. 

Diskussion: Dr. William E. Studdiford berichtet, daß etwa nf aller in der Klinik 
niedergekommenen Frauen einen positiven Wassermann boten. Er empfiehlt möglichst früh- 
zeitige Behandlung des Kindes und der Mutter. Rietschel. 

Bory, Louis: Le traitement de la syphilis conceptionnelle et infantile. (Die 
Behandlung der konzeptionellen und kindlichen Syphilis.) Progr. méd. Jg. 47, Nr. 22, 
S. 237—239. 1920. 

Die Präventivbehandlung ist außerordentlich wichtig, unterscheidet sich aber nicht 
weiter von der bei allen Syphilitischen. Verf. bespricht genau die Behandlung und 
empfiehlt Einreibungen von Quecksilber, anfangs 1g bei Säuglingen; bei 2—-Sjährigen 
Kindern 2 g, bei 5—12jährigen 3 g, mindestens 10 Minuten lang einreiben. Sehr gut 
ist ‘der Gebrauch von Quecksilbersuppositorien, wobei reines Quecksilber 0,01—0,02 
genommen wird. Er empfiehlt ferner auch das Mercurium cum creta 0,015 mit Milch- 
zucker zu einem Pulver. Auch die van Swietensche Lösung wird genannt (20 Tropfen). 
Besonders aber empfiehlt er die intravenöse Injektion von Salvarsan bez. Neosalvarsan, 
wie wir Deutsche sie schon lange anwenden. Er verweist auf die deutschen Arbeiten 
(Injektion der konzentrierten Lösung in die Kopfvene). Er injiziert anfangs 5 cg und 
steigt langsam bis auf 20—30 cg. Die Injektionen werden ein- bis zweimal pro Woche 
gemacht, bis der Wassermann negativ ist. Er will gute Erfolge dabei gesehen haben. 

Rietschel. 

Pehu, J. Chalier et N. Contamin: H&moglobinurie paroxystique chez un enfant 
de sept ans hör&do-syphilitique. (Paroxysmale Hämoglobinurie bei einem kongenital- 
syphilitischen Kird von 7 Jahren.) Lyon med. Bd. 129, Nr. 13, S. 574. 1920. 

B i dem 7jährigen Knaben bestanden Reste doppelseitiger parenchymatöser Keratitis, 
Mikrodonti-mus mit Schmelzdefekten, Reste einer im 2. Lebensjahr entstandenen linksseitigen 
Hemipl°gic, linksseitiger Knieselenkser B, stark positiver Wassermann. Typische paroxys- 
male, durch Kä'te auslösbare Hämoglo inurie. Zwischen den Anfällen Urin hell, mit Spuren 
von Albumin, keine Cylindrurie, normale Chloridausscheidung. Bersistenz der roten Blut- 
körp’r v: rmindert. Beginnende Häroly: e bei 5,8, totale Hämolyse bei 3,4. Quecksilberkur 
brachte dem Kinde Besserung (der Hämoglobinurie? Ref.). Intravenöse Injektion von 0.05 
Novarsenobenzol bewirkte keine Hämoglobinurie. Ibrahim (Jena). 

'Verre, Filippo: Sopra un caso di sifilide cerebrale-ereditaria-tardiva. (Über 
einen Fall von Syphilis cerebralis hereditaria tarda.) Riv. med.Jg. 28, Nr. 8, S. 113 
"his 117. 1920. 

Ein 17jähriges Mädchen, virginell, ohne irgendwelche anamnestische, auf Syphilis bin- 
.weisende Angaben, erkrankte unter heftigen, nachts sich verstärkenden Kopfschmerzen, die 
in der rechten Supraorbitalgegend am stärksten waren, und Erbrechen. Nach einigen Wochen 
„traten epileptische Anfälle auf, danach blieb eine lokale linksseitige Hemiplegie zurück. In 
Ermangelung irgendwelcher für eine Diagnose verwendbarer Momente wurde schließlich mit 


bestem Erfolge eine antiluetische Behandlung (Jod) versucht. Aus dem Nutzen dieser wurde 
der Schluß auf das Bestehen einer Syphilis cerebralis hereditaria tarda gezogen. Neurath. 


— 581 —- 


@Schmidt-Kraepelin, Toni: Über die juvenile Paralyse. (Monogr. a. d. Ge- 
samtgeb. d. Neurol. u. Psychiatr. H. 20.) Berlin: Julius Springer 1920. 124 S. M. 24.—-. 

Eine genaue Analyse der der Arbeit zugrunde liegenden Reihe von 40 Fällen 
nach allen Richtungen führt zur Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse in 
folgenden Sätzen: Das männliche Geschlecht ist wahrscheinlich häufiger betroffen, als 
das weibliche. Die Dauer der Erkrankung nimmt mit zunehmendem Alter bei Beginn 
der Paralyse ab, sie ist beim männlichen Geschlecht durchschnittlich länger als beim 
weiblichen. Erbliche Belastung mit Geisteskrankheit spielt keine größere, mit Alkoholis- 
mus eine häufige Rolle. Die Geburtenziffer in den Familien ist bei juveniler Paralyse 
eine höhere als bei erwachsenen Paralytikern, die Säuglingssterblichkeit ist groß, die 
Gesamtsterbeziffer für die Geschwister beträgt mehr als ?/, aller Schwangerschaften. 
Hereditärsyphilitische Stigmata sind bei juvenil Paralytischen häufig. Frühsymptome 
sind meist Wachstumstillstand und Charakterveränderung. Akuter Beginn, Läh- 
mungen, andere Herdsymptome, gehäufte epileptische Anfälle sind häufig und deuten 
auf Kombination mit Hirnsyphilis hin, Hinterstrangsparalyse ist selten. Opticus- 
atrophie findet sich oft, absolute Pupillenstarre öfter als reflektorische, eine eigenartige 
„pseudochoreatische‘ Unruhe, auffallende Ataxie bestehen öfters. Als Vorläufer 
paralytischer Sprachstörung kommt eine hastige, tonlose, hauchende Sprechweise vor. 
Echte paralytische Anfälle sind seltener, als epileptische, Schwindelanfälle, Erbrechen, 
Migräne sind öfters als Äquivalente aufzufassen. Periodische Erregungszustände sind 
in allen Stadien zu treffen, Größenideen selten. Manchmal finden sich an Delirium 
tremens eıinnernde Zustände ohne Alkoholismus; öfters sind Fettdepots am Abdomen 
notiert. Schwacher Ausfall der Wassermannreaktion scheint mit langer Dauer der 
Paralyse in Zusammenhang zu stehen, negative Reaktion im Serum kommt bei schweren: 
Knochenveränderungen vor. Nennenswerte therapeutische Erfolge waren nie zu 
erzielen. Klinisch und anatomisch ist die Verbindung von juveniler Paralyse mit 
Himsyphilis nicht selten. Biologischer Paralysebefund ist mitunter bei hirnsyphilitisch 
erkrankten, aber auch bei scheinbar gesunden kongenitalluetischen Kindern nach- 
zuweisen (erstes Zeichen späterer Paralyse). Neurath (Wien). 

Ugön, M. Armand: Syphilis und Stillgeschäft. (Multiple Schanker der Mamma.) 
Arch. lat.-americ. de pediatr. Bd. 14, Nr. 3, S. 241—245. 1920. (Spanisch.) 

Verfasserin berichtet aus dem Säuglingsheim „La Cuna“ des Prof. Morquio in 
Montevideo über drei Fälle von Übertragung der hereditären Syphilis von Säuglingen 
auf Ammen, welche die Schutzvorrichtung (Brustglas) außer Anwendung gelassen. Mit 
Rücksicht auf die besonders häufigen Rhagaden der Mundwinkel und die Rhinitis der 
hereditär luetischen Kinder sind diese aber dringend notwendig, und ihre gute Wirkung 
zeigt sich eben darin, daß unter 1032 Ammen, die an jenem Institut gewirkt haben, nur 
vier Infektionen zu beklagen waren. Verf. weist darauf hin, daß die Initialsklerose an 
ler Brust nur äußerst selten eine einzelne ist, meist multipel auftritt und vielfach an 
beiden Brüsten. Vorzugssitz ist die Furche zwischen Warze und Warzenhof, seltener 
an der Warze, noch seltener am \arzenhof. Beginn meist als Papel, die in wenigen 
Tagen ulzeriert. Brauns (Dessau). 

Scheer, Kurt: Untersuchungen über die Sachs-Georgische Reaktion mit Milch 
luetischer Frauen. (Univ.-Kinderklin., Frankfurt a. M.) Zeitschr. f. Immunitäts- 
forsch. Orig. Bd. 30, Nr. 2, S. 178—183. 1920. 

Voraussetzung ist die Gewinnung eines klaren Milchserums; hierzu Ultrafiltration 
nach H. Bechhol«! mit zwei aufeinandergelegten 1!/, proz. Eisessigkollodiumfiltern. 
Das so gewonnene Milchserum luetischer Mütter gibt oft, wenn auch nicht regelmäßig, 
einen positiven Ausfall der Sachs-Georgischen Ausflockungsreaktion, während die 
Milch gesunder Frauen die Reaktion nicht gibt. Langer (Charlottenburg). 


Tetzner, H.: Hemiparese nach Salvarsaninjektionen. Mitt. d. Ges. f. inn. 
M. d. u. Kindcrheilk. i. Wien Jg. 19, Nr. 1, S. 51—54. 1920. 


Ein Kind mit Rezidiv einer erworbenen Syphilis, bestehender Alopecia areata, Kubital- 


— 582 — 


drüsen-Schwellung, positiver Wassermannreaktion, symmetrischen Tophis an der Stirne, 
einem ähnlichen Tumor am Hinterhaupt, Pupillendifferenz, erkrankte am 6. Tage nach einer 
intravenösen Injektion von 0,15 Neosalvarsan an linksseitiger Hemiparese, den Facialis mit- 
betreffend. Ophthalmoskopisch Neuritis optica. Das Lumbalpunktat schien für Meningitis 
zu sprechen. Auf Jod- und Quecksilberbehandlung Besserung sowohl der Hemiparese als der 
Knochenveränderungen, jedoch blieben Reste der spastischen Lähmung. Diagnose: Menin- 
gitis luetica. Neurath (Wien). 


Krankheiten der Luftwege. 


Sehloss, Oscar M.: Focal infections in children. (Herdinfektionen bei Kindern.) 
Arch. of pediatr. Bd. 37, Nr. 7, 8.414. 1920. 

Tonsillare Herdinfektionen werden für zwei Gruppen von Erkrankungen 
verantwortlich gemacht. Die eine Gruppe (8 Beobachtungen) zeigt rekurrierende Er- 
scheinungen: Fieber, Erbrechen, Acetonurie, Acetonämie, die andere Gruppe (2 Be- 
obachtungen) ist durch eine gutartige Nephritis gekennzeichnet: mäßige Albuminurie, 
Hämaturie, Ausscheidung von hyalinen und granulierten Zylindern und geringen 
Mengen von Leukocyten. Nach Tonsillektomie schwanden die nephritischen Symptome. 
In beiden Krankheitsgruppen waren die Tonsillen nicht wesentlich vergrößert, mehrfach 
war eine Tonsillotomie erfolgt, so daß nur ein kleiner Rest von Tonsillargewebe vor- 
handen war. (Ob auch das acetonämische Erbrechen durch Tonsillektomie zu be- 
einflussen war, ist aus der Mitteilung nicht zu ersehen.) Ibrakim (Jena). 

Nager, F. R.: Über das Vorkommen von Ozaena bei angeborenen Haut- und 
Zahnanomalien. (Oto-laryngol. Poliklin., Univ. Zürich.) Arch. f. Laryngol. u. Rhinol. 
Bd. 33, H. 3, S. 426—432. 1920. 

Verf. kommt auf Grund eines Falles zu folgenden Schlüssen: Bei Mißbildungen 
der äußeren Haut, die mit angeborenem Schweißdrüsenmangel, sowie Haar- und Zahn- 
anomalien verbunden sind, pflegt regelmäßig auch eine Ozaena vorhanden zu sein. 
. Die Annahme der konstitutionellen Natur bzw. angeborener Anlage der Ozaena wird 
dadurch von einer neuen Seite beleuchtet. Derartige Beobachtungen legen es nahe, bei 
Ozaena erneut nach Zeichen von Mißbildungen, Degeneration, Konstitutionsanomalien 
zu forschen. Bei angeborenen Hauterkrankungen ist neben dem Zustand des Gebisses 
auch demjenigen der Nase eine vermehrte Aufmerksamkeit zu schenken. Hempel. 

Overend, Walker: Basal pneumonic residues in children. (Residuen nach 
basalen Pneumonien bei Kindern.) Tubercle Bd. 1, Nr. 12, S. 547—550. 1920. 

Verf. bringt die Krankengeschichten von 6 Fällen, in denen lange Zeit nicht zur 
Lösung kommende Pneumonien sowohl perkutorisch und auskultatorisch wie auch 
durch das Röntgenbild nachgewiesen werden konnten. Die Kinder erholen sich nach 
der akuten Pneumonie nicht, sie bleiben anämisch, Husten besteht fort, außerdem 
leichte Erhöhung der Temperatur; das Gewicht bleibt gleich oder geht unter die Norm. 
Kommt dazu noch eine tuberkulöse Infektion, so kann diese infolge temporären 
Schwindens der Immunität sich leicht ausbreiten. Es entwickeln sich in der affizierten 
Lunge Bronchiektasien und verstreute broncho-pneumonische Herde. Koch (Wien). 


Herbst, 0.: Katarrhalische Lungenverdichtung mit eigentümlicher Verlaufs- 
weise bei älteren Kindern. (Städt. Waisenh., Berlin- Rummelsburg.) Arch. f. Kinder- 
heilk. Bd. 68, H. 1—2, S. 1—10. 1920. 

Beobachtungen vor der großen Grippeepidemie 1918, nicht in Beziehung zu ihr. 
Sehr geringe allgemeine Krankheitserscheinungen, bei schnell einsetzender 
Verdichtungeines Teilsder Lungen. Ähnliches, bei elenden, schwer ernährungs- 
gestörten Säuglingen und kachektischen Erwachsenen nicht so selten beobachtetes 
Verhalten ist bei munteren Kindern im Schulalter wenig bekannt. 7 Fälle hat Ries- 
man (Amer. joum. of the med. scienc. 1913) beschrieben. Die Krankengeschichte 
eines 13jährigen Jungen zeigt als höchste Temperatur 37,4° und keinerlei erhebliches 
Krankheitsgefühl, jedoch gleich in den ersten Tagen die sicheren physikalischen 
Symptome einer Bronchopneumonie. Wechsel der auscultatorischen Erscheinungen, 


— 583 — 


die vorübergehend den Gedanken an eine beginnende exsudative Pleuritis nahelegten, 
was wohl auf Sekretverstopfung eines größeren Bronchus zurückzuführen war. Auf- 
fällig langes Bestehen der Verdichtung und des Katarrhs in der erkrankten Lungen- 
partie (5—6 Wochen). Restlose Heilung, ebenso wie bei den von Riesman be- 
obachteten Fällen und in einem weiteren des Verf. (7!/,jähriges Mädchen). In diesem 
war die Läsion des linken Unterlappens, durch zwei Rückfälle unterhalten, noch nach 
114 Tagen nachweisbar, während eine Nachuntersuchung nach 3!/, Jahren die Lunge 
ganz frei fand. Der Unterschied gegenüber den gewöhnlichen, hoch fieberhaften 
Bronchopneumonien liegt nach Ansicht des Verf. im Grade der Entzündung. Bak- 
terien spielen keine oder nur eine unbedeutende Rolle. Der Katarrh der größeren Bron- 
chien, entstanden durch Einatmen kalter, schnell bewegter Luft, oder auch reflekto- 
risch durch Abkühlung der Körperhaut, kann wohl auch einmal selbst bei älteren 
Kindern die mittleren und feineren Bronchien befallen. Eindringen von Schleim 
aus den großen in die kleinsten Bronchien, nachdem diese durch Luftresorption atelek- 
tatisch geworden, täuscht dann bei der Perkussion das Bild einer bronchopneumoni- 
schen Infiltration vor. Das außerordentlich langsame Abklingen der Erscheinungen 
mag seine Erklärung in einer besonderen Eigentümlichkeit der Schleimhaut der 
Patienten (beide Kinder waren Neuropathen) finden. Prognose: günstig, jedoch 
lange Dauer der Krankheit. Behandlung: Bettruhe, solange Verdichtung der Lunge 
nachweisbar. ‚„Lösende‘‘ Medikamente ohne deutliche Wirkung. Langsames Tief- 
atmen (3mal täglich 1—2 Minuten) empfehlenswert. Gelegentlich ein heißes Bad 
und tägliche Abreibung der Haut mit Franzbranntwein oder einem angefeuchteten 
Handtuch. Rasor (Heidelberg). 


Herz- und Gefäßkrankheiten. 


@Geigel, Richard: Lehrbuch der Herzkrankheiten. München u. Wiesbaden: 
J. F. Bergmann 1920. IV, 316 S. M. 30.—. 

Das Lehrbuch unterscheidet sich von den übrigen das Gebiet der Herzkrankheiten 
behandelnden Büchern durch die besondere Berücksichtigung und Betonung der 
wechanischen Momente in der Physiologie und Pathologie des Herzens. Das Buch 
ist also nicht so sehr ein Nachschlagewerk, sondern ein Buch, das jedem empfohlen 
werden kann, der sich mit dem Studium der Herzkrankheiten und ıhrer Mechanik 
beschäftigt. Die Verhältnisse des kindlichen Herzens sind wenig berücksichtigt. Putzig. 

Parkinson, John, A. Hope Gosse and E. B. Gunson: The heart and its rhythm 
in acute rheumatism. (Das Herz und seine Schlagfolge bei akutem Gelenkrheu- 
matismus.) (Card. dep., London hosp.) Quart. journ. of med. Bd. 13, Nr. 52, S. 363 
bis 379. 1920. 

50 Fälle. Die Herzgröße, beurteilt nach dem in 35 Fällen fühlbaren Herzstoß, 
nahm zu in 10, nahm ab in 10, nahm zu und dann ab in 3, blieb unverändert in 
12 Fällen; die Zunahme, wenn nachweisbar, war gering. Zwischen dem Auftreten 
eines systolischen Geräusches und der Herzgröße bestand kein Zusammenhang. Respi- 
ratorische Arhythmie nach Ablauf des Rheumatismusanfalls in 47 von 50 Fällen, 
neben dieser Arhythmie bestand 2mal Perikarditis, 1 mal Vorhofsflattern, 15 mal 
Leitungsstörung; respiratorische Arhythmie beweist also nicht, daß das Herz von 
der Infektion verschont geblieben sei. Aurikuläre Extrasystolen werden in 7, ein 
Anfall von Vorhofsflattern in 1, ventrikuläre Automatie in 3, Leitungsstörungen in 
15 Fällen beobachtet. Aurikuläre Extrasystolen und Leitungsstörungen bei Gelenk- 
rheumatismus werden als Zeichen einer Myokarditis angesehen. Edens.“, 

Schiff, Er.: Konstitutionelle Schwäche des Zirkulationssystems im Kindesalter. 
(Univ.-Kinderklin., Berlin.) Jahrb. f. Kinderheilk. Bd. 91, 3. Folge Bd. 41, H. 3, 
S. 217—225. 1920. 

Verf. beschreibt einen Symptomenkomplex im Kindesalter, der auf eine Störung 
der Zirkulation zurückzuführen ist. Dieser Störung liegt in erster Linie eine patholo- 


— 584 — 


gische Blutverteilung zugrunde. Infolge einer ungenügenden Entleerung der Bauch- 
gefäße arbeitet das Herz mit einem geringeren Schlagvolumen; es kommt zu einer 
arteriellen Anämie. Klinisch bieten diese Kinder neben einem asthenischen Habitus 
Blässe der Haut, einen kleinwelligen fast filiformen Puls, oft auch Cyanose der Lippen, 
Hände und Füße, die sich kühl anfühlen. Die subjektiven Beschwerden der Pat. 
sind leichte Ermüdbarkeit, Kopfschmerzen, Schwindelgefühl bis zu leichten Ohnmachts- 
anfällen, Herzpalpitationen, unmotiviertes Frieren. Es handelt sich um eine funktio- 
nelle Minderwertigkeit des Herzens, des Gefäßsystems, der Zwerchfelltätigkeit und der 
vasomotorischen Innervation, häufig kombiniert mit einem hypoplastischen Herzen. 
Salzberger (München). 

Weber, O.: Über das Wachstum und die Ernährungserfolge bei Kindern mit 
angeborenem Herzfehler. (Uni.-Kinderklin., Berlin.) Monatsschr. f. Kinderheilk. 
Bd. 18, Nr. 3, S. 205—217. 1920. 

Aus der sehr ausführlichen übersichtlichen Arbeit geht hervor, daß ein einheitlicher 
schädigender Einfluß der angeborenen Herzfehler auf die körperliche Entwickelung 
nicht festzustellen ist. Allerdings blieben alle beobachteten Fälle gegenüber den 
Camererzahlen zurück, doch gelten diese, wie Verf. mit Recht betont, nicht für die 
heutige Großstadtjugend. Scheinbar ist die Entwicklung von Kindern, bei denen die 
Blausucht frühzeitig auftritt, und insbesonders solchen, bei denen sich noch außerdem 
Dyspnoe findet, besonders ungünstig. Aschenheim (Düsseldorf). 


Oppenheim, Franz: Über den hämorrhagischen Niereninfarkt der Säuglinge, 
ein anatomischer Beitrag zu dem Kapitel der toxischen Capillarwandschädigung. 
(Pathol. Inst., Univ. München.) Zeitschr. f. Ki: derheilk., Orig., Bd. 26, H. 3/4, S. 192 
bis 206. 1920. 

Verf. bespricht an der Hand von 3 Beobachtungen, welche akut an Durchfällen 
zugrunde gegangene 1—3 Monate alte Kinder betreffen, Pathogenese und Ätiologie 
des hämorrhagischen Infarktes des gesamten Markes der Säuglingsniere. Die nach 
der bisher geltenden Anschauung als Ursache dieser hämorrhagischen Infarcierung 
anzusehende Thrombose der Nierenvenen konnte Verf. nicht nachweisen. Auf Grund 
des anatomischen Bildes kommt er zur Ansicht, der Austritt der roten Blutkörperchen 
aus den Capillaren mit nachfolgender Zerstörung des Parenchyms sei auf eine Schä- 
digung der Capillarwände zurückzuführen. Daß eine toxische Gefäßwandschädigung 
wirklich vorlag, schließt Verf. hauptsächlich aus dem Vorkommen von hyalinen 
Thromben, wie sie sich ausschließlich unter toxischen Einflüssen bilden, in zahlreichen 
Glomerulusschlingen. Als das unmittelbar auf die Gefäßwand wirkende Gift möchte 
Verf. bakterielle Toxine ansprechen, deren Vorhandensein bei einer vom Magen-Darm- 
kanal ausgehenden bakteriellen Allgemeininfektion verständlich ist. Die im Blute 
kreisende Noxe ruft im Hauptausscheidungsorgan, der Niere, besonders starke Schä- 
digungen hervor; es können aber auch auf der Haut und im Darm auf die gleiche 
Giftwirkung zurückzuführende Blutungen bzw. Geschwürsbildungen beobachtet werden, 
und eine allgemeine toxische Beeinflussung des Blutes gibt sich kund unter dem Bild 
des hämolytischen Ikterus, wie er beim hämorrhagischen Niereninfarkt- nicht selten 
Berunden wird. anda zi f W. Rütimeyer (Zürich). 


;  Pickert-Menke, Hedwig: Über einen Fall von Periarteriitis nodosa. (Städt. 
Krankenanst., Mannheim.) Frankfurt. Zeitschr. f. Pathol. Bd. 23, H. 2, S. 313—332. 1920. 

Nach Würdigung der bisherigen Literatur dieser Erkrankung, bei der besonders 
auf die Unklarheit, die in bezug auf die Ätiologie, den Sitz und das Wesen herrscht, 
aufmerksam gemacht wird, berichtet Verf. über einen eigenen Fall dieser nicht gerade 
häufigen Krankheit. 

13 jähr. Junge starbunterunbestimmten Erscheinungen, von denen Herz- und Niereninsuffi- 
zienz und Marasmus im Vordergrund standen. Krankheitsdauer nicht ganz 2 Monate. 
Die Obduktion deckte eine Periarteriitis nodosa auf, bei der als besondere Eigentümlichkeit 
das Fehlen jeglicher Entzündungsbilder im mikroskopischen Präparat beschrieben 


— 585 — 


wird. Dagegen waren die Veränderungen an den Gefäßen teilweise so weit fortgeschritten, 
daß kein Lumen mehr vorhanden war. Dadurch bedingt Bildung anämischer Infarkte. 
Der Fall vermag zur Aufklärung über die unklaren Punkte nicht beizutragen . 

i Culp (Barmen).“, 
Harn- und Geschlechtskrankheiten. ; 


Apert, Cambessédès et de Rio-Branco: Recherches sur la sécrétion rénale 
dans l’ enfance (concentration maxima; constante uréo-sécrétoire.) (Untersuchungen 
über die Nierensekretion beim Kinde [Maximalkonzentration; ureosekretorische Kon- 
stante].) Bull. et mém. de la soc. méd. des hôp. de Paris Jg. 36, Nr. 23, 
S. 933—937. 1920. 

Neuere Untersuchungen über die Nierenfunktion haben Zahlenwerte als Ausdruck 
für diese ergeben: Den Wert der „Maximalkonzentration““ nach Ambard und Papin. 
Dies ist die stärkste Konzentration, die von einer Niere für die Ausscheidung einer 
bestimmten Substanz erreicht werden kann. Für den Harnstoff beispielsweise ist die 
Maximalkonzentration beim gesunden Erwachsenen 50—60°/,, beim Nephritiker 
20—10 bis weniger. Nach Ambard besteht ferner eine konstante Beziehung zwischen 
Harnstoffspiegel im Blut und Harn (= Harnstoffsekretionskonstante). Diese ist 
gleichzeitig der Ausdruck für Qualität und Quantität des Nierenparenchyms und ein 
präzises Mittel, die sekretorische Tätigkeit der Nieren zu bestimmen. Diese Funde 
wenden die Verff. auf das Kind an. Technik: Das Kind wird ausschließlich mit Milch- 
quark (sorgfältig abkoliert, gezuckert nach Belieben) in einer Menge, die 2—3 Liter 
Milch entspricht, genährt; jede Flüssigkeitszufuhr wird vermieden, nur die Benetzung 
des Mundes ist erlaubt. Dauer des Versuchs 3—4 Tage. Ergebnisse: Die Maximal- 
konzentration beim Kinde ist dieselbe wie beim Erwachsenen; normal oder nahezu 
normal ist sie ferner bei Nephritis mit Ödemen, erniedrigt dagegen bei den nicht hydro- 
pischen (,,Type azotemique‘‘) oder gemischten Formen. Die Harnstoffkonstante nach 
Ambard, die auf der Proportionalität von Nieren- zu Körpergewicht fußt, hat die 
(>? 


Formel K = -_ -, bezogen auf den Erwachsenen von 70 kg Körpergewicht. 
E 


2.5 +)% 
Nach Gewichtsermittlungen an kindlichen Leichen ist beim Kinde der Wert K mit 1,29 
zu multiplizieren, da ein anderes Gewichtsverhältnis besteht. Gautruche fand mit 
der ursprünglichen Formel als Normalwerte 0,055—0,12. Husler. 

Barach, Joseph H.: Evidences ef nephritis and urinary acidosis. (Nephri- 
tische Harnbefunde und Harnacidität.) Americ. journ. of the med. sciences Bd. 159, 
Nr. 3, S. 398—402. 1920. 

Beobachtungen über Auftreten von Blutkörperchen, Eiweiß und Zylindern im 
Harn an ausgesucht gesunden jungen Leuten nach sportlichen Übungen (Base-Ball, 
Wettlaufen). Nach 110 Minuten Base-Ballspiel hatte der Durchschnitt der Spieler 
1,3 Pfund an Gewicht verloren, einer 5,5 Pfund, einer gar nichts. Es handelt sich dabei 
um Wasserverlust. Wurden die Befunde von 10 Leuten, die am längsten gespielt hatten, 
mit 10 verglichen, die nur kurze Zeit gespielt hatten (Durchschnitt 48 Minuten), so 
zeigte sich im Prozentsatz ćer positiven Urinbefunde kein Unterschied. Verf. schließt 
daraus, daß die Zeitdauer der Anstrengung keine Rolle spielt. Die Harnacidität wurde 
nach Folin bestimmt (Zusatz von Kaliumoxalat und Titration einer !/,,n-NaOH mit 
Phenolphthaleir). Die Acidität war in der Gruppe mit geringerer Harnmenge (27 ccm) 
höher als in der mit höherer (87 cem), ohne daß beide Gruppen in dem Befund von 
Eiweiß und Zylindern einen Unterschied aufwiesen. Albuminurie zeigten 77%, sämt- 
licher Spieler; bei den Läufern war sie häufiger (89%) als bei den Base-Ballspielern 
(72%). Die entsprechenden Zahlen für Zylinderbefund (hyalin und granuliert) waren 
71% und 25%. Vert. schließt daraus, daß die Stärke der Nierenstörungen abhängig 
ist vom Maß und Art der körperlichen Anstrengung, daß eine Beziehung zum Ansteigen 
der Harnacidität aber nicht besteht. Külz (Leipzig). "#, 


— 586 — 


Beumer, H.: Über die Verteilung des Cholesterins in einigen Organen bei 
Nephrose und Nephritis im Kindesalter. (Akad. Klin. f. Kinderheilk., Düsseldorf.) 
Monatsschr. f. Kinderheilk. Bd. 18, Nr. 5, S. 443—453. 1920. 

Verf. untersuchte Serum, Nieren, Nebennieren bei Nierenkranken auf Chole- 
steringehalt. Während in der normalen Niere Cholesterinester nur spurweise vorkommt, 
zeigt die nephrotische eine Vermehrung des Gesamtcholesterins durch Zuwachs der 
Esterquote, die nephritische hingegen eine Bindung eines Teils des Cholesterins zu 
Cholesterinester bei normalem Gesamtcholesterin. Der Nebenniere kommt Vermehrung 
des Cholesterins sowohl beim Nephrotiker wie Nephritiker zu. Der Cholesteringehalt 
einer Amyloidleber (beim Nephrotischen) war auffallend niedrig. Somit ist die im Serum 
ausgesprochene Cholesteringegensätzlichkeit zwischen Nephrose und Nephntis nur 
zum Teil in den Organen wiederzufinden. Husler (München). 

Beumer, Hans: Über nephrotische Hypercholesterinämie und die Frage ihrer 
diätetischen Beeinflußbarkeit. (Akad. Kinderklin., Düsseldorf.) Arch. f. Kinderheilk. 
Bd. 68, H. 1—2, S. 105—117. 1920. 

Die Nephrosen sind u.a. charakterisiert durch eine Hypercholesterinämie, 
während bei schweren und leichteren Nephritiden der Cholesteringehalt im Blute 
normal ist. Dies wurde vom Verf. auch für das Kind in einer Untersuchungsreihe 
dargetan. Entsprechend der Lawrinowiczschen Hypothese, daß die Steigerung des 
Blutcholesterins erst die Cholesterinablagerung in der Niere und damit Parenchym- 
tod und Verschlechterung der Prognose bedinge, wurde praktisch die Wirkung chole- 
sterinarmer Nahrung bei Nephrosen erprobt. Es zeigte sich, daß eine diätetische Be- 
einflussung in diesem Sinne nicht möglich ist: Kohlehydratperioden brachten keine 
Besserung, lipoidreiche Nahrungsperioden keine Verschlechterung. Die nephrotische 
Hypercholesterinämie ist Folge, nicht Ursache der Degeneration des Nierenparen- 
chyms. Husler (München). 

Hil, Lewis Webb: Mild chronic nephritis in children. (Die milde Form der 
chronischen Nephritis der Kinder.) Journ. of the Americ. med. assoc. Bd. 75, Nr. 9, 
S. 596—598. 1920. 

Die akute Nephritis der Kinder ist oft äußerst langwierig. Erst wenn die Albu- 
minurie mindestens 1 Jahr besteht, sollte man von chronischer Nephritis sprechen, 
Für praktische Zwecke ist diese einzuteilen in 1. die „gewöhnliche“, mit ihren Unter- 
gruppen der leichten und schweren Fälle und 2. die sog. — bei Kindern seltene — 
„interstitielle Nephritis“. Gerade die milde, leichte Form ist charakteristisch für 
das Kindesalter. Als Ursache spielt die Tonsillitis die größte Rolle, während Verf. eine 
Infektion von den Zähnen aus niemals sah, die Möglichkeit aber nicht in Abrede stellt. 
Appetitmangel, Mattigkeit, Gewichtsstillstand, geringe Anämie, im Harn: mäßige 
Eiweißmengen, einige Zylinder und wenige Erythrocyten bilden die Symptome, krank- 
hafte Veränderung des Herzens, Erhöhung des Blutdrucks gehören nicht zu ihrem 
Bilde. Stärker blutiger Urin kann in Form akuter Schübe auf Grund von frischen 
Infekten auftreten, die auch vorübergehend geringe Ödeme mit sich bringen können. 
Ein besonderes Krankheitsbild ist die orthostatische Albuminurie. Als Funktions- 
prüfungen sind die Phenolsulfonephthaleinprobe und die „Zweistundenprobe“ nach 
Mosenthal gerade bei den „milden“ Fällen von großem Wert. Das Kind scheidet 
in der Norm mehr Ph. aus als der Erwachsene. Sinkt die Ausscheidung unter 55—60%,, 
so deutet dies bei Kindern auf erhebliche Nierenschädigung. Das Prinzip der Mos.- 
Probe beruht auf der Beobachtung, daß die erkrankte Niere nicht mehr die Fähig- 
keit hat, den Harn je nach den Anforderungen mehr oder weniger zu konzentrieren. 
Fixierung des spezifischen Gewichts ist — sei es nun an sich niedrig oder hoch — 
für die geschädigte Niere charakteristisch, die Anpassungsfähigkeit ist verloren. Von 
Blutharnstoffuntersuchungen, die, bei wenigen darauf geprüften Fällen, normale Werte 
ergaben, erwartet Verf. nichts von Bedeutung für die in Frage stehende Form der 
Nephritis. — In der Behandlung der Kranken sind, nach Ansicht des Verf., all- 


— 0537 — 


gemeine hygienische Maßnahmen bedeutungsvoller als diätetische. Köıperliche und 
geistige Ruhe ist geboten, gegen warme Bäder nichts einzuwenden, Kaltwasserkuren 
dagegen verwerflich. Irgendwie verdächtige Tonsillen, auch wenn sie nicht sicher als 
Krankheitsursache in Frage kommen, sind zu entfernen, cariöse Zähne peinlich zu 
behandeln. Schutz vor Erkältung und Infektion. Bei jeder akuten Verschlimmerung 
strenge Bettruhe. — In der Ernährung sind Fleisch, Fisch oder Ei einmal täglich 
und mäßig viel Salz erlaubt, Fleischsuppen verboten. Wasser soll reichlich gewährt 
werden. — Prognose: Völlige Wiederherstellung nach mehrjähriger Albuminurie 
häufig; Übergang in schwere chronische Nephritis seltener; interstitielle Nephritis 
fraglich; Acidosis nie beobachtet. Rasor (Heidelberg). 

Sieben, Hubert: Über Nephritis traumatica. Münch. med. Wochenschr. Jg. 67, 
Nr. 31, S. 905—906. 1920. 


Ein bis dahin völlig gesunder 13jähriger Knabe wird von einem schweren Heuwagen in 
der Weise überfahren, daß ihm ein Vorderrad über die Nierengegend geht. Außer leichten Haut- 
abschürfungen keine äußerlichen Verletzungen, 2 Stunden nach dem Trauma Bluterbrechen, 
sonst keine Zeichen innerer Verletzungen. Bald nach dem Bluterbrechen wird ein hellgelber, 
blutfreier Urin entleert. Die Magenquetschwunde heilt schnell ab. Einige Tage später leichtes, 
nicht lange anhaltendes Lidödem, daraufhin ausgeführte Urinuntersuchung ergibt 1,5 pro mille 
Albumen, Epithelien, granulierte Cylinder, zahlreiche Leukocyten, vereinzelte Erythrocyten; 
einige Tage Temperaturen bis 38,2°. Heilung der Nierenerscheinungen in 2 Monaten. Es wird 
ein kausaler Zusammenhang zwischen Trauma und Nephritis angenommen, wobei die Möglich- 
keit offen gelassen werden muß, daß die durch ein Trauma in ihrer Widerstandskraft geschädigte 
Niere für eine zufällige Infektion besonders empfänglich war. M. Rosenberg (Charlottenburg). M_ 

Abels, H.: Über ungewöhnliche Erkrankungsformen und über den gewöhn- 
lichen Infektionsmodus der kindlichen Harnorgane. Mitt. d. Ges. f. inn. Med. u. 
Kinderheilk. i. Wien Jg. 19, Nr. 1, S. 55—64. 1920. 

Vgl. diese Zeitschr. Bd. 9, S. 285. 

Diskussion. Blum: Die Vorstellung vom Harnfaden ist nicht haltbar; es ist eher an 
antiperistaltische Wirkungen zu denken. Meist erfolgt eben die Infektion auf dem Blutwege. 
Ein besonderes Krankheitsbild ist die Purpura der Blase, die durch Harndrang, Schmerzen, 
Fieber, blutigen Harn und Abgang von Membranen charakterisiert ist. — Knöpfelmacher 
nimmt an, daß die meisten Pyelocystitiden ascendierend entstehen. — Abels: Schlußwort. 

Langer (Charlottenburg). 


Brennemann, Joseph: The ulcerated meatus in the eirecumeised child. (Ulce- 
ration der Harnröhrenmündung bei circumeidierten Kindern.) Arch. of pediatr. 
Bd. 37, Nr. 7, S. 407—408. 1920. 

Bei circumeidierten Säuglingen sah Verf. häufig Geschwüre an der Harnröhren- 
mündu:z entstehen, die zur Narbenbildung, Verengerung der Harnröhre, Dysurie, 
gelegentlich auch zur Blutabsonderung gegen Ende der Mixtion Veranlassung gaben. 
Ammoniakalische Harnzersetzung in der Windel schien ein wesentlicher Faktor bei 
der Entstehung dieser Geschwüre zu sein. Neben der Lokalbehandlung mit Borwasser 
und Vaseline ist die Prophylaxe dieser Harnzersetzung von Wichtigkeit. Beschränkung 
der Kuhmilch, sorgfältiges Auswaschen und langdauerndes Kochen der Windeln 
helfen, dieses Ziel zu erreichen. Ibrahim (Jena). 

Schmidt, Walther: Zur Kenntnis des Vorfalls der weiblichen Harnröhre im 
Kindesalter. (Untv.-Kinderklin., Jena.) Zeitschr. f. urol. Chirurg. Bd. 5, H. 1/2, 
S. 31—45. 1920. 

Ausführliche Schilderung eines Falles von totalem Urethralprolaps bei einem 6?/, jährigen 
Mädchen mit anschließenden Betrachtungen über Häufigkeit, Symptome, pathologische Ana- 
tomie, Ätiologie, Prognose und Therapie, ausführlichem Literaturverzeichnis und schließlich 
Erwähnung eines weiteren (artifiziell entstandenen) Harnröhrenprolapses bei einem ebenfalls 
6jährigen Mädchen einer anderen Kinderklinik. Welde. 

Fraser, John: Adeno-sareomatous tumours of the kidney: a clinico-pathologieal 
study. (Adenosarkome der Niere: eine klinisch-pathologische Studie.) Edinburgh 
med. journ. Bd. 24, Nr. 6, S. 372—391. 1920. 

Unter 15 000 klinisch beobachteten Krankheitsfällen kamen in 21/, Jahren 7 Misch- 
tumoren der Niere vor. Das jüngste Kind war 1 Monat, das älteste 61/, Jahr alt, als 


— 588 — 


die ersten Erscheinungen auftraten. Diese bestehen zunächst nur in Obstipation. 
Der Urin ist frei; nur einmal wurde eine fünftägige Hämaturie festgestellt, ein Jahr vor 
der ersten Manifestation des Tumors. Unter 85 000 Kindern, die in den letzten 20 
Jahren im Hospital untersucht wurden, war kein Fall von Mischtumor der Niere über 
7 Jahre alt, wenn auch in der Literatur gelegentlich ein höheres Alter angegeben wird. 
Den Grundstock der Geschwulst bildet nach Ansicht des Verf. die adenomatöse Kom- 
ponente, deren Wucherung durch eine unvollkommene Blutversorgung und dadurch 
bedingte Behinderung der Glomerulusentwicklung zustande kommen soll. Aus dem 
adenomatösen Gewebe gehe das sarkomatöse hervor. Eingesprengte Muskelelemente 
sollen keine eigentlichen Tumorbestandteile, sondern Derivate der Ureterenmuskulatur 
sein. Verse (Charlottenburg) “, 


Erkrankungen der Haut. 


~ Cassel: Zur Behandlung der Furunculose der Säuglinge (nebst Bemerkungen zur 
Hautpflege des Säuglings). Berl. klin. Wochenschr. Jg. 57, Nr. 36, 8. 849—850. 1920. 

Bei der Behandlung der Furunculose spielt die Vermeidung der Reinfektion eine 
wichtige Rolle. Hierzu ist der Infizierung der Wäsche besonderes Augenmerk zu wid- 
men. Deswegen ist die Behandlung dadurch zu ergänzen, daß man Leib- und Bett- 
wäsche 1 Stunde lang im Kochkessel mit Seifenwasser auskochen läßt. Gummiunter- 
lagen dürfen nur so groß sein, daß sie den Rücken bedecken und den Bauch freilassen ; 
andernfalls führen sie zu Harnzersetzung und disponieren zu Hautinfektionen. Aus 
dem gleichen Grunde ist die Gummiwindelhose zu verwerfen. Langer. 

Braun, Richard: Über Sagrotan-Zimtaldehyd als Antiscabiosum. (Dermatol. 
Klin., Uni. Leipzig.) Dtsch. med. Wochenschr. Jg. 46, Nr. 27, 8. 742. 1920. 

Die Anwendung des Mittels in folgender Zusammensetzung: Zimtaldehyd 1,0, Calce. 
carbon., Zinc. oxyd., Sagrotan ää 10,0 Aq. dest. ad 100,0 zeitigt keine besseren Erfolge in der 
Behandlung der Scabies, wie die altbewährten Krätzemittel. Verf. hält für die Massenbehand- 


lung Krätziger die Wilkinsonkur oder die Hardysche Schnellkur für die geeignetste, 
4. Reiche (Braunschweig). 


Specht: Eine Mikrosporieepidemie im rheinisch-westfälischen Industriebezirk. 
(Städt. Hautklin., Essen.) Dermatol. Zeitschr. Bd. 31, Nr. 8, S. 87—90. 1920. 

Erkrankungen wurden festgestellt in zwei Essener Internaten, in einer Essener 
Volksschule und in einem Waisenhaus zu Mühlheim (Ruhr). Der Erreger war das 
Mikrosporon Audouini. Durch Isolierung konnten die Herde schnell beschränkt 
werden. Unter Röntgenbehandlung heilten die Fälle. Aber längere Kontrolle nach 
der Behandlung ist notwendig, da Verf. doch noch längere Zeit nach völliger Epilation 
Pilze nachweisen konnte. C. A. Hoffmann (Berlin). 

Barendt, Frank H.: Remarks on scelerodermia. (Bemerkungen über Sklero- 
dermie.) Brit. med. journ. Nr. 3080, S. 44—45. 1920. 

Zwei Beobachtungen, von denen eine ein l2jähriges Mädchen betrifft. Seit einem Jahr 
ohne bekannte Ursache ein sich ganz allmählich ausbreitender Sklerodermiefleck auf der Streck- 
seite des linken Vorderarms, späterhin ein ähnlicher ausgedehnterer Fleck auf der Außenseite 
des linken Fußes, die zwei äußeren Zehen und die Knöchelgegend umgreifend. Weder Einrei- 
bungen noch Fibrolysin injektionen noch Schilddrüsenfütterung brachten Besserung. Wasser- 
mann war negativ. Ibrahim (Jena). 


Erkrankungen des Nervensystems. 


Beer, S.: Fall von Dysostosis cleidocranialis. Mitt. d. Ges. f. inn. Med. u. 
Kinderheilk. i. Wien Jg. 19, Nr. 1, S. 49—50. 1920. 

Achtjähriger, unterentwickelter Knabe mit kurzem, hohem Schädel, steiler 
Stirne, tiefliegender Nasenwurzel, dreieckigem Defekt in der Stimmnaht. An Stelle der Coronar- 
naht zwei Nähte. Symmetrische Pseudarthrose der Schlüsselbeine. — Die Dysostosis cleido- 
cranialis wird als selbständige, vererbbare Störung der Knochenentwicklung aufgefaßt. 

Neurath (Wien). 

Cosmettatos, G. F.: Hydrocöphalie et atrophie des glandes surr6nales. (Hydro- 
cephalus und Nebennierenatrophie.) Grèce med. Jg. 22, Nr. 2, S. 17—19. 1920. 

Bei einem 24 Stunden nach der Geburt verstorbenen Kinde mit großem Hydrocephalus 


— 589 — 


wurde pathologisch-anatomisch eine starke Liquoransammlung in den Hirnventrikeln erhoben. 
Die Nebennieren zeigten Atrophie mit fast vollständigem Fehlen der Marksubstanz, an deren 
Stelle sich Cysten fanden. Die Größe der Nebennieren stand sowohl zur normalen Größe dieser 
Organe als zur Entwicklung der Nieren im Mißverhältnis. Da die Marksubstanz genetisch mit 
den sympathischen Ganglien des Bauchraumes zusammenhängt, wäre an einen ätiologischen 
Konnex der Nebennierenveränderungen mit Mißbildungen des Zentralnervensystems (Anen- 
cephalie, Porencephalie u. a.) zu denken. Da jedoch, wie auch in dem mitgeteilten Falle, 
sich die sympathischen Ganglien intakt fanden, wäre an eine toxische Schädigung (als Folge 
einer elterlichen Erkrankung) der einander nahestehenden Organe, Gehirn und Nebennieren, 
in der späteren embryonalen Entwicklungszeit zu denken. ; Neurath (Wien). 

Alfaro. Gregorio Aráoz: Pseudo-tuberkulöse Meningitis und meningitische 
Zustände zweifelhafter Ätiologie. Arch. lat.-americ. de peliatr. Bd. 14, Nr. 3, 
S. 193—213. 1920. (Spanisch.) 

Von nicht tuberkulösen Prozessen, die beim Kinde eine Meningitis erzeugen kön- 
nen, ist in erster Linie die Syphilis zu nennen. Die Diagnose ist beim Säugling sehr 
schwer zu stellen, da die syphilitische Meningitis hier sehr stürmisch verläuft. Aber 
auch beim älteren Kinde ist die Unterscheidung bei Fehlen von anamnestischen Anhalten 
oft schwer. Die positive Pirquetreaktion schließt die syphilitische, der positive Wasser- 
mann die tuberkulöse Meningitis nicht aus. Maßgebend ist nur der bakterielle Befund 
im Liquor, besonders durch Impfung auf Meerschweinchen. Wo dieser nicht zu erheben 
ist, sollte regelmäßig merkuriell behandelt werden, vor allem bei Lymphocytose 
ım Liquor. Ferner kommt in Frage die Me ningitis parotidea (Kropfmeningitis). 
Hierbei ist die Differentialdiagnose aus dem Liquorbefund — Vorherrschen der Poly- 
nucleären --- zu stellen, sowie aus der Schwellung der Parotis und der Anamnese. Die 
cercbrale Form der Heine - Medinschen Krankheit ist an epidemiologischen Mo- 
menten und den Lähmungen zu erkennen. Die Finkelsteinsche meningeale Form der 
alımentären Inoxikation kann der Meningitis sehr ähnlich sein. Doch besteht 
hierbei 1. nur ganz geringe Lymphocytose des Liquors, 2. findet sich dabei Gly ko- 
surie, insbesondere Laktosurie. (Velasco Blanco und Hitce emp fehlen die Rubner- 
sche Reaktion: Kochen des Urins mit Bleiacetat; bei Laktose rosa Färbung, bei Glukose 
kaffeebraun, bei Maltose gelb.) 3. Leukocytose (nach Finkelstein) ca. 30 000, gegen 
Leukopenie bei tuberkulöse: Meningitis, 4. Fehlen eines ophthalmoskopischen 
Befundes. 5. Eingesunkensein der Fontanelle, 6. ist der Harnstoffgehalt im Liquor 
sowie im Blutserum bei alimentärer Intoxikation bedeutend vermehrt, 0,32—1,92 pro 
mille stat: 0,15—0,25, in einem Fall sogar 3,45. Sonstige Formen: typhöse Menin- 
stis, Otitis - Meningitis. Es kommen aber auch Meningitiden vor, die bei ganz gleichem 
Verlauf wie die tuberkulösen keinen bacillären Befund ergeben und die als pseudo- 
tuberkulöse Meningitiden zu bezeichnen sind. Huldschinsky. 

@ Stier, Ewald: Über Ohnmachten und ohnmachtsähnliche Anfälle bei Kin- 
dern und ihre Beziehungen zur Hysterie und Epilepsie. (Sammi. zwangl. Abh. 
z. Neuro- u. Psychopathol. d. Kindesalters, Bd. 1, H. 7.) Jena: Gustav Fischer 
1420. 138 S. M. 16.—. 

In mustergültiger Weise behandelt Stier das schwierige Kapitel der kindlichen 
Ohnmachtsanfälle. An der Hand von 33 Krankengeschichten, die uns plastisch den 
einzelnen Fall vor Augen führen, wird die Diagnose entwickelt, besonders dabei die 
meist wichtige Differentialdiagnose, die zur Epilepsie, eingehend erörtert. Von den 
33 Krankengeschichten behandeln 18 die diagnostisch klaren Fälle von Ohnmacht, 
während die übrigen 15 die bemerkenswerten und schwer deutbaren Fälle aufführen 
(Synkope und Hysterie — Synkope und Epilepsie). Die generelle Differentialdiagnose 
zwischen Ohnmachts- und epileptischen Anfällen sucht der Verf. durch ein Schema 
klarzumachen. Aus diesem sei hervorgehoben: Bei den Ohnmachtsanfällen ist eine 
grundsätzlich gleichartige Belastung mit Ohnmachten, respiratorischen Affektkrämpfen, 
Kopfschmerzen, Hysterie die Regel (bei Epilepsie Belastung mit Epilepsie, Geistes- 
krankheiten), auch treten sie im Gegensatz zur Epilepsie familiär auf. Ferner ist. — 
im Gegensatz zur Epilepsie — hier die körperliche Konstitution sehr schwächlich, 


— 590 — 


blasse Haut, rascher Farbenwechsel, gesteigerte emotive Erregbarkeit ist hier meist 
anzutreffen. Der Beginn der Anfälle fällt meist erst in das schulpflichtige Alter, die 
Epilepsie dagegen zeigt sich in der Hälfte der Fälle bereits im früheren Alter. Der 
zweite Ohnmachtsanfall folgt rasch dem ersten (bei der Epilepsie viel später), der Ver- 
lauf ist grundsätzlich remittierend, bei der Epilepsie dagegen grundsätzlich progredient. 
Bei den Ohnmachtsanfällen findet sich ferner — im Gegensatz zur Epilepsie — kein 
plötzliches Hinstürzen, kein Zungenbiß, kein Bettnässen, dem Erwachen schließt sich 
nur selten Schlaf an, nie ein verwirrter Zustand. Aus dem reichen Inhalt sei u.a. 
als praktisch wichtig hervorgehoben, daß der Verf. der lokalen Synkope keine gute 
Prognose zuerkennen kann. — Empfehlung des Luminals zur günstigen Beeinflussung 
der Epilepsie, erst in zweiter Reihe steht das Brom. Pototzky (Berlin-Grunewald). 

Held, William: Die neue Serumtherapie der Epilepsie. Neurol. Zentralbl. 
Jg. 39, Nr. 18, S. 594—604. 1920. 

Eingehendere Erörterung des Problems ‚Epilepsie‘ und der vom Verf. angegebenen 
spezifischen Serumtherapie (vgl. auch Heft 2, S. 92 dies. Zentralbl.), ohne Kranken- 
geschichten und therapeutische Einzelheiten. Das Material zur Behandlung ist ein 
Serum und eine Drüsensubstanz (‚„antiepileptische Serumsubstanz“), subcutan und 
per os einverleibt. Jeder Epileptiker erhält Material, das von dem für ihn speziell 
zu behandelnden Tier stammt. Von anderen Patienten gewonnene Substanz hat sich 
praktisch als nicht so wirksam erwiesen. Rasor (Heidelberg). 


Laurès, Gaston et Emile Gascard: Variation du taux de l’ urée dans le liquide 
cöphalo-rachidien prélevé au moment et en dehors des crises convulsives epilep- 
tiques et hystöriques. (Schwankungen im Harnstoffgehalt der Cerebrospinalflüssig- 
keit während und außerhalb der epileptischen und hysterischen Anfälle.) Presse 
med. Jg. 28, Nr. 40, 8. 396—397. 1920. 

In 6 Fällen wurde der Harnstoffgehalt des Liquors unmittelbar nach einem epileptischen 
Anfall und bei den gleichen Patienten 4 Tage später in anfallfreier Zeit untersucht. Er war stets 
nach dem Anfall deutlich erhöht (0,4—0,7°/% gegenüber 0,25 —0,4%/,). Im Liquor nach hysteri- 
schen Anfällen fand sich im Gegensatz dazu eine Verminderung des Harnstoffs (6 Fälle). 2 Fälle 
von sogenannter Hysteroepilepsie wiesen nach dem Anfall einen gesteigerten Harnstoffgehalt 
des Liquors auf. Sie entpuppten sich im weiteren Verlauf als echte Epilepsien. Die Chloride 
des Liquors zeigten keine analogen Schwankungen. Ibrahim (Jena). 


Erkrankungen der Bewegungsorgane. 

Bassetta, A.: Del torcicollo.. Resoconto clinico statistico. (Über Schiefhals. 
Klinischer Rechenschaftsbericht.) (Clin. ortop. di perfez. dei R. R. istit. clin., Milano.) 
Arch. di ortop. Jg. 36, H. 1, S. 123—198. 1920. 

Die Differentialdiagnose zwischen der angeborenen und der erworbenen Form ist 
nicht nur auf die Anamnese, sondern auch auf eingehende Untersuchung der Deformität 
zu stützen. Die erworbene Form zeichnet sich aus durch starke Ungleichheit der 
einzelnen Komponenten der Deformität: Seitbeugung, Drehung, Vorwärtsbeugung. 
Der angeborene Schiefhals wird vorwiegend beim weiblichen Geschlecht gefunden. 
Die häufigste Form ist die der sternalen oder überwiegend sternalen Contractur. Die 
unblutige Behandlung gibt nur in den ersten Lebensmonaten Aussichten auf Erfolge. 
Gegenüber der üblichen offenen Tenotomie der oberen oder unteren Muskelansätze 
empfiehlt Verf. auf Grund seiner günstigen Erfahrungen und aus kosmetischen Rück- 
sichten die subcutane Durchtrennung der oberen und unteren Muskelansätze des 
Kopfnickers. Künne (Steglitz). 

Nov6-Josserand, G. et Fouilloud-Buyat: Sur un cas de dystrophie osseuse 
généralisée, particulièrement accentuée au niveau des radius, avec déformation 
en radius curvus. (Über einen Fall von allgemeiner Knochendystrophie, besonders 
ausgeprägt im Bereiche des Radius, mit einer Verbildung im Sinne des Radius curvus.) 
Rev. d’orthop. Bd. 7, Nr. 4, 8. 339—348. 1920. 

Diese sehr seltene in ihrer Ursache noch völlig unaufgeklärte, fortschreitende De- 





— 591 — 


formierung beider Handzelenke, die der Madelungschen Handgelenksdeformität ähnelt, 
wird nach Erörterung aller Entstehungsmöglichkeiten von den beiden Autoren folgen- 
dermaßen zu erklären versucht: es handelt sich um eine Erkrankung des Adolescenten- 
alters, die sich langsam und schmerzlos erttwickelt und die charakterisiert ist durch 
einen Entkalkungsprozeß des Intermediärknorpels, fortschreitend auf den benach- 
barten Knochen, diesen in einzelne Teile zerlegend, und schließlich zu einer Gelenk- 
deformierung führend. Der Prozeß hat Ähnlichkeit mit dem, der bei der Coxa vara 
adolescentium beobachtet wird, doch unterscheidet er sich von diesem dadurch, daß 
die Entkalkung in den Bereich der Diaphyse fällt und die Epiphyse intakt läßt. 
Ä Paul Glaessner (Berlin). 

Frangenheim, P.: Osteoarthritis deformans juvenilis coxae, Osteochondritis 
deformans, Coxa plana. Zentralbl. f. Chirurg. Jg. 47, Nr. 31, S. 946—947. 1920. 

Bemerkungen zur Nomenklatur (sieho dies. Zentralbl. Bd. 9, S. 416) ` Walden- 
ströms Coxa plana“ erscheint nicht geeignet, da keine Abflachung, sondern eine De- 
formität des Schenkelkopfs eintritt und die gleichzeitige Veränderung der Hüftgelenk- 
pfanne nicht zum Ausdruck kommt. Auch im Gegensatz zur Perthesschen Bezeichnung „Osteo- 
chondritis‘‘ wird empfohlen, die alte Benennung Osteoarthritis oder Arthritis deformans juveni- 
tis coxae beizubehalten oder durch Coxalgia infantilis bzw. juvenilis zu ersetzen. Hedinger.™ 

Bargellini, Demetrio: Osteoartrite deformante giovanile delP’ anca. (Juvenile 
Osteoarthritis deformans der Hüfte.) Mit 6 Tafeln. Arch. di ortop. Jg. 36, H. 1, 
S. 3—109. 1920. 

Die eıste Veröffentlichung über 2 Fälle datiert aus dem Jahre 1888. Die Ätiologie 
ist noch umstritten, Trauma, Gefäßveränderungen, Gelenkflächeninkongruenz, ent- 
zündliche Vorgänge werden beschuldigt. Eingehende Erörterungen über mikroskopi- 
sche, Sektions- und Röntgenbefunde. Die Beobachtungen über Symptome, Hinken, 
Bewegungsbeschränkung, Schmerzen gehen noch auseinander. Differentialdiagnostisch 
kommen Coxa vara und Coxitis tuberculosa in Betracht. Künne (Steglitz). 


Allgemeines. 
(Lehrbücher, Handbücher, Populärmedizinisches.) 


© Göppert, F. und L. Langstein: Prophylaxe und Therapie der Kinderkrank- 
heiten. Berlin: Julius Springer 1920. XXI, 6078. M. 36.—. 

Wie einst jeder in der Praxis stehende Kinderarzt seinen Neumann konsultierte, 
so wird die jüngere Generation voraussichtlich in schwierigeren oder kritischen Situa- 
tionen nicht versäumen, nachzulesen, ob nicht im Göppert - Langstein ein Rat zu 
finden ist, der weiter hilft als das durchschnittliche therapeutische Können. Und er 
wird meist nicht enttäuscht sein. Neue Offenbarungen bringt das Buch zwar dem Er- 
fahrenen nicht; aber auch er wird mit um so größerem Vergnügen das Buch zur Hand 
nehmen, als es ohne Anlehnung an andere Bücher überall Selbsterlebtes und Erprobtes 
gibt. In vielen liebevoll durchgearbeiteten Einzelheiten wird er erkennen, daß nicht 
nur die wissenschaftliche Durchdringung der Probleme, sondern ein großer Schatz 
kritisch verwerteter Erfahrung den Verff. die Feder geführt hat. — Dem praktischen 
Arzt, der sich in die Behandlung kranker Kinder einführen will, werden die allgemeinen 
Kapitel über Ernährung, körperliche Ausbildung, Erziehung, konstitutionell abnorme 
Kinder, therapeutische Technik usw. besonders wertvoll sein. Sie bringen manches, 
was in den Lehrbüchern kaum gestreift werden kann, in ausführlicher und anregender 
Darstellung. Für die Ermährungsstörungen der künstlich ermährten Säuglinge wird 
die kürzlich von Langstein empfohlene neue Einteilung zugrunde gelegt. Ich fürchte, 
mancher Praktiker wird vor dem bergkrystallartigen Septagon einen Schrecken be- 
kommen und höhere Mathematik vermuten. Es lohnt sich, diesen Schrecken zu über- 
winden und das Kapitel eingehend zu studieren. Ob sich die vorgeschlagene Namen- 
gebung einführen wird, bleibt abzuwarten. Die Behandlung schwieriger gelagerter 
Ermährungsstörungen der Säuglinge ist eine lebendige Kunst, die sich leider schwer 


_— 


— 532 — 


durch Wort und Schrift lehren läßt. Das weiß jeder der sich bemüht, Studenten und 
Ärzte in dieser Kunst zu unterrichten. — Der Abschnitt: Medikamentöse Therapie 
bringt eine etwas kurz gehaltene Zusammenstellung der für die Behandlung kranker 
Kinder in Frage kommenden Arzneimitteldn alphabetischer Anordnung. Angeschlossen 
ist ein Verzeichnis von Kinderheil- und Erholungsstätten in -Deutschland, Österreich 
und der Schweiz; es liegt in den gegenwärtigen Verhältnissen begründet, wenn die mit 
großer Sorgfalt zusammengetragenen Angaben vielfach nicht mehr auf den heutigen 
Tag zutreffen. — Alles in allem trotz der vielen guten deutschen pädiatrischen Lehr- 
bücher eine sehr erfreuliche Bereicherung unserer Literatur. Dank seiner Eignung für 
den praktischen Arzt wird das Buch viele Auflagen erleben. Ibrahim (Jena). 

@Spitta, Oscar: Grundriß der Hygiene für Studierende, Ärzte, Medizinal- und 
Verwaltungsbeamte und in der sozialen Fürsorge Tätige. Berlin: Julius Springer 
1920. XII, 534 S. M. 36.—. 

Durch die Einordnung des Stoffes nach physiologischen Gesichtspunkten unter- 
scheidet sich der Grundriß von der üblichen Behandlungsweise der Lehrbücher der 
Hygiene. Die Darstellung gewinnt hierdurch an Lebendigkeit; sie wird durch gute 
und insbesondere durch instruktive schematische Abbildungen wirksam unterstützt. 
Die Gesetzgebung findet überall gebührende Berücksichtigung, so daß das Buch nicht 
nur als Lehrbuch, sondern auch als Nachschlagebuch für hygienische Fragen wert- 
volle Dienste leisten wird. Langer (Charlottenburg). 

. ®Schürmann, W.: Repetitorium der Hygiene und Bakteriologie in Frage und 
Antwort. 3. verm. u. verb. Aufl. Berlin: Julius Springer 1920. VII, 211 S. M. 12.—. 

Schürmanns Repetitorium der Hygiene und Bakteriologie erfreut sich durch die 
Art seines Aufbaues in Frage und Antwort und rein inhaltlich mit vollem Recht großer 
Beliebtheit. (Innerhalb 2 Jahren die 3. Auflage.) Der sich zum Examen Vorbereitende 
kann in gedrängter Form eine Übersicht über dieses verzweigte Gebiet erhalten, in 
dem auch noch zur Diskussion stehende Fragen vom Verf. wenigstens kurz angeschnitten 
sind. — Ich möchte nur auf einige Kleinigkeiten aufmerksam machen: Es ist bisher 
noch kein sicherer Beweis dafür erbracht, ob die peptonisierenden Bakterien bei Säug- 
lingen häufig toxische Wirkungen und Cholera infantum auslösen. Allein der bittere 
und kratzige Geschmack einer so zersetzten Milch wird die Mütter von einer Ver- 
fütterung abhalten; andererseits verweigert ein einigermaßen geistig normaler Säug- 
ling solche Nahrung. — Für 100 g Frauenmilch nimmt man im allgemeinen einen Brenn- 
wert von 70 Calorien an. Selbst während der Kriegsjahre fand man die Zusammen- 
setzung der Frauenmilch nur unwesentlich oder gar nicht verändert. — Ob unter den 
Milchsurrogaten die Kindermehle von Nestle und Kufeke mehr als die gewöhnlichen 
Mehle leisten, erscheint mir noch nicht bewiesen. Als Ersatz für Milch sie anzugeben, ist 
insofern etwas gewagt, als bei ihrer Anwendung gern auf jede Milchzufütterung ver- 
zıchtet wird und das Kind der Gefahr des Mehlnährschadens ausgesetzt ist. — Eine 
größere Bedeutung als dem Biedertschen Rahmgemenge kommt in der modernen 
Pädiatrie der Buttermilch und Eiweißmilch zu. — Unter den Gesundheitsstörungen, 
die durch. den Schulbesuch hervorgerufen werden, den Schulkropf anzuführen, ist 
wohl nur für solche Gegenden berechtigt, in denen der Kropf endemisch ist. — Der 
Vollständigkeit wegen möchte ich erwähnen, daß außer in Berlin im Institut für In- 
fektionskrankheiten „Robert Koch“ auch in Breslau ein Pasteurinstitut zur Tollwut- 
‚schutzimpfung besteht. | B. Leichtentritt (Breslau). 


Zentralblatt für die gesamte Kinderheilkunde. 


Band IX, Heft 14 


Seite 593—638 





— Hans (Cystopyelitis) 285. 

Abrahamsohn, Emmy s. Kauf- 
mann-Wolf, Marie 579. 

Abt, Isaac A. (Säuglingsekzem) 


561. 

Adam, Max (Freiluftbehandlung) 
105. 

Adamson, H. G. (Lichen planus) 
39. 


Abderhalden, Emil (Nutramine)l. 
Abelin, J. (proteinogenen Amine) 
146. 


Abelous, J.-E. et L.-C. Soula 
(Cholesterinbildung) 292. 

Adler, A. (Blasenstörungen) 183; 
(Miktion Neugeborener) 4. 

Aikman, John (Injektionen) 383. 

Aimes, A. (Peritonitis tuber- 
culosa) 356. 

Albu (Magenröntgenogramm) 16. 

— A. (Cholangitis) 111. 

Aldenhoven, W. (Dünndarm- 
atresie) 16. 

Aldu, A. G. (Asthma) 326. 

Alexander, Morris E. and Harry 
E. Allen (Encephalitis) 355. 

Alfaro, Gregorio Aráoz (Me- 
ningitis) 589. 

Allen, Bennet M. (Thymusdrüse) 
296. 


Abels, H. (Pyelitis) 587. 
| 
= 


— Harry E. s. Alexander, Mor- 
ris E. 355. 

Allers, Rudolf (Stoffwechsel) 51. 

Allingham, Walter (Pocken) 351. 

Alvarez, Baldomero Gonzälez 
(Scharlach) 526. 

Amberg, Emil (Taubstummbheit) 
461. 

Amenta, F. (Bulbärparalysen) 
236. 

Ameuille, 


P. s. Labbé, Marcel 
531. 


Amoss, Harold L. s. 
Simon 168. 

Angeles, Sixto de los and Ana- 
stacia Villegas (Synophthal- 
mie) 493. 

Angelis, Francesco de (Cerebro- 
spinalmeningitis) 354. 

Angioni, G. (Hämangiom) 451. 

Ansalone, Giov. Battista (Teta- 
nustherapie) 441. 

Apert et Cambessédès (Keuch- 


Flexner, 


husten) 314; (angeborer.e Ra- 
chitis) 210. 
Cambessédès et de Rio- 


—-Branco (Nierensekretion) 585. 


Autorenregister. 


Apert et Flipo (Grippe) 219. 
et Pierre Vallery - Radot 

(Probepunktion) 450. 

— E. (Grippe) 317; (Mongolis- 
mus) ( otherapie) 
382. 


— M. E. (Geschlechtscharakter) 
294. 


Arcelin s. Giuliani, A. 452. 
Arkenau, Wilhelm (Varicellen) 


475. 
Arloing, Fernand et Gabriel 
(Pseudodiphtherie- 


Richard 
becillen) 166. 

Armand-Delille, P.-F. (Diph- 
therieheilserum) 352. 

— et Pierre Louis Marie (Diph- 
therieprophylaxe) 528. 

Arneth (Influenza) 79; (Lym- 
phoidzellenblutbild) 301. 

Arnoldi, W. (Veränderungen des 
Blutes) 337. 

Arnone, Luigi (Mundprothesen) 
427. 


Arntzenius, A. K. W. s. Sthee- 
mann, H. A. 111. 

Aron, H. und L. Mendel (Nieren- 
entzündungen) 488. 

Hans (Nährstoffmangel) 468; 
wen) 198. 

— S. Samelson (Mohrrüben- 
 extrakt) 468. 

Arquellada, Aurelio M. (Mast- 
darmmißbildung) 509; (Noma) 
398. 

Artom, Gustavo (Muskelatro- 
phie) 334. 

Aschenheim (Anaemia splenica) 

163. 


— und Georg Stern (Milch- 
gerinnung) 101; (Milchgerin- 
nung) 199. 

— Else (Wasserversuch) 6. 

— Erich (Pylorospasmus) 345; 


? 


(Röntgenschädi ) 555. 
Aschner, Paul W. (akuten Em- 
yems) 180. 


Asher, Leon (Funktion der Thy- 
mus und Schilddrüse) 262; 
(Schilddrüsenhormons) 296. 

Ashhurst, Astley P. C. (Tuber- 
kulose) 403. 

S PARN H. (Hilusschatten) 
103. 

Audry, J. (familiäre Krank- 
heiten) 419. 

Auerbach, Siegmund (Lähmungs- 
typen) 91. 


Zentralblatt f. d. gesamte Kinderheilkunde. IX. 


nn en Le Lee ey ne 


Aulde, John (Calciumthe’apie 
159; (Nahrung) 497. 

Avi et, E.-C et R. Lutem- 
bacher (Herzdiphtherie) 234. 

Aymès, G. s. Roger, H. 319. 


Baagøe, K. (Lues congenita) 34. 
Baatz (Auflösung von Tuberkel- 
bacillen) 120. 
Bab, Hans (innere Sekretion) 57. 
Bach, Hugo (Tuberkulose) 482. 
Bachauer (Kinderwägungen) 8. 
Backer und Capelle (Freiluft- 
behandlung) 122. 
Bacmeister, Adolf (Empyeme) 
538;(Herpes zoster) 335. 
Bacon, Charles S. (Nabelschnur) 
338 


Baer, Arthur (Leberfieber) 449. 

— Walter s. Weidler 186. 

Baerthlein, Karl und Eugen 
Thoma (Grippe-Lungenent- 
zündungen) 317. 

Bailly, Léon A. (Diphtherie) 
476. 

Baker, Horace Mitchell (Allergie) 
66 


Balen, Auke van (an 9 
Bälint, A. (Scharlachfieber) 474. 
Ballantyne, J. W. (Hirnblutung) 


Banks, H. Stanley (Meningitis) 
8l. 

Barabas, Zoltan s. Bardachzi, 
Franz 80. 

Barach, Joseph H. (Harnbefunde) 
585. 


Barber, Hugh (Nieren-Zwerg- 
wuchs) 89. 

Barchetti, Karl (Ulcus duodeni) 
16; 470. 

Barcza, Alexander v. (Fried- 
mannsches Mittel) 228. 

Bardach, Martha und Otto Lade 
(vegetatives Nervensystem) 

573. 


Bardachzi, Franz (Meningitis 
epidemica) 26. 

— und Zoltan Barabas (Parotitis 
epidemica) 80. 

Bardier, E. (Adrenalin bei Blu- 
tungen) 270. 

Be Henti (Larynxstenose) 


Barendt, Frank H. (Sklerodermie) 
588. 


Bargellini, Demetrio (Osteo- 
arthritis deformans) 591. 


38 


Barney, J. Dellinger and Edward 
S. Welles (Nierentuberkulose) 
323 


Barron, Moses (Ductus omphalo- 
mesentericus) 514. 

Bartschmid, Josef (Tuberkulose- 
häufigkeit) 576. 

Bassetta, A. (Schiefhals) 590. 

Bassler, Anthony (Darmtox- 
ämien) 469. 

Basten, Josef (Typhusschutz- 
impfung) 171/172. 

Basterra Santa Cruz (Pseudo- 
Neuritis optica) 415. 

Battle, W. H. (Peritonitis) 74; 
(Sarkom) 336. 

Bauer, Adolf (Krapp) 324. | 

— Julius (Degeneration) 49; 
(Konstitution) 194. 

— K. Heinrich (Osteogenesis 
imperfecta) 306. 

Bauzä, Julio A. (Myxödem) 563. 

Becher, Heinrich (Terpentinöl) 


454. 
Becht, Frank C. (Liquor cerebro- 


inalis) 193. 
Beck, O. O. (Klumpfuß) 95. 
Becker, Erich (Spirochäten- 
färbungen) 177. 
Beer, S. (Dysostosis cleidocra- 
nialis) 588. 
Behague, P. s. Crouzon 49. 
Behr, Carl (Stauungspapille) 287. 
a Moses (Osteomyelitis) 


Benecke, R., u. Zausch 
(Hirnläsion) 14. 

Benjamins, C. E. (Oesophago- 
skopie) 389. 

Beninde(Gesundheitszustand)54; 
Sa n) 18. 

Benzing, R en 525. 

Berblinger, W. (Zirbeltumoren) 
113. 


Berezeller, Imre (Hüftgelenks- 
luxation) 95. 

Berg (Blausäurevergiftungen) 
367. 

— Sigurd (Partialantigene) 176. 

Bergstrand, H. (Parathyreoidea) 
417. 

Berkeley, William N. (Zirbel- 
drüse) 309. 

nn Max (Konstitutions- 
maß) 8. 

Berman, Louis s. Kerley, Charles 
Gilmore 387. 

Bernhard, O. (Sonnenlichtbe- 
handlung) 483. 

Bernhardt, Georg und Arthur 
Simons (Encephalitis lethar- 


Fr. 


gica) 222. 

Bernheim-Karrer (Pirquetsche 
Probe) 31. 

Bertarelli, E. (Normalserum) 
572. 


| 


594 
Bertoin (tuberkulöse Meningitis) 
358 


Besredka, A. (intratracheale 
Serumwirkung) 152. 

Bettmann (Hautkrankheiten) 
473. 

— und Carl Iseke (Myxödem) 77. 

Beumer, H. (Nephrose) 586. 

— Hans pero ee 
586 


eaen — 


Beust, A. von (Grippenempyem) 
125. 


— A. T. v. (Ostitis fibrosa) 95. 

Beuttner, O. et Vulliéty (Grippe) 
57. 

Biberstein, H. s. Morgenroth, J. 


100. 

Bielschowsky, Max und Ernst 
Unger (Syringomyelie) 456. 
Bierry, H., P. Portier et L. Ran- 
doin-Fandard (Avitaminose) 

520. 

Bigelow, Leslie Lawson and 
Jonathan Forman (Lympho- 
sarkom) 111. 

Bigland,A. Douglas (Ödemkrank- 


heit) 113. 
Bihlmeyer, G. (Diabetes) 307; 
521. 


Binet, Léon s. Lesné, Edmond 4, 
498. 

Björn-Hansen, E.(Pirquet-Probe) 
403. 

Birk, Walter (Kinderheilkunde) 
368 


Bisgaard, A. und Johs. Norvig 
(genuine Epilepsie) 189. 
lack- e, J. (Riesenwuchs) 


563. 
Blackhall-Morison, Alexander 
(Herzkrankheiten) 361. 
Bland, P. Brooke (Gonorrhöe) 
330. 


Blank, G. (Tonsillitis) 325. 

Blau wkuip, H. J. J. s. Coenen, 
Freia 367. 

Bloch, C. E. 
rungen) 510. 

— Oscar E. (Hämaturie) 235. 

Bloomfield, Arthur, L. (Rachen- 
bakterien) 86. 

Blühdorn, K. (Spasmophilie) 471. 

Blum, Julius (Immunisierung 
gegen Diphtherie) 529. 

Blumenthal, Walther (Ungleich- 
heit der Pupillen) 202. 

Boas, Harald (Rectalgonorrhöe) 
38. 


Bock, Victor (Friedmannsches 
Heilmittel) 228. 
Bodin, E. (Acrodermatitis) 455. 


(Verdauungsstö- 


Bodon, Karl(Jodprophylaxe)118. 
Boenheim, Felix (Hemiatrophia 
faciei) 308. 


Boenninghaus (Nasenschiefheit) 
36. 


Bökay, Zoltan (Pylorospasmus) 
305. 

Bokkel Huinink, A. ten 3. Gorter, 
E. 438 


Bolaffi, Aldo (Meningokokken- 
infektionen) 169. 

Bolten, H. (Vagusneurosen) 364. 

Bonaba, Jose y Victor Zerbino 
(Cerebrospinalmeningitis) 399. 

Bonnamour, S. s. Rodet., A. 224. 

Bonnet, H. s. Nobecourt, P. 359. 

— L. M. et Cons (Thymustod) 22. 

Boorstein, Samuel W. (Geburts- 
frakturen) 203; (postdiph- 
therische Lähmung) 79. 

Borchardt, L.(Organtherapie) 68; 
(Organotherapie) 270. - 

Borchers, Eduard (Lymphan- 
giome) 128. 

Borčić, B. (Bakterienfette) 420. 

Borland, Vynne (Ernährung mit 
Trockenmilch) 5. 

Borries, G. V. Th. (Lebyrinthitis) 
366. 


Borrino, Angiola (Abstillung) 
498; (Bettnässen) 452. 

Bory, Louis (Syphilis) 580. 

Bossert, Luise und Otto (Fried- 
mannsches Tuberkuloseheil- 
mittel) 32. 

— Otto (Ödembildung bei S ee 
mophilie) 20; (Spasmop 
471. 

— — und Bruno Leichtentritt 
(bakteriologische Blutuntersu- 
chung) 553. 

Bottelli, U 

nn 


Bostaher s. Thibierge 331. 

Braaschh W. F. (Nierentuber- 
kulose) 121. 

Brade-Birks, Hilda K. (Früh- 
rachitis) 112. 

Bradley, William N. (Ernährung 
des Neugeborenen) 297. 

Brailsford, T. s. Robertson 372. 

Brandenstein (Schildkröten- 


tuberkelbacillenvaccine) 447. 
Brandes, M. (Luxatio coxae) 46. 


E (Leukämie) 524. 
uy (Eiweißnachweis) 


Brandt, Margarete s. Müller, 
Erich 298. 

Braun (Friedmannsche Behand- 
lung) 281. 

— Richard (Sagrotan-Zimtal- 
dehydosum) 588. 

Braune, (Trional) 44. 

Brennemann, Joseph (Ham- 


röhrenulcus) 587. 

Brezina, Ernst (Ermüdungser- 
scheinungen) 8. 

Bridgman, Olga s, Hassler, Wil- 
liam C. 378. 

Brinchmann, Alex (Verände- 
rungen im Blute) 53. 

Broca (Geburtsfrakturen) 385. 


- 595 — 


Brodin, P. s. Richet, Charles 337. | Canon (Blutuntersuchung) 68., Comby, J. (akute Encephalitis) 
— et J. Oddo (Ikterus) 418. | Capelle z Backer 122. | 222; (Chorea) 415; (Encepha- 
Brown, Alan, Ida F. McLachlan |Cardey, F. (Pseudocroup) 284. | litis) 318; (Mongolenfleck) 332. 
and Roy Simpson (Blutkalk) | Carle (Heredosyphilis ) 406. Comte (Chorea minor) 190. 
434. Carmagnano, Carlo (Stillfähig- | Conradi, H. (Diagnose der Diph- 
— Lloyd T. (Körperstatik) 496.| keit) 500. '  therie) 313. 
— Maud A. (Unterernährung) | Caro, L. (Blutli pe s. L. M. Bonnet 22. 
422. re E. W Remdkören) Conseil, E. s. Nicolle Charles 78. 
Brownlee, John (Masernepide- Consorti, Domenico (Herzkrank- 





mien) 216. — Toward Childs (Milzex- | heiten) 539. 
Brownlie, James Law (Diph- | stirpation) 525. Contamin, N. s. P&hu, J. Chalier 
theriebacillenträger) 116. Carr, Walter J. and Mc Keown 580. 


Bruck, W. und H. Hirsch (Poro- | (Nervenfall) 412. Cooke, J. V. s. Jeans, P. G. 483. 


keratosis Mibelli) 235. Carrieu s. Ducamp 79. Cope, Zachary (Nähnadel im 
Brüning, Fritz (Sonnenbehand- | Marin Leopold (Nierentuber- | Herzen) 240. 
lung der Tuberkulose) 30. kulose) 175. Correns, C. (Vererbung) 193. 


— Hermann (Exantheme) 216; ;| Casse I. Furuneulose) 588: (Unter- | Corsy, F. (Erweiterung der Ure- 


e ernährung) 205. teren) 362. 
| Castro, A. Rodriguez (Cercebro- | Cosmettatos, G. F. (Hydroce- 
RRN Alfred (Lungenstütz- | spinalmeningitis) 399. phalus) 588. 
funktion) 486. Cautley, Edmund (Defekt der |Coston, H. R. (Hemihypertro- 
Bruns, O. und F. König (Capillar- | Gallengänge) 208. phia) 308. 





Courbon, Paul (Frühreife) 456. 
Courtade, A. (Rachenmandel- 
gesicht) 35. 


durchblutung in Bädern) 13. | Cauwenberghe, A. van (Lymph- 

Bruynoghe, R. (Dysenterie- | drüsenschwellungen) 349. 
bacillen) 400. Cavazzani, Alberto (metallisches 

Bryan, C. W. G. (Darmwand- | Rasseln) 150. Courtney, Angelia M. s. Holt, 
cyste) 346 Cavengt, D. Santiago (Dextro- | L. Emmet 149, 200. 

Bürger, Max (Ödemkrankheit) nn 327. | Cozzolino, Olimpio (Encephalitis 
432. | Ceelen, W. (Herzvergrößerung) | lethargica) 170; (Pertussis) 25. 

Buford, Robert K. (Intussuszep- | 327. Cramer, W. (Sympathicusfieber) 
tion) 73. | Cemach, A.J. (Kochleare Reflexe)! 372. 

Burghold (Tuberkuloseübertra- | 143. Creadick, A. N. (Omphalitis) 106. 
gung) 282. Chaoul, H. (Lungenzeichnung) | Cremer, L. ( er odialyse) 542. 

. Burr, Charles W. (Rückenmark- | 341. Cronk, H. (Lipodystrophie) 
blutung) 426. Chick, Harriette (Vitamine) | 562. 

Burrows, E. C. s. Burrows, W. F. 75. Crookshank, F. G. (Encephalo- 
481. Christian, Henry A. (Hypo-| myelitis) 355. 

— W. F. and E. C. Burrows | physenstörung) 213. Crouzon et P. Béhague (Ophthal- 
(Tuberkulose) 481. Churchman, John W. (Gentiana- | moplegie) 493. 

Crowell, Bowman Corning (Asca- 
ridenerkrankung) 208. 


Busacchi, Pietro (Extrasystolen) | violett) 172. 
Culler, Robert M. (Brustamfang) 
466. 


=- rn nn an ne een ne nennen man nenn 


234. Citron, Julius (Tonsillen) 179. 
Buschke, A. (Sklerödem) 39. Clapier (Ostitis) 355; (Trypano- 
Busse, Paula (Gedächtnisstufen) | 





somiase) 356. 

378. Capp, C. A., and M. G. Martin 

Bussy s. Rollet 481. enorrhöe) 304. 

Buys, L. R. de s. Eustis, Allan dike. Floyd S. and Andrew 
213. ı Dow (Natrium cacodylicum) 

Byard, Dever S. (Diphtherie- 469. 

Prophylaxe) 116. Clauss, M. (Polyneuritis) 334. 

Byfield, Albert H. (Arthritis de- | Clendening, Logan (Tonsillek- 
formans) 78. | tomie) 360. 

— — — Amy L. Daniels and | Climenko, Hyman (Basedowsche 
Rosemary Loughlin (Orangen- | Krankheit) 310. 3 
saft) 212. Cockayne, E. A. (Köhlersche : Curschmann, Hans (Lungentuber- 

Krankheit) 239; (Raynaudsche | kulose) 226. 
Cadbury, William W. (Milch des ' Krankheit) 43; (Sklerodak- | Cyriax, Edgar F. (Blutdruck- 


Culp, W. (Status thymico-lym- 
phaticus) 562. 

Cumming, James G. (Tuberku- 
lose-Übertragung) 321. 

Cunnington, C. Willett (Di- 
phtherieserum) 218. 

Curcio, Attilio (Osteosynthese) 
239. 

Curioni, M. (Augentuberkulose) 
358 








er e 


Wasserbüffels) 62. | tylie) 237. symptom) 67. 
Caillioni s. Variot 39. ‚ Coenen, Freia u. H. J. J. Blauw- | Czerny, Ad. (Krankheiten der 
Cambessédès s. Apert 314, 585. | kuip (Scapoiditis) 367. Luftwege) 34. 
— — — E. 210. 'Coerper, Cart (Erythema infec- ; — — und H. Eliasberg (Protein- 
Camescasse, J. (Landaufenthalt)| tiosum) 540. körpertherapie) 229. 

10. Colledge, Lionel (Mittelohreite- 
Canelli, Adolfo F. (Little-Syn- | rung) 543. Dahl, Robert (Magengeschwür) 


drome) 187; (Masernblutbild) | Collier, James (Lähmung) 91. 389. 
114; (Wilsonsche Krankheit) | Collins, F. Garland (Prätuber- | Dalyell, E. J. (Säuglingsskorbut) 
236. kulose) 401. " 76. 


38* 


Dana, Harold W. 

+» diagnose) 333. 

Daniels, Amy L. s. Byfield, Al- 
bert H. 212. 

Darier, J. et J. Hallé (Geschwül- 
ste der Kiemengänge) 190. 
Dautrebande, Lucien s. Debré, 

Robert 578. 

Davidsohn, Else (syphilitische 
Zähne) 324. 

— Heinrich (Ausbreitung der 
Tuberkulose) 576; (Hutchin- 
sonsche Zähne) 178. 

Davies, L. Meredith (Ichthyosis 
hystrix) 186. 

Davis, David J. (Streptococcus 
haemolyticus im Magendarm- 
kanal) 155. 

— — John (Tonsillen) 124. 

Dawson, G. W. (Nasen-Rachen- 
fibrom) 324. 

Daxenberger, F. (Moos) 379. 

Debre, Robert et Paul Jacquet 
(Tuberkulose) 321. 

Jean Paraf et Lucien 
Dautrebande (experimentelle 
Tuberkulose) 578. 

De Buys, L. R. (Zwerchfell- 
hernie) 73. 

Deckx, H. (Alkoholismus) 544. 
Degkwitz, Rudolf (Masernre- 
konvaleszentenserum) 216. 
De Lange, Cornelia (angeborener 

Herzfehler) 233. 

Delepine, S. (Tuberkulosedis- 
position) 174. 

Delvolve, J. (Pädagogik) 376. 

Demoll, R. (Vererbungsfragen) 1. 

Denecke, Gerhard (Pericarditis 
obliterans) 328; (Rauchfuß- 
sches Dreieck) 150. 

Denis, Paul (Vaccineanwendung) 
152 


— W. and A. S. Minot (Blut- 
kalk) 418. 

Denker, Alfred (Fremdkörper) 
538. 

Denyer, Stanley 
363 


(Meningitis- 


E. (Enuresis) 


Denzer, Bernard (Peritonitis- 
diagnose) 559. 

Deuchler, Gustav (Intelligenz- 
prüfungen) 64. 

Deussing, R. (lymphocytäre Re- 
aktion) 435. 

Deycke, G. (Tuberkulose) 172. 

D’Herelle, F. (infektiöse Darm- 
erkrankungen) 71. 

Dible, James Henry (Strepto- 
kokkenendokarditis) 327. 

Di Cristina und S. Maggiore 
(Mittelmeerfieber) 27. 

Dide, M., P. Guiraud et R. Michel 
(Amaur. Idiotie) 237. 

Dietrich, Fe a) (Nahrungsbe- 
darf) 420 


596 — 

Disson (Röntgenbehandlung) 122. 

Distaso A. (Färbung von Tuber- 
kelbacillen) 27. 

Dixon, Montague 
fusion) 154. 

Dölger, Robert (Wärmeapparat) 
342 


Dörrenberg re 
kulosemittel) 122. 

Dold, H. und L. P. Huang (Er- 
kältungsdiarrhöe) 205, 304. 
— Hermann und Chen Yühsiang 
(Bakterienlebensdauer) 100. 
Dorlencourt, H. s. Marfan, A.-B. 

511. 

Dorner, G. (Scharlach) 350. 

Dow, Andrew s. Clarke, Floyd S. 
469. 

Drachter, Richard (Broncho- 
pneumonie) 124; (Gaumen- 
spalte) 513; (Hasenscharte) 72. 

Dreyfus, Lucien (Säureintoxi- 
kation) 144. 

Driel, B. M. van (Vitamine) 292. 

Drinkwater, Harry (Diphtherie) 
313. 

Dronin, H. s. Grenet, H. 405. 

Drügg, Walther (Tuberkulose- 
prognose) 121. 

Drummond, J.-C. s. Rosenheim, 
O. 291. 

Dubs, J. (Appendicitis) 305. 

Ducamp et Carrieu (diphtheri- 
sche Lähmung) 79. 

Ducroquet, C. (Hemiplegie) 491. 


(Bluttrans- 


Ducuing, J. (Lipome) 192. 
Dührssen, A. (Friedmannsche 
Mittel) 579. 


Dünner, Lasar und Georg Hart- 
wich (Brom) 302. 

Dufestel, L.(Wachstumstabellen) 
550. 

Duken, J. (Bronchopneumonie) 
36; (Chondrodystrophie) 522. 

Dumoutet (Rhinitis pseudomem- 
branacea) 123. 

Dundas, Grace H. Giffen(Blennor- 
rhoea neonatorum) 107. 

Durand (Mucoidcyste) 367. 

— Paul s. Péhu, M. 356. 

— — (Di-Bacillenstämme) 314. 

Dwyer, Hugh L. (Chondrodys- 
plasie) 161. 

Dyson, James E. (Pyelitis) 488. 


Eastman, Joseph Rilus (Spina 
bifida) 188. 

Ebner, v. 
wegung) 147. 

Ebstein, Erich (Ärzte- Briefe) 48. 

Economo, C. v. (zur Encepha- 
litis lethargica) 221. 

— G. (Encephalitis lethargica) 
221. 

Edelstein, F. und L. Langstein 
(Pirquetsches System) 545. 


(Bevölkerungsbe- 





Effler, E. Sanierungsversuch 
von Petruschky) 177. 

Eichelberg (Lungentuberkulose) 
227. 

Eichhorst, Hermann (Grippe- 
epidemie) 167. 

Eigenberger, Fritz (Zylindroide) 
341. 


Eikenbary, C. F. (Klumpfuß) 
461. 


Eiselt (Pirquetreaktion) 404. 

Eisenstaedt, J. S. (Behandlung 
des Ekzems) 185: 

Eisler, M. (Präcipitin) 55. 

Eisner, Georg (Grippebehand- 
lung) 398. 

Elfer, Aladär und J. Kappel 
(Osteomalacie) 518. - 

Eliasberg, H. s. Czerny, Ad. 229. 

— — und W. Neuland (Tuber- 
kulose) 532. 

Elterich, Theodore J. (Tetanie) 
160. 

Elzas, M. s. Wynhausen, O. J. 
213. 

Embleton, Dennis (Cerebro- 
spinalmeningitis) 118. 

Emerson, Wiliam R. P. (Er- 
nährungsklassen) 422. 

Engel (Rachitis) 19. 

— C.S. (Sekret- und Blutunter- 
suchungen) 504. 

— Hermann (Kriegsosteoma- 
lacie) 18. 

— St. (Furunkulosebehandlung) 
331; (Rachitis) 211. 

Engelking, E. (familiäre Poly- 
cythämie) 277; (Lichen scrofu- 
losorum) 29. 

Engleson, Hugo (Salvarsanbe- 
handlung) 123. 

Ensch (Wachstum) 7. 

Eparvier, H. s. Pehu, M. 80. 

Eppinger, H. s. Hirschfeld, H. 
276. 

Epstein, B. und W. Neuland 
(Dermatosen) 521. 

— Berthold s. Schiff, Er. 88. 

— J. (amaurotische Idiotie) 189. 

Eschbach, H. (Encephalitis) 530. 

Esmein s. Laubry 233. 

Eustis, Allan and L. R. De Buy: 
(Hypothyreoidismus) 213. 

Eyster, I. A. E. and W. S. Middle- 
ton (Herzblock) 182. 


Eyth, Hildegard (Vulvovagi- 
nitis) 90. 
Faber, Harold K. (Hautem- 


physem) 411; (Wachstum der 
Säuglinge) 197. 

Fabris, Stanislao (Meningitis) 
363 


Fairbank, H. A. T. (Geschwulst 


des Sternocleidomastoideus) 


336. 


— 597 


Falck, A. (Subcutane Injek- Te Apert 219. Friedmann, E. D. (Reflexe) 53. 

tionen) 13. Floeckinger, F. C. (Spondylitis) | — Friedrich Franz (Friedmann- 
Fales, Helen L. s. Holt, L. Em- ' 323. sche Therapie) 447. 

met 149, 200. ne Alfons (Zwerchfellbe- | Friedstein, Hugo. s. Lussky, 
Falkenheim, Curt (Sterblichkeit; wegungsstörungen) 11. | Herbert O 231. 

des Kleinkindes) 502. | Fonio, A. (Hämophilie) 163. | Fröhlich, A. und L. Pollak (Cam- 
Faroy, G. (Natriumcitricum) 345. | Fonzo, Ferdinando (Radialis- | pherstudien) 270, 271. 
Favre. s. Lemoine, G. H. 531. | lähmung) 364. Fröschels, Emil (Sprache) 541; 
Feer E. (Lehrbuch der Kinder- Foot, Nathan Chandler (Thymus- (Sprachstörungen) 287. 

heilkunde)192;(Varicellen)115. | geschwulst) 564. i Fromme, Albert (Spätrachitis) 
Fejér, A. von und W. v. Schulz Foote, John A. (Hirnblutungen); 112; (Traumatische Epiphysen- 

(Sputumuntersuchung) 120. | 556. lösung) 239; (Wachstumsde- 
Feigl, J. (Mikroanalyse) 67. Forgue, Emile (Volvulus) 16. | formitäten) 17. 

Eri Jonathan, s. Bigelero | Frontali, Gino (Knochenbrüchig- 


Feilchenfeld, Leopold a 
111 keit) 433. 

roiling, Anthony (Ruckenmarkas ' Forschbach (Epyembehandlung) 72 Frank R. (Facialislähmung) 
125 


tumor) 333. 
Fein, Johann (Anginose) 325; : ‚Foth, Käte, s. Niemann, Albert Fua "Riccardo (Findelhäuser) 
503. 


(Pathologie der Angina) 230; | a 
(Tonsillotomie) 449. | Foti, P. (Meningokokkenserum) | Fülleborn, Friedrich (Helmin- 


Fendel (Encephalitis lethargica); 169. theneier) 424. 
171. Fouassier, M. (Milchbakterien) 6. | Fürbringer (Wurmerkrankungen) 
272. 


Ferrannini, Luigi (Alimentäre | Foucart, A. s. Lereboullet, P. 














Überempfindlichkeit) 107;| 319. Funsioli, Giulio (Aphasie) 456; 

(Geroderma) 522. Fouilloud-Buyat s. Nove-Joss6- | (Pseudoanämien) 113. 
Ferreira, Clemente (Serum- | rand 590. 

injektionen) 345. Fournier, L. et A. Schwartz | @abathuler, Alexander (Milch- 
Ferreri, Gherardo (Kanülenträ- | (Vaccinebehandlung) 81. verdauung) 62. 

ger) 528. | Fowers, Grover s. Knox, J. H. Gaertner, Gustav (Vitamine) 291. 
BUT Bertram, s. Tanner, Fred | 190. ! Galli- Valerio, B. (Anpassung der 

W. 186. Franchetti, U. (Kindlicher Skor-| Parasiten) 145. 
Fey, s. Phélip 469. , but) 275. Gama, Plinio (Darmschmarotzer) 
Fici, V. s. Pende, N. 431. ' Francke (Butolan) 470. | 515. 


Field, C. G. (Lungeninfcktion) | | Franco, E.-E. (Leishmaniose) | Garibaldi, Américo (Thyreoidea 
531. ' und Immunität) 100. 


409. 
an Charles A. (Lymphosarkom) | Frangenheim, P. (Osteoarthritis | Garrahan, Juan P. (Oculomoto- 


deformans) 591. | riuslähmung) 332; (Tuberku- 
Figueira, Fernandes (Maiskleie- | Frank, Armando, und Lotte | lose) 446. 
Extrakt) 466; (Weizenkleien- | Mehlhorn (Blutzuckerkurve) — — — y Octavio M. Pico 
extrakt) 197. 267. | (Prophylaxe der Tuberkulose) 
Finder, G. (Mundatmung) 179; | — Maria (Barlowsche Krank- 229. 
(Tonsillitis) 230. heit) 21. Gascard, Emile, s. Laurès, Gaston 
Pagen E. (Syphilis-Immunität) | Frankenstein, Curt (Aktive Im- | 590. 
munisierung) 202. Gassul, R. (Tiefenwirkung des 
Fiora, Gennaro e Guido Guidi Fraser, J. Frank (Kongenitale Ultravioletts) 303. 
(Muskelatrophien) 43. | Syphilis) 283. ! Gauvain, Henry (Tuberkulose- 


Firman-Edwards,, L. (Lobär- ' — on (Sarkome der Niere) | fürsorge) 177. 
pneumonic) 538. | Gehrels, E. (Mesenterialdrüsen- 


Fischer, A. W. (Hämolytischer — M. W. a. Macfie, J. W. S. 443, Tuberkulose) 174. 


Ikterus) 110. 480. Geigel, Richard (Herzkrank- 
-— Heinrich (Epilepsie) 414. ı Freeman, Rowland Godfrey| heiten) 583. 
— Walther (Partieller Riesen- ! (Zentrale Pneumonie) 180. Gellert, H. H. (Mißbildung des 
wuchs) 307. | Frei, Magda (Herpes zoster) 475.| Dickdarms) 272. 


Fischler (Akzessorische Nähr- | "reise, Eduard (Wachstum) 58. | — Philipp (Septumdefekt) 539. 


stoffe) 291. French, Thomas R. (Infraton- | Gelston, C. F. (Kinderunter- 
Flament, R. (Hüftgelenksluxa- : | sillare Lymphknoten) 409. suchungen) 196. 

tion) 495. : Freudenberg, E. (Molke) 59. Genoese, G. (Scharlachartiges 
Fleiner, Wilhelm (Darmreten- Fl, H. Mammele (Molke) 59; | Exanthem) 575. 

tion) 49. 465. — Giovanni (Jodreaktion im 
Flesch-Thebesius, Max (Lungen- Freudenthal, Siegmund (Pneu-| Harn) 201;( Keuchhusten) 117; 

blutung) 87. monie) 486. (Meningitis tuberculosa) 281. 
Fletcher, H. Morley (Renaler | Frey, M. v. (Physiologie) 289. |Gentzen s. Hilgers 445. 

Infantilismus) 563. Friedberg, Eduard (Blutbild) | Gerard, G. (Tränenpunktektopie) 


Flexner, Simon and Harold L. 553; (Buttermehlnah ) 508. 365. 
Amoss (Infektionsweg bei Friede, Reinhard (Skleraleyste) | Gerstenberger, Henry J. (Malz- 
Poliomyelitis) 168. 460. |  suppenextrakt) 520. 


Gerstl (Hilusdrüsentuberkulose) 


29, 226. 
Gerstley, Jesse R. (Masern) 568. 
Giffen, H. s. Dundas, Grace 107. 
Gifford, Mabel Farrington 
(Sprachstörungen) 413. 
Gilbert, P. Pond s. Haines, Wal- 


ter 8. 151. 

Gingold, David (Tuberkulöse 
Meningitis) 82. 

Gins, H. A. (Vaccinevirus) 164. 

Ginsburg, Solomon (Influenza) 
221. 


Giorgio, G. di (Syringomyelie) 
492. 


Gioseffi, M. (Vergiftung durch 
Ricinus-Samen) 47. 

Girard, Lucien (Meningokokken- 
vaccine) 169. 

Gismondi, A. (Erythrodermie 
desquamativa) 540. 

Giuliani, A. et Arcelin (Ureter- 
steine) 452. 

Giuseppe, Tito di (Komplika- 
tionen) 167. 

Glanzmann, E. (Purpura) 310. 

Glass, E. (Chirurgische Tuber- 
kulose) 323. 

Gloyne, L. R. (Diphtheriekon- 
trolle) 78. 

Göppert, F. und L. Langstein 
(Kinderkrankheiten) 591. 

Goerges, Th. (Kinderpflege) 551. 


Görres( Wirbelsäulentuberkulose), 


446. 

Goetzen, Curt v. (Gliedmaßen- 
mißbildung) 69. 

Goldbloom, Alton and Ralph 
C. Spence (Pylorusstenose)3%. 
ldman, Alfred, s. Grant, Sa- 
muel B. 537. 

Goldstein, Alice (Arhinencepha- 

lie) 304. 

Hyman and Maurice Schneck 
(Zwergwuchs) 161. 

Golliner (Scharlachinfektion) 568 

González-Alvarez, M. y J. Gon- 
zález Edo (Sinuspunktion) 301. 

— — Martin (Pleuritis larda- 
cea) 450. 

piri J. Arthur (Läbmung) 


ren E. et A. ten Bokkel 
Huinink (Diphtherie-Immuni- 


sierung) 438. 
Gosse, Hope A. s. Parkinson, 
Schür- 


John 583. 
Gotschlich, E. und W. 
mann (Mikroparasitologie) 68. 
Gottfried, A. s. Kappeller, G. 
500. 
Gottlieb, Mark J. 
asthma) 410. 
Gottstein, Adolf (Lungenent- 


zündungen) 285. 
(Goubeau (Hypersyphilis) 483. 


(Bronchial- 


598 
E. (Hyperdaktylie) 


Gräfenberg, 
260 


Graetz, Fr. (Verbreitungsweise 
der Diphtherie) 569. 


Graham, Edwin E. (Bronchial- | 


fremdkö 
— James 


Gralka, Richard (Syph ilis) 484. 

Gram, H. C. (Blutkrankheiten) 
214.. 

Grant, Samuel B., Stuart Mudd 
and Alfred Goldman (Erkäl- 


tung) 537. 
Greeley, Horace (Blutzählungen) 
103. 


r) 123. 
. (Bluttransfusion) 


Green, H. (Cystenniere) 362. 
— John (Syphilis) 536. 
Greenberg, David (Fieberzu- 
stände) 396; (Influenza-Sym- 
ptome) 221. 
Gregersen, Fr. 
phagi) 206. 
Grégoire, Raym 
mobile) 430; 


(Atresia oeso- 


ond (Cpecum 
. (Osteomyelitis) 
15. 


Gregor, Adalbert (Intelligenz- 
alter) 65. 

Gregory, H. H. Chodak (Hemi- 
hypertrophie) 563. 

Grein, Konrad (Oesophagus- 
dilatation) 346. 

Grenet, H. et H. Drouin (Cerium) 


405. 

Griffith, J. P. Crozer (Ataxie) 
540; (Cerebellare Ataxie) 492. 

— Stanley (Typen der Tuberkel- 
bacillen) 174. 

Grimm, G. (Faeces) 467. 

Groebbels, Fr. (Encephalitis le- 
thargica) 41. 

Groebner, O. W. s. Ramsey, 
Walter R. 485. 

yr Fr. v. (Diphtherieschutz) 
51. 

— — — und Karl Kassowitz 
(Diphtherieimmunität) 571. 
— Franz v. und Adolf F. Hecht 

(Adrenalin) 146. 
— — — und Johann Matula 
(Adrenalin) 146. 
Gross, Arthur s. Korbsch 442. 
— Oscar (Ikterus) 432; (Rück- 
fluß von Pankreassaft) 144. 
Grosser, Paul (Kindertuberku- 
lose) 225; (Rachitis) 347. 

Großfeld, J. (Milchfälschungen) 
340. 

Grossman, Jacob (Orthopädische 
Fälle) 191. 

Grossmann, Felix (Behandlung 
Petruschky) 448 

Gruber, G. B. (Mikrognathie) 
107. 


Grütter, Ernst (Paralyse juve- 
niler) 85. 


Grulee, Clifford G. (Eialbumin) 
465; (Kolik) 467. 

Grumme (Anämien) 277; (Lac- 
tagoga) 148; (Lactation) 500; 
(Frauenmilchsammelstelle) 5. 

Grunow (Wildbader Kur) 302. 

Gudzent, F. (Radioaktive Sub- 
stanzen) 12. 

Güterbock, R. (Behandlung nach 
(Friedmann) 228. 

— Robert (Lungenspitzen- 
katarırh) 82; (Lungentuber- 
kulose des Kindes) 280. 

Guggenheim, M. (Biogene Amine) 

9 


Guido, Guidi s. Fiore, Gennaro 
43. 


Guieysse-Pellissier, A. (Anti- 
tuberkulosevaccin) 579. 

Guillermin, René (Bolus alba) 
306 


Guiraud, P. s. Dide, M. 237. 

Guisez, J. (Bronchialfremdkör- 
per) 326. 

Guleke (Kretinismus) 349. 

Gunewardene, H. O. s. Gune- 
wardene, T. H. 225. 

— — — (Pneumonie) 410. 

— T. H. (Leukämie) 215. 

— — — and H. O. Gunewar- 
dene (Herztuberkulose) 225. 

Gunson, E. B. s. Parkinson, John 


Douglas 
kulose) 121. 

Gutiérrez, Santiago Cavengt 
(Innere Sekretion) 100, 517; 
(Nebenniere) 474. 


Haarmann, P. s. Jötter, K. W. 


400. 
Haas, Willy (Tetanie) 393. 
Haberman, J. Victor (Intelli- 
genzprüfungen) 423; (Klinik) 
464 


Häberlin (Seekur) 343. 

Haedicke, Johannes (Abnabe- 
lung) 547. 

Hahn, R. (Psychologie) 300. 

Hajdu, Bela (Vierlinge) 297. 

Hajek, M. (Fremdkörperfall) 538. 

Haines, Walter S., Gilbert P. 
Pond and Ralph W. Webster 
(Zuckerprobe) 151. 

Hainiss, Elemér (Scarlatina) 525. 

Hallé, J. s. Darier, J. 190. 

Hallez, G. L. (Anämien) 394. 

Hamburger, Franz (Lungentu- 
berkulose) 280; (Tuberkulin) 
227; (Tuberkulinempfindlich- 
keit) 176. 

— R. (Gefäßthrombosen) 328; 
(Höhensonnenwirkung) 12; 
(Koliserum) 557, 


Hamel, O. (Hungerosteopathie) 
19 


Hamill, Ralph C. (Enoephalitis) 
440, 441 


, 4l. 

Hamilton, G. R. (Syphilis-Fa- 
milie) 283. 

Hamm (Koagulen) 525. 

Hammar, J. Aug. (Thymusskle- 
rose) 77. 

— — — und Torsten J: son 
Hellman (Thyreoaplasie) 563. 

Handovaky, Ida (Calciumbe- 
stand) 307. 


Hansemann, D. v. (Entzündungs- ' 


begriff) 97. 
Hansen, Sören 
226. 
Happ, W. M. (Isoagglutin) 56. 
Harden, Arthur and Robert Ro- 
binson (Fruchtsäfte) 392. 
Harmer, W. Douglas (Dekanüle- 
ment) 570. 


(Tuberkulose) 


Harms, Claus (Wunddiphtherie) 
165. 


Harper, W. W. (Enterokolitis) 
388 


Harriehausen ( Biutirsnefukiönen. 
13; (Steile Wirbelsäule) 541. 
Harris, Seale (Pellagra) 212. 


(Chromaffines System) 310. 
— E. B. s. Semmer, H. H. 266. 








— 


599 -- 


Hecht, Adolf F. 
Franz v. 146. 
Hedinger, Ernst (Knochenwachs- 
tum) 519. 

Heimann, Fritz (Physiologische 
Gewichtsabnahme) 3. 

Heinemann (Angeborener Schnei- 
dezahn) 305. 

Heinz und Schottenheim (Thy- 
mipin) 352. 

Beitler, M. (Zucker und Sacha- 
i 2 


8. Gröer, 


rin) 302. 
Hekman, J. (Bindungsreaktion) 
404. 


Held, William (Epilepsie) 590; 
(Epilepsiebehandlung) 92. 

Heldenbergh (Myxödem der Er- 
wachsenen) 162. 

Heller, Oskar (Haarausfall) 91. 

Hellman, Torsten J: son 8. 
Hammar, J. Aug. 563. 

Hemmeter, John C. (Wasserstoff- 
wechsel) 417. 

Henneberg, R. (Intelligenzprü- 
fung) 299; (Spina bifida) 42. 

ı Henschen, K. (Herzinfusion) 106. 

Herbst, O. (Lungenverdichtung) 
582. 


| Herxheimer, Gotthold (Diabetes) 
Hart, C. (Endokrine Drüsen) 17; | 


307. 
Herzog, H. (tracheale Fremd- 
körper) 231. 


en a (Psychoana- | Hess, Alfred F. and Lester J. 


lyse) 41 
Hartwich, Ten s. Dünner, La- 
sar 302. 


ar rer: (Fett- 
lösliche Vitamine) 211. 
— Julius H. (Frühgeburten)509. 


Harver, P. s. Levaditi, C. 222, | Hessberg, Richard (Augentuber- 


574. 


ose) 45. 


— — (Vererbter Basedow) 162. | Heublein, Arthur C. (Thymus) 


Hase, Hans (Höhensonne) 177. 


435. 


Hassler, William C. and Olga! Heubner, Wolfgang (Inhala- 


Bridgman (Intelligenzprüfun- 
gen) 378. 

Hatziwassiliu (Pneumoniesterb- 
lichkeit) 87. 

Hauch, E. (Grippe) 317. 


tionstherapie) 104. 

Hewat, Fergus (Tuberkulöse Me- 
ningitis) 31. 

Hewer, Evelyn E. (Geschlechte- 
organe) 195. 


Haughwout, Frank G. and Fé S. | Heyn (Diabetes traumaticus)213. 


Horrilleno (Parasiten) 431. 
Haumann, W. (Osteomyelitis) 
278. 
Haushalter, P. (Gerodermie) 213; 
(Myotonia congenita) 127. 
Havens, Leon C. (Diphtherie- 
bacillus) 313. 
Haverschmidt, J. (Pylorospas- 
mus) 207. 

Hayek, H. (Lungentuberkulose, 
Strahlentherapie) 84. 

— Hermann v. (Tuberkulosepro- 





Hilgermann (Typhusbacillenträ- 
ger) 443. 

— Lauxen und Charlotte Shaw 
(Encephalitis lethargica) 170. 

Hilgers und Gentzen (Tuberku- 
lose) 445. 

— W. E. 


442. 
Hill, Lewis Webb (Nephritis)586; 
(Säuglinsernährung) 374. 
Hillier W. T. s. Pritchard Eric 
156. 


(Pseudodysenterie) 


blem) 173; (Tuberkulose) 356. | Hinojar, Adolfo (Subglottischer 


Hayne: Frederic H. (Syphilis) 


Hazen, Henry H. (Ekzem) 489. 
Healey, 


Krankheit) 544. 


Croup) 313. 
Hinselmann, Hans (Brustwar- 
zenklemme) 6l. 


F. H. (Speiseröhre) 417. | Hintze s. Kruse 261. 
Heath, P. Maynard (Köhlersche | Hirsch, Albert 


(Encephalitis) 
318, 


Hirsch, Fritz s. Weinberg, Fritz 
492. 

— H. s. Bruch, W. 235. 

— 8. (Hungerosteo thie) 560. 

Hirschfeld, H ppinger und 
E. Ranzi une der 
Milz) 276. 

Hochhuth, Eduard (Spätrachi- 
tis) 559.. 

Hochschild, H. (Parotisschwel- 
lung) 513. 

Hodder, A. E. (Sclerema neona- 
torum) 203. 

Höber, R. (Ionengleichgewichte) 
289 


— Rudolf (Physiologie) 369. 

Hoestermann (Encephalitis) 318. 

Hoffa, Theodor (Tuberkulose) 
282. 

Hofmann, Konrad (Kryptor- 
chismus) 329. 

Hohlfeld, Martin (Intubation) 
165. 

Hollaender, Hugo (Immunitäts- 
reaktion) 578. 

Holland, Eardiy (Hirnblutung) 

384 


Hollander, Lester (Urticaria) 86. 

Hollatz, Elsbeth (Diphtherieen- 
demien) 23. 

Hollborn, Karl (Eosin-Methylen- 
blau) 103. 

Hollis, Austin W. and Irving 
H. Pardee (Tuberkulöse Me- 
ningitis) 577. 

Holman, C. C. (Ektopie der Harn- 
blase) 90. 

Holt, L. Emmett, Angelia M. 
Courtney and Helen L. Fales 
(Kalkstoffwechsel) 149; 200. 

Homan, B. F. (Gigantismus der 
Brüste) 336. 

Homi, Cawas (Phokomelie) 509. 

van Hoogenhuijze, J. C. 
(Grippe- Ätiologie) 117. 

Hopson, Montagu F. (Halbsei- 
tige Hyperplasie) 435. 

Horneffer, C. (Encephalitis) 318. 

Horrilleno, Fé S. s. Haughwout, 
Frank 431. 

Horstmann, Joh. (Spinalerkran - 
kung) 448. 

Howland, John and Edwards A. 
Park (Rachitis) 470. 

Hoxie, George H. and H. T. Mor- 
ris (Asthma) 327. 

Huang, L. P. s. Dold, H. 205, 304. 

Hubbard, Ernest V. (Tonsillekto- 
mie) 360. 

Hudelo, Civatte et Rabut (Gra- 
nuloma annulare) 332. 

Huebner, Eva (Konstitution )339. 

Huldschinsky, Kurt (Rachitis) 

392; (Ultraviolettlichtbe- 
handlung der Tetanie) 561: 
(Ultraviolettherapie) 560. 


Hurler, Gertrud (Multiple Ab- 
artungen) 45. 

Hutchison, H. S. (Fettstoffwech- 
sel) 375. 

Hutinel, s. Lábbé, Marcel 400. 

— (Kongenitale Lues) 34; (Ne- 
phritiden) 451 ; (Scharlach) 217. 

—, V. et H. Stevenin (Syphilis) 
407. 


Yavarone, Nicola (Leberechino- 
kokkuscyste) 159. 

Jacki, Elisabeth (Ruhrepidemie) 
521. 

Jackson, C. M. and C. A. Ste- 
wart (Unterernährung) 101. 
Jacobj, Walther (Gefäßwirkung) 

104 


Jacobowitz, Sophie (Blutkalk) 
472 


Jacobsen, Aage Th. B. (Magen- 
saftabsonderungen) 103. 

Jacoby, Fritz (Ruhrstühle) 319. 

Jacques, P. (Sinusanomalie) 540. 

Jacquet, Paul s. Debre, Robert 
321. 

Jahn, Rudolf (Anzeigepflicht bei 
Masern) 216. 

Jamin, F. und E. Stettner 
(Grippe) 79. 

Jansen, W. H. (Ödemkrankheit) 
274. 


Janzen, Erna (Nephrose und 
Hirntumor) 37. 

Jaquerod (Tuberkulintherapie) 
579. 

a Karl (Psychopathologie) 


Toone H. (Darminfektionen) 
109. 


Ibrahim, J. (Arhinencephalie) 
186; (Oesophagusatresie) 206. 
(Tetanus neonatorum) 223. 

Jeans, P. G. and J. V. Cooke 
(Syphilis) 483. 

— Philip C. (Syphilis) 535, 536. 

Jedlička, Jar. ard Jedlička, Väcl. 
(Hirnblastome) 188. 

— Väcl. s. Jedlička, Jar. 188. 

Jehle, Ludwig (Grippe) 478. 

Jensen, C. O. (Messung von 
Thyreoidinpräparaten) 263. 

Jelliffe, Smith Ely (Zirbeldrüse) 
309 


Jerusalem, Max (Tuberkulose) 
356. 

Jester, K. (Säuglingsernährung) 
549. 


Jewesbury, Reginald C. (Leber- 
und Milzcirrhose) 159. 

Joannovics, G. (Verdauung von 
Tuberkelbacillen) 534. 

Jötten, K. W. und P. Haar- 
mann (Tuberkelbacillen) 400. 

Johnson, George W. (Fremdkör- 
per) 360. 


600 


Johnston, Meredith, R., s. Vee- 
der, Borden S. 64, 164. 

Jolly, J. (Veränderungen am 
Knochenmark) 293. 

Jones, Frank A. (Digitalis) 342. 

— F. S. (Markt-Milch) 375. 

Joughin, James Louis, s. Weid- 
ler 186. 

Jourdanet, P. (Exantheme) 103. 

Iseke, Karl s. Beumer, Hans 77. 

Iselin, Hans (Tuberkulose) 357. 

J ühsiang Chen s. Deld, Hermann 
100. 


— — 


Jüngling, Otto (Haltungsanoma- 
lien) 9 

Jürgens, Ci (Infektionskrank- 
heiten) 215. 

Jumon, H. (Hyperthermien) 341. 

Izar, Guido (Sklerodermie) 348. 


Kabéshima, Tamezo (Keimträ- 
gerbehandlung) 119. 

Kämmerer (Tuberkulinempfind- 
lichkeit) 227. 

Kamprad (Albulactin) 298. 

Kapeller, G. und A. Gottfried 
(Kuhmilch) 500. 

Kaplan, D. M. (Thyreotropismen) 
523. 

Kappel, J. s. Elfer, Aladár 518. 

Kappis, Max (Bauchschmerzen) 
155 


Karger, P. (Trockene Haut) 453; 
(Cerebrale Rachitis) 210. 

— Paul und Albrecht Peiper 
(Fleischverdauung) 148. 

Kassowitz, Karl s. Gröer, Fr. v. 
571. 

Kaufmann, H. P. (Oxyuriasis) 
74. 

— -Wolf, Marie und Emmy Ab- 
rahamsohn (Nachkommen von 
Syphilitikern) 579. 

Kaumheimer, L. (Progressive 

Muskeldystrophie) 223. 

Kaupe, Walther (Hospitalismus) 

9. 


Kay, M. B. (Nervöse Taubheit) 
230. 


Kaznelson, Paul (Proteinkörper- 
therapie) 424. 

Keeler, Richard F. s. Slyke, Lu- 
cius L. van 549. 

Kehr (Zahncaries) 346. 

Kehrer, E. (Blutkalkgehalt) 3. 

Keith, Arthur (Multiple Exo- 

stosen) 494. 

— D. Y. (Zwerchfellhernie) 559. 

Kennedy, C. M. (Intussuszep- 
tion) 208. 

Kerley, Charles Gilmore (Magen- 
Darm-Röntgenogramme) 150. 

— — — and Louis Berman (Sub- 
oxydation) 387. 

Kern (Leistenbruchoperationen) 
17. 


Kerr, David (Tabes juvenilis) 86. 

Kesseler, A. (Kieselsäurethera- 
pie) 122. 

Kessler, Paul (Pirquetsche Reak- 
tion) 281. 

Kickham, Charles J. 
asphyxie) 203. 

Kieffer, Otto (Lungentuberku- 
lose) 480; (Tuberkulose und 
Grippe) 120. 

Kirchner (Milchbildung) 298. 

Kirmitton, E. (Spina bifida) 364. 

Kirsch, E. (Insufficientia verte- 
brae, 236. 

Kirstein, F. (Brusttrinkmengen) 
499; (Eigenmilchinjektion) 60. 

Kisch, Eugen (Lichtbehandlung) 
446 


Kisskalt, Karl, und Clara Stop- 
penbrink (Packen) 437. 

Klare (Urochromogenreaktion) 
403. 

Klein, Karl (Diphtherienährbo- 
den) 166. 

Kleinschmidt (Fettschädigung) 
147. 

— H. (Herz- und Gefäßsysten) 
556; (Wachstum) 421. 

Klemm, Paul (Geschwulstbil- 
dungen) 47. 

Klercker, Kj. Otto af (Tuberku- 
linreaktion) 533. 

Klesch, Ernst s. Reiter, Hans 
341. 

Klinkert, D. (Eosinophilie) 75: 
(Rekonvaleszenz- Eosinophilie 


Kloiber, Hans (Senkungsabeces- 


(Fötal. 


se) 481. 

Klopstock, Felix (Chelonin) 447; 
(Tuberkulose - Immunisierung) 
33; (Kaltblütertuberkelbacil- 
len) 83. 

Klose, Erich (Chemismus der 
Haut) 69. 

— F. (Frauenmilchsammlung) 5. 

Klotz (Calcariurie) 329; (Frauen- 
milch) 548; (Lungentuberku- 
Jose) 480; (Saure Milch) 198. 

— M. (Chinininjektionen) 152. 

Kluge (Naphtholvergiftungen) 
544 


Kneier, Gerold (Halslymphdrü- 
sen) 323. 

Knewitz, O. W. (Adenocarcinom) 
368. 


Knox, J. H. Mason and Grover 
Fowers (Spinale Muskelatro- 
phie) 190. 

Kobrak, Erwin (Scharlach) 568. 

Köhler, F. (Heilstättenbehand- 
lung) 84. 

König, F. s. Bruns, O. 13. 

Koennecke, Walter (Friedreich- 
sche Ataxie) 42. 

Kolle, W. (Silbersalvarsan) 34. 


Kolle, W. und H. Schloßberger 
(Diphtheriebacillen) 278; 
(Diphtherieantitoxine) 397. 

— — — — und F. Leupold (Sal- 
varsan) 408. 


Kolmer, J. A., S. S. Woody and | 


E. M. Yagle (Brillantgrün) 166. 


— John A. (Kongenitale Syphi- | 


lis) 282; (Syphilisimmunität) | 
229 


Koltze, Ernst (Resistenz der 
Blutkörperchen) 343. 

Koninck, J. (Postdiphtherische 
Lähmungen) 528. 

Konrich (Tuberkelbacillen) 445. 

Korbsch, Roger und Arthur 
Gross (Bacillenruhr) 442. 

Korteweg, R. (Osteogenesis im- 
perfecta) 471. 

Kottmaier, Else, s. Kottmaier, 
Jean 20. 

— Jean und Elise Kottmaier 
(Rachitis tarda) 20. 

Koväts, Ferencz (Enuresis noc- 
turna) 329. 

Koyanagi, Y. (Lebercirrhose) 
347. 


Kozitschek, Hedwig (Hämolyti- 
sche Anämie) 565. 

Krabbe, Knud H. (Pluriglandu- 
läre Insuffizienz) 391. 

Kramer (Encephalitis) 530. 

— Elsa (Encephalitis) 490. 

Kranz, P. (Hutchinsonsche Zäh- 
ne) 178, 484. 

Kraus, F. (Grippe) 80. 

— Rudolf e e RE 
ne) 397. 

Krecke, A. (Appendicitis) 429. 

Krehl, Ludolf (Pathologische 
Physiologie) 49. 

Kretschmer (Atropinbehand- 
lung) 208. 

Kreuzfuchs, Siegmund (Aorten- 
messung) 11. 

Krieg, Eberhard (Dekanülement) 
410. 

Kritzler, Hans (Genitalblutun- 


Ali 


Krone, F. (Solbad) 302. 
Krumbhaar, E. B. and John H. 
Musser (Blutkatalase) 524. 
Krumm, F. (Friedmannsche Mit- 
tel) 535. 

Kruse und Hintze (Ernährung) 
261. 

Kühn, A. (Grippe) 398. 

Külbe, F. (Propädeutik) 552. 


(Organrupturen) | 


.— — 


601 


Labbé, Marcel et P. Ameuille 
(Kala-azar) 531. 

— — et Hutinel (Encephalitis) 
400 


Lacroix, A. (Varicocele der Or- 
bita) 94. 

Lade, O. (Tuberkulininjektion) 
578. 

— Otto s. Bardach, Martha 573. 

Ladwig, Arthur (Partislantigene) 
405. 


La Fétra, Linnaeus Edford (Mit- 
telohrentzündung) 238.. 


Laffont, A. (Schwanzbildung) 
426. 
Lahm, K (Syphilis - Ü bertra- 
gurg) 8 


Lake a C, and Norah H. 

Schuster (Ostitis fibrosa) 239. 

Lamb, Alvin R. s. Nelson, Victor 
E. 472. 

Lambert, Alexander (Gelenk- 
rheumatismus) 437. 

Lambright, George L. s. Phillips, 
John 308. 

Lamy, M. s. Mouriquand, G 479. 

Landau, Hans (Partialantigen- 

therapie) 33.. 

Landois, F. (Epithelkörpertrans- 

plantation) 21. 

Lane, W. Arbuthnot (Autointoxi- 
kation) 427. 

Lang, Wilhelm (Nabelbehand- 

lung) 3. 

Lange, Bruno (Säurefeste Sapro- 

phyten) 444. 

— Charles A. s. Mc. Lean, Staf- 
ferd 384.. 

Langendörfer, Johann Wendel 

(Tuberkulose) 320. 

Langer, Hans (Bakteriologische 

Blutuntersuchung) 10; (Vac- 
cinetherapie) 90, 342; (Frauen- 

milchernährung) 548. 

Langle s. Lesné 530. 

Langmead, Frederick (Oesopha- 

guserweiterung) 16; (Erweite- 

rung der Speiseröhre) 206. 
Langstein, L., s. Edelstein, F. 545. 

— — 8. Göppert, F. 591. 

— — (Kinderheilkunde und 

Säuglingsschutz) 240. 

— — (Kinderheilkunde) 368. 

Lantuégoul, P.,s. Variot, G. 451. 

Lapinsky, M. (Epilepsie) 458. 

Laqueur, A. (Künstliche Höhen- | 
sonne) 556. 

Lassalle, Maurice (Bronchopneu- 

i monie) 537. 

' Laubi, O. (Sprachstörungen) 43. 


Laval Ed, s. Mayet, H. 217. 

Lavergne, ‘de et Zoeller (Diph- 
theriereaktion) 477. 

Lawson, Leslie, s. Bigeloro 111. 

Leathart, Percival W. (Adenoide) 
35. 

Léchelle s. Massary 403. 

Ledermann, Paul (Stenosen des 
Kehlkopfes) 179. 

Lee, Roger J. (Albuminurie) 234. 

Leebron, J. D. (Unterernährung) 
423. 


e Guido (Vaginaldipht- 
herie) 23 

Leete, H H. (Schicksche Reaktion) 
24. 

Legroux, René (Meningokokkus) 
354; (Meningokokken-Menin- 
gitis) 399. 

Le Heux, J. W. (Cholin). 202. 

Lehmann, Johannes (Gewicht) 
502 


Leichtentritt, Bruno, s. Bossert, 
Otto 553. 

[Aeh man, William B. (Influenza- 

I Schutzimpfung) 118. 

Lemoine, G. H. et Favre (Infek- 
tionsverhütung) 531. 

Lenk, E. (Eubaryt) 424. 

— Robert (Epilepsie) 414. 

Lereboullet, P. et A. Foucart 
(Encephalitis) 319. 

Leredde (Kardiopathien) 484. 

Leschke, Erich (Silberfarbstoff- 
verbindungen) 23; (Pneumo- 
thoraxapparat) 361; (Innere 
Sekretion) 372. 

Lesné et Langle (Encephalitis) 
530. 


— Edmond et Léon Binet (Blut- 
druck) 4. 

! — — Léon Binet et André Pau- 
lin (Verweildauer im Darm) 
498. 

Leupold, F., s. Kolle, W. 408. 

Levaditi, C. 'et P. Harver (Ence- 
phalitis lethargica) 222; (En- 
cephalitis) 574. 

Leven (Naevuslehre) 490. 

Levin, J. M. (Influenza) 573. 

Levinson, A. (Psychologie) 423. 

Lévy, Pierre-Paul, s. Renault, 
Jules a 397. 
— Samuel K. (Intussuszeption) 


346. 
| Levy-Brühl s. Launoy, L. 263. 
Im Eee s. Pinard, Marcel 283. 
Lewin, L. (Kohlenoxydvergif- 
Kan 2) 367. 
i — R. (Milchbehandlung) 448. 


Külz, L. (Bevölkerungsaufbau) ! ' Laubry et Esmein (Dextrocardie) | Lewinski, J. (Blenaphrosin) 331. 
233. 


418. 


Kumer, Leo (Pityriasis rosea) | 


490. 
Kyrle, J. (Hodenunterent wick- 
lung) 452. 


Launoy, L. et Levy-Brühl 


(Schilddrüsen-Immunität) 263. | 


'Lewy, Benno (Masern) 567. 
: Lichtenstein, A. (Behandlung 
der Chorea minor) 93. 


Laurès, Gaston et Emile Gascard 'Lichtwitz, Alfred (Milchzähne) 


;  (Cerebrospinalflüssigkeit) 590. 


|l 374. 


Liohtwitz, L. (Oberflächenpal- 
pation) 300. 

Liebesny, Paul (Wirkung des 
Lichts) 302. 

Liek, E. (Pseudoappendicitis) 
429 


Liönaux, E. (Rachitis) 518. 
Lilly, Thomas E. (Schickreak- 
tion) 438. 


Linden, Gräfin von (Chemothera- 


pie der Tuberkulose) 282. 
Lindig, P. (Wärmebewegung) 
58. 
Litthauer, Max (Vagusdurch- 
sahneidung) 262. 
Little, George F. (Antibakteriel- 
les Blut) 317; (Influenza) 397. 
en, A. (Influenzapneumonie) 


Loch, “ Alexander (Tonsillenpro- 
blem) 485. 

Loebenstein, Fritz (Bakterienbe- 
siedlung der Haut) 562. 

Loeffler, Friedrich (Orthopädi- 
sche Fürsorge) 191. 
Löhlein, W., W. Richter und G. 
Schwarz (Sehschärfe) 506. 
Löhr, Wilhelm (Wunddiphthe- 
rie) 570. 

Lönne, Friedrich (Eigenmilch- 
injektion) 265. 

Loeper, Maurice (Oxyuriasis) 515. 

Löwenstein, Hedwig (Boxsta- 
tion) 503. 


Löwenthal,Karl (Status thymico-. 


lymphatious) 393. 
Loewenthal, Waldemar 
phtheroide Bacillen) 314. 
Löwy, O. (Toxinentgiftung) 55. 
Lohmann, W. (Mikrophthalmus) 
2 


542. 

Lohrig, A. (Diphtherie) 477. 

Looft, Carl (Neugeborenen-Di- 
phtherie) 569. 

Looser, E. (Spätrachitis) 19. 

Lorenz, Adolf (Orthopädie) 463. 

— Friedr. H. (Dysenterie) 355. 

Lorenzen, H. ae az la- 
mellosa) 50 

— Harald AER AR 14. 

Lorenzini, Aldo (Tumor des Me- 
diastinums) 231. 

Los Terreros, Carlos S. de (In- 
fantilismus) 511. 

Loughlin, Rosemary, s. Byfield, 
Albert H. 212. 

Love, J. D. (Natürliche Ernäh- 
rung) 60. 

Lowenburg, Harry (Breikost) 62. 

Lucas, Wiliam Palmer (Helio- 
therapie) 271. 

Lüdke, Hermann (Albumosen- 
therapie) 153. 

Luelmo, D. A. (Tuberkulose) 357. 

Luerssen, Arthur (Säuglings- 
pflege) 368. 


(Di- 


602 


Luna, Francesco (Typhusvac- 
cine) 575. 

Luska, Frant. (Säuglingstuber- 
kulose) 532. 

Lussky, Herbert O. and Hugo 
Friedstein (Wasserretention bei 
Pneumonie) 231. 


— — 


Lust (Tuberkulose) 224. 


— F. (Friedmann-Bacillen) 534. 
Lux, Martha (Säuglingspflegerin) 
552. 
Luzzatti, Tulio (Keuchhusten- 
vaccine) 315. 


Mac Carrison, Robert (Avitami- 
nosen) 145 
Mc Clanahan, H. M. and W. W. 
Willard (Osteogenesis imper- 
fecta congenita) 160. 
=. Clendon, J. F. (Vitamine) 
369. 


McCrae, Thomas 
fremdkörper) 326. 

McCririck, T. E (Tuberculosis ver- 
rucosa) 403. 

McCulloch, Hugh (Diphtherie- 
herz) 571. 

Mc. TunonEn: H., s. Marriott 
511. 

Macewen, John A. C. (Descen- 
sus testiculi) 90. 

Macfie, J. W. S. and M. W. Fra- 
ser (Chinin) 480; (Malaria) 
443. 

Macfie, J. W. S. (Chininsulfat) 
444 


, 480. 

Mack, Frank A. (Totgeburt) 338. 

Mackay, Charles (Kinderläh- 
mung) 279. 

—, Helen M. M. (Cerebrospinal- 
meningitis) 26. 

McKenzie, Dan (Verdoppelung 
des Gehörganges) 238. 

Mc. Keown, s. Carr, Walter F. 
412. 

— Kathleen M. (Purpura) 566. 

Mc. Kim, W., s. Marriott 511. 

Me Lachlan, Ida F., s. Breron, 
Alan 434. 

McLean, Stafford (Darmpara- 
siten) 431; (Entwicklungsde- 
fekt des Herzens) 233; (Teta- 
nie) 160. 

— — and Charles A. Lang (Flüs- 
sigkeitsinjektionen) 384. 

McMurray, T. E. (Keuchhusten) 
477. ` 

Mc Vey, Charles L. (Hämolyti- 
scher Ikterus) 565. 

Mac Walter, J. C. (Syphilis) 408. 

Madsen, St.Tschudi(Chondrodys- 
trophie) 559. 

Maggiore, G., s. Di Christina 27. 

— Salvatore (Epidemische En- 
cephalitis) 171. 

Magliani, Itala (Megakolon) 470. 


(Bronchial- 


Magnus, Georg (Rachitisthera- 
pie) 20. 

Maier, Hans W. (Encephalitis 
lethargica) 170. 

Maignon, F. (Ernährung) 51. 

— F. (Fette) 370. 

Malherbe, Henri (Syphilis) 536. 

Mallory, F. B. and E. M. Medlar 
(Masern) 566. 

Malvani, Irene (Meningokokken- 
meningitis) 118. 

Mammele, E. und H., s. Freuden- 
berg 39. 

— H., s. Freudenberg, E. 465. 

— — (Habituelle Hyperthermie) 
237. 

Manoini, Ugo (Mediastinalsar- 
kom) 128. 

Mandracchia, John L. (Salvar- 
san) 230. 

Mann (Tonsillektomie) 577. 

Manning, John B. (Stilldauer, 
265. 

Marage (Körperschwäche) 474. 

Marchand, Felix (Krankheitsbe- 
griffe) 293. 

Marcus, Henry (Influenza) 80. 

Marfan, A. B. (Diarrhöe) 468: 
(Durchfälle) 108; (Durchfall) 
204 


‚ 343. 

— A.-B. et H. Dorlencourt (Sei- 
fenstühle) 511. 

— M. (Ernährungestörungen) 
386. 

Marie, P.-L. (Wilsonsche Krank- 
heit) 455. 

— Pierre (Poliomyelitis) 319. 

Louis, s. and-Delille, 
P. F. 528. 

Marinesco, G. et C. Tretiakoff 
(Friedreichsche Krankheit)364. 

Marriott, W. McKim, H. McCul- 
lough and K. Utheim (Blut- 
kreislaufsystem) 511. 

Martelli, Carlo (Präleukämie) 22. 

Martin, Eduard (Wochenbett- 
und Säuglingspflege) 9. 

— M. G., s. Clapp, C. A. 304. 

Marx, E. (Osteomyelitis) 475. 

Masoin, Paul (Encephalitis le- 
thargica) 119. _ 

Mason, J. H., s. Knox 1%. 

'Massary et Löchelle (Meningeal- 
erscheinungen) 403. 

Materna, A. (Nebennieren-Erwei- 
chung) 100. 

Mathias, Ernst, s. Schenk, Paul 
366. 

— E. (Status bypoplasticus) 16]. 

Mathieu, Pierre et G. Ricberd 
(Radialpuls) 195. 

Mattill, P. M., K. M. Mayer and 
L. W. Sauer (Dextrosetoleranz) 
70. 

Matula, Johann,s.Gröer, Franz v. 
146. 


Mayer, 
ung) 29 


= (Zangenentbin- 


— K. Ms A Mattill, P. M. 70. 
Mayet, H. et Ed. Laval (Post- 
scarlatinäre Arthritiden) 217. 
Mazer, Charles, s. Wachs, Charles 


603 


Minnig, 
3 


20. 
Mink, P. J. (Pathologie der Ton- 
sillen) 35. 


Arnold (Tuberkulose) | Mühlmann, E. (Röntgenbehand- 


lung) 84. 
— Erich (Chirurgische Tuberku- 
lose) 533. 


Mioche, Germaine (Tuberkulin- : Mühsam, R. (Appendicitis-Opera- 


reaktion) 227. 
Minot, A. S., s. Denis, W. 418. 


453. 
Medlar, E. M., s. Mallory, F. B. | Mitchell, A. Graeme (Neugebo- 
566. 


Mehlhorn, Lotte, s. Frank, Ar- 
mando 267. 

Mellanby, Edward (Vitamine) 
263. 


Mellin, Georg (Keuchhusten) 218. 
Mendel, Kurt (Radialislähmung) 
43 


— L.,s. Aron, H. 488. 

— Lafayette B., s. 
Thomas 500. 

Mensi, 
(Perniziöse Anämie) 564. 

Mertz, Albrecht (Hautcapillaren) | 
202; (Mutaflor) 557. 


Osborne, 











renenforschung) 197. 

Mixsell, 
Milch) 420. 

Moeller, A. (Tuberkulose-Im- 
munisierung) 32. 

Mönckeberg, J. G. (Angeborene 
Herzfehler) 181. 

Moll, L. (Enteritis) 468; (Enteri- 
tis bei Frauenmilchernährung) 

15; (Maternitätsneurose) 9. 
Leopold (Maternitätsneu- 

rose) 201. 

Mola, Américo (Künstliche Er- 
nährung) 201. 

' Momm S nfähigkeit) 340. 


Méry, H. (Vaccinebehandlung) | Monrad (Hysterie) 44. 
8l. 


Tuberkelbacillen) 174. 
Meulengracht, E. (Gallenfarb- 
stoff) 505. 
Meunier, M., s. Nauwelears, P. 


Meyers, Alfred Edward (Luetin- 
reaktion) 283; (Hirschsprung- 
sche Krankheit) 390. 

Meyer, Carl (Eigenmilchinjektio- 
nen) 265. 

— Erich (Kleines Herz) 486. 

— Hans (Normalserum) 572. 


| Monsarrat, K. W. (Bauchtuber- 
Metalnikow, S. (Verdauung der | 


kulose) 82. 
Moon, a O. (Aurtaatenoss) 327. 
77 W. (Bronchoskopie) 


crkeid: T. Gillman (Infantilis- 
mus) 154. 


Morawetz (Masernepidemie) 350. 


Morgenroth, J., iberstein 
und R. Schnitzer (Depressions- 
immunität) 100. 

Morin, Ch. :(Diphtherieprophy- 
laxe) 117. 

Moritz, F. (Diabetikerdiät) 104. 


— Justinus (Operation der Na- | Morlet (Pylorusstenose) 558. 


belbrüche) 208. 


— -Rüegg (Mazeration des leben- | 


den Kindes) 153. 
Mezger, F. (Blutzuckerbestim- | 
mung) 151. 


| Moro, E. (Buttermehlbrei) 266; 


(Ekzemtod) 472. 
Morquio (Meningitis) 323. 


! Morris, H. T. s. Hoxie, George H. 
327. 


Michaelis, L. (Magensalzsäure)50. | Morse, John Lovett (Kinderer- 


— — und M. Rothstein (Zer- 
störung von Lab) 261. 

Michel, P., s. Mouriquand 113. 

G. 521. 

-— R., s. Wide, M. 237. 


„e 1m | | 


nährung) 102; (Striktur des 
Oesophagus) 72; (Verdauungs- 
störungen) 558. 

Moschini, Cesare (Aphasie bei 
lleotyphus) 27. 


Micheli, Ferdinando (Influenza- | Mosckowicz, Ludwig (Empyem- 


ätiologie) 219. 
Middleton, W. S., 

A. E. 182. 
Mignot, R. s. Rénon, L. 152. 


s. Eyster, J 


Milani, Eugenio (Erbsyphilis) 


behandlung) 87. 


. | Moser, Ernst (Erbrechen) 512. 


Mouchet, Albert et Carle Roede- 
rer (Köhlersche Krankheit) 
494. 


536; (Syphilis congenita tarda) | Mouriquand, G. et M. Lamy 
177. 


Milio, Giulio (Dystrophia musc. 


progressiva) 42; (Influenza) | 

574; 

405. 
Miller, George J. (Bluttransfu- ` 

sion) 303. 


: — — et P. Michel 


(Encephalitis) 479. 
(Skorbut) 
113; (Vegetabilien) 521. 


(Tuberkulininjektionen) | Much, Hans (Immunität) 419; 


(Kindertuberkulose) 280; (Tu- 
berkulin)447; (Unabgestimmte 
Immunität) 195. 


Miller, Milo K., and Karl M. Nel- | Mudd, Stuart, s. Grant, Samuel 


son (Angiom) 487. 


B. 537. 


| 


Harold R. (Gefrorene | 


tion) 110. 
ne Arthur (Mesenterial- 
ten) 336. 
ich und Margarethe Brandt 


 (Fettmilch) 298. 
— Ernst Friedrich (Verdauungs- 
leukocytose) 417. 
iedrich, s. Rubner, M. 54. 
— — (Sinusthrombose) 411. 
— L. R. (Durstempfindung) 1. 
Münzner, Arthur (Psychopatho- 
logie) 149. 
Muir, William A. (Pirquetsche 
Reaktion) 403. 
Mundy, W. N. (Chorea) 459. 
Muniagurria, Camilo (Hutinel- 
sche Krankheit) 577. 
Munk, Fritz (Scharlachnephritis) 
312. 
—, J. Otitis media) 543. 
Murray, George R. (Myxödem) 
77 


Musser, John H., s. Krumbhaar, 
E. B. 524. 

Mutel, M. (Hohlfuß) 95. 

Mygind, S. H, (Mittelohrvereite- 
rung) 366. 


Nägeli (Eisenwirkung) 523. 
Naegeli, Th. (Thorax-Chirurgie) 
449. 


Naessens, W. M. (Lungenhilus- 
drüsen) 67. 

Nager, F. R. (Ozaena) 582. 

Nasso, lvo (Keuchhustenfall) 
218; (Krämpfe) 388. 

Nathan, E. (Trichophytie) 455. 

— M. (Pankreasinsuffizienz) 75. 

Nauwelaers, P. et M. Meunier 
(Encephalitis lethargica) 170. 

Navarro, Juan Carlos (Encepha- 
litis) 279. 

Neal, Josephine B. (Encephalitis) 
399 


Neff, Frank C. (Masernkompli- 
kation) 312. 

Neisser, M. (Desinfektionswesen) 
120. 

Nelson, Karl M., s. Miller, Milo 
K. 487 | 


— Vietor E. and Alvin R. Lamb 
(Vitaminmangel) 472. 


Netter, Arnold (Encephalitis) 
319. 

— — Salanier et Strauss (Me- 
ningokokkenpurpura) 349. 
Neuland, W. s liasberg, H. 

532, 


— — — Epstein, B. 521. 
Neumann, E. (Tuberkulosesterb- 


lichkeit) 225. 


Neumann, Jacques (Auslösch- 
phänomen) 396. 

— Max (Helminthen) 515. 

— R. O. (Brotersatz) 98. 

Newsholme, Arthur (Mortalität 
der Neugeborenen) 338. 

Newton, Mac Guire (Appendici- 
tis) 110. 

Neyrinck, R. (Mißbildungen) 493. 

Nicolle, Charles et E. Conseil 

-~ (Masernblut-Infektiosität) 78. 

Niederegger, E. (Irisanomalien) 
365. 

Niemann, Adolf (Trocken-Inhala- 
tionen) 153. 

— Albert (Durchfälle) 70; (Kin- 
derheilkunde) 48; (Sexuelle 
Probleme) 551. 

— — und Käte Foth (Butter- 
mehlnahrung) 553. 

Ninni, Camillo (Bakterienflora) 
499. 

Nizzoli, Antenore (Blutdruck) 
381. 

Nobécourt, P. et H. Stévenin 
(Appendicitis) 347. 

— — et Jean Paraf (Meningitis 
cerebrospinalis) 223. 

— — J. Paraf et H. Bonnet 
(Pneumokokkenerkrankungen) 


359. 

Nobel, Edmund (Barlowsche 
Krankheit) 21. 

Noeggerath, C. T. (Rachitis) 
210. 


Noica (Muskelbewegungen) 421. 

Noorden, Carl v. (Ernährung) 
12. 

— — — und Hugo Salomon 
(Ernährungslehre) 98. 

Norvig, Johs., s. Bisgaard A. 
189. 

Nothmann, H. (Atemgymnastik) 
127 


— Hugo (Ödembildung) 521. 

Novaro, Paolina (Avitaminosen) 
418; (Rekonvaleszenzstoff- 
wechsel) 546. 

Nove-Josserand, G. et Fouilloud- 
' Buyat (Knochendystrophie) 
590. 

Novick, N. (Tuberkulöse Menin- 
gitis) 577. 

Nowotny, Bernhardine (Säug- 
lingspflege) 552. 

Nürnberger, Ludwig (Bluttrans- 
fusion) 556. 

Nuzzi, O. (Tibiadefekt) 366. 


Obermüller (Otalgan) 190. 

Oberwarth, Lillie (Mutterbriefe) 
200. 

Oddo, J., s. Brodin, P. 418. 

Oeller, H. (Fieberbilder) 442. 

Oldenburg, Th. O. (Lungentuber- 
kulose) 322. 


604 


Oordt, M. van (Physikalische 
Therapie) 425. 

Opitz (Diphtherie - Immunisie- 
rung) 24. 240. 

— Hans (Diphtherie) 477. 
Oppenheim, C. J. (Streptokokken 

er Faeces) 155. 

— rat (Niereninfarkt) 584. 

Oppenheimer, Seymour (Sinus- 
thrombose) 182. 

Orgler, Arnold (Einfluß des Fet- 
tes) 147. 

Orla-Jensen 
rung) 6. 

Orndoff, B. H. (Pneumoperito- 
neum) 342. 

Országh, Oskar (Reaktionsfähig- 
keit bei Lungentuberkulose) 
30. 

Osborne, Thomas B. (Wasser- 
lösliches Vitamin) : 

— — — and Lafayette B. Men- 
del (Milch und Vitamine) 500. 

Oschmann (Körperliche Haltung) 
96. 

Ostheimer, Maurice (Künstliche 
Kinderernährung) 199. 

Otteraaen, Andrew (Streptokok- 
ken im Rachen) 163. 

Overend, Walker (Basale Pneu- 
monien) 582. 


(Milchpasteurisie- 


Pacchioni, Dante (Chorea) 44. 

Paetsch (Perikarditis) 37. 

Pagniez, Ph. (Grippe) 352. 

Pajares, J. Velasco (Vulvovagi- 
nitis) 453. 

— Jose Velasco (Noma nach 
Grippe) 117. 

— Velasco (Angiom) 487. 

Palmen, A. J. (Mastdarmvorfall) 
30 


6. 

Pankow, O. (Röntgenmißbildun- 
gen) 382. 

Paraf, Jean, s. Debre, Robert 
578. 

— —, s. Nobecourt, P. 223, 359. 

Pardee, Irving H., s. Hollis, 
Austin W. 577. 

— — — (Mongoloide Idiotie) 6. 

Parhon, Marie (Parathyreoidea) 
162 


Parisot, Jacques et P. Simonin 
(Bandwurmextrakt) 515. 

Park, Edwards A., s. Howland, 
John 470. 

— — — (Kuhmilchidiosynkra- 
sie) 7. 

Parkinson, John, A. Hope Gosse 
and E. B. Gunson (Herz) 583. 

Paterson, D. H. (Anämie) 565; 
(Renaler Zwergwuchs) 562; 
(Rheumatoide Arthritis) 569. 

Patzschke, W. (Sirupus Neosal- 
varsani) 11. 

Paul-Boncour, G. (Epilepsie) 415. 


Paulin, Andre, s. Lesne, Edmond 
498. 

Payr, E. (Insufficientia verte- 
brae) 191. 

Pedrazzini, Francesco (Hydro 
cephalus) 363. 

Péhu, J. Chalier et N. Contamin 
(Paroxysmale Hämoglobinurie; 

580. 


— M. et H. Eparvier (Meningo- 
kokkenmeningitis) 80. 

— — et Paul Durand (Serun- 
krankheit) 356. 

Peiper, Albrecht, s. Karger, Paui 
148. 

— — (Bauchdruck) 420 

— Erich (Drüsenerkrankunger | 
393. 

Peiser, Julius (Intelligenzprü- 
fungen) 64. 

Peller, Sigismund (Säuglings- und 
Tuberkulosesterblichkeit) 19%. 

Peltesohn, Gerhart (Augenskro- 
fulose) 402. 

— Siegfried (Angeborene Fuß. 
verbildungen) 45; (Hüftge- 
lenksverrenkung) 239. 

Pende, N. (Aortenstenose) 487. 

— — eV. Fici (Megakolon) 431. 

Pentagna, Oreste (Endokrine 
Symptomenkomplexe) 209. 

Percra, Arturo (Kiemengang- 
fisteln) 325. 

Peritz, G. (Hypophysäre Adipo- 
sitas) 276. 

Perthes, G. (Osteochondritis) 416. 

Pese, Alfred (Enuresis nocturna) 
286. 

Pestalozza, Camillo (Tuberkulin- 
reaktion) 83. 

Petenyi, Geza (Bewegung der 
Schädelknochen) 298. 

Peter, Karl (Entwicklungsge- 
schichte) 193. 

Peters, E. (Höhenklima) 12. 

Peyrer (Tuberkuloseinfektion) 
321. 

Peyrot, J. (Kindersterblichkeit) 
465 


Phelip, J.-A. (Ankyloglossum) 
110; (Pankreatitis) 347. 

— et Fey (Magen-Perforation) 
469. 

Phillips, John and George L. 
Lambright (Vorzeitige Ge- 
schlechtsentwicklung) 308. 

Picard, Hugo (Perikard) 88. 

Pickert-Menke, Hedwig (Pen- 
arteriitis nodosa) 584. 

Pico, Octavio M. s. Garrahan. 
Juan P. 229. 

Pierret, R. (Milchidiosynkrasie) 
558. 

Pietrkowski, G. (Ringerlösung) 
105. 


Pilez, Alexander (Trional) 233:. 


Pilpel, Rahel (Partigenbehand- 
lung) 228; (Stillung) 61. 

Pinard, Marcel et Levy-Solal 
(Syphilis) 283. 

Pincherle, Maurizio (Herpes zo- 
ster) 4795. 

Pinkus, Felix (Salvarsan) 86. 

Pisani, S. e A. Varisco (Encepha- 
litis) 531. 

Piticariu, J. (Hämoglobin) 467. 

Plantenga, B. P. B. (Butter-Mehl- 
präparat) 507. 

Pracy, D. S. (Amazona) 556. 

Prat, Louis (Diaphragmatische 
Hernien) 272. 

Preisich, Kornél (Herzvolumen) 
467. 

Prell, Heinrich (Grippeätiologie) 
220. 


Pritchard, Eric and W. T. Hillier 
(Magenulcerationen) 156; (Py- 
lorusstenose) 156; (Prophylaxe 
der Di.) 314. 

Proskauer (Gefäßerkrankungen) 
540 


Pruche, A. (Blutkonzentration) 
290 


Prym, O. (Diabetes) 392. 
Poelchau, G. (Körpertemperatur) 
04 


Pollack, L. s. Fröhlich, A. 270. 

Pollag, Siegmund (Kochsalzdiu- 
rese) 89. 

Pollitzer, R. M. (Infektionen) 
350 


Porcher, Ch. (Milchzusammen- 
setzung) 549. 

Porcher, Ch. et A. Tapernoux 
(Lactase) 297; (Verdauungs- 
fermente) 546. 

Portier, P. s. Bierry, H. 520. 

— — et Lucie Randoin (Ent- 
stehung von Vitaminen) 194. 

Posner, C. (Harnsedimente) 504. 

Pototzky, C. (Nervöses Kind) 44. 

— Carl (Enuresis nocturna) 38. 


605 -- 


Rabe, F. und E. Salomon (Hämo- 


philie) 349. 

Rabut s. Hudelo, Ciratte 332. 

Rach, E. (Bronchialstenose) 36; 
(Struma) 22, 474. 

Rachford, B. K. (Unterernäh- 
rung) 558. 

Rahe, Alfred H. s. Torrey, John 
C. 512. 

Rahner, Richard (Oxyuriasis) 74. 

Raisz, Dezsö (Eigenmilchinjek- 
tionen) 549. 

Rall, Gerhard (Di-Serumwirkung) 
24 


Ramond, Louis (Endocarditis 
bei Chorea) 232. 

Ramsey, Walter R. and O. A. 
Groebner (Syphilis) 485. 

Randoin, Lucie s. Portier, P. 194. 

Randoin-Fandard, L. s. Bierry, 
H. 520. 

Ranzi, E. s. Hirschfeld, H. 276. 

Rasch, C. (Pityriasis rubra pila- 
ris) 40. 

— Ewald F. (Nährserum) 61. 

— — — W. (Behandlung der 
Milch) 62. 

Rath, Julius(Liquoruntersuchun- 
gen) 365. 

Ravaut, P. (Orientbeule) 444. 

Ray, L. A. s. Robertson 372. 

Recktenwald (Muskelschwund) 
92. 

Redlich, Emil (Epilepsie) 458. 

Reed, Charles B. (Überreifes 
Kind) 338. 

Regan, Joseph C. (Fordycesche 
Krankheit) 345; (Poliomyeli- 
tis) 439. 

Reh, M. Th. (Röteln) 525. 

— Th. (Nervengrippe) 318; (Pur- 
pura) 106 


| Reiche, A. (Buttermehlnahrung) 


507; (Grippe) 25. 
; (Keuchhustenkrämpfe) 
219; (Lungentuberkulose) 28. 


Poynton, F. J. (Polioencephali- | Reiter, Hans und Ernst Klesch 


tis) 168. 

Pozzo, Antonio (Scabies) 412. 

Pütter, August (Wachstumsähn- 
lichkeiten) 296. 

Pugh, W. T. Gordon (Chondro- 
dystrophie) 213. 


(Uneheliches Kind) 341. 
Renault, Jules (Diphtheriereak- 


| tion) 218. 


— et Pierre-Paul Levy (Di- 
phtheriereaktion) 397 ; (Schicks 
Reaktion) 352. 


Pugnat, Amédée (Diphtherie des ' Rendu, André et P. Wertheimer 
Mittelohrs) 217. (Rachitis tarda) 160. 
Purtscher, O. (Milcheinspritzun- | Rénon, L. et R. Mignot (Intra- 
gen) 288. | tracheale Serumtherapie) 152. 
Pusch (Serumbehandlung) 24. | Resch, Alfred (Exostosen) 523. 
Pusey, William Allen (Kohlen- | Retan, George M. (Ernährungs- 
säureschnee) 508. zustand) 63. 
Putti, V. (Radialislähmung) 287. | Retzlaff, Karl (Hirschsprungsche 
Putzig, Hermann (Behandlung | Krankheit) 157. 
der Rachitis) 160. Rey, H. van (Miliartuberkulose) 
322 


Reymann, G.-C. 
übertragung) 548. 


Quackenbos, Maxwell (Rachen- 
tonsille) 359. 





(Antikörper- 


Reynolds, Cecil E. (Epilepsie) ' 
92 


Rhonheimer, Ernst (Gelenk- 
erkrankungen) 462. 
nn C. Hilton (Idiosynkrasie) 


Richard et Roubier 361. 

— G. s. Mathieu, Pierre 195. 

— Gabriel s. Arloing, Fernand 
166 


66. 
Richardson, Frank Howard (Päd- 
iatrische Abteilungen) 269. 
Richet, Charles, P. Brodin et F. 
Saint-Girons (Antianaphyla - 
xie) 337. 

Richmond, Kenneth (Pubertäts- 
neurosen) 413. 

Richter (Kaiserschnitt) 58. 

E Georg (Tuberkulintherapie) 


— W. s. Löblein, W. 506. 

— — (Scaben) 332. 

Riedel, G. (Quarzlichtbestrah- 
lung) 560. 

— Rudolf 
kung) 555. 

Riehl, G. (Lichen trichophyticus) 
286. 


Rietschel (Gesäuerte Milch) 5. 
Rieux et Zoeller ((Schicks Reak- 


(Proteinkörperwir- 


tion) 351. 

Rinckleben, P. (Milchfälschun- 
gen) 299. 

Ringsdorff, Hermann (Oeso- 


phagusstenose) 428. 
Rio-Branco, de s. Apert, Cam- 
bassédès 585. 
Riquoir, G.(Kolloidgemische)508. 
Ritter, Carl (Duodenal-Atresie) 
428 


Rivers, W. C. (Tuberkulose) 481. 

Robbin, Lewis (Darmlänge) 548. 

Roberts, Percy Willard (Gelenk- 
erkrankungen) 495. 

Robertson, T. Brailsford and L. 
A. Ray (Wachstum) 372. 

Robey, jr., William H. (Peri- 
karditis) 234. 

Robin, Pierre (Schädelwachs- . 
tumsstörungen) 18. 

Robison, Robert s. Harden, Ar- 
thur 392. 

Rodda, F. C. (Gerinnungszeit des 
Blutes) 196. 

Rodella, A. (Autointoxikation) 
7l. 


Roderburg, Hans (Strophanthin- 
therapie) 37. 

Rodet, A., et S. Bonnamour 
(Serotherapie des Typhus) 224. 

Rodillon, M. (Chlorbestimmung 
im Blut) 151. 

Roeder, Frieda (Säuglingsfür- 
sorge) 201. 

Roederer, Carle s. 
Albert 494. 


Mouchet, 


Roemer, G. A. (Stereoausculta- 
tion) 341. 

Roemheld, L. (Magen) 50. 

Rößle, R. (Entartung) 49. 

Roger s. Kerbsch 442. 

— H. et G. Aymès (Encephalo- 
myelitis) 319. 

— Henri (Epidemische Encepha- 
litis) 318. 

Rohde, Karl (Spastischer Spitz- 
fuß) 47. 

ra Melchiade (Influenza) 


Rolleston, Humphry (Krank- 
heitstypen) 419. 


Rollet et Bussy (Tuberkulose) 
481. 


Rollin (Anämie) 524. 

Br F. (Gelenkrheumatismus) 
526. 

Romano, Benedetto (Meningo- 
kokkenträger) 479. 

:— Paolo Marrapodi (Encepha- 
litis lethargica) 222. 

Rominger, Erich (Tuberkulin- 
diagnostik) 577 ; (Wassergehalt 
des Blutes) 501. 

Rosenbaum, S. (Eukupin) 529; 
(Oxyuriasis) 306. 

Rosenberger, Carl (Wurmfort- 
satz) 514. 

Rosenheim, O. and J. C. Drum- 
mond (Lipochrome) 291. 

Rosenow, E. C. (Pneumonie) 478; 
(Influenza) 478. 

— Georg (Pneumokokken- 
meningitis) 41. 

Rosenstein, Paul (Mesenterial- 
druckschmerz) 429. 

Rosenthal, Nathan s. Schwarz, 
Hermann 114. 

Roth, W. (Pachymeningitis hae- 
morrhagica interna) 41. 

Rothe, Karl Cornelius (Sprach- 
störungen) 335. 

a M. s. Michaelis, L. 
6l. 

Roubier et Richard (Dextro- 
kardie) 361. 

— Ch. (Hemihypertrophie) 435. 

Rubner (Kalkmangel) 517. 

— M. (Friedensernährung) 293. 

— — und Friedrich Müller (Ge- 
sundheitszustand) 54. . 

— Max (Nahrungstrieb) 369. 

Ruge II, Carl (Empfängniszeit) 
547 


Ruhnau, Konrad (Trypaflavin) 
302. 
Rumbaur, W. (Augentumoren) 


459. 

Ruppanner, E. (Blutbildver- 
änderung) 104. ; 

Rusca, Carlo Lamberto (Echino- 
kokkuscyste) 209; (Kavernen- 


symptome) 29. 


606 


Rutherfurd, W. J. (Angina pec- 
toris) 487. 


Sachs, Ferdinand (Lympha- 
denose) 311; (Ultraviolett- 
bestrahlung der Tetanie) 561. 

— H. (Proteinkörpertherapie) 
555. 

Sahli, H.(Tuberkulinbehandlung) 
481; (Volumbolometrie) 67. 
Saint-Giron, F. s. Richet, Char- 

les 337. 

Sala, U. (Netzsarkom) 516. 

Saladini, Raffaele (Arithmetische 
Begabung) 300i 

Salanier s. Netter, Arnold 349. 

Salge, B. (Kinderheilkunde) 48; 
(Entwicklung der Kinderheil- 
kunde) 240. 

Salmon (Meningitistbe.) 227. 

Salomon, E. s. Rahe, F. 349. 

— Hugo s. Noorden, Carl v. 98. 

Salterain, Joaquín de (Fremd- 
körper) 415. 

Salvetti, Guglielmo (Behandlung 
der Chorea mit Salvarsan) 190; 
(Splenopneumonie) 361. 

Salzmann, Mathilde (Wieder- 
holte Masern) 23. 

Salzsieder, P. (Melancholie) 504. 

Samberger, F. (Ödem) 194. 

Samelson, S. s. Aron, H. 468. 

Sanders, J. (Säuglingssterblich- 
keit) 297. 

Sanjck, Janko (Magengeschwüre) 
346 


innen 


Santillán, Prudencio (Diphtherie) 
439. 

Satanowsky, Sara (Stauungs- 
cirrhose der Leber) 273. 

Sauer, L. W. s. Mattill, P. M. 70. 

Saunders, E. W. (Ernährungs- 
reform) 520. 

— T. L. (Mittelohrentzündung) 
542. 

Schade, H. (Erkältungsdisposi- 
tion) 295. 

Schaedel, Wilhelm (Strepto- 
kokken-Empyem) 232; (Tu- 
berkelbacillenfärbung) 401. 

Schaeffer, Fritz (Typus bovinus) 
445. 

Schanz, Fritz (Diagnose der 
Diphtherie) 115. 

Schaps (Diathesenlehre) 209. 

Scheer, Kurt (Bakteriologie des 
Magens) 549; (Chlorspiegel im 
Blutserum) 267; (Milch bei 
Lues) 581. 

Schemensky, W. (Nephritis) 89. 

Schenk, Paul und Ernst Mathias 
(Dystrophia musculorum) 366. 

Scheuermann, H. (Kyphosis dor- 
salis juvenilis) 288. 

Scheven, von (Öhrkrankheiten) 
123. 


Schick, B. (Menstruationsgifi) 
199 


Schickhardt, E. (Butolan) 308. 

Schiff, Er. und Berthold Epstein 
(Blutdruckkurve) 88. 

— — (Mg-Wirkung) 7; (Zirku- 
lationssystem) 583; (Zwerch- 
fellbewegung) 466. 

Schilling, Viktor (Kernverschie- 
bung) 67. 

Schindler (Silbersalvarsan- 
natrium) 449. 

Schistz, Carl (Entwicklung bei 
Kindern) 268. 

Schippers, J. C. (Sepsis) 277. 

Schlesinger, E. (Konstitution) 63. 

— Eugen (Quäkerspeisung) 421. 

— Hermann (Ärztliches Hand- 
büchlein) 506; (Tetanie) 39. 

Schloss, Oscar M. (Tonsillekto- 
mie) 582. 

Schlossberger, H. s. Kolle, W. 
278, 397, 408. 

Schmidt, Hans (Masern) 474. 

— Joh. E. (Partialantigene) 535. 

— -Kraepelin (Juvenile Para- 
lyse) 581. 

— Rudolf (Proteinkörperthera- 
pie) 424. 

— W. (Mesenterialdrüsentuber- 
kulose) 533. 

— Walther (Vorfall der Harn- 
röhre) 587. 

Schmincke, Alexander (Entero- 
cystombildung) 192. 

Schneck, Maurice s. Gołdstein, 
Hyman 161. 

Schneider, Erich (Lentikular- 
degeneration) 41. 

a R. s. Morgenroth, J. 


100. 
Schober, F. (Herzmißbildung) 
181. 


Schöne, Ch. (Heilserum) 396. 

Schoetz, W. (Plaut-Vincentsche 
Angina) 87. 

Scholl, Albert J. (Milzbrand) 320. 

Scholtz, Moses (Scharlachartige 
Ausschläge) 163. 

Be (Geburtsschädigungen) 
5. 
Schotten, Ferdinand (Nabel- 

schnurbruch) 15. 
Schottenheim s. Heinz 352. 
Schreus, Hans Th. (Hautimmu- 

nität) 405. 
Schürer, Johannes (Bacillen- 

träger) 22; (Diphtherie-Dis- 

position) 165. 

Schürmann, Roman (Vossius- 

sche Ringtrübung) 365. 

— W. s. Gotschlich, E. 68. 

— — (Hygiene) 592. 

Schüssler, Otto (Dextrokardie) 
l 


451. 
Schütz, Joseph (Strophulus) 186. 


—— —— m —- —— 


Schulz, O. E. (Krämpfe) 457. 

— W. v. s. Fejér, A. 120. 

Schuster, Gyula (Chorea minor) 
458. 


— Norah H. s. Lake, Normann 
C. 239. 

Schwälbe, J. (Behandlung der 
Grippe) 220. 

Schwartz, A. s. Fournier, L. 81. 

Schwarz, Egbert (Osteomyelitis) 
333 


— G. s. Löhlein, W. 506. 
— Herman and Nathan Rosen- 
thal (Chlorose) 114. 

— — 8. Wessler, Harry 181. 
— — (Kindersterblichkeit) 373; 
(Zeichen der Rachitis) 274. 

— Oswald (Pollakisurie) 184. 

— — und Richard Wagner 
(Tetanie der Blase) 488. 

— — (Übererregbare Blase) 184. 

Seebohm, Hans (Vaccinebehand- 
lung) 554. 

Sedgwick, J. P. and Mildred R. 
Ziegler (Neugeborenenblut) 
339 


Segale, Carlo (Röntgenstrahlen) 
383. 


Seifert, E. (Aspirierter Fremd- 
körper) 181. 

— M. J. (Lactation) 465. 

Seligmann, A. (Barlowsche 
Krankheit) 434. 

Selter, H. (Friedmann-Bacillen) 
358. 

Serés, Manuel (Uretersteine) 329. 

Sergent, Emile (Skrofulose) 401. 

Seyffert, Max (Angeborene Was- 
sersucht) 14. 

Sharpe, John Smith (Guanidin 
bei Tetanie) 211. 

Shaw, Charlotte s. Hilgermann, 
Lauxen 170. 

— H. Batty (Endokarditis) 411. 

Sheffield, Herman B. (Poliomye- 
litis) 353. 

Sherman, H. C. (Eiweißerhal- 
tungsbedarf) 193. 

Sherwood, G. Douglas (Durch- 
fall) 204. 

Shuman, John W. (Hämorrha- 
gische Nephritis) 235. 

Siebeck, R (Wasserausschei- 
dung) 2 

Sieben, Hubert (Enuresis) 38; 
(Nephritis traumatica) 587. 

Sieber, Fritz (Hernien der Linea 
alba) 74. 

Siemens, Hermann Werner (Ent- 
wicklungslehre) 1. 

Simon, Gerhard (Ruhrdiagnose) 
119. 


Dee See A E e a a a 


— W. V. (Hungerosteopathien) 
20. 
Simonin, P. s. Parisot, Jacques 


E 


515. 


607 


Simons, Arthur s. 
Georg 222. 
Simpsen, Roy s. Brown, Alan 


434. 

Sinclair, John F. (Frühgeborenes 
Kind) 203. 

PDE TRIN, Max (Terpichin) 
331 


Bernhardt, 


Sjövall, Einar (Ödem) 52. 

Sippel, Paul (Schiefhals) 543. 

Sironi, Luigi (Lymphangioendo- 
theliom) 496. 

Skinner, E. F. (Syphilis) 123. 

Skoog, A. L. (Masern) 436. 

Smidt von Gelder, J. H. (Ascites 
chylosus) 273. 

Smith, Charles Hendee (Ambu- 
latorien) 66. 

Slawik, Ernst (Blutplättchen) 


373. 
Sluka, Erich (Ekzembehandlung) 
185. 


Slyke, Lucius L. van and Richard 
F. Keeler (Frische Milch) 549. 

Sobbe, v. C EEDEUDEERUERE HAN 
in Milch) 299. 

Sobel, Jacob (Respirationser- 
krankungen) 359. 

Soli, Ugo (Appendix)514;(Queck- 
silbervergiftung) 544. 

Somersalo, Eva (Rumination) 
389. 

Sommer, H. H. and E. B. Hart 
(Milchhitzekoagulation) 266. 
Sorensen, S. T. (Scharlachotitis) 

568. 
Soucek, Alfred (Säuglingsernäh- 
rungsnot) 61. 
Soula, L.-C. s. Abeleus, J.-E. 292. 
Souques, s. Lacomme 53]. 
— et Lacomme (Encephalitis) 
31 


531. 
Southworth, Thomas S. (Ekzem) 
454 


Spatz, Hugo (Unreife Zentral- 
nervengewebe) 40. 

Specht (Mikrosporie) 588. 

Speese, John (Elephantiasis) 411; 
(Lymphangiom) 411; (Netz. 
cyste) 391; (Ruptur des Jeju- 
num) 390. 

Spence, Ralph C. s. Wollstein, 
Martha 315. 

— — — — Goldbloom, 
390. 

— J. C. (Polio-encephalitis) = 

Spieler, Fritz (Skrofulose) 576 

Spiess G. (Panflavin) 408. 

—, Gustav (Keuchhusten) 439. 

Spiethoff, B. (Einfluß von Se- 
rum) 554. 

Špišič, B. (Littlekrankheit) 363. 

Spitta, Oscar (Hygiene) 592. 

Spitzy, Hans (Nabelbrüche) 391. 

Spo n; L. (Ohrdiphtherie) 


Alton 


Staeckert, Curt (Muskelrheuma- 
tismus) 78. 

Stähle, Eugen (Reflexablauf) 424. 

Stangenberg, J. (ypa) 537. 

Stanton, Wiliam (Nabel- 
schnurhernie) 306. 

Starck, v. (Amaurotische Idiotie) 
335 ‚(Chinintherapie desKeuch- 
` hustens) 278. 

Stau, B. s. Vollhase, E. 101. 

Steadman, F. St. J. (Zahncaries) 
71. 

Stefano, Silvio de (Parrotsche 
Pseudoparalyse) 85. 

Steinach, E. (Verjüngung) 497; 
(Zwitterdrüsen) 56. 

Steiner, G. (Multiple Sklerose) 
126. 

Steinert, Ernst (Soorkrankheit) 
352; (Varicellen) 526. 

Steinsleger, Marcos (Arsenver- 
giftung) 463. 

Stenger (Auge und Nase) 94. 

Stephan, Richard (Blutgerin- 
nung) 214, 505; (Rumpel- 
Leedesches Phänomen) 361. 

Stepleanu-Horbatsky, V. (Cere- 
brospinalflüssigkeit) 337. 

Stepp, Wilhelm (Lipoide) 2. 


Stern, Georg s. Aschenheim, 
Erich 101, 199. 

— — (Cholesterin bei Schar- 
lach) 217. 


Stetter, K. (Spätrachitis) 518. 

Stettiner, Hugo (Hasenscharte) 
513. 

Stettner, E. s. Jamin F. 79. 

—, Ernst (Ossification) 550. 

Stevenin, (Erbrechen) 70. 

—, H. s. Hutinel, V. 407. 

— H. s. Nobecourt, P. 347. 

— — (Tuberkulöse Peritonitis) 
533. 

Stewart, C. A. s. Jackson, C. M. 
101 


Stheeman, H. A. und A. K. W. 
Arntzenius (Kalkarmut) 111; 
(Kalkstoffwechsel) 111. 

Stier, Ewald (Ohnmachten) 589; 
(Ohnmachtsanfälle) 126. 

Stierlin und Verriotis (Niere) 53. 

Stoeltzner, W. (Tuberkulose) 535. 

Stolte, K. (Herzfunktion) 539. 

Stoppenbrink, Clara s. Kisskalt, 
Karl 437. 

re G. (Tonsillaranginen) 


`| Straith, Claire L. (Hasenscharte) 
72 


Stransky, Eugen (Postcarlatinöse 
Nephritiden) 183. 

Straßmann, Georg (Lunge Neu- 
geborener) 106. 

Straub, W. (Serumsalz) 105. 

Strauch, August (Tics) 457. 

Strauss s. Netter, Arnold 349. 


Strauss, H. (Nervöse Dyspepsie) | o 
156. 


Strecker (Tuberkulose) 358. 
Stroë, A. (Flecktyphus) 400. 
Stroh, M. (Varicellen) 569. 
Stromeyer, Kurt (Tuberkulin- 
herdreaktion) 404. 
Strubell, A. (Tuberkulose- Pro- 
phylaxe) 31. 
— Alexander (Serumbehand- 
lung der Tuberkulose) 32. 
Stuchlikovä, Sofia (Grippe) 574. 
Švarc, Z. (Tuberkulose) 445. 
Swift, Howard (Milch) 375. 
Synwoldt, Ina (Perlsuchttuber- 
kulinreaktion) 176; (Pirquet- 
sche Reaktion) 281. 
Szontägh, Felix (Purpura) 395. 
Sztränszky, Jenö (Engel-Turnau- 
sche Harnreaktion) 299. 
Szymanski, I. S. (Aktivität) 371. 


Talbot, Fritz B. (Keuchhusten) 
167; (Pädiatrie) 464; (Zwerg- 
wuchs) 393. 

Tanner, Fred W. and Bertram 
Feuer (Hautinfektion) 186. 
Tarpernoux, A. s. Porcher, Ch. 

297, 546. 

Tawse, H. Bell (Überzählige 
Nasenöffnung) 324. 

Taylor, Alfred S. (Geburtsläh- 
mung) 385. 

— Rood (Blutinjektion) 508. 

Terrien, E. (Toleranzprüfung) 


Tetzner, H. (Salvarsaninjektio- 
nen) 581. 

Thedering, F. (Skrofulose) 81. 

Thibierge et Boutelier (Urtica- 
ria pigmentosa) 331. 

Thies, Johann (Scheintod) 343. 

Thim, Josef R. (Gonokokken- 
färbung) 11. 

Thoma, Eugen s. Baerthlein, 
Karl 317. 

Thomas, E. (Ernährung und In- 
fektion) 28. 

Thompson, William J. (Influen- 
za) 352. 

Thomsen, Oluf (Blutplättchen- 
zählung) 301. 

Timme, Walter (Nervenkrank- 
heiten) 542. 
T Walter (Tuberkulose) 
Todd, T. Wingate (Mastdarm- 

vorfall) 73. 

Toepffer, Hanns (Nebennieren- 
blutungen) 113. 

Toni, Giovanni de (Hämoglobin- 
wert) 300. 

Torrey, John C. and Alfred H. 
Rahe (Kolibacillenvaccine) 
512. 

Totis, Béla (Influenza) 316. 


608 


ott, Karl (Heliotherapie 
Blut) 271. 


Treadway, Walter L. (Geistes- | Veed 


krankheit) 412. 

Tretiakoff, C. s. Marinesco, G. 
364. f 

Trèves, André (Schulterblatt- 
hochstand) 127. 

Triebold, Karl (Heilpädagogik) 
406 


Trumpp, J. (Kleinkinderpflege) 
10. 


Tschirch, A. (Vitamine) 2. 
Tschistowitsch, Theodor (Osteo- 
malacie) 211. 
Tunnicliff, Ruth (Scharlach) 
350. 

Turnbull, J. A. (Überempfind- 
lichkeit) 372. 

Twiss, Edith M. (Pasteurisie- 
rung) 148. 

Tyau, Robert (Encephalitis) 441. 


Vebelin, Fritz (Riesenwuchs) 76. 
Ugön, M. Armand (Schanker der 
Mamma) 581. 
ann, Fr. und K. Zwick 
(Medikamentöse Darmbeein- 
flussung) 152. 
Uji, Sara v. (Ileus verminosus) 
157 


Ulrichs, B. (Krysolgan) 33. 

Ulrici, E. (Tuberkulosebekämp- 
fung) 83. 

Unger, Ernst s. Bielschowsky, 
Max 456. 

— Lester, J. s. Hess, Alfred F. 
211, 392. 

Unna, P. G. (Pepsin zur äußer- 
lichen Behandlung) 38. 

Utheim, K. s. Marriott 511. 


Vacchelli, Sanzio (Arthrodese) 
416. 

Vaglio, R. (Spastische Hemi- 
plegie) 125; (Spina bifida) 42. 

Vahlensieck, Carl (Ernährung) 
550. 

Valentin, Bruno (Knochentuber- 
kulose) 30. 

Vallery-Radot, Pierre s. Apert 
450. 


Van der Loo, C. J. (Entwick- 
lungsstörungen) 275. 

Van Derslice, J. Warren (Spas- 
mophilie) 76. 

Van Hoosen, Bertha (Placentar- 
hormon) 101. 

Van Kleek, L. A. (Morphiument- 
ziehung) 240. 

Variot et Bouquier (Kongeni- 
tale Cyanose) 234. 

— et Cailliau (Hautaplasie) 39. 

— G. et P. Lantuejoul (Ange- 
borene Cyanose) 451. 


! Varisco, A. s. Pisani, S. 531. 


Varisco, Azzo (Cerebrospinal- 
meningitis) 574. 

er, Borden S. and Meredith 
R. Johnston (Ausscheidung 
von Aceton) 64; (Nierenfunk- 
tion bei Scharlach) 164. 

Veilchenblau, Ludwig (Ange- 
borener Klumpfuß) 45. 

von den Velden, R. (Kreislaufs- 
untersuchungen) 312. 

Verre, Filippo (Syphilis cerebra- 
lis) 580. 


Verriotis s. Stierlin 53. 

Versari, Attilio (Encephalome- 
ningocele) 492. 

Villegas, Anastacia s. Angeles, 
Sixto de los 493. 

Vines, H. W. C. (Hämophilie) 
395. 

Vitón, Juan José (Tuberkulin- 
therapie) 358. 

Vogeler, Karl (Intrakardiale In- 
jektion) 425. 

Vogt, H. (Säuglingsskorbut) 212. 

Volhard (Urämie) 99. 

Vollhase, E. und B. Stau (Milch- 
fett) 101. 

Voornveld, H. J. A. van (Lur- 
gentuberkulose) 532. 

Vries Robles, S. B. de (Paraty- 
phus B) 479. 

Vulläty s. O. Beutiner 57. 

Vysoký, Jaroslav (Encephalitis) 
440. 


Wachs, Charles and Charles Ma- 
zer (Vulvovaginitis) 453. 

Wadsworth, Augustus B. (Di- 
phtheriebacillen) 437. 

Wagner, Richard s. Schwarz, 

Oswald 488. 
— — (Parotisschwellung) 22, 
525; (Solitärtuberkel) 357. 

Waldenström, Henning (Coxa 
plana) 416. 

Wallgren, Arvid (Croup und In- 
fluenza) 26; (Meningitis cere- 
brospinalis) 168; (Meningitis) 
354. 


Wallis, R. L. Mackenzie (Albu- 


minurie) 487. 

Walterhöfer, Georg (Azurophile 
Erythrocyteneinschlüsse) 10; 
(Leukämie) 311. 

Ward, E. (Tuberkuloseinfektion) 

27. 


— Gordon (Präleukämie) 215. 
Warren, Richard (Pylorusste- 


nose) 428. 

Wason, Isabel, M. (Ureteren- 
stenose) 451. 

Watson, Fred C. (Ascariden- 
ileus) 431. 


Wauschkuhn, Fritz (Neugebore- 
nendiphtherie) 570. 
Weber (Dementia praecox) 412. 


Weber, F. Parkes (Nebennieren- 
sarkom) 564; (Zwergwuchs) 
473. 

— O. (Angeborener Herzfehler) 

584. 


Webster, A. B. (Basedowsche 
Krankheit) 162. 

— Ralph W. s. Haines, Walter S. 
151. 

Weichardt, Wolfgang (Proto- 
plasmaaktivierung) 12. 

Weidler, Walter Baer and James 
Louis Joughin (Nervenfälle) 
186. 

Weidman, Fred D. (Skleroder- 
mie) 303. 

Weigert, Richard (Zwerchfell- 
hernien) 158. 

Weiland, W. (Pleuraempyeme) 

180 

Weill- Hallé, B.(Di-Serumbehand- 
lung) 23. 

Weinberg, Fritz und Fritz Hirsch 
(Hemiatrophia) 492. 

— M. (Grippe) 279. 

Weiß, M. (Sputumuntersuchung) 
505. 


4 
Weitzel, Wily (Vitamine) = 
Welde, Ernst (Gonorrhöe) 330 
Welles, Edward S. s. Barney, J. 
' Dellinger 323. 
Weltmann, Oskar (Herztumoren) 
410. 
Wenckebach, K. F. 
formen) 380. 
rs Wilhelm (Ductus Botalli) 
5 
Werner, S. nn) 286. 
Wertheimer, M. (Dünndarmver- 
schluß) 514. 
— P. s. Rendu André 160. 
Wesselhoeft, Conrad (Mumps 
167. 


(Thorax- 


609 -- 


Wessler, Harry and Herman 
Schwarz (Lungenabscesse) 181. 

Wheeldon, Thomas Foster 
(Achondroptasie) 76. 

Whiting, Fred (Mittelohrentzün- 
dung) 238. 

Widmark, Erick M. P. (Schild- 
drüse) 348. 

Wieland _(Chondrodystrophie) 
522; (Encephalitis) 530. 

— (Lipodystrophie) 522; (Me- 
ningitis) 541; (Pachymeningi- 
tis) 541. 

— E. (Hydrocephalus) 187. 

Wiener, B. (Glossitis) 427. 

Wiesinger, A. (Albeesche Opera- 
tion) 541. 

Wiesner, Richard (Grippe) 315. 

Wile, Ira S. (Gesundhei n) 
380 


Wilhelm, Margarete (Keuchhu- 
sten) 529. 

Willard, W. W. s. M. Clanahan, 
H. M. 160. 

Williams, J. Whitridge (Syphilis) 
406. 


—, Whritridge [ (Syphilispro- 
phylaxe) 580. 


. | Wilson, S. A. Kinnier (Entwick- 


lungsanomalien) 190.. 

Wimberger, Hans (Nahrungs- 
konzentration) 266. 

Withers, G. H. (Krämpfe) 
456. 

— sun (Lichen chronicus) 


Wodak, Ernst (Taubstummheit) 
460. 

nn J. E. (Influenzabacillus) 

woii. B. (Tetanie) 561. 


— L. K. (Skrofulöse Augenent- 
zündungen) 45. 


Zentralblatt f. d. gesamte Kinderhellkunde. IX. 


Wolff-Eisner, A. (Tuberkulose - 
diathesen) 28. 

Wollstein, Martha and Ralph C. 
opece (Pfeifferscher Bacillus) 


Wolpe, Lotte (Nitrobenzolver- 
giftung) 47. 

Wood, Frank M. (Behandlung 
der Diphtherie) 116. 

"oaa 3 S. 8. Kolmer, J. A. 


Wymhausen, O. J. u. M. Elzas 
(Diabetes innocens) 213. 


Yagle, E. M. s. Kolmer, J. A. 
166 


Ylppö, Arvo (Behandlung der 
Rumination) 16. 


(Perthessche 


Zacherl, Hans (Mißbildungen des 
Gesichts) 15. 

Zadek, J. (Pleuritis) 124. 

Zappert, J. (Enuresis) 362, 489. 

Zausch, Fr. s. Benecke, R. 14. 

Zeiner-Henriksen, K. (Wachs- 
tum) 340. 

Ziegler, Mildred R. s. Ledgwick, 
J. P. 339. 

Ziller, Julius (Tuberkulosesanie- 
rung) 83. 

Zimmermann, R. (Lungentuber- 
kulose) 321. 

Zoeller s. Rieux 351. 

— des. Lavergne 477. 

Zondek, Bernhard (Tiefenther- 
mometrie) 99. 

Zuntz, N. (Fütterung von Horn- 
substanz) 1. 

Zurich, K. s. Uhlmann, Fr. 152. 

Zuviria (Pyloruserkrankung) 
559. 


3) 


Sachregister. 


Abhärtung, Praxis (Köhler) 84. 

Abnabelung, späte (Haedicke) 547. 

Abstillung, physiologische (Borrino) 498. 

Aceton im Liquor bei Meningitis tuberculosa 
(Genoese) 281. 

Acetonämisches Erbrechen (Stévenin) 70. 

Acetonurie bei Fieber (Veeder u. Johnston) 64. 

Achondroplasie s. a. Chondrodystrophie. 

—, keilförmiger Wirbel bei (Wheeldon) 76. 

Acidose bei Krankheiten 516. 

Acrodermatitis suppurativa (Hallopeau) (Bodin) 

455. 


Addisonsche Krankheit (Gutiérrez) 474. 

Adenocarcinom des Ovariums (Knewitz) 368. 

Adenoide, Gesichtsausdruck bei (Courtade) 35. 

Adenotomie, postoperative Blutung (Hubbard) 
360. 


Adipositas, hypophysäre (Peritz) 276. 

Adrenalin s. a. Suprarenin. 

— gegen Asthma (Hoxie u. Morris) 327. 

—Behandlung bei Rachitis (Beninde) 18. 

—, Abschwächung durch Diphtherietoxin (v. 
Gröer u. Hecht) 146. 

—, Wirkung auf Diphtherietoxin (Löwy) 55. 

—Hypersekretion bei Pylorusstenose (Pritchard 
u. Hillier) 156. 


Anämien, azurophile Erythrocyteneinschlüss 
(Walterhöfer) 10. 

—, hämolytische, ohne Resistenzverminderun; 
(Kozitschek) 565. 

—, Höhenklimawirkung (Peters) 12. 

—, Katalasegehalt des Blutes (Krumbhaar u. 
Musser) 524. 

— mit Milzvergrößerung (Paterson) 565. 

—, nutritive (Rollin) 524. 

—, perniziöse (Mensi) 564. 

—, sekundäre, Bluttransfusion bei (Harriehausen! 

13. 

Anaphylaxie s. a. Am Überempfindlichkeit. 

—, Purpura und Scharlach (Szontägh) 395. 

s. a. Tonsillitis. 

— Ludovici (Stradiotti) 325. 

—, Pathologie (Fein) 230. 

— pectoris (Rutherfurd) 487. ' 

—, Plaut Vincentsche, gehäuftes Auftreten 
(Schoetz) 87. 

— mit Iymphatischer Reaktion (Deussing) 435. 

Anginose (Fein) 325. 

Angiom, kongenitales elephantiastisches (Miller 
u. Nelson) 487. 

—, multiples kavernöses (Proskauer) 540. 

Ankyloglossum (Phélip) 110. 


—Injektionen, Verhalten des Blutdrucks nach | Antianaphylaxie (Richet, Brodin u. Saint-Girons) 
337 


(Schiff u. Epstein) 88. 

— bei Rachitis tarda (Simon) 20. 

—, Einfluß verschiedener Weasserstoffionenkon- 
zentrationen (v. Gröer u. Matula) 146. 

Aerotherapie s. Freiluftbehandlung. 

Aerzte-Briefe (Ebstein) 48. 

Aggrecolin (Hamburger) 557. 

Aktivität und Ruhe (Szymanski) 371. 

Albulactin (Kamprad) 298. 

Albuminurie durch Anstrengungen (Barach) 585. 

—, jugendliche (Lee) 234. 

—, nicht-nephritische (Wallis) 487. 

Albumosentherapie (Lüdke) 153. 

Alimentäre Intoxikation s. Intoxikation, alimen- 
täre, Autointoxikation. 

Alkohol, Leber- und Milzeirrhose durch (Jewes- 
bury) 159. 

Alkoholismus, Einfluß auf die Nachkommen- 
schaft (Deckx) 544. 

Allergie s. a. Anaphylaxie, Überempfindlichkeit. 

—, spezifische (Baker) 66. 

Amazona, infantile (Pracy) 556. 

Ambulatorien, Entwicklung (Smith) 66. 

Amine, biogene (Guggenheim) 99. 

Amyotonie s. Myatonie. 

Anaemia Leishmaniae s. Leishmaniosis. 


; Appendix, Erkrankung 


Antikörper, Übertragung normaler, vom Mutter- 
tier (Reymann) 548. 

Aolan (Peltesohn) 402. 

Aorten-Klappe, Endocarditis ulcerosa (Dible) 327. 

—Messung, Methode (Kreuzfuche) 11. 

— Stenose, kongenitale (Moon) 327. 

Stenose, kongenitale, Diagnose (Pende) 487. 

Aphasie, transitorische, nach Angina (Funaioli) 
456. 

—, transitorische, bei Typhus (Moschini) 27. 

Appendicitis, akute, Differentialdiagnose (Dubs) 
305. 


—, akute, mit Pneumonie (Firman-Edwards) 538. 

—, chronische (Grégoire) 430; (Liek) 429; (New- 
ton) 110. 

—, destruktive, Bauchdeckenspannung bei 
(Krecke) 429. 

—, Frühoperation [Mühsam) 110. 

—, Mesenterialdruckschmerz bei (Rosenstein) 429. 

—, Spätkomplikationen (Nob&court u. Stévenin) 
347 


und Einklemmung in 
Hernien (Rosenberger) 514. 
—, Funktionen (Soli) 514. 

—, gangränöse, mit Intussuszeption (Buford) 73. 


— splenica infantum (Aschenheim) 163; (Hallez) | Argochrom (Leschke) 23. 


394. 
Anämien (Grumme) 277. 
—, alimentäre, Nährstoffmangel bei (Aron) 468. 
—, Eisenwirkung (Nägeli) 523. 


— bei Vulvovaginitis gonorrhoica (Eyth) 90. 


ei Sue (Leschke) 23. 
Arhinencephalie mit medianer Lippenspalte (Gold- 
stein) 304; (Ibrahim) 186. 


Te ee ~ — 


— 


Arnethsche Kernverschiebung, Bedeutung (Schil- 


ling) 67. 
Arsen-Behandlung nach Comby-Filatow der Cho- 
rea minor (Lichtenstein) 
—- Vergiftung, chronische (Steinsleger) 463. 
Arthritis s. a. Gelenkrheumatismus, Rheumatis- 


mus. 

-— chronica deformans juvenilis (Rhonheimer) 
462. 

-— deformans, Ätiologie im Kindesalter (By- 
field) 78. 

- bei Meningitis cerebrospinalis (Nob6court u. 

Paraf) 223. 

-—, Theumatoide, mit Knötchenbildung (Pater- 
son) 569. 

Ascariden-Erkrankung, Gefahren (Crowell) 208. 

—Ileus (Watson) 431. 

— bei Säuglingen (Neumann) 515. 

Ascites chylosus (Smidt von Gelder) 273. 

Asphyxie der Neugeborenen, Bekämpfung (Thies) 
343 


—, ungewöhnliche (Kickham) 203. 

Asthma, Adrenalin gegen (Hoxie u. Morris) 327. 

—, Anaphylaxie bei (Baker) 66. 

—, Behandlung (Gottlieb) 410. 

-—, Höhensonnenbehandlung (Hamburger) 12. 

—-, Peptonbehandlung (Aldu) 326. 

Ataxie, akute cerebro-cerebellare (Griffith) 492, 
540 


—, Friedreichsche, und Taubstummheit (Koen- 
necke) 42. 

Atem-Gymnastik, Wert in der Schule (Nothmann) 
12 


7. 
Atheromalacie, Rachitis tarda eine Folge von 
(Kottmaier u. Kottmaier) 20. 
Atmungs-Formen (Wenckebach) 380. 
Atmungsorgane, Erkrankungen (Wollstein u. 
Spence) 315. 
—, Prophylaxe der Erkrankungen (Sobel) 359. 
—, Wirkung des Solbads auf (Krone) 302. 
Atrophie, Dextrosetoleranz bei (Mattill, Mayer 
u. Sauer) 70. 
-—, Fettstoffwechsel bei (Hutchison) 375. 
-—, Natrium cacodylicum bei (Clarke u. Dow) 
469. 


-— und innere Sekretion (Gutiérrez) 517. 

—-, Seruminjektionen bei (Ferreira) 345. 

Atropin- Behandlung des Pylorospasmus (Kretsch- 
mer) 208. 

—, Cholin, Antagonismus gegen (Le Heux) 202. 

Aufklärung, sexuelle (Niemann) 551. 

Augen-Affektionen, Liquoruntersuchungen bei 
(Rath) 365. 

—Skrofuloesee, Aolaninjektion und Ponndorf- 
sches Verfahren bei (Peltesohn) 402. 

—-Tuberkulose (Hessberg) 45. 

— Tuberkulose, Tuberkulin bei (Curioni) 358. 

— Tumoren (Rumbaur) 459. 

—Veränderungen bei Syphilis congenita (Green) 
536. 


Augenleiden, Beziehungen zu Erkrankungen der 
Nase (Stenger) 9. 

Augenlid, Fremdkörper (Salterain) 415. 

Autointoxikation, intestinale (Bassler) 469. 

—, intestinale, Einfluß (Lane) 427. 

—-, Phenoltherapie und (Rodella) 71. 


611 


Avitaminosen (Mac Carrison) 145; (Mac Clendon) 
369 


—, Hungerstoffwechsel und Stoffwechsel bei 
(Novaro) 418. 

—, Rekonvalescenzstoffwechsel bei (Novaro) 546. 

—, Schädigungen bei (Bierry, Portier u. Randoin- 
Fandard) 520. 

Azurophilie bei Masern (Canelli) 114. 


Babinskischer Reflex (Stähle) 424. 

— Reflex, Erklärung (Friedman) 53. 

Bacillen, säurefeste, den Tuberkelbacillen ver- 
wandte (Lange) 444. 

Bacillenträger s. a. Diphtherie. 

— (Schürer) 22. 

Bacterium coli s. Kolibacillus. 

Bäder s. Hydrotherapie. 

Bakteriämie s. Sepsis. 

Bakterien, Anpassung (Galli-Valerio) 145. 

— des Darms s. Darmflora. 

—, Lebensdauer auf Papiergeld (Dold u. Yühsi- 
ang) 100. 

—-, Nachweis im Säuglingsblut (Bossert u. Leich- 
tentritt) 553. 

—, Virulenzänderungen (Rolleston) 419. 

Bakterienfette, antigene Wirkung (Borčić) 420. 

Bakteriologie, Repetitorium (Schürmann) 592. 

—, Untersuchungsmethoden (Gotschlich u. Schür- 


mann) 68. 

Bandwurm-Extrakt-Wirkung auf den Darm 
(Parisot u. Simonin) 515. 

Barlowsche Krankheit (Vogt) 212. 

— Krankheit, Ertaubung bei (Seligmann) 434. 

— Krankheit, Gewicht bei (Dalyell) 76. 

— Krankheit, Klinik und Stoffwechsel (Frank) 21. 

— Krankheit, Rosenkranz bei 545. 

— Krankheit mit symmetrischer Spontangangrän 
(Nobel) 21. 

Basedowsche Krankheit, familiäre und vererbte 
(Harvier) 162. 

— Krankheit, Heredität bei (no) 310. 

— Krankheit, Strumektomie bei (Webster) 162. 

Bauch-Druck bei Säuglingen pet) 420. 

—Lage als Gymnastik des Säuglingsalters (Jüng- 
ling) 96. 

— Schmerzen, Entstehung (Kappis) 155. 

— Tuberkulose, Arten (Monsarrat) 82. 

Bauchfellentzündung s. Peritonitis. 

Bauchfelltuberkulose s. Peritonitis tuberoulosa. 

Begabung, arithmetische (Saladini) 300. 

Bevölkerungsaufbau, Eigenarten (Külz) 418. 

Bevölkerungsbewegung Nürnbergs während des 
Krieges (v. Ebner) 147. 

Bewegungen, zusammenwirkende, willkürliche 
(Noica) 421. 

Bilanzstörung, Nährstoffmangel bei (Aron) 468. 

Bindehaut, Lichen scrofulosorum (Engelking) 29. 

Blässe (Funaioli) 113. 

Blasen-Störungen, nervöse (Adler) 183. 

—Tetanie (Schwarz u. Wagner) 488. 

—, übererregbare (Schwarz) 184. 
Blausäure-Vergiftungen (Berg) 367. 
Blenaphrosin, Behandlung der Gonorrhöe mit 

(Lewinski) 331. 
Blennorrhoea s. a. Gonorrhöe. 


; —, Milcheinspritzungen bei (Purtscher) 288. 


39* 


saig 


Blennorrhoea neonatorum, Mercurochrom 220 bei 
(Clapp u. Martin) 304. 

— neonatorum bei Unehelichen (Dundas) 107. 

Blut s. a. Hämoglobin, Blutserum, Serum. 

—, Chlorbestimmung (Rcdillon) 151. 

—, Höhensonnenwirkung auf (Traugott) 271. 

—Kalk und medikamentöse Kalkzufuhr (Denis 
u. Minot) 418. 

—Kalk, Einfluß des Phosphorlebertrans auf 
(Brown, McLachlan u. Simpson) 434. 

—Kalk, Tetanie-Einfluß auf (Jacobowitz) 472. 

—, Kalkgehalt (Kehrer) 3. 

—, Kalkgehalt und Kalkstoffwechsel (Sthaeman 
u. Arntzenius) 111. 

—, Kalkgehalt und Facialisphänomen (Han- 
dovsky) 307. 

— Konzentration, Änderung durch Wasserauf- 
nahme (Pruche) 290. 

— Krankheiten, Blutplättchenzahl und Blutungs- 
zeit bei (Gram) 214. 

—L‘'pase (Caro) 2. 

— Regeneration, Einflußder Milzfütterung (Brinck- 
mann) 53. 

—Transfusion (Graham) 68; (Miller) 303. 

—Transfusion bei Hämorrhagien der Neuge- 
borenen (D.xon) 154. 

—Transfusion bei Säuglingen (Harriehausen) 13. 

—Transfusion, Natrium citr.cum bei (Nürn- 
berger) 556. 

— Untersuchung (Engel) 504. 

—- Untersuchung, bakteriologische (Canon) 68. 

— Untersuchung, bakteriolog sche, eutung 
für die Pathologie des Säuglings (Bossert 
u. Leichtentritt) 553. 


— Untersuchung, bakteriologische, Technik 
(Langer) 10. 

—, Veränderungen nach Nahrungsaufnahme 
(Arnoldi) 337. 


—, han beim Neugeborenen (Slawik) 
73. 

—Viscosität, Änderung durch Wasseraufnahme 
(Pruche) 290. 

—, Wassergehalt beim Säugling (Rominger) 501. 

— und Wasserstoffwechsel (Hemmeter) 417. 

—Zucker-Kurve (Frank u. Mehlhorn) 267. 

— Zucker Untersuchung (Mezger) 151. 

Blutarmut s. Anämie. 

Blutbefund nach Milzexstirpation (Carpenter) 525. 

— und Salzsäure des Magens (Rollin) 524. 

Blutbeschaffenheit, Mikroanalyse (Feigl) 67. 

— und Nahrungskonzentration (Wimberger) 266. 

Blutbild, leukocytäres, im Hochgebirge (Rup- 
panner) 104. 

—, weißes, Einfluß des vegetativen 
eystems auf (Friedberg) 553. 

Blutdruck-Änderung, einseit'ge (Cyriax) 67. 

— und Blutvisoosität (Nizzoli) 381. 

— bei Infektionskrankheiten (vonden Velden) 312. 

— beim Säugling (L’sn6 u. Binet) 4. 

—, Verhalten nach Adrenalininjektionen (Schiff 
und Epstein) 88. 

Blutdrüsen s. a. Sckretion, innere. 

—, pluriglanduläre Affektion (Krabbe) 391. 

Blutgerinnung und Mz (Stephan) 214. 

—, Pathologie (Stephan) 505. 

—, Steigerung bei Anaphylaxie (Vines) 395. 


Nerven- 


Blutgerinnungszeit beim Neugeborenen (Rodda) 
196. 

Blutkörperchen-Resistenz an der Nordsee (Koltre) 
343 


—, Schicksal. subeutan injizierter (Taylor) 508. 

—, Sedimentierungsgeschwindigkeit (Höber) 289. 

—, weiße s. Leukocyten. 

Blutplättchen beim Neugeborenen (Slawik) 373. 

—Zählung, Bedeutung (Greeley) 103. 

— Zählung, direkte (Thomsen) 301. 

—Zahl und Blutungszeit bei Blutkrankheiten 
(Gram) 214. 

Blutserum, Chlorspiegel im, 
sekretion (Scheer) 267. 

Blutungen, Adrenalin bei (Bardier) 270. 

Blutungsneigung als Ursache der Hirnblutungen 
beim Neugeborenen (Foote) 556. 

Blutungszeit und Blutplättchenzahl bei Blut- 
krankheiten (Gram) 214. 

Boxstation der Heidelberger Kinderklinik (Lö- 
wenstein) 503. 

Brachydaktylie (Neyrinck) 49. 

Brechdurchfall s. Ernährungstörung, akute En- 
teritis, Cholera infantum. 

Breinahrung (Lowenburg) 62. 

Brom, Einfluß auf die Niere (Dünner u. Hartwich) 
302. 

Bronchektasie, chronische Bronchitis mit (Field) 
409 


und Magensaft- 


Bronchialdrüsen s. a. Hilusdrüsen. 

— Tuberkulose (Kieffer) 480. 

— Tuberkulose, Behandlung nach Friedmann 
(Güterbock) 228. 

—, perkutorisch-auscultatorische 
(Naessens) 67. 

Bronchien, Fremdkörper (Guisez) 326; (Krieg)410; 
(Mao Crae) 326. 

Bronchitis, chronische, mit Bronchektasie (Field) 
409. 


Untersuchung 


Bronchopneumonie s. a. Pneumonie. 

—, Diagnostik (Drachter) 124. 

—, klinische und röntgenologische Diagnostik 
(Duken) 36. 

—, kindliche, Atherinjektionen bei (Lassalle) 537. 

Bronchoskopie (Denker) 538; (Graham) 123; 
(Moore) 410. 

Bronchus, Kompression des rechten, durch Cyste 
(Rach) 36. 

Brot-Eiweiß, Nährwert (Sherman) 193. 

—Ersatz (Neumann) 88. 

—Streckmittel (Neumann) 98. 

Brust-Ernährung bei Grippe (Rollandini) 26. 

—, Gigantismus (Honan) 336. 

Brustdrüse s. a. Milch. 

—, Primäraffekt (Ug6n) 581. 

— Sekretion s. a. Lactation, Milchsekretion. 

— Sekretion und Eigenmilchinjektion (Kirstein) 60. 

Brustkinder, Colistämme (Langer) 548. 

—, Durchfälle (Marfan) 108. 

—, gesunde, Trinkmengen (Kirstein) 499. 

—, Nahrungsbedarf (Dietrich) 420. 

Brustmilchernährung s. Ernährung, Säuglingser- 
nährung, Stillen. 

—, Fehler (Love) 60. 

Brustumfang, Beziehungen zur Körperfülle (Ber- 
liner) 8. 


Brustumfang, Messung (Culler) 466. | 

Brustwarzen-Klemme gegen Milchfluß (Hinsel- 
mann) 61. 

Bulbärparalysen (Amenta) 236. | 

Butolan, Anthelminthieum (Francke) 470. 

— gegen Oxyuriasis (Schickhardt) 306. 

Buttermehl-Brei (Moro) 286. 

—Nahrung (Plantenga) 507. 

— Nahrung, Indikation (Niemann u. Foth) 553. 

—Nahrung, Indikation und Kontraindikation 
(Friedberg) 508. 

— Nahrung im ersten Lebensvierteljahr (Reiche) 
507. 

— Nahrung, Ruhrepidemie bei (Jacki) 521. 

— Vollmilch (Moro) 266. 


Calcariurie, medikamentöse (Klotz) 329. 

Calcium s. a. Kalk. 

—, Bedeutung (Höber) 289. 

Injektionen, intravenöse, bei Tetanie (Brown, 
McLachlan u. Simpson) 434 

— Therapie (Aulde) 159. 

Campher-Coffein (Fröhlich u. Pollak) 271. 

—, Herzwirkung (Fröhlich u. Pollak) 270. 

— Papaverin (Fröhlich u. Pollak) 271. 

—Therapie bei Enuresis nocturna (Pototzky) 38. 

Capillar-Schädigungen, toxische, bei akuten Er- 
nährungsstörungen (Oppenheim) 584. 

Cardiospasmus, angeborener (Langmead) 206. 

Casein, Wirkung (Sachs) 555. 

Cerebrospinalflüssigkeit s. Liquor cerebrospinalis. 

Cerebrospinalmeningitis s. Meningitis cerebrospi- 


nalis. 

„Chelonin“, Schildkrötentuberkelbacillenvaccine 
(Klopstock) 447. 

Chineonal (v. Starck) 278. 

Chinin-Injektionen, subcutane (Klotz) 152. 

— Therapie des Keuchhustens (v. Starck) 278. 

Chloranämie (Hallez) 394. 

Chlorom (Mensi) 463. 

Chlorose (Schwarz u. Rosenthal) 114. 

—, Eisenwirkung bei (Nägeli) 523. 

Chlorspiegel im Blutserum und Magensaftsekre- 
tion (Scheer) 287. 

Cholangitis, enterogene (Albu) 111. 

Cholelithiasis bei Kindern (Albu) 111. 

Cholera, Genitalblutungen bei (Kritzler) 120. 

— infantum s. a. Dysenterie, Enteritis, Sommer- 
diarrhöe. 

— infantum (Marfan) 468. 

Cholesterin - Bildung in der Milz (Abelous u. 
Soula) 292. 

— Gehalt der Organe bei Nephrose und Nephritis 
(Beumer) 586. 

a im Blutserum Scharlachkranker (Stern) 

17. 

Cholin, Antagonismus gegen Atropin (Le Heux) 

202 


nt an mn an nn nen E u 


Chondrodysplasie (Dwyer) 161. 
(Bondrodystrophie s. a. Achondroplasie. 

— (Duken) 522; (Madsen) 559; a 213. 
—, hypoplastische (Wieland) 522 
C “hondrome, kongenitale, halbseitiger Zwergwuchs 

mit (Weber) 473, 563. 

Chorea (Mundy) 459. 
—, akute (Eschbach) 530; (Lesné u. Langle) 530. | 


613 


| mame 


Chorea, akute, und epidemische Encephalitis 
(Comby) 415. 

akute, und Encephalitis lethargica (Souques 
u. Lacomme) 531. 


'—, Endocarditis bei (Ramond) 232. 


minor (Comte) 190; (Rolly) 526. 
minor, Arsenikbehandlung nach Comby-Fila- 
tow (Lichtenstein) 93. 
minor, Bakteriologie und pathologische Ana- 
tomie (Schuster) 458. 
—, Pathogenese (Pacchioni) 44. 
—, Salvarsanbehandlung (Salvetti) 190. 
—, Trional bei (Braune) 44 
Chromaffines System s. System, chromaffines. 
—Sy tem s. Nebennieren u. Adrenalin. 
Circumcision, Ulceration der Harnröhrenmündung 
bei (Brennemann) 587. 
Cirrhose s. Lebercirrhose. 
Coecum mobile (Grégoire) 430. 
Colivaccine bei Ernährungsstörungen (Mertz) 557. 
Colon s. a. Dickdarm. 
—, Funktionen (Fleiner) 49. 
Conjunctivitis und Mastitis (Feilchenfeld) 500. 
—, Dane. Wesen und Behandlung (Wolff) 


Cor h biatriatum Monee 181. 

Coxa plana (Frangenheim) 591; (Waldenström) 
416. 

Craniotabes, Bedeutung (Schwarz) 274. 

Croup, fieberloser subglottischer (Hinojar) 313. 

— und Influenza (Wallgren) 26. 

Cutanreaktion s. Pirquetsche Reaktion und 
Tuberkulinreaktion. 

Cyanose bei angeborenem Herzfehler (Variot u. 
Lantuejoul) 451. 

—, kongenitale, bei offenem Ductus Botalli 
(Variot u. Bouquier) 234. 

Cystenniere, angeborene (Green) 362. 

Cystitis s. Pyelocystitis und Blase. 

Cystopyelitis s. Pyelocystitis. 


Darm-Bakterien (Ninni) 499. 

— Bakterien, Abwehr (D’Herelle) 71. 

— Bakterien bei Ernährungsstörungen (Scheer) 
549. 

— Blutungen bei Grippe (Greenberg) 221. 

—Epithel, Einfluß der Molke auf (Freudenberg 
u. Mammele) 59. 465. 

— Erkrankungen, infektiöse, Ätiologie (D’Herelle) 
71. 

—Flora, Beeinflussung (Figueira) 198. 

—, Medikamentwirkung (Uhlmann u. Zwick) 152. 

—Parasiten (Haughwout u. Horrilleno) 431. 

—Parasiten, Krämpfe durch (Gama) 515. 

— Parasiten, Seltenheit bei jungen Kindern (Mac 
Lean) 431. 

—Spasmus, nervöser (Liek) 429. 

— Tuberkulose (Burrows u. Burrows) 481; (Mon- 
sarrat) 82. 

—, verschiedene Verweildauer im (Lesné, Binet 
u. Paulin) 498. 

Darmfläche (Edelstein) 129. 

Darmverschluß s. Ileus. 

Definitionsmethode (Gregor) 65. 

Degeneration (Rößle) 49. 

—, fettige (Hansemann) 97. 


Degenerations-Zeichen (Bauer) 49. 

Dekanülement, erschwertes (Bardy) 397 ; (Harmer) 
570; (Krieg) 410. 

Delirien bei Pneumonie im Kindesalter (Freuden- 
thal) 486. 

Dementia praecox, Frühstadien (Treadway) 412. 

— praecox und Störung von Drüsen mit innerer 
Sekretion (Recktenwald) 92. 

— praecox im Kindesalter (Weber) 412. 

Depressionsimmunität (Morgenroth, Biberstein u. 
Schnitzer) 100. 

Dermatomykosen, Überempfindlichkeit und Im- 
munität bei (Finger) 85. 

Dermatosen, neurogene, und exsudative Diathese 
(Epstein u. Neuland) 521. 

Dermoid der Cornea (Rumbaur) 459. 

—Cyste, kongenitale, in der Carotisgegend (Du- 
rand) 367. 

Descensus testiculi, abnormer (Macewen) 90. 

Desinfektionswesen, öffentliches, Kritik (Neisser) 
120. 

Desquamatio lamellosa beim Neugeborenen (Lo- 
renzen) 509. 

Dextrokardie (Schüssler) 451. 

—, kongenitale (Cavengt) 327. 

—, kongenitale, Entstehung (Laubry u. Esman) 
233. 

—-, kongenitale, mit Situs inversus (Roubier u. 
Richard) 361. 

Dextrose-Toleranz bei Atrophie (Mattill, Mayer 
u. Sauer) 70. 

Diabetes innocens (Wynhausen u. Elzas) 213. 

— insipidus bei Hypophysenstörung (Christian) 
213 


—-, kindlicher, Exanthem bei (Bihlmeyer) 307, 
521; (Prym) 392. 
—, Pankreasveränderungen bei (Herxheimer) 307. 
— traumaticus (Heyn) 213. 
Diabetikerdiät, Vereinfachungen en) 104. 
Diätetik s. Ernährung. 
— (Schlesinger) 506. 
—, allgemeine (v. Noorden u. Salomon) 98. 
Diarrhöe, Erkältungs- (Dold u. Huang) 304. 
Diastematomyelie (Henneberg) 42. 
Diathese, exsudative, s. a. Arthritismus und 


m. 
--, exsudative, und Anaphylaxie (Abt) 561. 
exsudative, ROH LINE bei (Loe- 
benstein) 562. 

exsudative, und neurogene Dermatosen (Ep- 
stein u. Neuland) 521. 

- —, exsudative und Eiweißüberempfindlichkeit 
(Wolff-Eisner) 28. 

exsudative, Einfluß auf die Grippe (Huebner) , 
339. 

exsudative, jahreszeitliche Schwankungen 
(Moro) 472. 

exsudative, und Tuberkulose (Wolff-Eisner) 
28. 

hämorrhagische, durch Röntgentiefenbe- 
strahlung der Milz (Stephan) 214. 

— neurarthritische (Klinkert) 75. | 
Dickdarm s. a. Colon. 
—, Länge (Robbin) 548. | 
—, Mißbildung (Gellert) 272. 

Digitalis bei Herzkrankheiten (Jones) 342. 


il 


- 


“| 


“ 


614 


Diphtherie s. a. Bacillenträger, Nasendiphtherie. 

— (v. Gröer) 351. 

—, Albumosentherapie (Lüdke) 153. 

—Antitoxin s. a. Diphtherieserum. 

—Antitoxin, Avidität (Kolle u. Schlossberger) 
97; (Kraus) 397. 

—-Bacillus, Biologie (Havens) 313. 

—Bacillus, Einfluß von Brillantgrün auf (Kol. 
mer, Woody u. Yagle) 166. 

—Bacillen bei Gebärenden und Neugeborenen 
(Wauschkuhn) 570. 

—-Bacillen auf der Haut (Wauschkuhn) 570. 

—-Bacillen, Pathogenität (Kolle u. Schlossberger) 
278 


—-Bacillen, Verbreitungsweise im menschlichen 
Organismus (Graetz) 569. 

—-Bacillenstämme, Unterscheidung (Durand) 314. 

—, Bacillenträger bei (Schürer) 22. 

—-Bacillenträger, Vaccinebehandlung (Brownlie) 
116. 

—-Bacillenträger, Virulenz (Wadsworth) 437. 

—, Behandlung (Santillán) 439. 

— Behandlung mit Normalserum (Sachs) 555. 

—, Behandlung mit normalem Pferdeserum 
(Meyer) 572. 

— Diagnose (Drinkwater) 313. 

—, bakteriologische Diagnose (Conradi) 313; 
(Schanz) 115. 

—Disposition und Immunität (Schürer) 165. 

—Endemien der Neugeborenen (Hollatz) 23. 

— Erkrankungen, schwere (Lohrig) 477. 

—, Verschluß der Extremitätenarterien bei 
(Bailly) 476. 

—, Haut- und Vaginal- (Leendertz) 23. 

—, Herzstörungen bei (Aviragnet u. Lutem- 
bacher) 234. 

—, Wirkung auf das Herz (Mc Culloch) 571. 

—, aktive Immunisierung (Blum) 529; (Byard) 
116; (Gorter u. ten Bokkel H Huinink) 438: 
(Opitz) 24, 240, 477. 

DE normale (v. Gröer u. Kassowitz) 


—, Kontrolle (Gloyne) 78. 

—, primäre, des Mittelohres (Pugnat) 217. 

— Nährboden (Klein) 166. 

— bei Neugeborenen (Looft) 569. 

—Prophylaxe 314; (Byard) 116; (Morin) 117. 

— Prophylaxe durch Immunitätsprüfung (Ar- 
mand-Delille u. Marie) 528. 

— Prophylaxe durch Schickreaktion und Toxin- 
antitoxinanwendung (Lilly) 438. 

—-Reaktion bei postdiphtherischen Lähmungen 
(Lavergne u. Zoeller) 477. 

—, Schicksche Reaktion bei (Leete) 24; (Renault 

Levy) 397. 

— Schutz bei Neugeborenen (v. Gröer) 351. 

—, Schutzimpfung 218. 

—, schwere, Normalserum bei (Schöne) 396. 

—, sekundäre, Pathogenese (Renault u. Levy) 
397. 


: —Serum s. a. Diphtherieantitoxin. 
:—Serum, perikardialer Erguß nach (Cunnington) 


218. 
-Serum und bösartige Grippe (van Balen) 80. 
--Serum und Normalserum (Bertarelli) 572. 

‚ Serumbehandlung (Weill-Halle) 23. 


615 


een Den spezifische Serumbehandlung | Echinokokken-Blase, vereiterte (Rusca) 209. 


(Pusch) 24. 
—, hohe Serumdosen bei (Armand-Delille) 352. 
-—, Verlauf bei großen Serumdosen (Rall) 24. 


—Cyste der Leber (Javarone) 159. 
Ectopia vesicae (Holman) 90. 
— vesicae und Nabel:chnurbruch (Schotten) 15. 


—-Toxin, Adrenalin-Abschwächung durch (v.Gröer | Ei-Albumin, Präcipitine für (Grulee) 465. 


u. Hecht) 146. 

-—-Toxin, Entgiftung (Löwy) 55. 

—Toxin, paradoxe Hautempfindlichkeit auf 
(v. Gröer u. Kassowitz) 571. 

—, Toxinempfindlichkeit (Leete) 24. 

—, Vaccinebehandlung (Seebohm) 554. 

—, Vaccine - Antitoxinbehandlung (Wood) 116. 

Diphtheroide Bacillen (Loewenthal) 314. 

Diplegie, cerebrale (Carr u. McKeown) 412. 

Divertikel, Meckelsches, abnorme Bildungen und 
(Barron) 514. 

Drüsen, endokrine s. a. Sekretion, innere. 

—, endokrine, Wirken (Hart) 17. 

—Erkrankungen, Behandlung (Peiper) 393. 

— Tuberkulose, Krysolgan bei (Ulrichs) 33. 

— Tuberkulose, Strahlenbehandlung (Ulrichs) 33. 

Ductus Botalli, Auscultationsphänomene bei 
(Wendt) 125. 

— Botalli, offener, kongenitale Cyanose bei 
(Variot u. Bouquier) 234. 

Dünndarm-Atresie, Entstehung der angeborenen 
(Aldenhoven) 16. 

—Atresie, kongenitale (Wertheimer) 514. 

—, Bacterium coli im (Ninni) 49. 

—, Länge (Robbin) 548. 

—, Sarkomrezidiv des (Battle) 336. 

Duodenalatresie, Entstehung der angeborenen 
(Ritter) 428. 

Duodenum, Bakteriologie des, beim gesunden 
und kranken Säugling (Scheer) 549. 

Durchfall s. a. Dyspepsie, Diarrhöe. 

—, Behandlung mit Breinahrung (Lowenburg) 
62 


— des Brustkindes (Marfan) 108. 

—, gewöhnlicher, Behandlung (Marfan) 343. 
Durstempfindung (Müller) 1. 

Dysenterie s. a. Enteritis und Ruhr. 
—-Bacillen (Bruynoghe) 400. 

—, Differentialdiagnose (Jastrowitz) 109. 
—Epidemie durch Milch (Lorenz) 355. 
—Toxin, Entgiftung (Löwy) 55. 

—, Vaccinebehandlung (Seebohm) 554. 
Dysenteroid (Jastrowitz) 109. 

Dysostosis cleidocranialis (Beer) 588. 
Dyspepsie s. a Durchfall, Diarrhoe, Ernährungs- 


störung. 


Eigenmilch-Injektionen (Raisz) 549. 

— Injektion und Brustdrüsensekretion (Kirstein) 
60; (Lönne) 265; (Meyer) 265. 

Einspritzungen s. Injektionen. 

Eisenwirkung bei Anämien (Nägeli) 523. 

Eiweiß-Bedarf (Rubner) 293. 

—Erhaltungsbedarf (Sherman) 193. 

—Minimum (Kruse u. Hintze) 261. 

—Nachweis im Harn (Bousfield) 467. 

—Stoffwechsel, intermediärer, Einfluß des Lichtes 
auf den (Liebesny) 302. 

—Überempfindlichkeit (Baker) 66. 

rempfindlichkeit und exsudative Diathese 

(Wolff-Eisner) 28. 

—Überempfindlichkeit, familiäre und erworbene 
(Turnbull) 372. 

—Überempfindlichkeit, jahreszeitliche Schwan- 
kungen (Maignon) 370. 

— Überempfindlichkeit und Spasmophilie (Wolff- 
Eisner) 28. 

— Zufuhr und Leistungsfähigkeit (Rubner) 369. 

Eklampsie s. Krämpfe. 

Ektrodaktylie (Neyrinck) 493. 

Ekzem s. a. Arthritismus und Diathese, exsudative 

—, Ätiologie (Hazen) 489. 

—, Anaphylaxie bei (Baker) 66. 

—, Behandlung (Eisenstaedt) 185; (Sluka) 185. 

—, Eiweißüberempfindlichkeit bei (Maignon) 
370. : 

—, Erscheinungen des (Jourdanet) 103. 

—, seborrhöisches, Übergewicht im frühen Alter 
(Southworth) 454. 

—, Terpentinbehandlung (Singermann) 331. 

—Tod (Moro) 472. 
‚ Trypaflavin bei (Werner) 286. 

Elektrokardiogramm bei angeborenen Herzfehlern 
(Mönckeberg) 181. 

Elephantiasis congenita angiomatosa (Miller u. 
Nelson) 487. 

— congenita des Scrotums (Speese) 411. 

Empfängniszeit, gesetzliche (Ruge II) 547. 

Emphysem bei trachealem Fremdkörper (Herzog) 
231. 

Empyem, akutes, Behandlung (Aschner) 180. 

— Behandlung (v. Beust) 125; (Mosckowicz) 87. 

—, konservative Behandlung ( Weiland) 180. 


—, ausgelöst durch Abkühlung (Dold u. Huang) | —, Influenzapneumonie mit (Lobell) 486. 
205. 


—, akute (Bloch) 510. 

-—, Bakterienflora bei (Marfan) 204. 

— beim Brustkind (Marfan) 108. 

—, Colistämme (Langer) 548. 

— der Flaschenkinder (Marfan) 204. 

— des Kleinkindes (Niemann) 70. 

—, nervöse (Strauss) 156. 

—, Verhütung und Behandlung (Sherwood) 204. 

Dystrophia musculorum progressiva s. a. Muskel- 
dystrophie, progressive. 

— musculorum progressiva, Formen (Milio) 42. 

— musculorum progressiva retrahens (Schenk u. 
Mathias) 366 


N Streptokokken-, 


—, Operationsbehandlung (Naegeli) 449. 

—, Operationsindikationen (Bacmeister) 538. 

Iselinsche Behandlungsme- 
thode (Schaedel) 232. 

Encephalitis (Hamill) 441; (Navarro) 279. 

— acuta, choreatische Form (Eschbach) 530. 

— acuta, myoklonische Form (Lereboullet u. 
Foucart) 319. 

— acuta nach Infektionskrankheiten (Kramer) 
490. 

— acuta im Kindesalter (Comby) 222. 

— mn mit Myoklonus (Mouriquand u. Lamy) 

79. 
—, cerebellare Ataxic nach (Griffith) 492, 


Encephalitis mit unwillkürlichen Bewegungen 
(Hamill) 440. 
epidemica (Hoestermann) 318. 
epidemica, Ätiologie (Pisani u. Vanago) 531. 
epidemica und akute Chorea (Comby) 415. 
epidemica, choreatische Form (Lesné u. 
Langle) 530. 
epidemica, myoklonische Form (Comby) 318. 
epidemica, Polymorphismus (Roger) 318. 
epidemica, Stereotypie bei (Vysoký) 440. 
epidemica, Therapie (Maggiore) 171. 
epidemica, Virus (Levaditi u. Harvier) 574. 
Labyrinthitis mit (Borries) 366. 
lethargica (Alexander u. Allen) 355; (Bern- 
hardt u. Simons) 222; (Economo) 221; 
(Groebbels) 41; (Hirsch) 318; (Horneffer) 318; 
(Labbé u. Hutinel) 400; (Levin) 573; (Maier) 
170; (Masoin) 119; (Nauwelaers u. Meunier) 
170; (Tyau) 441; (Wieland) 530. 
— lethargica-Analyse (Netter) 319. 
— lethargica, Chorea nach (Souques u. Lacomme) 
531. 
— lethargica, Erreger (Hilgermann, Lauxen u. 
Shaw) 170. 
— lethargica und Grippeserum (Fendel) 171. 
— lethargica bei Kindern (Cozzolino) 170; (Neal) 
399; (Romano) 222. 
— lethargica, Virus (Levaditi u. Harver) 222. 
—, postinfektiöse (Kramer) 530. 
Encephalomeningocele (Versari) 492. 


DE 


RAR 


Encephalomyelitis, epidemische, Geschichte 
(Crookshank) 355. 
—, epidemische, hemimyoklonisches Syndrom 


* (Roger u. Aymes) 319. 
Endocarditis bei Chores (Ramond) 232. 
— maligna, der Pulmonalklappe (Shaw) 411. 
— ulcerosa der Aortenklappe (Dible) 327. 
Enndometritis ar gummosa (Lahm) 85. 
Energiehaushalt und Ernährung (Edelstein) 129. 
Energieumsatz als Flächenfunktion (Edelstein) 
129. 
Engel-Turnausche Harnreaktion (Sztränszky) 299. 
Entartung s. Degeneration. 
Enteritis 8. a. Cholera infantum, Dysenterie, 
Ennterocolitis, Ruhr. 
Enteritis bei Frauenmilchernährung (Moll) 15, 
468 


—, Yoghurt bei (Moll) 15. 

Enteroeystom- Bildung mit abnormer Lungen- 
lappung (Schmincke) 192. 

Enterokatarrh s. Cholera infantum, Brechdurch- 
fall, Enteritis, Dysenterie, Ernährung störung, 
akute. 

Enterokolitis, Behandlung (Harper) 388. 

Entwicklungs-Anomalien, multiple angeborene 
(Wilson) 190. 

-—, Einfluß von Dijodtyramin und Tyramin auf 
die (Abelin) 146. 

— bei Kindern (Schiøtz) 268. 

— im zweiten Lebensjahr (Borrino) 498. 

— im Schulalter (Kleinschmidt) 421. 

—Störungen und innere Sekretion (Pentagna) 209. 

-—Zustand, Proportionsindices, Bedeutung für 
(Edelstein) 129. 

Ent wicklungsgeschichte, Zweckmäßigkeit in der 
(Peter) 193. 


616 


Entwioklungslehre, Mißverständnisse der (Sie- 
mens) 1. 
Entzündungsbegriff (Hansemann) 97. 
Enuresis (Zappert) 489. 
— diurna, Galvanisation bei (Denyer) 363. 
—, Höhensonnenbehandlung (Hamburger) 12. 
—, psychische Behandlung (Borrino) 452. 
— bei Bon (Sieben) 38; (Zappert) 362. 
— nocturna (Pese) 286. 
— nocturna, Behandlung (Pototzky) 38. 
— nocturna und Tuberkulose (Koväts) 329. 
—, Ursache (Adler) 183. 
Enzym s. Ferment. 
Eosin-Methylenblau-Färbung (Hollborn) 103. 
Eosinophilie, endogene Harnsäureproduktion und 
(Klinkert) 75. 
—, konstitutionelle (Klinkert) 75. 
—, Muskelrheumatismus und (Staeckert) 78. 
—, Rekonvaleszenz- (Klinkert) 75. 
Epilepsie (Fischer) 414. 
—, ohnmachtsähnliche Anfälle bei (Stier) 589. 
— Behandlung, Stand der (Redlich) 458. 
—, Erziehung bei (Paul-Boncour) 415. 
—, Bedeutung der Geburtsschädigungen (Schott) 
335. 
—, genuine, Neutralitätsregulation bei (Bisgaard 
u. Norvig) 189. 
—, Harnstoffgehalt des Liquor bei (Laurès u. 
Gascard) 590. 
— nach Hirnblutung (Špišič) 363. 
—, hydrocephale (Reynolds) 92. 
—, Röntgenbehandlung (Lenk) 414. 
—, Rolle des Rückenmarks bei (Lapinsky) 458. 
— und innere Sekretion (Timme) 542. 
—, Serumtherapie (Held) 92, 590. 
—, Trional bei (Braune) 44; (Pilcz) 237. 
Epiphysen-Knorpel, Wirkung von Röntgenstrah- 
len und Radium auf die (Segale) 383. 
— Lösung, spontane (Zaaijer) 46. 
— Lösung, traumatische, des unteren Femurendes 
(Fromme) 239. 
Epithelkörper-Transplantation, Behandlung der 
toperativen Tetanie durch (Landois) 21. 
Erb-Chvosteksches Zeichen s. Facialisphänomen. 
Erbrechen, acetonämisches (Kerley u. Berman) 
387. 
—, habituelles (Aschenheim) 345. 
— in der zweiten Kindheit (Stévenin) 70. 
—, Natrium citricum bei (Faroy) 345. 
—, nervöses (Fleiner) 49. 
—, periodisches, pathologische Anatomie (Moser) 
512. 


—, periodisches, Röntgendiagnostik rl 150. 
Erkältungs-Diarrhöe (Dold u. Huang) 205, 304. 
— Disposition (Schade) 295. 

— und Infektionen (Grant, Mudd u. Goldman) 
537. 

Ermüdungserscheinungen bei Schulkindern (Bre- 
zina) 8. 

Ernährung, ausreichende (Kruse u. Hintze) 261. 

— Bedingungen des Wachstums (Freise) 58. 

—, Energiehaushalt und (Edelstein) 129. 

—Frage und Körperstatik (Brown) 496. 

—, Einfluß der Jahreszeiten auf (Maignon) 51. 

— und Infektion (Thomas) 28. 

— zweijähriger Kinder (Morse) 102. 


Ernährung, künstliohe, in der Krippe, Resultate 
der Mola) 201. 

— und Lactation (Grumme) 500. 

-— im zweiten Lebensjahre (Vahlensieck) 550. 

— Lehre (v. Noorden u. Salomon) 98. 

-—, Wirkung mangelhafter, bei Affen (Mac Carri- 
son) 145. 

-- nach Milcheinheiten (Edelstein) 129. 

— des Neugeborenen (Bradley) 297. 

~y Pirquetsches System (Edelstein) 129; (Edel- 

= stein u. Langstein) 545. 

---Problem (Rubner) 293. 

—, rectale und parenterale (v. Noorden) 12. 

—Reform (Saunders) 520. 

—Störungen s. a. Verdauungsstörungen, Dys- 

psi: u. &. 

-— Störungen, akute (Bloch) 510. 

—Störungen, akute, toxische Capillarschädigungen 
bei (Oppenheim) 584. 

—Störungen, Blutwassergehalt (Rominger) 501. 

—Störungen, Colivaccine bei (Mertz) 557. 

--Störungen, Darmbakterien bei (Scheer) 549. 

—Störungen, Chemismus der Haut bei (Klose) 69. 

—-Störungen, Herz- und Gefäßsystem bei (Klein- 
schmidt) 556. 

—Störungen, Querlagerung des Herzens bei 
(Roemheld) 50. 

-— Störungen, Körperzusammensetzung bei (Klose) 
69 


--Störungen, Kreislaufsystem bei (Marriott, Mc 
Cullough u. Utheim) 511. 

Störungen, Mutaflor bei (Mertz) 557. 

—Störung durch Unterernährung (Rachford) 
558. 

'—Zustand, Beurteilung (Retan) 63. 

— Zustand, Einfluß des Krieges (Beninde) 54. 

--Zustand, Proportionsindices, Bedeutung für 
(Edelstein) 129. 

„Zustand, schlechter (Leebion) 423. 

— Zustand, schlechter, bei Schulkindern (Brown) 
422. 

‚mmährungsfläche (Edelstein) 129. 

Ernährungsklassen (Emerson) 422. 

Erythema infectiosum (Coerper) 540. 

Erythrocyten-Einschlüsse, azurophile, bei Anämie 
(Walterhöfer) 10. 

Erythrodermie desquamativa (Gismondi) 540. 

Eubaryt für Röntgenuntersuchung (Lenk) 424. 

Eukupin, Atzwirkung (Rosenbaum) 529. 

Eventratio diaphragmatica, Phrenicuslähmung 
als Ursache (Weigert) 158. 

Exanthem, Bedeutung (Jourdanet) 103. 

-- im Kindesalter (Brüning) 216. 

—, scherlachähnliches (Scholtz) 163. 

Exophthalmus, willkürlicher (Lacroix) 9. 

Fxostosen, multiple cartilaginäre (Resch) 523. 

—-, multiple, Gewebsveränderungen bei (Keith) 
494. 

-— multiple, knorplige (Dwyer) 161. 

Extrasystolen bei Kindern (Busacchi) 234. 


Kacialis-Lähmung, angeborene (Fry) 492. 

— Phänomen und Kalkgehalt des Blutes (Han- 
dovsky) 307. 

---Phänomen, als Stigma der Kalkarmut (Sthee- 
man u. Arntzenius) 111. 


617 


| Faeces, menschliche, Streptokokken (Oppenheim) 
155. 
Ä —, voluminöse, Bedeutung (Grimm) 467. 
Fermente s. a. Enzyme. 
i —, fettspaltende, des menschlichen 
(Caro) 2. 
Fett-Antigene (Borčić) 420. 
— Ausscheidung, Beziehung des Kalkes zur (Holt, 
Courtney u. Fales) 200. 
— Ausscheidung, Beziehung des Kalkes zur, in 
den Stühlen (Holt, Courtney u. Fales) 149. 
—, fördernder Einfluß des (Orgler) 147. 
— als schädigender Faktor (Kleinschmidt) 147. 
—, Rolle des (Maignon) 370. 
—Stoffwechsel (Hutchison) 375. 
Fettmilch (Müller u. Brandt) 298. 
Fettsucht und Zirbeldrüse (Jelliffe) 309. 
Fibrolipoma mammae (Klemm) 47. 
Fieber, transitorisches (Heimann) 3. 
Fieberzustände unklarer Herkunft (Greenberg) 
396. 
Findelhäuser, Umgestaltung (Fuà) 503. 
Flecktyphus bei Kindern (Stro&) 400. 
Fleiech-Verdauung im Säuglingsalter (Karger u. 
P ipe ) 148. 
Flüssigkeits-Injektionen bei 
(Me Lean u. Lang) 384. 
Foetus, Laktase beim (Porcher u. Tapernoux) 297. 
—, Verdauungsfermente beim (Porcher u. Taper- 
noux) 546. 
Fordycesche Krankheit als Pseudokopliksche 
Flecken (Regan) 345. 
Frambösie, Neosalvarsan bei (Clapier) 356. 
—, hypertrophische Ostitis bei (Clapier) 355. 
Frau:nmilch s. a. Brustmilch. 
— Ernährung, Enteritis bei (Moll) 15. 
—-Ernährung, initiale, Bedeutung (Langer) 548. 
| — und Kriegsernährung (Klotz) 548. 
i —, Nachweis von Kuhmilch in (Kappeller u. 
Gottfried) 500. 
—Molke, Sauerstoffzehrung in (Freudenberg u. 
| Mammele) 465. 
 — Sammelstelle (Grumme) 5; (Klose) 5. 
Freiluft-Behandlung (Adam) 105; (Backer u. 
Capelle) 122; (van Oordt) 425. 
Fremdkörper, merkwürdige Ausstoßung eines 
| eingeatmeten (Johnson) 360. 
: — Extraktion aus den Luftwegen (Denker) 538. 
Friedmann-Bacillen, antigene Wirkung (Lust) 534; 
(Selter) 358. 
Friedmannsche Behandlung, Ergebnisse (Braun) 
281. 
ı — Tuberkulose-Behandlung (Moeller) 33. 
— Behandlung der chirurgischen Tuberkulose 
| (Bossert) 32; (Krumm) 535. 
' — Behandlung und Prophylaxe der Tuberkulose 
| (Friedmann) 447. 
i — Mittel (Bock) 228; (Dörrenberg) 122; (Dührs- 
sen) 579; (Langer) 241. 
— Mittel, Behandlung der Lungen- und Bronchial- 
drüsentuberkulose mit (Güterbock) 228. 
— Mittel, Tuberkuloseheilung mit (Barcza) 228. 
Friedreichsche Ataxie und Taubstummbheit 
(Koennecke) 42. 
Krankheit, Histopathologie (Marinesco u. 
| Tretiakoff) 364. 


Blutes 


Wasserverarmung 











Frucht, menschliche, Schädigung durch Röntgen- 
strahlen (Aschenheim) 555. 

Fruchtbarkeit bei Heimarbeiterinnen (Carmag- 
nano) 500. 

Fruchtsäfte, konzentrierte, antiskorbutische 
Eigenschaften (Harden u. Robison) 392. 

Frühgeburt, Fürsorge (Hess) 509. 

— durch Grippe (Apert) 317; (Beuttner u. 
Vullisty) 57. 

—, Pflege bei (Sinclair) 203. 

Frühreife (Courbon) 456. 

Furunculose, Bäderbehandlung der (Engel) 331. 

—, Terpentinbehandlung (Singermann) 331. 

— der Säuglinge, Behandlung (Cassel) 588. 

— des Säuglings, Vaccinebehandlung der (Langer) 
90 


Fußverbildungen, angeborene, und Spina bifida 
(Peltesohn) 45. 


Gallenfarbstoffe in Seifenstühlen (Marfan u. 
Dorlencourt) 511. 

—Untersuchung im Blutserum (Meulengracht) 505 

Gallengangs-Defekt, Ikterus durch (Cautley) 208. 

Gallenwege, Erkrankungen der (Hirschfeld, Ep- 
pinger u. Ranzi) 276. 

Gangrän, Spontan-, symmetrische, Barlowche 
Krankheit mit (Nobel) 21. 

Gastro-Enteritis acuta (Bloch) 510. 

Gastropathie, konstitutionelle (Strauss) 156. 

Gaumenmandeln s. Tonsillen. 

Gaumenspalte (Straith) 72. 

—, angeborene, Mundprothesen bei (Arnone) 427. 

—, angeborene, Operation, Aussprache bei 
(Drachter) 513. 

Geburten-Zahl und Kindersterblichkeit (Külz) 
418. 

Geburts-Frakturen, Behandlung (Boorstein) 203. 

—Frakturen des Femur (Broca) 385. 

— Gewicht, Einfluß des Krieges 53. 

— Lähmung der Arme (Taylor) 385. 

— Lähmung, doppelseitige (Grossman) 191. 

—Schädigungen, Bedeutung der (Schott) 335. 

— Trauma, Hirnläsion durch (Benecke u. Zausch) | 
14 


—Traumen, Mechanismus der (Krogius) 69. 

Gedächtnisstufen (Busse) 378. | 

Gefäß-Schädigungen bei Diphtherie (Bailly) 476. 

—Schädigung als Ursache der Rachitis tarda 
(Kottmaier u. Kottmaier) 20. 

—System bei 
Yschmidt) 556. 

—Thrombosen junger Kinder (Hamburger) 328. 

—Verengerung, periphere, durch Suprarenin 
(Jacobj) 104. 

Gehirn s. Hirn. 

Gehörgang, äußerer, Verdoppelung des (McKenzie) 
238 


Gelbsucht s. Ikterus. 

Gelenk-Entzündung, eitrige, cervicale, nach Schar- 
lach (Mayet u. Laval) 217. 

—Erkrankungen, chronische, des Kindesalters 
(Rhonheimer) 462. 

— syphilitisches und tuberkulöse (Roberts) 495. 

— Tuberkulose s. a. Tuberkulose, chirurgische. 

— Tuberkulose (Ashhurst) 403. 

— Tuberkulose, Empfänglichkeit für (Rivers) 481. ! 


Ernährungsstörungen (Klein- 


618 


Gelenkrheumatismus s. a. Arthritis und Rheuma- 


tismus. 

—, akuter (Rolly) 526. 

—, akuter, Frequenz des (Lambert) 437. 

—, akuter, Herz bei (Parkinson, Gosse u. Gunson) 
583. 


—, tuberkulöser (Rhonheimer) 462. 

Genickstarre s. Meningitis. 

Gentianaviolett, Wirkung des (Churchman) 172. 

Geroderma genito-dystrophicum (Eerrsanini) 522. 

Gerodermie (Haushalter) 213. 

—, angeborene (Variot u. Cailliau) 39. 

Geschlechts-Entwicklung, vorzeitige, und Neben- 
niere (Phillips u. Lambright) 308. | 

—Spezifität im Embryonalleben (Steinach) 56. 

— Unterschiede der Kinderkrankheiten (Apert) | 


294. 

Geschlechtsorgane und Drüsen mit innerer Se- 
kretion (Hewer) 19. 

Geschwülste s. a. Tumoren. 

—, Genese der (Klemm) 47. 

Gesichts-Mißbildungen (Zacherl) 15. 

Gesundheitsklassen (Wile) 380. 

Gesundheitsverhältnisse Nürnbergs während des 
Krieges (v. Ebner) 147. 

Gewebskolloide, Änderung durch Abkühlung 
(Schade) 295. 

Gewicht, Abnahme, physiologische (Heimann) 
—, Änderungen während des Krieges (Schlesinger) 
63. 


—, Änderungen der Durchschnittswerte ech 7. 
—, Verhältnis von Länge zum (Retan) 63 
—, Einfluß der Quäkerspeisung auf (Schlesinger) 


421. 

— der Schulkinder (Bachauer) 8; (Lehmann) 502. 

—Tabelle, neue (Faber) 197. 

—Zunahme (Schiøtz) 268. 

Gigantismus s. Riesenwuchs. 

Gliedmaßen-Mißbildung, amniogene (v. Goetzen) 
69. 

Glossitis im Säuglingsalter (Wiener) 427. 

Glykogen s. Kohlehydrat. 

Gonokokken-Färbung (Thim) 11. 

—Infektion des Rectum (Boas) 38. 

Gonorrhöe s. a. Blennorrhöe, Vulvovaginitis gonor- 
rhoica. 

—, Behandlung mit Blenaphrosin (Lewinski) 331. 

— des Kindes (Bland) 330; (Welde) 330. 

—, Vaccinebehandlung (Seebohm) 554. 

Granuloma annulare, Behandlung mit Tuberkulin 
(Hudelo u. Rabut) 332. 

Gravidität s. Schwangerschaft. 

Grippe (Jehle) 478. 

—, Einfluß von Alter und Konstitution auf 

(Huebner) 339. 

—, Altersdisposition bei Kindern (Jamin u. 
Stettner) 79. 

— Behandlung (Eisner) 398; (Kraus) 80. 

—, Blutbefunde bei (Weinberg) 279. 

—, antibakterielle Bluttransfusion bei (Little) 317. 

—, Blutuntersuchungen bei (Arneth) 79. 

—, bösartige, Diphtherieserum bei (van Balen) 80. 

—, Brusternährung bei (Rollandini) 26. 

—, Calciumadrenalinlösung bei (Kühn) 398. 

—, Darmblutungen bei (Greenberg) 221. 

—Empycm (v. Beust) 125. . 


_— 


619 


Grippe-Epidemie, Charakter der (Eichhorst) 167. | Haltung, körperliche, und orthopädische Turn- 


—, epidemische, Klinik der (Reiche) 25. 

, epidemische, 
(Behrend) 80. 

—, Frühgeburt durch (Apert) 317. 

—, Gerinnungsverzögerung bei (Stephan) 505. 


übungen (Oschmann) 96. 


akute Osteomyelitis infolge | Harn, Acidität und Nephritis (Barach) 585. 


—, Eiweißnachweis im (Bousfield) 467. 
—, Hämoglobinnachweis im (Piticariu) 467. 
—, Kaliumpermanganatreaktion im (Weiss) 505. 


—, Einfluß des Geschlechts auf die Schwere der | —Reaktion, Engel-Turnausche (Sztränszky) 299. 


(Apert u. Flipo) 219. 

— und Keuchhusten (Cozzolino) 25. 

—Lungenentzündungen, Vaccinetherapie bei 
(Baerthlein u. Thoma) 317. 

—-Meningismus (Reh) 318. 

— und tuberkulöse Meningitis (Morquio) 323. 

—, Nervensystem bei (Marcus) 80. 

—, Noma bei (Arquellada) 398. 

—, Noma nach (Pajares) 117. 

pandemische, Ätiologie der (van Hoogen- 

huijze) 117; (Prell) 220. 

—, Pathogenese (Wiesner) 315. 

—, Pseudocroup bei (Cardey) 284. 

—, Rumpel-Leedesches Phänomen bei (Stephan) 
361. 

— bei Säuglingen (Stuchlikovä) 574. 

— und Säuglingsernährung (Rollandini) 26. 

—, Schutzimpfung gegen (Leishman) 118. 

— und Schwangerschaft (Beuttner u. Vulliety) 57; 
(Hauch) 317. 

— Serum und Encephalitis lethargica (Fendel) 171. 

—, Wirkung des Solbades auf die Atmungsorgane 
nach (Krone) 302. 

—-, spanische, Jodkalium bei (Bodon) 118. 

— und Tuberkulose (Kieffer) 120. 

—, Vaccination gegen (Pagniez) 352. 

—, Verhütung und Behandlung (Schwalbe) 220. 

—, schwerer Verlauf bei Mädchen (Apert) 317. 

Größe bei Schulkindern (Lehmann) 502. 

Guanidingehalt des Kotes bei idiopathischer 
Tetanie (Sharpe) 211. 

Gymnastik des Säuglingsalters, Bauchlage als 
(Jüngling) 96. 


Waarausfall bei Säuglingen, Hausepidemie von 
(Heller) 91. 

Haarwuchs, Beeinflussung (Zuntz) 1. 

Haemangioma cavernosum der Bauchmuskeln 
(Angioni) 451. 

Hämaturie (Bloch) 235. 

Hämoglobin s. a. Blut und Serum. 

—Gehalt bei Schulkindern (Lehmann) 502. 

—Nachweis im Harn (Pitcariu) 467. 

-—Stoffwechsel, intermediärer (Hirschfeld, Ep- 
pinger u. Ranzi) 276. 

— Wert, Bestimmung (Toni) 300. 
Hämoglobinurie, paroxysmale, bei Syphilis con- 
genita (P&hu, Chalier u. Centamin) 580. 

Hämophilie (Fonio) 163. 


— 





—Sedimente, Mikroskopie (Posner) 504. 

Harnblasen-Ektopie (Holman) 90. 

Harnleiter s. Ureter. 

Harnorgane, kindliche, Infektionsmodus der 
(Abels) 285. 

—, kindliche, ungewöhnliche Erkrankungsfor- 
men (Abels) 587. 

Harnröhre, weibliche, Vorfall (Schmidt) 587. 

Harnröhrenmündung, Ulceration bei Circumcision 
(Brennemann) 587. 

Harnsäure-Produktion, endogene, und Eosino- 
philie (Klinkert) 75. 

Hasenscharte (Straith) 72. 

—, Behandlung (Drachter) 72. 

—, Operation (Stettiner) 513. 

Haut, Aplasie des elastischen Gewebes (Variot u. 
Cailliau) 39. 

—Bakterien beim Säugling (Loebenstein) 562. 

—Capillaren, Bäderwirkung auf (Bruns u. Kö- 
nig) 13. 

—Capillaren von Säuglingen, 
an den (Metz) 202. 

—, Chemismus der, bei 
(Klose) 69. 

—Diphtherie, postdiphtherische Lähmungen bei 
(Leendertz) 23. 

—Emphysem bei Neugeborenen (Faber) 411. 

—Geschwülste, gutartige, der Kiemengänge (Da- 
rier u. Hallé) 190. 

—Infektion durch Endomyces albicans (Tanner 
u. Feuer) 186. 

— Krankheiten, jahreszeitliche Schwankungen von 
(Bettmann) 473. 

—Pflege des Säuglings (Cassel) 588. 

—, trockene, konstitutionelle Bedeutung (Karger) 
453. 

EEN und Tuberkulosebekämpfung (Trie- 

ld) 406. 


Heine-Medinsche Krankheit s. Kinderlähmung, 
Poliomyelitis. 

Heliotherapie (Lucas) 271. 

Hemiatrophia facialis progressiva durch Sympa- 
thicusschädigungen (Weinberg u. Hirsch) 
492. 


Beobachtungen 


Ernährungsstörungen 


| — facieiprogressiva, Pathogenese der (Boenheim) 
| 308. 


Hemihyperplasie des Gesichts (Hopson) 435. 
Hemihypertrophia congenita der Gliedmaßen 
(Roubier) 435. 


—, Anaphylaxie als Behandlung der (Vines) 395. | — totalis, congenita (Coston) 308. 
—, Fibrinogenmangel bei (Rabe u. Salomon) 349. | Hemiparese nach Salvarsaninjektionen (Tetzner) 
581 


—, Koagulen bei (Hamm) 525. 
Hände, familiäre Mißbildungen (Neyrinck) 493. 


ven) 123. 


—Lymphdrüsen, tuberkulöse, Röntgenbestrah- | 


lung (Kneier) 323. 


| Hemiplegie, infantile, funktionell-therapeutische 
Hals-Krankheiten, populäre Darstellung (v. Sche- | 


Studie (Ducroquet) 491. 


| —, infantile spastische (Vaglio) 125. 
Hernia inguinalis s. Leistenbruch. 
| Hernien, angeborene, der Linea alba (Sieber) 74. 


Haltungs-Anomalien, ihre Bekämpfung (Jüng-/— diaphragmatische s. a. Zwerchfellhernien. 


ling) 96. 


ER 


, diaphragmatische (Prat) 272. 


Hernien, Erkrankung und Einklemmung des 
Appendix in (Rosenberger) 514. 

Herpes zoster, Ansteckungsfähigkeit (Bacmeister) 
335. 

— zoster und Varicellen (Feer) 115, (Frei) 475; 
(Pincherle) 475. 

Herz-Bewegung, Bedeutung des Perikards (De- 
necke) 328. 

--, Diphtheriewirkung auf (McCulloch) 571. 

—, Entwicklungsdefekt mit Wiederherstellung 
(MacLean) 233. 

— und Gefäßsystem bei Ernährungsstörungen 
(Kleinschmidt) 556. 

—Größe, Verschiedenheit (Meyer) 487. 

—, kleines (Meyer) 486. 

—Krankheiten, Digitalis bei (Jones) 342. 

—Krankheiten, passiver mechanischer Faktor bei 
(Blackhall-Morison) 361. 

—Krankheiten, Veränderungen der Hilusschatten 
bei (Assmann) 103. 

—Krankheiten, Lehrbuch (Geigel) 583. 

—Krankheiten bei Säuglingen (Consorti) 539. 

—, Entfernung einer Nähnadel aus dem (Cope) 
240 


—, T bei Ernährungsstörungen(Roem- 
held) 50. 

—Störungen, Ausgleichsmöglichkeiten (Stolte)539. 

—Störungen bei Diphtherie (Aviragnet u. Lutem- 
bacher) 234. 

—Störungen bei Syphilis congenita (Leredde) 484. 

—, primäre Tuberkulose (Gunewardene u. Gune- 
wardene) 225. 

—Tumoren, primäre (Weltmann) 410. 

— Veränderungen bei akutem Gelenkrheumatis- 
mus (Parkinson, Gosse u. Gunson) 583. 

—Vergrößerungen im Kindesalter (Ceelen) 327. 

— Volumen (Preisich) 467. 

—, Wiederbelebung (Henschen) 106. 

Herzblock bei Kindern (Eyster u. Middleton) 182. 

Herzfehler, angeborener (De Lange) 233 

—, angeborener, Cyanose bei (Variot u. Lantue- 
joul) 451. 

— angeborener, Elektrokardiogramm bei (Möncke- 
berg) 181. 

—, angeborener, Wachstum und Ernährungs- 
erfolge bei (Weber) 584. 

Herzmißbildung (Schober) 181. 

Herzschwäche, Strophanthininjektionen (Roder- 
burg) 37. 

—, Strychnin bei (Eisner) 398. 

Hexamethylentetramin s. Urotropin. 

Hilusdrüsen-Tuberkulose beim Säugling (Gerstl) 
29; 226. 

Hilusschatten, Veränderungen bei Herzkrank- 
heiten (Assmann) 103. 

Hirn-Blastome, multiple, Entstehung (Jedlička 
u. Jedlicka) 188. 

— Blutung (Holland) 384. 

— Blutung, intraventrikuläre, bei der Geburt 
(Ballantyne) 425. 

— Blutungen und Littlesche Krankheit (Spisie) 
363. 


— Blutungen beimNeugeborenen, Blutungsneigung 
als Ursache (Foote) 556. 

—Läsion durch Geburtstrauma (Benecke u. 
Zausch) 14. 


620 


Hirn-Syphilis (Verre) 580. 

—Tumor, Nephrose und (Janzen) 37. 

Hirnhaut s. Meningitis. 

Hirschsprungsche Krankheit s. a. Megakolon. 

— Krankheit (Meyers) 390. 

— Krankheit und Status hypoplasticus (Pende u. 
Fici) 431. 

— Krankheit, Sympathicotonie bei (Retzlaff) 157. 

Hitzschlag (Cramer) 372. 

Hoden-Entzündung bei Parotitis epidemica (Bar- 
dachzi u. Barabas) 80. 

—, Hypoplasie der, Bedeutung (Kyrle) 452. 

Höhenklima, Wirkung bei Anämien (Peters) 12. 

Höhensonne, Wirkung auf das Blut (Traugott) 


271. 

— bei Kindern (Hamburger) 12. 

—, künstliche, Leistungsfähigkeit (Laqueur) 556. 

—, Behandlung der Rachitis durch (Huldschinsky) 

92; (Putzig) 160. 

— und experimentelle Tuberkulose (Hase) 177. 

Hörstummheit (Fröschels) 287. 

Hohlfuß, Spina bifida occulta und (Mutel) 95. 

Homosexualität und Zwitterdrüse (Steinach) 56. 

Hospitalismus (Kaupe) 9. 

Hüftgelenksluxation, angeborene (Brandes) 47; 
(Peltesohn) 239. 

—Luxation, angeborene, Häufigkeit bei Mädchen 
(Berczeller) 95. 

—Luxation nach akuten Infektionen (Flamment) 
495. 

Humagsolan (Zuntz) 1. 

Hunger s. a. Inanition. 

— Blockade, Einfluß der (Rubner u. Müller) 54. 

—, Knochenmarkveränderungen während des 
(Jolly) 293. 

—, Rekonvaleszenzstoffwechsel bei (Novaro) 546. 

—Stoffwechsel und Stoffwechsel bei Avitaminosen 
(Novaro) 418. 

Hungerosteopathie (Hamel) 19. 

—, Einfluß von Alter und Geschlecht (Hirsch) 
560. 

—, Spontanfrakturen bei (Simon) 20. 

Hutchinsonsche Zähne (Davidsohn) 178, 324; 
(Kranz) 178, 484. 

Hutinelsche Krankheit (Muniagurria) 577. 

Hydrocephalus, angeborener, innere Spontandrai- 

e bei (Wieland) 187. 

—, Gefäßschädigungen als Ursache (Pedrazzini) 
363. 

— und Nebennierenatrophie (Cosmettatos) 588. 

Hydrophthalmus, doppelseitiger (Cremer) 542. 

Hydrops s. Ascites, Wassersucht. 

Hydrotherapie (Schlesinger) 506. 

Hygiene, Grundriß (Spitta) 592. 

—; Repetitorium (Schürmann) 592. 

Hyperdaktylie, entwicklungsgeschichtliche 
deutung (Gräfenberg) 260. 

Hyperthermie, cerebrale, habituelle (Mammele) 
237. 

—, funktionelle (Jumon) 341. 

Hypertonie s. Blutdruck. 

Hypogalaktie (Grumme) 148. 

—, Eigenmilchinjektionen bei (Meyer) 265. 

Hypophyse und Adipositas (Peritz) 276. 

— und Migräne (Timme) 542. 

— und Sklerodermie (Izar) 348. 


Be- 


— 


Hypophysenstörung, 
stian) 213. 

—, ungewöhnlicher Symptomenkomplex bei 
(Christian) 214. 

Hypopituitarismus und Hypothyreoidismus (Eu- 
stis u. De Buys) 213. 

Hypotrophie und innere Sekretion (Gutiérrez) 517. 


Hysterie, Harnstoffgehalt des Liquor bei (Laurès 


u. Gascard) 590. 
— im Kindesalter (Monrad) 44. 
—, ohnmachtsähnliche Anfälle bei (Stier) 589. 


621 
Exophthalmus bei (Chri- | Influenza-Bacillen bei 


= 


' Komplikationen (Giuseppe) 167. 

i — Komplikationen bei Kindern (Levin) 573. 

| —, Leukocytenreaktion bei (Rosenow) 478. 
| —Pneumonie mit Empyem (Lobell) 486. 


._—o 


Respirationskrankheiteu 
(Wollstein u. Spence) 315. 

—Bacillus, Biologie (Wolf) 398. 

—, Bakteriologie bei (Rosenow) 478. 

—, Behandlung bei Kindern (Little) 397. 

— und Croup (Wallgren) 26. 

, gastrointestinale, Atiplogie (Rosenow) 478. 

Klinik der, im Säuglingsalter (Totis) 316. 


ae hystrix, familäres Vorkommen (Davies) | —, Reflexphänomene bei (Ginsburg) 221. 
186. 


ı— Schutzimpfung (Leishman) 167. 


Idiotie, amaurotische, familiäre oder infantile. —, Sterblichkeit (Thompson) 352. 


(Epstein) 189. 

—, familiäre amaurotische (v. Starck) 335. 

—, familiäre amaurotische, histologische Verände- 
rungen (Dide, Guiraud u. Michel) 237. 


—, mongoloide, familiäres Vorkommen (Pardee) i 


76. 
‚Jejunum, Ruptur (Speese) 390. 


'_-, Untersuchungen des Blutes bei (Milio) 574. 
| Infusionen, verschiedene (McLean u. Lang) 384. 


! —, intravenöse (Aikman) 383. 


| Inhalation zerstäubter Flüssigkeiten (Heubner) 


104. 
' Injektion, intrakardiale (Henschen) 106; (Vogeler) 
425. 


Ikterus, akute aleukämische Lymphadenose mit | —, intramuskuläre (Henschen) 106. 


(Sachs) 31l. 
-— durch Gallengangsdefekt (Cautley) 
—, hämolytischer (Fischer) 110; 
(Kozitschek) 565. 


208. 


(Groß) 432; 


—, intraperikardiale (Henschen) 106. 
—, intraper.tonea!e (Aikman) 383. 
—, subcutane) (Falck) 13. 

İnnere Sekretion s. Sekretion, innere. 


—, hämolytischer kongenitaler, Splenomegalie mit | Insufficientia vertebrae (Kirsch) 236. 


(McVey) 565. 

— katarrhalischer, Störung des Stickstoffgleich- 
gewichtes bei (Brodin u. Oddo) 418. 

Ileum, Intussuszeption (Kennedy) 208. 

Ilers, Ascariden- (Dubs) 305. 

— verminosus (v. Uji) 157. 

Imbezillität s. Schwachsinn. 

Immunisierung, aktive, im Säuglingsalter (Fran- 
kenstein) 202. 

Immunität und Schilddrüse (Garibaldi) 100; 
(Kaplan) 523; (Launoy u. Lövy-Brühl) 263. 

—, unabgestimmte (Much) 195, 419. 

Impetigo, Trypaflavin bei (Werner) 286. 

Impfung s. a. Vaccine. 

—, Alterssterblichkeit an Pocken vor der (Kise- 
kalt u. Stoppenbrink) 437. 

Inanition s. a. Hunger. 

— der Säuglinge (Cassel) 205. 

Infantilismus, pankreatischer (Los Terreros) 511. 

—, ra und intestinaler (Moorhead) 


—, i (Fletcher) 563. 

Infektion, akute, des Kindesalters, Prophylaxe 
(Pollitzer) 350. 

— po Erkältung (Grant, Mudd u. Goldman) 

-— und Ernährung (Thomas) 28. 

—Krankheiten (Jürgens) 215. 

— Krankheiten, akute, Statistik (Guradze) 216. 

— Krankheiten, Blutdruck bei (von den Velden) | 
312. 

—Krankheiten, Abkürzung der Kontagiosität 
(Lemoine u. Favre) 531. 

— Krankheiten, Lymphocytose (Deussing) 435. 

-— und Tonsillen (Davis) 124; (Fein) 325. 

—, Tonsillen als Eingangspforte (Citron) 179. 

Influenza s. a. Gri rippe. 

—, Ätiologie und Pathogenese (Micheli) 219. 














— vertebrae (Schanz) (Payr) 191. 
Insuffizienz, pluriglanduläre, kongenitale Formen 
(Krabbe) 391. 


| Intelligenz-Alter, Bestimmung (Gregor) 65. 


‚— Prüfungen (Delvolve) 376; (Deuchler) 64; 
(Haberman) 423; (Hassler u. Bridgman) 378. 

— Prüfungen bei Kleinkindern (Peiser) 64. 

— Prüfung, Methodik (Henneberg) 299. 

Intoxikation s. a. Toxikose, Cho’era infantum. 

—, alimentäre, s. a. Autointoxikation, intestinale. 

—, alimentä e, cerebrale Form (Nasso) 388. 

—, choleriforme (Marfan) 468. 

Intubation (Hohlfeld) 165. 

Intussuszeption, akute (Levy) 346. 

— durch Darmwandcyste (Bryan) 346. 

— des lleums (Kennedy) 208. 

Invaginatio ileocoecalis (Buford) 73. 

Jod-Reaktion im Harn (Genoese) 201. 

Ionengleichgewichte, Bedeutung einiger (Höber) 
289. 


Iris-Anomalien, seltene (Niederegger) 365. 
Isoagglutinine, Auftreten bei Säuglingen (Happ) 
56. 


Mala-Azar n. a. Leishmaniosis. 

—Azar (Labbé u. Ameuille) 531. 

Kaliumpermanganat-Reaktion im Harn und Spu- 
tum (Weiß) 505. 

Kalk s. a. Calcium, Blutkalk. 

—Armut, en als Stigma (Sthee- 
man u. Arntzenius) 111. 

— Beziehung zur Fettausscheidung (Holt, Court- 
ney u. Fales) 200. 


| —Gehalt des Blutes (Kehrer) 3. 
— Mangel in der Kost (Rubner) 517. 
—Retention bei Barlowscher Krankheit (Frank) 


21. 
— Stoffwechsel (Holt, Courtney u. Fales) 149, 200. 


Atmen 


622 


ren 


Kalk-Stoffwechsel 2 Blatkalkgebalt (Stheeman | Kinderkrankheiten, Geschlechtsunterschiede und 


u. Arntzenius) 1 


(Apert) 294. 


pert) 
en Te TEN Einfluß (Schiff) | —, Prophylaxe und Therapie (Göppert u. Lang- 


ahe medikamentöse, und Blutkalk (Denis 
u. Minot) 418. 

Kalksalze, Bedeutung (Aulde) 497. 

ee bei Tuberkulose (Klop- 
stock) 83 

Kardiolyse bei Herzkrankheiten (Blackhall-Mori- 
son) 361. 

Kardiospasmus und Oesophaguserweiterung ( Lang- 
mead) 16. 

Kavernensymptome bei kindlicher Tuberkulose 

29. 


Kehlkopf s. Larynx. 
Keimdrüsen, innersekretorische Funktionen (Mün- 


zer) 149. n 
Keuchhusten (Talbot) 167. 
—, Benzylbenzosatbehandl (Mc Murray) 477. 
—, Bordet-Gengousche Bacilien (Cozzolino) 25. 
—, Chinintherapie (v. Starck) 278. 
‚ Frühdiagnose (Mellin) 218. 
—, Einfluß des Geschlechts auf die Frequenz 
(Apert u. Cambessedäs) 314. 
—, und Grippe (Cozzolino) 25. 
— Krämpfe (Reiche) 219. 
—, Verhalten des Liquor (Genoese) 117. 
— Lymphooytose (Deussing) 435. 
—, Magenspülungen bei (Wilhelm) 529. 
— Mittel „Ihymipin“ (Heinz u. Schottenheim) 352. 
—, Novocaininjektionen (Spiess) 439. 
—, Pathogenese (Cozzolino) 25. 
—, pharmakologische Prüfung des vegetativen 
Nervensystems bei (Bardach u. Lade) 573. 
—, ei -Disposition durch (Hatziwassiliu) 


—, Polyneuritis nach (Clauss) 334. 

—, unerwarteter Tod (Nasso) 218. 

—, Vaccination gegen (Luzzatti) 315. 

Kiemengänge, gutartige Hautgeschwülste (Darier 
u. Hallé) 190. 

Ba ACETA; mittlere, Diagnose (Percra) 


Kieselsäure-Therapie bei Lungentuberkulose (Kes- 
seler) 122. 

Kinder-Entwicklung im Kriege (Gelston) 196. 

—Sterblichkeit s. a. Säuglingssterblichkeit. 

—Sterblichkeit (Schwarz) 373. 

—Sterblichkeit, Bekämpfung (Peyrot) 465. 

— Sterblichkeit und Geburte (Külz) 418. 

rn Zangenentbindung und (Mayer) 

97. 

—Tuberkulose (Much) 280. 

—Tuberkulose, ns (Grosser) 225. 

—, überreife (Reed) 3 

—, uneheliche, Seh okani der (Reiter u. Klesch) 


341. 
Kinderheilkunde (Klotz) 11. 
—, Entwicklung der (Salge) 240. 
—, Kompendium (Niemann) 48. 
— Lehrbuch (Feer) 192; (Salge) 48. 
—, Prophylaxe in der (Haberman) 464. 
— und Säuglingsschutz ( tein) 240, 368. 
Kinderkrankenhänser, Einrichtung (Richardson) 


stein) 591. 

Kinderlähmung s. a. Lähmung, Poliomyelitis. 

—, Arthrodese der Schulter (Vacchelli) 416. 

—, cerebrale, Lähmungstyp (Auerbach) 91. 

Kleinkinder-Fürsorge (Wile) 380. 

—, Einfluß der Hungerblockade (Rubner u. 
Müller) 54. 

—, Einfluß des Krieges (Beninde u. Rubner) 53. 

— Pflege (Trumpp) 10. 

—Sterblichkeit, Einfluß der sozialen Lage (Falken- 
heim) 502. 

Klimatik (van Oordt) 425. 

Klumpfuß, angeborener (Eiken ) 461. 

—, angeborener, Behandlung (Veilchenblau) 45. 

—, angeborener, Spina bifida occulta und (Beck) 

95. 


Knochen-Cyste bei angeborener Unterschenkel- 
fraktur (v. Beust) 95. 

—Deformitäten, angeborene, mit Rachitis (Apert 
u. Cambessédès) 210. 

—Deformitäten bei Nieren-Zwergwuchs (Barber) 
89. 


| —Deformitäten bei Spätrachitis (Fromme) 112. 


—Dystrophie, allgemeine (Nové-Josserand u. 
Fouilloud-Buyat.) 590. 

—Erkrankungen durch Hungerblockade hervor- 
gerufen (Beninde) 18. 

—System, multiple Mißbildungen (Hurler) 45. 

—Tuberkulose s. a. Tuberkulose, chirurgische. 

— Tuberkulose (Ashhurst) 403. 

— Tuberkulose, Empfänglichkeit für (Rivers) 481. 

— Tuberkulose, vermehrtes Längenwachstum und 
Coxa valga bei (Valentin) 30. 

— Veränderungen bei Syphilis congenita tarda 
(Milani) 177. 

—Wachstum, Störungen bei Unterernährung 
(Hedinger) 519. 

Knochenbrüchigkeit, angeborene, und Thymus 
(Frontali) 433. 

Knochenerkrankung, rachitisähnliehe (Brade- 
Birks) 112. 

Knochenkerne, Ausreifen der (Stettner) 550. 

Knochenmark, Veränderungen während des Hun- 
gers (Jolly) 293. 

Koagulen bei Hämophilie (Hamm) 525. 

Kochsalzdiurese (Pollag) 89. 

Köhlersche Krankheit (Cockayne) 239; (Coenen 
u. Blauwkuip) 367; (Heath) 544; (Mouchet 
u. Roederer) 494. 

Körper-Größe, endgültige, Wirkung der frühen 
Unterernährung (Jackson u. Stewart) 101. 

—Fülle, Beziehungen des Brustumfanges zur 
(Berliner) 8. 

—Maß, Audorungen der Durchschnittswerte 
Ensch) 7 

_ Maße der Schulkinder (Bachauer) 8; (Edel- 
stein) 129. 

— Oberfläche, Bestimmung der (Edelstein) 129. 

—Schwäche und Lungentuberkulose (Marage) 474. 

—Statik und Ernährungsfrage (Brown) 4%. 

—Temperatur-Bestimmung im Harnstrahl (Poel- 
chau) 504. 

Kohlehydrate s. a. Zucker. 


— 


Kohlehydrate, EinfluB auf die Gerinnungsvor- 
gönge der Milch (Aschenheim u. Stern) 101, 


199 
Kohlehydratstoffwechsel, Einfluß der Parathyreoi- | 
dea (Parhon) 162. 
Kohlenoxyd-Vergiftung (Lewin) 367. 
Kohlensäureschnee, Apparat (Pusey) 508. 
Kolibacillen im Dünndarm (Ninni) 499. 
Kolibacillenvaccine, autogene, Wirkung (Torrey 
u. Rahe) 512. 


Fre 


623 - 


Lähmungen, htherische (de Koninck) 528. 
S Dostdiphtheri ae , Diphtheriereaktion bei (La- 

vergne u. Zoeller) 417. 

—, postdiphtherische, bei Hautdiphtherie (Leen- 
dertz) 23. 

—, spastische, des Gesichts, der Kiefer, der 
Zunge und des Kehlkopfes (Collier) 91. 

— Typen, Gesetz der (Auerbach) 91. 

Verhältnis zum Gewicht (Retan) 63. 

— der Schulkinder (Bachauer) 8. 


Koliinfektionen, Vaccinebehandlung (Seebohm) | Längenwachstum (Schiøtz) 268. 


554. 
Kolik bei Brustkindern (Grulee) 467. 


—, Einfluß der Hungerblockade (Rubner u. 
Müller) 54. 


Koli-Serum bei Toxikosen des Säuglinge (Ham- | Laktase beim Foetus (Porcher u. pn) 297. 


burger) 557. 

Konstitution, Änderungen während des Krieges 
(Schlesinger) 63. 

—Anomalien durch Nebennierenstörungen 
(Schaps) 209. 

.—, Beurteilung (Berliner) 8. 

---, Einfluß (Huebner) 339. 

-—, Stand der Lehre von der (Bauer) 194. 
en auf die Magenfunktion (Roemheld) 


-—, SEEN (Stier) 126. 

Krämpfe s. a. Tetanie. 

-— (Withers) 456. 

-— durch Darmparasiten (Gama) 515. 

--- nach Hüftreposition (Schulz) 457. 

-— bei Keuchhusten (Reiche) 219. , 

—, terminale (Nasso) 388. 

Krătze-Behandlung mit Scaben (Richter) 332. 

Krampfkrankheiten (Fischer) 414. 

Krankheit, familiäre (Audry) 419. 

—, Wechsel im Typus einer (Rolleston) 419. 

Krankheitsbegriffe (Marchand) 293. 

Kreatin-Stoffwechsel bei Myxödem (Beumer u. 
Iseke) 77. 

Kretinismus, sporadischer (Guleke) 349. 

Kriegsbrot (Neumann) 98. 

Kriegsernährung, Einfluß der, auf die Volksge- 
sundheit (Beninde u. Rubner) 53. 

Kropf s. Struma. 

Kryptorchismus (Hofmann) 329. 

Eo an bei Drüsentuberkulose (Ulrichs) 33. 

Kuhmilch, Nachweis von, in Frauenmilch (Kap- 
peller u. Gottfried) 500. 

—Idiosynkrasie (Park) 71. 

—Idiosynkrasie, anaphylaktische Methode 
(Pierret) 558. 

Kuhmilchmolke, Sauerstoffzehrung in (Freuden- 
berg u. Mammele) 465. 

Kupfer-Therapie (v. Linden) 282. 

Kyphosis dorsalis juvenilis (Scheuermann) 288. 


Lab, Zerstörung durch Alkali (Michaelis u. Roth- 
stein) 261. 

Labyrinthitis mit Encephalitis (Borries) 366. 

Lactagoga (Grumme) 148. 

Laotagogum, Placentarhormon als (van Hoosen) 
101. 

Lactation s. a. Milchsekretion. 

—, abnorme (Seifert) 465. 

— und Ernährung (Grumme) 500. 

Lähmungen s. a. Kinderlähmung, Poliomyelitis. 

—, hysterische (Gorsky) 413. 


Lendaufenthalt für Großstadtkin 
casse) 10. 

Landrysche Paralyse s. Poliomyelitis. 

Larynx, chronische Stenosen (Ledermann) 179. 

—Stenosen, postdiphtherische (Bardy) 397. 

Leber-Atrophie, subakute gelbe (Alba) 111. 

—Cirrhose, alkoholische (Jewesbury) 159. 

—Cirrhose bei Lentikulardegeneration (Schneider) 
4l. ' 

—Cirrhose, Linsenkerndegeneration mit (Marie) 
455. 


er (Cames- 


! —Cirrhose, perikardiale (Muniagurria) 577. 


—Cirrhoœse, Retinapigmentveränderungen (Koya- 
nagi) 347. 

—Erkrankungen (Hirschfeld, Eppinger u. Ranzi) 
27 


6. 

—-Fieber bei Syphilis congenita (Baer) 449. 

—, Stauungscirrhose (Satanowsky) 273. 

Leishmaniose, histiogene Stammzellen bei (Franco 
531. 

—, kindliche (Labbé u. Ameuille) 531. 

Leistenbruch-Operationen bei Säuglingen (Kern) 
17. 

Leistungsfähigkeit und Eiweißzufuhr (Rubner) 
369. 


Leistungssteigerung, unspezifische (Weichardt) 12. 

Lentikulardegeneration, progressive, Torsions- 
spasmus (Schneider) 41. 

Leukämie, akute Iymphatische (Bottelli) 524. 

— mit Knötchen in der Kopfhaut (Gunewardene) 
215. 

—, Röntgenstrahlen bei (Walterhöfer) 311. 

Leukocytenbild, neutrophile Kernverschiebung 
(Schilling) 67. 

Lichen chronicus, Pruritus und (Withers) 91. 

— planus (Adamson) 39. 

— scrofulosorum der Bindehaut (Engelking) 29. 

— trichophyticus (Riehl) 286. 

Licht, Einfluß auf den intermediären Eiweißstoff- 
wechsel (Liebesny) 302. 

Lichtbehandlung s. Heliotherapie. 


„Lidreflex (Cemach) 143. 


Ligamenta rotunda, symmetrische, angeborene 
Lipome der (Ducuing) 192. 

Linsenkern-Degeneration mit Lebereirrhose (Ma- 
rie) 455. 

— Degeneration, eier (Canelli) 236. 

Lipase im Blut (Caro) 2. 

Lipochrom und fettlösliches Vitamin (Rosenheim 
u. Drummond) 291. 
ae at ar progressiva (Wieland) 522. 

Prise e als akzessorische Nährstoffe (Stepp) 2. 


Lipoide als Sauerstoffüberträger (Freudenberg u. 
Mammele) 59. 

Lipome, symmetrische, angeborene, der Ligamenta 
rotunda (Ducuing) 192. 

Lippen-Angiom, Radiumbehandlung (Pajares) 487. 

—Spalte s. a. Hasenscharte. 

—Spalte, mediane, Arhinencephalie mit (Gold- 
stein) 304; (Ibrahim) 186. 

Liquor cerebrospinalis, Herkunft (Pedrazzini) 363. 

— cerebrospinalis, mechanische Ursache (Becht) 
193. 

— cerebrospinalis, Zirkulation (Stepleanu-Hor- 
batsky) 337. 

—, Harnstoffgehalt (Laurès u. Gascard) 590. 

—Untersuchungen bei Augenaffektionen (Rath) 
365. 

Littlesche Krankheit und Hirnblutungen (Špišič) 


363. 

—Syndrom (Canelli) 187. 

Lues s. Syphilis. 

Luetin-Reaktion (Kolmer) 282. 

—Reaktion, Wert (Meyers) 283. 

Luftröhre, chronische Stenosen (Ledermann) 179. 

—, Fremdkörper in (Hajek) 538. 

Luftwege, Fremdkörperextraktion (Denker) 538. 

—Krankheiten in der S:hule (Czerny) 34. 

Lumbalflüssigkeit s. Liquor cerebrospinalis. 

Lungen-Abscesse (Wessler u. Schwarz) 181. 

—Absceß nach Tonsillektomie (Clendening) 360. 

— Blutung nach Probepunktion (Flesch-Thebe- 
sius) 87. 

— Entzündung s. a. Pneumonie. 

— Entzündungen, Statistik (Gottstein) 285. 

—-, epituberkulöse Infiltration (Eliasberg u. Neu- 
land) 532. 

—Fremdkörper (Carpenter) 450; (Graham) 123; 
(Seifert) 181. 

—Infektion, chronische nichttuberkulöse (Field) 
409. 

—Lappung, abnorme, Enterocystombildung mit 
(Schmincke) 192. 

— Neugeborener, mikroskopische Untersuchung 

(Straßmann) 106. 

— Tumor, angeborene allgemeine Wassersucht 
durch (Seyffert) 14. 

Lungenspitzenkatarrh, tuberkulöser, Pathogenese 
(Güterbock) 82. 

Lungenstützfunktion (Brunner) 486. 

Lungentuberkulose s. a. Tuberkulose der Lungen. 

—, Behandlung nach Friedmann (Güterbock) 228. 

—, chronische, Cerium (Grenet u. Drouin) 405. 

—, Häufigerwerden (Zimmermann) 321. 

—, Heilstättenbehandlung (Köhler) 84. 

—, Kieselsäuretherapie (Kesseler) 122. 

— des Kindes (Güterbock) 280. 

—, kindliche, Klinik (Oldenburg) 322. 

— und Körperschwäche (Marage) 474. 

—, Kriegseinflüsse (Kieffer) 480. 

—, offene und geschlossene (Ham-burger) 280. 

—, offene, im Säuglingsalter (Klotz) 480. 

Pirquetsche Reaktion (Muir) 403. 

—, Prognose im frühen Kindesalter (Eichelberg) 
227. 

—, Reaktionsfähigkeit bei (Országh) 30. 

—, Strahlentherapie (Hayek) 84. 

—, Temperaturerhöhung bei (van Voornveld) 532. 


624 


Lungentuberkulose, Verlauf im Kriege (Reiche) 28. 

Lungenverdichtung, katarrhalische, eigentümliche 
Verlaufsweise (Herbst) 582. 

Lungenzeichnung im Röntgenbilde (Chaoul) 341. 

Lupus, Sr des (Thedering) 81. 

Lymphadenose, akute aleukämische, mit Ikterus 
(Sachs) 311. 

Lymphangioendotheliom, angeborenes, des kleinen 
Beckens (Sironi) 496. 

Lymphangiome, abdominale (Borchers) 128. 

— der Achselhöhle (Speese) 411. 

Lymphdrüsenschwellungen, multiple (Cauwen- 

berghe, van) 349. 
Lymphknoten, infratonsillare, Retentionskrypten 
in den (French) 409. 

Lympbocytose bei Infektionskrankheiten (Deus- 
sing) 435. 

Lymphoidzellenblutbild (Arneth) 301. 

Lymphosarkom (Fife) 496. 

— des Mesenteriums (Bigelow u. Forman) 111. 


Miaceration des lebenden Kindes (Lorenzen) 14; 
(Meyer-Rütgg) 153. 

Magen, Bakteriologie beim gesunden und kranken 
Säugling (Scheer) 549. 

—Darmkanal, Störungen des, Röntgendiagnostik 
(Kerley) 150. 

—Geschwür s. a. Ulcus ventriculi. 

—Geschwüre im Kindesalter (Šanjck) 346. 

—Geschwür, Pathogenese (Dahl) 389. 

—, kongenitale motorische Insuffizienz (Roem- 
held) 50. 

—Neurose, Röntgenbilder (Albu) 16. 

—-Perforation (Phelip u. Fey) 469. 

—, Retentionsvorgänge (Fleiner) 49. 

—Tuberkulose (Burrows u. Burrows) 481. 

—-Ulcerationen, punktförmige, bei Säuglingen(Prit- 
chard u. Hillier) 156. 

—, Wirkung der Vagusdurchschneidung (Lit- 
thauer) 262. 

—, Wechselbeziehungen (Roemheld) 50. 

Mageninhalts-Untersuchungen bei Kindern (Brü- 
ning) 502. 

Magensaft-Absonderungen bei Kindern mit Ma- 
gendarmkrankheiten (Jacobsen) 103. 

—, Säuregrad des, und Bakterien (Scheer) 549. 

—$ekretion und Chlorspiegel im Blutserum 
Scheer) 267. 

Magensalzsäure, Bedeutung (Michaelis) 50. 

Magnesium-Stoffwechsel, Magnesiumsulfat-Ein- 
fluß auf den (Schiff) 7. 

Magnesiumsulfat, Einfluß auf den Kalkstoff- 
wechsel (Schiff) 7. 


—, Behandlung des Tetanus neonatorum mit 


(Ibrahim) 223. 

Maiskleie-Extrakt (Figueira) 466. 

Malaria, bösartige, kurze Chinin-Arsenbehandlung 
(Macfic u. Fraser) 443. 

—, bösartige, Chininsulfat (Macfie) 444. 

—, scharlachartiges Exanthem bei (Genoese) 
575. 

—, perniziöse, Chinin bei Kindern mit (Macfie u. 


Fraser) 480. 
Kindern mit 


—, perniziöse, Chininsulfat bei 
(Macfie) 480. 
—, Radialislähmung als Folgen (Fonzo) 364. 


—— 





— 625 — 
Maltafieber, Serumtherapie (Di Cristina u. Mag- | Merman n ose (Dana) 333. 


giore) 27. erentialdiagnose (Alfaro) 589. 
Malzsuppe (Figueira) 466. ‚— epidemica, Lumbalpunktion (Mackay) 26. 
— Extrakt, antiskorbutischer Wert (Gersten- — epidemica, univalentes Serum (Banks) 81. 
berger) 520. '— epidemica, Serumbehandlung (Foti) 169; 
Malztropon (Grumme) 148. | (Mackay) 26. 
Mamma, linke, Fehlen (Pracy) 556. ‚--- epidemica, ungewöhnliche Form (Bolaffi) 169; 
Mandeln s. Adenoide und Tonsillen. (Varisco) 574. i 
Mandelentzündung s. Tonsillitis. ,——, grippöse peeudotuberkulöse (Reh) 318. 
Masern, Änzeigepflicht bei (Jahn) 216. ı--, heilbare, bei Tuberkulose (Massary u. Lé- 
—, Azurophilie bei (Canelli) 114. chelle) 403. 
—, Bakteriologie und experimentelle Übertrag- | --- Iuetica (Tetzner) 581. 
barkeit (Schmidt) 474. ı —, pseudo-tuberkulöse (Alfaro) 589. 


—-Epidemie, Bemerkungen zur (Morawetz) 350. | —-, rhinogene, eitrige (Wieland) 541. 
—- Epidemie, Gesundheitspflege bei (Brownlee) 216. ' —-, Streptothrix- (Fabris) 363. 


l 
—-, mehrmalige Erkrankung an (Lewy) 567. 5 - tuberculosa, Aceton im Liquor (Genoese) 281. 
—, Fehldiagnosen (Regan) 345. ı — tuberculosa und Grippe (Morquio) 323. 
-—, Hautveränderungen (Mallory u. Medlar) 566. . — tuberculosa, Vorkommen einer bovinen In- 
-—, Hirnkomplikationen (Skoog) 436.. | fektion bei (Novick) 577. 
--Komplikation, Blaseneruption als (Neff) 312. — tuberculosa, Leukocytose bei (Hewat) 31. 
-- und Masernpneumonie (Gerstley) 568.. ee tuberculosa, nach Mastoiditis (Bertoin) 358. 
--, Pneumonie-Disposition durch (Hatziwassiliu) — tuberculosa, Heilung nach Meningokokken- 
87. | serum (Hollis u. Pardee) 577. 
— Rekonvaleszentenserum (Degkwitz) 216. e tuberculosa, Remissionen bei (Salmon) 227. 
—, Urochromogenreaktion (Weiß) 505. , — tuberculosa, Strabismus (Gingold) 82. 
—, wiederholte (Salzmann) 23. | Meningokokken-Meningitis mit multiplen Gelenk- 
Mastdarm-Vorfall, operative Behandlung (Pal- veränderungen (P&hu u. Eparvier) 80. 
men) 306. —-Purpura (Netter, Salanier u. Strauss) 349. 
— Vorfall, anatomische Betrachtungen (Todd) 73. | —Serum, Heilung tuberkulöser Meningitis nach 
Mastitis und Conjunctivitis (Feilchenfeld) 500. (Hollis u. Pardee) 577. 
Mastoiditis, tuberkulöse Meningitis nach (Ber-  —, Zucker und Isolierung des (Legroux) 354. 
toin) 358. Meningokokkenträger (Romano) 479. 
Mastu. ħation s. Onanie. f Menstruations-Gift (Schick) 199. 
Maternitäts-Neurose (Moll) 9, 201. Mesenterial-Cysten (Müller) 336. 
Mechano-Therapie (Schlesinger) 506. —-Druckschmerz bei Blinddarmentzündung (Ro- 
Mediastinaldrüsen s. Bronchialdrüsen. | senstein) 429. 


Mediastinum, hinteres, Sarkom (Mancini) 128. | Mesenterialdrüsen-Tuberkulose (Dubs) 305; (Mon- 


—, Tumor (Lorenzini) 231. | sarrat) 82. 

Megacolon s. a. Hirschsprungsche Krankheit. ' —-Tuberkulose, isolierte, Diagnose (Schmidt) 533. 

— kongenitales (Fleiner) 49. | Mesenterium, Lymphosarkom (Bigelow u. For- 
man) 111. 


—, kongenitales. Behandlung (Magliani) 470. 
Mehlnährschaden (Bürger) 432; Jansen) 274. | Methylenblau-Therapie (v. Linden) 282. 
Melaena neonaforum, elterliches Blut bei (Dixon) | Migräne und Hypophyse (Timme) 542. 

154. Mikroanalyse von Blutbestandteilen (Feigl) 67. 
— neonatorum, Bluttransfusion bei (Graham) 68. | Mikrognathie und Trichterbrust (Gruber) 107. 
Melancholie, Behandlung bei Veranlagung (Salz- | Mikroparasitologie (Gotschlich u. Schürmann) 68. 


sieder) 504. Mikrophthalmus (Lohmann) 542. 

Mendelsches Gesetz (Correns) 193. Mikrosporie-Epidemie (Specht) 588. 

Meningitis acuta (Morquio) 323. Miktion Neugeborener (Adler) 4. 

— cerebrospinalis (Castro) 399. Milch, Agglutiningehalt (Reymann) 548. 

— cerebrospinalis, Arthritis bei (Nob6court u. |— Bakterien, Zersetzung von Wasserstoffsuper- 
. Paraf) 223. oxyd durch (Fouassier) 6. 


— cerebrospinalis, Empyem der Keilbeinhöhle , —Bildung, Einfluß des Futters auf (Kirchner) 
und (Embleton) 118. j 298. 
— cerebrospinalis, Froinsches Syndrom bei ( Wall- | —, Dysenterieepidemie durch (Lorenz) 355. 


gren) 354. ı — Einheiten, Ernährung nach (Edelstein) 129. 
— cerebrospinalis, Aschewerte des Liquors bei | — Einspritzungen bei Blenorrhöe (Purtscher) 288. 

(Legroux) 399. —, erwärmte und frische, CO,-Gehalt (Van 
— cerebrospinalis mit akuter Nephritis (Wall- Slyke u. Keeler) 549. 

gren) 168. —-Fälschungen (Rinckleben) 299. 


— cerebrospinalis, endoventrikuläre Serotherapie ; — Fälschungen, Beurteilung (Großfeld) 340. 
(Angelis) 354. — Faktor, Einfluß auf Wachstum (Freise) 58. 
— cerebrospinalis, subakute, mit Lymphocytose | — Fett, Bervinflussung durch Kriegsfütterung 





(Bonaba u. Zerbino) 399. (Vollhase u. Stau) 101. 
—- cerebrospinalir, Therapie (Malvani) 118. — Fluß, Brustwarzenklemme gegen (Hinselmann) 
— cerebrospinalis, Vaccinetherapie (Girard) 169. 6l. 


Zentralblatt f. d. gesamte Kinderheilkunde. IX. 40 


Milch, gefrorene (Mix:ell) 420. 

—-Grrinnung, influß verschiedener Kohle- ' 
hydrate (Aschenheim u. Stern) 101; 199. 

-—-, Hitzekoagulation (Sommer u. Hart) 266. 

- -Nährschäden bei Nährstoffmangel (Aron) 468. 

- -Pasteurisierung (Orla-Jensen) 6. | 

—-Produktion bei Aphthenseuche (Porcher) 549. | 

—, rohe (Gabathuler) 62. 

—, Sachs-Georgische Reaktion mit (Scheer) 581. | 

—, sauer gewordene, Säuglingsernährung mit 
(Klotz) 198; (Rietschel) 5. 

- Sekretion, Einfluß der Geschlechtsdrüsen (Stei- 
nach) 56. | 

—Streptokokken (Jones) 375. 

—, Trockunsubstanzgehalt (v. Sobbe) 299. 

— und Tuberkulose (Swift) 375. 

-—Verdünnung (Osborne) 546. 

— Verdünnung, Anwendung (Ostheimer) 19. | 

---, Veredelung (Rasch) 62. | 

—-, wasserlösliche Vitamine in (Osborne u. Men- 
del) 500. 

.— des Wasserbüffels, Nahrungswert (Cadbury) 
62. 

nn erste, Durchbruchszeit (Lichtwitz) | 


akute, 





374 

Miliar-Tuberkulose, 
(van Rey) 322. 

Milieusuggestions-Methode bei Enuresis nocturna 
(Pototzky) 38. 

Milne-Methode (Lemoine u. Favre) 531. 

Milz, Blutgerinnung und (Stephan) 214. 

--, Cholestorinbildung in (Abelous u. Soula) 292. 

---Cirrhose, alkoholische (Jewesbury) 159. 

-— Erkrankungen (Hirschfeld, Eppinger u. Ran- 
zi) 276. 

-—Exstirpation, Blutbefund nach (Carpenter) 525. 

—, hämorrhagische Diathese durch Röntgen- 
tiefenbestrahlung (Stephan) 214. 

Milzbrand (Scholl) 320. | — 

Mißbildungen s. a. unter den einzelnen Organen. 

--, Gliedmaßen-, amniogene (v. Goctzen) 69. 

- -, multiple (Wilson) 190. 

- durch Röntgenbestrahlungen (Aschenheim) 

555. 

--- durch Röntgentherapie in der Schwanger- ! 
schaft (Pankow) 382. 

—- bei Spina bifida (Vaglio) 42. 

Mittelmeerfieber s. Maltafieber. | 

Mittelohr, primäre Diphtherie (Pugnat) 217. | 

-—Eiterung, chronische, mit epiduralem Absceß | 
(Mygind) 366. 

—Eiterung, chronische, Heilung (Colleuge) 543. 

—-Entzündung, akute, im Kindesalter (La Fetra) | 
238. 

— Entzündung, akute, vom Standpunkt des 
OÖhrenarztes (Saunders) 542. 

--Entzündung, akute hämorrhagische Nephritis 
nach (Shuman) 235. 

— Entzündung, Temperatur bei (Whiting) 238. 

Möller-Barlowsche Krankheit s. Skorbut und 
Barlowsche Krankheit. 

Mohrrübenextrakt in der Säuglingsernährung 
(Aron u. Samelson) 468. 

Molke, Einfluß auf das Darmepithel (Freuden- | 
berg u. Mammele) 59, 465. 

. Gewinnung kolloidfreier (Freudenberg) 59. 


Differentialdiagnose 








626 
| Molke-Serum, der Frauenmilch isodynames (Rasch) 


61. 
Mongolenfleck (Comby) 332. 


Mongolismus (Apert) 308. 


' Mongoloide Idiotic, familiäres Vorkommen (Par- 
dee) 76. 


Moos in der Säuglingspflege (Daxenberger) 379. 


Morbus Barlow s. Barlowsche Krankheit. 
Morphium-Entziehung, Symptome, beim Säug- 


ling (van Kleek) 240. 


Mors thymica s. Thymustod. 


Mortalität s. Säuglingssterblichkeit. 


Multiple Sklerose s. Sklerose, multiple. 


Mumps s. Parotitis epidemica. 


Mundatmung und Rachenmandel (Finder) 179. 


Mundhöhle, Schicksal eingeführter Bakteri.n 
(Bloomfield) 86. 

Muskel- Atrophie, familiäre, fortschreitende (Reck- 
tenwald) 92. 

—Atrophic, idiopathische (Fiore u. Guidi) 43. 

— Atrophie, progressive, Typus Charcot-Marie 
(Artom) 334. 

— Atrophie, spinale (Knox, Mason u. Fowers) 1%. 

—Dy;trophie s. a. Dystrophia musculorum. 

—Dystrophie, Störung von Drüsen mit innerer 
Sckretion und (Recktenwald) 92. 

—Dystrophie, progressive, nach Poliomyelitis 
(Kaumheimer) 223. 

—Dystrophie und Zirbeldrüse (Jelliffe) 309. 

—Rheumatismus und Eosinophilie (Staeckert) 78. 

Mutaflor bei Einährungsstörungen (Mertz) 557. 

Mutter- und Säuglingspflege (Luerssen) 368. 

Myatonia congenita (Haushalter) 127. 

Myelodysplasie, Enuresis bei (Sieben) 38; (Zap- 
pert) 362. 


; Myxödem (Bauzä) 563; (Murray) 77. 
‚— der Erwachsenen (Heldenbergh) 162. 


—, Kreatinstoffwechsel bei (Beumer u. Iseke) 77. 
—, Puls bei (Mathieu u. Richard) 195. 


Nabel-Behandlung (Lang) 3. 
—Diphtherie (Looft) 569. 


'— Entzündung, Bedeutung (Creadıck) 106. 


Nabelbrüche, Operation (Spitzy) 391. 

—, Spitzysche Operation (Meyer) 208. 

Nabelschnur, kurze (Bacon) 338. 

| —Hernie, eingeklemmte (Stanton) 306. 

—Hernie und Ectopia vesicae (Schotten) 15. 

—Konoten, Ursache einer Totgeburt (Mack) 338. 

Nähr-Klysmen (v. Noorden), 12. 

Nährstoffe, akzessorische (Fischler) 29i. 

—, akzessorische, in der Kinderernährung (Mel- 

lanby) 263. 

‚ akzessorische, Lipoide als {Stepp) 2. 

i akzossorische, Wirkung (Figucira) 197. 

, Spezifische, s. a. Vitamine. 

—, spezifische (Abderhalden) 2. 

Nährstoffmangel als Krankheitsursache (Aron) 
8. 


— 


46 
Nährwert (Aron) 198 
Naevuslehre, Beiträge (Leven) 490. 
Nahrungsaufnahme, Veränderungen des Blutes 
nach (Arnoldi) 337. 
Nahrungsfette, Bedeutung (Aron) 198. 
Nahrungskonzentration und Blutbeschaffenheit 
(Wimberger) 266. 


627 — 


Nahrungsmittel, Beziehungen zwischen Abneigung | Neugeborenen-Blut, Stickstoffgehalt (Sedgwick 
gegen, zu Erkrankungen (Rice) 551. Ziegler) 339. 
Nahrungstrieb (Rubner) 369. | —Forschung, Ergebnisse (Mitchell) 197. 
g- DEDI Ore PATE Vergiftungen durch (Kluge) '---Sterblichkeit bei Kaiserschnitten (Richter) 58. 
Neugeborenes, Gerinnungszeit des Blutes beim 
Nase, Pa von Augenleiden zu Erkran- ' (Rodda) 196. 
kungen der (Stenger) 9. ‚ Blutkalkwerte (Kehrer) 3. 


Schicksal eingeführter Bakterien (Bloom-; —, Blutplättchen beim (Slawik) 373. 
field) 86. ‘---, Blutungsneigung als Ursache der Hirnblu- 
. Schiefwerden (Boenninghaus) 36. tungen beim (Foote) 556. 
- Diphtherie (Spolverini) 527. -, Desquamatio lamellosa (Lorenzen) 509. 
, populäre Darstellung von Krankheiten, (v. —. Erkrankungen (Esch) 11. 
Scheven) 123. :—-, Ernährung (Bradley) 297. 
-—, Rachenfibron (Dawson) 324. —, Hautemphysem (Faber) 411. 
Nasenhöhle, überzählige (Tawse) 324. —, Einfluß der Hungerblockade (Rubner u. 
Nasenknochen, Raynaudsche Krankheit und Müller) 54. 
Nekrose (Cockayne) 43. '—, Einfluß des Krieges 53. 
Nebennieren, s. a. Adrenalin. —, mikroskopische Lungenuntersuchung (Straß- 
- -Atrophie und Hydrocephalus (Cosmettatos) 588. mann) 106. 
-Blutungen bei Neugeborenen (Toepffer) 113. _—-, Miktion (Adler) 4. 
--Erkrankungen (Gutierrez) 474. '—, Mortalität (Newsholme) 338. 
-Erweichung, postmortale (Materna) 100. :—, Nebennierenblutungen (Toepffer) 113. 
- - und vorzeitige Geschlechtsentwicklung (Phil- | —, Stridor und Struma (Rach) 22. 
lips u. Lambright) 308. —, Temperatur 339. 
-Hypertrophie bei Avitaminosen (Bierry, Portier ` : —, Vagustonus (Lesné u. Binet) 4. 
u. Randoin-Fandard) 520. '—, Wärmebewegung (Lindig) 58. 
-—, Konstitutionsanomalien durch Störungen | Neuritis optica, vorgespiegelt durch Übersichtig- 
(Schaps) 209. | keit (Basterra Santa Cruz) 415. 
—Sarkom (Weber) 564. ' Neurodystrophia americana (Saunders) 520. 
—, Einfluß auf das Wachstum (Apert) 382. ; Neuropathie, Behandlung (Pototzky) 44; Tempe- 
Nebenschilddrüse s. Parathyreoidea. raturstörung bei (Jumon) 341. 


Nemlehre (Edelstein) 129. i Neurosen bei Jugendlichen (Richmond) 413. 
Neosalvarsan, lokale Anwendung (Patz«chke) 11. | Ni Adenosarkom (Fraser) 587. 

— bei Frambösie (Clapier) 356. ı—, Einfluß von Brom auf (Dünner u. Hartwich) 
Nephritiden, akute (Hutinel) 451. | 302. 

Nephritis s. a. Scharlachnephritis. Nieren-Entzündung s. a. Nephritis. 

—, akute hämorrhagische, nach Mittelohrent-  —Entzündung, Trinkkuren (Aron u. Mendel) 








zündung (Shuman) 235. l 488. 
-- akute, mit Meningitis cerebrospinalis (Wall- ' —Infarkt, hämorrhagischer, der Säuglinge (Oppen- 
gren) 168. | heim) 584. 
—, analbuminurische (Schemensky) 89. '—, Einfluß des Nervensystems auf (Stierlin u. 
-, Cholesteringehalt der Organe bei (Beumer). Verriotis) 53. 
586. '—Sekretion beim Kinde (Apert, Cambessödes u. 
--, chronische, milde Form (Hill) 586. l de Rio-Branco) 585. 
— und Harnacidität (Barach) 585. ' —Steine (Serés) 329. | 
-, interstitielle (Munk) 312. ı — Störungen durch Anstrengungen (Barach) 585. 
--, interstitielle, mit Zwergwuchs (Barber) 89. — Tuberkulose (Caspar) 175. 


-—-, postscarlatinöse (Stransky) 183. ‚ — Tuberkulose, Bakteriologie des Urins (Barney 
— traumatica (Sieben) 587. | u. Welles) 323. 
Nephrose, Cholesteringehalt der Organe bei | — Tuberkulose, Prognose (Braasch) 121. 
(Beumer) 586. —, Wasserausscheidung durch die (Siebeck) 2. 
— und Hirntumor (Janzen) 37. Nitrobenzol-Vergiftung (Wolpe) 47. 
—, Hypercholesterinämie bei (Beumer) 586. Noma bei Grippe (Arquellada) 388. 
Nervenfall (Carr u. McKeown) 412. '— nach Grippe (Pajares) 117. 
Nervensystem, Einfluß auf die Niere (Stierlin i Normalserum und Diphtherieserum (Bertarelli) 
u. Verriotis) 53. i 572. 
-— und Stoffwechsel (Allers) 51. | Normosal (Straub) 105. 
-, vegetatives, Einfluß auf das weiße Blutbild | Nutranıine (Abderhalden) 1. 
(Friedberg) 553. 
--, vegetatives, jahreszeitliche Schwankungen | Oberflächengesetz, energetisches (Edelstein) 129. 
(Moro) 472. Oberflächenpalpation (Lichtwitz) 300. 
—, vegetatives, pharmakologische Prüfung bei; Oberkiefer, Augenerscheinungen durch Osteomyc- 
Keuchhusten (Bardach u. Lade) 573. | litisdes (Marx) 475. 
Netz, cystische Lymphangionie (Borchers) 128. Oculomotorius-Lähmung (Garrahan) 332. 
-—Cyste, Dawn (Speese) 391. Ödem (Samberger) 194. 
-—Sarkom ( ) 516 ;—, idiopathisches (Bürger) 432. 





40* 


Ödem-Krankheit (Bigland) 113; (Bürger) 432; 
(Jansen) 274; (Aron) 468. - 

—, Pathogenese (Sjövall) 52. 

— bei Spasmophilie (Bossert) 20. 

Oesophagoskopie beim Neugeborenen (Benja- 
mins) 389. 

Orsophagus-Atresie (Gregersen) 206. 

—-Atresie, angeborene (Ibrahim) 206. 

—, Dilatation (Langmead) 206. 

—-Dilatation, idiopathische (Grein) 346. 

—Dilatation bei einem Säugling (Langmead) 16. 

—, Fremdkörper im (Carpenter) 450. 

—-Stenose mit multiplen Spasmen (Ringsdorff) 428. 

—, kongenitale Striktur (Morse) 72. 

Ohnmachtsanfälle (Stier) 126; 589. 

Ohr-Diphtherie (Spolverini) 527. 
—Erkrankung, operativ behandelte, bei Schar- 
lach (Sørensen) 568. 
—Erkrankung, tuberkulöse, Säuglingen 
(Guthrie) 121. 

—XKrankheiten, populäre Darstellung (v. Scheven) 
123. 

Ohrmuschel, Hypertrophie der (Roubier) 435. 

Omphalitis s. Nabelentzündung. 

Omphalotripsie (Lang) 3. 

Onanie (Niemann) 551. 

Ophthalmoplegie, kongenitale familiäre (Crouzon 
u. Behague) 493. 

Oppenheimsche Krankheit s. Myatonia congenita. 

Optochin bei Meningitis epidemica (Bardachzi) 26. 

— bei Pneumokokkenmeningitis (Rosenow) 41. 

Orangensaft, Vitamine im (Byfield, Daniels u. 
Loughlin) 212. 

Orbita, Lymphosarkom (Rumbaur) 459. 

Organotherapie (Apert) 382; (Borchardt) 68, 270. 

Orientbeule (Ravaut) 444. 

Orthopädie in der Schule (Lorenz) 463. 

Orthopädische Fürsorge (Loeffler) 191. 

— Turnübungen und körperliche Haltung (Osch- 
mann) 9%. 

Ossification s. a. Knochen. 

— und soziale Lage (Stettner) 550. 

Osteoarthritis deformans juvenilis coxae (Bargel- 
lini) 591; (Frangenheim) 591. 

Osteochondritis deformans (Frangenheim) 591; 
(Perthes) 416. 

— deformans coxae (Waldenström) 416. 

— deformans juvenilis (Zaaijer) 46. 

— deformans juvenilis, Ätiologie (Brandes) 46. 

—, syphilitische (Stefano) 85. 


bei 


Osteogenesis imperfecta (Bauer) 306; (Korteweg) 
471. 


— imperfecta congenita (McClanahan u. Willard) 
1 


60. 

Osteomalacie durch Hunger (Hamel) 19. 

---, kindliche (Tschistowitsch) 211. 

—, Klinik und Anatomie (Looser) 19. 

--, Reaktion des Knochenmarkes bei (Liénaux) 
518. 

— Problem (Hirsch) 560. 

- -, Verbreitung (Beninde) 18. 


—, Wirkung innerer Drüsen bei (Elfer u. Kappel) 


518. 
—-, Zunahme (Engel) 18. 
Osteomyelitis s. a. Epiphysenlösung. 
— acuta, seltenere Formen (Haumann) 278. 


628 


Osteomyelitis, acuta, infolge epidemischer In- 
fluenza (Behrend) 80. 

—, Staphylokokken-, akute, Vaccinebehandlung 
(Grégoire) 115. 

— der Wirbelsäule (Schwarz) 333. 

Osteosynthese (Curcio) 239. 

Ostitis fibrosa (Lake u. Schuster) 239. 

— fibrosa bei angeborener Unterschenkelfraktur 
(v. Beust) 95. 

—, hypertrophische, bei Frambösie (Clapier) 355. 

Otalgan (Obermüller) 190. 

Otitis media, Komplikationen (Munk) 543. 

Ovarium, Adenocarcinom des (Knewitz) 368. 

Oxymors (Kaufmann) 74; (Rahner) 74. 

— bei Oxyuriasis (Rosenbaum) 306. 

Oxyuren. Strophulus-, Beziehung zu (Schütz) 186. 

Oxyuriasis, Bismuth. carbonicum bei (Loeper) 515. 

—, „Bolus alba‘ bei (Guillermin) 306. 

—, Butolan gegen (Schickhardt) 306. 

—, Oxymors bei (Rosenbaum) 306. 

—, Therapie (Kaufmann) 74; (Rahner) 74. 

Oxyuris vermicularis bei Säuglingen (Neumann) 
515. 

Ozaena, Vorkommen bei angeborenen Haut- und 
Zahnanomalien (Nager) 582. 


Pachymeningitis haemorrhagica interna, Ätiologie 
(Roth) 41. 

Pädagogik, Maßmethoden (Delvolve) 376. 

Pädiatrie, Zukunft der (Talbot) 464. 

Panflavin zur Rachendesinfektion (Spiess) 408. 

Pankreas, Erkrankungen (Hirschfeld, Eppinger 
u. Ranzi) 276. 

—Insuffizienz, alimentäre Überempfindlichkeit 
infolge (Nathan) 75. 

—Saft, Rückfluß in den Magen (Gross) 144. 

— Veränderungen bei Diabetes (Herxheimer) 307. 

Pankreatin, Milchverdauung mit (Gabathuler) 62. 

Pankreatitis (Phelip) 347. 

Papaverin, Behandlung des Pylorospasmus durch 
(Bökay) 305. 

Paralyse, juvenile s. a. Kinderlähmung, Lähmung, 
Poliomyelitis. 

—, juvenile (Schmidt-Kraepelin) 581. 

—, juvenile, mit miliarer Gummenbildung (Grüt- 
ter) 85. 

Paraplegia inferior bei Syphilis congenita (Horst- 
mann) 448. 

Paranephritis, Zwerchfellbewegungsstörungen bei 
(Foerster) 11. 

Parasiten, Anpassung der (Galli-Valerio) 145. 

Paratyphus B (de Vries Robles) 479. 

Paratyphusgruppe, Wirkung der Pasteurisierung 
auf (Twiss) 148. 

Parathyreoidea s. a. Epithelkörper. 

—, Anatomie (Bergstrand) 417. 

—, Einfluß auf den Kohlehydratstoffwechsel 
(Parhon) 162. 

Parotis-Schwellung, hereditäre, familiäre, chro- 
nische, symmetrische (Hochschild) 513. 

— Schwellung, symmetrische (Wagner) 525. 

— Schwellung, symmetrische, mit Status lympha- 
ticus (Wagner) 22. 

Parotitis epidemica (Bardachzi u. Barabas) 80. 


| — epidemica, Übersicht (Wesselhoeft) 167. 
| Parrotsche Pseudoparalyse (Stefano) 85. 


Partialantigene ( er) 241. 

—-, Beobachtungen (Berg) 176. 

-—, Behandlung mit (Strubell) 32. 

— Behandlung, Erfahrungen über (Pilpel) 228. 


629 


Pirquetsche Reaktion mit Perlsucht- und Alt- 
tuberkulin (Bernheim-Karrer) 31. 

— Reaktion, sensibilisierte, praktische Bedeutung 
(Eiselt) 404. 


— bei chirurgischer Tuberkulose (Ladwig) 405; | Pityriasis rosea der behaarten Kopfhaut (Kumer) 
490 


(Landau) 33; (Schmidt) 535. 


—, Bedeutung für Prophylaxe der Tuberkulose ! — rubra pilaris (Rasch) 40. 


(Strubell) 31. 
—Diagnose von Deycke-Much (Drügg) 121. 
‚-Reaktion, prognostische Bedeutung (Kämme- 
rer) 227. 
Pasteurisierung, Wirkung auf die Paraty- 
phusgruppe (Twiss) 148. 
Pellagra, Ursache (Harris) 212. 
Pepsin, äußerliche Behandlung mit (Unna) 38. 
Pepsinferment, Zerstörung durch Alkali (Michaelis 
. u. Rothstein) 261. 


Pepsinsalzsäure, Milchverdauung mit (Gabathuler) ; 


62. 
Periarteriitis nodosa (Pickert-Menke) 584. 
Pericarditis (Robey, jr.) 234. 
— exsudativa im Röntgenbilde (Paetsch) 37. 
— obliterans (Denecke) 328; (Picard) 88. 
Perikardialer Erguß nach Diphtherieserum (Cun- 
nington) 217. 
Perikard, Bedeutung für die Herzbewegung (De- 
necke) 328; (Picard) 88. 
Peritonealtuberkulose (Burrows u. Burrows) 481. 
Peritonitis, Diagnose (Denzer) 559. 
- -, hämatogene (Battle) 74. 
-—, Pneumokokken- (Dubs) 305. 
.- tuberculosa (Stévenin) 533. 


- tuberculosa, Darmverschluß bei (Aimes) 356. | Pocken, 


- tuberculosa, Höhensonne bei (Laqueur) 556. 


Pleura-Empyeme, Behandlung (Forschbach) 125. 
—Ergüsse, röntgenologische Diagnostik (Zadek) 
124. 
Pleuritis lardacea (Gonzalez-Alvarez) 450. 
Placenta, Durchlässigkeit für Queksilbcer (Soli) 
544 


— Hormon, ein Lactagogum (van Hoosen) 101. 

Pneumonie s. a. Bronchopneumonie, Lungenent- 
zündung. 

— mit akuter Appendicitis (Firman-Edwards) 
538. 

—, chronische basale (Overend) 582. 

—, Delirien im Kindesalter bei (Freudenthal) 486. 


| —Sterblichkeit und Altersbesetzung (Hatziwassi- 


liu) 87. 

-—, Wasserretention bei (Lussky u. Friedstein) 
231. 

—, zentrale (Freeman) 180; (Gunewardene) 410. 

Pneumokokken-Erkrankungen des Säuglings (No- 
becourt, Paraf u. Bonnet) 359. 

— Meningitis, Optochin bei (Rosenow) 41. 

— Sepsis, symmetrische Purpura durch (Reh) 106. 

Pneumoperitoneum (Orndoff) 342. 


! Pneumothoraxapparat, einfacher transportabler 


(Leschke) 361. 
Alterssterblichkeit vor der Impfung 
(Kisskalt u. Stoppenbrink) 437. 


— tuberculosa, Zwerchfellbewegungsstörungen bei | —, regelwidrig verlauferde (Allingham) 351. 


(Foerster) 11. 
Perleyste des Auges (Rumbaur) 459. 


Polioencephalitis (Poynton) 168. 


— des Mittelhirns (Spence) 41. 


Perlsucht-Tuberkulinreaktion, cutane, Bedeutung | Poliomyelitis s. a. Kinderlähmung, Lähmungen. 


(Synwoldt) 176. 

Tuberkulinreaktion (Curschmann) 226. 

Perthessche Krankheit (Waldenström) 416; (Zaai- 
jer) 46. 

Pertussis s. Keuchhusten. 

Petruschkysche Methode der Tuberkulosebehand- 
lung (Grossmann) 448. 

-— Percutanmethode zur Tuberkulosesanierung 
(Ziller) 83; (Effler) 177. 

Pfeifferscher Bacillus s. a. Influenza-Bacillen. 

— Bacillus (Wollstein u. Spence) 315. 

Pharynx s. Rachen. 








m (Marie) 319; (Sheffield) 353. 

`. —, Behandlung (Mackay) 279. . 
—, ungewöhnliche Form (Grossman) 191. 

—, Einfluß auf andere Infektionen (Regan) 439. 
—, nasaler Infektionsweg (Flexner u. Amoss) 168. 
—, progressive Muskeldystrophie nacb (Kaum- 


heimer) 223. 


Pollakisurie, genuine (Schwarz) 184. 
Polyarthritis s. a. Arthritis, Gelenkrheumatismus, 


Rheumatismus. 
‚ Prophylaxe (Lambert) 437. 


Polycythämie, familiäre (Engelking) 277. 


Phenol-Therapie und Autointoxikation (Rodella)! Polydaktylie (Neyrinck) 493. 


71. 
Phokomelie (Homi) 509. 
Phosphorlebertran, Einfluß auf den Blutkalk 
(Brown, McLachlan u. Simpson) 434. 
Phthise s. Tuberkulose. 
Physiologie (v. Frey) 289; (Höber) 369. 
-—, pathologische (Krehl) 49. 
Pirquet-Impfungen (Björn-Hansen) 403. 
-—, System der Ernährung (Edelstein) 
(Edelstein u. Langstein) 545. 





129; | 


Polyneuritis im Kindesalter (Clauss) 334. 
Ponndorfsches Verfahren (Peltesohn) 402. 
Porencephalie-Entstehung (Spatz) 40. 
Porokeratosis Mibelli (Bruck u. Hirsch) 235. 
Poromyelie (Spatz) 41. 

Postdiphtherische Lähmung s. Lähmung, post- 


diphtherische. 


Präcipitin, Einfluß auf Toxin-Antitoxinverbin- 


dungen (Eisler) 55. 


Präleukämie (Martelli) 22; (Ward) 215. 


— Reaktion, regionäres Auftreten (Pestalozza)  Prätuberkulose (Collins) 401. 


83. 
- - Reaktion, Häufigkeit (Kessler) 281; 
woldt) 281. ° 


-— Reaktion bei Lungentuberkulose (Muir) 403. | 


' Probepunktion, 
(Syn- | 


Lungenblutung nach (Flesch- 
Thebesius) 87. 


—, plötzlicher Tod bei (Apert u. Vallery-Radot) 


450. 


— 


Processus vermiformis s. Appendix. 

Proctitis gonorrhoica (Boas) 38. 

Prolapsus recti s. Mastdarmvorfall. | 

Propädeutik, medizinisch-klinische (Külbs) 552. 

Proportionsindices, Bedeutung für a 
und Ernährungszustand (Edelstein) 129. 

Protein s. a. Eiweiß. 

Proteinkörpertherapie (Peltesohn) 402; 
555; (Schmidt) 424. 

—, Grundlagen (Kaznelson) 424. 

-- der Kachexic tuberkulöser Kinder (Czeruy 
und Eliasberg) 229. 

Protoplasinaaktivierung (Weichardt) 12. 

Pruritus und Lichen chronicus (Withers) 91. 

Pseudo-Anämien bei Säuglingen (Funaioli) 113. 

-—Appendicitis (Liek) 429. 

- -Croup bei Grippe (Cardey) 284. 

--Diphtheriebaeillen (Loewenthal) 314. 

-—Diphtheriebacillen, Polkörperchen bei (Arloing 
u. Richard) 166. 

- -Dysenteric, Milchzuckerrasse der (Hilgers) 442. 

- -Neuritis optica (Basterra Santa Cruz) 415. 

-—Paralyse, Parrotsche (Stefano) 85. 

Psyche, Einfluß auf die Magenfunktion (Rocm- 
held) 50. 

Psychologie des kranker und gesunden Kindes 
(Levinson) 423 

— des Kindesalters (Delvolve) 376. 

— des Vorbeiredens (Hahn) 300. | 

— des Vorstellens (Busse) 378. | 

Psychopathie (Hartley) 414. 





Psychopathologic, allgemeine (Jaspers) 335. 
Ptosis, Röntgendiagnostik (Kerley) 150. 
Pubertät, Neurosen (Richmond) 413. 
—, periodische Homosexualität vor (Steinach) 56. 
—, Psychopathologie (Münzer) 149. 
Pubertätsdrüse, Verjüngung durch Neubelebung | 
(Steinach) 497. | 
Pulsfrequenz beim Säugling (Lesné u. Binet) 4. | 
Pülswelle, transitorisches Verschwinden (Mathieu | 
u. Richard) 195. | 
Pupillen, Ungleichheit bei Erkrankung von Lun- | 
gen (Blumenthal) 202. a 
—Reflex; otogener (Cemach) 143. I 
—, Verlagerung (Niederegger) 365. i 
Pupillenform, schlitzförmige (Niederegger) 365. | 
Purpura, Anaphylaxie und Scharlach (Szontágh) | — 
395. 





„ anaphylaktoide (Glanzmann) 310. 
- -~ künstliche (Mc Keown) 566. 
~ Meningokokken- (Netter, Salanier u. Strauss) | — 
349. 
-—, symmetrische, 
(Reh) 106. 
Pyämie s. Sepsis. 


durch 


— bei Kindern (Dyson) 488. 

Pyclocystitis, Entstehung (Abels) 285. 

Pyelonephritis, Colivaccine bei (Méry) 8 

Pylorospasmus (Aschenheim) 345; Heiner! 49; 
(Haverschmidt) 207; (Zuviria) 559. 

-—, Atropinbehandlung (Kretschmer) 208. 

— Papaverinbehandlung (Bókay) 305. 

Pylorusstenose, Adrenälnh persckretion bei (Prit- 
chard u. Hillier) 156. 

- -, angeborene hypertrophische 156. 


Pyelitis, Infektionsmodus (Abels) 587. = 
| 


630 


| Pylorussten«se, 


'-—, hypert rophische, 


i 


Pnenmokokkensepsis ` 
 — tarda, Gerinnungsverzögerung bei (Stephan) 


hypertrophische, mit anderwei- 
tigen Hypertrophien (Pritchard u. Hillier) 
156. 
Operationen bei (Warren) 
428. 


—, hypertrophische, Rammstedtsche Operation 


bei (Goldbloom u. Spence) 390. 


(Sachs) : —, hypertrophische, extramuköse Pyloroplastik 


(Morlet) 558. 


Quecksilber, Durchlässigkeit der Placenta für 
(Soli) 544. 
— Ausfuhr im Harn (Ranısey u. Groebner) 485. 


Rachen, hämolytische Streptokokken im (Ot- 
teraaen) 163. 
— Desinfektion, Panflavin zur (Spiess) 408. 
Rachenmandel s. a. Adenoide. 
—, chronische Infektion (Leathart) 35. 
— Gesicht (Courtade) 35. 
— Vergrößerung bei Schulkindern (Czerny) 34. 
Rachentonsille, Indikation für Enucleationen 
(Quackenbos) 359. 
Rachitis (Mellanby) 263. 
—, Adrenalinbehandlung (Beninde) 18. 
—, Atmungsform bei (Wenckebach) 380. 
—, Behandlung (Noeggerath) 210. 
—, Beobachtungen bei (Howland u. Park) +470. 
—, Blutkalkindex bei (Sthveman u. Arntzenius) 
111. 
—, cerebrale (Huldschinsky) 561: (Karger) 21V. 
—, Fettstoffwechsel bei (Hutchison) 375. 
—, Höhensonnenbehandlung (Huldschinsky) 392, 
560; (Putzig) 160; (Riedel) 560. 
—, Kalkabsorption bei (Holt, Courtney u. Falex) 
200. 
> Knochendeformitäten bei (Fromme) 17. 
—, angeborene Knochendeformitäten mit (Apert 
u. Cambessedes) 210. 
‚ Reaktion des Knochenmarkes bei (Lienaux) 
518. 
> Knochenveränderungen (Looser) 19. 
‚ Einfluß des Krieges (Beninde) 54. 
, Lebertran, prophylaktische Wirkung bei 
(Gaertner) 291. 
Seeklima bei (Häberlin) 343. 
— und innere Sekretion (Gutiérrez) 517. 
—-, Stoffwechseluntersuchungen (Grosser) 347. 
— tarda s. a. Spätrachitis. 
— tarda (Rendu u. Wertheimer) 160. 
— tarda, Adrenalin bei (Simon) 20. 
— tarda eine Folge von Athcromalacie (Kott- 
maier u. Kottmaicer) 20. 


pam 


505. 
tarda, BRumpel-Leedesches 
(Stephan) 361. 

—, Verbreitung (Beninde) 18. 


Phänomen bei 


: — Verkrümmungen, Behandiung (Magnus) 20. 
‚——, eine Verkümmerungskrankheit (Engel) 211. 
'-— und fettlösliches 
i —, spezifische Vitamine für (Chick) 75 
I, Zeichen der (Schwarz) 274. 

:—, Zunahme (Engel) 18. 

i Radialis- Lähmung, 


Vitamin (Hess u. ben) 2ll. 


beiderseitige. rezidivierende 


(Putti) 287. 


Nad:ulis-Lähmung, familiäre peripheri-che (Men- | 
del) 43. 

— Lähmung als Folgen von Malaria (Fonzo) 364. | 

Radium Wirkung (Gudzent) 12. 

- -~ biologische Wirkung auf die Epiphysen- 
knorpel (Scgale) 383. 

Radius curvus (Nov6-Josserand u. 
Buyat) 590. 

Rammstedtsche Operation bei hypertrophischer 
Pylorusstenose (Goldbloom u. Spence) 390. 

Rassehygiene und Tuberkulo-esterblichkeit (Ncu- 
mann) 225. 

Rasselgeräusche, metallische, dignostischer Wert 
(Cavazzanı) 150. 

Rattengift-Krankheit 575. 

Rauchfußsches Dreieck (Dernecke) 150. 

Raynaudsche Krankheit (Proskauer) 540. 

— Krankheit und XNekrose der Nasenknochen. 
(Cockiyme) 43. 

— Krankheit und Sklerodakt ylie Sera ) 237. 

Rectalgonorrhöe bei Frauen (Boas) 38 

Rectum, Einmündung in die Vagina (Ar quellada) ; 
509. 


Fouilloud- 


—Prọlaps =. Mastdarmvorfall. 

—, Säurevergiftung vom (Dreyfus) 144. 

Reflexe, oochleare (Cemach) 143. 

Reflexablauf an der GroßBzehe (Stähle) 424. 

Rekonvaleszenz-Eosinophilie (Klinkert) 75. 

Resistenzgrad, individucller, Bedeutung (Ocller) 
442 


Resorption s. Darm. 
Res»pirationskrankheiten, Influenzabacillen 
(Wollstein u. Spence) 315. 


bei 


Retina, Pigmentveränderungen bei Lebereirrhose i 


(Koyanagi) 347. 
Rhceumatismus 3. a. 
mus. 
— tuberculosus, Poncets (Byfi ld) 78. 
Rheumatoide (Rolly) 526. 
Rhinitis pseudomembranacca, nicht diphtheri- 
sche (Dumoutet) 123. 
Rhinopharyngitis, chronische (Leathart) 35. 
Ricinus-Samen, Vergiftung durch (Gioscffi) 47. 


Arthritis, Gelenkrheumatis- 


Riesenwuchs, angeborener, des rechten Beines | - 


(Black-Miln«) 563. 
-—, angeborener pertieller (Uebelin) 76. 
-, einseitiger «ystrophischer partieller (Fischer) 
307. 


--, halbseitiger (Black-Miln«) 563; (Coston) 308; 
(Gregory) 563; (Hopson) 435. 

Rindertuberkulose s. Tuberkulose. | 

Ringerlösung, Elektrolytkombination der (Pietr- , 
kow:ki) 105. 

Ringtrübung, Vossiussche (Schürmann) 365. | 

Röntgenbestrahlung tubeıkulöser Halslymphdrü- 
sen (Kneier) 323. 

Röntgenstrahlen, biologische Wirkung auf dic, 
Epiphysenknorpel (Segale) 383. 

— und Mißbildungen in der Schwanger-chaft | 
(Pankow) 382. 

-, Schädigung einer menschlichen Frucht durch ` 
(Aschenheim) 555. 

—, Wachstumshemmungen durch (Iselin) 357. 


f 
! 
i 
i 
i 
i 


| 


63I 


—, chronischs, 


I 


‚ —Fürsorge, geschlossene, Leistungsgrenzen (Roe- 


‚ Rosenkranz bei Barlow;cher Krankheit 545. 
—, Bedeutung (Schwarz) 274. 
ı—, »korbutischer (Hess u. Unger) 392. 


_ Rückeı mark-Befunde bei Spina bifida (H«une- 


berg) 42. 
—Blutung bei der Geburt (Bwr) 426. 
—, Solitärtuberkel des (Wagner) 357. 
—Tumor, intramedullärer (Feiling) 333. 
Ruhe und Aktivität (Szymanski) 371. 
Ruhr s. a. Dysenterie und Enteritis. 
Ruhr, Bacillenträger bei (Schürer) 22. 


g Bacillenträge behandlung (Kabeshima) 119. 


-—, Behandlung (Harper) 388. . 
-pezifische Behandlung (Korbich 
u. Gros.) H2. 


-—Diagnose, scıologische (Simon) 119. 


—Epidemie bei Butter-Mchlnahrung (Jacki) 521. 

Ruhistühle, Acidität der (Jacoby) 319. 

 Rumination (Somersalo) 389. 

—, Behandlung durch Bauchlag: ( Ylppö) 16, 

‚Rumpel-Leedesches Phänomen bei Grippe und 
Rachitis tarda (Stephan) 361, 


S.ccharin, depressive Wirkung (Heitler) 302, 

Sachx-Georgische Reaktion mit Milch (Sch«r) 581 

Säuglinge-Ekzem (Abt) 561. 

—-, Entwicklung, Einfluß des Krieges (Beninde) 
54. 

--Ernährung (Oberwarth) 200; (Jester) 549. 

-Ernährung, Besserung der Not der (Soucek) 61. 

-—-Emährung, Entwicklungsphasen (Hill) 374. 

--Ernährung, Grippe und (Rollandini) 26. 

--Ernährung mit sauer gewordener Milch (Klotz) 
198; (Rictschel) 5. 

—-Ernährung mit Trockenmilch (Borland) 5. 


der) 201. 
—-Furunculose, Vaccincetherapie (Frankenstein) 
— und Hungerblockade (Rubner u. Müller) 54. 
—Krankheiten (Birk) 368. 

—-Pflege (Martin) 9; (Oberwartn) 200; (Luerssen) 
368; (Goerges) 5; (Nowotny) 559, 
Pflege und Ernährung (Lux) 552. 


| -Schutz (Langstein) 368. 


--Schutz und Kinderheilkunde (Langstein) 240. 
---Sterblichkeit (Sanders) 297: (Peller) 196; 
(Schwarz) 373. 

-Intoxikation, rectale (Dreyfus) 144. 
‚Sabnc-Mischungen (Müller u. Brandt) 298. 
Salvarsan s. a. Neosalvarsan, Syphilis. 

—, Behandlung der Chorca (Salvetti) 190. 

—-, Behandlung der Syphilis (Pinkus) 86. 


„s -Injektion, Hemiparese nach (Tetzner) 581. 


---Injektion, intravenöse, Technik (Engleson) 123. 
—, rectale Applikation (Mandracchia) 230. 

--Tod, Schutz gegen (Kolle, Schlossberger u. 

Leupold) 408. 

Salzlösung, physiologische (Straub) 105. 

: Salzsäure s. a. Magensaft. 

— des Magens und Blutbefund (Rollin) 524. 

Sarkom, globocelluläres (Klemm) 47. 

— dcs hinteren Mediastinums (Mancini) 128. 


Röntgenuntersuchung, Eubaryt für (Lenk) 424. | —Rezidiv des Dünndarıns (Battle) 336. 


Röteln, Klinik (Reh) 525. 


ıScaben, Krätzcmittel (Richter) 332. 


—, ungewöhnliche Verlaufsformen (Benzing) 525. , Scabies norvegica (Pozzo) 412. 


— 632 — 


Scabies, Sagrotan-Zimtaldehyd bei (Braun) 588. | Sekretion, innere, Beziehungen der Drüsen mit 
Scaphoiditis (Coenen u. DBlauwkuip) 367; (Leschke) 372. 

(Cockayne) 239; (Mouchet u. Roederer) 494. | —, innere, und Entwicklungsstörungen (Pentagna) 
Scarlatina, Spätsymptome (Hainiss) 525. 209. 


Schädelknochen, Bewegung (Petenyi) 298. = innere, und Epilepsie (Timme) 542. 

Schädel- Mißbildungen bei Störungen der cndo- —, innere, Geschlechtsorgane und Drüsen mit 
krinen Drüsen (Robin) 18. (Hewer) 195. 

Scharlach, Albumosentherapie bei (Lüdke) 153. :—, innere, und Pathologie des Kindesalters 

—, Anaphylaxie und Purpura (Szontagh) 395. | (Gutiérrez) 100; 517. 

—-, Ansteckungswege (Kobrak) 568. —, innere, und Sexualität (Bab) 57. 

—-, Auslöschphänomen bei (Neumann) 396. | —, innere, und Vitamine (v. Driel) 292. 

—, Bacillenträger (Schürer) 22. —, innere, Störungen der Wildbader Thermal- 

— bei chirurgischen Erkrankungen (Hutinel) 217. badekur (Grunow) 302. 

—, Cholesterinspiegel im Blutserum (Stern) 217. | —, innere, Störung von Drüsen mit, und Dementia 

—. Differentialdiagnose (Scholtz) 163. praecox (Recktenwald) 92. 

—, eitrige, cervicale Gelenkentzündung nach | —, innere, und Störung von Drüsen mit, und 
(Mayet u. Laval) 217. Muskeldystrophie (Recktenwald) 92. 

—, hämolytische Streptokokken (Tunnicliff) 350. | Selektion (Demoll) 1. 

—Infektion, späte (Golliner) 568. Selektionstheorie (Siemens) 1. 

—Nephritis (Stransky) 183; (Munk) 312. Senkungsabsceß, Röntgendiagnostik (Kloiber) 481. 

— bei Neugeborenen (Dorner) 350. Sepsis mit merkwürdigem Blutbild (Schippers) 

—, Nierenfunktion bei (Veeder u. Johnston) 164. 277. 

—, operativ behandelte Ohrerkrankung bei (Sø- | —, Silberfarbstoffverbindungen bei (Leschke) 23. 
rensen) 568. Septumdefekt (Gellert) 539. 

—, postinfektiöse Hyperthermie (Alvarez) 526. |Sera und Kolloidgemische (Riquoir) 508. 

Scharlachfieber (Bálint) 474. Serologie (Gotschlich u. Schürmann) 68. 

Scheintod s. Asphyxie. Serum-Injektionen bei Atrophie (Ferreira) 345. 


Schicksche Reaktion 218; (Armand-Delille u. | —Krankheit (P&hu u. Durand) 356. 
Marie) 528; (Lilly) 438; (Renault) 218; | —Krankheit mit Lymphocytose (Deussing) 435. 
(Renault u. Levy) 397; (Rieux u. Zoeller) —Salz (Straub) 105. 


.351. — Therapie von den Atemwegen aus (Besredka) 
Schiefhals (Bassetta) 590. 152; (Renon u. Mignot) 152. 
—, angeborener muskulärer (Sippel) 543. '— Therapie der Diphtherie (Weill-Halle) 23. 
Schienbein s. Tibia. ' Therapie, nicht spezifische, der Diphtherie 
Schilddrüse s. a. Struma. | (Pusch) 24. 
—, Funktion (Asher) 262. —, Einfluß auf die Toxizität (Spiethoff) 554. 
—, Hormonwirkungen (Asher) 296. Sexualhormone, geschlechtespezifische Wirkung 
— und Immunität (Kaplan) 523; (Launoy u. (Steinach) 56. 

Levy-Brühl) 263. Sexualität, Beziehungen der inneren Sekretion 


-- , spezifische Substanz (Abelin) 146; (Widmark) zur (Bab) 57. 
348. — des Kindes (Niemann) 551. 
— und Thymus (Hammar u. Hellman) 563. Siebbeineiterung, Stauungspapille bei (Weidler, 
—, Wirkung der Thymusfütterung (Hart) 17. Baer u. Joughin) 186. 
Schildkröten-Tuberkelbacillenvaceine „Chelonin“  Silberfarbstoffverbindungen bei Sepsis (Leschke) 
(Klopstock) 447. 23. 


Schlußversuche (Deuchler) 64. | Silbersalvarsan (Kolle) 34. 
Schulkinder, Größe, Gewicht, Hämoglobingehalt | Silbersalvarsannatrium (Schindler) 449. 
des Blutes (Lehmann) 502. Sinus lateralis, Anomalie (Jac a) 540. 
rombose (Müller) 


Schulterblatt-Hochstand, angeborener und hyste- | — petrosus superior, primäre 
rischer (Treves) 127. 411. 

Schutzimpfung (Langer) 342. —Punktion (Gonzälez-Alvarez u. Edo) 301. 

Schwachsinn, Bedeutung der Geburtsschädigungen , — Thrombose, kraniale (Oppenheimer) 182. 
(Schott) 335. —Thrombosen, Ursachen (Hamburger) 328. 

Schwangerschaft und Grippe (Beuttner u. Vul- | Sirupus Neosalvarsani bei Syphilis (Patzschke) 11. 
li&ty) 57; (Hauch) 317. Situs inversus, angeborene Dextrokardie mit 





Schwanzbildung amniotischer Ätiologie (Laffont) | (Roubier u. Richard) 361. 
426. | Skleraleyste, kongenitale, mit Stauungspapille 
Schwellung, trübe (Hansemann) 97. (Friede) 460. 
Sclerema neonatorum (Hodder) 203. - Sklerodaktylie (Weidman) 303. 
Scrotum, kongenitale Elephantiasis (Speese) 411. | — mit Raynaudscher Krankheit (Cockayne) 237. 
Seeklima (Häberlin) 343. Sklerodermie (Barendt) 588. 
Seifenstuhl, Gallenfarbstoffe im (Marfan u. Dorlen- |—, angeborene, Befunde bei (Weidman) 303. 
court) 511. — und Hypophyse (Izar) 348. 
Sehschärfen-Bestimmung bei kleinen Kindern | —, Sklerödem und (Buschke) 39. 
(Löhlein, Richter u. Schwarz) 506. 'Sklerödem und Sklerodermie (Buschke) 39. 


Sekret-Untersuchungen (Engel) 504. | Sklerose, multiple, Ätiologie (Steiner) 126. 


Skoliose, kongenitale, 

(Schmincke) 192. 
Skorbut s. a. Barlowsche Krankheit. | 
- ~ experimenteller, und Obstipation (Mouri- 

quand u. Michel) 113. 
—, kindlicher (Franchetti) 275. 
-—, spezifische Vitamine für (Chick) 75. 
Skrofulose (Sergent) 401. 


633 
durch Keilwirbel bedingte | Spondylitis, Albeesche Operation bei (Görres) 446; 


(Wiesinger) 541. 

—— tuberculosa, Druckentlastung des 
marks (Floeckinger) 323. 

Spontan-Frakturen bei Hungerosteopathien (Si- 
mon) 20. 

—Gangrän, symmetrische, Barlowsche Krankheit 
mit (Nobel) 21. 


Rücken- 


—, Augen- und Nasenerkrankungen, (Stenger) 94. | Sprachstörungen (Fröschels) 287; (Gifford) 413. 


—, Krankheitsbild (Deycke) 172. 
„ Einfluß der Tonsillektomie (Mann) 577. 
-- und Tuberkulose (Spieler) 576. 
-—, Ursachen und Heilung (Thedering) 81. 
Skrofulo-Tuberkulose (Sergent) 401. 
Sodoku-Krankheit 575. 
Solbad, Wirkung auf die Atmungsorgane nach 
Grippe (Krone) 302. 
Solitärtuberkel des Rückenmarks, Diagnose ( Wag- 
ner) 357. 
Sonder-Nährstoffe (Zuntz) 1. 
Sonnen-Behandlung (Backer u. Capelle) 122. 
— Behandlung der chirurgischen Tuberkulose 
(Brüning) 30. 
Soorkrankheit, Klinik (Steinert) 352. 
Spätrachitis s. a. Rachitis tarda. 
— (Stetter) 518. 
--, Klinik und Anatomie (Looser) 19. 
=, Knochendeformitäten (Fromme) 112. 
'-, Suprareninbehandlung (Hochhuth) 559. 
-—-, Verbreitung (Beninde) 18. 
Spasmophilie s. a. Tetanie. 
— und Eiweißüberempfindlichkeit (Wolff-Eisner) 
28. 
-, Einfluß auf die Grippe (Huebner) 339. 
~, Magnesiumaulfattherapie (Schiff) 7. 
-, Natrium citricum bei (Van Derslice) 76. 
— bei Neugeborenen (Van Derslice) 76. 


—, Behandlung (Rothe) 335. 
Sprache, Physiologie und Pathologie (Fröschels) 
541. 


Sputum, Kaliumpermanganatreaktion (Weiß) 505. 

Status hypoplasticus (Mathias) 161. 

— hypoplasticus und Hirschsprungsche Krank- 
heit (Pende u. Fici) 431. 

— Iymphaticus, symmetrische Parotisschwellung 
mit (Wagner) 22. 

— thymico-Iymphaticus (Löwenthal) 393. 

— thymico-lymphaticus und Unfall (Culp) 562. 

Stauungspapille, Entstehung (Behr) 287. 

—, kongenitale Skleralcyste mit (Friede) 460. 

— bei Siebbeineiterung (Weidler, Baer u. Joughin) 
186. 

Stereo-Auscultation (Roemer) 341. 

Sternocleidomastoideus, Geschwulst 
336. 

Stickstoffgleichgewicht, Störung bei Icterus ciftar- 
rhalis (Brodin u. Oddo) 418. 

Stilldauer (Manning) 265. 

Stillfähigkeit, herabgesetzt durch die Hunger- 
blockade (Momm) 340. 

— bei Heimarbeiterinnen (Carmagnano) 500. 

Stillhäufigkeit bei Heimarbeiterinnen (Carmagna- 
no) 500. 

Stillung, Rückgang durch die Kriegsnot (Pilpel) 
61. 


(Fairbank) 


- Ödembildung und -Verhütung (Nothmann) | Stoffwechsel, Einfluß der Jahreszeiten (Maignon) 


521. 
, Ödeme (Bossert) 20. 
pN , Ödeme und Carpopedalspasmen durch salz- 
arme Ernährung (Bossert) 471. 
— und Pollakisurie (Schwarz) 184. 
.- des späteren Kindesalters (Blühdorn) 471. 
— und Tuberkulose (Wolff-Eisner) 28. 
Spasmus nutans 365. 
Speiseröhre s. a. Oesophagus. 
--, Flimmerepithel in der, beim Foetus (Healey) 
417. 
Spina bifida s. a. Myelodysplasie. 


- - bifida und angeborene Fußverbildungen (Pelte- 


sohn) 45. 
- bifida und Enuresis (Sieben) 38; 
- bifida lateralis (Kirmitton) 364. 
— bifida, Mißbildungen (Vaglio) 42. 
— bifida occulta und Hohlfuß (Mutel) 95. 
— bifida, Operationstechnik (Eastman) 188. 


Streptokokken, hämolytische, 


5l. 

— und Nervensystem (Allers) 51. 

| Vorgänge, Wirkung auf die Aktivität (Szy- 
manski) 371. 

Störungen, thyımogene (Laubi) 43. 


i Stottern, Ursache (Laubi) 43. 


Strahlen-Behandlung der Drüsentuberkulose (Ul- 
richs) 33. 

— Behandlung der Lungentuberkulose (Hayek) 84. 

im Magendarm- 

kanal (Davis) 155. 


‚-- hämolytische, im Rachen (Ötteraaen) 163. 


—-, Superinfektion mit (Morgenroth, Biberstein 
u. Schnitzer) 100. 

‚ Stridor, exspiratorischer, durch Cyste (Rach) 36. 

— beim Neugeborenen (Rach) 22. 


| — und Struma (Rach) 474. 


Strophanthin-Therapie, intravenöse (Roderburg) 
37. 


— bifida, Rückenmarksbefunde (Henneberg) 42. | Strophulus, Beziehung zu Oxyuren (Schütz) 186. 
Spinale Kinderlähmung s. Kinderlähmung, Para- Struma s. a. Schilddrüse. 


lyse, Lähmung, Poliomyelitis. 
Spirochätenfärbung (Becker) 177. 
Spitzfuß, spastischer, Behandlung (Rohde) 47. 
Splenektomie s. Milzexstirpation. 
Splenomegalie mit kongenitalem hämolytischen 
Ikterus (Mc Vey) 565. 
Splenopneumonie (Salvetti) 361. 


— beim Neugeborenen (Rach) 22. 


'— und Stridor (Rach) 474. 
| Strychnin bei Herzschwäche (Eisner) 398. 


| Stuhl s. Darm, Faeces. 


Suboxydations-Syndrom, Unterentwicklung und 


(Kerley u. Berman) 387. 


'Suprarenin s. a. Adrenalin. 


— 634 — 


Supraienir, periphere Gefäßverengerung durch | Pyangemye lie (Giorgio) 492. 


(Jacobj) 104. —, kong nitale (Hen:.ebeig) 42. 
Sympathicotonie bei Hirsch-prung:cher Krank- | —, Pathogenese (Bielechowsky u. Unger) 456. 
heit (Retzlaff) 157. | Syste m, chromaffines, Bedeutung (Hart) 310. 
Sympathicus-Fieber (Cramer) 372. 
Syndaktylie (Neyrinck) 493. | Tabes, juvenile (Baagsee) 34; (Kerr) 86. 
Synophthalmie (Angeles u. Villegas) 493. | Taubheit als Folge kongenitaler Syphilis (Kay) 
Syphilis s. a. Ncosalvarsan, Salvarsan. 230 


Taubstummheit und Friedreichsche Ataxie 
(Koennecke) 42. 
—, Prophylaxe (Amberg) 461. 


-—— cerebralis hereditaria tarda (Verre) 580. 
—, congenita (Skinner) 123. 
— congenita, Auge bei (Green) 536. 





— congenita, Behandlung (Bory) 580. —, Untersuchungen (Wodak) 460. 
-— congenita, Dystrophien (Hutinel) 34; (Hutinel | Temperaturverschiebung im Gewebe durch 
u. Stévenin) 407. Wärmeabgabe (Zondek) 99. 


— congenita, Fürsorge vor der Geburt (Williams) | Terpentin (Singermann) 331. 
580. , Behandlung chirurgischer Tuberkulosen mit 


— congenita, Gesetze der (Carle) 406. | (Glass) 323. 
— congenita, paroxysmale Hämoglobinurie (Pehu, | Terpentinöl-Behandlung (Becher) 454. 
Chalier u. Centamin) 580. Terpichin (Singermann) 331. 
— congenita, Heızstörungen (Leredde) 484. Tetanie s. a. Spasmophilie. 
— congenita, Einfluß auf die innere Sekretion |- —, manifeste, Alterstermin (Wolff) 561. 
(Pentagna) 209. — der Blase (Schwarz u. Wagner) 488. 
— congenita, Lebensaus-ichten (Gralka) 484. i —, Einfluß auf den Blutkalk (Jacobowitz) 472. 
-— congenita, Le beifieber (Baer) 449. De Fettstoffwechsel bei (Hutchison) 375. 
— congenita, Literaturübersicht (Jeans) 535, 536. ' —, idiopathische, Guanidingehalt des Kotes bei 
— congenita, Neuinfektion bei (Goubeau) 483. | (Sharpe) 211. 
— congenita, Pathologie (Fraser) 283. ‚,—— idiopathische, Kalktherapie (Aulde) 159. 
— congenita, Quecksilberwirkung (Ramsey u. —, intravenöse Calciuminjektionen bei (Brown, 
Groebner) 485. | McLachlan u. Simpson) 434. 
— congenita, Spinalerkrankungen bei (Hors»t- -— und Jahreszeit (Mac Lean) 160. 
mann) 448. —, Klinik (Schlesinger) 393. 
-— congenita, Syphilisimmunität bei (Kolmer); —, postoperative, Blutbild (Haas) 33. 
229. —, postoperative, Epithelkörpertransplantation 
— congenita tarda, Knochc:.läsion« n (Milani) 536. | (Landois) 21. 
-— congenita, Taubheit als Folge (Kay) 230.  —, latente, Ultraviolettbestrahlung (Sachs) 561. 
— congenita, Thymusveränderungen (Hammar); — und Ultraviolettlicht (Huldschinsky) 561. 
Th i —, ungewöhnlicher Fall von (Elterich) 160. 


— congenita und Tumor albus (Malherbe) 536. | Tetanus ueonatorum, Behandlung mit Magn- 
— congenita, Übertragung (Jeans u. Cooke) 483. esiumsulfat (Ibrahim) 223. 
— congenita, Verhütung (Kolmer) 282; (Stangen- | —Therapie bei Kindern (Ansalone) 441. 








berg) 537. | Therapie, physikalische, innerer Krankheiten 
— congenita, Zahnanomalien (Kranz) 178; (Da- (van Oordt) 425. 
vidsohn) 178, 324. | — des praktischen Arztes 1l. 
— congenita, Erkrankungen des Zentralnerven- | Thorakotomie, kleine intercostale (Aschner) 
systems bei (Baagøe) 34. | 180. 
-—Familie (Hamilton) 283. | Thorax, wirksame Kräfte (Wenckebach) 380. 
--, pränatale Fürsorge (Williams) 406. |» Thymipin“, Keuchhustenmittel (Heinz u. 
-, gesunde Kiuder bei frischer (Pinard u. Lévy- | Schottenheim) 352. 
Solal) 283. Thymus-Drüsc, Frühexstirpation (Allen) 296. 
— der Gelenke (Roberts) 495. — Fütterung, Wirkung auf die Schilddrüse 
—IĪmmunität bei Syphilis congenita (Kolmer) 229. (Hart) 17. 
— und Krankheiten (Haynes) 408. —, Funktion (Asher) 262. 
—, Sirupus Neosalvarsani bei (Patzschke) 11. ;—Geschwulst, maligne (Foot) 564. 
—, Behandlung mit Salvarsan (Pinkus) 86. — und angeborene Knocheubrüchigkeit (Frontali) 
— und Stillgeschäft (Ugön) 581. | 433. 
— als Ursache von Totgeburt (Williams) 406, — und Schilddrüse (Hammar u. Hellman) 563. 
580. '— Tod (Bonnet u. Cons) 22. 
a a it und Immunität (Finger) | —Veränderungen bei Syphilis congenita (Hanı- 
mar) 77. 
rate von Mutter auf Kind (Lahm) 85. | —, ee Radiumbehandlung (Heublein) 
— der Unschuldigen (Mac Walte: ) 408. 435. 
—, Urticaria bei (Hollander) 86. ‚Thyreohypoplasie, dystopiŁcbe (Hammar u. 
Syphilitiker, Nachkomen der, Mortalität und Hellman) 563. 
Morbidität (Kaufmann-Wolf u. Abraham- | Thyreoidea 3. a. Schilddrüse. 
sohn) 579. — und Immunität (Garibaldi) 100. 
Syphilo-Tuberkulose (Sergent) 401. Thyreoidin- Behandlung, Dauererfolg (Murray) 77. 





Thyrvoiuin, Einfluß auf den Kreatinstoffwechsel 
(Beumer u. Iseke) 77. 
—Präparate, biologische Messung (Jensen) 263. 
Thyreotropismen (Kapian) 523. 
Thyroxin (Widmark) 348. 
Tibia-Defekt, kongenitaler (Nuzzi) 366. 
Tice convulsif (Strauch) 457. 
'Tiefenthermometrie (Zondek) 99. 
Toleranzprüfung, Wert (Terrien) 386. 
Tonsillektomie (Lambert) 437. 
- nach Klapp (Blank) 325. 
. Lungenabsceß nach (Clendening) 360. 
- und Skrophulose (Mann) 577. | 
Tonsillen-Angina (Stradiotti) 325. | 
— und eingeführte Bakterien (Bloomfield) 36. : 
-Hypertrophir, Openmtionsindikationen (Fein) | 
449 


| 


- und Infektionen (Fein) 325 

-, Beziehungen zu Infektionen (Davis) 124. 
— als Eingangspforte für Infektionen (Citron) 179. - 
-- Infektionen, Beziehungen zu Erkrankungen 

(Schloss) 582. 

- Pathologie und Therapie (Mink) 35. 
-Problem (Loch) 485. 

-Tuberkulose, primäre (Mann) 577. 
Tonsillitis s. a. Angina. 

—, chronische (Finder) 230. 

-, chronische, und Allgemeinerkrankung (Blank) 


325. 

‘Torsionsspasmus bei progressiver Lentikular- 
degeneration (Schneider) 41. 

Totgeburt, Nabelschnurknoten, Ursache einer 


(Mack) 338. 
—, Syphilis als Ursache (Williams) 406; 580 
Toxämie, alimentäre, s. Intoxikation, alimentäre 
und Autointoxikation, intestinale. 
Toxikose des Süäugling:, Koliserum bei (Haın- | 
burger) 557. | 
Trachealstenose, postdiphtherirche (Bardy) 397. 
Tracheostomie (Ferreri) 528. | 
Tränenpunkte, angeborene Ektopie der unteren . 
(Gerard) 365. 
"[ransfusionen, Isoagglutininprüfung (Happ) 50. 
Transitorisches Fieber (Lindig) 58. 
Trichophytie, Immunitütsvorgänge (Nathan) 455. 
Trichterbrust und Mikrognathie (Gruber) 107. 
'Trional bei Epilepsie (Braune) 44; (Pilez) 237. 
Trocken-Inhalationen (Niemann) 153. 


Trockenmilch, Säuglingsernährung (Borland) 5. : -- 


~- und Wachstum (Freise) 58. 
T rypaflavin (Ruhnau) 302; 
'Tuberkelbacillen - Anre icherung durch Zink- | — 
fällungsverfahren (v. Fejér u. v. Schulz) 120. | 
~, Auflösung durch spezifische Immunstoffe | 
(Baatz) 120. 
-~ Färbung (Curschmann) 226; 
(Jötten u. Haarmann) 400; (Konrich) 445; . 
(Schaedel) 401 
-, fermentative Spaltprodukte (Joannovics) 534. 
‚ Kaltblüter-, Tuberkuloseimmunisierung mit- 
tels (Klopstock) 33. 


--, ölige Maceration, Absorption durch 
Lungen (Guieysse-Pel ssier) 579. 
—, Ausbreitung beim Säugling (Debré u. Jac- ' 


quet) 321. ' 


—, Schildkröten- (Langer) 241. 


635 


| Tuberkelbacillen, 


. —Rceaktion, 
: —Reaktion, 


(Werner) 286. tes 


(Distaso) 27; A 


die | = 
` ---, Chirurgische, 


Schildkröten-, Tuberkulose- 

gg (Moeller) 32. 

‚„ Typen (Griffith) 174. 

‚ Infektionsgefahr durch den Typus bovinus 
(Schaeffer) 445. 

‚ Verdauung im Körper (Metalnikow) 174. 


'-- , verwandte Ȋurefeste Bacillen (Lange) 444. 
| Tuberkulin s|. a. Perlsuchttuberkulin. 


- bei Augentuberkulose (Curioni) 358. 


Diagnostik (Vitön) 358. 


-Diagnostik im Kindesalter (Rominger) 577. 
--Einreibungen, Immunisierung durch (Effler) 177. 


---Empfindlichkeit, jahre-zeitliche Schwankungen 


(Hamburger) 176. 


: Tuberkulin-Herdreaktion und chirurgische Tuber- 


kulose (Stromcyer) 404. 


: Injektion, intracutane, capillarmikroskopisches 


Bild (Lade) 578. 
—Injektionen, intravenöse, 
setzung bei (Milio) 405. 
— Injektionen, therapeutische (Langer) 241. 
—, Pharmakologie (Hamburger) 227. 
Alt-, Reaktion nach Pirquet (Bermheini- 
Karrer) 31. 
-, bovines, Reaktion nach Pirquet (Bernheim- 
Karrcı) 31. 
. --Reaktion, positive, Bedeutung (Mioche) 
— Reaktion, Bedeutung (Langer) 241. 
lokale, Bedeutung (Klercker) 533. 
prognostische Bedeutung (Kän:- 


Blutzusamnıen- 


’ 


bp ») ua 


mie 


merer) 227. 


 Tuberkulin-Rätsel. Lösung (Much) 447. 
-Therapie und -Diagnostik (Richter) 31. 


--Therapie (Jaquerod) 579. 
-—Therapie mit ganz kleinen Dosen (Vitön) 358. 
--Therapie, intracutane (Sahli) 481. 
Tuberkulose (Deycke) 172. 

- Ausbreitung (Davidsohn) 576. 


ne Beginn der Erkrankung (Debre u. Jacqu t) 


321. 
-—-Bekänpfung (Ulrici) 83. 
-Bekämpfung und Heilpädagogik (Triebold) 406. 
- -, boviner Typus der menschlichen (Langer) 241 
- Chemotherapie (v. Linden) 282. 


‚--, Sonnen- und Klimabehandlung (Bach) 482. 


- chirurgische, Behandlung (Brandenstein) 447. 
—, chirurgische, Behandlung mit dem Friedmann- 
schen Mittel (Bossert) 32; (Krumm) 535. 

, chiruwgische, Behandlung mit Labiatenex- 

trakten (Lurlmo) 357. 

chirurgische, Lichtbehandlung (Kisch) 446. 

chronisch gutartige Lungeninfiltration bei 

 (Eliasberg u. Neuland) 532. 

-, chirurgische, Bdeutung der Mischinfektion 

(Jerusaleın) 356. 

chirurgische, Partialantigentherapie (Ladwig) 

405; (Landau) 33; (Schmidt) 535. 

-, chirurgische, Röntgenbehandlung (Ls: lin) 357; 

(Mühlmann) 533. 
— a urgische, Sonnenbehandlung (Bernh 
; (Brüning) 30. 

; a gische, spezifische Diagnose (Drügg) 121. 

Terpentin-Behandlung (Glass) 
323. 


—, chirurgische, und Tuberkulinherdreaktion 
(Stiomeyer) 404. 


3 


ard) 


Tuberkulose, chirurgische, Bedeutung der Uro- 
chromogenreaktion (Klare) 403. 

-—, diätetische Behandlung (Stoeltzner) 535. 

-—, Vorkommen bei Ehegatten (Minnig) 320. 

- - und Enuresis nocturna (Koväts) 329. 

-, Epidemiologie (v. Hayek) 356. 

- und erstgeborene Kinder (Hansen) 226. 
experimentelle, anteallergisches Stadium 
(Debré, Paraf u. Dautrebande) 578. 

- ~ experimentelle, und Höhensonne (Hase) 177: 
-, Bedeutung der Exposition (Langendörfer) 320; 
(Reiche) 28. 

‚ Friedmannsches Mittel (Dührssen) 579; 
(Moeller) 33. 
Friedmannsches 
(Friedmann) 447. 

-Fürsorge (Gauvain) 177. 

- der Gelenke (Roberts) 495. 

-- und Grippe (Kieffer) 120. 

- Häufigkeit und Kriegsverhältnisse 

schmid) 576. 

--Heilung mit Friedmanns Mittel (v. Barcza,) 228. 

—, Hochsingersches Symptom (Garrahan) 446. 
-, Höhensonnenbehandlung (Hamburger) 12. 
-Immunisierung mittels Kaltblütertuberkel- 

bacillen (Klopstock) 33. 

-Immunisierung mittels Schildkrötentuberkel- 

bacillen (Moeller) 32. | 

-, Immunitätsänderungen bei unspezifischer und | 

Tuberkulintherapie (Schreus) 405. | 

--, Feststellung des Immunitätszustandes zur | 

Behandlung (Hollaender) 578. i 

- Immunobiologie (Langer) 241. | 
- Infektion (Peyrer) 321. 

--Infektion und Diathesen (Wolff-Eisner) 28. 

-—, direkte Infektion (Ward) 27. 

- Infektion, Einfluß der Ernährung (Thomas) 28. 
--, Infektion und Prädisposition (Del&pine) 174. 
--Infektion durch die Schule (Czerny) 34. 

--, Kaltblütertuberkelbacillen (Klopstock) 83. 

— als Kinderkrankheit (Lust) 224. 

— im Kindesalter, Bekämpfung (Hoffa) 282. 
—Zunahme im Kindesalter (Curschmann) 226. 
-—, kindliche, Kavernensymptome (Rusca) 29. 

. Komplementbindungsreaktion bei (Hekman) 

404 


Mittel und Prophylaxe 


. 


(Bart- 


‚ Krappanwendung (Bauer) 324. 

‚. Kriegseinfluß (Beninde) 54. 

Behandlung mit: Linimentum Petruschky 

(Grossmann) 448. 

-, heilbare Meningitis (Massary u. Lechelle) 403. 

- und Milch (Swift) 375. | 
, Milchbehandlung (Lewin) 448. Ä 

~, physikalische Therapie der (Strecker) 358. | 

‚ primäre, des Herzens (Guncwardene u. 
Gunewardene) 225. 

Problem (v. Hayek) 173. 

-, Prophylaxe (Garrahan u. Pico) 229. 

Proteinkörpertherapie der Kachexie 

(Czerny u. Eliasberg) 229. 

— und Röntgenbehandlung (Mühlmann) 84. 
--Sanierung durch Petruschkysche Percutan- 
methode (Ziller) 83. 

- der Säuglinge (Svarc) 445. 


. 


bei 


a 


636 


Tuberkulose „Häufigkeit im Schulalter (Hilgers u. 
Gentzen) 445. 
—, Serumbehandlung (Langer) 241; (Strubell) 32. 


.— und Skrofulose (Spieler) 576. 


—, spezifische Therapie und Prophylaxe (Strubell) 
31 


ann (v. Ebner) 147; (Peller) 196. 


—Sterblichkeit, EinfluB der Hungerblockade 
(Rubner u. Müller) 54. 

—Sterblichkeit und Rassehygiene (Neumann) 225. 

—- der Trüänenwege (Rollet u. Bussy) 481. 

—, Überempfindlichkeit und Immunität bei 
(Finger) 85. 

—Übertragungsfälle, Verminderung der (Cum- 
ming) 321. 


'—, Vaccinebehandlung (Klopstock) 447. 
,—, Verbreitung durch Lehrer (Burghold) 282. 


—, Vorstadium (Collins) 401. 


N Wildbolzsche Methode (Garrahan) 446 


— und Wohnungsverhältnisse (Tobias) 321. 

—, Zunahme (Langer) 241. 

Tuberculosis verrucosa. cutis (McCririck) 403. 
Tuberkulotoxikose (Luska) 532. 

Be on und Syphilis congenita (Malherbe) 


Aas transitorische Aphasie bei (Moschini) 27. 
illenträger (Schürer) 22. 
' —Bacillenträger, Spätwidal bei (Hilgermann) 443. 
—, Vaccinebehandlung (Seebohm) 554; (Luna) 
575. 


—, orale Vaccinebehandlung (Fournier u. Schwartz) 
8l 


—, subcutane Vaccinebehandlung (Méry) 81. 
—, Schutzimpfungen gegen (Basten) 171. 
— der Säuglinge (Oeller) 442. 
—, Serotherapie (Rodet u. Bonnamour) 224. 


Überempfindlichkeit s. Anaphylaxie und Allergie. 

—, alimentäre (Ferrannini) 107. 

—, alimentäre, infolge Pankreasinsuffizienz (Na- 
than) 75. 

Ulcus duodeni s. a. Zwölffingerdarmgeschwür. 

— duodeni (Barchetti) 470. 

Ultraviolettlicht, Tiefenwirkung (Gassul) 303. 

Unterentwicklung (Van der Loo) 275. 

—, Bekämpfung (Emerson) 422. 

— und Suboxydationssyndrom (Kerley u. Ber- 
man) 387. 

Unterernährung s. a. Hunger. 

—, Bekämpfung (Brown) 422; (Emerson) 422. 

—, Ernährungsstörung durch (Rachford) 558. 

—, Folgen (Cassel) 205. 

—, frühe, Wirkung auf die endgültige Körper- 
größe (Jackson u. Stewart) 101. 

—, Störungen des Knochenwachstums bei (He- 
dinger) 519. 

Urämie (Volhard) 49. 

Ureteren, angeborene Erweiterung (Corsy) 362. 

— Stenose (Wason) 451. 

Uretersteine (Giuliani u. Arcelin) 452; (Serés) 329. 

Urin s. Harn. 

Urochromogen - Reaktion, Bedeutung für 
chirurgische Tuberkulose (Klare) 403. 

—Reaktion bei Masern (Weiß) 505. 


die 


- beim Säugling, Klinik der beginnenden (Luska) | Urotropin bei Meningitis epidemica (Bardachzi) 
27. 


532. 


==, 697. = 


Urncana, Anaphylaxie bei (Baker) 66. Vitamin und Xerophthalmie (Nelson u. Lamb) 
+ pigmentosa (Thibierge u. Boutelier) 331. 472. 
- bei Syphilis (Hollander) 86. Vitaminmangel, Krankheiten durch (Mac Carri- 
son) 145. 
Vaccination s. Impfung. Volumbolometrie (Sahli) 67. 


Vaccine- Behandlung (Langer) 342; (Seebohm) 554. | Volvulus des S-Romanum (Forgue) 16. 
_, gastrointestinale Einverleibung (Denis) 152. | Vulvovaginitis s. a. (ronorrhöe. 


Vaceinevirus, Kreisen des (Gins) 164. — gonorrhoica (Welde) 330. 

Vagina, Einmündung des Rectums in die (Ar-|— gonorrhoica, Behandlung mit Dakins Öl 
quellada) 509. (Wachs u. Mazer) 453. 

Vagus-Durchschneidung, Wirkung auf den Magen | -- gonorrhoica infantum (Pajares) 453. 
(Litthauer) 262. = gonorrhoica infantum, Behandlung (Eyth) 90. 


—Neurosen (Bolten) 364. | 

—Tonus beim Neugeborenen (Lesné u. Binet) 4. ;, Wachstum s. a. Entwicklung. 

Varicellen, Blutbefund (Stroh) 569. | Wachstums- -Ähnlichkeiten (Pütter) 296. 

—, Rash Erythem (Arkenau) 475. — Änderungen während des Krieges (Schlesinger) 


— und Herpes zoster (Feer) 115; (Frei) 475; | 63. 
(Pincherle) 475. ;—Deformitäten, Ursache (Fromme) 17. 
okat aniani (Steinert) 526. ı —Energie (Schiøtz) 268. 
Varicocele der Orbita (Lacroix) 9. ~ Ernährungsbedingungen (Freise) 58. 
Verdauung, zeitlicher Ablauf (Lesné, Binet u. '—Hemmungen durch Röntgenstrahlen (Iselin) 
Paulin) 498. 357. 

Verdauungs-Apparat, Beziehungen des Nerven-!—, Einfluß der Jahreszeiten auf (Maignon) 51. 
systems zum (Allers) 51. :— und Lebenszeit (Robertson u. Ray) 372. 
—-Fermente beim Foetus (Porcher u. De —, Einfluß der Nebennieren auf das (Apert) 

546. 382. 
— Leukocytose (Müller) 417. — im Schulalter (Kleinschmidt) 421. 
—Säfte, Beziehungen des Wasserstoffwechsels zu | : Tabellen (Dufestel) 550. 
den (Hemmeter) 417. : —, Variationen (Faber) 197. 
Verdauungsstörungen s. a. Darm, Enteritis, Er- : — Zunahme im Sommerhalbjahr (Zeiner-Henrik- 
nährungsstörungen. | sen) 340. 
—, chronische, Behandlung (Morse) 558. : Wärmenbgabe, Temperaturverschiebung im (i - 
, Übersicht (Marfan) 386. = webe durch (Zondek) 99. 
Vererbung (Audry) 419; (Correns) 193. | Wärmeapparat, elektrischer (Dölger) 342. 


— erworbener Eigenschaften (Demoll) 1; (Sie- : Warzenfortsatz-Erkrankung, Differentialdiagnose 


mens) 1. | (Whiting) 238. 
Vergiftung durch Ricinus-Samen (Gioseffi) 47. Wasser-Anwendung s. Balneotherapie, Hydro- 
Verjüngung durch Neubelebung der Pubertäts- : therapie. 

drüse (Steinach) 497. : Wasseraufnahme, Blutkonzentrationsänderung 
Verstopfung, angeborene (Fleiner) 49. | durch (Pruche) 290. 
Vierlinge, lebende (Hajdu) 297. | Wassergehalt des Blutes des Säuglings (Ro- 
Viscosität des Blutes und Blutdruck (Nizzoli) 381. | minger) 501. 
Vitamine (Aron) 468; (Mac Clendon) 369. | Wasserhaushalt (Siebeck) 2. 
—, Bedeutung (Aulde) 497. Wassermannsche Reaktion s. Syphilis. 


---, Entstehung im Darmkanal (Portier u. Ran- | Wasserstoffwechsel, Beziehungen zu Verdauungs- 


doin) 194. säften und Blut (Hemmeter) 417. 
-— in der Ernährung (Chick) 75. ; Wassersucht, angeborene allgemeine, durch Lun- 
Vitamin, fettlösliches, und Lipochrom (Rosenheim : gentumor (Seyffert) 14. 

u. Drummond) 291. ' Wasserverarmung. Flüssigkeitsinjektionen bei 


—, fettlösliches, Beziehung zur Rachitis (Hess 
u. Unger) 211. 
—-, Hormoncharakter der (Weitzel) 291. 


(Mc Lean u. Lang) 384. 
Wasserversuch bei Säuglingen (Aschenheim) 6. 
Weizenkleienextrakt (Figueira) 197. 





- in der Kinderernährung (Mellanby) 263. Wilsonsche Krankheit (Canelli) 236; (Marie) 455. 
--, Konstitution (Tschirch) 2. Windpocken s. Varicellen. 
-in der klinischen Medizin 545. Wintrichsche Schallwechsel (Rusca) 29. 
- - im Orangensaft (Byfield, Daniels u. Loughlin) | Wirbel-Mißbildung s. Spina bifida. 
212 Wirbelsäule, familiäre, steile, kurze (Harrie- 
, Wichtigkeit der Oxydation 545. hausen) 541. 
- "und Rachitis (Mellanby) 263. i —, Konstitutionspathologie (Payr) 191. 
-„ SammĖelreferat (Gaertner) 291. —, Osteomyelitis der (Schwarz) 333. 
-„ Schädigung durch Trocknen (Mouriquand u. _ Wochenbett-Pfle ge (Martin) 9. 
Michel) 521. | Wunddiphtherie (Harms) 165; (Löhr) 570. 
- und innere Sekretion (v. Driel) 292. | Würmer s. Oxyuren. 
- -, wasserlösliche (Osborne) 546. : Wurmeier, Anreicherungen (Fülleborn) 424. 


---, wasserlösliche, in Milch (Osborne u. Mendel) W urmerkrankungen (Fürbringer) 272. 
500. .— bei Säuglingen (Neumann) 515. 


-- 638 — 


Wurmfortsatz s. Appendix. | Zucker s. a. Blutzucker, Kohlehydrate. 
Wurmfortsatzentzündung s. Appendicitis. | —, Herzwirkung (Heitler) 302. 
—-Infusionen (Mc Lean u. Lang) 384; (v. Noorden} 
Xerophthalmie und Vitamine (Nelson u. Lamb) 12. 
472. Zuckerprobe, verfeinerte (Haines, Pond u. Web- 
ster) 151. 
Yoghurt bei Enteritis (Moll) 15. Zunge, angeborene obere Verwachsung (Phölip) 
110. 


Zahn, angeborener, mit Zahnsteinbildung (Heine- | Zwerchfell-Bewegung, Fr Beobach- 
mann) 305. | tungen (Schiff) 46 

—-CČaries, Folgen und Behandlung (Stcadman) ! —Bewegungsstörungen ei Bauchfelltuberkulose 
71 und Paranephritis (Focrster) 11. 


— Durchbruch (Lichtwitz) 374. Zwerchfellhernie s. a. Hernia diaphragmatica. 
—Hygiene (Zeiner-Henriksen) 340. — (De Buys) 73. 
— Veränderung bei kongenitaler Syphilis (David- o rechtsseitige (Keith) 559. 
sohn) 324. ‚Zwergwuchs, halbseitiger, mit kongenitalen Chor- 
Zahnarzt, Bedcutung, des (Kehr) 346. | dromen (Weber) 473, 563. 
Zentralnervensystem s. Nervensystem. i: —, mitraler (Ramond) 232. 
Zentralnervengewebe, unreifes, Reaktiousweise I interstitielle Nephritis mit (Barber) 98. 
(Spatz) 40. —, renaler, mit Knochenveränderungen (Pater- 
Zirbeldrüse, Funktion und klinische Anwendungen. son) 562. 
(Berkeley) 309. en Stoffwechsel bei (Talbot) 393. 
—-, genitale Hypertrophie bei Tumoren der ' —, ungewöhnlicher, bei Zwillingen (Goldstein u. 
(Berblinger) 113. i Schneck) 161. 
—, Struktur, Funktion und Erkrankungen (Jelliffe) | Zwiemilch-Ernährung (Love) 60. 
309. Zwölffingerdarm-Geschwür im Säuglingsalter 
Zirkulationssystem, konstitutionelle Schwäche (Barchetti) 16. 


(Schiff) 583. ı Zylindroide, Bedeutung (Eigenberger) 341.