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Full text of "Zentralblatt für Physiologie"

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GENTRALBLATT 


für 


EHTSIOLUGIE, 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 


Prof. Dr. Sigm. Exner Prof. Dr. Johannes Gad 


und 


in Wien in Berlin. 
’ 


Band I er: 1887. 


Zrhöhter Preis Marz 235.— 


LEIPZIG UND WIEN. 
FRANZ DEUTICKE. 


1888. 


Inhaltsverzeichniss.”) 


‚I. Allgemeine Physiologie. 

Seite 5, 33 (0. M.), 38, 58, 83, 106, 140, 153, 166, 173 (0. M.). 175, 193 (0. M.), 
196, 213 (0. M:), 225. 240 (0. M.), 241, 259, 280, 299, 326, 359, 882, 
389 (0. M.), 390, 425, 457, 494, 518, 523, 566 (0. M.), 568, 601, 640, 685, 734. 

II. Allgemeine Nerven- und Muskel-Physiologie. 

Seite 11, 64, 94, 108, 144. 159. 168, 178, 195 (0. M.), 256 (0. M.), 261, 296 (0.M.), 
331, 363, 383, 397. 433, 471. 536, 578, 609, 653, 695, 755. 

III. Physiologie der speciellen Bewegungen. 


Seite 15, 42, 65, 94, 112, 168, 202, 262 285, 332, 383, 399, 436, 538, 579, 657, 
695, 759. 


IV. Physiologie der Athmung. 


Seite 16, 44. 95. 113, 145. 160, 168, 287, 334, 365, 383, 400, 538, 580, 614, 662, 
699, 761. 


V. Physiologie der thierischen Wärme. 
Seite 65, 168, 237 (0. M.). 335. 384, 540, 6683, 700, 764. 


VI. Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Circulation. 


Seite 16, 115, 133, (O0. M.), 146, 160, 168, 203, 230, 245,. 272 (0. M.), 287, 
293 (0. M.), 310. 336, 366, 384, 400, 454 (0.M.), 474, 487, (0. M.). 505, 540, 
583, 617, 637 (0. M.), 664. 703, 764, 769. 


VII. Physiologie der Drüsen. 


Seite 3 (0. M.), 23, 45. 67, 95, 122, 147, 161, 169, 179, 204, 248, 255, (0. M.), . 
312, 338, 357, (0. M.) 368. 384. 403. 421, (0. M.) 438, 476, 485, (0. M.), 
520. 543, 587, 620, 664. 707, 774. 


*) Dieses Inhaltsverzeichniss soll es ermöglichen, die ganze Literatur eines 
Gegenstandes aus dem betreffenden Jahre rasch durchzusehen. Die mit 0. M. be- 
zeichneten Seitenzahlen verweisen auf eine Originalmittheilung aus dem einschlägigen 
Gebiete, 


IV Inhaltsverzeichniss. 


VIII. Physiologie der Verdauung und der Ernährung. 
Seite 25, 46, 69, 97, 124, 169, 205, 220 (0. M.), 232, 249, 275 (0. M.), 314, 347, 
369, 385, 405, 439, 477, 546, 592, 621, 669, 711, 780. 
IX. Physiologie der Sinne. 
Seite: 28, 47, 70, 99, 105 (0. M), 125, 135 (0. M.), 147, 164, 169, 184, 235, 
290. 317, 349, 369, 385, 409, 445, 481, 507, 521, 548, 598, 622, 672, 713, 785. 
X. Physiologie der Stimme und Sprache. 
Seite: 164, 170, 351, 386, 448, 551, 791. 


XI. Physiologie des centralen und sympatischen 
Nervensystems. 


Seite: 29, 36 (0. M.), 49, 72, 81 (0. M,) 99, 127, 149, 164, 170, 186, 206, 286, 
251, 263, 351, 371. 386, 411, 482, 511, 552, 594, 628, 680, 725, 733 (0. M.) 
792, 

XI. Physiologische Psychologie. 

Seite: 32, 51, 130, 165, 171, 223 (0, M.), 253 (0. M.), 292, 328, 353, 378, 387, 
451, 555, 600, 632, 684, 731, 803. 

XIII. Zeugung und Entwickelung. 


Seite: 52, 76, 103, 150, 166, 171, 190, 210, 267. 324, 355, 380, 387, 413, 515, 523, 
557, 634, 732. 804. : 


XIV. Versuchstechnik. 
Seite: 57 (0. M.), 172, 388, 490 (0. M.), 517 (0. M.), 562, 810. 


GENTRALBLATT 
für 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 


herausgegeben von 


Prof. Dr. Sigm. Exner Doc. Dr. Johannes Gad 


und 
in Wien in Berlin. 


"Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erseheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (£6 Nummern) Mark 16. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


. Literatur 1887. 2. April 1887. Nor 


Inhalt. Am unsere Leser. — Originalmittheilung: Joseph, Zur Physiologie der Talgdrüsen. — 
Allgemeine Physiologie: Küling, Stoffwechselproducte aromatischer Körper. — Coleman, Diffusion. 
— Kronecker, Adenin in thierischen Organen. — Molisch, Zuekerproben. — Löw, Berichtigung. — 
Ehrenberg, Wurstvergiftung. — Sachs. Ultraviolette Strahlen und Blüthenbildung. — Sualkowsky, 
Oxydationsvorgänge im Wasser. — Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie: Zaleski, Eisen und 
Hämoglobin im Muskel. — Moleschott und Battistini, Reaction der Muskeln und Nerven. — 
Physiologie der speciellen Bewegung: Brücke, Musculus pyramidalis abdom. — Blanc, Centrale 
Augsenmuskellähmung. Physiologie der Athmung: Winter, Beobachtungen an Neugeborenen. — 
Physiologie des Blutes, derLymphe und der Circulation: Magini, Druck im Herzen. — Kultschizky, 
Karyokinese in farblosen Blutkörperchen. — Bohr, Verbindung von Hämoglobin und Kohlen- 
säure. — Tafani, Cireulation in der Placenta. — Kowalewsky, Bildung von Methämoglobin 
durch Alloxantin. — Wooldridge, Theorie der Blutgerinnung. — Varigny, Herzthätigkeit bei 
Careinus. — Duncan, Sphygmographie an Nervenkranken. — Kries, Strömungsgeschwindigkeit 
in Röhren. — Physiologie der Drüsen: Bud-de, Traubenzuckerbestimmung im Harn. — Senator 
und Munk, Venöse Stauung und Harnrseeretion. — Breusing, Stärke-Ferment im Harn. — Leo, 
Redueirende Substanz im diabetischen Harn. — J. Munk, Chemische Processe in der Niere. — 
Physiologie der Verdauung und Ernährung: Hofmeister, Resorptio ı und Assimi'ation. — Grün- 
hagen, Fettresorptio.. — Cahn, Verdauung des Feisches. — Frenzel, Selbstverdauung. — 
Noorden, Mazrensaft und Blutalkale cenz. — Physiologie der Sinne: Stein, ‚Staar durch Töne 
erzeuzt. — Physiologie des centr. und sympath. Nervensystemes: Joseph, Tıiophische Nerven — 
Zuckerkandel, Riechecentrum. — Suchs, Tuberke im Hal-mark. — Physiologische Psychologie: 
Neiglick, Zur Psychophysik des Lichtsinnes — Bibliographie. 


An unsere Leser! 


Seitdem das von Physiologen gegründete „Centralblatt für die 
medieinischen Wissenschaften” seinen Schwerpunkt mehr und mehr in 
die praktische Medicin verlegt hat, entbehrt die Physiologie eines in 
kurzem Intervall referirenden Fachblattes.. Diesem Mangel soll das 
„Centralblatt für Physiologie’ abhelfen. Es stellt sich die Aufgabe, die 
literarischen Erscheinungen der Physiologie und diejenigen der ver- 
wandten Fächer, soweit sie direeten Einfluss auf das physiologische 
Denken haben, referirend zu besprechen. Es wird dabei in erster Linie, 
was die Literaturangaben betrifft, absolute, was die Referate anbelangt, 
möglich grösste Vollständigkeit anstreben, so dass es jeden Jahres- 
bericht ersetzen kann, vor diesem aber das rasche Erscheinen voraus 
hat. Jede zweite Woche soll eine Nummer, ein bis zwei Bogen stark, 
ausgegeben und die Literaturvertheilung so getroffen werden, dass der 
erste Jahrgang vom 1. April 1887 bis 1. April 1888 reichend, die 
Literatur des Jahres 1887 vollkommen enthält, und analog in jedem 
folgenden Jahre. 


Centralblatt für Physiologie. 1 


2 Centralblatt für Physiologie. - Nrust: 


Die Vollständigkeit in der Berichterstattung soll dadureh gesichert 
werden, dass eine grosse. Anzahl periodischer Zeitschriften laufend 
darauf hin durchgesehen wird, was physiologisch Beachtenswerthes in 
ihnen erscheint. Der Beschleunigung _des Erscheinens von Berichten 
über die einzelnen Arbeiten wird es aber wesentlich zugute kommen, 
wenn die Herren Verfasser die Güte haben wollen, der Redaction 
Sonderabdrücke ihrer Arbeiten rechtzeitig zuzustellen. Die Berichte 
werden sich auf eine gedrängte Wiedergabe der in den Arbeiten 
mitgetheilten neuen Thatsachen und der von den Autoren selbst daraus 
gezogenen Schlüsse beschränken. Die Methodik soll soweit berück- 
siehtigt werden, als sie wesentlich Neues enthält und insofern ihre Kennt- 
niss zur Benrtheilung der Sicherheit des thatsächlich Ermittelten 
erforderlich ist. Der Kritik werden sich die Berichte enthalten. 

Wenn die Herausgeber und die Herren Mitarbeiter die Verant- 
wortung dafür übernehmen, dass das „Öentralblatt für Physiologie’ 
dureh fleissige und gewissenhafte Berichterstattung zu einem rüstigen 
Werkzeuge in der Hand der Herren Fachgenossen werde, so ergeht 
an Letztere die Bitte, die Bedeutung des neuen Unternehmens dadurch 
zu heben, dass sie sich desselben zur Veröffentlichung von Unter- 
suchungsresultaten bedienen, welche sich kurz darstellen lassen und 
deren baldige Kenntnissgabe erwünscht erscheint. Es gibt Thatsachen, 
die, sobald sie sicher constatirt sind, zum Nutzen der Wissenschaft 
mitgetheilt werden sollten, schon ehe die meist umfangreichen Unter- 
suchungsreihen abgeschlossen sind, deren Ergebniss erst den Forscher 
in den Stand setzt, seine Arbeiten zueiner für ein Archiv geeigneten 
Publication abzurunden. Die Herren Fachgenossen würden im allseitigen 
Interesse handeln, wenn sie derartige Originalmittheilungen dem 
„Gentralblatt für Physiologie” zuwenden wollten. 


Ihre Mitarbeiterschaft haben zugesagt die Herren: 


Dr. A. Auerbach in Berlin. Doc. Dr. G. Kempner in Berlin. 
Prof. Ed. Van Beneden in Lüttich. Prof. Klemensiewicz in Graz. 
Prof. W. Biedermann in Prag. Doc. Dr. Klebs in Tübingen. 
Prof. M. Blix in Lund. Doc. Dr. H. Krause in Berlin. 
Prof. Bowditch in Boston. Prof. v. Kries in Freiburg. 

Doc. Dr. C. Brandt in Königsberg. Doc. Dr. A. Landwehr in Würzburg. 
Prof. L. Brieger in Berlin. Prof. Langendorff in Königsberg. 
Prof. Csokor in Wien. Prof. Latschenberger in Wien. 
Prof. N. Cybulsky in Krakau. Dr. H. Leo in Berlin. 

Doc. Dr. Drasch in Leipzig. Dr. A. Lustig in Triest. 

Prof. Drechsel in Leipzig. Prof. J. Mauthner in Wien. 

Dr. E. A. Fick in Würzburg. Prof. A. Mosso in Turin. 

Prof. E. v. Fleischl in Wien. Prof. H. Obersteiner in Wien. 
Prof. Leon Fredericg in Lüttich. Doc. Dr. J. Paneth in Wien. 
Doc. Dr. S. Freud in Wien. Doc. Dr. E. J. Remak in Berlin. 
Doc. Dr. M. v. Frey in Leipzig. Doc. Dr. L. Riess in Berlin, 
Dr. S. Fuchs in Wien. Doc. Dr. Röhmann in Breslau. 
Dr. A. Goldscheider in Berlin. Prof. M. Rubner in Marburg. 
Dr. Greulich in Berlin. Dr. J. Sander in Berlin. 

Prof. M. Gruber in Graz. Dr. K. Schönlein in Breslau. 
Prof. Grützner in Tübingen. Doc. Dr. K. Schotten in Berlin. 
Doc. Dr. E. Grumnach in Berlin. Dr. H. Schütz in Berlin. 

Dr. Jacobson in Berlin. Dr. Steinach in Innsbruck. 

Dr. M. Joseph in Berlin. Prof. L. v. Thanhoffer in Pest. 


Dr. Ziehen in Jena. 
Berlin und Wien, März 1887. Die Herausgeber. 


Nr.. r. Centralblatt für Physiologie. 3 


Originalmittheilung. 


Zur Physiologie der Talgdrüsen. Von Dr. Max Joseph in Berlin. 
(Der Redaction zugegangen am 7. März 1. J.) 


Vom vergleichend physiologischen Standpunkte aus muss jetzt der 
Frage, welche Rolle dem Talgdrüsenseerete für die Einölung der 
Haare, respective Federn zukomme, eine erhöhte Würdigung zu Theil 
werden. Im Hinblicke darauf, dass Professor Liebreich vor Kurzem 
(Berl. klin. Woch. 1885, Nr. 47) die grosse Verbreitung von ÜÖhole- 
sterinfetten in keratinisirten Zellen nachgewiesen und functionell in 
den Vordergrund gestellt hatte, wurden Zweifel rege, ob dieses „in- 
tracelluläre” Fett vollkommen für die normale Erhaltung der Haare, 
respective der Federn ausreiche, oder ob hierbei doch dem „additionellen” 
Fette der Talgdrüsen eine wesentliche Rolle zufalle. 

Einer Lösung dieser Frage würde man näher gebracht werden, 
wenn man einem Thiere die Talgedrüsen exstirpiren und an ihm dann 
das weitere Verhalten der Haare, respective Federn verfolgen könnte. 
Wegen der bei den Säugethieren über den ganzen Körper ausgedehnten 
Vertheilung der Talgdrüsen ist hier eine derartige Operation natürlich 
unmöglich, dagegen lässt sie sich sehr gut bei den Vögeln ausführen. 
Bei ihnen bildet die Bürzeldrüse das Aequivalent der Talgdrüsen der 
Säugethiere und wegen der isolirten Lage ist ihre Entfernung ohne 
grosse Schwierigkeit möglich. Daher stellte ich mir die Aufgabe, eine 
Anzahl Enten dieser Operation zu unterwerfen und an ihnen die 
darnach eintretenden Störungen zu controliren. 

Die Entfernung der Bürzeldrüsen ist bei den Enten eine ziemlich 
einfache Operation. Durch Abpräpariren eines halbmondförmigen Haut- 
lappens werden die beiden Drüsenhälften freigelegt und exstirpirt, die 
hierbei eintretende geringe Blutung wurde gestillt, die Haut zugenäht 
und die Wunde mit Jodoform bestreut. Die Vernarbung war meist in 
“einigen (6 bis 7) Tagen per primam eingetreten. Das Allgemeinbefinden 
der Thiere war stets ein vollkommen ungestörtes. Todesfälle in Folge 
der Operation kamen nicht vor. | 

‚ Meine Untersuchungen waren nun zunächst darauf gerichtet, zu 
erfahren, wie die operirten Thiere sich der Einwirkung des Wassers 
gegenüber verhalten würden. Zu diesem Zwecke wurden immer mehrere 
Thiere gleichzeitig operirt. Etwa am zehnten Tage nach der Operation 
wurden dieselben dann, nachdem ihr Gewicht sorgfältig bestimmt war, 
auf eine Minute in einem grossen Kübel Wasser untergetaucht und 
sofort darauf wieder gewogen. Nun wurde den Thieren Gelegenheit 
gegeben, durch freie Bewegung in einem grossen Raume ihr Wasser 
abzuschütteln und etwa nach einer Viertelstunde wurde wiederum jedes 
Thier einzeln gewogen. Ganz genau derselbe Modus wurde an einer 
gleich grossen Anzahl normaler Thiere zur Controle vorgenommen. 
Dabei stellten sich die folgenden, wie mir scheint, sehr interessanten 
Unterschiede heraus, welche ich in Form einer Tabelle wiedergebe. 
In der ersten Columne steht das Gewicht der Enten bei Anfang des 
Versuches, in der zweiten nach dem Untertauchen, in der dritten nach 


1* 


4 Centralblatt für Physiologie. Nr; 14 


dem Absehütteln. In der vierten Columne ist durch Subtraetion die 
Wasseraufnahme der Federn nach dem Untertauchen gewonnen 
und in der letzten Reihe sind die Werthe der in dem Federkleide 
zurückgebliebenen Wassermenge zu finden: 


N oT mia lien JEinabiesn: VO. Pie TiT tie! Binftzeon: 


Gyr ammen Gramm 
1 15207 218208215902 23002 2702 21745 2240 1850 495 105 
11°.21650721870222169072220227402) 21190 2020 1720 430 130 
1172190502157 022:12902 3202740271890 2120 2020 230 130 
1V..513607°7185077 31450 7 490° 90711220 1480 1350 260 130 
V. 1620 2300 1690 680 70 | 1600 1970 1750 370 150 
VI. 1430 1850 1450 420 20 | 1450 1900 1600 450 150 
NIS 2200 507080! 1850 1500 500 150 
VI 2141077718507 145077410. 40°1 1450 1920 1600 470 150 
IX 216301523002 7:16502°670.77200.1340 1950 1500 610 160 
N 138) 002320 ri 7 1820 1500 450 130 
Res 127022171007 131072450 2702 541270 210) 1600 630 130 


Bei normalen Enten beträgt die durchsehnittliche Wasseraufnahme 

in einer Minute etwa 465 Gramm und schwankt. zwischen 220 bis 
740 Gramm. Bei operirten Enten ist die Menge ungefähr die gleiche, 
sie beläuft sich etwa auf 445 Gramm und schwankt zwischen 230 und 
630 Gramm. Dagegen beträgt nach einviertelstündigem Abschütteln des 
Wassers die in den Federn zurückgebliebene Menge bei normalen 
Enten 566 Gramm (Min. 20, Max. 90 Gramm) und bei operirten 
Thieren erreicht sie die Höhe von 1377 Gramm (Min. 105, Max. 
160 Gramm). 
i Das eindeutige Factum, welches sich aus diesen Versuchen er- 
gibt, lautet, dass normale und ihrer Bürzeldrüse beraubte Enten zwar 
gleich viel Wasser bei der Durehnässung in ihr Federkleid aufnehmen, 
dass die letzteren aber 2- bis 2!/amal so viel mehr Wasser in ihren 
Federn zurückbehalten als gesunde Thiere. 

Interessant war noch die Beobachtung der Thiere beim Wasser- 
abschütteln. Normale Enten bedürfen nur einer geringfügigen bewegung 
um das Wasser wieder zu entfernen. Operirte Thiere dagegen entledigen 
sich durch sehr starkes Schütteln des aufgenommenen Wassers und 
es dauert eine ganz geraume Weile, bis ihre Federn wieder trocken 
geworden sind. 

Mir schienen diese Thatsachen der Mittheilung werth. Folgerungen 
daraus zu ziehen, unterlasse ich, bis ich die ganze Versuchsreihe ab- 
geschlossen haben werde. 

Ich hätte diese Versuche nicht anstellen können, wenn ich nicht 
durch das ausserordentlich bereitwillige Entgegenkommen des Herrn 
Professor R. Kossmann aus Heidelberg, welcher in Woltersdorf bei 
Berlin eine Geflügelzuchtanstalt besitzt, in der förderndsten Weise 
unterstützt worden wäre. Seine Rathschläge und Winke mussten mir 
deshalb um so willkommener sein, weil er selbst im Jahre 1871 eine 
sehr sorgfältige Studie über die Talgdrüsen der Vögel geliefert hatte 
(Zeitschrift f. wisschaftl. Zool.). Herr Professor Kossmann überliess 
mir in zuvorkommendster Weise sein Material und bestätigte selbst 
die oben miteetheilten Thatsachen. 


Ari. Centralblatt für Physiologie. 5 


Allgemeine Physiologie. 


0. Küling. Ueber Stoffwechselproducte aromatischer Körper. Inau- 
guraldissertation. Berlin 1887. (Aus dem Physiologischen Institut 
zu Berlin.) 

Nach einer übersichtlichen Gruppirung der bis jetzt erhaltenen 
Umsetzungen und Synthesen aromatischer Körper im  thierischen 
Organismus geht K. auf die Beobachtungen, welche Kossel nach Ver- 
fütterung von Phenetol C,H,.0.C,H, gemacht hat, näher ein. 

Kossel fand im Phenetolharn als hauptsächlichstes Umsetzungs- 
produet die Uhinäthonsäure, aber ausserdem in den mit Barytwasser 
versetzten Extracten des Phenetolharnes ein oder zwei gut krystalli- 
“ sirende Barytsalze, welch bei der Herstellung der Kalisalze sich in 
‘chinäthonsaures Kali und das Kalisalz einer Aetherschwefelsäure zer- 
setzten, bei dem Hinzufügen von Cl, Ba jedoch wieder Doppelverbin- 
dungen bildeten. 

K. hat nun mehrere solcher Doppelverbindungen zwischen Aether- 
schwefelsäuren mehrwerthiger Phenole und der Chinäthonsäure auf 
synthetischem Wege erhalten; nämlich jene des vesorein- und hydro- 
chinon-, mono- und diätherschwefelsauren Baryts. Ein von Kossel 
bereits aus Phenetolharn dargestelltes Kalisalz einer Aetherschwefel- 
säure, welches K. analysirte, entspricht der Formel 0, H, o | us 2: 
daraus folgt, dass das Phenetol eine Oxydation im Benzolkern 
erlitten hat und in Monoäthylparadioxybenzol übergeführt worden ist. 
Der gleiche Schluss musste schon früher nach den Spaltungsproducten, 
welche Kossel aus der Chinäthonsäure erhalten hatte, gezogen 
werden. s 


ann Es Su S 0.CH, x 
K. hat Fütterungsversuche mit Anethol Ü,H, CH:CH.CH, \ elches 
Hunde in Dosen von 7 bis 8 Gramm ohne Schaden ertragen, angestellt. Es 
tritt keine Harnvermehrung und keine Aenderung am Drehungs-, 
beziehungsweise Reductionsvermögen ein; doch ist ein deutlicher, 
wenn schon geringer Zuwachs an gebundener Schwefelsäure nach- 
zuweisen. Zur Aufsuchung der Umwandlungsproducte des Anethols 
bediente sich K. mit Vortheil einer Mischung von Essigäther + '/, Volum 
Aethyläther als Extractionsmittel. Neben Anisursäure trat als der Menge 


nach bedeutendstes Umsetzungsproduct Anissäure 0, H, Y yon dann 


in geringer Quantität unverändertes Anethol und ein Körper auf, welcher 

die Grundsubstanz zu der im Anetholharn auftretenden Aetherschwefel- 
CH:CH.CH, £ 

säure darstellte und dem Eugenol C,H, 0.0CH; isomer sein 
OH 


dürfte. 

Nach Verfütterung von Eugenol an Hunde (pro Tag 7 bis 8 Gramm) 
sah K. starke Polyurie, bisweilen auch Diarrhöen auftreten. Reduetions- 
und Drehungsvermögen des Harnes waren nicht geändert, die Aether- 
schwefelsäuren aber ergaben eine bedeutende Vermehrung. Die nähere 


6 Centralblatt für Physiologie. Nr. 


Untersuchung des Harnes lehrte, dass das Eugenol der Oxydation im 
Organismus völlig widersteht, theils ungebunden, grösstentheils aber 
in Verbindung mit Schwefelsäure aus dem Körper austritt. 

Angeregt durch seine Studien über die Umwandlungen des Anethol 
im Organismus hat K. sich bemüht, die Anisursäure a zu 


erhalten. Durch Eintragen von Anisylehlorid C,H, en ci in Glycocoll, 


welches in einer dem Anisylchlorid äquivalenten Menge in verdünnter 
Natronlauge gelöst war, ist die Synthese gelungen. Das Anisylchlorid 
wird unter lebhaftem Sehütteln der stets alkalisch gehaltenen Lösung 
allmählich hinzugefügt. Von den Salzen der Anisursäure wurde das 
Kalkmagnesium und Zinksalz untersucht; letzteres ist besonders charak- 
teristisch. Rubner (Marburg). 


J. J. Coleman. On liquid diffusion. (The London, Edinburgh and 
Dublin Philosoph. Mag. vol. XXIH, Nr. 140, Jan. 1887, p. 1.) 


Die Versuche Coleman’s über Hydrodiffusion wurden, mit einer 
geringen Modification von Graham’s Methode zum Studium der Oy- 
linderdiffusion, derart angestellt, dass bei Beginn des Versuchs reines 
Wasser über concentrirte Lösung von Salzen, Laugen und Säuren ge- 
schichtet und am Ende des Versuchs die Vertheilung der Concen- 
trationsgrade in senkrechter Richtung, durch Untersuchung einzelner 
abgehobener Schichten bestimmt wurde. An absoluten Werthen interessirt 
hier die sehr kleine Geschwindigkeit, mit welcher der Ort einer be- 
stimmten Öoncentration vorgerückt erscheint, wenn Resultate von Ver- 
suehen verglichen werden, die unter sonst gleichen Bedingungen an- 
gestellt, aber zu verschiedeneu Zeiten abgebrochen wurden. Die Orte 
niederer Concentration rücken beträchtlich schneller vor als die höherer, 
aber bei Salzsäure, welche die grösste Diffusionsgeschwindigkeit von 
allen bisher untersuchten Substanzen zeigt, rückt der Ort wo die Con- 
centration von 1 Procent herrscht, doch nur im Mittel täglich um 
13 Millimeter (bei 12% C.) vor. 

Diese Geschwindigkeit ist bei Schwefelsäure und Kochsalz nur 
etwa ein halb, und bei schwefelsaurer Magnesia nur etwa ein viertel 
so gross, Von allgemeineren Resultaten der Arbeit Coleman’s ist her- 
vorzuheben die Bestätigung, dass die Löslichkeit eines Salzes keinen 
Einfluss auf seine Diffusionsgesehwindigkeit hat (Zinksulfat ist löslicher 
als Magnesiasulfat, diffundirt aber langsamer) und die durch Beibrin- 
gung zahlreicher Versuchsbeispiele gestützte Gesetzmässigkeit, dass die 
Diffusibilität in geradem Verhältniss steht zum Moleeularvolumen und 
im umgekehrten zu dem Möleculargewicht. 

Gad (Berlin). 


F. Kronecker. Ueber die Verbreitung des Adenins in den thierischen 
Organen. (Virehow’s Archiv CVII, S. 207.) 

Das Adenin. welches Kossel in der Pankreasdrüse, in der Hefe 
und im Extraet von Theeblättern aufgefunden hat, wurde vom Verf. 
aus der Rindermilz, den Lymphdrüsen und Nieren isolirt. Das Adenin 
scheint in allen zellenreichen thierischen und pflanzlichen Geweben 


a . Oentralblatt für Physiologie. 7 


vorhanden zu sein: es ist, wie die verwandten Basen, Hypoxanthin, 
Guanin und Xanthin, ein Spaltungsproduct des Nucleins der Zellkerne. 
Aus dem Nuelein des unbebrüteten Eidotters und dem Nuclein der 
Milch lassen sich die genannten Basen nicht abspalten. 


Schotten (Berlin). 


H. Molisch. Zur Kenntniss meiner Zuckerreactionen. (Gentralbl. 
f. d. med. Wiss. 1887, 8. 34, 49). 


Die Reactionen, von denen hier die Rede ist, sind folgende: *) 

a) Wird eine Zuckerlösung, etwa !/, Kubikcentimeter, mit 2 Tropfen 
alkoholischer 15- bis 2Oprocentiger @-Naphthollösung versetzt und hierauf 
eoncentrirte Schwefelsäure im Ueberschuss hinzugefügt, so entsteht 
beim Schütteln augenblicklich eine tief violette Färbung, beim nach- 
herigen Hinzufügen von Wasser ein blauvioletter Niederschlae. 

b) Verwendet man im obigen Falle bei sonst gleichem Verfahren 
anstatt «-Naphthol Thymol, so entsteht eine zinnober-rubin-karminrothe 
Färbung, und bei darauffolgender Verdünnung mit Wasser ein karmin- 
rother flockiger ‘Niederschlag. 

Diese Reactionen gelingen mit den meisten Zuckerarten. andere 
Kohlenhydrate und Glykoside geben dieselben indireet durch Ueber- 
sang in Zucker unter Einwirkung der Schwefelsäure. 

M. verwendete diese Proben zum Nachweise des normalen 
Harnzuckers. Harnstoff, Harnsäure, Kreatin, Xanthin, Allantoin, 
Hippursäure, Bernsteinsäure, Phenol, Brenzkatechin, Indican, Kreatinin, 
Oxalursäure und Glykuronsäure geben die Reactionen nicht, mit nor- 
malem Harn fallen dieselben auch bei starker Verdünnung positiv aus. 

Auf den Einwand von Seegen,**) dass den genannten Zueker- 
reactionen die von M. ihnen zugeschriebene Empfindlichkeit nicht 
zukomme, dass dieselben auch mit reinen Eiweisskörpern und Pepton 
gelingen und dass demnach das Auffinden einer Zuckerreaction, welche 
die Frage nach dem normalen Harnzucker endgiltig entscheidet, noch 
immer ein pium desiderium sei, erwidert nun M., "dass die Empfind- 
lichkeit der beiden angegebenen Proben thatsüchlich grösser sei, als 
die der Fehling’schen Probe und den Nachweis von 000001 Procent 
Zucker gestatte. Nur muss man bei so starker Verdünnung statt der 
Naphthollösung eine kleine Menge festen «-Naphthols anwenden. Was 
das Eintreten der fraglichen Reactionen bei Eiweisskörpern anbelangt, 
so zeigte sich, dass bei Anwendung von sehr viel Schwefelsäure, 
Fibrin, Pepton und Serumalbumin in der That ein positives Resultat 
geben, dass aber, abgesehen von Unterschieden im Farbenton, die mit 

«-Naphthol und den genannten Eiweissstoffen erzielten Flüssigkeiten 
beim Verdünnen mit Wasser anders gefärbte Niederschläge liefern als 
die Lösung, welche man bei Gegenwart von Zucker erhält; im letzteren 
Fall ist der Niederschlag tiefblau, bei Pepton schwärzlich- violett, bei 
Fibrin hellzimmtbraun u. s. w. Die mit Eiweisskörpern erhaltenen 
Niederschläge unterscheiden sich von den entsprechenden Nieder- 


*) Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. Wien. XCII, II. Abth. Maiheft 1886. 
**) Centralbl. f. d. med. Wiss. 1886. Nr. 44 u. 45. 


8 Centralblatt für Physiologie. Nr. 


schlägen bei Zucker durch geringere Löslichkeit in Alkohol und Aether, 
vor Allem aber dadurch, dass sie in concentrirter Salzsäure (meist 
mit violetter oder brauner Farbe) löslich sind, während die ent- 
sprechenden Niederschläge der @&-Naphtholzuckerprobe in Salz- 
säure unlöslich sind. Für die Zuckerthymolprobe gilt im Wesent- 
liehen dasselbe. Verwendet man von vornherein zur Anstellung der 
Farbenreactionen statt Schwefelsäure concentrirte Salzsäure unter 
Kochen, so erhält man mit Zucker und anderen Kohlehydraten, 
sowie mit Glykosiden schön violette Färbungen, eine Reaction, welche 
Eiweisskörpern ‘und Pepton nicht zukommt. Mit Harn fällt auch 
diese Probe positiv aus: auf das 2- bis 10fache verdünnter Harn 
(1 Kubikcentimeter) mit 1 Tropfen «-Naphthol und 2 Kubikcentimeter 
concentrirter Salzsäure gekocht wird blauviolett, eine weitere Stütze für 
die Anschauung, dass der normale Harn Zucker enthält. Ganz be- 
sonders die letzterwähnte Reaction liefert der Harn viel intensiver, als 
eine O'Olprocentige Traubenzuckerlösung; sie gelingt auch bei längerem 
Stehen in der Kälte. Da in Betreff der Empfindlichkeit der Reaction 
bei verschiedenen Zuckerarten grosse Unterschiede obwalten, wäre 
es nach M. nicht undenkbar, dass der normale Harnzucker in gewissen 
Punkten vom Traubenzucker sich unterscheide und sich den Reactionen 
M.’s gegenüber ganz besonders empfindlich erweise. 
J. Mauthner (Wien). 


L. Soubeirau. FProdueiton vegetale dans les solutions d'alcaloides 
(Journ. de Pharm. et de Chim. XV; p. 69.) 

Die Pilzentwickelungen, welche sich gelegentlich in Lösungen der 
Alkaloide zeigen, haben ein theoretisches und praktisches Interesse. 
In den genannten Lösungen kommt es nur zu Zelltheilungen und nicht 
zur Fructification. Soubeirau hat aber durch Oulturversuche mit Material, 
das aus Alkaloidlösungen stammte, festgestellt, dass es sich meist um 
Mucor mucedo, Aspergillus glaueus und Penieillium glaueum handelte. 
Um die Pilzwucherung durch Mittel, deren Wirkung bei der Verab- 
reichung diejenige des betreffenden Alkaloids nicht compliciren kann, 
hintanzuhalten, erwies sich am zweckmässigsten, als Lösungsmittel 
Kampferwasser zu nehmen, welches nur bei Atropin sulph. rein an- 
gewendet werden muss, bei den übrigen Alkaloiden auf die Hälfte mit 
destillirtem Wasser verdünnt werden kann. Die Verunreinigung mit 
Kampfer beträgt hierbei etwa 1/go0o- Gad (Berlin). 


O. Loew. Berichtigung (Ber. d. deutsch. Chem. Ges. XX, S. 58). 

L. wendet sich gegen Lintner (Studien über Diastase,- Journ. für 
prakt. Chemie 34, S. 378). Verf. hält die Peptonnatur der Fermente 
aufrecht und vertheidigt als Methode der Reindarstellung die Bleifällung. 


Landwehr (Würzburg). 


A. Ehrenberg. Ueber einige in einem Falle von sogenannter „Wurst- 
vergiftung” aus dem schädlichen Materiale dargestellte Fäulnissbasen, 
sowie über einige, durch die Thhätigkeit eines besonderen, im gleichen 
Materiale aufgefundenen, Bacillus gebildete Zersetzungsproducte. 
(Zeitschrift für physiol. Chemie XI, 8. 239. 


Nr. 1. Centralblatt für Physiologie. 9 


I. Ueber einige in der giftigen Wurst aufgefundene Basen. 

Die Wurst, deren Genuss zwei Todesfälle verursachte, gelangte 
erst nach ceingetretener Fäulniss zur Untersuchung. Nach der vom 
Referenten gegebenen Methode wurden, neben Ammoniak nachgewiesen: 
Trimethylamin, ferner Cholin, Neuridin und Dimethylamin. 

II. Ueber einige durch die Thätigkeit des aus dem Untersuchungs- 
materiale isolirten Bacillus aus Nährstoffen erzeugte Basen. 

Der in der verdächtigen Wurst von Nauwerde neben zwei andern 
Mikrocoeeen aufgefundene Bacillus verflüssigt Nährgelatine und er- 
zeugt bei 10tägigem Stehenlassen bei eirca 20' 1. auf sterilisirtem 
Blute Fäulnissproducte, von denen Indol, Skatol und Leuein nachge- 
wiesen werden konnten ; 2. auf innere Örgantheile (Lunge, Herz und 
Leber) übergeimpft: Cholin, Neuridin, Dimethyl- und Trimethylamin, 
3. auf sterilisirten Därmen: Methyl-, Dimethyl-, Diäthyl- und Trimethyl- 
amin, 4. in Fleischpeptonnährlösung: Trimethylamin, Diäthylamin und 
Neuridin als Hauptproduete neben. grösseren Quantitäten Ammoniak. 
Verf. neigt zu der Ansicht, dass die von ihm aufgefundenen Basen 
Spaltungsproducte complieirterer Ammoniakverbindungen seien, und 
erst durch die chemischen Operationsmethoden, namentlich durch Ein- 
wirkung der Säuren entständen. Hiefür macht er Seine Erfahrung über 
die substituirten Diamine des Methylens geltend, deren Basen zwar sehr 
beständig und destillirbar sind, aber durch Mineralsäuren sofort zersetzt 
werden. (Brieger ist bei seinen Untersuchungen jedoch niemals aut 
ähnliche Basen gestossen, obgleich er und auch Referent wiederholt die 
ursprünglichen Untersuchungsobjecte sofort alkalisch machten und im 
Dampfstrom destillirten. D. Ref,) 

Bocklisch (Berlin). 


J. Sachs. Ueber die Wirkung der ultravioletten Strahlen auf die 
Blüthenbildung (Arbeiten des botanischen Institutes zu Würzburg 
I, 3,. 1887, 8. 372). 

Durch frühere Untersuchungen von S. war nachgewiesen worden, 
dass die Blüthen sich meistens vollkommen normal in der Dunkelheit 
ausbilden, so dass eine direete Abhängigkeit besonders auch der 
Blüthenfarben vom Lieht nicht vorhanden schien, während bei den 
allermeisten Pflanzen die Entstehung des Chlorophyllfarbstoftes an das 
Lieht gebunden ist. In der neuesten Arbeit jedoch weist S. auf die 
merkwürdige Erscheinung hin, dass bei der Kapuzinerkresse (Tropae- 
olum majus) die Entwickelung der lebhaft gelb und roth gefärbten 
Blüthen nur dann stattfindet, wenn die für das menschliche Auge 
unsichtbaren ultravioletten Strahlen des Sonnenspectrums auf die Pflanze 
wirken können. Diese Thatsache ward dadurch nachgewiesen, dass die 
Pflanzen in einem Licht eultivirt wurden, welchem nach dem Durch- 
gang durch eine Chininlösung die ultravioletten Strahlen genommen 
worden sind. 

Für die Versuche wurden die Pflanzen in besonderen Öulturkästen 
erzogen, zu deren Innerem das Licht durch eine Glascuvette gelangte, 
welche in der einen Versuchsreihe mit schwefelsaurer Chininlösung, in 
der anderen zur Gontrole dienenden Versuchsreihe mit reinem Wasser 
gefüllt war. In allen Versuchen entwickelten sich in diesen Oultur- 


10 Centralblatt für Physiologie. Nr. =P 


kästen aus dem keimenden Samen normal beblätterte und verzweigte 
Pflanzen; ein auffallender Unterschied trat dagegen bezüglich der 
Blüthenbildung bei den beiden Versuchsreihen hervor. In jenen Oul- 
turen, in welchen die Pflanzen hinter reinem Wasser sich befanden, 
hatten sich normale Blüthen gebildet; im Ganzen waren in den Ver- 
suchen an 20 Pflanzen 56 Blüthen entstanden. In den Oulturkästen mit 
Chininlösung aber war an 26 Pflanzen nur eine verkümmerte Blüthe 
entstanden. S. folgert hieraus. dass bei der Kapuzinerkresse die ultra- 
violetten Strahlen für die Blüthenbildung nothwendig sind. Aus den 
früheren Experimenten ergab sich nun, dass bei dieser Pflanze ebenso 
wie bei anderen die Blüthen normal in der Dunkelheit entstehen, wenn 
nur die Laubblätter dem Licht ausgesetzt sind. Die ultravioletten 
Strahlen bewirken daher in den Laubblättern bestimmte Veränderungen, 
welche erst die normale Blüthenentfaltung bedingen. Sachs hat früher 
den Gedanken näher ausgeführt, dass die Gestaltung der Pflanzen- 
organe wie der Stengel, Wurzeln etc. auf der Wirksamkeit speecifischer 
chemisch differenter Substanzen beruhe. So nimmt er auch besondere 
„blüthenbildende” Stoffe an, welche in äusserst geringen (Quantitäten 
in den Laubblättern durch die Thätigkeit der ultravioletten Strahlen 
entstehen, welche dann in die Vegetationspunkte wandern und hier 
die dort gleichfalls hinströmenden Baustoffe, wie Eiweiss, Kohle- 
hydrate, ete. in fermentartiger Wirkung zu den charakteristischen Be- 
standtheilen der Blüthen umwandeln. 

Am Schluss seiner Arbeit hebt S. hervor, dass wir jetzt drei in. 
ihrer physiologischen Wirkung wesentlich verschiedene Regionen des 
Sonnenspectrums kennen: die gelben und benachbarten Strahlen be- 
wirken die Kohlensäurezersetzung (respective Stärkebildung); die blauen 
und sichtbaren violetten wirken als Bewegungsreize, die ultravioletten 
erzeugen in den grünen Blättern die blüthenbildenden Stoffe. 


Klebs (Tübingen). 


E. Salkowski. Ueber die Osxydationsvorgänge im Wasser und die 
Beschaffenheit dev Abwässer der Rieselfelder. (Deutsche Med.-Zeitg. 
1881,.Nr. u, 2.) 


Flüsse, welche an irgend einer Stelle ihres Laufes continuirlich 
und merklich verunreinigt werden, erscheinen bekanntlich einige Meilen 
unterhalb der verunreinigenden Zuflüsse wieder wesentlich reiner, auch 
wenn keine erheblichen reinen Zuflüsse inzwischen stattgefunden 
haben. Diese „Selbstreinigung’ des Wassers geschieht durch Oxydations- 
processe, die besonders das Ammoniak und die organische Substanz 
betreffen. Dass das Ammoniak in der That vollständig zu Salpeter- 
säure oxydirt wird, konnte Verf. nachweisen, indem er unreines Graben- 
wasser untersuchte, stehen liess und nach 60 Tagen wieder untersuchte, 
es enthielt beispielsweise in 100.000 Theilen: 


4. I 1883 5. III 1883 
NH, 0889 0:066 
N,0, 0407 1:161 


Summa 1'296 1227 


Nr, Centralblatt für Physiologie. 11 


Die Differenz liegt ganz im Bereich der Fehlergrenzen. — Die 
Nitrifieation im Wasser lässt sich, wie Verf. fand, beliebig lange ver- 
hindern, wenn man das verunreinigte Wasser mit Chloroform mischt, 
schüttelt und wohl verschlossen aufbewahrt. In mit Chloroform ver- 
setztem Wasser traten bei der Plattencultur mit Nährgelatine auf den 
Platten keine, respective nur vereinzelte Colonien auf, während die 
Zahl der entwickelungsfähigen Keime in dem ursprünglichen Wasser 
zwischen einigen tausend und über 100.000 schwankte; ebenso hebt 
Chloroform in wässeriger Lösung die Entwickelungsfähigkeit von Fäul- 
nissbakterien vollkommen auf. Die Wirkung des Chloroforms auf die 
Wasserbakterien konnte schon 30 Minuten nach dem Schütteln des 
Wassers mit Chloroform constatirt werden und sie erstreckte sich 
jedenfalls auf Monate. A. Auerbach (Berlin). 


Allgemeine Nerven- und Muskel-Physiologie. 


S. S. Zaleski. Das Eisen und das Hämoglobin im blutfreien Muskel. 
(Centralbl. f. d. med. Wiss. 1887, S. 66 und 98). 

Eine monatliche Katze ward aus der Karotis entblutet, ihr Ge- 
fässsystem mittelst Durchleiten von 25procent. Rohrzuckerlösung voll- 
ständig von Blut befreit. Die Muskeln lieferten dann noch 00206 Gramm 
Fe auf 100 Gramm Trockensubstanz. Zur Controle wurde einer ande- 
ren Katze von dem Verfasser Ferrum .natrio-tartaricum ins Gefäss- 
system eingespritzt; nachdem das Thier in gleicher Weise behandelt 
war, fand sich im Muskel nicht nur nicht mehr, sondern sogar weniger 
Fe (00073 Procent). Weder durch die Eisenreagentien direct, noch 
nach der Extraction mit H Cl haltigem Alkohol liess sich Fe nachweisen. 
Das Fe ist also in einer organischen Verbindung im Muskel enthalten, 
diese ist nicht, entgegen den Angaben von Kühne und Lancaster, 
Hämoglobin. F. Röhmann (Breslau). 


P. Albrecht. Verläuft der Nervenstrom in nicht geschlossener, oder 
geschlossener Strombahn, und wie gelangt er, wenn letzteres der Fall 
ist, zum Sitze der elektromotorischen Kraft zurück? (Biolog. Cen- 
tralhl= NT. Bd: 1887; Nr... 23.) 

Unter Zugrundelegung einer Reihe durchaus unbewiesener Vor- 
aussetzungen und Annahmen und ohne Berücksichtigung naheliegender 
physikalischer Einwände, macht A. neuerdings den Versuch, die alte 
Lehre von der Identität des Nervenprincips mit strömender Elektrieität 
wiederzubeleben. Die vermeintlichen Ergebnisse seiner theoretischen 
Auseinandersetzungen sind kurz folgende: 

Von den seiner Ansicht zufolge als Elektrieitätsquellen (nach Art 
galvanischer Elemente) fungirenden Ganglienzellen der Üentralorgane 
soll unauthörlich ein centrifugaler, elektrischer Strom sowohl in den 
motorischen („kinetischen”), wie in den sensiblen („ästhetischen’) 
Nervenfasern fliessen, um von dem peripheren Ende entweder auf der 
Bahn einer zweiten oder durch centripetalleitende Fibrillen derselben 
Nervenfaser oder endlich durch den Körper zum „Quellsitz der elektro- 
motorischen Kraft” zurückzukehren. Die Wirkungen im peripheren 
oder centralen Erfolgsorgane würden nach des Verfassers Ansicht bei 


12 Centralblatt für Physiologie. Nr. A, 


beiden Ülassen von Nervenfasern durch Aenderung der Intensität 
(„Metallaxis’) des in ihnen stetig fliessenden Stromes zu Stande 
kommen, die in einem Falle (bei den motorischen Fasern) von der 
centralen Elektrieitätsquelle (den Ganglienzellen) durch Veränderung 
ihrer‘ elektromotorischen Kraft, im anderen aber von dem peripheren 
Theil der Strombahn ausgehen soll, den sich A. nach dem Prineip 
eines Edison’schen Batterietelephons gebaut denkt. 

Dureh Aenderung des Leitungswiderstandes im Gebiete der peripheren 
Ausbreitung eines Sinnesnerven, in Folge eines auf die Endapparate 
wirkenden Reizes, soll die Intensität des vorausgesetzten „Nervenstromes” 
verändert und auf diese Weise die entsprechende Wirkung im Central- 
organ hervorgebracht werden. Dass Albrecht's Anschauungen einer ein- 
gehenderen Kritik nieht Stand halten, dürfte nach dem "Mitgetheilten 
kaum noch besonders zu betonen sein. Biedermann (Prag). 


R. Stintzing u. E. Graeber. Der elektrophysiologische Leitungs- 
widerstand des menschlichen Körpers und seine Bedeutung für die 


Elektrodiagnostik. (Deutsches Arch. f. klin. Med. XL, S. 129.) 


Die Veränderungen des Leitungswiderstandes des menschlichen 
Körpers, respective der Haut, spielen bekanntlich bei der quantitativen 
Erregbarkeitsbestimmung der motorischen Nerven am Lebenden insoferne 
eine vielfach und zuletzt genauer von Gärtner und Jolly studirte Rolle, 
als sie die Genauigkeit der Messung der für das Oontractionsminimum 
erforderlichen Stromstärke, respective Stromdichte beeinträchtigen. Die 
Verff. haben nun in dieser umfangreichen Arbeit mit zahlreichen 
Versuchsprotokollen den Nachweis zu bringen versucht, dass die prak- 
tische Bedeutung dieser Widerstandsalterationen für die Stromstärke 
sehr überschätzt worden ist. Die Methode ist ebenso wie bei Gärtner 
und Jolly die der Wheatstone’schen Brücke mit dem Unterschied, dass 
“ein von Edelmann construirtes Rosenthal’sches Spiegelgalvanometer 
mit Fernrohrablesung (als dem Edelmann’schen Einheitsgalvanometer 
überlegen nachgewiesen) und als unpolarisirbare Elektroden, Hartgummi- 
röhren, mit Zinkblech ausgekleidet und mit Zinkvitriollösung gefüllt, von 
4-5 Centimeter Höhe und mit 3 Quadratcentimeter Berührungstfläc an- 
gewendet wurden (die genauen Anordnungen sind im Original ein- 
zusehen). Die Untersuchungsresultate, zunächst der Einwirkung galva- 
nischer Ströme, waren anders für schwache, unter 1:0 Milliampere 
liegende Ströme als für stärkere. Für erstere entzog sich der im 
Momente des Stromeintritts in den menschlichen Körper vorhandene 
Leitungswiderstand der Berechnung und variirte sowohl bei verschiedenen 
Individuen als bei demselben Individuum zu verschiedenen Zeiten und an 
verschiedenen Eintrittsstellen. Die Widerstandsherabsetzung durch die 
Einwirkung schwacher Ströme ist in den ersten Minuten sehr rapide, 

nähert sich dann aber einer Constanz. In überraschendem Gegensatz 
zu der Grösse der Widerstandsschwankungen stehen die minimalen 
Aenderungen der Stromstärke im Anfange der Stromeinwirkung, 
während zu einer späteren Zeit dieselben sich aus der geringen Wider- 
standsabnahme erklären. Bei starken Strömen (1 bis 5 Milliamperes) ist 
der bestimmbare Anfangswiderstand sofort sehr viel kleiner und sehon 
nach kurzer Einwirkung von 1 bis mehreren Minuten geht die Wider- 


Nr Centralblatt für Physiologie. 13 


standsabnahme so langsam vor sich, dass innerhalb gewisser Zeiträume, 
von 1 bis zu mehreren Minuten eine relative Constanz erreicht wird, 
während durch 5 bis 15 Milliamperes innerhalb weniger Minuten eine ab- 
solute Constanz eintritt, welche bei einem Individuum an benach- 
barten Körperstellen auch zu verschiedenen Zeiten nahezu dieselbe 
und bei verschiedenen Individuen an analogen Polstellen nur wenig 
verschieden ist (Genaueres im Original). 

Da das Telephon als Indicator in der Nebenschliessung der 
Wheatstone’schen Brücke zur Widerstandsmessung vor und nach der 
Einwirkung indueirter Ströme keine brauchbaren Resultate lieferte. so 
musste auch hier die Widerstandsmessung mittelst galvanischer Ströme 
vorgenommen werden. Es ergab sich, dass der durch schwache gal- 
vanische Ströme schnellmöglichst bestimmte Anfangswiderstand in seiner 
relativen Constanz durch den Dauerschluss schwacher und mittelstarker 
Inductionsströme fast gar nicht geändert wird. Starke Inductionsströme 
setzen den Widerstand allmählich herab, aber um Beträge, die-hinter 
der Widerstandsabnahme durch die Wirkung selbst schwächster gal- 
vanischer Ströme weit zurückstehen. Es folet daraus die auch schön 
von Ziemssen urgirte praktische Regel, Erregbarkeitsuntersuchungen 
mit dem Induectionsstrom zu beginnen. 

Auch bei Leichenversuchen sinkt der Widerstand unter der Ein- 
wirkung des galvanischen Stromes entsprechend der Stromstärke des 
letzteren. Dadurch wird die kataphorische Natur der Widerstands- 
abnahme auch am Lebenden bestätigt, wenn auch die Verff. mit Jolly 
die besonders vom Referenten seinerzeit urgirte physiologische Wider- 
standsabnahme gleichfalls zugestehen. Für die Induetionsströme soll 
nur die letztere bei Las Strömen in Betracht kommen. 

E. Remak (Berlin). 


J. Moleschott et A. Battistini. Sur la reaction chimique des 
muscles stries et des diverses parties du systeme nerveux A l’etat 
de repos et apres le travail (Arch. Ital. de Biol. 1887, T. VII, 
Fase. I, pag. 90). 

1. Untersuchung der Muskeln. Die Muskeln enthalten auch im 
Zustande der Ruhe freie Säure (nach Warren’s Untersuchungen wohl 
vorzugsweise Milchsäure); die mittlere Menge derselben beträgt nach 
den Ermittelungen der Verfasser 0°171 Procent, das Minimum 004 Pro- 
cent (Frosch). das Maximum 0'481 Procent (Taube). Bei einer Ver- 
gleichung der Zeit, in welcher ausgeruhte Muskeln, mit derjenigen, 
in welcher ermüdete Muskeln kleine Mengen sehr verdünnter Phenol- 
phtaleinlösungen in wässeriger Kalilösung entfärbten, zeigte sich, dass 
die durch Zusammenziehungen ermüdeten Muskeln von Fröschen und 
Kaninchen in 13 von 16 Fällen (81 Procent) kürzere Zeit brauchten, 
als die ausgeruhten, um gleiche Mengen Kali zu sättigen; in drei Fällen 
dagegen erwiesen sich die ausgeruhten Muskeln saurer als die er- 
müdeten. Es ergab sich alsdann bei genauerer Bestimmung der ganzen 
Kalimenge, welche von demselben Gewichte ausgeruhter oder ermüdeter 
Muskeln gesättigt wird, dass durchschnittlich ermüdete (tetanisirte) 
Säugethiermuskeln saurer sind als ausgeruhte (beim Hunde zeigte sich 
das Verhältniss 115:100, Kaninchen 161:100, Meerschw reinchen 


14 Centralblatt für Physiologie. Nr 


168:100); bei der Taube war dies in geringerem Grade (108:.100) 
der Fall, beim Frosch fand gerade ein umgekehrtes Verhältniss statt 
(79: 100). Als derselbe Versuch an entbluteten Thieren (Kaninchen) 
gemacht wurde, betrug das mittlere Verhältniss zwischen der Säure- 
menge der ausgeruhten und derjenigen der ermüdeten Muskeln 100: 103. 
In den ermüdeten Muskeln ist also in der grossen Mehrzahl der Fälle 
mehr freie Säure (im Mittel 0'226 Procent nach den Verfassern) ent- 
halten als in den ausgeruhten, und zwar scheinen unter den freien 
Säuren des ermüdeten Muskels die Phosphorsäure (Weyl und Zeitler) 
und die Kohlensäure (Astaschewsky) vorzuherrschen. Die Thatsache 
jedoch, dass der tetanisirte Muskel saurer zu sein pflegt als der aus- 
seruhte, bildet keine durchgreifende Regel; nicht selten sind im Gegen- 
theil, wie wir gesehen haben, die ausgeruhten Muskeln ein und des- 
selben Thieres saurer als die tetanisirten, und dies ist zu häufig zu 
beobachten, als dass man eine blosse Ausnahme darin erblicken könnte. 
Da sieh nun nicht annehmen lässt, dass die Muskelverkürzung jemals 
ohne chemische Zersetzungen erfolge, so bleibt nur die Annahme, 
dass die Rückbildung der org eanischen "Baustoffe des Muskels bei seiner 
Zusammenziehung in gewissen Fällen nicht bis zur Säurebildung vor- 
schreite, es wäre denn, dass mit der Entwickelung der Säure die Bil- 
dung einer Basis einherliefe, welche jene sättigte, oder aber, dass die 
Säure zur Wiederherstellung eines ursprünglich im Muskel vorhandenen 
Baustoffes gedient hätte (Hermann). 

2. Aehnliche Untersuchungen des Nervensystems führten zu dem 
Ergebniss, dass die Reizung (durch 'Strychninisirung) den Säuregehalt 
in den Nervencentren vermehrt (auf 100 Kali gesetzt, vermochte das 
Rückenmark des Kaninchens nach Erregung 173 Kali zu sättigen, die 
weisse Hirnsubstanz des Hundes 121, die graue 127), sie dagegen in 
.den peripheren Nerven vermindert (Hüftnerv des Hundes 83). Diese 
Thatsache, dass die Reizung den Säuregehalt der peripheren Nerven 
vermindert; während sie ihn nicht blos in der grauen, sondern auch 
in der weissen Substanz des Gehirns vermehrt, scheint zu beweisen, 
dass nicht nur histologisch, sondern auch rücksichtlich der Folgen 
ihrer physiologischen Verrichtung die Fasern der peripheren Nerven 
denen der weissen Hirnsubstanz nieht gleichwerthie sind. Die grösste 
Säuremenge wurde nach der Reizung in dem Rückenmark (des Ka- 
ninchens) gefunden; dies darf wohl als eine mittelbare Bestätigung 
des vorhin ausgesprochenen Satzes gelten, dass in Folge der Reizung 
die Säuremenge nicht blos in der grauen, sondern auch in der weissen 
Substanz der Nervenherde zunimmt, da doch diese letztere im Rücken- 
mark ohne Zweifel reichlicher als jene vertreten ist. Erwähnenswerth 
ist übrigens noch, dass sich für das (gesammte) Nervensystem des 
Frosches das Verhältniss zwischen den Kalimengen, welche die Nerven- 
substanz nach Ruhe und Erregung zu sättigen vermoehten, wie 100: 158 
stellte. 


A. Auerbach (Berlin). 


Nr.-1. Centralblatt für Physiologie. 15 


[4 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


E. Brücke. Ueber die Wirkung des Musculus pyramidalis abdominis. 
(Anat. Anz. II, 1887, S. 40). 


Bei antiken Statuen sieht man die Linea alba als Rinne vom 
Proc. xiphoideus zum Nabel herabziehen, wo sie bei weiblichen Figuren 
aufhört, bei männlichen aber, namentlich bei Heroengestalten, setzt 
sie sich bis zum Schamberge fort. Es wird zuerst die Ansicht wider- 
legt, als könne es sich hierbei — wenigstens bei aufrechter Attitude — 
um Wirkung der geraden Bauchmuskeln handeln; wohl aber vermag 
der M. pyramidalis in dieser Stellung jenen Bogen der Linea ab- 
zuflachen, der sich nach vorne convex zwischen Proc. xiphoideus und 
Symphyse ausspannt. Damit ist eine Einsenkung der Linea alba 
gegeben, die bei erschlafften Bauchmuskeln am tiefsten sein wird; nur 
in diesem Sinne ist der M. pyramidalis ein Antagonist der Reeti. 
Willkürliche und isolirte Contraetion des Pyramidalis, die aber durch 
Uebung gewiss erlernt werden könnte, gibt es nach B. wahrscheinlich 
nicht: Das Fehlen der Rinne nach abwärts vom Nabel bei weiblichen 
Antiken ist durch das reichliche Fett in der Regio hypogastriea bedingt. 


Sig. Fuchs (Wien). 


E. Blanc. L’ophthalmopiegie nuclöaire (Archives generales de 
Medeein, janvier 1887, p. 57). 


Die klinische Beobachtung progressiver externer Ophthalmoplegien 
(ohne Betheiligung der Pupillarreaction und Accommodation) hat vollauf 
die von Hensen und Völekers auf Grund von Experimentalunter- 
suchungen behauptete Dissoeiation des Oeulomotoriuskernes in mehrere 
bestimmte Kerne für die einzelnen Augenmuskeln bestätigt, von denen 
der photomotorische und accommodatorische voneinander gesondert 
am meisten nach vorn, schon vor dem Aquaeductus Sylvii, am Boden 
des dritten Ventrikels liegen. Die Wurzelfasern aus den letztgenannten 
Partialkernen erreichen den Oeulomotoriusstamm erst bei seinem 
Austritt aus dem Pedunculus cerebri, woraus bei tieferen Läsionen 
des letzteren die mit der contralateralen Hemiplegie einhergehende 
Oculomotoriusparalyse mit Verschonung der Pupillarreflexe und der 
Accommodation zu erklären ist. Bei der von einer Kernerkrankung im 
Bereich des Aquäductus Sylvii abhängigen Opthalmoplegia externa 
kann der Kranke die meist nur wenig ausgeprägte Ptosis der oberen 
Lider durch Willensanstrengung nicht selten überwinden. Unter 
Zugrundelegung der Thatsache, dass durch Rindenerkrankungen-, von 
allen Augenmuskellähmungen bisher nur Ptosis constatirt sei, stellt 
Verfasser die Hypothese auf, dass dann die erhaltene eorticale Willkür- 
bahn der Innervation des Levator palpebrae vicariirend eintritt für 
den durch die Oculomotoriuskern-Erkrankung herabgesetzten refleeto- 
rischen Tonus dieses Muskels. 

E. Remak (Berlin). 


16 | Centralblatt für Physiologie. Nr.'4, 


Physiologie der Atlımung. 


Winter. Forensisch wichtige Beobachtungen an Neugeborenen (Viertel- 
Jahrschr. f. ger. Med. XLVI, S, 86). 


Unter den acht mitgetheilten Fällen bietet einer insofern physio- 
logisches Interesse, als es sich um den Befund von „luftleeren Lungen bei 
einem ausgetragenen Kinde, welches sechs Stunden gelebt hat”, handelt. 
Das Kind einer III pr. war vollständig ausgetragen und lebensfrisch, 
schrie sofort nach der Geburt, und zwar „besonders stark”. Sechs Stunden 
darauf starb das Kind, nachdem es allmählich schwächer und ruhiger 
geworden war. Aus dem Sectionsbefund ist hervorzuheben: „Gehirn- 
häute, vor Allem pia mater ziemlich stark injieirt. Gehirnmasse weich 
und blutreich. Linke Lunge steht weit nach der Wirbelsäule zurück, 
rechte Lunge etwas weniger. Die Lungen schwimmen mit Herz und 
Thymus nicht; sie erscheinen dunkelblauroth, sind luftleer, nur an 
den Rändern etwas heller; auf der Pleura, vor Allem der Unterlappen, 
Ekehymosen von verschiedener Grösse; beim stark über die Fläche 
Biegen der Lungen erscheinen einzelne, minimale, perlartige, hellere 
Stellen, die aus lufthaltigem Gewebe zu bestehen scheinen; Stückchen 
von den hellrothen Randpartien schwimmen. Der Magen, sowie der 
obere Theil des Darmcanals mit Luft angefüllt.” Gad (Berlin). 


Physiologie des Blutes, der Eymphe und der Cireulation. 


J. Magini. La pression du sang dans les cavites du coeur etudide 
au moyen d'un troicart special (Arch. Ital. de Biologie T. VIII, fase. I, 
p. 125). 

Das Instrument, dessen sich M. zur Bestimmung des Druckes in 
den Herzhöhlen am lebenden Thiere bedient, besteht aus einem Messing- 
rohre von 10 Centimeter Länge und 3 Millimeter Lichtung, welches 
an einem Ende mit einer dreikantigen stählernen Spitze, nach Art 
der Troicarts versehen ist. ° 

Dieht vor der Troicartspitze befinden sich im Messingrohre zwei 
einander gegenüber liegende Oeffnungen. Das zweite Ende des Rohres 
ist offen und dient zum Ansatze eines diekwandigen Kautschukschlauches, 
durch welchen der kardiometrische Troicart mit einem Manometer 
(von Guettet) oder einem anderen graphischen Apparate in Ver- 
bindung gebracht werden kann. 

Zur Ausführung der Operation füllt man den ganzen Hohlraum 
des 'Iroicarts und des Manometers mit Sodalösung, wobei man mit 
Daumen und Zeigefinger die an der Spitze des Troicarts liegenden 
Oeffnungen verschliesst. 

Man sucht nun die Stelle des Herzstosses, welche bei Hunden 
bald rechts bald links von der Mittellinie liegt, und macht in der 
Parasternallinie einen 3 bis 4 Centimeter langen Hautschnitt. 

Je nach der Lage des Herzstosses führt man nun die Spitze des 
Troicart dureh den fünften oder sechsten Intereostalraum vorläufig 
nur in den Thoraxraum ein. | 


Denk Centralblatt für Physiologie. 17 


Dann sondirt man mit der Spitze des Instrumentes das Herz, 
in welches unter sanftem Drucke der Troicart leicht eindringt. An 
dem plötzlichen Aufhören des Widerstandes und dem Spiele der 
Manometersäule erkennt man die richtige Lage des Instrumentes. 
Dieses wird sich dann selbst überlassen und ändert seine Lage nicht 
mehr von selbst. 

Die Thiere (Hunde) ertrugen die Operation meistens ohne Zeiche 
besonderen Schmerzes, und die Fortsetzung des Versuches gelang o 
eine Stunde lang ohne Unterbrechungen von Seite des Versuchsthieres. 

Nach Vollendung des Versuches muss durch die Autopsie die 
Lage des Troicarts und eine etwaige unbeabsichtigte Verletzung des 
Herzfleisches oder der Klappen constatirt werden. Unter 21 Fällen 
solcher Operationen hatte M. nur zweimal störende Complicationen. 
Es war achtmal der rechte, viermal der linke Ventrikel und zweimal 
der rechte Vorhof angestochen worden. Bei diesem zeigte sich einmal 
ein Druck von 22 (Millimeter Hg. Ref.) und ein anderesmal ein 
solcher von 20. Bei einem Thier drang der Troicart nur in die Höhle 
des Pericardiums, wobei ein negativer Druck von 30 Millimeter 
auftrat. Die übrigen sechs Hunde wurden zu graphischen Versuchen 
verwendet. — Dabei zeiete sich, dass der Einfluss der natürlichen 
Respirationsbewegungen des Thorax auf den Druck im rechten Ventrikel 
ein viel beträchtlicherer ist, als auf den des linken. Ferner bestätigt 
M. ältere Anschauungen über die Art der Wirkune der Inspiration 
und Exspiration auf den Druck. 

Bemerkenswerth ist, dass M. an seinen Curven keine solche 
secundären Erhebungen beobachtete. wie sie Marey mit seinen Herz- 
sonden erhielt. 

Nach M. ist dieser Unterschied möglicherweise darauf zurück- 
zuführen, dass bei Marey’s Verfahren das Spiel’ der Klappen beein- 
trächtigt wird. Ebenso wie beim Verfahren Marey’s werde auch durch 
das von Fick und Colin der Mechanismus der Herzpumpe in seiner 
Thätigkeit gestört, was nach M. zu mehr oder minder fehlerhaften 
Resultaten führt. Zur Controle des Einflusses, welchen der Herzstich 
in seinen Experimenten auf die Herz- und Blutbewegung ausübt, hat 
M. die Blutdruckeurve der Art. femoralis vor und nach der Kardio- 
centhese aufgeschrieben. Dabei zeigte sich keine Störung im Verlaufe 
der Kymographioncurve. 

Damit wird auch der Einwurf widerlegt, dass durch den Herz- 
stich die Kraftäusserung des Herzens beeinträchtigt werde. Ausserdem 
lasse sich dieses Bedenken dadurch beseitigen, dass die Messungen 
M.’s. höhere Zahlen ergaben als die anderer Untersucher. 

Klemensiewiez (Graz). 


N. Kultschizky. Karyokinesis in farblosen Blutkörperchen (Cen- 
tralbl. für die med. Wissenschaften 1887, Nr. 6). 


Verfasser beobachtete an Schnittpräparaten aus dem Netze junger 
Hunde, welches durch Chromessigsäuregemisch fixirt wurde, in den 
Blutgefässen indirecte Theilung der farblosen Blutkörperchen. Mit 
Rücksicht darauf, dass man gerade für die farblosen Blutkörperchen 
noch eine sogenannte directe Theilung angenommen hat, spricht sich 

Centralblatt für Physiologie. 92 


18 Centralblatt für Physiologie. Neo 


nun Verf., gestützt auf diese seine Beobachtung dahin aus, dass sich 
alle Zellen der Wirbelthiere nur auf dem Wege indirecter Theilung 
(Karyokinese) vermehren, und eine directe Theilung für sie nicht 
existirt. - Drasch (Leipzig). 


Christian Bohr. Ueber die Verbindung des Hämoglobins mit Kohlen- 
säure (Beiträge zur Physiologie. C. Ludwig gewidmet. Leipzig 
® 1887, S. 164). 

Den eigentlichen Versuchen geht eine Anzahl von Bestimmungen 
voraus über die Aufnahme der Kohlensäure im Wasser bei niedrigen 
Drucken. Bis zu !/; Atmosphäre zeigt sich das Gesetz von Henry 
mit grosser Annäherung zutrefiend. Der Absorptionscoöfficient bei 
18:52° Ö. findet sich = 0'9214, ein Werth, welcher von dem Bunsen’s 
wahrscheinlich nur deshalb um ein Weniges verschieden ist, weil 
Letzterer die Zurückführung auf absolute Temperaturen unterlassen hat. 
Mit Hilfe der erlangten Zahlen sind dann die Kohlensäuremengen, 
welche von den Hämoglobinlösungen aufgenommen werden, corrigirt. 
Dies ist zulässig, weil in den gebrauchten schwachen Lösungen der 
Absorptionscoöfficient nur wenig von dem des Wassers abweichen dürfte. 
1 Gramm reines Hämoglobin bindet bei 120 Millimeter Druck etwa 35 Ku- 
bikcentimeter ©O,, d. h. mehr als das Doppelte des aufnehmbaren Sauer- 
stoffes. Die Verbindung ist dissociabel, denn die gebundene Menge 
nimmt mit dem Drucke rasch ab, ein Maximum der Aufnahme wird 
innerhalb der untersuchten Drucke so wenig wie beim Sauerstoff er- 
reicht; die Werthe scheinen sich assymptotisch einer Grenze zu nähern. 
Die, von der Gewichtseinheit Hämoglobin aufgenommenen Mengen 
sind in der concentrirteren Lösung kleiner. Eine Zerlegung des Hämo- 
globins durch die Kohlensäure scheint nicht stattzufinden. Bezüglich der 
Methoden muss auf. das Original sowie auf eine frühere Publication 
des Verf. verwiesen werden: „Experimentale Untersuchungen über die 
Sauerstoffaufnahme des Blutfarbstoffs”, Kopenhagen, Olsen, 1885. 

v. Frey (Leipzig). 


A. Tafani. La circulation dans le placenta de quelques mammiferes 
(Arch. Ital. de Biolog. T. VIII, fase. I. 1837, S. 49). 

Durch Injectionspräparate, welche mit vier verschieden gefärbten 
Leimmassen hergestellt waren, hat T. interessante Aufschlüsse über 
einige Einzelheiten des Baues der Placenta verschiedener Säugethiere 
erhalten. 

An der Placenta der Katze füllte er beispielsweise das fötale 
(Gefässsystem von der Arterie aus mit rother und von.der Vene aus 
mit blauer Masse, während die mütterliche Arterie mit gelber und die 
mütterliche Vene mit grüner Masse gefüllt wurde. Auf Grund seiner 
Versuche kommt T. zu folgenden Schlüssen: 

1. Die Vertheilung der Blutgefässe in den placentae zonariae und 
discoideae deutet darauf hin, dass die Form der letzteren nur eine 
Modification der ersteren sei, die auf dem Wege natürlicher Ent- 
wickelung durch Faltung entstanden sei. Darnach müsse man annehmen, 
dass die Placenten der verschiedenen Säugethiere nach einem Typus 
gebaut seien. 


‘ 


5 


Nr. 1. Centralblatt für Physiologie. 19 


2. An jeder einzelnen Placenta (Katze, Hund, Nager) existiren 
zwei verschiedene Arten der Gefässvertheilung. 

3. In dem Theile, welcher der respiratorischen Thätigkeit an- 
gepasst scheint, und welcher am gefässreichsten ist, sind die fötalen 
und mütterlichen Gefässe in soleher Weise angeordnet, dass die fötalen 
Venen mit den uterinalen Arterien in inniger Beziehung stehen und die 
placentaren Arterien des Fötus dieht neben den mütterliehen Venen 
verlaufen. Die Capillaren, welche aus diesen Gefässen entspringen, 
bilden zwei selbstständige, voneinander getrennte Gefässnetze (fötales 
und mütterliches), deren Abtheilungen regelmässig alternirend zu ein- 
ander gestellt sind. 

4. In jenem Theile der placenta der oben angeführten Säuger, 
von dem man annehmen kann, dass er vorzüglich zur Absorption der 
von der Mutter für den : Fötus verarbeiteten Nährsubstanzen (lait 
uterin) diene, gleicht die Anordnung der Blutgefässe jener, welehe in 
den Darmzotten vieler Säugethiere vorkommt. 

5. Die Richtung des fötalen Blutstromes ist in den von T. unter- 
suchten Placenten eine dem mütterlichen Blutstrome entgegengesetzte. 

6. In dem Gefässnetze der mütterlichen Capillaren strömt das Blut 
von .der fötalen Oberfläche der Placenta gegen das Gewebe des Uterus. 

7. Im fötalen Öapillarsystem strömt das Blut von der Placenta 
uterina gegen die Ohorioneberfläche der Placenta. Diese Anordnung 
des Blutstromes wird verständlich dureh die Anordnung der Arterien, 
welche von beiden Seiten her tief in das Gewebe der Placenta ein- 
dringen, ehe sie in capillare Aeste zerfallen. 
; Klemensie wiez (Graz). 


N. Kowalewsky. Ueber die Bildung von Methämoglobin im Blut 
unter Einwirkung von Alloxantin (Centralbl. f. d. med. Wissensch. 
IE Nr. ku 2), 


Nach dem Zusatz von trockenem Alloxantin färbt sich defibrinirtes 
Blut in kurzer Zeit dunkler, endlich schwarz; in dünnen Schichten 
erscheint es braun; lackfarben wird es nicht. Die Schnelligkeit der 
Umänderung hängt von der Menge des zugesetzten Alloxantins ab, 
0:005 Gramm Alloxantin verändern 1 ©. Öentimeter defibrinirtes Hunde- 
blut in sieben Minuten vollständig, 002 Gramm aber schon in drei 
Minuten. Diese Farbenänderung beruht auf der Umwandlung des Oxy- 
hämoglobins in Methämoglobin durch die Einwirkung des Alloxantins; 
das Speetrum zeigt einen Absorptionsstreifen im Roth an derselben 
Stelle, an welcher auch bei dem mit rothem Blutlaugensalz behandelten 
Blute ein soleher zu finden ist (Methämoglobinstreifen); vorsichtig zu- 
gesetztes Schwefelammonium röthet die Probe, es treten im Absorp- 
tionsspectrum die beiden charakteristischen Streifen des Oxyhämoglobins 
auf, welche bei längerer Einwirkung des Schwefelammoniums «n das 
Absorptionsband des Hämoglobins übergehen. Durch das Alloxantin, 
eine redueirende Substanz, wird also Oxyhämoglobin in Methämo- 
globin umgewandelt, eine Eigenschaft, die Weyl und Anrep bei 
anderen reducirenden Substanzen, dem Hydrochinon und Brenzkatechin, 
gefunden haben. Nach 24 bis 48 Stunden zeigt ein mit Alloxantin 


behandeltes, mit Wasser verdünntes Blut in den unteren Schichten 
9%+ 


20 Centralblatt für Physiologie. Nr. 1. 


eine violette Färbung und im Absorptionsspectrum findet sich das 
Absorptionsband des Hämoglobins; wird eine reine Methämoglobin- 
lösung mit Alloxantin mehrere Minuten heftig geschüttelt, so tritt 
wieder Oxyhämoglobin auf, später wird die Farbe braun und das 
Absorptionsspeetrum zeigt keinen Streifen mehr; endlich wird auch 
Hämoglobin durch Alloxantin in einen braunen Körper übergeführt. 
Das Alloxantin wandelt somit auch noch das Methämoglobin weiter 
in Hämoglobin und endlich in einen braunen Körper um. Kohlen- 
oxydblut wird unter der Einwirkung des Alloxantins dunkler, es tritt 
aber kein Methämoglobin auf. Alloxan verwandelt das Oxyhämo- 
globin nicht in Methämoglobin. J. Latschenberger (Wien). 


L.C. Wooldridge. Uebersicht einer Theorie der Blutgerinnung (Beiträge 
zur Physiologie. C. Ludwig gewidmet. Leipzig 1837, S. 221). 

Lässt man einen Hund unmittelbar nach einer Peptoninjection ver- 
bluten, so erhält man ein Blut, welches bis zum Eintritt der Fäulniss un- 
geronnen bleibt. In dem auf der Üentrifuge abgeschiedenen klaren 
Plasma lassen sich zwei complieirt gebaute Körper (Verbindungen oder 
Gemenge von Eiweiss und Leeithin) nachweisen, welche beide für sich 
gerinnbar sind, aus deren Zusammenwirken aber für gewöhnlich das 
Fibrin entsteht. Sie werden als A- und B-Fibrinogen bezeichnet. Das 
A-Fibrinogen kann aus dem klaren Plasma-durch Abkühlung ausgefällt 
werden. Es erscheint in Form kleiner, runder, farbloser Scheibehen, 
die sehr leicht zusammenfliessen und schliesslich einen fibrinartigen 
Klumpen bilden. Eine Beziehung zu den Blutplättchen ist möglich. Ist 
der Körper im Plasma anwesend, so &enügen verhältnissmässig gering- 
fügige Eingriffe, um Gerinnung herbeizuführen, wie das Einleiten von 
Kohlensäure, das Verdünnen mit Wasser, das Filtriren durch eine 
Thonzelle. Fibrinferment ist unwirksam. Ist das A-Fibrinogen entfernt, 
so müssen Zusätze gemacht werden, um das B-Fibrinogen zu coagu- 
liren. Hierzu eignet sich Lecithin —+ Kohlensäure. Ebenso wirken 
Lymphzellen und andere leeithinhaltige Gewebstrümmer.' Fibrinferment 
ist auch auf B-Fibrinogen wirkungslos. Der Körper kann also nicht 
das Hammarsten’sche Fibrinogen sein. Durch Schwefelsäure aus- 
gefällt und in sehr verdünntem Alkalı wiedergelöst, verändert es seine 
Eigenschaften und geht bei wiederholter Fällung schliesslich vollständig 
in das Hammarsten'sche Präparat über. 

Das klare, von Formbestandtheilen freie Plasma enthält alle zur 
Gerinnung nöthigen Stoffe. 

Bei der normalen Gerinnung findet wahrscheinlich ein Austausch 
von Leeithin zwisehen A- und B-Fibrinogen statt. Dabei tritt immer 
Fibrinferment auf, es lässt sich aber nachweisen, dass dieses nicht 
Ursache, sondern Product der Gerinnung ist. 

Es gibt noch andere Fibrinogene, welche sich aus verschiedenen 
Körpergeweben darstellen lassen und das Blut ausserhalb und inner- 
halb des Körpers zur Gerinnung bringen. Die Menge des Gerinnsels 
wächst mit der Menge des eingespritzten Stoffes, welcher dabei ver- 
schwindet. Vergleiche die Abhandlung desselben Verfassers „Ueber 
intravasculäre Gerinnung”’, Du Bois-Reymond’s Arch. 1886. 

v. Frey (Leipzig). 


I Centralblatt für Physiologie. 21 


H. de Varigsny. Note sur lactivit© cardiaque chez le Carcinus 
maenas (0. R. Soc. de Biologie, Janvier 22, 1887, p. 34). 

Bei Careinus maenas ist der Herzrhythmus (mittelst leichtem, auf 
das blossgelegte Herz ruhendem Schreibhebel registrirt) gewöhnlich 
regelmässig. Die Zahl der Pulse kann zwischen 8 und 100 pro Minute 
schwanken (im Anfang); später wächst sie bisweilen auf 120 bis 150, 
um endlich bis auf 6, 4 und noch weniger abzufallen. Die spontanen 
oder durch äussere Reize hervorgerufenen Bewegungen beschleunigen 
immer den Herzschlag. Schmerzhafte Reize (Abschneiden einer Scheere, 
eines Beines) haben gewöhnlich dieselbe Wirkung; bisweilen aber 
steht das Herz still, um nachher desto schneller zu schlagen. 

V. hat sehr oft Unregelmässigkeiten im Herzrhythmus beobachtet, 
sowohl bei unvergifteten als bei vergifteten Thieren; pulsus ana- 
erotus, p. alternans, rhythmische Schwankungen in der Höhe der 
Pulse. Bisweilen bleiben von Zeit zu Zeit zwei oder drei Pulse aus. 
Dies alles muss man im Auge behalten, wenn man mit Giften experi- 
mentirt. Leon Fredericg (Lüttich). 


T. Duncan Greenlees. Observations with the Sphygmograph on 
Asylum patients (Journal of mental science, January 1887, vol. 32. 
Nr. 140. new series, Nr. 104). 

Mit Benützung des Sphygmographen von Dudgeon, welchen G. 
als besonders geeignet zur Untersuchung erregter und unruhiger Pa- 
tienten erklärt, wurden von vielen Geisteskranken in verschiedenen 
Krankheitsstadien Pulseurven abgenommen. 

Die allgemeinen Resultate der Untersuchung gehen darauf hinaus, 
die Wichtigkeit, der graphischen Untersuchung des Pulses bei Geistes- 
krankheiten zu bekräftigen. In den einzelnen Fällen kommt G. zu 
folgenden Schlüssen: 

1. Bei den verschiedenen Formen des Irreseins zeigt das Nerven- 
system, auf das Herz und die Bluteireulation, einen solchen Einfluss, 
dass der sphygmographische Charakter des Pulses fast immer Ab- 
weichungen von der Norm zeigt. 

2. Bei acuter Manie und anderen Formen des Irreseins, die vön 
geistiger Aufregung begleitet sind, wird der Puls dikrot. Die Nerven- 
centren sind dabei zwar blutreich, aber da die Arterienwandungen 
schlaff sind, ist der arterielle Druck niedrig. Bei chronischem Verlaufe 
nähert sich der Puls der Norm. 

3. Geistige Depression hat, wenn der Fall friseh und acut 
ist, schwache Herzaction und unvollkommene Füllung der Arterien im 
Gefolge; bei langer Dauer oder Vorhandensein von Stumpfsinn oder 
Stupor wird die Systole kräftiger und die Pulscurven zeigen dann eine 
mässige Spannung der Arterien an. 

4. Bei Epileptikern sind die Arterien schlaff, und niedrige 
Spannung ist die Regel. Im Status epilepticus und während der Be- 
wusstlosigkeit im Anfalle ist die Pulscurve monokrot oder dikrot. Der 
Puls selbst ist weich, frequent, klein, ähnlich dem bei Koma oder 
Collaps acuter Krankheiten. 

5. Bei Paralyse (allgemeiner) zeigt der Puls entsprechend dem 
Stadium der Krankheit verschiedene Formen: a) Im ersten Stadium 


22 Centralblatt für Physiologie. Nr:si. 


erfolgt die Systole zwar kräftig aber sozusagen plötzlich; die Arterien- 
spannung ist niedrig. Die Descensionslinie zeigt viele (4 bis 8) Eleva- 
tionen, wahrscheinlich vom Muskelzittern herrührend. b) Im zweiten 
Stadium ist die Triebkraft (des Herzens. Ref.) mässig kräftig. Der 
Curvengipfel zeigt eine Kuppe oder ist in die Länge gezogen, was auf 
eine recht merkliche Arterienspannung deutet. c) Im letzten Stadium 
ist die Ventrikelsystole schwach, die Pulscurve gleicht einigermassen 
der des ersten Stadiums. 

6. Die Pulseurve bei Dementia deutet auf schwache Herzaction und 
träge (Cireulation, bei unvollständiger Ausdehnung der Gefässe. 
Letztere ist wahrscheinlich der schwachen nervösen Erregung des va- 
somotorischen Systems zuzuschreiben. 


7. In Fällen angeborener Geistesdefecte, welche G. bespricht und 
die entweder auf Entwiekelungshemmung oder auf theilweiser Zer- 
störung und Atrophie der Gehirnmasse beruhten, fanden sich die Ar- 
terien gespannt bei regelmässiger kräftiger Herzsystole; ein Zustand, 
welchen G. dem Befunde bei fibröser Degeneration der Nieren oder 
bei vorgeschrittenen, stenosirenden Aortenkrankheiten vergleicht. 


Klemensiewiez (Graz). 


J. v. Kries. Ueber das Verhältniss der maximalen zu der mittleren 
Geschwindigkeit bei dem Strömen von Flüssigkeiten in köhren (Bei- 
träge zur Physiologie. Festschrift für 0. Ludwig. Leipzig 1887, 
S. 101). 

Für Röhren von solcher. Weite, dass das Poiseuille’sche Gesetz 
giltie ist, ergibt Rechnung und Versuch in guter Uebereinstimmung, 
dass die mittlere Strömungsgeschwindigkeit gleich ist der Hälfte der 
maximalen. Die Beobachtung geschah in der Weise, dass in einem 
bestimmten. Momente das strömende Wasser durch eine Farblösung 
ersetzt und der Strom kurze Zeit darauf unterbrochen wurde. Die am 
weitesten vorgerückten Theile des Farbstoffes bilden dann eine feine, 
in der Achse des Rohres gelegene Spitze, deren Lage sich recht genau 
bestimmen lässt. Nicht minder leicht kann ermittelt werden, welches 
(uantum Flüssigkeit während der gleichen Zeit durch den Querschnitt 
des Rohres geflossen ist. 


Nimmt man an, dass das Blut auf dem grössten Theil seines 
Weges denselben Gesetzen folet, so wären die Werthe der maximalen 
Blutgeschwindigkeit, welehe aus den Infusionen von Ed. Hering ab- 
geleitet werden, durch 2 zu dividiren, um die mittlere Blutgeschwindig- 
keit zu erhalten. 

In Wirklichkeit muss aber die Verhältnisszahl kleiner sein, erstens 
weil ein Theil der Blutgefässe zu weit ist, als dass das Gesetz von 
Poiseuille noch auf sie Anwendung finden könnte, und weil zweitens 
in den Öapillaren in Folge der Anwesenheit der Blutkörperchen der 
Unterschied zwischen maximaler und mittlerer Geschwindigkeit ver- 
schwinden muss. 

v. Frey (Leipzig). 


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RD 
© 


Nr.-t. Oentralblatt für Physiologie. 


Physiologie der Drüsen. 


V. Budde. Die quantitative Bestimmung von Traubenzucker im Harne 
nach Robert's Methode (Pflüger's Archiv, XL, S. 137). 


B. hatte in einem in der medicinischen Gesellschaft in Kopen- 
hagen am 11. März 1884 gehaltenen und später in dem Journale 
„Ugeskrift for Laeger” publieirten Vortrage eine ausführliche theoretische 
und experimentelle Analyse der Robert schen Methode zur Bestimmung 
des Traubenzuckers im diabetischen Harn gegeben. Die Methode be- 
ruht darauf, dass man das speeifische Gewicht des betreffenden Harns 
vor und nach der durch Hefe erregten Gährung bestimmt, und die 
Differenz beider Werthe mit einem constanten Factor multiplieirt, 
dessen Grösse gefunden wurde, indem in einer besonderen Versuchs- 
reihe die Zuekermenge durch Titriren mit Kupferlösung bestimmt und 
in die so gefundene Procentmenge des Zuckers die erwähnte Differenz 
des speeifischen Gewichtes dividirt wurde. Verf. hatte nun gefunden, 
sowohl auf experimentellem als mathematischem Wege, dass dieser Factor 
(f) nieht eine eonstante, sondern eine variable Grösse ist, ein Resultat, 
welches von Worm-Müller lebhaft bestritten worden ist (Pflüger’s 
Archiv XXXVI, S. 479 bis 519). In der vorliegenden Abhandlung hält 
Verf. seine früheren Angaben in allen Punkten aufrecht und zeigt, 
dass der Factor (f) variabel sein muss, sowie dass die Versuche Worm- 
Müller’s zu demselben Resultate führen. Bezüglich der Einzelheiten 
der Beweisführung, welche grösstentheils auf mathematischem Wege 
geschieht und einen Auszug nicht wohl gestattet, muss auf das Original 
verwiesen werden. E. Drechsel (Leipzig). 


H. Senator und J. Munk. Ueber den Einfluss venöser Stauung 
auf den Harn (Centralblatt f. d. med. Wissenschaften 1887, Nr. 3). 


Verff. berichten vorläufig über Versuche an überlebenden Nieren, 
welche zu dem Resultate führten, zu dem auch Paneth bei seinen 
Versuchen am lebenden Thiere gelangt ist, dass nämlich die venöse 
Stauung die Menge des Harns verringert. 

Ausserdem fand sich während derselben der procentische Gehalt 
des Harns an Eiweiss vermehrt, der an. Harnstoff verringert, derjenige 
an Chlornatrium nieht wesentlich beeinflusst. Paneth (Wien). 


R. Breusing. Ueber das ‚Stärke umwandelnde” Ferment im mensch- 
lichen Harn (Virchow’s Arch. Bd. CVH, S. 186). 


Verfasser stellte Versuche an, um die Angaben von Holov- 
tschiner betreffs Vorkommens eines wie Ptyalin wirkenden Fermentes 
im Harn zu controliren. 

Nachdem der mit Stärkelösung versetzte Harn 24 Stunden im 
Brutofen gestanden, war die Stärke stets verschwunden. Trotzdem 
aber konnte jetzt kein Zucker nachgewiesen werden, indem die Gährungs- 
probe negativ ausfiel. Dasselbe Resultat ergab sich bei Untersuchung 
verschiedenster pathologischer Harne. 

Verfasser hebt noch hervor, dass die mitgetheilte Umwandlung 
der Stärke auch bei gewöhnlicher Temperatur eintritt. . 

- H. Leo (Berlin). 


24 Centralblatt für Physiologie. Nr. ‚de 


H. Leo. Zur Kenntniss der reducirenden Substanzen in diabetischen 
Harnen (Virchow’s Archiv CV, S. 99). 

Bei der Untersuchung von 21 diabetischen Harnen fand der 
Verfasser dreimal, und zwar in zwei schweren und einem leichten Fall, 
eine linksdrehende, alkalische Kupferoxydlösung redueirende, Substanz. 
Sie wird weder durch neutrales noch durch basisches Bleiacetat, wohl 
aber durch basisches Bleiacetat und Ammoniak gefällt. Vom Trauben- 
zucker wird sie getrennt, indem letzterer aus der methylalkoholischen 
Lösung beider Substanzen durch methylalkoholische Barytlösung 
gefällt wird. Die Substanz wurde in Form eines Syrups erhalten, der 
nach dem Trocknen bei 100° die Zusammensetzung C,H}, 0, besass. 
Sie ist nicht gährungsfähig, auch nicht nach dem Kochen mit ver- 
dünnten Säuren; schmeckt nicht süss, sondern scharf, salzartig; sie 
redueirt Kupferlösung nur 0'4024mal so stark wie Traubenzucker. Sie 
ist leicht löslich in Wasser, schwer löslich in Methylalkohol und 
Aethylalkohol, unlöslich in Aether, Chloroform, Essigester. Das Drehungs- 
vermögen («) D ist = — 26. Obwohl die Substanz nieht gährungs- 
fähig ist, zeigt der sie enthaltende Harn nach der Gährung keine 
Linksdrehung, wie der die ß-Oxybuttersäure enthaltende diabetische 
Harn. Schotten (Berlin). 


J. Munk. Zur Lehre von den secretorischen und synthetischen 
Processen in der Niere, sowie zur T'heorie der Wirkung der Diuretica 


(Virchow’s Arch. f. path. Anat. ete. CVII, Heft 2, S. 291). 


M. hat Untersuchungen über die Absonderung der überlebenden, 
künstlich mit Blut durchströmten Hundeniere angestellt. Aus dem 
Harnleiter gewann er eine gelbliche, neutral oder schwach alkalisch 
reagirende, eiweisshaltige, von Blutfarbstoff freie Flüssigkeit, die er 
für wahres Secret, nicht für Filtrat erklärt, weil die charakteristischen 
Stoffe des Harns (Kochsalz, Harnstoff, Kreatinin) sieh in ihr in weit 
srösserer Menge vorfinden, wie in dem durchgeleiteten Blute oder 
sogar in dem Serum desselben. 

Entsprechend den von Heidenhain entwickelten Prineipien zeigt 
sich der Blutdruck auf die Absonderung des durchbluteten Organs nur 
insofern von Einfluss, als seine Aenderungen die Stromgeschwindigkeit 
des Blutes verändern. Ist aber die Bedeutung der letzteren auch 
zweifellos, so ist sie doch nicht allein massgebend für die Seeretions- 
geschwindigkeit; denn trotz grosser Blutgeschwindigkeit kann die 
Absonderung gering, trotz langsamer Durchströmung bedeutend sein. 
Massgebend ist neben ihm die Functionstüchtigkeit der Nierenepithelien 
und der Gehalt des Blutes an „harnfähigen” Substanzen. . 

Dem Studium der diuretischen Stoffe hat M. seine besondere 
Aufmerksamkeit zugewendet. Er hält es für zweifelhaft, ob die Niere 
ohne die Anwesenheit solcher Körper im Blute überhaupt secernirt. 
Das Blut nüchterner Hunde unterhält die Absonderung gar nieht oder 
lässt sie gering, das Blut verdauender Thiere begünstigt die Secretion. 

Die als diuretisch wirksam bekannten Körper, Harnstoff, Kochsalz, 
Salpeter, Ooffein, Traubenzucker, Glycerin, ferner Pilocarpin und Chinin 
steigern in passenden Dosen auch die Absonderung der durehströmten 
Niere. (bei 2 Procent Kochsalzgehalt des Blutes steigt die Secretion 


NE. Öentralblatt für Physiologie. 25 


um das 8°5- bis 15fache). Sie erhöhen alle zugleich auch die Strom- 
geschwindigkeit des Blutes, indem sie die Nierengefässe erweitern. 
Allein die Zunahme der Blutströmung ist weit geringer, wie die der 
Absonderung; auch vermehrt sich nieht nur das Harnwasser, sondern 
auch sein Gehalt an festen Bestandtheilen, so dass geschlossen werden 
muss, dass die genannten Körper direct die secretorische Thätigkeit 
des Nierenepithels anregen. 

Digitalis dagegen ist ohne Einfluss. Ihre diuretische Wirkung im 
lebenden Körper ist somit als lediglich dureh die Steigerung der Herz- 
kraft bedingt anzusehen. Morphin in grossen Gaben vermindert Blutstrom 
und Absonderung, ebenso Strychnin. Das letztere vermag also auch 
peripherisch auf die Weite der Nierengefässe einzuwirken, wie schon 
Grützner vermuthete. 

M. hat endlich auch die Versuche von Schmiedeberg und 
Bunge über die Hippursäuresynthese in der durchbluteten Niere 
wiederholt; er findet, dass dieselbe, ebenso wie. die Phenolschwefel- 
säurebildung, auch bei Anwendung von lackfarbenem Blute zu Stande 
kommt. O0. Langendorff (Königsberg). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


F. Hofmeister. Ueber Iesorption und Assimilation der Nähr- 
stoffe. Dritte Mittheilung (Arch. f. exper. Pathol. u. Pharmakol. 
XXI, S. 306). - 


Anknüpfend an frühere Arbeiten, deren Hauptergebnisse sich dahin 
zusammenfassen lassen. dass so wie die Aufnahme des Sauerstoffes von 
den rothen, so die Aufnahme der durch die Verdauung gelösten Nah- 
rungsstoffe von den weissen Blutkörperehen der Iymphatischen Appa- 
rate des Darmeanals erfolgt, zeigt H., dass die Zahl genannter Lymph- 
körperehen im Darmeanal während der Verdauung ausserordentlich stark 
zunimmt. Dieser Unterschied in der Menge der Lymphzellen, welcher 
an hungernden und gut genährten, in voller Verdauung getödteten 
Fleischfressern (Katzen, Hunden) genauer untersucht wurde, macht sich 
am deutlichsten im Magen und den obersten Theilen des Dünndarmes 
bemerkbar. Das adenoide Gewebe jener Organe, welches sich theils 
zwischen den Drüsenschläuchen und in den Zotten ausbreitet, theils. 
in einzelnen oder angehäuften Follikeln auftritt, ist arm an Lymph- 
zellen während des Hungers, dagegen überaus reich während der Ver- 
dauung. Diese Lymphzellen entstammen nicht den Blutgefässen, sondern 
sind an Ort und Stelle theils innerhalb, theils ausserhalb der Follikel 
neu gebildet worden, wofür die grosse Menge der Kerntheilungen in ihnen 
spricht. Angeregt wird nach H. dieser Vermehrungsvorgang, der sieh 
z. B. an den Lymphzellen des Blutes nicht beobachten lässt, durch die 
das adenoide Gewebe durchtränkenden Verdauungsproducte, die also 
geradezu zu dem Aufbau der neuen Zellen verwendet werden. Welche 
Bedeutung aber haben nun die peripheren Lymphdrüsen, die nicht so 
wie die lymphatischen Apparate des Darmes und die Mesenterial- 
drüsen von den gelösten Nährstoffen durchsetzt werden? Nach H. ist 
es nicht unwahrscheinlich, dass auch sie gewissermassen von denjenigen 


26 Centralblatt für Physiologie. Nr. 


Nährstoffen (Peptonen) leben, welche den Iymphatischen Apparaten 
des Darmes entgangen und erst aus dem Blute dureh die Lymphe zu 
ihnen gelangt sind. Grützner (Tübingen). 


Gruenhagen. Ueber Fettresorption und Darmepithel (Arch. f. mikr. 
Anat. XXRX, 8. 139). 


Verfasser berichtet zusammenfassend über Untersuchungen eines 
Schülers, die demnächst ausführlich veröffentlicht werden sollen. Die- 
selben wurden an Fröschen und Mäusen in der Weise angestellt, 
dass die Thiere mit Fett gefüttert und nach einiger Zeit getödtet 
wurden. Der Darm wurde in Flemming’s Lösung gehärtet; die Schnitte 
mit Dahliablau gefärbt. Die ÖOsmiumsäure der Flemming’schen 
Mischung schwärzt das Fett, und die Untersuchung führte zu dem 
Resultate, dass entgegen der Behauptung Zawarykin's u. A., das 
Fett würde von den intraepithelialen Lymphoidzellen resorbirt, 
die ältere Ansicht richtig ist. Die Fettresorption erfolgt ausschliess- 
lieh dureh die Saumzellen des Darms; weder die intraepithelialen 
Lymphzellen, noch die des Zottenparenehyms, noch die Becherzellen 
des Epithels haben etwas damit zu thun. Die Saumzellen endigen 
gegen das Zottenparenchym zu mit einer kleinen Sohle, von der proto- 
plasmatische Fortsätze ausgehen. 

Karyokinetische Zelltheilung kommt im Darmepithel vor (das 
beste Untersuchungsobjeet ist der Frosch); viel häufiger jedoch im 
Epithel der Lieberkühn’schen Krypten. Die Kerne der Becherzellen 
liegen näher dem Zottenparenchym als die der übrigen Epithelzellen 
und färben sich stärker als diese. Paneth (Wien). 


42. A. Cahn. Die Verdauung des Fleisches im normalen Magen 
(Zeitschr. f. klin. Med. XII, S. 34). 


‘C. bringt einem mit Fleisch gefütterten Hunde in der achtzehnten 
bis zwanzigsten Stunde nach der letzten Fütterung eine gewogene 
Menge Oarne pura und gemessene Menge Wasser mittelst Schlund- 
sonde in den Magen, lässt dasselbe 30, 60 ete. Minuten in diesem, ent- 
leert dann den Mageninhalt durch Auspumpen und spült wiederholt 
mit Wasser aus. In aliquoten Theilen des zuerst Entleerten und des 
Spülwassers werden gesondert nach dem Filtriren Chlor, feste Bestand- 
theile ete. bestimmt und mit Zugrundelegung der Relation zwischen 
ersterem und letzterem die durch das Spülwasser bedingte Verdünnung 
berechnet. Der auf dem Filter gebliebene Rückstand wird mit Alkohol 
übergossen und getrocknet, das Filtrat mit verdünnter NaOH und Ca CO; 
neutralisirt, das ausfallende Syntonin unter Berücksichtigung der Asche 
gewogen. Im Filtrat dieses Niederschlages die Menge der Peptone auf 
Grund einer N-Bestimmung beurtheilt. Solche Versuche wurden immer 
nach mindestens 48stündigen Pausen an zwei verschiedenen Hunden 
angestellt. 

Aus den mitgetheilten Tabellen ergibt sich Folgendes: 

Regelmässig schon eine halbe Stunde nach der Nahrungsaufnahme 
wird eine sehr beträchtliche Quantität von Verdauungsproducten ge- 
bildet. Die absolute Menge derselben ist zu dieser Zeit die grösste, 


DD 


Nr..1. Oentralblatt für Physiologie. 27 
die überhaupt während der ganzen Verdauungsperiode im Magen vor- 
gefunden wird. Gleichzeitig mit der Peptonisation beginnt auch sofort 
die Entleerung des Magens und geht in der zweiten halben Stunde 
sehr schnell vor sich, wobei die Acidität nur wenig steigt und relativer 
wie absoluter Peptongehalt sinken. Weiterhin vollzieht sieh dann die 
Entleerung des Magens in langsamerem und ziemlich gleichmässigem 


Tempo —- Das Eiweiss wird im Magen schneller peptonisirt als ent- 
leert, es tritt also das Eiweiss zum grössten Theil als Pepton in den 
Darm. — Die Acidität schwankt, sie nimmt allmählich zu, dabei bleibt 


die Gesammtmenge der HCl ziemlich unverändert. Es wird also HÜl 
resorbirt und im gleichen Masse immer wieder neu secernirt. Die 
Peptonisation vollzieht sich rasch, so dass gleichzeitig immer nur 
geringe Mengen von Syntonin, dies aber bis zum Ende der Verdauung, 
‚nachweisbar sind. — In der ersten Zeit der Verdauung ist die Menge 
der HCl gering, im Verhältniss zur Menge der Peptone: daher das 
Fehlen der Methylanilinviolettreaction. Sobald aber die Fortschaffung 
der Peptone ordentlich in Gang kommt, stellt sich ein constantes 
Verhältniss zwischen Säure und Verdauungsproducten ein. In dem- 
selben Masse wie die Aeidität, steigt anch die relative Menge des 
Peptons. F. Röhmann (Breslau). 


Johannes Frenzel. Verdauung lebenden Gewebes und Selbstver- 
dauung (Biolog. Centralblatt VI, Nr. 22 


Bekanntlich findet man bei Leichen, welche erst einige Zeit nach 
dem Tode geöffnet werden, nicht, selten Erscheinungen der „post- 
mortalen Selbstverdauung” der Verdauungsorgane, besonders des Magens. 
Das Gleiche hat Verfasser häufig an gewissen Darmabschnitten der In- 
secten sowie an den sogenannten Lebern der Mollusken und, Grustaceen 
beobachtet. Er meint, dass auch die rasche Auflösung von Amöben 
und Infusorien nach dem Tode auf die Wirkung der von ihnen während 
des Lebens erzeugten Enzyme zurückzuführen sei. So sah er bei Essig- 
älchen, die in starkem Spritessig lebten, nach dem Tode sehr ı ‚aschen 
Verfall der Gewebe und Ueberführung der Muskelsubstanz in Fett, 
obwohl Bakterienvegetation nicht zu bemerken war. Schon John Hunter 
hat die Frage aufgeworfen, warum die Selbstverdauung sieh nicht 
schon im lebenden Organismus vollziehe? Nach Pavy nimmt man 
heute allgemein an, dass das alkalische Blut die Säure des Magen- 
saftes abstumpfe und dadurch die Magenwandung vor seiner Ein- 
wirkung schütze. 

Allein schon Claude Bernard und Pavy selbst hatten gefunden, 
dass der Schenkel eines lebenden Frosches oder das Ohr eines Kanin- 
chens in eine Magenfistel gebracht, „theilweiser”” Auflösung verfallen, 
Viel schlagendere "Ergebnisse erhielt Verf. durch künstliche Verdauung. 

Er befestigte einen Frosch auf einem gabelförmigen Brett so, dass 
je ein Hinterbein auf einer Zinke desselben lag und versenkte nun das 
eine Bein in eine Pepsin- 2 promille HÜI- Mischung. Bei 38” löste 
sich in kurzer Zeit die Öberhaut in Fetzen los, das Muskelfleisch 
schwand mehr und mehr und binnen 1'/, Stunden waren die Knochen 
völlig blossgelegt. Später wurden auch diese zerstört. Die Blutgefässe 
erwiesen sich keineswegs widerstandsfähiger als das übrige Gewebe. 


28 Centralblatt für Physiologie. Nr. 1. 


Sie barsten; das Blut gerann, um dann wieder gelöst zu werden. Nach 
Beendigung des Versuches gab die Flüssigkeit deutliche Peptonreaction. 
Das zweite Bein war in 2procentige Chlorwasserstoffsäure getaucht worden. 
Es zeigte nur leichte Quellung der obersten Epidermisschichten. Offen- 
bar wird durch die vereinigte Pepsinsäurewirkung das Gewebe 
zuerst getödtet und dann verdaut. — In neutraler Pepsinlösung lebte 
eine Froschlarve tagelang. Ebenso beibt ein lebender Froschschenkel 
unverändert, wenn er zuerst stundenlang mit verdünnter Salzsäure, 
dann mit neutraler Pepsinlösung behandelt wird. Dagegen sieht man 
die Verdauung auch eintreten, wenn man eine -blossgelegte Stelle des 
Froschschenkels nur mit einigen Tropfen Verdauungsflüssigkeit betupft. 

Der Alkalescenz des Blutes ist demnach das Geschütztbleiben des 
lebenden Gewebes vor der Einwirkung des Magensaftes nicht zuzu- 
schreiben. 

Den Schutz der Darmwandung vor der Einwirkung des alkalischen 
pankreatischen und Darmsaftes suchte man in der sie bedeckenden 
Schleimschicht. Aber auch diese Annahme lässt sich nicht aufrecht 
erhalten. Abgesehen davon, dass nieht einzusehen ist, warum der 
Pankreassaft nicht durch die Schleimschichte hindurch diffundiren 
sollte, fehlt im Darme der Insecten jede solche Schleimschiehte und 
doch tritt Selbstverdauung nieht ein. Warum ein Infusorium oder OCölen- 
terat sich nicht schon bei lebendem Leibe verdaut, lässt sich heute 
nicht beantworten. M. Gruber (Graz). 


C.v.Noorden. Magensaftsecretion und Blutalkalescenz (Arch. f. exper. 
Pathol. u. Pharmakol. XXII, S. 325). 


Die bekannte Erscheinung, dass einige Zeit nach der Mahlzeit 
der Harn, namentlich der des Menschen, alkalisch wird, weil, wie man 
behauptete, durch die Salzsäurebildung im Magen dem Organismus 
zunächst. Säure entzogen wird, regte N. zur Untersuchung der Frage 
an, ob denn während der Säurebildung im Magen das Blut an Alka- 
lescenz zunimmt. Mittelbar und annähernd bestimmte N. dieselbe durch 
die an das Alkali gebundene Kohlensäuremenge des arteriellen Blutes 
nach der Methode von Geppert. Es ergab sich, dass bei Hunden die 
Alkalescenz des Blutes in den drei ersten Stunden nach einer reich- 
liehen Mahlzeit nicht zunahm. Ob also Salzsäurebildung im Magen 
und Alkalescenz des Harnes im ursächlichen Zusammenhange stehen, 
bleibt hiernach unentschieden. Grützner (Tübingen). 


Physiologie der Sinne. 


St. v. Stein. Staar durch Töne erzeugt (Centralbkl. f. prakt. 
Augenheilk. 1887, Jan., S. 6). 


St. setzte junge Meerschweinchen in einen Kasten, auf dem eine 
elektrische Stimmgabel befestigt war. Wenn St. das Instrument 
in Gang brachte, so wurde das Thierchen unruhig und schrie; die 
Pupille war nach einigen Stunden erweitert; der Augenhintergrund 
ein wenig hyperämisch; nach 12- bis 48stündiger Einwirkung des 


NBCH. Centralblatt für Physiologie. 29 


Stimmgabelgetöns zeigten sich an der Linse verschiedene Trübungen; 
die nach 4 bis 5 Tagen trotz fortgesetzter Wirkung der Stimmgabel 
wieder verschwanden. Bei erwachsenen Meerschweinchen wurden die 
Veränderungen an der Linse nicht beobachtet. St. sagt nicht 
ausdrücklich, ob er sich die „Staare’” der jungen Meerschweinchen, die 
bekanntlich wie viele andere junge Thiere zu vorübergehenden Linsen- 
trübungen sehr geneigt sind, durch das gestörte Allgemeinbefinden 
oder aber durch unmittelbare Wirkung der Töne entstanden denkt. 
Eine ‘etwas dunkle Schlussbemerkung, sowie der ganze Tenor der 
vorläufigen Mittheilung v. St.'s lässt das letztere vermuthen. 


A. E. Fiek (Würzburg). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systemes. 


M. Joseph. Beiträge zur Lehre von den trophischen Nerven 
(Virchow’s Arch. CVII, S. 119). 


Verfasser gibt eine ausführliche Darstellung seiner Untersuchungen, 
deren Resultate er zum Theil schon in mehreren kurzen Mittheilungen 
veröffentlicht hat. Er exstirpirte bei Katzen das Spinalganglion des zweiten 
Cerviealnerven mit gleich langen Stücken der hinteren und vorderen 
Wurzel und einem Stück des Nervenstammes. Es trat darauf nach 
Verlauf von 5 bis 27 Tagen, im Durchschnitt nach 10 Tagen an cir- 
eumseripten 20- bis 50-Pfennigstück grossen Stellen. welche von rund- 
licher oder ovaler Gestalt waren und sich scharf abgrenzten und welche 
dem Ausbreitungsgebiet des durchschnittenen Nerven angehörten, eine 
vollkommene Kahlheit ein. Es ist dem Verfasser nun gelungen, den 
Beweis zu führen, dass diese Erscheinungen nothwendig auf den durch 
die Exstirpation gesetzten Ausfall trophischer Nerven bezogen werden 
müssen. 

Irgendwelche pathogene Parasiten wurden bei sorgfältiger, der 
modernen Technik Rechnung tragender Untersuchung nicht gefunden. 
Traumatische Ursachen des Haarausfalls waren auszuschliessen, weil die 
Stellen zum Theil völlig durch das Ohr verdeckt lagen und keine 
Spuren von Reibung etc. erkennen liessen, vor Allem aber mit Rück- 
sicht auf den anatomischen Befund. Die histologische Untersuchung 
der kahlen Stellen nämlich wies eine Atrophie der Haarpapillen auf, 
während vom Haarschaft überhaupt nichts mehr zu sehen war; nur 
durch reichliches Pigment war der Verlauf des früheren Haares mar- 
kirt. Die Talg- und Schweissdrüsen zeigten keine anatomische Ver- 
änderung. Von entzündlichen Erscheinungen fand sich keine Spur. 
Dieser Befund spricht mit um so grösserer Sicherheit gegen mecha* 
nische Einflüsse, als nach der Untersuchung der lebenden Thiere auch 
Sensibilitätsstörungen gröberer Art entschieden auszuschliessen waren, 
was mit Rücksicht auf die bekannte ausgiebige Üollateralinnervation 
der Haut nieht wundernehmen kann. Ausserdem ist nach der histo- 
logischen Untersuchung auch die Annahme einer veränderten Drüsen- 
thätigkeit abzulehnen. Auch die vasomotorischen Nerven endlich kommen 


30 Centralblatt für Physiologie. Nr. 1 


für das Versuchsergebniss in Fortfall. Denn abgesehen davon, dass bei 
der histologischen Durchforschung der Haut eine Veränderung der 
Gefässe sich nicht erweisen liess, führt Verfasser den Beweis, dass 
bei der gedachten Operation gar keine Gefässnerven verletzt wurden, 
da nach den Untersuchungen Gaskell’s bei den Säugethieren vaso- 
motorische Nerven das Rückenmark nur zwischen dem zweiten Brust- 
und dem zweiten Lendennerven verlassen. Somit bleibt nur die Annahme 
trophischer Nerven übrig, welche, von der Pathologie längst postulirt, 
nun auch experimentell unzweideutig nachgewiesen sind. Der Umstand, 
dass der Haarschwund nicht über das ganze Ausbreitungsgebiet des 
geschädigten Nerven hin erfolgte, erklärt sich aus dem Türck’schen 
Nachweise von den „gemeinscheftlich” (seitens verschiedener Nerven) 
und „ausschliessend innervirten Hautbezirken, welcher auch für die 
trophischen Nerven als giltig betrachtet werden kann. Bezüglich der 
Rolle, welehe die trophischen Nerven im Stoffwechsel spielen, warnt 
Verfasser selbst vor zu weit gehenden Annahmen und hebt das com- 
plicative Verhältniss derselben zu mannigfachen anderen Wesenheiten 
in beherzigenswerther Weise hervor. 
Verfasser machte seine Untersuchungen in den unter Leitung der 
Herren Dr. Gad und Prof. Fritsch stehenden Abtheilungen des 
physiologischen Instituts. Goldscheider (Berlin). 


E. Zuckerkandl. Ueber das Riechcentrum. Eine vergleichend-anato- 
mische Studie (Stuttgart bei Enke. 123 Seiten in Oect., 7 Tafeln). 


Durch Vergleichung der Gehirne sehr verschiedener Thierclassen 
sucht Verfasser diejenigen Hirnantheile festzustellen. welche eine Be- 
ziehung zu der grösseren oder geringeren Entwickelung des Riech- 
lappens zeigen. Er unterscheidet mit Broca osmotische und anosmo- 
tische Thiere, je nachdem diese einen feinen Geruchsinn haben oder 
nicht. 

Die wesentlichen centralen Organe des Geruchsinnes findet Ver- 
fasser in der Rinde der medialen Hirnfläche, welche bogenförmig den 
Balken umgreift und als Gyrus marginalis (Randbogen) an der Spitze 
des Schläfelappens beginnt, am Stirnende des Lobus corporis eallosi 
endigt, und an beiden Enden mit dem Riechlappen verknüpft ist. Sie 
zerfällt in verschiedene Abtheilungen. Bei den meisten Quadrupeden 
ist der genannte Windungszug bedeutend besser als bei den Primaten 
entwickelt; bei diesen ist er insbesondere in seiner dorsalen Portion 
rudimentär und als Laneisi'scher Streifen bekannt, entsprechend der 
geringen Ausbildung des Riechlappens. x 

Bei den meisten Thieren schiekt der über dem Gyrus marginalis 
gelegene Lobus limbieus unter dem Splenium des Corpus callosum 
einen zapfenförmigen Fortsatz aus, der schon früher von Z. als „die 
Balkenwindungen” beschrieben worden ist. Auch diese gehen in ihrer 
Entwickelung dem Riechlappen parallel, sowie die beiden Portionen 
der Fimbria, die Pars fiva und die Pars marginalis, von welchen erstere 
der breiten Fläche des Ammonshorns aufliest, während die letztere 
als wulstiger Saum des Ammonshorns gegen das Unterhorn des Seiten- 
ventrikels vorspringt. 


Nr Centralblatt für Physiologie. ol 


Auch das Ammonshorn steht in Beziehung zur Riechfunction. 
Die mangelhafte Entwickelung der Balkenwindung und des inneren 
Randbogens ist direct abhängig von der Ausbildung des Ammons- 
horns. Alle jene Thiere, die ein stark entwickeltes Ammonshorn be- 
sitzen, und hierher zählt die grösste Mehrzahl der Säuger, zeigen eine 
breite Pars fixa, eine dieke Fimbria, einen in ähnlicher Weise ent- 
falteten Fornix und eine mächtig entwickelte Balkenwindung. Dieses 
erklärt Verfasser daraus. dass einerseits das hintere Endstück des 
Ammonshorns aus der Einrollung der Balkenwindung hervorgeht und 
andererseits die Fimbria das Stabkranzbündel des Ammonshorns 
vorstellt. 

Wichtige Aufschlüsse erhielt der Verfasser durch die Untersuchung 
des Delphinhirnes, „dem jede Spur eines Geruchsnerven” fehlt. Ohne 
hier auf die Details der Untersuchung, schon wegen des Mangels der 
Abbildungen, näher eingehen zu können, mögen die wesentlichsten 
Resultate nach der Zusammenstellung des Verfassers angeführt sein. 

Sämmtliehe Theile des centralen Riechapparates gruppiren sich in 
nachstehender Weise: 

«) Der Rindenantheil setzt sich zusammen aus der centralen 
Portion und dem Stirnende des Lobus corporis callosi; aus dem Lobus 
hippocampi sammt dem Uncus; aus dem Ammonshorn einschliesslich 
der Randwindung (insbesondere der Fascia dentata); aus der Rinde des 
Peduneulus olfactorius; aus der Rinde der Lamina perforata anterior 
und aus dem Bulbus olfaetorius. 

pP) Der Stabkranz besteht aus dem inneren Randbogen, wahr- 
scheinlich aber auch aus Bündeln, die aus den unter « aufgezählten 
Windungszügen hervorkommen und nicht im Gewölbe verlaufen. 

y) Die Verbindung der identischen Rindenbezirke beider 
Hemisphären besorgt die vordere Commissur, wahrscheinlich aber auch 
andere Querfaserzüge, welche möglicherweise den hinteren Abschnitt 
des Balkens passiren. Am balkenlosen Gehirne scheinen sämmtliche 
Commissurfasern den Weg der vorderen Commissur einzuschlagen. 

ö) Als Assoeiationsbahnen sind zunächst die in den Mark- 
kernen der genannten Windungszüge befindlichen Fibrae propriae. 
das im Lobus limbicus longitudinale Fasersystem (Zwinge), ein Theil 
des Fornix und eine Portion des Muldenblattes aufzufassen. 

Den Mandelkern fand Verfasser im Einklang mit früheren An- 
gaben Meynert's nieht in Verbindung mit dem Lobus hippocampi 
und dem Uncus. Derselbe ist beim Delphin wohl ausgebildet, während 
die genannten Rindenantheile verkümmert sind. 

Dem der Untersuchung gewidmeten Theil des Werkes geht ein 
polemischer Abschnitt voraus, der sich mit der Priorität der Ent- 
deckung genannter „Balkenwindungen” beschäftigt und wesentlich 
gegen G. Retzius gerichtet ist. Siem. Exner (Wien). 


B. Sachs. Kurze Mittheilung über einen Fall von solitärem Tuberkel 
des Halsrückenmarkes (Neurolog. Öentralblatt Nr. 1, 1887). 
Der Solitärtuberkel nahm, wie sich bei der Autopsie zeigte, 
die linke Hälfte des Rückenmarkes zwischen dem sechsten und 
siebenten Halssegmente ein. Er verursachte während seiner Ent- 


32 Öentralblatt für Physiologie. NEE 


wiekelung linksseitige Parese und Hyperästhesie der Extremi- 
täten; die Sensibilität der rechten Seite blieb zunächst normal. 
Dieses vom Bilde der „Halbseitenläsion’ abweichende Verhalten 
erklärt S. durch die Annahme, dass der Tumor die sensiblen 
Bahnen in der linken Hälfte des Halsmarkes blos verdrängt, und 
nicht zerstört habe. — Später traten Erscheinungen einer queren Er- 
krankung des Markes auf. — Von physiologischem Interesse ist ferner 
die Angabe, dass der Muskelsinn auf der Seite der Läsion, also auch 
der Lähmung, und nicht auf der entgegengesetzten Seite gestört war. 
Die dem „Muskelsinne” dienenden Bahnen folgen also den motorischen 
Bahnen, wie Brown-Sequard ursprünglich angegeben, nicht den 
sensorischen, wie Ferrier (Brain 1885) aus Thierexperimenten erschloss. 
(Ref. kann das beschriebene Verhalten der Bahnen für den Muskelsinn 
nach Beobachtungen an einem eigenen, neuen Falle von Halbseitenläsion 
des Rückenmarkes bestätigen.) Sigm. Freud (Wien). 


Physiologische Psychologie. 
H. Neiglik. L’Emploi de la Methode des Graduations Moyennes 
pour les sensations lumineuses (Rev. philosoph. XII, p. 71). 

Enthält ein von H. N. geschriebenes Referat über Untersuchungen 
von Alfred Lehmann, welche die Frage der Giltigkeit des Weber’schen 
Gesetzes für den Lichtsinn zum Gegenstande haben und negativ 
beantworten. (Ueber die Anwendung der Methode der mittleren Ab- 
stufungen auf den Lichtsinn. Philosoph. Studien III, Lief. 4). 

- Goldscheider (Berlin). 


Bibliographie. 

.E. Brücke, Vorlesungen über Physiologie. Il. Bd. 4. Aufl. Wien 18837. 

J. Gaule, Die Stellung des Forschers gegenüber dem Problem des Lebens. Rede. 
Leipzig 1887. 

C. Arrhenius, Ueher das Leitungsvermögen von Mischungen aus wässerigen Säure- 
lösungen. Wiedemann’s Ann. XXX, pag. 51. (Nicht von direet physiologischem 
Interesse.) 

C. Fromme, Ueber die durch kleine elektromotorische Kräfte erzeugte Polarisation. 
Ebenda, pag. 77. (Nicht von direct physiologischem Interesse.) 

F.Melde, Akustische Experimentaluntersuchungen. Ebenda, pag. 161. (Rein physikalisch.) 

Pscheidl, Bestimmung der Brennweite einer Öoneavlinse mittelst des zusammen- 
gesetzten Mikroskopes. Sitzungsber. der Wiener Akademie der Wissenschaften. 
Bd. 94. Abth. 2. (Rein physikalisch.) 

Seegen, Studien über Stoffwechsel im Thierkörper. Gesammelte Abhandlungen. Berlin 
1887. (Enthält die in den verflossenen Jahren an verschiedenen Orten er- 
schienenen Abhandlungen.) 

F. Beilstein, Handbuch der organischen Chemie. 2. Aufl. 

G. Berthold, Studien über Protoplasmamechanik. Leipzig. ; 

A. Götte, Abhandlung zur Entwickelungsgeschichte der Thiere. Hamburg. 

A. Grünhagen, Lehrbuch der Physiologie. 7. Aufl. Hamburg. 

Osc. Hertwig, Lehrbuch der Entwiekelungsgeschichte der Menschen und der Wirbel- 
thiere. 1. Abth. Jena. 

Kröner, Das körperliche Gefühl. Breslau. 

Wüllner, Lehrbuch der Experimentalphysik. 4. Aufl. Leipzig. 

EN N ED LE EEE EEE ERNEUERT EEE TESTER 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Esner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrass: 67). 


Die Autoren von „Original-Mittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


Druck der k.k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATT 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 


herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner er Doc. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 


Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.-. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen uud Postanstalten. 


Literatur 1887. 16. April 1887. Ne 


Inhalt. Originalmittheilungen: ©. Wurster, Einwirkung des Wasserstoffsuperoxyds auf Kohlehydrate 
und organische Säuren. — L. von Thanhoffer, Zur feineren Structur des Centralnervensystems. 
— Allgemeine Physiologie: Miura Melanie» — Ladenburg, Constitution des Benzols. — Palm, 
Nachweis u. Bestimmung der Milchsäure. — Bamberger, Synthese des Guanylharnstoffs. — 
Palm, Reaction d. Albuminstoffe. — Hofter, Synthese der Phenacetursäure. — Vincenti, Bestand- 
theile der Spaltpilze. — Schulze und Nügeli, Eiweisszerfall. — His, Stoffwechselproducte von 
Pyridin. — Gaglio, Kohlenoxyd und Oxalsäure im thierischen Organismus. — Aducco und Mosso, 
Saecharin. — Brieger, Trimethylamin im Mutterkorn. — Physiologie der speciellen Bewegung: 
Merkel, Musculus supereiliaris. — Eulenburg, Bernhard, Kurz, Federnde Finger. — Physiologie 
der Athmung: Peiper, Perspiratio insensibilis. — Physiologie der Drüsen: Ashdown, Resorption 
in der Harnblase. — Physiologie der Verdauung und Ernährung: Sfutzer, Verdauung der 
Proteinstoffe von Futtermitteln. — Physiologie der Sinne: Ciharpentier, Dauer des Lichteindrucke:. 
— Szili, Morphologie der Papilla n. opt. — Physiologie des centr. und sympath. Nerven- 
systemes: Ziehen. Secundäre Degeneration. — Hitzig, Erwiderung. — Rummo et Ferrannini, 
Hirnpuls. — Physiologische Psychologie: Berlin, Art der Wortblindheit. — Nieden, Lesescheu. 
— Jucobs, Gedächtniss. — Cattell, Ideenassoeiation. "_ Zeugung u. Entwickelung: Barfurth, Sarko- 
plasten. — O0. Hertwig und R. Hertwig, Das thierische Ei unter äusseren Einflüssen. 


’ 


Originalmittheilungen. 


Zur Kenntniss der Einwirkung des Wasserstoffsuperoxyds 
auf Kohlehydrate und organische Säuren. 


Von Dr. C. Wurster. 
(Aus dem physiologischen Institute zu Berlin.) 
(Der Redaetion zugekommen am 14. März 1887.) 

Das Vorkommen des H, O, in vielen Pflanzen und im Thierkörper 
dürfte nach meinen Untersuchungen®) kaum mehr zweifelhaft sein. 
Hiermit gewinnt das Verhalten des Wasserstofisuperoxyds den im 
Thier- und Pflanzenorganismus vorkommenden Verbindungen gegen- 
über neues Interesse. 

Das Studium der Einwirkung des H,O, auf organische und. an- 
organische Substanzen wurde erst in den letzten Jahren wieder in 
Angriff genommen, nachdem das H,O, Handelsartikel geworden war, 
zum Zwecke des Bleichens von Haaren, Federn u. s. w. 

Das H,O, erwies sich hierbei als starkes Oxydationsmittel, be- 
sonders in saurer Lösung, wobei gewöhnlich die Hydroxylgruppe an 


*) Berichte der Deutschen chem. Ges. XIX, S. 3195 und 3206. 


Centralblatt für Physiologie. 3 


34 Centralblatt für Physiologie. Nr. 2. 


Stelle eines Wasserstoffatoms eingeführt wird. Zur Kenntniss der Ein- 
wirkung des H,O, auf Eiweiss habe ‚ieh vor Kurzem einen Beitrag 
geliefert.) Ich habe jetzt auch die Einwirkung desselben auf Zucker 
und auf organische Säuren bei Zimmertemperatur und im Brütofen 
bei 37° C. studirt. Meinem vorliegenden Zweck entsprechend, begnügte 
ich mich zunächst mit Einhaltung derjenigen Bedingungen, wie sie 
sich im Thier- und Pflanzenorganismus vorfinden. 

Von den organischen Säuren wird eigenthümlicherweise Oxalsäure 
am raschesten zersetzt. Sobald die Flüssigkeit mit Kohlensäure ge- 
sättigt ist, tritt in die Vorlage ein regelmässiger Strom von Gasblasen 
über, die von vorgelegtem Barytwasser nahezu vollständig absorbirt 
werden und die sich als Kohlensäure erweisen. Aus einem Reagens- 
röhrehen, das zu zwei Drittel mit einer Mischung aus Oxalsäure und 
H, 0, beschickt war, erhielt ich in 18 Stunden im Brütofen 0'7 Gramm 
kohlensauren Baryt. Bei gewöhnlicher Temperatur geht die Kohlen- 
säureentbindung etwas langsamer vor sich. 

Ebenfalls rasch zerfallen Weinsäure und Ameisensäure, langsamer 
Essigsäure, Milchsäure, Citronensäure und andere. 

Rohrzucker wird zuerst invertirt, dann ebenso wie Traubenzucker 
zu CO, oxydirt, jedoch findet die Verbrennung viel langsamer statt 
als bei den Säuren, es krystallisirt in offenen Gefässen der Trauben- 
zucker oft aus und es bleibt ein sauer reagirender Syrup zurück. Ob 
und welche Säuren hierbei entstehen, werde ich später untersuchen. 

Rohe Stärke und Cellulose in neutraler Lösung werden bei 
gewöhnlicher Temperatur durch H, ©, kaum verändert, rasch jedoch 
beim Kochen in alkalischer oder saurer Lösung, wobei sowohl Erythro- 
dextrin als auch Dextrin und oft Traubenzucker nachgewiesen werden 
können. Es ist schwer, hierbei auszufinden, in welchem Momente der 
Zucker entsteht, da beim Neutralisiren mit Natronlauge, mehr noch 
nach Zusatz von Kupfersulfat und beim Erwärmen activer Sauerstoff 
entwiekelt ‘wird, und diesem möglicherweise erst die Verzuckerung 
zuzuschreiben ist. 

Für die Theorie von grosser Wichtigkeit ist die Thatsache, dass 
Oxalsäure und Traubenzucker kaum Spuren von Kohlensäure ent- 
wickeln, wenn der Sauerstoff des H, OÖ, durch Zusatz kleiner Mengen 
von Braunstein entwickelt wird. Hierbei habe auch ich, in Ueberein- 
stimmung mit der längst nachgewiesenen T'hatsache, keinen activen 
Sauerstoff auftreten. sehen: das active Sauerstoffatom des Braunsteins 
neutralisirt also das active Sauerstoffatom des H,0,, so dass ein ge- 
wöhnliches inactives Sauerstoffmolekül entsteht, welches keine oxy- 
direnden Eigenschaften besitzt. Der Braunstein löst sich hierbei in der 
Flüssigkeit auf, wenn nur wenig von demselben benützt wird. Fügt man 
statt des Braunsteins eine gewisse Menge gewaschenen, rohen Fibrins 
hinzu, welches ja selbst keinen activen Sauerstoff enthält, so tritt 
Kohlensäureentwickelung ein. 

H, O, entwickelt demnach activen Sauerstoff, wenn dasselbe sich 
langsam zersetzt oder wenn die Zersetzung durch eine Öberflächen- 
wirkung, eine rohe Fibrinflocke oder das lebende Gewebe eingeleitet 


=, Berichte der Deutschen chem. Ges. XX. S. 263. 


Nr. 2. Centralblatt für Physiologie. 35 


wird, nicht aber, wenn die Zerstörung des H,O, durch ein anderes, 
activen Sauerstoff enthaltendes Molekül bedingt wird. 

Ist Wasserstoffsuperoxyd in den Pflanzen vorhanden, so kann das- 
selbe nieht nur, wie ich früher gezeigt habe, Eiweiss fällen und 
peptonisiren, sondern auch Säuren rasch, Zucker freilich nur langsam, 
zu Kohlensäure verbrennen, sowie in saurer Lösung oder beim Zerfall 
dureh Oberflächenwirkung oder Fermente Stärke und vielleicht auch 
zarte Öellulose verzuckern oder verbrennen. 

Das H, O, ist oft schon in der Wurzel vorhanden, und zwar in 
einer Üoneentration, die auf mein Papier ebenso stark färbend wirkt 
wie eine "/,,, Normal-Jodlösung, zum Beispiel in der Wurzel von 
Leontodon Taraxacum und Chelidonium maius, noch bevor chloro- 
phyllhaltige Blätter vorhanden sind. 

Das Chlorophyll activirt Sauerstoff auch in diffusem Lichte, wie 
dies mit meinen Reagentien *) auf activen Sauerstoff nachzuweisen ist. 
Der active Sauerstoff des Chlorophylis. der nur unter dem Einfluss 
des Lichtes entsteht, wird wie derjenige des Braunsteins in dem oben 
mitgetheilten Experiment im Stande sein, die oxydirenden Eigen- 
schaften des vom Stamme kommenden H, O0, zu neutralisiren, ein 
gewöhnliches Sauerstoffmolekül zu bilden. und so die Selbst- 
verbrennung der Pflanze zu verhindern. Ein Theil des am Tage unter 
der Einwirkung des Lichtes von der Pflanze ausgeschiedenen Sauer- 
stoffes kann in flüssiger Form von der Wurzel aufgestiegen sein als 
Wasserstoffsuperoxyd. 

Das H, O, steigt im Dunkeln ebenso nach den oberen Theilen 
der Pflanze; da aber das Chlorophyll nun kein schützendes actives 
Sauerstoffatom entwickelt, sondern wahrscheinlich nach Art der 
rohen Fibrinflocke das H, 0, zersetzt, so kann im Dunkeln das H, O, 
die Pflanzensäfte oxydiren und dadurch V eranlassung zur Kohlensäure- 
entwiekelung geben, ja es kann vielleicht auch die im Chlorophyll 
selbst aufgestapelten Stärkekörner verzuckern oder verbrennen. Wenn 
bis jetzt in der Pflanzenphysiologie die Sauerstoffentwickelung als 
Mass der Assimilation ‘benützt wurde, so tritt durch meine Uhnter- 
suchungen die Wirkung des Chlorophylis unter einen neuen Gesichts- 
punkt. Ich meine, dass, wenn eine Pflanze schon den Sauerstoff in 
flüssiger Form, als H, O, in Stiel und Blättern enthält, bei ihr eine 
Sauerstoffentwiekelung ganz unabhängig von der Assimilation erfolgen 
kann.-Zu den chlorophyllhaltigen Pflanzentheilen kann H, O, mit dem 
Saftstrom gelangen, da auch Wurzeln der genannten Pflanzen schon 
den wasserstoffsuperoxydreichen Milchsaft enthalten, welcher durch 
Zerquetschen der (Gewebe activen Sauerstoff entwickelt, ohne dass 
Chlorophyll vorhanden wäre. 

Die weiteren Consequenzen meiner Arbeit werde ich ausführlieher 
an anderem Orte entwickeln. 


*, Zu beziehen dureh Dr. Theodor Sehuchardt in Görlitz. 


3* 


36 Centralblatt für Physiologie. Nr.72: 


Beiträge zur feineren Structur des centralen Nervensystems. 


Vortrag, gehalten in der ungarischen Akademie der Wissenschaften 
am 14. März 1887 
von Professor Dr. Ludwig von Thanhoffer. 
(Der Redaction zugekommen am 19. März 1887.) 


Die Hauptergebnisse meiner neuesten Arbeit: „Beiträge zur 
Histologie des Centralnervensystems’ sind folgende: 


1. Die Nervenzellen haben, in Uebereinstimmung mit der Ansicht 
mehrerer Autoren und im Gegensatze zu denen, die dies in Abrede 
stellen, eine fibrilläre Structur; ähnlich gebaut sind auch ihre sich 
verzweigenden(Protoplasma-)und die einfach bleibenden (Achsencylinder-) 
Fortsätze. Diese fibrilläre Structur zeigen die Zellen auch in ganz 
frischem Zustande ohne Zusatz irgend eines chemischen Reagens. 


2. Die sogenannten Achsencylinderfibrillen, die ihren Ursprung aus 
den sich verzweigenden Ausläufern nehmen, setzen sich, so wie dies 
Deiters nachgewiesen oder vielmehr nur geahnt hat, als Nerven- 
fasern fort. 

3. Der Nervenfortsatz (Achsencylinderfortsatz) entspringt in Ueber- 
einstimmung mit der Ansicht Arnold's, Jolly's und Anderer aus dem 
Kerne, respective dem Nucleolus der Nervenzelle und kann nieht nur in 
dem Zellenprotoplasma, sonderen mit Hilfe meiner Methode auf eine 
weite Strecke in einen Nerven, verfolgt werden. 

4. Die Protoplasmafortsätze der Nervenzellen gehen, so wie dies 
Gerlach und nach ihm Andere behaupteten, in ein Netz über, 
welches die Zellen miteinander verbindet und aus dem Achsencylinder 
ihren Ursprung nehmen. 

5. Es existiren thatsächlich die von mehreren Autoren an- 
genommenen, von Anderen aber bezweifelten Anastomosen zwischen 
den Zellenfortsätzen, und zwar nicht nur zwischen den dickeren, 
sondern auch zwischen ganz feinen Fortsätzen, auch zwischen solchen, 
wie sie bisher noch von Niemandem beschrieben wurden. Diese 
Anastomosen kommen nicht vereinzelt vor, wie dies auch diejenigen 
Forscher annehmen, die ihre Existenz nicht bezweifeln, sondern es 
ist dies das normale Verhalten. 

6. Aus den Nervenzellen der hinteren Rückenmarkshörner gehen 
auch Achsencylinderfortsätze ab, sie entspringen aber hier nieht aus 
dem Zellkerne, wie in den Zellen der Vorderhörner, sondern gewöhnlich 
entweder aus einem Protoplasmafortsatze oder aus einer Achseneylinder- 
fibrille. 

7. Aus einer Nervenzelle (der Vorderhörner des Rückenmarkes) 
entspringen auf die oben erwähnte Art nicht nur ein, sondern zwei, 
drei, ja in einzelnen Fällen auch vier Fortsätze, die den Achsencylinder- 
fortsätzen in jeder Hinsicht ähnlich sind. 

8. Es gehen auch aus dem Körper der Nervenzellen mit drei- 
eckiger Basis den Achseneylinderfibrillen ähnliche Gebilde ab, welche 
sich in Achseneylinder fortsetzen Im Rückenmarke theilen sich 
zuweilen die Achsencylinder in 2 bis 3 Aeste. 


Nr. Centralblatt für Physiologie. 37 


9. Einzelne dieser Fortsätze können auch aus den sehr feinen 
und in ihrem weiteren Verlaufe mit den Achseneylinderfibrillen voll- 
kommen übereinstimmenden Protoplasmafortsätzen zweier oder mehrerer 
Zellen entstehen. 

10. Auf den nach des Verf. Methode*) angefertigten Präparaten 
können Achseneylinder- und Protoplasmafortsätze, ja auch Anastomosen 
durch 2 bis 3 mikroskopische Gesichtsfelder hindurch in ibrem Verlaufe 
verfolgt werden und es können überhaupt mittelst dieser Methode die 
Strueturverhältnisse besser aufgeklärt werden, als auf irgend einem 
bisher bekannten Wege. 

11. Aus vergleichenden Untersuchungen des Vortragenden erhellt, 
dass im Allgemeinen eine Rückenmarkszelle desto mehr und desto 
längere Fortsätze aufweist, je höher organisirt, respective je grösser das 
Thier ist, von dem das Rückenmark stammt und auch die Zellen sind 
mit wenigen Ausnahmen desto grösser, je grösser das betreffende 
Thier ist. Von den auf dieses Verhältniss hin untersuchten Thieren 
können die Nervenzellen in nachstehender Reihenfolge aneinandergereiht 
werden: Pferd, Kalb (des Rindes), Giraffe, Büffelochs, Mensch, Schwein, 
Hund, Hase, Fasan und Frosch.**) Wie man sieht, folgen die Wirbel- 
thierclassen, Säugethiere, Vögel, Amphibien (Batrachier) auf einander. 
Es muss diesbezüglich betont werden, dass diese Ölassifieirung nur 
eine annähernde ist. Meer 

12. Die Neuroglia des Rückenmarkes ist eine schwammartige, 
von Höhlen durchsetzte, gekörnte, stellenweise faserige und zellige 
Substanz. Die körnige Substanz macht zuweilen den Eindruck eines 
dem myxomatösen Gewebe ähnlichen, diekeren oder feineren Balken- 
werkes, das die Blutgefässe, und in den Maschen Nervenzellen enthält. 
In den Knotenpunkten des gröberen oder feineren Balkenwerkes oder 
Netzes befinden sich sternförmige, mit wenig Protoplasma und drei- 
eckigen Kernen versehene, den Bindegewebszellen ähnliche Gebilde. 
Die Maschen des feineren Netzwerkes werden theils durch den 
Endothelien ähnliche Zellen, theils durch den Lymphzellen ähnliche 
Gebilde, theils durch körnige Substanz ausgefüllt. 

13. Mittelst der erwähnten Methode können auch die Gefässe des 
Rückenmarkes untersucht werden. Auf solchen Präparaten hängen einzelne 
blind endigende Aeste der Bluteapillaren mit sehr feinen, kaum durch- 
gängigen Fäden, die mit in Entwickelung begriffenen embryonalen 
Bluteapillaren viel Aehnlichkeit besitzen, zusammen, während sie 
anderemale in einzelnen Zellen endigen, die mit denen des Binde- 
gewebes Aehnlichkeit haben. 

14. Man kann mittelst dieser Untersuchungsmethode im Rücken- 
marke Verbindungen zwischen Arterien und Venen ohne Üapillaren nach- 
weisen, was Anderen durch Injection der Gefässe nicht gelang.-, 

15. Die Blutgefässe scheinen mit den Nervenzellen insoferne in 
Verbindung zu ‚stehen, als feine Aeste der ersteren durch Nerven- 


*)’ Beitrag zur Untersuehungstechnik des centralen Nervensystems. Mathem.- 
naturwissenschaftliche Beriehte aus Ungarn, Bd. III. In der ung. Akademie publieirt 
am Ende des Jahres 1884. 

#=*) Ausgenommen die grossen Zellen, welche man in der Halsılorsal- 
anschwellung des Frosches trifft. 


38 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 


zellen hindurchziehen, während in anderen Fällen aus den Blutgefässen 
entspringende und mit zugespitztem Ende blind endigende oder gerade 
verlaufende feine Gefässe über Nervenzellen endigen. Ob sie aber mit 
dem Zellenkörper in näherer Verbindung stehen oder ob zwischen beiden 
Säfteströmungen stattfinden, wie dies neuerdings von Adamkiewiez be- 
hauptet wird, das konnte auf diesem Wege bisher nicht entschieden werden. 

16. Die Nervenzellen des verlängerten Markes unterscheiden sich 
von den Rückenmarkszellen nur in ihrer Grösse, nicht aber hinsichtlich 
ihrer Struetur. 

17. Die Fortsätze der sogenannten en Zellen des 
Kleinhirns hängen mit den kleinen Zellen in der körnigen Substanz 
zusammen (Obersteiner, Sankey) oder, besser gesagt, sie lehnen 
sich nur an die Fortsätze an. 

18. Die sogenannten Pyramidenzellen des Grosshirns sind nicht 
im entferntesten Pyramiden ähnlich und stimmen wenigstens zum 
Theil mit den Nervenzellen des Rückenmarkes überein. 


Allgemeine Physiologie. 
M. Miura. Beitrag zur Kenntniss des Melanins (Virchow’s Arch. 
CYII,.2, 8. 250). 

Verf. suchte auf experimentellem Wege den zuerst von Eiselt 
(Prager Vierteljahrsschr. 1858, IH, S. 190) behaupteten Zusammen- 
hang zwischen melanotischen Tumoren und dem Auftreten von braun- 
schwarzem Pigment im Harn sicherzustellen. 

Zur Darstellung des Melanins wurde ein melanotischer Tumor 
vom Pferde mit Wasser übergossen, einige Zeit der Fäulniss über- 
lassen. Der dickliche Brei wurde mit Wasser verdünnt colirt, das 
Pigment mit Hilfe einer mit Chlorcaletum und Natriumphosphat 
erzeugten Fällung niedergeschlagen; der Niederschlag bei 40° mit 
dreimal nach je zwei Tagen erneuertem kräftigen Magensaft bis zum 
Verschwinden der Peptonreaction behandelt, dann zur Entfernung von 
Fettsäuren und Nuclein mit verdünnter Natronlauge erwärmt, gewaschen 
und mit Alkohol und Aether erschöpft. 

Das Präparat stellte ein braunschwarzes, zartes, seruchloses, 
amorphes Pulver dar, das in den gewöhnlichen Lösungsmitteln sich 
nieht löst, nur Säuren und Alkalien beim Erwärmen etwas färbt. 
Seine elementare Zusammensetzung wurde im Mittel: zu 545", C, 
5'06°/, H, 11:75%, N, 2'72"/, S gefunden. Der Aschengehalt betrug 
0.32%); es fanden sieh nur Spuren von Eisen. Es steht in seiner 
Zusammensetzung dem von Berdez und Nencki (Arch. f. exp. Path. 
u. Pharm. XX, S. 346) dargestellten Hippomelanin sehr nahe.. Der höhere 
Gehalt an Wasserstoff erklärt sich vielleicht durch Reduction des 
Pigmentes bei der Fäulniss. — Bei melanotischen Tumoren erscheint 
das Pigment im Harn nicht als solches, sondern es wird ein Chromogen 
ausgeschieden, das erst an der atmosphärischen Luft oder mit 
Oxydationsmitteln a Farbstoff liefert (Pribram, Prager Viertel- 
jahrsschr. 1865, IV, S. 19). Zu seinem Nachweis im Harn von nor- 
malen Thieren nach künstlicher Pigmentzufuhr tropfte Verfasser zum 
Harn ein Gemisch von Kaliumbichromat und verdünnter Schwefelsäure. 
Bei Anwesenheit des COhromogens entstehen im Harn braunschwarze 


Nr3;2. Centralblatt für Physiologie. 39 
Wolken. Vor Anwendung des Reagens muss der Harn filtrirt, eventuell 
von Eiweiss befreit werden. — Bei Fütterung von sechs Kaninchen mit 
dem Präparate konnte Pigmentaufnahme in den Körper und Uhromogen 
im Harn nicht nachgewiesen werden. 

Ebensowenig kam es zur Chromogenausscheidung nach subeutaner 
Injeetion von in O’6procentiger Kochsalzlösung suspendirtem Pigment 
bei drei Kaninchen und einem Hunde. — Nach gleichartiger Injeetion 
in die Bauchhöhle trat bei vier Kaninchen mit grösserer oder geringerer 
Heftigkeit Entzündung des Peritoneums mit fibrinösem Exsudat, einmal 
auch Entzündung der Mucosa von Magen und Darm auf. Bei der 
Section fand sich das Pigment im Exsudate abgekapselt, ferner im 
Interstitialgewebe der Leber, im Diaphragma, in der Pleura, in den 
Mesenterial-, Retroperitoneal- und in den Lymphdrüsen am Halse und 
in der Achselhöhle. — Bei zwei von diesen Kaninchen gab die Prüfung 
des Harns mit dem Oxydationsgemische positives Resultat; 24 bis 
36 Stunden nach der Injection des Pigments in die Bauchhöhle kam 
es zur Chromogenausscheidung. Die Indieanausscheidung war dabei 
nicht vermehrt. Da auch sonst kein Anlass zu vermehrter Pigment- 
ausscheidung (Vergiftungen) vorlag, so scheint durch diese Versuche 
sichergestellt, dass ein Theil des Melanins im Organismus zu Ohromogen 
redueirt und als solches im Harn ausgeschieden wird. — Die Isolirung 
des Chromogens, sowie des daraus erzeugten Farbstoffes gelang nicht. 

Ebenso misslang künstliehe Reduction des Melanins dureh Zinn 
(Zink) und Salzsäure, Zinkstaub und Natronlauge, Schwefelammoniun, 
Stokes’sche Eisenoxydullösung und Traubenzucker in alkalischer Lösung. 

M. Gruber (Wien). 
A. Ladenburg. Ueber die Constitution des Benzols (Ber. d. deutsch. 
Chem. Ges. XX, S. 62). 

Polemik gegen Baeyer. L. hält die Annahme zweier Constitutions- 
formen für das Benzol den jetzigen Thatsachen am besten entsprechend, 
eine labile Form (Sechseckformel) und eine stabile (Prismenformel). 

Landwehr (Würzburg). 
R. Palm. Ueber den Nachweis und die quantitative Bestimmung der 
Milchsäure in physiologischen und "pathologischen Fällen (Zeitschr. f. 
anal. Chem. XXVI, S. 33). 

Das eingedampfte ätherische Extract wird mit Wasser behandelt 
und die Milchsäure aus der filtrirten wässerigen Lösung durch Blei- 
essig und alkoholisches Ammoniak ausgefällt. Ein schon durch blossen 
Zusatz des Bleiessigs ausfallender Niederschlag wird zuvor abfiltrirt 
und verworfen. Durch Bleiessig und alkoholisches Ammoniak wird die 
Milchsäure als eine Verbindung von drei Molekülen Bleioxyd und zwei 
Molekülen Milchsäure gefällt; der Niederschlag ist körnig-sandig, ab- 
solut unlöslich in Alkohol und daher mit diesem auszuwaschen. Der 
Verlust, den der getrocknete Niederschlag beim Glühen erleidet, gibt 
die Quantität der Milchsäure an. Schotten (Berlin). 
Eug. Bamberger. Neue Synthesen des Guanylharnstoffs (Ber. d. 

deutsch. Chem. Ges. XX, S. 68). 

Analog der Baumann’schen Synthese des G. aus Harnstoff und 
Guanidin (Ber. d. deutsch. chem. G. VII, S. 446) stellt B. Guanylharn- 
stoff dar aus Urethan und Guanidin. Landwehr (Würzburg). 


40 Centralblatt für Physiologie. Nr. 2. 


R. Palm. Ueber die chemischen Reactionen der Albuminstoffe, sowie 
über den chemischen Nachweis geringster Mengen derselben in 
physiologischen und pathologischen Fällen. (Zeitschr. f. anal. Chem. 
XXVL 8. 35. 

Verf. empfiehlt zur Abscheidung, respective zum Nachweis kleiner 
Mengen von Eiweiss, alkoholische Salzlösungen, und zwar: 

1. Eine alkoholische Lösung von Ferriacetat, bei gelindem Er- 
wärmen. 2. Eine alkoholische Lösung von basirtem Uupriacetat (Grün- 
span). Wird die essigsaure Lösung des Niederschlages mit überschüs- 
siger Natronlauge zum Sieden erhitzt, so erfolgt Reduetion des 
Kupferoxyds. 3. Alkoholische Lösung von Bleiessig oder Bleichlorid oder 
eine mit Alkohol versetzte. heiss bereitete wässerige Lösung von frisch 
gefälltem Bleioxydhydrat. Das Albumin im Bleiniederschlag wird zweck- 
mässig weiter nach Adamkiewicz nachgewiesen. Wird der Nieder- 
schlag mit Eisessig und Schwefelsäure gemischt, so tritt violettrothe 
Färbung ein. Schotten (Berlin). 
E. Hotter. Die Synthese der Phenacetursäure (Ber. d. deutsch. Chem. 

Ges. XX, 8. 81). 

Phenacetursäure, CH, NH. (C, H,. CH,.CO) COOH, von E. 
u. H. Salkowski nach Fütterung von phenylessigsaurem Natron aus 
Hundeharn isolirt, wird synthetisch erhalten durch Einwirkung von 
Phenylessigsäurechlorid auf Glyecocoll in alkalischer Lösung. 

Landwehr (Würzburg). 

L. Vincenzi. Ueber die chemischen Bestandtheile der Spaltpilze 
(Zeitschr. f. physiol. Chemie XI, S..181). 

Der Baeillus subtilis enthält keine Cellulose, dagegen einen stick- 
stoffhaltigen Körper, welcher im Mittel eirca 6 Procent Stickstoff gab. 
Bocklisch (Berlin). 
E. Schulze und E. Nägeli. Zur Kenntniss der beim Eiweisszerfall 
‚ entstehenden Phenylamidopropionsäure. (Zeitschr. f. physiol. Chemie 

NIE5207,). 

Die aus Lupinenkeimlingen und durch Zersetzung mit Salzsäure 
aus Eiweissstoffen erhaltene Phenylamidosäure ist eine optisch active 
Modification der von Erlenmeyer und Lipp synthetisch dargestellten 
Phenyl-«-Amidopropionsäure. Eine neue Stütze für diese Annahme 
bringen die Verfasser dadurch bei, dass es ihnen gelang, das active 
Phenylalanin ebenfalls in Tyrosin überzuführen. 

Bocklisch (Berlin). 

W. His. Ueber das sStoffwechselproduct des Pyridins (Aus dem 

Labor. f. exp. Pharm. zu Strassburg. Arch. f. exp. Path. XXI, 

S. 253). . 

Während Benzol und andere Körper der aromatischen Reihe, 
welche als gepaarte Verbindungen in den Harn übertreten und an sich 
noch keine Hydroxylgruppe besitzen, dieselbe im Organismus durch Oxy- 
dation erhalten, zeigt Pyridin (C,H, N) im Organismus des Hundes ein 
ganz unerwartetes Verhalten. Es geht in den Harn über als ein 
Salz des Methyl-Pyridylammoniumhydroxyds: OH.CH, — NC, H,. (In 
Bezug auf Darstellung und Eigenschaften dieses Körpers sei auf das 
Original verwiesen.) — Aufgabe der weiteren Forschung ist es, zu 
sehen in welcher Weise diese Umwandlung in eine Ammoniumbase 


Nr.'2: Centralblatt für Physiologie. 41 


erfolgt, ob das Methyl als solches herantritt, etwa unter Vermittlung 
eines Trägers der dem Jod im Jodmethyl analog wirkt, oder ob das- 
selbe nur als Rest zu betrachten ist, der von einem complieirteren 
Paarling nach secundären Oxydationen und Abspaltungen zurückgeblie- 
ben ist. F. Röhmann (Breslau). 


G. Gaglio. Ueber die Unveränderlichkeit des Kohlenoxydes und 
der Oxalsäure im thierischen Organismus. |Aus dem Labor. f. 
exp. Pharm. zu Strassburg] (Arch. f. exp. Path. u. Pharm. XXI, 
827256). 

G.willdas Verhalten desKohlenoxydesund der Oyalsäure im thierischen 
Organismus studiren mit Rücksicht auf die Frage, ob die Oxydationen 
im Thierkörper durch activen Sauerstoff vermittelt werden. 

Er bringt Kaninchen in einen Respirationsapparat, über den im 
Original das Nähere nachzulesen ist, mit genau gemessenen Mengen 
60 zusammen, so dass intensive”Vergiftungserscheinungen eintreten 
und weist nach, dass hierbei keine merkliche Umwandlung von CO 
in CO, eintritt. Da Pokrowski und besonders M. Gruber beobachtet 
zu haben glaubten, dass CO ausserhalb des Organismus von O-haltigem 
Blute oxydirt werde, wiederholt G. diese Versuche und findet, dass 
CO allerdings im Blute fester gebunden werde, so dass es nicht nach 
Zusatz von KÖH beim Erwärmen im Wasserbade mittelst des Ver- 
fahrens von Fodor nachgewiesen werden kann, O0 wird aber eben- 
sowenig vom Blute ausserhalb des Organismus wie im Organismus selber 
verändert. Auch die Oxalsäure wird weder, wenn sie als Natriumsalz 
in Schweineblut durch die Schweineniere geleitet wird, noch in Fütte- 
rungsversuchen (an einem Hahn und einem mit Fleisch gefütterten 
Hunde) im Organismus oxydirt. 

„Ohne aus diesen wenigen Beobachtungen weitere allgemeine 
Schlüsse über die Oxydationsvorgänge im Organismus zu ziehen, 
sprechen die gewonnenen Thatsachen doch dafür, dass bei diesen Vor- 
gängen activer Sauerstoff nicht auftritt, dass vielmehr die Stoffe, die 
sonst nicht oxydirt werden könnten, unter dem Einfluss der Gewebe 
Veränderungen eingehen, die derartig sind, dass jede Substanz für sich 
zur Spaltung und Aufnahme des im Blute enthaltenen neutralen Sauer- 
stoffmoleküls geeignet wird.” F. Röhmann (Breslau). 


V. Aducco et U. Mosso. Applications therapeutiques de la 
sulfinide-benzoigue ou saccharine de Fahlberg (Arch. ital. de biol. 
18387, t. VII, fase. I, p. 22). 

1. Die Verfasser prüften den Einfluss des Saccharins auf die Alko- 
holgährung, indem sie zu einer Traubenzuckerlösung, die mit etwas 
Bierhefe versetzt war, eine Saccharinlösung zufügten und die sieh ent- 
wickelnde Kohlensäure bestimmten. Es fand sich, dass ein Zusatz von 
0:16 Procent Saecharin die Wirksamkeit der Hefe (sowohl bei 30° 
wie bei 16° Temperatur) erbeblich und langdauernd beeinträchtigt. 

2. Mischt man gleiche Theile von Harn und von einer 0'32pro- 

centigen Lösung von Saecharin zusammen, ferner von Harn und einer 

0-32procentigen Lösung von Salieylsäure, endlich von Harn und destil- 
lirtem Wasser, so findet man, dass die ammoniakalische Harngährung 

(bei 16 bis 17°) in dem mit Saceharin vermischten Urin nach 7 Tagen 


49 Centralblatt für Physiologie. Nr. 2. 


noch nicht begonnen, in dem mit Salieylsäure versetzten Harn da- 
segen angefangen hatte und in dem nur mit destillirtem Wasser ver- 
mengten Harn bereits weit vorgeschritten war. Saccharin übt also eine 
energischere Wirkung auf die alkalische Harngährung aus als die 
Salicylsäure. 

3. Das Saccharin verlangsamt, wie die Versuche der Verf. zeigen, 
die Fäulniss eines Pankreasinfuses -und wirkt hindernd auf die Ent- 
wickelung der Fäulnissorganismen. (Hat bereits E. Salkowski an- 
gegeben, welcher aber weiterhin darthat, dass diese Wirkung des 
Saccharins zu einem grossen Theil auf der sauren Reaction der Lösung 
beruht. Ref.) 

4. Wenn sich in einer Verdauungsflüssigkeit (Pepsin, Salzsäure 
und Eiweiss) Saccharin in 0:16 bis 0'032procentiger Lösung befindet, 
so wird dadurch die Ueberführung von Eiweiss in Pepton verlangsamt, 
aber nicht verhindert. Eine solche Verlangsamung tritt nicht ein, wenn 
die Menge des Saccharins bis zu 0:0064 Procent (die Lösung des Saccha- 
rins schmeckt immer noch sehr süss) vermindert wird. (E. Salkowski 
und vor ihm Stutzer hatten eine Störung der Pepsinwirkung durch 
das Saccharin nicht wahrgenommen. Ref.) Die Benzoösäure zeigte eine 
gleiche, die Salieylsäure eine stärkere Wirkung auf die Pepsinverdauung 
als das Saccharin. 

5. In einer Dosis von 0:16 bis 0'23 Procent zugesetzt, verlang- 
samt das Saccharin in saurer wie in neutraler Lösung (in letzterer 
sogar noch etwas mehr) die saccharifieirende Kraft der Speicheldia- 
stase. (Nach Salkowski findet die Verlangsamung der Fermentwirkung 
pur bei sauer, nicht bei neutral reagirender Saccharinlösung statt. 
Ref.) Benzoösäure wirkt ebenso, Salzsäure zu 4 pro mille stärker als 
das Saccharin; auch die Salieylsäure in O'32procentiger Dosis wirkt ener- 
eischer als eine gleich starke Saccharinlösung. 

6. Die Verf. empfehlen nach diesen Versuchen das Saccharin 
ausser für den Diabetes zur Anwendung bei der ‘Fettsucht, bei ab- 
normen Gährungsprocessen im Magen (intern und local), bei allen 
Blasenleiden, bei denen der Harn schon in der Blase der alkalischen 
Gährung anheimfällt, endlich für alle Fälle. wo es sich darum handelt, 
den Darm zu desinfieiren. A. Auerbach (Berlin). 


L. Brieger. Ueber die (Quelle des Trimethylamins im Mutterkorn. 
(Zeitschrift für physiol. Chem. XI, S. 184.) 
Das im Mutterkorn aufgefundene Trimethylamin ist nur ein Spal- 
tungsproduct des Cholins, welches letztere mit Sicherheit in dem 
genannten Pilz nachgewiesen wurde. Schotten (Berlin). 


Physiologie der speeiellen Bewegung. 


Fr. Merkel. Der Musculus supereiliaris (Anatom. Anzeiger II, 1587, 
Nr.1,38:12): 

M. unterscheidet an den Faserbündeln des M. orbieularis oeuli 
ausser den seit Henle’s classischer Beschreibung allgemein an- 
genommenen drei Portionen: M. palpebralis, orbitalis und malaris eine 
vierte als M. supereiliaris. 


Nr. 2. Centralblatt für Physiologie. 43 


Dieselbe löst sich, analog dem M. malaris, mit einer lateralen und 
medialen Zacke aus dem Verlaufe des M. orbitalis und endet auf- 
steigend in der Haut der Braue. Der bisher fast unbeachtet gebliebenen 
lateralen Zacke dieser Portion vindieirt M. insoferne physiologische 
Bedeutung. als bei associirter Contraetion beider Zacken eine Senkung 
der ganzen Braue (der „finstere Blick”) zu Stande kommt. Oontraction 
der medialen allein (M. eorrugator supereilii auct.) runzelt die Braue 
blos. Combinirte Action des M. malaris und supereiliaris wird reflectorisch 
bei starkem Geblendetsein ausgelöst. Sigm. Fuchs (Wien). 


Eulenburg. Ueber ‚federnden Finger” [doigt d ressort/ (Deutsche 
med. Wochenschrift 1887, Nr. 41, 8. 7. 

Bernhardt. Ueber federnden Finger [doigt ä ressort/ (ebenda, Nr. 4, 
Ss. 71). 

Kurz. Federnder Finger (Centralbl. f. Chirurgie 1887, Nr. 6, S. 116.) 


1. E. berichtet über zwei von ihm beobachtete Fälle von „federndem 
Finger” oder, wie die Erkrankung zuerst von Nelaton und Notta 
bezeichnet worden ist, doigt a ressort. In beiden Fällen war die Er- 
krankung bilateral symmetrisch. In dem einen Fall betraf sie den 
Ringfinger beiderseits. Der Finger konnte in der Artelt. interphalangea 
prima nicht vollständig gebeugt werden. Die Beugebewegung des , 
Fingers war nur bis ungefähr 3 Centimeter von der Hohlhand ausführbar. 
dann stockte sie plötzlich. Es entstanden zitternde Bewegungen und 
nach der Peripherie ausstrahlende Schmerzen in dem betreffenden 
Finger. Nach einer mehr oder weniger intensiven Willensanstrengung 
gleitet plötzlich der Finger über das der Beugung entgegenstehende 
Hinderniss in die extremste Beugestellung hinein. Dieselben Erschei- 
nungen treten auch bei den Streckbewegungen und passiven Bewegungen 
auf. Ausserdem bestand am Ringfinger ein gleiches Hinderniss bei der 
Abduetion des Fingers von der Mittellinie ulnarwärts. Als Ursache 
des Bewegungshindernisses war eine im Verlauf der Sehne des Flexor 
digit. sublimis sitzende knötchenartige linsengrosse Intumescenz an- 
zusehen, welche sich in der Tiefe der dem Ringfinger entsprechenden 
volaren Fingerfurche im Niveau der Artelt. metacarpo-phalangea befand. Im 
zweiten Fall betraf die Erkrankung beiderseits den Daumen und kleinen 
Finger. Die Symptome waren die gleichen wie im ersten Fall, was 
die Beugung und Streckung betraf. Auch hier liessen sich in der 
Furche des kleinen Fingers in der Gegend der Artelt. metacarpo-phalangea 
kleine knötchenartige Verhärtungen wahrnehmen. Verfasser schliesst 
sich in der Frage über das Wesen des „federnden Fingers’ den An- 
sichten Menzel’s an. Hiernach besteht ein Missverhältniss zwischen der 
Dieke der Sehne und der Weite der Sehnenscheide, und dadurch wird 
der Verschiebung der Sehne an einer bestimmten Stelle des Scheiden- 
lumens ein anormaler Widerstand entgegengesetzt. Verfasser hält die 
Gegend der Artelt. metacarpo-phalangea wegen der anatomischen Ver- 
hältnisse -für die Entstehung einer Strietur der Sehnenscheide besonders 
prädisponirt. 

2. Im Anschluss an die Beobachtungen Eulenburg’s berichtet 
Bernhardt über zwei weitere Fälle von federndem Finger, welche 
bereits im „Üentralblatt für Nervenheilkunde” von Erlenmeyer 1884 


44 Centralblatt für Physiologie. Nr. 2. 


bekanntgegeben sind. Die Erscheinungen waren ähnlich wie bei den 
von Eulenburg beschriebenen Fällen. Die Krankheit betraf in dem 
einen Fall den Mittelfinger der reehten Hand in der Gegend der Artelt. 
metacorpo-phalangea, indem anderen Fall den Zeigefinger der rechten 
Hand in der Gegend des Capit. oss. metacarpi. 

3. Verfasser beschreibt einen Fall von federndem Finger bei einer 
60jährigen Frau. Das Leiden betraf den Mittelfinger der rechten Hand. 
Der Widerstand bei Beugung und Streckung erfolste im I. Inter- 
phalangealgelenk. In der Gegend des Capit. oss. metacarpi III. war ein 
kaum erbsengrosses, auf Druck empfindliches Knötchen deutlich durch- 
zufühlen, das die Bewegung der Beugesehne mitmachte. Durch einen 
starken Druck von aussen auf das Knötchen konnte man eine Streckung 
des Fingers verhindern. Das Knötchen gehörte entschieden der Sehne 
selbst und wahrscheinlich der des Flexor digit. sublimis an. 

H. Schütz (Berlin). 


Physiologie der Atlımung. 


E. Peiper. Ein Beitrag zur Lehre von der Perspiratio insensibilis 
(Zeitschr. f. klin. Med. XII, S. 153). 

Zur Bestimmung des von der Oberfläche der Haut abgeschiedenen 
Wasserdampfes bediente sich P. eines Hartgummicylinders, dessen 
Grundfläche 25 Quadratcentimeter betrug. Es befanden sich an dem- 
selben drei Bohrungen, eine für das Thermometer, die zweite für das 
zuführende, die dritte für das abfithrende Rohr. Die Luft, von einem 
Doppelaspirator angesaugt, passirte vor dem Eintritt in den Gummi- 
cylinder einen mit concentrirter H, SO, gefüllten Liebig’schen Kugel- 
“ apparat und wurde nach ihrem Austritt in Ca Ol,-Röhren ihrer Feuchtig- 
keit beraubt; zur Sicherheit waren zwischen Aspirator und Ca 0l,- 
Röhren mit eoncentrirter H, SO, getränkte Bimssteinstücke eingeschaltet. 

Vergleichende Bestimmungen an correspondirenden Hautbezirken 
auf der rechten und linken Körperhälfte ergaben auf ersterer constant 
eine stärkere Perspiration. Eine Ausnahme machten nur wegen der 
wechselnden Dicke der Epidermis die Fusssohle und Hand. 

An verschiedenen Körpertheilen derselben Seite war die Perspi- 
ration verschieden, entsprechend der verschiedenen Menge der Schweiss- 
drüsen und der Beschaffenheit der Epidermis (Dieke des Epithels; 
Entwickelung der Gefässe). 

In den folgenden am Oberarm angestellten Versuchen kam ähnlich 
wie in den Versuchen von Röhrig ein Blechkasten zur Verwendung, 
der dureh eine Gummimanschette in zweckentsprechender Weise ab- 
geschlossen war. 

Ein Einfluss der Tageszeit machte sich in der Weise geltend, 
dass vom frühen Morgen an ein langsames Ansteigen der Perspiration, 
welches nur durch geringe Schwankungen nach der Aufnahme von 
Speise und Trank ( Fluxion zum Darm) unterbrochen wird, stattfindet. 
Besonders erheblich ist die Steigerung am Nachmittag: nach dem 
Abendbrot tritt nochmals eine Erniedrigung in der Curve ein, dann 
folgt von 8 Uhr an eine beträchtliche Erhebung, die um 12 Uhr 
Nachts ihren Höhepunkt erreicht, um von da an wiederum abzufallen. 


Nr. 2. Centralblatt für Physiologie. 45 


Je höher die umgebende Temperatur, um so stärker die Ver- 
‚dunstung, je niedriger, desto geringer. 

Ein Verhältniss zwischen Barometerdruck und dunstförmiger Per- 
spiration liess sich nicht nachweisen. 

Bei relativ sehr feuchter und kühler Luft geht die Perspiration 
weniger lebhaft vor sich, als bei relativ sehr trockener Luft. — Die 
durehschnittliche Höhe der Perspiration für jeden Versuch von einer 
Viertelstunde betrug bei der betreffenden Versuchsperson 0'1760 Gramm 
bei einer täglichen Urinmenge von 1771 Kubikcentimetern. Vermehrung 
der Diurese durch harntreibende Mittel hatte beim Gesunden keine 
Abnahme der Perspiration zur Folge, wohl aber bei Kranken, speeiell 
Diabetikern. — Bei stärkerer Erregung der Schweissseeretion durch 
Diaphoretica wurde die Perspiration geringer. — Bei Kindern ist die 
insensible Perspiration absolut kleiner als beim Erwachsenen, relativ 
jedoch grösser. — Körpergewicht, wie Körpergrösse und Geschlecht 
lassen wenigstens nach den bisherigen Ergebnissen einen Einfluss auf 
die Perspiration nicht erkennen. F. Röhmann (Breslau). 


Physiologie der Drüsen. 


H. H. Ashdown. On absorption from the mucous membrane of the 
urinary bladder (The Journal of Anatomy and Physiology, XXI, 
Jan. 1887, p. 298). 

Da die Ansichten früherer Beobachter (ausführliche Literatur- 
angaben siehe im Original) über Resorption von der Blasenschleimhaut 
nicht übereinstimmen, hat Verf. diese Frage neuerdings in Angriff ge- 
nommen. Er findet zunächst bei Kaninchen, denen mittelst Katheters 
Stryehnin, Eserin, Morphin, Curara, Blausäure in wässeriger Lösung 
in die Blase gebracht wurde, ausnahmslos die entsprechenden toxischen 
Symptome; die Zeit, die bis zum Auftreten derselben verstrich, schwankte 
zwischen 4 und 78 Minuten und hing ausser von der Menge des 
Giftes, auch noch von dem Verhältniss zwischen injieirter Flüssigkeit 
und Gewicht des Thieres, also von der Ausdehnung der Blase ab, in 
der Weise, dass sie um so rascher auftraten, je stärker diese war. 
Ebenso wurden durch Chloroform und Aether, in Mandelöl emulgirt, 
die Thiere binnen Kurzem narkotisirt, wenn diese Substanzen in die 
Blase gebracht wurden. 

In einer zweiten Reihe von Experimenten wurde Kaninchen eine 
Lösung von Jodkalium oder von salieylsaurem Natrium in die Blase 
eingespritzt, und konnten diese Substanzen im Harn nachgewiesen 
werden, der direct aus den Ureteren aufgefangen wurde. 

Endlich wurden an zwei Hunden (für mehr erhielt Verf. nicht 
die nöthige Erlaubniss) Versuche 'n der Weise angestellt, dass, die 
Ureteren mit Canülen versehen wurden und in die zuvor sorgfältig 
ausgewaschene Blase eine Harnstofflösung von bestimmtem Gehalt in- 
jieirt wurde. Nach einiger Zeit (5 bis 6 Stunden) wurde dieselbe so voll- 
ständig als möglich entfernt und der Harnstoff nach dem Liebig’schen 
Verfahren bestimmt. Es fand sich eine Abnahme der Flüssigkeit um 
3, respective 4 Procent, des Harnstoffgehaltes um 10, respective 
19 Procent. 


46 Uentralblatt für Physiologie. N: 


In allen Fällen hat sich Verf. davon überzeugt, dass keine Ver- 
letzung der Blasenschleimhaut stattgefunden hatte. 

Ausserdem beobachtete Verf. bei seinen Experimenten rhythmische 
Öontractiouen der Blasenmusculatur und hat solche mit Hilfe eines 
Wassernıanometers, das mit dem Inhalt der Blase in Verbindung stand, 
aufgezeichnet. Paneth (Wien). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


A. Stutzer. Untersuchungen über die Einwirkung von Verdauungs- 
fermenten auf die Proteinstoffe der Futtermittel landwirthschaft- 
licher Nutzthiere (Zeitschr. für physiolog. Chemie XI, S. 207). 

Die Untersuchungen sind mit künstlichem Magensaft und künst- 
lichem Pankreassaft ausgeführt. Der Verfasser entfettet zuerst die Probe, 
1 bis 2 Gramm des Futtermittels, im Aetherextractionsapparat, da die 
später vorzunehmenden Filtrationen erleichtert werden, wenn das die 
Filterporen verstopfende Fett entfernt wird; er digerirt sie hierauf 
mit '/, Liter künstlichem Magensaft bei 37 bis 40°0. durch 12 Stunden 
hindurch. Der Magensaft enthält ursprünglich 02 Procent CIH; 
während der Verdauung wird aber von Stunde zu Stunde je 01 Pro- 
cent C]H zugesetzt, bis der Gehalt der Flüssigkeit an OlH auf 1 Procent 
gestiegen ist. Das Ungelöste wird abfilteirt. mit Wasser gewaschen 
und sodann mit künstlichem Pankreassaft behandelt. Den Pankreassaft 
bereitet Verf. aus 1000 Gramm fettfreiem Rindspankreas, indem er 
dasselbe mit 2 Liter Kalkwasser und 2 Liter Glycerin durch mehrere 
Tage extrahirt; von diesem Extracte werden unmittelbar vor dem 
Gebrauche 250 Kubikcentimeter mit 750 Kubikcentimeter Sodalösung, 
welche 5 Gramm wasserfreies kohlensaures Natron enthalten, vermischt 
und nach zweistündigem Stehen im Wasserbade bei 37 bis 40° C. von 
“ den Flocken abfiltrirt. Der nach der Pepsinverdauung gebliebene, noch 
feuchte Rückstand wird mit 100 Kubikeentimeter der Flüssigkeit über- 
sossen und die Temperatur bei 37 bis40°C. gehalten, nach 6 Stunden 
abfiltrirt, gewaschen, mit dem Filter getrocknet und der Stickstoff 
nach Kjeldahl bestimmt. Durch sehr zahlreiche, sorgfältig ausge- 
führte Versuche ist der Verfasser zu den Einzelheiten der beschriebenen 
Methode der künstlichen Pankreasverdauung gelangt, bei welcher er 
sicher ist, dass alles, was durch das Trypsin gelöst werden kann, 
auch gelöst wird. Er scheidet sehr zweckmässig die Proteinstoffe 
von den Nichtproteinstoffen (Amiden u. s. w.); die ersteren werden 
mit CuO,H, und Alaun gefällt. In den mitgetheilten Tabellen der 
Resultate seiner zahlreichen Analysen hat er "folgende- Rubriken für 
die stickstoffhältigen Substanzen: Gesammtmenge, Niehtprotein, Pepsin- 
eiweiss, Pankreaseiweiss, Unverdaulich. Als Pepsineiweiss werden die- 
jenigen stickstoffhältigen Substanzen bezeichnet, welche durch Magen- 
saft gelöst werden, und als Pankreaseiweiss diejenigen, die nicht der 
Magensaft, jedoch der Pankreassaft löst. Die Tabellen enthalten nur 
trockene Futtermittel. Es wurden untersucht: Reisfuttermehl, Palm- 
kuchen, Palmmehl, Baumwollsamenkuchen, Kokosnusskuchen, Raps- 
kuchen, Erdnusskuchen, Mohukuchen, Sesamkuchen, Lupinen. Malzkeime, 
Fleisehfuttermehl, Futterrüben, getrocknete Schlempe, Steinnuss, ge- 


Nr. ‘27 Centralblatt für Physiologie. 47 | 


trocknete Biertreber, eingesäuerter Klee, Süssheu, Epidermis von Roggen- 
samen. Aus den Tabellen sollen nur einige Substanzen angeführt 
werden. deren Verdauungscoöfficienten durch ihre geringe oder be- 
deutende Grösse auffallen. 


Die untersuchten Substanzen 


enthalten Stickstoff | 
Futtermittel — a ehe 
Ge- | als als |als Pan- Gesammtstick- 


B . unver- | 
mt- | Nicht- epsin- | kreas- |. SErnEH 
sam Pep ASntch stoffes | 


| menge | protein | eiweiss | eiweiss | 


Palmmehl (der nicht ge- 
resste, sondern mittelst 
ohlenwasserstoffvom Palm- 
öl befreite Samen von Elaeis | 
ERONGEHSIS)  - .. 22... 2:689 0:104 | 2:059) 0:055 | 0'471 82-5 
Getroceknete Scehlempe | 
(Nebenproduct der Brannt- | 
weinbrennerei) . . . . . . 5683 0584 | 2:078 0462 | 0559 848 
Fleisehfuttermehl (die ge- | 
trockneten und gemahlenen | 
kückstände, welehe bei Her- | | | 
stellung von Fleischextraet in | | | 
Südamerika erhalten werden) 14 448, 0,466 | 10639 0'277 | 0:066 99:4 | 
| Lupinen (Lupinus luteus). . | 7 339 0.565 a 0135 | 0:066 | - 992 


J. Latschenberger (Wien). 


Physiologie der Sinne. 


A. Charpentier. 1. Loi de Bloch relative aux lumieres de courte 
duree (©. R. Societe de Biologie, 8. Janvier 1887, p. 3). 2. Theorie 
des disques rotatifs (ibid. 22. Janvier 1887, p. 39). 3. Nouveauz 
faits relatifs aux _esxcitations lumineuses de courte duree (ibid., 
p. 42). 4. Influence de lintensitE lumineuse sur la persistance des 
impressions retiniennes (ibid. 19. Fevrier 1887, p. 89). 5. Variations 
de la persistancee des impressions retiniennes dans differentes 
conditions (ibid., p. 92). 

1. Im vorigen Jahre hat Bloch durch sinnreiche Experimente 
ein bestimmtes Verhältniss entdeckt zwischen der Dauer einer sehr 
kurzen Lichteinwirkung und der unteren Grenze der Lichtintensität, 
bei welcher noch überhaupt eine Lichtempfindung stattfindet. Diese 
untere Grenzintensität steht in umgekehrtem Verhältnisse zur Dauer 
der Lichteinwirkung. 

Charpentier hat die Richtigkeit dieses merkwürdigen Gesetzes 
(Bloch’sches Gesetz) mittelst foleender Vv ersuchsanordnung geprüft wıd 
bestätigt gefunden. Eine schnell in einer senkrechten Ebene rotirende 
undurchsichtige Pappscheibe wird von hinten her durch diffuses Licht 
von eonstanter Intensität (Oellampe und matte Glasplatte) beleuchtet. 
Die Pappscheibe trägt nahe am Rande einen sectorförmigen Ausschnitt. Vor 
der Scheibe und derselben parallel steht ein Sehirm mit einem engen 
(1—2 Millimeter breiten) verticalen Spalte versehen. Bei jeder Umdrehung 
der Scheibe wird der Spalt durch das Loch der Scheibe für eine 


48 Centralblatt für Physiologie. Nr. 2. 


kurzdauernde Zeit beleuchtet. Die Dauer dieses Lichtblitzes wird 
bedingt durch die Umdrehungszeit der Scheibe und durch die Breite 
des rotirenden Loches; sie ist also leicht bestimmbar und nach Belieben 
in sehr weiten Grenzen variabel. 

Der Spalt wird mittelst Ch.'s Photometer beobachtet. Das 
Instrument erlaubt eine genaue Regulirung und Abstufung der Licht- 
mengen, welche zum Auge gelangen. Es lässt sich leicht für jede 
Dauer des Blitzes mit dem Photometer bestimmen, bis zu welcher 
Grenze herunter die Lichtintensität geschwächt werden muss, um nicht 
mehr zur Wahrnehmung zu gelangen. Ch. bestätigt das Bloch’sche 
Gesetz, findet es aber nur zwischen gewissen Grenzen der Beleuchtungs- 
dauer (bis zu !/; einer Secunde) giltige. Wenn die Beleuchtungszeit 
mehr als !/); einer Secunde beträgt, dann wechselt die minimalste 
eben bemerkbare Beleuchtungsintensität nicht mehr. Sie bleibt nahezu 
die gleiche als für fortdauernde Beleuchtung. 

Daraus schliesst Oh., dass zwischen den angegebenen Grenzen 
die wahrgenommene oder scheinbare Lichtintensität von kurzdauernden 
Lichtreizen der Zeit proportional ist, während welcher dieselben auf die 
Retina einwirken. 

Ch. erinnert daran, dass er schon 1880 gezeigt hat, dass für 
constantes Licht das eben bemerkbare Minimum der Lichtintensität 
im umgekehrten Verhältniss steht zur Grösse der gereizten Oberfläche 
der Retina. 

Es findet also sowohl eine zeitliche als eine räumliche Summirung 
hinsichtlich der Lichteinwirkungen statt, welche zum Bewusstsein 
gelangen. Eine Lichtempfindung entsteht erst, wenn eine gewisse Licht- 
menge — gleichgiltisz, ob räumlich oder zeitlich zerstreut — zur 
- Retina gelangt. 

Mittelst der beschriebenen Versuchsanordnung kann man auch 
eine merkwürdige Erscheinung beobachten. Man arbeitet mit ziemlich 
starker (nicht minimaler) Beleuchtung und lässt das- Licht der Lampe 
auf die eine Hälfte (sagen wir die obere) des Spaltes durch ein Loch 
der Scheibe von 5°, auf die untere Hälfte durch ein viel grösseres 
Loch, von 20° z. B. fallen. Für eine gewisse Umdrehungsgeschwindigkeit _ 
der Scheibe scheint die obere Hälfte die dunklere zu sein, wie vorauszu- 
sehen war. Aber mit zunehmender Umdrehungsgeschwindigkeit gleichen 
sich die Differenzen aus: beide Hälften scheinen gleich beleuchtet. Die 
untere Hälfte kann selbst bisweilen dunkler erscheinen als die obere. 
Es handelt sich hier nach Ch. um Ermüdungserscheinungen der 
stark erregten Retina (durch das Licht, welches durch das Loch 
von 20° hindurchpassirt). ; 

2. Das Prineip der zeitlichen Summirung der Lichteinwirkungen 
innerhalb der Zeitgrenzen der Fortdauer der retinalen Lichteindrücke 
(Yo bis !/,. einer Secunde) gibt eine sehr befriedigende Theorie der 
Einwirkungen, welche schnell rotirende Scheiben mit schwarzen, 
weissen oder gefärbten Sectoren auf das Auge ausüben. 

3. Ch. findet, dass nach einem Aufenthalt in dunklem oder wenig 
beleuchtetem Raume das Auge bedeutend kürzere oder schwächere 
Lichtreize empfinden kann als gewöhnlich. Der Adaptationszustand 
der Retina für eine gegebene Lichtintensität ist somit ein wichtiger 


Nr. 2. COentralblatt für Physiologie. 49 


Factor aller solchen Experimente. Es empfiehlt sieh, nur solche 
Experimente zu vergleichen, welche einem constanten Adaptations- 
zustand der, Retina entsprechen, z. B. diejenigen, welche jedesmal nach 
einem Aufenthalt von 20 Minuten im Dunkeln vorgenommen sind. 

Für äusserst schwache und kurze Einwirkungen eines farbigen 
Liehtes (6—40 Tausendstel einer Secunde), wird die Farbe nicht 
erkannt. Die schwächste Empfindung ist also farblos. 

4 und 5. Durch eine leichte Modification der oben beschriebenen 
Versuchsanordnung wird es möglich, den Einfluss der Lichtintensität 
und mehrerer anderer Variabeln auf die Fortdauer der Retinaein- 
drücke festzustellen. In der rotirenden Pappscheibe werden sector- 
förmige Löcher ausgeschnitten, welche einander in gleichmässigen 
Abständen folgen. Man sucht die Rotationsgeschwindigkeit, den Be- 
leuchtungsgrad, die Zahl und die Dimensionen der leeren (hellen) und 
vollen (dunklen) Sectoren, für welche die intermittirenden sich folgenden 
Liehtblitze auf der Retina eben zusammenschmelzen, d. h. eine 
continuirliche Empfindung veranlassen. 

Hieraus berechnet sich leicht die Zeit, während welcher eine 
Liehtempfindung von gegebener Stärke und Dauer ohne merkliche 
Schwächung fortdauert. Auf diese Weise hat Ch. folgende Gesetze 
festgestellt: 

1. Mit zunehmender Beleuchtung nimmt die Fortdauer der Licht- 
empfindung ab und vice versa. 

2. Für schwache Beleuchtung und kurzdauernde Lichterregung 
wechselt die Fortdauer der Empfindungen sehr nahe im umgekehrten 
Verhältniss mit der Quadratwurzel der Beleuchtung. 

3. Die Fortdauer der Liehtempfindung wechselt im umgekehrten 
Verhältniss zur Dauer der Erregung. 

4. Die Farbe des erregenden Lichtes hat als solche keinen Ein- 
fluss; sie wirkt nur als Beleuchtungsunterschied. 

5. Der Einfluss eines vorherigen Aufenthaltes des Auges im 
Dunkeln wirkt im selben Sinne wie die anderen Ursachen der Ver- 
stärkung der Lichtempfindung: Verkürzung der Zeit, während welcher 
die Lichtempfindung mit ihrer vollen Intensität die Aufhebung der 
Reizung überdauert. Leon Frederieq (Lüttich). 


A. Szili. Zur Morphographie der Papilla nervi optici (CGentral- 
blatt f. prakt. Augenheilk. 1887, Jan., S. 1). 

Sz. beschreibt sehr ausführlich die ophthalmoskopischen Bilder von 
fünf Papillen. Da es sich bei dem zweiten bis fünften Fall um entschieden 
pathologische Augen handelte (Myopie, Amblyopie, Veränderungen der 
Chorioidea) und da beim ersten Fall die Untersuchung nicht erschöpfend 
genug gewesen ist, um einen pathologischen Zustand mit Sicherheit 
ausschliessen zu können, so hat die kleine Arbeit für den PhySiologen 
wenig Interesse. A. E. Fick (Würzburg). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 


systemes. 


Ziehen. sSecundäre Degeneration nach Exstirpation motorischer 
Keindenregionen (Arch. f. Psychiatrie XVII, S. 162). 


Centralblatt für Physiologie. 4 


50 Jentralblatt für Physiologie. Nr. 9% 
Verfasser untersuchte an Hunden, welchen von H. Munk eine 
bestimmte motorische Rindenregion exstirpirt war, die Ausdehnung der 
secundären Degeneration. Beachtenswerth sind besonders zwei hierbei 
gefundene Thatsachen: 1. Es bestand auf direetem Wege keine Ver- 
bindung des gleichseitisen Seitenstranges mit der motorischen Rinden- 
zone, wenigstens nicht für die Vorderbein- und laterale Nackenregion 
und wahrscheinlich auch nicht für die Hinterbeinregion. 2. Bei einem 
seiner linken Vorderbeinregion beraubten Hunde fand sich im Hirn- 
schenkelfuss nur das laterale Drittel ganz frei von Degeneration. Ver- 
fasser neigt sich hiernach der Meinung zu, dass das mittlere Drittel 
des Fusses in seiner ganzen Höhe für die Pyramidenbahn in Anspruch 
zu nehmen sei. Joseph (Berlin). 


E. Hitzig. Erwiderung dem Herrn Prof. Zuntz (Pflüger's Arch. f. d. 
ges. Physiologie XL., S. 128). 

Auf der jüngst verflossenen Naturforscherversammlung zu Berlin 
hatte H., anknüpfend an Löh s Demonstration von am Grosshirn operirten 
Hunden, eine Reihe von Bemerkungen darüber gemacht, dass Manches 
als Beweis gegen die Behauptungen Munk’s und Hitzig’s vorgebracht 
wurde, was diese nie bestritten hatten, und andererseits, dass gewisse 
Dinge übersehen worden sind. Es handelt sich um Hunde, denen der 
Stirnlappen exstirpirt worden war, und welche die „vorschriftsmässigen" 
Störungen nicht zeigen sollten, wohl aber andere. -Zuntz, in dessen 
Laboratorium Löb’s Versuche ausgeführt worden, nahm sich (Arch. 
f. d. ges. Phys. XXXIX) seines Schülers an, und vorliegende Erwiderung 
ist eine Antwort auf diese Vertheidigungsschrift. 

In derselben wird der Zweifel an Löb's wissenschaftlicher 
Objeetivität und Umsicht in entschiedener Weise aufrecht erhalten, 
und die Berechtigung dazu aus der Discussion der Krankengeschichten 
und dem Seetionsbefunde jener Hunde entnommen, welche demonstrirt 
worden waren. Sigm. Exner (Wien). 


Rummo et Ferrannini. Sur les variations physiologiques diurnes 


et nocturnes du pouls dw cerveau (Comptes Rendus CIV, Nr. 5, 
S. 310). 


Bei zwei Individuen mit Substanzverlusten des knöchernen Schädel- 
daches haben R. und F. mit einem auf die Narbe aufgesetzten Luft- 
hammer und damit verbundenen graphischen Apparaten die Verände- 
rungen des Pulses untersucht, welche im wachen Zustande und während 
des Schlafes auftreten. 

Der Gehirnpuls zeigt regelmässige cyklisch verlaufende Tages- und 
Nachtschwankungen. Zwischen 8 und 10 Uhr Morgens zeigte der 
(ehirnpuls an verschiedenen Tagen verschiedene Formen, welche für 
die Form der im Verlaufe des Tages beobachteten Veränderungen 
bestimmend sind. 

Nach dem Essen sowohl Vormittags als Abends zeigte der Puls 
eine beträchtliche, durch Stunden andauernde Verstärkung. Vor der 
“zweiten Mahlzeit (4 bis 6 Uhr Abends) zeigt der Puls eine geringere 
Spannung. Während des Schlafes treten drei verschiedene Stadien auf. 
Im ersten von: 10 Uhr bis 1 Uhr Nachts dauert der starke Puls, 


Nr. 2. Öentralblatt für Physiologie. 51 


welcher nach der zweiten Mahlzeit auftritt, fort. Im zweiten von 1 Uhr 
bis 4 Uhr nimmt der Puls jenen Charakter an, der einer Verminde- 
rung des Tonus der Gefässwandungen entspricht. Im dritten Stadium 
nimmt der Puls wieder an Stärke zu. Im Momente des Aufwachens 
erfolgen durch kurze Zeit eine Reihe sehr kleiner und unregelmässiger 
Pulsschläge auf einander (periode spasmodique du pouls eerebral). 
Nach dem Erwachen tritt bald wieder der frühere Pulscharakter ein. 
Bei Verlegung der Sehlafenszeit auf den Tag tritt keine voll- 
ständige Inversion auf, sondern es zeigt der Gerebralpuls während des 
Schlafes eine bedeutende Abnahme der Spannung. Beim Wachen 
während der Nacht wird mit zunehmender Schläfrigkeit der Versuchs- 
person eine fortwährend zunehmende Neigung des Cerebralpulses zur 
Spannungsverminderung kenntlich. .Gleichzeitige Beobachtungen über 
die bei diesen Versuchen auftretenden Veränderungen der Herzthätig- 
keit. des Pulses, und Volumens von Vorderarm und Fuss werden die 
Verfasser später mittheilen. Sie glauben sich auf Grund dieser Experi- 
mente zur Aufstellung einer experimentellen biologischen Theorie des 
normalen Schlafes berechtigt, über welche vorläufig noch nichts mit- 
getheilt ist. Klemensiewicz (Graz). 


Physiologische Psychologie. 


R. Berlin. Eine besondere Art der Wortblindheit (Dyslexie). Wiesbaden 
1887, 74 Seiten in Octav, 1 Tafel). 

Verf. beschreibt unter obigem Namen eine neue und seltene Form 
von Sehstörungen, deren charakteristisches Symptom die Unfähigkeit 
ist, auch nur mehrere Zeilen in continuo zu lesen, ohne jede ophthal- 
mologisch nachweisbare Erkrankung des Bulbus oder der Innervation 
seiner Muskel. Die Kranken sehen scharf, legen aber, nachdem sie 
wenige Worte gelesen, gewöhnlich mit dem Ausdruck des Unmuthes 
das Buch weg. 

Eine Anzahl von Krankenfällen, die Verfasser beobachtete und die 
theilweise zur Section gekommen sind, brachten ihn zur Ueberzeugung, 
dass man es mit einer Gehirnaffection zu thun habe, die enge verwandt 
oder nur gradweise verschieden von der Wortblindheit (Alexie) ist. 
In der That fanden sich in den sechs zur Obduetion gelangten Fällen 
jedesmal Erkrankungen in der linken Hemisphäre. Die Vermuthung, 
dass es sich um eine Alteration der Verbindungsbahnen des Arti- 
culationscentrums in der unteren Stirnwindung mit dem Sehcentrum 
des Ocecipitallappens handelt, wird durch die Lage der erkrankten 
Rindenpartien bestätigt, doch hält es Verfasser aus verschiedenen, theils 
der Hirnphysiologie im Allgemeinen, theils den hier in Rede stehen- 
den Fällen entnommenen Gründen für unthunlich, ein eireumscriptes 
Centrum des Lesevermögens aufzustellen oder auch nur zu suchen. 

Sigm. Exner (Wien). 
A. Nieden. Ein Fall von Lesescheu, Dyslexie (Dysanagnosie) mit 
Sectionsbefund (Archiv f. Augenheilk. XVII, 2). 

Bei einem 39jährigen, bisher gesunden Manne trat im Anschluss 
an einen epileptiformen Anfall, dem acht Tage vorher ein erster Anfall 
vorhergegangen war, das von Berlin beschriebene Symptom der .„Lese- 

4 


52 Gentralblatt für Physiologie. "Nr; 2 


scheu” auf; dasselbe besteht darin, dass der Kranke nicht ausdauernd 
lesen kann. Nach vier bis fünf Worten wendet er Kopf und Blick von dem 
(Gelesenen weg, und zwar nieht, weil ihm die Buchstaben verschwimmen, 
oder weil schmerzhafte Empfindungen in den Augen ihn dazu veranlassen, 
sondern in Folge eines unwiderstehliehen physischen Zwanges, etwa 
in der Art, wie der Hydrophobische sich vom Wasser abwendet. Ver- 
suche, diese Lesescheu zu überwinden, riefen bei N.'s Kranken Ohn- 
machtsanfälle hervor, die durch perverse Geruchsempfindungen ein- 
geleitet wurden. Dabei bestand keine andere Functionsstörung, kein 
Zeichen allgemeiner nervöser Asthenie. Der Kranke starb in allmählich 
zunehmendem Coma, nachdem drei Tage vor dem Tode vorübergehende 
rechtsseitige Parese aufgetreten war. Die Sectiou ergab drei verschieden 
alte Erweichungsherde im Linsenkern-Streifenhügelgebiet, von denen 
der zweitälteste vermöge seiner Lage in den subcortialen Fasermassen, 
hinter der Broca’schen Windung, für die Erklärung der „Lesescheu” 
in Betracht kommt. Von physiologischem Interesse ist ferner, dass der 
erste, grösste Erweichungsherd im Streifenhügel keine motorischen 
Symptome, der dritte, in der Mitte des Linsenkernes gelegene, nur eine 
flüchtige halbseitige Parese erzeugt hatte. Ferner mag die Eigenthüm- 
liehkeit der Aura (Geruchsempfindung) bei den Ohnmachtsanfällen in 
Zusammenhang mit der erkrankten Localität (Streifenhügel) gebracht 
werden. Siem. Freud (Wien). 


J. Jacobs. Experiments on „prehension’ (Mind XLV, 8. 75). 

Verf. hat an Schulkindern Versuche darüber angestellt, wie viel von 
vorgesprochenen Silben ohne Sinn, und wie viele Zahlen behalten und 
reproducirt werden können. Die Seite des Gedächtnissvermögens, 
welche hierbei zur Geltung kommt, nennt er „Prehension”. Es ergab 
sich das sehr einleuchtende Resultat, dass die Prehension mit dem 
Alter und der Befähigung wächst und bei Idioten sehr gering ist. 

Goldscheider (Berlin). 


J. Oattell. Experiments on the Association of Ideas (Mind XLV, 
S. 68. 

vet hat in dem Wundt’schen Laboratorium in Gemeinschaft 
mit G. O0. Berger Beobachtungen über die Zeitdauer einfacher und 
complicirterer (Gredächtnissvorgänge, sowie der Bildung einfacher 
Urtheile angestellt. Es wurden Fragen gestellt, welche zum Theil ganz 
bestimmte Antworten erforderten, während bei anderen eine gewisse 
Auswahl von Antworten vorlag. Je grösser die Breite der möglichen 
Beantwortungen ist, desto längere Zeit nehmen die letzterer in Anspruch; 
man sagt z. B. schneller die Jahreszeit, welcher ein aufgegebener Monat 
angehört, als man zu einer aufgegebenen Jahreszeit einen zugehörigen 
Monat nennt. Ausserdem zeigt sich überall die Zeitdauer um so kürzer, 
je vertrauter der Versuchsperson der gefragte Gegenstand ist. 


Goldscheider (Berlin). 
Zeugung und Entwickelung. 


D.Barfurtnh. Die Rückbildung des Froschlarvenschwanzes und die so- 
genannten Sarkoplasten (Arch.f.mikr. Anat., XXIX. Bd., S. 55, m.2 Taf.). 


Nr. 2. Öentralblatt für Physiologie. 53 


Verfasser hat die Rückbildung des Sehwanzes, die mit dem Durch- 
brechen der vorderen Extremitäten zeitlich genau zusammenfällt und 
5 Tage dauert, in ihrem histologischen Detail studirt. Die 'Thiere 
waren inFlemming’s Mischung, in Alkohol, verdünnter Ohromsäure 
oder Osmiumsäure gehärtet. Die Schnitte wurden nach Färbung mit 
Hämatoxylin, „die Präparate aus Flemming’s Mischung, aber meistens 
ungefärbt untersucht, da dies viele Vortheile bietet’. 

Die Epidermiszellen gehen durch einfache Atrophie zugrunde; 
dabei sind die Pismentzellen in der Epidermis vermehrt. In der Outis 
findet sieh Abnahme der Fasern, Zunahme der Kerne, Leucocyten 
finden sich vom Beginn der Rückbildung an in allen Geweben, zuletzt 
auch zwischen den Zellen der Epidermis; sie enthalten in ihrem Inneren 
meistens Fettpartikelehen, in denen Verfasser Zerfallsproducte der von 
ihnen aufgenommenen Gewebsbruchstücke sieht. Die Öapillaren obliteriren ; 
man findet in den letzten Stadien in ihrer Nähe rothe Blutkörperchen. 
Das Rückenmark erhält lange seine normale Structur; erst in den 
letzten Stadien drängen sich Leucocyten hinein, und man findet fettige 
Degeneration der Ganglienzellen. An den peripheren Nerven schwindet 
der Axencylinder früher als das Mark. Die Chorda degenerirt, indem 
alle äusseren Schichten zu einer glasigen Hülle zusammenschrumpfen, 
während der Gallertkörper schwindet. An den Muskelfasern, und zwar 
innerhalb des Sarkolemmas, findet Verfasser die von Margoö entdeckten 
Sarkoplasten, schliesst sich jedoch bezüglich der Deutung derselben, 
segen Margo und Paneth, S. Mayer an, der sie für Zerfallspro- 
duete erklärt hatte. Er findet in ihrer Nähe stets fettige Degeneration. 
Er hält sie für „Gerinnungsproducte der quergestreiften Substanz’, 
an denen man noch die Kerne des Muskels findet, und stellt sie mit 
Zerfallsprodueten quergestreifter Muskelfasern, die von Wagener und 
Waldeyer beschrieben worden sind, in Parallele. Die Zahl der Muskel- 
fasern ist übrigens vermindert. Es finden sich „Pseudoriesenzellen’”. 

Einige Bemerkungen über die Ursache der Atrophie des Schwanzes 
sind im Original nachzulesen. Paneth (Wien). 


O. Hertwig und R. Hertwig. Ueber den Befruchtungs- und 
Theilungsvorgang des thierischen Eies unter dem Einfluss äusserer 


Agentien (Jen. Zeitschr. f. Naturw. XX, 8. 120). 


Bei ihren vor einer Reihe von Jahren begonnenen Untersuchungen 
über die Befruchtung und Theilungsvorgänge thierischer Eier hatten 
die Verff. oftmals Gelegenheit zu beobachten, in wie hohem Grade die 
Vorgänge durch äussere Einflüsse beherrscht werden. 

Sie benutzten bei einem sechswöchentlichen Aufenthalt an der 
Riviera di Ponente (Nervi bei Genua), in den Osterferien 1885, die 
passende Gelegenheit, um die Einwirkung äusserer Agentien auf den 
Befruchtungs- und Theilungsvorgang des Eies eines Seeigels einer 
methodischen Untersuchung zu unterwerfen. 

Die erzielten Resultate der einzelnen Experimente werden in drei 
Capiteln besprochen näch der Art der Agentien, durch welche die 
Geschleehtsproducte beeinflusst worden sind. Das erste handelt über 
den Einfluss chemischer Stoffe, das- zweite über den Einfluss der 
Wärme und das dritte über den Einfluss mechanischer Erschütterung 


54 Uentralblatt für Physiologie. Nr. 2. 

Mit acht verschiedenen Stoffen wurden Versuche vorgenommen: 
mit Chloroform, Chloralhydrat, Morphium hydrochlorieum, Cocain, 
Nicotin, Strychninum nitricum, Blausäure und Chininum sulfuricum. 
Die Verff. liessen diese Stoffe erstens auf die Geschlechtsproducte vor 
der Vornahme der Befruchtung einwirken, und zwar entweder allein 
auf die Eier oder allein auf das Sperma. Zweitens unterwarfen sie die 
Eier kurz nach dem Zusatz des Spermas, bevor noch die inneren Be- 
fruchtungsvorgänge abgelaufen waren, dem Einflusse von chemischen 
Stoffen; drittens suchten sie den Verlauf des Theilungsprocesses durch 
einige der angeführten Mittel zu beeinflussen. 

Im vierten und letzten Capitel werden die Resultate der Unter- 
suchungen formulirt und discutirt. 

I. Bezüglich der Einwirkungsweise der angewendeten Agentien 
kommen die Verfl. zu folgendem Schluss: Alle benutzten chemischen 
Körper von einer bestimmten Uoncentration und Einwirkungsdauer an, 
sowie die Erwärmung und die mechanische Erschütterung stimmen 
darin überein, dass sie, auf unbefruchtete Eier angewandt, dieselben der 
Fähigkeit berauben, dem Eindringen von mehr als einem Spermatozoon 
Widerstand zu leisten. Es treten zwei oder mehrere Spermatozoen in 
den Dotter ein und dieser Ueberschuss an Befruchtung wird mit dem 
Namen „Ueberfruchtung” oder „Polyspermie” bezeichnet. Dagegen 
beeinflussen die angegebenen Stoffe in verschiedener Art die Be- 
wegungen der Spermatozoen, die Bildung der Befruchtungshügel, die 
Theilungsvorgänge der Eier, die Erscheinungen der Kerntheilung und 
die Strahlenbildungen des Protoplasmas. Nach dieser ihrer Einwirkung 
kann man sie in drei Kategorien bringen, von denen die eine das 
Chinin, das Chloral und wahrscheinlich auch das Coeain, die zweite 
‚das Nicotin und Strychnin, die dritte das Morphin enthält. Dem 
Chloral und Chinin entsprechend, scheint eine mässige Temperatur- 
erhöhung zu wirken. 

Chloral und Chinin in kleinen Dosen appliecirt, ‚lähmen vorüber- 
sehend die Spermatozoen; Morphin scheint überhaupt keine Ein- 
wirkung zu haben und ebensowenig Strychnin und Nicotin in Lösungen 
von mittlerer Concentration. Die Bildung der Befruchtungsliügel, jener 
protoplasmatischen Erhebungen, welche den Ort des eindringenden 
Spermatozoon kennzeichnen, wird durch Chinin, Chloral und Wärme 
(31° C. während einer Stunde oder 39 bis 40° während kurzer Zeit) 
gestört, derart, dass dieselben kleiner bleiben oder sich überhaupt nicht 
entwickeln. Morphin hat keine Einwirkung auf diese Bildungen und 
Nicotin sowie Strychnin lassen das Phänomen sogar schärfer hervor- 
treten, indem die Erhebungen grösser werden und demzufolge auch 
deutlicher sichtbar als unter normalen Verhältnissen. Chinin, Chloral 
und Wärme lähmen die Theilungsfähigkeit des Eies, während Morphin, 
Strychnin und Nicotin keine ungünstige Wirkung auf dieselbe aus- 
zuüben scheinen. Der von ersteren auf die Theilungsvorgänge geübte 
Einfluss macht sich nicht nur dem Protoplasma, sondern auch dem 
Kern gegenüber geltend. Selbst wenn letzterer sich schon zur Spindel 
differenzirt hat, so gelangt die Theilung nicht nur nicht zur Vollendung, 
sondern es kommt sogar zu einer regressiven Metamorphose, indem er 
zum Bläschenzustand zurückkehrt. Die Protoplasmastrahlungen, welche 


Nr. 2. Oentralblatt für Physiologie. 55 


theils während der Befruchtungsvorgänge, theils während der Theilung 
in die Erscheinung treten, werden gleichfalls durch Chinin, Chloral 
und Wärme gehemmt; sie erscheinen schwach ausgeprägt oder werden 
‚aueh gänzlich an der Entwickelung gehindert, ja verschwinden wieder, 
falls sie vorher bestanden haben. Während aber die Chininwirkung 
nur eine vorübergehende ist, während die sternförmigen Strahlen- 
bildungen sogar schärfer als gewöhnlich bei den Eiern hervortreten, 
welche nach momentaner Einwirkung dieses Alkaloids sofort in das 
frische Wasser zurückgelegt werden, macht sich der Einfluss des 
Chlorals und der Wärme auf viel längere Zeit hin geltend, ja er kann 
ein endgiltiger sein. Dagegen scheint Morphin in nichts die proto- 
plasmatische Strahlenbildung zu beeinträchtigen, während Nicotin und 
Stryehnin sie sogar mit grösserer Ausdehnung und Deutlichkeit zur 
Erscheinung bringen als in der Norm. 

Es scheint hieraus hervorzugehen, dass das Chinin und Chloral 
eine lähmende Wirkung auf die protoplasmatischen Bewegungen der 
Geschlechtsproduete ausüben, während Nicotin und Strycehnin, in 
Lösungen von mässiger Öoncentration, diese Bewegung vermehren. 
Unter diesen Umständen lässt der.Einfluss jener Agentien auf die 
protoplasmatische Strahlenbildung zugleich darauf schliessen, dass in 
der Erscheinung dieser Strahlenfiguren sich eine besondere Art von 
Contraetion des Ei-Protoplasmas manifestirt. Nach der Meinung der 
Verff. bilden der Spermakern und die Enden des Furchungskerns 
Reizeentren für das Protoplasma. Sie erregen Contractionsvorgänge 
in den homogenen Bestandtheilen des Plasmas und bewirken, dass 
dasselbe zu den Punkten der Erregung hinströmt. Diese Bewegung 
schlägt radiäre Richtungen ein und bedingt weiterhin, wenn sie von 
genügender Stärke ist, die strahlenförmige Anordnung der Dotter- 
körnchen, welche selbst passiv dabei sind. Die lähmende Einwirkung 
der genannten Stoffe besteht in einer Verlangsamung, respective gänzlicher 
Aufhebung dieser Strömungen. Sie führen demzufolge je nach der 
Intensität ihrer Wirkung Anhäufungen homogenen Protoplasmas ohne 
Strahlenbildungen oder gänzliche Unterdrückung nicht blos der Stern- 
figuren, sondern auch der Verdichtungen homogener Art herbei. Es 
ist den Verff. gelungen, indem sie in der angegebenen Weise durch 
Chloral die Folge der nach einer normalen Befruchtung ablaufenden 
Erscheinungen hemmten, in dem Dotter fern von jedem siehtbaren 
Kernbestandtheil strahlenförmige Figuren erscheinen zu lassen; kein 
seformter Bestandtheil konnte in der Mitte der Sterne entdeckt werden, 
‘ welcher als Sitz oder Centrum der Reizung hätte betrachtet werden 
können. 

II. Modifieation der äusseren Erscheinungen bei der Befruchtung. 

Die chemischen, physikalischen und mechanischen Agentien,* mit 
welchen die Verff. operirt haben, führen keine Aenderung in der 
äusseren Erseheinungsform der Befruchtung herbei und besonders nicht 
in dem Eindringen der Spermatozoen, wenn man sie auf letztere 
einwirken lässt, _bevor diese mit den Eiern zusammengebracht 
werden. Entweder lähmen sie die Bewegungen der Spermatozoen ganz 
und hindern dadurch das Eindringen derselben, oder sie üben überhaupt 
keinen Einfluss auf die Bewegungen aus, und in diesem Falle vollzieht 


56 Centralblatt für Physiologie. NT. BZ 


sich der Befruchtungsvorgang normal. Ganz im Gegentheil hierzu 
erhält man, gleichgiltig, welchen Stoff man anwendet, Polyspermie, 
wenn man denselben auf das Ki unter den angegebenen Bedingungen 
einwirken lässt; die Zahl der eindringenden Spermatozoen vermehrt 
sich mit der wachsenden Intensität und Dauer der Einwirkung. Die 
Verff. führen dabei einige Thatsachen an, welche feststellen sollen, 
dass die regulatorischen Kräfte, welche in dem normalen Ei die 
Polyspermie verhindern, nicht gleichbedeutend mit jenen sind, welche 
die Eier der einen Art gegen das Eindringen von Spermatozoen 
anderer- Arten schützen. Der verlängerte Aufenthalt der Eier in Wasser, 
bevor sie mit den Spermatozoen in Berührung kommen, erleichtert 
zwar einerseits das Zustandekommen der Polyspermie, andererseits 
das der Bastardirung. Jedoch je nach der ausgewählten Species er- 
scheint die Bastardirungsmöglichkeit früher oder später als die Ueber- 
fruchtung; andererseits bieten genügend chloroformirte Eier der Ueber- 
fruchtung keinen Widerstand, zeigen jedoch keine vermehrte Tendenz 
für die Bastardirung. 

Was die Kenntniss der Bedingungen anbelangt, welche unter 
normalen Verhältnissen die Polyspermie verhindern, so stellen die 
Untersuchungen fest, 1. dass die Gontractilität des Protoplasmas hier 
keine Rolle spielt, denn die Polyspermie kommt nach der Einwirkung 
der lähmenden Agentien ebensowohl zu Stande als nach derjenigen 
der Stoffe, welche diese Oontractilität vermehren; 2. dass die stets 
der Befruchtung folgende Bildung der Dotterhaut in normalem Zustande 
die Einwanderung von mehr als einem Spermatozoon hindert. In die 
Bildung der Dotterhaut greift das Protoplasma «) durch seine Bildungs- 
Thätigkeit, b) durch seine Reizbarkeit ein. Unter normalen Verhältnissen 
kommt dieselbe dureh die Thätigkeit eines einzigen Spermatozoon zu 
Stande; jedoch falls diese Reizbarkeit vermindert ist, bedarf es der An- 
regung einer Mehrzahl von Spermatozoen. Es hat sich constatiren 
lassen, dass, wenn man Eier beim Herausschlüpfen aus dem Eierstöck 
in Seewasser gelangen lässt, welches vorher mit Chloroform geschüttelt 
ist, die in dem Wasser suspendirten Öhloroform-Tröpfehen erregend 
auf das Ei-Protoplasma einwirken, derart, dass sie die Bildung der 
Dottermembran bestimmen, welche letztere das weitere Eindringen 
von Spermatozoen absolut verhindert. Wenn die Versuche festzustellen 
scheinen, dass die Dotterhaut-Bildung den Zweck hat, eine Ueberfruchtung 
zu verhindern, so muss indess eingeräumt werden, dass das Ei- 
Protoplasma andererseits in sich selbst eine Kraft besitzt, welche 
geeignet ist, das Eindringen der Spermatozoen zu hindern. Man begegnet 
nämlich zuweilen unter normalen Verhältnissen Spermatözoen, innerhalb 
der Dotterhaut, in dem perivitellinen Raum, welche keine Tendenzzeigen, in 
das Dotter-Protoplasma einzudringen. (Schluss folgt in der nächsten Nummer.) 


Ed. Van Beneden (Lüttich). 


Druckfehlerberichtigung. 


Seite 5, Zeile 18 von oben ist zu lesen: resorein statt vesorcin. - 
che Bar nn Aare 5 Produetion statt Produeiton. 
LS, 23 = A ae 5 Sonbeiran statt Sonbeirau. 
DE RSLUNA ee h Nach der von Brieger statt Nach der vom Referenten, 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrass? 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen’” erhalten 50, Separatabdrücke gratis. 


Druck der k.k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortlicher Redaeteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATT 


für 


FrRISIVLOGIE, 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 


herausgegeben von 


Prof. Dr. Sigm. Exner Doc. Dr. Johannes Gad 


und 
in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.-—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 30. April 1887. NE. & 


Inhalt. Originalmittheilung: v. Thanhoffer, Apparate zu mikroskop. Zwecken. — Allgemeine 
Physiologie: Grehant et Quinguand, Ausscheidung der Ameisensäure. — Müiret et Combemale, 
Wirkung des Colchieins. — Holmes, Coca. — Villemin, Belladonna und Opium bei Diabetes. — 
Wurster und Gad, Activer Sauerstoff im Thierkörper. — Mitchell et Reichert, Schlangengift. — 
d’Arsonval, Tod durch Elektrieität. — Fröhlich, Wheatstone’sche Brücke. — Allgemeine Nerven- 
und Muskelphysiologie: Grützuner, Zur Muskelphysiologie. — Roth, Neuromusculäre Stämmchen. 
— Physiologie der speciellen Bewegung: Hallez, Freiwillige Amputation bei Crustaceen, — 
Physiologie der thierischen Wärme: Alasje, Wärmestrahlung des menschlichen Körpers. — 
Physiologie der Drüsen: List, Blasenepithel der Amphibien. — Physiologie der Verdauung und 
Ernährung: Aroschik, Glycerin im Thierkörper. — Physiologie der Sinne: Hering, Contrasttheorie. 
— Schwalbe, Cireulation in der Schneeke. — Rutherford, Theorie der Tonempfindungen. — 
Physiologie des centr. und sympath. Nervensystemes: Zorel, Hirnanatomische Betrachtungen. 
Asch und Neisser, Erregbarkeit der Gehirnrinde. — Andry, Bewegungen bei Ataxie. — Langen- 
dorff, Lidschluss. — Leslie, Kleinhirntumor. — Reynolds, Nervensystem Amputirter. — Zeugung 
u. Entwickelung: Dibierre, Entwickelung der rechten und der linken Extremität. — Debierre, 
Hermaphroditismus eines Fisches. — Renaut, Bildung der Epidermis. — 0. Hertwig und R. Hertwig, 
Befruchtung unter äusseren Einflüssen. 


u 


Originalmittheilung. 


Apparate zu mikroskopischen Zwecken. 


Vortrag, gehalten in der ungarischen Akademie der Wissenschaften 
am 14. März 1887 | 

von Prof. Dr. Ludwig v. Thanhoffer, 

(Der Redaction zugekommen am 17. März 188 


1. Th. demonstrirt einen vom Wiener Optiker Reichert auf 
seinen Rath und Wunsch verfertigten mikrophotographischen Apparat, 
der sich von den früher benützten darin unterscheidet, dass er zu 
dreierlei Zwecken benützt werden kann. Erstens dient er als ein ge- 
wöhnlieher photographischer Apparat, zweitens können mit ikm bei 
einer gewissen Einstellung Objecte bei ein- bis zehnfacher Ver- 
grösserung und endlich bei einer anderen Einstellung solche bei 
starker Vergrösserung mikrophotographirt werden. Der Vortragende 
zeigt bei den drei verschiedenen Einstellungen aufgenommene Photo- 
graphien. 

2. Er demonstrirt einen von J. Erdös, cand. med. und Präparator 
im physiologischen Institute des Vortragenden, construirten, einfachen, 


Centralblatt für Physiologie. , 5 


r” 


l.) 


58 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 3. 


billigen und zweckmässigen mikrophotographischen Apparat, sowie 
einige damit angefertigte Mikrophotographien. 

3. Ein auf seinen Wunsch und Rath von Reichert, Optiker und 
Mechaniker in Wien, verfertigtes Mikrotom, mit dem man einmal 
trocken, das anderemal bei geänderter Einstellung unter Wasser oder 
Spiritus mikroskopische Schnitte anfertigen kann. 

4. Ein Gefriermikrotom von Jung, Optiker und Mechaniker in 
Heidelberg, das Jung auf des Vortragenden Rath und Wunsch so 
sonstruirt hat, dass der, zum Gefrieren angewendete, zerstäubte Aether 
den Arbeitenden nicht betäubt, sondern seine Dämpfe condensirt und 
abgeleitet werden, wodurch der Verbrauch des Aethers ein bedeutend 
geringerer wird. Ausserdem erstarrt das auf die Platte gelegte Gewebs- 
stück nicht innerhalb einer halben Stunde, sondern bereits binnen drei 
Minuten. 

5. Endlich demonstrirt der Vortragende zwei nach seinen Angaben 
von Parragh, Mechaniker in Budapest, geschiekt construirte und 
gearbeitete GCompressorien. Das eine davon kann für verschieden grosse, 
das zweite für 12 Präparate zugleich benützt werden. 


Allgemeine Physiologie. 


Grehant et Quinquand. (Que deviennent les formiates introduits 
dans lorganisme? (Compt. rend. CIV, N° 7, p. 437). 

Verff. beschreiben ein Verfahren zur möglichst genauen quantitativen 
Bestimmung der Ameisensäure. Dasselbe ist im Orginal nachzusehen. 
— In Versuchen an Hunden zeigte sich, dass die Ameisensäure als 
Natronsalz, gleichsiltig, ob vom Magen aus oder durch die Vena jug. 
dem Organismus einverleibt, zum grössten Theil unverändert in den 
Harn übertritt. Drei Tage nach der Eingabe finden sich noch geringe 
“ Mengen, Nualnans Tage später noch Spuren des Formiats im Urin. 


F. Röhmann (Breslau). 


A. Mairet et Combemale. 1. Recherches sur la toxicite de la 
colchieine (Compt. rend. 1887, CIV, Nr. 7, p. 439); 2. Recherches 
sur le mode d’aetion de la colchieine prise en dose therapeutique et 
le mecanisme de cette action (ibid. Nr. 8, p. 515). 


1. Die Verff. ermittelten, dass das Colehiein ein irritatives Gift 
ist, welches auf alle Organe zu wirken vermag, ganz besonders aber’ 
auf den Darmecanal (Salivation, Erbrechen, Tenesmus, blutige diarrhoische 
Stühle) und die Nieren (sehr reichlicher, blutiger Harn etc.) einwirkt; 
es ruft ausserdem stets eine Blutanhäufung in den Gelenkenden der 
Knochen und im Knochenmark hervor. Die noch giftig (tödtlich) wirkende 
Minimaldosis des Colehiein ist bei Hund und Katze verschieden, je 
nachdem man die Substanz subeutan oder per os einführt. Im ersteren 
Falle beträgt die Dosis 0000571, im letzteren 0:00125 Gramm pro 
Kilogramm des Körpergewichtes des Versuchsthieres. Bei subeutaner 
Einführung äussert sich die giftige Wirkung des Colchiein rascher 
als bei Einführung per os. Ausgeschieden wird das Gift auf verschiedenen 
Wegen, besonders aber duch den Harn; diese Ausscheidung geht 
indess langsam vor sich, und nieht giftige und relativ schwache Gaben 


Nr. 3. Centralblatt für Physiologie. 59 


(0:00016 Gramm pro Kilo Körpergewicht) können deshalb noch nach 
5 Tagen den Tod herbeiführen. 

2. In Arzneigabe wirkt das Oolchiein je nach der verabreichten 
Dosis als Diureticum oder als Purgans, und zwar dadurch, dass es die 
Nieren und den Darmtractus hyperämisch macht und reizt. Die 
therapeutischen Wirkungen sind dieselben, ob man das Mittel subeutan 
injieirt oder per os eibt, aber sie erfolgen schneller, und sind dureh 
geringere (aben zu erreichen, bei subentaner Anwendungsweise. Der 
Mensch ist gegen die Wirkung des Golehieins dreimal empfindlicher 
als Hund und Katze; bei ihm genügte als Gesammtdosis, um Diurese 
hervorzurufen, 0.002 bis 0.003 Gramm, und um als Pursans zu dienen, 
0:005 Gramm des Mittels. Das U olchiein vermindert den Gehalt des 
Blutes an Harnsäure, vermehrt die Ausscheidung derselben und ruft 
Congestionen an den Gelenkoberflächen und im Knochenmark hervor. 
Die accumulative Wirkung des Mittels und seine grosse Giftigkeit 
erfordern grosse Vorsicht bei seiner Anwendung. 

A. Auerbach (Berlin). 


E. W. Holmes. La coca (Rev. seientif. 1837, I" Sem., N° 3, p. 92). 
Auszug aus einem Artikel der „Therapeutic Gazette” ne genaue 
Ortsangabe), der interessante Einzelheiten über den sonstigen und 
jetzigen Gebrauch der Cocablätter bei den Peruvianern enthält. 
Gad (Berlin). 
Villemin. Action de la belladone et de Topium associes dans un cas 
de diabete aigu (Compt. rend. UIV, N° 7, p. 408). 

In einem sehr schweren Falle von Diabetes mellitus versuchte V. 
auf Grund eines früher beobachteten Heilungserfolges bei Diabetes 
insipidus die gleichzeitige Darreichung von Extr. Opii und extr. 
Belladonnae. -Bei einer allmählichen Steigerung der Dosis von-O'10 
Extr. B. und 0:05 Extr. OÖ. auf 020 sank innerhalb S Wochen die 
Harnmenge von 12—14 Liter auf 2 Liter und der Zucker von 841 Gramm 
pro die auf Null. Er blieb verschwunden noch bei gemischter, amylum- 
haltiger Kost, so lange B. u. O. gegeben, kehrte aber wieder, sobald 
man die Medication unterbrach. Bromkalium liess den Zucker nicht 
verschwinden, B. u. O. jedes für sich war ebenfalls ohne Effect. — 
Nach neunmonatlicher Behandlung entzog sich der Kranke einer weiteren 
Beobachtung. F. Röhmann (Breslau). 


O. Wurster. Beiträge zur Kenntniss der Oxydationsverhältnisse im 
Thierkörper (Ber. d. d. chem. Ges. 20, 5. 256—263 |s. a. Derselbe, 
Ueber einige empfindliche Reagentien zum Nachweise minimaler Mengen 
activen Sauerstoffs. Ebenda, 19, S. 3195; und Die Griess’sche 
Reaction auf salpetrige Säuren bei Gegenwart von Wasserstoffsuper- 
oxyd. Ebenda, 19, S. 3206]); und J. Gad, Ueber activen Sauerstoff 
im thierischen Organismus, nach gemeinschaftlich mit ©. Wurster 
ausgeführten Untersuchungen (V erh. d. physiolog. Ges. zu Berlin 
1886/87, Nr. 5, Sitzung vom 21. Jan. 1887). 


Wenn man Di- oder Tetramethylparaphenylendiamin in neutraler 
oder essigsaurer Lösung mit Oxydationsmitteln behandelt, so entstehen 
sofort intensiv rothe und blauviolette Farbstoffe, welche in essigsaurer 


Hi 


60 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 3. 


oder schwefelsaurer Lösung nur langsam, in salzsaurer oder salpeter- 
saurer aber durch einen Ueberschuss des Oxydationsmittels schnell 
entfärbt werden. Sehr energisch wirkt in dieser Beziehung activer 
Sauerstoff, welcher noch in den geringsten Mengen mit den genannten 
Stoffen imprägnirte Papiere augenblicklich deutlich blau färbt; ebenso 
wirken alle Hyperoxyde, auch Kupfervitriol; Wasserstoffsuperoxyd bei 
Gegenwart oxydabler Körper, wie Holz, Papier, und sehr stark salpe- 
trige Säure. Diese Reactionen lassen sich, nach C. Wurster, sehr 
gut zur Auffindung activen Sauerstoffs benutzen. Bringt man farbloses, 
mit salzsaurem "Tetramethylparaphenylendiamin imprägnirtes Papier 
(in Folgendem kurz als Tetrapapier bezeichnet) im feuchten Zustande 
auf die Haut der Fingerbeeren, Stirne oder Wange, so bleibt es bald 
unverändert, bald wird es schnell blau, selbst wieder farblos. Die 
Entfärbung tritt namentlich dann auf, wenn der Schweiss stark sauere 
Reaction besitzt; mit Dimethylparaphenylendiaminpapier gelingt die 
keaction (Rothfärbung) ebenfalls, aber viel langsamer als mit 
dem Tetrapapier. Frischer Speichel kräftiger, gesunder Männer 
färbt, mit Essigsäure versetzt, das Tetrapapier ebenfalls mehr oder 
weniger, was auf die Gegenwart von Wasserstoffsuperoxyd zu beziehen 
ist. Die Griess’sche Reaction auf salpetrige Säure konnte 0. Wurster 
mit den von ihm untersuchten, das Tetrapapier bläuenden Speicheln 
nicht erhalten, diese trat erst ein nach Zusatz mehrerer Tropfen einer 
Lösung von Natriumnitrit 1:100.000; wurden aber solehe Speichel 
mit Ammoniak erhitzt, so gaben sie deutlich die Griess’sche Reaction. 
Verf. schliesst hieraus, dass in der Speicheln Wasserstoffsuperoxyd 
anwesend ist, welches Ammoniak leicht in Nitrit, und letzteres in 
saurer Lösung in Nitrat überführt. Speichel. der durch elektrische 
Reizung der Chorda tympani aus dem Duetus Whartonianus eines 
grossen Hundes gewonnen wurde, zeigte sich reich an H, O,, war 
aber frei von Nitrit und Rhodan. 

C. W..und J. G. haben nun die Wirkung der genannten Diamine 
auf den Organismus untersucht, um womöglich Aufschlüsse über die 
ÖOxydationsvorgänge zu erhalten. Lebendes Blut lässt dieselben ganz 
unverändert; erst wenn dasselbe beginnt, sich zu zersetzen, fängt es 
an, darauf zu wirken; vorsichtig in reinen Gefässen aufgefangenes 
Blut mit etwas wässeriger Diaminsalzlösung versetzt, enthält noch 
nach zwei Stunden das Reagens in unverändertem Zustande, und 
ebensowenig wirkt das kreisende Blut. Lässt man aber einen Tropfen 
Blut aus der Arterie eines lebenden Warmblüters oder Frosches auf 
(basisches) Dipapier fallen, so bleibt er einige Zeit bestehen, nimmt 
dann aber bald eine tiefblauschwarze Farbe an. Demnach- enthält das 
lebende oder kreisende Blut keinen activen Sauerstoff. 

Bringt man auf einen frischen Querschnitt eines aus dem 
getödteten Warmblüter oder Frosch herauspräparirten Muskels ein 
Tetrapapier, so färbt sich dieses bald blau; Dipapier wird blauschwarz. 
Der Muskel vermag demnach, wahrscheinlich beim Absterben, zwar 
Sauerstoff zu activiren, die Bedingungen für die Zerlegung des Koch- 
salzes sind aber nicht mehr vorhanden; gekochte Muskeln sind unwirksam. 

Beide Diamine sind heftige Gifte; sie wirken namentlich auf das 
Gentralnervensystem. Kaninchen sinken mit dem Vorderkörper auf den 


Nr. ‘3. Öentralblatt für Physiologie. 61 


Tisch, bekommen heftige klonische Krämpfe und verenden unter Still- 
stand der Athmung, während das Herz noch schlägt. Injieirt man 
1- bis 3procentige Lösungen in die Jugularis, so steht das Herz schon 
nach dem Einlaufen weniger Kubikcentimeter still, doch gehen meist 
typische Krämpfe voraus. Von dem eingebrachten Gifte werden er- 
hebliche Mengen im Organismus verbrannt; nach subeutaner Injection 
von 14 O0. einer 3procentigen salzsauren Dilösung (Kaninchen) war 
das Unterhautzellgewebe, das Platysma myoides und die oberflächlichste 
Schicht der darunter liegenden Skeletmuskeln intensiv blau gefärbt, 
während anderwärts keine farbstoffbildende Stufe des eingeführten 
Körpers nachweisbar war. Wurde dagegen der Organismus mit 
Diaminlösung überschwemmt, so konnte man diese Substanzen in den 
meisten Geweben, immer im Blut, häufig in der Galle, einmal in der 
Thränenflüssigkeit, aber nie im Harn nachweisen. Bei Anwendung 
grösserer Mengen des Diderivates färbten sich stets Leber und Herz 
tief blauschwarz an der Luft; später angelegte Quersehnitte durch diese 
an der Oberfläche schon tief gefärbten Organe erschienen zunächst 
normal gefärbt, erbläuten dann aber schnell an der Luft, Die graue 
Substanz des Hirns färbte sich an der Luft dunkelolivengrün. Trotzdem 
konnte in den Extremitätenmuskeln des Warmblüters niemals eine 
farbstoffbildende Substanz nachgewiesen werden (ausser wenn die 
Injection direet in die Cruralarterie erfolgt war). Die Extremitäten- 
muskeln scheinen demnach grosse Mengen der Diamine verbrennen 
zu können. 

Bezüglich der Lunge wurde beobachtet, dass die dem Zwerchfell 
zunächst aufliegenden Lappen schmutzigweiss waren und trotz starken 
Diamingehaltes an der Luft sich nicht färbten. Die oberen Theile der 
Lunge waren (bei Anwendung der freien Base) öfters blaugrün marmorirt 
oder braun gefärbt (salzsaures Salz). Der Durchschnitt der Lunge 
zeigte sich oft tiefblau oder schwarz marmorirt. 

Bei Fröschen, welche erhebliche Mengen des Tetrakörpers er- 
halten hatten, zeigte sich deutliche Blaufärbung der Museularis des 
Darms und einiger Extremitätenmuskeln; die gefürbten Sartorien waren 
gut erregbar, ihre Färbung nahm bei wiederholter Reizung ab, kehrte 
aber beim Liegen an der Luft wieder. Demnach scheint in der Tiefe 
des Muskels nach Aufhebung der Cireulation die erste Oxydationsstufe 
des Tetrakörpers wieder redueirt werden zu können. Uebhrigens ver- 
brennen gut genährte Thiere die Diamine besser und in grösserem 
Masse als ausgehungerte. 

Aus den mitgetheilten Beobachtungen ergibt sich also, dass durch 
‘Vermittelung des lebenden und absterbenden Protoplasmas schwer 
angreifbare Körper stark oxydirt werden (gewöhnlicher Sauerstoff ist 
ohne Wirkung auf die Diamine). C. W. findet hierin eine Stütze für 
die Ansicht Hoppe-Seyler’s, dass das active Wasserstoffatom des 
Protoplasmas das Sauerstoffmolekül spaltet und das frei gewordene 
Sauerstoffatom erst Wasserstoffsuperoxyd bildet, und ein Argument 
gegen die Ansicht M. Traube’s, dass das Wasserstofisuperoxyd durch 
Reduction des Sauerstoffmoleküls durch Anlagerung zweier Wasserstoff- 
atome an dasselbe entsteht. Schliesslich sei noch darauf hingewiesen, 
dass die Resultate, welche W. und G. erhalten haben, in manchen 


f 


62 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 3. 


Punkten denen von Ehrlich widersprechen, doch muss bezüglich der 
Einzelheiten dieser Controverse auf die Originale verwiesen werden. 
E. Drechsel (Leipzig). 


Weir Mitchell et E. Reichert. Le venin des serpents (Rev. 
scientif. 1887, I Sem., N’ 4, p. 123). 


Dieser Bericht ohne Unterschrift über eine Arbeit‘ der beiden 
amerikanischen Physiologen lautet: 

„Die Verff. kommen zu dem bestimmten Schluss, dass die Bakterien, 
welche regelmässig im frischen Schlangengift vorhanden sind, nichts 
mit der speciellen Wirkung zu thun haben. Letztere schreiben sie 
zwei Ölassen von Proteiden zu, den Globulinen und den Peptonen, 
welche die toxischen Elemente darstellen sollen. So können denn auch 
die Gifte unbegrenzte Zeit trocken conservirt werden, ohne merkliche 
Verringerung ihrer toxischen Kraft. In den nüchternen Magen eingeführt, 
kann eine zur Herbeiführung des Todes ausreichende Menge des Giftes 
resorbirt werden; aber während der Verdauung werden sie verändert 
und neutralisirt. Das Kaliumhypermanganat, das Eisenchlorid und die 
Jodtinetur sind als die wirksamsten localen Gegengifte erschienen. 
Eine der bemerkenswerthesten Wirkungen des Giftes ist die, die 
rothen Blutkörperchen in kugelige, weiche Massen zu verwandeln, die 
zu unregelmässigen Anhäufungen' zusammenfliessen und colloidem 
Material ähnlich sind. Diese Wirkung erklärt den Mechanismus der 
Blutextravasationen und der Athmungsstörungen, welche die haupt- 
sächlichsten Symptome der Vergiftung darstellen. Ausserdem werden die 
bulbären Centren stark betroffen; man findet eine doppelte Wirkung 
auf das Herz; die eine direct und hemmend, die andere central und 
beschleunigend, welche die Verff. vollkommen auf experimentellem 
Wege getrennt haben. Der Tod tritt gewöhnlich durch Lähmung der 
Athemeentren ein.” Gad (Berlin). 


A. d’Arsonval. La mort par ÜedectrieitE dans Pindustrie. Moyens 
preservateurs (6. R. Soc. de Biologie, 19. Fevrier 1887, p. 95). 


1. Constanter Strom. Bei den industriellen elektrischen Appa- 
raten wird die Gefahr weder durch die Spannung, noch durch die 
Stärke des Stromes bedingt. So geben bei geschlossenem Strom Po- 
tentialdifferenzen von 300 Volts nur unmerkliche Zuckungen in den 
aufgelesten trockenen Händen, und ganz erträgliche Schläge, wenn 
dieselben nass sind. Differenzen von mehr als 500 Volts bringen 
sicherlich nicht die geringste Gefahr hervor. 

Für constante Ströme entsteht die Gefahr nur bei schneller 
Oeffnung durch Selbstinduetion. Dabei wird augenblicklich eine be- 
deutende Kraftsumme durch den entstehenden Extrastrom frei. Bei 
110 Volts ist dieser Extrastrom schon bedenklich. Ein einziger 
Extrastrom genügt, um ein Meerschweinchen zu tödten, wenn er auf 
die Medulla oblongata direct einwirkt. Um der Gefahr vorzu- 
beugen, die bei der Oeffnung des Stromes entsteht, empfiehlt d’A. 
folgende Vorrichtung: ein mit Quecksilber gefüllter Hahn wird in den 
Kreis eingeschaltet. Ist der Hahn offen, dann ist der Strom geschlossen, 
wird der Hahn geschlossen, so wird der Strom geöffnet durch all- 


Nr. 3. Oentralblatt für Physiologie. 63 


mähliches Steigen des Widerstandes bis ins Unendliche, und so ver- 
schwindet die gefährliche Steilheit des Extrastromes. 

2. Wechselströme. Diese sind viel gefährlicher als der eonstante 
Strom, wie man aus ihrem Intensitätsverlauf und der grossen Zahl 
(mehrere Tausend in der Secunde) ihrer Schwankungen voraussetzen 
darf. Durch Wechselströme, welche im Stande sind, eine Jablochkoff- 
sche Kerze zu speisen (60 Volts), geräth ein Meerschweinchen in 
heftige Zuckungen, aber stirbt noch nicht. Mit_120 Volts kann das 
Thier getödtet werden, besonders mit schnellen Wechselströmen. Bei 
Wechselströmen oder bei Unterbrechungen des constanten Stromes 
hängt die Gefahr sowohl vom Unterschied des Potentials als von der 
Zahl der Schwankungen ab. Die Maschinen mit Wechselströmen, bei 
welehen die Potentialdifferenz 60 Volts bedeutend übersteigt, sind also 
die einzigen industriellen Apparate, welche ernstlich gefährlich sind. 
Uebrigens ist d’A. der Meinung, dass diese Wechselstromapparate in 
einer baldigen Zukunft überall durch Maschinen mit constantem Strom 
werden ersetzt werden. 


3. Entladungen von statischer Elektrieität mit sehr hohem 
Potential. Durch Entladungen, welche eine Spannung von 40.000 Volts 
und einem Kraftvorrath von 3 Kilogrammmeter entsprechen, werden die 
thierischen Gewebe mechanisch zerstört. Hohe Spannung allein genügt 
nicht dazu, denn man kann ohne Gefahr Entladungen ertragen, welche 
mehr als 80.000 Volts und Funken von 30 Gentimeter Länge ent-” 
sprechen. Die Gefahr ist hier proportional dem Product der Quantität 
der Elektrieität, multiplieirt durch die Spannung. Auch das hohe 
Potential des Blitzschlages wirkt durch mechanische Zerstörung der 
Gewebe tödtlich. In der Industrie ist diese letzte Gefahr nicht zu 
befürchten. d’A. hat immer durch Einleitung der künstlichen Athmung 
seine Versuchsthiere gerettet. Sobald ein Mann in einer elektrischen 
Werkstätte durch den elektrischen Schlag getroffen wird und be- 
wegungslos daliegt, soll man ohne Zeitverlust die künstliche Athmung 
einleiten: diese Procedur wird ihm höchst wahrscheinlich das Leben 
retten. Leon Frederieq (Lüttich). 


O. Frölich. Verallgemeinerung der Wheatstone’schen Brücke (Wiedem. 
Ann. d. Physik. u. Chem. XXX, Heft 1, S. 156). 


Die Verallgemeinerung des Satzes von der Wheatstone’schen Brücke, 
zu welcher Verf. gelangt, lautet: Wenn in dem Wheatstone’sehen 
Stromschema in sämmtlichen sechs Zweigen beliebige elektromotorische 
Kräfte wirken, und beim Schliessen und Oeffnen des einen Diagonal- 
zweiges die Stromstärke in dem anderen Diagonalzweige dieselbe bleibt, 
so herrscht zwischen den Widerständen der Seitenzweige die Preportion 

W, W; =. W, W.. 

Das Interesse dieses Satzes für den Physiologen liegt darin, dass 
er gestattet, Widerstände auch von Körpern zu messen, die zugleich 
Sitze von elektromotorischen Kräften sind. Einige schon im Gebrauch 
stehende Methoden beruhen auf speciellen Sätzen, welche der obige 
allgemeine in sich schliesst. Sigm. Exner (Wien). 


64 Centralblatt für Physiologie. Nr. 3. 


Allgemeine Nerven- und Muskel-Physiologie. 


P. Grützner. Zur Muskelphysiologie (Bresl. ärztl. Zeitschr. 1887, 
Ned. .8: 1) 

Ausgehend von Beobachtungen am Krötengastroenemius vergleicht 
G. Hubhöhe und absolute Muskelkraft rother und weisser Muskeln in 
/uekung und Tetanus miteinander. Bei vorwiegend weissen Muskeln 
(„schnell arbeitende Muskeln”) ist Hubhöhe und absolute Kraft der 
Einzelzuckung grösser, die absolute Kraft und der Betrag der teta- 
nischen Verkürzung kleiner als bei den vorwiegend rothen Muskeln 
(„langsam arbeitenden Muskeln, Tetanusmuskeln”). Erstere (Triceps, 
Semimembranosus, Gastroenemius) contrahiren sich im Tetanus um 
das Zwei- bis Dreifache, letztere (Hyoglossus und Rectus abdominis) 
um das Acht- bis Neunfache der Einzelzuckung. 

Bei 100, 150, 200 Gramm Belastung gibt der fast rein rothe 
M. soleus des Kaninchens 121, 98, 56 Millimeter vergrösserte Hub- 
höhe, der gleiche lange, doppelt so schwere Gastroenemius medialis 
nur 38, 8, 6. 

Wenn man annimmt, dass je nach der Art der beabsichtigten 
Bewegung die Innervationen bereits vom ÜCentralorgan aus nur in 
weisse oder rothe Muskeln, beziehentlich nur in die weissen oder rothen 
Faserantheile desselben Muskels übergeleitet werden, erklärt sich die 
Paradoxie, dass die willkürliche tetanische Oontraction bereits durch 
zehn Reizanstösse in der Secunde hervorgerufen wird, während wir 
noch ganz wohl zehn einzelne Zuckungen in der Secunde mit dem- 
selben Muskel ausführen können. 

In den durch künstliche Reizung von gemischtfasrigen Muskeln 
&ewonnenen Öurven würden eigentlich zwei Öurven, die der rothen 
und der weissen Fasern enthalten sein, woraus sich die doppelten 
Gipfel mancher Zuckungseurven erklären lassen. Weitere Mittheilungen 
sind in Aussicht gestellt. Schönlein (Breslau). 


W. Roth. Ueber neuromusculäre Stämmehen in den willkürlichen 
Muskeln (Gentralblatt f. med. Wissenschaft 1887, Nr. 8). 


Verf. fand in atrophischen und gesunden Muskeln des Menschen, 
in den Muskeln einer an Inanition gestorbenen Frau, in jenen eines 
an Alkoholvereiftung zugrunde gegangenen Individuums, aber auch 
in den gesunden Muskeln von Katze, Hund, Kaninchen, eigenthümliche 
Gebilde, welche er mit dem Namen neuromuseuläre Stämmchen belegt 
und für Gebilde physiologischer Natur erklärt. Dieselben sind, so viel 
aus der Darstellung des Verf. zu entnehmen ist, besonders eingescheidete 
Muskelfibrillen und Nervenbündel oder auch eine durch eine gemein- 
same Scheide bewirkte Vereinigung beider Gattungen ‘von Bündeln, 
welche zwischen den übrigen Muskelbündeln liegen. Er beschreibt 
(Querschnittsbilder der fraglichen Bildungen mit den Worten: 
„An grossen @uerschnitten, besser aus einem abgemagerten Muskel, 
an welchem die betreffenden Stämmchen näher aneinandergerückt 
sind, sehen wir im Perimysium zwischen den secundären Muskelbündeln, 
seltener innerhalb derselben, kreisrunde, an einen Gefäss- oder Nerven- 
stämmchenquerschnitt erinnernde Bildungen von 75 bis 150 u im 


Nr.’3. Centralblatt für Physiologie. 65 


Durchmesser, deren peripherer Saum auch wirklich von einem Neurilemin 
nicht zu unterscheiden ist. Das Lumen enthält aber merkwürdiger- 
weise Muskelfasern. Wir finden ihrer 5, 10 bis 15; alle sind meistens 
ziemlich dünn, drei--bis viermal schmäler als die benachbarten Muskel- 
fasern”.... „An zerzupften Querschnitten dieser Bildungen sieht man 
quergestreifte Muskelfasern, etwas Bindegewebe, Blutcapillaren und 
Nervenfasern; letztere finden sich entweder vereinzelt vor oder in Form 
eines ganzen Bündels..... Es scheint eine gewisse Beziehung zwischen 
diesen Stämmchen und Nerven zu bestehen: abgesehen von der Scheide, 
welche sie von letzteren usurpirt zu haben scheinen, müssen wir noch 
zugeben, dass die in derselben gelegenen und von den Muskelfasern 
durch ein mehr oder weniger ausgebildetes bindegewebiges Septum 
abgeschiedenen Nervenbündel nicht blos als motorische Aestehen 
dieser Muskelbündelehen angesehen werden können. Ja bisweilen sehen 
wir in einer gemeinsamen Scheide zwei selbstständige, d. h. mit 
Scheiden umgebene Stämmchen liegen: das eine hauptsächlich mus- 
euläre, das andere ausschliesslich Nervenfasern enthaltend. Es kommen 
überhaupt verschiedene derartige Uombinationen vor.” Verf. hält die 
„umschnürten Bündel”, welehe Fränkel in den Muskeln an Schwind- 
sucht Verstorbener fand, nur für neuromuseuläre Stämmcehen mit 
lockerer Scheide, da eine Umschnürung durch horizontale, um die 
Bündel laufende Bindegewebsfasern nicht existire, und diese stets eine 
longitudinale Richtung haben. Drasch (Leipzig). 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


P. Hallez. L’amputation spontande des pattes chez les crustacees (Rev. 
seientif. 1887, I’. Sem., N° 3, p. 92). ‚ 

H. weist darauf hin, dass Reaumur die Prädilectionsstelle für das 
„spontane’ Abbrechen der Extremitäten bei den Fluchtversuchen fest- 
gehaltener Krabben und Krebse genau gekannt und von derselben 
gewusst habe, dass auch unter allen möglichen künstlichen Amputationen 
diejenigen, welche an dieser Stelle ausgeführt werden, die schnellste 
und vollkommenste Regeneration im Gefolge haben. Er gibt 
als Prädilectionsstelle die‘ mittlere von zwei Nähten an, die sich 
zwischen dem dritten und vierten Gelenk (vom distalen Ende an gezählt) 
in der Schale finden. (Memoires de l’Acadömie des sciences 1712, 
„Sur les diverses reproductions qui se font dans les derevisses, les 
homards, les crabes etc. et entre autres sur celles de leurs jambes et de 
leur Eeaille.’”) Gad (Berlin). 


Physiologie der thierischen Wärme. . 


A. Masje. Untersuchungen über die Wärmestrahlung des menschlichen 
Körpers (Aus d. mediein. Klinik in Zürich. Virchow’s Arch., 107. Bd., 
S. 17 und 267). 

Verf. construirte behufs Thermoskopie der strahlenden Wärme 
einen Apparat, welcher auf die auch schon von Anderen benutzte 
Erscheinung (Prineip von Langley’s Bolometer) basirt war, dass der 
elektrische Widerstand in einem metallischen Leiter zunimmt, wenn 


66 a Öentralhlatt für Physiologie. Nr. 3. 


derselbe erwärmt wird und umgekehrt, und dass diese Veränderung 
der Leitungsfäkigkeit derjenigen der absoluten Temperatur proportional 
ist. Das Wesentliche des Apparates ist, dass ein Strom durch eine 
Wheatstone’sche Brücke „eleitet wird, in welche ausser dem Gal- 
vanoskop und dem Rheochord ein passend construirtes Stanniolgitter 
eingeschaltet ist; setzt man letzteres der strahlenden Wärme aus, so 
zeigt die (ralvanometernadel die Veränderung des Widerstandes durch 
einen Ausschlag an, dessen Maximum im Allgemeinen schon nach 
neun Secunden erreicht wurde und dessen Grösse proportional der 
- ausgestrahlten, vom Gitter absorbirten Wärmemenge ist. Um Angaben 
in absoluten Werthen machen zu können, wurde mit dem Apparate die 
Wärmestrahlung eines kupfernen Würfels untersucht und zugleich die 
jedesmalige ausgestrahlte Wärmemenge berechnet; dabei ergab sich, 
dass der Ausschlag um je einen Sealentheil einer Wärmemenge von 
eirca 0:0002 Oalorien (pro einer Secunde) entspricht. Sollte der Apparat 
funetioniren, so wurde das mit Platinchlorid geschwärzte Gitter dem 
Körper in fünf Öentimeter Entfernung gegenübergestellt und eine vor 
ihm befindliche Klappe aufgezogen. Mittelst dieser Methode gelangte 
Verf. zu folgenden Resultaten: 

1. Die Wärmestrahlung der gewöhnlich bedeckten Körpertheile 
nimmt nach der Entkleidung, während die Eigentemperatur der Haut 
sinkt, die Differenz zwischen ihr und der Umgebung also geringer 
wird, fortwährend zu. Eben dasselbe findet statt, wenn die Haut durch 
ein Wasserbad mässig abgekühlt worden ist. 

2. Nach starker Abkühlung dägegen wird das Strahlungsvermögen 
herabgesetzt, um erst weiterhin bei Zunahme der Eigentemperatur 
wieder zu wachsen. 

3. Bei Einverleibung von Antipyrin nimmt die Wärmestrahlung 
zu, während gleichzeitig die Eigentemperatur heruntergeht (sowohl bei 
sesunden wie bei fiebernden Personen untersucht). 

4. Bei künstlicher Erhöhung der Hauttemperatur durch ein warmes 
Localbad steigt die Strahlungsintensität, bleibt aber auch noch erhöht, 
nachdem die Temperatur wieder unter den anfänglichen Werth ge- 
sunken ist. Nach Muskelanstrengung, Reiben der Haut und anderen 
Hautreizen wächst ebenfalls die Wärmestrahlung. 

5. Bei Männern ist die Strahlungsintensität der Haut grösser als 
bei Frauen, bei Kindern relativ grösser als bei Erwachsenen, bei 
jüngeren und kräftigen Personen grösser als bei älteren und schwäch- 
liehen Individuen. 

6. Die Wärmemenge, welche ein kräftiger Mann bei mittlerer 
Zimmertemperatur von einem (uadratcentimeter Körperoberfläche in 
einer Seeunde ausstrahlt, ‚ist durehschnittlich annähernd gleich 0:001 
G.-Öalorien, was für den ganzen Körper (82 Kilogramm mit 
20.000 Quadratcentimeter Oberfläche gerechnet) in 24 Stunden rund 
1,7000.000 G.-Calorien ausmacht. 

7. Die ‚Temperaturdifferenz zwischen Körper und Umgebung, 
welche für die Verhältnisse lebloser Körper massgebend ist, hat keinen 
wesentlichen Einfluss auf die Wärmestrahlung der Haut. 

Die Erklärung für diese abweichenden Verhältnisse des lebenden 
Körpers sucht Verf, darin, dass die physikalische Beschaffenheit de r 


Nr. 3. Centralblatt für Physiologie. 67 


ausstrahlenden Haut durch die Veränderungen der Eigentemperatur 
in massgebender Weise modifieirt werde, und zwar in doppelter Art: 
einmal wird durch Kälteeinwirkung eine Contraction der glatten 
Hautmuskeln veranlasst, welche die Oberfläche uneben und dadurch 
zu vermehrter Wärmeausstrahlung geeignet macht; andererseits ver- 
mehrt mässige Erkältung bis zu einem gewissen Grade den Stoff- 
wechsel und demnach die molecularen Bewegungen in der Haut, 
welche man sich als von Einfluss auf die Ausstrahlungsintensität 
denken könne. soldscheider (Berlin). 


Physiologie der Drüsen. 


J. H. List. Ueber einzellige Drüsen (Becherzellen) im Blasenepithele 
der Amphibien (Archiv für mikr. Anat. XXIX, 8. 147). 


L. untersuchte das Blasenepithel von Salamandra maculosa, Triton 
erist., Rana escul. et tempor., Bufo vulg. et variab., Bombinator ign., 
Hyla virid. und fand überall Becherzellen. Eine Ausnahme mache nur 
das Blasenepithel von Salamandra mae. 

Als diagnostische Reagentien für die Becherzellen benützte Ver- 
fasser Silbernitrat und O’5procentige Osmiumsäure, welche er 12 bis 
24 Stunden einwirken liess, für Sehnittpräparate '/,procentige Chrom- 
säure, 90Oprocentigen Alkohol und Müller’'sche Flüssigkeit. Gefärbt 
wurden die Schnitte mit Hämatoxylin oder mit verschiedenen Anilin- 
farben. Zur Isolation der Zellen wurde Müller'sche Flüssigkeit oder 
O-5procentige Osmiumsäure angewendet. 

Das Blasenepithel der Amphibien ist ein geschichtetes, an dem 
man im Allgemeinen drei Schichten, eine obere, mittlere und untere 
unterscheiden kann; jedoch seien die drei Schichten nicht genau diffe- 
renzitt und da manche Zellen der Oberfläche durch die mittlere 
Schiehte hindurch reichen, könne dieses Epithel auch als ein ge- 
mischtes bezeichnet werden. 


Nach Versilberung kann man an der Epitheloberfläche neben den 
hell gebliebenen Epithelzellen „kleinere dunkelbraun gefärbte Zellen 
beobachten, die zwischen den übrigen Zellen wie eingestreut er- 
scheinen’. Verfasser ist der Ansicht, dass dieses junge, emporgerückte 
Zellen seien, „deren Zellsubstanz das Silberoxyd stärker redueirt und 
mehr metallisches Silber auf der Oberfläche niedergeschlagen hat’. 

Die oberste Schichte des Epithels setzt sich zum Theil aus typi- 
schen Flügelzellen, zum Theil aus ceylindrischen Zellen zusammen, 
welche nach oben-stark vorgewölbt sind und daselbst eine helle Con- 
tour zeigen, welche als eine eigenthümliche Differenzirung des obersten 
Zelltheiles aufzufassen sei. In den Ausbuchtungen ersterer Zellen legen 
theils die Becherzellen, theils Zellen der mittleren Schichte. Die 
Cylinderzellen sind gestreckt, ragen oft mit verjüngtem Fortsatze durch 
die mittlere Schichte hindurch und zeigen mitunter über ihrem Kern 
Vacuolen. Zellen mit zwei Kernen kommen manchmal zur Beobachtung. 

Die Zellen der mittleren Schichte sind entweder keulen- oder 
eylinderförmig, mitunter kubisch. Die keulenförmigen Zellen verjüngen 
sich ebenfalls nach unten zu einem Fortsatze, welcher, häufig zwischen 


68 Uentralblatt für Physiologie. Nr. 3. 


den Zellen der untersten Lage hindurehziehend, auf der Bindegewebs- 
lage aufsitzt. 


Die Zellen der untersten Lage sind pyramidenförmig oder sphärisch; 
doch kommen, wenn auch selten, eylinderförmige oder kubische Zellen 
vor. Die pyramidenförmigen Zellen verjüngen sich nach oben und 
reichen so in die mittlere Schichte hinein. „Die Zellsubstanz sämmt- 
licher Zellen erscheint granulär, so dass der Name „Riffzellen” nur 
insoferne Berechtigung besitzt, als er sich auf die durch die Granu- 
lation der Zellsubstanz hervorgerufenen Rauhigkeiten bezieht.” 


Kernlose Rudimente findet Verfasser nicht. Auch die von Lott 
am Öornealepithele beobachteten Fusssäume der untersten Zellen werden 
in den analogen Zellen des Blasenepithels vermisst. Eine Regeneration 
des Epithels finde nur in, sehr spärlichem Masse statt, worauf die 
geringe Menge der vorfindlichen Mitosen hinweise. 

Die Dicke des Epithels variirt bei verschiedenen Amphibien etwas; 
hingegen seien in dieser Beziehung bei ein und demselben Individuum 
je nach der Dehnung der Blase bedeutende Unterschiede zu consta- 
tiren. Bei dieser Formveränderung der Blase seien die Zellen der 
obersten und mittleren Schichten am meisten der Veränderung aus- 
gesetzt. Man brauche jedoch nicht nothwendig anzunehmen, „dass das 
Epithel während-der Contraction der Blase mit einer grösseren Elasti- 
eität begabt sei, wenngleich die Elastieität der Zellsubstanz beim 
Rückgange der ausgedehnten Blase in den contrahirten Zustand, für 
die Herstellung der ursprünglichen. Form der Zellen bedeutungsvoll ist’. 


Die Becherzellen, deren Verbreitung im Blasenepithele der Amphi- 
bien eine sehr verschiedene ist, erscheinen im frischen Zustande als 
dunkle, mit granulirtem Inhalt erfüllte Gebilde, welche manchmal ein 
ovales Stoma zeigen. Es kommen gestielte und ungestielte Formen, 
mitunter auch befusste Becherzellen, ähnlich jenen im Darmepithele 
vor. Bezüglich ihres Baues verweist Verfasser auf eine seiner früheren 
Arbeiten. Becherzellen werden auch in der mittleren und unteren 
Schichte gefunden, zeigen aber dann kein Stoma. Alle Becherzellen 
seien einzellige Drüsen, welche zeitweise ein schleimiges Seeret aus- 
stossen. Was den Secretionsprocess selbst anbelangt, verweist Ver- 
fasser wieder auf dieselbe frühere Arbeit. Sie entwickeln sich aus 
Epithelzellen der tieferen Schichten, und zwar in der Weise, dass die 
über dem Nucleus befindliche Zellsubstanz sich differenzire und dieser 
Zelltheil eine mehr rundliche Form annehme. „Allmählich differenzire 
sich auch eine deutliche Membran und das Anfangsstadium der Becher- 
zelle ist gebildet. Der obere Theil braucht nur an Grösse zuzunehmen, 
der Kern nimmt die charakteristische Form an, wird abgeplattet, rückt 
an die Zellwand und die Becherzelle ist fertig.” Einen Untergang von 
Becherzellen nimmt Verfasser für bestimmt an. 

Schliesslich übt er an einer seiner früheren Arbeiten Selbstkritik, 
indem er gewisse Formen von Becherzellen für Kunstproducte erklärt, 
hervorgerufen durch die Wirkung des Drittelalkohols, von dessen An- 
wendung als Isolationsmittel für Becherzellen er abräth. Auch kylikoide 
Zellen hat er in keiner Amphibienblase mehr gefunden. Ferners glaubt 
Verfasser, dass Schiefferdecker in einer einschlägigen Arbeit die 


NT... 3 Centralblatt für Physiologie. 69 


in der mittleren Schichte vorkommenden Becherzellen vollkommen 
üibersehen und auch die Lage der Stomata nicht richtig gedeutet habe. 
Drasch (Leipzig). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


L. Arnschink. Ueber den Einfluss des Glycerins auf die Zersetzungen 
im Tihierkörper und über den Nährwerth desselben (aus dem physio- 
logischen Institut zu München, Zeitschr. f. Biol. XXIH, S. 413). 


A. hat Versuche über die Wirkung des Glycerins auf den Stoff- 
verbrauch an Hunden angestellt. Da die Einwirkung des Glycerins auf 
den Eiweissverbrauch schon von Anderen (Lewin, Tschirwinsky, 
Muunk) klargelegt ist, so zielen seine Untersuchungen auf die Frage ab, 
ob der Fettverlust eines Thieres durch Gaben von Glycerin zu ver- 
mindern oder aufzuheben sei. 


Ein Hund von 6°9 Kilo Gewicht diente zu den beiden von A. 
ausgeführten siebentägigen Versuchsreihen; am 3., 4. und 5. Tage 
wurde zwischen 50 bis 80 Gramm Glycerin (= 44 bis 70'8 Gramm 
wasserfrei) verabreicht. An allen Tagen erhielt der Hund je 200 Gramm 
Fleisch und Wasser; Harn und Koth wurden nach bekannten Methoden, 
die Kohlensäure-Ausscheidung mit Hilfe des kleinen Pettenkofer'schen 
Respirationsapparates, bestimmt. Er 

In Uebereinstimmung mit anderen Experimentatoren constatirte A. 
wieder, dass Glycerin in kleinen Dosen keinen Einfluss auf die Ei- 
weisszersetzung übe, bei grossen Dosen aber deutlichste Vermehrung 
der letzteren hervorrufe und dass auch bei Hinweglassung des Glycerins 
aus der Kost die Mehrzersetzung noch anhalte. A. führt die Mehr- 
zersetzung auf die unter leichtem Fieber verlaufenden Verdauungs- 
störungen zurück, welche durch Glycerin hervorgerufen werden. Wie 
bei den Versuchen von Tschiwinsky wurde ein grosser Bruchtheil 
des Glycerins im Harn ausgeschieden (21 bis 37 Procent der Zufuhr), 
nur wenig fand sich im Koth (0'5 Procent der Zufuhr); Umwandlungs- 
producte des Glycerins scheinen im Harn sich nicht zu finden. 


Aus den Respirationsversuchen geht in den beiden Versuchsreihen 
sehr übereinstimmend hervor, dass das Glycerin im Körper verbrannt 
wird und indem es verbrennt, eine bestimmte Quantität von Körperfett 
vor der Zersetzung bewahrt. Das Glycerin ist also ein Nahrungs- 
stoff. Indem aber dann der Verf. aus der Menge des zersetzten 
Fleisches, Fettes, eventuell Glycerins die Wärmemenge berechnet, 
welche der Hund produeirt hat, findet sich an den Glycerintagen jedesmal 
mehr Wärme (Cal.) als an den übrigen Tagen; sonach tritt das Glygerin 
nieht genau entsprechend dem Verbrennungswerthe für Fett ein. Die 
Ursache hiefür sieht A. in den schon oben erwähnten Verdauungs- 
störungen nach Glyceringaben. Leichte febrile Schwankungen der 
Körpertemperatur wurden constatirt. Den Verbrennungswärmen ent- 
sprechend, sollten 100 Gramm Fett durch 219 Gramm tr. Glycerin 
vertreten werden; bei nicht zu grossen Gaben kam das Glycerin aber 
nur bis auf 2090 zur Geltung. Rubner (Marburg). 


70 Centralblatt für Physiologie. Nr. 3. 


Physiologie der Sinne. 


E. Hering. Ueber die Theorie des simultanen Contrastes von Helm- 
'holtz (I. Mittheilung. Pflüger’s Arch. XXXX, 8. 172). 

In der vorliegenden ersten Mittheilung bespricht H. zunächst 
den Versuch mit den farbigen Schatten, welcher seinerzeit von Helm- 
holtz als für seine Auffassung des simultanen Öontrastes als einer 
Urtheilstäuschung besonders beweisend bezeichnet wurde. Bekanntlich 
sind die beiden Schatten eines Körpers, welcher einerseits vom Tages- 
licht, andererseits von dem röthlichgelben Licht einer Flamme be- 
leuchtet wird, verschieden gefärbt, und zwar erscheint auf weissem 
Papier der Schatten des Tageslichtes gelb, der der Flamme dagegen 
(subjeetiv) blau. Für dieses Blau fordert nun Helmholtz eine psycho- 
logische Erklärung aus folgenden Gründen: Er richtete eine vor das 
Auge gehaltene Röhre so, dass ein Theil des durch dieselbe sichtbaren 
Feldes von der Kerze beleuchtet war, und nachdem sich das subjective 
Blau des anderen Theiles recht intensiv entwickelt hatte, wieder so, 
dass das ganze durch die Röhre sichtbare Kreisfeld dem nur vom 
Tageslichte beleuchteten Schatten der Flamme angehörte. Obwohl jetzt 
ein simultaner Öontrast gar nicht mehr möglich war und überdies 
auch die Kerze verlöscht wurde, blieb das subjective Blau doch be- 
stehen, verschwand aber sofort, als Helmholtz die Röhre vom Auge 
entfernte, „da man es nun als identisch erkennt mit dem Weiss, 
welches das übrige Gesichtsfeld füllt.” 

H. zeigt nun ausführlich, dass dieses Fortbestehen des subjectiven 
Blau lediglich eine Folge des successiven Contrastes sein konnte, 
den auch Helmholtz physiologisch erklärt, und zu welchem bei der 
. Art, wie er den Versuch anstellte, vielfach Veranlassung gegeben war, 
insbesondere auch deshalb, weil dabei nicht fest fixirt wurde. Denn 
jede durch simultanen Contrast entstandene subjective Farbe ver- 
schwindet sofort, wenn die veranlassende objeetive Farbe wegfällt. 
Dass aber jenes durch successiven Contrast entstandene Blau ver- 
schwand, als Helmholtz die Röhre wieder entfernte, entpricht ganz 
der von H. durch verschiedene Versuche illustrirten Thatsache, dass 
schwache, sehr verwaschen umgrenzte Contrastphänomene (Nachbilder) 
unter analogen Umständen ebenfalls verschwinden. H. analysirt aus- 
führlich die bei dem Versuche auftretenden Erscheinungen, wenn der- 
selbe mit den nöthigen Cautelen bei festem Fixiren angestellt wird; 
er zeigt, dass das durch Simultancontrast entstandene Blau sofort ver- 
schwindet, wenn das inducirende Kerzenlicht eliminirt wird, dass das 
durch Successivcontrast entstandene keineswegs nothwendig so lange 
fortbesteht, als die Röhre vor dem Auge bleibt, und dass es endlich 
auch nieht nothwendig verschwindet, sobald die Röhre entfernt wird. 
Die Thatsachen, aus welchen Helmholtz die Nothwendiekeit einer 
psychologischen Erklärung folgert, bestehen also nach H. gar nicht, 
wenn der Versuch mit den nöthigen Öautelen angestellt wird. 

Biedermann (Prag). 
G.Schwalbe. Ein Beitrag zur Kenntniss der Circulationsverhältnisse in 
der Gehörschnecke (Lu dwig-Festschrift 1887, S. 200). — Ueber die 
Glomeruli arteriosi der Gehörschnecke (Anat. Anzeig.1887, Nr.4, 5.93). 


Nr..& Centralblatt für Physiologie. 71 


Obwohl schon seit einiger Zeit bekannt war, dass die Arterien 
der Schnecke Schlängelungen und Knäuel bilden, ist doch ihre 
genauere Anordnung, besonders in Bezug auf die physiologische 
Bedeutung, bisher unbekannt geblieben. Am Meerschweinchen beschreibt 
der Verf. die Verhältnisse folgendermassen: Unterhalb des Ganglion 
spirale nervi acustiei, welches bekanntlich in die knöcherne Wand 
des Modiolus aufgenommen ist (Ganglienwulst), liegt eine zweite 
spiralig gewundene Knochenleiste von spongiöser Beschaffenheit, deren 
Hohlräume zur Anfnahme gewundener Arterien bestimmt sind (Arterien- 
wulst). Die Aeste der Schneckenarterie treten, nachdem sie schon im 
Uentralcanal vielfache Schlängelungen ausgeführt haben, in den Arterien- 
wulst ein, innerhalb dessen sie sich unter mehrfacher diehotomischer 
Theilung und ohne Anastomisirung zu Knäueln aufwinden, aus welchen 
fünf bis sechs ausführende Aestehen hervorgehen. Dieselben schlagen 
zwei Wege ein. Erstens nach oben zum Ganglion spirale und weiter 
als Öapillaren zu dem Öorti'schen Organ, und zweitens nach aussen 
gegen die knöcherne Zwischenwand, und zwar gegen die basale Seite 
derselben. Sie umkreisen, grösstentheils vom Knochen umhüllt, die 
Scala vestibuli in Gestalt von langen und engen Gefässen capillarer 
Struetur und versorgen das Ligamentum spirale, insbesondere die Stria 
vaseularis mit Blut. Die abführenden Venenästchen wenden sich ab- 
wärts gegen die basalwärts folgende, knöcherne Zwischenwand, auf deren 
oberer tympanalen Fläche, meist von Knochen nicht bedeckt, sie gegen 
die ansehnliche Vena spiralis modioli hinstreben. Von der Scala tympani 
sind also alle arteriellen Zweige ferngehalten, in ihrer Wand liegen 
nur venöse Stämmchen, während die Scala vestibuli, welche von dem . 
Corti’schen Organ durch die Reissner’sche Membran und den 
Duetus eochleae getrennt ist, von den arteriellen Zweigen umsponnen 
wird. Aber auch in diesen wird die Pulswelle in Folge der vor- 
gelagerten Knäuel nur sehr geschwächt eintreten, so dass eine Er- 
schütterung des Hörapparates vermieden ist. Die Crista spiralis und 
die Reissner sche Membran erhalten ihr Blut aus Aestehen, welche 
selbstständig aus den Arterien des Centralcanales entspringen und in 
der Wand des Modiolus gleichfalls zu Knäueln aufgewunden sind 
(Glomeruli minores). v. Frey (Leipzig). 


W. Rutherford. Lecture on the sense of hearing (The Lancet 1837, 
N273:0&2): 

R. tritt in einem populären Vortrage gegen die Helmholtz’sche 
Theorie der Tonempfindungen auf, indem er einwendet, dass einmal 
die wirklichen Längendifferenzen der Basilarmembran zu unbedeutend 
seien, dass sich andererseits die Erscheinungen der Harmonie aus ihr 
nicht erklären lassen. Er meint, dass die Schallschwingungen sich als 
solehe auf den Gehörnerven übertragen und bis an die centralen 
Zellen geleitet werden. Dass die Nerven-Moleküle so schneller 
Vibrationen fähig seien, glaubt er deswegen annehmen zu können, 
weil er bei faradischen Reizungen des Kaninchen-Nerven noch bis 
zu 352 Reizen pro Secunde einen Muskelton von entsprechender Höhe 
erzeugen konnte und weil die Flügel der Biene einen Ton von 460 
Sehwingungen erkennen lassen. Die Widersprüche, in welche diese von 


12 Centralblatt für Physiologie. Nr. 


ihm „Telephone Theory’ (!) bezeichnete Theorie zur Lehre von den 
speeifischen Energien der Sinnesnerven tritt, berührt Verf. nicht. 
Goldscheider (Berlin). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 


systemes. ; 
Forel. Einige hirnanatomische Betrachtungen und Ergebnisse (Archiv 
für Psych. XYII, I, 8. 162). 

Verf. knüpft in der vorliegenden Arbeit an die Untersuchungen 
von Golgi an, welche dieser mittelst seiner neuen, allerdings compli- 
cirten Methode ausgeführt hat. Er kann die Ergebnisse der Golgi- 
schen Untersuchungen im Wesentlichen bestätigen. Darnach endigen 
die Zweige der Protoplasmafortsätze der Ganglienzellen blind, anasto- 
mosiren nie, sind höckerig und zeigen eine fibrilläre Structur. Jede 
Ganglienzelle besitzt nur einen Nervenfortsatz. Derselbe ist immer 
verzweigt und unterscheidet sich, so wie seine Zweige, von den Proto- 
plasmafortsätzen durch sein glattrandiges, gleichmässiges Aussehen. 
Die Zweige des Nervenfortsatzes haben eine Feinheit, die den Proto- 
plasmafortsätzen nie zukommt. Es gibt zwei Kategorien von Ganglien- 
zellen. Bei den Zellen erster Kategorie, welche den Deiters’schen 
Zellen entsprechen, geht der Nervenfortsatz nach Abgabe einer mehr 
oder weniger constanten Quantität feiner Seitenästehen in eine Mark- 
faser über. Bei den Zellen zweiter Kategorie löst sich der Nerven- 
fortsatz vollständig in ein Fibrillengewirr auf und wird nicht zu einer 
Nervenfaser. Zu den Zellen erster Kategorie gehören die grossen 
Pyramiden der Hirnrinde und die Purkinje’schen Zellen, die grossen 
. Zellen der Vorderhörner; zu den Zellen zweiter Kategorie viele kleine 
Ganglienzellen. Golgi hat ferner nachgewiesen, dass viele Fasern aus 
der weissen Substanz in die graue eintreten und sich dort in feinste 
Verzweigungen auflösen, und dass diese mit den Verzweigungen der 
Nervenfortsätze der Zellen anastomosiren. Die Zellen erster Kategorie hält 
Golgi für motorisch, die der zweiten Kategorie für sensibel und glaubt, 
dass dies auch für die centralen Hirnmassen gilt. Nach F.'s Ansicht 
braucht die Verbindung der einzelnen Fasern gar nicht durch Anasto- 
mosen, also per continuitatem zu geschehen, sondern es ist wohl 
möglich, dass die Reizübertragung in Folge des diehten Aneinander- 
lagerns der feinsten Verzweigungen per contiguitatem stattfindet. Der 
Annahme, dass die Zellen erster Kategorie motorisch, die der zweiten 
Kategorie sensibel sind, glaubt F. nicht beistimmen zu können. Nach 
ihm sind die Ursprungszellen der sensiblen Fasern ebenfalls erster 
Kategorie, nur liegen sie nicht central, sondern peripher, wenn auch 
je nach dem Sinnesorgan entsprechend modifieirt. 

Einen Beweis hiefür sieht F. in der Thatsache, dass die Ganglien- 
zellen der Retina nach Durchschneidung des Optieus atrophiren (Ganser). 
In der Localisationsfrage Stimmt er mit Golgi überein, dass die Locali- 
sation der Functionen der Grosshirnrinde davon abhängt, dass in den 
verschiedenen Bezirken Projectionsfasern sehr verschiedenen Ursprungs 
einmünden. F. geht hierauf auf das Verhältniss des Corpus genieulatum 
ext. zum Auge und zur Hirnrinde näher ein. Nach Monakow gehen 


Nr.-®: Centralblatt für Physiologie. es 


nach Exstirpation eines bestimmten Bezirkes der Hirnrinde alle Zellen 
des Corpus geniculatum zugrunde, nach Wegnahme des Auges nur 
die gelatinöse Grundsubstanz. Er glaubt annehmen zu können, dass 
die Opticusfasern als Fortsätze der Ganglienzellen der Retina in 
feinsten Verzweigungen im Corpus geniculatum endigen. Von den 
Zellen des Corpus geniculatum gehen dann wieder Fasern aus, die 
sich in der Hirnrinde (Sehsphäre, respeetive Cuneus) in ein. feinstes 
Fasernetz auflösen. Die optischen Fasern übertragen in ihren feinsten 
Aesten im Corpus genieulatum den Zellen desselben die optischen 
Reize und diese werden dann weiter durch die Fasern der Zellen der 
Sehsphäre vermittelt. Dieser Annahme steht aber die T'hatsache gegen- 
über: 1. dass Monakow nach Durchschneidung der Sehstrahlungen 
die Atrophie einer Kategorie der grossen Pyramiden der Sehsphäre 
gefunden hat. Dem gegenüber ist einzuwenden, dass Monakow jeden- 
falls nicht nur das Fasersystem aus dem Corpus geniculatum, sondern 
auch noch manche andere Fasern durchschnitten hat, die zu der 
Pyramidenzellenatrophie in Beziehung stehen können; 2. hat man nach 
Exstirpation der Sehsphäre nicht nur das Corpus geniculatum ext. und 
das Pulvinar, sondern auch den Tract. optieus, ja sogar den entgegen- 
gesetzten Sehnerven atrophisch gefunden. Es wäre dies eine sogenannte 
secundäre Atrophie über das erste Centrum hinaus, die anscheinend 
nur durch eine Bipolarität der Ganglienzellen oder directe Opticus- 
fasern zur Hirnrinde erklärt werden kann. F. hält zur Erklärung dieser 
secundären Atrophie über das erste Centrum hinaus drei Annahmen 
für möglich: 1. dass es wirklich direete Optieusfasern zur Hirnrinde 
gibt; 2. dass durch die Schrumpfung des Corpus geniculatum der 
Fibrillenbaum des Opticus gezerrt und gedrückt und dadurch eine 
Anzahl von Opticusfasern zur Atrophie gebracht wird; 3., dass durch 
den Wegfall der Hauptfunction eine partielle Atrophie der Optieus- 
elemente entsteht. Dies führt F. zur Frage über den Unterschied 
zwischen den Gudden schen Atrophien und secundärer Degenerationen. 
Dieselben sind nach seinem Dafürhalten ganz gleichartige, nur quanti- 
tativ verschiedene Processe. . Zum Beweis seiner Ansicht führt er 
folgende Experimente an: Einem erwachsenen Meerschweinchen wurde 
der N. facialis nächst dem Foram. stylomastoid. abgeschnitten, einem 
anderen derselbe Nerv nach Gudden’s Verfahren am Neugeborenen 
aus dem Canal. Fallopiae herausgerissen, so dass er an der Hirnbasis 
abriss. Das letztere Thier wurde 141 Tage nach der Operation, das 
erstere 222 Tage nach derselben getödtet. Bei dem Thiere mit dem 
abgeschnittenen Facialis erfolgte nur eine partielle, wenn auch be- 
deutende Atrophie des Nerven und seiner Zellen, während bei dem 
anderen Thier, obgleich nur eine fast halb so lange Zeit seit der 
Operation vergangen war, ein totaler Zerfall der Fasern und Zellen 
sich zeigte. Es fand in diesem Fall auch beim erwachsenen Thiere 
eine centripetale Schrumpfung des motorischen Nerven und seiner 
 Ursprungszellen schon nach relativ kurzer Zeit statt, nur geschieht 
der Zerfall und vor Allem die Resorption der Substanz der todten 
Elemente langsamer. Die Frage über das Vorkommen der indirecten 
Atrophie, d. h. der Atrophie über einen grauen Kern hinaus. gibt F. 
Anlass zu einer Besprechung der Baginski'schen Untersuchungen 
Centralblatt für Physiologie. 6 


74 Centralblatt für Physiologie. Nr. 3. 
über indireete Atrophie nach Entfernung der hinteren Wurzel des 
Acusticus. F. glaubt "der Ansicht von Baginski nicht beitreten zu 
können. Ferner berichtet F. über den mikroskopischen Befund bei 
einem Kaninchen, dem nach Magendie’s Verfahren intraeraniell der 
N. trigeminus zerstört worden war. Die Atrophie der motorischen 
Wurzel war unbedeutend, die der sensiblen Wurzel, wenn auch nicht 
ganz vollständig, doch sehr bedeutend. Ferner war die Substantia 
gelatinosa und ein dorsal-medial von derselben gelegenes Dreieck der 
Formatio retieularis in der ganzen Länge des Kernes in gleicher Weise 
stark redueirt. Nicht betroffen von ‘der Atrophie war nur ein System 
ganz feiner Längsfasern. Die Ganglienzellen der Substantia gelatinosa 
zeigten sich in keiner Weise verändert. Am Schlusse der Arbeit hebt 
F. noch folgende Thatsachen hervor: 

„l. Der motorische Nerv degenerirt auch beim Erwachsenen 
doppelseitig und mit seinen Ursprungszellen, wenn er wie bei Gudden’s 
Verfahren am Neugeborenen an der Hirnbasis durehtrennt wird. 

2. Durchsehneidung des motorischen Nerven in seinem peripheri- 
schen Verlaufe, wenn eine genügende Dislocation das Nachwachsen 
der Fasern des centralen Stumpfes bis zum Muskel verhindert, hat 
eine sehr langsame marantische Verkleinerung der Fasern des cen- 
tralen Stumpfes und ihrer Ursprungszellen zur Folge, wie es schon 
Hayem u. A. fanden. 

3. Die Gudden’sche Atrophiemethode ist nur quantitativ, nicht 
qualitativ von der secundären Degeneration verschieden. d. h.: Beim 
Erwachsenen sind die Folgen der Eingriffe nur langsamer als beim 
Neugeborenen; vor Allem sind die Zerfallsresiduen bedeutender und 
. werden langsamer resorbirt, was eine Gesammtatrophie und weniger 
Verschiebungen zur Folge hat. Die Thatsache, auf welcher beide 
Methoden beruhen, scheint die Nekrose eines Theiles oder beider 
Theile durchtrennter Elemente, je nach der Wichtigkeit der durch- 
trennten Stücke zu sein. Details sind im Original einzusehen. 


> H. Schütz (Berlin). 


E. Asch und A. Neisser. Untersuchungen über die elektrische Er- 
regbarkeit der verschiedenen Schichten der Grosshirnrinde (Pflüger’s 
Arch. f. d. ges. Physiologie, XXXX, S. 191). 

Die ungleichen Resultate, welche verschiedene Forscher bei ver- 
gleichender Reizung der Gehirnrinde und der darunter liegenden 
weissen Substanz erhielten, veranlassten die Verff. eine Untersuchung 
darüber auszuführen, wie sich die Rinde je nach den Schichten, aus 
denen sie besteht, gegen elektrische Reize verhält. Sie arbeiteten im 
Laboratorium von Zuntz und kamen zu dem Resultate, dass innerhalb 
eines Muskelgebietes in der motorischen Region eine Schichte in der 
Tiefe der Rinde zu finden ist, deren Reizung durch den elektrischen 
Strom eine stärkere Muskelzuekung hervorruft, als irgend eine andere 
Schichte desselben Rindenfeldes. Diese Schichte liegt an der Grenze 
zwischen weisser und grauer Substanz. 

Die Versuche, deren genauere technische Durchführung im 
Originale einzusehen ist, wurden an Kaninchen angestellt. Gelegentlich 
wurden Erscheinungen von Hemmungswirkungen und der Erreeung 


Nr. 3: Oentralblatt für Physiologie. 75 
der gleichseitigen Pfote beobachtet, wie Aehnliches schon von früheren 
Experimentatoren mitgetheilt wurde. (Bei dem grossen Interesse, das 
die Versuche der Verfl. für Jeden haben müssen, der es nicht für 
unmöglich hält, den Geheimnissen des Rindenmeechanismus wenigstens 
etwas näher an den Leib zu rücken, scheint es bedauerlich, dass die 
Verff. ihren Experimenten nieht noch zeitmessende Versuche hinzu- 
sefügt haben. Es hätte sich dann zeigen müssen, ob auch bei der 
Reizung der tiefen Rindenschiehte noch ein nervöses Gentralorgan 
zwischen den Angriffsort des elektrischen Reizes und den Stabkranz- 
fasern eingeschaltet ist, wie wir das auf demselben Wege für ober- 
flächliche Rindenreizung erfahren haben. Auch die Form der Muskel- 
zuckung könnte zu einem solchen Schlusse herangezogen werden. 
D. Ref.) Sigm. Exner (Wien). 


Audry. Des nouvements choreiformes et de l’athetose chez les ataxiques 
(Rev. de med. 1887, N° 1, p. 18). 

Das auch von anderer Seite schon beobachtete Vorkommen von 
choreaähnlichen und athetotischen Bewegungen bei Tabes dorsalis gibt 
Verf. Anlass, nach Bericht eines selbst beobachteten Falles von Athe- 
tose bei Tabes dorsalis näher auf die Frage nach dem Sitz dieser 
Bewegungen im Centralnervensystem einzugehen. Unter Anführung der 
neueren Beobachtungen, wonach choreaähnliche Bewegungen und Athe- 
tose auf Veränderungen entweder in einem bestimmten Bezirk der 
inneren Kapsel oder der motorischen Stränge in der Medulla oblongata 
zurückzuführen sind.. kommt Verf. namentlich im Hinblick darauf, dass 
mit diesen Bewegungen zusammen gewöhnlich Öontraeturen in den 
betreffenden Gliedern sich finden, zu dem Schluss, dass die Ursache 
dieser Bewegungen in einer accessorischen Betheiligung der motorischen 
Bündel der Seitenstränge an der Tabes dorsalis zu suchen ist. Die hier 
behandelten Bewegungen kommen nur ausnahmsweise bei der Tabes 
dorsalis vor und sind durchaus verschieden von den ataktischen Be- 
wegungen, da sie nicht durch den Willen unterdrückt werden können. 

H. Schütz (Berlin). 


O. Langendorff. Ueber einseitigen und doppelseitigen Lidschluss (Archiv 
für [Anatomie und] Physiologie 1887, S. 144). 


Bei Menschen ist der Blinzelreflex doppelseitig, beim Kaninchen 
einseitig, was auf die Gemeinsamkeit, respective Getrenntheit des Ge- 
sichtsfeldes und im ersteren Fall, sowie (auch bei Hunden und Katzen, 
die sich ähnlich wie der Mensch verhalten) auf die Existenz von Ver- 
bindungsbahnen zwischen den beiderseitigen Rindenorten des Facialis 
zurückgeführt wird. Beim Kaninchen tritt auch bei eletrischer Hirn- 
rindenreizung zunächst nur gekreuzter Lidsehluss auf; erst bei „sehr 
bedenklicher Stromverstärkung” beiderseitiger. Paneth (Wien). 


G. Leslie. A case of cerebellar tumour (Edingburgh Med. Journ., 
January 1887, p. 591). 


Von den Symptomen dieses Falls eines Glioms im Mittellappen des 
Kleinhirns (mit anhängender Cyste, die namentlich den rechten Klein- 
hirnlappen comprimirte) seien hier hervorgehoben: wankender Gang 
ohne Sehwindel, reehtsseitiges Ohrenklingen bei sonstiger Intactheit 

6* 


mp 


76 Centralblatt für Physiologie. Nr. 3. 


(les Gehirns, Krämpfe wesentlich klonisch, theils allgemein, theils partiell, 
fünf Jahre dauerndes Erbrechen, Stirnkopfschmerzen, Gesichtsödeme, 
Störungen des Athemrhythmus, Neuritis optica; Intelligenz intaet. 


Ziehen (Jena). 


E. S. Reynolds. On Changes in nervous system after amputation of 
limbs, with bibliography and a recent case (Brain, Jan. 1887, XXXVI, 
p. 494). 

R. untersuchte das Rückenmark und .die peripheren Nerven eines 
an Phthise verstorbenen Paralytikers, dem 6'/, Jahre vor seinem Tode 
der linke Oberschenkel amputirt worden war. Seine Ergebnisse weichen 
von denen Friedländer’s und Krause’s (Fortschritte der Medicin 
Nr. 23, 1886) in einigen wichtigen Punkten ab, können aber wegen 
der Öomplicationen seines Falles nicht ohne Bedenken für die ins 
Auge gefasste Frage verwerthet werden. Er fand das Rückenmark bis 
zur Mitte der Lumbaranschwellung ohne Veränderung; im mittleren 
und unteren Lumbarmark war die linke Hälfte des Querschnitts ver- 
kleinert, und zwar in der grauen Substanz mehr als in der weissen, der 
linke Vorderstrang war gar nicht, der Seitenstrang etwas, der Hinter- 
strang am stärksten in seinem Flächenraum verringert. In der grauen 
Substanz zeigten sich beide Hörner in allen Durchmessern verkleinert, 
die Vorderhornzellen waren stark pigmentirt, färbten sich schwächer 
und liessen weniger Fortsätze erkennen (dies alles im Vergleich mit 
der rechten Seite). Der N. cruralis und N. ischiadicus der amputirten 
Seite enthielten neben den Nervenfasern von nörmaler Stärke eine 
grosse Anzahl von viel feineren, in Bündel zusammengefassten Nerven- 
fasern, die R. als atrophirte auffasst. Dieselben feinen Fasern waren 
‚auch in den linksseitigen vorderen Wurzeln zu finden und machten in 
den hinteren Wurzeln die Hauptmasse aus. Die Weigert'sche Hämato- 
xylinfärbung liess erkennen, dass diese verschmälerten Fasern noch 
eine Markscheide besassen. Nach Friedländer und Krause befällt 
die Atrophie in Folge von Verlust der Extremität blos die sensiblen 
Fasern, wird aber im Spinalganglion aufgehalten, so dass vordere wie 
hintere Wurzeln unverändert bleiben. Die atrophirten Nerven haben 
nach Friedländer und Krause keine Markscheide. 


Sigm. Freud (Wien). 


Zeugung und Entwickelung. 


Ch. Debierre (de Lyon). Le d£veloppement des membres du cöte 
droit lemporte-t-il originairement sur celui des membres du .cöte 
gauche? (©. R. Soc. de Biologie, 22. Janv. 1837, p. 29). 

D. hat bei SKindern (2 Neugeborenen, 1 ein Monat, 3 zwei Monate, 

l ein Jahr und 1 zwei Jahre alten) und 3 Foetusen (6 bis 7 Monate) das 

Gewicht der Arme und Beine links und rechts verglichen. Er findet 

als mittleres Gewicht: 


Obere Extremität, rechts ..... 103 Gramm. 
x T tk 03 x 
Untere ö rechts . . . 341 L 


{ i Ink Se, 


Nr. 3. Centralblatt für Physiologie. 77 


bei 4 Kindern, wo Hände und Füsse gewogen wurden, war. das 
Gewicht genau dasselbe, rechts und links. Bei einem (2 Jahre alten) 
Kinde, wog die linke Hand 3 Gramm mehr als die rechte. 

Die grösste beobachtete Länge der Knochen betrug: 


Humerus, rechts ..... 81:59 Millimeter. 
$ links ... 81:68 4 
Radius, rechts ... . 60'95 n 
x links ... 60:86 n 
Femur, rechts... 98:31 
links ... 9800 


Aus diesen Zahlen wird geschlossen, dass das Uebergewicht der 
rechten Seite nicht ursprünglich (bei der Geburt) besteht, sondern sich 
später allmählich entwickelt. Leon Frederieg (Lüttich). 


Ch. Debierre (de Lyon). Note sur un Merlan hermaphrodite (Ö.R. 
Soc. de Biologie, 22. Janv. 1837, p. 31). 

Ein Fall von wahrem und vollständigem Hermaphroditismus bei 
Gadus Merlangus: Zwei Eierstöcke, zwei Hoden; vasa deferentia 
und Eierstöcke zu einem sehr kurzen gemeinsamen Canal vereinigt. 

Leon Frederieq (Lüttich). 
Renaut. Sur F£volution epidermique et lEvolution eornee des cellules 
du corps muqueus de Malpighi (Compt. rend. OIV, Nr. 4, p. 244. 

Ranvier hat uns vor einigen Jahren damit bekannt gemacht, dass 
die Malpighi’schen Zellen einen fibrillären Bau besitzen und das 
Stratum mucosum aus einem fibrösen Plexus besteht, dessen einzelne 
Knotenpunkte von dem Kerne und dem Protoplasma je einer Zelle 
eingenommen werden. Verfasser suchte nun an Sagittalschnitten durch 
die Epidermisauskleidung des Hufes eines Kalbsfötus, welcher 
12 Stunden lang Osmiumdämpfen in der feuchten Kammer ausgesetzt 
war, die Rolle dieser Fasern bei der Bildung der Nagelsubstanz und 
der Epidermis zu erforschen. 

Bei der Nagelbildung keratinisiren die Zellen, ohne ihre Kerne 
oder die Fasern zu verlieren, ohne dass sich Eleidin in denselben 
zeigt. Derselbe Process vollzieht sich auch in der Oberhaut und dem 
Rindengewebe der Haare. 

Bei der Epidermisbildung dagegen atrophiren die Zellkerne: der 
Kern wird zuerst ganz klein und gibt in diesem Stadium bisweilen 
noch ein letztes Zeichen seiner Activität, er zieht sich in Biseuitform 
aus, theilt sich und alsdann befinden sich in der Zelle zwei kleine 
Kerne. Sehliesslich findet ein körniger Zerfall der Kerne statt; 
in der Nähe der Oberfläche wird die kugelige Zelle abgeflacht, die 
Zelle theilt sich und desquamirt. 

Ebenso gehen mit dem Erscheinen von Eleidin bei der Epidermis- 
entwickelung die Fasern der Malpighi’schen Zellen zugrunde, während 
bei der Bildung des Horngewebes der Mammiferen kein Eleidin in 
den Zellen vorhanden ist. Joseph (Berlin). 
O0. Hertwig und R. Hertwig. Ueber den Befruchtungs- und 

Theilungsvorgang des thierischen Eies unter dem Einflusse äusserer 
Agentien (Jenaische Zeitschr. f. Naturwiss. XX, 8.120 [Fortsetzung 
des Referates der vorigen Nummer ]). 


73 Gentralblatt für Physiologie. Nr. 3. 


IIi. Modification in der Vereinigung der Geschlechtskerne (innere 
Befruchtungsvorgänge). 

Man kann die Vereinigung des Spermakernes mit dem Eikerne 
verzögern oder selbst verhindern. Wenn man, nachdem die Geschlechts- 
produete eine Minute lang vereiniet sind, während zehn Minuten eine 
0-O5procentige Chininlösung einwirken lässt, so wird die erste Theilung 
um eine Stunde verzögert. Zugleich verwandelt sich der Spermatozoon- 
kern vor der Vereinigung mit dem Eikern in einen bläschenförmigen 
Kern, während er unter normalen Verhältnissen noch im Moment 
der Vereinigung aus einer compacten Masse besteht. Bei den ent- 
sprechenden Versuchen mit Chloral haben die Autoren niemals eine 
normale Befruchtung constatirt. Die beiderseitigen Kerne der Samen- 
und Eizelle bleiben völlig von einander getrennt, oder sie juxtaponiren 
sich wohl auch. Aber in dem einen wie anderen Fall erleiden beide 
sanz besondere Umbildungen. Bezüglich des näheren Studiums dieser 
complieirten Figuren, welche die Verff. unter dem Namen: Fächer- 
stadium, Ordenssternform, Rosettenkerne beschreiben, muss ich auf 
das Original verweisen. Die wesentlichste Thatsache, welche die 
Verff. constatirt haben, besteht darin, dass der Spermakern ebenso wie 
derjenige der Eizelle sich je in eine multipolare Figur umwandelt, 
welche sich in eben so viele Kerne auflöst, als Pole in jeder Figur 
existiren. Diese vielfachen Kernbestandtheile können sich weiterhin 
wieder mit einander vereinigen. Die Bilder, welche sich ergeben, 
wenn die männlichen und weiblichen Kerne sich juxtaponirt und in- 
einandergefügt haben, sind ganz dieselben, als wenn sie entfernt von 
einander &eblieben sind. In dem winen wie in dem anderen Falle 
kommt es nicht zur normalen Befruchtung; niemals erscheint die 
typische Segmentirungsfigur. Die Verff. schliessen: „Nur dann, wenn 
die Substanzen von Ei- und Spermakern sich ganz durchdringen, ent- 
. stehen Kerne, welche mit allen für die weitere Entwickelung nöthigen 
Lebenseigenschaften ausgerüstet sind.” Andererseits führen sie ihre 
Untersuehungen zu dem weiteren Schluss: „Auch ohne Vereinigung 
sewinnen die Kerne gewisse Eigenschaften, die ihnen ursprünglich 
fehlten.” Weiter gelangen nun die Verff. zur Entdeckung neuer That- 
sachen, welche die von ihnen zuerst aufgestellte Theorie bestätigen, 
nach welcher die Befruchtung wesentlich in der Vereinigung des 
Sperma- und Eikernes besteht (gegen Ed. van Beneden, welcher auf 
Grund seiner Untersuchungen bei Ascaris megalocephalica behauptet, 
dass die Vereinigung der Kerne nicht so wesentlich ist, da sie bei 
Askaris fehlt, und dass die erste Zelle des Embryo gebildet und theilungs- 
fähig wird, sobald der männliche und weibliche Pronueleus gebildet 
sind; diese letzteren verhalten sich von der ersten Theilung an wie 
zwei halbe Kerne. Das männliche oder väterliche Chromatin ver- 
schmilzt weder, noch mischt es sich mit dem weiblichen oder mütter- 
lichen. Die Chromatinstreifen des Vaters bleiben getrennt von den- 
jenigen der Mutter, und zwar nicht blos m der ersten Kerntheilungs- 
figur,. sondern wahrscheinlich auch in allen weiteren Figuren und in 
den Kernen aller Bildungszellen des Descendenten). In ihrer neuesten 
Arbeit betonen und präeisiren die Verff. ihre erste Anschauungsweise 
noch, indem sie sagen, dass die wesentliche Bedingung für die Be- 


Nr. 3. Centralblatt für Physiologie. 79 


fruchtung eine Durchdringung der Substanzen vom Ei- und Sperma- 
kern sei. Sie weisen ausserdem darauf hin, dass nach den am zoolog. 
Institut in München von Boveri mit einwurfsfreien Methoden ge- 
machten Untersuchungen bei der Ascaris megalocephalica eine „princi- 
pielle Uebereinstimmung” mit den bei anderen Thieren gemachten 
Beobachtungen, nicht nur bezüglich des Befruchtungsvorganges, sondern 
auch der Bildung des Richtungskörpers bestehe. 

Die Verff. zeigen, dass die Fähigkeit des Spermakernes sich in 
eine Spindel umzuformen von den Eigenthümlichkeiten des Eiproto- 
plasmas abhängt und dass der Eikern selbst hierbei keine Rolle spielt. 
Sie weisen auf eine Anzahl von Thatsachen hin, welche feststellen, 
dass die Annäherung und Vereinigung der beiderseitigen Kerne durch 
die Contraetilität des Protoplasmas herbeigeführt wird, welche, wie 
oben gesagt, gerade durch die Chloralwirkung lahm gelegt wird. Da 
aber dieses Agens die Verschmelzung der Kerne auch dann hindert, 
wenn dieselben schon aneinander liegen, so muss man zugeben, dass 
es auch die Substanz der Kerne selbst lähmt. Nach der Discussion 
der Versuche, durch welche die Verff. nach vorausgegangener normaler 
Besamung die Vereinigung der Kerne verhindern konnten, wendeten 
sie sich zur Prüfung des Einflusses, welchen die Ueberfruchtung auf 
die inneren Vorgänge der Befruchtung ausübte. Bei der Ueberfruchtung 
erzeugt jedes Spermatozoon einen Spermakern und nun können drei 
Fälle eintreten: 1. Entweder vereinigt sich der Spermakern mit dem 
Eikern und dann bildet sich eine normale Spindel; 2. oder der Ei- 
kern eopulirt sich mit zwei oder mehr Spermakernen und lässt multi- 
polare Kerntheilungsfiguren entstehen, 3. oder endlich es tritt gar 
keine Vereinigung von Eikern und Spermakern ein und dann ver- 
grössert sich ersterer lediglich durch Flüssigkeitsimbibition. Der letzte 
Fall ist um so häufiger, je mehr Spermatozoen eingetreten sind. Der 
Eikern kann sich nacheinander mit zwei oder mehr Kernen, theils 
vollständig, theils unvollständig vereinigen. Man kann demnach eine 
gewisse Sättigung des Eikernes durch einen Spermakern nicht an- 
nehmen, vielmehr besteht die Fähigkeit des ersteren, sich mit der 
Kernsubstanz des Spermatozoon zu verschmelzen, auch nach der Ver- 
einigung mit mehreren solchen noch fort. Die Spermakerne, welche 
nieht zur Copulation gelangt sind, können die Umwandlungen in die 
Spindelform und consecutive Theilung doch erleiden, aber es sind 
noch erneute Forschungen nothwendig, um zu entscheiden, was aus 
diesen Kernen, rein spermatischer Herkunft, weiter wird. 

IV. Modifieation der Furchungserscheinungen. Die normalen 
Vorgänge der Furchung sind modifieirt worden: 1. durch Behandlung 
der Eier mit den in Rede stehenden Agentien nach normaler Besamung; 
2. durch Herbeiführung der Polyspermie; 3. dureh Störung der 
inneren Befruchtungsvorgänge in ihrer Vollendung. 

Morphin, Stryehnin und Nicotin verändern den Furchungsprocess 
nicht; diese Substanzen scheinen nur in dem Sinne zu wirken, dass 
sie die Lebensfähigkeit der Eier vermindern. 

Chinin und Chloral jedoch halten die Furehung nieht blos auf, 
sondern bestimmen selbst den Rückgang der Veränderungen, welche theils 
von Seiten des Kernes, theils des Dotters der Furchung voraufgehen, 


so Centralblatt für Physiologie. Nr. ©: 


Wenn man Chloral oder Chinin auf Eier, bei welchen der Furchungs- 
kern sich schon in eine Spindel umgewandelt hat, wirken lässt, so 
verschwindet diese und die Uhromatintheilchen bilden sich zu kleinen 
Bläschen um, welche allmählich in einen einzigen Kern verschmelzen. 
Wird hierauf das Ei in frisches Seewasser überführt, so entstehen 
vier Strahlungscentren an vier verschiedenen Punkten des Kernes und 
zwischen ihnen vier, zuweilen fünf Spindeln und diese vier Öentren 
und vier Kerne theilen sich im weiteren Verlauf entsprechend dem 
primitiven Kern. Das Protoplasma bleibt längere Zeit unter dem Ein- 
fluss des Chinins und Chlorals, derart, dass es gar nicht, oder nur 
unvollständig den Theilungen des Kernes folgt. Die Verff. interpretiren 
die Erscheinungen in folgender Art: Beim normalen Verlauf der 
Furchung erleiden die Kerne eine progressive Wasserzunahme, an 
welche sich die Kerntheilung anschliesst; Chloral und Chinin nun 
verhindern die Karyokinese, aber nicht das Wachsthum, und ein Kern, 
welchen man in der Theilung hemmt, aber nicht im Wachsthum, 
kann sich schliesslieh nicht mehr weiter in zwei, wohl aber direct 
in vier theilen. 

Die Ueberfruchtung führt zu ganz analogen Resultaten. Sobald 
der Eikern sich mit zwei Spermakernen vereinigt hat, so bildet er sieh 
direct in einen Tetraster um und lässt geradenweges vier Kerne 
entstehen. Wenn er sich mit mehr als zwei Spermakernen vereinigt, 
so verwandelt er sich, anstatt in vier zu einem Tetraster vereinigte 


Spindeln, in eine sehr grosse Zahl von Kernen — die Verff. haben 
dabei Kernfiguren mit 7 bis 19 Spindeln und 5 bis 8 Polen beob- 
achtet — und in diesem Falle können 6, 8 oder eine noch grössere 


Zahl von Kernen direct aus diesen zusammengesetzten Stücken hervor- 
‘gehen. Die Dottertheilung wird anormal und unvollständig. Sie hat 
Aehnlichkeit mit einem Knospentrieb und hat daher den Namen 
„Knospungsfurchung” erhalten. Das ausschlaggebende Moment hierbei 
ist nicht ‘etwa die Einwirkung der Agentien auf den Dotter, sondern 
vielmehr die Polyspermie, welehe mit Nothwendigkeit die Beschleunigung 
der Furchung hervorruft. Dies wird durch das Factum bewiesen, dass 
in Eiern, deren Eikern sich mit zwei Spermatozoen vereinigt hat, 
dieser sich direet in vier theilt, während andere nebenliegende Eier, 
in welche nur ein Spermakern eingedrungen ist, sich normal ent- 
wickeln und in demselben Augenblick zweitheilen, wo jene sich vier- 
theilen. Die Besamung durch zwei Spermatozoen führt nothwendig 
zu einer directen Viertheilung der Dotterkugel. 

Man hat mehreremale ‚schon die Meinung ausgesprochen, dass 
das Eindringen von zwei Spermatozoen in ein Ei die‘ Ursache der 
Zwillingsbildungen sei. Die durch die Gebrüder Hertwig ge- 
wonnenen Resultate, welche an Tausenden von Larven im Gastrula- 
und Pluteusstadium untersucht haben, die von überfruchteten Eiern 
stammten, sind dieser Ansicht nicht günstig. Sie sind nur auf etwa 
zehn Gastrula-Larven mit doppelter Einstülpung und wenige Putei 
mit doppelter Spitze gestossen. Ed. Van Beneden (Lüttich). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Esner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


Druck der k.k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortlicher Redaeteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLEATT 


für 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 


herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner ee Doc. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 


Erscheint alle @ Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.-. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 14. Mai 1887. Ne 


Inhalt. Originalmittheilung: Sternberg, Sehnenreflexe. — Allgemeine Physiologie: Schulze u Steiger, 
Paragalaktin. — Gley u. Rondeau, Wirkung des Hyosein. — Will, Naringin. — de Varigny, 
Wirkung von Süsswasser und Giften auf Bero&. — Wurster, Wasserstoffsuperoxyd und Eiweiss. 
— Binz, Wirkung des Atropins. — Linossier, Baryum im Organismus. — Seliwanof, Frucht- 
zuckerreaetion. — Hayem u. Barrier, Laborde, Transfusion bei Geköpften. — Ciamician u. Silber, 
Pyrol und Pyridinderivate. — Griess u. Harrow, Wirkung arom. Diamine auf Zucker. — v. Ebner, 
Verkalkung der Knochenfibrillen. — Löw, Formose. — Mairet et Combemale, Wirkung von Me- 
thylal. — lLöw, Katalytische Wirkungen. — Kohlrausch, Magnetismus des menschlichen Körpers. 
Hünlich, Leuchtdauer des Oeffnungsfunkens. — Regnard, Apparat für hohen Druck. — Allgemeine 
Nerven- und Muskelphysiologie: Frankl v. Hochwart, De- und Regeneration von Nervenfasern. 
— Physiologie der speciellen Bewegung: Horsley u. Semon, Recurrensreizung. — Physiologie 
der Athmung: Wertheimer, Athembewegungen. — Physiologie der Drüsen: Stewart, Albuminurie. 
— Biedermann, Schleimseceretion. — Smith, Harngährung. -— Physiologie der-Verdauung und 
Ernährung: COonstantinidi, Weizenkleber als Nährmittel. — Physiologie der Sinne: Bloch: Char- 
pentier; Bloch, Dauer der Netzhautreizung. — Physiologie des centr. und sympath. Nerven- 
systemes: Falkenheim u. Naunyn, Hirndruck. — Thorburn, Läsionen des Rückenmarkes. — 
Brunner, Spina bifida. — Borgherini, Degeneration des Rückenmarkes. — Dupuy, Rückenmarks- 
reflex. — Zeugung u. Entwickelung: Barfurti, Verwandlung der Froschlarven., 


Originalmittheilung. 


Sehnenreflexe bei Ermüdung. 
Von eand. med. Maximilian Sternberg in Wien. 
Nach einem Vortrage im Physiologischen Olub zu Wien. 
(Der Redaction zugekommen am 1. Mai 1887.) 


Im Sommer 1885 bemerkte ich nach einer anstrengenden Fuss- 
tour zufällig, dass meine Patellarreflexe lebhaft gesteigert waren. In 
der Literatur fand ich keine Angabe über eine derartige Beobachtung, 
wiewohl sie gewiss schon öfters gemacht worden ist — ausser einer 
kurzen Bemerkung Westphal’s,*) die vielleicht hierher zu rechnen 
ist. Es konnte die Erscheinung mit einer Ermüdung der Beuger des 
. Knies, als der Antagonisten des Quadriceps, mit der Ermüdung dieses 
Muskels selbst, oder mit der allgemeinen Ermüdung zusammenhängen. 


#) Arch. f. Psych. und Nervenkrankh., Bd. 5, S. 810 Anm., erwähnt, dass 
ein Arzt bei Ermüdung Zitterbewegungen des Beines bekam, wenn. er auf den Fuss- 
spitzen stand (Dorsalklonus?). 

Centralblatt für Physiologie. 7 


82 Centralblatt für Physiologie. Nr. 4. 


Ich stellte über den Gegenstand an mir und mehreren anderen Personen 
Versuche an. 

Ermüdete man die Beuger des Knies, indem man, auf einem 
Beine stehend, den anderen Oberschenkel herabhängen liess und das 
Knie möglichst lange gebeugt hielt, so ergab sich, dass eine Ermüdung 
der Antagonisten eines Muskels dessen Selinenreflex nicht steigert. 

Zur Untersuchung der zweiten Annahme musste eine möglichst 
weitgehende isolirte Ermüdung eines Muskels oder einer Muskelgruppe 
erzielt werden — eine recht schwierige, wenn nicht unlösbare Auf- 
sabe. Für den Quadriceps z. B. wurde folgendermassen verfahren: 
die Versuchsperson sass zurückgelehnt, mit unterstützten Oberschenkeln 
und hielt das am Unterschenkel beschwerte Bein horizontal ausgestreckt, 
so lange sie vermochte. Nach kurzer Ruhe wurde das Bein wieder 
erhoben u. s. w., bis der Betreffende vollständige Ermüdung fühlte. Der 
Patellarreflex zeigte sich dann häufig gesteigert und so auch die 
Sehnenreflexe anderer ermüdeter Muskeln. 


Weitere über längere Zeiträume ausgedehnte Beobachtungsreihen 
ergaben nun, dass es nicht so sehr auf die locale Ermüdung einer 
Muskelgruppe. als auf die Ermattung des ganzen Körpers ankommt, 
und dass diese eine Steigerung der sämmtlichen Sehnenreflexe her- 
beiführt, gleicheiltig, welche Muskeln vorzugsweise durch ihre An- 
strengung die allgemeine Ermüdung bewirkt haben. Es braucht auch 
serade keine besonders heftige Muskelarbeit geleistet zu werden: es 
erzeugt jede langandauernde körperliche oder sogenannte geistige An- 
strengung, wenn sie Ermüdung herbeiführt, auch eine Erhöhung der 
Sehnenreflexe, so z. B. das Durchwachen einer Nacht am Krankenbette, 
‚oder Kummer und Sorge u. s. w. Sowie das Gefühl der Abspannung, 
der Ermattung da ist, lässt sich die Steigerung der Sehnenreflexe 
constatiren. *) 

Es ist somit die Steigerung der Sehnenreflexe ein 
objeetives Merkmal der allgemeinen Ermüdung. 


Es muss dieses Ergebniss mit einer Entdeckung Strümpell’s**) 
in Zusammenhang gebracht werden, dass nämlich bei „abgemagerten, 
sehwächlichen Kranken, ind zwar ganz besonders bei Phthisikern und 
schweren Typhuskranken’, eine Steigerung der Sehnenreflexe eintritt. 
Ferner ist die Erhöhung der Sehnenreflexe bei gewissen Formen des 
als Neurasthenie bezeichneten Symptomencomplexes heranzuziehen. 
Ich kann hinzufügen, dass ’ch mehrmals Gelegenheit hatte, eine Stei- 
serung der Sehnenreflexe im Beginne acut fieberhafter Krankheiten, 
wenn die Patienten vorerst nur über grosse Abgeschlagenheit klagten, 
zu constatiren. 

Eine Erklärung der Erscheinung dürfte vielleicht in dem Wes- 
fallen cerebraler Hemmungen bei der Ermüdung zu suchen sein, wie 
solche ja für die Sehnenreflexe vielfach angenommen werden. Dafür 
spricht die Schwächung der Willensenergie bei der Ermüdung, ferner 


*) Es sei besonders auf den Reflex des Bieeps brachii, als leieht controlirbar, 
aufmerksam gemacht. 


#*) Deut. Arch. f. klin. Med., Bd. 24, S. 188 ff. 


Nr. 4. Centralblatt für Physiologie. 83 


die Versuche Jendrassik’s,*) welcher fand, dass eine Ablenkung der 
Aufmerksamkeit durch willkürliche Contraetion anderer Muskelgruppen 
den Patellarreflex steigert. 
Von dem Ergebniss einiger Thierexperimente über diesen Gegen- 
stand soll später beriehtet werden. 
% 


Allgemeine Physiologie. 


E. Schulze und E. Steiger. Ueber Paragalaktin (Ber. d. d. chem. 
Ges. 20, 8. 290 bis 294). 

Sch. und St. haben in den Samen von Lupinus luteus neben dem 
ß-Galaktan noch ein anderes, in Wasser unlösliches Kohlehydrat auf- 
gefunden, welches ebenso wie jenes bei Behandlung mit Säuren in 
(Galaktose übergeführt wird; sie nennen dasselbe Paragalaktin. Wenn 
man die geschälten und mit Aether entfetteten Samen mit kalter ver- 
dünnter (02 bis 10 Procent) Kalilauge auszieht, so bleibt das Para- 
galaktin im unlöslichen Rückstande; durch Kochen mit 1Oprocentiger 
Schwefelsäure wird es unter Bildung von Galaktose gelöst, welche an 
ihren Eigenschaften als solche erkannt wurde. In heisser verdünnter 
Kalilauge löst sich das Paragalaktin (ob ganz unverändert ist noch 
ungewiss) und wird aus dieser Lösung durch Weingeist anscheinend 
als Kaliumverbindung gefällt; diese gab beim Behandeln mit Eisessig 
eine Triacetylverbindung: U,H,O, (0, H,O),, die sich durch grosse 
Unlösliehkeit auszeichnet und sich durch ihre Eigenschaften scharf 
von der Triacetylverbindung des ß-Galaktans unteı rscheidet. Die von 
Prof. C.Cramer ausgeführte mikroskopische Untersuchung der Lupinen- 
samen ergab, dass das Paragalaktin in den Verdiekungsschichten der 
Endospermzellen enthalten ist. Bemerkt sei noch, dass diese Samen 
kein Stärkemehl enthalten. E. Drechsel ( (Leipzig). 


E. Gley et P. Rondeau. Note sur l’action physiologique du Chlor- 
hydrate d’hyoscine (6. R. Soc. Biologie, 29. Janvier 1887, p. 56). 
G. und R. haben beim Hund und Kaninchen die mydriatische 
Wirkung von Hyosein hydrochloriecum (ein mit Hyosciamin und 
Atropin isomeres Alkaloid). studirt. Ein einziger Topfen einer einpro- 
centigen Lösung, ins Auge eingeträufelt, genügt, um nach 7 bis 8 Mi- 
nuten eine sehr starke Pupillenerweiterung mit vollständiger Aufhebung 
des Accommodationsvermögens zu bewirken. Nach einer halben Stunde 
zeigte das andere Auge dieselben Symptome, nur etwas schwächer 
ausgeprägt. Wird nun der Halssyınpathieus durchsehnitten und das 
obere Ende tetanisirt, so erweitert sich die Pupille noch mehr. 

Wird das Einträufeln des Hyoseins bei einem Thiere vorgenommen, 
dem einen Monat vorher der Halssympathieus durchschnitten war, so 
beobachtete man gleichfalls (wie vorauszusehen war) die Pupillen- 
erweiterung und die Lähmung des Accommodationsmuskels. 

Die mydriatische Wirkung ist eine viel schwächere, wenn man 
das Gift unter die Haut (zwei oder mehrere Oentigramm) einspritzt. 


*) Deut. Arch. f. klin. Med., Bd. 33, S. 177 ff. Der Herr Verf. führt in dieser 
Arbeit (S. 191) beiläufig an, bei zwei Personen nach einer Anstrengung Verschwinden 
des Sehnenreflexes beobachtet zu haben. 


nr 


IF 


34 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 4. 


Das Hyosein wirkt beim Menschen noch viel energischer als beim 
Hund. Ein einziger Tropfen einer einprocentigen Lösung ins Auge 
gegossen, genügt, um nach 8 bis 10 Minuten eine Pupillenerweiterung 
und Accommodationslähmung zu bewirken, die beinahe fünf Tage lang 
anhalten. Die Pupille des anderen Auges bleibt unverändert. Da die 
allgemeine toxische Wirkung beim Hunde für Hyosein viel schwächer 
als für Atrepin ausfällt, so wäre vielleicht die erste Substanz als 
Mydriatieum in der Augenheilkunde vorzuziehen — was auch schon 
J. Tweedy (Lancet vom 4. Dec. 1886) und Mitchell (Practitioner, 
Nov. 1886) vorgeschlagen haben. 

Homatropin hat eine ebenso starke mydriatische Wirkung. 

Leon Frederieq (Lüttich). 
W. Will. Ueber das Naringin (Ber. d. d. chem. Ges. 20, S. 294 
bis 304). 

W. hat das Naringin, ein Glukosid aus den Blüthen von Citrus 
decumana und seine Spaltungsproducte näher untersucht. Dasselbe 
besitzt, aus Wasser krystallisirt, die Formel C,, H>,0,,--4H,0, ver- 
liert über H,SO,3Mol. H,O und das letzte bei 120°; es ist weiss und 
löst sich leicht in Alkohol und warmem Wasser. Es ist rechtsdrehend; 
für wasserfreie Substanz wurde gefunden: [&@]|p = 54'5° in wässeriger, 
und |«]p = 876° in alkoholischer Lösung. Mit verdünnter Schwefel- 
säure auf dem Wasserbade erhitzt, spaltet es sich in Naringenin und 
Isoduleit, welch letzterer mit dem aus Xanthoramnin erhaltenen identisch 
ist. Das Naringenin, Ö,,H,,0,, krystallisirt aus verdünntem Alkohol 
in farblosen, perlmutterglänzenden Blättehen und wird durch Alkalien 
in Phlorogluein: C,H,0, und Naringeninsäure: C, H,O, gespalten. 
Letztere erwies sich bei der Untersuchung als vollkommen identisch 
‚mit der Paracumarsäure; das Naringenin ist demnach als der Phloro- 
Ense der Paracumarsäure zu betrachten: (4)HO.0C,H,.CH = 

CH.CO.O.C,H,.(OH), (6, 5). E. Drechsel (Leipzig). 


A. de Varigny. Note sur laction de l’eau douce, de la chaleur et 
de quelques poisons sur le Beroö ovatus (Ö. R. Soe. de Biologie, 
5. Fevrier 1887, p. 61). 

In süsses Wasser getaucht, stirbt Beroö ovatus unter allgemeiner 
Schrumpfung der Haut und Lähmung der Flimmerplättchen. Das Thier 
kann einen kurzdauernden Aufenthalt (15 Minuten) in Gemengen von 
einem Theil süssen Wassers und ein bis drei Theilen Meerwasser 
überleben, wenn man es nachher wieder in Meerwasser hineinsetzt. 
Bero& lebt in Gemengen von einem Theil süssen Wassers und fünf 
'Theilen Meerwasser stundenlang unbehindert fort. 

Beroö ovatus, Aurelia aurita und Pagurus erkranken im 
Meerwasser von 31° C.; mit abnehmender Temperatur tritt Wieder- 
herstellung ein. Beroö erträgt für wenige Minuten eine Temperatur 
von 35°C., stirbt rasch bei 40°C. und im Lösungen von Kupfersulfat 
in Meerwasser (2 pro mille), langsamer in Lösungen von Kali 
bichromaticum (1 pro mille), Chloralhydrat (1'’5 pro mille) oder Bitter- 
mandelöl (1 pro mille). Leon Frederieq (Lüttich). 


C. Wurster. Ueber das Verhalten des Wasserstoffsuperoxydes gegen 
Eiweiss (Ber. d. chem. Ges. 20, 8. 263 bis 267). 


Nr. 4. Öentralblatt für Physiologie. 85 


Wenn man Hühnereiweiss mit Wasserstoffsuperoxyd in alkalischer 
oder neutraler Lösung vermischt, so tritt keine Gerinnung ein, wohl 
aber, wie W. gefunden hat, in saurer, z. B. bei Gegenwart von Milch- 
säure und Kochsalz. Bei gewöhnlicher Temperatur erfolgt die Ge- 
rinnung nur sehr langsam, viel rascher dagegen bei 37 bis 40°. Ein 
Gemisch von 100 Kubikeentimeter nicht filtrirten Eiweisses mit dem 
gleichen Volum Wasserstoffsuperoxyd, 1 bis 2 Kubikcentimeter käuf- 
lieher Milehsäure und 1 bis 2 Gramm Kochsalz erstarrt im Brütofen 
binnen 12 Stunden zu einer festen, geronnenen, käseähnlichen Masse; 
der zerrührte Niederschlag lässt sich gut abfiltriren, aber nur schlecht 
auswaschen, da ihm Wasserstoffsuperoxyd und Milchsäure sehr hart- 
näckig anbaften. Die Mutterlauge hat eine eigenthümlich grüngelbe 
Farbe, wie Molken; sie hinterlässt beim Eindampfen einen zähen, 
sauren Syrup, welcher Wasserstoffsuperoxyd und eine geringe Menge 
eines peptonähnlichen Körpers enthält. Blutserum verhält sich ähnlich, 
doch ist der Niederschlag viel gallertartiger. Die abweichenden Re- 
sultate Ohandelon’s, nach welchen Eiweiss in saurer Lösung durch 
Wasserstoffsuperoxyd peptonisirt wird, erklärt W. aus dem Umstande, 
dass Jener Baryumsuperoxydhydrat zusetzte und Kohlensäure einleitete, 
welche das Superoxyd leicht zersetzt (? Ref.). Mit kohlensaurem Natron 
oder mit Säuren behandelt verflüssigt sich das gefällte Eiweiss rasch; 
durch Pepsin in salzsaurer Lösung wird es schnell verdaut, bisweilen 
so vollständig, dass nur beim Sättigen der Lösung mit Ammonium- 
sulfat ein nennenswerther Niederschlag entsteht. Der Niederschlag ist 
übrigens nicht identisch mit Oxyprotsulfonsäure, in Wasser und Salz- 
lösungen nicht, in kochendem Alkohol schwer, aber deutlich löslich, 
sehr leicht in ätzenden Alkalien oder Ammoniak, grösstentheils löslich 
in Soda und concentrirten Säuren in der Kälte, ganz löslich in Soda und 
verdünnten Säuren bei 70 bis 80°. Vermuthlich ist die ‚Substanz ein 
(emenge. Verf. erwähnt noch, dass die gelbe Farbe des Eidotters 
durch H, O,, Milchsäure und Na Cl zerstört wird, und auch der Blutfarb- 
stoff bei gleicher Behandlung im Brütofen schmutzigweiss oder schmutzig- 
gelb wird, ferner dass Milchsäure und H,O, allein ohne Wirkung auf 
Eiweiss sind, zu welcher der Zusatz von Kochsalz nothwendig ist, ein 
Umstand, welcher für die Zerlegung des Kochsalzes dureh Milchsäure 
spricht. Bezüglich einiger Speculationen, welche der Verf. am Sehlusse 
seiner Mittheilung über die Gerinnung von Milch und Blut, sowie 
die Entstehung sogenannter Erkältungen anstellt, muss auf das Original 
verwiesen werden. . E. Drechsel (Leipzig). 


C. Binz. Ueber die erregenden Wirkungen des Atropins (Deutsche 
med. Wochenschr. 1887, 2, S. 21). 


Gegen die Einwürfe besonders von Lenhartz hält Verfasser an 
dem Werth des Atropins als eines brauchbaren Exeitans bei dem 
Darniederliegen der Athmung und des Herzschlages nach Vergiftung 
mit Morphin (oder einem anderen Herzgift) fest. Bei neuen Versuchen, 
die er in dieser Richtung an Kaninchen anstellte, wurde als Mass für 
die Athmung die von einer halben Minute zur anderen mittelst einer 
Elster'schen Gasuhr gezählte (Quantität der von dem Thiere aus- 
geathmeten Luft benützt. Von der Trachea aus verlief eine gabel- 


86 Öentralblatt für Physiologie. Nr.-4. 


förmige Röhre durch zwei Müller’sche Ventile, deren Ausathmungs- 
rohr in die Gasuhr führte. Das Morphin wurde zu 0:02 bis 0:04 Gramm 
direet in die Halsvene, das Atropin (in mehreren aufeinanderfolgenden 
Dosen von 0:01 bis 0:02 Gramm) subeutan injieirt. Da zeigte sich 
(wir wählen ein Beispiel), dass, wenn die Athmung dureh das Morphin auf 
fast ihr Drittel (von 138 Kubikcentimeter in 30 Secunden ausgeathmeter 
Luft auf 69 Kubikcentimeter) gesunken war, sie durch die erste Gabe 
Atropin (0-01) um 60°:8 Procent gehoben und durch zwei weitere 
Gaben (a 0:01) auf 42:0 und 37:6 Procent Zuwachs gehalten wurde. 
Die Versuche des Verfassers ergeben sonach eine Erregung des Athmens, 
respective der Athemnerven und auch ein Wachsen der Menge der ein- 
und ausgeathmeten Luft durch das Atropin. 

Daneben beobachtete Verfasser noch ein rasches Wachsen der 
allgemeinen reflectorischen Erregbarkeit durch dasselbe Gift. Wurde 
z. B. die Cornea eines morphinisirten Kaninchens, dessen Athemgrösse 
110 Kubikeentimeter war, durch den faradischen Strom gereizt, so wuchs 
die Athemgrösse dabei um 30 Kubikcentimeter (auf 140 Kubikeentimeter) 
und fiel nach Einstellen des Reizes auf den Ausgangspunkt zurück. 
Es wurde nun Atropin gegeben und wieder gereizt: die Athemgrösse 
wuchs nun um 70 Öentimeter in der gleichen Zeit und bei gleichem 
Strom. Einige Zeit darnach war sie wieder auf 90 Kubikcentimeter herab- 
gesunken. Erneute Reizung aber hob sie in den nächsten halben 
Minuten um 130, 380, 340, 360 und 380 Kubikcentimeter (auf 220, 
470, 430, 450 und 470 Kubikeentimeter), und sie verblieb auch nach 
der Reizung auf durchschnittlich 377 Kubikcentimeter. 

„Ob und inwieweit diese Resultate vom Thier auf den Menschen 
widerspruchslos sich übertragen lassen, das kann nur die weitere 
Erfahrung bestimmen.” A. Auerbach (Berlin). 


G. Linossier. De la localisation du Baryum dans l'organisme a la 
suite de lintoxication chronique par un sel de Baryum (C. R. Soc. 
Biologie. 26. Fevrier 1887, p. 122). 

Kaninchen erhielten einen Monat lang wachsende Dosen (täglich 
von 0:50 Gramm bis 1:50 Gramm) von Baryumearbonat. Das Baryum 
wurde in den verschiedenen Geweben quantitativ bestimmt. L. fand 
nur Spuren davon im Herzen, in den Muskeln und Lungen, etwas mehr 
in der Leber, noch mehr in den Nieren, im Gehirn und Rückenmark. 
Am reichlichsten war das Baryum im Knochengewebe vorhanden (bis 
zu 0:50 auf 1060 Theile Asche in den Wirbeln). 

Leon Frederieg (Lüttich). 

Th. Seliwanoff. Notiz über eine Fruchtzuckerreaction (Ber. d. d. 
chem. Ges. 20, S. 181 bis 182). 

Nach 8. färbt sich eine kalt bereitete wässerige Lösung von zwei 
Theilen Rohrzucker und einem Theil Resorein nach Zusatz von con- 
centrirter Salzsäure beim Erwärmen schnell roth und setzt beim Er- 
kalten einen reichlichen dunklen Niederschlag ab, der sich in Alkohol 
mit schön rother Farbe löst, aber nicht krystallisirt. Ausser dem Rohr- 
zucker geben diese Reaction auch Levulose und Raffinose, während 
Dextrose, (Galaktose, Maltose, Milchzueker und Inosit ohne Wirkung sind; 
die Reaction ist also dem Fruchtzucker eigen. E. Dreehsel (Leipzig). 


Nr. 4. Centralblatt für Physiologie. 87 


G.Hayem et G. Barrier. Experiences sur les effets des transfusions 
de sang dans la tete des animaux decapites (Gompt. rend. 1887, 
DEWHNH,. Pr 272): 

J.V.Laborde. Des effets de la transfusion du sang dans la töte des 
animaux et de !’homme decapites (Ibid., N’ 7, p. 442). 

Sobald (beim Hunde) der Kopf vom Rumpfe & getrennt wird, werden 
die Augen convulsivisch bewegt, die Physioenomie bekommt den Aus- 
druck von Erstaunen oder grosser Angst, die Kinnbacken trennen sich 
gewaltsam voneinander und die Zunge macht einige Bewegungen oder 
bleibt wie tetanisirt stehen. Bald werden die Augen unbew eelich; dann, 
nachdem der Mund sich inzwischen geschlossen, treten einige Athmungs- 
anstrengungen ein, charakterisirt dureh Erweiterung der Nasenflügel, 
ungestüme Trennung der Kinnbacken voneinander, Zurückziehen der 
Zunge in die Tiefe “des Maules. Von diesem Augenblicke an sind die 
höheren Sinne und der Wille erloschen und wird der Cornealreflex 
schwächer, in wenigen Secunden ist auch er verschwunden. Die 
Athmungsanstrengungen wiederholen sich, immer schwächer werdend, 
in regelmässigen Intervallen zwei- bis viermal; dann wird der Kopf 
(bei erweiterter Pupille) ganz leblos. Alle diese agonischen Er- 
scheinungen dauern etwa eine, nie mehr als zwei Minuten. 

Wird der Versuch so angestellt, dass vor der Decapitation. die 
beiden Carotiden des zu opfernden Hundes mit der Arteria cruralis 
eines anderen Hundes oder — noch besser — eines Pferdes verbunden 
werden, so dass die Köpfung den Blutzufluss zu dem vom Rumpfe 
getrennten Kopfe nieht unterbricht, so kann .man, so lange die Oircu- 
lation genügend ist (bis zu einer halben Stunde nach der Decapitation), 
an dem Kopfe nach Angabe der Verff. willkürliche Bewegungen (was 
für welehe? Ref.) beobachten. s 

Wird eine solche Bluttransfusion erst hergestellt, einige Augen- 
blicke nachdem der Kopf leblos geworden ist, so leben verschiedene 
und ausgebreitete automatische und Reflexbewegungen nach und nach 
wieder auf: fibrilläre Zuckungen einzelner Muskeln, besonders der 
Lippen; zuerst schwache, dann stärkere und in regelmässigen Zeit- 
abständen erfolgende Athmungsanstrengungen; zuerst schwache und 
einseitige, dann beiderseits leicht zu erhaltende Cornealreflexe; spontanes 
Augenblinzeln; keine dieser Bewegungen trägt den ÜÖharakter einer 
Willensaetion. Während dieser Zeit sind die Augenlider geschlossen, 
die Pupillen. verengt, der Kopf erscheint wie in tiefem Sehlafe. Da- 
gegen ist die allgemeine Sensibilität und die der einzelnen Nerven 
erloschen. 

L. erinnert an bereits 1884 und 1885 von ihm veröffentlichte 
Untersuchungen, in denen er an hingerichteten Thieren und Menschen 
ebenfalls möglichst schnell nach der Decapitation (in einem Falle bei 
einem Menschen sechs Minuten nach derselben) eine directe Gefäss- 
verbindung zwischen der Carotis eines kräftigen Hundes und den 
Carotiden des ‚vom Rumpfe getrennten Kopfes hergestellt hatte: in 
solchen Fällen (und er vermochte genau die Zeiterenze hiefür zu 
bestimmen) hatte er die fast erloschene "Erregbarkeit des N. facial. wieder 
aufleben, die Hirnerregbarkeit bis zu 50 Minuten nach der Tödtung 
erhalten gesehen. Als Willensphänomene zu deutende Erscheinungen 


88 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 4. 


waren nur dann, wenn die Bluttransfusion unmittelbar oder fast un- 
mittelbar nach der Decapitation eingeleitet war, und auch dann nur 
schwach und für ganz kurze Dauer von ihm beobachtet worden. 

A. Auerbach (Berlin). | 


G. Ciamician und P. Silber. Ueber die Verwandlung des Pyrrols 
in Pyridinderivate (Ber. d. d. chem. Ges. 20, S. 191 bis 195). 
Um zu entscheiden, an welcher Stelle des Pyrrolringes das zur 
Pyridinbildung nöthige Kohlenstoffatom eintritt, haben O. und S. Ben- 
zalchlorid: C,H,.CH Cl, auf Pyrrol bei Gegenwart von alkoholischer 
Natronlauge einwirken lassen. Dabei entstand ein phenylirtes Pyridin: 
G;H;.0,H,N, welches sich durch seine Eigenschaften unzweideutig 
als ß-Phenylpyridin zu erkennen gab; das zum Pyrrol hinzutretende 
C-Atom begibt sich demnach in Bezug auf den Stickstoff in die Meta- 
stellung. E.-Drechsel (Leipzig). 


P. Griess und G. Harrow. Ueber die Einwirkung aromatischer 
Diamine auf Zuckerarten (ber. d. d. chem. Ges. 20, S. 281 bis 282). 
In einer vorläufigen Mittheilung geben G. und H. an, dass sich 
auch die aromatischen Diamidobenzole ebenso wie das ihnen isomere 
Phenylhydrazin und auch ihre Carbonsäuren mit gewissen Zuckerarten 
zu neuen Verbindungen vereinigen. Vermischt man z. B. die con- 
centrirten wässerigen Lösungen von einem Theil o-Phenylendiamin und 
zwei Theilen Dextrose mit einigen Tropfen Salzsäure und lässt etwa 
acht Tage lang an einem mässig warmen Orte stehen, so bildet sich 
eine schwach basische, in heissem-Wasser und Alkohol ziemlich leicht 
lösliche, in schönen weissen Nadeln krystallisirende Substanz, welche 
bitter schmeckt und Fehling’sche Lösung reducirt. Mit y-Diamido- 
‚benzoesäure erhält man eine ähnliche, schwach saure Verbindung, 
welche aber Fehling’sche Lösung nicht reducirt. 
E. Drecehsel (Leipzig). 
V. v. Ebner. Sind die Fibrillen des Knochengewebes verkalkt oder 
nicht? (Archiv. f. mikrosk. Anat., Bd. XXIX, S. 213). 

Verf. tritt der Ansicht Kölliker’s, dass im Knochen die Kalk- 
salze.an die leimgebende Substanz gebunden sind, entgegen, und legt 
die Gründe dar, welche ihn bestimmen, an seiner schon früher auf- 
gestellten Ansicht festzuhalten, dass die Fihrillen des Knochen- 
sewebes leimgebende Fibrillen und die Kalksalze zwischen den 
Fibrillen in eine Kittsubstanz eingelagert seien. Es können nämlich 
die mikroskopischen Bilder von ausgekochten und geglühten Knochen- 
schliffen, sowie die Polarisationserscheinungen solcher Präparate un- 
gezwungen nur mit obiger Annahme erklärt werden. 

Es verhalte sich ausgekochter Knochen anders als nicht ausgekochter. 
Der ausgekochte mit Wasser und Alkohol extrahirte Schliff erscheint 
schon für das freie Auge selbst an den dünnsten Stellen auffallend 
weiss, der. nicht ausgekochte mattgrau, an den dünnsten Stellen 
dunkelgrau. Im auffallenden Lichte erscheint ersterer überall hell- 
bläulich, weiss, letzterer ist nur an den dicksten Stellen fast rein 
weiss, an den dünnsten Stellen sind es nur die Knochenkörperchen 
und ihre Ausläufer, die Grundsubstanz aber schwarz wie das Ge- 
sichtsfeld. 


Nr. 4. Centralblatt für Physiologie. 89 


Im durchfallenden Lichte erscheinen alle Stellen, welche früher 
bläulichweiss waren, braunschwarz. Am ausgekochten Sehliffe lassen 
sich an den dicksten Stellen wegen Undurchsichtigkeit die Knochen- 
körperchen und ihre Ausläufer gar nicht oder nur schwer erkennen, 
treten aber an den dünnen Stellen durch ihre rein schwarze Farbe 
deutlich hervor. Der nieht ausgekochte Schliff lässt dagegen auch an 
den diekeren Stellen die schwarzen Knochenkörperchen und Ausläufer 
deutlich hervortreten und an den dünnsten Stellen ist die Grund- 
substanz fast so hell wie das Gesichtsfeld. 

Bei Betrachtung eines ausgekochten Schliffes mit stärkerer Ver- 
grösserung erhalte man zunächst den Eindruck, dass die Knochen- 
struetur ebenso aussehe, wie am unveränderten Knochen: Flächen- 
ansichten der Knochenlamellen zeigen anscheinend ein System von 
netzartig sich durchkreuzenden Fäserchen mit sehr dunklen Öontouren, 
Quersehnitte der Lamellen, je nachdem die Fibrillen der Länge 
oder Quere nach getroffen sind, bald feine Streifen, bald eine dunkle 
Körnung. Verf. erklärt nun die stark liehtbreehenden Streifen als Kitt- 
substanz mit den Erdsalzen, die dunklen Contouren aber für lufthaltige 
Röhrehen, welehe ehedem durch leimgebende Fibrillen ausgefüllt 
waren, und zwar aus dem Grunde, weil sie sich bei Heben und Senken 
des Tubus genau so verhielten wie die Knochenkörperchen, während 
Kölliker das stark Lichtbrechende für Fibrillen und Fibrillenbündel 
und die dunklen Zwischenräume für die Contouren derselben ansieht. 
Da nun nicht ausgekochte Schliffe die dunklen Contouren der stark 
lichtbrechenden Streifen nicht zeigen, so- müsste man zu Gunsten 
Kölliker's annehmen, dass die interfibrilläre Substanz durch das 
Kochen eine auffallende Veränderung erlitten habe. Besonders wider- 
sprachen aber die Bilder ausgekochter Querschliffe von Röhrenknochen 
der Annahme Kölliker’s. Hier sehe man in den Maschen eines engen, 
stark liehtbreehenden Netzes isolirte dunkle Punkte und Striche, welche 
wieder dasselbe Verhalten zeigen wie die Knochenkörperchen, also 
nur Räume sein können, in welchen Fibrillen lagen. Hätte man die 
Querschnitte von Fibrillen selbst vor sich, so müssten diese als helle 
Punkte mit dunklen Gontouren erscheinen. Noch überzeugender, dass 
man es an ausgekochten Knochenschliffen mit feinsten von Luft 
erfüllten Röhrchen zu thun habe, sind Knochenschliffe, welche nach 
der Auskochung mit Canadabalsam aufgehellt werden. 

Auch die Anzahl der luftführenden Röhrchen, am Quersechnitte 
betrachtet, stimme mit der Anzahl der Fibrillen eines einfach pelirten 
Schliffes gut überein, ebenso ergeben Messungen der (uerschnitte von 
Fibrillen und jener von Röhrehen für beide fast dieselben Resultate. 

Den Einwand Kölliker’s, dass eine Kittsubstanz für den Knochen 
nicht nachgewiesen sei und man daher annehmen müsse, die Kalk- 
salze seien an die leimgebende Substanz gebunden, begegnet Verf. 
mit dem Hinweise, dass das Ossein nicht ausschliesslich nur Collagen 
sein könne, da bereits durch Broesike nachgewiesen wurde, dass 
die Scheiden der Havers’schen Öanäle der Knochenkörperehen und 
deren Ausläufer gegen Reagentien sich anders verhalten wie Collagen. 
Ausserdem habe Verf. selbst den Nachweis s„eführt, dass in aus- 
gekochten Schliffen noch ein organischer Rest übrig bleibt; wäre 


90 Centralblatt für Physiologie. Nr 4. 


dieser Öollagen, so müsste auch er durch kochendes Wasser aus- 
sezogen werden können. Auch sei die Annahme Kölliker’s, dass der 
durch Behandlung mit Salzsäure aus dem Knochen gewonnene Knochen- 
knorpel nur aus leimgebender Substanz bestehe, weil er sich beim 
Kochen ganz auflöst, nicht stichhaltig, da durch die Salzsäure ausser 
Collagen noch andere Substanzen, insbesondere Eiweisskörper, in einen 
für kochendes Wasser löslichen Zustand übergeführt werden. Aus 
den Untersuchungen Weisker's gehe vielmehr hervor, dass die 
organische Substanz des Knochens keineswegs eine einheitliche 
chemische Verbindung sei, dass daher auch nicht alle organische Substanz 
des Knochens reine leimgebende Substanz zu sein braucht. 

Die Unabhängigkeit der Knochenfibrillen von den Kalksalzen wird 
ferner durch die osteogenetische Thatsache sehr anschaulich, dass 
bei der Bildung des Knochengewebes zuerst ausnahmslos ein kalkfreies, 
aber bereits fibrilläres Gewebe auftritt, das erst secundär Kalksalze 
aufnimmt. 

Einen sprechenden Beweis für seine Ansicht findet Verf. endlich 
in dem Verhalten ohne (uellung entkalkter wie nicht enkalkter 
Knochenpräparate in polarisirtem Lichte. Alle Erscheinungen, welche 
solche Präparate im Polarisationsmikroskope zeigen, lassen sich mit 
der Annahme erklären, dass die unverkalkten leimgebenden Fihrillen 
positiv einachsig doppelbrechend seien. Da nun entkalkte und nicht ent- 
kalkte Knochen bei gleicher Dicke fast dieselben Interferenzfarben 
zeigen, so könne die Differenz der ‚Brechungsquotienten der Fibrillen 
durch den Entkalkungsprocess ohne Quellung sich nicht merklich 
geändert haben. Daher sei es unmöglich anzunehmen, dass massenhafte 
Kalksalze ein wesentlicher Bestandtheil der Fibrillen seien, weil durch 
die Entfernung der Kalksalze eine Aenderung der Moleeularstruetur 
der Fibrillen platzgreifen und die Differenz der Brechungsquotienten 
eine verschiedene werden müsste. Auch ändere sich die Doppelbrechung, 
je nachdem man ein natürliches Knochenstück in Wasser, Alkohol ete. 
lege. Es könne daher nur eine imbibitionsfähige und nicht stark ver- 
kalkte Fibrille die Ursache der Doppelbrechung sein. Andererseits 
muss sich aber auch zeigen lassen, dass die Kittsubstanz mit der 
positiven Doppelbrechung niehts zu thun hat. 

Zwar zeigen ausgekochte oder geglühte Sehliffe trocken untersucht 
anscheinend starke positive Doppelbreehung. Diese sinkt aber be- 
deutend durch Zusatz von Wasser und Alkohol und schwindet durch 
Glycerin ganz; durch Nelkenöl, Xylol ete. wird die Doppelbrechung 
sogar negativ. Alle diese Flüssiekeiten bewirken aber keine bleibende 
Moleeularveränderung der Knochensubstanz, weil nach Auswaschen 
derselben die positive Doppelbrechung sich wieder herstellt. Mit 
Rücksicht darauf, dass wahre Doppelbrechung dureh möglichste Auf- 
hellung der Präparate nur in noch grösserer Farbenreinheit hervor- 
tritt, können die Polarisationserscheinungen am ausgeglühten Knochen 
nur als Beugungserscheinungen, bedingt durch die lufterfüllten 
Röhrchen, erklärt werden, wie ja auch feine aneinandergereihte Nadeln, 
trockene Diatomeenschalen ete. unter dem Polarisationsmikroskop 
untersucht, schwache positive Doppelbrechung zeigen. Die negative 
Doppelbrechung aber könne man mit der Annahme erklären, dass die 


Nr..£&. Centralblatt für Physiologie. 9] 


Erdsalze einachsig-negativ doppelbrechend seien. Die negative Doppel- 
breehung der Erdsalze komme zur Wirkung, wenn die Ursache der 
positiven Doppelbreehung aufgehoben ist, d. h. die Fibrillen zerstört 
seien. Drasch (Leipzig). 


O. Loew. Einige Bemerkungen über Formose (Ber. d. d. chem. Ges. 
20, S. 141 bis 144). 

L. vertheidigt seine Ansicht, dass die von ihm durch Öondensation 
des Formaldehyds erhaltene Formose eine Zuckerart sei, gegen die 
Einwände von Tollens. Verf. definirt einen „einfachen Zucker” als 
„einen gesättigten Complex, der eine Kette von sechs Atomen Kohlen- 
stoff und fünf alkoholische Hydroxyle enthält, der Formel C,H, > 0, 
entspricht, süss schmeckt und stark redueirende Eigenschaften besitzt." 
Die Formose besitzt alle diese Eigenschaften; für die Formel C,H, O, 
spricht namentlich die Zusammensetzung der Phenylhydrazinverbindung. 
Eine Säure mit sechs Atomen © konnte bislang nicht aus Formose er- 
halten werden; bei allen Versuchen trat Spaltung ein, anscheinend 
unter Bildung von Trioxybuttersäure. In dieser Hinsicht nähert sich 
die Formose der Levulose, sowie auch in der, dass sie wie letztere 
beim Behandeln mit verdünnter Salzsäure viel Huminsubstanzen liefert. 
Dass Formose mit Bierhefe nicht gährt, beweist nichts gegen ihre Zucker- 
natur, da überhaupt nur zwei Zuckerarten (Dextrose und Levulose) mit 
Hefe gähren; dagegen gibt sie leicht und schön die Reactionen von 
Ihl und A. Peehmann und von Molisch, verhält sich also auch in 
dieser Hinsicht wie ein wahrer Zucker. E. Drechsel (Leipzig). 


A. Mairet et Combemale. Fecherches sur l’action physiologigue du 
methylal (Compt. rend. 1887, CIV, Nr. 4, p. 248). 

Die Verff. haben das Methylal, eine in Wasser, Alkohol und Oel 
lösliehe, bei 42° siedende, nach Aether riechende Flüssigkeit, welcher 
Stef. Personali (Turin) hypnotisirende Eigenschaften zuschreibt, weiter 
an Meerschweinchen, Katzen, Hunden und Affen untersucht. Die sub- 
cutane Injection der Substanz ist sehr schmerzhaft (erzeugt selbst 
OÖhnmachten) und bewirkt (unverdünnt injieirt) locale Entzündungen. 
Werden nun 0'25 bis 0:50 Gramm pro Kilo Körpergewicht injieirt, 
so bemerkt man zunächst etwas Speichelseeretion; nach !/, bis 1 Stunde 
legt das Thier sich hin und verfällt in einen ruhigen Schlaf, in welchem 
es jedoch, wenn auch langsam, auf äussere Reize reagirt. Erreicht die 
Dosis 05 Gramm (pro Kilo Körpergewicht), so ist der Schlaf tiefer, 
die Reactionen müssen stärker sein, um ihn zu unterbrechen. Das Thier 
schläft so mehrere (bis zu 10) Stunden, ist beim Erwachen schwer- 
fällig, apathisch, kommt aber bald völlig zu sich Injieirt man 0°5 bis 
12 Gramm pro Kilo Körpergewicht, so wird der Schlaf unüber- 
windlieh, das Thier schläft beim Essen, angesichts seiner natürlichen 
Feinde ein; auf sehr starke Reize erhält man nur langsame und 
schwache Reactionen; dabei leichte Pupillenerweiterung, beträchtliche, 
an Parese streifende Muskelermüdung, Pulssteigerung -und erhebliche 
Salivation. Die letzteren Phänomene verschwinden nach einigen Stunden 
und es bleibt dann nur jener tiefe Schlaf zurück. Injieirt man über 
2 Gramm pro Kilo Körpergewicht, so kann man zwei Stadien der 
Vergiftung unterscheiden: in dem ersten eonstatirt man Parese, be- 


92 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 4 


sonders des Hinterkörpers, Hyperexcitabilität der Muskeln, zuweilen 
selbst spontane, convulsivische Erschütterungen der Glieder, Herabsetzung 
der Sensibilität, Erweiterung der Pupillen, Temperaturabfall, Steigerung 
der Pulsfrequenz und der Athmung; in dem zweiten, zwei bis drei 
Stunden nach Beginn des Versuchs beginnenden, ist die Parese ver- 
schwunden oder beträchtlich vermindert, sind auch die anderen Er- 
scheinungen gebessert, es ist nur noch tiefer Schlaf vorhanden; beim 
Erwachen erscheint der bisher verhaltene Urin wieder, das Thier aber 
bleibt stumpf, ohne Appetit und braucht mehrere Tage, um sich zu 
erholen. Bei einem Meerschweinchen fanden die Verff. die tödtliche 
Dosis bei der Injeetion von 2:35 Gramm Methylal pro Kilo Körpergewicht. 
Die Autopsie zeigte allgemeine Hyperämie des Gehirns und der Medulla, 
punktförmige Hämorrhagien im Lungengewebe und Herzmuskel, Hyper- 
ämie der Substant. cortie. der Nieren. Per os genommen, wirkt das 
Methylal ganz ebenso wie subeutan, nur langsamer; der Schlaf tritt 
erst zwei bis drei Stunden nach dem Einnehmen ein und ist mitunter 
weniger dauerhaft. Die Versuche der Verff. zeigen ferner, dass die 
Thierspecies, bei welcher das Mittel angewandt wird, nur insofern 
Einfluss auf die Wirkung desselben hat, als je höher das Thier in 
der Thierreihe steht, es desto empfindlicher auf die schlafmachende 
Wirkung des Methylal reagirt: beim Affen waren nur halb so grosse 
Dosen nöthig, um Schlaf zu erzeugen, wie beim Hunde und bei der 
Katze. Die Eliminirung des Methylal aus dem Organismus geschieht 
schnell und hauptsächlich durch die Lunge: während man noch die 
Injection macht, riecht der Athem "des Thieres schon nach dem Me- 
thylal und dieser Geruch hält, auch wenn die Dosis schwach war, 
mehrere Stunden an. Das Methylal ist also ein Hypnoticum, und zwar 
ein solches, das im Körper nicht aceumulativ wirkt und dessen Giftig- 
keit schwach ist; muss man doch mehr als 0:5 Gramm pro Kilo 
Körpergewicht einbringen, um überhaupt schwerere Symptome zu 
sehen, welche seinen Gebrauch contraindieiren könnten, und mehr als 
2 Gramm, um eine wahre Vergiftung hervorzurufen. Das Methylal 
empfiehlt sich deshalb zu therapeutischen Versuchen. 
A. Auerbach (Berlin). 


O. Loew. Ueber einige katalytische Wirkungen (Ber. d. d. chem. Ges. 
20, 8. 144 bis 145). 

Mischt man, nach L., eine eirca 15procentige Formaldehydlösung 
mit dem gleichen Volumen concentrirter Natronlauge, so- tritt bei 
gewöhnlicher Temperatur keine, beim Erhitzen nur eine äusserst geringe 
Gasentwickelung ein, und es bilden sich Ameisensäure- und Methyl- 
alkohol. Wenn man aber jenem Gemenge sofort etwas Kupferoxydul 
zusetzt, so tritt nach ein bis zwei Minuten eine äusserst heftige Wasser- 
stoffentwiekelung unter mässiger Selbsterwärmung ein und es entsteht 
ameisensaures Natron nach der Gleiehung: H,00O — Na0H = 
H.CO.ONa + H,. Andere Metalloxyde wirken nicht in dieser Weise. 

E. Drechsel (Leipzig). 
Kohlrausch. Ueber den Magnetismus des menschlichen Körpers (Sitzungs- 
berichte der Würzburger Phys.-med. Gesellschaft. 1887, IV. Sitzung 
vom 31. Januar 1887). 


Nr. 4: Centralblatt für Physiologie. 095 


Diese Mittheilung, welche zu bündig ist, als dass sich ein Aus- 
zug davon geben liesse, lautet wörtlich: 

„Gelegentlich der Prüfung von Materialien auf ihren Magnetismus, 
welche der Vortragende an einem empfindlichen Bifilarmagnetometer 
ausführte, hatte sich bei der Vorprüfung der Hand, die den zu unter- 
suchenden Körper hielt, regelmässig ergeben, dass dieselbe den Magnet 
ein wenig abstiess. Dasselbe ist mit anderen Körpertheilen der Fall. 

Um zu sehen, ob dieser Diamagnetismus etwa blos von dem 
(tehalte an, bekanntlich ebenfalls diamagnetischem, Wasser stamme, 
wurden trockene Knochen, Fett und ausser der gleichfalls diamagnetischen 
frischen Muskelfaser noch ein Muskel untersucht, welcher zuerst am 
Öfen, dann längere Zeit am Exsiecator getrocknet worden war. An 
allen diesen Körpertheilen stellte sich heraus, dass sie den Magnet 
ein wenig abstossen, also eine Spur von Diamagnetismus besitzen. 

Zwischen den Polen eines starken Elektromagnets wurden diese 
Thatsachen in bekannter Weise daran nachgewiesen, dass die zwischen- 
gehängten Stücke sich mit ihrer Längsachse zwischen den Magnetpolen 
quer stellten.’ Gad (Berlin). 


C. Hünlich. Ueber die Leuchtdauer des Oeffnungsfunkens des In- 
ductoriums (Wiedem. Ann., Bd. XXX, Heft 2, pag. 343). 

Die Leuchtdauer wurde mit Hilfe eines rotirenden Spiegels 
gemessen. Der Funke entstammte der primären Rolle eines Stöhrer’schen 
oder eines Weinhold’schen Induetors. Die Messung ergab, dass unter 
den meist eingehaltenen Versuchsbedingungen die Dauer des Funkens 
in Secunden durch die Werthe der vierten Decimalstelle ausgedrückt 
werden kann. Uebrigens ist sie von zahlreiehen Umständen abhängig. 
So von der Intensität, mit der die Funkendauer im Grossen und Ganzen 
geradlinig ansteigt. Daraus ergibt sich, dass Ströme geringer Inten- 
sität, wie lange bekannt, einen Funken von unmessbarer Dauer liefern. 

Bei höheren Stromesintensitäten (2 bis 3 Amperes) macht sich 
auch die Raschheit des Unterbrechens fühlbar, indem die Funkendauer 
abnimmt, wenn die Schnelligkeit der Unterbrechung steigt. Die Unter- 
brechung zwischen Platin macht die Funkendauer klein, bei Zink ist 
sie am grössten, dazwischen stehen Stahl, Kupfer und Silber. Eine 
weitere Reihe von Versuchen ergab, dass der Funken der secundären 
Rolle im Allgemeinen erst entsteht, wenn der der primären erloschen ist. 

Auffallend ist, dass die Funkendauer wesentlich verkürzt, ja unter 
Umständen, die sie sonst sehr wohl zu messen gestatteten, unmerklich 
gemacht werden kann, wenn man die Contactstellen mit Petroleum 
bestreicht. (Es ist dies eine Thatsache, die praktische Bedeutung er- 
langen kann, wenn es sich z. B. darum handelt, zu physiologisch- 
optischen Zwecken momentane Beleuchtung herzustellen. D. Ref.) 

Sigm. Exner (Wien). 
Regnard. Sur le montage des blocs de verre et de quartz destines a 
supporter des hautes pressions (0. R. Soc. Biologie, 26. Fevrier 1887. 
p. 124). 

Einschalten von Spiegelglasfenster in einen Apparat, welcher 
gestattet, lebende Thiere und Gewebe unter sehr hobem Druck (his 
1000 Atmosphären) zu beobachten. Leon Frederieg (Lüttich). 


94 Centralblatt für Physiologie. Nr. 4. 


Allgemeine Nerven- und Muskel-Physiologie. 


L. Frankl v. Hochwart. Ueber De- und Regeneration von Nerven- 
Fasern (Wiener medic. Jahrbücher 1887, S. 1). 


Bald nach der Durehschneidung der Nerven tritt eine Zerklüftung 
der Nervenfaser auf. Sie führt zur Bildung der Markballen, deren. 
Form sehr mannigfache Abwechslungen zeigt. — Zwischen den Mark- 
ballen und deren Resten, den durch Osmium färbbaren Ringelchen treten 
mit Karmin färbbare Partien auf. Kerne, um spindelförmige Elemente 
in solcher Weise angeordnet, wie sie ähnlich beim embryonalen 
Nerven vorkommen. 


Die Stufen der Degeneration charakterisiren sich demnach als: 
Bildung der Markballen, Kernwucherung und Entwickelung embryonaler 
Stränge. Auf diese Anschauung, dass dem embryonalen Nervengewebe 
völlig identisches beim Degenerationsprocesse gebildet werde, legt F. 
das grösste Gewicht. Der Schwerpunkt der ganzen Arbeit liegt darin, 
(lass embryonales Nervengewebe vom embryonalen Bindegewebe nicht 
zu trennen ist und aus diesem neutralen Gewebsboden (Deiters) die 
Regeneration der Nervensubstanz bewirkt werde. Dabei nimmt F. auch 
ein Auswachsen der Fasern aus solchen embryonalen spindelförmigen 
Elementen (Bindegewebe) an. Hinsichtlich anderer, bei der Degeneration 
beobachteter Besonderheiten führt F. eine Degeneration des centralen 
Stumpfes an; die Grenze derselben*lässt sich nicht genau bestimmen. 
Bei der Regeneration sind beide Stümpfe betheiligt. Die Nervenstrang- 
bildung entwickelt sich bei der Regeneration herdweise. 


Am Schlusse ein kurzer Ueberblick von älteren Anschauungen 
über die von F. vertretene Meinung, dass das embryonale Binde- 
sewebe die Rolle des Keimlagers für den Nerv spielen kann, und bei 
der Regeneration der Nervenfasern wesentlich betheilist ist. Ab- 
bildungen sind der Arbeit keine beigegeben. 


Klemensiewicz (Graz). 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


V. Horsley und F. Semon. Fecurrensreizung (Sitzung der physio- 
logischen Gesellschaft von london am 12. Februar 1887). 


H. und S. prüften die Experimente Hooper’s (Boston), welcher 
gefunden hatte, dass bei tiefster Aethernarkose des Hundes — bei An- 
wendung anderer Narkotika niema " Reizung des 
Reeurrens Inspirations- (Abductions-) Senn bei leichter Aethernarkose 
Phonations- (Adductions-) Stellung des betreffenden Stimmbandes er- 
folgte, auf ihre Richtigkeit und "konnten dieselben bestätigen. Sie 
erklären diese Wirkung aber durch eine vermuthlich peripherische 
und differenzirende W irkune des Aethers auf die Kehlkopfmuskeln. 
(Brit. med. Journal, August und September 1886). Am oben angegebenen 
Sitzungstage demonstrirten H. und $. diesen Reizungsversuch. 


H. Krause (Berlin). 


Nr. 4. Centralblatt für Physiologie. 95 


Physiologie der Athmung. 


E. Wertheimer. Effets produits par l’eweitation des nerfs centripetes 
sur les mouvements respiratoirs du tronce apres l’ablation du bulbe 
(©. R. Soe. Biologie, 29. Janvier 1887, p. 51). 

W. hat bei Thieren nach Ausschaltung des verlängerten Markes 
(durch einen Schnitt in der Höhe des zweiten Halswirbels) die Wirkung 
der Reizung sensibler Nerven auf die spinale Athmung studirt. Er 
unterscheidet folgende Fälle: 

1. Typische spinale Athmung mit äussert frequenten Athem- 
bewegungen. Die elektrische Reizung des Ischiadieus, der Haut, der 
Schleimhäute, bewirkt in diesem Falle eine vollständige Hemmung der 
Athmung mit Erschlaffung aller Athemmuskeln. Bisweilen bewirken 
schwächere Reize nur eine Verlangsamung der Athembewegung. 

2. Fehlen die Athembewegungen gänzlich oder sind sie sehr 
unvollkommen (bei hergestellter Reflexthätigkeit des Rückenmarks), so 
ruft jede sensible Reizung eine Inspiration oder eine ganze Reihe 
solcher Bewegungen hervor. 

3. Sind die Athembewegungen von gewöhnlicher Freunenz und 
Tiefe, so werden sie durch schwache Reize frequenter und tiefer: 
während die stärksten Reize bald inspiratorischen, bald exspiratorischen 
Stillstand bewirken. 

Schlüsse: Die spinalen Athemeentren können also eine gegebene 
sensible Reizung entweder durch eine Erhöhung oder dureh eine 
Hemmung ihrer Thätigkeit beantworten, je nach dem Zustand, in 
welchem sie sich befinden, im Momente, wo der Reiz sie trifft. — Alle 
Athemreflexe, die man gewöhnlich der Thätigkeit der Athemeentren 
des verlängerten Markes zuschreibt, können auch ohne Vermittelung 
dieser Uentren zu Stande kommen. Leon Frederiegq (Lüttich). 


Physiologie der Drüsen. 


Stewart T. Grainger. On some forms of Albuminuria not dangerous 
to life (Amerie. Journ. of medie. Science, January 1887, S. 34). 


Indem St. die „nicht lebensgefährlichen” Albuminurien 
bespricht, dabei aber von den durch bestimmte Krankheitsprocesse 
oder ähnliche Schädlichkeiten hervorgerufenen Formen absieht. be- 
handelt er einige Zustände, von denen wenigstens 2 zur physiologischen 
Albuminurie gerechnet werden können; nämlich: 

1. Die diätetische Albuminurie. Als Beispiel für dieselbe 
führt er besonders den Fall eines jungen Mannes an, bei welchem, 
jedoch auffallenderweise nur in bestimmter Jahreszeit (Sommer) und 
zu bestimmten Tageszeiten (Morgens und Mittags), nach Einführung 
jeder Speise mit grosser Schnelligkeit Eiweiss im Urin auftrat; letzterer 
enthielt dabei keine Oylinder oder Nierenepithelien. Für die Erklärung 
denkt St. theils an die Erleichterung der Diffusion des Albumins bei 
Zunahme der Blutsalze, theils (namentlich wegen der Schnelligkeit 
des Auftretens) an refleetorische Nervenwirkung. 

2. Die Albuminurie in Folge von Muskelthätigkeit. Diese 
studirt er besonders an dem Fall eines 13jährigen Mädchens, bei 


96 Centralblatt für Physiologie. Nr. 4 


welehem der Nachturin normal war, der Tages-Urin jedoch Eiweiss 
enthielt, und zwar, abweichend von ähnlichen Fällen, am stärksten 
‚des Morgens gleich nach dem Aufstehen. Der eiweisshaltige Urin 
zeigte dabei für gewöhnlich keine Cylinder, normale Mengen von Harn- 
stoff, dagegen viel Oxalate und Vermehrung der gallensauren Salze. 
Den Tag über eingehaltene Horizontallage hinderte das Auftreten von 
Eiweiss fast ganz; im Bett vorgenommene Bewegungen, sowie Nahrungs- 
aufnahme zeigten keinen Einfluss. — Für die Erklärung dieser Form 
der Albuminurie hält St. die durch aufrechte Stellung und Gehthätig- 
keit hervorgerufene Aenderung der Gefässlumina und des Blutdruckes 
für das Hauptmoment. 

Die beiden anderen besprochenen Formen greifen mehr in das 
pathologische Gebiet über, nämlich: 

3. Die paroxysmale Form der Albuminurie, als deren Beispiel er 
den Fall einer jungen Frau anführt, bei der in längeren Zwischen- 
räumen acute, wenige Tage anhaltende Anfälle von Albuminurie, mit 
Auftreten vieler Cylinder im Urin, sich einstellten. St. vergleicht die 
Anfälle mit denen der Hämoglobinurie und glaubt, dass in solchen 
Fällen durch eine Schädlichkeit (wie Einfluss von Kälte . ete.) eine 
Blutveränderung, welche zu einer Alteration der secretorischen Nieren- 
elemente führt, vorübergehend eintritt. 

4. Die persistirende einfache Albuminurie bei anscheinend Ge- 
sunden (ohne nachweisbare Zeichen von Nieren- oder sonstigen Krank- 
heiten), wofür er einige Beispiele eitirt. 

Letzteren beiden Formen gesteht St. die Neigung zu, in Nieren- 
krankheiten überzugehen, während er dies von den zwei ersteren nicht 
annimmt, Riess (Berlin). 


W. Biedermann. Zur Histologie und Physiologie der Schleimsecretion 
(Sitzungsber. der Wiener Akad. der Wiss., XCIV. Bd., 3 Abth., 
Oet. 1886, mit 2 Tafeln). 


Verf. hat die secretorischen Veränderungen an den Niekhautdrüsen, 
den Zungendrüsen, dem Epithel der Zungenpapillen und den Becher- 
zellen des Darmes an Fröschen (Rana temporaria ist der esculenta 
vorzuziehen) untersucht. Er beobachtete ausschliesslich im überlebenden 
Zustand in O-6procentiger Na Ol-Lösung, weil die gebräuchlichen Härtungs- 
mittel zwar secretorische Veränderungen an Drüsenzellen erkennen 
lassen, aber die natürliche Erscheinung derselben nicht hinreichend 
genau wiedergeben. Sowohl die Untersuchung der nieht künstlich zur 
Secretion angeregten Drüsen, als auch diejenige solcher Präparate, in 
denen durch Pilocarpin (alle erwähnten a mit Ausnahme der 
Darmepithelien) oder durch Nervenreizung (Zungendrüsen) eine erhöhte 
Thätigkeit der Drüsenzellen herbeigeführt worden war, führten ihn zu 
dem Resultate, dass an den erwähnten Organen die secretorischen Ver- 
änderungen wesentlich identisch sind. Sie traten ein, wenn das Thier 
mit Pilocarpin vergiftet war; aber auch wenn blos der betreffende 
Körpertheil herausgeschnitten und in eine mit Pilocarpin versetzte 
O:6procentige ClNa-Lösung gebracht wurde (selbstverständlich wurde 
die Controle durch Einlegen in eine nicht vergiftete Na Ül-Lösung 
geübt). Diese Veränderungen bestehen in dem urn dunkler Körnchen 


Nr. 4. Öentralblatt für Physiologie. 97 


in den Zellen, vornehmlich in dem dem Lumen zugewandten Theil. 
Auch die sogenannten Becherzellen des Darmes zeigen das erwähnte 
Aussehen. Eben dieses Stadium wird bei den gebräuchlichen Fixirungs- 
mitteln kaum gesehen, am besten noch nach Einwirkung starker Osmium- 
säure. Die Tröpfehen vergrössern sich; es entstehen Vacuolen. Diese 
confluiren, und lassen zwischen sich schmale Protoplosmabrücken, in denen 
Verf. das neuerdings mehrfach beschriebene Netz der Becherzellen wieder- 
erkennt. Dann quillt das Secret und wird ausgestossen. Dabei besteht 
zwischen der natürlichen Thätiekeit der Drüsenzellen und der abnormen 
Steigerung derselben durch die erwähnten Eingriffe ein Unterschied. 
Bei letzterer kommen beträchtliche Formveränderungen der Zellen, 
Zerstörung eines Theiles derselben, selbst der ganzen Zellen vor; bei 
ersterer nicht. Auch glaubt Verf., dass bei der normalen Drüsenthätigkeit 
getrennte Tropfen ausgestossen werden. Da nun die seeretorischen 
Vorgänge an allen erwähnten Organen identisch sind, Gestaltveränderungen 
der Drüsenzellen aber, wie sie von Stricker und Spina beschrieben 
wurden (ebenso wie glatte Muskelfasern in der Wandung), ausschliesslich 
den Nickhautdrüsen angehören, so schliesst Verf., dass diese letzteren 
mit dem Secretionsvorgange nichts zu thun haben. 
Paneth (Wien). 
R. Smith. The ammoniacal decomposition of wurine (The Quarterly 
Journal of mieroscopical Science XXVH, 3, p. 371). 

S. beschreibt einen Mikrococeus, den er neben anderen aus an 
der Luft gestandenem Urin isolirt hat. Derselbe bewirkt, ebenso wie 
der Leube’sche Baecillus urine und die von demselben Autor isolirten 
beiden anderen Baecillenarten und dem Mikrococeus, bei Ueberimpfung 
auf sterilen sauren oder neutralen Urin in 21 bis 36 Stunden den 
Eintritt alkalischer Reaction desselben durch Umwandlung des Harn- 
stoffs in Ammoniak. Von dem von Leube beschriebenen Mikrococeus 
unterscheidet er sich dadurch, dass er die Nährgelatine verflüssigt, 
während dies bei dem Leube'schen Coceus nicht der Fall ist. 

Leo (Berlin). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 

A. Constantinidi. Ueber die Ausnützung des Weizenklebers im Darm- 
canale und über die Verwendung desselben zur Ernährung des 
Menschen (Aus dem physiolog. Institut zu München. Zeitschrift 1. 
Biol. XXIII, S. 433). 

C. macht auf die Schwierigkeit der Beschaffung einer eiweissreichen 
Kost für die ärmeren Volkselassen aufmerksam und weist erneut 
auf den bei der Stärkebereitung abfallenden billigen Kleber als eine 
geeignete Eiweissquelle hin. Er untersuchte ein derartiges Kleber- 
präparat*) und fand für 100 Theile Trockensubstanz 

13:77 Stickstoff, 
0:27 Fett, 

7:01 Stärkemehl, 
0:45 Cellulose, 
0:78 Asche. 


=) Von Dr. S. Hundhausen zu Hamm in Westfalen. 
Centralblatt für Physiologie. 8 


98 Centralblatt für Physiologie. Nr. 4. 


Die Brauchbarkeit des Kleberpräparates sucht ©. in Ausnützungs- 
versuchen am Hunde zu erweisen; in-der ersten Versuchsreihe (3 Tage) 
wurden dem 24 Kilo schweren Thiere je 100 Gramm lufttrockener 
Kleber und 100 Gramm Speck, in der zweiten Versuchsreihe 5 Tage 
hindurch je 200 Gramm Jlufttrockener Kleber, 50 Gramm Speck und 
25 Gramm Kochsalz verfüttert; beidemale war die Ausnützung recht 
ünstig zu nennen, indem nur 3°5, respective 2:6 Procent Verlust (an N) 
mit dem Kothe gegeben war. 

Für den Menschen ist schon früher durch Rubner dargethan 
worden, dass das Klebereiweiss ein sehr geeignetes Zusatzmittel zur 
Kost ist und gut ausgenützt wird; 0. hat aber für das von ihm 
analysirte Kleberpräparat in neu angestellten Ausnützungsversuchen die 
leichte Aufnehmbarkeit des Klebers bestätigt. 

Ein 74 Kilo schwerer Mann erhielt drei Tage hindurch eine Kost, 
zu deren Zubereitung 1700 Gramm geschälte Kartoffeln mit 1000 Gramm 
Wasser gekocht und unter Zusatz von 200 Gramm lufttrockenem Kleber, 
100 Gramm Butterschmalz und 10 Gramm Kochsalz zu einem Brei 
zerrührt wurden. Als Getränke nahm er 600 Gramm Wasser und 500 
Gramm Bier auf. 

In den Einnahmen war enthalten 317 Gramm N für den Tag, 
in dem Kothe für den Tag 20 Gramm N, so dass also nur 6°4 Procent 
in Verlust gingen; auch die übrigen Nahrungsstoffe zeigten eine 
günstige Resorption: das Fett wurde bis auf 2:5 Procent, die Stärke 
bis auf 038 Procent, die Öellulose bis auf 22 Procent aufgenommen. 

Ein zweiter Parallelversuch sollte zeigen, inwieweit die gleiche 
Kost nach Hinweglassung des Klebers aus dem Darmcanal auf- 
genommen würde. Auch hier wurde 3 Tage hindurch die Kost verab- 
reicht. Abgegrenzt wurde der Koth im ersten Versuch mit Milch, im 
zweiten Versuch wurde jedoch zur Abgrenzung am Tage von der 
Einführung der Versuchskost Milch, am Tage nach dem Versuche 
Blutwurst, welche einen charakteristischen pechschwarzen Koth 
liefert, aufgenommen. Der Verlust mit dem Kothe betrug für den 
N 195 Procent (bei 72 Gramm Einfuhr und 14 Gramm Ausgabe 
für den Tag) für das Fett 12 Gramm, Stärke 0:74 Procent, Cellulose 
211 Procent; vergleicht man die absoluten Quantitäten der mit dem 
Kothe (für den ' Tao) ausgeschiedenen wichtigeren Stoffe, so hat man: 

Versuch mit Kleber Versuch ohne Kleber 


Menge der festen Thele . . 259 20.1 
Stuekstomas en. ERDE) 14 
Stärkemehl 14 DH 
Cellulose 12 10 
Asche 34 21 
Aetherextraet 2:6 1:2 


Durch die Zugabe v von 200 Gramm lufttroeckenem Kleber ist also 
die Menge des troekenen Kothes und die Menge des Stickstoffes im 
Kothe etwas vermehrt worden; aber trotz grosser Zufuhr nur um 
Weniges. Die Ausnützung der Kartoffel zeigt sich in dem Versuche 
von Ö. günstiger als Rubner gefunden hat; die Verschiedenheit der 
Ausnützung liegt möglicherweise in der Quantität der aufgenommenen 
Speise begründet, indem die Versuchsperson von C. nur 1700 Gramm 


Nr. 4. Centralblatt für Physiologie. 99 


frische Kartoffel für den Tag aufnahm, jene von R. dagegen 3077 Gramm. 
Bezüglich der Untersuchung des Kothes auf „Alkoholextraet, Wasser- 
extract”” muss auf das Original verwiesen werden. Rubner (Marburg). 


Physiologie der Sinne. 


A. M. Bloch. Note relative aux deux dernieres communteations du 
prof. Charpentier, sur la persistance visuelle (©. R. Soc. Biologie, 
26. Fevrier 1887, p. 118). 

B. ist zu ähnlichen Resultaten gelangt wie Charpentier über die 
Fortdauer der Lichtempfindungen bei veränderter Intensität und Dauer 
der Erregung. B. hat eine schwarze rotirende Scheibe gebraucht, 
welche nur einen sectorförmigen Ausschnitt trägt. Dieser wird durch 
einen Streifen schwarzen Papiers, dessen Lage und Dimensionen nach 
Belieben variirt werden, entzweigetheilt, bis man für eine gegebene 
Umdrehungsgeschwindigkeit nicht zwei gesonderte, sondern nur eine 
einzige Lichtempfindung bekommt. 

Bei diesen Experimenten ermüdet das benutzte Auge sehr rasch, 
aber die Ermüdung erstreckt sich nicht auf das andere Auge. Des- 
halb scheint Bl. die Ermüdung retinaler, nicht cerebraler Natur zu sein. 

Leon Frederiegq (Lüttich). 

Aug. Charpentier. Nouvelle Serie d’ewperiences sur la persistance 
des impressions retiniennes (Ü. R. Soc. de Biol. 26. Fevrier 1837, p. 120). 

Ch. hat nach einer etwas modifieirten Methode (rotirende Scheiben 
mit zwei gegeneinander beweglichen sectorförmigen Ausschnitten) seine 
früheren Experimente über Fortdauer der Lichtempfindungen wieder- 
holt und bestätigt. 

Er hat weiter gefunden. dass die Dauer der Lichtempfindung mit 
deren häufiger Wiederholung abnimmt. 

Diese Fortdauer steht auch mit der Grösse des Retinabildes in 
umgekehrtem Verhältnisse. Die Dauer ist z. B. kleiner, wenn man ein 
Auge der Spalte nähert. 

Dureh Combiniren der studirten Factoren ist es Oh. gelungen, die 
Fortdauer der Liehtempfindung zwischen 1 und 243 Hundertstel einer 
Secunde zu variiren. Leon Frederieq (Lüttich). 


A. M. Bloch. Observations relatives a la persistance visuelle (©. R. 
Soc. Biologie, 5. Mars 1887, p. 130). 

Bl. hat früher gezeigt, dass die Retinaermüdung, welehe durch 
successive Erregungen bewirkt wird, die Fortdauer der Liehtempfindung 
vergrössert. Deshalb kann er nicht der Behauptung Charpentier’s 
beistimmen, nach welcher die frequente Wiederholung derselben Licht- 
erregungen die Fortdauer der correspondirenden Lichtempfindungen 
vermindern soll. Leon Frederieg (Lüttich). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 


Systemes. 


H. Falkenheim und B. Naunyn. Ueber Hirndruck (Arch. f. exp. 
Pathol. und Pharmakologie, Bd. XXIIL, 1887). 


„sr 


100 Centralblatt für Physiologie. Nr. 4. 


Die vorliegende Abhandlung beschäftigt sich mit Bestimmungen 
des normalen Subarachnoidaldruckes, mit seinen Veränderungen in 
Folge von Cireulationsänderungen und mit der Secretion und Resorption 
der Öerebrospinalflüssigkeit. Der Arachnoidalsack wurde zur Einführung 
messender u. s. w. Instrumente nicht am Schädel, sondern am hinteren 
Ende, in der Höhe der Cauda equina, eröffnet. 

Die Höhe des in diesem Raume herrschenden Druckes ist bei 
verschiedenen Thieren sehr verschieden, doch schätzen ihn Verf. für 
den kräftigen Hund zu 100 bis 150 Millimeter H,O (17,5 bis 12 Milli- 
meter Hg). . Die pulsatorischen und respiratorischen Schwankung en konnten 
mittelst des Federmanometers graphisch dargestellt werden. Die respi- 
ratorischen Erhebungen fielen beim selbstständig athmenden Thiere mitder 
Ausathmung, beim curarisirten und künstlich ventilirten mit der Inspiration 
zusammen. Waren Traube’sche Blutdruckwellen verhanden, so zeigte 
auch der Subarachnoidaldruck gleiehsinnige Schwankungen. 

Auf die Höhe des subarachnoidalen Druckes war die Höhe des 
in den Hirn- und kückenmarksarterien herrschenden Blutdruckes von 
Einfluss. Zur Steigerung des letzteren diente Aortencompression, 
Dyspnoö, Stryehninvergiftung. Die durch Aortenverschluss bedingte 
Erhöhung des Subarachnoidaldruckes erreichte 14 Millimeter Hg. Doch 
war die Steigerung von keiner Dauer, da sich alsbald die Resorption der 
Gerebrospinalflüssigkeit geltend machte. 

Venenstauung, hervorgerufen durch elastische Umschnürung des 
Halses mit Ausschluss der Öarotiden und der Luftröhre, zeigte sich 
ohne Einfluss. Dagegen wurde dureh Aufblasen eines Gummiballons 
im rechten Ventrikel der Subarachnoidaldruck, falls er niedrig war, 
gesteigert. Betrug er mehr als 200 Millimeter H,O, so blieb die Er- 
höhung aus, weil jetzt eine erhebliche Ausdehnung der Venen nicht 
mehr möglich war. 

F. und N. halten die Öerebrospinalflüssigkeit für ein echtes 
Secret, vielleicht aus dem Öhoroidealplexus stammend und in die 
Arachnoidealzotten abfliessend. Bei Versuchen, die Grösse der Ab- 
sonderung zu bestimmen, erhielten sie sehr wechselnde Werthe 
(1 Kubikcentimeter in 6 bis 40 Minuten). Der Hund mit der stärksten 
Secretion würde (bei 23 Kilogramm Gewicht) 240 Kubikcentimeter, 
der mit der geringsten (bei einem Gewicht von 20 Kilogramm) 
36 Kubikcentimeter in 24 Stunden geliefert haben. Steigerung des 
arteriellen Druckes (Compression der Brustaorta) führte nur zu einer 
ganz vorübergehenden Vermehrung des Ausflusses. Dagegen konnte 
die Absonderung durch Infusion grösserer Mengen von physiologischer 
Kochsalzlösung ins Blut erheblich gesteigert werden. _ 

Die Resorption der Cerebrospinalflüssigkeit suchten Verf. in der 
Weise zu studiren, dass sie unter eonstantem Drucke aus einer Bürette 
O'8procentige Kochsalzlösung in den Subarachnoidalraum einfliessen 
liessen. Die Resorptionsgrösse, gemessen durch die einfliessende 
Flüssigkeitsmenge, zeigte sich in erster Linie abhi ingie vom Infusions- 
drucke oder vielmehr von der Differenz des vorhandenen Subarachnoidal- 
druckes und des Infusionsdruckes. Bis zu 200 Millimeter H,O war 
die Resorption gering, von da an stieg sie sehr schnell, so dass sie 
bei 800 Millimeter H,O fast 1 Kubikeentimeter per Minnte, bei noch 


Nr. 4. Centralblatt für Physiologie. 101 


höheren Drucken noeh weit mehr betragen konnte. Von Einfluss 
zeigte sich ferner die Körpergrösse, mit der wohl die (zrösse 
der resorbirenden Oberfläche wächst. Unabhängig dagegen war die 
Resorptionsgesehwindigkeit von der Höhe des arteriellen Druckes 
(abgesehen von schnell vorübergehenden, leicht verständlichen Ver- 
änderungen). Auch nach dem Tode findet, wie schon aus den Er- 
fahrungen der Anatomen hervorgeht, noch ein Abtliessen infundirter 
Flüssigkeit statt. 

Der zweite Theil der Arbeit ist mehr von klinischem Interesse. 

Langendorff (Königsberg). 
W. Thorburn. Cases of injury to the cervical region of the spinal 
cord (Brain XXXVI, 1887). 

Aus dieser pathologisch sehr bemerkenswerthen Beobachtungs- 
reihe ergeben sich einige wichtige Aufschlüsse über die Beziehungen 
der einzelnen Höhen des Halsmarkes zur Peripherie. — Fractur der 
Wirbelsäule mit Unterbrechung des Halsmarkes zwischen dem vierten 
und fünften Halswirbel macht vollständige motorische Lähmung der 
Arme und Anästhesie bis zu einer Linie, welche in der Höhe des 
zweiten Intercostalraumes um den Thorax läuft und sich dann über 
die M. deltoidei fortsetzt, wo deren obere Drittel sich mit deren 
mittleren Dritteln vereinigen. — Fractur der Wirbelsäule zwischen dem 
fünften und seehsten Halswirbel macht motorische Lähmung mit Aus- 
schluss des Deltoides, Biceps, Brachialis internus und Supinator longus, 
welche Muskeln bei der als Erb ’'sche Lähmung bekannten Erkrankung 
sämmtlich affieirt sind. Es bestätigt sich so, dass diese Muskeln von 
der fünften Öervicalwurzel innervirt werden. Die Anästhesie reicht (bei 
Unterbrechung zwischen 5 und 6) am Rumpf bis zum zweiten Intercostal- 
raum, an den Armen ist ein Theil des Radialisgebietes, die 
Streckseite des Öber- und Vorderarmes und der Radialisrand 
des Daumens verschont. . Sigm. Freud (Wien). 


C. Brunner. Ein Fall von Spina bifida oceulta mit congenitaler Tumbuler 
Hypertrichose, Pes varus und. „Mal perforant du pied” (Virchow's 
Archiv. CVII, S. 494). 

Dieser Fall ist durch die genetische Abhängigkeit der sacralen 
Hypertrichose von einer Spaltbildung der Wirbelsäule ausgezeichnet: 
die Haut über der Gegend der Lendenwirbel war in ganz «ireumseripter 
Ausdehnung mit langen, zu Büscheln gestellten Haaren besetzt. Mit 
dieser Bildungsanomalie ging das Auftreten eines Uleus perforans 
pedis einher, bei dessen Untersuchung Klebs eine Neuritis hyperplastiea 
mit reichlicher Neubildung von marklosen, den embryonalen Typus 
bewahrender Nervenfasern fand. Hiernach hat die Annahme, dass der 
Neuritis ein entscheidender Einfluss auf die hyperplastische Ent- 
wickelung der Gewebe zuzuschreiben und sie selbst wiederum von 
dem Ausfalle centraler Hemmungsvorrichtungen abhängie sei, viel 
für sich. Joseph (Berlin). 


A. Borgherini. Die pseudosystematischen Degenerationen des Rücken- 
markes in Folge von chronischer Leptomeningitis (Wiener medie. 
Jahrbücher 1887, S. 21). 


102 Centralblatt für Physiologie. Nr. 4. 


Die genaue anatomische Untersuchung von fünf Fällen von Er- 
krankungen des Rückenmarkes geben B. Gelegenheit, die Differenzen 
der Meinungen, welche auf histopathologischem Gebiete bei primären, 
combinirten Systemerkrankungen des Rückenmarkes herrschen, zu 
beleuchten. 

Nach einer genauen Beschreibung der Fälle, bei welchen allen 
die histologischen Charaktere der Leptomeningitis vorhanden sind, 
folgt eine strenge kritische Beleuchtung derselben, welche zu der Auf- 
fassung führt, dass der primäre Krankheitsherd in den Hintersträngen 
zu suchen ist. 

Es sind demnach die meningealen Degenerationserscheinungen 
secundärer Natur. Für diese Anschauung wichtig ist die Thatsache, 
dass die den Meningen anliegenden Partien der‘ Hinterstränge häufig 
reicher an normal erhaltenen Nervenfasern sind, als die inneren Ab- 
schnitte; die auch sonst bei Degenerationen der Hinterstränge bevor- 
zugten Theile auch hier mehr erkrankt sind und die Sklerose im 
Allgemeinen gleichmässiger über die Hinterstränge verbreitet ist, als 
an anderen Theilen des Querschnittes. — Die Möglichkeit des Ueber- 
sreifens der Erkrankung von den Hintersträngen auf die Meningen 
wird dadurch verständlich, dass anatomisch zwischen Hintersträngen 
und Meningen innigere bindegewebige Beziehungen existiren, als zwischen 
anderen Theilen des Rückenmarkes (Fromann). 

Es ist also der Process, welcher sich als Sklerose an den Seiten- 
und Vordersträngen (lange Rückenmarksbahnen) charakterisirt, der aber 
auch als primäre Degeneration die sogenannten kurzen Bahnen mehr 
oder weniger ergreift, als eine Form primärer systematischer Dege- 
neration der Hinterstränge und secundärer chronischer Meningitis mit 
. pseudo-systematischer Sklerose an den Rücken- und Vordersträngen 
aufzufassen. 

Vollkommen berechtigt ist die Anschauung, dass man solche 
Processe. weder als „systematische” noch „pseudosystematische” be- 
zeichnen sollte. Derlei Formen von Degenerationsvorgängen, welche, 
abgesehen von den Hintersträngen durch Processe bedingt sind, die von 
den Hüllen ausgehen, immer von der Peripherie nach und nach gegen die 
Mitte vorschreiten, würden am besten unter dem Namen der Perimyelitis 
zusammengefasst. Von Wichtigkeit für die Mannigfaltigkeit der histo- 
pathologischen Befunde ist die” Thatsache, dass bei der Atrophie der 
Nervenfasern im Verlaufe des Processes auch secundäre auf- oder ab- 
steigende Degeneration nachzuweisen ist, welehe systematisch auftritt. 

Der interessanten Abhandlung sind fünf sehr schlechte Ab- 
bildungen beigegeben. Klemensiewicz (Graz). 


E. Dupuy. Reflexe de la moelle d’un Chhien; Discernement (0. R. 
Soc. de Biologie, 8 Janvier 1887, p. 110). 

Wenn bei ausgewachsenen Hunden oder Katzen die Hirnhemisphären 
schwer lädirt sind, so beobachtet man sehr oft eine straffe Spannung 
des ganzen Körpers, mit Rückwärtsneigung des humpfes, bei aus- 
gestreckten Extremitäten Das Bewusstsein ist sicherlich gesehwunden. 

Ruft man dann eine leichte Reizung in der Stelle eines Gastro- 
enemius hervor, so sieht man das nicht gereizte Bein in seiner Streekung 


Nr> 27. Centralblatt für Physiologie. 103 


nachlassen, um dem anderen gespannt bleibenden Bein durch eine 
Abwehrbewegung beizustehen. Da das nicht hilft, so reiht sich jetzt 
das gereizte Bein gegen das andere. Leon Frederieg (Lüttich). 


Zeugung und Entwieckelung. 


D. Barfurth. /. Versuche über die Verwandlung der Froschlarven. 
2. Der Hunger als förderndes Prineip in der Natur (Aus dem 
anatomischen Laboratorium in Bonn. Archiv. f. miskroskop. Anatomie, 
RKIX Bas. 8. SL. und 23). 

Gelegentlich seiner Glykogenstudien beobachtete Verf. zufällig, 
dass hungernde Quappen der Rana fusca in einigen Tagen gleich 
grossen (Genossen, die reichlich gefüttert wurden, in der Entwickelung 
vorangeschritten waren. Zur Klarstellung dieser auffallenden Thatsache 
unternahm Verf. Versuche mit mehr als 1000 Stück Larven der Rana 
fusea. Gleich entwickelte Thiere wurden partienweise in die von la 
Valette angegebenen Fischbrutapparate unter verschiedenen Be- 
dingungen gesetzt, wie Ruhe, Störung, höhere Wärmegrade, Hunger, 
Fütterung, und nun die Verwandlung der Quappen bei fortwährender 
strenger Controle der gleichmässigen Temperatur in den einzelnen 
Gefässen studirt. Nach Zusammenstellung der 15 Versuchstabellen, 
in deren Rubriken sich genaue Angaben finden über Datum der Beoh- 
achtungstage, Gesammtzahl der Thiere, Grösse und Entwickelungs- 
srad vor der Einsetzung, ferner der Temperatur in den für die ver- 
schiedene Diät bestimmten Behältern, sowie der Zahl der kalt, warm, 
mit oder ohne Futter gehaltenen Thiere ete., ergeben sich folgende 
Resultate: 1. Niedrige Temperatur verlangsamt die Verwandlung 
— Bestätigung einer bekannten Thatsache, welche Verf. zur Erhaltun; 
seines Versuchsmaterials für den Hochsommer praktisch verwerthet 
hat. 2. Ruhe kürzt die Verwandlung ab. Das beste Mittel, jede Be- 
unruhigung der Thiere zu vermeiden, besteht in der Isolirung derselben. 
3. Hunger kürzt die letzten Stadien der Verwandlung ab: «) Sind die Ver- 
suchsthiere ausgewachsen, aber noch ohne Spur von Hintergliedern, 
so sind in den ersten drei Tagen nach Beginn dieses Stadiums die 
Hungerthiere, nachher die „efütterten im Vortheil. b) Sind bei den 
Versuchsthieren die Füsse und Unterschenkel der Hintergliedmassen 
vorhanden, so haben in den drei ersten Tagen die Hungerthiere einen 
Vorsprung, am Ende des Versuchs steht die Partie gleich. e) Sind 
bei den Versuchsthieren die Hinterglieder vollständig entwickelt, so 
haben die Hungerthiere vor den gefütterten nicht nur während der 
ersten Tage, sondern während des ganzen Versuchs einen Vorsprung. 
Daraus folgt, dass die Hungerthiere gegenüber den gefütterten um- 
somehr im Vortheil sind, je weiter sie bei Beginn des Versuchs 
entwickelt waren. 4. Abschneiden des Schwanzes bleibt ohne Einfluss 
auf die Verwandlung oder verlangsamt sie. 5. Bei der Verwandlung 
kommt in der grossen Mehrzahl der Fälle eine vordere Extremität, 
und zwar die rechte, zuerst zum Vorschein. Letztere Thatsache 
erklärt sich theils aus der Beobachtung, dass rechts die Haut schneller 
resorbirt wird als links, was natürlich den Durchbruch der rechten 


104 Gentralblatt für Physiologie. .. Ne 


Extremität begünstigt, theils aus dem Umstande, dass in der That 
die rechte vordere Extremität schneller und stärker ist als die linke. 
Nach dem Befunde an den Gliedmassen ist die stärkere Entwiekelung 
der ganzen rechten Körperhälfte bei diesen Thieren wahrscheinlich. 
Durch vergleichende Zusammenstellung der Wassertemperaturen der 
für Hunger und Futter bestimmten Gefässe erhält Verf. als Mittel- 
temperatur in den „Hungergefässen” 2080, in den „Futtergefüssen’ 
20'90; das heisst. die Futterthiere haben den \Vortheil eines sehr 
kleinen Wärmeüberschusses genossen, wofür zwei theoretische Gründe 
angegeben werden. Einmal werden die gefütterten Thiere mehr 
Wärme produeiren als die hungernden, und fürs zweite wird das 
Wasser für „Futter” eine sehr geringe Temperatursteigerung durch 
die faulenden Fleischtheile, die den Thieren als Futter dienen, er- 
fahren müssen, denn bei der Fäulniss wird, wie bei der Gährung, 
Wärme entwickelt. 

Durch oben erwähnte Versuche hat Verf. den Beweis geführt, 
dass die letzten Stadien der Verwandlung bei den Froschlarven durch 
Hunger abgekürzt werden, dass also hier der Hunger fördernd wirke. 
Des Weiteren wird beschrieben, wie der Hunger diese Leistung voll- 
bringt. In der Gegend der Kiemenhöhle von Froschlarven, deren Hinter- 
glieder schon einige Tage vollständig entwickelt waren, beobachtete 
Verf. jederseits einen Hautwulst, unter dem beim Zappeln des Thieres 
lebhafte Bewegung stattfand. Diese rührt her von den Stummeln der 
Vorderglieder, die die Haut vor sich hertreiben und spannen. In 
weiteren Stadien sieht man beide Vorderglieder mit Füssen und Zehen 
vollständig entwickelt unter der Haut liegen. Die gespannte Haut wird 
immer dünner, schleierartig, bis sie endlich von den Gliedern durch- 
‘brochen wird. Der Durchbruch erfolet um so eher, je schneller die 
Haut dünn wird und ihre Widerstandskraft verliert. Letzteres geschieht 
durch Resorption der Cutiselemente, die naturgemäss bei fastenden 
Thieren schneller vor sich geht. Verf. konnte auch die bekannte Beob- 
achtung, dass sich’ die Natur selbst, zur Beschleunigung solcher Re- 
sorptionsvorgänge, des Hungers bedient, während seiner Versuche 
bestätigen. Quappen der Rana fusca fressen in den letzten Stadien 
der Verwandlung, namentlich nach vollständiger Entwickelung der 
Hinterglieder, weniger als vorher. Es werden schliesslich an der Hand 
der Literatur lehrreiche Fälle besprochen, welche die Rolle, die frei- 
williges oder erzwungenes Fasten zum Zwecke oft gewaltiger Um- 
bildungen und Resorptionen in der Natur zu spielen vermag, in ein 
helles Licht stellen. 

Steinach (Innsbruck). 


Druckfeblerberichtigung. 
In Nr. 3, Seite 75, Zeile 10 von unten soll es heissen: „primären Centren’' statt „Rindenorten'’. 
1 Mn we „| GONE ıL 002 r en n „20 Procent’ statt „209.0”. 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Sigm. Esner ( Wien, IX, Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von ‚Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


Druck der k.k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme — Verantwort.icher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATT 


für 


FHISIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 


Prof. Dr. Sigm. Exner BR Doc. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.-. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 28. Mai 1887, Ner5; 


Inhalt. Originalmittheilung: Steinach, Pupillarreaetion. — Allgemeine Physiologie: Nussbaum, 
Theilung lebender Materie. — Duprat, Wirkung von Momordiea Bucha. — Laborde, Narcein. 
— Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie: Du Bois-Reymond, Zitterrochen in Berlin. — 
Head, Schwankungen des Nervenstromes. — Physiologie der speciellen Bewegung: Murey 
Vogelflug. — Quincke, Schluekgeräusche. — Physiologie der Athmung: Zuntz u. Berdez; Geppert, 
Wirkung ‚des Alkohols auf die Respiration. — Hanriot u. Oh. Richet, Bestimmung der Athmungs- 
gase. — d’Arsonval, Messung des absorbirten Sauerstoffes. — Physiologie des Blutes, der Lymphe 
und der Circulation: Mosso, Blutkörperchen und Gerinnung. — Klemensiewiez, Normaler und 
pathol. Blutstrom. — Physiologie der Drüsen: Langendorff, Curarediabetes. — Roger, Beziehung 
der Leber zu Giften.— Physiologie der Verdauung und Ernährung: Sendtner, Condensed Beer. — 
Physiologie der Sinne: fick, Mechanismus des Paukenfelles. — Maithiessen, Opt. Bau des Elch- 
Auges. — Physiologie des centr. und sympath. Nervensystemes: Zandois, Urämische Krämpfe. 
— Langendorff, Gekreuzter Reflex. — Strümpell, Abnorme Mitbewegungen. — Tereg, Erregbarkeit 
in der Hypnose. — ZLuys, Distanzwirkung von Medicamenten. — Dejerine u. Darkjewitsch, Augen- 
muskellähmung bei Tabes. — Batemann, Intermittirende Aphasie. — Physiologische Psychologie: 
Merkel, Psychoph. Gesetz beim Schall. — Gautier; Ch. Richet,; Herzen; Pouchet: Natur der psychischen 
Vorgänge. — Neiglick, Psyebophphysik des Lichtsinnes. 


Originalmittheilung. 
Vergleichend-physiologische Studien über Pupillarreaction. 
Von Dr. Eug. Steinach, 


Assistenten am physiologischen Institute zu Innsbruck. 
(Der Redaetion zugegangen am 19. Mai 1837.) 


Im Laufe des verfiossenen Winters habe ich eine Reihe von Beob- 
achtungen zum Abschlusse gebracht, die das Ziel verfolgten, nähere 
Auskünfte über das Verhalten der Pupillarreaction bei den verschiedenen 
Thierarten zu ermitteln. Nach Zusammenstellung der Befunde, die ich 
an Vertretern sämmtlicher Wirbelthierelassen gewonnen habe, warf 
sich die Frage auf, in welchem Zusammenhange Pupillarreaetion und 
Sehnervenfaserkreuzung stehen ? Bei Prüfung dieser Verhältnisse stützte 
ich mich vornehmlich auf die von Gudden erörterten anatomischen 
Thatsachen. Als Ergebnisse meiner Studien lassen sich folgende Punkte 
kurz andeuten: 

Thiere, deren Sehnerven keine vollständige Decussation eingehen, 
sondern nach dem Austritte aus dem Chiasma ein noch beträchtliches 
Bündel ungekreuzter Fasern mitführen — zeigen directe und consen- 
suelle Pupillarreaetion (Mensch, Katze u. a.). 

Centralblatt für Physiologie. 9 


106 Centralblatt für Physiologie. Nr. 5. 


Bei Thieren mit totaler Sehnervenfaserkreuzung bleibt der Pupillar- 
reflex auf das Versuchsauge beschränkt; es herrscht hier einseitige, 
directe Pupillarreaction (Pferd, Krokodil u. a.). 

Hiervon machen Thiere mit nach vorne gerichteten Augen, also 
theilweise gemeinschaftlichen Gesichtsfeldern, keine Ausnahme, insofern 
nur bei ihnen totale Kreuzung der Nervi optieci stattfindet (Eulen). 

Schliesslich gibt es Thiere, deren Sehnerven eine. geringe Zahl 
ungekreuzter Fasern enthalten; letztere bilden ein im Vergleich zum 
gekreuzten Bündel verschwindend kleines, wie Gudden*) sagt, unbe- 
deutendes Bündelchen, welches periphere Netzhautpartien versorgt 
und sich als aus Sehfasern zusammengesetzt erwiesen hat (Kaninchen). 
— Für diese Thiere gilt in Bezug auf die Pupillarreaction das Gleiche 
wie für solche mit totaler Sehnervenfaserkreuzung. 

Obzwar die anatomische Erfahrung zum Anfangspunkte meiner 
Untersuchungen diente, lässt sich andererseits im Hinblick auf die Con- 
stanz der obenerwähnten Befunde der einseitige, directe Pupillar- 
reflex, ohne den Thatsachen Zwang anzuthun, als Reagens ansprechen 
für totale Kreuzung der die Pupillarbewegung vermittelnden Sehnerven- 
fasern. 

Nachdem ferner in diesen Fällen der der einseitigen. Pupillar- 
reaction zu Grunde liegende Reflexvorgang in der dem Versuchsauge 
contralateralen Gehirnhemisphäre sich abspielt, so ist die Thatsache 
der einseitigen direeten Pupillarreaction nur verständlich, wenn man 
für die durch sie eharakterisirten Thiere annimmt, erstens, dass die 
pupillenverengernden Oeulimotoriusfasern sich kreuzen, und zweitens, 
dass keine intracerebrale Verbindung zwischen den pupillenverengernden 
Centren besteht, wonach auf vollständiges Getrenntsein der Reflexcentren 
zu schliessen wäre. 

Eine eingehende. Begründung dieser Consequenzen und der auf- 
gestellten Sätze, sowie die detaillirte Schilderung der Pupillarreaction 
bei den einzelnen Thieren unter Angabe der Untersuchungsmethoden, 
werde ich in einer bald folgenden Publication niederlegen. 


Allgemeine Physiologie. 


M. Nussbaum. Ueber die Theilbarkeit der lebendigen Materie. 
II. Mittheilung: „Beiträge zur Naturgeschichte des Genus Hydra” 
(Archiv. f. miskroskopische Anatomie, Bd. 29, Heft 2. 1887, S. 265). 

Nach Beschreibung des Genus Hydra (S. 266) nimmt N. die 
histologische Struetur des Polypenkörpers vor, und zwar bespricht er 
das Ektoderm, die Muskelzellen, das intermediäre Zellenlager, die 

Geschlechtsproducte, die Hoden, Ovarien, die sogenannten Nesselorgane, 

das Entoderm, das Nervensystem der Süsswasserpolypen nach seinen 

eigenen Untersuchungen und schreitet dann im zweiten Theile seiner 

Abhandlung zur Beschreibung seiner Experimente über die Rege- 

nerationsfähigkeit und Wundheilung zerschnittener Polypen (S. 322). 


. *) G@udden, Demonstration der Sehfasern und Pupillarfasern des Nerv. optieus. 
Sitzungsberichte d. Gesellschaft f. Morphologie u. Physiologie in Münehen 1885. 


Nr. 5. ; Centralblatt für Physiologie. 107 


N. hat Ringe aus der Leibeshöhle herausgeschnitten und diese wieder 
in quadratische Stücke zerlegt. Aus einem mittleren Ring konnte er 
von grossen Exemplaren 3 bis 4 Stücke erhalten, die sich alle zu 
normalen Polypen regenerirten. 

Die Versuche an isolirten Polypen hat Verf. in flachen Glasdosen 
von 5 Öentimeter Durchmesser und 2 Centimeter Tiefe angestellt und 
die Verhältnisse an in destillirtem Wasser stehenden zerstückelten Thier- 
theilen mit dem Mikroskop (Zeiss A) täglich beobachtet. 

Sein erster Versuch war am 4. Mai 1885 angestellt zur Unter- 
suchung über Regeneration halbirter Polypen (S. 325). Eine Hydra 
grisea wurde der @Quere nach halbirt; die Wundöffnungen schlossen 
sich und die hintere Hälfte trieb nach 3 Tagen eine Knospe, d.h. 
der Fuss war neugebildet; am zehnten Tage hatte sich die Knospe 
vom Mutterthier gelöst und an der abgeschnittenen hinteren Hälfte 
des Versuchthieres ein neuer Tentakelkranz gebildet. 

Zu seinem zweiten Versuch diente wieder eine Hydra grisea, die 
er zweimal zerschnitt und den mittleren Ring dann noch in zwei 
Fheile theilte. Nach 8 Tagen war der neue Polyp fertig. 

Bei dem dritten Versuch haben sich an 1:5 Millimeter grossen 
Stücken aus der Leibesmitte einer Hydra grisea nach 8 Tagen fünf 
gleich lange Arme, die mit dem hinteren Leibesende festgeheftet 
waren, ausgebildet. 

In einer Reihe der Versuche hat Verf. die Regeneration der 
Länge nach getheilter Polypen untersucht. Den Zweck zu erreichen 
hat er einer Hydra grisea den Kopf mit den Armen und den Füssen 
abgeschnitten und das zwischenliegende Stück in fünf Längstheile 
zerlegt. Am anderen Tage waren die Theile zu Hohlkugeln umgebildet 
und aus allen fünf Stücken wurden später normale Polypen gebildet. 

Auf Grund solcher Untersuchungen konnte Verf. sich über- 
zeugen: „dass bei der Regeneration zuerst, wieimder embryo- 
nalen Entwickelung der Polypen, eine geschlossene Blase 
sich bildet, an der je nach der Grösse verschieden schnell 
sich die Tentakel und der Fuss entwickeln” (8. 327). 

Verf. hat ferner untersucht. ob auch während der Fructifications- 
periode Regenerationsvermögen der Polypen vorhanden ist. Zu diesem 
Zwecke hat er eine Hydra viridis mit Hoden und Övarien der Quere 
nach in drei Theile zerlegt. Das vordere Stück mit Hoden und 
Tentakeln, das hintere mit dem Fuss hat er gesondert in ein mit 
Wasser gefülltes Gefäss gebracht. Vom 17. bis zum 27. Juni hat sich 
die Regeneration an dem Fusstheil vollendet; bis am 27. Juni sind 
nämlich 6 Tentakel gebildet. 

Verf. hat ferner auch über Regeneration der Tentakel Unter- 
suchungen gemacht. Verf. scheint in einer Reihe von Untersuchungen 
festgestellt zu haben, dass an den Armen sich weder Knospen noch 
Samenfäden oder Eier bilden (S. 332), d. h. aus reinen Tentakel-Stücken 
regeneriren sich nie Polypen, während dies aus der Leibessubstanz 
der Controlthiere immer geschah. 

Nach der Methode Trembley’s die Umstülpung der Polypen 
untersuchend und an mikroskopischen Schnitten solcher Thiere, fand 
N. wie der vorerwähnte Forscher, dass man Polypen ganz um- 

g# 


108 Centralblatt für Physiologie. Nr. 5. 


stülpen kann und dieselben weiter leben; aber dass diese später ihr 
Ektoderm in Entoderm verwandeln, so dass aus Entoderm einfach 
Ektoderm werde, konnte er nicht bestätigen. 

Er fand zwar, dass bei der Umstülpung auch Ektodermzellen zu- 
grunde gehen und im Ektoderm der etwa zwei Tage umgestülpten 
Polypen "sich Mitosen finden, dass einzelne Theile resorbirt und durch 
Neubildung ersetzt werden. aber nach seinen Untersuchungen ändert 
die Umstülpung an dem Charakter von Ento- und Ektoderm nicht 
das mindeste; es entsteht keine Umwandlung, sondern nur eine Um- 
lagerung. Es wird also durch die Umstülpung Ektoderm nicht in 
Entoderm und Entoderm nicht in Ektoderm umgewandelt. | 

Die Zellen des Entoderm und des Ektoderm können somit sich 
nicht gegenseitig vertreten; die Theile sind anatomisch und physiologisch 
differenzirt; er nimmt auch an, dass die axiale Orientirung des Individuums 
in den Orientirungen seiner kleinsten "Theile begründet sei. 

Im dritten Theile seiner interessanten Abhandlung theilt Verf. 
detaillirt die Literatur mit. v. Thanhoffer (Pest). 


A. Duprat. Note sur l'action physiologique de la Momordica Bucha 
(©. R. Societe Biologie, 5 Mars 1887, p. 133). 

Der hydro-alkoholische Extraet der Frucht von Momordica Bucha 
(eine Öucurbitacea aus Brasilien) hat bei Kaninchen und Fröschen 
eine locale reizende Wirkung auf den Darmcanal und bewirkt Er- 
brechen, Schluchzen und Diarrhöe. Später sterben die Thiere, ohne 
weitere auffallende Erscheinungen zu zeigen. 

-L&eon Fredericq (Lüttich). 
J. V. Laborde. Sur un nouveau produit de lopium presentant les 
propridtes physiologiques et therapeutiques de la Narc£ine (C. R. Soc. 
- de Biologie, 5 Mars 1887, p. 134). 

L. hat mit Duquesnel, aus gewissen Öpiumarten, durch em 
nieht angegebenes Verfahren ein pharmaceutisches Präparat dargestellt, 
welches beim Hunde (1 bis 2 Centigramm für ein 10 bis 12 Kilo 
schweres Tbier), und bei Vögeln einen ganz ruhigen Schlaf hervor- 
ruft (ohne die üblen Wirkungen des Morphiumschlafes). 

Das Präparat enthält viel Narcein, ist aber billiger und löslicher 
als Narcein. In der ärztlichen Praxis ist es mit gutem Erfolg an- 
gewendet worden (!/, bis !/,; Centigramm bei Kindern, 2 bis 3 Genti- 
sramm für einen Erwachsenen). Leon Frederieq (Lüttich). 


Allgemeine Nerven- und Muskel-Physiologie. 


E. du Bois-Reymond. Lebende Zitterrochen in Berlin (Zweite Mit- 
theilung, du Bois-Reymond’s Arch. 1887, Heft 1 und 2, 8. 51). 


„Organstreifen”” nennt Verf. vierseitig perismatische Säulenbündel. 
welche mit Messer und Schere aus dem elektrischen Organ des frisch 
— durch Ausstanzen der Lobi eleetriei — getödteten Zitterrochen reinlich 
herausgeschnitten werden können und die, an Rücken und Bauch durch 
ein quadratisches Stück Haut von fünf bis sechs Millimeter Seite begrenzt, 
aus einer mässigen Anzahl von Säulen bestehen. Ein sehr überraschendes 


Nr. 5. Centralblatt für Physiologie. 109 


Resultat hatte sich früher bei Gelegenheit von Polarisationsversuchen 
an solchen Organstreifen ergeben. Leitete Verf. durch einen Organstreifen 
einen Kettenstrom, so fand er — namentlich bei kurzer Stromdauer 
— die Intensität des Stromes in noch höherem Grade, als es sieh 
schon früher beim Zitterwels gezeigt hatte, von der Richtung, in 
welcher der Strom den Streifen durchsetzte, abhängig. Gelegentlich 
erschien der dem ÖOrganschlage gleichgerichtete (der „homodrome’) 
Strom von 30 Grove’s über doppelt so stark wie der heterodrome. Ob diese 
Irreeiproeität, welehe an den Lebenszustand des Organes gebunden ist, 
nur vom Ueberwiegen der relativ (in Bezug auf die Richtung des 
Kettenstromes) positiven Polarisation des homodromen Stromes her- 
rührt, oder ob sie ausser auf dieser auch auf Irreeiproeität der Leitung 
beruhe, hatte sich damals nicht ermitteln lassen. 

Verf. entscheidet sieh nun auf Grund von Widerstandsmessungen 
dafür, dass jene Ungleichheit in der zur Beobachtung kommenden 
Stromstärke, von der er ausserdem zeigt, dass sie mit der Stromdichte 
und mit der Länge der durchströmten Strecke zunimmt, im Wesent- 
lichen auf Irreeiproeität der Leitung im Organ (ohne Betheiligsung von 
Uebergangswiderständen), nur zum kleinen Theil auf Ueberlegenheit 
positiver Polarisation der homodromen Richtung und gar nicht auf 
Betheiligung ausgelöster Schläge beruhe. In homodromer Richtung 
leitet das lebende Organ bis zweimal schlechter als Froselimuskel 
parallel der Faser und 7°5- bis 12mal schlechter als das Seewasser 
des (Berliner) Aquariums, in heterodromer Richtung dagegen 20- bis 
58mal schlechter als dieses Wasser (welches übrigens nicht einmal 
so gut leitet wie das Wasser des Mittelmeeres). Der specifische Wider- 
stand wird durch Absterben in beiden Richtungen sleich und kleiner 
als in der homodromen Richtung bei Lebzeiten, ja kleiner als der der 
physiologischen Kochsalzlösung. "In querer Richtung leitet das lebende 
Organ jedenfalls nicht schlechter, wahrscheinlich sogar besser als in 
homodromer Richtung. Für die teleologische Betrachtung ist es nun 
von Wichtigkeit, dass die irreciproke Leitung hier Aehnliches und für die 
Zweckmässigkeit der Wirkung nach aussen sogar mehr leistet, als die 
von den älteren Autoren von Volta bis auf Faraday und Valentin 
postulirte und vermisste isolirende Beschaffenheit der seitlich das 
Organ bekleidenden Fascie zu leisten im Stande wäre. Vermöge der 
irreeiproken Leitung findet nämlich das merkwürdige Verhältniss 
statt, dass jede Säule des elektrischen Organes ihren homodromen 
Strom vergleichsweise gut leitet, den heterodromen Stromfäden aller 
übrigen Säulen aber den Weg versperrt, und da dies für alle Säulen 
eilt, so werden jene Stromfäden im Wesentlichen ebenso zu dem 
Umwege um die Ränder des Organes gezwungen, als wenn das Organ 
aus nicht leitendem Stoff bestände und an seiner Bauch- und Rücken- 
fläche der ganze Potentialunterschied erzeugt würde. Der Strom aller 
Säulen, mithin der Gesammtstrom des Organes, nimmt in Folge davon 
im äusseren Raum an Dichte oder an physiologischer Wirkung zu. 
Sogar einer isolirenden Beschaffenheit der Hülle der einzelnen Säulen ist 
die bestehende Einrichtung überlegen, denn solche Beschaffenheit würde 
zwar die Ströme zwischen Punkten der Seitenflächen aller Säulen nöthigen, 
ihren Weg der Säule entlang zu nehmen, sie würde aber der Rück- 


110 Centralblatt für Physiologie. Nr. 3. 


kehr der Ströme von der hkücken- zur Bauchfläche auf dem kürzesten 
Wege durch die benachbarten Säulen nichts in den Weg stellen. 
„Nicht am wenigsten witzig erscheint dabei, dass, da der Schlag der 
Zitterfische schnell vorübergeht, das Organ auch nur kurze Stromstösse 
irreprok leitet. Was hätte es ihm genützt, wäre es auch für beständige 
heterodrome Ströme zu einem vollkommenen Nichtleiter geworden?” 

An dem elektrischen Nerven, dessen rein centrifugale Beschaffen- 
heit ihn zu einem unschätzbaren Versuchsobjeet in allen die Doppel- 
sinnigkeit der Leitung betreffenden Fragen macht, ergab sich auch 
bei dieser Untersuchung, wie schon bei früheren des Verf.'s, ein 
Ueberwiegen der Negativität am peripherischen Querschnitt über die 
am centralen. Für den, dieser Potentialdifferenz entsprechenden, im 
elektrischen Nerven aufsteigenden Strom führt Verf. den Namen 
„Axials'rom” ein. Ueber die regelmässigen Beziehungen der Richtung 
dieses Axialstromes zur Richtung der funetionellen Erregungsleitung 
in den verschiedenen Nerven, hat inzwischen M. Mendelssohn auf 
Anregung du Bois-Reymond’s und unter Leitung Christiani’s Unter- 
suchungen angestellt, die in du Bois-Reymond’s Arch. 1886, S. 381, 
veröffentlicht sind (vgl. auch Compt. rend. CII, p. 393). 

Gad (Berlin). 
H. Head. Ueber die negativen und positiven Schwankungen des 
Nervenstromes (Pflüger’s Archiv, Bd. XXXX, S. 207). 

Im ersten Abschnitt der vorliegenden Arbeit erörtert H. zunächst 
die Abhängigkeit der von Hering beobachteten positiven Nach- 
schwankung bei tetanisirender Reizung des Nerven von verschiedenen 
Umständen. Er findet die Grösse derselben innerhalb gewisser Grenzen 
‚mit der Dauer der Reizung zunehmend; auch beginnende Vertrocknung 
steigert die positive Schwankung und hat ausserdem nicht selten ein 
rhythmisches Hin- und Herschwanken des Nervenstromes zur Folge, dem, 
wie die Beobachtung eines Nerv-Muskelpräparates unter gleichen Um- 
ständen lehrt, spontane rhythmische Erregungen entsprechen. Die Stärke 
der positiven Schwankung ist ferner auch von der Lage der ableitenden Elek- 
troden abhängig, und zwar derart, dass sie im Gegensatz zur negativen 
Schwankung wächst, wenn die dem Längsschnitt entsprechende Ab- 
leitungsstelle vom Querschnitt abrückt. Die positive Schwankung kann 
unter diesen Umständen die negative beiweitem an Grösse übertreffen. 
Die Nerven von R. esculenta geben im Allgemeinen eine schwächere 
positive Schwankung als die von R. temporaria. Längerer Aufenthalt 
im warmen Zimmer vermindert bei Winterfröschen die Neigung der 
Präparate zu positiver. Schwankung. Dieselbe ist ferner sehr gering bei 
frisch gefangenen Frühlingsfröschen, besonders zur Paarungszeit, nimmt 
aber im Sommer wieder bedeutend zu. Doch zeichnen sich Nerven von 
Sommerfröschen durch sehr geringe Beständigkeit des Demareations- 
stromes und dem entsprechend auch der negativen Schwankung aus. 
Ueberraschend günstig wirkt dann immer, besonders aber nach längerem 
Liegen in O’6procentiger Kochsalzlösung, Anfrischen des Querschnittes. 

Im zweiten Abschnitt versucht H. die Frage zu entscheiden, „ob 
nieht jede einzelne Momentanreizung nach der negativen auch eine 
nachweisbare positive Schwankung hervorruft und ob bei rhythmischer 


Nn®: Centralblatt für Physiologie. 111 


Reizung diese rhythmisch wiederkehrende positive Nachschwankung 
mittelst der Repetitiöonsmethode sich beobachten liesse’. 

Er benützte ein von Hering zu diesem Zwecke construirtes Rheotom, 
bezüglich dessen Beschreibung auf das Original verwiesen werden muss. 

H. findet zunächst die Dauer der negativen Schwankung sehr viel 
länger, als man bisher annahm, und macht zugleich auf die theo- 
retische Unwahrscheinlichkeit des von Bernstein für jede Einzel- 
schwankung gefundenen sehr geringen Zeitwerthes (0'0007*) aufmerksam. 
Er weist nach, dass dann der in Folge jeder negativen Einzelschwankung 
im Bussolkreis entstehende Strom (der „Schwankungsstrom’’) im Augen- 
blick seiner maximalen Intensität 4'/,- bis 9mal so stark werden müsste 
wie der Nervenstrom, selbst wenn die Grösse der Gesammtablenkung 
dureh die negative Schwankung nur '/,, der Ablenkung durch den 
Nervenstrom beträgt. Man würde dann erwarten dürfen, dass es leicht 
gelingen müsste, mittelst eines periodisch erregten Nerven secundären 
Tetanus zu erzeugen, was bekanntlich nicht der Fall ist 

Die Dauer der negativen Schwankung hängt natürlich auch mit ab 
von dem Zustand der benützten Frösche. H. theilt in dieser Beziehung 
die Ergebnisse seiner Rheotomversuche in zwei Hauptelassen, und zwar 
Versuche an den Nerven von Winterfröschen, bei welchen durch- 
schnittlich 002397 nach Ende der Reizung die negative Schwankung 
noch nachweisbar war und solche an (hellsrün gefärbten) Frühlings- 
fröschen, bei denen die genannte Zeit im Mittel nur 00079" betrug. 
Letzterenfalls ist jedoch die Gesammtablenkung durch die negative 
Schwankung durchschnittlich doppelt so gross als bei den Winterfröschen. 
Die auffallend lange Dauer der negativen Schwankung liess von vorn- 
herein daran zweifeln, dass es gelingen würde, eine jeder einzelnen 
negativen Schwankung folgende positive nachzuweisen. , Denn es hat 
dies zur Voraussetzung, dass die Reizung, die negative und ein nach- 
weisbarer Theil der positiven Schwankung sämmtlich in der Zeit zwischen 
den Enden je zweier sich folgenden Schliessungen des Bussolkreises 
“ mittelst des Rheotoms Platz finden, einer Zeitperiode, welche nicht zu 
sehr verlängert werden darf, da im gleichen Verhältniss auch die Zahl 
der Reizungen in der Secunde und somit auch die Zahl der voraus- 
gesetzten positiven Einzelschwankungen abnimmt, durch deren Sum- 
mation eine merkliche Ablenkung des Magneten bewirkt werden soll. 
Es blieben denn auch alle diesbezüglichen Versuche erfolglos und 
kann der Grund hiefür entweder in zu geringer Stärke oder zu später 
Entwiekelung der positiven Nachschwankung gesucht werden. 

Bezüglich der Ursache der letzteren hält es H. für das Wahr- 
scheinlichste, dass sie auf einer Veränderung beruht, welche sich an 
jeder vom Querschnitt entfernteren, wenig oder gar nicht alterirten 
Stelle der Nerven nach Schluss der Reizung entwickelt und in 
elektrischer Beziehung die entgegengesetzte Wirkung hat, wie die Er- 
regung. „Wir hätten also am ausgeschnittenen Nerven drei verschiedene 
Zustände zu unterscheiden: erstens den sogenannten Ruhezustand, 
zweitens den Zustand der Erregung und drittens einen Zustand, in 
welchem sich der Nerv nach Ende einer Erregung befindet, und zwar 
je nach der Dauer derselben mehr oder minder lange.” Es liegt 
nahe, diesen Zustand auf einen Restitutionsprocess zu beziehen, durch 


112 Centralblatt für Physiologie. Nr. 5. 


welchen die von der vorausgegangenen Erregung bedingte Oonsumption 
bis zu einem gewissen Grade wieder ausgeglichen wird. 
Biedermann (Prag). 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


Marey. Le me£canisme du vol des oiseaux etudiE par la Chromo- 
photographie (Comptes rendus CIV, 4, p. 210). — Mouvements de 
"aile de l'oiseau representes swivant les trois dimensions de lespace 
(Ibid. 6, p. 323). — Figures en relief, representant les attitudes 
successives d'un godland pendant une revolution de ses ailes (Ibid. 
120.813), 

M. demonstrirte neue und schöne Nachbildungen von Photogra- 
phien einer fliegenden Möve. Die Photographien sind mit einer Ex- 
positionszeit von 00005 bis 0'0001 Seeunde und mit Zeitintervallen 
von 0:1 bis 0:02 Secunde genommen. Dass er mit so kurzer Ex- 
positionszeit so scharfe Bilder bekommt, wird dadurch ermöglicht, 
dass er den weissen Vogel gegen einen sehr dunklen Hintergrund sich 
abzeichnen lässt und mit Anwendung besonders empfindlicher photo- 
sraphischer Platten arbeitet. 

Die Intervalle zwischen den Expositionen werden durch eine vor 
dem Objeetiv der Camera schnell rotirende (5 bis 10 Umdrehungen 
pro Secunde) Scheibe mit zwei oder fünf ausgeschnittenen Oeffnungen, 
am. besten mit einer stroboskopischen Scheibe zu vergleichen, 
bestimmt. - 

In der ersten Mittheilung beschäftigt sich der Verf. mit Photo- 
graphien seines Vogels im Profil, d. h. projieirt auf eine senkrechte, 
mit der Bewegungsrichtung des Vogels parallele Ebene. Diese 
Bilder erlauben uns zu beurtheilen: 1. den Winkel der Bewegungs- 
‘richtung gegen den Horizont, 2. die Frequenz der Flügelschläge, 
3. die relative Geschwindigkeit des Vogels in den verschiedenen Phasen 
des Flügelschlages, 4. die senkrechten Öseillationen des Vogelkörpers, 


5. die Variationen der Neigung seiner Längsachse, 6. die Bewegungs- 


bahn der Flügel in horizontaler Projection. Da aber die einzelnen 
Theile der Flügel beim Fluge sich in Curven bewegen, die nicht in 
einer Ebene liegen, so muss man, um einen vollständigen und klaren 
Ueberbliek über die Bewegungen der Flügel zu bekommen, entweder 
(und am besten) gleichzeitig oder nacheinander den Vogel bei seinem 
Flug von verschiedenen Seiten photographiren. Das hat M. auch 
gemacht und reprodueirt in einer zweiten Mittheilung Photographien 
seiner Möve, 1. von der Seite, 2. fast von vorne, indem -der Vogel in 
die Richtung beinahe gerade gegen die photographische Camera ge- 
flogen ist, 3. von oben. Er zeigt auch eine Zusammenstellung dieser 
drei Serien, eine jede zehn verschiedene Phasen des Flügelschlages 
enthaltend, welehe Zusammenstellung ein sehr anschauliches Bild 
der verwickelten Flugbewegungen mit allen ihren Einzelheiten gibt. 
Noch belehrender müssen die nach diesen Bildern modellirten ‚und. in 
Bronze gegossenen Reliefbilder sein, die M. in der dritten Mittheilung 
der Akademie vorführt. 
M. Blix (Lund). 


’ 


Nr. 5. Centralblatt für Physiologie. 1195 


H. Quincke. Ueber Luftschlucken und Schluckgeräusche (Arch. f. 
exp. Pathol. u. Pharmakol. XXI, 6, 1887, S. 385). 

Q. führte beim Hunde abgemessene Luft- oder Wassermengen 
mittelst der Schlundsonde in den Oesophagus (5 bis 15 Öentimeter 
über der Kardia) ein und beobachtete, entsprechend den Angaben von 
Kronecker und Meltzer, vier bis fünf Minuten nachher oder auch 
später ein (secundäres) Schluekgeräusch. Dasselbe beruht, wie die 
direete Beobachtung des freigelegten und eröffneten Magens lehrte, 
auf dem stossweise erfolgenden Eintritt der Schluckmasse in den Magen. 
Bei fortwährendem Nachströmen von Luft oder Wasser zum Oesophagus 
blieb die Kardia tonisch geschlossen und liess nur partienweise die 
Schluckmasse durchtreten. Weitere Versuche und Beobachtungen am 
Menschen lehrten, dass beim Schlucken von Wasser allein ein Schluck- 
geräusch nicht entsteht; vielmehr muss Luft beigemengt sein. Das 
Schluckgeräusch charakterisirt sich als ein Rasselgeräusch. Dass es 
bei den meisten Menschen gehört wird, beruht darauf, dass in der 
Regel Luft mitverschluckt wird. Aber auch bei Vorhandensein von 
Luft kann es fehlen, wenn die physikalische Beschaffenheit der Schluck- 
masse (Zähigkeit) das Blasenspringen hindert. Der Charakter des Ge- 
räusches ist auch abhängig von dem Grad und der Art der Magen- 
füllung. — Es sei hier erwähnt, dass auch Ewald (Du Bois-Raymond's 
Arch. 1886, S. 376) theilweise zu ähnlichen Ergebnissen gelangt ist. 
Er hatte aus seinen Versuchen geschlossen, dass das zweite Schluck- . 
geräusch (Durchpressgeräusch) nicht an den Uebergang der Schluck- 
masse in den Magen gebunden sei, sondern an den Durchtritt der 
gleichzeitig verschluckten oder vorhandenen Luft. Bezüglich der Be- 
förderung der Schluckmasse durch die Kardia weicht seine Ansieht 
merklich von der von Kronecker und von Quincke vertretenen ab. 


Langendorff (Königsberg). 


Physiologie der Athmung. 


N. Zuntz und Berdez. Beitrag zur Kenntniss der Einwirkung des 
Weingeistes auf den Respirationsprocess des Menschen (Fortschritte 
der Mediein V, 1, S. 1; du Bois-Reymond’s Arch. 1887, Nr. 1, S. 178). 


J. Geppert. Die Einwirkung des Alkohols auf den Gaswechsel des 
Menschen (Arch. f. exper. Path. u. Pharmakol. XXL, 6, S. 367). 


1. Z. hebt zunächst hervor, dass es wichtig ist zu wissen, ob dem 
Alkohol neben seiner erregenden Wirkung auch eine ernährende zu- 
komme. ‚Vorzugsweise ist dies von Bedeutung für die Würdigung des 
Alkohols einmal als Arznei hei Schwächezuständen, dann aber auch 
als Genussmittel für die breiteren Volksschichten. 

Frühere Arbeiten von Wolfers (Arch. f. d. ges. Physiol. XXXII, 
S. 255) und von Bodländer (Z. f. klin. Med. XI, S. 548) sind nicht 
am Menschen, sondern bei Thieren angestellt. Beide Arbeiten zeigen 
übereinstimmend, dass dem Alkohol eine sparende Wirkung zukommt, 
doch erscheint die sparende oder nährende Wirkung des Alkohols in 
Bodländer’s Versuchen, die eing erhebliche Verminderung des Sauer- 
stoffverbrauches zeigen, sehr viel grösser als in denen von Wolfers. 


114 Centralblatt für Physiologie. N: 


Z. kritisirt die Versuchsanordnung von Bodländer und glaubt in 
derselben den Grund der Differenzen mit den Wolfer’sehen Unter- 
suchungen zu finden. Z. schildert dann vier Versuche am Menschen, 
die ergeben, dass die Wirkung der Alkoholzufuhr auf unsere 
Athmung sich qualitativ nicht von der anderer Nahrungs- 
mittel unterscheidet. Nach seinen Versuchen ist die Athemgrösse 
im Durchschnitt um 9 Procent grösser nach dem Alkoholgenuss, die 
Sauerstoffaufnahme um 3°5 Procent im Mittel. 
Z. experimetirte mit Alkoholdosen von 20 und 30 Gramm. 


2. G. hat mit demselben Apparat wie Zuntz seine Untersuchungen 
angestellt; nur in der Vorrichtung, die es ermöglicht, continuirlich aus 
dem Exspirationsstrom kleine Gasmengen für die Analyse proportional 
der Athemgrösse zu entnehmen, ist bei dem Apparat von G. eine 
Abweichung. In Betreff der näheren Schilderung dieser sinnreichen 
Vorriehtung muss auf das Original verwiesen werden. Controlversuche 
haben die Brauchbarkeit der Methode sichergestellt. 

G. verfügt über eine grössere Zahl von Versuchen. Derselbe hat 
zunächst die Athemgrösse, Kohlensäureausscheidung und Sauerstoffauf- 
nahme festgestellt, dann die ganze Alkoholdosis schnell trinken lassen. 
Es handelt sich um Gaben von 30 bis 190 Kubikcentimeter Alkohol. 
Die Bestimmung der Sauerstoffaufnahme ohne Alkohol in der Ruhe 
zeigt, dass in der Minute pro Kilo Mensch 3°5 bis 4:0 Kubikcentimeter O 
consumirt werden. Die Ruhewerthe, welche an verschiedenen Tagen 
gewonnen wurden, wichen nicht „unwesentlich voneinander ab und 
zeigten bei denselben Personen Differenzen von 10, 15 bis 20 Procent 
des Gesammtgaswechsels. In Betreff des Alkoholeinflusses schliesst G. 
‚aus seinen Versuchen, dass die angewandten Dosen Alkohol 
einen in Betracht kommenden Effect auf die Sauerstoffauf- 
nahme nicht hatten, dass also ein in Betracht kommendes 
Plus oder Minus von Oxydationen für den. menschlichen 
Organismus nicht zu constatiren ist. Die Kohlensäureausscheidung 
war entweder constant oder sie ging etwas herunter. 

Eine geringe Vermehrung der Sauerstoffaufnahme, wie sie Zuntz 
beobachtete, wurde von G. manchmal auch beobachtet. Da sie jedoch 
nach den zahlreicheren Versuchen von G. nicht constant ist, sogar auch 
Verminderungen vorkamen, glaubt G. kein Gewicht darauf legen zu 
sollen. Hinsichtlich der theoretischen Deutung der Versuche stimmt 
G. mit Zuntz und Berdez vollkommen überein. 


Landwehr (Würzburg). 
Hanriot et Ch. Richet. Nouveau procedeE de dosage de l’acide 


carbonique expire et de l’oseygene absorb& dans les actes respiratoires 


(Compt. rend. CIV, Nr. 7, p. 455). 


In einem Gasmesser I wird die Menge der inspirirten Luft 
gemessen, die ausgeathmete Luft geht durch den Gasmesser II und III, 
zwischen denen sich ein Apparat zur Absorption der 00, befindet. 
Die Differenz zwischen I und Ill gibt das Volum des absorbirten 
Sauerstoffes, die Differenz zwischen II und III das Volum der producirten 
CO,. — Die Ausathmungsgase passiren eine mit wenig Wassser ge- 
füllte Waschflasche, welche zugleich als Abschlussventil dient. Die 


Dino: Centralblatt für Physiologie. 115 


(Gase kühlen sich hier ab, ehe sie in den Zähler eintreten. Vor diesem 
befindet sich eine mit Wasser gefüllte Flasche, die durch eine unten 
angebrachte Tubulatur mit einer anderen leeren Flasche in Verbindung 
steht; sie dient zum Ausgleich der bei heftigen Exspirationen ein- 
tretenden Druckschwankungen. — Die Hauptschwierigkeit bestand in 
der Absorption der 00O,. Eine vollkommene Absorption wurde in der 
Weise erzielt, dass man die ausgeathmeten Gase durch eine weite, 
15 Meter hohe, mit Glasstückchen gefüllte Röhre leitete, auf 
welche man einen durch ein „tourniquet hydraulique’” vertheilten 
Regen einer gesättigten Natronlauge fallen liess. Ein automatisch 
wirkender Heber erhielt das Niveau der Flüssigkeit, die sich in der 


Röhre ansammelte, constant. — Üontrolversuche, welche mit Gas- 
mengen von bekanntem CO,-Gehalt angestellt worden, ergaben Fehler 
von 0 bis 1'035 Procent. F. Röhmann (Breslau). 


d’Arsonval. Appareil pour inscrire la quantite d’owygene absorbee 
par un ätre wivant (C. R. Soc. de Biologie, 22. Janv. 1887, p. 43). 

Das Thier befindet sich in einer geschlossenen Glasglocke, welche 
einerseits mit einer grossen Wasserstrahlpumpe (um die produeirte Kohlen- 
säure zu entfernen) und andererseits mit einem Sauerstoffspirometer 
(um den absorbirten Sauerstoff zu ersetzen) in Verbindung steht. 

Die Glasglocke communieirt durch Kautschukschläuche, oben mit 
dem Saugrohre, unten mit dem Druckrohre der Pumpe, So wird die 
oben vom Wasserstrahl aufgesaugste Luft im Behälter der Pumpe 
tüchtig gewaschen und dann wieder in die Glocke gepresst. Da das 
benutzte Wasser schon vor seinem Eintritt in die Wasserstrahlpumpe 
mit Luft gesättigt ist, so kann es dem Apparat ebensowenig Luft zu- 
bringen als abnehmen. Nur die vom Thier produeirte Kohlensäure 
und die übelriechenden Gase werden fortwährend mit dem Wasser- 
strahl entfernt. Auch bleibt das Volumen der Luft im Apparate unver- 
ändert, so lange sich kein Thier darin befindet. 

Die Verbindung zwischen Thierglocke und Sauerstoffspirometer 
vermittelt eine enge Glasröhre, welche eine kleine U-förmige Biegung 
trägt. An dieser Stelle fungirt ein einfacher Tropfen Wasser als leicht 
bewegliche Scheidewand zwischen Luft und Sauerstoff. Der vom Thier 
aufgenommene Sauerstoff wird fortwährend vom Spirometer ersetzt; 
dadurch entsteht ein Sinken der genau äquilibrirten Spirometerglocke. 
Diese trägt eine Richard ’sche Feder, welche auf einer Registrirtrommel 
die Curve des Sauerstoffeonsums aufschreibt. 

Leon Frederieq (Lüttich). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Cireulation. 


A. Mosso. Alterazioni dei corpuscoli rossi del sangue. Coagulazione 
del sangue (Atti R. Accademia dei Lincei II, 7, p. 252, Seduta 
3. April 1887). 

Im normalen Blute befinden sich rothe Blutkörperchen, die sich 
sehr leicht verändern, und andere, die widerstandsfähiger sind. Wenn 
man das Blut von verschiedenen Thieren, besonders von Vögeln, im 
Magensafte auflöst, so bemerkt man, dass die rothen Körperchen 


116 Centralblatt für Physiologie. Nr. 5: 


des Blutes gebildet sind: a) aus einer äusseren Hülle, 5) aus einem 
fibrös-granulösen Netze und ec) aus einem nuclearen Sack, welcher zehn 
bis zwölf Körperchen enthält. Dieser letztere liegt mitten im Blut- 
körperchen und lässt von sich Endfäden ausgehen, durch welche er 
sich mit der Substanz der Umhüllung verbindet und an ihr fest- 
hält. In der Pacini'schen Flüssigkeit kann man die Beobachtung 
leicht anstellen. Auch im rothen Blutkörperehen der Säugethiere kann 
man zwischen der äusseren Hülle und dem nuclearen Theile eine so- 
genannte „corticale”” Schicht unterscheiden, welche im physiologischen 
Zustande aus einer homogenen Substanz gebildet ist, die bei Ver- 
änderung des Blutkörperchens in seine beiden Componenten zerfällt, 
deren eine transparent, deren andere durch Hämoglobin gelb gefärbt 
erscheint. Den Eigenthümlichkeiten der Struetur der mit einem Nucleus 
versehenen Blutkörperchen kann man sehr leicht beim Taubenblute 
im Stadium der Austrocknung begegnen. In dem Blute von Hunden, 
das man durch eine specielle Behandlung langsam gerinnen liess, oder 
in jenem, das durch den Pankreassaft ungerinnbar gemacht wurde, beob- 
achtet man rothe Blutkörperchen von physiologischer Form in deren 
Innerem, in excentrischer Position, ein oder zwei Hämoglobinkrystalle 
liesen. In den Blutkörperchen der höheren Wirbelthiere existirt demnach 
eine den Albuminaten analoge Substanz, die sich krystallinisch aus- 
scheiden kann, ohne dass das Blutkörperchen seine Form einbüsst. Bei 
dem Studium der Blutkörperchen muss man grosse Vorsicht üben; zu 
energische Färbelösungen zerstören, die Hülle der rothen Blutkörperchen, 
sowie auch ihren Nucleus. Die „Blutplättehen” werden durch eine 
Veränderung der rothen Blutkörperchen hervorgebracht, und sind 
freie Kerne. 

Für die Pathologie ist die Widerstandsfähigkeit der rothen Blut- 
‚körperchen von höchster Wichtigkeit. Das Blut ein und desselben 
Thieres enthält (rothe) Blutkörperchen, welche der. Einwirkung des 
Contactes, der zerstörenden Wirkung von Färbeflüssigkeiten oder der 
Kochsalzlösung etc. eine verschiedene Resistenz entgegensetzen. Ebenso 
ist die Widerstandsfähigkeit: des Blutes von verschiedenen T'hieren oder 
von Individuen derselben Gattung oder endlich bei demselben Indivi- 
duum, aber unter verschiedenen Verhältnissen, eine ganz beträchtlich 
abweichende. M. benutzte bei diesen letzteren Untersuchungen nicht 
die Methode von Landois, sondern zwei neue. Die erstere dieser neuen 
Methoden besteht darin, dass man das Blut unter dem Mikroskop 
mit einer O'3procentigen Kochsalzlösung, und 1:5000 Methylviolett 
untersucht. Wenn das Blut nicht sehr widerstandsfähig ist, so ver- 
ändern sich die rothen Blutkörperehen in kurzer Zeit auf verschiedene 
Weise. Die zweite Methode, die Widerstandsfähigkeit der rothen Blut- 
körperchen festzustellen, besteht darin, den Concentrationsgrad jener 
Kochsalzlösung zu suchen, welche die grösste Anzahl von rothen Blut- 
körperehen löst. (Ausführlicheres über den Process s. im Original.) 

Die Winterschlaf haltenden Thiere und insbesondere die Frösche 
und Schildkröten haben gegen Ende des Winters ein bedeutend wider- 
standsfähigeres Blut. Auch beim Menschen zeigen sich, je nach dem 
physiologischen Stande, beachtenswerthe- Schwankungen. Die Vögel 
sind es, welche die widerstandsfähigsten Blutkörperchen besitzen. 


Nr. ;D, Centralblatt für Physiologie. 117 


Aus der Untersuchung über die Coagulation des Blutes geht hervor, 
dass deren wichtigste Ursache in den rothen Blutkörperchen liegt. Es be- 
stätigt sich nicht, dass sich die Specekhaut (cotenna) nur bildet, wenn 
das Blut langsam coagulirt, denn, wenn man das aus den Gefässen des 
Halses ausströmende Blut in besonderen Glasröhren auffängt, so kann 
man oft eine starke Speckhaut beobachten, wenn das Gerinnen prompt 
eintrat. Wenn im Blute einiger Pferde auch die weissen Blutkörperchen 
in ausserordentlich geringer Zahl vorhanden waren, so bildete sich 
doch eine starke Speckhaut. In Röhren von grösserem Durchmesser 
serinnt das Blut später als in anderen. Die Abkühlung hat auf das 
Gerinnen wenig Einfluss. Blut, das in Oel oder in Gefässen aufgefangen 
wird, deren Wände mit einer Schicht Vaseline bedeckt war, gerinnt 
weniger schnell, weil die Adhäsion der Blutkörperchen an den Wänden 
des Gefässes behindert wird und sie sich so langsamer zersetzen. Das Blut 
ein und desselben Thieres, auch während des nämlichen Blutausflusses 
gewonnen, gerinnt in verschiedener Zeitdauer. Beim verblutenden Hunde 
nimmt die Coagulation des aus der Arterie strömenden Blutes successive 
zu. Die Blutkörperchen, welche zuletzt den Körper verlassen, sind 
weniger widerstandsfähig als die des normalen Blutes. In den nächsten 
zwei bis drei Stunden nach dem Tode eines Thieres- (Hund, durch 
Verblutung setödtet) tritt die Gerinnung schneller ein, weil viele 
Blutkörperchen vorerst den Fäulnisserscheinungen unterliegen, welche 
sie weniger widerstandsfähig machen. Die verlängerte Entziehung der 
Nahrung macht das Blut (von Fröschen, Hühnern) schwerer gerrinnbar. 
Während der Inanition sind es die jungen und weniger widerstands- 
fähigen Blutkörperchen, welche zuerst zugrunde gehen. 

Mittelst der nach den Methoden von M. ausgeführten mikroskopischen 
Untersuchung oder aber, indem man die Widerstandsfähigkeit des 
Blutes mit den abgestuften Kochsalzlösungen prüft, kann man annähernd 
bestimmen, ob. das dem Thiere entnommene Blut rasch oder langsam 
gerinnen wird. 

Um die schwerer gerinnbaren Blutkörperchen zu sammeln, füllte 
Autor ein Glasrohr von 1 Meter Länge und 5 bis 6 Üentimeter 
Weite mit Pferdeblut. Nach einigen Stunden war am Bodenende 
des Gefässes noch flüssiges Blut und er fand, dass die mittelst dieser 
„Selections’’-Methode gesammelten Blutkörperchen widerstandsfähiger 
sind als die normalen. 

Man kann das schwer gerinnbare Blut oder dasjenige, welches 
man mittelst der „Selections’-Methode erhielt, durch verschiedene 
Manipulationen, welche die rothen Blutkörperchen zerstören; rasch 
gerinnen machen (Näheres hierüber siehe im Original). 

Die Dichte und der Alkalescenzgrad des Serums von Thieren, 
deren Blut nicht spontan gerinnt, ist keine so exceptionelle, dass 
sie diese Erscheinung erklären könnte; hingegen sind in solehem 
Blute die rothen Blutkörperchen gegenüber der O'3procentigen Natron- 
methylviolett- und Kochsalzlösung widerstandsfähiger als in normalem. 
Eine Selectionsmethode ist auch der künstliche Kreislauf in der 
Lunge. Man verbindet hierzu die Öarotis eines lebenden Hundes 
mit der Lungenschlagader eines frisch getödteten Hundes. Das Blut, 
welches aus den Lungen austritt, wird, wenn der Druck nicht 


118 Centralblatt für Physiologie. Nr. 5. 


zu stark ist, viel später gerinnen, als das direet der Carotis entnommene 
Blut. Die sieh leichter verändernden Blutkörperchen sind nämlich in 
der Lunge zurückbehalten worden und es treten aus den Gefässen 
nur die widerstandsfähigeren aus. 

Die Formveränderung der rothen Blutkörperchen und das Phänomen 
der Gerinnung steht in einem gewissen Zusammenhange. 

In dem Blute nämlich, das nicht gerinnt, fehlen die morgenstern- 
förmigen (spinosi) rothen Blutkörperchen und wenn diese erscheinen, so 
erfolgt auch die Gerinnung. Ein Fundamentalerforderniss zur Coagulation 
des Blutes ist die Verwandlung der rothen Blutkörperchen in weisse. 

Der letzte Theil der Arbeit ist eine kritische Studie über Unter- 
suchungen anderer Autoren Blut und Coagulation betreffend, darunter 
der Lehre von A. Schmidt. M. weist mit verschiedenen Experimenten 
die Befähigung der rothen Blutkörperchen, die Gerinnung einzuleiten, 
nach, und dass die Farbsubstanz des Blutes nicht hinreiche, die Coagulation 
hervorzurufen; doch ist es nothwendig, dass sich die rothen Blut- 
körperchen vorerst zersetzen. Schliesslich bespricht Autor des längeren 
die Abweichung seiner Beobachtungen von jenen von Hayem und 
Bizzozero über die Natur und den Ursprung der Hämatoblasten oder 
Plättehen, die seiner Ansicht nach die Nuclei der rothen Blut- 
körperchen sind. . A. Lustig (Triest). 


R. Klemensiewicz. Experimentelle Beiträge zur Kenntniss des 
normalen und pathologischen Blutstromes (Sitzb. d. kais. Akad. d. 
Wissensch. in Wien, XCIV, 3. October 1886). 


Die Blutdruckmessungen in- grösseren Gefässen wurden vom 
Verf. gleichzeitig in der Arteria und Vena cruralis derselben Extremität 
bei Hunden vorgenommen; nur bei wenigen Versuchen wurde der 
Druck in der Arteria carotis untersucht. Um die Öontinuität des Blut- 
stromes nicht zu unterbrechen, wurden Spengler’sche Oannulen bei den 
Venen sowohl, wie bei den Arterien verwendet; als Füllungsflüssigkeit 
für das’ die Blutgefässe mit dem Kymographion verbindende Bleirohr 
benützte Verf. eine Sodalösung, welche einer Lösung von anderthalbfach 
kohlensaurem Natron entsprach — es waren in vier Liter Wasser 
186 Gramm doppeltkohlensaures und 286 Gramm einfachkohlensaures 
Natron gelöst. Diese Flüssigkeit bewährte sich als gerinnungswidrig; 
der Verf. macht aufmerksam, dass schon Poiseulle solehe Lösungen 
gebrauchte. Der gebräuchliche Manometerapparat wurde etwas modifieirt; 
als Schwimmer diente im Venenmanometer ein acht Centimeter langer 
Hohleylinder aus Kammmasse, dessen Höhlung beiderseits durch 
Kautschukpfropfen verschlossen war. 

Die Versuche sind in zwei Hauptgruppen zusammengestellt: die 
erste Gruppe umfasst die Experimente, bei welehen das verschiedene 
Verhalten des Blutstromes im normalen Gefässsysteme verschiedenen 
Eingriffen gegenüber geprüft wird, in der zweiten Gruppe stehen die 
Experimente, bei welchen ähnliche Eingriffe unter pathologischen 
Verhältnissen studirt werden. 

Bei normalem Gefässsystem veranlasst die Suspension der Athmung 
bei zusammengefallenem Thorax bekanntlich eine Steigerung des Druckes 
in den Arterien, während im Venensystem ein Absinken des Druckes 


Kr.Pn, Centralblatt für Physiologie. 119 


stattfindet, welches oft schon vor dem Ansteigen des arteriellen Druckes 
beginnt und während der Suspension andauert, ohne gleiche tonische 
Schwankungen zu zeigen, wie man sie im arteriellen System findet 
(Traube-Gering’sche Wellen). Kurz andauernde Athmungssuspension 
bei aufgeblasener Lunge bedingt bekanntlich zunächst ein Sinken des 
arteriellen Druckes, wogegen der venöse Druck steigt; veranlasst wird 
in diesem Falle die Steigerung des Druckes in den Venen durch den 
Wegfall der aspiratorischen Thätigkeit des Thorax, welche auelı bei 
der künstlichen Athmung vorhanden ist, indem dasselbe Moment, welches 
die Lungen im ausgedehnten Zustande erhält, aspiratorisch wirksam ist. 
Bei der künstlichen Respiration steigt der Venendruck synchron mit 
der Aufblasung und sinkt mit dem Zusammenfallen der Lungen. 

Der Verf. untersuchte auch mit Hilfe eines Plethysmographen 
das Verhalten der Niere bei Athmungssuspension, wie es schon Gohn- 
heim und Roy gethan haben, mit gleichzeitiger Messung des arteriellen 
Druckes in der Arteria cruralis. Es wurde das von Roy angegebene 
Onkometer mit dem Venenmanometer verbunden und durch dieses die 
Volumsänderung registrirt. Nach der- Sistirung der Athmung bei 
eollabirtem Thorax nimmt im Anfange ziemlich lange Zeit hindurch 
das Volumen der Niere in Folge der durch den gesteigerten Blutdruck 
bedingten starken Füllung der Nierenarterien zu, später jedoch wird 
das Volumen vermindert. Während der Sistirung der Athmung bei 
aufgeblasenen Lungen fällt bekanntlich anfangs der Arteriendruck, 
trotzdem nimmt das Nierenvolumen durch kurze Zeit hindurch in Folge 
der venösen Stauung zu, später aber nimmt es ebenfalls ab. Diese 
Abnahme des Nierenvolumens ist bedingt, durch die Abnahme der 
venösen Stauung, durch die Auspressung von Lymphe durch den 
anfangs erhöhten Druck, endlich durch das Abfliessen des Harnes; da 
diese Flüssigkeiten allmählich ersetzt werden, so dauert ‚die Volums- 
verminderung länger an als die Contraetion der kleinsten Arterien, 
sie betrug in einem Versuche etwa °/, Kubikcentimeter. 

Es wurden auch die Erscheinungen untersucht, welche auftraten, 
wenn das eine oder das andere oder beide Gefässe, in welchen der 
Druck gemessen wurde, entweder gegen die Peripherie oder gegen das 
Herz abgesperrt wurden. 

Bei der Absperrung. beider Carotiden vergrössert sich sofort das 
Nierenvolumen und bleibt während der ganzen Dauer der Absperrung 
in demselben Zustande; nach der Freigebung der einen Carotis nimmt 
das Volumen der Niere wieder bedeutend ab; durch die Freigebung 
der zweiten wird nur mehr eine geringe Volumsabnahme bewirkt. 

Die Vagusreizung steigert den venösen Druck dureh venöse 
Stauung; ist die Vagusreizung nur so stark, dass noch einzelne langsame 
Herzeontractionen auftreten, so zeigt sich bei jeder Herzeontraction 
ein Sinken des venösen Druckes. Wird durch die Reizung des Vagus 
nur eine Verlangsamung der Herzschläge, aber kein Sinken des 
arteriellen Druckes erzeugt, so steigt der venöse Druck nach dem 
Aufhören der Vagusreizung bedeutend an, in Folge der auf die Contraction 
der Blutgefässe des Magens und Darmes folgenden Erweiterung dieser 
Gefässe. Die durch die Vagusreizung bedingte geringere Füllung der 
Gefässe verursacht eine Verkleinerung des Nierenvolumens; nach dem 


120 Centralblatt für Physiologie. Nr: 5. 


Aufhören der Vagusreizung stellen sich in grösseren Intervallen spontane, 
gleichzeitige Schwankungen im arteriellen Drucke und im Nierenvolumen 
durch einige Zeit hindurch ein. 

Die Reizung des centralen Stumpfes des N. peroneus hat in der 
Regel ein schwaches Absinken des venösen Druckes zur Folge, welches 
durch den in Folge der Contraction der kleinsten Arterien stattfindenden 
geringeren Blutzufluss zum Venensystem bedingt wird; es kann aber 
diese Erscheinung durch andere in dieser Riehtung compensatorisch 
wirkende Folgen der Nervenreizung im Gefässsystem verdeckt werden. 
Nach dem Aufhören der Reizung tritt eine Drucksteigerung im Venen- 
system auf, hervorgerufen von dem durch die wieder erweiterten 
kleinen Arterien veranlassten vermehrten Blutzuflusse. Die durch die 
Reizung des centralen Peroneusstumpfes hervorgerufene Öontraction 
der kleinsten Arterien ruft eine Abnahme des Nierenvolumens hervor: 
hierbei konnten wiederholt Schwankungen des Nierenvolumens beobachtet 
werden, ohne dass sich die Höhe des mittleren Blutdruckes im geringsten 
änderte. Von den Resultaten der onkometrischen Versuche, die an 
Hinterextremitäten von Hunden erhalten wurden, sind die im venösen 
Drucke nach Reizung des centralen Peroneusstumpfes des gleichseitigen 
oder des anderen Beines auftretenden Erscheinungen hervorzuheben. 
Bei schwacher Öuraresirung vermindert sich .bei Reizung des centralen 
Peroneusstumpfes desselben Beines das Volumen des letzteren in Folge 
der Contraetion der kleinsten Gefässe; bei der Reizung des centralen 
Peroneusstumpfes des anderen Beines vergrösserte sich das Volumen 
in Folge der activen oder passiven Erweiterung der Gefässe; wenn der 
eentrale Peroneusstumpf bei, starker Ouraresirung gereizt wird, so ver- 
erössern sich stets die Volumina beider Hinterextremitäten. Durch 
Erregung des centralen Peroneusstumpfes werden rhythmisch ablaufende 
Volumsveränderungen der Niere ausgelöst. 

Mit gutem Erfolge wurde von Schuchardt bezogenes Guyanacurare 
verwendet, durch welches keine tonischen Krämpfe hervorgerufen werden; 
durch Curare-Injeetion wird das Volumen der Extremität vermindert. 
Nach mässigen Strychnindosen (0'4—0'7 mgr. Stryehnin. nitr.) steigt 
durch die Öontraetion der Gefässe der arterielle und venöse' Druck; 
nach tödtlichen Dosen sinkt der anfangs erhöhte arterielle Druck auf 
die Abseisse, während der Venendruck noch bedeutend weiter hinauf- 
seht. Durch Amylnitrit wird der Druck in den Venen früher als in 
den Arterien zum Sinken gebracht. Pilocarpininjeetion (0'012 Gramm) 
hat dieselbe Wirkung wie die Vagusreizung. 

Durch einen besonderen Apparat wurde das Verhalten des Arterien- 
volumens bei verschiedenen Eingriffen untersucht; der Apparat war 
ähnlich eingerichtet wie der, welchen Poiseulle für die gleichen 
Zwecke benützte. Mit dem Steigen des arteriellen Druckes nahm das 
Volumen der grossen Arterie zu, mit dem Sinken desselben ab; nicht 
selten aber überdauerte die Erweiterung die Steigerung des Blutdruckes. 

Der von Dastre und Morat aufgestellte Satz: dass sich an beiden 
untersuchten Gefässen (Arterien und zugehörige Vene) jede Aenderung 
des Blutdruckes aus centralen oder kardialen Ursachen im gleichen 
Sinne, jede Aenderung des Lumens im zwischenliegenden Capillargebiete 
im entgesengesetzten Sinne äussert, gilt nur in ganz speciellen Fällen. 


Nr’7s. Centralblatt für Physiologie. 121 


Nach den Erfahrungen des Verfassers kann der Druck im Venensystem 
durch verschiedene centrale Ursachen, von welehen mehrere gleichzeitig 
sowohl begünstigend als beeinträchtigend wirken können, verändert 
werden; es können zwei Gruppen von peripheren Ursachen sich geltend 
machen, die primären Capaecitätsveränderungen des peripheren (Grefäss- 
systems und der Füllungszustand des arteriellen Systems; in seinen 
Versuchen sah der Verfasser nicht nur Spannungsschwankungen desselben 
Ursprungsortes durch das Venensystem gleichzeitig ablaufen, „sondern 
es lagern sich häufig genug unter bestimmten Verhältnissen Spannungs- 
schwankungen von peripherer mit solchen von centraler Abstammung 
übereinander”. s 

Diesen Mittheilungen sind die Versuche angeschlossen, in welchen 
der Druck in der Arteria und Vena cruralis derselben entzündeten 
Extremität gemessen wurde. In einem Experimente, in welchem die 
Entzündung durch Eintauchen des Beines (in der Chloroformnarkose) in 
Wasser von 60° Ö. während 5 Minuten erzeugt und 18 Stunden nach der Ver- 
brühung der Blutdruck gemessen wurde, erstreckte sich die Entzündung 
über die Messungsstelle hinaus. Der Druck war in der Arterie und Vene 
der kranken Seite höher als in denen der gesunden Seite; die Arterie 
und Vene der kranken Seite waren weiter als die der gesunden Seite. 
In zwei anderen Versuchen, bei welchen sich die durch Crotonöl- 
injectionen hervorgerufene Entzündung nicht bis zur Messungsstelle 
ausdehnte, war der Blutdruck in der Arterie der gesunden und kranken 
Seite gleich, in dem einen Experimente der Venendruck auf der 
kranken Seite höher, in dem zweiten Versuche wurde der Venendruck 
nicht gemessen; der Durchmesser der Arterie war in beiden Versuchen 
auf der kranken Seite kleiner, der der Venen jedoch grösser als auf 
der gesunden Seite. 

Der Verfasser hat an Schwimmhäuten von Rana temp. mit dem 
von Roy und Gr. Brown angegebenen Apparate, welcher mit einer 
kleinen Modification von Reichert in Wien angefertigt wurde, unter 
physiologischen und pathologischen Verhältnissen experimentirt. Der 
Apparat gestattet den extravasculären Druck während der mikroskopischen 
Beobachtung zu ändern und zu messen; Roy und Graham Brown be- 
zeichnen die Druckgrösse, bei weleher der Blutstrom an der beobachteten 
Stelle eben nicht mehr continuirlich ist, sondern nur während der 
Systole das Blut vorrückt, als Druekminimum, diejenige Druckgrösse, 
bei welcher der Blutstrom ganz unterbrochen wird und das Blut nur 
mehr Oseillationen zeigt, als Druekmaximum. Die unter physiologischen 
Verhältnissen erhaltenen Versuchsresultate waren ähnlich den von Roy 
und Gr. Brown; besonders wird hervorgehoben, dass der Mitteldruck 
in den arteriellen Gefässen geringer ist als die beobachteten Maxima, 
dass die Maxima und Minima an den verschiedenen Stellen desselben 
Gefässbaumes verschieden sind, dass es bei der durch die Erhöhung 
des extravasculären Druckes erfolgten Verlangsamung des Venenstromes 
zur Randstellung und nach wiederholtem Erhöhen und Erniedrigen des 
Druckes sogar zur Auswanderung der weissen Blutkörper kommt; end- 
lich wurde vom Verfasser die Beobachtung gemacht, dass bei der 
nach dem Aufhören der Druckerhöhung auftretenden Hyperämie, mehr 
von den Nebenästen des beobachteten Arterienbaumes von Blut durch- 

Centralblatt für Physiologie. 10 


122 Centralblatt für Physiologie. Nr 


strömt waren, als vorher; es bestehen also unter gewöhnlichen Ver- 
hältnissen leere, bei Hyperämien aber durchströmte, ventilartig wir- 
kende Nebenäste der Arterien. In den mit Orotonöl geätzten Schwimm- 
häuten sind die Gefässe dauernd erweitert, sie reagiren auf elektrische 
Reize nicht mehr, und die Druckmaxima sind erhöht. 

Die Verengerung der Arterie des Beines, dessen Pfote entzündet 
ist, wird durch die in Folge der Erweiterung der Gefässe im entzün- 
deten Gebiete, dessen Blutbahnen noch frei sind, auftretenden Bedin- 
sungen zum Sinken des Druckes veranlasst. In dem zuerst mitgetheilten 
Versuche war auch die Arterie der kranken Seite geradeso wie die 
Vene erweitert, weil in diesem Falle die Stelle der Druckmessung 
im Entzündungsgebiet selbst war, in welchem die Gefässe erweitert 
sind. An einem Schema werden die Verhältnisse an der entzündeten 
Extremität erläutert. Der Verf. hebt hervor, dass durch seine Experi- 
mente die Annahme eines nervös-musculösen Apparates in der Wan- 
dung der Gefässe, welcher compensatorisch thätig ist, gerechtfertigt 
wird. Rasche Drucksehwankungen werden allmählich ausgeglichen, bei 
langsamen dagegen erfolgt die Compensation ganz parallel, so dass 
also die Druckänderung ganz compensirt werden kann. Durch einen 
schematischen Apparat werden die in dieser Richtung mit Beziehung 
auf die Resultate der Untersuchungen am entzündeten Beine gemachten 
Schlussfolgerungen versinnlicht. Der Verf. bemerkt, dass der durch seine 
Versuche gelieferte directe Beweis der Existenz einer Accommodations- 
fähigkeit der grossen Gefässe, Regeczy’s Behauptung des Mangels 
einer solchen widerleet ist; allerdings haben die von Regeczy hervor- 
gehobenen Thatsachen der Filtration, Diffusion, Aufsaugung und Se- 
eretion eine besondere Betheilung an der Erhaltung des mittleren 
Blutdruckes, aber sie sind nicht die einzigen Factoren. 


J. Latschenberger (Wien). 


Physiologie der Drüsen. 


O. Langendorff. Der Curarediabetes (du Bois-Reymond’sches Pe 
1887, S. 138). 


In seinen früheren Versuchen hatte L. gefunden, dass bei Fröschen 
nach Application von Strychnin mit dem Auftreten des Zuckers im 
. Harn gleichzeitig ein Verschwinden des Glykogens aus der Leber 
verbunden ist. Im Gegensatz hierzu findet er, dass Curare, auch wenn 
es Diabetes macht, das Glykogen in der Leber intact lässt. Es führte 
ihn dies dazu, Frösche mit Öurare zu vergiften und gleichzeitig die 
Lebern zu exstirpiren. Auch jetzt trat Zucker im Harn auf. Die Leber 
ist also zum Zustandekommen des Curarediabetes nicht nothwendig. 
Nicht nur für den Stryehnindiabetes, für den Ref. es bewiesen hat. 
sondern auch für den Pigürediabetes des Frosches gilt (nach Sehiff) 
das Gegentheil. (Ref. hat vor einigen Monaten |Bresl. ärztl. Zeit- 
schrift 1886, Nr. 24] auf Grund von Versuchen des Herrn W. 
Marcuse über Untersuchungen berichtet, denen zufolge sowohl 
nach Vergiftung mit Stryehnin wie nach der Pigüre Zucker im Harn 
von entleberten Fröschen gefunden ward.) 
F. Röhmann (Breslau). 


Nr.’5. Centralblatt für Physiologie. 123 


H. Rozer. Action du foie sur les poisons (These de doctor. fac. Med. 
de Paris 1887, 1 vol. in-8. Paris, Steinheil 1887). 

Um die Wirkung der Leber auf die Retention oder chemische 
Zersetzung der Gifte zu studiren, hat R. im Laboratorium und unter 
der Leitung von Prof. Bouchard eine Reihe zahlreicher und inter- 
essanter Versuche ausgeführt. 

Er hat zuerst festgestellt, dass die Leber keine besondere Wirkung 
auf den Durchtritt gewisser mineralischer Stoffe ausübt. Eine Lösung 
von Chlorkalium ist gleich giftig, mag man sie in einen der Aeste 
der Pfortader oder irgend eine andere Vene (z. B. des Ohres) ein- 
spritzen. Dagegen scheint es, dass einige andere Metalle: Quecksilber, 
Eisen, ete., in der Leber zurückgehalten werden. 

Für die vegetabilischen Alkaloide bestätigt R., indem er die Ver- 
suche von Heger (1873), Schiff, Lautenbach, Rene und Jacques 
in Erinnerung bringt, die wichtige Thatsache, dass die Leber die 
Alkaloide zurückhält. Ein Frosch, dem die Leber entfernt ist, wird 
durch eine Gabe von Nicotin getödtet, welche einen normalen Frosch 
nicht vergiftet. R. hebt hervor, dass diese Wirkung der Leberdrüse 
nur dann statt hat, wenn man die Lösung sehr verdünnt einspritzt. 
Eine concentrirte Lösung geht durch die Leber hindurch, ohne dort 
aufgehalten zu werden; doch darf die Lösung auch nicht zu stark 
verdünnt sein: das passende Verhältniss scheint das von 0'5 Gramm 
pro Liter zu sein. Bei einem Kaninchen zeigte sich die Giftwirkung 
des Nicotins bei 0'00723 Gramm (pro Kilo), wenn das Gift in die 
Ohrvene eingespritzt wurde, bei 0‘0149 Gramm (pro Kilo), wenn die 
Einspritzung in die Darmvene erfolgte. R. hat von demselben Gesichts- 
punkte aus das Morphium, Strychnin, Veratrin, Curare und Atropin 
studirt, und er hat festgestellt, dass die Leber sich gegen diese Sub- 
stanzen ebenso verhält wie gegen das Nicotin. 

Der überhaupt originale Theil der Arbeit des Verf. bezieht sich 
auf die (noch nicht genau von den Chemikern studirten) organischen 
Stoffe (Ptomaine, Leukomaine), welche von lebenden Zellen aus- 
geschieden werden. R. stellte fest, dass die Ptomaine der Fäulniss 
von der Leber zurückgehalten werden nach Art der vegetabilischen 
Alkaloide. Die Galle, die Peptone, der Harn sind weniger siftig (beim 
Kaninchen), wenn man sie in die Pfortader einspritzt, als wenn man 
sie durch eine der übrigen Venen des Organismus in den Kreislauf 
bringt. Folgende Tabelle gibt eine Uebersicht über diese Versuche; 
man ersieht hieraus, wie verschieden die tödtliche Dosis ist, je nach- 
dem sie durch die Leber geht oder nicht: 

\ Tödtliehe Dosis (pro Kilo für Kaninchen) 


Eingespritzte Substanz bei Einspritzung in 

eine peripherische Vene die Pfortader 
Alkohol. Extraet von a nr .. . 2220 54.80 
Peptone . 4 A Si) 410 
Chlorhydrat des. NH, EIER IFA 0.34 
Carbonat VRETI 10 AR LATETD Erbe SO 069 14 3272 7.02 0.401 
Laectat BERN EDRNEEEEO 1:13 
EAN EN E BUTRH TR 9:44 
N ERINE RRE DN ERRTETA 6:86 


10* 


124 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 5. 


Tödtliche Dosis (pro Kilo für Kaninehen) 


Eingespritzte Substanz f bei Einspritzung in 
eine peripherische Vene die Pfortader 
Glycerin 4.3.10 se Be 6:07 
Ochsengalle u SH rs ee a 6:00 
Menschenharn . .. . ers 67:42 


Es genügt nicht, zu beweisen, dass die Leber die giftigen Sub- 
stanzen bei dem Durchtritt festhält. R. hat die Frage auf eine tiefere 
Weise studirt und er hat gezeigt, dass die Leber diese Fähigkeit nur 
besitzt, wenn sie Glykogen enthält. Aus dieser Thatsache, welche der 
Verf. bewiesen hat, folgt, dass es irgend eine Beziehung zwischen der 
Glykogenbildung einerseits und der festhaltenden Thätigkeit der Leber 
andererseits gibt. Einige chemische Versuche in vitro scheinen zu 
beweisen, dass die Glykose die Fähigkeit hat, sich mit den Alkaloiden 
und mit dem Ammoniak zu verbinden, um sie weniger giftig zu 
machen. (?) 

Diese physiologischen Thatsachen sind von R. zu gewissen patho- 
logischen Erscheinungen in Beziehung gebracht worden. 

Die sehr ingeniöse und ausdauernde Arbeit des Herrn R. weist 
der Leber — obgleich sich der Verf. hie und da auf etwas gebrechliche 
Beweisführungen stützt — eine sehr beachtenswerthe Rolle bei den 
Vergiftungen und bei den Selbstvergiftungen zu. 

Ch. Richet (Paris). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


R Sendtner. Condensed. Beer (Mittheilung aus der königl. Unter- 
‚ suchungsanstalt München, Arch. f. Hyg. VI, 1, S. 85). 


Von der „Öonceentrated Produce Co.” in London wird ein Fabricat 
‘„Öondensed Beer” in den Handel gebracht, das als diätetisches und 
Schlafmittel empfohlen und vielfach angewendet wird. Wie sein Name 
besagt, soll es durch Eindampfen stark gehopfter, extractreicher 
englischer Biere in Vacuumpfannen auf '/, bis !/, des ursprünglichen 
Gewichtes dargestellt werden. Den Extractivstoffen des Hopfens soll 
es seine einschläfernde Wirkung verdanken. Verf. weist auf Grund 
von unter seiner Leitung angestellten Analysen von H. Trillich nach, 
dass das Präparat gar nicht aus Bier hergestellt wird. Die Zusammen- 
setzung wurde bei drei Proben aus verschiedenen Bezugsorten etwas 
wechselnd gefunden: Speeifisches Gewicht (15°C) 1'0650 bis 1'0722, 
Alkohol 1768 bis 19:13 Gewichts-Procent, Extract 23:80 bis 25:82 
(in den Reclamen wird der Alkoholgehalt zu 2401 Procent, der 
Extraetgehalt zu 4222 Procent angegeben), Maltose 13'04 bis 14'06 
Procent, Dextrine 6°85 bis 8°01 Procent, Glycerin 0'184 Procent, 
Milehsäure 0'101 bis 0'126 Procent, Stickstoff 0'115 bis 0:140 Procent, 
Proteine 0'720 bis 0'873 Procent, Mineralstoffe 0'209 bis 0'224 Procent, 
Phosphorsäure 0'076 bis 0'081 Procent. 

Der Vergleich mit eingediektem „Pale Ale” von Bass & Comp. 
ergibt, dass das Verhältniss zwischen Maltose und Dextrin einem hoch- 
gradig vergohrenem Biere nieht entspricht; dass der Gehalt an Dextrin, 
Glycerin, Milchsäure, Proteinen und Mineralstoffen viel zu. niedrig ist, 


Nr.:$, Centralblatt für Physiologie. 125 


als dass das Präparat durch Eindieken von Bier auf !/, entstanden 
sein könnte. Hopfenbestandtheile fehlen vollständig, wie sich schon 
daraus ergibt, dass Condensed Beer nicht bitter schmeckt. Es ist 
höchst wahrscheinlich, dass das Fabrieat durch Mischen fertigen Malz- 
extractes mit Alkohol und Wasser und längeres Lagern oder durch 
Concentration ungehopfter Bierwürze im Vacuum mit nachfolgendem 
Alkoholzusatz hergestellt wird. Der geringe Gehalt an Proteinen und 
Mineralstoffen erweckt den Verdacht, dass bei der Herstellung Maltose- 
syrup neben Malz verwendet wird. Die Asche enthält bedeutungslose 
Kupfermengen (eirca ein Milligramm pro Flasche). Alkaloidartige 
Körper wurden im Condensed Beer nicht gefunden; die einschläfernde 
Wirkung wird durch den hohen Alkoholgehalt allein bedingt. Dagegen 
enthält es bedeutende Mengen Salieylsäure. 
Gruber (Wien). 


Physiologie der Sinne. 


A. Fick. Betrachtungen über den Mechanismus des Paukenfelles 
(Arch. f. Ohrenheilkunde XXIV, 2, 3, S. 167). 


Der schallzuleitende Apparat des Ohres ist bekanntlich so ein- 
gerichtet, dass er nicht in erheblichem Masse Töne besonderer Höhe 
begünstigt, doch aber scheint eine Resonanz, eine Summirung der 
Wirkungen regelmässig aufeinanderfolgender Oseillationen stattzufinden; 
dies lehrt eine Vergleichung des Effeets, welchen einerseits periodische 
Schwingungen, andererseits einmalige Anstösse ausüben. Das Trommel- 
fell hat also, wie zu vermuthen ist, die Fähigkeit, auf alle Töne der 
musikalischen Scala annähernd gleichgut zu resoniren, ähnlich wie die 
Resonanzböden musikalischer Instrumente. Diese mechanisch sehr 
merkwürdige Eigenschaft ist beim Trommelfell wahrscheinlich darauf 
zurückzuführen, dass in der trichterförmigen Membran ein starrer 
Radius, der Hammerstiel, eingewebt ist. Die verschiedenen Punkte 
desselben sind mit dem kreisförmigen Rande durch Streifen von ver- 
schiedener Länge verbunden; es ist wohl denkbar, dass diese Streifen 
verschiedene Eigentöne haben und demnach je nach der Frequenz der 
einwirkenden Schwingungen bald dieser, bald jener kräftig resonirt, 
immer aber der Hammerstiel in ausgiebige Mitbewegung versetzt wird. 

Diese Annahme wird bestätigt durch Versuche mit künstlichen 
Membranen, welche dem Trommelfell ähnlich gestaltet und gleichfalls 
mit einem starren Radius versehen waren. Dieselben resonirten, wie 
dureh Aufzeichnung (Phonautographik) gezeigt werden konnte, kräftig 
auf Töne sehr verschiedener Höhe. Ihr Nachhall ist kein Ton oder 
Klang, sondern eine Getöse, ähnlich wie es etwa ein Tam-Tam hervor- 
bringt. Auch die graphische Darstellung desselben zeigt eine Curve 
ohne erkennbare Regelmässigkeit. 

Es scheint also, dass, während die Schnecke dazu da ist, 
Schwingungen verschiedener Frequenz an räumlich getrennten Stellen 
zur Wirkung zu bringen, der Paukenapparat dazu dient, mit Begünstigung 
regelmässiger Schwingungen einen bestimmten Punkt, die Spitze des 
Hammerstiels, und somit den Steigbügel in Bewegungen zu versetzen, 
welche an Frequenz und Form den einwirkenden Luftbewegungen 


126 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 5. 


vollkommen gleichen, dabei aber grösser sind, als wenn die Luft- 
schwingungen direct auf den Steigbügel einwirkten. 
v. Kries (Freiburg i/B.). 


L. Matthiessen. Ueber den physikalisch-optischen Bau des Auges von 
Cervus alces mas. (Arch. f. d. ges. Physiol. XL., 8. 314). 


Im vorigen Herbst hatte Verf. Gelegenheit, die optischen Gonstanten 
der Augen von drei Elchhirschen zu bestimmen. Alle drei wurden 
im Ibenhorster Forste zur Strecke gebracht und ihnen die Lichter 
gleich nach der Verendung herausgenommen (wobei einmal eines ver- 
dorben wurde). Nun machten die Umstände eine Conservirung der 
Bulbi durch wenigstens drei Tage nothwendig, und der Verf. konnte 
nur ein Verfahren brauchbar heissen, bei dem sowohl die Gestalt als 
auch der Brechungsindex der einzelnen dioptrischen Mittel der Augen 
ungeändert blieben. Keine der beiden, zur Versendung der Bulbi des 
ersten Elchs angewandten Methoden, weder Einlegen in Müller'sche 
Flüssigkeit und Watte, noch in mit Aethyläther durchfeuchtete Watte, 
entsprach diesen Forderungen. Das eine Auge war, Glaskörper und 
Linse ausgenommen, gelb in allen seinen Theilen, sehr prall und zeigte 
eine auffallende Prominenz der Cornea; das andere Auge hatte eine 
ganz entspannte, faltige und dabei weisslich getrübte Hornhaut. — 
Der nächste Versuch, an beiden Bulbi des zweiten Elchs aus- 
seführt, ergab anscheinend ganz befriedigende Resultate, so dass das 
fünfte Auge in derselben Art behandelt wurde — nämlich in einem 
dicht schliessenden Gefäss voll Watte, die stark mit reinem Wasser 
durchfeuchtet war, verpackt wurde, nachdem der Bulbus vorher in 
Müller’sche Flüssigkeit eingetaucht worden war. Doch empfiehlt der 
Verf., die Watte nicht so feucht zu lassen, sondern möglichst das 
Wasser aus ihr auszupressen und schlägt ferner vor, sie mit 1'/, procentiger 
* Kochsalzlösung statt mit Wasser zu befeuchten. Es zeigte sich nämlich 
die Linse. ganz unverändert, in ihrem Brechungsindex. Die flüssigen 
Augenmedien waren jedoch in dieser Constanten etwas herabgedrückt, 
was auf Wasseraufnahme schliessen lässt. Doch war der hierdurch 
bedingte Unterschied von kaum merklichem Einfluss auf die Bereehnung 
der Cardinalpunkte. 

Die Augen wurden zur Messung vorbereitet durch Gefrieren und 
Durehschneiden in einer Meridianebene. Die Messungen selbst ergaben 
zunächst einen regelmässigen Astigmatismus der Hornhaut, wie er den 
Augen, welche eine ovale Pupille haben, allgemein zukommt, ferner 
ein Verhalten der Corticalschichten der Linse zu den Kernschichten 
und dem Centrum derselben bezüglich des Brechungsvermögens, 
welches den in früheren Schriften des Verf. ausgesprochenen all- 
gemeinen Gesetzen durchaus angemessen ist. Die Lage der Cardinal- 
punkte ist im Elchauge eine solche, dass die beiden wenig über 
1 Millimeter voneinander entfernten Hauptpunkte dieht hinter dem 
vorderen Linsenscheitel — die beiden nicht ganz '/, Millimeter von- 
einander abstehenden Knotenpunkte ungefähr in der Mitte der Linsen- 
dicke etwas hinter ihr, oder dem ‚Kerncentrum zu liegen kommen. 
Hierin stimmt nun der Bau des Elehauges mit dem des Rind- und 
Schafauges sehr nahe überein, während die analogen Verhältnisse bei 


Nr. 5 Centralblatt für Physiologie. 127 


drei Fleischfressern (Löwe, Fuchs, Hund) untereinander wieder sehr 
ähnlich, von denen der Wiederkäuer aber beträchtlich verschieden sind. 
. Es geht hieraus hervor, dass die Disposition der Cardinalpunkte in den, 
an absoluter Grösse so verschiedenen Augen verschiedener Thierspecies 
doch dieselbe, oder nahezu dieselbe ist, wenn diese Species zu einer 
Familie gehören. E. v. Fleischl (Wien). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 


systemes. 
L.Landois. Ueber die Erregung typischer Krampfanfällenach Behandlung 


des centralen Nervensystems mit chemischen Substanzen, mit besonderer 
Berücksichtigung der Urämie (Wiener med. Presse, Nr.7, 8, 9, 1887). 

In der Absicht, den Mechanismus der urämischen Krämpfe auf- 
zuklären, hat L. in einer grösseren Versuchsreihe bei Kaninchen frei- 
gelegte Theile des Centralnervensystems in direete Berührung mit 
verschiedenen chemischen Substanzen gebracht. Die betreffende Sub- 
stanz wurde dabei entweder in feingepulvertem Zustande in dünner 
Schicht aufgetragen oder in verschieden concentrirter Lösung ver- 
wendet. Er konnte durch solche Behandlung das Grosshirn in einen 
Zustand versetzen, der in periodischen Zwischenräumen völlig typische 
Krampfanfälle verursachte, während zwischen den Anfällen Ruhe 
herrschte. 

Brachte er solche chemisch reizende Substanzen (saures, phosphor- 
saures Kalium, Kreatin, Kreatinin, Uralsedimente aus Menschenharn etc.) 
auf eine vorher in der Aethernarkose freigelegte Grosshirnoberfläche 
des Kaninchens, so entwickelte sich, meist nach wenigen Minuten, 
ein Krampfanfall, welcher zuerst der Reihe nach die Kau-, Lippen-, 
Nasen-, Augen- und Ohrmuskeln der gekreuzten Seite in klonische 
Zusammenziehungen versetzte. Darauf folgten Kopfdrehung, Rumpf- 
drehung und Krämpfe in der Vorderextremität; das Hinterbein wurde 
seltener befallen. Bei stärkeren Anfällen zeigte sich dieselbe Folge 
von klonischen Zuckungen auch an der gleichnamigen Seite, aber stets 
in geringerer Intensität. Athmung und Herzschlag blieben dabei un- 
beeinträchtigt, die Empfindlichkeit der Haut erhalten. Solche Anfälle 
wiederholen sich nun nach einmaliger chemischer Reizung der Gross- 
hirnoberfläche durch etwa zwei Tage in Pausen von mehreren Minuten. 
Zuletzt treten sie seltener auf und sind unvollkommener ausgebildet. 
Nach besonders starken Anfällen zeigen die Thiere eigenthümliche 
motorische Unruhe und Sehstörungen, indem sie meist mit der un- 
gleichnamigen Gesichtshälfte an Gegenstände anlaufen. Erregung des 
Thieres beschleunigt den Ausbruch eines neuen Anfalles. Die Körper- 
temperatur wird meist erhöht gefunden. 

Bei beiderseitiger Application des chemischen Reizes auf die 
Grosshirnoberfläche verfallen die Thiere sofort in einen Zustand von 
 Apathie, später zeigen sie hochgradige motorische Unruhe, stärkere 
Sehstörung und klonische Krämpfe auf beiden Seiten. Tetanische An- 
fälle wurden von der Grosshirnoberfläche aus nicht erzeugt. 

Bei Application des chemischen Reizes auf die freigelegte Medulla 
oblongata tritt die Reizwirkung im Allgemeinen schneller und heftiger, 


128 Centralblatt für Physiologie. Nr. 5: 


oft blitzschnell hervor. Es kommt zu allgemeinen tetanischen Krämpfen, 
an welche sich noch klonische Zuckungen anschliessen. Die Empfind- 
lichkeit sinkt sehr bedeutend, Athmung und Herzschlag sind erheblich . 
beeinträchtigt, die Körpertemperatur kann nach einem Anfall erhöht 
sein, sinkt aber im weiteren Verlaufe bedeutend unter die Norm. Im 
Harn findet sich nach dem Anfall selten Eiweiss, häufiger redueirende 
Substanz. Bei schwächerer Reizung zeigt sich zunächst nur ein gewisser 
Grad von spastischer Steifheit in den Extremitäten und Erhöhung der 
Reflexthätigkeit. Insbesondere erwies sich die Auftragung von Harn- 
stoff auf die Oblongata als ein solcher gering wirkender Reiz. 

Auch die dureh Reizung der Oblongata erzeugten Anfälle können 
sich in nicht zu grossen Pausen periodisch wiederholen. 

Bei ehemischer Reizung der Oberfläche des Rückenmarkes zeigte 
sich als nächster Erfolg eine spastische Erschwerung in den Bewegungen 
der Extremitäten und eine Erhöhung der Hautempfindlichkeit, so dass 
das Thier schon bei mässigem Druck auf die Zehen laut und anhaltend 
schreit. Auch spontan treten Bewegungen auf, welche auf ein Gefühl 
von Irritation in der Haut deuten. In weiterer Folge Lähmung der 
Motilität und Sensibilität in den hinter der bestrichenen Rückenmarks- 
höhe liegenden Körpertheilen. Krämpfe mehr intermittirenden Charakters 
wurden durch chemische Reizung des Rückenmarkes bei Fröschen 
erzeugt. 

Eine Analyse der Symptome des urämischen Anfalles zeigt nach 
Landois so bemerkenswerthe Uebereinstimmung mit den Folgen seiner 
chemischen Grosshirnreizungen, dass er nicht ansteht, die Grosshirn- 
rinde als den Ausgangsort der urämischen Krämpfe anzunehmen. — 
Weitere Mittheilungen sind in Aussicht gestellt. Sigm. Freud (Wien). 


O. Langendorff. Ein gekreuzter Reflex beim Frosche (Archiv für 
|Anatomie und] Physiologie 1887, S. 141). 

Streicht man einem Frosche bei herabhängenden hinteren 
Extremitäten mit einem stumpfen Instrument über die Ohren- und 
Augengegend, so tritt ein Reflex im gekreuzten Hinterbein ein. 
Ebenso bei elektrischer Reizung nach Entfernung des Vorder- und 
Mittelhirns, wobei die Kathode das Auftreten des (gekreuzten) Reflexes 
bestimmt, wenn die Pole zu beiden Seiten des Kopfes aufgesetzt 
werden. Den Ort der Kreuzung findet Verf. unterhalb des Kopfmarks. 

Paneth (Wien). 
A. Strümpell. Ueber einige bei Nervenkranken häufig vorkommende 
abnorme Mitbewegungen im Fusse und in den Zehen (Neurolog. 
Centralbl. VI, 1887, Nr. 1, 8. 1). 

Verf. macht auf das Vorkommen von eigenthümlichen Mitbewe- 
sungen bei einigen Erkrankungen des Öentralnervensystems aufmerksam. 
Bei dem Versuch, die Beine an den Körper heranzuziehen, tritt, sobald 
der Unterschenkel nur wenig gehoben wird, die Sehne des M. tibial. 
ant. stark hervor; der Fuss wird mehr oder weniger dorsalfleetirt und 
der innere Fussrand gehoben. Zuweilen greift die Mitbewegung auch 
auf den M. extens. halluc. long. und den M. ext. digit. comm. über. 
Die schief nach innen gerichtete Dorsalflexion ist zuweilen so bhe- 
trächtlich, wie sie willkürlich nur mit Mühe bewirkt werden kann. 


Nr. 5. Centralblatt für Physiologie. 129 


Die Kranken sind, darauf aufmerksam gemacht, auch manchmal nicht 
im Stande, die Bewegungen zu unterdrücken. Die Mitbewegung ist 
in der Regel um so stärker, je grösser die zur Heranziehung des Beines 
erforderliehe Anstrengung ist; sie tritt zuweilen in beiden Füssen gleich- 
zeitig auf und selbst dann, wenn die Untersehenkelmuseulatur gelähmt 
ist und der Fuss willkürlich nicht dorsalfleetirt verden konnte. Verf. 
hat die Mitbewegungen nur selten bei Gesunden, am häufigsten bei 
Hemiplegischen und hier in der Regel auf der kranken Seite, bei 
spastischer Spinalparalyse und bei Halbseitenläsion des Rückenmarkes 
beobachtet. Bei letzterer Krankheit bestand die Erscheinung auf der 
motorisch gelähmten Seite. Eine andere Form der Mitbewegungen hat 
Verf. bei Kranken mit spastischer Spinalparalyse beobachtet. Hier fand 
er oft eine dauernde Dorsalflexionsstellung in den Zehen, besonders 
in der grossen, bei gestrecktem Unterschenkel, welche verschwand, 
sobald der Kranke die Beine im Knie beugte. Verf. glaubt, dass bei 
der Erklärung der Mitbewegungen die Annahme von abnormen Quer- 
leitungen zwischen benachbarten Nervenfasern nicht völlig ausgeschlossen 
werden könnte. H. Schütz (Berlin). 


Tereg. Erregbarkeit des Nerven und Muskels in der Hypnose (Centralbl. 
f. d. med. Wissensch. 1887, Nr. 14). 

Als Versuchsobject diente ein Mann, welcher bereits sehr häufig 
hypnotisirt worden war. — Das Ergebniss der Untersuchungen ist 
dahin zusammenzufassen, dass im hypnotisch-kataleptischen Zustande, 
gegenüber dem wachen, eine Veränderung der Erregbarkeit von Nerv 
und Muskel vorhanden ist, und zwar eine erhöhte Erregbarkeit dem 
constanten, eine herabgesetzte dem faradischen Strome gegenüber. 

Obersteiner (Wien). 
J. Luys. Phenomenes produits par l'action des medicaments d distance 
(L’Eneephale VII, 1. Janv. et Fevr. 1887, p. 74). 

L. glaubt die Beobachtungen von Bourru und Burot (Revue de 
'hypnotisme, Nov. 1886) bestätigen zu können, wonach Medicamente 
in versiegelten Flaschen, in die Nähe (z. B. an den Hals) von 
Hypnotisirten gebracht, ihre specifische Wirkung auf dieselben aus- 
üben können. Er stellt daher der hyperexeitabilite neuromuseulaire 
der Hypnotisirten eine hyperexeitabilite des regions &motives et 
intelleetuelles de l’enc£phale gegenüber. Ziehen (Jena). 


J. Dejerine et L. Darkjewitsch. Sur lexistence d’alterations 
nucleaires dans certaines paralysies des museles de l'oeil chez les 
tabetigques (Compt. rend. de la Soc. de Biol. 1887, N’ 5, p. 70). 

Bei einem 58jährigen Manne, welcher alle Erscheinungen der 

Tabes dorsalis bot, fand sich eine Lähmung des linken N. abducens 

(Strabismus int., Diplopie, leichte Mydriasis). Die äusseren Muskeln des 

rechten Auges functionirten normal. Bei der Section fanden sieh die 

gewöhnlichen Veränderungen der Tabes dorsalis im Rückenmark. Die 
peripherischen Nerven, sowohl Haut- wie Muskelnerven, waren mehr 
oder weniger degenerirt. Der linke N. abducens war atrophisch, ebenso 
die Wurzelfasern desselben und der M. rect. ext. derselben Seite. Die 
Nn. faeialis und oeulomotorius erwiesen sich als intaet. Bei der mikro- 


130 Centralblatt für Physiologie. Nr. 5. 


skopischen Untersuchung des N. abducens links fand sich eine aus- 
sedehnte Degeneration. Dreiviertel der Fasern waren bis auf die 
Scheide verschwunden, dazwischen waren einzelne noch unversehrte 
Fasern. Uebergangsstadien der Degeneration waren nicht zu sehen. 
Die intramedullären Wurzelfasern des linken N. abducens waren be- 
deutend in ihrer Anzahl reducirt und verhielten sich zu denen der 
rechten Seite wie 1:3. Der Kern des linken Abducens enthielt nur 
eine kleine Anzahl von Zellen. Der Umstand, dass einzelne ‘Zellen des 
Kernes erhalten waren, erklärt nach Ansicht der Verf. das Vorhanden- 
sein der intacten Fasern im Nerven und die nicht ganz complete 
Lähmung. Der rechte Abducens sowohl wie sein Kern boten nichts 
Abnormes. Auffällig bei dem nucleären Sitz der Lähmung war die 
Nichtbetheiligung des M. rect. int. der entgegengesetzten Seite. Nach 
den Untersuchungen von Foville, Fer&eol, Graux, Hallopeau, 
Wernicke, Bleuler, soll eine conjugirte Lähmung des M. rect. int. 
der entgegengesetzten Seite die Lähmung des N. abducens begleiten, 
wenn der Sitz der Lähmung ein nucleärer ist. Der Fall zeigt nach 
der Meinung des Verf. ferner: l. dass es einen Abducens-Facialiskern 
überhaupt nicht gibt, dass vielmehr, da die Fasern und Wurzeln des 
N. facialis absolut keine Veränderungen zeigten, der Kern ausschliesslich 
dem Abducens angehört; 2. dass die Lähmung des N. abducens bei 
Tabes dorsalis auch centralen Ursprung haben kann. 
H. Schütz (Berlin). 
F. Bateman. Un cas de logonevrose Epileptique ou d’aphasie inter- 
mittente (L’Encephale VII, 1. Janv. et Fevr. 1887, p. 5). 

Ein Fall intermittirender, rein-motorischer Aphasie ohne Bewusst- 
seinsstörung. Den Anfällen vorausgehende Nackenschmerzen werden 
als epileptische Aura gedeutet und auf einen Krampf des Halssympathieus 
bezogen, der andererseits partielle cerebrale Ischämie und so die 
Aphasie erzeugen soll. Ziehen (Jena). 


Physiologische Psychologie. 
J.Merkl. Das psychophysische Grundgesetz in Bezug auf Schallstärken 
(Philosoph. Studien ‚herausgegeb. v. W. Wundt. Bd. IV. 8. 117). 
Die vorliegende Abhandlung ist eine wesentlich methodische, inso- 
ferne sie sich mit der Bestimmung der Schallstärke erzeugt durch fallende 
Kugeln und mit der Durchführung der Methode der richtigen und falschen 
Fälle beschäftigt, die physiologisch wichtigen Resultate aber für eine 
spätere Mittheilung in Aussicht stellt. Sigm. Exner. 


1. A. Gautier. La pensde (Revue secientifique 1887, Nr. 1,-p. 14). 
2. Ch. Richet. La pensee et le travail chimigue (Ibid., Nr. 3, p. 53). 
3. Herzen. D’activite cerebrale (Ihid., Nr. 4, p. 103). 
4. Pouchet. Remargues anatom. & loccasion de la nature de la 
pensee (Ibid., Nr. 6, p. 169). 

G. hatte Ende 1886 in der „Revue seientifique” die Frage auf- 
geworfen, ob die psychischen Vorgänge eine Erscheinungsform materieller 
Kräfte sind und demgemäss unter das Gesetz von der Erhaltung der 


Nr. 5: Centralblatt für Physiologi . 131 


Kraft fallen und hatte diese Frage negativ dahin beantwortet, dass 
geistige Thätigkeit kein Arbeitsäquivalent in dem mechanischen 
Sinne besitze. Hiergegen war R. aufgetreten und hatte die gegen- 
theilige Ansicht entwickelt, dass die seelischen Vorgänge physikalisch- 
chemischer Art seien und somit auch jenem ausnahmslos herrschenden 
Gesetze unterworfen wären. In 1 sucht nun G. seinen Satz weiter zu 
beweisen; von seinen Ausführungen hat physiologisches Interesse nur 
sein Raisonnement über den Versuch von Schiff, welcher Hühnern 
thermoelektrische Nadeln in das Gehirn senkte, einheilen liess und 
unter Umständen, welche psychische Vorgänge vermuthen liessen 
(Schmerz, Gesichts-, Gehörseindrücke), eine Erwärmung beobachtete. 
Er meint nämlich, dass, wenn es sich um eine materielle Arbeitsleistung 
handelte, Wärme gebunden werden, also eine Verminderung der Eigen- 
wärme eintreten müsste. Dies ruft eine neue Replik R.’s hervor, welcher 
(2) G.’s Auslegung des Schiff’schen Versuchs bekämpft und denselben 
dahin erklärt, dass die beobachtete Erwärmung der in den centralen 
Zellen bei den seelischen Vorgängen statthabenden materiellen Arbeits- 
leistung entspreche. Auch 2 H. (3) greift in die Debatte ein und 
entscheidet sich gegen G. Er stellt zunächst folgende Betrachtung an: 
der psychische Vorgang schiebt sich gewissermassen zwischen die 
im Centrum ankommenden centripetalen und die von ihm ausgehenden 
centrifugalen Bewegungen ein; der materielle Vorgang der’ Erregung 
der Sinnesnerven weckt die Empfindung und diese durch den Willen 
wieder die materielle Bewegung der Erregung der motorischen Nerven; 
folglich müsse Empfindung und Wille selbst eine materielle Bewegung 
sein; denn wie könne die Kette physischer Vorgänge unterbrochen 
sein, um eine Arbeit ohne Aequivalent entstehen zu lassen, welche 
gleichfalls wieder ohne Aequivalent die Fortsetzung der physikalischen 
Bewegungen veranlassen sollte? Diesem „indirecten Beweise’ fügt er 
noch einen „directen” hinzu: Selbst die einfachsten seelischen Vor- 
sänge erfordern eine gewisse, relativ lange Zeit. Hieraus müsse 
geschlossen werden, dass der psychische Act eine Form der Bewegung 
sei, welche in einem ausgedehnten, Widerstände bietenden, eomplieirten 
Medium verlaufe.. Eine Stütze seiner Ansicht findet H. in dem 
Schiff’schen Versuch, welcher zeige, dass die psychische Bewegung, 
wie jede andere, mit Wärmeentwickelung verbunden sei. G. gegen- 
über führt er aus, dass selbst wenn durch die geistige Arbeit Wärme 
verbraucht würde, dies dennoch thermometrisch sich nieht documentiren 
würde, sondern nur calorimetrisch. P. (4) nimmt einen neutralen 
Standpunkt ein: weder G.’s Ansicht noch die seiner Gegner könne 
zur Zeit bewiesen werden, die vorgebrachten Beweise seien nicht 
stichhaltig. Besonders hebt er .hervor — indem er für eine sehr 
einfache Gesichtsempfindung die Zahl und Masse der in Betracht 
kommenden centralen Zellen berechnet, dass die Masse der empfindenden 
und denkenden Substanz viel zu gering sei, um eine Wärmemessung 
überhaupt als möglich erscheinen zu lassen. Die Winzigkeit der in 
Betracht kommenden Substanz im Verhältniss zu der ihr zugesprochenen 
geistigen Arbeitsleistung stehe der mechanischen Auffassung der 
letzteren und ihrer Unterordnung unter das Gesetz von der Constanz 
der Energie entgegen. Goldscheider (Berlin). 


132 Centralblatt für Physiologie. | Nr. 53. 
H. Neiglick. Zur Psychophysik des Lichtsinnes (Philosophische Studien, 
herausgeg. von W. Wundt, Bd. IV, Heft 1, 8. 28). 


Verf. prüfte die Richtigkeit des Weber’schen Gesetzes nach 
einer in ihren Anfängen von Plateau herrührenden, später von Delboeuf 
benützten, nun aber wesentlich modifieirten Methode, die darin besteht, 
dass der Experimentator sich die Aufgabe stellt, eine Helligkeit zu 
ermitteln, die zwischen zwei anderen gegebenen eben in der Mitte 
zu stehen scheint. Um Üontrasterscheinungen zu vermeiden, wurden 
die Helligkeiten durch einige Centimeter von einander entfernte 
rotirende Scheiben hergestellt, die aus schwarzen und weissen Seetoren 
bestanden und sich von je einem Grund abhoben, der dieselbe Hellig- 
keit hatte wie die betreffende Scheibe selbst. 

Es ergab sich, dass, soll bei dieser Art des Experimentirens das 
Resultat mit dem Weber’schen Gesetz im Einklange stehen, immer 
gewisse Grade der Helligkeitsunterschiede vorhanden sein müssen. 

„Die Bewährung des Weber’schen Gesetzes bei übermerklichen Licht- 
unterschieden hängt nicht schlechthin von der absoluten Reizintensität 
ab. Die Bedingungen seiner Giltigkeit, beziehungsweise Nichtgiltigkeit sind 
dieselben bei hoher wie bei mässiger oder geringer Lichtstärke.” 
Selbstverständlich handelt es sich hierbei nicht um die äussersten 
Grade der Reizintensität; diese Versuche bewegten sich vielmehr inner- 
halb der Grenzen eines Weiss und eines Schwarz, von denen letzteres 
68mal weniger Licht zurückwarf als das erste. Durch anderweitige 
Versuche wurden noch Helligkeiten, die ausserhalb dieser Grenzen 
liegen, mit in das Bereich des Experimentes ‚gezogen, wobei sich ab- 
weichend von früheren Versuchsergebnissen herausstellte, dass das so- 
genannte Eigenlicht der Netzhaut keine Abweichung vom Weber’schen 
Gesetze, wenigstens für die genannte Prüfunesmethode, bewirkt. 


Jene Bedingung, unter welcher dieselbe eine [Tebereinstimmung 
der Thatsachen mit dem Weber’schen Gesetze liefert, besteht darin, 
dass die mittelhelle Scheibe gleich starke Contraste gegen die beiden 
Vergleichsscheiben liefert. (Dem Ref. scheint dieser Satz nur ein 
anderer Ausdruck dafür zu sein, dass die mittlere Scheibe eben die 
mittlere Helligkeit zwischen den beiden anderen zeigt.) 

An diesen Aufsatz knüpft W. Wundt (ebenda, S. 112) einige 
Bemerkungen, in welchen er sich gegen die Auffassung des Verf., als 
hätte man es hier mit dem combinirten Ausdrucke zweier Gesetze, 
des Weber’scehen und eines Contrastgesetzes zu thun, ausspricht und 
seine Auffassung der Erscheinungsgruppe darlegt. 


Sigm. Exner (Wien). 


Druckfehlerberichtigung. 
In Nr. 4, Seite 104, Zeile 2 von oben soll es heissen: „schneller entwickelt und’ statt „schneller und’, 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


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Druck der k.k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


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herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner Ka Doc. Dr. Johannes Gad 


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Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 


Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.-—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 11. Juni 1887. N®: 6, 


Inhalt: Originalmittheilungen: T'schistowitsch, Methodik zum Studium der Herzaetion. 
— Sigm. Exner, Bewegungsnachbilder. — Allgemeine Physiologie: N. N., Von 
Fasten. — Berthelot, Stickstoff im Boden. — v. Lendenfeld, Nesselzellen. — Mairet 
et Oombemalle, Wirkung von Salpeter. — Gaule, Oekus der Zelle. — Grehant, 
Narkose der Kaninchen. — Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie: Tang/, 
De- und Regeneration von Nerven. — Tarchanof, Photographie der Galvano- 
meterausschläge. — Hällsten, Muskelreizung durch den constanten Strom. — 
Physiologie der Athmung: Gibson, Cheyne-Stokes’sche Athmung. — Kahmer, 
Lungenerkrankung nach Vagusdurehschneidung. — Physiologie des Blutes, 
der Lymphe und der Circulation: v. Basch, Sphygmomanometer in der Praxis. — 
Physiologie der Drüsen: Liebermann, Mucin. -— Physiologie der Sinne: Löb, In- 
version von Zeichnungen. — Panas, Flüssigkeitsstrom im Bulbus. — Graber, 
Function der Inseetenfühler. — Physiologie des centralen und sympathischen 
Nervensystems: Cullerre, Idiotenhirn. — Laborde, Reflexe. — Zeugung und Ent- 
wickelung: Scharf, Ovarialei. — Malling-Hansen, Wachsthum der Kinder. — 
Spee, Bildung von Zahnschmelz. — Moniez, Befruchtung zwisehen Embryonen. 


Originalmittheilungen. 


Eine neue Methode zur Erforschung der Wirkung ver- 
schiedener Agentien auf das isolirte Herz der warmblütigen 
Thiere. 


Von Dr. N. Tschistowitsch. 


(Aus dem klinischen Laboratorium des Herrn Prof. S. P. Botkin in 
St. Petersburg.) 


(Der Redaction zugekommen am 21. Mai 1887.) 


Die Wirkung verschiedener pharmakologischer Agentien auf das 
isolirte Herz wurde bis jetzt nur an kaltblütigen Thieren genau studirt. 
Der bekannten Methode von Prof. Newel Martin liegt der Fehler inne, 
dass sie den Lungenkreislauf nicht ausschliesst, und die möglichen 
Schwankungen in den Lumina der Gefüsse des kleinen Kreislaufes 
machen die, mit Hilfe dieser Methode über die Veränderungen der 
Herzarbeit gezogenen Schlüsse illusorisch. Bei solehen Unter- 

Centralblatt für Physiologie 11 


154 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 6. 


suchungen müssen die Veränderungen der Gefässlumina des grossen 
und des kleinen Kreislaufes ausgeschlossen werden. Dieses habe ich 
nach dem Vorschlage des Herrn Doc. J. P. Pawlow beim Studium 
der Wirkung von Extractum fluidum radieis Hellebori viridis auf das 
Herz auf folgende Weise zu Stande gebracht. Einem Hunde wurden 
die Art. subelavia dextra und die Vena jugularis communis dextra bloss- 
gelegt, beide mit Klemmpincetten versehen, in ihre centralen Enden 
Cannulen eingeführt, die durch Gummiröhren mit einem Reservoir von 
eirea 2 Liter verbunden. Dieses Reservoir wurde mit einer aus gleichen 
T'heilen defibrinirten Hundeblutes und O'7procentiger Na Ol-Lösung be- 
stehender Nährflüssigkeit angefüllt, welche auf 39" ©. erwärmt wurde. 
Das von der Vene ausgehende Rohr ging durch dei Boden des Reser- 
voirs, und der Druck in demselben betrug 15 bis 20 Millimeter Hg; 
das mit der Arterie verbundene Rohr endete über der oberen Oeffnung 
des Reservoirs. Dem Hunde wurde nun der Brustkasten geöffnet; wor- 
auf alle Zweige der Art. subelavia dextra, Art. carotis sinistra, Vena 
subelavia dextra, alle übrigen Zweige der Vena anonyma dextra, Vena 
anonyma sinistra, Vena azygos unterbunden wurden. Die Art. carotis dextra 
wurde mit dem Manometer eines Kymographion in Verbindung gesetzt: 
die Vena cava inferior und der Arcus aortae zwischen der Art. anonyma 
und Art. subelavia sinistra mit Ligaturen umschlungen. Darauf wurden 
in das Centralende der Arteria pulmonalis dextra®) und in das linke 
Aurieculum gläserne Cannulen eingeführt und letztere durch ein mit 
O-7proeentigr NaÜl-Lösung gefülltes gebogenes Rohr verbunden. Dieses 
Rohr sollte zu der unmittelbaren Ableitung des Blutes aus der arteria 
pulmonalis in den linken Vorhof dienen, ohne die Lunge zu passiren. 
Das Herz wurde mittelst Durchschneidung der Nerven vom Central- 
nervensystem isolirt. Nach Beendigung dieser Vorbereitungen wurden 
die Klemmpincetten von der Art. subelavia dextra, von der Vena jugul. 
- communis dextra, von der Art. pulmonalis dextra und vom Auriculum sin. - 
entfernt, die Vena cava infer. und der Arcus aortae schnell zugeschnürt, 
und die art. pulmonalis sin. nebst den V.v. pulmonales mit Pincetten 
zugedrückt. Die Bluteireulation ging in Folge dessen auf folgende 
Weise vor sich: Aus dem Reservoir strömte das Blut in die V. jugular. 
communis dextra, Vena anonyma dextra, Vena cava super., die rechte Vor- 
kammer, den Ventrikel, Art. pulmonalis und gelangte durch den rechten 
Zweig derselben und die Verbindungsröhre direet in die linke Vor- 
kammer, den linken Ventrikel, die Aorta, und durch die Art. anonyma 
und Art. subelavia dextra in das Reservoir zurück; alle übrigen Wege 
der Bluteireulation waren abgesperrt. Die ersten, aus der Art. subelavia 
ausfliessenden Blutportionen wurden, um die Coagulation zu beseitigen, 
so lange entfernt, bis das Blut des Hundes durch defibrinirtes, aus dem 
Reservoir stammendes, ersetzt wurde. Bei einer solchen Versuchsan- 
ordnung wurden beide Blutkreislaufe durch künstliche ersetzt, und es 
konnten in Folge dessen Druckschwankungen nur von der Veränderung 
der Herzarbeit abhängen. Die Herzthätigkeit liess sich nach der kymo- 


rn ® 

*) Die Arteria pulmonalis dextra lässt sich leieht blosslegen, wenn man nach 
Kröffnung des Perikardiums die Aorta ein wenig naeh links und das Auriculum dext. 
nach unten schiebt; vor Einschaltung der Cannulen wurden die Art. pulmon. dextra 
und das Aurieulum sin. mit Klemmpincetten versehen. 


Pa 


Nr. 6. Centralblatt für Physiologie. 135 


graphischen Curve und nach der Blutmenge, welche aus der Art. sub- 
elavia in einer Zeiteinheit ausgeströmt, richtig bestimmen. 

Hierbei erwies es sich, dass durch die Wirkung des Extractum 
fluidum radieis Hellebori viridis der Blutdruck steigt und die, dureh 
das Herz in einer Zeiteinheit hinausgeschleuderte Blutmenge zunimmt, 
dass also unser Mittel die Herzthätigkeit erhöht. 


Einige Beobachtungen über Bewegungsnachbilder 
von 


Prof. Sigm. Exner. 


Eine weisse Pappscheibe von 6°5 Oentimeter Radius, auf welcher 
15 Seetoren, jeder 5 Winkelgrade breit, in gleichen Abständen auf- 
getragen — die also den Eindruck eines Rades machte — wurde dureh 
ein Uhrwerk zehnmal in der Minute um ihre Achse gedreht. Fixirt man 
etwa eine Minute lang aus der Entfernung von circa 70 Centimetern 
den Mittelpunkt der Scheibe und arretirt plötzlich ihre Bewegung, 
während man sie weiter fixirt, so scheint sie sich, wie allgemein 
bekannt, in der entgegensetzten Richtung zu drehen. *) 

1. Wenn man während der Fixirung rasch nacheinander blinzelt, 
so sieht man bei jedesmaligem Oeffnen der Augen die Radien in einer 
anderen Stellung; hält man die Augen nur sehr kurze Zeit geöffnet, 
so schwindet der Eindruck davon, dass sich die Scheibe dreht und 
man glaubt eine Scheibe vor sich zu haben, die zwar die Tendenz 
hat, sich nach der einen (wahren) Richtung zu drehen, die aber bei 
jeder Blinzelbewegung ruckweise in der entgegengesetzten Richtung 
zurückgeschleudert wird, so dass sie im Ganzen nicht recht vorwärts 
kommt. Diese Erscheinung, die Jeder, dem ich sie zeigte, sogleich 
sah, wird deutlicher, wenn man die rotirende Scheibe schon längere 
Zeit fixirt hat, als sie in den ersten Secunden der Fixation ist. Man 
sieht sie auch, wenn man, statt zu blinzeln, zwischen gespreizten, vor 
den Augen bewegten Fingern, oder durch die Spalten eines passenden 
rotirenden Rades hindurchblickt. Ich kann das Phänomen nur dahin 
deuten, dass das negative -Nachbild der Bewegung — die Drehung 
in der entgegengesetzten Richtung — das natürlich erst nach der Aus- 
löschung des bewegten Netzhautbildes auftritt, noch auf das Gesichts- 
object bezogen wird, sei es dass das positive Nachbild des letzteren 
noch vorhanden ist, sei es dass dieses unabhängig vom positiven 
Nachbild geschehe. 

2. Fixirt man die rotirende Scheibe mit einem Auge direet, mit 
dem anderen durch ein entsprechend gestelltes Reversionsprisma, so 
sieht das letztere Auge die Radien in der entgegengesetzten Richtung 
bewegt, wie das erste. Man hat dann einen Wettstreit der Sehfelder, 


*) Bei anhaltendem Fixiren verschwinden mir auffallenderweise, während sich 
die Scheibe thatsächlich dreht, einzelne der Radien, während die anderen in ihrer 
Bewegung riehtig erkannt werden; ja es ist mir vorgekommen, dass ich auf kurze 
Zeitabschnitte von den 15 Speichen überhaupt nur fünf sah. Diese erscheinen aber 
dann ganz scharf gezeichnet. Auch dass nur die innere Hälfte einer Speiche gesehen 
wird, kommt vor. Jede Augenbewegung bringt die Täuschung zum Sehwinden. 


11% 


136 Centralblatt für Physiologie. Nr. 6. 


indem man an verschiedenen Stellen der Scheibe die Radien in 
entgegengesetzten Richtungen fortschreiten, stellenweise wohl auch 
aneinander vorbeilaufen sieht; das Ganze gibt einen recht unruhigen 
Eindruck. 

Hat man in dieser Weise eine Minute lang fixirt und arretirt die 
Bewegung, so gewahrt man an der Scheibe keine sicher erkennbare 
Scheinbewegung. Man kann zwar zweifelhaft sein, ob die Scheibe so 
bestimmt mit allen ihren Radien ruhend gesehen wird, wie wenn sie 
sich vorher nicht bewegt hätte; darüber aber kann man nicht zweifeln, 
dass das Bewegungsnachbild gegenüber den Fällen, in denen ohne - 
Prisma, oder nur mit einem Auge beobachtet wurde, auf ein Minimum 
redueirt worden ist.) 

Beobachtete ich im derselben Weise eine Minute lang, arretirte, 
und schloss gleichzeitig mit der Arretirung eines der Augen, so salı 
ich das dem geöffneten Auge zukommende negative Nachbild. Durch 
abwechselndes Schliessen und Oeffnen der beiden Augen konnte ich 
sogar die Scheinbewegung der Scheibe in ihrer Richtung wechseln 
lassen. Doch ist die Deutlichkeit des Bewegungsnachbildes für jedes 
Auge in diesem Falle unvergleichlich geringer, als wenn beide Augen 
die Drehung der Scheibe in derselben Richtung beobachtet hätten, 
oder wenn sowohl die Drehung der Scheibe, als das Nachbild der 
Drehung nur mit einem Auge beobachtet worden wären. 

3. Einen wahren Wettstreit der Bewegungsnachbilder erhielt ich 
in folgender Weise: Die Trommel eines Ludwig’schen Kymographions 
(von Balzar bezogen) war mit liniirfem Papier überspannt. Die Linien 
standen senkrecht, waren 1'5 Millimeter dick und jede von ihren 
Nachbarlinien 5 Millimeter entfernt.**) Die Trommel macht etwas mehr 
als drei Umdrehungen in der Minute. 

Bliekt man sie aus einer Entfernung von circa 80 Öentimetern an 
‚und sistirt plötzlich die Bewegung, so bekommt man natürlich das 
Bewegungsnachbild. Blickt man nun mit einem Auge durch ein Re- 
versionsprisma, das die thatsächlich von links nach rechts fortschreitenden 
Linien als von unten nach oben bewegt erscheinen lässt, so sieht man 
wieder Wettstreit der Sehfelder, wenn man die beiden Bilder der 
Trommel, soweit dies eben geht, zur Deckung bringt. Arretirt man 
jetzt die Trommel, so tritt ein eigenthümliches Wogen in den beiden 
Liniensystemen ein, das man als den Ausdruck des Wettstreites der 
beiden negativen Nachbilder erkennt. Auch werden jetzt einzelne 
Gruppen von Linien einer Richtung mit der ihnen zukommenden 
Scheinbewegung sichtbar, daneben Gruppen der anderen Bewegungs- 
richtung. : 

4. Fixirt man den Mittelpunkt der Trommel (oder eine passend 
davor angebrachte Marke) mit dem rechten Auge durch eine Minute, 
arretirt die Bewegung derselben, schliesst in diesem Momente das 


#) Dvorak hatte schon vor Jahren beobachtet, dass das Nachbild ausbleibt, 
wenn zwei entgegengesetzte Bewegungen einer Netzhaut geboten werden (Wiener 
akad. Sitzber., Bd. 61, 1870). 

==) Es ist dieselbe Vorrichtung, die mein College Fleischl v. Marxow zu 
seinen Beobaehtungen benutzt hat (vergl. Physiologisch-optische Notizen, 2. Mittheil., 
Wiener akadem. Sitzungsber., Bd. 86, Abth. II). ° 


Nr. 6. Centralblatt für Physiologie. 137 


rechte und öffnet das linke Auge, so gewahrt man nun mit dem 
letzteren das negative Bewegungsnachbild an den fixirten Linien. Recht 
überzeugend wird der Versuch, wenn man mit dem rechten Auge 
einen Punkt der oberen Grenzlinie der Trommel fixirt hat und dann 
die ruhende Trommel mit dem linken Auge in der Mitte ihrer Höhe 
beobachtet. Es erleiden dann nur die unteren Hälften der Linien die 
Scheinbewegung, die oberen Hälften bleiben in Ruhe.*) 

5. Bekanntlich sieht man, wenn man ein Auge schliesst, nicht 
leicht Wettstreit der Sehfelder. In Folge häufigen Mikroskopirens 
mit dem rechten Auge, bin ich gewöhnt, die Eindrücke des linken 
Auges zu unterdrücken, so dass die des rechten ceteris paribus dem 
Bewusstsein leichter zugänglich sind. Es mag wohl auf diesem Umstand 
beruhen, dass ich bei Schluss des rechten Auges verhältnissmässig 
leicht einen Wettstreit der Sehfelder bekomme, bei welehem der Nebel 
des dunklen Gesichtsfeldes des rechten Auges oder das durch das Lid 
dringende rothe Licht mit den Bildern äusserer Objeete, die auf der 
linken Netzhaut ruhen, im Kampfe liegen. 

Blieke ich nun mit dem linken Auge nach der rotirenden Trommel 
und schliesse das rechte Auge durch das Lid und die aufgelegte Hohl- 
hand, so sehe ich den Wettstreit zwischen dem Lichtstaub des rechten 
Auges und den sich bewegenden Linien. Dieser Liehtstaub hat nun 
eine lebhafte, strömende und wogende Bewegung, welche der der 
Linien entgegengesetzt ist. Die Erscheinung ist für mein rechtes Auge 
so schlagend, dass sie sich mir aufdrängte, als ich das erstemal in der 
geschilderten Weise beobachtete, für das linke Auge kann ich aber 
nur Andeutungen des Wettstreites überhaupt, und somit auch der 
‚ Strömung des Lichtnebels wahrnehmen.**) 

6. Ein Stern wurde aus 30 Strieknadeln so zusammengesetzt, 
dass das periphere Ende jeder Nadel 21 Centimeter vom Üentrum 
entfernt und alle Nadeln wie die Speichen eines Rades in einer 
Ebene, natürlich auch in gleichen Abständen voneinander (12°) waren. 
Der freie Theil der Speiche war 15 Öentimeter lang und zur Vermeidung 
von Glanz durch Salpetersäuredämpfe oxydirt. Das Rad wurde in 
Rotation gesetzt, so dass es acht Umdrehungen in der Minute machte. 
Ich setzte mich so, dass die Ebene der Speichen mit meiner Median- 
ebene zusammenfiel und fixirte eine Marke, welche senkrecht über der 
Rotationsachse, ungefähr in halber Höhe der freistehenden Speichen, 
so angebracht war, dass diese bei ihrer Drehung hart an ihr vorbei- 
streiften. Dabei näherte ich mich so weit, dass die Nadelspitzen meine 
Nase fast berührten und deekte durch Schirme alles zu, ausser den 


*) Diese Uebertragbarkeit des Bewegungsnachbildes auf das ungereizte Auge 
wurde auch schon von Dvoräk beobachtet: Budde bestreitet sie (Du Bois-Reymond'’s 
Arch. 1884, S. 132). Ersterer so wie Bowditech (Journ. of Physiol., Vol. III) haben 
auf die Beschränkung des Nachbildes, auf die der Reizung entspreehende Stelle des 
Sehfeldes hingewiesen. 

®=#) Es ist sehr leicht, das gewöhnliche Bewegungsnachbild am Nebel des 
dunklen Gesiehtsfeldes zu beobachten und so die von Zeh fuss (Wiedem. Ann. IX, 
Hoffmann und Schwalbe's Jahresber. 1880, S. 178) hervorgehobene Erscheinung zu 
bestätigen, nach weleher man, nachdem der Blick längere Zeit nach dem Fenster 
des Eisenbahnwagens gerichtet war, bei Schluss der Augen ein Wogen im Sehfeld 
von entsprechender Richtung sieht. 


138 Centralblatt für Physiologie. Nr. 6. 


Theil der Nadeln, welcher sich mir entgegenbewegte; auch von diesen 
wurden, soweit das durchführbar war, die Enden bedeckt, damit deren 
Auf- und Absteigen nicht irreführe. Unter diesen Umständen ist es 
möglich, einen Eindruck von einer Bewegung in der Tiefendimension 
zu gewinnen *) und zu prüfen, ob auch dieser Eindruck ein negatives 
Nachbild hinterlässt. 

Fixirte ich ein bis zwei Minuten und hielt dann das Rad plötzlich 
an, so schien es unzweifelhaft eine rückgängige Bewegung auszuführen. 
Fixirte ich in derselben Weise, ja fixirte ich drei Minuten und blickte 
dann nach den Zeilen eines Buches, so konnte ich aber keine Spur 
einer Bewegung im Sinne einer Verschiebung der Buchstaben von mir 
weg bemerken. Schloss ich ein Auge, so zeigten die Buchstaben das 
Bewegungsnachbild, das ihnen, entspreehend den bewegten Netzhaut- 
bildern der Nadeln, zukam, sie verschoben sich also für das rechte 
Auge von links nach rechts, für das linke von rechts nach links, da 
die Netzhautbilder der Nadeln in der umgekehrten Richtung die Netz- 
haut gebürstet hatten. Es kam auch vor, dass bei einäugiger Be- 
trachtung der bedruckten Seite Wettstreit der Sehfelder wenigstens in- 
soferne eintrat, als sich Antheile des Sehfeldes in einer Richtung 
verschoben, die dem Nachbild des geschlossenen Auges entsprach, 
andere Antheile in der entgegengesetzten zu wandern schienen. 

7. Bliekt man mit vorgeneigtem Kopfe senkrecht auf eine hori- 
zontale Fläche, auf der sich von rechts nach links verlaufende Linien 
dem Beschauer zu bewegen (ein breiter Papierstreifen ohne Ende lief 
tiber zwei horizontale Walzen), fixirt dabei ein hart über dem Papier 
angebrachtes Fixationszeichen und bliekt dann, indem man den Kopf 
‚hebt, nach einem senkreehten Schirm, so gewahrt man an diesem ein 
aufsteigendes Bewegungsnachbild. ; 

8. Versieht man das eben genannte Papierband mit zwei neuen, 
gegen die ursprünglichen Linien um 45° geneigten Liniensystemen, ' 
die also Quadrate bilden, deren eine Diagonale in der Richtung der 
Bewegung liegt, und setzt sich so vor dasselbe, dass man es verkürzt 
und die Zeiehnung sich entgegenrücken sieht, so bekommt. man 
einen sehr vollkommenen Eindruck der Bewegung in der Tiefendimension. 
Das Bewegungsnachbild desselben, auf einen verticalen Schirm pro- 
jieirt, ist stets von unten nach oben gerichtet, und es gelingt mir 
nicht, auch nur spurweise ein Bewegung von mir darin zu erkennen, 
auch nieht eine Annäherung oder Entfernung zwischen dem Schirm 
und einer frei vor demselben an einem Draht hängenden Papiermarke. 


» 


Die vorstehenden Versuche zeigen, dass- zwischen den Helligkeits- 
und Farbenempfindungen einerseits und den Bewegungsempfindungen 
andererseits, sowie zwischen den entsprechenden Nachbildern gewisse 
Analogien herrschen, dass aber in mancher Beziehung auch bedeutende 
Differenzen obwalten. 


*) Freilich bleibt dieser Eindruck beim längeren Fixiren in voller Präeision 
nicht bestehen, er wird unklar und verwirrend. Doch geht das nicht so weit, dass 
man sich über die Richtung der Drehung täuschen könnte. 


Nr. :6 Centralblatt für Physiologie. 139 


Die Bewegungsempfindungen und ihre Nachbilder sind wesentlich 
auf die Stellen des Sehfeldes beschränkt. welche den durch die bewegten 
Netzhautbilder direet gereizten Netzhautantheilen entsprechen, so wie 
dies bei den Farbenempfindungen und ihren Nachbildern der Fall ist. 
(Ob auch die nächste Nachbarschaft dieser Stellen mit afficirt ist, lässt 
sich für die Bewegungsnachbilder schwer entscheiden.) Bekanntlich 
sehen manche Menschen bei Reizung identischer Netzhautstellen durch 
verschiedene Farben Wettstreit der Sehfelder; Andere vermögen eine 
binoeulare Farbenmischung zu Stande zu bringen. In Bezug auf die 
Bewegungsempfindung tritt der zweite Fall nie ein, weder im primären 
Bilde, noch im Nachbilde (Versuch 2 und 3), auch nicht bei jenen 
Beobachtern, welehe Farben binocular zu mischen vermögen. Herr 
Hofrath v. Brücke gehört zu diesen und hatte die Freundlichkeit. 
die betreffenden Beobachtungen an meinen Vorrichtungen zu machen. 
Uebrigens möchte ieh hervorheben, dass er auch “bei binoeularer 
Farbenmischung (eine gelbe und eine blaue Kreisscheibe auf grauem 
Grunde stereoskopisch vereinigt) in jedem Auge das negative Nachbild 
bei Projeetion auf grauem Grunde von der Farbe fand, welche der 
wahren Reizfarbe entsprach und nicht von der Mischfarbe.“) Es ist dies 
auch für Diejenigen, welche den Wettstreit der Sehfelder nie ganz 
los werden, wohl aber eine gegenseitige Abstumpfung der Misehfarben 
sehen, zu denen ich gehöre, ein recht anmuthiger Versuch. 

Als Differenz zwischen den Farben- und Bewegungsempfindungen 
wäre zunächst anzuführen, dass sich an die Bewegungsempfindung 
unmittelbar das negative Bewegungsnachbild anzuschliessen scheint 
(Versuch 1), während bei ersteren dem negativen ein positives Nach- 
bild vorausgeht. Ferner lässt sich das Bewegungsnachbild des einen 
Auges auf die Gesichtsobjeete des anderen übertragen (Versuch 4), 
wofür es im Gebiete der Farbenempfindungen kein Analogon gibt. 
Auch die Schwächung des Bewegungsnachbildes eines Auges "dadurch. 
dass man dem anderen Auge eine Bewegung von entgegengesetzter 
kiehtung bietet (Versuch 2), gehört hierher. Nieht minder der 
Umstand, dass die correspondirenden Stellen des nicht gereizten Auges 
im Nebel des dunklen Gesichtsfeldes eine dem negativen Nachbilde 
des gereizten Auges entsprechende Erregung verrathen (Versuch 5). 

Versuch 7, sowie alle Projecetionen von Bewegungsnachbildern bei 
Aenderung der Kopf- und Augenstellung oder der Neigung jener Fläche. 
auf welche das Nachbild projieirt wird, zeigen, dass wir es nicht, wie 
vermuthet werden könnte, mit einer Umstimmung unseres Urtheils für 
die Bewegungen in gewissen Richtungen zu thun haben, sondern mit 
einer Umstimmung der physiologischen Beziehungen zwischen benach- 
barten Netzhautstellen oder ihrer centralen Projeetionen, jener Be- 
ziehungen, welche, wie ich seinerzeit hervorgehoben habe,**) zu den 


*) Vgl. meine Abhandlungen: „Die Empfindungszonen des Sehnervenapparates, 
Pflüger’'s Äreh. Ba. XI, S. 581; „Ueber den Sitz der Nachbilder im Centralnerven- 
system”, Repertor. der Physik, Bd. XX, S. 374; und „Ueber die Funetionsweise der 
Netzhautperipherie und den Sitz der Nachbilder, Arch. für Ophthalmol , Bd 32, 

##) Das Sehen von Bewegungen und die Theorie des zusammengesetzten Auges. 
Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. "Wissensch,, Bd. 72, 3. Abth., 1875. 


140 Centralblatt für Physiologie. Nr. 6. 


Bewegungsempfindungen, zum Unterschiede von den Bewegungs- 
wahrnehmungen, Veranlassung geben. Es ist von Wichtigkeit, dass 
sich, wie Versuch 6 und schlagender Versuch 8 zeigt, die der Tiefen- 

wahrnehmung zu Grunde liegenden Empfindungen am Bewegungsnach- 
bild nieht betheiligen: eine Umstimmung unseres Urtheils durch .An- 
nähern”, so dass wir dann an Ruhendem .Entfernen” sehen, konnte 
ich nieht erreichen (die Fälle, in denen die Scheinbewegung der Netz- 
hautbilder selbstständig zu dem Eindrucke der Tiefenbewegung führen, 
kommen hier nicht in Betracht). Also nicht jener physiologische Process 
im Nervensysteme, auf dem die Urtheile: „Bewegun nach oben’, 
„Bewegung nach rechts”, „Bewegung zu mir” u. dgl. beruht, wird 
durch den vorausgegangenen Anblick einer Bewegung alterirt, sondern 
ein physiologischer Process, der sich in den nervösen Verbindungen 
anatomisch charakterisirter Retinastellen abspielt oder in deren centraler 
gelegenen Stationen. Für diesen physiologischen Process hat die Sprache 
keinen Namen, da er praktisch bedeutungslos ist. Nur in Combination 
mit anderen Err egungen tritt er überhaupt auf und in dieser Combination 
führt er zu den Urtheilen der eben genannten Art. 

Vor Jahren habe ich, gestützt auf eine Reihe von Versuchen, die 
Ansicht ausgesprochen, dass die Nachbilder der Farben- und Hellig- 
keitsempfindungen ihren Sitz in der Netzhaut haben. Die vorstehenden 
Versuche wurden unternommen, um zu erfahren, wie es sich in dieser 
Beziehung mit den Bewegungsnachbildern verhält; die Resultate derselben 
scheinen mir aber nicht geeignet, sichere Anhaltspunkte für die eine 
oder die andere Ansicht zu gewähren, so dass die Frage: Spielen sich 
die physiologischen Vorgänge, die den Bewegungsnachbildern ihren 
Ursprung: geben, in der Retina oder im Gehirn ab? vorläufig unbeant- 
wortet bleiben muss. 


Allgemeine Physiologie. 


N.N. Aa propos des jeüneurs (Rev. scientif. 1387, I" Sem., N’ 2, p. 61). 

In diesem Artikel ohne Unterschrift wird auf eine Mittheilung 
der Gaz. hebd. de med. et de chir. (ohne genauere Angabe des Ortes) 
verwiesen, welcher das bis zum Tode fortgeführte Tagebuch eines 
Advocaten Viterbi bespricht. V. hat sich, um in der Restaurationszeit 
dem Schaffote zu entgehen, durch strenge Enthaltung aller Nahrung, 
welche -er vom 3. December bis zu seinem Tode am 20. December 
1821 durehführte, getödtet. Getrunken hat er in dieser Zeit nur ein- 
mal, von entsetzlichem Durst geplagt, am 10. Tage 1'/, Glas Wasser. 
Das Tagebuch ist die fünf ersten Tage von V. selbst geführt, später 
und bis zum Ende von ihm dietirt und unterschrieben. Nur einmal, 
und zwar am dritten Tage, ist verzehrendes Hungergefühl erwähnt. 
Von da ab führt V. jeden Tag ausdrücklich an, dass er keinerlei Trieb 
zum Essen verspüre, dass die Nahrung ihm gleichgiltig ist, dass der 
Hunger ganz aufeehört hat. Um so grösser waren bis zwei Tage vor 
dem Tode die Qualen des Durstes. Am 18. December erklärt V., dass 
sein Blick klar ist, sein Kopf unumwölkt und dass er die Empfindung 
grosser Ruhe habe. Der erfolgreichen Hungerperiode war eine kürzere 
von sechs Tagen vorhergegangen, welche V. durch unmässige Nahrungs- 


Nr. 6. Centralblatt für Physiologie. 141 


« 
aufnahme unterbrach, in der Hoffnung, sich dadurch zu tödten. Da er 
aber darnach sehr gut geschlafen hatte und keine Unbequemliehkeiten 
spürte, schritt er sofort zum Beginn der bis zum Tode durchgeführten 
Abstinenz. (rad (Berlin). 


Berthelot. Sur la fixation de lazote gazeux de l’atmosphere par les 
vegetals (Compt. rend. CIV, p. 205). 

Die Fixirung des Stickstoffs wird nach der Ansicht des Verf. durch 
Mikroorganismen vermittelt, welche den Stickstoff als solchen aufnehmen 
und in Ammoniak und Amide umwandeln. Der Process vollzieht sich 
sowohl im Thonboden, wie in Humuserde; er ist nicht davon abhängig, 
ob auf dem betreffenden Boden höhere Pflanzen wachsen oder nicht. 
Die Thätigkeit der Mikroorganismen wird eine lebhaftere, wenn der 
Boden vom Regen durchströmt wird. Die Mehraufnahme von Stick- 
stoff bei Regen rührt nicht etwa von einer Zuführung von Stickstoff- 
verbindungen im Regen her; denn das den Boden durchsickernde 
Regenwasser entzieht demselben mehr Stickstoff, als es ihm zuführt. 
Wenn also trotzdem der beregnete Boden mehr Stickstoff aufnimmt, 
als der dem Regen nicht ausgesetzte, so kann dieses nur durch eine 
gesteigerte Thätigkeit der Mikroorganismen erklärt werden. 

Schotten (Berlin). 
R. v. Lendenfeld. The Function of Nettlecells (The Quart. Journ. 
of Mierose. Seience XXVII, 3, p. 393). 

Verf. beschreibt und erläutert durch eine schematische Figur den 
Bau und die Wirkungsweise der Nesselzellen von Polypomedusen. Die 
Nesselzellen bestehen aus der Nesselkapsel mit dem aufgerollten Nessel- 
faden, der durch eine Oeffnung hervorgeschnellt werden kann, aus dem 
granulirten, kernführenden Zellplasma, das mantelartig die Kapsel 
umgibt, aus dem über die Körperoberfläche hervorragenden Cnidocil, 
und zwei Fortsätzen: einem structurlosen Stiel, der die Verbindung 
mit der Mesodermlamelle herstellt, und einem Fortsatz von granulirtem 
Plasma, der nach einer der subepithelialen Ganglienzellen verläuft. 

Der structurlose Fortsatz scheint dazu bestimmt zu sein, die 
Nesselkapsel mit dem Ünidocil von der Oberfläche zurückzuziehen, 
wenn die Theile, in denen die Nesselzelle liegt, contrahirt werden 
sollen. Das Thier übt eine Controle über diese Bewegungen aus 
mittelst der subepithelialen Nervenschicht. Das Ausschnellen des 
Nesselfadens erfolgt (Chun) durch Contraction des Plasmamantels, der 
die Nesselkapsel umgibt und bei Physalia (nach Chun) deutlich quer- 
gestreift ist. Da der Plasmamantel einerseits durch einen Nervenfaden 
mit einer Ganglienzelle, andererseits mit dem nach aussen vortretenden 
Cnidocil verbunden ist, so kann sowohl durch den Willen des Thieres, 
als auch durch eine Reizung des Cnidocils die Entladung der Nessel- 
kapsel bewirkt werden. Die Verbindung mit der Ganglienzelle ist von 
grosser Wichtigkeit, weil nur sie erklärt, warum unter Umständen der 
Nesselfaden nach Berührung des Onidoeils nieht vorgeschnellt wird. 

Brandt (Königsberg). 
Mairet et Combemalle. Recherches sur Paction pyhsiolegique du 
nitrate de potasse et sur le mecanisme de cette action (Ö. R. Soe, 
Biologie, 29 Janvier 1887, p. 57 et 5 Fevrier 1887, p. 63). 


142 Oentralblatt für Physiologie. Nr 6. 


1. Die kleinen Dosen von salpetersaurem Kali (Mensch: 2 bis 
12 Gramm; Hund: 2 bis 5 Gramm in 120 Gramm Wasser gelöst, auf 
einmal oder in mehreren Gaben in den Magen gebracht) bewirken 
nur eine geringe Zunahme der Pulsfrequenz und eine Diurese, welche 
nur die Wasserausscheidung (em Plus von 300 bis 500 Procent 
Wasser) betrifft. Wenn man nach einer Stunde, d. h. bei eingetretener 
Diurese, das Thier tödtet, so findet man alle Organe von normaler 
Beschaffenheit, mit Ausnahme der Niere, welche blass, blutarm und 
wasserreich ist und auch grösser und schwerer als gewöhnlich. 

Während der Diurese sind die Blutkörperchen zackig und ge- 
schrumpft, was auf eine Wasserabgabe hindeutet. Nach vorübergegan- 
gener Diurese nehmen sie ihre normale Gestalt wieder an. Nach M. 
und C. ist die Wasserzunahme des Blutplasmas auf Kosten der rothen 
Körperehen die einzige Ursache der vermehrten Wasserausscheidung 
durch das Nierenepithel. 

2. Die starken Dosen (Hund: 15 bis 45 Gramm im 25fachen 
(Gewicht gelöst, in mehreren Gaben eingeführt; 1:30 Gramm bis 
275- Gramm pro Kilogramm Körpergewicht) bewirken folgende 
Symptome: erst Diurese, dann Anurie, Erniedrigung der Körper- 
temperatur, Verlangsamung des Athemrythmus, schwache und unvoll- 
kommene Herzsystolen, verminderten Blutdruck, Puls klein, filiform, 
frequent, Erhaltung der willkürlichen Bewegungen, des Bewusstseins 
und der Sinnesempfindungen, nur leicht herabgedrückte Hautsensibilität, 
starke Reizungserscheinungen am Darmeanal. Der Tod tritt immer 
ein, wenn die eingeführte Menge des Salzes mehr als 2:50 Gramm 
pro Kilogramm Körpergewicht beträgt. 

Unter dem Einfluss des salpetersauren Kalis nimmt das Blut eine 
diekflüssige schmierige Beschaffenheit an, was seine Fortbewegung 
äusserst erschweren muss und was nach M. und ©. alle beobachteten 
Symptome (ausser der localen Wirkung auf den Darmcanal) erklären soll. 

Leon Frederieq (Lüttich). 
J. Gaule. Der Oekus der Zellen (Ludwig-Festschrift 1887, S. 132). 

Der Aufbau des Thierleibes der Wirbelthiere, sowie der wirbel- 
losen, aus einer Anzahl unter sich ähnlicher Segmente hat nicht allein 
eine morphologische, sondern auch physiologische Bedeutung, welche 
durchsichtiger sein würde, wenn nicht die Üentralisation gewisser 
Funetionen zur Entwickelung selbstständiger, scheinbar ungegliederter 
Organe geführt hätte. Denkt man sich diese Organe in gleiche Stücke 
zerlegt und jedem Segment seinen Antheil zugemessen, so verwandelt 
sich der Thierleib in eine Folge von gleichwerthigen Schichten. Da 
jede dieser Schichten sämmtliche Zellengattungen des- Organismus 
besitzen und einen aliquoten Theil des Gesammtstoffwechsels besorgen 
muss, so würde sie einen in sich geschlossenen Haushalt vorstellen, 
für welchen Verf, den Namen Oekus (oixog) vorschlägt. In welcher 
Weise man sich die zu einem Oekus gehörigen Zellentypen vertheilt 
vorzustellen hat, dafür bieten die Embryologie und vergleichende 
Anatomie mancherlei Anhaltspunkte. Ein tieferes Eindringen ist aber 
erst zu erhoffen, wenn über den funetionellen Zusammenhang der 
Jellengattungen reichere Erfahrung gewonnen ist. Soweit aus den 
bisherigen Untersuchungen, insbesondere aus den Beobachtungen 


“ 


Nr. 6. Centralblatt für Physiologie. 143 


Miescher’'s am Rheinlachs und aus des Verf.'s eigenen Studien über 
die Lebensprocesse des Frosches geschlossen werden kann, muss der 
Zusammenhang der Zellen als ein sehr inniger, kettenartig gegliederter 
aufgefasst werden. 

Die Zersetzungsproducte der ersten Zelle treten in die zweite ein 
und unterliegen dort neuen Veränderungen, werden dann ein Theil 
der dritten Zelle und so fort. Zur Zurücklegung des ganzen Weges 
sind vielleicht geraume Zeiten erforderlich, welche voraussichtlich in 
der Periodieität gewisser Lebensvorgänge ihren Ausdruck finden. Diese 
Vorstellung, welche die Zelle zum integrirenden Theil eines Ganzen 
macht, ausserhalb dessen sie nicht leben kann, raubt der Zelle die 
unabhängige individuelle Stellung, welche ihr bisher zuerkannt wurde 
und welche durch die Fortpflanzung der Zelle verbürgt zu sein scheint. 
Der Widerspruch ist nur lösbar, wenn man auch für die Fortpflanzung 
das Zusammenwirken mehrerer Zellen als nothwendig voraussetzt. 
Verf. glaubt, dass in diesem Verkehr den Üytozoen eine wichtige 
Rolle zufallen dürfte. Dass damit die Zelle selbst auseinandergelegt 
wird und nur noch eine veränderliche Zusammenordnung einfacherer 
Elemente darstellt, ist einleuchtend. v. Frey (Leipzig). 


N. Grehant. Anösthesie des Rongeurs par lacide carbonique. Appli- 
cation du proc&de de Paul Bert (Ö. R. Soe. Biologie, 1887, p. 52). Sur 
lanesthesie des Rongeurs par le C'hloroforme (ibid. 5 Fevr. 1878, p. 70). 

Beim Kaninchen ist eine gute Narkotisirung mittelst Chloroform 
viel schwerer zu bekommen als beim Hunde. Darum hat Grehant die von 
Paul Bert empfohlene Narkotisirung durch © O, geprüft. Das Thier athmet 
das Gasgemenge mittelst Mundstück aus Kautschuk und Wasserventile. 

Gasgemenge, welehe neben Stickstoff 20°8 Procent Sauerstoff und 
30 bis 40 Procent Kohlensäure enthalten, genügen nicht, um eine 
vollständige Narkose herbeizuführen. Das arterielle Blut enthielt 
72:7 Volumprocent 60, bei 40 Procent 60, der Einathmungsluft. 

Dagegen genügt die Einathmung eines Gasgemenges mit 45 Pro- 
cent CO, und 20:8 Procent OÖ, um binnen zwei Minuten vollständige 
Anästhesie der Hornhaut zu erreichen. Grehant erhielt gleichen Erfolg 
mit einem Gemenge von Stickstoff, 50 Procent CO, und 20°8 Procent O. 
Drei Viertelstunden später wurde im arteriellen Blute 954 Volumprocent 
CO, gefunden. Die Narkose wurde zwei Stunden lang fortgeführt. Die 
Zahl der Einathmungen fiel von 64 auf 9 in einer Minute. 

Wenn man nachher das Thier wieder freie Luft athmen lässt, 
kehrt die Sensibilität sehr bald zurück und die Kohlensäure wird rasch 
eliminirt, wie man aus folgendem Experiment ersehen kann: 

Bei einem 15 Kilogramm schweren Hunde, welcher ein Gasgemenge 
von 45 Procent CO, während einer Viertelstunde geathmet hatte, wurden 
drei Gasanalysen des Femoralblutes ausgeführt, namentlich 1. unmittel- 
bar vor dem Einathmungsversuche; 2. am Ende desselben; 3. 10 Minuten 
später. Folgende Tabelle enthält die Zahlen auf 100 Volumprocent Blut 


bezogen: 60, 0) N 
1. 487 214 2 
2. 873 20 1.5 
3. 38:8 19:8 27 


144 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 6. 


Der Hund hatte während einer Viertelstunde 233 Liter des Gas- 
gemenges verbraucht. Diese Narkotisirungsmethode eignet sich also 
nur für kleine Thiere, sonst muss man allzugrosse Gasvolumina zur 
Verfügung haben. Leon Frederieg (Lüttich). 


Allgemeine Nerven- und Muskel-Physiologie. 


E. Tangl. Az idegelfajulas es ujrakepzödesröl |Ungarisch| [Ueber 
Nerven-De- und Regeneration] (Orvosi Hetilap 1887, Nr. 2, 3, 5, 
10 und 11). 

Verf. wählte fast ausschliesslich die, durch temporäre Ligatur 
gequetschten N. ischiadiei des Kaninchens zum Studium. Die Ergebnisse 
der im Laboratorium Scheuthauer's ausgeführten Untersuchungen 
sind bisher folgende: 

Von den stark gequetschten Nervenfasern wird die Markscheide 
vollständig hinweggedrängt; der Achsenceylinder wird in der grössten 
Zahl der Fasern entzweigerissen, ist aber in einigen Fasern nur 
zusammengedrückt, ohne zu zerreissen; er vermengt sich in keinem 
Falle mit dem Marke, sondern ist in demselben wohl 
differencirt erhalten (Ösmium-Eosinfärbung). 

Nach starken Quetschungen degenerirt im peripheren Theil 
sowohl Achsencylinder als Markscheide durch Zerfall. Gleichzeitig 
vermehrt sich das Protoplasma, und die Neurilemmakerne theilen sich 
durch Karyomitose. Bei nicht sehr starken Quetschungen scheint der 
Achseneylinder in der Nähe der Quetschungsstelle auch im 
peripheren Theile nicht zu degeneriren. Öentralwärts von der Quetschungs- 
stelle zerfällt nur die Markscheide auf eine minimale Strecke, der 
Achseneylinder persistirt bis an die Ligaturstelle. Regeneration geht 
vom centraleu Theile aus. Die erhaltenen Achsencylinder restauriren 
‘sich zu neuen Fasern, die immer nur innerhalb des Neurilemms der 
gequetschten Fasern und nie zwischen denselben zu finden sind. Der 
Achsencylinder, der allmählich mit einer Markscheide umgeben wird, 
wächst weiter gegen die Peripherie zu aus. 

Verf. kann die von vielen Autoren betonte Discontinuität der 
neugebildeten Nervenfasern, nach seinen bisherigen Erfahrungen nur 
für eine scheinbare, dureh die verwendeten Reagentien (Ösmiumsäure) 
bedingte halten, und hält die Theorie Ranvier's, nach welcher die 
neuen Fasern durch das Hervorwachsen der Achsencylinder aus dem 
centralen Theile entstehen, für wahrscheinlicher. 

Thanhoffer (Pest). 

J. Tarchanoff. Ueber die graphische Darstellung der Schwankungen 
des Galvanometerzeigers auf photographischem Wege (Arch. f. d. 
ges. Physiologie XL, S. 352). 

Der grosse Werth der Spiegelablesung beruht auf der Gewichts- 
und Masselosigkeit der als Fühlhebel wirkenden Lichtstrahlen. Der 
Verf. ersetzt diesen Vortheil durch Befestigung einer Glascapillare von 
'/, Meter Länge am Galvanometerspiegel und es wird eine eingehende 
Schilderung seines Verfahrens nicht erforderlich se’n. Der Glasfaden 
sehwingt in einer Horizontalebene und trägt am freien Ende eine 
kleine, weisse Marke. Zu beiden Seiten derselben sind zwei andere 


Nr. 6. Centralblatt für Physiologie. 145 


Marken, welche als Secunden- und als Reizzeichen dienen, mit Elektro- 
magneten verbunden. Das photographische Bild der drei Marken fällt 
auf einen, sich vertical bewegenden Streifen von Bromgelatine-Papier, 
wird jedoch vorher durch einen, mit einer (@uerspalte versehenen 
Schirm abgeblendet, bis auf einen Streifen von einem Millimeter. Das 
Bild enthält drei helle, den Marken entsprechende Stellen, die horizontale 
Exeursionen machen und auf dem Papier Öurven zeichnen, von denen 
einige schematische Proben beigegeben sind. (Die Ausschlagwinkel sind 
bei diesem Verfahren gleichfalls wegen des Vermeidens der Reflexion 
auf die Hälfte redueirt. Ref.) E. v. Fleischl (Wien). 


K. Hällsten. Drreie Reizung der quergestreiften Muskeln mittelst des 
constanten Stromes (Zeitschr. f. Biologie, neue Folge, Bd. V, S. 486). 


H. stellte seine Versuche, deren Ergebnisse im Wesentlichen nur 
eine Bestätigung bereits bekannter Thatsachen liefern, an dem durch 
Curare entnervten M. gastrocnemius des Frosches an. Die Zuleitung 
des Stromes erfolgte mittelst unpolarisirbarer Fadenelektroden. Er 
findet früheres Eintreten der Schliessungszuckung bei absteigender 
Stromesrichtung, so lange sich nicht der Einfluss der Volta’schen 
Alternative geltend macht. Oefinungszuckung tritt immer erst bei 
stärkeren Strömen hervor. Auch die Schliessungsdauerecontraction fand 
H. bei absteigender Stromesrichtung stärker entwickelt und ist geneigt, 
dieselbe auf eine durch den stetig fliessenden Strom bewirkte, tonische 
Verkürzung der „Muskelstäbehen” zu beziehen. Wie schon Funke 
und Ref., beobächtete auch H. nicht selten im absteigenden Theil der 
Muskeleurve während der Schliessungsdauer kleine Hebungen und 
Senkungen, welche, wie aus den mitgetheilten Curvenbeispielen ersicht- 
lich ist, mehr oder weniger deutlich rhythmisch erfolgen. Bei wiederholter 
Reizung mit gleichgerichtetem Strome sah H. die Grösse der Schliessungs- 
zuckungen ab-, die der Oefinungszuckungen dagegen zunehmen. Die 
Schliessungsdauercontraction zeigte dabei keine erhebliche Veränderung. 
Bei jedem derartigen Versuche kann die Abnahme der Grösse der 
Sehliessungszuckungen durch Verkürzung der Schliessungsdauer ver- 


zögert werden. Biedermann (Prag). 


Physiologie der Athmung. 


Gibson. The influence of certain drugs on C'heyne-Stokes an 
(The Practitioner, Vol. XXXVIL, 2. Febr. 1887 [|N° 224], p. 85). 


Filehne hatte seinerzeit seine Gefässkrampftheorie des Cheyne- 
Stokes’schen Phänomens durch die Beobachtung zu stützen gesucht, 
dass Amylnitrit in einem Falle zugleich mit der Lähmung der Gefässe 
die Athmungsanomalie aufhob. Verf. berichtet nun einen Fall von 
Schrumpfniere mit Oheyne-Stockes’schem Athmen, in welchem Amyl- 
nitrit ohne Einfluss auf das letztere blieb. Er zieht daraus den Schluss, 
dass die Filehne’sche Theorie nicht zutreffend sei. Da, wo Amylnitrit 
wirke, thue es dies lediglich durch seine erregende Eigenschaft, wie 
man auch dasselbe durch andere Reizmittel, sowie Hautreize erreichen 
könne. Goldscheider (Berlin). 


146 Centralblatt für Physiologie. Nr. 6. 


S. Rahmer. Der gegenwärtige Stand der Lehre von den Lungen- 
erkrankungen und von der Todesursache nach doppelseitiger Vagus- 
durchschneidung am Halse ete. (Inaug.-Dissert., Greifswald 1887). 


Nach R.'s Versuchen tritt auch bei solchen vagotomirten Kaninchen, 
bei denen man durch eine besondere Versuchsanordnung (Einbindung 
einer eigenartigen dreischenkeligen Oannule in die Luftröhre) das Ein- 
dringen von Mundseeret etc. in die Lunge verhindert, ohne das Athmen 
durch Nase und Rachen zu stören, nach spätestens 24 Stunden der 
Tod ein. Die Lungen sind hyperämisch, aber durchaus lufthaltig. Auch 
tracheotomirte Thiere, bei denen die sonst mit der Tracheotomie ver- 
bundenen Schädlichkeiten möglichst ferngehalten werden, gehen nach 
doppelseitiger Vagusdurchschneidung zugrunde. Verf. meint deshalb, 
dass die Fremdkörperpneumonie nicht die alleinige Ursache der Lungen- 
veränderungen und des Todes sein können. Für den Eintritt des Todes 
seien die „durch die Operation hervorgerufenen Störungen fast aller 
Organe und Funetionen” verantwortlich zu machen. 


Langendorff (Königsberg). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Gireulation. 


S. v. Basch. Der Sphygmomanometer und seine Verwerthung in der 
Praxis (Berl. klin. Wochensehr. 1887, 11 und 12, S. 179 und 206). 


B. gibt eine Beschreibung der Veränderungen, welche er an 
seinem Sphygmomanometer (vgl. Zeitschrift f. klin. Mediein v. Frerichs 
u. Leyden, Bd. II, Heft 1) vorgenommen hat. An Stelle des Hg-Mano- 
ıneters ist ein Metallmanometer mit Zeigervorriehtung in Verwendung 
und auch an der Pelotte sind einige wesentliche Verbesserungen an- 
‘ gebracht. Diese wird aus einem kurzen Hohleylinder gebildet, welcher 
einerseits .mit einer Kautschukkappe versehen ist, andererseits mit dem 
Metallbarometer durch einen Kautschukschlauch in Verbindung steht. 
Manometer, Schlauch und Pelotte sind mit Wasser gefüllt. Eine kleine 
Hülse, welehe den Pelotteneylinder umgibt, hindert das seitliche Aus- 
weichen der kissenförmig vorgewölbten Kautschukkappe („flüssige 
Pelotte” v. B.). 

Bei der Anwendung des Apparates empfiehlt B., nach Aufsuchung 
der günstigsten Stelle die Pelotte rasch bis zum völligen Verschwinden 
des Puls auf die Arterie aufzudrücken und dann durch Lüftung der 
Pelotte den Druck so lange herabzusetzen, bis der Puls wieder fühlbar 
wird. Auf Grund kritischer Erörterungen und Experimente nimmt B. 
den in diesem Momente vom Zeiger des Manometers angezeigten 
Druck als Werth des arteriellen Blutdruckes an. 

Zur Messung kann man die Art. radialis am Oapit. Radii oder nach 
Arnheim’s Vorgang (St. Petersburger med. Wochenschr. 1880) die Art: 
temporalis wählen. 

Die Fortsetzung (Nr. 12) enthält Berichte über Methodisches, Physio- 
logisches und Pathologisches aus schon früher publieirten Versuchen 
v. B. u. Anderen. 

Klemensiewiez (Graz). 


Nr. 6.  Centralblatt für Physiologie. 147 


Physiologie der Drüsen. 


L. Liebermann. Kritische Betrachtung der Resultate einiger neuerer 

Arbeiten über das Muein (Biolog. Gentralblatt VII, 2, p. 54). 

Was wir heute über das Mucin wissen, fasst Verf. in folgenden 
Punkten zusammen: 

1. Es gibt wahrscheinlich verschiedene Muecine, wie es ver- 
schiedene Eiweisskörper gibt. 

2. Es gibt vielleicht schwefelhaltige und schwefelfreie Mucine. 

3. Es finden sich vielleicht auch muecogene Substanzen (Ham- 
marsten). 

4. Man hat bisher keine Ursache, die chemische Individualität 
der Mueine zu leugnen. 

5. Die Mueine entstehen aus Eiweisskörpern und sind thierische 
Glykoside, welche bei der Einwirkung von Alkalien und Mineralsäuren 
ein Kohlehydrat und einen stickstoffhaltigen Paarling geben. 

Es ist zweifelhaft, ob jene Kohlehydrate, oder auch nur jenes, 
welches aus Schneckenmucin erhalten wird, mit dem  „thierischen 
Gummi’ Landwehr’s identisch ist. Die sehr verschiedene Dar- 
stellung spricht gegen eine Indentität. 

Es ist ferner zweifelhaft, ob man den stickstoffhaltigen Paarling 
noch Eiweiss nennen kann, wenn man die Eiweisskörper für schwefel- 
haltige — reine Mucine, oder aber wenigstens einige Mueine für 
schwefelfreie Körper hält. 

6. Die Beziehungen des thierischen Gummis von Landwehr 
zum Mucin sind bisher unaufgeklärt, denn 

a) es ist noch nicht sicher erwiesen, das dasselbe präformirt vor- 
kommt und nicht aus einem anderen Körper entsteht. , 

b) es ist zweifelhaft, ob das thierisehe Gummi oder dessen Mutter- 
substanz (aus welcher es sich etwa bei der Darstellung bildet) 
ein Bestandtheil des Mucins genannt werden kann, gleichviel ob 
als Gemengtheil oder in chemischer Verbindung gedacht. 

Man kann daher bis jetzt das thierische Gummi auch für einen 
Körper halten, weleher das Muein in thierischen Flüssigkeiten häufig 
begleitet, ohne zu diesem in einem näheren Verhältnisse zu stehen. 


J. Mauthner (Wien). 
Physiologie der Sinne. 


J. Loeb. Ueber die optische Inversion ebener Linearzeichnungen bei 
einäugiger Betrachtung (Pflüger's Arch. f. d. ges. Phys., Bd. XL, 
pag. 274). 

Angeregt durch die Beobachtungen Mach’s (Analyse der Empfin- 
dungen) über die sogenannte Inversion von Zeichnungen, theilt Verf. 
Versuche mit, die er an sich und Anderen ausgeführt hat. Zwei anein- 
anderstossende congruente Parallelogramme, die an einem der gemein- 
samen Eekpunkte in stumpfen Winkeln aneinanderstossen, bilden be- 
kanntlich eine Figur, die an ein aufgeschlagenes Buch erinnert. Man 
kann dasselbe nun so sehen, als würden die bedruckten Blätter dem 
Beschauer zugewendet sein, und ihm die freien Ränder derselben näher 


- 


148 Centralblatt für Physiologie. Nr. 6. 


als die gehefteten wären, und man kann es so sehen, als wären die 
Deckel dem Beschauer zugewendet,. und der Buchrücken näher als die 
freien Ränder. 

Bei unbefangener Betrachtung ist die Auffassung eine wechselnde. 
Man kann willkürlich die eine oder die andere in ihrem Auftreten be- 
günstigen. L. bemerkte nun, dass, wenn man die Zeichnung dem Beschauer 
nähert, das Buch in die Öonvexstellung (auf die dem Beschauer zuge- 
wendete Fläche bezogen), wenn man sie entfernt, das Buch in die CGoncav- 
stellung tritt. Er bringt diese Inversion mit der Verschiebung des 
Blickpunktes auch für die monoculare Betrachtung in Verbindung. 
worin er bestärkt wird durch die Beobachtung von Bewegungen, welche 
an dem nicht zum Versuche benützten Bulbus im Momente der Inver- 
sion auftreten. Sigm. Exner (Wien). 


Panas. Etudes sur la nutrition de loeil d’apres des ewp£rienses faites 
avec la fluoresckine et la naphtaline (Bull. de l’acad@mie de Med. 
XV1l. 1857. N. 6, p. 167). 

Verf. hat unter Beihilfe von M. Vassaux die Ernährungsvorgänge 

im Auge verfolgt und sich dabei zunächst des Fluoresceins bedient (das- 

selbe wurde hauptsächlich Kaninchen in die hintere Ohrvene injicirt), 

wobei er zu entsprechenden Resultaten gelangte, wie Ehrliech,.Stilling 

u. A., dass nämlich die Secretion des Humor aqueus in der hinteren 

Kammer geschieht. Weitere Versuche, bei denen Fluorescein in den 

Glaskörper von Kaninchen eingespritzt wurde, liessen darauf schliessen, 

dass der Flüssigkeitsstrom des Glaskörpers von hinten nach vorn geht. 

Andere Färbemittel, von denen Verf. eine grosse Zahl probirte, er- 

wiesen sich nicht als geeignet für die weitere Verfolgung der Frage. 

‘ Dagegen regte ihn Bouchard’s Mittheilung, dass Kaninchen, welche 

täglich etwas Naphtalin bekommen, nach einiger Zeit kataraktös werden, 

an, diesen Stoff für seine Zwecke zu versuchen. Er konnte nun zunächst 

Bouchard's Angabe vollauf bestätigen und fand . ausserdem, dass 

neben dem Katarakt gleichzeitig sichtbare Naphthalinkrystalle im Glas- 

körper und schillernde Flecken in der Netzhaut erschienen. Dies könnte 
die Vermuthung erwecken, als sei der Katarakt nur die Folge einer 
directen chemischen Einwirkung der Naphthalininfiltration; dass dies 
aber nicht der Fall,.ergibt sich aus der Beobachtung, dass die Gegen- 
wart der Krystalle im Glaskörper keinen Katarakt macht, so lange die 

Retina noch intact ist. Die nähere anatomische und histologische Unter- 

suchung ergab folgende Veränderungen des Auges: an den Plaques 

der Retina fand sich in frischen Fällen Oedem der letzteren mit 

Exsudatbildung zwischen Retina und Hyaloidea einerseits, Stäbehen- 

Zapfenschieht und Pigmentschicht andererseits. Späterhin wird die 

Retina abgelöst, mit Kalksalzen imprägnirt; die Choroidea atrophirt, 

auch der Sehnerv wird verändert. Im Ganzen entspricht der Process 

einer Öhoreoretinitis und Neuritis optica. Die Linse zeigt zunächst 
eine Anhäufung von Flüssigkeit am hinteren Linsenpol und Vacuolen- 
bildung, welche bis zum vorderen Pol vorschreitet. Zwischen den 

Gorticalschiehten bilden sich Flüssigkeitsräume, bis erstere sich, 

ausser am Aequator, ganz auflösen. Der Kern, selbst mit Hohlräumen 

durchsetzt, flottirt in der flüssigen Masse. Vom Beginn der Katarakt- 


Nr. 6. Öentralblatt für Physiologie. 149 


bildung an enthält das Kammerwasser Albumen, jedoch nie Krystalle. 
Iris, Oornea ete. bleiben intact, ebenso die Gehirnhäute, welche auch 
kein Naphthalin enthalten. 

Verf. gewinnt aus diesen Beobachtungen eine Bestätigung seiner 
obigen Angabe, dass der Saftstrom im Glaskörper von der Retina zur 
Linse geht, und zwar geschieht dies in dem von der ÖOptieuspapille 
zum hinteren Linsenpol verlaufenden Gloquetschen Canal, welcher 
mit einem virtuellen, zwischen Retina und Hyaloidea gelegenen Lymph- 
raum communieirt. Diesem Lymphstrom liegt die Ernährung der Linse 
ob, während der Humor aqueus nur die Producte des Stoffwechsels in 
sich aufnimmt, wobei die Zonula Zinnii als Filter wirkt. 

’ Goltscheider (Berlin). 
Veit Graber. Neue Versuche über die Function der Insectenfühler 
(Biolog. Centralblatt, VII. 1, S. 13). 

Bei den Wahlexperimenten, welche Verf. zur Lösung der schweben- 
den Frage unternahm, war es unerlässlich, einen Riechstoff ausfindig 
zu machen, der auf die Thiere in ganz entschiedener Weise anziehend 
oder abstossend wirkt. Einen unzweifelhaft anziehenden Stoff zu ent- 
decken gelang nicht; dagegen lernte Verf. in altem, stark riechendem 
Käse ein heftig abstossendes Riechmittel kennen und mit diesem 
wurden auch die betreffenden Experimente ausgeführt. Eine grössere 
Anzahl Küchenschaben wurden in einen Blechtrog eingesetzt, der eine 
riechende und eine nicht riechende Abtheilung enthielt. Bei 36 Beob- 
achtungen wurde für die Käseabtheilung 30mal ein auffallender Minus- 
besuch verzeichnet. Natürlich geschahen die Wahlversuche im Dunkeln. 
Massgebend für die Entscheidung der Frage waren zahlreiche, unter 
vollständig gleichen Bedingungen angestellte Experimente mit Thieren, 
die der Fühler beraubt waren. Es ergab sich, dass die Totalsumme der die 
riechende und nicht riechende Abtheilung besuchenden Thiere nahe- 
zu die gleiche war. Nach solchen und ähnlichen Resultaten betrachtet 
es Verf. als erwiesen, dass die fühlerlosen Küchenschaben wenig oder 
gar nichts mehr riechen, und dass somit die Fühler bei diesen und 
einigen anderen Insecten thatsächlich als Geruchsorgane fungiren — 
aber ohne seine Behauptung auf alle Inseeten ausdehnen zu wollen. 

Der erste Theil der Arbeit ist polemischen Inhalts und gegen 
Plateau gerichtet. Derselbe suchte gleichfalls obigen Schlusssatz zu 
stützen. 22 
Plateau’s Beweisführung wird nun auf Grund ausführlicher 
Gontrolversuche einer absprechenden Kritik unterzogen. 

Zum Schlusse stellt Verf. eine grössere Publication über diesen 
Gegenstand in Aussicht. Steinach (Innsbruck). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systemes. 


Cullerre. Cas d’Idiotie avec hypertrophie du cerveau (Arch. de Neu- 
rologie XIII, Janv. 1887, p. 53). 
öäjähriger sprechender Idiot. Hirngewicht (ohne Häute) 
1485 Gramm. Die Hypertrophie betrifft vor Allem die Frontal- und 
Centralblatt für Physiologie. 12 


150 Centralblatt für Physiologie. Nr. 6. 


Sphenotemporal-Lappen. Furchen zum Theil unregelmässig, im Ganzen 

spärlich. Pyramidenzellen der Rinde geringer an Zahl. Leichte Meningo- 

encephalitis. Bemerkenswerth ist die relative Intactheit des Sprach- 

vermögens und das ausnahmsweise Fehlen epileptischer Krämpfe. 

Ziehen (Jena). 

J. V. Laborde. Contribution a letude des phenomenes reflexes. Les 
röflexes adaptes et defensifs chez les mammiferes, d’apres un nouveau 
dispositif experimental (OÖ. R. de la soc. de Biologie, 5 Fevrier 1887, 
pP. 69). 

Laborde entfernt bei neugeborenen Katzen oder jungen Meer- 
schweinchen das Schädeldach und spült nach dem Goltz’schen Ver- 
fahren die beiden Hirnhemisphären durch einen heissen Wasserstrahl 
vollständig aus Die so operirten Thiere beantworten jede Hautreizung 
(locales Betupfen mit einem Tropfen schwacher Schwefelsäure, Kneifen 
der Lippenhaut mit einer Pincette) durch äusserst zweckmässige 
coordinirte Abwehrbewegungen (wie beim Reflexfrosch), bisweilen mit 
rauhem Geschrei (eri rauque). Man kann auch auf blosse Berührung 
der Pfoten mit dem Boden vorübergehende Aufrechtstellung und selbst 
coordinirte Gehbewegungen beobachten. | 

Diese vermehrte Reflexthätigkeit der enthirnten Thiere beruht 
nicht auf einem besonderen Reizzustand des Rückenmarks, wie Brown- 
Sequard neuerdings behauptet hat; denn sie kann stundenlang und bis 
nahe zum Tode des Thieres fortbestehen. Das Eingreifen einer 
Rückenmarkseele kann Laborde ebensowenig annehmen. 

Leon Frederieg (Lüttich). 


Zeugung und Entwickelung. 


‘ R. Scharff. On the Intra-ovarian Egg of some Össeous fishes (Proc. 
of the Royal Society, Nr. 25, 9, T. b, 1886). 

In Folge ihrer Studien über Entwiekelung des Eies bei den 
Ascidien (Fol und Roule), bei den Myriapoden (Balbiani), den Insecten 
und den Amphibien haben mehrere Autoren kürzlich die direete Be- 
theiligung des Keimbläschens, sei es bezüglich der Bildung der Epithel- 
zellen des Graaf'schen Follikels, sei es bezüglich der Ausbildung 
des Dotters, angenommen. Scharff schliesst aus seinen Untersuchungen 
über das Ovarialei bei Trigla gurnardus, dass das Keimbläschen bei 
dem Beginne der Entwickelung des Eies diejenige Schichte Nahrungs- 
dotter erzeugt, welche sich um das erstere herumlegt. 

Bei den älteren Eiern erscheinen an der Peripherre des Keim- 
bläschens Ausbuchtungen oder Vorsprünge, welche nucleolarartige 
Elemente (nucleolar partieles) enthalten. Diese Ausbuchtungen sollen 
sich durch Abschnürungen abtrennen und an die Peripherie des Dotters 
begeben, um sich dort in feine Körnehen aufzulösen. Der Autor 
stellt keine Vermuthung über den Ursprung des Follikelepithels auf. 

Ed. Van Beneden (Lüttich) 
Malling-Hansen. La croissance des enfants (Rev. scientif. 1887, 
I. Sem. N° 4, p. 124; Oentralbl. f. Kinderheilk. I. Nr. 1, 8. 6). 

Hr Direetor des Taubstummeninstitutes in Kopenhagen, hat seine 

130 Zöglinge während dreier Jahre regelmässig gewogen und gemessen 


Nr. 6. Sentralblatt für Physiologie. 151 


Nach seinen Beobachtungen geht das Wachsthum nicht gleichmässig 
von statten, sondern in Etappen, die durch Zeiten des Wachsthumstill- 
standes unterbrochen sind. Zu letzteren Zeiten vollziehen sich die 
bedeutendsten Gewichtszunahmen. Während des stärksten Längen- 
wachsthums sind letztere Null. Zu Herbst und im Anfang des Winters 
häuft das Kind Gewicht an, aber die Körperlänge bleibt stationär. 
Zu Anfang des Sommers bleibt das Gewieht fast ohne Aenderung, aber 
das Kind schiesst in die Höhe. Ausser den jährlichen regelmässigen 
Sehwankungen zeigen sich secundäre, aus denen im Allgemeinen her- 
vorgeht, dass das Gewicht nach Temperatursteigerungen in.die Höhe 
geht. Gad (Berlin). 


Graf Spee. Ueber die ersten Vorgänge der Ablagerung des Zahn- 
schmelzes (Anat. Anz. II., 4, S. 89). 

Verf. bestätigt zunächst die Angabe Waldeyer's, „dass der Schmelz 
zuerst in Form von Röhrchen um die Tomes’schen Fortsätze sich de- 
finitiv anlegt, dass diese Röhrehen an Höhe zunehmen, während sie 
. nach und nach von der Pulpaseite aus fortschreitend durek fortwährend 
sich ablagernde neue Schmelzsubstanz ausgefüllt werden und schliess- 
lich solide Säulchen darstellen”. Als schmelzendes Material nimmt er 
nun runde, an Grösse sehr wechselnde Körner, „Schmelztropfen”, an, 
welche in den Schmelzzellen angetroffen werden. Verf. stützt diese 
seine Ansicht einerseits darauf, dass durch Anwendung von Öhromosmium- 
säure (0:5 bis 15 Procent Chromsäure, 0:5 Procent Osmiumsäure) im 
Schmelzorgane älterer Embryonen (Mensch, Hund, Katze, Meerschwein- 
schen Kalb, Maus) nur der schon definitiv gebildete Schmelz und die 
angeführten Körner sehr stark braun bis schwarz gefärbt .werden, an- 
dererseits auf das Verhalten und endliche Schicksal der „Schmelz- 
tropfen”. 

Diese treten regelmässig in grossen Massen nur zur Zeit der 
Schmelzbildung in den Schmelzzellen anf, fehlen darin in den früheren 
Stadien. Man beobachtet sie nur in der iler Pulpa zugekehrten Hälfte 
der Zellen. Am Pulpaende selbst in der Peripherie des. Querschnittes 
der Zellen sammeln sich grosse Mengen der Schmelztropfen, scheinen 
aufs dichteste aneinandergelegt oder aber zusammengeflossen zu sein. 
Daselbst finde man keine isolirten Schmelztropfen mehr, „sondern eine 
mehr’homogene wie eine Verdiekung der Zellwand sich ausnehmende, 
durch Osmium sich schwarzfärbende Masse, welche ein kleines noch 
niedriges Schmelzröhrchen darstellt. Der innerhalb des letzteren lie- 
sende Theil der Zelle (Tomes’scher Fortsatz) enthält dabei zahlreiche 
noch isolirte Schmelztropfen und geht ohne scharfe Grenze in die Sub- 
stanz des Schmelzröhrchens über. Dieses erscheint darnach als ein Theil 
der Schmelzzelle, in welchem die ursprünglich isolirten Schmelztropfen 
zu einer continuirlichen Masse zusammengetreten sind”. 

Ausser, dieser Art der Sehmelzbildung könne es aber möglicher- 
weise auch vorkommen, dass Schmelzsäulchen dadurch entstehen, dass 
gewisse Zellen des Schmelzepithels „sich allmählich stark mit Schmelz- 
substanz anfüllen. Man finde nämlich, „dass kurz vor der Zeit, wann 
die erste Anlage der Schmelzröhrchen erschemt, einzelne Zellen des 
Schmelzepithels sich mit Osmium diffus in ihrem ganzen Umfange 

12* 


152 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 6. 
bräunen oder schwärzen, und gleichzeitig von der schönen, typischen 
Sylinderform ihrer Nachbarn abstechen. Je stärker ihre Gestaltver- 
änderung, um so intensiver reagiren sie auf Osmiumsäure”. 


Die verschiedenen Formen dieser Zellen lassen sich in eine Ent- 
wickelungsreihe anordnen, deren Ausgangsform eine typische Sehmelz- 
zelle ist. 

Je mehr organische Substanz sich im Schmelze ansammelt, desto 
mehr geht die reducirende Eigenschaft desselben verloren. Das zuerst 
abgelagerte Stoffwechselproduet der schmelzbildenden Zellen ist also 
chemisch. nicht definitiver Schmelz, sondern eine organische Vorstufe 
desselben, vielleicht eine hornartige, in welche sich erst später anor- 
ganische Salze einlagern. Drasch (Leipzig). 


Moniez. Les Mäles du Lecanium hesperidum (Comptes Rendus de 
l’Acadömie des Sciences de Paris, 14 Fevrier 1887). 


M. theilt mit, dass bei Lecanium hesperidum, einer wohlbekannten 
Art der Familie der Oocciden, bei welcher es weder Leydig noch 
Leuekart gelungen ist, die Männchen ausfindig zu machen, und bei 
welchen die Parthenogenesis allgemein angenommen war, zahlreiche 
Männchen im Entwickelungsstadium neben weiblichen Embryonen im 
Mutterthier zu finden sind. Es ist ihm gelungen, mehrere Ent- 
wiekelungsstadien bei den Männchen zu beobachten. In dem ersten 
sind die äusseren Organe nicht ausgebildet und der Körper scheint 
einzig und allein von Testicularfollikeln eingenommen zu sein. Im 
zweiten Stadium zeigt sich der Körper in Ringe getheilt, im dritten, 
welcher das vollkommene Thier darstellt, sind die Antennen und die 
Beine entwickelt und der Penis wird sichtbar. Das junge Männchen, 
immer noch im Körper der Mutter befindlich, hat keine Andeutung 
von Augen und seine feine Haut contrastirt mit der. chitinösen Um- 
hüllung und den gut ausgebildeten jungenWeibehen, welche auch Augen 
besitzen. Die Spermatozoen, deren Genesis der Autor verfolgt hat, 
finden sich ganz entwiekelt in den Geschlechtsorganen des Embryo. 


M. hat niemals ein Männchen ausserhalb des mütterlichen Organis- 
mus gefunden; das Vorhandensein eines Penis, die Reife der Sexual- 
producte, die Abwesenheit von Haftorganen lassen ihn vermuthen, 
dass die Befruchtung der Weibchen vor ihrer Geburt stattfindet und 
dass also bei Lecanium hesperidum keine Parthenogenesis besteht. 
Wenn es also Arten gibt, bei welchen die geschlechtsreifen männ- 
lichen Embryonen im mütterlichen Körper die weiblichen Embryonen 
befruchten, so dürfte auch in anderen Fällen die Parthenogenesis nur 
scheinbar sein, und der Verf. ist geneigt zu glauben, dass sie in Wirk- 
lichkeit nicht existirt. Wie es sich auch mit dieser Hypothese ver- 
halten möge, verdienen die Beobachtungen von M. jedenfalls Auf- 
merksamkeit. Ed. Van Beneden (Lüttich). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Sigm. Esner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


Druck der k.k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme — Verantwortlicher Redaeteur: Prof. Sigm. Exner 


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ORNBRALBRÄTT, |: 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner Rp: Doc. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 25. Juni 1887. N% 7. 


Inhalt: Allgemeine Physiologie: Mylius, Jodstärke und Jodeholsäure. — Külz, 
Indischgelb und Glykuronsäure. — Lenhartz, Morphinvergiftung. — Ozanam, 
Kohlensäure als Anästheticum. — Strauss, Anästhetieum für Kaninchen. — 
Diakonow, Intramoleeulare Athmung der Pflanzen. — Allgemeine Nerven- und 
Muskelphysiologie: Ranvier, Rothe und weisse Muskeln. — Martius, Körper- 
widerstände am Menschen. — Physiologie der Athmung: Dupont, Physiologische 
Wirkung des Lungengewebes. — Physiologie des Blutes, der Lymphe und der 
Circulation: L/oyd Jones, Speeifisches Gewicht des Blutes. — Physiologie der 
Drüsen: Külz, Jodide und Bromide im Magen. — Cazin, Magendrüsen der 
Vögel. — Virchow; Ewald; Waldeyer, Bedeutung der Schilddrüse. — Physiologie 
der Sinne: Berlin, Ablenkender Linsenastigmatismus. — Physiologie der Stimme 
und Sprache: Lenz, Gaumenlaute. — Physiologie des centralen und sympathischen 
Nervensystems: Pye-Smith, Durcehsehneidung des Halssympathieus. — Wallich, 
Trophisehe Störungen. — Physiologische Psychologie: Liebault; Bernheim, 
Grade des Hypnotismus. — Zeugung und Entwickelung: Waldeyer, Placentar- 
kreislauf. — Ergänzende Literaturübersicht. £ 


mo 


Allgemeine Physiologie. 


F. Mylius. Ueber die blaue Jodstärke und die blaue Jodcholsäure 
(Zeitschr. f. physiol. Chem. XI, 4, S. 306). 


M. hat in der Cholsäure (Cholalsäure) eine Substanz erkannt, welehe 
mit Jod in ähnlicher Weise wie Stärke eine blaue Verbindung gibt. 
Reibt man Cholsäure (oder. ihre Alkoholverbindung) mit trockenem 
Jod zusammen, so entsteht ein graues Gemenge, welches auch auf 
Zusatz von Wasser sich nicht verändert und sich in Alkohol mit 
brauner Farbe löst. Dass in dieser Lösung noch die ursprünglichen 
Bestandtheile vorhanden sind, ergibt sich beim Verdünnen mit Wasser: 
krystallisirte Cholsäure und Jod scheiden sich nebeneinander aus. Ver- 
dünnt man aber anstatt mit Wasser mit wässeriger Jodkaliumlösung 
(auf 2 Gramm Öholsäure 1 Gramm Jod in 40 Gramm Alkohol gelöst, 
1 Gramm Jodkalium in eirca 20 Kubikeentimeter Wasser gelöst) und 
setzt unter beständigem Umschwenken noch mehr Wasser hinzu, so 
trübt sich die Flüssigkeit anfangs ähnlich wie bei blossem W asserzusatz, 
gerinnt aber dann zu einer breiigen, dunklen Masse, welche aus einem 
Magma goldigglänzender, indigoblau durehsichtiger, feiner Nädelehen 


Centralblatt für Physiologie. 13 


154 Centralblatt für Physiologie. Nr. 7. 


besteht. Dieselben sind in Wasser ganz unlöslich, vertheilen sich aber 
in viel Wasser zu einer indigoblauen Mischung, welche in ihrer Farbe 
ganz der Jodstärke gleicht. Diese Aehnlichkeit mit letzterer geht aber 
noch viel weiter, so “dass man mit beiden blauen Substanzen in vielen 
Fällen dieselben Reactionen anstellen kann. Erhitzt man die blaue 
Mischung von Jodeholsäure mit Wasser, so tritt Dissociation ein und 
die Flüssigkeit färbt sich gelb, es scheidet sich krystallisirte Cholsäure 
aus und das Jod kann durch Kochen entfernt werden. Kühlt man ab, 
bevor Jod verdampft ist, so scheiden sich braune Nädelchen aus; lässt 
man aber erst einen Theil des Jodes verdampfen oder setzt man zu 
der braunen Substanz Jodkaliumlösung, so wird die blaue Substanz 
wieder regenerirt. Dissociation tritt auch ein, wenn man einige Tropfen 
der blauen Flüssigkeit mit viel kaltem Wasser vermischt; die Anwesenheit 
freien Jodes lässt sich dann durch Zusatz von etwas Stärkelösung so- 
fort nachweisen. Aus diesem Versuche geht auch hervor, dass die Jod- 
stärke eine viel festere Verbindung ist als die Jodeholsäure. Durch 
schweflige Säure und andere Reduetionsmittel wird die blaue Ver- 
bindung entfärbt; in verdünnter Natronlauge löst sie sich unter Bildung 
von cholsaurem Natron, Jodnatrium und jodsaurem Natron zu einer 
farblosen Flüssigkeit, aus welcher auf Zusatz von Salzsäure wieder ein 
blauer Niederschlag fällt. Auch durch Silbernitrat wird die blaue 
Substanz entfärbt unter Bildung eines weisslichen Niederschlages; durch 
Jodkalium wird das trübe Gemisch wieder gebläut, nicht aber der 
Niederschlag (Jodsilber — cholsaures Silber) oder die Flüssigkeit 
allein. In (alkoholhaltigem) Aether löst sich die Verbindung mit gelber 
Farbe; die Lösung hinterlässt beim Verdunsten in gelinder Wärme 
(20 bis 30%) einen gelben Rückstand, der beim Anhauchen plötzlich 
blau und krystallinisch wird, und den bronzenen Oberflächenschimmer 
annimmt. In Benzol ist die Substanz unlöslich, verliert aber beim Er- 
- hitzen damit etwas Jod; auf 100° erhitzt verliert sie Wasser und wird 
gelbbraun, hläut sich aber wieder mit Wasser. Die Analyse der Sub- 
stanz ergab, dass sie Jodkalium enthält und führte zu der Formel: 
(C,, H, 0; J)ı + KJ (+xH,0). Diese Formel ist zwar ganz ungewöhn- 
lich, allein für die Richtigkeit derselben und der Annahme, dass die 
blaue Substanz wirklich eine chemische Verbindung ist, spricht 
namentlich die Thatsache, dass es gelingt, analoge blaue Verbindungen 
mit anderen Metallen, beziehungsweise Wasserstoff an Stelle des Kaliums 
darzustellen. Verf. hat in ganz derselben Weise die Wasserstoff-Jod- 
cholsäure: (0, H,O; J),_+HJ erhalten, als er zu der alkoholischen 
Lösung von Cholsäure und Jod, Jodwasserstoffsäure anstatt Jodkalium 
zusetzte und ebenso die Baryumverbindung: (Cs, H,. O; J) J ba, sowie die 
Zink- und Cadmiumverbindung. Zur Auffindung kleiner Mengen von 
Cholsäure kann indess die Bildung dieser blauen Verbindungen nicht 
benutzt werden, da die Reaction nicht empfindlich genug ist; dagegen 
kann vermittelst derselben die Cholsäure von anderen Gallensäuren 
unterschieden werden, da weder die stiekstoffhaltigen gepaarten Gallen- 
säuren, noch Hyocholsäure, Choleinsäure, Desoxycholsäure, Dehydro- 
cholsäure oder Biliansäure blaue Jodverbindungen geben. 

Nach diesen Ergebnissen konnte es kaum mehr fraglich sein, 
dass auch die Jodstärke wirklich eine chemische Verbindung ist und 


Nr. 7. Centralblatt für Physiologie. 155 


constante Zusammensetzung besitzt. Verf. hat dies auch in der That 
nachgewiesen, bemerkt aber, dass man, um reine Jodstärke zu be- 
kommen, unbedingt von einer durch Absitzenlassen in der Kälte und 
Filtriren vollkommen geklärten wässerigen Stärkelösung ausgehen muss. 
Eine solche Stärkelösung wird durch Jodjodkaliumlösung sofort blau 
gefärbt und geht blau durchs Filter; die Jodstärke ist also gelöst, kann 
aber durch Zusatz von Salzen oder Säuren niedergeschlagen werden. 
Wird die blaue Jodstärke im Vacuum getrocknet, so wird sie unter 
Wasserverlust rothbraun, nimmt aber beim Befeuchten mit Wasser ihre 
blaue Farbe wieder an. Setzt man zu ihrer wässerigen Lösung schweflige 
Säure, so wird sie entfärbt und aus der anfangs klaren farblosen Lösung 
scheidet sich nach wenigen Minuten Stärke als weisser Niederschlag 
ab, der in viel Wasser wieder löslich ist und mit Jodjodkalium wieder 
blau wird. Diese reinblaue Farbe der Jodstärkelösung wird durch eine 
ganz concentrirte Lösung von Jodkalium (nieht durch Chlorcaleium 
oder Chlorzink) in Violett verwandelt, welches auch beim Verdünnen 
bleibt. Während man bisher annahm, dass die Stärke dureh Jod allein 
blau gefärbt werde, schienen die Beobachtungen an der Cholsäure dies 
in Frage zu stellen und die Betheiligung von Jodiden bei der Reaction 
anzudeuten. Verf. hat nun in der That gefunden, dass ganz reines Jod 
(aus einer alkoholischen Lösung mit Wasser gefällt und mit saurem 
Wasser ausgewaschen) Stärkelösung durchaus nicht bläut, dass aber 
die blaue Farbe sofort eintritt, wenn auch nur eine Spur Jodkalium 
zugefügt wird. Daher wird die blaue Farbe der Jodstärke auch durch 
eine geringe Menge soleher Oxydationsmittel, welche wie Chlor- und 
Jodsäure Jodkalium zerstören, sofort vernichtet; Reductionsmittel rufen 
aber dann die blaue Farbe wieder hervor. Da eine direete Analyse 
der Jodstärke unthunlich erschien, so hat Verf. auf eine Jodjodwasser- 
stofflösung von bekanntem Gehalte an Jod und Jodwasserstoff Stärke 
einwirken lassen und im Filtrate von der Jodstärke wiederum das Ver- 
hältniss von Jod: Jodwasserstoff bestimmt; die Versuche zeigten, dass 
thatsächlich neben Jod auch Jodwasserstoff von der Stärke absorbirt 
worden war, und zwar im Verhältnisse von (Mittel) 395J:1HJ. 
Daraus lässt sich schliessen, dass die Jodstärke der Jodeholsäure analog 
zusammengesetzt ist: [(C, H,, 0;)aJ]ı HJ. Bemerkenswerth erscheint 
noch, dass, wenn man Stärkelösung mit jodbaryumhaltiger Jodlösung 
versetzt, auch bei grosser Verdünnung sofort ein blauer Niederschlag 
entsteht, welcher Jodbaryum enthält. Die gelbe Jodstärkelösung ist . 
übrigens das empfindlichste Reagens sowohl auf Jodwasserstoff als 
auf alle anderen Substanzen, welche freies Jod in Jodwasserstoff über- 


zuführen vermögen. E. Drechsel (Leipzig). 


E. Külz. Zur Kenntniss des Indischgelb und der Glykuronsäure (Aus 
dem physiol. Institut zu Marburg; Zeitschr. f. Biol. XXI, 4, S. 475). 


Aus einem vom Orient importirten Rohmaterial „Purree’” wird 
Indischgelb, bestehend aus fast reiner basisch euxanthinsaurer Magnesia, 
gewonnen. Die Säure lässt sich in Euxanthin und Glykuronsäure spalten; 
während die Glykuronsäure, aus anderen Spaltungen gewonnen, genau 
in ihrer Zusammensetzung bekannt ist, schien K. eine nähere Unter- 

13* 


156 Öentralblatt für Physiologie. Nrs7: 


suchung jener aus Euxanthinsäure gewonnenen wünschenswerth. Durch 
Analyse wurde die Zusammensetzung des Anhydrids zu C;, H,O, 
gefunden, woraus für der Säure selbst CO, H,, 0; folgt. Der Schmelz- 
“ punkt des Anhydrids konnte nicht sicher festgestellt werden; die 
speeifische Drehung wurde zu + 19,4 gefunden. 

Ob die Euxanthinsäure thierischen Ursprungs ist, kann nicht mit 
Bestimmtheit angegeben werden. Versuche von K. an Kaninchen und 
Hunden durch Verfütterung von Euxanthin die Paarung mit Glykuron- 
säure, d. h. Euxanthinsäure zu erhalten, ergaben positive Resultate; 
es ist also die Möglichkeit des thierischen Ursprungs erwiesen. Auch 
gewisse andere Eigenschaften des Rohmaterials sprechen für letzteren. 

Nach einer Angabe soll der Farbstoff im Harn des Kameels 
sich finden, wenn sie die Früchte des Manyostanbaumes verzehren; 
Schmid vermuthet, es gehe das in den Manyostanschalen enthaltene 
Manyostin in Euxanthinsäure über. K. konnte jedoch am Kaninchen 
weder mit Manyostin noch mit dem Alkoholextracte der Schalen 
Euxanthinsäure im Harn erhalten. 

Da das Euxanthin von Thieren gut ertragen wird, können grosse 
Quantitäten von Glykuronsäure dem Organismus entzogen werden. 

Rubner (Marburg.) 


Herm. Lenhartz. Experimentelle Beiträge zur Kenntniss der acuten 
Morphinvergiftung und des Antagonismus zwischen Morphin und 
Atropin (Arch. f. exper. Path. u. Pharmak. 1887, XXU, 4 u. 5, 
D. 397). 


Ueber die antidotarische Wirkung des Atropins kann nach der 
Meinung des Verf. nur dann ein Urtheil abgegeben werden, wenn 
. dasselbe bei solchen Morphiumvergiftungen zur Anwendung kommt, 
welehe höchst wahrscheinlich mit dem Exitus letalis enden würden, 
bei denen also dem Leben der Versuchsthiere durch das Morphium 
grosse Gefahr droht. Den Ausgang in Genesung beobachtete Verf. nur 
in sieben Versuchen nach Einverleibung von 0:13, 0:16, 0:25, 0:28 
und einmal nach 0'46 Morphin pro Kilo Hund, während der Tod auf 
0:59, 0:51, 0:39, 0:27 eintrat. Das Morphium wurde ‘den Thieren in 
mehreren rasch aufeinanderfolgenden Theildosen subeutan injieirt. Zu 
den auffälligsten Erscheinungen der acuten Morphinvergiftung gehört 
ausser der mehr oder weniger rasch eintretenden, mehr oder weniger 
tiefen Narkose, der ’Herabsetzung der Schmerzempfindung, der starken 
Verengerung der Pupille, eine bald erscheinende dauernde Pulsver- 
langsamung (z. B. von 90 oder 130 auf 36, 140 auf 48), der ge- 
wöhnlich’ eine mässige Abnahme der Athemfrequenz ‚(dabei zugleich 
Vertiefung der Athemzüge). entspricht. Bis hierher droht dem Leben 
der Thiere keine Gefahr; wird aber nun mit der Einfuhr von Morphium 
fortgefahren, so beobachtet man bald constant eine Steigerung der Re- 
flexe, krampfartige Zuckungen, allgemeine und immer mehr convulsi- 
vische, zunehmende Unruhe, Erweiterung der Pupillen. Mehr oder 
weniger schnell (1 bis 5 Stunden nach Beginn der Reflexerhöhung) 
treten nun tetanische Krämpfe ein, die mit excessiver Heftigkeit ver- 
laufen, '/, bis 1 Minute dauern, und sich in nichts von den Streck- 
krämpfen bei der Strychninvergiftung unterscheiden. Fast mit diesen 


Nest. Centralblatt für Physiologie. 157 


Anfällen beginnen schwere Athemstörungen und wie bei der Strychnin- 
vergiftung und dem Tetanus traumaticus erfolgt auch bei der acuten 
Morphiumvergiftung des Hundes der Tod durch die Behinderung, be- 
ziehungsweise Sistirung der Athmung in Folge der Krämpfe und dureh 
die centrale Erschöpfung, welche die letzteren hervorrufen, im Tetanus 
selbst oder unmittelbar nach einem solehen. Die Körperwärme sinkt 
bei der Morphiumvergiftung um 1°0 bis 27°C. Was den Blutdruck 
hetrifft, so ist er in der Regel wohl herabgesetzt, die Depression er- 
reicht aber selten hohe Grade, ist ferner nicht constant und steht in 
keinem direeten Abhängigkeitsverhältniss zur Grösse der Vergiftungs- 
dosis; auch wurde selbst nach tiefer Depression oft ein spontanes An- 
wachsen des Mitteldruckes vom Verf. beobachtet. Die der Morphium- 
vergiftung folgende bedeutende Verlangsamung ist ohne Zweifel einer 
starken und dauernden Erregung des Vagushemmungsapparates zuzu- 
schreiben; denn durch Vagotomie ist die Pulsverlangsamung aufzuheben. 

Sowohl die Pulsverlangsamung wie die Blutdruckdepression nach 
Morphiumvergiftung wird (Verf. gibt dies Binz und Heubach zu) 
durch kleine Dosen Atropin gehoben. Die Pulsfrequenz wird aber durch 
das Atropin zu solcher Höhe gesteigert (z. B. bei einem Thier in acht 
Minuten von 66 auf 240 Schläge), dass daraus eher eine Gefahr für 
das Leben, als ein heilbringendes Symptom zu folgern ist; die dureh 
das Atropin erfolgende Steigerung des gesunkenen Blutdruckes vermag 
erneuerter Morphinzufuhr nicht standzuhalten, während durch solche 
die auf Vagotomie folgende Erhöhung des Blutdruckes nicht wieder 
herabgesetzt wird. Auch bezüglich der Athmung vermochte Verf. nieht 
den geringsten günstigen Einfluss des Atropins zu constatiren. Was 
aber das Wichtigste ist, durch Atropin wurden die Morphinkrämpfe 
nicht beseitigt oder auch nur gemildert, eher in ihrer Intensität noch 
gesteigert. Das Leben wurde durch die Einverleibung des Atropins 
weder verlängert noch erhalten; der Tod erfolgte auch bei der im 
Uebrigen eclatanten Wirkung des Atropins im Tetanus. Verf. beant- 
wortet deshalb die Frage, ob es erlaubt ist, die antidotarische Be- 
handlung der acuten Morphinvergiftungen der Menschen mit dem 
Atropin zu befürworten, mit entschiedenem „Nein. Wenn auch zuzu- 
geben ist, dass die Hebung des Blutdruckes und der Pulsfrequenz 
gewisse Vergiftungen günstig beeinflussen und dieser Effeet ab und 
zu durch das Atropin zu Stande kommen kann, so machen des Verf. 
Versuche (sowohl wie das vorliegende klinische Material) es doch völlig 
unerwiesen, dass dieser Effect jemals bei einer durch eine tödtliche 
Gabe hervorgerufenen Vergiftung das Leben wirklich zu retten vermag. 
A. Auerbach (Berlin). 

-Ch. Ozanam. L’acide carbonique, anesthesique sür, facile et sans 
danger (C. R. Soc. Biologie, 19. Fevr. 1887, p. 81). 

Ö. erinnert daran, dass er schon vor 29 Jahren durch zahlreiche Thier- 
versuche bewiesen hat, dass ein Gemenge von Kohlensäure und atmosphä- 
rischer Luft das beste Mittel ist, um eine vortreffliche Narkose zu be- 
kommen. Auch beim Menschen hateer CO, mit gutem Erfolge angewendet. 
Der Patient athmete aus freier Luft, während ein leichter C O,-Strom in 
den Mund gejagt wurde. Diese Methode soll bequemer sein als das Ein- 
athmen eines titrirten Gasgemenges. Leon Frederieg (Lüttich). 


158 Centralblatt für Physiologie. Nr.77. 


Straus. Sur un moyen de provoquer lanesthesie chez le Lapin (C.R. 
Soc. Biologie, 29. Janv. 1887, p. 54). 


6 bis 8 Gramm Aethylalkohol oder 5 bis 6 Gramm Amylalkohol 
(mit genügender Quantität Wasser verdünnt) beim Kaninchen in den 
Magen eingespritzt, bewirken nach wenigen Minuten eine vollständige 
Narkose, welche 4 bis 5 Stunden anhält. Das Thier kann monatelang 
jeden Tag diese Einspritzung überdauern. 

Dureh diese fortgesetzte Behandlung entwickeln sich äusserst 
interessante anatomische Störungen, namentlich im Lebergewebe. 

Leon Frederieq (Lüttich). 


N. W. Diakonow. Ueber die sogenannte intramoleculare Athmung 
der Pflanzen (Bericht d. deutsch. botan. Gesellseh. IV, 10, S. 411). 


Der Process der Kohlensäurebildung nach Entziehung des freien 
Sauerstoffs, von Pflüger als intramoleeulare Athmung bezeichnet, ist 
nach D. eine Gährungserscheinung, wie sie am ausgebildetsten bei der 
Bierhefe auftritt. Die Hauptstütze für diese Ansicht ruht in früher 
mitgetheilten Beobachtungen über die Kohlensäureabscheidung von 
Schimmelpilzen in Luft und Wasserstoff (Berichte IV, 1, 1886), welche 
Untersuchung nach der durch Pfeffer modificirten Pettenkofer- 
schen Methode ausgeführt wurde (vgl. Pfeffer in Tübinger Unter- 
suchungen I, 1885 „Ueber intramoleculare Athmung). Es zeigte sich 
dabei, dass nach Entziehung des Sauerstoffes eine Kohlensäurebildung 
bei den Pilzen nur dann stattfand, wenn ein solches Nährmaterial 
ihnen geboten wurde, welches sie vergähren konnten, wie die Glykose. 
Gibt man den Pilzen nur solche Nährstoffe, welche bei Sauerstoffzufuhr 
an und für sich die besten Nährmaterialien sind, wie z. B. Chinasänre, 
‚welche aber nicht vergährungsfähig sind, so hört nach Sauerstoff- 
entziehung sofort die Kohlensäureabspaltung auf, und in diesem Falle 
sehen die Pilze sehr schnell zugrunde. Die Glykose liefert also den- 
selben allein den für ihren Stoffwechsel nothwendigen Sauerstoff und 
gibt ihnen die Möglichkeit, sich im sauerstofffreien Raume zu erhalten. 
Je gährtüchtiger ein Pilz ist, desto länger kann er unter diesen Um- 
ständen sich erhalten, die genügende Menge vergährungsfähigen Materials 
vorausgesetzt. In seiner neuesten vorläufigen Mittheilung gibt D. die 
Resultate seiner Untersuchungen bei höheren Pflanzen, von welchen 
die stärkehaltigen Keimblätter von der Bohne (Vieia faba) und das 
ölführende Endosperm von Rieinus communis als Beispiele dienten. 
Es ergab sich, dass auch bei diesen Pflanzen im Gegensatz zur nor- 
malen Athmung die Intensität der Kohlensäurebildung nach Entziehung 
des freien Sauerstoffs abhängig ist von dem Gehalt der Zellen an 
fertig gebildeten Kohlehydraten. Auffallend ist die Thatsache, dass die 
Menge der gebildeten Kohlensäure sofort nach Sauerstoffabschluss sieh 
steigert und nach erneuerter Sauerstoffzufuhr sich sogleich vermindert. 
Setzt man die Kohlensäureproduetion bei O,-Zutritt — 100, so ist 
dieselbe bei O,-Absehluss — 150. D. schliesst aus seinen Beobachtungen, 
dass mit Sauerstoffentziehung die Gährung eintritt und einen sehr leb- 
haften Stoffumsatz veranlasst. Nach seiner Meinung gibt es ausser der 
normalen Athmung und der Gährung nach Sauerstoffabsehluss in der 
lebenden Zelle keinen anderen Process, bei dem Kohlensäureabspaltung, 


Nr.)?7 Centralblatt für Physiologie. 159 


respective Leben stattfindet. Die ausführliche Arbeit des Verf. nebst 
den Zahlenbelegen wird in den „Archives slaves de Biologie” ver- 


öffentlieht. Klebs (Tübingen). 


Allgemeine Nerven- und Muskel-Physiologie. 


L. Ranvier. Des museles rouges et des muscles blancs chez les rongeurs 


(Comptes rendus OIV, 1, p. 79). 


Obwohl die Nager (Ratte, Meerschwein, Eichhorn u. s. w.) mit 
nur einem Paar Nagezähnen vielfache Unterschiede von denen mit 
zwei Paar Nagezähnen (Kaninchen, Hasen) aufweisen, zeigt sich doch, 
dass beide in ähnlicher Art rothe und weisse Muskeln besitzen. Der 
wilde Hase besitzt rothe Muskeln, die denen des Kaninchens gleichen 
und rothe Muskeln, die histologisch den weissen des Kaninchens ähnlich 
sind. Die Farbe allein unterscheidet also nicht die Art der Muskeln 
(was übrigens nicht blos von den Nagern, sondern von allen Säuge- 
thieren, vielleicht von allen höheren Geschöpfen gilt. Ref.). 


Grützner (Tübingen). 


Martius. Experimentelle Untersuchungen zur Elektrodiagnostik. II. 
Unter welchen Bedingungen sind die bei verschiedenen Individuen 
gemessenen Körperwiderstände untereinander vergleichbar, unter- 
sucht mit besonderer Beziehung zu den Hautwiderständen beim Mor- 


bus Basedowii (Arch. f. Psychiatrie XVIII, 2, S. 601). 


Als relatives Widerstandsminimum bezeichnet Verf. den für 
einen schwachen oder mittelstarken galvanischen Strom erreichbaren 
niedrigsten Werth des Widerstandes; als absolutes Widerstandsminimum 
den dureh stärkere Ströme überhaupt erreichbaren niedrigsten Wider- 
standswerth, weleher durch weitere Steigerung der elektromotorischen 
Kraft nicht mehr herabgesetzt werden kann (vgl. dieses Üentralbl. 
Nr. 1, S. 12). Auf Grund von Versuchen von Romain Vigouroux 
hatte Charcot dem Morbus Basedowii einen äusserst geringen Leitungs- 
widerstand vindieirt und sogar als pathognomonisch erachtet. In fünf 
Fällen dieser Krankheit hat nun Verf. exact nachgewiesen, dass das 
absolute Widerstandsminimum sich in Nichts von demjenigen anderer 
Individuen unterscheidet, dass dagegen in der That das relative 
Widerstandsminimum auffällig kleine Zahlen ergibt, welehe übrigens 
auch bei gesunden Individuen mit zarter Haut gelegentlich ermittelt 
wurden. Es scheint also, dass die ursprüngliche Angabe von Chareot 
dahin modifieirt werden muss, dass Basedowkranke eine immerhin ab- 
norm leichte Herabsetzbarkeit des Hautwiderstandes darbieten. Verf. 
schliesst sich der vom Ref. in der Diseussion seines Vortrages ge- 
gebenen Erklärung dieses Phänomens an, dass, wenn auch im Wesent- 
lichen für die Widerstandsabnahme durch den galvanischen Strom seine 
kataphorischen Wirkungen massgebend sind, sich zu denselben die 
physiologisch erweiternden Wirkungen auf die Hautgefässe hin- 
zuaddiren und diese bei Personen mit erregbarem vasomotorischen 
Nervensystem leichter und durch schwächere Ströme zu Stande 
kommen. E. Remak (Berlin). 


160 Centralblatt für Physiologie. Nr. 7. 


Physiologie der Athmung. 


M. Dupont. Aöle physiologique du tissu pulmonaire (Bull. et Mem. 
de la soc. de Therapeutique 1837, XVIH, 4, p. 18). 

D. hat die von Verdeil aufgestellte und neuerdings von Garnier 
(im Arch. de physiol.) wieder aufgegriffene Hypothese, dass das 
Lungengewebe eine Säure absondere (Acide pneumonique), welche 
die kohlensauren Salze des Serums zersetze und so die Kohlensäure 
frei mache, geprüft und gefunden, dass eine Lösung von kohlensaurem 
Natron, in welche man Stücke frischer Lunge bringt, keine Gasblasen 
entwickelt. Die Existenz einer Säure in dem so behandelten Lungen- 
gewebe wird dadurch widerlegt und Verf. nimmt hierbei Gelegenheit, 
unter Zurückweisung aller anderen chemischen und physikalischen 
Theorien über die Oxydation des Haemoglobins und das Freiwerden 
der Kohlensäure, seine Ansicht zu entwickeln, wonach diese Vorgänge 
sich von einer speeifischen Lebensthätigkeit der Zellen des Alveolar- 
Epitbels herleiten sollen. Goldscheider (Berlin). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Cireulation. 


E. Lloyd Jones. On the variations in the specific grawity of the 
blood in kealth (The Journal of Physiology VUI, 1. Heft, S. 1). 
Das specifische Gewicht des Blutes wurde nach einer von. Roy 
angegebenen Methode bestimmt. Dieselbe besteht darin, durch Pro- 
bieren jenes Gemenge von Glycerin und Wasser (von bekanntem speci- 
fischen Gewicht) zu suchen, in welchem ein Bluttropfen des be- 
treffenden Individuums weder untersinkt noch aufsteiet. 

So wurde die Dichte des Blutes bei gesunden Personen ver- 
schiedenen Alters und Geschlechts bestimmt und in Curven dargestellt. 
Es sei nur hier erwähnt, dass bei der Geburt das absolute Maximum 
des specifischen Gewichts besteht (1066); dasjenige des mütterliehen 
Blutes zur selben Zeit beträgt 1040. Es folgt ein jäher Abfall innerhalb 
der ersten 2 Jahre bis zum absoluten Minimum (1048 beim Manne, 
1050 beim Weibe). » 

Dann beginnt die Dichte zu steigen; sie erreicht (mit einer Unter- 
breehung des Anstieos beim Weibe für die Jahre zwischen 25 und 35, 
die vom Verfasser auf Geburten bezogen wird, welche meistens in diese 
Jahre fallen) ein zweiies Maximum beim Manne (1058) zwischen den Jahren 
35 und 45, beim Weibe (1054) zwischen den Jahren 65 und 75. 
Im hohen Alter sinkt die Dichte; sie ist dann, ebenso wie bei der 
Geburt, bei beiden Geschlechtern gleich gross; während sie u 
Uebrigen bei Männern grösser ist. 

Während der Schwangerschaft ist die Dichte des Blutes geringer 
als bei nicht graviden Personen desselben Alters (1049 gegen 1052). 
Dem Blutverlust bei der Entbindung entspricht ein Sinken der Dichte. 

Mahlzeiten mit blos wässerigem Getränk bewirken ein Sinken der 
Blutdiehte (1058. gegen 1060), das ausbleibt oder einem Steigen Platz 
macht, wenn auch Alkoholika genossen werden. Bei kurz dauernder 
Enthaltung von Nahrung steigt die Blutdichte, bei länger dauernder fällt 
sie: insbesondere wenn nur Wasser getrunken wird, (1056 gegen 1060). 


Nr. 7. Centralblatt für Physiologie. 161 


Auch Tagesschwankungen finden statt, in der Weise, dass nach 
jeder Mahlzeit die Blutdichte sinkt, und bei der nächsten ihren früheren 
Stand noch nicht wieder erreicht hat. So ist sie am Abend vor dem 
Schlafengehen beispielsweise 1058, am Morgen nach dem Auf- 
wachen 1060. 

Mässige Muskelanstrengungen verringern die Blutdichte, länger 
dauernde vergrössern sie, insbesondere wenn es zu reichlichem 
Schweissausbruch kommt. 

Blut aus einem Körpertheil, in dem venöse Stauung besteht (einem 
durch eine Ligatur abgeschnürten Finger), ist beträchtlich dichter als 
demselben Körpertheil in normalem Zustand entnommenes (1061 
gegen 1057). Diese Beobachtung ist für die Technik aller Versuche, bei 
denen einem Finger Blut entnommen wird, von Wichtigkeit. 

Zwischen arteriellem und venösem Blut (in einem Falle wurde 
dasjenige aus der Öarotis mit dem aus der Jugularis einer Katze ver- 
glichen) besteht eine sehr geringe Differenz zu Gunsten des venösen 
Bluts, die zur Erklärung des vorerwähnten Unterschieds bei weitem 
nicht ausreicht, so dass Verfasser für diesen die während der Stauung 
gesteigerte Lymphtranssudation verantwortlich macht. Wird in Folge 
von kalten Bädern eine Hautpartie blass, so ist das derselben ent- 
nommene Blut dichter als vor dem Bade (1062 gegen 1060). Wird 
die Haut nicht anämisch,. so ist kein Unterschied zu bemerken., 

Das Blut aus Fingern und Zehen hat gleiche Dichte; das der 
Stirnhaut oder. der Haut an der Vorderfläche des Beines entnommene 
ist diehter und dunkler (1052 am Schienbein gegen 1057 an Fingern 
oder Zehen). 

(Irgend welche besondere Vorsichtsmassregeln bei der Entnahme 
der Bluttropfen sind nicht erwähnt. Ref.) Paneth (Wien). 


Physiologie der Drüsen. 


E. Külz. Können von der Schleimhaut des Magens auch Bromide und 
Jodide zerlegt werden? (Zeitschr. f. Biol. XXI, 4, S. 460; aus dem 
physiol. Institut zu Marburg). 

K. macht zuerst auf den völligen Mangel von freier CIH im Magen 
fastender Hunde aufmerksam, als eine durch Maly’s Theorie der 
Säurebildung nieht aufzuklärende Thatsache. Indem er sich sodann 
der gestellten Aufgabe zuwendet, prüfte er zuerst aufs eingehendste 
die zu verwendenden Methoden auf ihre Genauigkeit. Zur quantitativen 
Bestimmung der freien Säure wurde die früher schon von Rabuteau 
verwendete Methode, welche auf der Löslichkeit des salzsauren Chinins 
in Amylalkohol und Chloroform beruht, benützt mit einigen Modi- 
fieationen. Durch specielle Controlversuche wird dargethan. dass man 
mit Hilfe derselben freien BrH neben CIH wirklich quantitativ 
bestimmen kann, ferner dass Chloride, Bromide und Jodide, ohne und 
mit Peptonzusatz keine Reaction mit Chinin eingehen. 

e Die Thierversuche wurden an Hunden angestellt, und zwar erhielt 
ein 25 Kilo schwerer Hund 20 Tage lang täglich zweimal 3 Gramm 

BrNa, und daran anschliessend 15 Tage lang täglich dreimal drei 

Gramm des Salzes; ein anderes Thier, 21 Kilo schwer, 15 Tage je 


162 Centralblatt für Physiologie. Nr. 7, 


neun Gramm BrNa in drei Dosen. Der durch Aushebung mit der 
Schlundsonde gewonnene Magensaft enthielt neben freier Ol H reichlich 
BrH. Da man nicht von vorneherein für das Kalisalz das gleiche Ver- 
halten wie für das Natronsalz annehmen kann, hat K. an einen kleinen 
Hund von 4'6 Kilo sieben Tage je drei Gramm BrK (in drei Dosen) 
verabreicht. Auch hier war neben CIH reichlich BrH als freie 
Säure aufzufinden. 

Von Jodkalium erhielt ein Hund von 8 Kilo Gewicht fünf Tage 
dreimal je 1 Gramm, ein anderes Thier mit 9 Kilo Körpergewicht 
zwei Tage die gleiche Dosis wie ersterer. In beiden Fällen war im 
Magensaft freier Jodwasserstoff, wenn auch in geringer Menge, nach- 
weisbar. Rubner (Marburg). 


Maurice Cazin. Glandes gastriques & mucus et ü ferment chez les 
oiseaux (Comptes rendus OIV, 9, p. 590). 


C. hebt hervor, dass die Magenschleimhaut der meisten Vögel 
nicht blos eine Art Zellen enthält, welehe Ferment absondern, sondern 
ausserdem auch Schleimzellen, die jedoch räumlich von den ersteren 
getrennt sind. Grützner (Tübingen). 


R. Virchow. Ueber Mysoedema (Berliner klin. Wochenschrift 
1887, Nr.' 3); 


J. R. Ewald. Versuche über die Function der Tyreoidea des Hundes 
(Ebendas. 1887, Nr. 11, 8. 177). 


Waldeyer. Beiträge zur Anatomie der Schilddrüse. (Ebend. 1887, 
Nr. 14, S. 233 u. Allg. Med. Central-Ztg. 1887, Nr. 28, S. 434). 


Mit Rücksicht auf das eigenthümliche Krankheitsbild des so- 
. genannten „Myxoedema’; von welchen während dasselbe früher nur 
vom Ausland, namentlich England, her bekannt war, kürzlich auch 
Fälle aus Deutschland, zuerst von Riess (Berliner klin. Wochenschr. 
1886, 51), dann von Erb (Ebendas. 1887, 3) und Anderen mit- 
getheilt wurden, sind einige Veröffentlichungen gemacht, welche 
vorwiegend die Schilddrüse, die als Ausgangspunkt jenes Krankheits- 
bildes angesehen zu werden pflegt, und deren Functionen vom physiolo- 
gischen und anatomischen Standpunkt aus behandeln. 

V. bespricht das Thema nach Krankheitsfällen und Präparaten 
von Myxoedem, die er in London gesehen hat, sowie nach den ana- 
tomischen und experimentellen Untersuchungen von Horsley. Er 
bestätigt die Angabe des Letzteren über das Vorkommen von heerdweisen 
Anhäufungen Iymphoider Elemente im Stroma der Schilddrüse, wo- 
durch eine gewisse (nach V.’s Ansicht allerdings nur geringe) hämato- 
poetische Wirkung des Organs wahrscheinlich wird. Seine Ver- 
muthung, dass es sich bei den ein Hauptsymptom der Erkrankung 
bildenden Anschwellungen um Atrophie von Fettgewebe mit meta- 
plastischem Auftreten von Schleimgewebe handle, wurde durch die 
Untersuchung der Präparate nicht gestützt, dagegen fand er irritative 
Vorgänge in Form von Bindegewebswucherung in den tieferen Haut- 
schichten. 

Besonders betont er die nervösen, vorwiegend auf Depression der 
Gehirnthätigkeit beruhenden Symptome des Myxoedems. Für die Ab- 


Nr. 7. Centralblatt für Physiologie. 163 


leitung derselben von einer Alteration der Schilddrüsenfunetion 
weist er (abgesehen von den Resultaten der Horsley’schen Experimente 
mit Schilddrüsen-Exstirpation bei Affen und den nach Kropfoperation 
eintretenden krankhaften Zuständen) auf die alten Erfahrungen über 
die gefährliche Nachwirkung einer schnellen Rückbildung von Kröpfen 
und vor Allem auf den Zusammenhang von endemischen Öretinismus 
mit endemischem Kropf hin. Er hebt hervor. dass gewisse Formen 
des Üretinismus grosse Aehnlichkeit mit Myxoedem zeigen, ebenso 
auch die sogenannte Rachitis congenita, bei welcher er in einem 
Falle starke Atrophie der Schilddrüse fand. 


E. wiederholte uud bestätigte die” von Schiff (1884) mit- 
getheilten Experimente mit Exstirpation der Schilddrüse beim 
Hunde. Auch er erhielt nach doppelseitiger Exstirpation constant 
schwere Störungen, und zwar Muskelzuckungen (besonders stark im 
Temporalis), wurmförmige Bewegungen der Zungenmusculatur, ceharakte- 
ristische Apathie, höchst widrigen Geruch aus dem Maule, schliesslich 
marastischen Tod. Mit Rücksicht auf die von Schiff ausgesprochene 
Vermuthung, dass in der Thyreoideaein für den Organismus wichtiger 
chemischer Stoff gebildet werde, injieirte E. in einer Reihe von 
Versuchen den ausgepressten Saft frisch exstirpirter Schilddrüsen 
anderen Hunden subcutan. Bei einem Theil der Fällen (nieht vonstant) 
erhielt er nach einigen Stunden einen 1'/; bis 2 Stunden andauernden 
Zustand von eigenthümlicher, einer Hypnose ähnlichen Apathie. Er 
schliesst hiernach mit Schiff, dass in der Schilddrüse eine be- 
sonders fürdie Ernährung des Üentralnervensystems wichtige 
Substanz sich findet. 


W. bezieht sich auf eine Arbeit von Stahel (1886), welche es 
plausibel macht, dass der oberen Schilddrüsenarterie ein gewisser regu- 
latorischer Einfluss auf den Blutstrom in der Öarotis interna zukommt, 
indem derselbe nachwies, dass der Umfang der Art. thyreoid. super. 
und des Bulbus carotie. intern. in umgekehrtem Verhältniss stehen. 
Dieselbe regulatorische Beziehung möchte W. für den Menschen auch 
zwischen der Art. vertebralis und der unteren Schilddrüsenarterie 
annehmen. Dies wird durch das vergleichend anatomische Faetum ge- 
stützt, dass bei vielen Säugethieren die Vertebralis zur Versorgung 
des Gehirns wenig beiträgt, und gleichzeitig bei den meisten Säugern 
beide Thyreoideae aus der Carotis communis entspringen. Die Fähigkeit, 
als Blutableiter zu dienen, muss der Schilddrüse in hohem Masse 
zugesprochen werden, wegen der Breite ihrer Arterien, der reichen 
Entwiekelung der Venen und der Eigenschaft ihrer Capillaren, zu den 
Divertikel bildenden zu gehören. W. glaubt, dass diese Verhältnisse 
zur Erklärung der sogenannten Kachexia strumipri a beitragen können. 

(Ref. fügt die Bemerkung an, dass, was das Myxoedem betrifft, 
seine Identität mit den nach operativer Schilddrüsenentfernung her- 
vortretenden Krankheitszuständen, sowie die Nothwendigkeit, die spon- 
tanen Erkrankungen immer von Veränderungen der Schilddrüse ab- 
zuleiten, noch nicht genügend erwiesen zu sein scheint.) 


Riess (Berlin). 


164 Centralblatt für Physiologie. Nr. 7. 


Physiologie der Sinne. 


R. Berlin. Ueber ablenkenden Linsenastigmatismus und seinen Einfluss 
auf das Empfinden von Bewegungen (Zeitschrift f. vergleichende 
Augenheilkunde, V 1, 8.1. 

B. findet, dass alle grösseren Säugethiere einen hochgradigen Linsen- 
astigmatismus besitzen. Derselbe beruht auf Unregelmässigkeiten im 
inneren Bau der Linse und verursacht eine Verschiebung des Bildes in 
toto. Er wird daher bemerkt an einer unproportional starken Ver- 
schiebung der Details des Augenhintergrundes bei Bewegungen des 
beobachtenden oder des beobachteten Auges (beim Ophthalmoskopiren im 
aufrechten Bilde) und ferner an einem innerhalb des Linsensystems 
sichtbaren Reflex. Die Linse verhält sich einigermassen ähnlich einer 
„Butzenscheibe”. Dieser Umstand muss es nun mit sich bringen, dass 
bei kleinen Bewegungen äusserer Objecte das Netzhautbild stärkere 
Bewegungen erfährt, über mehrere Stäbchen oder Zapfen hinläuft, als ohne 
solchen Astigmatismus der Fall sein würde. Hiernach ist also anzunehmen, 
dass der Astigmatismus die Pereceptionsfähigkeit für kleine Bewegungen 
steigert und dass hierin seine physiologische Bedeutung zu suchen ist. 

Beim Menschen findet sich der ablenkende Linsenastigmatismus 
nur ausnahmsweise, und zwar in zwei Formen, deren eine dem Alter. 
die andere der Kindheit angehört; beide treten nur vorübergehend auf. 
Verf. theilt eine Anzahl von Beobachtungen hierüber mit, bezüglich 
derer jedoch auf das Original verwiesen werden muss, Zum Schlusse 
wird die Frage aufgeworfen, ob nieht das wellenförmige Erscheinen 
von Stabgittern zu dem ablenkenden Astigmatismus in Beziehung stehe, 
worüber der Verf. andere Mittheilungen in Aussicht stellt. 

v. Kries (Freiburg i. B.) 


Physiologie der Stimme und Sprache. 


R. Lenz. Zur Physiologie und Geschichte der Palatalen (Piilos. 
Dissertation. Bonn 1887). 

Vermittelst der stomatoskopischen Methode des Ref., die darin 
besteht, die Oberfläche der Zunge zu färben und ihren Abdruck bei 
Bildung irgend eines Lautes auf den betreffenden Theilen der Organe 
des Mundes festzustellen, untersucht L. die Bildung der verschiedenen 
Gaumenlaute, wie t, ku. s. w., und erläutert in mehreren Abbildungen 
die auf diese Weise entstehenden Zeichnungen, beziehungsweise die 
sie bedingenden Vorgänge. Zum Schluss bespricht er die sogenannten 
mouillirten Laute. Grützner (Tübingen). 


» 
Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systemes. 
P.H.Pye-Smith. Observations upon the persistent effects of division 
of the cervical sympathetic (The Journ. of physiolog. Vol. VIII, 1, p. 25). 


Verf. stellt durch sorgfältige Beobachtungen fest, dass die bekannten 
Folgen einer Durchsehneidung oder vielmehr Exeision des Halssym- 


NT. 7: Centralblatt für Physiologie. 165 


pathicus (Pupillenverengerung, Gefässerweiterung und Temperatur- 
erhöhung des Ohres) bei Kaninchen und Katzen unverändert Wochen 
und Monate lang, ja mehrere Jahre lang andauern können. In einigen 
Fällen wurde zugleich das obere Cervicalganglion entfernt, oder der 
N. aurieularis magnus und der hintere Ohrzweig des N. facialis durch- 
schnitten. Auch die selbstständigen Pulsationen der Ohrgefässe kehrten 
nicht zurück und durch Reizung centripetaler Nerven konnte keine 
Veränderung der Gefässweite des hyperämischen Ohres erzielt werden. 
Dagegen wurden in Folge von directer mechanischer Reizung oder von 
Erwärmung die Gefässe dilatirt. Diese Einflüsse wirken also nicht auf 
dem Reflexwege, sondern direct auf die Gefässwand. (Diese Thatsache 
dürfte zuerst von Goltz festgestellt worden sein. Virchow’s Archiv 
f. path. Anat. etc. Bd. XXI, S. 453. 1862. Ref.) 
OÖ. Langendorff (Königsberg). 
M. Wallich. Troubles trophiques dans les membres inferieurs conseeutifs 
a un traumatisme medullaire (Arch. gen. de med. 1887, April, p. 469). 
Im Anschlusse an eine Rückenmarkserschütterung (15 Meter tiefer 
Fall) stellten sich bei einem 47jährigen Manne 11 Jahre hintereinander 
intermittirende trophische Störungen in Form von Gesehwüren an den 
unteren Extremitäten ein, welche zwar zunächst Neigung zur Heilung 
zeigten, schliesslich aber doch die Amputation des linken Beines 
erheischten. Die anatomische Untersuchung ergab eine Verdickung der 
Haut, Atrophie aller Muskeln, Volumsabnahme der Tibia, deren Periost 
verdickt war. Die Nervenfasern befanden sich im Zustande der Rege- 
neration. Joseph (Berlin). 


Physiologische Psychologie. 


A. Liebault. Classification des degres du sommeil provoque (Revue de 
U'hypnot. exp., I. Bd., p. 199). 

Bernheim. De influence hypnotique et de ses divers degres (ibid., 
p. 225). 

In beiden Arbeiten wird der Versuch gemacht, verschiedene 
Stadien des hypnotischen Schlafes zu unterscheiden und dieselben zu 
charakterisiren. 

L. geht von dem Gedanken aus, den Rapport, der zwischen dem 
Schlafenden und dem Hypnotiseur bestehen soll, namentlich in Bezug 
auf Motilität, Sensibilität und Erinnerungsvermögen, als Gradmesser zu 
verwenden, und stellt darnach eine Succesion von ‘sechs Stufen auf. 

B. will den Begriff des Hypnotismus dahin einengen, dass man 
ihn als die Erzeugung eines eigenthümlichen psychischen Zustandes 
bezeichnet, in welchem das hypnotisirte Individuum für Suggestionen 
zugänglicher gemacht wird. Je nach dem Grade dieser Suggestibilität 
unterscheidet er dann neun Stadien des hypnotischen Schlafes. Seine Ein- 
theilung bildet nur eine Modification der von L. gegebenen Ülassitication. 

Es verdient noch bemerkt zu werden, dass L., welcher über ein 
sehr grosses Versuchsmateriale verfügt, 157 Procent aller hypnotisir- 
baren Personen für posthypnotische Suggestionen empfänglich fand 
(allerdings ohne Rücksichtnahme auf etwaige Hysterie). 

Obersteiner (Wien). 


166 Centralblatt für Physiologie. Nri 7 


Zeugung und Entwickelung. 


W. Waldeyer. Ueber den Placentarkreislauf des Menschen (Sitzungs- 
berichte d. königl. pr. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1887, VI, S. 83). 
W. hat 5 Placenten verschiedenen Alters zu untersuchen Gelegen- 
heit gehabt, die in ihrer Lage in der Gebärmutter ohne vorhergegangene 
Entbindungs-, respeetive Lösungsversuche zur Beobachtung kamen 
(2 Injeetions-, 2 Gefrier-, 1 Alkoholpräparat). In dem Zwischenzotten- 
raum, auf den er besonders sein Augenmerk richtete, fand er stets 
Blut. Besonders beweisend erscheinen ihm die Befunde an den Gefrier- 
präparaten, aber auch werthvoll die an den Injectionspräparaten, an 
denen die Ausspritzung der Gefässe mit grösster Vorsicht und unter 
schwachem Druck vorgenommen war. Bei den letzteren verfolgte er 
den Gefässverlauf genauer. Die uteroplacentaren Arterien verhalten 
sich nach ihm in der Musculatur in gewöhnlicher Weise, geben aber 
in der Deeidua nur wenige Seitenäste ab und dringen in gleichbleibendem 
Umfange in starken Windungen gesen den Zwischenzottenraum vor. 
Ihre von vornherein nicht starke Wandung wird dabei zusehends 
schwächer und beschränkt sich schliesslich auf eine Lage platter 
Zellen, an die unmittelbar die Deeiduazellen anstossen. Wenn auch 
nicht mit einem Schlage im vollen Umfange des Gefässes, geht dann 
nach der Placentarseite zu die Begrenzung des Gefäüsses völlig verloren 
und ragen die Zotten in die Injectionsmasse herein. Die Venen er- 
scheinen schon tief in der Musculatur als Spalten mit Endothelbelag; 
sie treten gestreckt an die Serotina, verlaufen weithin der decidualen 
Fläche parallel und steigen ganz allmählich zum Zwischenzottenraum 
auf. Auf der Uterinseite liegt ihr Endothel hart der Museulatur an, 
an der placentaren ragen die Zotten anscheinend offen hinein; wo die 
selbstständige Gefässwand aufhört, ragen noch spornartig Deeiduabalken 
_ vor, mit denen Haftwurzeln der Zotten in Verbindung treten. Der 
Randsinus steht sowohl mit dem Zwischenzottenraum, als auch mit den 
Venen in ‘Verbindung. W. schliesst daraus, dass die 'Zwischenzotten- 
räume Theile des mütterlichen Gefässsystems sind. Seine Befunde 
lehren ihn ferner, dass die Zotten das Endothel der Gefässe nicht 
durchbrechen, sondern vor sich herstülpen. Greulich (Berlin). 


Ergänzende Literatur-Uebersicht. *) 
.I. Allgemeine Physiologie. 


W. Harvey, Praelectiones anatomiae universalis, edited with an autotype reproduetion 
of the originai by a committee of the roy. eoll. of physieians of London. Un 
vol. grand in-4. de 98 pages avee planches photographigues. London, Churchill, 
1886. (Besprochen in Rev. seientif. 1887, I" Sem. 12, p. 367.) 

A. de Bary, Vorlesungen über Bakterien. 2. Aufl. Mit 20 Figuren. gr. 8. Leipzig, 
Engelmann. 

Wöhler’s Grundriss der organischen Chemie von Rud. Fittig. 11. Aufl. Leipzig, 
Duneker u. Humblodt. 

V.Hensen, Die Naturwissenschaft im Universitätsverbande. Reetoratsrede. Kiel 1887. 

Jac. Moleschott, Der Kreislauf des Lebens. 5. Aufl. 13. bis 18. (Schluss-) Lfg. 8. 
Giessen, Roth. 


*) Die Herausgeber beabsichtigen, etwa jedes Vierteljahr eine derartige ergänzende 
Uebersicht zusammenzustellen. 


Nr. 7. Centralblatt für Physiologie. 167 


D. Cochin, L’evolution et la vie. 2° ed. 12. Paris, Masson. 

V. Meyer, Ueber die Moleeulargrösse des Zinks. Naturw. Rundschau II, S. 1. 

W. Crookes, Genesis of the Elements. A leeture delivered at the Royal Institution 
on Friday Evening February 18" 1887. The Chemical News 1887, N° 1422, 
p. 83. N’ 1423, p. 9. 

C. Bruck, Ueber den Einfluss des Sublimats auf den Stoffwechsel. Inaug.-Diss. 
Berlin 1887. 

6. Pisanello, Sull’azione dell’idrogeno nascente sul propionitrile Ann. di Chim. e 
di farmacol. 1887, Jan., p. 13. 

M. de Forcraud, Combinaisons de glyeerinate de soude avee les aleools mono- 
atomiques. Comptes rendus CIV, N° 5, p. 291. 


Berthelot et Andre, Sur les cearbonates dans les plantes vivantes. Ann. de Chim. 
et de Phys. X, p. 85. 

— — Sur le formation de l’acide oxalique dans les vegetaux. Bull. de la soc. chim. 
de Paris XLVII, p. 24. Ann. de Chim. et de Phys. X, Mars, p. 289 et 308. 
(Schon in den Compt. rend. vom Jahre 1885 veröffentlicht.) 

— — Sur une relatione entre la formation de l’acide oxalique et celle des prineipes 
albinuinoides dans les vegötaux. Bull. de la soe. chim. de Paris XLVII, p. 28. 
Ann. de Chim. et de Phys. X, Mars, p. 350. (Schon in den Compt. rend. vom 
Jahre 1885 veröffentlicht.) 

6. Compari, Sui prodotti gasosi che si svolgono per l’azione dell’ acido azotico 
D* 1.33 sull’ amido. Ann. di Chim. e di farmacol. 1887, Jan., p. 69. 


L. Roux, Application de la mäthode au chlorure d’aluminium ä& la sörie de la naph- 
taline. Rev. seientif 1887, I, 10, p. 308. (These de la facult& des seiences de 
Paris.) 

A. Piutti, Sintesi degli eteri trimesitiei. Ann. di Chim. e di farmacol. 1887, Jan., 


R..17- 

Th. W. Engelmann, Zur Abwehr gegen N. Pringsheim u. ©. Timirazeff. Biol. 
Centralbl. VII, 2, S. 33. Botan. Zeitg. 1887, Nr. 7, S. 100. (Verf. vertheidigt 
seine Bakterienmethode zur quantitativen Bestimmung des Sauerstoffs gegen die 
genannten Autoren.) 

N. Pringsheim, Abwehr gegen Abwehr. Biol. Centralbl. VII, 5, S. 129. Botan. Ztg. 
1837, Nr. 13, S. 199. 

J. Dulac, Champignon phosphoreseent parasite du Paturon des pres. Rev. mycologique 
IX 24887, 9: 11. 

E. Wollny, Ueber die Beziehungen der Mikroorganismen zur Agricultur. Centralbl. 
f. Bakteriol. u. Parasitenkunde I, 15, S. 441 und 16, S. 467. (Besprechung der 
einschlägigen bekannten Thatsachen mit Rücksicht auf den Nutzen, den die 
Landwirthschaft daraus ziehen kann.) 


N. Gayon et G. Dupetit, Recherches sur la r@eduction des nitrates par les infiniments 
Se (Extr. des Mömoires de la soeiet& des sciences physiques et nature Cles de 
ordeaux. 3° serie, 2° eahier). 8. 111 p. avec fig. et planche. Bordeaux (Impr. 
Gonnouilhon) 18837. 
C. anne0, 1 nierobi benefiei. Nuova antologia di seienze e lettere. Roma. VII, Fase. 
pP: 5 
A. Lübbert, Biologische Spaltpilzuntersuchung. Der Staphylococeus pyogenes aureus 
und der Osteomyelitiscoeceus. Mit 2 Taf. gr. 8. Würzburg, Stahel. 


J. M. Anders, House Plants as Sanitary Agents or the relation of growing vegetation 
to health and disease, comprising also a eonsideration of the subject of praetieal 
florieulture and of the sanitary in fluences of forests and plantations. Philadelphia, 
J. B. Lippineott & Co., 1887. 12., p. 3, 34. (Besprochen in Botanical Gazette 
1887, XII, 1, S.-20.) 

F. Kessner, Ueber die physiologische Wirkung des verminderten Luftdrucks im Höhen- 
klima. Inaug.-Diss. Berlin 1887. 

A. Barety, Le magnötisme animal. Avec 82 fig. 8. Paris, Doin. 

H. v. Ziemssen, Die Elektrieität in der Mediein. Fünfte, ganz umgearbeitete Auflage. 
Mit 60 Holzscehn. u. 1 lithogr. Tafel. Berlin 1897, A. Hirschwald. 

J. Regnauld et E. Villejean, Recherches experimentales sur quelques propietes phy- 
siques des sels medieinaux de quinine. Bull. gener. de therapeutique 1887, 
N°1, p. 1; N°2, p. 49. Journal de Pharmacie et de Chimie XV, N° 3, p. 129. 
(Von pharmakognostischem Interesse.)| 


168 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 7. 


Bignon, Sur les celluls aeriennes du erane des oiseaux. Compt. rend. de la Soc. de 
Biol. IV, N’ 3, p. 36. (Vergleichend-anatomisch und morphologisch.) 

J. H. List, Zur Abwehr. Graz 1837. (Rein persönliche Polemik gegen 0. Drasch.) 

L. Gattermann u. @. Schmidt. Darstellung von Harnstoffehloriden und Isoeyansäure- 
äthern. (Ber. d. d. chem. Gesellsch. XXX 

M. R. Dubois. Note sur les Myriapodes lumineux (r&ponse a M' Mace). C. R. de la 
Soc. de Biologie, 8. Janvier 1887, p. 6. 

Dr. Mace (de Naney). Les glandes preanales et la phosphorescence des G£ophiles. 
Ibid. 22. Janv. 1887, p. 37. (Fortsetzung einer Polemik über die Absonderung 
des photogenen Stoffes bei leuchtenden Myriopoden, welche schon im Jahre 
1886 anfing.) 

Worm-Müller und J. Fr. Schroeter. Fernere Benakunen betreffs des Roberts’schen 
Multiplieators. Pflüger’s Arch. f. d. g. Phys. XL, S. 282. (Gegen Budde gerichtete 
Polemik bezüglich eines bei der Zuckerbestimmung zu verwendenden Factors.) 


II. Allgemeine Muskel- und Nerven-Physiologie. 


W. Kühne, Untersuchung d. motorischen Nervenendigung an Durchschnitten und 
Schnittserien. gr. 8. Heidelberg, ©. Winter. 

Zoja, Misure della forza muscolare dell’uomo. Real. Ist. Lombardo. Rendie. XX, 4, 
p. 196. (Vorschlag zur Anwendung der Dynamometrie auf Anthropologie ohne 
eigene Beobachtunesresultate.) 


III. Physiologie der speciellen Bewegungen. 


G. Ruge, Untersuchungen über die Gesichtsmuseulatur der Primaten. Mit 8 Taf. 
Imp.-4. Leipzig, Engelmann. 

C. Schack, La physiognomie chez l’'homme et chez les animaux dans ses rapports 
avec Pexpression "des &motions et des sentiments. 1 vol. 154 fig. Paris, J. B. 
Bailliere, 1887. (Besprochen in Rev. seientif. 1887, I" Sem., N° 11, p. 341. Feine 
Beobachtungen eines Laien.) ° 

Nicol. Volubilitas linguae. Deutsche Medieinalzeitung 1887, Nr. 11, S. 125. Vgl. 
Wherry, A case of remarkable power of retraction of the tongue. The Lancet 
1887 XT, p. 528. (Es handelt sich um Personen, welehe in Folge: dauernder 
Reizzustände im Nasenrachenraum sich angewöhnen, die Zungenspitze bis hinter 
die Choanen zurückzubiegen.) 

W. Preyer, Die Bewegungen der Seesterne. Mit 27 Holzschn. und 1 Taf. gr. 8. 
Berlin, Friedländer & Sohn. 


IV. Athmung. 


Mebride, Lecture on nasal and nasopharyngeal reflex neuroses. Brit. med. Journ. 
1837, N. 1360, p. 205. 


V. Physiologie der thierischen Wärme. 


Herzen, L’activit@ museulaire et l’@&quivalence des forces. Rev. scientif. 1887 
I” Sem., N’ 8, p. 237 

Sanson, Travail museulaire et chaleur animale. Ibid., N° 10, p. 306. 

Herzen, Le travail musculaire et la chaleur. Ibid. N° 14. (Polem. gegen Sanson.) 

Frederieq, Chaleur et travail musculaire. Rev. scientif. Ibid., N° 15. (Polem. 
gegen Sanson.) 

Sanson, Chaleur et travail museulaire. Ibid., N° 16, p. 507.- 


A 


a 


VI. Physiologie des Blutes und der Circulation. 


W. Jones, The white corpusele of the blood. The Laneet 1887, N° IV, p. 164. 

Lebrun, Un cas de ralentissement permanent du pouls, avec attagues syncopales et 
epileptiformes. Bullet. de l!’Acad. roy. de Med. de Belg. 1887, 7° serie, I, 1, p. 73. 

T. W. Mills, Heart-beat. Its cause. Med. News. Jan. 1, 1887. (Besprochen in The 
American Lancet 1887, N° 2, p. 66.) 

W. H. Broadbent, The pulse (Oroonian leeture). The Brit. med. Journ. 1887, N° 1369, 

655; N° 1070, p: 707; N° 1371, p. 763. The Lancet 1887, XII, p- 607, 

kıv. P.2609,-XV,.P.7709. 


Nr. 7. Centralblatt für Physiologie. 169 


VI. Drüsen und Drüsensecrete. 


0. Nickel, Experimentelle Beiträge zur quantitativen Oxalsäurebestimmung im Harn. 
Zeitschr. f. physiol. Chem. XI, S. 186. 

Th. Hindess, Ueber Zusammensetzung und Entstehung der Harnsteine. gr. 8. M. 
2 Taf. Dorpat, Karow. 

M. Cohn, Klinisch-experimentelle Untersuchungen über die diuretische Wirkung des 
Kalomel. Inaug.-Diss., Berlin 1887. 

Buisine, Composition chimique du suint de mouton. These de la faculte des sciences 
de Paris. (Bericht in Rev. scientif. 1887, I, 1, p. 276.) 

Herzen und Löwenthal, Lesions constatees dans l’eeorece grise du cerveau d’une 
chienne &thyroidee. Rev. Med. de la Suisse romande VII, 4, p. 225. Soc. Vaud. 
de Med. 5, Il, 1887. (Ganz kurze Mittheilung; Atrophie von Pyramidenzellen und 
Vermehrung anderer Nervenzellen | „en prolongements d’aspeet plutöt globuleux”] 
in der motorischen Rindenregion für das Hinterbein.) 

R. Ockel, Zur Casuistik der Strumeetomie und der Cachexia strumipriva. Inaug.- 
Diss. Berlin 1887. 

N. Reichmann, Ueber Magensaftfluss. Berl. klin. Wochensehr. 1887, Nr. 12,.8. 199. 


VIII. Physiologie der Verdauung und der Ernährung. 


J. Munk und Uffelmann, Die Ernährung des gesunden und kranken Menschen. Hand- 
buch der Diätetik für Aerzte, Verwaltungsbeamte und Vorsteher von Heil- und 
Pflegeanstalten. Wien u. Leipzig, Urban & Schwarzenberg, 1887. 

Bachelet, Conseils aux meres de famille sur la maniere de nourrir leurs enfants ete. 
18. Paris, Balliere et fils. 

6. Bunge, Die Alkoholfrage. Vortrag. gr. 8. Leipzig, F. ©. W. Vogel. 

E. Callamand, Du röle de leau dans la nutrition. 1 vol. grand in-8 de 110 pages. 
Paris, OÖ. Doin. 

P. Brouardel, L’eau potable. Rede, gehalten in den „Conferenees de l’association 
frangaise pour lavancement des sciences. Rey. seientif. 1887, I, 9, p. 257. 

F. M: 5 Woll, Beiträge zur Butteranalyse. Zeitschr. f analyt. Chemie XXVI 

28. 

Ph. Biedert, Ueber die Eiweisskörper der Menschen- und Kuhmileh.‘ Deutsche Med. 
Wochensehr. 1887, Nr. 6, S. 105. 

Chandelon, Nouveau procede de preparation de la pepsine pour l’usage pharma- 
ceutique. Bull. de l’Acad. roy de Med. de Belg. 1887, 7" serie, I, 1, p. 83. 
(Fällung des Pepsins aus Infus vom Sehweinemagen mit Syntonin, welches aus 
magerem Rindfleisch durch Digeriren mit verdünnter Salzsäure dargestellt wird. 
Trockenes Pulver. Hoher Pepsingehalt. Verunreinigung: Syntonin.) 


IX. Physiologie der Sinne. 


H. v. Helmholtz, Handbuch der physiol. Optik. 2. Aufl. Hamburg, Voss. 

E. Pflüger, Kurzsichtigkeit und Erziehung. 8. Wiesbaden, Bergmann. 

E. Berger, Vier seltene Fälle von Verletzung des Auges und seiner Umgebung. 
Arch. f. Augenheilk. XVII, 3, $. 287. (Ein Fremdkörper durch 20 Jahre in 
der Linse ohne Kataraktentwiekelung.) M 

l. Le Conte, Star rays. Science, Vol. IX, N° 205, Jan. 1887, p. 14. e; u 

W. Le Conte Stevens, Stereoscopie vision. Seienee, Vol. IX, N° 205, ‚Jan. 1887, 
p- 14. | 

E. Albini, Visione indiretta delle forme e dei eolori. Bull. della R. Ace. Med. di 
Roma XIII, 1, p. 72. (Es wird behauptet, dass die Verschiedenheit des Auf- 
fassungsvermögens für Form und Farbe im directen und indireeten Gesichtsfeld 
nur auf Verschiedenheit der Bildgüte, gar nicht auf Verschiedenheit des retinalen 
Baues beruhe, ohne dass an dieser Stelle die Behauptung begründet wird.) 

A. Hartmann, Die graphische Darstellung der Resultate der Hörprüfung mit Stimm- 
gabeln. Zeitschr. f. Ohrenheilk. XVII, S. 67. (Polemik gegen Jacobson, 
„Ueber die Abhängigkeit der Hörschärfe von der Hörzeit’. Arch. f. Ohrenheilk. 
XXIV, S. 39.) 

A. Barth, zur Frage der Hörprüfung mit Stimmgabeln. Zeitschr. f. Ohrenheilk. XVII, 
S. 105. (Polemik mit derselben Tendenz.) 

Centralblatt für Physiologie. 14 


170 Centralblatt für Physiologie. Nr. 7. 


Schiff, Les nerfs gustatifs. Rev. Med. de la Suisse romande VII, 1, p. 54. (Nach 
einem Lehrvortrage in der Eeole de Med. de Genöve, dar gestellt von H. Girard.) 
(Schiff durchschneidet auf eigenthümliche Weise [vel. Arch. d. se. phys. et 
nat. 15. XI, 1886] intraeraniell den Trigeminus und den Faeialis. Erstere Durch- 
schneidung zwischen Hirn und Ggl. Gasseri soll den Geschmack auf dem vorderen 
Theile der gleiehnamigen Zungenhälfte aufbehen, während die intracranielle 
Facialisdurchsehneidung keinen Einfluss auf die Integrität des Geschmackes hat.) 

B. Bocei, I nervi di senso speeifico. Bull. della R. Ace. Med. di Roma XIH, 2, 
p. 122. (Besprechung der Lehre von den specifischen Sinnesenergien, welehe dem 
Verf. nieht genügt, ohne dass er sie durch etwas Besseres ersetzen kann. An- 
nahme von verschiedenen Bewegungsformen central von den peripherischen Auf- 
nahmeapparaten bringt uns dem wahren Verständniss nieht näher und ist durch 
die Erfahrung nicht gestützt.) 

E. Kröner, Das körperliche Gefühl. Ein Beitrag zur Entwiekelungsgeschiehte des 
Geistes. Breslau, Trewendt. 


X. Stimme und Sprache. ı 


B. Fränkel, Ueber die Beschäftigungsschwäche der Stimme, Mogiphonie. Deutsch. 
Med. Wochensehr. 1887, Nr. 7, S. 121. 

F. Wegener, Ueber Kehlkopfmuskellähmung als Symptom der Tabes dorsalis. Inaug.- 
Diss. Berlin 1887. 


XI. Physiologie des centralen Nervensystems. 


J. Charcot, Lecons sur les maladies du systeme nerveux. Tome IL, Avee 86 fig. 8. 
Paris, Delahaye et Lecerasnier, 1887. 

Charcot, Spasma glosso-labiale unilaterale degli isteriei; diagnosi fra l’emiplegia 
eapsulare e l’emiplegia isteriea. Bollet delle eliniehe 1887, N’ 3, p. 122, 
klinischer Lehrvortrag. 

A. Vetter, Ueber den derzeitigen Stand der Frage von der Localisation am Gross- 
hirn. Deutsch. Arch. f. klin. Med. XL, S. 223, 

V. Horsley and E. A, Schäfer, A record ot experiments upon the functions of the 
cerebral cortex. Proc. of the roy. soc. XLII, 25 2, p. 111. (Vorläufige Anzeige von 
Reizungs- und Exstirpationsversuchen am Atfengehirn ohne Angabe specieller 
Resultate.) 

Tenchenri, Sulla struttura della trabecola einerea. Ateneo Medico Parmense. I, 1. Jan. 
1887. (Besprochen in Gaz, Med. Ital. 1887, N’ 14, p. 139.) 

J. Löb, Persönliche Bemerkung. Pflüger's Arch. f. d. Tee Physiol. XXXX, S. 395. 
(Polemische Bemerkungen gegen Hitzig. Vgl. dieses” Centralbl., S. 50.) 

J Ross, On Aphasia: beeing a eoptribution to the subject of the dissolution of 
speech from cerebral disease. 8 v,p. 128, with engravings. London, J. a A. 
Öhurchill, 1887. (Besprochen von Bernhardt in Zeitschr. f. klin. Med. XII, 4, 
S. 4u2 und in Gaz. hebd. de Med. et de Chir. 1887,: 0° 11, p..39 

H. Wilbrand, Die Seelenblindheit als Herderseheinung und ihre Beziehungen zur 
homonymen Hemianopsie, zurAlexie und Agraphie. "Wiesbaden, J; T: Bergmann 
1887. 

George A. Berry, Case of ophthalmoplegia externa acuta probably due to a ini 
lesion of the pons Varolii; recovery Edinb. Med. Journ. 1887, March, p. 817. 
(Fall ohne Autopsie.) 

Boralierini, Beiträge zur Kenntniss der Leitungsbahnen im Rüekenmarke. Wien, 

ölder. 

A. Takäcs, Ueber Verlauf der hinteren Wurzeln im Rückenmarke und Aufbau der 
weissen Substanz am hinteren Abschnitt des Rückenmarkes nebst pathologischen 
Veränderungen desselben. Neurol. Centralbl. VI, 8. 7. 

St. Trzebinski, "Einiges über die Einwirkung der Härtungsmethoden auf die Be- 
schaffenheit der Ganglienzellen im Rückenmark der Kaninehen und Hunde. 
Virehow’s Arch. VII, 18.4: 

Ch. Fere, Note sur un eas de daeryorrhee tabetique. Compt. rend. de la soc. de 
Biol. IV, N’1, p. 10. (Notiz .von pathologischem Interesse.) 

S. Hahn, Ueber den Symptomencomplex der halbseitigen motorischen und sensiblen 
Et gleichzeitiger Betheiligung der höheren Sinne. Imaug. - Diss. 

serlin 18 | 


Nr. 7. Centralblatt für Physiologie. 171 


E. Boettcher, Ueber den Herpes zoster mit besonderer Rücksicht auf sein bilaterales 
Auftreten. Inaug.-Diss. Berlin 1887. 

0. Kahler, Die multiple syphilitische Wurzelneuritis. Prager Zeitschr. f. Heilk. VII, 
1, S. 1. (Einseitiger Ponsherd — beiderseitige Pyramidenbahn- 
degeneration. Befund eines 5!/, Monate alten Erweichungsherdes in der rechten 
Ponshälfte mit Degeneration- der beiden Pyramidenseitenstrangbahnen und der 
rechten Pyramidenvorderstrangbahn.) 

A. Cattaneo, Sugli organi terminali nervosi musecolo-tendinei in eondizioni normali e 
sulle loro alterazioni in seguito al taglio delle radiei nervosi e dei nervi spinali, 
Atti della R. Ace. delle Science di Torino XXII, 6, p. 342. (Ganz kurze Inhalts- 
angabe der bei Golgi gemachten Arbeit, nach welcher die muscolo-tendinösen 
„Organe” (Golgi) mit den sensiblen und nicht mit den motorischen Rücken- 
markswurzeln zusammenhängen.) 

A. Pitres et L. Vaillard. Contribution a l’&tude de la paralysie ascendante aiguö 
Arch. de Physiol. IX, 2, p. 119. (Klinisch interessant.) h 
Azam, Hypnotisme, double conscience et alteration de personnalite. Avee une preface 
de Chareot. Paris, J.B.Baillere, 1887, Bericht darüber in Rev. seientif. 1887, 

I Sem, ‚N° 8, p. 245. 

A. Dichas, Etude de la memoire dans ses rapports avee le sommeil hypnotique 
(spontane ou provoqu£e). These .pour le doctorat en medeeine de la face. de 
Bordeaux, Paris 1857. 

Gilles de la Tourette, L’hypnotisme au point de vue medieo-lögal. Revue seientif. 
1837, I, N’ 2, p. 54. 

6. Legue et G. de la Tourette, Soeur Jeanne des Anges. Autobiographie d’une 
hysteriqgue possedee d’apres le manuserit inödit de la Bibliotheque de Tours 
Preface de Charcot. Paris 1886. Besprochen im Progres Möd. 1887, N° 6, 
p. 118; Rev. de Med. VII, 3, p. 254.) 

Azam, Hypnotisme et double conscience. Avec preface du prof. Chareot. Paris 1887, 
J. B. Bailliere et fils. 1887. Besprochen in Rev. de Med. VII, 3, p. 255. 

H. Beaunis, Le somnambulisme provoque. Ktudes physiol. et psychol. 2° ed. Avee 
fig. 16. Paris, Bailliere et fils. 


XII. Physiologische Psychologie. 


A. Naville, La pensce et le travail chimique. Rev. seientif. 1887, I 10, p. 315. 

Turneaux Jordan, Anatomy and Physiology in character. London, Kegan Paul, 
ne and Co., 1887. (Besprochen in The Lancet 1887, XI, p. 529; XII, 
p- 590.) 

Ch. Fere. Sensation et mouvement, &tudes experimentales de psychomeeanique in-8, 
avec 44 fig. Paris, Steinheil. 

J. Staub, Die psychophysische Correspondenz oder die eausale Wechselwirkung 
zwischen Form und Empfindung. Ein Zusatz zur 2. Aufl. der Broschüre „Das 
Ding an sich”. Brenninger & Co., 627 Smithfield St., Pittsburgh, Pennsylvanien. 

E. Sasse, Die Erhaltung der Empfindungs-Energie. Ableitung der Hauptsätze der 
Nervenmechanik aus den ellipsoidischen Sehraubenbahnen der Atome. Deutsche 
Chemiker-Zeitung 1887, S.-A. (Metaphysisch ) 

E. Kraepelin, Die Riehtungen der psychiatrischen Forschung. Vortrag. gr. 8. Leipzig, 

BC. W.iVogel. 

Arndt u. Dohm, Der Verlauf der Psyehosen. Mit 21 Ourven-Taf. gr. 8. Wien, Urban 
& Sehwarzenberg. 


XIII Zeugung und Entwickelung. 


6. Platner, Die Karyokinese bei den Lepidopteren als Grundlage einer Theorie der 
Zelltheilung. gr. 8. Mit 2 Taf. Leipzig 1887, Thieme. 

H. de Lacaze-Duthiers, Sur le döveloppement des Pennatules (Pennatula grisea) et 
les bonnes conditions biologiques que presente le laboratoire Arago pour les 
etudes zoologiques. Compt. rend. CIV, 8, p. 463. 

S. Gottschalk, Ein Uterus gravidus aus der fünften Woche der Lebenden entnommen. 
Arch. f. Gynäkol. XXIX, S. 488. (Sehr eingehende Beschreibung des dureh La- 
parotomie gewonnenen Präparates.) 

A. Maass, Beiträge zur Tubenschwangerschaft. Inaug.-Diss. Berlin 1887. 

E. Falk, Ein Fall von Tuboovarialschwangerschaft. Inaug.-Diss. Berlin 1857. 


14: 


172 Centralblatt für Physiologie. Nr. 7. 


S. C. Zoja, Un caso di dolieotriehia straordinario. Rend. del real Istituto Lomb. 
Vol. XX, Fase. I, p. 36. 

G. A. Goldberg, Zur Biologie der nordatlantischen Finnwalarten. Humboldt 1887, 
Heft 13 (März), S. 115. (Beobachtungen über Paarung, Trächtigkeitsdauer und 
Zeit der Geburt.) 

C. Vogt. One some Darwinistie heresies. The Aımals and Mag. of natur history 
XIX, p» 57% 

Mathias Duval, Sur les premieres phases u developpement du placenta du Cobaye. 
C. R. d. Soe. de Biologie, 12 Mars 1887, p. 148 v. embryologisehen Interesse. 

Ed. Retterer, Sur le lieu et le mode de formation du pigment eutan& chez les 
mammiferes. Ebenda p 150 v. histiolog. Interesse. 

A. Nicolas.- Sur quelques partieularites de l’appareil copulateus du belied. ©. R. 
Soe. Biologie, 12 Mars 1887, p. 157 bis 157. Vergleiehend Anatomiseh. 


XIV. Zur Versuchs-Technik. 


J. M’Gregor Robertson, The elements of physiologieal physies. 513 S. mit 219 Fig. 
London, Cassel & Co. Lehrbuch der physikalisch-physiologischen Methodik. 

G. Schwirkus, Ueber den Bau und Gebrauch wissenschaftlicher Wagen. Zeitschr. f. 
Instrumentenk. VIII, 2, Febr. 1887, S. 41. 

d’Arsonval, Instruments pour l’etude de l’&leetrieit& animale. La Lumiere electrique 
(Paris) XXIV, p. 158. 4 

F. Arnheim, Ein neuer thermoelektrischer Apparat zur Messung der Hautausstrahlung. 
Zeitschr. f. klin. Med. XII, 3, S. 290. (Der Apparat ist nach dem Prineip von 
Langley’s Bolometer, ähnlich dem von Masje benutzten und $. 65 dieses 
Centralblattes beschriebenen, mit den nöthigen Vereinfachungen für den Gebrauch 
in der Klinik construirt und wird von Edelmann in München geliefert.) 

S. Th. Stein, Das Licht im Dienste wissenschaftl. Forschung. 2. Aufl. M. 800 Abb. 
und 9 Taf. 5. Heft. gr. 8. Halle, Knapp. 

H. Westien, Mittheilungen aus dem physiologischen Institut der Universität Rostock 
i./M. Zeitschr. f. Instrumentenk. VII, 2, Febr. 1887, S. 52. Beschreibung von 
Apparaten, die nach Angaben von Aubert construirt, durch W. geliefert werden: 
1. Ophthalmometerplattenmodell, 2. Zwerchfellstativ, 3. Augenbewegungsmodell, 
4. Myographion, 5. Verbesserte Universalklemme (Westien). 

F. Mohr, Lehrbuch d. chemisch-analytischen Titrirmethode. 6. Aufl. Mit 201 Holzst. 
gr. 8. Braunschweig, Vieweg & S. 

F. Hoppe-Seyler, Ein Apparat zur Bestimmung von Wasserstoff neben Methan in 
Gasmischungen. Zeitschr. f. physiol. Chem. XI, 4, S. 257. 

R. Bauer, Apparat zur Bestimmung der Kohlensäure und allen ähnlichen Gasen 
Journ. f. prakt. Chem. XXXV, 8. 86. 

L. Lewin. Ein neuer Extractionsapparat. Arch. d. Pharmae. 1887, XIV, S. 74. 

Raulin, Note sur le dosage de l’azote total dans les matieres organiques. Bull. de 
la soe. chim. de Paris XLVII, N° 2, p. 94. : 

L; g: de Koninck, Neue Reaction der Hyposulfite. Zeitschr. f. analyt. Chem. XXVI, 

26 


— — Ueber den Nachweis von Ammoniak salpetriger Säure oder Salpetersäure und 
unterschwefliger Säure in einer Mischung von Alkalisalzen. Ebenda S. 26. 

R. Bauer, Bestimmung der Fettsäuren in Seifen. Journ. f. prakt. Chem. XXXV, S. 88. 

B. Schulze, Bestimmung der Fettsäuren in Seifen. Zeitschr. f. analyt. Chem. XXVI, 
S. 27. - 

J. Effront, Nouvelle methode pour doser l'’amidon et differentes espeees de suere. 
Bull. de la soe. ehim. de Paris XLVII, p. 5. 

J. V. Laborde, lies colorants appliques a la recherche et a la determination de l’acide 
libre du sue gastrique et en general des acides dans les liquides organiques. 
Bull. gener. de Therapeutique LV, Heft 2, p. 86. (Prioritätsreelamation.) 

A. Smirnow, Der Mikrostat. Arch. f. mikrosk. Anatom. XXIX, S. 384. (Ein Apparat 
zur genauen und systematischen Untersuchung mikroskopischer Präparate und 
Notirung bemerkenswerther Stellen derselben.) 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Escner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


"Druck der k.k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortiicher Redaeteur: Prof. Sigm. Exner. 


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für 


HYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner Dar: Doc. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Tan & Deuticke in Leipzig und Wien. 


Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.— 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 9. Juli 1887. N: 8. 
Inhalt: Originalmittheilung: De Varigny, Crustaceen bei erhöhter Temperatur. — 
Allgemeine Physiologie: Boutroux; Maumene, Glyconsäure. — Gley u. Rondeau, 


Wirkung des Hyosein. — Kobert, Wirkung des Hyosei :in. — Ernera, Gleiehgewichts- 
bedingung der Zellen. -— Por chet, Melaninbildung. — Drechsel, Elektrosynthetische 
Versuche. — Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie: v. Frey, Tetanische 
Muskeleurve. — v. Frey, Reizungsversuche am Muskel. — Physiologie der Drüsen: 
Herzen, Milz und Verdauung. — Schotten, Säuren der Galle. — Gruber, Koch- 
salz und Reaction des Harns. — Bourgquelot, Speichelwirkung auf Stärke. — 
Bourquelot, Speichelwirkung bei erhöhter Temperatur. — Roger, Hunger beein- 
tlusst tozische Wirkungen. — Brücke, Freie Säure im Harn. — Eckhard, 
Indigoschwefelsaures Natron seeernirt.— Perrier, Rüekenorgan der Eehinodermen. 
Physiologie der Sinne: Tumlirz, Farbenzerstreuung im Auge. — Charpentier, 
Dauer des Netzhauteindruckes. — Charpentier, Dauer der Liehtempfindung. — 
Dennert, Akustisch-physiologische Untersuchungen. — Physiologie des centralen 
und sympathischen Nervensystems: Koranyji, Experimenteller Nystagmus. — 
Spehl, Blutvertheilung im Gehirn. — Knoll, Augenbewegungen bei Grosshirn- 
reizung. — Knoll, Augenbewegungen bei Hirnanämie. — Zeugung und Ent- 
wickelung: Poneth, Sarkoplasten. — Busachi, Regeneration glatter Muskelfasern. 
— HRobinson, Lage des Ovariums. — List, Periblast bei Knochenfischen. 


Originalmittheilung. 


Ueber die Wirkung der Temperaturerhöhungen auf einige 
Crustaceen. 
Von Dr. H. de Varigny, Docteur &s Sciences. 
(Der Redaction zugegangen am 27. Juni 1887.) 


In der folgenden Mittheilung habe ich hauptsächlich den Unter- 
schied in der Empfindlichkeit e gegen thermische Schwankungen, welchen 
ich bei verschiedenen Crustaceenarten festgestellt habe, in das Licht 
setzen wollen. Die Arten, welche ich unter diesem Gesichtspunkte unter- 
sucht habe, sind: Dromia vulgaris, Pisa Gibbsii, Pagurus Pri- 
deauxii und callidus, Portunus puber, Careinus maenas und 
ein Grapsus, alles Crustaceen, welehe im Laboratorium von Banyuls, 
wo meine Untersuchungen angestellt wurden, reichlich vorhanden sind. 
Die Ergebnisse wurden erhalten, indem die Thiere, welche aus den 

Centralblatt für Physiologie. 15 


174 Centralblatt für Physiologie. Nr. 8. 


Aquarien kamen, in natürliches Seewasser, das unmittelbar erhitzt 
oder das auch durch Beimischung einer gewissen Menge auf ziemlich 
hohe Temperatur erhitzten Seewassers lau. gemacht worden war, gesetzt 
wurden: die Temperatur der Mischung wurde stets mit Sor gfalt ver- 
merkt, nach dem Umrühren und auch von Zeit zu Zeit im Laufe des 
Versuches. — Ich werde die erlangten Ergebnisse für jede Art be- 
sonders darlegen: 

Pagurus Prideauxii (gewöhnlicher Commensale von Adamsia 
palliata). In Wasser von 31° Ü. (von 29" vier Minuten nach dem 
Einbringen der Thiere) setze ich mit mehreren anderen 'Thieren zwei 
Pagurus. Der eine von beiden, der kleinere, widersteht sehr gut: 
1'/, Stunden nach dem Eintauchen in das warme Bad ist die Tempera- 
tur in diesem auf 20°C. gefallen und ich beende den Versuch; der 
andere, der grössere, ist gestorben, nachdem er Unruhe, Krämpfe 
und Zittern gezeigt hat. In Wasser von 34°C. (welches nach fünf 
Minuten durch das Einbringen der Thiere auf 31°C. gefallen ist) 
starben zwei Pagurus nach einer gewissen Zeit, obgleich ich sie 
nach 40 Minuten Aufenthalt im warmen Wasser-in frisches Wasser 
zurücksetzte. Bei 35°C. sind die Erscheinungen dieselben: der Tod 
tritt ein, wenn auch nicht unmittelbar. — In einem Versuch freilich 
entgeht ihm ein Pagurus, was zweifellos an der ziemlich beträcht- 
lichen anfänglichen Abkühlung des Bades, wegen der aussergewöhnlich 
srossen Zahl der gleichzeitig eingeführten Tbiere, liegt. — Bei 38 
und 40°C. ist der Tod sehr jäh. 

Pagurus eallidus (gewöhnlicher Commensale einer Spongiacee). 
Diese Orustacee ist widerstandsfähiger als die vorige: freilich ist sie 
etwas grösser. Sie widersteht gut Temperaturen von 34° und 35°, aber 
bei 37’ und 38° unterliegt sie immer. 

Dromia vulgaris. Diese Krabbe widersteht der Temperatur von 
35% aber unterliegt derjenigen von 38° — ich habe keine Versuche 
mit dazwischenliegenden Temperaturen gemacht. 

Bei 36° 0. unterliegt die Pisa Gibbsii; ich habe nicht genau 
feststellen können, welcher Temperatur sie widerstehen kann. 

Portunus puber, obwohl von gleicher Grösse mit der 
Dromia, stirbt schon bei 34°; bei dieser Temperatur zeigt sie leb- 
hafte Aufregung und Krämpfe gleich bei der Einführung in das 
warme Bad. 

Careinus maenas von gleicher, wenn nicht geringerer Grösse 
wie Portunus und Dromia, kann einer Temperatur von 38°C. wider- 
stehen. -— Endlich Grapsus widersteht auch dieser hohen Temperatur 
von 38°C. 

Fassen wir die Ergebnisse zusammen, so schwankt die Empfind- 
lichkeit gegen thermische Schwankungen bei den verschiedenen 
Urustaceen, welche ich in dieser Beziehung habe untersuchen können. 

Diese Unterschiede an Widerstandsfähigkeit scheinen mir nicht 
auf Unterschieden in der Körpergrösse zu beruhen, sondern auf folgenden 
zwei Factoren: auf der Verschiedenheit (Veränderlichkeit?) in der Orga- 
nisation und auf der Gewohnheit. Portunus ist eine behendere und 
physiologisch mehr entwickelte Krabbe als Dromia, bei welcher die 
Bewegungen langsam sind und bei welcher das Nervensystem weniger 


Nr. 8. Centralblatt für Physiologie. 175 


thätig ist. Die Paguren sind dem Portunus vergleichbar, es sind 
kleine, lebhafte, aufgeweckte, sehr thätige Thiere. Für den Unterschied 
der Empfindlichkeit bei Careinus maenas und den Grapsus werden 
wir den anderen Factor anrufen, und wir werden bemerken. dass dies 
Küstenthiere sind, welche den Strand bewohnen, in kleinen, wenig 
tiefen Laken, welche die Sonne mit Leichtigkeit erwärmen muss und 
die fast ebensoviel ausser dem Wasser als in ihm leben. A priori 
müssen sie im Naturzustande beträchtliche Temperaturschwankungen 
ertragen, denen die Portunus, die Dromias, die Pagurus. welche 
tieferes und von der Küste entfernteres Gewässer bewohnen, entzogen 
sind, und es ist übrigens leicht, sich davon durch directe Beobachtung 
zu überzeugen. In Summa sind also gewisse Ürustaceen weniger 
empfindlich gegen thermische Schwankungen (in den bestimmten 
Grenzen), weil sie weniger hoch in der Organisation stehen, weil ihr 
Nervensystem weniger thätig ist, weniger empfindlich. Das ist der 
Fall bei den Dromia, bei welchen übrigens die Muskelcontraction 
verhältnissmässig langsam verläuft, verglichen mit der jähen Zuekung 
der Portunus zum Beispiel, nach meinen Untersuchungen.®) Andere 
Urustaceen sind weniger empfindlich gegen diese Schwankungen in 
Folge der Gewohnheit, welche sie im Naturzustande haben, in Folge 
ihrer natürlichen EZxistenzbedingungen selbst. welche sie zwingen, 
beträchtliche Schwankungen zu bestehen. Das Grössenverhältniss ist 
ein Factor von nur mittelmässigem Einflusse: wenn aus einer gewissen 
Anzahl von Individuen einer und derselben Art, welche einer schäd- 
lichen Temperatur ausgesetzt werden, die einen sterben, die anderen 
überleben, ist es durchaus nicht constant, dass die Ueberlebenden die 
Grösseren sind. Uebrigens folgt dies auch klar aus T'hatsachen, welche 
ich bei anderen Gruppen von Thieren festgestellt habe. bei denen das 
(Grössenverbältniss allein sich als ein Factor von sehr nebensächlicher 
Bedeutung gezeigt hat im Vergleich zu den beiden anderen, wie ich 
in einer folgenden Mittheilung zeigen werde. 


Allgemeine Physiologie. 


L. Boutroux. Sur Tacide gluconigue (Compt. rend. OIV, p. 369). 


E. Maumene. Öbservations relatives a une Note de M. Boutrous, 
concernant laction de lacide azotique sur le suere (ibid., p. 511). 


B. weist, gegenüber einer Mittheilung von F. Volpert (Ber. d. 
d. chem. Ges. 19, 2621), darauf hin, dass er bereits im Jahre 1880 
das gluconsaure Ammon in schönen Krystallen erhalten, aber als zymo- 
glueonsaures Ammon bezeichnet hat, da er damals der Identität seiner 
Säure mit der- bereits bekannten Gluconsäure nicht sicher war. Seitdem 
hat er sich aber von dieser Identität namentlich durch krystallographische 
Vergleiehung der genannten beiden Salze überzeugt. Am Schlusse seiner 
Mittheilung erinnert er an seine frühere Beobachtung, dass die Glucon- 
 säure durch ein neues Ferment zu Oxygluconsäure oxydirt werden 
kann, welche möglicherweise mit der Hexepinsäure von M. identisch 


 *) Recherches Exp6erimentales sur la Contraetion museulaire des Invertibris, 
Paris 1886. 
i5* 


176 Centralblatt für Physiologie. Nr. 8. 


sein könnte. Da er aber durch Oxydation von Rohrzucker mit Salpeter- 
säure nach der Vorschrift von M. nur Oxalsäure und Zuckersäure er- 
halten konnte, so behält er vorläufig die Bezeichnung Oxygluconsäure 
für seine Säure bei. 

Hiergegen bemerkt M., dass augenscheinlich ein Irrthum vorliegen 
müsse, da die von ihm angegebene Menge Salpetersäure nur die zur 
Bildung der Hexepinsäure erforderliche Menge Sauerstoff (2 At. O auf 
C,H,>0,) liefere, eine Bildung von Zuckersäure ete. daher nicht statt- 
finden könne; übrigens entstehe die Hexepinsäure auch durch die Ein- 
wirkung von salpetersaurem oder weinsaurem (Barreswil’sche Flüssigkeit) 
Kupferoxyd auf Zucker und sei völlig identisch mit der Oxygluconsäure. 


E. Drechsel (Leipzig). 


E. Gley et P. Rondeau. Nouvelle note sur laction physiologique 
et therapeutigue du Chlorhydrate d’hyoscine (©. R. Soc. de Biologie, 
Mars 19, 1857, p. 163). 

Hyoscin erzeugt beim Hunde einen ziemlich unruhigen Schlaf 
und lähmt wie Atropin die Endigungen des Herzvagus und der 
secretorischen Nerven der Speicheldrüsen. Die beschleunigenden Herz- 
fasern des Sympathicus behalten ihre Erregbarkeit. Als Mydriaticum 
hat sich Hyosein in der ärztlichen Praxis bewährt. 

Leon Frederieq (Lüttich). 

R. Kobert. Ueber die Wirkungen des salzsauren Hyoseins®) (Arch. f. 
exp. Pathol. u. Pharmaxologie XXII, 6, S. 396). 

Das salzsaure Salz des von Ladenburg aus der Mutterlauge des 
Hyoseyamins dargestellten Hyoscins hat K. zum Gegenstand einer 
pharmakologischen Untersuchung gemacht. Versuche an Fröschen wie 
‚an Warmblütern lehrten, dass es dem Herzen gegenüber sich ähnlich 
wie Atropin verhält, dass es die hemmende Wirkung des Vagus auf- 
hebt. Aus Versuchen an einem Melancholiker, dessen Herzschlag nach 
Einverleibung von einem Millisramm Hyosein kräftiger wurde, schliesst 
K., dass es auch beim Menschen die Vagusfunetion aufhebt. Eine be- 
sondere Einwirkung auf die Pulsfreguenz des Menschen zeigt es nicht. 

Durehströmungsversuche an Fröschen sowie Warmblüternieren 
lehrten. dass das Gift die Blutgefässe erweitert. Selbst nach sehr hohen 
Dosen blieb der Blutdruck constant, das vasomotorische Öentrum wird 
also nicht beeinflusst. 

Die Athmung wird kaum verändert. Speichel- und Schweiss- 
absonderung werden herabgesetzt; die motorischen Nervenapparate des 
Darmes, die von Muscarin, Nieotin und Pilocarpin gereizt werden, 
lähmt das Hyosein. Die Pupille wird stärker aber weniger andauernd, 
wie dureh Atropin erweitert. Die Erregbarkeit der motorischen Zone 
des Hundegehirns wird nicht beeinflusst. Auf den gesunden Menschen 
wirkt das Gift wie ein schwaches Narkotieum, bei Geisteskranken schlaf- 
machend. 

Tödtliche Wirkungen hat das Mittel nicht. Es wird unverändert 


im Harn ausgeschieden. - Langendorff (Königsberg). 


*) Vgl. J. Mitehell-Bruce, De I’hyoseine comme sedatif eerebral. Bull. 
gener. de Therap. 1887, OXII, 4, p. 185 und The Praetitioner, Nov. 1886. 


Nr. 8. Öentralblatt für Physiologie. 17 


L. Ernera. Eine fundamentale Gleichgewichtsbedingung organischer Zellen 
(Ber. d. deutsch. botan. Gesellsch. IV, 10, 5. 441). 

Es ist eine seit lange bekannte Thatsache, dass das Zelleunetz 
der Pflanzengewebe eine regelmässige Anordnung zeigt, welcher irgend 
eine zweckmässige Beziehung zu Grunde liegen muss. Sachs war der 
Erste, welcher eine solche auffand, indem er erkannte, dass für sehr 
viele Fälle das Prineip der rechtwinkeligen Schneidung massgebend 
für die Anordnung der Zellwände sei, ohne das Prineip selbst weiter 
zu erklären. E. hat das Problem allgemeiner gefasst, indem er hervor- 
hebt, dass für die Lage und Form der Zellwände diejenigen (resetze 
gelten, welche für dünne Flüssigkeitslamellen, z. B. diejenigen aus 
Seifenwasser, massgebend und welche eingehend theoretisch wie ex- 
perimentell durch Plateau festgestellt sind. Im Augenblieke der Ent- 
stehung ist eine Zellhaut weich, dünn, plastisch und strebt darnach. 
diejenige Form anzunehmen, welche unter denselben Bedingungen eine 
gewichtslose Flüssigkeitslamelle annehmen würde. Eine der bedeutungs- 
vollsten Eigenschaften einer solehen Lamelle liest darin, dass sie nur 
dann fortbestehen kann, wenn sie eine Fläche von eonstanter mittlerer 
Krümmung (Fläche minimae areae) bildet. Daraus ergibt sich mit Noth- 
wendigkeit, dass bei Zweitheilung, z. B. eines Öylinders, die neu sich 
ansetzende Wand die alte überall unter rechtem Winkel treffen muss. 
Die Zellhaut folgt demselben Gesetze, und es erklärt sich das Sachs’sche 
Prineip der reehtwinkeligen Schneidung. Wenn eine Zelle sich simultan 
in mehrere theilt, so stellt die Gesammtheit der neuen Scheidewände 
ein Lamellensystem dar. In einem solchen muss, wie Plateau nach- 
gewiesen hat, jede Kante stets drei Lamellen unter gleichen Winkeln 
von 120° vereinigen, und es müssen die geraden oder krummen Kanten 
stets zu vieren in einem Punkt zusammentreffen, indem sie unterein- 
ander gleiche Winkel von etwa 109'/,° bilden. Beide Gesetzte finden 
sich mit merkwürdiger Annäherung bei der simultanen Mehrtheilung 
der Zellen wieder, z. B. in den Endospermen und Sporangien der 
Pflanzen. Uebrigens ist dieser Mittheilung von E. beizufügen, dass 
die Anwendung des Prineips der kleinsten Fläche für die Erklärung 
der Zellenanordnung unabhängig von RP. und auch etwas früher von 
Berthold in seinem grossen. Werke „Studien zur Protoplasmamechanik’, 
Leipzig 1886, gemacht worden ist. Berthold hat das ganze Problem 
sehr ausführlich nach allen Richtungen behandelt und ist auch auf die 
zahlreichen Abweichungen vom Prineip, sowie deren Ursachen näher 
eingegangen. Klebs (Tübingen). 


G. Pouchet. Sur la formation du pigment melanique (C. R. Soc. de 
Biologie, Mars 19, 1887, p. 164). 

P. hat bei einem injieirten (Alkohol und Sublimat) neugeborenen 
Hunde, welcher seit September 1886 in Spiritus aufbewahrt war, eine 
Umwandlung des Hämoglobins in Melanin beobachtet. Versuche, um 
‚mittelst Fötusblut und Alkohol durch blosses Conserviren in zu- 
geschmolzenen Röhren die nämliche Umwandlung zu erzielen, misslangen. 

Leon Frederieg (Lüttich). 
E. Drechsel. Elektrosynthetische Versuche (Beiträge zur Physiologie, 
C. Ludwig gewidmet, Leipzig 1887, 8. 1). 


178 Centralblatt für Physiologie. Nee: 


Die Synthese mit Wasserabspaltung, welche für die Bildung 
gewisser Substanzen im thierischen Körper charakteristisch ist. ‚lässt 
sich ausserhalb des Körpers nicht allein durch Wechselströme, sondern 
auch durch den constanten Strom erzielen. Die Voraussetzungen des 
Versuches sind möglichst kleiner Abstand der Elektroden, damit die 
Jonen aufeinander wirken können und möglichst zahlreiche Elektroden- 
paare, um eine genügende Ausbeute zu erhalten. Diesen Bedingungen 
wurde dadurch Genüge geleistet, dass in die Lösung Platinmohr ein- 
getragen wurde. Sobald der constante Strom hindurch geleitet wurde, 
bildeten sich (rasblasen im Mohr zum Zeichen, dass an der Oberfläche 
der Mohrtheilchen Zersetzungen auftraten Bei einem Versuch mit 
kohlensaurem Ammoniak wurde das Auftreten von Harnstoff nach- 
gewiesen, welches ausblieb, wenn der Mohr weggelassen wurde. Gleich- 
zeitig mit dem Harnstoff bilden sich die von dem Verfasser bereits 
früher studirten Platinbasen. Ein Versuch mit einem Gemenge von 
Phenol und schwefelsaurem Natron ergab die Bildung von Phenol- 
ätherschwefelsäure. Verf. macht darauf aufmerksam, dass auch im 
thierischen Körper die chemischen Umsetzungen vermuthlich auf 
einem sehr kleinen Raume stattfinden, entsprechend der Kleinheit der 
elementaren (Gewebstheile, und dass durch die grosse Anzahl der 
thätigen Orte eine Häufung der Produete stattfindet. Er hält es für 
wahrscheinlich, dass elektrische Ströme dabei eine Rolle spielen. 


M. v. Frey (Leipzig). 


Allgemeine Nerven- tind Muskel-Physiologie. 


M. v. Frey. Versuche zur Auflösung. der tetanischen Muskeleurve 
(Festschrift für O©.- Ludwig, Leipzig. 1887, S. 35). 

Anschliessend an die durch v. Kries beschriebene Erscheinung, 
dass der Gipfel der Zuckungscurve des quergestreiften Muskels durch 
Unterstützung seiner Last beträchtlich in die Höhe getrieben wird, 
leitet v. F. den tetanischen Verkürzungszuwachs aus der Unterstützung 
ab, welche von den in den Tetanus eingehenden Einzelzuckungen jede 
vorangchende der folgenden darbietet. Zwecks Prüfung dieser Auffassung 
vergleicht er Zuekungen und Tetani im unterstützten und freien theils 
nur dureh das Gewicht des Schreibwerkes, theils durch angehängte 
(rewichte belasteten Zustand des Muskels. Er findet: 1. Tetanische Ver- 
kürzungen können im Gegensatz zur Zuckung durch Unterstützung 
nicht vergrössert werden. 2. Am unermüdeten Muskel erreichen durch 
möglichst hoch gehaltene Unterstützungen die Zuckungseipfel dieselbe 
Höhe wie der Tetanus. Von Bedeutung ist, dass auch bei den unter- 
stützten Zuckungen die Zuckungstreppe erscheint. Am ermüdeten 
Muskel hebt sich die tetanische Curve in der Contraetur über die 
(Gipfel der unterstützten Einzelzuekungen. Zuckungen jedoch, welche 
nach Schluss eines Tetanus in den noch über der Unterstützungslinie 
liegenden Theil der Tetanuseurve fallen, sind mit dem Tetanus gleich 
hoch. 3. Wenn bei wachsender Unterstützung die anfangs steigenden 
Zuekungsgipfel vor Eintritt der Maximalunterstützung etwas fallen, um 
dann bei fortgesetzt wachsender Unterstützung zu einem zweiten 
Maximum anzusteigen, besitzt die tetanische Curve drei Maxima, deren 


Nr. 8. Öentralblatt für Physiologie. 179 


mittelstes (der Höcker) gerade über der Höhe der Selbstunterstützung 
steht. bei welcher die unterstützten Zuckungen ihr erstes Maximum 
erreichen. Während der dritte Gipfel den von Bohr gegebenen Regeln 
des Steigens der Tetanuscurve entspricht, hat der erste Gipfel (Vor- 
sipfel) sein Vorbild in Buckmaster's einleitenden Zuckungen. 
Schönlein (Breslau). 
M. v. Frey. Heizungsversuche am wunbelusteten Muskel (Archiv für 
Anatomie u. Physiologie 1837, S. 195). 

Die Arbeit ist unmittelbar die Fortsetzung und Erweiterung der 
eben referirten Versuchsreihe und soll den bereits aus der ceitirten 
Arbeit gezogenen Schluss, dass für den unbelasteten Muskel Zuckungs- 
und Tetanushöhe gleich sind, in aller Strenge nachweisen. Der mit 
einem. Hebelwerk allerleichtester Art versehene Muskel erreicht seine 
maximale Verkürzung, die jetzt dureh Unterstützung nicht mehr ver- 
srössert werden kann, auch bei der Einzelzuckung, während, auch bei 
nur mässiger Last, 10 Gramm für den euraresirten Gastroenemius, die 
Wirkung der Unterstützung zu Recht besteht. Während also am un- 
belasteten frei arbeitenden Muskel Zuekungs- und Tetanushöhe in der 
That gleich sind, gilt das bis jetzt allein bekannte Verhalten, dem ent- 
sprechend die Gipfel der Einzelzuckung niedriger bleiben als die 
tetanische Curve, nur für den belasteten Muskel. Die Erhebung der 
/uckungsgipfel durch Unterstützung und die sogenannte Summirung 
der Zuckungen im Tetanus sind also im Wesentlichen dieselvpe Er- 
seheinung. Die zwischen beiden Thätigkeitsweisen bestehenden Unter- 
schiede aber werden sich zum Theil durch das Studium der Doppel- 
reizung am unbelasteten Muskel ermitteln lassen. Für diese lässt sich 
zunächst aussagen, dass der Gipfel der zweiten Zuckung von dem der 
ersten in seiner Höhe nicht wesentlich abweichen wird. Ausserdem 
aber wird der Erfolg abhängen: 1. Von der Zahl der vorangegangenen 
Reize. Die Zuckungstreppe wird so lange bestehen bleiben, bis die 
modifieirenden Einflüsse der Ermüdung eintreten. 2. Vom Reizintervall. 
3. Vor Allem von der Contractur, welche vom sogenannten Verkürzungs- 
rückstand wohl zu unterscheiden ist, da er auf die Lage der Zuckungs- 
gipfel keinen Einfluss hat, während diese mit der durch die Contraetur 
modifieirten Ausgangshöhe der Zuekung emporsteigen. Es wird sich 
daher empfehlen, den Ausdruck „Summirung der Zuckungen” nur für 
den dem belasteten Muskel eigenthümlichen Vorgang der Selbstunter- 
stützung zu gebrauchen, zumal die Helmholtz’sche Regel auch nur für 
ihn Giltigkeit hat. Schönlein (Breslau). 


Physiologie der Drüsen. 


Herzen. Influence de la rate sur les fonctions du panereas (©. R. des 
seances de la Soe. Vaud. des sciences natur. a Lausanne 12. I, 1887. 
— Arch. des sciences phys. et nat. XVII, 2 p., N’ 3). 

H. beschreibt das Verfahren, welches er als das zweckmässigste 
zur Demonstration des Antheils, welchen die Milz an der Verdauung 
uimmt, seit seiner vor 4 Jahren erfolgten ersten Publication über diesen 
Gegenstand ausprobirt hat. Er opfert drei Thiere, von denen das erste 
nüchtern, das zweite und dritte in voller Verdauung getödtet wird, 


180 Centralblatt für Physiologie. Nr 7 


mit dem Unterschiede jedoch, dass das letzte ‘seit langer Zeit die 
Extirpatien der Milz überlebt hat; man nimmt- das Pankreas der drei 
Ihiere und die Milz der beiden ersten, und übergiesst jedes dieser, 
zerkleinerten Organe mit reinem Glycerin. Nach einigen Wochen sieht 
man, dass die Stücke des ersten und des dritten Pankreas ganz 
geblieben sind, während die des zweiten vollkommen zerfallen sind 
und sich zum grossen Theil gelöst haben durch Selbstverdauung. Jetzt 
nimmt man von den beiden Pankreas, welche sich nicht verdaut haben, 
je zwei Portionen fort und mischt je eine dieser Portionen mit dem Glycerin- 
infus von der Milz des nüchtern und je eine Portion mit dem Glycerin- 
infus der Milz des in Verdauung setödteten Thieres.. Nach einiger 
Zeit constatirt man, dass die Pankreasstücke in der letzten dieser 
Mischungen sich verdaut haben, während sie in allen anderen Flaschen 
intact geblieben sind. Gad (Berlin). 


C. Schotten. Ueber die Säuren der menschlichen Galle, II (Zeitschr. 
f. physiol. Chemie, XI, 4, S. 268). 

Sch. hatte bereits in seiner ersten Abhandlung über die Säuren 
der menschlichen Galle (Zeitschr. f. physiol. Chemie 10, 175) nach- 
gewiesen, dass der mit Glykokoll und mit Taurin verbundene stickstoff- 
freie Paarling keine einheitliche Substanz ist, sondern ein Gemisch 
von mindestens zwei Säuren. Als die eine derselben wurde die gewöhn- 
liche Cholalsäure G,,H,,0;, erkannt; die nähere Untersuchung der 
anderen Säure hat ergeben, dass dieselbe weder mit der Oholeinsäure 
von Latschinoff, noch mit der Desoxycholsäure von Mylius identisch 
ist, dass sie aber mit diesen beiden Säuren die Eigenschaft, ein schwer- 
lösliches Barytsalz zu geben, gemein hat. Kocht man daher das ursprüng- 
liche Gemenge der Barytsalze wiederholt mit Wasser aus, oder fällt 
man die verdünnt alkoholische Lösung derselben mit Wasser, so gelingt 


‚es, nach und nach die Cholalsäure, beziehungsweise deren Barytsalz 


zu entfernen, wobei das Salz der neuen Säure zurückbleibt. Verf. nennt 
dieselbe Fellinsäure; man kann dieselbe durch Kochen des Baryt- 
salzes mit Sodalösung ins Natronsalz verwandeln und dessen Lösung 
mit Aether und Salzsäure behandeln, wobei die Säure völlig in den 
Aether übergeht. Beim Verdunsten desselben krystallisirt sie zum 
grössten Theile; die alkoholische Lösung trocknet meist zu einem farb- 
losen Firniss ein, krystallisirt nach Zusatz von Aether; in Wasser ist 
sie unlöslich. Sie schmeckt bitter; schmilzt im amorphen Zustande bei 
circa 120° und lässt bei stärkerem Erhitzen terpentinähnlich riechende 
Dämpfe entweichen. In alkoholischer Lösung ist sie rechtsdrehend. Die 
Analyse führte zu der Formel C,, H,, O,; die Fellimsäure ist demnach 
weder mit Choleinsäure (Ö,; H,, O,) und Desoxycholsäure (C,, H,,0,). 
noch mit Lithofellinsäure (C,, H3, 0,) homolog. Die Fellinsäure gibt 
die Pettenkofer'sche Reaction nicht ganz in derselben Weise wie die 
Cholalsäure; einerseits tritt die Reaction nieht so leicht ein wie bei 
letzterer, und andererseits ist die Farbe dunkelkirsehroth bis blauroth, 
verschwindet auch bei Wasserzusatz, während die mit Cholalsäure 
erzeugte Färbung auch bei Wasserzusatz beständig ist. Das Barytsalz 
löst sich in verdünntem Alkohol und krystallisirt, nach Wasserzusatz 
bis zur Trübung, in schönen, langen, sternförmig gruppirten Nadeln, 


x 


Nr. 8. Centralblatt für Physiologie. 181 


deren Analyse zu der Formel: (C,,; H,,0,), Ba+-4ag. führte; es löst 
sich in &ireca 870 Theilen kaltem und heissem Wasser, ist aber, solange 
es noch cholalsaures Salz enthält, leichter löslich; in 96 procent. oder 
absolutem Alkohol ist es nur wenig oder gar nicht löslich. Das Magnesia- 
salz krystallisirt ebenfalls in glänzenden, weissen, wolligen Nadeln, die 
unter dem Mikroskop als platte, scheinbar rechtwinkelige Prismen 
erscheinen; ihre Formel ist: (Ca; Hz, O,)» Mg + 2'/, ag. In den Mutter- 
laugen der durch viel Wasser gefällten Baryt- und Magnesiasalze liess 
sich Cholalsäure durch die Pettenkofer'sche Reaction leicht nach- 
weisen. — Schliesslich theilt Verf. noch mit, dass die von ihm durch 
Einwirkung von Essigsäureanhydrid auf Cholalsäure aus Rindsgalle er- 
haltene weisse, amorphe Substanz doch Essigsäure enthält, dieselbe 
aber weder beim Kochen mit Wasser und Magnesia, noch beim Er- 
hitzen mit verdünntem Alkohcl und Magnesia auf 140° abgibt, sondern 
nur bei längerem Kochen mit alkoholischer Kalilauge. 


E. Drechsel (Leipzig) 


M. Gruber. Ueber den Einfluss der Kochsalzzufuhr auf die Reaction 
des Harns. Beiträge zur Physiologie, ©. Ludwig gewidmet, Leipzig 
1887, 8. 68. 

Beim Menschen und beim Fleischfresser nimmt, wie bekannt, 
der vorher saure Harn in den ersten Stunden nach der Nahrungs- 
aufnahme sehr häufig neutrale oder alkalische Reaction an. Dieser 
Weehsel kann sehr viel auffallender gemacht werden, wenn man die 
Kochsalzzufuhr ändert. Giebt man einem Hunde nach mehrtägigem 
Kochsalzmangel eine grössere Kochsalzmenge zum Futter, so reagirt 
der Harn durch mehrere Stunden nach der Mahlzeit intensiv alkalisch, 
indem er gleichzeitig von Niederschlägen getrübt wird. Fährt man 
mit den Kochsalzgaben fort, so treten die Erscheinungen bald zurück. 
Entzieht man aber nach einiger Zeit das Salz, so wird in den ersten 
Verdauungsstunden der Harn sehr stark sauer. Da nun durch andere 
Versuche festgestellt ist, dass in den ersten Tagen erhöhter Kochsalz- 
zufuhr Chlor zurückeehalten, in den ersten Tagen von Kochsalzhunger 
Chlor ausgeschieden wird, da ferner bekannt ist, dass die neutrale 
oder alkalische Harnreaction des verdauenden Thieres mit der Seeretion 
der Magensäure zusammenhängt, so sind die angeführten Thatsachen 
nur unter der Voraussetzung verständlich, dass das eingeführte Koch- 
salz im Magen zerlegt wird. Diese Anschauung wird "gestützt dureh 
die Erfahrung, dass die Einführung von Kochsalz die Reaction des 
Harns nicht ändert, wenn das Thier gleichzeitig hungert. 

Die beiden Componenten des Kochsalzes erfahren ungleiche 
Schicksale. Das Natrium wird an Kohlensäure gebunden ins Blut 
aufgenommen und durch die Nieren abgeschieden. Das Chlor wird 
vielleieht .in organischer Verbindung zurückgehalten, bis es bei ein- 
tretendem Chlormangel wieder abgestossen wird. Dass diese V orgänge 
weder aus einer Zerlegung des Kochsalzes durch Milchsäure, noch 
- durch Maly’s Diffusionshypothese erklärt werden können, ist ein- 
leuchtend. Der Verlust des Körpers an Alkalien in Folge von reich- 
licher Kochsalzzufuhr ist vielleieht geeignet, auf die seorbutischen 
Erscheinungen neues Licht zu werfen. M. v. Frey (Leipzig). 


182 Centralblatt für Physiologie. Nr. 8. 


Bcurquelot. Sur quelques points relatif a l’action de la salive sur 
le grain d’amidon (Comptes rendus CIV, 1, p. 71; C. R. Soc. de 
Biol.»IV ;+14°p.1213). 

Verf. kommt zu folgendem Resultat: Wenn man bei der Temperatur, 
wo das Wasser anfüngt aus dem Stärkemehl ein Hydrat zu bilden, 
welches durch das Ferment des Speichels in Zucker verwandelt werden 
kann, das Wasser und den Speichel zu gleicher Zeit zu dem Stärkebrei 
hinzufügt, so ist die saccharificirende Wirkung des Speichelfermentes 
eine grössere als wenn man zuerst nur unter Zusatz von Wasser er- 
wärmt und dann den Speichel einfügt. Diese Vermehrung der Wirk- 
samkeit erstreckt sich von 35° bis zu einer Temperatur von 58°. Von 
hier ab tritt für die erstere Versuchsanordnung eine Verminderung der 
Wirksamkeit ein, die bei 71" völlig aufhört. Hieraus folet zugleich, 
dass bei 58° in wässeriger Lösung die Zerstörung der Diastase beginnt 
und bei 71° beendiet ist. Leo (Berlin). 


Bourquelot. Sur la composition du grain d’amidon (Comptes rendus 
CIV, 3, p. 177; 0.:B. Soc. de Biol. IV, 3 p. 32; Jour. de'Bharm.’et 
de Chem. XV, 3 p. 172). 

Verf. prüfte die Wirksamkeit des Speichelfermentes je nach 
der Dauer seiner Einwirkung auf die Stärke und er findet, dass bis 
zu einer Temperatur von 57° diese Wirksamkeit eine Funetion der Zeit 
sei, ohne derselben proportinal zu sein. bei höheren Temperaturen 
erreicht die saccharifieirende Fähigkeit der Diastase einen bestimmten 
Werth, der trotz längerer Fortsetzung der Brütung nicht verändert 
wird. Leo (Berlin). 


G. H. Roger. Influence du jeüne sur la resistance des animaux d 
quelques alculoides toxiques (Ü. R. Soc. de Biologie, Mars 19, 1887, 
p. 166). 

R. zeigt, dass die Fähigkeit, welche die Leber besitzt, in die 
Blutbahn eingespritzte Alkaloide zurückzuhalten. an deren Reichthum 
an Glykogen gebunden ist. Wenn man durch Fasten den Glykogen- 
gehalt der Leber herabsetzt, genügt eine verhältnissmässig kleine Dosis 
von Chinin, Atropin oder Nicotin (in die Vena porta injieirt), um das 
[hier zu tödten. Die tödtliche Dosis wird beim fastenden Thiere 
wieder durch vorherige Einnahme von Traubenzucker oder Glycerin 
(Glykogenbildner) erhöht. Leon Frederieq (Lüttich). 


E. Brücke. /st im Harn des Menschen freie Säure enthalten? (Sitzungs- 
berichte der k. Akademie der Wissensch. in Wien, Bd. 95, II, 
3. März 1887, Monatshefte für Chemie 1887, 95). 

Während Hippursäure in wässeriger Lösung auf Congoroth prompt 
reagirt, ja in einer Verdünnung von 1:55,000 damit noch erkennbar 
ist, zeiet Harn, auch wenn er gegen Lackmus stark sauer reagirt, 
keinerlei Einwirkung auf diesen Farbstoff. Eine durch Säure tmten- 
artig gemachte Lösung von Congoroth wird im Gegentheil beim Ein- 
tropfen in Harn wieder roth, und man kann mit Congoroth gefärbtem 
Harn Säure hinzufügen, ohne dass durch die ersten Tropfen eine 
bleibende Veränderung sichtbar würde. Auf dieses letztere Ver- 


NT. 8. Centralblatt für Physiologie. 185 


halten lässt sieh eine Titrationsniethode deshalb nicht gründen, 
weil bei Zusatz grösserer Säuremengen der Farbstoff durch einen 
Niederschlag mit niedergerissen wird. Auch wenn man sich mittelst 
einer Congorothlösung, die mit Phosphorsäure versetzt ist, bis sie in 
dünner Schicht violett aussieht, doppelt empfindliehes Congopapier 
herstellt, und auf jeden Säurezusatz zum Harn mit solchem Papier 
prüft, um auf diese Weise eine Titration auszuführen, so kommt man 
nicht besser zum Ziel. Schon reine Kochsalzlösung bringt auf 
solehem Papier rothe Fleeke hervor, nieht durch Dissociation von 
Säure und Basis und ungleiche Diffusion derselben, sondern möglicher- 
weise dureh Erhöhung des Brechungsindex und moleeulare Verände- 
rung des Farbstoffes; ‚auch eine mit Salzsäure violett gemachte Congo- 
rothlösung wird durch Kochsalz wieder röther, aber nicht so schön 
roth, wie dies durch nachherigen Zusatz von Alkali geschieht. Das 
Kochsalz des Harnes ist also der Schärfe der Reaction abträglich, 
ohne dass dies an den vorerwähnten Resultaten etwas ändern würde. 
Auch wenn man eine reichlicher Congoroth enthaltende Lösung mit 
Salzsäure violett färbt und von der durch Zusatz von Ühlornatrium 
entstehenden violetten bis flohbraunen Ausscheidung etwas dem Harn 
zufügt, so löst sich diese mit rother Farbe darin auf. In dem Harn 
müssen nach Allem noch säurebindende Stoffe enthalten sein. Die 
Frage, welche Stoffe hier in Betracht kommen, bleibt offen. Harnstoff 
spielt dabei keine Rolle. Da Congoroth nicht unempfindlich gegen 
Kohlensäure ist — denn eine wässerige Lösung wird beim Durchleiten 
von Kohlensäure violett, beim nachherigen Kochen wieder roth — so 
geht aus den vorigen Versuchen hervor, dass der Harn auch keine 
freie Kohlensäure enthält. Der Harn wirkt auch dann nieht auf Öongo- 
roth, wenn er freie Harnsäure ausgeschieden enthält. Doch ist freie 
Harnsäure nicht ganz ohne Wirkung: kocht man reine Harnsäure mit 
verdünnter Congorothlösung, so scheidet sich der in Lösung gegangene 
Theil derselben beim Erkalten violett gefärbt aus und die Lösung 
bekommt einen Stich ins Rosenrothe. Wenn im Harn auch freie Harn- 
säure ausgeschieden ist, so muss er deshalb noch nicht freie Säure 
gelöst enthalten; die Harnsäure kann aus ihren sauren Salzen sozu- 
sagen „mehr auswandern als ausgetrieben werden”, wobei ihre Schwer- 
lösliehkeit und ihre Neigung zum Krystallisiren in Betracht kommen. 
Verf. hat im Jahre 1877 (Sitzungsber. d. Akad. d. Wissensch., 
Abth. 2, 507) gezeigt. wie beweglich der chemische Gleiehgewichts- 
zustand. von sauren Salzlösungen ist, und dass er auch von der 
Temperatur und der vorhandenen Wassermenge abhängt. Die Frage, ob 
der Harn freie, das heisst durch keine andere Verwandtsehaft als die 
des Wassers gebundene Säure enthalte, ist nichtsdestoweniger keine 
müssige, da sie bei der Beurtheilung der Kräfte in Betracht kommt, 
welche bei der Abscheidung des Harnes aus dem Blute eine Rolle 
spielen — ein Punkt, dem Verf. mit Rücksicht auf die Ludwig'sche 
Theorie der Harnseeretion einige Bemerkungen widmet. 
J. Mauthner (Wien). 
C. Eckhard. Ueber den Eintritt des in das Blut injieirten indig- 
schwefelsauren Natrons in den Speichel (Beiträge zur Physiologie, 
0. Ludwig gewidmet. Leipzig 1887, S. 15). 


154 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 8. 


Die Angabe Heidenhain’s, dass das indigschwefelsaure Natron 
nicht in den Chordaspeichel des Hundes übertritt, und die entgegen- 
gesetzte Zerner’s veranlassten den Verf. ältere, nicht publieirte 
Versuche von neuem aufzunehmen, zunächst an der continuirlich 
secernirenden Parotis des Schafes. Er fand, dass der Farbstoff nicht 
in das Secret übertrat, selbst wenn eine Menge in das Blut injieirt 
wurde, welche den Tod des Thieres herbeiführte. An dem Chorda- 
speichel des Hundes sind die Ergebnisse verschieden, je nach der 
injicirten Menge: 2 bis 4 Kubikeentimeter der gesättigten Lösung 
auf das Kilo Thier lassen den Speichel ungefärbt; 6 bis 3 Kubik- 
centimeter bringen meistens Bläuung hervor, doch in eigenthümlicher 
Weise. Nach Beginn der Nervenreizung fliessen zuerst einige Tropfen 
ungefärbten Speichels ab, welche etwa dem Inhalte der eingebundenen 
Canüle entsprechen, somit nichts Anderes bedeuten, als die Verdrängung 
bereits früher secernirten Speichels. Diesen folgen einige deutlich 
gebläute Tropfen, worauf bei weiter andauernder Reizung und Secretion 
die Färbung wieder abnimmt, und sogar wieder ganz verschwinden 
kann. Setzt man nach einiger Ruhe eine neue Reizung ein, so wiederholen 
sich die Erscheinungen in derselben Weise und die gefärbten Tropfen 
sind um so stärker blau, je länger die Ruhepause war. Das Eindringen 
des Farbstoffes in die Drüsengänge ist also von dem .eigentlichen 
Secretionsvorgang unabhängig und scheint continuirlich zu geschehen. 
Dem entsprechend kann der Farbstoff auf mikroskopischen Schnitten 
nieht mit Sicherheit in den Zellen nachgewiesen werden, während 
alle bindegewebigen Theile der Drüse, und insbesondere auch die 
Wand des Ausführungsganges, tief gefärbt sind. Verf. glaubt, dass der 
Stoff aus den gefärbten Hüllen der Gänge in das Lumen diffundirt. 

M. v. Frey (Leipzig). 


Edm. Perrier. Sur le corps plastidogene ou pretendu coeur des 
Echinodermes (Comptes rendus CIV, 3, p. 180). r: 


P. führt die verschiedenen Deutungen an, welche das Rückenorgan 
der Orinoiden und die entsprechende eiförmige Drüse, beziehungsweise 
das angebliche Herz der Seeigel und Seesterne bisher erfahren hat, und 
hält seine (1886 ausgesprochene) Behauptung aufrecht, dass dieses 
Organ eine milzartige Drüse sei, welche die Körperchen der Leibes- ' 
höhlenflüssigkeit produeirt. Brandt (Königsberg). 


: Physiologie der Sinne. 


O. Tumlirz. Ueber ein einfaches Verfahren, die Farbenzerstreuung 
des Auges direct zu sehen. (Archiv f. d. ges. Physiologie, XL, 394). 
Zu diesem Zwecke wird sich ein Bild, welches nur durch Rand- 
theile der Linse erzeugt wird, am besten eignen. Um die Oentral- 
strahlen auszuschliessen, betrachtet der Verf. einen aufrechten. aus 
dünnem Platindraht gebildeten Kreisring, der in einer nicht leuchtenden 
Gasflamme weiss glüht, aus etwa !/, Meter Entfernung, und schiebt 
nun einen opaken Schirm mit einem runden Loch von etwa '/, Milli- 
meter Weite so weit vom Auge gegen den leuchtenden Ring, als es 
eben noch geht, ohne letzteren zu verdecken. Der Ring erscheint 


Nr. 8. Oentralblatt für Physiologie. 185 
dann aussen roth, innen blauviolett gesäumt. Der Ring soll etwa 
20 Millimeter Durchmesser haben, und es ist das Auge beim Versuch 
auf seinen Mittelpunkt einzustellen. E. v. Fleischl (Wien). 


A. Charpentier. Observations relatives ü la persistance visuelle (Reponse 
a M. Bloch) (©. R. Soc. de Biologie, Mars 19, 1887, p. 174). 

Verf. ist mit Bloch einig über “den Punkt, dass die fortgesetzte 
Betrachtung eines leuchtenden "Gegenstandes, sleichgiltig, ob der Lieht- 
eindruek ein eontinuirlicher oder ein intermittirender ist, die Fortdauer 
der Liehtempfindung vermehrt und dass die Ermüdung des Auges im 
gleichen Sinne wirkt. 

Man nehme aber ein ganz frisches Auge, im Anfang eines 
Experimentes, und unterwerfe es das einemal ein oder zwei kurz- 
dauernden Liehterresungen, das anderemal einer ganzen Reihe solcher 
Erregungen, dann wird man die Fortdauer im ersteren Falle entschieden 
länger als im zweiten finden. Es handelt sieh hier also nieht um 
vewöhnliche Ermüdungserscheinungen. Uebrigens kann bei solchen 
Experimenten die Ermüdune mehrfacher Natur, peripheren (z. B. durch 
Zerstörung des Sehrothes) oder centralen Ursprungs sein. 

Den scheinbaren Widerspruch könnte man vielleieht erklären durch 
die Annahme einer hypothetischen Verkürzung der Latenzzeit bei der 
zweiten, dritten, vierten u. s. w. Erregung, während der ersteren Er- 
regung der volle Werth der Latenzzeit zukommen soll. (Siehe die 
früher beschriebene Anordnung des Versuches.) 

Verf. gibt auch eine etwas modifieirte Ausführung des in Betracht 
kommenden Versuches. Leon Frederieq (Lüttich). 


A. Charpentier. /nfluence exercee sur la persistance apparente des 
Impressions retiniennes par la dwirce des eswcitations consdeutives 
(©. R. soe. de Biologie, 12. Mars 1887, p. 159). 

Ch. hat mittelst seiner rotirenden Scheiben die höchst überraschende 
T'hatsache gefunden, dass die Fortdauer der Eıinpfindung bei einer 
segebenen Lichterregung von der Dauer einer zweiten späteren Licht- 
erregung beeinflusst wird. 

Für eine gewisse Rotationsgeschwindigkeit der Scheibe muss zwischen 
einem sectorförmigen Ausschnitt von 11° und einem zweiten von 5" 
.ein dunkler Zwischenraum. von genau 33° bestehen, um eine eben 
discontinuirliehe Empfindung zu bewirken. Wenn das zweite Loch 10° 
beträgt, so genügt ein Zwischenraum von nur 30°. 

Folgende Tabelle enthält die Zahlen (als Bruchtheile einer Secunde) 
mehrerer solcher Experimente. 


Dauer der ersten Dauer der zweiten Scheinbare Fortdauer der ersten 
Erregung Erregung Erregung 
0:015 0.007 0.046 
0.014 0.042 
0.021 0:039 . 
0.028 0.038 
0.056 0.038 


Ch. hatte früher gezeigt, dass die Fortdauer einer Lichterregung 
ungefähr in umgekehrtem Verbältniss steht zur Quadratwurzel der 
Beleuehtunesintensität. Dies gilt nur für schwache Beleuchtung. 


4 4 u #., aa 


186 Centralblatt für Physiologie. Nr.’ $: 


Für starke Beleuchtung scheint die Fortdauer der Empfindung, 
wie Bloch gezeigt hat, beinahe von der Liehtintensität unabhängig. 
Leon Frederieg (Lüttich). 
H.Dennert. Akustisch-physiologische Untersuchungen (Vortrag, gehalten 
am 22. September 1886 in der otiatrischen Section der Naturforscher- 
versammlung zu Berlin, Archiv für Ohrenheilkunde XXIV, 2, 3, 
Dez: : 

Die Combinationstöne wurden bekanntlich zuerst auf die Stösse 
(Sehwebungen) zurückgeführt, welche bei der Interferenz zweier ein- 
fachen Töne entstehen. Dagegen hat v. Helmholtz gezeigt, dass 
die Unsymmetrie mitschwingender Apparate bei der Einwirkung zweier 
Schallwellenzüge zu der Entstehung von Schwingungen führt, deren 
Schwimgungszahl gleich der Differenz, respective der Summe der 
Schwingungszahlen der einwirkenden Schallwellen ist und es ist nach 
v. H. lediglich hierauf die Entstehung der Uombinationstöne zurück- 
zuführen. Diese Vorstellung beruht hauptsächlich darauf, dass eine Ver- 
schmelzung der Stösse zu Tönen nur dann angenommen werden könnte, 
wenn für die Tonempfindung nicht ausschliesslich die pendelartigen 
(einfachen) Schwingungen massgebend wären. 

Der Verf. zeigt durch eine Anzahl von Versuchen, deren einige 
in ähnlicher Weise auch schon von König ausgeführt wurden, dass 
man durch periodische Intensitätsschwankungen eines Tones einen 
neuen Ton erzeugen könne, dessen Höhe der Frequenz jener Intensitäts- 
schwankungen entspricht. Er glaubt hieraus schliessen zu können, dass 
die gegen die Entstehung der Combinationstöne aus Schwebungen ge- 
machten Einwände nicht stichhaltig seien und dass dem Gehörorgan 
eine weitere neue Eigenschaft zugesprochen werden müsse, auch Be- 
wegungen, die nicht einfach pendelartig sind, als Töne zu empfinden. 
| v. Kries (Freiburg i/B.). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
Systemes. 


A. Koranyi. Beiträge zur Lehre vom experimentellen Nystagmus 
(Math. u. naturwiss. Ber. d. ungar. Akademie d. Wiss, Bd. V, 
S. 114). 

Im Anschlusse des schon in den Jahren 1881 und 1885 publieirten 
Werkes von Högyes*) hat A. K. auf experimentellem Wege die 
Lehre von Nystagmus weiter erforscht. Seine Resultate sind folgende: 

Wird ein Kaninchen in der Horizontalebene um seine verticale 
Achse gedreht, dann entsteht horizontaler Nystagmus, der der Richtung 
der Rotation entgegengesetzt ist und dessen Schwingungen allmählich 
kleiner werden. Im weiteren Verlaufe des Versuches tritt bilaterale 
Ruhe ein; nach Einstellung der Drehbewegung folgt ein dem früheren 
entgegengerichteter Nystagmus. Da diese Schwingungen in derselben 
Richtung stattfinden, in welcher die Rotation geschah, können sie 
dextrale, respeetive sinistrale Nachschwingungen genannt werden. 


*) Högyes, Az associalt Szemmosgasok idekmechanismusa. Drei Mittheilungen 
d. ung. Akademie d. Wissensch. in Budapest; ungarisch. 1881 u. 1885. 


Nr. 8. Centralblatt für Physiologie. 187 


Die Zahl der Sehwingungen ist der Zahl und Geschwindigkeit 
der Rotation einigermassen proportional. 

Unter gleichen Verhältnissen ist die Zahl der Nachschwingungen 
bei verschiedenen Individuen verschieden. 

Die Zahl der dextralen und sinistralen Nachschwingungen ist bei 
denselben Individuen verschieden. In der Mehrzahl der Fälle scheint 
es, dass die sinistralen die dextralen an Zahl übertreffen. 

Wird ein Kaninchen wiederholt der Rotation unterworfen, so nimmt 
die Quantität der Nachschwingungen nach dem ersten bis dritten 
Versuche zu, dann wieder ab. Wird nach der Zahl der Schwingungen 
eine Ermüdungseurve construirt, bekommt man annähernd eine Parabel. 

Wird der Kopf des Kaninchens in der Frontalebene geneigt, dann 
wendet sich das oben befindliche Auge nach unten und einwärts, rotirt 
um seine Sehachse lateralwärts. Das andere Auge wendet sich nach 
aussen und oben, rotirt medianwärts. Werden bei dieser Kopfstellung 
Drehversuche angestellt, so entstehen alle drei Stadien des Drehnystag- 
mus. Daraus folgt, dass horizontaler Nystagmus bei jeder beliebigen 
Augenstellung hervorgerufen werden kann, jedoch beeinflusst die 
Kopfstellung die Zahl der Nachschwingungen. Bedeutet L die Zahl 
der sinistralen, R die der dextralen Nachschwinkungen und r — bei 
nach rechst, 1 — bei links geneigten Kopfe, so ergibt sich die Giltig- 
keit der folgenden Formel: 


Wenn =«R),'go: ist: 1 = R.. It L-R=U und wird U 


in Procenten berechnet, so ist: u > U. en U u wenn 


die mit p bezeichneten Werthe der primären Kopfstellung entsprechen 
und l’ und r‘ eine grössere Neigung des Kopfes bedeuten als I und r. 
INN = N >N>N >-M. 


Der horizontale Drehnystagmus deutet auf Störung des Gleich- 
sewichtes der bilateralen Innervation der Augenmuskeln (Högyes). 
Während der Rotation ist das zurückbleibende Labyrinth im Zustande 
des erhöhten Reizes. Die Nachschwingungen werden durch das andere 
Labyrinth ausgelöst. Bei Drehung in der Frontalebene erfolgt Reizung 
aller Nervenendigungen des Associationsapparates, die sich in dem nach 
unten gerichteten Labyrinthe befinden. Drehbewegung in der Medial- 
ebene bis 180° nach vorne hat entgegengesetzte Augenbewegung zur 
Folge, als wenn die Bewegung nach rückwärts geschieht. In beiden 
Fällen ist eine symmetrische partielle Reizung des Reflexapparates für 
assoclirte Augenbewegungen vorhanden. Die Strömungen der Endolymphe 
in den Bogengängen können die Erscheinungen des Nystagmus nicht 
erklären, da Nystagmus horizontalis auch bei seitwärts geneigtem 
Kopfe entstehen kann, wo die Rotation schon deshalb keine Strömung 
hervorrufen kann, weil die horizontalen Bogengänge mit der Drehungs- 
ebene einen grossen Winkel bilden. Durch die während der Rotation 
entstandenen physikalischen Verhältnisse kann, wenn die Rotation 
z. B. in der Richtung nach links stattfindet, im rechten Utrieulus 
eine Welle der Endolymphe enstehen, die sich durch die horizontale 
Ampulle bis zum anderen Ende des horizontalen Bogenganges fort- 
pflanzt, wodurch der häutige Bogengang ausgedehnt wird. Gleichzeitig 


EEE ER TETIEOOETAUWEN ET 


185 Ma Centraiblatt für Physiologie. Nr. 8. 


entsteht eine Wellenbewegung der Perilymphe. Diese kann in der 
Schnecke entstehen, und durch das Helikotrema aus der Scala 'Tym- 
pani in die Scala Vestibuli, dann-in das Vestibulum gelangen, von wo 
sie sich in die Ampulle und in den Bogengang fortpflanzt. Nach der 
Welle wird die Membran des runden Fensters durch den Luftdruck 
eingedrückt, und vor ihr muss die Membran des ovalen Fensters 
ausweichen. Die Elastieität dieser Membranen und des häutigen 
Labyrinthes scheint zur Beförderung einer pulsatorischen Bewegung 
der Flüssigkeiten geeignet zu sein. Im linken Labyrinthe ist die 
Flüssigkeitsbeweeung eine entgegengesetzie. Wird die Rotation ein- 
gestellt, so wechseln die Labyrinthe mit der Aenderung der mecha- 
nischen Verhältnisse ihre Rollen. Die W ellenbewegung der Labyrinth- 
flüssigkeiten bewirkt eine pendelnde Bewegung des heutigen Labyrinthes, 
was als mechanischer Reiz auf die Nervenendigungen einwirken kann. 
Während der Rotation steigt der Druck der Bogengänge des zurück- 
bleibenden Labyrinthes, wie aus dem Gesagten folgt, zugleich nimmt 


jener der Bogeneänge des anderen Labyrinthes ab. Dieser Umstand 


macht es hegreiflich, warum das zurückbleibende Labyrinth sich 
während der Rotation im Zustande des erhöhten Reizes befindet. Nach 
dieser Auffassung entspräche der Wellenbewegung der Labyrinth- 
tlüssigkeit eine Augenschwingung des Nystagmus. Auf diese Weise 
kann eine unbedeutende Asymmetrie der Form, der Lage, der Elasti- 
eität an den präformirten Wegen der Wellen als Ursache der Zahl- 
differenz zwischen den dextralen und sinistralen Schwingungen an- 
gesehen werden. Da die Wellen einen desto grösseren Widerstand zu 
überwinden haben, je grösser der Winkel ist, den der betreffende 
Bogengane mit der Rotationsebene bildet, so ist der Einfluss, den die 
Neigung des Kopfes in der Frontalebene auf Zahl und Dauer der 
Nachsehwingungen hat. verständlich, und wird die Wellenbewegung im 
Bogengange, welcher durch die Kopfstellung der Drehungsebene ge- 
nähert wurde. länger anhalten können als in diesem, dessen Winkel- 
stellung bei derselben Kopfstellung vergrössert ist. - 

Zur Bewährung dieser Resultate wurde nach der graphischen 
Methode von Högyes verfahren. Thanhoffer (Pest). 


E. Spehl. De la repartition du sang ceirculant dans l'enc£phale. 
Experiences faites an laboratoire de physiologie de Wuniversite de 


Bruselles (L’Enceephale VII, 1. Janv. et Fevr. 1887, p. 55). 


Verf. bespricht die verschiedenen Methoden und Resultate der 
Untersuchungen, betreffend die Cireulationsverhältnisse des Gehirns im 
Schlaf. Er selbst hat bei Kaninchen im Wachen und im Schlaf mit 
der Kette eines Ecraseurs den Kopf abgeschnürt und nach den üblichen 
Methoden die Blutmenge des abgeschnürten Kopfes bestimmt. Der 
Schlaf der Thiere wur de durch eine subeutane Injection von 15 Gramm 
Chloralhydrat herbeigeführt. Diesen Chloralschlaf glaubt Verf. dem 
natürlichen Schlaf im Wesentlichen sleichsetzen zu "können! Er fand 
nun bei fünf wachen Thieren das V erhältniss der Masse des Kopfblutes 
zum Gesammtblut durchschnittlich = 1:8, bei sechs schlafenden Thieren 
— 1:11'5, während das durehschnittliche Verhältniss des Gewichts 
des blutleeren Kopfes zum Gesammtgewicht des blutleeren Thieres 


Nr. 8. Centralblatt tür Physiologie. 189 


bei den wachen, ebenso wje bei den schlafenden Thieren 1:10 betrug. 
Verf. glaubt, dass die obige Differenz des Blutgehalts des Kopfes 
wesentlich auf das Gehirn zu beziehen ist. Es bestände darnach während 
des Schlafes in den meisten Hirntheilen Anämie, wobei nicht aus- 
geschlossen ist, dass einzelne auch im Schlaf noch thätige The ile 
sieh im Zustand relativer Congestion befinden. Ziehen (Jena). 


Ph. Knoll. Ueber die Augenbewegungen bei Reizung einzelner Theile des 
Grosshirns (Wiener akad. Sitzb. XCIV, III. Abth. Oetoberheft, 1886). 


K. bediente sich bei dieser Untersuchung der mechanischen und 
der elektrischen Erregung, liess aber nur den Erfolg der mechanischen 
Reizung als massgebend gelten. Die Augenbewegungen verzeichnete 
er nach der Methode, welche in der Abhandlung „Ueber die nach 
Versehluss der Hirnarterien auftretenden Augenbewegungen” angegeben 
ist. Bei mechanischer Reizung der (am Kaninchen) freigelegten (iross- 
hirnoberfläche beobachtete er nun häufig beiderseits gleichsinnige oder 
entgegengesetzt gerichtete Augenbewegungen, welche aber nicht an 
die Verletzung einer bestimmten Rindensphäre geknüpft waren. Viel- 
mehr muss er diese Augenbewegungen als refleetorische auffassen, da 
sie in allen Fällen in gleicher Weise auch durch schwache Tastreize 
(Anblasen, Streichen mit der Hand) zu erzielen waren. Wenn bei 
einem Thiere die mechanische Reizung des Grosshirns nieht im Stande 
war, Augenbewegungen auszulösen, so erwiesen sich auch Tastreize 
dafür unwirksam. Schwache Morphinisirung konnte in vielen Füllen, 
diese Reflexe hervorrufen. Elektrische Reizung des Grosshirns erzeugte 
in allen Fällen Augenbewegungen, und zwar wo der mechanische Reiz 
wirksam war, bei geringerer, wo jener Reiz unwirksam war, erst bei 
erheblicherer Stromstärke. Die Wirkung war auch hier nicht auf bestimmte 
Punkte des Grosshirns beschränkt, war aber von der Region des Parietal- 
hirns, welche Ferrier dafür bezeichnet, schon bei geringerer Stromstärke 
grösserem Rollenabstand) zu erzielen. Neben den Augenbewegungen 
zeigten sich bei Anwendung des Reizminimums Bewegungen der 
Kaumuskeln und der Ohren. 

Die durch sehwache elektrische oder durch mechanische Hirn- 
reizung ausgelösten Augenbewegungen bestanden meist in Jähem Ueber- 
gang in eine Zwangsstellung, aus der die Rückkehr in die Ruhelage 
langsam erfolgte. Die reflectorischen Augenbewegungen nach Haut- 
reizung bestehen auch nach Exstirpation des Grosshirns fort. Ueber 
die Natur der durch stärkere elektrische Hirnreizung erzeugten Augen- 
bewegungen äussert K. keine bestimmte Meinung. 

Augenbewegungen erzielte K. auch constant durch mechanische 
und elektrische Reizung des Kleinhirns, ohne einen Einfluss der Stelle 
der Kleinhirnverletzung auf die Richtung der Augenbewegung ermitteln 
zu können. Die Bewegungen der Aucen ı zeigten sieh besonders häufig als 
Nystagmus und als Vebereang i in die Her twie- Magendie’sche Schiel- 
stellung (das eine Auge gegen Kiefer und Nase, das andere gegen 

. Stirne und Schläfe). Mechanische und elektrische Reizung der vorderen 
Vierhügel (letztere bei derselben Stromstärke wie bei Kleinhirnreizune) 
erzeugte ebenfalls mannigfaltige Augenbewegungen, enthüllte aber keine 
gesetzmässige Beziehung einzelner Stellen der Vierhügel zu einzelnen 

Centralblatt für Physiologie. 16 


190 Centralblatt für Physiologie. Nr. 8. 


Augenbewegungen, wie eine solche nach Adamük bei Hunden besteht. 
Nach Abtragung der Vierhügel konnte K. noch diagonale Augen- 
bewegungen durch Verletzung der Oblongata, Verschluss der Hirnarterien 
u. 8. w. erzeugen. Dagegen waren nach dieser Operation die Reflexe 
von der Haut auf den Bewegungsapparat des Auges nicht mehr zu 
erzielen. K. hält es für wahrscheinlich, dass das Kleinhirn und Theile 
des vorderen Vierhügels in besonderer Beziehung zur Innervation der 
Augenmuskeln stehen, weil Verletzung dieser Regionen regelmässig zu 
sehr ausgeprägten und anhaltenden Augenbewegungen führt. Ein sicherer 
Schluss wird durch die Natur der Versuche, welche allenthalben 
sensible Erregung ins Spiel bringen, verhindert. 
Sigm. Freud (Wien). 

Ph. Knoll. Ueber die nach Verschluss der Hirnarterien auftretenden 

Augenbewegungen (Wiener akad. Sitzb. III. Abth., Octoberheft, 1886). 

Die Resultate seiner an Kaninchen ausgeführten Experimental- 
untersuchung fasst der Autor selbst folgenderart zusammen: 1. Es ist 
kein gesetzmässiger Ablauf der bei Hirnanämie auftretenden Augen- 
beweguugen festzustellen. Alle äusseren Augenmuskeln können dabei 
in mannigfaltiger Combination in Thätigkeit treten. 2. Die Augen- 
bewegungen stellen sich dabei zur Zeit der intensivsten Erregung des 
vasomotorischen und Athemeentrums ein, sind aber nicht an den Ein- 
tritt eimer ganz bestimmten Kreislaufs- oder Athmungserscheinung 
geknüpft. 3. Vorübergehende Anämisirung des Gehirns hinterlässt 
einen Zustand desselben, in welchem es auf Reize leichter durch 
Augenbewegungen, insbesondere durch Nystagmus reagirt als sonst. 
Schallreizung und leichte Erregung der Hautnerven rufen unter diesen 
Umständen Augenbewegungen, namentlich Zwangstellung, mehrmals 
“hintereinander erfolgende Zuckungen hervor. Die durch Verschluss 
der Hirnarterien ausgelösten Augenbewegungen haben beim Kaninchen, 
einem Thier mit getrennten Gesichtsfeldern beider Augen, doch im 
Allgemeinen den Charakter associirter Augenbewegungen. 

Zur graphischen Verzeichnung der Augenbewegungen bediente 
sich der Autor eines von ihm selbst angegebenen Apparates, im 
Wesentlichen eines leichten Doppelhebels für jedes Auge, der mit 
einem Ende durch eine feine Pincette in die Oornealwölbung eingehakt 
wurde, dessen anderes Ende zwei Schreiber trug, von denen der eine 
die horizontalen, der andere die verticalen Bewegungen des Hebels 
zu verzeichnen hatte. Reine Rollungen des Auges um seine Achse, 
Vor- und Zurücktreten des Bulbus konnten auf diese Weise nicht 
graphisch dargestellt werden. Sigm. Freud (Wien). 


Zeugung und Entwickelung. 


J. Paneth. Zur Frage nach der Natur der Sarkoplasten (Anat. An- 
zeiger. II, 5, 8: 136). 

Gegenüber der Ansicht $. Mayer’s und Barfurth’s, dass die von 
Margo entdeckten Sarkoplasten nicht Gebilde seien, welche sich zu 
Muskelfasern entwickeln, sondern Zerfallsproducte vorstellen, hält Verf. 
in Uebereinstimmung mit Margo an der Auffassung fest, dass die 


Nr. 8. Centralblatt für Physiologie. 191 


fraglichen Gebilde „Theile des Neubaues von Muskelfasern” sind. Da- 
für'spräche das Vorhandensein der Sarkoplasten in den Rücken- und 
Extremitätenmuskeln, und den Muskeln des Mundbodens junger Frösche. 
welche ihren Schwanz eben abgeworfen, in den Rückenmuskeln von 
Kaulquappen, deren hintere Extremitäten eben hervorsprossen, im Pee- 
toralis eines jungen Sperlings, in dem des Embryos einer Wanderratte, 
in der Musculatur eines Schweineembryos und der von Pereca fluviatilis, 
und in dem Pectoralis eines menschlichen Embryos. Das Entstehen von 
Sarkoplasten nach M. und B. könnte man sich nur so vorstellen, dass ein 
Muskelbündel zunächst in die grössten Sarkoplasten zerfiele; diese zer- 
fielen dann weiter und weiter, bis endlich die kleinsten von Wander- 
zellen aufgenommen werden. Denn die kleinsten Sarkoplasten liegen 
stets in gekernten protoplasmahaltigen Zellen. Nach der Auffassung des 
Verf. entstehen aber die kleinsten Sarkoplasten durch theilweise Um- 
wandlung des Protoplasmas in eontractile Substanz. Diese Umwandlung 
greift weiter, die grösser gewordenen Sarkoplasten wachsen fort, um 
sich endlich zu einem Muskelbündel zu vereinigen. Dabei zeigen die 
kleinsten Sarkoplasten noch keine oder nur eine eben merkliche Quer- 
streifung, welche aber um so schmäler ist, je kleiner die Sarkoplasten 
sind, und immer schmäler als die der fertigen Muskelfasern ist. Es 
müssen also auch die Sarcous elements der Sarkoplasten anfangs klein 
sein und in dem Verhältnisse wachsen, wie die Sarkoplasten grösser 
werden. Wären diese aber Zerfallsproducte, so müssten nicht allein die 
Muskelfasern, sondern auch noch die Sarcous elements zerfallen und 
letztere „m ganz regelmässiger und identischer Weise sich verkleinern, 
so dass die Querstreifen schmäler werden” und endlich so klein werden, 
dass eine Querstreifung gar nicht mehr sichtbar ist. In diesem Stadium 
würden sie dann von den Wanderzellen aufgenommen. Doch gibt Verf. 
bei der regressiven Muskelmetamorphose die Mögliehkeit von Bildungen 
zu, welche den Sarkoplasten eines gewissen Stadiums ähnlich, ja mor- 
phologisch mit ihnen identisch sind, ferners dass „mit der Neubildung 
von Muskelfasern ein Zerfall Hand in Hand gehe (ähnlich wie bei der 
Entwickelung von Knochen) und dass die Sarkoplasten diesem letzteren 


angehörten.” Drasch (Leipzig). 


T. Busachi. Ueber die Regeneration der glatten Muskelfasern (Uentrbl. 
Pd. med.» Wiss... 12. Kebr., Nr. 7). 

Verf. reclamirt gegen Stilling und Pfitzner seine Priorität. be- 
treffend die Vermehrung der glatten Muskelfasern bei Verwundungen 
der Darmwand unter karyokinetischen Erscheinungen und verspricht 
demnächst das ausführlich zu publiciren, was bisher nur in einer vor- 
läufigen Mittheilung bekanntgegeben worden war. 

Siem. Exner (Wien). 


A. Robinson. On the positions and peretoneal velations of the mam- 
malian ovary (Journ. of Anat. and Physiol. XXI, 2, p. 169). 

R. beschreibt eine bei den verschiedenen Thiergattungen ver- 
schieden gestaltete Tasche des Peritoneums, die zwischen Lig. lat. und 
Ovarium sich befindet. Dieselbe ist gegen die Peritonealhöhle meist 
weit geöffnet, bei der Maus und Ratte dagegen stärker entwickelt und 

£ Iv; 


192 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 8. 


vom Gav. perit. vollkommen abgeschlossen. In, sie fallen die reifen 
Bier, um dann in die dorthinein mündende Tube zu gelangen. 
Greulich (Berlin). 


J.H. List. Zur Herkunft des Periblastes bei Knochenfischen (Labriden) 
(Biol. Centralbl. VII, 3, S. 81). 

Lereboullet hat am Hechtei Erscheinungen beobachtet, welche 
mit den von ©. Kuppfer bei Gasterosteus und Spinachia beobachteten 
und von ihm genau beschriebenen zusammenfallen. Zur Zeit als der 
Keimhügel (Blastodisk) noch halbkugelig ist, treten, nach Kuppfer, 
um den. Rand desselben freie Kerne auf, die sich in regelmässiger 
Weise in eoncentrischen Kreisen anordnen, und die Zahl dieser Kreise 
nimmt allmählich zu, bis schliesslich bis zu fünf Reihen beobachtet 
werden können: um jeden Kern bildet sich nachträglich eine Zell- 
contour, so dass ein regelmässiges Zellenmosaik entsteht. Die Zellen 
vermehren sich nach vorausgehender Kerntheilung; die Zellschieht um- 
sreift schliesslich den ganzen Dotter, ihre Zellen liegen oft in mehreren 
Lagen übereinander und sie bildet, nach Kuppfer, das Entoderm 
Diese zuerst um den Rand des Keimhügels sich bildenden Zellenmassen 
bezeichneten Agassiz und Whitman als Periblast, van Lambeke 
als couche intermediaire; sie entstehen nach den von Agassiz und 
Whitman bei Gtenolabrus gemachten Beobachtungen aus den Kernen 
der Randzellen des Keimhügels, welche Beobachtungen von M. v. Ko- 
walevsky für den Goldfisch (Öarassius auratus by bestätigt wird. 

L. hat seine Beobachtungen im Frühjahre 1884 in der „oologischen 
Station zu Triest an befr uchteten Eiern von Ürenilabrus tinea, Urenilabrus 
quinguemaeulatus und Urenilabrus pavo gemacht. Er sah 10 Stunden nach 
der Befruchtung an lebenden Eiern, bei welchen der Blastodisk in Forın 
einer Kappe auf dem Dotter sass, und noch mehr als 30% vom Aequator 
entfernt war, bei der Beobachtung von oben, dass längs des gesammten 
Blastodiskrandes sich einzelne Zellen über denselben vorstreckten und sich 
der vorgestreckte Zellleib abschnürte. Die abgeschnürten Zellen nahmen 
eine ovale Form an und ordneten sich in eoncentrischen Kreisen; die 
Abschnürung dauerte fort, so dass immer neue Kreise gebildet wurden, 
die ältesten waren am weitesten vom Rande entfernt, zwischen den 
einzelnen Zellen fanden sich Fettzöpfehen. Diese Zellen verdanken 
ihre Entstehung der durch das vermehrte Wachsthum einzelner Zellen 
des Blastodisks hervorgerufenen Zelltheilung. An gehärteten Präpa- 
raten vorgenommene Untersuchungen bestätigen seine Beobachtung; 
die-Zellschicht umgreift schliesslich den ganzen Dotter, sie liegt unter 
dem Blastodisk als einschichtiges Plattenepithel; in diesem Stadium 
können dureh Alaunkarmin deutliche Kerne an den Zellen gefärbt 
werden. Aber nicht nur nach aussen vom Rande findet die Abschnürung 
statt; sie muss sich auch nach innen vollziehen, weil auch unter dem 
Blastodisk sich eine einschichtige Periblastlage findet. Der Verf. schliesst 
sich den Ansichten von Hoffmann, von Kowalevsky und Wecke- 
bach, welche der Periblastlage jede Bedeutung absprechen möchten, 
nicht an. J. Latschenberger (Wien). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siygm. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrass? 67) 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


Druck der k.k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortlicher Redaeteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATT 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 


Prof. Dr. Sigm. Exner Doc. Dr. Johannes Gad 


und 
in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 23. Juli 1887. N® 9, 


Inhalt: Originalmittheilungen: Wurster, Eiweiss- und Tyrosinreaction. — MH. Dreser, 
Versuch über Muskelsäuerung. — Allgemeine Physiologie: @rehant, Wirkung von 
Gasgemengen auf Frösche. — Charpenter, Algen in Echinodermen. — Charrin 
u. Roger, Giftiskeit des Harnes. — Berthelot u. Andre, Stickstoff im Boden. 
— Hanssen, Bruein. — Stöhr, Stryehnin. — Pinet, ‘Wirkung des Ulexins. 
— Pinet u. Duprat, Wirkung der Remijia ferruginea.. — Magquenne, Inosit. 
— Böhm, Curare. — Hartley, Kohlehydrate und Albuminoide. — Weber, 
Wheatstone sche Brücke. — Rene, Modifieationen Marey’scher Vorrichtungen. — 
Physiologie der speciellen Bewegungen: Hersingham, Brachialplexus.. — 
Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Circulation: Kowalewsky, Salze 
und rothe Blutkörperchen. — Poirier, Lymphgefässe des Larynx. — Physiologie 
der Drüsen: Marshall, Hüfner' sche Reaction bei Ochsengalle. — Physiologie 
der Verdauung und Ernährung: Uffelmann, Eiweissgehalt und Verdauliehkeit 
der Pilze. — Physiologie des centralen und sympathischen Nervensystems: 
Edinger, Zur Gehirnanatomie. — Tukdes, Hintere Rückenmarkswurzeln. — 
Fischer, Hyperästhesie. — Huber, Paralysis agitans. — Kochler; Gehirn von 
Gamarus. — Forel, Winterschlaf. — Beraneck, Histogenese der Hirnnerven. — 
Beaunis, Muskelsinn. — Jofroy, Monoplegie des Beines. — Sawvaire, Hyper- 
ästhesie in der Hypnose. — Zeugung und Entwickelung: Roux, Entwiekelungs- 
ziegBanik des Embryo. 


Originalmittheilungen. 


Ueber Eiweiss- und Tyrosinreactionen. 


Von Dr. C. Wurster. 
(Aus der speeiell physiologischen Abtheilung des Physiologischen 
Institutes zu Berlin.) 
(Der Redaction zugegangen am 5. Juli 1887.) 


I. Zur Kenntniss der Reaction des Eiweisses mit Säuren. 
Im Verlaufe meiner Untersuchungen über die Einwirkung des Wasser- 
stoffsuperoxyds auf Hühnereiweiss fiel es mir auf, dass bei Anwendung 
von frisch gereinigtem Hühnereiweiss, erhalten entweder durch Fällen 
mit viel Aether und Auswaschen mit absolutem Alkohol oder durch 
Auflösen in eoncentrirter Schwefel- und Essigsäure in der Kälte, und 
Fällen mit Wasser, die bekannten Eiweissreaetionen mit Säuren nicht 
mehr auftraten, sondern nur eine gelbe oder braune Färbung entstand, 

Centralblatt für Physiologie. 17 


194 Centralblatt für Physiologie. Nr. 9. 


dass aber die roth- und blauvioletten Färbungen wieder erhalten wurden, 
nachdem die betreffenden Eiweisscoagulate einige Zeit an der Luft 
gelegen hatten oder wenn zu dem Eiweiss die Mutterlaugen, aus denen 
die Fällung vorgenommen war, zugesetzt wurden. 

Speciell unternommene Versuche zeigten nun, dass die Färbungen, 
welche die Eiweisskörper unter dem Einflusse der Säuren annehmen, 
schöner und sicherer auftreten, wenn man bei der Reaction von 
Adamkiewiez mittelst Eisessig und Schwefelsäure einige Körnchen 
Kochsalz hinzufügt, dass bei dem Nachweise mit Salzsäure hingegen 
ein Zusatz von Schwefelsäure die Färbung rascher und sicherer ent- 
stehen lässt. 

Adamkiewiez hat schon in seiner Publication im Jahre 1875 
(Beriehte d. d. chem. Ges. VIII, S. 162) angegeben, dass die Färbung, 
die aus Eiweiss durch Eisessig und Schwefelsäure entsteht, „durch 
Salpetersäure gestört, durch Chlornatrium dagegen gehoben wird”. 

Setzt man zu dem in der Säuremischung gelösten Eiweiss grobe 
Kochsalzkörner, so bewirkt die in Gasform frei werdende Salzsäure 
die Färbung bei viel niedrigerer Temperatur, als dies durch die Schwefel- 
säure und den Eisessig geschieht. Die Gefahr des Auftretens der gelben 
und braunen Färbung ist demnach verringert. 

Die meisten Autoren schreiben zur Ausführung der Eiweissreaetion 
mit Salzsäure rohe Salzsäure vor. Leo Liebermann, der im Üentral- 
blatt für die medieinischen Wissenschaften 1887, Nr. 18 und 19, die 
Salzsäurereaction bespricht, schreibt hingegen vor, reine Salzsäure vom 
speeifischen Gewicht 1'196 zu benützen. 

Die durch Fällung und gutes Auswaschen gereinigten Eiweiss- 
körper zeigten, mit Ausnahme des durch Wasserstoffsuperoxyd‘ er- 
haltenen- Eicaseins, mit reiner Salzsäure die für das Eiweiss charakteri- 
‘stisehe blauviolette Färbung nicht, die Färbung trat jedoch sicher und 
rasch ein, wenn zu der Salzsäure einige Tropfen Schwefelsäure, etwa 
'/, bis '/, des Volums der Salzsäure, hinzugefügt wurden. Die violette 
Färbung tritt nach Schwefelsäurezusatz bei mässigem Erwärmen oder 
auch schon in der Kälte ein. 

Mehr Schwefelsäure wie etwa '/, zuzusetzen, ist nicht rathsam, 
da alsdann wieder die Gefahr der Bräunung eintritt. Die Wirkung der 
Schwefelsäure ist leieht erklärlich, sie dürfte wohl nur durch Her- 
. stellung einer möglichst ‘concentrirten Salzsäure einen günstigen Ein- 
fluss ausüben, also besonders da am Platze sein, wo nicht Eiweiss in 
Substanz, sondern in Lösung zur Untersuchung gelangt. 

II. Zum Nachweis des Tyrosins. Mit Versuchen zur Ge- 
winnung des von Städeler entdeckten Erythrosins aus Tyrosin beschäftigt, 
untersuchte ich die Einwirkung anderer oxydirender Agentien auf das 
Tyrosin, da auch die günstigsten Bedingungen, welche ich zur Her- 
stellung des rothen Farbstoffes aus Tyrosin auffand, denselben nur 
in geringer Menge durch die Einwirkung der salpeterigen Säure ent- 
stehen lassen. Man erhält eine rothe Lösung mit etwas violettem Stiche, 
ähnlich der Färbung, die mit Millon’schem Reagens eintritt, wenn 
man zu der wässerigen kochenden Tyrosinlösung einprocentige Essig- 
säure und dann bei fortgesetztem Kochen vorsichtig tropfenweise 
einprocentiges Natriumnitrit hinzufügt. Ein Ueberschuss an salpeterig- 


Nr. 9. Centralblatt für Physiologie. 195 


saurem Salze muss vermieden werden, man hört deshalb mit dem 
Zusatze auf, sobald die Intensität der Färbung der Flüssigkeit nicht 
mehr zunimmt. Der so entstandene rothe Farbstoff geht in Amylalkohol 
über, das Ammoniaksalz ist gelb gefärbt, die rothe Farbe erscheint 
wieder nach Zusatz von Salzsäure oder Schwefelsäure, langsam nur 
dureh Essigsäure. Die Ausbeute an Farbstoff ist eine geringe, da der 
grösste Theil des Tyrosins in eine farblose, in Wasser leieht lösliche 
Säure verwandelt wird, die ein goldgelbes Alkalisalz gibt, mit dessen 
Untersuchung ich noch beschäftigt bin. 

Von anderen Oxydationsmitteln wirkt besonders das Chinon in 
charakteristischer Weise auf das Tyrosin ein. Fügt man zu einer Spur 
Tyrosin, in wenig kochendem Wasser gelöst, etwas trockenes Chinon, 
so entsteht rasch eine tiefrubinrothe Lösung, die etwa 24 Stunden 
haltbar ist, sieh dann aber bräunt. Der Farbstoff geht nicht in 
Amylalkohol oder Aether über, wie dies bei dem durch salpeterige Säure 
erhaltenen der Fall ist. In verdünntem Zustande ist die Färbung ganz 
ähnlich der Tyrosinreaetion mit Millon’schem Reagens. Eiweiss, 
Harn, ‚Speichel, Käse u. s. w. zeigen beim Erwärmen mit Chinon 
diese Rothfärbung rasch, doch ist es nicht statthaft, diese Färbung 
direet auf Tyrosin zu beziehen, da längeres Kochen des Chinons allein 
oder mit Phenol eine blasse gelbrosa Färbung entstehen lässt. Von 
den Oxybenzoösäuren in freiem Zustande gibt keine mit Chinon die 
Färbung wie das Tyrosin, hingegen tritt eine braune Färbung ein mit 
Para- und Metaoxybenzoösäure, während mit Salieylsäure ebenfalls eine 
gelbrothe Färbung entsteht, aber erst beim Zusatze von kohlensaurem 
Natron. 

Tyrosin in Eisessig gelöst und mit Chinon versetzt, ergibt die 
rothe Färbung, nicht aber die Oxybenzo&ösäuren. In verdünnter Essig- 
säure gelöst, wird auch das Tyrosin durch Chinon nur gelb gefärbt. 
die Rothfärbung tritt jedoch in schönster Weise ein beim Neutralisiren 
mit kohlensaurem Natron. Ein Ueberschuss des letzteren erzeugt vor- 
übergehend eine gelbbraune Färbung, die einer schönen rothen oder 
blauvioletten Farbe Platz macht. 

Die Anwendung der Chinon-Tyrosinreaction ist als eine sichere nur 
dann zu betrachten, wenn vorher das Tyrosin als freie Säure isolirt 
worden ist oder die Rosafärbung in Gemischen schon beim Erwärmen 
mit Chinon auftritt, nicht aber erst nach längerem Kochen entsteht. 


Ein Vorlesungsversuch, betreffend die Säurebildung bei der 
Muskelthätigkeit. 


Notiz von Dr. H. Dreser. 
(Der Redaetion zugegangen am 13. Juli 1887.) 


Gelegentlich meiner Versuche über die Ausscheidung des Säurefuchsins 

in den Nieren (Zeitschr. f. Biol., Bd.21) versuchte ich die Säureentwickelung 

. bei der Muskelthätigkeit ebenfalls mit Hilfe des Säurefuchsins in der Vor- 

lesung von Herrn Geh. Rath Heidenhain zu demonstriren. Beiderrelativen 

Unschädlichkeit des Säurefuchsins gelang es leicht, den zu untersuchenden 

Fröschen die erforderliche Menge dieses Reagens beizubringen. Der Farbstoff 
17* 


196 Centralblatt für Physiologie. Nr. 9. 


eignet sich deshalb zu diesem Versuch sehr gut, weil seine neutrale Lösung 
durch Alkali prompt entfärbt wird; durch successive Abstumpfung des 
Alkalis. d.h. durch Säure (schon durch CO,) tritt die Röthung wieder auf, 
stetig zunehmend mit der fortschreitenden Neutralisation, bis die 
Farbenintensität maximal wird, wenn die Reaction der Flüssigkeit 
schwach sauer ist. — Eine durch Kohlensäure bewirkte Röthung 
nimmt beim Erhitzen der Lösung wieder ab, weil diese schwache 
Säure dadurch aus der Flüssigkeit ausgetrieben wird. Die Entfärbung 
der Flüssigkeit bleibt daher auch nach dem Erkalten bestehen. 

Zu einem derartigen Versuche werden die Frösche in der Weise 
vorbereitet, dass man ihnen im Verlauf von 12 Stunden zwei- bis 
dreimal je eine Pravaz’sche Spritze 5procentiger Säurefuchsinlösung 
injieirt, wodurch ihre Körpermuseulatur hinreichend mit dem Farbstoff 
beladen wird. Die ruhenden Muskeln zeigen wegen ilırer Alkalescenz 
keine oder höchstens nur eine schwache Rosafärbung; reizt man aber, 

nach Aufhebung der Circulation, um die Neutralisation der im thätigen 

Muskel sich bildenden Säure zu vermeiden, den N. ischiadieus einer 
Seite intermittirend tetanisch durch ein in den primären Stromkreis 
eines Du Bois’schen Sehlittenapparates eingeschaltetes Metronom 
während 10 bis 15 Minuten, so erfolgt eine lebhafte Röthung des 
sereizten Schenkels, welche auf Grund der chemischen Eigen- 
schaften des Säurefuchsins ein Beweis für die ln im 
thätigen Muskel ist. 

Hätte man es mit einer rein wässerigen Lösung zu thun, so wäre 
die weitere Frage, ob diese Röthung durch die leichtflüchtige Kohlen- 
säure oder eine andere fixere Säure (etwa Milchsäure) bedingt sei, 
leicht zu entscheiden durch Erhitzen der Flüssigkeit. Da indessen die 
' durch Zerreiben des Muskels mit Salzlösungen sewinnbaren Flüssig- 
keiten stets eiweisshaltig sind und dieses schon an und für sich bei 
seiner Öoagulation durch Hitze den Farbstoff unter Entfärbung theil- 
weise an sich bindet, so lässt sich auf diesem einfachen Wege die 
Frage nach der Natur der gebildeten Säure allerdings nicht entscheiden. 

Bei der mikroskopischen Untersuchung des frischen gerötheten 
Muskels findet sich der Farbstoff nicht in den Muskelfasern selbst, sondern 
in den Lymphspalten zwischen ihnen, wie sich dies besonders deutlich 
an den Anheftungsstellen der Sarkolemmaschläuche an die Sehne zeigt. 


Allgemeine Physiologie. 


Gröhant. Sur l’empoisonnement des grennuilles par des melanges 
d’acide carbonique et d’oxygene, d’oxyde de carbone et d’oaygene 


(©. R. Soc. de Biologie, Mars 1887, 26, p. 198). 

Ein Frosch kann mehrere Tage leben in einem Gasgemenge von 
gleichen Theilen Sauerstoff und Kohlenoxyd, während ein Gemenge 
von gleichen Theilen Sauerstoff und Kohlensäure tödtlich wirkt. 

j Leon Frederieg (Lüttich). 


H. Charpenter. Notes on Echinoderm Morphology, Nr. X. On the 
supposed presence of symbiotic Algae in Antedon rosacea (The 
Quarterly Journ. of Mierose. Seienee XXVII, 3, p. 379). 


Nr... Centralblatt für Physiologie. 197 


Die eigenthümlichen gelben Zellen, welche in Astedon rosacea 
vorkommen und welche von Vogt und Yung (Traite d’Anat. Comparee 
Pratique) als Zooxanthellen (symbiotische Algen) gedeutet worden sind, 
betrachtet ©. als endogene Erzeugnisse des Thieres. 

Brandt (Königsberg). 
Charrin et G. H. Roger. De la toxicite urinaire chez divers animaux; 
influence du jeune et du vegime lacte (GC. R. Soc. Biologie, 12. Mars 
1837, p. 145). 

Ch. und R. haben früher gezeigt. dass Kaninchenharn (in dıe 
Venen eingespritzt) viel giftiger wirkt als Menschenharn, und dass 
diese Giftigkeit von ‘der Anwesenheit grösserer Mengen Kalisalze her- 
rührt. In 24 Stunden bereitet ein Kilogramm Kaninchen 61 Kubik- 
centimeter Harn, wovon 1498 Kubikcentimeter genügen, um ein Kilo- 
gramm Thier zu tödten. Ein Kilogramm Kaninchen kann also in 
24 Stunden durch die Nieren tödtliches Gift für vier Kilogramm 
Kaninchen secerniren. 

Folgende Tabelle enthält die Zahlen mehrerer solcher Versuche. 
Unter Giftigkeit wird in Spalte 1 verstanden die Zahl Kubikcentimeter 
Harn, welche nöthig sind, um ein Kilogramm Thier zu tödten;. in 
Spalte 2 das Thiergewicht, das man vergiften kann mit dem 24stündigen 
Harn, welcher von einem Kilogramm Thier geliefert wird. 

————— LI ——L—L —L L—L—L L  — — —— LLL—L LLLL—L—— — — L —L L L L L L L—LL LLL—LLL_—— L LLLLL—  LL LLLLLL LLLL— 


I Harn | | Harnstoff | ee 
Ian Ber Yahmıng. |in 24 St.|| Spec. in 24 St. ıttıskel 
|Versuchsthieı Nahrung pro Kilogr. richt ‚pro Kilogr. 
| Thier | Phieras rt Holen, 8 
| ' Kubiketm. Gramm Kubiketin.| Kilogr. 
: Kaninchen | Pilanzennahrung | 61 1016 | 0526 14:95 | 4184 
| Milch II-....152 1008 | 1:03 96. '»,.1..1°736 
| Hunger: 1. Tag 52 1019 09 ”4 1709 
| 2. Tag 50 1019 13 30 1681 
| 3. Tag | 73 1018 13 57 1283 
'  Meer- | Pflanzennahrung| 163 1013 2:16 28 5.663 
 schweinchen | Milch ı 183 1009 1 78 1 649 
' Hunger; 1. Tag | 46 1024 07 27:5 1'706 
| 2. Tag 25 1022 0:8 1694 ; 1'694 
3. Tag 22 1021 0:63 15 1'500 
Hund Fleisch | 12 1030 4:36 22 3316 
| Milch in 1255, ,751009; »17,.0:96 9] 67.87.772°997 
Bei der Milchnahrung ist die toxische Wirkung des Harns stark 
herabgesetzt. Leon Frederieg (Lüttich). 


Berthelot et Andre. Sur les principes azotes de la terre vegetale 
(Compt. rend. OIII, 23, p. 1101). 


Bei der Extraction des Bodens mit kalter verdünnter Salzsäure 
wächst die Menge des extrahirbaren Ammoniaks mit der Menge der 
angewendeten Säure, mit der Einwirkungsdauer und mit der Temperatur. 
Daraus geht hervor, dass das erhaltene Ammoniak nur zum kleinsten 
Theil im Boden präformirt war, zum grössten Theil erst unter der 
Einwirkung der Salzsäure aus Amiden abgespalten wurde. Mit der 
Menge des Ammoniaks steigt auch die Menge der dureh Salzsäure 
extrahirbaren Amide, so dass das Gewicht des in ihnen erhaltenen 


198 Centralblatt für Physiologie. Nr. 9. 


Stiekstoffes ein Drittel des Gewichts des ganzen im Boden enthaltenen 
Stiekstoffes betragen kann. Die erwähnten Umstände müssen bei Boden- 
analysen, wie überhaupt beim Studium der Bedingungen für Frucht- 
barkeit und Assimilationsfähigkeit berücksichtigt werden. 
Schotten (Berlin). 
A. Hanssen. Beiträge zur Kenntniss des Brucins (Ber. d. d. chem. 
Ges., XX, 8. 451). 

Verf. ist bei seinen Untersuchungen über das Brucin zu folgenden 
Resultaten gelangt: 1. Das Kakothelin besitzt nicht die Zusammen- 
setzung Us, Hsa N, O,, sondern enthält ein Kohlenstoffatom mehr. 2. Im 
Brucin ist ausser dem Chinolin aller Wahrscheinlichkeit nach ein 
Dioxymethylphenylpyridin und demnach im Strychnin ein Phenylpyridin 
enthalten. 3 Alle bis jetzt erhaltenen und näher untersuchten Ahbau- 
producte des Brueins sind durchVeränderung des dioxymethylirten Benzol- 
restes entstanden. Sie liefern bei der Oxydation sämmtlich den Körper 
von der Zusammensetzung 0, H;s N5O,. Wegen dieser Beständigkeit 
des Brueins ist nach Analogien anzunehmen, dass durchgehend eine 
ringförmige Anordnung der Atome in diesem Körper vorliegt. Das 
Gleiche gilt vom Strychnin. E. Drechsel (Leipzig). 


C. Stöhr. Zur Kenntniss des Strychnins (Ber. d. d. chem. Ges.,. XX., 
S. 810). 


Im Hinblick auf dieArbeit von Hanssen über Brucin theilt St. mit, 
dass bei der Destillation von salzsaurem Strychnin mit Kalk Aethylen, 
Ammoniak, eine hydrirte Pyridinbäse, ein Picolin, noch eine dritte Base 
und andere Produete (mit deutlichem Skatolgeruche) entstehen. Hier- 
nach ist die Existenz eines Chinolinmoleküls im Stryehnin wenig wahr- 
scheinlich, eher dürften beide Stickstoffatome des Strychnins je 
einem Pyridinkern angehören, von denen jedenfalls der eine ganz oder 
theilweise hydrirt ist. Durch Erhitzen mit coneentrirter Salzsäure auf 
220 bis 230° wird das Strychnin grösstentheils verhärzt oder verkohlt; 
dureh Phosphorpentachlorid werden demselben die beiden Sauerstoff- 
atome nicht entzogen, sondern Trichlorstrychnin gebildet, welches noch 
mit Mineralsäuren sehr beständige Salze bildet und mit Chromschwefel- 
säure, sowie mit Salpeterschwefelsäure intensive Farbenreactionen gibt; 
es ist demnach mit dem Trichlorstrychnin von Richet und Bouchardat 


nieht identisch. E. Drechsel (Leipzig). 


Pinet. De l’action physiologique de l’ulexine (Arch. de physiol. norm. 
et pathol. IX, 2, p. 89). 

Das Ulexin ist ein von A. W. Gerrard aus den Samen vom 
deutschen Ginster (Genista german.) extrahirtes farb- und geruchloses, 
in Wasser lösliches Alkoloid von bitterem, scharfem Geschmacke. Mit 
dem salzsauren Salz desselben hat Verf. im Vulpian’schen Laborato- 
rium, meist an Fröschen, Versuche angestellt. In einer Dosis von 
0005 Gramm einem Frosch von 30 Gramm Gewicht unter die Haut 
gebracht, ruft es nach eirca drei Minuten den bei Nicotinvergiftungen 
entstehenden sehr ähnliche Convulsionen, nach fünf bis sieben Minuten 
vollkommene Auflösung des Thieres mit Aufhören der Athem-, Fort- 


Nr‘). Centralblatt für Physiologie. 199 


bestehen der Herzbewegungen hervor; es wirkt sodann lähmend nieht 
auf das Muskel-, sondern auf das Nervensystem und in diesem ver- 
lieren die Centren früher ihre Erregbarkeit als die peripheren Nerven 
(elektrische Reizung es centralen Stumpfes des N. ischiad. bewirkt 
zu einer Zeit keine Bewegungen bei dem Thiere mehr, wann die 
Reizung des peripheren Stumpfes noch schwache Muskelbewegungen 
des betreffenden Beines veranlasst); das Thier geht endlich zugrunde, 
indem die Herzcontractionen immer schwächer werden, das Herz 
schliesslich in Diastole stehen bleibt. — War das Thier vorher seiner 
Grosshirnhemisphären beraubt worden, so treten die beschriebenen 
Phänomene später ein als bei einem normalen Thiere. 

Eine Dosis von 0'001 Gramm einem Frosch von 30 Gramm 
Körpergewicht subeutan injieirt, erzeugt dieselben Erscheinungen, aber 
in schwächerem Grade und «das Thier vermag sich von denselben 
(nach 17 bis 20 Stunden) wieder völlig zu erholen. Wird nur '/, Milli- 
gramm injieirt, so bleiben die Gonvulsionen ganz aus. 

Einen Antagonismus zwischen Ulexin und Stryehnin konnte Verf. 
nicht auflinden. 

Einige Versuche am Meerschweinchen verdienen noch Erwähnung. 
0:005 Gramm einem solchen von 320 Gramm Körpergewicht injieirt, 
äusserten gar keine Wirkung; 001 Gramm riefen nach 10 Minuten 
einen etwa 40 bis 50 Minuten dauernden, leicht somnalenten Zustand 
hervor, das Thier bewegt sich schwerfällig, ist mit fest geschlossenen 
Augenlidern in sichzusammengesunken; von Zeit zu Zeit erwacht es, thut 
einige Schritte und schläft von neuem ein. A. Auerbach (Berlin). 


Pinet et A. Duprat. Note sw laction physiologique de la Remijia 
Ferruginea (C. R. Soc. de Biologie, 19. Fevrier 1887, p. 97). 

Die Einspritzung des Wasserextractes vom Pulver ‚der Wurzel- 
rinde von Remijia ferruginea (Cinchona brasiliensis, A. de Saint-Hilaire) 
in die hintere Pfote des Frosches bewirkt eine allgemeine Erhöhung 
der Erregbarkeit, grössere Tiefe und Frequenz der Athmung und Be- 
schleunigung des Pulses. Die Kraft der Ventrikelsystolen kann so gross 
sein, dass sich an der Ventrikelspitze ein permanenter Öontractions- 
wulst entwickelt. Jede Berührung der Haut, jede Ersehütterung des 
Öperationstisches ruft allgemeine klonische Krämpfe hervor. Die 
Krämpfe sind besonders in den hinteren Extremitäten ausgeprägt und 
verlaufen von der Wurzel bis zur Spitze der Extremität. Die Zehen 
gerathen dabei in eigenthümliche Bewegungen, welche an das Spiel 
der Künstlerfinger auf den Saiten der Geige erinnern. 

Experimente mit Unterbindung der Iliaca communis oder Durch- 
schneidung der Lendennerven auf einer Seite, Durchschneidung der 
Medulla oblongata, Zerstörung der Hirnhemisphären haben bewiesen, 
dass Remijia ferruginea ihre Hauptwirkung durch Vermittlung des 
verlängerten Markes ausübt. Leon Frederieg (Lüttich). 


Maquenne. Preparation, proprietes et constitution de linosite (Compt. 
rend. CIV, p. 225 u. 297). 

Der Inosit, C,H),0, + 2H,0, verliert sein Krystallwasser bei 

110°, schmilzt bei 217° und siedet im Vacuum unzersetzt bei 319". 


200 Centralblatt für Physiologie. Nr. 9 


Er schmeckt süss, gährt aber nicht, reducirt nieht Fehling’sche Lösung, 
wird von kochender, verdünnter Schwefelsäure nicht verändert, ist optisch 
inactiv. Beim Erhitzen mit Jodwasserstoffsäure auf 170” bildet er etwas 
Benzol und Trijasphenol. Heisse concentrirte Salpetersäure oxydirt ihn 
ausser zu Oxalsäure zu Tetraoxychinon C,H,0, und Dioxydietinon 
0,H;0,. Nach alledem ist der Inosit kein Zueker, sondern ein Körper 
der aromatischen Reihe, und zwar ein Hexahydrohexaoxybenzol. 
Schotten (Berlin). 
R. Boehm. Chemische Studien über das Curare (Beiträge z. Physiol., 
C. Ludwig gewidmet. Leipzig 1887, S. 173). 

Neben dem physiologisch wirksamen und noch wenig bekannten 
Uurarin enthalten die wässerigen Lösungen des Ourare noch eine zweite 
Base, welche, obwohl dem Curarin chemisch verwandt, doch physio- 
logisch unwirksam ist — das Curin. Das Mengeverhältniss beider 
Basen ist in verschiedenen Öuraresorten sehr wechselnd. Die wässerigen 
Extracte enthalten, wenn sie alkalisch reagiren, wenig oder nichts von 
dem Öurin, während neutral oder sauer reagirende Extracte reich an 
diesem Körper zu sein pflegen. 

Charakteristisch für Curin ist der voluminöse weisse Niederschlag 
mit Metaphosphorsäure. Zur Darstellung wird es aus den wässerigen 
Lösungen mit Ammoniak ausgefällt, der Niederschlag mit Aether ex- 
trahirt (wobei etwa mitgerissenes Curarin zurückbleibt) und der Rück- 
stand von der Extraction weiter gereinigt. Man erhält einen blendend- 
weissen, krystallinischen Körper von stark basischen Eigenschaften, 
welcher in Alkohol und Chloroform leicht, in Wasser und Aether 
schwer löslich ist. Mit eoncentrirter Schwefelsäure gibt er keine Farben- 
reaction. Die Veraschung des amorphen aus der salzsauren Lösung 
ausgeschiedenen Platindoppelsalzes ergibt das Moleculargewieht 298 
für die freie Base. Am Kaninchen sind Dosen bis zu 10 Milligramm 
unwirksam. Dagegen erhält man durch Behandlung mit Methyljodid das 
‘Jodhydrat einer neuen Base, welche intensive Curarewirkung besitzt. 
Die Darstellung des wirksamen Curarin stösst auf ungewöhnliche 
Schwierigkeiten, weil jeder Niederschlag, welcher in seinen Lösungen 
entsteht, einen Theil der Substanz mechanisch mitreisst. Ein weiterer 
Uebelstand ist, dass das Curarin bei Gegenwart von Säuren sich langsam 
zersetzt. Zur Darstellung dient folgende Methode: Aus der eurinfreien, 
sauren, wässerigen Lösung wird das Uurarin durch Platinchlorid aus- 
gefällt; der mit Alkohol und Aether gewaschene und getrocknete 
Niederschlag wird in Alkohol suspendirt und durch Schwefelwasserstoff 
zerlegt, während gleichzeitig die freiwerdende Salzsäure neutralisirt 
wird. Aus dem eingedunsteten Filtrat erhält man durch Ausziehen mit 
Chloroform und Alkohol das Curarin als einen amorphen, schön gelb- 
gefärbten, in Aether unlöslichen Körper. Die wässerige Lösung fluoreseirt 
grün und reagirt nicht alkalisch, sondern neutral. Durch Säuren wird 
(das Curarin zersetzt, wobei sich krystallinische Producte bilden. Mit 
eoncentrirter Schwefelsäure färbt es sich prachtvoll rothviolett. Die 
tödtliche Gabe für ein Kilo Kaninehen beträgt 0:35 Milligramm. Aus 
dem reinen Platindoppelsalz (aus saurer Lösung gefällt) berechnet sich 
das Moleculargewicht des Öurarin zu 362. Durch Fällung aus der neutralen 
Lösung erhält man platinreiehere Verbindungen. M. v. Frey (Leipzig). 


u ne 


NE#9: Centralblatt für Physiologie. 201 


w. N. Hartley. Spectroskopische Notizen über Kohlehydrate und 
Albuminoide (Journ. of the Chem. Soe. of London, 1887, I, 58). 


Verf. hält es für wahrscheinlich, dass die Wirkung der löslichen 
Fermente oder Enzyme auf die Kohlehydrate in der Uebertragung 
intramolecularer Bewegungen bestehe, ähnlich wie andere Autoren 
(Liebig, Nägeli) die Wi irkung der geformten Fermente aufgefasst 
haben. Er hat daher nach physikalischen Beziehungen dieser albuminoiden 
Körper zu den Kohlehydraten einerseits und zu den eigentlichen 
Eiweisskörpern andererseits gesucht und solche auch in den Ab- 
sorptionsspectren gefunden. Während die Spectren von Eieralbumin, 
Serumalbumin und Casein gewisse, allen dreien gemeinsame Absorptions- 
streifen zeigen, fehlen diese im Spectrum von Malzdiastase, Hefeinvertase, 
Gelatine, Stärke, Glykose und Saccharose, deren Lösungen sich als 
besonders durchlässig für die violetten und ultravioletten Strahlen 
erweisen. Die Albuminoide scheinen darnach eine wesentlich andere 
Constitution zu besitzen, wie die Albumine, und es wird dadurch 
erklärlich, warum die letzteren nicht wie jene auf die Kohlehydrate 
einwirken können. — Hinsichtlich der Spectra der Albuminsub- 
stanzen stimmen die Beobachtungen des Verf.'s mit denen von Soret 
(Compt. rend. XCVH, 642) vollkommen überein. Schotten (Berlin). 


H. Weber. Zur Theorie der Wheatstone’schen Brücke (Wiedemann's 
Annalen XXX, 4, S. 638). 

Bei der Vergleichung von Widerständen mittelst der sogenannten 
Wheatstone’schen Brücke können bekanntlich zwei verschiedene An- 
ordnungen gewählt werden, von welchen die eine in die andere über- 
geht, indem man Galvanometer und Batterie ihre Stellen vertauschen 
lässt. Der Verf. zeigt, dass Störungen der Beobachtung durch thermo- 
elektrische Wirkungen am leichtesten durch Erwärmung des Gleit- 
contactes auftreten, dieser aber unschädlich wird, wenn man in 
denjenigen. Draht, welcher von dem gleitenden Contact ausgeht, die 
Batterie (nicht das Galvanometer) einfügt, welche Anordnung also aus 
diesen Gründen vorzuziehen ist. Die Beschädigung des Gleitdrahtes 
dureh die Oefinungsfunken kann durch Anwendung eines besonderen 
Schlüssels leicht vermieden werden. Verf. gibt ferner eine eingehende 
Untersuchung darüber, welche Werthe der Widerstände der Methode 
die grösste Empfindlichkeit verleihen. Die Resultate dieser Untersuchung 
sind in drei Tabellen niedergelegt, aus welchen entnommen werden 
kann. wie man, wenn gewisse Theile der Einrichtung gegeben und 
andere frei verfügbar sind, diese letzteren am zweckmässigsten zu 
wählen hat. v. Kries (Freiburg ı/B.) 


A. Rene. /. Modification a la pince cardiographique de Marey; 
cardiographe a poids. — II. Modification au tambour & levier de 
Marey; tambour ü levier rectifiable (©. R. Soc. de Biologie, Mars 26, 
1887, p. 177). 

I. Von den beiden löffelförmigen Armen der Pince cardio- 
graphique von Marey, zwischen welche das Froschherz aufgenommen 
wird, ist bekanntlich der eine fest, während der andere die Bewegung 
des Herzens auf einen Schreibhebel überträgt. Verf. zieht vor, den 


202 Centralblatt für Physiologie. Nr. 9. 


beweglichen Löffel mittelst eines kleinen Gewichts (statt federnden 
Kautschukfadens) gegen das Herz zu drücken. 

II. Verf. regulirt das genaue Anliegen der schreibenden Spitze 
des Tambour a levier von Marey, an die berusste Fläche, mittelst 
Feder und Schraube, welehe den ganzen Tambour gegen sein 
Stativ verschieben. (Rothe in Prag hat eine ähnliche Modification 
des Tambour a levier seit mehreren Jahren construirt. Ref.) 

Betrefis &enauer Beschreibung (und der Abbildungen) dieser 
kleinen modifieirten Apparate wird auf das Original verwiesen. 

Leon Frederieg (Lüttich). 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


P. Herringham. The Minute Anatomy of the Brachial Plexus (Proc. 
of the Royal Soc. XLI, 249, p. 423). 

Im Gegensatze und als Ergänzung zu der in den anatomischen 
Lehr- und Handbüchern üblichen Methode der Darstellung sucht H. 
durch seine Zergliederungen die einzelnen Nerven, welche den Plexus 
brachialis formiren, durch denselben hindurch bis in ihre End- 
gebiete zu verfolgen. Er findet für die Musculatur der oberen Extremität 
im we.teren Sinne folgende Art der Innervirung als die häufigste: Es 
werden versorgt vom III, IV. und V. Cerviealis der Levator scapulae; 
vom V. allein oder vom V. und VI. der Supraspinatus, Infraspinatus 
und Teres minor; vom V. und VI. Subscapularis, Deltoideus, Biceps 
und Brachialis internus; vom VI. Teres maior, Pronator teres, Radialis 
internus, Supinator longus und. brevis, ferner die oberflächliche 
Museulatur des Daumenballens; vom V., VI. und VII. Serratus magnus; 
vom VJ. oder VII. Radialis ext. longus et brevis; vom VII. Coraco- 
brachialis, Latissimus dorsi, die Extensorengruppe am Vorderarme und 
der Anconaeus externus; vom VII. und VIII. Anconaeus internus: vom 
Vu, VII. und IX. Flexor communis sublimis und profundus, Flexor 
pollieis: longus, Ulnaris internus und Pronator quadratus; vom VIH. 
allein endlich der Anconaeus longus, die Muskeln des Antithenar, die 
tiefen Daumenmuskeln und die Interossei; während der Peetoralis maior 
vom VI., VII. VII. und IX., der Peetoralis minor vom VIH., VII. und 
IX. Zweige erhält. Diese Innervationsverhältnisse variiren jedoch innerhalb 
gewisser Grenzen, was H. in folgender Form ausspricht: Eine gegebene 
Faser kann ihre Lage zur Wirbelsäule ändern (d. h. höher oder tiefer 
aus derselben hervorgehen), sie behält jedoch ihre Lage in Bezug auf 
die anderen Fasern bei. Weiterhin versucht H. die Frage zu lösen, 
ob bei der Innervation dieser Muskeln topische oder funetionelle Be- 
ziehungen massgebend seien. Er findet folgende Gesetze: Von zwei 
Muskeln wird jener, welcher dem oberen Körperende, der Längsachse 
oder der Oberfläche näher liegt, von höher entspringenden; jener, welcher 
diesen Punkten ferner liegt, von tiefer entspringenden Nervenfasern ver- 
sorgt. Bezüglich der sensiblen Nerven gelten gleichfalls topische Be- 
ziehungen, die sich zum Theile auch entwickelungsgeschichtlich 
begründen lassen. (Dass es sich im Wesentlichen um rein topische 
Verhältnisse handeln dürfte, war aus physiologischen Gründen von 
vorneherein zu vermuthen, da die räumliche Zusammenordnung funetionell 


Nr. 9. Centralblatt für Physiologie. 203 


zusammengehöriger Muskeln schon im Üentralorgane geschieht. Ver- 
gleiche hierzu: (ad, Einige Beziehungen zwischen Nerv, Muskel und 
Centrum, Würzburger Festschrift 1883, IL, S. 45: und (entren und 
Leitungsbahnen, Würzburger Verh. XVII, Nr. 8. Ref.) In guter Ueber- 
einstimmung mit H.’s Resultaten sind die auf anderem Wege ge- 
wonnenen Ergebnisse von Forgues (Distribution des racines motrices 
dans les museles des membres, Montpellier 1885), welcher eine Reihe 
elektrischer Reizversuche am Affen durchführte. Sigm. Fuchs (Wien). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Cireulation. 


N. Kowalewsky. Die Wirkung der Salze auf die rothen Blut- 
körperchen (Centralbl. für d. medic. Wissensch. 1887, 10 u. 11). 

Anschliessend an frühere Versuche, nach welchen es dem Autor 
gelungen ist, das defibrinirte Blut durch die Einwirkung verschiedener 
Salze lackfarben zu machen, wird durch eine Reihe verschiedener 
Salze, als: NH, CNS, KCNS, KCN, uiCl, NH,CI, NaCl, KCI, 
NH,Br, NaBr, KBr, NH,J, K.J, das Experiment weiter ausgeführt, 
und die Frage erledigt, in welchem Massstabe die Geschwindigkeit der 
lackfarbenen Veränderung des Blutes von der Zusammensetzung der 
einwirkenden Salze abhängt. 

Nachdem es sich herausgestellt hat, dass weder die Einwirkung 
der Bestandtheile des betreffenden Salzes an Haloid oder einem analogen 
Salze die erwähnte Wirkung beschleunigt, konnte doch eine Reihe von 
Salzen in Bezug auf die Intensität der Wirkung aufgestellt werden, 
aus welcher sich die Schlussfolgerung ergab, dass in Bezug auf die 
Haloidsalze der Alkalimetalle und hei den Ammoniaksalzen die Ge- 
schwindigkeit der Wirkung abnimmt, mit der Zunahme des Atom- 
gewichtes des Alkalimetalles und andererseits die Wirkung wächst mit 
der Zunahme des Atomgewichtes des Haloides. 

Ausserdem konnte noch constatirt werden, dass einige Salze 
(KCNS, NH, CHS. NH, J) die Oonsistenz des Blutes insofern ver- 
ändern, als dasselbe gelatinirt wird, ohne jedoch zu erstarren; dabei 
hat es den Anschein, als ob die das Blut gelatinirenden Salze gleich- 
zeitig einen gerinnenden Eiweisskörper mit dem Hämoglobin aus den 
rothen Blutkörperchen extrahiren, wie es auch die mikroskopische 
Untersuchung erweist. 

Schliesslich wird noch betont, dass nicht die Lösungsprocesse der 
Salze als solche, sondern vielmehr die Concentration derselben bei der 
Extraetion der verschiedenen Körper aus den rothen Blutkörperchen 
von wesentlicher Bedeutung ist, indem eine gesättigte Lösung eines 
bestimmten Salzes ebenso wirkt wie das betreffende trockene Salz selbst. 

J. Csokor (Wien). 
P. Poirier. Varsseaux Iymphatiques du laryne — vaisseaux lympha- 
tiques de la portion sousglottigue — ganglion pre’arynge (Bulletin 
de la societe anatomique, 5° serie, T. I, p. 218). 

Die elassischen Schriftsteller beschreiben die Lymphgefässe des 
Supraglottistheiles, aber sie begnügen sich mit wenigen Angaben über 
den Infraglottisraum, welcher sehr arm an Lymphgefässen ist. P. hat, 


204 Uentralblatt für Physiologie. Nr. 9% 


vor der Membrana crico-thyreoidea, indem von den Orico-Thyreoid-Muskeln 
gebildetem V, ein oder zwei prälaryngeale Ganglien (Lymphdrüsen) 
bemerkt. Die Lymphgefässe, die zu diesen Ganglien führen, kommen 
vom Kehlkopf her und durchbohren die Membran. 

Die Quecksilberinjection ist sehr leieht auszuführen; auf diese 
Weise bekommt man ein sehr reiches und netzartiges Geflecht, welches 
die innere Fläche der unteren Corda vocalis und des Infraglottistheiles 
bedeckt. Aus diesem Geflechte entstehen Stämme, welche die Membrana 
crico-thyreoidea durchbohren und sich zu dem Ganglion praelaryngeum 
ergiessen. P. hat Kehlköpfe von 1- bis 7jährigen Kindern injieirt. Das 
Geflecht verschwindet mit dem Alter. Man soll junge Individuen 
wählen. 

Das Infraglottisgeflecht hört oben am freien Rande des unteren 
Stimmbandes scharf auf, nach unten setzt es sich in das Tracheal- 
geflecht fort. 

Die Ventrieulargegend besitzt ebenfalls ein Geflecht, das direet 
injieirt werden kann. 

Das Infraglottisgeflecht entleert sich durch die Membrana thyreo- 
hyoidea in die Ganglien (Lymphdrüsen), welche sich an der Bifurcation 
der Carotis prima befinden; es ist aber auch in seinem unteren Theile 
durch drei oder fünf Stämme mit den prälaryngealen Ganglien im 
Zusammenhang. 

Jillau (1882, anat. topog.) hat diese Ganglien schon beschrieben. 
P. hat sie 49mal in hundert Fällen gefunden. Fehlen sie, so ergiessen 
sich die Lymphgefässe in die Üarotisganglien. Nach P. kann diese 
anatomische Anordnung einige Geschwülste und Abscesse der Infra- 
hyoideal-Region erklären. A. Dastre (Paris). 


Physiologie der Drüsen. 


'J. Marshall. Ueber die Hüfner’sche Reaction bei amerikanischer 
Öchsengalle (Zeitschr. f. physiol. Chem. XI, S. 233). 

Verf. prüfte im Ganzen 543 Gallen, welche meist von mit Prairie- 
gras ernährten Ochsen aus dem Westen Nordamerikas stammten, auf 
den Erfolg der Hüfner’'schen Reaction: Ausfällung der Glycocholsäure 
durch Salzsäure und Schwefeläther. Die Gallen müssen frisch unter- 
sucht werden, da Gallen, die frisch die Reaction sehr gut gaben, nach 
mehrtägigem Stehen versagten. Galle, Salzsäure und Aether wurden 
stets im Verhältnisse von 100:5:30 angewendet. Der Schwefeläther 
kann durch Petroleumäther ersetzt werden. Um die auskrystallisirte 
Glycocholsäure farbstofffrei zu bekommen. verfährt man am besten so, 
dass man die Galle mit einigen Tropfen Salzsäure versetzt, durch Sand 
oder ein dünnes Filter filtrirt, dann erst die Mischung im angegebenen 
Verhältnisse vornimmt und die nach 24stündigem Stehen an kühlem 
Orte ausgeschiedene Krystallmasse auf dem Filter mit Salzsäure und 
Aether enthaltendem Wasser wäscht. 

Die Gallenblasen enthielten 730 bis 90 im Mittel 320 Kubikeentimeter 
Galle. Von den 543 Gallen waren 295 gelb, 248 grün gefärbt. Das 
specifische Gewicht der gelben Gallen betrug 1037 bis 1016 im Mittel 1025; 
das der grünen 1032 bis 1019, im Mittel 1023. Die Hüfner’sche Reaction 


Nr. 9. Centralblatt für Physiologıe. 205 


gaben 121 Gallen oder 22:2 Procent der untersuchten. Von diesen 
22-2 Procent entfallen 15°4 Procent auf die gelben, 6°8 Procent auf die 
grünen Gallen. In je 3 reagirenden und nicht reagirenden Gallen 
wurden Taurocholsäure und Glycocholsäure quantitativ bestimmt. Je 
100 Kubikeentimeter Galle wurden mit Thierkohle zu einem dicken Brei 
angerührt zur Trockene verdampft. Die pulverisirte Masse wurde mit 
heissem Alkohol extrahirt, das Extraet in zwei gleiche* Theile getheilt, 
jeder Theil wieder zur Trockne verdampft, wieder mit Alkohol aus- 
gezogen, die filtrirten alkoholischen Lösungen nochmals eingetrocknet, 
dann mit kleiner Menge heissen Wassers aufgenommen. In der einen 
Hälfte wurde durch Schmelzen mit Kaliumhydrat und Salpeter der 
Schwefel und daraus die Taurocholsäure bestimmt, in der zweiten 
dureh Fällung mit Salzsäure und Aether die Glyceocholsäure. Drei nicht 
reagirende Gallen enthielten 19354 bis 48588 Gramm Taurocholsäure 
und O bis 0:1748 Gramm Glyeocholsäure in 100 Kubikcentimetern; drei 
reagirende 07098 bis 32248 Gramm Taurocholsäure und 2150 bis 
3320 Gramm Glyeocholsäure. Die Verhältnisszahl von Taurocholsäure 
zu Glyeocholsäure war bei den reagirenden 077, bei den nicht reagirenden 
33:00 (Vergl. die gründlichen Untersuchungen Fr. Emich’s über diesen 
(Gegenstand, Monatsh. f. Chem. 3, 330 bis 347. Ref.) 
Gruber (Wien). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


J. Uffelmann. Ueber den Eiweissgehalt und die Verdaulichkeit der 
essbaren Pilze (Arch. f. Hyg., VI, 1, S. 105). 

Durch den hohen Stickstoffgehalt der Trockensubstanz irregeleitet, 
hat man bis vor Kurzem den Pilzen einen sehr hohen Nährwerth zu- 
geschrieben, sie vielfach sogar dem Fleische an die Seite gestellt. Die 
Arbeiten von Saltet, Arch. f. Hyg. III, S. 443 (aus dem Laboratorium 
von J. Forster), F. Strohmer, Arch. f. Hyg. V, S. 322 und Mösner 
Zeitschr. f. physiol. Chem. 10, S. 503, haben aber übereinstimmend ergeben, 
dass ein beträchtlicher Theil des Stickstoffes nicht eiweissartigen Ver- 
bindungen angehört, dass die Ausnutzung des Pilzeiweisses sehr 
schlecht ist und dass der Eiweissgehalt der frischen Pilze nicht 
grösser ist als der der grünen Gemüse. Zu demselben Ergebnisse 
kommt auch der Verf. — In den Champignons findet sich durch 
Kochen fällbares Pflanzenalbumin, ferner aus wässeriger Lösung durch 
verdünnte Essigsäure fällbares leguminähnliches Eiweiss; ein dritter 
Eiweisskörper, der durch Ammonsulfat fällbar ist, und Pepton. Ihre 
(Gesammtmenge betrug in frischen ÖOhampignons im Mittel 2:58 Procent; 
in frischen Edelpilzen 2:80 Procent; in lufitrockenen Champignons 
22-88 Procent; in einem käuflichen Champignonpulver 24:3 Procent; in 
lufttroekenen Pfifferlingen 19:87 Procent. Diese Werthe wurden er- 
halten, indem man den Gesammtstickstoff der getrockneten gepulverten 
Pilze, ferner den Stickstoffgehalt des durch Digeriren einer gleich- 
grossen Substanzmenge mit 1 Procent alkoholischer Essigsäure er- 
haltenen Extractes, beide nach Kjeldahl, ermittelte und die Differenz 
des Total-N und Extract-N durch Multiplieation mit 625 als Eiweiss 
berechnete. Der Extractstickstoff (Nichteiweiss) macht 19 bis 24:5 Procent 


206 Centralblatt für Physiologie. Nr. 9. 


des Gesammtstickstoffs aus. Nach der von Böhmer (Landwirthschatftl. 
Versuchsstat. 28, S. 248) modifieirten Sachsse’schen Methode be- 
stimmte Verf. in einem Falle, dass von 1'206 Procent Extraetstiekstoff 
in wasserfreier Champignonmasse, 0'014 Procent Ammoniak-N, 0'118 
Procent Amid-Amidosäure-N, 0'429 Procent Amidosäure-N waren. 
0:645 Procent Extractstickstoff gehörte unbekannten Stoffen an. Bei 
drei Ausnutzungsversuchen, die Verf. an sich selbst anstellte, wurden 
64, 61 und’ 71'2 Procent (Uhampienonpulver) des Proteinstiekstoffes 
verdaut. Die Versuche dauerten nur je 1 Tag und wurden 200 Gramm 
frische Ohampignons, 50 Gramm lufttrockene Champignons und54 Gramm 
Champiguonpulver in Butter garöstet verzehrt. Die Abgrenzung der 
Fäces geschah theils durch Milch. theils durch Gries — Heidelbeersuppe. 
Gruber (Wien). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systemes. 


L. Edinger. Vergleichend-entwickelungsgeschichtliche Studien im Bereich 
der Gehirnanatomie. 1. Ueber die Verbindung der sensibeln Nerven 
mit dem Zwischenhirn (Anatom. Anzeiger II, 6, S. 145). 

Verf. hat bei 20 Tage alten Blindschleiehen mittelst der Flechsig- 
schen entwickelungsgeschichtlichen Methode festgestellt, dass die Kerne 
der sensibeln Hirnnerven (Trigeminus, Glossopharyngeus, Vagus) ganz 
in derselben Weise wie die Kerne der Hinterstränge durch Bogenfasern 
mit höher gelegenen Üentren der gekreuzten Seite verbunden sind. 
Aus den Nervenkernen wenden "sich die Fasern zur Raphe und 
sammeln sich aussen vom gekreuzten hinteren Längsbündel, um als 
Theil der Schleife_zum Zwischenhirn zu ziehen. Aehnliches gilt 
vom Acustieus. Verf. hält die frühe Ausbildung dieser „centralen 
sensorischen Bahn” und ihren Verlaufstypus für sehr verbreitet im 
Thierreich; speciell liegen auch beim Menschen die Verhältnisse 
ganz analog. Ziehen (Jena). 


A. Takäcs. Verlauf der hinteren Wurzelfasern im JRückenmarke; 
Aufbau und Degeneration der im hinteren Theile des kückenmarkes 
gelegenen, weissen Substanz (bei Tabes) |A hätsöo gyökrostok lefutäsa 
a gerinezagyban; a gerinezagy hatso reszen levö feher ällomany 
felepülese @s koros valtozasa (tabesnel)|. (Ungarisch in „Orvosi 
hetilap” Nr. 2, 1887). 

Verf. hat in der medieinischen Wochenschrift (ungarisch) in vor- 
läufiger Mittheilung seine Untersuchungsresultate über den Verlauf 
der hinteren Rückenmarks - Wurzelfasern mitgetheilt. ° Seine Haupt- 
resultate sind folgende: 

1. Ein Theil der hinteren Wurzelfasern geht in die graue Substanz; 
der andere Theil in die, die hinteren grauen Hörner umgebende, weisse 
Substanz über. 2. Die in die hinteren Hörner gehenden hinteren Wurzel- 
fasern durchbrechen die Substantia gelatinosa und können bis zu den 
Zellen der Clarke’schen Säulen verfolgt werden. 3. Die in den Bur- 
dach’schen Strang und in die hintere Partie der Grundbündel der Seiten- 
stränge eintretenden hinteren Wurzelfasern biegen gleich beim Ein- 


’ 


Nr. 9. Centralblatt für Physiologie. 207 


treten nach unten um und verlieren sich im Bereiche der nächsten 
drei Wurzeln in die Hinterhörner. 4. Ein Theil der aus den Zellen 
der Glarke’schen Säulen hervortretenden Fasern tritt flügelartig in 
das Innere des Burdach’schen Stranges, um dann den Goll’schen 
Strang aufzubauen. 5. Die zweite Partie der aus den Ölarke’schen 
Zellen hervortretenden Fasern geht ausserhalb der grauen Substanz in 
den hinteren Theil des Seitenstrang-Grundbündels, wo sie, nach hinten 
und aufwärts umbiegend und die Pyramiden-Seitenstrangbahn bogen- 
artig umfassend, die Kleinhirn-Seitenstrangbahn bildet. 6. Der Goll’sche 
Strang und die Kleinhirn-Seitenstrangbahnen sind aus äquivalenten 
Fasern aufgebaut, welche die durch die Zellen der hinteren Hörner 
vermittelte Fortsetzung der hinteren Wurzelfasern darstellen. Diese 
Fasern gehen ohne Vermittelung im Rückenmarke weiter hinauf und 
ihre Zahl wächst — natürlicherweise — fort. 7. Die Burdach’schen 
Stränge und der hintere Theil des Grundbündels der Seitenstränge 
bauen sich hauptsächlich aus den hinteren Wurzelfasern auf; diese 
Fasern treten jedoch nicht weit von ihrem Eintritte in die graue 
Substanz der hinteren Wurzeln. Ausserdem ziehen zu diesen Strängen 
Fasern von den Clarke'schen Säulen. welche die genannten Stränge 
nur passiren, um einerseits in die Goll’schen Stränge, andererseits 
in die Kleinhirn-Seitenstrangbahn einzutreten. 

Endlich glaubt Verf., dass mit diesen erwähnten Fasern noch 
solche verlaufen, welche die verschieden hohen Punkte der hinteren 
Stränge miteinander verbinden, d. h. „Associationsfasern”. 

Auf Grund seiner Untersuchungen glaubt Verf. sich berechtigt, 
die folgenden Sätze auszusprechen: 

1. Der geradeste Leitungsweg des Gefühls ist der Goll’sche Strang 
und die directe Kleinhirn-Seitenstrangbahn; 2. indirecte Wege der 
Gefühlsleitung sind die Burdach’schen Stränge und die hinteren 
Partien der Grundbündel der Seitenstränge; 3. es sei einleuchtend, 
warım wir im Anfange der Tabes im unteren Theile des Rücken- 
markes nur den Burdach’schen Strang affieirt finden (mit Ausnahme 
der hinteren Wurzeln und hinteren grauen Columnen), und zwar in 
der von Oharcot entdeckten Flügelform; während später, und zwar 
in höheren Gegenden des Rückenmarkes, die Goll’schen Stränge 
degeneriren; endlich ist es klar, warum an der zuerst erkrankten Stell. 
und seiner nächsten Nähe beide Stränge degeneriren, während höheı 
nur der Goll’sche Strang entartet. 

Endlich theilt Verf. noch seine pathologischen Untersuchungs- 
resultate und die über anatomische Grundlagen der Erkrankungen 


hei Tabes mit. v. Thanhoffer (Pest). 


H. Fischer. Note sur un cas d’'h&mi-hyperesthösie survenue tardivement 
chez un h&miplegique et guerie par lapplication d'un aimant (Arch. 
de Physiol. norm. et path. IX, 2, p. 185). 


Die Hyperästhesie stellte sich erst etwa 2'/,; Monate nach der 
sicher dureh organische Läsion bedingten Hemiplegie ein. Einstündige 
Applieation eines Hufeisenmagneten brachte nach fast viermonatlichem 
Bestehen die Hyperästkesie völlig zum Sehwinden (ohne Transfert) 


208 Centraiblatt für Physiologie. Nr. 9. 


und besserte die Motilität (bereits Contraetur und Atrophie). Spätere 


Schmerzanfälle wiehen auf Ar Magnetisirung. 
Ziehen (Jena). 


A. Huber. Myographische Studien bei Paralysis agitans (Virehow's 
Archiv. CVIII, 1. S. 45). 

Die Muskelzuckungen des mit Paralysis agitans in hohem Grade 
behafteten Kranken, dessen Geschichte im Original nachzulesen ist, 
wurden in der Weise-aufgeschrieben, dass die Feder des Marey schen 
Sphygmographen auf die Bäuche von Muskeln aufgesetzt wurde, die 
sich dazu vermöge ihrer isolirten eh e’eneten, z. B. "des Biceps brachii, 
Extensor digitorum communis u. s. w. Auch Gesammtbewegungen der 
Extremitäten, und der in Fall an dem allgemeinen Tremor 
-theilnehmenden Lippen-Kaumuskeln wurden aufgeschrieben. Es ergeben 
sich Schwankungen in der Zahl der Öscillationen (zwischen 35 und 
5:6 in der Secunde) sowohl an demselben Muskel zu verschiedenen 
Zeiten (auch desselben Tages), als auch an verschiedenen Muskeln. 
Auch die Form der Zuckungen ist nicht gleich, manchmal sind die 
einzelnen Wellen einander sehr ähnlich, manchmal ist die Curve 
ganz unregelmässig. Eine Gesetzmässigkeit in diesen Unterschieden 
vermag der Verfasser nicht anzugeben. 

Der Tremor konnte willkürlich nicht vollständig unterdrückt wer- 
den; entgegen dem, was der blosse Augenschein ergab, zeigte der 
Sphygmograph, dass Zuckungen, wenn auch viel kleiner als zuvor, fort- 
bestanden, während der Kranke auf Geheiss sich bemühte, sie zu sistiren. 

Die Quantität der von dem Kranken ausgeschiedenen wesentlichen 
Harnbestandtheile unterschied sieh nicht auffällig von der durch- 
schnittlichen Menge derselben bei Gesunden. Paneth (Wien). 


R. Kochler. Recherches sur la structure du cerveau du Gammarus 
pulex (Intern. Monatsschr. f. Anat. und Physiol. IV. 1, S. 21). 

K. beschreibt nach .Schnittpräparaten das Gehirn von Gammarus 
pulex. das im Bau mit dem schon bekannten Isopodengehirn fast ganz 
übereinstimmt. Die Arbeit ist eine rein morphologische. 

Brandt (Königsberg). 
A. Forel. Observations sur le sommeil du loir (myosis glis) (Revue 
de I’hypnot. exp. I, p. 318). 

F. besass zwei Siebenschläfer, welche den ganzen Winter hindurch 
wach und sehr lebhaft blieben. Erst im Monat Mai begannen sie ihren 
Schlaf, aus dem sie trotz der grossen Hitze während des Juni und 
des Juli nicht früher als im August nach und nach erwachten. Der Winter- 
schlaf kann daher nicht direct durch die Abnahme der äusseren 'T’em- 
peratur bedingt sein. 

Während des Schlafes betrug die Korn riempeuse der 'Thiere 
20 bis 22° C., die Respiration war auffällig verlangsamt, die Lippen 

nahmen eine eyanotische Färbung an. Wenn man die 'Thiere durch 
Stiche reizte, so erfolgten einige Reflexbewegungen und ein leichtes 
Grunzen liess sich vernehmen. 

Brachte F. eines der schlafenden Thiere derart auf einen der 
oberen Aeste eines Tannenbäumehens, dass jenes mit der Planta den 
Ast berührte, so erfolgte eine reflectorische Coutraction der Zehen und 


Nr. 9. Öentralblatt für Physiologie. 209 


es blieb eine Zeitlang hängen. Nach und nach öffnete sich die 
Pfote, bevor aber das Thier vollständig herunterfiel, ergriff es mit 
einer anderen Extremität den nächst tieferen Ast, und blieb da aber- 
mals eine Zeit lang hängen und so gelangte es von Stufe zu Stufe 
langsam herab, bis es den Boden erreicht hatte, und hier ruhig 
weiter schlief. 

F. ist der Meinung, dass der Winterschlaf der Siebenschläfer 
dem hypnotischen Schlafe sehr ähnlich sei und empfiehlt daher diese 
Thiere zu hypnotischen Versuchen. OÖbersteiner (Wien). 


E. Beraneck. Histogenese des nerfs c&phaliques (Archives des seiences 
physiques et naturelles XVII. 3, p. 240). 

B. gibt nach Untersuchungen an Fischen, Amphibien, Reptilien 
und Vögeln an, dass die erste Anlage der Hirnnerven aus Zellen 
besteht, welche jenen des Centralorganes vollkommen gleichen. In dem 
Masse, als die Nerven gegen die Peripherie vorrücken, verlängern sich 
deren Zellen und verlieren dabei an Tinctionsfähigkeit. Mesodermzellen 
finden sich nur an der äusseren Peripherie der embryonalen Hirnnerven 
und liefern das Material für die Bildung der Nervenhüllen. B. glaubt, 
dass die Anlagen der Hirnnerven bei den Säugethieren, welche nach 
Kölliker, Vignal und Lahousse nicht aus Zellen, sondern aus 
nackten Achsencylindern bestehen, bei näherer Untersuchung gleich- 
falls ein celluläres Stadium zeigen’ werden. Sigm. Freud (Wien). 


H. Beaunis. Une experience sur le sens musculaire (Revue philosoph. 
XII, 3, p. 328; Soc. de psychol. physiol. Seance du 31 Janvier 1887). 
Ö. hat einem Sänger Cocain auf die Larynxschleimhaut applieirt 
und gefunden, dass, während die Stimmritze gegen Öontaet unempfindlich 
war, die Fähigkeit, Töne richtig zu treffen, sich nicht vermindert hatte. 
Die Sensibilität der Schleimhaut ist es demnach nicht, welche uns über 
den jedesmaligen, die Tonhöhe bestimmenden Spannungszustand der 
Stimmbänder unterrichtet. B. schliesst daraus. dass die Sensibilität der 
Muskeln selbst — respective „ihrer Adnexa” — für das Treffen der 
Töne massgebend sei. Er macht dabei die stillschweigende Voraus- 
setzung, dass uns bei der Tonbildung das Gefühl des Spannungsgrades 
der Stimmbänder leitet und nicht etwa das Ohr — was in der That 
durch eine bei Professor Hensen ausgeführte Untersuchung von 
Klünder bewiesen ist (Du Bois-Reymond’s Arch. f. Phys. 1879, 5.119). 
Goldscheider (Berlin). 
A. Joffroy. Monoplegie du membre inferieur droit. — Ramollissement 
du lobule paracentral (Arch. de Physiol. norm. et path. IX, 2, p..168). 
Von zwei eircumsceripten Erweichungsherden, einem am hinteren 
Ende des Gyr. front. sup. sin. und dem anderen im Lob paracentr. 
sin., wird letzterer für- die Monoplegie verantwortlich gemacht. Das 
rechte Bein konnte in Bettruhe bewegt werden, aber mit geringerer 
Kraft. Kniephänomen rechts gesteigert, Fussklonus rechts. Sensibilität 
des rechten Beines abgestumpft. Bei willkürlichen Bewegungen, nament- 
lich bei Gehversuchen, Contraetur des rechten Beines und ataktische 
Störungen. Plantarreflexe rechts und links gleich. Ausser den Er- 
weichungsherden nur absteigende Degeneration eines Theiles der 
Pyramidenbalın bis ins Lendenmark. Ziehen (Jena). 
Centralblatt für Physiolo; ie, 18 


210 Centralblatt für Physiologie. Nr. 9. 


C. Sauvaire. Observations d'hyperesthesie des sens dans l’etat hypno- 
tique (Revue philosophique XII, p. 333). 

Suggerirt man einer hypnotisirten Person auf eines von mehreren 
anscheinend gleichen weissen Blättern irgend eine Zeichnung oder der- 
gleichen, so wird mitunter nach dem Erwachen von jener das betreffende 
Blatt wiedergefunden. Man nimmt meist an, es seien gewisse kleine 
Kennzeichen (Fleckchen, schwarze Pünktchen, Falten und andere) auf 
dem Blatte vorhanden. die in Folge gesteigerter Empfindlichkeit der 
hypnotisirten Person von dieser bemerkt werden und sich derart mit 
dem suggerirten Bilde associiren, dass dieses reprodueirt wird, sobald 
das Blatt mit dem zufälligen, fast unmerklichen Kennzeichen angeblickt 
wird. S. hat einer Hypnotisirten das Bild eines kleinen Kindes auf die 
Rückseite einer Karte (Treff-König) suggerirt. Als sie dann ein änderes 
Spiel Karten zur Hand nahm, fand sie auch dort auf der Rückseite 
des Treff-Königs die Kinderphotographie. Da er sicher war, dass weder 
diesmal noch in ähnlichen an einer anderen Person angestellten 
Versuchen das Bild der Karte früher gesehen worden war, so nimmt 
er an, dass für manche Hypnotisirte das diffuse Lieht hinreicht, um 
das Kartenblatt transparent zu machen (wie dies vor einer hellen 
Liehtquelle der Fall ist) und dass die nunmehr durchseheinende 
Zeichnung des Treftkönigs den Ausgangspunkt für das Wiederauftreten 
der Hallueination bildet. 

Hyperästhesie des Geruebsinnes wurde folgendermassen constatirt: 
Acht Personen (darunter vier fremde) wurden der Hypnotisirten vor- 
geführt; man gab ihr die Hand „jedes dieser acht Menschen zum 
Beriechen. Dann wurden die Sacktücher von allen acht Personen zu- 
sammengethan und der Hypnotisirten gegeben. Sie war (trotz aller 
‚angewandten Vorsiehtsmassregeln) ganz genau im Stande, einzig nach 
dem Geruche den Eigenthümer von jedem der Sacktücher anzugeben. 

Öbersteiner (Wien). 


Zeugung und Entwickelung. 


W. Roux. Beiträge zur Entwickelungsmechanik des Embryo (Archiv 
für mikr. Anat. XXIX, 8. 157). 

In diesem vierten Beitrage (die vorhergehenden sind an anderen 
Orten publieirt) kommt der Verf. zu folgenden Ergebnissen. die wir 
erösstentheils mit seinen eigenen Worten anführen: . 

A. Unter normalen Verhältnissen, d. h. bei zwangloser 
Behandlung der normalen, nieht durch zu lange Verzögerung der 
Laiehung veränderten Eier, ergab sich: 

1. Das unbefruchtete Froschei enthält nur eine Haupt- 
richtung der künftigen Medianebene des Embryo sehon bestimmt; 
diese ist dureh die bipolare Anordnung des Dotterinateriales gegeben. 
Die definitive Lage des sichtbaren Embryo wird während der 
Gastrulation unter partiellen, aber grossen Materialumlagerungen 
hervorgebracht: nimmt man nun die ursprünglichen Materiallagerungen 
als Norm für die Bezeiehnung der Lagerungsbeziehung des künftigen 
Embryo auf das unbefruchtete Ei an, so entsprieht die Biachse in 
der Richtung von oben nach unten der cephalocaudalen (virtueller 


Nr. 9. Centralblatt für Pnysiologie, 211 


Embryo, R.), bei Ausserachtlassung dieser Umlagerungen dagegen der 
ventrodorsalen Richtung des Embryo (reeller Embryo, R.). 

2. Von den unendlich vielen, verschieden gerichteten Meridian- 
ebenen, welche durch diese Eiachse gelegt werden können, wird die- 
jenige zur Medianebene des Embryo, in deren Richtung die Copulation 
der beiden Vorkerne erfolgt. 

3. Die Copulationsriehtung ist keine feste, gegebene, sondern 
kann dureh „localisirte Befruchtung” in jeden beliebigen Meridian 
verlegt werden. 

4. Die so beliebig gewählte Befruchtungsseite des Eies wird zur ventro- 
caudalen Seite des Embryo, die entgegengesetzte zur dorsocephalen Seite. 

5. Die erste Theilung des durch die Oopulation des Spermakernes 
und des Eikernes gebildeten Furchungskernes erfolgt in der Copulations- 
richtung: die Sonderung der beiden Theilungsproducte von einander 
geschieht rechtwinkelig zur Theilungsrichtung. 

6. Die functionelle Bedeutung des Zusammenfallens der Oopulations- 
richtung und der Theilungsriehtung des Furchungskernes besteht darin, 
dass nur in diesem Falle der Effect der Oopulation bei der Theilung 
in keinem Antheile wieder rückgängig gemacht wird, sei dieser Effeet 
nur blos eine bestimmte Aneinanderlagerung, oder eine wirkliche 
(aber unvollkommene) Vermischung der beiden Kernsubstanzen in 
der Gopulationsrichtung. Ausserdem gewährt diese Theilungsrichtung 
die Möglichkeit einer bestimmten Sonderung der copulirten Massen 
mit einem Minimum von richtenden Kräften und repräsentirt sonach 
den einfachsten Mechanismus der Theilung durch Copulation verbundener, 
aber nicht vollkommen vermischter Massen. 

7. „Die erste Dottertheilung erfolgt in der der Öopulationsrichtung 
parallelen, durch die Eiachse gelegten Meridianebene. 

8. Mit Rücksicht darauf, dass auch bei beliebig gewählter Copulations- 
richtung die eben erörterten Beziehungen constant bleiben, darf 
geschlossen werden: 

a) Die erste Theilungsrichtung des Furchungskernes wird durch 
die Copulationsrichtung, und zwar in der Weise bestimmt, dass sie 
mit ihr zusammenfällt. 

b) Damit wird auch die erste Theilungsriehtung des Dotters 
dureh die Copulationsrichtung, und zwar in der Weise bestimmt, dass 
sie ihr parallel steht oder eventuell mit ihr zusammenfällt. 

c) Die specielle Lage des Embryo im Eie wird durch die Be- 
fruchtungsrichtung bestimmt, und zwar wird diejenige Seite des Eies, 
durch welche der Samenkörper eingedrungen ist (die Befruchtungs- 
seite), zur ventrocaudalen Seite des Embryo. 

9. Der Copulationsvorgang der Kerne vollzieht sich in zwei 
typischen, verschiedenen intraovalen Verlaufsrichtungen, respective 
Bahnen des Samenkörpers: erstens in einer an die Durchbrechungs- 
stelle des schwarzen Eirinde sich anschliessenden annähernd radiären 
Riehtung, welche den Samenkörper tief in das Ei, bis zur „Kernschicht’' 
des Dotters führt (die Penetrationsbahn), zweitens in einer nucleopetalen 
Riehuntg, welche beide Kerfe einander, vorzugsweise aber den Samen- 
kern dem Eikern. innerhalb der Kernschieht „des Dotters zuführt (die 
Gopulationsbahn)”. 

18* 


212 Centralblatt für Physiologie. Nr. 9, 


B. Bei Zwangslage der Eier mit schiefer Einstellung der 
Eiachse ergaben sich folgende Verhältnisse: 

10. Bei geringer Neigung der Eiachse (20 bis 30°) gelten die 
für die normale Stellung angegebenen Regeln. 

11. Das Dottermaterial wird durch Umordnung symmetrisch zur 
ersten durch die Copulationsrichtung normirten Theilungsrichtung 
gestellt. | 
12. Bei stärkerer Neigung der Eiachse liegt die Ebene der ersten 
Theilung entweder in der Symmetrieebene selbst oder steht senkrecht 
zu derselben. 

13. Die erste Kerntheilung erfolgt auch hier in der Copulations- 
richtung der Vorkerne. 

14. „Die Stellung des Eikernes wird durch die Schiefstellung der 
Eiachse, die Bahn des Samenkörpers wird durch die Strömung des 
Dotters der Art beeinflusst, dass die Copulation häufig in annähernd 
quer gestellter Richtung zur Symmetrieebene der Schiefstellung des 
Eies erfolgen muss. Daraus ergibt sich schon eine entsprechend 
häufige annähernde Querstellung der ersten Furche. 

15. Da aber die erste Furche bei Zwangslage überwiegend häufig 
entweder rein quer zur Symmetrieebene oder rein in Richtung der- 
selben orientirt ist, so muss noch eine drehende Wirkung des symmetrisch 
angeordneten Dotters auf den Furchungskern, während oder nach der 
Copulation angenommen werden.” 

16. 17. Diese Drehung des Furchungskernes mit seiner Copulations- 
richtung kann entweder zur Richtung der Symmetrieebene des Dotters 
erfolgen, in welchem Falle die erste Kerntheilung das Material der 
beiden Antimeren des Embryo scheidet, oder die Copulationsriehtune 
. des Furchungskernes steht rechtwinklig zur Symmetrieebene; dann 
wird bei der ersten Kerntheilung wie bei einer normalen zweiten 
Furchung das Kernmaterial in solches für die ventrocaudale und 
dorsocephale Seite des Embryo geschieden. | 

18. „Bei starker zwangsweiser Schiefstellung der Eiachse wird 
stets die Seite des gesenkten schwarzen Poles zur ventrocaudalen Seite 
des Embryo. Bei nur geringer Neigung der Eiachse jedoch vermag 
auch im Widerstreit dieser Tendenz mit derjenigen der Befruchtungs- 
richtung Ge 4 und 8e) die Befruchtungsseite des -Eies zur 
ventrocaudalen Seite des Embryo zu werden.” 

19. Für die Anlage der ventrocaudalen Seite des Embryo auf 
Seite der Neigung des oberen Endes der Eiachse ist wohl die An- 
häufung des Bildungsdotters auf dieser Seite bestimmend. 

Bezüglich mancher interessanter Details und der Methoden muss 
auf das Original verwiesen werden. Am Schlusse der Arbeit theilt Verf. 
noch mit, dass einige der hier erörterten Ergebnisse schon Newport 
bekannt waren, der auch bereits an einigen Eiern „loealisirte Be- 
fruchtung” ausgeführt hatte. Sigm. Fuchs (Wien). 


Druckfeblerberichtigung. 
In Nr. 8, Seite 173 und 177 soll es heissen: „Errera’’ statt „Ernera’’. 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen’ erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 5“ 
Druck der k.k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortiicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATT 


PHYSIOLOGIE. 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner Doc. Dr. Johannes Gad 


und 
in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 6. August 1887. N®: 10, 


Inhalt: Originalmittheilungen: ZL. Riess, Wirkung der ehlorsauren Salze. — v. Pfungen, 
Bewegungen des Antrum pyloricum beim Menschen. — A. Goldscheider, Wahr- 
nehmung passiver Bewegungen.— Allgemeine Physiologie: Kiliani, Arabinosecarbon- 
säure bzw. Arabinose. — Marcacei, Alkaloidwirkung auf Thiere und Pflanzen. — 
Ruhemann, Citronensäure und Pyridin. — Fischer, Phenylhydrazin und Zucker- 
arten. — Grehant, Anästhesie durch Kohlensäure. — Altmann, Die Zelle. — 
Regnard, Magnetismus und Diamagnetismus der lebenden Materie. — Physiologie 
des Blutes, der Lymphe und der Circulation: See und ‘Gley, Herzschlag. — 
Bechamp, Wirkung von Gasen auf Blut. — v. Fleisch/, Wirkung des Herzschlages. 
— Hamburger, Veränderungen der Blutkörperchen durch Salz- und Rohr- 


zuckerlösungen. — Physiologie der Drüsen: Latschenberger, Gallenfarbstoffe 
in den Geweben. — v. Schroeder, Harnsäure bei Vögeln. — Guyon, Empfind- 
lichkeit der Blase. — Engel und Kiener, Hemapheische Reaction des Harns. — 
Physiologie der Sinne: Purtscher, Erythropsie. — Charpentier, Summation der 


Liehteindrücke. — Höltzke, Wirkung des Atropins auf das Auge. — Physiologie 
des centralen und sympathischen Nervensystems: — Julin, Sy mpathisches Nerven- 
system des Amoeötes. 


Originalmittheilungen. 


Beitrag zur Lehre von der Wirkung der chlorsauren Salze 
auf den thierischen Organismus. 
Von L. Riess. 
Aus dem physiologischen Institut der Universität Berlin. Speciell 
physiologische Abtheil. (Dr. Gad). 
(Der Redaction zugegangen am 12. Juli 1887.) 


Im Laufe des verflossenen Jahres habe ich an einer grösseren 
Anzahl von Kaninchen eine Vergiftung mit chlorsaurem Kalium vor- 
genommen. Diese Versuche, ursprünglich zu anderem Zweck bestimmt, 
haben Resultate ergeben, welche bei der kürzlich entstandenen Debatte 
über die Wirkung der ehlorsauren Salze im Thierkörper von Interesse 
sein können. Ich theile sie daher kurz mit, ohne mit denselben etwas 
Abgeschlossenes liefern zu wollen. 

Bis vor Kurzem wurde als hauptsächliche Grundlage der Ein- 
wirkung der chlorsauren Salze auf den thierischen Organismus, 

Centralblatt für Physiologie. 19 


214  Centralblatt für Physiologie. Nr. 10. 


besonders nach der Mittheilung von Marchand*) und der Monographie 
von v. Mering**), eine durch dieselben im lebenden Blut statt- 
findende Veränderung des Blutfarbstoffes und der Blutkörper- 
chen ziemlieh alleemein angenommen. 

Ich selbst konnte diese Ansicht durch eine am Menschen gemachte 
Beobachtung stützen, bei welcher ich in dem Blut eines mit chlorsaurem 
Kalium vergifteten Mannes eine eigenthümliche Veränderung der rothen 
Blutkörperchen mit Austritt von Hämoglobinkügelchen aus deren 
Stroma in das Blutplasma bei Lebzeiten nachwies.***) Ich füge hier 
hinzu, dass ich genau denselben Befund.bei der mikroskopischen 
Untersuchung des Blutes am Todestage einer zweiten Ghloratvergiftung 
im Jahre 1883 wiederholen konnte. 

Gegen diese Anschauung ist kürzlich Stokvis +) aufgetreten. 
Derselbe leugnet nach Versuchen, die grösstentheils an Kaninchen 
angestellt sind, die Veränderung des Blutfarbstoffes im lebenden Blut 
nach Vergiftung mit-chlorsauren Salzen, hält diesen Vorgang vielmehr 
für postmortal, und stellt den pernieiösen Einfluss der Chlorate der 
Wirkung eoncentrirter Salzlösungen auf den Thierkörper gleich. — 
Uebrigens hatten ähnliche Andeutungen nach einzelnen am Menschen 
gemachten Beobachtungen schon einige Andere früher gemacht, z. B. 
Leichtenstern, +7) der die Vergiftung mit chlorsaurem Kalium 
grösstentheils auf die Wirkung des Kalium zurückführen möchte. — 
Stokvis gegenüber betont nun Marchand seinen alten Standpunkt und 
hält, soweit die noch nicht beendigte Antwortffj) dies beurtheilen 
lässt, seine früheren Auseinandersetzungen sämmtlich aufrecht. 

Die von mir angestellten 'Thierversuche scheinen nun zunächst 
ınehr für die Angaben von Stokvis, als für die ältere Anschauung 
zu sprechen: . 

Ich wählte das Kaninchen, dieses nach den früheren Erfahrungen 
gegen die Wirkung der chlorsauren Salze besonders renitente Thier, 
ursprünglich in der Absicht, eine chronische Chloratvergiftung, behufs 
hämoglobinometrischer Studien, bei ihm zu erzielen. Diese Absicht 
wurde nicht erreicht: analog anderen Erfahrungen gelang eine 
chronische Vergiftung der Thiere im eigentlichen Sinn nicht; dieselbe 
Dose, welche wiederholt ohne tieferen Einfluss vertragen wurde, tödtete 
schliesslich unter. acuten Symptomen. So stellen, zusammen mit 
späteren Versuchen,. in denen ich grössere, sofort tödtliche Gaben 
einführte, die Experimente eine Reihe acuter Vergiftungen dar, in 
denen die Dosen des Giftes und die Zeiträume des Ueberlebens in 
grossem Umfang wechselten, nämlich erstere, absolut genommen, von 
2:0 bis zu 10°0 Gramm (oder pro Kilo Thier von 1'2 bis zu 51 Gramm); 
letztere von '/, bis zu 34 Stunden. — Das Chlorat wurde fast immer 
in fünfprocentiger Lösung mittelst Schlundsonde in den Magen ein- 
gegossen. 

*) Virch. Archiv, Bd. 77, 8. 455. 
#=®=) Das chlorsaure Kali. Berlin 1885. 
#=#=#*) Berlin. klin. Wochenschrift 1882, Nr. 52. 
7) Archiv f. experiment. Pathol. und Pharmakol., Bd. 21, S. 169. 


+r) Deutsch. medie. Wochenschrift 1884, Nr. 4 und Nr. 20. 
yrr) Archiv f. experiment Pathol. und Pharmakol., Bd. 22, S. 201 und Bd. 23,8.273. 


Nrr 10: Centralblatt für Physiologie. 215 


In keinem dieser Fälle war nun bei Lebzeiten eine Spur 
der von den Vergiftungen bei Menschen und Hunden her bekannten 
Blutveränderungen. “a. b. deutlich braune Verfärbung des Blutes, 
spectroskopisch erkennbare Methämoglobinbildung, oder mikroskopisch 
nachweisbarer Blutkörperchenzerfall, vorhanden. Dabei bemerke ich, 
dass bei einer Anzahl von Thieren ich entweder in der Zeit der 
stärksten Krankheitserscheinungen eine grössere Blutportion entnehmen 
oder die Section im Augenblick des Todes machen konnte. — Auch 
der Sectionsbefund entsprach im Ganzen wenig dem bekannten 
charakteristischen Bild: namentlich fehlten die ehocoladebraunen Ver- 
färbungen der Organe, Milztumor ete. meist ganz. Auch die Nieren 
zeigten sich oft normal; nur in einem Theil der Fälle fanden sich in 
den Harneanälchen Bluteylinder, und zwar meist auch nur in mässiger 
Menge. 

Dagegen fehlten eine gewisse Zeit nach dem Tode niemals die 
Zeichen für das Auftreten des Methämoglobin (Braunfärbung, 
speetroskopischer Streifen im Roth) im Leichenblut; doch war der 
hierzu nöthige Zeitraum meist recht lang: wo er genau taxirt werden 
konnte, wechselte er von 15'/, bis zu 44 Stunden. Daher kam es, dass 
nur bei den wenigen zufällig oder absichtlich sehr spät gemachten 
Sectionen diese Zeichen schon bestanden. 

Zur Veranschaulichung wird am besten eine kurze tabellarische 
Zusammenstellung der zur _Beurtheilung der genannten Punkte brauch- 
baren Fälle dienen: 

(Siehe Tabelle auf Seite 216 und 217). 

Es verhält sich hiernach das Leichenblut dieser Kaninchen un- 
gefähr ebenso, wie ein Thierblut, dem ausserhalb des Körpers kleine 
Mengen von ehlorsaurem Kalium zugesetzt sind: Die erste Zeit nach 
dem Tode bleibt dasselbe normal: erst nach einer (je nach Menge des 
Giftes, Aussentemperatur etc. wechselnden) Anzahl von Stunden, die 
sich bis in den zweiten Tag hineinziehen kann, tritt allmählich zu- 
nehmend der Methämoglobinstreifen im Blute auf, während gleich- 
zeitig die Oxyhämoglobinstreifen abnehmen, respective verschwinden. 

Ich habe auch auf das weitere speetroskopische Verhalten des 
Blutes Werth gelest und hierbei ebenfalls Uebereinstimmung mit Thier- 
blut, dem künstlich Kaliumchlorat zugesetzt ist, gefunden. Lässt man 
solches Blut. bei mittlerer Zimmertemperatur stehen, so verschwindet, 
wohl unter dem Einflusse der in den späteren Stadien der Fäulniss 
stattfindenden Reductionsprocesse, das Methämoglobin wieder aus dem- 
selben, und zwar fand ich dıes in einer Reihe von Versuchen an ver- 
schiedenen Thierblutproben nach 4 bis 6 Tagen; gleichzeitig treten 
die Oxyhämoglobinstreifen allmählich wieder in normaler Stärke auf. 
Ganz derselbe Vorgang trat bei jedem der obigen Fälle im Leichen- 
blute ein; nur erhielt sich das Methämoglobin hier bei annähernd 
gleichen Aussenbedingungen im Ganzen etwas länger, als in jenen Ver- 
suchen: wie die Tabelle zeigt, verschwand es meist erst am 7. bis 8., 
ausnahmsweise sogar erst am 13. Tage nach der Entnahme aus dem 
Körper. Auch dieses Verhalten spricht wohl nicht dafür, dass schon 
längere Zeit vor dem Tode des Thieres Methämoglobinbildung im 
Blute vorhanden gewesen sein sollte. 

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Nr. 10. 


Centralblatt für Physiologie. 


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218 Centralblatt für Physiologie. . Nr. 10. 

Noch mehr sprechen hiergegen die Himoglobinbestimmungen, 
welche ich bei einer Anzahl von Versuchsthieren (auch einigen, 
welche in der Tabelle nieht angeführt sind) in täglicher Folge bis 
zum Tode ausführte, und zu denen ich mich der vorzüglichen 
Hüfner’schen Modification des Vierordt'schen Spectro - Photo- 
meters bediente. Ergaben dieselben auch schwankende Resultate, so 
geht aus ihnen doch hervor, dass keinenfalls constant während der 
Cireulation grösserer Mengen von Kaliumchlorat im Blut eine Ab- 
nahme des Hämoglobin in demselben stattfindet: unter 18 Versuchen, 
bei welchen wiederholte zuverlässige Bestimmungen zu machen 
waren, deren letzte unter Umständen kurz vor dem Tode lag (die 
Bestimmung im Leichenblut ist unzuverlässig), blieb der Hämoglobin- 
gehalt bei 11 ungefähr constant, bei 2 war eine anscheinende Zu- 
nahme, bei 5 eine meist geringe Abnahme desselben vorhanden. — 
Wollte man für das Kaninchen eine bei Lebzeiten stattfindende Um- 
setzung des Hämoglobin in Methämoelobin als Grundlage der Chlorat- 
wirkung ansehen, so müsste man mit Wahrscheinlichkeit schon nach 
den kleineren, sicherlich aber nach den tödtlichen Dosen eine Ah- 
nahme des Hämoglobin vor dem Tode mit einiger Constanz zu 
finden beanspruchen. 

Endlich erwähne ich, dass ich eine morphologische, der beim 
Menschen von mir gefundenen gleiche Blutveränderung nur in zwei 
Fällen (Vers. II und XVII) im Leiehenblut, das eine Mal übrigens nur in 
sehr geringer Menge, dagegen niemals vor dem Tode constatiren konnte. 

Nach Allem kann man nicht annehmen, dass bei dem Kaninchen 

der perniciöse Einfluss des chlorsauren Kalium auf einer Ver- 
änderung des Blutfarbstoffes und der Blutkörperehen beruht. Es muss 
vielmehr eine andere Wirkung des Chlorates, welche dasselbe 
neben, respective vor der blutlösenden Eigenschaft äussert, bei dieser 
. Thierspecies so schnell und stark eintreten, dass jene nicht zur Er- 
scheinung kommt. — Welcher Art diese Wirkung ist, scheint mir 
noch schwer auszumachen. Dass es die Kaliumwirkung nicht sein 
kann, ist schon von Verschiedenen, besonders unter Hinweis auf die 
ungenügende Grösse der Dosen, betont worden. — Auch scheint der 
Symptomencomplex, den die meisten der von mir beobachteten Thiere 
boten, nicht dem Bilde der Kaliumvergiftung zu entsprechen. Nament- 
lich war bei jenen stets eine der hervorstechendsten Erscheinungen 
eine starke Beschleunigung .der Respiration, die oft ganz oberflächlich 
und jagend wurde und höchstens kurz vor dem Tode an Häufigkeit 
abnahm. Daneben bestand eine Reihe von Symptomen, die als nervös 
aufzufassen sind: anfängliche Aufregung, übergehend in Somnolenz; 
Zittern des Kopfes und ganzen Körpers, fibrilläre Zuekungen; ferner 
fast constant, und zwar nicht nur dieht vor dem Tode, kurze Convul- 
sionen. Dagegen war die für die Kaliumwirkung charakteristische 
Alteration der Herzthätigkeit, namentlich eine Verlangsamung der- 
selben, hier meist nicht zu erkennen. — Zum Ueberfluss habe ich 
bei 7 Versuchsthieren Controlversuche angestellt, indem ich möglichst 
gleichen Thieren Dosen von Chlorkalium, deren Kaliumgehalt dem 
der gereichten Chloratmengen entsprachen, oft viele Tage nacheinander 
einführte, wobei sämmtliche Controlthiere gesund blieben. 


Nr. 10.» Centralblatt für Physiologie. 219 

Letztere Versuche widerlegen auch schon zum Theil die Ansicht 
von Stokvis, dass die Chloratvergiftung der Wirkung eoncentrirter 
Salzlösungen gleichzusetzen sei. Noch mehr sprieht hiergegen das 
Fehlen aller Zeichen von Gastritis (Schwellung, Injection, Blutungen 
der Magenschleimhaut), die Stokvis selbst als Hauptsymptom jener 
Wirkung betont, in allen diesen Versuchen (mit Ausnahme der unten 
noch zu berührenden Fälle, bei welchen gleichzeitig kohlensaures 
Natrium eingeführt war). 

Es scheint mir nach Allem nicht unwahrscheinlich, dass eine 
speeifische toxische Wirkung, welche besonders die Öentral- 
nervenorgane, einschliesslich des Athemcentrum trifft, für die chlor- 
sauren Salze angenommen werden muss. 

Unriehtig wäre es jedoch, auf solehe am Kaninchen angestellte 
Versuche hin die Wirkung der Chlorate im Thierkörper überhaupt von 
der Veränderung des Hämoglobin und der Blutkörperehen unabhängig 
machen zu wollen. Die von Marchand, Lebedeff*) u. A. bei dem 
Hund vorgenommenen Experimente, die Leichenbefunde der menschlichen 
Vergiftungsfälle, die von mir nachgewiesenen morphologischen Ver- 
änderungen des Blutes ete. beweisen sicher, dass beim Menschen 
und einigen warmblütigen Thieren nach Einführung chlorsaurer 
Salze schon bei Lebzeiten theils Methämoglobinbildung, theils 
Zerfall der Blutkörperchen eintreten kann. — Es scheint daher 
angenommen werden zu müssen, dass bei gewissen Warmblütern diese 
Veränderungen viel leichter und früher als bei anderen eintreten, so 
dass bei den einen der Process der Blutveränderung das Vergiftungs- 
bild beherrscht. während bei den anderen der allgemeine toxische 
Einfluss allein oder grösstentheils zur Geltung kommt. — Besondere 
Bedenken können der Annahme einer solehen Differenz bei den in 
Bezug auf chemische und physikalische Eigenschaften festgestellten 
Unterschieden mancher Hämoglohbinarten der Thierreihe wohl nicht 
entgegenstehen. 

Hiernach glaube ich, dass die bestehenden Gegensätze in den 
Anschauungen über die Wirkung der chlorsauren Salze sich aus der 
Verschiedenheit der Versuchsthiere genügend erklären, wie dies 
auch Marcehand anzunehmen scheint. 

Einige Punkte, welche bei meinen Versuchen hervortraten und 
für die Theorie der Chloratwirkung Interesse haben, seien noch 
kurz erwähnt: 

In einer Reihe von Fällen wurden, zum Theil bei oder kurz 
nach dem Tode. verschiedene Portionen des Leichenblutes getrennt 
untersucht; und zwar wurde theils das Blut des linken von dem des 
rechten Herzens gesondert, theils der Inhalt der Aorta, der Ven. 
eava inf., der Venae jugular. etc. nach Abbinden der Gefässe gesammelt. 
Bei einem Theil der Beobachtungen (nicht constant) ergab sich. dass 
in den sanerstoffreicheren Blutproben (dem linken Herzen, der Aorta) 
sich langsamer und zunächst schwächer Methämoglobin bildete, als 
in den kohlensäurereicheren Proben (rechtem Herz, grossen Venen). 
Dies stimmt mit den Angaben v. Mering’s über die beschleunigende 


*) Virch. Archiv, Bd. 91, S. 267. 


220 Centzalblatt für Physiologie. °. Nr. 4, 


Wirkung, welche die Anwesenheit freier Kohlensäure auf die 
Methämoglobinbildung im Blut ausüben soll, überein. 

Ferner wurde bei einem Theil der Versuche das ehlorsaure 
Kalium zusammen mit anderen Substanzen, und zwar bei sechs 
Thieren mit Alkalisalz (in Form von Natr. biearbonie.) und bei drei 
Thieren mit Säure (Milehsäure, Salzsäure) gegeben. — Dabei zeigte 
das Natr. biearbonie. die Eigenschaft, die Ohloratwirkung sehr zu 
beschleunigen: Dosen, welche den Erfahrungen nach den Thieren 
nicht tödtliceh werden konnten (und welche auch von möglichst 
gleichen Öontrolthieren vertragen wurden), tödteten hei Zusatz von 
grossen Dosen (6°0) des Natr. biearbonie.; dabei fanden sich am der 
Magenschleimhaut ausgesprochene, zum Theil sehr starke Reizersehei- 
nungen (Injection, kleinere und grössere Blutungen), welche bei einer 
anderen Reihe von Gontrolthieren. die blos eleiche Dosen von kohlen- 
saurem Natrium erhielten, fehlten. — Weniger eindeutig waren die 
Resultate bei Säurezusatz; doeh schien derselbe nicht begünstigend 
auf die Vergiftung zu wirken: Wenigstens beförderte Milchsäure in 
einem Falle die Wirkung des Chlorates nicht; und ebensowenig 
Salzsäure bei zwei anderen Thieren, wenn dieselbe nicht so gegeben 
wurde, dass sie direet ätzend wirkte. — Ohne auf diese Beobachtungen 
näher einzugehen, möchte ich nur den Widerspruch erwähnen, in 
welchem sie mit den Angaben v. Mering’s zu stehen scheinen, der 
die Wirkung des chlorsauren Kalium dureh freie Säure und gewisse 
saure Salze beschleunigt, durch Alkalien vermindert fand. Doch sei 
bemerkt, dass derselbe nur die Umsetzung des Hämoglobin in 
Methämoelobin im Auge hatte, welche bei dem Kaninchen zunächst 
nicht in "Erscheinung {ritt. Ferner sei darauf aufmerksam gemacht, 
dass (nach Untersuchungen von Heidenhain und Anderen) “die. Ein- 
führung grösserer Mengen von Alkalien in den Magen stärkere 
Secretion der Magensäure hervorruft; es liegen daher hier complieirte 


Verhältnisse vor. — Nass die aus dem Natr. bicarbonic. im Magen 
frei werdende Kohlensäure von hier aus auf den Vergiftungsprocess 
einwirkt, ist wohl nieht anzunehmen. — Jedenfalls sprechen aber die 


Befunde gegen den Rath v. Mering’s, zur Verhütung von Vergiftung 
das ehlorsaure Kalium zugleich mit Alkalisalzen und unter Vermeidung 
von Säuren einzuführen; namentlich würde sich ersteres (die Ein- 
führung von kohlensaurem oder doppelt kohlensaurem Natrium) ver- 


bieten. 


Versuche über die Bewegungen des Antrum pyloricum 
beim Menschen. j 
Vorläufige Mittheilung von Docent Dr. v. Pfungen. 
(Der Redaction zugegangen am 2. August 1887.) 


Seit Beaumont dureh seine Experimente an einem Canadier, der 
eine Magenfistel hatte, die Aufmerksamkeit auf die Ex bulsion des 
Mageninhaltes durch den rechts von einem „Bande’” gelegenen Magen- 
absehnitt gelenkt hat, sind am Menschen von Uffelmann (Deutsch. 


Nr. 10. Öentralblatt für Physiologie. 221 


Arch. für klin. Med., Bd. 20, 1877, p. 535 u. ff.) über die Wellen der 
Druckhöhe im Magenkörper Messungen unternommen worden. Er fand 
dieselben an einem mit Wasser gefüllten Rohre 2 bis 8'/, Centimeter 
ansteigen. Ueber die Kraftleistung des Antrum pylori fehlen bis jetzt 
Angaben. Die Thatsache, dass der menschliche Magen dieses Antrum 
besitzt, ist seit Retzius’ Nachweis, Müller's Archiv 1857, p. 74 u. ff., 
nicht zweifelhaft und von M. Schmidt, Berl. klin. Woch. 1886, Nr. 33, 
p. 542 u. ff., an einer gastrotomirten Kranken als ein Raum bestätigt 
worden, der von zwei Sphinkterringen begrenzt wird. 

Kraus, Prager med. Woch. 1887, Nr. 7, 8 und 9, konnte sich bei 
zwei hypertrophischen Magen überzeugen, dass die am Körper sicht- 
bare Peristaltik auf das Antrum sich nicht fortsetzt; er glaubt, dass an 
diesem Theile jähe Totalecontraetion ablaufe. 

Nach J. Hofmeister und Schütz, Ueber die automatischen 
Bewegungen des Magens, Arch. f. exp. Path. und Pharmae., Bd. 20, 
1880, p. 1 u. ff, macht der lebenswarm in eine feuchte Kammer am 
kleinen Netz gehängte Magen des Hundes zweierlei Bewegungen am 
Körper und am Antrum pylori. Am Körper läuft eine peristaltische 
Einsehnürungswelle von der Kardia bis nahe an den Sphincter antri 
pylori, ihre Dauer beträgt im Mittel ®) 26 Secunden, darauf folgt eine 
Gesammteontraction des Antrum von der Dauer von im Mittel **) 
9 Secunden. Ausser diesen normalen Bewegungsformen kann 
am Antrum Pylori durch Einbringen fester Körper (ein kornzangen- 
ähnliches Instrument. die Branchen verbreitert und mit Kautschuk 
überzogen, geschlossen ins Antrum gebracht, wurden die Branchen 
daselbst voneinander entfernt), rasch eine vom Pylorus beginnende 
bewegung angerest werden, welche „den fremdartigen Inhalt mit 
überraschender Leichtigkeit in die eigentliche Magenhöhle zurück- 
zupressen im Stande war. ‘ 

Uns ist es gelungen, an dem durch die Güte des Herrn Prof. 
Eduard Albert zu diesem Versuche übermittelten Fistelkranken, dem 
10jährigen Salomon Alpin, mittelst eines biegsamen Kautschuk- 
katheters, der an einem Ende eine kleine Kautschukblase trug, am 
anderen durch ein Stück weichen Kautschukschlauches mit der Kapsel 
eines v. Basch’schen Sphygmomanometers verbunden war, die folgenden 
Resultate zu finden. Wird die Kautschukblase (ohne wesentliche Spannung 
[0:5 Millimeter Hs] mit dem übrigen Apparate mit Salzlösung gefüllt) 
durch die weit offene Fistelöffnung eingeführt, und zwar bei voller Ver- 
dauung, di. 90 Minuten nach Einbringung von 200 Gramm gehackten 
Fleisches, so beeinnt das Manometer, sowie die Blase etwa die 
Medianlinie des Körpers überschritten hat (die Fistel ist acht Centi- 
meter nach links von der Mittellinie entfernt), langsam anzusteigen 
und bei Weiterschieben eine Höhe von 20 Millimeter zu zeigen. Auf 
dieser ansteigenden Höhe zeigen sich zunehmend höhere Wellenberge. 
deren niederste von 5 auf 10 Millimeter, und weiter von 12 auf 
20 Millimeter, endlich von 20 auf 40 Millimeter sich erheben, je tiefer 


*) 30, 25, 17, 44, 19 Seeunden. 
Tr) 10, ah 3% 5% 2, 10 Seeunden. 


299 Centralbiatt für Physiologie. Nroay: 


das Instrument eingeschoben wird und damit der constante Druck 
steigt, bis das Instrument 18 Gentimeter tief eingeschoben ist. 


Die Dauer des Anstieges dieser Wellen beträgt S bis 12 Seeunden, 
der Abfall gegen 2 Secunden. Sie liefen etwa alle 1 bis 1!/, Minuten, 
manchmal auch etwas häufiger ab. 

Wurde zu späterer Verdauungszeit, drei Stunden nach Einbringung 
von 100 Gramm gehackten Fleisches, ein Schlundstosser mit Knopf 
aus weichem Schwamm gegen den Pylorus gebracht, so gelang dieses 
mit zunehmendem Widerstand bis 14 Centimeter von der Fistelöffnung 
aus; dort angelangt, wurde der Knopf, insbesondere zweimal, ganz deut- 
lich jäh zurückgedrängt. Die Kautschukblase, mit dem Katheter auf 
eirca 20 Millimeter gespannt, an dieselbe Stelle gebracht, wurde durch 
das Vordrängen zuerst bis auf 40 Millimeter Druck gebracht, dann jäh 
auf SO Millimeter Quecksilber zusammengepresst, worauf der Druck 
wieder rasch auf 40 Millimeter fiel. Anstieg und Abstieg durften etwa 
je eine Secunde gedauert haben. Ein W jedervordri ängen und Veranlassen 
der jähen Compression gelang nicht mehr. 


Es scheint, dass es uns mit den genannten Versuchen gelungen 
ist, die konische Form des Pylorustheiles an dem gegen den 
Pylorus stetig ansteigenden Druck zu vergegenwärtigen und an den 
Erhebungen die peristolische Contraction des Antrums. Weiter an dem 
Jähen Anstieg und Abfall im zweiten Versuche die Form und Kraft 
der rückläufigen Contraction des Antrum pylori, wenn es uns gelungen 
war, unseren Fremdkörper bis in den engsten Theil des Antrums ohne 
Gewaltanwendung vorzuschieben. Das Antrum ist nämlich kein Oontinuum 
von eleichmässigem Caliber, sondern ein- bis mehrmals im Verlaufe 
eingeschnürt (Retzius). 

Obwohl es uns nicht gelang, mit dem Schlundstosser oder dem innen 
mit einem Mandrin, vorne mit dem Kautschukballon armirten Katheter 
eine Enge zu tasten, die dem Üonstrietor antri pylori entsprechen 
könnte, so gelang es uns doch bei weiteren Versuchen, indirect den 
muthmasslichen Ort desselben zu bestimmen. 

Bei lebhafter Peristaltik, d. i. 1'/, bis 1°/, Stunden nach Suppe 
und 150 Gramm Fleisch fiel bei Benutzung eines in kürzeren Distanzen 
. markirten Katheters bei 10 Centimeter Abstand der Kugel von dem 
Centrum der Fistel eine Stelle auf, an der die Compression des Ballons 
mehr als das Doppelte wie rechts und links davon betrug. Dort stieg 
der Druck auf 60, 70, 115, 130 Millimeter Hg an, dabei schlüpfte der 
Katheter, wenn er nicht festgehalten wurde, etwas nach innen. Erst 


bei sieben Üentimeter Entfernung der Kugel von der Fistel änderte . 
sich auch der Rhythmus der Beweeungen der Nadel dahin, dass die‘ 


Dauer des Anstieges dem Abstiege sehr nahe kam und auf der Höhe 
ein auffällig langer Stillstand als flache Kuppe der Curve dazwischen 
trat. Der Anstieg betrug etwa fünf bis acht, die Kuppe zwei bis drei, 
der Abstieg fünf bis sechs Secunden. Die Pausen zwischen den 
Contractionen waren wechselnd lang, 1 bis 1'%, Minuten. Diese 
Bewegung dürfte durch die am Ballon vorbeiziehenden peristaltischen 
Wellen des er zu erklären sein. Der Druck erhob sich 
dabei von 18 bis 23 bis 25 Millimeter. 


{ 
\ 


Nr. 10. Centralbiatt für Physiologie. 293 


Wir fühlen uns ganz besonders verpflichtet, Herrn Prof. Albert 
für die gütige Erlaubniss für unsere Versuche zu danken. 


Ueber die Grenzen der Wahrnehmung passiver Bewegungen. 
Von Dr. A. Goldscheider. 


(Aus der speeiell physiologischen Abtheilung des Physiologischen 
Institutes zu Berlin.) 
(Der Redaction zugegangen am 21. Juli 1887.) 


Bei dem Versuch, der Frage näher zu treten, inweit die Coordination 
der willkürlichen Bewegungen von dem sogenannten Muskelsinn in 
Abhängigkeit steht, machte es sich als eine empfindliche Lücke 
geltend, dass wir so gut wie keine Angaben — nur Leyden hat dahin 
eehende Andeutungen gemacht — darüber besitzen, in welchen Grenzen 
passive Veränderuneen” der Lage.der Glieder wahrgenommen werden. 
Das Verfahren, durch welehes ich diese Grenzen festzustellen suchte, 
war folgendes: die erste Phalanx des linken (eigenen) Zeigefingers 
wurde auf einer hierzu hergestellten Gypsform, auf welcher die ganze 
Hand ruhte, fixirt und eine eng anliegende dicke Gummihülse über 
die beiden letzten Phalangen geschoben. Diese Hülse war von einem 
breiten festen Bande eng umschlossen, welches von einer darüber 
befindlichen, in einem guten Achsenlager gehenden Aluminiumrolle 
von 10 ÜÖentimeter Durchmesser senkrecht herabhing, derart, dass die 
Längsrichtung des Fingers die Drehungsebene der Rolle rechtwinklig 
kreuzte. Zwischen Rolle und Finger war zugleich an dem Bande ein 
Schreibhebel befestigt, welcher auf der der Rolle entsprechenden Seite in 
einem festen Lager” eingelenkt war und sich in der Ebene der Rolle 
bewegte. Gegenüber diesem ersten Bande hing ein zweites von der 
Rolle herab, "welches ein Korkbrettchen trug. Dureh kleine Gewichte, 
welche an letzterem, sowie an der Fingerhülse angebracht waren, 
wurden die beiderseitigen Apparate äquilibrirt und die Bänder in 
Spannung gehalten. Sodann wurden durch eine anf die Korktafel 
geleete Bleiplatte die beiden letzten Phalangen derart in der Schwebe 
gehalten, dass sie ohne irgend eine Muskelanstrengung in einer zur 
ersten Phalanx leicht sekrümmten Haltung verharrten. Von einem 
darauf eingeübten Gehilfen wurden nun kleine Zusatzgewichte auf 
die Bleiplatte gelegt und wieder abgehoben und hie rdurch passive 
Locomotionen des Halbfingers nach oben und unten ausgelöst, welche 
sowohl ‘nach Grösse wie Schnelligkeit der Bewegung abstufbar 
waren und deren Verlauf durch den Schreibbebel auf die berusste 
Trommel übertragen wurde. Das zur Aequilibrirung des Halbfingers 
nöthige Gewicht wurde empirisch ermittelt und betrug 20 bis 40 Gramm; 
es ist zu bemerken, dass bei längerer Fortsetzung der V ersuche, durch 
Nachlass im Tonus der Streeker, der Finger zu sinken beginnt und 
deshalb das Gewicht vermehrt werden muss. 

Die Versuche wurden theils an stehender, theils an rotirender 
Trommel gemacht; letztere hat den Vortheil, die im Ablauf der 


224 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 10. 


Bewegung sich abspielenden Ungleichmässigkeiten zur Erscheinung 
zu bringen, diese sind am geringsten bei der durch Abheben des 
Gewiehtes erzeugten Abwärtsbewegung. Es gelang. durch Einübung 
des Gehilfen die Bewegung so gleichmässig zu machen, dass auch an der 
schnell rotirenden Trommel dieselbe durch einen gleichmässig schräg 
ab- oder aufwärts gehenden Strich angezeigt wurde. Die Druck- 
empfindung, welche entsteht, sobald der Finger gehoben oder fallen 
gelassen wird, ist eine sehr geringe und wird bei sehr eng schliessender 
Hülse eine kaum wahrnehmbare, anscheinend, weil das durch den 
engen Schluss entstehende Spannungsgefühl in der Haut einen Zuwachs 
wenig zur Geltung kommen lässt. Das Gefühl der Bewegung setzt 
sich auch bei gleichzeitig entstehendem Druckgefühl deutlich genug 
von letzterem ab, welches in der Haut localisirt wird; während jenes 
als eine eigenthümlich leichte, nicht näher zu beschreibende Empfindung, 
eben des Bewegtseins, imponirt — übrigens vielfach deutlich im 
Gelenk gefühlt wird. In analoger Weise wurden Versuchsreihen an 
dem Metacarpo-Phalangealgelenk eben desselben Fingers angestellt. 
Unter Umrechnung der an der Trommel erhaltenen Ausschläge in 
Winkelgrade der in dem bewegten Gelenk stattgefundenen Drehung 
ergaben sich folgende durchschnittliehe Werthe der eben merklichen 
Bewegung: | 
I. Interphalangealgelenk Metacarpo-Phalangealgelenk 


54‘ 3077362 
46‘ 12" 28 12 
42' 36" 22' 48" 


Bei Ermüdung werden di&® Werthe grösser. Die diesen Ver- 
schiebungen entsprechenden Ausschläge des äussersten Punktes der 
Fingerspitze sind: | 

1. Interphalangealgelenk Metacarpo-Phalangealgelenk 


0:072 Gentimeter 0:076 Oentimeter 
0.061 5 0.070 5 
0'056 8 0057 e 


Die Bewegungsempfindung ist demnach im Metacarpo-Phalangeal- 
gelenk feiner als im Interphalangealgelenk; jedoch wird dieser Unter- 
schied bezüglich der Wahrnehmung der Exeursion der Fingerspitze 
durch die für die beiden Gelenke verschiedene Länge des zu bewegenden 
Theiles, wie es scheint, nahezu compensirt. 


Jedoch zeigte sich die Wahrnehmung der Bewegung nicht ledig- 
lich von der Grösse der gemachten Excursion abhängig, sondern 
auch von der Zeit, innerhalb deren sie verlief. Letztere wurde in der 
Weise bestimmt, dass gleichzeitig Stimmgabelsehwingungen gezeichnet 
wurden. So z. B. gelangen jene als Durschnittswerthe für das Inter- 
phalangealgelenk angegebenen Drehungen nur zur Perception, wenn 
sie innerhalb längstens 0:06 Secunden erfolgen, während dagegen viel 
geringere Ausschläge schon wahrgenommen werden können, falls sie 
in kürzerer Zeit erfolgen; als kleinster Winkel überhaupt wurde eine 
Drehung um 21‘ pereipirt, wenn sie sich in 0'022 Seeunden vollzog. 

Beim Metacarpo-Phalangealgelenk muss die dem Durchschnittswerth 
entsprechende Drehung in längstens 0'08 Secunden sich abspielen, 


Nr. 10. Centralblatt für Physiologie. 225 


wenn sie noch wahrgenommen werden soll; die kleinste, bei diesem 
Gelenk bemerkte Exeursion war eine solche um 15‘ 12“, wenn sie 
- innerhalb 0'025 Secunden erfolgte. Zur Erörterung etwaiger näherer 
Beziehungen der eben nerklichen Empfindungserösse zur Grösse der 
Drehung "und der Geschwindigkeit derselben reichen die vorhandenen 
Zahlenreihen noch nicht aus. 


Allgemeine Physiologie. 


H. Kiliani. Ueber die Zusammensetzung und Constitution den Arabinose- 
carbonsäure, beziehungsweise der Arabinose (Ber. d. d. chem. Ges., 
IX .28. 354) 

In einer früheren Arbeit theilte K. mit, dass er aus der Arabinose 
durch Behandlung mit Blausäure und Salzsäure eine um ein Atom © 
reichere Arabinosecarbonsäure dargestellt habe, welcher er, fussend auf 
der üblichen Annahme, dass die Arabinose sechs Atome U im Moleküle 
enthalte und C,H,,0, zu schreiben sei, die Formel 0,H,,0, gah. 
Weitere Untersuchungen in dieser Richtung haben aber mit Sicherheit 
erkennen lassen, dass die Arabinosecarbonsäure nur sechs Atome © 
enthält, ihre Formel demnach (,H,» 0, zu schreiben ist, denn es 
gelingt, das Lacton dieser Säure durch Behandlung mit Jodwasser- 
stoff und Phosphor in normales Caprolacton und normale Capronsäure 
zu verwandeln; die Arabinosecarbonsäure ist demnach eine Pentoxy- 
capronsäure. Sie ist isomer mit der Glukonsäure und der Galakton- 
säure und muss, da sie weder Aldehyd- noch Ketonsäure ist, auch 
dieselbe Constitution haben wie diese. Durch Oxydation entsteht aus 
der Glukonsäure die gewöhnliche Zucekersäure: 0,H,,0;. aus der 
Galaktonsäure die jener isomere Schleimsäure, und aus Glukosamin 
die Isozuckersäure; Verf. stellte deshalb Versuche an, ob die letzt- 
genannte Säure nicht vielleicht aus Arabinosecarbonsäure entsteht. Die 
Oxydation mit Salpetersäure führte zwar zu einer in schönen Nadeln 
krystallisirenden Substanz C,H,, O,. allein dieselbe war mit keiner der 
genannten drei Säuren identisch, denn sie reagirte neutral und enthielt 
Krystallwasser, sie ist das Doppellacton einer neuen isomeren Zuckersäure, 
der Metazuckersäure: C,H, 0, + 2aq. Dieses Doppellacton reducirt sehr 
leieht Fehling’sche Lösung; das Kalksalz der Metazuckersäure ist 
schwer löslich und scheidet sich aus der heissen Lösung in mikro- 
skopischen Kügelchen, 0, H,0,Ca-+ H,O aus. Durch Jodwasserstoff 
wird aus der Metazuckersäure etwas Adipinsäure gebildet. Die mit- 
getheilten Thatsachen zeigen nun auf das deutlichste, dass die Arahinose 
selbst nicht sechs, sondern nur fünf Atome C im Moloküle enthalten 
kann, und demnach. C; H,, 0, geschrieben werden muss, sie ist der 
Aldehyd des normalen Pentoxypentans: CH,OH.(CHOH),.CO.H, 
und die durch Einwirkung von Brom daraus entstehende Arabonsäure 
ist die zugehörige Säure: C,H,,0, (Ameisensäure entsteht bei dieser 
Reaction nur in Spuren). Mit Phenylhydrazin gibt Arabinose eine 
schöne schwefelgelbe Verbindung: Cs H»N,O.. 


E. Drechsel (Leipzig). 


226 Centralblatt für Physiologie. Nr. 10. 


A. Marcacci. LD’azione degli alcaloidi nel regno vegetale e Animale 
(Annali di Chim. e. d. Farmacol. 1887, Vol. V, Fase. ], pag. 3). 

M. studirte die Wirkung der Alkaloide auf vegetabilische Organismen, 
indem er bei den niedrigsten Lebewesen, den sogenannten Gährungs- 
erregern begann, und seine Studien auf verschiedene Pflanzen- 
samen, auf einige Wurzeln, auf die ganz entwickelte Pflanze, auf 
Froscheier, auf Kaulquappen und auf ausgewachsene Frösche ausdehnte. 
Die zur Anwendung gelangten Alkaloide waren Morphium, Atropin, 
Veratrin, Chinin, Stryehnin, Cinconamin in Gestalt von neutralen 
Sulfaten, mit Ausnahme des Chinins, von dem das reine, absolut 
neutrale Hydrochlorid zur Verwendung gelangte. 

Es wurden nur immer kleine Dosen gebraucht. 

M. entwiekelt in seiner Arbeit den Plan seiner Untersuchungen 
und kommt, indem er die Eigenschaft einiger Samen und der Frosch- 
eier die Alkaloide zu zersetzen betont schliesslich zu folgenden 
Resultaten: 1. dass die Samen, die Wurzeln und die Pflanze der 
Wirkung der Alkaloide unterstehen; von diesem Gesichtspunkte aus 
kann man zwischen vegetabilischem und animalischem Protoplasma keinen 
wesentlichen Unterschied machen und noch weniger eine Ulassifieation 
der Gifte gründen, sie also nicht etwa in animalische und vegetabilische 
Gifte eintheilen, auch nicht die Alkaloide als ausschliesslich animalische 
Gifte bezeichnen; — 2. die im 'Thierreiche wirksamsten Alkaloide 
üben auf die Vegetabilien keine gleichartige Wirkung aus und vice 
versa; so sind z. B. das Chinin und das Cinconamin heftige Gifte 
für das vegetabilische Protoplasma, sind es aber nieht in gleichem 
Verhältnisse für das animalische; das Morphium für den Menschen 
ein heftiges Gift, greift die entwickelte Pflanze nicht an. 

3. Ein und dasselbe Alkaloid übt auf verschiedene Repräsentanten 
des Pflanzenreiches nieht die gleiche Wirkung aus; so wenig auch 
die Natur des vegetabilischen Protoplasmas verschieden sein mag, so 
variirt doch die Wirkung des Alkaloids. A. Lustig (Triest). 


Siegfried Ruhemann. Ueber die Umwandlung der Citronensäure in 
Pyridinderivate und über die Constitution des Pyridins (Ber. d. d. 
chem. Ges. XX, $. 799). 


Citronensäureäthyläther geht durch Behandlung mit Acetylehlorid 
in Acetyleitronensäureäther über; lässt man letzteren mit starkem 
wässerigem Ammoniak bei gewöhnlicher Temperatur stehen, so wird 
er unter Bildung von Acetamid, Alkohol, Wasser und Citrazinamid 
nach folgender Gleichung zersetzt: C,H, 0, + 3NH, = CH,.CO. 
.NH,+3(C,H,.0H + H,0 + (,H,N,0,. Citrazinamid ist krystalli- 
nisch, auch in heissem Wasser, äusserst schwer löslieh, besitzt stark 
saure Eigenschaften und löst sich daher leicht in Ammoniak und 
fixen Alkalien; das Barytsalz krystallisirt in Nadeln, ist in Wasser 
schwer löslieh. Dureh Erhitzen mit concentrivter Salzsäure wird es in 
die schon von Hofmann und Behrmann beschriebene Citrazinsäure 
umgewandelt. Diese, sowie das Citrazinamid ist ein Derivat des Pyridins 
und ihre Bildung aus Citronensäureäther wird vom Verf. als Beweis 
für die Ansicht betrachtet, dass im Pyridin das Stickstoffatom mit 
dem in der Parastellung befindlichen Kohlenstoffatom vorhanden sei. 


Nr. 10. Centralblatt für Physiologie. 23937 

CH C.CO.NH, C.C0O.OH 

HC|CH HC|CH HC|/CH 

1) Il | 

HCICH (HO0)C | C(OH) (HO)C | C(OH) 
NZ SEE Ra 
N N N 

Pyridin. Citrazinamid. Citrazinsäure. 


E. Dreehsel (Leipzig). 
E. Fischer. Verbindungen des Phenylhydrazins mit den Zuckerarten 
(O, Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 821). 

F. hat den Vorgang bei der von ihm entdeckten Reaction zwischen 
Zuckerarten und Phenylhydrazin näher untersucht und gefunden, dass 
derselbe zwei Phasen hat. Zunächst vereinigt sich nämlich der Zucker. 
z. B. Dextrose, mit einem Molekül Phenylhydrazin unter Austritt von einem 
Molekül Wasser: zu einer leicht löslichen Verbindung, welche den 
Hydrazinderivaten der gewöhnlichen Aldehyde und Ketone völlig ent- 
spricht. Wird dieses Product dann mit einer Lösung von essigsaurem 
Phenylhydrazin erwärmt, dann bildet sich das unlösliche Glukosazon, 
welches „in Zusammensetzung, Farbe und Löslichkeit mit den Hydra- 
zinderivaten des Glyoxals und der Dioxyweinsäure so grosse Aehnlich- 
keit zeigt, dass die Vermuthung nahe liegt, es enthalte ebenfalls die 

I = —— N; HC,H 


—C—N;,Ht, IL 
Sehr lehrreich ist in "dieser ee auch das Verhalten des 
Benzoylearbinols: C,H, — C0 — CH,.OH gegen Phenylhydrazin; das- 
selbe giebt nämlich zuerst eine Verbindung nach der Gleichung: 
0G,H,.C0.CH,.0H+0(,H,.8H, = C,H, . 0 — CH, a ee 
„0 


HN, . GH, 
und letztere reagirt beim Erhitzen auf essigsaures Phenyliydrazin nach 
der Gleichung: 

0,8; er, CH,.0H Bern C,H,.0 —. CH Wan 
-.N,H. = N ıl 5 UV. 
Ba NEN 
Nach Elan hat die Levulose die Formel: CH, (OH).CO. 
. (CHOH),.CH, (OH), während der Dextrose folgende zukommt: CO. 
=; CH(OH). (CH OH),.CH,.OH; aus beiden entsteht dasselbe Glu- 
kosazon, während die primären Zwischenproduete jedenfalls verschieden 
sein werden. Unter Berücksiehtigung aller dieser Verhältnisse gelangt 
man nun zu folgenden Gleichungen für die Bildung des Glukosazons 
aus Dextrose: 


E C0H.CH(0H).(CH0H,.CH.0H GH. = 
— CH.CH(OH). (CHOM,.CH,OH + 0 


Atomgruppe: 


HN, OÖ, cH: 
I. CH.CH(OH).(CHOH),.CH,OH 
1 E = C, H, . N H, eg 
HN, .&H, 
Br SOHN. CHLOHRER RL HM. 


Il ll 
HN, - C, H, HN; . C, H, 


228 Centralblatt für Physiologie. Nr. 10. 


Der Wasserstoff wird nicht frei, sondern, wie besondere Versuche 
gezeigt haben, zur Spaltung eines weiteren Moleküls Phenylhydrazins 
in Ammoniak und Anilin verwandt. Bezüglich des Verhaltens der 
einzelnen Zuckerarten möge hier Folgendes erwähnt werden: 


1. Dextrosephenylhydrazin bildet sich leicht nach Gleichung I, 
wenn man sehr eoncentrirte wässerige Dextroselösung mit Phenylhydra- 
zin, welches sich leicht darin löst, in der Kälte stehen lässt; es bildet 
sehr feine, farblose Krystalle, welehe in Wasser und heissem Alkohol 
sehr leicht, in Aether, Chloroform und Benzol fast gar nicht löslich 
sind. Durch Salzsäure wird es unter Bildung von Phenylhydrazin zer- 
setzt; mit Zinkstaub und Essigsäure liefert es Anilin und eine in 
Wasser sehr leicht lösliche Base. 

2. Galaktosephenylhydrazin entsteht noch leichter und rascher 
als die vorige Verbindung; es krystallisirt in feinen Nadeln und ver- 
hält sich der Dextroseverbindung sehr ähnlich. Mit essigsaurem Phenyl- 
hydrazin erwärmt, ‚giebt sie ein Phenylgalaktosazen, welches in 
feinen gelben Nadeln krystallisirt, in heissem Alkohol und Aceton 
ziemlich leicht. in Aether, Benzol, Chloroform und kaltem Wasser fast 
gar nicht löslich ist. 

3: Sorbin liefert beim Erhitzen mit essigsaurem Phenylhydrazin 
das Phenylsorbinazon: O,sH,N,O,, welches demnach mit Phenyl- 
olukosazon ebenfalls isomer ist; es krystallisirt in äusserst feinen gelben 
Nadeln. 

4. Milehzucker und 5. Maltose geben Phenyllaktosazon und 
Phenylmaltosazon: (,, HN, O,, welche beide in heissem Wasser 
ziemlich leicht, in Aether, Benzol, Öhloroform fast gar nicht, in heissem 
Eisessig leicht löslich sind. 

6. Bei der Oxydation des Mannits mit Salpetersäure entsteht 
nach Gorup-Besanez Mannitose, welche aber nach Dafert mit 
Levulose identisch ist; Letzterer fand neben derselben noch einen 
anderen, Fehling’sche Lösung redueirenden Körper. Verf. hat nun 
den Befund von D. bestätigt; er erhielt aus den Oxydationsproducten 
des Mannits mit Phenylhydrazin Phenylglukosazon und ausserdem eine 
dem Dextrosephenylhydrazin isomere, in Wasser sehr schwer lösliche 
Verbindung, welehe in feinen glänzenden, fast farblosen, eigenthümlich 
geformten Blättehen krystallisirt und vermuthlich das Derivat eines 
Körpers C,H, 0, ist, der aber kaum den gewöhnlichen Zuekerarten 
dieser Formel entsprechend eonstituirt sein wird. 

Schliesslich schlägt Verf. vor, zu den Zuckerarten von der Formel 
6; H,, 0, nur diejenigen Substanzen zu rechnen, welche Fehling'sche 
Lösung reduciren und mit Phenylhydrazin die Azone liefern. Hierher 
gehören unzweifelhaft Dextrose, Levulose, Galaktose und Sorbin, 
während Arabinose (weil nur O, enthaltend), Inosit (als Benzolderivat), 
Dambose, Seyllit und ähnliche Körper auszuschliessen sind. Als Zucker- 
arten Os Hy, 0), sind dagegen alle Körper zu betrachten, welehe durch 
verdünnte Säuren in wahre Zuckerarten der Formel 0, H,, 0, gespalten 
werden. mithin als Anhydride dieser letzeren aufzufassen sind. 


E. Drechse | (Leipzig). 


Nr. 10. Centralblatt für Physiologie. 299 


Grehant. Sur ! Anesthesie des rongeurs par l’acide carbonique (2° artiele) 
(©. R. Soc. Biologie, 12 Mars 1887, p. 155). Erwiderung an Herrn 
Ozanam. (Vergl. "Phys. Centralbl. 8. 157). 


Ein Kaninchen kann eine Stunde lang ein Gemenge von 80 Procent 
60, zu 20 Procent OÖ athmen, bevor es stirbt. Die “benutzte Kohlen- 
säure wird mittelst einem calibrirten Kautchukbeutel (ohne Wasser- 
berührung) gemessen. L. Frederieq (Lüttich). 


R. Altmann. Die Genese der Zelle (Beiträge zur Physiologie, ©. Ludwig 
gewidmet, Leipzig 1887, S. 235). 


Der verwickelte Bau der echten Zelle und die Erfahrung, dass 
es einfachere organische Formen gibt, werden als Beweise angeführt, 
dass die Zelle nicht die „morphologische Einheit der organisirten 
Materie” sein kann. Als solche Einheiten oder Bioblasten betrachtet 
Verf. das Granulum, welches er in einer früheren Arbeit (Studien 
über die Zelle, Leipzig 1886) als einen wichtigen Bestandtheil der Zellen 
nachgewiesen hat, und zweitens den Gliederfaden, welcher in der 
Muskel- und Nervenzelle als ein wesentliches Formelement in die 
Augen springt, aber auch in anderen Zellen dargestellt werden kann. 

Aus diesen beiden Stücken — Monoblasten und Nematoblasten, 
wie sie in Analogie zu gewissen Mikroorganismen genannt werden — 
und aus verbindender „gallertiger Ausscheidungssubstanz” wird nun 
jede Zelle aufgebaut gedacht. Auch der Kern soll nichts Anderes sein, 
als eine Öolonie von solehen Bioblasten, welehe durch die Bildung 
einer Cystenwand eine gewisse Selbstständigkeit innerhalb der Zelle 
erlangt. Die Bioblasten sind nackt, können ausserhalb der Zelle nicht 
existiren und vermehren sich durch Theilung. 

Von Wichtigkeit erscheinen die leider zu kurzen Mittheilungen 
über die Betheilieung des Kernes und des Nucleolus der’ Hodenzelle 
an dem Aufbau des "Spermatozoon. M. v. Frey (Leipzig). 


P. Regnard. Sur le Magnetisme et le Diamagnetisme des Substances 
vivantes (0. R. Soc. de Biologie, 12 Mars 1887, p. 155). 

R. hat mittelst eines sehr starken Elektromagnetes den Magnetismus 
oder Diamagnetismus lebender Gewebe und organischer Substanzen 
geprüft. 

Alle frischen Gewebe wirken wegen ihres Imbibitionswassers stark 
diamagnetisch, d. h. sie nehmen eine senkrechte Richtung zum 
magnetischen Felde an. 

Unter den trockenen Substanzen sind: 

Magnetisch: Cellulose, Holzfaser, Gluten, rohe Stärke, Glyeogen, 
Maltose, Guajakharz, Traganth. 
Diamagnetisch: Tulmicoton, gekochte Stärke, Dextrin, Traubenzucker, 
Rohrzucker, Inulin, Amygdalin, Areanson, Gomme laque, Chlorophyll. 
Magnetiseh: geronnenes Albumin. Leim, Oasein, Haemoglobin, Horn, 
Lactose. 
 Diamagnetisch: Blutalbumin, Eieralbumin, Ossein, Fibrin. Syntonin, 
Harnstoff, Harnsäure, Hippursäure, Kreatin, Kreatinin, Galaktose, 
Stearinsäure, Öholesterin, Palmitinsäure, Salieylsäure. 
L. Frederieg (Lüttich), 


Centralblatt für Physiologie. 20 


230 Gentralblatt für Physiologie. Nr. 10. 


7 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Cireulation. 


G. See et E. Gley. Esperiences sur les mouvements rythmiques du 
coeur (Comptes rendus CIV, 12, p. 827). 

S. und G. bestätigen die Aufgaben von Kronecker und Schmey, 
dass Verletzung einer an der Grenze von oberem und mittlerem Drittel 
der Kammerscheidewand des Herzens gelegenen Stelle die rhythmischen 
Öontraetionen aufhebt und Wogen des Herzmuskels herbeiführt. Doch 
gelang das Experiment nur dreimal in 14 Versuchen. Aehnlich wie 
der Einstich wirkte, und zwar auch am atropinisirten Herzen, 
elektrische Reizung der betreffenden Stelle. Schwache Reize (Induetions- 
schläge von geringer Frequenz oder von geringer Stärke) führten nur 
zu einer nach dem Schwinden des Reizes sofort aufhörenden Be- 
schleunigung der Herzthätigkeit. 

Das Wogen kam, wie bekannt, auch durch elektrische Reizung 
anderer Theile des Herzens zu Stande; den Verdacht, dass es sieh 
dabei um Stromsehleifen handeln könne, weisen die Verff. zurück. 
Demnach glauben sie, dass an der von Kronecker und Schmey 
bezeichneten Stelle eine Art von Noeud vital des Herzens gelegen sei, 
den sie allerdings nicht ohneweiters als Üoordinationscentrum 
bezeichnen wollen. Sie lassen unentschieden, ob und inwieweit an 
dem Zustandekommen der Erscheinung, die vielleieht als eine dem 
Herzmuskel eigenthümliche Form des Tetanus aufzufassen sei, neben 
der nervösen Störung eine solche der Muskelelemente betheiligt ist. 
(Auf die sehr ähnlichen Versuche von Neumann [Pflüger's Archiv 
XXXIX, S. 406] ist keine Rücksieht genommen. Ref.). 

Langendorff (Königsberg). 
-A. Bechamp. De la cause des alterations subies par le sang au 
contact de lair, de loxygene et de lacide carbonique (Öompt. rend. 
ISOTV5P.2387): 

Bei einem gemeinsamen mit A. Bernard ausgeführten Versuche 
hatte Pasteur gefunden, dass Blut in Berührung mit reiner Luft 
nicht fault; später beobachtete er, dass gleichzeitig Sauerstoff ab- 
sorbirt, Kohlensäure gebildet wird, Blutkrystalle entstehen und die 
rothen Blutkörperchen verschwinden — Wirkungen des atmosphärischen 
Sauerstoft. 

B. theilt folgende Beobachtungen mit: Unter angeblich antiseptischen 
Uautelen ward Blut aus der Cruralarterie des Hundes aufgefangen und 
durch dasselbe 1. ein gegen den Staub des Laboratoriums nicht 
geschützter, 2. ein durch Wasser gewaschener Luft-, 3. ein Sauer- 
stoffstrom geleitet, 4. in dem Apparat vor dem Zusehmelzen die Luft 
dureh 00, verdrängt. In keinem Experimente trat, selbst wenn sich 
dasselbe über Monate erstreckte, Fäulnissgeruch auf, selbst nicht, 
wenn sich in dem Versuch 1. reichliche Mengen von Bakterien ent- 
wiekelten. Im TLuft- und Sauerstoffstrome erhielten sich die blassen 
und deformirten Blutkörperchen am längsten; am schnellsten wurden 
sie im Kohlensäurestrom zerstörte. Krystalle bilden sieh sowohl in 
der Sauerstoff- wie in der Kohlensäureatmosphäre. Der Sauerstoff ist 
also nicht das wesentliche Agens. B. glaubt, dass in diesen seinen 


Nr. 19: Centralblatt für Physiologie. 231 


Versuchen weder das Hämaglobin noch die Eiweisskörper wesentliche 
Zersetzungen erleiden und nimmt an dass nicht nur in seinen, sondern 
auch in den Versuchen von Pasteur die Veränderungen im Blute 
durch die in demselben vorhandenen „Microzymas’ bedingt seien. 
F. Röhmann (Breslau). 
E. Fleischl von Marxow. Eine bisher unerkannte Wirkung des 
Herzschlages (Beiträge zur Physiologie, ©. Ludwig sewidmet; 
Leipzig. 1887, S. 29). 

Die ausserordentliche Beschleunigung, welche die Entgasung 
einer Flüssigkeit erfährt, wenn sie einen Stoss empfängt, wird dureh 
eine Anzahl eleganter Versuche mit den einfachsten Hilfsmitteln 
gezeigt. Da die Wirkung des Stosses nicht verloren geht, wenn das 
Vacuum erst eine kurze Zeit später hergestellt wird, so muss im 
Moment des Stosses das Gas aus seiner Verbindung mit den Flüssig- 
keitstheilchen befreit und die Lösung in eine moleculare Mischung 
übergeführt werden, welche nicht augenblicklich in den ursprünglichen 
Zustand zurückkehrt. Von dieser Veränderung ist äusserlich nichts zu 
bemerken, bis zur Herstellung des Vacuums. Das Aufschäumen, welches 
sodann auftritt, hat zumeist eine deutliche Latenzzeit, wahrscheinlich 
bis die Gastheilchen sich so zahlreich vereinigt haben, dass sichtbare 
Bläschen entstehen. 

Indem angenommen wird, dass die bisher bekannten Kräfte im 
Lungenkreislauf nicht genügen, um eine ausreichende Austreibung der 
Kohlensäure herbeizuführen und unter der weiteren Annahme, dass 
der grösste Theil der Kohlensäure des Blutes im Plasma gelöst sich 
finde, wird dem Stosse des Herzens die Aufgabe zugeschrieben, das 
Blut für die Diffusion der Kohlensäure in der Lunge vorzubereiten. 
Da über dem Blute ein Vacuum nicht. gebildet wird, so ist das Auf- 
treten von Gasblasen nicht zu befürchten. M. v. Frey (Leipzig). 


H. J. Hamburger. Ueber die durch Salz- und Rohrzuckerlösungen 
bewirkten Veränderungen der Blutkörperchen (Du Bois-Reymond’s 
Arch. f. Physiol. 1887, S. 31). 

Von denjenigen ÖoneentrationenTon Salzlösungen, welche in Pflanzen- 
zellen nach H. de Vries Plasmolyse, das heisst Trennung des Proto- 
plasma von der Zellmembran bewirken, hatte Verf. vor Kurzem (Du 
Bois-Reymond's Arch. 1886, $. 476) festgestellt, dass sie, mit (defibri- 
nirtem Rinder-) Blut gemischt, den Austritt des Blutfarbstoffes (Haemo- 
globins) veranlassen. In der vorliegenden Abhandlung erörtert der 
Verf. des Genaueren die Veränderungen, welche die Blutkörperchen 
erfahren, wenn Salzlösungen in derartigen (isotonischen) Ooncentrationen 
auf sie wirken. Es kam insbesondere darauf an, zu erfahren, ob mit 
dem Austritt von Hämoglobin Erscheinungen auftreten, welche mit 
dem Anfange der Plasmolyse in der Pflanzenzelle zu vergleichen sind. 
Bei dem Rinderblute ist das, wie sich zeigte, durchaus nieht der Fall; 
die Blutkörperchen bleiben äusserlich meist unverändert, nur wenige 
schwellen etwas an und vertauschen ihre scheibenförmige Gestalt mit 
einer kugelförmigen. Anders bei den Blutkörperchen des Frosches. 
des Hühnchens und der Schleihe; hier kommen, und zwar nicht blos 
in Lösungen, welche den Blutkörperehen Hämoglobin entziehen, sondern 

20% 


232 Centralblatt für Physiologie. Nr. 10. 


auch in solehen, welche dies nicht thun, Erscheinungen zur Beobachtung, 
welche an die Plasmolyse der Pflanzenzelle erinnern: durch den Wasser- 
verlust ‚schrumpft der Zellinhalt mehr und mehr zusammen, bekommt 
Spalten und Risse und zieht sieh endlich von der ihn umgebenden 
Membran zurück, meist nach der Mitte, wo er — vielfach noch in 
kleinen radiären Strahlen mit dem Rande zusammenhängend als 
kleines Klümpchen liegen bleibt. Der Verf. fand aber, sowohl bei den 
Kochsalz- wie bei den mit diesen isotonischen Rohrzucker- und Kali- 
salpeterlösungen, eine Öoncentration, bei der die Blutkörperchen ganz 
unverändert bleiben (z. B. beim Froschblut eine O'64procentige, beim 
Hühnerblut eine 1°17procentige Chlornatriumlösung); ebenso zeigte 
sich, dass, wenn eine mit dieser Concentration isotonische Verdünnung 
von Blutserum des betreffenden Thieres zu defibrinirtem Blut gesetzt 
wurde (z. B. das Serum des Froschblutes mit dem zweifachen Volumen 
Wasser verdünnt), die Blutkörperchen nieht verändert wurden. 
A. Auerbach (Berlin). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


J. Latschenberger. Der Gallenfarbstoff in Geweben und Flüssig- 
keiten bei schweren Erkrankungen der Pferde (ein Beitrag zur 
Kenntniss seiner Entstehungsweise:; Oesterr. Zeitschr. f. wissensch. 
Veterinärkunde I, S. 47 bis 75). 

Verf. hat bei Milzbrand (fünf Fälle), Pferdetyphus (ein Fall), 
Influenza (viele Fälle), Pleuritis des Pferdes (zwei Fälle), Gewebe, 
Transsudate der Gewebe, der Brust- und Bauchhöhle, Blut und Harn 
auf die Anwesenheit von Gallenfarbstoff geprüft. Zum Nachweise diente 
die Gmelin’sche Reaction, die entweder in der von Brücke an- 
gegebenen Weise: Versetzen der zu untersuchenden Flüssigkeit mit reiner 
von NÖ, freier Salpetersäure und Unterschiehten der Mischung mit 
eoncentrirter Schwefelsäure oder nach Fleischl unter Ersatz der 
Salpetersäure durch Salpeterlösung ausgeführt wurde. Die Gewebe 
wurden entweder in kleinen Stückchen direet in Salpetersäure ge- 
bracht und Schwefelsäure zugefügt, wonach bei Anwesenheit von 
Gallenfarbstoff die Reaction sehr schön und äusserst langsam verläuft, 
oder sie wurden kalt mit Alkohol extrahirt, der Alkohol verdunstet 
und der wässerige Rückstand oder die verdünnte alkoholische Lösung 
selbst mit Wasser, mit Barytlösung oder Kalkmilch versetzt. Nach 
12 bis 24 Stunden wurde der Niederschlag entweder sofort der 
Gmelin schen Probe unterworfen oder vorerst in Alkohol gebracht, 
mit Essigsäure und Chloroform versetzt. Das Chloroform wurde durch 
Wasserzusatz wieder abgeschieden, filtrirt, abgedunstet und mit dem 
Rückstand geprobt. — Blut und Exsudate wurden entweder direct 
untersucht oder es wurde ein Alkoholextract davon angefertigt. — 
Der Harn wurde erst nach Verdünnen mit dem Vielfachen seines 
Volums Wasser (des Mucingehaltes wegen) mit Barytwasser gefällt. 
Spuren von Gallenfarbstoff werden schäfer nachgewiesen, wenn man 
den Flüssigkeiten Hühnereiweisslösung oder Gypsaufschwemmung zu- 
fügt und dann erst die Gmelin’sche Reaction vornimmt: vom weissen 
Grunde heben sich dann die Farben besonders ab. — Kleine Bilirubin- 


Nr. 10. Öentralblatt für Physioiogıe. 333 


mengen lassen sich aus Exsudaten ete. am Besten darstellen, wenn 
man diese mit einem grossen Ueberschusse von Alkohol kurze Zeit 
stehen lässt, den alkoholischen Auszug filtrirt, mit einem Ueberschuss 
von Essigsäure und Chloroform versetzt, das Chloroform mit Wasser 
abscheidet, filtrirt und verdunstet. Es hinterbleiben schöne Bilirubin- 
krystalle. 

Die Untersuchung ergab: die gelbsulzigen Infiltrationen, die bei 
den genannten Krankheitsprocessen des Pferdes auftreten, enthalten 
stets reichliche Mengen von Gallenfarbstofl. Ebenso findet er sich 
auspahmslos in den Exsudaten der Brust- und Bauchhöhle. Sein nahezu 
steter Begleiter ist der Blutfarbstoff (dieser fehlte nur in einer Infiltration 
bei Milzbrand und in einem pleuritischen Exsudate). Im Blute an 
Milzbrand verendeter Pferde finden sich Spuren von Gallenfarbstoff. 
Der Harn ieterischer Pferde enthält geringe Mengen davon. — Das 
normale Blutplasma des Pferdes enthält zwar nach Hammarsten 
(Jahresber. f. Thierchem. 8, 129) stets Gallenfarbstoff, aber nach Verf. 
nur in so geringer Menge, dass es nicht annehmbar ist, der Gallen- 
farbstoff sei in den pathologischen Fällen aus der Blutbahn an seine 
Fundstellen gelangt. Verf. nimmt vielmehr an, der Farbstoff sei in 
den Geweben und serösen Höhlen, wo man ihn findet, aus Blutfarb- 
stoff entstanden. Gruber (Wien). 


W. v. Schroeder. Ueber den Harnsäuregehalt des Blutes und der 
Leber der Vögel (Beiträge zur Physiologie, ©. Ludwig gewidmet, 
Leipzig 1887, S. 89). 

Obwohl sehr gewichtige Gründe für die Annahme sprechen, dass 
die Vogelleber der Ort ist, wo die Harnsäure gebildet wird, so wird 
doeh der direete Beweis, wie ihn Vert. für die harnstoffbildende 
Function der Säugethierleber geliefert hat, erst dann mit Erfolg unter- 
nommen wer«den können, wenn die Methode der Harnsäurebestimmung 
einer genauen Prüfung unterworfen ist. Daraufhin angestellte Versuche 
ergaben, dass die Methode von Salkowsky-Maly (Fällung als 
harnsaure Silbermagnesia) den qualitativen Nachweis von 1 Milligramm 
Harnsäure in 200 Kubikcentimeter Wasser und in 100 Kubikcentimeter Blut 
noch gestattet. Kleine Mengen (15 bis 65 Millisramm) Harnsäure zu 
je 100 Kubikcentimeter Blut gesetzt, konnten mit Verlusten von 
0:5 bis 12 Procent wiedergefunden werden. 

Die Untersuchung des Blutes einzelner Vögel ergab bei eiweiss- 
armer Kost einen Harnsäuregehalt bis zu 0'007 Procent des Körper- 
gewiechtes und nieht viel mehr (0'O1 Procent) bei eiweissreichster Kost 
— während der Harnstofigehalt des Hundeblutes unter gleichen Ver- 
hältnissen auf 0'07 Procent des Körpergewichtes steigen kann. 

Relativ sehr reich an Harnsäure ist dagegen die Vogelleber, wie 
dies schon Meissner früher gefunden hat, und zwar übertrifft der 
Harpsäuregehalt der Leber den des Blutes um das 6- bis 14fache. 

Aus den obigen Zahlen folgt, dass die 02 bis O3 Gramm Harn- 
säure, welche Mudkowski nach Leberausschaltung noch in den 
Harn der Gänse übertreten sah, nicht aus dem Blute stammen können. 
Entweder enthält die Niere Harnsäure aufgespeichert oder es können 
kleine Mengen noch anderswo als in der Leber gebildet werden. 

M. v. Frey (Leipzig). 


934 Centralblatt für Physiologie. Nr. 10. 


F. Guyon. De la sensibilite de la vessie a l’etat normal et pathologique 
(Compt. rend. 1887, T. 104, N’ 11, p. 754; Gaz. hebd. de Med. et 
de Chir. 1887, N° 11, pr): 


Die gesunde Blase ist gegen die Berührung mit nicht reizenden 
Flüssigkeiten so gut wie unempfindlich; erst wenn sie in grosser Menge 
die Blase erfüllen oder die Anfüllung in wiederholten Stössen geschieht, 
entsteht eine Empfindung von diesen Flüssigkeiten, welcher alsbald das 
bedürfniss zu uriniren folgt. Geschmeidige Instrumente bewirken gar 
keine, harte eine dumpfe, nicht von Harndrang sefolete Empfindung 
in der Blase. Während diese, solange sie gesund ist, so fast unempfind- 
lich ist für Berührungen, reagirt sie sofort mit dem Bedürfniss zu 
uriniren auf eine Steigerung der Spannung ihrer Wand. Das Mass 
von Flüssigkeit, welches eine solche vermehrte Spannung zu erzeugen 
vermag, ist kein für das Individuum fest bestimmtes, sondern ist von 
verschiedenen physischen und psychischen Verhältnissen abhängig. 
Verf. konnte zeigen, dass das Ubloroform, welches die Empfindlichkeit 
der Blase für die Berührung vollkommen aufhebt, die Empfindlichkeit 
für die Spannung ihrer Wand bestehen lässt. 

Wenn man einem Individuum Flüssigkeit in die Blase injicirt, so 
kann man mit Hilfe eines passend eingeschalteten Manometers beob- 
achten, dass zuerst die Spannung in der Blase entsteht, respective 
wächst, dass dieser eine zuerst unbewusste Zusammenziehung der 
Blase und dieser erst das Bedürfniss zu uriniren folgt. Lässt man nun 
die Flüssigkeit länger in der Blase, so sinkt der Manometerdruck und 
der Harndrang vermindert sich und verschwindet selbst für einige Zeit, 
offenbar weil die Muskelcontraction der Blase geringer geworden ist. 
Injieirt man jetzt noch mehr Flüssigkeit, so nimmt die Spannung wieder 
zu und der Harndrang wird sehr stark und selbst schmerzhaft. Die 
beschriebenen Experimente reprodueiren nur das normale Geschehen 
in der Blase und scheinen darzuthun, dass die Empfindung in der 
Blase besonders auf die Wirkung ihres Muskelapparates zurückzu- 
führen ist. 

Das Gefühl des Harndranges hat seinen Sitz nach Verf. in der 
sesammten inneren Oberfläche der Blase, nicht im Blasenhalse. Bringt 
man das Ende eines Katheters von starkem Caliber in den hinteren 
Theil der Harnröhre und lässt diese von einem reichlichen Flüssigkeits- 
strom, welcher von da in die Blase dringt, bespülen, so wird die Be- 
rührung mit der Flüssigkeit von der Blase nicht empfunden und Urin- 
bedürfniss tritt erst ein, wenn die Menge der in die Blase gedrungenen 
Flüssigkeit gross genug geworden ist, um eine Spannung ihrer Wand 
hervorzurufen. 

Im pathologischen Zustand wird die Blase auch gegen Ber ührungen 
mehr oder weniger stark empfindlich. Und jede starke Spannung bewirkt 
dann, bevor sie noch schmerzhaft wird, leicht reflectorisch einen Oon- 
sestivzustand in der Niere, welcher sieh durch reichliche Harnseeretion 
äussert, und bei grösserer Schmerzhaftigkeit der Blase sehr heftig 
werden kann. A. Auerbach (Berlin). 


Engel et Kiener. Sur les causes de la reaction dite hemapheigue des 
urines (U. R. Soc. de Biologie, Mars 26, 1887, p. 186). 


Nr. 10. Oentralb'att für Physiologie. 235 


Verff. zeigen, dass die sogenannte hemapheische Reaction des 
Harnes (dunkelbrauner oder schwarzer Ring an der Berührungsgrenze 
mit Salpetersäure — bei ikterischem Harn) nieht an die Anwesenheit 
eines einzigen bestimmten Chromogens (oder Farbstoffs) gebunden 
ist, sondern durch die Combination mehrerer präexistirender oder durch 
Salpetersäure gebildeter Farbstoffe (Chromogen des Urobilins, Gallen- 
farbstoffe, gewöhnliche Farbstoffe und Chromogene des Urins). 

Leon Fredericg (Lüttich). 


Physiologie der Sinne. 


O. Purtscher. Neue Beiträge zur Frage der Erythropsie (Archiv f 
Augenheilkunde XVI, 3, S. 260). 

Der Verf. berichtet über sechs Fälle von Rothsehen, deren vier 
bei Kataraktoperirten beobachtet wurden. An diese Mittheilung knüpft 
P. eine Erörterung, welche als ursächliche Momente der Erythropsie 
Ueberreizung des Auges und Blendung wegen Koloboms in den Vorder- 
grund stellt, obne sich übrigens für die oculare oder die centrale 
Entstehung des Rothsehens ausdrücklich zu entscheiden: 

A. Eugen Fiek (Würzburg). 
A. Charpentier. Sur la periode d’addition des impressions humineuses 
(C. R. Soc. de Biologie, Mars 26, 1887, p. 191). 

Ch. hat früher gezeigt, dass bei kurzdauernden Lichterregungen 
(unter '/ einer Secunde) die kleinste wahrnehmbare Lichtintensität 
im umgekehrten Verhältniss steht zur Dauer der Liehtwirkung, was 
auf einer Summation der Lichteindrücke beruht. Ueber diese Zeit- 
grenze von !/; einer Secunde hat die Erregung durch Summation 
ihre volle Intensität erreicht, und von da ab scheinen uns kurzdauernde 
und anhaltende Lichterregungen (von gleicher Intensität) gleichhell. 

Verf. findet jetzt, dass diese Zeit der Summirung der Licht- 
erregungen (über welche kurzdauerndes und continuirliches Licht von 
gleicher Intensität uns gleichwerthig erscheint), mit wachsender 
Intensität der Lichtquelle abnimmt (ungefähr im umgekehrten Ver- 
hältniss zur vierten Wurzel der Beleuchtungsintensität), zum Beispiel: 


Liehtintensität Dauer der Summation 
4A... 0.0...0% ..49 Tausendstel einer Secunde 
DE A ee ara 3D “ 
ODE Aus. era | 
STREET EEE TEE) 
I00 R 14 


Daraus folgt, dass continuirliches und kurzdauerndes Licht für 
eine gegebene Lichtintensität gleichwerthig erscheinen können, während 
sie für schwächere Beleuehtung ungleichwerthig werden. 

Leon Frederieq (Lüttich). 
H. Höltzke. Zur physiologischen Wirkung des Atropin auf das Auge 
(Monatsblätter für Augenheilkunde 1887, März, S. 104). 

Bekanntlich ist experimentell bewiesen, dass Atropin im Thierauge 
nur die Oculomotoriusenden der Iris lähmt und nicht, wie manche 
Autoren meinten, gleichzeitig auch die Sympathicusenden reizt. H. 
erinnert daran, dass man mittelst Öocain diese Thhatsache auch für das 


236 Centralblatt für Physiologie. Nr... 


menschliche Auge nachweisen könne. Es ist nämlich aus gleichzeitigen 
Publieationen H.’s und Weber’s bekannt, dass Cocain eine fernere 
Erweiterung der Pupille hervorbringt, nachdem das Auge bereits aufs 
energischste atropinisirt worden ist. A. Eugen Fiek (Würzburg). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
Systemes. S 


Ch. Julin. Le Systeme nerveux grand sympathique de l' Ammocoetes 
(Petromyzon Planeri) (Anatom. Anzeiger U, 7, 1887). 

J. vermehrt die Kenntniss des eentralen Nervensystems des Petro- 
myzons durch zwei interessante Entdeckungen. Schicken wir zur 
Örientirung voraus, dass bereits bekannt war: 1. Anstatt der gemischten 
Nerven anderer Wirbelthiere bestehen hei Petromyzon getrennte, dor- 
sale und ventrale Nerven, den beiden Wurzeln der gemischten Nerven 
höherer Thiere entsprechend. Jede der unabhängig gewordenen Spinal- 
wurzeln theilt sich in einen dorsalen und in einen ventralen Ast. Von 
der hinteren Wurzel, in die das Spinalganglion eingelagert ist, gehen 
mehrere kleine Aeste ab, welche die jedesmalige Arteria intercostalis 
oder parietalis begleiten, vom Ref. seinerzeit als sympathische Aeste 
bezeichnet. 2. Im Darmeanal und im Vorhof des Herzens gibt es reichliche 
Einlagerungen von Nervenzellen (Langerhans, Owsjannikow), von 
denen die dem Darmcanal angehörigen mit dem Darmast des N. vagus 
zusammenhängen. Ein dem Grenzstrang analoges System von Ganglien 
und Fasersträngen war bislang nicht bekannt. 

J. hat nun gefunden, dass bei Petromyzon beiderseits zwischen 
der Aorta und der Cardinalvene Ganglienzellenhaufen liegen, welche 
in ihrer Lagerung und Anzahl genau den einzelnen Spinalnerven ent- 
‚sprechen. Einer der aus jedem — sympathischen — Ganglion ent- 
springenden Aeste geht in den ventralen Ast eines Spinalnerven über, 
und zwar ebensowohl einer dorsalen als einer ventralen Wurzel. Ein 
diese Ganglien verbindender sympathischer Grenzstrang ist nicht auf- 
zufinden. Tiefer als die beschriebenen Ganglien liegen andere, nicht 
mehr segmentär angeordnete, welche zum Herzen, Darmeanal, Nieren 
und ‚Geschleehtsorganen Fasern schicken und mit den in den Ein- 
geweiden enthaltenen Zellen in Verbindung stehen. Tiefe und ober- 
flächliche Ganglien sind durch Faserbündel miteinander verknüpft. 

Das sympathische Nervensystem des Petromyzon würde demnach 
durch zwei Eigenthümlichkeiten besonders bemerkenswerth sein: erstens 
durch das Fehlen eines die paarigen Ganglien verbindenden Grenz- 
stranges, zweitens durch die Trennung der motorischen und sensiblen 
Elemente in Folge des gesonderten Ursprungs aus “den dorsalen 
und ventralen Spinalnerven. Das System der durchgehenden Fasern, 
welches gleichfalls Beziehungen zum Sympathieus bieten dürfte (es 
sind vom Ref. beschriebene Fasern gemeint, die aus dem ventralen 
in den dorsalen Ast einer Wurzel übertreten, ohne sich mit den Zellen 
des Spinalganelions zu verbinden) hat der Autor nicht in Betracht 
gezogen. Sigm. Freud (Wien). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


Druck der k.k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner, 


S 


CENTRALBLATT 


für 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner ING Doc. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.— 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 20. August 1887. N=: 11. 


Inhalt: Originalmittheilungen: P. Langlois, Öalorimetrie beim Menschen. — €. 
Wurster, Gongoroth als Reagens. — Allgemeine Physiologie: Mylius, Jodstärke. 
— Hansen, Quantitative Bestimmung des Chlorophylis. — Bokai, Vergiftung 
mit Kalium ehlorieum. — Hinsberg, Verbindung des o-Toluylendiamins mit 
Traubenzucker. — Houssay, Perinervöse Blutlaeunen der Seorpione. — Antrick, Op- 
tisches Verhalten des Coeains. — Frankland, Bestimmung der Mikroorganismen 
in der Atmosphäre. — Frankland und Hart, Weitere Versuche über die Mikro- 
organismen der Luft. — Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Circu- 

- lation: Waller und Reid, Action des Säugethierherzens. — Heger, Empfind- 
lichkeit der Gefässe., — Landerer, Transfusion und Infusion. — Gärtner, Öon- 
traetion der Nierengefässe, — Hüfner, Zur Lehre vom Blutfarbstoffe. — 
Hugoumeng, P-Oxybuttersäure im Blute der Diabetiker. — Physiologie der 
Drüsen: Stadelmann, Oxybuttersäure im diabetischen Harn. — ZLussana Felice 
di Pietro, Peptonurie. — Physiologie der Verdauung und Ernährung: Gold- 
schmidt, Verdauung beim Pferde. — Physiologie des centralen und sympathischen 
Nervensystems: Villanes, Gehirn der Inseeten und Crustaceen. — Gaskell, 
Ursprung der Nervi erigentes. — Benedikt, Chinesengehirn. — ZLeube, Herd- 
Senkung in der Gegend der hinteren Vierhügel. — Ott, Wärmecentrum im 
xehirn. 


Originalmittheilungen. 
Beitrag zum Studium der directen Calorimetrie beim 
Menschen. 


Von P. Langlois. 
(Der Redaction zugegangen am 13. Juli 1887.) 


Ich habe die Untersuchungen von Herrn Prof. Ch. Riehet über die 
Calorimetrie der Kinder fortgesetzt. Das „Calorimötre & siphon”, welches 
zu diesen Beobachtungen gedient hat, ist beschrieben (Ch. Richet, In- 
fluence de la temperature exterieure sur la production de chaleur. 
Acad. des sciences, 29 Juin 1885). 

Die während zweier Jahre auf der Klinik des Herrn Prof. Grancher 
fortgesetzten Untersuchungen waren nothwendigerweise begrenzt durch 
die Anordnung und das Volum des Apparates. In der That können die 
Beobachtungen nur an Kindern von geringerem Gewicht als 11 Kilo- 
gramm angestellt werden. Bei grösseren Individuen treten solche Ver- 


änderungen im Innern der Öalorimeter ein, dass das Kind sieh unter 
Centralblatt für Physiologie. Pal 


238 Centralblatt für Physiologie. Nr. 11. 


abnormen Bedingungen befindet. welche alle strengen Schlussfolgerungen 
verbieten. Bei der vorliegenden Untersuchung, welche ausführlich im 
Journal d’anatomie et de physiologie veröffentlicht werden wird, habe 
ich mich auf die Behandlung folgender Fragen beschänkt: 1. Einfluss 
der äusseren Temperatur, 2. Tagesschwankungen, 3. die von der Körper- 
grösse abhängigen Veränderungen und 4. die durch verschiedene krank- 
hafte Zustände herbeigeführten Störungen in der Wärmeabgabe. 


1. Einfluss der äusseren Temperatur. Die Physiologen, welche 
sich mit dieser Frage beschäftigt haben, sind, wie in der ausführlichen 
Publieation erläutert werden soll, darin übereingekommen, dass die 
Kohlensäureproduction in seradem Verhältniss mit der Temperatur- 
abnahme wächst. Ich habe 17 genau controlirte Beobachtungen an 
Kindern mit normaler Temperatur von etwa 7 Kilogramm Gewicht 
angestellt. Die aus den hierbei gewonnenen Zahlen eonstruirte Curve 
zeigt, dass die Wärmeausstrahlung beim Menschen bei 18° ein Maximum 
hat. Diese Ergebnisse stimmen mit denen überein, zu denen Oh. Richet 
mit einem analogen Apparate bei Kaninchen und Meerschweinchen 
gelangt ist, indem der Punkt des Maximums nur mit der der Beob- 
achtung unterworfenen Species schwankt; Ch. Richet, Recherches de 
Galorimetrie; Archives de Physiologie (30 Septembre 1885). 

2. Tagesschwankungen der Wärmebildung. Die Beob- 
achtungen wurden an Kindern angestellt, welche gleichgehalten wurden, 
welehe die erste Mahlzeit um 7 Uhr, die zweite um 10 Uhr und die 
dritte um 5 Uhr erhielten (kesime des höpitaux de Paris; Malades au 
4° degre Enfants). 


Folgende Zahlen wurden an zwei gesunden Kindern von 7 Kilo- 
sramm Gewicht erhalten: 


Stunde Calorien pro Kilogramm Stunde Calorien pro Kilogramm 


s00 3950 2 4120 
10:30 4080 3° . 4150 
10"30 4154 3 4950 
11"30 4050 5 3920 

2 3990 


Die Zahlen zeigen zwei maximale Werthe gegen 11 Uhr und 
3 Uhr, entsprechend denen, welche Frederieq (Archives de biologie 
1883, p.. 181) türdie Absorption des Sauerstoffes angegeben hat. Wenn 
die Hiiklere Temperatur des Körpers nicht diese beiden Maxima zeigt, 
so ist es, weil der Wärmeverlust gegen 11 Uhr die Vermehrung in 
der Production zu compensiren strebt. 


In einer Beobachtungsreihe, welche an Kindern angestellt wurde, 
die alle zwei Stunden die Brust bekamen und die den ganzen Tag 
über in einem Brutofen von constanter Temperatur gehalten wurden, 
bei welehen man also den Einfluss der Mahlzeiten und der Schwankungen 
in der äusseren Umgebung als Null betrachten kann, findet man auch 


noch ein Maximum der Wärmestrahlung, welches sich zwischen 11 Uhr 
und 3 Uhr hält. 


3. Einfluss der Körpergrösse. Die Kinder von versehiedenem 
Gewicht geben folgende Zahlen: 


- Nr. 11. Centralblatt für Physiologie. 239 


Kilogramm-Körpergewicht Öalorien pro Kilogramm 


Zwei Kinder & 1'800 6400 
Kind von 2.500 4800 
Kinder von 3000 bis 4000 4200 
2 „7000 „8000 4120 
. „9000 „10-000 3930 


Aber wenn man versucht, das Verhältniss zwischen dem Wärme- 
verlust und der Körperoberfläche festzustellen, ändern sich die Unter- 
schiede der vorstehenden Tabelle in eine bemerkenswerthe Gleichheit um: 

Abgegebene CGalorien 


Gewicht Oberfläche pro Kilogramm pro Oberflächeneinheit 
10 9:142 3920 17 
I 2'106 3900 16 
2 1778 4120 16 
6 1'638 4.200 15 
4 1'135 4300 15 
2 0780 6000 15 


Wenn man 1700 Oalorien pro Kilogramm von einem erwachsenen 
Menschen mit 65 Kilogramm Körpergewicht (Zahlen der Autoren) an- 
nimmt, so findet man für die Einheit der Oberfläche 14. 

Der Ausdruck: Einheit der Oberfläche ist offenbar sehr 
unbestimmt, aber er entspricht der geringen Genauigkeit in der Be- 
stimmung der ganzen Oberfläche. Diese Oberfläche wurde thatsächlich 
berechnet, indem man den menschlichen Körper von sphärischer Gestalt 
und von der Dichte 1 voraussetzte. Daher nöthigen die Untersuchungen 
von Sappey, die Berechnungen nach den Angaben von Quetelet, 
diese Oberfläche zu verdoppeln und man kann die Zahl von 8 Mikro- 
ealorien auf den Kubikcentimeter zulassen. 

4. Schwankungen der Wärmebildunge in Krankheiten. 
Obgleich die Untersuchungen nothwendigerweise beschränkt waren, 
konnte ich die Veränderungen studiren, welche in der Wärmestrahlung, 
einerseits dureh Hypothermie, andererseits durch Pyrexie herbeigeführt 
werden. 

Die chronischen Krankheiten mit Hypothermie, und in den 
beobachteten Fällen handelte es sich um Kinder, die durch Tubereulose 
oder Syphilis atrophisch geworden waren, bringen eine beträchtliche 
Verringerung der Wärmeabgabe mit sich: 

Bei 36:5" beträgt diese Verminderung 20 Procent 
an e 2 hi 25 ı 

Es muss bemerkt werden, dass bei einem nicht atrophischen 
Kinde, bei welchem die Temperatur gelegentlich auf 36°2? oder 36:4 
herabgeht, diese Verminderung beiweitem nicht so ausgesprochen ist. 

Die studirten Pyrexien waren meistens Bronchopneumonien zu- 
zuschreiben. Im Gegensatz der Meinungen von Traube und Marey 
zeigt die Wärmestrahlung, mit einigen Ausnahmen, eine direete Be- 
zıehung zur Innentemperatur. 

Die Vermehrung der Wärmeabgabe beträgt: 10 Procent bei 38:5. 

12 h Fran: 
45 “ a 5 


21* 


N 


40 Centralblatt für Physiologie. Nr. 11: 


Congoroth als Reagens auf freie Säure. 
Von Dr. C. "Wurster. 


(Aus der speciell physiologischen Abtheilung des physiologischen 
Instituts zu Berlin.) 
(Der Reaction zugegangen am 29. Juli 1887.) 

Herzberg (Mittheil. der königl. techn. Versuchsanstalten zu 
Berlin 1885, Heft 3, S. 103) führte den von Böttiger entdeckten 
Azofarbstoff, der dureh die Verbindung des, Tetrazodiphenyl mit den 
Naphthylaminsulfosäuren entsteht, zuerst als Reagens auf freie Säure 
ein. Herzberg benützt dasselbe zum Nachweise der freien Säuren im 
Papier, da das Öongoroth nur durch freie Säure gebläut wird, nicht 
aber durch die im geleimten Papier immer vorhandenen, auf Lakmus 
sauer reagirenden 'T'honerdesalze. Das Congoroth scheint seit dieser 
Zeit als Indicator vielfach benützt zu werden; es haben besonders 
R. Hösslin (Münchner med. Wochenschrift, Nr. 6, 1886, $. 93) und 
Schulz (Centralbl. f. d. med. Wissenschaften 1886, S. 449) Mit- 
theilungen über die Anwendung des Gongoroths zum Nachweise der 
freien Säure im Mageninhalt und im Körper niederer Organismen 
gebracht. E. Brücke untersuchte vor Kurzem (Sitzber. der kais. 
Akad. der Wissensch. zu Wien XCV, 1887, Märzheft. Dieses Öentral- 
blatt 1887, S. 182) eingehend das Verhalten des Congoroths dem 
Harn gegenüber und kommt zu dem Schlusse, dass der menschliche 
Harn keine freie Säure, auch keine freie Kohlensäure enthalte, da das 
Congoroth durch Harn nicht gebläut wird, im Gegentheil das durch 
Säuren gebläute Reagens durch dei Harn wieder geröthet wird, und 
man zu dem Harne eine bestimmte Menge freier Säure zusetzen muss, 
ehe die dunkle Färbung des Oongoroths wieder auftritt. 

Ich bin beim Arbeiten mit CGongoroth als Indicator zu anderen 


Resultaten gekommen und es geht aus meinen Versuchen hervor, dass 


die Anwendung desselben als Reagens auf freie Säuren in der 
physiologischen Chemie überhaupt nur mit äusserster Vorsicht zu 
gebrauchen ist. 

Congoroth wird durch freie Kohlensäure rasch blauviolett gefärbt. 
Setzt man zu dem Öongoroth einen Tropfen Ammoniak, so kann man 
stunden- und tagelang Kohlensäure durch die Flüssigkeit hindurch- 
leiten, ohne dass die orangerothe Farbe des Congos verändert wird. 
Ja es genügt die geringste Spur Ammoniak, um das Congoroth gegen 
Kohlensäure durchaus unempfindlich zu machen. 

Aber nicht nur gegen die schwache Kohlensäure wird das Öongo- 
roth durch Ammoniaksalze unempfindlich, auch gegen organische 
Säuren, besonders Essigsäure. Freie Essigsäure, freie Milchsäure färben 
auch in grosser Verdünnung 1:100.000 das Congoroth noch blau- 
violett. Setzt man zu dem Reagens einige Tropfen Ammoniak, und 
schüttelt gut um, so gelingt es unter Umständen, das gleiche Volumen 
Eisessig zuzusetzen, ohne dass die orange Farbe des Congoroths 
verschwindet. Ist durch das Ammoniak das Roth des Gongoroths in 
das mehr gelborange übergegangen, so ist Eisessig gewöhnlich ohne 
Wirkung, häufiger jedoch entsteht eine rothviolette Färbung, die aber 
keine Aehnlichkeit hat mit der tiefblauen, die ein Tropfen verdünnter 


Nr. 11. Öentralblatt für Physiologie. 241 


Essigsäure mit ammoniakfreiem Congoroth hervorbrinet. Diese zart 
rothviolette Färbung verschwindet beim Erwärmen auf 50 bis 60° ©. 
und macht der gelbrothen des alkalischen Goneoroths Platz. Wir 
sehen hier, dass das Gongoroth in Eisessig die Reaction des alkalischen 
Gongoroths gibt. 

Die Aufklärung des Räthsels ist wohl eine einfache. Die Essig- 
säure und andere organische Säuren sind nicht im Stande, das 
Ammoniaksalz des Congoroths zu zersetzen, besonders nicht bei 
höherer Temperatur, wo die Verwandtschaft der organischen Säuren 
zu dem Ammoniak noch eine geringere wird, und es lässt sich das 
Congoroth vielleicht benützen, um nachzuweisen, ob in einer Flüssig- 
keit sehon eine Dissociation der Ammoniaksalze der organischen 
Säuren stattfindet. 

Auch anorganische Säuren wirken auf das Congoroth nicht prompt 
ein bei Gegenwart von Ammoniaksalzen. Man kann zu einer ammoniak- 
haltigen Lösung von Congoroth in Eisessig mehrere Tropfen Salzsäure 
und verdünnte Schwefelsäure hinzufügen, ohne dass die Flüssigkeit hlau 
wird. Erst nach und nach tritt die rothviolette Färbung ein, dann erst 
bei Zusatz von viel Säure die blaue Färbung. 

Jedenfalls muss sogar in der eisessighaltigen Lösung zuerst alles 
Ammoniak von der freien anorganischen Säure gebunden werden, ehe 
auch die stärkere Säure auf das Congoroth wirken kann, und man 
könnte geneigt sein, hierauf vielleicht eine Bestimmung der Ammoniak- 
salze zu gründen, wenn es gelänge, den Farbenübergang zu einem 
deutlichen zu gestalten. 

Wenn auch das Congoroth in der anorganischen Chemie gute 
Dienste leisten kann, so darf die Anwendung desselben in organischen 
Flüssigkeiten, besonders der Thierchemie, wo das Ammoniak wohl 
kaum auszuschliessen ist, nur mit der äussersten Vorsicht geschehen. 
Eintritt der blauen Farbe ist wohl als ein sicheres Zeichen auf freie 
Säure zu deuten, hingegen kann eine Flüssigkeit, die ammoniakhaltig 
ist, wie dies durch den Nichteintritt der Färbung durch Eisessig 
hervorgeht, 50- bis 100.000mal saurer sein als eine Flüssigkeit, 
welche bläut, und mit dem CGongoroth dennoch die alkalische Reaction 
anzeigen. - 

Für den Harn ist das Congoroth vorerst als unbrauchbar zu 
betrachten, und es muss daher die Frage nach dem Vorhandensein 
freier Säure, auch der freien Kohlensäure, im Harn noch als eine 
offene angesehen werden. 


Allgemeine Physiologie. 


F. Mylius. Ueber die blaue Jodstärke (Ber. d. d. chem. Ges. XX, 
S. 688). I 

In einer zweiten Mittheilung über die blaue Jodstärke gibt M. 
an, dass er in derselben 19:65 und 19:69 Procent Jod gefunden hat, 
in anderen Fällen aber weniger, bis zu 17 Procent herab, im Mittel etwa 
18 Procent. Dabei ist zu beachten, dass es sehr schwer hält, völlig 
klare und reine Stärkelösungen zu erhalten und ferner, dass je sorg- 
fältiger die Jodstärke untersucht wurde, desto höhere Werthe für Jod 


242 Centralblatt für Physiologie. Nr. 11. 


gefunden wurden, so dass die hohen Zahlen hier das meiste Zutrauen 
verdienen. Nimmt man an, dass in der Jodstärke auf vier Moleküle 
Stärke fünf Atome Jod kommen, so berechnet sich für die Formel: 
(CO), Hjo 02, J)1, HJ der Jodgehalt zu 19:67 Procent, womit der Befund 
in den ersten beiden Analysen völlig übereinstimmt. Somit würde der 
Stärke die Formel: C,, H,, O5, zukommen, ein Schluss, zu welchem 
auch Pfeifer und Tollens auf Grund der Analyse der Natrium- 
verbindung gelangt sind. Die im Vacuum getrocknete Jodstärke scheint 
wasserfrei zu’ sein; sie bildet zerrieben ein braunes Pulver, welches 
beim Benetzen mit Wasser dunkelblau wird; im blauen Zustande zeigt 
sie trocken einen starken kupferfarbenen Oberflächenschimmer. Sie 
enthält ein durch Metalle vertretbares Wasserstoffatom; die Kalium- und 
Natriumverbindung ist in Wasser löslich, die Baryum- und Zink- 
verbindung nicht. E. Drechsel (Leipzig). 


A. Hansen. Quantitative Bestimmung des C'hlorophyllfarbstoffes in den 
Laubblättern (Arbeiten des botan. Institutes Würzburg IH, 3, S. 426); 
Weitere Untersuchungen über den grünen und gelben C'hlorophylifarb- 
stoff (ebenda, S. 430). 

In einer früheren Arbeit (Würzburger Arbeiten Ill, 1 und 2) 
hatte H. eine Methode mitgetheilt, das durch Alkohol den Pflanzen 
entzogene Chlorophyll in zwei Farbstoffe, einen gelben und einen grünen, 
zu sondern und beide in krystallinischer Form zu erhalten. Die Methode 
beruhte darauf, die alkoholische Lösung mit Natronlauge zu verseifen, 
den gelben Farbstoff durch Petroläther, den grünen durch Alkohol 
der Seife zu entziehen. In.der zweiten oben angeführten Mittheilung 
wird nachgewiesen, dass der durch Verseifung erhaltene grüne Farb- 
stoff eine Natriumverbindung ist, aus welcher durch Säuren, am geeig- 
netsten durch Borsäure, der Farbstoff freigemacht wird, welcher in 

Aether eine smaragdgrüne, stark fluoreseirende Lösung bildet, aber 

“ bisher noch nicht rein erhalten worden ist. Der gelbe COhlorophyll- 

farbstoff erscheint nach mehrfacher Reinigung in rhombischen Einzel- 

krystallen oder in Aggregaten, welche eine orangerothe Farbe besitzen, 
während die dünneren Nadeln gelb aussehen. 

In der anderen Mittheilung des Verf. sind Versuche angegeben, 
die in den Laubblättern vorhandene Öhlorophylimenge zu bestimmen. 
Dabei wird das aus der Verseifung der alkoholischen Lösung dureh 
ätherhaltigen Alkohol ausgezogene und dann zum Trocknen verdampfte 
Gemenge der gelben und grünen Farbstoffe, das als „Ohlorophyllfarb- 
stofl”” bezeichnet wird, zur Gewiehtsbestimmung benutzt. Die gefundene 
Quantität wird nicht auf Blattgewichte, sondern auf Blattflächen bezogen, 
da nach den Untersuchungen von Sachs das Resultat der Chlorophyli- 
thätigkeit von der Grösse der assimilirenden Blattfläche abhängig ist. 
Aus mehreren Versuchen mit den Laubblättern der Sonnenrose, des 
Kürbis ergab sich im Durchschnitt für ein Quadratmeter Blattfläche 
ein Farbstoffgehalt von 5'142 Gramm. Nach Sachs bildet ein Quadrat- 
meter Blattfläche der Sonnenrose bei gutem Wetter eirca 1'6 Gramm 
Stärke pro Stunde, also in 15 Stunden (mittlere Tageslänge von Mitte 
Juni bis Mitte August) und Addition von 1 Gramm Stärke für Athmungs- 
verlust 25 Gramm Stärke. Da die Stärkebildung nur vom Vorhanden- 


Nr, IR Centralblatt für Physiologie. 943 


sein des Chlorophyllfarbstoffes abhängt, so stellt H. den Satz auf: Bei 
der Bildung von 25 Gramm Stärke sind 50 Gramm Ghlorophyll- 
farbstoff oder bei der Bildung von 1'0 Gramm Stärke sind 02 Gramm 
Chlorophyllfarbstoff thätig. 

Am Schlusse äusserst H. auch eine Ansicht über die Bedeutung 
des Chlorophylis bei der Assimilation, indem er die Hypothese auf- 
stellt, dass der Farbstoff mit der Kohlensäure der Luft eine lose Ver- 
bindung eingehe, wie der Blutfarbstoff mit dem Sauerstoff, um sie zum 
Zweck der Stärkebildung an die assimilirenden Chlorophylikörper ab- 
zugeben und so als Kohlensäureüberträger auf das Plasma derselben 
zu dienen. Klebs (Tübingen). 


A. Bökai. Entsteht nach tödtlicher Vergiftung mit Kalium chloricum 
Methaemoglobin im Blute lebender T'hiere? (Vortrag, gehalten im 
Siebenbürger Medie.-naturwiss. Museumsverein im Febr. 1887. 
Orvosi Hetilap, d. 10. April, Nr. 15, 1887 [ung.]). 


Nach Verf.’s Untersuchungen kann Methämoglobin im Blute 
lebender Thiere nach tödtlicher Vergiftung mit Kali chlorieum, gleich- 
giltig, ob das Gift dem Thiere durch den Magen oder mittelst sub- 
cutaner Injection beigebracht wurde, nicht nachgewiesen werden. Verf. 
hat das Blut des lebenden Kaninchens mit dem Spectroskop unter- 
sucht. Den charakteristischen Absorptionsstreifen des Methämoglobins 
hat Verf. erst 1'/, Stunden nach dem Tode des Thieres wahrnehmen 


können. v. Thanhoffer (Pest). 


O. Hinsberg. Ueber eine Verbindung von o-Toluylendiamin und 
Traubenzucker (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 495). 


Erwärmt man eine alkoholische Lösung von Orthotoluylendiamin 
(zwei Moleküle) mit Traubenzucker (ein Molekül), so löst sich der 
letztere zunächst bei einer gewissen Öoncentration auf und dann 
gesteht plötzlich die diekflüssige Masse zu einem festen weissen Körper: 
Ö,, Hzo Na O,,. Die Ausbeute ist fast quantitativ; die Substanz krystallisirt 
in feinen weissen Nädelchen, die sich über 100° erhitzt bräunen, und 
bei eirca 160° unter Gasentwickelung schmelzen. Sie löst sich leicht 
in Wasser, kaum in Alkohol und Aether; erstere Lösung färbt sich 
mit Eisenchlorid roth. Durch verdünnte Alkalien wird der Körper nicht 
verändert, Säuren spalten das Diamin wieder daraus ab. Andere aroma- 
tische Orthodiamine wirken ebenfalls auf Dextrose ein; Milchzucker 
gab mit Orthotoluylendiamin keine gut krystallisirende Verbindung, 

E. Drechsel (Leipzig). 


F. Houssay. Sur la lacune sanguine p£rinerveuse, dite artere spinale, 
chez les Scorpions et sur l'organe glandulaire annexe (Compt. rend. 


CIV, 8, p. 520). 


Weder die Ganglienmasse des Oephalothorax, noch die Abdominal- 
kette der Scorpione sind von einem geschlossenen Gefäss (Arteria 
spinalis), sondern von Lacunen umgeben. In diesen perinervösen La- 
cunen liegen kleine weisse, drüsige Organe, die vielleicht als Excretions- 
(Blutreinigungs-) Organge zu deuten sind. Brandt (Königsberg). 


DAA Gentralblatt für Physiologie. Nr. 11. 


O. Antrick. Das optische Verhalten des Cocains und eine Methode 
zur Prüfung seines salzsauren Salzes auf leeinheit (Ber. d. d. chem 
GES.IRX, 8,7310): 

Verf. hat gefunden, dass das ÖCocain linksdrehend ist und die 
speeifische Drehung des salzsauren Salzes: ©,; H,, NO,.HCl[e], = 
52:180 + 01588 q, beziehungsweise 67'982 — 0:15827 e in verdünnter 
alkoholischer Lösung gefunden (q — die Procente verdünnten Alko- 
hols in 100 Gewichtstheilen Lösung; e = p. d. die Öoncentration); 
[«]» ist immer negativ zu nehmen. Um sich von der Reinheit eines 
Präparates des genannten Salzes zu überzeugen, bestimmt man zweck- 
mässig die Drehung einer 10 oder 20 g der trockenen Substanz in 
100 Kubikcentimeter bei 20° enthaltenden Lösung im Zwei-Deei- 
meterrohr bei 20° mit Hilfe von Natriumlicht; ergibt sich dabei ein 
Werth, welcher für e = 10 zwischen 13:25° — 13'31°, und für e = 20 
zwischen 25'90° — 25°96° liegt, so ist das Präparat zweifellos rein. 
Die speeifische Drehung des reinen Öoeains in Chloroform gelöst wurde 
gefunden: [«]» = 15'827 + 0'0058489 bei 20°, wobei |«]n negativ zu 
nehmen ist. E. Drechsel (Leipzig). 


Perey F, Frankland. Eine neue Methode zur quantitativen Be- 
stimmung der in der Atmosphäre enthaltenen Mikroorganismen (Proc. 


of the Roy. Soe. XLI, Nr. 250, p. 443). 


Ein gemessenes Volum Luft wird durch eine Glasröhre gesaugt, 
welehe zwei Pfropfen aus Glaswolle allein, Glaswolle und Glaspulver, 
mit Zucker überzogener Glaswolle oder aus verzuckerter Glaswolle 
und feinem Zuckerpulver enthält. Der erste Pfropfen ist leichter durch- 
gängig als der zweite. Nach beendeter Aspiration wird jeder der Pfropfen 
für sich in eine Flasche mit geschmolzener, sterilisirter Nährgelatine 
gebracht und darin durch Schütteln, unter sorgfältiger Vermeidung 
von Schaumbildung, vollständig vertheilt. Dann lässt man die Gelatine 
.in Form eines dünnen Ueberzuges auf der Innenoberfläche der Flasche 
erstarren. Nach vier- bis fünftägigem Stehen bei 22°C. haben sich 
aus den in der Luft enthaltenen Keimen sichtbare Golonien entwickelt, 
die bequem gezählt und untersucht werden können. Fast immer werden, 
wie Controlversuche ergaben, alle Organismen im ersten Pfropfen ab- 
gelagert, wenn man in 3/, Stunden eirea 48 Liter durch die Röhre 
saugt (Querschnitt der Röhre, Länge des Pfropfens? d. Ref). Der zweite 
Pfropfen enthält nur höchst selten einen Keim. Die Resultate stimmen, 
wenn störende Luftströmungen ausgeschlossen blieben, sehr gut mit 
den nach Hesse’s Methode erhaltenen überein, woraus hervorgeht, 
dass die Keime in der Luft isolirt vorkommen. Wären sie, wie Hesse 
annimmt, in grösseren Partikelchen angehäuft, dann müsste bei Verf.'s 
Methode, bei der die Aggregate durch das Schütteln in der Flüssigkeit 
gelöst werden, eine viel grössere Öolonienzahl als bei Hesse’s Methode 
erhalten werden. Zufällige Luftströmungen stören das Ergebniss bei 
Verf.'s Methode nicht (Röhren, durch welche Luft nicht durchgesaugt 
wird, bleiben, bewegter Luft ausgesetzt, keimfrei), während dadurch 
bei- Hesse’s Methode beträchtliche Fehler bedingt werden. Der 
Apparat des Verf. gestattet rasche Untersuchung grosser Luftmengen, 
lässt sich seiner Einfachheit und Handsamkeit wegen entfernt vom 


Nr.ER Öentralblatt für Physiologie. >45 


Laboratorium verwenden und ermöglicht dureh gleichzeitige Anstellung 
von Parallelversuchen grosse Genauigkeit. M. Gruber (Wien). 


Perey F. Frankland u. T. G. Hart. Weitere Versuche über die 
Vertheilung der Mikroorganismen in der Luft (nach Hesse’s Methode) 
(Proceed. of the Royal Society XLI, Nr. 250, p. 446). 

Verf. haben ihre früheren Versuche (Proc. of the Roy Soc. XL, 

p- 509) über den im Titel genannten Gegenstand fortgesetzt, insbesondere 

mit Rücksicht auf die Grösse des Keimgehaltes der Luft in den ver- 

schiedenen Jahreszeiten. Je 10 Liter Luft, der Atmosphäre auf dem 

Dache von Science Schools, South Kensington, entnommen, enthielten 

durchschnittlich: im Januar 1886 4, im März 26, im Mai 31, im Juni 54, 

im Juli 63, im August 105, im September 43, im October 35 Mikro- 

organismen (Zahl der ÖOolonien im Hesse’schen Rohr). In der Luft 

des Bibliotheksaales der Royal Society wurden während eines Conver- 
sationsabends im Juni 326, °/, Stunden später 432 _ Keime in je 

10 Litern gefunden, am nächsten Morgen (12 Stunden später) 

130 Keime. Gruber (Wien). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Cireulation. 


A. Waller u. E. Waymouth Reid. On the action of the excised 
mammalian heart (Proc. of. the Royal. Soc. XLI, 250, p. 461). 

Am ausgeschnittenen Säugethierherzen fanden die Verff. ausgiebige 
Ventrikeleontractionen, welche längere Zeit, als man gewöhnlich an- 
nahm, währten und die Vorhofseontractionen- überdauerten. Nach der 
Sistirung können sie durch Reiz wieder hervorgerufen werden. Die 
Dauer derselben ist 15- bis 20mal länger als die der normalen. Die 
Leitungsperiode nimmt mit der Contraetionsdauer zu; beide sind haupt- 
sächlich von der Umgebungstemperatur abhängig. Das hartgefrorene 
Kaninchenherz kann nach dem Aufthauen seine Erregbarkeit wieder 
erlangen. Bei einem refleetorischen (exeited) Herzschlag sind weder 
am Ventrikel noch am Vorhofe alle Stellen gleichzeitig thätig. Es geht 
die Oontraction von der Reizstelle aus und läuft von da in jeder 
Richtung in der Ventrikelsubstanz ab (entsprechend der Reizstelle 
bald von der Basis zur Spitze, bald umgekehrt). Die Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit der Contractionsstelle wechselt je nach Temperatur 
und Zustand des Herzens zwischen 3 und 85 Öentimeter pro Seeunde. 
Am Herzen grosser Thiere ist sie grösser als an solchen kleinerer: 
Bei automatischen Ventrikeleontractionen scheint sich die Spitze früher 
als die Basis zu contrahiren. 

Alle Theile des unverletzten Herzens sind isoelektrisch. Der Actions- 
strom der automatischen Contraction hat bald zwei, bald nur eine Phase; 
er ist nach Ablauf der sichtbaren Oontractionen nachweisbar. Bei herab- 
gesetzter Erregbarkeit gibt ein schwacher Reiz einen Actionsstrom von 
einer Phase, ein starker Reiz einen solchen von zwei Phasen. Gegen das 
Ende der Erregbarkeit ist der Actionsstrom nach einem refleetorischen 
(exeited) Herzschlag einfach, am Anfang des Experimentes ist das 
selten der Fall. Wenn Reize keine Wirkung mehr haben, bringt eine 
Verletzung eine Veränderung des elektromotorischen Verhaltens mit 


946 Centralblatt für Physiologie. Nr. 11. 


Negativität der verletzten Stelle hervor. Als Versuchsthiere wurden 
benützt: Hund, Kaninchen, Katze, Ratte, Meerschweinchen und Schaf. 
(Die Arbeit ist nur im Auszuge ohne Angaben über Versuchsanordnung 
mitgetheilt. Ref.) Klemensiewicz (Graz). 


P. Heger. Einige Versuche über die Empfindlichkeit der Gefässe, 
(Beiträge z. Physiologie, G. Ludwig gewidmet; Leipzig 1887, S. 193). 


Durchtrennt mau an einem Hunde die Arteria und oda eruralis 
einer Seite und injieirt in das periphere Stück der Arterie chemisch 
reizende Substanzen, so zeigen sich Störungen im Blutdruck der Carotis. 
Den Einwand, dass die Stoffe dennoch ihren Weg in die Circulation 
finden, beseitigt Verf. dadurch, dass er das Bein derart vom Körper 
abtrennt, dass der Ischiadieus die einzige Verbindung herstellt; der 
Erfolg tritt dann immer noch ein. Es ist nothwendig, die Flüssigkeit 
so weit in die Arterie oder Vene einzutreiben, dass sie bis in die Capillaren 
gelangt. Den Beweis, dass besondere. den Üapillaren eigenthümliche, 
Nerven dabei in Thhätigkeit treten, hält Verf. dadurch für erbracht, dass 
sehr kleine Mengen einer Lösung von Silbernitrat sich wirksam er- 
weisen. M. v. Frey (Leipzig). 


Landerer. Ueber Transfusion und Infusion (Arch. f. klin. Chirurgie 
XXXIV, 4, 8. 807). 

L. hat weder mit Infusion alkalischer Kochsalzlösung noch mit 
geschlagenem oder nicht defibrinirtem Blute bei Verblutung oder ähn- 
liehen Zuständen befriedigende Erfolge gehabt. Bessere Resultate gab 
mit Salzwasser verdünntes Blut (ein Theil Blut auf drei bis vier Theile 
alkalischer Kochsalzlösung). Bei Transfusion solcher Mischungen sah 
er Thiere sich erholen, nachdem sie Blutverluste von mehr als fünf 
.Procent des Körpergewichtes erlitten hatten. Auf Veranlassung von 
Ludwig und Gaule experimentirte L. ferner mit alkalischen Koch- 
salzlösungen, denen drei bis fünf Procent Zucker zugesetzt war. 
Diese bewährten sich so gut, dass bei Blutverlusten bis zu sechs Procent 
des Körpergewichtes der Ersatz des Blutes durch die Zuckerkochsalz- 
lösung ertragen und in 12 bis 14 Tagen ausgeglichen wurde. Der Werth 
dieser Mischung beruht nach L. zum Theil auf den nährenden Eigen- 
schaften des schnell verwerthbaren Zuckers, zum Theil auf dessen 
hohem endosmotischen Aequivalent, vermöge dessen reichliche Gewebs- 
säfte schnell ins Blut übertreten; endlich wohl auch auf der grösseren 
Dickflüssiekeit der Zuckerlösung gegenüber der Kochsalzlösung, welche 
letztere die Capillaren zu schnell passirt. 

Auch bei Nitrobenzol- und Chloralhydratvergiftung bewährte sich 
die Infusion der zuckerhaltigen Lösung nach Vorausschickung deple- 
torischer Aderlässe. Ihre Wirkung beruht hier vielleicht darauf, dass 
durch die energische Flüssigkeitsströmung das Gift schneller aus den 
Inbensmiehligen (Geweben fortgeschaflt wird. 

Langendorff (Königsberg). 
G. Gärtner. Contraction der Nierenblutgefässe (Anzeiger d. Ges. d. 
Aerzte in Wien, Nr. 11, Sitz. v. 11. März 1887). 

Verf. berichtet in einer vorläufigen Mittheilung, dass man die von 

0. Ludwig durch direete Inspection beobachtete Zusammenziehung 


Nr I Centralblatt für Physiologie. 947 


der Nierengefässe bei Reizung der Oblongata leicht nachweisen kann, 
wenn man in die Nierenvene eine Öannule mit Ausflussrohr einbindet 
und die Menge des ausfliessenden Blutes eontrolirt. Bei der Erstickung 
der Thiere (es wurde an Hunden experimentirt) nimmt der Blutstrom 
in demselben Masse ab, als der arterielle Blutdruck ansteigt. Zuweilen 
kommt 1 bis 1'/, Minuten lang nicht ein Tropfen zum Vorschein. 

Ganz entgegengesetzt verhält sich bei demselben Eingriff der 
Blutstrom in der Vena eruralis. Je höher der Druck, desto rascher 
der Ausfluss. 

Es ergab sich ausserdem, dass aus der Nierenvene in gleicher 
Zeit mehr Blut hervorströmt, als aus der Vena eruralis. Die Durch- 
schneidung des Nervus ischiadicus hat eine Beschleunigung des Blut- 
stromes in der Schenkelvene zur Folge. Siem. Exner (Wien). 


G. Hüfner. Beitrag zur Lehre vom Blutfarbstoffe (Beiträge zur 
Physiologie, ©. Ludwig gewidmet; Leipzig 1887, 8. 74). 

Die neuen Analysen, welche Zinoffsky-Bunge von dem Pferde- 
hämoglobin veröffentlicht haben, weichen von den bisherigen Zahlen 
nicht unerheblich ab. Verf. beanstandet die Auflösung der Stromata 
der Blutkörperchen mit Ammoniak und empfiehlt, die Trennung von 
Krystallen und Stromata auf der Centrifuge vorzunehmen. Grosse 
Mengen von Schweine- und Rinderhämoglobin in reinen Krystallen 
wurden dargestellt und analysirt. Die Versuche ergaben 1. eine sehr 
grosse Uebereinstimmung in der elementaren Zusammensetzung der 
beiden Hämoglobine, welche dagegen von dem Pferdehämoglobin ver- 
schieden zu sein scheinen, so dass eine Vergleiehung mit den Zahlen 
von Bunge-Zinoffsky nicht zulässig ist. 2. der Vergleich mit 
früheren Analysen des Schweinehämoglobins von Otto ergibt, dass 
die vollständige Entfernung der Stromata zu einer Erhöhung des 
Kohlenstoffgehaltes und noch mehr des Stickstoffgehaltes der Krystalle 
führt. 3. In beiden Hämoglobinen kommen genau wie in Zinoffsky's 
Präparat auf 1 Atom Eisen, 2 Atome Schwefel. 

M. v. Frey (Leipzig). 
L. Hugouneng. De la presence de l’acide B-oxybutyrique dans le sang 
diabetique (Ö. R. Soc. de Biologie, Mars 19, 1887, p. 161). 

Der Harn eines verstorbenen Diabetikers enthielt neben Aceton, 
448 Gramm ß-Oxybuttersäure pro Liter (Bestimmung nach Külz). 

Verf. hat weiter eine erhebliche Quantität (4:27 Gramm pro Liter) 
ß-Oxybuttersäure im Blute desselben Individuums gefunden. Diese 
letztere (optische) Bestimmung beruht auf einer beobachteten Ab- 
lenkung von nur — 02°. 

Zum Nachweis der Oxybuttersäure hat Verf. folgendes Verfahren 
angewendet: das Blut wird vier bis fünf Tage lang mit Aether in Be- 
rührung gelassen, wobei der Traubenzucker vollständig verschwindet. 
Das Blut wird dann auf dem Wasserbade eingeengt und mit kochendem 
Wasser extrahirt. Ein Theil der wässerigen Lösung wird filtrirt mit 
bleiessig (Sous-acetate de plomb) und Ammoniak gefällt, abermals 
filtrirt und mittelst Polarimeter untersucht: linksseitige Ablenkung. Der 
Rest der wässerigen Lösung wird stark eingeengt, mit gleichem Volumen 
concentrirter Schwefelsäure versetzt und der fraetionirten Destillation 


248 Centralblatt für Physiologie. Nr. #R 


unterworfen (nach Külz). Nach dem Erkalten liefert das Destillat 
Krystalle von Krotonsäure, deren Schmelzpunkt (70 bis 71°) nach 
vorheriger Reinigung durch Umkrystallisiren aus Aether bestimmt 
wird. Leon Frederieq (Lüttich). 


Physiologie der Drüsen. 


E. Stadelmann. Zur Darstellung der Oxybuttersäure aus diabetischem 
Harne (aus dem physiol. Institute zu Heidelberg; Zeitschr. f. Biol. 
XXIU, 4, S. 456). 

Die Bestimmung der Oxybuttersäure im Harn der Diabetiker wird 
durch den Zuckergehalt des Harnes wesentlich erschwert. Schon von 
anderer Seite wie auch von St. ist die Methode, den Zucker durch 
Ausgähren zu entfernen, verwendet worden. Da sich aber neben der 
alkoholischen Gährung leicht Fäulnissvorgänge einschleichen, schlägt 
St. nunmehr vor, bei einem Gehalt von 0'2 Procent Salieylsäure ver- 
gähren zu lassen. 

Eine zweite Schwierigkeit in der Methode bietet der Harnstoff, 
welcher ja in grosser Menge sich findet und die Oxybuttersäure ver- 
unreinigen kann. Um diesen zu entfernen, schlägt St. längeres Kochen 
des Harnes mit frisch gelöstem Kalke vor. Dies Verfahren erlaubt eine 
grosse Ersparniss an Alkohol und Aether. Rubner (Marburg). 


Lussana Felice di Pietro. Della peptonuria (Annali di Chim. e 
d. Farmacol. 1887, Vol. V, Fase. I, p. 7). 


Autor glaubt, nachdem er häufig fieberfreie Fälle von Peptonurie 
und auch das sehr häufige Fehlen der Peptone bei langwierigem und 
‘hohem Fieber beobachtet hat, ferner wegen den oft ganz entgegen- 
gesetzten Schwankungen der Peptonurie gegenüber jenen des Fiebers, 
annehmen zu müssen, dass Peptonurie ganz unabhängig von was immer 
für fieberhaften Zuständen bestehe und dass die Absorbirung von Peptonen 
die in den Kreislauf aus Infectionsherden eingetreten sind, auch erfolgen 
kann, ohne dass pyrogene Elemente mit absorbirt werden. L. behauptet, 
dass die Ursache der Albuminurie alle jene Momente sind, welche die 
Diffusion eines an und für sich nicht diffusiblen Körpers ermöglichen, 
und dass die Ursache der Peptonurie in jenen Verhältnissen zu suchen 
sei, welche das Auftreten der Peptone im Blute bedingen. Autor studirte 
den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Krankheiten und der 
Peptonurie und sagt: 1. Dass Peptonurie bei eroupöser Lungenentzündung 
das Zeichen der Lösung und Aufsaugung des eroupösen Exsudates ist. 
2. In den Krankheiten der serösen Häute manifestirt sich die Peptonurie 
ausser in purulenten Entzündungen in allen jenen Formvarietäten, die 
von den Autoren als Scrophulose der serösen Häute bezeichnet werden. 
3. In den Krankheiten der Leber muss man annehmen, dass Peptonurie, 
wenn sie überhaupt mitanwesend ist, einzig und allein dem Krankheits- 
processe zukommt, nie aber den eigenen Functionseigenschaften des 
erkrankten Organes. 4. Peptonurie kommt in einigen Krankheiten vor, 
welche eine bedeutende Abnahme des Ernährungszustandes hervor- 
bringen. 


Nr. 11. Centralblatt für Physiologie. 949 


Schliesslich beschäftigt sich Autor mit einigen allgemeinen Fragen. 
welche auf die verschiedene Natur der Peptone, die im Haushalte 
des thierischen Körpers vorkommen und auf die allgemeine Pathogenesis 
der Peptone, welche sich aus pathologischer und auch physiologischer 
Ursache im Harne vorfinden — Bezug haben. A. Lustig (Triest). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


Harald Goldschmidt. Die Ausgiebigkeit der Magen- und Dünndarm- 
verdauung beim Pferde (Aus dem physiologischen Laboratorium der 
kgl. Thierarzneischule zu Dresden und der Kopenhagener Universität, 
Zeitsehr. f. physiolog. Chemie XI, 4, S. 286). 

Die bedeutenden Mengen des Inhaltes des Magens und des Darmes 
erhöhen ausserordentlich die Sehwierigkeit der Untersuchung, so dass 
vollständig exacte Resultate nicht zu erhalten sind, man kann nur 
relativ richtige erlangen. Die Versuchspferde wurden dureh einige 
Tage beobachtet und in diesem Zeitraume mit Hafer und Häcksel oder 
Heu gefüttert; in den ein bis zwei darauf folgenden Tagen wurde zur 
Abgrenzung der Futtermassen ein bestimmtes Futter, in der Regel 
nur Heu verabreicht. Hierauf hungerten die Thiere durch 15 bis 36 
Stunden; endlich wurden genau abgewogene Mengen eines analysirten 
Hafers verfüttert und 1'/, bis 12 Stunden nach der Fütterung 
die Pferde getödtet. Der Magen wurde vom Dünndarm, dieser vom 
Blinddarm abgebunden, Cöcum und Colon nur dann getrennt und ihr 
Inhalt untersucht, wenn Versuchsfutter in dieselben eingetreten war. 
Der Inhalt sämmtlieher Abtheilungen wurde -gesondert und oft nach 
verschiedenen Methoden untersucht; die Mengen des Eiweisses, der 
stiekstofffreien und der Aschenbestandtheile wurden in der die festen 
Massen durchtränkenden Flüssigkeit sowohl als im ungelösten Rück- 
stande bestimmt. Es war oft nothwendig im Magen sowohl den Inhalt 
der Pars pyloriea und der Pars oesophagea als auch der rechten und 
linken Hälfte gesondert zu untersuchen, da ein Unterschied in den 
Verdauungsvorgängen der verschiedenen Abtheilungen nach früheren 
Beobachtungen des Verfassers besteht (Zeitschr. f. physiolog. Chemie 
X5,.8..,390). 

Bei der Analyse des Mageninhaltes bestimmt G. in einer gewogenen 
und gewaschenen Menge (25 bis 50 Gramm) das Eiweiss, die stick- 
stofflosen Substanzen und die Aschenbestandtheile sowohl des Filtrates 
als auch des unverdauten Restes, und in diesem noch für sieh die 
Cellulose. Der beigemengte Speichel bedingt in den Resorptionszahlen 
Fehler, da natürlich die Eiweissmenge durch ihn vermehrt wird. 
Wie den Mageninhalt, analysirte er auch den Inhalt des Ileumendes 
des Dünndarmes. Der Inhalt des gesammten übrigen Dünndarms jedoch 
wurde mit etwas Wasser vermischt, durch ein Tuch geseiht und im 
Rückstande nur die Cellulose bestimmt; dasselbe geschah eventuell 
mit dem Blinddarminhalte. Da die Öellulose nach Ellenberger und 
Hofmeister im Pferdemagen nieht zerlegt wird, so konnte aus der 
vorhandenen Öellulose die entsprechende Hafermenge berechnet werden; 
die Menge der Öellulose wurde bestimmt, indem die Substanz dureh 
25 Stunden mit der fünfzigfachen Menge von drei Procent Sch wefel- 


950 Centralblatt für Physiologie. Nr. 11. 


säure und hierauf durch zwei Stunden mit der fünfzigfachen Menge 
von drei Procent Natronlauge digerirt, getrocknet, gewogen, verascht 
und durch Abzug des Aschengewichts die Cellulose berechnet wurde. 
Der gesammte gefundene Stickstoff ist als Eiweiss in die Rechnung 
genommen worden; die Stiekstoffbestimmung ist theils nach der 
Methode von Will und Varrentrapp, theils nach der Methode von 
Kjeldahl ausgeführt worden; letztere Methode hat stets mehr Stick- 
stoff gegeben als die erstere. Alles, was in der Lösung gefunden oder 
was resorbirt worden war, ist als verdaut in die Tabellen aufgenommen 
worden. Als Beispiel soll der dritte Versuch ausführlich mitgetheilt 
werden. In diesem Versuche erhielt das Pferd 2000 Gramm Hafer, 
es wurde 2'/, Stunden nach der Fütterung getödtet. Der Mageninhalt 
war wasserreich. 


Im Magen vorhanden 141181 Gramm Cellulose. 
141181 Gramm Cellulose entsprechen 169485 Gramm Hafer. 


Eiweiss N-freie Substanz 
169485 3 Hafer enthalten 167112 Gramm, 1086229 Gramm. 
Im Magen als unverdaut vorhanden 105°521 4 842670 s 


Verdaut 61'591 Gramm, 243:559 Gramm, 
oder 3686 Procent, 22:42 Procent. 
In den Dünndarm eirca 300 Gramm Hafer übergegangen. 
. Im Ileumende des Dünndarmes vorhanden 1'772 Gramm Cellulose. 
1'772 Gramm Gellulose entsprechen 21'272 Gramm Hafer. 


- Eiweiss N-freie Substanz 
2272 r Hafer enthalten - . 2'097 Gramm, 13'633 Gramm. 
Als unverdaut noch vorhanden . . 0'574 e: 6172 £ 


Verdaut 1'523 Gramm, 7461 Gramm, 
oder 72'628 Procent, 54728 Procent. 

Aus seinen bei neun Pferden, welche 1!/,, 2\/;...8, 10 und 12 
Stunden nach der Fütterung getödtet worden sind, erhaltenen Resultaten 
schliesst der Verf., dass nicht immer die Menge der im Magen ver- 
dauten Substanzen zu der Verdauungszeit in demselben Verhältniss 
steht, dass ebenso der Verdauungsgrad nieht im Verhältniss zu der im 
Magen vorhandenen Futtermenge zu stehen braucht. Zwischen der 
ersten und zwölften Stunde nach der Fütterung werden eirca 30 bis 
70 Procent des Eiweisses und eirca 20 bis 60 Procent der stickstoff- 
freien Substanzen verdaut, die Verdauung nimmt mit der Länge der 
Zeit zu. Durch Vergleichung der erhaltenen Resultate mit. früheren 
Beobachtungen (Zeitschr. f. physiolog. Chemie, X, 5, S. 383) schliesst 
der Verf., dass die Maximalgrenzen der Resorption und der Verdauung 
ungefähr zusammenfallen; er besprieht die möglichen Erklärungen der 
Erscheinung, dass die Verdauung in den verschiedenen (Gegenden des 
Magens verschieden ist. 

Im Duodenalende des Dünndarmes ist die Reaction des Inhalts 
sauer ('/3 bis 'y, Meter), hierauf folgt neutrale und im ganzen übrigen 
Dünndarm alkalische Reaetion. Die Verdauung des in den Blinddarm 
eintretenden Futters ist umsoweiter vorgeschritten, je länger die Ver- 
dauungszeit ist. Die Dünndarmverdauung ist beim Pferde nicht so 
intensiv als die Magenverdauung. In Magen werden im Durchschnitte 


Nr. 4. Centralblatt für Physiologie. 951 


eirca 5D Procent des Eiweisses und eirea 40 Procent der stiekstofl- 
freien Substanzen des Futters verdaut, im Dünndarm eirca 75 Procent 
des Eiweisses und eirca 65 Procent der stiekstofffreien Substanzen, so 
dass nur eireca 20 und 25 Procent beziehungsweise auf die Dünndarmver- 
dauung zu beziehen sind. Im Dünndarm wird verhältnissmässig wenig 
Futter gleichzeitig angetroffen, dagegen enthält derselbe ausserordent- 
lich viel Flüssigkeit. Im Cöcum langten die ersten Theile der Nahrung 
in der vierten Verdauungsstunde an, nach zwölf Stunden war ungefähr 
die Hälfte der aufgenommenen Öellulose dahin gelangt. 
J. Latschenberger (Wien). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systemes. 
H. Villanes. Sur la morphologie comparee du cerveau des Insectes 
et des Crustaces (Compt. rend. CIV, 7, p. 444). 

V.’s Notiz ist im Wesentlichen morphologisch. Das Gehirn der 
Inseeten und der Dekapoden besteht aus drei Abschnitten, die ebenso 
vielen Ganglien der Bauchkette homolog sind. Der vordere Abschnitt 
innervirt die Augen, der mittlere die kleinen Antennen der Krebse, 
beziehungsweise die Fühler der Insecten, der hintere die grossen Antennen 
der Krebse, beziehungsweise die Oberlippe der Insecten. Nur die Hälften 
der zwei ersteren Ganglien sind durch mediane Commissuren direct 
verbunden. Bei dem hinteren Ganglion fehlt ein solcher Zusammen- 
hang; die Verbindung der zwei Hälften wird dureh den Schlundring 
hergestellt. Die Zusammensetzung des Gehirns aus drei Ganglien weist 
darauf hin, dass der präorale Theil des Inseeten-, beziehungsweise 
Krebskörpers aus drei Zoniten entstanden ist. Brandt (Königsberg). 


Gaskell. Do the nervi erigentes leave the spinal cord. in. anterior or 
posterior roots? (Proceed. of the physiological society 1887, N° 1, 
p- 4; The Journ. of physiol. VIII, 1). 

Die Richtigkeit der Angabe Strieker’s, dass die vasodilatatorisehen 
Nerven mit den hinteren Rückenmarkswurzeln austreten, ist bekannt- 
lieh mehrfach bestritten worden. G. sucht die Frage‘ für die Nervi 
erigentes des Kaninchens zu entscheiden. Er findet, dass dieselben in den 
vorderen Wurzeln der zweiten und dritten Sacralnerven enthalten sind. 

Langendorff (Königsberg). 

M. Benedikt. Drei Chinesengehirne (Med. Jahrb. d. Ges. d. Aerzte 
zu Wien 1887, 2, S. 121). 

Diese „anatomische Mittheilung” enthält die detaillirte Beschreibung 
der Windungen und Furchen dreier Gehirne von nach Amerika 
eingewanderten Ohinesen, erläutert dureh Holzsehnitte. 

Als gemeinschaftliche Eigenthümlichkeiten derselben hebt Verf. 
hervor: 1. Eine Verkümmerung des vorderen und mittleren Basallappens, 
„indem ein Theil der Orbitalwindungen und des Schläfelappens, 
die sonst an der Basis liegen, auf die äussere Fläche zu liegen 
kommen”. 2. Die Tendenz des Schläfelappens (inclusive des mittleren 
Basallappens), in vier streng getrennte Windungen zu zerfallen, so dass 
der Gyrus uneinatus als dritte und der Gyrus Hippocampi als vierte 
erscheinen. 3. Die Tendenz des Oeeipitallappens an der äusseren 


959 Gentralblatt für Physiologie. Nr. 11. 


Fläche in vier deutliche Lappen zu zerfallen. 4. Eine Neigung der 
Gentralfurche zu starken Windungen und zur Verschmelzung, sei es 
mit dem Sulecus praecentralis, oder der hinter den Öentralwindungen 
gelegenen Furche (Suleus „retrocentralis’). Sigm. Exner (Wien). 


Leube. Ueber Herderkrankungen im Gehirnschenkel in der Gegend 
des hinteren Vierhügelpaares (Deutsches Arch. f. kl. Med. XL, 2, S.217). 
L. analysirt einen ziemlich ungewöhnlichen Symptomeomplex, der 
ihm gestattete, bei Lebzeiten die Diagnose auf Gehirnerkrankung in 
der oben genannten Localität zu stellen. Bei einer SOjährigen Kranken 
fanden sich, von Allgemeinerscheinungen abgesehen, Parese der linken 
Extremitäten mit Anästhesie derselben (bei Freibleiben der Zunge und 
des Faecialis), Steigerung der linksseitigen Sehnenreflexe, rechtsseitige 
Ptosis und zu Ausgang der Krankheit Erweiterung der rechten Pupille. 
Die beiden letzteren Symptome wiesen auf die Vierhügelgegend hin; 
die Betheiligung blos einzelner Aeste des N. oculomotorius liess eine 
Schädigung des Nerven an der Gehirnbasis ausschliessen. Interessant 
ist die Art und Weise der Schädigung der langen Körperbahn. Die 
Extremitäten erscheinen paretisch, die Gesichtsmuskeln aber frei, da- 
gegen ist die motorische Störung der Extremitäten mit Anästhesie 
verbunden. Die Anordnung der Fasern, ihrer langen, zum (sehirn 
führenden Bahnen, scheint also in der Vierhügelregion eine andere 
zu sein als in der inneren Kapsel. In letzterer sind die Fasern besser 
nach der Function geschieden (motorisch-sensibel), so dass eine Läsion 
in der Regel eine vollständige motorische, oder sensorische, oder 
gemischte Hemiparese erzeugen muss. In der Vierhügelregion scheinen 
die motorischen Fasern desselben Körpertheils den sensiblen näher zu 
liegen, so dass gemischte, aber unvollständige Hemiparesen zu Stande 
kommen können. Dieses Verhältniss ist anatomisch durch die Nahe- 
lagerung der Schleife (welehe die sensiblen Fasern führt) an die 
Pyramidenbahn (welehe die Kliniker als rein motorisch betrachten 
müssen) begründet. — In L.’s Falle fanden sich mehrere hämorrhagische 
Herde, welche in der Kernregion des N. oculomotorius und in der 
Schleifenschiehte sassen. Ausserdem war die Gl. pinealis, welche L. 
mit Unrecht als nieht nervöser Natur hinstellt, vergrössert und verkalkt. 
Sigm. Freud (Wien). 
J. Ott. The heat-centre in the brain (The journ. of nerv. and ment. 
dis. 1887, p. 152). 

In weiterer Ausführung und mit theilweiser Modification seiner 
früheren Angaben (vgl. Centralbl. f. d. med. Wiss. 1885, p. 755) ver- 
öffentlieht O. die genauen Versuchsprotokolle. aus denen hervorgeht, 
dass bei Einstichen in das Gehirn des Kaninchens dahn die grösste 
Zunahme der Köpertemperatur zu constatiren ist, wenn der vordere 
Theil des Thalamus opticus getroffen wurde. Die Zunahme der 
Temperatur kann bis 7’F. (in einem Falle innerhalb einer Stunde) . 
betragen und ie mitunter auch bis auf den nächsten Tag erstrecken. 
Galorimetrische Versuche beweisen, dass eine gesteigerte Wärme- 
produetion und nicht etwa eine verminderte Wärmeabgabe erzielt 
wurde. Obersteiner (Wien). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Sigm. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanmierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


Druck der k. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortlicher Redaeteur: Prof. Sigm. Exner, 


CENTRALBLATT 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner Bern Doc. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.— 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 3. September 1887. N® 12. 


Inhalt: Originalmittheilungen: N. Oybulski, Autosuggestion bei Hypnotisirten. — 
J. Paneth, Lieberkühn'sche Krypten. — N. Wedensky, Ritter-Rollet'sches Phä- 
nomen. — Allgemeine Physiologie: Hayem und Barrier, Bluttransfusion in den 
überlebenden Kopf. — Brücke, Guaninreaction. — Brunton und Cash, Wirkung 
des Opiums bei verschiedenen Thierarten. — Allgemeine Nerven- und Muskel- 
physiologie: T'igerstedt, Mechanische Nervenreizung. — Gaskell, Strom des 
Herzmuskels. — Physiologie der speciellen Bewegungen: ARabl, Gebiet des 
Neryus facialis. — Physiologie des centralen und sympathischen Nervensystems: 
Friedmann, Degeneration im Hemisphärenmark. — Szigethy, Augenbewegungen 
nach Hirnverletzung. — Robson, Trepanation nach Verletzung der Rindenfelder. 
— Magalhaes Lemos, Künstliche cerebrale Congestion. — Brown-Sequard, 
Athemeentrum. — Waldschmidt, Taubstummengehirn. — Zeugung und Ent- 
wickelung: Kisch, Entstehung des Geschlechtes. — Dewitz, Furehung in Snblimat- 
lösung. — Phisalix, Embryonale Hirnnerven. — Koppe, Einleitung der Geburt, 


Originalmittheilungen. 
Ueber die Autosuggestion bei den Hypnotisirten. 
Von N. Cybulski. 


(Der Redaetion zugegangen am 8. August 1887.) 


Obwohl man in der  hypnotischen Literatur vielfach Beweise 
finden kann, dass die Hypnotiker nicht nur sich selbst einschläfern, 
sondern auch sich selbst verschiedene Leistungen und Hallueinationen 
suggeriren können, so habe ich doch bis jetzt keine speciellen Unter- 
suchungen in dieser Hinsicht gefunden. Liebeault*) gibt einen 
Fall an betreffend einen Taubstummen, welcher nieht nur spontan 
hypnotisch einschlafen, sondern auch sich selber verschiedene Hallu- 
einationen suggeriren kounte. — Aehnliche Beispiele vom Selbst- 
hypnotisiren geben Bourneville und Regnar an. Erb bespricht auch in 
seinem Handbuche der Krankheiten des Nervensystems Beispiele vom Ent- 
stehen der Lähmungen und Nervenkrankheiten in Folge der Imagination. 

In Bezug auf die bedeutende Wichtigkeit dieser Frage habe ich 
mir vorgenommen, specielle Experimente hierüber durchzuführen, und 


*) Li&beault, Du sommeil et des etats analogues ete., Paris 1866, p. 282. 
‘ Centralblatt für Physiologie. 2 


nu 


254 Centralblatt für Physiologie. Nr. 12 


zwar habe ich zuerst bemerkt, dass die Hypnotiker zu jeder Zeit 
sich selber hypnotisiren (einschläfern) können, ohne den geringsten 
Einfluss des Hypnotiseurs und sogär ohne sein Wissen. Zu diesem 
Zwecke müssen sie sich nur einige Zeit vorstellen ('/, bis 1 Min.), dass 
der Hypnotiseur sie einschlafen heisst, oder dass sie einschlafen sollen. 
Dann machte ich einem der Hypnotiker durch eine dritte Person, die 
keinen Einfluss auf denselben (den Hypnotiker) hatte, den Vorschlag, 
er (der Hypnotiker) solle sich vorstellen, dass er nach dem Erwachen 
in einer bestimmten Zeit eine gewisse Thätigkeit ausüben oder irgend 
eine Hallucination haben müsse. Das, was der Hypnotiker zu machen 
gedachte, wurde auf einen Zettel geschrieben und derselbe versteckt, 
damit Niemand etwas von dem darauf Geschriebenen zu wissen bekomme. 
Man muss noch bemerken, dass der Hypnotiker gar nicht argwohnte, 
dieser Vorschlag komme vom Hypnotiseur und dass der Hypnotiseur 
nichts von der Zeit wusste, wann der Versuch gemacht werden sollte. 
Von einem Einflusse meinerseits als des Hypnotiseurs konnte hier 
also keine Rede sein. Dessenungeachtet verfiel der Hypnotiker nicht 
nur in den hypnotischen Zustand, sondern er machte ausserdem auch 
das, was er vor dem Einschlafen zu machen beschlossen hatte, 
in demselben Zustande. in welchem er gewöhnlich die ihm vom 
Hypnotiseur suggerirten Gedanken vollführte, mit. derselben mechanischen 
Nothwendigkeit, ohne das geringste Selbstbewusstsein zu haben. Ferner 
wurde bewiesen, dass, wenn der Hypnotiker vor dem Einschlafen an 
eine andere Person denkt oder sich einbildet, er werde mit ihr in 
Rapport sein, er auch, wenn er vom Hypnotiseur selbst eingeschläfert 
wurde, ganz gleicheiltig gegen denselben bleibt durch die ganze 
Dauer des Schlafes und sich im Rapport nur mit der gemeinten 
Person befindet. Kraft dieser Versuche, die ich zu wiederholtenmalen 
‘gemacht habe, schliesse ich: 

1. Dass es keinen materiellen (magnetischen) Einfluss von Seiten des 
Hypnotiseurs auf den Hypnotiker gebe, und dass der Rapport, der zwischen 
Beiden besteht, nur davon abhänge, dass, während der Hypnotiker ein- 
schläft, er den Hypnotiseur vor Augen habe und an denselben denke. 

2. Dass der Einfluss aller hypnogenen Methoden (wenn man die 
Möglichkeit des Autohypnotisirens berücksichtigt) wahrscheinlich nur 
auf dem Festhalten der Aufmerksamkeit des Hypnotikers auf einer 
gewissen Vorstellung beruhe. Alle diese Mittel wirken also nur mittel- 
bar und eben das erklärt ihre Verschiedenheit. 

3. Diese Versuche machen die Erklärung nieht nur von solchen 
Fällen möglich, wie das Einschläfern durch das Telephon, oder in 
einer Entfernung, in einer bestimmten Zeit, sie erklären auch einige 
Fälle der sogenannten Gedankenübertragung (Suggestion’ mentale) und 

4. Können alle im hypnotischen Zustande wahrgenommenen 
Erscheinungen nur soweit irgend einen Werth haben, insofern der 
Hypnotisirte im wachen Zustande keine Vorstellung davon hatte, was 
man wahrnehmen will; im entgegengesetzten Falle kann man alles 
erzielen, was man erzielen will. 

Darauf beruht der vermeintliche Einfluss des Magneten, um Transfert 
und verschiedene Arten des hypnotischen Zustandes (Scheinschlaf, Kata- 
lepsie. Somnambulismus ete.) bei einer und derselben Person hervorzur ufen. 


Nr. 12. Centralblatt für Physiologie. 355 


Ein Beitrag zur Kenntniss der Lieberkühn’schen Krypten. 
Vorläufige Mittheilung 
von Dr. Josef Paneth in Wien. 
(Der Redaection zugegangen am 12. August 1837.) 


Der Fundus der Lieberkühn schen Krypten im Dünndarm von 
Mäusen wird von Zellen ausgefüllt, welche sich von den Becherzellen 
ebensosehr wie von den Zellen des Darmepithels unterscheiden. Sie 
sind entweder gänzlich oder blos in dem dem Lumen zugewandten 
Theil von Körnchen (Tröpfehen) verschiedener Grösse erfüllt. An der 
Wand der Krypte lieet der Kern. Man sieht derartige Körncehen auch 
im Lumen der Krypte frei liegen, häufig so, dass man ihre Provenienz 
aus einer derartigen offenen Zelle nachweisen kann. Diese „Körnchen- 
zellen, wie sie heissen mögen, sind im überlebenden Zustande in ihrer 
charakteristischen Anordnung an einem ohne Zusatzflüssigkeit herge- 
stellten. in feuchter Kammer untersuchten Präparat nachweisbar: die 
Tröpfehen in ihnen sind anscheinend kugelrund, farblos und brechen 
das Lieht schwächer als Fett. Dass es sich nicht um Fett handelt, 
wird durch das Verhalten gegen Reagentien unzweifelhaft. Um diese 
Zellen im gehärteten Zustande zu untersuchen, muss man kleine Darm- 
stücke in concentrirter, wässeriger Lösung von Pikrinsäure oder in 
Ueber-Osmiumsäure fixiren, dann in Alkohol härten und schneiden. 
Alkohol direet auf das frische Gewebe angewandt, sowie Flemming- 
sche Lösung sind zur Erhaltung dieser Gebilde ungeeignet. Insbesondere 
die Pikrinsiure liefert sehr eute Präparate. Die 'Tröpfehen werden an 
derartigen Objecten durch alle gebräuchlichen Farbstoffe sehr intensiv 
gefärbt, stärker als die „ehromatische” Substanz der Kerne. Hämatoxy- 
lin nach Böhmer oder nach Heidenhain. Saffranin nach ‘Pfitzner, 
die verschiedensten Anilinfarben in wässeriger Lösung geben dies- 
"bezüglich das gleiche Resultat. Anilinfarben lassen sieh durch Alkohol 
eher aus dem ganzen übrigen Gewebe als aus den Tröpfehen dieser 
Zellen ausziehen. 

Derartige Präparate gewähren einen charakteristischen und zierlichen 
Anblick. In den meisten Krypten ist der Fundus von den intensiv ge- 
färbten Körnchenzellen erfüllt, die manchmal eine neben der anderen 
liegen, manchmal mit gewöhnlichen Epithelzellen &emischt sind. Sie 
sind theils dicht von den gefärbten Tröpfehen erfüllt, so dass an- 
scheinend ausser diesen nur für den Kern der Zelle Platz ist, theils 
liegen diese Körnchen (Tröpfehen; die Consistenz derselben im lebenden 
Zustande bleibe dahingestellt) nur in dem dem Lumen der Krypte zu- 
gewandten Theile der Zellen. Ich habe in einer grösseren Anzahl von 
Mäusedärmen, die ich an verschiedenen Stellen untersuchte, diese Zellen 
nur sehr selten ganz vermisst. In einer kleinen Anzahl von Präparaten 
finden sie sich nur in einzelnen Krypten oder in jeder Krypte nur eine 
bis zwei derartige Zellen. In der Mehrzahl meiner Präparate liegen sie 
auf dem Läng sschnitt zu eirea sechs in dem Fundus der meisten Krypten 
(weiter oben in den Krypten finden sich Becherzellen). — Ueber- 
osmiumsäure erhält diese Zellen sehr gut, doch ist bekanntlich die 
weitere Färbung bei Anwendung dieses Reagens misslich. Die Tröpfehen 

99% 


256 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19. 


färben sich dabei lichtbraun, durchaus nicht schwarz. Hierdurch, sowie 
durch die Fähigkeit, Farbstoffe festzuhalten, ist ausgeschlossen, dass 
sie aus Fett bestehen. Man könnte daran denken, dass es sich um 
kleine parasitische Organismen (Infusorien, von denen es im Mäuse- 
darm wimmelt) oder umCoccen handelt. Dem widerspricht die ungleiche 
Grösse der Tröpfehen, vor Allem aber der Umstand, dass Alkohol 
und Flemming’sche Lösung, insbesondere letztere, . die fraglichen 
(Gebilde nicht erhalten. Vielmehr weist alles darauf hin, dass diese 
Zellen eine secretorische Function erfüllen und ein eigenthümliches 
Product liefern. Der Umstand, dass die Tröpfchen, welche eben nach 
meiner Ansicht das Secret sind, und schliesslich in das Lumen der 
Krypte entleert werden, sich manchmal nur in einem Theil der Zelle 
finden, während dieselbe übrigens Protoplasma enthält, weist darauf 
hin, dass diese Zellen aus dem Epithel der Krypta entstehen 
worü ber das Nähere einer ausführlicheren Mittheilung vorbehalten sei. 
Die Tröpfehen sind beträchtlich grösser als die Körnchen in den Zellen 
des Mäusepankreas; wenn dieses auf dieselbe Weise behandelt wird, 
färben sie sich auch intensiver als diese. 

Ausser bei der Maus habe ich diese Zellen auch in den Lieber- 
kühn’schen Krypten der Ratte gefunden, aber bei diesem Thier nicht 
so verbreitet. Hier scheinen diese Gebilde auch bereits einmal gesehen 
worden zu sein. Wenigstens beschreibt und zeichnet Schwalbe *) 
auf Taf. V, Fig. 15, aus dem Fundus der Lieberkühn’schen Krypten 
der Ratte im überlebenden Zustande Zellen, die an dem dem Lumen zu- 
gewandten Theil von Körnchen erfüllt sind. Ich glaube in seiner Ab- 
bildung und Beschreibung das von mir Gesehene wiederzuerkennen. **) 
Uebrigens habe ich in der Literatur keine Erwähnung dieser eigen- 
‚ thümlichen Gebilde aus den Krypten finden können, während Körnchen- 
zellen, die den beschriebenen ähnlich zu sein scheinen, von anderen 
Orten, so von der Haut von Amphibien, beschrieben worden sind. 


Ueber die Ursachen des Ritter-Rollet’schen Phänomens am 
Fusse des Frosches. 
Vorläufige Mittheilung von N. Wedensky, Privatdocenten 
zu St. Petersburg. Nach Versuchen von N. K. Keler. 


(Aus dem physiologischen Laboratorium der Universität zu St. Petersburg.) 
(Der Redaction zugegangen am 12. August 1887). 


Es wurde bekanntlich von Ritter beobachtet und später von 
Rollet***) genauer festgestellt, dass bei schwacher tetanischer Reizung 
des Ischiadieus am Frosche die Fussbeuger, bei starker die Strecker 
das Uebergewicht haben. Dasselbe lässt sich ohneweiters auch an 


*) G. Schwalbe, Beiträge zur Kenntniss der Drüsen der Darmwandungen, 
insbesondere der Brunner’sehen Drüsen, Arch. mikr. Anat. VII, S. 92, 1872. 

#=®) L. c. beschreibt Schwalbe auch aceessorische Pankreasdrüsen in den Darm- 
wandungen, die er aber bei der Maus nieht fand. Ich habe solche in einem Falle 
gesehen; mein Befund war seiner Zeichnung (Tafel V, Figur 1) durchaus ähnlich. 

***) Rollet, Sitzungsberichte der Wiener Akademie 3. Abth., Bd. LXX bis LXXL. 


NTt12. Centralblatt für Physiologie. 257 


Säugethieren hervorrufen. Etwas ganz Analoges wurde von Richet*) 
und dann von Luchsinger**) an der Krebsschere constatirt: bei 
schwachen Reizen öffnet, bei starken schliesst sie sich. 

Diese merkwürdigen Beobachtungen blieben bis jetzt ohne genügende 
Erklärung. Von verschiedenen Beobachtern wurde sie gelegentlich in 
„verschiedener Erregbarkeit” functionell verschiedener Nervmuskel- 
apparate gesucht, worauf aber die letztere beruht und wie sie bei der 
Erscheinung im Spiele sei, war damit so gut wie gar nicht aufgeklärt. 

Im Gesensatz hierzu suchten Fiek und Bour***) das Phänomen 
von „gröblich anatomischen Verhältnissen des Apparates”, nämlich 
von Differenzen der Länge und zugleich der Dicke zwischen den 
antagonistischen Muskeleruppen und auch von der eventuellen Lage 
der letzteren abzuleiten. Diese Deutung ist schon viel präciser und 
von grosser theoretischer Wichtigkeit, jedoeh fehlen auch dieser Auf- 
fassung schlagende experimentelle Beweise und ausserdem stiess sie 
auf einige Einwände.) Indessen scheint es uns möglich, und zwar 
mit gewisser Sicherheit, die Ursache der Erscheinung auf echt 
physiologische Momente, nämlich auf verschiedenes Verhalten der 
antagonistischen Muskelgruppen zu der Reizfrequenz zurückzuführen. 

Durch meine früheren und neueren Untersuchungen mit dem 
Telephon #7) wurde nachgewiesen, dass bei indireetem Tetanisiren 
sich der Muskel unter vielen Umständen nicht mit dem der elektrischen 
Reizung entsprechenden, sondern mit einem in geringere Vihrations- 
Zahl transformirten Tone (einem tieferen musikalischen Tone), 
eontrahirt, respective mit einem dem natürlichen ähnlichen Geräusche, 
oder einem regelmässigen Brummen. Zu diesen Bedingungen gehört 
unter Anderem — was jetzt für uns von grosser Bedeutung ist — 
auch die Reizstärke. Während der Muskel bei starken tetanisirenden 
Reizen entweder den entsprechenden Ton, oder (wenn die Reizfrequenz 
so hoch ist, dass sie die Vibrationsfähigkeit des Muskels übersteigt) 
ein regelmässiges Geräusch hören lässt, reagirt er auf schwache 
Reize mit einem Brummen. Letzteres besteht aus einer periodischen 
Reihe einzelner, gleichmässiger Stösse in einer Secunde und bleibt 
an Schwingungszahl hinter jedem noch so tiefen musikalischen Tone 
zurück. Indessen, immer in diesen Grenzen bleibend. ändert sich das 
Brummen sehr bedeutend an Höhe bei allmählicher Abstufung der 
Reizintensität, so dass dasselbe bei den allerschwächsten Reizen nur 
aus wenigen periodischen Stössen besteht. (Dem entspricht die 
bekannte Thatsache, dass der Muskel bei schwächster tetanischer 
Reizung einen sichtbar zitternden Tetanus macht.) 

Es lassen sich verschiedene Beweise führen, dass diese Trans- 
formirungen der Erregungsperiode erst in den Nervenendigungen 


*) Richet, Physiologie generale des museles et des nerfs. Paris, 1882, p. 274. 
ee Luchsinger, Archiv für Se gesammte Physiologie, XXV II, p- „60. 


n VeL’ 2. B. ern Fandboch der he. Be IE Abth. 1, p. 112. 

Tr) Hierbezügliche Fragen sind von mir vollkommener in meiner neueren Arbeit 
behandelt: „Ueber die Beziehungen zwischen der Reizung und Erregung im Tetanus”. 
St. Petersburg 1886, p. 346, mit 13 Tafeln. Text russisch, Resum& deutsch. Alle 
Citate der vorliegenden Mittheilung beziehen sich auf diese Arbeit. 


258 Centralblatt für Physiologie. Nr. 12. 


ihren Ursprung haben und dass sie folglich blos bei indirectem 
Tetanisiren stattfinden. Was ihre Deutung betrifft, so könnte man wohl 
dieselbe als Summirungen der schwachen Erregungen betrachten. 
Aehnliche Transformirungen kommen aber unter anderen Umständen, 
wo man im Gegentheil einen periodischen Ausfall der Erregbarkeit 
annehmen muss, zu Stande. Daher bezeichnete ich dieselben mit 
Rücksicht auf einen allgemeinen theoretischen Gesichtspunkt auch als 
Transformirungen der Tetanusperiode. 

Mag man übrigens die periodischen Erscheinungen des Muskels 
bei schwächster Reizung erklären, wie man will, jedenfalls ist aus 
denselben folgender Schluss zu ziehen: die Veränderung der Reiz- 
stärke ist in gewissem Sinne für den indireet tetanisirten 
Muskel der Veränderung der Reizfrequenz äquivalent. Und 
in der That kann man die Aequivalenz durch myographische Unter- 
suchungen der Leistungen des Muskels, sowie durch Vergleichung 
seiner Ermüdung u. s. w. nachweisen: ändert man die Intensität der 
reizenden Ströme von einer bestimmten grösseren Frequenz einerseits, 
und die Frequenz bei stets maximalen Strömen andererseits, so bekommt 
man in diesen zwei Versuchsreihen einen vollkommenen Parallelismus 
der Muskelwirkungen. 

Bei diesen Untersuchungen wurde ferner von mir constatirt — 
was auch für gegenwärtiges Thema von Wichtigkeit ist —, dass das 
Maximum der tetanischen Erregung (der höchste und stärkste Tetanus) 
nur durch eine sehr beschränkte Frequenzbreite — Optimum der 
Reizfrequenz — erreicht wird, wenn man stets die maximalen 
Ströme anwendet. Das Optimum ter Reizfrequenz variirt dabei nicht 
nur je nach der Gattung des Muskels, sondern auch je nach seinem 
Ermüdungsstadium, nach der Temperatur u. s. w. Jede geringere, so- 
‘ wie jede höhere Frequenz als diese, ist nicht im Stande, den Muskel 
auf dem Maximum der Verkürzung zu erhalten. So z. B. liest für den 
frischen Gastroenemius des Frosches das Optimum der Frequenz 
bei eirca 100 Schwingungen des Unterbrechers am Induetionsapparate: 
wird der Muskel dauernd gereizt, so fällt das Optimum tiefer und 
tiefer herab, so dass dasselbe bei einem gewissen Stadium der Er- 
müdung auf eirca 30 Schwingungen gesunken ist. Lässt man zu dieser 
Zeit auf denselben Nervmuskelapparat wieder die Induetionsströme 
mit 100 Schwingungen des Unterbrechers einwirken, so verfällt jetzt 
derselbe Muskel in einen erschlafften, doch keineswegs indifferenten, 
sondern besonderen Zustand („Pessimumzustand”).®) In diesem Falle 
kann man also die Reize von letzterer Anzahl schon als das Pessimum 
der Reizfrequenz bezeichnen. Das bisher Gesagte setzt immer die 
Inductionsströme von maximaler Intensität voraus. Da eine gewisse Ab- 
schwächung der Reize in der Wirklichkeit mit der Verminderung der 
Erregungsfrequenz des Muskels verbunden ist, so kann man umgekehrt 
sagen: bleibt die Reizfrequenz — und zwar eine nicht sehr niedrige 
— constant, variirt man dagegen die Reizintensität, so findet man das 
Optimum der Reizstärke keineswegs immer mit dem Maximum 


*) Vgl. hierzu J. v. Kries, Ueber die Erregung des motorischen Nerven durch 
Wechselströme. Verh. d. naturf. Ges. zu Freiburg VIII, 2. (D. Red.) 


Nr./32. Centralblatt für Physiologie. 259 


derselben (was jetzt allgemein angenommen wird) zusammenfallen, 
sondern dieses Optimum wandert, je nach den Eigenschaften und 
eventuellen Zuständen des Muskels *) sehr bedeutend die Reizscala 
hinunter. 

Ziehen wir die vorliegenden Thatsachen in Betracht, so gestaltet 
sich vermuthlicherweise die Erklärung für das Ritter-Rollet'sche 
Phänomen folgendermassen: Da die” Verstärkung der tetanischen 
Reizung des motorischen Nerven eine fortschreitende Zunahme der 
Erregungsfrequenz im Endapparate bedingt, so beruht das Ueber- 
sewicht der Beuger bei schwächeren Reizen blos darauf, dass schon 
eine geringe Err egungsfrequenz für diese Muskel dem Optimum 
derselben viel näher, als für die Streeker steht; wird dann die Reizung 
verstärkt und dadurch die Erregungsfrequenz erhöht, so bekommen 
die Streeker die Oberhand entweder deshalb, weil die gegenwärtige 
Schnelligkeit der Impulse für die letzteren günstiger und für die 
ersteren schon weniger günstig geworden ist, oder "ohne dass dieser 
letztere Umstand noch ins Spiel kommt, nur deswegen, weil die 
Strecker im Allgemeinen stärkere Muskeleruppen bilden und schon aus 
diesem Grunde das Uebergewicht haben müssten, wenn die Erregungs- 
frequenz auch für beide "Muskelarten noch gleich günstig wäre. In- 
dessen ist es auch denkbar und sogar wahrscheinlicher, "dass beide 
Möglichkeiten zusammen in einem den Bedingungen entsprechenden 
Grade die Effeete der starken Reizung hervorbringen. 

(Fortsetzung folgt.) 


Allgemeine Physiologie. 


G. Hayem et G. Barrier. Eixperiences sur les effets des transfusions 


de sang dans la töte des animaus decapites; II" Note (Uompt. rend. 
RBEO.CHV N 11, p. 751). 


Die Versuchsanordnung war derart getroffen, dass die Verf. in 
einem gegebenen Augenblicke das arterielle Blut eines lebenden Pferdes 
hinüberleiten konnten in die beiden Karotiden eines von seinem Rumpfe 
getrennten Hundekopfes; und zwar konnte dies so schnell geschehen, 
dass die Transfusion noch in der der Enthauptung folgenden „agonischen 
Periode, bevor der Kopf noch leblos geworden, zu Stande kam. 

Wenn von der Enthauptung bis zur Einleitung der Transfusion 
nicht mehr als zehn Secunden verstrichen waren, so konnten die Verff. 
an dem Kopfe noch Bewusstseins- und Willenserscheinungen wieder- 
erscheinen sehen (waren 15 Secunden verstrichen, so gelang dies 
nieht mehr). Nicht als ob während der zehn Secunden von der Ent- 
hauptung bis zum Ingangkommen der Transfusion Wille und Bewusst- 


*) Da der motorische Nerv nach meinen früheren Untersuchungen eine 
erstaunliche Unermüdbarkeit sogar. während mehrerer Stunden der Reizung zeigt, 
und da er ferner bei gewöhnlichen Bedingungen des Versuches keine denjenigen 
des Muskels entsprechende Transformirungen der Erregungsperiode äussert, so kann 
man scharf unterscheiden, was in einer gegebenen Erscheinung auf den gereizten 
Nerv und was auf den Endapparat fällt. Doch ist das nieht der Fall in Beziehung 
auf den Muskel und seine Nervenendigungen. Der Ausdruck „des Muskels” wird 
hier blos im Gegensatz zum reizenden Nerv und der Kürze wegen gebraucht; es 
wäre genauer zu sagen: „des Endapparates des motorischen Nerven” £ 


360 Centralblatt für Physiologie. Nr.”1% 


sein erhalten geblieben wären, sondern die anatomischen Elemente der 
Empfindungs- und der exitomotorischen Centra haben noch nach zehn 
Secunden die Fähigkeit, unter dem Einfluss des arteriellen Blutes wieder 
in Thätigkeit zu kommen. 

Als solche Bewusstseins- und Willenserscheinungen betrachten die 
Verff.: spontane oder, sei es durch die Annäherung hellen Lichtes, sei es 
durch den Ruf der Stimme erweckte Bewegungen der Augäpfel in den 
Augenhöhlen; heftige Erschütterungen des ganzen Kopfes. hervorgebracht 
durch unter dem Einflusse des Schmerzes oder der Furcht entstandene 
Uontractionen der Nackenmuskeln; mimische Öontractionen der Gesichts- 
muskeln, die dem Bliek und der Physiognomie den Ausdruck des Leidens 
oder Schreckens geben; Leckbemühungen, mitunter beobachtet, wenn 
dem Maule ein Napf mit Wasser genähert wurde; die Schluckbewegung, 
welche entstand, wenn ein Stück Zucker in das Maul eingeführt wurde: 
die Anstrengungen der Zunge, sich von einer bitteren, mit ihr in Be- 
rührung gebrachten Substanz zu befreien ete. 

Ist die Transfusion etwas später als zur vorbezeichneten Periode 
in Gang gekommen, so werden die eben beschriebenen Erscheinungen 
nicht mehr beobachtet. Dagegen sahen die Verff. dann noch verschiedene 
Bewegungen am Kopfe von convulsivischer (in den Augenlidern, Con- 
traetur der Kiefer, starke Retraction der Zunge, zuweilen Nystagmus),. 
refleetorischer (Palpebral- und Üornealreflex, spontanes Blinzeln der 
Augen, Zurückziehen der Zunge, wenn man sie kneift) und automa- 
tischer Natur (Athmungsanstrengungen). 

Auf diese Periode folgt die schon beschriebene, mehrere Minuten 
nach der „agonischen’” andauernde, während deren man nur noch den 
Palpebral- und Cornealreflex und die automatischen Respirations- 
bewegungen beobachtet. 

Die letzte Phase beginnt etwa bei der zehnten Minute nach der 
Decapitation. Die Transfusion ruft jetzt nur noch eine kleine Zahl 
‘ unvollkommener Respirationsanstrengungen (schwache Bewegungen der 
Nasenflügel und Lippen, kaum merkbare Retraction der Zunge) hervor. 

Endlich, von der zwölften Minute ab, wird der Kopf ganz und gar 
leblos, die 'Transfusion erzeugt nur fibrilläre Zuekungen, welche der 
direeten Wirkung des Blutes auf die Muskeln zuzuschreiben sind. 

A. Auerbach (Berlin). 
E. v. Brücke. Ueber die Reaction, welche Guanin mit Salpetersäwtre 
und Kali gibt (Sitzungsb. d. k. Akad. d. Wissensch., Bd. 95, IH, 
277, 4. Nov. 1886). 

Verf. stellt die genannte Reaction so an, dass er das Guanin mit 
coneentrirter Salpetersäure, der bis zur Hälfte Wasser zugesetzt ist, 
auf dem Wasserbade zur Trockene abdampft. Der canariengelbe Rück- 
stand (ist er ganz oder theilweise ungefärbt, so muss wiederholt mit 
Salpetersäure abgedampft werden) wird mit Kalilauge versetzt, bis die 
gelbe oder gelbrothe Farbe nicht mehr an Tiefe zunimmt. Beim Ein- 
trocknen über freiem Feuer bekommt man nun je nach dem Grade 
des Erhbitzens einen rothen, purpurfarbigen bis tief indigoblauen 
Rückstand, der sich beim Erkalten durch Wasseranziehung wieder 
gelb färbt. Ebenso verhält sich Xanthin. Im siedenden Wasserbade 
tritt die Blaufärbung nur unsicher ein, im Schwefelsäurebad schon 


Nr. 12. Centralblatt für Physiologie. 961 


zwischen 95 und 100°; im Vacuum über Schwefelsäure bleibt sie aus. 
Mit Barytwasser an Stelle des Kali erhält man ebenfalls Blaufärbung. 
die, wenn auch viel langsamer als bei Anwendung von Kali, beim 
Erkalten ebenfalls zurückgeht, die aber bei gewöhnlicher Temperatur 
bleibend erhalten werden kann, wenn man die Reaction in einem 
Porzellanschiffehen vornimmt, das in ein Glasrohr zwischen zwei Lagen 
vor Chlorcaleium eingeschlossen ist. Lässt man aber feuchte Luft 
zutreten, so verschwindet auch hier die blaue Farbe. Es gibt also eine 
selbrothe, wasserreichere und eine blaue, wasserärmere oder wasser- 
freie Verbindung, dazwischen vielleicht noch eine dritte, purpurrothe. 
Die mit Kali und mit Baryt aus Guanin und aus Xanthin darstellbaren 
selbrothen Verbindungen sind analysirbar. Die bei den beschriebenen 
Reactionen auftretenden Färbungen rühren von Absorption, nicht von 


Interferenz her. J. Mauthner (Wien). 


T. L. Brunton und J. Th. Cash. Ueber den Einfluss der Thierart 
und der Temperatur auf die Wirkung des Opiums und des Morphiums 
(Beiträge zur Physiologie, ©. Ludwig gewidmet, Leizig 1887, S. 149). 

Tauben, welche mit Opium oder Morphium vergiftet sind und im 

Zimmer gehalten werden, zeigen einen Abfall der Körpertemperatur, 

welcher um so tiefer und rascher erfolst und um so länger anhält, 

je stärker die Vergiftung ist. Die Abkühlung ist noch beträchtlicher, 
wenn die Thiere in kalte Räume gebracht werden, während in warmen 

Räumen die Temperatur des Körpers über die Norm steigt, wobei 

heftige Dyspnoö auftritt. Noch leichter lassen sich dieselben Er- 

scheinungen an Meerschweinchen nachweisen. Es kommt also zu einer 

Störung der Wärmeregulation, wie sie beim Kaninchen nach Curare 

von Zuntz, beim Hunde nach Morphium, Chloral und Curare von 

Cohnheim-Mendelson nachgewiesen wurde. 

M. v. Frey (Leipzig). 


Allgemeine Nerven- und Muskel-Physiologie. 


R. Tigerstedt. Zur mechanischen Nervenreizung (Beiträge zur 
Physiologie, C. Ludwig gewidmet; Leipzig 1857, S. 82). 

Verf. beschreibt einen wesentlich vervollkommten Apparat zur 
mechanischen Nervenreizung. Ein Doppelhebel aus Aluminium trägt 
am Ende des langen Armes einen Bleiknopf, welcher auf den Nerven 
niederfällt. Der kurze Arm trägt einen Stahlanker, welcher von einem 
kräftigen Magnet nach unten gezogen den Fallhammer vom Nerven 
abhebt, so dass der Reiz beliebig wiederholt werden kann. Durch Ver- 
stellen des Elektromagneten nach oben oder unten kann die Fallhöhe 
verändert werden. Die Fallzeiten des Hammers wurden von den 
berechneten freien Fallzeiten nicht merklich verschieden gefunden. 
In sehr sinnreicher Weise ist dafür gesorgt, dass nicht nur die Ver- 
änderungen der Fallhöhe, sondern auch die Veränderungen des Ortes 
der Reizung am Nerven von aussen vorgenommen werden können, so 
‘ dass es nicht nothwendig ist, während des Versuches die feuchte 


Kammer zu öffnen. M. v. Frey (Leipzig). 


262 Centralblatt für Physiologie. Nr. 12. 
w. H. Gaskell. Ueber die elektrischen Veränderungen, welche in dem 
ruhenden Herzmuskel die Reizung des Nervus vagus begleiten - (Bei- 
träge zur Physiologie, GC. Ludwig gewidmet, Leipzig 1587, S. 114). 
Trennt man das Herz einer Schildkröte oder eines Krokodils in der 
Weise von seinen arteriellen und venösen Verbindungen, dass Ventrikel und 
ein Stück des rechten Vorhofes nur noch durch den Coronarnerv (Journal of 
Physiology IV, p. 43) mit dem Körper des Thieres zusammenhängen, so er- 
hält man ein Präparat, welches kurze Zeit nach der Abtrennung ruhig 
bleibt. Bald beginnt es aber mit einem von dem Sinus unabhängigen 
Rhythums wieder zu schlagen und dann kann durch Reizung des 
Vagus am Halse oder des Üoronarnerv die Kraft der Vorhofs- 
contractionen vermindert werden. Reizt man den Vagus während der 
kurzen Ruhepause, so ist er scheinbar unwirksam. Beobachtet man 
jedoch den Demarcationsstrom des Vorhofes im Galvanometer, so 
findet man während der Vagusreizung eine Verstärkung desselben. 
Wird ein Tropfen Atropin auf den Vorhof gebracht, so hört die Wirkung 
auf. Verf. erblickt in dieser Beobachtung eine Bestätigung seiner 
Hypothese, dass alle Gewebe zweierlei Nerven besitzen: Katabolische 
oder Zersetzung einleitende und anabolische oder wiederherstellende. 
Das beschriebene Präparat kann mit Vortheil zum Studium von 
Giftwirkungen am Herzen benutzt werden. Es findet sich z. B., dass 
Uurare, auf den Sinus gebracht, die Vaguswirkung nicht beeinträchtigt; 
verwendet man dagegen Atropin, so wird der Vagus gelähmt, nicht 
aber der Coronarnerv. Die Nervenfasern müssen also auf ihrem Wege 

durch die Ganglien des Sinus vergiftet werden. 

2 M. v. Frey (Leipzig). 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


C. Rabl. Ueber das Gebiet des Nervus facialis (Anatom. Anzeiger II, 
SRID-212). 

Der N. facialis ist der Nerv des zweiten Kiemenbogens (Hyoid- 
bogens) und hält sich strenge an das (Gebiet der aus diesem Bogen 
entstehenden Theile. Letztere sind der Processus styloides, das Liga- 
mentum stylohyoideum und das kleine Horn des Zungenbeines, ferner 
der Steigbügel. Aus demselben Bogen entwickeln sich das Platysma 
myoides, der M. stapedius und (wahrscheinlich) auch der M. stylo- 
hyoideus und der hintere Bauch des M. biventer. Das Platysma reicht 
bei menschlichen Embryonen von 22 Millimeter grösster Länge bis zum 
Unterkieferrande; eine "mimische Gesichtsmuseulatur ist auf solcher 
Entwickelungsstufe noch nicht vorhanden. Später wächst das Platysma 
nach aufwärts und liefert durch Zerfall in einzelne „Muskelindividuen” 
die gesammte mimische Gesichtsmuseulatur. Der N. facialis wandert 
mit dem Platysma und gelangt so in ein ihm ursprünglich fremdes, 
dem Trigeminus angehöriges Gebiet. Ueber die Chorda tympani 
spricht sich R. nicht mit Sicherheit aus; der N. petrosus major soll 
einem Ramus palatinus oder pharyngeus entsprechen. R. fasst den 
N. facialis als einen ursprünglich gemischten Nerven auf, dessen sen- 
sible Aeste untergegangen sind, weil sie auf dem vom Nerven neu- 
gewonnenen (Gebiete überflüssig waren. Sigm. Freud (Wien). 


Nr. 12. Centralbatt für Physiologie. 263 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
Systemes. 


M. Friedmann. Einiges über Degenerationsprocesse im Hemisphüären- 
mark (Neurologisches Centralblatt 1887, Nr. 4 und 5, 8. 73). 

F. beschreibt Degenerationprocesse der markhaltieen Fasern im 
Hemisphärenmarklager, welche von zerstreuten kleinen Herden aus- 
sehen, in denen die Nervenfasern gänzlich untergesangen sind. Diese 
Degenerationen sind dadurch interessant, dass sie die Markleisten der 
Windungen (Associationssystem von Meynert), sowie die langen, im 
Hemisphärenmark enthaltenen Assoeiationszüge verschonen, so dass die- 
selben wie frei präparirt bei Weigert'scher Färbung hervortreten. 

Sigm. Freud (Wien). 
K. Szigethy. (Ungarisch.) Nemely idegrendszeri sertesek es az ezekve 
keletkezö szemmozgasok (Augenbewegungen nach Verletzungen des 
Nervensystems) (Ung. wiss. Akademie; 17. Januar; Orvosi Hetilap 
1887, Nr. 4 und Akad. mathematisch-naturwissenschaftliche Berichte 
[ung.], Bd. V, 1887). 

Verf. publieirt sieben Versuche, bei welchen die Verletzungen 
des Nervensystems in einigen Fällen das Gehirn und das Kleinhirn, 
sewöhnlich aber das verlängerte Mark betrafen. Die Verletzungen des 
verlängerten Markes geschahen in der Umgebung der Üentren des 
Oculomotorius, Trochlearis und Abducens, sowie im Verlaufe von deren 
directen und reflectorischen Bahnen. Diese Versuche haben betreffs 
der Associationsbewegungen der Augen die folgenden Resultate er- 
geben: 
1. Beim Kaninchen wurden auf den Flächen der Grosshirn- 
hemisphären und des Kleinhirns nirgends solche Stellen vorgefunden, 
deren mechanische Reizung oder Verletzung Augenbewegungen hervor- 
gerufen hätte. — Wohl aber gibt es Stellen, deren elektrische Reizung, 
wenn auch nicht immer, Augenbewegungen oder Augenzittern (Nystagmus) 
verursachte. — Diese Stellen waren: auf der Gehirnhemisphäre die 
mediale und vorderste Spitze des Gyrus centralis, auf dessen Reizung, 
horizontales bilaterates Augenzittern (Nystagmus horizontalis dextrum 
vergens) nach der gereizten Seite enistand; weiter auf dem Kleinhirne 
gewisse Stellen der Vermis. Wenn auf elektrische Erregung dieser 
Stellen der Vermis Augenbewegungen entstanden, so gelang es auch 
durch mechanische Reizung derselben Stellen, Augenbewegungen hervor- 
zurufen; diese Bewegungen wurden sogar nach Bepinselung dieser 
Stellen mit lauer, verdünnter Kochsalzlösung bemerkt. 

2. Elektrische Reizung des Körpers, oder dessen sensitiver Nerven- 
bahnen, wie z. B. des Nerv. ischiadieus, rief keine Augenbewegungen 
hervor, selbst dann nicht, wenn die gesammte Museculatur im Tetanus war. 

3. Nachdem salpetersaures Strychnin in die vierte Gehirnkammer 
gebracht wurde, blieben anfangs die Augenbewegungen aus, die sich 
auf Drehung einzustellen pflegen, nachher zeigten sie sich regelmässig, 
aber schwach. 

4. Nach der direeten Verletzung der Gegenden des rechten 
Abducens-, Facialis-, Acusticuskernes wurden folgende Abänderungen 
in den bilateralen Augenbewegun&en bemerkt: in der primären Kopf- 


264 Centralblatt für Physiologie. Nr. 12. 


haltung und bei der Drehung in der horizontalen Ebene nach rechts 
zeigte sich während des Drehens die gewohnte nach links neigende 
horizontale bilaterale Augenbewegung, nach dem Drehen blieb der 
sogenannte Nachnystagmus aus; bei der Drehung nach links aber 
blieb der während des Drehens sich zeigende bilaterale Nystagmus 
aus, während der Nachnystagmus sich regelmässig einstellte. 

5. Auf — näher noch nicht bestimmbare — Verletzungen des 
verlängerten Markes beim Kaninchen gelang es, von der Retina aus 
durch Liehteinwirkungen reflectorische Augenbewegungen hervorzurufen. 

6. Auf Berührung des Funiculus cuneatus und des F. gracilis 
entstanden keinerlei Augenbewegungen. 

7. Die Zerstörung der rechtsseitigen Facialis-, Abducens-, Acustieus- 
gegend auf dem Boden der vierten Gehirnkammer verursachte folgende 
Störungen der bilateralen Augenbewegungen: das rechte Auge drehte 
sich lateral hinauf und rollte medial. 

(Diese Augenstellung entspricht derjenigen, welche bei normalem 
Thiere dann entsteht, wenn man dessen Kopf in der Frontalebene 
unter 90° nach links dreht, indem das linke Auge hinauf, das rechte 
Auge hinab sieht.) Die nach der Drehung sich gewöhnlich einstellenden 
nystagmischen Augenbewegungen blieben gänzlich aus. 

8. Bei der Verletzung ‘des Bodens der vierten Gehirnkammer 
1 Millimeter aus- und abwärts von der rechtsseitigen Facialis-Abducens- 
gegend, welche Verletzung, wie aus der mikroskopischen Untersuehung 
ersichtlich wurde, die Grenze der rechtsseitigen Facialis- Acustieus- 
kerne streifte und den rechtsseitigen Abducenskern nur oberflächlich 
tangirten — entstanden folgende Abänderungen in den Augenbewegungen: 

a) Bilateraler Nystagmus, der nach der Verletzung bis zu dem 
Tode des T'hieres (47'/, Stunden nach der Verletzung) fortwährend 
andauerte und durch Rütteln des Thieres sich immer steigerte. 

b) Das rechte Auge drehte sich medial hinunter und rollte lateral; 
‘das linke Auge drehte sich lateral hinauf und rollte medial. Diese 
Augenstellung verschwand aber nach ®/, Stunden. 

c) Die nach dem Drehen sich gewöhnlieh einstellenden compen- 
satorischen Augenbewegungen blieben aus. 

9, Nach der in den drei Ebenen des Körpers vorgenommenen 
Drehung blieben die gewöhnlichen compensatorischen Augenbewegungen 
constant bestehen bei der totalen Durchschneidung der Vermis, in 
deren ganzer Länge, selbst bei deren totaler Exstirpation; in ihren 
allgemeinen Eigenschaften veränderten sie sich nieht; nur schwächer 
wurden sie. 

10. Nach der anfangs oberflächlichen, später tieferen Verletzung 
des reehtsseitigen Corpus trapezoides auf dem Boden - der vierten 


Gehirnkammer — welche Verletzung, wie die mikroskopische Unter- 
suchung es erwies, blos das vordere Ende des Deiters’schen Acusticus- 
kernes zerstörte — entstanden folgende Abänderungen in den Augen- 


bewegungen. Gleich nach der oberflächlichen Verletzung entstand auf 
beiden Augen ein gerades, nach oben und unten gerichtetes Augen- 
zittern (Nystagmus verticalis), das bei tieferer Verletzung zu einem 
ein wenig nach links neigenden diagonalen Nystagmus sich verwandelte, 
welcher Zustand nachher bis zum Tode des Thieres (der sich ungefähr 


Nr. 12 Centralblatt für Physiologie. 965 


nach 12 Stunden einstellte) bestehen blieb. Nach der tieferen Ver- 
letzung blieb das Verhalten der Augen ständig folgendermassen: 

Das rechte Auge drehte sich medial hinunter und rollte lateral, 
das linke Auge drehte sich lateral hinauf und rollte medial. 

v. Thanhoffer (Pest). 
M. Robson. Case of trephining over the left brachial centre for 
paralysis of the right arm due to a blow a week previously; cure 
of patient (The Lancet 1887, X, p. 464). 

Die Stelle der Depression des Schädelknochens (mit Splitterung 
der Lam. int., aber ohne Verletzung der Dura) mass 3/ Zoll im 
Durehmesser und lag 1'/, Zoll links von der Mittellinie, 6'/,; Zoll von 
der Protub. oce. ext., 43/, Zoll von der Wurzel des Jochbogens ent- 
fernt, über der vorderen Öentralwindung. Gelähmt waren völlig die 
Extensoren und Supinatoren der rechten Hand und des rechten 
Vorderarmes, die Flexoren fast völlig gelähmt, die Oberarmmuskeln 
paretisch, die Schultermuskeln intact. Die Sensibilität des Armes war 
stark herabgesetzt, doch unterschied der Kranke die verschiedenen 
Empfindungsqualitäten (inclusive Temperatur). Die Temperatur beider 
Hände war nicht verschieden, doch bestand Taubheitsgefühl in der 
rechten. Kremaster- und Kniereflex waren rechts gesteigert, die grobe 
motorische Kraft des rechten Beines erhalten, die des rechten Facialis 
etwas beeinträchtigt. Fünf Tage nach dem Trauma traten im rechten 
Arm rhythmische epileptiforme Zuckungen auf. Die Heilung war eine 
vollkommene. Ziehen (Jena). 


Magalhaes Lemos. Les congestions eerebrales d’apres la methode de 
Mendel (Annal. med.-psycholog. V, 2, p. 312). 

L. hat, den bekannten Versuchen Mendel's folgend, bei 'Thieren 
durch Drehen derselben auf einer Scheibe die Symptome der pro- 
gressiven Paralyse hervorzurufen versucht. Die Thiere — meistens 
Hunde, aber auch Kaninchen — waren mit dem Kopf peripheriewärts 
auf einer Scheibe befestigt. Nach 150 his 200 Umdrehungen in der 
Minute starben die Thiere sofort. Bei der Seetion fanden sich in allen 
Theilen des Kopfes Hämorrhagien, namentlich in den Augen, Meningen 
im Gehirn. Die Theile des Körpers, welche im Centrum der Scheibe 
gelegen hatten, waren dagegen anämisch. Bei 90 bis 100 Umdrehungen 
in der Minute und mehrmaligen Unterbrechungen des Versuchs von 
3 bis 5 Minuten traten erst nach einer Stunde und etwas später 
tödtliche Erscheinungen auf. Zuerst zeigten sich Störungen in der 
Respiration und Circulation, bestehend in starker Dyspnoö und Herab- 
setzung der Athmungsfrequenz, frequentem unregelmässigen und aus- 
setzenden Puls. Später trat immer Nystagmus auf und Zuckungen im 
Faeialisgebiet, namentlich in der Frontalportion des Faeialis. Die 
Zuckungen verbreiteten sich zuweilen auch über die gesammte Körper- 
musculatur. Bei weiterer Fortsetzung des Versuches entstand Mydriasis, 
refleetorische Pupillenstarre und allgemeine Lähmung der Musculatur. 
Wurde der Versuch jetzt unterbrochen, so blieb das Thier einige 
Minuten bewegungslos liegen. Die Respirationsfrequenz nahm dann zu. Das 
Thier suchte sich zu erheben, aber es schleifte die Hinterextremitäten 
nach, wankte und fiel schliesslich um. War die Dauer der Drehungs- 


966 Centralblatt für Physiologie. | Nr: 12% 


zeit kürzer gewesen, so konnte das Thier gleich nach dem Versuch, 
wenn auch unsicher, laufen, hielt sich schlecht im Gleichgewicht und 
fiel nach der Seite, nach der es gedreht war. Mochte nun der Ver- 
such so weit ausgedehnt sein oder nicht, so waren doch die Thiere 
nach dem ersten Versuch am folgenden Tage frei von Krankheits- 
erscheinungen. Wurde der Versuch mehrere Taoe hintereinander täglich 
wiederholt, so brauchte das Thier eine oder zwei Wochen um sich 
zu erholen. Ein Hund, welcher mit Unterbrechungen während sechs 
Monaten täglich gedreht worden war, wurde nicht wieder ganz gesund. 
Erst nach einer 58 Tage langen Ruhepause trat eine leichte Besserung 
ein. In dem Grade wie die Versuche fortgesetzt wurden, zeigten sich 
Verschleehterungen im körperlichen und psychischen Befinden der 
Thiere: sie wurden mager, schwach, traurig, apathisch. Bei der Section 
zeigten diese Thiere dieselben Veränderungen, nur in höherem Grade, 
als die nach 150 bis 200 Umdrehungen Gestorbenen: starke Injection 
der Meningen, Bildung eines serofibrinösen Exsudats im Subarachnoideal- 
raum, Adhäsionen zwischen Pia und Hirnrinde, besonders in der Gegend 
der Fissura Sylvii, entzündliche Veränderungen der Capillaren und 
Arterien im Gehirn, mit Bildung miliarer Aneurysmen. Im Gehirn 
selbst Erweichungsherde theils im Anschluss an Hämorrhagien, theils 
ohne solche. L. fasst am Schlusse seiner Arbeit die Resultate dahin 
zusammen, dass die durch die Versuche bei den Thieren hervorgerufene 
Krankheit nicht der progressiven Paralyse entspricht. Die Krankheits- 
erscheinungen hätten keinen progredienten Verlauf: sie nehmen nicht 
zu, nachdem die Versuche an den Thieren ausgesetzt waren. Es fehlten 
ferner alle Zeichen einer diffusen interstitiellen Encephalitis, die Ver- 
änderungen am Gehirn, den Gefässen waren vielmehr circumseript. 
Den Symptomencomplex könnte man eher als „Pseudoparalyse” be- 
zeichnen. H. Schütz (Berlin). 


Brown-Sequard. Faits montrant que c’est parce que le bulbe rachidien 
est le prineipal foyer d’inhibition de la respiration qu’il semble 
ötre le principal centre des mouvements respiratoires (0. R. Soc. de 
Biologie, 7. Mai 1887, p. 293). 

Für Brown-Sequard ist das sogenannte Athemcentrum (Noeud 
vital) der Medulla oblongata nicht, wie man gewöhnlich annimmt, 
der Ausgangspunkt der coordinirten Impulse für die Athembewegungen, 
sondern vielmehr das mächtigste Hemmungscentrum der Athmung. 
Das Sistiren der Athmung nach Zerquetschung des Bulbus erklärt er 
durch eine starke Reizung dieses Hemmungscentrums, also durch eine 
Hemmungswirkung auf die Spinalen (wahren) und anderen Athem- 
eentren und nicht durch Wegfall des Noeud vital. 

I. Man kann auf mannigfaltige Weise die Athmung dauernd oder 
vorübergehend aufheben, ohne den Bulbus zu zerstören: durch 
directe Reizung des Bulhus oder der daselbst endigenden Hemmungs- 
nerven (Trigeminus, Vagus-Accessorius); durch Zercuetschung anderer 
Theile des Öentralnervensy stems. So steht sehr oft die Athmung still, 
nach Durehschneidung des Lendenmarks und noch viel leichter des 
Dorsal- oder Gervicalmarks, der Varolsbrücke, und des Bulbus oberhalb 
des Noeud vital. 


« 


BE 


Nr. 12. Centralblatt für Physiologie. 267 


II. In anderen Fällen fährt die Athmung unbehindert fort oder 
kehrt zurück, sogar nach Zerstörung der Medulla oblongata oder nach 
Weofall des Zusammenhanges der Athemmuskeln mit der Medulla 
oblongata. Man kann z. B. bei neugeborenen Hunden das Halsmark in 
der Höhe des 2., 3., 4. Halswirbels durchschneiden, ohne Aufhebung 
der thoraealen Athmung, während bei diesen Thieren nach directer 
Zerquetschung der Medulla ablongata die Athmung gewöhnlich auf- 
hört (durch Hemmung). Bei mehreren Kranken, welche keine Störungen 
der Athembewegungen gezeigt hatten, fand Brown- Sequard bei der 
Section eine vollständige Zerstörung des Noeud vital. 

Leon Frederieq (Lüttich). 
J. Waldschmidt. Beitrag zur Anatomie des Taubstummengehirns 
(Allg. Zeitschr. f. Psychiatrie XLIII, 4, 5, 8. 373). 

Bei einem 46jährigen Rechtshänder, der weder sprechen noch 
schreiben noch hören konnte, ergab die Section ein Hirngewicht von 
1440 Gramm. Operceulum, Gyr. front. inf. und Gyr. temp. III sind 
links etwas weniger entwickelt. Erheblich windungsärmer und un- 
entwickelter, namentlich im frontalen Theil, ist die linke Insel als 
die rechte. Bei einem 19jährigen taubstummen Mädchen betraf die 
Hauptdifferenz gleichfalls die Inseln; eine kleine rechts deutlich ent- 
wickelte frontalwärts ziehende Inselwindung fehlte links ganz; 
übrigens war auch der Gyr. tempor. II rudimentär. In beiden Fällen 
prominirt das Limen insulae links wenig. 

Verf. möchte (gegen Rüdinger) weniger Gewicht auf die 
rundliche Gestalt der Insel als auf die Mannigfaltigkeit der Insel- 
windungen bei begabteren Individuen legen. Bei vier Gehirnen von 
Nichttaubstummen “(darunter zwei Universitätslehrern) war im Gegen- 
satz zu den beiden obigen Fällen die linke Insel bedeutend mehr 
entwickelt als die rechte. 

Jedenfalls ergibt sich, dass zur Taubstummheit es nicht absolut 
eines Schwunds des Operculums, des Gyr. front. inf. und Lob. tempor. 
bedarf; auch ohne Degeneration der CGentren von Gehör und 
Sprache genügt eine Leitungsunterbrechung (in der linken Insel), 
die bezeichneten Hemmungen zu bewirken. Ziehen (Jena). 


Zeugung und Entwickelung. 


H. Kisch. Zur Lehre von der Entstehung des Geschlechts (Üentral- 
blatt f. Gynäkologie 1837, Nr. 4). 

K. hat die Riehtigkeit des Hofacker-Hadler'schen Gesetzes 
ebenfalls an den von den genealogischen Hofkalendern gegebenen 
Daten nachgeprüft und findet dasselbe nicht bestätigt. Auf Grund 
seiner Befunde möchte er dasselbe wie folst umeestalten: 

Wann der Mann mindestens 10 Jahre älter als die Frau ist und 
diese sich in den Jahren der höchsten Reproductionskraft befindet 
(20 bis 25 Jahre), so entstehen ganz bedeutend mehr Knaben als 
‚Mädehen; noch mehr, wenn Letztere über 26 Jahre, weniger dagegen, 
wenn sie noch nicht 20 Jahre alt ist. Am bedeutendsten ist der 
Mädehenüberschuss, wenn beide Gatten gleichaltrig sind; ist die Frau 
älter, so sind wieder die Knaben in mässiger Ueberzahl. 


268 Centralblatt für Physiologie. Nr. 12% 


K. gesteht selbst, dass seine Zahlen zu klein sind, um endgiltige 
Schlüsse zu gestatten. Greulich (Berlin). 


J. Dewitz. Kurze Notiz über die Furchung von Froscheiern in Sub- 
limatlösung (Biologisches Centralblatt VII, 3, S. 93). 

Die Veröffentlichung eines Artikels von Tiehomiroff, in welchem 
dieser die Mittheilung macht, dass die Entwickelung der Eier des 
Seidenspinners (Bombyx mori), welche sich auch parthenogenetisch 
entwickeln können, nicht nur im befruchteten Zustande durch mechanische 
und ehemische (concentrirte Schwefelsäure) Reize beschleunigt, sondern 
auch unbefruchtete Eier zur parthenogenetischen Entwickelung angeregt 
werden können, veranlasst den Verf. ebenfalls eine in dieser Richtung 
gemachte Beobachtung zu veröffentlichen. Er sah bei unbefruchteten 
Eiern von Rana fusca, R. esculenta und Hyla arborea, nachdem die- 
selben längere Zeit in Sublimatlösung oder auch nur wenige Minuten 
in derselben verweilt hatten, die Furchung ganz regelmässig eintreten, 
sie stellt sich aber immer erst nach längerer Zeit ein. Da man bei 
unbefruchteten Froscheiern nie eine freiwillige Furchung beobachtet 
hat, so kann man nur schliessen, dass das Sublimat augenscheinlich 
einen Reiz ausübt, durch welchen die Furchung hervorgerufen wird. 

J. Latschenberger (Wien). 
Phisalix. Sur les nerfs eraniens d’un embryon humain de trente-deux 
jours (Compt. rend. CIV, 4, p. 241). 

Ph. findet bei einem gut erhaltenen menschlichen Embryo von 
32 Tagen, dass die Gehirnnerven deutlich den spinalen Typus erkennen 
lassen. Der Trigeminus zeigt ausger seiner motorischen Wurzel, die 
sich dem Gang]. Gasseri anlegt, eine andere, kleinere motorische Portion, 
welche durch das Ganglion hindurchläuft. Der Trochlearis soll ein 
_ gemischter Nerv sein, bei seinem Austritt aus den Vierhügeln sensible 
Fasern in sich aufnehmen. Freud (Wien). 


R. Koppe. Eine seltene Indication der künstlichen Frühgeburt und 
deren. Einleitung auf einem ungewöhnlichen Wege (Aetiologie des 
spontanen Weheneintrittes) (Centralbl. f. Gyn. 1887, Nr. 10). 

Die Beobachtung des Verf., dass auf ausgiebige Lösung des unteren 
Eipols von der Uteruswand schnell regelmässige Wehenthätigkeit sich 
entwickelte, die die Geburt binnen kurzer Zeit vollendete, führt den- 
selben zu einer Erklärung des spontanen Weheneintrittes. Seiner An- 
sehauung nach würden die Uteruswände, die durch das Wachsthum 
des mit ihnen fest verbundenen Eies mehr und mehr gedehnt sind, sich 
zusammenziehen müssen, sobald die in ihnen vorhandenen elastischen 
Spannkräfte das Uebergewieht über ihre Adhäsion am Ei erlangen. 
Das soll dann eintreten, wenn die Decidua völlig verfettet ist. Es 
wird durch diese elastische Retraction der innere Muttermund über 
den unteren Eipol herübergezogen und gedehnt, damit zugleich der 
enorm entwickelte Cerviealganglionplexus gereizt und so die Veran- 
lassung zum Eintritt der ersten Wehe gegeben u. s. w. Nach Verf. 
ist also die Verschiebung des Eies an der Uteruswand nicht die Folge, 


sondern die Ursache des Weheneintrittes. Greulich (Berlin). 

Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Eoner (Wien, IX. Schwarz- 

spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 
Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


Druck der k. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATT 


PHYSIOLOGIE. 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner SE Doc. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. . 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 17. September 1887. N® 13. 


Inhalt: Originalmittheilungen: N. Wedensky, Ritter-Rellet'sches Phänomen (Schluss). 
— J. Paneth, Innervation der Ohrgefässe bei Kaninchen. — v. Pfungen und 
Ullmann, Magenbewegungen beim Menschen. — Allgemeine Physiologie: Lintner, 
Vegetabilische Diastase. — Flemming, Zur Kenntniss der Zelle. — Tass', An- 
ästhesie der Pflanzen. — Krasser, Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut. — 
Leclere du Sahlon, Entwickelung der Ranken. — Regnard, Muskeleontraction 
unter hohem Druck. — Berthelot und Recoura, Messung der Verbrennungs- 
wärme. — Physiologie der speciellen Bewegungen: Flemming; Cunningham ; 
Flenming, Flexor brevis pollieis und hallueis. — Physiologie der Athmung: 
Randazzo, Kohlensäureausscheidung in verdünnter Luft. Physiologie des 
Blutes, der Lymphe und der Circulation: Aenocque, Kohlenoxyd im Blute. — 
Hunter, Intra-peritoneale Bluttransfusion. — Physiologie der Sinne: Leplat, 
Regeneration des Humor aquaeus. — Mönnich, Brechung in der geschichteten 
Linse. — Physiologische Psychologie: Burot, Briefliche Suggestion. 


Originalmittheilungen. 


Ueber die Ursachen des Ritter-Rollet’schen Phänomens am 
Fusse des Frosches. 


Vorläufige Mittheilung von N. Wedensky, Privatdocenten 
zu St. Petersburg. Nach Versuchen von N. K. Keler. 


(Aus dem physiologischen Laboratorium der Universität zu St. Petersburg.) 
(Der Redaction zugegangen am 12. August 1887.) 
(Fortsetzung und Schluss aus Nr. 12.) 


Diese theoretischen Voraussetzungen, welche von mir bereits in 
der oben eitirten Arbeit (S. 326) entwickelt waren, nahm jetzt Herr 
Keler zum Ausgangspunkt für seine Experimente. 

Vor Allem handelte es sich darum, durch Versuche zu entscheiden, 
in welchem Verhältnisse das Phänomen zu der Reizfrequenz steht. 
Wäre unsere Ansicht richtig, so würde sie zwei Forderungen stellen: 
1. Es müssten dieselben Bewegungen des Fusses, welche in dem von 
Ritter und Rollet angegebenen Falle durch die Veränderungen der 


Reizintensität zustande kommen, auch blos durch einen entsprechen- 
Centralblatt für Physiologie. 23 


270 Centralblatt für Physiologie. Nr. 13. 


den Wechsel der Reizfrequenz erzielt werden. 2. Es müssten so 
niedrige Stufen der Reizfrequenz existiren, dass sogar starke Reize 
immer das Uebergewicht der Beuger zur Folge hätten. 

Die Ergebnisse der Versuche stimmen mit diesen beiden Forderungen 
vollkommen überein. 

Die erste von ihnen lässt sich am einfachsten folgendermassen 
durch den Versuch prüfen: Bringt man die secundäre Rolle des Inductions- 
apparates in denjenigen Abstand von der primären, in welchem 
sie sicher die maximalen tetanischen Reize dem Ischiadicus ertheilt, 
und ändert man nun auf beliebige Weise (z. B. durch vorsichtige, und 
zwar schnelle Einwirkung auf die Schraube des Halske’schen Hammers) 
die Unterbrechungszahl der primären Kette von 10 bis 40 und mehr 
oder umgekehrt, so beobachtet man bei seltenen Reizen den Beug-, 
bei schnelleren dagegen den Strecktetanus. Noch anschaulicher und 
sicherer wird dasselbe in folgender Form demonstrirt: Man stellt zwei 
Induetionsapparate mit besonderen Stromquellen und Unterbrechern 
auf, und zwar so, dass der eine der Apparate einen Unterbrecher von 
12 bis 16 Schwingungen in der Secunde, der andere einen solchen 
von 40 bis 60 Schwingungen hat; dann schaltet man in den Reiz- 
nervenkreis eine specielle Vorrichtung (Op. eit. Capitel II) ein, welche 
ermöglicht, die Inductionsströme je nach Belieben entweder von dem 
einen oder von dem anderen Induetionsapparate zu einer und derselben 
Nervenstreeke durch dieselbe Reizelektrode zu leiten, so dass man 
dadurch augenblicklich die eine mit der anderen Frequenz abwechseln 
lassen kann; nachher ermittelt man für jeden der beiden Inductions- 
apparate denjenigen Rollenabhstand,* welcher die maximalen Reize her- 
vorruft; lässt man nun von Zeit zu Zeit plötzlich die Frequenz des 
einen Apparates mit der des anderen abwechseln, so beobachtet man 
‘plötzliche Aenderungen des ceontrahirten Fusses, die denjenigen des 
Ritter-Rollet’schen Phänomens vollkommen ähnlich sind. 

Die zweite Voraussetzung ist noch leichter zu bestätigen: Wendet 
man für die Reizversuche einen Inductionsapparat mit langsamer Unter- 
brechung (16 bis 18 Schwingungen in einer Secunde) an, so haben 
auch bei jeder starken Reizung die Beuger das Uebergewicht. 

Ist dem wirklich so, so entsteht nun ferner die Frage, worauf das 
Uebergewicht der Beuger bei seltenen Reizen beruhen kann? Bei dem 
gegenwärtigen Zustande unserer Kenntniss in der Muskelphysiologie 
scheint es am einfachsten, die Beantwortung der Frage darin zu suchen, 
dass zwischen den Beugern und Streckern durchschnittlich ein physio- 
logischer Unterschied — etwa ähnlicher Art, wie zwischen den 
rothen und weissen Kaninehenmuskeln — existirt.*) 

Wäre das der Fall. so müssten die ersteren Muskeln etwa träger 
sein und deshalb schon bei verhältnissmässig geringerer Erregungs- 
frequenz in den vollkommenen Tetanus gerathen, während die Strecker 
unter den gleichen Bedingungen noch ziemlich gebrochenen tetanischen 
Contractionen unterworfen wären. Da der vollkommen contrahirte Muskel 
stärker einwirken muss als der unvollkommen contrahirte, so wäre 


#) Vgl. hierzu: P. Grützner, Ueber physiologische Verschiedenheiten der 
Skeletmuskeln. Bresl. ärztl. Zeitschr. 1883, S. 189. (Die Red.) 


Nr. 13. Centralblatt für Physiologie. 2a! 


damit die Möglichkeit zum Uebergewicht der Beuger unter gewissen 
beschränkten Bedingungen gegeben, wenn auch im Allgemeinen die 
Streeker kräftigere Muskeln darstellen. 

Die Ergebnisse der Versuche sind auch in diesem Falle den 
Erwartungen vollkommen entspreehend. Lässt man nämlich die 
Mm. peroneus und tibialis einerseits und den M. gastroenemius anderer- 
seits an besonderen Hebeln angreifen und reizt man den ihnen gemein- 
samen Nervenstamm mit den maximalen Induetionsströmen von einer 
bestimmten, aber von einem- zum anderenmale zunehmender Frequenz, 
so sieht man klar aus dem Vergleich zweier paralleler Myogramme, 
dass die Beuger in der That merklich früher, d. h. bei geringerer 
Frequenz in vollkommenen Tetanus verfallen.*) 

“ Dass ein Muskel in vollkommenem Tetanus ceteris paribus stärker 
wirkt, als ein anderer in unvollkommenem Tetanus, bedarf kaum eines 
besonderen Beweises. Der letztere kann übrigens sehr leicht gegeben 
werden. Lässt man zwei Gastroenemien von einem und demselben 
Frosche an einem einzelnen Hebel antagonistisch wirken und reizt 
man beide von ihren Nerven aus gleichzeitig und maximal, aber durch 
zwei besondere Inductionsapparate mit verschiedenen Unterbrechern, 
so sieht man stärkere Wirkungen an der Seite jenes Gastrocnemius, 
welcher schneller gereizt wird. Natürlich gilt dies so lange, als das 
Optimum der Reizfrequenz noch für keinen von beiden überschritten ist. 

Somit kann man schon das Ueberwiegen der Beuger bei maximalen 
Reizen von geringerer Frequenz, respective bei schwächeren Reizen 
von grösserer Frequenz erklären, da der letztere Fall in Folge der 
oben beschriebenen Transformirungen auch auf den ersteren zurück- 
zuführen ist. Es wäre aber denkbar, dass nebenbei in letzterem Falle 
noch ein anderes Moment mitwirkt, nämlich eine höhere ‚Reizbarkeit 
der Flexoren im Vergleiche zu derjenigen der Extensoren, so dass 
die ersteren fähig wären, schon durch schwächere Ströme in Erregung 
versetzt zu werden. Es scheint jedoch dieses Moment (d. h. die höhere 
Reizbarkeit) gar nicht dabei im Spiele zu sein. Herr Keler konnte, 
wie früher schon Bour, keinen entschiedenen Unterschied in der Reiz- 
barkeit zu Gunsten der Beuger constatiren, wenn beide Muskelgruppen 
isolirt waren und ihre ÖOontractionen parallel an einer und derselben 
Trommel registrirt wurden. 

Was nun die Erklärung der zweiten Hälfte des Phänomens, d.h. 
des Ueberwiegens der Strecker bei starken und zugleich — müssen 
wir jetzt hinzufügen — genügend frequenten Reizen betrifft, so liegen, 
wie oben angedeutet, zwei Möglichkeiten der Erklärung vor. Eine von 
ihnen, nämlich eine grössere absolute Kraft der Strecker, bedarf hier 
keiner besonderen Auseinandersetzung. Ausserdem ist aber denkbar, 
dass die überwiegenden Wirkungen der Muskeln dieser Gruppe zugleich 
durch das Nachlassen der Leistungsfähigkeit der Beuger begünstigt 
werden. Das letztere wäre sicherlich der Fall, wenn die gegenwäutige 
grössere Erregungsfrequenz bedeutend höher läge als diejenige Anzahl 
‚der Impulse, welche das Optimum der Frequenz für die Beuger dar- 


*) Ein Vergleich der einzelnen Zuckungen wird später mit Berücksichtigung 
einer anderen speciellen Frage vorgenommen werden. 


23* 


> Centralblatt für Physiologie. Nr. 13. 


stellt. Und dieser Umstand muss ja unvermeidlich bei einer gewissen 
schnellen Aufeinanderfolge der Erregungswellen zur Geltung kommen. 
Aus den in der citirten Arbeit (Capitel X) entwickelten theoretischen 
Gründen geht nämlich mit Nothwendigkeit hervor, dass, wenn die 
Beuger bei geringerer Frequenz als die Strecker in vollkommenen 
Tetanus verfallen, sie bei niederen Stufen der weiter zunehmenden 
Frequenz auch das Pessimum derselben haben müssen. Doch die 
experimentelle Beantwortung dieser, ebenso wie anderer damit ver- 
bundener Fragen wurde durch einige Umstände unterbrochen und 
wird später wieder aufgenommen werden. Einige indirecte Hinweise 
im Sinne dieser Voraussetzung können wir einstweilen nur in den 
Ergebnissen der Versuche von Rollet mit seinem Antagonistographen 
sehen. Es möge die nähere experimentelle Entscheidung der letzten 
Frage ausfallen, wie sie wolle, so scheinen uns doch die schon vor- 
liegenden Thatsachen klar genug darauf hinzudeuten, dass das Wesen 
des Ritter-Rollet'schen Phänomens auf dem verschiedenen Verhalten 
der antagonistischen Muskelgruppen zu der Reizfrequenz beruht. Es 
wird auch möglich sein, zu erklären, dass die Erscheinung nur bei 
indirecter Reizung zustande kommt. Die analoge Beobachtung an der 
Krebsschere findet wahrscheinlich dieselbe Deutung. 


Einige Versuche betreffend die Innervation der Ohrgefässe 
bei Kaninchen. 


Von Dr. Josef Paneth in Wien. 


(Der Redaction zugegangen am 12. August 1887.) 


I. Wird ein Kaninchen, mit Ausnahme des Kopfes, in ein heisses 
Bad (40 bis 42°) gesetzt, so tritt binnen wenigen Secunden bis zu 
einer Minute eine maximale Dilatation der Öhrgefässe ein, die sich 
erhält, solange das Thier in dem Bade bleibt; die von Schiff ent- 
deekten Schwankungen sind sistirt. Die Beobachtung wurde bis zu 
einer halben Stunde ausgedehnt. *) Wird das Thier, sei es aus Zimmer- 
temperatur oder aus dem heissen Bade, in ein kaltes Bad (12 bis 20°) 
gebracht, so tritt, ebenfalls in kürzester Zeit, eine maximale Verengerung 
der Öhrgefässe, bis zum Verschwinden ihres Lumens ein, die sich 
ohne Schwankungen erhält, solange der Versuch dauert. **) Dieses 
Auftreten des entsprechenden Zustandes der Ohrgefässe fast unmittel- 
bar, nachdem die hohe oder niedrige Temperatur zu wirken begonnen 
hat, erleidet eine Ausnahme, wenn die Thiere nach längerem Aufenthalt 
in dem kalten in das warme Bad gebracht werden. Dann dauert es 
geraume Zeit, bis sich die Ohrgefässe erweitern. 


*) Es ist auffallend, dass Kaninchen Bäder von dieser Temperatur durchaus 
gut ertragen; sie sträuben sich nieht, streben nicht das Bad zu verlassen. Hierauf 
ist bereits von Weikart (Versuche über das Maximum der Wärme in Krankheiten, 
Arch. d. Heilk. IV, S. 193) aufmerksam gemacht worden. 

##*) Im kalten Bade sträuben sich die Thiere energisch; dabei tritt, während 
sie sich anstrengen, dasselbe zu verlassen und mit Gewalt darin gehalten werden, 
eine vorübergehende Injeetion der Ohrgefässe ein.. 


Nr. 13. Centralblatt für Physiologie. 2373 


Versuche, den soeben beschriebenen ganz ähnlich und mit dem- 
selben Resultate, sind von J. v. d. Beke - Gallenfels*) angestellt 
worden. Derselbe führt jedoch diese Wirkung auf den Einfluss des 
wämeren oder kälteren Blutes auf die Öentralorgane zurück. Mit Rück- 
sicht auf das rasche Eintreten der Wirkung auf die Ohrgefässe möchte 
ich mich vorläufig dieser Ansicht nicht anschliessen. Ich möchte 
glauben, dass in den beschriebenen Versuchen ein Reflex von der 
Haut auf die Innervation der Öhrgefässe ausgeübt wird. Derartige 
Reflexe, wobei sich durch Abkühlung, beziehentlich Erwärmung eines 
Körpertheiles die Gefässe eines anderen zusammenziehen oder erweitern, 
ohne Aenderung der Bluttemperatur, sind von Tholozan und Brown- 
Sequard beschrieben, von Vulpian bestätigt und auf die Einwirkung 
der Wärme ausgedehnt worden. 

Diese Autoren*®*) fanden, dass ein Thermometer, welches der 
Beobachter in einer Hand hält, fällt oder steigt, wenn die andere Hand 
in kaltes, beziehentlich warmes Wasser getaucht wird. Von älteren 
Versuchen Pickel’s,***) der nach partiellen kalten Bädern die Temperatur 
der Hohlhand erniedrigt fand, sehe ich ab. Auch in meinen Versuchen 
waren die Kaninchen manchmal nur mit der Hälfte ihrer Körper- 
oberfläche eingetaucht. — Im Uebrigen scheint diese Art indireeter 
Erregung der Gefüssnerven des Ohres weniger beachtet worden zu sein, 
wenigstens finde ich diese Versuche von v. d. Beke-ÜCallenfels in 
den mir zugänglichen zusammenfassenden Arbeiten über dieses Gebiet 
(von Glaude-Bernard, Vulpian, Aubert, Rosenthal) nicht erwähnt. 
Die Versuche stimmen zu der von Donders aufgestellten Hypothese, 
dass die wechselnde Füllung der Ohrgefässe des Kaninchens für dieses 
Thier ein Mittel sei, seine Wärmeabgabe äusseren Verhältnissen an- 
zupassen. 

II. Wenn man, während das Thier sich im warmen Bade befindet, 
ein Ohr in Eis einpackt, so bleiben die Gefässe desselben unverändert 
dilatirt. Man kann die Ohrmuschel während zehn Minuten (länger wurde 
der Versuch nicht ausgedehnt) mit Eisstücken umgeben; dieselbe 
fühlt sich dann kalt an, aber die Gefässe bleiben weit. Menthol in 
alkoholischer Lösung auf die Ohrmuschel eingerieben, bewirkt keine 
Verengerung, wohl aber directe Faradisation derselben. — Ist das 
Thier im kalten Bade, so kann man das Ohr mit Schwämmen umgeben, 
die in Wasser von 42° getaucht sind, ohne dass sich die Ohrgefässe 
erweitern. Wohl aber bewirkt Berührung der Öhrmuschel mit einem 
in Wasser von circa 50° getauchten Schwamme eine rasch auftretende, 
ebenso rasch verschwindende Injection der Öhrgefässe. Dass die In- 
Jeetion wieder völlig zurückgeht, beweist, dass es sich nicht etwa um eine 
Verbrühung des Öhres handelt. Doch muss dahingestellt bleiben, ob 


*, J. van der Beke-Callenfels, Ueber den Einfluss der vasomotorischen 
Nerven auf den Kreislauf und die Temperatur (Zeitschrift für rat. Mediein VII, 
S. 157, 1855). 

**) Tholozan et Brown-Söquard, Röcherches experimentales sur quelques- 
uns des effets du froid sur lhomme; Brown-Sequard, Römarques sur linfluence 
du froid applique & une petite partie du corps de l’homme (Journ. de la physiol. I, 
p- 497, 1858); Vulpian, Lecons sur l’appareil vasomoteur I, S. 232. 

#=#) Pickel, De eleetrieitate et calore animali, Wirzeburgi 1778, eit. nach 
Liebermeister, Pathologie und Therapie des Fiebers, S. 120. 


274 Centralblatt für Physiologie. Nr. 13 


die Dilatation in diesem Falle der directen Einwirkung der Wärme 
auf die Öhrgefässe, oder der vielleicht schmerzhaften Empfindung 
zuzuschreiben sei, die der heisse Schwamm verursacht. In letzterem 
Falle wäre sie analog der durch Kneifen etc. hervorzurufenden Dilatation, 
auf welche v. d. Beke-Callenfels aufmerksam gemacht hat. Reibt man 
die Ohrmuschel mit Amylnitrit ein, während das Thier im kalten Bad 
sitzt, so erweitern sich die Ohrgefässe und bleiben einige Minuten lang 
dilatirt. — Die hier beschriebenen Versuche zeigen, dass verschiedene, in 
ihrer Wirkung auf die Öhrgefässe entgegengesetzte Einflüsse miteinander 
interferiren, und dass unter Umständen der indireete Einfluss (sei es 
Reflex von der Körperhaut oder Temperatur des Blutes) den directen 
überwiegen kann. 

III. Die vorstehend beschriebenen Versuche, in denen durch heisse 
und kalte Bäder die Innervation der Ohrgefässe prompt und eelatant ins 
Spiel gesetzt wird, scheinen einen Behelf zu bieten, um über den Verlauf 
der Constrietoren, eventuell der Dilatatoren der Ohrgefässe, eine bislang 
noch nicht völlig geklärte Angelegenheit, Aufschlüsse zu erlangen. Ich 
habe bisher nur Versuche über den Sympathicus, mit Exeision eines ein 
bis zwei ÜÖentimeter langen Stückes desselben, angestellt. Ich muss 
zunächst bemerken, dass der unmittelbar nach der Operation jedes- 
mal deutliche Effeet der Sympathieusdurchschneidung sich in allen 
meinen Versuchen im Laufe der nächsten Wochen vollständig zurück- 
bildete, soweit dies durch die Inspeetion ausgemacht werden konnte 
(Temperaturmessungen an der Haut der Ohrmuschel habe ich nicht 
angestellt, halte dieselben auch nicht für sehr zuverlässig). Auch die 
spontanen Schwankungen im Caliber der Ohrgefässe stellten sich auf 
dem Ohr, dessen Sympathicus durchschnitten worden, wieder ein. 
Was diese Wiederherstellung der Innervation betrifft, welche deutlich 
beweist, dass auch ausserhalb des Sympathicus Gefässnerven für das 
Ohr verlaufen, deren Bahn ja bekannt ist (Nervus auricularis cervicalis 
nach Schiff ete.), so sind meine Versuche in Uebereinstimmung mit 
denen fast aller früheren Autoren (cfr. die Zusammenstellung von 
Aubert in Hermann’s Handbuch der Physiologie IV, 1) allerdings in 
Widerspruch mit den Angaben von Pye-Smith,*) welcher die 
Folgen der Sympathicusexeision 6 Monate, 18 Monate, über zwei 
Jahre andauern und die spontanen Schwankungen im Caliber der 
Ohrgefässe nicht wieder eintreten sah (S. 48; vgl. dagegen die An- 
gabe von Vulpian |. ce. S. 94, und von Roever.**) Ich weiss diesen 
Widerspruch nicht aufzuklären; vielleicht spielen Verschiedenheiten 
der Rasse mit, denen Schiff einen Einfluss auf diese Phänomene 
beimisst. (Auch v. d. Beke sah den Effect der Sympathieusdurch- 
schneidung 126, beziehungsweise 155 Tage andauern.) Was nun das 
Verhalten der einseitig operirten Thiere im heissen und kalten Bade 
betrifft, so habe ich unmittelbar nach der Operation die (refässe 
des Ohres der verletzten Seite sich völlig so contrahiren gesehen, 


*) P. H. Pye-Smith, Observations upon the persistent effects of division of 
the cervical Sympathetie ‚The Journal of Physiology VIII, 25, 1887). Referat hierüber 
in diesem Blatte Nr. 7. 

*=*) Roever, Kritische und experimentelle Untersuchung des Nerveneinflusses 
auf die Erweiterung und Verengeruug der Blutgefässe. Rostock 1869. 


NET. Centralblatt für Physiologie. 275 


wie die des anderen; nur trat die Öontraction später ein. Sträubte 
sieh das Thier, so wurden die Gefässe auf der verletzten Seite früher 
und stärker dilatirt als auf der anderen. Kam das Thier in das heisse 
Bad, so trat die Injection auf der verletzten Seite früher ein als auf 
der unverletzten. Sie erreicht aber schliesslich auf beiden Seiten den- 
selben Grad, und es erweitern sich die Gefässe weit über jenes 
Caliber hinaus, welches sie nach der Sympathieusdurchsehneidung bei 
Zimmertemperatur angenommen hatten. 

Ich habe nicht gesehen, dass die Dilatation auf der verletzten Seite 
geringer geblieben wäre, weder’ unmittelbar nach der Operation, noch 
nach Ablauf von Tagen oder Wochen. Ich hatte erwartet, ein Resultat 
zu finden, analog dem von Schiff) beschriebenen, von Vulpian*®*) 
bestätigten, dass nämlich Einflüsse, welche Gefässerweiterung bewirken 
(Wärme, Aufregung, Fieber, Alkohol, Reizung sensibler Nerven), auf 
die verletzte Seite weniger wirken — worauf sich der Schluss gründet, 
dass im Sympathieus auch..Dilatatoren verlaufen. Ich habe dieses Ver- 
halten nicht gefunden. Aus meinen Versuchen würde. sich ergeben, 
dass im Sympathieus nur Üonstrietoren verlaufen, und zwar nur ein 
Theil derselben, so dass Durchschneidung derselben zunächst die Ge- 
fässe eines Theiles der verengernden Einflüsse beraubt, bis eben die 
„eollaterale Innervation” (dieser treffende Ausdruck ist, soviel ich weiss, 
von Stricker angewandt worden) hinreichend gekräftigt ist. Aber 
angesichts der Beobachtungen von Schiff und Vulpian wage ich 
über diesen Punkt — den Nachweis der Dilatatoren im Sympathieus — 
keinen definitiven Schluss zu ziehen. — Sobald die Veränderungen im 
Caliber der Ohrgefässe bei mittlerer Temperatur, welche die Sympathieus- 
durchschneidung nach sieh zieht, im Laufe der Zeit zurückgegangen sind, 
unterscheiden sich die beiden Ohren im warmen und kalten Bade 
durchaus nicht voneinander. - 

Die hier beschriebenen Versuche eignen sich sehr gut zu Vor- 
lesungsexperimenten. 


Ueber die Bewegungen des Antrum pylori beim Menschen. 
Von Docent Dr. v. Pfungen und Assistent Dr. Ullmann. 
(Der Redaction zugegangen am 3. September 1887.) 


In Nummer 10 dieser Zeitschrift hat Einer von uns (v. Pfungen) 
über Versuche berichtet, welche, an einem gastrotomirten Knaben aus- 
geführt, zum Zwecke hatten, Näheres über das Antrum pyloricum und 
seine Bewegungen zu erfahren. Die von uns gemeinschaftlich weiter- 
geführten Versuche erlaubten durch Theilung der Arbeit eine genauere 
Erforschung der Details und eomplieirtere Versuchsanordnungen, über 
deren Resultate wir hier berichten. 

v. Pfungen hat schon in seiner ersten Mittheilung an dem im 
Ganzen abgestutzt-konischen Hohlraume des Antrum pylori das Vor- 
 handensein eines meist geschlossenen Pylorusendes, 14 Oentimeter von 


*) Schiff, Lecons sur la physiologie de la digestion 1867, I, p. 234 ft. 
zer] e 8.257: 


276 Centralblatt für Physiologie. Nr. 13. 


der Fistel entfernt, festgestellt und eine Stelle mit sehr kräftigen klo- 
nischen Contractionen der Muskelhaut bei 10 Centimeter Entfernung 
von der Fistel als Sphineter Antri pylori beschrieben. Er beobachtete 
schon damals, dass es nur ausnahmsweise gelang, bis an den Pylorus- 
schliessmuskel vorzudringen, von welchem Orte vorgeschobene Körper 
durch kräftige antiperistaltische Contraction der Antrumwand zurüek- 
gedrängt wurden. Bei weiter fortgesetzten Versuchen, bei denen sich 
die Fistelöffnung durchWucherung der Granulationen um etwal Centimeter 
nach links verschob, fanden wir noch mehrere Stellen, an denen ab- 
wechselnd tonische Contraction bestand, so dass mindestens durch 
einige Secunden, häufig viel länger, selbst durch Stunden, die vor- 
seschobene Blase festgehalten wurde, unter anderen Umständen aber 
lebhafte klonische Contractionen abliefen, ähnlich wie v. Pfungen dies 
für die Stelle bei 10 Centimeter in Nummer 10 dieser Zeitschrift be- 
schrieben hat. Solehe Orte von tonischer Contraction oder von peri- 
stolischen Bewegungen fanden sich bei 8, 11 (entsprechend der 
früher bei 10 gemessenen Stelle). bei 13 und 15 Öentimeter Ent- 
fernung. Durch vielfach geänderte Versuchsbedingungen gelang es uns, 
sowohl über den Umfang der kräftigen W andabschnitte, als über die 
Dauer der klonischen Contractionen, ihre Höhe gegenüber der an den 
danebenliegenden, wahrscheinlich muskelschwächeren Abschnitten des 
Antrum, ferner über das zeitliche Verhältniss der klonischen Üon- 
tractionen verschiedener Abschnitte zu einander, endlich über die 
hemmenden und anregenden Momente für die peristolischen Be- 
wegungen oder für die dauernde tonische Contraction daselbst Näheres 
zu erfahren. 

Zu den ganz besonders kräftigen Wandabschnitten des Magens 
sehört die ganze, Länge des eigentlichen Antrum pylori, in unserem 
Falle von 11 bis 1 5 Centimeter von der Fistel entfernt. Hatte v. Pfungen 
bei seinen opener an dem noch schwachen und blutarmen 
Kranken gleich hinter dem Sphineter Antri pylori, der sehr hohe 
Druckkraft zeigte, sehr schwache Contractionen beobachtet, die sich 
gegen das konisch verjüngte Ende am Pylorus stetig erhöhten, so 
wurde nun an dem gekräftisten Fistelkranken der Unterschied gering 
und blieb nur mehr ein jäher Abfall nach links von diesem Sphincter, 
d.i. zum präantralen Theile, auffällig. Dieser endet wieder an der von 
v. Pfungen bei 7 (jetzt 8) Öentimeter von der Fistel angegebenen 
Grenze der antralen Peristole gegen die Peristaltik des Magenkörpers 
und wurde hie und da auch durch eine tonische präantrale Contraetion 
gegen den Magenkörper abgegrenzt. 

Die Form und Dauer der peristolischen Contraetionen wurden 
wieder an der Erhebung des Zeigers eines Sphygmomanometers ab- 
gelesen, der mit einem eingeführten Katheter und einer kleinen Kaut- 
schukblase in Verbindung stand. Die Höhe der Üontractionen stand 
zu deren Dauer in keinem constanten Verhältnisse, indem manchmal 
Contraetionen von geringer Dauer eine bedeutende Höhe erreichten, 
während anderemale ganz kleine Excursionen des Manometerzeigers 
eine relativ ganz beträchtliche Dauer hatten. Was die Dauer der ein- 
zelnen Phasen einer Welle betrifft, so schien es uns, dass der- Anstieg 
im Allgemeinen langsamer erfolgte als der Abfall, obwohl wir hie und 


Nr. 13. Centralblatt für Physiologie. 977 


da Wellen mit dem Anstieg gleicher oder gar längerer Dauer des Ab- 
falles hatten. Es schien auch, dass die Dauer der einzelnen Wellen- 
phasen mit der Gesammtdauer der Wellen in Zusammenhang stehe, 
indem es uns aufgefallen ist, dass bei hohen Wellen die Dauer des 
Anstieges, bei niederen Wellen die des Abfalles häufig eine über- 
wiegende war. Nie beobachteten wir auf der Höhe der Welle einen 
merkbaren Stillstand, eine flache Wellenkuppe. 

Die Höhe und Dauer der einzelnen Wellen war an jedem der 
verschiedenen Abschnitte des Antrum eine wechselnde. Gleichwohl 
liessen sich das Antrum und selbst einzelne Stellen, die mit den früher 
erwähnten Orten zeitweiliger tonischer Öontraction zusammenfielen, 
als Punkte mit besonders kräftigen Bewegungen von dazwischenliegen- 
den Stellen mit etwas geringeren, oder auffällig weniger mächtigen Gon- 
traetionen im präantralen Theile leicht unterscheiden. Sehon eine geringe 
Versehiebung der Blase um 1 Gentimeter gegen den präantralen Theil 
genügte, um bei gleichmässig: fortlaufender Peristole grobe Höhen- 
differenzen herbeizuführen. Während z. B. bei 14 Centimeter Distanz 
die Erhebungen: 40, 30, 10, SO, 15, 70, 15, 60 Millimeter betrugen, 
und dabei der Druck von 40 Millimeter auf 80, 70, 50, 120, 55, 110, 
55, 100 Millimeter anstieg; bei 11 Centimeter die Erhebungen: 30, 
40, 60, 30, 60, 25, 20, 80, 10, 20, 40 Millimeter ausmachten und 
dabei der Druck von 30 Millimeter auf: 60, 70, 90, 60, 90, 55, 50, 
110, 40, 50, 70 Millimeter anstieg, betrugen die Erhebungen bei 
10 Centimeter nur 10, 10, 5, 5, 3 Millimeter und stieg der Druck 
daselbst von.25 auf 35, 35, 30, 30, 28 Millimeter an. 

Ausser den beiden früher erwähnten Wellenformen — langsamer 
Anstieg, rascher Abfall; rascher Anstieg, langsamer Abfall — konnten wir 
noch andere Formen beobachten. In vielen Füllen schien im Verlaufe 
des Anstieges eine '/, bis 2 Secunden dauernde Pause einzutreten. Im 
Verlaufe des Abfalles haben wir solche Pausen nur selten gesehen, 
auf der Höhe der Kuppe nie. Wohl aber geschah es an manchen 
Tagen nicht selten, dass der Zeiger von der Spitze der Erhebung 
plötzlich abfiel, um ebenso sofort wieder auf die frühere Höhe empor- 
zuschnellen, und ebenso ohne Pause definitiv abzufallen. 

Die Zahl der in der Minute aufeinanderfolgenden ÖOontractionen 
betrug im Durchschnitt bei mittlerer Höhe der Peristole 3 in der 
Minute, wenn auch jene in der obenstehenden Tabelle ersichtlichen 
kleinen Wellen mitgerechnet werden, welche vor Allem durch den 
Rhythmus der Bewegung, nicht so sicher durch die Höhendifferenz von 
den durch die Athmungssehwankungen des Druckes im Abdomen be- 
dingten Wellen zu unterscheiden sind. 

An einem Tage beobachteten wir Wellen, deren Gesammtablauf 
20 bis 30 Seeunden betrug. In der Regel betrug dieser Zeitraum nur 
6 bis 12 Seeunden. So kurze Wellen wie sie v. Pfungen bei zehn 
Centimeter in seiner früheren Mittheilung erwähnt hat, konnten wir 
nieht mehr beobachten. Auch die Gesammtdauer der Peristola hatte 
sich seit v. Pfungen’s Versuchen von 2 auf 4'/, bis 6 Stunden ver- 
längert. 

Wiehtig schien uns noch festzustellen, ob die in den einzelnen 
Abschnitten des Antrum ablaufenden Contractionen synchronisch er- 


278 Centralblatt für Physiologie. Nr. 13. 


folgen oder nicht. Wir führten dazu zwei Katheter ein. jeden mit einer 
Blase armirt, den einen mit einem Sphygmomanometer, den anderen 
mit einem Steigrohr verbunden, das mit Wasser gefüllt war. Wir 
sienalisirten nun, jeder an seinem Instrumente ablesend, die Tempi, 
und dieselben schienen zeitlich zusammenzufallen. Als wir aber die 
Bewegungen zweier mit den Kathetern verbundener Sphygmomano- 
meter nebeneinanderstellten, konnten wir uns jedesmal überzeugen, 
dass die Bewegungen der Zeiger in der Mehrzahl der Wellen unab- 
hängig voneinander erfolgten. 

Wir konnten auch einige Versuche ausführen, welche Anhalts- 
punkte über die anregenden und hemmenden Momente für Eintritt 
von tonischen Contractionen oder deren Schwinden, weiter für An- 
regung der peristolischen Contractionen oder deren Hemmung ergaben. 
Die Zahl derselben blieb wegen der.Nothwendigkeit, nach vollendeter 
Dilatation des Oesophagus die Fistel zu schliessen, spärlich, so dass 
wir dieselben nur als Vorversuche für künftige, neue Untersuchungen 
betrachten können. 

Die tonischen Öontractionen an den genannten Stellen waren so 
kräftig, dass selbst ein für den Fistelkranken schmerzhafter Druck die- 
selben nieht überwinden konnte. Dieser Tonus fand hei 13 Centimeter 
und 15 Gentimeter weit häufiger als bei 8 und 11 Öentimeter statt. 
Die Hemmung bei 15 Üentimeter, d. i. am Pylorus, schwand einmal, 
längere Zeit nach der Mahlzeit, als schon lange keine Peristole beob- 


achtet werden konnte und der Magen bis auf einen minimalen Inhalt 


entleert war, dann schwand sie während der Experimente zweimal, 
als eine Messerspitze Natron bicarbonieum in einem Esslöffel Wasser 
gelöst in den Magen gespritzt worden war (Alkalihemmung des 
Sphinktertonus). Nach Einführung von verdünnter Salzsäure in den 
vorher alkalisirten Mageninhalt erfolete dann wieder ein Schluss des 
Pylorus, als die Reaction auf freie Salzsäure (Tropäolin) reichlich über- 
schritten war (Säurehemmung der Magenentleerung). Sonst wirkte der 
Flüssigkeitszusatz nur wie Wasser oder Milch. Diese riefen nach 5'/,, 
respective 14 Minuten bei eben bestehender Ruhe wieder leichte Peri- 
stole hervor, bezüglich bei bestehender Bewegung höhere Wellen. 
Ueberschüssige Salzsäure rief bei gerade bestehender Ruhe nach 
30 respective 60 Secunden Contractionen hervor, beziehungsweise bei 
bestehender Bewegung höhere Erhebungen des peristolischen Druckes, 
(Anregung der Peristole durch die Acidität). Bei hohen Graden der 
Aeidität der in den spärlich gefüllten Magen eingespritzten Flüssigkeit, 
5 Gramm Aeid. mur. dil. auf 200 Gramm Aqua dest., d. i. 0:3 Procent 
chemisch reiner Salzsäure, fehlte jede Aenderung der gerade be- 
stehenden schwachen Peristole (Erhebungen von 30 auf 45 Millimeter 
bei 12 CGentimeter), aber der Knabe klagte spontan über Magen- und 
Kopfschmerz. Als nach 10 Minuten eine neutralisirende Menge von 
Soda. eingeführt worden, verliessen reichliche Gasblasen die Fistel- 
öffnung, die Schmerzen im Magen und am Kopfe schwanden und es 
traten sofort für kurze Zeit höhere Öontractionen auf (von 30 auf 
60 Millimeter bei 12 Gentimeter). Ob bei dieser hohen Aecidität der Ab- 
fluss ins Duodenum mehr als früher gehemmt war, liess sieh nicht 
entscheiden, da wir mit dem Vordrängen unseres Ballons nur ein 


Nr. 13. Centralblatt für Physiologie. 279 


völliges Offenstehen von einer eben für den Ballon nicht durchgän- 
gieen Verengerung unterscheiden konnten. Nur in den seltenen Fällen, 
in denen für diese Prüfung das Offenstehen des Pylorus erweishbar 
war, konnte ein Wiedereintritt von tonischer Gontraction des Pylorus 
erwiesen werden und damit für die von den Klinikern behauptete 
Siurehemmung der Entleerung des Magens eine Begründung gebracht 
werden. 

Positive Resultate dafür und über den Einfluss von warmem Wasser 
respective Eiswasser erhielten wir erst, als wir nicht , mehr die Sub- 
stanzen in den Magenkörper einspritzten, wobei die Art der Vertheilung 
der zu prüfenden Substanz unberechenbar blieb, sondern direet neben 
der im Antrum liegenden Blase das offene Ende eines abgestutzten 
Katheters anbrachten und die Flüssigkeiten am Orte der Blase durch- 
spülten. Das Füllen einer im Antrum liegenden Blase mit Flüssigkeit 
von wechselnder Temperatur war wirkungslos geblieben. 

In zwei Versuchsreihen mit localer Durchspülung des Antrum 
beobachteten wir: Einbrechen von acht raschen peristolischen Uon- 
tractionen in der Minute bei 0:12 Procent Salzsäure der Spültlüssig- 
keit, während vorher und nachher nur je 3 in der Minute abliefen; 
die früher geschilderten Erscheinungen bei 0'25 Procent Salzsäure, 
aber zugleich mit wenigstens vorübergehendem Tonus bei 8 Üenti- 
meter, und zweimal auch Oeffnung des Pylorus nach drei Procent 
Natron bicarb.-Lösung; Versuche mit kaltem und warmem Wasser (42°), 
Eiswasser und Sodawasser ergaben constant während der Durchspülung 
Fehlen oder mindestens Seltenerwerden der peristolischen Uontractionen. 
Bei warmem Wasser schwanden früher bestandene Hemmungen durch 
localen Tonus, selbst der Pylorus wurde einmal völlig geöffnet. Eis- 
wasser rief neue Hemmungen hervor und lebhaftere Peristole. 

Als letzte Aufgabe suchten wir noch ein Mass für die peristaltische 
Kraft des Magenkörpers zu gewinnen. Eine dureh die nun enge Fistel- 
öffnung leer in den Magenkörper eingeführte und dort gefüllte Kautschuk- 
blase rief durch die an ihr ablaufenden, durchaus weder der Höhe 
noch den Zeitabständen nach regelmässigen ÖOontraetionen am Mano- 
meterzeiger Maxima von 14 bis 35 Millimeter, Minima von 4 bis 
15 Millimeter Quecksilber hervor. Die Schwankungen des Druckes, 
von uns am nahezu völlig entleerten Magen beobachtet, übertreffen 
ansehnlich die von Uffelmann an seinem fiebernden Knaben mit 
65 Millimeter Wasserdruck — 5 Millimeter Quecksilber angegebenen 
Druckdifferenzen als Folge der peristaltischen Contractionen des Magen- 
körpers. Wir zählten solcher Wellen etwa sechs in der Minute. 

Vergleichen wir aber die früher am präantralen Theile des Pylorus- 
abschnittes gefundenen Zahlen der Druckhöhen: 35, 30, 30, 28 mit 
den im Magenkörper gefundenen Druckhöhen: 23, 35, 30, 30, 30, 35, 
25, 18, 14 etc., so finden wir wohl eine so auffällige Uebereinstimmung, 
dass wir, wenn auch der Rhythmus der beiderlei Bewegungen sich 
nicht deckt, doch ähnliche Drucekverhältnisse annehmen dürfen, die 
auch bei der wahrscheinlich nie völlig sich abschliessenden Enge am 
_ präantralen Ringe leicht begreiflich ist. 


280 Centralblatt für Physiologie. Nr. 13. 


Allgemeine Physiologie. 


C. J, Lintner. Ueber die chemische Natur der vegetabilischen Diastase 
(Archiv f. d. gesammte Physiologie XXXX, S. 311). 

Der Artikel ist polemischer-. Natur; der Verf. wendet sich unter 
Hinweisung auf seine Abhandlung „Studien über Diastase” (Journ. f. 
prakt. Chem., N. F, XXXIV, S. 378) gegen die von Eugen Hirsch- 
feld in Pflüger's Archiv XXXIV, S. 499, veröffentlichten Resultate 
einer Untersuchung. L. hatte an der Hand quantitativer Bestimmungen 
sefunden, dass die Diastase des Malzes stickstoffhaltig, aber kein Ei- 
weisskörper ist. Hirschfeld jedoch gibt an, dass die Diastase alle 
Reactionen des Gummi zeige; def Verf. leitet die Differenz der Re- 
sultate davon ab, dass Hirschfeld nieht quantitativ vorgegangen sei 
und die Substanz nicht dargestellt und analysirt habe, da er sonst 
zweifellos den Stickstoff gefunden hätte. 

J. Latschenberger (Wien). 
W. Flemming. Neue Beiträge zur Kenntniss der Zelle (Arch. f. 
mikrosk. Anatomie, Bd. XXIX, 8. 389). 

F. hat die eigenthümlichen Formen der Zelltheilung, welche bei 
den Spermatocyten (männlichen Keimzellen) von Salamandra auftreten 
und über welche er schon früher berichtet hatte, aufs neue unter- 
sucht. 

Bevor er zur Darstellung der Theilungsvorgänge übergeht, spricht 
er zunächst über die zeitlichen Verhältnisse der Spermabildung und 
Befruchtung bei Salamandra maeculosa. Die meisten Theilungen findet 
man im Juli und August, also lange nach der Hauptbefruchtungszeit, 
die in den Frühlinssanfang fällt; dabei treten jedesmal sämmtliche 
Zellen einer Spermatocyste gleichzeitig in Theilung. Wie F. schon früher 
. einmal mitgetheilt hat, erfolgen die Theilungen schubweise, so dass 
es geschehen kann, dass man selbst in den angeführten Monaten 
Thiere findet, bei denen im Hoden gar keine oder nur spärliche 
Theilungen anzutreffen sind. Im September sistirt .die Theilung der 
Spermatocyten und es beginnt die Spermatozoenbildung. 

F. hat die Theilungsfiguren theils mit der früher von ihm an- 
gegebenen Flüssigkeit (Chrom-, Osmium-, Essigsäuregemisch), theils 
mit der Merkel’schen Lösung fixirt. Die Hodenballen wurden auf dem 
Objectträger zerzupft, fixirt und dann gefärbt; letzteres mit Safranin 
oder Gentianaviolett. Ausserdem wurden auch Schnittpräparate an- 
gefertigt. 

Die Zelltheilung erfolgt bei den Spermatocyten nach zwei ver- 
schiedenen Typen. Der eine davon unterscheidet sich in der Formen- 
reihe der Figuren nur wenig von dem gewöhnlichen Theilungsmodus 
und F. bezeichnet ihn daher als homöotypische Form der Theilung; 
der andere zeigt trotz der principiellen Uebereinstimmung mit dem 
gewöhnlichen Modus doch in vielen Punkten erhebliche Abweichungen 
von demselben und wird daher als heterotypische Form unter- 
schieden. Die homöotypische Form findet sich vor Allem im Frübling, 
bald nach der Befruchtung an den mittelgrossen Zellen des Canal- 
epithels; die heterotypische im Sommer, namentlich an den grossen 
Zellen der ersten Generation der Spermatocyten. Bei den aus dieser 


Nr. 13. Oentralblatt für Physiologie. 281 


heterotypischen Theilung hervorgehenden mittelgrossen Zellen der 
zweiten Generation finden sich neben den heterotypischen Theilungs- 
formen auch reichlich wieder homöotypische vor; bei den kleinen 
Zellen der dritten Generation endlich sind homöotypische und hete- 
rotypische Formen ziemlich gleich häufig. 

Es folgt nun zunächst eine Darstellung der heterotypischen 
Form. Schon die ruhenden Kerne der Sperm: ıtocyten lassen die für 
das Knäuelstadium so charakteristische Anordnung der gröberen Ge- 
rüststränge sehr deutlich erkennen. Die Knäuelform weicht von der 
eewöhnlichen Form nur insofern ab, als die Fäden viel weniger ge- 
wunden verlaufen. Alsbald tritt nun auch die Längsspaltung der Fäden 
auf und die Spalthälften rücken sehr bald und unregelmässig aus- 
einander, was bei der gewöhnlichen Theilung später und in sehr regel- 
mässiger Weise geschieht. Die Zahl der primären, d. h. ungespaltenen 
Fäden beträgt 12, also genau die Hälfte derjenigen bei anderen Ge- 
webszellen des Salamanders. Aus der Knäuelform bildet sich allmäh- 
lich die Sternform hervor, die sich aber von der gewöhnlichen Stern- 
form vor Allem dadurch unterscheidet, dass die Spalthälften je eines 
primären Fadens an den Enden miteinander verschmelzen und zugleich 
einen mehr geschlängelten Verlauf zeigen. Die Kernspindel tritt schräg 
neben den ehromatischen Fäden, denselben einseitig angelagert, auf. 
Aus der Sternform geht die chromatische Figur allmählich in die 
Tonnenform über, ein Stadium, das der Umordnung bei der ge- 
wöhnlichen Theilung entspricht. Dasselbe charakterisirt sich, wie das 
Stadium der Umordnung, dadurch, dass die Schwesterschleifen mit 
ihren Winkeln nach den Polen der Spindel auseinanderweichen; da 
die Schleifenschenkel aber an ihren, bei der gewöhnlichen Theilung 
freien Enden miteinander verschmolzen sind, so hängen sie in diesem 
Stadium im Aequator zusammen, ja sie zeigen zuweilen an der Ver- 
schmelzungsstelle eigenthümliche knotige Anschwellungen. Das Stadium 
der Umordnung unterscheidet sich von dem der gewöhnlichen Theilung 
auch noch durch seine lange Dauer; bei der gewöhnlichen Theilung 
läuft es ungemein rasch ab und ist daher dasjenige Stadium, das man 
am seltensten zu Gesichte bekommt. 

Allmählich trennen sich nun die langgestreckten, von Pol zu Pol 
laufenden Fadenschlingen im Aequator voneinander und die Kernfigur 
tritt damit in das Stadium der Tochtersterne. Aber auch dieses unter- 
scheidet sich von dem der gewöhnlichen Theilung wieder insofern, 
als die Fäden sich nun abermals der Länge nach spalten, eine Er- 
scheinung, die bei der gewöhnlichen Theilung nur ganz ausnahms- 
weise vorkommt. 

In diesem Stadium beginnt die Theilung des Zellleibes, die auch 
hier, wie sonst, einseitig beginnt, aber sich etwas rascher als ge- 
wöhnlich vollzieht. Das nun folgende Stadium der Tochterknäuel unter- 
scheidet sich nicht wesentlich von dem entsprechenden Stadium der 
gewöhnlichen Theilung. 

Was die Kernspindel betrifft, so ist sie bei den Spermatocyten 
relativ gross und gestattet daher, über manche sonst schwer zu ent- 
scheidende Punkte ins Klare zu kommen. Sie tritt, wie erwähnt, stets 
einseitig auf, die Pole sind schief gegeneinander gestellt und die 


282 Centralblatt für Physiologie. Nr. 13. 


Spindel ist, wie F. vermuthet, anfangs constant etwas gekrümmt Mit 
Rücksicht auf die Herkunft der Spindel kommt F. zu dem Schlusse, 
(lass sie jedenfalls, wenn nicht ganz, so doch zum grössten Theil aus 
den blassen, zwischen den chromatischen Fäden des Mutterknäuels 
sichtbar werdenden achromatischen Fäden, die also wohl dem Kern, 
nicht dem Zellleib angehören, entstehe. 

Die homöotypische Form, über deren Vorkommen bereits 
gesprochen wurde, unterscheidet sieh von der gewöhnlichen Theilung 
durch die Kürze der chromatischen Fäden und namentlich dadurch. 
dass die Umordnung schon ‚in den Anfang der monocentrischen Form 
fällt’. Wie bei der heterotypischen Form beträgt auch hier die Zahl 
der primären Fäden 12. 

Sodann bespricht F. einige abnorme Erscheinungen, die bei der 
Theilung der Spermatocyten vorkommen und wendet sich zum Schluss 
mit Recht gegen den von Öarnoy aufgestellten Satz: „Les phenomenes 
characteristiques de la caryocinese sont variables; aucun ne parait 
essentiel.” Rabl (Prag). 


Fl. Tassi. Dell’ anestesia e dell’ auvelenamento nei vegetali (Nuovo 
siornale botanico ital. XIX, 1, p. 29). 


Nach einer historischen Einleitung, in welcher die im Laufe der 
Zeiten ausgesprochenen Ansichten über die Reizbarkeit der Pflanzen 
kurz charakterisirt werden, gibt der Verf. eine Zusammenstellung der 
Beobachtungen über die Anästhesie und die V 'ergiftung der Pflanzen durch 
die versehiedenartiesten Substanzen, die einzeln aufeeführt und deren 
Wirkungen nach den früheren Angaben beschrieben werden. Der dritte 
Abschnitt enthält die eigenen Untersuchungen des Verf, welche darin 
bestehen, abgeschnittene Blüthenzweige verschiedener Pflanzen dem 
Einflusse gasförmiger, sowie in Wasser gelöster Stoffe, wie Chloroform, 
Aether, Chloral, Kampfer, Stryehnin, Paraldehyd ete., auszusetzen und 
in zahlreichen Tabellen die beobachteten Wirkungen anzugeben. Hervor- 
sehoben mag daraus werden, dass jene Blüthen, welche zu bestimmten 
Zeiten sich öffnen und wieder schliessen, durch manche der genannten 
Stoffe, z. B. Chloroform, Aether, Chloral ete., anästhesirt werden, so 
dass die geschlossenen Blüthen sich nicht öffnen, die geöffneten sieh 
nicht schliessen. Den Einwand, dass diese Erscheinung nur die Folge 
des beginnenden Absterbens wäre, glaubt der Verf. durch die Beob- 
achtung zu widerlegen, dass sehr vereängliehe Blüthen, wie z. B. von 
Oenothera, im chloroformirten Zustande sich länger lebend erhalten, 
als die in normalen Verhältnissen befindlichen Controlpflanzen. Vielfach 
ist mit der anästhesirenden Wirkung der untersuchten Stoffe ein Farben- 
wechsel der Blüthen verbunden. G. Klebs (Tübingen). 


F. Krasser. Untersuchungen über das Vorkommen von Eiweiss in der 
pflanzlichen Zellhaut, nebst Bemerkungen über den mikrochemischen 
Nachweis der Eiweisskörper (Sitzungsber. d. kais. Akad. d. Wissen- 
schaften, I. Abth., 1886, 8. 38). 

Im vorigen Jahre hat Wiesner auf Grund von Beobachtungen 
und theoretischen Erwägungen gezeigt, dass die vegetabilische Zell- 
haut Protoplasma (Eiweisskörper) enthalte und zum mindesten, so 


Nr. 13. " Centralblatt für Physiologie. 283 


lange sie wächst, einen lebendigen Theil der Zelle darstelle. — An- 
geregt durch Wiesner unternahm es nun K.. den Eiweissgehalt der 
pflanzlichen Zellhaut bei einer mögliehst grossen Anzahl von Gewächsen 
auf mikrochemischem Wege zu erweisen. 

Verf. prüfte kritisch den Werth der bisher bekannt gewordenen 
übliehen Eiweissreaetionen und kommt hierbei zu dem Schlusse, dass 
sowohl die Raspail’sche, die Fröhde’sche, die Millon’sche Reaction, 
als auch die mit Salpetersäure und die mit Kupfersalzen —+- Kalilauge 
nieht blos mit Eiweisskörpern, sondern auch mit anderen organischen 
Körpern gelingen. Verlässliche Resultate können daher nur dureh die 
eombinirte Anwendung verschiedener Eiweissreagentien erzielt werden. 

K. empfiehlt überdies als neues Eiweissreagens Alloxan. Dasselbe 
färbt Proteinkörper, wenn dieselben in fester Form vorliegen, nach 
kurzer Zeit schön purpurroth, wobei jedoch zu beachten ist, dass 
neben Eiweiss auch noch andere Körper dieselbe Färbung geben, 
z. B. Tyrosin, Aparagin und wahrscheinlich alle Substanzen, welche, 
wie die beiden letzteren, die Atomgruppe CHHCH(NH.)CO,H im 
Molekül enthalten. Auch ist Ammoniak auszuschliessen, da Alloxan, 
mit demselben zusammengebracht, gleichfalls roth wird. 

Verf. konnte bei seinen ausgedehnten, sowohl an kryptogamen als 
phanerogamen Gewächsen angestellten Untersuchungen Eiweiss in den 
Membranen aller Gewebearten nachweisen, mit besonderer Leichtigkeit 
in der Epidermis der meisten Bromeliaceen. Molisch (Wien). 


Leclere du Sablon. Recherches sur l’enroulement des vrilles (Ann. 
des Sc. nat. Botanique V, 1, p. 5). 


Die Ranken sind fadenförmige Organe, welche während der Zeit 
ihres Wachsthums die Eigenschaft besitzen, bei Berührung mit festen 
Körpern, z. B. einem Holzstabe, sich um dieselben in “mehreren 
Windungen herumzulegen und sich so zu befestigen. Der Verf. unter- 
suchte die Anatomie solcher Ranken mit der besonderen Frage, 
ob irgend welche Beziehung zwischen dem anatomischen Bau und 
der physiologischen Function des Einrollens in Folge eines Contact- 
reizes bestehe. Die Ranken der verschiedenartigsten Pflanzen, wie 
Kürbis, Zaunrübe, Weinstock, Waldrebe, Erbse u. s. w., wurden ge- 
prüft. Als ein gemeinsames Merkmal wurde beobachtet das Vorhanden- 
sein von Fasern, respective langgestreckten Zellen mit zarten Wänden. 
Bei jenen Ranken, welche nur auf einer Seite für Berührung reizbar 
sind, finden sich solche Zellen nur in der Nähe dieser; bei jenen, 
die auf allen Seiten sensibel sich zeigen, sind dieselben ringsum 
vertheilt. Die jedesmalige Anordnung der Gefässbündel ist bei den 
einzelnen Rankenpflanzen zu verschieden, um eine Bedeutung für das 
Einrollen zu besitzen. t 

In dem zweiten Theile der Arbeit gibt der Verf. seine Ansicht 
über den Mechanismus des Einrollens. Er bestreitet die Richtigkeit 
der Anschauung von de Vries, nach welcher die Einrollung durch 
ungleichmässiges Wachsthum auf den entgegengesetzten Seiten der 
Ranke bewirkt wird. Vielmehr haben Versuche den Verf. zur Ueber- 
zeugung geführt, dass an der berührten Seite Wasser abgegeben wird, 
so dass hier eine Verkürzung eintritt, während die Zellen der ent- 


284 Centralblatt für Physiologie. Nr. 13. 


segengesetzten Seite das Wasser aufnehmen und sich verlängern. Erst 
dann, wenn der Berührungsreiz fortdauert, wird diese durch Turgescenz- 
unterschiede bewirkte Längendifferenz der entgegengesetzten Seiten durch 
Wachsthum fixirt. Bei der schnellen Wasserabgabe, welche nach erfolgter 
Berührung an der sensiblen Rankenseite erfolgen muss, spielen nach 
dem Verf. die für alle Ranken charakteristischen zarten, langgestreckten 
Zellen eine wichtige Rolle. Das schneckenförmige Einrollen, welches 
jene Ranken zeigen, welche keine Stütze finden, ist nach dem Verf. 
derselbe Vorgang, wie ihn der untere freie Theil jener Ranken dar- 
bietet, deren oberer Theil um eine Stütze gewunden ist. Diese ganze 
Erscheinung hängt mit den inneren Wachsthumsursachen der Ranken 
zusammen, wird von äusseren Verhältnissen nicht direct beeinflusst. 
Klebs (Tübingen). 
P. Regnard. Les phenomönes de la vie sous les hautes pressions. — 
La contraction musculaire (C. R. Soc. de Biologie, 30 Avril 1887, 
pP. 265). 

Die beiden Hinterpfoten eines Frosches werden unter Wasser in 
R.'s Druckapparat an Metallelektroden aufgehängt und bei 1, 100, 200, 
300 und 400 Atmosphären Druck gereizt. 

Bei 100 wie bei 1 At. Druck: Normale Üontraction. 

»„ 200 At. Druck: Schwache t 

a IN \ Sehr schwache „ 

WANT, ee Keine r 
400 At. Druck entsprechen ungefähr einer Meerestiefe von 4000 Metern. 

Ein präparirter Frosch wird, jedesmal für zwei Minuten, einem 
Druck von 100, 200, 300 und endlich 400 At. unterworfen. Unmittel- 
bar nach jeder Druckwirkung wird der Frosch herausgenommen und 
sofort die myographische Curve des Gastroenemius aufgeschrieben. 
‘ Bei wachsendem Druck bis 300 At. sieht man die Curve sich ver- 
flachen und verlängern, die Latenzzeit von 1 (bei 1 At. Druck) bis 
2 (100 At.), 2'/; (200 At.) und 3 (300 At.) Hundertstel einer Secunde 
wachsen. Auch wird die Zahl der einzelnen Reize, welche nöthig sind, 
um vollständigen Tetanus zu erzeugen, mit wachsendem Druck immer 
geringer. 

Bei 400 At. Druck ist die Muskelsubstanz nieht mehr Contractions- 
fähig und hat eine brüchige Beschaffenheit angenommen. 

Leon Frederieq (Lüttich). 
Berthelot et Recoura. Sur la bombe calorimetrique et la mesure 
de chaleurs de combustion (Gompt. rend. CIV, 13, p. 875). 

B. und Vieille haben vor einiger Zeit eine neue Methode zur 
Bestimmung der Verbrennungswärme organischer Verbindungen an- 
gegeben; es werden dabei die letzteren in der sogenannten „calori- 
metrischem Bombe” bei eonstantem Druck in Sauerstoff, welcher auf 
24 Atmosphären verdichtet ist, verbrannt. 

B. und R. besprechen nun einige methodische Fragen, die man 
sich bei Benützung ihres Apparates vorlegen wird. 

Eine der wichtigsten Vorfragen bei Verwendung eines Calorimeters 
betrifft die Kenntniss des Wasserwerthes, d. h. man hat anzugeben, 
wie viel Wärme nöthig ist, um die festen Bestandtheile des Galori- 
meters z. B. um 1°C. zu erhöhen und diese Wärmemenge kann man 


Nr. 18... Centralblatt für Physiologie. 285 


sieh verwendet denken zur Erwärmung einer gewissen Menge von 
Wasser. Zur Bestimmung des Wasserwerthes lassen sich mehrere 
Wege einschlagen. Man kann verschiedene (uantitäten eines Stoffes 
im Oalorimeter verbrennen und aus den erhaltenen Werthen die gesuchte 
Grösse berechnen. Oder man kann in das Öalorimeter eine bekannte 
Menge Wassers von bekannter Temperatur hineinhringen und die Zu- 
und Abnahme der Wassertemperatur feststellen. Endlich eignet sich 
das Verfahren, eine bestimmte Menge concentrirter Schwefelsäure mit 
dem Calorimeterwasser zu mischen, gleichfalls zur Feststellung des 
Wasserwerthes. 

Durch die Compression des Sauerstoffes (8 Liter) his auf 24 At- 
mosphärendruck wird Wärme frei. Eine Störung der Versuche tritt 
aber dadurch nicht ein, wenn man nur darauf achtet, dass dem 
comprimirten Gase 10 Minuten Zeit zur Abkühlung gelassen wird. 

Der zur Verbrennung nothwendige Sauerstoff wird durch eine 
Compressionspumpe, deren Kolben mit Oel gefettet ist, in die Bombe 
gebracht. Ein Mitreissen von Oeltröpfehen wird durch Einschalten 
von Drahtgewebe in die Leitung verhindert: aber den Geruch nach 
Oel nimmt der Sauerstoff doch an. B. und R. haben aufs bestimmteste 
dargethan, dass durch jene Mengen von Substanz, welche den Geruch 
nach Oel erzeugen, ein Fehler in der calorimetrischen Bestimmung 
nicht herbeigeführt wird. 

Verschiedene Beobachter, welche mit der ealorimetrischen Bombe 
arbeiteten, haben für die nämlichen Substanzen sehr gut überein- 
stimmende Werthe erhalten. Rubner (Marburg). 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


W. Flemming. Ueber den Flexor brevis pollicis und ‚hallucis des 
Menschen (Anat. Arz. 1837, II, 3, S. 68). 

F. will die in der Literatur herrschende Unsicherheit bezüglich 
der Nomencelatur der Daumenmuskeln dadurch beseitigen, dass er die- 
selbe nach vergleichend morphologischen und neurologischen Gesichts- 
punkten eintheilt. Seine Auffassung des Flexor pollieis brevis, die sich 
im Wesentlichen an die ursprünglich von ÖOruveilhier, neuerdings 
auch von Gegenbaur vertretene anschliesst, ist folgende: „Der 
Flexor brevis pollicis entspringt am Lig. carpi transversum und 
seiner Umbiesung in das Lig. carpi profundum, und setzt sich an das 
radiale Sesambein und über dieses hin an die Radialseite der ersten 
Phalanx.” Innervirt wird er vom N. medianus. Als Adductor pollieis 
bezeichnet F. jene Fasern, welche, vom dritten Metacarpus und vom 
Lig. earpi profundum in der Gegend des Carpale II bis IV entspringend, 
vom N. ulnaris versorgt werden und mit Ausnahme einer kleinen 
Nebenzacke, die gemeinsam mit dem Flexor brevis an das radiale 
Sesambein geht, sämmtlich am ulnaren Sesambein und der Ulnarseite 
der ersten Phalange sich inseriren. Den zweiköpfigen Flexor brevis 
hallueis gibt F. ganz auf; der fibulare, vom N. plantaris lateralis ver- 
sorgte Kopf wird zum Adductor gezogen, der tibiale, vom medialen 
Plantarnerven versorgte Kopf allein als Flexor brevis hallueis be- 
zeichnet. Sigm. Fuchs (Wien). 

Centralblatt für Physio'ogie. 94 


286 Centralblatt für Physiologie. Nr. 13. 


D. J. Cunningham. The flexor brevis pollicis and the flexor brevis 
hallueis in Man (Anat. Anz. 1887, II, 7, S. 186). 


In dieser, wesentlich durch Flemming’s Arbeit (ibid. 3, S. 68) 
veranlassten Mittheilung wendet sich C. vorerst gegen dessen Auf- 
fassung, dass der Flexor brevis pollieis einköpfig sei; vergleichend 
myologische Untersuchungen an Säugern ergaben fast ausnahmslos 
das Vorhandensein eines zweiten ulnaren Kopfes. Dieser, dessen 
Identität mit dem Interosseus volaris primus von Henle und Dursy 
v. Bischoff zuerst nachwies und ©. in allen Einzelheiten bestätigte, 
wird öfters in Folge mächtiger Entwickelung des Adductor pollieis in 
die Tiefe gedrängt, ist alsdann aber durch Präparation vom Handrücken 
aus darzustellen. Beim Menschen fehlt er nur ausnahmsweise, ist da- 
gegen beim Gorilla und Schimpanse in Folge grosser Mächtigkei 
des Adductors völlig geschwunden. 

Bezüglich des von Flemming als massgebend betonten Kri- 
teriums der Innervirung hat ©. gerade in diesem Falle mancherlei 
Schwankungen beobachtet, und unabhängig von ihm hat sein Assistent 
Dr. Brooks solche Variationen eingehend beschrieben, weshalb (. 
eine rein neurologische Eintheilung dieser Muskeln nicht für durch- 
führbar hält. Nach C. ist auch der Flexor brevis hallueis durchweg 
zweiköpfig, und es wird auch sein fibularer Kopf stets vom N. plantaris 
medialis versorgt. 

Am Sehlusse seiner Mittheilung gibt C. folgende kleine Tabelle über 
die Homologien der Musculatur des Daumens und der grossen Zehe: 


Flexor brevis pollieis: . Flexor brevis hallueis: 
a) radialer Kopf, a) tibialer Kopf, 
b) Interosseus primus volaris. & b) fibularer Kopf. 


Tiefer oder ulnarer Kopf des 
Flexor pollieis brevis. 
(Flemming’s Portion D.) Adductor obliquus. 
Adduetor pollieis. Adduetor transversus. 


Sigm. Fuchs (Wien). 


W. Flemming. Nachträgliche Notiz über den Flexor pollieis brevis 
(Anat. Anz. 1887, II, 9, 8. 269). 


F. constatirt vor Allem die erfreuliche Uebereinstimmung, die 
zwischen seinen und Brooks’ Angaben, auf die er erst durch Cun- 
ningham’s Mittheilung aufmerksaın geworden, bezüglich des radialen 
Kopfes des Flexor pollieis brevis und dessen Innervation bestehen. 
Cunningham gegenüber gibt er zu, dass nach dessen und v.Bisehoff's 
vergleichend morphologischen Angaben der Flexor pollieis brevis als 
zweiköpfiger, an beide Sesambeine divergirender Muskel aufzufassen 
sei, dessen ulnarer Kopf, obwohl bei manchen Säugern recht ansehnlich, 
beim Menschen in die Tiefe gedrängt ist und in sehr reducirter Form 
als Henle’s Interosseus volaris primus fortbesteht. Auch darin befindet 
sich Verf. mit ÖCunningham in Uebereinstimmung, dass bei so be- 
trächtliehen Schwankungen bezüglich der Innervirung eine rein neu- 
rologische Eintheilung dieser Muskeln nicht durchführbar sei. 

Siem. Fuchs (Wien). 


* 


Nr-T3, Centralblatt für Physiologie. 987 


Physiologie der Athmung. 


G. Randazzo. Ueber den Einfluss der Ausathmung in verdünnte Luft 
auf die Kohlensäureausscheidung bei Emphysema pulmonum (Öentral- 
blatt f. d. med. Wiss. 1887, 12, S. 209). 

Verf. hat seine Versuche im pneumatischen Institute des jüdischen 
Krankenhauses zu Berlin an Emphysematikern ausgeführt und gefunden. 
dass das Ausathmen in verdünnte Luft weder die Quantität der aus- 
seschiedenen Kohlensäure noch der ausgeathmeten Gase überhaupt 
gegenüber den normalen Verhältnissen beeinflusst. 

Sigmund Exner (Wien). 


Plıysiologie des Blutes, der Lymphe und der Cireulation. 


A.Henocque. Note sur l’etude hematoscopique du sang dans lintoxication 
par loxyde de Carbone-Applications medie. legales (C. R. Soc. de 
Biologie, 7. Mai 1887, p. 283). 

H. hat dureh die spectroskopische Untersuchung (bei Sonnenlicht) 
des Blutes eines durch schlagende Wetter getödteten Bergwerkarbeiters 
die Anwesenheit von Kohlenoxydhämoglobin nachgewiesen. Kohlen- 
oxydhämoglobin zeigt bekanntlich zwei Absorptionsstreifen, welche 
sehr an das Absorptionsspectrum des Oxyhämoglobins erinnern. 

Das erste Absorptionsband erstreckt sich für Kohlenoxydhämoglobin 
rechts von D, von 5854 bis 5654. Es bleibt immer ein bemerkbarer 
Zwischenraum vonDan bis zum Anfang dieses Bandes übrig; während 
für Oxyhämoglobinlösungen der erste Absorptionsstreifen sich von 
5904 bis 5704 erstreckt, also bis dieht an D reicht. 

Leon Frederieg (Lüttich). 

W. Hunter. Intra-Peritoneal blood-transfusion and ‘the fate of 
absorbed blood (Aus dem Leipziger pathologischen Institut und dem 
physiologischen Laboratorium der Universität zu Edinburgh; The 
Journal of anatomy and physiology XXI, p. 138, 264, 450). 

Der Verf. hat sich zur Aufgabe gestellt, darüber ins Klare zu 
kommen, welches das Schicksal der rothen Blutkörperehen bei Blut- 
ergüssen sei, insbesondere, in welchem Masse dieselben resorbirt 
werden und in die Circulation gelangen und wie lange sie in der- 
selben verbleiben. Dass dieselben (wenn das Extravasat in das Unter- 
hautzellgewebe oder in eine seröse Höhle stattgefunden hat) nicht 
einfach zugrunde gehen, ist durch die Resultate früherer Unter- 
suchungen, durch die Steigerung der Anzahl der rothen Blutkörperchen, 
durch die Abwesenheit von Hämoglobinurie erwiesen — vorausgesetzt, 
dass das Blut, das zur Resorption gelangt, derselben Species angehört; 
während Blutkörperchen einer fremden Species zugrunde gehen und ihr 
Hämoglobin durch die Nieren ausgeschieden wird. 

Verf. hat an Kaninchen experimentirt, weil bei diesen Thieren 
die zur Untersuchung nöthigen Blutproben leicht direet aus einer Vene 
(am Ohr) zu gewinnen sind. Er hat das Blut eines Thieres direet aus 
der Carotis durch Vermittelung einer Einsticheanule in die Bauch- 
höhle eines zweiten Thieres fliessen lassen — in diesem Falle wurde 
die Quantität des injieirten Blutes aus dem Gewichtsverlust bestimmt; 

24* 


® 


288 Centralblatt für Physiologie. Nr 


oder es wurde defibrinirtes Kaninchenblut eingespritzt. Die Thiere 
benahmen sich nach den Injectionen häufig so, als ob ihnen nichts 
widerfahren wäre, besonders bei der Benutzung von defibrinirtem 
Blut; manehmal schienen sie innerhalb der nächsten zwei bis drei 
Tage unwohl zu sein, was auf peritonitische Reizung durch grössere 
Cuagula bezogen wird; unter 25 Versuchen kamen nur zwei Todesfälle 
vor, die direct auf eine Verunreinigung (septic condition) der Canule 
zurückzuführen waren. 

Zur Untersuchung dienten Gower’s Hämoglobinometer und 
Hämocytometer. Das erstere — „welches nicht beansprucht, ein wissen- 
schaftliches Instrument zu sein” — wurde nur zur Controle der 
Angaben des letzteren benutzt. Ueber die Fehlerquellen, die diesem 
— und jedem ähnlichen — Instrument anhaften, spricht sich Verf. 
ausführlich aus. Erwähnenswerth ist, dass er 2000 bis 4000 Blut- 
körperchen durchgezählt hat, wodurch der wahrscheinliche Fehler 
(nach der Berechnung von Abbe) auf ein bis zwei Procent herab- 
gesetzt wird, und dass er als die unschädlichste Mischflüssigkeit eine 
Koehsalzlösung von °/, Procent fand. Sie muss von Zeit zu Zeit frisch 
bereitet oder filtrirt werden. 

Wie lange das injieirte Blut flüssig bleibt, ist verschieden, ohne 
dass Verf. anzugeben müsste, wovon diese Verschiedenheiten abhängen. 
Je länger es flüssig bleibt, desto mehr rothe Blutkörperchen werden 
zur Absorption gelangen. In der ersten Zeit wird relativ mehr Serum 
resorbirt, wodurch die gleichzeitig stattfindende Resorption rother 
Blutkörperchen in ihrem Einfluss auf den Gehalt des Blutes an solehen 
verdeckt werden kann. Das Blut sammelt sich m der Abdominalhöhle 
an den am tiefsten gelegenen Stellen, wird jedoch von den peristaltischen 
Bewegungen der Eingeweide auch von dem Orte der Injection fort- 
gebracht. 

Es wurden zwischen 30 und 90 Procent derjenigen Blutmenge 
_ injieirt, die dem Thiere zukam, wenn man seine Blutmenge zu !/ıs 
seines Körpergewichts berechnete. 

I. Experimente mit Injection von nicht defibrinirtem Blut. Der 
Injection folgt unmittelbar ein rascher Anstieg in der Zahl der rothen 
Blutkörperehen, der nach einigen Stunden bis zu einem Tage einem 
Abfall Platz macht; hierauf ein zweiter langsamerer Anstieg und 
binnen zwei bis drei Wochen Rückkehr zur Norm. Der erste Anstieg 
wird vom Verf. darauf bezogen, dass ein Erguss von Serum in die 
Bauchhöhle stattfindet, hervorgerufen durch den Reiz der Injection; 
der erste Abfall darauf, dass dieses Serum, ebenso auch Serum des 
injieirten Blutes resorbirt wird, in höherem Masse als rothe Blut- 
körperchen. Dann zeigt sich in dem zweiten Anstieg der Einfluss der 
Resorption dieser letzteren. In der ersten Zeit nach der Injection ist 
die Zahl der weissen Blutkörperchen auffallend vermindert. Verf. fand 
den Blutkuchen von Wanderzellen durchsetzt, und bezieht dem ent- 
sprechend jene Abnahme der weissen Blutkörperchen auf Transsudation 
der letzteren gleichzeitig mit dem Serum. -— Diese Folgerungen aus 
der Blutkörperehenzählung stehen in Uebereinstimmung mit den 
Befunden Ledderhose's bei direeter Untersuchung der Vorgänge 
nach Blutergüssen. Dieser Autor fand nämlich nach jeder Injection 


Nr, 1 Centralblatt für Physiologie. 289 


oder Extravasation von Blut in die Pleural- oder Peritonäalhöhle ein 
Exsudat, aus leicht gerinnbarer Lymphe und weissen Blutkörperchen 
bestehend. 

In einigen Experimenten des Verf. waren die Fäces auffallend 
schwarz, ohne dass etwa eine Injeetion von Blut in den Darm statt- 
gefunden hätte. Verf. nimmt an, dass in diesen Fällen ein stärkerer 
Zerfall der rothen Blutkörperchen als sonst, Resorption des Hämo- 
globins und Bildung von Gallenfarbstoff daraus stattgefunden habe. 

II. Bei den Experimenten mit Injection von defibrinirtem Blute 
wurde unmittelbar ‚nach der Injection ein rascher Anstieg der Zahl 
der rothen Blutkörperchen beobachtet, der sich nach einigen Stunden 
verlangsamte. Dann (nach zwei bis drei Tagen) Rückkehr zur Norm. 
Verf. stellt den Vorgang so dar, dass auch hier zunächst ein Erguss 
von Serum stattfinde (erster rapider Anstieg); dann werden Serum und 
Blutkörperchen gleichmässig resorbirt; aus dieser gleichmässigen Re- 
sorption erkläre sich, dass bei diesen Experimenten (mit einer Aus- 
nahme) der erste Abfall der Curve (wie er in den Experimenten mit 
nichtdefibrinirtem Blute stattfand) fehlte. Die Hämoglobinbestimmungen 
ergaben, dass der Gehalt des Blutes an Farbstoff in höherem Grade 
zunimmt, als an rothen Blutkörperchen; dass also ein Theil der in- 
Jieirten Blutkörperchen zugrunde geht und ihr Farbstoff in gelöster 
Form resorbirt wird. 

Das Körpergewicht der Thiere nimmt nach den Injectionen ab, 
auch wenn sie sich vollständig wohl befinden; die Abnahme ist am 
grössten, wenn die Zahl der rothen Blutkörperchen am grössten ist. Verf. 
meint, dass ein Ueberschuss an rothen Blutkörperchen, als Sauerstoff- 
trägern, die chemische Umsetzung (Metabolism) in den Geweben steigere. 

Die Zahl der rothen Blutkörperchen blieb bis über drei Wochen 
vermehrt; so lange bleiben also die injieirten Blutkörperchen lebensfähig 
und in der Cireulation. Die Annahme, dass eine vermehrte Bildung 
rother Blutkörperchen stattfinde, wird vom Verf. zurückgewiesen wegen 
der Abnahme des Körpergewichtes. Er fand überdies in einem Falle 
in der Leber Veränderungen, welche auf westeigerten Zerfall rother 
Blutkörperchen schliessen lassen. 

Ein Einfluss der Injeetionen auf die Temperatur war nicht wahr- 
zunehmen. 

Verf. betont, dass seine Experimente einen Einfluss der Defibri- 
nirung auf die Lebensfähigkeit der rothen Blutkörperchen nicht wahr- 
nehmen lassen. 

Zum Schlusse werden Fälle zusammengestellt, in denen am 
Menschen Injeetionen von Blut in die Peritonäalhöhle vorgenommen 
wurden. 

Verf. spricht sich gegen diese Operation aus: wegen der Gefahr 
der Peritonitis; weil eine dauernde Steigerung der Zahl der rothen 
Blutkörperchen sich auf diese Weise nicht erzielen lässt; weil eine 
temporäre Steigerung sich einfacher und gefahrloser durch eine Trans- 
‘fusion in eine Vene erzeugen lässt; weil durch Injection in die Bauch- 
höhle bei den Quantitäten Blut, die man beim Menschen injieiren kann, 
auch diese temporäre Steigerung sehr gering ausfallen würde. 

Paneth (Wien). 


290 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 13. 


Physiologie der Sinne. 


L. Leplat. De la regeneration de Ühumeur aqueuse apres la paracentese 
de la Cornee (Ann. Soc. med.-chir. de Liege, N’ 1, Janvier 
Bar pr 19). 

L. macht beim Kaninchen einen kleinen Einschnitt in die Cornea 
des rechten Auges, damit der Humor aquaeus sich gänzlich entleert 
und injieirt dann zwei Gramm Jodkalium unter die Rückenhaut. Zehn 
Minuten lang lässt er durch wiederholtes Oeffnen der Wunde die neu- 
gebildete Flüssigkeit herauslaufen. Zwanzig Minuten später wird das 
Thier getödtet, die beiden Augen sorgfältig herauspräparirt und frieren 
gelassen. Der Humor aquaeus wird beiderseits als Bisklümpchen her- 
ausgenommen und auf Jod mittelst Stärke, Kaliumnitrit und verdünnter 
Schwefelsäure geprüft. Stets fand sich weniger Jod im operirten als 
im linken Auge. 

Es scheint also die neugebildete Flüssigkeit der vorderen Kammer 
nicht auf Kosten des (jodhaltigen) Blutes der Iris und Ciliarfortsätze 
abgesondert, sondern aus dem noch nicht jodhaltigen Glaskörper durch 
Filtration herausgepresst zu werden. 

Wenn man nach Einspritzung des Jodkaliums zwei Stunden wartet 
(bis der Glaskörper mit Jodkalium stark imprägnirt ist), bevor man 
die vordere Kammer entleert, dann findet man zwanzig Minuten 
später mehr Jod im Humor aquaeus der operirten Seite, was auch 
zu Gunsten der Ansicht spricht, dass diese Flüssigkeit sich grössten- 
theils auf Kosten des Glaskörpers neugebildet hat. 

“ Leon Frederieq (Lüttich). 

P. Moennich. Neue Untersuchungen über das Lichtbrechungsvermögen 
der geschichteten Krystalllinse der Vertebraten (Pflüger’'s Arch. £. 
d. ges. Physiologie XL. Bd., 8. 397). 

Wie eine kurze historische Einleitung dem Leser in Erinnerung 
bringt, ist die Anschauung der Theorie über die Regel, nach welcher 
der Brechungsindex der Linse von aussen gegen den Kern zu wächst, 
bisher nur mit einer gewissen Einschränkung durch directe Messungen 
bestätigt. Während nämlich sowohl der Verf. als auch Andere Messungen 
des Brechungsindex von verschiedenen Punkten der Linse vorgenommen 
haben, die auf einem Durchmesser derselben in grösserer oder 
geringerer Entfernung vom Centrum lagen, und ihre Resultate in guter 
Uebereinstimmung mit den Forderungen der Theorie stehen, fehlt es 
bisher an verlässlichen solchen Angaben über das optische Verhalten 
von Punkten einer Linse, die in der Richtung ihrer Achse vom 
Centrum verschieden weit abliegen. Der Grund davon ist die wesentlich 
grössere Schwierigkeit von Messungen letzterer Art. Die Methoden, 
deren der Verf. sich zur Behebung dieser Schwierigkeiten bediente, 
sind im Wesentlichen die folgenden: Bevor an die Zerlegung der 
Linse in zwei Hälften durch einen axialen Schnitt gegangen wird, 
muss eine Messung des Brechungsvermögens ihrer äussersten Cortieal- 
schichte, deren ÜÖonsistenz am geringsten ist, vorgenommen werden. 
Es wird hierbei nach dem Verf. am besten in der Weise vorgegangen, 
dass die an ihrer Aussenfläche sorgfältig gereinigte, und von an- 
haftender Feuchtigkeit befreite Linsenkapsel über der zu untersuchenden 


Nn.713: Centralblatt für Physiologie. 291 


Gegend der Linse mit einem scharfen Messer gespalten wird, und man 
dann von der spontan sich herausdrängenden Substanz ein Partikelchen 
mit der Scheere entnimmt und selbes auf die Prismafläche des 
bekannten „grossen Abbe&'schen Refractometers überträgt. Mit diesem 
Apparate hat nämlich der Verf. alle in der Arbeit enthaltenen Indices 
gemessen; als Objecte dienten ihm ausschliesslich Linsen von Rindern. 
Das einzelne, für eine Messung verwendete Stückchen Substanz darf, 
wenn die Angaben die nöthige Schärfe haben sollen, nicht grösser als 
ein Steeknadelkopf sein; und ausserdem ist grosses Gewicht darauf zu 
legen, dass ein solches Stückehen womöglich nur aus Substanz einer 
einzigen Faserschicht bestehe, wegen des raschen Wechsels im 
Breehungsvermögen, der besonders in den Oorticalschichten hervortritt. 
Um nun eine so scharfe Abgrenzung zu ermöglichen, entnahm der 
Verf. die Substanzproben längs der Achse der Linse aus deren Innerem, 
nicht dem frischen, sondern dem gefrorenen Organe. Doch muss hin- 
sichtlich der zahlreichen Details der Methode auf das Original ver- 
wiesen werden; ebenso hinsichtlich der Berechnung der Resultate, welche 
in einer einfachen Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate 
besteht. Das Ergebniss der Untersuchung von vier Linsen von Rinder- 
augen steht in bestem Einklange mit dem Mathiessen schen Gesetze. 
Dieses Gesetz stellt den Brechungsindex einer Linsenstelle als Funetion 
ihrer Entfernung vom Kerncentrum dar. Trägt man die Entfernungen 
vom Linsencentrum als Abseissen auf, und die zugehörigen Breehungs- 
indices als Ordinaten, so besagt das genannte Gesetz, dass die End- 
punkte der Ordinaten durch eine Curve von parabolischer Krümmung 
miteinander verbunden werden. — Nach einer Kritik der älteren, 
von  Ohossat herrührenden Messungen der in Rede stehenden 
Constanten an Linsen von verschiedenen Thieren geht der Verf. 
über zur Beantwortung der Frage, ob die, in sich geschlossenen 
Schichten einer Linse untereinander geometrisch ähnliche Gestalten 
besitzen. Hiefür wurde die frische Linse mit Gypsbrei umgossen, und 
sobald dieser erstarrt war, mit dem Gypsmantel einige Minuten lang 
in Wasser gekocht, um die Linsensubstanz zur Gerinnung zu bringen. 
Hierauf wurde die Gypshülle entfernt und die Linse durch einige Stunden 
in absolutem Alkohol gehärtet. Die Linse erhält dadurch eine solche 
Consistenz, dass sich Schieht um Schicht von ihr im Zusammenhange 
abblättern lässt, wie die Schalen einer Zwiebel, so dass die Ober- 
fläche der entstehenden kleineren Körper immer nur durch je eine 
und dieselbe Schichte gebildet wird. Der Verf. begann die Unter- 
suchung damit, dass er die durch Kochen und Alkohol gehärtete Linse 
mit einem scharfen Messer vorsichtig in der Richtung der Achse halbirte, 
und dann auf der Schnittfläche mit Hilfe von Lineal und Reissfeder 
vier durch das Kerncentrum führende Strahlen verzeichnete, je einen 
in der Richtung von Achse und Durchmesser. und je einen, die so 
entstandenen rechten Winkel halbirenden. Nun wurden die Längen 
der vier Strahlen der Reihe nach genau gemessen. Nach Abtrennung 
einer dünnen Schichtenschale geschah dasselbe für das erhaltene 
kleinere Linsenstück. In dieser Weise wurde fortgefahren, bis die 
Dimensionen des übriggebliebenen Kernkörpers nicht weiter vermindert 
werden konnten, ohne die Genauigkeit der Messungen zu beeinträchtigen. 


292 Centralblatt für Physiologie. Naar 


Wenn nun im Schiehtenbau das Princip der linearen Aehnlichkeit 
verwirklicht ist, so müssen die Längenverhältnisse zwischen den 
Strahlen dieselben bleiben für verschiedene Schichten. Dies ist nun, 
wie die Untersuchung zweier Rinderlinsen nach dem obigen Verfahren 
ergibt, nur in erster Annäherung der Fall, und mit Beschränkung auf 
die mittleren Substanzlagen. Die äussersten, weichsten Schichten sind 
mit vollem Rechte aus der ganzen Betrachtung auszuscheiden, im 
Hinblick auf ihre grosse Deformirbarkeit und den physiologischen 
Wechsel der Gestalt, dem sie bei der Accommodation unterliegen. 
Sieht man also von den auf sie bezüglichen Zahlen ab, dann 
findet man eine leidliche Constanz der Längenverhältnisse für die 
nächstfolgenden Substanzlagen. Bei der Annäherung an die Kern- 
schichten wird diese Constanz aber wieder geringer und macht dem 
Ausdrucke einer stets wachsenden Präponderanz der Achsenrichtung 
über alle anderen Richtungen hinsichtlich der Zunahme der Krümmung 
der Schichten mit abnehmender Entfernung vom Kerncentrum Platz. 
Aus den gefundenen Gesetzen der Aenderung des Brechungsindex, 
sowie der Gestalt der Schiehten beim Fortschreiten auf einem Radius 
der Linse lässt sich unter einigen selbstverständlichen Voraussetzungen 
eine Controle der Messungen beider Elemente gewinnen, aus dem Ver- 
gleiche eines Rechnungsergebnisses, dem eben diese Messungen zu 
Grunde liegen, mit dem Ergebnisse neuer Messungen. Diese letzteren 
haben sich auf den mittleren Brechungsindex der ganzen Linse zu 
beziehen, d. h. auf den Brechungsindex jener Substanz, die man aus 
der Zerreibung und Mischung der ganzen Linse in einem kleinen 
Mörser erhält, wenn man diese bis zur völligen optischen Homogenität 
fortsetzt. Der Verf. beobachtete im Mittel einen Brechungsindex der 
Linsenmischung von 1'4157, während die oben angedeutete Berechnung 
. aus seinen anderweitigen Messungsresultaten ihm den Werth 14179 für 
dieselbe Oonstante ergab. Die Uebereinstimmung dieser beiden Werthe 
ist unter Berücksichtigung der obwaltenden Umstände eine recht be- 
friedigende zu nennen und beweist deutlich die grosse Annäherung der 
Giltigkeit des Mathiessen’schen Gesetzes. E. v. Fleischl (Wien). 


Physiologische Psychologie. 
Burot. Une suggestion par lettre (Revue de l’hypnot. exp. I, S. 225). 

Eine hysterische Bauersfrau war durch zwei Monate hindurch von 
B. zu therapeutischen Zwecken hypnotisirt worden. Einige Zeit nach 
ihrer Rückkehr in die Heimat stellte sich hartnäckige Stuhlverstopfung 
ein (durch 11 Tage), welche keinem Mittel weichen wollte. 

B. wollte versuchen, ob auch eine schriftliche Suggestion möglich 
sei, und schrieb ihr Folgendes: „Zwei Stunden nach Empfang des Briefes 
würde sie sich schlafen legen, eine Viertelstunde schlafen und dann 
eine ausgiebige Entleerung haben.” In der That wurde dieser Auftrag 
genau ausgeführt und auch weiterhin einer brieflichen Suggestion 
entsprechend regelmässiger Stuhlgang erzielt. Obersteiner (Wien). 


Druckfebhlerberichtigung. 
In Nr. 11, Seite 244, Zeile 19 und Seite 245, Zeile 3 von oben liess: „Perey’ statt „Perey’”. 
In Nr 12, Seite 156, Zeile 4 von oben liess: „keine’’ statt „kleine’’. 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


Druck der k. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


CHENTRALBLATT 


- PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner a Doc. Dr. Johannes Gad 
in Wien in Berlin. 
Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.— 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 1. October 1887. Ne 


Inhalt: Originalmittheilung: ©. Bohr, Gasspannung im Blute. — Allgemeine Phy- 
siologie: Liebermann und Bergami, Coccerylalkohol und Coccerinsäure.. — 
De Zaayer, Giftigkeit der Erieaceen. — Chouppe, Stryehnin und Cocain. — 
Durdufi; Feinberg, Coeainwirkung. — Löw, Giftwirkung. — Mairet et Com- 
bemale, Wirkung von Methy!al. — Filehne, Wirkung der Benzoylderivate. — 
Kreusler, Sauerstoffgehalt der Luft. — Eulenburg, Leitungswiderstand des 
Kopfes. — Brühl; Armstrong; Spencer, Bildungswärme organischer Körper. — 
Kreusler, Salpetersäure in höheren Pflanzen? — Maydl; Pregaldino, Kochsalz- 
infusion. — Ehrenberg, Stickstoff bei Fäulnissprocessen. — Laborde, Versuche 
an Hingeriehteten. — Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Circulation: 
Fano, Tonusschwankungen in den Gefässen der Schildkröte. — Ebert, Blut- 
plättehen. — Le Nobel, Wirkung der Reductionsmittel auf Hämatin. — Münzel, 
Puls und Druck nach Vagusdurehschneidung. — Physiologie der Drüsen: Oddi, 
Gallenwirkung bei Magenverdauung.— Regnard, Registrirung der Pepsinverdauung. 
— Ranvier, Schleimseeretion. — Physiologie der Verdauung und Ernährung: Colin, 
Bewegungen des Verdauungstractes. — Zawarykin, Fettresorption. -—— Hasehroek, 
Producte der Magenverdauung. — Holl, Mundhöhle des Frosches. — Stutzer, Stick- 
stoffhaltige Producte im Kothe. — Boas, Eiweissverdauung. — Physiologie der 
Sinne: Aubert, Bewegungsempfindungen. — Physiologie des centralen und sym- 
pathischen Nervensystems: Brown-Söquard, Anästhesie bei Rückenmarksver- 
letzungen. — Brown-Sequard, Effecte einer Erregung der Halsregion. — Brown- 
Sequard, Effecte der Rindenreizung. — Dees, Nervus accessorius. — Bissaud e' 
Mane, Hysterische Gesichtslähmung. — Springer, Trophische Störung. — Dupuy, 
Hirnreizung. — Fere, Thränenseeretion bei Tabes. — Sirotlinin, Reizung des Frosch- 
rückenmarkes. — Physiologische Psychologie: Camerer, Raumsinn. — Zeugung 
und Entwickelung: Waldtyer, Karyokinese. 


Originalmittheilung. 


Ueber die Gasspannungen im lebenden arteriellen Blute. 
Von Christian Bohr, Professor der Physiologie in Kopenhagen. 
(Der Redaction zugegangen am 6. September 1887.) 

Die hier mitgetheilte Untersuchungsreihe ist in der Absicht unter- 
nommen, als methodologische Einleitung zu weitergehenden Versuchen 
‘über Gasspannungen im lebenden Blute zu dienen. Die gleich anfangs 
erhaltenen Resultate schienen mir aber für die Auffassung der Lungen- 


respiration nicht ohne Interesse zu sein, so dass ich mich entschloss, 
Centralblatt für Physiologie, 25 


294 Centralblatt für Physiologie. Nr. 14. 


sie schon jetzt zu veröffentlichen, obschon sie in vielen Richtungen 
Lücken darbieten, mit deren Ausfüllung durch weitere Experimente 
ich augenblicklich beschäftigt bin. Da ich somit beabsichtige, später in 
ausführlicherer Weise auf die Frage zurückzukommen, kann ich mich 
um so eher in dieser kleinen Mittheilung auf die Darstellung der 
Hauptzüge der Methode und Versuchsresultate beschränken, ohne die 
Details der Untersuchung, sowie die einschlägige Literatur näher zu 
behandeln. 

Das Prineip der Methode war hier, wie bei den älteren vor- 
liegenden Untersuchungen über denselben Gegenstand, die Erstrebung 
einer Ausgleichung zwischen dem unveränderten Blute und einer mit 
demselben in Berührung stehenden abgeschlossenen Gasmenge. Beob- 
achtet man dann den totalen Gasdruck in dem erwähnten Raume und 
analysirt man die sich darin befindende Gasmenge, so lassen sich in 
bekannter Weise die Partialdrucke der einzelnen Gase im Raume be- 
rechnen. Unter Voraussetzung des völligen Ausgleiches zwischen Blut 
und Gas sind diese Partialdrucke identisch mit der Spannung der ein- 
zelnen Gase im Blute. 

So einfach diese Methode auch scheint, so stellen sich ihrer 
praktischen Ausführung doch viele Schwierigkeiten entgegen, und zwar 
besonders deshalb, weil zu gleicher Zeit das Blut in jeglicher Hinsicht 
(Coagulation, Gasgehalt etc.) unverändert bleiben, und doch die Be- 
rührıng mit den Gasen in Gefässen ausserhalb des Körpers hinläng- 
liche Zeit dauern muss, um die vollständige Ausgleichung zu sichern; 
dies kann man nur dadurch erzielen, dass man während desselben 
Versuches die Gase des abgeschlossenen Raumes in nicht zu kurzen 
Zwischenräumen wiederholt analysirt, um sich zu überzeugen, dass ein 
stabiler Zustand eingetreten ist. Um hierzu hinlängliche Zeit zu ge- 
winnen und doch das Blut möglichst unbeschädigt zu erhalten, wurde 
in unten beschriebener Weise vorgegangen, durch welche es möglich 
wurde, die Gase bis über eine Stunde ununterbrochen in Berührung 
mit stets frisch erneuertem Blute zu erhalten, während doch die Blut- 
proben nur ungefähr eine Minute (10 bis 120 Secunden) sich ausser- 
halb des Körpers befanden. 

Ein wesentlicher Theil des hierzu verwendeten Apparates 
war die neue Modification der Ludwig’schen Stromuhr. Die beiden 
Cylinder derselben sind bekanntlich so untereinander und mit den 
Enden eines durchgeschnittenen Gefässes (in unserem Falle einer Arterie) 
verbunden, dass das Blut einen Umweg durch die zwei Öylinder 
nehmen muss, und zwar so, dass es vom centralen Ende des Gefässes 
abwechselnd je nach der Stellung des Verschlussmechanismus in den 
ersten oder zweiten Öylinder einströmt, während zu gleicher Zeit das 
Blut von dem Cylinder, welcher zur Einströmung nicht -benützt wird, 
sich in das periphere Ende des Gefässes ergiesst. Die beiden Cylinder 
sind oben so miteinander verbunden, dass über ihnen ein nach aussen 
abgeschlossener Gasraum entsteht. Das Gas in diesem Raume wird 
dann, wie leicht ersichtlich, stets von einem Cylinder zum anderen 
und wieder zurück gedrängt, entsprechend der abwechselnden Füllung 
und Entleerung der Öylinder. Hierdurch werden, was ein grosser Vor- 
theil ist, die einzelnen Gase untereinander immerfort gemischt und sind 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 295 


stets mit den Oberflächen des in den Gylindern frisch strömenden 
Blutes in Berührung. Diese Blutoberfläche hatte in unseren Versuchen 
eine Ausdehnung von ungefähr 215 Quadrateentimeter. Durch Ab- 
schliessung mit Juftdichtgeschliffenen Hähnen war es möglich in einem 
gegebenen Momente einen Theil des Gasraumes abzusperren, ohne den 
Gang des Versuches zu unterbrechen oder nur im geringsten zu stören. 
Nach Sehluss des Versuches konnte die so abgesperrte Gasmenge nach 
Ueberfüllung ins Eudiometer analysirt werden, wodurch man ein Bild 
der Zusammensetzung des Gases im Raume zur Zeit der Absperrung 
gewann. In dieser Weise konnte bei demselben Versuche die Zu- 
sammensetzung der Gase bis zu drei verschiedenen Zeitpunkten eruirt 
und somit der Verlauf der Ausgleiehung controlirt werden. 

Ich bemerke hier, dass es möglich war, den Gasraum vor dem 
Versuche in den verschiedenen Fällen mit verschieden zusammen- 
sesetztem Gase zu füllen; die hierdurch hervorgebrachte Abänderung 
der anfänglichen Partialdrucke der Gase in den verschiedenen 
Versuehen ermöglicht eine, wie leicht ersichtlich, sehr wichtige Varia- 
tion der Experimente. 

Da ich, wie schon erwähnt, die genauere Beschreibung der Details 
der Methode hier übergehe, füge ich über den Bau des Apparates nur 
hinzu, dass ein passend aneebrachtes (uecksilbermanometer den Gas- 
druck im Inneren des Apparates zu beobachten gestattete, und dass 
der ganze Apparat, um die Temperatur constant zu erhalten, in einem 
mit Wasser gefüllten Kasten angebracht war. Die Temperatur, welche 
dureh einen Aetherregulator regulirt wurde und nur um 0:1" schwankte, 
war in sämmtlichen Versuchen 39'2°0. Der Totaldruck ergab sich 
jedesmal durch Ablesen des Barometers und des oben genannten 
Manometers. Es wurde durch Reguliren der Höhendifferenz zwischen 
Versuchsthier und Apparat dafür Sorge getragen, dass der Druck im 
Inneren des Apparates ungefähr dem Atmosphärendruck gleich kam. 

Die Gasanalysen wurden nach Bunsen ausgeführt, nur wurde, 
um eine möglichst grosse Genauigkeit zu erhalten, die Ablesung mit 
Kathetometer gemacht, das Barometer in demselben Gefäss wie das 
Eudiometer angebracht und beiden ein Diameter von circa 2 Centimeter 
gegeben. Um die Temperatur constant zu erhalten, wurde sowohl 
Eudiometer wie Barometer in einem Wasserkasten angebracht. 

Damit das Blut hinlänglich lange durch den Apparat ohne Störung 
strömen konnte, wurde die Coagulation des Blutes beim Ver- 
suchsthier aufgehoben, in einem Falle in bekannter Weise mittelst 
Peptonlösung und in den übrigen Fällen durch Einspritzung von Blut- 
egelinfus. (nach Hayeraft). Als Versuchsthiere wurden ausschliesslich 
grosse Hunde benützt und damit die Athmung möglichst ungestört 
durch das Aufbinden des Thieres vor sich gehen konnte, wurde eine 
Trachealfistel angelegt; die Thiere athmeten übrigens natürlich; nur 
in einem Falle wurde, wie unten angegeben, die künstliche Athmung 
für eine sehr kurze Zeit angewendet. 

Vorläufig habe ich nur die Gasspannungen im arteriellen Blute 
untersucht und es wurde dabei der Apparat entweder so angebracht, 
dass das Blut vom centralen Ende der durchschnittenen Carotis in den 
Apparat hinein und vom Apparate in das centrale Ende der durch- 

25* 


296 Centralblatt für Physiologie. Nr. 14. 


schnittenen Vena jugularis strömte, oder das Blut kam aus dem centralen 
Ende einer Carotis und strömte durch den Apparat in das periphere 
Ende der Carotis hinein; im letzteren Falle war also der Apparat 
im Verlaufe einer Arterie eingeschaltet, so dass sich jenseits des 
Apparates ein Oapillarsystem befand; im ersteren Falle strömte das 
Blut direct durch eine Arterie in eine Vene hinein. Wegen des geringen 
Widerstandes war die Geschwindigkeit des Blutes in diesem Falle 
bedeutend erhöht, wie es aus den unten referirten Versuchstabellen 
ersichtlich ist; da aber das Blut der Carotis dann durch kein Capillar- 
netz fliesst, muss das gesammte venöse Blut etwas mehr als normal 
arterialisirt werden; wahrscheinlich ist die hierdurch eingetretene 
Aenderung der natürlichen Verhältnisse gering. Sicherheitswegen wurde 
aber in der Regel aus diesem Grunde die Verbindung des Apparates 
mit den beiden Enden einer durchgeschnittenen Arterie vorgezogen. 


Indem ich mich zur Darstellung der Versuchsergebnisse 
wende, führe ich zuerst die Resultate der einzelnen Versuche an: 


Es bedeutet: Z die in Minuten angegebene Zeit seit Anfang des 
‘Versuches; L die in dieser Zeit durch den Apparat seströmte Blut- 
menge in Litern; T-O, bedeutet Tension des Sauerstoffes; T-C00, die 
Tension der Kohlensäure und unter Rubrik A ist aufgeführt, wie viele 
Kubikcentimeter Kohlensäure unter dem herrschenden Druck und 
Temperatur seit Anfang des Versuches vom Blute abgegeben sind; 
eine negative Grösse in dieser Rubrik bedeutet selbstverständlich eine 
Aufnahme von Kohlensäure seitens des Blutes. 

Versuch I. Hund von eirca 20 Kilogramm Gewicht. Blutegel- 
infus. Der Blutstrom durch den Apparat geht von der Carotis in die 
Vena jugularis. Athmung natürlich. 


7 L ]-0, 7-00, A 

N) 1 46 

74, 9 136-1 39-5 EIER: 
231), 25 1382 32:3 Bar 


Versuch II. Hund von circa 30 Kilogramm Gewicht. Blutegel- 
infus. Blutstrom aus der Carotis in die Vena jugularis. Athmung 
natürlich. 


Z L T-0, T-00, A 
0) al 93 

12 6:7 19233 82:9 —13 

22a 128 13358 68:1 —21 


Versuch III. Hund von 23 Kilogramm Gewicht. Blutegelinfus. 
Blutstrom aus dem centralen in das periphere Ende der Carotis. 
Atlımung ab und zu für sehr kurze Zeit künstlich; in den Zwischen- 
räumen hat die Athmung einen stürmischen, periodischen Charakter. 


Z L T-0, T-C0O, A 
0 114 46 

30 4:3 122:8 IM — 8 

65 10 1215 34:2 —11 


Versuch IV. Hund von 43 Kilogramm Gewicht. Blutegelinfus. 
Blutstrom wie in Versuch Il. Athmung natürlich. 


nun; 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 397 


7 L T-0, T-C0, A 
0 146°9 04 

22 3-7 132-1 21 Bi 

45 71 135°2 0 0 

70 102 135-6 0 Ö 


Versuch V. Hund von 38 Kilogramm Gewicht. Peptoninjeetion. 
Blutstrom wie in Versuch III. Athmung natürlich, langsam. 


Z L T-0, 7-00, A 
0 146°6 04 

42 3:9 1371 0 0 

64 6:8 137°7 3:0. WeätyO 

34 8:2 138-4 San E18 


Aus diesen Versuchen geht erstens hervor, dass die Versuchsbedin- 
gungen genügen, um die Sauerstoffspannung ziemlich schnell beinahe 
stabil zu machen. Mit Ausnahme des Versuches III, wo die Athmung nicht 
ganz normal war, stehen die Versuchsresultate untereinander in sehr guter 
Uebereinstimmung; die Sauerstoffspannungen beim Schlusse der ein- 
zelnen Versuche schwanken nur zwischen 133°8 und 1384 ungeachtet 
dass die Sauerstoffpartialdrucke beim Anfang der einzelnen Versuche 
zwischen 111 und 147 variirten; auch der im Versuch UI gefundene 
Werth (122 Millimeter) entfernt sieh nicht weit von den Zahlen der 
übrigen Versuche. Die Sauerstoffspannung des arteriellen Blutes 
findet sich durchschnittlich (ausser Versuch III) gleich 136°5; die 
über Erwartung grosse Höhe dieser Spannung wird weiter unten Ver- 
anlassung zu einigen Betrachtungen über die Art des Gasaustausches 
in der Lunge geben. 

Zweckmässig werden aber erst die aus den Versuchen erhaltenen 
Resultate, betreffend die Kohlensäurespannungen’ des arteriellen 
Blutes, auseinandergesetzt, welche aus den Rubriken T-C0, und A zu 
ersehen sind. 

In den Versuchen I, I, II, wo vor dem Anfang des Versuches 
eine bedeutendere Kohlensäuretension im Apparate herrschte, ist jedesmal 
eine nicht unbedeutende Kohlensäuremenge aufgenommen worden. Die 
Aufnahme geschieht aber sehr allmählich, so dass es nicht angenommen 
werden kann, dass eine vollständige Ausgleichung erreicht ist (ver- 
gleiche in dieser Hinsicht Versuch I mit Versuch II). Als man dann 
den anderen Weg einschlug, wie im Versuch IV und V, und mit einer 
beinahe verschwindenden Kohlensäuretension anfing, zeigte sich, dass 
die Kohlensäuretension des arteriellen Blutes in unseren Versuchen eine 
ausserordentlich geringe war, so in Versuch IV, wo sie nach 
22 Minuten als 2:5 Millimeter gefunden wurde und nachher abnahm, 
so dass sie sowohl nach 45 wie nach 70 Minuten gleich 0 war.”) 


*) Bei den Gasanalysen ist ein Fehler bis zu O1 Procent nieht zu umgehen; 
da der Totaldruck der Gase im Spannungsapparat ungefähr gleich 700 Millimeter 
war, ist somit in den Spannungsbestimmungen ein Fehler von 0'7 Millimeter möglich. 
Wo eine Spannung von O gefunden ist, kann die wirkliche Spannung auch 07 Milli- 
meter sein. Dies ist nicht ohne Bedeutung; es finden sieh nämlich, wie ich in einer 
späteren Abhandlung zeigen werde, dissoeiirbare Stoffe im Blute, welche noch bei 
einem Druck von 0:7 Millimeter beträchtliche Mengen von Kohlensäure zu binden 
vermögen, obschon sie völlig auspumpbar sind. 


298 Centralblatt für Physiologie. Nr. 14. 


In Versuch V ist wiederum nach 42 Minuten die Kohlensäure- 
tension gleich O, steigt aber dann allmählich bis nach 80 Minuten aur 
34. Die hierbei stattfindende Abgabe von Kohlensäure seitens des 
Blutes zeigt sich aber von einer ganz anderen Grösse als die Aufnahme 
bei Versuchen I, II, HI, wo die Kohlensäuretension vor Anfang des 
Versuches an eine beträchtliche war; so sind im Versuch III in un- 
gefähr einer Stunde 11 Kubikeentimeter aufgenommen, in Versuch V 
in derselben Zeit nur 1 Kubikeentimeter abgegeben. Es ist deshalb 
kein Grund vorhanden, anzunehmen, dass eine Fortsetzung des Ver- 
suches V über die 84 Minuten hinaus, welche er gedauert hat, eine 
wesentliche Steigerung der Kohlensäuretension hervorgebracht hätte. 
Aus Versuch IV und V müssen wir somit schliessen, dass die Kohlen- 
säuretension des lebenden arteriellen Blutes ausserordentlich gering 
ist, ja sogar unter 1 Millimeter sinken kann. 

Hieraus scheint aber eine für unsere Auffassung der Lungen- 
respiration wichtige Oonsequenz hervorzugehen. Bei der jetzt wohl 
allgemein angenommenen Hypothese des Gasaustausches in der Lunge, 
nach welcher die einfache Gasdiffusion zwischen Blut und Lungen- 
luft als ausreichende Erklärung angesehen wird, muss nothwendiger- 
weise angenommen werden, dass die Kohlensäuretension des die Lunge 
verlassenden arteriellen Blutes grösser ist (oder wenigstens gleich) 
als die Kohlensäuretension der Alveolenluft. und letztere hat selbst- 
verständlich eine grössere Kohlensäuretension als die Ausathmungsluft. 

Da nun die Kohlensäuretension im Versuche IV höchstens 0:7 Milli- 
meter (siehe Anmerkung) und im Versuche V höchstens 4 Milli- 
meter war, muss die Ausathmungsluft eine noch geringere Tension 
haben und also einen procentischen Gehalt von Kohlensäure im Ver- 
suche IV unterhalb 0-1, im Versuche V unterhalb 06 haben. Da die 
Thiere ganz ruhig und natürlich athmeten, so habe ich, obgleich 
die Zusammensetzung der Athmungsgase bei diesen Versuchen nieht 
bestimmt wurde, wohl hinlänglichen Grund, eine Annahme wie die 
eben erwähnte für im allerhöchsten Grade unwahrscheinlich zu betrachten ; 
bekanntlich wurde der normale procentische Gehalt an Kohlensäure 
in der Exspirationsluft des Hundes bei den vorliegenden Versuchen 
gleich circa 2:8 Procent gefunden. 

In dem Grade, wie es unannehmbar ist, dass der Kohlensäure- 
gehalt der Exspirationsluft eines ruhig athmenden Hundes unter 
0'1 Procent sinken kann, in demselben Grade wird man gezwungen 
sein, die Diffusionshypothese als nicht ausreichend für die Erklärung 
unserer Versuche anzusehen: vielmehr muss man annehmen, dass die 
Kohlensäure durch das Lungengewebe aus dem Blute fortgeschafft wird 
mittelst einer Art von Secretionsprocess, analog den Ausscheidungs- 
processen in den Drüsen. Diese Annahme wird gestützt durch Be- 
trachtung der für die Sauerstoffspannungen gefundenen Werthe. Be- 
trachtet man z. B. Versuch V, wo die Sauerstoffspannung mit Sicherheit 
zu 138 Millimeter bestimmt ist und rechnet man ungefähr, dass die 
Alveolenluft eine Temperatur von 40°C. (die Temperatur des Thieres) 
besass, so findet man (da unter Voraussetzung der Diffusionshypothese 
die Sauerstoffspannung in diesem Falle in den Alveolen wenigstens 
138 Millimeter erreichen muss), dass die Alveolenlüft wenigstens 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 299 


19:8 Procent Sauerstoff enthalten muss, also nur 1'1 Procent weniger 
wie die atmosphärische Luft. Das Verhältniss wird nur wenig ver- 
ändert, wenn man die Temperatur der Alveolenluft viel niedriger, 
z.B. zu 38” setzt; es wird nämlich dann der Procentgehalt an Sauer- 
stoff 19:6 werden und somit nur 1'3 Procent niedriger als derjenige 
der atmosphärischen Luft. Die Ausathmungsluft des Hundes, welcher 
während des Versuches sehr ruhig respirirte, musste dann sich in 
noch höherem Grade der Zusammensetzung der atmosphärischen Luft 
genähert haben; dies ist aber nach den vorliegenden Bestimmungen 
über die Zusammensetzung der Athmungsluft im höchsten Grade un- 
rahrscheinlich. Auch hier scheint somit die Diffusionshypothese nicht 
auszureichen. 

Die Tragweite der entwickelten Anschauung für unsere Auffassung 
der verschiedenen Fragen, welche die Lungenrespiration berührt, dürfte 
nicht gering sein; eben deshalb hebe ich ausdrücklich hervor, was 
übrigens aus der ganzen Abhandlung hervorgeht, dass diese An- 
schauung erst dann als streng bewiesen erachtet werden kann, wenn 
Versuche vorliegen, in denen zu gleicher Zeit die Zusammensetzung 
der Respirationsgase und die Gasspannungen im Blute untersucht wurden. 
Mit den Vorbereitungen für solche Versuche bin ich augenblicklich 
beschäftigt. 

Diese Untersuchungen sind während eines Aufenthaltes in dem 
physiologischen Institute zu Leipzig ausgeführt. Für die viel- 
fache Unterstützung,. welche mir hierbei mein hochverehrter Lehrer, 
Professor ©. Ludwig, zugute kommen liess, erlaube ich mir ihm 
meinen herzlichsten Dank auszusprechen. 


Allgemeine Physiologie. 


C. Liebermann und O. Bergami. Ueber Coccerylalkohol und Coccerin- 
säure (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 959). 


L. und B. haben das Wachs der Cochenille näher untersucht, 
welches L. schon früher in seine beiden Bestandtheile, Coccerylalkohol 
C;, H,O, und Ooceerinsäure C;, H;, O, zerlegt hatte. Circa 1 Centner 
Cochenille lieferte 500 Gramm reines Ooceerin. 

Der Öoecerylalkohol lässt sich durch Erhitzen mit Säureanhydriden 
in Ester überführen, von denen der Essigsäure- und der Benzoösäure- 
ester untersucht wurden. Ersterer ist in Aether sehr leicht löslich 
und wird aus dieser Lösung durch Aceton (worin er sehr schwer 
löslich ist) in weissen Krystallflocken gefällt, welche bei 48 bis 50" 
schmelzen. Seine Formel ist: C,H, (0.0, H, 0),; er löst sich auch 
in warmem Alkohol oder Eisessig leicht auf, krystallisirt aber beim 
Erkalten grösstentheils wieder aus. Durch alkoholisches Kali wird er 
beim Erwärmen sehr leicht verseift, durch verdünntes wässeriges 
Alkali nicht. Der Benzoösäurecoccerylester ist dem vorigen sehr ähnlich, 
löst sich aber im Allgemeinen schwieriger; er schmilzt bei 60 bis 62°, 
bleibt nach dem Erhitzen über seinen Schmelzpunkt längere Zeit butter- 
weich und erhärtet erst im Laufe einiger Tage. Seine Formel ist: 
C;, H;, (0.C, H, O),. Der Coecerylalkohol ist demnach zweiatomie. 


300 Centralblatt für Physiologie. Nr. 14. 


Bei der Oxydation des Öoccerylalkohols mittelst Chromsäure in 
Eisessiglösung entsteht unter anderen unbekannten Produeten eine 
Pentadeeylsäure: C,; H;, 05, welche mit den schon bekannten Säuren 
dieser Formel nicht identisch ist. Die Säure krystallisirt, ist in Alkohol, 
Aether, Eisessig, Benzol sehr leicht, in Ligroin schwerer löslich, schmilzt 
bei 59 bis 60°. In Ammoniak gelöst, gibt sie mit Kalk- und Baryt- 
salzen schleimige, beim Kochen körnig werdende unlösliche Nieder- 
schläge. Dieselbe Säure wurde auch bei der Oxydation der Coecerin- 

säure mit Chromsäure erhalten, was auf einen nahen Zusammenhang 
der Öoccerinsäure mit dem Coceerylalkohol hindeutet. 

E. Drechsel (Leipzig). 
H. G. de Zaayer. Untersuchungen über Andromedotoxin, den giftigen 

Bestandtheil der Ericaceae (mitgetheilt von P. C. Plugge; 

Pfüger’s Arch. XL, 9 und 10, S. 480). 

100 Kilogramm Blätter von Rhododendrum ponticum werden mit 
siedendem Wasser extrahirt, mit Bleizucker und Bleiessig gefällt, das 
Filtrat entbleit, eingedampft und der Rückstand mit Chloroform ausge- 
schüttelt. Aus dem Ühloroformextraet wird nach Lösen desselben in 
Chloroform oder Alkohol das Andromedotoxin durch Aether gefällt. 
Es bildet weisse zierlich krystallisirte Nädelchen, Schmelzpunkt 228 bis 
229° C. Beim Erwärmen der kalt gesättigten Lösung erfolgt eine krystal- 
linische Ausscheidung. In Wasser, Alkohol und Amylalkohol dreht 
es links, in Chloroform rechts. Es gehört zu den indifferenten stickstoff- 
freien Körpern, seine Lösung in indifferenter Flüssigkeit reagirt neu- 
tral, es wird durch keines der sogenannten Alkaloidreagentien ge- 
fällt. Unter seinen Reaetionen ist besonders charakteristisch das Ver- 
halten zu Säuren. Beim Eindampfen mit verdünnter Salz-, Schwefel- 
oder Phosphorsäure lassen sich noch Spuren des Körpers an dem Auf- 
treten einer maulbeerrothen Farbe erkennen. Er hat die Formel 
. 05, Hz, O0. 

"Auf Bakterien und Infusorien ist das Andromedotoxin ohne Wir- 
kung. Lumbricus terristris stirbt in einer Lösung von 1:400 nach 
24 Stunden. Auf Rana temporaria wirkt 0'1 Milligramm in einigen 
Stunden tödtlich, die letale Dosis beträgt für Tauben 01 Milligramm, 
für Kaninchen 025 Milligramm, für Hunde 0'3 Milligramm, für 
Katzen 0°45 Milligramm pro Kilogramm. 

Das Andromedotoxin bewirkt Stillstand der Respiration, Erbrechen, 
Lähmung. 

Der Einfluss auf die Respiration besteht höchst wahrscheinlich in 
einer direeten Lähmung des Respirationscentrums. Er besteht 
nicht in einer Wirkung auf die Vagusenden in den Lungen, wie das 
Verhalten der Athmungscurve mit und ohne Durchschneidung der Vagi 
lehrte. 

Die Lähmung ist bedingt durch eine Lähmung der peripherischen 
Enden der motorischen Nerven und nicht des Nervencentrums. Die 
Muskeln selbst werden nicht gelähmt. Die Lähmung pflanzt sich eher 
als bei Curare von den Nervenendigungen auf den Nervenstamm fort. 
Zuweilen beobachtet man, wie bei Curare und Aconitin, eine „para- 
lysie incomplete”, d. h. ein Nerv, der sich bei einer ersten Reizung 
als sehr empfindlich herausstellt und sich wie ein normaler Nerv be- 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 301 


nimmt, büsst seine Erregbarkeit vollkommen ein nach einer einzigen 
oder zuweilen nach zwei bis drei sich folgenden Reizungen. Die sen- 
siblen Nerven werden nicht gelähmt. 

Die brechenerregende Wirkung tritt zuweilen erst nach voll- 
ständigem Respirationsstillstand ein. Es beweist dies direct die Un- 
richtigkeit der Hypothese Grimm’s, der zufolge das Breeheentrum 
und das Athmungscentrum identisch sein sollten. 

Herz- und Blutgefässe werden wenig oder gar nicht von dem 
Gifte affieirt. Während der Vergiftung tritt Defäcation ein. Das Andro- 
medotoxin wirkt auf Speichel- und Nervenseeretion, vielleicht auch auf 
die Schweisssecretion, da vielen Ericaceen, welche als Heilmittel oder 
sonst wie im Gebrauch sind, eine diaphoretische Wirkung zugeschrieben 
wird. Auf die Pupillen wirkt es bei localer Applieation nieht. Oft 
beobachtet man während der Vergiftung mehr oder weniger starke 
fibrilläre Muskelzuckungen. 

Zum Schluss der Arbeit wird die Behandlung der Vergiftung 
und die Ermittelung des Andromedotoxins besprochen. 


F. Röhmann (Breslau). 


H. Chouppe. Note sur linfluence reciproque de la strychnine et de 
la Cocaöne (Compt. rend. Soc. de Biologie, 23 Avril 1387, p. 246). 
Ziemlich starke Dosen von Cocain (welche muskellähmend wirken) 
hindern das Ausbrechen der Strychninkrämpfe nicht (Frosch und Meer- 
schweinchen). Der Antagonismus zwischen Cocain und Strychnin ist 
nur ein scheinbarer. Leon Frederieg (Lüttich). 


G. N. Durdufi. Zur physiologischen Wirkung des Cocains (Deutsche 
med. Wochenschr. 1887, 9, 8. 172). 


Verf. bestätigt die Angabe Vulpian’s, dass die Einführung von 
Cocain in die V. saphena des Hundes „Hervortreibung der Augäpfel, 
weite Eröffnung der Lidspalten und Erweiterung der Pupillen”, also 
Erscheinungen von Reizung des Kopfsympathieus mache. Da er findet, 
dass nach Durchschneidung des Vagosympathieus und Oculimotorius 
der einen Seite die Wirkung nur auf dem Auge der unverletzten Seite 
auftritt, so schliesst er, dass der Angriffspunkt der Cocainwirkung nur 
central sein könne. Jedoch sind beim Kaninchen auf der Seite des 
durchsehnittenen Halssympathieus ebenfalls die besagten Erscheinungen 
vorhanden, nur in geringerem Grade als auf der unverletzten Seite, 
was Verf. zu Gunsten seiner Ansicht so auslegt, dass bei diesem Thier 
die zum Irismuskel und Müller’schen Muskel gehenden Fasern nicht 
ausschliesslich im Halssympathieus verlaufen. Die Wirkung des Öoeains 
auf die Contraetion der Gefässe leitet Verf. von einer Erregung der 
Gefässcentra her und glaubt dies dadurch erweisen zu können, dass 
bei einem Kaninchen, dem der Halssympathieus einseitig durehschnitten 
war, durch Cocain am Ohr der gesunden Seite erhebliche Anämie er- 
zeugt wurde, während die erweiterten Gefässe auf der Seite der Durch- 
' schneidung sich nur um ein geringes contrahirten. . 

Goldscheider (Berlin). 
J. Feinberg. Weitere Mittheilungen zur physiologischen Cocainwirkung 
(Berl. klin. Wochenschr. 1887, 10, S. 166). 


302 Centralblatt für Physiologie. Nr. 14. 


Verf. erzielte bei Thierversuchen mit Cocain Anästhesie der Bulbi, 
Pupillendilatation, Retraction der Augenlider, Exophthalmus (vgl. 
Durdufi, Zur physiologischen Wirkung des Ovcains, dieses Öentral- 
blatt, S. 301). Bei Hunden trat nach genügender Dosis eine Anästhesie 
der Haut und der höheren Sinne ein; eine Verstärkung der Gabe 
produeirte Krämpfe, welche mit Tod endigten. Diese Krämpfe gehen 
nach Verf. von einem Erregungszustande der Hirnrinde aus, denn: 
sie bleiben aus, sobald die motorischen Gebiete der Hirnrinde entfernt 
sind; ferner hemmen Stoffe, welche die Erregbarkeit der Hirnrinde 
herabsetzen, auch die krampferregende Wirkung des ÜCocains, wie 
Schwefeläther, Ohloralhydrat und bis zu einem gewissen Grade Brom- 
kali. Die Ursache des Erregungszustandes kann in der durch Cocain 
gesetzten Anämie des Gehirns gesucht werden. Hierfür spricht, dass 
Amylnitrit der Entwickelung der Krämpfe hinderlich ist, sowie dass 
dieselben ausbleiben, wenn künstlich eine Gehirnhyperämie herbei- 
geführt wird (Cireulation von heissem Wasser durch um den Kopf 
geleste Röhren). Allerdings fehlen die Krämpfe ebenso, wenn nicht 
heisses, sondern eiskaltes Wasser eirculirt — was Verf. auf eine Er- 
regharkeitsherabsetzung der Rinde durch Kälte schiebt. 

Goldscheider (Berlin). 
O. Löw. Ueber Giftwirkung (Pflüger's Arch. XL, 9 und 10, 
8. 437). 

Es gibt allgemeine Gifte, die für alles Protoplasma ohne Aus- 
nahme tödtlich wirken und specielle Gifte, deren Wirksamkeit sich 
nicht auf alle Organismen erstreckt. 


Der labilen Aldehydnatur des activen Albumins und der labilen 
- Tectonik (die specifische nicht mehr sichtbare Anordnung der Eiweiss- 
moleküle in einem bestimmten einheitlich funetionirenden Protoplasma- 
apparat) des Protoplasmas entsprechend, lassen sich folgende Sätze 
aufstellen: 

1. Jede Substanz, welche noch bei grosser Verdünnung mit Alde- 
hyden reagirt, ist ein Gift (Hydroxylamin, Phenylhydrazin). 

2. Basen mit primär gebundenem Stickstoff sind ceteris paribus 
schädlicher als solche mit secundär gebundenem und diese wieder 
schädlicher als solche mit tertiär gebundenem. 

3. Wird in einem Gifte durch Einführung gewisser Gruppen oder 
Aenderung der Atomlagerung der chemische Oharakter labiler, so nimmt 
der Gifteharakter zu, im entgegengesetzten Falle aber ab. 

4. Von demselben Gifte wird dasjenige Protoplasma am schnellsten 
setödtet, welches die grösste Leistungsfähigkeit entwickelt. 

Die Begründung dieser Sätze ist im Original nachzulesen. 

Vergleichende Versuche mit Pyridin und Pyrol ergaben u. A., 
dass ersteres bei niederen Thieren weniger giftig als letzteres ist. 


In Bezug auf die Arsenwirkung unterscheidet L. 1. Organismen, 
für welche weder arsensaure noch arsenigsaure Salze Gifte sind (nie- 
dere Pilze). 2. Organismen, für welche wohl arsenigsaure, nicht aber 
arsensaure Salze Gifte sind (höhere Pflanzen und niedere Thhiere). 
3. Organismen, für welche sowohl arsenigsaure als auch arsensaure Salze 
Gifte sind (höhere Thiere). 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 303 


L. stellt folgende Hypothese auf: Das active Eiweiss besitzt grosse 
Neigung, mit arseniger Säure eine unlösliche Verbindung zu geben. 
Durch diesen Vorgang wird eine Störung verursacht, welche bei man- 
gelnder Beseitigung zum Zusammenfall der Teetonik führt. Arsensäure 
und Arsenwasserstoff üben nur da Giftwirkung aus, wo sie leicht in 
arsenige Säure übergeführt werden. Bei niederen Pilzen kann die ar- 
senige Säure sich in Folge einer specifischen Tectonik des Protoplasmas 
nicht mit dem activen Eiweiss verbinden. F. Röhmann (Breslau). 


A. Mairet et Combemale. Recherches sur l’action therapeutique du 
methylal (Compt. rend. CIV, 14, p. 1022). 

M. und C. haben das Methylal bei einer grossen Zahl von mit 
Aufregung und Schlaflosigkeit behafteten Geisteskranken zu wieder- 
holtenmalen und an aufeinanderfolgenden Tagen angewandt. Es wurde 
stets innerlich in einer Dosis vor dem Schlafengehen gereicht, gut 
senommen und stets auch bei längerem Fortgebrauch gut und ohne 
irgend eine Störung zu veranlassen, vertragen. Ohne Erfolg beim 
Alkoholdelirium und im Anfangsstadium einfacher Verrücktheit mit 
nächtlicher Aufregung, wirkte es ganz allgemein ausgezeichnet im 
weiteren Verlaufe der einfachen Verrücktheit, bei Schlaflosigkeit, wie 
sie bei einfachem Blödsinn, bei Dementia paralytica und Dementia aus 
Atheromasie vorkommt. Die schlafmachende Dosis schwankte zwischen 
5 und 8 Gramm. Es trat aber so schnell (in fünf bis sechs Tagen) 
Gewöhnung an das Mittel ein, dass selbst bei Erhöhung der Dosis 
der Schlaf alsdann weniger fest und dauerhaft war, als in den ersten 
Tagen. Wurde jedoch das Mittel einige Tage ausgesetzt und dann 
wieder gegeben, so reagirte das Nervensystem wieder wie zuerst auf 
dasselbe durch Hervorrufen von Schlaf. Eine andere Wirkung ausser 
dieser schlafmachenden hat das Methylal nicht und diese Wirkung, 
die es auf das Gehirn ausübt, ist eine durchaus vorübergehende, keine 
Depression hervorrufende. Nach dem Erwachen war die Aufregung der 
Kranken stets dieselbe, die sie vor Gebrauch des Mittels gewesen war. 
Irgend einen bessernden Einfluss auf die Geistesstörung hat das Me- 
thylal also nicht. A. Auerbach (Berlin). 


W. Filehne. Die local-anästhesirende Wirkung von Benzoylderivaten 
(Berl. klin. Wochenschr. 1887, 7, 8. 107). 


Aus Atropin, welches schwache local-anästhesirende Eigenschaften 
hat, kann Tropasäure und Tropin, aus dem Homatropin, welches eine 
wesentlich ausgesprochenere lähmende Wirkung auf die Enden der 
sensiblen Nerven äussert, kann Mandelsäure und Tropin, aus Öocain 
endlich Benzoösäure und Eegonin (Lossen) abgespalten werden. 
Mandelsäure steht chemisch in der Mitte zwischen Benzoösäure und 
Tropasäure, die Verkuppelung des Ecsonins gerade mit der Benzoö- 
säure scheint aber das wesentliche Moment bei der so erheblichen 
anästhesirenden Eigenschaft des Oocains zu sein, da das Ecgonin selbst 
in dieser Beziehung wirkungslos ist, und so ergibt sich anscheinend 
eine steigende Reihe bezüglich der Wirksamkeit von der Tropasäure 
durch die Mandelsäure zur Benzoösäure. Verf. vermuthete deshalb, 
dass eine Substitution der Tropa-, respeetive Mandelsäure durch Ben- 


304 -  Centralblatt für Physiologie. Nrymi# 


zoösäure wirksamere Anästhetika erzeugen würde, als Atropin und 
Homatropin sind. In der That- reehtfertigte das hergestellte Benzoyl- 
tropin seine Vermuthung. Es wurde nun eine Reihe anderer Alkaloide 
an die Benzoösäure gebunden und alle diese Benzoylderivate erwiesen 
sich als von cocainartiger Wirkung. Jedoch steht ihrer praktischen 
Verwendung im Wege, dass sie erhebliches Brennen im Auge ver- 
ursachen, mit Ausnahme des Benzoyltropins, welches aber stark atropin- 
artig wirkt. Goldscheider (Berlin). 


U. Kreusler. Ueber den Sauerstoffgehalt der atmosphärischen Luft 
(Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 991). 

K. veröffentlicht eine Reihe von Bestimmungen desselben, welche 
in der Zeit vom 31. März bis 15. Mai 1886 täglich angestellt wurden; 
die zu analysirenden Proben wurden stets Nachmittags 2 Uhr 12 Mi- 
nuten an der nämlichen freigelegenen Stelle geschöpft und sofort ein- 
seschmolzen. Die Witterungsverhältnisse wechselten während der 
angegebenen Zeit sehr stark. Die (mittelst des v. Jolly'schen, vom - 
Verf. modifieirten Kupfereudiometers erhaltenen) Werthe schwanken 
zwischen 20°901 und 20°939 Procent Sauerstoff; als Mittel berechnen 
sich 20'922 Procent. „In Erwägung, dass meine Einzelzifiern mit einer _ 
Unsicherheit von etwa + 001 Procent zur Zeit noch behaftet erscheinen, 
darf man die Wahrscheinlichkeit statuiren, dass der Spielraum that- 
sächlich vorhandener Unterschiede in Wirklichkeit noch etwas enger 
sich stellt, als obige Grenzwerthe aussagen.” 

: E. Drechsel (Leipzig). 
A. Eulenburg. Ueber Messung galvanischer Leitungswiderstände am 
Kopfe und. deren semiotische Verwendung (Zeitschrift. f. klin. Med. 
X, A, .,8:.342). 

Bei Verwendung stets gleicher gut angepasster unpolarisirbarer 
Elektroden (einer Nackenanode von 108 Quadratcentimeter Quersehnitt 
und einer Stirnkathode von 72 Quadratcentimeter Querschnitt) hat Verf. 
das durch galvanische Ströme bis höchstens fünf Milliamperes nach 
einigen Minuten erreichte „relative Widerstandsminimum’” (Martius) 
bei 60 Personen methodisch bestimmt, sowohl mittelst der Substitu- 
tionsmethode (successive Einschaltung von Ersatzwiderständen), als auch 
mittelst der Brückenmethode (Kohlrausch’sche Messhrücke mit Tele- 
phon, wobei die erfolgte Ausgleichung der Brücken durch Aufhören 
des Tönens des Telephons zur sofortigen Kenntniss gebracht wurde). 
Letztere Methode gab genauere Resultate; die Verwendung unpolari- 
sirbarer Elektroden erschien nothwendig, weil mit derselben kleinere 
Widerstandswerthe regelmässiger erreicht wurden, als mit gewöhnlichen 
Elektroden. Es ergab sich nun eine bemerkenswerthe Öonstanz der 
Ergebnisse, indem einmal bei den nämlichen Versuchspersonen die 
in aufeinanderfolgsenden Sitzungen gewonnenen Resultate nur uner- 
heblich differirten, andererseits auch die Befunde bei verschiedenen, 
unter wesentlich gleichen biologischen Bedingungen stehenden Per- 
sonen keine allzu beträchtliche Divergenz zeigten. Für gesunde, er- 
wachsene Personen ergeben sich Durchschnittswerthe von 1200. bis 
1600 Ohms, für Frauen und Kinder im Ganzen etwas höhere Werthe. 
Widerstandsminima unter 1000 und über 2000 wurden nur in patho- 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 305 


logischen Füllen beobachtet, unter welchen hier erwähnt werden mag, 
dass bei anämischen Zuständen abnorme hohe Widerstandswerthe, be 
hyperämischen Kopferscheinungen dagegen subnormale Werthe er- 
- halten wurden. In Fällen einseitiger Erkrankung wurden nicht con- 
stant mehr oder minder erhebliche Differenzen der Widerstandsminima 
beider Kopfhälften ermittelt. 

Da Verf. durch im Original einzusehende Versuche gefunden hat, 
dass der Leitungswiderstand des Blutes mehr als das Doppelte von dem 
der Öerebrospinalflüssigkeit beträgt, so ventilirt er die Frage, ob Ver- 
schiedenheiten der relativen Widerstandsminima des Kopfes, nachdem 
durch Herstellung derselben die Hautwiderstände möglichst herabge- 
setzt sind, für das Verhältniss der flüssigen Öomponenten des Schädel- 
inhaltes diagnostisch verwerthet werden können. (Referent möchte 
glauben, dass in erster Linie die verschiedenen Leitungsverhältnisse 
der Schädelknochen in Betracht kommen und unmöglich zu eliminiren 
sind.) E. Remak. 


W. Brühl. Kritik der Grundlagen und Resultate der sogenannten 
Theorie der Bildungswärme organischer Körper (Journ. f. prakt. 
Chem. XXXV, 5, S. 209; Ber. d. deutsch. chem. Ges XX, 4, 8. 562). 

Henry E. Armstrong. T'he determination of the constitution of carbon 
compounds from thermochemical data (The London, Edingbureh and 
Dublin Philos. Mag. and Journ. of science XXIII, 141, p. 74). 


Spencer-Umfreville Pickering. Note on the foregoing communi- 
cation (ibid. p. 109). 

Die Theorie der Kohlenstoffverbindungen, welche gegenwärtig all- 
semeine Geltung hat, lässt sich auch vom thermochemischen Stand- 
punkte aus auf ihre Richtigkeit prüfen. Es ist von vorneherein anzu- 
nehmen, dass bestimmten Stellungen der einzelnen Atome einer 
Verbindung zueinander auch eine bestimmte Verbrennungswärme, 
beziehungsweise Bildungswärme der Verbindung entsprechen müsse. 

Thomsen*) hat, um einen sicheren Ausgangspunkt für seine 
thermochemischen Betrachtungen zu haben, dieVerbrennungswärme 
mehrerer in einfacher Beziehung zueinander stehender Kohlenwasserstoffe, 
wie Methan, Aethan, Aethylen u. s. w., festgestellt. Aus der Verbrennungs- 
wärme leitet sich sodann in einfacher Weise die Bilduneswärme 
genannter Verbindungen für eonstanten Druck ab. 

Vergleicht man nämlich jene Wärmemenge, welche die zu ein 
Verbindung zusammentretenden Elemente bei Verbrennung mit Sauer- 
stoff liefern, mit der direet gefundenen Verbrennungswärme der Ver- 
bindung, so ergibt die Differenz eine positive oder negative Wärme- 
tönung und diese nennt man die Bildungswärme bei constantem Druck. 

In manchen Fällen nun vereinigen sich mehrere gasförmige Mole- 
küle zu einem Molekül der neu entstehenden Verbindung. Die hierbei 
stattfindende Öontraction bedingt an sich eine bedeutende Wärmebildung, 
welche in der Bildungswärme mit inbegriffen ist. Will man, wie es zur 
Aufdeekung anderer Gesetzmässigkeiten nöthig ist, diesen Factor elimi- 


2 Chem. Ber. XII, S. 1321, 1806, 1808; Journ. f. prakt. Chemie XXIII, 
ak 


306 Centralblatt für Physiologie. Nr. 14. 


niren, so ist für jedes verschwindende Molecularvolum 580 Cal. von der 
Bildungswärme bei constantem Druck abzuziehen. Diese neugewonnenen 
Zahlen nennt man die Bildungswärmen bei constantem Volumen. 

Für jene Verbindungen, welche für. die weiteren Betrachtungen 
von Wichtigkeit sind, hat Thomsen folgende Bildungswärmen bei 
constantem Volumen angegeben: 


Methan GEH ==. 19570 Cal. 
Aethans GaHErS 25.2. 1,24510,0% 
Propan a CHEN et. 29502, % 
Aethylen H,. . . — 4740 
Propylen 0,H, . . — 400 
Acetylen 0,H,. . . —482% 


Aus dem Methan OH, konnte man nun die W ee welche 
bei der Verbindung von Kohlenstoff und Wasserstoff erfolgt, ableiten. 


zen 


SR. . 19570 2 : 
Sie ist aber nicht etwa — —, sondern grösser, da ja zur Herstellung 


4 
der Verbindung CH, ein Atom Kohlenstoff in den gasförmigen Zustand 
übergeführt werden musste. Dazu ist eine Wärmemenge — — d noth- 


wendig gewesen. Man hat demnach zur Auffindung jener Wärme- 
menge, welche bei Verbindung von Kohlenstoff und Wasserstoff entsteht 
(= ch), zu obigen 19570 Cal. noch die Dissoeiationswärme des 
Kohlenstoffes (-- d) hinzuzuzählen, woraus dann folst: 

Ach = 1570 +d 

Die Dissociationswärme des Kohlenstoffes ist zunächst unbekannt, 
lässt sich aber aus der Bildungs-, beziehungsweise Verbrennungs- 
wärme der Kohlensäure und des. Kohlenoxydes berechnen. Die erstere 
ist von Favre und Silbermann, die letztere von Thomsen gemessen. 
Macht man die Voraussetzung, dass die Affinität des Kohlenstoffes 
zum Sauerstoff constant, d. h. die Wärmetönung bei der Bildung von 
Kohlensäure aus gasförmigem Kohlenstoff und Sauerstoff doppelt so 
gross sei als jene des Kohlenoxydes, so hat man: 

(0 O0,) = d + 96960 Cal. 
(CO) = d + 28830 „ 

Für die Mehraufnahme von einem Sauerstoff in der ersten Ver- 
bindung (C0,) sind 68080 Oal. mehr an Wärme aufgetreten. Würde 
nicht bei der Dissociation des Kohlenstoffes Wärme verschwinden, so 
müsste die Bildungswärme des Kohlenoxydes mindestens 68080 Cal. 
betragen, sie beträgt aber nur 28880. Die Differenz 68080 — 28880 
— 39200 Cal. wurde also gebunden und diese Wärmemenge repräsentirt 
die Dissociationswärme des Kohlenstoffes. 

Nun lässt sich leicht berechnen, wie viel Wärme bei der Ver- 
bindung von Kohlenstoff und Wasserstoff frei wird. Nach Addition 
von 39200 Cal. zur Bildungswärme bei constantem Volum hat man: 


CH 0 A 9 
GH 
CH, = 147550 = 10.1455 
C,H, — 73660 = 5. 14732 
C,H, — 117200 = 8. 14650 
= 250110... 2.150568 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 307 


d. h. die Wärmetönung bei der Verbindung von gasförmigem 
Kohlenstoff und Wasserstoff zu Kohlenwasserstoffen kann dargestellt 
werden als Multiplum einer Gonstante (= 14700 Cal. = r). Wird die 
Verbindung von Kohlenstoff und Wasserstoff mit ch, die Bindung der 
Kohlenstoffatome mit v,, Va, v3 bezeichnet, so ergeben sich folgende 
Beziehungen: 


0: tdi 
H,C — CH, — N. =6ch? IT, 
CH — CH, — CH = 10r = 8ch + 2y, 
2502-0 — hr, Ach#-  w 
00H = 00H ="8r = 66h . vn, 4% 
Eur CH — eu 


Daraus folgert Thomsen, dass die einfache Bindung von Kohlen- 
stoffatomen die gleiche Wärmemenge liefert wie die Verbindung 
von Kohlenstoff und Wasserstoffatomen; die doppelte Bindung zweier 
Kohlenstoffatome liefert dieselbe Wärmemenge wie die einfache Bindung; 
die dreifache Bindung des Kohlenstoffes weder positive noch negative 
Wärmetönung. Die Bildungswärme eines Kohlenwasserstoffes 
C„H,,„ aus festem Kohlenstoff und gasförmigem Wasserstoff lässt sich 
für constantes Volum berechnen, wenn x y die einfachen und 
doppelten Valenzen bezeichnen, nach der Formel 


(CH) —=-—ıd+&2m+-x+y)r 
und die Verbrennungswärme dieses Kohlenwasserstoffes bei 
constantem Druck nach folgender Gleichung 
CH?” =n (0,09) +m (H3,0) — (C", H?”) — (M — 1). 580. 

Indem Thomsen, seinen hier gewonnenen Anschauungen ent- 
sprechend, die Bildungswärme vieler organischer Verbindungen be- 
rechnete und mit den durch den Versuch gewonnenen Werthen ver- 
glich, ergaben sich bei manchen Stoffen erhebliche Differenzen zwischen 
Rechnung und Experiment. Thomsen folgert daraus, dass die thermo- 
chemische Theorie geeignet sei, die Öonstitution mancher Verbindungen 
aufzuklären und manche Formeln in seinem Sinne umzugestalten seien. 

Den Anschauungen Thomsen’s ist von anderer Seite, namentlich 
von B.*) auf Grund der chemischen Erfahrung lebhaft widersprochen 
worden; andere Forscher, wie A. und P., verhalten sich nicht so ab- 
lehnend gegen dieselbe, wenn sie auch in manchen Einzelheiten die 
Angaben und Anschauungen Thomsen's der Kritik und Revision be- 
dürftig ansehen. Ein näheres Eingehen auf die einzelnen Einwände 
würde für jetzt zu weit führen. Es wird hierauf zurückgekommen 
werden, wenn sich die Ansichten etwas mehr geklärt haben. 

Rubner (Marburg). 


U. Kreusler. Bildet sich im Organismus höherer Pflanzen Salpeter- 
säure? (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 999). 
Obige Frage ist von verschiedenen Forschern bejaht worden in 
dem Sinne, dass die Pflanzen fähig sein sollen, aus irgendwelchen 
Umwandlungsprocessen ihrer stickstoffhaltigen Bestandtheile Nitrate 


*) Brühl, Armstrong und Pickering, Zu J. Thomsen’s Theorie der 
Kohlenstoffverbindungen. 


308 Centralblatt für Physiologie. Nr. 14. 


hervorgehen zu lassen. K. selbst hatte nun in Kartoffelkraut zu ge- 
wissen Zeiten grosse Mengen Kalisalpeter (bis über acht Procent der 
Trockensubstanz) gefunden und wurde hierdurch veranlasst, Knollen 
von verschiedenen Kartoffeln in angefeuchteten Sägespänen keimen 
und wachsen zu lassen, wobei den Pflanzen nur von Zeit zu Zeit 
eine geeignete Nährstofflösung, aber unter Vermeidung von Stickstoff 
segeben wurde. Die Pflanzen wurden zu verschiedenen Zeiten geerntet 
und Kraut und Wurzeln auf Salpetersäure nach Schlösing untersucht; 
stets fielen aber die Resultate negativ aus. Salpetersäure konnte nicht 
einmal in Spuren mit Sicherheit nachgewiesen werden. Aus diesen 
Erfahrungen dürfte hervorgehen, dass die in der Kartoffelpflanze zu 
gewissen Zeiten sich anhäufenden Nitrate nicht das Product eines 
an die Vegetation als solche geknüpften Processes vorstellen, sondern 
dass die Bedingungen ihres Auftretens ausserhalb der Pflanze gesucht 
werden müssen. E. Dreehsel (Leipzig). 


C. Maydl. Ueber den therapeutischen Werth der Salzwasserinfusion 
(Med. Jahrb. III, Wien 1887). 


In neuen Versuchen über Infusion von Salzwasser in die Venen 
entbluteter Hunde sucht M. gegen Kroneeker den Nachweis zu 
liefern, dass für das Weiterleben der Thiere nicht so sehr eine ge- 
ringe Höhe des Druckes, unter welchem die Salzlösung infundirt wird, 
als der Grad der Verblutung entscheidend sei. Letzteren beurtheilt 
M. an dem Verhalten des Pulses, der Athmung und der Reflexe. Der 
übrige grössere Theil der Abhandlung ist polemisch und deshalb zum 
Referate nicht geeignet. } Klemensiewiez (Graz). 


Pregaldino. Des injections sous-cutandes d’une solution de sel marin 
dans lanemie aiquö (Bullet. de l’acad. royale de med. de Belgique, 
IV® Serie, I, 2, p. 122 et 180). 

Von der Anschauung ausgehend, dass es bei einem anämischen 
Individuum nicht immer leicht ist, zum Zweck intravenöser Injection 
eine Vene zu isoliren und dass man alsdann noch riskirt, eine Phle- 
bitis zu erzeugen oder Luft in die Gefässbahn einzuführen, hiervon 


ausgehend, suchte Verf. die intravenöse Injection von Kochsalzlösung 


durch die subeutane Injection von solcher zu ersetzen. Und er unter- 
nahm an durch Blutverluste anämisch gemachten Hunden eine Reihe 
von Experimenten, um festzustellen, ob, wenn man so dem Tode nahen 
Thieren physiologische, auf Körpertemperatur erwärmte Kochsalzlösung 
subeutan injieirt, dieselbe noch resorbirt wird, ob diese Resorption ge- 
nügsend schnell geschieht und wie viel man injieiren muss, um die 
Gefahren der acuten Anämie zu beseitigen. Es zeigte sich zunächst, 
dass unter dem Einflusse der Kochsalzinjeetionen der tief gesunkene 
Blutdruck sich etwa '/, Stunde nach der Injection merklich zu heben 
beginnt und während einiger Zeit allmählich bis zu einem je nach 
dem vorhergegangenen Blutverluste verschiedenen Grade ansteigt, 
während die Herzschläge klein und frequent bleiben und die Respi- 
ration den normalen Rhythmus nicht wiedererlangt. Auch wenn die 
acute Anämie sehr beträchtlich gewesen war, ging eben die Resorption 
der injieirten Kochsalzlösung sehr schnell von statten; auch sehr voll- 


Nr. 14. f Centralblatt für Physiologie. 309 


kommen. denn die operirten Thiere erholen sich im Allgemeinen recht 
schnell und die Injectionen bedingen keinerlei üblen Einfluss auf die 
Regeneration der rothen Blutkörperchen. Was das Quantum anbetrifft, das 
man injieiren muss, so ergab sich, dass zwei Drittel bis die Hälfte der ver- 
loren gegangenen Menge erforderlich sind. Hat das Thier nur die Hälfte 
seiner gesammten Blutmenge verloren, so wird es durch die Injeetionen 
schnell wiederhergestellt; hat man ihm in sehr kurzer Zeit (wenigen 
Minuten) zwei Drittel seines Blutquantums entzogen, so geht es in den 
meisten Fällen nach einigen Stunden trotz der Kochsalzinjeetionen 
zugrunde; ist der Blutverlust dagegen langsam erfolgt, so kann man 
in der Hälfte der Fälle das Thier durch die Einspritzungen erhalten. 
A. Auerbach (Berlin). 
Alex. Ehrenberg. Weitere Untersuchungen über die Frage nach 
dem Freiwerden von gasförmigem Stickstoff bei Fäulnissprocessen 
(Zeitschr. f. phys. Chem. XI, 5, S. 438). 

Verf. gibt eine Zusammenstellung der Literatur über die Wirkung 
der nitrifieirenden Bakterien. 

In eigenen früher mitgetheilten Versuchen hatte Verf. nach- 
gewiesen, dass, wenn die Fäulniss bei reichlichem Sauerstoff verläuft, 
sich unter den Fäulnissgasen kein Stickstoff findet. Es fand Bildung 
von Salpeter statt. 

In neuen Versuchen zeigte es sich ebenfalls, dass bei Anwesen- 
heit von ausreichenden Mengen Sauerstoff sowohl bei direeter Zer- 
setzung der organischen Substanz als bei der Ueberführung von Am- 
monsalzen in Nitrate unter Mithilfe von Mikroorganismen freier 
Stiekstoff nieht entwickelt wird. Wenn dagegen der Sauerstoff mangelt, 
so werden die Nitrate, sei es, dass man dieselben zu dem Fäulniss- 
gemenge von Anfang an hinzugesetzt hat, sei es, dass sich dieselben 
zu einer Zeit des Versuches, wo Sauerstoff in reichlicher Menge hinzu- 
treten konnte, aus dem bei der Zersetzung entstandenen Ammoniak 
gebildet hatten, angegriffen; es entsteht freier Stickstoff. Setzt man 
zu Flüssigkeiten, aus denen sich bei Abschluss von Sauerstoff Sumpf- 
gas entwickelt, Salpeter, so hört die Entwiekelung von Sumpfgas so 
lange auf, als noch unzersetzte Nitrate anwesend sind. Es bildet sich 
Kohlensäure und Stickstoff. Nach Ansicht des Verf. findet die Reduetion 
der Nitrate durch die Bakterien in ähnlicher Weise statt, wie die 
Bildung des Stiekstoffes aus den Oxyden des Stiekstoffes beim Leiten 
über glühendes Kupfer; es bildet sich nieht in nennenswerther Menge 
Ammoniumnitrit und aus diesem der Stickstoff. Beim Erwärmen von 
Ammoniumnitritlösungen konnte unter 50°0. keine Gasentwickelung 
beobachtet werden. F. Röhmann (Breslau). 


Laborde. FRecherches et experiences sur deux supplieies (Frey, dit 
Pas-de-Chance, et Riviere) (0. R. Soc. de Biologie, 9 Avril 1837, 
P.. 217). 

L. hat bei zwei enthaupteten Verbrechern einige Versuche an- 
‚gestellt über innere Temperatur, Herzerregbarkeit und Magenbe- 
wegungen. 

Anderthalb Stunden nach der Enthauptung war beim zweiten 
Hingerichteten die Temperatur im Inneren des Perikardiums 37'2°; 

Centralblatt für Physiologie. 96 


310 Centralblatt für Physiologie. Nr. 1A. 


dicht oberhalb des Diaphragmas in der Lebergegend gleichfalls 37:2°. 
Beim ersten Hingerichteten im Bauch 361°, zwei und eine Viertel- 
stunde nach der Enthauptung. 

Bei Beiden fand sich der linke Ventrikel hart und stark zusammen- 
sezogen. Zwei Stunden nach der Hinrichtung zuckte das rechte Herz- 
ohr noch bei elektrischer Erregung (Schlittenelektromotor); zweimal 
zeigte sich nach einer Reihe solcher Erregungen nachher noch eine 
spontane rhythmische Pulsation, welche, von der Spitze des Herzohres 
ausgehend, sich über die Oberfläche der rechten Vorkammer fort- 
pflanzte. 

Eine durch das Duodenum im Magen eingeschobene Sonde regi- 
strirte dessen Bewegungen nach Erregung der Halsvagi, nach Erregung 
der Magenwände und nach Eintauchen des Magens in ein heisses 
Salzbad von 40 bis 50°. 

In letzterem Falle zog sich der Magen stark zusammen. Durch 
Contraction der elliptischen Fasern, welche die französischen Anatomen 
Cravate de Suisse nennen, wurde die Magenhöhk in zwei Ab- 
theilungen getrennt. Es entstand durch Einschnürung der Wand ein 
oberer, der kleinen Curvatur entlang laufender Canal, welcher direet 
Cardia und Pylorus communiciren liess, und eine untere geschlossene 
Höhle in der Gegend des Fundus und der grossen Öurvatur. 

Beim Hundemagen kann man durch ein überhitztes Bad gleichen 
Erfolg erreichen. 

Ferner zeigten sich peristaltische und antiperistaltische Bewegungen 
der Magenwände, aber nicht in Form des beschriebenen doppelten oder 


dreifachen Circulus. x Leon Fredericgq (Lüttich). 


- Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Cireulation. 


G. Fano. Ueber die Tonusschwankungen der Atrien des Herzens von 
Emys europaea (Beiträge zur Physiologie, ©. Ludwig gewidmet; 
Leipzig 1887, 8. 287). 

Das isolirte Herz der Schildkröte wurde in der Atrioventrieular- 
furche abgeklemmt und sodann die Kammer, sowie jeder der Vorhöfe 
mit einem Schreibhebel verbunden. Kammer und Vorhöfe setzten ihre 
rhythmischen Contractionen, ohne Luciani’s Gruppen, fort. Die Öurven 
der Vorhöfe zeigten noch eine zweite periodische Hebung und Senkung, 
welehe viel langsamer als die systolischen Contraetionen verlief und 
als Tonusschwankungen bezeichnet werden. Zuweilen zeigte sich noch 
eine dritte periodische Function. 

Die beiden Vorhöfe schlagen gleichzeitig, ihre Tonusschwankungen 
sind aber unabhängig. Nach der Abklemmung einzelner Stücke der 
Vorhöfe nimmt der Tonus in diesen Stücken einen tetanischen Charakter 
an und löst sich wieder langsam in rhythmische Schwankungen auf; 
die systolischen Oontractionen werden dabei häufig vernichtet. Wird 
das Herz über 40° erwärmt, so verschwinden die Tonusschwankungen, 
während die systolischen Contractionen bestehen bleiben. Der Vagus 
hat auf die Tonusschwankung der Atrien keinen Einfluss. 

M. v. Frey (Leipzig). 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 311 


C. J. Eberth. Ueber die Blutplättchen der Wirbelthiere (Fortschr. d 
Mediein 1887, Nr. 8, 8. 225). 

Wie E. bereits Ende des vorigen Jahres in Gemeinschaft mit 
Schimmelbusehmitgetheilt hat, bestätigter die Annahme Bizzozero's, 
dass die sogenannten Blutplättehen des Säugethierblutes ihr Analo- 
son für das Frosehblut in den schon von Hayem beschriebenen 
spindelförmigen Zellen desselben finden. Dieselben sind sowohl 
im lebenden Blutgefäss wie an ausgeschnittenen Stücken des Mesen- 
teriums gut zu beobachten; in ersterem Fall treten sie bei localer 
Stromverlangsamung (durch Compression, Aetherapplieation) aus dem 
Achsenstrom in die Randzone, bleiben dort an Hindernissen haften u 
verkleben zu feinkörnigen Massen. Bei grösseren Gefässläsionen (z. B 
Umsehnürung der Aorta) bilden sie umfangreichere Thromben. Aehn- 
liche Elemente mit demselben Verhalten wies E. (an Blutpräparaten 
und exeidirten Mesenterialstücken) bei dem Fisch, der Schildkröte 
und dem Vogel nach. Dieselben sind auch hier, wie bei dem Frosch, 
einkernig, farblos und nicht contraetil; ihre Gestalt entweder rein 
spindelig oder mehr oval. Von einer Beziehung der Spindelzellen zur 
Blutbildung hat sich E. nirgends überzeugen können. 

Riess (Berlin). 
C. le Nobel. Ueber die Einwirkung von Reductionsmitteln auf Hämatin 
und das Vorkommen der Reductionsproducte im pathologischen Harn 
(Centralbl. f. d. mediein. Wissensch. 1887, Nr. 17). 


Es werden die Resultate einer Untersuchung mitgetheilt, deren 
Ergebnisse der Verf. ausführlich veröffentlichen will. Bei der Ein- 
wirkung von Reduetionsmitteln auf Hämatin wird das Eisen abgespalten 
und es entsteht zuerst Hämatoporphyrin, hierauf ein davon verschie- 
dener Körper, welcher Hämatoporphyroidin genannt wird, dann Mac- 
Munn’s Urohämatin, welchem der Name Isohämatoporphyrin gegeben 
wird, und schliesslich eine dem Urobilin ähnliche, aber damit nicht 
identische Substanz, das Urobilinoidin. Maly’s Hydrobilirubin ist mit 
Jaffe’s Urobilin nicht identisch; zwischen dem Blutfarbstoff und dem 
Urobilin Jaffe’s besteht kein Zusammenhang. In pathologischen Zu- 
ständen, in welchen wahrscheinlich ein Zerfall des Blutfarbstoffes statt- 
gefunden hat, kommen dessen Reduetionsproducte im Harn vor. 

Latsehenberger (Wien). 
E. Münzel. Pulsfolge und Blutdruck nach der Durchschneidung der 
Nervi vagi (Aus d. physiologischen Institute zu Leipzig; du Bois- 
Reymond's Archiv 1887, Heft 1, 2, S. 120). 

Die Steigerungen der Pulszahl und des Blutdruckes, welche nach 
Durchschneidung beider Vagi auftreten, verlaufen nieht parallel. Von 
dem Maximum, das beide früher oder später erreichen, sinkt der Druck 
allmählich auf oder unter die normale Höhe heran, während die Puls- 
zahl dauernd über der Norm bleibt. Diese Erscheinungen werden nicht 
wesentlich verändert, wenn man vor der Durchschneidung der Vagi 
das Halsmark in der Höhe des zweiten Wirbels durchtrennt. Die erste 
Folge dieses Eingriffes ist zumeist eine starke Herabsetzung der Puls- 
zahl. also eine centrale Vagusreizung. Lässt man nun die Vagusdurch- 
schneidung folgen, so gehen Pulszahl und Druck ziemlich rasch empor. 

26* 


/ B 


312 Centralblatt für Physiologie. Nr. 


Dass die Drucksteigerung vom Herzen unabhängig ist, hat Pawlow 
durch die Atropinvergiftung erwiesen; dass die Bauchzweige des Vagus 
daran unbetheiligt sind, wird durch Versuche gezeigt, in welchen diese 
Aeste durchschnitten sind. Sie kann daher nur Ausdruck einer Rücken- 
marksreizung sein, welche am peripheren Stumpfe ebenso wie am 
centralen von der Durchtrennung herrührt, aber nicht zum Ausdruck 
kommen kann, solange die Schlagzahl des Herzens durch den Vagus 
stark herabgesetzt ist. Mit der Erregung der Vasomotoren wird aber 
auch eine solehe der sympathischen Herznerven einhergehen, welche 
den Puls beschleunigt. 

Beide Erscheinungen könnten bei unversehrtem Rückenmark auch 
reflectorisch durch den Vagus ausgelöst werden, wenn man berück- 
siehtigt, dass die Durchscehneidung des Nerven stets mit Reizung der 
Stumpfe verbunden sein muss. Für den Blutdruck trifft diese Annahme 
sicher zu, denn wiederholt man den Versuch von Pawlow an einem 
Thiere, dessen Rückenmark durchtrennt ist, so bleibt die Drucksteige- 
rung auf Vagusdurchschneidung aus; die sensiblen Fasern können auf 
das Rückenmark nicht mehr wirken und die motorischen sind durch 
das Atropin gelähmt. 

Von regulirender Wirkung könnten ferner sein: Aenderungen im 
Inneren des Herzens, wodurch den abnorm hohen Schlagzahlen ge- 
steuert wird, und Einflüsse der Schlagzahl auf den Blutdruck. Eine 
Anzahl von Versuchen über die letztere Frage lehren, dass Aende- 
rungen der Schlagzahl (Vagusreizung) nur dann von Wirkung auf den 
Druck sind, wenn derselbe hohe Werthe hat (Rückenmarksreizung). 

3 M. v. Frey (Leipzig). 


Physiologie der Drüsen. 


R. Oddi. Azione della bile sulla digestione gastrica, studiata col mezzo 
della fistela colecistogastrica (Perugia, V. Santucci, 1837). 

Nach der herrschenden Meinung wäre die Galle der peptischen 
Verdauung schädlich, entweder weil sie die Acidität.des Magensaftes 
neutralisirt (Lussana) oder weil durch sie das Pepsin niedergeschlagen 
wird (Burkhart) oder aber weil sie das Eiweiss’ schwerer angreifbar 
macht (Hammersten). 

O. führte in den Magen eines Hundes mittelst einer Magensonde 
68 Kubikeentimeter Ochsengalle durch 20 Tage hindurch ein (1 Stunde 
nach der Fütterung), dann 100 Kubikcentimeter 25 Tage lang (ent- 
weder gleich nach der Fütterung oder '/. 1, 2, 3 und 4 Stunden 
später), endlich 272 Kubikeentimeter durch mehrere Tage (68 Kubik- 
centimeter stündlich durch vier aufeinanderfolgende Stunden). Das 
Thier bot keine Verdauungsstörungen, es nahm an Körpergewicht zu. 

Nach diesen ersten Untersuchungen wollte OÖ. sehen, ob nicht 
die direet aus der Gallenblase des Hundes in dessen Magen entleerte 
Galle einen schädlichen Einfluss auf die Verdauung ausübe. Auf An- 
rathen des Professors Marecaceci stellte er deshalb eine Communication 
zwischen Gallenblase und Magen her, nachdem er den d choledochus 
zwischen zwei Ligaturen zerschnitten hatte. 

Diese Operation wurde an sieben Hunden vorgenommen, von denen 
vier vollkommen genasen und zu weiteren Untersuchungen benützt 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 313 


werden konnten. Diese Hunde wurden sehr gefrässig und nahmen an 
Gewicht zu. Der im nüchternen Zustande aufgefangene Urin zeigte 
längere Zeit nach der Operation (nach drei bis vier Wochen) Gallen- 
piemente und Indican; dies war bei dem nach der Fütterung gewonnenen 
Harn nieht der Fall. Der mit der Magenpumpe herausgenommene Magen- 
inhalt war stets sauer, ungeachtet der Gegenwart von Galle. Bei einem 
der Hunde, die an Magen-Gallenblasenfistel operirt wurden, wurde dann 
eine Magenfistel angelegt. In dem durch diesen Weg gewonnenen Ver- 
dauungsproducte fand ©. Peptone in sehr grosser Menge, was die 
Behauptung Schiff’s bestätigt, dass nämlich die Galle die Peptone 
nicht herausfälle. 

Bei einem anderen, längere Zeit am Leben erhaltenen Hunde sah 
O., dass die Gallenpigmente beiläufig acht Wochen nach ihrem Auf- 
treten im Urin verschwanden. Bei der Autopsie wurden Vernarbung 
der Einmündung der Gallenblase in den Magen und die Bildung 
mehrerer sehr erweiterter, in einen einzigen sich vereinigender Gänge 
constatirt; der gemeinsame Gang mündete an der gewöhnlichen Stelle in 
das Duodenum ein. Es hatten sich also die Gallenwege wiederhergestellt. 

Aus diesen Untersuchungen geht hervor, dass die Gegenwart der 
Galle im Magen, sowohl vor als auch während der Verdauung, 
die Thätigkeit des Magensaftes nicht stört, die Peptone nicht heraus- 
fällt, den Vomitus nicht anregt und überhaupt keine Magenbeschwerden 
bedingt. Mosso (Turin). 


P. Regnard. Graphique des phenomenes chimiques de la Digestion 
(C. R. Soc. de Biologie, 7 Mai 1887, p. 286). 

In einem Platinkörbehen, welches an einem sehr empfindlichen 
Aröometer aufgehängt ist, wird der zu lösende Nährstoff untergebracht. 
Das Aröometer sammt Körbehen schwimmt auf der verdauenden 
Flüssigkeit. Mit fortschreitender Auflösung des Nährstofftes nimmt 
das Aröometer an Gewicht ab und hebt sich allmählich über die 
Oberfläche der Flüssigkeit empor. Diese Bewegung wird auf einem 
langsam rotirenden ÜÖylinder registirt. 

Die so erhaltenen Auflösungseurven zeigen anfangs einen steilen, 
beinahe geradlinigen Schenkel, welcher dann in eine parabolische 
Curve übergeht. Leon Frederieq (Lüttich). 


L. Ranvier. Des vacuoles des cellules calicoformes, des mouvements 
de ces vacuoles et de phenomenes intimes de la seeretion du mucus 
(Compt. rend. CIV, 12, p. 819). 

R. lenkte schon vor mehreren Jahren die. Aufmerksamkeit auf 
Vacuolen in den Becherzellen der frisch untersuchten Schleimhaut des 
Zungengrundes von Rana escul. und tempor., welche, besonders bei 
elektrischer Reizung, eigenthümliche Bewegungserscheinungen erkennen 
lassen, indem sie zusammenfliessen, grösser und kleiner werden und 
bisweilen plötzlich verschwinden. (Journ. de Mikrographie 1883 u. 1885.) 

(Ohne Kenntniss dieser Beobachtungen beschrieb auch Ref. neuer- 
dings dieselben Gebilde in verschiedenen Schleimzellen und wies auf 
deren ausserordentliche Vermehrung nach Pilocarpinvergiftung hin. 
[Wiener Sitzungsber. XCIV, 3. Abth., Oetoberheft, 1886.]) 


314 Centralblatt für Physiologie. Nr. 14. 


Mittelst verbesserter Untersuchungsmethoden stellte ferner R. fest, 
dass die erwähnten Bewegungserscheinungen der Vacuolen an das 
Leben der Zellen geknüpft sind und dass jene innerhalb des Proto- 
plasmas im Grunde der Zellen, sowie in dem davon ausstrahlenden 
Netzwerke liegen, dessen Maschen von Mueigen erfüllt sind. R. ist der 
Ansicht, dass die Vacuolen schliesslich ihren flüssigen Gehalt entleeren 
und auf diese Weise bei der Bildung des mucinreichen Secretes wesent- 
lich mitbetheiligt sind. Biedermann (Prag). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


G. Colin. Sur les mouvements de l’estomac (Bulletin de l’Acad. de 
medecine XVII, 17, p. 481; ,26, IV, 1887). 

Die Magenbewegungen sind verschieden bei verschiedenen Thieren. 
Man kann nicht vom Hunde auf den Menschen, vom Ochsen auf das 
Pferd schliessen. — Die Verdauung hört auf beim leidenden Thiere, 
z. B. beim Ochsen, dessen abdominale Höhle eröffnet ist. Die Be- 
wegungen, welche man in diesem Falle beobachtet, und diejenigen, 
welche man beim kranken Thiere hervorruft, stehen in keinem Ver- 
hältnisse mit den natürlichen rhythmischen Magenbewegungen. 

Um diese Bewegungen beim Ochsen zu beobachten, hat O. im 
Rumen eine breite Fistel angelegt und das Innere mit elektrischem 
Licht beleuchtet. Auf diese Weise hat er vier verschiedene Arten 
coordinirter Bewegungen constatirt. 

Die eine, partielle. rührt die Nahrungsmittel um und mischt sie 
mit dem Flüssigen. Die andere, mehr allgemeine, führt die flüssigen 
Theile gegen den Darm. Endlich die wichtigsten, die am meisten 
rhythmisehen Bewegungen, haben zum Zwecke, die Nahrungsmittel 
‘zum Maule zurückzuführen. 

Das Reticulum verhält sich anders als das Rumen. Es hat rasche 
und kurze Contractionen — eine wahre Systole —; man kann sie 
wahrnehmen, wenn man die Hand in dessen Höhle hineinführt. 

Sie sind immer allgemein und es gibt deren dreierlei Arten. 

Der Omasus (Üaillette) verhält sich verschieden in seinen beiden 
Theilen; seine Bewegung ist eigenartig. Beim Pferde ist die Kardia 
sehr fest zusammengezogen und der Pylorus immer weit geöffnet. 
Die Speisen ergiessen sich ununterbrochen in den Darm. Der Mageninhalt 
des Pferdes ist bald in drei Theile getheilt; zwei davon gehen ein- 
fach in den Darm, der dritte bleibt im Magen und unterliegt dort 
der gastrischen Verdauung. Das Thier trinkt am Ende seiner Mahlzeit, 
die Flüssigkeit bohrt sich eine Rinne im Bolus und kommt nach einer 
Viertelstunde im Cöcum an. 

Führt man fein zerschnittene Fleischstücke in den Pharynx ein, 
so findet man sie sehr bald ganz unversehrt im Colon. 

Der Hund, im Gegentheil, bewahrt die Alimente im Magen und 
schickt sie in kleinen Stücken breiartig, in Folge der intermittirenden 
Eröffnung des Pylorus, in den Darm. 

Die Zusammenziehune der Cardia und des Pylorus ist allein thätig. 
Die Zusammenziehung des übrigen Magens hat zum einzigen Zwecke. 
die Ausdehnung des” Magens zu verhüten. Beim Menschen sind. die 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 315 


Bewegungen des Magens nicht bekannt. Die peristaltische Contraction 
von Haller, die sphäroide Bewegung von W. Beaumont sind ent- 
weder nebensächlich oder künstlich. A. Dastre (Paris). 


Zawarykin. Ueber Fettresorption (Pflüger’'s Archiv XL, S. 447). 

Enthält polemische Bemerkungen gegen Schaefer, die sich auf 
die Priorität der Entdeckung der Rolle beziehen, welehe Wanderzellen 
bei der Fettresorption spielen sollen, ohne Neues vorzubringen. 

Paneth (Wien). 
K. Hasebroek. Ueber erste Producte der Magenverdauung (Zeitschr. 
f. phys. Chem. XI, 3, S. 348). 

Verf. stellt sich durch Ausziehen der Magenschleimhaut mit 
!/, p. M. Salzsäurelösung eine künstliche Verdauungsflüssigkeit her 
und fügt zu verschiedenen gleichen abgemessenen Portionen dieser 
Flüssigkeit so viel Salzsäure von bekanntem Gehalt, dass in den ein- 
zelnen Portionen die Acidität von '/, bis 1',, p. M. Salzsäure variirte. 
In diese Flüssigkeiten wurde feuchtes Fibrin eingetragen und 
nach verschiedenen Zeiten auf Globuline geprüft, indem die Flüssigkeit 
nach dem Neutralisiren und eventuellem Abfiltriren eines entstandenen 
Niederschlages mit Wasser verdünnt oder mit schwefelsaurer Maenesia 
versetzt wurde. Es liess sich nachweisen, dass auch bei der Magen- 
verdauung stets Globuline, und zwar schon vor dem Auftreten des 
Acidalbumins, gebildet werden, die je nach dem Säuregrade und der 
Schnelligkeit der Verdauung überhaupt durch Ueberführung in Acid- 
albumin mehr oder weniger schnell verschwinden. Bei der Bestimmung 
des Coagulationspunktes der neutralisirten und filtrirten Flüssigkeit 
ergab sich, dass zwei verschiedene Globuline entstanden waren, von 
denen das eine bei 70°C. eoagulirte und mit dem Serumglobulin über- 
einstimmte, das andere schon bei 55°C. gerann und sich von dem 
Fibrinogen nur dadurch unterschied, dass bei Zusatz von frischem 
Blutplasma (zur neutralisirten Verdauungsflüssigkeit) keine Gerin- 
nung eintrat. In Versuchen mit coagulirtem Fibrin und Eier- 
eiweiss wurden keine Globuline erhalten, vermuthlich weil dieselben 
bei ihrer sehr langsam eintretenden Lösung bald weiter verändert 
wurden. F. Röhmann (Breslau). 


M. Holl. Zur Anatomie der Mundhöhle von Rana temporaria (Sitzungs- 
berichte der Wiener Akademie der Wissenschaften, Math. Naturw. 
Classe, 3. Abth., XCV, Januar 1887). 

Die Objecte wurden in !/,procentiger Platinchloridlösung oder 1pro- 
centiger Ueberosmiumsäure fixirt und in Alkohol nachgehärtet; Alko- 
hol allein als Fixirungs- und Härtungsmittel erwies sich als unbrauch- 
bar. Weitere Behandlung mit Toluol und Paraffin. 

Die Papillae filiformes, ja der ganze Zungenrücken tragen fliminer- 
loses Epithel ohne Becherzellen. Je nach dem Ort variirt die Form 
der Zellen von der cylindrischen bis zur schüppchenförmigen. 
Unter dem Epithel findet sich ein Stratum an Zahl wechselnder Zellen 
mit grossem ‘deutlichen Kern, undeutlichem verzweigten Protoplasma- 
leib, welche Verf. als Keimschicht für das Epithel ansieht. Karyo- 


316 Centralblatt für Physiologie. Nr. 14. 


kinetische Figuren sind in allen Schichten vorhanden, auch in der 
obersten, am peripheren Theil der Papille häufiger als am Seitenrande; 
noch seltener in den Drüsen. Diese haben (nach der Zeichnung han- 
delt es sich um einfache Krypten, Ref.) ein hohes, schmales Flimmer- 
epithel, dessen Zellen sich auch in ihrem Verhalten gegen Farbstoffe 
von denjenigen auf den Papillen unterscheiden. 

Die Papillae fungiformes, welche als Geschmackspapillen fungiren, 
tragen ebenfalls flimmerloses Epithel. In ihnen liegt das Endorgan des 
Nerven, welches aus mehreren Schichten besteht, die als innere reti- 
eulirte Schicht, als Körnerschieht (Schicht der Basalzellen), äussere 
reticulirte Schicht, endlich Endscheibe (Schieht des Nervenepithels) 
beschrieben werden. Unterhalb liegt noch eine Schicht bindegewebiger 
Natur. Beim Eintritt in diese verlieren die Nervenfasern ihr Mark und 
durchsetzen dieselbe als blasse Fasern; nur in einigen Fällen gelang 
es, sie in die darüberliegende Schicht zu verfolgen. 

Die äussere und die innere retieulirte Schicht sind nach ihrem 
Habitus und chemischen Verhalten den granulirten Schichten der 
Retina ähnlich und werden vom Verf. als Neurospongium, als Horn- 
spongiosa bezeichnet. Zwischen den beiden retieulirten Schichten liest 
die Körnerschicht, bestehend aus einem Netzwerk, welches mit dem- 
jenigen, das die beiden angrenzenden Schichten bildet, continuirlich 
zusammenhängt; in ihm liegen blasse Fasern nervöser Natur und Zellen 
mit deutlichen grossen Kernen und undeutlichem Zellleib, die Spon- 
sioblasten. In der nun folgenden äusseren reticulirten Schicht liegen 
in der spongiösen Substanz Sinnes- und Stützzellen, von denen erstere 
vor Allem durch den Fortsatz gekennzeichnet sind, der zwischen die 
Zellen der Endscheibe eindringt. Diese letzteren sind gleich hohe nicht 
fiimmernde Cylinderepithelien mit feinstreifigem Protoplasma. Mace- 
. rationspräparate (Fixirung in Iprocentiger Osmiumsäure, Isolirung in 
Glycerin) zeigen in dieser Schicht noch ausserdem Flügelzellen, 
welche die Cylinderzellen mit ihren Platten umklammern; sie besitzen 
sehr verschiedene Formen. 

Aus der Beschreibung der übrigen Theile der Mundhöhle (oberer 
Zungenrand, untere Fläche der Zunge, Basis und Dach der Mundhöhle) 
sei nur erwähnt, dass an allen diesen Orten sich Flimmerepithel be- 
findet und keine anderen drüsigen Einlagerungen als Krypten. Flimmer- 
lose Zellen mit starkem, structurlosem Cuticularsaum, die von anderen 
Autoren beschrieben wurden, existiren nicht. Zwischen den Flimmer- 
zellen finden sich zahlreich Becherzellen und Zellen, die mit Körnchen 
erfüllt sind, welche letztere Farbstoffe stark attrahiren. Während aber an- 
dere Autoren an anderen Epithelien in diesen beiden Formen nur 
Entwickelungsstadien sahen, oder alle Becherzellen in frisehem Zustande 
mit Körnchen erfüllt fanden, betrachtet Verf. diese beiden Zellformen 
(Becher- und Körnchenzellen) als verschieden, hierin der Auffassung 
Enge lmann’s über Hautdrüsen des Frosches folgend. Geschmacksorgane 
von dem an der Zunge beschriebenen Bau befinden sich am Mundhöhlen- 
dach und an einer mit den Kiefern, innen von diesen, parallel laufen- 
den Schleimhautfalte; die Gaumenschleimhaut vor den Vomera, die 
Kiefer selbst haben keine Gesehmacksorgane; der Mundhöhlenboden 
und der Unterkiefer sind mit solchen versehen. 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 317 


Worin sich die Angaben des Verfassers von denjenigen früherer 
Beobachter unterscheiden, ist im Original nachzulesen. 

Paneth (Wien). 
A. Stutzer. Zur Analyse der im Kothe enthaltenen stickstoffhaltigen 
Stoffwechselproduete (Zeitschr. f. phys. Chem. XI, 4, S. 361). 

Die Untersuchungen ergaben in Uebereinstimmung mit den Ver- 
suchen Pfeiffer’s, dass beim Trocknen des Kothes ein Theil der 
stiekstoffhaltigen Stoffe die Eigenschaft erhält, durch Verdauungs- 
fermente unlöslich zu werden. F. Röhmann (Breslau). 


J. Boas. Beiträge zur Eiweissverdauung (aus der städtischen Frauen- 
Siechenanstalt zu Berlin; Zeitschr. f. klin. Med. XH, 4, S. 231). 
Bei Einwirkung einer künstlichen Verdauungsflüssigkeit, bestehend 
aus 03 bis 0°5 Procent Pepsin (Finzelberg) und 0'3 Procent off. 
Salzsäure mit Fibrin und Hühnereiweiss, fand sich nach Ausfällung 
des Syntonins neben Propepton immer auch schon Pepton. Auch durch 
0:3 Procent Salzsäure ohne Pepsin entstanden innerhalb von 50 bis 
60 Minuten Propeptone, ebenso durch 0'3 bis 0°5 Procent Milch- oder 
Phosphorsäure, aber nie Peptone. Bei der Verdauung von Schabefleisch 
bildeten sich neben dem Syntonin nur Peptone, nie Propeptone. 
Versuche über Verdauung im menschlichen Magen wurden in der 
Weise angestellt, dass den Versuchspersonen die betreffenden N: ahrungs- 
mittel im nüchternen Zustande verabreicht und dann nach bestimmten 
Zeiten der Magen durch Auspressen entleert wurde. B. verfolgte das 
Verhalten des Syntonins, Propeptons und Peptons, sowie das Auftreten 
der Salzsäurereaction nach Aufnahme von jedesmal 35 Gramm Weiss- 
brot, ferner dieselben Erscheinungen nach Genuss von Hühnereiweiss. 
Im letzteren Falle mehr noch als im ersteren zeigten sich bei ver- 
schiedenen Individuen unter vollkommen normalen Verhältnissen grosse 
Verschiedenheiten im Ablauf des Verdauungsprocesses. Bei der Ver- 
dauung von Schabefleisch trat auch im Magen selbst nie Propepton auf. 
Die Verdauung mit künstlichem Magensaft unterschied sich in 
den Versuchen von B. von den Vorgängen im Masen darin, dass 
sich bei ersteren die verschiedenen Eiweissmodificationen sämmtlich 
und zu jeder Zeit von Anfang bis zum Ende des Versuches nachweisen 
liessen, bei letzteren dagegen am Ende der Verdauung nur Peptone 
gefunden wurden. Aus beiden Reihen von Versuchen ergab sich, dass 
die Peptonisirung sich auch ohne die Zwischenstufe der 
Propeptonbildung vollziehen kann. F. Röhmann (Breslau). 


Physiologie der Sinne. 


H. Aubert. Die Bewegungsempfindung (Pflüger’s Arch. f. d. ges. 
Physiologie XXXX, S. 459). 

Verf. hatte in einer vorhergegangenen Untersuchung gefunden, 
dass zur Auslösung der Bewegungsempfindung, die ein gesehenes be- 
wegtes Object hervorruft, dasselbe eine sehr bedeutend grössere Winkel- 
‚geschwindigkeit haben muss, wenn es allein im Gesichtsfelde ist, als 
wenn ausser diesem auch noch ruhende Objeete gesehen werden. Nach- 
träglich auf eine Beobachtung v. Fleischl’s aufmerksam geworden 


318 Centralblatt für Physiologie. Nr. 14. 


stellte er nun neue Versuche an, um über die Beziehungen beider 
beobachteten Thatsachen klar zu werden. v. Fleischl hatte nämlich - 
bemerkt (Wiener akad. Sitzber., Bd. 86, Abth. III, 8. 17), dass die 
Bewegung von Linien (einer über die Kymographiontrommel gespannten 
Schreibunterlage) rascher erschien, wenn man den Bliek fixirte, als 
wenn man denselben den Linien folgen liess. Verf. dachte nun, dass 
seine Beobachtung durch die v. Fleischl’s erklärbar sein könne, indem 
die ruhenden Objeete im Gesichtsfeld bei dem Versuche des ersteren 
die Wirkung des vom Letzteren angewendeten Fixationszeichens haben. 

Die Messungen ergaben, dass, in Uebereinstimmung mit einer 
Schätzung v. Fleischl’s, die Bewesung bei nachfolgendem Blicke un- 
gefähr doppelt so schnell sein muss, wenn sie dieselbe Bewegungs- 
empfindung hervorrufen soll, die man bei fixirtem Blicke hat, und dass 
die Vermuthung, das Phänomen des Verf. sei auf jenes v. Fleischl’s 
zurückführbar, sich nicht erfüllt. Die Differenzen beider Bewegungs- 
empfindungen des ersteren sind nämlich sehr bedeutend grösser, als 
die der beiden Bewegungsempfindungen des letzteren. 

Für diese bestimmte Verf. die untere Grenze und fand, dass der 
Einfluss der Augenbewesungen auf das Zustandekommen von Bewegungs- 
empfindungen sich je nach Umständen noch geltend macht bei einer 
Winkelgeschwindigkeit von 4 bis 8 Minuten. 

/u seinem ursprünglichen Thema zurückkehrend, machte A. fol- 
genden Versuch: Ein helles Object (glühender Platindraht) wurde im 
vollkommen dunklen Raume zeitweise bewegt. zeitweise in Ruhe be- 
lassen. Es sollte, also unter Ausschluss aller ruhender Objeete, ein Ur- 
theil über Bewegung oder Ruhe gefällt werden. Es stellte sieh heraus, 
dass der Draht innerhalb der Geschwindigkeiten, mit denen er bewegt 
wurde (bis 30 Secunden), oftmals für ruhend gehalten wurde, wenn 
- er sich thatsächlich bewegte, und umgekehrt. Ja selbst wenn ein 
zweiter stets ruhender Platindraht im Gesichtsfelde war, kamen Täu- 
schungen über die Bewegung des ersten vor, oder selbst aller beider. 
indem sie sich zusammen zu bewegen schienen. 

A. kommt demnach zu dem Schlusse, „dass im absolut finsteren 
Raume unsere Wahrnehmung der Bewegung sehr unsicher ist’ und 
„dass das Vorhandensein ruhender und im Allgemeinen bekannter Ob- 
jeete, sowohl für die Wahrnehmung oder directe Empfindung der 
Bewegung, als auch für unsere Örientirung im Raume von fundamen- 
taler Bedeutung ist. Sigm. Exner (Wien). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
Systemes. 


Brown-Sequard. Fait nouveau a l’appui de la theorie d’apres la- 
quelle Vanesthesie, dans le cas de lesion partielle de la moelle Epiniere, 
depend non d'une section de conducteurs, mais d'une inhibition (Ü. 
R. Soe.. de Biologie, 23 Avril 1887, p. 238). 

Bei einem Affen wurde die rechte laterale Hälfte des Rücken- 
markes auf der Höhe des sechsten Rückenwirbels durehsehnitten, was 
sofort die Reflexerregbarkeit in der hinteren linken Extremität aufhob. 
Aber auch in der vorderen linken Extremität, deren Zusammenhang 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 319 


mit dem Gehirn unberührt geblieben war, fand sich die Erregbarkeit 
stark herabgesetzt. Zwei Tage später war diese letztere Extremität 
selbst für sehr starke faradische Ströme unempfindlich. 

Es ist dieser Fall ein neuer Beweis für die Behauptung, nach 
welcher die Analgesie nach beschränkten Läsionen des Rückenmarkes 
durch Reizung von Hemmungsapparaten entsteht, und nicht durch blosse 
Wegschaffung von sensiblen Leitungsbahnen. 

Leon Frederiegq (Lüttich). 
Brown-Sequard. Sur divers effets d’irritation de la partie anterieure 
du cou et, en particulier, la perte de la sensibilitE et la mort subite 
(Compt. rend. CIV, 14, p. 951). 

I. Wenn man in der vorderen Halsregion einen Longitudinalsehnitt 
in der Mittellinie oder einen Transversalschnitt von einer Seite zur 
anderen ausführt, so kann man, beobachtete der Verf., an Hunden 
und Affen, die verschiedenen Theile der vorderen zwei Drittel des 
Halses blosslegen, schneiden, unterbinden, elektrisiren, selbst brennen, 
ohne dem Thiere lebhaften, mitunter sogar ohne ihm irgend einen 
Sehmerz zu verursachen. In manchen Fällen wurde die Analgesie 
nach und nach eine vollkommene, in manchen erstreckte sie sich, 
mehr oder weniger vollkommen, auf den ganzen Kopf, Rumpf, die Ex- 
tremitäten, die Mund- und Conjunetivalschleimhaut; in einzelnen Fällen 
wurde die gesammte Sensibilität — aber vorübergehend — herab- 
gesetzt. Als Theile, welche nach einer Incision Analgesie (der vorderen 
Halspartie) veranlassen, erkannte Verf. in erster Linie die Kehlkopf- 
schleimhaut (wo sich die Aeste des N. laryng. super. verzweigen); 
weniger die Stämme dieser Nerven selbst, in noch geringerem Grade 
die Stimme der Nn. vagı oberhalb der Abgangssstelle des N. laryng. 
super.; die Trachea, welche mitunter, wenn sie zugeschnürt wurde, 
eine fast vollständige, aber wieder verschwindende Analgesie erzeugte; 
am wenigsten die Haut der vorderen Halsregion (besonders die im 
Niveau des Kehlkopfes liegende). Es ergab sich, dass auch andere als 
mechanische Reizungen der Haut des Halses Analgesie hervorrufen, 
aber in geringerem Grade. Wenn daher die Chirurgen die Tracheo- 
tomie in Fällen von Croup ete. ausführen können, ohne Schmerz zu 
verursachen, so ist dies nicht, wie sie glauben, in der Mehrzahl der 
Fälle nur der durch die Asphyxie bewirkten Herabsetzung der Sensi- 
bilität der Erkrankten zuzuschreiben, geschieht vielmehr auch und 
besonders, weil schon der Beginn der Ineision am Halse Herabsetzung 
und Verlust der Schmerzempfindung bewirkt. 

II. In der forensischen Mediein ist es bekannt, dass man oft In- 
dividuen antrifft, welche den Tod durch ein Erhängen gefunden haben, 
das gleichwohl so ungenügend vollzogen war, dass durch dasselbe der 
Zutritt der Luft zu Larynx und Trachea nicht völlig gehindert, mit- 
unter nicht einmal genirt war. Die Erklärung für diese Thatsache fand 
Verf. in folgendem merkwürdigen Verhalten: Der Larynx besonders. 
aber auch die Trachea und wahrscheinlich die sie bedeckende Haut 
‚besitzen die Fähigkeit, auf einen mechanischen Reiz mit einemmale 
Aufhören aller Herz-, Athmungs- und Gehirnthätigkeit zu bewirken, 
also vollkommenen Verlust des Bewusstseins und eine Ohnmacht der 
Herz- und Athmungsbewegungen. Auch gelang es dem Verf., Hunde 


320 Centralblatt für Physioloeie. Nr. 14. 


durch einen Schlag auf die vordere Halsregion zu tödten: der Tod 
trat dabei fast immer ohne Öonvulsionen, ohne Agone, in einen voll- 
kommen ohnmachtähnlichen Zustand ein, welche den Geweben erlaubte, 
sehr lange nachher noch ihre besonderen Eigenthümlichkeiten zu be- 
wahren und das Blut roth aus den Arterien in die Venen treten liess. 
Es zeigen diese Wirkungen des mechanischen Reizes des Kehlkopfes 
eine grosse Analogie mit denen des Nackenstiches in die Medulla oblon- 
Sata; nach beiden Reizen Verlust des Bewusstseins, Herabsetzung und 
selbst (selten) plötzliches oder sehr rasches Aufhören der Herzthätig- 
keit, Verminderung oder völliges Schwinden der Athembewegungen, 
Aufhören des Austausches zwischen den Geweben und dem Blute. 
Der Verf. verheisst weitere Mittheilungen über den Gegenstand. 
A. Auerbach (Berlin). 
Brown-Sequard. Sur lewistence dans chacun des h&mispheres cer6- 
braux de deux series de fibres capables d’agir sur les deux moities 
du corps, soit pour y produire des mouvements, soit pour determiner 
des phenomenes inhibitoires (0. R. Soc. de Biologie, 30 Avril 1887, 
p- 261). 

Der im Titel ausgesprochene Satz wird auf folgende experimen- 
telle Thatsachen gegründet: 

Wenn man auf der Innenfläche einer Hirnhemisphäre unterhalb 
des Suleus callosomarginalis den Gyrus fornicatus faradisch reizt, so 
bekommt man Bewegungen in den zwei Extremitäten der nämlichen 
Körperseite; lässt man aber die Reizung dicht oberhalb des Sulcus 
auf den Gyrus marginalis einwirken, dann sind es die zwei Extremi- 
täten der anderen Körperseite, welehe in Bewegungen gerathen. Durch 
Reizung des Corpus callosum bekommt man Bewegungen in den zwei 
Körperhälften. 

Hat man bei einem Thiere eine laterale Hälfte der Hirnbasis oder 
des Rückenmarks durcehschnitten, so bekommt man durch Reizung der 
sogenannten psychomotorischen CGentren der mul vier verschiedene 
Arten von Bewegungen: 

ir Bewegungen in den Extremitäten der anderen Körperhälfte. 
Reizt man auf der Seite des Halbschnittes, so sind die Bewegungen 
stärker als gewöhnlich; reizt man auf der anderen Seite, so sind sie 
schwächer. 

2. Bewegungen in den Extremitäten auf der Seite des Halbschnittes 
durch Reizung der Hirnrinde auf derselben Seite oder auf der ent- 
gegengesetzten. 

= Bewegungen der zwei Extremitäten auf der dem Halbsehnitt 
gegenüberliegenden Seite, gleichgiltig, ob man rechts oder links reizt. 

4. Bewegungen einer vorderen Extremität, einer Seite und einer 
hinteren Extremität, der anderen Seite, je nachdem man die motorische 
Rinde der Seite des Halbschnittes oder die der anderen Seite reizt. 

In den drei letzteren Fällen bekommt man also Bewegungen aut 
einer Seite, wo man sie gewöhnlich (ohne Halbschnitt) bei Reizung 
der motorischen Felder vermisst. 

Alle diese Erscheinungen, wie die gewöhnlichen Folgen der 
elektrischen Reizung der motorischen Felder, sind combinirte Hemmungs- 
wirkungen und motorische Impulse. Leon Fredericg (Lüttich). 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 391 


O. Dees. Ueber den Ursprung und den centralen Verlauf des Nervus 
accessorius Willisii (Alle. Ztschr. f. Psychiatrie XL, 4, 5, 
S. 453). 

Verf. hat an einer Schnittserie vom Rückenmark des erwachsenen 
Menschen den centralen Verlauf der Accessoriusfasern studirt. Die- 
selben zeichnen sich durch grosse Dicke der Achsencylinder und 
Markscheiden (4, respective 15 u) aus. Da bei Aufsuchung des Acces- 
soriuskernes die rein anatomische Untersuchung im Stich liess, unter- 
suchen Verf. das Rückenmark zweier Kaninchen, denen v. Gudden im 
Alter von drei Wochen auf der einen Seite den N. accessorius aus- 
gezogen hatte. Sechs Wochen nach der Operation waren die Thiere 
getödtet worden. Die mikroskopische Untersuchung wies das Fehlen 
der Accessoriusbündel nach, sowie das Fehlen rosenkranzförmig an- 
geordneter Gruppen von grossen (30 bis 40 u) multipolaren Ganglien- 
zellen. Diese als Accessoriuskern anzusprechenden Gruppen liegen in 
der Oblongata in der Mitte des Vorderhornes (oberes Ursprungsgebiet), 
rücken dann seitwärts und befinden sich vom zweiten bis fast an den 
vierten Halsnerven am Seitenrande des Vorderhornes; vom Auftreten 
des Seitenhornes ab bis zum sechsten Halsnerven liegen sie an der 
Basis des Seitenhornes. Von den sogenanten ‚‚vorderen lateralen Zellen- 
anhäufungen” ist also nur der dorsale Theil Accessoriuskern. Nach 
oben scheint der Accessoriuskern ohne scharfe Grenze in den vorderen 
Vaguskern überzugehen; die oberste Accessoriuswurzel tritt am oberen 
Ende der Pyramidenkreuzung aus (gegen Darkschewitsch). Den von 
Roller behaupteten direeten Uebergang von Seitenstrangsfasern (ohne 
Vermittelung von Ganglienzellen der grauen Substanz) in Accessorius- 
wurzeln konnte Verf. nie sehen. Ziehen (Jena). 


Bissaud et Man&. De la deviation faciale dans Ü'hemiplegie hyste- 
rique (Progr. med. 1887, Nr. 5, p. 84, Nr. 6, p. 128). 

Im Anschluss an zwei Fälle, deren Krankheitsgeschichte genauer 
mitgetheilt ist, suchen die Verff. den Nachweis zu führen, dass es eine 
Schiefstellung des Gesichtes als Ausdruck hysterischer Erkrankungen siht 
und führen zugleich die differentiell-diagnostischen Merkmale dieser 
Schiefstellung gegenüber der nach organischen Läsionen entstandenen an. 

H. Schütz (Berlin). 
M. Springer. Dactylite hypertrophique symetrique du gros orteil. 
Contribution a l’ötude des troubles trophiques d’origine nerveuse 
(Revue de Med. XII, 4, p. 284). 

Im Anschlusse an einen Fall aus beträchtlicher Höhe und der 
eingetretenen Rückenmarkserschütterung entwickelte sich bei einem 
45jährigen Manne eine leichte Myelitis, welche zu trophischen Stö- 
rungen, zu einer bisher noch nicht beobachteten symmetrischen enormen 
Volumszunahme beider grosser Zehen führte. Joseph (Berlin). 


E. Dupuy. Des mouvements provoques dee irritation eleetrique des 
cerveaux de differents mammiferes (GC. R. Soc. de Biologie, 30 Avril 
1337, p. 274). 

Bei einem Affen werden die sogenannten psycho - moto- 
rischen Felder der einen Hirnhemisphäre durch sehr schwache 


392 Centralblatt für Physiologie. Nr 1 


Ströme gereizt, was die bekannten Bewegungen und Contraeturen in 
den Extremitäten der anderen Körperhälfte hervorruft. Nun kann man 
durch elektrische Reizung der bei der Operation nach vorne zurück- 
geschlagenen Dura mater auch in den Gliedmassen der nämlichen Seite 
krampfhafte Bewegungen erscheinen lassen. 

Bei Hunden und Katzen sind diese Bewegungen nicht so schön 
ausgeprägt wie beim Affen. Leon Frederieg (Lüttich). 


Fer&. Note sur un cas de dacryorrhede tabetique (Compt. rend. Soe. 
de Biol: IV, 1887. N° 1): 

Bei einem bereits seit ungefähr sechs Jahren an Tabes dorsalis 
leidenden Kranken beobachteteVerf. ausser den gewöhnlichen Symptomen 
der Tabes einen linkseitigen, in unbestimmten Intervallen auftretenden 
Gesichtsschmerz, welcher von einer an der Wange derselben Seite 
beginnenden und sich über das Augenlid und die Öonjunetiva er- 
streekenden Röthe begleitet war, dem eine starke Thränensecretion 
auf dem linken Auge sich anschloss. Diese Anfälle gingen gewöhnlich 
nach !/,- bis 1'/,stündiger Dauer, ohne locale Spuren zurückzulassen, 
vorüber. Verf. glaubt, dass es sich um vasomotorische Störungen hier- 
bei handelt. H. Schütz (Berlin): 


W. Sirotinin. Die punktförmig begrenzte Reizung des Froschrücken- 
markes (Aus d. physiologischen Institute zu Leipzig; du Bois-Rey- 
mond's Archiv 1887, S. 154). 

Sticht man eine feine Nähnadel von hinten nach vorne durch das 
Rückenmark so werden in der Regel beide Beine des Frosches in Be- 
wegung gesetzt. Im Bereiche des zweiten und dritten Wirbels erhält 
man reine Beugungen, im vierten und fünften Wirbel Beugungen 
mit Ab- oder Adduction,. unterhalb Streckungen. Die Bewegungen 
ändern sich ferner etwas je nach dem Abstand des Stichcanals von 
der Mittellinie. In den lateralen Abschnitten des Markes wird meist 
nur das gleichseitige Bein erregt. 

Zur genaueren Registrirung des Reizerfolges werden drei Muskeln 
(Ileopsoas, Semitendinosus und Gastrocnemius) ausgewählt. Auf ihre 
Präparation, auf die zweckmässige Vorrichtung zur Fixirung und 
rascher Oeffnung der Wirbelsäule, endlich auf die Führung der Nadel 
kann hier nicht näher eingegangen werden. Letztere muss ausser der 
Bewegung von hinten nach vorne noch eine feine Einstellung nach 
den beiden anderen Öoordinaten des Raumes gestatten. Ausser den 
mechanischen Reizen wurden auch unipolare Inductionsreize und Rei- 
zungen mit constanten Strömen benützt. Alle Methoden ergaben über- 
einstimmend die Beeinflussung der drei Muskeln von allen Punkten 
des Markes, doch fand sich für jeden der Muskeln ein Ort, von welchem 
aus er am leichtesten, am kräftigsten und am raschesten zu erregen 
war. Der Ileopsoas zwischen dem dritten und vierten, der Semiten- 
dinosus im Bereiche des fünften, der Gastrocnemius unterhalb des 
fünften Wirbels. Bei Anwendung des elektrischen Reizes waren dies 
zugleich die Stellen, wo die Reizschwelle am tiefsten lag. Die Un- 
wirksamkeit des Minimalreizes auf benachbarte Nervenwurzeln, der 
Eintritt geordneter, gleichseitiger Bewegungen mit Latenzen, welche 
für eine directe Reizung der Nerven viel zu lang sind, lassen nicht 


F 


Nr. 14. Centralblatt für Physiologie. 393 


zweifeln, dass man es mit einer Gliederung der centralen Einrichtungen 
des Rückenmarkes zu thun hat. CGonstante Ströme gaben Schliessungs- 
tetani und nur bei Anlegung an die vorderen Wurzeln Schliessungs- 
und Oeffnungszuckungen. Stichreizungen der Dura mater sowie der 
hinteren Wurzeln wurden unwirksam gefunden. Bei Ausdehnung der 
Stichelungen auf das verlängerte Mark zeigten sich periodisch wieder- 
kehrende Bewegungen mit sehr langen Latenzen. 
M. v. Frey (Leipzig). 


Physiologische Psychologie. 

W. Camerer. Die Methode der Aegquwivalente, angewandt zur Maass- 
bestimmung der Feinheit des Raumsinnes (Zeitschr. f. Biol. XXIH, 
8. 509). 

Diese eingehende Untersuchung wurde auf Anregung und unter 
Beeinflussung von Seite Fechner’s durchgeführt, mit dem Verf. 
brieflich über Methodik und Resultate verkehrte. Es handelt sich um 
Prüfungen des Tastsinnes verschiedener Körperstellen durch aufgesetzte 
Zirkelspitzen. Die Spannweite eines Zirkels wurde so gross gemacht, 
dass die beiden Spitzen auf der Hautstelle A deutlich als zwei 
empfunden wurden. Dann wurde ein zweiter Zirkel, zunächst mit be- 
deutend grösserer Spannweite, auf die Hautstelle 5 gesetzt und diese 
Spannweite so lange verkleinert, bis sie der bei A gleich erschien. 
So bekam man das Aequivalent des ersten Eindruckes bei Annäherung 
durch Verkleinerung. Ein zweiter Versuch ergab dasselbe Aequivalent 
bei Annäherung an die richtige Spannweite durch Vergrösserung der- 
selben, indem zuerst die Zirkelspitzen für B zu nahe gestellt wurden 
und durch allmähliche Entfernung derselben voneinander die ent- 
sprechende Distanz gesucht wurde. Als wahres Aequivalent wurde das 
Mittel aus diesen beiden Bestimmungen betrachtet, beziehungsweise aus 
einer langen Reihe derartiger Bestimmungen. 

Es ergab sich in den ersten Versuchsreihen das Resultat, dass 
man an den Hautstellen mit feinem Tastgefühl eine kleine Distanz für 
so gross schätzt, wie eine grössere Distanz an Hautstellen mit schlechtem 
Tastsinne. So werden vier Pariser Linien auf der Stirnhaut für gleich 
gehalten 2’4 Pariser Linien an der Öberlippe. 

Allgemeine Schlüsse aus den angedeuteten Messungen zu ziehen 
wird durch zwei Umstände erschwert. Erstens stellt es sich heraus, 
dass das Verhältniss zwischen den beiden Aequivalenten sich mit der 
absoluten Grösse ändert, es nähert sich mit wachsender Distanz der 
Zirkelspitzen der Einheit: 8 Linien auf der Stirnhaut werden nicht, 
wie nach Obigem hätte erwartet werden können, gleich 4°8 Linien 
auf der Lippe, sondern gleich 59 Linien daselbst empfunden. Zweitens 
bekommt man merkwürdigerweise durch Bestimmung des Aequivalentes 
zwischen A und B, ferner zwischen A und C' noch nicht das richtige 
Aequivalent zwischen B und ©. Die Dinge sind eben viel eomplieirter 
als man sich gewöhnlich vorstellt. 

Es wurden Bestimmungen ausser für die genannten Stellen aus- 


‚geführt für die Gegend des Handgelenkes, der Fingerbeere, des Hand- 


tellers; ferner vergleichende Versuche über die Empfindlichkeit von 
aneinanderstossenden Hautstellen, indem die Zirkelspitzen am Hand- 


324 Centralblatt für Physiologie. Nr. 142 


selenk um ihre eigene Distanz weiter ulnarwärts oder radialwärts auf- 
gesetzt wurden, ebenso indem sie um diese ihre Distanz in der Längs- 
richtung der Extremität verschoben wurden. 

Hervorzuheben ist, dass Verf. die mittlere Abweichung der ein- 
zelnen Versuche, also die Beobachtungsfehler bei jüngeren Individuen 
kleiner fand als bei älteren; übrigens nahmen sie, wie immer bei 
derartigen Untersuchungen, in Folge der Uebung ab. Zum Schlusse 
bespricht Verf. die Beziehung seiner Ergebnisse zu den durch Blix 
und Goldscheider bekannt gewordenen Thatsachen. (Ref. möchte 
hervorheben, dass ihm nebst der Durchführung der Methode und der 
Ausschliessung von Fehlern, bezüglich deren auf das Original ver- 
wiesen werden muss, insbesondere die Thatsache wichtig erscheint, 
dass unter den genannten Verhältnissen an gut tastenden Stellen eine 
Distanz grösser erscheint als an schlecht tastenden — im Gegensatze 
zum Ortssinne der Retina — und däss, wie nach den Erfahrungen 
des täglichen Lebens zu erwarten war, unter anderen Umständen 
dieser Unterschied wegfällt — im Einklange mit den Verhältnissen an 
der Retina.) Sigm. Exner (Wien). 


Zeugung und Entwickelung. 


W. Waldeyer, Ueber Karyokinese. Vortrag, gehalten im Berliner 
Verein für innere Medien (du Bois-Reymond’s Arch. 1887, 
Heft sund 2.38.17): 

Aus der liehtvollen Uebersicht, die der Vortrag über den augen- 
blieklichen Stand der Untersuchunwen und Streitfragen des betreffenden 
Gebietes gibt, ist besonders die Stellungnahme des Verf. in der Frage 
nach den Beziehungen zwischen „direeter” und „indireeter” Zelltheilung 
bemerkenswerth. Verf. ist nach seinen, Sattler’s und Pfitzner's 
Befunden jetzt geneigt, „die Schranke zwischen „direeter” und „in- 
directer” Kerntheilung ganz fallen zu lassen”. Das Resultat der eitirten 
Arbeiten war, gezeigt zu haben, dass nach anderen Präparations- 
methoden als denen, die gerade nur das Kernmitom darstellen, der 
Kernsaft entweder allein (Verf. und Sattler) oder neben der mito- 
tischen Theilungsfigur (Pfitzner) in Gestalt der sogenannten directen 
Theilunesfigur darzustellen ist. Die Befunde solcher Zellen, bei denen 
noch keine mitotischen Theilungen gefunden sind, redueiren sich fort- 
während. Daraus folgert Verf., dass es nur eine Art von Kerntheilung 
gibt, und zwar, wenn wir von den Kernkörperchen absehen, nach dem 
Remak’schen Schema, wobei der Kern, wie später die Zelle, in einer 
bestimmten Ebene, der Theilungsebene, in zwei meist gleiche Hälften 
durchgeschnürt wird. Die verbesserte Methodik hat nun gezeigt, dass 


sich — innerhalb des Rahmens der sich in alter Weise theilenden 
Gesammtfigur — das „Kerngerüst” in besonderer Weise unter der 
charakteristischen Gruppirung theilt. C. Benda (Berlin). 


y Druckfehlerberichtigung. ; t 
In Nr 12, Seite 256, Zeile 4 von oben lies: „Keime parasitischer Organismen’ statt „kleine 
parasitische Organismen’. 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siygm. Eoner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen’” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


Druck der k. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme. — Verantwortlicher Redaeteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATT 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner a Doc. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 15. October 1887. Ne-15 


Inhalt: Allgemeine Physiologie: Lippmann, Ein neues Galaktan. — Vuillemin, Das 
Leuchten von Schistostega osmundacea. — Wurster, Wirkung oxydirender Mittel 
auf Eiweiss. — Wurster, Wirkung von salpetrigsaurem Natron auf Eiweiss und 
Hämoglobin. — Mairet und Combemale, Wirkung von Brom-Hyosein. — Beyer, 
Wirkung von Atropin. Homatropin, Hyosein, Hyosciamin und Daturin. — Hare, 
Wirkung der Spigelia. — Quinguaud, Wirkung von Bädern auf den Stoffwechsel. 
— Samuel, Gewehswachsthum bei Cireulationsstörungen. — Errera, Säftestrom 
in den Pflanzen. Westermaier, Gerbstoff in Pflanzengeweben. — Allgemeine 
Nerven- und Muskelphysiologie: Fozget, Absterbende Muskelfasern. -— Ringer und 
Buzton; Ringer, Wirkung von Salzen auf lebende Muskelsubstanz. Physiologie 
der speciellen Bewegungen: Braune, Form der menschlichen Hand. — Beaunis, 
Kaninchen ohne N. facialis. — Tataroff, Muskeln der Ohrmuschel. — Paterson, 
Saecralplexus. — Physiologie der Athmung: Grehant, Lungenvolumen. — Rubner, 
Kohlensäureausscheidung bei verschiedener Ernährung. — Physiologie der 
thierischen Wärme: Langlois, Calorimetrie bei Kindern. — Chouppe und Pinet, 
Temperatur bei Stryehninvergiftung. — Physiologie des Blutes, der Lymphe 
und der Circulation: Disselhorst, Emigration. — Spengler, Radialpuls bei Lage- 
veränderungen. — sSeegen, Tückstauune des Leberblutes. — Francois- Frank, 
Künstliche Aorteninsufficienz. — Physiologie der Drüsen: Adeles, Zuckerbildung 
in der Leber. — Seegen, Zuckerbildung in der Leber bei ( 'hloroformnarkose — 
Lewin und Posner, Hämaturie. — Sutton, Fettdrüsen und Hauthörner. — 
Knäppel, Speicheldrüsen der Inseeten. — Lehmann, Milchbildung. — Chandelon, 
Syntoninpepsin. — Arthaud und Duprat, Innervation der Blase. — Bayliss und 
Bradfort, Elektrische Erscheinungen bei der Seeretion. - Physiologie der Ver- 
dauung und der Ernährung: Sendtner, Fleischextract und Bouillonextract. — Ellen- 
berger, Herkunft der Amylum-Fermente. — Fraser, Wirkung von Kaffee, Thee 
und CUacao. — Bourquelot, Natur der Diastase. — Ewald, Pepton- und Eier- 
klystiere. — Physiologie der Sinne: @elle, Bedeutung der Gehörsschnecke. —- 
Hoppe, Hallueinatorisches Sehen. — Günther, Elliptische Liehtstreifen. — Phy- 
siologie der Stimme und Sprache: Fic/, Phonographik. — Physiologie des 
centralen und sympathischen Nervensystems: Arthaud, Schwefelsaures Indigo 
als Reagens auf Myelin. — Martius, Accessoriusläihmung bei Tabes. — Mis- 
Zawsky, Hirnrinde und Pupillenweite —. Gowers, Centrum der Augenbewegungen. 
— Geslier; David, Epidemie mit Paralyse. — Laborde, Ursprung des N. 
vagus. — Physiologische Psychologie: Bianchi und Sommer, Psychische Po- 
larisation. — Rochas, Verwechslung der Persönlichkeit durch Hypnotismus. — 
v. Kries, Unterscheidungszeit. — Merkel, Psychophysisches (Gesetz bezüglich 
der Schallstärke. — Zeugung und Entwickelung: Myschkin, Zwillingseier. — 
Retterer, Castration. — Henneguy, Balbiani'sches Bläschen. — Kühn, Frucht- 
barkeit von Bastarden. 


Centralblatt für Physiologie. 97 


326 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


Allgemeine Physiologie. 


alund O. v. Lippmann. Ueber ein neues Galaktan und einige 
Eigenschaften der Galaktose (Ber. d. d. chem. Ges. XX, $. 1001). 

v. L. hat in den Aussüsswässern des Kalkschlammes der Zucker- 
fabriken ein neues Kohlehydrat von der Formel C,H,. 0; aufgefunden, 
welches in reinem Zustande eine weisse amorphe Substanz darstellt. 
Wasserhaltig (aus wässeriger Lösung mit Alkohol gefällt) löst sich die- 
selbe sehr leicht in kaltem und heissem Wasser; wasserfrei nur in 
heissem rasch, in kaltem nur sehr langsam und unter allmählichem 
Aufquellen; die heisse Lösung gelatinirt nicht beim Erkalten, verhält 
sich also dem Dextran, nicht dem Lävulosan ähnlich. [&]» = + 238°, 
also mehr als dreimal stärker als beim Rohrzucker. Die Substanz 
redueirt Fehling’sche Lösung nicht. wird von Bleiessig nur aus con- 
centrirter Lösung gefällt, gibt "bei der Oxydation mit Salpetersäure nur 
Schleimsäure, und geht bei der Inversion mit verdünnter Schwefelsäure 
vollständig und ausschliesslich in Galaktose über, weshalb Verf. dieselbe 
als y-Galaktan bezeichnet; sie ist mit keiner der bis jetzt bekannt ge- 
wordenen, Galaktose liefernden, aus Pflanzen stammenden Substanzen 
identisch. 

Die aus dem y-Galaktan erhaltene Galaktose erwies sich in jeder 
Hinsicht. mit der aus Milchzucker dargestellten identisch. Von dieser 
hatte Verf. früher angegeben, dass sie durch Hefe vergährbar sei, 
während andere Forscher das Gegentheil behaupteten. Zur Entscheidung 
dieser Frage wurden von Herzfeld und von Heyduck Gährversuche 
mit Galaktose und reiner Hefe angestellt: es trat keine Gährung ein, 
und auch wenn Rohrzucker zugesetzt wurde, blieb die Galaktose an- 
scheinend unverändert. Trotzdem ist die frühere Angabe des Verf.'s 
‚ richtig, denn Tollens vermochte Galaktose mit gewöhnlicher guter 

Lagerbierhefe unter Zusatz von Hefeabkochung zur Gährung zu bringen, 
wenn auch langsamer als Rohrzucker. Die eigentliche Ursache dieser 
verschiedenen Resultate muss aber noch erforscht werden. 

E. Drechsel (Leipzig). 
P. Vuillemin. L’appareil reluisant du Schistostega osmundacea (Journ. 

de l’anat. et de la physiol. XXIH, 1, p. 18). 

In engen Ritzen und Spalten von Felsen und Mauern, in grösseren 
lichtarmen Höhlungen lebt ein Moos, Schistostega osmundacea, welches 
ein auffallendes grüngoldiges Lieht auszustrahlen scheint. An solehen 
Stellen bildet das Moos nicht entwickelte beblätterte Pflänzehen, sondern 
bleibt auf einer niedrigen Stufe seiner Entwickelung stehen, indem es 
sich als Protonema erhält und ausbreitet, welches aus algenartigen 
verzweigten grünen Fäden sich zusammensetzt. Die Protonemarasen 
sind es, welche das Leuchten bewirken. Die Zellen der Fäden sind 
rundlich, lassen aber eine fast halbkugelige obere Hälfte von einer 
stärker nach aussen vorspringenden unteren Hälfte unterscheiden. In 
der ersteren wird das Innere eingenommen von einer homogenen 
hyalinen Masse, welche die Form etwa einer biconvexen Linse hat; 
in der unteren Hälfte befindet sich körniges Protoplasma und eine 
Anzahl von scheibenförmigen Chlorophylikörpern, welche im normalen 
Falle zu einer einzigen Schicht zusammenliegen, die unterhalb der 


NM WON. Centralblatt für Physiologie. 397 


Linse sich ausbreitet. Der hyaline linsenförmige Körper wirkt nun als 
eine Sammellinse, welche das in den Höhlen so schwache Licht auf 
der Fläche der Chlorophylischeiben eoncentrirt und ihnen dadurch 
erlaubt, trotz der geringen Lichtmenge des Standortes die Kohlenstoff- 
assimilation zu vollführen. Andererseits wird das Licht von diesen 
Linsen in mildem smaragdgrünen Glanze reflectirt und damit das 
scheinbare Leuchten hervorgerufen. Das Protonema erhält sich und 
vermehrt sich in den Höhlen durch eine besondere Form von Fort- 
pflanzungsorganen, welche bei den Protonemen anderer Moose nicht 
bekannt sind. Einzelne der Zellen wachsen zu länger gestreckten Ge- 
bilden heran, welche an der Spitze successive durch besondere Trennungs- 
wände, Zellen, sich abtrennen, welche, abgefallen, von neuem zu einem 
Protonema heranwachsen. 

Am Schlusse seiner Arbeit vergleicht der Verf. die Linsenzellen 
des Protonemas mit den Augen der niederen Thiere. 

Klebs (Tübingen). 
C. Wurster. Ueber die Einwirkung oxydirender Agentien auf Hühner- 
eiweiss (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 1030). 

W. schlägt für den aus dem Eiweiss durch Einwirkung von 1pro- 
centiger Milchsäure, Iprocentigem Kochsalz und Wasserstoffsuperoxvd 
hervorgehenden käseähnlichen Körper den Namen Eicasein vor. Bei 
der Bildung desselben findet immer eine geringe Sauerstoffaufnahme 
statt; der fertige Körper wird von Pepsin in saurer Lösung leicht und 
rasch verdaut, wobei keine Sauerstoffabsorption beobachtet wird. 

Frisch gefälltes und gut ausgewaschenes Eicasein löst sich leicht 
in Ammoniak und wird durch Säuren wieder gefällt; der beim Ein- 
trocknen erhaltene Rückstand ist in Wasser nicht, in Ammoniak leicht 
löslich. Behandelt man aber das Eicasein bei Gegenwart von Wasser- 
stoffhyperoxyd mit Ammoniak, so löst sich nur ein Theil davon auf, 
ein anderer wird in eine schleimige Masse verwandelt, die sich selbst 
beim Kochen nur schwer löst. Feucht wird dieselbe von Pepsin ver- 
daut, getrocknet bildet sie aber hornartige Stücke, die nieht mehr 
verdaulich sind. Sowohl das Eicasein als der schleimige Körper be- 
sitzen die Eigenschaft, Anilinfarbstoffe und Hämatoxylin auf sich nieder- 
zuschlagen, in hohem Grade. Verf. hält es für nieht unwahrscheinlich, 
dass die Verschleimung, die Bildung der Zellmembran, die Ver- 
hornung der Zellen durch einen ähnlichen Process vor sich gehen, 
wie die Umwandlung des Eicaseins in die schleimige Substanz. 
Schliesslich berichtet Verf. noch, dass die unreifen Geschleehtsproduete 
des Frosches im Herbst und Winter reducirend auf seine Papiere ein- 
wirkten, die reifen aber stark oxydirend: beim Ei kommt diese Wirkung 
aber nur der Schleimhülle, nicht der Eisubstanz selbst zu. 

E. Drechsel (Leipzig). 
C. Wurster. Verhalten des salpetrigsauren Natrons zum Hühnereiweiss 
und zum Farbstoff des Blutes (Ber. d. d. chem. Ges. XX, $. 1033). 


Säuert man, nach W., eine mit etwas Natriumnitrit versetzte Lösung 
von Hühnereiweiss mit Milchsäure an, so entsteht rasch eine gelbe 
Färbung, dann eine Gerinnung: im Brutofen und bei Luftzutritt wird 
die Farbe etwas dunkler. Der abfiltrirte Niederschlag wird beim Trocknen 


97% 


328 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


an der Luft zuerst rothorange, dann fuchsroth; er ist nur noch theil- 
weise verdaulieh, wobei eine eisenfreie, rostfarbene Substanz hinter- 
bleibt, die in Wasser, Alkohol, Aether und Chloroform unlöslich ist. 
Blutfarbstoff wird bei Gegenwart von Milch- oder Essigsäure durch 
Wasserstoffhyperoxyd erst in einen braunschwarzen Körper verwandelt, 
der dann allmählich entfärbt wird, wobei alle Haarfarben (exclusive 
Roth) auftreten. Verf. knüpft hieran Erörterungen über die mögliche 
Entstehung der Haarfarben und des Hautpigmentes; da sich dieselben 
aber nicht wohl im Auszuge wiedergeben lassen, muss bezüglich der- 
selben auf das Original verwiesen werden. E. Drechsel (Leipzig). 


Mairet & Combemale Note sur les effets physiologiques du 
Bromhydrate d’Hyoscine (©. R. Soc. de Biologie, 23 Avril 1837, 

249). 

M. & ©. gelangen zu ähnlichen Resultaten wie früher E. Gley 
und Rondeau (vel. S. 83 dieses Blattes) in ihren Experimenten über 
die Wirkung der Hyoseinsalze auf den thierischen Organismus (Affe 
und Katze): Starke Erweiterung der Pupille, Unsicherheit der Be- 
wegungen, allgemeine Unruhe. sensorielle Hallueinationen, endlich 
tiefer Schlaf. Auch scheint Hyosein einen schädlichen Einfluss auf die 
Ernährung auszuüben. Leon Frederiecq (Lüttich). 


H. G. Beyer. T’ihe direct action of atropine, homatropine, hyoscine, 
hyosceramine and daturine on the heart of the dog, terrapin and frog 
(The American Journal of the medical sciences, N° 186, Avril 1887, 
p. 369). < 

Aus Versuchen am isolirten und künstlich durchströmten Herzen 
schliesst Vert.. dass Atropin. Homatropin, Hyosein, Hyoseyamin und 

-Daturin das „sympathische Nervensystem des Herzens’ reizen. Durch 

kleine Dosen werden die „vasomotorischen” Elemente desselben ge- 

reizt; dadurch entsteht Beschleunieune oder Verstärkung des Herzschlages. 

(Grössere Gaben erregen die Hemmungsapparate und "bewirken Verlane- 

samung und diastolischen Stillstand. Atropin, Homatropin und Daturin 

reizen auch den Herzmuskel; weniger wirksam sind in dieser Beziehung 

Hyoscin und Hyoscyamin. Die Herzverlangsamung, die bei. Anwendung 

eewisser Giftdosen auch im intacten Thiere auftritt, kann durch eine 

Reizung der Hemmungsganglien und Hemmungsnerven erklärt werden. 

Dagesen ist die grosse "Beschleunigung, die nach kleinen Gaben ent- 

steht. durch Reizung intrakardialer Erregungsapparate nicht genügend 

zu erklären. Langendorff (Königsberg). 


H. A. Hare. The physiologieal action of spigelia or pinkroot (Med. 
News 1887, 11, p. 286). 

Drei Unzen Fluidextraet der Spigelia einem grossen Hunde ein- 
verleibt, brachten kurze, schnelle Athmung, Papillenerweiterung, Ex- 
ophthalmus, Parese der Extremitäten hervor, während die Sensibilität 
nicht betheiligt erschien. Tod unter Koma. Ebenso beim Frosch. Das 
Mittel wirkt auf das Rückenmark, nicht auf die Nervenstämme. Es 
scheint ferner eine direete Wirkung auf das Herz (Stillstand in der 
Diastole) zu entfalten. (oldscheider (Berlin). 


Nr: 19. Centralblatt für Physiologie. 3939 


Ch. E. Quinquaud. De l’action des bains sur les phenomenes chimiques 
de la respiration et de la nutrition elmentaire (Ö. BR. Soc. de 
Biologie, 9. Avril 1887, p. 232). 

Sehr kalte Bäder bewirken eine erhebliche Vermehrung des ah- 
sorbirten Sauerstoffes, der ausgeathmeten Kohlensäure, des geathmöten 
Luftvolumens und der Gewebeoxydationen (Blutgasanalysen vom arte- 
riellen und venösen Blute, Gasanalyse und Messung der geathmeten 
Luft). Im selben Sinne, aber weniger stark. wirken "sehr heisse Voll- 
bäder. Sowohl sehr kalte als sehr heisse Bäder können schnell den 
Tod herbeiführen. Ein auf 23 bis 24" Reetumtemperatur abgekühlter 
Hund kann noch gerettet werden, wenn man ihn sogleich in ein Bad 
von 50° taucht, wobei das Thier nach wenigen Minuten sich ganz 
erholt. Leon Frederiegq (Lüttich). 


S. Samuel. Das Gewebswachsthum bei Störungen der Bluteireulation 
(Virechow’s Archiv CVII, 1, 8. 1). 

Als ausserordentlich günstiges Object zur Erkennung der leichtesten 
Störungen des Gewebswachsthums empfehlen sich die grossen Flügel- 
federn der Tauben. 

Um den Einfluss der venösen Stauung, welche schliesslich 
noch zum Ausgleich der Bluteirenlation führt. auf eine Wachsthums- 
verzögerung oder -Verringerung zu eruiren, wurde auf einer Seite die 
12. oder 13. Flügelfeder ausgezogen und an dieser Stelle mittelst eines 
Leinenbandes eine feste Schlinge um den Vorderarm angelegt. Bereits 

nach einer Stunde waren die Zeichen der venösen Stauung bemerkbar. 
Die Handflügel erwärmten sich, schwollen an und bekamen,eine sammt- 
artige, teigige Beschaffenheit. Nach Lösung des Bandes gingen dann 
diese Stauungserscheinungen allmählich wieder zurück. Wurde nun 
unmittelbar nach Entfernung der grossen fertigen Flügelfedern eine 
venöse Stauung auf dem Handflügel hergestellt, so erlitt der Ausbruch 
der Flügelfedern nach Regulirung der Oirculationshindernisse nur wenig 
Verzögerung. Die venöse Stauune übt also auf die Papille selbst keinen 
nachhaltigen Einfluss aus, wenn “ie Lösung der Stauung lange vor der 
Proliferation stattgefunden hat. Bei kurzdauernder Stagnation auf der 
Stauungsseite findet eine Verzögerung desWachsthums in den nächsten 
Tagen statt, die aber in den späteren Wachsthumsstadien wieder ein- 
geholt werden kann; bei lange dauernder Stauung (24 Stunden) hält 
die Verzögerung an, ist nieht mehr einzuholen und führt daher auch 
zu einer Verkürzung der Federn. Indess auch auf der gesunden Seite 
retardirt sich das Wachsthum. wenn auch anfangs viel weniger als auf 
der Stauungsseite, doch erleidet bei längerer Stauung die unverletzte 
Seite schliesslich dieselbe Einbusse. Dieses Verhalten der gesunden 
Seite ist sehr merkwürdig und wirft ein interessantes Lieht auf die 
bilaterale Symmetrie des Gewebswachsthums. 

Nach Unterbindung der Art. axillaris in dem Gebiete des Plexus 
axillaris oder peripherisch von demselben kann man in den Fällen, 
- wo sich der Collateralkreislauf ohne alle Störung vollzieht, sehr gut 
den Einfluss der Ischämie auf die Regenerationsfähigkeit der Papille 
studiren. Das Resultat ist, dass nicht nur auf der operirten, sondern 
auch auf der gesunden Seite der Ausbruch der Federn um 12 bis 17 Tage 


330 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


verzögert wird. Sehr auffällig ist, dass gerade in der der Operation un- 
mittelbar folgenden Zeit nur eine Retardation, nicht eine Hemmung des 
Wachsthums eintritt, während erst später, wo sich der Collateralkreis- 
lauf in höherem Grade ausgebildet hat, eine vollständige Wachsthums- 
hemmung eintritt. Diese Eigenthümlichkeit ist der Bildung der Special- 
matrix in der Pulpa zuzuschreiben, welche selbst bei eintretender Blut- 
verminderung noch eine ganze Zeit hindurch das Wachsthum unter- 
halten kann. Ausserordentlich zweckmässig ist der nutritive Consensus 
an den Extremitäten; bei venöser Stauune” wie bei arterieller Ischämie 
wird das Wachsthum in geringem Grade auch auf der intacten Seite 
beschränkt, während nach Cauterisation der Federpapillen der einen 
Seite das Wachsthum der anderen trotz Brand, consecutiver De- 
marcationsentzündung und damit verbundenem Fieber nicht beeinflusst 
wird. Arterielle Hyperämie übt nicht den geringsten Wachsthums- 
einfluss aus. Wachsthumsreize sind unter den bekannten chemischen 
Reizmitteln nicht nachweisbar. Joseph (Berlin). 


L. Errera. Une experience sur l’ascension de la seve chez les plantes 


(Bull. de la soc. Bot. de Belgique XXV, 2, Mars 7). 


Das Wasser, welches in einem transpirirenden beblätterten Baume 
von den Wurzeln bis nach dem Wipfel steigt, bewegt sich, wie seit lange 
bekannt, in dem Holze. Eine wichtige Streitfrage ist es aber noch, ob 
das Wasser in den Wandungen der Holzzellen, speciell der Gefüsse 
aufsteigt, wie Sachs es annimmt, oder ob es innerhalb der Höhlungen 
in die Höhe wandert, wie Böhm, Vesque, Hartig und Andere be- 
haupten. Die letzte der beiden Ansichten scheint jetzt allmählich die 
erstere mehr und mehr zu verdrängen. Einen neuen experimentellen 
Beweis für ihre Richtigkeit liefert der Verf. Beblätterte Zweige von 
Vitis vulpina werden unter einer noch flüssigen und mit Tinte schwarz 
gefärbten Gelatine abgeschnitten. In Folge des negativen Druckes der 
Gefässluft steigt die Gelatine an der Schnittfläche eine Strecke in die 
Gefässe hinauf und verstopft ihre Höhlung, während die Wandungen 
frei davon bleiben. Solche Zweige in Wasser gesteckt welken in kurzer 
Zeit; schneidet man nach einer halben Stunde das mit Gelatine er- 
füllte Stück weg, so kann der Zweig wieder Wasser aufnehmen und 
wird straff und frisch. Im normalen Falle kann der Baum nur dann 
den Wasserverlust seiner Blätter decken, wenn die Höhlungen seiner 
Gefässe für den Wasserdurchgang offen sind. Klebs (Tübingen). 


M. Westermaier. Neue Beiträge zur Kenntniss der physiologischen 
Bedeutung des Gerbstoffes in den Pflanzengeweben (Akad. Sitzungsb. 
SSR, D. IN): 


Di Frage nach der physiologischen Rolle der Gerbstoffe in der 
Pflanze ist bisher ungelöst. Der Verf. vertritt die Anschauung, dass 
derselbe ein Product der Kohlenstoffassimilation grüner Blätter ist, 
entsprechend wie die Stärke, und dass er wie diese im Stoffwechsel 
Verwendung findet. Die vorliegende Abhandlung versucht ebenso wie 
eine frühere desselben Verf. diese Hypothese durch Beobachtungen 
zu stützen, nach welchen in verdunkelten Blättern der Gerbstoffgehalt 
ein geringerer ist als in solehen, die im Licht eultivirt wurden, und 


Nr. 15. Centralblatt für Physiologie. 331 
zwar betrifft diese Differenz sowohl die ehlorophyllifreien wie die ehloro- 
phylihaltigen Zellen. Ferner wurde nachgewiesen, dass bei panachirten 
Blättern, z. B. von Hortensia und Fuchsia, die weissen Stellen der- 
selben in ihren Gewebezellen ärmer an Gerbstoff waren, als die grünen. 
An geringelten Zweigen der Eiche wurde die Vertheilung des Gerb- 
stoffes in den Geweben sowohl an der Ringelungsstelle wie unterhalb 
derselben untersucht. Gegenüber den normalen Verhältnissen erwies 
sich, dass der Gerbstoff, weleher sonst in der Rinde wandert, bei der 
Unterbrechung derselben in dem Holze, besonders im Holzparenehym 
sich bewegt hatte. In den Gefässbündeln mehrerer monocotyler Pflanzen 
hat der Verf. Gerbstoffzellen beobachtet, welche sich besonders im 
Weichbast vorfanden. (4. Klebs (Tübingen). 


Allgemeine Nerven- und Muskel-Physiologie. 


Ch. Rouget. Les dernieres manifestations de la vie des muscles (Compt. 
rendus OIV, 14, p. 1017). 


R. beschreibt die Erscheinungen, welche bei mikroskopischer 
Untersuchung dem Absterben isolirter quergestreifter Muskelfasern 
verschiedener Thiere unmittelbar vorhergehen. Er findet, dass in phy- 
siologischer Kochsalzlösung zerzupfte Fasern eines für mechanische 
und elektrische Reize bereits unempfindlich gewordenen Muskels noch 
längere Zeit wurmförmige Bewegungen erkennen lassen. Dieselben 
dauern nur kurze Zeit bei Präparaten von Fischen, Vögeln und Sänge- 
thieren. am längsten bei Muskelfasern des Frosches und gewissen In- 
secten. An jeder verletzten Stelle bilden sich alsbald Ansehwellungen 
(örtliche Uontracturen), von denen aus sich schliesslich die Erstarrung 
über die ganze Faser verbreitet (bei Arthropoden). Bei Wirbelthier- 
muskeln (Frosch, Eidechse) erfolgt ausserdem an den bezeichneten 
Stellen eine Zerklüftung des Sarkolemmainhaltes in mehr oder weniger 
dicke Scheiben. R. ist geneigt, auch diese Erscheinung noch als eine vitale 
aufzufassen, bedingt durch locale Oontractionen in Folge einer Er- 
regung der Primitivfibrillen durch die allmählich eindringende Zusatz- 
flüssigkeit. In scheinbar ganz starren Muskeln sollen sieh, besonders 
bei Kaltblütern, selbst nach mehreren Tagen noch einzelne lebende 
und contractile Fasern zwischen ganz abgestorbenen finden. 

Biedermann (Prag). 
S. Ringer und W. Buxton. Concerning the action of caleium, po- 
tassium and sodium salts upon the eel’s heart and. upon the skeletal 


muscles of the frog (Journ. of phys. VIII, 1, p. 15). 


S. Ringer. Regarding the action of lime, potassium and sodium salts 
on skeletal muscles (ihid. p. 20). 


Wie früher schon für das Froschherz, so findet R. neuerdings 
auch für das Fischherz (von Muraena anguilla), dass die rhythmische 
Thätigkeit des ausgeschnittenen, künstlich durchströmten Ventrikels 
weder durch reine physiologische Kochsalzlösung, noch auch durch 
eine solche, die geringe Mengen von Chlorkalium oder doppeltkohlen- 
sauren Natron enthält, für längere Zeit unterhalten werden kann. 
Dagegen bewirkt ein Zusatz von Caleiumphosphat rhythmische Üon- 


332 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


tractionen, wobei jedoch eine zunehmende Verzögerung der Diastole 
hervortritt. Diese charakteristische Wirkung kann durch Hinzufügen 
von UOhlorkalium verhindert werden, so dass das Herz mit einer der- 
artigen, passend gemischten Lösung gespeist, längere Zeit regelmässig 
schlagend erhalten werden kann. Aehnlich wie ÖOalciumphosphat, nur 
minder günstig, wirkt auch Ohlorealeium. E 

In der Folge untersuchte R. auch den Einfluss der genannten 
Salze auf Skelehnuskoin und wählte hierzu den Sartorius des "Frosches, 
welcher in die zu prüfende Lösung eingesenkt und von Zeit zu Zeit 
mit einzelnen Inductionsschlägen gereizt wurde. Im Gegensatze zu den 
am Frosch- und Fischherzen gemachten Beobachtungen erwies sich 
ein Zusatz von Kalksalzen zu "physiologischer Kochsalzlösung nicht 
geeignet, die Erregbarkeit eines erschöpften Muskels merklich zu 
steigern: auch bewirkte eine solche Mischung keine Verlängerung der 
künstlich ausgelösten Zuckungen, schien dagegen die längere Erhaltung 
der Erregbarkeit zu begünstigen. 

Kalisalze verhielten sich in dieser Beziehung entgegengesetzt. Ein 
Zusatz von Chlorkalium bewirkt nach R. nicht nur eine Steigerung der 
Erregbarkeit, sondern begünstigt auch die Entwickelung eines „Ver- 
kürzungsrückstandes”, der durch Hinzufügen von Chlorcaleium stets 
verhindert werden kann. Biedermann (Prag). 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


W. Braune. Ktwas von der Form der menschichen Hand und des 
menschlichen Fusses in Natur und Kunst (Beiträge zur Physiologie, 
C. Ludwig gewidmet; Leipzig 1887, S. 302). 


In künstlerischen Darstellungen des menschlichen Fusses ist die 
zweite Zehe die längste und dieses ‚Verhältniss erscheint nach Messungen 
an Lebenden verschiedener Rassen in der Mehrzahl zutreffend, wenn 
von Verkrümmungen durch das Schuhwerk abgesehen wird. 

An der Hand wird der vierte Finger kürzer als der zweite dar- 
gestellt, während am Lebenden das umgekehrte Verhältniss zu über- 
wiegen scheint. Bei der Beweglichkeit der Hand hält Verf. Messungen 
am Lebenden nicht für stichhaltig. Unter 39 Bänderpräparaten zeigten 
27 (69 Procent) den Zeigefinger länger. Die grössere Länge beruht 
nur auf den Dimensionen des Metacarpusknochens, die Phalangen des 
vierten Fingers sind stets länger als die des zweiten. Die künstlerische 
Darstellung” erscheint somit auch anatomisch gerechtfertigt. Ausserdem 
hält Verf. dafür, dass ein langer zweiter Finger die Hand besser zur 


Arbeit befähigt. M. v. Frey (Leipzig). 


Beaunis. Presentation d’un lapin (arrachement du facial) (C. R. Soc. 
de Re Avril 2, 1887, p. 205). 
. hat bei einem Kaninchen, nach einseitiger Ausreissung des 


N vus facialis, eine Atrophie der Weichtheile der Wange mit starker 
Verengerung der Lidspalte. auf der operirten Seite beobachtet. 


Leon Fredericq (Lüttich). 


Nr!'T5: Centralblatt für Physiologie. 333 


D. Tataroff. Ueber die Muskeln der Ohrmuschel und einige Besonder- 
heiten des Ohrknorpels (Aus dem anat. Inst. zu Strassburg i. E., 
His-Braune’s Archiv 1887, I, S. 35). 

Nach einer Reihe bemerkenswerther Angaben über die Gestalt 
des Ohrknorpels,. die durchbohrenden Gefässe, die Fett- und Haar- 
anordnung und die Schweissdrüsen der Ohrmuschel wendet sich Verf. 
zur Besprechung der Museulatur. Bezüglich zweier äusserer Ohrmuskeln 
— Mm. aurieularis ant. und post. — wird bemerkt, dass sie, obwohl 
vermöge ihrer Insertionsverhältnisse Antagonisten, doch in gemeinsamer 
Action die Ohrmuschel fixiren und den Eingang zum äusseren Gehör- 
gange offen erhalten. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Form 
der Ohrmuschel eine trichter- und schraubenförmige sei, wird als erste 
Schraubenwindung die Helix bis zum unteren Ende ihres umgekrempten 
Randes, als zweite das Orus anthelieis inferius, Anthelix und Cauda 
helieis betrachtet, während das Centrum für die Windungen durch 
Coneha, Antitragus und Tragus repräsentirt wird. Die auf die Ohr- 
muschel beschränkten Muskeln sind in Folge dessen so angelegt, dass 
sie die einzelnen Windungen untereinander verbinden, ausserdem 
aber die Ohrmuschel gürtelförmig umgreifen. Die Resultante der durch 
diese Muskeln aufgebrachten Kräfte hat die Richtung nach dem 
äusseren Gehörgange hin. „Man kann also erwarten, dass jeder Muskel 
dureh seine Gontractionen die Ohrmuschel in die günstigere Stellung 
bringt, in welcher sie durch ihre etwas veränderte Form die ver- 
schiedenartigsten Differenzen in der Schallriehtung wahrzunehmen im 
Stande sei. 

Die Frage, ob jeder dieser Muskeln unabhängig von dem an- 
deren wirke, oder ob sie auch gemeinsam und gleichzeitig functio- 
niren, möchte T. mit Jurg im Sinne gemeinschaftlicher Action ent- 
scheiden. Diese Annahme gewinnt eine neue Stütze durch den kürz- 
lich erst von G. Ruge erbrachten Nachweis, dass dieser ganze 
Muskeleomplex sich von oberflächlichen Schichten des Platvsmas, oder 
von den von ihm abgesonderten Gesichtsmuskeln ableiten lässt. Der 
M. trago-antitragieus der Primaten stellt nach Ruge eine Art von 
Orbieulans aurieulae dar, so dass T. nicht ansteht, die beim Menschen 
geschiedenen Mm. tragicus und antitragieus in gleicher Weise zu 
deuten. Diesen beiden Muskeln schliesst sich dann der M. trago- 
halieinus an. Die übrigen Muskeln der Ohrmuschel haben sich aus 
zwei ihrer Wirkung nach ungleichwerthigen Muskeln differenzirt; die 


eine Gruppe — Mm. transversus und obliquus auriculae — entstamınt 
den M. auricularis post., die zweite — Mm. helicis maior und minor 


— lässt sich in ihrer Entstehung nicht direct von den vorderen 
äusseren Ohrmuskeln ableiten. Die ersten beiden bewirken bei gemein- 
samer Action die Annäherung der Helix an die Concha und zum 
Theile eine Abflachung der Concha; die Wirkung der beiden Helix- 
muskeln ist viel schwieriger zu beurtheilen. In gemeinsamer Action 
werden aber wahrscheinlich alle diese kleinen an der Ohrmuschel 
selbst angebrachten Muskeln den äusseren (Gehörgang verengern und 
in diesem Sinne als Antagonisten der äusseren Ohrmuskeln zu be- 
traehten sein. 
Sigm. Fuchs (Wien). 


334 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


A. M. Paterson. T'he morphology of the sacral plexus in man (The 
Journal of anatomy and physiology XXI, 3, p. 406). 


Verf. kommt zu dem Ergebnisse, dass die Nerven der unteren 
Extremität in einem frühen Zustande der Entwickelung in dorsale 
und ventrale geschieden sind, welche die entsprechenden Gebiete der 
Extremitätenanlage versorgen. In dem Masse, als die Museulatur sich 
differenzirt und die Extremität ihre definitive @estaltung erhält, gehen 
diese primitiven Verhältnisse verloren, indem die früher geschiedenen 
dorsalen und ventralen Aeste sich mannigfach untereinander verbinden 
und umlagern. Die Spuren dieser Beziehungen lassen sich auch beim 
Erwachsenen nachweisen; so nimmt der N. tibialis aus ventralen 
Zweigen der den Plexus sacralis formirenden Nerven, der N. peroneus 
aus dorsalen Zweigen seinen Ursprung. Dieselben Verhältnisse gelten 
auch für die aus dem Plexus lumbalis hervorgehenden Aeste. 


Siem. Fuchs (Wien). 


Physiologie der Athmung. 


Grehant. Perfectionnement du procddE de mesure du volume des 
poumons par Uhydrogene (©. R. Soc. de Biologie, 23 Avril 1887, 
und p. 242. 

Am Ende einer Exspiration wird mittelst Mundstück und Dreiweghahn 
ein Gemenge von 250 Kubikcentimetern Wasserstoff und 750 Kubik- 
centimetern atmosphärischer Luft aus einem Kautschukbeutel inspirirt 
und fünf- bis sechsmal dasselbe Gemenge aus- und eingeathmet. Ein 
Theil des zuletzt ausgeathmeten Gemenges wird analysirt (Bestimmung 
der Kohlensäure durch Kali, des Wasserstoffs durch Verpuffen nach 
Hinzufügung von Knallgas). 

Aus der procentischen Zusammensetzung dieses Gasgemenges lässt 
sich das Lungengasvolumen berechnen, auf welches die 250 Kubik- 
centimeter Wasserstoff sich vertheilt haben. 


Leon Frederieq (Lüttich). 


M. Rubner. Ueber die tägliche Variation der Kohlensäureausscheidung 
bei verschiedener Ernährungsweise (Beiträge zur Physiologie, C. 
Ludwig gewidmet, Leipzig 1887, S. 259). 

Da die Kohlensäureausscheidung aus verschiedenen Ursachen rasch 
vorübergehende Aenderungen erfährt, so sind zum Studium dieser 
Einflüsse kurze Beohachtungsperioden nothwendig. Zwei Versuche an 
einem hungernden Hunde zeigen ein allmähliches Absinken der Kohlen- 
säureausscheidung im Laufe der Versuche entsprechend der fort- 
schreitenden Abmagerung. Sie zeigen ferner nur sehr geringe Unter- 
schiede zwischen wachem und schlafendem Zustande, was sich erklärt 
aus der fast vollständigen Ruhe des an die Versuche gewöhnten 
Thieres. Man kann daraus den Schluss ziehen, dass der Abfall der 
Oxydation, den Pettenkofer und Voit heim schlafenden Menschen 
fanden, nur durch die Muskelruhe bedingt ist. Die Versuche sind aut 
eonstante Aussentemperatur corrigirt, weil der Einfluss von Temperatur- 
änderungen auf die Kohlensäurebildung des Thieres durch vorgängige 
Versuche bestimmt war. 


Ars 1b: Centralblatt für Physiologie. 335 


An die Hungerversuche schliessen sich solche mit Nahrungszu- 
fuhr. Zureichende Fettmengen bedingen eine kleine Steigerung der 
Kohlensäureausscheidung (5 bis-6 Procent) in der dritten bis sechsten 
Stunde nach der Fütterung. Von dieser wohl mit der Verdauung 
zusammenhängenden Steigerung abgesehen, scheint aber im Ganzen 
nicht mehr Nahrungsfett als früher Körperfett zerlegt zu werden. Viel 
grösser sind die Aenderungen bei reiner Eiweisskost. Es kommt zu 
Steigerungen bis zu 70 Procent gegen den Hungerzustand in den 
ersten sechs Stunden nach der Nahrungsaufnahme, und diese hohe 
Zersetzung hält noch länger an, wenn “das Thier nach mehrtägiger 
gleicher Fütterung in den Versuch eintritt. Die Mehrausscheidung der 
Kohlensäure lässt sich nur zum Theil erklären aus dem Umstande, 
dass isodyname Mengen von Eiweiss und Fett nicht gleiche Gas- 
mengen, sondern Eiweiss mehr Kohlensäure liefert. 

M. v. Frey (Leipzig). 


Physiologie der thierischen Wärme. 


M.P. Langlois. De la calorimetrie chez les enfants malades (Compt. 
rend. CIV, 12, p. 860).*) 

L. hat Bestimmungen der von kranken Kindern abgegebenen 
Wärmemenge mit Hilfe des Richet'schen Calorimeters ausgeführt. 
Die in maximo bis 12 Kilogramm schweren Kinder wurden alle zur 
nämlichen Tageszeit für die Versuche verwendet (9 bis 10 Uhr 30 Mi- 
nuten Vormittags); sie zeigten theils subnormale Temperaturen, theils 
über die Norm gesteigerte. Für normale Kinder im Gewicht von 7 bis 
10 Kilogramm hat schon Riehet Angaben gemacht und pro Kilo und 
Stunde 4000 Cal. als Wärmeproduction gefunden. 

Aus den Versuchen von L. ergibt sich. dass die Wärmeproduetion 
und die Eigenwärme der Kinder in direeter Beziehung zueinander 
stehen. 

Chronische Kranke mit verminderter Eigenwärme produeirten: 

bei 35:5°C. Eigenwärme 2900 Cal. pro Kilogramm und Stunde 
„365° „ B 39090: et. R } 
normal; 237:5°, 3 4000 , E E 
Kranke Kinder mit erhöhter Eigenwärme lieferten: 
bei 38:5’C. Eigenwärme 4300 Cal. pro art und Stunde 
ma ID! 3 4500 Pr 
40:59 „ ; 4600 7: { \ i 
E. Rubner (Marburg). 
Chouppe et Pinet. Kecherches experimentales sur letat de la 
temperature re Nintoxication strychnique (©. R. Soc. de Biologie, 
Mars 26, 1837, p. 181). 

An curarisirten Hunden angestellte Experimente zeigten, dass die 
erhöhte Körpertemperatur bei der Stryehninvereiftung wohl den 
tetanischen Muskeleontractionen zuzuschreiben ist und nicht, wie 
Ugolino Mosso 1886 behauptet hat, einer von Muskelzusammen- 
ziehungen unabhängigen Erregung des Centralnervensystems. 

Leon Frederiegq (Lüttich). 


*) Vel. S. 237 dieses Centralblattes. 


336 Centralblatt für Physiologie. Nr. 489: 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Cireulation. 


R. Disselhorst. Studien über Emigration (Fortschritte der Mediein 
V, 8.289). 

Verf. hat (in Eberth's Laboratorium zu Halle) am Mesenterium 
des Frosches sowohl im frischen als auch im .‚entzündeten’ Zustande 
Versuche darüber angestellt, welchen Einfluss die Berieselung mit 
schwachen Lösungen von Eucalyptol, Garbol. Salieyl, Chinin, Sub- 
limat auf die Circulation, sowie auf die Auswanderung weisser 
Blutkörperchen aus den Gefässen nimmt. Carbol, Salieyl, Chinin er- 
weitern Venen und Arterien; Sublimat erweitert die Venen, verengert 
die Arterien; Eucalyptol verengert die Venen, erweitert die Arterien. 
Nach der Application der Irrigationsflüssigkeit tritt eine Strom- 
beschleunigung ein, welcher nach einiger Zeit stets Stromverlangsamung 
folgte. Ein Anhaften weisser Blutkörperchen an die Gefässwand wird 
entweder gar nicht, oder doch nur vorübergehend beobachtet, obwohl 
die Leucocythen noch nach länger dauernder Berieselung (42 Stunden) 
mit Chininlösung vollkommen lebensfähig waren. Wenn also, so 
schliesst der Autor, trotzdem, dass den Leucocythen noch die volle 
Kraft der amöboiden Bewegung innewohnt und trotzdem, dass die 
Strömung in den Gefässen verlangsamt ist, keine Randstellung und 
Auswanderung eintreten, wenn das Mesenterium irrigirt wird, so müss 
die Ursache hiervon in einer Veränderung der ‚„entzündeten” Gefäss- 
wand durch die obenerwähnten Medicamente liegen, welche eben ein 
Anhaften und somit eine Auswanderung von Leucocythen nicht oder 
nur schwer stattfinden lässt. : Paneth (Wien). 


L. Spengler. Die Veränderung des Kadialpulses während und nach 
Aenderung der Körperstellung, sphygmographisch untersucht an 
Gesunden und Kranken (Deutsche med. Wochenschrift 1887. Nr. 13 
und 14, S. 253 und 283). 

Mittelst des Sphygmographen von Dudgeon findet S. an Gesunden, 
beim Uebergang vom Liegen zum Sitzen oder vom Sitzen zum Stehen 
und bei in umgekehrter Reihenfolge vorgenommenen Stellungsände- 
rungen Veränderungen der Pulseurven, welche er unter dem Namen 
des regulatorischen Stadiums zusammenfasst. 

Beim Uebergang vom Sitzen zum Stehen nimmt die Höhe der 
Ascensionslinie von etwa 12 Pulscurven bedeutend zu, dann wieder 
an ebenso. vielen Einzeleurven ab. Die Curven sind mehr oder weniger 
dierot und ihre Basis wird, annähernd entsprechend der Zunahme der 
Ascensionshöhe, anfänglich schmäler, dann wieder breiter. 

S. nennt diese etwa 24 Pulsschläge umfassende Periode das 
beschleunigte regulatorische Stadium. Entsprechend der Zu- und 
Abnahme der Ascensionshöhe zerfällt es in einen auf- und absteigen- 
den Theil. Beim Uebergange vom Stehen zum Sitzen entwickelt sich das 
verlangsamte regulatorische Stadium. Es umfasst etwa 20 Einzelpulse. 
Die Ascensionshöhe nimmt anfänglich ebenfalls zu und dann wieder 
ab. Der Pulscharakter ist nicht dierot, sondern deutet auf höhere 
Spannung. Sehr beträchtlich ist in diesem Stadium die Verbreiterung 
der Curvenbasis. 


N 1. Centralblatt für Physiologie. 337 


Aehnliehe Erscheinungen wie am Gesunden beobachtete S. auch 
bei fiebernden Kranken und "Reeonvaleseenten. Nur bei Herzhypertrophie 
ohne Oedeme traten die Pulsänderungen nicht auf. Bei Kindern 
unter 5 bis 9 Jahren fehlen diese Veränderungen des Pulseurven- 
verlaufes ganz oder theilweise. Stets negative Resultate ergaben Unter- 
suchungen an Greisen mit Atherom. Die Erklärung für diese Er- 
scheinungen sucht S. theils in den Aenderungen der Widerstände 
im Blutgefüsssysteme (hauptsächlich der unteren "Extremitäten und des 
Bauches), theils in einer wechselnden Blutfülle des Hirns, Die gleich- 
zeitige Registrirung der Athembewegungen hat S. nicht angewendet. 
Der “Abhandlune sind 21 Reprodue tionen von Sphyemogrammen bei- 
gegeben. Klemensiewicz (Graz). 


J. Seegen. Ueber Rückstauung des Leberblutes bei gehemmtem Abfluss 
durch die Lebervenen (Oentralbl. f. d. mediein. Wissensch. 18837, 
=..837). 

Der Verf. hat bei seinen Experimenten, in welchen er das Leber- 
venenblut stets reicher an Zucker fand als das Pfortaderblut, immer 
zuerst das Pfortaderblut und hierauf das Lebervenenblut gesammelt. 
Um dem Einwurfe zu entgehen, dass durch den operativen Eingriff 
die Zuckervermehrung des Blutes veranlasst sei, entnahm er bei 
mehreren Experimenten zuerst das zuckerreichere, das Lebervenenblut 
und dann erst das zuckerärmere, das Pfortaderblut: auch bei diesen 
Versuchen fand er im Lebervenenblute mehr Zucker; zuletzt entzog 
er mittelst Einstich in eine Lebervene dieser das Blut und fand, dass 
das zuerst entnommene Lebervenenblut 0'285 Procent Zucker und das 
hierauf entzogene Pfortaderblut fast ebensoviel, 0:250 Procent Zucker 
enthielt. In einem zweiten Versuche führte er nach dem Verfahren 
von Bernard eine Oannule durch die V. jugul. ext. am Herzen vorüber 
bis dicht über das Zwerchfell in die untere Hohlvene ein und unterband 
letztere oberhalb der Nierenvenen: das Blut floss langsam aus; durch 
eine in die Milzvene eingeführte Cannule entnahm er Blut aus 
der Pfortader. Das Lebervenenblut enthielt 020 Procent Zucker, das 
der Pfortader 021 Procent. Da bei dem letzten Versuche das Aus- 
strömen des Lebervenenblutes aus der Cannule sehr langsam erfolgte. 
so glaubt der Verf. die beiden zuletzt erhaltenen Resultate, dass. der 
Zuckergehalt im Lebervenenblute und Pfortaderblute nahezu derselbe 
ist, während in seinen übrigen Versuchen immer das Lebervenenblut 
bedeutend mehr Zucker enthielt, als das der Pfortader, dadurch er- 
klären zu können, dass durch die zur Ableitung des Lebervenenblutes 
eingelegte Cannule der Blutabfluss gehindert wird, so dass das Blut 
rückwärts, d. i. in die Pfortader abströmt und so zuekerreicheres Blut 
in die Pfortader gelangt. In einem Experimente führte S. eine Cannule 
in die Milzvene bis zur Pfortader ein und entnahm Blut, dann schob 
er die Öannule weit in die Pfortader über den Hilus der Leber vor 
und unterband die Pfortader hoch oben am Hilus; ferner wurde die 
untere Hohlvene über dem Zwerchfell unterbunden, so dass kein Blut 
ausströmen konnte; es tropften aus der in die Milzvene eingeführten 
Cannule 27 Kubikcentimeter Blut aus. Bei gehemmtem Abfluss kann 
also Leberblut durch die Pfortader wieder zurückströmen. Das zuerst 


338 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


der Pfortader entzogene Blut enthielt 0:09 Procent Zucker, das zuletzt 
ausgetropfte Blut 0'21 Procent. Latschenberger (Wien). 


Frangois-Franck. Reproduction ewperimentale de Vinsuffisance aortique 
(Gaz. hebdom. de Med. et de Chir. 1887, N° 14, p. 223; Acad. de 
Med. 2, II, 1887). 

Verf. hat bei Thieren Aorteninsufficienz hervorgebracht, indem er 
von der rechten Öarotis aus die Semilunarklappen verletzte. Im Mo- 
ment der Verletzung erfolgte vorübergehender Stillstand des Herzens 
in der Diastole. Die Herzthätigkeit setzt sodann, unter gleichzeitig ge- 
sunkenem arteriellen Blutdruck, rhythmisch ein und es kann nun 
entweder zum Ausgleich der Störung kommen oder, wenn dies nicht 
gelingt, zum Tode unter paralytischer Herzerweiterung durch Rück- 
stauung des Blutes. Zuweilen tritt der Tod rapide ein, und zwar ist hier- 
hei der Zustand des Myokards massgebend, wie sich unter Anderem bei 
Thieren, an welchen (durch Phosphor) Myokarditis erzeugt war, heraus- 
stellte. Die Reparation erfolgt unter compensatorisch vermehrter Herz- 
thätigkeit und ÖOontraction der peripheren Gefässe. Beides ist nach Verf. 
weniger durch die Rückstauung als solche, als vielmehr hauptsächlich 
durch die Reizung der Semilunarklappen veranlasst. Der übrige Inhalt 
der Mittheilung ist im Wesentlichen von klinischem Interesse. 

Goldscheider (Berlin). 


Physiologie der Drüsen. 


M. Abeles. Vorläufige Mittheilung (Anzeiger der k. k. Ges. d. Aerzte, 
Wien, 13. Mai 1887). 

— Zur Frage der Zuckerbildung in der Leber (Med. Jahrb., Wien 
1887, 383, datirt vom 10. Mai 1887). 

Bekanntlich hat Seegen in einer grossen Reihe von Versuchen 
beträchtliche Unterschiede in dem Zuckergehalt des in die Leber ein- 
strömenden und des aus ihr ausfliessenden Blutes gefunden und daraufhin 
die Lehre von der physiologischen Zuckerbildung in der Leber wieder 
aufgestellt. Wenn nun A. nach der von Seegen zuerst angewendeten 
Operationsmethode nach v. Mering (Einführung einer armirten Cannule 
von einer Milzvene zur porta hep.: Unterbindung der V. cav. asc. ober- 
halb der Nierenvene; Eröffnung des Brustraumes rechts und Ligatur 
um die Cava oberhalb der Lebervenen: Vorschieben einer geschlossenen 
Cannule vom Bauche aus bis an die obere Ligatur, dann Entfernung 
der verschliessenden Stäbe zuerst aus der Portal-, dann aus der Cava- 
cannule) vorging, so erhielt er Resultate, welche mit jenen von Seegen 
übereinstimmten, d. h. das Lebervenenblut enthielt bei diesen Ver- 
suchen procentisch ungefähr doppelt so viel Zucker als das Pfortader- 
blut. Morphin liess sich bei diesen Versuchen nicht anwenden. da es 
den Zuckergehalt des Blutes steigert: Dyspnoö übt keine auffallende 
Wirkung aus. Der Zuckergehalt im Blute der Carotis und der V. port. 
ist ungefähr gleich, nimmt aber während der Dauer des Ver- 
suches in beiden erheblich zu. Schon Seegen hatte beobachtet 
(Pflüger’s Arch. 34, 408), dass die Unterbindung der V. cava im 
Bauch eine Steigerung des Zuckergehaltes im Carotisblute bedinge, 


Nr. 15. Centralblatt für Physiologie. 339 


hatte aber dieselben Resultate wie bei der ersten Öperationsmethode 
erzielt. wenn er das Lebervenenblut durch directes Anstechen einer 
Lebervene bei herabgezogener Leber vom Bauchraum aus gewann. 

Die Steigerung des Zuckergehaltes im Öarotisblute während des 
Versuches führte A. zur Vermuthung, dass der schwere operative 
Eingriff eine Zuckerbildung in der Leber auslöse, und dass die 
zweifellose postmortale Zuckerbildung schon „intra mortem”, während 
der Einwirkung von Schädlichkeiten beginne. Um diese letzteren mög- 
liehst einzuschränken, benützte A. das Verfahren von Ikalowicz und 
Pal (Einführung einer am Ende schwach gekrümmten Öannule von der 
V. jug. d. bis in eine Lebervene: s. Anzeiger der k. k. Ges. d. Aerzte. 
Wien, 13. Mai 1887) zur Gewinnung des Blutes, wobei er sich jedes- 
mal nachträglich überzeugte, dass die Cannule wirklich in einer Leber- 
vene stak. Nachdem ein Versuch ergeben hatte, dass die Chloroform- 
narkose ohne Einfluss auf den Zuckergehalt des Carotisblutes ist, 
wurden die weiteren Versuche mit chloroformirten Thieren vor- 
genommen. Zum Vergleiche mit dem Lebervenenblute diente bei diesen 
Versuchen das Blut aus Art. erur. oder carotis oder aus V. jugul. Es 
zeigte sich, dass der Zuckergehalt des Lebervenenblutes „nicht wesent- 
lich grösser ist, als der im übrigen Kreislaufe, sofern es gelingt. 
das Blut in kurzer Zeit und mit mögliehster Schonung der Leber zu 
gewinnen”. So fand A. z. B. in Versuch VIII: V. jugul. 0'124 Procent: 
V. hep., 1. Portion 0:146 Procent, 2. Portion 0'177 Procent Zucker. 

„Aber die fortdauernde Einwirkung selbst des geringen Insultes 
hat zur Folge, dass der Zucker im Lebervenenblute rapid anwächst.” 
Z. B. Versuch XII: V. hep. a 0'163 Procent; -V. hep. b 0'252 Procent. 

Auffallend wenig Zucker fand sich in einem Versuche im Blute 
der A. earot. und der V. hep. bei Chloralnarkose. 

Auch nach der von Seegen geübten Methode des Einstiches einer 
Uannule in eine Lebervene hat A. zwei Versuche an chloroformirten 
Thieren ausgeführt. Auch hier verhielten sich die ersten Blutproben 
nicht wesentlich anders als das Blut der Arterien, während die 
späteren Proben desto reicher an Zucker waren, je später sie ent- 
nommen wurden. 

Aus seinen sämmtlichen Versuchen will A. nieht den Schluss 
ableiten, dass die Leber unter physiologischen Bedingungen keinen 
Zucker bilde, hält es im Gegentheile, da die Leber auf Eingriffe sofort 
mit Zuckerbildung reagirt, für wahrscheinlich. dass es physiologische 
Reize gebe, welche etwas Aehnliches auslösen; bestreitet aber ent- 
schieden, dass diese Thätigkeit der Leber in dem von Seegen 
angenommenen Ausmasse existire; ein beträchtlicher Ueber- 
schuss an Zucker im Lebervenenblute gegenüber dem aus einem 
anderen Gefässgebiet ist ein intramortaler Vorgang. 

Ob das geringe Plus, welches A. gefunden, physiologisch sei, lässt 
er dahingestellt. Die Versuche mit Ausschaltung der Leber, sowie mit 
überlebenden Leberstücken sind hier nicht beweisend. 

J. Mauthner (Wien). 
J. Seegen, Ueber Zuckerbildung in der Leber und über den Einfluss 
der C'hloroformnarkose auf dieselbe (ÜÖentralbl. f. d. med. Wiss. 1887, 
31,.32). 


3410 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


Nachdem Abeles seine Versuche. bei denen durch directe Son- 
dirung einer Lebervene von der V. jugul. d. aus Blut gewonnen worden 
war (siehe das vorstehende Referat), in einer vorläufigen Mittheilung 
bekannt gemacht hatte, erschien die vorliegende Arbeit von $., welche 
über nach der gleichen Methode ausgeführte Versuche berichtet. Während 
das Plus an Zucker im Lebervenenblute bei den zwei früher von S. 
benützten Blutgewinnungsmethoden 83, respective 68 Procent vom 
Zuckergehalt des Pfortaderblutes betragen hatte, findet S. an chloro- 
formirten Thieren nach der neuen Methode, sowie Abeles beim Ver- 
gleiche von Lebervenen- mit arteriellem Blute ein geringeres Plus, 
und zwar im Mittel 40 Procent. Würde statt des arteriellen Blutes 
solehes aus der Pfortader zum Vergleiche herangezogen worden sein, 
so wäre diese Differenz etwas grösser ausgefallen, da nach früheren 
Versuchen von S. der mittlere Zuckergehalt des Garotisblutes 0'146, 
der des Portablutes 0:131 Procent beträgt. Unter Zugrundelegung der 
Zahlen, welche S. für die Blutmengen, die in 24 Stunden die Leber 
durchströmen, angegeben hat, wäre auch bei dem geringen Plus an 
/ucker in den Lebervenen die absolute Zuckermenge, die in den Kreis- 
lauf gelangt, eine beträchtliche. 

Wenn zuerst Lebervenen- und dann Pfortaderblut gesammelt 
wurde, so war das letztere (im Gegensatze zum normalen Verhalten) 
zuckerreicher als das arterielle Blut. woraus S. auf Rückstauung des 
Blutes aus der Leber in die V. port. schliesst. 

Beim Unterbinden der V. cava im Brust- und Bauchraume (nach 
v. Mering) zeigt das viel reichlicher dureh die in der Leber steekende 
Cannule ausströmende Blut keinen wesentlich verschiedenen Zucker- 
gehalt gegenüber dem ohne Unterbindung tropfenweise gewonnenen 
Leberblute. 

Die Hauptursache, warum bei der neuen Blutgewinnungsmethode, 
sowohl von Abeles als von ihm selbst geringere Differenzen im zu- 
und abströmenden Lebervenenblute gefunden wurden als früher, sieht 
S. in der Narkose. Wurde an nicht ehloroformirten Thieren operirt, 
so war das Lebervenenblut um mehr als 100 Procent zueker- 
reicher als das erstaufgefangene Pfortaderblut; das zuletzt 
sewonnene Pfortaderblut enthielt auch hier ein Plus von 30 bis 
40 Procent des ursprünglichen Zuckergehaltes. 

S. hält die Annahme, dass die Thiere auf die Sehmerzempfindung 
nit Zuckerbildung in der Leber reagiren, für so unwahrscheinlich, 
dass er zu dem Schlusse gelangt: die Öhloroformnarkose hemmt 
die Zuckerbildung in der Leber. 

Schliesslich weist S. noch auf die Vorsicht hin, die bei der neuen 
Blutgewinnungsmethode durch mögliche Störung der ‚Lebereireulation 
geboten ist. J. Mauthner (Wien). 


L. Lewin und ©. Posner. Zur Kenntniss der Hämaturie (Gentralbl. 
f. med. Wissensch. 1887, 8. 354). 


Bisher pflegte man anzunehmen, dass bei Nieren- und Blasen- 
blutungen im frischen Harne Blutkörperehen und bei der spectro- 
skopischen Untersuchung die Absorptionsbänder des unzersetzten 
Blutfarbstoffes erscheinen, bei der Hämoglobinurie aber die Blut- 


Nr. 15. Oentralblatt für Physiologie. 341 
körperchen fehlen und bei der spectroskopischen Untersuchung das 
Spectrum des Methämoglobins, welches bekanntlich durch Reduetion 
wieder in Hämoglobin zurückverwandelt werden kann, erscheint, und 
dass hei manchen Vergiftungen erst das Zersetzungsproduet des 
Hämoglobins, das Hämatin auftritt. Nach den Beobachtungen von 
L. und P. sind diese Annahmen nicht richtig, weil sie bei Blutharnen, 
bei welehen der locale Ursprung der Hämaturie nachzuweisen war, 
die spectralen Erscheinungen des Methämoglobins und in manchen 
Fällen bei der Reduetion die des redueirten Hämätins, also eines 
Zersetzungsproductes des Blutfarbstoffes, beobachteten: somit ist ein 
ZAersetzungsproduct des Blutfarbstoffes im Harne beobachtet worden, 
ohne dass eine primäre Blutzersetzung angenommen werden musste. 

Die Verff. untersuchten die Flüssiekeiten mit dem Speetralapparat 
nicht nur in dünneren Schiehten, sondern auch in dickeren (4 bis 
5 Gentimeter), so dass vom Spectrum nur mehr Roth geblieben war und 
in diesem sich gerade am besten der charakteristische Absorptions- 
streif des Methämoglobins beobachten liess; ferner redueirten sie auch 
durch Zusatz von Schwefelammonium, weil dann am besten das Hämatin 
als reducirtes Hämatin speetroskopisch nachgewiesen werden kann. 

Das Methämoglobin hat in seinem Absorptionsspectrum ausser 
den beiden Streifen des Oxyhämoglobins noch einen im Orange 
liegenden Absorptionsstreif; bei der Reduction tritt dann nur der 
Streif des reducirten Blutfarbstoffes, des Hämaglobins, zwischen 
D und E im Gelbgrün auf. Das Hämatin hat in saurer Lösung einen 
charakteristischen Absorptionsstreif in äussersten Roth, bei der Reduetion 
tritt das Speetrum des reducirten Hämatins auf; in diesem Spectrum 
ist besonders ein scharf contourirter Absorptionsstreif im Grün hervor- 
zuheben, der an Intensität alle Absorptionsstreifen der Blutspectra 
übertrifft und daher leicht zu beobachten ist. Ausser «liesen Streifen 
kommt noch ein verwaschener Streif im Blau vor. 

Die Verff. haben bei Blutharnen mit localem Ursprung der 
Hämoglobinurie häufig ausgesprochenes Methämoglobinspeetrum beob- 
achtet, welches in einem Theile der Fälle bei der Reduetion das 
Speetrum des Hämoglobins (redueirten Blutfarbstoftes) gab — einen 
breiten Absorptionsstreif zwischen D und £, in einem anderen Theile 
der Fälle aber das Speetrum des redueirten Hämatins, mit dem 
dunklen, scharfen Streifen in der Mitte zwischen D und E und einem 
zweiten im Blau, oder einem dritten Theile der Fülle das Spectrum 
eines (remisches von Hämoglobin und redueirtem Hämatin; es lag 
dann in dem breiten Streifen des Hämoglobins der scharfe, dunklere 
des reducirten Hämatins. Bei Blutharnen, die nur das Oxyhämoglobin- 
speetrum gaben, konnte durch Erwärmen auf 46° GC. das Methämoglobin- 
spectrum erhalten werden, welches durch Reduction in das des 
Hämoglobins überging; wurde die Temperatur auf 48° Ö. gesteigert, 
so zeigte sich auch das Methämoglobinspeetrum, aber bei der Reduction 
trat das Speetrum des redueirten Hämatins auf; zu bemerken ist, 
dass in einer reinen Blutlösung die Zerlegung in Eiweiss und Hämatin 
erst bei Uoagulationstemperatur (eirca 72" C.) auftritt. 

Endlich wurden Fälle beobachtet, in welchen bei der Reduction 
redueirtes Hämatin auftrat, ohne dass vorher Absorptionsstreifen des 

Centralblatt für Physiologie. 98 


322 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


Hämatins vorhanden waren; eine blutige Punetionsflüssigkeit zeigte 
deutliches Methämoglobinspeetrum, bei der Reduetion das des reducirten 
Hämatins; der Harn bei einer Vergiftung mit Kalium chloricum zeigte 
gar keine Streifen, bei der Reduction die des reducirten Hämatins, 
im Blut war Methämoglobin enthalten. Die Verff. vermuthen daher 
das Vorhandensein von Zwischengliedern zwischen Methämoglobin 
und Hämatin. | 

Wiederholt färbte sich Aether, welcher mit Blutharnen geschüttelt 
worden war, roth, das Absorptionsspeetrum dieser Lösung war 
das des Methämoglobins, nach der Reduction das des redueirten 
Hämatins; beim Abdunsten der ätherischen Lösung wurden Hämatin- 
krystalle (Jäderholen) erhalten. J. Latschenberger (Wien). 


J. B. Sutton. A comparative study of sebaceous eysts and cutaneous 
horns (The Journ. of compar. Medie. and Surgery, Jan. 1887, S. 11). 
Vom vergleichend anatomischen Standpunkte verdient die über 
dem Os coceygis gelegene Bürzeldrüse der Vögel ein hohes Interesse. 
Sie ist weiter nichts als eine grosse Talgdrüse, aus welcher die Vögel 
die Einsalbung für ihre Federn beziehen. Da der Hals dieser Thiere 
stets länger als der Rumpf ist, so wird die Oeldrüse leicht erreicht. 
Die allgemeine Annahme, dass die Vögel daneben keine anderen Talg- 
drüsen besitzen, behält zwar im Grossen und Ganzen ihre Richtiekeit, 
muss aber dahin eingeschränkt werden, dass bei einigen Thieren der- 
artige Drüsen von nicht unbeträchtlicher Grösse auch an der Pectoral- 
region getroffen werden. 

Die Talgdrüsencysten haben im Allgemeinen die Tendenz, Haut- 
hörner zu bilden, welche bei den verschiedenen Thieren, z. B. Vögeln, 
Schafen, Kühen, genau denselben Charakter wie beim Menschen zeigen. 
Neben diesen pathologischen Neubildungen kommen aber Gebilde von 
ähnlicher Structur vor, welche man entschieden zum physiologischen 
Typus rechnen muss. So finden sich bei Hapalemur griseus derartige 
epidermoidale Auswüchse. Die gleichen Verhältnisse konnte S. an einem 
Fötus von Lemur catta constatiren. 

Die Frage, ob diese Structuraberrationen als Atavismus oder als 
pathologische Neubildungen aufzufassen sind, dürfte sich erst nach 
Sichtung eines grösseren Materiales entscheiden lassen. 

Joseph (Berlin). 
A. Knüppel. Ueber Speicheldrüsen von Insecten (Inaugural-Dissertation, 
Berlin 1887, Nieolai’sche Verlagsbuchh. — Aus der morpholog. 
Ahtheilung des Physiologischen Institutes zu Berlin). 

Verf. untersuchte die Speicheldrüsen einer Reihe von Insecten. 
Was den gröberen anatomischen Bau, sowie den Unterschied der- 
selben bei den verschiedenen vom Verf. geprüften Species betrifft, 
so muss auf das Original verwiesen werden. Als Ergebniss der histo- 
logischen Untersuchung stellte sich heraus, dass in den Endläppchen 
der Speicheldrüsen der Inseeten zwei Arten von Zellen existiren, näm- 
lich peripherisch. gelegene, eiweissreiche, zu Complexen vereinigte, 
leicht färbbare Zellen (adelomorphe Zellen) und centrale eiweissarme, 
grosse, mit randständigem Kern versehene Zellen, mit ausgezeichnetem 
Zellnetz (delomorphe Zellen). Nach der Ansicht des Verf. sind die 


Nr. 15. Centralblatt für Physiologie. 343 


delomorphen Zellen die secernirenden Elemente der Drüse und die 
adelomorphen Ersatzzellen für diese. Drasch (Leipzig). 


Lehmann. Beiträge zur Physiologie der Milchbildung (Die landwirth- 
schaftlichen Versuchsstationen XXXIHI, S. 473). 

Ueber die Milchbildung bestehen zwei Ansichten; nach der einen 
wird die Milch während des Melkens in der durch den Reiz zur 
Thätigkeit angeregten Drüse gebildet, nach der anderen wird die Milch 
eontinuirlich in der Drüse erzeugt und durch das Melken die in der 
Drüse angehäufte Milch entfernt. L. prüfte beide Ansichten durch 
Einführung einer Lösung von indigoschwefelsaurem Natron in einem 
Versuche und in einem zweiten von Alizarin in den Kreislauf einer 
Ziege durch eine Hautvene. Nach der Injection von indigoschwefel- 
saurem Natron wurde die Ziege sofort gemolken; die Milch war nicht 
gefärbt, nur die zuletzt gewonnene Milch war ganz schwach bläulich; 
die nach einer Stunde erhaltene Milch war jedoch deutlich blau 
gefärbt, der in der Zwischenzeit gelassene Harn war stark blau. Auch 
nach der Alizarininjection wurde die Ziege sogleich gemolken, die 
Mileh war vollständig normal, erst nach Zusatz von Natronlauge trat 
eine schwachrothe Färbung auf; die nach 1'/, Stunden gemolkene 
Milch war stark gefärbt. L. schliesst aus diesen Versuchen, dass keine 
bedeutende Ueberströmung von Blutbestandtheilen in die Milch während 
des Melkens stattfindet. Latsehenberger (Wien). 


Chandelon. Sur la syntonipepsine (Bulletin de l’Acad. royale de 
Med. de Belgique 1887, I [4], p. 289). 

Auf Grund der Beobachtung, *) dass Wasserstoffsuperoxyd in ähn- 
licher Weise wie die peptischen Fermente das Eiweiss unter Bildung 
von Dyspepton (?) und einer dem Öasein ähnlichen Substanz in Pro- 
pepton und Pepton verwandelt, hatte Oh.**) folgende Hypothese auf- 
gestellt: Pepsin hat eine dem Wasserstoffsuperoxyd analoge Constitution. 
Es spaltet das als ein Oxyd aufzufassende Syntonin und bildet hierbei 
eine Verbindung, Syntoninpepsin, unter Freiwerden von Sauerstoff. 
Durch die Salzsäure wird das Syntoninpepsin unter Wasseraufnahme 
in Pepton und Zymogen zerlegt, durch den in der ersten Phase der 
Reaction freiwerdenden Sauerstoff entsteht wieder Pepsin. 


Bo 8 Tepe 08 


| BAR 
P— 0” >) P—0—S ” 
Pepsin Syntonin Syntoninpepsin 


Ö 


2. P—0—S no HC H—0—S "no Naht 
Be non So 
Pepton Zymogen 
3 u ö P—0 
BF ” Zap 0) 


Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Syntoninpepsin. 
Ch. trägt Fibrin in künstlichen Magensaft ein, solange sich noch etwas 


*) Berichte d. d. chem. Ges. XVII, S. 2144. 
**) Ibid. XVIIL, S. 1999. 


ID 
oo 


344 Centralblatt für Physiologie. Nr.>19. 


löst und filtrirt dann durch porösen Thon; das klare Filtrat verdaut 
nicht, aber der vom Thon zurückgehaltene Niederschlag erlangt nach 
dem Lösen in Säure ein kräftiges Verdauungsvermögen. Ch. schliesst 
hieraus, dass, wenn das Gemisch von Verdauungsflüssigkeit und Fibrin 
einen Grad der Sättigung erreicht hat, welcher geeignet ist, die Ver- 
dauung aufzuheben, das Pepsin in einen unlöslichen Körper umgewandelt 
ist, welcher in Berührung mit sehr verdünnter Säure wieder in lösliches 
Pepsin übergeht. Wenn man zur Verdauungsflüssigkeit weniger Fibrin 
hinzufügt und filtrirt, so verdaut das Filtrat noch, aber schwächer als 
die ursprüngliche Flüssigkeit; ein Theil des Pepsins befindet sich im 
abfiltrirten Niederschlage. Dasselbe Resultat erhält man bei der Ver- 
dauung von Hühnereiweiss und „Syntonin” aus Muskeln. 

Der erwähnte abfiltrirte Niederschlag besteht aus Syntonin und 
Pepsin. Peptone bilden mit dem Pepsin keine unlösliche Verbindung. 
Setzt man aber zu einer concentrirten sauren Peptonlösung Syntonin, 
so fällt das Pepsin mit dem Syntonin aus. 

Andere Versuche sollen beweisen, dass das Syntoninpepsin eine 
chemische Verbindung ist: 

1. Syntonin absorbirt Pepsin nur sehr langsam. Es reisst dasselbe 
auch nicht mit nieder, wenn man das Syntonin in eine Pepsinlösung 
einfliessen lässt und es durch gleichzeitig einfliessendes kohlensaures 
Natrium so schnell zum Ausfällen bringt, dass es nieht Zeit hat, mit 
dem Pepsin in saurer Lösung in Verbindung zu treten. 

2. Syntonin und Pepsin vereinigen sich stets in bestimmtem Ver- 
hältnisse miteinander. 

Das Syntoninpepsin ist in verdünnter Salzsäure löslich. Nach der 
oben mitgetheilten Hypothese entsteht hierbei zuerst Zymogen, dann 
unter Mitwirkung von Sauerstoff Pepsin. Zur Stütze dieser Annahme 
vergleicht Ch. zwei gleiche Lösungen von Syntoninpepsin, von denen 
die eine unter möglichstem Abschluss des Luftsauerstoffes hergestellt, 
die andere dagegen mit Luft geschüttelt worden war. Erstere zeigte 
ein geringeres Verdauungsvermögen als letztere. 

F. Röhmann (Breslau). 


G. Arthaud et A. Duprat. Note sur linnervation de la vessie 
(©. R. Soc. de Biologie, 23 Avril 1887, p. 253). 

Die Empfindlichkeit der Harnblase für sensible Reize ist eine 
äusserst schwache. Die Nerven, welche bei Kaninchen, Meerschwein- 
chen und Ratten zur Harnblase gehen, stammen durch Vermittelung 
(les Plexus hypogastrieus hauptsächlich aus dem letzten Lumbalganglion 
und dem ersten Sacralganglion. Reizung der peripheren Aeste dieser 
Nerven bewirkt eine Contraction der Blase, welehe zum Hervortreten 
des Harnes führen kann. Reizung der beiden genannten Ganglien hat 
ungefähr denselben Effect. Ueberdies beobachtet man bei Reizung des 
letzten Lumbalganglions Zusamenziehung des Rectums und des M. 
levator ani und Kothentleerung. Leon Frederieg (Lüttich). 


w. M. Bayliss and J. R. Bradford. The electrical phenomen« 
aecompanying the process of secretion in the salivary glands of the 
dog and cat (Internationale Monatsschrift f. Anat. und Physiol. IV, 
3, 4, S.: 109 und 117) 


J 


Nr. 15. Centralblatt für Physiologie. 345 


Der bereits von Hermann und Luchsinger versuchte Nachweis 
von Secretionsströmen an den Speicheldrüsen ist den genannten 
Beobachtern gelungen. Sie fanden während der Ruhe die Oberfläche 
der blossgelegten Submaxillardrüse des Hundes in der Regel negativ 
gegen den Hilus. Die elektromotorische Kraft dieses „Ruhestromes”, 
weleher nicht etwa der verletzten Umgebung (Muskeln), sondern 
hauptsächlich der Drüse selbst zuzuschreiben ist, wechselt innerhalb 
weiter Grenzen bei verschiedenen Individuen, wie auch bei einem und 
demselben Thier zu verschiedenen Zeiten. Es scheint, dass wechselnde 
Zustände der Drüse dabei die wesentlichste Rolle spielen. Dafür 
spricht der Umstand, dass nicht nur eine vorhergehende Reizung der 
Drüsennerven, sondern auch Atropinvergiftung zu dauernden Verände- 
rungen des Ruhestromes führt. Die Richtung des letzteren ist bei der 
Submaxillaris der Katze viel wechselnder, und zwar in der Mehrzahl 
der Fälle entgegengesetzt wie beim Hunde (Oberfläche positiv zum 
Hilus). Bei der weitgehenden morphologischen Uebereinstimmung der 
gleichnamigen Speicheldrüsen des Hundes und der Katze ist diese 
Thatsache um so auffallender, als der „Ruhestrom’” der zu den 
„serösen’ Drüsen gehörigen Parotis des Hundes hinsichtlich seiner 
Richtung mit dem der Submaxillaris desselben Thieres meist 
übereinstimmt. Es wird hierdurch wahrscheinlich, dass für die 
zu beobachtenden Spannungsdifferenzen functionelle Verschiedenheiten 
der Drüsen von massgebender Bedeutung sind. In gleichem Sinne 
spricht auch das Verhalten der „Actionsströme” bei Reizung der 
seeretorischen Nerven. Nach Compensation des Ruhestromes bewirkt 
Reizung der Chordafasern beim Hunde stets ein Negativwerden der 
äusseren Oberfläche der Submaxillardrüse. Sehr oft ist der Verlauf 
dieser Schwankung durch eine gegensinnige, zweite Phase unter- 
brochen, die sich bisweilen nur durch eine Verzögerung oder einen 
vorübergehenden Stillstand der Ablenkung verräth und manchmal 
durch die erste, wesentlich stärkere Hauptphase ganz verdeckt wird. 
Die Ablenkung beginnt nach einem kurzen Latenzstadium (0:37), 
ehe noch Secret im Gange erscheint und bildet bei schwacher Reizung 
überhaupt den einzigen Erfolg. Durch Atropin wird die Hauptphase 
immer rasch unterdrückt, während die zweite länger erhalten bleibt 
und dann oft für kurze Zeit rein hervortritt. 

Auch Reizung des Halssympathicus hat beim Hunde stets elektro- 
motorische Wirkungen der Unterkieferdrüse zur Folge, die aber gegen- 
über den eben besprochenen durch eine längere Latenzperiode, 
geringere Stärke, eine sehr beträchtliche Widerstandsfähigkeit gegen 
Atropin und der Hauptphase bei Ühordareizung entgegengesetzte 
Zeichen der einsinnigen Schwankung (Oberfläche positiv zum Hilus) 
ausgezeichnet sind. 

Die Seeretionsströme, welche bei Chordareizung an der Sub- 
maxillaris der Katze hervortreten. stimmen im Allgemeinen mit den 
unter gleichen Umständen am Hunde zu beobachtenden hinsichtlich 
ihrer Riehtung überein. Die Ablenkung ist in der Regel auch hier 
doppelsinnig, doch überwiegt meist die zweite Phase (Oberfläche 
positiv zum Hilus), während die erste viel schwächer ausgeprägt 
erscheint als beim Hunde. Es bestehen unverkennbar nahe Beziehungen 


346 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


zwischen der Stärke der beiden Phasen und der Beschaffenheit des 
von der Drüse gelieferten Secretes, indem sich regelmässig zeigt, dass 
die erste Phase bei reichlichem, wässerigem Secret, die zweite da- 
gegen bei spärlicher, dafür aber sehr mueinreicher Absonderung über- 
wiegt, beziehungsweise allein hervortritt. Die beobachteten Unterschiede 
im elektrischen Verhalten der Submaxillardrüse des Hundes und der 
Katze würden sich daher durch die in der That vorhandenen Ver- 
schiedenheiten des in beiden Fällen bei Chordareizung gelieferten 
Secretes erklären lassen, das beim Hunde stets wässeriger ist als bei 
der Katze. Wie beim Hunde wird auch bei der Katze die erste Phase 
der elektrischen Wirkung durch Atropin leichter als die zweite 
unterdrückt. 

Während beim Hunde die Sympathieusreizung nur sehr geringe 
Mengen eines äusserst zähen Secretes liefert, ist der Sympathicus- 
speichel der Katze reichlich und dünnflüssig. Dem entsprechend sind 
die elektrischen Veränderungen ersteren Falles gering und im Sinne 
der zweiten Phase, letzterenfalls dagegen viel bedeutender und 
meist sogar die Wirkung der Chordareizung übertreffiend. Wie bei 
dieser ist die Ablenkung in der Regel eine doppelsinnige, doch 
erscheint die erste Phase stärker entwickelt als die zweite, so dass 
die elektrischen Wirkungen der Katzendrüse bei Reizung des Sym- 
pathicus im Allgemeinen mit denen der Submaxillaris des Hundes bei 
Uhordareizung übereinstimmen. Es tritt daher wieder die Abhängiekeit 
des Grössenverhältnisses der beiden Phasen des Secretionsstromes 
von der Beschaffenheit des gelieferten Secretes deutlich hervor. 
Atropinvergiftung wirkt auf den Erfolg der Sympathicusreizung 
bei der Katze ähnlich wie auf den der Chordareizung beim 
Hunde: die erste Phase wird nämlich stets früher unterdrückt als 
die zweite. 

Bezüglich des elektrischen Verhaltens der Parotis des Hundes 
wird erwähnt, dass unter ähnlichen Ableitungsbedingungen wie an der 
Unterkieferdrüse der „Ruhestrom’ meist schwach und von wechselnder 
Riehtung ist. Reizung des Plexus tympanicus bewirkt, wie Chorda- 
reizung, an der Submaxillaris desselben Thieres eine doppelsinnige 
Ablenkung, deren erste, stärkere Phase durch Atropin leicht 
unterdrükt wird. Einen entgegengesetzten Erfolg hat Reizung des 
Sympathiens. 

Nach Erörterung der Gründe, welche gegen eine Betheiligung 
der vasomotorischen Folgewirkungen der Nervenreizung an den 
besprochenen galvanischen Erscheinungen sprechen, gelangen die 
Verf. zu dem Schluss, dass bei Reizung eines Drüsennerven, in 
welchem die die Wasserabsonderung vermittelnden „secretorischen” 
Fasern Heidenhains überwiegen, ein Strom auftritt, der in der Drüse 
von der Oberfläche zum Hilus gerichtet ist, während Reizung der 
„trophischen” Fasern von einem entgegengesetzten Actionsstrom be- 
gleitet erscheint, der daher immer dann in den Vordergrund tritt, 
wenn ein wasserarmes, aber dafür an organischen Bestandtheilen 
reiches Secret geliefert wird. 

Biedermann (Prag). 


Nr. 15. Centralblatt für Physiologie. 347 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


R. Sendtner. Fleischextraet und Bouillonextract (Archiv f. Hygiene 
W1.2,.9, 253). 

S. hat eine Reihe von Fleisch- und Bouillonextracten, welche in 
neuerer Zeit viel Verwendung finden, analysirt; erstere haben einen 
niederen Wassergehalt (15 bis 34 Procent) und lösen sich mässig 
leicht in Wasser; letztere einen höheren Wassergehalt (59 his 68 Procent), 
reichlichen Kochsalzzusatz (die Asche enthält 42 bis 57 Procent Cl) 
und lösen sich sehr rasch in Wasser. Mit dem alten Liebig’schen 
Fleischextract lassen sich dieselben Vortheile, welche die Bouillon- 
extracte haben, auch erzielen, und zwar billiger als bei Verwendung 
der letzteren. Bezüglich der genaueren Zahlenangaben muss auf das 
Original verwiesen werden. Rubner (Marburg). 


Ellenberger. Ueber die Herkunft und die Natur des bei der Magen- 
verdauung wirksamen amylolytischen Ferments (Archiv f. wissensch. 


und prakt. Thierheilkunde XIII, 3, S. 188). 


Es werden die Resultate von Versuchen mitgetheilt, die V. Hot- 
meister, Goldschmidt und E. ausgeführt haben; sie fanden, dass 
die einzelnen Speichelarten des Pferdes, sowie die Extracte sämmtlicher 
Munddrüsen jedes für sich nur eine geringgradige diastatische 
Wirkung haben. Auch das Gemisch aller hat eine geringe diastatische 
Kraft, dagegen wirkt der natürlich gemischte Mundspeichel sehr stark 
diastatisch: im Pferdemagen jedoch findet eine so energische Um- 
wandlung der Stärke in Zucker statt, — man findet 30 bis 120 Gramm 
Zucker und 10 bis 30 Gramm Milchsäure, trotzdem, dass Vieles mit 
der Flüssigkeit in den Dünndarm übertritt — so dass die bei den 
künstliehen Verdauungsversuchen festgestellte fermentative‘ Kraft des 
Speichels für diese Leistung nicht ausreicht, besonders da noch 
ausserdem festgestellt ist, dass rohe Stärke durch gemischten Pferde- 
speichel nur sehr wenig beeinflusst wird, E. vermuthet, dass entweder 
aus der Luft Pilzkeime, welche diastatisch wirken können, in die 
Mundhöhle und in die Nahrung gelangen oder in den Nahrungsmitteln 
selbst diastatische Fermente sind. Durch von Goldschmidt in der 
Zeitschrift für physiologische Öhemie publieirte Beobachtungen und 
diejenigen, welche Hofmeister gemacht hat, werden beide Ver- 
muthungen bestätigt. Nach Goldsehmidt’s Untersuchungen wirkt der 
unter antiseptischen Üautelen gewonnene, mit sterilisirter Luft und 
sterilisirter Stärke in Berührung gebrachte Parotidenspeichel des Pferdes 
gar nicht diastatisch, er enthält auch kein Milehsäurefer- 
ment. Solcher Speichel wurde wirksam, wenn er 24 Stunden 
direet mit der Luft in Berührung war. Der ohne antiseptische Cau- 
telen gewonnene Speichel enthält diastatisches und Milchsäureferment: 
dennoch scheint der unter antiseptischen Cautelen gewonnene Speichel 
diastatisches Ferment, aber in unwirksamer Form zu enthalten: in der 
‚Luft ist mindestens ein Pilz, der diastatisch wirkt. Der mit nicht 
sterilisirter Luft in Berührung gebrachte Speichel wirkt aber nicht ener- 
gisch genug, um die normale Verdauung der Kohlehydrate im Pferde- 
magen zu erklären. Durch Goldscehmidt’s Versuche wird also erklärt, 


348 Centralblatt für Physiologie. Nr. -1%: 


warum der gemischte Mundspeichel wirksamer ist als der Speichel 
der einzelnen Drüsen. Hofmeister fand, dass sterilisirter, mit ge- 
wöhnlichem oder gekochtem Wasser behandelter Hafer nach dreitägigem 
Verweilen im Thermostaten keine Zuckerreaction gab, während von 
nicht sterilisirtem Hafer schon nach zwei Stunden: deutliche Zucker- 
reaction zu erhalten ist: bei geringeren Wassermengen geht die 
Saccharification rascher vor sich als bei gösseren. Der Pilocarpinspeichel 
wirkt nur sehr wenig auf sterilisirten Hafer, besser jedoch auf nicht 
sterilisirten. Der Kleister verhält sich nicht wie der Hafer; in nicht 
sterilisirtem Kleister finden sich erst nach mehreren Tagen geringe 
Mengen von Zucker. 

Es wurden 100 Gramm zerkleinerter Hafer (Haferschrot) mit 
Wasser von 45°C. zu einem dicklichen Brei angerührt und in eine 
Schweinsblase (in einem zweiten Falle in einen Schweinsmagen) ge- 
bracht und diese in Wasser von 42°C. gehängt; nach drei Stunden 
zeigte das Filtrat im ersten Falle 2:87 Procent Zucker und 0'052 Pro- 
cent Milchsäure; im zweiten Falle 1'25 Procent Zucker und 00275 Pro- 
cent Milchsäure. Es enthielt auch lösliches Eiweiss und Pepton, so dass 
wahrscheinlich auch eiweisslösendes Ferment zugegen ist, über welches 
der Verf. noch besondere Versuche anstellen will. In sterilisirtem Hafer 
finden sich unter den gleichen Verhältnissen .nach drei Stunden nur 
geringe, quantitativ nicht bestimmbare Zuckermengen. Auch das 
Wiesenheu enthält bekanntlich diastatisches Ferment. Bei einem mit 
sterilisirtem Hafer gefütterten Pferde fand sich im Magen kaum ein 
Dritttheil von derjenigen Zucker- und Milchsäuremenge, welche man 
bei gewöhnlicher Haferfütterung antrifft. Als Schlussresultat der Unter- 
suchungen ist hervorzuheben: dass das im Hafer vorkommende 
diastatische Ferment bei der Verdauung desselben im Pferde- 
“ magen eine hervorragende Rolle spielt. 

J. Latschenberger (Wien). 
J. W. Fraser. On the action of infused beverages on the peptie and 
pancreatic digestion of the chief dietetic proximate principles (The 
Journal of anatomy and physioloey XXI, 3, S. 337). 

F. stellte mit künstlichen Verdauungsgemischen Versuche an über 
den Einfluss des Zusatzes von Kaffee, Thee und Gacao auf die Wirk- 
samkeit peptischer, -tryptischer, diastatischer und fettspaltender Enzyme. 
Von Eiweisskörpern wurden benutzt: Hühnereiweiss, Serumalbumin, 
Myosin, Öasein, Syntonin, Gluten. Als Verdauungsflüssigkeiten dienten 
Beuger’s Liquor pepticus und L. pancreaticus, die bei der Eiweiss- 
verdauung mit entsprechenden Mengen von Salzsäure oder Alkali ver- 
setzt wurden. Die Verdauung geschah bei Körperwärme; die Producte 
derselben wurden dureh Dialyse fortgeschafft und später im Dialysat 
bestimmt. Die Eiweissverdauung geschah so, dass nach sechsstündiger 
Einwirkung des Pepsins das Gemisch neutralisirt und mit Trypsin 
versetzt wurde, welches jetzt ebensolange einwirkte. 

Die Ergebnisse waren folgende: die Pepsin- und Trypsinverdauung 
wurde durch alle drei Zusätze verzögert; doch scheint Thee, manchmal 
auch Cacao und Kaffee, die Fortschaffung der Magensaftpeptone durch 
Diffusion zu begünstigen. Die Saccharifieirung gekochter Stärke durch 
Pankreasextraet wird durch Thee und Kaffee erleichtert. durch Cacao 


Nr. 15. Centralblatt für Physiologie. 349 


erschwert. Das fettzerlegende Enzym des Bauchspeichels scheint durch 
Kaffee und Cacao in seiner Wirkung begünstigt, durch Thee geschädigt 
zu werden. 

Auf Grund dieser Erfahrungen und speciell noch derjenigen über 
das verschiedene Verhalten der einzelnen Eiweissstoffe zu jedem der 
drei Genussmittel, gibt Verf. diätetische Rathschläge, die im Originale 
nachzulesen sind. Langendorff (Königsberg). 


E. Bourquelot. Sur les caracteres de laffaiblissement Eprouve par 
la diastase sous l’action de la chaleur (Comptes rendus 1887, CIV, 
9 2: 976). 

B. zieht aus von ilım mitgetheilten Versuchen den Schluss, dass 
die durch höhere Temperatur (68°) bewirkte Abschwächung des 
diastatischen Fermentes sich wahrscheinlich nicht nur auf die quan- 
titative, sondern auch auf die qualitative Wirksamkeit desselben er- 
strecke. Dies lege die Annahme nahe, dass die Diastase aus mehreren 
Fermenten von verschiedener Widerstandskraft gegenüber höheren 
Temperaturgraden bestehe. Leo (Berlin). 


C. A. Ewald. Ueber den Nährwerth der Peptonklystiere (Therapy. 
Monatsh. 1887, März). 

— Ueber die Ernährung mit Pepton- und Eierklystieren (Zeitschr. f. 
klin. Med. XII, 5 und 6). 

E. hat an drei verschiedenen Personen Versuche über die Auf- 
nahmsfähigkeit von Kemmerich’s Fleischpepton, Merks’ Gaseinpepton, 
emulgirten rohen Eiern und Eiern, welche mit Pepsin und Salzsäure 
24 Stunden behandelt waren, gemacht. Die Resorption aus dem Darm 
liess sich zweifellos darthun, der Gehalt an Pepton bestimmte aber 
keineswegs die Resorptionsfähigkeit der Präparate, die “ emulgirten 
Hühnereier oder jene, welche mit Salzsäure und Pepsin behandelt 
waren, wirken ebenso wie die Peptonpräparaie, welche ihrerseits aber 
viel theurer sind. Rubner (Marburg). 


Physiologie der Sinne. 


Gelle. Physiologie du limagon — röle du limacon osseun — tude 
experimentale (©. R. Soc. de Biologie, 2 Avril 1887, p. 211). 

(G. zeigt durch Versuche mittelst eines Modells der Hörschnecke. 
dass die Schallschwingungen sehr stark auf die Flüssigkeit der Scala 
vestibuli und auf die Haarzellen des Üorti'schen Organs übertragen 
werden, während die Perilymphe der Scala tympanı und die Fasern 
der Membrana basilaris viel schwächer mitbewegt werden. Die Rolle, 
welche Helmholtz den Fasern der Membrana basilaris zuschreibt, 
sollen nach Verf. die Haarzellen der Crista acustica der Schnecke spielen. 

Leon Fredericgq (Lüttich). 
J. Hoppe. Der entoptische Inhalt des Auges und das entoptische 
Sehfeld beim hallueinatorischen Sehen (Alle. Zeitschr. f. Psychiatrie 
XLII, 4 und 5, $. 438). 

Verf. beschreibt das „Hallucinationsmaterial”, die Erregungen des 

peripherischen Endes der Sinnesnerven. an welche nach ihm alle 


30 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


Hallueinationen anknüpfen. Spontane Erregungen z. B. der Netzhaut 
und des N. opticus kommen zu Stande beim blossen Bestreben zu 
sehen, bei verstärkter Sehanstrengung, durch geistige, mechanische 
oder chemische Einwirkungen. Nicht zum Hallueinationsmaterial bei 
Visionen gehören Trübungen der Medien, nicht die Aderfigur, nieht 
der blinde Fleck, nicht die Lichterscheinungen in Folge von Netz- 
hautzerrung: alles dies führt nur zu Illusionen. Als Hallucinations- 
material dienen nur: die Gefässe, die „Stelle der Pupille”, die Blut- 
körperchen, die Pulsbewegung der A. centralis retinae und namentlich 
die Erregungszustände der Netzhaut (,‚Helligkeit, Dunkelheit, Farben, 
Licht, Nachbilder’). 

Um die Annahme einer centrifugalen Leitung für sensorische 
Bahnen, wie Hallueinationen und gewisse Nachbilder sie nahelegen, 
zu vermeiden, vermuthet Verf., dass auch die Macula lutea eine 
Erinnerungsstätte der von aussen in sie hinein gelangten Bilder 
sein könne. — Gefässe und Blutkörperchen sind nur die „Träger des 
aus der Netzhaut stammenden Farbengewölks”, der Puls dient als 
bewegende Kraft für das Material, respective für die daraus eonstruirten 
(Gestalten. Die Farbengewölke entsprechen localisirten Netzhaut- 
reizungen in Folge. chemischer Vorgänge. Schliesslich soll zum Zu- 
standekommen einer Hallucination noch Miterregung der Corticalis 
und Mitthätigkeit des Bewusstseins erforderlich sein. Die Stelle der 
Pupille ist wichtig, da auf sie die Lichtscheine aus der Macula lutea 
versetzt werden. 

Die Beschreibung und Erklärung der eigenen Hallueinationen des 
Verf. ist im Original und namentlich auch in Meynert'’s Jahrbüchern 
VI, 2 und 3 nachzulesen. Ziehen (Jena). 


:C. Günther. Ueber die subjective Gesichtserscheinung der elliptischen 
Lichtstreifen (Deutsch. med. Wochensch. 1887. Nr. 19). 


Verf. berichtet, dass er die genannte subjective Erscheinung seit 
seiner Kindheit gekannt, aber erst jetzt genauer studirt habe. Blickt 
man im dunklen Raume nach einem Stücke glühender Kohle, oder nach 
der frisch angefachten Gluth einer Cigarre, so gewahrt man, von dieser 
(Gluth ausgehend, vier helle Bogen, von denen je zwei eine ellipsenartige 
Figur einschliessen, deren längere Achse im Allgemeinen horizontal 
liegt; die beiden Ellipsen stossen im Fixationspunkt aneinander und 
liegen symmetrisch. Schliesst man das rechte Auge, so verschwindet die 
rechts vom Fixationspunkt gelegene Ellipse; schliesst man das linke, 
so verschwindet die andere Ellipse. Diese Erscheinung wurde in ihren 
wesentlichsten Punkten von Purkinje im Jahre 1823 beschrieben. 
Später erkannte J. Özermak, dass die Lichtbogen in ihrer Gestalt und 
Lage ein Abhklatsch des Verlaufes der anatomisch bekannten Nerven- 
fasern in der innersten Schichte der Netzhaut sind. Auch diese ver- 
laufen vom Sehnerveneintritt im Bogen nach der Gegend der Macula 
lutea. Özermak glaubte die Erschemung dadurch erklären zu können, 
dass er annahm, es werde Lieht von dem Netzhautbild im Innern der 
Nervenfasern fortgeleitet (durch totale Reflexion). Da, wo es aus den 
Fasern herausdringe, errege es die Netzhaut, und veranlasse so das 
Sichtbarwerden des Faserverlaufes. Dann hat Ref. nachgewiesen, dass 


Nr. 15: entralblatt für Physiologie. 351 


diese Erklärung nicht richtig sein könne, sondern dass man es mit 
den Wirkungen einer mangelhaften Isolirung der Leitung zu thun 
habe. Denn die Lichtbogen behalten stets die bläuliche Farbe (des 
sogenannten Eigenlichtes der Netzhaut), welche Farbe immer das 
Netzthautbild haben "möge. 

Indem Verf. diese Thatsachen bestätigt, stellt er des genaueren 
diejenigen Netzhautstellen fest, von denen aus die Lichtbogen überhaupt 
hervorgerufen werden können. Er findet, dass dieselben in einer hyper- 
bolischen Curve liegen, welche durch den Fixationspunkt geht, und 
deren Schenkel (auf der Netzhaut) schläfewärts verlaufen. Zu diesem 
Zwecke benutzte er eine helle Linie (glühenden Platindraht) im dunklen 
Raume. Derselbe steht senkrecht und wird bei fixirtem Blicke in der 
Nähe des Fixationspunktes nach rechts und links verschoben. Auf 
einem als Hintergrund aufgestellten Schirm konnte dann die Projection 
des Sehnerveneintrittes, des Fixationspunktes, sowie der hellen Linie 
und der Lichtbogen verzeichnet werden. 

Von der Vermuthung geleitet, dass die physiologisch so charak- 
terisirten Stellen auch anatomische Eigenthümlichkeiten aufweisen 
müssen, fordert er zu erneuten Untersuchungen in dieser Richtung auf. 

Sig. Exner (Wien). 


Physiologie der Stimme und Sprache. 


A. Fick. Zur Phonographik. (Beiträge zur Physiologie, ©. Ludwig 
gewidmet; Leipzig 1887, S. 23). 

Die getreue Wiedergabe gesprochener Laute, welehe Edison’s 
Phonograph liefert, lässt es wünschenswerth erscheinen, die auf dem 
Stanniolblatt zurückgelassenen Eindrücke vergrössert zu projieiren. Hierzu 
dient ein „Potenzfühlhebel”, unter dessen sondirender ‘Spitze die 
Phonographenwalze vorbeigedreht wird und der die mitgetheilten 
Bewegungen hundertfach vergrössert auf das berusste Papier des 
Kymographion schreibt. In sehr sinnreicher Weise wird dafür gesorgt, 
dass die Winkelgeschwindigkeit des Phonographen und des Kymographion 
stets im gleichen Verhältniss bleiben, eine Verzerrung der Üurven 
also vermieden wird. Die Einrientung ist einem ähnlichen von Jenkin 
und Ewing bereits früher benützten Verfahren entschieden überlegen. 

M. v. Frey (Leipzig). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
Systemes. | 


G. Arthaud. Note sur l’emploi du Sulfate d’Indigo comme reactif 
de la Myeline (6. R. Soc. de Biologie, 23 Avril 1887, p. 252). 
Die Rückenmarksschnitte verbleiben zuerst für wenige Minuten 
in einer eoncentrirten Lösung von käuflichem schwefelsauren Indigo. 
Die gleiehförmig blau gefärbten Schnitte werden dann gewaschen und 
in eine schwach ammoniakalische Lösung von Karmin oder Alizarin 
getaucht. Dabei behält das Myelin allein seine grünlichblaue Färbung, 
während Nervenzellen, Achseneylinder und Bindegewebe sich roth 
tingiren. Leon Frederieg (Lüttich). 


392 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


Martius. Ueber ee bei Tabes dorsalis (Berl. klin. 
Woechenschr. 1887, Nr. 8, S. 126). 


Bei einem an Tabes demssls leidenden Kranken, welcher auch eine 
Lähmung im Gebiet des N. aeccessorius vagi in Form einer Lähmung 
der M. erico-arytaenoidei postici zeigte, fand sich eine isolirte Lähmung 
und Schwund der unteren Partie des M. trapezius beiderseits: die so- 
genannte claviculare oder respiratorische Portion war intact geblieben 
und zeigte auch gegen den elektrischen Strom ein vollkommen nor- 
males Verhalten. Der M. sternoeleidomastoideus war beiderseits in 
ganzer Masse an Volumen beträchtlich redueirt, bot aber sonst nichts 
Abnormes. Verf. glaubt, diese Erscheinungen am M. trapezius und 
M. sternocleidomastoideus auf eine Lähmung des N. accessorius spinal. 
zurückführen zu können, der die untere Partie des M. trapezius und 
auch den M. sternocleidomastoideus zum Theil mit motorischen Fasern 
versorgt. Zur Erklärung der gleichzeitigen Lähmungserscheinungen im 
Gebiet des N. accessorius vagi und spinalis führt Verf. die Untersuchungen 
von Darkschewitsch an, welcher fand. dass für beide Portionen des 
N. accessorius nur ein Kern vorhanden sei: die laterale Zellengruppe 
des Vorderhorns in der Medulla spinalis und ihre direete Fortsetzung 
in der Medulla oblongata. H. Schütz (Berlin). 


N. Mislawsky. De UlImfluence de l’Ecorce grise sur la dilatation de 
la pupille (C. R. Soc. de Biologie, 2 Avril 1887, p. 214). 

Schwache elektrische Reizung der verschiedenen Regionen der 

Hirnrinde bewirkt bekanntlich Erweiterung der beiden Pupillen. Diese 
Erweiterung ist stärker bei Faradisation der parietalen Hirnwindungen 
als bei Reizung der vorderen centralen Windung. 
Durchschneidung des Halssympathicus oder Ausrottung des oberen 
Cervicalganglions heben diese Erweiterung nicht auf, aber schwächen sie 
etwas. Bei Gombination der Durchschneidung des Trigeminus oberhalb 
des Ganglion Gasseri, der Medulla auf der Höhe der ersten Halswirbel 
oder des Bulbus unterhalb der Vierhügel, mit Durchschneidung des 
Sympathicus und Ausrottung des ersten Üervicalganglions, zeiet sich 
diese Erweiterung noch. Nach Durchsehneidung aber des Oculomotorius 
oder des Trigeminus unterhalb des Ganglion Gasseri bleibt die Pupille 
unbeweglich und erweitert. 

Verf. ist geneigt, eine Erweiterung der Pupille auf doppeltem 
Wege anzunehmen: 1. durch directe Reizung des Erweiterungscentrums; 
2. durch Unterdrückung des Tonus des Verengerungscentrums der 
Pupille (innerhalb der Vierhügel). Leon Frederieg (Lüttich). 


W.R. Gowers. Conjugate palsy of ocular museles and njstagmus (The 
Lancet 1887, XII, p. 578). 

Im Anschluss an einen von Jessop in der Öphthalmological 
Society vorgetragenen Fall (horizontaler Nystagmus vorzugsweise 
beim Blick nach links) spricht G. die Vermuthung aus, dass die obere 
Olive das Centrum für die associirte Seitwärtsbewegung der Augäpfel 
ei. Das Centrum jeder Seite hat an sich eine Tendenz zu inter- 
mittirender Wirkung: ferner bewirkt eine Erregung des einen stets 
auch eine Mit-, respective Nacherregung des anderen (..return movement), 


Nr. 188° Centralblatt für Physiologie. 353 


normal jedoch so, dass doch einheitliche Bewegungen resultiren. Im 
Nystagmus ist diese Regulation gestört. Ziehen (Jena). 


I. Geslier. Une £pidemie de vertige paralysant (Revue med. de la 
Suisse romande 1887, N° 1). 


II. David. Contribution a l’ötude du vertige paralysant (ibid. N° 2). 

I. Bericht über eine in der Nähe von Genf in den Sommer- und 
Herbstmonaten 1885 und 1886 aufgetretene kleine Epidemie einer 
eieenthümliehen Krankheit seitens des Nervensystems. Dieselbe bestand 
in einem plötzlich auftretenden Schwindelgefühl, Parese eines grossen 
Theiles der Körpermuseulatur, an der sich besonders die Extensoren 
der Hand und der Finger und die Levatores palpebrarum betheiligen. 
Die Krankheitserscheinungen traten in Anfällen von verschiedener 
Dauer und Intensität auf. Starke Sinneseindrücke, Gemüthsbewegungen, 
namentlich aber Uebermüdung riefen leicht Anfälle hervor. Die Krank- 
heit dauerte gewöhnlich zwei bis drei Monate und betraf fast immer 
Männer. Ueber die Aetiologie liessen sich sichere Erhebungen nicht 
anstellen. 

II. Wesentlich gleiche Beobachtungen wie G. hat D. in zwei 
Epidemien im Sommer und Herbst 1884 und 1886 gemacht. 

H. Schütz (Berlin). 
J. V. Laborde. Note preliminaire sur le noyau d’origine dans le 
bulbe rachidien des fibres motrices ou cardiaques du nerf pneumo- 
gastrique: noyau cardiaque (GC. R. Soc. de Biologie, 23 Avril 1837, 
p. 240). 

L. hat in der hinteren lateralen Gegend des Bulbus, in der 
Nähe der accessorischen Hypoglossus-, Vagus- und Spinaliskerne 
eine engumgrenzte Stelle „efunden, deren Reizung durch Stich, 
bei intacten Vagis, eine starke Erregung der Herzhemmungs- 
fasern bewirkt (vollständiger Stillstand oder starke Verlangsamung 
des Herzrhythmus) ohne Nebenwirkung auf die Athmung. Doppel- 
seitige Zerstörung dieser Stelle bewirkt durch Lähmung des Herz- 
hemmunescentrums eine starke Acceleration der Herzpulse. 

Das Experiment wurde mit gleichem Erfolge in tiefster Narkose, 
oder nach Abtragung der. Hirnhemisphären, auch nach. Exstirpation 
des unteren Cervicalganglions vorgenommen. 

Leon Frederieg (Lüttich). 


Physiologische Psychologie. 


Bianchi und Sommer. Sur la polarisation psychique (Revue philo- 
soph. XII, p. 143). 

Unter psychischer Polarisation wird die Umkehrung eines func- 
tionellen, psychischen Zustandes unter der Einwirkung eines ästhesio- 
genen Körpers (namentlich des Magneten) verstanden. Aus einer Reihe 
. von derartigen Versuchen seien nur zwei mitgetheilt. — Der hypno- 
tisirten. Person wird eine Vergnügungsfahrt auf der Eisenbahn sugge- 
sirt; sie beschreibt mit vergnügtem Angesicht die angenehmen Reiseein- 
drücke, kaum wird ein Magnet bis zu einer Entfernung von einem Üenti- 


354 Centralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


meter der Nackenhaut genähert, so erschrickt im selben Augenblicke 
die Hypnotisirte, ein Eisenbahnunglück hat stattgefunden. 

Ein anderesmal suggeriren sie, dass nach dem Erwachen alle Gegen- 
stände roth sein werden; nach Application des Magneten erscheinen 
sie grün. 

Wurde an jede Kopfseite eine Platinplatte mittelst eines befeuch- 
teten Fliesspapierbäuschchens angelegt, so konnten die Autoren Ströme 
ableiten, die mit einem empfindlichen Galvanometer sehr deutlich 
nachzuweisen waren. — Bei den meisten Menschen war im somnam- 
bulen Stadium der Strom von links nach rechts gerichtet. Unter der 
Einwirkung aufregender Suggestionen oder nach Application des Ma- 
gneten nahm die Intensität des Stromes auffallend zu. 

Stand die Nadel auf 11, so erfolgte bei Suggestion eines dro- 
henden Wolfes eine Ablenkung bis 21, dann Rückkehr bis 15, Apypli- 
cation des Magneten 23, nach Entfernung des Magneten wieder 15; 
Suggestion, dass ein Kind der Hypnotisirten krank sei 40, u. s. w. 

Obersteiner (Wien). 
A. Rochas. Hypnostisme et changement de personnalitE (Revue philo- 
soph. XI, p. 330). 

Dem 1Sjährigen B., welcher sehr häufige hypnotisirt worden war, 
wurde suggerirt, dass er während dreier Tage um 1/6 Uhr zu R. 
kommen und von seinem Eintritt in das Zimmer angefangen bis zu 
seinem Fortgehen sich für dessen Sohn Henri halten werde. — B. 
führte die ihm gestellte Aufgabe mit unwesentlichen Abweichungen 
genau durch, benahm sich in allen Einzelheiten wie der Sohn des 
Hauses, Henri; als man ihn um B! (er selbst) befragte, meinte er, er 
habe ihn seit drei Monaten nicht gesehen (es ist dies eben jene Zeit, 
seit weleher Henri verreist war). OÖbersteiner (Wien). 


v. Kries. Ueber Unterscheidungszeiten (Vierteljahrsschr. f. wissensch. 
Philosophie XI, 1, 8. 1). 

v. K. und Auerbach hatten 1877 (v. K. und A., Die Zeitdauer 
einfachster physischer Vorgänge, Arch. f. Physiol. 1877) diejenige 
Zeit zu bestimmen gesucht, „welche vergeht vom ersten Anfang einer 
Empfindung a bis zu dem Moment, wo erkannt wird, dass es a (im 
Gegensatze zu b) ist”, und hatten dieselbe als „die für die Unter- 
scheidung des a von b erforderliche Unterscheidungszeit’ definirt. 
Von zwei Signalen «a und b, welche in unregelmässiger Folge gegeben 
werden, hat der Reagirende nur auf a, nicht aber auf 5 mit einer 
Bewegung zu antworten; die der Empfindung a zukommende Reaetions- 
zeit muss hierbei um das zur Unterscheidung des a von b nothwendige 
Zeitmass verlängert sein. Diese Methode (c-Methode von Donders) hat 
den Vorzug, dass die Aufmerksamkeit auf einen ganz bestimmten 
Punkt, nämlich auf die Erkennung der Qualität «a gerichtet ist. Wundt 
hatte eingewendet, dass bei diesem Verfahren ausser der Unterscheidung 
der beiden Qualitäten noch eine Wahl zwischen Bewegung und Ruhe 
stattfinde, was v. K. durch eine eingehende Analyse der in Betracht 
kommenden Vorgänge zurückweist. Des weiteren greift v. K. die von 
Wundt zur Bestimmung der Unterscheidungszeiten in Gebrauch ge- 
zogene Methode an. „Bei derselben erscheinen dem Reagirenden 


Nr. 15. Centralblatt für Physiologie. 355 


ebenfalls zwei oder mehrere Signale in unregelmässiger Folge. Der- 
selbe hat die Aufgabe, jedesmal zu reagiren, aber immer erst dann, 
wenn er erkannt hat. welches Signal vorliegt.” v. K. macht haupt- 
sächlich geltend, dass dieses Verfahren keine Sicherheit bietet, ob die 
Reaction in jedem Falle wirklich erst in dem Zeitpunkte des Erkennens 
eintritt. 

Auch nach der von v. K. und Auerbach benützten Methode 
sind unter Wundt’s Leitung Versuche angestellt worden, und zwar 
mit Ergebnissen, welche von den durch die Verff. früher erhaltenen 
erheblich abweichen, nämlich mit weitaus grösseren Zeitwerthen — 
welche eben neben den Unterscheidungszeiten noch die „Wahlzeiten” 
enthalten sollen. Verf. vermuthet eine abweichende Ausführung der 
Methode und betont das Moment „maximaler” Uebung, d. h. eines 
Zustandes, bei welchem die überhaupt erreichbaren Minima von Zeit- 
werthen erhalten werden. Da von Gattell bezüglich der von v. K. 
und Auerbach erhaltenen so viel kleineren Zeitwerthe die Ver- 
muthung ausgesprochen ist. dass häufig vorzeitige Reactionen unter- 
gelaufen seien und das Streichen von Versuchen willkürlich statt- 
gefunden habe, wogegen sich v. K. verwahrt, so hat Letzterer in jüngster 
Zeit die Versuche wiederholt und ohne Streichung eines einzigen 
Werthes — bei zwei falschen Reactionen auf einige Hunderte von 
Versuchen — nahezu dieselben Resultate wie früher erhalten. 

Goldscheider (Berlin). 
J. Merkel. Das psychophysische Grundgesetz in Bezug auf die Schall- 
stärken (Schluss; vgl. dieses Oentralblatt Nr. 5, S. 130 — Wundt’s 
Philosophische Studien IV, 2, 8. 251). 

Nach eingehendem theoretischen wie experimentellen Studium der 
Methode, Schalleindrücke in wechselnder Stärke durch aus verschiedener 
Höhe fallende Kugeln hervorzurufen, gelangt Verf. zu einer „vollstän- 
digen Bestätigung des Weber’schen Gesetzes innerhalb weiter 
Grenzen”. Sigm. Exner (Wien). 


Zeugung und Entwickelung. 


M. M. Myschkin. Zur Lehre von der Zwillingsschwangerschaft und 
von der Entstehung der ‚angeborenen Missbildungen. 1. Ovum huma- 
num simplex gemelliferum (Virchow s Arch. GVIII, 1, S. 133). 


Eine menschliche Frühgeburt aus dem ersten Schwangerschaftsmonat 
enthält in einer Amnionshöhle zwei Embryonen von 0:75 Öentimeter. 
Die Nabelschnüre sind, 0'5 Öentimeter von den Embryonen entfernt, 
zu einem Strang verwachsen. Die Embryonen liegen mit ihren Bauch- 
seiten und in entgegengesetzter Richtung nebeneinander. Ausserhalb 
des Amnions liegt ein Dottersack. Diesem Befunde entnimmt Verf. 
den Beweis für die Entstehung der Doppelbildung aus einem Frucht- 
hofe, da er bei dem frühen Zeitpunkte der Beobachtung die secundäre 
Verschmelzung der Amnionshöhlen ausschliessen zu können glaubt. 


Ü. Benda (Berlin). 


Ed. Retterer. Eflets de la castration sur l&volution des tissus peniens 
chez le chat (GC. R. Soc. de Biologie. 2 Avril 1887, p. 206). 


356 Sentralblatt für Physiologie. Nr. 15. 


Beim Kater, dem die Hoden ausgeschnitten sind, zeigt die Ober- 
tläche der Glans Penis keine Hornpapillen mehr. Auch ist der Penis- 
knochen kürzer und dünner. Leon Frederieg (Lüttich). 


F. Henneguy. Note sur la Vesicule de Balbiani (Compt. rend. de 
la Soc. de Biol., 11 Fevrier 1887). | 

Die Existenz eines Dotterkernes im Ei der Mammiferen ist noch 
immer sehr problematisch und sogar von vielen Embryologen stark 
bezweifelt. H. gibt folgende Methode an, um diesen Körper darzustellen, 
welcher zuerst bei den Mammiferen von Balbiani aufgefunden, später 
von Ranvier bestätigt wurde: 

Die Ovarien von jungen Meerschweinchen und jungen Ratten 
werden unmittelbar nach dem Tode mit der Flemming'schen Mischung 
von Chrom-Osmiumsäure fixirt und mit Eosin, Safranin, Anilinblau oder 
Nigrosin gefärbt. Man findet hierauf bei allen jungen Eiern, in der 
Nähe des Keimbläschens, einen schwach lichtbreehenden Körper mit 
klaren Öontouren, welcher sich anders färbt als das Keimbläschen 
und sieh durch seine eigenthümliche Färbung klar von dem Keim- 
protoplasma abhebt. Im Inneren dieses Körpers, welchen H. „Vesieule 
de Balbiani” nennt, ist ein stärker brechendes und stärker gefärbtes 
Körperehen enthalten. Der Nebenkern der Spermazellen hat dasselbe 
Aussehen und dieselben Reactionen wie dieser Dotterkern des Eies. 

Ed. Van Beneden (Lüttich). 
J. Kühn. Fruchtbarkeit der Bastarde von Schakal und Haushund 
(Biol. Centralbl. VIL, S. 158). 

Die erfolgreiche Paarung von Schakal und Haushund ist schon 
oft beobachtet worden, jedoch ist die Fruchtbarkeit der erhaltenen 
Bastarde nicht geprüft worden. Der Verf. hat im Thiergarten der 
- Universität Halle eine Kajanahündin (finnländische Vogelhündin) und 
einen indischen Schakal (Canis aureus indicus) seit dem Jahre 1881 
in demselben Käfig. Von diesen Thieren wurden in drei Würfen 
jedesmal. vier Junge erhalten, neun männliche und drei. weibliche 
Bastarde, die in ihrem Aussehen sich mehr dem Typus des Schakals 
nähern, scheu und bissig sind. 

Ein männlicher Schakalbastard wurde mit einer Tschuktschen- 
hündin in einen Versuchskäfig gebracht und es wurden von diesem 
Paare in drei Würfen 17 Einviertelblut-Schakalbastarde erhalten, die 
gutmüthiger als die Halbblutbastarde sind. Der männliche Bastard 
ist also vorzüglich fruchtbar gewesen. 

Ferner wurde ein Pärchen der Schakalhalbblutbastarde des‘ ersten 
Wurfes in einen Käfig gebracht, um die Fruchtbarkeit der Bastarde 
bei der Paarung unter sich zu prüfen. Nach 60tägiger Tragzeit warf 
die Bastardhündin drei Junge. Die Bastarde von Schakal und 
Haushund sind selbst in engster Verwandtschaft unter sich 
fortpflanzungsfähig. Der Verf. verfolgt durch weitere Versuche 
die Frage, ob durch Fortsetzung der Paarung der Bastarde mit 
Ausschluss der Verwandtschaftszucht das Fortpflanzungsvermögen ab- 
geschwächt wird. Latschenberger (Wien). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siygm. Esner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Doc. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen’” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redaeteur: Prof. Sigm. Exner. 


SEN I RALBEATT 


für 


- PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner ee Prof. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) M. 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 29, October 1887. N-.16: 


Inhalt: Originalmittheilung: E. Brücke, Saure Reaction des Harns. — Allgemeine 
Physiologie: Macfadyen, Bacterien im Verdauungstract. — Dieff und Refor- 
matzky, Oxydation von Rieinölsäure und Leinölsäure. — Weil, Wirkung von 
Acetanilid (Antifebrin.. - Will, Zucker aus Hesperidin und Naringin. — 
Liebermann, Thierisches Dextran. — Einhorn, Eegonin. — Allgemeine Nerven- 
und Muskelphysiologie: Chauveau und Kaufmann; Chauveau, Stotfwechsel im 
Muskel. — Physiologie der Athmung: v. Basch, Capillardruck in den Lungen. 
— Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Circulation: Mosso, Blut- 
körperchen und Blutgerinnung. — Linossier, Hämatin und Stiekoxyd. — Löwit, 
Blutplättchen und Thromben. — Physiologie der Drüsen: Müller, Schwefel- 
wasserstoff im Harn. — Physiologie der Verdauung und der Ernährung: Zllen- 
berger und Hofmeister, Verdauung der Haussäugethiere.. — Physiologie der 
Sinne: Treite', Wesen der Lichtsinnstörung. — Handl, Farbensinn «der Thiere. 
— Physiologie des centralen und sympathischen Nervensystems: Schäfer, 
Rindencentren der Affen. — Prissaud, Hemiplegie mit Muskelatrophie. — Schütz, 
Alopexia neurotica. — Gärtner und Wagner, Hirnkreislauf. — Osborn, Bedeutung 
des Balkens. — Bastian, Muskelsinn. — de Watteville, Lähmung der Convergenz- 
bewegung der Augen. — Lombard, Kniephänomen. — Blanc-Fontewille, Statische 
Elektrieität. — Physiologische Psychologie: Nordmann, Erkennungszeit. — 
Ougkton, Empfindungskreise. — Voisin, Suggestion. — Zeugung und Entwickelung: 
Schultze, Insertion der Nabelschnur. — v. Campbell, Entwickelungsgeschiehte 
der Spermatozoiden. — Blochmann, Riehtungskörperchen der Inseeteneier. —- 
Ergänzende Literaturübersicht. 


Originalmittheilung. 
Die saure Reaction des Harns. 
Von E. Brücke. 


(Von der Redaetion übernommen am 20. October 1887.) 
In der Sitzung der Wiener Akademie der Wissenschaften vom 
3. März 1837 habe ich versucht, aus dem Verhalten von Säurenieder- 
schlägen in Congoroth gegen den Harn den Beweis abzuleiten, dass 
der letztere keine freie Säure enthält, wie dieses schon Liebig lehrte. 
Dr. C. Wurster hat in dieser Zeitschrift (Nr. 11, S. 240) da- 
gegen geltend gemacht, dass nach seinen Untersuchungen auch Flüssig- 
keiten, welche freie Essigsäure, und zwar in beträchtlicher Menge 
enthalten, wenn sie zugleich ammoniakhaltig sind, mit Congoroth 
ähnliche rothe Lösungen geben wie der Harn. In der That lösen 
Centralblatt für Physiologie. 29 


358 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


Flüssigkeiten, denen man erst Ammoniak und dann Essigsäure im 
Ueberschuss zugesetzt hat, die Säureniederschläge in Congorothlösungen 
gleichfalls mit rother Farbe auf. Die letztere scheint mir etwas mehr 
ins Bräunliche zu ziehen, aber das ist verschieden, je nach der Säure- 
menge, und lässt sich nicht als charakteristischer Unterschied festhalten, 
da der Harn selbst gelb ist. Der von mir angestrebte Beweis ist also 
hinfällig. 

Ich möchte noch folgenden Versuch erwähnen: Man fülle ein 
Reagirglas zur Hälfte mit Harn, ein zweites gleich weites ebenso mit 
einer verdünnten, mit Essigsäure übersäuerten Lösung von Ammoniak 
in Wasser. Dann färbe man beide mit Gongorothlösung, so dass sie 
möglichst gleich erscheinen. Ist dies erreicht, so trage man in beide 
Flüssigkeiten Magnesiumsulfat in Substanz ein. Sie verhalten sich da- 
segen sehr verschieden. Der Harn bleibt roth, die Ammoniumacetat 
und Essigsäure enthaltende Lösung ändert ihre Farbe in Braunroth, 
wird endlich braun und trüb und scheidet bei längerem Stehen ein 
dunkles, fast schwärzliches Sediment aus. Die färbenden Substanzen 
in beiden Flüssigkeiten sind also nicht identisch, die höchst ähnliche 
Farbe der Lösungen hindert nur sie zu unterscheiden. Man muss bei 
diesem Versuche die Ammoniaklösung stark sauer machen. Schon nor- 
males Ammoniumacetat röthet Lackmus, wenn auch schwach. Ausserdem 
existirt aber ein saures Salz, und wenn die Essigsäure nur hinreichend 
wäre, dieses zu bilden, so würde ein negativer Erfolg bedeutungslos 
sein, denn nur freie Säure muss nach der Regel das Congoroth ver- 
ändern. Die sauren Salze müssen in dieser Richtung erst einzeln unter- 
sucht werden. S 

Was nun die saure Reaction des Harns anlangt, so glaube ich 
die Liehig’sche Lehre als die richtige festhalten zu müssen und mit 
ihr die physiologischen Folgerungen, welehe ich daran geknüpft habe. 
Dr. Wurster’s Versuche enthalten nichts gegen sie, er wendet sich 
‘nur gegen die Anwendung des Gongoroths als Beweismittel. 

Es ist bekannt, dass sauer reagirende Harne beim Erkalten, mit 
Ausnahme einzelner pathologischer Fälle, nicht krystallisirte Harnsäure 
ausscheiden, sondern entweder kein Harnsäuresediment bilden, oder 
ein solches von sauren harnsauren Salzen. Ich kann dies bei einer 
so schwachen Säure wie die Harnsäure nicht vereinigen mit der An- 
nahme, dass noch eine freie Säure gelöst sei, um so weniger, als die 
Harnsäure eine so starke Neigung zum Krystallisiren hat und schwerer, 
viel schwerer löslich ist als die Salze, welche sich ausscheiden. 

Dass man mit Aether freie Hippursäure ausschütteln kann, glaube 
ich nicht als einen Gegenbeweis ansehen zu dürfen. Das Ausschütteln 
mit Aether ist ein Diffusionsprocess, bei welchem ein Theil der in 
wässeriger Lösung enthaltenen Substanzen in das neue Lösungsmittel 
hinüberwandert. Nun weiss man aber seit Graham’s berühmten 
Diffusionsversuchen, dass bei solchen Processen nicht selten der 
chemische Zusammenhang von gelösten Salzen zerrissen wird. 

Für Diejenigen, welche meine damalige Mittheilung nicht gelesen 
haben, muss ieh noch hinzufügen, dass ich nicht behauptet habe, kein 
menschlicher Harn könne freie Säure gelöst enthalten. Ich habe nur 
gesagt, dass ich das blosse Herauskrystallisiren von freier Harnsäure, 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 359 


wie es ja in gewissen pathologischen Fällen vorkommt, nicht als Be- 
weis ansehen könne, dass der Harn auch noch freie Säure gelöst ent- 


halten müsse. 


Allgemeine Physiologie. 


Allan Macfadyen. The behaviour of bacteria in the digestive Tract 
(The Journal of anatomy and physiology XXI, 2, p. 227 u. 3, p. 413). 


Die Untersuchungen wurden im hygienischen Institute der Uni- 
versität Göttingen ausgeführt. Es gelangen fortwährend pathogene 
Baeterien in den Darmtraetus, ohne dass dieselben einen verderblichen 
Einfluss auf den Organismus äussern; man hat die Erscheinung wesent- 
lieh dadurch erklärt, dass man sich auf die Wirkung der Verdauungs- 
säfte beruft, welche den Organismus schützen sollen. In einer historisch- 
kritischen Einleitung macht der Verf. den bisher zur Lösung dieser 
Frage unternommenen experimentellen Untersuchungen den Verwurf, 
dass zum Theile nicht Reineulturen verwendet worden sind, dass 
sporenfreies und sporenhaltiges Material nicht voneinander getrennt 
worden ist, und dass die Versuchsbedingungen oft nicht den normalen 
Verhältnissen entsprochen haben. Er stellt die durch exacte Unter- 
suchungen festgestellten Thatsachen zusammen, die in dieser Frage 
von Bedeutung sind. 

Die Untersuchungen des Verf. sind ausschliesslich mit Rein- 
eulturen sowohl ausserhalb als innerhalb des lebenden Körpers durch- 
seführt worden; bei der Herstellung der Reinculturen, sowie bei den 
Versuchen selbst hat er die Methoden Koch’s mit allen Cautelen 
angewendet. Die Oulturflüssigkeiten enthielten 07 Procent Salz, 1 Pro- 
cent Pepton, 57 oder 10 Procent Gelatine oder 1 Procent Agaragar. 
Verwendet wurden Reinculturen von Staphylococcus pyogenes aureus 
(Rosenbach), Mierococcus prodigiosus, Saprophyten, Baeillus pyo- 
eyaneus (Gessard), Micrococeus tetragenus (Koch und Gaffky), die 
Baeillen der Kaninchenseptieämie (Koch), Anthraxbaeillen, Typhusbacillen 
(Eberth, Gaffky), Cholerabacillen (Koch), Finkler und Prior's 
Spirillus. Zunächst wurde die Wirkung der Bestandtheile des Magen- 
saftes untersucht. Das Pepsin konnte er auf 100" erhitzen, also 
sterilisiren, ohne dass es seine Wirksamkeit einbüsste; die Concentration 
der Salzsäure wurde stets mit Silberlösung festgestellt. Die Mischungen 
wurden in Reagensröhrchen hergestellt und auf Glasplatten aus- 
gegossen. In Lösungen, welche nur Pepsin enthielten, nach dem Verf. 
02, 0:3, 0:5, 1'0 und 2:0 Procent, brachte er Staphyl. aureus, Typhus- 
baeillen, Mieroc. tetragenus, Anthraxbaeillen, Spirillen von Finkler 
und Prior, Saprophyten; alle entwickelten sich so gut wie in den 
Controlversuchen. An diese Versuche schliessen sieh solehe mit Salz- 
säure allein; Gelatinelösungen, welche 0:05, 0:1, 0:2, 0:3, 04 und 
0:5 Procent Salzsäure enthielten. wurden mit zwei Tropfen der Bacterien- 
flüssigkeit versetzt und die Temperatur der Mischungen bei 37° C. 
constant erhalten. Nach vier Stunden wurden 1 bis 5 Tropfen der 
Flüssigkeit in reine Gelatine gebracht und diese nach der Mischung 
auf Glasplatten ausgegossen; gleichzeitig wurden stets entsprechende 
Controlversuche ausgeführt. Staphyl. aureus und Typhusbaeillen waren 

29* 


360 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


erst in O’4procent. Salzsäurelösungen getödtet worden, Microc. tetragenus 
und die Saprophyten in O’3procent., die Anthraxbaeillen und die der 
Kaninchensepticämie in O'2procent., die Kommabaeillen, die Spirillen 
von Finkler und Prior und M. prodigiosus in O'lprocent. Lösung. 
Im Magensaft ist also die Salzsäure der wirksame Bestandtheil; jedoch 
ist die Wirksamkeit derselben begrenzt, gewisse Bacillen können den 
Magen passiren, da der normale Magensaft nicht so concentrirt ist, 
dass alle Baeillen setödtet werden. In derselben Weise wurden 
Mischungen von Pepsin und Salzsäure angewendet, und zwar bei 
Typhusbaeillen und M. tetragenus; die wirksame Öoncentration der 
Salzsäure blieb dieselbe, das beigegebene Pepsin äusserte gar keinen 
Einfluss; - in Controlversuchen wurde die peptonisirende Kraft der 
Mischung festgestellt. Die Sporen sind bedeutend widerstandsfähiger 
als die Bacillen; Milzbrandsporen wurden durch zwei Procent Salz- 
säure erst am 10. Tage getödtet. 

In einer folgenden Versuchsreihe wurden Galle, Gallensäuren. 
sowie ihre Salze, allein und mit Säuren zu den Versuchen verwendet 
und stets gleichzeitig die BEL Controlversuche ausgeführt. 
Es wurden " von Ochseng alle 2, 5 und 10 Procent zu 7 Procent Gelatine- 
lösung gesetzt, die Lösung infieirt, auf Glasplatten ausgebreitet und 
hei 15° CO. sich selbst überlassen. Zugesetzt waren: Staphyl. aureus, 
Typhusbacillen, Mieroe. tetrag., Anthraxbacillen, Saprophyten, Komma- 
hacillen, Spirillen von Finkler und Prior, Microe. prodig.; alle Baeillen 
entwickelten sich wie auf den Oontrolplatten. Es verhindert sowohl die 
neutrale wie die alkalische Galle die Entwickelung der Mikroorganismen 
nieht. Da durch die Säure des Magensaftes die Gallensäuren im 
Duodenum in Freiheit gesetzt werden, so untersuchte der Verf. auch 
den Einfluss der freien Gallensäuren auf die Mikroorganismen; es 
wurden Glykochol- und Taurocholsäure verwendet, experimentirt wird 
ausser mit den angeführten Bacillen noch mit Proteus vulgaris (Hauser) 
und Emmerich’s Bacillen. Da die Glykocholsäure schwer löslich ist, 
so konnten höchstens O’5procentige Lösungen erhalten werden. Die 
Taurocholsäure tödtete die Saprophyten und Proteus vulgaris erst in’ 
2procentiger Lösung, Emmerich’s Bacillen in Iprocentiger, die Bacillen 
des blauen Eiters in O’5procentiger, die Typhusbaeillen in 0'2pro- 
centiger, M. tetragenus, Kommabaeillen und Staph. aureus in O'lpro- 
centiger Lösung. Die Gly kocholsäure tödtete die Saprophyten Proteus 
vulgaris und Emmerich’s Baecillen gar nicht, die des blauen Eiters 
zum Theile, die Typhusbacillen und Staph. aureus in O'5procentiger, 
M. tetragenus und die Kommabacillen in O'2procentiger Lösung. Die 
Gallensäuren hemmen in den normalen Coneentrationen die Entwickelung 
der Fäulnissbaeillen nicht, sondern nur die der pathogenen Bacillen: 
die Glykocholsäure wirkt schwächer als die Taurocholsäure, die Salze 
der Gallensäuren haben keinen Einfluss. Werden zur Galle Salzsäure 
oder organische Säuren, Essigsäure, Buttersäure, Milehsäure hinzu- 
sefügt, so wirken diese Säuren seradeso, als ob sie allein vorhanden 
wären, die Galle hat auf ihre Wirksamkeit keinen Einfluss. Der Verf. 
fand, wie Lindberger in Versuchen, bei welchen die angeführten 
organischen Säuren allein verwendet wurden, dass diese Säuren viel 
wirksamer sind. wirksamer als alle in diesen Versuchen bisher unter- 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 361 


suchten Substanzen; die Saprophyten, die Baeillen des blauen Eiters. 
die Typhusbaeillen, M. tetragenus und die Kommabaeillen wurden in 
O’'iprocentiger Essigsäure, O'Iprocentiger Buttersäure, O'2procentiger 
Milchsäure getödtet. Der Pankreassaft äussert keinen Einfluss auf die 
Mikroorganismen. Der Verf. fand in den Schleimflocken des Darmes 
nur eine, höchstens zwei Arten von besonderen Bacillen, obwohl er 
im Darminhalt vielleicht zehnerlei unterscheiden konnte. Die Flocken 
verflüssigten Gelatine, indem sie augenscheinlich durch ein besonders 
Ferment dieselbe peptonisirten. In der verflüssigten Gelatine fanden 
sich keine Bacterien; es konnten diese Beobachtungen nicht weiter 
verfolgt werden. 

An diese Experimente reihen sich solche, welche im lebenden 
Körper, bei Hunden ausgeführt wurden. Die Thiere wurden mit wenig 
magerem Fleisch gefüttert, dann hungerten sie durch 24 Stunden: 
nach Ablauf dieser Zeit erhielten sie das Versuchsfutter und naclı 
vier bis fünf Stunden wurden sie getödtet, entweder durch Chloroform 
oder durch Einführung eines gekrümmten Messers durch das Foramen 
magnum in das Gehirn. Der Magen, das Duodenum, Theile des 
Jejunums, Ileums und des Dickdarmes wurden unterbunden und ihr 
Inhalt auf Bacterien untersucht, indem Gelatineplatten oder Agaragar- 
platten hergestellt und bei 15° C., bezüglich 35° ©. sich selbst über- 
lassen und hierauf untersucht wurden. Bei zwei Hunden wurden vier 
Glasröhrehen Reineulturen von Staphylococeus aureus mit Fleisch und 
bei einem dritten mit Milch gegeben. Im Magen und Darme konnten 
die Bacillen wieder gefunden werden; besonders zahlreich waren bei 
dem mit Milch gefütterten Thiere die Öolonien in untersten Theile des 
Darmes, wohin die Baeterien durch die Flüssigkeit rasch geschwemmt 
worden waren. Ein vierter Hund wurde zwei Tage hindurch vor dem 
Versuche mit je 500 Gramm Fleisch gefüttert, am Versuchstage selbst 
mit Fleisch und Reineulturen von Staphylococeus aureus: auch in 
diesem Falle fanden sich im Magen und Darm zahlreiche Colonien. 
Bei zwei weiteren Experimenten mit Bacillen der Kaninchensepticämie 
und mit M. tetragenus, welche in derselben Weise durchgeführt waren, 
fanden sich die Baeillen ebenfalls im Darme, eventuell Magen wieder: 
Die Milzbrand- und Kommabacillen wurden bei gleichen Experi- 
menten zerstört. In neuen Experimenten wurden die Milzbrand- und 
Kommabacillen mit Wasser den Thieren verabreicht, so dass sie 
rascher durch den Magen gingen und es fanden sich die Bacillen im 
Darme vor. 

Der Verf. erörtert nun die Frage, ob die Mikroorganismen durch 
die Schleimhaut des Darmes und in die Organe gelangen können; er 
kommt zum Schlusse, dass das intacte Epithel des Darmes ein natür- 
liches Bacterienfilter sei. Er macht besonders noch aufmerksam auf 
die Wirkung der organischen Säuren auf die Bacterien. Aus dem 
Darminhalt konnte der Verf. bei Ausschluss von Sauerstoff Reineulturen 
von besonderen Bacterien gewinnen, die man bei dem gewöhnlichen 
Verfahren nicht bekommt. 

Schliesslich hebt der Verf. als Resultate seiner Untersuchungen 
hervor, dass der Magensaft sowohl wie die Darmseerete nur einen 
sehr geringen Schutz gegen die stets in den Darm eingeführten 


362 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


Bacterien gewähren; es schützt nur der Wall des intacten Darm- 
epithels, welches als Baecterienfilter functionirt. 
Latschenberger (Wien). 
W. Dieff und Alex. Reformatzky. Ueber die Oxydation der Riein- 
ölsäure und, Leinölsäure mit Kaliumpermanganat in alkalischer 
Lösung (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 1211). 

Die Verff. erhielten aus der Rieinölsiure die Trioxystearinsäure 
und aus der Leinölsäure die Tetroxystearinsäure, woraus hervorgeht, 
dass im Kohlenstoffkern der Leinölsäure 18 und nicht 16 Atome © 
enthalten sind. Durch Behandlung mit Jodwasserstoff und dann mit 
Wasserstoff in statu nascendi wird die Leinölsäure in Stearinsäure 
übergeführt. E. Drechsel (Leipzig). 


Weill. De laction physiologigue et therapeutique de l’acetanilide (Bull. 
general de Therapeutique 1887, CXIL 4, p. 150). 

W. hat mit Acetanilid (Antifebrin), über dessen physiologische 
und therapeutische Wirksamkeit bereits von Cohn und Hepp, Lepine, 
Monisset und Krieger Mittheilungen gemacht sind (Centralbl. f. klin. 
Med., Sept. 1886; Berl. klin. Wochenschr. 1887, 1), Versuche an 
Kaninchen angestellt. Der Stoff entfaltet bei Gaben von 025 bis 
0:50 Gramm pro Kilo Thier giftige Wirkungen. Nach einer kurzen 
Periode der Erregung erfolgt Collaps, mit allgemeiner Analgesie, Ver- 
minderung der Reflexe, Störungen der Respiration und Herzthätigkeit. 
Der intravaseuläre Druck wird eine Zeitlang, unter sichtbarer Con- 
traction der peripheren Gefässe (Ohr), vermehrt, um später zu sinken. 
Tod unter Asphyxie. Zwei Stunden nach der Injeetion zeigte das Blut 
das Methämoglobinspectrum. Nach grösseren Gaben fällt die Blut- 
temperatur erheblich. Goldscheider (Berlin). 


W. Will. Ueber den Zucker aus Hesperidin und Naringin (Ber. d. 
d. chem. Ges. XX, S. 1186). 

'W. hat jetzt auch den bei der Spaltung des Hesperidins ent- 
stehenden Zucker näher untersucht und gefunden, dass derselbe ebenso 
wie der aus Naringin Isoduleit enthält. Ausserdem entsteht aber bei 
der erwähnten Reaction auch noch Traubenzucker, und zwar sowohl 
aus Hesperidin als auch aus Naringin. Zum Nachweise desselben be- 
diente sich Verf. des Phenylhydrazins in essigsaurer Lösung; er erhielt 
damit ein Gemenge von Phenylglukosazon (aus der Dextrose stammend) 
und einen Körper, welcher in schönen, gelben Nadeln krystallisirt, 
bei 180° schmilzt und aus dem Isoduleit durch das Phenylhydrazin 
gebildet wird, wie Verf. durch besondere Versuche, nachgewiesen hat. 
Aus diesen Versuchen ergibt sich die interessante Thatsache, dass aus 
den genannten beiden Glukoriden bei der Spaltung mit verdünnter 
Schwefelsäure nicht ein, sondern mindestens zwei zuckerartige Körper: 
Isoduleit und Traubenzucker, entstehen — ein Verhalten, welches man 
vielleicht auch bei anderen Glukoriden wiederfinden dürfte. 

E. Drechsel (Leipzig). 
L. Liebermann. Thierisches Dextran, ein neuer gummiartiger Stoff 
in den Excrementen einer een (Pflüger's Arch. XL, 9 und:10, 
S. 454). 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 363 


Es ist das erste wirkliche Gummi, das als ein thierisches Product 
mit Sicherheit nachgewiesen wurde. Landwehr’s thierisches Gummi 
unterscheide sich von einem Gummi dadurch, dass es mit schwefel- 
saurem Kupfer und überschüssigem Kali keine Fällung gebe. 

F. Röhmann (Breslau). 
Alfred Einhorn. Ueber Eegonin (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 1221). 

Nach Versuchen des Verf. geht Ecgonin nahezu «nantitativ in An- 
hydroecegonin über, wenn man es zwei "Stunden lang als salzsaures Salz 
mit der fünffachen Menge Phosphoroxychlorid kocht: das Reactions- 
product wird in Wasser gelöst und die Base durch eine Lösung von 
Jod in Jodwasserstoffsäure als jodwasserstoffsaures Perjodid fast so 
vollständig wie Baryt durch Schwefelsäure gefällt. Diese Verbindung 
krystallisirt aus Eisessig in braunvioletten Blättehen in der Formel: 
SE SNO,.HJ.J:; beim Kochen mit Wasser gehen J, fort und das 
Salz ©,H,; NO, . HJ hleibt farblos zurück; es krystallisirt sehr schön 
aus Alkohol. Die freie Base, das Anhydroecgonin, bildet ebenfalls farb- 
lose Krystalle, welche bei 235° unter Zersetzung und Gasentwickelung 
schmelzen; es ist in Wasser und Alkohol äusserst leicht, in Aether, 
Ligroin, Ohloroform und Benzol fast gar nicht löslich. Ausser mit 
Säuren vereinigt sich das Anhydroeegonin auch mit Basen, z. B. mit 
Natron, und lässt sich durch Einleiten von Chlorwasserstoff in die 
alkoholische Lösung seines Jodhydrats leicht ätherificiren, ein Verhalten, 
welches auf das Vorhandensein einer Garboxyleruppe hinweist. Wird 
salzsaures Anhydroecgonin mit Brom in zugeschmolzenem Rohr im 
Wasserbade erhitzt, so bildet sich eine in farblosen, bei 183 bis 184° 
schmelzenden Prismen krystallisirende Verbindung: C,H,,Br, NO, .. HÜ], 
welehe sich in Sodalösung klar auflöst und beim Erhitzen da- 
mit einen flüchtigen, öligen, brom- und stickstoffhaltigen © Körper 
liefert, der jedenfalls dem «- Bromstyrol entspricht. Das Brom hat sich 
demnach an die Seitenkette angelagert, ein Umstand, welcher für die 
Anwesenheit des Akrylsäurerestes im Anhydroeegonin spricht. Die 
Constitution desselben lässt sich demnach durch folgende Formel aus- 
drücken: 0,H,N (CH,)H,.CH:CH.C0.0H, die des Ecegonins durch: 
C,H, N(CH, JR. CH (0OH).CH,.CO.OH und die des Cocains dureh: 
C, H,N(CH,)H,. CHO(00. Ü; H,): CH,.00.0CH;,. Aufzuklären bleibt 
noch die gegenseitige Stellung des Stickstoffs und der Seitenkette, und 
in dieser "Hinsicht "bietet das nähere Studium einer krystallinischen 
Säure C,H,NÖ,, welche durch Einwirkung von Kaliumpermanganat 
auf Anhydroeegonin leicht entsteht, besonderes Interesse. 

E. Drechsel (Leipzig). 


Allgemeine Nerven- und Muskel-Physiologie. 


Chauveau und Kaufmann. Esxperiences pour la determination du 
coffieient de lactivitE nutritive et respiratoire des museles en vepos 
et en travail (Compt. rend. CIV, 17, p. 1126). 

Chauveau. Consequences physiologigues de la determination de Faetivite 
specifique des echanges ou du coöffieient de lactivitE nutritive et 
respiratoire dans les muscles en repos et en travail (Compt. rend. 


GEW 20,”p. 1352). 


364 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


Chauveau. Methode pour la determination de luctivit€ sp£cifique des 
echanges intramusculaires ou du coöfficient de lactivitE nutritive et 
respiratoire des muscles en repos et en travail (Compt. rend. CIV, 
20, p. 1409). 

Ch. und K. haben sich die Aufgabe gestellt, an einem, unter 
normalen Verhältnissen befindlichen Muskel sowohl die durchströmende 
Blutmenge, als auch den Gaswechsel des Blutes (Sauerstoffabgabe und 
Kohlensäuraufnahme) und die vom Blute an den Muskel abgegebene 
Zuckermenge zu bestimmen. 

Die Schwierigkeit einer derartigen Untersuchung besteht nicht 
zum kleinsten Theil in der Aufsuchung eines geeigneten Versuchs- 
objectes. Als solches erwies sich der Hebemuskel der Oberlippe des 
Pferdes, da er ausser der leichten Zugänglichkeit den Vortheil einer 
einheitlichen Blutabfuhr bietet. Der fleischige Theil wiegt zwischen 
15 und 25 Gramm. Der Muskel endigt in eine Sehne, welche auch 
die Anlegunge eines Instrumentes zu dynamometrischen Zwecken 
gestatten würde. Das Blut verlässt den Muskel in der Regel in einer 
einzigen Vene: doch finden sich ab und zu Abnormitäten des Gefäss- 
verlaufes. wodurch man genöthigt ist, sich an jedem einzelnen Ver- 
suche besonders zu überzeugen, ob nicht andere Wege für das ab- 
strömende Blut vorhanden sind als die Hauptvene, in welche man die 
Cannule eingeführt hat. 

Die Muskeln wurden im Ruhezustande und während ihrer normalen 
Funetionirung, welche bei der Nahrungsaufnahme der Thiere eintritt, 
beobachtet. Es sind an vier Pferden Versuche angestellt worden; von 
den mitgetheilten Zahlen mögen jene "des letzten Versuches hier Platz 
finden. Die Werthe sind von Ch. und K. für 1 Gramm Muskelsubstanz 
und eine Minute Zeit angegeben, der besseren Uebersicht halber vom 
Ref. auf ein Kilo Muskelsubstanz und eine Stunde Zeit umgerechnet 


worden. Es fand sich in Grammen: bei Ruhe bei Arbeit 
Blutstrom dureh den Muskel . . . . nz! 57120 
Sauerstoffaufnahme . . Seal re er 8:939 
Kohlensäureabsabe . . . i 0:311 15.425 
Vom Muskel aufgenommener Zucker . . . . 2'386 7.718 


Aus den Beobachtungen ziehen Ch. und K. folgende Schlüsse: 

Die durch den Muskel tretende Blutmenge schwankt mit der 
Functionirung und ist bei Muskeln, welche sich in verschiedenem 
Ernährungszustande befinden, auch eine verschiedene. Der schwächer 
entwickelte Muskel bedarf, um eine dem gutgenährten Muskel gleiche 
Arbeitsleistung zu vollbringen, mehr Blut als letzterer. Die während 
des Ruhezustandes durch den Muskel tretenden Blutmengen sind 
schwankender als die Blutquantitäten bei Arbeitsleistung. 

Die Sauerstoffaufnahme des Muskels wechselt mit der Intensität 
der Arbeitsleistung. Die Menge des in der Kohlensäure aus dem 
Muskel austretenden Sauerstoffes ist bei Arbeit grösser als die Menge 
des innerhalb dieser Zeit aus dem Blute aufgenommenen Sauerstoffes 
(im Mittel ist die Verhältnisszahl 1'223); letzterer reicht also nicht hin, 
um eine complete Oxydation zu erzeugen. Vergleicht man aber die 
vom Muskel aufgenommene Sauerstoffmenge nur hinsichtlich der Frage, 
ob dieselbe zur Oxydation des bei der Arbeit aufgenommenen Zuckers 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 365 


hinreiche, so findet man, dass dies in der That der Fall ist und 
ausserdem ein kleiner Ueberschuss an Sauerstoff, welcher für andere 
Öxydationen verfügbar ist, bleibt. 

Während der Ruhe sinkt die Sauerstoffaufnahme auf ungefähr '/,, 
des Bedarfes der Arbeitszeit; in der austretenden Kohlensäure findet 
sich, im Gegensatz zu den bei der Arbeit des Muskels gemachten 
Beobachtungen, viel weniger Sauerstoff als aufgenommen worden 
ist. Ch. meint, dass daraus auf eine Sauerstoffaufspeicherung während 
der Ruhe zu schliessen ist. 

Was die Kohlensäure anlangt, so entspricht der Kohlenstoff- 
sehalt derselben während der Arbeit nicht dem Kohlenstoffgehalt des 
aus dem Blute absorbirten Zuckers, sondern ist grösser. Es müssen 
also ausser dem letzteren noch andere Stoffe der Zersetzung unterliegen. 

Während der Ruhe dagegen wird weit weniger Kohlenstoff in der 
Kohlensäure abgegeben als dem Kohlenstoftgehalte des in den Muskel 
eintretenden Zuckers entspricht. Es wird also offenbar das Glykogen 
während der Ruhe als Reservestoff abgelagert. Rubner (Marburg). 


Physiologie der Atlımung. 


v. Basch. Ueber eine Function des Capillardruckes in den Lungen- 
alveolen (Wiener mediein. Blätter X, S. 465). 

Bei den im Laboratorium des Verfassers von Grossmann aus- 
geführten Untersuchungen über das Muskarinlungenödem wurde beob- 
achtet, dass vor dem Lungenödem ein Vorstadium auftritt, in welchem 
der Blasebalgdruck, der früher die Lunge bis zu einem gewissen 
Volumen aufgeblasen hat, nicht mehr hierzu ausreicht, dass also die 
Lunge starrer als früher erscheint. Da nach den Untersuchungen 
von Grossmann der Druck in den Lungenvenen und Lungenarterien 
nach Muskarininjectionen steigt, so muss auch der Druck in den 
Lungencapillaren steigen und dieses Moment ist die Ursache der 
Lungenstarrheit. Dieselbe Erscheinung der Lungenstarrheit beobachtete 
Sehweinburg ebenfalls im Laboratorium des Verf., als er die Brust- 
aorta comprimirte, bei welchem Verfahren ebenfalls der Druck in 
den Lungencapillaren steigen muss. Openchowsky hat in Stricker 's 
Laboratorium ebenfalls die Erscheinung bei Thieren beobachtet, bei 
welehen die künstliche Athmung durch längere Zeit ausgesetzt, also 
Erstickung hervorgerufen worden war; als die künstliche Athmung 
wieder eingeleitet wurde, konnte die Lunge ebenfalls nur in geringerem 
Grade ausgedehnt werden. Es zeigt sich aber die Erscheinung nicht nur 
bei abnormen Drucksverhältnissen in den Lungencapillaren, sondern 
sie ist schon unter den normalen Verhältnissen vorhanden; der Verf. 
führt die Differenz zwischen den Resultaten der Messungen der 
Lungeneontraetilität, welche Donders bei menschlichen Leichen und 
Jakobson und Adamkiewicz an lebenden Thieren erhalten haben, 
auf die Füllung der Lungencapillaren am lebenden 'Thier zurück; 
Donders erhielt 7'/, Millimeter Quecksilberdruck und Jakobson und 
Adamkiewiez 3 bis 5 Millimeter. Dadurch, dass die Capillaren mit 
Blut gefüllt werden, wird die Dehnbarkeit der Alveolen in Folge der 
Spannung der Capillaren verringert. Es muss diese Starrheit der 


366 Öentralblatt für Physiologie, Nr. 16. 


Alveolen mit dem Drucke in den Lungencapillaren bei der Respiration 
wechseln: die bei der Inspiration stärker gefüllten Lungencapillaren 
(während der Inspiration wird die Capacität des ganzen Lungengefäss- 
gebietes und damit die Füllung desselben vermindert, die Spannung 
der Gefässe jedoch vermehrt, d. Ref.) hindern die Ausdehnung, die 
geringere Füllung der Capillaren in der Exspiration (während der 
Exspiration wird die Capacität des gesammten Lungengefässgebietes 
und damit die Füllung desselben vermehrt, die Spannung der 
(refässe jedoch vermindert, d. Ref.) erleichtert die ‚Verkleinerung 
der Lungenalveolen. Es liegt die Möglichkeit vor, durch diese Er- 
scheinung indirect den in den Alveolen herrschenden Capillardruck 
zu messen. Brücke hat schon vor langer Zeit mit der Spannung des 
sefüllten Gefässnetzes der Zotten das Offenbleiben des eentralen Zotten- 
raumes in Zusammenhang gebracht. J. Latschenberger (Wien). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Oireulation. 


A. Mosso. Alterazioni cadaveriche dei corpuscoli rossi e formazione 
del coagulo. Come i leucoeciti derivino dei corpuscoli rossi del sangue 


(Atti R. Accad. dei Lincei, vol. VIII, Seduta 3°, 17 Aprile 1887). 


Wenn man die Cireulation in einem Blutgefässe durch eine 
doppelte Unterbindung hemmt, oder aber wenn man das frisch ge- 
tödtete Thier in einem Warmraume bei 38 bis 40°C. aufbewahrt, so 
kann man die ersten Veränderungen bei dem Zerfall der rothen Blut- 
körperehen verfolgen. In dieser Weise stellte M. seine Beobachtungen 
bei Thieren an, indem er die Alterationen der rothen Blutkörperchen, 
ihre Kormveränderung, die Modifieation der Kernkörperchen ete. studirte. 
Auch bei diesen Studien, die hier sehr kurz mitgetheilt werden, kommt 
Autor zu dem Schlusse, dass im Blute widerstandsfähige Blutkörperchen 
vorkommen, die sich nicht so leieht verändern und andere wieder, 
die sich sehr leicht verändern. 

Sowohl das Blut der Säugethiere, wie das der Vögel erleidet nach 
dem Tode bedeutende Veränderungen; die weissen Blutkörperchen ver- 
mehren sich, weil die rothen ihr Hämoglobin verlieren und werden 
fein granulös. Wenn man das getödtete Thier, wie gesagt, bei einer 
Temperatur von 38 bis 40°C. aufbewahrt, so wird das Blut einige 
Stunden darauf wenig widerstandsfähig, so dass sich alle Blutkörperchen 
in einer 0'75procentigen Uhlornatriumlösung lösen. 

Die charakteristische Veränderung ist aber die sogenannte hyaline 
Degeneration, wodurch sich um die rothen Blutkörperchen eine gelatinöse 
Schiehte bildet. Aehnliche Blutkörperchen finden sich auch im normalen 
Blute, im Blutgerinnsel, in den Eiterpfröpfen in kleinerer oder grösserer 
Anzahl: es sind dies rothe, in Zerfall befindliche Blutkörperchen. 

Autor studirte auch die Veränderungen, welche das Blut erleidet. 
wenn es mit dem Serum anderer Thiere oder mit dem eigenen mit 
Wasser verdünnten Serum, oder aber mit gefärbten Flüssigkeiten be- 
handelt wird. j 

Bei den Säugethieren nehmen die rothen Blutkörperchen an der 
Coagulation activ theil; einen besonderen Einfluss nehmen hierauf 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 367 


aber die weniger widerstandsfähigen Blutkörperchen, indem sie sich 
in hyaline, mehr oder weniger granulöse und durchscheinende Formen 
verwandeln. 

Die weissen Blutkörperchen der Vögel theilen sich in grobgranu- 
löse und in feingranulöse; beide aber entstammen den rothen Blut- 
körperchen; aus den Kernkörperchen der rothen Blutkörperchen ent- 
wickeln sich sehr feinkörnige Leukocyten. Autor studirte sämmtliche 
Eigenschaften dieser Leukoeyten und ihr Verhalten gegenüber ver- 
schiedenen Substanzen und bei verschiedenen Wärmegraden. Nach 
M. sind die weissen Blutkörperchen des Menschen keine besonderen 
Zellen, sondern degenerirte rothe Blutkörperchen. Das sich bewegende 
rothe Blutkörperchen ist keine junge, wachsende Zelle, sondern eine, 
die stirbt. . Lustig (Triest). 


G. Linossier. Sur une combinaison de lhematine avec le bioxyde 
d’azote (Compt. rend. CIV, 19, p. 1296; Bull. de la soe. chim. de 
Paris, XLVI, 10, p. 758). 

Eine Lösung von reducirtem oder sauerstoffhaltigem Hämatin ab- 
sorbirt in einer alkoholischen Ammoniaklösung energisch Stickoxyd; 
sie wird prächtig roth, nicht dichroitisch. Sie zeigt nicht das Spectrum 
des alkalischen Hämatins, sondern ein dem Oxyhämoglobin, respective 
Stickoxydhämoglobin ähnliches; beide lassen sich jedoch unterscheiden. 
Durch Kalilauge wird das Stickoxydhämoglobin, welches im Gegen- 
satz zum Oxyhämoglobin anscheinend unverändert bleibt, in Wirk- 
lichkeit zersetzt unter Bildung von Stickoxydhämatin. 

Das Stickoxydhämatin ist in alkoholischer Ammoniaklösung weniger 
löslich als das Oxyhämatin. Reduetionsmittel (Schwefelammonium, Eisen- 
salze) sind ohne Einwirkung auf die Lösung. Der Sauerstoff der Luft 
zersetzt es in Oxyhämatin und salpetrigsaures Ammoniak. 

F. Röhmann (Breslau). 

M. Löwit. Die Beobachtung der Circulation beim Warmblüter. Ein 
Beitrag zur Entstehung der weissen Thromben (Arch. f. exper. Path. 
Wer harmak! XXI, 1.2, 8.1): 

1. L. vertritt bekanntlich den Standpunkt, dass die Blutplättchen 
(Bizzozero) in dem normalen und unter normalen Bedingungen circu- 
lirenden Blute des Warmblüters nicht präexistiren, dass es daher auch 
nicht angeht, dieselben als den dritten Formbestandtheil des Blutes 
anzusprechen, dass dieselben vielmehr in der Form von Plättehen und 
Scheibehen ausgefälltes und in bestimmter Weise modifieirtes Globulin 
darstellen. Konnte Verf. auch die sesen diese Auffassung erhobenen 
Einwendungen als nicht stichhaltig (auch in der vorliegenden Arbeit) 
zurückweisen, so wollte er der Frage von der Präexistenz der Plättchen 
doch durch direete Beobachtung der Cireulation beim Warmblüter 
näher treten. Es gelang ihm das an dem (unter Oel gelegten) Mesen- 
terium der weissen Maus. In dem besonders zu Beginn jeder Beob- 
achtung fast völlig normal cireulirenden Blute waren nun bei einer 
Anzahl von weissen Mäusen Blutplättehen überhaupt nicht vorhanden, 
konnten aber nach einer wechselnden Zeit im Gefässinhalt derselben 
Thiere constatirt werden, während bei anderen Thieren unter den 
gleichen Versuchsbedingungen sich sofort nach Beginn der Beobachtung 


368 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


spärliche Blutplättchen vorfanden; in beiden Fällen konnte die Zahl der 
Plättehen bis zu einem gewissen Grade zunehmen. Dies allmähliche Ent- 
stehen weniger Plättehen unter seinen Versuchsbedingungen. während 
bei anderer Versuchsmethodik (welche eben die Blutmischung alterirt) 
sich zahlreiche Plättehen vorfinden, dies ist dem Verf. eine Bestätigung 
seiner oben angeführten Ansicht und er hält dafür, dass in seinen Ver- 
suchen die spärlichen Plättchen nicht präexistirende, sondern durch die 
genannten Versuchsbedingungen im Blute entstandene, mithin ausgefällte 
Gebilde darstellen. Verf. glaubt, dass es sogar zu einer localen Bildung 
von Blutplättehen im eireulirenden Blute kommen kann: denn wenn 
er in die Nähe einer Stelle im Mesenterium, an der Plättchen noch 
nicht sichtbar waren, einen Krystall von schwefelsaurer Magnesia legte, 
so konnte er schon nach ganz kurzer Zeit an dieser Stelle und seiner 
Umgebung das Auftreten von Plättehen beobachten, während an weiter 
abliegenden Stellen desselben Mesenteriums Plättchen zur selben Zeit 
nicht vorhanden waren. 

2. Durch die Untersuchungen von Eberth und Schimmelbusch 
wurde den Blutplättchen die wichtigste Rolle für die Entstehung des 
weissen Thrombus beim Warmblüter sowohl wie beim Kaltblüter zu- 
erkannt und derselbe geradezu als ein durch Verklebung präformirter 
Plättehen entstandenes Gebilde angesehen, das zur Blutgerinnung in 
keiner näheren Beziehung steht. Verf. überzeugte sich jedoch, dass 
beim Kaltblüter der experimentell (nach Zahn’s Angaben) erzeugte 
weisse Thrombus ein Leukocytenthrombus ist, da weisse Blutkörperchen 
(kugelige Formen derselben sowohl wie spindelartige) die Hauptmasse 
der ihn zusammensetzenden Elemente ausmachen. Für den Warmblüter 
indess treffen Eberth’s und Schimmelbusch’s Angaben zu: die 
Blutplättehen bilden in der That einen integrirenden Bestandtheil des 
weissen Thrombus. Der weisse Plättehenthrombus des Warmblüters 
darf aber nach Verf. nicht in so scharfer Weise, wie dies Eberth 
und Schimmelbusch thun, von dem durch echte Blutgerinnung ent- 
standenen 'Thrombus abeetrennt werden. Den wesentlichsten Unter- 
schied bildet in beiden Fällen nur die Form der Fibrinabscheidung; 
bei den Coagulationsthromben handelt es sich um die Abscheidung 
des echten fadigen Fibrins, bei den Plättchenthromben um die Ab- 
scheidung von Fibrin oder eines fibrinähnlichen Körpers in der Form 
der Plättehen (körniges Fibrin,. Plättehenfibrin). 

A. Auerbach (Berlin). 


Physiologie der Drüsen. 


Friedrich Müller. Ueber Schwefehwasserstoff im Harn (äus der med. 
Klinik von Prof. Gerhardt; Berl. klin. Wochenschr. 1887, Nr. 23 
u. 24, S. 405 und 436). 

Zum Nachweis des Schwefelwasserstoffes im Harn empfiehlt M. 
neben der von E. Fischer angegebenen Methode (Ber. d. d. chem. 
Ges. Bd. 16, S. 2234) folgendes Verfahren: Man bringt den Harn in 
ein Kölbehen, verschliesst dasselbe mittelst eines doppelt durchbohrten 
Korkes und bläst durch ein in die Flüssigkeit eintauchendes Glas- 
rohr Luft durch denselben, welche zuvor eine ‚Vorlage von Kalilauge 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 369 


passirt hat, um etwa in der Luft vorhandenen Schwefelwasserstoff zu 
absorbiren. Man kann sich dabei der Müncke’schen Wasserstrahl- 
luftpumpe bedienen. Die aus dem Harn austretende Luft wird durch 
ein zu enger Üeflnung ausgezogenes Glasrohr gegen einen Papier- 
streifen geblasen, welcher mit alkalischer Bleizuckerlösung getränkt 
ist. Bei Gegenwart von Schwefelwasserstoff bildet sich binnen wenigen 
Secunden oder Minuten .ein brauner Fleck von Schwefelblei. Länger 
als 10 Minuten soll jedoch die Luftdurchleitung nicht fortgesetzt wer- 
den, weil bei sehr langer Durchströmung sich Schwefelwasserstoff 
auch aus Harnen bildet, in welchen derselbe nieht präformirt war. 

M. constatirt, dass weder nach Eingabe grosser Dosen von 
Schwefelalkalien bei Mensch oder Thier, noch in Krankheiten, wo 
Bedingungen für die Resorption von Schwefelwasserstoff aus faulenden 
Flüssigkeiten (putride Bronchitis; intensive Fäulniss im Darm bei 
Typhus, Ileus ete.) dureh das Blut gegeben sind, irgendwie nennens- 
werthe Mengen von Schwefelwasserstoff im Harn nachweisbar sind. 
Es erklärt sich dies durch die Untersuchungen von Drakonow und 
Heffter, nach denen Schwefelwasserstoff im Organismus zu unter- 
schwefeliger Säure, beziehungsweise Schwefelsäure oxydirt wird. 

Wenn sich Schwefelwasserstoff im Harne findet, so beruht dies 
auf einer Zersetzung des Harnes; aber nicht jeder zersetzte Harn 
enthält Schwefelwasserstoff. M. isolirte aus zersetzten Harnen in Rein- 
eultur zwei Mikroorganismen, welche auf Harn übertragen Schwefel- 
wasserstoff bildeten. Das Material für letzteren waren nicht die Sul- 
fate des Harns, auch nicht das Rhodankalium, sondern die anderen 
noch unbekannten schwefelhaltigen organischen Substanzen. 

Bemerkenswerth ist, dass der unzersetzte Harn die Fähigkeit 
besitzt, Schwefelwasserstoff zu oxydiren, aber nicht der zersetzte. 

F. Röhmann (Breslau). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


W. Ellenberger und V. Hofmeister. Die Verdauung der Haus- 
säugethiere (Landwirthschaftliche Jahrbücher 1887, S. 201). 

Die Abhandlung bildet eine Sammlung der Ergebnisse zahlreicher, 
durch acht Jahre von den Verff. und ihren Sehülern ausgeführten und 
in verschiedenen Zeitschriften veröffentlichten Untersuchungen in der 
Form einer ausführlichen Darstellung der Lehre von den Verdauungs- 
vorgängen bei unseren Haussäugethieren. Vorausgeschickt ist der Ab- 
handlung ein Verzeichniss sämmtlicher, in dem Laboratorium der Verft. 
von ihnen und ihren Schülern ausgeführten Arbeiten, welche bei dieser 
Abhandlung benützt worden sind. J. Latschenberger (Wien). 


Physiologie der Sinne. 
Th. Treitel. Ueber das Wesen der Lichtsinnstörung (Gräfe’s Arch. 


f. Ophthalm. XXXIII, 1, S. 31). 


T. will die Begriffe Lichtsinn und Raumsinn schärfer getrennt 
wissen, als bisher in der ophthalmologischen Literatur geschehen. Im 


370 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16.01 


normalen Sehvermögen wird Lichtsinn, Farbensinn und Raumsinn 
unterschieden. Als Liehtsinn bezeichnet man die Fähigkeit, Helligkeits- 
differenzen zu empfinden. Man prüft dieselbe mittelst der Masson’schen 
Scheibe. Sobald man aber verschieden helle Figuren, z. B. verschieden 
helle Leseproben Jemandem zu unterscheiden aufgibt, so prüft man 
nicht mehr den isolirten Lichtsinn, sondern die Combination von 
Liehtsinn und Raumsinn. Es ist daher falsch, die Hemeralopie oder 
Nachtblindheit als Anomalie des Lichtsinnes zu definiren, da der 
Hemeralop bei gutem Tageslicht der Masson’schen Scheibe gegen- 
über sich wie ein Normalsichtiger verhält (Bjerrum). Es muss vielmehr 
die Hemeralopie definirt werden als Herabsetzung des Sehvermögens, 
i. e. des Lichtsinnes plus Raumsinnes plus Farbensinnes hei ver- 
minderter Helliekeit. A. E. Fick (Zürich). 


A. Handl. Ueber den Farbensinn der Thiere und die Vertheilung der 
Energie im Speetrum (Sitzber. d. Wiener Akad. d. Wiss. XCIV, 
2. Abth., vorgel. am 9. Dec. 1886, S. 935). 


V. Graber hatte durch Versuche an sehr verschiedenen Thieren 
gefunden, dass sich dieselben in zwei Gruppen trennen lassen, in licht- 
scheue und liehtliebende (leukophobe und leukophile). Die ersteren 
suchen in einem passend eingerichteten Behälter die dunklen, die letzteren 
die hellen Orte auf. Weiter fand er, dass die lichtfreundlichen Thiere die 
Farben stärkerer Brechbarkeit jenen geringerer Brechbarkeit vorziehen 
und dass dies bei den lichtscheuen umgekehrt der Fall ist. Ja selbst 
ein helles Roth wird von den lichtscheuen Thieren einem dunklen 
Blau vorgezogen. Auch zeigten sich.sämmtliche Versuchsthiere gegen 
ultraviolette Strahlen empfindlich, indem die liehtscheuen sie mieden, 
die liehtholden sie aufsuchten. Graber unterschied an den Thieren 
ein Empfindungsvermögen für Hell und Dunkel und ein solches für 
die Farben. Da die lichtfreundliehen Thiere bei der Wahl zwischen 
-Blau und Roth ersteres vorziehen, so deutete dies Graber dahin, 
dass für sie das Roth eine Unlustfarbe ist. Nun suchen sie aber von 
zwei Roth verschiedener Intensität das hellere auf, was mit dieser 
Auffassung im Widerspruch steht. 

Diese Schwierigkeiten, sowie das ganze Verhalten der Thiere 
glaubt Verf. durch die Annahme aufklären zu können, dass die Thiere 
nicht sowohl eine Empfindung für Hell und Dunkel, ferner eine solche 
für Farben haben, als vielmehr nur eine quantitativ variable für die 
Bestrahlung. 

Die in den Aethervibrationen eines Lichtstrahles enthaltene Energie 
ist nicht nur abhängig von der Amplitude der Lichtwellen, sondern 
auch von der Vibrationsdauer. Die kurzwelligen Strahlen haben also 
bei gleieher Amplitude eine grössere Energie. Nimmt man an, dass 
die T'hiere nur empfindlich sind für ein Mehr oder Weniger der ihnen 
durch Strahlung zugeführten Energie, so erklärt sich ihr ganzes von 
Graber gefundenes Verhalten. Die lichtscheuen ziehen dann eben Roth 
vor, auch wenn es für unser Auge von gleicher oder von grösserer, 
Helligkeit ist als Blau, wegen der geringeren Menge von Energie, 
welche in dessen Strahlen enthalten ist. Erst wenn das Roth sehr 
bedeutend viel heller wird als das Blau, überwiegt seine Energiemenge 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 371 


und die Thiere gehen nach der durch Blau erhellten Stelle des Käfigs. 
Aus demselben Gesichtspunkte erklärt es sich, dass die lichtscheuen 
- Thiere die ultravioletten Strahlen meiden, die lichtholden sie aufsuchen. 

Die Abhandlung schliesst mit Vorschlägen zur Prüfung der vor- 
getragenen Auffassung. 

(Mit Rücksicht darauf, dass das Farbensehen vieler Thiere un- 
zweifelhaft nachgewiesen ist, darf wohl hervorgehoben werden, dass 
in den mitgetheilten Anschauungen kein hinreichender Grund zu liegen 
scheint, ihnen diese Fähigkeit abzusprechen. Sie könnten ja sehr wohl 
die Bestrahlung scheuen oder lieben, sie auch in dem Masse ihrer 
Energie empfinden, dabei aber doch noch Differenzen, die den Farben 
entsprechen, wahrnehmen. Das Erkennen der Farben kann als ganz 
unabhängig von dem der Strahlungsenergie betrachtet werden. Der Ref.) 


Sigm. Exner (Wien). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systemes. 


E. A. Schaefer. Ueber die motorischen Rindencentren des Affengehirns 
(Beiträge zur Physiolog., ©. Ludwig gewidmet; Leipzig 1887, 8. 269). 


Es werden die Ergebnisse von Reizungsversuchen mitgetheilt, 
welehe Verf. meist in Gemeinschaft mit V. Horsley angestellt hat. 
Die Versuche bestätigen in allen wesentlichen Punkten die Angaben 
Ferrier’s, während sie gleichzeitig gestatten, die einzelnen Felder 
schärfer voneinander abzugrenzen. Neu sind die Angaben über die 
Reizerfolge am Gyrus marginalis (vgl. auch Horsley und Sch., Proe. 
R. S., 1884), wodurch den bisher bekannten motorischen Gebieten ein 
neues, das Rumpfgebiet, zuwächst. M. v. Frey (Leipzig). 


E. Brissaud. Hemiplegie (probablement d’origine hysterique) avec 
atrophie musculaire (Arch. de Physiol. norm. et pathol. IX, 3. 
p- 339). 

Der geschilderte Fall, für dessen exacte Beobachtung B.'s Name 
bürgt, gesellt sich den neuerdings mehrfach beobachteten Fällen zu, 
in welchen eine funetionelle, nach dem Sprachgebrauch der Franzosen 
hysterische Lähmung rasche Muskelatrophie bedingte. Ein 42jähriger 
Mann, der ein sehr bewegtes Leben hinter sich hatte, erleidet drei 
Wochen nach zwei schweren Schicksalsschlägen eine rechtsseitige 
Hemiplegie: dieselbe entstand allmählich, blieb, ohne Uontractur, der 
Patellarreflex war rechts gesteigert; abermals drei Wochen nach 
den ersten Symptomen ward eine ganz bedeutende Atrophie nament- 
lich der Schultermuseulatur constatirt. Sieben Monate später, nach 
einer neuen Aufregung, verschwand plötzlich nach kurzem Erbrechen, 
Kopfschmerz und Bewusstseinsverlust die Lähmung, als solche, total: 
d. h. der Kranke, der vorher den rechten Arm überhaupt kaum hatte 
bewegen können, bewegte ihn jetzt durchaus gut, nur in Folge der 
Atrophie mit etwas schwächerer Kraft als den linken. Die Heilung 
hatte Bestand, auch die Atrophie ging bald zurück. 

Ziehen (Jena). 


372 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


F. Schütz. Ein Fall von Alopecia neurotica (Monatsh. für prakt. 
Dermatol. VI, 1887, 7, 8. 296). 

Verf. beschreibt den Fall eines Sjährigen Knaben, welcher durch 
die Scheere des Haarschneiders eine Wunde am Hinterkopf links dieht 
ınter dem Wirbel erhalten hatte, welche von einem fortschreitenden 
Haarausfall gefolgt war. Der Defect hat die Gestalt eines langen 
schmalen Dreieckes, dessen Spitze dicht oberhalb der nicht empfind- 
lichen Narbe liegt, von wo es sich nach unten aussen bis zum Nacken 
herunter zieht. Die Haut selbst ist nicht atrophisch und zeigt weder 
vasomotorische noch Sensibilitätsanomalien von Bedeutung. Verf, er- 
blickt die Ursache des Haarschwundes in einem durch das Trauma 
gesetzten Ausfall trophischer Fasern. Um die centralwärts gerichtete 
Ausbreitung der Ernährungsstörang zu erklären, macht er die An- 
nahme, dass der betreffende Bezirk von mehreren gegen die Stelle 
der Verletzung convergirenden Nervenfasern versorgt werde, welche 
dort gemeinsam getroffen und in der Folge von einem aufsteigenden 
Process befallen seien. Bezüglich der Integrität der Sensibilität beruft 
er sich auf die Versuche Joseph’s, bei welchen gleichfalls Sensibilitäts- 
störungen an den der Haare verlustig gesangenen Stellen gefehlt 
hatten. (Öentralblatt für Phys. 1, S. 29). 

Goldscheider (Berlin). 
G. Gärtner und J. Wagner. Ueber den Hirnkreislauf. (Wiener 
mediec. Wochenschrift Nr. 19 und 20, 1887 und Allgem. med. Uen- 
tralzeitung 1887, St. 43, 8. 723 und St. 44, 8. 746). 


Die Verff. berichten vorläufig über die Versuche, welche den Zu- 
stand der Hirngefässe unter verschiedenen Eingriffen zum Gegenstand 
hatten. Sie haben am Hunde experimentirt. Bei diesem 'T'hiere entleert 
sich der Sinus transversus in die Vena facialis posterior, welche eine 
Wurzel der Vena jugularis externa bildet. In die letztere wird eine 
Cannule eingebunden, nachdem alle andern Zuflüsse, die nicht aus dem 
Gehirn stammen, unterbunden sind (die Operationsmethode siehe im 
Original). Die Menge des ausfliessenden Blutes wird nach C. Ludwig 
kymographisch gemessen. Sie ist von dem Druck im venösen Gefäss- 
system unabhängig, denn die Stauung durch Aufblasen des Thorax 
am euraresirten Thier blieb ohne Einfluss auf dieselbe, was die Verff. 
dem Umstande zuschreiben, dass der Widerstand, den das Blut beim 
Ausströmen durch die Cannule zu überwinden hatte, ausserordentlich 
gering war im Vergleich zu demjenigen in allen anderen Abzugscanälen 
des Blutes aus der Schädelhöhle. 

Ueber den Einfluss arterieller Druckschwankungen auf die das 
Hirn durchströmende Blutmenge theilen die Verff.- Folgendes mit: 
Wird der arterielle Druck durch Compression der Aorta abd. ge- 
steigert, so ist parallel damit und ebenso lange, als die Compression 
dauert, auch die Menge des aus dem Gehirn ausfliessenden Blutes ver- 
mehrt. Sie ist vermindert, wenu man durch Compression der Vena cava 
inferior den Blutdruck herabsetzt; bei 30 bis 40 Mm. Hg Druck hört 
das Blut auf, aus der Hirnvene zu fliessen; ebenso wenn der arterielle 
Druck durch Verhlutung des Thieres herabgesetzt wird. Wird der 
Blutdruck durch Erstiekung, dureh Reizung eines sensiblen 


Nr. 16. Öentralblatt für Physiologie. 373° 


Nerven, oder dure h Stryehnin erhöht, so tritt allemal eine 
Vermehrung des B lutausflusses aus dem Gehirn ein: während 
unter den ech Umständen an Organen, deren Bluteefässe sich in 
Folge der erwähnten F Eingriffe eontrahiren, zum Beispiel an der Niere, 
die Blutströmung vermindert ist. Besonders dass die Folge der Reizung 
eines sensiblen Nerven nieht Anämie, sondern Hyperämie des Gehirns 
ist, halten die Verff. für ein wichtiges Resultat ihrer Versuche, da es 
mit der Lehre, wonach die Ohnmachten und Krämpfe bei starken 
sehmerzhaften Eingriffen auf Hirnanämie in Folee von refleetorischer 
Verengerung der Hirngefisse beruhen. in Widerspruch steht. 

Chloroform erweitert die Hirngefässe, trotzdem es den Blutdruck 
im arteriellen System herabsetzt, nach einer vorübergehenden anfing- 
liehen Erhöhung, welche aber von der Steigerung der Blutströmune 
dureh das Gehirn überdauert wird. Der Blutdruck kann so minimale 
Werthe erreichen, dass auch durch die erweiterten Hirngefässe wenie 
oder kein Blut fliesst. Wird die Narkose unterbrochen, so steivt manch- 
mal der Blutdruck, während der Blutstrom im Gehirn abnimmt, wegen 
der nunmehr erfolgenden Contraction der Hirngefässe. 

Morphin hat keinen ausgesprochenen Einfluss auf die Blutgefässe 
des Gehirns. 

Amylnitrit erweitert dieselben, aber nicht in dem Masse wie 
Uhloroform. 

Die elektrische Reizung des Gehirns im Bereiehe der motorischen 
Zone an sehwach euraresirten Thieren hatte immer eine Vermehrung 
der Blutströmung durch das Gehirn zur Folge, auch wenn die in der 
Regel hierdurch bewirkte Steigerung des arteriellen Blutdruckes aus- 
blieb. Doch halten es die Verff. nicht für ausgeschlossen, dass die 
nächste Folge der Hirnreizung für 10 bis 30 Secunden eine Oontrac- 
tion der Hirmgefässe sei. 

„Eine bedeutende und vom Blutdrueke ganz "unabhän- 
eigse Beschleunigung der Hirneireulation trat in dem Mo- 
mente ein. in dem sich durch das Eintreten leichter Zuckun- 
sen...... das Eintreten eines epileptischen Anfalles zu 
erkennen gab.” Den epileptischen Anfällen durch elektrische Reizung 
der Hirnrinde entspricht also nieht Anämie, sondern Hyperämie des 
Gehirns. Paneth (Wien). 


H. F. Osborn. The origin of the Corpus callosum, a contribution 


upon the cerebral commissures of the Vertebrata (Morpholog. Jahrh. 
XI, £ p: 530). 


In weiterer Verfolgung seiner vergleichend anatomischen Studien 
gelangt Verf. dazu, die "Commissura anterior und das Corpus ceallosum 
für analoge dorsale und ventrale Commissuren zu halten, welehe die 
ventrolateralen, respective dorsomedialen Theile des Hirnmantels beider- 
seits verbinden. Die Commissura ant. zerfällt in eine Pars temporalis, 
eine Pars olfactoria und eine Pars frontalis. Bei den Amphibien besteht 
die vordere Commissur wesentlich aus der Pars olfaetoria und frontalis. 
Bei Schildkröten und Vögeln fehlt die Pars olfactoria, die Pars frontalis 
macht den dorsalen Theil der vorderen Öommissur aus. Bei den 
Schlangen (Tropidonotus natrix) liegt die Pars temporalis dorsal von 

Centralblatt für Physiologie. 30 


374 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


der wohlentwickelten Pars frontalis und olfactoria. Bei den Mammalien 
nimmt die Pars frontalis an Grösse ab, je stärker der Balken sich 
entwickelt. Sie ist daher bei den Monotrematen und Marsupialien gross 
und nimmt bei höheren Säugethieren ab. Pars temporalis und olfactoria 
entwiekeln sich proportional den entsprechenden Lappen. Ausser beim 
Frosch passiren die Fasern der vorderen Commissur die Stamm- 
ganglien (Corp. striatum) nur, enden aber im Mantel. 

Das Corp. callosum zerfällt in einen frontalen Theil, welcher die 
dorsomedialen Mantelregionen verbindet, und einen hinteren Theil 
(= eommissura cornu ammonis), welcher die Mantelflächen über dem 
Ammonshorn beiderseits verbindet. Der frontale Theil ist bei den 
Amphibien deutlich entwickelt, die Existenz einer Comm. corn. amm. 
zweifelhaft. Bei Schildkröten hat die Comm. corn. amm. ein Drittel 
der Grösse des Frontaltheiles. Bei den Vögeln sind beide Theile sehr 
unbeträchtlich. Bei niederen Mammalien ist die Comm. corn. amm. 
eben so gross oder grösser als der frontale Theil, bei den höheren 
Mammalien nimmt der frontale Theil sehr rasch an Grösse zu, bis 
er alle anderen Öommissuren weit überwiegt. 

Vorzügliche Abbildungen erläutern diese Entwickelung. 

Ziehen (Jena). 
Charlton Bastian. The „muscular sense”; its nature and cortical 
localisation (Paper read before the Neurologieal Society of London, 
Brand. p. 1): 

Unter „Kinästhesis” oder „Bewegungssinn” (sense of movement) 
versteht B. den Complex verschiedenartiger Empfindungen, wie er 
durch Bewegungen veranlasst wird. Er besteht aus Eindrücken von 
der Haut, den Muskeln und anderen tieferen Theilen, wie Fascien, 
Sehnen, Gelenkflächen her, sowie aus eigenthümlichen, sehr wenig oder 
‚gar nicht zum Bewusstsein kommenden Empfindungen, welche dem 
Gehirn über den Contractionszustand der Muskeln zugehen (,„Muskel- 
sinn”). Vermöge dieser Vorgänge erlangen wir Kenntniss von Lage 
und Bewegungen unserer Glieder, schätzen wir Gewichts- und Wider- 
standsdifferenzen, coordiniren wir Bewegungen. B. sucht nun auf Grund 
einer Reihe von klinischen Fällen und sonstiger vorliegender Unter- 
suchungen nachzuweisen, dass diese drei Dinge im Wesentlichen 
speciell auf den „Muskelsinn” zurückzuführen sind und eigentlich nur 
bezüglich des Bewusstwerdens der Lage und Bewegungen der Glieder 
auch die erstgenannten Empfindungen in Betracht kommen. Bewegungs- 
empfindungen sowohl, wie hblosse Eindrücke des Muskelsinnes können 
als reine Vorstellungsacte vom Individuum hervorgerufen werden. B. 
führt für das erstere die bekannten Beobachtungen Weir-Mitchell’s 
an, wonach bei Amputirten Lage- und Bewegungsempfindungen in den 
verlorenen Gliedern spontan und ganz besonders durch Faradisation 
des Stumpfes auftreten; für das letztere die Fähigkeit, Differenzen 
nacheinander gehobener Gewichte zu erkennen und das absolute 
Gewicht eines gehobenen Körpers zu schätzen, welche die Möglichkeit 
voraussetze. eine Muskelsinnempfindung in der Vorstellung wachzu- 
rufen. B. ventilirt nun die beiden entgegengesetzten Theorien, welche 
bezüglich der Natur dieser Fähigkeit, Gewicht und Widerstand zu 
erkennen, aufgestellt worden sind: die eine, welche mit der motorischen 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 375 


Innervation selbst eine Empfindung von der Stärke derselben einher- 
gehen lässt; die andere, nach welcher es sich um von der Peripherie 
zugeleitete Empfindungen von der Bewegung der Glieder, dem Üon- 
traetionszustand der Muskeln, handelt und welche er selbst, gemäss 
seinen früheren Publieationen über diesen Gegenstand, vertheidigt. 
Dies führt ihn zu dem Schlusse, dass überhaupt kein Bedürfniss 
vorliege, motorische Öentren in der Rinde des Gehirns anzunehmen, 
da der motorische Impuls selbst unbewusst verlaufe, bewusst nur die 
Bewegungsempfindungen seien. Die sogenannten motorischen Felder 
der Rinde seien lediglich kinästhesische. Der Ausführung einer will- 
kürliehen Bewegung geht stets eine Vorstellung von derselben voran. 
Diese ist aus zwei Reihen früher erworbener Eindrücke zusammen- 
gesetzt, nämlich solchen des Gesichtssinnes und solehen kinästhetischer 
Art; letztere wieder scheiden sich in der oben berichteten Weise. In 
derselben Weise wie von dem kinästhetischen Öentrum her kann das 
motorische Centrum auch von anderen aus erregt werden, und dann 
liegt das vor, was man als Reflexbewegungen bezeichnet. Demgemäss 
sprieht sich B. auch gegen die Sonderung von willkürlichen und 
refleetorischen, motorischen Öentren aus und führt bei dieser Gelegen- 
heit an, dass eine zuerst willkürliche Bewegung im Laufe der Zeit 
zu einer reflexartigen werden könne. Bezüglich der Localisation des 
kinästhetischen Öentrums in der Rinde ist vom Thierexperiment nicht 
viel zu erwarten; vielmehr sind wir hier auf klinische Beobachtungen 
angewiesen, namentlich solcher Fälle, wo, wie jetzt mehrfach geschehen, 
Rindentheile chirurgisch entfernt worden sind. B. bespricht die Methode 
der Prüfung des Bewegungssinnes, welche hier in Anwendung zu 
kommen hat. Das kinästhetische Centrum nimmt dasselbe Territorium 
ein. welches von Anderen — B.’s Polemik richtet sieh namentlich 
gegen Ferrier — als motorisch bezeichnet wird (Centralwindungen). 
Von möglichen Einwürfen gegen diese seine Lehre ist die sogenannte 
seeundäre Degeneration der Pyramidenstränge hervorzuheben, welche 
zeigt, dass von den Gentralwindungen centrifugalleitende Fasern aus- 
sehen; allein letzteres Factum zugegeben, so folgt daraus noch nicht. 
dass die Zellen, von denen diese Fasern ihren Ursprung nehmen, 
motorisch sein müssen. Gesen die Lehre, dass die Oentralwindungen 
willkürlich-motorisch sind, ausserdem aber noch ein Centrum für un- 
willkürliche Bewegungen existirt, führt B. unter Anderem an, dass man 
nur ein erregbares motorisches Feld in jeder Hemisphäre habe nach- 
weisen können. 

An der Discussion betheiligen sich Ferrier, Sully, Ross, Sir James 
Eriehton-Browne, Hughlings-Jackson, Horsley, Hayeraft. 
Merecier, de Watteville, nach welchen B. sein Schlusswort gibt. 
Ferrier erklärt zunächst seine Uehereinstimmung damit, dass der 
Bewegungssinn von ecentripetalen Eindrücken abhänge. Jedoch lässt 
er denselben nur als einen Complex von Empfindungen, nicht als 
einen neuen, den anderen Sinnen gleichstehenden Sinn gelten. Bewegungs- 
sinn sei nicht gleichbedeutend mit Goordination, daher seien unbewusste 
Empfindungen jenem nicht zuzurechnen. Defecte des Muskelsinnes sind 
gewöhnlich mit solehen des Gemein- oder Tastgefühls verbunden. 
Ferrier bestreitet die Brown-Sequard'sche Behauptung, dass der 

B 30* 


376 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


Muskelsinn auf der anästhetischen Seite — bei einseitiger Durch- 
trennung des Rückenmarks — erhalten sei. Denn die Fähigkeit, 
Bewegungen zu dirigiren, hänge nicht mit dem Muskelsinn zusammen, 
könne vielmehr bestehen, ohne dass eine Spur von Bewegungssinn 
vorhanden sei. Ebenso sei niemals der Muskelsinn aufgehoben bei 
intaeter Hautsensibilität; die Störungen der letzteren wurden nur nicht 
immer mit der erforderlichen Genauigkeit festgestellt und ihr Begriff 
nicht scharf genug gefasst. Das Centrum für den Muskelsinn falle 
zusammen mit demjenigen für die Tast- u. s. w. Empfindungen. Da- 
vegen seien die motorischen Üentren von den sensorischen getrennt, 
denn er habe corticale Lähmungen gesehen, wo mit dem gesunden 
linken Arm jede Lage gezeigt werden konnte (bei geschlossenen 
Augen), welche man dem gelähmten rechten Arm (Aphasie) passiv 
gab. Ross geht auf die bei Hemianästhetischen beobachtete Er- 
seheinung ein, dass dieselben bei geschlossenen Augen eine ihnen 
aufgetragene Bewegung mit den nieht fühlenden Gliedern auszuführen 
glauben, aber in Wirkliehkeit nieht ausführen und erklärt dieselbe 
dlahin, dass für das Anstrengungsgefühl (sense of effort) hauptsächlich 
ie Empfindungen in Betracht kommen, welche mit dem bei Actionen 
der am Rumpf sich ansetzenden Muskeln nothwendigeu Anstalten der 
Respiration einhergehen. Der Hemianästhetisehe hat diese Empfindungen 
von der gesunden Hälfte der Brust her und überträgt dieselben auch 
auf die andere Hälfte. Eine den motorischen Impuls begleitende 
Empfindung existire nicht. Dagegen tritt Hughlings - Jackson für 
letztere Anschauung ein.Horsley hält die bis jetzt vorliegenden klinischen 
Fälle noch nicht für genügend,- um eine Lösung des Problems zu 
ermöglichen. Haycraft vertritt die Ansicht, dass das Gehirmm im 
Wesentlichen eine zwischen sensible und motorische Bahnen ein- 
veschaltete Communication sei und den Rindenzellen daher rein sen- 
sorische und rein motorische Functionen überhaupt nicht beigemessen 
werden könnten. De Watteville hebt die Schwierigkeiten hervor, 
welehe: für die Anhänger der Ansicht erwachsen, dass mit der Ent- 
ladung der motorischen Zelle eine bewusste Empfindung einhergehe: 
besonders sei dann nicht zu verstehen, weshalb bei spinalen Lähmungen 
nicht ähnliche Phänomene von Bewegungshallueinationen auftreten wie 
bei den Amputirten Weir-Mitchell’s. Die Willensempfindung könne 
nur von sensorischen Zellen ausgehen, welche man ja auf der einen 
Seite als Endstation peripherischer Eindrücke, auf der anderen Seite 
als Durchgangspunkte für motorische Erregungen betrachten könne. 
B. gibt in seiner Replik eine Uebersieht und Kritik der gegen ihn 
vorgebrachten Ansichten. Goldscheider (Berlin). 


A. de Watteville, Ueber die Lähmung der Convergenzbewegung der 
Augen im Beginne der Tabes dorsalis (Neurolog. Oentralbl. VI, 10, 
S. 217). 

Im Initialstadium einer Tabes wird gefunden: Pupillen gleich, aut 
Lieht nicht, wohl aber bei der Accommodation reagirend, Bewegung 
der Augenlider, sowie laterale und verticale Bewegungen beider Bulbi 
normal, sehr geringer Strabismus divergens des linken Auges. Bei 
starker Annäherung von Objeeten (bis zu weniger als drei Fuss Ent- 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 377 


fernung) erfolgt keine Üonvergenzbewegung mehr; bei sechs Zoll 
Entfernung rollt das linke Auge nach auswärts. 

Diese ziemlich isolirte Lähmung der Öonvergenzbewegung er- 
klärt sieh nach Verf. daraus, dass der bulbäre Kern des Rectus internus 
wesentlich nur der Contraetion des Rectus internus zur Üonvergenz- 
bewegung vorsteht, während die Contraction des Rectus internus 
bei der assoeiirten Seitwärtsbewegung wesentlich auch von 
dem Abducenskern der entgegengesetzten Seite abhängig ist (Duval, 
Fall von Fereol). In obigem Fall sind nun entweder die bulbären 
Kerne der M. recti interni erkrankt oder der Weg von dem optischen 
Centrum zu diesen Kernen, während der Abducenskern, sowie die 
übrigen Oculomotoriuskerne intact sein müssen. Ziehen (Jena). 


Lombard. /s the „Knee-Kick” a reflexact? (A research made at 
the physiological laboratory of the College of Physicians and Surgeons. 
New York, The American Journal of the med. sciene. 1887, pag. 88.) 

L. hat eine Reihe von Versuchen an gesunden Menschen zur 

Lösung der in der Ueberschrift gegebenen Frage angestellt. Von der 

Voraussetzung ausgehend, dass die ÖUontraction des M. quadriceps beim 

Kniephänomen möglicherweise zusammengesetzt sein könnte aus zwei 

unmittelbar aufeinanderfolgenden Contraetionen, und zwar aus einer, 

die durch direete mechanische Reizung des Muskels entstand und einer 
darauffolgenden refleetorischen Ursprungs, stellte Verf. drei Reihen von 

Experimenten an. 1. wurde der M. quadriceps direct mittelst des 

faradischen Stromes gereizt, indem die Elektrode auf die Haut über 

dem Muskel applieirt wurde, 2. durch einen Schlag auf das Lig. patellae. 

3. refleetorisch, durch Application des faradischen Stromes auf die 

Haut in der Nähe des Knies. Die durch die Contraction des M. qua- 

driceps entstehenden Bewegungen des Beins wurden auf ein Kymographion 

aufgezeichnet. Es fand sich nun, dass bei directer Reizung des Quadri- 
ceps vom Moment der Reizung bis zu der Zeit, wo das Bein sich zu 
bewegen begann, im Durchschnitt 0'064 Secunden verflossen; 
wurde die ÜÖontraction des Muskels durch Beklopfen der Patellar- 
sehne hervorgerufen, so betrug das Intervall! 0'071 Secunden, bei 
Reizung der Haut in der Nähe des Knies 0'253 Secunden. Es war 
also in der dritten Versuchsreihe eine drei- bis viermal längere Zeit 
zur Entstehung der Muskeleontraction erforderlich, als in den beiden 
ersten Versuchsreihen. Verf. glaubt durch seine Versuche, wenn auch 
nicht einen Beweis, so doch eine Stütze zu der Ansicht geliefert zu haben, 
dass das Kniephänomen kein Reflexaet ist. Am Schluss der Arbeit folgt 
dann noch eine eingehende Beschreibung der angewandten Methoden. 
H. Schütz (Berlin). 


Blanc - Fonteuille. Efets de lelectrisation statique sur quelques 
phenomenes hysteriques (Progr. med. 1887, No. 8, p. 147). 

Verf. hat bei acht hysterischen Frauen die Wirkung der statischen 
Elektrieität auf verschiedene hysterische Zustände, die Anästhesien. 
Lähmungen. Contraeturen, spasmo- und hypnogene Zonen festzustellen 
gesucht. Er bediente sich dabei einer Voss’schen Maschine: die 
Kranken sassen aut einem Isolirschemel, der mit dem einen Pol leitend 
verbunden war. Die Dauer der Sitzungen bewegte sich zwischen 


318 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


15 und 40 Minuten. Die Anästhesie der betreffenden Körpertheile ver- 
schwand entweder nach einer oder einigen Sitzungen sofort, dann war 
aber der Erfolg nur von kurzer Dauer, oder die Anästhesie ging nach 
mehreren Sitzungen allmählich zurück, indem die einzelnen Regionen 
nacheinander ihre Sensibilität wieder erlangten, dann aber dauernd 
oder für längere Zeit. In einigen Fällen blieb die Wirkung aus. Auf 
die hysterischen Lähmungen übte die statische Elektrieität immer eine 
mehr oder weniger günstige Wirkung aus. Auf die hysterogenen Zonen 
war die statische Elektrieität ohne Einfluss, dagegen verschwanden die 
spasmogenen Zonen ganz oder theilweise. Auch hier war aber die Dauer 
des Erfolges eine sehr verschiedene. Die Neigung zu hysterischen 
Contracturen wurde geringer. Üontracturen, die kurze Zeit vorher in 
hypnotischem Zustande entstanden waren, gingen sofort nach Anwendung 
der statischen Elektrieität zurück. Während die Kranken im wachen 
Zustande während der Sitzungen sich vollkommen ruhig verhielten, 
wurden sie im hypnotischen Zustand unter dem Einfluss der statischen 
Elektrieität aufgeregt und bekamen Krämpfe. Auf das Allgemein- 
befinden der Kranken war die Behandlung mit statischer Elektrieität 
von sehr günstiger Wirkung. H. Sehütz (Berlin). 


Physiologische Psychologie. 


G. A. Nordman. Om den för framkall andet af en formförnimmelse 
nödiga retningstiden i dess beroende af nagra särskilda variabler 
(Ueber die zur Hervorrufung einer Formwahrnehmung erforder- 
liche Reizdauer und ihre Abhängigkeit von verschiedenen Variablen. 
— Disp. Helsingfors 1887). 

Nachdem der Verf. in einer Einleitung frühere Untersuchungen 
über dieselbe und verwandte Fragen berührt hat und die prineipiellen 
Unterschiede der Untersuchungsmethoden hervorgehoben, geht er zur 
Beschreibung seines Untersuchungsapparates über: In einem Dunkel- 
zimmer bildet ein englisches Normallicht die einzige Lichtquelle. Das 
Lieht ist in einer Laterne eingeschlossen, die den Lichtstrahlen nur in 
der Richtung gegen einen stellbaren, 40 Gentimeter abstehenden Spalt- 
apparat hinzugehen gestattet. Das Licht beleuchtet hier ein matt- 
seschliffenes Glasscheibehen, dessen mit der Spaltöffnung variable, 
leuchtende Oberfläche als neue Lichtquelle seine Strahlen auf einen 
Schirm wirft, der an einem Pendel befestigt ist und nur in der Mittel- 
lage des Pendels gestattet, dass die Strahlen durch eine verstellbare 
Spalteinrichtung ein mattes Glas treffen, welches ein Loch der vorderen 
Wand eines Dunkelkastens schliesst. Das letzte Glas wird von einer 
undurchsichtigen Karte verdeckt; nur ist in ihrer Mitte eine 
Snellen’sche Hakenfigur ausgeschnitten, die also Licht in den 
Kasten allein einsenden kann. Die Intensität der Beleuchtung wird 
mit Hilfe des ersten Spaltapparates verändert; die Dauer der Be- 
leuchtung wird durch Wechselung der Geschwindigkeit des Pendels 
und Abänderung der Breite des an denselben angebrachten Spaltes 
geregelt. Die zu Testobjeeten angewandten Hakenfiguren waren von 
vier Grössen: 8, 16, 32 und 64 Quadratmillimeter. 30 Centimeter von 
diesem Öbjecte befand sich das Auge an einem Loch an der Hinter- 


Nr. 16. Öentralblatt für Physiologie. 379 


wand des Kastens. Als Fixationspunkt dienten die zwischen ein paar 
Metallspitzen stets überspringenden, von einem Du Bois-Reymond- 
schen Inductionsapparate hervorgerufenen elektrischen Funken. Dieser 
Fixationspunkt wurde 7 Millimeter unter die Mitte der Hakenfigur 
plaeirt, so dass diese nicht ganz direct gesehen wurde (1° 20‘ 12"). 
Zur Untersuchung diente das rechte Auge des Verfassers. 

In zahlreichen Versuchsserien hat er nun zu bestimmen gesucht, wie 
die zur deutlichen Erkennung der Hakenfiguren nöthige Beleuchtungs- 
zeit von der Intensität der Beleuchtung, von der Grösse der Figuren 
und von der Adaption des Auges abhänge. Er findet dabei, dass die 
Beleuchtungszeit umgekehrt proportional zur Beleuchtungsintensität ist. 
Bei constanter Beleuchtungsintensität nehmen die nöthigen Beleuchtungs- 
zeiten ab, wenn die Grösse der Figuren zunimmt, und zwar wahr- 
scheinlich nach demselben Gesetz, das das Verhältniss bestimmt zwischen 
den kleinsten Beleuchtungsintensitäten, die bei dauernder Beleuchtung 
erforderlich sind, um einen Gegenstand zu erkennen und den Gesichts- 
winkeln, unter denen die Gegenstände gesehen werden. 

Verf. hat auch mehrere Versuchsserien durchgeführt. um dieses 
(Gesetz zu finden, für welches er jedoch keinen mathematischen Aus- 
druck vorschlägt. Bei zunehmender Adaption nimmt die Zeit ab, die 
nöthig ist, um, gleiche Beleuchtung vorausgesetzt, eine deutliche Formen- 
wahrnehmung hervorzurufen. Dieses Abnehmen der nöthigen Beleuch- 
tungszeit geht bei grösseren Gegenständen schneller vor sich als bei 
gleichförmigen kleineren. Zwischen die vom Verf. angewandten Grenzen 
der Adaption ist diese Abnahme für grössere Gegenstände auch ver- 
hältnissmässig kleiner als für gleichförmige kleinere. 

Die Versuche sind im physiologischen Institute zu Utrecht aus- 
geführt worden. Blix (Lund). 


T. Oughton. Minima visibilia and sensory eircles (The Lancet 1887, 
40.3095, 8, 9.364). 

Verf. macht einen Versuch, die Wahrnehmung der räumlichen Aus- 
dehnung und der Bewegung auf Muskelgefühle (Innervationsgefühl) 
zurückzuführen. Letztere sind sowohl für die Schärfe des sehenden wie 
des fühlenden Sinnesapparates massgebend, derart, dass das Minimum des 
Gesichtswinkels, welches zur Wahrnehmung eines Objeetes nothwendig 
ist, sowie die Weber’schen Tastkreise nur „secundärer” Natur und 
in Wirklichkeit lediglich durch die untere Grenze der Schärfe des 
Muskelsinnes bestimmt sind. Neue Faecta führt Verf. nicht ins Feld. 
Die für diese Frage bedeutungsvollen Untersuchungen von Vierordt 
und seinen Schülern scheint er nicht zu kennen. 

Goldscheider (Berlin). 


J. Voisin. De la suggestion. — Action des medicaments a distance 
chez des hystero - epileptiques. Action de laimant et des metaus. 
Hemorrhagies cutandes. Changements psychiques et somatiques 
(L’Eneephale II, 2, p, 242). 

V. hat einen an Grande hysterie leidenden Patienten von Bourru 
und Burot weiter beobachtet und fand: alle bei Applieation von Me- 
tallen, Magneten, Medicamenten in versiegelten Flaschen beschriebenen 
Erscheinungen beruhen auf Suggestion “oder Autosuggestion; d. h. 


380 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


entnimmt der Hypnotisirte nieht aus einer zufälligen Acusserung der 
Anwesenden oder aus irgend einem andern Umstande etwas über die 
Natur z. B. der eingeschlossenen Medicamente, so bleibt die Wirkung 
aus, umgekehrt tritt auch bei Application einer leeren Flasche Brech- 
wirkung ein, sobald nur die leiseste Suggestion in dieser Richtung 
fällt. Wirksam ist diese Suggestion nicht nur im Etat somnambulique, 
sondern auch im Etat cataleptique. Bei dem bezeichneten Kranken 
bringt ein Quecksilberthermometer, auf die Haut applieirt, auch im 
Etui eingeschlossen, stets eine locale Röthung hervor: aber dasselbe 
Etui wirkt ebenso auch, wenn es leer ist und der Kranke das Thermo- 
meter nur darin fälschlich noch wähnt. Auch hier also lediglich der 
Einfluss der Suggestion, respective Autosuggestion. Die Beob- 
achtungen Mabille’s (eutane Hämorrhagien durch Suggestionen) be- 
stätist V. Entgegengesetzte Suggestionen, durch zwei Hypno- 
-tisirende zugleich ausgeführt, bewirken in dem Hypnotisirten einen 
-inneren Kampf, dessen Ende eine völlige Lethargie mit Herz- und 
Athemstillstand und Blutspeien beim Erwachen sein kann. 

In der auf diesen Voisin schen Vortrag folgenden Discussion in 
der Societe med. psychologique erwähnt Briand, dass bei einer seiner 
Hysterischen nasses Cigarettenpapier auf der Haut die Wirkung von 
-Blasenpflaster hat, umgekehrt ein wirkliches Blasenplaster ganz wir- 
kungslos bleibt, wofern er vorher suggerirt, es handle sich um ein- 
faches Papier, das nichts machen werde. Ziehen (Jena). 


Zeugung und Entwickelung. 


-B. G@. Schultze. Ueber velamentale und placentale Insertion der 
Nabelsehnur (Arch. f. Gyn. XXX, 1, 8. 47). 

S. wendet sich gegen Schatz’s in dessen Aufsatz „Ueber die 

. Bebrütung des menschlichen Eis” (Arch. f. Gyn. XXIX, 1, 8. 72) 

geäusserten Ansichten über die genetische Bedeutung der velamentalen 

Insertion; indem er einzelne Stellen seiner früheren Arbeiten über 

diesen Punkt (Jen. Zeitschr. f. Med. u. Naturw. III, SS. 198 und 344) 

wörtlich wiederholt, liefert er den Nachweis, dass Schatz ihn unriehtig 

eitirt habe, und führt seine Anschauungen stellenweise etwas weiter 
aus. Greulich (Berlin). 


Douglas v. Campbell. Zur Entwickelungsgeschichte der Spermato- 
zoiden (Ber. d. deutsch. botan. Gesellsch. V, 3, S. 120). 

Verf. verfolgt die Spermatozoenentwickelung bei Farnen und 
Moosen und constatirt den entsprechenden Entwiekelungsmodus aus dem 
fürbbaren Kerninhalt, wie ihn Flemming für Salamandra beschrieben 
hat. Das Chromatin streckt sich und wird durch Vereinigung der 
Mikrosomen homogen. Nur das „Bläschen”, ein bei der Befruchtung 
nicht in Betracht kommender Bestandtheil des Pflanzenspermatozoids, 
entstammt dem Zellplasma. C. Benda (Berlin). 


Blochmann. Ueber die Richtungskörper bei Insecteneiern (Biolog. 
Centralblatt, Bd. VI, Nr. 4, 15. April 1887). 

B. gibt die Ergebnisse seiner letzten Untersuchungen über die 

teifung‘ des Insecteneies, aus denen hervorgeht, dass entgegen den 


Nr. 16. Öentralblatt für Physiologie. 381 


von verschiedenen Seiten aufgestellten Behauptungen und überein- 
stimmend mit früher publieirten Schlüssen des Autors, auf Grund von 
Studien über Ameisen, Wespen, Musca vomitoria L., Pieris brassicae L.. 
über die eierlegenden Aphiden und über Blatta germanica Fahr., das 
Ei sich niemals, in keinem Augenblick seiner Entwiekelung 
kernlos zeigt. Diese Thatsache steht von nun an fest für Repräsen- 
tanten von fünf verschiedenen Ordnungen der Insectenclasse. 

Bis jetzt hatte man niemals Richtungskörper bei einem Insectenei 
gefunden. 

Der Autor hat bei Wintereiern von Aphis aceris L., das an die Ober- 
fläche gerückte Keimbläschen sich in eine Richtungsspindel verwandeln 
und zwei Richtungskörper daraus entstehen sehen, nach dem bei Mol- 
lusken, Würmern ete. beschriebenen Vorgange. Auch glaubt er gesehen 
zu haben, dass sich das erste Riehtungskörperchen nach einer spindel- 
förmigen Umwandlung theilt. 

In den Eiern von lebendig gebärenden Aphiden hat der Autor 
gleichfalls die Umwandlung des Keimbläschens in eine Spindel beob- 
achtet, und bei zwei untersuchten Arten fand er, im Gegensatz zu den 
eierlegenden Aphiden, nur einen Richtungskörper. Weissmann hat eben- 
‘falls die Existenz eines einzigen Richtungskörpers in den Sommereiern 
der Daphniden constatirt. Es wäre sehr wichtig zu wissen, ob sich die 
parthenogenetischen Eier immer so verhalten, wie es die überein- 
stimmenden Beobachtungen von B. und Weissmann vermuthen lassen. 

Bei Musca vomitoria hat der Autor den Kern. kurze Zeit nach 
Legung des Eies, in eine Spindel verwandelt gesehen. Diese theilte 
sich und die Hälften theilten sich wieder nach kurzer Zeit. Es ent- 
stehen also vier Kernelemente, welche in einer Verdickung der peri- 
pheren Schichte des Keimbläschens liegen und das Aussehen gewöhn- 
licher Kerne annehmen. Es bilden sich aber keine eigentlichen Richtungs- 
körper: die vier Kerne bleiben im Dotter, einer von ihnen wandert 
in das Centrum des Eies, wird zum weiblichen Pronucleus und ver- 
bindet sich mit einem Spermakern. Die drei anderen, welche der 
Autor „Riehtungskerne” nennt, verschmelzen in eine Masse, welche 
in eine Vacuole eingebettet ist und die man noch an der Peripherie 
des Dotters findet, wenn das Blastoderm gebildet wird. Dann löst sich 
die Kernmasse in feine Körnchen, welche wahrscheinlich ausgestossen 
werden. Diese T'hatsachen bestätigen vollständig die früheren Beob- 
achtungen des Autors an Formica fusca. Die Existenz von Richtungs- 
körpern, oder zum wenigsten ihrer Vertreter, ist nun für Repräsentanten 
mehrerer Arten der Inseeten nachgewiesen. 

Der Autor schliesst mit den Worten: „Wenn die Kerntheilung 
genau in derselben Weise verläuft, ob eine Zelltheilung damit ver- 
bunden ist oder nicht, so zeigt dies, dass diese Kerntheilung, wodurch 
ein Theil der ursprünglichen Kernsubstanz entfernt wird, während der 
Rest allein oder in Verbindung mit einem Spermakern die Entwickelung 
einleitet, für die Weiterentwickelung des Eies ein ausserordentlich 
wichtiger Vorgang sein muss, während die Zellknospung etwas Neben- 
sächliches darstellt.” 

(Ref. ist auf Grund seiner Studien über die Bildung der Riehtungs- 
körper und die Befruchtung bei Ascaris megalocephala zu demselben 


382 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


Schlusse gekommen, insofern er bewiesen hat, dass des Wesentliche 
bei der Bildung von Richtungskörperchen eine Reduction der Anzahl 
der Chromatinfäden ist, nicht aber eine Zelltheilung. Bei Ascaris wird 
ein Theil des Kernes ausgestossen: eine Zelltheilung findet aber nie 
statt.) Ed. Van Beneden (Lüttich). 


Ergänzende Literatur-Uebersicht Xr. 2. 


I. Allgemeine Physiologie. 


A. v. Kölliker. Eröffnungsrede der ersten Versammlung der Anatomischen Gesellschaft 
zu Leipzig, 14. u. 15. April 1887. Anat. Anz. II, Nr. 12. 

M. Duval. Cours de physiologie. 6° ed. 18, avec 206 fig. Paris, Bailliere. 

Ch. Bouchard. Lecons sur les auto-intoxications dans les maladies, faites A la faculte 
de medeeine recueillies et publiees par le Dr. P. Le Gendre. Paris 1887, 
Savy. er im Arch. gen. de Med., Avril 1887, p. 502, von A. Ruault; 
in Rev. de Med. 1887, N° 4, p. 331.) 

Lacassagne. Comptes rendus des travaux du eonseil d’'hygiene et de salubrite du 
departement du Rhöne. Un vol. in-8. Lyon 1887, Starck. 

F. Coppola. Sull’ influenza della polimeria nell’ azione fisiologiea dei corpi. Ann. di 
Chim. e di farmacol. 1887, N° 3, p. 140. 

R. Lepine. Sur laction physiologique et therapeutique de l’acetanilide. Rev. de Med. 
1887, N° 4, p. 306. 

H. Schulz. Ein Fall von Coniinvergiftung. Deutsche Med. Wochensehrift 18837, 
Nr. 23. S. 495. (Typische Vergiftungserscheinungen bei einem Studenten, der 
an einer nicht gut verschlossenen Flasche mit Coniin gerochen hatte. Genesung.) 

. Jammes. Quelques cas de morphinomani chez les animaux. Compt. rend. CIV, 
17.p: 1195: 

E. Lellmann. Prineipien der organisclren Synthese. er. 8. Berlin, Oppenheim. 

A. W. Hofmann. Zur Kenntniss des Amidophenylmercaptans und der entsprechenden 

Naphthylverbindungen. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wissenseh. 1837, XXVI, 
S: 427. 

L. Henry. Sur l’aeetonitride synthetique. Compt. rend. CIV, 17, p. 1181. 

P. Alexeyeff. Sur la structure des combinaisons nitrees de la serie grasse. Journ. 
de la societ@ physico-chimique russe XVII. 7. 

6. Ciamician e Silber. Sull’ azione della luce sopra il nitrobenzolo in soluzione 
alcoolica. Ann. di Chim. e di Farmacol. 1887, N? 3, p. 138. 

Grehant et Quinquaud. Recherches sur les formiates introduits dans l’organisme. 
Arch. de Physiol. IX, 3, p. 197. (Besprochen in I, 3, S. 58, nach der Publ. in 
den Compt. rend.) 

A. Monari. Ueber die Bildung des Xanthokreatinins im Organismus. (Gazz. chim. 
ital. XV], 5, 38, Jan., Torino, Labor. di Fisiologia. (Besprochen von Born- 
träger im Öhem. Centralbl. 1887, Nr. 13, S. 340.) 

C. Fränkel. Grundriss der Bakterienkunde. Berlin 1887, Hirschwald. (Besprochen 
in Zeitschr. f. klin. Medien XH, 4, S. 401. 

E. Duclaux. L’action de la lumiöre sur les mierobes. Revue seientif. 1887, I° sem., 
N’ 6, pag. 61. (Zusammenfassung früherer Arbeiten.) 

Georg Foth. Einfluss der Kohlensäure auf Gährung und Hefebildung. Wochenschr. 
f. Brauerei IV, 5, S. 73. (Hoher Kohlensäuredruck übt keine direct gährungs- 
hemmende Wirkung aus, doch schränkt er die Vermehrungsfähigkeit der Hefe- 
zellen ein. — Besprochen von Hansen im Centralbl. f. Bakteriologie 1. 17, 
S. 502.) 

Chamberland. Les proprietes antiseptiques des essences. Annal. de Institut Pasteur 
du 25 Mars 1887. (Besprochen in Rev. scientif. 1887, I, 20, p. 635. — „Die 
Räuchermittel der religiösen Ceremonien des Alterthums und unserer alten 
hygienischen Praktiken sind nicht allein geruchverbessernde, sondern auch des- 
infieirende Mittel, die unter die besten Antiseptika, unmittelbar hinter Sublimat 
und Thymol zu rangiren sind.) 

A. J. Rodet. L’attönuation des virus. Revue de Med. 1887, N° 4, p. 316. (Kritische 
Uebersicht.) 


- 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 383 


Ed. Claudon et Ed. Charles Morin. Sur la presence de l’aleool butylique normal 
dans une eau de vie de Cognac; comparaison des alcools superieurs de cette 
eau-de-vie avee ceux produits dans la fermentation du sucre par la levure 
elliptique. Compt. rend. CIV, 17, p. 1887. 

G. Cuboni. La traspirazione e l’ assimilazione nelle faglie trattate con latte di calee. 
Malpighia I, 7, p. 295. (Weder Transspiration noch Assimilation [gemessen dureh 
die Jodreaction der mit Aetheralkohol extrahirten Blätter] wird in den Wein- 
blättern durch Uebertünehung derselben mit Kalkmileh beeinträchtigt.) 

6. H. Whitcher.-Ammonia from aerial roots. The Botan. Gaz. XII, 3, p. 70. (Kurze 
Notiz aus Agrieuit. Seience I, p. 30, nach welcher die Luftwurzeln vom Mais, 
welche zur Zeit der Blüthe reichlich gebildet werden, bei ihrem Wachsthum 
Ammoniak abgeben sollen.) 

C. Frommann. Ueber den Eiweissgehalt der Membranen von Pflanzenzellen. Anat. 
Anz. II, 10. 

C. Grabben. Ueber die Wasseraufnahme bei Mollusken. Verh. d. k. k. zool.-botan. 
Ges. in Wien 1837, I, S. 14; Vers. vom 2. März 1887. 

R. Dewoletzky. Ueber das Seitenorgan der Nermertinen. Verh. d. k. k. zool.-botan. 
Ges. in Wien 1887, I, S. 16; Vers. vom 2. März 1887. 

Gergens. Weiteres zum Wesen des Erkältungsvorganges. Deutsche Med. Ztg. 18837, 
Nr. 26. S. 297: Nr. 27, S. 309. (Besprechung klinischer Erfahrungen, welche 
für Erregung pathologischer Processe in entfernten Organen bei localer Abkühlung 
verhältnissmässig kleiner Hautpartien sprechen.) 

Deichler. Ueber die Wirkung des Sonnenlichtes auf den menschlichen Körper. 
Deutsche Med. Ztg. 1887, Nr. 25, S. 285. (Besprechung des wenigen über 
diesen wichtigen (regenstand Bekannten.) 


II. Allgemeine Muskel- und Nerven-Physiologie. 


R. Koehler. Recherches sur les fibres musculaires de l’Echinochynehus gigas et de 
VE. hernea. Compt. rend. CIV. 17, p. 1192. 

— Recherches sur la structure des fibres musculaires chez les Edriophthalmes 
(Isopodes et Amphipodes). Journ. de lanat. et de la physiol. XXIII, 2, p. 113. 

Dejerine. Sur l’existence d’une hypertrophie vraie des faisceaux musculaires primitifs 
dans certaines amyotrophies d’origine nerveuse (paralysie infantile). ©. R. Soc. 
de Biol. 19 Mars 1887, p. 169. ‘ 

R. H. Pierson. Some recent observations on peripheral neuritis. Brain X, 1. p. 138. 

Tangl. Zur Histologie der gequetschten peripheren Nerven. Arch. f. mikr. Anatomie 

= XXI, S. 464. (Vgl. das Referat auf S. 14+ dieses Bandes d. Centralbl. f. Physiol.) 

Onodi. Neurologische Mittheilungen (A. d. Verhandl. d. Berl. Physiol. Ges., 29. Apr. 
1887; Arch. f. (Anat. u.) Physiol., S. 357. (Enthält rein anatomische Beobachtungen 
über die Ganglien der Augenhöhle bei Selachiern.) 


III. Physiologie der speciellen Bewegungen. 


Ch. Fere. Note sur un cas de spasme des museles anim&s par l’hypoglosse. C. R. 
Soc. de Biol., 23 Avril 1887, p. 239. 

W. v. Hoorn. La cocaine et les retr&ecissements de l’urethre. Ann. des Mal. des org. 
genito-urinaires V, 3, p. 186. 

H. C. Chapman. Notes on the anatomy of the Indian elephant. The Journ. of eompar. 
Med. VIII, 2, p. 149. 

L. Fredericg. L’autotomie chez les etoiles de mer. Rey. scientif. 1887, I, 19, p. 589. 
(F. gibt unter Benutzung der von Preyer über Selbstamputation bei Seesternen 
veröffentlichten Beobachtungen [Mitth. aus der Zool. Stat. zu Neapel VI, S. 205] 
eine tabellarische Uebersicht über die T'hiere, bei denen dieses Verhalten beob- 
achtet worden ist.) 

A. Giard. L’autotomie dans la. serie animale. Ibid. 20, p. 629. (Ergänzung zu 
L. Frederieq s Uebersicht.) 


IV. Athmung. 


Ch. Richet. Experiences inedites de Lavoisier sur la respiration. Rev. seientif. 1887, 
Ersem.; N® 7, p. 198: 


384 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


V. Physiologie der thierischen Wärme. 


Rousseau. Du refroidissement dans les attaques apoplectiques. L’Eneephale VII, 2, 
Mars et Avril, p. 145. (Von wesentlich klinischem Interesse.) 


VI. Physiologie des Blutes und der Circulation. 


M. Lebensbaum. Ueber die Menge des bei der Spaltung des Hämoglobins in Eiweiss 
und Hämatin aufgenommenen Sauerstoffes.. Monatsh. f. Chem. VII, S. 165. 
(Besprochen von v. Lippmann im Chem. Centralbl. 1887, Nr. 22, S. 572.) 

6. Hayem. De la leucocystose accompagnant le developpement des n&oplasmes. ©. R. 
Doc. de Biol., 30 Avril 1887, p. 270. 

6. Seppilli. Ricerche sul sangue negli alienati. Riv. sperim di Frematria XII, 4, 
p: 323. 

6. Bassi. Modificazioni morfologiche dei globuli rossi del sangue di rana; nota pri- 
mitiva. Modena tip. Vincenei 1887, 8, p. 2. (Estratto della Kassegna di scienze 
mediche. Anno II, N°® 3.) 

T. Wesley Mills. Causation of the heart-beat and other problems in cardiae physio- 
logy Medical News (Philadelphia) 1878, N° 1, p. 21; Medico-Chirurgieal Soc. 
of Montreal, 3 December 1886. (Besprechung bekannter Erfahrungen.) 

De-Renzi. Esame del polso. Bollet. delle eliniche 1887, N° 3, p. 97. (Klinischer 
Lehrvortrag.) 

J. V. Laborde. Effets de la transfusion de sang dans la töte des decapitös. Compt. 
rend yOIV AI, P2 794. 

v. Basch. Ueber «die Function des Capillardruckes in den Lungenvenen. Biol. Central- 
blatt VII. 15 Juni, S. 243. (Identisch mit der Abhandlung in den Wiener med. 
Blättern Nr. 15.) 

G. Gärtner u. J. Wagner. Ueber den Hirnkreislauf. Vorläufige Mittheilung. Wiener 
med. Wochenschr. Nr. 19 u. 20. 


- 


VII. Drüsen und Drüsensecrete. 


-6. Wolff. Einiges über die Niere einheimischer Prosobranchiaten. Vorläufige Mit- 
theilung. Zool. Anz. 1837, Nr. 253, S. 317. 

V. Aducco. Ricerche istituite sulla reazione dell’ urina in rapporto con il lavoro 
muscolare. Bull. della reale Accad. Med di Roma XIII, 3, p. 214; R Ace. Med. 
di Torino 14, I, 1887. (Bei der Ermüdung wird der Harn des Hundes erst 
weniger sauer, dann alkalisch dureh Carbonate fixer Alkalien und flüchtige Al- 
kalien in weehselndem Verhältniss. Während des Laufens ist die Menge des 
ausgeschiedenen Harnstoffes kleiner als vorher und nachher.) 

Mares. Harnstoff- und Harnsäureausscheidung beim Menschen. Casop. tesk. lekam. 
VI, 39 bis 42. Prag. (Besprochen von Janetek im Chem. Centralbl. 1837, 
Nr. 13, 8. 339.) Y 

Mehu. Sur les urines sucrees. Journ. de Pharmacie et de Chimie XV, N° 3, p. 147; 
N 4,197; 

Ch. H. Ralfe. Phosphatie diabetes. The Laneet 1887, IX, p. 411; X, p. 462. 

Chibret. Sur l’action du rögime laet& sur l’exer&tion de l’urine. Compt. rend. OIV, 
22, p. 1552. (Beobachtung, dass bei zwei Personen mit Milehdiät der Urin zu- 
genommen.) $ 

6. Sticker und C. Hüber. Ueber Wechselbeziehungen zwischen Seereten und Exereten 
des Organismus. Zeitschr. f. klin. Med. XI, 1 u. 2. (Besprochen von Proskauer 
im Chem. Centralbl. 1887, Nr. 22, S. 572.) 

Engel und Kiener. Sur les rapports de l’urobilinurie avec lietere. C. R Soe. de 
Biol., 9 Avril 1837, p. 225. . 
Lajoux. Contributions & l’etude du lait de femme. Journ. de Pharm. et de Chim. 
XV, 3, p. 402. (24 Analysen frischer Frauenmilech mit Angabe des verschiedenen 
Gesundheitszustandes von Amme und Kind. — Besprochen von Arendt im 
Chem. Centralbl. 1887, Nr. 22, S. 573.) j 

Ch. Julin. Quelle est la valeur morphologique du corps thyroide des vertebres? 
Bull. de l’acad. des sciences de Belg. XIN, 3, p. 293. 


Nr. 16. Jentralblatt für Physiologie. 385 


Stewart. \yxoedema coming on during the course of chronie tetany. Med. News 
1887, N° 10, p. 278; Montreal Medico-Chirurg. Soc. 28, I, 1887. (Fall mit 
Atrophie der Sehilddrüse.) 

Ribbert. Die neueren Beobachtungen über die Function der Schilddrüse und das 
Myxödem. Deutsche Med. Wochenschr. 1887, Nr. 14, S. 286. 


VIII. Physiologie der Verdauung und der Ernährung. 


Cartin. Les acides de l’estomae. Arch. gen. de Med. 1887, Avril, p. 455. (Kritische 
Besprechung der zur Diagnose der Magenkrankheiten angewandten Methoden.) 

Stadelmann. Ueber die Natur der Fettkrystalle in den Fäces. Deutsch. Arch. f. klin. 
Med. XL, 3 u. 4, S. 372. 

R. de Malapert- Neuville. Examen bacteriologique des eaux naturelles. Annales 
d’hygiene puhlique et de Med. leg. XVII, 3, p. 193. Paris, Baillere. Avee 
32 fie. 8. (Sehon im Jahre 1886 in d. Zeitschr. f. analyt. Chem. erschienen.) 

Mace. Sur quelques bacteries des eaux de boisson. Ann. d’hygiene publ. XVII, 4. 
9. 34. 

W. D. Miller. Der Eintluss der Nahrung auf die Zähne. Deutsche Monatssehr. für 
Zahnheilk. V, 8. 1. 


IX. Physiologie der Sinne. 


W. Flemming. Karte des menschlichen Auges im Farbendruck. Durehsehnitt im hori- 
zotalen Meridian. Vergrösserung 30:1. Mit Text. 8. Braunschweig, H. Bruhn. 
Imp. fol. 

E. Berger. Beitr. z. Anatomie des Auges im normalen u. patholog. Zustande. Mit 
12 Taf. gr. 8. Wiesbaden, Bergmann. 

L. Matthiessen. Beiträge zur Dioptrik der Krystalllinse. Zeitschr. f. vergl. Augenheilk. 
1.8221: 

Seia. Ricerehe sulla struttura del nervo ottieo. Arch. per le scienze mediche XI, 1. 

V. Kamocki. Pathologisch-anatomische Untersuchungen von Augen diabetischer In- 
dividuen. Arch. f. Augenheilk. XVII, 3, S. 247. (Pathologisch - histologische 
Detailuntersuchung. ı 

A. Randall. A large retinal vein erossing the macular region. Med. News 1887, 

[ N° 10, p. 259. (Ein grosser Zweig des temporalen Astes der Vena centr. retin. 
zog am oberen Rande der Fovea centralis entlang. Zwei kleinere, aber doch 
ungewöhnlich grosse Aestehen mündeten in die Vene gerade vor ihrem Eintritt 
und nach ihrem Austritt aus der Mac. lut. Keine subjectiven Symptome.) 

R. Thomsen. Ein Fall von isolirter Lähmung des Blickes nach oben mit Sections- 
befund. Arch. f. Psychiatrie XVIII, 2, S. 616. (Diagnostisch interessant.) 

Reymond. Contribuzione allo studio dell’innervazione per l’ accommodamento. Bull. 
della reaie Accad. Med. di Roma XIII. 3. p. 214: R. Acead. di Med. di Torino. 
4 Febbrajo 1887. (Vorstellung von zwei Fällen, aus denen hervorgeht, dass es 
Umstände gibt, in denen eine centrale einseitige Lähmung des Accommodations- 
bündels sich allein kundgibt durch die Unmöglichkeit, direct zu accommodiren 
auf einen von dem der gelähmten Seite entsprechenden Auge zugehenden Ein- 
druck, während die synergische Thätigkeit Ohalkın ist, wenn der Accommodations- 
impuls ihm von dem Auge der gesunden Seite übermittelt wird.) 

Hjalmar Neiglick. Zur Psychophysik des Lichtsinns. Leipzig 1887, Wilh. Engelmann. 

T. Oughton. Minima visibilia and sensory eireles. The Lancet 1887. VII, p. 309; 
NEL ip.. 361: 

C. Horstmann. Ueber Anaesthesia retinae als Theilerscheinungen allgemeiner Con- 
stitutionsanomalieen. Zeitschrift für klin. Med. XI, &, S. 364. 

0. Walter. Experimentelle und klinische Beobachtungen über die Wirkung des 
Hyoseins in der Augenheilkunde. ITnaug.-Diss. Dorpat 1887. (Besprochen von 
O0. Everbusch in Fortschr. d. Med. V, 8, S. 252.) 

G. Brunner. Zum Morbus Meniere. Zeitschr. für Ohrenheilk. XVII, 1 und 2, S. 47. 

E. Tanzi. Sulla percezione degli accordi musicali. Riv. di filosophia seientifica VJ, 
Marzo, p. 174. 

A. v. Brunn. Die Westienschen Abgüsse eines Ausgusses des Gehörlabyrinths. 
Anat. Anz. II, 10, S. 295. (Hinweisung auf ein von W. zu beziehendes Demon- 
strationspräparat.) 


386 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16 


F. B. Eaton. Hypertrophischer Katarrh des vorderen Theiles der Nase als Ursache 
chronischer katarrhalischer Taubheit, erläutert durch Experimente am eigenen 
Ohr und durch einen Fall. Zeitschr. f. Ohrenheilk. XVII, 1 und 2, S. 60. 


X. Stimme und Sprache. 


Ferraud. L’exercice du langage et l’aphasie; lesions anatomiques et schema. Gaz. 
des höpitaux 1887, N’ 28, p. 217; N’ 34, p. 241. (Ein Lehrvortrag, welcher 
ausführlich das in der Ueberschrift gegebene Thema nachtden gegenwärtigen 
Anschauungen behandelt. Die Ausführungen des Verf. geschehen nach einem dem 
Vortrage beigegebenen übersichtlichen Schema.) 


XI. Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systems. 


B. Bocci. Fenoieni riflessi della rana per eceitazione con corrente costante dı uno 
dei nervi seiatiei tagliato nelle su& radiei sensitive. Bull. della R. Acc. Med. di 
Roma XII, 2, p. 153. 

T. Rochas. De la signification morphologique du ganglion cervical superieur et de 
la nature de quelques-uns des filets qui y aboutissent ou en &manent chez divers 
vertebres. Compt. rend. CIV, 12, p. 865. 

L. Magnien. Etude des rapports entre les nerfs eraniens et le sympathique c£phalique 
chez les oiseaux. Compt. rend. CIV, p. 77. 

E. L. Bouvier. Observation sur le systeme nerveux des Prosobranches tenioglosses. 
Compt. rend. CIV, N’ 7, p. 447. 

Ben: Hr centrale Nervensystem der Acephalen. Mit 5 Taf. gr. 8. (S.-A.) Jena, 

ischer. 

6. Mingazzani. Össervazioni sopra 75 cerani di alienati. Arch. di Psichiatr. (Torino) 
VII, 1, p. 29. (Autoreferat über eine Arbeit, welche ausführlich in den Atti 
della R. Ace. med. di Roma veröffentlieht werden wird.) 

V. Horseley. A note on the means of topographieal diagnosis of focal disease affeeting 
the so called motor region of the cerebral cortex. The Amerie. Journ. of the 
Med. Se, N’ 186. April 1887, S. 342. 

C. Westphal. Anatomischer Befund bei einseitigem Kniephänomen. Arch. f. Psy- 
chiatrie XVIII, 2, S. 628. 

F. Luigi. Caso di porencefalia posteriore destra da causa traumatiea. Annali Uni- 
versali di Med. e di Chir. LXXII, 1, p. 45. (Motorische und sensible Störungen 
nach Läsion der motorischen Sphäre. — Autopsie.) 

Bourneville et Pilliet. Idiotie complete symptomatique d’une eneephalite avee foyers 
de rammollissement. Le Progres med. 1837, N° 18, p. 356. (Von pathologisch- 
anatomischem Interesse.) 

A. Florand. De la sel&rose laterale amyotrophique. 8. Paris, Steinheil. 

E. Senger. Ueber topische Hirndiagnostik und Hirnchirurgie auf Grund der neueren 
Arbeiten und Erfahrungen im Magdeburger Krankenhause. Deutsche mediein. 
Wochenschr. 1837, Nr. 10 bis 13. 

D. Eulrı ade Note sur un cas daphasie d’origin syphilitique. L’Eneephale VII, 2, 
p. 222. 

Charcot. Deux nouveaux cas de paralysie hystero-traumatique chez l’homme. Le 
Progres Med. 1887, N’ 4, p. 69. . 

A. Starr. Öortical epilepsy with temporary aphasia. Med. News 1837, N’ 9, p. 245; 
New York Neurolog. Soe., February 1, 1337. (Fall ohne Autopsie.) 

Vetter. Ueber die Pathogenese der Epilepsie auf Grund der neueren Experimente. 
Deutsches Arch. f. klin. Med. XL, 3 u. 4, S. 333. (Bespreehung der neueren 
hierhergehörigen Arbeiten mit eigenen Sehlussfolgerungen.) 

Ph. Zenner. Ein Fall von Auctionatorskrampf. Berl. klin. Wochenschr. 1887, Nr. 17, 
S. 305. (Beschäftigungsneurose eines Auctionators, einige Muskeln der Lippe und 
Wange betreffend.) 

W. W. Ireland. Herrschermacht und Geisteskrankheit. 8. Stuttgart, Lutz. 

E. C. Seguin. A contribution to the pathology of th& cerebellum. Med. News 1887, 
N° 9, p. 246; New York Neural. Soc., 1. Febre 1837. (Einige Fälle _mit 
Autopsie.) 


Nr. 16. Centralblatt für Physiologie. 387 


J. Hughlings Jacson. Remarks on evolution and dissolution of the nervous system. 
The Journ. of Ment. Science, Apr. 1887, P- 25. 
E. Gurney. Further problems of hypnotism. The Mind. XLVI, 2, p. 212. 


Rochas. Experiences d’arret de suggestions hypnotigne. Rev. seientif. 1887, I, N° 2, 
60 


p- 60. 

R. Vizioli. La suggestione terapeutiea. Napoli tip. Tocco 1887. 

A. de Rochas. L’etat de credulite. Rev. scientif. 1887, I" sem., N° 7. 

J. Delboeuf. De la pretendue veille somnambulique. Rev. philosoph. XII, 2, p. 113. 
(Nicht für einen kurzen Auszug geeignet.) 

Mosnet. Etude medico-legale sur le somnambulisme spontane et le somnambulisme 
provoque. Bull. de l’acad. de Med. 1887, XVII, 11, p. 305. 

Joh. Meuli-Hilty. Das rationelle Schlafen. (S.-A.) gr. 8. Bonn, Strauss. 

H. Durville. Application de laimant (magnetisme mineral) au traitem. des maladies. 
Avece 11 fie. 4. Paris Lechevalier. 


XI. Physiologische Psychologie. 


W. Fleming. Vocabulary of Philosophy, Psychologieal, Ethical, Metaphysical. 4° Ed. 
Revised and largely reconstructed by H. Calderwood (with the help of pp. 
J. Weir and W. Mitchell). London 1887, C. Griffin & Co. Op. VII, 439. 
(Besprochen in The Mind. XLVI, 2, p. 3 0.) 

F. Bouillier. Ce que deviennent les idees. Rey. philosophique XII, 2. p. 150. (Nieht 
für einen kurzen Auszug geeignet.) 

G. Sergi. Prelezione e programma di un corso libero di Psicologia comparata e 
sperimentale. Napoli tip. dell’ Unione 1887. 

F. Wollny. Ueher die Grenzen des menschlichen Erkenuens. 8. Leipzig, Thomas. 

Ch. Richet. La psychologie generale. Revue philosophique XII, p. 166. (Werth und 
Definition einer allgemeinen Psychologie.) 

Howard. Tlıe physiology and phenomenon of athmospherie matter. The alicorist and 
neurologist. (Naturphilosophisch.) 


XII Zeugung und Entwickelung. 


J. B. Carnoy._ La cytodierese chez les animaux; etude comparee du noyau et du 
protoplasme ä l’etat quiescent et a l’&tat cinetique. Louvain, Aug. Peeters, 
rue de Namur. (Besprochen von P. Maisonneuve in Rev. seientif. 1887, 
I® sem., N° 13, p. 390.) 

P. u. F. Sarasin. Einige Punkte aus der Entwickelungsgeschichte von Ichthyophis 
glutinosus. Zool. Anz. X, 248, S. 194. (Vorläufige Mittheilung mit Hinweis auf 
„Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschungen auf Ceylon” welche bei ©. W. 
Kreidel in Wiesbaden erscheinen sollen.) 

Brischke. Ueber Parthenogenesis bei den Blattwespen. Schriften d. Naturforschenden 
Gesellschaft in Danzig VI, 4. 

Artificial Parthenogenesis. Abstr. in Amer. Naturalist XXI, 5, p. 484 (Bombyx 
rana.) 

E. Metschnikoff. On Germ-layers. Transl. by H. V. Wilson (Coutin) in Amer. 
Naturalist XXI, 5, p. 419. 

J. Carter. On the reproduetive elements of the spongiola. The Ann. and Mag. of ' 
nat. hist. XIX, N° 113, p. 350. 

E. Korschelt. Ueber einige interessante Vorgänge bei der Bildung der Insecteneier. 
Zeitschr. f. wissensch. Zool. XLIV, 2, S. 397. 

A. Sedgwick. The development of the Cape species of Peripatus. Part III. The 
Quart. Journ. of Mierose. Soc. XXVII, 4, p. 467. 

Ch. Julin. Les deux premitres fentes branchiales des poissons eyelostomes sont-elles 
homologues respectivement ä l’&vent et ä la fente hyobranchiale des Selaciens? 
Bull. de l’Acad. des sciences de Belg. XIII, 3. p. 275. 

Waldeyer. Ueber Bau und Entwickelung der Samenfäden. Anatom. Anz. Il, 12, 
S. 345; Verh. d. I. Vers. d. Anatom. Ges., Leipzig, 14. u. 15. April 1887. 

C. Benda. Zur Spermatogenese und Hodenstructur der Wirbelthiere. Anat. Anz. II, 
12, S. 368; Verh. d. I. Vers. d. Anat. Ges., Leipzig, 14. u. 15. April 1887. 


388 Centralblatt für Physiologie. Nr. 16. 


u 


A. Prenaut. Sur un point de la structure du tube seminitere chez les Mammiferes. 
©. R. Soe. de Biol., 19 Mars 1887, p. 167. 

J. Oliver. Menstruation — its nerve origin — not a shedding of mucous membrane. 
The Journ. of anat. and physiol. XXI, 3, p. 378. (Theoretische Ueberlegungen.) 

Escherich. Die Ursachen und Folgen des Nichtstillens bei der Bevölkerung Münchens. 
Münchener Med. Wochenschr. 1887, Nr. 13, S. 233; Nr. 14, S. 256. 

A. Kölliker. Nachwort zu meinem Artikel „Ueber den feineren Bau des Knochen- 
sewebes”. Zeitschr. f. wissensch. Zool. XLIV, 2, S. 398. (K. hält gegen Pommer, 
sowie gegen Volkmann und Ebner seine und Schwalbe’s Ansicht aufrecht, 
dass die „Volkmann’schen Canäle” nicht durch Resorption schon gebildeter 
Knochensubstanz entstehen, sondern nach Art der gewöhnlichen Gefässcanäle.) 

John A. Ryder. The origin of the pigment-cells whieh invest the Oildrop in pelagie 
fish embryos. Amer. Natur. XX, Nov., p. 987. 2 

Hasse. Ueber Asymmetrien des Gesichts. Anat. Anz. Il, 12, S. 371; Verh. d. I. Vers. 
d. Anat. Ges., Leipzig, 14. u. 15. April 1887. (Erscheint ausführlich in His- 
Braune's Archiv.) 

Landsberger. Das Wachsthum im Alter der Schulpflicht. Festschrift zum 50jährigen 
Jubiläum d. Naturw. Ver. d. Prov. Posen. S. 77. Biol. Centralbl. VI, Nr. 9, 10 u. 11. 

H. Spencer. The factors of Organie Evolution. Reprinted with additions from the 
nineteenth century. London 1887, Williams and Norgate. Pp. IV, 76. (Be- 
sprochen in The Mind. XLVI, 2, p. 293.) 

S. Butler. Luek, or Cunning, as the Main Means of Organie Modifieation? An 
Attempt to throw additional light upon the late Mr. Ch. Darwin s Theory of 
Natural Seleetion. Op. 8. London 1887, Trübner & Co. Pp. IX, 328. (Be- 
sprochen in The Mind. XLVI, 2, p. 294.) 

E. D. Cope. T'he Origin of the Firtest Essays on Evolution. London and New York 
1887, Macmillan & Co. Pp. XIX, 467. (Besprochen in The Mind. XLVI. 2, 
p. 294.) 


XIV. Zur Versuchs-Technik. 


Francotte. Manuel de technique mieroscopique. 8. Ill. Paris. Lebegue & Co. 
. Weigert. Ueber eine neue Methode zur Färbung von Fibrin und von Mikro- 
organismen. Fortschritte der Mediein V, 8, S. 228. 

. Flesch. Notizen zur Technik der Conservation von Gehirnpräparaten. Anat. Anz. 

110: 

. Kolbe. Modification der Mach’schen optischen Kammer und des Bunsen schen 
Photometers, um sie zu Demonstrationen geeigneter zu machen. Zeitschrift f. 
Instrumentenkunde VII, 3. S. 77. 

W. Grosse. Ueber eine neue Form von Photometern. Zeitschr. f. Instrumentenkunde 

VII, 4, S. 129. 

W. v. Bezold. Ueber eine neue Methode zur Zerlegung des weissen Lichtes in Com- 
plemenätrfarben. Verh. d. Physik. Ges. zu Berlin, 1887, Nr. 5, S. 28. Wiedemann’s 
Annalen XXXI, S. 169. 

H. W. Vogel. Ein Mischfarbenexperiment (Vorlesungsversuch). Verh. d. Physik. Ges. 
zu Berlin 1887, Nr. 5, S. 28. 

— Ueber photographische Momentaufnahmen bei künstlichem Licht. Verh. d. Physik. 
Ges. zu Berlin 1887, Nr. 10, S. 62. (Als Liehtquelle dient ein Lichtblitz, er- 
zeugt dureh das Abbrennen einer Mischung von Magnesiumpulver mit chlor- 
saurem Kali und etwas Schwefelantimon. — Hinweis auf bezügliche Publi- 
eationen: Photogr. Mittheilungen, Verlag von R. Oppenheim, Berlin. Mai 1887. 
S.49 u. 54; Praktische Anleitung zum Photographiren bei Magnesiumlicht. 
Berlin 1837, R. Oppenheim. ; 

Stintzing u. Graeber. Entgegnung auf Herrn Dr. Gärtner 's Beiträge zur elektro- 

“ "diagnostischen Methodik. Deutsches Arch. f. klin. Med. XL, 3 u. 4, S. 406. 
G. Campari. Metodo di dosamento volumetrico dell’ urea. Ann.di Chim. e di Farma- 
eol. 1887, N° 3, p. 156. 


oo 2 o» 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Sigm. Esner (Wien, IX. Schwanz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Proj. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


II nd 


Die Autoren von ‚„Originalmittheilungen’” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


nn 
K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATT 


für 


PHYSIOLOGIE, 


Unter Mitwirkung der Physiologischen 6esellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner u Prof. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 


Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) M. 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 12. November 1887. NEIE“ 


Inhalt: Originalmittheilung: 7. de Varigny, Gewichtsverlust bei Nahrungsmangel. 
— Allgemeine Physiologie: Liebermann, Eiweissreaction. — Fischer und Tafel, 
Oxydation von Alkoholen. — Seegen, Wirkung von Muskel und Blut auf Glykogen. 
— Stöhr, Skatol aus Strychnin. — Chouppe und Pinet, Wirkung von Lobelin. 
— Dreser, Wirkung von Hopfenbittersäure. — Mosso, Cocainwirkung. — Arloing 
und Ouzeneuve, Wirkung zweier Färbemittel. — Schulz, Giftigkeit von Phosphor- 
sauerstoffverbindungen. — Kraus, Bacterien im Trinkwasser. — G@raber, Cultur 
von Bacterien- und Morphologie der Buttersäuregährung. — Duclaux, Wirkung 
von Wärme und Licht auf Bacterien. — Arloing, Wirkung des Lichtes auf 
Baeillen. — Miintz und Marcano, Stickstofthaltige Erde der Tropen. — Berthelot, 
Fixirung des Stickstoffes in der Erde. — Dubois, Die Vaeuoliden. — Allgemeine 
Nerven- und Muskelphysiologie: Zegrezy, Zur Muskel- und Nervenphysiologie. 
— Renaut, Bau des Knorpels. — Physiologie der speciellen Bewegungen: 
Branme, Mechanismus der Hand. — Physiologie der Athmung: Hanriot und 
Richet, Willkürliche Athmung und Kohlensänreausscheidung. — Physiologie 
des Blutes, der Lymphe und der Circulation: Ebert, und Schimmelbusch, 
Thrombose. — Grimmaeh, Dehnungseurve und Pulsgesehwindigkeit. — Wiel:, 
Verwendung des v. Fleischl' schen Hämometers. — Magini, Galvanische Reizung 
des Herzens. — Physiologie der Drüsen: Morshal/, Reducirende Säure im 
Harn. — Salomon, Xanthinkörper des Harns. — Müntz, Ursprung des Milch- 
zuckers. — Latschinoff, Gallensäuren: Derselbe, Choleinsäure.. — Palm, Milch- 
bestandtheile. — Physiologie der Verdauung und der Ernährung: Otis, Demon- 
stration des Rectum. — Zaves, Muskelglykogen nach Leberexstirpation. — Mach, 
Hypoxanthin verwandelt sich in Harnsäure. — Brunn, Schmelzorgan und 
Zahnbildung. — Davidoff, Darmepithel und Schleimhaut. — Physiologie der 
Sinne: Chibret, Chromatophotometer. — Stocker, Mydriatika, Myotika und 
intraoculärer Druck. — Mitrophanow, Nervenhügel der Urodelenlarven. — 
Physiologie des centralen und sympathischen Nervensystems: Schultze, Klein- 
hirnsehwund. — G@ley und Marillie-, Muskelsinn.. — .Meynert, Frontale 
Gehirnentwickelung und Wägungsresultate. — Zeugung und Entwickelung: 
Tarchanofj, (eschlechtsmechanismus beim Frosche. — Gradenigo, Entwiekelung 
des Mittelohrs und der Gehörknöchelehen. 


Originalmittheilung. 


Bemerkung über den Gewichtsverlust durch Nahrungs- 
mangel bei Aurelia aurita. 
Von Dr. Henry de Varigny, Dr. &s Sciences. 
(Der Redaetion zugesangen amı 4. November 1887.) 
Um zu bestimmen, welchem Gewichtsverlust verschiedene Wirbel- 


lose durch Nahrungsmangel unterworfen werden können, hatte ieh vor 
Centralblatt für Physiologie. 31 


390 Centralblatt für Physiologie, Nr 


zwei Jahren im Laboratorium von Banyuls s/mer eine gewisse Anzahl 
von T'hieren, unter anderen Urustaceen und Medusen, denen ich keine 
Nahrung reichte, in eigenen Wasserbehältern abgesondert, deren Wasser 
beständig erneuert wurde. Das Seewasser, welches sie badete, musste 
wohl organische Stoffe enthalten, aber ausser Protozoen schloss es 
nichts Nährendes ein. — Während einiger Zeit ging alles gut, aber 
hald traten Zwischenfälle ein, einmal waren es Krabben, welchen es 
gelang zu entkommen und welche aus Wassermangel zugrunde 
eingen; einmal verstopfte sich das Abflussrohr, der Trog lief über 
und Medusen wurden nach aussen entführt. Kurz von Zwischenfall zu 
Zwischenfall blieben mir am 150. Tage des Versuches nur zwei Me- 
dusen. Es waren zwei Aurelia aurita. Ich hatte deren drei in den 
Trögen gehabt; sie wogen ursprünglich 98, 82 und 57 Gramm. — 
Durch ein Versehen konnte ich nicht wissen, welches dieser Gewiehte 
zu den beiden Ueberlebenden gehörte. Immerhin ergaben mir diese 
am 150. Tage — wo ich mich entschloss, den Versuch zu beenden, 
um zu verhindern, dass ein neuer ,Zwischenfall ihn ganz vereitetle — 
die Gewichte von 25 und 13 Gramm. Ich wog sie nach demselben 
Verfahren wie das erstemal, welches darin bestand, ihr Gewicht ın 
einem Gefäss mit Seewasser von bekanntem Gewicht zu nehmen, und 
ich machte es mit der grössten Genauigkeit. Wenn ich annehme, dass 
die beiden Ueberlebenden diejenigen waren, welche mir am ersten 
Tage die kleinsten Gewichte geliefert hatten, d.h. 82 und 57 Gramm, 
so kommen wir zu dem Schluss, dass der Gewichtsverlust für die eine 
(82 — 25 Gramm) also mehr als zwei Dritttheile, für die andere 
(57 — 13 Gramm) mehr als drei Vierttheile betragen hat. 

Man weiss, dass nach Chossat der Tod durch Nahrungsmangel 
eintritt, wenn das Versuchsthier (Chossat stellte seine Beobachtungen 
an höheren Wirbelthieren an) vier Zehntel seines Gewichtes. also 
weniger als die Hälfte verloren hat. — In meinem Versuche befanden 
sich die Medusen wohl und ich denke, dass sie so noch lange Zeit 
hätten leben können. Ich habe bemerkt, dass Beroö, in Gefangen- 
schaft und dem Nahrungsmangel unterworfen, mit constanter Geschwin- 
digkeit an Volumen abnimmt und dies brachte mich auf den Gedanken, 
den Versuch anzustellen. Unglücklieherweise sind die Beroö, welche 
ich mit den Medusen eingesetzt hatte, bald durch einen Zufall ge- 
storben. 

Dieser übermässige Gewichtsverlust ist um so auffallender, als es 
wegen der Bedingungen, unter denen der Versuch angestellt ist, un- 
möglich erscheint, ihn einem Verlust an Wasser zuzuschreiben. Er ist 
verschuldet durch einen Verlust an organisirtem Stoff, welcher dann 
einen Wasserverlust hat nach sich ziehen müssen und man weiss, dass 
das Verhältniss der in den Medusen enthaltenen festen Stoffe sehr 
klein ist. 

Allgemeine Physiologie. 


L. Liebermann. Wie hat man die bekannte Reaction auf Eiweiss 
mit Salzsäure anzustellen, und wie lässt sie sich zum Nachweis geringer 
Mengen Eiweiss im Harne verwenden? (Öentralblatt f. d. med. Wiss. 
1381,98. 221)), 


Nr,.17. Centralblatt für Physiologie. 391 


L. Liebermann. Zur Eiweissreaction mit Salzsäure (ebd., S. 450). 

Die genannte Reaction fällt besonders schön aus, wenn man 
genügend fein vertheiltes Eiweiss drei- bis viermal mit Alkohol aus- 
koeht, dann ebenso oft mit kaltem Aether wäscht und nun erst mit reiner 
rauchender Salzsäure vom speeifischen Gewichte 1'196 erwärmt. Man 
bekommt so auch bei geringen Eiweissmengen tief violettblaue Lösungen, 
respective so gefärbte Flocken und Körnchen. Durch Wasser werden die 
Färbungen sofort aufgehoben, durch die Luft in Braun übergeführt. 
Bringt man fein vertheiltes Eiweiss auf ein Filter, wäscht es auf diesem 
erst mit heissem Alkohol und dann mit Aether, so entsteht beim vor- 
sichtigen Herabfliessenlassen heisser Salzsäure auf dem Papiere schön 
violettblaue Färbung. Dieses Verfahren benutzt L. zum Nachweis von 
Eiweiss im Harn, nach vorausgegangenem Aufkochen. Zusatz eines 
Tropfens Essigsäure, neuerlichem Aufkochen und Fällen mit dem 
fünffachen Volumen Alkohol. 

Eine Anzahl thierischer und pflanzlicher Eiweisskörper gaben 
siimmtlich ein positives Resultat: Chondrin, Keratin, sowie der an Muein 
reiche (eiweissfreie) Pferdeharn zeigen die Reaction nieht. 

J. Mauthner (Wien). 
E. Fischer und J. Tafel. Oxydation der mehrwerthigen Alkohole 
(Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 1088). 

F. und T. haben das Phenylelycerosazon C,;H,,; N,O näher unter- 
sucht. Dasselbe entsteht aus dem bei der Oxydation des Glycerins mit 
Salpetersäure (specifisches Gewicht 1713) sich bildenden Glycerinaldehyd 

CH; ( OH).CH(OH).COH oder dem isomeren Keton CH, (OH).CO. 
.CH, (OH) dureh Einwirkung von Phenylhydrazin: es bildet glänzende 
reingelbe, langgestreckte Blättehen, sehmilzt bei 131°, ist in heissem 
Wasser sehr wenig, in Alkohol, Aether, Aceton und Eisessig sehr 
leicht löslich, in Benzol in der Wärme ziemlich leicht, in der Kälte 
viel schwerer. Einen ganz ähnlichen Körper, das Phenylerythrosazon 
C,H, N, 0, erhält man auf die angedeutete Art und Weise aus Erythrit: 
die Verbindung schmilzt bei 166 bis167° zu einer dunkelrothen Flüssig- 
keit, krystallisirt aus heissem Benzol und Chloroform in feinen, zu 
kugeligen Aggregaten vereinigten Nadeln. Aus Duleit wurde eine Ver- 
bindung Os HN, OÖ, gewonnen; alle diese Körper redueiren in der 
Wärme Fehling’sche Lösung. Ganz anders verhält sich der Isoduleit 
(,H,,0,, weleher gleich den Aldehyd-. beziehungsweise Ketonalkoholen 
unmittelbar auf Phenylhydrazin in essigsaurer Lösung einwirkt und 
einen Körper C,H, N,O, liefert, welcher in feinen gelben, meist 
sternförmig vereinigten Nadeln krystallisirt. Möglicherweise ist der 
Isoduleit daher ein Aldehyd- oder Ketonalkohol C,H}, O,, vielleicht 
ein Methylderivat der Arabinose C,H,,0;, und verbindet sieh mit 
einem Moleküle H,O in derselben Weise, wie Chloral, Glyoxylsäure 
und Mesoxalsäure. 

Um die Frage zu entscheiden, ob das Phenylglycerosazon aus 
dem Aldehyd oder Keton (siehe oben) entsteht, haben die Verff. ver- 
sucht, den Glycerinaldehyd auf anderem Wege, aus Bibromakrolein 
dureh Zersetzung mit Barytwasser bei 0°, darzustellen. Sie erhielten 
in der That eine stark redueirende Lösung, welche sich ähnlich einer 
Zuekerlösung verhielt, und bei Behandlung mit essigsaurem Phenyl- 

31* 


392 Centralblatt für Physiologie. Nr. 17% 


hydrazin eine Verbindung C,; Ha, N, O, gab, welche die grösste Aehnliech- 
keit mit dem aus Dextrose dargestellten Phenylglukosazon und nament- 
lieh auch denselben Schmelzpunkt zeigte. Wenn die Verff. bei der 
orossen Wiehtigkeit der Sache auch die Identität beider Körper noch 
nicht mit Sicherheit behaupten wollen, so zweifeln sie doch nicht, dass 
der aus dem Bibhromakrolein erhaltene Körper das Osazon einer Zucker- 
art C,H, 0, ist. E. Drechsel (Leipzig). 


J. Seegen. Ueber die Einwirkung von Muskel und Blut auf Glykogen 
(Vorläufige Mittheilung; Centralbl. f. d. med. Wiss. 1887, 356, 386). 
S. bestimmte den Zucker- und Glykogengehalt von Hunde- und 
Pferdemuskeln. Erstere waren sofort, letztere 1'/,; Stunden nach dem 
Tode der Thiere gewonnen. Das Fleisch wurde dabei sehr oft mit 
immer erneuten Wassermengen zerkocht und ausgepresst, bis nur 
mehr eine graue filzartige Masse zurückblieb, 
Der ganz frische Hundemuskel enthält sowohl Zuekerals@lykogen; 
beim Liegen nimmt ersterer zu, letzteres ab, z. B. 


frisch nach 24 Stunden 
Glykosem#n 2". ...02028 0:13 
TNEROLNE re Bee ra 0:24 


Aehnliches zeigte der Pferdemuskel: 
frisch nach 3 Tagen nach 6 Tagen 


Glykogen . . . . 041 0:13 0:155 
Zucker: WER 2r 9:15 0:277 0:367 


Da in dem letzteren Falle die Zuckerbildung so lange anhielt, so 
konnte die Starre allein nicht die Ursache davon sein. Auch Ferment- 
wirkung war unwahrscheinlich, so dass Verf. an eine dem Muskel in- 
. härirende Fähigkeit, diese Umwandlung zu bewirken, dachte. Muskel 
. wurde mit Glykogenlösung zusammengebracht und durch arteriell er- 
haltenes Blut überlebend erhalten. Dabei fand in der That Um- 
wandlung von Glykogen in Zucker statt. Blut allein. zeigt, wenn auch 
in geringerem Grade, dieselbe Fähigkeit. 2:3 Gramm Glykogen, mit 
SS Gramm Blut und 65 Gramm Hundemuskel behandelt, verschwanden 
nach 22stündigem Aspiriren von Luft bis auf Spuren, während 1’9 Gramm 
Zucker gefunden wurden; die gleiche Glykogen- und Blutmenge ohne 
Muskel gab nach derselben Zeit: Zucker 0'9, Glykogen 1'6 Gramm. 
Wenn durch das Gemisch keine Luft geleitet wurde, war die Zucker- 
bildung nur minimal. 

Der überlebende Muskel, sowie das arteriell erhaltene Blut sind 
somit im Stande, Glykogen in Zucker umzuwandeln. 

J. Mauthner (Wien). 


C. Stoehr. Skatol aus Strychnin (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 1108). 


Verf. hat den eigenthümlich fäcal riechenden Körper, welcher bei 
der Destillation von Strychnin mit Kalk entsteht, rein dargestellt und 
gefunden, dass derselbe mit dem Skatol identisch ist. Demnach dürfte 
von den beiden Stickstoffatomen des Stryehnins das eine einem Skatol-, 
respective Indolkerne angehören, das andere aber einem hydrirten 
Pyridinkerne, vielleicht einem hydrirten Methylpyridin. 

- E. Drechsel (Leipzig). 


Nr. 17. Centralblatt für Physiologie. 393 


Chouppe & Pinet. Quelqgues recherches sur laction de la Lobeline 
(C. R. soe. de Biologie, 7. Mai 1887, p. 291). 

Die Verf. können die von J. W. und 6. G. Lloyd behauptete 
Breeliwirkung von schwefelsaurem Lobelin beim Hunde nicht bestätigen 
(1 Centigramm subeutan, 1 bis 5 Centigramm in den Magen oder in 
die Vena saphena injicirt). Leon Frederieg (Lüttich). 


H. Dreser. Ueber die Wirkung der Hopfenbittersäure (aus dem 
Laboratorium für experimentelle Pharmakologie zu Strassburg; Arch. 
f. exper. Path. und Pharmak. XXI, 1 und 2) SIEH Ch 

Die von Bungener zuerst rein dargestellte bittere Substanz des 
Hopfens, die Hopfenbittersäure (Cs; Hz; O,), wirkt auf Kalt- und Warm- 
blüter etwas verschieden ein. Am Frosch sind (nach Injection von 
zwei Milligramm unter die Rückenhaut) die Hauptwirkungen: Lähmung 
des Uentralnervensystems (Verlangsamung und Aufhören der Athmune 
nach einer halben Stunde, Lähmung der Motilität früher als der Sensibilität, 
mitunter vor Eintritt der completen Lähmung Convulsionsstadium von 
wenigen Minuten) und des Herzens, und zwar zuerst der automatischen 
Herzganglien (im Anfangsstadium der Vergiftung vermochte Physostigmin 
die gesunkene Herzenergie wieder anzuregen), dann aber auch rasch 
des ganzen Herzmuskels. Beim Warmblüter (Taube, Katze, Kaninchen: 
letzteres konnte nur durch directe Injection der Säure ins Blut, nicht 
durch subeutane Injection oder per os vergiftet werden) betreffen die 
Wirkungen der Hopfenbittersäure das verlängerte Mark, und zwar ist 
es hauptsächlich die Athmungsfunction, welche zunächst mächtig er- 
regt wird, durch schliessliche Lähmung aber (beim Kaninchen nach 
Injection von etwa 20 Milligramm ins Blut) die eigentliche Todes- 
ursache bildet. — Im Bier ist die Hopfenbittersäure selbst nicht mehr 
vorhanden, aus derselben ist im Bier durch Oxydation ein weiterer, 
in Wasser etwas löslicher, nicht krystallinischer Bitterstoff entstanden, 
der sich, an Fröschen und Kaninchen geprüft, als ganz unschädlich 

erwies. A. Auerbach (Berlin). 


A. M08s30. Sull’atione ‚fisiologica della (Reale Accademia dei 
Lincei. Anno CCLXXXII, Vol. II, Serie 4*, 1886). 

Diese Arbeit behandet die Wirkung des UBER auf das Uentral- 
nervensystem der kalt- und warmblütigen Thiere, auf die Athmung. 
auf das Herz und auf die Blutgefässe. Die Resultate dieser analytischen 
Studien führten M. zu dem Schlusse, dass das Cocain bestimmt ist. 
in der Therapie das Strychnin zu ersetzen, indem es dieselbe Wirkung 
hat, ohne jedoch so giftig zu sein. Lustig (Triest). 


S. Arloing et P, Cazeneuve. Sur les effets physiologiques de deux 
colorants rouges azoiques tres employees pour colorer les substances 
alimentaires (Arch. de physiol. norm. et pathol: IX, 4, p. 356). 

Das Roceellinroth und das feste Roth B, zwei schwefelige Säure und 


- Natrium enthaltende Stickstoffderivate werden gemischt bei der Li- 


queur-, Wein- und Bonbonfabrieation vielfach zum Färben benützt. Es 
fragte sich, ob dieselben giftig seien. Die Versuche des Verf. ergaben 
nun, dass ein Hund, welchem selbst 3 Gramm des Farbstoffgemisches 


394 Centralblatt für Physiologie. Nr: 


pro Kilogramm Körpergewicht intravenös injieirt worden, zwar ernste Stö- 
rungen darbot, aber nicht zugrunde ging. Diese Störungen beziehen 
sich auf die Bluteireulation und die Athmung. Zuerst werden, wenn 
der Körper mit den Farbstoffen überschwemmt wird, die vasomotorischen 
Nerven gelähmt, dann erfährt die Athmung eine Verminderung 
bis zur Lähmung, schliesslich wird auch das Herz geschwächt und 
dieses, obwohl erst zuletzt angegriffen, unterliegt doch zuerst. Es 
zeigte sich ferner, dass nach intravenöser Injeetion der Farbstoffe sich 
die Oxydationen im Körper, gemessen an dem Verhältniss des im 
venösen Blut enthaltenen O zur CO,, etwas verminderten. Doch diese 
und ähnliche Erfahrungen haben für die Frage der Giftigkeit unserer 
Farbstoffe in Nahrungsmitteln keine Bedeutung, da in diesen, die zu- 
dem doch erst den Darmcanal passiren, bevor sie ins Blut gelangen, die 
Farbstoffe in nur sehr geringer Menge vorhanden, so dass ein Mensch wohl 
hundertmal mehr vertragen könnte. Allein es möchte sein, dass durch 
chronischen Gebrauch so geringer Mengen der Farbstoffe vielleicht 
Schaden gestiftet würde. Auch darüber geben die Versuche der Verft. 
Auskunft. An ein junges Schwein wurden täglich 5 Gramm des Farb- 
stoffgemisches und im Ganzen während 145 aufeinanderfolgenden Tagen 
725 Gramm verfüttert. Das Thier zeigte während der ganzen Zeit nicht 
die Spur einer Alteration seines Wohlbefindens und als es dann ge- 
tödtet wurde, ergab die Autopsie keinerlei krankhafte Veränderung. 
Die genannten Farbstoffe dürfen demnach zum Färben von Nahrungs- 
mitteln anstandslos weiter benützt werden. A. Auerbach (Berlin). 


H. Schulz. Berichtigung, betreffend die Giftigkeit der Phospho- 
Sauerstoffverbindungen (Arch. f. exper. Path. u. Pharmak. XXIH. 1 
12°... 150). 

S. hatte, durch ein mit Arsen verunreinigtes Präparat getäuscht, 
vor einiger Zeit behauptet, das phosphorigsaure Natron sei ein Gift. 
An reinen Präparaten hat er sich nunmehr, in Uebereinstimmung mit 
J. Neumann, überzeugt, dass die phosphorige Säure, in Dosen bis 
zu fast einem halben Gramm angewendet, durchaus ungiftig ist. 

A. Auerbach (Berlin). 

C. Kraus. Ueber das Verhalten pathogener Bacterien im Trinkwasser 
(aus dem hygienischen Institute in München; Arch. f. Hygiene 
VI, 2,783.5239): 

Verf. kritisirt die Versuche von Wolffhügel und Riedel (Arbeit. 
aus dem kais. Ges.- Amte I, S. 455) und von Bolton (Zeitschr. f. 
Hye. I, S. 76). Diese Versuche seien zu Schlüssen auf die natürlichen 
Verhältnisse nieht geeignet, da die Aussaat der pathogenen Bacterien 
fast immer in sterilisirte Wässer erfolgte, wodurch “die Öoncurrenz 
der saprophytischen Wasserbacterien ausgeschlossen wurde, da ferner 
die besäeten Flüssigkeiten meist bei 16 bis 35° gehalten wurden, bei 
weit über den natürlichen liegenden Temperaturen also. 

Bei seinen eigenen Versuchen säete Verf. die pathogenen Spalt- 
pilze stets in unsterilisirte Wässer aus, die verschiedene Wasserbaeterien 
enthielten und hielt die Proben constant bei 10'!/5" ©. Bei dieser Ver- 
suchsanordnung gingen die Choleravibrionen binnen 24 Stunden 
sämmtlich zugrunde. Milzbrandbaecillen waren nach drei 


ar. ir: Centralblatt für Physiologie. 395 


Tagen, Typhusbaeillen nach sechs Tagen in den Wässern 
abgestorben. Die chemische Zusammensetzung der Wässer war 
bedeutungslos. Stark verunreinigtes Brunnenwasser wirkte nicht anders 
als reines Quellwasser (Mangfallleitung). In Uebereinstimmung mit 
v. Pettenkofer schliesst Verf. auf die Bedeutungslosigkeit des Trink- 
wassers bei der Ausbreitung von Typhoid und Cholera. 
Gruber (Wien). 

M. Gruber. Eine Methode der (Cultur anaerobischer Bacterien, nebst 

Bemerkung zur Morphologie der Buttersäuregährung (Gentralblatt 

für Baeteriologie und Parasitenkunde I, 12, S. 367). 

Verf. benützt zur Reineultur der anaörobischen Bacterien ein specielles 
Verfahren, um die Entwickelung der Colonien in durchsichtigen, festen 
Nährboden tagelang mit dem Mikroskop beobachten zu können. 

Ein eirca 2 Centimeter weites Glasrohr wird an einem Ende 
zugeschmolzen, an einer Stelle zu einem circa 5 Öentimeter langen 
und 3 bis 4 Millimeter weiten Halse ausgezogen, so dass das Rohr 
vom zugeschmolzenen Ende bis zum Halse etwa 15 Üentimeter, das 
offene Rohrstück über dem Halse etwa 5 bis 6 Üentimeser Länge 
misst. Nachher Reinigung und Sterilisirung des Rohres sammt Baum- 
wollpfropf; später wird es mit 10 bis 12 Kubikcentimeter Nährgelatine 
gefüllt und noch einmal sterilisirt. Nach Ausführung der Reincultur 
drückt man den Baumwollpfropf tief in das Rohr hinein und setzt einen 
dicht schliessenden Kork oder Kautschukprofehen darauf, der in seiner 
Bohrung ein rechtwinkelig gebogenes, beiderseits offenes Glasrohr trägt. 
Nachher, durch ein specielles Verfahren (Evacuiren und Auskochen), 
wird die Luft aus dem Apparat ausgetrieben, das Glasröhrchen zu- 
geschmolzen und in horizontaler Lage die Gelatine durch Rotiren auf 
der inneren Oberfläche der Glaswand ausgebreitet. 

Auf dem während des Schwimmens auf 10—12° warmem Wasser 
langsam erstarrten Nährmedium von der Form eines ganz gleichmässigen 
Wandbelages kann man die sich entwickelnden Oolonien bei 100facher 
Vergrösserung gut beobachten. 

In dem Apparat wachsen und fructifieiren auch die exquisitesten 
Anaörobien. Dieses Verfahren taugt nur zur Cultur solcher Bacterien, 
die bei Temperatur unter 24 bis 25° C. gedeihen. Man kann die Röhre 
auch mit Nähr-Agar oder mit flüssigen Nährmedien beschieken, sie 
luftleer machen und zur Prüfung des Gährungsvermögens u. s. w. der 
Anaörobien verwenden. 

G. studirte mit Hilfe der eben beschriebenen Methode die Bacterien- 
gährungen, zunächst die Buttersäuregährung, und kommt zu dem Resultate, 
dass unter dem Namen Olostridium butyrieum (Bac. Amylobacter) 
bisher Formen vereinigt werden, die drei wohl unterscheidbaren Arten 
angehören, von denen zwei ausschliesslich anaörobisch zu leben ver- 
mögen. Alle drei Arten bilden aus Kohleydraten Buttersäure und Butyl- 
alkohol. Lustig (Triest). 


E. Duclaux. Sur les actions compardes de la chaleur et de la lumicre 
solaire (Öompt. rend. CIV, 5, p. 294). 

D. hat verschiedene organische Substanzen mit verschiedenen 

Oxydationsmitteln zusammengebracht und ihre Reaction aufeinander 


396 Centralblatt für Physiologie. Ne) #7: 


unter dem Einfluss der Hitze und dem des Sonnenlichtes untersucht. 
Er theilt die Versuchsergebnisse nur bezüglich der Neubildung 
flüchtiger organischer Substanzen mit. Er schliesst aus seinen Versuchen 
ausser Anderem, dass das Lieht alle Wärmewirkungen ebenfalls zu 
leisten vermöge, dass aber umgekehrt die Wärme nicht alle Wirkungen 
des Liehtes herbeizuführen vermöge, sondern dass eine Anzahl von 
Reaetionen ausschliesslich durch das Lieht bewirkt werden. 
Gruber (Wien). 
S. Arloing. Les spores du Bacillus anthracis sont reellement tudes 
par la lumiere solaire (Compt. rend. OIV, 10, p. 701). 

Das vom Verf. früher (1885) erhaltene Versuchsergebniss, dass 
Milzbrandsporen in Bouillon dureh zwei- bis dreistündige Insolation 
getödtet werden, war von Nocard und Duclaux dahin gedeutet 
worden, dass die Sporen zuerst keimen und dann die vegetativen 
Stäbchen der Einwirkung des Lichtes erliegen. Strauss (Socidte de 
Biologie 1886) glaubte dies experimentell bewiesen zu haben, indem 
er die Sporen in Bonuillon und destillirtes Wasser aussäete und beiderlei 
Aussaaten dem Sonnenlichte aussetzte, wobei dann die Sporen in 
destillirtem Wasser ungeschädigt blieben; wie er glaubte, deshalb, 
weil sie im Wasser nicht zur Keimung gelangten. 

Verf. stellte nun neue Versuche an, bei welchen er die Keimung 
dadurch unmöglich machte, dass er die besäete Bouillon in Pasteur- 
schen Kölbehen entweder auf — 4° O. abkühlte oder auf + 52° C. 
erwärmte. Trotzdem wurden die Sporen, 5 respective 4'/, Stunden lang 
der Februarsonne exponirt, abgetödtet, während sie in gleich behandelter 
Bouillon, im Dunkel gehalten, völle Lebensfähigkeit behielten. Die 
Sporen als solche erliegen demnach dem Sonnenlichte. Das abweichende 
Resultat. Strauss’ erklären andere Versuche des Verf. dahin, dass 
‘die Tödtung der Sporen durch das Sonnenlieht in destillirtem Wasser 
viel langsamer erfolgt. Nach sechs- und neunstündiger Insolation gaben 
die Sporen noch kräftige Vegetation, nach zwölfstündiger noch spärliche; 
während: 16stündige, 24-, 27- und 30stündige Besonnung auch in 
destillirtem Wasser ihren Tod herbeiführte. - Verf. betont die hygienische 
Bedeutung seiner Befunde, nach welchen Gebiete, in welehen Sporen 
reichlich abgesetzt oder an die Bodenoberfläche verbracht worden 
sind, durch Besonnung desinfieirt werden. Gruber (Wien). 


A. Müntz et V. Marcano. Sur la formation des terres nitrees dans 
les regions tropicales (Ann. de chim. et de phys. X, Avril. p. 550). 
In den Tropen sind salpetersäurereiche Bodensorten allenthalben 
verbreitet. Man hat die Quelle der Nitrificirung in den dortselbst so 
ausserordentlich häufigen und heftigen Entladungen der Elektrieität 
bei Gewittern vermuthet; doch lassen sich auch andere Möglichkeiten 
denken. Zur Endscheidung der Frage haben M. und M. eine Reihe von 
in Venezuela gesammelten salpetersäurereichen Bodenproben untersucht. 
Letztere waren theils den Guanolagern, welche sich häufig in Höhlen 
aufgespeichert finden, entnommen, theils dem Boden im engeren oder 
weiteren Umkreis soleher Höhlen. 
Der Guano in den Höhlen enthält viel Stickstoff in organischer 
Verbindung, wenig oder keine Nitrate; in einiger Entfernung von den 


Nr. 17. Centralblatt für Physiologie. 397 


Grotten finden sich letztere reichlich und keine organischen Stickstofl- 
verbindungen. Ueberall aber, wo Nitrate sich finden, sind diese begleite! 
von Phosphaten. auch an jenen Stellen. an welchen aller organischer 
Stiekstoff verschwunden ist. Die Nitrate haben demnach thierischen Ur- 
sprung. Pflanzen eignen sich wegen ihres geringen Gehalts an organischen 
Stiekstoffverbindungen kaum zur Nitratbildune und wie die Unter- 
suchung von Bodenproben rein vegetabilischer Herkunft die Verft. 
gelehrt haben, trifft man in solchen aus den Tropen kaum mehr au 
Nitraten als in gemässigten Klimäten. Die Salpetersäure ist regel- 
mässig an Kalk gebunden, Kali oder Natronverbindungen begegnet 
man selten. 

Die Umwandlung der thierischen organischen Stickstoflver- 
bindungen wird durch mikrococeenähnliche Organismen eingeleitet, 
jenen vergleichbar, welche Schlösing und Müntz als Organismen der 
Nitrifieation schon früher ‘angesprochen haben. Nur sind jene der 
Tropen viel grösser und zeigen sich intensiver in der Wirkung. 
Wichtig scheint die T'hatsache, dass die genannten Organismen auch 
in einem Boden, der ausserordentlich reich an Nitraten ist, noch zu 
- gedeihen vermögen. Rubner (Marburg). 


Berthelot. Sur la firation direete de lazote gazeux de latmosphere 
par les terres vegetales avec le concours de la vegetation (Compt. 
zend- GIV, 10, p. 623). 

Bei früheren Untersuchungen (Compt. rend. CIV, Nr. 6) hat Verf. 
festgestellt, dass gewisse Thonböden und Humusböden durch Ver- 
mittelung von Mikroorganismen. insbesondere bei Durchfeuchtung mit 
Regen, bedeutende Mengen atmosphärischen Stickstoffs aufnehmen 
(50 Kilogramm Boden von Mai bis November 1886: 8:7 bis 23:15 Gramm 
Ne: Parallelversuche mit Humusböden, auf denen Pflanzen wuchsen, 
ergaben, dass die Anhäufung des N im bepflanzten Boden geringer 
war, als im unbepflanzten. Es scheint, dass die Pflanzen einen Theil 
des N dem Boden entziehen und wieder freien Stickstoff abgeben. 
Die Pflanzen selbst nehmen keinen Stickstoff aus der Atmosphäre auf. 
Bei intensiver Oultur würde der N-gehalt des Bodens bald erschöpft 
sein, wenn er nicht durch Düneune ersetzt würde. (Ref. darf wohl 
darauf hinweisen, dass diese Angaben den bisherigen Forschungs- 
ergebnissen widersprechen.) Gruber (Wien). 


Raphael Dubois. Les Vacuolides (M&moires de la soeiete de Biologie, 
23 Mars 1887, p. 9). 

In der ganzen Thierreihe beruht nach dem Verf. die Lichtent- 
wickelung auf der Entstehung von einer Anzahl kleiner, stark licht- 
breehender Körner im Inneren des Protoplasmas mit einer centralen 
Vacuole, daher der-Name Vacuoliden, den er für dieselben vorschlägt. 

Für die genaue Schilderung der von Herrn D. beobachteten That- 
sachen, verweisen wir auf das Original und auf die früheren Publiecationen 
des Herrn D. Leon Frederieq (Lüttich). 


Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie. 


E. v. Regeczy. Drei Abhandlungen zur Muskel- und Nervenphysiologie 
(vorgelest i. d. Sitzung d. Akad. d. W. zu Pest: Mathem. naturw. 
Classe, 20. Juni 1887 — Orvosi hetilap 26, 1887, 26. Juni. ungarisch). 


398 Centralblatt für Physiologie. Ne 


1. An dem Du Bois schen Inductionsapparate hat Verf. eine ein- 
tache und doch exacte Graduirung vorgenommen. (Im ungarischen 
Referate wird die Methode nicht angegeben.) 

2. Der erste und zweite Satz des von Pflüger (für Reizung der 
Nerven durch den constanten Strom) ausgesprochenen und von Bezold 
auch auf die Muskeln ausgedehnten Zuckungsgesetzes passt auch auf In- 
ductionsströme: und zwar a) bei schwachem Inductionsstrom und nach 
Verminderung der Erregbarkeit des Muskels auch bei verhältnissmässig 
starken Strömen geht Me Erregung immer von der Kathode aus; 


b) bei stärkeren Induetionsströmen wird wohl von der Anode wie 


von der Kathode Zuckung ausgelöst, und wenn der Muskel erregbarer 
ist, wirken auch schwächere Ströme so; c) die Reizungsstärke der 
Induetionsöffnungsströme von der Kathode, sowie auch von der Anode 
aus, ist grösser als die entsprechenden Phasen des Schliessungs- 
induetionsstromes; die anodische Wirkung des Oeffnungsinductions- 
stromes ist sogar grösser als die kathodische des Schliessungs- 
inductionsstromes. 

3. In der dritten Abhandlung hat Verf. die Wirkung der elastischen 
Dehnung des Muskels auf die scheinbare Zeit der latenten Erregung 
untersucht und hat auch 0-002 Secunden latente Zeit constatirt ; doch 
glaubt Verf., dass die Erregung wahrscheinlich keine latente Periode 
hat, sondern diese allein durch Anfangsdehnung des Muskels zu Stande 
kommt. Thanhoffer (Pest). 


J. Renaut. Sur la formation cloisonnante (substance trabeeulaire) du 
enge hyalin foetal (Gomptes Rendus GIV, 21, p. 1452). 
— Sur la bande articulaire etc. des cartilages diarthrodiaus (ibid. 
GRN.522;..B: 1539). 

R. härtet Epiphysen- und Gelenksknorpel von Rindsembryonen, 
von Kälbern und erwachsenen Rindern in Dämpfen von einprocentiger 
Osmiumsäure 10 bis 24 Stunden lang und färbt mit Hämatoxylın. Er 
findet die Grundsubstanz durchsetzt von einem membranösen Netz- 
werk, welches die Kapseln der Knorpelzellen nicht durchdringt, und 
von den Bindegewebsfasern, welche in der Nachbarschaft des Peri- 
ehondriums den Knorpel durchsetzen, gänzlich unabhängig ist. Weder 
einfaches Verweilen in einer feuchten Kammer, noch auch rasche 
Härtung in Dämpfen von Osmiumsäure zeigen dieses Netzwerk, in dem 
der Verf. dasjenige sieht, was den von Anderen gegebenen Beschrei- 
bungen von Safteanälchen im Knorpel eigentlich zu Grunde liest. (? Ref.) 
In dem Gelenksknorpel eines Kalbes, der auf die angegebene Weise 
behandelt wurde, ist die Grundsubstanz nicht durchweg violett gefärbt, 
zeigt vielmehr violett &efärbte Züge in schwach bläulieh tingirter 
oder farbloser Masse; die Kapseln sind intensiv violett gefärbt. Die 
Grundsubstanz des Knorpels von einem ausgewachsenen Rind färbt 
sich durchweg violett. während diejenige des embryonalen Knorpels 
ganz ungefärbt bleibt. Verf. schliesst hieraus, dass im Knorpel ausser 
dem Netzwerk und der hyalinen, sich nicht färbenden, Grundsubstanz 
noch eine dritte Substanz enthalten sei, je nach dem Entwickelungs- 
zustand in verschiedener Menge, für die er den Namen „Substance 
ehondrochromatique'” vorschlägt. 


NT. ER. Centralblatt für Physiologie. 399 


Beim erwachsenen Thiere ist das Netzwerk nicht mehr sichtbar, 
die ganze Grundsubstanz erscheint gleichförmig violett mit Ausnahme 
des Luschka’schen Gelenksbandes (bande articulaire), welches sich 
durch eine besonders engmaschige Anordnung des Netzwerkes aus- 
zeichnet. Paneth (Wien). 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


W. Braune. Ueber den Mechanismus der menschlichen Hand (Anat. 
Anz. HU, 1887, 13, S. 395; Verh. d. I. Vers. d. Anat. Ges., Leipzig, 
dAzund 15,.1V. 87): 

Die in Gemeinschaft mit Dr. Fischer ausgeführte Untersuchung 
B.’s „behandelt zunächst die Längen der Phalangenreihen mit den dazu 
gehörigen Metakarpusknochen, und den Einfluss, welche die Beweglich- 
keit der Theile der ersten Karpalreihe ausübt. sowie den Antheil, 
‚welchen jedes der beiden Karpalgelenke an der Bewegung im gesammten 
Handgelenkapparat hat’. 

Die Resultate finden wir am besten in B.'s bündigen, einen Aus- 
zug nicht gut zulassenden Worten: 

„Von den Metakarpusknochen ist der zweite der längste, mit nur 
seltenen Ausnahmen; auf ihn folgen der dritte, vierte, fünfte, erste. 
Von den Phalangenreihen ist die des dritten Fingers die längste, auf 
sie folgt der Länge nach die des vierten, zweiten, fünften, ersten. Die 

Prominenz des Zeigefingers über die Höhe des vierten Fingers ist also 

durch die Länge des zweiten Metakarpusknochens bedingt. 

Die Summe der Längen von End- und Mittelphalanx ist grösser 
als die Länge der Grundphalanx, und die Länge der Grundphalanx 
+- Mittelphalanx grösser als die des zugehörigen Metakarpusknochens. 

Die Bewegung aller einzelnen mit dem Gelenk fest verbundener 
Knochenpunkte erfolgt auf eoncentrischen Kugelflächen, deren gemein- 
samer Mittelpunkt in der Mitte des Köpfchens von Capitatum liegt. 

An der rechten Hand betrug die Grösse der Dorsalflexion, von 
der Mittelstellung aus gerechnet, 83", an der linken Hand 79". 

In Beziehung auf die Radial- und Ulnarflexion ergaben sich 
Flexionsgrössen von der Mittelstellung aus von 27 und 28°. 

Nach Ausschaltung der einzelnen Gelenke ergab sich, dass das 
erste Gelenk (Radiokarı palgelenk) sich bedeutend mehr bei der Volar- 
flexion, als bei der Dorsalflexion, und etwas mehr bei der Ulnarflexion 
als bei der Radialflexion betheiligte. 

Im zweiten Gelenk (Interkarpalgelenk) betrug die Dorsalflexion 
ungefähr das Dreifache der Volarflexion. Die Radialtlexion war grösser 
als die Ulnarflexion. 

Der Einfluss der Beweglichkeit der Knochen der ersten Hanıd- 
wurzelreihe auf die Flexionen in den beiden Gelenken ergab sich als 
folgender: die Fixirung der drei Knochen der ersten Reihe zu einer 
fest verbundenen Masse beschränkte namentlich die Bewegungen im 
. zweiten Handgelenk, und zwar besonders: in der Volardorsalrichtung. 

Im Handgelenk liegt also ein Apparat vor, dessen Bewegungen 
um das Köpfehen des Capitatum wie um einen Zapfen erfolgen, mit 
Hilfe von zwei eoncentrischen, in ihrer Form veränderlichen Pfannen; 


A0O Öentralblatt für Physiologie. Nr. 


denn ebenso wie die erste Handwurzelreihe aus beweglichen Gliedern 
zusammengesetzt ist, zeigt die Gelenkfläche des Radius mit dem an- 
schliessenden Knorpel Formveränderungen, welche vom Ellenbogen- 
gelenk aus hervorgebracht werden durch die Verschiebbarkeit der 
beiden Vorderarmknochen gegeneinander.”  Sigm. Fuchs (Wien). 


Physiologie der Athmung. 


Hanriot et Ch. Richel. /nfluence des modifications volontaires de la 
respiration sur lexeretion de lacide, carbonique (Compt. rend. CIV, 
19p., 1320): 

Nach einer früher mitgetheilten Methode ®) wird beim Menschen 
die Menge der Kohlensäure bestimmt, welche innerhalb einer be- 
stimmten Zeit bei verschiedener Ventilation der Lunge exspirirt wird. 
Aus den Versuchen ergibt sich, dass die Kohlensäureproduetion im 
Wesentlichen unabhängig von der Lungenventilation ist. Die Ausscheidung 
der Kohlensäure kann während einiger Minuten von der Ventilation 
beeinflusst werden, vermehrt durch starkes, vermindert durch schwaches 
Athmen; bald aber wird der Gang der Ausscheidung mit dem der 
Production wieder parallel. F. Röhmann (Breslau). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Circulation. 


J. C. Eberth und ©. Schimmelbusch. Ueber Thrombose beim Kalt- 
blüter (Virch. Arch. OVIH, 3, 8. 359). 

Die Verff. haben den Vorgang der Thrombose theils am Mesen- 
terium direct beobachtet, theils an Schnitten durch ligirte Gefüsse 
studirt._ Die Untersuchung wurde hauptsächlich an Fröschen durch- 
geführt, aber auch Tritonen, Kröten, Fische, Schildkröten zum Ver- 
gleich herbeigezogen. Die Verff. beschreiben zunächst den dritten 
geformten Blutbestandtheil der Kaltblüter, die Spindeln, aus Kern und 
Protoplasmaleib bestehend. Während dieselben im 'eireulirenden Blut 
nicht sichtbar sind, häufen sie sich an jedem Strömungshinderniss an. 
sei dieses durch Berührung mit einer Nadel, durch Ligatur, durch 
Einwirkung von Aether, oder sonstwie gesetzt. Es sind sehr vergängliche 
(Gebilde, durch Osmiumsäure, oder durch Antrocknen eines in beson- 
ders vorsichtiger Weise (efr.-das Original) gewonnenen Blutstropfens 
zu eonserviren. Haben sich diese Spindeln irgendwo angehäuft und 
stellt sich die Cireulation nicht wieder her, so verschmelzen sie mit- 
einander, die Kerne derselben verschwinden und der Thrombus ist 
fertig. Die Verft. halten die Spindeln für selbstständige. eigenartige 
Zellen, weder mit den rothen Blutkörperehen, noeh mit den Leuko- 
eythen, noch mit den spindelförmigen Elementen des (efäss- 
endothels identisch. Sie heben hervor, dass der Aufbau des 'Thrombus 
nur von den Spindeln besorgt wird, welche sowohl in Bezug auf 
diese Function, wie auch auf sonstiges Verhalten (ausgenommen das 
Vorhandensein des Kernes) in dem Blutplättchen der Säuger ihr Ana- 
logon haben. Alle anderen corpuseulären Elemente, die sich im Throm- 


*) Vgl. dieses Centralblatt Nr. 5, S. 114. 


INT... 17: Centralblatt für Physiologie. 401 


bus finden, sind nur zufällige Einschlüsse. Auch Fibrinablagerungen 
haben die Verff. in den jungen T'hromben, die sie ausschliesslich 
beobachteten, nicht gefunden. so dass die Pfröpfe oft genug nur aus 
Spindeln bestanden. Ueber die Verhältnisse bei älteren Thromben 
sollen weitere Untersuchungen angestellt werden. Paneth (Wien). 


E. Grunmach. Ueber die Beziehungen der Dehnungscurve elastischer 
Röhren zur Puisgeschwindigkeit (Berl. akad. Sitzungsber. 1887, XV, 
S. 275). 

Verf., welcher früher (Du Bois-Reymond's Arch. 1879, S. 418) 
in Uebereinstimmung mit Moens (Die Pulseurve, Leyden 1878) die 
Aenderung der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Pulswelle als gleich- 
sinnig mit der Aenderung der Spannung im arteriellen System fest- 
gestellt und hierauf fussend, die Bestimmung der Fortpflanzungs- 
oeschwindigkeit der Pulswelle den klinischen Untersuehungsmethoden 
eingereiht "hatte (Virchow’s Arch. CH, S. 565), zur Gewinnung 
eines Masses für Aenderungen der Spannung im arteriellen System. 
löst in der vorliegenden Untersuchung die scheinbaren Widersprüche, 
welche sich aus Angaben elassischer Autoren sesen den Satz 
von Moens und ihn ergeben. E. H. Weber hatte (durch unanfecht- 
hare Versuche gefunden, dass die Fortpflanzungsgeschwindigkeit von 
Wellen in elastischen Schläuchen mit steigendem Druck abnahm, 
ebenso Rive, während Marey zu dem entgegengesetzten Re- 
sultate gelangt war und Dönders keine Aenderung der Fort- 
pflanzungsgeschwindigkeit bei verändertem Druck eefunden hatte. 
Nun muss zweifellos die Fortpflanzungsgescehwindigkeit mit wachsendem 
Elastieitätseoöffiecienten der Rohrwand wachsen und es lag der Gedanke 
nahe, dass der Elastieitätscoöffieient selbst, je nach der Verschiedenheit 
des Schlauchmateriales, eine bis zur Umkehrung verschiedene Function 
des Füllungsgrades oder, was dasselbe sagen will, des Druckes oder 
der Wandspannung sei, so dass. wenn die verschiedenen Autoren mit 
Kautschukschläuchen von verschiedenem Materiale gearbeitet haben. 
sie zu verschiedenen Resultaten über die Beziehung zwischen Druck 
und Fortpflanzungsgesehwindigkeit gelangen mussten. Verf. hat deshalb 
die Dehnungseurven, d. h. die Curven, deren Abseissen den Druck- 
werthen und deren Ordinaten den Volumwerthen der Füllung proportional 
sind, für die von ihm zur Bestimmung der Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit der Welle benützten Schläuche experimentell ermittelt. Es zeigte 
sich, dass bei den besten jetzt im Handel gangbaren schwarzen Kaut- 
schukschläuchen die Dehnungscurve convex gegen die Abseisse ist, dass 
also der Elastieitätscoöfficient bei diesen Schläuchen mit wachsendem 
Druck abnimmt. Dementsprechend nahm bei ihnen auch die Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit mit wachsendem Druck ab (Fall von E.H. Weber und 
Rive). Schläuche, deren Dehnungseurve ohneweiters linear oder gegen die 
Abseisse concav ist, fanden sich jetzt im Handel nicht, doch liess 
sich die erste Schlauchsorte durch geeignete Umwickelung mit Lein- 
'wandbinden in Schläuche mit solchen Eigenschaften umwandeln. War 
die Dehnungseurve durch Umwickelung Eines d. h. war der Elastieitäts- 
eoöffieient unabhängig vom Druck gemacht, dann war auch die Fort- 
pflanzungseeschwindiekeit bei variirendem Drucke constant (Fall von 


402 Centralblatt für Physiologie. Nr. 17. 


Donders), und war die Dehnungscurve durch Umwickelung concav 
gegen die Abscisse gemacht, so dass also der Elastieitätscoöffieient 
mit wachsendem Druck zunahm, so wuchs auch die Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit mit wachsendem Druck (Fall von Marey). Um nun 
ein Urtheil darüber zu gewinnen, welcher Fall in den arteriellen Röhren 
realisirt sei, wurden die Dehnungscurven an herausgeschnittenen Aorten 
von Pferden, welche lang genug sind, um (mit den. verfeinerten Me- 
thoden des Verf.) auch Bestimmungen der Fortpflanzungsgeschwindig- 
keit zu gestatten, die Dehnungseurven bestimmt. Diese stellten sich 
als hochgradig concav gegen die Abseisse heraus. Dementsprechend 
wuchsen auch die Fortpflanzungsgeschwindigkeiten stark mit zunehmen- 
dem Druck. Der Satz von Moens und Grunmach ist also als Grund- 
lage für weitere Untersuchungen am Menschen berechtigt. 
Gad (Berlin). 
L. Wick. Ueber die praktische Verwendbarkeit des Hiämometers von 
v. Fleisch! (Allgem. Wiener mediein. Zeitung 1887, S. 251). - 
Für den Militärarzt ist es oft sehr wünschenswerth, ein sicheres 
Urtheil über die Blutbeschaffenheit zu gewinnen, z. B. bei Assentirungen, 
Ueberprüfungen, Superarbitrirungen; in dieser Richtung ist die Fest- 
stellung des Hämoglobingehaltes ein sehr bedeutender Gewinn. Der 
Verf. hatte sich daher bei seinen Untersuchungen die Aufgabe gestellt, 
die physiologische Breite festzustellen, in welcher sich der Hämo- 
globingehalt bewegt, ferner die bei den Bestimmungen mit v. 
Feischl’s Hämometer auftretenden Fehlerquellen zu ermitteln. Er 
fand bei gesunden ü 
Soldaten im Alter von 20 bis23J. 96 bis 116°/,. durehsehn. 107 %,. 


Männern . \ 30.8. 00.1007 RAN f 107%. 
> Et ET AR OT DONE ki 102 
t a A ABO ER ENT 1 LOEN z 107: 

Kinder I wi, 3 a gar SEO r _ 

Tubereulösen' ..., )W, 2277.30 27057 87 R 80%. 


v. Fleischl hat seinen Glaskeil so geaicht, dass bei demselben 
die Zahl 100 Procent dem Hämoglobingehalte des Blutes gesunder 
Männer im mittleren Lebensalter entspricht. Der Verf. kam zu einem 
Mittel von 105 Procent, er kann die Ursache, warum er ein "höheres 
Mittel als v. Fleischl findet, nicht sicher angeben. Durch Wasser- 
entziehung bei einer Schwitzeur konnte der Hämoglobingehalt ge- 
steigert, durch reichliches Wassertrinken vermindert werden; bei solchen 
Experimenten kamen Schwankungen von 20 bis 24 Procent vor. Unter 
normalen Verhältnissen kann angenommen werden, dass der Hämo- 
globingehalt um 3 bis 4 Procent nach auf- und abwärts schwankt. 
Grösser ist die Differenz, wenn verschiedene Personen untersucht 
werden, auch wenn sie dieselbe Lebensweise und dasselbe Alter haben; 
bei gesunden Soldaten derselben Altersstufe wurden zu derselben 
Tagesstunde Zahlen erhalten, welche zwischen 96 und 116 Procent 
schwankten; es ist denkbar, dass der verschiedene Wassergehalt die 
Ursache der Differenzen ist. 

Bezüglich der Untersuchungsfehler führt er einen Ausspruch Dr. 
Lacker’s an (Mediein. Wochenschrift 1886), welcher sagt, dass man 
sich begnügen müsse, wenn zwei hintereinander ausgeführte Bestim- 


Nr. 17. Centralblatt für Physiologie. 4053 


mungen bei demselben Individuum um nicht mehr als 5 Procent differiren. 
Auf Fehler von 1 bis 2 Procent muss man gefasst sein, bei wenig 
sorgfältigen Untersuchungen erreichen dieselben leicht 5 Procent. 
Selbst ein mit der Lancette ausgeführter tiefer Stich kann bei 
manchen Personen so wenig Blut geben, dass die Pipette nicht ganz 
gefüllt wird und, wenn man den Stich nicht wiederholen will, durelı 
Auspressen sehr leicht nieht mehr Blut allein gewonnen wird. Ueber- 
steigt der Hämoglobingehalt 100 Procent, so wird die richtige Ab- 
schätzung der Helliekeitsdifferenz schwierig; die Ablesungen zweier 
Personen differirten oft um 10 Procent, der Verf. selbst war wieder- 
holt bei Differenzen von 4 Procent auf- oder abwärts im Zweifel. Er 
nimmt als möglichen Untersuchungsfehler 5 Procent auf- oder ab- 
wärts an, der somit einer möglichen Gesammtdifferenz von 10 Procent 
entspricht; ferner kann durch die Schwankungen im Wassergehalt 
leieht ein Unterschied von 5 Procent auf- oder abwärts bedingt wer- 
den, weleher abermals einer Gesammbtdifferenz von 10 Procent ent- 
spricht. Da sich diese beiden Differenzen summiren, so erhält man für 
die mögliche Differenz eine Summe von 20 Procent; aus den Unter- 
suchungen W.'s ergibt sich das Mittel zu 105 Procent — während 
v. Fleischl 100 Procent annimmt — und es werden sich somit die 
Schwankungen zwischen 95 und 115 Procent bewegen, wie es der 
Verf. thatsächlich bei den Soldaten gefunden hat. An diese Beob- 
achtungen sind Betrachtungen geknüpft, wie weit die gefundenen 
Zahlen von Aerzten zu Schlüssen benützt werden können. 
Latschenberger (Wien). 
G. Magini. Sulla eceitazione del cuore colle corrente galvanica (Bulletino 
della Reale Accademia medica di Roma, XIII, 3, p. 182). 

M. beobachtete bei Reizung des schlagenden, in situ befindlichen 
Froschherzens mit einem Kettenstrom im Augenblicke der Schliessung 
zwei verkürzte, durch eine verstärkte diastolische Erschlaffung getrennte 
Systolen; während der Schliessungsdauer fand er die Schlagzahl des 
Herzens merklich beschleunigt. worauf bei Oeffnung des Stromes eine 
längere diastolische Pause eintrat. Biedermann (Prag). 


Physiologie der Drüsen. 


J. Marshall. A preliminary notice of a crystalline acid in urine, 
possessing more powerful reducing properties than Glucose (Phila- 
delphia Med. News. 1887, N’ 2, pag. 35; Amer. Journ. of Pharmacy 
1887, p. 131; Ann. des Malad. des Org. Genito-Urin. V., 5, p. 317). 

Der Harn rührte von einem allem Anschein nach vollkommen 
gesunden Manne her, welcher wiederholt von Lebensversicherungs- 

Gesellschaften wegen Glycosurie zurückgewiesen worden war. Der 

Mann hatte keinerlei Mediecamente gebraucht. Die redueirende Substanz 

wurde aus dem Harn durch basisches Bleiacetat gefällt, der ausgewaschene 

Niederschlag durch Schwefelwasserstoff zerlegt, die vom Schwefelblei 

abfiltrirte Lösung nach dem Verjagen des Schwefelwasserstoffes mit 

Bleiearbonat gekocht, filtrirt und eingedampft. Das in Nadeln auskry- 

stallisirte Bleisalz wurde wieder mit Schweffelwasserstoff zerlegt und 

die Säure aus dem Filtrat mit Aether extrahirt. Nach dem Umkrystal- 


—r 


EEE ET TEE EURER De ER TTEEZEDZEERTELDPNE DEREN! 


404 Centralblatt für Physiologie. Nr: 17. 


lisiiren aus Wasser erschien sie in tetragonalen Prismen, löslich in 
Wasser, Alkohol und Aether; unlöslieh in Chloroform, Benzol und 
Petroleumäther. Sie sehmilzt bei 140° und sublimirt bei weiterem Er- 
hitzen. ‚Die wässerige Lösung liefert mit Eisenchlorid eine vorüber- 
sehende Blaufärbung. Aus der wässerigen Lösung wird die Säure durch 
Thierkohle herausgenommen. Die Säure ist stickstoffrei, ‘redueirt Silber- 
nitrat schon in der Kälte, redueirt Fehling’sche Lösung stärker als 
Traubenzucker, verändert aber alkalische Wismuthlösung nicht (Bött- 
eher’s Probe): sie ist optisch inactiv und unvergährbar. Aus alledem 
seht hervor, dass es sich nicht um einen Zucker, sondern um eine 
aromatische Säure handelt. Das Bleisalz enthielt 33:6 Procent Blei: 
aus 100 en n Harn liess sich etwa 1 Gramm dieses Salzes 
darstellen. Schotten (Berlin). 


Georg Salomon. Untersuchungen über die Xanthinkörper des Harns 
(Zeitschr. f. phys. Chem. XI, 5, S. 410). 

S. theilt eine Elementaranalyse von dem aus menschliehem Harn 
sewonnenen Hypoxanthin mit. Bei Phosphorvereiftung zeigen die 
Xanthinkörper weder im Harn noch in den Geweben des Hundes eine 
Veränderung gegen die Norm. 

Der Hundeharn enthält Hypoxanthin, Heteroxantbin und Xanthin, 
kein Paraxanthin. Das letztere wurde auch in dem Harn eines Leukämikers 
vermisst. 

In den bisher untersuchten Geweben des Körpers (Leber, Muskel. 
Hoden) wurden noch niemals Paraxanthin und Heteroxanthin gefunden; 
wahrscheinlich werden dieselben erst in der Niere gebildet. 

F. Röhmann (Breslau). 


M. A. Müntz. Sur lexistence des El&ments du suere de lait dans les 
plantes (Ann. de chim. et de phys. X, Avril, p. 566). 

M. hat Untersuchungen angestellt, welche die Herkunft des Milch- 
zuckers in den meisten Fällen klarzulegen im ‚Stande sind. Eine 
Reihe von Körpern. welche in den Pflanzen sehr verbreitet sind, wie 
Schleimstoffe, Gummi, Pektinstoffe, liefern als Spaltungsproduet Galaktose, 
weleh letztere mit jeuer aus Milchzucker en zu sein scheint. 

Sonach wäre die Bildung von Milchzueker im Körper des Pflanzen- 
tressers als eine Synthese von Dextrose und Galaktose aufzufassen. 
Diese Erklärungsweise ist aber nur zulässig, wenn sich wirklich im 
Futter des Pflanzenfressers genüsend Galaktose findet. Dies scheint 
der Fall zu sein. Eine Kuh, welche M. beobachtete, lieferte 10 Liter 
Milch (= 250 Gramm Galaktose) und verzehrte täglich 660 Gramm 
Pektinstoffe und 825 Gramm Gummi — 1485 Gramm an Stoffen, welche 
reichlich den Galaktosebedarf decken konnten. Rubner (Marburg). 


P. Latschinoff. Ueber die Gallensäuren (Ber. d. d. chem. Ges. XX, 
3..1043).: 

Ueber die Krystallform der Choleinsäure (ebenda, S. 1053). 

L. ist bei seinen weiteren Untersuchungen über die Gallensäuren 
zu folgenden Resultaten gelangt: 1. Die wasserfreie Oholsäure (wenn 
sie überhaupt existirt) entspricht der Formel C,, H;> O,, die 71:09 Pro- 
eent © und 9:95 Procent H verlangt. 2. Die wässerige oder irgend eine 


Bir. 177. Centralblatt für Physiologie. 405 


Krystallisationssubstanz (Aceton, Essigsäure) enthaltende Cholsäure ent- 
spricht nach dem Trocknen bei 175° der Formel O,; H,, 0; + '/. H,O 
(oder einer anderen Substanz), welche darauf hinweist, dass das '/, Molekül 
Krystallisationssubstanz sich nur beim Zersetzen der Säure ausscheidet, 
woher bei der Analyse der auf gewöhnlichem Wege getrockneten Säure 
immer niedrigere Resultate erhalten werden, als die Theorie erwarten 
lässt. 3. Die Oholsäure enthält, wie Mylius gezeigt hat, drei Alkohol- 
hydroxyle und verliert sechs Wasserstoffatome, indem sie in die Dehydro- 
cholsäure übergeht, deren Formel demnach (,; H;, 0; sein wird. 4. Die 
wasserfreie Choleinsäure existirt unstreitig und entspricht sieher der 
Formel C,, H,, O,. 5. Die wässerige, aber eine andere Krystallisations- 
substanz enthaltende Choleinsäure entspricht nach dem Trocknen bei 
175° der Formel (,; H, 0, + '/.H,0. 6. Die Choleinsäure enthält zwei 
Alkoholhydroxyle und verliert vier Wasserstoffatome bei ihrem Ueber- 
gange in die Dehydrocholeinsäure, deren Formel C,, H;; O, ist. 7. Die 
Desoxycholsäure von Mylius ist mit der wässerigen Choleinsäure 
identisch. 8. Das !/, Molekül Wasser, das ich früher der Formel der 
Cholsäure und einigen anderen Säuren beifügte, und dessen Rolle ganz 
unverständlich war, hat jetzt nach Ersetzung desselben durch '/, H,O 
einen ganz bestimmten Sinn und Bedeutung erhalten. (Man vergleiche 
die Formeln: O,; H,, 0, + '/, H,O = (03; H,» 0,),; + H,O mit derjenigen 
der Jodeholsäure: (O,, H,, JO;);, + HJ von Mylius, Ref.) 9. Die An- 
hydride der Chol- und ÖOholeinsäure werden durch lang andauerndes 
Erwärmen der Säuren im Luftbade bis auf 165° erhalten. In der 
Öchsengalle finden sieh auf 1 Theil Choleinsäure etwa 3°3 Theile 
Cholsäure. Die Krystallform der Choleinsäure wurde von Jerofejew 
bestimmt: die wasserfreie Choleinsäure krystallisirt in hemiödrischen 
Formen des rhombischen Systems, die wässerige mit 1'/; H,O in holo- 
edrischen Pyramiden des quadratischen Sy stems. 
E. Drechsel (Leipzig). 
R. Palm. Ueber die quantitative chemische Bestimmung der Milch- 
bestandtheile (Zeitschr. f. analyt. Chem. XXVI, Heft 3, S. 319). 
Das Mittel aus 20 Analysen der Frauenmilch betrug: 
Specifisches Gewicht 10276 bis 10332. 
Gesammttrockensubstanz 12:192 Procent. 


Wassenlr il. . 87'808 
Gesammtprotein . . . 2'358 
Ketuar: N 3 057 
Milchzucker . ! 5259 


Ueber die Kritik der bisherigen er und die Empfehlung 
neuer, speciell die Eiweisskörper (exclusive Öasein) betreffender, muss 
das Original eingesehen werden. F. Röhmann (Breslau). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


W.J. Otis. Demonstration in Mastdarmes bei elektrischer Beleuchtung 
(Anatom. Anz. II, 1887, S. 408: Verh. des I. Vers. d. Anatom. 
Ges., Leipzig, 14. u. 15. Ari 1887). 

0. bringt die Leiche in Knieellbogenlage mit der Vorsicht, dass 
kein Druck auf das Abdomen stattfindet. Dabei wird das Rectum 
Centralblatt für Physiologie. 32 


406 Centralblatt für Physiologie. Nr. 17. 


durch den Luftdruck erweitert und kann nun in seinem Inneren ent- 
weder mittelst des von einem Stirnspiegel reflectirten Lichtes oder 
dureh Einbringung einer kleinen- Glühlampe beleuchtet werden. Die 
Inspeetion ergibt dann, dass die innere Oberfläche desselben keines- 
wegs eine völlig eylindrische, sondern mit einer Reihe sackförmiger 
Erweiterungen versehene ist, welche durch halbmondförmige Falten von- 
einander geschieden sind. Das Zustandekommen dieser „Saceuli” ge- 
schieht ebenso, wie das der „Haustra coli’: die drei „Taeniae coli’ 
redueiren sich jedoch im Rectum auf zwei, indem sich zwar die 
hintere Tänie über das ganze Reetum erstreckt, die beiden anderen 
jedoch sich schon im unteren Theile des Colons einander nähern, um 
am Beginne des Rectums in ein breites Band an dessen vorderer Seite 
zu verschmelzen. Zwischen diesen beiden Bändern ist die Längs- 
musenlatur des Reetums sehr schwach, die Ringmuseulatur hinwiederum 
an den die Saceuli trennenden Einschnürungen besonders stark ent- 
wickelt. Die Anzahl der Falten, welche so zu sehen sind, ist ge- 
wöhnlich drei, manchmal vier; die tiefst gelegene Falte findet sich 
links, die nächst höhere, rechts gelesene, ist die Plica transversalis 
reeti von Kohlrausch, welche mit der Umschlagstelle des Peritoneums 
zusammenfällt. Diese Falten erstrecken sich über den ganzen Mast- 
darm, fungiren jedoch keineswegs als Klappen; ein besonderer 
„Sphineter ani tertius”, der über dem „Sphineter internus” liest,” 
existirt nicht. Sigm. Fuchs (Wien). 


M. Laves. Ueber das Verhalten des Muskelglykogens nach der Leber- 
exstirpation (aus dem Labor. der med. Klinik zu Königsberg i. Pr.. 
mitgetheilt von ©. Minkowski; Arch. f. exper. Path. und Pharmak. 
ART rund 2,D..139). 

Die von Külz in bejahendem Sinne beantwortete Frage, ob der 
Muskel selbstständig Glykogen bilden könne, hat L. unter ©. Minkowski’s 

Leitung erneuter Prüfung unterzogen. Er operirte an Hühnern und 

(Gänsen,.. denen er die Leber exstirpirte und unmittelbar darauf ein 

Stiick des Pektoralmuskels entnahm, um dessen Glykogengehalt (nach 

Brücke-Külz) zu bestimmen; einige Zeit (1 bis 13 Stunden) später 

wurden die Thiere durch Nackenstich getödtet, sofort ein Stück des 

zweiten Pektoralmuskels exeidirt und auch in diesem der Glykogen- 
eehalt bestimmt. Es zeigte sich nun, dass der längere Zeit nach der 

Leberexstirpation untersuchte Pektoralmuskel stets erheblich weniger 

Glykogen enthielt, als der im Beginne des Versuchs exstirpirte Muskel 

(z. B. 0'544: 0100 Glykogengehalt in Procenten). Dass es in der That 

die Ausschaltung der Leberfunction und nicht etwa blos der operative 

Eingriff als solcher war, der das Schwinden des Muskelglykogens zur 

Folge hatte, konnte durch verschiedene Gontrolversuche bewiesen wer- 

den: weder nach Exstirpation des eines Pektoralis noch durch andere 

grössere, mit Eröffnung der Bauchhöhle verbundene Operationen konnte 
eine nennenswerthe Differenz im Glykogengehalte beider Pektorales 
hervorgerufen werden. Es dürfte die Verminderung des Glykogens 
nach der Leberexstirpation dadurch zu erklären sein, dass der Glykogen- 
vorrath des Mukels rascher aufgebraucht wird, wenn die Hauptquelle 
der Glykogenbildung in der Leber versiegt. Uebrigens kam eine Ab- 


NrT.3%7. Centralblatt tür Physiologie. 407 


nahme des Glykogengehaltes in den Muskeln in nieht geringerem 
Grade zu Stande, wenn den Thieren nach der Entleberung 20 bis 
30 Gramm Traubenzucker in den Magen gebracht wurden (der Trauben- 
zucker wurde, wie L. sich überzeugte, resorbirt). Es ist demnach un- 
wahrscheinlich, dass der Muskel selbstständig wenigstens aus Trauben- 
zucker Glykogen zu bilden vermag. A. Auerbach (Wien). 


W. v. Mach. Ueber die Umwandlung von Hypoxanthin in Harnsäure 
im Organismus der Vögel (aus dem Labor. d. med. Klinik zu Königs- 
berg, mitgetheilt von O. Minkowski: Arch. f. exper. Path. und 
Pharmak. XXIH, 1 und 2, S. 148). 

Bei seinen Untersuchungen über den Einfluss der Leberexstirpation 
auf den Stoffwechsel ist Minkowski zu der Annahme geführt worden, 
dass im Organismus der Vögel der bei weitem grösste Theil der 
Harnsäure durch eine Synthese aus Ammoniak in der Leber gebildet 
werde, dass aber wahrscheinlich auch ausserhalb der Leber noch 
Harnsäure gebildet werden kann, und zwar möglicherweise durch eine 
einfache Oxydation der Xanthinkörper. Diese letztere Möglichkeit suchte 
nun unter Minkowski's Leitung v. M. zu prüfen, indem er Fütterungs- 
versuche mit Hypoxanthin an Hühnern anstellte. Es zeigte sich, dass 
nach Eingabe von z. B. 1 Gramm Hypoxanthin (entsprechend 04118 N) 
der Gesammtstickstoff der Exeremente in den beiden der Verfütterung 
folgenden Tagen von 0'8526 Gramm auf 1'3645 und 1'006 Gramm, 
der Harnsäuregehalt von 1'342 auf 2'049 und 1'601 Gramm anstieg. 
Es kann hiernach nicht zweifelhaft sein, dass eine Umwandlung des 
Hypoxanthins in Harnsäure im Organismus der Vögel stattfindet. Es 
darf daher auch mit grosser Wahrscheinlichkeit angenommen werden, 
dass im normalen Stoffwechsel der Vögel ein kleiner Theil der Harn- 
säure nicht durch eine Synthese aus Ammoniak, sondern dureh Oxydation 
der XNanthinkörper entsteht, welche als Spaltungsproduete der Nucleine 
(Kossel) im T'hierkörper auftreten. A. Auerbach (Berlin). 


v. Brunn. Ueber die Ausdehnung des Schmelzorganes und seine Be- 
deutung für die Zahnbildung, I. Theil (Arch. f. mikr. Anat. XXIX, 
Bi): 

Verf.'s Untersuehungen bezogen sich auf drei Objecte: 

An den mit unvollkommener Schmelzdeeke versehenen Kauflächen 
der Mahlzähne der Ratte fand sich vor ihrem Durchbruch die ganze 
Oberfläche mit Schmelzepithel bedeckt, an gewissen Riffen der Ober- 
fläche bleibt letzteres aber in seiner Entwickelung zurück und ver- 
schwindet beim Durchbruch des Zahnes durch das Kieferepithel gleich- 
zeitig mit diesem. 

Den unbegrenzt wachsenden Schneidezähnen der Nagethiere fehlt 
an der Hinterfläche und dem grössten Theil der Seitenflächen der 
Sehmelz. Das Schmelzepithel überzog aber während früherer Ent- 
wiekelungsstadien die ganze Krone: es erhält sich auch während des 
ganzen Lebens an der tiefsten Stelle des Zahnes in einem Ringe, der 
auch ‘die später sehmelzlosen Flächen berührt. Ueberall dringt es 
sogar tiefer in das Alveolargewebe ein, als die Odontoblastenschichte, 
die sich erst weiter oben (distal) dem inneren Schmelzepithel anlagert. 

32* 


408 Centralblatt für Physiologie. Nr. 17. 


Noch weiter distal, wo die Dentinrinde bereits völlig gebildet ist, ver- 
schwindet das Schmelzepithel an den bezeichneten Flächen ohne 
Schmelz zu bilden, indem es vom Bindegewebe durchwuchert wird. 

In entsprechender Weise verhält sich das Schmelzepithel an den 
Zahnwurzeln, wo es auch, obgleich dort nie Schmelz gebildet wird, 
während der Entstehung der Wurzeln vorhanden ist. Auch hier über- 
ragt es während des Wachsthums der Wurzel die Odontoblasten- 
schieht in der Wachsthumsrichtung und wird nach der Dentification 
jedes Abschnittes, schliesslich also an der ganzen Wurzel, durch 
Bindegewebsdurehwucherung zum Schwinden gebracht. 

Verf. kommt zu dem sehr plausiblen Schluss, dass dem Schmelz. 
epithel ausser der Schmelzbildung auch die Funetion zukommt, die 
Richtung zu bestimmen, in der sich die Odontoblasten zu lagern 
haben. Es bildet somit in der That die „Matrize”, in die sich der 
Zahn hineinformt. Verf. weist darauf hin, dass durch die von 0. 
Hertwig zuerst angewandte Benennung „Epithelscheide” die einseitige 
Betonung der einen Function vermieden würde. 

Ö. Benda (Berlin). 
M. v. Davidoff. Untersuchungen über die Beziehungen des Darm- 
epithels zum Iymphoiden Gewebe (Arch. f. mikr. Anat. XXIX, 
S. 495). 

Die Untersuchung wurde hauptsächlich an den blattartigen Zotten 
aus dem Jejunum des Menschen (von einem Verbrecher herrührend. 
eine halbe Stunde nach der Hinrichtung in Flemming'’sche Flüssigkeit 
eingelegt) und an Krypten des Processus vermiformis des Meer- 
schweinchens durchgeführt. Zur Härtung dienten ausser der Flemming- 
schen Mischung noch Pikrinschwefelsäure und Sublimat: zur Färbung 
der Schnitte hauptsächlich Saffranin und Anilinblau nach Garbini. 
‘ausserdem Pikrokarmin und Boraxkarmin. 

Verf. hält die Basalmembran der Darmschleimhaut für einen Com- 
plex der aneinandergelagerten, vielleicht miteinander anastomosiren- 
den, fadenförmigen, basalen Ausläufer der Epithelzellen. In derselben 
liegen Kerne, welche einzelnen der epithelialen Fortsätze angehören. 
Von ihr gehen feine Fäden aus, die sich continuirlich in das adenoide 
Gewebe fortsetzen. Ueberhaupt ist die Basalmembran nicht überall 
vorhanden, stellenweise fehlt jede Abgrenzung zwischen Epithel und 
adenoidem Gewebe. Fortsätze der Epithelzellen gehen in das darunter 
liegende Gewebe hinein, sie sind verschieden lang und breit, machen 
den Eindruck von Pseudopodien und bergen manchmal auch Kerne. 
Im Epithel selbst unterscheidet Verf. Primär- und Secundärkerne. Die 
ersteren sind die Kerne der Epithelzellen, ellipsoidisch, ziemlich hell, mit 
deutlicher Kernmembran. Die Secundärkerne sind dichter, unregelmässig 
gestaltet, stärker gefärbt, halb so gross wie die Primärkerne. Sie liegen 
in den Zellen meist am basalen Ende, manchmal einem Primärkern 
angeschmiegt, niemals im Saume der Epithelzellen oder im freien Darm- 
lumen oder in den Krypten über den Lymphknoten, 

Verf. macht auf gewisse Vorkommnisse an den Primärkernen auf- 
merksam, welche auf eine directe Kerntheilung hinweisen, während er 
in dem Epithel der Zotten beim Menschen niemals indireete Kern- 
theilung gesehen hat. (Der Darm war gefüllt.) Verf. führt die Analogien 


NT; 173 Centralblatt für Physiologie. 409 


an, welche für die Entstehung der Secundärkerne aus den Primärkernen 
durch direete Kerntheilung, oder für freie Entstehung derselben in den 
Epithelzellen vorhanden sind. Da diese Seeundärkerne sich an ver- 
sehiedenen Stellen in verschiedener Zahl befinden, so müssen sie aus dem 
Epithel sehwinden. Es ist unwahrscheinlich, dass sie sich in der Epithelzelle 
auflösen oder vertheilen, sie werden wahrscheinlich eliminirt; und zwar 
glaubt Verf. nicht, dass sie in das Darmlumen gelangen, vielmehr dass sie 
auf dem Wege der basalen Fortsätze der Epithelzellen in das Schleim- 
hautgewehbe gelangen, und zu Leukocyten werden, indem sich die kern- 
haltigen Fortsätze abschnüren. Auch für die Abkunft von Wanderzellen 
aus dem Epithel führt Verf. Analogien an und misst diesem Vorgang 
Bedeutung für die Fettresorption bei. „Die Epithelzelle resorbirt den 
Chymus, produeirt Seeundärkerne, produeirt Fortsätze, in welche die 
Secundärkerne hineinrücken und schnürt von diesen Fortsätzen Leuko- 
eythen ab, die als Träger des von der Epithelzelle aufgenommenen 
Nährmaterials in die Blut- und Lymphgefässe übergeführt werden. 
Im Processus vermiformis des Meerschweinchens (der Darm war 
gefüllt) finden sich in dem Epithel der Krypten ebenfalls Primär- und 
Seeundärkerne, letztere theils im Inneren von Zellen, theils zwischen 
den Zellen liegend. Gegen den Boden der Krypta zu wird der Unter- 
schied zwischen Primär- und Secundärkernen geringer; und es gibt 
an dieser Stelle keine Basalmembran. Während an den übrigen Theilen 
der Krypta eine solehe deutlich wahrzunehmen ist, mit in dieselbe 
eingelagerten länglichen Kernen, tritt gegen den Boden der Krypta 
zu an ihre Stelle die „intermediäre Zone”, ein weitmaschiges Netzwerk 
protoplasmatischer Fäden, das von Ausläufern der Epithelzellen 
gebildet wird, welche sich verbinden und in das Retieulum des Lymph- 
knotens eontinnirlich fortsetzen, so dass hier thatsächlich jede Grenze 
zwischen Epithel und Iymphoidem Gewebe aufgehört hat. Die Basalmem- 
bran löst sich auf und setzt sich eontinuirlich in das erwähnte Netz- 
werk der intermediären Zone fort. Diese enthält alle Arten Kerne, 
deren Herkunft Verf. auch hier nicht angeben kann. Mitotische Figuren 
finden sich weder im Epithel noch in der intermediären Zone, wohl 
aber zahlreich im Keimlager der Follikelknötehen. Die intermediäre 
Zone ist die aufgelockerte Basalmembran, die Zellenfortsätze, die in der 
Basalmembran parallel der Oberfläche sich lagern und dicht anein- 
andergedrängt sind, haben hier eine überwiegend vertieale Richtung. 
Paneth (Wien). 


Physiologie der Sinne. 


Chibret. Contribution ü letude du sens chromatique au moyen du 
chromato-photomötre de Colardon, Izarin et Chibret (Revue generale 
d’ophthalmologie VI, 2, p. 49). 

Das Öhromatophotometer von Izarin, Colardon und Ölfibret ist 
bestimmt: 1. zur Bestätigung der Farbenblindheit für alle Gruppen 
eomplementärer Farben; 2. zur empirischen Messung des Intensitäts- 
srades dieser Aflection. 

Das Instrument ist auf den Prineipien der chromatischen Polari- 
sation begründet, eine Quarzlamelle ihrer optischen Achse parallel 
geschliffen ist zwischen den Polarisateur und den Analyseur ein- 


410 Centralblatt für Physiologie. Nr: 


geführt. Man bekommt so immer complementäre Bilder. Dreht man 
den Analyseur, so werden die beiden Bilder allmählich weisser 
und weisser. Die angenommene Gradeintheilung gibt 2700 verschiedene 
Saturationen oder Nuaneirungen. Man kann so mittelst der Quarz- 
scheibe bestätigen, ob die Person zwei complementäre Farben ver- 
wechselt, und mittelst des Analyseurs, bis zu welchem Grade der Sa- 
turation diese Verwechslung geschieht. 

Das Instrument ist ganz einfach und portativ. Der Autor ermahnt, 
immer den Patienten zu veranlassen, dass er die beiden Bilder ver- 
wechselt, und verwechseln muss, man wird dann die falschen An- 
gaben vermeiden, welche viele Farbenblinde aus Eigensinn angeben. 
Man soll die Untersuchung des chromatischen Sinnes machen, ohne 
die chromatische Erziehung beizuziehen, welche bei verschiedenen 
Leuten sehr verschieden ist. Man soll nicht als Farbenblinde die Leute 
ansehen, welche schlecht die Farben kennen. und sieh nicht durch 
diejenigen irreführen lassen, welche sie gut kennen. 

Chibret hat acht farbenblinde Aerzte untersucht. Hier folgen seine 
Ergebnisse: 1. Die Nuancen der Verwechslungsfarben (Orange und 
Blaugrün) sind nicht die gleichen für alle Farbenblinden: 2. die 
Kenntniss der Farbe fehlt beim Farbenblinden immer für einen be- 
stimmten Saturationsgrad; 3. die Farbenkenntniss (für die Farben, 
welche nicht verwechselt werden) ist nicht genau, sie besteht jedoch 
bald für alle Saturationsgrade, bald nur bei zunehmender Saturation. 

In diesem Falle wächst die Saturation, wenn man von Gelbblau 
zum Rothgrünen übergeht. Werden,zwei complementäre Farben gleich- 
zeitig wahrgenommen, so besteht die Farbenerkenntniss für eine min- 
dere Saturation, als wenn die Farben einzeln wahrgenommen werden. 
Mit der Erziehung kann der Farbenblinde nur eine grössere Simu- 
lationskunst erreichen, ohne je eine Kenntniss, welche ihm fehlt, 
besitzen zu können. A. Dastre (Paris). 


F. Stocker. Ueber den Einfluss der Mydriatika und Myotika auf den 
intraocularen Druck unter physiologischen Verhältnissen (Graefe's 
Arch. f. Ophthalm. XXX, I, S. 104). 

Die alte Öontroverse, ob Atropin physiologisch den Druck im 
Auge herabsetzt oder steigert, hat den Verf. zu einer sehr sorgfältigen 
Experimentaluntersuchung veranlasst. Er bediente sich der manometrischen 
Methode, curarisirte seine Versuchsthiere (Katzen) und verglich den 
Druck in der vorderen Kammer eines vergifteten Auges mit dem Druck 
des zweiten, das von der betreffenden Drogue frei war. Hierbei kommt 
St. zu folgenden Ergebnissen: 

1. Atropin setzt den Druck langsam herab. 

2. Cocain setzt den Druck nach einer primären kleinen Steige- 
rung herab. 

3. Eserin steigert den Druck primär und setzt ihn vom Beginn 
der Myose an herab, so dass nach voller Entwickelung der Myose der 
Druck tiefer unter die Ausgangsspannung gesunken ist, als er primär 
über dieselbe gestiegen war. 

4. Pilocarpin erzeugt durch die allgemeine Aufregung des Versuchs- 
thieres Drucksteigerung mit starken Schwankungen in beiden Augen, 


I) 1%. Centralblatt für Physiologie. 411 


sowohl in dem piloearpinisirten als auch in dem Öontrolauge; nachdem 
dieses Stadium vorüber ist, sinkt der Druck in dem pilocarpinisirten 
Auge langsam. 

Aus diesen Sätzen zieht St. den Schluss, dass das Pupillenspiel 
und die Schwankungen des Druckes unabhängig voneinander sind. 

Den Einfluss obiger vier Droguen auf die Krümmung der Cornea 
hat der Verf. durch Messung der Hornhautreflexbilder zu ermitteln 
gesucht. Er fand, dass die beiden Mydriatika keinen Einfluss haben, 
und dass die beiden Myotika den Krümmungsradius der Hornhaut um 
0:1 bis 0:2 Millimeter verkürzen. Ob diese Verkürzungen mit Druck- 
sehwankungen in ursächlichem Zusammenhange stehen, lässt St. einst- 
weilen dahingestellt. A. E. Fick (Zürich). 


P. Mitrophanow. Zur Entwickelungsgeschichte und. Innervation der 
Nervenhügel der Urodelenlarven (Biologisches Centralblatt VII, 6., 
Ss. 174). 

Bei Larven von Triton taeniatus und Siredon pisciformis findet 
man neben ausgebildeten Nervenhügeln auch junge, die blos aus einer 
Deckzelle und einer Sinneszelle bestehen, mit den dazwischen liegenden 
Stadien. Die Vermehrung der den Nervenhügel bildenden Elemente 
geschieht dureh indireete Kerntheilung. Von den ausgebildeten Nerven- 
hügeln schnüren sich die neuen ab. Die erste Anlage der Nervenhügel 
erscheint als eine compacte Zellmasse, die secundär in eine beschränkte 
Anzahl von Urnervenhügeln zerfällt. Die Nervenhügel werden früher 
als die an sie herantretenden Nerven angelegt, welche man bei den 
einfachsten, aus ein bis zwei Sinneszellen bestehenden, in der Peripherie 
des Organs scharf endigen sieht. In Nervenhügeln, welche drei bis vier 
Sinneszellen enthalten, endigt der Nerv, nach Verlust seiner Schwann- 
schen Scheide, frei, bisweilen mit einem Endknöpfchen zwischen den 
unteren Enden der Sinneszellen. Paneth’ (Wien). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 


systemes. 


Schultze. Ueber einen Fall von Kleinhirnschwund mit Degenerationen 
im verlängerten Marke und im Rückemarke (wahrscheinlich in Folge 
von Alkoholismus) (Virchow’s Archiv, CVII, 2, 8. 331). 

Es liegt in dem besprochenen Falle eine primäre diffuse, frei- 
lich nieht ganz vollständige Degeneration des Kleinhirns vor. In Ueber- 
einstimmung mit früheren Befunden fanden sich seeundär degenerirt: 
Faserbündel, welehe zu den unteren Oliven ziehen, zum Theil auch 
die unteren Oliven selbst, Fasern der Brückenarme, quere Ponsfasern, 
Fasern der Bindearme in grosser Zahl. Sch. betont die Intaetheit der 
eerebellaren Rückenmarksbahnen gegenüber Marehi, der nach totaler 
Entfernung des Kleinhirns neben Atrophie der Oliven und aller Klein- 
hirnstiele auch Entartung der Kleinhirnseitenstrangsbahn gefunden haben 
wollte. — Andere Degenerationen des vorliegenden Falles wie die der 
Pyramidenbahnen sind wie die des Kleinhirns primäre, noch andere 
zu wenig eindeutig, um physiologisch verwerthet werden zu können. 

Ziehen (Jena). 


412 Centralblatt für Physiologie. Nr: 17. 


E. Gley et L. Marillier. Experiences sur les sens musculaire (Revue 
philosoph. XH, 4, p. 441; Soc. de Physiol. psychol., 28 Fevrier 1887). 
Die Verff. beobachteten einen Patienten, der eine vollständige 
Anästhesie der oberen Körperhälfte (bis zum Nabel) zeigte; keinerlei 
Reize wurden hier irgendwo fand in der unteren Körperhälfte 
bestand stark abgestumpfte Sensibilität. Bei verbundenen Augen konnte 
dieser Patient auch die Haltung seiner Arme nicht wahrnehmen; be- 
liebige passive Bewegungen konnten mit denselben ausgeführt werden, 
ohne dass derselbe irgend etwas davon merkte. Liess man den Pa- 
tienten mit horizontal gestrecktem Unterarme ein Gewicht von zwei 
Kilogramm halten und schnitt dasselbe dann plötzlich ab, so schnellte 
der Arm in die Höhe, aber ebenfalls, ohne dass dies dem Patienten 
merkbar wurde. Derselbe konnte auch Gegenstände sehr verschiedenen 
(Gewichts durch blosses Aufheben nicht unterscheiden, ebensowenig 
harte von weichen Körpern. Eine ihm aufgetragene Bewegung glaubte 
der Patient ausgeführt zu haben, wenn einige Zeit verstrichen war, 
auch wenn die Bewegung durch äussere Widerstände verhindert wurde. 
Die Verff. schliessen, dass mit dem Schwinden der oberflächlichen 
und tiefen Sensibilität auch das Aufhören des Muskelsinnes ver- 
knüpft sei. v. Kries (Freiburg). 


Th. Meynert. Die anthropologische Bedeutung der frontalen Gehirn- 
entwickelung, nebst Untersuchungen über den Windungstypus des 
Hinterhauptlappens und pathologischen Wägungsresultaten der mensch- 
lichen Hirnlappen (Jahrb. f. Psychiatrie VII). 


Die Munk’sehe Auffassung des Stirnhirns als motorisches Oki 
für die Bewegung der Wirbelsäule glaubt Verf. wegen der W ider- 
sprüche - verschiedener Experimentatoren nicht asceptiren zu können, 
obwohl es verlockend erschiene, die mächtige Entwickelung des Stirn- 
hirns beim Menschen mit der feinen Regulirung der Rumpfmuskeln 
und dem dadurch ermöglichten aufrechten Gang in Beziehung zu 
bringen, durch welchen die vorderen Extremitäten für subtile Verrich- 
tungen verfügbar werden. Auch Hitzig’s Anschauung, nach welcher 
wir im Stirnhirn den Sitz des begrifflichen Denkens zu suchen haben, 
findet Verf. schon deshalb nicht annehmbar, weil seiner Anschauung 
nach, das Denken Function der gesammten Hirnrinde ist. Es sei un- 
zulässig zu glauben, man könne empfinden, dass mit dem Gehirn ge- 
dacht werde, und dass Phidias seinem Zeuskopf eine so mächtige 
Stirne gegeben, um dadurch sein übermenschliches Denkvermögen aus- 
zudrücken. Vielmehr hat der Künstler seinem Zeuskopf eine Löwen- 
stirn eingesetzt, um, analog einem von den Antiken oft gebrauchten 
Kunstgriffe, die Macht und Stärke des Löwen seiner Göttergestalt als 
Attribut beizugeben. 

Uebrigens, meint Verf., wären die Psychologen mit dem Plus an 
Stirnhirn, das der Mensch vor den Thieren voraushat, kaum zufrieden, 
denn bei richtiger Abtrennung des Stirnlappens in der Centralfurche 
beträgt sein Gewicht: beim Menschen 42 Procent 

„ Affen 35 h 
Hunde 32 L 
Bären 304 


Nr. 17. Centralblatt für Physiologie. 413 
des gesammten Hirnmantels, wonach ein reeut geringer Unterschied zu 
Gunsten des Menschen obwalten würde. Da das begriffliche Denken sich 
nur an den Begriffen abspielen kann, diese aber kaum etwas Anderes 
seien als Wortbilder, so müsse man das begriffliche Denken in das Rinden- 
feld der Sprache, also in die ganze Umgebung der Fossa Sylvii verlegen. 

Die mächtigere Entwiekelung des menschlichen Stirnhirns hängt 
vielmehr zusammen mit der grösseren Höhe des Gehirns überhaupt, und 
diese wieder mit der bedeutenderen Höhe des Linsenkernes und vor 
Allem der Inselwindungen. Auch der Schläfelappen ist beim Menschen 
ähnlieh stark entwickelt wie der Stirnlappen, reicht doch ersterer so 
weit nach vorne und letzterer nach hinten, dass sie sich am Anfang 
der Sylvi schen Grube theilweise überdeeken (getrennt durch die Ala 
minor des Keilbeines). 

Die vordere Centralwindung gehört dem Stirnlappen an, denn sie 
verkümmert, ja schwindet ganz bei Gehirnen, welche eine schlechte 
Entwickelung ne Stirnlappens haben (Raubthiere). Wie nämlich Verf. 
schon in früheren Publieationen hervorgehoben, betrachtet er die 
oberste der drei bogenförmigen Furchen des Raubtbiergehirns als das 
Analogon der menschlichen Gentralfurche, also die hinter oder unter 
derselben liegende Windung als den Gyrus centralis post. Der Gyrus 
centralis ant. aber ist bei Raubthieren gar nicht aufzufinden. Bei 
diesen ist der Scheitelantheil, bei Affen der Hinterhaupttheil, beim 
Menschen der Stirntheil die entwickelteste Partie des Gehirns. 

Auf Grund vergleichend-anatomischer Betrachtungen, die sich 
ohne Abbildungen nicht wiedergeben lassen, kommt Verf. zu der An- 
schauung, dass die Grenze des Öceipitallappens gegen den Scheitel- 
lappen durch den absteigenden Schenkel der Interparietalfurche gegeben 
ist. und dass diese der mittleren der drei Bogenfurchen des Raub- 
thierhirns entspricht. } 

Nach einer Einreihung des Schafgehirns (als Typus jenes der 
Wiederkäuer) in das vergleichend-anatomische Schema des Säugethier- 
hirns überhaupt, hebt Verf. hervor, dass die Form des menschlichen 
(Gehirns, wenn auch nicht in dem eingangs erwähnten Sinne, doch 
dureh den aufrechten Gang bedingt ist: er betont, wie durch diesen 
die Knickung zwischen der Achse desselben und der des Rückenmarks 
nothwendig wurde, wie die Sinnesorgane aus der Anordnung des 
Hintereinander in die des Uebereinander getreten sind und das mit 
der Nase den Boden absuchende (Geruchsthier in das Sehthier ver- 
wandelt worden ist. 

Die Abhandlung wird durch einen Anhang geschlossen, in welchem 
die vergleichenden Wägungen von 65 menschlichen Gehirnen nach 
den vier Lappen des Hirnmantels enthalten sind. Die Trennungen der 
Lappen wurden nach den im Texte mitgetheilten Principien vorgenommen 
und die Gewichte mit Rücksicht auf die verschiedenen Formen der 
(ehirnkrankheiten verglichen. Sigm. Exner (Wien). 


Zeugung und Entwickelung. 


J. R. Tarchanoff. Zur Physiologie des Geschlechtsapparates des 
Frosches (aus dem physiologischen Laboratorium der medieinischen 
denen in St. Petersburg; Pflüger’s Archiv, Bd. XXXX, S. 330). 


414 Centralblatt für Physiologie. N#71% 


Anknüpfend an die Arbeiten von Spallanzani und Goltz über 
den Geschlechtsaet der Frösche unternahm Verf. im Frühlinge vorigen 
Jahres eine Reihe von Versuchen in der Absicht, die Frage zu lösen, 
woher die centripetalen Impulse ausgehen, die bei den Männchen die 
sexuelle Erregung und den Geschlechtstrieb wachrufen und die Centren 
des Umklammerungsapparates in eine gesteigerte tonische Thätigkeit 
setzen. 

Da erwiesenermassen .die operative Entfernung ganzer hinterer 
Extremitäten, verschiedener Theile des Rumpfes und des Kopfes bei 
den Froschmänncehen den Geschlechtsaet ungestört lassen kann, so 
entschied sich Verf. für Entfernung mehrerer innerer Organe eben im 
Geschlechtsacte begriffener Männchen (Rana temporaria). Es ergab sich 
Folgendes: 

Ausschneidung des Herzens bei den Männchen unterbricht den 
Geschleehtsact nicht. In Folge der eintretenden Herabsetzung der 
Erregbarkeit von Nerven und Muskeln beginnen die Thiere nach Verlauf 
einer halben oder ganzen Stunde zu erschlaffen, was natürlicherweise 
eine Trennung der Paare bedingt. Die Entfernung der Lungen, Theile 
der Leber, der Milz, des Dünndarms, des Magens, der Nieren stören 
momentan die Umklammerung ebensowenig; der starke Blutverlust 
führt in kürzerer oder längerer Zeit zur Erschlaffung und dann wie 
oben zur Trennung der Paare. Bei der Exstirpation der Hoden machte 
Verf. ähnliche Erfahrungen wie Goltz, weder der Begattungsact noch 
der Geschlechtstrieb waren dadurch aufgehoben. 

Eine andere Wendung nahm der Gang der Untersuchung erst, 
als Verf. seine Aufmerksamkeit den” Samenbläschen zuwandte. Diese 
repräsentiren sich als blasenartige Ausweitungen mit weisslichen 
Wandungen, deren Umfang bei verschiedenen Froschmännchen zur 
Zeit des Coitus schwankt zwischen der Grösse eines Linsenkornes und 
der einer Maulbeere, je nach dem geringeren oder reichlicheren Samen- 
'gehalte. Eröffnung mit vollkommener Entleerung des enthaltenen 
Samens verursacht rasch eine Trennung der Paare. Einigen Thieren 
wurden vorsichtig die inneren Organe ausgeschnitten und nur die 
Samenbläschen gelassen, anderen nur die letzteren exstirpirt, während 
alle übrigen Organe verschont blieben; die erstgenannten fuhren in der 
grossen Mehrzahl der Fälle fort, die Weibenen zu umarmen und zeigten, 
gewaltsam von diesen getrennt. deutliche Zeichen sexueller Neigung; 
die Männchen ohne Samenbläschen hingegen verliessen gleich oder 
sehr bald nach der Operation die Weibehen, um nicht wieder zu ihnen 
zurückzukehren. Nachdem nun die Sistirung des Geschlechtsactes gleich 
nach der Exstirpation der Samenbläschen keine temporäre, sondern eine 
dauernde Erscheinung ist, so bleibt die Annahme, sie sei Folge einer 
von den Samenbläschen ausgehenden centripetalen Hemmung der Um- 
klammerungscentren, völlig ausgeschlossen und es neigt daher Verf. 
nach den angeführten Versuchen zur Erklärung, dass vornehmlich in 
den Samenbläschen sich die Quelle für die centripetalen Impulse findet, 
die zur Paarungszeit die Erreebarkeit der nervösen Elemente des 
(Gresehlechtsapparates in so hohem Masse zu steigern vermögen. Zur 
Controle und Stütze dieser Behauptung dienen noch mehrere andere 
Versuchsergebnisse. 


Nr. 17. Uentralblatt für Physiologie. 415 


Zunächst war es auffallend, dass verschiedene Männchen sich nicht 
gleich leidenschaftlich den Weibchen gegenüber verhielten. Die un- 
mittelbare Untersuchung der Samenbläschen ergab, dass bei den 
geschlechtlich aufgeregten Männchen die Samenbläschen unvergleichlich 
mehr ausgedehnt waren, als bei den phlegmatischen Männchen, deren 
Samenbläschen oft das Aussehen ecollabirter Säckehen hatten. Demnach 
ist der Grad des Geschlechtstriebes und die Stärke der Umklammerung 
offenbar abhängig von der mehr oder weniger vollständigen Füllung 
der Bläschen mit Samenflüssigkeit. 

Um zu beweisen, dass in der That der Spannungsgrad der Bläschen- 
wandungen von wesentlicher Bedeutung sei für die Hervorrufung der 
centripetalen Erregungen, machte Verf. folgenden Versuch: Dureh 
vollkommene Entleerung der Samenbläschen wurde der Geschlechtsaet 
unterbrochen und den nun geschlechtlich indifferenten Männchen in 
ihre eollabirten Samenbläschen Milch oder Wasser injieirt; nach Unter- 
bindung der Einstichstelle waren deutliche Zeichen sexueller Regungen 
zu beobachten; oft begannen diese Thiere wiederum die Weibchen zu 
umarmen, besonders lebhaft in jenen Fällen, wo frischer, anderen 
Frosehmännchen entnommener Samen zur Injection benützt wurde. 

Durch Unterbrechung der nervösen Bahnen, welche die Samen- 
bläschen mit dem Oentralnervensystem verbinden, musste ein ähnlicher 
Erfolg erzielt werden, wie bei der Exstirpation der Samenbläschen 
und es hat sich auch nach Anlegung einer Massenligatur um den 
Hals derselben diese Voraussetzung bestätigt. 

In einem weiteren Abschnitte seiner Arbeit berichtet Verf. über 
Experimente, die er gleichfalls im Anschluss an die Studien Spallan- 
zanis und Goltz’ unternahm zur Bestimmung der Bedingungen. 
welche bei der Hemmung der sexuellen Thätigkeit der Frosechmännchen 
massgebend wären. Das bemerkenswertheste Ergebniss dieser Versuche 
war die Ermittlung der Thatsache. dass ein Stich in die Sehhügel 
oder in die vorderen Theile der Öorpora bigemina genügt, um eine 
vollständige Erschlatfung des Umklammerungsapparates und somit eine 
Trennung des Paares zu erwirken, während Einstiche in die Hemi- 
sphären, in das Kleinhirn, in die Medulla oblongata immer wirkungslos 
bleiben. Das Stadium der geschlechtlichen Depression dauert so lange, 
als die Nachwirkung des Reizes im Mittelhirne anhält: erlischt nun 
diese Erregung, so beginnt der Geschlechtsaet mit allen seinen Attri- 
buten wieder von neuem. Verf. bespricht verschiedene Hypothesen, 
welche sich mit der Deutung oben geschilderter Phänomene be- 
schäftigen und gibt schliesslich jener den Vorzug, nach welcher in 
den Thalami optici und den Corp. bigemina unter anderen auch solche 
Centra sich vorfinden, deren Erregung direct hemmend auf den 
«erebrospinalen Umklammerungsmechanisımus einwirken. 

Die Beantwortung der Frage, ob den Samenbläschen eine analoge 
Rolle bei den Säugethieren zukommt, behält sich Verf. für spätere Zeit vor. 

Steinach (Innsbruck). 
Gradenigo. Die embryonale Anlage des Mittelohres und die morpho- 
logische Bedeutung der Gehörknöchelehen (Wiener med. Jahrb. 1882, 2, 
S. 61, und 5, S. 219: Schenk, Mittheilungen aus dem embryol. Instit. 
der k. k. Universität Wien, Heft 1887, Wien. A. Hölder, 5 Tafeln). 


416 Centralblatt für Physiologie. Nr: 77 


Verf. hat in dieser aus dem embryologischen Institute in Wien 
stammenden Arbeit versucht, auf Grund eigener Beobachtungen und 
mit Rücksicht auf die hauptsächlichisten diesen Gegenstand betreffenden 
Theorien eine neue Lehre über die ersten embryonalen Entwickelungs- 
stadien der Gehörknöchelchen und der periotischen Kapsel, sowie über 
lie Entstehungsweise des tuba-tympanalen Raumes zu liefern: überdies 
. stellte er die Resultate seiner Wahrnehmungen in Vergleich mit den 
dureh die comparative Anatomie und die Teratologie zu Tage geförderten 
Thatsachen, und als schätzenswerthe Bestätigung der aufgestellten 
Lehre hob er die hierbei erzielte vollständige Uebereinstimmung hervor. 

Die ganze Arbeit ist in zwei Hauptabschnitte getheilt: Im ersten 
kommen nur die beobachteten Thatsachen kurz zur Darstellung; im 
zweiten werden auch die von anderen Autoren gewonnenen Resultate 
berücksichtigt, und zugleich die morphologischen und teratologischen 
Fragen behandelt. 

Die Untersuchungen wurden nach der Serienschnittemethode 
durehgeführt; nach Verf. kann die Präparirmethode nur in besonderen 
Fällen, und jedenfalls nie in den allerersten Stadien mit Erfolge an- 
gewendet werden. 

Um die Darstellung verständlicher zu machen, unterscheidet @. 
vier Entwickelungsstadien, nämlich: 

I. Stadium. Das erste Auftreten der Skeletelemente des Ohres 
(Katzenembryo, 12 Millimeter Sch.-St.-Länge). 

II. Stadium. Die verknorpelten Skeletelemente (Katzenembryo, 
12 bis 13 Millimeter). 

IH. Stadium. Das erste Auftreten des Knorpelgewebes (Ueber- 
sangsstadium) (Katzenembryo, 20 Millimeter). 

IV. Stadium. Die knorpeligen Skeletelemente (menschliche 
Embryonen). 

Die hauptsächliehsten Resultate der Arbeit, welche die Entwickelung 
der Skeletelemente des Öhres nur bis zur vollendeten Verknorpelung 
verfolgt, können folgendermassen resumirt werden: 


Die Entwiekelung der Gehörknöchelchen. 


Auch bei Säugethieren (Katze) verhält sich das primordiale Skelet 
im ÖOhre genau so, wie nach Parker's und Stöhr's Beobachtungen 
bei niederen Wirbelthieren (Fische): es treten nämlich die zwei ersten 
Kiemenbogen und die periotische Kapsel durch directe Umwandlung 
des mesoblastischen Gewebes als isolirte, durch Zellenanhäufungen dar- 
gestellte Gebilde auf. Diese verknorpelte Skeletanlage geht sehr früh- 
zeitig eine Reihe von Veränderungen ein. um bald die complieirte 
Gestaltung der Skelettheile des Mittelohres anzunehmen. ' 


Hammer, Amboss. 


Der mandibulare Bogen dehnt sich in ventraler Richtung aus, die 
distalen Enden vereinigen sich in der Mittellinie; das proximale Ende 
schwillt an, streekt sieh allmählich nach hinten zu und bildet die Körper 
des Hammers und des Ambosses. Der Amboss stellt also nicht das 
proximale Ende des zweiten Kiemenbogens, wie Huxley, Parker, 
und Fraser behaupten, dar; er entwickelt sieh vielmehr sammt dem 


Nr. 17. Centralblatt für Physiologie. 417 


Hammer aus dem ersten Kiemenbogen. Somit bleibt die Lehre Valentin 's 
Reiehert'’s, Semmer’s und Salensky’s in ihren allgemeinen Zügen 
bestehen; jedoch glaubt Verf. einige wichtige Details anders als letztere 
Autoren auffassen zu dürfen, namentlich bestreitet er den Zusammen- 
hang zwischen den proximalen Enden der zwei ersten Kiemenbogen 
(Valentin), den Zusammenhang des mandibularen Bogens mit der 
Anlage der periotischen Kapsel (Salensky), und stellt die Einzelheiten 
in dem Trennungsprocesse des Hammers vom Ambosse anders dar, 
als dieselben von Salensky beschrieben wurden. 

Sehon beim Auftreten des Knorpelgewebes erscheinen Hammer- 
und Ambosskörper in der grössten Strecke der künftigen Gelenkober- 
fläche voneinander getrennt, doch hat G. mit Sicherheit wahrnehmen 
können, dass eine knorpelige Brücke bis zu einem sehr späten Ent- 
wicekelungsstadium verbleibt, was schon von Urbantschitseh constatirt 
wurde. Sowohl von dem Körper des Hammers als auch von jenem des 
Ambosses gehen die respeetiven Fortsätze ab, der lange nach unten und 
medialwärts gerichtete Ambossschenkel biegt sich stark an seinem Ende 
und tritt in ein inniges Verhältniss mit dem aus dem zweiten Kiemen- 
bogen hervorgegangenen Annulus stapedialis. Unterkiefer, Os squa- 
mosum, Annulus tympanicus, Processus gracilis mallei können als 
Deekknochen in Beziehung zum mandibularen Knorpel gebracht werden. 


Hyoidbogen. 

Der Hyoidbogen vereinigt sich distal mit dem Basihyale (Os hyoi- 
deum), sein proximales Ende umgibt in Form eines Ringes (Annulus 
stapedialis) ein arterielles Gefäss, und gelangt in innige Beziehung 
zu der periotischen Kapsel und zu dem langen Ambossschenkel; der 
Annulus trägt zur Bildung des Stapes wesentlich bei. 

Das unmittelbar unterhalb des Annulus stapedialis (hyo- 
mandibulare in morphologischer Beziehung) sich befindende proximale 
Endstück des Hyoidbogens wird nie knorpelig und verschwindet in 
einem späteren Stadium ganz (inter-byale). Das übriggebliebene proximale 
Stück des Bogens (stilo-hyale) vereinigt sich mit dem unteren Ende 
eines Fortsatzes, welcher aus der hinteren Partie der periotischen 
Kapsel abgeht (Processus perioticus posterior), und stellt somit den 
Processus styloideus Politzer’s dar. 


Periotische Kapsel. 

Die periotische Kapsel entwickelt sich um die Labyrinthblase; sie 
bietet jedoch zuerst keine Labyrinthfenster dar und zeigt an der dem 
Gehirn zugewendeten Fläche eine grosse Lücke (Porus acustieus 
internus). Ein kleiner Abschnitt ihrer "Jateralen Wand differenzirt sich 
später rund herum (Lamina stapedialis), verschmilzt mit dem Ann. 
staped. und bildet so den Stapes. Mit dem Auftreten der Verknorpe- 
lung erscheint das runde Fenster schon deutlich mit knorpeligen 
Rändern begrenzt. 

Steiebügel. 


Die Entstehungsweise des Steigbügels bildet bekanntlich einen der 
am meisten umstrittenen Punkte in der Lehre der Entwickelung der 
(Gehörknöchelchen. Autor fasst die Ansichten folgendermassen zusammen: 


418 Centralblatt für Physiologie. Nr. 17. 


I. Der Stapes entwickelt sich unabhängig von den Kiemenbogen und 
der Labyrinthkapsel (Magitot et Robin, Hunt, Salensky, Fraser). 
II. Der Stapes entwickelt sich aus dem Kiemenapparate, und zwar: 

a) Aus der Verschmelzung der proximalen Enden der beiden 
Kiemenbogen (Huschke). 

b) Aus dem ersten Kiemenbogen (Valentin, Günther). 

c) Aus dem zweiten Kiemenbogen (Reichert, Bruch, Semmer). 

IH. Der Stapes geht aus der Labyrinthwand hervor (Burdach. 
Parker, Gruber). 

Die Ergebnisse der Untersuchungen G.'s zeigen nun, dass der Steig- 
bügel des Menschen und der höheren Säugethiere aus zwei embryologisch 
und morphologisch ganz verschiedenen Elementen hervorgeht, und zwar: 

a) Erstens aus dem von dem zweiten Kiemenbogen gebildeten 
Annulus stapedialis. 

b) Weiters aus der von der Wand der Labyrinthkapsel sich 
differenzirenden Lamina stapedialis. 

Der Ann. staped. ist zuerst von dem proximalen Ende des mandi- 
bularen Bogens durch eine Schichte von indifferentem embryonalen 
(tewebe getrennt, er befindet sich an der Seite der Labyrinthhlase 
und hängt medialwärts mit der Anlage der Labyrinthkapsel zusammen. 
In einer späteren Entwiekelungsphase, in welcher sich schon Knorpel- 
gewebe vorfindet, differenzirt sich die Stelle der (rehörkapsel. an 
welcher der mediale Rand des Ringes sich anlegt, allmählich von der 
übrigen kapsularen Wand, und bildet eine Knorpelplatte mit einer 
Concavität, die dem medialen Rande des ihr anliegenden Ringes ent- 
sprieht (Lamina stapedialis). Die Lam. staped. füllt die künftige 
Fenestra ovalis aus. und um ihren Rand herum bildet sich das 
Stapedio-vestibular-Gelenk. Die sogenannte Platte des Steigbügels 
‚wird demnach durch das Aneinanderlegen eines T'heiles des stapedialen 
tinges und eines Theiles der periotischen Kapsel gebildet. Obwohl 
nun die beiden anliegenden Knorpelstücke in direete Berührung treten, 
dürfte eine innige Verschmelzung der entsprechenden Gewebe nur in 
besehränktem Massstabe stattfinden; die Lam. stap. scheint sogar einen 
Involutionsvorgang einzugehen. 

Der Steigbügel geht also nicht ausschliesslich, wiekeichert lehrt, aus 
‚lem zweiten Kiemenbogen, und auch nicht ausschliesslich, wie Parker 
und Gruber behaupten, aus der Labyrinthkapsel hervor: der‘ Steig- 
bügel ist vielmehr das Resultat dieser beiden morphol. Elemente. 

Nach 6. entspringt die Arteria stapedialis in einem der ersten 
Entwiekelungsstadien aus der Carotis gemeinsam mit der Arteria 
hyoidea, welehe längs des zweiten Kiemenbogens herabsteigt: es 
schen die Art. hyoidea sehr frühzeitig, die Art. stapedialis etwas 
später einen vollständigen Invulationsvorgang ein. 


Der tubo-tympanale Raum. 


Der tubo-tympanale Raum ist zunächst von einem relativ viel 
orösseren Raum repräsentirt, welcher später einen partiellen Involutions- 
vorgang eingeht. G. unterscheidet nämlich zwei Phasen in der Ent- 
wiekelung dieses Raumes: in der ersten Phase, zur Zeit, wo die 
Entwiekelung der anliegenden Skelettheile erfolgt, erleidet dieser durch 


Nr.:7. Centralblatt für Physiologie. 419 


das Wachsthum der genannten Theile verengerte Raum den erwähnten 
partiellen Involutionsvorgang, welcher durch speeielle, ganz bestimmte 
Veränderungen charakterisirt wird. 

Sobald aber einmal die definitive Form der Skelettheile an- 
näherungsweise vorgebildet ist, schreitet erst in der zweiten Phase 
der tubo-tympanale Raum in seiner Entwickelung fort, und es breitet 
sich sein hinteres Ende zu einer eigenthümlichen Höhle aus. 

Diese Resultate, indem sie zu der Lehre von v. Baer und 
Moldenhauer im Widerspruch stehen, bestätigen im Allgemeinen 
‚lie Ansiehten Urbantschitsch's, nur wäre, nach G.'s Untersuchungen, 
ler die künftige Tuba und Trommelhöhle repräsentirende Raum an der 
Seite umfangreicher, als Urbantschitsch annimmt. 


Morphologische Resultate. 


In einem speciellen Gapitel seiner Arbeit prüft der Autor die 
Morphologie der proximalen Enden der zwei ersten Kiemenbogen 
und der periotischen Kapsel bei den Wirbelthieren (A), sowie die 
verschiedenen Typen der Gehörknöchelchen bei Säugethieren (2), und 
gelangt zu folgenden Schlüssen: 

A. I. Um die Homologie der Derivate der proximalen Enden der 
zwei ersten Kiemenbogen und der periotischen Kapsel feststellen 
zu können, muss man dieselben zu der embryonalen, primitiven ver- 
knorpelten Anlage zurückverfolgen, welche nach Parker und Autor ein 
ähnliches Verhalten bei den niederen, sowie bei den höheren Säuge- 
thieren aufweist. 

II. Bei den Säugethieren tragen, um die Gehörknöchelchenkette 
zu bilden, drei morphologische Elemente bei: Mandibular- (Hammer 
und Amboss), Hyoidal- (Ann. stap.) und periotisches Element (Lamina 
staped.). Das periotische Element verschmilzt mit dem hyoidalen. 

II. Das periotische Element fehlt als isolirtes Gebilde bei den 
Fischen, und beginnt erst bei manchen Amphibien sich von der perio- 
tischen Kapsel zu differenziren: es würde nach Parker's Darstellung bei 
Amphibien und Reptilien durch den ganzen Stapes repräsentirt sein. 

IV. Bei den Vögeln ist nur mit höchster Wahrscheinlichkeit an- 
zunehmen, dass in der Öolumella alle drei obenerwähnten Elemente 
miteinander verschmolzen ‚sind. 

V. Es wird schliesslich hervorgehoben, dass das hyoidale Element, 
welches nach G.'s Wahrnehmungen bei Embryonen von höheren 
Säugethieren zuerst deutlich wird, auch das erste ist, welches 
in der aufsteigenden Reihe von Wirbelthieren zum Vorschein kommt, 
und dass das periotische Element, welches zuletzt bei Embryonen 
von höheren Säugethieren sich differenzirt. auch zuletzt in der Reihe 
der Wirbelthiere auftritt. 

B. I. Die verschiedenen morphologischen Typen der Gehör- 
knöchelchen bei den Säugethieren können auf Grund der aus der 
embryonalen Entwickelungsart gezogenen Kriterien elassifieirt werden, 
nämlich: 

1. So wie beim Embryo stellen auch bei der Säugethierreihe die Ent- 
wickelung und die bessere Ausbildung der einzelnen Fortsätze des Hammers 
und Ambosses Vervollkommnungsvorgänge eines primitiven Typus dar. 


420 Oentralblatt für Physiologie. Nr IR 


2. So wie beim Embryo stellt auch bei der Säugethierreihe be- 
züglich des Typus des Stapes die Vollendung der Verschmelzung der 
zwei den Steigbügel zusammensetzenden morphologischen Elemente 
Vervollkommnungsvorgänge dar. 

Il. Bei Gehörknöchelehen in der Säugethierreihe sind anatomische 
Merkmale zu treffen, welche an die embryonalen Entwickelungsvor- 
gänge erinnern. 

«) Die innige Affinität des Hammers und des Ambosses als De- 
rivaten des mandibularen Bogens wird repräsentirt: 

1. Von dem häufigen Vorkommen einer Malleo-ineudalis-Ankylosis: 

2. von dem gleichen Verhalten der Charaktere des Hammers und 
des Ambosses, während der Stapes ein specielles Verhalten aufweist. 

ß) Die Zusammensetzung des Stapes aus zwei morphologischen 
Elementen wird repräsentirt: 

1. Vom Verbleiben deutlicher Spuren der erwähnten Verschmelzung 
auch bei erwachsenen Thieren und sogar bei Menschen, 

2. vom Vordrängen der Stapesplatte gegen den Vorhof, 

3. von der manchmal normal auftretenden Ankylosis der Stapes- 
platte mit den Rändern des ovalen Fensters und des Annulus staped. 
mit dem Hyoidknorpel. 

Verf. deutet auch auf die häufig vorkommenden teratologischen 
Anomalien der Gehörknöchelchen (combinirte Defeete, Ankylosis mal- 
leo-ineudalis, stapes colummelliformis, bullatus u. s. w.) hin, weist 
nach, wie dieselben mit der von ihm aufgestellten Lehre der Ent- 
wiekelung gut in Einklang zu bringen sind, währeud sie mit der 
Huxley’schen Lehre absolut nieht”übereinstimmen können. 


Embryonales im Allgemeinen. 


In einem ferneren Abschnitte betrachtet G. die Entwickelung der 
Skeletelemente des Ohres vom allgemeinen Standpunkte aus. Die ein- 
zelnen Elemente des primitiven Skeletes treten isolirt. ungegliedert 
inmitten ‚des mesodermatischen Gewebes auf. Die Art und Weise des 
successiven Auftretens der Skeletelemente beim Embryo sollte nach 
Verf. mit der morphologischen Bedeutung der einzelnen derselben in 
Beziehung gebracht werden. Die Verknorpelung der primitiv angelegten 
Elemente erfolgt nicht zu gleicher Zeit: die Zeit des Auftretens des 
Knorpelgewebes hängt hauptsächlich von bestimmten ontogenetischen 
Vorgängen ab. Die Skeletelemente, welche in späteren Entwickelungs- 
perioden keine merklichen Veränderungen eingehen, werden zuerst 
knorpelig. Der einfache primordiale Skelettypus erfährt eine Reihe 
Umwandlungen, deren die meisten sich in einem vorknorpeligen Sta- 
dium vollenden: einige jedoch gehen auch zur Zeit vor sich, wo das 
Knorpelgewebe schon aufgetreten ist. 

Diese Umwandlungen des primordialen Skelettypus können im 
Allgemeinen «) ven Involutions-, 8) von Gliederungs-, y) von Ver- 
schmelzungsvorgängen repräsentirt werden. 

Das Auftreten des eigentlichen Knorpelgewebes stellt keine spe- 
cielle, getrennte Periode dar. S. Schenk (Wien). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Prof. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATT 


PHYSIOLOGIE. 


Unter Mitwirkung der Physiologischen 6esellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 


Prof. Dr. Sigm. Exner an Prof. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 26. November 1887. N: 18. 


Inhalt: Originalmittheilung: Wurster und Schmidt, Kohlensäuregehalt des#Harnes. — 
Allgemeine Physiologie: Hepp, Vergiftung durch Quecksilberverbindungen. — 


Vesterberg, Amyrin. — Diez, Bestimmung von Glycerin. — Zaleski, Eisen in 
den Organen bei Morbus maculosus — Grimauzx, Aldehyd aus Glycerin. — 
Lauder- Brunton und Cash, Wirkung von Caffein und Thein. — Kiliani, Wirkung 
von Natriumamalgam auf Arabinose. — Blake, Spectren und physiologische 


Wirkung. — Zauder-Brunton und Cash, Constitution und physiologische Wirkung. 
— Berthelot und Revoura; Derselle und Langninine, Verbrennungswärme. — 
Derselbe und Veeille, Verbrennunsswärme von Kohlenwasserstoffen. — Dieselben, 
Verbrennunsswärme von Kohlehydraten. — Fizeav, Brechung der Schallstrahlen. 
— Hempel, Sauerstoff der Luft. — Bourne, Gift der Scorpione. — Laborde, 
3eohachtungen an Hingerichteten. — Ouimgupud, Wirkung der Kälte. — Naga- 
matsz, Chlorophylifunetion. — Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie: Exner, 
Optische Eigenschaften lebender Muskelfasern. — Köhler, Structur der Muskel- 
fasern. — Boivditch, Aetherwirkung auf periphere Nerven. — Physiologie der 
speciellen Bewegungen: Charbonnel-Salle, Funetion der Schwimmbiase. — Co/son, 
Aeccessorischer Muskel. — Tuffiier, Fingerbewegung. — Physiologie der Drüsen: 
Posner, Normale Albuminurie. — Thiel, Glykosurie bei Vögeln. — Macallum, 
Nervenendieungen in der Leber. -- Stöhr, Schleimdrüsen. Physiologie der 
Verdauung und der Ernährung: Seeland, Wirkung zeitweiligen Hungerns. — 
Boas, Labferment. — Mar», Ursprung der Harnsäure.. — Physiologie der 
Sinne: König, (Gesetz der F: arbenmischune. — 4Abucy und Feiting, Photometrie 
für Farben. — Barth, Töne und Geräusche. — Fischer und Penzoldt, Empfind- 
liehkeit des Geruchsinnes. — Physiologie der Stimme und Sprache: Jacobson, 
Musculus thyreo-arytaenoideus. — Monakow, Acustieusursprung. — Bechterew, 
Ursprung und Bedeutung des Acustieus. — Hun, Rindenloealisation. — Physio- 
logische Psychologie: Hoppe, Pseudohallueinationen. — Fechner, Psychisches 
Massprineip. — Hoppe, Erhaben- und Vertieftsehen. 


Originalmittheilung. 
Ueber den Kohlensäuregehalt des menschlichen Harnes. 


Von C. Wurster und A. Schmidt. 


(Aus der speciell physiologischen Abtheilung des physiologischen 
Institutes zu Berlin.) 
(Der Redaction zugegangen am 8. November 1887.) 

Im Laufe der Untersuchungen des Einen von uns über den Ein- 
fluss des künstlichen Klimas, von Wohnung und Kleidung auf den 
Stoffwechsel. wurde besonders dem Harne seit einer Reihe von Jahren 

Centralblatt für Physiologie. 33 


422 Centralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


grosse Aufmerksamkeit geschenkt. Es zeigte sich hierbei, dass bei 
denjenigen klimatischen Verhältnissen, die als die günstigsten für eine 
reichliche Versorgung der Haut mit arteriellem Blute sich erwiesen, 
auch der Harn sich veränderte, dass er bei besonders reichlicher Per- 
spiration neutral, ja sogar schon in den Vormittagsstunden stark alkalisch 
wurde, während eine starke Alkalinität sonst in der Regel nur nach 
reichlichen Mahlzeiten auftritt. Bei günstigen Perspirationsverhältnissen, 
ohne sichtbaren Schweiss, enthielt der Harn oft solch. grosse Mengen 
von Kohlensäure, dass beim Mischen des Harnes in dem Masscylinder 
häufig ein so starker Druck entstand, dass der Stöpsel herausgeschleudert 
wurde. Da der Harn völlig klar und kaum gefärbt war, auch keinen 
Bodensatz lieferte, so war eine Zersetzung des Harnstoffes in der Blase 
ausgeschlossen. Die Analyse zeigte dann durch besondere Ammoniak- 
bestimmung, dass in der Regel nicht kohlensaures Ammoniak, sondern 
kohlensaures Alkali den Harn so stark alkalisch machte. Im Laufe dieses 
Sommers haben wir mehr denn 120 Harne verschiedener Personen auf 
ihren Kohlensäuregehalt untersucht, und wir haben in allen Fällen 
durch Luft austreibbares Kohlensäuregas gefunden. Die Versuchs- 
anordnung war sehr einfach: Der Harn wurde direct in den Mass- 
cylinder gelassen, dieser mit einer oder zwei Kugelröhren verbunden, 
die mit gesättigter Barytlösung beschickt waren und nun mit der 
Wasserluftpumpe ein rascher Luftstrom durchgesaugt. Die Luft wurde, 
ehe dieselbe in den Harn gelangte, durch Aetznatron, Kalilauge und 
Barytwasser, welches vollkommen klar bleiben musste, gewaschen. 

Bei raschem Strome ist nach einer halben bis einer Stunde schon 
alle durch die Luft austreibbare Kohlensäure entfernt, frisches vor- 
gelestes Barytwasser bleibt hierauf-auch bei längerem Durchleiten von 
Luft-völlig klar. Bei Vertheilung der Barytflüssigkeit in zwei oder drei 
Kugelabsorptionsröhren kann man den Luftstrom so rasch nehmen, 
‘ dass die Kohlensäure schon in einer Viertelstunde ausgetrieben ist. 
Titrirt wurde nach Pettenkofer mittelst Curcumapapiers. 

Alle Harne, die zur Untersuchung gelangten, zeigten einen mehr 
oder minder grossen Gehalt an durch Luft austreibbarer Kohlensäure. 
Im Harn mit einem specifischen Gewicht von 1'003 — erzeugt durch 
Biergenuss — fand sich ein Gehalt von 17 Kubikcentimeter Kohlen- 
säure auf 1000 Kubikcentimeter Harn; bei anderen Harnen stieg er 
auf 100 Kubikcentimeter, ja in einem Falle bis auf 294 Kubikcenti- 
meter Kohlensäure in einem Liter Harn. 

Alle diejenigen klimatischen Einflüsse, welche, wie jahrelange eigene 
Erfahrungen zeigen, die Aecidität des Harns vermindern, scheinen den 
Gehalt des Harns an Kohlensäure zu vermehren. Sehr vermindert wird 
der Kohlensäuregehalt durch feuchtwarmes Wetter, ebenso durch vieles 
Trinken. Der farblose Harn nach Biergenuss erweist sich am ärmsten 
an Kohlensäure. In der Regel sind die Harne von hohem speeifischen 
Gewichte und neutraler oder alkalischer Reaction, auch die kohlen- 
säurereichsten. Durchschnittszahlen dürften für die Harne von ver- 
schiedenen speeifischen Gewichten kaum aufzustellen sein; doch ent- 
halten die Harne vom specifischen Gewicht 1'020 in der Regel mehr 
denn 100 Kubikcentimeter Kohlensäure im Liter, wenn dieselben neutral 
oder alkalisch sind, aber nur 40 bis 50 Kubikcentimeter bei saurer Reaction. 


- 


INTEL. Centralblatt für Physiologie. 423 


Die Frage, ob die Kohlensäure als solehe im freien oder im ge- 
bundenren Zustande vorhanden sei, lässt sich nicht ohneweiters beant- 
worten. In stark sauren Harnen ist ersteres wohl bestimmt der Fall. denn 
dieselben entwickeln, nachdem die Kohlensäure durch Luft verdrängt 
ist, nochmals, wenn auch sehr langsam, Kohlensäure auf Zusatz von 
kohlensaurem Kalk. Anders ist dies bei neutralen oder gar alkalischen 
Harnen. Es ist bekannt. dass eine Lösung des neutralen phosphor- 
sauren Natrons, PO, Na, H, mehr Kohlensäure absorbirt als ein gleiches 
Volumen Wasser aufnimmt. Die gleichzeitig ausgeführte Bestimmung 
der Phosphorsäure und Kohlensäure ergab übrigens in manchen sauren 
Harnen mehr Kohlensäure, als dem zweiten Natriumatom des phosphor- 
sauren Natrons, welches die Kohlensäure eventuell binden könnte, ent- 
spricht. In Uebereinstimmung mit diesen quantitativen Ergebnissen 
werden diese Harne nach dem Austreiben der Kohlensäure gegen 
Lackmus, Methylorange und Säurefuchsin stark sauer reagirend gefunden. 
Die Phosphorsäure war also hauptsächlich als PO,NaH, vorhanden, 
wie die ausgeführte Titration dies bestätigte. In stark alkalischen Harnen 
wurde das Vorhandensein von kohlensaurem Alkali durch die Beob- 
achtung nachgewiesen, dass die auf gewöhnliche Weise von Kohlen- 
säure befreite Flüssigkeit nach dem Zusatz einer Säure aufs Neue 
Konlensäure an die Luft abgah. 

Ein bedeutender Gehalt des Harns an freier Kohlensäure kann 
dem Harne stark reizende Eigenschaften verleihen, die sich besonders 
dann auf der Schleimhaut der Harnröhre bemerklich machen wird, 
wenn ein Zurückhalten des Harns in der Blase stattfindet. Dies tritt 
besonders dann ein, wenn durch Biergenuss in kurzer Zeit eine reich- 
liche Absonderung von Harn eingeleitet worden war. Die darnach 
secernirten Harnportionen sind stark concentrirt. Der Eine von uns 
hat festgestellt, dass bei leerem Magen durch Bier, besonders echtes 
Münchener Bier, bedeutend mehr Harn ausgeschieden wird, als Bier 
aufgenommen wurde, und zwar einem Gewichtsverlust des Körpers 
von 1, ja 2 Kilogramm und mehr entsprechend. So haben wir durch 
Trinken von 1'/, Liter Münchener Spatenbräu des Morgens 9 Uhr 
eine solche Harnfluth erzeugt, dass um 12 Uhr das Gewicht des 
Körpers des Einen von uns 2 Kilogramm weniger betrug, als um 
8 Uhr, bei dem Anderen 1 Kilogramm weniger; wir also bedeutend 
mehr Flüssigkeit in Form von Harn ausgeschieden hatten als dem 
eenossenen Biere entsprach. Diesem Wasserverlust des Blutes durch 
die harntreibende Wirkung des Bieres folgt bald ein nicht zu stillender 
Durst. ebenso steigt die Öoncentration des Harnes und derselbe nimmt 
nun die Schleimhaut stark reizende Eigenschaften an. wie dies als 
Folge des Genusses mancher Biere bekannt ist. 

Suchen wir nach einer Erklärung für das Auftreten von freier 
oder als doppeltkohlensaures Salz gebundener Kohlensäure im Harne, 
so wird uns diese vielleicht durch die Thatsache gegeben, dass die 
Menge der Kohlensäure sowohl mit der Abnahme des speeifischen 
Gewichts des Harns bis auf 16 Kubikcentimeter Kohlensäure, also 
besonders mit der Abnahme an Harnstoff und zunehmender Aecidität 
sinkt, dagegen ausserordentlich steigt, bis auf 290 Kubikeentimeter für 
1000 Harn, bei normalem Harnstoffgehalt und neutraler oder alkalischer 

33* 


424 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


Reaction des Harns. Auf eine Uebereinstimmung im Gehalt an Kohlen- 
säure und Harnstoff hat schon ©. A. Ewald aufmerksam gemacht. 

Die Fähigkeit der Niere und der Leber, kohlensaures Ammoniak 
in Harnstoff überzuführen, ist durch verschiedene Forscher nach- 
sewiesen. Befindet sich im Blute saures kohlensaures Ammoniak oder 
carbaminsaures Ammoniak oder ein Doppelsalz von phosphorsaurem 
Natron-Ammoniak von der Formel: PO,NaH.NH,, so wird durch 
die Lebensthätigkeit der Niere aus dem sauren kohlensauren Ammoniak 
Harnstoff gebildet, zugleich Kohlensäure hierbei freigemacht werden. 
Ebenso wird aus dem neutralen Phosphat PO, NaH.NH, und Kohlen- 
säure Harnstoff und saures phosphorsaures Natron entstehen können. Es 
würde demnach in das Nierengewebe aus dem Blute nur saures kohlen- 
saures Ammoniak und neutrales phosphorsaures Ammoniak - Natron 
übertreten, die freie Kohlensäure dagegen und das saure phosphorsaure 
Natron erst in dem Nierengewebe durch Harnstoffbildung entstehen, 
nach der Gleichung: 

2.C00H.ONH, = 60 (NH,), + C0,H, +2.H,0 
saures kohlensaures Ammoniak Harnstoff Kohlensäurehydrat 
2.PO,Na.H.NH, + C0, = P0,NaH, + CONE5» 
saures phosphor- 
An Nora +-Harnstoff 

Diese Reactionen können nur eintreten, so lange ein-UÜeberschuss 
von saurem kohlensauren Salz in der Gewebsflüssigkeit der Niere vor- 
handen ist, Zur raschen Entfernung der Ammoniaksalze aus dem Orga- 
nismus ist deshalb ein Ueberschuss von Kohlensäure in der Gewebs- 
flüssiekeit erforderlich. 

Ist schon neutrales phosphorsaures Natron PO, Na, H oder 
kohlensaures Natron an Stelle von Natrium - Ammoniumphosphat 
(PO,NaHNH,) in der Gewebsflüssigkeit der Niere vorhanden, so 
wird die Eigenschaft dieser Salze, freie Kohlensäure zu binden, einen 
sehr kohlensäurereichen Harn erzeugen. Da die so gebundene Kohlen- 
säure nicht zur Harnstoffbildung verbraucht wird, wie die Kohlensäure 
des kohlensauren Ammoniaks, so ist zu erwarten, dass nur ein kleiner 
Theil des in alkalischen Harnen reichlich vorhandenen Harnstoftes 
in der Niere selbst gebildet wird. Diese Vorstellungen von der Ent- 
stehung der sauren Reaction des Harnes stehen auf dem Boden der 
von Liebig und Brücke vertretenen Ansichten. 

Die vorgetragene Erklärung findet eine gewichtige Stütze in den 
schönen in Heidenhein’s Institut ausgeführten Untersuehungen von 
Dreser*) über das Verhalten des Säurefuchsins in der Niere. Das 
Säurefuchsin wird durch das lebende Gewebe, wie Dreser gefunden, 
nicht reducirt, sondern kreist im alkalischen Blute als farblose Base. 
Die geringste Säuremenge, selbst Kohlensäure, oder ein szures Salz, 
jedoch genügt, um das rothgefärbte Salz des Säurefuchsins zu erzeugen. 
Die Säurefuchsinnieren zeigen nun die Glomeruli und den an diese 
stossenden Hals farblos, selbst nach mehrtägiger Zufuhr des Farb- 
stoffes. Die Tubuli eontorti hingegen sind lebhaft roth gefärbt, aber 


phosphorsaures Ammoniaknatron 


*) Zeitschrift für Biologie 1885, N. F., III Bd., S. 47. 


Nr. 18. Centralblatt für Physiologie. 425 


auch in ihnen sind die isolirten Epithelzellen in ihrem Protoplasmaleib 
farblos, ebenso stets die Kerne. Der rothe Farbstoff ist an rothe 
Körnehen ausserhalb des Protoplasmas gebunden. Aus diesen That- 
sachen der Untersuchung von Dreser lässt sich mit Sicherheit 
schliessen, dass in den Glomeruli und den Zellen die Flüssiekeit noch 
neutral sein muss, die saure Reaction erst durch die Thätickeit der 
Zellen entsteht, Harnstoff und zugleich saure Salze, sowie freie 
Kohlensäure in den Zellen des Nierengewebes gebildet wird. Aus der 
vorliegenden Untersuchung geht hervor, dass aus der Bestimmung der 
Alkalinität des Harns ein Sehluss auf die Alkalinitit des Blutes er- 
laubt sein wird. 
Berlin, 2. November 1887. 


Allgemeine Physiologie. 


P. Hepp. Ueber Quecksilberäthylverbindungen und über das Ver- 
hältniss der (uecksülberäthyl- zur (Quecksilbervergiftung (Aus N 
Labor. f. exper. Pharmakol. zu Strassburg: Arch. f. exp. Path. ı 
Pharmak. XXIII, 1 u. 2, S. 91). 

Die Versuche wurden an Fröschen, Kaninchen, Katzen und Hunden 
angestellt. Zur Anwendung kamen (mittelst subeutaner Injeetion) das 
Quecksilberdiäthyl in 1- und 5procentiger Lösung in Olivenöl, 1- und 
5procentige wässerige Lösung von Quecksilberäthylsulfat und eine 
5procentige Quecksilberäthylchloridlösung. Bei den drei Präparaten 
gestaltete sich das Vergiftungsbild ziemlich gleich, und zwar folgender- 
massen: Nach einem auffallend langen Latenzstadium, dessen Dauer 
je nach der Anwendung wässeriger und öliger Lösung und nach der 
Stärke der Dosis wechselt, wird das Thier auffallend Tuhig, apathisch 
und zeigt verminderte Fresslust. Dann treten Verdauungsstörungen 
(Erbrechen, starke Durchfälle, mitunter Stomatitis) und hocheradige 
Bewegungsstörungen (Ataxie und mehr oder minder ausgesprochene, 
die Hinterbeine zuerst ergreifende Lähmung) centralen Ursprungs auf: 
ferner cerebrale Symptome, die in den ersten Tagen der Vergiftung 
fehlen (Frethismus, Tremor, mitunter Blindheit, Absehwächung anderer 
Sinne, Wuthausbrüche, immer zunehmender Stumpfsinn etc.) Der Tod 
erfolet beihohen Dosen des Giftes (0'012 bis 0'006 Gramm bei Fröschen, 
0-4 Gramm bei Kaninchen) dureh Herzlähmung, und zwar wird wahr- 
scheinlich die Museulatur des Herzens von dem Gift primär affieirt. 
Ist die Dosis geringer, so geht das Thier zugrunde in Folge der 
Ernährmesstörungen, zum Theil auch in Folge der Parese der “Respi- 
rationsmuskeln. Der eonstanteste, oft einzige Leichenbefund ist Hyper- 
ämie der Magendünndarmschleimhaut, verbunden häufig mit Eechy- 
mosirung; häufig ist Hyperämie der Leber. Bei chronischer Vergiftung 
der Kaninchen wird constant eine Kalkablagerung in zerstreuten Büscheln 
von geraden Harncanälchen der Nierenrinde sefunden. 

Das eben skizzirte Bild der Quecksilberäthylvergiftung beim Thier 
zeigt die grösste Analogie mit dem bei den bis jetzt bekannten Fällen 
von Quecksilberdimethylvergiftung beobachteten. 

Vergleicht man mit dem Bilde der acuten Quecksilberäthyl-. 
respective Quecksilberdimethylvereiftung das der acuten Quecksilber- 


426 Centralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


vergiftung, so differirt das letztere von jenem sehr wesentlich: bei 
ersterer die bei der (uecksilbervergiftung kaum je beobachtete auf- 
steigende Lähmung bei Intactheit des Bewusstseins und der Sensibilität; 
hei dieser die Gastroenteritis und die constante, gewöhnlich bis zur 
Diphtherie sich steigernde Entzündung des Dickdarms, während das 
(Juecksilberäthyl eine nur mässige, meist auf Magen und Dünndarm 
beschränkte Entzündung des Digestionstractes hervorruft. Aber diese 
Unterschiede beschränken sich auf Fälle von acuter Vergiftung; bei 
den chronischen Fällen von Vereiftung mit Organoderivaten des Queck- 
silbers treten die der Quecksilbervergiftung eigenthümlichen Symptome 
mehr und mehr in den Vordergrund und beherrschen schliesslich, mit 
Prädominiren der sensorischen und psychischen Störungen, allein die 
Scene. Die Richtigkeit dieser Auffassung der Vorgänge bei der Queck- 
silberäthylvereiftung wird bestätigt durch die vom Verf. eruirte That- 
sache, dass bei der acuten Vereiftung das Quecksilberäthyl noch ganz 
unzersetzt in den Harn übergeht und dort nachweisbar ist, und dass 
erst bei mehr chronischer Vergiftung neben dem Quecksilberäthyl 
Quecksilber auch in anderer Form und schliesslich/ersteres kaum mehr 
im Urin nachweisbar wird. A. Auerbach (Berlin). 


Alb. Vesterberg, Ueber Amyrin (Ber. d. d. chem. Ges. XX, 8. 1242). 


Das aus dem Elemiharz nach der gewöhnlichen Methode ab- 
geschiedene Amyrin, O,,H,;, OH, ist nach Verf. ein Gemenge zweier 
isomerer Körper, welche beide rechtsdrehend sind und von denen das 

«-Amyrin bei 180 bis 181°, das ß-Amyrin aber bei 193 bis 1949 
en lah, Beide krystallisiren in langen feinen Nadeln und sind wahr- 
scheinlieh den Cholesterinen verwandt; mit Chloroform und concen- 
trirter Schwefelsäure geben sie, wenngleich erst nach längerer Zeit, 
eine Farbenreaction, w 'elche der des Cholesterins sehr leicht. 

E. Dr echsel (Leipzig). 
R. Dicz. Ueber eine neue Methode zur, quantitativen ‚Bestimmung von 

Glycerin (Z. f. phys. Chem. XI, 5, S. 472). 

Aus der zu untersuchenden Flüssigkeit wird in der gewöhnlichen 
Weise ein kohlehydratfreies, alkoholisches Extraet dargestellt. Dasselbe 
wird so weit verdünnt, dass dasselbe eine ein- bis zweiprocentige Lösung 
darstellt und von dieser wird eine etwa 0'2 Gramm Glycerin enthaltende 
Menge mit 5, Kubikcentimeter Benzoylehlorid und 5 Kubikcentimeter 
Natronlauge (zehnprocentige Lösungen) etwa zehn Minuten lang unter 
Abkühlung kräftig durchgeschüttelt. Der pulverig gewordene Nieder- 
schlag des Gly cerintribenzoats wird nach dem Verdünnen mit Wasser 
auf einem bei 100” „etrockneten Filter gesammelt, mit Wasser ge- 
waschen, zwischen Filtrirpapier abgepresst und hei 100" €. getrocknet. 

F. Röhmann (Breslau). 


St. Szez. Zaleski. Das Eisen der Organe bei Morbus maculosus 
Werlhofii (Aus dem pharmakol. Universitätsinstitut zu Dorpat; Arch. 

f. „exper. ‚Bath. u. Phagmale X. 21 u..2,082220). 
Die auffallend grossen Mengen von Eisen, welche Hindenlang 
und Kunkel in einem Fall von Morbus maeulosus Werlhofii, der sich 
dureh eigenthümliche braun-rostfarbige Pigmentablagerungen in der 


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4 0 200 


Nr. 18. _ Centralblatt für Physiologie. 427 
Leber, Bauchspeicheldrüse und in den Lymphdrüsen auszeichnete, in 
eben diesen Organen gefunden haben (0:39 Procent Fe in der in 
Alkohol aufbewahrten Leber, 1'246 Procent in der Trockensubstanz 
derselben: 12:6 Procent in einer Retroperitoneallymphdrüse, 30°8 Pro- 
cent in der Trockensubstanz derselben), dieses aussergewöhnliche Ver- 
halten der Organe veranlasste den Verf. ineinem Fall der bezeichneten 
Krankheit zu untersuchen, ob die Angaben von Hindenlang-Kunkel 
sich auf jeden Fall von Morb. macul. Werlhofii beziehen und somit 
als ein Charakteristicum der Krankheit aufzufassen sind. Im vor- 
liegenden Fall fehlten die erwähnten rostfarbig-braunen Pigment- 
ablagerungen vollständig. Die Resultate der Eisenbestimmungen gibt 
nachfolgende Tabelle: 


Procent- Procentgehalt des Eisens 
o aer 
| Untersuchtes Organ gehalt an Use 
> Trocken- frischen Troeken- 
substanz Substanz substanz 
Bronchiallympharüsen . . . . . 14-19 0.0592 | 04172 
Eee er 13:87 0.0274 0:1972 
lan, ae Sr LTE 15:33 0.0243 0.1585 
Knochenmark des Femur . . . . 62-75 0:0207 0.0529 
(Fett) 
ERBE a ee, 11:68 0.0101 0.0865 
AD Das an ae JENAER Ce 1741 0.0105 0:0603 
| Mesent.- und Inguinallymphdrüsen 18:770- 00102 | 00543 
1 LEE Be ER El 30:99 0.0116 0:0375 
| (Fett) | 
Gehirn (graue und weisse Substanz) | 17:72 0:0065 0.0367 
Barikreas a a, 15:95 0.0040 ‚  0:02350 


Darnach ergibt sich, dass die von Hindenlang-Kunkel auf- 
gefundenen grossen Eisenmengen kein für die Werlhofi’sche Blut- 
fleckenkrankheit charakteristisches Merkmal darstellen. Wenn auch im 
vorliegenden Falle in den Bronchiallymphdrüsen, Lungen und Knochen- 
mark ziemlich beträchtliche Eisenquantitäten vorhanden waren. so 
reichen dieselben doch keineswegs an die erstaunlich hohen Zahlen 
jener Autoren. Bemerkenswerth ist in dem vom Verf. analysirten Falle, 
dass die im Blut enthaltene Eisenmenge (also auch die Hämoglobin- 
menge) gegen die Norm um mehr als die Hälfte vermindert, und dass 
in den Bronchiallymphdrüsen mehr als siebenmal so viel Eisen vor- 
handen war als in anderen Lymphdrüsen. Das Eisen war offenbar nur 
in organischer Form gebunden in den Organen enthalten, und zwar 
zum grössten Theil als Risenoxydalbuminat. A. Auerbach (Berlin). 
Grimaux. Sur Valdehyde glyeerigue (Compt. rend. CIV, 19, p. 1276). 

Veranlasst durch die Publication von Fischer und Tafel (Ber. 
d. d. ehem. Ges. 1887), theilt G. seine Versuche mit, denen zufolge 
bei Einwirkung von Platinmohr auf Glycerin ein Aldehyd entsteht, 
welches redueirt und in Berührung mit Hefe Kohlensäure und einen 
die Jodoformreaction gebenden Körper bildet. 

F. Röhmann (Breslau). 


428 Centralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


T. Lauder Brunton and J. Th. Cash. Action of Cofein and 
Thheine upon Voluntary Muscle (Roy. Soc. Proc. XLH, 253, p. 238). 
Caflein wie Thein bewirken unter Umständen hei Rana teımporaria 
Muskelstarre; individuelle Verschiedenheiten spielen daher eine wesent- 
liche Rolle, auch verhalten sich nicht sämmtliche Muskeln desselben 
Thieres gleichartig. Thein scheint etwas stärker zu wirken und be- 
günstigt ausserdem oft die Entstehung rhythmischer Öontraetionen, die 
meist ausserordentlich langsam aufeinanderfolgen. Die kurze Mittheilung 
enthält ausserdem Angaben über den Einfluss, welchen ein Zusatz von 
Milchsäure, ferner Kalium-, Öaleium- und Baryumsalzen, sowie Guanidin 
auf die Entwickelung der durch Thein oder Caffein verursachten 
Muskelstarre besitzt. Biedermann (Prag). 


Heinrich Kiliani. Ueber die Einwirkung von Natriumamalgam auf 
Arabinose (Ber. d. d. chem. Ges. XX, 8. 1233, 1571). 

Wenn man, nach K., eine wässerige Lösung von Arabinose 
(©, H,,0;) mit 3procentigem Natriumamalgam in kleinen Portionen 
versetzt und durch regelmässigen tropfenweisen Zusatz verdünnter 
(1:5) Schwefelsäure und sehr häufiges Umschütteln möglichst neutral 
erhält, so entsteht eine in weissen, sehr kleinen, zu harten Warzen 
vereinigten Nadelu, beziehungsweise Prismen krystallisirende Ver- 
bindung. Dieselbe löst sich sehr leicht in Wasser, ebenso in kochen- 
dem 90procentigen Alkohol, sehr wenig in kaltem Alkohol; ihre Lösung 
reagirt neutral und ist optisch inaetiv. Sie schmeckt süss, redueirt aber 
nicht Fehling’sche Lösung; die Analyse führte zu der Formel: 
C;H30;. Die Verbindung, welche Verf. Arabit nennt, ist demnach 
ein Analogon des Maunits, und muss als normales Pentoxypentan: 
HO.CH, (CH.OH),.CH, OH betrachtet werden. Sie schmilzt bei 102°, 
. also bei fast derselben Temperatur wie Sorbit, doch verliert sie nicht, 
wie dieser, bei dieser Temperatur Wasser. E. Dreehsel (Leipzig). 


J. Blake. lvecherches sur les relations entre le spectre des elements 
des substances anorganiques et leur action biologiqgue (Gompt. rend. 
CIV, 22, p. 1544). 

Wie der Verf. früher gefunden hat, zeigen die Elemente, welche 
zu derselben isomorphen Gruppe gehören, Ol, Br, J: P, As, Sb, Bi; 
Fe, Al, Or, Mn ete., ähnliche physiologische Wirkung. Eine Ausnahme 
von dieser Regel machen nur Stickstoff und Kalium. Dieselben Elemente 
machen eine Ausnahme in der von Mitscherlich aufgefundenen 
Regel, dass den Elementen derselben isomorphen Gruppe ähnliche 
Speetren zukommen. Verf. nimmt an, dass die physiologische Wirkung 
der Elemente auf intramoleeularen Schwingungen beruht, welehe sich 
auch im Spectrum äussern. Schotten (Berlin). 


T. Lauder Brunton and J. Th. Cash. „Contributions to our 
knowledge of the Connexion between Chemical Constitution and 
Physiologieal Action. Preliminary Communication on The Action of 
certain Aromatice Bodies” (Roy. Soc. Proc. XLI, 253, p. 238). 

Vorläufige Mittheilung über motorische, vom Centralorgan ab- 
hängige Störungen, welche bei Fröschen durch Benzol und dessen 


Nr. 18. Centralblatt für Physiologie. 429 


Halogenderivate sowie durch Phenol. Dioxybenzol und Trioxybenzol 
o D ö 
hervorgerufen werden. Biedermann (Prae). 

oO oO, 


Berthelot et Revoura, Chaleur de combustion (Compt. rend. OIV. 
23, p- 1521). 


Berthelot et Lanquinine, Chaleur de combustion (ibid. p. 1574). 


B. u. R, sowie B. u. L. haben in der calorimetr. Bombe die 
Verbrennungswärmen mehrerer Verbindungen bestimmt. Die Unter- 
suchungen erstrecken sich theilweise auf Körper, für welche schon 
durch andere Beobachter die Verbrennungswärmen gemessen sind. 
Für ein Gramm folgender Substanzen wurde ein Wärmewerth (aus- 
gedrückt in Galorien) gefunden: 


Bnealme.2 2229.700*). . Hydrochmone .....-,.1% 89361229 
Phenol . SAU Eyrogallal ..273,..247 251026 
Bonzoesaure ©... 1. 6.359*) - Traubenzucker . .... 7 3.10 
OmmSauter 2... . 4.553 Balierlsäure’ "..,2,. PuNDB2G 
Bone... 2.6.0817) 


Berechnet man aus diesen Werthen die Verbrennungswärme für je ein 
Molekül, so ergeben sich für nachstehende Reactionen folgende Wärme- 
mengen: 
Benzol 0,H,;,  krystall. 4 0 = Phenol &. H,O. = 2366. Cal. 
Benzoösäure C, H, 0, krystall. + O0 = Salieylsäure Ü- H, 0, = + 37° 
Phenol 0,H,;,0 krystall. +0 = Hydrechin. , HH, =+522 „ 
Hydrochinont, H, 0, —0=Pyrogallol C,H,0, = + 516 
Rubner (Marburg). 


Berthelot et Vicille. Sur les chaleurs de combustion et de formation 
des carbures d’hydrogene solides (Annal. d. chimie et de phys. X, 
Ayrıl, pn: 1353). 

Die calorimetrische Bombe, welche B. als ein neues Instrument 
zur Bestimmung der Verbrennungswärme vor einiger Zeit angegeben 
hat (vgl. dieses Centralblatt Nr. 13, S. 284), haben nun B. und V. zu 
weiteren Versuchen benützt. Der wichtigste Vorzug der Bombe, den 
anderen Galorimetern gegenüber, soll die Vollständigkeit der Ver- 
brennung sein. Substanzen, welche hei Verbrennung in atmosphä- 
rischer Luft neben Kohlenoxyd noch andere unvollkommene Oxydations- 
producte liefern, zerfallen in der Bombe — in reinem auf 24 At- 
mosphären comprimirten Sauerstoff — vollkommen in Kohlensäure, 
Wasser ete. Jeder Versuch kann in zwei bis drei Minuten vollendet 
sein und bedingt dadurch eine sehr kleine ÖOorrectur für den Wärme- 
verlust des Calorimeters. 

Selbst leichtflüchtige Körper können in der Bombe verbrannt 
werden. Feste Substanzen werden durch Compression zu kleinen 
Pastillen geformt und diese auf ein mit einer Zwinge versehenes Platin- 
plättehen im Innern der Bombe gelegt. Die Entzündung erfolgt bei 
Beginn des Versuches auf elektrischem Wege. Die Substanz wird von 
einem Eisenfaden von bekanntem Gewicht berührt; dieser durch den 


*) Die Werthe von B. und R., sowie B. u. L. zusammengelest. 


430 Centralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


Strom ins Glühen gebracht, verbrennt. Im Mittel beträgt die Menge 
des verbrennenden Risens 18 Milligramm. 

Kohlenwasserstoff. Zucker, Stärke, Eiweiss verbrennen vollkommen; 
die Bildung von Oxydationsprodueten des Stickstoffs ist gering (13 bis. 
49 Millieramm Salpetersäure entsprechend). 

B. und V. theilen die Verbrennungswärme folgender Substanzen 
mit (ausgedrückt in Oalorien pro 1 Gramm der Substanz}: 


Naphthalin 00H: 97181 (9295 Stohmann, 9'773 Rubner) 
Anthracen . . ... C,H. 95856 (9247 Stohmann) 

Phenanthren . . . C,H, 9:5447 

Beten. .n.0.00,,:l,3 -9:9255 

Diphenyl .. O,3H,, 97968 

Aethylennaphthalin 05H, 98688 

Silben .G,, Ha 98644 

Dibenzyl -. -.. On, 10:0456 

Phenol ».. . .. ....10,H,0 17:8356 (7716. Stohmann) 

Kampfer. - . . :. CioH,s 107861 Rubner (Marburg). 


Berthelot ei Vicille. Chaleur de combustion et de formation des 
sucres, hydrates de carbone et alcools polyatomiques congeneres (Annal. 
de chim. et de phys. X, Avril, p. 455). 

B. und V. haben nach der eben beschriebenen Methode (siehe 
vorhergehendes Referat) eine Reihe von Körpern auf ihre Verbrennungs- 
wärme untersucht. Für manche derselben ist letztere bereits nach 
anderer Methode, z. B. dureh Verbrennung mit chlorsaurem Kali fest- 
gestellt gewesen. 
B..u. V. haben folgende Werthe erhalten: 
1 Gramm 1 Molekül Bildungswärme aus 
liefert Cal. liefert Cal. den Elementen 


Mannit? 29 510,,.B20%: 4.001 7285 + 318°5 
Duleit 00, 4.006 1294 +.3170:6 
Milchzucker her ER Di +H,0 3.771 13598 +- 298:1*) 
Rohrzucker . 0, H5, O 3:962 1955 + 266*) 
Traubenzucker Q, Hjs X —_ 680 —- 300 
Cellulose . 26, His D — 681'8 + 2272 
Stärkemehl .C, H,, 0; 4.228 6849 + 2241 
Ianlını 7200 0, H 0; 4:187 6783 — 230°6 
Dextrin . 0 H,O: 4'180 667°2 —+ 241% 


Die einzelnen Gruppen unterscheiden sieh bezüglich ihrer Bildungs- 
wärme in gesetzmässiger Weise: 
die Stärkegruppe hat eine Bildungeswärme von + 230 Cal. 


Disaccharate haben „ E 2mal + 266 
. Traubenzuckerreihe „ R +300 , 
„ Mannit, Duleit Hi „ —318 Fr) 


Die Stärkegruppe unterscheidet sich von den Disaccharaten um 
— 36 Oalorien; letztere von der Traubenzuckerreihe um — 34 Öalorien 
Diese Differenzen sind bedingt durch den Eintritt von Wasser in den 
Moleeularverband. 


Ei) Für !/, Molekül. 
*#) Im Original steht irrthümlich 310. 


Nr.18, Centralblatt für Physiologie. 431 


Die sechsatomigen Alkohole (Mannit ete.) mit der Traubenzucker- 
reihe verglichen, liefern +18 Calorien Bildungswärme. Das ist fast 
ebensoviel an Wärme als bei der Umwamdlung des Aldehyds in Alkohol 
frei wird: 

C, H, 0 (flüssig) + H, =(, H, 0 (flüssig) = + 14 Cal. 

Nach den von B. und V. gewonnenen Resultaten wäre die Wärme- 
entwickelung bei der Alkoholgährung: 

C,H, %, = 2CH,.CO0OH +2C0, = 4 29 Cal. — 47 Cal. gelöst. 

Die Bildung der Kohlehydrate aus Kohlenstoff und Wasser absorbirt 
— 114 Calorien an Wärme. Rubner (Marburg). 


H. Fizeau. Sur certaines inflexions dans la direction des sons, qui 
doivent parfois rendre inefficaces les signaux sonores en usage dans 
la navigation (Öomptes Rendus CIV, 20, p. 1347). 

Gelegentlich der in letzter Zeit nicht selten. vorgekommenen Zu- 
sammenstösse von Schiffen ist die Frage aufgeworfen worden, ob hier 
besondere Umstände vorgelesen haben, welche die benützten Sehall- 
signale (Dampfpfeifen, Sirenen ete.) unwirksam gemacht haben. F. zeigt, 
dass eine Ablenkung der horizontalen Schallstrahlen nach oben statt- 
finden muss, sobald von unten nach oben die Temperatur der Luft 
abnimmt. Dies kann leicht vorkommen, wenn das Meer wärmer ist 
als die Luft, insbesondere also Nachts oder bei Nebel. Nimmt man 
an, dass die Abnahme der Temperatur nach oben '/,,° pro Meter be- 
trägt, so wird ein Schallwellenzug, der in horizontaler Riehtung von 
der Schallquelle ausgeht, in einer Entfernung von 100 Metern um 
0:92 Meter, bei 500 Metern aber schon um nahe 22°9, bei 1000 Metern 
um 91°6 Meter in die Höhe gestiegen sein. Diese Ablenkung der 
Schallstrahlen nach oben mag in Wirklichkeit oft noch bedeutender. 
sein, da die Temperatur manchmal stärker abnimmt als !/,,' pro Meter. 
Es empfiehlt sich daher, an den Schiffen die Schallquelle sowohl als 
den Platz Desjenigen, der die Schallsignale zu beobachten hat. möglichst 
hoch anzubringen. v. Kries (Freiburg). 


Walth. Hempel. Ueber den Sauerstoffgehalt der Luft (Ber. d. d. 
chem. Ges. XX, 8. 1864). 


H. hat in Gemeinschaft mit Kreusler, Morley, Pusinelli und 
Sparre Schneider den Sauerstoffsehalt der Luft an verschiedenen 
Orten bestimmt; die Analysen wurden nach drei verschiedenen Methoden 
ausgeführt: 1. Absorption mit pyrogallussaurem Kali, 2. Verbrennen mit 
Wasserstoff und 3. Absorption durch glühendes Kupfer. Als Mittel 
wurde gefunden: 
für Tromsö 20'92 Procent (Maximum 21°00 Procent, den 22. April 1886) 

„ Dresden . 2090 _Ä 

Barar 2.2089 2, (Minimum 20:26 Procent, den 26. April 1886) 

Bonn . . 20'922 

Cleveland 20°933 

Als Gesammtmittel der Analysen von 203 verschiedenen Luft- 
proben, welche an fünf verschiedenen Orten nach drei verschiedenen 
Methoden ausgeführt wurden. ergibt sich: 2091 Procent Sauerstoff, 


432 Centralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


oder unter Berücksichtigung, dass die mit der Pyrogallussäuremethode 
erhaltenen Werthe wegen der Kohlenoxydentwickelung etwas zu niedrig 
sind, 2093 Procent Sauerstoff. E. Drechsel (Leipzig). 


A. Bourne. The reputed suicide of scorpions. (Proc. of the roy. soc. 
XLIN. 251, p.1.2: 

In den letzten Jahren sind von englischen Autoren wiederholt 
Beobachtungen zu Gunsten und zu Ungunsten des aus Spanien stammen- 
den Volksglaubens angeführt worden, dass der Scorpion in verzweifelten 
Lebenslagen (in einem Kreise glühender Kohlen) sich durch einen 
Stich in den eigenen Kopf selbst tödte. Da sich die Ausbildung eines 
solchen Instinctes weit weniger verstehen lassen würde, als die Selbst- 
verstümmelungen behufs Fluchtergreifung — auf welche L. Fredericg 
in neuerer Zeit wieder die Aufmerksamkeit gelenkt hat — so hat Verf. 
eine Reihe systematischer Versuche angestellt, um die Frage zu ent- 
scheiden. Aus diesen Versuchen folgt, dass der Scorpion sieh nicht 
nur selbst mit seinem Stachel verwunden kann, sondern dass er dies 
auch wirklich gelegentlich thut, wenn er sich in unangenehmen Lagen 
befindet, doch geschieht es dann anscheinend nicht absichtlich, sondern 
dadurch, dass der lebhaft, aber regellos umhergeschleuderte Schwanz 
sich gelegentlich auch zurückschlägt und dann mit dem Stachel zu- 
fällig eine verwundbare Stelle trifft. Das Gift des Scorpions ist nun 
aber ganz unfähig, dasselbe Individuum oder auch ein anderes Individuum 
derselben Art zu tödten. Das Gift ist sehr schnell tödtlich für einen 
Thelyphonus, weniger schnell für eine Spinne und viel weniger sebnell 
für ein Inseet. Wenn zwei Scorpione miteinander kämpfen, so stechen 
sie sich zwar gegenseitig, doch sind diese Stiche von geringer oder 
gar keiner Wirkung, der stärkere tödtet den schwächeren vielmehr 
dadurch, dass er ihn thatsächlich in Stücke reisst. Wenn der Scorpion 
in einem Ringe glühender Kohlen stirbt, in welchem die Temperatur 
etwa auf 50° C. hinaufgeht, so geschieht es, weil ihn diese Temperatur 
schon komatös macht und eine etwas gesteigerte für ihn tödtlich ist. 


Gad (Berlin). 
F. V. Laborde. Fecherches et experiences sur deux supplieies (Gaz. 
hebdomad. 1887, 14, p. 233. Acad. de Med. 5, IV, 1837). 


L. hat mit Rondeau und Gley zusammen die Temperatur innerer 
Organe nach der Decapitation bei zwei Menschen bestimmt: Bei dem 
einen Fall zeigte sich im Herzen und in der Lebergegend 1'/, Stunden 
nach der Hinrichtung eine Temperatur von 372°. Bei dem zweiten 
2'/, Stunden nach derselben im Abdomen 361°. Ferner’hat L. durch 
vom Rückenmark zum Herzen geleitete Induetionsströme isolirte Con- 
traetionen des reehten Herzohres beobachtet und ebenso peristaltische 
Bewegungen des Magens, von der Cardia zum Pylorus und umgekehrt 
gerichtet; neben diesen bildeten sich stehende Üontractionswellen, 
besonders in der Nähe der Cardia und des Pylorus, an welch letzterem 
dieselben die Form eines elliptisehen Ringes annahmen. 


Goldscheider (Berlin). 


Ch. E. Quinquaud. De laction du froid sur lorganisme animal 
vivant (Compt. rend. CIV. 22, p. 1542). 


Nr. 18. Centralblatt für Physiologie. 433 


Kühlt man einen Hund allmählich ab, so tritt bei einer Innen- 
temperatur von 22 bis 25° C. eine derartig erhöhte Reflexerregbarkeit 
ein, dass das Thier einem mit Stryehnin vergifteten gleicht. 

Diese abnorme Erregbarkeit des Rückenmarks beruht zum Theil auf 
einer Sättigung des Blutes mit Sauerstoff. Ein 10 Kilogramm schwerer 
Hund wurde in ein Bad von 11° getaucht, er starb bei einer Innen- 
temperatur von 19°. Das Blut des linken Ventrikels enthielt 31:5 Volum- 
procente Sauerstoff; nach dem Schütteln einer anderen Portion des- 
selben Blutes mit Sauerstoff, bei derselben Temperatur, wurden 
28:5 Volumprocente gefunden. Vor der Abkühlung enthielt das Blut 
desselben Thieres 23 Volumprocente Sauerstoff. Aehnlich in zwei 
anderen Fällen. 

Die Bereicherung an Sauerstoff findet allmählich mit der Ab- 
kühlung statt. j 

Unter dem Einfluss der Abkühlung tritt Zucker im Harn des 
Kaninchens auf; beim Hunde bildet sich in der ersten Periode der 
Abkühlung eine Hyperelykämie aus. 

Die Ausscheidung der Kohlensäure durch die Lungen steigt, wie 
bekannt, unter dem Einfluss der Kälte, aber nur so lange, als die 
Temperatur nicht unter 30° sinkt: unter 26" wird sie geringer. 

F. Röhmann (Breslau). 
Al. Nagamatsz. Beiträge zur Kenntniss der Chlorophyllfunetion 
(Arb. d. botan. Inst. Würzburg, III, 3, S. 389). 

Die Arbeit beschäftigt sich mit der experimentellen Untersuchung 
einiger Fragen, welche sich auf die Abhängigkeit der Stärkebildung 
assimilirender Blätter von bestimmten äusseren Umständen beziehen. 
Zunächst wurde durch Versuche festgestellt, dass Blätter von Land- 
pflanzen, welche in Wasser untergetaucht und an ihrer Oberfläche von 
demselben benetzt werden, unfähig sind, im Licht durch Assimilation 
Stärke zu bilden, obwohl für reichlichen Kohlensäuregehalt des Wassers 
gesorgt war. Solehe Blätter dagegen, wie z. B. diejenigen des Klees, 
welche durch eine Haarbekleidung vor der Wasserbenetzung geschützt 
und im Wasser von einer Luftschicht umgeben sind, bilden sehr viel 
Stärke im Licht. In anderen Versuchen wurde die Frage untersucht, 
ob das Licht, welches durch ein assimilirendes Blatt hindurchgegangen 
ist, noch die Kraft besitzt, in einem zweiten Blatte die Assimilation zu 
bewirken. Es zeigte sich, dass dies nicht mehr möglich ist, obwohl 
die Blätter der untersuchten Pflanzen, z. B. von Rumex orientalis, 
Althaea rosea, überhaupt nicht dieker waren als 0'2 Millimeter, wobei 
die Dieke der farblosen beiderseitigen Epidermis noch abzuziehen ist. 
Durch eine dritte Versuchsreihe wurde nachgewiesen, dass gewelkte 
Blätter nicht mehr fähig sind, zu assimiliren. (i. Klebs (Basel). 


Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie. 


Sigm. Exner. Ueber optische Eigenschaften lebender Muskelfasern 
(Pflüger’s Archiv, Bd. XXXX, S. 360). 

Der Verf. geht von der Frage aus, ob der Brechungsindex (4uer- 

gestreifter Muskelfasern sich bei der Öontraetion ändert. Die von meh- 


434 j Centralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


reren Autoren beobachtete Thatsache, dass eine zwischen zwei Nicol- 
schen Prismen befindliche Muskelscehicht von bestimmter Dieke ihre 
Farbe bei der Contraction nicht ändert, schliesst eine Aenderung der 
Brechungsindices zwar nicht ganz sicher, aber doch mit grosser Wahr- 
scheinlichkeit aus, während die Beobachtung in unpolarisirtem Licht 
oft den Eindruck einer Aenderung ergibt. Eine directe Messung des 
Brechungsindex konnte mittelst des vom Verf. schon beschriebenen 
Mikrorefractometers (Archiv f. mikroskop. Anatomie X\XV) ausgeführt 
werden. Bezüglich des Prineipes und der Construction des Apparates 
muss auf jene Abhandlung verwiesen werden; doch lässt sich der 
Effeet kurz erläutern. Der Apparat theilt das Gesichtsfeld in zwei 
Hälften, welche etwa die rechte und linke sein mögen. 

Betrachtet man unter diesen Umständen ein Stück eines Präpa- 
rates, dessen Dieke von rechts nach links zunimmt, so erscheint das- 
selbe hell auf dunklem Grunde, wenn sein Breehungsindex grösser, 
dunkel auf hellem Grunde, wenn er kleiner ist als der der. umgebenden 
Flüssigkeit. 

Eine eylindrische Muskelfaser, deren Achse gerade von hinten nach 
vorne läuft, erscheint also in dem einen Falle rechts hell und links 
dunkel, in dem anderen Falle umgekehrt. Man kann nun die Präpa- 
rate in verschiedenen Zusatzflüssigkeiten untersuchen (der Brechungs- 
index von Hühnereiweiss kann von 1'359 durch Eintrocknung über 
Schwefelsäure bis auf 14053 vermehrt werden) und findet eine Flüssig- 
keit, deren Index dem der Präparate gleich ist, oder besser zwei, von 
denen der eine einen etwas höheren, der andere einen etwas geringeren 
Brechungsindex als das Präparat besitzt. Die Brechungsindices der Flüssig- 
keiten werden dann mit dem Abbe’schen Refraetometer bestimmt. 

Der Brechungsindex der lebenden Muskelfasern des Hydrophilus 
schwankt-um die Grösse 1'363, der des Froschsartorius beträgt etwa 
1'369; es lässt sich bei diesen letzteren auch eine wenigstens ungefähre 
Angabe über die Differenz der Brechungsindices für den ordinären 
und extraordinären Strahl (bei Lichtdurchgang senkrecht zur Längsachse 
der Faser) machen, und zwar würde der erstere als 1: 368, der letztere 
als 1'370 anzunehmen sein. 

An frischen Muskelfasern des Hydrophilus piceus zeigt sich weiter, 
dass die contrahirten Stellen, welche an den abgerissenen Enden der 
Fasern, vielfach auch im Verlauf derselben, auftreten, einen bedeutend 
höheren Brechungsindex besitzen als die noch lebenden, nieht con- 
trahirten Partien. Indessen lehren weitere Beobachtungen, dass diese 
Contraction, deren allmähliches Fortschreiten sich unter dem Mikroskop 
verfolgen lässt, keine normale ist. Sie löst sich nämlich nicht wieder, 
sondern bleibt dauernd bestehen. Normale, wieder in ‚Erschlaffung 
übergehende Öontractionen lassen sich aber auch beobachten, und 
zwar in zwei Formen, theils als schnelle Zuckungen, theils als über 
die Fasern langsam hinlaufende Contractionswülste. Bei den Zuckungen 
machen die Fasern, unter dem Mikrorefractometer gesehen, den Ein- 
druck des Wogens und Flimmerns, was von den Verschiebungen und 
Verbiegungen der Discs herrührt. 

Besseren Aufschluss geben die langsam ablaufenden Contraetions- 
wülste, bei welchen an jeder einzelnen Stelle die Zusammenziehung 


Nr. 18. Centralblatt für Physiologie. 435 


nur kurz dauert. Hier kann mit Sicherheit festgestellt werden, dass 
der Brechungsindex sich nicht merklich, d. h. jedenfalls nieht mehr 
als um einige Einheiten der vierten Decimale verändert. Die Zunahme 
des Brechungsindex ist charakteristisch für die dauernde Zusammen- 
ziehung im Gegensatz zur zeitweiligen. Vermuthlich ist das darauf 
zurückzuführen, dass bei jener (dauernden) Gontraetion eine erhebliche 
Menge Flüssigkeit von geringem Brechungsindex aus der Muskelfaser 
ausgepresst wird, was sich durch Beobachtungen mittelst des Mikro- 
refractometers direct nachweisen lässt. Auch die Härtung mit Osmiumsäure 
oder Alkohol, wie man sie zur Fixirung von Gontractionswellen zu 
verwenden pflegt, bewirken Flüssigkeitsaustritt und Zunahme des 
Brechungsindex, fixiren also nicht die normale Öontraetion. 

In dem letzten Abschnitte der Arbeit weist der Verf. darauf hin, 
dass die Erforschung der Details des Muskels bereits dadurch erschwert 
und unsicher wird, dass bei Objeeten von gewisser Kleinheit, wie wir 
durch v. Helmholtz und Abbe wissen, die gewöhnlichen (Gesetze 
der Abbildungen nicht mehr giltig sind. Die optischen Effeete, welche 
unter solehen Umständen auftreten, erläutert E. in einigen Beispielen. 
Gleichwohl werde es kaum jemals gelingen, durch die Analyse solcher 
optischen Effecte, die nicht mehr richtige Bilder sind. die wirkliche 
Struetur eines complieirten Objectes zu ermitteln. Es empfiehlt sich 
daher einerseits eine umfangreiche Verwendung von Macerations- und 
Färbungsexperimenten, ausserdem namentlich die Vergleichung der 
Bilder, welche bei gerader und schiefer Beleuchtung erhalten werden. 
da das Constantbleiben des Bildes unter diesen Umständen auf seine 
Correetheit schliessen lässt. Die Widersprüche in der Histologie des 
quergestreiften Muskels sind zum Theil darauf zurückzuführen, dass 
man die Ergebnisse der Untersuchungen von Helmholtz und Abbe 
nicht berücksichtigt hat. v. Kries (Freiburg). 


R. Köhler. Sur la structure des fibres musculaires chez les Crustacdes 
edriophthalmes (Compt. rend. CIV, 9, p. 592). 

Verf. gibt ein Resume über ausgedehnte Untersuchungen der 
Structurdetails der Muskelfasern bei Amphipoden und Isopoden. Das 
Hauptgewicht wird auf ein Structurverhältniss gelegt, welches Vref. für 
prineipiell neu hält, welches aber bei anderen Abtheilungen der 
Crustaceen längst bekannt ist (s. Leydig, Histologie 1857, 8. 134!) 
und auch z. B. die Beinmuskeln des Flusskrebses auszeichnet. Die 
eontractile Substanz nimmt bei diesen Ordnungen häufig den centralen 
Theil der Primitivbündel ein, und wird peripherisch von dem Proto- 
plasma der „Oellules myogenes” (Verf.), Kühne’s „Sarcoglia” umhüllt. 
während bei den anderen Arthropodenabtheilungen allerdings das um- 
zekehrte Verhältniss vorherrscht. Die übrigen, bei den einzelnen Species 
aufgefundenen Besonderheiten betreffen die Grösse der Primitivbündel, 
die Anordnung und den Umfang der Fibrillen, die Grösse der Gellules 
myogenes, die Zahl und die Grösse ihrer Kerne. Ü. Benda (Berlin). 


H. P. Bowditch. The Action of Sulphuric Ether on the Peripheral 


Nervous System (American Journal of the medical Sciences 1887. 
Nr. 186, p. 444). 


436 Öentralblatt für Physiologie, Nr. 18. 


B. theilt Versuche mit über den Einfluss des Aethers auf den 
Erfolg der Reizung des N. ischiadicus vom Frosch. Bekanntlich bewirkt 
unter normalen Verhältnissen schwaches Tetanisiren der genannten 
Nerven Beugung, eine starke Reizung dagegen Streckung des Beines 
(Ritter-Rollett’sches Phänomen). Unter dem Einfluss des Aethers, 
der entweder local auf eine unterhalb der Reizstelle gelegene Strecke 
des blossgelegten Nervenstammes oder auf das ganze in ätherhaltige 
O-5procentige Kochsalzlösung getauchte Bein wirkte, führt eine starke 
Reizung, die sonst Streckung des Beines und Abduction der Zehen 
bewirkt, zu einer Beugung des ersteren und Adduction der Zehen. 
Erst bei weiterer Verstärkung des Reizes tritt wieder der frühere 
Erfolg ein. 

Diese Thatsache wird so gedeutet, dass in Folge der örtlichen Her- 
absetzung des Leitungsvermögens die ursprüngliche starke Erregung 
bei ihrer Fortpflanzung durch die ätherisirte Nervenstrecke geschwächt 
wird und daher auf die Muskeln nur wie ein schwacher Reiz wirkt. 
Eine hierher gehörige Beobachtung hat übrigens schon Grützner 
semacht (Breslauer ärztl. Zeitschr. 1883, Nr. 18 und Recueil zoolo- 
gique Suisse, Tom. I. 4, 1884). Er fand, dass an stark ätherisirten 
Fröschen „bei indirecter, immer stärker werdender Reizung die Strecker 
sich (umgekehrt wie unter normalen Verhältnissen) zuerst zusammen- 
ziehen”, indem die an sich leichter erregbaren Beugemuskeln durch 
Gifte früher geschädigt werden als die minder erregbaren, aber wider- 
standsfähigeren Strecker (vgl. auch W. Neumann, Toxicologische 
Verschiedenheiten functionell verschiedener Muskelgruppen, Inaug.- 
Diss. 1883). Ein ähnlicher Einfluss der Aetherwirkung macht sich 
auch an gewissen Kehlkopfmuskeln geltend und es bildeten gerade 
derartige Beobachtungen den Ausgangspunkt der von B. mitgetheilten 
Versuche. In tiefer Aethernarkose bewirkt nämlien Reizung des N. 
recurrens beim Hunde stets eine Erweiterung, bei schwacher Aetheri- 
sirung dagegen eine Verengerung der Glottis, wenn ein starker, eine 
Erweiterung, wenn ein schwacher Reiz einwirkt. Unter normalen Ver- 
hältnissen tritt eine solche gegensätzliche Wirkung starker und schwacher 
Reizung nicht hervor. Biedermann (Prag). 


Physiologie der speeiellen Bewegung. 


Charbonnel-Salle. Sur les fonctions hydrostatiques de la vessie 
natatoire (Compt. rend. CIV, 19, p. 1330). 

Verf. unterzieht die Frage nach der functionellen Bedeutung der 
Volumsänderungen der Schwimmblase einer mit graphischen Hilfs- 
mitteln angestellten Untersuchung. In die Blase wird ein Troicart ein- 
seführt, der mit einem Marey-Chauveau’schen Sphygmoskop in 
Verbindung steht. Am Rücken des T'hieres ist ein elastischer Beutel 
befestigt, der ebenfalls mit einem Schreibapparate versehen ist, und 
durch den die lediglich durch Niveauänderungen herbeigeführten Druck- 
schwankungen registrirt werden 

Beim ruhigem Schwimmen (im Aquariun) gehen beide Öurven 
einander durchaus parallel. Die Schwimmblaseneurve zeigt keinerlei 
plötzliche Erhebungen oder Senkungen, insbesondere keine solehen, 


Nr. 18. Öentralblatt für Physiologie. "437 


die auf eine Öompensation der Niveauveränderung bezogen werden 
könnten. Wird das Thier lebhaft, werden seine Bewegungen schnell, 
so zeigt die Schwimmblaseneurve Zacken, die von den Muskelstössen 
herrühren. Diese Schwankungen können sowohl beim Aufsteigen des 
Fisches als beim Tiefersteigen vorhanden sein; die ihnen entsprechen- 
den Druck- und Volumsveränderungen spielen also keine Rolle bei der 
Locomotion. Dazu sind sie auch, wie besondere Messungen lehrten, zu, 
gering und zu kurzdauernd. 

Auch die von J. Müller ausgesprochene Ansicht, dass bei Fischen, 
die eine getheilte Schwimmblase besitzen, durch Luftverschiebungen 
aus der einen in die andere Hälfte Veränderungen des Schwerpunktes 
herbeigeführt werden könnten, weist Verf. zurück. Bei den Cyprinoiden 
ergab ihm die gleichzeitige Exploration beider Lappen stets gleich- 
förmige Drucksechwankungen. Er kommt im Ganzen zu dem Resultate, 
dass die Volumsänderungen der Schwimmblase ohne functionelle Be- 
deutung sind. Langendorff (Königsberg). 


Colson. Le muscle tenseur de l’aponevrose cervicale superficielle. 
(Annales de la societe de medeeine de Gand. 1887, Avril, p. 63). 
C. hat zwei neue Fülle eines accessorischen oberflächlichen 
Muskels am Halse beobachtet, den Luschka M. supraelavieularis, 
W. Gruber M. supraelavieularis proprius, Dubar musele ansiforme 
suselavieulaire, Testet muscle eleido-aponevrotique ascendant genannt 
hatten. Im ersten Falle präsentirte sich derselbe als bogenförmiges 
Muskelbündel mit nach abwärts geriehteter Coneavität, welcher sehnie 
von der Ülavieularportion des M. sternoeleidomastoideus an der 
Glavieula entsprang und sich an derselben in der Nähe ihres Akromial- 
endes inserirte. Im zweiten Falle nahm der Muskel in ähnlicher Weise 
seinen Ursprung, inserirte sich jedoch völlig in die Halsfaseie vor dem 
Trapezius. Beidemale war er in eine Duplicatur der Faseia eolli super- 
ficialis eingeschlossen. Lusehka (Müller’s Archiv 1856), welcher den 
Muskel als Rest des episternalen Apparates ansprach, sah ihn vom 
Manubrium sterni entspringen und sich am Schlüsselbeine nahe dessen 
Akromialende inseriren. Die physiologische Bedeutung des Muskels 
ist nach C. die, dass er ähnlich wie der M. subeutaneus eolli bei 
seiner Öontraction mit Spannung der Faseie dem Einsinken der Haut 
am Halse und dem Collabiren der Halsvenen bei der Inspiration Wider- 
stand leistet, weshalb ihn Verf. als M. tensor faseiae eolli super- 
fieialis bezeichnet. Sigm. Fuchs (Wien). 


Tuffier. Contribution a letude des mouvements des doigts (Arch. 
generales de med. 1887, Mai, p. 513). | 

1. Die Strecksehnen der Finger adhäriren constant an der ersten 
Phalanx, indem von der unteren Fläche der Sehne sich ein sehniges 
Blatt abzweigt und zur Basis der Phalanx begibt, wo es zugleich mit 
der unteren Hälfte der Gelenkkapsel verschmilzt. 

2. Wenn man drei Finger ausgebreitet gegen die untere Fläche 
einer Tischplatte legt und den Rinefinger oder einen anderen frei 
lässt, derart, dass derselbe im Metacarpo-Phalangealgelenk und dem 
ersten Interphalangealgelenk rechtwinkelig gebeugt ist und die beiden 

Centralblatt für Physiologie. 34 


438 Uentralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


ersten Phalangen in dieser Stellung fixirt sind, so kann man die Nagel- 
phalanx activ weder strecken noch beugen, während sie passiv sehr 
leicht beweglich ist. Verf. zeigt, - dass, der Grund dieser Erscheinung, 
welche er als „todten Punkt” in der Fingerbewegung bezeichnet, in 
Folgendem gelegen ist: das mittlere Bündel der Strecksehne der beiden 
letzten Phalangen ist durch die Krümmung des Fingers stark gespannt, 
die seitlichen Bündel dagegen sind, indem sie zusammen. mit dem 
mittleren nach vorn gezogen sind, erschlafft und zu beiden Seiten 
nach unten geglitten. In Folge dessen können weder sie noch das 
mittlere Bündel auf die Streckung der Nagelphalanx wirken. Die Un- 
möglichkeit, letztere zu beugen, erklärt sich daraus, dass die anderen 
Finger sich in Streekstellung befinden und die zwischen den tiefen 
Beugesehnen befindlichen Adhärenzen die isolirte Action der betreffenden 
Sehne verhindern. (Die vom Verf. beschriebene Erscheinung der Un- 
möglichkeit, bei der gedachten Lage der Hand die Nagelphalanx activ 
zu bewegen, ist übrigens schon von M. Sternberg [Pflüger’s Archiv. 
Band 37, S. 1 fi.| mitgetheilt und zum Ausgangspunkt anderweitiger 
Betrachtungen gemacht worden. Ref.) (oldscheider (Berlin). 


Physiologie der Drüsen. 


C. Posner. Notiz zur normalen Albuminurie (Aus dem Laborat. der 
Dr. Lassar schen Klinik in Berlin; Oentralbl. f. d. med. Wissensch. 
Nr.. 23). 

In Ergänzung seiner früheren Untersuchungen (Virchow’s Arch. 
1886, Bd. 104) theilt Verf. mit, dass die Leo Liebermann'sche 
(Med. Oentralbl. 1887, Nr. 18) Modification der Eiweissprobe mit 
kochender Salzsäure bei normalem Harn ein positives Resultat gibt. Dampft 
man circa 150 Kubikcentimeter normalen Harn mit etwas Essigsäure auf 

ein Zehntel ein, fällt man mit Alkohol, wäscht man den Niederschlag 
mit heissem Alkohol und kaltem Aether und giesst man dann kochende, 
concentrirte Salzsäure aufs Filter, so erhält man, wie bei Verwendung 
von Eiweisslösungen, deutlich violette Färbung des Rückstandes und 
des Filtrirpapiers, die besonders beim Trocknen schön hervortritt. 
Gruber (Wien). 

A. Thiel. Ueber experimentelle Glykosurie bei Vögeln (Arch. f, exper. 
Path. u. Pharmak. XXIL, 1 und 2, S. 142. — Inaug.-Diss., Königs- 
berg 1887). 

Verf. fand unter Leitung von OÖ. Minkowski, dass die meisten 
Eingriffe, durch welche bei Säugethieren künstliche Glykosurien erzeugt 
werden können (Zuckerstich, Vergiftung mit Kohlenoxyd und Leueht- 
gas, Amylnitrit ete.), bei den Vögeln (Hühnern) in der Regel ver- 
sagten und nur in ganz vereinzelten Fällen ein Auftreten sehr geringer 
Mensen von Zucker im Harne zur Folge hatten. Dies eigenthümliche 
Verhalten des Vogelorganismus erklärt T. durch die ausserordentlich 
intensive Oxydationsthätigkeit im Organismus dieser Thiere. Eine 
Steigerung der Zuckerproduetion kann beim Vogel nicht so leicht zu 
einem Auftreten von Zucker im Harne Veranlassung werden, weil 
sein Organismus sich leichter durch gesteigerte Oxydation des Kohlen- 
hydratüberschusses zu entledigen vermag, als derjenige des Säuge- 


Nr. 18. Centralblatt für Physiologie. 439 


thieres. Das Phloridzin (v. Mering) übrigens erzeugt auch bei Vögeln 
und selbst nach Exstirpation der Leber Glykosurie; und das spricht 
dafür, dass das Zustandekommen der Zuckerausscheidung hier auf 
andere Momente zurückzuführen ist als bei den übrigen bis jetzt unter- 
suchten Glykosurien. A. Auerbach (Berlin). 


A. B. Macallum. The Termination of Nerves in the Liver (Quart. 
Journ. of mierose. Se. XXVII, 4, p. 439). 


Durch Anwendung von Goldfärbungen auf Leberstücke, die in 
Erlieki’scher Flüssigkeit oder in Chromsäure mit Alkoholnachbe- 
handlung gehärtet waren, stellt Ref. beim Menschen und einem 
Amphibium, Menobranchus, ein complicirtes „Nervengeflecht” der Leber 
dar. Dasselbe besteht aus einem interlobulären Plexus mit einem perivas- 
eulären und einem intercellulären Netzwerk. Aus letzterem entspringen 
die cellulären Endäste, die entweder verzweigt oder einfach bis ins 
Innere der Zelle und in die Nähe des Kernes verfolgt wurden. Eine 
Verbindung der beschriebenen Fasern mit markhaltigen Nerven wurde 
nicht gesehen. C. Benda. 


Ph. Stöhr. Ueber Schleimdrüsen (Anatom. Anzeiger U. 12, S. 372; 
Verh. der I. Vers. d. Anat. Ges., Leipzig, 14 und 15, IV, 1887). 
St. erklärte schon früher die Randzellen der „Gianuzzischen Halb- 
monde” gewisser Schleimdrüsen für secretleere Drüsenzellen, welche 
in Folge ungleichzeitiger Thätigkeit der einzelnen Elemente eines 
Acinus zeitweise an die Wand gedrängt werden. Dieser Auffassung 
scheint die Thatsache zu widersprechen, dass den Zungenschleimdrüsen 
des Menschen und des Kaninchens ungeachtet der auch hier nachweis- 
baren ungleichzeitigen Secretion der Zellen die Halbmonde fehlen. St. 
erklärt dies dadurch, dass die Zellen dieser Drüsen „höher differenzirte 
starre Gebilde’ darstellen, die sich nieht wie die weichen Elemente 
der Randzellenschleimdrüsen ohneweiters vom Lumen abdrängen 
lassen, und bei welchen ausserdem ein bei diesen letzteren vorüber- 
sehendes Verhalten „die netzförmige Anordnung der Zellsubstanz mit 
basalstehendem Kerne stationär geworden ist’. Randzellen würden also 
nur zu Stande kommen bei ungleichzeitiger Seeretion benachbarter, mit 
zarten Wandungen versehener Drüsenzellen. Biedermann (Prag). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


v. Seeland. Ueber die Nachwirkung der Nahrungsentziehung auf die 
Ernährung (Biolog. Centralbl. VII, S. 145). 

Der Verf. macht auf die praktische Erfahrung aufmerksam, dass 
nach vorausgegangener Nahrungsentziehung, z. B. nach schweren fieber- 
haften Krankheiten, in der Regel die Körperernährung über die gewohnte 
Norm hinausgeht; diese Erscheinung der Nachwirkung der Nahrungs- 
entziehung hat der Verf. experimentell untersucht. Die Ergebnisse der 
ersten Versuchsreihe hat der Verf. in seiner Dissertation „Ueber den 
Einfluss der periodischen Nahrungsentziehung auf das Körpergewicht 
und den Procentgehalt der festen Bestandtheile, Warschau 1869” aus- 
führlieh mitgetheilt. Zu dieser Versuchsreihe wurden zwölf Tauben, 

34* 


A440 Centralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


die demselben Vogelschwarm angehörten, verwendet; sie wurden in 
zwei Gruppen zu je sechs Stück getheilt, von welchen die erste Gruppe 
Futter und Wasser täglich im Ueberflusse erhielt, die zweite Gruppe 
jedoch von Zeit zu Zeit hungerte, in den Zwischenpausen jedoch 
wie die erste gehalten wurde; die Hungerperioden waren nicht über 
drei Tage lang. Die ersten vier Stück jeder Gruppe wurden mit 
Hirse, das letzte Paar jeder Gruppe nur mit hartgesottenen, zerhackten 
Eiern gefüttert. Die Summe der Hungertage des ersten Paares der 
zweiten Gruppe war 17, die des zweiten 12'/,, die des dritten 15 Tage; 
schliesslich wurde ausser diesen beiden Gruppen nach ein Paar beob- 
achtet, welches nur so viel Futter erhielt, dass das Anfangsgewicht 
unverändert blieb. Jedes Thier hatte seinen besonderen Käfig; an 
jedem zweiten oder dritten Tage wurden die Tauben Morgens vor 
der Fütterung gewogen, die Fäces gesammelt. und untersucht, das 
übrig gebliebene Futter Abends stets entfernt; der ganze Versuch 
dauerte 3'/, Monate. Die Thiere der beiden ersten Gruppen wurden 
eetödtet, sobald sich eine Gewichtsabnahme nach einem erreichten 
Maximum einstellte. Es ist hervorzuheben, dass in beiden Gruppen 
das mit Eiern gefütterte Paar früher als die anderen eine solche Ab- 
nahme zeigte, also sich früher satt gegessen hatte, dass ferner der 
Maximalpunkt durch die Hungerperiode weiter hinausgerückt worden 
ist. In der ersten Gruppe lebten die mit Eiern gefütterten Tauben 
53 und 68 Tage, die übrigen 68 bis 100 Tage; in der zweiten Gruppe 
lebten die mit Eiern gefütterten 91 und die übrigen 100 bis 108 Tage. 
Der am zweiten und dritten Hungertage entleerte Koth, welcher aus 
einem dunkelgrünen (Lebersecret) und weissen (Harnsäure) Theile 
bestand, konnte nach dem Trocknen und Zerreiben mit heissem 
Alkohol und hierauffolgendem Kochen mit einer grossen Menge einer 
Lösung von phosphorsaurem Natron in Lösung gebracht werden; es 
wurden daher die Exeremente der übrigen Tage ebenso verarbeitet, 
der vom Körper stammende Theil (von der Leber, vom Darme und 
den Nieren) ging in Lösung, der Rest konnte als der unverdaute 
Theil der Speise (hauptsächlich Cellulose) betrachtet werden. 

Die Thiere wurden durch Verblutung getödtet, das ausgeflossene 
Blut gesammelt und gewogen; das in den Organen zurückgebliebene 
Blut wurde durch eine dem Verfahren Weleker’s ähnliche Methode 
bestimmt. Die zur Blutbestimmung verwendete Blutprobe wurde wieder 
zum Gesammtblute gefügt und das Ganze getrocknet, die einzelnen 
im frischen Zustande gewogenen Organe wurden mit der zur Aus- 
laugung ihres Blutes verwendeten Wassermenge getrocknet und gewogen, 
hierauf wurde das freie Fett entfernt und das zurückgebliebene Fett 
dureh Auslaugen der zerriebenen Massen mit Aether Entfernt und der 
Rückstand nochmals gewogen; da das Gewicht der frischen Organe 
bestimmt wurde, so ergab der durch das Trocknen veranlasste Gewichts- 
verlust die Wassermenge und nach der Entfernung des Fettes der 
(rewichtsverlust die Fettmenge. 

In beiden Gruppen nahm das Körpergewicht zu, aber bei der 
Hungergruppe war der Durchschnitt der Gewichtszunahme im Ver- 
gleiche zum Anfangsgewichte grösser; bei den sechs Versuchen der 
ersten Gruppe verhielt sich die absolute Gewichtszunahme während 


Nr. 18. Centralblatt für Physiologie. 441 


des Versuches zum Anfangsgewichte wie 1:6°4, bei der zweiten Gruppe 
(Hungergruppe) wie 1: 4:6. Bei den mit Eiern sefütterten Thieren war 
in beiden Gruppen die Gewichtszunahme geringer als bei den übrigen. 

Die tägliche Mitteizahl des verbrauchten Rutters und Wassers ist 
bei den Thieren der zweiten Gruppe (Hungergruppe) kleiner als bei 
der ersten Gruppe; die mit Hirse gefütterten Thiere der ersten Gruppe 
erhielten im Durehsehnitt täglich 20°0 Gramm Hirse (nach Abzug der 
bearbeiteten Exeremente) und 21-3 Gramm Wasser, die mit Kiern 
gefütterten 36°3 Eier (nach Abzug der bearbeiteten Exeremente) und 
8:0 Gramm Wasser; die der zweiten Gruppe (Hungergruppe 19°9 Gramm 
Hirse, 20'0 Gramm Wasser und 32'6 Gramm Eier, 4:6 Gramm Wasser. 
Nach Abzug der Hungertage ist das Tagesmittel allerdings bei der 
Hungergruppe etwas grösser als bei der ersten Gruppe. Wird die Menge 
des verbrauchten Futters mit der Zunahme des Körpergewichts ver- 
elichen, so ergibt sich, dass bei der Hungergruppe für eine gegebene 
Menge der Körperzunahme weniger feste Nahrung verbraucht, also 
mit gleichen Mitteln ein grösseres Resultat erzielt wurde; dieselbe 
Oekonomie zeigte sich beim Wasser. Die Thiere der Hungergruppe 
enthielten mehr Fett als die der ersteh Gruppe, ebenso auch mehr 
von den übrigen festen Bestandtheilen (in Procenten des Körper- 
sewichts berechnet). 

In der Hungergruppe waren alle Systeme mit Ausnahme der 
Knochen fettreicher als in der ersten Gruppe. Den grössten Zuwachs 
hat bei der zweiten Gruppe im Vergleiche mit der ersten Gruppe die 
Haut erfahren, dann folgen der Reihe nach die Eingeweide, die 
Knochen und den geringsten Zuwachs zeigten die Muskeln. 

Eine zweite Versuchsreihe wurde 16 Jahre später, 1884 bis 1885. 
mit drei Hähnen durchgeführt; dieselben waren in demselben Neste 
ausgebrütet worden und sechs Monate alt, jeder hatte für-sich ein 
besonderes Bauer. Sie erhielten Weizen und Wasser im Ueberfluss, 
die verzehrten Mengen wurden gemessen, die Exeremente gesammelt 
und wie bei der ersten Versuchsreihe verarbeitet. Im Beginne des 
Versuches wurden alle drei täglich gefüttert, es zeigte sich eine Ge- 
wiehtszunahme, die langsam sich vergrösserte, später trat Stillstand ein. 

Als sich bei den beiden leichtesten der 'Thiere dieser Stillstand 
einstellte, begann die «Fastenperiode; der leichteste fastete Ilmal zu 
zwei Tagen und Amal zu einem Tage, der zweite 10mal zu zwei Tagen 
und dreimal zu einem Tage, der dritte fastete nicht. Bei diesem trat 
später als bei den beiden anderen der Stillstand der Gewichtszunahme 
ein, aber kein Rückgang. Nach dem Schlusse der Versuche wurden 
die Thiere freigelassen, es trat bei allen dreien eine starke Abnahme 
des Körpergewichts ein, und 1 bis 1'/; Monate nach dem Schluss der 
Versuche wurden sie durch Einspritzung von Chloroform in den Magen 
getödtet. Die Wägungen u. s. w. wurden genau so vorgenommen wie 
bei der ersten Reihe, nur die Blutmenge wurde nieht gesondert be- 
stimmt. Während bei dem ersten Hahne das Gewicht durch einen 
Monat hindurch nur wenig schwankte (um 1505 Gramm), stieg es 
während der Fastenperiode rasch, sechs nr nach den zwei ersten 
Fasttagen erreichte es 1560 Gramm, nach 25 Tagen 1638, nach 56 Tagen 
1665 Gramm; ganz dieselbe Erscheinung zeigte sich beim zweiten 


442 Centralblatt für Physiologie. Nr. 18 


fastenden Hahn. Bei beiden Hähnen trat während des Fastens ein 
Stillstand der Zunahme und beim zweiten sogar eine Abnahme ein; 
nach der Freilassung nahm bei beiden Vögeln das Körpergewicht rapid ab. 
Diese Abnahme des Gewichts konnte durch eingeschaltete Hungertage 
nicht verringert werden; der Verf. erklärt dieses durch die Einförmig- 
keit der Nahrung. Bei beiden.Hungerhähnen wurde in der Fastenperiode 
ebenfalls wie bei den Tauben der ersten Versuchsreihe durch eine 
segebene Nahrungsmenge mehr an Körperzuwachs erreicht, als in der 
der Hungerperiode. vorangehenden Periode. Nach der Tödtung hatte 
jeder der drei Hähne etwas über 30 Procent feste Bestandtheile; die 
beiden Hungerhähne besassen jedoch weniger Fett aber mehr Eiweiss- 
substanz als der dritte Hahn, welcher nie gehungert hatte. 

Endlich schliesst sich noch eine dritte Versuchsreihe an, welche 
mit acht Hähnen ausgeführt worden ist. Die Hähne waren im Beginne 
des Versuches drei Monate alt und waren innerhalb einer Woche auf 
demselben Hofe aus den Eiern geschlüpft. Sie waren auch in zwei 
Gruppen getheilt; das Durchschnittsgewicht der ersten Gruppe. welche 
zum Fasten bestimmt war, war geringer als das der zweiten Gruppe, 
die nie fastete. Der Versuch datierte vom Juni 1885 bis zum April 1886; 
den grössten Theil der Versuchszeit brachten die Hähne frei zu, nur 
zur Zeit des Fastens waren die Thiere der ersten Gruppe jedes für 
sich in einem Bauer, ferner waren die Thiere beider Gruppen dreimal zu 
jezehn Tagen jedes in einem besonderen Bauer, und zwar im Juni, October 
und Januar. An den Tagen dieser drei Dekaden wurden Futter, Wasser 
und Exeremente gewogen und letztere verarbeitet, im Anfange und am 
Ende der Dekaden das Körpergewicht der nüchternen Thiere bestimmt. 
Das Körpergewicht der nüchternen Thiere wurde ausserdem noch oft 
bestimmt; in der freien Zeit wurden die Thiere im Ueberflusse ge- 
füttert. Die Thiere der ersten Gruppe fasteten 7mal durch 12 Stunden 
und 27mal durch 24 Stunden; ausser der Gewichtsbestimmung wurde 
eine Messung der Längsachse, von der Schnabelwurzel bis zur Zehen- 
wurzel, vorgenommen. Als die Thiere 13 Monate alt waren, wurden 
sie durch Chloroformeinspritzung in den Magen getödtet, nachdem die 
der ersten Gruppe schon seit einem Monate nicht mehr gefastet hatten; 
das Verfahren war vollständig dasselbe wie bei der zweiten Versuchs- 
reihe. Das Durchschnittsgewicht der ersten Gruppe war innerhalb der 
ersten Dekade vor dem Hungern S6°8 Procent des der zweiten Gruppe. 
Nach dem Beginne des Fastens stieg es auf 899 Procent, fiel aber 
auf 82 und 85 Procent, schliesslich erreichte es wieder 894 Procent; 
es war also das Durchschnittsgewicht der fastenden Gruppe im Ver- 
gleiche zu dem der zweiten Gruppe gestiegen, auch bei der Körper- 
länge konnte die gleiche Erscheinung eonstatirt werden. Die Nahrungs- 
aufnahme war bei der fastenden Gruppe auch im Verlaufe des Versuches 
geringer geworden als die der nicht fastenden. Der Procentgehalt an 
Fett war bei der hungernden Gruppe geringer, der an trockenen, ent- 
fetteten Substanzen grösser als bei der zweiten Gruppe. Der Zuwachs 
an festen, entfetteten Substanzen war bei der Hungergruppe im Ver- 
gleiche mit der nicht fastenden Gruppe am grössten bei den Ein- 
seweiden, dann folgten die Haut, Knochen, Muskeln und am geringsten 
war er beim Nervensystem. 


Nr. 18. Centralblatt für Physiologie. 443 


Nach den Beobachtungen des Verf. besteht die Nachwirkung der 
Nahrungsentziehung im Allgemeinen in einem Schwerer-u und Stärker- 
werden des Individuums; schon Chossat, Manassein und Kagan 
haben die Thatsache gekannt. Alle periodisch fastenden Thiere haben an 
Eiweisssubstanzen in den einzelnen Organen gewonnen; das Blut je- 
doch hat an Eiweisssubstanzen nichts gewonnen, weil bei der fastenden 
(sruppe eine stärkere Tendenz zum Anwachsen vorausgesetzt werden 
muss, wodurch das eireulirende Eiweiss stärker vermindert wurde. Der 
Fettgehalt wächst nach dem Hungern ebenfalls, die Zunahme geht aber 
bald wieder verloren. Es zeigten sich die gleichen Verhältnisse bei den 
erwachsenen wie bei den noch wachsenden Thieren. 

Bei der Erklärung der beobachteten Erscheinungen führt der Verf. 
eine Reihe von Beispielen an, in welchen auf gewisse Eingriffe, durch 
welche die Functionen des Organismus geschwächt, behindert werden, 
derselbe mit der Verstärkung derselben reagirt; auch in diesem Falle 
gibt die Vorenthaltung der gewohnten und nothwendigen Nahrung einen 
Stimulus für die Elemente der Gewebe ab, in Folge dessen dieselben 
eiweissreicher und fester wurden. In den Versuchsreihen trat ferner 
die Erscheinung auf, dass mit weniger Nahrung bei den Hunger- 
gruppen mehr angesetzt wurde; es hat also das Zersetzungsvermögen 
der Organe unter der Gewohnheit des periodischen Fastens ab-, das 
Ansatzvermögen zugenommen. Man kann sich zunächst vorstellen, dass 
das Zersetzungsvermögen der Örganelemente auf das eirenlirende Ei- 
weiss abgenommen hat; es. ist aber auch denkbar, dass dieselbe 
Funetion mit germgerem Verbrauch von Organsubstanz geleistet werden 
kann; so ist es z. B. wahrscheinlich, dass die Muskeln verschiedener 
Thierelassen verschiedene Mengen von Substanz zur gleichen Kraft- 
leistung verbrauchen, gerade so wie verschiedene Maschinen je nach 
der Güte ihrer Construetion mehr oder weniger Material, tür dieselbe 
Kraftleistung benöthigen. 

Auch für das Nervensystem macht sich der Einfluss der perio- 
dischen Nahrungsentziehung geltend: die fastenden Gruppen zeigen im 
Gentralnervensystem mehr Eiweiss und mehr Fett. Es unterscheidet 
sich also in diesen Versuchsreihen das Centralnervensystem von den 
übrigen Organen dadurch, dass auch der Fettzuwachs eine grössere 
Stabilität zeigt. Als Beispiel seien die Tabellen der dritten Versuchs- 
reihe (der noch wachsenden Hähne) angeführt. Die absoluten summa- 
rischen Grössen des Nervensystems der dritten Reihe betragen: 


frisch getrocknet entfettet Fette allein 
Erste (fastende) Gruppe . 18750 4710 2:035 2:675 
Zweite Gruppe . . . . 25'498 6'092 2740 3352 
Mithin betrugen die festen Nervenbestandtheile in der 
frisch getrocknet entfettet Fette allein 
Ersten (fastenden) Gruppe — 2 .. 10-853  14:266proe. 
Zweiten Gruppe . . — 23813 10746  13:146proc. 


(13°067proe.,d.Ref.) 
Ferner kamen auf 1000 Theile Körpergewicht: 
frisch getrocknet enfettet Fette allein 
Erste (fastende) Gruppe . 358 0:89 0.38 0-51 
Zweite Gruppe . . .. 338 080 0.36 044 


A444 Centralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


Schliesslich führt der Verf. an sich selbst durch viele Jahre (15) 
die periodische Nahrungsentziehung durch; er hat dureh dieselbe ein 
hochgradiges nervöses Kopfleiden (Migräne), welches den verschiedensten 
Wassercuren, Seebädern u. s. w. trotzte, auf ein Minimum gebracht. In 
Bezug auf die ausführliche Beschreibung der Methode und der dabei zu 
beobachtenden Vorsichtsmassregeln muss auf die Originalabhandlung 
selbst verwiesen werden. J. Latschenberger (Wien). 


J. Boas. Ueber das Labferment im gesunden und kranken Magen. 
(Vorläufige Mittheilung; Centralbl. f. d. med. Wissensch. 1887, 
Nr: 23). 

Nach Verf. ist das Labferment ein constantes Product der Secre- 
tion der menschlichen Magendrüsen. Der Nachweis gelingt einfach, 
wenn man etwas salzsäurehaltiges Magensaftfiltrat (nach einem Probe- 
frühstück aus einem Stück Weissbrot und zwei bis drei Glas Wasser 
erhalten) genau neutralisirt und auf abgekochte, möglichst neutrale 
Milch im Brutofen einwirken lässt. Nach fünfzehn bis zwanzig Minuten 
beginnt die Caseingerinnung, nach dreissig bis vierzig Minuten ist sie 
vollendet. — Auch im Magensaft nüchterner Personen und in hyper- 
acidem Magensaft ist das Ferment vorhanden. Im Harne ist es niemals 
nachzuweisen, muss daher im alkalischen Darmsaft oder im Blute zer- 
stört werden. In saurem Magensafte hält es sich wochenlang. — Ein 
Parallelismus zwischen der Säure- und Pepsinabsonderung und der 
des Labfermentes besteht nicht. Sebr saurer Magensaft kann ferment- 
arm sein und umgekehrt; doch fehlt das Ferment unter normalen 
Bedingungen niemals. Ebenso wurde es sets gefunden bei Dyspepsia 
simplex, bei acutem Gastrieismus, bei Uleus ventr., bei Hyperacidität, 
bei Gastroneurosen. Dagegen wurde es stets vermisst bei subjectiv 
‚und objeetiv schweren Magenaffectionen: bei chronischem Katarrh mit 
reichlicher Schleimabsonderung, bei Magencarcinom, bei Atrophie der 
Magenschleimhaut. Es fehlt dann im Secrete meist auch die freie 
Salzsäure oder es reagirt der Magensaft überhaupt "neutral. Sobald 
freie Salzsäure vorhanden ist, fehlt das Labferment nie völlig. Es sind 
bezüglich seines Vorkommens oder Fehlens vıer Fälle möglich: 1. Es 
ist neben freier Salzsäure vorhanden. 2. Es ist vorhanden, trotz Fehlens 
freier Salzsäure. 3. Bei überhaupt neutraler Reaction des Magensaftes. 
4. Es fehlt bei Fehlen freier Salzsäure oder bei vorhandener neutraler 
Reaction des Mageninhaltes. Verf. hat zehn Fälle von Dyspepsie, zwei 
von Uleus ventr., zwei von Pyloruscareinom, vier von Schleimhaut- 
atrophie, drei chronische Katarrhe und einen acuten Gastrieismus 
untersucht. Die Reaction auf Labferment scheint ihm für die Diagnose 
von Careinom bedeutungsvoll zu sein. Gruber (Wien). 


F. Mares. Sur lorigine de lacide urigue chez !homme (Arch. slaves 
de Biologie III, 2, p. 207).| 
Die Harnsäure wurde nach Ludwig, der Stickstoff nach Kjeldahl 
bestimmt. 
In einer ersten Versuchsreihe wurde der Harn zwölf bis sieben- 
undzwanzig Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme, die bei den 
verschiedenen Individuen sehr verschieden grosse Mengen stiekstoff- 


Nr. 18. Centralblatt für Physiologie. A45 


haltiger Substanz enthielt. untersucht. Es bestand keine Beziehung 
zwischen der Menge des Gresammtstickstoffes im Harn und der Harn- 
säure. Die Harnsäureausscheidung zeigt bei demselben Individuum 
trotz Einfuhr sehr wechselnder Mengen stickstoffhaltiger Nahrung nur 
geringe Schwankungen. Die Menge “der Harnsäure ist bei den ver- 
schiedenen Individuen verschieden und scheint in einer gewissen Ah- 
hängigkeit vom Alter zu stehen. Sie nahm vom dreizehnten bis sechs- 
undzwanzigsten Jahre zu.(0'85 bis 0:97 Gramm pro 100 Kilogramm), dann 
wieder ab (0: 97 bis 0:72). Die Harnsäureausscheidung bei Neugeborenen 
ist sehr gross. Sie betrug hier 7 bis 8 Procent der Gesammtmenge 
des Stickstoftes gegenüber 1 bis 2 Procent beim Erwachsenen. Auch 
die absoluten Mengen sind bei ersteren erheblich grösser: bei einem 
achtjährigen Kinde wurde die vierundzw wanzigstündige Menge auf 
12 Gramm geschätzt. 

In einer zweiten Versuchsreihe wurde die Menge der Harnsäure 
in ein-, beziehungsweise dreistündigen Zwischenräumen nach der 
Nahrungsaufnahme ermittelt. Es tritt eine vorübergehende Steige- 
rung der Harnsäureausscheidung ein, deren Maximum für die procen- 
tischen Mengen nach drei Stunden, für die absoluten Mengen nach 
fünf Stunden erreicht wird. Im Gegensatz hierzu ist die Ausscheidung 
des Gesammtstickstoffes in der neunten Stunde am grössten und sinkt 
erst ganz allmählich von diesem Maximum ab. 

M. schliesst aus diesem Verhalten, dass die Vermehrung der 
Harnsäureausscheidung nicht in direetem Zusammenhang mit der 
Resorption der stickstoffhaltigen Nahrungsstoffe steht. Die Harnsäure 
sei ein Product der Stoffwechselvorgänge im Protoplasma. Die Ver- 
mehrung nach der Nahrungsaufnahme sei dadurch bedingt, dass bei 
der Bereitung der Verdauungssäfte die Zellarbeit gewisser Organe 
gesteigert sei. Eine Stütze für diese Ansicht erblickt er in, der Beob- 
achtung, dass nach Injection von nicht zu grossen Gaben Pilokarpin die 
Harnsäureausscheidung eine grössere ist. F. Röhmann (Breslau). 


Physiologie der Sinne. 


A. König. Ueber Newton’s Gesetz der Farbenmischung und darauf 
bezügliche Versuche des Herrn Eugen Brodhun (Sitzungsber. der 
Berliner Akad. d. Wissensch. 1887, XVIH, S. 311). 

Von denjenigen Sätzen, auf welche Grassmann und v. Helm- 
holtz das Newton sche Farbenmischungsgesetz zurückgeführt haben. 
besagt der Dritte, dass gleich aussehende Farben gemischt, gleich aus- 
sehende Mischungen geben: hiermit ist zugleich gesagt, dass die 
Farbengleichungen als solche giltig bleiben müssen, wenn die Inten- 
sität aller Liehte in demselben Verhältnisse vermehrt oder vermindert 
wird. Es zeigt sich nun, zunächst für dichromatische Systeme (die 
gewöhnlichen Fälle von Farbenblindheit). dass das nicht genau zutrifft. 
Durch Zusammenfügung von Licht der Wellenlänge 615 « und 460 u 
kann man eine farblos erscheinende Mischung herstellen: dieselbe bleibt 
auch farblos, wenn man ihre Intensität ändert. Ein homogenes Lieht 
dagegen, welches bei einer bestimmten Intensität jener Mischung gleich 
aussieht, wird bei steigender Intensität gelber; es ist also, um die 


446 5 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


Gleichheit wiederherzustellen, eine Vermehrung des langwelligen Lichtes 
im Vergleich zum kurzwellisen in der Mischung erforderlich. Dasselbe 
findet sich auch, wenn man aus jenen beiden Lichtern (615 u und 460 u) 
Mischungen herstellt, welche irgend einem anderen homogenen Lichte 
gleich aussehen. Ist L, — al,,; + bL,. eine derartige Gleichung, so 
muss, damit sie richtig bleibt, bei zunehmender Intensität das Ver- 
hältniss n zunehmen. Die Veränderlichkeit desselben ist am stärksten 
für A = 540 und 560, dagegen verschwindet sie für A —= 480 u. Auch 
bei trichromatischen Systemen lassen sich, entgegen den Erfahrungen 
Herine’s und des Ref., ähnliche Erscheinungen, wenn auch viel 
schwieriger, beobachten. Insbesondere findet sich, dass ein aus Roth 
und Grün gemischtes und ein homogenes Gelb ihre bei mittlerer In- 
tensität bestehende Gleichheit bei Badia der Intensität ein- 
büssen. . Kries (Freiburg). 


Abucy and Feiting. Colour Photometry. The Bakerian Lecture (Philo- 
sophical Transaction of the Royal Society of London, OLXXVI, 
p. 423). 

Um die „Helligkeit verschiedenfarbigen Lichtes zu vergleichen, 
verfuhren die Verf. so, dass ein weisses Feld (mit Zinkoxyd an- 
gestrichenes Papier oder Brett) gleichzeitig durch das zu messende 
farbige Licht und ein bestimmtes Vergleichslicht (Kerze) bestrahlt 
wurde. Ein Stab wirft, entsprechend den beiden Lichtquellen, zwei 
Schatten; der Abstand des Vergleichslichtes ist variabel und wird so 
eingestellt, dass die beiden Schatten gleich hell, respective dunkel 
erscheinen. Von der zu untersuchenden Lichtquelle (elektrisches Bogen- 
lieht) wird ein Spectrum auf einen Schirm mit Spalt entworfen, welcher 
so verschoben werden kann, dass Licht beliebiger Wellenlänge durch- 
seht und das erwähnte Feld erleuchtet. Auf diese Weise wird eine 
Curve der Helligkeit der verschiedenen Theile des Spectrums, zunächst 
für normale Augen und für das prismatische Speetrum erhalten. Von 
den in einer Curve dargestellten mittleren Werthen differirten die ein- 
zelnen Beobachtungsresultate nie um mehr als zwei Procent. Weder 
die Farbe des Vergleichslichtes noch die absolute Helliekeit, welche 
im Verhbältniss von 1:50 geändert wurde, hatten Einfluss auf die Re- 
sultate. Durch Anwendung mehrerer Spalten konnte geprüft werden, 
ob die Helligkeit einer Summe mehrerer Lichter gleich der Summe 
der Helligkeiten der einzelnen ist. Dies traf stets mit grosser Genauig- 
keit zu. Die Verf. meinen, dass die Annahme antagonistischer Licht- 
wirkungen in der Hering’schen Theorie mit dieser” Thatsache unver- 
einbar sei. 

Solche Helligkeitseurven wurden auch für farbenblinde Augen 
erhalten; dieselben können unter gewissen Voraussetzungen mit den 
normalen Helliekeitscurven combinirt werden und ergeben so eine 
Curve, z. B. des Rothmangels (Red deficieney). Dieselbe stimmt mit 
jener der untersuchten Farbenblinden annähernd überein; für andere 
ergeben sich abweichende Resultate. 

Für Sonnenlicht wurde die Helligkeitsvertheilung theils in der 
eben beschriebenen Weise, theils auch nach einer anderen Methode 


Nr.t1S: Oentralblatt für Physiologie. 447 


ermittelt, so nämlieh: dass ein System von Linien mit verschieden- 
farbigem Lichte variabler Intensität beleuchtet und als gleich diejenigen 
Liehtmengen betrachtet wurden, bei welehen die Linien aufhörten unter- 
scheidbar zu sein. Die Ergebnisse der beiden Versuchsweisen sind nicht 
ganz übereinstimmend, was zum Theil auch in der Verschiedenheit des 
Sonnenlichts an den beiden Versuchstagen liegen mag. Auch die be- 
kannten Vierordt’schen Zahlen weichen erheblich ab. 

Beim Durehgang durch ein trübes Mittel (es wurde der sehr feine 
Niederschlag benutzt, welcher sich beim Einbringen alkoholischer 
Mastixlösung in Wasser bildet) wird die Zusammensetzung des Lichtes 
dadureh verändert, dass das kurzwellige Licht stärker absorbirt wird. 
Das Maximum der Helligkeit im Speetrum wird gegen hoth ver- 
schoben. Ebenso konnte auch die Veränderung der Lichtzusammen- 
setzung verfolgt werden, welche eine elektrische Glühlampe bei 
steigender Stromstärke, d. h. steigender Temperatur des Drahts, er- 
leidet. v. Kries (Freiburg). 


A. Barth. Zur Lehre von den Tönen und Geräuschen (Zeitschr. f. 
Öhrenheilk. XVII, S. 31). 


In dieser wesentlich dialektisch-kritischen Besprechung der be- 
kannten Ansichten der verschiedenen Autoren über diesen schwierigen 
Gegenstand ist eine der Beachtung werthe eigene Beobachtung des 
Verf. mitgetheilt: Lässt man auf die Mitte der glatten Wasserfläche 
(einer Waschschüssel) einen Tropfen fallen, so sieht man nie nur 
einen Wellenring, sondern sleieh in nächster Nähe des eingefallenen 
Tropfens drei oder vier, welche schnell der Peripherie zustreben, sich 
dabei an Zahl vermehren, so dass man in dem Moment, wo sie am 
Rande ankommen, nicht genau sagen kann, ob es jetzt 8 oder 10 sind. 
An der Gefässwand werden sie dann reflectirt und der- Versuch ist 
zu Ende. Besser zu beohachten ist.der Vorgang, wenn auf einer grossen 
Wasserfläche durch Hineinwerfen eines grösseren Körpers ein System 
von grösseren Wellen erzeugt wird, welches sich besser ausprägt und 
langsamer fortschreitet. Die Erscheinungen sind dabei ganz dieselben 
wie beim Einfallen eines Wassertropfens. In einer Anmerkung wird 
noch hinzugefügt: „Wenn das Wellensystem durch grössere Ausdehnung 
es bis zu einer gewissen Anzal von Einzelwellen gebracht hat, so ist 
deutlich zu erkennen, dass die Amplitude derselben von aussen nach 
innen allmählich ansteigt. an der inneren Grenze aber, wo der Ueber- 
gang zum ruhigen Wasserspiegel erfolgt, ziemlich schnell wieder abfällt. 

Gad (Berlin). 
E. Fischer und F. Penzoldt. Ueber die Empfindlichkeit des Geruch- 
sinnes (Liebig’s Annal., Bd. 231, 1, S. 131). 


In einem leeren Saal von 230 Kubikmetern Inhalt wurde eine 
gewogene Menge der in absolutem Alkohol gelösten Substanz mittelst 
eines kleinen Gebläses aus einer mit doppelt durchbohrtem Kork und 
zwei gebogenen Glasröhren versehenen Flasche verdampft. Die luft 
des Raumes wurde mit einer grossen Fahne etwa zehn Minuten lang 
sorgfältig gemischt. Auf ein gegebenes Zeichen trat P. ein, um den 
Geruch zu prüfen. 


448 Centralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


Mercapton wurde noch wahrgenommen bei einem Volumverhältniss 
von Mercapton zu Luft wie 1:50, 000, 000,000, Chlorphenol zu Luft wie 
1: 1,000,000,000. 

Nimmt man an, dass für die (reruehsperception 50 Kubikeentimeter 
Luft nothwendig sind, so würden für die Geruchswahrnehmung aus- 
reichen: 


MilligrammChlorphenol u. MilligsrammMercapton. 


1 1 
4,600,000 460,000,000 
Kirehhoff und Bunsen schätzen die mit dem Auge im Spectral- 


apparate zu erkennende Menge Natriums auf Millisramm. 


il 
1,400,000 
F. Röhmann (Breslau). 


Physiologie der Stimme und Sprache. 


A. Jacobson, Zur Lehre vom Bau und der Function des Musculus 
thyreo-arytaenoideus beim Menschen (Archiv f. mikr. Anat. XXIX, 
Sl: 

Den Ausgangspunkt für die Untersuchung J.’s bildete ein inter- 
essanter laryngoskopischer Befund bei einem Kranken. der neun Monate 
zuvor tracheotomirt worden war. „Die Aryknorpel erwiesen sich, ohne 
jede Abweichung in Grösse und Contouren, ganz unbeweglich in voll- 
ständiger Adduction und verblieben in solcher Stellung unverändert, 
sowohl bei Phonation und Exspiration. als auch bei tiefster Inspiration; 
das linke Stimmband blieb während der Inspiration in der Mittellinie 
des Kehlkopfes unbeweglich, das rechte dagegen contrahirte sich in 
derselben Zeit derart, dass sein Rand concav wurde; in Folge dessen 
nahm die Stimmritze eine planconvexe Form an, mit der Convexität 
nach rechts gerichtet: da der Ursprung und im gegebenen Falle auch 
die Insertion des Stimmbandes ganz immobile Flächen darboten, so 


‘ fand die Contraction des rechten Stimmbandes im mittleren Theile der 


Glottis ligamentosa statt, ein wenig nach vorne von der Spitze des 
Processus vocalis beginnend. Während der Phonation schloss sich die 
Stimmritze genügend. 

Um Lähmung des Stimmbandmuskels konnte es sich in diesem 
Falle nicht handeln, auch nicht um Lähmung der Verschliesser der 
Stimmritze, und es blieb nur die Möglichkeit, dass es sich im gegebenen 
Falle um eine selbstständige Contraction des Stimmbandes “handle, 
für welche nun das anatomische Substrat zu finden war. Nach Erörte- 
rung der einschlägigen Literatur theilt J. seine eigenen Untersuchungen 
mit, die er an siebzehn männlichen und drei weiblichen Kehlköpfen 
anstellte. Die nach vorheriger Fixirung des M. thyreo-arytaenoideus 
in Alkohol gehärteten Objecte wurden in verschiedener Weise ein- 
gebettet und sodann in theils frontale, theils horizontale Schnittserien 
zerlegt. Die Untersuchung dieser Schnitte ergab nun einen Bau des 
M. thyreo-arytaenoideus. welcher zum Theil auch schon von ©. Ludwig 
und Henle beschrieben worden war. Ausser den vom Processus vocalis 
der Aryknorpel zum Schildknorpel ziehenden Längsbündeln ergab sich 
an Horizontalsehnitten, „dass die am Processus vocalis und an der 
äusseren Oberfläche des unteren Theiles der Cartilago arytaenoidea 


Nr. 18. Oentralblatt für Physiologie. A449 


beginnenden Muskelbündel sich allmählieh nach innen zum freien 
Rande des Stimmbandes umbiegen und in demselben in schräger 
Riehtung mit einzelnen Gruppen von parallelen geradlinigen Fasern 
enden, welche in das Gewebe des Stimmbandes eindringen, gleichsam 
wie schräg stehende Zähne eines Kammes”. Ausser diesen schrägen 
Bündeln gibt es nun auch, wie besonders Frontalschnitte zeigen, eine 
Reihe querverlaufender mit derselben Insertion, ferner solche, welche 
bogenförmig das blinde Ende des Ventrieulus Morgagni umgreifen. 
Diese schiefen (M. ary-vocalis ©. Ludwig) und queren Büschel des 
rechten M. thyreo-arytaenoideus konnten nun in dem gegebenen Falle 
das Stimmband bei völliger Unbeweglichkeit des Aryknorpels (in 
Adduetionsstellung) nach aussen ziehen und so zu Antagonisten der 
Längsfasern werden. Die volle Bedeutung der von ihm beschriebenen 
Bündel zu erklären, die Frage zu entscheiden, ob dieselben sich alle 
auf einmal oder gruppenweise isolirt contrahiren können, will J. 
ferneren Untersuchungen überlassen, die sich auf Kehlköpfe von Leuten 
zu erstrecken hätten, von denen sowohl der Stimmumfang bekannt 
war, als auch inwieweit sie über Brust- und Fisteltöne verfügten, da 
er es für wahrscheinlich hält, dass derartige Einzeleontractionen eine 
Erhöhung des Tones in verschiedenem Grade bedingen müssten. Auch 
wäre dann das Fehlen des M. ary-vocalis bei manchen Individuen 
damit zu erklären, dass sie eben blos wenige Töne in ihrer Stimme 
besitzen. Sigm. Fuchs (Wien). 


v. Monakow. Ueber den Ursprung und den centralen Verlauf 
des Acusticus (Öorrespondenzbl. f. Schweizer Aerzte 1887, Nr. 5). 


Verf., der bisher durch blosse Rindenabtragung nur eine Beziehung 
zwischen der Hörsphäre und dem Öorp. genie. int., sowie dem Arm 
des hinteren Zweihügels experimentell hatte feststellen können, hat 
jetzt bei einer Katze am Tage der Geburt nicht nur die caudal-medialen 
Theile des rechten Temporo-Oeceipitallappens abgetragen, sondern 
auch die rechte untere Schleife in der Gegend des Quintusaustrittes 
vom hinteren Zweihügel abgetrennt. Es fand sich Atrophie des vorderen 
Abschnittes der gleichseitigen oberen Olive und des die letztere dorsal 
umhüllenden Markes. Weiterhin liess sich die Atrophie in caudal- 
medialer Richtung gegen die Raphe hin und über letztere hinaus in 
die Striae acusticae und das Tubereulum acustieum (und zwar in 
dessen obere und namentlich auch in dessen mittlere Schicht) der 
gekreuzten Seite verfolgen. Der vordere Acustieuskern und die 
hintere Acusticuswurzel beider Seiten differirten nur unerheblich. Die 
Corpora. trapez., die gekreuzte obere Olive, die tiefe (unterste) Schicht 
des Tubereulum acusticum waren gänzlich normal. Aufsteigend fand 
sich wieder Atrophie des hinteren Zweihügels und etwas geringere 
des Corp. genie. int. 

Darnach ist die Acusticusbahn im Gegensatz zur Opticusbahn auf 
dem Wege zum Grosshirn wahrscheinlich mindestens zweimal durch 
Ganglienzellenhaufen unterbrochen und nimmt folgenden Weg: Hintere 
Wurzel — oberflächliche Schichten des Tuberculum acusticum — 
Striae arcuatae, Fibrae arcuatae mit Kreuzung in der Raphe — dorsales 
Mark der oberen Olive und untere Schleife — Corp. genie. int. 


450 Centralblatt für Physiologie. NrE-hB8: 


hinterer Zweihügel und Arm desselben — Temporo-oceipitallappen. 
— Die Striae acusticae bilden darnach ein secundäres, nach Art eines 
Chiasmas sich kreuzendes Projectionssystem des Acusticus. 


Ziehen (Jena). 


W. Bechterew. Zur Frage über den Ursprung des Hörnerven und 
über die physiologische Bedeutung des N. vestibularis (Neurolo- 
gisches Centralbl. VI, 9, S. 193). 


B. fasst zunächst seine früheren Darstellungen des Acusticusverlaufes 
zusammen: 

Der äussere Theil der hinteren oder cochlearen Wurzel gelangt 
mittelst Nucleus acust. ant. und Corp. trapezoides zur gleichseitigen 
und gekreuzten oberen Olive. 

Der innere Theil der hinteren Wurzel kreuzt in, den Strick- 
körper umfassenden, Bogenfasern die Raphe und gelangt nahe derselben 
zu einem Kern im dorsalen Theil der Formatio retieularis. 

Die vordere oder vestibulare Wurzel erreicht den oberen Theil 
des Deiter’schen Kerns und biegt dann theils als sogenannte auf- 
steigende Wurzel desHörnerven nach abwärts um. theilsaber begibt sie sieh 
zu dem vom Verf. zuerst beschriebenen Nucleus angularis Rauber's, 
der hinten und aussen vom Deiter'schen Kern liest. 

Ediger’s Annahme einer direeten sensorischen Kleinhirnbahn 
weist B. zurück, da bei Embryonen von eirca 27 bis 30 Centimeter 
Länge sämmtliche Wurzeln der peripherischen Hirnnerven bereits 
markhaltig sind, während das Kleinhirn noch kein einziges mark- 
haltiges Bündel ausser den Faserzügen zwischen oberen Oliven und 
Dachkernen aufweist. Ein direeter Zusammenhang zwischen den 
Wurzeln der peripherischen Hirnnerven und dem Kleinhirn besteht 
‚also nicht, wohl aber z. B. für den Acustiecus ein indirecter, indem 
der Nuel. angularis (also der Hauptkern des Vestibularnerven) durch 
ein besonderes Bündel mit den centralen Kleinhirnkernen in Verbin- 
dung steht. 

Die sogenannte „aufsteigende Acustieuswurzel’’ erweist sich 
namentlich auch dadurch als directe Fortsetzung der vorderen 
Acusticuswurzel, dass sie schon sehr früh zugleich mit letzterer 
sich mit Mark umkleidet. 

B. polemisirt dann gegen Baginsky’s Auffassung, wonach dem 
Labyrinth und dem Ramus vestibularis des Hörnerven kein Einfluss 
auf das Körpergleichgewicht zukäme. Er weist namentlich auf seine 
eigenen Versuche und die an Tauben hin, bei welchen eine Verletzung 
benachbarter Hirntheile nieht stattgefunden habe. Ziehen (Jena). 


Hun. A clinical study of cerebral localisation, ilustrated by seven cases 
(Americ. Journal of the med. science. 1887, Jan., p. 140). 


Im ersten der vom Verf. berichteten Fälle bestand intra vitam 
ein Gesichtsfelddefeet beiderseits, der sich auf den linken unteren 
(uadranten erstreckt. Bei der Autopsie fand sich eine genau auf die 
untere Hälfte des rechten Cuneus beschränkte Atrophie mit Erweiehungen 
in den angrenzenden Theilen der weissen Substanz. Sonst fand sich 
makroskopisch im Gehirn keine Veränderung. Zur Ergänzung dieses 


Nr. 18. Centralblatt für Physiologie. 451 
Falles reprodueirt dann Verf. einen von v. Monakow im Archiv für 
Psyeh., Bd. XVI, behandelten Fall, in dem bei normalem ophthalmo- 
skopischen Befund der Kranke nur im Stande war, auf Lichtreize zu 
reagiren, die von der rechten Seite kamen, in dem ausserdem noch 
vollkommene Seelenblindheit und Worttaubheit bestand. Der dritte Fall 
betrifft einen Kranken mit motorischer und sensibler Parese im rechten 
Arm und Bein, Agraphie, Alexie und Aphasie. Die Section ergab eine 
Atrophie der unteren drei Viertel der hinteren Öentralwindung und des 
unteren Parietallappens der linken Hemisphäre. In den vier letzten 
Fällen waren dreimal Hirntumoren und einmal ein Hirnabscess die Ur- 
sachen der während des Lebens bestandenen Störungen. In Bezug auf 
die genauere Krankengeschichte der Fälle muss auf das Original ver- 
wiesen werden. Am Ende der Arbeit fasst Verf. die Resultate seiner 
Betrachtungen in 24 Schlusssätze zusammen, von denen als die wich- 
tiesten hervorgehoben werden mögen: Die optischen Fasern des rechten 
oberen Quadranten jeder Netzhaut endigen in der unteren Hälfte des 
rechten Ouneus. Die optischen Fasern des rechten unteren Quadranten 
einer jeden Netzhaut endigen in dem angrenzenden Theil der rechten 
mittleren Oceipito-Temporalwindung. Der Oeceipitallappen jeder Seite 
ist das Centrum für die gleichnamige Hälfte jeder Netzhaut. (Wesentlich 
Neues bringt die Arbeit trotz ihres grossen Umfanges nicht, ganz ab- 
gesehen von ‚der Bauchbarkeit der berichteten Fälle für die Frage 
der Hirnlocalisation. Ref.) H. Schütz (Berlin). 


Physiologische Psychologie. 


J. Hoppe. Die Pseudohallueinationen und Victor Kandinsky's kritische 
und klinische Betrachtungen der Sinnestäuschungen (Jahrb. f. 
Psychiatrie VII, 1 und 2, S. 49). 

Kandinsky hatte in der im Titel genannten Arbeit als Pseudo- 
hallueination eine Abart der Erinnerungs- und Phantasievorstellung 
bezeichnet, die an sinnlicher Lebhaftigkeit einer wirklichen Hallueination 
nichts nachgebe, aber nicht die scheinbare Objectivität und Wirklichkeit 
ausserhalb des. Kranken wie die Hallueination besitze. Die sinnlich 
lebhaften Stimmen und Visionen, welche die Kranken nicht nach 
aussen verlegen, sondern mit dem geistigen Ohr, respective Auge 
innerlich zu hören, respective zu sehen angeben, ohne sich stets der 
subjeetiven Entstehung bewusst zu sein, gehören namentlich hierher, H. 
verwirft diese Begriffsbestimmung, die sich zu sehr an den äusserlichen 
Schein der Wirklichkeit halte, ohne den peripheren Thatbestand 
der affieirten Nerven und ihrer Sinnesorgane zu berücksichtigen. 
Kandinky’s Beispiele für Pseudohallueinationen werden eingehend 
besprochen und theils den wirklichen Hallucinationen (Gestaltungen 
entoptischen Materials, zum Theil auch vielleicht subeorticalen 
Materials, im Sinne H.'s) theils den Vorstellungen zugewiesen. Das 
„innere Hören” der eigenen Gedanken bei manchen Kranken möchte 
'H. zum Theil aus dem Mitarticuliren beim Denken erklären. Er 
behauptet, dass auch physiologisch man zuweilen einige gedachte 
Worte klingend im Kopf hören könne, auch wenn man das Mit- 
artieuliren möglichst einschränke. Ziehen (Jena), 


452 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 18. 


G. Th. Fechner. Ueber die psychischen Massprincipien und das 
Weber’sche Gesetz (Wundt’s Philosoph. Studien IV, S. 161). 

Die seit vielen Jahren gegen die Berechtigung des psychophysischen 
Gesetzes von physiologischer und philosophischer Seite immer wieder auf- 
tauchenden Einwände betreffen theils die Zulässigkeit des Weber ’sehen 
(Gesetzes als Ausdruck der Thatsachen, theils, unter Anerkennung der- 
selben, die Berechtigung der aus diesem Gesetze gezogenen Folgerungen 
und die Benutzung desselben zur Aufstellung eines psychischen Masses. 
Die vorliegende Abhandlung bezieht sich wesentlich auf die letzt- 
senannte Berechtigung. 

Sie zerfällt in drei Abtheilungen, von denen zwei wesentlich 
polemisehen Inhaltes gegen Elsas und gegen Köhler gerichtet sind; 
eine dritte enthält die Zusammenstellung der Ansichten des Verf. in 
einer gegen früher abgeänderten Form. Es wäre nicht möglich, ohne 
den Rahmen eines Referates weit zu überschreiten, die beiden erst- 
genannten Absehnitte hier zu besprechen. Der letztgenannte enthält 
eine hauptsächlich für Philosopben berechnete, von mathematischen 
Formeln fast vollständig befreite Darstellung der Grundzüge der 
Psychophysik, die sich in allen wesentlichen Punkten den früheren 
Darlegungen des Verf.'s (Elemente der Psychophysik; in Sachen der 
Psychophysik; Revision) anschliessen. Nur legt.er, der elementaren Dar- 
stellung wegen, mehr Gewicht auf gleich grosse nieht an der Grenze der 
Bemerkbarkeit stehende Empfindungsunterschiede, wie sie uns durch die 
übliche Eintheilung der Sterngrössen gegeben sind, oder wie sie in neuerer 
Zeit durch Plateau, Delboeuf und Wundt vielfach experimentell 
hergestellt und bei der Methode, die als jene „der mittleren Abstufungen” 
bekannt ist, zu psychophysischen Studien verwendet wurden. Doch be- 
steht Verf. selbstverständlich auch auf der Richtigkeit des seinen früheren 
Untersuchungen zu Grunde gelegten Satzes, dass auch die eben merk- 
liehen Empfindungsunterschiede einander an Grösse gleichzusetzen sind 

Nicht nur in dem zu Grunde liegenden Gedanken schliesst sich 
diese Abhandlung den früheren Untersuchungen an, sondern auch 
durch die bewunderungswürdige Schärfe und Klarheit der Darstellung, 
so dass der Leser das hohe Alter des Verf.'s nicht bemerken würde, 
würde dieser nicht selbst eitiren: 

„Noch einmal sattelt mir den Hippogryphen, ihr Musen, zum Ritte 
ins alte romantische Land”. Sigm. Exner (Wien). 


J. Hoppe. Beitrag zur Erklärung des Erhaben- und Vertieftsehens 
(Pflüger’s Arch. f. d. ges. Physiologie XXXNX, S. 523). 
Anknüpfend an die Beobachtungen Löb's (vel. dieses Öentral- 
blatt, S. 147) verweist Verf. auf seine von Löb allerdmgs genannten, 
aber nicht genügend gewürdigten Untersuchungen (H.'s Psychologisch- 
physiologische Optik) an Zeichnungen, die man je nach Umständen 
erhaben oder vertieft sieht. Er besteht darauf, dass die wahre Ursache 
der Inversion solcher Zeichnungen nicht so sehr die Verlegung des 
Fixationspunktes, als vielmehr die willkürlich oder unwillkürlich auf- 
tauchende Vorstellung des Objeetes ist, nach welcher dann der optische 
Eindruck modifieirt wird. Siem. Exner (Wien). 
Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Ener (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Prof. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


ne 4? 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 


herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner LG Prof. Dr. Johannes Gad 
in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 


Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) M.16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 10. December 1887. N= 19% 


Inhalt: Originalmittheilung: Piotrows/zi, Getässinnervation. — Allgemeine Physiologie: 
Meyer, Medieinisch-chemische Notizen. — Urech, Inversion von Saeccharobiose. 
— H. Thierfelder, Glycuronsäure. — Wagner, Santonin. — Ladenburg und 
Petersen, Duboisin. — Steiger, ß-Galaktan. — Ladenburg, Tropin. — Rischbieth, 
Levalinsäure. — Azxenfeld, Curare. — Gluzinski, Schwefelsaures Spartein. — 
Felt, Toxische Wirkung des Urins. — Bradford, Ulexinwirkung. — Schultze, 
Cholin in Keimpflanzen. — Lissauer, Veratrumalkaloide. — Klebs, Pflanzenzelie. 
— Schulze, Nitrate in Pflanzen. — Pawlowsky, Milzbrandheilung durch Baecterien. 
— nerling, Eiweissbildung in Pflanzen. — Reinke, Horngebilde. — Mangin, 
Gasaustausch durch Membranen. — Bocklisch, Ptomaine aus Reineulturen. — 
Loye, Decapitirte Hunde. — Thomsen, Verbrennungswärme. — Bonnal, Tod 
dureh Hitze. — Berthelot und Andre, Ammoniak der Erde. — Allgemeine 
Nerven- und Muskelphysiologie: Biedermann, Innervation der Krebsscheere. 
— Gleiss, Zur Muskelchemie. — Mayer, Rückbildung (der Muskelfasern. — 


Macallum, (uergestreifte Muskelfasern. — Zaborde, Temperatur des arbeiten- 
den Muskels. — Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Circulation: 
Frederieg, Elektrische Erscheinungen am Herzen. — Derselbe, Kardiographisehe 
Curve. — Waller und. Reid, Herzeontraction. — Physiologie der Drüsen: 
Dastre, Zur Physiologie der Leber. — Hofer, Speicheldrüsen und Nerven 
bei Blatta. — BDrasse, (Juecksilber im Harn. — Physiologie der Verdauung und 
der Ernährung: Gruenhagen, Fettresorption. Schillbach, Elektrische Reizuns 
des Darmes. — Goldschmidt, Verdauung und Resorption beim Pferd. — 
Physiologie der Sinne: C'harpentier, Entoptische Erscheinungen. — Hacke, Bau 
der Choreoidea und Cornea. — Exner, Urtheilstäuschung beim Sehen. — 
Physiologie des centralen und sympathischen Nervensystems: Bormlbyy, Nerven- 
verletzung. — Dor, Eine Form von Aphasie. — Hale White, Oberes Öervieal- 
ganglion. 


Centralblatt für Physiologie, 39 


454 Ventralblatt für Physiologie, Nr. 19. 


Originalmittheilung. 


Zur Kenntniss der Gefässinnervation. 
Von Dr. Gustav Piotrowski, Assistent des physiologischen Institutes. 


(Aus dem physiologischen Laboratorium des Prof. N. Cybulski 
in Krakau.) 
(Der Redaction zugegangen am 19. November 1887.) 


Trotz der zahlreichen, die Frage der vasomotorischen Nerven be- 
treffenden Untersuchungen, existiren auf diesem Gebiete noch viele 
Streitpunkte, besonders auch darüber, auf welchem Wege und durch 
was für einen Mechanismus die Gefässe verengert oder erweitert 
werden. Die meisten Physiologen unserer Zeit wollen die Theorie der 
automatischen Ganglien annehmen. Dureb Erhöhung der Thätigkeit der 
letzteren, welche unter gewissen Umständen eintritt. soll der Tonus 
der Gefässe verstärkt werden, in Folge dessen die Ringmuskeln sich 
eontrahiren, und das Gefässlumen sich verengern: unter "anderen Um- 
ständen dagegen soll die Thätigkeit dieser Ganglien herabgesetzt, der 
Gefässtonus. geschwächt und in Folge davon sollen die Gefässe er- 
weitert werden. Die Nerven, die den ersteren Einfluss auf die Gefässe 
ausüben, heissen Vasoconstrietoren; die der anderen Kategorie Vaso- 
dilatatoren, gefässerweiternde Nerven oder, entsprechend ihrer hypo- 
thetischen Wirkung auf die peripherischen Ganglien, Hemmungsnerven 
(Ostroumow). 

Dieser Mechanismus ist vollkömmen analog dem Mechanismus des 
Herzens nach der Bezold’schen Theorie. Die gefässv erengernden Nerven 
entsprechen den Accelerantes, die erweiternden Nerven dem N.vagus. 
Diese Analogie mit dem Hemmungsapparate des Herzens wollte man 
durch folgende physiologische Thatsachen begründen: Sogar durch eine 
sehr starke Reizung des Sympathicus konnte man die erweiternde 
Wirkung des N. supramaxillaris nicht aufheben, wenn dieser durch 
sehr schwache Ströme gereizt wurde (Lafont). 

Um die Gefässe der Zunge zu verengern, muss man viel stärkere 
Ströme auf den N. hypoglossus applieiren wie auf den N. lin- 
gualis, um Dilatation hervorzurufen (Ostroumow). 

Atropin soll die N. erigentes, sowie die Endigungen des N. vagus 
lähmen (Nikolski) u. s. w. 

Diese Angaben der erwähnten Autoren stimmen aber nicht gänzlich 
mit einigen anderen Thatsachen überein. So haben z. B. Anr ep und 
Oybulski mit ihrer plethysmographischen Methode folgende Resultate 
erhalten: 

„Es besteht keinerlei Analogie zwischen den Vagi und den ge- 
fässerweiternden Nerven hinsichtlich ihres Verhaltens dem Atropin 
gegenüber.’ 

„Es besteht ebenfalls keine Analogie zwischen den gefässver- 
ensernden Nerven und den Acceleratoren des Herzens, weil, wie 
bekannt, die stärkste Reizung der Beschleunigungsnerven nicht im 
Stande ist, den Effeet selbst einer sehr schwachen Vagusreizung zu 


-überwältigen, während die Reizung der eofissverengernden Nerven 


Nr. 19. Centralblatt für Physiologie. 455 


mit schwachen und mit starken Strömen den Effeet der Reizung der 
sefässerweiternden Nerven aufhebt.” 

„Die latente Reizperiode sowohl der gefässerweiternden als auch 
der gefässverengernden Nerven der Zunge, sowie die Wellenhöhe bei 
derselben Anzahl von Industionsse hlägen und das Maximum der Wellen- 
höhe stehen einander sehr nahe. Folglich bestehen keine wesentlichen 
Verschiedenheiten zwischen diesen beiden Arten von Gefässnerven.” 

Da man durch die plethysmographische Methode die genannten 
Resultate erhalten kann, habe ich mit derselben eine Reihe von Unter- 
suchungen unternommen. um die möglichst grösste Anzahl von That- 

sachen für oder wider die Theorie der automatischen Ganglien anzu- 
häufen. 

Was die Einzelheiten dieser Methode anbelangt, so muss ich auf 
die speciellen, dieselben betreffenden Arbeiten hinweisen,”) an dieser 
Stelle werde ich nur einen Umriss davon geben: 

Diese Methode beruht auf ähnlichen Grundsätzen wie die plethysmo- 
graphische Methode nach Mosso, nur wird der Apparat nicht mit 
Wasser, sondern mit Luft gefüllt. Eine solche Vorrichtung besteht 
aus einem Gefässe von Blech, das in Gestalt und Raum vollkommen 
dem untersuchten Organe entspricht. Das Gefäss wird auf einer Seite 
durch eine Guttaperchaplatte verschlossen: durch eine Oeffnung in 
derselben wird das Organ in aas Gefäss eingeführt, auf der anderen 
mit einem Röhrchen versehen, welches man mit dem Polygraphen 
verbindet. Der Polygraph zeichnet die Volumveränderungen des 
betreffenden Organes auf einer Trommel, deren Rotationsgeschwindig- 
keit man nach Belieben Haren kann. Da ich den Einfluss der Nerven 
auf die Gefässe bei verschiedener Temperatur untersuchen wollte, habe 
ich den Plethysmographen mit doppelten Wandungen versehen und 
in den inneren Raum desselben ein Thermometer eingesehoben, um 
die Temperatur der in diesem Raume eingesehlossenen Luft messen 
zu können. 

Die mittels dieser Methode erhaltenen Öurven habe ich auf die 
allgemein bekannte Weise berechnet. Die Resultate, welehe ich auf 
diese Art betreffs des N. linguulis und N. hypoglossus erhalten 
habe, sind folgende: 

Die latente Reizperiode wechselt mit der Temperatur: bei 
gewöhnlicher Zimmertemperatur (16°) beträgt dieselbe gegen 1 bis 1:5". 
wird vie] kleiner beim Erwärmen (bis 0:25") und wächst beim Er- 
kalten der Zunge auf 8". 

Die Gefässe erweitern oder verengern sich zum Maximum 
viel schneller nach dem Erwärmen, viel langsamer nach dem Erkalten 
der Zunge bei derselben Stärke und Dauer der Reizung. 

Die Gefässe kehren zur Norm zurück viel schneller beim Er- 
wärmen der Zunge. als bei der gewöhnlichen Zimmertemperatur — 
bedeutend später “aber beim Erkalten. Diese Rückkehr tritt jedenfalls 
viel schueller auf Reizung des Hypoglossus, als auf Reizung des 


*) Anrep und GÖybulski, Zur Physiologie der gefässerweiternden und gefäss- 
verengernden Nerven; St. Petersb. medieinische Wochenschrift, Nr. 20. 188+#. und 
Gustav Piotrowski, Badania nad unerwieniem naczyn:; Przeglad lekarski, 
Krakow 1887. (Untersuchungen über die Gefässinnervation.) 
35* 


456 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19. 


Lingualis ein, d. h. sie tritt schneller ein, wenn die Gefässe verengert, 
als wenn sie erweitert waren, was der Hilfswirkung des Blutdruckes 
zuzuschreiben ist. Dieser unterstützt im ersten Falle die Erweiterung 
der verengten (iefässe, in dem zweiten aber widersteht er der Ver- 
engerung. 

Die Wellenhöhe bei der Reizung des Lingualis wird grösser 
nach dem Erkalten, kleiner aber nach dem Erwärmen der Zunge. 
(Ganz entgegengesetzt ist es mit dem Hypoglossus, bei dessen Reizung 
die Welle nach dem Erwärmen viel grösser, respective tiefer wird 
wie nach dem Erkalten, wo sie manchmal gänzlich verschwindet. 
d. h. die Gefässe verengern sich nicht mehr bei der Reizung der 
Nerven. — Diese Erscheinung hängt meiner Meinung nach nur von 
dem Zustand der (refässmuskeln ab, welche schon durch das Er- 
wärmen erschlafft. nur noch sehr wenig mehr bei der Reizung des 
Lingualis erschlaften, dagegen bei der Reizung des Hypoglossus 
sich stark contrahiren können. Wenn sie aber durch das Erkalten 
schon verengt wurden, so erweitern sie sich bedeutend bei der Reizung 
des Lingualis, verengern sich aber sehr wenige, oder gar nicht bei 
der Reizung des Hypoglossus. 

Das Erweitern der Gefässe nach Erkalten der Zunge und bei 
Reizung des Hypoglossus, wie es unter denselben Bedingungen 
Bernstein beim N. isehiadieus beobachtete, habe ich nie bemerkt. 
In Folge der Reizung entstand immer die Verengerung der Gefässe, 
oder gar kein Erfolge. Erst nach langdauerndem Erkalten und bei 
Reizung z. B. während 30 Minuten, lässt sich das Emporsteigen der 
Poligraphionfeder bemerken, was-ich auf eine Erweiterung der Gefässe 
deuten möchte: da aber diese Erscheinung auch in Folge alleiniger 
langdauernder Erkaltung, ohne gleichzeitige Reizung eintritt, so muss 
man sie allein der Einwirkung der Temperatur zuschreiben. 

Um die (efüsserweiterung, sowie Verengerung hervorzurufen. 
reicht schon ein einzelner Induetionsschlag aus. 

Es. besteht also keine Aehnlichkeit zwischen Lingualis und 
Vagus, welcher letztere mit 15 bis 20 Inductionsschlägen in einer 
Secunde gereizt werden muss, um einen Erfolg zu geben. 

Durch Reizung des Hypoglossus kann man die Erweiterung 
der Gefässe aufheben. welche durch Reizung des Lingualis mit 
sleich starkem Strome hervorgerufen worden ist. — Der Hypoglossus 
ist also, der Angabe von Ostroumow entgegen, gleich empfindlich, 
wie der Lingualis. 

Bei langdauernder Reizung erweitern oder verengern sich die 
(refässe 15 bis 20 Minuten hindurch — während der innervirende 
Apparat des Herzens schon nach 15 bis 20 Secunden ermüdet und zu 
funetioniren aufhört. 

Das Atropin lähmt endlich weder Lingualis noch Hypoglossus. 

Die eitirten Erfolge sprechen keinesfalls zu Gunsten der Theorie 
der peripherischen automatischen Gangliencentren — im Gegentheil, 
sie beweisen überall grosse Verschiedenheiten zwischen dem Vagus 
und den Vasodilatatoren einerseits und den Accelerantes und den 
Vasoconstrietoren andererseits. Die Eigenschaften des Lingualis und 
Hypoglossus stimmen dagegen vollkommen überein. Die Unterschiede, 


Nr; 19. Centralblatt für Physiologie. 457 


welche bei Erwärmen oder Erkalten hervortreten, lassen sich grössten- 
theils durch den Zustand der Gefässmusenlatur bei verschiedener 
Temperatur erklären. 

Die oben genannten Ergebnisse sprechen daher zu Gunsten der 
Hypothese von Exner, welcher die Verengerung der Gefässe den 
Ringmuskeln, die Erweiterung aber den Längsmuskeln zugeschrieben 
hat, da die letzteren sich eontrahirend, das Lumen der Gefässe ver- 
grössern. 

Da man aber noch kein sicheres Urtheil über diese Frage ab- 
seben kann, so habe ich geglaubt, es wäre wünschenswerth, auch die 
Eigenschaften der anderen Nerven zu studiren, und ich habe daher 
auch eine Reihe von Untersuchungen über die nervi erigentes, 
ischiadieus, eruralis u. s. w. angestellt, welche, wie ich hoffe, in 
kürzester Zeit im Drucke erscheinen werden. 

Krakau, 15. November 1887. 


Allgemeine Physiologie. 


V. Meyer. Medieinisch-chemische Notizen (Ber. d. d. chem. Ges. XX, 
8. 1725). 

1. Verf. hat die Angabe von Angerer, dass die Haltbarkeit 
einer 1 pro Mille-Lösung von Sublimat in gewöhnlichem Wasser 
dureh Zusatz eines gleichen Gewichtes Kochsalz erhöht werde, näher 
geprüft und gefunden, dass durch den angegebenen Kochsalzzusatz die 
Zersetzung des Sublimates zwar nicht völlig verhindert, aber doch ganz 
bedeutend herabgesetzt wird. O'lprocentige Lösungen von Sublimat im 
Göttinger Leitungswasser setzten beim Stehen (38 Tage) weisse Nieder- 
schläge ab, denen sich, beim Stehen in offenen oder nur mit Filtrir- 
papier überbundenen Gefässen, ein brauner beimischte; der Gehalt 
dieser Lösungen sank von 0:1 auf 0'039 Procent (offen), beziehungs- 
weise 004 (bedeckt) und 0:096 Procent (gut verkorkt). Lösungen mit 
je 01 Procent Sublimat und 01 Procent Kochsalz sanken auf 0:08 
(offen), 0'096 (bedeckt) und 0096 (gut verkorkt):; Lösungen in destil- 
lirtem Wasser ohne Kochsalz veränderten sich nieht merklich, setzten 
aber doch einen ganz geringen weissen Niederschlag ab. Bei den 
Lösungen im Leitungswasser konnte die Zersetzung des Sublimats 
selbst dureh 0:4 Proceni Kochsalz (auf 0:1 Procent Sublimat) nicht 
ganz verhindert werden. 

2. Physiologische Wirkung der gechlorten Schwefel- 
äthyle. Das anscheinend ganz indifferente zweifach gechlorte Schwefel- 

\ \ Y 
äthyl: ee (ein mit Wasser nicht misehbares Oel von 
nicht starkem, süssliehem Gerache) hat sich als äusserst heftiges Gift 
erwiesen. Kaninchen, welche die Dämpfe desselben nur kurze Zeit 
einathmen, gehen regelmässig an Pneumonie zugrunde; eine Spur des 
Oels auf das Ohr aufgepinselt, erzeugt heftige Entzündung der Ohren 
und Augen und enormes Aufschwellen der Ohren, es tritt profuse 
Eiterung ein und die Ohren fallen nach einigen Wochen nekrotisch 
vollständig ab. Auch auf der menschlichen Haut ruft das Oel sehr 
bedeutende und langwierige Entzündungen hervor. Verf. hat darauf 


458 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19. 


auch das einfach gechlorte Schwefeläthyl: En CH, cı auf seine 
I 2 


physiologische Wirkung untersucht und dieselbe ähnlich der be- 
schriebenen, aber schwächer gefunden. Zwei Kaninchen, welche die 
Dämpfe von zwei Tropfen des Oels mit der Luft gemischt einathmen 
mussten, zeigten am zweiten Tage nach dem Versuche Conjunetivitis 
mit starker Eiterseeretion und gingen am vierten. Tage an starker 
Lungenentzündung, Röthung und Schwellung der Tracheai-und Bronehial- 
schleimhaut zugrunde: die Ohrlöffel waren nicht geschwollen. Das 
Schwefeläthyl (C, H,), S selbst erwies sich als ganz ungiftig, selbst 
bei subeutaner Injection von 5 Kubikcentimeter. Die physiologische 
Wirkung der beiden gechlorten Verbindungen hängt demnach direct 
und allein vom Chlorgehalte derselben ab. E, Drechsel (Leipzig). 


F. Urech. Ueber Formuliiungsversuche des Temperatureinflusses auf 
die Geschwindigkeitsconstante (specifische Geschwindigkeit) der In- 
version von Saccharobiose durch Chlorwasserstoffsäure in ver- 
schiedenen Concentrationen; Beleuchtung thermodynamischer Formu- 


lirungen (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 1836). 


Verf. weist auf die Unzulänglichkeit der bisher zu dem angegebenen 
Zwecke vorgeschlagenen mathematischen Formeln hin. 


E. Drechsel (Leipzig). 
H. Thierfelder. Untersuchungen über die Glykuronsäure (Zeitschr. 
f. phys. Chem. XI, 5, 8. 388). 

Aus dem Purree, einem aus Ostindien eingeführten gelben Farb- 
stoffe, stellte e Spiegel. nachdem dieser Farbstoff schon früher wieder- 
holt Gesenstand von Untersuchungen gewesen war, durch Erhitzen 
von Schwefelsäure einen Körper dar, den er, eine Vermuthung von 
Bayer bestätigend, als identisch mit der von Schmiedeberg und 
Meyer entdeckten Glykuronsäure nachwies. 

Das Purree besteht im Wesentlichen aus den Magnesiasalzen der 
Euxanthinsäure. Man zerreibt den Farbstoff mit Wasser, digerirt mit 
Salzsäure, filtrirt und wäscht mit Wasser. Die in Wasser unlösliche 
Euxanthinsäure wird in heissem Alkohol gelöst, beim Erkalten scheidet 
sie sich in schönen gelben Nadeln ab. Durch drei- bis vierstündiges 
Erhitzen mit zweiprocentiger Schwefelsäure im zugeschmolzenen Rohre 
(Spiegel) oder durch Kochen im Papin’schen Topf bei 120 bis 1250. 
(Thierfelder) wird sie gespalten in Euxanthin, das sich beim Er- 
kalten in Gestalt eines gelben Krystallbreies abscheidet, und Glykuron- 
säure. Beim Eindampfen der von den Krystallen abfiltrirten Mutter- 
lauge geht die Glykuronsäure in ihr krystallisirendes Anhydrid über. 
Durch Umkrystallisiren aus Wasser wird das letztere in farblosen 
Krystallen erhalten. 

Durch Zusatz von überschüssigem Barytwasser zur Lösung des 
Anhydrids erhält man ein basisches Barytsalz der Glykuronsäure, aus 
diesem durch Zerlegung mit Schwefelsäure die freie Glykuronsäure. 
Von anderen Salzen wurden dargestellt ein krystallisirtes Bleisalz. 


(Schmiedeberg und Meyer), ein gut kıystallisirendes Kalium- und 
Natriumsalz. 


Nr...19. Oentralblatt für Physiologie. 459 


Die Glykuronsäure ist ein nicht krystallisirender Syrup. Beim 
Kochen der wässerigen Lösung geht sie in das Anhydrid über, welches 
sehöne, harte Krystalle des monoklinischen Systems, von süssem, etwas 
bitterem Geschmack bildet. 

Glykuronsaures Kalium gibt mit Phenylhydrazin eine krystalli- 
sirende, bei 114 bis 115° ©. schmelzende Verbindung. Die dureh Ein- 
wirkung von Benzoylchlorid erhaltene Verbindung konnte noch nicht 
analysirt werden. 

Die speeifische Drehung des Anhydrids beträgt für eine 8- bis 
14procentige Lösung bei 18°C. «D= + 19:25. 

Die Glykuronsäure gibt alle auf Reduction beruhenden Zucker- 
proben. Gleiche Moleküle von Glykuronsäureanhydrid und Dextrose 
besitzen gleiche Reduetionskraft. 

Dureh Einwirkung von Brom entsteht aus der Glykuronsäure 
Zuckersäure in analoger Weise, wie sich aus dem Traubenzucker Gly- 
konsäure bildet: 


CH,0H.CH(OH),.CHO-+- Br, + 1,0O=0H,0H.CH(OH),.C0O0H + 


Traubenzucker Glykonsäure + ?2HbBr 
COOH.CH(OH),.CHO +Br,+H,0—=000H.CH(0H),C00H +2HBr 
Glykuronsäure /uckersäure 


Wegen anderweitiger, nebenhergehender Zersetzung gelang es nicht 
mit Sicherheit. durch Einwirkung von Natriumamalgam, wie aus der 
Dextrose den Mannit, so hier aus der Glykuronsäure die Glykonsäure 
zu erhalten. 

Unter den Bedingungen, die Dextrose, Lävulose und andere Kohle- 
hydrate zur Bildung von Lävulinsäure veranlassen, entsteht aus der 
Glykuronsäure eine Säure von der Zusammensetzung U, H, O,, die sich 
von der Lävulinsäure durch einen Mindergehalt von zwei Wasserstoff- 
atomen unterscheidet. ihr also offenbar sehr nahe steht. Bei’ Einwirkung 
von Alkalien bildet sich ein in Aether löslieher, sich mit Eisenchlorid 
erünfärbender Körper, vermuthlich Brenzkatechin. 

F. Röhmann (Breslau). 
Hermann Wagner. Ueber Oxydation des Santonins (Ber. d. d. chem. 
Ges. XX, 1662). 

Bei der Oxydation des Santonins durch Salpetersäure erhielt Verf. 
keine Zwischenproduete, sondern nur Kohlensäure, Bernsteinsäure, Essig- 
säure und Öyanwasserstoffsäure; bei minder energischer Reaction statt 
Essigsäure, Oxalsäure. Kaliumpermanganat wirkt kaum ein, bildet all- 
mählich in saurer Lösung etwas Kohlensäure; auch andere Oxydations- 
mittel lieferten keine Zwischenproducte wie Phtalsäure etc. 

E. Drechsel (Leipzig). 
A. Ladenburg und F. Petersen. Ueber das Duboisin (Ber. d. d. 
chem. Ges. XX, S. 1661). 

Die Verff. haben das jetzt im Handel vorkommende Duboisin 
untersucht und gefunden, dass dasselbe unreines Hyosein ist; Hyoseyamin 
konnten sie nicht darin nachweisen. E. Dreehsel (Leipzig). 
E. Steiger. Ueber ß-Galaktan, ein dextrinartiges Kohlehydrat aus 

den Samen von Lupinus luteus (2. f. phys. Chem. X], 5, 5. 373). 


460 Centralblatt für Physiologie Nr: 19. 


Ad. Beyer und Eichhorn haben in den Lupinensamen eine in 
verdünntem Alkohol lösliche, dextrinartige Substanz nachgewiesen. 
Nach den vorliegenden Untersuchungen S.'s (die Methode der Dar- 
stellung u. A. ist im Text nachzulesen) ist dieselbe ein den Dextrinen 
ähnliches Kohlehydrat. Es gibt mit Jod keine Färbung, dreht stark 
rechts, ist hygroskopiseh, redueirt aber nicht. Die Triacetylverbindung 
ist isomer mit denen der Cellulose, der Stärke und der dextrinartigen 
Kohlehydrate. Von Diastase wird es nieht angegriffen. Durch Be- 
handlung mit Schwefelsäure entsteht ein Zucker, der in seinen Eigen- 
schaften mit der Galaktose übereinstimmt: Birotation, Drehung «&D — 
—+ 81°54, Schmelzpunkt162°0.; durch Brom wurde derZucker in Galakton- 
säure übergeführt, dureh concentrirte Salpetersäure entstand Schleim- 
säure, die Phenylhydrazinverbindung schmolz bei 170 bis 171° C. 

S. bezeichnet deshalb das aus den Lupinsamen gewonnene Kohle- 
hydrat als Galaktan, und zwar zum Unterschied von einer ähnlichen 
Substanz («-Galaktan), welches A. Müntz aus Luzernesamen dar- 
gestellt hat und „La galactine” nennt, als ß-Galaktan. - $. eitirt 
andere Untersuchungen, welche die anscheinend weitere Verbreitung 
der gleichen oder ähnlicher Kohlehydrate im Pflanzenreiche beweisen. 

F. Röhmann (Breslau). 
A. Ladenburg. Die Constitution des Tropins (Ber. d. d. chem. Ges. 
XX, S. 1647). 

L. hat aus dem Tropin «&-Aethylpyridin erhalten, welches mit 
dem synthetisch dargestellten vollkommen identisch ist: er schliesst 
hieraus, dass das Tropin «-Oxäthylentetrahydro-v-Methylpyridin ist: 

v } 


& 
C,H; (C,H, OH)NCH,. E. Dreehsel (Leipzig). 


P. Rischbieth. Zur Darstellung der Lävalinsäure (Ber. d. d. chem. 
GesaRrX 8.1773). 

Verf. beschreibt ein Verfahren, welches von Kartoffelstärke ausgeht, 
die Anwendung von Aether zur Extraction der Säure umgeht und 
13 bis 14 Procent Ausbeute an reiner Säure gibt. Die Beschreibung 
ist im Original nachzusehen. E. Drechsel (Leipzig). 


D. Axenfeld. Nota sul curaro (Bulletino della Reale Accademia 
medica di Roma XIII, 3, p. 199). 

A. untersuchte den Einfluss verschiedener Verletzungen des Üentral- 
nervensystems auf die Resorption von Giften (Uurare, Strychnin) nach 
Injection derselben in den Enddarm. Er findet die Wirkung unver- 
hältnissmässig schwächer als bei subeutaner Application. Bei Fröschen 
hängt der Erfolg ausserdem von der Jahreszeit ab; so wirkt Uurare 
im Winter vom Rectum aus überhaupt nur nach vorgängiger Zer- 
störung des Rückenmarkes. A. gibt an, dass auch bei Warmblütern 
Curare und Stryehnin vom Enddarm aus früher und stärker wirken, 
wenn vorher das Rückenmark durchschnitten wurde, doch kam es bei 
Mäusen auch dann nieht zu einer vollständigen Ourarelähmung. Unter 
normalen Verhältnissen wirkt bei Fröschen Öurare von der Haut aus 
so gut wie gar nicht; nach Verletzung der Oblongata sah dagegen A. 
nach zwei- bis sechsstündigem Aufenthalt in einer starken Öurare- 
lösung Lähmung eintreten. Biedermann (Prag). 


Nr; .19: Centralblatt für Physiologie. 461 


Gluzinski. Ueber die physiologische Wirkung des schwefelsauren 
Spartein (aus dem physiologischen Laboratorium des Prof. Oybulski 
in Krakau; Przeglad lekarski Nr. 1, 1887 und Rozprawy Akad. 
Umiej. und Krak.. Bd. XII). 

Die günstigen, mit diesem Mittel in Frankreich erzielten Erfolge ver- 
anlassten G., eine Reihe von Versuchen sowohl an kalt- wie an warm- 
blütigen Thieren vorzunehmen. um auch die physiologischen Wirkungen 
dieses Mittels zu erforschen. Die dabei erhaltenen Resultate sind: 

1. Spartein übt einen intensiven Einfluss auf den Kreislauf aus 
(bei kaltblütigen Thieren mehr als bei Säugethieren). 

2. Die Wirkung äussert sich hauptsächlich in der Verlangsamung 
der Herzthätigkeit, in geringem Grade auch in der Hebung des 
arteriellen Blutdruckes. 

3. Bei successiver Steigerung der Dosis kann man drei Wirkungs- 
stadien unterscheiden. die in dem Verhalten der N. vagi und der 
Muskeln ihre Erklärung finden können. 

4. Auf die peripheren motorischen Nerven scheint Spartein fast 
gar keine Wirkung auszuüben. dagegen wirkt es auf quergestreifte 
Muskeln, sowie auf den Herzmuskel. 

5. Die Wirkung auf das Rückenmark zeigt sich anfangs dureh 
Erhöhung, später durch Herabsetzung der Reflexe. 

6. Der Tod erfolgt durch Asphyxie, wozu ausser der Wirkung auf 
das Rückenmark auch noch die Lähmung der Respirationsmuskeln 
durch Spartein beiträgt. 

7. Vom klinischen Standpunkte kann man nur vom ersten Wirkungs- 
stadium (kleine Dosis). in dem durch Reizung der peripheren Vagusenden 
die Herzthätigkeit langsamer und der Blutdruck stärker wird, einen 
positiven günstigen Einfluss auf Compensationsstörungen des Herzens 
erwarten. N. Gybulski (Krakau). 


V, Feltz. Essai experimental sur le pouvoir toxique des urines pa- 
thologiques non febriles (Compt. rend. CIV, 26, p. 1877). 

Wie Verf. schon früher festgestellt hat, sind Fieberharne für 
Hunde giftiger als normaler menschlicher Harn. Neuerdings hat Verf. 
gemeinschaftlich mit Ehrmann die Giftigkeit des Harns von an nicht 
tfieberhaften Krankheiten Leidenden bei intravenöser Injection geprüft. 
Harn von Diabeteskranken ist nicht giftiger als normaler Harn, dagegen 
ist ikterischer Harn bei Leberkrankheiten, eiweisshaltiger Harn bei 
Nierenleiden, der Harn bei Krebskachexie und schwerer Anämie 
zwei- bis dreimal giftreicher als der Harn Gesunder. Die durch die 
Injection hervorgerufenen Krankheitserscheinungen sind ganz gleich 
den von normalen Harnen bewirkten. Die Harne der Kranken enthalten 
daher keine anderen Giftstoffe als die der Gesunden, sondern nur eine 
grössere Menge davon. Verf. meint, dass die Kaliumsalze des Harns 
die Ursache der urämischen Erscheinungen sind. Gruber (Wien). 


J. Rose Bradford. On the physiological action of Ulexin (The journal 
of Plıysiology, VIII, 2, p. 79). 

Ulexin ist ein Alkaloid. welches kürzlich von A. W. Gerrard aus 

den Samen des Stechginsters, Ulex europaeus, dargestellt wurde. Zu 


462 Centralblatt für Physiologie. Nr.-19: 
den Versuchen diente die Bromverbindung, als das am leichtesten 
krystallisirende Salz. 

Frösche werden von 5 bis 10 Millieramm vollständig gelähmt. 
Alle willkürliehen Bewegungen, die Reflexe und Respirationsbewegungen 
hören auf, die Herzeontractionen sind geschwächt. Die Muskeln sind 
vom Nerven aus nicht mehr erregbar, wohl aber direet, ein Ver- 
halten, welches an die Curarewirkung erinnert. rennt man vor der 
Vergiftung ein Bein derart vom Rumpfe, dass es nur noch durch den 
Ischiadieus zusammenhängt, so bleibt das Bein indireet erregbar. 
Selbst refleetorisch und vom Rückenmark aus lässt sich das Bein in 
Bewegung setzen, doch sind die Erfolge schwächer als bei Reizung 
des Nerven. Der Vagus wird eleichfalls gelähmt. Reizung des Herz- 
sinus bringt aber noch Stillstand hervor. 

Sehr kleine Dosen verursachen keine Lähmung, stören aber die 
Athmung, welche unregelmässig flach und aussetzend wird. Gleich- 
zeitig beobachtet man unregelmässig zitternde Bewegung der Rumpf- 
muskeln. 

Die Beobachtungen an Säugethieren (Hunden und Katzen) er- 
streekten sich auf den Blutdruck, die Respiration, die Volumschwankungen 
der Niere, aufgeschrieben vermittelst des Oncographen von Roy, und 
die Harnseeretion. Eine Katze stirbt nach intravenöser Injeetion von 
wenigen Milligrammen des Stoffes unter Oonvulsionen. Durch künst- 
liche Respiration kann jedoch das Thier, genau so wie bei Uurare, 
am Leben erhalten werden. Vor Eintritt der Convulsionen ist die 
Athmung beschleunigt und sehr vertieft. Die Muskeln zeigen eine 
erhöhte Empfindlichkeit gegen mechanische Reize und sie verfallen 
häufig in spontane, unregelmässig zitternde Bewegungen, welche auch 
nach dem Einleiten der künstlichen Respiration, ja selbst nach Ab- 
trennung eines Körpertheiles fortbestehen. Bei grossen Dosen leidet 
auch die direete Erregbarkeit. 

Der Blutdruck wird, wenn nicht zu grosse Dosen angewendet 
werden,. sehr gesteigert, bis zur doppelten der normalen Höhe. Dem 
Steigen folgt ein langsames Failen. Die Erscheinung bleibt auch nach 
Rückenmarksdurehsehneidung bestehen. Die Niere zeigt anfangs eine 
starke Verkleinerung des Volums, gefolgt von einer Erweiterung. 
Gleichzeitig mit dem Steigen des Blutdruckes findet man eine Ver- 
mehrung der Herzschläge, nur unmittelbar nach der Injection zeigen 
sich sehr flüchtige Hemmungserscheinungen. Die Acceleration des 
Herzrhythmus tritt selbst dann ein, wenn die Vagi schon vorher durch- 
schnitten waren. Die Harnseeretion wird durch Ulexin beträchtlich, 
aber nur vorübergehend, gesteigert. M. v. Frey (Leipzig). 


E. Schulze. Ueber das Vorkommen von Cholin in Keimpflanzen (beitsehr. 
f. phys. Chem. XI, 5, S. 365). 

Aus den Mutterlaugen, welehe bei der Verarbeitung der aus den 
Achsenorganen etiolirter Lupinen und Kürbiskeimlingen dargestellten 
weingeistigen Extracte auf Amidosäuren übrig geblieben waren, stellte 
Sch. vermittelst des Brieger'schen Verfahrens ((Quecksilberehloridfällung. 
Auskochen desselben mit Wasser, Fällung des mit Schwefelwasserstoff 
behandelten, eingedampften Filtrats mit Goldehlorid) eine Base dar, 


Nr. 19. Centralblatt für Physiologie. 4653 


die sich nach ihrer Elementaranalyse und ihren Reactionen als identisch 
mit dem wiederholt von Brieger gefundenen Cholin erwies. 
F. Röhmann (Breslau). 
Heinr. Lissauer. Untersuchungen über die Wirkungen der Veratrum- 
alkaloide (Arch. f. experim. Path. und Pharmak. XXIH, 1 und 2, 
836): 

Das officinelle amorphe Veratrin ist bekanntlich von E. Schmidt 
als ein Gemenge des krystallisirten Veratrin (Öevadin) und einer 
amorphen Base (Veratridin) erkannt worden. Verf. fand unter Boehm’s 
Leitung, dass in toxikologischer Beziehung zwischen dem amorphen 
und krystallisirten Veratrin kein wesentlicher Unterschied besteht: er 
hat in der vorliegenden Untersuchung die Wirkungen des krystalli- 
sirten Veratrin zu prüfen gesucht und dasselbe, durch eine Spur Essig- 
säure in wässrige Lösung übergeführt, in Ys- bis Iprocentigen Lösungen 
angewandt. Die tödtliche Dosis liess sich an Kaninchen ziemlich genau 
ermitteln: alle Thiere, welche mehr als 2:5 Milligramm pro Kilogramm 
Körpergewicht krystallisirten Veratrins erhielten, gingen zugrunde, 

während bei einer Dosis unter 2:5 Millieramm kein Todesfall vorkam. 
Als Hauptwirkungen des Giftes beim Warmblüter ergaben sich: 

1. Lähmung des vasomotorischen Apparates, wahrscheinlich central, 
vielleicht auch unter direeter Betheiligung der (Grefässmuseulatur: 

2. Verlangsamung der Herzaction, im Allgemeinen mässig, nur 
vorübergehend“ sehr stark, und ohne eigentliche Schwächung der Herz- 
action: 

3. Störung der Atheminnervation: Verlangsamung, zeitweises Aus- 
setzen, schliesslich tödtliche Lähmung der Respiration: 

4. ataktische und paretisch- convulsivische Störungen der Motilität, 
wahrscheinlich auf direeter peripherer Muskelwirkung des Veratrins 
beruhend; j 

5. Verdauungsstörungen: beim Kaninchen fast nur Salivation, bei 
anderen Säugern ausserdem Erbrechen, Darmentleerungen; 

e; bei grossen Dosen centrale Krampferregungen; 

Temperaturveränderungen (meist mehr oder minder grosse Ab- 
N mitunter Steigerung der Temperatur), wahrscheinlich nur secun- 
därer Natur und von den sub 1 und 6 genannten Factoren abhängig. 
A. Auerbach (Berlin). 
G. Klebs. Beiträge zur Physiologie der Pflanzenzelle (Berichte d. 
deutsch. bot. Ges. V, 5, 8. 181). 


Nach des Verf. Untersuchungen vermögen die Protoplasten ver- 
schiedener Zellen nach eingetretener Plasmolyse in 1Oprocent. Zucker- 
lösung eine neue Zellwand zu bilden. Diese in mehrfacher Beziehung 
interessante Thatsache wurde beobachtet bei Zygnema, Spirogyra. 
Mesocarpus, bei verschiedenen Blattzellen, bei Protsallien u. s. w. Ein 
negatives Resultat ergaben entsprechende Versuche mit Desmidiaceen, 
Diatomeen, den Zellen von Vallisneria, und Lemna minor, obwohl auch 
diese Obje« te in 10procent. Zuckerlösune wochenlang lebend bleiben. 

Die unter den angegebenen Verhältnissen gebildete Zellwand ist 
entweder eine dünne, scharf begrenzte oder eine wasserreiche, zart 
geschichtete oder sie erscheint in Form zahlreicher, in einander 


464 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19. 


geschachtelter Häute. Am besten lässt sich der Beginn der Wand- 
bildung an zerschnittenen Vaucheriafäden in 1procenticer Rohrzucker- 
lösung verfolgen, der man etwas Congoroth zugesetzt hat. Ueberall 
da, wo in Folge der Verwundung das Protoplasma sich von der 
Zellmembran zurückgezogen, bildet sich eine neue rothe Haut, des- 
gleichen um die freigewordenen, der alten Zellhaut entsehlüpften Proto- 
plasmaballen. Zerfällt das Protoplasma innerhalb der Zellhaut in 
mehrere Stücke, welche durch Plasmafäden verbunden bleiben, so 
erstarren diese Fäden zu Cellulosebalken, ein Umstand, der für die 
Ansicht von Schmitz und Strasburger spricht, wonach die erste 
Anlage der Zellhaut selbst Plasma ist. 

Verf. sprieht sich, gestützt auf seine Versuche, in der Frage nach 
dem Wachsthum der Zellhaut für die Appositionstheorie aus. Vaucheria 
wächst beispielsweise in 10procent. Rohrzuckerlösung durch Apposition 
neuer Schichten und Sprengung der älteren an der Spitze, „so dass 
die ganze Zellhaut aus einzelnen, scheidig in einander steckenden 
Stücken besteht, am vorderen Ende noch durch die jüngste Kappe 
geschlossen.” — Das Dickenwachsthum von Zygnema spec. vollzieht 
sieh gleichfalls durch Auflagerung neuer Schichten. Das Flächenwachs- 
thum dieser Alge erfolgt durch Dehnung der apponirten Schichten, 
von denen die ältesten, da die Dehnbarkeit nur eine begrenzte ist, 
schliesslich gesprengt werden. 

Auch Längenwachsthum konnte an in Zuckerlösung plasmolytisch 
gemachten Protoplasten beobachtet werden z. B. bei Zygnema, Spirogyra, 
Cladophora ete. Der contrahirte Protoplast beginnt sich zu strecken, 
bildet oft zuerst nur an seinen Seiten eine Haut, während die beiden 
Enden noch nackt bleiben. Später erreichen die neubehäuteten Proto- 
plasten die Querwände der Zelle und wachsen sodann in Folge des 
‘Widerstandes und vielleicht noch aus anderen Gründen in schraubigen 
Formen weiter. Schliesslich sprengen sie — namentlich bei längerer 
Cultur in Glykose — die alte Zellhaut, treten ins Freie, um in einen 
Ruhezustand einzutreten. Aus diesem erwachen sie jedoch, sobald sie 
in reines Wasser gelangen, und wachsen zu langen dünnen Fäden aus. 

Bei plasmolytischen Oedogoniumfäden erfolgt in Zuckerlösung 
zwar keine neue Zellhautbildung, wohl aber Zweitheilung, wenn auch 
in etwas einfacherer Weise als unter normalen Verhältnissen. Aehnliches 
war bei ÖOladophora und besonders bei Enastrum verrucosum zu beob- 
achten. bei welch letzterer die jungen Tochterzellen sich sofort 
wieder theilten, bevor sie noch ausgewachsen waren. 

Zellhautbildung und Wachsthum geht bei Zygnema nur im 
Liehte vor sich, im Dunkeln nicht, wiewohl die Zellen hier lange 
lebend bleiben. Dureh Zusatz von 005 bis 0:1 Procent Eisenweinstein 
kann die Wirkung des Lichtes ersetzt werden. 

In 10procent. Glycerin tritt bei Zygnema anfangs Plasmolyse 
ein, dann stellt sich der normale Zustand wieder ein: die Zellen 
bleiben unter diesen Umständen wochen-, ja monatelang am Leben 
und bilden im Finsteren aus Glycerin Stärke, andere Algen bilden sogar 
in Glycerin Zellhäute. Verf. konnte auch einige interessante Thatsachen 
bezüglich der physiologischen Rolle des Kernes feststellen. Er fand 
an plasmolytischen Zygenema- und Funariazellen, dass — wofern 


Nr. 19. Centralblatt für Physiologie. 465 


der Protoplast in zwei Theile zerfiel — nur der kernhaltige die ganze 
Zelle zu regeneriren vermag. Die kernlosen Theilstücke von Spirogyra 
und Zygnema können im Gegensatze zu den entsprechenden kern- 
losen Theilstücken von Funaria CO, assimiliren und Stärke bilden. 
Molisch (Wien). 
E. Schulze. Bilden sich Nitrate im Organismus höherer Pflanzen ? 
(Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 1500). 


S. theilt in Hinblick auf die Versuche von Kreusler (s. d. Ber. 
S. 307) mit, dass auch er Nitrate in etiolirten Kürbis- und Lupinen- 
keimlingen gefunden hat, welche in reinem. nur mit destillirtem Wasser 
begossenen Sand gezogen worden waren. Als die Keimlinge aber auf 
paraffinirten Gazenetzen, die über flache, mit destillirtem Wasser ge- 
füllte Glasgefässe gespannt waren, gezogen wurden, enthielten sie keine 
Nitrate. Demnach sind die Nitrate nicht ein normales Stoffwechsel- 
produet der unter Lichtabschluss sich entwiekelnden Lupinenkeimlinge. 
Verf. sucht die Quelle der gefundenen Nitrate in dem Umstande, dass 
die im feuchten Sande wachsenden Keimlinge auch stickstoffhaltige 
Substanzen an die Aussenflüssigkeit abgeben, und dass diese dann im 
Sande zu Nitraten oxydirt werden., Für diese Annahme spricht die 
Thatsache, dass auch im Sande selbst Nitrate enthalten waren. Ob aber 
auf diese Weise der gesammte beträchtliche Nitratgehalt, wie er in 
manchen Keimlingen beobachtet wurde, erklärt werden kann, ist frag- 
lich; so enthielten z. B. etiolirte Lupinenkeimlinge. welche drei Wochen 
lang bei 18 bis 20° im Sande vegetirt hatten, im lufttrockenen Zustande 
0:224 Procent salpetersaures Kali, andere dagegen, welehe etwas länger 
als drei Wochen bei eirca 25" vegetirt hatten, im lufttrockenen Zu- 
stande nicht weniger als 303 Procent KNO,,. ohne dass in diesem 
Falle eine Salpeterquelle vorhanden gewesen wäre, welche in den 
anderen Versuchen fehlte. E. Drechsel (Leipzig). 


A. D. Pawlowsky. Heilung des Milzbrandes durch Bacterien und 
das Verhalten der Milzbrandbaecillen im Organismus (Ein Beitrag zur 
Lehre der Bacteriotherapie: aus dem pathologischen Institut zu 
Berlin, Virehow’s Arch. CVIL, 3, S. 494). 


Verf. begann seine Untersuchungen mit einer Nachprüfung der 
Angaben Emmerich’s (Tageblatt der 59. Vers. d. Naturf. u. Aerzte 
1886, S. 145), dass man durch Vorimpfung mit Erysipeleoccen, gleich- 
zeitige subeutane Injeetion von Erysipeleoecen und Milzbrandbacillen 
und der Milzhrandinfection nachfolgender subeutaner und intravenöser 
Injection von Erysipelcoecen Meerschweinchen und Kaninchen vor 
dem Tode an Milzbrand bewahren kann. — Die intravenösen Injectionen 
der Erysipeleoccen gaben, ob sie vor, gleichzeitig oder nach der Milz- 
brandinfection vorgenommen wurden, ein ungünstiges Resultat, insoferne 
alle Thiere an Milzbrand zugrunde gingen. Doch lebten bei der 
intravenösen Nachimpfung die Kaninchen zwei, drei und fünf Tage, 
‚also länger als mit Milzbrand allein infieirte Thiere. Dagegen genasen, 
bei gleichzeitiger subeutaner Injection von Erysipeleoceen und Milz- 
brandbhacillen, von sieben Kaninchen fünf. Die überlebenden Thiere 
erwiesen sich als nicht immunisirt, indem sämmtliche einer späteren 


466 Ceutralblatt für Physiologie. N. 198 


Infeetion mit Milzbrand allein erlagen. — Schwarze und weisse 
Sprosshefe rettete weder bei intravenöser noch bei subeutaner In- 
jeetion die mit Milzbrand geimpften Thiere vor dem Tode, doch zeigte 
sich auch hier wieder eine Verlängerung der Krankheitsdauer von 
30 bis 40 Stunden auf fünf bis sechs Tage. — Einmalige Einspritzung 
von Bae. prodigiosus ringförmig um die Milzbrandinfectionsstelle 
war erfolglos, dagegen genasen von 10 Kaninchen acht, nachdem man 
ihnen zweimal subeutan Prodigiosuscultur injiecirt hatte. Immunität 
war ebenfalls nieht erzielt worden. Intravenöse Prodigiosusinjeetion 
verlängerte nur das Leben. — Subeutane Injection von Staphylo- 
soccos albus war erfolglos, dagegen genasen alle vier Kaninchen 
denen gleichzeitig ] Milzbrandbaeillen und Staphylococeus aureus 
subentan eingespritzt worden war. Bei intravenöser Injeetion erlagen 
alle Thiere, zum Theil der Aureusinfection selbst. Es wurde daher eine 
minder gefährliche Bacterienart angewendet, nämlich Diplococeus 
pneumoniae. Je 4 Kaninchen, denen zugleich mit rund 3'/, Stunden 
nach der Milzbrandinfection Pneumoniecoccen subeutan injieirt worden 
waren, genasen alle. Von acht Thieren, welche gleichzeitig intravenös 
Bac. anthraeis und Diplococeus pneumoniae erhalten hatten, gingen 
drei am selben Tage durch Embolie zugrunde, zwei binnen drei 
Tagen, eines nach 14 Tagen an Milzbrand. Zwei blieben am Leben. 
— Gleichzeitig beobachtete Verfasser die Entwickelung von Milz- 
brandbacillen auf Fleischwasserpeptongelatine und im hängenden 
Bouillontropfen hei gleichzeitiger Aussaat von Bae. prodigiosus,. Diplo- 
coCCUS pnmeumoniae, Staphyloeoceus aureus oder Sprosshefe. Es ergab 
sich eine gewisse Beschränkung der Entwickelung, starke Krümmung 
der Fäden, Auftreten von Involutionsformen, doch starben die Milz- 
brandbacillen nirgends ab und wurden auch in der Sporenbildung nicht 
gehindert. — Höchst interessant gestaltete sich das Ergebniss der 
mikroskopischen Untersuchung der inneren Organe nach dem Schick- 
sal und den Veränderungen der Milzbrandbaeillen bei längerer Dauer 
und Heilung der Krankheit. Während man bei Thieren, die rasch dem 
Milzbrande erlegen sind, die Milzbrandbaeillen fast ausschliesslich 
ausserhalb der Zellen findet, trifft man eine um so grössere Zahl der 
Baeillen innerhalb von Zellen, insbesondere in den grossen Milzzellen, 
aber auch in den Leukocyten, je länger der Process gedauert hat. 
Manche Zellen sind mit Stäbchen überfüllt. Die überwiegende Mehr- 
zahl dieser, von den Zellen aufgenommenen Baeillen, zeigt deuibune 
Degenerationserscheinungen bis zum gänzlichen körnigen Zerfall. 
Beim Ausgange in Heilung trifft man in den Geweben keinen eine 
freien Milzbrandbacillus mehr an. — Die Versuche des Verf. bestätigen 
somit vollkommen die Phagocytenlehre Metschnikoff's (Vir chow's 
Arch. XCVI, 189; XCVIL, 502; CVII, Heft 2, S. 1), und zwar sind 
es vorzüglich Metschnikoff’s Makrophagen der Milz, welche den 
Kampf mit den Milzbrandbacillen führen. Aber auch die wandernden 
Mikrophagen (Leukoeyten) werden durch die Injection anderer Baeterien- 
arten zum erfolgreichen Kampfe befähigt. — Verf. erwartet von der 
Bacteriotherapie grosse Erfolge hei der Heilung der Infectionskrank- 
heiten. 
Gruber (Wien). 


N 19. Oentralblatt für Physiologie. 467 


A. Emmerling. Studien über die Eiweissbildung in der Pflanze (Die 
landwirthsehaftl. Versuchsstationen, Bd. XXXVI, 1887, 8. 1). 

Die Arbeit behandelt besonders die Frage, in welcher Beziehung 
las Eiweiss zu den sonst in der Pflanze vorkommenden stiekstoffhaltigen 
Substanzen steht. welche man als Niehteiweissstickstoff zusammenfassen 
kann, und zu welchen die Amidosäure, sowie die Amide gehören. 
In einer früheren Abhandlung hatte der Verf. hervorgehoben, dass in 
jungen, lebhaft wachsenden "Pflanzenorganen die Amidosäuren sehr 
reichlich auftreten. dass sie mit dem Alter der Organe aus denselben 
verschwinden. Auch in der neuesten Arbeit ist das V erhalten der Amido- 
verbindungen besonders berücksichtigt. Die Versuche wurden an der Pferde- 
bohne (Vuia Pata) angestellt. von w elcher zehnmal in verschiedenen Stufen 
ihrer Entwiekelung je 100 Pflanzen analysirt wurden. Dabei wurden 
die einzelnen De Wurzeln, Stengel, Blätter, Blüthen, Früchte 
für sich besonders untersucht. Die Bestimmungen erstreckten sich auf 
‚len Gehalt der Organe an Trockensubstanz, Gesammtstickstoff, in Kali- 
wasser löslichem Stiekstoff, an Stickstoff als Legumin, Albumin, Am- 
moniak, Amidosäure, als DE Amidogruppe der Amiden, Oar- 
bamid und hin und wieder als Salpetersäure, wo solche vermuthet 
wurde. 

Aus dem reichen, in Tabellen angeordneten Beobachtungsmaterial 
folgt, dass der Gesammtstickstoff in der ersten W achsthumsperiode 
allmählich speciell in den Blättern vermehrt wird bis zu der Zeit, in 
der die Samen sieh auszubilden beginnen. Wenn die Blätter aus- 
gewachsen sind, erhält sich in denselben der Stickstoffgehalt lange 
Zeit eonstant: in überraschendem Masse nimmt er von nun an in den 
Früchten zu. Sehr entsprechend ist die Vertheilung des Eiweissstick- 
stoffes. Der Niehteiweissstickstoff erhält sich in den ausgewachsenen 
Blättern bis gegen den Schluss der Reife hin annähernd constant. 
nimmt sogar in den letzten Reifestadien wahrscheinlich in Folge der 
das Welken begleitenden regressiven Stoffmetamorphose etwas zu. Im 
Allgemeinen nimmt das V erhältniss des Nichteiweissstickstoffes zum Ge- 
sammtstickstoff mit zunehmender Reife ab, was besonders deutlich bei 
den Samen und Hülsen hervortritt. Was die Amidosäuren anbetriftt. 
so sind sie besonders reichlich in Stammknospen, Blüthentbeilen junger 
Samen und Hülsen vorhanden. Doch werden sie wahrscheinlich nicht 
an diesen Orten gebildet, sondern vorzugsweise in den Blättern, bei 
welchen vom Beginn ihrer Entstehung an die Amidosäuren sich vor- 
finden, ein Maximum erreichen zur Zeit der höchsten Ausbildung, von 
da an zuerst langsam, später rascher sich vermindern. Ein T Theil der 
in den Blättern gebildeten Amidosäuren wird dann in die Zellneubildungs- 
herde oeschafft, besonders der jungen Samen und Früchte, in denen 
sie bei zunehmender Reife verschwinden, in denen sie höchst wahrschein- 
lich zu Eiweiss verarbeitet werden. Während früher die Meinung 
herrsehend war, dass die Amidosäuren blos durch Spaltung von bereits 
vorhandenem Eiweiss entstehen, vertritt der Verf. die Anschauung, dass 
dieselben in den Blättern durch Synthese auf Kosten der anorganischen 
Stiekstoffverbindungen mit der durch Assimilation bereits erzeugten 
organischen Substanz gebildet werden. Die entstehende Amidosäure 
wurde dann ihrerseits zu Eiweiss verarbeitet. Jede junge Zelle muss 


468 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19. 


sich das Eiweiss ihres Protoplasmas selbst bilden: ist es nun richtig. 
lass jede Synthese von Eiweiss gebunden ist an vorhergehende Bildung 
von Amidosäure, so würde die Neubildung der Amidosäuren selbst 
einen sehr werthvollen Antheil der gesammten pflanzlichen Assimilations- 
processe ausmachen. G. Klebs (Basel). 


Friedr. Reinke. Untersuchungen über die Horngebilde der Süuge- 
thierhaut. ]. Ueber den Haarwechsel und die Unna’sche Lehre vom 
„Beethaar” (Arch. f. mikr. Anatomie XXX, S. 153). 

Unna hat die Ansicht vertreten, dass das Haar nach seiner 
Trennung von der Papille nieht sofort absterbe. sondern im Haar- 
balg emporsteige, sich an einer Stelle der äusseren Wurzelscheide 
unterhalb der Einmündung der Talgdrüsen festsetze und von hier aus 
als homogener Schaft, ohne Outicula, und ohne Mark fortwachse. Zur 
Prüfung dieser Ansicht hat Verf. erstens an den Cilien und Sehnauz- 
haaren verschiedener Thiere an jener Stelle der äusseren Wurzel- 
scheide, welche nach Unna die Matrix des Beethaares sein soll, nach 
Karyokinesen gesucht, ohne dieselben dort häufiger zu sehen, als an 
anderen Stellen der äusseren Wurzelscheide, während dieselben in 
den Matrizen des Papillenhaares sich massenhaft finden. Er hat zweitens 
an rasirten Stellen das Wachsthum von „Kolbenhaar” und .„Beethaar” 
bestimmt. und in Uebereinstimmung mit Ränvier gefunden, dass 
letzteres gar nicht wächst, während das erstere in drei Tagen um 
3 bis 8 Millimeter zunahm. Drittens konnte Verf. an dem „Beethaar” 
entweder ohneweiters, oder nach Maceration in Schwefelsäure und 
Färbung mit saurem Methylgrün „eine Cutieula nachweisen. Während 
diese drei ‘Befunde die Unna’sche Lehre widerlegen, gibt Verf. 
doch an. dass das .Beethaar” ziemlich lange in der äusseren 
_ Wurzelscheide verbleibe und mit dieser zusammenhänge, so dass es 
für die Zeit des Haarwechsels, bis das neugebildete Papillenhaar heran- 
wächst, dem Organismus dient. Dann findet man eben an den an- 
vecebenen Stellen zwei Haare in dem Haarbale. Der Haarwechsel 
wird nach dem Verf. durch eine Atrophie der Papille eingeleitet. Dann 
fasert sich die Rindensubstanz auf und wird von den Zellen der 
äusseren Scheide eingekeilt. In der äusseren Wurzelscheide findet aber 
eine fortwährende Neubildung von Zellen statt; der Ueberschuss an 
Zellen rückt allmählich nach “oben, verhornt im Haarbalstriehter und 
wird schliesslich abgestossen. Mit diesen Zellen rückt nun auch das 
Kolbenhaar nach aufwärts, his es an eine verengerte Stelle des Haar- 
balges kommt, unterhalb der Einmündung der Taledrüsen, und fest- 
zehalten wird. Dort findet dann eine Stauune und eine spindelförmige 
Anhäufung von Zellen statt: dies ist das „Unna’sche Haarbeet”. Das 
mittlerweile neugebildete „Papillenhaar’ treibt das alte Kolbenhaar 
sammt den eingekeilten, zum Theil abgestorbenen Zellen der spindel- 
förmigen Anschwellung vor sich hinaus oder bahnt sieh neben ihm 
seinen Weg. Damit ist der Haarwechsel beendigt. 


II. Ueber Differenzirungen verhornter Zellen. Vorstufen der Horı- 


substanz. 
Verf. findet, dass verhornte Zellen verschiedener Provenienz „im 
Grossen und Ganzen” sich mit Anilinfarben intensiv färbten, wobei 


1.42. 


Nr. 19. Centralblatt für Physiologie. 469 


die Vorbehandlung ohne Einfluss zu sein scheint. An dem Haar färbt 
sich eine Partie der Rindensubstanz; angefangen oberhalb jener Stelle, 
wo die Zellen Spindelform angenommen haben his etwas über die 
Höhe der beginnenden Verhornune der Huxley ’schen Schiehte hinaus. 
Matrix (ausgenommen die Kerne) und Haarschaft bleiben farblos. Hier 
ist also die tingible Substanz ein Uebergang des lebenden Zellleihs 
zur vollständig verhornten Zelle. An feinen Schnitten sieht man über- 
dies, dass sieh an dieser Stelle nicht der ganze Zellleib sefärbt hat, 
sondern nur die von Waldeyer auf andere Weise dargestellten 
Fasern, zwischen denen eine farblose Zwischensuhstanz bleibt. Der 
eigentliche Haarschaft ist farblos. Die Markzellen färben sieh durch 
das ganze Haar hindurch. An dem abfallenden „Kolbenhaar” bleibt 
nur der Kolben bis zuletzt tingibel; während sich zuerst alle spindel- 
förmigen Zellen färben, ausser den der Papille ansitzenden runden 
Zellen, und später der ganze Haarschaft farblos bleibt. An den Zellen 
des Stratum corneum der Epidermis und ebenso an denjenigen der 
inneren Wurzelscheide färbt sich das Innere der Zelle, während eine 
dünne Rindenschicht (sammt den Riff-Fortsätzen) sieh nicht färbt 
und scharf absetzt. Auf Zusatz von Natronlauge quillt der innere Theil 
und treibt die farblose Membran vor sich her. Zu einem ähnlichen 
Resultate ist schon Unna dureh Verdauungsversuche gelangt. Verf. 
macht darauf aufmerksam, dass die Zellen des Stratum eorneum, der 
inneren Wurzelscheide und des Haarmarks Keratohyalin enthalten und 
dass möglicherweise zwischen diesem Umstand und dem anderen, dass 
sie tingibel bleiben (nicht vollständig verhornen) ein Zusammenhang 
bestehen könnte. Paneth (Wien). 


L, Mangin. Sur la N de gaz & travers les surfaces cutinisdes 
(Compt. rend. 25, p. 1809). 

Der Gasaustausch zwischen Pflanze und Aussenwelt geht Vorzugs- 
weise an den Spaltöffnungsapparaten vor sich, während Blätter und Stamm- 
organe an allen anderen Stellen von eutinisirten, respective verkorkten 
Zellenwänden gegen aussen abgeschlossen sind, da dieselben sehr wenig 
für Wasser wie für (ras durchlässig sind. Indessen in geringem Grade 
wird aueh durch solehe Membranen ein Gasaustauseh stattfinden können 
und der Verf. hat speciell untersucht, inwieweit das geschieht. Seine 
Methode besteht darin, die eutinisirte Pflanzenmembran zwischen zwei 
Gylindern auszuspannen, welche mit Zuleitungsröhren für die zu prüfenden 
Gase versehen sind und von denen das eine mit einem Manometer 
verbunden ist. Wenn z. B. in dem einen Cylinder Kohlensäure, in 
dem anderen Sauerstoff und eine gewogene Menge Kali verhanden ist. 
welehe die durch die Membran eintretende Kohlensäure absorbirt, 
während andererseits Sauerstoff in die andere Röhre wandert, so kann 
man aus dem Sinken des Manometerstandes und dem bekannten Volumen 
der Röhre die in der Zeiteinheit durch die Membran hindurehtretende 
Menge Sauerstoff bezeichnen. Die Herstellung der Membranen geschah 
in der Weise, dass die peripberischen Pfanzengewebe einer Fäulniss 
durch den Bacillus amylobaeter ausgesetzt wurden, weleher nach van 
Tinshem nur die Üellulosewände zerstört, dagegen die eutinisirten 
Membranen nicht angreift. Sie bestätigen für Luft, S: auerstoff und Wasser- 

Centralblatt für Physiologie. 36 


470 Centralblatt für Physiologie. Nr? 


stoff die Thatsache, dass die durch dieselbe Membran diffundirenden 
Volumina Gas proportional sich verhalten den auf beiden Seiten 
der Membran waltenden Druckdifferenzen. Die Durchlässigkeit der 
eutinisirten Membran wird nicht merklich verändert, wenn die Temperatur 
steigt. Bezüglich des Einflusses der Natur der Gase hat der Verf. die 
Diffusionsgeschwindigkeit von kohlensaurem Stickstoff, Wasserstoff und 
Sauerstoff bestimmt und hat im Wesentlichen dieselben Zahlen gefunden, 
wie sie von Graham schon bestimmt worden sind. 
Klebs (Basel). 
O. Bocklisch. Ueber Ptomaöne aus Reineulturen von Vibrio Proteus 
(Finkler und Prior) (Ber. d. d. chem. Ges. XX, 8. 1441). 

B. hat Reineulturen von Vibrio Proteus auf frischem gehacktem 
Rindfleisch ausgesät und später den bei 37 bis 38° theilweise ver- 
flüssigten Brei auf Ptomaine untersucht. Dabei fand er Üadaverin, 
Ammoniak, Uholin und Kreatinin, von denen nur die beiden ersteren 
als Produete der Bacillen anzusehen sind. Da dieser Befund die 
durch den genannten Bacillus verursachten pathologischen Erschei- 
nungen an den Versuchsthieren nicht erklärte, so untersuchte Verf. die 
Ptomaine, welche durch Vibrio Proteus in Gegenwart gewisser anderer 
Fäulnissbacterien erzeugt werden, denn auch im Darmcanale kommt 
er ja niemals allein, sondern immer in Gesellschaft anderer Mikroben 
vor. Dabei ergab sich nun, dass unter diesen Umständen neben dem 
ungiftigen Cadaverin das stark giftige Methylguanidin auftritt, ausser- 
dem Kreatinin nnd Ammoniak. Schliesslich bemerkt Verf., dass das 
Uadaverin stets mit vier Molekülen He Ol, zu einem Doppelsalze zu- 
sammentritt, sowie dass das neutrale und das saure Cadaverinoxalat 
in absolutem Alkohol wie in Aether unlöslich ist. Der von Tamba 
aufgestellte Satz: „dass ätherische Lösungen von Alkaloiden mit Pto- 
mainen nach Zusatz von entsprechenden Mengen gesättigter ätherischer 
Oxalsäurelösung nach längerem Stehen das Alkaloid in Form eines 
sich krystallinisch ausscheidenden Oxalates vollkommen verlieren, 
während die Oxalate der Ptomaine in Lösung bleiben”, ist demnach 
nicht haltbar. E. Drecehsel (Leipzig). 


P. Loye. Recherches ewperimentales sur des chiens decapites (eur- 
eulation et respiration) (Compt. rend. OV, 1, p. 79). 

Guillotonirte Hunde verlieren nach L. aus dem Kopfe etwa "/;, 
von dessen Gewicht an Blut, während der Rumpf '/,, bis '/,, seines 
Gewichtes an Blut verliert. Das Herz steht in Folge der Decapitation 
erst einen Moment still, dann schlägt es wieder. und zwar mit 
wachsender Häufiekeit. Nach vier Minuten gelangt es zum dauernden 
Stillstand. Der Blutdruck sinkt im Moment der Eıfthauptung, steigt 
sodann über die Normalhöhe (? Ref.), um dann allmählich bis Null 
herabzusinken. Die Kopfathmung bleibt zwei Minuten lang bestehen, 
die Rumpfathmung erlischt sofort, abgesehen von einer tieferen, 
durch die Reizung hervorgerufenen Inspiration. Der Rumpf zeigt Er- 
stickungskrämpfe. Langendorff (Königsberg). 


J. Thomsen. Ueber Verbrennungswärme organischer Körper (Ber. d. 
d. chem. Ges. XX, S. 1758). 


Nr. 19. Centralblatt für Physiologie. 471 


Verf. macht darauf aufmerksam, dass Berthelot und Vieille 
bei der Bestimmung der Verbrennungswärme verschiedener organischer 
Körper mittelst eomprimirten Sanerstoffes und bei eonstantem Volum 
in der ealorimetrischen Bombe durchgängig 1:6 bis 46 Procent höhere 
Werthe erhalten haben, als Stohmann bei der Verbrennung mit 
Kaliumehlorat: die Ursache dürfte in der Verschiedenheit beider Me- 
thoden, beziehungsweise in dem Umstande zu suchen sein, dass die 
Bestimmungen von Berthelot und Vieille direct, die von Stohmann 
dagegen indireet erfolgten. E. Drechsel (Leipzig). 


Bonnal. Du mecanisme de la mort sous linfluence de la chaleur 
- (Compt. rend. CV, 1, p. 82). 

B. stellte an sich und an anderen Personen Versuche über den 
Einfluss hoher Temperaturen, und zwar in trocknen, in mit Wasser- 
dampf erfüllten Räumen und in warmen Wasserbädern an. Er selbst 
setzte sich dabei Luftbädern bis 135" und Wasserbädern bis 46° C. aus. 

Er bestätigt die Thatsache, dass feuchte Wärme schlechter ver- 
tragen wird wie trockene. Stets nimmt das Körpergewicht ab, auch 
beim Aufenthalt im wasserdampfgesättigten Raume. Puls- und Athem- 
frequenz nehmen zu. Erst später steigt die Körpertemperatur. In einem 
auf 40° erwärmten trockenen Raume konnte er drei Stunden zubringen, 
ohne dass die Eigenwärme mehr als um 0:1 bis 02°C. stieg. 

Den Tod in Folge von Ueberhitzung hält B. für bedingt durch 
Lähmung des sympathischen Nervensystems. (Es fehlt für diese An- 
nahme jede Spur eines Beweises. Ref.) Schliesslich zieht er aus seinen 
Beobachtungen Schlüsse für die Beurtheilung des Fiebers und der 
antipyretischen Behandlung. Langendorff (Königsberg). 


Berthelot et Andre. Zecherches sur l’Cmission de "ammoniaque par 
la terre vegetale (Compt. rend. IV, 19, p. 1219). 

In Erdproben, welche den thonhaltigen bebauten Höhen bei Paris 
in verschiedener Tiefe und zu verschiedener Zeit entnommen waren, 
wurde das zur Zeit der Entnahme und das nach einer gewissen Zeit 
der Aufbewahrung vorhandene Ammoniakgas bestimmt. Es zeigte sich, 
dass die Pflanzenerde vermuthlich unter der gemeinsameu Wirkung 
des Wassers. des kohlensauren Kalkes, sowie der von Mikroben und 
Pflanzen ausgehenden Fermentationen einer beständigen, mit Bildung 
von Ammoniak verbundenen Zersetzung unterliegt. — Die Menge des 
Ammoniaks in der Atmosphäre wechselt je nach den meteorologischen 
Verhältnissen, sie kann grösser oder kleiner sein als die Menge des 
Ammoniaks, welehe von einer bestimmten mit Pflanzen bedeckten 
Bodenfläche an einem abgeschlossenen, über ihr befindlichen Luftraum 
abgegeben wird. F. Röhmann (Breslau). 


Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie. 


W. Biedermann. Ueber die Innervation der Krebsscheere (Beiträge 
zur allgemeinen Muskel- und Nervenphysiologie, 20. Mittheilung 
Wiener Akad. Sitzber., XCV. Band, III. Abtheilung, Januarheft 1887). 

B. tetanisirt den Scheerenschliesser des Krebses mittelst zweier 
in das zweite oder dritte Armglied eingestochener Platinelektroden. 
36* 


472 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19. 


Nach Ausführung einer zwecks Ausschaltung dieses Muskels aus- 
geführten Tenotomie des Scherenöffners beobachtet man zumeist eine 
minutenlange, kräftige Contraetion des Schliessmuskels, nach deren 
Lösung er in einen nur allmählich schwindenden mittleren Gontraetions- 
zustand übergeht. 

In diesem Zustande ist der erste Erfolg der Nervenreizung eine Er- 
schlaffung des Muskels, die bei weiterer Verstärkung der Reize noch 
zunimmt, und bei einer gewissen, nicht geringen Reizstärke (7 bis 10 Centi- 
meter Rollenabstand) ziemlich unvermittelt in einen kräftigen Tetanus 
sich umwandelt. In der Nähe der sozusagen kritischen Reizstärke 
sind die Erfolge häufig doppelsinnig, indem beide Reizeffecte abwechseln, 
und Neigung zu rhythmiseh unterbrochener Thätigkeit auftritt. 

Wo der eben erwähnte Tonus des Schliessmuskels fehlt, kann er 
durch directe rhythmisch-tetanische Reizung desselben ersetzt werden. 
Dann bewirkt gleichzeitige Nervenreizung entweder eine Verkleinerung 
der rhythmischen, dureh directe Muskelreizung hervorgerufenen Tetani, 
oder es tritt, wenn der durch die direete Reizung hervorgerufene 
Contraetionszustand um einen mittleren dauernden Verkürzungsgrad 
herumschwankt, ganz wie beim natürlichen Tonus eine vollständige 
Erschlaffung des Muskels ein. 

Umgekehrt wie der Schliesser verhält sich der Scheerenöffner. 
Sein Tonus wird durch schwache Reize verstärkt, starke Reize bewirken 
Erschlaffung, der bei schwächeren Erresungen wieder Tonuszunahme 
oder Tetanus folgt, ein Beweis, dass der Muskel durch die starke 
Reizung nicht ermüdet worden war. Die Stromstärken, bei welchen 
die Verstärkung des Tonus in Erschlaffung umschlägt, sind die gleichen, 
bei welchen sich das Verhalten des Schliessmuskels ändert. Unter 
günstigen Bedingungen, d. h. wenn bei der Blosslegung der Sehnen 
der Tonus beider Muskeln erhalten geblieben ist, lässt sich unmittel- 
bar durch das graphische Verfahren zeigen, dass an demselben 
Präparate schwache Reize eine Contraction des Oeffners und gleich- 
zeitige Erschlaffung des Schliessers, starke Reize umgekehrt Oontraetion 
des Schliessers bei gleichzeitiger Erschlaffung des Oeffners bewirken. 

Die eigenthümliche Reactionsweise der Scheerenmuskeln zeigt sich 
auch an den galvanischen Erscheinungen. In dem Versuchsstadium, in 
welchem man auf Grund früherer Erfahrungen annehmen muss, dass 
der Tonus des Schliessmuskels gut entwickelt ist, zeigen die von ihm 
abgeleiteten Längsquerschnittströme bei schwacher Nervenreizung eine 
positive Schwankung, die sich bei starken Reizungen in die gewöhn- 
liche negative Schwankung umwandelt. Die positive Schwankung scheint 
jedoch von dem Bestehen des Tonus nicht absolut abhängig zu sein, 
insofern sie sieh an demselben Präparate noch beobachten lässt zu 
Zeiten, wo erfahrungsgemäss schwache Nervenreizung eine sichtbare 
Ersehlaffung des Muskels nicht mehr würde nach sich ziehen können, 
so dass es dahingestellt bleiben muss, ob sie diesfalls blos die letzte 
Andeutung einer, Mangels sichtbaren Tonus äusserlich nicht mehr ' 
erkennbaren, durch die Nervenreizung hervorgerufenen Erschlaffung 
des Muskels ist, oder ob die Erregung selbst im erschlafften Muskel 
an der positiven Schwankung erkennbare Zustandsänderungen sui 
generis veranlasst hat. Sechönlein (Breslau). 


Nr. 19. Centralblatt für Physiologie. 473 


W. Gleiss. Ein Beitrag zur Muskelchemie (Pflüger's Archiv AXXXI, 
S. 69). 

Auf Anregung Grützner’s stellte der Verf. Untersuchungen über 
die Milchsäurebildung in den rothen und weissen Muskeln während 
der Thätiekeit und der Todtenstarre an. Zuerst wurden die Muskeln 
von Fröschen und Kröten untersucht, sie wurden von den Nerven 
aus erregt und hoben Gewichte; nach der Arbeit wurden sie in mit 
Kochsalz gesättigter Lakmuslösung zerquetscht und der Säuregehalt 
nach dem Grade der Röthung beurtheilt. Der Krötenmuskel musste 
immer mehr arbeiten als der Froschmuskel, er zieht sich langsamer 
zusammen und ermüdet auch U Der Froschmuskel entwickelt 
während der Thätigkeit mehr Säure als der Krötenmuskel; bei den 
ruhenden Muskeln konnte kein ikea gefunden werden. Es färbte 
die Brühe von thätigen Froschmuskeln verdünnte Eisenchloridlösung 
deutlich gelb wie Milehsäure, die von Krötenmuskeln rief keine so 
deutliche Gelbfärbung hervor. Auch bei den weissen und rothen Muskeln 
der Säugethiere (es wurden die weissen Antheile des Gastroenemius 
und der Soleus bei Kaninchen, Meerschweinen, weissen Ratten und 
Katzen verglichen) besteht der eleiche Unterschied, der weisse Muskel 
war immer in Folge der Thätigkeit saurer als der rothe, die Eisen- 
ehloridreaetion sprach dafür, dass mehr Milchsäure im weissen Muskel 
gebildet wurde. In der Todtenstarre war der Unterschied nieht so 
bedeutend. Latschenberger (Wien). 


Sigm. Mayer. Einige Bemerkungen zur Lehre von der Rückbildung 
quergestreifter Muskelfasern (Zeitschr. f. Heilkunde VIII, 177). 
Gegen Paneth’s Auffassung der Sarkolyten als Entwickelungs- 
formen quergestreifter Muskelfasern („Sarkoplasten”) macht ‚M. neuer- 
dings geltend, dass sowohl der Ort ihres Vorkommens als auch ihr 
Bau dieselben als Zerfallsproducte quergestreifter Muskelfasern kenn- 
zeichnet. Man findet sie vor Allem in dem in Rückbildung begriffenen 
Froschlarvenschwanz, spärlicher in der Rückenmuseulatur, welche, wie 
schon Schneider und Goette angaben, ebenfalls schwindet, so gut 
wie gar nicht in den Extremitätenmuskeln junger, frischgefangener 
Frösche. Nach längerer Gefangenschaft treten sie aber auch hier auf. 
M. fand Sarkolyten, wenngleich sehr selten, auch in Muskeln halb- 
wüchsiger und erwachsener Frösche. Im Larvenschwanze sind dieselben 
häufig in amoeboiden Zellen eingeschlossen, die wahrscheinlich aus 
dem Sarkoplasma hervorgehen („Sarkoplasmazellen”, „Phagoeyten” 
Metschnikoff’s). Die Rückbildung der Muskelfasern in den er- 
wähnten Fällen geht in der Weise vor sich, dass zunächst die einzelnen 
Fibrillenbündel auseinanderrücken und dann der Quere nach innerhalh 
des Sarkolems zerfallen. Die Bruchstücke wandeln sich schliesslich in 
homogene. glänzende Gebilde um. Biedermann (Prag). 


A. B. Macallum. On the Nuclei of the Str iated Muscle-Fibre in 
Neeturus lateralis ((uart. Journ. of Mikrosk. Soc. XXVII, 4, p. 461). 
An den durch sehr eingreifende Methoden isolirten Kernen quer- 


gestreifter Muskeln fand Verf. Quer- und Längsstreifungen, die er für 
einen wichtigen Bestandtheil jener Gebilde hält. obgleieh er für ihr 


474 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19. 


unregelmässiges Auftreten keine Erklärung weiss. Sie sollen die Aus- 
gangspunkte der Quer- und Längsbalken des protoplasmatischen Muskel- 
reticulums sein (Ref. meint, dass es sich wohl einfach um nicht zer- 
störte Reste dieses selben handelt). Von Interesse ist, dass auch in 
dieser Arbeit die neuerdings mehrfach auftauchende Vermuthung Aus- 
druck findet, dass jenes protoplasmatische Reticulum der Träger der 
Muskelcontractilität sei. Der Nachweis eines ähnlichen Maschenwerkes 
in den Kernen soll auf eine OUontractilität auch dieser Elemente deuten. 
C. Benda (Berlin). 
J. V. Laborde. Modifications de la temperature liees au travail 
du muscle; L’echauffement primitif du muscle en travail est 
independant de la eirculation (Ö. R. Soc. de Biologie, 14. Mai 1887, 
p- 304). 

Bei eben getödteten Hunden und Kaninchen bringt statische 
(ohne äussere Arbeitsleistung verlaufende) Zusammenziehung der Waden- 
muskeln (durch direete Reizung oder durch Reizung des Ischiadieus) 
eine locale Erhöhung der Temperatur (um fünf his sechs Zehntel 
eines Grades) hervor, während die Rectaltemperatur unbeeinflusst 
bleibt. Dynamische Zusammenziehung der Muskeln (allgemeiner Tetanus. 
mit Erhebung des ganzen Körpers, durch Rückenmarksreizung) bewirkt 
jedesmal eine Erniedrigung (um mehrere Zehntel eines Grades) der 
intra-museulären Temperatur, dagegen eine Erhöhung der Rectal- 
temperatur. Ein Muskel, der bei seiner Zusammenziehung äussere 
Arbeit liefert, soll sich also abkühlen. Leon Frederieq (Lüttich). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Circulation. 


L. Fredericq. Sur les phenomönes £lectriques de la systole ventrieulaire 
chez le chien (Bulletin de l’ Academie Royale des Seiences de Belgique 
XI, 5, p. 535; 8.-A., Bruxelles 1887, F. Hayez). 

F.. untersuchte die bisher nur wenig berücksichtigten elektro- 
motorischen Wirkungen des schlagenden Säugethierherzens mittelst des 
Capillarelektrometers, dessen Ausschläge photographisch fixirt wurden. 
— Gleichzeitig konnte auch die Pulsation der Karotis oder des Ven- 
trikels photographisch verzeichnet werden. F. fand bei seinen Versuchen, 
dass die Spitze des Hundeherzens bei jeder Pulsation negativ zur 
Basis wird Die Veränderung beginnt etwa 0:04 Secunden vor Anfang 
der Ventrikelsystole und dauert bis kurz vor Ende derselben an. Ihre 
ganze Dauer beträgt etwa 0:18 Secunden. Die bisweilen mehrgipfelige 
photographische Öurve zeigt im Allgemeinen einen steilen aufsteigenden 
Ast, einen fast ebenen Gipfel und sinkt allmählich Zur Abseisse ab. 
In vielen Fällen geht der Negativität der Herzspitze eine sehr kurze 
Phase voraus, während welcher sieh dieselbe positiv zur Basis verhält. 
Eine ähnliche gegensinnige Schwankung macht sich oft auch am Ende 
der negativen Hauptphase bemerkbar. Der Verlauf der ganzen einer 
Herzpulsation entsprechenden, elektrischen Schwankung ist daher kein 
einfacher, sondern wahrscheinlich an jedem Punkte des Herzens sehr 
complieirt. F. hält jede Systole für einen kurzen, drei bis vier Einzel- 
erregungen entsprechenden Tetanus und glaubt, dass auch die beob- 
achtete elektrische Veränderung aus der Verschmelzung mehrerer 


Nr. 19. Öentralblatt für Physiologie. A475 


Einzelschwankungen hervorgeht. deren direeter Nachweis nur wegen 
ihrer langen Dauer nicht eelingt, während dies bekanntlich bei jedem 
tetanischen Skeletmuskel leic ht möglich ist. Die complieirte photo- 
graphische Curve würde daher der Verschmelzung der elementaren 
elektrischen Einzelschwankungen entsprechen. F. ‘erblickt eine Be- 
stätieung dieser seiner Anschauung in dem Umstande, dass die 
seeundären Erhebungen der Curve bei Ableitung von zwei Punkten 
des ausgeschnittenen, aber noch schlagenden Herzens meist viel 
deutlicher hervortreten. Es scheint hiernach, dass einer Systole 
mindestens drei bis vier Einzelerregungen entsprechen, was mit früheren 
Beobachtungen F.’s übereinstimmt, die sich auf die Deutung des 
Kardiogramms beziehen. Biedermann (Prag). 


L. Fredericq. Sur la trace cardiographique et la nature de % systole 
ventriculaire (Acad. Roy. des Sciences de Bele., Bull. XII, 6, p. 711; 
S.-A. Bruxelles 1887, F. Hayez). 


Die seeundären Erhebungen des der Ventrikelsystole entsprechen- 
den Abschnittes der kardiographischen Curve („Plateau systolique” F.'s) 
haben von Seite verschiedener Autoren auch eine wesentlich verschiedene 
Deutung erfahren. Marey bezog dieselben, da er sie nur am blut- 
gefüllten Herzen beobachtete und die Contraction des Herzmuskels als 
einer einfachen Zuckung entsprechend ansah, anfangs auf Schwingungen 
der Zipfelklappen, später dagegen auf rückläufige, in der Aorta und 
Pulmonalarterie entstehende Wellen. Landois seinerseits bezieht den 
zweiten secundären Gipfel des Kardiogramms auf den Schluss der 
Aortenklappen, den dritten auf den merklich verzögerten Schluss der 
Pulmonalarterienklappen. Dieser Auffassung gegenüber macht F. auf den 
Mangel zeitlicher Uebereinstimmung der "Rückstosselevation (Landois) 
der arteriellen Pulseurve und der” zweiten seeundären Erhebung des 
Kardiogramms aufmerksam. In der Folge beschrieb Rosenstein die 
normale Herzstosseurve als viergipfelig "und deutete die zwei letzten 
Zacken wie Landois. während er die beiden vorhergehenden auf die 
in zwei Zeiten erfolgende Contraction der Ventrikel bezieht. Auch 
nach D’Espine ist die Systole eine absatzweise. In der vorliegenden 
Abhandlung gibt F. neuerdings eine eingehende experimentelle Analyse 
des Kardiogramms. Er erhielt im Wesentlichen sleichgestaltete Öurven 
vom rechten wie vom linken Ventrikel, gleichviel, ob die Schwankungen 
des intrakardialen Druckes (mittelst der Herzsonde von Mar ey und © hau- 
veau) oder die Bewegungen des Ventrikels von aussen in geeigneter 
Weise verzeichnet wurden. Die Curve zeiete in beiden Fällen, abgesehen 
von den der Vorhofseontraction und dem Schluss der Semilunarklappen 
entsprechenden Erhebungen. in der Regel noch drei bis vier deutliche 
Zacken. welche, wie F. zeigt. sämmtlich in die Zeit der Ventrikelsystole 
fallen. Dieselben bleiben an den Curven sichtbar, wenn die Aorta und 
Pulmonalarterie entweder zugeklemmt oder plötzlich durchschnitten 
werden, wodurch die spätere Deutung Marey s ausgeschlossen er- 
scheint. Um auch den Einfluss der Zipfelklappen zu beseitigen, unter- 
band F. die V. azygos und beiden Hohlvenen. wobei die Zähnelung 
des „Plateau systolique” ebenfalls erhalten bleibt. Er erhielt endlich 
auch noch von dem rasch ausgeschnittenen, blutleeren Sängethier- 


476 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19. 


herzen gleichgestaltete Uurven, selbst wenn nur die Diekenänderungen 
einer beschränkten Stelle der Ventrikelwand graphisch verzeichnet 
wurden. Aus allen diesen 'Thatsachen zieht F. den Schluss, dass die 
Systole des Herzmuskels nicht einer einfachen Zuekung, sondern einem 
aus drei bis vier mehr oder weniger verschmolzenen Einzelzuekungen 
zusammengesetzten Tetanus entspricht, womit auch die Ergebnisse der 
Untersuchung der elektrischen Erscheinungen des schlagenden Herzens 
gut übereinstimmen. Biedermann (Prag). 


A. D. Waller et E. Waymouth Reid. Etude de la contraction 
du coeur excise chez les animaux mammiferes (Compt. rend. OIV, 
22,.p. 1547). 

Wie am Froschherzen, so sind auch am ausgeschnittenen schlagenden 
Warmblüterherzen galvanische Veränderungen nachweisbar, die, wie 
die graphische Untersuchung lehrt, die Contraction begleiten. Während 
aber beim Frosch die Negativität und dem entsprechend die Oontractions- 
welle von der Basis zur Spitze fortschreitet, ist beim frischen Säuge- 
thierherzen in dieser Beziehung keine bestimmte Regel festzustellen. 
Die Erregung scheint hier den ganzen Herzmuskel nahezu gleichzeitig 
zu ergreifen. Erst später treten „diphasische” Erscheinungen auf, aber 
auch ohne feste Normen. Am menschlichen Herzen haben die Verff. 
gefunden, dass erst der Vorhof, dann die Kammer negativ wird, und 
dass diese Veränderungen der Zusammenziehung dieser Herztheile 
vorangehen. Die Untersuchungsmethode ist nur angedeutet. 

Langendorff (Königsberg). 


Physiologie der Drüsen. 


A. Dastre. Sur quelques points de ia physiologie du foie (Ü. R. Soc. 
de Biologie, 18. Juni 1887, p. 385). 

1. Die Anwesenheit von Galle scheint die Magenverdauung nicht 
zu stören, wie man irrthümlich annimmt. 

A..Wenn man einem Hunde, von Zeit zu Zeit, während oder 
zwischen den Mahlzeiten, mittelst Schlundsonde Rindsgalle (50 bis 
300 Gramm) oder Hundegalle (bis SO Gramm) in den Magen einspritzt, 
scheint das Thier nicht im mindesten dadurch zu leiden. Im Gegen- 
theil beobachtet man vermehrte Fresslust und Zunahme des Körper- 
gewichts. Nur die starken Dosen Galle wirken abführend. 

B. Bei einem Magenfistelhund wurde der Mageninhalt, nach 
Einspritzung von Galle, während der Verdauung von Fleisch oder 
Fibrin reich an Magensaft und an Peptonen gefunden. 

2. Gallezusatz zur Nahrung von Gallenfistelhunden beseitigt nicht 
nur die sonst eintretende Abmagerung der Thiere, sondern steigert 
den Appetit und vermehrt das Körpergewicht. 

3. D. hat bei vier Hunden die Operation der Chole-cysto-intestinal- 
Fistel versucht (um den Gallenfluss vom Bauchspeichelfluss zu sondern); 
leider überlebten sie die Operation nicht. 

Diese Experimente, welche schon 1880 und 1883 ausgeführt, 
aber nicht vollständig publieirt wurden, sind neuerdings dureh die 
Untersuchungen von R. Oddi bestätigt worden. 

Leon Frederieg (Lüttich). 


Nr. 19. Centralblatt für Physiologie. A477 


B. Hofer. Untersuchungen über den Bau der Speicheldrüsen und des 
dazu gehörenden Nervenapparates von Blatta (Nova Acta d. kaiserl. 
Leop.-Carol. Deutschen Akademie der Naturforscher, Bd. LI, Nr. 6). 

H. schildert auf Grund seiner auf Veranlassung von R. Hertwig 
angestellten Untersuchungen den feineren Bau der Speicheldrüsen von 
Blatta. Jeder Drüsenaeinus enthält zwei Arten von Zellen: mit Secret- 
kapseln versehene und kapsellose. Nur die letzteren sind die Secret- 
bildner, die ersteren dienen nur zur Aufnahme und Fortschaffung des 
gebildeten Secretes. Das mikroskopische Aussehen thätiger und un- 
thätiger Drüsen ist ein sehr verschiedenes. (Diese verschiedenen 
Funetionzustände wurden durch Fütterung oder langes Hungernlassen 
erzielt.) Auf Grund dieser Bilder lässt sich der Vorgang der Secret- 
bildung folgendermassen auffassen: In den feinen Protoplasmafäden 
der kapsellosen Zellen treten feine glänzende Secretkörnehen auf, die 
sich schliesslich zu grossen Kugeln zusammenballen und das Proto- 
plasma verdrängen. Wahrscheinlich durch einen die Drüse durch- 
setzenden Wasserstrom wird dieses Seeret gelöst; die aufgelösten 
Secretkugeln euren sich als grosse in den Zellen enthaltene Va- 
euolen. Das Secret tritt dann in die kapselhaltigen Zellen, von dort in 
die Kapseln selbst, in die Ausführungsgänge und in das Speichel- 
reservoir. Gleichzeiti@ beginnt sich in den kapselfreien Zellen das 
Protoplasma vom Rande her wieder in Fäden auszubreiten. Ein völliger 
Untergang von Drüsenzellen konnte nicht beobachtet werden. 

Es ist dem Verf. ferner gelungen, unzweifelhafte Nervenfäden, 
deren gangliöser Ursprung dargethan werden konnte, bis zur Drüse zu 
verfolgen. Bezüglich der Einzelheiten der sehr reichlichen Innervation 
weicht er von den Angaben Kupffer’s mehrfach ab. Die Nerven 
stammen theils vom Eingeweidenervensystem, theils vom unteren 
Schlundganglion. Nur die kapselhaltigen Drüsenzellen scheinen Nerven 
zu erhalten. Das Neurilemma des an die Drüse herantretenden Nerven 
geht continuirlich in die Membrana propria des Acinus über, die 
Fibrillen verschmelzen mit dem streifigen Theile des Zellprotoplasmas, 
ohne in ihm besondere Endigungen erkennen zu lassen. 

Langendorff (Königsberg). 

L. Brasse. Dosage du mercure dans les urines (©. R. Soc. de Biologie, 
14 Mai 1887, p. 297). 

Ein Stück engmaschiges Messingdrahtnetz wird für 24 Stunden 
bei + 80" C. in 100 Kubikcentimeter angesäuerten Harns getaucht. 
Das auf dem Messing ausgeschiedene Quecksilber wird im Porzellan- 
tiegel durch Hitze verjagt und schlägt sich auf ein abgekühltes goldenes 
Deckelchen nieder. Die Gewichtszunahme des Deckelchens entspricht 
der Quantität Queeksilber in 100 Kubikeentimetern Harn. 

Leon Frederieg (Lüttich). 


Physiologie der Verdauung und Ernährung. 


A. Gruenhagen. Ueber Fettresorption im Darm (Anatom. Anzeiger 
U, 13, S. 424, und 15, S. 493). 

Der Verf. fasst das Ergebniss seiner Untersuchungen in den 

Worten zusammen: Es gibt mehrfache Bahnen für die Fettresorption 


478 Centralblatt für Physiologie. Nr: 1% 


im Darm, dieselben sind jedoch bei den verschiedenen Thierarten 
(Frosch, Maus, Katze, Hund) nicht alle gleich gut gangbar; ein Weg 
seht durch die Epithelzelle selbst, der andere läuft an ihr vorbei. 
Bläht sich im ersteren Falle die Epithelzelle tonnenförmig auf oder 
nimmt sie unter Abwerfung ihres Deckels eine Kelechform an (wie 
beim Hunde), so entstehen jene Bilder, welche Letzerich ehedem 
zu dem Schlusse verleiteten, dass die Becherzellen des Darmes als 
die eigentlichen Fettresorbenten anzusehen wären: findet sich dagegen 
Fettinfiltration auf den äusseren Umfang der Epithelzellen beschränkt, 
wie es der zweite Fall, die interepitheliale Fettresorption, mit sich 
bringt, so hat man jene Bilder vor Augen, welche zuerst von Watney 
beschrieben worden sind, und welche ihn bestimmten, den Absorptions- 
vorgang in die interepitheliale Kittmasse zu verlegen. Was für eine 
Bedeutung endlich den möglicherweise als Wanderzellen zu deutenden 
cellulären Fetttri ägern des "Zottenstromas beim Hunde zukommt, ob 
wir in ihnen eine andere, dritte Art von Vermittlern zu erblieken 
haben oder nicht. müssen wir vorerst noch unentschieden lassen. 
Draseh (Leipzig). 
E. Schillbach. Studien über den Einfluss der Klektrieität auf den 
Darm (Virchow’s Arch. f. pathol. Anatomie ete. CIX, 2, S. 278). 

An dem unter warmer Kochsalzlösung freigelegtem eu 
darm hat S. elektrische Reizungsversuche ausgeführt. Die oberen Darm- 
partien zeigten sich im Allgemeinen reizbarer wie die unteren. Schwache 
faradische Reize bewirkten , ‚Pendelbewesungen”. mittelstarke locale, in 
len oberen Abschnitten nach obeh und unten sich fortpflanzende Con- 
tractionen. Starke Ströme erregten stärkere, besonders in aufsteigen- 
der Richtung verlaufende Peristaltik. Aehnliche, doch kräftigere Wir- 
kungen hatten galvanische Ströme: die Anode war wirksamer wie die 
Kathode, die Stromesriehtung meistens ohne Einfluss. 

Beim Menschen liess sich durch Faradisirung, besser noch durch 
Galvanisirung des Darms Stuhlentleerung herbeiführen. 

Langendorff (Königsberg). 
Harald Goldschmidt. Die Resorption im Pferdemagen (Zeitschr. f. 
physiolog. Chemie XI, 5, 8. 421). 
— Anhang: Stickstoffgeha!t der Verdanungssäfte bei N-freier Nahrung 
(Pferd) (ebendaselbst, S. 428). 

In der vorliegenden Abhandlung werden die Resultate jener 
vom Verf. in den physiologischen Laboratorien der Thierarzneischule 
in Dresden und der Universität Kopenhagen angestellten Versuchs- 
reihen benützt, welche zwei vorhergehenden, in derselben Zeitschrift 
publieirten Artikeln zu Grunde lagen. 

Die Mengen der im Pferdemagen resorbirten organischen Sub- 
stanzen können, wie der Verf. hervorhebt, nur annäherd bestimmt 
werden. Der Berechnung der resorbirten Menge liegt die Annahme 
zu Grunde, dass die im _ Magen vorhandene Flüssiekeit aus Speichel 
und Magensaft besteht; als Eiweissgehalt dieser Flüssiekeit wird die 
von Ellenberger und Hofmeister für den Pfer despeichel angegebene 
Eiweissmenge (Arehiv f. prakt. und wissensch. Thierheilkunde VI) 
angenommen. Von den im Magen vorhandenen gesammten Eiweiss- 


Nr. 19. Centralblatt für Physiologie. 419 


menge wird die der Flüssigkeit entprechende Eiweissmenge (für den 
Speichel berechnet) abgezogen und man erfährt somit die noch im 
Magen zurückgebliebene, also noch nicht resorbirte, Eiweissmenge 
des Hafers. Aus der im Magen vorgefundenen Cellulose wird die 
Quantität des zugehörigen Hafers und die demselben entsprechende 
Eiweissmenge berechnet; wird von dieser Eiweissmenge die früher 
berechnete, im Magen noch vorhandene, nicht resorbirte abgezogen, 
so erhält man die aus dem Magen verschwundene, nach der Ansicht 
des Verf. im Magen resorbirte Eiweissquantität. Die erhaltenen Re- 
sultate sind in vier Tabellen zusammengestellt; wir wollen nur die 
Il. und III. Tabelle anführen. 
Tabelle U. 


A. Pferde mit kräftiger Magenresorption. 
ER So re ar ne 


Pford Getödtet | tesorbirt Be Verdanut 
Sk post pabulum Eiweiss |, N-freie Eiweiss  N-freie 
Nr. N | ; Bestandtheile | Pr Bestandtheile 
IE unse Procent Procent | rocent  Procent 
l EITUESTERRDNET 5 Ara ren | circa 
I | 10, | 34 16 | 53 | 29 
Dal, 3, 589 BSR 4 BB, SDRTAM 
a |: > 8 4.64 51 72 | 52 
| | | | 
| | 


Tabelle Il. 
B. Pferde mit weniger kräftiger Magenresorption. 


Pferd Getödtet Resorbirt” Rt | Verdaut w 
Ipost pabulum] Eiweiss |, N freie | Ziweiss |, Nfreie 
Nr enden | Brocent ‚Bestandtheile Bee Bestandtheile 
i \ |  Procent | Procent 
h 12 | Br" | eirca _ eirea 
11 | all, | 19 | 13 | 36 22 
N OS ae Sal en 1:55 32 
a eo ee | Kar N We las5 46 
a | BR in, Tr RER EB RR 
IN | fs | Fe ea er 
| | | | | 


Das in der Flüssigkeit gelöste Eiweiss ist als verdautes Eiweiss 
eingetragen. Die Resorption und die Verdauung ist individuell sehr 
verschieden, wie ein Blick auf die Tabellen zeigt: sie nehmen beide 
mit der nach der Aufnahme der Nahrung verlaufenen Zeit zu. Nach 
der sechsten Stunde ist der grösste Theil der stickstofffreien Stoffe 
und ein grosser Theil des Eiweisses resorbirt. 


Im Anhange werden die Ergebnisse zweier Versuche mitgetheilt, 
welehe ursprünglich mit der Absicht begonnen wurden, den Darm- 
inhalt bei stickstofffreier Nahrung zu untersuchen; da aber die Pferde 
weder Kartoffel- noch Reis- oder Weizenstärke allein aufnahmen, so 
musste Häckse] zugesetzt werden. Zwei Pferde sind zu den Experimenten 
benützt worden. Das erste Pferd (4) wurde zwei Tage mit Heu 


480 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19; 


gefüttert, dann hungerte es 48 Stunden und wurde hierauf durch 
einen Tag hindurch mit Häcksel und Kartoffelstärke gefüttert und 
24 Stunden nach der letzten Mahlzeit getödtet. In den untersuchten 
Stoffen wurden die organische Substanz, die Mineralbestandtheile und 
der Stickstoff (nach Kjeldahl's Methode) bestimmt und die stickstoff- 
freien Stoffe berechnet. Im Magen, Duodenum, mittleren Theile des 
Dünndarmes und Dünndarmende fanden sich bräunlichgelbe bis hellgelbe 
schleimige Flüssigkeiten, die wenige Häckseltheilchen enthielten, und 
im Magen sauer, im Dünndarme alkalisch reagirten; im Dickdarme 
war Häcksel und im Reetum Heu vorhanden. Vom Inhalte des Magens 
und Dünndarmes wurde nur die Flüssigkeit, der Inhalt des Ööcums 
wurde ganz untersucht. 

Das zweite Pferd (B) wurde einen Tag mit Heu, vier Tage mit 
Häcksel und Kartoffelstärke gefüttert; circa 24 Stunden nach der 
letzten Mahlzeit wurde das Thier getödtet, drei Stunden vor dem Tode 
ist demselben durch Venäsection eirca ein Liter Blut entzogen worden. 
Im Magen war eine stark saure, bräunliche, nieht schleimige Flüssig- 
keit mit etwas Hafer, im Dünndarme waren dottergelbe bis eraulich- 
gelbe alkalische schleimige Flüssigkeiten, im Diekdarme fanden sich 
Häckselreste und im Reetum Haferreste. Vom Magen, Dünndarm und 
Blinddarm wurden die Flüssigkeiten, vom Colon die Flüssigkeit und 
der Gesammtinhalt wie beim Pferde A untersucht. 

Die Resultate der beiden Versuche sind in Tabellen übersichtlich 
zusammengestellt. In diese Tabellen ist der ganze Stickstoff als „Ei- 
weiss’ eingetragen, indem seine -Menge mit 6'25 multiplieirt worden 
ist (also auch der Stickstoff der Gallenbestandtheile im Dünndarme, 
d. Ref.). Die Uebersichtstabelle, welche für das „Eiweiss zusammen 
gestellt wurde, ist folgende: 

Ei w enüss, 


Dünndarm GEonlzosn 
Duodenal- Tleum- STE 
Pferd Magen SER Mitte A Uöcum  ventrale deorsale 
4. 0594 1,567 1006 059 [0854] | 4.476 1.538 | ‚ Procent vom 

BB. 1238:45:0835 21:856..1:678 0:656 11.5881 11.788] Ver 
AST 7178 804 358 — _ —  \Procent von der org. 
B. %5 76:5 142 81:0 558 _ — f Trockensubstanz. 
Alle die in Klammern | ] stehenden Zahlen beziehen sich auf 


einen Inhalt, in dem Häcksel vorhanden war. 

Dass bei dem Pferde 3 der Eiweissgehalt überall bedeutend 
grösser als beim Pferde A ist, erklärt der Verf. durch die Venäsection, 
dureh welche der Wassergehalt im Dünndarm durch Resorption ver- 
mindert worden sei. 

Als Resultate hebt der Verf. hervor: dass der Dünndarmsaft vom 
Duodenalende bis zum lleumende immer ärmerı an sämmtlichen orga- 
nischen und anorganischen Bestandtheilen wird, der Wassergehalt etwas 
zunimmt, dass endlich die „Eiweissmenge” im Dünndarme immer gross 
ist; bei Pferd A betrug sie 55705 Gramm und bei Pferd 3 113887 Gramm. 
Ellenberger und Hofmeister fanden bei drei mit Hafer ge- 
fütterten Pferden, die 12 bis 14 Stunden nach der letzten Fütterung 
setödtet worden sind, folgende Eiweissmengen im Dünndarme: bei I 


Nr. 19. Centralblatt für Physiologie. 481 


38 Gramm, bei II 60 Gramm, bei III 60 Gramm Eiweiss, also unge- 
fähr soviel als der Verf. beim Pferde A, welches kein stickstoffhaltiges 
Futter erhalten hatte, so dass das Eiweiss des Futters zum grossen 
Theile resorbirt erscheine, da die gefundene Eiweissmenge der der 
normalen Secrete entspricht. Im Cöcum fanden sieh (durch Rechnung 
bestimmt) beim Pferde A eirca. 35 Gramm Eiweiss, beim Pferde 
B eirea 60 Gramm Eiweiss. Im Colon ventrale waren beim Pferde 
B eirea 110 Gramm und im Colon dorsale eireca 115» Gramm enthalten 


Latschenberger (Wien). 


Physiologie der Sinne. 


A. Charpentier, Quelgues Phenomenes entoptiques (Arch. d’ophthalmol. 
MIL,3). 

Das erste der ‘von Ch. beschriebenen Phänomene besteht in 
Folgendem: Wenn man im Dunkeln einen kleinen stark leuchtenden 
Gegenstand anblickt, so bemerkt man ausser dem fixirten Gegenstand 
zwei Lichtbögen, die zusammen eine mit der Längsachse horizontal 
liegende Ellipse bilden. Diese Lichtbögen beginnen im fixirten Punkte 
und endigen in dem Theil des Gesichtsfeldes, welcher dem blinden 
Fleck entspricht; die Farbe derselben ist stets ein blasses Violett, 
gleicheiltig, ob das fixirte Object in weissem oder farbigem Lichte 
leuchtete, 

Es ist also klar. dass Ch. von der unter dem Namen „der elliptischen 
Liehtstreifen” bekannten Erscheinung redet, die zuerst von Parkinje 
1823 beschrieben und dann von Willigen 1857, H. Müller 1859, 
Özermak 1861, Exner 1868 und C. Günther 1886 studirt und 
erklärt worden ist. Den Erklärungsversuch Ch.'s zu referiren, hat 
wohl kein Interesse, da derselbe durch C. Günther’s neueste Publi- 
cation (Mai 1887) sozusagen gegenstandslos geworden ist. 


Als zweites „Phänomen beschreibt. Oh. neue Methoden, um die 
Purkinje’sche Aderfigur (?) zur Wahrnehmung zu bringen. Er be- 
trachtet zudem Ende ein System paralleler Linien durch eine Oylinder- 
linse von vier Dioptrien. Wenn er Zahl, Breite und Abstände der 
Parallellinien richtig gewählt hatte und die CGylinderlinse um die Blick- 
linie dergestalt hin und her rotirte, dass bei Mittellage die Cylinder- 
achse sich mit dem Liniensystem unter einem Winkel von 45° kreuzte, 
so bemerkte er unterbrochene dunkle Linien, die auf der Riehtung 
des Liniensystems senkrecht standen. Diese dunklen Linien hält Ch. 
für die Schatten derjenigen Retinalgefässe, welche sich mit dem be- 
trachteten Liniensystem ungefähr rechtwinklig kreuzen: die Schatten 
der Retinalgefässe würden wahrnehmbar. wenn die Schatten auf ge- 
wöhnlich nicht verdunkelte Theile der Netzhaut fielen und wenn ferner 
jede Brennlinie von den benachbarten Brennlinien genügend getrennt 
sei; beide Bedingungen wären bei obiger Versuchsanordnung erfüllt. 

Auch ohne Cylinderlinse könne man den Schatten der Retinal- 
gefässe siehtbar machen. Man blicke durch eine Gonvexlinse von zehn 
oder zwanzig Dioptrien nach einer hellen Fläche und führe ein Blatt, 
aus dem ein Parallelliniensystem ausgeschnitten ist, zwischen Auge 


482 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19 


und Convexlinse hin und her, so würden die Schatten derjenigen 

Retinalgefässe sichtbar, deren Richtung jenem Liniensystem annähernd 
>) 7 ı SER ir N 

parallel sei. A. E. Fick (Zürich). 


E. Hacke. Sur la structure de la choroide et sur lanalogie des espaces 
conjonctives et des cavit&s Iymphatiques (Gompt. rend. CIV, 14, p. 1014). 
Verf. sah nach Silberinjectionen in der äusseren Schicht der 
Choroidea, dem suprachoroidalen Gewebe Schwalbe’s, nur die eine 
Oberfläche der Bindegewebslamellen, und zwar die der Sklera zuge- 
wandte mit Endothel bedeckt, während auf der anderen immer die 
pigmentirten und unpigmentirten Bindegewebszellen frei an den Spalten 
lagen. In Folge dessen geht an den Winkeln, die die Lamellen mit- 
einander bilden. die Endothelmembran direet in die der Bindegewebs- 
zellen über. Verf. sieht hierin ein principiell bedeutendes Verhältniss. 
welches die Entstehung der Lymphräume aus den Bindegewebsspalten 
illustrirt. 0. Benda (Berlin). 


S. Exner. Gegenbemerkung, „eine neue Urtheilstäuschung im Gebiete 
des Gesichtssinnes” betreffend (Pflüger’s Archiv XXXX, S. 323). 
E. hatte (Pflüger’s Arch. XXXVII) als eine neue Urtheilstäuschung 
im Gebiete des Gesichtssinnes die Erscheinung beschrieben, dass, wenn 
längere Zeit hindurch der grösste Theil des Gesichtsfeldes von einem 
flaekernden Lichte erleuchtet ist, während ein kleines umschriebenes 
Feld von constanter Helligkeit ist, schliesslich ein Zustand erreicht 
wird, bei welchem das Flackern des Grundes nieht bemerkt wird, da- 
vegen das in Wirklichkeit eonstante Feld zu flackern scheint. Hering 
(ebenda XXXIX) beanstandete, dass die Erscheinung als neu und dass 
sie als Urtheilstäuschung bezeichnet worden war. 

In der vorliegenden Gegenbemerkung führt E. aus, dass ähnliche 
Thatsachen gewiss oft beobachtet, aber doch nicht beschrieben waren. 
Was die Bezeichnung als Urtheilstäuschung anlange, so habe er die- 
selbe als eine möglichst indifferente, die Erklärung in keiner Weise 
präjudieirende oewählt: das Ergebniss sei doch eben ein falsches Ur- 
theil. Mit der Theorie einer gegenseitigen Beeinflussung der ver- 
schiedenen Theile des Sehorgans (Hering’sche Theorie des Öontrastes) 
sei er weder, wie Hering annahm, unbekannt, noch ein Gegner der- 
selben. Die fragliche Erscheinung, namentlich dass der Grund des 
Flackerns schliesslich gar nicht mehr gesehen wird, sei aber weder 
aus der Hering’schen noch aus der Helmholtz’schen Contrast- 
theorie erklärbar und deswegen sei eine gar nicht theoretisirende 
Benennung als die angemessene erschienen. . 

Messende Versuche ergaben, dass Intensitätsschwankungen im Ver- 
hältniss 1:5 (etwa zweimal pro Secunde), nach 15.bis 30 Minuten 
nicht mehr bemerkt werden. v. Kries (Freiburg). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 


systemes. 


A. Bowlby. Leetures on injuries of the nerves; delivered at the Roy. 
Coll. of Surgeons (The Lancet 1887, Vol. I, p. 863, 921, 968, 1021. 
1121,..Vol-1,,p. 53,99): 


Nr. 19. Centralblatt für Physiologie. 483 


Verf. untersuchte mehrere Fälle, bei welchen nach der Gontinuitäts- 
unterbreehung eines Nerven längere Zeit (15, 30 Tage; drei Monate) 
verflossen war. Es fanden sich die bekannten anatomischen Kennzeichen 
der Degeneration der Nervenfasern, in den späteren Stadien fehlte 
Myelin und Achseneylinder überhaupt vollkommen, so dass es unmöglich 
war, die Structur einer Nervenfaser zu erkennen, die Stelle derselben 
wurde durch Bindegewebe mit zahlreichen Kernen vertreten. Diese 
Beobachtungen am Menschen stimmen mit dem überein, was wir 
schon durch Waller u. A. über die Verhältnisse am Thiere wissen. 
Nach der Trennung des Nerven von seinem Centrum tritt Mark- 
eerinnung, Kernvermehrung und Zerfall des Achseneylinders ein. Die 
Degeneration tritt ein bis zwei Tage nach der Verletzung auf und 
tührt in fünf bis sechs Wochen zur vollkommenen Atrophie. 

Die Fasern des centralen Nervenstückes werden dagegen nach 
den Durchschneidungen nicht so stark verändert. Hayem machte 
(1877) zuerst auf eine am peripheren Stücke des centralen Fragmentes 
auftretende Anschwellung aufmerksam, welche hauptsächlich aus neu- 
eebildetem Bindegewebe besteht, daneben aber auch regenerirte Nerven- 
fasern enthält. Verf. untersuchte ein vor fünf Jahren amputirtes Glied 
und constatirte Hineinwuchern des Perineuriums, welches die Fasern 
in kleine Bündel spaltet; diese comprimirten Fasern bestehen schliess- 
lich nur aus dem Achseneylinder. Im proximalen Stücke des durch- 
schnittenen Nerven fand sich, in Analogie mit den von Krause und 
dem Ref. mitgetheilten Beobachtungen, eine Anzahl degenerirter Fasern. 

Für die Frage der Regeneration nach der Durchschneidung ist 
es interessant. dass dieselbe in dem distalen Abschnitte vor der Ver- 
einigune mit dem proximalen schon zu Stande kommt. Verf. hatte 
wiederum Gelegenheit, mehrere Fälle zu untersuchen, wo eine Nerven- 
durchschneidung vorgelesen und wo erst nach längerer Zeit (einmal 
sogar erst nach zwei Jahren) eine Nervennaht angelegt werden sollte. 
Die angefrischten Nervenstücke wurden untersucht und in ihnen zeigte 
sich eine grosse Anzahl von Nervenfasern im Stadium der Regeneration. 
Diese Ergebnisse scheinen dem Verf. dafür zu sprechen, dass die 
Kerne der Schwann’schen Scheiden, welche sich aus dem Epiblast 
entwickeln, den neuen Achsencylinder bilden und nicht, wie Ramzer 
behauptet, der Achsencylinder des proximalen Stückes in das distale 
hineinwächst und Veranlassung zur Bildung einer neuen Nervenfaser 
gibt. Das Myelin bildet sich erst später. 

Eine Prima intentio nervorum kommt nach des Verf.s Er- 
fahrung unzweifelhaft vor, doch sind die bei Thieren erhaltenen Resultate 
für den Menschen nicht zu verwerthen. Er beobachtete zweimal eine 
Durehtrennung des Medianus, wo sich nach zehn Tagen die Empfind- 
liehkeit im Ausbreitungsgebiete des Nerven wieder einstellte. Er glaubt. 
dass derartige Fälle genügend das Vorkommen einer Prima intentio, 
frisch durchtrennter Nerven ohne nachfolgende Degeneration beim 
Menschen beweisen. Indess wäre es ein grosser Irrthum, wie Verf. 
selbst zugibt. darnach die Prima intentio als Regel hinstellen zu 
wollen. Im Anschlusse hieran beschreibt Verf. die bekannten, nach 
Nervenverletzungen sich einstellenden trophischen Störungen (Haut, 
Nägel, Haare). In einem Falle von „Glossy skin” untersuchte Verf. die 


484 Centralblatt für Physiologie. Nr. 19. 


Haut und fand entsprechend der Haarlosigkeit auch mikroskopisch 

eine Degeneration des Haarfollikels. Die übrigen Abschnitte, welche 

neben einer Anzahl klinisch wiehtiger Fragen sich noch mit der 

Theorie der trophischen Nerven und der Lehre von der Bilateral- 
innervation der Haut befassen, bieten nichts wesentlich Neues dar. 
Joseph (Berlin). 

H. Dor. Sur une forme particuliere d’aphasie de transmission pour 

la denomination des couleurs (Revue gener. d’ophth. VI, 4, p. 155). 

Verf. beschreibt einen Fall von Oculomotoriuslähmung mit leichter 
Aphasie, der die Besonderheit hatte, dass der Kranke zwar ein sehr 
feines Unterscheidungsvermögen für alle Farben besass, dagegen nicht 
im Stande war, die Farben zu nennen. Beim Versuch, eine ihm vor- 
selegte Farbe zu benennen, brachte er stets nur einen einzelnen Buch- 
staben statt eines Wortes zu Tage. Allmählich kehrte die Fühiekeit, 
Farben richtig zu benennen, wieder zurück. : 

Ein zweiter Fall zeigte das gleiche Symptom in etwas schwächerer 
Form. Der Kranke, welcher an tuberenlöser Meningitis litt, bekam eine 
Lähmung des rechten Armes und vorübergehende Anfälle von Aphasie. 
An anfallfreien Tagen wurde constatirt, dass der Kranke Probefarben 
richtig sortiren konnte, dagegen gab er den Farben falsche Namen 
(Worte). 

Indem der Verf. seine beiden Fälle und zwei andere, in der 
Literatur bereits verzeichnete, erörtert, kommt er zu dem Schluss. 
dass es sich um Unterbrechung von Leitungsbahnen. um die sogenannte 
„Leitungsaphasie” der deutschen Autoren gehandelt habe. 

- A. Eugen Fick (Zürich). 
W. Hale White. On the histology and function of the Mammalian 
Superior Cervical Ganglion (Journal of Physiology VII, 2, p. 66). 

Sehon früher hat der Verf. darauf aufmerksam gemacht, dass das 
obere Cervicalganglion bei erwachsenen Menschen die allergrössten Ver- 
schiedenheiten zeigt in Bezug auf Grösse, Beschaffenheit der Ganglien- 
zellen und Reichthum an Bindegewebe. Auch kleinzellige Infiltrationen. 
sowie Anhäufung von elastischem Gewebe sind nicht selten. Alle diese 
Veränderungen stehen in keiner Beziehung zu den Todesursachen. 
Die Veränderung in den Zellen bestehen in Schrumpfungen verbunden 
nit starker Färbbarkeit durch ‘Blauholz, und in Ansammlung von 
Pigment, welche so hohe Grade erreichen kann, dass die Zelle nur noch 
als ein Haufen glänzender gelber Körner erscheint. In 34 von 41 Füllen 
war die Degeneration der Zellen sehr ausgesprochen, sie fehlte aber 
auch in den übrigen 7 Fällen nicht. Bei zehn menschliehen Föten 
und einem Kinde konnten solche Veränderungen nicht nachgewiesen 
werden. Die Untersuchung von 46 Säugethieren, welche -verschiedenen 
Ordnungen angehörten, ergab, dass bei den Affen pigmentirte und 
seschrumpfte Zellen häufig sind, selten bei den Fleischfressern, 
während sie bei allen niederen Ordnungen fehlen. Verf. schliesst daraus, 
dass das obere Oervicalganglion bei den höheren Säugethieren an Be- 
deutung verloren hat und deshalb einer Degeneration auheimfalle, 

M. v. Frey (Leipzig). 


Zusendunge n bittet man zu richten an Herrn Proj. Siym. Baner (Wien, IX. Schwarz- 
spamierstrasse 3) oder an Herrn Prof. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen’” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner, 


CENTRALBLATT 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen 6esellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner 2 Prof. Dr. Johannes Gad 
in Wien in Berlin. 


Verlag von Toeplitz & Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) Mark 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 24. December 1887. N® 20. 


Inhalt: Ban menellunden: C. Wurster, Ammoniakbestimmung im Harn. — J. Ed- 
gren, Cardiographische und sphygmographische Studien. — B. Danilewsky, Ein 
Kymorheonom. — Allgemeine Physiologie: Herczel, Acetanilidl. — Wurster, 
Hühnereiweiss, Blutfarbstoff und salpetrigsaures Natron. — Jussewitsch, Alkaloide 
im Thierkörper. — Krukenberg, Harnstoff in den Organen. — Fischer, Baeterio- 
logisehes. — Macmunn, Myohämatin. — Hofmann, Verbindungen von Nerven 
mit Bindegewebskörperchen und Stomata. — Fis:h, Geschlechtsverhältniss beim 
Hanf. — Pringsheim, Inanition der Pflanzenzellen. — Errera, Maistriau und 
Clautrian, Alkaloide in den Pflanzen. — Vöchting, Knollenbildung. — Leroy, 
Optische Bilder. — Hanriot und Richet, Muskelarbeit und Chemie der Re- 
spiration. — Diese/ben, Muskelarbeit und Gasaustausch. — Physiologie des Blutes, 
der Lymphe und der Circulation: Grossmann, Muscarin-Lungenödem. — 
Ustimowitsch, Vasotonische Aphorismen. — Physiologie der Sinne: Urbantschitsch, 
Einfluss von Reizen auf Tast- und Temperatursinn. — Hering, Simultaner 
Contrast. — Derselbe, Theorie der Gegenfarben. — Derselbe, Begriff der Ur- 
theiltäuschung. — Physiologie des centralen und sympathischen Nervensystems: 
Nothnagel, Diagnose der Gehirnkrankheiten ; — Localisation derselben. — Lahousse, 
Entwiekelung des Kleinhirns. — @Golgi, Sitz der psychischen Functionen. — 
Goltz, Durehschneidung des Hirnschenkels. — Gad, heactionszeit für Erregung 
und Hemmung. — Kahler, Hemianopie. — Zeugung und Entwickelung: De Sinety, 
Polymastie. — Katschenko, Schlundspalten. 


Originalmittheilungen. 


Ammoniakbestimmung im Harn. 
Von Casimir Wurster. 
(Aus der speciell physiologischen Abtheilung des physiologischen 
Institutes zu Berlin.) 
(Der Redaction zugegangen am 10. November 1887.) 


Die eigenthümliche Beobachtung, dass es genügt, auf der Körper- 
oberfläche ein ganz bestimmtes Klima von 31° C. und 30 Proeent 
relativer Feuchtigkeit — durch ein Hygrometer*) gemessen — herzu- 


*) Ich benutze Haarhygrometer von flacher Form, welehe von Lambrecht in 
Göttingen nach meiner Angabe gefertigt werden. 
Centralblatt für Physiologie, 37 


456 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 


stellen, um schon in den Vormittagsstunden stark alkalischen Harn zu 
secerniren, während der Abendharn und der Harn im Halbschlafe 
intensiv sauer reagirt, macht es mir zur Pflicht, in meinen alkalischen 
Harnen fortlaufend Ammoniakbestimmungen auszuführen, um so die 
Gewähr zu erhalten, dass die alkalische Reaction des Harnes nicht 
etwa durch Bildung von kohlensaurem Ammoniak in Folge fermentativer 
Processe in der Harnblase aus Harnstoff entstanden sei. 

Das Verfahren von Scehlösing, den mit Kalkmilch versetzten 
Harn über titrirter Schwefelsäure drei Tage lang abdunsten zu lassen, 
war für fortlaufende Untersuchungen etwas zu umständlich und ich 
habe deshalb ein Verfahren ausgearbeitet, welches gestattet, eine 
Ammoniakbestimmung im Harne in einer Viertelstunde auszuführen. 
Harnstoff wird durch Barytwasser, wie bekannt, beim Kochen leicht in 
kohlensaures Ammoniak übergeführt. Diese Zersetzung findet jedoch 
bei 50° C©. äusserst langsam statt, so dass es durch Herstellung eines 
luftleeren Raumes mit Hilfe der Wasserluftpumpe gelingt, eine Harn- 
stofflösung bei 50° C. wiederholt mit Barytwasser zur Trockene ein- 
zudampfen, ohne dass in vorgelegter Schwefelsäure Ammoniak nach- 
zuweisen ist. _ 

Bei dem Abdampfen des Harnes mit Barytwasser im luftleeren 
Raume findet ein heftiges Schäumen statt, das zwar durch einen hoch- 
siedenden Kohlenwasserstoff, Toluol oder Paraffinöl etwas gemässigt 
werden kann. Ich ziehe jedoch vor, zur Sicherheit bei der Destillation 
zwei gleich grosse Gefässe zu benützen, von denen das eine den etwa 
gebildeten Schaum zurückhalten soll. Benützt man 10 Kubikcentimeter 
Harn, so genügen zwei grosse Verdauungsreagirröhren, bei Anwendung 
von 20 Kubikeentimeter Harn nehme ich starkwandige Rundkolben. 
Der mit dem Harn und 5 oder 10 Kubikcentimeter Barytwasser oder 
trockener Magnesia, oder Kalkwasser beschickte Kolben wird so über 
das 50° ©. warme Wasserbad gestellt, dass dessen Boden eben das 
Wasser berührt. Mit diesem Kolben steht durch ein Glasrohr das Ueber- 
steiggefäss in Verbindung, dieses taucht ganz in das Wasser, damit der 
etwa übersteigende Schaum sofort verdampft. Der zweite Kolben besitzt 
einen dreifach durchbohrten Kautschukkork, um nach beendigter Operation 
dureh Oeffnen eines Quetschhahnes Luft in den Apparat zu lassen. Aus 
dem zweiten Kolben tritt der ammoniakhaltige Wasserdampf in einen 
starkwandigen Kugelabsorptionsapparat, dessen Schenkel zweckmässig 
etwa 40 oder 50 Öentimeter lang sind, und in welchem sich titrirte 
Schwefelsäure befindet. Die Kugelabsorptionsröhre steht in kaltem 
Wasser und ist mit der Wasserstrahlpumpe in Verbindung. Das Ganze 
wird während der Operation mit einem Tuche zugedeckt, um beim 
Zusammendrücken eines Kolbens durch den äusseren Luftdruck das 
Umherschleudern von Flüssigkeit zu vermindern. Setzt man die Luft- 
pumpe in Gang, so findet bei einer Temperatur des Wasserbades von 
50° C, ein lebhaftes Sieden statt. Nachdem etwa zwei Drittel der 
Flüssigkeit abgedampft sind, kann man sicher sein, dass alles vorhandene 
Ammoniak in die vorgelegte Schwefelsäure übergegangen ist und man 
lässt nun Luft in den Apparat, ehe man denselben auseinander nimmt. 
Da das Ammoniak an Schwefelsäure gebunden ist, so kann man zum 
Zurücktitriren zwar sowohl Congoroth als Methylorange benützen, denn 


Nr. 20. Centralblatt für Physiologie. 487 


diese Reagentien erweisen sich nur gegen freies Ammonik bei An- 
wesenheit schwacher Säuren als uusicher, man wird jedoch mit Lakmus 
. sicherer gehen. 

Zahlreiche Ammoniakbestimmungen, die ich in normalen Harnen 
ausführte, geben nun ganz übereinstimmende Resultate mit den 
Werthen, die frühere Autoren mit der Methode von Schlösing im 
Harne gefunden haben. Die Zahlen wechseln von 0'170 Gramm in 
1000 Kubikeentimeter Harn vom specifischen Gewicht 1'003, der in 
Folge von Biergenuss ausgeschieden wurde, bis zu 1'050 Gramm 
Ammoniak im Liter Harn von 1'020 speeifischem Gewicht bei stark 
saurer Reaction; die höchste Zahl von 1100 Gramm Ammoniak wurde in 
stark saurem Harne vom speeifischen Gewicht 1'027 gefunden. Durch- 
schnittlieh enthielten neutrale und saure Harne 0'500 Gramm bis 
0:S00 Gramm Ammoniak, während der Ammoniakgehalt der alkalischen 
Harne auf 0:400 und 0'300 Gramm sank. Die Ammoniakbestimmung 
ist deshalb ein sicherer Beweis, dass die Alkalinität des normalen 
Harnes nieht durch Harnstoffzersetzung in der Blase entsteht, sondern 
durch kohlensaure fixe Alkalien bedingt ist, wie die weitere Unter- 
suchung lehrte. 


Cardiographische und sphygmographische Studien. 
Von Dr. J. G. Edgren 


Privatdocent der Mediein am Carolinischen medieo-chirure. Institute in Stockholm. 
(Vorläufige Mittheilung.) 
(Der Redaction zugegangen am 1. December 1887.) 


Seit längerer Zeit mit Untersuchungen über die Herzstoss- und 
Pulseurve beschäftigt, erlaube ich mir eine Zusammenstellung meiner 
hauptsächlichsten Ergebnisse, insofern sie die normalen Verhältnisse 
berühren, hier kurz mitzutheilen, indem ich betreffs der Einzelheiten 
auf die ausführliche Darstellung, welche alsbald veröffentlicht werden 
soll, verweise. 

Die Curven wurden mittelst der Transmissionsmethode Marey’s 
aufgezeichnet. Der Aufnehmeapparat für den Herzstoss war so an- 
geordnet, dass während des Versuches die Herzstösse auseultirt und 
mittelst eines elektrischen Signals auf der rotirenden Trommel registrirt 
werden konnten. 

Ihrer Form nach variirt die normale Herzstosseurve bei verschie- 
denen Individuen beträchtlich; es ist jedoch bei einiger Uebung nicht 
schwer, in derselben gewisse charakteristische und eonstante Erhebungen 
und Senkungen zu unterscheiden. 

Fig. 1 stellt einen der gewöhnlichsten Typen dar. Die untere 
Linie gibt ‘die in der eben besprochenen Weise signalisirten Herztöne an. 

Im Punkte a, welcher mit dem ersten Herzton ' zusammenfällt. 
beginnt die starke Erhebung der Curve, welehe im vorliegenden Falle 
ununterbrochen bis. zu der Spitze b sich fortsetzt. Oft findet sich je- 
doch gleich im Beginn der Curve ein kleiner Knick und zuweilen nahe 
der Spitze ein zweiter; im letzten Falle entspricht dieser Knick dem 
Punkte b. 


37* 


488 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 


Vom Punkte D an sinkt die Öurve zuweilen nur sehr wenig, in 
einigen Fällen aber sehr beträchtlich herab, um von einem Punkte 
an. weleher in der Abbildung mit ce bezeiehnet ist, entweder schwach 
aufzusteigen, oder horizontal, der Abseisse parallel zu verlaufen oder 
auch. aber langsamer wie eben vorher, fortwährend herabzusinken. 


Fig. 1. Die Herzstosseurve eines gesunden jungen Mannes. Der erste Herzton fällt 
mit a, der zweite mit / zusammen. 

Bei dem Punkte d beeinnt die Curve ein wenig schneller herab- 
zusinken. Im Punkte e geht sie endlich sehr steil gegen die Abseisse 
herunter, wird aber bei f wieder von einer schwachen Erhel yung betroffen. 
Dieser letzte Punkt fällt mit dem zweiten Herzton zusammen. 


N 


Fig. 2. Carotis- und Herzstosseurven eines gesunden jungen Mannes, zu gleicher 
Zeit geschrieben. Die obere Carotiseurve gehört der oberen Herzstosscurve. 
Nach der letztgenannten Erhebung folgt eine kleine Senkung und 

dann wieder eine neue Erhebung, n: ach welcher die Curve. langsam 

ansteigt, um in der Regel kurz vor dem Punkte a eine ausgeprägte 
kleine Erhebung zu zeigen. 
Im Punkte a beeinnt also die Zusammenziehung des Ventrikels, 


io) 
im Punkte f werden “die halbmondförmigen Klappen geschlossen. 


Nr. 90. Centralblatt für Physiologie. 49 


Um die Lage dieser Punkte an der Pulseurve zu bestimmen und, 
wenn möglich, die Bedeutung der mit b, ce, d und e bezeichneten 
Punkte herauszufinden, habe ich eine grosse Anzahl Beobachtungen 
gemacht, bei welchen die Herzstoss- und die Pulseurve zur gleichen 
Zeit aufgezeichnet worden sind. Hierbei habe ich entweder die Art. 
earotis gleich hinter dem Unterkieferwinkel, oder die Art. radialis am 
Handgelenk, oder die Art. femoralis eben unterhalb des Lig. Poupartii 
benutzt. Die meisten Versuche sind an Herz und Garotis ausgeführt. 
Fig. 2 stellt einen solchen Versuch dar. 

Die Carotiseurve steigt beim Punkte b, anfangs rasch, später lang- 
samer auf und geht im Punkte ec, entweder in ein horizontales 
oder in ein schwach sinkendes Plateau über, welches im Punkte d, 
von einer plötzlichen, aber kurzdauernden Senkung unterbrochen wird. 
Dann verläuft die Curve eine Weile der Abseisse parallel, senkt sich 
beim Punkte e, wieder herab, um bei f; eine neue Erhebung zu 
machen. Nach der letztgenannten Erhebung zeigen sich in der Regel 
noch ein oder zwei solehe, bevor der neue Puls beginni. 

Ferner habe ich die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der Pulswelle 
in den verschiedenen Arterien, und zwar sowohl für die erste Welle 
(„bd,-Welle”) als auch für die zweite („fi-Welle”) bestimmt. Unter 
Benutzung der dafür gefundenen Werthe habe ich die Fortpflanzungs- 
zeit dieser Wellen von den halbmondförmigen Klappen bis zu den 
betreffenden Arterienstellen bereehnet. Dadurch ward es möglich, an 
der Puls- und Herzstosscurve die einander entsprechenden Punkte 
herauszufinden. - 

Wenn wir jetzt die Curven Fig. 2 näher betrachten, so finden 
wir, dass der Punkt f der Herzstosscurve ein wenig nach links von dem 
Punkte f; der Pulseurve fällt. Die Entfernung ff, entsprieht nach 
meinen Messungen genau der Zeit, welche die f,-Welle braucht um 
vom Herzen bis in die Öarotis sich fortzupflanzen. Mit anderen Worten, 
der Punkt fi der Pulscurve gehört zu dem Punkte f der Herzstoss- 
eurve. Dies gilt für alle von mir untersuchten Arterien. 

In derselben Weise hat es sich herausgestellt, dass der Punkt «a 
links von dem Punkte b, fällt. Die zeitliche Entfernung «a bis b, ist 
beträchtlich grösser wie die Fortpflanzungszeit der b,-Welle vom 
Herzen bis zur Öarotis, welcher nur eine Länge aa, entspricht. Wenn 
diese Länge aa, von dem ganzen Abschnitte ab, abgezogen wird, so 
repräsentirt der Rückstand a, b, die Zeit, welche vom Beginn der 
Herzkammereontraction bis zu dem Moment, in dem die halbmond- 
förmigen Klappen sich öffnen, verfliesst. Diese Zeit ist bei demselben 
Individuum natürlich für alle die untersuchten Arterien eonstant und 
variirt übrigens unter normalen Verhältnissen bei verschiedenen 
Individuen nur sehr wenig. 

Wenn man in der eben besprochenen Weise für alle Punkte die 
Berechnung durchführt, so zeigt es sich, dass die Punkte b, c, d und e 
der Herzstosscurve den Punkten Db,. c,, d, und e, der Pulseurve ent- 
sprechen. 

Die Bedeutung der Punkte a und f, respective /,, habe ich schon 
angegeben. Was die Punkte 5, und e, der Pulseurve bedeuten, ist ohne- 
weiters ersichtlich. Der Punkt e der Herzstosseurve ist ohne Zweifel 


490 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 


der Punkt, wo die Erschlaffung der Kammern anfängt. Der Punkt 4, 
der Pulseurve gibt die erste schnelle Senkung dieser Curve an. Diese 
Senkung ist wahrscheinlich durch eine plötzliche Unterbrechung der 
Zuströmung des Blutes vom Herzen aus bedingt; dies findet in dem 
Augenblick statt, wo das Herz das Blut ausgetrieben hat, aber noch 
zusammengezogen ist. 

Von diesen Thatsachen ausgehend, deute ich also die Herzstoss- 
und die Pulscurve in der folgenden Weise: Wenn die Herzkammer 
sich eontrahirt, steigt innerhalb derselben der Blutdruck, bis er den 
Druck, welcher auf den Aortaklappen lastet, zu überwinden vermag. 
In diesem Augenblick wird die Blutmasse vom Herzen herausgetrieben 
(b, b,). Die Arterienwand wird hierdurch schnell gespannt und Gleich- 
gewicht erst im Punkte c, erreicht. An der Herzstosseurve ist ce ein 
Wendepunkt. in welchem das erste Sinken aufhört oder wenigstens 
abnimmt. Wenn der Zufluss von der Kammer und der Abfluss durch 
die peripherischen Gefässe gleich stark sind, so wird das Plateau 
c, bis d, horizontal, es sinkt ein w enig, wenn der Zufluss kleiner als 
der Abfluss ist. 

Endlich hat die Kammer sich entleert, der Abfluss dauert aber 
fortwährend. Dadureh ist die plötzliche Senkung der Pulscurve bei 
d, bedingt; in Folge der Elastieität der Gefässe wird Gleichgewicht 
w jeder erreicht und dadurch das zweite Plateau bis e, herv orgerufen. 

Bei dem Punkte e hört die Contraetion der Kammer auf; eine 
kleine Menge Blut stürzt rückwärts nach dem Herzen zurück: dadurch 
entsteht die zweite Senkung der-Pulseurve bei e,. Durch diese rück- 
läufige Bewegung des Blutes werden die halbmondförmigen Klappen 
plötzlich geschlossen (f. fi). Die rückläufige Bewegung des Blutes 
wird hierdurch unterbrochen und die zweite Erhebung der Pulseurve 
hervorgerufen. 

Die Oseillationen an dem übrigen Theil der Pulseurven sind un- 
zweifelhaft im Vergleich mit der ne -Welle als secundäre Wellen zu 
betrachten. 

Meine Deutung der Puiscurve stimmt im Wesentlichen mit 
derjenigen von Grashey überein, welche letztgenannte durch Ver- 
suche über die Bewegung einer Flüssigkeit durch elastische Schläuche 
ausgebildet ist. Durch meine Beobachtungen hat es sich herausgestellt. 
dass die theoretischen Ergebnisse Grashey’ s auf die Bluteireulation 
des gesunden Menschen wirklich anwendbar sind. 


Stockholm, 22. November 1887. 


Ueber ein Kymorheonom. 
Vorläufige Mittheilung von Prof. B. Danilewsky (in Charkow). 
(Der Redaction zugegangen am 10. December 1887.) 
Die rheonomischen Untersuchungen der letzten Zeit (v. Fleisehl, 
. Kries, Fuhr) haben bekanntlich neue wichtige Thatsachen hetrefis 
dar elektrischen Reizung der Nerven ergeben. Es ist kaum zu zweifeln. 


dass die Lehre über die Beziehungsart zwischen der Reizung und der 
Erreeung durch die Anwendung” bestimmter Stromesschwankungen 


Nr. 20. Centralblatt für Physiologie. 491 


mehr. gefördert wird, als dies bei Anwendung der gewöhnlichen 
Induetionsströme allein möglieh wäre. Die Hauptaufgabe aller solcher 
Untersuchungen besteht bekanntlich in der Aufklärung des natürlichen 
physiologischen Erregungsvorganges welchem am nächsten die Reiz- 
wirkung dureh Oscillationen des galvanischen Stromes zu stehen scheint 
In dieser Hinsicht bleibt das sinnreiche Orthorheonom v. Fleischl 
doch bis jetzt derjenige Apparat, welcher jener Aufgabe am meisten 
entspricht. Auch meine Arbeit beschäftigt sieh mit der Untersuchung 
der Erregungsvorgänge bei Reizung mittelst oseillatorischer galvanischer 
Ströme. Vom theoretischen Standpunkte war es von grossem Belang, 
den Reizungsmodus so auszuführen, dass: 1. der Strom eventuell stets 
in derselben Richtung dureh den Nerven, respeetive Muskel gehe: 
2. dass die Amplitude, Zahl der Schwingungen in der Zeiteinheit und 
die mittlere Stromstärke in ziemlich grossen Grenzen variabel sind, 
wodureh auch die Steilheit der Stromesschwankungen varlirt wird: 
3. dass die Oscillationen regelmässig rhythmiseh verlaufen. Auf diese 
Weise könnte man einen wellenförmig osecillirenden galvanischen 
Strom in einem bestimmten Niveau über der Abseisse bekommen, 
dessen physiologische Wirkung bis jetzt unbekannt blieb. Was die 
Form der Schwankungswelle betrifft, so lässt es sieh vom theoretischen 
Stundpunkte denken, dass unter gewissen Bedingungen nicht nur die 
Amplitude und Sehwingungsdauer, sondern auch die Form des an- 
steigenden und absteigenden Astes der Curve für die Reizwirkung 
Bedeutung gewinnen. 

Es ist nicht abzuleugnen, (dass der Verlauf des Erregungsvorganges 
im Nerven durch unsere künstlichen (elektrischen) Reize in gewissem 
Grade entstellt wird. Um aber die Mechanik der irritabeln Molekeln 
näher zu studiren, hat man hauptsächlich diejenigen Reizmittel aus- 
zuwählen. welehe dem physiologischen Erregungsmodus am nächsten 
stehen. Deswegen muss man die Wirkungsart oder den Sinn aller 
Elemente des Reizes, respective der Stromschwankungscurve analytisch 
untersuchen. 


Der Zweck des Kymorheonoms besteht darin, die oben erwähnten 
Stromoseillationen zu bewirken, deren physiologische Effeete nach ver- 
schiedenen Riehtungen studirt werden sollten. Die einfachste Form 
desselben lässt sieh dadurch ausführen, dass man im Nervbatteriekreis 
oder in einer Nebenschliessung den Widerstand in rhythmischer Auf- 
einanderfolge zwischen gewissen Grenzen zu- und abnehmen lässt. 
Mein Apparat besteht aus einem flüssigen Rheostaten und einem Uhrwerk 
mit Regulatoren. Der erstere ist ein verticales’ Glasröhrehen (eirca 
7 Centimeter lang), gefüllt mit einer Lösung von Zinksulfat (oder 
Kupfersulfat) in Glycerin; die untere Elektrode ist fixirt, die obere 
mittelst Uhrwerk beweglich; beide sind aus Zn, respective Ou gemacht. 
Die Bewegungsform der oberen Elektrode entspricht einer Sinuseurve.*) 
Amplitude und Intervall der Schwingungen sind nach Belieben in 


*) Mein Bruder K. Danilewsky hat für elektro-therapeutische Zwecke aut 
meine Veranlassung ein anderes Kymorheonom construirt, welches die betreffende 
Curve in verschiedenen Formen erzielen lässt (es wird in seiner Dissertation aus- 
führlieh und bald beschrieben werden). 


492 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 


weiten Grenzen variabel (z. B. bis 100 Öseillationen in einer Secunde 
und 30 bis 40 Millimeter Amplitude). Die Anwendung der flüssigen 
Rheostaten, namentlich des Glycerins, bedarf einer näheren Erörterung. 
Diese Flüssigkeit bietet dem elektrischen Strom einen fast unendlich 
grossen Widerstand, welchen man allmählich durch das Zufügen der 
eoneentrirten wässerigen Zinksulfatlösung vermindern kann; dasselbe 
lässt sich auch durch Auflösung verschiedener (uantitäten des krystallini- 
schen Salzes direct in Glycerin erreichen. Auf diese Weise macht 
man sich eine Reihe von rheostatischen Mischungen mit bekanntem 
Widerstande, welehe sich für verschiedene Zwecke, nämlich für ver- 
schiedene Stromstärken und Schwankungsgrenzen passend erweisen. 
Im Rheostatröhrchen bleibt die Flüssigkeit nicht stehen, sondern strömt 
stets (aus einem Reservoir) von unten nach oben durch kleinere Seiten- 
röhrehen zu. Diese Erneuerung des Glycerins sammt dem Umrühren 
durch die obere Elektrode hat eine grosse Bedeutung: 1. um die un- 
gleichmässige Vertheilung der leitenden Molekeln zwischen den Elek- 
troden zu beseitigen, die durch die bekannte „Wanderung der Jonen’ 
eventuell verursacht werden kann; 2. um die mögliche chemische Un- 
gleichmässigkeit, welehe z. B. von einem durchfliessenden starken 
galvanischen Strom bedingt werden könnte, zu vermeiden; zu dem- 
selben Zweck soll auch die Riehtung des galvanischen Stromes im 
Rheostaten aufsteigend sein; 3. wegen der eventuell härfigeren Schwin- 
sungen der oberen Elektrode in der dicken Glycerinflüssigkeit entsteht 
ein thermo-elektrischer Strom, welcher aber im Vergleich mit dem 
reizenden Hauptstrome fast unendlich klein ist. Die Strömung der 
Flüssigkeit beseitigt auch diesen Uebelstand. Was die Polarisation be- 
trifft, so kann man schon a priori vermuthen, dass ihre Grösse ganz ge- 
ringfügig sein werde, was sich durch die V ersuche leicht bestätigen lässt. 
Das chemisch reine neutrale Glycerin beeinträchtigt die Unpolarisirbar- 
keit der bekannten Zinkelektroden so gut wie gar nicht; dasselbe gilt 
im gewissen Grade auch für die Kupfercombination. Um die Polarisation 
in unserem flüssigen Rheostaten durch den galvanischen Strom näher 
zu studiren, habe ich in bekannter Weise zwei Kreise zusammen- 
gestellt: 1. Rheostat-Batterie-Universalbussole von Siemens — Pohl- 
sche Wippe ohne Kreuz und 2. derselbe Rheostat-Multiplicator von 
du Bois Reymond (oder Üapillarelektrometer) — dieselbe Wippe; 
die letztere war so eingeführt, dass durch Umwerfen derselben 
der Rheostat aus dem ersten Kreise in den zweiten übergeführt wird, 
welcher damit momentan geschlossen wird. Es hat sich herausgestellt, 
dass der Polarisationsstrom kaum nennenswerthe Grösse erreicht, d. 1. 
im Vergleich mit der Stärke des Stromes im ersten‘Kreise war er 
unendlich klein. Man kann dies auch dadurch bestätigen, dass man 
‚en ersteren Kreis (auch mit dem Universalrheometer von Zenger) allein 
längere Zeit geschlossen stehen lässt. Im Laufe von 1 bis 2 Stunden 
und noch mehr ändert sich die Ablenkung des Magneten so gut wie 
gar nicht, wenn man dafür sorgt, dass "die Bewerung der oberen 
Elektrode und besonders das Strömen der Flüssigkeit im rheostatischen 
Röhrehen gleichmässig und ununterbrochen vor sich gehen. Auf diese 
Weise kann man die Ueberzeugung gewinnen, dass in Betreff der 
Constanz der Stromstärke die Glycerintlüssigkeit sich als gut bewährt 


Nr. 20: Centralblatt für Physiologie. 493 


erweist. In Folge dessen kann man die Anwendung des Glycerins für 
Rheostate überhaupt empfehlen. 

Da der Widerstand unserer Flüssigkeit sehr gross ist (mehrere 
Tausende Ohm für eine enge Säule von ein Paar Millimetern), so 
braucht man ziemlich geringe Schwingungsamplituden der oberen 
Elektrode anzuwenden, um im Nervenbatteriekreis schon bedeutende 
Schwankungen der Stromstärke zu erreichen. Während des Ganges 
des Kymorheonoms zeigt die eingeführte Bussole eine Ablenkung, 
welche gerade eine mittlere Stromstärke für obere und untere Lage 
der oberen Elektrode (minimum — maximum) vorzeigt. Was die Graduirung 
des Apparates betrifft, so geschieht dies am einfachsten mit Hilfe eines 
in den Kreis eingeführten Galvanometers. Auf diese Weise lässt sich die 
Form der Stromsehwankungscurve ermitteln, welche von zwei Faetoren 
abhängt: 1. Vom zeitlichen Verlauf der Schwingungen der oberen Elektrode 
und 2. von der Aenderung des Widerstandes im Rheostatröhrchen 
in Folge des variablen mittleren Abstandes beider Elektroden. Zwischen 
beiden letzteren Grössen existirt aber keine directe Proportionalität: 
je näher die Elektroden aneinander kommen, desto grössere Wider- 
standsänderung macht eine Abstandseinheit. In meinem Apparat ändert 
sich die Stromstärke nicht ganz proportional der Zeit, er gibt also 
keine ortho-rheonomischen Schwankungscurven, besonders in dem Falle, 
wenn die Sehwingungen der oberen Elektrode ziemlich gross sind 
und wenn dazu der Elektrodenabstand überhaupt gering ausgewählt 
war. Nimmt man aber eine Glycerinmischung mit geringerem Wider- 
stande und wählt man den Elektrodenabstand überhaupt ziemlich gross 
im Vergleich mit der Schwingungsamplitude, so nähert sieh die 
Schwankungseurve der orthorheonomischen. Die reizenden Wirkungen 
des wellenförmig oscillirenden Stromes zeigen manche interessante 
Eigenthümlichkeiten, worüber ich in einer zweiten Mittheilung beriehten 
werde. 

Um die physiologischen Wirkungen des Kymorheonoms genauer 
zu studiren, ist es nöthig, zuerst dieselben für jedes einzelne Reizelement 
festzustellen, d. h. die reizende Wirkung einer einzelnen Stromes- 
schwankung (positiver und negativer) zu ermitteln. Obgleich es schon 
von v. Kries und Fuhr untersucht worden war, hielt ich es doch für 
nothwendig im Anschluss an die Üonstruction, respective an die 
physikalischen Eigenschaften meines Kymorheonoms, ein Fallrheonom 
zu construiren, welches sich vom ersteren blos dadurch unterscheidet, 
dass es nır eine Schwankung bewerkstelligt. Die letztere wird auf 
einfache Weise erzielt, indem das fallende Gewicht die obere Elektrode 
von unten nach oben (negative Schwankung) oder umgekehrt (positive) 
verschiebt. Die Amplitude und die Schwingungsdauer sind in ziemlich 
weiten Grenzen variabel. In beiden Apparaten war dafür gesorgt, dass 
die Bewegung der oberen Elektrode möglichst gleichmässig vor sich 
‚gehe, um die störenden Stösse zu vermeiden. Was die anfängliche 
Stromstärke betrifft, so kann man sie durch die Verschiebung der unteren 
Elektrode in eine neue feste Lage nach Belieben variiren. — Da der 
Widerstand der Batterie (ein bis drei Elemente) im Vergleich mit 
dem des Nerven und des Rheonoms ganz zu vernachlässigen ist, so 


494 Centralblatt für Physiologie. . ıN2020; 


braucht man nur die Zahl der Elemente zu variiren, um die ent- 
sprechende direct proportionale ‚Veränderung der Stromstärke zu er- 
zielen, wenn man nur einen allgemeinen Kreis zusammengestellt hat. 

Ausser der oben erwähnten Anwendung des Kymorheonoms habe 
ich es auch für einen anderen Zweck benutzt, und zwar als Induetorium. 
Wenn man es in den Kreis der primären Spirale eines kleineren 
Schlittenapparates einführt, so bekommt man indueirte Ströme, welche 
bedeutende Abweiehungen von den üblichen gewöhnlichen Strömen 
eines Sehlitteninduetoriums in physikalischer und physiologischer Be- 
ziehung zeigen. Die Induction wird hier nur durch die wellenförmigen 
Oseillationen der Stromstärke mit den variablen Amplituden und 
Intervallen ohne Stromunterbrechung im primären Kreise veranlasst. 
was für die reizenden Wirkungen der Inductionsströme manche leicht 
begreifliche Vortheile im Vergleich ınit dem Wagner’schen Hammer 
aufweist. Die Versuche mit Froschnerven haben ergeben, dass die 
reizende Wirkung dieser indueirten Ströme viel mehr vom Intervall 
der Stromoscillationen im primären Kreise als von ihrer Amplitude 


beeinfusst wird: und zweitens, dass dieses Reizverfahren — wie über- 
haupt die Stromosecillationen — die Summationserscheinungen der 


Nervenerregung in besonders prägnanter Weise auftreten lässt. (Aus- 
führlieheres darüber wird später publieirt werden.) 
Charkow, 25. November 1887. 


Allgemeine Physiologie. 


E. Herczel. Ueber Acetanilid. (Centrbl. f. d. medie. Wissenschaft 
1837, S. 546). 

Wenn das Acetanilid Kaninchen in Dosen von 1:0 bis 1:5 (0'6 
bis 0°8 pro Kilogramm Thier) durch die Magensonde einverleibt 
wird. so zeigen die Thiere keine auffallenden Erscheinungen, wenn 
dasselbe jedoch in derselben Menge in wässeriger Lösung subeutan 
injieirt wird, so nehmen in 20 bis 30 Minuten die Reflexe besonders 
an den Hinterextremitäten ab, es treten allgemeines Zittern und 
schliesslich periodische Sehüttelbewegungen ein, nach 90 Minuten 
sind alle Reflexe, zuletzt der Cornealreflex erloschen. Die Ohrgefässe 
sind contrahirt, die Temperatur sinkt trotz sorgfältiger Einwieklung 
um volle 8 bis 10° ©. (bis 29° C.), die Athembewegungen bleiben er- 
halten, und nach 10 bis 12 Stunden erholen sich die Thiere voll- 
kommen, durch zwei Tage bleibt die Temperatur um 10 bis 1:5" C. 
herabgesetzt. Wird die injieirte Menge über 0:9 pro Kilogramm Thier 
erhöht, so tritt unter den Erscheinungen einer allgemeinen Paralyse 
der Tod ein. Im Blute der Versuchsthiere tritt Methämoglobin auf, 
die Blutkörperchen bilden nieht mehr Geldrollen, nieht selten sind sie 
blass, das Serum enthält gelösten Blutfarbstoff, der Hämoglobingehalt 
und die Alkalescenz des Blutes nehmen ab. Der Harn enthält Blut. 
Eiweiss, Urobilin, wenig Zucker, keine Sulfat-, sondern nur gebundene 
Schwefelsäure: bei längerem Gebrauche allmählich grösserer Mengen 
von Acetanilid tritt fettige Degeneration von Herz, Leber und Nieren 
auf. Die Symptome der Anilin- und Aeetanilidvergiftung sind nahezu 


NT.:20. Centralblatt für Physiologie. 495 


identisch; so wie das Anilin vermindert auch das Acetanilid, aber erst 
in grösseren Dosen, die Sensibilität. Auf Czerny’s Klinik wird das 
Mittel seit December 1886 als ganz brauchbares Anodynon verwendet. 
dessen Wirkung (in Dosen von 0'3 bis 0°5, ein- bis zweimal in der 
Stunde, pro die nieht mehr als 2:0 bis 2:5) nach 20 bis 60 Minuten 
eintritt. Acetanilid wirkt ebenso temperaturherabsetzend wie Anilin: 
das Anilincamphorat wirkt besonders temperaturvermindernd. 
Latschenberger (Wien). 
C. Wurster. Das Verhalten des salpetrigsauren Natrons zum Hühner- 
eiweiss und zum Farbstoff des Blutes (Verhdlg. d. physiol. Ges. z. 
Berlin 1886 bis 1887, Nr. 10, $. 7). 

Versetzt man eine Lösung von Eiweiss und Natriumnitrit mit 
einigen Tropfen Milchsäure, so entsteht schnell eine gelbe Färbung. 
dann eine Gerinnung. Im Brutofen wird bei Luftzutritt der schwefel- 
selbe Niederschlag und ebenso die gelbe Flüssigkeit bald dunkler. 
Abfiltrirt hinterbleibt ein dunkelgelber oder orangefarbener Körper, 
der, beim Eintrocknen an der Luft, zuerst rothorange, dann nach 
einigen Tagen fuchsroth wird. Der rothe Niederschlag ist durch Ver- 
dauung noch theilweise in Lösung zu bringen. 

Mit Essigsäure oder Milehsäure angesäuertes Blut vermag Wasser- 
stoffhyperoxyd nicht mehr zu zersetzen, es wird selbst zuerst in einen 
braunschwarzen Körper übergeführt, schliesslich entfärbt. 

Durch Natriumnitrit in schwach saurer Lösung erhält das Blut 
eine tiefschwarze Färbung, durch Verdauung hellt sich das Schwarz 
auf, durch Wasserstoffsuperoxyd wird dasselbe zuerst rothbraun, dann 
schmutzigegelb. Ueber die Beziehungen, welche zwischen diesen und 
den mit Tetra- und Dimethylparaphenylendiaminpapier an verschiedenen 
Individuen gewonnen und auf die Anwesenheit von Natriumnitrit, be- 
ziehungsweise Wasserstoffsuperoxyd bezogenen Beobachtungen einerseits 
und der Farbe der Haare andererseits bestehen sollen, ist das Original 
nachzulesen. F. Böhmann (Berlin). 


S. Jussewitsch. Ueber die Absorption von Alkaloiden in verschiedenen 
Organen des lebenden Thhierkörpers (Veıhandl. d. physikal.-med. Ges. 
zulWürzburg, N. F., XX. Bd., 1887, S. 85). 

Verf. bestreitet die Angabe von Heger, dass die Leber im Stande 
sei, wesentliche Mengen von Alkaloiden zurückzuhalten. Er experimentirte 
mit Atropin. Die Thiere wurden subeutan vergiftet, die einzelnen 
Organe nach dem Tode untersucht. Am meisten von dem Gifte ent- 
hielten Herz und Lunge, dann Leber, Harn, Niere; nichts davon ent- 
hielten Gehirn, Rückenmark und Muskeln. Offenbar ordnete sich der 
Giftgehalt nach dem Blutreichthum der verschiedenen Organe. 
Wurde das Thier vorher durch Ausspülung mit Kochsalzlösung ent- 
blutet, so waren sie völlig oder nahezu frei von Gift. Dagegen fand 
sich dasselbe im Blut, und zwar im Serum. Aehnliche Ergebnisse 
‚ erhielt Verf. bei Anwendung von Morphin. Er folgert aus seinen 
Versuchen, dass für die untersuchten Gifte ein besonderes Absorptions- 
vermögen des Lebergewebes nicht bestehe, dass vielmehr die in diesem 
Organe vorgefundenen Mengen dem Leberblute angehören. 

Langendorff (Königsberg). 


496 . Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 


©. Fr. W. Krukenberg. Die Harnstoffretention in den Organen der 
Rochen und Haie (Öentralbl. f. d. med. Wiss. 1887, Nr. 25). 


In den Organen der Selachier sind enorme Mengen von Harnstoff 
enthalten. Verf. hat denselben meist an ganz frischen Exemplaren 
nach der Liebig-Pflüger’schen Methode bestimmt. Die zahlreichen 
Angaben können nicht in extenso hier wiedergegeben werden, nur 
zwei Beispiele sollen hier Platz finden. Ein 26 Öentimeter langes, 
16 Öentimeter breites Exemplar von Torpedo marmorata aus dem, 
Golfe du Lion gab folgende Zahlen: Muskeln 3'36 Procent Harnstoff; 
rechtes elektr. Organ 384 Procent; Saft aus dem linken elektr. 
Organ 3:5 Procent; Leber 2:74 Procent. Ein grosses Exemplar von 
Squatina angelus vom nämlichen Fundort enthielt: weisse Schwanz- 
museulatur 3'78 Procent; rothe Schwanzmusenlatur 371 Procent; 
Nieren 435 Procent; Ovarium (inelusive des Blutes) 423 Procent; 
Wirbelknorpel 2:97 Procent. Von den Folgerungen, die Verf. aus 
seinen Bestimmungen zieht, sei hervorgehoben: Ein Theil des Harn- 
stoffes befindet sich in den Geweben in lockerer chemischer Bindung, 
aus welcher derselbe unter Umständen schon durch einfache Wasser- 
einwirkung in Freiheit zu setzen ist. Bei Mitberücksichtigung der 
Chlor- und Phosphorsäurebestimmungen kann man einzelne Species 
durch den Harnstoffgehalt unterscheiden. Die Nieren erwiesen sich in 
dem eitirten Falle nur ‘wenig reicher an Harnstoff als die Muskeln, 
während der Harnstoffgehalt der Leber unter dem des Fleisches meist 
erheblich zurückbleibt. Schon der Dotterinhalt der Eier, sowie ganz 
junge Embryonen zeigen den hohen Harnstoffeehalt. Die weissen 
Muskeln verschiedener Körperregionen können in ihrem Harnstoff- 
gehalte kemerklich von einander abweichen; zwischen den rothen und 
weissen Skeletmuskeln war keine durchgreifende Verschiedenartigkeit 
nachzuweisen, dagegen erscheinen die rothen Haut- (Mustelus) und 
“die rothen Herzmuskeln (Pristis) im Allgemeinen doch harnstoffärmer, 
als die weisse Skeletmusculatur. 

Die merkwürdige Harnstoffdurehtränkung der verschiedenen Sela- 
ehierorgane macht die Zurückführung der urämischen Erscheinungen 
auf Retention von Harnstoff sehr bedenklich. 

Ausführliche Publication ist in Aussicht gestellt. 

J. Mauthner (Wien). 


Fischer. Bacteriologische Untersuchungen auf einer Reise nach West- 
indien. II. Ueber einen lichtentwickelnden, im Meerwasser gefundenen 
Spaltpilz (Zeitschr. f. Hyg. IL, 1, S. 54). 

Ausführliehste Beschreibung der Wuchsformen, Culturbedingungen, 
Colonienformen u. s. w. einer vom Verf. im Westindischen Meere auf- 
sefundenen Stäbehenbacterie, Baeill. phosphorescens. Das Leuchten 
ist an die Lebensthätigkeit der Bacterien gebunden. Es erfolgt nur 
bei Sauerstoffzutritt, hört beim Eintrocknen der Bacterienmassen auf, 
erlischt bei starker Abkühlung, um bei Erwärmen wieder zu beginnen. 
Am intensivsten ist das Leuchten bei 25 bis 30"; bei 37° ist es schon 
schwächer und erlischt bei fünf Minuten langem Erwärmen auf 42), 
wonach es bei gewöhnlicher- Temperatur erst nach 24 Stunden wieder- 
kehrt. Alte Öulturen leuchten nicht mehr. Fäulniss vernichtet das 


NT. 20, Oentralblatt für Physiologie. 497 


Leuchten. Antiseptika heben das Leuchten je nach ihrer Wirksamkeit 
rascher oder langsamer, in geringerer und grösserer ÜConcentration 
auf. Gewisse Salze: Natriumsalze, besonders Kochsalz, Chlormagnesium 
und Magnesiumsulfat fördern das Leuchten. Seewasser ist am wirk- 
samsten, doch müssen organische Substanzen darin in grösserer Menge 
enthalten sein. — Besonders gut gedeiht die Leuchtbaeterie auf todten 
Fischen, Krebsen und dergleichen, während lebende Thiere nicht 
leuchtend zu machen sind. — Das Leuchten ist mindenstens so intensiv, 
wie das der Johanniswürmehen. — Die meisten Bedingungen des 
Leuchtens in Folge vom Bacterienvegetation wurden schon von E. 
Pflüger (Arch. f. d. ges. Physiol. X, 275 und XI, 222) und von 
Lassar (Arch. f.d. ges. Physiol. XXI, 104) festgestellt, doch ist der von 
diesen beiden Forschern beobachtete Spaltpilz nicht identisch mit dem 
vom Verf. beschriebenen Bacillus, sondern — höchst wahrscheinlich 
— mit einer zweiten Art, sehr kurzen, eoccenähnlichen Stäbchen. 
die nach nachträglichen Angaben des Verf. von ihm weit verbreitet 
auf todten Fischen aus der Kieler Bucht vorgefunden wurden. 
Gruber (Wien). 
C. A. Macmunn. Further observations on Myohaematin and the 
Histohaematins (Journal of Physiology VIII, 2, p. 51). 

Der Verf. theilt mit, dass es ihm nunmehr gelungen ist, die den 
blutfreien Geweben (Histohämatin) und insbesondere den Muskeln 
(Myohämatin) eigenthümlichen Farbstoffe in Lösung zu erhalten. Das 
Gewebe wird entweder mit Salz zerrieben und dann mit Wasser aus- 
gelaugt, oder, noch besser, zerkleinert und mit Aether übergossen 
(Methode von Struve), wobei es zur Aussehwitzung einer wässerigen. 
röthlich gefärbten sauren Flüssigkeit kommt. Eiweissfällende Mittel 
bringen Niederschläge hervor, in welche der Farbstoff eingeschlossen 
bleibt und aus welchen er nicht wieder durch Lösungsmittel aus- 
gezogen werden kann. Ebenso geht nach dem Eindampfen des Saftes 
im Vacuum der gefärbte Körper in eine unlösliche Modification über. 
Durch Erhitzen. wird die Farbe zerstört. In der Asche findet sich 
Eisen und Phosphor. 

Die Spectra der Lösungen, sowie der Niederschläge zeigen mannig- 
fache kleine Verschiedenheiten sowohl unter sich, als auch gegenüber 
dem Spectrum des frischen Gewebes. Der Farbstoff erleidet also wahr- 
scheinlich bei der Zubereitung geringe Aenderungen. Im Allgemeinen 
lassen sich zwei Typen aufstellen, welche als die Spectra des oxydirten 
und des redueirten Myohämatins unterschieden werden, weil ersteres 
durch Schwefelammonium in das letztere umgewandelt werden kann. 
Durchleitung von Sauerstoff oder Kohlensäure durch die Lösungen ist 
ohne Wirkung. Durch Behandlung mit starker Schwefelsäure erhält 
man ein Spectrum, welches dem des Hämatoporphyrins sehr nahe 
steht, wenn nicht mit ihm identisch ist. 

Da die Histohämatine im Thierreich, insbesondere auch bei den 
niederen Thieren, eine sehr grosse Verbreitung haben, so erblickt der 
Verf. in ihnen die phylogenetischen Vorstufen der Hämoglobine und 
schreibt ihnen in dem Stoffwechsel der Thiere eine sehr wichtige 
Rolle zu. M. v. Frey (Leipzig). 


498 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 


E. F. Hoffmann. Ueber den Zusammenhang von Nerven mit Binde- 
gewebskörperchen und mit Stomata des Peritoneums nebst einigen 
Bemerkungen über das Verhalten der Nerven in dem letzteren (Wiener 
akad. Sitzber. XCV, 3. Abth., 21. April 1887). 

Mit Rücksicht auf die durch neuere Erfahrungen wieder in leb- 
hafteren Fluss gerathene Discussion über trophische Nerven muss 
jeder anatomische Nachweis eines Zusammenhanges von Nerven mit 
(rewebselementen, die weder „sensorisch” noch „motorisch’” im ge- 
wöhnlichen Sinne des Wortes sind, Interesse erwecken. Die vorliegende 
Abhandlung, aus dem physiologischen Institute zu Wien hervorgegangen, 
schliesst sich ergänzend an zwei ältere an. Ehrmann hatte nämlich 
schon vor einigen Jahren: den Zusammenhang von Nerven und Pigment- 
zellen in der Haut des Frosches auf anatomischem Wege zur vollen 
Evidenz erwiesen, nachdem physiologisch schon lange vorher erkannt 
worden war, dass ein solcher Zusammenhang existiren müsse. Und 
Königstein konnte die von Kühne behauptete Verbindung von Horn- 
hautnerven und Hornhautkörperchen dadurch über jeden Zweifel 
hinausheben, dass er nach Auflösung der Hornhautgrundsubstanz die 
Hornhautkörperchen an den Nervenästchen hängen fand und sie an 
denselben flottiren lassen konnte. 


Ein ähnliches Verhalten fand nun H. auch im Mesenterium und 
in der „Magenserosa’” des Frosches. Freilich hinderten hier die Netze 
elastischer Fasern eine vollkommene Isolirung von Nerv und Binde- 
gewebskörperchen, aber gelungene Goldfärbungen liessen über den 
Zusammenhang von Nerven mit Gewebskörperchen, die sich durch 
nichts von gewöhnlichen Bindegewekskörperchen unterschieden, keinen 
Zweifel. Es handelt sich hierbei um erwachsene Thiere. Bei Larven 
von Batrachiern waren schon früher von Lawdowsky und durch 
Calberla ähnliche Befunde gemacht und als der Ausdruck des Ent- 
wiekelungsvorganges der Nervenfasern aufgefasst worden. 

Ferner fand Verf. einen Zusammenhang von Nervenfasern mit den 
die Stomata umgebenden Zellen. Besonders günstige Resultate erhielt 
er an jener Membran, welche die Öysterna magna chyli nach der 
Bauchhöhle abgrenzt. Das Verhalten ist hier im Allgemeinen folgendes: 
Eine Nervenfaser umzieht im Bogen das Stoma und liegt hier zwischen 
den Zellen derselben und der bindegewebigen Grundlage, an welche 
diese nach aussen angrenzen oder doch in nächster Nähe dieser 
Grenze. Die Faser pflegt in diesem ihren Verlaufe bandförmig ver- 
breitert zu sein und einige feine Aestchen abzugeben, welche zu den 
Stomazellen treten und sich zwischen ihnen der weiteren Verfolgung 
entziehen. 


(Es liegt nahe, auch hier eine motorische Wirkung zu vermuthen, 
in Folge deren die Weite der Communication zwischen seröser Höhle 
und Lymphwegen dem nervösen Einflusse unterworfen ist. Der Ref.) 


Den ‘Schluss der Abhandlung bilden Bemerkungen über den 
Charakter des peritonealen Nervenplexus. Besonders werden eigen- 
thümliehe Schlingen hervorgehoben, die gelegentlich anscheinend end- 
ständig eine Nervenfaser abschliessen. 

Sigm. Exner (Wien). 


Nr: »20. Centralblatt für Physiologie. 499 


C. Fisch. Ueber die Zahlenverhältnisse der Geschlechter beim Hanf 
(Ber. der botan. Ges. V, 3, S. 136). 

Für Thiere und Menschen ist es seit lange festgestellt, dass das 
Verhältniss der Zahlen für die Individuen männlichen und weiblichen 
Geschlechts ein sehr eonstantes ist. Für Pflanzen ist bisher noch wenig 
thatsächliehes Material in dieser Frage geliefert worden, doch hat 
sehon Heyer 1885 ein solches constantes Verhältniss der Geschlechter 
bei Mereurialis annua nachgewiesen. Es handelt sich überhaupt nur 
um eine relativ geringe Anzahl Pflanzenarten, die ausgesprochen 
dioeeisch sind. F. hat bei einer anderen Art dieser Gewächse, dem 
Hanf (Cannabis sativa), das Zahlenverhältniss der Geschlechter unter- 
sueht, zugleich mit der Frage, ob äussere Bedingungen, diehte und 
lockere Aussaat, fruchtbarer oder steriler Boden von Einfluss sind. 
Aus Zählungen mit 66327 Pflanzen ergab sich als Hauptresultat ein 
durchaus eonstantes Verhältniss, und zwar so, dass auf 100 weibliche 
Pflanzen 6484 männliche kommen. Das trat hervor bei grosser Dichtig- 
keit der Aussaat (250 Gramm Samen auf 3 Quadratmeter), wie bei 
geringerer Dichtigkeit (z. B. 125 Gramm Samen auf 6 Quadratmeter), 
wie bei sehr lockerer Aussaat (63 Gramm Samen auf 6 Quadratmeter), 
und ebenso bei Öultur auf sterilem Sandboden. Die Abweichungen von 
der genannten Durchschnittszahl betrugen nie mehr als 55 Procent. 
Selbst bei solchen Hanfeulturen, in welchen die Pflanzen von Parasiten, 
den Orobanchen, befallen waren und in Folge dessen unter abnormen 
Vegetationsbedingungen aufwuchsen, zeigte sich dasselbe Verhältniss 
der Geschlechter. Der Verf. hat sich dann die Frage gestellt. wie sich 
die Samen, welche von einer und derselben weiblichen Pflanze geerntet 
waren, bei der Aussaat in Bezug auf den geschlechtlichen Charakter 
der daraus entstehenden Pflanzen verhalten; auch bei diesen trat die- 
selbe Zahl von männlichen und weiblichen Individuen hervor. An einer 
und derselben Pflanze ist die Reihenfolge der Samenbildung eine solche, 
dass am Anfang überwiegend weibliche, erst später männliche und 
weibliche Samen in ungefähr gleichen Quantitäten zur Reife gelangen. 
Die Samen, aus denen männliche Pflanzen entstehen. scheinen nach 
dem Verf. im Allgemeinen schneller zu keimen als die Weibchen er- 
zeugenden. 

Unabhängig vom Verf. und ziemlich gleichzeitig hat Heyer eben- 
falls das Geschlechterverhältniss beim Hanf untersucht. Aus seinem 
Material ergibt sich auf je 100 Männchen 11251 Weibchen; in der- 
selben Weise gerechnet, erhält der Verf. die Zahl von 13423 Weibchen 
auf je 100 Männchen — also ein sehr auffallender Unterschied bei 
beiden Forschern. Der Verf. meint, dass beide Zahlen richtig sind, 
es sich aber um verschiedene Varietäten des Hanfes handelt. 

G. Klebs (Basel). 
N. Pringsheim. Ueber Inanition der grünen Zelle und den Ort ihrer 
Sauerstoffabgabe (Berichte der deutschen bot. Ges. V, 7, 8. 294). 

Verf. hat es sich zur Aufgabe gemacht, die bisher noch ganz 
unbeachtet gebliebenen und verkannten Beziehungen ins Licht zu 
stellen, welche zwischen dem Assimiliationsact des Kohlenstoffes, dem 
Protoplasma der grünen Zelle und der Sauerstoffathmung derselben 
bestehen. 


500 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 


Die Resultate seiner Untersuchungen theilt Verf. kurz mit und 
verspricht in seinen Jahrbüchern für wissenschaftliche Botanik eine 
ausführliche Arbeit darüber zu bringen. 

P. konnte die wiehtige Thatsache feststellen, dass in einer mit 
normalem Chlorophyllapparat versehenen Zelle bei Gegenwart von 
Lieht und Kohlensäure Kohlenstoffassimilation nur möglich ist, wenn 
gleichzeitig der für die Athmung und Protoplasmabewegung nöthige 
Sauerstoff dargeboten wird. 

Die wegen ihrer deutlichen Protoplasmaströmung bekannten Blatt- 
endzellen verschiedener Chloraspecies wurden im hängenden Tropfen 
einer mikroskopischen Gaskammer betrachtet, durch welche ein Ge- 
menge von Wasserstoff und etwa 1 bis 5 Procent Kohlensäure bei 
Ausschluss von- Sauerstoff geleitet wurde. Nach 2 bis 10 Stunden 
hörte in Folge von Sauerstoffmangel die Plasmabewegung auf, wobei 
die Zelle ihr normales Aussehen behielt. Durch Zufuhr von Sauerstoff 
kann die Bewegung von neuem angeregt werden, dauert jedoch die 
Sauerstoffsperre längere Zeit (einige Stunden) im Finstern an, so ge- 
räth die Zelle in den Zustand der „Asphyxie” und erstickt. Wird die 
Zelle unmittelbar nachdem die Plasmabewegung in Folge von Sauer- 
stoffmangel aufhört, beleuchtet, so tritt die Bewegung trotz der Lebens- 
fähigkeit des Plasmas doch nicht ein, obgleich alle äusseren Bedingungen 
für die Kohlenstoffassimilation und damit für die Entbindung von 
Sauerstoff gegeben sind. Das Licht kann demnach die Sauerstofizufuhr 
nicht ersetzen — mit anderen Worten, die grüne Zelle kann bei Aus- 
schluss von Sauerstoff CO, nicht assimiliren. P. nennt den Zustand der 
Zelle, in welchem sie, bei sonst völliger Integrität, mit der Bewegungs- 
fähigkeit ihres Plasmas in Folge von Sauerstoffentzug zugleich ihre Assimi- 
lationsfähigkeit verloren hat, Inanition oder Ernährungsohnmacht. 

Die-Inanition der Zelle tritt bei Sauerstoffsperre ein, gleichgiltig, 
‘ob die Zelle beleuchtet oder verfinstert wird und kann durch Sauer- 
stoffzufuhr wieder behoben werden. 

In Rücksicht darauf, dass die Zelle vor dem Eintritt der Inanition 
beiweitem mehr Sanerstoff entbindet als sie zur Athmung braucht 
und trotzdem an Sauerstoffnoth leidet, gelangt Verf. entgegen der 
herrschenden Lehre zur Ansicht, dass in der Zelle bei der 0,- 
Assimilation freier Sauerstoff gar nieht gebildet wird, sondern 
eine sauerstoffhaltige Verbindung, welche diosmotisch an 
die Oberfläche der Zelle tritt, hier zerfällt und hierbei erst 
Sauerstoff entwickelt. 

Demnach wären nach P. Assimilationsact und Sauerstoffabgabe 
nieht zusammenfallende, sondern räumlich ‘und zeitlich voneinander 
geschiedene Processe. } 

Mit dieser Auffassung bringt Verf. auch die von ihm beobachtete 
Thatsache in Zusammenhang, wonach Pflanzentheile mit und ohne 
Chlorophyll beim Uebergang vom Leben zum Tode einige Zeit hin- 
durch auch im Finstern fortfahren, Sauerstoff abzugeben. P. stellt sich 
vor, dass in den Pflanzenzellen die bei der Assimilation entstehende 
Sauerstoffverbindung sich anhäuft und erst beim Eintritt des Todes von 
gewissen diosmotischen Hemmnissen befreit an die Oberfläche der Zellen 
elangt, um hier freien Sauerstoff abzuspalten. Moliseh (Wien). 


Nr. 20. Centralblatt für Physiologie. 501 


L. Errera, Maistriau et G. Clautrian. Premiöres recherches sur la 
localisation et la signification des alcaloides dans les plantes (M&moire 
eouronne au concours de 1885—1886 de la. Societe royale des 
sciences meödicales et naturelles de Bruxelles, 8, p. 28, une planche; 
Bull. de l’Ac. roy. des Sciences de Belgique XIII, 3, p. 272). 

Ueber die Frage, in welcher Art und Weise die in den Geweben 
der Pflanzen vorkommenden Alkaloide darin vertheilt sind, ist bisher 
wenig Sicheres bekannt. Die Verff. haben mit Hilfe mikrochemischer 
Methoden eine Untersuchung dieser Frage angestellt. Vorzugsweise 
und mit besonderem Vortheil wurde Jod in Jodkalium gelöst ange- 
wendet, welches rothbraune Fällungen in den das Alkaloid enthalten- 
den Zellen bewirkt. Aber auch die anderen für alle, respective für ein- 
zelne bestimmte Alkaloide charakteristischen Reactionen mit Phosphor- 
molybdänsäure, dem Doppelsalz von Jodkalium und Jodquecksilber, 
der Pikrinsäure, dem 'Tannin, Sublimat, Platinchlorid ete., wurden zur 
Sicherstellung des Resultates benutzt. Untersucht wurden bisher folgende 
Pflanzen: Colchiecum autumnale, Nieotiana macrophylla, Aconitum 
Napellus, Nareissus-Arten. Die Alkaloide der drei ersten Pflanzen. 
Colehiein, Nicotin, Aconitin, wurden zuerst makrochemisch bezüglich 
ihrer Reactionen geprüft, und dann wurden mit den dabei zur An- 
wendung gelangenden Reagentien Schnitte aus den verschiedenen 
Organen und Geweben der Pflanzen behandelt. Bei den Nareissus- 
Arten sind die Verff. erst durch die charakteristische Jodreaetion in 
den Zellen auf das Vorhandensein von Alkaloiden aufmerksam geworden 
und haben erst später die wenig gekannte und noch sehr unvollständige 
Notiz von Gerrard bemerkt, welcher in Nareissus Pseudo-Nareissus ein 
Alkaloid entdeckt hat. Aus den Beobachtungen dey Verff. über die 
Vertheilung der Alkaloide ergibt sich im Allgemeinen, dass dieselben 
sehr reichlich vorkommen in jungen Geweben, so in den Vegetations- 
punkten, dem Embryo, ferner um die Gefässbündel, besonders in der 
Nähe des eiweissleitenden Siebtheiles, dann in der Epidermis, deren 
Haaren und den angrenzenden Rindenschichten, sowie in den Hüllen 
der Frucht und des Samens. Bei einzelnen Pflanzen, wie z. B. bei 
Nareissus, finden sich die Alkaloide angehäuft in Seeretorganen, so 
den Krystallschläuchen mit Raphidenbündeln. 

"Ueber die physiologische Bedeutung der Alkaloide lässt sich 
noch wenig Sicheres aussagen. Doch meinen die Verff., dass aus der 
Art und Weise der Vertheilung die Richtigkeit der Ansicht sich er- 
gäbe, nach welcher die Alkaloide Endproduete gewisser Stoffwechsel- 
processe sind und nicht weiter von der Pflanze verarbeitet werden. 
Sie entstehen in den lebhaft thätigen Geweben, den Meristemen, dem 
Siebtheil und werden von hier in die peripherischen Schichten hin- 
geleitet oder auch in sonst schon vorhandene Seeretionsorgane ab- 
gelagert, aus denen sie dann bei jeder Verwundung heraustreten. Sie 
haben in diesen Fällen wohl die Bedeutung, ein wirksames Schutz- 
mittel gegenüber dem Angriff von Thieren zu sein. 

G. Klebs (Basel). 

H. Vöchting. Ueber die Bildung der Knollen (Bibliotheca botanica. 
herausgeg. von Uhlworm u. Haenlein, Nr.4:; Kassel (Th. Fischer) 
1887, 4, 55 8., 5 Tafeln). 


Centralblatt für Physiologie. 38 


502 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 

Der Verf. hat sich die Aufgabe gestellt, den Ursachen nachzu- 
gehen, welche den Entstehungsort und das Wachsthum der Knollen 
bestimmen und besonders ausführlich dieses Problem an den Knollen 
der Kartoftel zu lösen versucht. Die Keimung dieser Knollen, die be- 
kanntlich in morphologischer Beziehung Stengelgebilde sind, wird vom 
Lieht beeinflusst. Im Dunkeln treiben sie aus den kleinen Knospen 
(„Augen”) lange Sprosse („Stolonen’), die mit kleinen Blättchen be- 
deckt sind und zahlreiche Wurzeln bilden. Im Licht dagegen bleiben 
diese Sprosse ganz kurz, erreichen aber dafür eine grössere Dicke. 
Noch einflussreicher erweist sich aber die Wasserzufuhr. Lässt man 
die „Sechswochen-Kartoffel”” (eine von Vilmorin eingeführte Varietät) 
trocken, sei es im Licht oder im Dunkeln, keimen, so entwickelt sich 
aus der Spitze der Knollen ein eigenartiges knollenartiges Gebilde, der 
„Vortrieb”, welcher bis zu seiner Spitze mit Knospen und Stolonen 
besetzt ist. Wenn solche Knollen bis zu ‚halber Höhe in feuchter Erde 
im Dunkeln weiter ceultivirt werden, so entstehen die neuen Knollen 
nur an dem Vortriebe, nicht an der Mutterknolle, und ganz eigenartige 
Wuchsformen bilden sich, wenn die Objecte nach einiger Zeit wieder 
dem Licht ausgesetzt werden. Bemerkenswerth ist es, dass es unter 
Umständen gelingt, die Mutterknolle, die unter normalen Verhältuissen 
bald nach der Auskeimung zugrunde geht, länger lebensfähig zu er- 
halten, ja in das System der Pflanze so einzufügen, dass die von den 
oberirdischen Theilen erzeugten organischen Substanzen durch die 
Mutterknollen wandern müssen, um zu den Wurzeln der neuen Knollen 
zu gelangen. 

Die Tochterknollen, welche für gewöhnlich in der Erde an den 
Stolonen entstehen, können aber auch an den oberirdischen Theilen ge- 
bildet werden. So geschieht es unter dem Einfluss der Liehtentziehung. 
wenn man die untersten Theile des jungen Stengels verdunkelt,. die 
oberen Theile mit den Blättern im Licht weiter wachsen lässt. Man 
kann auch an einzelnen bestimmten Stellen der oberirdischen Kartoffel- 
pflanze Knollenbildung künstlich hervorrufen, indem man die betreffende 
Stelle, z. B. die Spitze der Triebe allein verdunkelt. Wie Dunkel- 
heit, wirkt auch ein grosser Feuchtigkeitsgehalt der Luft sehr förderlich 
auf die Knollenbildung ein, doch lange nicht in so hervorragendem 
Masse. Indessen lässt sich Knollenbildung sogar im Licht herbeiführen, 
besonders dadurch, dass man in dem Falle, wo der Vortrieb sich von 
seiner Basis aus bewurzelt hat, die Mutterknolle wegschneidet. Dann 
befindet sich die ganze knollenbildende Region über der Erde; es 
entstehen theils aus den basalen Seitenzweigen, theils in den Blatt- 
achseln des Hauptsprosses Bildungen, welche nach Form und Farbe eine 
Art Mittelding zwischen Knollen und Laubspross vorstellen. Solche 
Pflanzen führen übrigens ein kümmerliches Dasein, sie werden als 
„stärkekrank” bezeichnet. In Folge der stark gehemmten Knollen- 
bildung bleiben die oberirdischen Theile vollgepfropft voll Stärke, die 
nicht genügend verbraucht wird und schliesslich die weitere Assimi- 
lationsthätigkeit hindert. Luftknollen lassen sich noch auf einem anderen 
Wege erzeugen, nämlich mit Hilfe von Stecklingen aus den Kartoffel- 
sprossen. Solehe Steeklinge sind vertieibasal, d. h. es zeigt sich ein 
verschiedenes Verhalten der beiden Enden, indem das der ursprünglichen 


’ 


Nr. 20. Centralblatt für Physiologie. 503 


Spitze der Sprosse zugewendete Ende nur neue Laubsprossen erzeugt, 
das entgegengesetzte der Basis zugewendete nur Wurzeln und Knollen 
zu bilden fähig ist. Werden nun solche Stecklinge verkehrt, also mit 
der Spitze nach unten in die Erde gesteckt, so entwickeln sich trotz 
des Lichteinflusses am basalen freien Ende Knollen aus. Aus allen 
seinen Versuchen schliesst der Verf, dass das Licht in derselben 
Weise hemmend auf die Knollenbildung einwirke, wie es für die An- 
lage von Wurzeln und einer Reihe anderer Erscheinungen schon 
bekannt ist. Bezüglich des Einflusses der Schwerkraft auf die Knollen- 
bildung zeigen die Versuche, dass derselbe übereinstimmt mit den in 
anderen Fällen bekannten Wirkungsweise. 


Von anderen Untersuchungsobjeeten mit einjährigen Knollen mag 
noch die Topinamburpflanze, Helianthus tuberosus, erwähnt werden, 
deren Knollen statt Stärke Inulin enthalten. Bezüglich der Abhängigkeit 
der Knollenbildung vom Licht tritt ein der Kartoffel sehr entsprechendes 
Verhalten hervor. Es gelingt auch, die Pflanze zur Bildung von Luft- 
knollen zu veranlassen, welche in den Achseln der Laubblätter ent- 
stehen, aber niemals grün werden, wie die oberirdischen Knollen der 
Kartoffel. 


Einige andere Pflanzen besitzen mehrjährige Knollen. so z. B. 
Begonia-Arten, wie B discolor und B. boliviensis. Auch hier wird 
der Ort der Knollenbildung wesentlich durch innere Ursachen bestimmt. 
insofern es die Basis ist, an welcher dieselbe zu Stande kommt. Bei 
den Begonien gibt es aber nicht blos Stengelstecklinge, welche an 
ihrer Basis Knollen bilden, sondern auch Blattsteeklinge, welche eben- 
falls Knollen zu erzeugen fähig sind. G. Klebs (Basel). 


C. J. A. Leroy. Sur la deformation des images produites par les 
appareils optiques asymetriques (Revue gener. d’ophth. VI, 4, p. 145). 
Koller hat „eine eigenthümliche Sorte dioptrischer Bilder” (Archiv 
für Ophth. XXXI, 3) beschrieben. Hält man eine convexe Üylinder- 
linse in Armeslänge vor sein Auge (Achse des Cylinders senkrecht) 
und fixirt durch diese Uylinderlinse eine verticale. mehr als einen Meter 
entfernte Linie, so erscheint dem Auge die verticale Objectlinie auch 
wirklich vertical; dreht man nun die Cylinderlinse um die Blicklinie, 
so macht die verticale Objeetlinie die Drehung scheinbar mit, aber 
doppelt so schnell, als die Drehung der Cylinderlinse erfolgt. der- 
“ eestalt, dass nach Drehung des Cylinders um 45° die ÖObjectlinie sich 
scheinbar um 90° gedreht, aus einer Verticalen in eine horizontale 
verwandelt hat. Diese Thatsache hat L. veranlasst, den Gang der Licht- 
strahlen durch asymmetrische, aber centrirte, optische Systeme, mathe- 
matisch zu verfolgen, um so die allgemeinen Sätze zu finden, für welche 
die von Koller gefundenen Thatsachen specielle Fälle sein würden. 
Diese allgemeinen Sätze sind: 

1. Durch asymmetrische optische Systeme erzeugte Bilder sind den 
Objeeten geometrisch unähnlich. 

2. Eine Beziehung zwischen der Lage von Objectlinie und Bildlinie, 
wenn das asymmetrische dioptrische System aus Auge und einer da- 
vorgehaltenen Cylinderlinse besteht. 

38* 


504 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20: 


Diese Beziehung lässt sich ohne die Hilfe mathematischer Formeln 
allgemein nicht ‚wiedergeben; es genüge daher die Bemerkung, dass 
die von Koller aufgefundenen Thatsachen als specielle Fälle in die 
L.schen Formeln passen. Die Anwendung dieser Auseinandersetzungen 
auf eine klinische Thatsache, die bei der Brillenbehandlung von 
Astigmatikern zu Tage zu treten pflegt, bildet den Schluss von L.'s 
Abhandlung. A. Eugen Fick (Zürich). 


Hanriot et Ch. Richet. Relations du travail musculaire avec les 
actions chimiques respiratoires (Öompt. rend. OV, 1, p. 76). 

Ein Individuum leistete mechanische Arbeit durch Heben eines 
18 Kilogramm schweren Gewichtes auf 0:5 Meter Höhe. Gleichzeitig 
wurde der Gaswechsel bestimmt und mit dem im Ruhezustand ver- 
sliehen. Als Mittel ergaben sich folgende Zahlen: 

Gewicht gehoben 5232mal. 

Ventilation vermehrt um 5661 Liter, i. e. für 1Omaliges Heben 10:8 Liter 
Kohlensäure . u259:62,; A ee a 0'494 „ 
Sauerstoff a 3 0:3263% 

Es wird stets weniger Sauerstoff absorbirt, als Kohlensäure aus- 
seathmet. Berechnet man das Plus an Kohlensäure auf das Plus der 
Ventilation, so findet man einen Kohlensäuregehalt von 45 Procent, 
eine Zahl, welehe dem Procentgehalt der Exspirationsluft bei mässiger 
Muskelarbeit entspricht. 

Durch Heben und Fallenlassen des unbelasteten Armes wird die 
Kohlensäureproduction für 10 Hebungen und Senkungen um 0:093 Liter 
Kohlensäure, die Sauerstoffabsorption um 0'301 Liter vermehrt. Subtrahirt 
man diese Zahlen von den obigen, so kommt man zu dem Sehluss. 
dass- wir bei einer Arbeitsleistung von 100 Kilogramm-Metern 11 Liter Luft 
mehr einathmen, 0'300 Liter mehr Sauerstoff absorbiren und 0'400 Liter 
‘mehr Kohlensäure entwickeln als im Ruhezustand. 

Nimmt man als Verbrennungswärme für 180 Gramm Trauben- 
zucker (Moleeulargewieht = 180) 680 Calorien, so würden die gefundenen 
0:800 Gramm Kohlensäure 0'545 Gramm Traubenzucker, das heisst 
2:05 Calorien oder 860 Kilogramm-Metern entsprechen. Die wirklich 
geleistete Arbeit betrug in den Versuchen 95 Kilogramm-Meter. Der 
Nutzeffeet der thierischen Maschine war also nur ein Neuntel des 
theoretischen. Da jedoch mehr Kohlensäure producirt als Sauerstoff 
absorbirt wurde, so ist die Zahl für die Calorien zu hoch. Nimmt man 
als Basis die Mengen des absorbirten Sauerstoffes und setzt voraus, 
dass derselbe nur zur Verbrennung von Glykose diene und andere 
Wärmequellen nicht vorhanden seien, so würden 0'400 Gramm Trauben- 
zucker entsprechend einer Arbeitsleistung von 645 Kilogramm-Metern 
verbrannt worden sein. Die wirklich geleistete Arbeit entspräche dann 
einem Siebentel der theoretischen. F. Röhmann (Breslau). 


Hanriot et Ch. Richet. Influence du travail musculaire sur les 
changes respiratoires (Compt. rend. CIV, N° 26, p. 1865). 
Nach einer früher mitgetheilten Methode (siehe dieses Central- 
blatt Nr. 5, S. 114) bestimmen H. und R. die Ventilation der Lunge 
und den procentischen Gehalt der Respirationsluft an Kohlensäure und 


Nr. 20. Centralblatt für, Physiologie. 505 


Sauerstoff bei einem 48Sjährigen Manne während der Ruhe und Thätig- 
keit. Letztere bestand in dem Drehen eines Rades, dessen Umdrehungen 
in der Zeiteinheit zugleich das Mass zur Beurtheilung der geleisteten 
Arbeit gaben. Die Ventilation wächst mit der Arbeit, und zwar pro- 
portional. Aus den mitgetheilten Zahlen schliessen die Verff., dass 
bei mässiger Arbeit die Ventilation mehr als ausreichend ist zur Aus- 
scheidung der gebildeten Kohlensäure und zur Absorption des noth- 
wendigen Sauerstoffes. Bei stärkerer Arbeit nehmen die procentischen 
Mengen der Kohlensäure und des Sauerstoffes ein wenig zu, und zwar 
umsomehr, je grösser die Arbeit ist; die Kohlensäure jedoch schneller 
als der Sauerstoff. 

Unter dem Einfluss der Muskelbewegung wächst die Kohlensäure- 
production mehr als die Sauerstoffabsorption. Das Verhältniss des 
einen Gases zum anderen neigt dazu, die Einheit sogar zu über- 
schreiten, während es normal etwa 0'75 beträgt. 

F. Röhmann (Breslau). 


” 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Cireulation. 


M Grossmann. Das Muscarin-Lungenödem; ein Beitrag zur Lehre 
von der Entstehung des acuten allgemeinen Lungenödems (Zeitschr. 
für klin. Mediein XH, 5/6, S. 550). 

G. sucht die Entstehungsweise des von Weinzweig bei Muscarin- 
vergiftung beobachteten Lungenödems zu ergründen. Das 
Oedem, erkennbar bei curarisirten Thieren an dem Versagen der 
künstlichen Athmung, tritt nach Darreichung von einer Pravaz schen 
Spritze O'4- bis Iprocentiger Muscarinlösung mit dem Entstehen des 
Herzstillstandes auf; erst wenn die Pulszahl spontan wieder erheblich 
zugenommen hat, sehr schnell aber nach Ortropininjection, geht es 
zurück. 

(G. registrirt die (künstliche) Athmung bei geschlossenem oder 
seöfinetem Thorax, in letzterem Falle.durch einen besonders für diesen 
Zweck construirten Apparat. Ferner wird der Blutdruck der Carotis, 
daneben der in der V. jugularis oder im rechten Vorhof herrschende, 
in anderen Fällen der Druck in einem Aste der A. pulmonalis oder 
der des linken Vorhofes (Einbindung des Manometers in das linke 
Herzohr oder Katheterisirung von einer Lungenvene aus) aufgeschrieben. 

Die Beobachtung ergibt Folgendes: Während des Herzstillstandes 
sinkt der Öarotidendruck, während der Venendruck so hoch ansteigt. 
dass er dem ersteren beinahe gleichkommt. Ebenso wächst der 
Pulmonalisdruck bis zur oder sogar über die Höhe des Carotiden- 
druckes an; einen gleichen Werth erreicht auch der Druck im linken 
Vorhof. 

Weitere Versuche lehrten, dass die blosse Ueberfüllung des 
rechten Herzens nicht im Stande ist, Lungenödem zu erzeugen (Ein- 
fliessenlassen grosser Salzwassermengen durch die V. jugularis ins 
rechte Herz war wirkungslos). Andererseits ergab sich, dass das Mus- 
carinödem nicht verhindert wird durch erhebliche Herabsetzung des 
Zuflusses zum rechten Herzen, wie sie durch Unterbindung des 
V. cava inferior und der V. azygos, oder durch theilweise Ausfüllung 


506 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20 


des rechten Ventrikels durch einen aufgeblasenen Kautsehukballon 
erreicht werden kann. Erst bei Verschliessung fast sämmtlicher 
venöser Zuflüsse oder durch nahezu vollständige Obturation der Kammer- 
höhle gelang es, das Auftreten des Oedems zu verhindern. Das letztere 
kam endlich auch zu Stande trotz der Durchschneidung der N. splanch- 
nici oder des Halsmarkes. wodurch das Eingreifen” vasomotorischer 
Kräfte wahrscheinlich wird. 

Somit lässt sich nach @. das Lungenödem nur ableiten aus der 
nachweislichen Drucksteigerung und Kreislaufsverlang- 

samung in den Lungencapillaren, und der Stauung grosser Blut- 
mengen im kleinen Kreislaufe. 

"Wird diese Kreislaufsstörung durch Atropinvergiftunz beseitigt, 
so schwindet auch das Oedem; dasselbe ist der Fall bei Accelerans- 
reizung, die in allen Stadien der Muscarinvereiftung wirksam ist. 

Bezüglich der weiteren Frage, wie die besagte Stauung zu Stande 
kommt, weist Verf. zunächst nach, dass durch "Reizung der N. vagı 
erzielter Herzstillstand kein Lungenödem erzeugt. Die Aenderuneen. 
die hierbei der Blutstrom erfährt, sind ganz anderer Art, wie beim 
Muscarinstillstand. Während des letzteren ist bei praller Füllung des 
rechten Ventrikels der linke entschieden verkleinert. @. elaubt, 
dass das Gift einen Spasmus der Museulatur des linken Ven- 
trikels erzeugt, dass dadurch zugleich die Stauung im linken Vorhof 
und die Senkung des Carotidendruckes zu Stande kommt, und dass 
das Muscarinlungenödem somit in letzter Linie auf einen 
Krampf der linken Herzkammer zurückzuführen ist. 

Langendorff (Königsberg). 
Ustimowitsch. Vasotonische Aphorismen (Du Boi-Reymond's 
Arch. 21887,,78..185).: 

1. Zerschneidung des Halsmarkes bei Hunden führt durchaus nicht 
immer zu einer sofortigen Erniedrisung des Blutdruckes; zuweilen 
sinkt er Stunden hindurch unter unregelmässigen Schwankungen aill- 
mählieh ab. Will man dieses Verhalten beziehen auf eine von dem 
Sehnitt zurückbleibende, langsam abklingende Erregung, so müssen 
den vasomotorischen Gentren des Rückenmarkes andere Eigenschaften 
zugeschrieben werden, als den motorischen, welch letztere schon 
wenige Minuten nach dem Schnitt zur Ruhe kommen. Es scheint, dass 
ein einziger Anstoss genügt, um die vasomotorischen Centren lange in 
Thätigkeit zu erhalten. 

2. Während bei Kaninchen, deren Halsmark durchschnitten ist, 
der gesunkene Blutdruck durch heftige sensible Reize vorübereehend 
gehoben werden kann, tritt bei Hunden unter den eleichen Bedingungen 
in der Regel eine Beschleunigung des Abfalles ein. Zwar hebt sich 
der Blutdruck häufig nach dem Reize wieder etwas, ohne aber die 
Höhe vor der Reizung zu erreichen. Es folgt daraus, dass der unter 1 
geschilderte verlangsamte Abfall nicht durch Erregunsen von der 
Peripherie her bedingt sein kann. Man muss vielmehr an Erregungen 
denken, welche im Rückenmark selbstständig entstehen. Dafür spricht 
auch die Erfahrung, dass das isolirte Rückenmark durch den Erstiekungs- 
rveiz in ganz ähnlicher, wenn auch nicht .so wirkungsvoller Weise in 
Thätigkeit gesetzt wird, wie das verlängerte Mark. Auch durch Ab- 


Nr. 20. Öentralblatt für Physiologie. 507 


kühlung des operirten Thieres können unregelmässige Schwankungen 
des Blutdruckes erzielt werden. Harnseeretion konnte bei solchen Thieren 
nur nach Einführung von Harnstoff in das Blut beobachtet werden. 
3. Nach vollständiger mechanischer Zerstörung des gesammten 
Rückenmarkes tritt zumeist rasch Stillstand der Cireulation ein. Zuweilen 
hält sich aber der Blutdruck auf allerdings niedrigen Werthen (30 bis 


50 Millimeter) bis 1'/,;, Stunden nach der Operation — Zeit der 
Beobachtung. Die Erhaltung eines gewissen Tonus durch periphere 
Einriehtungen steht also ausser Zweifel. M. v. Frey (Leipzig) 


Physiologie der Sinne. 


V.Urbantschitsch. Ueber den Einfluss vonTri igeminusr eizen auf den Tast- 
u Temperatursinn der Gesichtshaut (Pflüger's Arch. XLI, 1887, S. 46). 
Bei Personen, welche an Erkrankungen des Mittelohres leiden, 
beobachtet man auffallend häufig (in mehr als der Hälfte der zur 
Untersuchung unter allen Cautelen brauchbaren Fälle) eine Verände- 
rung in der Empfindliehkeit der Gesiehtshaut auf der Seite der Obr- 
erkrankung. Diese Veränderung besteht häufiger in einer Herabsetzung, 
seltener in einer Steigerung der Empfindlichkeit im Vergleich mit der 
gesunden Seite, erstreckt sich auf die Tast-, Druck- und Temperatur- 
empfindung, zeigt sich am deutlichsten an der äusseren Haut des 
Ohres selbst, ferner an Wange, Stirn und Unterkiefer und wird gegen 
die Medianlinie hin geringfügig. Während der Behandlung oder nach 
Heilung des Mittelohrleidens macht die veränderte £mpfindlichkeit 
der normalen Platz, und zwar geschieht diese Wiederherstellung von 
der Medianlinie her gegen die Öhrgegend hin. Die Sensibilitäts- 
schwankungen der einzelnen affieirten Hautstellen können sich un- 
abhängig von den Veränderungen der Empfindlichkeit an ihnen nahe 
gelegenen Stelien vollziehen. "Bei Prüfung der Druckempfindlichkeit 
erwies es sich U. als zweckmässig, auf die taktilen Nachempfindungen 
zu achten, welche als primäre oder als secundäre auftreten und bei 
Öhrenleiden gleichfalls Unterschiede vom normalen Verhalten zeigen. 
Die Prüfung auf Temperaturempfindlienkeit stellte U. in der Weise 
an, dass er bestimmte, bei welcher Temperatur das zur Prüfung auf 
die Haut aufgesetzte Instrument nicht mehr die Empfindung des 
Lauen und noch nicht die des Kühlen hervorrief. Der Unterschied in 
der Temperaturempfindung beider Seiten zeigte sich dabei abhängig 
von den zur Prüfung verwendeten Temperaturgraden. Der Autor 
schliesst aus seinen ausführlich mitgetheilten Beobachtungen, dass 
entzündliche Vorgänge im Mittelohr den Tast- und Temperatursinn 
der Haut erheblich zu beeinflussen vermögen. Dies erfolge auf dem 
Wese des Reflexes vom Trigeminus aus auf die Tast- und Temperatur- 
eentren. (Richtiger wäre es zu sagen, auf dem Wege der „Bahnung 
und Hemmung”, denn die Bezeichnung „Reflex ist für eine W echsel- 
. wirkung zwischen centrifugalen und centripetalen Bahnen zu reserviren.) 
Reizungen der sensiblen Mittelohrnerven durch Lufteintreibung, Ein- 
führung von Bougies in das Mittelohr ete. ergeben auch stets eine 
flüehtige Steigerung in der Empfindlichkeit der vorher minder empfind- 
liehen Gesichtshaut der affieirten Seite. Sigm. Freud (Wien). 


508 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20 


E. Hering. Ueber die Theorie des simultanen Contrastes von Helm- 
holtz (U. Mittheilung. Pflüger’s Arch. XLI, S. 1). 


Helmholtz stützt seine psychologische Erklärung des simultanen 
Contrastes unter Anderem auch auf die Beobachtung, dass die sub- 
jeetive Färbung eines von einem grösseren, farbigen Felde umschlossenen, 
objectiv farblosen Feldes undeutlich oder unmerklich wird, wenn das 
letztere entweder durch ein Papierscheibehen von „derselben Hellis- 
keit”’ verdeckt oder dadurch als ein besonderes Object abgegrenzt 
wird, dass man es mit einem schwarzen Strich umzieht. H. hebt 
demgessenüber hervor, dass nicht nur kleine subjective, sondern auch 
wenig hervortretende objeetiv bedingte Farben- oder Helligkeits- 
unterschiede durch Einführung derartiger störender Nebenumstände 
unmerklich werden, und zeigt insbesondere, dass dasselbe, was Helm- 
holtz für simultane CGontrastfärbungen behauptet, auch für schwache 
successive Gontrastfärbungen (Nachbilder) gilt, wo von einer Urtheils- 
täuschung nicht die Rede sein kann. Es ergibt sich hieraus unmittel- 
bar das Unzureichende der Helmholtz’schen Erklärung des Contrast- 
versuches von H. Meyer, den H. in verschieden -. Weise modifieirt. 
Er zeigt, dass die subjeetive Färbung eines grauen Papierschnitzels 
auf farbigem Grunde auch in dem Falle nicht ausbleibt, wenn das- 
selbe als ein selbstständiger Körper, der über dem Grunde liegt, 
anerkannt wird, sofern man nur dafür Sorge trägt, dass wirklich 
optische Gleichheit zwischen einem dem Grunde unmittelbar auf- 
liegenden und einem darüber gehaltenen Scheibehen herrscht. Auch 
die theils auf simultanem, theils auf successivem Contrast beruhende 
subjective Färbung schmaler grauer Ringe, welche mittelst des Farben- 
kreisels auf farbigem Grunde erzeugt werden, lässt sich dureh Ein- 
führung -störender Nebenumstände (Umränderung, Vorhalten eines 
‘Papierschnitzels) schwächer oder unmerklich machen. H. weist nach, 
dass auch in diesem Falle die Helmholtz’sche Erklärung den That- 
sachen nicht entspricht, wenn die Versuche mit den nöthigen Cautelen 
angestellt werden, und insbesondere auch darauf geachtet wird, dass 
jede rein simultane Contrastfärbung nur kurze Zeit deutlich ist, dann 
verschwindet und schliesslich in das Gegentheil umschlägt (simultane 
Lichtinduction H.'s). Es gilt dies auch hinsichtlich der Behauptung von 
Helmholtz, „dass die Oontrastfarbe in voller Intensität schon durch 
eine sehr kleine Intensität der indueirenden Farbe hervorgerufen und 
durch Steigerung der letzteren nicht oder nur wenig verstärkt wird. 
Eine systematische Untersuchung über die Abhängigkeit der Contrast- 
farbe vom Sättigungsgrade der inducirenden Farbe lehrt vielmehr das 
Gegentheil. Es ist hierbei nur immer zu beachten, dass -die Helliekeit 
des reagirenden Feldes in jedem einzelnen Falle in Gemässheit der 
Helligkeit und Weisslichkeit der indueirenden Farbe gewählt werden 
muss. Biedermann (Prag). 
E. Hering. Beleuchtung eines Angriffes auf die Theorie der Gegen- 

farben (Pflüger’s Arch. XLI, S. 29). 

Kries hat vor längerer Zeit die Thatsache, dass zwei objectiv 
verschiedene Lichter, die für das unermüdete Auge gleich sind, dies 
auch für das irgendwie ermüdete bleiben, zu einem Einwande gegen die 


BER 


Nr. 20. Centralblatt für Physiologie. 509 


H.' sche Theorie benützt, durch welchen er dieselbe, soweit sie den 
successiven Contrast betrifft, endgiltig widerlegt, die von Helmholtz 
gegebene dagegen als riehtig erwiesen zu haben glaubt. Der angeführte 
Satz ergibt sich, wie H. zeigt, unmittelbar schon aus dem Umstande, 
dass sich mit beliebigen Lichtern Farbengleichungen herstellen lassen, 
welche durch ‚‚Ermüdung’” des Auges für die in ihnen enthaltenen Lichter 
(durch längere Betrachtung) nicht gestört werden. Kries stützte sich 
nun bei seinen weiteren Ausführungen auf die irrthümliche Behauptung, 
dass H. angenommen habe, gewisse, dem reinen Gelb, Grün und Blau 
entsprechende Strahlenarten könnten auf die grünroth, beziehungsweise 
blaugelb empfindende Substanz überhaupt nicht wirken, während 
diese Strahlen nach H.. nur dann diese Wirksamkeit haben, wenn das 
Sehorgan „neutral gestimmt”, also nicht bereits für andere farbig 
wirkende Strahlen ermüdet ist. Die Behauptung von Kries, dass eine 
frühere Berichtigung seiner Einwände von Seite H’s. (Lotos VH, 1887) 
zugleich eine „tiefgreifende Modification der Theorie” einschliesse, 
weist H. ausführlich zurück, indem er zunächst auf die schon längst 
bekannte Thatsache hinweist, dass der Ton der Spectralfarben in Folge 
vorhergegangener Reizung mit homogenem Lichte bestimmte Ver- 
änderungen erleidet. „Die drei ausgezeichneten Punkte des Spectrums. 
welche dem im Tone :reinen Gelb, Grün und Blau entsprechen. haben 
also zwar in Bezug auf die in chromatischer Beziehung neutral ge- 
stimmte Sehsubstanz eine ganz unveränderliche Lage, mit den Ver- 
änderungen der Erregbarkeitsverhältnisse dieser Sehsubhstanz aber 
verändern sie auch ihre Lage im Spectrum.” Schon dadurch war die 
Annahme ausgeschlossen, dass etwa das gelbe und blaue Licht auf die 
rothgrüne Substanz überhaupt nicht wirken könne, welche Be- 
hauptune Kries H. zuschreibt. Nach der von H. eingeführten Bezeichnung 
„erzeugen zwei zusammengesetzte farbige Lichter dann eine weisse 
Empfindung, wenn das Assimilirunesmoment (Momentproduct aus 
Reiz und Erregbarkeit), welches für die farbig empfindende Substanz 
durch das eine Licht gesetzt wird, dem durch das andere gesetzten 
Dissimilirungsmoment gleich ist, so dass beide Momente sich 
gegenseitig aufheben und keine Wirkung auf die farbig empfin- 
dende Substanz resultirt. Dies gilt auch für homogene Lichter, 
wenn man sich die beiden farbigen Componenten ihres Reizwerthes 
(die gelb-blaue und roth-grüne) wieder in je zwei antagonistische 
Öomponenten zerlegt denkt, was nach dem Newton ’schen Mischunes- 
gesetz immer zulässig ist. H. betont ferner Kries gegenüber die 
Wiehtigkeit einer strengen Scheidung der von ihm definirten Begritte 
Reizkraft oder Valenz eines Lichtes und Moments. welches letztere 
immer auch von. der Erregharkeit abhängt. Als ungerechtfertigt werden 
endlich auch jene Einwände zurückgewiesen, welche Kries anf die 
irrthümliche Annahme stützte, dass H. die Processe der Dissimilation 
und Assimilation in der „psychophysischen” Sehsubstanz mit photo- 
chemischen Processen in der peripheren Netzhaut identifieirt habe. 
Biedermann (Prag). 
E. Hering. Ueber den Begriff „Urtheilstäuschung” in der physio- 
logischen Optik und über die Wahr nehmung simultaner und succes- 


siver Helligkeitsunterschiede (Pflüger’s Arch. XLL, p. 91). 


510 Centralblatt für Physiologie. Nr.720% 


Exner bezeichnete seinerzeit die Erscheinung, dass ein kleines 
Feld von constanter Helligkeit auf einem ausgedehnten Grunde von 
durehschnittlich gleicher Helligkeit zu flackern scheint, wenn diese 
letztere in Folge flackernder Beleuchtung wechselt, als eine „Urtheils- 
täuschung” 

Hauptsächlieh durch Helmholtz hat nun dieses Wort in der 
physiologischen Optik eine besondere Bedeutung erhalten, indem man 
dasselbe als Synonym für gewisse subjective Sinneserscheinungen 
gebraucht, welche sich nach Helmholtz aus falschen Urtheilen oder 
Urtheilstäuschungen erklären lassen. Wird daher eine Contrast- 
erscheinung als eine Urtheilstäuschung bezeichnet, so ist damit zu- 
sleich gesagt, dass sie vom Standpunkte der psychologischen und 
nicht der physiologischen Theorie aufgefasst wird, gegen welche Deu- 
tung H. schon bei einer früheren Besprechung der Exner’schen Mit- 
theilung Einwände erhob, die Exner zu einer Gegenbemerkung ver- 
anlassten, in welcher er seine Auffassung neuerdings zu begründen 
sucht und zugleich besonderes Gewicht auf die seiner Ansicht nach 
weder mit der Helmholtz’schen noch mit der H.’schen Theorie zu 
vereinbarenden Thatsache legt, dass bei der erwähnten Beobachtung 
der in Wirkliehkeit wechselnd beleuchtete Grund seine scheinbare 
Helligkeit gar nicht ändert. H. weist dem gegenüber darauf hin, dass 
innerhalb gewisser Grenzen der objeetiven Helliekeitsschwankung die 
scheinbaren Aenderungen eines constant beleuchteten Feldes immer 
grösser sind, als die scheinbaren Helligkeitsschwankungen des Grundes, 
gleichviel ob letztere überhaupt merklich sind oder nicht. Er zeigt, 
dass diese Erscheinung sich nach der physiologischen Theorie un- 
mittelbar ergiebt, wenn man berücksichtigt, dass die Erregungszustände 
der einzelnen Theile des Sehorganes sich gegenseitig in antagonistischer 


Weise, und zwar um so stärker beeinflussen, je geringer ihr gesen- _ 


seitiger ‘Abstand ist. 

Exner gibt an, dass sogar Intensitätsschwankungen -von 1:5 oder 
gar 1:10 unbemerklich bleiben können. Allein, da dies für ihn immer 
nur nach längerem Verweilen in dem schwankend beleuchteten Raume 
der Fall war, so dürfte das allmählich eintretende Unmerklichwerden 
so grosser Helligkeitsschwankungen wohl durch Uebermüdung des 
Auges, in Folge des starken Flackerns zu erklären sein. Auch ist her- 
vorzuheben, dass es in solchen Fällen nicht nur auf das Verhältniss 
ankommt, in welchem das Maximum der schwankenden Helligkeit zum 
Minimum steht, sondern auch auf die absolute Grösse beider Hel- 
liskeiten, die bei Exner's Versuchen immer eine geringe war. Be- 
züglich des Einflusses, welches die Geschwindiekeit der Hellig- 
keitsschwankungen auf deren Merklichwerden besitzt, zeigt H., dass 
nicht „der raschere Ablauf der Schwankung, wie es beim Flackern 
stattfindet, sondern ein langsamerer das scheinbare Gleiehbleiben des 
Grundes begünstigt”. Die physiologische Theorie gestattet endlich auch 
die Erscheinung leicht zu erklären, dass objective Hellickeitsschwan- 
kungen, welche auf einem grossen Felde unmerklich bleiben, auf einem 
kleinen, von einem eonstant beleuchteten Grunde umschlossenen Felde, 
dessen mittlere Helligkeit etwa der constanten des Grundes entspricht, 
merklich werden. Biedermann (Prag). 


Nr. 20 Centralblatt für Physiologie. 51l 


u. mV. 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systemes. 
H. Nothnagel. 1. Vorträge über die Diagnose bei den Gehirnkrank- 


heiten, gehalten im Wiener medieinischen Doctorencollegium (Mittheil. 
desselben v. 7., 16., 21. und 24. März). 


— 2. Ueber die Localisation der Gehirnkrankheiten (Verhäl. d. Vl. 
Congresses für innere Mediein zu Wiesbaden 1887). 


Die erstgenannte Publication, aus vier Vorträgen bestehend, liefert 
einen Ueberblick über den jetzigen Stand unseres Wissens innerhalb 
des genannten Gebietes; auch der Physiologe, der ja im Gebiete der 
Gehirnphysiologie des Menschen auf den Kliniker und Änatomen an- 
gewiesen ist, wird mit Nutzen und Genuss Einblick in diese Dar- 
stellung nehmen. 

Aus der Fülle der Einzelheiten mag hier nur herausgehoben 
sein. dass nach dem Verf. das Auftreten vasomotorischer Störungen 
bei Hemiplegischen „mit ziemlicher Sicherheit vermuthen” lässt, man 
habe es mit einer Läsion der inneren Öapsel, und zwar nicht blos 
des vorderen Theiles, sondern auch des Kniees und des hinteren An- 
theiles derselben zu thun. An diesen Stellen verlaufen die vasomo- 
torischen Fasern gesammelt; ob sie es auch im Centrum semiovale 
tun, müsse dahingestellt bleiben. Ein besonderes Gewicht legt Verf. 
auch darauf, dass Läsionen, welche in der Strecke von der Rinde bis 
zum Pons ihren Sitz haben und die Hemiplegien verursachen, doch 
ohne jede Spur einer Sensibilitätsstörung verlaufen können. Auch bei 
eorticalen Monoplegien kann der gelähmte Körpertheil sensorisch 
intaet sein. { ’ 

Die zweite Publication N.'s ist ein Referat über den jetzigen 
Stand der Frage nach der Localdiagnostik der Rindenerkrankungen. 
(Die Sprache ist hier nicht behandelt, sondern dem Mitreferenten 
überlassen.) Verf. vertritt auf das entschiedenste die Localisationslehre. 
Was das Rindenfeld des Auges anbelangt, so folgert er aus eigenen 
und fremden Beobachtungen, dass die Zerstörung des Cuneus und des 
Gyrus oceipitalis primus Hemianopsie der gleichseitigen Retinahälften 
erzeugt. Die Läsion benachbarter Rindenantheile macht anderweitige 
Sehstörungen: Seelenblindheit, die Unfähiskeit, die Retinaeindrücke 
psychisch zu verwerthen; oder als Ausdruck reizender Erkrankungen, 
Gesichtserscheinungen und Hallueinationen. Die erstgenannten Rinden- 
antheile nehmen die von der Peripherie kommenden Nervenfasern und 
ihre Erregungen auf (daher halbseitige Blindheit bei ihrer Verletzung; 
die letztgenannten enthalten jene Bahnen, auf welchen diese Erre- 
sungen den anderen Rindenantheilen zug eführt werden. („Absolutes und 
relatives Rindenfeld.” Der Ref.) 

Für detaillirtere Localisation in der Rinde in dem Sinne, dass 
einzelne Retinaantheile erblinden, wenn gewisse Rindenantheile lädirt 
sind, scheint Verf. weder in eigenen noch in fremden Fällen Anhalts- 
punkte gewonnen zu haben. Immer handelt es sich um Hemianopsie. 
nicht um kleinere Gesichtsfelddefeete. Nur in der ersten Publication 
wird ein Fall, der aber blos nach flüchtiger Beobachtung im Leben 


512 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 
mitgetheilt ist, erwähnt, bei dem ein Oetant des Sehfeldes, vermuthungs- 
weise in Folge einer Rindenaffeetion, ausgefallen war. 

Verf. fasst seine Anschauung über das Rindenfeld des Auges fol- 
gendermassen zusammen (0, bedeutet den Gyrus oceipitalis prim.): 

„1. Öuneus und OÖ, enthalten das optische Wahrnehmungsfeld:; ihre 
einseitige Läsion erzeugt Hemianopsie, die beiderseitige vollständige 
Blindheit. 

2. Die übrige Oceipitalrinde enthält das optische Erinnerungs- 
feld, ihre Läsion erzeugt Seelenblindheit. Ob das optische Erinnerungs- 
feld nur einen Theil dieser übrigen Oceipitalrinde, und dann welchen 
bedeckt, ist eine heute noch ganz unbeantwortbare Frage. 

3. Ist auf der einen Seite Ouneus, OÖ, und die übrige Oeceipital- 
rinde lädirt, auf der anderen Seite die Oceipitalrinde mit Ausschluss 
von Cuneus und O;, so tritt entsprechend jener Seite Hemianopsie 
ein, entsprechend dieser Seelenblindheit.’ 

In Bezug auf die cortieale Localisation der motorischen Func- 
tionen schliesst sich Verf. den gangbaren, auch schon früher von ihm 
vertretenen Ansichten an. Bemerkenswerth ist die Beobachtung, dass 
bei vollständiger Lähmung, z. B. eines Armes, mancher Patient bei ge- 
schlossenen Augen ganz genau mit dem gesunden Arme jene $ Stellung 
nachahmen kann, die dem kranken ertheilt worden ist. Dieses führt 
Verf. dazu. eine schon früher von ihm aufgestellte Vermuthung, nun 
auf neue Erfahrungen gestützt, mit grösserem Nachdrucke zu betonen. 
nämlich „dass das Rindenfeld für die Function, welche wir klinisch 
unter dem Begriffe Muskelsinn zusammenfassen, im Scheitellappen zu 
zuchen sei’. Was die Hautsensibilität anbelangt, so wird sie im Allge- 
meinen in die motorische Region, die Centralwindungen und ihre 
nächste Umgebung verlegt. 

Zum Sehlusse stellt Verf. einige Betrachtungen über die vermuth- 
“liehen Vorgänge in der Rinde an. Er verwirft die Vorstellung, nach 
welcher in eireumseripten Rindenpartien z. B. der motorischen Region 
ein Process entsteht, der auf die Stabkranzfasern übergehend, den Effect 
einer bewussten Bewegung hervorruft und verurtheilt damit auch den 
Namen psychomotorisches Centrum. „Denn bekanntlich ist ein Kranker 
mit corticaler Paralyse durchaus und vollständig fähig zur Production des 
Bewusstseinvorganges, die gelähmten Theile bewegen zu wollen, nur 
kann er diesen Vorsatz nicht ausführen. Diese nächstliegende einfache 
Thatsache beweist mit zwingender Logik, dass der in Rede stehende 
psychische Vorgang nieht in der umschriebenen Rindenpartie. deren 
Zerstörrung doch die Lähmung bedingt, entstehen kann.” Demnach 
sind die exquisit motorischen Regionen wesentlich die Sammelplätze, 
von denen aus die Erregungen in die Stabkranzfasern eintreten. „Diese 
eorticalen motorischen Sammelstellen sind aber nicht nur nicht der 
Ort der bewussten Entstehung des Bewegungsimpulses, sondern nicht ein- 
mal das harmonische Zusammenwirken der Muskeln und Muskeleruppen 
zur Erreichung des beabsichtigten Zweckes vollzieht sich in ihnen. 
Ich habe ..... bereits ausgesprochen, .... dass die Läsion der einen 
Rindenpartien die einfache Rewegungsfähigkeit, und die Läsion wieder 
anderer Partien die Vorstellung von der Haltung und Lagerung des 
innervirten Theiles, die Vorstellung des Bewegungsactes aufhebt. Das 


Nr. 20. Centralblatt für Physiologie. 513 


Rindenfeld der motorischen Erinnerungsbilder, wenn ich so 
sagen darf, findet sich an letzteren Stellen (im Parietallappen), an 
ersteren dagegen (Üentralwindungen und Paracentralläppcehen) das 
Rindenfeld der einfachen motorischen Uebertragung.” 
Diese Vorstellungsweise wünscht Verf, wie schon angedeutet, 
auch auf die centripetalleitenden Stabkranzfasern und ihre Rindenver- 
bindungen ausgedehnt zu sehen. Sigm. Exner (Wien). 


E. Lahousse. Sur l’ontogenese du cervelet (Bull. de l’academie royale 
de Med. de Belgique, IV° Serie, I, 4, p. 378; Rapport officiel 
delivreparM. Rommelaere; Le travail sera imprime avec les planches 
dans les memoires in-8° de la Compagnie). 

Aus dem Bericht des Herrn Rommelaere ergibt sich, dass L. 
die histologische Differenzirung der Elemente des Rückenmarks stets 
der histologischen Differenzirung der homologen Elemente des Klein- 
hirns vorangehen lässt. .Ganglienzellen, Neuroglia, der er nervösen 
Charakter und ektoblastischen Ursprung zuspricht und Nervenfasern 
bilden ursprünglich ein zusammenhängendes Ganze. Der Achseneylinder 
entwickelt sich später und anders als die Nervenfäden, nämlich aus 
dem Paraplasma („le liquide visqueux interfilair'). Diese wichtigsten 
Resultate der Arbeit sind namentlieh an Schnittserien vom Kleinhirn 
des erwachsenen Huhns und des Hühnerembryos gewonnen. 

Ziehen (Jena). 

C. Golgi. I mielociti e il pensiero (Arch. di Psichiatria VII, S. 206). 

G. wendet sich in seinen Auseinandersetzungen gegen Pouchet. 
Letzterer hatte (vgl. auch diese Zeitschrift S. 130, 131) die Meinung 
ausgesprochen, dass die höheren psychischen Funetionen nieht an die 
eigentlichen Nervenzellen gebunden seien, die er als Sammel- und Ver- 
breitungsorgane für die Nervenkraft ansieht, sondern dass die von Robin 
beschriebenen Myelocyten — kleine 5 bis 6u im Durchmesser haltende 
Zellen (Körner) — das eigentliche Substrat für die intelleetuellen 
Leistungen abgeben. — Jedes Neuroepithelelement der Retina würde bei- 
spielsweise mit einer solchen Zelle in der Hirnrinde zusammenhängen: 
und weiterhin berechnet P. daraus, dass die Wahrnehmung eines mittel- 
grossen beleuehteten Objectes, z. B. eines X, nur eine Quantität Gehirn- 
substanz von höchstens 660 Kubikmillimeter errege. — Dagegen wendet 
nun G. mancherlei ein: Die Myeloeyten sind wahrscheinlich gar keine 
nervösen Elemente, wenigstens ist der Nachweis für ihre nervöse Natur 
noch nicht geführt. 

Weiterhin aber ist es nicht erlaubt, eine Function an eine eng 
umschriebene Zellgruppe zu binden; Zellen und Kategorien von 
Zellen, die anatomisch vollkommen selbstständig, unabhängig von den 
anderen wären, gibt es im Centralnervensystem nicht. 

Viel eher dürfte man sagen, dass die intelleetuellen Leistungen 
aus der &oordinirten Thätigkeit sämmtlicher Nervenzellen resultiren. 

Obersteiner (Wien). 

Goltz. Ueber die Folgen einer Durchschneidung des Grosshirnschenkels 
mit Demonstrationen (Neurolog. Centralbl. VI, 13, S. 309). 

Dem Originalberieht von Laquer zufolge legte G@. auf der 
Wanderversammlung südwestdeutscher Neurologen und Irrenärzte zu 


514 Centralblatt für Physiologie Nr. 20. 


Strassburg (11. Juni 1887) das Gehirn eines Hundes vor, dem der 
Grosshirnschenkel durchschnitten war, und zeigte einen lebenden Hund. 
dem vor 3'/; Monaten der linke Grosshirnschenkel durchtrennt worden 
war. Es besteht bei dem Thier Neigung (nicht Zwang) zu Reithahn- 
bewegungen nach links. An emporgehaltenen Fleischstücken springt 
er regelmässig links vorbei. Gehen, Laufen ete. ist annähernd normal. 
Die Bewegungen der rechtsseitigen Glieder sind nur etwas plumper. 
Auch das Hautgefühl der ganzen rechten Körperhälfte ist erhalten, 
nur etwas stumpfer. Die linke Pupille war mehrere Wochen mydriatisch 
und liehtstarr, dann myotisch; die Reaction auf Lichtreiz ist wieder- 
gekehrt. Auf beiden Augen besteht die von Löb beschriebene halb- 
seitige Sehschwäche. Er beachtet vorzugsweise nur das, was sieh auf 
den rechten Netzhauthälften abbildet. 

In der zweiten Sitzung ward das Gehirn eines frisch getödteten 
Hundes gezeigt, bei dem am vorhergehenden Tage normale Empfindung, 
normale Ortsbewegungen und rechtsseitige Sehschwäche hatten demon- 
strirtt werden können. Es erwies sich, dass die vor Jahr und Tag 
stattgehabte Operation bis auf ein kleines Stück vom Hinterhauptslappen. 
Streifenhügel und Ammonshorn und bis auf ein grösseres vom Seh- 
hügel den ganzen linken Grosshirnlappen zerstört hatte. 

G. folgert, dass in jedem Grosshirnstiel Bewegungs- und Empfindungs- 
bahnen für den ganzen Körper enthalten sein müssen, dass ein Hund, 
dem eine Hemisphäre fehlt, weder sensible noch motorische Lähmung 
zu haben braucht, dass also eine Hemisphäre wie eine Niere für die 
andere in überraschendem Grade eintreten kann. Ziehen (Jena). 


J. Gad. Ueber die Reactionszeit für Erregung und Hemmung (nach 
Versuchen des Herrn Dr. Orschansky; Verh. d. physiolog. Ges. 
zu Berlin 1886/87. 13 u. 14; Du Bois-Reymond’s Archiv 1837, 
NT UNANS.7363): 


Zum Zwecke eines näheren Studiums der centralen Vorgänge bei 

der willkürliehen Bewegungshemmung verglich OÖrschansky auf Rath 
und unter Leitung des Verf. die zeitlichen Verhältnisse der Hemmung 
mit denen der Erregung. Als Versuchsobjeet dient der M. masseter. 
der je nach der Versuchsanordnung mit oder ohne Beihilfe von Anta- 
gonisten willkürlich contrahirt oder erschlafft werden konnte. Zusammen- 
ziehung oder Erschlaffung wurden graphisch registrirt. 

Zunächst zeigte sich, dass der mit Antagonistenhilfe spielende 
Muskel seine Spannungen und Entspannungen weit schneller ausführen 
kann, wie der antagonistenlose, dass aber durch Uebung dieser Unter- 
schied sieh ausgleichen lässt, soweit es sich um das Stadium der 
steigenden Energie handelt. \ 

Bei den weiteren Versuchen wurde die Zeit gemessen, die zwischen 
einem verabredeten Signale und einer darauf reagirenden willkürlichen 
Zusammenziehung des erschlafften oder einer Erschlaffung des con- 
trahirten Muskels verfliesst. Es ergab sich eine wesentliche Gleich- 
heit der Reaetionszeit für Erregung und für Hemmung: durch 
Uebung wurden beide in gleichem Masse verkürzt; die Reizstärken, 
Alkohol, sowie noch einige andere Versuchsbedingungen übten auf 
beide den gleichen Einfluss. 


Nr. 20. Öentralblatt für Physiologie. 515 


Es ergaben sich unter Anderem folgende Werthe: 
Reaetionszeit für Erregung | Reaetionszeit für Hemmung 
des antagonistenlosen Muskels: 


Vor der Uebung . 0:25“ 0.30% 
Nach der Uebung. 0:15“ Orlerr 
Minimaler Reiz. . 020“ 0 ar 
Mittlerer Reiz. . . 0:15“ 014 
Maximaler Reiz. . 0:12” 0124 


OÖ. Langendorff (Königsberg). 
O. Kahler. Beobachtungen über Hemianopie (Prager med. Wochen- 
schrift 1887, Nr. 17, 18). 
K. beschreibt zunächst einen Fall von bitemporaler Hemianopie 
mit durch den Fixationspunkt gehender vertiealer Trennungslinie (ohne 
Sectionsbefund). Als wahrscheinliche Ursache der Sehstörung wird ein 
Tumor der Hirnbasis angenommen, durch welchen die Function der 
in dem Mittelstücke des Chiasmas sich kreuzenden Bündel der Seh- 
nerven ohne Mitbetheiligung der seitlichen ungekreuzten aufgehoben 
wurde. K. macht ferner aufmerksam auf das constante Vorkommen 
homonymer lateraler Hemianopie als einer Begleiterscheinung der 
cerebralen Hemiplegie nach einem apoplektischen Insulte, und be- 
schreibt einen hierhergehörigen Fall. Biedermann (Prag). 


Zeugung und Entwiekelung. 


De Sinety. Deux cas de Polymastie chez la femme (Gaz. med. de 
Bars 1887, N>27, p. 312). 

Im ersten, bei einem 17jährigen Weibe beobachteten Falle fanden 
sich unterhalb der beiden gut entwickelten Brustdrüsen zwei über- 
zählige Mammae, welche nach erfolgter Niederkunft beträchtlich an- 
schwollen und ebenso wie die beiden Hauptdrüsen durch ‚zwei Monate 
hindurch Milch secernirten. Das Kind war am zweiten Tage post partum 
gestorben. Im zweiten Falle, der ein 22jähriges Weib betraf, erhob 
sich auf der linken Brustdrüse unterhalb der gewöhnlich situirten 
Warze eine zweite kleinere, mit gut pigmentirter Areola. Jede der 
beiden Warzen reagirte auf einen sie treffenden Reiz unabhängig von 
der anderen durch isolirte Ereetion. Secretion aus der zweiten Warze 
wurde von der Patientin ‘nieht beobachtet. Die Mutter derselben soll 
die gleiche Abnormität gezeigt haben. Siem. Fuchs (Wien). 


N. Katschenko. Das Schicksal der embryonalen Schlundspalten bei 
Säugethieren (Arch. t. mikrosk. Anat. XXX, 1, S. 1). 

Die vorliegende Arbeit ist das erste Resultat der neuen vom Verf. 
anderwärts publieirten „Reconstructionsmethode”, von der hier nur so 
viel in Erinnerung zu bringen ist, dass sie in einer Uebertragung der 
mikroskopischen Bilder auf durchsichtige Papierblätter besteht und dass 
von diesen aus sowohl die körperliche, wie die Flächenreconstruetion 
des untersuchten Körpers ermöglicht wird. 

Bei den jüngsten untersuchten Schweinsembryonen (von 11 Uenti- 
meter) fand Verf. noch drei Kiemenbögen deutlich abgegrenzt. Die 
Kiemenspalten sind ebenfalls zu dritt vorhanden, sie bestehen aus 
einer epidermoidalen, mit der äusseren Haut verbundenen und einer 


516 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 


epithelialen, von der Schlundschleimhaut ausgestülpten Tasche. Die 
epidermoidalen Taschen der hinteren Spalten münden in eine gemein- 
same (Grube, den Sinus praecervicalis. Verf. will, zur Herstellung der 
Analogie mit den anderen Wirbelthierelassen, den hohlen Fortsatz dieser 
Grube, der die hinterste epidermoidale Tasche darstellt, als die gemein- 
same Höhle einer dritten und vierten Schlundspalte angesehen haben, 
wobei der Antheil der dritten verkümmert wäre. Er erkannte auch die 
Andeutung einer vierten epithelialen Tasche. 

Bezüglich der Entwickelung des äusseren Ohres ermittelte Verf. 
folgende Punkte. Die epidermoidale Tasche der ersten Spalte gliedert 
sich anfänglich im drei Grübehen. Von diesen verschwindet das oberste 
spurlos. Das mittlere wird zur Fossa intereruralis des Anthelix der 
Ohrmuschel. Allein aus dem untersten entsteht durch Erhöhung der 
Wände der äussere Gehörgang. An der Bildung des Mittelohres hat 
die epitheliale Tasche der ersten Schlundspalte nicht den hervorragenden 
Antheil, der ihr bisher zugeschrieben wurde; sie bildet eine Zeitlang 
in der vorderen oberen Ecke der Paukenhöhle einen kleinen Recessus, 
der später spurlos verschwindet. Der Hauptantheil des Mittelohres 
wird aus einer Schlundausbuchtung gebildet, die vom ersten und dritten 
Schlundbogen begrenzt wird und dadurch entsteht, dass der innere 
Rand des zweiten Bogens weiter nach aussen gelagert ist, als der der 
beiden anderen Bogen. Verf. bezeichnet diese Ausbuchtung als die 
primäre Paukenhöhle. Diese wird durch die Entstehung des 
Labyrinths und durch Wucherungen der Bogen später in die definitive 
Paukenhöhle und die Tuba Eustachii umgebildet. Das Trommelfell 
muss nach seiner Lage zu den Taschen der ersten Schlundspalte zum 
grössten Theil aus dem zweiten Schlundbogen entstanden sein. 

Aeusserst complieirt soll sich nach den Untersuchungen des Verf. 
die Entwiekelung des Thymus darstellen. Erstens betheiligt sich hierbei der 
erste Theil der epithelialen Tasche der dritten Schlundspalte, der die Cauda 
. der Thymus bildet. Zweitens vereinigt sich der übrige Theil der epithe- 
lialen Tasche, nachdem er zum „Nodulus thymicus’” ausgewachsen ist, 
mit epidermoidalen Gebilden des Sinus praecervicalis und der zweiten 
Schlundspalte und bilden den Haupttheil der Thymus, das Caput. Endlich 
geht ein rein epidermoidaler Antheil der Anlage aus dem äussersten 
Theil ‘des Sinus praeeervicalis, den Ductus praceerviealis, hervor; 
diesen bezeichnet Verf. als Thymus superficiales. Alle drei Theile ver- 
schmelzen schliesslich und erhalten die gleichartige Thymusstruetur. 
Am längsten erhält der als Cauda bezeichnete Theil sein Sonder- 
aussehen und stellt ein Convolut epithelialer Schläuche dar. Aus der 
Epidermoidaltasche der vierten Schlundspalte geht ein epitheliales 
Bläschen, die Vesicula thym., hervor. 

Der Carotidendrüse spricht Verf.. epitheliale Antheile ab und be- 
trachtet sie lediglich als eine Anschwellung der Adventitia des Gefässes. 

Die Epithelialtaschen der vierten Schlundspalte bilden die lateralenAn- 
lagen der Schilddrüse: diese geht aber in ihrer grössten Masse aus einer 
medianen Anlage hervor, während jene lateralen Anlagen beim Schweine 
keine grosse Bedeutung bansprucheen können. 0. Benda (Berlin). 


Druckfehlerberichtigung. 
In Nr 17, Seite 390, Zeile 11 und 16 von oben lies: „15 Tage”, statt „150 Tage’. 


Zusendungen .bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Exner (Wien, IX. Schwarz: 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Prof. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien, — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATI 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner Hu: Prof. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Franz Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Neem) M. 16.— 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887, 7. Januar 1888. N 21. 

Inhalt: Originalmittheilung: 7’%. W. Engelmann, Polyrheonom. — Allgemeine Phy- 
siologie: Jafe und Cohn, Furfurol im Organismus. — Haberland, Spaltöffnungs- 
apparat. — Kölliker, Pigment in den Epidermiszellen. — Physiologie der 
Drüsen: Setxchenoww, Trypsinprobe. — Moszeik, Glykogenansatz in der Leber. — 
Physiologie der Sinne: Löb, Fühlraum der Hand. — Zeugung und Entwickelung: 
Polaillon, Hermaphroditismus. — Johne, Pseudohermaphroditismus. — Literatur- 
übersicht. 


Originalmittheilung. 


Das Polyrheonom. Von Th. W. Engelmann. 


(Aus den Sitzungsberichten der königl. Akademie der Wissenschaften 
zu Amsterdam vom 24. December 1887, mitgetheilt vom Verfasser.) 
(Der Redaction zugekommen am 29. December 1887.) ’ 


Vortragender demonstrirt und erklärt einen neuen Apparat, das 
Polyrheonom, welches bestimmt ist, Intensitätsschwankungen eines 
galvanischen Stromes von jeder verlangten Form, Grösse, Dauer und 
Frequenz hervorzubringen. Es beruht auf wechselndem Zusammen- 
drücken der Kohlenplatten des vom Vortragenden in der Sitzung der 
königl. Akademie vom 24. Februar 1887 beschriebenen Rheostaten,; *) 
mittelst eines auf einen Hebel wirkenden Excentriks, eventuell einer 
Stimmgabel (für Sinusschwingungen), einer schwingenden Saite oder 
Platte, eines sich contrahirenden Muskels oder anderer Körper von 
verschiedener Bewegungsform. Der Rheostat wird in die Hauptleitung 
oder als Nebenschliessung eingeschaltet, oder unter Anwendung der 
Wheatstone’schen Brücke (für Erzeugung von der Intensität Null 
ausgehender Schwankungen) benutzt. Je nach dem besonderen Zweck 
der Versuche wird der Rheostat mit einer grösseren oder kleineren 
Zahl und besser oder schlechter leitenden Kohlenplätichen gefüllt. 

Zur Controle des Apparats werden die Compressionen “direet re- 
gistrirt und die entsprechenden Intensitätsveränderungen nach dem 


®) Ausführlich beschrieben in Onderzock. physiol. lab. Utrecht, 3. Oct. 1887, 
S. 169; siehe auch Zeitschr. f. Instrumentenkunde VI. Jahrg., 10. Heft, S. 333. 


Centralblatt für Physiologie. 39 


518 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


Prineip des Differentialrheotoms untersucht oder unter Anwendung des 
Capillarelektrometers photographisch registrirt. 

Es wird durch das Polyrheonom ermöglicht, die wichtige Frage, 
welchen Einfluss die Form der elektrischen Reizung auf den Erfolg 
im gereizten Organ habe, ganz allgemein in Angriff zu nehmen. Dies 
kann besonders mit Rücksicht auf die Lehre von der Identität der 
Nervenfasern und von den specifischen Energien wichtig werden, wie 
Vortragender näher ausführt. Auch für andere Zwecke wird der Apparat 
mit Nutzen verwendet werden können, so, nach vorläufigen Versuchen 
des Vortragenden, in Verbindung mit dem Telephon zur Untersuchung 
des Zusammenhangs zwischen Klangfarbe und Phasenunterschied der 
Partialtöne u. s. w. 


Allgemeine Physiologie. 


M. Jaffe und Rud. Cohn. Ueber das Verhalten des Furfurols im 
thierischen Organismus; I. (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 2311). 


Nach J. und ©. vertragen Hunde wochenlang eine tägliche Fütterung 
von 5 bis 6 Gramm Furfurol, während diese Substanz auf Kaninchen 
toxisch wirkt; in dem Harn der Versuchsthiere finden sich: Brenz- 
schleimsäure. Pyromykursäure und eine Glykokollverbindung der Fur- 
furaeylsäure. Die Brenzschleimsäure: C,H, ©, wurde reichlieh aus 
dem Harn von Kaninchen erhalten, welche mit Furfurol und Soda 
gefüttert wurden, ebenso aus dem Harn von Hunden bei ausschliess- 
licher Brotfütterung. Die Pyromykursäure: C,H,;,NO, steht zur 
Brenzschleimsäure in derselben Beziehung, wie die Hippursäure zur 
Benzoösäure. Sie bildet farblose, durchsichtige, der Hippursäure sehr 
ähnliche, vierseitige Prismen oder dicke Nadeln, schmilzt bei eirca 
165" und zersetzt sich bei höherer Temperatur unter Sehwärzung, Bil- 
dung eines geringen Sublimats und Entwickelung eines blausäure- 
‚ ähnlichen Geruchs. Ihr Barytsalz: (C, H, NO,), Ba + 1, H,O krystal- 
lisirt in silberglänzenden Blättehen; die Säure selbst wird dureh Kochen 
mit Barytwasser leicht und glatt in Glykokoll und Brenzschleimsäure 
gespalten. Eine Verbindung der Säure mit Harnstoff findet sich im 
Harn der mit Fleisch gefütterten Hunde; sie krystallisirt in zarten, farb- 
losen Nadeln, die in Wasser und Alkohol äusserst leicht, in Aether schwer 
löslich sind. Schmelzpunkt 120°, bei höherer Temperatur tritt völlige 
Zersetzung ein. Neben diesen Substanzen enthält der Harn von Hunden 
und Kaninchen stets sehr geringe Mengen von Furfuraerylursäure 
C,H, NO,; am meisten (eirca 5 Procent des Furfurols) wird noch 
von Hunden ausgeschieden, die bei Brot- oder Brot- und Milchfütterung 
das Furfurol in circa 7procentiger Lösung subeutan applieirt erhalten. 
Die Säure krystallisirt in ungemein zarten, farblosen Nadeln, ist in 
Wasser sehr schwer löslich, ebenso in Aether, in Alkohol dagegen 
ziemlich leicht, schmilzt unter Zersetzung bei 213 bis 215". Beim 
Kochen mit Barytwasser wird die Säure vollständig in Glykokoll und 
Furfuraerylsäure: 0,H,0.CH:CH.COOH zersetzt, welche sich 
als mit der nach Baeyer synthetisch aus Furfurol und Essigsäure- 
anhydrid + Natriumacetat erhaltenen Säure völlig identisch erwies; 
doch liegt der Schmelzpunkt beider Säuren bei 140% und nicht bei 


Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 519 


135°, wie Baeyer angibt. Injieirt man Kaninchen synthetisch dar- 
gestellte Furfuraerylsäure als Natronsalz subeutan, so findet sich im 
Harn Furfuraerylursäure. Die Bildung dieser Säure im Organismus aus 
Furfurol ist höchst merkwürdig, und vorläufig ohne Analogie, falls sie 
nicht der Entstehung der Harnsäure an die Seite gesetzt werden miss. 
E. Dreehsel (Leipzig). 


G. Haberlandt. Zur Kenntniss des Spaltöffnungsapparates (Flora 1887, 
NR. 37). 

Auf zwei verschiedene Punkte bezüglich des Baues der Spalt- 
öffnungen geht die Arbeit ein. Zuerst handelt es sich um das Haut- 
gelenk. Als solches hat Schwendener jene verdünnte Stelle der 
äusseren: Epidermiswand bezeichnet, welche rechts und links an die 
Schliesszelle angrenzt, und durch welche die Beweglichkeit dieser 
letzteren auf der convexen oder Rückenseite bedingt wird. Bei manchen 
Pflanzen hat der Verf. neben einem solchen „äusseren auch noch ein 
„inneres Hautgelenk beobachtet, d. h. eine verdünnte Stelle dort, wo 
die Innenwand der Epidermiszelle an die Schliesszelle grenzt. 


Die zweite Mittheilung beschäftigt sich mit den Spaltöffnungen 
der Schwimmpflanzen, z. B. Lemna minor, Nympnea ete. Dieselben 
zeichnen sich dadurch aus, dass der Spaltenverschluss nicht durch 
Berührung der vorgewölbten Bauchwände zu Stande kommt, sondern 
ausschliesslich auf der mehr oder minder vollständigen Annäherung 
der stark verbreiterten äusseren Öuticularleisten beruht. Der Verschlus:; 
der Spalte ist jedenfalls nicht so gut wie bei den Spaltöfinungen der 
Landpflanzen. Der Verf. hält dafür, dass die Einrichtung bei den 
Schwimmpflanzen die Bedeutung habe, als Sehutzmittel gegen die 
eapillare Verstopfung der Spalte mit Wasser zu dienen. Die Beweglich- 
keit der Schliesszellen ist bei den untersuchten Wasserpflanzen im 
Jugendlichen Stadium stets vorhanden, indessen geht bei älteren Blättern 
die Verschlussfähiskeit früher und häufiger verloren als bei den Land- 
pflanzen. G. Klebs (Basel). 


A. Koelliker. Woher stammt das Pigment in den Epidermiszellen 
(Anat. Anzeiger, II, 15, S. 483; Sitzber. d. Physik.-Med. Ges. zu 
Würzburg, 4, VI, 87; Münchener Med. Wochenschr. 1887, Nr. 25 
S. 483). 

Nachdem bereits von Aeby für die Epidermis der Vögel, Säuger 
und des Menschen, von G. Riehl für das menschliche Haar und in 
jüngster Zeit von Karg für die Haut des Negers festgestellt worden 
war, dass im Epithel kein Pigment gebildet werde, sondern dureh 
Einwanderung von pigmentirten Zellen aus dem benachbarten Binde- 
gewebe in dasselbe hineingelange, bestätigt K. diese Art von Pigment- 
bildung in der Epidermis“ auch für den Bast des sich entwiekelnden 
Hirscheeweihes, die Federkeime des Hühnchens, die Oberhaut des 
Dromedars und des Gorillas. Die Beschreibung, welche K. von den 
Pigmentzellen der Cutis und ihrem Verhalten zu den Epithelzellen 
gibt, deckt sich im Allgemeinen mit der von Karg gegebenen Dar- 
stellung über diesen Gegenstand. 

Drasch (Leipzig). 
39% 


520 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


Physiologie der Drüsen. 


J, Setschenow. Eine neue Trypsinprobe (Centralbl. f. d. med. 
Wiss. 1887, Nr. 27). 

Als Verdauungsobjeet wendet S. für Vorlesungszwecke statt Fibrin 
Hühnereiweissfloeken an, die durch Kochen des Hühnereiweisses im 
Vacuum bei 35 bis 40" erhalten werden. Dieselben werden, entweder 
nur mit Wasser abgespült oder nach Färbung mit Karmin zur Probe 
verwendet. Den Pankreasauszug bereitet S. auf folgende Art: Fein 
zerhackte Kalbsdrüse wird mit weniger als dem zweifachen Volumen 
Wasser fünf Stunden bei 37 bis 38° digerirt; dann wird abgegossen, 
eolirt, mit Aether geschüttelt und (ohne den Aether zu entfernen) mit 
Alkohol his zum Entstehen eines sich zu Boden senkenden Nieder- 
schlages versetzt. Der letztere wird bei dem nun folgenden Abfiltriren 
möglichst auf dem Papier vertheilt, das Filter bei 40° getrocknet und 
über Ohlorcaleium aufbewahrt. Ein fingerbreites und ebenso langes 
Stück solchen Papiers mit 3 bis 4 Kubikcentimeter Wasser übergossen 
gibt genügend Flüssigkeit, um die Wirkung des Pankreas auf Stärke, 
Eiweiss und Fett zu demonstriren. 

Durch das (sauer reagirende) Papierinfus wird eine Hühnereiweiss- 
flocke viel schneller zum Zerfall gebracht als Fibrin. Gleichzeitig 
lässt sich die Bildung von Globulin demonstriren. Von Pepsin werden 
Hühnereiweissflocken kaum rascher angegriffen als zerschnittenes 
Hühnereiweisscoagulum. Der Unterschied in der Pepsinwirkung auf 
Fibrin und eoagulirtes Hühnereiweiss liegt also in der Verschiedenheit 
der chemischen Natur beider; Pepsin und Trypsin sind funetionell 
verschieden, indem die dem einen zugänglichen Stoffe für den anderen 
viel weniger zugänglich sind. J. Mauthner (Wien). 


O. Moszeik. Morphologische Untersuchungen über den Glykogenansatz 
in der Leber (Inaug.-Diss. Königsberg i/Pr. 1887). 

Bei Fröschen wurde das in der Leber enthaltene Glykogen durch 
Hungernlassen und gleichzeitiges Erwärmen (zwei bis vier Wochen 
lang bei einer Temperatur von eirca 30° C.) oder durch Strychninisiren 
entfernt. Dann wurden die Thiere gefüttert, und zwar erstens mit einer 
„gemischten Nahrung’ (mit Mehl gemästete Mehlwürmer oder ın 
Salzsäure gequollenes Fibrin mit Dextrin), zweitens mit Kohlehydraten 
(Traubenzucker), drittens mit Eiweisskörpern (ausgewaschenes Fibrin, 
eirca eine Stunde lang in O'2procentiger Salzsäure gequollen und dann 
abgespült). 

Auf Glykogen wurde in den wässerigen Decocten, nachdem durch 
‚schwaches Ansäuern, Aufkochen und Filtriren die Eiweisskörper entfernt 
waren, mittelst der Jodreaction geprüft. 

Zur mikroskopischen Untersuchung erwies sich am zweckmässigsten 
24stündige Färbung in O'25procentiger Ohromsäure und Hämatoxylin- 
färbung. 

Aus den Versuchen ergab sich: 

1. Frösche, welche eine glykogenfreie Leber haben, zogen bei 
Fütterung mit reinen Kohlehydraten unter günstigen Bedingungen 
beträchtliche Mengen Glykogen ‘an. 


Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 521 


2. Bei Fütterung mit reinen Eiweisskörpern lässt sich selbst im 
Laufe von mehreren Wochen kein beträchtlicher Glykogengehalt in 
der Leber von Hungerfröschen erzielen. 

3. Die Fütterung, die aus Eiweiss und Kohlehydraten zusammen 
besteht, verursacht den bedeutendsten Glykogenansatz. 

Die morphologischen Veränderungen in der Leber des Frosches ent- 
sprechen sehr. genau den Beschreibungen Kayser’'s und Affanasiew s 
sowie denen Langley’s von der Leber der Hunde. 

Zu erwähnen wäre, dass in den Lebern von hungernden Fröschen 
ausserordentlich viel Pigment angehäuft war, eine Thatsache, die nach 
M. vielleieht durch das Zugrundegehen der Blutkörperchen in der 
Leber ihre Erklärung finden könnte. — Die Hungerlebern waren sehr 
wesentlich verschieden von den Lebern der mit Strychnin vergifteten 
Frösche, wie sie Langendorff beschrieben hat. In den kohlehydrat- 
reichen Lebern lag die Centralmasse des Protoplasmas, wie auch 
Flemming angibt, in der nächsten Nähe des Galleneanälehens und 
nicht in der Umgebung des Kernes. F. Röhmann (Breslau). 


Physiologie der Sinne. 


J. Loeb. Untersuchungen über den Fühlraum der Hand. Erste Mit- 
theilung. Gleiche Fühlstreck:n (Archiv f. Physiologie Bd. XLI, S. 107). 
Als Fühlraum der Hand bezeichnet Verf., in Anlehnung an die 
Terminologie Hering’s:, den Inbegriff aller Punkte (Fühlpunkte), die 
wir mit der Spitze des Zeigefingers erreichen können, wenn wir un- 
seren Körper starr und nur Hand und Arm beweglich denken. Kern- 
punkt dieses Fühlraumes nennt er einen genauer angegebenen Punkt 
der Medianebene ungefähr in Nabelhöhe. Fühlstrecke ist die gerad- 
linige Entfernung zwischen zwei Fühlpunkten. In dieser "ersten Mit- 
theilung berichtet Verf. über seine Versuche, zu ermitteln, wie und 
welche Vorstellung über Entfernung uns erwächst, wenn wir die Hand 
von einem zu einem anderen Punkte des Fühlraumes hinführen. Er will 
erst experimentell erledigen, ob gleich erscheinende Fühlstrecken auch 
objectiv gleich sind, oder ob zwischen ihnen je nach der Lage im Fühl- 
raume und dem Entstehungsmodus Ungleichheit besteht. 

Die ersten Versuche galten symmetrischen und gleiehzeitigen Be- 
wegungen beider Hände vom Kernpunkte des Fühlraumes aus. Der zum 
Versuche dienenden Person wird die Aufgabe gegeben, beide Hände vom 
Kernpunkte aus einem gegen den Medianplan rechtwinkelig gespannten 
Faden entlang mit gleicher Geschwindigkeit nach aussen zu bewegen, 
so dass die Entfernungen der beiden Hände vom Ausgsngspunkte 
immer gleich gefühlt werden. Nach empfundenem akustischen Zeichen 
muss er die Hände an der gerade eingenommenen Stelle am Faden 
ruhen lassen. Die respeetiven Abstände der Hände vom Kernpunkte 
werden dann gemessen. Es ergab sich, dass die nach dieser Methode 
erhaltenen gleichseheinenden Fühlstrecken eine dem Sinne nach bei 
jeder einzelnen Person in allen Versuchen constante Differenz der 
absoluten Grösse zeigen. „Bei der einen Person war stets die mit der 
rechten, bei der anderen stets die mit der linken Hand zurückgelegte 
Streeke grösser. Die Differenz betrug '/,, bis "/, der absoluten Grösse 


522 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


der Fühlstrecke.”’ Wenig verschieden wurden die Ergebnisse, wenn die 
Bewegung der Hände in dem Momente aufhören sollte, da die eine 
Hand an einem an jeden links oder rechts befestigten Grenzzeichen 
stosst. Bei Rechtshändern, die nicht Handwerker waren, fiel die rechte 
Fühlstreeke meist kleiner aus als die linke, bei Linkshändern umgekehrt. 
Da die meisten Leute, die mit der rechten Hand schwere Arbeit ver- 
richten, die rechte Fühlstrecke absolut grösser machten, fragt sich 
der Verf., ob vielleicht die objective Ungleichheit der gleichschei- 
nenden Fühlstreeken darauf beruhe, dass die willkürliche Bewegung 
des einen Armes mehr Mühe mache als die Bewegung des anderen. 
Er sucht diese Frage experimentell zu lösen, dadurch, dass er die eine 
Hand der Versuchsperson passiv bewegen lässt, während die andere 
gleichzeitig und mit gleicher Geschwindigkeit die symmetrische Bewe- 
gung activ ausführt. Die Antwort fiel aber negativ aus. „Die Asymmetrie 
fiel fast ohne Ausnahme in demselben Sinne aus, gleichviel ob die rechte 
Hand activ und die linke passiv oder umgekehrt bewegt wurde.’ Diese 
für jede Person typische Asymmetrie soll dauernd sein und wenn sie 
auch dureh Uebung verwischt werden kann, tritt sie doch nach kurzer 
Unterbrechung der Uebung gerade so stark und constant wie vorher 
wieder zu Tage. Bei einigen Krauken mit einseitiger Affection des 
Öentralnervensystems ergaben sich ganz enorme Differenzen der beiden 
Fühlstrecken. 

Verf. unternahm eine zweite Serie von Untersuchungen, bei 
welcher die beiden Hände in dieselbe Riehtung den vorgenannten 
Faden entlang glitten. Bei diesen Versuchen wurde eine Fühlstreeke in 
der Richtung von der Axillarlinie gegen die Medianebene verglichen 
mit einer solchen von der Axillarlinie nach aussen. Dabei zeigte es 
sich, dass die mediale Fühlstrecke unter allen Umständen erheblich 
grösser war als die laterale 

„Andere Versuche widmet er der Frage, wie gleich erscheinende 
Fühlstreeken in den verschiedenen Theilen des Fühlraumes oder wenn 
sie nacheinander durch Bewegung ein und derselben Hand geschätzt 
werden, sich verhalten.” Das Resultat zeigte sich fast unabhängig von 
der Lage der Fühlstreeken. Bei ein und derselben Versuchsperson 
fällt bei suecesiver Schätzung die reprodueirte Fühlstreeke fast unter 
allen Umständen grösser aus als die gegebene oder umgekehrt. 

Nachdem der Verf. endlich auch Versuche gemacht hat, bei 
welchen Hand und Arm in Ruhe waren, der Faden aber zwischen 
Daumen und Zeigefinger mehr weniger schnell gezogen wurde, kommt 
er zu der Folgerung, dass unter solchen Bedingungen die Schätzung 
linearer Grössen wesentlich auf Grund der Zeitempfindung erfolgt. 
Nur wenn ein sehr auffallender Unterschied der Reibung der durch- 
gezogenen Fäden vorhanden ist, berücksichtigt das Urtheil auch diese. 
Aus diesen und ähnlichen Versuchen schliesst er endlich, dass die 
objeetive Verschiedenheit subjeetiv gleicher Fühlstrecken bei symme- 
trischer oder gleiensinniger Bewegung beider Hände darin ihren Grund 
hat, dass derselbe Willensimpuls der einen Hand eine grössere Ge- 
schwindigkeit ertheilt als der anderen. Zur Bildung der Vorstellung 
gleicher Fühlstrecken genügt, dass die Dauer und der Impuls der 
Bewegung für beide Hände identisch sind. Nur wenn es sich um ge- 


Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 523 


wisse ausgezeichnete Stellungen handelt oder wenn man seine Auf- 
merksamkeit besonders darauf richtet, wird auch die Stellung der 
Arme im Fühlraume berücksichtigt. Auch bei den Versuchen, wo die 
Hand eine Strecke reprodueiren sollte, die sie gleich vorher durch 
ihre Bewegung in einen anderen Theil des Fühlraumes geschätzt 
hatte, beruht die Vorstellung gleicher Fühlstrecken hauptsächlich auf 
der Vorstellung gleicher Zeitempfindung. Besondere Zeitmessungen 
zeigten zumeist, dass die Dauer der Bewegungen zur Durchmessung 
der gegebenen und reprodueirten Strecken beinahe gleich waren. Die 
Geschwindigkeit der Bewegungen wird wesentlich nach der Inten- 
sität des Willensimpulses beurtheilt. Magnus Blix (Lund). 


Zeugung und Entwickelung. 


M. Polaillon. Un cas d’hermaphrodisme neutre (Gaz. med. de Paris 
3a, N’ 25,.D. 289). 

Bei einem 31 Jahre alten, an Pericholecystitis und Leberabscessen 
verstorbenen Individuum, welches, obwohl als männlichen Geschlechtes 
erzogen, schon intra vitam durch einen auffallend weiblichen Habitus 
überraschte, ergab die post mortem vorgenommene genauere Unter- 
suchung, sowie die Obduction folgenden interessanten Befund: Breites, 
exquisit weibliches Becken, stark prominenter Mons veneris. Zwischen 
zwei gut ausgebildeten grossen Labien findet sich ein zwar stark re- 
ducirter, aber sonst wohlgebildeter Penis von 4 Öentimeter Länge mit 
Eichel, äusserem Orifieium und phimotischer Vorhaut; unterhalb des 
in seiner ganzen Länge von der Urethra durchsetzten Penis liegt 
zwischen beiden Labien ein gerunzeltes, kleines Serotum. Testikel, 
Samenblasen und Ovarien, sowie irgend welche Reste des Wolff’schen 
Körpers, ebenso Vagina und Uterus fehlen vollständig. Der Fall ist 
somit zufolge völligen Mangels der inneren Genitalien, ein ganz ver- 
einzelt dastehender, welchen der Autor als „Hermaphrodisme neutre” 
bezeichnet. Sigm. Fuchs (Wien). 


A. Johne. Ein Beitrag zur Kenntniss des Pseudohermaphroditismus 
masculinus (Deutsche Zeitschr. f. Thiermediein XII, S. 178). 
Gegenüber der Behauptung Sticker’s, dass kein einziger der bis- 
her bekannten Fälle dieser Missbildung statistisch verwerthbar sei, 
weil keine histologische Untersuchung der Keimdrüse stattfand, macht 
J. aufmerksam, dass er bereits vor acht Jahren einen Fall von Pseudo- 
hermaphr. masculinus nicht nur anatomisch, sondern auch histologisch 
genau untersucht und eingehend beschrieben hat (Bericht über das 
Veterinärwesen im Königreich Sachsen pro 1878, S. 134). Er theilt 
den bei einem im Leben noch beobachteten Schafbock vorhandenen 
Fall nochmals ausführlich mit, es war ein 33 Centimeter langer Uterus 
masculinus zugegen, der auch histologisch wie ein ausgebildeter Uterus 
gebaut war. Latschenberger (Wien). 


Ergänzende Literatur-Uebersicht Xr. 3. 


I. Allgemeine Physiologie. 
Bibliographie methodique des livres de medeeine (1860 bis 1887) suivie de la table 
generale des noms d’auteurs. Paris librairie medicale, A. Maloine, 91 boulevard, 
St. Germain. 


524 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


Bibliographie des sciences mödicales. Index methodique et catalogue deseriptif des 
livres et journaux, anciens et modernes francais et etrangers sur les sciences 
medicales. Paris 1837, librairie J. B. Bailliere et fils. 

G. T. Bettany. Life of Ch. Darwin. London, Walter Scott, 1887, 8°, 

T. Bidder. Gedächtnissrede auf K. E. v. Baer. Sitzber. d. Naturf. (Ges. Dorpat, 
VULSE, 8426: 

P. P. Deherain. L’oeuvre agrieule de Boussingault. — Biographie seientifique. 
Revue seientif., 1887, Il, 2, p. 33. : 

Humphry. Address on the Study of Human Anatomy. delivred on May 6", 1887, at 
the Meeting held for the formation of an Anatomical Society. The Laneet 1887, 
N° 3324, p. 971; Brit. Med. Journ. 1887, N° 1376, p. 1030. 

F. Falk. Die pathologische Anatomie und Physiologie des Joh. Bapt. Morgagni. 
Berlin 1837, A. Hirschwald. 

The Antivivisection Society. T'he Lancet 1887, N° 3327, p. 1140. (Stellungnahme 
der Redaction zur Frage vom Standpunkt der praktischen Mediein.) 

Vivisection in 1886. Abstract from the Home - Öffice report. The Lancet 1887, 
N° 3324, p. 99. 

A. Garzella. na delle eonferenze di anatomia e fisiologia elementari, tenute 
alla scuola degli infermieri (Regi spedali riuniti dis. Chiara in Pisa). Pisa, tip. 
Pieraceini diretta da P. Salvioni, 1887, 8, p. 28. 

G. Ploss. Das Weib in der Natur- und Völkerkunde. Anthropologische Studien. 
2, stark verm. Aufl. Nach dem Tode d. Verf bearb. u hersg. v. Dr. Max 
Bartels. Mit 6 lith. Taf. u. ca. 100 Abbilden. im Text. (In 8 bis 9 Lfen.) 
1. Lfg. gr. 8. (1. Bd. S. 1 bis 128.) Leipzig, Th. Grieben. 

L. Balbiano. Riccerche sul gruppo della canfora Nota IV; Real. Accad. dei Lincei 
Roma Rendie. Ill, 12, p. 509. 

V. Chmielewsky. Eine Bemerkung über die von Molisch beschriebenen Protein- 
körper in den Zweigen von Epiphyllum. Botan. Centralbl. 1887, Nr. 29/30, S. 117. 

6. Ciamician e P. Silber. Sulla trasformazione del pirrolo in derivati della piridina. 
Ann. de Chim. e di Farmäcol. 1887, N’ 5, p. 317. 

J. Effront. Sur les produits de la saccharifieation de l’amidon. Moniteur scientif. 1887, 
p- 513. (Besprochen im Journ. de Pharmaeie et de Chimie XVI, Juli 1887, N°14, 

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Grassi Cristaldi. Azione della fenilidrazina sulla santonina. Real. Accad. dei Lincei 

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M. Hayduck. Ueber Milchsäuregährung. Wochensehr. f. Brauerei 1837, Nr. 17, S. 285. 

.E. &. Körner e A. Menozzi. Trasformazione degli acidi fumarieo e maleico in acido 
aspartico e in asparagina. Real. Ist. Lomb. Rendie. XX, 9, p.. 326. 

Körner e Menozzi. Azione dell’ ammoniaea sull’etere bromosuceinico. Atti della Real. 
Accad. dei Lincei III, 9, p. 365. 

Longuinine. Öhaleur de ecombustion des acides gras et de quelques grasses qui en 
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6. Magnänini. Sulla trasformazione degli omologhi dell’indolo in derivati della chi- 
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R. Meidola. Contributions to the Theory of the Constitution of the Diazoamido- 
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A. Menozzi und C. Belloni. Ein neues Homologes des Sarkosins, die &-Methyl-amido- 
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V. Meyer und A. Warrington. Zur Kenntniss der Acetoxime. Nachr. v. d. kgl. Ges. 
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Toupet. Resultats de quelques recherehes sur la Karyokinese. Bull. de la Soc. Anat. 
de Paris 1887, Juin, p. 419. i 


j 


j Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 525 


m 


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Med. Assoc. 1887, N° 24, p. 645. 

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Baeterien. Erster Theil mit 37 Abbildungen im Text und 3 Tafeln. Leipzig, 
T. C. W. Vogel. 

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1%. 12,,p. 585. 

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Maemillan & Co., London 1887. 

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faculte de Medeeine de Paris pendant l’annde 1885. Paris 1887, Librairie 
F. Savy. 1 vol., gr. in-8 de 348 p. (Besprochen in Deutsche Med. Zeitg. 1887, 
Nr. 50, S. 555; Progr. med. 1887, N° .18, p. 364). 

L. Bourgei. Contribution a l’etude des ptomaines et des bases toxiques de l’urine 
dans la fieyre puerperale. These de Geneve 1887. (Besprochen in Rev. Med. de 
la Suisse romande 1887, N’ 7, p. 428). 

Brouardel. Les ptomaines au point de vue des causes d’erreur dans les recherches 
toxicologiques. Bull. de l’ Acad. de Möd. 1887, N’ 26, p. 692. 

Dalche et E. Villejean. Recherches experimentales sur la toxieit@e du bismuthum. Arch. 
gen. de Med. 1887, Aoüt, p. 129. 

V. Meyer. Physiologische Wirkung der gechlorten Schwefeläthyle. Nachr. d. kgl. 
race der Wissensch. und der Georg-Aug.-Univ. zu Göttingen 1887, Nr. 9, 
S. 246. 

Sidney-Martin. The proteids of the seeds of Abrus precatorius (Jequirity). Roy. Soc. 
Proc. XLII, 255, p. 331. (Die „Phytalbumose’ in Abrus steht ‚der Deutero- 
albumose von Kühne und Chittenden sehr nah und ist identisch mit der 
„&-Phytalbumose” des Saftes von Papaya. 

W. Marme. Neuere Untersuchungen über die Wirkungen des Cytisinnitrats. Nachr. 
von d. kgl. Ges. d. Wissensch. zu Göttingen 1887, Nr. 7, S. 133. (Von Marm& 
und Husemann aus dem Goldregen (COytisus) dargestellte toxische Substanz. 
Hirnreizung, Erbrechen, Erregung der vasomotorischen Oentren Erregung und 
Lähmung von Rückenmark und peripherischen Nerven. 

Lenhartz. Klinische Beiträge zur Lehre vom Antagonismus zwischen Morphium und 
Atropin. Arch. f. klin. Med. XL, 5 u. 6, S. 574. 

J. Luys. Impressions d’un buveur d’opium. L’Eneephale 1887, N° 3, p. 301. (Auf- 
zeichnungen eines intelligenten Patienten, der in Cochinchina dem Opium- 
genuss verfallen war und sich zur Abgewöhnung in das Krankenhaus auf- 
nehmen liess.) ; e 

Libermann. Les fumeurs d’opium en Chine. Etude medicale. 2° Edition. (Besprochen 
in La Lancette francaise, Gaz. des höpit. 1887, N° 67, p. 536.) 

A. Curci. Ricerche sperimentali sull’ azione biologica del rame. Ann. di Chim. e di 
Farmaeol. 1887, N° 5, p. 324. (Besprochen in Chem. Uentralbl. 1887, N’ 29, 
S. 805, von Bornträger.) 

H. C. Yarrow. Recurrence of symptoms of poisoning after snake-bite. Med. News 
Philad. 1837, N° 23, p. 623. 

Veraguth. Le elimat de la haute Engadine et son action physiologique pendant et 
apres l’acelimatement. Thöse de Paris 1887. (Besprochen in Rev. med. de la 
Suisse Rom. 1887, N’ 6, p. 356.) 

A. Symons Eccles. The physiological effects of massage. The Praetioner 1887, 
N’ 228 (June), p. 401. 

Roberts Bartholow. Medical Eleetrieity. Third edition. Philadelphia, Lea Bros & 
Co., 1887. (Besprochen in The Med. News [Philad.], L, N’ 20, p. 553.) 


596 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


Death from electricity. Med. News (Philadelphia), L, N° 20, p. 551. (Genaue 
Beschreibung der Bedingungen in zwei Fällen, von denen der eine tödtlich.) 

E. C. Towne. Electrieity and lite or the eleetro-vital theory of nature. 32 pp, in-8. 
Cambridge 1887, Ch. W. Sever. 

A. Mosso. Sulle leggi di fatiea. Diseorso Ati della Reale Accad. dei Lincei di Roma 
Rend. III, 11, p. 425. 

W. Curran. „Suicide of Scorpions” The Lancet 1837, N’ 3325, p. 1071. (Hinweis 
auf Nature XXI, p. 325, wo die Sage von dem Selbstmord der Skorpione 
[Goldsmith, Byron] durch den Verf. schon experimentell widerlegt sei.) 

Jos. Schedel. Die Schutzfärbung der Thiere (mit Berücksichtigung der Fauna der 
Ostsee). Zool. Garten XXVIII, 4 und 5, S. 140. 

A. Rothman. A szemölesdag (Papilloma) a pajürben (Papillom in der Mundhöhle). 
Orvosi hetilap 45. (Verf. hat ein selten grosses Papillom aus der Mundhöhle 
untersucht und beschreibt dessen mikroskopische Struetur. v. Thanhoffer.) 

F. Coppola. Ueber den Einfluss der Polymerie auf die physiologische Wirkung der 
Körper. Physiologische Wirkung des Aethylaldehyds und einer Polymeren. Ann. 
di Chim. e di Farmacol. 1887, März, p. 140. Palermo Labor. di Materia med. 
(Besprochen von Bornträger im Chem. Centralbl. 1887, Nr. 21, S. 539.) 

Th. W. Shore. Elementary practical biology. London J. & A. Churchill 1897, 
8 vols., p. 173. (Besprochen in The Dublin Journ. of Med. Soc. 1887, May, 
p- 450. 

M. Blix. Om fysiologiens utveckling och när varande ställning. Installations föreläsning 
(Entwickelung der Physiologie und ihr gegenwärtiger Standpunkt). Upsala Läkaref. 
Förh. 1886 bis 1887, XXI, p. 151. 

R. Tigerstedt. Om fysiologien säsom medieinskt läroämne (Ueber Physiologie als 
einen Theil der medieinischen Erziehung). Hygiea, Stockholm 1887, XLIX, 1. 

Ph. Stöhr. Lehrbuch der Histologie und der mikroskopischen Anatomie des Menschen 
mit Einschluss der mikroskopischen Technik. Jena, G. Fischer, 1887. XV und 
255 8., gr. 8, 199 Holschnitte. (Besprochen von K. Bardeleben in Deutsch. 
Med. Wochenschr. 1887, Nr. 23, S. 506.) 

L. Ber Die bisherige Entwiekelung der Affinitätslehre. Zeitschr. f. physik. Chem. 
‚ 8..134. 

C. A. Seyler. On a fundamental law of thermo.-chemistry. The Chem. News: LV, 
1427, p. 144. 

F. Stohmann, Zur weiteren Beleuchtung der Untersuchungen des Herrn J. Thomsen. 
Journ. f. prakt. Chem. XXXV, S. 136 (vgl dieses Centralbl. Nr. 14, S. 305.) 

A. Smolka. Ueber die Einwirkung von Brom auf Harnstoff. Monatsh. f. Chem. 8, 
S. 64. (Besprochen von Proskauer im Öhem. Centralbl. 1887, Nr. 17, S. 429.) 

— — Ueber die Einwirkung von Kaliumpermanganat auf Glykose in neutraler 
Lösung. Monatsh. f. Chem. 8, S. 1. (Besprochen von Proskauer im Chem. 
Centralblatt 1887, Nr. 17, S. 428.) 

D. Klein et A. Berg. Sur une cause peu connue de corrosion des toles de chaudieres. 
Action des solutions sucrees sur les mötaux. Ann. de Chim. et de Phys. XI, 
Mai, p. 5. (Wenn Zucker bei Gegenwart von Wasser unter Druck erhitzt wird, 
wird der Syrup sauer und die Acidität ist geringer bei hohen Temperaturen als 
in der Gegend von 100%. Bei hohen Temperaturen nähert man sich mehr den 
Bedingungen der Karamelbildung. Dasselbe Verhalten, wenn auch weniger aus- 
gesprochen, zeigen Dextrin und Gummi.) 

6. Ciamician e P. Silber. Studi sulla costituzione di aleuni derivati del pirrolo. Atti 
della real. Ace. dei Lincei Roma III, 5, p. 213. 

— — Azione dell’ anidride acetico sul N-metilpirrola e sul N-benzilpirrola. Ibid. 7, 
. 266. 

— 2 Sintesi del pirrolo. Ann. di Chim. e di Farmacol. 1837, N° 4, p. 204. 

— Sul comportamento del metilchetolo («-metilindolo) e sulla formola di costituzione 
del pirrolo. Ibid., p. 207. 

G. Bouchardat et J. Lafont. Sur le camphene actif et l’ethyl-borneol. Journ. de 
Pharm. et de Chim. XV, 9, p. 455. 

J. Guareschi e P. Biginelli. Sulle elorobromonaftaline.. Atti della R. Acc. delle science 
di Torino XXU, 9, p. 473. 

G. Daccomo e A. Ramati. Sugli acidi glieoliei dell’ ossisolfobenzide. Ibid., p. 487. 

Tossinari. Azione del bielorura di solfo sul fenol. Nota II. Atti della real. Acc. dei. 
Lineei Roma III, 5, p. 220. 


NPr 21: Centralblatt für Physiologie. 597 


R. Fick. Untersuchungen über die Darstellung und die Eigenschaften des Inosits, 
sowie dessen Verbreitung im Pflanzenreiche. (Aus dem Pharmakol. Institut 
Dorpat.) Pharmakol. Zeitschr. Russland, 26, S. 81: Inaug.-Diss., St. Petersburg 
1887. :Besprochen von Sachse im Chem. Centralbl. 1887, Nr. 18, 8. 452.) 

Th. W. Engelmann, Note sur l’assimilation ehlorophyllienne. Bull. Soc. Belg. de 
Mieroscopie, Mars 26, 1887. 

L. Dufour. Les r&cents travaux sur le tissu assimilateur des plantes. Journ. de Botan. 
1887, N° 4. 

A. Wigand. Die rothe und blaue Färbung von Laub und Frucht. Marburger Botan. 
Hefte, II, S. 218. 

— Ueber Krystallplastiden. Ebenda, S. 44. (Krystallplastiden werden stäbchenförmige 
Körper genannt, die W. in den Haaren und in der Oberhaut vieler Pflanzen 
fand, die aus dem Plasma entstehen und theils Bacterien-, theils Krystallnatur 
haben sollen.) 

— Bacterien innerhalb des geschlossenen Gewebes der knollenartigen Anschwellungen 
der Papilionaceenwurzeln. Ebenda, S. 88. 

G. Massee. On the differentiation of tissues in fungi. Journ. of the roy. Mierosk. Soc. 
1887, 2, p. 205. 

C. Kraus. Weitere Beiträge zur Kenntniss der Blutungserscheinungen der Pflanzen 
mit besonderer Berücksichtigung der Qualität der Blutungssäfte. Wollny’s 
Forschungen auf dem Gebiete der Agrieulturphysik 1887, X, 1 u. 2, S. 67. (Be- 
sprochen in Botan Centralbl. 1887, Nr. 31, S. 137). 

F. Tassi. Degli effetti anestetici dell’ipnone e della paraldeide sui fiori di aleuni 
piante. Bull. Soc. eult. Se. med. Siena 1887, IV N’ 8—9. 

— L’anestesia dei fiori indipendente dagli abbassamenti di temperatura prodotti 
dalla evaporazione delle sostanze sperimentale. Ibid. 

E. Heinricher. Histologische Differenzirung in der pflanzlichen Oberhaut. Sep.-Abdr. 
aus den Mittheil. des naturw. Vereins für Steiermark, 1886. 8. S. 29. 1 Tafel. 
Graz 1887. (Besprochen von Moebius im Botan. Öentralbl. 1887, Nr. 23/24, 
S. 305. Bis auf das 10-, 20-, ja 100fache der Grösse ihrer Genossen aus- 
gewachsene Epidermiszellen (namentlich an Laubblättern von Coniferen auf 
trockenem Standorte), die theils isolirt, theils in Zügen angeordnet liegen und 
dann auch Inseln gewöhnlicher Zellen kranzartig umschliessen. Sie werden als 
Wasserreservoire zum Schutz gegen das Austrocknen angesehen.) 

J. M. Janse. Die Mitwirkung der Markstrahlen bei der Wasserbewegung im Holze. 
Jahrh. f. wissensch. Botanik XVII, i, S. 1. 

Axel N. Lundström. Pflanzenbiologische Studien. I. Die Anpassungen der Pflanze an 
Regen und Than. II. Die Anpassungen der Pflanzen an Thiere. Lundequist, Upsala. 

P. Rittinghaus. Ueber die Widerstandsfähigkeit des Pollens gegen äussere Ein- 
flüsse. Inaug.-Diss., Bonn 1887. (Besprochen von Beutell im botan. Centralbl. 
1887, Nr. 23 bis 24, S. 299. — Lufttrocken wird Temp. von 90°, während einer 
halben Stunde ertragen. Bei Abkühlung selbst auf — 20% wird die Keimfähigkeit 
nieht dauernd vernichtet. Empfindliehkeit gegen Antiseptika sehr gross, gegen 
heftige Erschütterungen der Nährflüssigkeit klein. Dauer der Keimfähigkeit 
unter normalen Umständen im Mittel 30 bis 34 Tage [Minim. 17, Maxim. 
66 Tage]). \ 

Th. Smitts. Parasitie Bacteria and their relation to saprophyta. Americ. Naturalist 
1387, Noir pl. 

E. Klein. The bacteria in asiatie cholera. N’ 226, p. 280. The Practicioner 1887, 
N" 227. p. 321. 

Duclaux. Sur les phönomenes generaux de la vie des mierobes. Annales de I Institut 
Pasteur 1887, Avril. 

A. Muntz. Sur la dissömination du ferment nitriqgue et sur son röle dans la disagre- 
gation des roches. Ann. de Chem. et de Phys. XI, 1887, Mars, p. 137. 

— Recherches sur la formation des gisements de nitrate de soude. Ibid., p. 111. 

Warlington. On the distribution in the soil of nitrifying organisms. J. Chem. Soe. 
LI, 118, Febr. 1887. (Die nitrifieirenden Organismen kommen je nach der 
Beschaffenheit des Bodens bis zu verschiedenen Tiefen vor. Das gewöhnliche 
Vorkommen ist bis zu 2 bis 4 Fuss Tiefe, ausnahmsweise [bei lehmigem und 
steinigem Untergrund] bis zu 6 Fuss.) 

E. K. Dunham. Zur chemischen Reaction der Cholerabacterien. Zeitschr. f. Hygiene 
II, 2, S. 337. 


528 Centralblatt für Physiologie. Nr. 2i 


A. Gautier. Sugli alcaloidi provenienti dalla distruzione batteriea o fisiologiea de 
tessuti animal. — Ptomaine e leucomaine. Ann. de Chim. e di Farmacol 
1887, N’ 4, p. 231. j 

Karg. Ein Beitrag zur Lehre von der Entzündung und der Regeneration. Deutsche 
Zeitschr. für Chirurgie XXV, 4 u.5, S. 323. (Beziehungen der wandernden und 
der fixen Zellen zur Eiterproduction und Gewebsneubildung.) 

G. C. Frankland and Percy F. Frankland. Studies of some new Miero-organisms 
obtaind from the air (Abstract). Proc. of the roy. soc. XLII, 253, p. 150. 

C. v. Nys and B. F. Adams. Estimations of carbonie acid in the air. Amer. Chem. 
Journ. IX, 1, p. 64. 

N. Sieber und A. Smirnow. Ueber das Verhalten der drei isomeren Nitrobenzaldehyd e 
im Thierkörper. Monatschr. f. Ohem., 8, S. 88. (Besprochen von Proskauer im 
Chem. Centralbl. 1887, Nr. 17, S. 428.) 

F. Günther. Beiträge zur Kenntniss der Bildung der Anästhetica „Jodoform und 
Bromoform”. (Aus dem pharmaceutischen Institut und Laboratorium für ange- 
wandte Chemie der Universität Erlangen.) Arch. d. Pharmacie XIV, 9, S. 373. 

G. See. De l’antipyrine contre la douleur. Compt. rend. CIV, 16, p. 1085. 

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Paris 1887. Arch. gen. de Med. 1837, Mai, p. 627; Acad. de Med. 5. April 1887. 
(Besprochen, in Rev. seientif. 1887, I, 19, p. 598.) 

J. V. Laborde. Etude experimentale de l’action physiologique: I. d’un poison de 
fleches de Nögrito (Sakayes) de la presquile malaise; 2. du poison de la tribu 
des Wakamba (Zanguebar,: deduction de physiologie generale. C. R. Soc. de 
Biologie 2. Juin 1837, 23, p. 370. 

J. Arnould. L’eau et les bacteries specialement les bacteries typhogenes. Paris, 
G. Masson, 1837. 

Plagge und Proskauer. Bericht über die Untersuchungen des Berliner Leitungs- 
wassers in der Zeit vom 1. Juni 1885 bis 1. April 1886. Zeitschr. f. Hygiene 
II, 3, 8. 401. 

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Arch. 1887, Nr. 3 u. 4, S. 537; Verlt- d. Physiol. Ges. zu Berlin, 14, I, S. 537, 
1837. 

M. Sirard. Les abeilles. Organes et fonctions; education et produits; miel et eire. 
2° elit. Paris 1837, 8. (280 p., 1 pl. col., 30 fig.) 

.E. Esmarch. Der Keimgehalt der Wände und ihre Desinfection. Zeitschr. f. Hygiene 
I, 3, 8.491. 

E. Alvarez. Sur un nouveau microbe, determinant la fermentation indigotique et 
la production de lindigo bleu. Compt. rend. CV, 5, p. 286.- 

H. Henessy. Second note on the geometrical construction of the cell of the honey 
bee Roy. Soc. Proc. XLII, 253, p. 176. 

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de la Soc. de Therap. 1887, N’ 8. Seance du Mars 23 1887. Discussion. Aerzt- 
liehe Erfahrungen. 

Archarow. Les effets physiologiques du‘ bromhydrate et du chlorhydrate de conine 
sur l’organisme animal. Arch. slaves de Biol. III, 2, p. 253. (Schon veröffentlicht 
in Centralbl. f. med. Wiss. 1886, Nr. 22). 

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Medecine and surgery VII, 4, p. 377. 

Jarochevsky. La strychnine comme antidote de l’aleool. Wratsch 1887, N® 4. 
(Besprochen in Gaz. Med. de Paris 1887, N’ 17, p. 19.) 


N. Grehant. Recherehes de physiologie et dX’hygiene sur l’acide Carbonique. Annales 
des sciences naturelles. Zoologie 1887, p. 332. 

N. Rüdinger. Ueber künstlich verunstaltete Schädel und Gehirne der eingeborenen 
Südseeinsulaner. Sitzungsber. der Münchener Akademie der Wissensch. 1887, I, 


H. de Lacaze-Duthiers. Les sciences accessoires dans les facultes de Medecine. Rev. 
scient 1. 1887, II, 4, p. 97. 
A. E. Fick. Ueber Mikroorganismen im Conjunctivalsack. Wiesbaden, J. F. Berg- 
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A. Kölliker. Ueber die Entstehung des Pigmentes in den Oberhautgebilden. Zeitschr. 
wissensch. Zool. XLV,' 4, S. 713. 


NT. 21. Centralblatt für Physiologie. 529 


H. Henschke. Ueber Bestandtheile der Scopoliawurzel. Ein Beitrag zur Kenntniss 
der mydriatisch wirkenden Alkaloide. Halle'sche Zeitschr. f. Naturwiss. VI, 2, 
S. 103. (Die Wurzel der Seopolia japoniea enthält keine ihr eigenthümlichen 
Alkaloide, dagesen in verschiedenen Mengen die drei bereits bekannten: Atropin, 
Hyoseyamin und Hyosein.) 

A. Stutzer. Neue Untersuchungen über das Verhalten der Proteinstoffe zu den Ver- 
dauungsfermenten. Zeitschr. f. physiol. Chem. XI, 6, S. 529. 

M. Spica e 6. De Varda. Sul clorocarbonato isopropilico e su aleuni suoi derivati. 
Ann. di Chim. e di Farmacol. 1887, N’ 6, p. 362. 

S. Freud. Bemerkungen über Cocainsucht und Cocainfurceht. Wiener Med. Wochen- 
schrift 1887, Nr. 28. 

H. Peyraud. Recherches sur les eftets biologiques de l’essence de tanaisie. De la 
roge tanacetique, ou simili-roge. Compt. rend. UV, 13, p. 525. (Die Essenz, 
welche alle Erscheinungen der Hundswuth hervorrufen soll, wird von Tanacetum 
vulgare gewonnen.) 

Glauer. Ueber Aggregation in den Tentakelzeilen von Drosera rotundifolia L. 
Jahresber. d. schles. Ges. f. vaterl. Cultur LXIV, 167. 

Rubens-Hirsehberg. Massage de l’abdomen; etude physiologique et therapeutique, 
Bull. gen. de Therapeutique, 30 Sept. 1887, p. 241. 

A. Isbert und A. Stutzer. Zur Bestimmung der Phosphorsäure. Z. f. analyt. Chem. 
26, Nr. 5, S. 583. 

@. Zigari. Esperienze sulla concorrenza vitale dei micro-organismi e sopra un nuovo 
mezzo di profilassi carbonchiosa in-8. 9 p. Neapel. Abdruck aus Giorn. intern. 
delle sc. med. 1887. 

Galippe. Note sur la presence des miero-organismes dans les tissus vögetaux 
(deuxiöme note). [C. R. Soc. de Biologie, Octobre 15, 1897, p. 597.] 

A. Henle. Das plasmatische Canalsystem des Stratum mucosum geschichteter Epi- 
thelien. Nachrichten von d. kel. Ges. d. Wissenschaften zu Göttingen 1897. 
Nr. 14, S. 400. (Zwischenräume zwischen den Zellen sind vorhanden, die 
Stacheln zeigten sich niemals nach Art zweier ineinandergedrückter Bürsten 
angeordnet, sondern erschienen als unmessbar feine Linien zwischen den Zellen 
ausgespannt, welche voneinander durch relativ breite Zwischenräume getrennt 
waren. Ein Saftstrom existirt nur zwischen den Zellen des Stratum mucosum der 
zarteren Epithelien und der Epidermis an der Spitze der Papillen, im Grunde 
zwischen den Papillen nicht.) 

C. Fr. W. Krukenberg. Die Farben der lebenden Korallen des rothen ‚Meeres. Vel. 
Physiol. Unters. 2. Reihe. 4. Abth., S. 172. Carl Winter, Heidelberg 1837. 
Jul. Thomsen. Ueber die Beziehung zwischen der Verbrennungswärme organischer 
Verbindungen und der Constitution derselben. Zeitschrift f. physik. Chem. I, 
S. 369. (Besprochen von Traube im Chem. Centralbl. 1887, Nr. 43, S. 1194 

[vgl. dieses Oentralbl. Nr. 14, S. 305].) 

C. L. Morgan. Animal Biology. An Elementary Text-Book. With IIlustrations. Örown-8), 
pp- 304. London, Rivingstons. 

E. Poizam. Esquisse biologique des harengs de la mer easpienne. Arch. slaves de 
Biel. IV, 1, p.!103. 

Hochstetter. Ueber Mikroorganismen im künstlichen Selterwasser ete. Arbeiten aus 
dem kaiserl.. Gesundheitsamt II, 1 u. 2. (Die pathogenen Mikroorganismen 
sterben beim Aufbewahren der geschlossenen Flaschen nach einiger Zeit ab. 
Verbreitung von Uholera durch Selterwasser, das mehrere Tage gelagert hat, 
ist unwahrscheinlich, doch kann eine Typhusepidemie durch Selterwasser, das 
5 bis 7 Tage alt ist, hervorgerufen werden.) 

R. J. Petri. Zusammenfassender Bericht über Nachweis und Bestimmung der pflanz- 
liehen Mikroorganismen in der Luft. Chbl. f. Bacteriologie II, 5, S. 113, Nr. 16, 
S. 151. 

F. Blochmann. Ueber das regelmässige Vorkommen von bacterienähnlichen Gebilden 
in den Geweben und Eiern verschiedener Inseeten. Ztschr. f. Biologie. N. F. 
VI, 1, S. 1. (Es handelt sich wahrscheinlich um die regelmässige Uebertragung 
von Bakterien von dem Mutterthiere durch die Eier auf die jungen Thiere. 

C. Gegenbaur. Die Metamerie des Kopfes und die Wirbeltheorie des Kopfskelets. 
Morphol. Jahrb. XIII, 1, S. 1. 

Magnan et Laborde. Toxieite des aleools dits superieurs et des bouquets artificiels. 
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530 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


G. Linossier. Sur une combinaison de l’hematine avee le bioxyde d’azote. Lyon med. 
1887, LV, 320. 

6. Sanarelli. La dieta carnea e l’alcalinita fisiologiea delle urine. Boll. d. sez. d. 
eult. d. se. med. n. r. Accad. d. fisiorit. di Siena 1887, V, 78. 

Carica Papaya. Report presented by the Sub Committee appointed by the Medical 
Section of the Roy. Soc. of New South Wales for inquiring into the properties 
of the „C. P.”. The Australian Med. Gaz., February 1887. (Besprochen in 
The Dublin Journ. of Med. Se. 1887, Oct., p. 349. — Abkochungen und Extracte 
der Früchte wirken stark galaktagogisch, dürfen aber nicht bei leerem Magen 
gegeben werden. Die fleischlösende Wirkung des Papayotin übertrifft die von 
Schweinemagen-Infus. Papayotin eignet sich als Aetzmittel für warzige Ex- 
erescenzen. 

D. Axenfeld. Sugli enzimi o fermenti solubili. Lo Sperimentale Firenze 1887, LIX, 

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dated 15 March 1887; for „Copy of report from inspectors, showing the number 
of experiments performed on living animals during the year 1886 under licences 
granted under the Act 39 and 40 Viet. e. 77°. London 1887, Hausard & Son. 
14 p. fol. 

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E. Lietzmann. Ueber die Permeabilität vegetabilischer Zellmembranen in Bezug auf 
atmosphärische Luft. Flora 1887, Nr. 22 bis 24. (Die Permeabilität ist grösser 
im inbibirten als im trockenen Zustande der Membran.) 

. J. Rodet. L’attenuation des virus. (Revue critique.) Revue de Möd. VII, 7, p. 602. 

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Berlin 1887. x E 

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R. Blonde!. Manuel de matiere medicale, eontenant la deseription, l’origine, la compo- 
sition chimique, laction physiologique et l’emploi therapeutique des substances 
dorigine animale ou vegetale, employee en medeeine in-18, LVI, 978 p., avec 
357 fg. Paris. 

G. See, Sur divers applications thörapeutiques de l’antipyrine, comparaison avee 
l'antifibrine. Bull. de l’Acad. de Med. 1887, N’ 36, p. 340. 


[app 


Remedii nuovi. L’aceto fenetidina, — L/etere nitroso dell’ etil-dimetil earbinolo. — 
1l furfurolo. — L’eucaleptina. — Il mulungu. — Le khaya senegalensis. — 
L’hamamelis virginica. — Il poligonum hydropiperoides. — Il lieopus virginieus. 


— La lobelia delessa. Il Morgagni Parte II, Anno XXIX, Nr. 41, p. 129. 

E. Belzung. Recherches morphologiques et physiologiques sur lamidon et les grains 
de chlorophylle. (These de la facult& des seiences.) In-8. Paris 1897. 

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»8an#175. 

R. W. Raymond. Indicative plants. The Botan. Gaz. XI, 8, p. 201. Der Viola 
ealaminaria, dem westphälischen „Zink-Veilehen”, werden in Bezug auf ihre 
Beziehung zur bergmännischen Bedeutung des Standortes zur Seite «estellt 
Amorpha canescens als „Bleipflanze”, Eriogonum ovalifolium als „Silberpflanze” 
und Convolvnlus althaeoides als „Phosporitpflanze”. 

D. Axenfeld. Sull'Emina. Communicazione terza. Ann. di Chimiea e di Farmaeol. 
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und zu zählen. Zeitschr. f. Hygiene lII, 1, S. 1. 


Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 531 


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Hardy et G. Calmes. Sur la synthese de la pilocarpine. Journ. de Pharm. et de 
Chim. 1887, N° 17, p. 204. 

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Molekülverbindungen. — Ueber den Wechsel der Valenz und über Verbindungen 
von Molekülen mit Atomen. Jahresber. d. Schles. Ges. f. vaterl. Cultur LXIV 
S. 89, 92, 94. 

R. Oddi. Di una speciale disposizione a sfintere allo sboceo del cole doeco: rieerche. 
Perugia, V. Santucei 1897, 8, p. 18, con tavola. 

J. &. Groot. Ueber ein automatisches Mikrotom. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. IV, 2 
S. 145. Weit billiger als das von Caldwell. 

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— — Sul parabromobenzoato di etile e sull acido parabromobenzoieo. Atti della R. 
Accad. delle scienze di Torino XXI, 15, p. 823 u. 841. 

P. C. Plugge. Beiträge zur Kenntniss der wichtigsten Opiumalkaloide. Arch. d. 
Pharmaeic 1887, Sept., S. 793. Das rein chemische Verhalten betreffend. 

P. Marfori e D. Sartori. Sull’azione biologica della Sceopoleina. Ann. di Chimiea e 
di Farmacol. 1887, Aug., p. 90. 

Harward. Medical School, Boston, Physiologieal Laboratory. Colleeted papers II, 
1850 bis 1886. Boston 1887, 8. 

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gen. de Thorapeutique Sept. 15. 1887, p. 197. 

'W. Mills. Snake Poison from a ehemico-physiologieal point of vew. The Journ. of 
compar. Med. and. surgery VII, 1, p. 38. 

H. Lorchet. Combinaison du glycol avee aldehydes. Bull. de la Soe. chim. de Paris. 
1887, N?'6 u. 7, 'p= 337. 

Bergeon. Note sur les lavements gazeux. ©. R. Soc. de Biologie, 14. Mai 1887, 
p- 312. (B. hebt die völlige Unschädlichkeit der Reetaleinspritzungen von CO, 
hervor.) Leon Frederieg (Lüttich). 

H. Chouppe. Note sur un cas diintoxieation prolongse par la Strychnine. ©. R. Soe. 
de Biologie, Juin 18, 1857, p. 387. (Hunde gewöhnen sich an chronische, lang 
fortgesetzte Stryehninintoxieationen nieht im mindesten. Bei täglicher subeutaner 
Einspritzung von 0 002 Gramm bis 0.003 Gramm salzsauren Strychnins werden 
die Thiere zuletzt gegen das Gift sogar empfindlicher als im Anfang.) 

Leon Frederiegq (Lüttich). 

Chouppe et Pinet. Note pour servir ä& la determination preeise de la dose d’un sel 
de stryehnine eapable de produire la mort chez le chien par injeetion intravei- 
neuse. Ö. R. Soc. de Biologie, Juin 25, 1887, p. 397. (Die beim Hunde tödtliche 
Dosis von salzsaurem Stryehnin [in die vena saphena injieirt] ist, unabhängig 
vom Alter, von individuellen oder sonstigen Verhältnissen, sehr genau von 
0250 bis 0240 Millisramm pro Kilogramm Körpergewicht.) 

Leon Frederieg (Lüttich). 

Faure. Notes sur les effets de l’Acetanilide dans le traitement de l’epilepsie. ©. R. 
Soc. de Biologie, Juin 25, 1887, p. 401. (Von klinischem Interesse. — Bestätigung 
der bekannten physiologischen Wirkung der Acetanilide.) 

Leon Frederiegq (Lüttich). 

D. Finkler. Comparative experiments between tlıe action of papain and pepsine. The 
Lancet 1887, N° 8334, p. 164. 

C. a Untersuchungen zur Phagoeytenlehre. Virehow's Archiv CIX, Nr. 3, 
S. 865. 

F. Ludwig. Die bisherigen Untersuchungen über photogene Bacterien. Cbl. f. Bacteriol. 
I, 13, 8. 172, Nr. 14, S. 401. 

J. Forster. Ueber einige Eigenschaften leuchtender Bacterien. Cbl. f. Bacteriol. II, 
12, S, 337. 

G. Ch. Matthews. Ueber die Grösse des Druckes, welcher durch Gährung in ge- 
/ schlossenen Gefässen erzeugt wird. Cbl. f. Bacteriol. II, 9, S. 246. (Bei 11 Atmo- 
sphären ging der Gährungsprocess noch weiter. Die Hefe schien sich nicht ver- 
mehrt zu haben, zeigte morphologische Anomalien, rief aber mit neuer Würze 
angestellt eine regelmässige Gährung hervor.) 


532 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


E. Metschnikoff. Sur la lutte des cellules de l’organisme contre linvasion de micerobe®. 
Annal. de I’Institut de Pasteur 18387, N’7, p. 321. 

P. Lindner. Ueber ein neues, in Malzmaischen vorkommendes Milchsäure bildendes 
Ferment. Wochenschr. f. Brauerei 1887. Nr. 23, S. 487. (Besprochen von 
Jörgensen im Cbl. f. Bacteriol. I, 12, S. 340.) 

Th. 3 Mays. The physiologieal action of Kreatin, Kreatinin and their allies. The 
Practitioner XXXIX, 4 (N° 232), S. 265. (Kreatin oder Kreatinin im Verhältniss 
von 1:1000 bis 2000 zu physiologischer Kochsalzlösung hinzugesetzt, bringt das 
mit Blutlösung ermüdete isolirte Froschherz wieder zu kräftigem Schlag. Aspa- 
ragin, Thein und Caffein sind nicht im Stande, dies zu leisten. Wie Kreatin 
und.Kreatinin wirken entsprechend verdünnte Lösungen von Fleischextraet.) 

V. C. Vanghan. The chemistry of tyrotoxieon, its action upon lower animals and its 
relation to the summerdiarrhoeas of infaney. The Journ. of the Amer. Med. 
Assoc. IX, 12, p. 361. 

E. Lier. Die Haut als Vermittler der Erkältungskrankheiten. Monatssehr. f. prakt. 
Dermatol. 1887, Nr. 16, S. 729; Nr. 17, S. 773. (Umfangreiehe Literaturüber- 
sicht. Verf. tritt für Vermittelung der Erkältungskrankheiten durch die Haut auf 
reflectorischem Wege ein (Gefässreflexe). 

Laborde. De l’action toxique de la Cocaine et de ses dangers dans certaines appli- 
cations pratiques les plus vulgaires. (Ü. R. Soc. de Biologie, Octobre 15, 1887, 
0. 560.) 

B: Meynin! Aceident cause par la Röduve masquee. (C. R. Soc. de Biologie, Octobre 15, 
1837, p. 563.) 

W. E. Stone. The oceurrence and funetion of certain nitrogenous bodies in plants. 
Botanieal Gaz. 1887, Nr. 6, p. 128. 

G. Beyer. Inäuence of tropin hydrochlorate and sodium tropate on the blood-vessels 
of the dog. Medical News Philadelphia, 22. Aug. 1887, LI, 9, p. 231. Die 
Experimente wurden im Laboratorium von H. Newell Martin nach dessen 
Methode der Beobachtung der überlebenden Organe von Warmblütern angestellt 
und lehrten, dass die erstgenannte Drogue (Kraut, Lossen, Ladenburg) 
die Vasoconstrietoren, die letztere die Vasodilatatoren erregt. 

. Buchner, K. Longard und 6. Riedkin. Ueber die Vermehrungsgeschwindigkeit 
der Bacterien. Ctbl. f. Bacteriologie II, 1, Nr. 1. Die Zeit von 15 Minuten kann 
mit Wahrscheinlichkeit als dasjenige Minimum bezeichnet werden, unter welches 
die Generationsdauer bei keinem Spaltpilze herabsinkt. Innerhalb einer Stunde 
ist also nie mehr als das 16fache, innerhalb zwei Stunden nie mehr als das 
256fache der Aussaat in- und ausserhalb des Körpers zu erwarten. 

. Spina. Bacteriologische Versuche mit gefärbten Nährsubstanzen. Otbl. f. Baeterio- 
logie, II, 2. März, S. 71. 


zZ 


> 


A. v. Rozsahegyi. Ueber die Züchtung von Bacterien in gefärbter Nährgelatine. 
Ebenda, Nr. 14, S. 418. 
R. Anschitz and Ch. Wirtz. On the anilides of fumarie and maleie acids and on 


Phenylasparticaeid. Amer. Chem. Journ. 1887, Aug., p. 235. 

— — Üoncerning the isomerism of fumarie and maleic acids. Ibid p. 253. 

J. L. Prevost et P. Binet. Recherches exp6rimentales relatives a l’action physiologique 
du Cytisus laburnum. Compt. rend. IV, 11, p. 458. Arch. des sc. phys. et 
natur. XVIII, 9, p. 324. Rev. Med. de la Suisse Remande VII, 9, p. 516 u. 
N’ 10, p. 553. Ein gutes, central angreifendes  Vomitiv, das besser nach sub- 
cutaner als intrastomacaler Application wirkt und in grossen Dosen ähnliche 
lähmende Wirkungen entfaltet wie das Curara. 

Ch. Morin. Formation d’ alcool amylique normal dans la fermentation de la glye£rine 
par le Baeillus butylieus. Compt. rend. CV, 18, p. 816. i 

A. Wernich. Die neuesten Fortschritte der Desinfeetionspraxis. Wiener Klinik. Wien, 
1887, October, Urban u. Schwarzenberg. 

E. Reichardt. Lösung des Bleies in den Röhren der Wasserleitungen. Arch. d. 
Pharmaeie 1887, Oct., S. 858. Beweis der lösenden Wirkung selbst kleiner 
Mengen freier Kohlensäure auf Blei. 

. Binz. Ueber die erregenden Wirkungen des Atropins und 

. Lenhartz. Erwiderung. Deutsch. Arch. f. klin. Med. XLI, 1 u. 2, S. 174 u. 178. 
(Polemik.) 

H. Sewall. Experiments on the preventive inoeulation of rattlesnake venom. Journ. 

of Physiol. VIII, 3 u. 4, p. 203. 


Eder) 


Nr. >21. Centralblatt für Physiologie. 533 


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Amer. Med: Assoe. IX, 17, p. 526. 

Charrin. Sur les proc@des eapables d’augmenter la resistanee de l’organisme ä l’action 
des mierobes. Compt. rend. CV, 17, p. 756. (Dureh Versuche mit dem Mikro- 
organismus des Pyoeyanins an Kaninchen wird gezeigt, dass durch subeutane 
Injeetionen der Culturen oder dureh intravenöse ihrer gelösten Bestandtheile allein 
die T'hiere widerstandsfähiger gegen die intravenöse ae :tion der Culturen werden. 

L. Amat. Sur les phosphites d’ammoniaque. Compt. rend. CV, 17, p. 809. 

H. Peyraud. De l’action preventive de U'hydrate de chloral contre la rage tan: vectique, 
ou simili-rage, et contre la vraie rage. Compt. rend. CV, 17, p. 762. 

G. Lechartier. Sur la congclation des eidres. Compt. rend. cv, 17, p. 723. (Gähren- 
der Most, 212 Stunden bei —18"C. gehalten, gährt auf gewöhnliche T emperatur 
gebracht weiter, nur etwas langsamer. 

E. Rieklin. action et l’emploi de la digitale et de ses suecedanes, prineipalement 
du strophantus. Gaz. Med. de Paris 1887, N° 42, p. 499. 

L. Deniau. Du Strophantus hispidus. Bull. gön. de Therap., Aoüt 30, 1837. p. 168; 
Sept. 15, p. 220; Sept. 30, p. 271. 

Mauly Miles. Die nitrifieirenden Mikroben. Agrieultural Science 1887. I, p. 102. 
(Besprochen von Proskauer im Chem. Centralbl. 1887, Nr. 47, S. 1317.) 
Mitchell et Reichert. Constitution et mode d’action du venin de serpent. Rev. seientif. 

1887, II, 15, p. 476. 

G. Klebs. Einige Bemerkungen zu der Arbeit von Krasser: „Untersuchungen über 
das Vorkommen von Eiweiss in der pflanzlichen Zellhaut” etc. Botan. Ztg. 1887, 
Nr. 43, S. 697. (Zugleich Kritik von J. Wiesner’s Untersuehungen über die 
Organisation der vegetabilischen Zellhaut.) 

Corre et Lejaune. Rösum‘ de la matiere medieale et toxieologique eoloniale. Un vol. 
in-18 de 184 pages avee 30 figures ee le texte. Paris, OÖ. Doin, 1887. (Be- 
sprochen in Rev. scient. 1887, I, 14, p. 440.) 

L. Errera. Anhäufung und Verbraue n von As akocn bei Pilzen. Tagehl. d. 60. Naturt.- 
Vers.; Botan. Centralbl. 1887, Nr. 41, S. 59. 

M. Nencki und N. Sieber. Weitere Beiträge zur Kenntniss der thierischen Melanine. 
Arch. f. exp. Path. und Pharmak. XXIV, 1 u. 2, S. 17. 

Daremberg. Note sur la meningite tubereuleuse experimentale. et la durce variable 
de lineubation de la tubereulose. ©. R. Soc. de Biologie, October 15. 1887 
p- 567. 

J. D&jerine. Sur l'existene :e dune neyrite du pneumogastrique au cours d'une paralysie 
alcoolique. Ü. R. Soc. de Biologie, Juillet 16, 1887, p. 470. (Von Klinischem In- 
teresse.) 

Raphael Dubois. Les Vacuolides. Memoires de la Societe de Biologie, Mars 23, 1887, 
p:9. (Bei allen leuchtenden Thieren findet man im Leuchtorgan eharakteristische 
Körner, welehe die Hauptrolle bei der Liehterzeugung spielen und für welche 
Verf. den Namen Vacuolides vorschlägt.) leon Frederieq (Lüttich). 

J. Brinck und H. Kronecker. Ueber synthetische Wirkung lebender Zellen. Du Bois- 
zu Arch. 1887, Nr. 3 u. 4, S. 347; Verh. d. Physiol. Ges. zu Berlin, ° 

»5. Februar 1887. 

Fokker. Sur les höämatocytes. Compt. rend. CV, 7, p. 353. 

Th. Bokorny. Neue Untersuchungen über den Vorgang der Silberabscheidung durch 
actives Albumin. Jahrb. f. wissensch. Bot. XVII, 2, p. 194. 

P. Regnard et P. Loye. Recherches faites a Amiens sur les restes d’un supplieie. 
Compt. rend. CIV, 26, p. 1871; Progres Med. 1887, N’ 28, p. 19. (An einem 
Hingeriehteten konnten Verff. folgende Beobachtungen anstellen: Zwei Se- 
eunden nach der Enthauptung war kein Zeichen von Bewusstsein bemerkbar. 
teflectorischer Lidschluss war noch bis zur 6. Secunde vorhanden. Der Herzschlag 
währte 25 Minuten, die Vorhöfe sehlugen noch weit länger. Da sich keinerlei 
Erregungserscheinungen bemerklieh machten, glauben Verff., dass der Tod hier 
durch eine Art von Schreck eingetreten sei. Im Subarachnoidalraum fand sich 
Luft, die offenbar bei der Eröffnung dieses Raumes im Momente der Ent- 
hauptung in demselben Masse eingedrungen war, als Blut aus dem Schädel 
abfloss. Langen dorff (Königsberg). 

N. Kowalewsky. Bemerkungen über einige Eiweissproben. ‘St. Petersburger Mediein. 
Wochenschrift 1887, Nr. 23. In Eiweisslösunsen, die zur Ausfällung der 
Globuline mit schwefelsaurer Magnesia gesättigt und filtrirt worden sind, erzeugen 


Centralblatt für Physiologie. 40 


534 Centralblatt für Physiologie. Nr> 3% 


Metaphosphorsäure in geringer Concentration (gesättigte, wässrige Lösung der 
geschmolzenen Säure auf das 50- bis 70fache mit Wasser verdünnt), ferner 
Essigsäure (1 Vol. Acid. ocet. glaec. auf 40 Vol. Wasser), endlieh eine cone. 
Lösung von gelbem Blutlaugensalz,. keinen Niederschlag, wohl aber Trichlor- 
essigsäure und essigsaures Uran. F. Röhmann (Breslan). 

Berthelot et Andre. Sur la formation de lammoniaque dans la terre vegetale 
soumise a l’action de divers reactifs et sur son dosage. 

— — Sur le deplacement de lammoniaque par la magnösie. 

— — Contribution a l’histoire de la deeomposition des amides par l’eau, les alealis 
et les acides etendus. 

— — Recherches sur la tension du bicarbonate d’ammoniaque sec. 

— — Recherches sur la decomposition du bicarbonate d’ammoniaque par l’eau et 
sur la diffusion de ses composants a travers l’atmosphere. 

— — Recherches sur les phosphates. 

— — Sur le phosphate ammoniaco-magnesien. 

— — Sur les prineipes azotes de la terre vegetale. 

— — Recherches sur l’&mission de l’ammoniaque par la terre vegetale. Ann. de 
Chim. 'et de Physique XI, Juillet 1887. 

E. Salkowski. Ueber eine eigenthümliche Modification des Urobilins. Vireh. Arch. 
109, S. 361. „Das Urobilin ist ein sehr leicht zersetzbarer Körper: es geht all- 
mählich spontan, schnell beim Erhitzen in eine Modifieation über, welehe zwar 
noch gefärbt ist. aber keinen Absorptionsstreifen mehr zeigt, mit Chlorzink in 
ammoniakalischer Lösung nicht fluoreseirt und beim Schütteln der sauren 
alkoholischen Lösung mit Chloroform nicht merklich in dieses übergeht.” 

F. Röhmann (Breslau). 

M. L. Dufour. Influence de la lumiere sur la forme et la structure des feuilles. Ann. 
des sc. nat. Botanique V, 4, 5 et 6, p. 311. These de la Faeulte des sciences 
de Paris 1887. (Besprochen in Rev. scientif. 1887, II, 18, p. 565). 

W. Jaworski. Methoden zur Bestimmung der Intensität der Pepsinausscheidung aus 
dem menschlichen Magen und Gewinnung des natürlichen Magensaftes zu 
physiologisch-chemischen Zwecken. Vorläufige Mitthlg. Münchener Med. Wochen- 
schr. 1887, Nr. 33, S. 634. 

Loeffler. Ueber Bacterien in der Milch. Berl. klin. Wochenschr. 1887, Nr. 33, S. 607. 

W. Schmitz. Ueber die Wirkungen des Blitzes auf den Menschen. Deutsche Medieinal- 
Ztg. 1887, Nr. 73, S. 821; Nr. 74, S. 838. 

A. M. Brown. A treatise on the animal alkaloids cadaverie and vital; or the 
ptomaines and leucomaines, with an introduction by professor A. Gautier 8. 
XV, 182, p. London 1887. 

F. Deipino. Equazione chimica e fisiologiea del processo della fermentazione alcoolica. 
Nuovo Giorn. Bot. Ital. XIX. 3, p. 260. i 

F. 0. Bower. On apospory and allied phenomena. The Transactions of the Linnean 
Soc. of London. Botany, U, 14, p. 301. 

$. Winogradsky. Ueber Schwefelbaeterien. Botanische Zeitung 1887, Nr. 31 bis 37. 
Die Beggiatoen, welche in H, S-haltigen Wassern vegetiren und freien Schwefel 
in ihrem Protoplasma führen, erzeugen nicht den H, S, sondern leben von ihm 
und bilden aus ihm Sulfate. Der zur Sulfatbildung führende Oxydationsprocess 
bestreitet ihre Lebensenergie. Sie bedürfen auffallend wenig organischer Substanz 
zur Unterhaltung ihres Lebens. 

J. Reinke. Zur Kenntniss der Oxydationsvorgänge in der Pflanze. Ber. d. Deutsch. 
Bot. Ges. V, 6, S. 216. 

J. Wislicenus. Ueber die räumliche Anordnung der Atome in organischen Molekulen 
und ihre Bestimmung in geometrisch-isomeren ungesättigten Verbindungen. 
Abh. d. math.-physik. Cl. d. kgl. Sächsischen Ges. d. Wiss 1887, 1, 1. 

Aime Girard. De l’absorption de liode par les matieres amylacees. Application au 
dosage de ces matieres dans les produits agricoles.. Ann. de Chim. et de 
Physique. [6]. XII, Octobre 1887, p. 275. 

Alex. Ehrenberg. Ueber substituirte Diamine des Methylens. Journ. f. prakt. Chem. 
N. F. Bd. 56, 3, S. 1887. Durch Einwirkung von Trioxymethylen auf Dialkylaniine 
erhielt E. eine Reihe von Basen, die insofern von Interesse sind, als sie viel- 
leicht die Muttersubstanzen für einige von Brieger isolirte Fäulnissbasen 
(Aethylamin, Diäthylamin ete.) sind. 

F. Röhmann (Breslau). 


Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 535 


Aime Girard. Sur le dosage de la föcule dans les tubereules de la pomme de terre. 
Compt. rend. CIV. 23, p. 1629. (G. bestimmt die in der Kartoffel enthaltene 
Stärke dadurch, dass er zu einer gewogenen Probe der zerkleinerten Kartofieln 
solange von einer titrirten Jodlösung hinzusetzt, bis ein aus der Mischung her- 
ausgenommener Tropfen Stärkepapier bläut. 1 Gramm trockene Stärke absorbirt 
im Mittel 0:122 Gramm Jod. F. Röhmann (Breslau). 

D. H. Campbell. Coloring the nuclei of living eells. The absorption of aniline colors 
by living cells. The Botanieal Gaz. XI, 8, p. 192. Zur Kernfärbung in der 
lebenden Pflanzenzelle eignet sich gut der Anilinfarbstoff Dahlia, in 0:02 bis 
00001 procentiger Lösung angewendt auf ganz junge Staubfädenhaare von 
Tradescantia, in denen die Protoplasmabewegung als Kriterium der normalen 
Beschaffenheit der Zelle mit gefärbtem Kern dient. Mit demselben Farbstoff 
lässt sich das strömende Protoplasma in den Wurzelhaaren von Trianea 
Bogatensis (u. A.) färben. 

A. Haig. Variations in the exeretion of urie acid produced by administration of acids 
and alkalines. Journ. of Physiol. VII, 3 u. 4, p. 211. 

J. Ott and C. Collwar. Pyrexial agents albumose, peptone and neurin. Journ. of 
Physiol. VI. 

Maquenne. Recherches sur linosite. Ann. de Chim. et de Phys. XII, 9, p. 80. 

Engel et Kiener. Formation et &limination de pigment ferrugineux, dans l’empoison- 
nement par la toluylendiamine. Compt. rend. CV, 11, p. 465. 

Balbiani. Le parasitisme chez les infusoires cilies. Legons faites au College de 
France en 1886—1887. Journ. de Mierogr. XI, p. 233, 365, 386, 434. 

J. F. Heymans. Etudes experimentales sur le Curare et le Manganese. Annales de 
la Soeiet& sejentifique de Bruxelles, 10° Annee, 1886. 

€. L. Edwards. The influence of warmtlı upon the irritability of frogs musele and 
nerve John Hopkins Univ. Stud. bio}. Lab. Baltimore 1837, IV, p. 19. 

Charbonelle Salle. Recherches exp6rimentales sur les fonetions hydrostatiques de lı 
vessie natatoire. Annales des sciences naturelles. Zoologie 1837, p. 303. 

E. S. Goff. The temperature of the stems. Agrie. Science I, p. 134. (Die Temperatur 
der Stiele und Stämme der Pflanzen ist hauptsächlich beeinflusst dureh die 
Tiefe, aus welcher die Hauptflüssigkeitsmenge aufgesaugt wird; an warmen Tagen 
ist die Temperatur um so niedriger, je tiefer die Wurzeln gehen.) 

M. M. Hartog. The true nature of the „madreporie system” of Echinodermata with 
remarks on Nephridia. The Ann. and Mag. of nat. Hist. XX, 119, p. 321. 

L. Reichel. On the byssal organ of the Lamellibranchiata. The Ann. and. Mag. of 
nat., hist. XX, 118, p. 318. . x 

R. Dewoletzky. Das Seitenorgan der Nemertinen. Arb. aus d. zool. Institut d. Univ. 
Wien VII, 2, S. 283. (Am Schlusse der wesentlich morphologischen Arbeit 
wird dem Organ als Function „eine Art Pereeption in Bezug auf die Beschaffen- 
heit des umgebenden Mediums” zugeschrieben.) 

E. Duclaux. Le lait. Etudes chmiques et mierobiologiques. Un vol in-12 de la Biblio- 
thöque seientifigue contemporaine avee figures interealees dans le texte. Paris, 
J. B. Bailliöre, 1887. (Besprochen in Rev. scientif. 1887, Il, 6, p. 179. 

Le suieide du seorpion et du cobra. Rev. seientif. 1887, II, 6, p. 188. (Anonymer 
Artikel, weleher die scheinbar willkürlichen Selbstmorde bei Thieren auf Grund 
gesammelter Angaben guter Beobachter auf zufällige Selbstverletzungen im 
Todeskampf zurückführt.) 

P. Ernst. Ueber einen neuen Bacillus des blauen Eiters (Bac. pyocyaneus Pf), eine 
Spielart des Bac. pyocyan. der Autoren. Zeitschr. f. Hygiene Il, 3, S. 369. 

P. Duroziez. Du pouls eömine, comme guide dans ladministration de la digitale. 
Compt. rend. CV, 5, p. 291. 

3. B. de Lacerda. Sur les formes bacteriennes qu’on reneontre dans les tissus des 
individus morts de la fievre jaune. Compt. rend. CV, 5, p. 189. 

Masdevallia. Eine australische Orchidee hat, wie in Kew-Gardens beobachtet ist, ein 
reizbares Labellum. Ein Insect, das sich auf das Labellum setzt, wird zuerst 
langsam gehoben, dann plötzlich, wie mit einem Ruck in dem Gehäuse gefangen. 
welches sich bildet, wenn die Lippe geschlossen ist. Nach etwa 20 Minuten 
steigt die Lippe herab und ist so reizbar wie zuvor. The Botan. Gaz. XII, 5, 
p- 200. 

J. Gruber. Ueber Leichengifte und Krankheitsgifte (Ptomaine und Ptomatine). Med.- 
ehir. Centralbl. Wien 1887, S. 133. 


40* 


536 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


A. Curci. Alcune ricerche sul meccanismo di azione dei metalli alealini ed alealino 
terrosi. Ann. di Chim. e di Farmaecol. 1887, N’ 6, p. 354. 

P. Dubois et L. Leroux. Action du chlorure d’sthylene sur la cornee. France 
medicale 1887, N° 78, p. 935. (Besprochen in Revue gen. d’Ophthalmol. VI, 
Tale) 

6. Kranlen e P. Silber. Studi sulla costituzione di alcuni derivati del pirrolo, 
Ann. di Chem. e di Farmacol. VI, 1, p. 3. 

— — Azione dell'anidride acetica sul n-metilpirrolo e sul n-benzilpirrolo. Ibid., p. 6. 

F. Coppola. Sul mecanismo di azione della caffeina come medicamento cardiaco. 
Ann. di Chim. e di Farmaeol. VI, 1, p. 11. 

A, E. Fick. Ueber Erkältung. Habilitationsrede. Zürich 1887. A. Müller. 28 S. 

Ch. M. Jessop. Ancient dress compared with modern in relation to disease. Brit. 
Med. Journ. 1887, N’ 1394, p. 614. 

Th. Zäslein. Beitrag zur Reaction der Culturen des Üholerabaeillus. Deutsche 
Medicinal-Ztg. 1887, Nr 72, S. 809. 

K. K. Bahadhurji. Notes on Straphanthus. (From the pharmacological Institute, 
Berlin.) Brit. Med. Journ. 1887, N’ 1394, p. 620. 

Laugaard. Ueber Strophantus. Therap. Monatsh. 1887, Mai; Fortschr. d. Med. V, 
S. 552; Chemisches Centralbl. 1887, Nr. 43, S. 1210. 

R. B Wild. T'he action of quinine and allied substanees on contractile tissue. Brit. 
Med. Journ. 1887, N’ 1392, p. 500. 

H. E. Roscoe. Remarks on tke synthesis of organie bodies. Beeing a part of the 
presidential address deliverd before the British Assoeiation for the advancemeng 
of seience at Manchester on August 31 et 1887. Brit. Med. Journ. 1887, 
N’ 1392, p. 49. 

Th. W. Engelmann. Les couleurs non vertes des feuilles et leur signifiecation pour 
la decomposition de l’acide carbonique sous linfluence de la lumiere. Arch, 
Neerl des Se. exactes et nat. XXII, 1, p. 1. 

Pasternatzky. Repartition du calorique dans l’organisme sous l’influence de 
lantipyrine, de la thalline et de lantifebrine; influenee de cette r&partition sur 
la temperature de la peau et sur le degagement ceutane de calorique et de 
sueur. (Öommunieation preliminaire Vratsch. 1887, N’2. (Besprochen von Kervily 
in Arch. slaves de Biol. III, 2, p. 281. 

J. Scheiner. Untersuchungen über Isolationsmittel gegen strahlende Wärme. Zeit- 
schr. f Instrumentenk. VII, 8, S. 271. Am besten bewähren sich Combinationen 
aus blanken Metallen, verniekelte Bleche, die durch einen schlechten Leiter 
getrennt sind (eireulirende Luft). Um die erwärmende Wirkungen eines zur 
Beleuchtung dienenden Liehtbündels möglichst aufzuheben; zunächst der Licht- 
quelle eine Alaunzelle und vor dieser eine Schicht fiiessenden Wassers. 

L. Jost. Ein Beitrag zur Kenntniss des Athmungsorgane der Pflanzen. Botanische 
Zeitg. 1837, Nr. 37. 

V. K. Anrep. Action de l'urethane dans l’empoisonnement par la strychnine et par 
quelques autres poisons tetanisants. Arch. slaves de Biol. III, 3, p. 358. 


IF. Allgemeine Muskel- und Nerven-Physiologie. 


R. Koehler Sur la morphologie des Fibhres museulaires chez les Eehinorhynques. 
Compt. rend. OIV, 23, p. 1634. 

3. Hoffmann. Ueber das Verhalten der sensiblen Nerven bei der Tetanie. Neurol. 
Uentralbl. VI, 8, S. 169. (Erhöhung der elektrischen und mechanischen Erreg- 
barkeit.) z 

v Frankl-Hochwart. Ueber elektrische und mechanische Erregbarkeit der Nerven und 
Muskeln bei Tetanie. Centralbl. f. klin. Med. VIII, 21, S. 877. 

Polaillon. Sur le retour immediat de liinnervation apres la suture des nerfs. Gaz. 
Med. de Paris 1887, N’ 30 et 31. (Klinischer Lehrvortrag.) 

Unverricht. Polymyositis acuta progressiva Zeitschr. f. klin. Med. XII, 5u.6, S. 533. 
(Reiner genau beschriebener Fall einer primären acuten diffusen Muskelentzündung 
mit letalem Ausgang nach wenigen Wochen. Autopsie.) 

E. Staedel Zur Kenntniss der Regeneration der quergestreiften Museulatur. Inaug.- 
Diss. Tübingen. Gr.-8. S. 24. Stuttgart. (Tübingen, Fues.) 


Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 537 


A. Herzen. Sur la fatigue des nerfs. Arch. des seiences phys. et nat. XVII, p. 319. 
(H. sucht im Gegensatz zu den, namentlich von Wedenski und Bowditeh 
beigebrachten Beweisen für die relative Unermüdliehkeit der peripherischen nervösen 
Leitungsbahnen die leiehte Ermüdlichkeit derselben zu beweisen. Er strychinisirt 
einen Warmblüter, dem der eine Ischiadieus durchsehnitten ist. Gleich nach dem 
Tode ist Reizung des durchsehnittenen Nerven von Erfolg, des undurchschnittenen 
nieht, während die zu letzterem gehörigen Muskeln noch gut erregbar sind. 
Der undurchsehnittene Nerv ist also ermüdet, doch sagt das Experiment niehts 
darüber aus, ob die Ermüdung die Leitungsbahn oder den Nervenendapparat im 
Muskel, der ja bekanntermassen besonders hinfällig ist, betroffen hat. — Schift 
knüpft hieran die Bemerkung, dass nach seinen Erfahrungen der längere Zeit 
tetanisirte motorische Nerv einen hemmenden Einfluss auf den Muskel erlange, 
der aber nieht vom Nervenstamm ausgeht.) Gad (Berlin). 

B. Bocci. Del condueimento eentrifugo e eentripeto nello stesso nervo; ossia ancora 
una prova che i nervi si specializzano agli estremi e non lungo il decorso. Real 
Ace. Med. di Roma Bull. XIII, 7, p. 424. (Beim striehinisirten Frosch soll 
Reizung eines ischiadieus, auf dessen Seite von allen Wurzeln nur eine moto- 
rische erhalten ist, Reflexe auslösen.) Gad (Berlin). 

A. Wide. Pressions sur les nerfs. Nord. Med. Archiv. XIX, Nr. 14, p. 3. (Comptes 
rendus des traites.) 

A. Eulenburg. Ueber das Verhalten des galvanischen Leitungswiderstandes hei 
Basedo w’scher Krankheit. Centralbl f. Nervenheilk. X, 17, S. 513. 

Polaillon. Sur le retour immediat de linnervation apres la suture des nerfs. Gaz. 
Med. de Paris 1887, N° 33, p. 385. 

St. Zaleski. Le fer et l’&moglobine dans les museles depourvus de sang. Arch. 
slaves de Biol. III, 3, p. 435. Uebersetzung der Arbeit, über welehe in diesem 
Centralblatt Nr. 1, S. 11. beriehtet worden ist. 

Mac William. Ueber das Muskelgeräusch. Centralbl. f. d. med. Wissenseh. Nr. 36. 
S. 657. Verf. fand, dass man an den zuekenden Muskeln beim Hervorrufen des 
Kniephänomens, sowie des Fussphänomens einen Muskelton hört. Indem er 
denselben dem ersten Herzton analosisirt und die Zuckungen bei jenen 
Phänomenen als einfache betrachtet, folgert er hieraus, dass auch eine einfache 
Zuekung einen Muskelton erzeugen kann, wie dies schon von Herroun und 
Yeo behauptet worden ist. Siem. Exner (Wien). 

J. C. Ewart. On rigor mortis in fish and its relation to putrefaetion. Roy. Soc. 
Proc. XLI, 256, p. 438. 

F. Röhmann. Ueber Bildung und Ausscheidung von Milchsäure und Zucker bei der 
Muskelthätigkeit. (Nach Versuchen des Herrn W. Mareuse.) Jahresber. der 
schles. Ges. für vaterl. Cultur, LXIV, S. 39. 

W. Krause. Die Nervenendigungen im elektrischen Organ. Zweiter Artikel. Internat. 
Monatssehr. f. Anat. u. Physiol. IV, 9, p. 371. Ergänzung zum ersten Art. in 
Bd. III, 8, S. 285 (1886). 

L. M. Petrone. Sulla struttura del tessuto interstiziale dei nervi periferiei. Gazzetta 
d. ospit. Milano, VIII, 18387. Nr. 92. 

Kunkel. Ueber die Beeinflussung der Muskeln durch Gifte und andere Ernährungs- 
aernee Sitzungsber. der physik. med. Gesellsch. zu Würzburg 1887, Nr. 4, 
D. 00. 

W. D. Halliburton. Du Musele-Plasma. Journ. of Physiol. VIII, 3 u. 4. p. 133. Roy. 
Soc. Proc. XLII, 256, p. 400. 

S. Frenkel. Die Nerven im Epithel. Virchow 's Arch. OIX, 3. S. 424. 

F. Gotch. The eleetromotive properties of the electrical organ of Torpedo marmorata 
(Abstract). Roy. Soe. Proc. XLII, 256. 

Marey. Recherches exp6rimentales sur la morphologie des museles. Compt. rend. 
CV, 11, p. 446. (Der Neger hat keine Waden, marschirt aber gut. Er hat einen 
längeren Calcaneus als der Weisse, sein Gastroknemius hat also kleinere Kraft 
auf längerem Wege zu üben und er ist dementsprechend dünner, doch gehen 
seine Fasern auch tiefer längs der Achillessehne herab. Kaninchen, denen M. 
ein Stück des Caleaneus reseeirte, bekamen kürzere und dickere Gastroknemien. 

L. Maddox. On the different tissues found in the musele of a mummy. Journ. of the 
Roy. Mierosk. Soc. 1887, Nr. 4, p. 537. 

A. Monari. Mutamenti della eomposizione chimiea dei muscoli nella fatica. Atti della 
R. Ace. delle seienee di Torino. XXI, 15, p. 846. 


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Centralblatt für Physiologie. NT. 2 


III. Physiologie der speciellen Bewegungen. 


Marey. Physiologie du vol des oiseaux. Cours d’histoire naturelle des corps organises 
au college de France. Rev. scientif. 1887, II, 3, p. 65. 

Fambach. Beitrag zur Anatomie und Physiologie der Blättehenschicht des Pierde- 
hufes. Hufschmied 1886, Nr. 9. (Besprochen von Lungwitz, Deutsche Zeitschr. 
Talhriermed XI 22U3398:32269) 

E. Muybridge. Animal locomotion. An elektro-photographie investigation of eonsecutive 
phases of animal movements. Published under the auspices of the University of 
Pennsylvania. Prospeetus and catalogue of plates. Philad. 1887.,J. B. Lippineott 
00-50 pP; tabl. 12 

Brooks. Variations in the nerve supply of the lumbrical museles. (The Dublin Journ. 
of Med. Se. 1887, May. p. 482, Acad. of Med. in Ireland. Subsection of anat. 
and physiol. Meeting 10, II, 87. 

J. B. Sutton. Ligaments: their nature and morphology. Post-8“ pp. 107, with 39 wood 
engravings. H. K. Lewis, London 1887. 

T. J. Mays. An experimental inquiry into the chest movements ot the Indian female. 
Therap. Gaz. Detroit 1887, p. 297. 

H. Magnus. Uebersichtliche Zusammenstellung der Augenbewegungen im physiolo- 
gischen und pathologischen Zustand. Aus dem Französischen des Dr. E. Laudolt 
Breslau 1887. J. U. Kern. 

L. Colson. Le musele supra-costal. Ann. de la Soc. de Med. de Gand 1887, aoüt, p. 150. 

E. Destree. Les bruits de la deglutition. J. de med., chir. et pharmacol. Brux. 1887, 
p. 5. 46, 103. 

Colson. Le muscle tenseur de l’aponevrose cervicale superticielle. Annales de la 
Soeiete de mödeeine de Gand. Avril 1887. Tome LXVI, p. 63. 

L. Böhm. Die Mechanik der Ortsveränderung mit besonderer Berücksichtigung des 
Pferdes. Arch. f. wiss. und prakt. Thierheilkunde XII, 5, 6 u. ff. 

G. Ruge. Zur Eintheilung der Gesichtmusculatur, speeiell des Muse. orbieularis 
oeuli. Morphol. Jahrb. XIU, 1, S. 1%. 

H. Quincke. Nachtrag zu „Ueber Luftschlucken und Schluckgeräusche” Anerkennung 
der Priorität Ewald’s in Bezug auf den Beweis und Zenker's in Bezug auf die 
Behauptung, dass das secundäre Schluckgeräusch an das Vorhandensein von 
Luft in der Schluckmasse gebunden ist. Vgl. dieses Ob]., Nr. 5, S. 113. 

A. Cros. Recherehes anatomiques sur les museles de Wilson et de Guthrie. Gaz. 
hebd. d. se. med. de Montpel. 1887, IX, p. 169. 

Brooks. Varieties in the mode of origin of the phrenie nerve,. with some notes on 
nerve-variations in the superior extremity. Acad. of Med. in Ireland, Mai 5, 1887. 
The Dublin Journ. of Med. Se. 1887, Oct., p. 323. 

W. Braune und 0. Fischer. Die Länge der Finger und Metakarpalknochen an der 
menschlichen Hand. His. Braune’s Arch. 1887, Nr. 2 u. 3, S. 107. 

F. R. Fry. The flexibility of the metacarpophalangeal joint of the thumb. St. Louis 
Cour. Med. 1887, p. 8. 

F. Warner. Three lectures on the anatomy of movement, a treatise on the action 
of nerve centres and modes of growth, delivered at the Royal College of Surgeons 
of England. London 1887, K. Paul Trench & Co. 149 p. 12°. 

Ch. Fere. Note sur une Crampe des ecrivains consecutive a la Compression ‘du nert 
eubital. ©. R. Soc. de Biologie. Juillet 30, 1887, p. 508. (V. klin. Inter.) 


IV. Athmung. 


B. W. Richardson. On oxygen in vital phenomena. Aselepiad. London 1887, IV. 

— Vitalising and devitalising oxygen. The Chemical News LV, 1436, p. 253. 
(Anonyme Bespreehung nach The Aselepiad. Sauerstoff, der einmal die Lungen 
eines Thieres passirt hat und dann „völlig getrocknet und von 00,, NH, und 
allen merklichen Verunreinigungen befreit ist”, soll einem anderen Thiere un- 
vermischt als Athemluft gereicht, dies zuerst einschläfern, dann tödten. 

M. Bresgen. Kurze Bemerkungen über das Anschwellen der Nasenschleimhaut bei 
Seitenlage. Deutsche med. Wochensehr. 1887, Nr. 17, S. 360. (Das allbekannte 
Phänomen, das chronische Rhinitis begleitet, soll nieht auf einfach mechanischem, 
sondern auf nervösem Wege zu Stande kommen, da Fälle beobachtet werden, 
in denen der Nasengang der nach oben gelegenen Seite sieh verschliesst.) 


Au 


Zr 


rs Bl: Centralblatt für Physiologie. 34 


F. H. Champneys. Experimental researches in artifieial respiration in stillborn 
children. London 1887, H. K. Lewis. (Besprochen in Ann. de Gyneecol. et 
d’Ostetrique XXVII. Sept. p. 235. 

J. A. Francis. Simple method of artificial respiration. The Journ. of the Am. Med, 
Assoe. IX, 6, p. 148. Abstract from Brit. med. ‚Journ. (London, Med. Record.) 
(Patient liegt mit geöffneten Kleidern auf dem Rücken, zwei Personen reichen 
sich unter ihm hinweg die Hand, erheben den Rücken des Patienten. bis nur 
noch die Finger- und Zehenspitzen den Boden berühren, zählen schnell bis 15, 
dann lassen sie ihn herab, drücken mit ihren Ellbogen seine Seiten kräftig zu- 
sammen, zählen wieder schnell bis 15 und so fort.) 

C. Andersson. Sur une des conditiones de la premiere inspiration, et sur la tenne 
de la töte chez les nouveau-nes. Nordiskt med. Archiv. Band XIX, Heft 1, 
Nr. 8. (Der erste Eintritt von Luft in die Lungen von Neugeborenen ist nur 
dadureh möglich, dass durch die (wohl zumeist passive) Aenderung der Kopf- 
haltung der bis zur Geburt bestehende Verschluss der Luftwege (Nase, 
Mund, Kehlkopf, Trachea) beseitigt wird. Diese Aenderung besteht darin. dass 
der bis dahin stark nach vorn geneigte Kopf sich aufriehtet und nach rückwärts 
beugt. Langendorff (Königsberg). 

— Ueber die Auslösung der ersten Inspiration nach der Geburt. Journal de Med. de 
Paris 1887, Nr. 8. (Besprochen in allg. med. Centralztg. 1887, Nr. 71, S. 1254.) 

E. Masse. La rögion sous-glottique du larynx. Congres de Toulouse, Sept. 26, 1837. 
Gaz. Med. de Paris 1887, N° 45, p. 531. (Verf. lenkt die Aufmerksamkeit auf 
die Form- und Volumänderungen, welche der laryngeale Raum unter den Stimm- 
bändern bei den zum Zwecke der Phonation ausgeführten Muskeleontractionen 
erleiden muss, und zeigt Abgüsse dieses Raumes, welche bei verschiedenen Kehl- 
kopfstellungen gewonnen sind.) 

R. Pohl. Beobachtungen über das Vorauseilen der Nasenathmung vor der Brust- und 
Bauchathmung. Prager med. Wochenschr. 1887, Nr. 16, S 126. 

Tivoli. L’aria in rapporto all’ igiene ed alla ginnastiea: ceonferenza pubbliea tenuta 
nella palestra della societä bolognese di ginnastica educativa la sera del 16 
maggio 1884. Bologna, tip. Gamberini e Parmeggiani, 1837. 8°. p. 19. 

H. C. Major. Remarks on the respiration of ascending and descendig rythm. Med. 
Press. London 1887. n. s. XLIH, 238. 

Th. Sinclair. Report upon a case of eleft sternum exhibitet by Dr. Seott. The 
Dublin Journ. of Med. Se. 1887, June p. 557. Ulster. Med. Soc. 12, I. 1887. 
(Dreimonatliches weibliches gesundes Kind; vollkommener Mangel des Sternum 
aber keine ectopia cordis. Interessanter Athemtypus der auf die normale Wirkung 
des Zusammenhaltes der Rippen durch das Sternum Licht wirft. Die beiden 
obersten Rippen bewegen sich weit mehr wie gewöhnlich, der antero-posteriore 
Durchmesser des Thorax erfährt nirgends in spiratorische Vergrösserungen nur 
der transversale in verstärktem Maass und der vertikale. Die medialen Rippen- 
enden entfernen sich inspiratorisch von einander.) 

L. Bergeon. Sur l’action physiologique des lavements gazenx. Compt. rend. CIV, 25, 
p- 1812. (Reine Kohlensäure, welche in das Rectum eingeblasen wird, tritt 
dureh die Lungen aus. Sie soll auf diesem ihrem Wege die Gewebe, das Blut, 
die Alveolen und Bronchien auswaschen und so therapeutische Wirkungen er- 
zielen lassen.) 

H. Kronecker Altes und Neues über das Athmungscentrum. Deutsche med. Wochen- 
schrift. 1887, Nr. 36, S. 785, Nr. 37, S. 812. 

E. Morselli et E. Tanzi. Sulle modificazioni del eircolo e del respiro negli stati 
suggestivi della ipnosi. Riforma Mediea Napoli 1887. (Besprochen im Arch. di 
Psyehiatria ete. VII, 4. p. 420. 

Ch. E. Quinquand. De l’influence du froid et de la chaleur sur les phenomenes 
ehimiques de la respiration et de la nutrition elementaire. Journal de l’anatomie 
et de la physiel. XXIH, 4, p. 327. 

J. Trautwein. Ueber das Verhalten des Pulses, der kespiration und der Körper- 
temperatur im elektrischen Soolbade. Deutsch. Arch. f. klin. Med. XLI, 3, S. 261. 

Lacassagne. La respiration chez les plongeurs. Rev. seient. 1887, II, 12, p. 380. 
(Der Schwimmer und Taucher Capitän James soll vier Minuten unter Wasser 
aushalten und hierbei schwimmend 150 Meter zurücklegen können. Er soll bei den 
tiefen vorbereitenden Athembewesgunsen viel Luft schlueken und diese unter Wasser 
zur Athmung verwenden. Bei langem Tauchen wird der Herzschlag sehr langsam.) 


540 Centralblatt für Physiologie. | Nr’; 


Hanriot & Ch. Richet. Presentation dwun Spirometer. Ö. R. Soc. de Biologie, 
Juni 25, 1887, p. 405. (Abbildung und kurze Beschreibung eines von Verdin 
in Paris auf dem Prineip der trockenen Gasuhren eonstruirten Spirometers.) 

Leon Frederieg (Lüttich). 

E. Maurel. Des möthodes de mensuration de la cage thoraeique. Bull. de la Soe. 
d’anthropol. de Paris X. 2, p. 345. 

- P. Thiery. Contribution a l’etude de quelques proccdes de respiration artifieielle. 
nn Med. de’ Paris 1887, N? 35, p- 35; N° 36, p. 422; ,N2 37, 7. Asse 
p- 445. 

S. Schulmann. De IIntluence de la respiration sur la eireulation arterielle. These 
de Doetorat. Lille 1887, 64 p. in 8. 


V. Physiologie der thierischen Wärme. 


C. Dukes. Pyrexia without detected physical signs. The Brit. Med. Journ. 1887, 
N’ 1376, p. 1040. (Beschreibung eines Falles in Ergänzung zu H. White, 
Inexplicable Pyrexia. Ibid. 4, XII, 86. Leichter Hitzschlag vor einem Monät. 
Temperaturen von 98° bis 103°8° F., ohne andere subjeetive u. objeetive Symptome 
als allgemeine Mattigkeit. Letztere liess bei roborirender Diät nach ohne, dass 
die hohen Temperaturen wichen.) 

J. Ott. The heat-centre in the brain. Journ. of. Nerv and. Ment. Dis. N. Y. 1887, 
RTV, 350: 

A. Hiller. Der Hitzschlag auf Märschen, seine Ursachen und Verhütung. Vortrag. 
Berlin, E. S. Mittler u. Sohn. 

D. Hunter. Notes on heat and „heat-stroke” at Assonan in the sommer 1886. Brit. 
Med. Journ. 1887, N’ 1384, p. 65. 

J. Gad. Körperwärme, Arbeit und Klima. 8. S. 32. Hamburg, Richter, 1887. 

Ch. Richet. La rögulation de la chaleur par la respiration. Rev. seientif. 1887. II. 
17, p. 513. 

P. anoldis, Contribution a l’etude de la calorimetrie chez l’'homme. Journal de 
l'anat. et de la physiol. XXIII, 4, p. 400. 


VI. Physiologie des Blutes und der Circulation. 


Borbacei. Bestimmung des Hämoglobins in der Chlorose mit dem Fleischl'schen 
Hämometer. Centralbl. f. d. med. Wiss., Nr. 35, S. 641. (Enthält Bestimmungen 
in 40 Krankenfällen.) 

‘Brociner. Sur la toxieite de l’acetylene. Ann. d’Hyg. publ. XVII, 5, p. 454. Soc. de 
Med. leg. de France, Mars 14, 1887; Rapport presente par M. J. Ogier. 
(Das Acetylen, ein Product unvollkommener Verbrennung des Leuchtgases, ist 
nieht giftig, geht mit dem Blut keine oder eine nur sehr lockere chemische 
Verbindung ein und das damit beladene Blut zeigt das normale Speetrum.) 

Cunningham. The marsupial heart. T'he Dublin Journ. of Med. Sc. 1857, May, p. 479; 
Ac. of Med. in Ireland; Subseetion of anat. and physiol. Meeting, February 10, 
1887. (Demonstration eines Känguruherzens. Abwesenheit der Fossa ovalis [in 
Uebereinstimmung mit Owen]; ferner totale Abwesenheit des Duet. thor. und 
der Valv. Eustach. [ebenso wie andere Ueberbleibsel embryonalen Lebens: 
Urachus. Artt. hypogastr., Lig. rot. hepat. ete.]. Die von Owen angegebene 
Zweitheilung des Appendix auricularis liess sich demonstriren [sie fehlt bei den 
Thylaeinen und Dasyuren|. Entgegen den Angaben Owen's lässt sich eine 
besondere Oeffnung der Ven. card. im rechten Vorhof zeigen.) 

W. R. Ransom. Ueber die Muscarinwirkung am Herzen. (R. stellt irrthümliehe 
Citate, welehe Kobert im Archiv für exper. Pathologie u. Pharmakologie XX, 
S. 92, aus R.’s Arbeit über die Wirkung des Muscarins an Molluskenherzen 
[Journ. of Physiol. V, p. 261] gemacht hat, riehtig.) (ad (Berlin). 

B. Danilewsky. Recherches sur la parasitologie du sang. Suite: Les Hematozoaires 
des tortues. Arch. slaves de Biologie III, 1, p. 33. 

— Üontribution a la question de lidentite des parasites pathogenes du sang chez 
I'homme avec les hematozoaires du sang chez les animaux sains. Ibid., 9, p. 257. 
(Schon veröffentlicht im Centralblatt f. med. Wiss. 1886. Nr. 41 u. 42.) 

Eberth. Die Blutspindeln der niederen Wirbelthiere. Anat. Anz. II, 12, S. 401. 

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INT.!91. Centralblatt für Physiologie. 541 


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l'action de quelgues medieaments sur le coeur isole. Grand in-8 de 90 pages avec 
1 planche. Paris, J. B. Balliere et fils, 1887. 

Dehio. Extreme frequeney of pulse after paracentesis. Abstract form St. Petersh. 
Med. Wochensehr. in The Lancet 1857, N’ 3326, p. 1098. (Puls von 150 bis 
180 bei normaler Temp. und Resp. bestand einige Tage lang nach der Para- 
centese des Abdomens wegen Aseites bei Cirrhosis hepatis. Als der Aseites 
wieder zunahm, ging die Pulsfrequenz zurück. Anämie der Medulla oblongata 
wesen des verminderten intraobdominalen Druckes nach der Punetion.) 

A. B. Isham and A. T. Keyl. Sphygmography and Cardiography, physiologieal and 
elinieal. Putnam Sons, New York and London. 

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Nr. 10, S. 304. Vortrag vom med.-pharmac. Bezirksver. Bern, 25. Januar 1887. 

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f. gerichtl. Med. XVII, 1, S. 76. 

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Med. and Philos. Soc. of St. Thomas Hospital 17, II, 87. The Lancet 1887, 
3326, p. 1076. 

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aus Canadian Record of Science in The Dublin Journ. of Med. Science 1887. 

July. p-. 77.) 

— The causation of the heart-beat. (Abgedruckt aus Canada Medical and Surgical 
Journal, Janary 1887 in The Dublin. Journal of Med. Seience 1887, July, p. 78.) 

A. Ott. Zur Kenntniss der Ganglienzellun des menschlichen Herzens. Prag. med. 
Wochenschrift 1887, XII, 159. 3 

H. Thomson. Ueber die Beeinflussung der peripherischen Gefässe durch pharmakolo- 
gische Agentien. St. Petersb. Med. Wochenschr. 1887, Nr. 27, 8.221; Nr. 28, S. 229. 

A. Ehrenfried. Anatomische, histologische, physiologische Untersuchung über die 
Museulatur des Endokardiums bei Warmblütern. Inaug.-Diss. Greifswald 1887. 

C. Eberth und C. Schimmelbusch. Ueber die Zusammensetzung des Thrombus. Eine 
Erwiderung auf Weigert’s Artikel in Nr. 7 dieser Zeitschrift. Fortschr. d. 
Mediec. V, 15, S. 467. 

L. Wick. Ueber die praktische Verwerthbarkeit des Hämometers von Fleischl. 
Alle. Wien. Ztg. 1887, Nr. 21-23 p. 

G. Bassi. Modificazioni morfologiche dei globuli rossi del sangue di rana. Rassegua 
di se. med. Modena 1887, Nr. 2, p. 125. 

Henocque. Note sur l’'hömoglobinurie. (©. R. Soc. de Biologie, 6 aoüt 1887, p. 545.) 
(Resume und Schlüsse seines Artikels über Hämoglobinurie, welcher im Dietion- 
naire encyclopedique des Sciences medieales erschienen ist.) 

M. Kowalewsky. W’action des sels sur les globules rouges du sang. Arch. slaves 
de Biol. IV, 1, p. 93. (Uebersetzung der Arbeit, über welehe in diesem Central- 
blatt Nr. 1 berichtet worden ist.) 

L. Spengler. Ein interessanter Fall von paroxysmaler Tachykardie. Deutsche med. 
Woechenschr. 1837, Nr. 38, S. 826. 

Bimar et Lapeyre. Recherches sur les veines du pharynx. Compt. rend. CV, 18. 
p- 825. (Constatirung des regelmässigen Vorkommens und genaue Beschreibung 
des Plexus profundus oder submucosus vonruveilhier. Anat. descript. III. p. 220.) 

Chlodovski. Physiologie der Milz. Russk. Med. St. Peterburg 1837, p. 143 u. 160. 

W. D. Halliburton. On the haemoglobin erystals of rodents blood. An easy method 
of obtaining Methaemoglolin erystals for mieroscopie examination. The Quart. 

Journ. of Mier. Sc. XXVII, 1, p. 181 u. 201. 

W. Thompson. On the hlood-eorpuseles of the Oyelostomata. Anat. Anz. Il, 20, S. 630 
The Annals and Mag. of Nat. Hist. XX, 117, p. 231. (Myxine hat ovale rothe 
Blutkörperehen, ebenso die Jugendform von Petromyzon, während Petromyzon 
in erwachsenem Zustand runde rothe Blutkörperchen besitzt. Im Verhältniss zur 
Zahl der farblosen Blutkörperchen ist bei allen die Zahl der rothen sehr klein.) 


542 Centralblatt für Physiologie. Nra2: 


L. Pfeiffer. Das Vorkommen der Marchiafava'schen Plasmodien im Blute von Vaceinirten 
und Scharlachkranken. Zeitschr. f. Hygiene II, 3, S. 397. 

A. D. Waller and E. W. Reid. On the action of the exeised mammalian heart Roy. 
Soc. Philos. Trans. Vol. 178. (1887.) B. p. 215. (Siehe dieses Öentralbl. Nr. 11, 
S. 250, u. Nr. 19, S. 476.) 

G. Corin. Sur la eireulation du sang dans le cerele arteriel de Willis. Bull de l’acad. 
roy des sciences de Belg. XIV, 7. p. 90. 

W. D. F. Philips. T'he action of certain drugs on the circulation and seeretion o1 
the Kidney. IX" International Medical Congress. Section of Therapeutics Med. 
Record. 10 Sept, 1887. The Journ. of the Amer. Med. Assoe. IX, 15, p. 463. 
(Die Resultate von Experimenten mit Roy’s Onkograph.£Die Seeretionsintensität 
der Niere hängt weniger vom Blutdruck als von der Stromintensität in der 
Niere ab. Das Nierenvolum wird erst verkleinert, dann vergrössert durch: Caffein 
und Ulexin; in geringerem Grade vergrössert durh Dextrose, Harnstoff, Koch- 
salz, Acetate; nur verkleinert dureh Digitalin, Spartein, Strophantin, Apoeynein, 
Terpentin, Adonidin, Barium-Chlorid.) 

N. Weliky. Ueber die Lymphherzen hei Triton taeniatus. Zool. Anz. X, 262, S. 529. 
(Die Lympfherzen lagern beim Triton, ebenso wie bei den Salamandern und 
Axolotln, dem Suleus lateralis entlang, in den Bindegewebssehichten der Rippen- 
muskeln in Form einzelner Bläschen eine Längsreihe bildend, die auf der Höhe 
der Cloakenöffnung ihren Anfang nimmt und sieh bis zu den vorderen Extre- 
mitäten erstreckt. Jedes einzelne dieser Herzen steht mit einer Seitenvene in 
Verbindung. Im decapitirten Thier ist das Pulsiren durch die Haut zu sehen.) 

T. Jaja. Sulla circulazione eoronaria del cuore. Riv. elin. Bologna 1887, 3, =. 
VII 279. 

Nikida Larsdorsky. Ueber die Fortsätze der Nervenzellen in den Herzganglien. 
Mitgetheilt von ©. Arnstein. Arch. f. mikr. Anat. XXIX, 8.609. (A. beschreibt 
nach Chlorgoldpräparaten von L. die Ganglienzellen in der Vorhofseheidewand 
von Frosch und Kaninchen. Dieselben stehen mit Nervenfasern, mit anderen 
Ganglienzellen, endlich direet mit Muskelfasern in Verbindung, indem der Fort- 
satz „sich in Fibrillen auflöst und an den Spindeln sein Ende findet”. Auch 
Ganglienzellen mit Spiralfaser sind vorhanden, liegen aber nicht isolirt.) 

Paneth (Wien). 

$. Selvatico. Die Aorta im Brustkasten und im Kopfe des Schmetterlings von 
Bombyx mori. Zool. Anz. X, 262, S. 562. (An der Ursprungstelle des Fühlers 
erweitert sieh das Fühlergefüss und beherbergt hier ein sphärisches Gebilde, 
welches durch besondere Fasern an die Wände geheftet, nach Art eines Kugel- 
ventils das Innere des Gefässes zu verschliessen geeignet "erscheint. Der Nervus 
supraintestinalis dringt in das Innere der Aorta ein und verläuft ein Stück im 
Lumen derselben.) 

L. Frederieg. Sur la Physiologie du coeur chez le chien. Communication preliminaire. 
‚Extrait des Bulletins de l’Ac. roy. de Belg. XII, 12. Bruxelles 1887. F. Hayez. 
7. (Autoreferat über die Arbeiten, welche in diesem Centralbl. Nr. 19, S. 475, 
besprochen sind.) 

A. Murri. Su di aleune anomalie dell impulso cardiaeo (con 24 ineisioni). Il Morgaeni 
XXIX, Parte I, N° 8, p. 449. 

Zwaardemaker. Oorsprung der Lymphzellen. Nederl. Tijdschr. v. Geneesk. Amst. 
1887, XXIII, 387. 

G. Gärtner. Ueber die Geschwindigkeit der Blutbewegsung in der Niere und in 
anderen Organen. Allg. Wien. med. Ztg. 1887, S. 121. » 

E. Marchiafava e A. Celli. Sui rapporti fra le alterazioni del sangue di cane intro- 
dotto nel cavo peritoneale deglı uceelli e quelle del sangue dell’ uomo nell infe- 
zione malarica. Real Acc. Med. di Roma Bull. XIII. 7, p. 417. 

G. Bassi. Modificazioni morfologiche dei globuli rossi della rana nel sangue es 
tratto e nei visceri (mesenterio e pulmone) messi allo scoperto. Bull. de sc. med. 
di Bologna 1887, 6, s. XIX, 217. 

Isch-Wall. Du tissu &reetile des fosses nasales. Le Progres Med. 1887, Nr. 37, 
p- 201; Nr. 38, p 214. 

L. Arviest. Oontribution & letude du tissu erectile des fosses nasales. These de 
Lyon 1887 (aoüt). 

A. Ott. Zur Kenntniss der Ganglienzellen des menschlichen Herzens. Prager med. 
Woechenschr. 20, S. 159. 


* 


5 


Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. D45 


S. Varaglia e A. Conti Alcune particolaritü macro e dei nervi cardiaci 
nell’ uomo. Atti della R. Ace. delle Seienze di Torino XXIl, 15, p. 890. 

A. Henocque. 1, hematoscopie. Gazette hebdom. 1837 Nr. 13, 212. Veit, Ei an, beobachtet 
zu haben, dass unter gewissen Umständen die beiden Streifen des Oxy hämoglobin- 
speetrums eleichmässig dunkel erscheinen, nämlich wenn Blut von 14 Procent 
Oxyhämoglobingehalt in einer Schieht von 0'070 Millimetern Dicke betrachtet 
wird. Auf dieses Phänomen gründet er eine Methode, den Oxyhämoglobingehalt 
quantitativ zu bestimmen.) Goldscheider (Berlin). 

A. Bokai. Bildet sich Methämoglobin in dem Blute lebender Thhiere bei tödtlieher 
Intoxieation mit chlorsaurem Kali? Deutsche med. Wochenschr. 1887, Nr. 42, 
S. 906. —- Durch Spectroskopie des eirculirenden Blutes im Ohr des lebenden 
Kanincehens kam B. dazu, die aufgeworfene Frage zu verneinen. — H. Lenhartz 
kam auf demselben Wege dazu, die Frage bei Hunden zu ne nn In. Bezug 
auf Kaninchen bestätigt er die Angabe von Bokai. Ebenda, 43, 8. 940. 

H. Berkenbusch. Die Blutversorgung ‚der Beugesehnen der ec Nuchr von d. 
kel. Ges. d. Wissenschaften zu Göttingen 1887, Nr. 14, S. 403. (Die Versoreung 
der volaren Fingersehnen mit Blutgefässen ist abhängig von der Grösse der 
Sehne und vom Alter des Tr rägers derselben. In späteren Lebensjahren verlieren 
sie [speeiell beim Menschen] ihre Capillarnetze und büssen sogar an zwei Stellen 
[an Fl. prof. u. subl. ungefähr gleich weit von der Insertion an der Phalanx 
entfernt] die Schlingen gröberer Gefässe ein). 

Ziegler. Zur Sera der Entstehung der Amaurose nach Blutverlust. Beiträge zur 
pathol. Anat. u. Physiol. II, 1. 

A.Kazem-Beck. Makrialien zur Innervation des Herzens. Anatomische und physiol. 
Untersuchungen. Kasan 1887. (Russ.) 

A. Adamkiewiez. Der Blutkreislauf der Ganglienzelle. Berlin, Hirschwald. 65 Seiten. 
4 lith. Tafeln. (Besprochen von Rabl-Rückhard und Westphal im Arch. 
f. Psychiatrie XVIIT, 3, S. 914.) 

C. Mordhorst, Zur Blutvertheilung des Lungenkreislaufes im gesunden und krauk- 
haften Zustande. Deutsche med. Wochensehr. 1887, Nr. 29, S. 642 


VI. Drüsen und Drüsensecrete. 


K. B. Lehmann, C. v. Noorden und F. Fuhr. Der gegenwärtige Stand der Lehre von 
der Bedeutung der Schilddrüse. Münchener med. Wochenschr. Nr. 11, 13, 26 u. 27. 

W. Podwyssozki. Experimentelle Untersuehungen über die Regeneration der Drüsen- 
gewebe. Beiträge z. pathol. Anat. u. Physiol. von Ziegler u. Nauwerek. Bd. I. 
(Besprochen von Bonnet in Münchener med. W ochenschr. 1837, Nr. 17, S. 320.) 

— Die Gesetze der Regeneration der Drüsenepithelien unter Eigmologieehen und 
pathologischen Bedingungen. Fortschr. d. Med. 1887, Nr. 14, S. 433, Bull. de 
la Soc. Anat. de Paris 1887, fase. 12, p. 466. 

C. Benda. Ein interessantes Structurverhältniss der Mäuseniere. Anat. Anz. II. 13, 
S. 425. (Bei Mus. musculus entspringt der Tubulus mit weitem Triehter aus der 
Glomeruluskapsel an dem dem Arterieneintritt entgegengesetzten Pol. Der all- 
mähliche Uebergang des flachen Kapselepithels in das hohe des Canälchens 
beginnt nahe dem Aequator des malpishischen Körperchens. Der Anfangstheil 
des Öanälchens verläuft meist ein Stück in gerader Richtung. Der Vortheil für 
Anfertigung classischer Demonstrationsobjeete liegt demnach auf der Hand.) 

F. G. Stewart. On the forms of albumen met with in the urine, and their tests, 
qualitative and quantitative. Edinb. Med. Journ. (Lehrvortrag mit eigenen Er- 
tahrungen über die Geeignetheit verschiedener Methoden zu schneller quantitativ er 
Abschätzung.) 

J. Thormählen. Mittheilung über einen noeh nicht bekannten Körper in pathologi- 
schem Menschenharn. Aus der med. Universitätsklinik zu Göttingen. Virehow’s 
Arch. CVIII, 2, 8. 317. 

Ueber eine eigenthümliche Eiweissart im menschlichen Urin. Ebenda, S. 322. 

Th. Rosenheim. Zur Kenntniss der diuretischen Wirkung der Quecksilberapparate. 
Deutsche med. Wochenschr. 1887, Nr 16. S. 325; Nr. 17. S. 354. Verein f. 
innere Medin, 7. März 1887. (Die merkwürdigen paroxysmalen Polyurien, welche 
bei bestehenden: Oedemen (Herzkrankheiten) auf Kalomelbehandlung eintreten, 
werden der Wirkung des Hg nicht auf die Nieren, sondern auf das Unterhaut- 
zellgewehe zugeschrieben. 


544 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


L. Hugonneng. Sur la presence dans le sang et dans lurine de certains diabetiques 
d’une nouvelle substance levogyre. Lyon med. 12, p. 389. 

E. Coen. Beiträge zur normalen und pathologischen Histologie der Milchdrüse. Bei- 
träge zur pathol. Anat. und Physiol. Herausg. von Ziegler und Nauwerek. 
II, 9:18:80. 

Kaiser u. Schmieder. Ueber die Veränderung der Milch durch das Gefrieren. Milch- 
Zeitung. 16, S. 197. (Besprochen von Sachse im chem. Öentralbl. 1837, Nr. 17. 
S. 433.) 

J. L. Reveruin. Contribution a letude du myxoedeme cons6eutif a lextirpation totale 
ou partielle du corps thyroide. Rev. med. de la Suisse Rom. 1837, N° 5, p. 275; 
N’ 6, p. 328. 

J. Prus. Sur les modifieations du foie sous linfluence de lirritation thermique en 
partieulier au point de vue de la karyokinese. Bull. de la Soc. Anat. de Paris 
1887, Juni, p. 420. 

E. Mehu. Sur la prösenee de petites quantites de sucre dans les urines des personnes 
soumises & l’alimentation lactee. Ann. des Mal. des Org. genito-urinaires 1887. 
Juin, p. 340. Bei Personen. die absoluter Milchdiät unterworfen werden wegen 
Albuminurie (nach Searlatina z. B.) erscheint Zucker im Harn 0-1 bis 0:2 bis 
0:4 Procent während des Bestehens der Albuminurie und auch noch nachher. 
Ob es sich um Glukoce oder Lactose handelt, ist noch nicht ermittelt. 

6. Stewart. On the discharge of albumen from the kidneys of healthy people. The 
Brit. Med. Journ. 1887, N° 1380, p. 1284. Roy. Soc. Edinb., June 6, 1887. (Kurzer, 
aber an thatsächlichen Angaben reicher Bericht über den wichtigen Vortrag.) 

E. Rosenthal. Beiträge zur Begründung des Wesens der Urämie. Inaug.-Diss. Er- 
langen 1887. (Besprochen in Deutscher Med. Zeitg. 1887, Nr. 50, S. 557.) 

J. L. Prevost et P. Binet. Oas de coma diabetique chez un enfant. Quelques exp6- 
riences de physiologie pathologique. Rev. med. de la Suisse Rom. 1887, 
Nr. 5, p. 241. (Der zuckerhaltige und Gerhardt’s Reaction gebende Harn des 
Kindes mit diabetischem Koma wurde Kaninchen in die V. jugul. gespritzt und 
rief typische Erscheinungen von Koma hervor, die sieh von denen nach Ein- 
spritzung normalen Harns in toxischer Dosis auftretenden unterschieden. Die 
mit Aether isolirte, die Gerhardt sche Reaction gebende Substanz allein ein- 
gespritzt, war wirkungslos und fand sich im Harn der Kaninchen wieder.) 

Th. Rosenheim. Die Ursache der Schwefelwasserstoff-Entwickelung im Urin. Fort- 

\ sehritte der Mediein 1887, Nr. 11, S. 345. (Vorläufige Mittheilung noch nieht 
abgeschlossener Untersuchungen. ) 

G Sanarelli. Assenza di acido urico e reazione alcalina dell’urina in animale 
carnivari. Ann. di Chim. e di Farmacol. 1887, N° 5, p. 273. (Besprochen im 
chem. Centralbl. 1887, Nr. 29, S. 804 von Bornträger. ) 

A. 3. Zamshin. The action of the ureters in the human subject. Abstr. from Ejene 
delnaia. Klinitsches Kaia Gazeta 1837, N’ 1, p. 13, in The Brit. Med. Journal 
1837, Nr. 1379, p. 1228. (Unter Lebedeff’s Leitung: Bestätigung an einem 
Fall von Recto-vesico-vaginal-Fistel bekannter T'hatsachen über die Ureteren- 
function. Ausserdem: gleichzeitig aufgefangener Harn rechts 95 Milligramm 
ü und 68 Chloride in 10 Kubikcentimeter Harn, links 85 und 65.) 

R. Hilbert. Ein Fall von Chromhidrosis. Betz’ Memorabilien XXXI, 1, S. 18- 

(Hellviolette Schweissflecke auf den Lidern, die mit Wasser abzuwaschen sind, 

bei einem 16jährigen Gymnasiasten mit Phthisis pulmonum ineipiens.) 

Ockel. Zur Casuistik der Strumektomie und der Öachexia strumipriva. Inaug.- 

Diss. Berlin 1887. 

Sehrwald. Bedeutung des Nervensystems für die Niere. Jena, @. Fischer, 1887. 

Sticker. Ueber den Einfluss der Magensaftabsonderung auf den Chlorgehalt des 

Harns. Berl. klin. Wochenschr. 1887, Nr. 41, S.: 768. 

Kirk. On frothless albumen in certain cases of albuminuria. The Lancet 1887, 

N’ 3346, p. 754. 

A. Huber. Ueber die diuretische Wirkung der Salieylsäure. (Aus d. med. Klinik zu 
Zürich.) Deutsches Arch. f. klin. Med. XLI, 1 u. 2, S. 127. 

W. Dubrenilh. De l’albuminurie intermittente periodique. (Revue eritique.) Rev. de 
Med. 1887, Nr. 8, p. 678. 

H. N. Morse and W. M. Burton. A method for the determination of butter in milk. 
American. Chem. Journ. 1857, June p. 222. 


x», om » 


Net. 21. Centralblatt für Physiologie. 545 


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Yurobilinurie. Arch. d. Physiol. XIX, 6, p. 198. 
6. Arthaud et A. Duprat. Note sur V’innerv: ıtion de la vessie. Ann. med.-chir. franc. 
et etrang. Par. 1887, III, 149. 
A. Baginsky. Ueber Acetonurie bei Kindern. Arch. f. Kinderheilkunde IX, 1, S. 1. 
i i Kindern. Du Bois-Reymond's Archiv 1897, Nr. 3 u. 4, 
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Philipps and Bradford. On the action of certain drugs on the eireulation and 
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B. Hofer. Untersuchungen über den Bau der Speicheldrüsen und des dazu gehörigen 
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F. Riegel. Ueber continuirliche Magensaftsecretion. Deutsche med. Wochensehr. 1897, 
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Blarez et G. Deniges. Solubilite de l’acide urique dans l’eau. Compt. rend. OIV, 
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Berlin 1887. 
F. A. Schmidt. Ueber das Soxhlet’sche Milchkochverfahren. Centralbl. f. allgem. 
Gesundheitspflege VI, 4 u. 5. S. 133. Empfehlung dieses Verfahrens (Münchener 
Med. Wochenschr. 1886, Nr. 15 und 16). 


546 Centralblatt für Physiologie. Nr. 20. 


Rogowitsch. Contribution a la physiologie de la glande thyroide. (Travail du 
es du Prof. ©. Tsehiriew publi& dans le Centralbl. für med. Wiss. 
1886, Nr. 30). Arch. slaves de Biol. III, 2, p. 249. 

Jaques L. Beier Contribution a l’etude du myxoedeme conseeutif A l’extirpation 
tolale ou partielle du corps thyroide. Rev. med. de la Suisse Rom. VII, 5. 
8 : 

P. FE Moebius. Ueber das Wesen der Basedow schen Krankheit. Centralbl. für 
Nervenheilk. (Versuch, die B. K. von Erkrankungen der Schilddrüse herzuleiten.) 


H. Kossel. Beiträge zur Lehre vom Auswurf. (Aus dem Laboratorium der zweiten 
medieinischen Klinik zu Berlin.) Zeitschr. f. klin. Med. XIII, 2. 


L. Joubin. Sur l'anatomie et l’'histologie des elandes salivaires chez les Cephalopodes. 
Comptes Rendus OV, 3, p. 177. (Die Zungendrüsen enthalten Zellen, welche 
aus einem protoplasmatischen Theil bestehen, der den Kern enthält, und aus 
stark tingirbaren Körnehen; sie gleichen somit den serösen Drüsen der Wirbel- 
thiere. Die Bauchdrüsen enthalten Becherzellen, ihr Secret färbt sich nicht; 
sie gleichen den Schleimdrüsen der Wirbelthiere. — Die Angaben über den 
weiteren Aufbau dieser Drüsen sind im Original nachzulesen. 

Paneth (Wien). 


A. Samschin. Beobachtungen über die Function der Ureteren an einer Frau mit 
erosser Recto-vesieo-vaginal-Fistel. Centralbl. für Gynäkologie 1887, , Nr.219, 
S. 297. (Die durch ein Speculum der Beobachtung zugängig gemachten Ureteren- 
mündungen sind zwei symmetrisch liegende, während 1 bis 2 Seeunden sehwellende, 
dann sich während 2 bis 5 Seeunden einziehende Wärzehen. Ihre Contraetionen 
erfolgen ein- bis dreimal in der Minute, auch seltener, die bei jeder Contraction 
entleerte Harnmenge wechselt zwischen 1 u. 4 Kubikeentimetern. Die Contractionen 
sind nicht synehronisch, ihre Häufigkeit auf beiden Seiten oft sehr verschieden, 
ebenso die entleerte Harnmenge. Getränkaufnahme beschleunigt die Contraetionen 
nieht. Det als sind aus der den Beobachtungen heigegebenen Tabelle zu ersehen. 


Schönlein (Breslau). 

H. Will. Beiträge zur Bestimmung des Traubenzuckers im Harne. Arch. d. Pharmaecie 
1887, S. 812. 

Grehant et Mislawsky. L’exeitation du fdie par l’eleetrieit© augmente-t-elle la quantite 
d’uree contenue dans le sang? Öompt. rend. CV, 7, p. 349. (Verff. prüften die 
Angabe Stolnikows, dass elektrische Reizung der Leber die Harn- 
stoffausscheidnng vermehre. Sie fanden die im Lebervenenblut enthaltene 
Harnstoffmenge nicht vermehrt; auch die Zunahme im Harn konnten sie nicht 
bestätigen. Die Gallenausscheidung änderte sich nur unbedeutend oder gar nicht. 


Langendorff (Königsberg). 


VIII. Physiologie der Verdauung und der Ernährung. 


Lannois. Reactions chimiques des seeretions stomacales au ‚point de vue elinique. 
‚(Revue critique.) Rev. d. Med. VII, 5, p. 420. 

Cartin. Les acides de l’estomac. Arch gen. de Med. 1887, April und Mai (p. 584 
suite et fin.) 

A. Hansen. Ueber einige Eneymwirkungen bei den Pflanzen. Humboldt 1887, Heft 4. 

Dujardin-Beaumetz. L Hygiene alimentaire. Un vol in-8°. 235 pages avec figures et 
une planche. 0. Doin, Paris 1887. 

L. Maggi. Interno m alcuni metodi di coltura delle acque potabili. Real. Ist. Lomb. 
Rendie. XX, 260. 

Cattaneo. La heise comparata della digestione: nota. Pavfa, stab. tip. suce. 
Bizzoni, 1887. 8°. p. 7. 

E. Menin et Ph. Marechal. Stefano Merlatti, histoir d’un jeüne eelebre, precedee 
d’une ätude anecdotique, physiologique et mödicale sur le jeüne et les jeüneurs. 
Paris, Marpo et Flammarion. 

C. A. Ewald. Ueber die Ernährung mit Pepton- und Eierklystieren. Zeitschr. f. klin. 
Med. XII, 5 u. 6, S. 407. 

Ellenberger. Ueber die Herkunft und die Natur des bei der Magenverdauung wirk- 
samen amylolytischen Fermentes. Arch. f. wiss. u. prakt. Thierheilkunde XII, 
3, 8. 188. 


N? 21; Centralblatt für Physiologie. 547 


A. V. Pella. The gastrie juice in cancer of the stomach. Preliminary note. Vrach. 
Auszug in: The Lancet 1857. Nr. 3321. p. 840. Magensaft (und Harn) bei 
Mageneareinom soll die verdauende Kraft von wirksamen Gemischen (Pepsin, 
Salzsäure) aufheben. 

B. Htasko. Beiträge zur Beziehung des Gehirns zum Magen. Inaugural-Dissertation. 
gr. 8°. (46 S. m. 1 Taf.) Dorpat (Karow). 

Maggi. Intorno all’ importanza dell esame bacteriologico qualitative delle aeque potabili. 
Real. Ist. Lomb. d. Sc. e Lett. Rendie. XX, fasc. XIII, p. 463. 

A. Nicolas. L’eau potable dans les chantiers de Panama. Commun. ä l’Acad. de Med., 
Avril 5, 1887. Une broch. in-8. Paris, A. Delahaye et F. Leerosnier, 1887. 

A. Carruccio. Sull' avvelenamento per ingestione di pesei. — Contribuzione allo 
studio dei pesci tossicofori indigeni et esotiei. Bull. della R. Ace. Med. di Rom. 
XIII, 6, p- 359. 

V. €. Vaugham. Poisenous cheese. The Practitioner 1887, N’ 228, p. 472. From the 
13° annual rep. of the secr. of the State board of health of the State of Michigan. 

F. Peuch. Sur les efiets de la salaison sur la virulence de la viande de pore ehar- 
bonneux. Compt. rend. CV, 5, p. 285. 

Germain See et Labadie-Lagrane. Medecine clinigue. Tome V, Regime alimentaire. 
traitement hygienique des malades. Un vol. in-8, avee 8 fie. dans la texte. 
Paris, Delahaye et Lecrosnier. 

G. Bunge. Ueber den gegenwärtigen Stand der Lehre von der Fettbildung und den 
Ursachen der Fettleibigkeit. Correspond.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1887, Nr. 17, S. 364. 

A. Harı. The influence of beer on salivary and gastrie digestion. Med. News. Philad. 
1887, N° 24, p. 649. 

G. Postma. Bijdrage tot de Kennis van den Bouw van het Darmkanal der Vogels. 
Leiden 1887, 8, p. 132. 

W. 3. Otis. Anatomische Untersuchungen am menschlichen Reetum. Veit & Co.. 
Leipzig 1887. 

L. A. Weil. Zur Histologie der Zahnpulpa. Vorwort. Deutsche Monatsschr. f. Zahn- 
heilkunde V, 9, S. 335. (Literarische Uebersicht.) 

H. Kronecker und N. Popoff. Ueber die Bildung von Serumalbumin im Darmcanale. 
Du Bois-Reymonds Arch. 1887, Nr.3 u. 4, S. 345; Verhandl. der Physiol. 
Ges. zu Berlin, 25. Februar 1887. - 


‚A. Jewdokimow. Ein Versuch zur qualitativen Bestimmung des Stiekstoffumsatzes 


heim Menschen, aus dem Vergleich der dureh Harn und Schweiss ausgesehiedenen 
Stickstoffmenge des Harnstoffes mit dem Stiekstoffgehalt der Extractivstoffe. 
St. Petersb. Med. Wochenschr. 1887 n. F. IV, 179. , 

Escherich. Ueber die normale Verdauung des Kindes. Referat in der Section für 
Pädiatrie der 60. Naturforscherversammlung. Münchener Med. Wochenschr. 1887, 
Nr. 43, S. 849 

J. Fraser. Ueber die Verdauliehkeit der Eiweisskörper. London. Med. Record 1887. 
Februar, p. 70. (Reihenfolge der Verdaulichkeit: Gekochtes Myosin, rohes Serum- 
albumin, Syntonin, Alkalialbuminat, rohes Hühnereiweiss, Casein, gekochtes 
Hühnereiweiss, gekochtes Serumalbumin, rohes Myosin und Glutin.) 

E. Pflüger. Prof. C. A. Ewald ’s Versuche über die Ernährung mit Pepton- und 
Eierklystieren. Zeitschr. £.-klin. Med. XIII, 1, S. 101. 

C. A. Ewald. Erwiderung auf vorstehende „Besprechung”. Ebenda, S. 107. 

M. Collier. The duodenum: a syphon trap. The Lancet 1887, N’ 3337, p. 308. (Die 
eigenthümliche Windung des Duodenums soll nach Art eines Syphons das Auf- 
steigen von Darmgasen zum Magen verhindern.) 

A. Frantzen. Zur Mechanik des Magens beim Brechacte. Dorpat, Karow, 1887. 

J. Uffelmann. Ueber die Temperatur unserer Speisen und Getränke. Wiener Klinik 
1887, Nr. 9. (Besprochen in Allg. Med. Centralzeit. 1887, Nr. 77, S. 1362. 
Rietsch. Beitrag zum Studium der durch Bacterien abgesonderten Verdauungsfermente. 

Journ. Pharm. Chem. [5] 16, 8 bis 13, 1. Juli. (Besprochen von Proskauer 
im Chem. Centralbl. 1887, Nr. 37 u. 38, S. 1043. Cholerabacillen und Staphylo- 
eoceus aureus bilden ein Ferment, das in alkalischer Lösung stärker wie in 

saurem Fibrin angreift, Typhus- und Tuberkelbaeillen nicht.) 

J. W. Barrett. On digestive ferments Austral M. J. Melbourne 1887, p. 109. 

A. Gluzinski et W. Jaworski. De l'hypersceretion et de U’hyperacidite du sue gastrique. 
Arch. slaves de Biol. IV, 1, p. 84. (Uebersetzt aus Wiener med. Presse 1886. 
Wesentlich klinischen Inhaltes.) 


548 


[0'e) 


Uentralblatt für Physiolosie, Nr. .21. 


J. Boas. Ueber das Tropäolinpapier als Reagens auf freie Salzsäure im Mageninhalt. 
Deutsche Med. Wochenschr. 1887, Nr. 39, S. 852. 

R. W. Raudnitz. Ueber das Vorkommen des Labferments im Säuglingsmagen. Prag. 
Med. Wochenschr. 1887, XII, 198. - 

V. Fanissek. Beiträge zur Histologie des Darmeanals der Inseeten. Zeitschr. f. wiss. 
Zool. XLV, 4, S. 694. 

A. Blaschko. Zur Architektonik der Oberhaut. Du Bois-Reymond's Arch. 1897. 
Nr. 3 und 4, S. 350. 

Forster. Ueber den Einfluss des Alkohols auf die Phosphorsäureausscheidung 
beim Mensehen. Münchener med. Wochenschr. 1887, Nr. 34. (Steigerung der 
Phosphorsäureausscheidung beim hungernden Menschen durch Alkohol.) 

Demuth. Ueber den Werth der Sauer- und Buttermilch bei der Ernährung von Ge- 
sunden und Kranken. Vereinsbl. Pfälz. Aerzte 1887, Nr. 5. (Besprochen von 

Krecke. Münchener med. Wochenschr. 1887, Nr. 33, S. 642.) 

. Oddi. Azione della bile sulla digestione gastrica studiata col mezzo della fistola 
coleeisto-gastriea. Perugia 1887, V. Santucei. 30 pP, 1 pl.34® 
. Günzburg. Eine neue Methode zum Nachweis freier Salzsäure im Mageninhalt. 

Centralbl. f. elin. Med. 1887, Nr. 40, S. 737. 

J. Boas. Ueber das Vorkommen von Fleischmilchsäure bei der normalen Fleisch- 
verdauung. Centralbl. für klin. Med. VIII, 33, S. 609. Polemik gegen v. Noorden. 
v. Noorden. Erwiderung. Ebenda, S. 612. 


J. W. Warren. Notes on the Digestion of „Living” Tissues. Boston Med. and Sure. 
Journ. March 1887. (Verf. hat schon vor längerer Zeit Versuche über Verdauung 
von lebendem Gewebe angestellt, deren Ergebnisse mit «den Mittheilungen 
Frenzel’s [s. Centralbl. f. "Physiol. Nr. 1, 8. 27] übereinstimmen. Die Hinter- 
beine von lebenden Fröschen werden durch künstlichen Magensaft verdaut, 
rascher bei 38°, langsamer bei Zimmertemperatur. Es ist für das Resultat ganz 
sleichgiltig, ob der” Frosch aufgebunden oder in anderer Weise an der Be- 
wegung gehindert wird [Durehschneiden der Medulla, Curare]). 3 

Gruber (Wien‘. 

0. Atwater. Ueber die Ausnutzung des Fischfleisches im Darmceanal im Vergleich 
mit der des Rindfleisches. Zeitschr. f. Biol., N. F., VI, 1, S. 16. (Fischfleisch 
in gleichen Mengen Trockensubstanz gereicht, hat denselben Nährwerth wie 
das magere oder ‘von Fett befreite Rindfleisch. Sieden oder braten ist für die 
Ausnutzung beider Fleischsorten im gesunden Darmeanal gleichwerthig.) 

E. Bergeat. Ueber die Ausnützung der Thymus, der Lunge und der Leber im 

Darmeanale. Ebenda, S. 120. (Leber und Thymus, Eier und Milch sind dem 
Fleische in Beziehung der Ausnützung im Darmcanale gleichstehende Nahrungs- 
mittel, die Lunge steht dem Fleische nahe, das Gehirn tritt hinter die Genannten 
weit zurück.) : 

P. Spallanzani und R. Zappa. Das Arsen in der Ernährung. Ann. di Agrie. 131, 
p- 95. (Jan. Portiei. — Besprochen von Bornträger im Chem. Öentralbl. 1887, 
Nr. 44, S. 1229.) 

L. Wertheimer. Sur la structure du tube digestif de l’Oryctes nasicornis. ©. R. Soe. 
de Biologie, Juillet 30, 1887, p. 531. (Vergleichende Anatomie.) 


> X 


IX. Physiologie der Sinne. 


W. Curran. 'I'he senses of savages. The Journ. of anat. and physiol. I, 4, p. 558. 

C.L. Mark. Simple eyes in Arthropods. Cambridge 1887, roy. 8, p. 57, with 5 partly 
colourd plates. 

Patton. Eyes of Mollusks and Arthropods. Journ. of Morphology Boston, I, 1887, 
Ne. 

— Studies on the eyes of Arthropods. I. Development of the eyes of Vespa with 
observations on tlıe ocelli of some Insects. Ibid. 

Emmert. Vergleichend anatomische Untersuchungen über Grössen- und a 
verhältnisse des Augapfels. Correspondenz. f. Schweizer Aerzte 1837, Nr. 9, 
S. 275. 

J. Hirschberg. Die Augenheilkunde bei den Griechen. Arch. f. Ophthalmol. XXXIH, 
1.8.47. 


Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 549 


Panas. Etudes sur la nutrition de l’oeil. D’apres des experiences faites avec la 
fluoreseöine et la naphthaline. Arch. d’Ophthalmol. VII, 2, p. 92. (Refer. nach 
Acad. de Möd. Bull. auf S. 148 dieses Centralblattes.) 
M. Knies. Ueber Farbenempfindung und Farbenstörungen. Arch. f. Augenheilkunde 
XVII, 1, S. 50. 
. Romanes. Le sens de l’odorat chez le chien. Rev. seient. 1887, II, 7, p. 214. 
i amt. Zur Kenntniss (der Sinnesorgane der Turbellarien. Zool. Anz. X, 260, 
. 484. 
. Forel. Experiences et remargques eritiques sur les sensations des Inseetes Recueil 
zool. suisse IV, N’ 1 u. 2 

. Marchi. Sulla fina struttura dei eorpi striati e talami ottici. Reggio-Emilia 1887. 
S. Calderini e figlio 28 p. 6 pl. Abgedruckt aus: Riv. sper. di freniat. 8. 
Reggio-Emilia XII. 

. E. Beddard. Note on a new type of compound eye. The Annales and Mag. of 
Nat. Hist. XX, 17, p. 233. 

. Flinker. Ueber den Farbensinn der Thiere. Wien. med. Wochenschr. 1887. S. 273. 

. Vignier. Sur les fonetions des canaux semi-eireulaires Compt. rend. GIV, 12, p. 368. 

. Katz. Beitrag zur anatomischen Präparation des häutigen Labyrinthes. Monatsschr. 

f. Ohrenheilk. 1887, Nr. 7, S. 177. 
. H. Howell and J. H. Kastle. Note on the specifie energy of the nerves of taste. 
Johns Hopkins. Univ. Stud. biol. lab. Baltimore 1887, IV, p. 18. 

. F. Breithaupt. Anatomy and physiology of tongue of bee. Abstr. in: Journ. R. 

Mierose. Soe. London 1887. P. 2, p. 224. 

. Graber. Zu Dr. P. F. Breithaupt’s Dissertationsschrift über die Bienenzunge. 

Zool. Anz. X, 247, p. 166. 

König, A. Ueber Hörschärfe und ihre Bestimmung dureh ausklingende Stimmgabeln. 
Du Bois-Reimond's Arch. 1887, Nr. 3 und 4, S. 345. (Soll ausführlicher 
veröffentlicht werden.) 

J. Thiele. Ein neues Sinnesorgan bei Lamellibranchiern. Vorläufige Mittheilung. 
Zool. Anz. 1887, Nr. 257, S. 413. 

H. Knapp. Tlıe examination of the power of hearing and how to record its results. 
The Journ. of the Amer. Med. Assoe. IX, 6, p. 182. 

Davezac. Anesthesie des membranes muqueuses; anesthösies du goüt et de l’odorat. 
Journ. de Möd. de Bordeaux 1887, Mai 1. 

Nordmann. Om den för framkallandet af en Formförnimmelse nödige Retningstiden 
i dess beroende af nägra särskilda variabler. Helsinfors 1887. (Besprochen von 
H. Magnus im Arch. f. Augenheilk. XVIIL, 1, S. 99. ee 

Sattler. Anatomische und physiologische Beiträge zur Accommodation. Vers. der 
Ophthalmol. Ges. in Heidelberg, 14. September 1887. Originalberieht Münchener 
med. Wochenschrift 1887, Nr. 39, S. 761. 

F. Tuckerman. The tonguie and gustatory organs of Mephitis mephitiea. The Quart. 
Journ. of Mier. S. XXVII, 1, p. 149. 

L. Böhmig. On the sense-organs of the Turbellaria. The Ann. and Mag. of natur. 
Bist. XX, Nr. 118, p. 308. 

Fieuzal. Des verres gris-jaunes et des mouvements des el&ments retinieuss. Bull. 
de la elinique nation. optlialm. V, 2, p. 73. 

L. Steinbrügge. Ueber secundäre Sinnesempfindungen. 26 S. gr.-8. Wiesbaden, J. F. 
Bergmann. 

M. Borysiekiewiez. Untersuchungen über den feineren Bau der Netzhaut. Wien 1837. 
(Ausführlich besprochen von Purtscher im Centralbl. f. prakt. Augenheilk. 
1887, Oct., S. 311.) 

Tscherning. La loi de Listing. These de doctorat, Paris 1887. (Besprochen von 
Leroy in Rev. genör. d’Ophthalmol. VI, 8, p. 352.) 

H. Bickerton. Colourblindness: its present position in the mereantile marine service. 
Brit. Med. Journ. 1887, N’ 1392, p. 498. 

Schmidt-Rimpler. Einfluss des peripherischen Liehteinfalls auf das centrale Sehen. 
Vers. der Ophthalmol. Gesellsch. in Heidelberg, 15. September 1887; Orig.-Ber. 
Münehener Med. Wochenschr. 1887, Nr. 39, S. 763. (Constatirung der Zunahme 
des eentralen Sehens”, durch schwache Beleuchtung der Sklera bei Gesunden.) 

C. Hess. Ueber Veränderungen im Kaninchenauge nach Naphthalinfütterung. Vers. 
d. Ophthalmol. Ges. in Heidelberg, 14. September 1887; Orig.-Ber. Münchener 
Med. Wochensehr. 1887, Nr. 39, S. 762. 


Centralblatt für Physiologie. 41 


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550 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


M. Wolf. Ein Versuch zur Berechnung der chromatischen Ablenkung des menseh- 
lichen Auges. Vers. d. Ophthalmol. Ges. in Heidelberg, 14. September 1887; 
Orig.-Ber. Münchener Med. Wochenschr. 1887, Nr. 39, S. 761. 

H. van Genderen Stort. Mouvements des elöments de la rötine sous linfluence de 
la lumiere. Arch. Neerl. 1887, XXI, p. 316. 

L. Baraban et J. Rohmer. Recherches sur la greffe oculaire. Arch. d’Ophthalmol. 
VII, 4, p. 289. 

6. a Atfections hysteriques des muscles oculaires. Arch. d’Ophthalmol. VII, 4, 


306. 
0. Euatcky, L’albuminurie et la cataracte. Arch. d’Ophthalmol. VII, 4, p. 308. 


Mooren. Ueber Augenleiden in ihren Beziehungen zu Oceipitalaffeetionen. Internat. 
Aerzte- Congress zu Washington, 5. September 1887; Bericht im Centralbl. f. 
prakt. Augenheilk. 1887, Oct, S. 301. Versuch einer schiehtw eisen Localisation 
in der Oceipitalrinde; aussen: Farbensinn, mitten: Sehschärfe, innen: Lichtsinn 
(Gesichtsfeld). 

C. Hess. De la cataracte naphtalinique. Rev. gen. d’Ophthalmol. 1887, N’ 9, p. 385. 
(Vorläufige Mittheilung.) 

E. Zuckerkandi. Das periphere Geruchsorgan der Säugethiere. Stuttgart 1887, 
F. Enke. 124 S., 10 Taf. 8. 

Dr. Carl, Herzog in Bayern. Ein Beitrag zur pathologischen Anatomie des Auges 
bei Nierenkrankheiten. Wiesbaden 1887, J. F. Bergmann. (Besprochen von 
Uhthoff in Berl. klin. Wochenschr. 1887, Nr. 23, S. 418.) 

J. P. Nuel. Amblyopies et amauroses. Troisieme faseicule du tome III du Traite 
eomplet d’ophthalmologie de L. de Wecker et E. Landolt, 1887. (Besprochen 
von Borel im Arch. d’Ophthalmol. VII, 2, p. 184.) 

J. Reinke. Entgesnung bezüglich der subjeetiven Absorptionsbänder. Botan. Zeitung 
1887... Nr. 17, 8.-271. (Gegen F. Stenger. Ebenda,. Nr. 8.) 

Schiefferdecker. Ueber das Fischauge. Anat. Anz. II, 12, S. 381. - 

A. M. Bloch. La vitesse comparative des sensations. Rev. scientif. 1887, I, 19, p. 585. 

A. Klaatsch. Ueber die Morphologie der Tastballen. Anat. Anz. II, 12, S. 400. 


Aubert. Nachtrag zu den Bewegungsempfindungen. Pflüger's Arch. f. die ges. 
Physiol. XXXX, S. 623. (Es wird darauf hingewiesen, dass Charpentier schon 
früher als der Autor |[vgl. dieses Centralbl. 8. 317] analoge Erscheinungen 
beobachtet hat.) 

Motais. Anatomie de l’appareil moteur de l'oeil de lhomme et des vertebres. De- 
duetions physiologiques et chirurgicales (Strabisme) avec gravures et planches. 
Paris 1857. Adrien DeJahaye et E. Leerosnier. (Besprochen von P. Redard 
in Gaz. Med. de Paris 1837, N° 25, p. 206.) 

E. Landolt et Eperon. Mouvements des yeux et leurs anomalies. 3. fasc. du t. IH du 
Traite ‚complet no par L. de Wecker et E. Landolt. Paris 
Leerosnier 1887. (Besprochen im Arch. d’Ophthalm. VII, 3, p. 279. 

Laudolt. Uebersichtliche Zusammenstellung der Augenbewegungen im physiologischen 
und pathologischen Zustande. Aus dem Französischen. Deutsch bearbeitet von 
Prof. H. Magnus‘, Breslau 1887. 

H. Lee. On the functions of the fourth pair of Nerves. The Lancet 1887, N’ 3331, 
p. 9. (Die schiefen Augenmuskeln sollen der Accommodation dienen, indem sie 
durch Druck auf den Aequator des Augapfels dessen Achse verlängern.) 

W. F. Mittendorf. Associate external ophthalmoplegia or uncomplicated paralysis of 
the external museles of both eyes. Journ. of nervous ad mental diseases XIV, 
Fehr. 1887. 

F. W. Ellis. The circeulation of blood in the orbit studied by means ‚A the plethys 
mograph. Boston Med. and Surg. Journ. 1887, April 21. 

W.H. Jessop. The intraoeular museles of mammals and birds. Absktace of Hunterian 
lectures. Leeture II. Ophthalmie Review VI, 68, p. 159. 

L. Howe. Changes in the fondus ef the eye mal after death. Amer. Journ. 
of Ophthalmol. IV, 4, p. 98. 

Carl al Experimentelle Studie über traumatische Katarakte. Mit 6 Taf. und 

2 Holzschn. gr.-8. München, Rieger. 

Ludwig Löwe. Das Ohr. Berlin, 'Heinr. Steinitz, 1837. 8. 

H. ERSTEN ET, Sur la prötendue insertion externe de la membrane de Corti. Bull. 
de la Soc. Anat. de Paris 1887. Juin, p. 372. 


Nri21. Centralblatt für Physiologie. r 


It 
De 


Subjective Osmidrosis. Bericht aus Dubl. Journ. Med. Se. Jan. 1887, im Monatsh. für 
prakt. Dermatol. 1887, Nr. 10, über mehrere Fälle in denen junge Männer Be- 
handlung wegen eingebildeter ‚übelriechender Hautausdünstungen verlangten, 
weil ihre Illusion so stark war, dass sie sich für unmöglich in der Gesellschaft 
hielten. Ein Fall heilte spontan, ein Fall endete mit Selbstmord. 


X. Stimme und Sprache. 


Moura. Röle physiologique du muscle arytenoidien. Bordeaux (sans date) in-8, 16 p. 
(Extr. de la Rev. mens. d’Otol.) 

— Laryngometrie. Conditions anatomo-physiologiques de Ja voix humaine. Paris 
1837, in-8, 98 p. 

D. Newman. A lecture on some points in relation to the diagnostie significance and 
therapeutie indieations of laryngeal symptoms resulting from pressure of aneu- 
rysms upon the Vagus and Reeurrent Laryngeal nerves. Brit. med. Journ. 1837, 
Dr1383,, PB: 1: 

Beshorner. Doppelseitige Paralyse der Glottis-Erweiterer in Folge von Druck eines 
Aorten-Aneurysmas auf den N. recurrens sin. Ruptur jener, T’od. Monatsschr 
f. Ohrenheilk. 1887, Nr. 5, S. 121. Bestätigung der Diagnose durch die Autopsie. 
Linker Reeurrens plattgedrückt, oberhalb des Aneurysma dünn, mattgrau, rechter 
in sulzig-infiltrirtem (Gewebe eingebettet. Beide M. arytaenoidei postiei, be- 
sonders der linke, stark atrophisch, weniger Arytaenoid. transv., Orieo-arytaenoideus 
later. und Thyreo-arytaenoideus int. (beider Seiten). Intra vitam hochgradige 
Athemnoth, in Inspirationsstellung 1!/, Millimeter Lichtung zwischen Glottis- 
rändern, Stimme klar, Sprache gut verständlich, doch monoton. Bei der Phonation 
berühren sieh die Glottisränder vollständig in ihrer ganzen Länge. 

Luc. Paresie des dilatateurs ayant permis de dyagnostiques un d@but de tabes dor- 
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von primärer Stummheit bei einem nieht tauben Kinde. Berichtet im Centralbl. 
f. Nervenheilk. 1887, Nr. 21, S. 667.) 

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Steigerung der Erregbarkeit bezüglich der Athemreflexe.) 

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Wochenschr. 1887, Nr. 31. S. 686. (Analyse der Erscheinungen, die ein ge- 
sehiekter Bauchredner, OÖ. Meyer aus Hamburg, darbietet.) 


41* 


Centralblatt für Physiologie. Nr. 2% 


ai 
Su 
[AG 


XI. Physiologie des centralen Nervensystems. _ 


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pP: 260 (Die miasmatische Natur dieser Erkrankung [vel. d. Gentralbl. Nr. 15, 
S 353] wird wahrscheinlich gemacht und die Entstehung des Miasmas iu die 

Ställe verlegt.) 

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reich der Gehirnanatomie. — Ueber die Verbindung der sensiblen Nerven mit 
dem: Zwischenhirn. Broschüre in-8, 9 Seiten, 5 Fig. Jena 1887, @. Fischer. 

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(Vorläufige Mittheilung.) 

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del Januario 16, 1887.) 

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to a consideration of the exact structure, connections and mutual relation of 
the elaustrum, nucleus amygdaleus and cortex of the apex of the gyrus hippo- 

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Zelgersma on the Morphogenesis of the erus eerebri. Nederl. Tijdsehrift voor Genees- 
kunde 1887, N° 21. (Besprochen von J. A. Voortshuis im Brain X, 1887, July, 
I. 282. 

K. Schaffer. Adatok a Lyssa Eörszövettanahoz (Beiträge zur patholog. Hystologie 
der Lyssa). Orvosi hetilap 40, 41. Aus dem Laboratorium des Prof. Dr. Lau- 
fenauer. (Sch. hat das centrale Nervensystem in Lyssa gestorbener Menschen 
mikroskopisch untersucht und viele pathologische Veränderungen gefunden; 
Microorganismen fand er aber nicht.) v. Thanhoffer (Pest). 

Kupffer. Ueber die Zirbeldrüse des Gehirns als Rudiment eines unpaaren Auges 
(Scheitelauge). Münchener med. Wochenschr. 1887, Nr. 11, S. 205. Anthropol.‘ 
Ges. zu München, 28. Januar 1887. (Besprochen von Eberth in Fortschr. d. 
Med. V, 10, S. 296.) 


De 


NT..21. Centralblatt für Physiologie. 553 


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im Neurol. Centralbl. 1887, Nr. 8, S. 18+.) 

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widmet, alles Uebrige dem Hypnotismus.) 

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. #1. 


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Wagner in Wien empfohlene Methode [Wien. med. Blätter 1886, Bd. 8, S. 161], 
behufs Erzeugung von Hautanästhesie Cocainlösung kataphorisch in die unver- 
letzte Haut einzuverleiben, geprüft und für brauchbar befunden. Es ist nöthig, 
die stärksten je noch zu ertragenden Ströme anzuwenden. , Goldscheider. 

Tomaschewski. Zur Frage über die Theilnahme der Hirnrinde am Zustandekommen 
des epileptischen Anfalles. St. Petersb. med. Wochenschr. 12, S. 93. 

J. H. Mitschell. A case illustrating cerebral localization. Albany M. A. 1887, VIII, 
). 182. 

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L. M. Petrone. Intorno allo studio della struttura della nevroglia dei centri nervosi 
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Institute of Great Britain and Ireland XVII, 1, 1887. August. 

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Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 55 


(do | 


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Ch. Richet. L’instinet. Revue scientif. 1887, I, 21, p. 648. 

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Un vol. in-8 de 392 pp. et 18 pl. Paris, Masson, 1887. (Besprochen in Rev. 
scientif. 1887, I, 8, p. 567. 

L. Natanson. La eireulation des forces dans les @tres vivants. Essai de psychologie 
scientifique. Brochure in-8, de 74 pp. Paris, OÖ. Berthier, 1887. 


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Ci. Royer. L’&volution mentale dans la serie organique. Rev. seientif. 1887, I, 24, 
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VI, 2, p. 206. (Kritik von Pouenet's Aufsatz: „Remarques anat. & l’oceasion 
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(spontane ou provoque). Paris, O. Doin, 1887. 

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Lombroso. I digiunatori e la psichiatria moderna. Arch. di psichiatr., sc. pen. ed. 
antropol. crim. VIII, 3, p. 302. 

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Paris, A. Delahaye et E. Leerosnier, 1887. (Bespreehung mit Abbildungen 
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internationale. F. Alcan, Paris 1837. 

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C. Seribner’s Sons. 173 p. 8. 

A. Herzen. Le cerveau et l’activitö eeröbrale au point de vue psycho-physiologique. 
Un vol. in-16 de la Bibliotheque seientifique contemporaine. Paris, J. B. Bail- 
liere, 1887. (Besprochen in Rev. scientif. 1887, II, 14, p. 438.) ; 

6. Sergi. La mesure des actes psyehiques, Rev. scientif. 1897, II, 15, p. 468. 

Binswarger. Ueber den heutigen Standpunkt des Hypnotismus. Vortrag in der 
Jahressitzung d. Ver. d. Deutschen Irrenärzte. Frankfurt a. M., 16. u. 17. Sep- 
tember 87. Mit Discussion. Neurol. Oentralbl. 1887, Nr. 19, S.,433. 

C. Lange. Ueber Gemüthsbewegungen. Eine psycho-physiologische Studie. Autorisirte 

ü Uebersetzung von H. Kurella. VIII, 92 S., gr.-8. Leipzig, Tleodor Thomas, 

Hoppe. Einiges über die Theorie der Hallueinationen. Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie 
UV 20.083, 8. 318: , 

Ch. Fere. Sensation et mouvement. Etudes expörimentales de psycho-me&chanique. 
Un vol. de la Bibliotheque de philosophie eontemporaine avec 44 planches dans 
le texte; Paris, Alean, 1887. (Besprochen in Rev. seientif. 1887, II, 6, p. 178. 

G. T. Ladd. Elements of physiologieal Psychology. A treatise on the activities and 
nature of the mind from the physical and experimental pbint of view. 8vo., 
pp- XII — 696. New York, Chas. Seribner’s Sons, 188. (Besprochen in 
The Journ. of the Amer. Med. Assoe., IX, 4, p. 127. 

Grazzi. Parosmia: sue cause e cura. Firenze 1887. (Besprochen im Arch. di Psy- 
chiatria ete. VIII, 4, p. 426. 

J. Fonta et Ch. Segard. Elöments de medeeine suggestive. — Hypnotisme et 
suggestion. — Faits eliniques. Un vol. in-18. de 320 p. Patis, ©: Doin, 1897. 

F. A. Pouchet. Moeurs et instinct des animaux. Un vol. in-8 illustre. Hachette 
et Cie, Paris. 

H. Maudsley. The physical condition of conseiousness. The Mind. XLVIH. (Rein 
philosophisch.) Goldscheider (Berlin). 

M. Keen. Psychometrische Untersuchungen. III. Die Association unter willkürlich 
begrenzten Bedingungen. Philos. Studien IV, 2, S. 241. (Deutsche Bearbeitung 
der bereits in The Mind, Bd. 45: Experiments on the Association of Idias. 
By James Cattell — publieirten und in diesem Öentralblatt, Nr. 2, S. 52, 
referirten Abhandlung.) Goldscheider (Berlin). 

A. Degive et J. Marique. Öontroverse philosophique sur le lihre arbitre et le deter- 
ininisme. Bruxelle. 82 p. in-8. 1887. ; 


ö 


Sa 


Nr. 21. Oentralblatt für Physiologie. 557 


Ferrand. De l’exereise et des troubles de la parole et du langage, etude pschycho- 
alrolagiane. In-8 avec une planehe. Paris, A. Delahaye et E. Lecerasnier. 
1887. 

E. Gurney. Stages of hypnotic memory. Proc. Soe. Psych. Research. Lond. 1886—87. 
IV, p. 515. 

J. N. Langley. A preliminary acount of some observations on „Hypnotisme”. Proceed. 
of the physiol. Soe., 1887, 4. 

Bidon. De I’hypnotisme dans la therapeutique nerveuse. Reeueil des actes du eomite 
med. des bouches-du-Rhone XXV, p. 61. 

H. Neiglick. Rapports entre la loi de Weber et les phenomenes de contraste lumi- 
neux. Rev. philosoph. XII, 8, p. 180. 

Th. Ribot. Le mecanisme de l’attention. I. L’attention spontande. Rev. philos. XI, 10, 
p. 378. , 

Delboeuf. La matiere brute et la matiere vivante. Etude sur l’origine de la vie et 
de la mort. Un vol. in-18 de la Bibliotheque de philosophie contemporaine. 
Paris 1837, T. Alecan. 

Pons. Hypotisme chez les alienes. Rec. des actes du comit& medical des bouches- 
du-Rhone XXV, p. 75. (Bekanntlich ist bisher bei Geisteskranken nur in wenigen 
Fällen ein günstiger Erfolg dureh die Hypnose erzielt worden. — Pons hat 
zweimal die gewünschte Beruhigung auf diesem Wege bewirkt, einmal bei einem 
Knaben mit maniacalischen Anfällen, das anderemal bei einem Manne, welcher 
in Folge von Cholerafurcht an aufgeregter Melancholie mit Schlaflosigkeit 


erkrankt war.) Obersteiner (Wien). 
A. Bain. On „Association. Controversies. The Mind XLVI. 2, p. 161. (Rein philo- 

sophisch.) , Goldscheider (Berlin). 
Fontan. Hystero-Epilepsie maseuline. — Suggestion. — Inhibition. — Transposition 


des sens. — Societe de Psychologie physiologique. — Rev. philosoph. XII, S, p. 213. 

W. H. Thomson. Case of word-blindness; classification of the forms of aphasia. 
Med. record 11, p. 291. 

C. Sigaud. Note sur un cas d’amnösie verbale visuelle (avee autopsie). Le Progres 
Med. 1887, N° 36, p. 177. j 

Th. Ribot. L’höredite psyehologique, 3° &dition, revue et augmentee. Un vol. in-8 
de la Bibliotheque de philosophie contemporaine. Paris 1887, F. Alcan. 

A. Fore!. Einige therapeutische Versuche mit dem Hypnotismus (Braidismus) hei 
Geisteskranken. Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1887, Nr. 16, S. 481. 

Marique. La volonte est-elle spontanee ou reflexe? Presse med. belge, Brux. 1887. 
p- 49. 

F. W. H. Meyers. Note on certain reported cases of hypnotie hyperaesthesia. Proc. 
Soe. Psych. Research. Lond. 1856—87, IV, p. 532. 

Ch. Richet. Essai de psychologie generale. Un vol. in-12 de la Bibliotheque de 
philosophie contemporaine avee fig. dans le texte. Paris 1887, F. Alcan. 


XII. Zeugung und Entwickelung. 


J. Nelson. The significance of sex. The Amer. Naturalist. XXI, Februar 2, 1887, 
N° 3, March. 

R. Wiedersheim. Der Bau des Menschen als Zeugniss für seine Vergangenheit. 
Freiburg i./B., J. S. B. Mohr. 

J. v. Rees. Over oorspreng en beteekenis der sexueele voortplanting en over des 
direeten inoloed van den voedingstostand op de celdeeling, Amsterdam, 'Tj. van 
Holkema 1887, 8, p. 32. 

A. Gruber. Ueber künstliche Theilung bei Actinosphärium. Zool. Anz. X, 254, S. 
346. (Hinweis auf eine Bemerkung von K. Brandt in dessen Inaug.-Diss. 1877. 
nach welcher die von Greef u. Eichhorn beobachtete Ergänzung zu ganzen 
Thieren von Sprengstücken, die bei Druck auf das Deckglas aus Actinosphä- 
rium entstehen, nur bei Stücken eintritt, die wenigstens einen Kern haben und 
Angabe dass er selbst bei Actinophrys äusserlich scheinbar vollkommene und 
lebensfrische, aus künstlicher Theilung hervorgegangene Individuen nachweisen 
konnte, die keinen Kern besassen. Neubildungen dagegen können nach G. ohne 
Kern nieht entstehen.) 

E. Korshelt. Zur Bildung der Eihüllen der Mikropylen und Chorionanhänge bei den 
Insecten. Leipzig, W. Engelmann. 


558 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21 


.M . 


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thieren. 520 Seiten, Louis Heuser, Berlin 1887. 

A. Pozzi et P. Grattery. Pseudo-Hermaphrodisme (Hypospadias perineal). Le Progr. 
DT N° 16, p. 308. (Besprochen in The Brit. Med. Journ. 1887, N° 1373, 
p 8%. 

Wiet. Le metabolisme de l’embryon, le lait uterin d’apres M. le Prof. Preyer. Union 
medicale et scientif. du nord-est. Reims. XI, 1887, 8. 1. 

W. H. Caldwell. The embryology of Monotremata and Marsupialia I. (Abstraet.) Roy. 
Soc. Proc. XLII, 253, p. 177. 

Balbiani. Evolution des Mieroorganismes animaux et vegetaux (suite), lesons faites 
au College de France. Journal de Mierographie X, p. 535; XI, p. 54, 134 ä 
suivre. 

Herrick. Notes on the embrology of Alpheus John Hopkins. Univ. Cireulars VI, 
N° 54. 

W. v. Nathusius. Die Kalkkörperchen der Eischalenüberzüge und ihre Beziehungen 
zu den Harting’schen Caleosphäriten. Zool. Anz. X, 252, S. 292. 

J. Rückert. Ueber den Ursprung des Herzendothels. Anat. Anz. II, 12,28. 396. 

S. Pansini. Sulla genesi delle fibre elastiche, studii (Dal Labor. di Ist. e Fis. gen. 
d. R. univ. di Napoli, Prof. G. Paladino). Boll. d. Soc. di Natur. in Napoli. 
Ser. I, Vol. I, Amo I, Fase. 1, 1887. 

J. Symington. On the position of the uterus and ovaries in the child, with remarks 
on the growth of the femal genitals.; Transactions of the Edinburgh Obstetr, 
Soc. XI, S. 31 (1885—86). 

Mengus. Regular menstruation in a child twenty-three months old. The Brit. 
Gynaecol. Journ. 1887, May, p. 137. 

J. Symington. On the positions and relations of the teeth in children. Brit. Journ. 
of Dent. Soc. London, XXX, 1887, S. 51. 

J. W. Cousins. Right upper canine tooth removed from the left orbit of a child. 
Brit. Med. Journ. 1887, N° 1373, p. 873. ; 

W. de Bary. Ein Fall von doppelseitigem Anophthalmus bei einem Kalbe. Virchow's 
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ples. Journ. de l’anat. et de la physiol. XXOI, 3, p. 167. — These de la faculte 
des sciences. In-8. Paris 1887. 

. Chworostansky. Entwickelungsgeschichte des Eies bei den Hirndineen. Zool. 

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Mag. of nat. History XX, 115, p. 1. . 

Lenge. Seconda contribuzione alla conoscenza dell’ ovo ovarico nel gallus dome- 
stieus. Inucleo vitellino. Bull. della R. Ace. Med. di Roma XIII, 6, p. 338. 

. Froriep. Ueber das Homologon der Chorda tympani bei niederen Wirbelthieren. 
Anat. Anz. I, N° 15, S. 486. 

. Bland Suttor. On spina bifida oceulta and its relation to uleus perforans and 
pes varus. The Lancet 1887, N° 3331, p. 4. (Auszug aus klinischen Vorträgen 
mit Abbildungen.) 

W. Fraser. Abscence of the oceipital bone and skin in a newly born infant. The 
Lancet 1887, N° 3328, p. 1183. (Spontane Todtgeburt im 8. Monat. Kleinhirn 
weder von Haut noch Knochen bedeckt. 

V. Mibelli. Ricerche sperimentali sulla etiologia dell’ alopesia areata. Bull. della 
Reale Accad. Med. di Roma XII. 4 e. 5, p. 300. — R. Acc. dei Fisioeritiei in 
Siena Adunanza del Febhrajo 10, 1887. (Bestätigung der experimentellen Ergeb- 
nisse von Joseph. Dieses Centralbl. N° 1, S. 29.) 

F. Hochstetter. Ueber die Bildung der hinteren Hohlvene bei den Säugethieren. 
Anat. Anz. II, 16, S. 517. 

Johnson Symington. The topographieal anatomy of the child. Folio, illustrated by 
84 coloured plates and 33 woodeuts. Edinburgh, E. & S. Liwingstone, 1887. 

A. Broca. Sur le siöge exact de la fissure alveolaire, dans le bee-de-lievre complexe 
de la lievre superieure. Ses relations avec le systöme dentaire. Bull. de la Soc. 
Anat. de Paris I, 1887, Fasc. 4, p. 255. — Seance du Mai 6, 87. 

A. Broca. Dissection des arcades dentaires de quelques bees-de-lievre complexes. 
Bull. de la Soe. Anat. de Paris I, 1887, Fase. 6, p. 325. — Seanee du Mai 20, 87. 

R. Morian. Ueber die schräge Gesichtsspalte. Arch. f. elin. Chirurgie XXV, 2. 


= Sn mo Omar 


— 


Nr. 21. Centralblatt für Physiologie. 


H. Kirsch. Ueber den gegenwärtigen Standpunkt der Lehre von der Entstehung des 
Geschlechts beim Menschen. Wiener Klinik 1887, Juni, Heft 6. 

H. F. Bahnson. Arrest of sexual development. New-Orleans Med. and Surg. Journ. 
XIV, 1886 87, p. 736. 

Faivre. Developpement incomplet des organes genitaux ; eryptorchidie double. (az. 
hebd. d. se. med. de Bordeaux 1887, VIII, 84. 

Fowler. True hermaphroditism. Amerie. Journ. of Obstetries. New York, XX, 1887, 
p. 423; Ann. de Gynaekol. 1887, Mai, p. 388. 

E. Theremin. Note sur linvolution des voics foetales. Revue mensuelle des maladies 
de l’enfance. Paris, V, 1887, p. 64. 

Vincent. a. Cas d’imperforation de l'oesophage. b. Cas diimperforation de l’anus. 
@. Sexe incertain chez un nouveau ne. Lyon medical. LIV, 406 - 409. 

CHF nal, Ueber angeborenen Mangel einzelner Zehen. Virchow's Arch. CIX, 
2, 8. 347. 

Suchanek. Ein Fall von Persistenz des Hypophysenganges. Anat. Anz. II, 16, S. 520. 

Kahn-Bensinger. Ein Fall von totalem Mangel des Uterus bei normaler Vagina. 
Centralbl. f. Gynäkol. 1857, N’ 24, S. 377. 

B. Sutton. Ueber Menstruation bei Affen.‘ Nach. Journ. de Med. de Paris 18897, 
besprochen in Allg. Med. Oentral-Ztg. 1887, Stück 50, S. 867. 

Anna Puejac. Des deplacements de la fluxion uterins menstruelle. Gaz. med. de 
l’Algerie, 1887, N’ 11. 

A. Cuzzi. Öentributo allo studio della tromba di Falloppio durante la gravidanza. 
Il Morgagni XXIX, parte I, N° 6, p. 333. (Die histologische Untersuchung von 
zwei Tuben, welehe zu zwei dureh Porro’sche Operation am Ende der Schwanger- 
schaft entfernten Gebärmuttern gehörten, ergaben keine auf den schwangeren 
Zustand zu beziehende Veränderungen.) 

E. Fischer. Beitrag zu dem Drehungsgesetz bei dem Wachsthum der Organismen. 
Mit 41 Abbildungen. Berlin, Februar 1887, P. Gergonne, 8. S. 4. 

L. Fridel. De la greffe dentaire au point de vue historique et experimental. Trav. 
du labor. d’histol. norm. de l’Univ. de Geneve. Une broch. in-8. de 72 p. 
avec 2 pl. 1887. (Besprochen in Rev. med. de la suisse, Bern 1887, N° 6, p. 358. 

E. Egger. Ein Fall von Regeneration der Gliedmassen bei Reptilien. Arb. aus d. 
zool.-zoot. Institut in Würzburg, VIII, 2 S. 201. (Der genau untersuchte Fall 
macht es wahrscheinlich, dass Regeneration der Gliedmassen bei Reptilien 
[Bergeidechse] vorkommen kann.) ; 

F. Strassmann und C. Strecker. Ein Teraton im rechten Seitenventrikel. Virchow ’s 
Arch. CVII, 2, S. 351. 

6. Hermann et F. Tourneux. Les vestiges du segment eaudal de la moelle &piniere 
et leur röle dans la formation de ceertaines tumeurs sacro-coeceygiennes. Oomptes 
rendus, CIV, 19, p. 1324. 

A. Wieler. Beiträge zur Kenntniss der Jahresringbildung und des Dickenwachs- 
tkums. Pringsheim’s Jahrb. f. wissensch. Bot. XVII, 1, S. 70. 

Fauvelle. Phylogenie et ontogenie. Bull. de la Soc. d’anthropol. de Paris. Serie II, 
Tome IX, 4, p. 487. 

A. Prenant. Recherches sur la signifieation des @l&ments du tube seminifere adulte 
des mammiferes (sur la question de la cellule de soutien). Internat. Monatschr. 
f. Anat. u. Physiol. V, 9, S. 358. 

G. Chiarugi. Di un uovo umano del prineipio della 2° settimana e degli inviluppi 
materni del medesimo. Boll. della Sezione dei eultore delle seienze med. della 
R. Accademia dei‘ Fiorentini di Siena 1887, N’ 3—4. 

Mathias Duva!. Sur les premiöres phases du develppement du placenta, du lapin 
(©. R. Soe. de Biologie, Juillet 2, 1887, p. 4251. 

Rabl-Rückhard. Zur onto- und phylogenetischen Entwiekelung des Torus longitu- 
dinalis im Mittelhirn der Knochenfische. Anat. Anz. I, S. 549. (Genanntes Ge- 
bilde entsteht beim Hecht aus den innern Zelllagen des Teetum, die auch das 
Ependym-Epithel liefern. Kine besondere Entwickelung desselben, dergestalt, 
dass es unmittelbar hinter der Commissura posterior als eine vom Dach des Mittel- 
hirns in den Hohlraum desselben herabhängende Epithelleiste erscheint, findet 
sich aueh bei verschiedenen Amphibien und Reptilien, besonders schön bei 
Chelonia Midas und Alligator mississipiensis, sowie bei Columba domestica und 
einem Henurus-Embryo. In ihr sieht Verfasser das Homologon des Torus 
longitudinalis. Paneth (Wien). 


560 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


P. Wagner. Ueber angeborenen und erworbenen Riesenwuchs. Med. Ges. Leipzig, 
14. Juni 1887 ; München. Med. Wochenschr. 1887, Nr. 35, S. 684. 

A. A. Böhm. Ueber die Befruchtung des Neunaugeneies. Sitzber. d. Münchener Akad. 
d. Wissensch. 1887, I, S 53. 

R. Dohrn. Hat das enge Becken Einfluss auf die Entstehung des Geschlechts? 
Zeitschr. f. Geburtshilfe und Gynäkologie, XIV, 1, S. 80. (Zwei kleine Statistiken 
von Olshausen und Linden hatten früher einen auffallenden Uebersehuss von 
Knaben bei rhachitisch und allgemein verengtem (nicht bei einfach engem) Beeken 
ergeben. Eine Statistik aus Königsberg von gleichem Umfang lässt eine solche 
Beziehung durchaus nicht erkennen. 

E. Weigert. Neuere Vererbungstheorien. Abth. II. Die vererblichen Veränderungen 
der lebenden Wesen. Schmidt’s Jahrb. 1887, Nr. S (Bd. 215), S. 193. 

J. Albarrau. Developpement des dents permanentes; ebauche d’une troisieme denti- 
tion chez I'homme. Bull. de la Soc. Anat. de Paris 1837, Nr. 16, p. 562. 

J. Orth. Ueber die Entstehung und Vererbung individueller Eigenschaften. Leipzig. 
W. Engelmann, 1887. 

K. Schildovski. Geschlecht der Kinder abhängig vom Alter der Eltern. Zemskaja 
med. Mosk. 1887, p. 8. 

Laulanie. Sur l’evolution et la valeur de l’epithelium germinatif dans le testieule 
foetal des mammiferes. Compt. rend. Soc. de Biol. Par. 1887, p. 183. 

C. Julin. De la signification morphologique de l’epiphyse (glande pincale) des 
vertebres. Bull. scient. dep. du nord. Paris 1837, 2, s. X, 54. 

A. Broca. Öontribution a letude du d@veloppement de la face; &tudes sur le beede- 
lievre complexe de la levre superieure. Ann. de Gyneeol. 1887, aoüt, p. 81. 
Sept.-Oct. 

H. Gunckel. Ueber einen Fall von Pseudo-Hermaphroditismus femininus. Inaug-Diss. 
Marburg 1887. 

Sanfelice. Sopra le cellule germinali del testicolo. Boll. della Soe. di Naturalisti 
in Napoli, I, 1, 1887. 

— Intorno alla regenerazione del testicolo. Ibid. fasc. 2. pag. 98. 

T. Albarrow. Du developpement des dents de seconde dentition. Ü©. R. Soc. de 
Biologie, Juillet 23, 1887, p. 492. (Von nnatomischem Interesse.) 

Ed. Reiterer. Note sur le d&veloppement du penis et du squelette du gland chez 
certains rongeurs. C. R. Soc. de Biologie, Juillet 23, 1887, p. 496. (Vom anato- 
mischem Interesse.) 

J. Kaiser. Ueber die Entwickelung des Echinorhynchus gigas. Vorläufige Mittheilunse. 
Zool. Anz. 1887, Nr. 257, S. 414; Nr. 258, S. 437. 

“ M. v. Davidoff. Ueber die ersten Entwickelungsvorgänge bei Distablia magnilarva 
della Valle, einer zusammengesetzten Ascidia. Anat. Anz. II, 18 u. 19, 8. 575. 

L. Dalla Rosa. Ueber die Wachsthumsveränderungen des menschlichen Sehläfe- 
muskels nach der Geburt und über gewisse anatomische Verhältnisse der 
menschlichen Schläfegegend. Wien. Med. Wochenschr. 1887, S. 896; 427. 

J. Kühn. Fruchtbarkeit der Bastarde von Schakal und Haushund. Der Zool. Garten 
RXVII, 6 u. 7. 

Dönitz. Ueber die Copulation von Spinnen. Sitzber. d. Ges. naturf. Freunde zu 
Berlin 1887, Nr. 4, S. 49. 

C. Mortensen. Die Begattung der Lacerta vivipara. Jaeq. (und Lacerta agilis Wolf). 
Zoool. Anz. 1887, Nr. 239, S. 461. 

J. Veit. Die Anatomie des Beckens in Hinblick auf den Mechanismus der Geburt. 
Eine geburtshilfliche Studie. Mit 6 Tafeln und 11 Abbildungen im Text. Stutt- 
gart, Ferd. Enke, 1887, gr.-4. ‚ 

A. Prenant. Etude sur la structure du tube seminifere des mammiferes. Paris 1887. 
gr.-8, pp. 123, avec 3 planches. 

L. Roule. Sur la formation des feuillets blastodermiques chez une Annelide polychete. 
(Darychone lacullana.) Compt. rend. CV, 4, p. 236. 

A. Nicolas. Sur quelques partieularitös de l’appareil copulateur du belier. Compt. 
rend. Soc. de Biol. Par. 1887, p. 157. — Journ. de l’anant. et de la physiol 
XXIH, 5. p. 544. 

Falk. Ueber einen Fall von Kindesmord. Zeitschr. f. Geburtshilfe und Gynäkol. XIV, 
1, S. 280. Atelektatischer Zustand der Leichenlungen eines Kindes, welches ge- 
lebt, geathmet und geschrien haben soll, wenigstens „gewimmert” hat (nach 
Aussage der Mutter). 


Nr-. 21. Centralblatt für Physiologie. 561 


Walkhoff. Die normale Entwickelung und die Physiologie des Zahnbeines in den 
verschiedenen Altersperioden des Menschen. Deutsche Monatsschr. f. Zahnheilk. 
V, Juli, S. 246. 

. Danysz. Contribution a l’etude de .l’evolution des Peridiniens d’eau douce. Compt. 
rend. CV, 4, p. 238. 

L. Kerschner. Keimzelle und Keimblatt. Zeitschr. f. wiss. Zool. XLV, 4, S. 672. — 

Arbeiten aus dom zool. Inst. zu Graz. Il, 2. S. 53. 

0. van der Stricht. Recherches sur la structure de la substance fondamentale du 
tissu osseux. (ommunieation preliminaire. Annales de la Soc. de Med. de Gand 
1887, aoüt, p. 143. 

. Semon. Die indifferente Anlage der Keimdrüsen beim Hühnchen und ihre Diffe- 
renzirung zum Hoden. Jenaische Zeitschr. f. Naturw. XXI, 1 u. 2, S. 46. 

. Korschelt. Die Gattung Dinophilus und der bei ihr auftretende Geschlechts- 
dimorphismus. Zool. Jahrb. II, 3 u. 4, S. 955. (Bei einigen Dinophilusarten sind 
beide Geschlechter gleich vollkommen entwickelt, bei anderen, ganz nahestehen- 
den Arten, deren Weibehen denen der ersteren Arten sehr ähnlich sind, sind die 
\lännehen der Grösse und ÖOreanisation nach verkümmert, so dass sich ihre 
Funetionen allein auf Hervorbringung reifen und wirkungsfähigen Samens be- 
schränken. 

C. Heitzmann and C. F. W. Bödecker. Contribution to the history of development 

of the teeth. Independ. Pract. N. Y. 1887, p. 281 u. 337. 
E. v. Beneden. Les Tunieiers sont-ils des Poissons degöneres? Quelques mots de 
reponse ü Dohrn. Zool. Anz. 1887, Nr. 257, S. 407, Nr. 258, S. 433. 

6. Bordoni-Uffreduzzi. Die biologische Untersuchung des Eises in seiner Beziehung 
zur öffentlichen Gesundheitspflege. Ceutralbl. f. Bacteriol. II, 17, S. 489. 
Durand. Morphologie des membres locomoteurs chez les vertebres. Compt. rend. CV, 

16, p. 682. 
W. Waldeyer. Ueber die Karyokinese und ihre Bedeutung für die Vererbung. 
Deutsche Med. Wochenschr. 1887, Nr. 43, S. 925. 

J. H. List. Zur Entwickelungsgeschichte der Knochenfische (Labriden). Zeitschr. f. 
wiss. Zool. XLV, & S. 595. 

A. M. Paterson. On the fate of the muscle-plate and the development of the spinal 
nerves and limb plexuses in birds and mammals. The Quart. Journ. of Mierose. 
SCH XX VII, 4, p. 109. 

R. Scharff. On the intra-ovarian egg of some osseus fishes. The Quarterly Journ. 
of Mierose. Soc. XXVII, 1, p. 53. 

H. Simroth. Ueber die Genitalentwickelung der Pulmonaten und die Fortpflanzung 
des Asriolimax laevis. Zeitschr. f. wiss. Zool. XLV, 4, S. 646. 

A. Caruccio. Sur deux cas d’inelusion de parasites nematoides dans des oeufs de 

M 

M 


— 


m a2 


poule. Journ. de Mierogr. 1887, N’ 12, p. 407. 
. Tschanssow. Ueber die Lage des Uterus. Anatom. Anz. II, 17. S. 538. 
ermann. Ueber eigenthümliche rhythmische Fötalbewegungen. Centralbl. f. Gynäkol. 

1837, Nr. 39, S. 622. (Eigene Beobachtungen und Aufzählung der wenigen in 
der Literatur beschriebenen Fälle, welehe übrigens im Einzelnen voneinander 
abweichen. Es kann sich um Singultus, Schluckbewegungen oder rhythmische 
Stösse kleiner Kindestheile handeln. > 

F. Leydig. Das Parietalorgan der Wirbelthiere. Zool. Anz. X, 262, S. 534. Ent- 
wiekelung der Gründe für das Festhalten an der Auffassung des Parietalorganes 
eher als Hautsinnesorgan und weniger als drittes Auge der Wirbelthiere. 

Ed. Retterer. Sur l’origine et l’@volution variable de la charpente qui existe dans 
le gland des mammiferes (©. R. Soc. de Biologie, Juillet 2, 1887, p. 427). 

C. Ishikawa. Ueber die Abstammung der männlichen Geschlechtszellen bei Kuden- 
drium racemosum. Zeitschr. f. wiss. Zool. XLV, 4, S. 669. 

T. Blochmann. Zur Kenntniss der Fortpflanzung von Euglypha alveolata Duj. 
Morphol. Jahrb. XIII, 1, S. 173. j 

Brock. Ueber die doppelten Spermatozoön einiger exotischer Prosobranchier. Zool. 
Jahrb. II, 3 u. 4, S. 615. (Die wurmförmigen Spermatozoön — etwa 1 auf 500 
haarförmige — kommen gerade bei den entwickelteren Formen der Prosobran- 
ehier mehr vor als bei den niederen, wo sie sogar ganz zu fehlen scheinen; der 
Besitz doppelter Spermatozoön ist also eine Eigenthümlichkeit, welche sich — 
im Gegensatz zu einer Theorie Brunn’s — erst innerhalb der Prosobranchier 
entwickelt hat. 


562 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


C. Emery. Intorno alla muscolatura liscia e striata della Nephthys scolopendroides 
D. Ch. Mitth. aus der Zool. Stat. zu Neapel VII, 3, S. 371. 

Cazin. Le developpement embryonnaire de l’estomae des oiseaux. Bull. de la Soe. 
philomatique de Paris XI, 2, p. 9. . e 

V. Boas. Ueber die Arterienbogen der Wirbelthiere. Morpholog. Jahrb. XIII, 1, S. 115. 

E. Verson. Der Bau der Stigmen bei Bombyx mori. Zool. Anz. X, 262, S. 561. Stigma 
in der Ruhe geschlossen, es wird durch Zug des sogen. Verschlussmuskels ge- 
öffnet unter gleichzeitiger activer Erweiterung des Vestibulum der Trachea. 

H. de Lacaze-Duthiers et G. Pruvot. Sur un oeil anal larvaire des (Grasteropodes 

opisthobranches. Compt. rend. CV, 17, p. 707. Beschreibung eines relativ sehr 
grossen Sinnesorganes, welches in der Nachbarschaft des Aus- und des Ein- 
ganges zur Athemhöhle, das untere Ende des Nervensystems überragend, bei 
den Embryonen aller Öpisthobrancher gefunden wurde. 

. L. Manchester. Predicting the sex of the unborn. Med. & Surg. Reporter Philad. 
1837, LVIL, 61. 

. H. Terry. Controlling sex in generation. The physical law influeneing sex in the 
embryo of man and birds and its direetion to produce male or female offspring 
at will. 2° ed. with an appendix of corroborative proofs. N. Y. 1887, Fowler, 
Wells & Co. 209 p., 8. 


Q zZ 


L. Vaillant. Les rayons tactiles des Bathypterois. Günther. Compt. rend. CV, 
in, p- ‚619. 
P. Garnault. Sur la structure et le döveloppement de l'oeuf et de son follieule chez 


les Chitonides. Compt. rend. CV, 15, p. 621. 


XIV. Zur Versuchs-Technik. 


W. Matthews. An Apparatus for determining the angle of torsion of the Humerus. 
The Journ. of Anat. and Physiol. XXI, 4, p. 596. 

Kohlrausch. Federgalvanometer, demonstrirt von Rieger. Arch. f. Psychiatrie 1887, 
XVII, 275. 

Brillonin. Sur les tyaux sonores. — Rösonnateurs. Journ. de Physique VI, 1887, Mai, 
p. 205, 222. 

P. Glatz. L’hömoglobinometre de Gower. byon med. 14, p. 468. 

H. Sahli. Ueber eine Ergänzung zum Gower’schen Hämoglobinometer. Correspbl. 
f._ Schweizer Aerzte 1837, Nr. 10, p. 290. 

Th. Nehlmeyer. Apparat zur Bestimmung der Triebkraft des Herzens und zur gra- 
phischen Darstellung der Pulswelle des menschlichen Körpers. Patent Nr. 37847 
vom 6. Februar 1886. (Beschrieben mit Abbildung in Zeitschr. f. Instramenten- 
kunde 1887, Nr. 5, p. 187.) 

"L. Weber. Znr Theorie des Bunsen’schen Photometers. Wiedemann's Annalen 
XXXL 4. 

G. Bizzozero. Handbuch der klinischen Miskroskopie. Mit Berücksichtigung der 
Verwendung des Mikroskopes in der gerichtlichen Mediein. Erlangen 1887. 

P. Latteux. Manuel de technique mieroscopique ou Guide pratique pour le manie- 
ment du mieroscope. 8° edit. rev. et consider. augm. Avec 385 fig. Paris 1887, 8. 

E. v. Fleischl. Ueber ©. Reichert's vervollkommneten mechanischen Objecttisch. 
Zeitschr. f. wissensch. Mikroskopie IV, 1, S. 25. 

K. Bürkner. Ueber das Auer’sche Gasglühlicht als Lichtquelle für das Mikrosko- 
piren. Zeitschr. f. wissensch. Mikroskopie IV, S. 35. 

M. Stenglein. Anleitung zur Ausführung mikrophotographischer Arbeiten. Unter Mit- 
wirkung von Schultz-Henke. 8, p. 131. Berlin, Oppenheim, 1887. 

A. Bray et B. Sulzberger. La photomierographie. Bull. soc. belge de mier. 1886 — 
1837, XIH, 59. 

Cazeneuve et Hugonneng. Sur un nouvel appareil pour le dosage precis de lurte 
dans les liquides de l’organisme. Annales des Malad. des Org. Genito-Urin. V, 
7, p. 439. 

C. Mehn, Sur le dosage de l’uröe des urines albumineuses par les hypobromites 
alealins. Ann. des Mal. des Org. Genito-Urinaires 1887, Juin, p. 345. Das 
lästige, die Ablesung aufhaltende Aufschäumen wird durch Einbringen einer 
kleinen .Pille von Talg (suif) umgangen. 

Fournioux. Sur le dosage du glueose dans les urines diabetiques. Ann. des Mal. des 
Org. Genito-Urinaires V, 4, p. 437. 


Nr. 21. — Centralblatt für Physiologie. 563 


H.B. Cornwall und Shippen Wallace. Ucher Reichert's Methode der Butternalyse. 
Zeitschr. f. analyt. Chem. XXVI, 3, S. 317. 

H. Mulisch. Ein neues Holzstoffreagens. Verh. d. k. k. z00].-bot. Ges. in Wien 1887, 

II. Sitzb., S. 30. (Metadiamidobenzol in 5procentiger wässeriger Lösung färbt 
verholzte Zellhäute tief dottergelb.) 

D. Lindo. New sugar reactions. The Chemical News LV, 1434, p. 230. (Kritische 
Besprechung von Molisch's Zuckerreaetionen unter Mittheilung eigener Ver- 
suche. Die Farbenreaetionen werden nicht hervorgerufen dadurch, dass die 
Glukose als redueirendes Mittel wirkt.) 

Derselbe. Notes on the Thymol and Menthol sugar tests. Ibid. 1435, p. 239. 

0. Pettersson und A. Palmgoist. Ein tragbarer Apparat zur Bestimmung des Kohlen- 
säuregehaltes der Luft. Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 2129. (Die Verff. beschreiben 
einen tragbaren Apparat, welcher gestattet, den Kohlensäuregehalt der Luft bis 
auf 0:01 Procent binnen einigen Minuten zu bestimmen.) E. Drechsel (Leipzig). 

Ch. A. Burghardt. The determination of the total organie carbon and nitrogen in 
waters by means of standard solution. The Chem. News LV. 1425, p. 121. 

M. Raulin. Note on the determination of the total nitrogen in organie matters. Ibid. 
1427, p. 147. 

L. Garnier. Separation et dosage des matieres albuminoides des liquides de ponetion. 
Journ. de Pharm. et de Chim. XV, 9, p. 459. 

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Axenfeld. L’acido pirogallico come reagente sul propeptone. Ibid, p. 193. 

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p- 512; XI, 3, p. 113. (Historische Uebersicht mit werthvollen Reproductionen 
alter Abbildungen.) a suivre. 

Leop. Lenz. Zur Bestimmung des Stickstoffs nach der Methode von Kjeldahl. 
Zeitschr. f. analyt.' Chem. 26, Hft. 5, S. 590. (L. empfiehlt die Oxydation mit 
übermangansaurem Kalium.) 

W. His und Strasser. Ueber die Methoden der plastischen Reeonstruction und über 
deren Bedeutung für Anatomie und Entwickelungsgeschichte. Anat. Anz. II, 12, 
S. 382 u. 392. (Referat und Correferat auf d. 1. Vers. d. Anat. Ges. z. Leipzig.) 

N. Katschenko. Die graphische Isolirung. Weitere Mittheilung über meine Methode 
der Reconstruirung. Anat. Anz. II, 13, S. 426. (Weitere Ausbildung der Methode 
zur genauen Reconstruirung kleinerer makroskop. Gegenstände. His-Braune s 
Arch. 1886, S. 388 ) ‚ 

Mihalkowies. Das Mikrolektron von Per&nyi. Anat. Anz. II, 12, S. 407. Vgl. auch 
Zeitschr. f. wiss. Mikroskopie IV, 2, S. 148. (Apparat, in welchem kleinere 
(regenstände, besonders Froscheier und Hühnerembryonen gehärtet, gefärbt und 
eingebettet werden können, ohne dass sie aus einem Gefäss in ein anderes über- 
tragen. werden. Geliefert von Lippert und Fay, Budapest.) 

J. Johnstone-Lavis and J. Vosmaer. On eutting sections of sponges and other similar 
structures with soft and hard tissues. Journ. of the roy. Mierose. Soc. 1887, 2. 
N° 200. 

C. Günther. Ueber die mikroskopische Färbung der wiehtigsten pathogenen Bacterien 
mit Anilinfarbstoffen. Deutsche Med. Wochenschr. 1887, Nr. 22, S. 471. (Ueber- 
sichtliche Darstellung für den Gebrauch des Praktikers.) 

J. Soyka. Ueber ein Verfahren, Dauerpräparate von Reineulturen auf festem Nähr- 
boden herzustellen. Oentralbl. f. Bacteriol. 1887, Nr. 18, S. 542. 

C. Jelinek. Psychrometertafeln für das hunderttheilige Thermometer nach H. Wild 's 
Tafeln. 3. Aufl., Wien 1887, 102 S. 

W. Grosse. Ueber eine neue Form von Photometern. Zeitsehr. f. Instrumentenkunde 
VII, 4, S. 129. 

Silvanus, P. Thompson. On an arc-lamp suitable to be used with the Duboseq 
latern. The London, Edinburgh an Dublin Philosoph. Mag. and Journal of 
Seience XXI, 143, p. 333. 

E. Gerland. Die Anwendung der Elektrieität bei registrirenden Apparaten. Wien. 

A. Hartleben, 1887, 225 S., mit 119 Abblden. 

A. Rene. Modification a la pince ceardiographique de Marey; cardiographe ä poids. 
Modifieation au tambour ä levier de Marey; tambour ä levier reetifieable. Gaz. 
des höpitaux 1887. N° 49. p. 391. mit Abbiden. 


564 Centralblatt für Physiologie. - Nr. 21. 


Eulenburg. Eine neue tıansportable Batterie mit Federgalvanometer für absolute 
Strommessung. Therapeut. Monatschr. I, 8, p. 297. 

H. Klaatsch. Ein neues Hilfsmittel für mikroskopische Arbeiten. Anat. Anz. II, 20,. 
S. 632. - 

Arloing. Un analysateur bactöriologique pour l’etude des germes de l’eau. C. R. Soe. 
a Aoüut 6, 1887, p.539 (Baeteriologie). — Arch. de Physiol. XIX, 7. 
p- 279. 

H. Heele. Apparat mit mechanischer Auslösung zur Messung der Reactionszeit auf 
(Grehörseindrücke. Zeitschr. f. Instrumentenkunde VII, 7, S. 241. (Beschreibung 
und Abbildung eines nach den Angaben von Loeb construirten Apparates.) 

Marey. Nouvel odographe a papier sans fin. Compt. rend. CIV, 23, p. 1582. (Die 
neue Vorrichtung |Hodograph mit Papier ohne Ende] erlaubt die Gesehwin- 
diekeit und ihre Variationen beim Marsch und Lauf in weit vollkommenerer Weise 
selbstthätig registriren zu lassen, wie die bisher zu ähnlichen Zwecken ver- 
wendeten Apparate. Das Papier wiekelt sich mit einer der zu messenden pro- 
portionalen Geschwindigkeit ab; eine sehr langdauernde Registrirung ist möglich. 
Der Apparat kann auch zur Aufzeiehnung des Ganges von Maschinen, von Luft- 
bewegungen, Wasserläufen u. a. m. benützt werden.) Langendorff (Königsherg). 

F. Jolyet, J. Bergonie et C. Sigalas. Apareil pour l’tude de la respiration de 
Y’'homme. Compt. rend. CV, 8, p. 380. Journ. de med. de Bordeaux XVI, 1836—87, 
p- 368. 

W. His. Ueber das Photographiren von Schnittreihen. His-Braune's Arch. 1887, 
Nr Bull: 

N. Katschenko. Die graphische Isolirung bei mittleren Vergrösserungen. Anat. Anz. 
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C. Dawson. A new dog-halding apparatus John Hopkins. Univ. Stud. biol. Lab. 
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Th. W. Engelmann. Technique et eritique de la methode des baeteries. Arch. Neerl. 
1887,.XXT, p: 1. 

H. Strasser. Ueber die Methode der plastischen Reconstruction. Zeitschr. f. wissen. 
Mikroskopie IV, 2, S. 168. 

L. Laurent. Saccharimetre de projection. Compt. rend. CV, 9, p. 409. 

L. Gerlach. Ueber neuere Methoden äuf dem Gebiete der experimentellen Embryo- 
logie. Anat. Anz. II, 18 u. 19, S. 583. 

6.A. Ziegler. Die Analyse des Wassers. VIII, S. 118, mit"Holzsehn. gr. 8. Stuttgart 
1887, Ferd. Enke. 

J. Schütz. Ein neuer elektrischer Apparat (Diaphotoskop) zu medieinischen Beleuch- 
tungszwecken, insbesondere zur bequemen Erhellung des endoskopischen Gesichts- 
feldes. Monatschr. f. prakt. Dermatol. VI, 20, S. 899. 

Cazeneuve et Hugonneng. Sur un nouvel appareil pour le dosage preeis de l’uree 
dans les liquides de l’organisme. Journ. de Pharm. et de Chim. XVI, 6, p. 248. 
(Beschreibung. Abbildung und Genauigkeitsbestimmung des, auf dem von H. 
Gompt. rend. 1883 angegebenen Prineip, eonstruirten Apparates.) 

F. S. Kingsley. Orientation of small objeets for seetion-eutting. American Naturalist 
ART 2ISSTINS 17P 102: 

E. A. Andrews. Orienting objeets in paraffine. American Naturalist XXI, 1887, N°1, 
p. 101. 

W. s. Halsted. Cireular suture of the intestine. An experimental study. The Amer. 
Journal of the Med. Se. 1887, Oct., N’ 188, p. 436. 

L. Lange. Ein Chronograph nebst Öontrolapparat für sehr genaue Zeitmessungen. 
Philosoph. Studien IV, 3, 8. 457. 

N. M. Gray. A modification of Weigert's method of staining tissues of the central 
nervous system. Amer. Monthly Mierosc. Journ. VIII, 1887, N’ 2, p. 31. 

J. Ott. The thermo-inhibitory apparatus. J. Nerv. and Ment. Dis. N. Y. 1887, XIV, 
). 428. k 

H. Bührberk. Ueber störende Einflüsse auf das Constanthalten der Temperatur bei 
Vegetationsapparaten und über einen neuen Thermostaten. Centralbl. f. Baeterio- 
logie II, 9, S. 262, Nr. 10, S. 286. 


Druckfehlerberichtigung. Seite 483, Zeile 16 von unten lies: „Voulair’”, statt „Ramzer’’. 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Esner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Prof. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


. 


Ü ENTRALBLATT 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner Pa Prof. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Franz Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) M.16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 21. Januar 1888. NEr23: 


Inhalt: Originalmittheilung: de Varigny, Seethiere im Süsswasser. — Allgemeine 
Physiologie: T'schirch, Chlorophyll. — Liebermann u. Bergami, Ruberythrin- 
säure. — Weil, Physiologisch-Chemisches über Torpedo. — Ahrens, Spartein. 
— Hoppe-Seyler, Methangährung. — Griess u. Harrow, Aromatische Diamine 
und Zucker. — Benecke, Reifung des Käses. — Ladenburg, Cadaverin. — Pri- 
bram, Specifische Drehung verdünnter Lösungen. — Drasche, Wirkung des 
Strophantus. — Kappeler, Anästhetiea. Stöhr, Zur mikroskopischen Anatomie. 
— Loye, Decapitation. — Klebs, Kern und Zelle. — Wedding, Wirkung des 
Liehtes auf die Haut. — Zanvier, Ueberrutheniumsäurp in der Histologie. — 
Högyes, Vorbeugung der Lyssa. — Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie: 
Steinert, Inactivitätsatrophie. — Jacobi, Nervenfaser. — Stefani, Vereinigung 
eentraler Nervenstümpfe. — Engelmann, Rheostat. — Physiologie der speciellen 
Bewegungen: Donaldson; Franklin Hooper, Function des n. |. reeurrens. — 
Grapow, Palmaraponeurose, — Physiologie der Athmung: Speck, Sauerstoffgehalt 
der Luft und Athmung. — Kaiser, Bedeutung der Athmungswege. — Richet, 
Ausscheidung der Kohlensäure nach Reetalinjeetionen. — Physiologie des Blutes, 
der Lymphe und der Circulation: Mosso, Umwandlung der rothen Blutkörperchen. 
— Wooldridge, Wirkung pathogener Organismen auf Eiweiss. — Derselbe, 
Neuer Bestandtheil des Blutserums. — Stefani, Nerveneinfluss bei Bildung des 
Collateralkreislaufes. — Dourdouffi, Nerveneinfluss bei Oedem. — Rey u. Aduecco, 
Arteriendruck bei Vagusreizung. — Physiologie der Drüsen: Sanquirico u. 
Oreechia, Sehilddrüsenexstirpation. — v. Rokitonsky, Fettsäuren im Harn. — 
Baserin, Eisengehalt der Galle. — Salkowski, Pathologischer Speichel. — Eilen- 
berger u. Baum, Leberzellen in natürlicher und künstlicher Ruhe und Thätigkeit. 
— Decker, Seerete des Fischdarmes. — Adueco, Harn bei Muskelarbeit. — 
Physiologie der Verdauung und der Ernährung: Zaleski, Eisen im Thierkörper. 
— Physiologie der Sinne: Dor u. Punas, Naphthalin-Staar. — Charpentier, 
Zeitschätzune für Liehteindrücke. — Derselbe, Neue Versuche darüber. — Bloch, 
Retinareizung. — Hache, Structur des Glaskörpers. — Physiologie des centralen 
und sympathischen Nervensystems: Arnaud, Worttaubheit. — Mingazzini, (rehirn 


von embryonalen Drillingen. — Minor, Kniephänomen. — Schrader, Froschgehirn. 
— Bechterew, Verbindungen der hinteren Rückenmarkswurzeln. — Physiologische 


Psychologie: Delboeuf, Therapeutischer Effect d.Hypnotismus. — James, Raumsinn. 


Centralblatt für Physiologie. 42 


Ort 
(Sp) 
(op) 


Centralblatt für Physiologie. Nr. 22. 


Originalmittheilung. 


Beitrag zum Studium des: Einflusses des süssen Wassers 
auf die Seethiere. 


Von Dr. H. de Varigny, Dr. es Sciences. 
(Der Redaction zugegangen am 31. December 1887.) 


Die Versuche, deren Bericht hier folgt, wurden angestellt, um zu 
sehen, in welchem Grade die verschiedenen wirbellosen Thiere sich 
daran gewöhnen können, in einem weniger salzigen Medium, als welches 
sie gewöhnlich bewohnen, zu leben. Diese Art von Versuchen hat 
schon seit langer Zeit eine gewisse Zahl von Experimentatoren be- 
schäftigt: ich nenne als Beispiel nur die Untersuchungen, welche schon 
1816 von Beudant (Journ. de Physique 1816, vol. 83, p. 268) aus- 
geführt wurden und deren Resultate ich weiterhin in Erinnerung 
bringen werde. Unter Abänderung dieser Versuche wollte ieh vor 
Allem zusehen, ob es unter den Küstenthieren, welche am Strande 
und welche in mehr oder weniger grosser Tiefe leben, merkliche 
Unterschiede in Bezug auf die Widerstandsfähigkeit gegen süsses 
Wasser sieht. 

Ein erster Versuch wurde mit sehr verschiedenen Thieren ge- 
macht, unter Anderen: Adamsia Palliata, Pagurus Prideauxii, 
Anthea cereus etc. Der Versuch ist nicht geglückt wegen einer 
Versäumniss und am achten Tage, als das Verhältniss 1'/; Liter Süss- 
wasser auf 4!/, Liter Seewasser war, musste ich ihn abbrechen. Zu 
dieser Zeit waren ein Pagurus und zwei Adamsia gestorben, aber 
keine Anthea. 

Aweites Experiment: Ich setzte in ein Aquarium, welches 
1'/a Liter Süsswasser auf 6 Liter, Seewasser enthielt, vier Anthea 
cereus; elf Actinia mesembryanthemum, sieben Sagartia para- 
sitica und drei Doris tubereulata. 

Am vierten Tage gab ich 2'/, Liter Süsswasser auf 5 Liter See- 
wasser, die T'hiere befanden sich sehr wohl. 

Am siebenten Tage: 3 Liter Süsswasser auf 4!/, Liter Seewasser. 

Am neunten Tage stirbt eine Sagartia. 

(Es ist kaum nöthie zu sagen, dass das Wasser des Aquariums 
jeden Tag erneuert wurde, indem das Verhältniss des Seewassers zum 
Süsswasser nach jeder Aenderung gleichhlieh.) 

Am 11. Tage stirbt eine andere Sagartia. Am 13. und 15. Tage 
sterben auch die beiden übrigen. Es folgt daraus, dass diejenige Species 
der Actinien, welche in dem tiefen Wasser lebt, weniger Widerstands- 
fähigkeit gegen Süsswasser besitzt als die Arten, welche den Strand 
bewohnen, wo sie gewiss oft der Berührung mit süssem oder weniger 
salzigem Wasser ausgesetzt sind. 

Drittes Experiment. Um den Versuch unter den bestmöglichen 
Bedingungen anzustellen. richte ich das Aquarium so ein, dass das 
Wasser sich darin ununterbrochen, Tag und Nacht, erneuert. Ich er- 
reiche es dadurch, dass ich jedesmal eine beträchtliche Menge des Wasser- 
semisches herstelle. Ich fange mit einer Mischung von 20 Litern Süss- 
wasser und 70 Litern Seewasser an. Ich setze folgende Thiere ein: 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 567 
Careinus maenas; Pagurus Prideauxii, Dromia vulgaris, 
Anthea cereus, Sagartia parasitica, Portunus puber, Doris 
tubereulata, Venus (spee.?) Actinia mesembryanthemum, Holo- 
thuria tubulosa, Uucumaria pentactes, Grapsus (spee.?). 

Am dritten Tage gebe ich: 30 Liter Süsswasser auf 60 Liter See- 
wasser. 

Am sechsten Tage: 40 Liter Süsswasser auf 50 Liter Seewasser. 

An diesem Tage stirbt ein C. maenas, am nächsten Tage ein 
Pagurus, am 10. Tage noch ein Pagurus und ein Ö. maenas. 

Am 11. Tage sterben: der Rest der Pagurus und eine Dromia. 

Am 13. Tage gebe ich 50 Liter Süsswasser auf 40 Liter See- 
wasser. 

Am 17. Tage sterben drei Sagartia. 

Am 22. Tage gebe ich 66 Liter Süsswasser auf 30 Liter See- 
wasser; aber am 18. Tage sind schon zwei Holothuria gestorben. 

Am 24. Tage sterben: ein Portunus und eine Anthea, den 
27.: eine Anthea, zwei Doris, zwei Venns. 

Am 29. Tage gebe ich 70 Liter Süsswasser auf 20 Liter See- 
wasser. 

Am 32. Tage stirbt: ein Portunus und eine Anthea. 

Am 35. Tage endlich gebe ich SO Liter Süsswasser auf 10 Liter 
Seewasser. 

Am 38. Tage beendige ich den Versuch, es bleiben lebend: acht 
Actinia Mesembryanthemum und ein Carcinus maenas, also 
zwei Arten, welche den Strand bewohnen. Es ist zu bemerken, dass 
während des ganzen Versuches nicht eine einzige Actinia gestorben 
ist. Freilieh sind einige C. maenas gestorben, aber man weiss, dass 
es dieser Krabbe nicht im Wasser behagt und dass sie viel ausserhalb 
desselben lebt. unter den nassen Felsen, aber nicht im Wasser selbst. 
Auffallend ist die beträchtliche Widerstandskraft der Aectinia, ver- 
elichen mit den Anthea und namentlich mit den Sagartia. Nun 
kommen die Anthea, obgleich sie auf den Felsen nahe am Strande 
leben, nicht so nahe an die Oberfläche, wie es die Aetinia thun: sie 
finden sich sehr selten unbedeckt, was dagegen sehr häufig mit den 
letzteren geschieht. Was dagegen die Sagartia anlangt, so bewohnen 
sie nur Schichten, welche schon mehrere Meter tief unter der Meeres- 
fläche liegen. 

Diese Ergebnisse stimmen ziemlich gut mit denen von Beudant 
überein, welcher gut dem süssen Wasser hat widerstehen sehen die 
Östrea, Mytilus, Patella vulgata etc, welches Arten sind, die 
fast an der Oberfläche leben, wogegen andere Mollusken, welche in 
etwas grösserer Tiefe leben, sich nicht haben gewöhnen können, in 
einem weniger salzigen Wasser zu leben. Wer übrigens die Thiere an 
der Meeresküste studirt hat, hat verschiedene Arten normalerweise 
in sehr wenig salzigem Wasser leben sehen, an der Mündung der 
fliessenden Gewässer etc. Es ist wahrscheinlich, dass sieh für diese 
Arten eine Anpassung hergestellt hat, welehe sie sehr wenix em- 
pfindlich gegen Unterschiede macht, welche gewiss häufig in ihren 
Lebensbedingungen eintreten. Diese Anpassung hat sich nichi für die 
Arten herstellen können, welche das tiefere und reinere Wasser be- 

42* 


568 Centralblatt für Physiologie. Nr:9% 


wohnen, weil sie sich nicht unter den erforderlichen Bedingungen be- 
funden haben, um diese Anpassung zu entwickeln. Alle Küstenspecies 
müssen sie in einem höheren ‘oder geringeren Grade besitzen, und 
diese Ueberlegenheit, welche zweifellos die natürliche Auswahl auf sie 
übertragen hat, ist ihnen gewiss nützlich. indem sie ihnen gestattet, in 
einer Meeresschicht zu leben, wo die Nahrung reichlich und wo die 
Durchlüftung des Wassers vollkommener ist. Es würde nützlich sein, 
zu sehen, ob diese grössere Widerstandsfähigkeit der Küstenthiere gegen 
die Wirkung des süssen Wassers nicht allgemein ist und ob sie anderer- 
seits nicht aufgewogen sei durch eine geringere Widerstandsfähigkeit 
gegen concentrirtes Seewasser, wie das der Salzsümpfe. 


Allgemeine Physiologie. 


A. Tschirch. Untersuchungen über das Chlorophyll (Ber. d. botan. Ges. 
Y: 3.832128): 

In dieser Mittheilung, welche sich an zahlreiche andere, früher 
veröffentlichte Arbeiten desselben Verf. anschliesst, werden die Ver- 
suche besprochen, ein solehes Chlorophyll zu gewinnen, welches genau 
dasselbe Spectrum wie das Blattspectrum aufweist. Ein solches Chloro- 
phyll glaubte der Verf. schon früher dadurch gewonnen zu haben, 
dass er das Chlorophyllan (Hoppe-Seyler) mit Zinkstaub erhitzte. 
Dieses „Reinchlorophyll”, welches das Blattspeetrum im Wesentlichen 
zeigt, enthält indessen in seiner Asche Zink. Neuerdings hat Tsch. 
durch Auflösen des Rohchlorophyllans in concentrirter Salzsäure, 
Fällen mit viel Wasser und Reinigen, ein neues Derivat erhalten in 
Form von schwarzen, auf der Oberfläche stahlblau schillernden Lamellen. 
Dieser Körper wird als Phyllocyaninsäure hezeichnet, seine grüne 
Lösung zeigt das Absorptionsspectrum des lebenden Blattes; aus einer 
Verbrennung wird die Formel C,;; H,, N, OÖ, abgeleitet. Mit Hilfe dieser 
Substanz hat der Verf. den Versuch gemacht, auf speetralanalytischem 
Wege .die Quantität des Chlorophylifarbstoffes grüner Blätter zu be- 
stimmen. Er stellt sich eine reine aschenfreie Phylloeyaninsäure her 
und macht sich durch Auflösen von 0:01 Gramm auf 1 Liter Wasser 
eine Normallösung. Dieselbe zeigt in einer Schichtendieke von 16 Milli- 
metern den bekannten charakteristischen Absorptionsstreifen I, wenn 
auch noch sehr matt; bei 15 Millimetern Schichtendieke I deutlich und 
die ersten Spuren vom Band Il. Verglichen wurde hiermit der alko- 
holische Extract eines Blattes, dessen Trockensubstanz, sowie Asche- 
gehalt bekannt war, nachdem durch Zusatz von Tropfen verdünnter 
Salzsäure in dem Extract das Chlorophyll in Chlorophyllan, beziehungs- 
weise Phylloeyaninsäure übergeführt und die Lösung auf 1 Liter ver- 
dünnt worden war. Es wurde dann bestimmt, eine wie dieke Schicht 
dieses so behandelten Blattauszuges erforderlich war, um den gleichen 
Absorptionseffeet zu erzielen wie eine 10, beziehungsweise 15 Milli- 
meter dieke Schicht der Normallösung. Darnach ergab sich, z. B. für 
verschieden dunkel gefärbte Blätter von Fuchsia auf 1 Quadratmeter 
Blattfläche berechnet, ein Gehalt von 0'6 bis zu 1 Gramm absorbirender 
Chlorophylisubstanz (man vgl. die sehr abweichenden Bestimmungen 
von Hansen, Öentralblatt für Physiologie Nr. 11, S. 242). 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 569 


Am Schluss seiner Arbeit macht der Verf. darauf aufmerksam, 
dass das aus chemischen Fabriken bezogene Chlorophyll keine Fluo- 
rescenz zeigt. Dieses beruht augenscheinlich auf dem Vorhandensein 
von Kupfer, da, nach Wollheim, letzteres die Fluorescenz des CUhloro- 
phylis aufzuheben vermag und es sich thatsächlich in dem Material 
der Fabriken vorfindet. Wahrscheinlich hat sich bei dem Abdestilliren 
der Chlorophylllösungen in kupfernen Kesseln die Kupferverbindung 
gebildet. G. Klebs (Basel). 


C. Liebermann und O. Bergami. Zur Kenntniss der Ruberythrin- 
säure (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 2241). 

Die Verff. haben aus frischer unbearbeiteter Krappwurzel aus Baku 
eirea 0'1 Procent reine Ruberythrinsäure erhalten und dieselbe mit 
der Rubiansäure von Schunck identisch gefunden. Die Zusammen- 
setzung der Säure ist Oy, Has O,,, und beim Kochen der Säuren spaltet sie 
sich nach der Gleichung: 0, Ha: 0, +2H,0 =C,,H,0,+2C,H, 0; in 
Alizarin und Dextrose. Mit Essigsäureanhydrid gibt sie eine in schönen 
hellgelben Nadeln krystallisirende Oectacetylverbindung. Die Verff. schlagen 
für die Ruberythrinsäure die Formel: C,H, 05 < 0.0»H.0,(0H), 
vor, nach welcher ein Phenolhydroxyl im Alizarin erhalten ist und 
die sauren Eigenschaften der Substanz erklären würde; andererseits 
müsste man dann aber annehmen, dass das Glykosid nicht von einer 
Glykose, sondern einer Diose (Zuckerart mit C,,) sich ableite. Dass 
bei der Spaltung mit Säuren nicht eine Diose, sondern eine Glykose er- 
halten wird, kann nicht befremden, da ja die Diosen unter diesen 
Umständen selbst gespalten werden. Rohrzucker, welcher im Krapp 
enthalten ist, kann die fragliche Diose nicht sein, da bei der Spaltung 
der Ruberythrinsäure nur Dextrose, keine Levulose entsteht. 

E. Drechsel (Leipzig). 


Th. Weyl. Physiologische und chemische Studien an Torpedo (2. f. 
physiol. Chem. XI, 6, S. 525). 


I. Ueber die gewebebildenden Substanzen des Organs. 


Sowohl aus dem frischen wie aus dem mit Alkohol und Aether 
extrahirten elektrischen Organe von Torpedo gewann W. bei der Ex- 
traction mit O'lprocentiger Natronlauge und Fällung mit Essigsäure 
eine Substanz, die er vorläufig als Torpedomuein bezeichnet, von der 
er die Elementaranalyse und einige Reactionen mittheilt. W. über- 
zeugte sich ferner von der Anwesenheit des Leims. Aus frischen Or- 
ganen erhielt er bemerkenswertherweise nur geringe Globulinmengen 
bei der Extraction mit Kochsalz- oder Salmiaklösungen. 

F. Röhmann (Breslau). 
F. Ahrens. Zur Kenntniss des Sparteins (Ber. d. d. chem. Ges. X\X, 
S. 2218). 

A. hat durch Behandlung des Sparteins mit Zinn und Salzsäure 
dasselbe in eine farblose ölige Base C,; Has N, verwandelt, das 
Dihydrospartein, welches bei 281 bis 2840 siedet und mit Salz- 
säure, Chlorgold, Chlorplatin, Quecksilberchlorid, Pikrinsäure, krystallisir- 
bare Salze bildet. In wässerigem Wasserstoffhyperoxyd löst sich 


570 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 2% 


das Spartein allmählieh unter Abscheidung weisser Flocken und Bildung 
einer sauerstoffhaltigen Base O,; Hs, N, O, auf, dieselbe ist farblos, 
syrupartig, in Wasser und Alkohol sehr leicht, in Aether nieht, in 
Benzol und Chloroform wenig löslich. Das Chloraurat und Chloroplatinat 
krystallisiren, ebenso die Salze mit Jodwasserstoff, Pikrinsäure und 
Quecksilberchlorid. E. Drecehsel (Leipzig). 


F. Hoppe-Seyler. Die Methangährung der Essigsäure (Z. f. phys. 
Öhem. XI, Heft 6, S. 561). 

In einen mit Quecksilberverschluss versehenen Kolben wird essig- 
saures Calcium und eine ziemlich reichliche Menge Flussschlamm 
sebracht. Es entwickelt sich ein Gasgemenge von Kohlensäure und 
Methan. Nachdem die Gasentwiekelung aufgehört hat, zeigt die Unter- 
suchung der im Kolben befindlichen Flüssigkeit, dass das Acetat voll- 
ständig in Oarbouat übergeführt ist. Die Bestimmung der organischen 
Substanz lässt nicht mit Sicherheit auf eine Vermehrung der Spalt- 
pilze schliessen; wenn eine solche stattgefunden hat, kann sie jedenfalls 
nur eine geringe sein und in keinem Verhältniss zu dem bedeutenden 
Umsatz von Acetat in Carbonat stehen. Bei der Umwandlung von 
Acetat in Carbonat wird nur ein so geringes Energiequantum dispo- 
nibel, dass es nicht ersichtlich ist, wie die Lebensprocesse im Orga- 
nismus der Spaltpilze irgendwie berührt werden sollten. Es ist wahr- 
scheinlich, dass die Spaltpilze auf das Acetat und Formiat in derselben 
Weise wirken wie fein vertheiltes Rhodium und Iridium auf Formiat. 
Diese Zersetzung steht wahrscheinlich mit den eigentlichen Lebens- 
vorgängen, nämlich der Bildung von Körpersubstanz, Entwickelung der 
Zellen u. s. w. in keinem nahen Zusammenhang. 

Milehsaurer Kalk und Holzgummi "bei Anwesenheit von kohlen- 
‘saurem Kalk wurden im späteren Stadium, nachdem sieh vorher ver- 
muthlich Acetat gebildet hatte, ebenfalls in Kohlensäure und Methan 
umgewandelt. F. Röhm.ann (Breslau). 


P. Griess und G. Harrow. Ueber die Einwirkung aromatischer 
Diamine auf Zuckerarten; II. Notiz (Ber. d. d. chem. Ges. XX, 
D.. 2205). 

Die Verff. haben die Umsetzung zwischen aromatischen Diaminen 
und Zuckerarten weiter verfolgt und zunächst gefunden, dass dieselbe 
nicht so einfach verläuft, als es anfänglich schien. In Abwesenheit 
von Säuren verbinden sich 2 Moleküle Traubenzucker mit 1 Molekül 
o-Diamidobenzol; bei Gegenwart von Säuren entstehen jedoch wenig- 
stens drei neue Verbindungen, von denen die Verff. zwei genauer 
untersucht haben. Diese entstehen aus je 1 Molekül . Zucker und 
o-Diamidobenzol unter Austritt von 2 Atomen Wasserstoff und 1, be- 
ziehungsweise 2 Molekülen Wasser. Das Digluco-o-Diamidobenzol: 

N 

GH, oc Hi 3 +2H,0 entsteht bei Abwesenheit von Säuren, 

wenn man die Componenten im angegebenen Verhältnisse in wässeriger 

Lösung zusammenbringt; sie krystallisirt in feinen weissen Nadeln, ist 

in Wasser leicht, in Alkohol und Aether fast gar nieht löslich, redueirt 

Fehling’sehe Lösung, dreht stark links, gibt mit Eisenchlorid eine in- 


>ir:.22; Centralblatt für Physiologie. 571 
tensiv gelbrothe Färbung. Bei Gegenwart von Säuren entstehen: 1. Das 
Anhydrogluko-o-Diamidobenzol: 

ae > H, 0 

ine < | 2 ß 

= >N:0(CH.OH), .. CH, OH ' 
wenn man 1 Theil Dextrose mit 1 Theil essigsaurem o-Diamidobenzol 
in wenig Wasser gelöst zusammenbringt: die Verbindung scheidet 
sich bei 300 allmählich ab. Sie bildet schöne weisse Nadeln, die in 
kochendem Wasser und Alkohol ziemlich leicht löslich sind, beim 
Erkalten aber fast ganz auskıystallisiren; schmeckt bitter, redueirt 
Fehling’sche Lösung. besitzt schwach basische Bun. wird 
durch Kochen mit Salzsäure oder Barytwasser zersetzt. 2. Das Gluko- 
o-Diamidobenzol: C,H, ‘ Ci CO.(CH. OH... CH, OH ent- 
steht neben dem vorigen und kann aus der Mutterlauge desselben ab- 
geschieden werden: es bildet schmale, weisse Blättchen. ist in Wasser 
und Alkohol ziemlich leicht, in Aether fast gar nicht löslich, bıldet 
mit Säuren z. B. gut krystallisirbare Salze; es redueirt Fehling'sche 
Lösung nicht, wird weder durch Säuren noch auch anscheinend 
durch Alkalien beim Kochen zersetzt. Aehnliche Verbindungen haben 
die Verff. aus Traubenzucker und m-p-Diamidotoluol, sowie aus 
Traubenzucker, beziehungsweise Maltose und y-Diamidobenzoösäure er- 
halten, welche letzteren mit Säuren und Basen Salze bilden. Wozu 
der Wasserstoff, weleher bei der Bildung dieser Verbindungen frei 
werden sollte, verbraucht wird. haben die Verff. noch nieht ermitteln 
können. .E. Drechsel (Leipzig). 


F. Benecke. Ueber die Ursachen der Veränderungen, welche sich 
während des Reifungsprocesses im Emmenthaler Käse vollziehen 


(Centralbl. f. Baeteriol. u. Parasitenk. I, 18, S. 521). 


In Ergänzung seiner in Gemeinschaft mit E. Schulze publieirten 
Untersuchungen über die chemischen Veränderungen bei der Reifung 
des Käses (Thiel’s Landwirth. Jahrb. 1887, II. u. III. Heft, S. 317 
bis 400) theilt Verf. die baeteriologischen Befunde mit. Es wurden 
stets Stäbehenbacterien gefunden, die Verf. für Bac. subtilis hält. 
(Culturmethode und Charakteristik werden nieht mitgetheilt.) Zur Zeit 
der maximalen Peptonbildung im Käse finden sich am zahlreichsten 
die Bacillen; später nimmt ihre Zahl ab. Ihnen schreibt Verf. die 
Peptonisirung des Eiweisses zu, während das neben ihnen in der Lab- 
flüssigkeit enthaltene Enzym die Öaseinfällung bedingt. Einmal wurden 
auch in oberflächlichen Löchern des Käses elliptische Hefezellen ge- 
funden, die sich auch künstlich im Käse züchten liessen. Sie bewirken 
vielleicht das von den Sennen gefürchtete „Aufblähen” des Käses durch 
Vergährung des Milchzuckers. Gruber (Wien). 


A. Ladenburg. Ueber die Identität des Cadaverins mit dem Penta- 
methylendiamin (Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 2216). 


Verf. hatte bereits früher die Identität des Cadaverins von Brieger 
mit dem Pentamethylendiamin nachgewiesen und nur insofern einen 
Unterschied beobachtet, als er die Zusammensetzung des Quecksilber- 


572 Centralblatt für Physiologie. Nr. 22. 


chloriddoppelsalzes beim Pentamethylendiamin = U, H,,N, .2HCl. 
.3Hg Cl, gefunden hatte, während Bocklisch dieselbe beim Cadaverin 
— (,H,,N,.2H0l. 4HgCl, angegeben hatte. Verf. hat jetzt gefunden, 
dass auch das Pentamethylendiamin ein Salz mit 4HgCl, gibt, wenn 
man einen Ueberschuss von HgCl, zur Fällung benützt. Das Salz 
schmilzt bei 216°, nicht bei 188%, wie Bocklisch irrthümlich angibt. 
E. Drechsel (Leipzig). 
Rich. Pribram. Ueber die specifische Drehung optisch activer Sub- 
stanzen in sehr verdünnten Lösungen (Ber. d. d. chem. Ges. XX, 
S. 1840). 

Verf. hat die bekannte Erscheinung, dass das optische Drehungs- 
vermögen mancher Substanzen sich mit der Öoncentration der Lösung 
ändert, näher untersucht, und zwar bei starker Verdünnung. Für die 
Rechtsweinsäure fand er ein stetiges Wachsen von |«]; für p = 47161 
ergab sieh ı je]& — 14.198°, für'p' = 0.3471: [e]» — 16.2841 7 
Nicotin hatte Landolt gefunden, dass |[«] desselben beim Vermischen 
mit Wasser rasch abnimmt; bei starker Verdünnung tritt aber wieder 
ein Ansteigen ein; für p — 40239 wurde [e]» = 77.030", für 
p = 08826:[e]» = 79.319" gefunden. Rohrzucker, welcher anfangs 
bei steigendem Wassergehalte der Lösungen eine schwache Vermehrung 
der Rotation zeigt, lässt bei noch stärkerer Verdünnung wieder eine 
Abnahme erkennen; für p = 3°6589 ist [@e]» = 66.531°, für p = 0'2222: 
le]# = 65.213”. Ein Constantwerden der speeifischen Rotation dieser 
Substanzen konnte auch bei den verdünntesten Lösungen nicht beobachtet 
werden. b 

Zur Erklärung der Veränderlichkeit der speeifischen Rotationen 
lassen sieh folgende Vermuthungen aufstellen: 1. Die active Substanz 
theilt sich beim Lösen nieht in einzelne Moleküle, sondern es bleiben 
Molekülaggregate bestehen, welche bei zunehmender Verdünnung 
‘immer mehr zerfallen; 2. die active Substanz geht mit einer bestimmten 
Anzahl Molekülen des Lösungsmittels chemische Verbindungen ein 
(z. B. Hydrate), welche ein anderes — stärkeres, schwächeres oder 
entgegengesetztes — Drehungsvermögen haben, als der ursprüngliche 
Körper; da man aber nach diesen beiden Annahmen erwarten könnte, 
dass mit steigender Verdünnung eine Grenze erreicht würde, was nach 
obigen Versuchen nieht der Fall ist, so sind dieselben nicht zulässig. 
Dagegen gewinnt eine dritte Vermuthung von Landolt an obigen 
Versuchen eine Stütze. dass nämlich die Moleeularstructur einer Ver- 
bindung bei der Lösung durch Anlagerung einer anderen Verbindung 
gewisse Aenderungen erleidet, die sich in einer Veränderung der 
speeifischen Rotation zu erkennen geben und deren Grösse natürlich 
von der Menge und der Natur der zweiten Substanz (Lösungsmittel) 
abhängig ist. (Die Tabellen enthalten einige Druckfehler. Ref.) 

E. Drechsel (Leipzig). 
Drasche. Ueber die Wirkung des Strophantus hispidus auf das Herz 
(Wiener medie. Blätter 1887. S. 554). 

Der Strophantus hispidus, zur Familie der Apocynaceen gehörig, 
ist eine gelbblühende Sehlingpfanze, welche in den Tiefebenen von 
Central- und Westafrika vorkommt. Seine Samen werden von den Ein- 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 573 


geborenen mit Wasser zerrieben und die Masse wird als Pfeilgift ver- 
wendet: selbst grössere Thiere stürzen, vom vergifteten Pfeil getroffen, 
schnell zusammen. Dr. Kirk, der Reisebegleiter Livingstone’s, er- 
kannte zufällig die Wirkung dieses Giftes auf das Herz: Fraser hat 
(1871) aus den Samen das eigentliche Gift als einen glänzend weissen, 
krystallisirbaren Körper, das Strophantin (Glycosid) dargestellt: in 
geringer Menge kommt es in den übrigen Theilen der Pflanze eben- 
falls vor. Pelikan (1865). Valentin, Öarville, Sharpey bestätigten 
experimentell die Wirksamkeit des Strophantus auf das Herz; Fraser 
hat eingehende Untersuchungen über dessen Wirkungen auf Thiere 
und Menschen angestellt (The Action and Uses of Digitalis and its 
Substitutes with special reference to Strophantus. London 1886). Nach 
ihm beeinflusst das Gift vor Allem die Herzmusculatur und dann die 
willkürlichen Muskeln des Körpers. Wird es selbst in sehr kleinen 
Gaben (1 Theil Strophantin auf 6 Millionen Theile Wasser) direet auf 
das Froschherz gebracht, so äussert sich sofort die charakteristische 
Wirkung und in 20 Minuten hört das Herz zu schlagen auf; Digi- 
talin tödtete in einer stärkeren Lösung (1:4000) ein Froschherz erst 
nach zwei Stunden; das Gefässsystem eines enthirnten Frosches wurde 
dureh Strophantin (1:20.000 Wasser) intensiv erregt, während die 
Wirkung des Digitalins eine geringe und rasch vorübergehende war. 
Nach Fraser wird bei Herzkranken die Herzthätigkeit verlangsamt 
und die systolische Contraction anhaltender gekräftigt als durch Digi- 
talis; der Blutdruck wird gesteigert, die Diurese nimmt zu, zuweilen 
geht die Temperatur herab. Auf die eontractilen Gefässelemente äussere 
es nur einen geringen Einfluss und darin liege ein grosser Vorzug 
vor der Wirkung der Digitalis. 

Zu Heilzwecken wurde die Tinetura Strophanti gebraucht, welche 
aus den Samen (1 Theil auf 20 Theile Alkohol) bereitet worden ist, 
nachdem dieselben durch Aether von den öligen Bestandtheilen befreit 
worden sind. Sie wurde zu 5 bis 20 Tropfen zweimal des Tages in 
vierstündigen Zwischenräumen gegeben; hypodermatisch wurde das 
Strophantin, 1 Milligramm auf eine Injection, verwendet. 

Die Versuche des Verf. sind mit Tinetura Strophanti zunächst bei 
Gesunden ausgeführt worden; es wurde die Tinctur mit Aqua lauro- 
cerasi zu gleichen Theilen, täglich frisch verschrieben, verabreicht. 
Nach 5 Tropfen Tinetur wurde nach 1 bis 3 Stunden der Puls um 
8 bis 12 Schläge verlangsamt und blieb durch kürzere oder auch 
längere Zeit, selbst einige Tage lang verlangsamt. Nach 8 bis 10 Tropfen 
verringerte sich die Pulszahl innerhalb einer halben Stunde um 12 bis 
20 Schläge; nach der Verabreichung von zweimal 10 Tropfen in 
stündlichen Zwischenräumen sank in einem Falle der Puls von 84 auf 
54 Schläge. Die Respirationsfrequenz war nicht augenfällig beeinflusst; 
bei bedeutender Abnahme der Pulsfrequenz fiel die normale Tempe- 
ratur um mehrere Zehntelgrade bis um einen ganzen Grad. Die In- 
dividuen ‚waren sonst in keiner Weise von den Versuchen affieirt. 

Da der Verf. kein Strophantin zur Verfügung hatte, so versuchte 
er die Injection des in Glycerin gelösten Rückstandes der Tinctur; es 
traten unangenehme locale Erscheinungen auf und deshalb wurden 
diese hypodermatischen Injeetionen nicht mehr fortgesetzt. 


574 Centralblatt für Physiologie. Nr. 22 


Auch bei fieberhaften Krankheiten wurde der Puls verlangsamt 
und die Temperatur herabgesetzt; “wiederholt wurde die Wirkung an 
den aufgenommenen Pulscurven constatirt, der Blutdruck war ge- 
steigert. In Bezug auf die Maximaldose der Tinetura Strophanti ist 
anzuführen, dass 40 bis 50 Tropfen für den Tag die Pulsfrequenz 
bedeutend herabsetzen und die Harnabsonderung steigern, aber noch 
keine nachtheiligen Folgen haben, 60 Tropfen pro die dürften bei 
längerem Gebrauche direet schädlich auf das Herz wirken. Die Wir- 
kung des Strophantus ist keine eumulative; manchmal kommen beim 
Gebrauche des Strophantus unangenehme Affectionen des Speisetractes 
vor, aber nieht in so hohem Grade, wie bei der Anwendung der Diei- 
talis. Bei Herzkranken wurde auch Strophantin innerlich verabreicht. 
es wurde gut vertragen (2 Milligramm pro dosi). Der Strophantus hat 
auch bei Herzkranken dieselben Wirkungen; er wurde angewendet bei 
Fettherz, durch Arteriensclerose oder Endocarditis bedingten Klappen- 
fehlern, es trat besonders auch die diuretische Wirkung, durch directen 
Einfluss auf die Nieren hervor. Durch eine Reihe ausführlich mit- 
getheilter Krankengeschichten wird die Wirkung des Mittels veran- 
schaulicht. Schliesslich werden die Wirkungen des Strophantus bei 
Kranken mit denjenigen der Digitalis verglichen; es wirkt, entgegen 
der Angabe Fraser ’s, der Sirophantus geradeso auf die contractilen 
Gefässelemente wie die Digitalis; der Strophantus ist das beste Ersatz- 
mittel der Digitalis, er kann aber derselben nicht gleichgestellt werden. 

Latschenberger (Wien). 
O. Kappeler. Beiträge zur Lehre von den Anästhetieis (Arch. f. klin. 
Chirurgie XXXV, 2, S. 373). 

Änknüpfend an einen von ihm selbst beobachteten Fall von Chloro- 
formtod, in welchem sich bei der Seetion Luft (und zwar Stickstoff) 
im Herzen vorfand, erörtert K. das Vorkommen von Gasentwickelung 
im Gefässsystem von Leichen im Allgemeinen. Dieselbe ist, wie er 
findet, eine sehr häufige Erscheinung; schon bald nach dem Tode 
können geringe Mengen n nachweisbar sein, und später grössere auch 
dann, wenn sonstige Fäulnisserscheinungen nicht vorhanden sind. Das 
Gas erwies sich stets als Stickstoff. K. fasst deshalb auch das Auf- 
treten von Luft in Chloroformleichen im Allgemeinen als Leichen- 
erscheinung auf. 

Für diejenigen Fälle, in denen schon intra vitam Gasentwickelung 
bei der Öhloroformirung beobachtet worden ist, nimmt K. erstens 
an, dass die Luft durch heftigere Exspirationsanstrengungen in die 
Lungengefässe eingedrungen sein kann (im Sinne von Ewald und Ko- 
bert), meint aber ein zweites Moment in der „Herabsetzung der Gas- 
capacität des Blutes durch die Chloroformaufnahme” sehen. zu 
müssen — eine Annahme, die er durch einige Versuche zu beweisen sucht. 

Langendorff (Königsberg). 
Ph. Stöhr. Beiträge zur mikroskopischen Anatomie des menschlichen 
Körpers (Verhandl. d. Physik.-Med. Gesellsch. zu Würzburg, N. F.. 
BIER, 1837,78. 

St. theilt in drei kurzen Abhandlungen gelegentliche Beob- 
achtungen über Retina, Glashaut des Haarbalges und Nasenschleim- 
haut des Menschen mit. i 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 575 


Er findet, dass die Kerne des Ganglion retinae ebenso quer- 
gestreift sind, wie die Kerne der Stäbchensehzellen und sieh gegen 
den Einfluss von Reagentien ebenso verhalten wie jene. Ferner findet 
er in einer Anzahl von Zapfeninnengliedern einen Kern, „der voll- 
kommen dem sonst centralwärts von der Membrana limitans externä 
gelegenen Zapfenkern gleicht. Ob derselbe ein zweiter Kern ist oder 
nur der eine Kern der Zapfensehzelle peripheriewärts gerückt ist, 
lässt er unentschieden, hält aber letzteres für wahrscheinlicher, nach- 
dem von vielen Zellen, namentlich Drüsenzellen, bekannt ist, dass der 
Kern seinen Platz wechselt. 

Bezüglich der Glashaut des Haarbalges findet Verf., dass selbe 
„nach abwärts gegen die Papille zu eine ansehnliche Verdickung er- 
fährt. die, etwa im unteren Drittel des Haarbalges beginnend, allmählich 
zu einer Dicke von 12 «u und noch darüber anschwillt und beinahe 
bis zum Haarbalegrund reicht, woselbst sie rasch dünner werdend 
ihr Ende findet”. Dieses finde man an ausgebildeten Haaren wie an 
Ersatzhaaren. 

Die Drüsen der respiratorischen Nasenschleimhaut erklärt St. für 
gemischte Drüsen, da er auf Schnitten Alveolen mit Schleimzellen und 
dicht daneben verästelte Tubuli mit Eiweisszellen findet, welch beide 
Drüsenarten nur durch einen Ausführungsgang in Verbindung stehen. 

Die in der Tunica propria der Schleimhaut liegenden „Follikel” 
liegen mit Vorliebe um die oberen Abschnitte der Drüsenausführunes- 
gänge, dicht unter dem Epithel und von ihrer Kuppe aus findet 
eine lebhafte Durchwanderung von Leukocyten durch das Epithel in 
das Lumen der Ausführungsgänge und von da in die Nase statt. 

Drasch (Leipzig). 
P. Loye. Recherches sur la tete des animaux decapites (©. R. Soc. de 
Biologie, Mai 16, 1837, p.312; These de la faculte de Med. a Paris 1887). 
— Recherches sur l’origine des mouvements qui ce produisent dans 
la face apres la decapitation (ibid., Juin 4, 1887, p. 351). 
— Recherches sur les mouvements qui se manifestent dans le tronc 
des animaux decapites (ibid.. p. 354). 

L. hat am Kopf des soeben enthaupteten Hundes folgende Er- 
scheinungen beobachtet: 

» Im Anfang: Bewegungen der Zunge, der Augenlider und der 
Augen (wahrschemlich in Folge des von der Schnittfläche des Rücken- 
marks ausgehenden Reizes), Verengerune der Pupille, Erhaltung des 
Öornealreilexes. Nach 15 Secunden Ruhe: dann während anderthalb 
bis zwei Minuten wiederholtes und starkes Gähnen. jedesmal mit 
Naseneröffnung begleitet (asphyktische Athembewegungen). 

Die Pupille ist jetzt erweitert und man spürt nur noch kleine 
fibrilläre Zuekungen in den Gesichtsmuskeln. 

Beiın vorher tief narkotisirten Hunde sind die Erscheinungen die 
nämliehen, nur fehlt der Oornealreflex. 

Dieses sind alles unwillkürliche Bewegungen. Auch bei Durch- 
leitung von arteriellem Blute im soeben abgehauenen Hundekopfe 
gelang es L. nicht, willkürliche Bewegungen hervorzurufen. 

Die Bewegungen des Rumpfes, der Extremitäten und des Schwanzes 
sind auch zum Theil als Folgen des Schnittreizes, zum Theil als 


576 Centralblatt für Physiologie. Nr. 2% 


asphyktische Erscheinungen aufzufassen. Unmittelbar nach der Ent- 
hauptung macht der Thorax eine - einzige tiefe Inspirationsbewegung. 


Leon Fredericq (Lüttich). 


G. Klebs. Ueber den Einfluss des Kernes in der Zelle (Biolog. Central- 
blatt‘ VIL>BaNr.56, 18800 9.1), 


An Süsswasseralgen — Zygnema, Spirogyra — und einer Moos- 
gattung — Funaria hygrometrica sucht K. die Frage nach der 
Bedeutung des Kernes zu erweitern. 

Jede der cylindrischen Zellen ersterer Alge besitzt eine derbe 
Gellulosenmembran, in der Längsachse zwei sternförmige Chlorophyll- 
körner, welche den grossen Zellkern zwischen sich fassen. Durch 
Plasmolyse mit 16procentiger Rohrzuckerlösung löst sich nur der 
Protoplasmakörper der Zelle von der Zellhaut ab und rundet sich zu 
einer im alten Zellraume frei schwimmenden Kugel. Es gelang K., 
diese Algen in der Zuckerlösung im Lichte lebend zu erhalten. Vor 
Allem umgab sich der eontrahirte Protoplasmakörper mit einer neuen 
“ Zellhaut, bildete im Lichte Stärke und streckte sich der Länge nach. 

Es tritt aber bei besonders günstigen Tygnemazellen auch der 
Fall ein, dass durch die Plasmolyse die Zelle in zwei Hälften zerlegt 
wird, von welchen nur. die eine den ganzen Kern enthält. Werden 
solche Stücke in der Zuckerlösung am Lichte weiter eultivirt, dann 
umgibt sich die kernhaltige Hälfte mit einer neuen Zellhaut, der in 
Einzahl vorhandene Chlorophylikörper theilt sich in zwei, welche den 
Kern zwischen sich nehmen, die Hälfte wächst in die Länge, sie wird 
zur normalen Zelle. Der Kern erweist sich also auch hier als ein 
wichtiges Glied des Zellenorganismus, die Zellhautbildung ist von ihm 
‚abhängig. 

Die kernlosen Hälften erhalten sich wochenlang lebendig; sie 
athmen unzweifelhaft, was sich namentlich an Spirogyrafäden nach- 
weisen lässt, welche durch Plasmolyse getheilt wurden, nachdem sie 
vorher dureh Aufenthalt im Dunkeln stärkefrei gemacht wurden. Die 
kernlosen Stücke sind nämlich fähig, im Lichte zu assimiliren, Kohlen- 
säure zu verarbeiten und Stärke zu bilden, ja thun dies mitunter 
energischer als die kernhaltigen Stücke. Es erscheinen also diese 
Processe unabhänge vom Kern. 

Wie die Zellhautbildung hängt auch das Wachsthum vom Dasein 
des Kernes ab; die kernlosen Stücke zeigen nie Längenwachsthum, 
sie bleiben immer kugelig. 

Dass aber der Zellkern nicht überall ein und dieselbe Bedeutung 
haben kann im Leben der Zelle, geht aus Beobachtungen an Funaria 
hygrometriea hervor. Werden die Zellen dieses Mooses :durch 20- 
bis 25procentige Rohrzuckerlösung plasmolytisch getheilt, so umgeben 
sieh nur die kernhaltigen Stücke mit einer Zellhaut und nur sie allein 
sind fähig im Lichte zu assimiliren und Stärke zu bilden. Die kern- 
losen Stücke bleiben nackt, erhalten sich bis zu sechs Wochen lebendig, 
verarbeiten aber selbst im Liehte die vor der Plasmolyse in ihnen 
abgelagerte Stärke und sind nieht im Stande, neue zu bilden. Es 
scheint also bei dieser Moosgattung auch die Bildung der Stärke mit 
dem Dasein des Kernes verbunden zu sein. 


Nr, 29. Centralblatt für Physiologie. 577 


K. kommt daher zur Schlussfolgerung, dass man den Zellkern 
nicht als Centralpunkt nach Art eines Gehirns auffassen darf, von 
dem aus alle Lebensprocesse geleitet werden. Drasch (Leipzig). 


M. Wedding. Einfluss des Lichtes auf die Haut der Thiere (Verh. 
d. Berl. Ges. f. Anthropologie 1887, S. 67. — Diseussion: P. Ascher- 
son und Virchow, 8.68; Zeitschr. f. Ethnologie 1887, Heft II). 

Beim Verfüttern von Buchweizen an Rindvieh und Schafe beob- 
achtete W. das Auftreten von blasenförmigen Auftreibungen der Haut. 

Indess stellte sich dabei heraus, dass die Thiere,. je heller sie waren 

und je mehr sie dem direeten Sonnenlichte ausgesetzt wurden, um so 

heftiger erkrankten, dagegen in das Dunkle gebracht, nicht krank wurden 

(wenigstens nicht in vier Tagen). Ebenso erkrankte eine weisse Kuh, 

deren eine Seite mit Theer geschwärzt war, nur auf den weissen 

Stellen, während die schwarzen gesund blieben. Die analogen Ver- 

hältnisse traten bei schwarz- und weissgescheckten Thieren ein. W. 

glaubt daraus schliessen zu können, dass auch gewisse Krankheits- 

erscheinungen, von denen der Weisse in den Tropen befallen werde, 
ihren Grund, ausser vielen anderen, darin haben, dass die Haut des 

Weissen nicht pigmentirt ist. 

Diese zoopathologischen Thatsachen wurden von Ascherson und 

Virehow bestätigt. Der Letztere betont noch, dass zur Erklärung 

drei Momente: das Licht, der Pigmentmangel in Haut und Haar und 

die giftige Substanz herangezogen werden müssten, vorläufig aber der 
besondere Werth jedes dieser Momente nicht festgestellt werden könne. 
Joseph (Berlin). 

L. Ranvier. De l’emploi de lacide perruthenique dans les recherches 
kistologiques, et de l’application de ce reactif & l’etude de vacuoles 
des cellules caliciformes (Comptes Rendus CV, 3. p. 145). 

R. setzt die „Membrane retrolinguale” des Frosches zuerst 10 bis 

12 Stunden den Dämpfen von Ueberosmiumsäure aus. Dann erscheinen 

die Becherzellen bei 150- bis 300maliger Vergrösserung als helle 

Kreise, in denen sich das protoplasmätische Netz der Zelle mit leicht 

bräunlicher Färbung zu erkennen gibt. Wird dann dieselbe Membran 

drei Minuten lang den Dämpfen der Ueberrutheniumsäure (Ru O,) aus- 
gesetzt, so färben sich zuerst die Becherzellen intensiv schwarz und 
treten nach Durchtränkung des Präparates mit Glycerin oder Damar 
sehr deutlich hervor. Dabei färbt sich nur das „Mueigen”; die Va- 
euolen in den Becherzellen bleiben ungefärbt. Ebenso die Vacuolen 
rother Blutkörperchen. Da nun die Ueberrrutheniumsäure durch alle 
organischen Substanzen redueirt wird, so schliesst R., dass in diesen 

Vaeuolen nur sehr wenig organische Substanz enthalten sein könne. 

Von der direeten Anwendung der Ueberrutheniumsäure in Dämpfen 

oder Lösung auf frische Gewebe hat R. keine brauchbaren Resultate 

erhalten. Paneth (Wien). 


A. Högyes. Uj mödszer a veszettsög megelözesere a fertüres elött (un- 
garisch). Eine neue Methode zur Vorbeugung der Lyssa vor der An- 
steckung (Orvosi hetilap 43, d. 23. Okt.; Vortrag, gehalten in der 
mathem.-naturwissensch. Abtheil. der Akademie der Wissensch. in 
Budapest am 17. October 1887). 


578 Centralblatt für Physiologie. Nr. 29, 


Verf. stellt seit zwei Jahren Untersuchungen über die Wuth an 
und hat zum Theil Pasteur's Angaben bestätigt, zum Theil ist er 
zu neuen Ergebnissen gelangt. Seine diesbezüglichen Abhandlungen 
sind theils in der oben eitirten ungarischen Wochenschrift. theils 
durch die Akademie selbst publieirt. In der obigen Abhandlung theilt 
Verf. seine neue Methode zur Erreichung der Immunität mit, die 
darin besteht, dass man dem Hunde unter die Haut alle zwei Stunden 
1 Kubikcentimeter einer solchen Flüssigkeit injieirt. die aus dem 
Rückenmarke eines mit fixem Virus infieirten und in Folge dessen 
am siebenten Tage erkrankten Kaninchens, und einer Kochsalzlösung. 
in verschiedener Öoncentration hergestellt wurde. Es wurde zuerst 
eine sehr schwache, dann eine immer stärkere Lösung dem Hunde 
beigebracht, der dadurch immun wurde, und zwar nieht nur gegen- 
über dem Bisse eines wüthenden Hundes, sondern auch gegen die 
sonst stets wirksame intrakranielle Infection mit dem stärksten Virus fix. 


v. Thanhoffer (Pest). 


Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie. 


B. Steinert. Beiträge zur Kenntniss der Inactivitätsatrophie der 
Muskelfaser (Verhandlg. der physikalisch-medieinischen Gesellschaft 
zu ‚Würzburg: N. KORX «Nr. 109.210). 

Nach Durehschneidung des Ischiadicus an der Beckenaustrittsstelle 
erleiden bei Fröschen die Muskelfasern eine durch Vergleich mit der 
gesunden Seite festzustellende, bis zum dritten Tage zunehmende 
Verbreiterung und Gewichtsvermehrung. Letztere ist am fünften, erstere 
am siebenten Tage wieder verschwunden. Die aus einem Gramm 
Muskel auf der kranken Seite zu erhaltende Trockensubstanz nimmt 
vom ersten Tage an ab, Faserverbreiterung und Gewichtszunahme ist 
also auf Wasserimbibition zu beziehen. Gleiche Verhältnisse finden sich 
auch beim Warmblüter (Kaninchen). Bezüglich der -mikroskopischen 
Details bestätigt die Arbeit das .früher Bekannte. 

Schoenlein (Breslau). 


E. Jacobi. Zum feineren Bau der peripheren marlshaltigen Nerven- 
‚faser (Verhandl. d. Physikalisch-Med. Ges. zu Würzbure. N. F., 
Bd. XX, 1887, 8. 25). 

Nach einer kurzen geschichtlichen Uebersicht über die Fort- 
schritte in der Kenntniss der Nervenfaser theilt J. seine Unter- 
suchungen über Schwann’sche Scheide und Achseneylinder mit. 
Bezüglich ersterer ergibt sich, dass selbe ein allseitig ‚geschlossenes 
Rohr darstellt, welches auch an dem Schnürring keine Unterhr echung 
erleidet und zwischen je zwei Schnürringen immer nur einen Kern 
zeigt. Die Achsencylinderscheide aber besteht aus intraanulären Seg- 
menten, welche wahrscheinlich in keinem direeten Zusammenhang 
untereinander stehen. 

Der Achsencylinder ist ein Gebilde von festweicher Oonsistenz, 
dessen Fibrillen nicht im Serum flottiren, sondern durch eine „komo- 
gene Zwischensubstanz verbunden sind, deren Festigkeit ungefähr der 
der Fibrillen entspreehen dürfte. Discontinuitäten des Achsenceylinders 


on 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 579 


am Schnürringe sind künstlich hervorgerufen. Kerne des Achseneylinders 
sind nicht nachzuweisen. Drasch (Leipzig). 


A. Stefani. Si possono unirsi fra di loro le superficie centrali di 
sezione delle fibre nervose (Accad. di Ferrara, 7 Luglio 1887). 
Autor untersuchte, ob zwischen den centralen Oberflächen von 
Nervenschnitten der nämlichen Gattung ein anatomisch-physiologischer 
Zusammenhang möglich sei oder nicht. Zu diesem Behufe benutzte er 
in der Achselhöhle” von Kaninchen isolirte Radialulnar- und Median- 
nerven. Aus den gemachten Versuchen schliesst Autor, dass eine 
anatomisch-physiologische Vereinigung der Centralstumpfe der Nerven- 
fasern entweder nicht stattfindet oder doch nur so schwer, dass sie 
in den von ihm untersuchten Fällen nie zustande kam, trotzdem die 
Bedingungen hierzu die möglichst besten waren. Lustig (Turin). 


Th. W. Engelmann. Die Widerstandsschraube ein neuer Rheostat 
(OÖnderzock. gedaam in het physiolog. Labor. der Utrecehtsche Hooge- 
school; Derde Reeko X, 2° Stuck, S. 169). 

E. beschreibt unter dem obigen Namen einen neuen, sehr ein- 
fachen Rheostaten. der in der Elektrotechnik wie auch in der Elektro- 
physiologie und Therapie mit Nutzen verwendet werden kann, indem 
er gestattet, „auf sehr kleinem Raume mittelst einer einfachen Schrauben- 
bewegung den Widerstand eines elektrischen Stromes zwischen nahezu 
Null und vielen Tausenden von Ohms continuirlich zu variiren”. „Das 
Prineip beruht auf der Thatsache, dass der Widerstand, welchen der 
Strom beim Uebergang aus einer Kohlenplatte in eine sie berührende 
zweite erfährt, innerhalb gewisser Grenzen von dem Drucke abhängt. 
mit welchem die beiden Platten einander berühren.” Durch Ver- 
mehrung der Plattenzahl lässt sich die Widerstandsänderung con- 
tinuirlich machen und zugleich die Feinheit der Regulirung beliebig 
erhöhen. E. beschreibt drei verschiedenen Zwecken angepasste Modelle. 
bezüglich deren Details jedoch auf die Originalarbeit verwiesen werden 
muss. Für physiologische Untersuchungen eignet sich insbesondere der 

„Doppelrheostat mit Stromwender”, "bei welchem die Widerstands - 
sehraube nach Art der Rheochords als Nebenschliessung verwendet 
wird, während zwischen Rheostat und Batterie ein zweites Exemplar 
von geringerem Minimalwiderstand eingeschaltet ist. um insbesondere 
die schwächsten Ströme noch feiner abstufen zu können. Der Apparat 
ersetzt dann auf kleinstem Raume ein du Bois’sches Rheochord und 
eine Widerstandsbank grösster Art und bietet ausserdem noch einen 

Stromwender und verschiedene Aus- und Umschaltungsvorrichtungen. 

Biedermann (Prag). 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


Frank Donalsdon. Weitere Untersuchungen über die Function der 
N. laryngeus inf. (Journ. of the American Medical Association 1887, 
Nr. 25, p. 689; The New York Medical Journal, 6. u. 13. August 
1887; Il Morgagni II, 1887, Nr, 24, f. 299). 

Verf. kritisirt die von Hooper aus seinen Experimenten gezo- 
genen Schlussfolgerungen und hat gefunden, dass die Glottisverengerer 


580 Centralblatt für Physiologie. Nr. 22. 


nicht aufhören zu functioniren, wenn das Versuchsthier tief narkotisirt 
oder aus irgend einem Grunde bewusstlos ist, sondern dass die Ab- 
duetion des Stimmbandes bei schwachen Reizen, die Adduetion bei 
stärkeren Reizen eintritt. Dieser Erfolg trat unveränderlich ein sowohl 
bei leichter als auch bei tiefer Narkose der Thiere. Durch die 
neueren Versuche glaubt Verf. von neuem zu erweisen, dass das 
angeführte Versuchsresultat nicht von der Aethernarkose, wie Hooper 
behauptet hat, sondern von der Stärke des Reizes abhängt. D. meint, 
dass die Glottiserweiterer schon durch den keiz der an der Schleim- 
haut vorbeistreichenden Luft reflectorisch in Thätigkeit erhalten 
würden, während die Verengerer durch stärkere, die Schleimhaut tref- 
fende Reize reflectorisch erregt würden. Krause (Berlin). 


Franklin H. Hooper. Die Anatomie und Physiologie des N. laryngeus 
inf. (Journal of the Amer. Med. Ass. 1887, N’ 25, p. 690). 

Der Larynx hat drei Functionen: 1. die Respiration: 2. die 
Sphinkterbewegung. welche das Eindringen von Fremdkörpern ver- 
bietet; 3. Phonation. Alle diese Muskelfunetionen sind vom N. re- 
currens abhängig. Reizung dieses Nerven verursacht Adduetion 
des Stimmbandes bei Hunden, Abduction bei Katzen. Unter Aether 
oder tiefer Morphiumnarkose ruft seine Reizung bei Hunden 
Oeffnung der Glottis hervor. Schwache, aber auch stärkere Reize be- 
wirken immer dasselbe Resultat der Glottiserweiterung unter Aether- 
narkose. Dieser Effect hört auf, sobald das Thier aus der Narkose 
erwacht, und weicht dem der „Glottisverengerung. Die. Wirkung 
schwacher Reize auf den Reeurrens, welche D. beschreibt, konnte 
H. bei seinen Versuchen nicht bestätigen. Krause (Berlin). 


"M. Grapow. Die Anatomie und physiologische Bedeutung der Palmar- 
apomeurose (Archiv f. Anat. [u. Physiol.] 1887, Nr. 2 u. 3, S. 143). 


Aus seinen anatomischen Untersuchungen, die im Originale ein- 
zusehen sind, zieht Verf. folgende physiologische Consequenzen: 

1. Die Palmarfascie sichert die Wölbung des Handskelets und 
wirkt den abflachenden Gewalten entgegen, welche bei Druck und 
Griff der Hand sich geltend machen; 

2. hat sie eine hydraulische Bedeutung. Sie dient dureh ihre 
wechselnde Spannung und Erschlaffung zur Vorwärtsbewegung des 
Blutes und der Lymphe, deren Strömung an der so peripherisch ge- 
legenen Hand mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen hat; 

3. dient sie zur Sieherung des Griffes durch ihre straffe Flächen- 
verbindung mit der darüber liegenden Haut. Die Haut würde sich von 
der Unterlage abheben, wie dies auch beim engsten Handschuh zu 
beobachten ist, wenn man die Hand zum Griffe kugelig krümmt, und 
dadurch würde der Griff unsicher werden. Sigm. Fuchs (Wien). 


Physiologie der Athmung. 


Speck. Untersuchungen über die Wirkungen des verschiedenen Sauer- 
stoffgehalts der Luft auf die Athmung des Menschen (7. f. klin. 
Med. XI, 5 und 6, 8. 447). 


Nr. 2. Centralblatt für Physiologie. 581 


Im Anschluss an frühere Untersuchungen, in denen die Methodik 
ausführlicher beschrieben ist, theilt Sp. ein grosses, an sich selbst 
gewonnenes Beobachtungsmaterial mit, welches sich auf das Verhalten 
der Ventilationsgrösse, auf den Gehalt des Sauerstoffs und der Kohlen- 
säure in der Respirationsluft beim Athmen von verschiedene Sauer- 
stoffmengen enthaltender Luft bezieht. Die Resultate fasst Sp. in 
folgenden Sätzen zusammen: 


1. Eine Luft von 965 Procent Sauerstoff lässt sich lange ohne 
Beschwerde athmen, bei 8'09 Procent Sauerstoff aber und darunter 
treten alsbald Beschwerden auf, die sich nach wenigen Minuten 
zur Bewusstlosigkeit steigern. 


2. Die Athemthätigkeit wird bis zu einem Sauerstoffsehalt von 
9:65 Procent herab kaum oder gar nieht vermehrt, unter 8 Procent 
aber wird sie stark angeregt, und zwar hauptsächlich oder ausschliess- 
lich durch Vertiefung der Athemzüge. 


3. Die Sauerstoffaufnahme ist bei einer Sauerstoffverarmung der 
Einathmungsluft unter 8 Procent (8:09 bis 7:14 Procent) sehr 
erheblich vermindert; diese Verminderung ist viel geringer von 
9:8 bis 12:7 Procent, aber vollkommen deutlich ausgesprochen; über 
13 Procent hinaus ist die Verminderung entweder sehr unerheblich 
oder gar nicht vorhanden. 


4. Die Sauerstoffzufuhr zu den Lungen nimmt mit der Ver- 
minderung des Sauerstofigehalts der Athemluft bis zu einer gewissen 
Grenze (11'26 Procent) ab; bei weiterer Verarmung der ein- 
geathmeten Luft an. Sauerstoff tritt eine Vermehrung der Lungen- 
ventilation ein. die compensirend wirkt. Von dem zugeführten Sauer- 
stoff werden bei dem Athmen atmosphärischer Luft etwa 18 Procent 
zurückbehalten; diese Procentzahl nimmt bei Sauerstoffverminderung 
der Athemluft zu, so dass bei 1128 Procent Sauerstoff 27 Procent 
zurückbehalten werden, bei weiterem Sinken des Sauerstoffgehalts 
wird diese Zahl nicht mehr grösser. 

5. Die Kohlensäureausscheidung ist von der Sauerstoffaufnahme 
unabhängig: sie nimmt für die Dauer der Versuche auch bei beträcht- 
licher Sauerstoffverarmung der Athemluft sicher nicht ab. 

6. Mit zunehmender Verarmung der Einathmungsluft an Sauer- 
stoff wird der respiratorische Quotient immer grösser. Die höchste 
erreichte Zahl ist 2°258. 

7. Geht man von dem Athmen einer sauerstoffarmen Luft über 
zum Atlımen atmosphärischer Luft, so bleibt die Athemthätigkeit 
etwas gesteigert, wenn eine Luft mit 7 bis 8 Procent Sauerstoff. 
geatlımet worden war; war die Luft aber sauerstoffreicher, enthielt sie 
9:6 Procent und mehr Sauerstoff, so findet demnach eher eine Herab- 
setzung als eine Steigerung der Lungenthätigkeit statt. 

8. Bei dem Athmen atmosphärischer Luft bemerkt man eine 
starke Vermehrung der Sauerstoffaufnahme, wenn vorher eine Luft 
von 7 bis 8 Procent Sauerstoff geathmet wurde. Diese Vermehrung ist 
um so stärker, je länger das Athmen der sauerstoffarmen Luft gedauert 
hatte und je ärmer sie an Sauerstoff war. Die Vermehrung der Saner- 
stoffaufnahme erfolgt rasch. denn sie ist unter sonst gleichen Versuchs- 

Centralblatt für Physiologie. 43 


582 Centralblatt für Physiologie. Nr. 22. 


bedingungen am stärksten in kurzen Versuchen und verwischt sich 
mehr bei längerer Versuchsdauer. 

Bei dem Athmen atmosphärischer Luft, welches auf das 
Athmen einer sauerstoffarmen Luft (bis zu etwa 7 Procent) folet, 
findet eine Aenderung in der Kohlensäureausscheidung nicht statt. 

10. Vermehrt man durch verstärkte Athemthätigkeit einer an 
Sauerstoff sehr verarmten Luft die Zufuhr des Sauerstoffs zu den 
Lungen für die Zeiteinheit, so schiebt man dadurch nicht die Er- 
scheinungen des Sauerstoffmangels weiter hinaus; auch wird dadurch 
sicher die verminderte Sauerstoffaufnahme nicht vermehrt. Sie wird 
aber der Abnahme der Ventilation entsprechend weiter vermindert, 
wenn beim Athmen einer an Sauerstoff mässig verarmten Luft 
(12:67 Procent) die Athemthätigkeit willkürlich möglichst beschränkt 
wird. 

11. Wird eine an Sauerstoff stark verarmte Luft (8:9 Procent) 
möglichst foreirt geathmet, so wird bei diesem Athmen mindestens 
ebensoviel Kohlensäure ausgeathmet, als wenn atmosphärische Luft 
in gleichem Masse foreirt geathmet wird. 

Weiterhin stellt Sp. noch einmal in grössen Zügen die Gesammt- 
resultate zusammen, soweit sie sich auf das Allgemeinbefinden, die 
Athem- und Herzthätigkeit, die Ausscheidung der Kohlensäure und 
die Aufnahme von Sauerstoff beziehen. Er unterzieht die Arbeiten von 
P. Bert einer eingehenden Kritik und vergleicht seine Resultate mit 
denen dieses Forschers, sowie mit denen von Friedländer und 
Herber, Kemprner, Lukjanow, Fränkel und Gepperl. 

„Meine Versuche bestätigen somit vollständig die Anschauungen über 
Sanerstoffaufnahme und Kohlensäureausscheidung, welehe L. Hermann 
und Pflüger vor Jahren bereits ausgesprochen haben. 

F. Röhmann (Breslau). 
R. Kayser. Die Bedeutung der Nase und der ersten Athmungswege 
für die Respiration (Pflüger's Archiv LXI, S. 127). 

Im Anschluss an die von Aschenbrandt angestellten Unter- 

suchungen hat K. mit Benutzung einer ähnlichen "Methode eigene 
Beobachtungen über den Einfluss der Nasenhöhle auf die Durchwärmung 
und Durchfeuchtung der Athmungsluft gesammelt. In Uebereinstimmung 
mit A. findet er, dass die durch beide Nasenhöhlen mit einer Ge- 
schwindigkeit von 5 Litern in 30 Secunden strömende Luft in dieser 
Zeit sich von 10 bis 12° auf etwa 31" erwärmt. Etwas geringer war 
die erreichte Temperatur, wenn die Aussenluft nur 8 bis 9° hatte, 
aber noch bei O0 bis 4° stieg die Temperatur bis auf 27°5" an. 
. K. bestätiet, dass die Luft nach ihrem alleinigen Durchgang 
durch die Nase für ihre Temperatur mit Wasserdampf gesättigt ist. 
Bei einer relativen Feuchtigkeit der Zimmerluft von 50 bis 70 Procent 
findet er in 5 Litern Luft nach ihrem Durchgang durch die Nase 
0'166 Gramm Wasser (die Rechnung verlangt für die betreffende 
Temperatur 0'167 Gramm). 

Eine nur um weniges geringere Erwärmung und eine ebenso bedeu- 
tende Durchfeuchtung erfuhr die Luft aber auch, wenn sie mit gleicher 
(Geschwindigkeit anstatt durch die Nase, durch Mund und Rachen 
passirte; auf Grund von Versuchen an einem Schema vermuthet K. 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 583 


ähnliche Leistungen auch von den tieferen Luftwegen, wie 'Trachea 
und Bronchien. Er hält deshalb die von A. behauptete speeifische und 
vitale Bedeutung der Nasenhöhle für die betreffenden Funetionen für 
unerwiesen; wenn er auch zugibt, dass bei der gewöhnlichen Nasen- 
athmung die Inspirationsluft mindestens fünf Sechstel ihrer Wärme und 
ihres Wassergehaltes von den oberhalb des Kehlkopfes gelegenen 
Theilen aufnimmt. 

K. konnte ferner die Geschwindigkeit des durch die Nase oder 
durch Mund und Rachen geleiteten Luftstromes auf das Doppelte 
(10 Liter in 30 Seeunden) steigern, ohne dass die Erwärmung und 
Durchfeuchtung wesentlich geringer wurde, wie bei langsamerem 
Strome. 

Die Angaben A.'s endlich, die sich auf die Reinigung der durch 
die Nase gehenden Luft von Staubtheilchen beziehen, konnte K. nicht 
bestätigen.” Er fand, dass bei genügend reichlicher Verunreinigung 
der Luft der Staub keineswegs so vollständig in der Nase oder im 
Rachen zurückgehalten wird, dass nicht gewisse Mensen davon selbst 
bis in die Lungen gelangen könnten. A.'s Anordnung war eine derartige. 
dass die einzuathmende Luft überhaupt nur wenig Staubtheilehen 
enthielt. Langendorff (K (önigsberg). 


Hanriot Ch. Richet. De lelimination de lacide carbonigue dans 
les injections reetales de ce gaz (C. R. Soc. de Biologie, 14. Mai 
1887, P..30%). 

Die in das Reetum des Menschen injieirte Kohlensäure (2:5 bis. 
35 Liter) wird sehr rasch vom Blute aufgenommen, um zuerst ziemlich 
rasch, dann allmählich durch die Lungen ausgeschieden zu werden. 
Die Sauerstoffaufnahme scheint nicht beeinflusst. Zugleich werden die 
Athemzüge tiefer, durch die reizende Wirkung der 60, auf das Athem- 
centrum. 

Die Messungen der Athemgase geschehen mittelst R.’s Respirations- 
apparat (Gasuhren, welehe die ein- und ausgeathmete. mit Wasserdampf 
gesättigte Luft, vor und nach Einwirkung“ von KHO, bei bekanntem 
Druck und bekannter Temperatur sehr genau messen). 

Leon Fredericq (Lüttich). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Oireulation. 


A. Mosso Die Umwandlung der rothen Blutkörperchen in Leukoeyten 
und die Nekrobiose der rothen Blutkörperchen bei der Coagulation 
und Eiterung (Archiv f. pathol. Anat. Bd. CIX, Heft 2). 


Ueber Abschnitt I bis IV dieser Arbeit wurde schon aus dem ita- 
lienischen Original in dieser Zeitschrift referirt, Abschnitt V beschäftigt 
sich mit der Bildune des Eiters aus den rothen Blutkörperchen. 

Sobald Autor erkannt hatte, dass rothe Körperchen sich in 
Leukocyten umwandeln können, studirte er die Eiterbildung. Bei 
seinen Experimenten an Säugethieren (Cohnheim’sche und Thoma- 
sche Entzündungsexperimente) constatirte M. den Austritt von rothen 
Blutkörperchen aus den Blutgefässen. Die durch Diapedese aus den 
Gefässen ausgetretenen rothen Körperchen verändern sich durch einen 


43* 


584 Centralblatt für Physiologie. Nr. 22. 


Degenerationsprocess. Diese Leukoeyten sind von verschiedenen Formen 
und Grössen; die herrschende Form ist die der hyalinen Körperchen 
von verschiedenen Dimensionen; man erkennt diese als veränderte 
rothe Körperchen. Autor beschäftigt sich eingehend mit dem Functions- 
vermögen dieser Leukocyten. 

Aus den Untersuchungen M.'s geht weiter hervor, dass die 
Leukoeyten und die Eiterkörperchen nicht durch eine fettige kück- 
bildung zugrunde gehen, sondern durch einen nekrobiotischen 
Vorgang, welchem er die Bezeichnung hyaline Degeneration beigelegt 
hat. In Abschnitt VI besprieht Autor die Degeneration der rothen 
Blutkörperchen; «) bei Fröschen, Tritonen und Schildkröten, 5b) bei 
Hunden, c) bei Menschen. 

Die Untersuchungen über die Blutdegeneration werden so angestellt, 
dass die rothen Blutkörperchen unter Bedingungen gebracht werden, 
die ihr Weiterleben noch einige Zeit, nachdem sie aus den Gefässen 
entleert waren, gestatteten. Eine einfache Methode, um eine grosse 
Zahl pathologischer Formen der Blutkörperchen vor Augen zu führen, 
besteht in der direeten Ueberführung des Blutes aus der Carotis eines 
Hundes in die Bauchhöhle eines Vogels. Diese degenerirten rothen 
Blutkörperehen zeigen Formen, die jenen gleich sind, die Autor 
schon in den vorhergehenden Abschnitten beschrieben hat; ferner 
jenen, die von Anderen bei der Leukämie, in dem Knochenmark, 
in dem Blute der Typhuskranken und in Fällen von Malaria beschrieben 
wurden. Autor glaubt, dass dieser Abschnitt den wichtigsten Theil 
seiner Arbeit über das Blut bildet. 

Die Degeneration der rothen Blutkörperchen des Menschen wurde 
dureh die Methode Bizzozero’s (Injieiren des Blutes in die vordere 
Augenkammer) studirt. Die rothen Blutkörperchen machen die Nekrobiose 
durch und bilden solehe Formen, die auch bei der Degeneration des 
Menschenblutes in der Bauchhöhle von Vögeln vorkommen. Autor 
hebt hervor, dass unter den hyalinen Formen jene vorherrschen, welche 
Hämatoidin- und Bilirubinkrystalle enthalten, und .dass die Blut- 
körperchen im Zustande der Nekrobiose lebhafte Bewegungen ihrer 
Granulationen zeigen. M. besprieht nun andere wichtige Punkte der 
Blutdegeneration und erwähnt, dass er noch einige Untersuchungen 
über die Hämatopoesis, die Methämoglobinurie und die Physiologie 
der Blutkörperchen ausserhalb des Organismus zu Ende führen wird. 

A. Lustig (Triest). 
L. ©. Wooldridge. Preliminary Report of the mode of action of 
Pathogenic Organisems (Report of the medical oflicer to Local 
Government Board 1837, S. 151). 

Seitdem durch Brieger bekannt geworden ist, dass nieht pathogene 
Spaltpilze Zersetzungsproducte bilden können, welche den Charakter 
von Alkaloiden besitzen, ist vielfach die Meinung laut geworden, dass 
die Krankheitserreger in ähnlicher Weise ihre giftigen Eigenschaften 
entfalten. Zum Studium dieser Frage diente eine Reineultur von Bacillen, 
welche Meerschweinchen und Kaninchen in wenigen Tagen unter 
septikämischen Erscheinungen tödtet. Die Cultur stammte von Herrn 
Dr. Klein. Als Nährmaterial wird Pflanzeneiweiss verwendet, welches 
aus dem käuflichen Rohproducte dargestellt wird. Die gereinigte Sub- 


Nr. 22, Centralblatt für Physiologie. 585 


stanz wird in möglichst wenig Alkali gelöst, die Lösung sterilisirt und 
dann geimpft. Im Brutofen bildet sich in zwei bis vier Tagen ein 
voluminöser Niederschlag, welcher, mikroskopisch untersucht, eine 
Menge Baeterien einschliesst, zum grössten Theil aber aus einer fein- 
körnigen Substanz besteht, welehe Eiweissreactionen gibt. Die darüber- 
stehende Flüssigkeit enthält dann nur noch wenig Eiweiss; ihre 
Reaction ist noch deutlich alkalisch. Der Niederschlag kann also nicht 
in Folge einer Säurebildung von Seite des Pilzes entstanden sein, und 
er kann auch nicht aufgefasst werden als eine Masse abgestorbener 
Pilze. Er ist in Alkali schwerer löslich als der Säureniederschlae und 
bildet trübe Lösungen. Dieselben wirken als heftiges Gift. Etwa 
05 Gramm des Niederschlages gelöst, einem Kaninchen in die Vene 
injieirt, tödten es in weniger als einer Minute. Es tritt Stillstand der 
Respiration ein und manchmal finden sich intravaseuläre Gerinnungen. 
Die eiweissarme Flüssigkeit, welche über dem Niederschlag steht, 
kann ohne sofortigen Schaden in grossen Mengen injieirt werden und 
ebenso die Pilzeultur selbst, bevor der Niederschlag entstanden ist. 

Allem Anscheine nach hat man es hier mit einem Eiweisskörper zu 
thun von ähnlichen giftigen Eigenschaften wie die Proteide, welche Verf. 
aus verschiedenen Geweben dareestellt hat (Proc. R. S., Febr. 4° 1886). 

M. v. Frey (Leipzig). 
L. ©. Wooldridge. Note on a new constinent of blood serum (Roy. 
Soc. Proc. XLI, .253,.p- 230). 

In dem Serum des Hundes und des Schafes findet sich stets in 
kleinen, aber wechselnden Mengen ein Körper, welcher mit den Fihri- 
nogenen des Plasmas und der Gewebe grosse Verwandtschaft besitzt. 
Verf. sehlägt den Namen Serumfibrinogen vor. Durch, verdünnte 
Schwefelsäure ausgefällt, wobei das Paraglobulin gelöst bleibt, lässt 
er sich als fibrinartiger Niederschlag sammeln, welcher sich in ver- 
dünntem Alkali ziemlich leieht löst. Wird das Paraglobulin des Serums 
durch Salze ausgefällt, so wird immer eine gewisse Menge des Serum- 
fibrinogens mitgerissen. 

Die oben erwähnte alkalische Lösung des Serumfibrinogen ist fast 
wirkungslos auf verdünntes Magnesiasulphatplasma. Sie kann also nnr 
Spuren von Fibrinferment enthalten. Peptonplasma wird durch sie zum Ge- 
rinnen gebracht, während, wie bekannt, Zusatz des frischen Serums, 
welches reichlich Paraglobulin und Fibrinferment enthält. so gut wie 
wirkungslos bleibt. Ganz ähnlich hatte schon A. Schmidt gefunden, 
dass gewisse Hydroceleflüssigkeiten mit Fibrinferment kaum zum Ge- 
rinnen zu bringen waren, wohl aber, wenn Paraglobulin, oder was er 
für Paraglobulin hielt, zugesetzt wurde. 

In den Kreislauf des Thieres gebracht, hebt das Serumfibrinogen 
die Gerinnbarkeit des Blutes auf, während Zusatz des Stoffes zum ge- 
lassenen Blute Gerinnung bewirkt — ein Verhalten, welches mit dem 
der anderen, vom Verf. beschriebenen Fibrinogene vollkommmen über- 
_ einstimmt. Nach der Injection finden sich im Thiere zuweilen kleine 
Thromben und es ist durch Analogie wahrscheinlich, dass man aus- 
gebreitete Gerinnungen erhalten würde, wenn man über eine genügende 
Menge des Stoffes verfügte. Vgl. des Verf. Mittheilung über intravaseu- 
läre “Gerinnungen, Du Bois’ Archiv 1886. M. ı . Frey (Leipzig). 


586 | Centralblatt für Physiologie. Nr. 22. 


A. Stefani. Della influenza del sistema nervoso sulla circolazione 
collaterale (Comunicazione all’ Acad. di Ferrare, 7 Luglio 1887). 


Der Verf. beabsichtigt nachzuweisen. dass das Nervensystem an 
der Bildung des Collateralkreislaufes theilnimmt. Die Versuche wurden 
an 20 Salamandern (Triton eristatus) ausgeführt, indem man ihnen die 
Arteria axillaris unterband und hierauf die oberen (Radial-) und 
unteren (Median-) Nerven durchschnitt. Bei diesen Versuchen zeigte 
sich, dass bei den Salamandern nach Verschluss der Arteria axillaris 
sich kein Oollateralkreislauf bildet. wenn die Nerven des Gliedes durch- 
schnitten wurden und dass dieser Kreislauf eintrete, wenn die genannten 
Nerven unverletzt blieben. Bei Froschexperimenten zeigte es sich 
gleichfalls, dass sich nach Unterbindung der Art. axillaris kein 
Collateralkreislauf bildet, wenn die Nervenwirkung fehlt und nur in 
einzelnen Fällen konnte sich dieser Kreislauf herstellen, obgleich die be- 
treffenden Nerven durchschnitten waren. Bei den Versuchen an Kaninchen 
kommt Autor zu keinem Schlusse. Aus den Versuchen mit Tauben 
hingegen schliesst er, dass bei diesen Thieren die Wirkung des 
Gentralnervensystems nach Unterbindung der Art. axillaris zur Bildung 
des Oollateralkreislaufes bedeutenden Einfluss hat. wenn auch dieser 
nicht immer absolut nothwendig ist. 

Nachdem Autor nachgewiesen hat, dass das Nervensystem an der 
Bildung des Collateralkreislaufes theilnimmt, sucht er durch ausführ- 
liche Experimente die Art und Weise zu ermitteln, wie sich dieser 
Nerveneinfluss geltend macht. : Lustig (Turin). 


G. N. Dourdouffi. Influence du systeme nerveaux sur la production 
de l’oedeme (Arch. slaves de biologie III, 3, p. 346). 


D. untersucht, ob Vermehrung der arteriellen Blutzufuhr Oedem 
zu machen im Stande sei. Wenn er die Chorda tympani 1'/, Stunden 
lang bei unterbundenem Ausführungsgange reizte, trat, wie er in Be- 
stätigung älterer Angaben fand, Oedem der Submaxillardrüse ein; 
ebenso wenn er die Nervenreizung durch Pilocarpinvergiftung ersetzte. 
Nach Atropinisirung blieb die Wirkung aus. Daraus folgt, dass das 
Oedem nur durch Secretstauung entsteht. 

Mehr Anhalt für die Annahme eines durch arterielle Congestion 
erzeugten Oedems schien die Erscheinung zu bieten, dass, wie mehr- 
fach festgestellt, Reizung des N. lingualis bei curarisirten Hunden 
nicht nur Röthung, sondern auch Anschwellung der Zunge herbeiführt. 
Indess glaubt Verf. nach seinen Beobachtungen auch an die Möglich- 
keit eines Nerveneinflusses auf die Venen, an die Existenz venidilata- 
torischer Fasern denken zu müssen. Langendorff (Königsberg). 


E. Rey e V. Aducco. La pressione arteriosa in rapport ocoll' eceita- 
mento del capo centrale del vago (R. Accad. Medica di Roma, Anno 
XIII, 1886 bis 1837, Fasc. 3). 


Die Verff. haben zahlreiche Versuche an Kaninchen und Hunden 
angestellt, um die Wirkung zu studiren, welche durch die Reizung 
des centralen Stumpfes des Vagus auf den arteriellen Blutdruck aus- 
geübt wird. 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 587 


Die Thiere wurden stets vorerst mit Curare behandelt und die 
künstliche Athmung eingeleitet. Bei den Kaninchen wurden beide Vagi 
durehschnitten. bei den Hunden die beiden Vagosympathici und die 
Centralenden wurden mittelst elektrischer Ströme von verschiedener 
Stärke gereizt. 

Den Blutdruck verzeichnet ein Ludwig’scher Kymograph. 

Hier die Resultate dieser Untersuchungen. 

1. Die Reizung des Öentralendes des Vagus beim Kaninchen, des 
Vagus oder Vagossympathicus beim Hunde verursacht oft eine Er- 
höhung, manchmal eine Verminderung des Blutdruckes. 

Manchmal zeigte sich die Erhöhung zu Beginn und die Ver- 
minderung zu Ende des Experimentes: anderemale die Verminderung 
zu Beeinn des Experimentes und wieder anderemale hielt die Er- 
höhung des Blutdruckes das ganze Experiment hindurch an. 

2. Die so erzielte Verminderung des Blutdruckes kapn nicht als 
die Wirkung einer Ermüdung der Nerven oder des Nervencentrums 
angesehen werden. 

3. Eine der günstigsten Bedingungen, die Depressionswirkungen 
in Folge von Reizung des Üentralendes des Vagus zu zeigen, ist das 
asphyktische (natürliche oder provocirte) Stadium des Thieres. 

4. Eine andere günstige Bedingung zum Ausweise der Depressions- 
wirkungen ist der erhöhte Druck, welcher durch den Reiz z. B. der 
Enden des fünften Nervenpaares veranlasst wird. Wenn unter diesen 
Bedingungen der Strom auf die pneumogastrische Region applieirt ward, 
rief er eine Verminderung des Blutdruckes hervor. 

5. Wenn ein Vagus allein durchschnitten wird und man dessen 
Uentralende reizt, so geht der Reiz, nachdem er das Öentrum erreicht 
hat, auf den anderen Vagus über und ruft die gewöhnliche hemmende 
Wirkung mit Depression hervor. 

6. Die Depressionswirkungen, welche man durch Reizung des 
Centralendes des X. Nervenpaares erzielt, sind nicht, wie Francois- 
Franek meint, einer übermässigen Schwäche des Reizes zuzuschreiben. 
Verff. erzielten ebenso Depression mit starken Reizen wie Erhöhung 
des Blutdruckes mit schwachen Reizen. 

7. Die Strychnininjeetion ruft bei Kaninchen eine Erhöhung des 
Blutdruckes hervor; wiederholt, gibt sie eine bemerkenswerthe Ver- 
minderung desselben. Sowohl im ersteren als im letzteren Fall ver- 
schwanden die Blutwellen von Traube und Hering. Der auf das 
Centralende des Vagus des mit Strychnin behandelten Kaninchens ein- 
wirkende Reiz, ruft gar keine Wirkung hervor, so stark er auch 
sein mag. Lustig (Turin). 


Physiologie der Drüsen. 


G. Sanquirico e G. Orecchia. (onsequenze della estirpazione della 
ghiandola tiroide nell’ agnello e nella volpe (Bollettino della societä 
tra i eultori delle seienze nat. in Siena, Anno V, Nr. 6, 1887). 

Die Autoren entfernten die beiden Lappen der glandula thyreoidea 
bei einem 16 Monate alten Fuchse, während sie bei einem anderen 

Fuchse gleichen Alters früher den einen und zehn Tage später den 


588 Centralblatt für Physiologie. Nr. 22. 
zweiten Lappen exstirpirten. Die Entfernung nur eines Lappens gab zu 
keiner Erscheinung Anlass, während die Exstirpation beider Lappen 
das Thier zu einem raschen Tode unter den Erscheinungen einer 
tetanischen Vergiftung führte. Auch drei Lämmer, wovon zwei sehr 
jung und das dritte im Alter von sechs Monaten stehend, wurden in 
gleicher Weise operirt. Sie vertrugen die Operation sehr gut und es 
trat nie eine schwere Erscheinung auf. Nur in den ersten Tagen 
manifestirte sich ein leichtes Uebelbefinden. Beim Lamm fanden die 
Autoren, dass die Schilddrüse an ihren Polen keine so grossen Gefässe 
wie beim Hunde besitzt, und dass die Zellen, welehe die Drüsen- 
alveolen auskleiden. kleiner und blässer als die entsprechenden des 
Hundes sind, und ein Protoplasma mit spärlichen und kleinen Gra- 
nulationen besitzen. 

Die beiden Autoren bemerken, dass die herbivoren 'Thiere es sind 
(Kanninchen, Pferd, Ziege, Kalb, Kuh, Lamm), welche die Abtragung 
der Thyreoidea gut vertragen, während die carnivoren Thiere (Hund, 
Katze, Fuchs) dieser Operation erliegen. Sie fragten sich deshalb, ob 
nicht der Unterschied in den Wirkungen hauptsächlich von der Ver- 
schiedenheit der Nahrung herrühre, und somit von der Bildung bei 
den einen von besonderen Produeten des Zellmetabolismus, die bei 
den anderen nicht erzeugt werden, Producte, die die Schilddrüse zu 
neutralisiren und zu zerstören vermöchte. Mosso (Turin). 


P. Freih. v. Rokitansky. Ueber das Verhalten der flüchtigen Fett- 
säuren im Harn des gesunden- und kranken Menschen (Wiener 
medie. Janrbücher 1887, S. 205). 

Sollen aus Harn die flüchtigen Fettsäuren vollständig abdestillirt 

‘ werden, so muss demselben vorher so viel Säure zugesetzt werden, 

dass auch das Ammoniak, welches durch Zerfall des Harnstoffes 

entsteht, gebunden bleibt. Dazu sind für 100 Kubikeentimeter Harn 

im Ganzen 10 Kubikeentimeter Phosphorsäure vom speeifischen Gewicht 

1'275 oder 8:5 Gramm Schwefelsäure erforderlich. Setzt man weniger 

hinzu, so kann es geschehen, dass das Destillat aufhört, sauer zu rea- 

giren, wenn im Rückstand noch flüchtige Säuren enthalten sind. Verf. 
fand beim Destilliren mit Schwefelsäure im Harn fieberfreier Indi- 
viduen im Durchschnitt 00545 Gramm freie Fettsäuren (im Wesent- 
lichen Essigsäure) für 1500 Kubikcentimeter Harn, während v. Jaksch 

(Zeitschr. f. physiol. Chemie X, S. 536) im Harn von 24 Sunden nur 

Spuren bis 0'008 Gramm fand, eine Differenz, welche Verf. darauf 

zurückführt, dass v. Jaksch dem zu destillirenden Harn zu wenig 

Säure zusetzte. > 

Die Untersuchung des Harns Fiebernder führte zur Constatirung 

der febrilen Lipaeidurie im Sinne v. Jaksch’s, nur fand v. R. 

auch hier grössere Mengen von Fettsäuren (bis zu 0'506 Gramm 

freier Säure p. d. in einem Fali von eroupöser Pneumonie), wie sie 

v. Jaksch nur bei der hepatogenen Lipaeidurie gefunden hatte. Die 

Menge der ausgeschiedenen Fettsäuren, auch hier im Wesentlichen 

Essigsäure, war desto grösser, je höher das Fieber war. Wenn auch 

das Ueberwiegen der Essigsäure für die Annahme v. Jaksch’s spricht, 

dass eine febrile Lipacidurie eine Folge fehriler Acetonurie sein könne, 


Nr. 122. Centralblatt für Physiologie. 584 


so hebt Verf. dem gegenüber die Möglichkeit hervor, dass die flüch- 
tigen Fettsäuren des Harns der Zersetzung der Kohlehydrate im 
Darm ihre Entstehung verdanken und beim Fieber durch längeres 
Liegenbleiben der Darmeontenta in vermehrter Menge zur Resorption 
gelangen können. Zwei gesunde Individuen, die ausschliesslich Mehl- 
speisen erhielten, schieden in 24 Stunden 0'406, respective 0'417 Gramm 
fettsaure Salze aus, die jedoch (im Gegensätze zu den Befunden bei 
der fehrilen Lipaeidurie) zum grossen Theile Buttersäure enthielten. 
Sehr erheblich gesteigert war auch die Ausscheidung fettsaurer, und 
zwar ebenfalls viel Buttersäure enthaltender Salze, wenn bei pleurit. 
Exsudaten bei beschränkter Flüssiekeitszufuhr 5 his 6 Gramm Chlor- 
natrium p. d. gereicht wurden. J. Mauthner (Wien). 


O. Baserin. Ueber den Eisengehalt der Galle bei Polycholie (Aus dem 
Labor. d. med. Klinik zu Königsberg, mitgetheilt von O.Minkowsky; 
Arch. f. exper. Path. u. Pharmak. XXIU, 1 und 2, $. 145). 


Bei der Umwandlung des Blutfarbstoffes in Gallenfarbstoff findet 
in der Leber zunächst eine Abspaltung von Eisen aus dem Hämatin 
statt; das abgespaltene Eisen kann bei der nach Arsenwasserstoff- und 
Toluilendiaminvergiftung zu Stande kommenden Polycholie in der 
Leber nachgewiesen werden. B. untersuchte nun unter Leitung von 
0. Minkowski, ob dieses bei der Zerlegung des Blutfarbstoffes 
in der Leber abgespaltene Eisen durch die Galle ausgeschieden 
werde. 

Zu diesem Zwecke wurden bei (allenfistelhunden einige Eisen- 
bestimmungen in der normalen Galle gemacht, darauf die Thiere mit 
Arsenwasserstoff vergiftet und in der alsdann entleerten, sehr farb- 
stoffreiehen Galle ebenfalls der Eisengehalt bestimmt: der Gallenfarb- 
stoffgehalt wurde colorimetrisch annähernd ermittelt. Im Gegensatz 
nun zu einer sehr erheblichen Vermehrung des Gallenfarbstoffs zeigte 
sich in den Versuchen des Verf., dass der Eisengehalt keine merklichen 
Veränderungen erlitten hatte (vor und nach der Vergiftung 1 bis 3 Milli- 
gramm in 8 Stunden). auch 14 Tage lang nach der Vergiftung sich 
nicht änderte. Die Menge des in der Galle ausgeschiedenen Eisens 
steht also nicht im Verhältniss zu der Menge des Gallenfarbstoffes. 

A. Auerbach (Berlin). 
E. Salkowski. Zur Kenntniss pathologischen Speichels (Virchow's 
Sch. IX 2, S.. 358). 

Zur Untersuchung gelangten 395 Kubikcentimeter Speichel, welche 
bei einer Angina tonsillaris eatarrh. während 24 Stunden aufgefangen 
wurden. Es sei Folgendes erwähnt: ein Theil des Speichels wurde mit 
dem fünffachen Volumen Alkohol absolutus gefällt. Das alkoholische 
Filtrat enthielt Chlorammonium. Der Niederschlag enthielt keine Albu- 
mosen oder Pepton. sondern nur Muein, welches die Biuretreaction 
gab, und nach dem Kochen mit Salzsäure eine Kupfersulfat stark re- 
dueirende Lösung lieferte. Mehrere Versuche mit anderen Portionen 
desselben Speicheis zeigten sein mit dem des normalen überein- 
stimmendes, grosses Saccharifieationsvermögen. 

F. Röhmann (Breslau). 


590 Centralblatt für Physiologie. Nr. 


[8] 


2. 


Ellenberger und Baum. Ueber die Erforschung der Localwirkungen 
der Arzneimittel durch das Mikroskop, über ruhende und thätige 
Leberzellen und über die Remedia hepatica s. cholagoga (Arch. f. 
wissensch. u. prakt. Thierheilk. XIII, 4 u. 5). 

Nach der Besprechung der gebräuchlichen pharmakodynamischen 
Erforschungsmethoden theilen die Verff. die Resultate ihrer Unter- 
suchungen über die morphologischen Verhältnisse der Leberzellen 
während ihres Thätigkeits- und Ruhezustandes und während der Ein- 
wirkung einer Reihe von Arzneimitteln mit. Der Zellleib der thätigen 
Zelle ist grösser als der der ruhenden und scharf begrenzt; er färbt 
sich stärker mit Eosin und enthält weniger Pigmentkörnchen. Im 
Protoplasma finden sich Glykogenschollen, welche bei dem gebräuch- 
liehen Verfahren bei histologischen Untersuchungen gelöst werden und 
Lücken im Plasma zurücklassen; die Zwischenräume zwischen den 
thätigen Zellen sind grösser. Im Zellleibe der ruhenden Zelle sind 
wenig Glykogeneinlagerungen, es fehlen die Hohlräume, der Zellleib 
ist eine gleichmässige gekörnte Protoplasmamasse, welche reich an 
Pigmentkörnchen ist. Der Kern fehlt häufiger in der thätigen als in 
der ruhenden Zelle; in der thätigen Zelle ist er dicht, fein und gleich- 
mässig gekörnt und enthält fast immer ein Kernkörperchen, welches 
in der ruhenden Zelle öfters fehlt. Die Auswanderung des Kern- 
körperchens aus dem Kern ist in ruhenden Zellen häufiger zu beob- 
achten als in thätigen; es finden sich deshalb in ruhenden Zellen 
häufig freie Kernkörperchen (Plasmosomen) und blasse untergehende 
Kerne. Die Verff. schliessen aus diesen Erscheinungen, dass Kerne und 
Zellen oder Theile der letzteren für die (rallenbildung verbraucht 
werden, - während der Ruhe entstehen neue Kerne aus den emigrirten 
'Kernkörperchen (Plasmosomen, Karyoblasten, Kernkeimen); sie glauben, 
dass Reste der Zellen bestehen bleiben, welche zu neuen Zellen heran- 
wachsen und neue Kerne erhalten. In der thätigen Leber sind auch 
ruhende Zellgruppen enthalten, sie ist nie in allen ihren Theilen in 
demselben Stadium. Es konnten mikroskopisch durch besondere Me- 
thoden (welche in der Abhandlung nicht angeführt sind, d. Ref.) in 
den 'Leberzellen des Pferdes „die Gallenfarbstoffe und die Gallen- 
säuren” nachgewiesen werden. - 

Die untersuchten Arzneimittel theilen sich in zwei Gruppen, je 
nachdem unter ihrer Einwirkung die Leberzellen das Bild der Thätig- 
keit oder der Ruhe zeigen. Die erste Gruppe der Mittel regt die 
Thätigkeit der Leberzellen an. sie werden von den Verff. als Remedia 
eholagoga bezeichnet; die der zweiten Gruppe hemmen die Thätigkeit, 
sie wirken „anticholagog”. Die Wirkung der erregenden Mittel wurde 
festgestellt, indem dieselben hungernden Pferden verabreicht und diese 
eirca 24 Stunden nach der letzten Fütterung getödtet und die Lebern 
untersucht wurden. Diese sollten das Ruhebild zeigen, aber durch den 
Einfluss der Mittel wurde das Thätigkeitsbild hervorgerufen. Die 
hemmenden Mittel wurden regelmässig gefütterten Pferden verabreicht 
und eirca sechs Stunden nach der Fütterung die Leber untersucht; 
diese sollte das Thätigkeitsbild zeigen, aber der Einfluss der Mittel 
rief das Ruhebild hervor. Stark anregend wirkten: Pilocarpin, Muscarin, 
Aloe; schwach anregend; Natrium salieylieum, benzoieum und Rheum; 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 591 


stark hemmend wirkten: Atropin und Plumbum acetieum; schwach 
hemmend: Magnesium sulfurieum,. Ammon. hydrochlorieum, Kalomel 
und Cuprum sulfurieum. Die Wirkungen des Bleies und Kupfers 
wurden auch untersucht, wenn dieselben durch längere Zeit in kleinen 
Dosen verabreicht wurden: es tritt fettige Degeneration des Plasmas 
der Leberzellen und Zerstörung derselben ein; beide Metalle rufen 
eonstante Veränderungen in den Nieren und im Blute hervor. Durch 
das Kupfer werden Veränderungen hervorgerufen, welche denen bei 
Vergiftung mit chlorsaurem Kali ähnlich sind. Die pharmakodynamisch 
erregte Leber zeigt oft etwas andere Bilder als die normal erregte, 
es kommt z. B. oft auch in der thätigen Leber zur Nucleolenemigration 
und zum Auftreten vieler Pigmentkörnchen. 
Latschenberger (Wien). 
F. Decker. Zur Physiologie des Fischdarms (Festschrift für A. v. Köl- 
liker; Leipzig 1887). 

D. vermochte aus der Magenschleimhaut vieler Fische (Hecht, 
Barsch, Forelle, Aal, Zander, Leueiseus cephalus, Karpfen, Cobitis 
fossilis und anderen) durch Extraction mit Salzsäure ein dem Pepsin 
analoges, Peptone bildendes Enzym zu gewinnen. Die oft neutrale 
oder sogar alkalische Reaction der Schleimhaut übte einen verzögernden 
Einfluss. Auch Cardialregion und Pylorus waren wirksam. Ein ähn- 
liches Enzym konnte aus dem Oesophagus, aus dem Mittel- und End- 
darm, sowie aus den Anhangsgebilden (Cloake, Appendices pyloricae) 
extrahirt werden. Verf. vertheidigt die autochthone Enzymbildung der 
genannten Darmabschnitte gegenüber der Annahme einer secundären 
Imbibition. 

Aus der histologischen Untersuchung der wirksamen Schleim- 
häute schliesst der Verf., dass bei den Fischen die Pepsinbildung 
nicht an eine kubische oder konische oder polyedrische, den Haupt- 
oder Belegzellen entsprechende Zellenform gebunden sei, sondern 
ebenso von schmalen eylindrischen, während der Secretion möglicher- 
weise Becherform annehmenden Zellen der drüsenlosen Schleimhaut 
vollzogen werden könne. Langendorff (Königsberg). 


V. Aducco. La reazione dell urina in rapporto col lavoro muscolare 
(Giornale della R. Accademia di Torino, N° 1 u. 2, 1887). 

Aus den Untersuchungen Klüpfel’s (1868), Janowski's (1871), 
Füstier’s (1879) und Anderer geht hervor, dass der Urin in Folge 
der Ermüdung saurer wird. Nach Sawicki (1872) sollen die 
Nahrungsmittel auf die Menge und Qualität des Harns einen grösseren 
Einfluss haben, als Ruhe oder Ermüdung. A. Russo Giliberti und 
G. Alessi (1886) haben bei einem Falle von Hysterie mit Con- 
vulsionen und bei einem Falle von Chorea stark sauer reagirenden 
Harn gefunden. In allen diesen Untersuchungen wurden jedoch die 
unmittelbaren Effeete der Muskelthätigkeit nieht studirt, indem die 
Harnreaction entweder in der totalen 24stündigen Harnmenge be- 
stimmt wurde oder in mehr weniger von der vollzogenen Muskelarbeit 
und den Mahlzeiten entfernten Zeitabschnitten. Unter diesen Umständen 
kann von einem Studium des Einflusses der Muskelarbeit allein auf 
die Harnreaction nieht gesprochen werden, denn hierbei zesellt sich 


592 Centralblatt für Physiologie. Nr. 22. 


zur Einwirkung der Arbeit noch jene der eingenommenen Nahrung, 
der Ruhe und des nachfolgenden Schlafes. 

A. machte seine Untersuchungen an Hunden, die 24 Stunden vor- 
her gegessen hatten. Er liess sie in einer eigenen Vorrichtung mit 
dauernder Schnelligkeit laufen. Vor dem Laufe, nach jeder Stunde 
Laufens und durch einige Stunden während der Ruhe entleerte er 
mittelst eines Katheters den Harn der Versuchsthiere und bestimmte 
dessen Reaction mittelst titrirter Aetznatronlösungen (1 Kubikeenti- 
meter — 000816 Gramm NaOH = 001 Gramm SO,H,) und 
Schwefelsäurelösungen (1 Kubikeentimeter : 0:01 Gramm S0,H, — 
0:00816 Gramm NaOH). 

Wenn die Urinmenge eine genügende war, so bestimmte er auch 
den Stickstoff. Stündlich gab er dem Hunde so viel Wasser zu trinken, 
als das verlorene Gewicht betrug. Aus den der Arbeit beigelegten 
vier Tafeln entnimmt man, dass die Reaction des Urins vor dem Laufe 
sauer war (1 bis 25 pro mille H,SO,); nach der ersten Stunde 
Laufens (10 Kilometer eirea) nimmt die Aeidität ab oder macht einer 
zuweilen intensiven alkalischen Reaction Platz (1'36 bis 2'118 Procent 
NaOH); in den folgenden Laufstunden wird der Harn entweder immer 
weniger sauer bis zur vollständigen alkalischen Reaction oder er dauert 
fort, mehr oder weniger alkalisch zu sein. In der ersten Rubestunde 
bleibt er alkalisch oder wird wieder sauer; in der zweiten Stunde 
wird er constant sauer. Der Procentgehalt an Harnstoff steigt manch- 
mal zu sehr geringen Zahlen herab. In diesen Harnproben hat A. 
niemals weder Eiweiss noch Zucker gefunden. 

Weitere Untersuchungen haben ergeben, dass die Alkalescenz des 
Urins von laufenden Hunden der Gegenwart von zum Theil festen, 
‘zum Theil flüchtigen alkalischen Kohlensäuresalzen zuzuschreiben ist. 
Nachdem A. jeden Zweifel ausgeschlossen hat, dass es sich um einen 
Eifeect handeln könnte, der bedingt wäre durch eine an alkalischen 
Salzen organischer Säuren reiche Pflanzennahrung (oder alkalische 
Carbonate), oder durch übermässigen Abzug von Chlorwasserstoffsäure 
in Folge angestrengter Verdauung (Görgyes), oder profuse Schweisse 
(Zasetzky). oder Magenkrankheiten (Quineke und Stein), oder 
endlich durch ammoniakalische Gährung, ist er zu der Annahme ge- 
nöthigt, dass diese Carbonate das Product seien eines eigenthümliehen 
Verhaltens des Stoffwechsels bei einem im Ermüdungszustande befind- 
lichen Thiere. 

Aus diesen Untersuchungen muss geschlossen werden: Der Urin 
eines arbeitenden Hundes wird alkalisch in Folge Bildung von festen 
und flüchtigen alkalischen Carbonaten. Das würde heissen. dass während 
der anstrengenden Muskelthätigkeit vorzugsweise jene Substanzen 
(Glykogen, Zucker, Fette) verbraucht werden, die Kohlensäure als 
letztes Product ihrer Umwandlungen im Organismus liefern. 

Mosso (Turin). 


Physiologie der Verdauung und der Ernährung. 


St. Szez. Zaleski. Zur Frage über die Ausscheidung des Eisens aus 
dem Thierkörper und zur Frage über die Mengen dieses Metalls bei 
hungernden Thieren (Arch. f. exp. Pathologie XXIL, 5 u. 6, S. 317). 


NE. 22. Centralblatt für Physiologie. 593 


Zwei Kaninchen desselben Wurfes werden, vor jeder zufälligen 
Berührung mit Eisen geschützt, in derselben Weise aufgezogen. Vor 
dem Versuche hungern beide vier Tage, dann wird dem einen 
0:0096 Gramm Fe als Ferrum oxydatum natrio-tartaricum in die 
Vena jugularis gespritzt. Drei Stunden später wird dasselbe durch 
Entbluten aus der Carotis getödtet, das Gefässsystem mit 25pro- 
centiger Rohrzuckerlösung in einem Durchleitungsapparat vollkommen 
ausgewaschen und die vollständig blutfreien Organe (auch die Muskeln 
enthielten kein Hämoglobin) der Analyse unterworfen. In analoger 
Weise wird beim Öontrolkaninchen verfahren. Ein Vergleich des auf 
Trockensubstanz berechneten Eisengehalts der verschiedenen Organe 
zeigt, dass nur in der Leber der Eisengehalt durch die Injeetion von 
Eisen: vermehrt worden war. In Uebereinstimmung hiermit gaben die 
Leberstückchen des Eisenkaninchens eine ungleich stärkere Reaction 
mit Schwefelammonium und Eisenchlorid plus Salzsäure. 

Vergleichende Analysen des Verdauungscanals führten zu der An- 
nahme, dass die Ausscheidung des Eisens nieht in nachweisbarer 
Menge durch die Darmwände geschieht, dass also das Eisen von der 
ganzen Gruppe der schweren Metalle eine Ausnahme bildet. Das Eisen 
wird nur durch die Leber ausgeschieden. 

Vergleichende Analysen des Katzenblutes vor und nach der Ein- 
spritzung von Eisen ins Blut zeigten, dass dasselbe aus dem Blute 
innerhalb von zwei Stunden in vielleicht nur sehr geringen Mengen 
verschwindet. 

Beiläufig constatirte Z., dass sich in menschlichem, von ganz ge- 
sunden Subjecten entnommenem Sperma stets’ Eisen findet. 

F. Röhmann (Breslau). 


Physiologie der Sinne. 


Dor u. Panas. Cataractes naphtalinigues (Societe francaise d’Oph- 
thalmologie, Congres de 1887; Rev. gener. d’ophthal. VI, 5). 

Die beiden Forscher, D. und P., stimmen darin überein. dass 
Naphthalin bei Kaninehen (täglich 1'0 Naphthalin auf 10000 Thier) 
zuerst weissliche Flecke in der Retina und dann später Trübung der 
Linse hervorruft. Die Autoren stellen sich vor, dass das Naphthalin 
zunächst Veränderungen der ‘Blutbeschaffenheit hervorbringt, die ihrer- 
seits Erkrankung der Netzhaut und der Linse bewirken. P. bringt 
überdies die Veränderungen an der Netzhaut und die Linsentrübung 
in einen unmittelbaren, ursächlichen Zusammenhang. | 

Eugen Fiek (Zürich). 
A. Charpentier. Sur lappreciation du temps par la retine (C. R. 
Soe. de Biologie, Juin 4, 1887, p. 360). 

Wie ungenau die Zeitschätzung durch die Retina ausfällt, zeigen 
die neuen Experimente Oh.'s. Die beiden Hälften eines verticalen 
Spaltes werden durch übereinanderstehende ungleich breite seetor- 
förmige Löcher einer notirenden Scheibe für kurze Zeit beleuchtet, 
z. B. 0'014“ für die obere Hälfte und 0'065“ (also fünfmal länger) 
für die untere Hälfte: dennoch scheinen die beiden Blitze genau 
zusammenzufallen. Um wahrgenommen zu werden, muss der Dauer- 
unterschied der zwei Beleuchtungen mehr als 0'055“ betragen. 


‚ 


594 Centralblatt für Physiologie. Nr. 22: 


Wenn die Anfänge der beiden Blitze zusammentreffen, ist die 
Zeitschätzung für eewöhnlich ein wenig genauer als wenn sie nur 
zusammen endigen. 

Diese vergleichende HR ue ist um so leichter und genauer, 
je grösser die Retinalbilder sind, d. h. je mehr das Auge sich dem 
beobachteten Gegenstande nähert. Leon Frederieg (Lüttich). 


Charpentier. Nouvelle note sur l’appreciation du temps par la 
retine (C. R. Soc. de Biologie, Juin 11, 1887, p. 373). 

Ch. theilt eine andere Reihe von Experimenten mit über das 
kleinste Zeitintervall, welches nöthig ist zwischen den Anfängen von 
zwei rasch aufeinanderfolgenden Lichtblitzen (die beiden Hälften des 
verticalen Spaltes seines Apparates), damit sie dem Beobachter als 
nicht gleichzeitig erscheinen. Diese kleinste Zeit beträgt im Mittel 
0027“ und scheint von der absoluten gemeinschaftlichen Dauer 
(0:014” bis 0'125“) der beiden Blitze unabhäneie zu sein. Ob aber 
die untere oder die obere Spalthälfte zuerst beleue htet wird, ist bei 
diesem kleinsten Zeitintervall unmöglich zu entscheiden. 

Leon Frederieg (Lüttich). 
A. M. Bloch. Note sur les sensations visuelles (0. R. Soc. de Biologie, 
ui LSA SET PL SM): 


B. dell, die oben referirten Experimente Charpentier’s 
mittelst eigener Versuchsanordnung (siehe das Original), und kommt 
zu ähnlichem Resultate. Nur scheint die Zeitschätzung durch die 
Retina etwas genauer in B.’s Experimenten. 

Wenn die beiden Liehtreize suecessive auf verschiedene Retina- 
absehnitte wirken, dann verschwindet die Zeitverwirrung. 

Leon Fredericeg (Lüttich). 
E. Hache. Sur la structure et la signification morphologique du corps 
vrtre (Compt. rend. CV, 2, p. 132). 

H..hat die Structur des Corpus vitreum bei verschiedenen Säuge- 
thierarten, Vögeln und Fischen untersucht und folgendes Resultat er- 
halten. Das Corpus vitreum besteht nicht aus einem Maschenwerk von 
Bindesubstanz mit wassergefüllten Zwischenräumen, sondern aus einer 
grossen Anzahl zusammenhängender Fäden. welche die Eigenschaft 
haben, durch Wasseraufnahme bis zu dem Masse aufzuquellen, dass 
sie sich genau aneinanderlegen, sozusagen ihre Persönliehkeit ver- 
lieren und ein homogenes, selatinöses und durchsichtiges Ganzes 
bilden. Diese so hochgradig hyeroskopischen Fäden zählt der Verf. 
zu den amorphen Bindesubstanzen. A. Eugen Fick (Zürich). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 


Systems. 
H. Arnaud. Contribution a l’etude elinique de la surdit verbale 
(Arch. de Neurologie XII, 38 et 39, p. 177 et 366). 
A. findet bei Vergleichung der anderwärts veröffentlichten und 
seiner eigenen Fälle von Worttaubheit (sensorischer Aphasie), dass 
man unter diesem Namen sehr verschiedene Dinge vereinigt. Er 


Se 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 595 


unterscheidet zunächst Läsionen des „Centre des images auditives des 
mots ou des images orales” in der ersten Schläfenwindung, welche 
sich eharakterisiren durch Verlust des Wortverständnisses, des Nach- 
sprechens und des Vorstellungsvermögens für Worte (Imagination orale, 
z. B. im Traum), sowie durch Störungen des willkürlichen Sprechens. 
Wie diese „Surdite verbale centrale’” A.'s der „Kernsprachtaubheit’ 
Liehtheim’s und der „corticalen sensorischen Aphasie” Wernicke’'s 
entspricht, so ist die zweite Form A.’s: die „Surdite verbale mentale”, 
wesentlich identisch mit der „centralen Leitungssprachtaubheit” Licht- 
heim’s und der „transcorticalen sensorischen Aphasie” Wernicke's. 
Hier versteht der Kranke bekanntlich gesprochene Worte nicht, kann 
sie aber nachsprechen. A. geht nun besonders auf diejenigen der 
letztgenannten Fälle ein, in welchen der Kranke, nachdem er das 
sehörte Wort, ohne es zu verstehen, nachgesprochen hat, dasselbe 
nun auch versteht. Er möchte die Intactheit der Bewegungsvor- 
stellungen des Sprechens, welche dies nachträgliche Verstehen er- 
möglicht, nicht auf eine Intactheit der Broca’schen Stelle beziehen. 
Die Broca’sche Stelle ist nur der Sitz motorischer Impulse, könnte 
also höchstens in uneigentlichem Sinne etwa als Sitz des „Memoire 
des impulsions orales’’ bezeichnet werden. Der Sitz der Bewegungs- 
vorstellungen oder des Muskelgefühls für das Sprechen ist an einer 
anderen Stelle zu suchen (= Memoire des mouvements de la parole). 
Für die räumliche Trennung beider Öentren führt er namentlich an, 
dass durchaus Taube, wenn sie sich versprechen, sich corrigiren, dann, 
dass bei Echolalie oft nachgesprochen wird, ohne dass die Kranken, 
was sie nachsprechen, verstehen können. Beide Öentren funetioniren 
also zuweilen unabhängige voneinander. Wo nun dies dritte Sprach- 
centrum (Le centre de la me&moire des mouvements de.la parole) liegt, 
kann Verf. nicht angeben, doch vermuthet er seinen Sitz innerhalb 
der Region der übrigen Muskelgefühle. Für das Schreiben lässt sich 
durch ähnliche Erwägung beweisen, dass ausser dem rein motorischen 
Centrum in der zweiten Stirnwindung ein Oentrum des Muskelgefühls 
existiren muss. 

A.'s dritte Form „Surdite verbale brute”, bei welcher Verlust des 
Wortverständnisses und des Nachsprechens, aber Intactheit des will- 
kürlicehen Sprechens und der Imagination orale bezeichnend ist, stimmt 
mit Liehtheim’s „peripherer Leitungssprachtaubheit” und Wernicke's 
„subeortiealer sensorischer Aphasie” überein: die Hörbahn unterhalb 
des sensorischen Sprachcentrums ist ganz oder theilweise unterbrochen 
Das Hören selbst kann dabei ganz intact sein: es bestelit nur Seelen- 
taubheit, keine Rindentaubheit. Doch ist interessant, dass Verf. gerade 
bei dieser letzten Form der Worttaubheit das Hinzutreten partieller 
Rindentaubheit beobachtet hat. 

Auch dafür, dass Worttaubheit ganz partiell auftreten kann, sind 
A.'s Fälle zum Theil sehr interessant. 

A.s vierte Form stützt sich lediglich auf einen Fall Fränkel's 
(Berl. klin. Wochenscehr. 1883): Hier fasst der Kranke die gesprochenen 
Worte auf wie ein Gesunder die Worte einer ihm unbekannten Sprache; 
das Vorstellungsvermögen für Worte ist erhalten. Darnach nimmt A. 
nun neben dem Centre des images orales noch ein Oentre des images 


596 Centralblatt für Physiologie. NT. 227 


representatives an. Läsion der Leitungsbahn zwischen beiden soll zu 
jener vierten Form, der Surdite verbale representative, führen. 
Ziehen (Jena). 


Mingazzini. Nota sopra tre cervelli di feti trigemini umani (Bulletino 
della Reale Academia Medica di Roma XIH, p. 112). 

Der Autor beschreibt die Gehirne menschlicher Drillinge zu An- 
fang des neunten Monats mit Rücksicht auf die Variationen der Haupt- 
fürchen und Windungen. Hervorzuheben wäre, dass der Suleus inter- 
parietalis an zweien der drei Gehirne auffällig gebildet war. An einem - 
Gehirn fehlte das vertieale Stück dieser Furche, so dass der Anfang 
der ersten Schläfenwindung direct ins obere Scheitelläppehen übereing: ; 
an einem zweiten Gehirn war der obere Abschnitt des Suleus post- 
centralis mit dem verticalen Stück der Interparietalfurche vereinigt. 
M. vermuthet, dass die Interparietalfurche aus der Reihe der primären 
Hirnfurchen zu streichen ist. Sigm. Freud (Wien). 


L. Minor. Zur Frage über die OBER, des Kniephänomens bei 
Tabes (Neurolog. Oentralbl. VI. 10, S. 221). 

Es handelt sich um einen Fall. in welchem die Anamnese Syphilis, 
Alkoholismus, längst vergangene Parese der Extremitäten mit unbe- 
stimmten Schmerzen in den Beinen nachwies, der Status praesens aber 
Lungentuberculose, Nierenaffeetion und als einziges Symptom seitens 
des Nervensystems das absolute Fehlen beider Kniephänomene ergab. 
Die Untersuchung p. m. ergab Degeneration peripherer Nerven (auch 
des N. eruralis) "und hinterer Wurzeln, leichte Degeneration in den 
(Goll’schen Strängen, hingegen eine intensive, eigenartige streifige 
Degeneration der intramedullären hinteren Wurzelfasern in 
den Wurzeleintrittszonen des unteren Dorsal- und Lumbar- 
markes; die UÜlarke’schen Säulen waren nach oben zunehmend de- 
generirt. Verf. meint bei der hohen Congruenz dieser Degenerationen 
mit den von Westphal in analogen Fällen beobachteten, dass des 
Letzteren Gesetz über die Localisation des Kniephänomens durch seinen 
Fall bestätigt werde, lässt aber die Möglichkeit, dass die periphere 
Degeneration das Fehlen des Kniephänomens verschuldet habe, zu. 
Der Jendrässik sche Kunstgriff war erfolglos. Ziehen (Jena). 


Max E. G. Schrader. Zur Physiologie des Froschgehirns (Vorläufige 
Mittheilung; Pflüger’s Archiv XL] S. 75). 

1. Frösche, denen beide Grosshirnhemisphären mit Schonung 
der Thalami optiei exstirpirt worden waren, zeigten sich durchaus nicht, 
wie bisher angenommen wurde, der „Spontaneität’ beraubt. Sie fangen 
Fliegen, schwimmen, wenn sie langsam in das Wasser gebracht 
werden, graben sich bei Beginn der Winterkälte in die Erde ein. 
verlassen ohne äussere Veranlassung den erschütterungssicheren Galvano- 
meterpfeiler. Wird die Unterlage, auf der das 'Thier sitzt, geneigt, so 
steigt der Frosch nach vorwärts oder rückwärts hinanf und erhält 
sich auf der Kante im Gleichgewicht. Auf einer Drehscheibe macht 
der a eine compensirende Drehung. 

Sind jedoch mit den Grosshirnhemisphären zugleich die Thalami 
und Lbi optici entfernt, dann sind die spontanen Bewegungen bedeutend 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 597 


redueirt und das Thier sitzt zumeist regungslos da. Doch löst sich 
diese tiefe Depression zum Theil wieder, weshalb Verf. sie als 
Hemmungserscheinung auffasst. Die Thiere können in Wasser ein- 
gesenkt werden, ohne dass sie anfangen zu schwimmen. Wird das 
Brett, auf dem der Frosch sitzt, geneigt. so macht das Thier zwar 
noch eompensirende Bewegungen des Kopfes, klettert aber nieht mehr 
hinauf. Die Thiere ersteigen eine schiefe Ebene, die sieh in ihrem 
Behälter befindet. vermögen aber nicht sich auf der hohen Kante im 
Gleichgewicht zu halten, sondern tappen ins Leere und stürzen hinab. 
Auf der Drehscheibe fehlt zunächst jegliche compensirende Drehung: 
nach einiger Zeit stellt sich dieselbe jedoch wieder ein. Der anfäng- 
liche Ausfall derselben wird als Hemmungserscheinung gedeutet. Die 
Verschiedenheit im Benehmen der Thiere auf der Drehscheibe und 
auf der schiefen Ebene, sowie das Fortbestehen der Kopfbewegungen 
bei Neigung der Unterlage weist darauf hin. dass es sich nicht blos 
um Antwortbewegungen, auf Erregung der sensiblen Nerven der Haut. 
Muskeln und Gelenke handelt. Der Reiz, der nach Entfernung des Mittel- 
hirns noch wirksam ist, dürfte vielmehr von einem anderen peripheren 
Organ, dessen Function noch intact ist, geliefert werden. — Der 
Ausfall des „Luftbedürfnisses” und die dunklere Färbung der Haut 
stellen sich nach Exstirpation von Grosshirn und Thalami nicht con- 
stant und dauernd ein (gegen Steiner). 

3. Wenn dem Thier nur das Kopfmark und die Kleinhirnleiste 
gelassen wird. so gelingt noch immer der Goltz’sche Quakversuch 
und das Thier schwimmt normal. Es hat noch Athembedürfniss: auf 
der Drehscheibe macht es exacte Kreisbewegungen nach der entgegen- 
eesetzten Richtung, auf der schiefen Ebene macht es noch Kopf- 
bewegungen, klettert aber nicht. Wird dem Thiere ausser dem Gross- 
hirn und Mittelhirn auch noch die Pars eommissuralis (Stieda) des 
Kopfmarks entfernt, so sind die Thiere nicht der Fähigkeit beraubt. 
selbstständige und coordinirte Bewegungen auszuführen (gegen Steiner). 
Solche Thiere, die drei bis vier Monate am Leben erhalten werden 
konnten, haben Bewegungsdrang, kriechen unaufhörlich umher. während 
Frösche, denen die ganze Medulla oblongata geblieben ist, meist ruhig 
hockend sitzen. Sie springen auch noch, können aber nicht mehr 
schwimmen. Sie überklettern senkrechte Wände. Ihre Haltung ist 
nicht mehr sorgfältig, der Kopf bildet mit dem Rumpf einen stumpfen 
Winkel. Die Haltung der Thiere wird um so „unordentlicher”, je weiter 
nach hinten man das Kopfmark abträgt, doch nimmt das Thier auf 
Reizung eine annähernd normale Haltung ein. Der Bewegungsdrang 
nimmt ab, spontane Bewegungen werden mit der Verarmung an Kopf- 
mark seltener und ungeschiekter: aber selbst nach der Entfernung der 
Medulla oblongata bis zur Spitze des Calamus seriptorius erhält man 
noch völlig eoordinirte Bewegungen, die erst beeinträchtigt werden. 
wenn sich der Schnitt dem Ursprung des Plexus brachialis nähert. 
„Es gibt also keine Stelle in der Medulla oblongata, nach deren 
Verletzung nothwendig die coordinirte Fortbewegung aufhört” (gegen 
Steiner). 

4. Grosshirnlose Frösche fangen noch Fliegen, wie erwähnt. Nach 
Entfernung der Thalami optiei hört das auf, und solche Frösche 

Centralblatt für Physiolozie. 44 


598 Centralblatt für Physiologie. Nr. 29, 


können nur ernährt werden, wenn man ihnen gewaltsam das Maul 
öffnet und Nahrung hineinstopft. Wird aber ein Schnitt am hinteren 
Rande der Kleinhirnleiste senkrecht durch die Medulla oblongatä ge- 
führt, unter Schonung von Trigeminus und Faeialis, so schnappt und 
beisst der Frosch nach Allem, was ihn an Kopf oder Rumpf berührt. 
Die Exstirpation des Ursprungsgebiets der erwähnten Nerven hebt 
diesen Reflex auf; ebenso die Exstirpation des Gebiets zwischen den 
Wurzeln der Vagusgruppe den Schlingact. Derselbe Schnitt durch die 
Medulla oblongata. der die Thiere beissen macht, entfesselt auch den 
Umklammerungsreflex, der sonst nur in der Brunstzeit eintritt und 
dessen Öentrum nach Goltz im Wurzelgebiet des Plexus brachialis 
liest. Der Quakreflex hört bei Thieren mit theilweiser Entfernung der 
Medulla oblongata auf. Die automatische Athmung ist geknüpft an die 
Partie des Kopfmarks zwischen Kleinhirnleiste und Oalamus seriptorius; 
Querschnitte durch diese Partie machen die Athmung periodisch mit 
minuten- bis stundenlangen apnoischen Pausen. War die ganze Medulla 
oblongata bis zur Spitze des Calamus seriptorius entfernt, so stellten 
sich wochenlang keine Athembewegungen ein. 

5. Man kann bei Fröschen die halbzirkelförmigen Canäle von der 
Mundhöhle aus exstirpiren und dabei jede Verletzung des Gentral- 
nervensystems mit Sicherheit ausschliessen... Dann dauern dieselben 
charakteristischen Bewegungsstörungen, welche die analoge Operation 
bei Vögeln nach sich zieht, monatelang in unveränderter Form und 
Stärke an. Diese Thiere bleiben auf der Drehscheibe ruhig hocken. 
Die Entfernung des Grosshirns ändert nichts an diesen Erscheinungen. 
Werden beide Acustiei an ihrem Eintritt in die Knochenknapsel, welche 
das innere Ohr umschliesst, durchschnitten, so stellen sich die gleichen 
Störungen ein, wie nach Entfernung des häutigen Labyrinths, und die 
heaetion auf der Drehscheibe hört auf (gegen Steiner). 

6. Es gelingt ohne besondere Schwierigkeit durch Quertrennung 
des Gentralnervensystems, den Frosch in drei für Bewegung und Em- 
pfindung selbstständige Segmente zu zerlegen (Kopf — Vorderbein — 
Hinterbein — Segment). 'Paneth (Wien). 


Bechterew. Ueber die hinteren Nervenwurzeln, ihre Endigung in der 
grauen Substanz des Rückenmarkes und ihre centrale Fortsetzung im 


letzteren (His-Braune’s Arch. 1887, Nr. 2 u. 3, S. 126). 


Die Untersuchung fötaler Rückenmarke vom Menschen lehrt, dass 
die hinteren Wurzeln nicht aus gleichartigen Fasern bestehen, sondern 
wenigstens in zwei streng differenzirte Bündel zerfallen. Diese Bündel 
erscheinen im Querschnitt der hinteren Wurzel nicht getrennt, sondern 
sich aber im Rückenmark voneinander. Das früher entwickelte Bündel 
(schon zu Anfang des fünften Schwangerschaftsmonats markhaltig) besteht 
aus starken Fasern und geht nach dem Eintritt ins Rückenmark grössten- 
theils in den äusseren vorderen oder Wurzeltheil der Burdach’schen 
Stränge (innere starke Wurzelfasern) über; das später entwickelte 
Bündel besteht aus feinen Fasern und lagert sich im Rückenmark im 
hintersten Theil der Seitenstränge in der von Lissauer sogenannten 
„Randzone” ab (äussere feine Wurzelfasern). Kleinere Antheile 
beider Bündel gehen direet in die gelatinöse Substanz. 


Nr. 22. Centralblatt für Physiologie. 599 


Alle Fasern der hinteren Wurzeln dringen nach längerem oder 
kürzerem Verlaufe in die graue Substanz ein. Es gibt keine direct zur 
Oblongata aufsteigenden hinteren Wurzelfasern. Die T'hatsache der 
Degeneration in den Goll’schen Strängen nach Degeneration oder 
Durchsehneidung von hinteren Wurzeln beweist nichts für einen un- 
unterbrochenen Verlauf derselben, da Degenerationen sehr wohl über 
eine graue Substanz hinaus auf eine mittelbare Fortsetzung eines Faser- 
bündels sich erstrecken können. 

Der centrale Verlauf der beiden Bündel in den hinteren Wurzeln 
ist folgender: Wenn die Fasern der inneren starken Bündel in die 
graue Substanz getreten sind, geht ein Theil derselben zu den Ularke- 
schen Säulen, ein anderer in den mittleren Theil der grauen Substanz 
und weiter bis ins Vorderhorn, wo sie sich mit den dort befindlichen 
Zellen verbinden; ein dritter Antheil endlich zieht in die vordere 
Commissur und durch diese in den contralateralen Vorderstrang zum 
Vorderhorn der anderen Seite. Die Fasern des äusseren feinen Bündels 
laufen in der Randzone eine Strecke weit aufwärts und verbinden sich 
dann hauptsächlich mit den kleinen Zellen des Hinterhorns vor der 
Substantia gelatinosa Rolandi. 

Von den Ölarke’'schen Säulen gehen mehrfache Fasersysteme 
aus, zunächst Fasern, die den Kleinhirnseitenstrang bilden (am reich- 
lichsten an der Grenze zwischen Lenden- und Brustmark zu beobachten), 
sodann Fasern in den hinteren Theil der Burdach’schen und theil- 
weise auch der Goll’schen Stränge, welche zur Oblongata aufsteigen, 
und endlich Bündel zum. gleichseitigen und -durch die vordere Com- 
missur zum &gekreuzten Vorderhorn. — Aus den kleinen Zellen der 
Hinterhörner sollen Fasern entspringen, welche (als Fortsetzung der 
äusseren feinen Wurzelfasern) in die sogenannte Grenzschicht der 
grauen Substanz gehen. Aus (denselben Zellen nehmen wahrscheinlich 
die Fasern zu den Goll’schen Strängen ihren Ursprung. 

Zur physiologischen Deutung der beiden in den hinteren Wurzeln 
aufgefundenen Faserarten bringt B. folgende Beobachtung bei: Durch- 
schneidung der Hinterstränge erzeugt bei Thieren erst dann Schmerzens- 
äusserung, wenn der Apex cornu posterioris mitverletzt wurde. B. ver- 
muthet also, dass die äusseren feinen Wurzelfasern die sensible Leitung 
von der Haut darstellen, während die inneren starken Wurzelfasern 
der Leitung des Muskelsgefühls dienen. Von den beiden Fortsetzungen 


der inneren starken Wurzelfasern wäre die eine — Kleinhirnseiten- 
strangnahn — eine reflectorische Verbindung mit dem Kleinhirn; die 
andere — peripherer T'heil der Burdach'schen Stränge -- diente 
der Fortleitung der Muskelsensibilitäit zum Gehirn. Von den beiden 
Fortsetzungen der äusseren feinen Wurzelfasern — im Goll’schen 
Strang und im contralateralen Seitenstrang — will er die letztere für 


die Fortleitung der Hautsensibilität zu höheren Theilen in Anspruch 
nehmen. Die Goll’schen Stränge sollen ähnlich den Kleinhirnseiten- 
strängen „Bedeutung für Reflexvorgänge” besitzen. — Die hintere Com- 
missur enthält im fötalen Rückenmark nicht eine markhaltige Faser. 

(Dem Ref. ist der Uebergang hinterer Wurzelfasern in die vordere 
Commissur an Präparaten von Darkschewitsch 1885 gezeigt worden. 
Ref. muss der obigen Arbeit B.’s anfügen, dass die Bedeutung der 

44* 


700 Centralblatt für Physiologie. Nr. 21. 


(Goll’schen Stränge offenbar unrichtig erfasst ist. Dieselben sind den 
Burdach’schen Strängen analog- und unterscheiden sich von ihnen 
durch die Beziehung zur unteren Extremität, während die Burdach- 
schen Stränge in Beziehung zu den Fasern für die obere Extremität 
stehen.) Sigm. Freud (Wien). 


Physiologische Psychologie. 


J. Delboeuf. De l’origine des effets curatifs de l’hypnotisme (Bulletin 
de l’academie royale belgique 1887, N’ 6, p. 773). 

Die Heilung von Wunden und anderen Verletzungen kann mit 
Zuhilfenahme des Hypnotismus wesentlich befördert und erleichtert 
werden, und zwar indem man die verletzte Stelle durch Suggestion 
anästhetisch macht. Es wurden an zwei symmetrischen Hautstellen der 
Arme zwei vollkommen gleiche Verbrennungen erzeugt, wobei der 
betreffenden Person suggerirt wurde, dass sie nur am rechten Arme 
keine Schmerzen empfinden würde. Die Heilung des rechten Armes 
sing ohne die geringste entzündliche Reaction in ganz aussergewöhn- 
lich rascher Zeit vor sich, während am linken Arme um den Sechorf 
herum eine ausgedehnte Entzündung erfolgte und die Heilung viel 
langsamer zu Stande kam. 

D. ist der Ansicht, dass der Schmerz die Heilung einer Wunde 
verzögere, und zwar dadurch, dass die Aufmerksamkeit durch den 
Schmerz immer auf die erkrankte Stelle gerichtet und somit der 
Heilungsprocess (etwa durch ungünstige Beeinflussung der Vasomotoren) 
gestört wird. 

Die Organe des vegetativen Lebens werden allerdings in der Regel 
unabhängig vom Willen innervirt, allein D. ist der Anschauung, dass 
dies bei den niedersten Thieren nicht der Fall sei, und es sich bei 
den höheren nur um eine Arbeitstheilung handle. Die grössere Be- 
deutung der Vorgänge des animalen Lebens nimmt uns völlig in An- 
spruch, ohne dass aber eine Beziehung der vegetativen Organe zum 
Bewusstsein, zum Willen. ganz mangeln würde; letztere Beziehung kann 
nun in der Hypnose durch die Suggestion, durch den Willen des 
Hypnotisirenden wieder geweckt werden. Obersteiner (Wien). 


W. James. The Perception ot Space (lV. Mind., Nr. XLVII, October 
1887... p- 5106). 

Die vorliegende Abhandlung bildet den vierten und letzfen Theil 
einer Serie von Aufsätzen, in welchen die Theorien -über die Raum- 
wahrnehmung mit allen hierher gehörigen Thatsachen und Kenntnissen 
zusammengestellt und einer eingehenden Kritik unterworfen werden, 
um zu dem Schlusse zu gelangen, dass das räumliche Element der 
Tiefenwahrnehmung den Empfindungen unmittelbar beiwohne. Im 
letzten Capitel gibt Verf. eine kurze historische Uebersicht über die 
Entwickelung der Frage. Goldscheider (Berlin). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Sigm. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Proj. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLAT AM. 


PHYSIOLOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner a Prof. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Franz Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) M. 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 4. Februar 1888. NY. 


Inhalt: Allgemeine Physiologie: Freund u. Will, Hydrastin. — Revfy, Kawa-Kawa. 
— Masius, Spartein. — Schulz, Arzneiwirkung; Chinin. — Maquenne, Inositderivate. 
2 Reimer u. Will, Rüböl. — Kobert, Quillajasäure. — Wille, Anpassung der 
Pflanzen. — Oliver, Reizbare Narben. — Reinke, Oxydation in Pflanzen. — 
Mitchell Prudden, Bakterien im Eis. — Karg, Hautpigment. — Metschnikoff, 
Phagoeytenkampf bei Recurrens. — Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie: 
Rollett, Zur Muskelphysiologie. — Lee, Muskelzuckung. — Joseph, Spinalganglien. 
— Regnard, Nervenleitungsgeschwindigkeit unter hohem Drucke. — Pitres und 
Vaillard, Künstliche Neuritis. — Biedermann, Nervenendigungen bei Wirbel- 
losen. — Physiologie der Athmung: Langendorf, Athembewegungen. — Adueco, 
Active Exspiration u. passive Inspiration. — Physiologie des Blutes, der Lymphe 
und der Circulation: Bernstein, Pulscurve. — Tang/, Künstliche Herzhypertrophie. 
— Grigoreseu, Blut in der Milz zurückgehalten. — Physiologie der Drüsen: 
Brasse, Tanret's Harnreagens. — Gley und Richet, Curve der Harnstoff- und 
Stickstoffausscheidung. — Physiologie der Verdauung und der Ernährung: 
Bokai, Darmbewegungen. -— Vignal, Mikroorganismen im Verdauungstract. 
-- - Physiologieder Sinne: Pogpr Sinne der Inseeten. — Jacobi, "Merkwürdiges 


- _ Physiologie des centralen und sympathischen Nervensystems: Nussbaun:, 
Kerne der Augenmuskeln. — Hirt, Corticale Kaumuskellähmung. — Bernhardt, 
Neuropathologisches. — Rawitz, Centrales Nervensystem der Acephalen. — 
Physiologische Psychologie: Obersteiner, Hypnotismus. — Errera, Schlaf. 
— sSicard, Hypnotismus und Suggestion. — Zeugung und Entwickelung: 
Carnoy, Zelltheilung. — Tang/, Zelltheilung. — Kichter, Gontinuität des 
Keimplasmas. 


Allgemeine Physiologie. 


M. Freund und W. Will. Zur Kenntniss des Hydrastins, III (Ber. 
d. d. chem. Ges. XX, S. 2400). 


Die Verff. haben das bei der Einwirkung verdünnter Salpetersäure 
auf Hydrastin entstehende Hydrastinin auf sein Verhalten gegen Kali- 
lauge untersucht und gefunden, dass es, ganz wie die aromatischen 
Aldehyde, unter Aufnahme der Elemente von 1 Molekül Wasser zerfällt 
nach der Gleichung: 

26, HNO, 7 HM0=(6,, H,; NO, um 6,4, NO, 
Hydrastinin (wasserfrei) Hydrohydrastinin Oxyhydrastinin. 

Centralblatt für Physiologie. 45 


602 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 23. 

Das auf diese Weise entstandene Hydrohydrastinin zeigte sich 
mit dem durch Zink und Salzsäure aus Hydrastin erhaltenen in jeder 
Hinsicht identisch: das Chlorhydrat krystallisirt schön; durch Chrom- 
säure wird es in heisser saurer Lösung in Hydrastinin zurückverwandelt. 
Das Oxyhydrastinin ist krystallinisch, weiss, schmilzt bei 97 bis 98", 
destillirt unzersetzt oberhalb 350": es löst sich in Alkohol, Chloroform, 
Essigäther, Benzol. Schwefelkohlenstoff sehr leicht, schwer ir Petroleum- 
äther. Es ist eine sehr schwache Base; das Chlorhydrat wird schon 
durch Wasser zersetzt, es bildet aber ein Chloroplatinat und Chloraurat. 
Durch Natriumamalgam wird es nicht in Hydrastinin oder Hydrohydra- 
stinin verwandelt; verdünnte Salpetersäure erzeugt damit ein Nitroproduct. 

E. Drechsel (Leipzig). 


E. Revfy. A Kawa-Kawa gyöker (Piper methysticum) (Mittheilung 
aus dem pharmakolog. Institute des Prof. Coloman Balogh: Orvosi 
hetilap 43, am 23. Octob, 1887). 


Verf. theilt die mikroskopische Struetur der Kawa-Kawawurzel und 
seine mit derselben angestellten Untersuchungen mit, wonach er dieselbe 
als schmerzstillendes und bei Mundhöhlengeschwüren, bei Cynanche, 
bei Operationen eondylomartiger Geschwülste als anästhesirend wirken- 
des Mittel beschreibt; dasselbe wirkte bei Tripper schmerzstillend und 
beschleunigte den Verlauf der Krankheit. Local könnte das Mittel an 
Stelle des Cocains benutzt werden. Thanhoffer (Pest). 


Masius. Note sur l’action physiologique et sur l’action therapeutique 
du sulfate de spart&ine (Bulletin de l’acad&mie royale de medecine 
de Belgique, IV° Ser. I, 3, p. 218). 


M. zieht aus seinen Versuchen und Beobachtungen folgende 
. Schlüsse: 

1. Das Spartein beeinflusst in kleinen Dosen nicht die Pulscurven 
«ler Uarotis beim Hunde. h 

2. In etwas grösseren Dosen setzt es die Erregbarkeit des Vagus 
herab, beschleunigt die Pulsationen, welche weniger hoch werden, 
und verringert die Zahl der Athmungen. 

3. In toxischen Dosen erzeugt es eine Lähmung des Vagus und 
Asphyxie. Die Pulsationen werden zuerst höher und seltener, dann 
plötzlich kleiner, nehmen die Form des Pulsus alternans an, bis sie 
schliesslich ganz schwinden. 

4. Der Blutdruck sinkt erst kurz vor dem Tode. 

5. Von den physiologischen Verhältnissen bleibt die Urinseeretion 
unbeeinflusst. £ 

6. In pathologischen Zuständen ist der Einfluss auf das Herz und 
die Urinseeretion nicht mit Sicherheit zu bestimmen. 

H. Leo (Berlin). 
H. Schulz. Zur Lehre von der Arzneiwirkung (Virchow’s Archiv 
GV .3:28. 423): 


— Studien über die Wirkungen des Chinins beim gesunden Menschen 


(ebendas. CIX, 1, S. 176). 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie, 603 


Indem Sch. bei der ersten Mittheilung von der Beobachtung ausgeht, 
dass viele der bekannten Arzneistoffe auf den Organismus in kleinen 
Dosen umgekehrt, wie in grossen wirken, vergleicht er den Vorgang 
mit der Einwirkung des elektrischen Stromes auf den Nerven und 
parallelisirt ihn mit dem Pflüger'schen Zuckungsgesetz. Er sucht 
dies zunächst an einfachen Vorgängen, wie der W irkune des Kochsalzes 
auf das Speichelferment, der Ameisensäure auf die Hefegährung etc., 
sowie dem Einfluss von Alkohol, Morphin, Dieitalis ete. beim Menschen 
zu veranschaulichen und betrachtet dann therapeutische Methoden. wie 
sie namentlich bei der Behandlung der Infeetionskrankheiten (Malaria. 
Typhus, Diphtherie und andere) jetzt ins Auge zu fassen sind. Er 
kommt zu dem Schluss, dass nicht nur die physiologischen Wirkungen 
der verschiedenen Quantitäten eines Arzneistoffes auf die zelligen 
Elemente der Organe sich dem Zuckungsgesetze der Nerven analog 
verhalten, sondern auch bei pathologischen Zuständen eine (dem ver- 
änderten Zuckungsgesetz der absterbenden Nerven entsprechende) 
Modifieation der Art eintritt, dass geringe Mengen des Medieamentes 
denselben Effeet, wie sonst grössere Dosen erzielen. 

In der zweiten Mittheilung berichtet Sch. über Versuche, welche 
er an zehn gesunden Studirenden der Mediein mit längere Zeit 
(drei bis fünf Wochen) fortgesetzter Verabreichung kleiner Dosen von 
salzsaurem Ohinin (0'005 bis 0:01 zweimal täglich) anstellte. Dabei 
wurde die gewöhnliche Lebensweise fortgesetzt und Temperatur und 
Puls täglich einigemale bestimmt. Die Temperatur wurde bei keinem 
der Fälle wesentlich beeinflusst. Im (Gegensatz ‘dazu hebt Sch. hervor, 
dass die Herzthätigkeit (fast allein nach der Pulsfrequenz beurtheilt) 
in allen Fällen verändert wurde. (Allerdings waren die Schwankungen 
meist recht unbedeutend. Ref.) Doch wechselte der Sinn der Alteration: 
in sechs Fällen fand eine Steigerung, in zwei eine Abnahme und in 
zwei ein den Tageszeiten nach schwankendes Verhalten der Pulsfrequenz 
statt; öfters ist "auch Herzklopfen angegeben. Trotz der Geringfügigkeit 
der Ausschläge möchte Sch. doch von dieser Störung des Üircula- 
tionssystems die übrigen während der Chininwirkung sich zeigenden 
Symptome grösstentheils ableiten. Unter diesen Symptomen war besonders 
auffallend ein bei neun Fällen vorhandener Schmerz im Gebiet des 
Trigeminus, meist in der Form ausgesprochener intermittirender Supra- 
orbital-, respective Dental-Neuralgien. Im Uebrigen wurde beobachtet: 
von Seiten des Gehirns Schwere des Kopfes, Äpathie, melancholische 
oder gereizte Stimmung, Angst-, Schwindel- und Ohnmachtsanfälle, 
unruhiger Schlaf mit schreckhaften Träumen: von Seiten der Ohren 
meist nur ein mässiges Sausen: an den Augen Injection und Flimmern: 
zweimal Jucken der Haut; von Seiten des Verdauungscanales ausnahmslos 
Störungen vom Charakter des Magen-Darmkatarrhes; endlich seitens 
des Harnapparates meist gesteigerter Urindrang mit entschiedener 
Zunahme der Harnmenge. Riess (Berlin). 


Maquenne. Sur quelgues derives de linosite (Compt. rend. CIV, 24 
p.\1719). 

Anknüpfend an eine frühere Mittheilung (Compt. rend. OIV, 

p: 225 et 227), theilt M. mit, dass es ihm gelungen ist, im Inosit an 


45* 


604 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


Stelle der sechs Hydroxylgruppen die Acetyl-. die Benzoyl- und die 
Nitrogruppe einzuführen. Dagegen wurden die entsprechenden Chlor- 
verbindungen nicht erhalten. Wäre der Inosit ein Benzolderivat, so 
müsste das beständige Benzolhexachlorid erhalten werden. Aus dem 
Benzolhexachlorid gelang es nicht, die Acetylverbindung des Inosits 
darzustellen. Der Inosit ist deshalb nicht als ein Polyphonit, sondern 
als ein dem Mannit ähnlicher, sechsatomiger Alkohol mit geschlossener 
Kette zu betrachten. F. Röhmann (Breslau). 


C. L. Reimer und W. Will. Ueber die Bestandtheile des Rüböls 
(Ber. d. d. chem. Ges. XX, S. 2385). 

R. und W. haben im Rüböl ausser Erucasäure (U H,> O,) noch 
eine flüssige und eine feste Säure gefunden. Die flüssige Rapinsäure 
genannte Säure hat die Zusammensetzung Cs H;, O;, gibt beim Schmelzen 
mit Kalihydrat unter Wasserstoffentwickelung neben anderen Producten 
Stearinsäure: ihr Natriumsalz ist leieht löslich, scheidet sich aus der 
heissen alkoholischen Lösung als Gallerte ab; das Zinksalz ist krystal- 
linisch, in Alkohol löslich. schmilzt bei 78°. Die dritte. feste Säure 
schmilzt bei 75° und ist identisch mit Behensäure (Ö,, H,, O3). 

E. Drechsel (Leipzig). 
R. Kobert. Ueber Quillajasäure; ein Beitrag zur Kenntniss der Sa- 
poningruppe (aus dem Labor. f. exper. Pharmakol., Strassburg; 
Arch. f. exper. Path. XXIII, 3 u. 4, 8. 233). 

Aus der vorliegenden Arbeit sei Folgendes erwähnt. Zur Darstellung 
der Quillajasäure wurde die klem zerschnittene Quillajarinde mit sieden- 
dem Wasser vollkommen extrahirt. Die concentrirten Extraete nach 
achttägigem Stehen in der Kälte filtrirt, das Filtrat mit Bleizucker im 
Ueberschuss versetzt. Es entsteht ein Niederschlag, welcher die Quillaja- 
säure enthält, während sich aus dem Filtrat desselben durch Fällung 
mit Bleiessig das giftige Sapotoxin gewinnen lässt. Die Elementar- 
analyse der Quillajasäure ergab Werthe, welehe mit denen des Saponius 
übereinstimmten. K. nimmt daher an, dass das Saponin die unwirk- 
same Modification der Quillajasäure sei. Ersteres entsteht bei seiner 
Darstellung durch die Einwirkung des zu seiner Fällung verwendeten 
Barythydrats. Bei der Spaltung mit verdünnter Salzsäure zerfiel die 
Quillajasäure in Sapogenin und einen rechtsdrehenden, nicht gährungs- 
fähigen Zucker. 

Die Wirkungen, welche bisher dem Saponin zugeschrieben wurden, 
rühren zum Theil von beigemengter Quillajasäure her. Reines Saponin, 
durch Behandlung mit Barythydrat aus der Quillajasäure gewonnen, ist 
ungiftig. Quillajasaures Natrium ist ein Protoplasmagift, welches die 
verschiedensten Gewebe des Körpers bei direetem Contact selbst in 
nur !/,procentiger Lösung in ihrer Vitalität schädigt. Ins Blut injieirt, 
bewirkt es in grossen Dosen den Tod unter heftigsten allgemeinen 
Krämpfen durch Lähmung des Gehirns, also zunächst der Respiration, 
ohne dass sich wesentliche anatomische Veränderungen nachweisen 
liessen. Bei kleineren Dosen, die aber noch immer viel grösser sind als 
zum Tödten des Thieres erforderlich wäre, bildet sich eine eigenthüm- 
liehe Cireulationsstörung in den Gefässen der Schleimhaut, zunächst 
des oberen und unteren Endes des Dünndarms, aus, welche ein der 


Nr. 23. Öentralblatt für Physiologie. 605 


rothen Ruhr ähnliches Krankheitsbild erzeugt. Es erinnert dasselbe 
zugleich an die Folgen der Arsenvergiftung, wo man den Darmbefund 
bekanntlich aus einem Sinken des Blutdruckes, namentlich im Gebiete 
des Sympathicus, herleiten will. Hier aber besassen die peripheren 
Gefässe noch die Fähigkeit, sich nach Injection von Helleborein zu 
eontrahiren. Die kleinsten Dosen, welche den Tod des Versuchsthieres 
herbeiführten, betrugen noch nicht ein Millionstel des Körpergewichts. 
Charakteristisch für die Quillajavergiftung, zum Unterschied von der 
Vergiftung mit allen anderen Alkaloiden und Glykosiden, ist, dass 
nach der Injection der tödtlichen Dosis bis zum letalen Ausgange 
Tage vergehen können. Es beruht dies auf der geringen Diffusions- 
fähigkeit des Giftes. Vom Darmecanal aus wird die 500fache Dose von 
der, welche vom Blute aus tödtlich wirkt, vertragen. Das quillajasaure 
Natrium wird sehr schwer resorbirt, es gelangt erst in die Blutbahn, 
nachdem es locale Reizungen der Darmsehleimhaut erzeugt hat. 

Nach subeutaner Application bei Fröschen war besonders merk- 
würdig das späte Eintreten der Todtenstarre, dem ein Stadium von 
idiomusculären Uontractionen vorausging. Bei Warmblütlern bildete 
sich nach subeutaner Injestion unter excessiven Schmerzen eine schwere 
hämorrhagische Entzündung aus. Die allgemeinen: Vergiftungssymptome 
traten wegen der schweren Resorbirbarkeit des Giftes nur langsam ein. 

F. Röhmann (Breslau). 
N. Wille. Kritische Studien über die Anpassungen der Pflanzen an 
it und Thau (in Cohn’s Beiträgen zur Biologie der Pflanzen IV, 
Bann, 285). : 

Im Jahre 1884 veröffentlichte A. N. Lundström ein Werk unter 
dem Titel: „Die Anpassungen der Pflanzen an Regen und Thau”, in 
welchem eine Reihe von besonderen, der Aufnahme von atmosphärischen 
Niederschlägen dienenden Einrichtungen beschrieben werden. Gegen 
diese Abhandlung wendet sich nun entschieden W., indem er darthut, 
dass der Nutzen, der nach Lundström’s Ansicht den Pflanzen aus 
der Anpassung für Regen und Thau erwachsen soll, sehr problematisch 
ist und dass durch oberirdische Organe nur ganz ausnahmsweise eine 
nennenswerthe Wassermenge aufgenommen wird. 

Nach W. sind die anatomischen Gründe, welehe Lundström 
anführt, um die Wasseraufsaugung durch gewisse oberirdische Organe, 
z. B. Haare, zu beweisen, vollständig unzureichend. Dasselbe lässt sich 
auch bezüglich der physiologischen Angaben sagen, denn nach W. 
nehmen jene Theile der Pflanzen, welche nach Lundström besondere 
Anpassungen zur Wasseraufnahme vorstellen, entweder gar kein oder 
nur sehr wenig und dann sehr langsam Wasser auf. Dagegen erfolgt 
die Aufsaugung und Weiterleitung des Wassers von Seite der Wurzeln 
so rasch, dass die Pflanze in allen ihren Theilen längst mit Wasser 
versorgt ist, bevor die kleine von oberirdischen Theilen aufgenommene 
Flüssigkeitsmenge der Pflanze zugute kommen kann. Hinzugefügt sei 
noch, dass W.'s Ergebnisse mit denen von Kny im wesentlichen 
übereinstimmen, denn auch Kny konnte, abgesehen von Dipsacnsblättern, 
in keinem Falle eine besondere Anpassung oberirdischer Organe zur 
Aufnahme tropfbarflüssigen Wassers constatiren. 

Molisch (Wien). 


606 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23 
J. W. Oliver. Ueber Fortleitung des Reizes bei reizbaren Narben 
(Ber. der bot. Ges. V, 4. S. 162). 
Einzelne Pflanzen, wie besonders die Gattungen Mimulus und 
Martynia, zeichnen sich dadurch aus, dass die Narben ihrer Blüthen in 
Folge von Berührung zu Bewegungen veranlasst werden. Der faden- 
förmige Griffel ist an seiner Spitze überdeckt von zwei breiten Lamellen, 
den beiden Narbenlappen. welche im Zustand der Sensibilität weit 
voneinander abstehen. Sowie dieselben auf der allein reizbaren Innen- 
seite berührt werden, bewegt sich jede Lamelle etwa um 60° 
bis sie sich treffen und sich im der Medianebene fest gegeneinander 
pressen. Nach gewisser Zeit schlagen sie sich wieder auseinander und 
werden von neuem reizbar. Das Gewebe der Narbenlamelle besteht 
aus 15 bis 20 Schichten ausserordentlich dünnwandiger prismatischer 
Zellen und ist ausgezeichnet durch den Reichthum von Intercellular- 
räumen. Jede der beiden Lamellen wird in der Mitte durchzogen von 
einem Gefässbündel, welches in dem Griffel sich fortsetzt und mit dem 
der gegenüberliegenden Lamelle in keinerlei Weise in Verbindung 
steht. Wenn nun der Versuch so angestellt wird, dass die eine Narben- 
lamelle festgehalten und allein berührt wird, so vollführt die gegen- 
überliegende unberührte Lamelle die Bewegung. Es findet demnach 
eine Fortpflanzung des Reizes von einem Narbenlappen zum anderen 
statt. Diese Fortpflanzung ist vollständig unabhängig von dem Gefäss- 
bündelstrang. Man kann in dem einen Narbenlappen durch einen Ein- 
sehnitt die Continnität des Gefässbündels an einer Stelle unterbrechen, 
ohne die Reizbarkeit zu zerstären. Berührt man oberhalb des Ein- 
schnittes, so pflanzt sich der Berührungsreiz trotzdem auf den anderen 
Lappen fort, muss also einen anderen Weg einschlagen, als durch das 
(Gefässbündel. Infolge dessen hält der Verf. für diese reizbaren Narben 
die Ansicht von Pfeffer nicht für richtig, nach welcher bei Mimosa 
die Reizfortpflanzung hauptsächlich dureh das Gefässbündel bewirkt 
wird., Möglicherweise spielt hier die in neuerer Zeit beobachtete 
Erscheinung eine Rolle, dass die Zellkörper in den Pflanzengeweben 
durch feine Protoplasmastränge in directem Zusammenhange mitein- 
ander stehen. Der Verf. hat bei den reizbaren Narben in der That 
auch diese protoplasmatische Oontinuität von Zelle zu Zelle durch die 
Wände der prismatischen Zellen nachweisen können, und nimmt nun 
an, dass auf diesem Wege der Reiz sich von Zelle zu Zelle fortpflanzt. 
G. Klebs (Basel). 
J. Reinke. Zur Kenntniss der Osxydationsvorgänge in der Pflanze 
(Berichte d. deutsch. bot. Ges. V, 6, 8. 216). 

R. hat bereits früher die Ansicht entwickelt, dass’ der Athmungs- 
process in der Zelle durch Substanzen unterhalten werde, welche 
schon bei niederer Temperatur durch blossen Luftsauerstoff oxydirt 
werden (Autoxydation) und hierbei durch Activirung von Sauerstoff 
die Verbrennung von Zucker, Säuren ete. vermitteln. 

R. ist geneigt, die Athmung als einen chemischen Process anzu- 
sehen, der sich auch ausserhalb der Pflanze abspielen könnte und der 
somit von dem lebendigen Zellenleib unabhängig wäre. 

In der vorliegenden Arbeit verwirft Verf. entschieden die 
herrschende, eleich einem Dogma dastehende Lehre, nach welcher 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. 607 


die Atnmung an das Leben der Zelle geknüpft ist. Durch 
Aetherdampf oder heisse Wasserdämpfe g„etödtete Blätter scheiden 
noch längere Zeit ziemlich bedeutende Kohlensäuremengen aus, wes- 
halb R. auf eine Fortdauer der Athmungsoxydation nach dem Tode 
schliesst. Folgender mit je 125 Gramm getödteten Blättern von 
Weizen und Gerste bei Zimmertemperatur ausgeführter Versuch 
sei hier mitgetheilt: 
Production von (0, 


Versuchsobjeet in 24 Stunden 
SER 00,320 Milheramme 
Wepizenuer, 20.47 1,720: 

Gerste I >11:82 


Einen Beweis für die [dentität der spontanen Oxydation todter 
Pflanzentheile mit derjenigen lebender erblickt Verf. in der Thatsache, 
„dass die Oxydation getödteter Pflanzentheile durch den Sauerstoff der 
Luft eine analoge Abhängigkeit von der Temperatur des umgebenden 
Raumes zeigt, wie die Athmung lebender Gewebe”. Den Schluss der 
Arbeit bildet der experimentelie Nachweis, dass der atmosphärische 
Sauerstoff die spontane postmortale Athmung der Pflanzentheile ver- 
mittelt. Molisch (Wien). 


T. Mitchell Prudden. On bacteria in ice and their relations to 
disease, with special reference to the ice supply of NewYork city 
(The Medical Record 1887, March 26 and April 2; The Medical 
News 1887, N’ 10, p. 278 — nach einem Referate im Oentralbl. 
f. Bacteriol. u. Parasitenk. I, Nr. 22, p. 650). 

Reinculturen verschiedener Bacterienarten wurden in sterilisirtem 
Wasser vertheilt, die Zahl der Keime im Kubikeentimeter ermittelt, 
das Wasser zum Gefrieren gebracht und nach verschieden langer 
Dauer der Kälteeinwirkung (bis — 24") die Keimzahl im Kubikcenti- 
meter neuerdings bestimmt. Nach den Versuchen des Verf. geht eine 
beträchtliche Anzahl von Bacterien durch das Gefrieren zugrunde. 
So war z. B. ein Bacillus aus Wasser nach vier Tagen völlig 
abgestorben (ursprünglich 800.000 Keime im Kubikeentimeter). Die 
Widerstandsfähigkeit der Bacterien ist abhängig von ihrem Lebens- 
und Ernährungszustand zur Zeit des Gefrierens. Alte Öulturen sterben 
rascher ab. Die einzelnen Arten besitzen sehr verschiedene Widerstands- 
kraft: Microc. prodigiosus, Proteus vulgaris und andere sterben in 
kurzer Zeit; andere sind sehr ausdauernd, so der fluoreseirende Bacillus, 
von dem sich’nach 77 Tagen noch 85.000 lebende Keime im Kubik- 
centimeter vorfanden: der Eitercocceus Staphylococeus pyogenes aureus, 
von dem nach 66 Tagen noch 50.000 Keime im Kubikcentimeter lebten; 
der Typhusbaeillus, von dem nach 11 Tagen 1 Million, nach 77 Tagen 
noch 72.000, nach 103 Tagen 7000 Keime im Kubikeentimeter vor- 
handen waren. Wiederholtes Aufthauen und Frieren tödtet viel rascher. 
Von 40.000 Typhusbaeillen lebten nach dreimaligem Aufthauen binnen 
24 Stunden nur mehr 90, nach 3 Tagen waren alle todt. Ebenso ver- 
hielt es sieh mit dem Staphylocoecus pyog. aureus. — Speiseeis soll 
daher nur aus destillirtem, sterilisirtem Wasser hergestellt werden. 

Gruber (Wien). 


608 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


Karg. Ueber Hautpigment und . Ernährung der Epidermis (Anat. 
Anzeiger II, 12, 8. 377; Verh. d. I. Vers. .d. Anat. Ges., Leipzig, 
14 und ‚15, IV, 1837). 

Verf. hatte weisse Haut auf einen Neger, und schwarze auf einen 
Weissen transplantirt. Es fand immer Anheilung statt und es ergab 
sich, dass nach 4, 8, 12 Wochen die weisse Haut auf dem Neger 
schwarz wurde und die schwarze auf dem Weissen ihr Pigment verlor. 

Es traten bei dem Neger an dem weissen Hautstückehen zuerst 
feine schwarze Streifen auf, welche im Verlaufe immer mehr und 
mehr zunahmen, bis das ganze transplantirte Hautstück so schwarz 
wurde, dass es von der Umgebung nicht mehr zu unterscheiden war. 


Die mikroskopische Untersuchung soleher Hautstücke ergab nun, 
dass das Pigment zuerst in Form feiner und diekerer Fädchen auftritt 
und die Epithelzellen zu dieser Zeit noch vollständig pigmentlos sind. 
Erst in weiteren Stadien findet sich in den tieferen Lagen der Epidermis 
ein diehtes Netz schwarzer Fäden, welche die Epithelzellen umspinnen 
und zugleich findet man in den Zellen selbst feinste schwarze Körnchen 
Diese werden von den Fäden, welche Ausläufer von an der Grenze 
von Rete Malpighii und Cutis liegenden Zellen sind, secundär in die 
Zellen übertragen. Ausser den Pigmentzellen finden sich auch in der 
Cutis zahlreiehe mit Pigment beladene, aber nieht mit Ausläufern 
versehene Zellen. 

Das Rete Malpiehii der schwarzen Haut, welche weiss wird, ist 
pigmentfrei, nur in der der Abstossung nahen Hornschicht liegt etwas 
Pigment, und in der Cutis „in grösseren oder kleineren Schollen” 
. zerstreut. Nach Ansicht des Verf. ist das pigmentirte Fasernetz als 
ein Netz von Bindegewebszellen aufzufassen, welche bestimmt sind, 
den Epithelzellen das Pigment zuzuführen und denen eine grosse 
Rolle für die Ernährung der Epidermis zugeschrieben werden müsse, 
weil, solange das Fasernetz fehlt, die Epidermiszellen „der transplantirten 
Haut alle Oharakteristika einer schlechten und ungenügenden Ernährung 
zeigen”. Drasch (Leipzig). 


El. Metschnikoff. Ueber den Phagocytenkampf beim Rückfallstyphus 
(Virehow’s Archiv COX, 1. 8. 176). 

Um die von ihm seit mehreren Jahren mit Vorliebe bearbeitete 
„Phagoeyten-Lehre” (die Anschauung, wonach gewisse organisirte 
Infeetionsträger im Organismus durch „Fresszellen” unschädlich gemacht 
werden) zu stützen, hat Metschnikoff Untersuchungen am sechs Affen 
angestellt, die durch Impfung mit spirillenhaltigem Blut Recurrenz- 
anfälle zeigten. Die Incubation der Erkrankung war dabei meist 
3 Tage, die Dauer des Anfalles 36 Stunden bis fast 4 Tage. 

Bei diesen Thieren fanden sich nun die Spirillen des Blutes 
fast immer frei im Serum und wurden von den Leukocythen desselben 
(mit seltenen Ausnahmen) nicht aufgenommen. Dagegen lag im Milz- 
parenchym eine wechselnde Anzahl der Spirillen im Protoplasma 
von Zellen, und zwar nur von Leukocythen mit gelapptem oder ge- 
theiltem Kern, nicht in den grossen Pulpazellen oder den kleineren 
einkernigen Lymphzellen. 


NE 23. Öentralblatt für Physiologie 609 


Die Vertheilung der Spirillen war je nach dem Studium der 
Krankheit. in welehem untersucht wurde, folgende: Bei einem Thier, 
welches bei dem ersten Auftreten der Spirillen im Blut getödtet wurde, 
“fanden dieselben sich gar nicht in der Milz. — Am zweiten Tage des 
Anfalles waren sie massenhaft im Blut, in spärlicher Menge in der 
Milz, hiervon einige im Protoplasma der genannten Zellen. — Während 
der vorkritisehen Temperaturerhöhung waren im Blut und den übrigen 
Organen, auch in Urin und Galle keine Spirillen vorhanden; dieselben 
vielmehr nur in der Milz, und zwar ein Theil frei, der andere in den 
Zellen. — Beim Beginn des apyretischen Stadiums wurden dieselben 
ebenfalls nur jin der Milz gefunden, und zwar fast sämmtlieh in den 
Zellen liegend. Uehrigens gab eine Impfung mit dieser Milz ein posi- 
tives Resultat. — Endlich wurden zwei Tage nach der Krise nur 
spärliehe Spirillen in der Milz, sämmtlich in Zellen liegend und zum 
Theil im Zerfall begriffen, gesehen. 

M. betont, dass er niemals Andeutung von Sporenbildung an 
den Spirillen sah. Er kann seine Befunde nur so deuten, dass die 
„Milz-Phagoeythen” die Elemente sind, denen die Aufgabe zufällt, 
die Reeurrensspirillen unschädlich zu machen. — Der Eintritt der 
Relapse könnte nach seiner Anschauung vielleicht unter der Wirkung 
der zunächst im Milzparenchym frei bleibenden Spirillen geschehen. 

Riess (Berlin). 


Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie. 


A. Rollett. Beiträge zur Physiologie der Muskeln (Denkschr. d. 
Wiener Akad. d. Wiss. LIII. Bd.) 

R. untersuchte die physiologischen Eigenschaften der auch hin- 
sichtlich ihres Baues verschiedenen Beinmuskeln von Dyticus und 
Hydrophilus. Die ersteren zeigen am Querschnitt verlängerte, radiär 
angeordnete Oohnheimische Felder und besitzen daher platte, band- 
artice „Muskelsäulchen”. Die letzteren dagegen zeigen polygonale 
Cohnheimische Felder des Querschnittes und in der Mitte jedes Feldes 
eine Lücke: die hohlen Muskelsäulchen sind daher prismatisch. 
Physiologisch sind heide Muskelarten in ähnlicher Weise verschieden, 
wie die sogenannten weissen und rothen Muskeln gewisser Wirbel- 
thiere, und zwar erweist sich die Zuckungseurve des Hydrophilus- 
muskels als übereinstimmend mit der Curve der trägen (rothen),. die 
des Dyticusmuskels stimmt dagegen mit der der flinken (weissen) 
überein. R.»hediente sich bei seinen Versuchen ausschliesslich der 
Beuger und Strecker, welche den Femur des hintersten Beinpaares 
bewegen und reizte dieselben direct mit indueirten Strömen. Die 
Öontractionen wurden auf einem horizontalen Marey schen Myographion 
verzeichnet, über dessen Theorie ein im Original nachzusehender Ab- 
schnitt sehr eingehend handelt. R untersuchte zunächst vergleichend mehr- 
fach wiederholte langdauernde (18 Secunden) Tetani der gleichnamigen 
Muskeln beider Käfer. Die erhaltenen Curven. welche bei Hydrophilus 
nicht, wie es Bohr für die tetanische Öurve von Frosehmuskeln be- 
hauptet hat, eine zu den Assymptoten als Achsen hingeführte gleich- 
seitige Hyperbel darstellen, steigen bis zu einem Maximum an, um 


610 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 
gegen das Ende nur wenig abzusinken. Alle Versuche weisen auf eine 
sehr grosse Ausdauer der Hydrophilusmuskeln im Tetanus hin, wo- 
dureh sie sich in auffallender Weise von denen des Dyticus unter- 
scheiden, welche zwar anfangs rasch eine sehr grosse Energie ent- 
wiekeln, aber schon nach kurzer Zeit der Anstrengung in ihrer 
Leistungsfähigkeit nachlassen und dann einer längeren Ruhepause zu 
ihrer Erholung bedürfen. Dieser Unterschied tritt deutlich hervor, 
wenn man die Bilder langer Tetani beider Muskelarten miteinander 
vergleicht. Jede einzelne Curve des Dyticusmuskels steigt viel steiler 
an, als jene von Hydrophilus und meist zeigt sich am Ende des 
Anstieges ein spitzer Gipfel, von welchem die Curve abfällt, um nach 
kürzerem oder längerem Verlaufe zu einem zweiten gedehnteren Berge 
anzusteigen, der oft höher ist als der erste Gipfel: von da fällt sie 
gegen das Ende hin meist sehr beträchtlich ab. Bei wiederholten 
Reizungen nimmt die absolute Höhe des Tetanus ebenfalls sehr rasch 
ab, wenn nicht zwischen je zwei Versuchen längere Pausen ein- 
geschaltet werden. Dieselbe Thatsache der rascheren Erschöpfbarkeit 
des Dyticusmuskels wird auch durch Versuche bestätigt, bei welchen 
kurze, glatte Tetani in längeren Intervallen erzeugt werden. Man wird 
daher schliessen dürfen, dass Autbrauch und Wiedergewinn von 
potentieller Energie im Hydrophilusmuskel einen ganz anderen Ver- 
lauf nehmen, als im Dyticusmuskel, ohne dass sich jedoch zur Zeit 
Bestimmteres hierüber aussagen liesse. Wie schon erwähnt, machen 
sich auch hinsichtlich der Form und des Verlaufes von Einzelzuckungen 
wesentliche Unterschiede der beiden Muskelarten bemerkbar. Der 
frische D-Muskel ist dem frischen H-Muskel in Bezug auf Schnellig- 
keit und Energie der Zuckung weit überlegen, doch verliert er durch 
_fortgesetzte Thätigkeit rasch die Energie, und zwar in viel höherem 
Grade als die Schnelligkeit der Zuckung. Der träger zuckende 
H-Muskel bewahrt dagegen seine Kraft viel länger und .nur die Zuckungs- 
dauer nimmt im Verlaufe einer länger fortgesetzten Thätigkeit be- 
deutend zu. 

Es lässt dies, erwarten, dass sich beide Muskelarten, ähnlich den 
weissen und rothen Wirbelthiermuskeln, auch bei tetanischer Reizung 
von wechselnder Frequenz verschieden verhalten werden, dass ıins- 
besondere der H-Muskel bei steigender Zahl der Einzelreize früher in 
ruhigen Tetanus geräth, als der D-Muskel. R. fand diese Voraussetzung 
durchaus bestätigt. Auffallend ist die sehr bedeutende Höhe, welche 
die erste und bisweilen auch noch die zweite Zuckung des „flinken” 
D-Muskels bei unvollkommenem Tetanus erreicht. Wie bei den rothen 
und weissen Muskeln setzt sich auch bei D. der Tetanus in etwas 
anderer Weise aus den Einzelzuckungen zusammen. als der Tetanus 
des H-Muskels. Bei dem letzteren tritt, „wenn eine folgende Zuckung 
die vorausgehende in vorgeschrittenem Stadium der sinkenden Energie 
trifft und von da an beim Vorrücken des Einfallens der folgenden 
/Zuckung über alle Stadien der vorausgehenden Zuckung eine Ueber- 
lagerung auf und eine beträchtliche Höhe des Tetanus wird beim 
H-Muskel nur durch Summirung von Zuckungserfolgen erreicht, indem 
bei Steigerung der Reizfrequenz eine immer grössere Anzahl von 
Zuckungen bis zur grössten Höhe des Tetanus sich übereinanderlegt. 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. sl 


Beim D. ist im Anstiege der Tetanuscurve, auch wenn die Reizfrequenz 
so gesteigert wird, dass die folgende Zuckung die vorausgehende in 
einem sehr frühen Stadium ihrer Entwickelung trifft, nur eine hohe 
Zuckung vorhanden, mit der die folgenden verschmelzen”, wodurch es 
bedingt wird, dass die Tetanuscurve des ganz frischen D-Muskels viel 
rascher ansteigt, als die des frischen H-Muskels. 

Biedermann (Prag). 


F. S. Lee. Ueber die elektrischen Erscheinungen, welche die Muskel- 
Zuckung begleiten (Du Bois Archiv 1887, S. 204). 

Es ist eine bekannte Thatsache, dass der telephonische Muskelton 
bei tetanischer elektrischer Reizung der Nerven nur äusserst vorüber- 
gehend hörbar ist (vgl. Wedenskii, Du Bois Archiv 1883). Um 
zu erfahren, welche Veränderung der Actionsstrom der Einzelzuckung 
in Folge der Ermüdung erleidet, wird das Capillar-Elektrometer benützt 
in Verbindung mit einem Rheotom eigenthümlicher Einrichtung. Die 
Reizung mit einzelnen Oeffnungsschlägen geschah indirect, die Ableitung 
in der Regel von Mitte und Ende des Muskels. Der Vergleich ver- 
schiedener Muskeln zeigte zunächst, dass jedem Muskel, entsprechend 
der Besonderheit seines Baues, eine eigenthümliche Form der Erregungs- 
welle zukommt. Nur der Satorius besitzt eine zweitheilige Welle von 
leidlich symmetrischer Gestalt. Die übrigen geprüften Muskeln, von 
weniger regelmässigem Bau. hatten dreitheilige Wellen. Es fand sich 
nämlich, dass an der endständigen Elektrode die Schwankung sehr 
rasch und mit hohen Spannungswerthen abläuft, während die Erregung 
in der Mitte des Muskels so lange andauert, dass sie hinterher nochmals 
als dritte Phase zum Vorschein kommt. Werden die Verdiekungen 
des Muskels an denselben Querschnitten, an welchen die Elektroden 
anlagen, verzeichnet, so zeigen die Öurven eine ähnliche Verschiedenheit 
im Zuckungsablauf. 


Die Dauer der Erregungswelle wurde stets sehr viel länger gefunden 
als man bisher angenommen hat, am längsten beim Gastroenemius 
mit nahe 0:3 Secunden. Es wird gezeigt, dass diese Zeit der Zuckungs- 
dauer wesentlich gleich kommt. Die höchsten Spannungswerthe drängen 
sich dagegen am frischen Muskel in einer relativ kurzen Zeit von 
0:01 bis 0:02 Secunden zusammen. Die Ermüdung führt zu einer 
ausgesprochenen Formveränderung der Welle, welche in Streckung 
und Erniedrigung besteht. Eine Verspätung der ganzen Welle konnte 
nicht nachgewiesen werden. Die Streckung findet in der verlangsamten 
Fortpflanzung der Erregung eine genügende Erklärung. Eine Form- 
veränderung der einzelnen Componenten konnte, abgesehen von der 
Verkleinerung aller Werthe, nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. 
In Folge der Verschiebung der Gipfel der Welle kann es leicht zu 
einer Äuslöschung der Schwankungen im an kommen. 

M. v. Frey (Leipzig). 
M. Joseph. Zur Physiologie der Spinalganglien (Du Bois-Reymond's 
Arch. 1887, 3/4, 8. 296). 

Verf. controlirte mit Hilfe der neuesten histologischen Methoden 
die Angaben Waller’s über die Veränderungen, welche nach Durch- 
schneidung der Cervicalnerven vor und hinter dem Spinalganglion in 


612 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23, 


den centralen und peripheren Nervenstücken auftreten. Bekanntlich 
gibt Waller an: Degeneration des centralen am Rückenmark haftenden 
Stückes nach Durchsehneidung der hinteren Wurzel central vom Ganglion; 
Intactbleiben des Uebrigen; Intaetbleiben der centralen Theile nach 
Durcehschneidung des Nerven peripher vom Ganglion; Degeneration 
der peripheren Theile und der hinteren Wurzel nach Exstirpation des 
Ganglion und des correspondirenden Stückes der motorischen Wurzel; 
Degeneration des centralen Stumpfes der hinteren Wurzel und des 
peripheren Theiles der vorderen Wurzel nach Durchschneidung der 
hinteren und vorderen Wurzel central vom Ganglion. i 

Verf. bestätigt auf Grund der mikroskopischen Untersuchung — 
experimentirt wurde am zweiten Halsnerv von jungen und alten Katzen 
— dass nach Durchschneidung der vorderen Wurzel das periphere 
Stück degenerirt, das centrale normal bleibt. Nach Durchschneidung 
des Nerven peripher vom Ganglion tritt aber eine partielle Degenera- 
tion des Spinalganglion und der hinteren Wurzel ein. Ebenso tritt 
nach Durchschneidung der hinteren Wurzel am centralen Stücke wohl 
eine hochgradige Degeneration ein, aber man findet doch auch einen 
geringen Theil der Fasern normal. Dasselbe gilt mutatis mutandis für 
das Ganglion und das periphere Nervenstück. _ 

Man könne daher folgenden Schluss aus diesen Thatsachen ziehen: 
das trophische Centrum für die motorischen Nerven liegt im Rücken- 
mark. „Dem Spinalganglion wohnt eine gewisse eigene nutritive Kraft 
inne, vermöge deren es gelingt, selbst ohne Zusammenhang mit dem 
Öentralorgane die Stoffwechselvorgänge in dem peripheren Nerven 
soweit zu reguliren, dass keine auffällige Störung eintritt.” Vom 
Rückenmark gehen eine Anzahl Fasern direct durch das Ganglion, 
ohne mit den Zellen desselben in Verbindung zu treten, hindurch und 
‚wenden sich dann der Peripherie zu. 

Was die Rolle der Spinalganglien betrifft, so spreche weder die 
Histogenese noch die Annahme von unipolaren Gaxglien für eine 
physiologische Selbstständigkeit derselben. Denn obgleich die Anlage 
der Spinalganglien nach His gesondert vom Üentralorgane vor sich 
geht, so treten doch bald Verbindungen zwischen ihm und dem 
Centralorgane auf; das Vorkommen unipolarer Ganglien ist aber nicht 
bewiesen, im Gegentheil durch neuere Untersuchungen sehr in Frage 
gestellt. Drasch (Leipzig). 


P. Regnard. Influence des hautes pressions sur la rapidite du courant 
nerveux (©. R. Soc. de Biologie, Juin 25, 1887, p. 408). 


Die ganze Latenzzeit (Muskellatenz 4 Fortpflanzungszeit im Nerven) 
der myoeraphischen Curve des Froschgastroenemius betrug bei Reizung 
der Ischiadicuswurzeln: 

0'015“ beim normalen Frosch, 

0:02" nach Einwirkung eines Druckes von 100 Atmosphären 
00225", : s x 200 \ 
0:08 5 800 £ 

Bei 400 Atmosphär en ist über haupt keine Zuekung mehr zu erhalten. 
R. zieht daraus den Schluss, dass die Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
der Nervenerregung (die aber nicht gemessen worden ist, Ref.) durch 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. 613 


Druck stark herabgesetzt wird. Auch wird die Nervenerregbarkeit stark 
herabgesetzt, so dass mit steigendem Drucke immer stärkere Reize er 
forderlich sind, um Zuckungen im Muskel auszulösen. 

Die anatomischen Veränderungen der Nerven wurden früher vom 
Verf. gemeinschaftlich mit Vignal ausführlich beschrieben. 

Leon Frederig (Lüttich). 
A. Pitres et L. Vaillard. Des neurites provoquees par les injections 
d’ether au voisinage des troncs nerveux des membres (Gaz. med. 
de Paris 1887, N° 22, p. 256). 

Die Arbeit der Verff. bildet eine Ergänzung dessen, was uns bis- 
her über die nach subeutanen Aetherinjeetionen auftretenden Neuritiden 
bekannt war. 

Nach tiefen Injeetionen in das Zwischengewebe der Schenkelmuskeln 
eines Kaninchens folgt stets eine motorische und sensible Paralyse der 
unterhalb der Injectionsstelle, gelegenen Regionen. Welches sind die 
hierbei auftretenden Veränderungen ? Dieselben sind an der Einspritzungs- 
stelle verschieden, je nach der Zeitdauer, welche man bis zur Unter- 
suchung verfliessen lässt. Einige Stunden nach der Injection hebt sich 
der Axeneylinder nicht mehr deutlich vom Mark ab, sondern ist mit 
diesem confundirt, ebenso sind die Kerne der Schwann schen Scheide 
nicht mehr so distinet. Noch bis zum 10. Tage sind diese Erscheinungen 
zu constatiren. Erst am 15. Tage etwa zerfällt das Myelin körnig und 
wird langsam resorbirt, zugleich findet dann eine Regeneration der 
Nervenfasern statt. Unterhalb der Injectionsstelle dagegen bildet sich 
schon nach vier Tagen in analoger Weise wie nach der Durchschneidung 
eines Nerven die Waller ’'sche Degeneration aus. 

Es findet also eine Leitungsunterbrechung in Folge einer chemi- 
schen Decomposition der einzelnen Öonstituentien der Nervenfaser statt. 
In der That bewirkt Aether, mit der lebenden Nervenfaser in Berührung 
gebracht, eine unmittelbare Nekrose. Aether sulfur., nitr., acetiec. wirken 
in gleicher Weise, Aether hydrochl. scheint eine weniger starke Ein- 
wirkung auszuüben, während Aether formie. und valerianie. sogleich 
zur Gangrän führten. Joseph (Berlin). 


W. Biedermann. Zur Keniniss der Nerven und Nervenendigungen 
in den quergestreiften Muskeln der Wirbellosen (Sitzb. der Wiener 
Akademie, Bd. XCVI, 3. Abth., 1887). 

Verf. fand (durch Gold-Methode und Ehrlich’'sehe Methode), 
dass die Nervenstämmehen, welche zu den Bündeln des Oeffnungs- 
muskels der Krebsscheere ziehen, aus je zwei in einer Bindegewebs- 
hülle liegenden Axencylindern bestehen. Beide Axencylinder theilen 
sich nun ausnahmslos immer an ein und derselben Stelle und diese 
Art der Theilung lässt sich für die feinsten Verzweigungen des Nerven 
constatiren. Dabei besteht aber die grösste Mannigfaltigkeit hinsichtlich 
des Dickenverhältnisses der einzelnen Zweigpaare. Ueber die Endigung 
der Fasern in den Muskeln selbst ergibt die Färbung mit Methylen- 
blau, dass beide zusammenverlaufenden Axencylinder stets in ein 
und derselben Muskelfaser in gleicher Weise enden. 

Andere Verhältnisse liegen in den Nervenstämmchen des Schliess- 
muskels vor. Diese enthalten in der Regel mehrere Axencylinder, 


614 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


welche durch ungleiche Dieke und Färbung voneinander verschieden 
sind und welche sich nicht ausschliesslich nach dem Typus der Dieho- 
tomie theilen, indem nebst Zweitheilung auch Dreitheilung und selbst 
Viertheilungen zn beobachten sind. 

Charakteristisch ist aber, „dass nicht, wie bei den Nerven des 
Öeffnungsmuskels, immer alle in die Zusammensetzung eines Zweiges 
eingehenden Axeneylinder sich gleichzeitig an derselben Stelle theilen, 
sondern dass sehr häufig, ja man darf wohl sagen, in der Mehrzahl 
der Fälle und besonders in den feineren Verzweigungen nur zwei 
offenbar zusammengehörige Axencylinder Seitenzweige zur Bildung 
eines Endästchens abgeben”. Aber auch am Schliessmuskel finden zwei 
Terminalfasern an derselben Stelle des Muskelbündels ihr Ende. 

Bilder, wie an den Oeffnungs- und Schliessmuskeln der Krebs- 
scheere, erhielt Verf. auch an den Beinmuskeln und an der Museulatur 
des Hydrophilus. 

Die Frage, ob die hier erörterten Thatsachen mit den physiolo- 
gischen Innervationsverhältnissen der antagonistischen Scheeren- und 
Beinmuskelpaare des Krebses in Zusammenhang zu bringen seien, lässt 
Verf. offen. Drasch (Leipzig). 


Physiologie der Athmung. 


O. Langendorff. Studien über die Innervation der Athembewegungen 
(VI. bis IX. Mittheilung. Du Bois’s Archiv f. Physiol. 1837, S. 237). 
L. bespricht zunäscht einige meuere Untersuchungen über den 
Sitz des Athmungscentrums, welches nach seiner Auffassung keine 
anatomische, sondern nur eine physiologische Einheit ist und durch 
die Gesammtheit der im Rücken- und Kopfmark gelegenen Ursprungs- 
centren der Athemnerven repräsentirt wird. „Seine Thätigkeit wird 
“modifieirt durch im Kopfmark gelegene respiratorische Regulations- 
centren. Ferner sind auf dasselbe von Einfluss die ecentripetalen Impulse 
der Spinalnerven, die höheren Sinnesnerven und der Wille. Die An- 
sicht L., dass der Stillstand der Athmung nach Trennung der Oblongata 
vom Rückenmark eine Hemmungswirkung darstellt, an deren Zustande- 
kommen Reizung absteigender "Hemmunesh ahnen einen wesentlichen 
Antheil hat, suchte L. F redericg durch den Versuch zu widerlegen. 
das Kopfmark mittelst Kälte reizlos abzutrennen. L. bestreitet jedoch. 
dass das angewendete Verfahren dies überhaupt ermöglicht. Er betont 
ferner Knoll gegenüber die 'Thatsache, dass er wiederholt selbst an 
Erwachsenen und unvergifteten Kaninchen spontane Spinalathmungen 
gesehen habe. Gegen Markwald’s Behauptung, dass es sich bei diesen 
letzteren nicht um normale Athembewegungen, sondern um Athem- 
muskelkrämpfe handelt, macht L. den Umstand geltend, dass die 
spinalen Athmungen keineswegs immer verlängert, sondern oft den nor- 
malen durchaus ähnlich sind. Auch die von Markwald betonte That- 
sache, dass einzelne Inductionsschläge vom Halsmarke aus nur sehr 
schwer Zwerchfelleontractionen bewirken, während tetanisirende Reizun- 
gen Zwerchfellkrämpfe oder auch periodische Athmungen bewirken, 
kann nicht als ein stichhaltiger Einwand gelten, da jedes Reflexcentrum 
und nach Markwald's Versuchen auch das in der Oblongata gelegene 


Nr. 23. Oentralblatt für Physiologie. 615 


Athmungscentrum sich ebenso verhält. Gegenüber dem Einwande, dass 
Versuche über Spinalathmung meist nur an jungen Thieren oder unter 
Zuhilfenahme der Stryehninvergiftung gemacht wurden, weist L. auf 
eine Untersuchung von Wertheimer (Journal de l’anatomie et de la 
physiologie I, 1886, Nr. 5) hin, welcher zeigte, dass bei erwach- 
senen Hunden nach Abtragung des Kopfmarkes ohne Stryehnin spontane. 
rhythmische, das Leben fristende Athmungen ausgeführt werden können: 
allerdings muss nach der Operation künstliche Athmung oft vier bis 
fünf Stunden fortgesetzt werden, ehe die Spontanathmung beginnt. L. 
weist endlich noch auf Beobachtungen von Mosso hin, welcher fand. 
dass die Zusammenziehungen der verschiedenen bei der Athmung be- 
theiligten Muskeln, der Muskeln des Gesichtes, des Zwerchfelles, der 
Brust und des Bauches innerhalb gewisser Grenzen unabhängig von- 
einander sind und auch zu dem Schlusse gelangt, dass die alte Vor- 
stellung von einem einzigen Respirationseentrum aufgegeben werden müsse. 

In der sich anschliessenden VIH. Mittheilung sucht L. die Frage 
der Automatie des Athemcentrums, die durch gewisse Versuche von 
Markwald neuerdings angeregt wurde, zu entscheiden. Er findet beim 
Frosch Fortdauer regelmässiger Athmung nach Ausschaltung aller von 
höheren Oentralorganen stammenden Impulse, sowie der durch die Vagi 
und die Hautnerven vermittelten Erregungen nach Abtrennung des 
Gross- und Mittelhirns und Durehschneidung des Rückenmarks dicht 
unter dem Athmungscentrum. L. schliesst daraus, dass die Athmung 
ein automatischer Act sei, und dass ausserdem das Centrum schon in 
sich selbst die Bedingungen für eine regelrechte Rhythmik trage. Die 
Vagi beherrschen lediglich die Periode des Rhythmus. 

Die folgende IX. Mittheilung bezieht sich auf die Folgen der 
halbseitigen Abtragung des Kopfmarkes durch einen dicht unter der 
Oalamusspitze geführten Querschnitt. Die Versuche wurden an jüngeren 
Kaninchen gemacht. Als unmittelbare Folge des Eingriffes tritt meist 
gleichseitiger Athemstillstand ein, der jedoeh kein dauernder ist, sondern 
nach einigen Stunden dem normalen Verhalten weicht. Unter der 
Voraussetzung von zwei bulbären Athmungscentren scheint diese That- 
sache nur erklärlich durch die Annahme, „dass die beiden Oentra 
oder von diesen caudalwärts ins Mark verlaufende Bahnen eine unter- 
halb der Oblongata gelegene Verbindung besitzen”. Da jedoch nach 
medianer Spaltung der Öblongata durch eines Vagus oder Trigeminus 
nur die gleichseitige Zwerehfellhälfte beeinflusst werden kann und die 
Athımungssynchronie überhaupt in einen sehr labilen Zustand geräth. 
so ist eine Verbindung der beiden Centra unterhalb des Kopfmarks 
nicht wohl anzunehmen. Dagegen stehen die Thatsachen in Ueberein- 
stimmung mit der Annahme, dass der Athmungsantrieb von den spinalen 
Centren ausgeht. „Der anfängliche einseitige Athmungsstillstand ist durch 
Shock- und Hemmungswirkung zu erklären.” Biedermann (Prag). 


V. Aducco. Espirazione attiva ed. inspirazione passiva (Atti della 
Reale Accad. d. scienze di Torino, Bd. XXI; Versamml. vom 
20. März 1887. Aus dem physiologischen Laboratorium zu Turin). 

Während die Mehrzahl der Physiologen annimmt, dass die 

Exspiration passiv sei, wurde A. durch zahlreiche Versuche und Beob- 


616 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


achtungen auf den Gedanken geführt, dass sie eine active Erscheinung: 
sei, was übrigens schon von Fick aufrecht erhalten wurde. Zur Be- 
kräftigung dieser Behauptung führt A. Folgendes an: 

Form, Dauer und Verlauf der Ausathmung sind sehr variabel. 
Ausser der Thatsache, dass während des Schlafes die Exspiration 
kürzer ist, bemerkt A., dass bei einem sterbenden Hunde die Exspiration 
sehr rasch sich vollzog, während sie bei Wiedererholung des 'Thieres 
langsamer wurde. Bei anderen Hunden mit oder ohne Tracheotomie 
beobachtete A., dass die Exspiration in zwei Zeiten sich vollzog, wobei 
sie in der ersten Zeit rapid und in der zweiten lanesam war, während 
die Bauchwandungen sich vollkommen passiv verhielten. Einige 
Experimente über den exspiratorischen Druck zeigten ihm, dass dieser 
während des Schlafes höher ist als im wachen Zustande. Bei anderen 
Untersuchungen, die er am schlatenden Menschen angestellt, fand er, 
dass, wenn er der Exspiration grösseren Widerstand entgegensetzte, 
die Exspirationscurve des Thorax sich nicht änderte, während hin- 
gegen jene des Abdomens in ihrem unteren Drittel steiler wurde. 
Diese letztere Thatsache würde den Beweis liefern, dass die Abdominal- 
wände passiv waren und somit den Effect der vermehrten Resistenz 
empfanden, während die 'Thoraxwände auch bei der Exspiration 
thätig waren und demnach den entgegengestellten Widerstand leielt 
überwanden, ohne dass der Verlauf ihrer Abstiegbewesungen sich 
modifieirt hätte. 

Das erste Capitel der Arbeit A.'s weist viele Versuche auf, die, 
zusammen mit den vorhergehenden und im dritten Capital enthaltenen, 
zu der Annahme berechtigen, dass bei der normalen Exspiration eine 
active Kraft sich bethätigt. Es seien im Folgenden diese Experimente 
kurz angeführt: 

a) A. liess die 'T’horaxathmung bei lebenden tracheotomirten 
Thieren aufnehmen, dann tödtete er das Thier und indem er den 
Thorax von aussen her erweiterte zeichnete er auch die Bewegung 
des Zusammensinkens, d. h. die von ihm sogenannte cadaverische 
Exspiration auf. Nun erschien diese stets durch eine beinahe senk- 
rechte Linie dargestellt, während der normalen Ausathmung eine bald 
mehr, bald weniger zur Abseisse geneigte Linie entsprach; 5) bei 
einem anderen tief chloralisirten Hunde durchschnitt er die Abdominal- 
wände und das Diaphragma. Bei den verschiedenen Athembewegungen 
vor dem Tode sah er, wie sich die Exspiration beträchtlich modificirte, 
was beweist, dass sie keine passive Erscheinung ist; denn wenn dem 
so wäre, würde man in diesem Falle die Veränderungen in ihrem 
Verlaufe schwer begreifen; ce) und d) bei anderen Versuchen, angestellt 
am Menschen und am Hunde, umschnürte er den Thorax mit einem 
langen Gummischlauch oder liess ihn sich stets steigernde Gewiehte 
heben, indem er so den Widerstand gegen die Einathmung vermehrte, 
hingegen die Ausathmung begünstigte. Die Prüfung der bezüglichen 
Curven zeigt, dass unter solehen Umständen die Ausathmung ihre 
Dauerbeziehungen zur Inspiration nicht merklich ändert. Wer da 
a priori die Passivität der Exspiration annimmt, müsste erwarten, dass 
sie beschleunigter werden würde; e) und f). Verf. verglich auch mit 
einer ad hoc getroffenen experimentellen Anordnung die Arbeit, welehe 


Nr. 23. Oentralblatt für Physiologie. 617 


die Thoraxwände auszuführen fähig waren, wenn sie bei der normalen 
Exspiration in ihre frühere Lage zurückkehrten, mit der von ihnen bei 
der cadaverischen Exspiration vollführten, und fand sie im ersteren 
Falle grösser. Und so fand er auch, dass der positive Druck einer 
normalen Ausathmung etwas grösser war, als der einer gleichen oder 
auch tieferen cadaverischen Exspiration. 

Im zweiten Capitel, betitelt passive Inspiration, berichtet A. über 
fünf Beobachtungen an Hunden, bei denen der Athmungsprocess sich 
ganz auf Kosten "der Exspiration vollzog. Der Athmungsvorgang begann 
mit einer Ausathmung, während er normal mit einer Einathmung be- 
einnt. Während der "Ausathmung senkte sich der Thorax unter die 
Abseisse und bei der Einathmung, die passiv war, kehrte er zur 
Abseisse zurück. Aus den reprodueirten Uurven ersieht man, dass diese 
Athmungsform sich unterhalb der Abseisse vollzieht, während sie unter 
normalen Bedingungen sich oberhalb derselben vollzieht. Es ist das 
nämlich ein sozusagen negatives Athmen. Unter diesen Verhältnissen 
ist das Inspirationscentrum selähmt und es funetionirt nur das Ex- 
spirationscentrum. Nichtsdestoweniger vollzieht sich die Athmungs- 
funetion gut und es zeigen sich keine asphiktischen Erscheinungen. 
Die Ausathmune kann dabei auf dreierlei Arten vor sich sehen, nämlich: 
entweder mit Hilfe der Ausathmungsmuskeln des Thorax, oder der 
vorderen Bauchmuskeln, oder der seitlichen Abdominalmuskeln. Diese 
Beobachtungen sprechen auch zu Gunsten der Lehre der Activität der 
Ausathmung. 

Folgende sind nun die allgemeinen Schlüsse dieser Arbeit: 

1. Die ruhige Ausathmung ist kein passives Phänomen; an ihr 
kann man die Betheilieune von Factoren erweisen, die thätie mit- 
wirken. , 

2. Während der Thorax unter normalen Verhältnissen sieh zuerst 
ausdehnt (Einathmung) und dann in die Ruhelage zurückkehrt (Aus- 
athmung), nimmt der Athmungscharakter manchmal eine Form und 
einen Verlauf an, welcher geradezu das Entgegengesetzte ist: der 
Thorax zieht sich zuerst zusammen (Ausathmung) und kehrt dann in 
die Ruhelage zurück (Einathmung). In diesen Fällen ist die Ein- 
athmung passiv. A. Mosso (Turin). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Circulation. 


Bernstein. Ueber die secundären Wellen der Pulscurve (Sitzungsber. 
der Naturf.-Ges. zu Halle, 4. März 1887). 

Die neuesten Versuche von Fick über die Druck- und Geschwindig- 
keitseurve in der Radialarterie des Menschen (Verhandl. der physikal.- 
medicin. Gesellsch. zu Würzburg 1886), die mit Hilfe einer neuen 
Methode, nämlich der gleichzeitigen Aufnahme des Sphygmogramms 
einer Arterie und des Plethysmogramms des von der Arterie versorgien 
Körpertheiles angestellt wurden, führten zu dem Resultate, dass für 
die Arteria radialis die secundären Wellen aus einer rückläufigen und 
zwei oder mehreren rechtläufigen Wellen bestehen, die dem absteigenden 
Schenkel der primären Welle angehören. Nach Fick’s Ansicht "werde 
durch Reflexion aus den Capillaren die rückläufige Welle erzeugt, 

Centralblatt für Physiologie. 46 


618 Centralblatt für Physiologie. Nr. '23: 


während durch Reflexion dieser Welle an den 'Theilungsstellen ober- 
halb der Arteria radialis die rechtläufigen Wellen entstehen sollen. 
Zu diesem Ergebniss kam Fick auf Grund von Versuchen an einem 
Kreislaufmodell, bei welehem ein enges Kautschukrohr die zuführende 
Arterie, ein mit Schwämmen ausgestopfter diekwandiger Schlauch das 
Capillarsystem und ein Glasrohr die abführende Vene darstellte. Durch 
die Bestimmung des zeitlichen Verlaufs der gewonnenen Sphygmo- 
und Plethysmogramme und der aus letzteren construirten Geschwindig- 
keitscurven konnte er das Auftreten einer an dem Schwamme reflec- 
tirten Welle feststellen, die in Verbindung mit der primären ein der 
«iikrotischen Pulseurve ähnliches Bild darbot. Dass in ähnlicher Weise 
wie bei dem Kreislaufsschema auch an den Capillaren des Gefässsystems 
eine Reflexion stattfände, sucht er daraus zu folgern, dass eine Welle 
immer mit gleichem Vorzeichen reflectirt werden müsse, wenn sie an 
einem Ort gelänge, an dem die Geschwindigkeit gleich Null oder 
constant würde. Das letztere sei bei dem Capillarsystem der Thiere 
der Fall, also müsse hier die Welle mit gleichem Vorzeichen reflectirt 
werden. 

Im Widerspruch zu Fick behauptet jedoch B. auf Grund seiner 
Versuche über die Entstehung der secundären Wellen, dass dieselben 
durch einen Vorgang am Ursprung des Arteriensystems erzeugt werden. 
Zur Entscheidung der Frage, ob sich überhaupt im Gefässsystem 
Reflexion direct beobachten liesse, wurde bei dem ersten Versuche 
einem durch Verblutung getödteten Hunde oder Kaninchen eine weite 
Öannüle in die Aorta descendens „eingebunden und diese mit einem 
7 Meter langen Kautschukschlauche in Verbindung gebracht. Mit 
diesem war eine Saug- und Druckpumpe oder ein Kautschukherz ver- 
. bunden, wodurch eine mit defibrinirtem Blut gemischte Kochsalzlösung 
ins Gefässsystem hineingepumpt wurde, während dieselbe durch die 
angeschnittene Vena cava inferior wieder abfliessen konnte. Zur Auf- 
nahme der Pulswellen diente eine in der Nähe der Pumpe am Schlauche 
befestigte Marey sche Luftkapsel, die mit einer Schreibkapsel communi- 
cirte, welche die Wellenbewesung auf den rotirenden ÖOylinder des 
Kymographions übertrug. Die mit den Pulscurven gleichzeitig ver- 
zeichnete Zeiteurve diente zur Bestimmung des zeitlichen Verlaufs der 
einzelnen Wellen. Der angewandte Schlauch war lang genug, um 
ausser der primären auch die reflectirte Welle direct beobachten zu 
können. Mit jedem Pumpenstoss sah man auf dem rotirenden Oylinder 
die primäre Welle auftreten, die sich ins Gefässsystem fortpflanzte; 
ausserdem bemerkte man an dem absteigenden Schenkel dieser Welle 
eine secundäre Schwankung, ähnlich der an den natürlichen Pulscurven 
zu beobachtenden, die B. als Rückstosselevation von Landois oder als 
Sehliessungswelle von Moens betrachtete. Dagegen liess sich die re- 
fleetirte Welle nur unter der Bedingung deutlich erkennen, dass der 
Schlauch vor der Cannüle oder die Aorta selbst zugeklemmt war. 
Sobald man jedoch die Klemme entfernte und sich die primäre Welle 
ins offene Gefässsystem fortpflanzen konnte, war auch die refleetirte 
Welle wieder verschwunden. In der zweiten Versuchsreihe wurde durch 
rhythmisches Einpumpen zunächst ein dem normalen nahezu gleicher 
arterieller Druck hergestellt und darauf theils nach langsamen, thejls 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. 619 


nach schnellen Stössen das Verhalten der secundären Wellen beob- 
‚achtet. Zur Bestimmung der Druckänderungen diente ein mit der Aorten- 
cannüle verbundenes (uecksilber-Manometer, dessen Schwankungen 
gleichzeitig mit der Puls- und Zeiteurve notirt wurden. Auch bei 
diesen Versuchen sah man nur bei Verschluss des Schlauches in der 
Nähe der Aorta eine reflectirte Welle auftreten, während dieselbe bei 
offenem Gefässsystem nicht zu beobachten war. Dagegen zeigte sich 
wie bei den ersten Versuchen eine secundäre Schwankung am ab- 
steigenden Schenkel der primären Welle.° Endlich wurden in einer 
Reihe von Versuchen bei gleichzeitiger Registrirung des Blutdruckes, 
der Puls- und Zeiteurven Thythmische Pulse mit grösserer und ge- 
ringerer Frequenz erzeugt. Auch bei diesen Versuchen bemerkte man 
bei offenem Gefässsystem keine reflectirte Welle, aber überall die 
genannte secundäre Schwankung am absteigenden Schenkel der pri- 
mären Welle, so dass die ganzen Wellen sehr grosse Aehnlichkeit mit 
den natürlichen Palseatyan, darboten. 

B. nimmt daher an, dass im lebenden Organismus unter normalen 
Kreislaufbedingungen die Pulswelle an den Capillaren nicht merklich 
refleetirt werde. Die von Fick an dem Kreislaufmodell gemachten 
Beobachtungen seien nicht auf das Gefässsystem zu übertragen. da 
dort der Uebergang der Arterien in die Gapillaren plötzlich stattfindet 
und in gleichem Grade auch die Gescehwindiekeit sich ändert, kurz, 
dass an der Wandfläche des das Oapillarsystem darstellenden Schwam- 
mes, je nach der Durchlässigkeit desselben, die Flüssigkeitswellen ver- 
schieden stark reflectirt werden können. Anders liegen jedoch die 
Verhältnisse im Gefässsystem. Hier sei der Uebergung der Arterien 
in die Capillaren, da ihre Verzweigungen mit einer bedeutenden Er- 
weiterung des Strombettes einhergehen. ein allmählieher und ebenso 
werde auch die Geschwindigkeit nur allmählich eonstant. Abgesehen 
von der Erweiterung des Stromgebietes betrachtet B. auch die Reibung 
der Flüssigkeitstheilchen in den engen Röhren als einen Hinderungs- 
grund für die Entstehung von reflectirten Wellen im Gefässsystem. 
Aber auch in dem freien Abfluss des Blutes in die Venen sieht er ein 
wichtiges Moment, das gegen die Möglichkeit von Reflexion spräche, da 
bei einem Versuche, in welchem zufällig die Vena cava verstopft wurde 
und die eingepumpte Flüssigkeit nicht abfliessen konnte, eine deutlich 
refleetirte Welle auftrat, während dieselbe nach Beseitieung des Hinder- 
nisses, also bei freiem Abfluss, wieder verschwand. Daraus folgt, dass unter 

pathologischen Bedingungen, z. B. durch Hemmung im Capillarkreislauf 

Beäunzen imVenengebiet, reflectirteWellen werden entstehen können. 

E. Grunmach (Berlin). 

F. Tangl. A sziv tültengeseröl (Ueber künstliche Hypertrophie des 
Herzens) (Aus dem Institute für experimentelle Pathologie des Pro- 
fessors Högyes. vom Letzteren vorgelegt in der math.-naturwiss. 
Classe d. Akad. zu Pest am 17. Oct. 1887; Orvosi hetilap 43, 1887). 

Bei Insuffieienz der Aortenklappen wird die Hypertrophie des 
linken Ventrikels immer durch eine Erweiterung desselben eingeleitet. 
Die Hypertrophie wird hauptsächlich durch Vergrösserung der Muskel- 
zellen bedingt. Bei Vergrösserung der Muskelzellen vermehren sich 
die centralen Muskelzellkerne nicht. v. Thanhoffer (Pest). 

46* 


620 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 
Grigorescu. Modifications du sang par le sejour prolonge experimen- 
talement dans la rate (0. R. Soc. de Biologie, Aoüt 6, 1887, p. 548). 
G. hat mit dem Compte-Globules Malassez die rothen und weissen 
Körperchen im Hundeblut gezählt und folgende Zahlen pro Kubik- 


millimeter gefunden: 
Rothe 


n \Weiase Verhältniss 
Blutkörperchen Blutkörperehen 
Blub>des"Ohres 27..27.2,2. 2 75210000 38 000 las 
der Art. splenica ... 4892000 72 750 er 
der Vena splenica . . 4000 000 96 750 En 


Venenblut aus der Milz, nach 
zeitlicher Unterbindung der 
Mena) une 0a 149 000 DL 
Das Milzgewebe scheint also zu gleicher Zeit alte rothe Blut- 
körperchen zu zerstören und neue zu bilden. Die Neubildung von 
weissen Körperchen soll auch eine sehr lebhafte sein. 
In zwei Fällen von Milzexstirpation (bei einer Frau und bei 
einer Hündin) war die Zahl der rothen Blutkörperchen, in Folge der 
Operation, stark herabgesetzt. Leon Frederieq (Lüttich). 


Physiologie der Drüsen. 


L. Brasse. Sur la recherche de l’albumine, des peptones et des alca- 
loides dans les urines au moyen du reactif de Tanret (C. R. Soe. 
de Biologie, Juin 11, 1887, p. 369). 

Allantoin, Alloxan, Kreatin, Kreatinin, Xanthin, Sarkin, Leuein, 
Tyrosin u. s. w. werden im Harne durch Tanret’s Reagens (Kalium- 
jodhydrargyrat) nicht gefällt. Dagegen bekommt man einen Nieder- 
schlag, wenn der Harn folgende Substanzen enthält: 


Peptone (Niederschlag in der Hitze löslich; in Aether unlöslich) 
Alkaloide ( 2 rer Ne x ER löslich) 
(Gallensäuren( r a, „unlöslich; . a s 

Albumin ( x RR „ unlöslich) 


Leon Frederieg (Lüttich). 

Gley u. Ch. Richet. Experiences sur la courbe horaire de l’urde 
et le dosage de l’azote total de lurine (©. R. Soc. de Biologie, 
Juin 18, 1887). 

Aus den zahlreichen analytischen Belegen ihrer Untersuchungen, 
welche im Original tabellarisch und graphisch zusammengestellt sind, 
ziehen G. und R. folgende Schlüsse: 

1. Das Wasser der bei den Mahlzeiten eingenommenen Getränke 
wird äusserst rasch — innerhalb einer Stunde — durch die Nieren 
ausgeschieden. Das Maximum der Harnstoffausscheidung fällt dagegen 
in die dritte oder vierte Stunde nach der Mahlzeit. 

2. Auch, abgesehen vom Einfluss der Mahlzeiten, ist eine tägliche 
Periode mit hoher und eine nächtliche mit niedriger Stiekstoff- und 
Wasserexeretion sehr deutlich zu unterscheiden. 

3. Bei ungleich schweren Personen ist die Stickstoffausscheidung 
die gleiche, wenn nur die Nahrung dieselbe ist. 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. 621 


4. Die Ausscheidung der durch Brom oxydirbaren Extractivstofte, 
sowie die totale Stiekstoffausscheidung verläuft der Harnstoffausscheidung 


parallel. 
5. Das Verhältniss des totalen Stickstoffs zum Harnstoffstickstoff 
ist wie 5:4. Leon Frederieg (Lüttich). 


Physiologie der Verdauung und der Ernährung. 


A.Bokai. Experimentelle Beiträge zur Kenntniss der Darmbewegungen. 
A. Ueber die Wirkungen der Darmgase auf die Darmbewegungen 
(Aus dem Institut f. exper. Pathol. u. Pharmakol., Klausenhurg; 
Arch. f. exper. Pathol. u. Pharmakol. XXIII, 3 u. 4, S. 209). 


B. benutzte zu seinen Versuchen hungernde, nicht narkotisirte 
Kaninchen, denen der Darm im blutwarmen Kochsalzwasserbade frei- 
gelegt wurde. In das Darmlumen wurden solche Gase eingebracht, 
die sich schon normalerweise im Darm vorfinden: Sauerstoff, Wasser- 
stoff, Stickstoff, Kohlensäure, Grubengas und Schwefelwasserstoff. Am 
empfindlichsten zeigen sich Jejunum und Duodenum, weniger Ileum 
und Reetum, am wenigsten der Diekdarm. 

Stickstoff und Wasserstoff äusserten keine Wirkung. Auch 
Sauerstoff regte keine Darmbewegungen an, brachte vielmehr die 
durch Erstickung, oder Verblutung, oder Aortenunterbindung, oder 
(local) durch Unterbindung eines Mesenterialarterienastes angeregten 
in kürzester Zeit zur Ruhe. Geschah die Einleitung von Sauerstoff in 
ein abgebundenes Darmstück, so hörte nur in ihm die dyspnoische 
Peristaltik auf. i 

Brachte B. Kohlensäure in den Darm, so trat eine sehr starke, 
anfangs peristaltische, später „rollende”’ Darmbewegung auf, die sich 
allmählich über den ganzen Darm verbreitete. Bei Einleitung der 
Kohlensäure in ein isolirtes Darmstück zeigte sich die Wirkung nur 
in diesem. Durch Injeetion von Sauerstoff oder auch durch Einspritzung 
von Kalkwasser konnten die durch Kohlensäure erregten Bewegungen 
aufgehoben werden. 

B. schliesst aus seinen und früherer Autoren Versuchen, dass so- 
wohl ÖO-Mangel, als C0,-Anhäufung die Darmbewegungen anregen 
kann: in der Frage nach dem Angrifispunkt des Reizes entscheidet 
er sich für den peripherischen Nervenendapparat. Seine Erfahrungen 
verallgemeinernd, kommt er zu dem Resultat, dass die Darmbewegung 
durch den Kohlensäuregehalt des Blutes veranlasst und die Wirkung 
dieses Reizes durch den Sauerstoff beschränkt werde. Doch gibt er zu, 
dass die Kohlensäure unter normalen Verhältnissen nicht der einzige 
Darmreiz sei. 

Grubengas rief sehr starke Darmbewegungen hervor; ebenso 
Schwefelwasserstoff, letzterer schon in minimalen Mengen und weit 
schneller als sich allgemeine Vergiftungserscheinungen bemerklich 
machten. Die durch H,S hervorgerufenen Darmbewegungen hob O nicht 
auf, wenn er sie auch mässigte. B. glaubt, dass H,S ein directer Reiz 
für die Darmnerven uud -Muskeln sei. 

Langendorff (Königsberg). 


622 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


W. Vignal. Sur laction des mikroorganismes de la bouche et des. 
matieres fecales sur quelgues substances alimentaires (6. R. Soc. 
de Biologie, Aoüt 6, 1887, p. 547; Arch. de Physiol. XIX, 3, p. 286). 

Unter den 19 Arten von Mikroorganismen, welche Vignal in der 

Mundflüssiekeit erkannt und beschrieben hat, gibt es mehrere, welche 

gekochtes Eiweiss, Fibrin, Gluten, Casein verflüssigen; andere ver- 

flüssigen die Stärke; andere bringen die Milch zum Gerinnen, oder 
invertiren Rohrzucker, oder wandeln Lactose in Milchsäure, oder 

Glykose in Alkohol und CO, um. Mehrere widerstehen der Einwirkung 

des Magensaftes: alle leben im pankreatischen Saft oder in Galle un- 

gestört fort. Sechs dieser Arten wurden im Koth wiedergefunden. Der 

Koth ist übrigens an Mikroorganismen sehr reich (20 Millionen pro 

Decigramm Substanz). 

Diese Mikroorganismen spielen vermuthlich eine nicht unbedeutende 

Rolle bei der Darmverdauung der Nahrungsstoffe. 

Leon Frederieq (Lüttich). 


Physiologie der Sinne. 


A. Forel. Esxperiences et remarques critiques sur les sensations des 
insectes. 1I° partie. Nouvelles et anciennes experiences. (Recueil 
zoologique suisse, T. IV, N’ 2, 1887). 

Der Autor stellt sich zuerst die Frage, ob die Ameisen das 
Ultraviolett sehen, oder blos durch die Haut fühlen. Nach einem 
kurzen Bericht der dahin zielenden Untersuchungen von V. Graber 
und Engelmann gibt F. eine Beschreibung seiner eigenen Unter- 
suchungsmethode. Er hat eine Reihe von Ameisen durch Auftragen 
von Lack, welcher mit Russ vermischt war, blind gemacht und 
sefunden, dass sich die so behandelten Ameisen durch nichts in ihrem 
(rebaren von sehenden Ameisen unterscheiden. Ein schwacher Licht- 
schein ist ihnen wahrscheinlich geblieben, denn, in den Wald an den 
Rand des Nestes getragen, hielten sie sich mit Vorliebe ausserhalb 
desselben „im Lichte auf. 

Hierauf bringt F. seine lackirten Ameisen in eine Schachtel, welche 
mit einer Glasplatte zugedeckt wird. Auf dieses Glas lest er eine 
Scheibe von Kobaltglas, welches ultra-violette Strahlen des Spee- 
trums durchlässt, daneben ein Rähmehen mit Glasboden, angefüllt 
mit einer wässerigen Aeseculinlösung. Diese letztere absorbirt im 
Gegensatz zum Kobaltglas die ultravioletten Strahlen; ferner eine 
Schale mit Wasser, bestimmt, die Wärmstrahlen zu vermindern, sowie 
ein Stück Pappendeckel, welches Schatten gibt. Indem er diese vier Gegen- 
stände in den verschiedensten Anordnungen verwendet, kommt er nach 
zahlreichen Versuchen zu folgenden Resultaten: 1. Die Ameisen nehmen 
das Licht wahr, hauptsächlich das Ultraviolett, wie schon Lubbock 
gezeigt hat. 2. Sie scheinen das Ultraviolett hauptsächlich mit ihren 
Augen wahrzunehmen, d. h. sie sehen es, denn wenn dieselben mit 
einer Firnissschicht überzogen sind, zeigen sie sich dafür fast gleich- 
giltig, sie reagiren dann nur auf das directe Sonnenlicht, oder zum 
mindesten auf ziemlich helle Beleuchtung. 3. Die angestellten Experimente 
scheinen darzulegen, dass die Hautempfindungen bei den Ameisen 
geringer sind als bei den von Graber untersuchten Thieren. 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. 623 


F. berichtet ferner über die Fähigkeit der Ameisen, sich 
nach längerer Trennung wieder zu erkennen. Eine Anzahl von 
sefangenen Camponotus ligniperdus wurde nach 41 Tagen an ihr 
Nest zurück gebracht. Sogleich entwickelte sich zwischen ihnen und 
den ehemaligen Stammesgenossen ein heftiger Kampf, an welchem 
sich auch die mit Firniss geblendeten Ameisen betheiligten. Nachdem 
diese Feindseligkeiten ein paar Tage gedauert und mehreren das Leben 
sekostet hatten, stellte sich der Friede wieder her. Eine zweite Serie 
von Gefangenen wurde nach achttägiger Abwesenheit an das Nest 
gebracht, diese wurden sogleich wieder erkannt und als Freunde be- 
grüsst. Die individuellen Unterschiede im Erinnern und Erkennen 
sind übrigens bei den Ameisenarten sehr grossen Schwankungen unter- 
worfen; man kennt Fälle, wo die Ameisen sich nach mehr als ein- 
jähriger Trennung wieder erkannten und solche, wo die aus dem 
Nest genommene Nymphe nach vier Tagen von den früheren Pflegerinnen 
auf das heftigste angegriffen wurde. 

Verf. stellt bezüglich der Nebenaugen die Hypothese auf, dass die- 
selben für relativ schwaches Licht bestimmt sind, sowie zur Wahr- 
nehmung der Bewegung von nahen Gegenständen. Wir sehen die 
Nebenaugen bei Bienen, Wespen, männlichen und weiblichen Ameisen, 
die zum Theil darauf angewiesen sind, in ihren halbdunklen Nestern 
zu leben. 

Wie vortrefflich die Hymenopteren aus der Höhe die Gegend über- 
blicken und sich darin orientiren, geht aus den schönen Experimenten 
von J. H. Fabre (souvenirs entomologiques; 1879) hervor,jwelcher vor- 
her markirte Inseeten bis auf drei bis vier Kilometer von ihrem Nest 
entfernte, und dieselben im Zeitraume von einer Viertel- bis zu einer 
ganzen Stunde zurückkehren sah. Der Geruch oder der Sinn der 
Antennen wird von F. folgendermassen definirt: Ein specieller Sinn 
welcher dem Thier erlaubt, auf Entfernung die chemische Beschaften- 
heit von verschiedenen Körpern zu entdecken. Das reine Experiment 
stösst hier auf grosse Schwierigkeiten, denn Gesichts- und (rehörs- 
eindrücke müssen eliminirt werden, ehe man von reinen Geruchs- 
empfindungen sprechen kann. F. polemisirt hier gegen V. Graber 
und mehrere andere Forscher und kommt nach Mittheilung zahlreicher 
interessanter Versuche zu dem Schlusse, dass der Geruchssinn seinen 
Sitz zweifellos in den Antennen habe; Thiere, denen er dieselben ab- 
geschnitten, oder durch einen Ueberzug von Paraffin unbrauchbar 
gemacht hatte, sind unfähig, ihren früheren Lebensgewohnheiten nach- 
zugehen, während andererseits Wespen, denen der Kopf bis zu den 
Augen, selbst der Pharynx exstirpirt, deren Antennen aber intact ge- 
blieben waren, den Honig noch immer aufsuchten und fanden, genau 
wie gesunde Wespen und es, wenngleich umsonst, versuchten, ihn zu 
essen (Libellen und Cicaden). „Bei vielen Inseeten, welche sich haupt- 
sächlich des Gesichtes bedienen, um ihren Weg zu finden, sind die 
Antennen rudimentär, ihr Geruch mangelhaft. Bei Nacht sind diese 
Inseeten unbeweglich. Der Geruchssinn befindet sich in den Antennen 
vor Allem in den verdickten oder verzweigten Theilen derselben. Bei 
manchen Inseeten sind die Antennen steif, bei andern beweglich: bei 
letzteren dienen sie dazu, entfernte Gegenstände zu wittern und er- 


624 Centralblatt für Physiologie, Nr. 23. 


reichbare zu betasten. Die Hymenopteren haben solche Antennen: mit 
ihrer Hilfe wittert das Männchen das Weibchen auf grosse Ent- 
fernungen; parasitische Insecten entdecken das überdeckte Aas, 
bestimmt, ihren Nachkommen zur Nahrung zu dienen.” 

Der Geschmacksinn ist bei den Insecten erst wenig beobachtet 
worden, doch bringt F. nebst Literaturangaben auch eigene Versuche 
über diesen Gegenstand. Ameisen geben manchen Speisen den Vorzug 
vor anderen, sie wählen dieselben. Schädliche, giftige Substanzen sind 
sie nicht im Stande zu unterscheiden; die Wirkung der Gifte ist auf 
die verschiedenen Inseetenarten eine sehr verschiedene, Arsenik tödtet 
z. B. die Mücken, während hunderte von Myrmica scabrinodis ohne 
Schaden davon assen. 

Strychnin subeutan applicirt ruft bei Ameisen keine Krämpfe 
hervor und dieselben sterben erst sehr langsam daran, während Morphium 
schon in kleinen Dosen heftige Convulsionen auslöst. F. sieht als 
Geschmacksorgan an: Die Nervenendigungen an dem Rüssel der 
Fliegen, welche Leydig schon beschrieben hat, die Nervenendigungen 
der Kiefer und der Zunge bei den Ameisen (von Meinert und F. 
selbst beschrieben),. endlich das Nervenorgan im Gaumen oder im 
Epipharynx (von Wolff beschrieben). Das Gehör der Insecten scheint 
sehr mangelhaft zu sein. Sobald F. die mechanische Ersehütterung, 
für welche die Insecten ungemein empfindlich sind, ausschloss, fand 
er sie anscheinend taub für alle Arten von Geräuschen und Tönen; 
nur einige Orthopteren scheinen eine Ausnahme zu bilden. j 

Auch hier bespricht F. die Untersuchungen von Graber und 
manchen anderen Autoren. Der Tastsinn ist bei den Insecten sehr 
hoch entwickelt, die leiseste Berührung genügt, um dem Insect lebhafte 
Eindrücke zu vermitteln. Der Temperatursinn ist bei den Ameisen 
sehr ausgebildet und zeigt sich in der Art, wie sie die wechselnde 
- Tagestemperatur für ihre Larven auszunützen wissen. Schmerz empfinden 
die Inseeten wohl im geringeren Masse als die warmblütigen Thiere, 
sonst wäre es wohl unmöglich, dass eine Spinne ihr soeben abge- 
schnittenes Bein auffrisst oder eine Raupe sich selbst zu verzehren 
beginnt, wie F. das mehr als einmal beobachtet hat. 

Man kann sagen, dass die Inseeten fünf deutlich ausgesprochene 
Sinne haben, die den unseren ziemlich analog sind, aber ihre respec- 
tiven Leistungen sind untereinander sehr verschieden. 

Verf. betont, dass der eine oder der andere Sinn bei den Arten, 
sowie bei den Individuen verschieden stark ausgebildet ist und dann 
dem Thier sein Gepräge aufdrückt. Neben den zahlreichen Instincten 
entbehrt das Inseet aber keineswegs der intelleetuellen ‘Fähigkeiten, 
d. h.neben den sich unbewusst zweekmässig abspielenden Vorgängen 
gehen bewusste zweckmässige Impulse von ihrem Centralnervensystem 
aus, welche es ihnen ermöglichen, die gleichsam in eine fixe Form 
gebraehten Instinete verschieden zu combiniren und zu verwenden. 

Siem. Exner (Wien). 
R. Jacobi. Ein merkwürdiges Sensibilitätsphänomen (Berl. Klin. 
Wochenschr. Nr. 23, $S. 412 und Nr. 25, 8. 452). 

Verf. erlitt im unteren Theile des ersten Drittels des Vorderarmes 

eine Continuitätstrennung des Stammes des N. radialis, des Hautastes 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. 625 


des Radialis und des N. medianus. Ausser anderen Folgeerscheinungen 
wurde besonders eine Anästhesie im gesammten Hautgebiete des Medianus 
und Radialis notirt. Im Verlaufe des zweiten Jahres hiernach wurde 
jenes „merkwürdige Sensibilitätsphänomen” bemerkt, welches als 
sensible Irradiationserscheinung aufzufassen ist, wobei jede durch 
irgend einen Reiz hervorgerufene Empfindung innerhalb des Gebietes 
der ursprünglichen totalen Anästhesie auf ein bis drei weitere Punkte 
irradiirt. Jedem Reizpunkte entspricht eine Anzahl bestimmter und 
stets durch einen neuen Reiz wieder hervorzurufender Irradiations- 
punkte theils desselben, theils des normal nicht zum Reizpunkte 
gehörigen Innervationsgebietes. Diese Erscheinung ist auch jetzt noch, 
etwa ein Decennium nach der Verletzung, zu constatiren, nur dass 
zur Hervorbringung desselben stärkere Reize nothwendig sind. 

Zur Erklärung dieses Phänomens recurrirt Verf. auf seine Theorie 
von der Collateralinnervation der Haut. Da nun in letzter Zeit dieser 
Gegenstand auch noch von einer anderen Seite, von Vanlair 
(Recherches critiques et experimentales sur l’innervation de la peau. 
— Arch. de Biol. 1886, p. 433) ausführlich erörtert ist, so dürfte 
ein kurzer Ueberblick über den jetzigen Stand der Frage vielleicht 
willkommen sein. 

Nicht selten tritt nach der Durehschneidung eines sensiblen oder 
gemischten Nerven entweder gar keine oder nur eine unvollkommene. 
respective vorübergehende Anästhesie ein. Eine ältere Theorie, deren 
Vertreter besonders Arloing und Tripier waren, zog zur Erklärung 
die Rückläufigkeit und Reeiprocität der peripheren Fasern, also eine 
periphere Communication, eine Anastomosirung sensibler Fasern ver- 
schiedener Nervenstämme untereinander heran. 

Diese Lehre, hauptsächlich durch Cl. Bernard gestützt, fand 
wohl allgemeine Anerkennung, bis J. im Jahre 1884 in einer sehr 
ausführlichen Studie (Arch. f. Psych., Bd. XV, 1884) eine andere 
Theorie an ihre Stelle zu setzen versuchte. J. nimmt an, dass in der 
- Haut Nervenbögen vorkommen, deren beide Schenkel in gesonderte 
centripetale Bahnen übergehen, welche im Spinalganglion zu je einer 
Bahn zusammengefasst werden. Die diesen Nervenbögen zugehörigen 
sensiblen Endapparate der Peripherie sollen in die Bögen derartig 
eingeschaltet sein, dass der an einem peripherischen Endapparate ent- 
standenen Erregung die beiden Schenkel eines solchen Bogens als 
Bahnen zum Centrum hin offen stehen. Der eine Schenkel eines 
solchen Bogens mag ganz in dem Stamme und in den Verzweigungen 
des Medianus verlaufen, der andere aus dem Stamme des Medianus 
abbiegend zum Radialis gelangen, dessen Verzweigungen folgen und 
in der Haut zum Ausbreitungsgebiete des Medianus zurückkehrend, 
den Bogen durch Zusammentretfen mit dem ersten Schenkel schliessen. 
Wird nun der Medianus peripher vom Abgange des zweiten Schenkels 
durchschnitten, so entsteht sowohl die Empfindung an sich als auch 
ihre richtige Localisation durch Vermittlung des zweiten, vom Schnitt 
nicht getroffenen Schenkels, welcher die Verbindung zwischen peri- 
pherischem und centralem Endapparat noch unterhält. 

Vanlair wendete nun gegen diese Theorie J.'s ein, dass derselben 
bisher keine einzige histologische Beobachtung als Stütze zur Seite 


626 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


stehe und dass sie nicht als eine Lösung des Problems. sondern nur 
einfach als eine Hypothese aufgefasst werden müsse, für welche die 
experimentellen Grundlagen bisher noch fehlen. Auch Vanlair ent- 
scheidet diese Frage nicht definitiv, er macht nur darauf aufmerksam, 
dass wir vielleicht einen Ueberschuss von sensibler Innervation 
besitzen und von der Gesammtsumme unserer Hilfsmittel unter den 
sewöhnlichen Verhälnissen nicht (Gebrauch machen. Bei Gelegenheit 
seiner Versuche über die Regeneration von Nerven hatte er gefunden, 
dass bei einem Hunde, dessen Ischiadieus durehschnitten war, die 
Sensibilität der unteren Extremität zu einer Zeit vollkommen wieder- 
hergestellt erschien, wo die Regeneration noch fehlte. Aus einer An- 
zahl experimenteller und klinischer Beobachtungen glaubt er schliessen 
zu dürfen, dass die normale oder quasinormale Sensibilität nieht die 
vollkommene Unversehrtheit der mit dieser Funetion betrauten Nerven 
erfordere. Dadurch sei die vollkommene oder fast vollkommene Er- 
haltung der Sensibilität in einer bestimmten Hautpartie trotz Fortfall 
eines sehr grossen Theiles der Nervenfasern, welche dieselbe ver- 
sorgen, erklärlich. 

Nicht erklärt bliebe aber das oben beschriebene Sensibilitäts- 
phänomen J.'s, dessen Unverständlichkeit dagegen abnehmen würde, 
wenn man sich auf den Boden der Theorie J.'s von der Collateral- 
innervation stellte und die Annahme hinzufügte, dass an der Schnitt- 
stelle eines sensiblen Nerven (des Radialis z. B. peripher von dem 
Zutritt von Schenkeln der oben beschriebenen zweiten Art aus dem 
Stamme des Medianus) zwei zu” verschiedenen centralen Projeetions- 
gebieten (Radialis und Medianus) gehörige Fasern des centralen 
Stumpfes mit einer dem Ausbreitungsgebiete des einen Nerven 
(Radialis) zugehörigen Nervenfaser des peripherischen Stumpfes ver- 
wachsen könnten. Bei Reizung eines Punktes im Ausbreitungsgebiete 
des Radialis würde dann gleichzeitig mit der richtig localisirten 
Empfindung eine andere, in das Ausbreitungsgebiet des Medianus 
projieirte, entstehen können. Joseph (Berlin). 


M. Knies. Ueber Farbenempfindung und Farbenstörungen (Arch. für 
Augenheilkunde XVII, 4, S. 379). 

Der Verf. versucht an die Stelle der Young-Helmholtz schen und 
der Hering’schen Theorie der Farbenempfindung eine neue zu setzen, 
die von den Mängeln der beiden früheren frei ist und die Vortheile 
derselben vereinigt. Am kürzesten lässt sich die neue, die K.’sche 
Theorie an der Hand einer Entwickelungshypothese skizziren: 

„Ursprünglich bestand nur einfache Helldunkelempfindung, Achromo- 
psie; diese differenzirte sich später in Helldunkelempfindung für die 
weniger brechbaren und für die brechbareren Strahlen des Speetrums, 
die warme und kalte Farbenempfindung, die natürlich complementär 
sein müssen (Diehromopsie). Weiterhin fand diese Differenzirung noch- 
mals statt und wir haben dann die vier Grundfarbenempfindungen 
des normal Farbensehenden.” 

Diese vier Grundfarbenempfindungen sind Roth und Gelb, welche 
K. äussere und innere Warmempfindung (A. W. und I. W.) nennen 
will und Himmelblau und Violett, oder innere und äussere Kaltempfindung 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. 627 


(I. K. und A. K.). Durch Combination dieser vier Grundempfindungen 
entstehen sowohl alle anderen Farbennuancen als auch die Empfindung 
Weiss in verschiedener Abstufung der Helligkeit; Schwarz ist lediglich 
Uontrasterscheinung und tritt dann auf, wenn unbeleuehtete Netzhaut- 
stellen an beleuchtete grenzen. Complementär zu einander sind Roth 
und Himmelblau (Il. K.), ferner Gelb (I. W.) und Violett (A. K.) und 
endlich Roth und Gelb N und Himmelblau und Violett anderer- 
seits; dagegen sind Gelb und Himmelblau einander nicht complementär, 
sondern combiniren sich zu der Empfindung Grün. 

Zur Begründung dieser Theorie führt K. Beobachtungen an Ge- 
sunden und an Farbenblinden an, von denen ich nur Folgendes wieder- 
geben will: Wenn man einen weissen Streif auf schwarzem Grunde 
durch ein Prisma (brechende Kante dem Streif parallel) betrachtet, 
so werden vier Farbensäume sichtbar, nämlich an der einen Seite des 
Streifens ein rother und ein gelber, auf der anderen ein blauer und 
ein violetter Saum. Entfernt sich der Beobachter von dem Streifen, so 
verbreitern sich die Säume und fallen schliesslich theilweise aufeinander; 
wo telb (I. W.) und Blau (I. K.) zur Deckung kommen, entsteht nun 
nicht etwa Weiss, sondern Grün. Stellt man dies Experiment mit einem 
diehromatisch Farbenblinden an, so besteht die Warmempfindung und 
die Kaltempfindung aus je nur einer Farbe, z. B. ein dichromatisch 
Violettblinder sieht auf der einen Seite des a Streifens nur einen 
orangefarbenen, auf der anderen nur einen blaugrünen Saum. 

Die Unterscheidung zwischen diehromatisch und zwischen tetra- 
chromatisch Farbenblinden, sowie die Anwendung der K.'schen "Theorie 
auf die Thatsachen der physiologischen Optik muss im Original nach- 
gelesen werden. A. E. Fiek (Zürich). 


W. Schön. Der Accommodationsmechanismus und ein neues Modell 
zur Demonstration desselben (Du Bois-Reymond’s Arch. 1887, 
3 und 4, 8. 224). 

Sch.'s Beschreibung des Accommodationsmechanismus weicht von 
der üblichen Darstellung der Lehrbücher nicht unwesentlich ab. Seine 
Ansicht entwickelt der Verf. aus mehreren Thesen (cf. W. Schön, 
Die Accommodationsüberanstrengung und deren Folgen, Gräfe’s Arch. 
f. Ophth. XXXIIL, 1), deren wichtigste folgendermassen lauten: 

1. Die Zonula besteht aus einem vorderen und einem hinteren 
Blatt, die bei der Accommodation nicht in gleicher Weise gespannt 
oder erschlafft werden, sondern sich ganz verschieden verhalten. 

2. Der Musculus eiliaris besteht aus: a) äusseren Meridionalfasern, 
b) inneren Meridionalfasern, ce) Ringfasern. 

Die Fasern « und b gehen in Sehnenfasern über, welche sich 
an der Sehnervenscheide anheften 

Indem nun Sch. darauf aufmerksam macht, dass bei der üblichen 
Darstellung des Accommodationsmechanismus der hydrostatische Druck 
des Glaskörpers unbeachtet gelassen wurde. gelangt er zu folgender Ansicht: 

Im ruhenden Auge sind beide Blätter der Zonula gespannt: die 
Spannung des hinteren Blattes steigert den hydrostatischen Druck des 
Glaskörpers, der nun seinerseits auf den hinteren Linsenpol drückt 
und dazu beiträgt, die Linse abzuflachen! 


623 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


Nun contrahint sich der Musculus ceiliaris, um Accommodation 
für die Nähe zu bewirken. Die Contraction der äusseren und inneren 
Meridionalfasern hat wesentlich nur den Erfolg, den hydrostatischen 
Druck des Glaskörpers zu steigern; die &leichzeitige Contraetion der 
Ringfasern dagegen verengert und verschiebt (nach hinten) jenen 
Kreis, von dem aus die beiden Blätter der Zonula ihren Ausgangs- 
punkt nehmen. Dies hat beim vorderen Blatt der Zonula Steigerung, 
mindestens keine Verminderung der Spannung zur Folge; das hintere 
Blatt dagegen wird erschlafft. Hierdurch wird einerseits der abflachende 
Druck des Glaskörpers auf den hinteren Linsenpol aufgehoben, indem 
der Glaskörper das jetzt schlaffe hintere Blatt der Zonula in der Um- 
gebung der Linse nach vorne verschiebt, und andererseits wird es der 
Linse möglich gemacht, ihre eigene Gleichgewichtslage anzunehmen, 
i. e. sich zu verdieken, indem das vordere Blatt der Zonula jetzt 
einen Kreisbogen von kleinerem Radius bildet als zuvor. 

Dieser Ansicht gemäss ist das Modell construirt, welches einen 
meridionalen Drucksehnitt durch den Bulbus darstellt. Die Zonula wird 
durch zwei Streifen repräsentirt, die voneinander unabhängig, beliebig 
stark gespannt werden können. Gegen den hinteren Linsenpol drückt 
eine Platte, deren seitliche Verlängerungen rechts und links mit je 
einem Fuss gegen das hintere Blatt der Zonula drücken; der Druck 
auf die Platte und ihre Verlängerungen wird von zwei federnden 
Streben geliefert, die im Inneren des Bulbus sich befinden und den 
hydrostatischen Druck des Glaskörpers yorzustellen haben. Die Wirkung 
der drei verschiedenen Faserarten des Oiliarmuskels kann durch besondere 
Veranstaltungen isolirt nachgeahmt werden. Es genügt aber zur 
Demonstration. den Ringmuskel ‘allein spielen zu lassen. Indem der- 
selbe jenen Kreis verkleinert und nach hinten verschiebt, von dem 
die beiden Zonulahlätter ausgehen, kommt schon Verdickung der 
Linse und stärkere Krümmung der vorderen Linsenfläche zu Stande. 

A. Eugen Fick (Zürich). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systems. 


J. Nussbaum. Ueber die wechselseitigen Beziehungen zwischen den 
centralen Ursprungsgebieten der Augenmuskelnerven (Wiener med. 
Jahrbücher II, 1887). 


N. hat unter der Leitung OÖbersteiner’s eine sorgfältige Nach- 
untersuchung der Angaben von Duval und Laborde angestellt, welche 
Autoren bekanntlich behauptet haben, dass die als „hintere Längs- 
bündel” beschriebenen Faserzüge der Oblongata gekreuzte Verbindungen 
zwischen den Kernen des Abducens, Trochlearis und Oculomotorius 
enthalten. Er verarbeitete das Gehirn einer Stägigen und das einer 
1Stägigen Katze zu Basalschnitten, welche parallel dem Boden des 
vierten Ventrikels geführt wurden, und bediente sich der Weigert- 
Pal’schen Färbung mit nachfolgender Karminbehandlung der Schnitte. 
Seine Ergebnisse widersprechen den Angaben von Duval und Laborde 
zwar nicht geradezu, sind aber weit entfernt, . dieselben zu bestätigen: 
Von dem Abducenskerne jeder Seite gehen einzelne diffuse Faserbündel 


NT, 23. Ceatralblatt für Physiologie. 629 


aus, welche sich dem hinteren Längsbündel beigesellen. Die Oculo- 
motoriuskerne beider Seiten sind durch Commissurfasern verbunden. 
Eine gekreuzte Verbindung des hinteren Längsbündels mit den Kernen 
des Oculomotorius und des Trochlearis lässt sich nicht nachweisen, 
dagegen findet sich ventral von den Oeulomotoriuskernen und ein 
wenig cerebralwärts von der Bindearmkreuzung eine breite Kreuzung 
von F asern, in welche Längsfasern der Haube, die dem hinteren Längs- 
bündel benachbart sind, eingehen und an der möglicherweise auch 
Fasern des hinteren Längsbündels selbst Antheil haben könnten. Diese 
Kreuzung (welehe sieh mit der sogenannten fontaineartigen Hauben- 
kreuzung Meynert’s identifieiren lässt) hat aber nichts mit den 
Kernen des Oculomotorius zu thun, ihre Fasern setzen sich vielmehr 
zum Theil in die Randfasern des Aquäductes fort (Meynert's Quin- 
tusstränge), zum anderen Theil laufen sie direct gegen die seitliche 
Begrenzung des vorderen Vierhügelpaares. Sigm. Freud (Wien). 


L. Hirt. Zur Localisation der corticalen Kaumuskellähmung beim 
Menschen (Berl. klin. Wochenschr. Nr. 27, 1887). 

Die Erfahrungen der letzten Jahre haben die Vermuthung, dass 
die Kaumuskeln einer Seite mit beiden Hemisphären in Verbindung 
stehen und man corticale Lähmungen derselben deshalb fast nur oder 
nur bei doppelseitigen Rindenläsionen zu sehen bekommt, bestätigt. 
Bei der Seltenheit solcher Fälle sind unsere Kenntnisse hierüber noch 
recht unvollkommen. Verf. nun publieirt einen Fall, in welchem fast 
vollständige Lähmung der beiderseitigen Kaumuskeln durch einen 
Tumor von Haselnussgrösse erzeugt war, -der linkerseits dem unteren 
Drittel der vorderen Centralwindung und einem Theile des Fusses 
der unteren und mittleren Stirnwindung aufliegt und seine nächste 
Umgebung zur Erweichung gebracht hat. Dieser Fall ‚bestätigt also 
die Annahme, „dass das motorische Rindenfeld des Trigeminus das untere 
Drittel der vorderen (linken) Öentralwindung und den angrenzenden 
Fuss der zweiten und dritten Stirnwindung umfasst, und dann beweist 
er, dass auch eine nur einseitige Läsion der Rinde, und zwar der linken 
Hemisphäre genügt, um die Trigeminusmuskeln beider Seiten zu lähmen’’ 

Der Fall entspricht also insoferne der Regel, als er zeigt, dass in 
der That die in normaler Weise gewöhnlich gleichzeitig innervirten 
Muskeln der beiden Seiten in einer (hier der motorisch ausgebildeteren 
linken) Hemisphäre vertreten sind, bildet aber eine Ausnahme dadurch, 
dass diese Muskeln nicht auch von der anderen Hemisphäre aus in- 
nervirt werden konnten. 

Bemerkenswerth ist noch, dass die Patientin an heftigen Gesichts- 
schmerzen litt, welche das ganze Gebiet des sensorischen Trigeminus 
umfassten. 

Ein zweiter bohnengrosser Tumor fand sich in der Gegend 
der Fissura parieto-occipitalis derselben Seite und scheint Keinerlei 
Symptome hervorgerufen zu haben. Siem. Exner (Wien). 


M. Bernhardt. Neuropathologische Beobachtungen (Oentralbl. f. Nerven- 
heilkunde 1887, Nr. 14, S. 417). 

Bei den angeführten Fällen, in welchen es sich wahrscheinlich 

um gliomatöse Degeneration und Höhlenbildung in der centralen 


30 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


grauen Substanz des Halsmarks handelt, ist besonders interessant die 
relativ sehr geringe oder ganz fehlende Herabsetzung der Berührungs- 
empfindliehkeit und des Muskelgefühls gegenüber dem fast totalen 
Verlust der Schmerzempfindlichkeit in dem paretischen und atrophi- 
schen Arm (respective Körperhälfte); die Temperaturempfindlichkeit 
war stark herabgesetzt. Die Betheiligung der einen Gesichtshälfte an 
den Sensibilitätsstörungen in einem Fall führt B. vermuthungsweise 
auf eine Betheiligung der aufsteigenden Trigeminuswurzel zurück. 
Trophische Störungen, die in anderen Fällen von Syringomyelie zum 
Theil fehlten, waren in den drei hier berichteten Fällen nachzuweisen: 
Haarausfall in der Achselhöhle der affieirten Seite, Schrunden-, Blasen- 
und Geschwürsbildung der Haut. In zwei Fällen bestand Hyperhidrosis 
und Pupillenerweiterung auf der affiecirten Seite. Letzteres weist auf 
einen pathologischen Reizzustand im Budge'schen Öentrum eiliospinale 
in der untersten Cervical- und obersten Dorsalpartie des Marks derselben 
Seite hin. Ziehen (Jena). 


Bernh. Rawitz, Das centrale Nervensystem der Acephalen (Jenaische 
Zeitschrift für Naturwissenschaft, XX. Bd., N. F., XM). 


Aus dem Inhalt dieser Abhandlung soll hier blos dasjenige 
referirt werden, was von allgemein histologischem Interesse ist. Zur 
Isolation empfiehlt Verf. eine Mischung von einem Theil Alkohol auf 
drei Theile Wasser, verdünnte Lösungen von Kalium bichromieum 
und von Pikrinsäure; zur Härtung eine 5procentige Lösung von Kali 
bichromieum und die Kleinenberg’sche Pikrinschwefelsäure;: zur 
Färbung Rubin, Saffranin und ammoniakalische Karminlösung in der 
von @erlach angegebenen starken Verdünnung. Die Ganglienzellen um- 
geben als mehrschichtige Rinde die centrale „Leydig’sche Punktmasse’”; 
sie sind von birn- bis keulenförmiger Gestalt; der Fortsatz senkt sfch 
in die Punktmasse ein. Der Kern ist bläschenförmig, wasserklar und 
enthält ein bis zwei Nucleolen. Seine Lage in der Zelle ist verschieden. 
Ausserdem liegt manchmal in den Zellen Pigment. Sie sind membran- 
los. Colliquative Reagentien lassen aus den Zellen ölige Tropfen aus- 
treten und machen eine netzförmige Structur deutlich. Nach der Ein- 
wirkung fixirender Reagentien ist der Zellleib gleichmässig fein 
granulirt, der Kern zeigt eine deutliche Membran und ein Gerüst. 
Das Kernkörperchen färbt sich intensiv, ein Nucleolus ist nicht vorhanden. 
Die meisten Zellen sind unipolar, mit einem bis drei Kernen; doch 
sind die einkernigen am häufigsten. Der Fortsatz der unipolaren löst sich 
entweder in feinste Reiserchen auf, oder er geht unmittelbar ungetheilt 
in den Nervenstamm über. Verf meint, dass man weder an Isolations- 
noch an Schnittpräparaten Zellen, deren Fortsätze zum Theil ab- 
getrennt worden, fälschlich für unipolar ansehen könne. Am seltensten 
sind bipolare Zellen, von denen der Verf. drei Arten unterscheidet; 
oppositopole, geminipolare und pseudobipolare; bei den letzteren zeigt 
nur ein Fortsatz die gewöhnliche, von derjenigen des Zellleibs ab- 
weichende Structur der Fortsätze, der andere verhält sich sc wie 
der Zellleib. Die multipolaren Zellen zeigen einen Haupt- und mehrere 
Nebenfortsätze. Ersterer entspringt an der Längsachse der Zelle, die 
sich hier konisch zuspitzt; er ist auf grössere Strecken zu isoliren 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. 631 


und geht in die Leydig’sche Punktmasse hinein. Multipolare Ganglien- 
zellen, die sich vereinzelt auch in der „Punktmasse’ finden und dort 
als Schaltzellen bezeichnet werden, haben keinen „Hauptfortsatz”, aber 
zahlreiche protoplasmatische „Nebenfortsätze”. Die Fortsätze der 
(ranglienzellen sind varicös oder feinfibrillär, ohne Varicositäten. 
schmal oder breit; die schmalen Fortsätze stets varieös. Alle diese 
Fortsätze theilen sich. Die Fortsätze gehen entweder direct und stets 
ungetheilt zum peripherischen Nervenstamm („Stammfortsatz”), oder 
sie senken sich in die centrale Substanz ein und zerfallen in feinste 
Fäserchen („Marksubstanz), oder sie verbinden Ganglienzellen unter- 
einander („Protoplasmafortsatz"). Die Zellen mit Stammfortsatz sind 


. stets unipolar und stehen mit keinem Nachbargebilde in Verbindung. 


” 


Protoplasmafortsätze haben die pseudobipolaren, die multipolaren und 
die kleinsten unipolaren Zellen, Markfortsätze haben alle Zellen. mit 
Ausnahme derjenigen, welche einen Stammfortsatz haben. (Offenbar 
haben auch die kleinsten unipolaren Zellen, deren einziger Fortsatz 
Protoplasmafortsatz ist, keinen Markfortsatz. Ref.) Diese Markfortsätze 
haben ausnahmslos fibrilläre Zeichnung: keine Zelle hat ihrer mehr 
als einen. Auch bei den oppositipolen Zellen, welche noch am ehesten 
als solehe betrachtet werden konnten, die zwei Markfortsätze haben, 
ist der eine „nur die Fortsetzung des Markfortsatzes einer anderen 
Zelle”, so dass Verf. diese Zellen als „kern- und protoplasmahaltige 
Interpolationen der Nervenfasern, nicht als Nervenzellen sensu strietiori’ 
ansieht. Die Nervenzellen, respective ihre Forstsätze, hängen in den 
verschiedensten Combinationen zusammen: indem die Fortsätze zweier 
oder dreier unipolarer Zellen sich vereinigen; indem die Fortsätze 
einer oder zweier unipolarer Zellen sich mit einem Fortsatz einer 
oppositipolen vereinigen; indem sich oppositipole Zellen untereinander 
verbinden: indem die Fortsätze multipolarer Zellen nach convergirendem 
Verlauf sich vereinigen. oder ein Protoplasmafortsatz eine Verbindung 
zwischen zwei derartigen Zellen bildet; endlich confluiren die proto- 
plasmatischen Fortsätze multipolarer Zellen mit Schaltzellen. Ausser- 
dem aber sah Verf.. und zwar auf Schnittpräparaten, häufig viele 
(bis sechs) unipolare Zellen sich zum Theil untereinander vereinigen. 
und dann ihre Vereinigungs- oder ursprünglichen Fortsätze zu einer 
multipolaren Zelle gehen. Die unipolaren Zellen liegen in der äussersten 
Schiehte, die multipolaren in der innersten. — Verf. zieht aus seinen 
Befunden den Schluss: „Die unipolaren, geminipolen und pseudobi- 
polaren Zellen sind somit die einzigen. von denen eine nervöse Er- 
regung ausgehen. respective in denen sie allein pereipirt werden 
kann, während die multipolaren Sammelorte für diese Reize sind, die 
oppositipolen nur ‚als Faseranschwellungen betrachtet werden können. 
(Dieser Schluss von dem morphologischen auf das functionelle Ver- 
halten scheint dem Ref. nicht dringend.) Der Markfortsatz der multi- 
polaren Ganglienzellen soll dem Deiters’schen Fortsatz der polyklonen 
Ganglienzellen im Vorderhorn des Rückenmarks der Vertebraten 


 homolog sein. In der von Leydig sogenannten „centralen Punktmasse” 


findet Verf. ausser den Schaltzellen ein feinstes Netz, dessen Knoten 
etwas verdickt sind, varicöse Fäserchen, die ein Product des Netzes 
sind. und sich aus zwei bis drei Netzfibrillen in der eentralen Masse 


632 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


selbst entwickeln, um in den peripherischen Nervenstamm einzugehen. 
Dieser besteht grösstentheils aus solehen, dem centralen Netz ent- 
stammenden Fibrillen, daneben nur aus wenigen directen Zellfortsätzen 
(Stammfortsätzen). Ausserdem aber sah Verf. nach gewissen Behand- 
lungsweisen (Maceration in verdünntem Alkohol, Färbung mit Karmin, 
Anilinfarbe, Gold; Zusatz von Ammoniak zu dem in indifferenter Flüssig- 
keit zerzupften Ganglion) aus der „centralen Punktmasse” myelinartige 
Tropfen austreten, die in ihrer äusseren Erscheinung denjenigen aus 
den markhältigen Fasern der Wirbelthiere eleichen, sich aber mit 
Ueberosmiumsäure nicht schwärzen. Aus diesem Vorkommen leitet 
Verf. die Berechtigung ab, nach dem Vorgange von Dietl von „Mark- 
nasse” zu sprechen, und diese der weissen Substanz im Gehirn der 
Vertebraten homolog zu setzen, während die Zellrinde der grauen 
tinde homolog ist. Binde- oder Stützgewebe ist in der „Marksubstanz” 
nicht enthalten. Das centrale Nervennetz entsteht durch Verflechtung 
(der Theilungsproducte der Markfortsätze. 

Die peripherischen Nerven haben ein Neurilemm mit Kernen; sie 
bestehen aus einzelnen Achsenfibrillen, die durch eine homogene Masse, 
welche keine Myelinformen bildet, voneinander getrennt sind, ohne 
weitere Unterabtheilungen. Ausserdem finden sich Kerne im Inneren 
des Nerven, die von denen des Neurilemms verschieden sind, Reihen 
von Körnchen, und sind zuweilen oppositipole Ganglienzellen ein- 
geschaltet. 

Die Ganglien haben eine innere, aus mehreren structurlosen La- 
mellen bestehende Hülle, welche sich auf den Nerven fortsetzt und 
dem Ganglion enge anliegt. und eine äussere Hülle, die dasselbe 
meistens lose umgibt und aus einem bindesewebigen Netz mit Zellen 
besteht. Bei den Unioniden sind in dieselbe Krystalle wahrscheinlich von 
phosphorsaurem Kalk eingelagert. Bei Pekten senken sich Fortsätze 
der inneren Hülle zwischen die Zellen des Ganglions ein. 

Bezüglich der makroskopischen Verhältnisse der Verbindungen 
der Ganglien untereinander, ihres Aufbaues und des Faserverlaufs in 
denselben, muss auf das Original verwiesen werden. Hier sei nur er- 
wähnt, dass Verf. den Nachweis „eines weitgehenden Faseraustausches 
zwischen den ungleiehnamigen Ganglien und einer unvollkommenen 
Kreuzung zwischen den Fasern der gleichnamigen Organe” unter den 
Resultaten seiner Arbeit anführt. Öonnective und Commissuren bilden 
also ein Associationssystem, welches ermöglicht, dass irgend ein 
peripherischer Reiz an einer beliebigen Stelle des Körpers zu einer 
gleichmässigen und gleichzeitigen Action der gesammten Museulatur 
des Mantelrandes, des Fusses und der Schalen führt, ‚wie es für die 
Lebensverhältnisse der Muscheln nothwendig ist. Paneth (Wien). 


Physiologische Psychologie. 


Obersteiner. Der Hypnotismus mit besonderer Berücksichtigung seiner 
klinischen und forensischen Bedeutung (Klinische Zeit- und Streit- 
fragen, Wien 1887). 

Die 80 Seiten starke Schrift stellt sich die Aufgabe, in möglichster 

Kürze den Standpunkt zu charakterisiren, auf welchen die Lehre vom 


Dre, 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. 633 


Hypnotismus durch die Untersuchungen der letzten Jahre gebracht 
worden ist und daraus für den Arzt die Nothwendigkeit abzuleiten, 
sieh mit diesem Gegenstande näher vertraut zu machen. Auf Grund 
reichster Literaturkenntniss und eigener Erfahrung behandelt O. die 
Methode zur Herbeiführung der Hypnose, die Erscheinungen während 
der Hypnose auf dem Gebiete der Motilität, der Sensibilität, in der 
vegetativen Sphäre und die physischen Phänomene, sowie die 'That- 
sachen und Probleme, die sich an die sogenannte „Suggestion” knüpfen, 
ferner die therapeutische Verwendung der Hypnose, welche zu einer 
ansehnliechen Rolle in der Therapie der Neurosen berufen scheint, und 
die forensische Bedeutung der hypnotischen Zustände. Besonders her- 
vorzuheben ist der wissenschaftlich correcte Standpunkt des Autors, 
der sorgfältig vermeidet, als unmöglich oder als lügenhaft zurückzu- 
weisen, was über den Kreis seiner eigenen Erfahrungen hinausgeht 
und jedesmal die Frage nach der Wahrheit einer behaupteten, noeh 
als wunderbar erscheinenden Thatsache von der Frage nach ihrer Er- 
klärbarkeit durch unsere gegenwärtigen physiologise ‘hen Anse ;hauungen 
trennt. In Betreff der Beeinflussung des -Nervensystems durch den 
Maeneten vertritt O. den Standpunkt, dass ein „magnetischer Sinn” 
dem Menschen zuzusprechen sei, dessen Empfindungen in der Norm 
unter dem Schwellenwerthe bleiben, unter krankhaften Verhältnissen 
(Hypnose, Hysterie) denselben aber übersteigen. Eine, wie dem Ref. 
scheint, unzutreffiende Bemerkung macht ©. über die berühmten Ver- 
suche von Babinski bei Chareot, in welchen eine Suggestion von 
einer hypnotisirten Person auf eine andere dureh Vermittelung eines 
Magneten übertragen wird. Wenn man annehmen müsse, dass ein 
Magnet unter Umständen auf einen Mensc hen einwirkt, so dürfe es 
nicht als absonderlieh erscheinen, wenn dieser Mensch wieder einen 
zweiten beeinflusst, so wie ein maenetisirtes weiches Eisenstück die 
Eigenschaft erhält, ein zweites anzuziehen. Diese Analogie verringert 
nämlich nicht die Wunderbarkeit der Thatsache, dass ein Nerven- 
system durch andere Mittel als durch die uns bekannten sinnlichen 
Wahrnehmungen ein anderes Nervensystem beeinflussen kann. Man 
muss vielmehr zugeben, dass eine Bestätigung dieser Versuche unserer 
Weltanschauung etwas Neues, bisher nicht Anerkanntes hinzufügen und 
gleichsam die Grenzen der Persönlichkeit hinausrücken würde. 
Siem. Freud (Wien). 
L. Errera. Pourquoi dormons-nous? (Revue scientifique 1887, II, 
P-A10B): 

Die Grundfrage, welche bei Aufstellung einer Theorie des Schlafes 
beantwortet werden muss, ist die Frage nach der Entstehung des 
Schlafbedürfnisses — warum schlafen wir? E. schliesst sich in dieser 
Beziehung der Anschauung an, dass gewisse Substanzen, welehe während 
der Thätiekeit des thierischen Orsanismus und durch diese Thätigkeit 
gebildet werden, als Schlaferreger wirken. Als solehe Substanzen sieht 
er die Leukomaine an, organische Basen (fünf verschiedene), welche, 
dem Kreatin, Kreatinin und Xanthin verwandt, von Gautier aus albumi- 
noiden Körpern dargestellt worden sind. Diese Substanzen wirken er- 
müdend und schlaferregend: auf ihre Einwirkung auf die nervösen 
Centralorgane gründet E. seine toxische Theorie des Schlafes. 

Centralblatt für Physiologie. 47 


634 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


So wie die Leukomaine im wachend funetionirenden Organismus 
entstehen, sich anhäufen und schliesslich das Schlafbedürfniss erzeugen, 
werden sie während der Ruhe des Schlafes wieder eliminirt, die Nerven- 
zellen erhalten ihre Inteerität zurück. Obersteiner (Wien). 


L. Sicard. (as remarquable d’hypnotisme et de suggestion (L’encephale 
1887, .P. 1269). 

Die nicht hysterische und anfänglich nur mangelhaft hypnotisir- 
bare Person bot später eine eigenthümliche Erscheinung dar. Sie war 
nämlich im Stande, während des hypnotischen Schlafes über manche 
Dinge Auskunft zu geben, die ihr vollständig unbekannt sein mussten; 
z. B. vermochte sie Einzelheiten über die Einrichtung eines Zimmers 
mitzutheilen, in welehem sie niemals gewesen war. Richtige Auskunft 
konnte sie aber nur über solche Gegenstände geben, die S. bekannt 
waren, und auch nur dann, wenn er sie dabei mit seiner Hand hielt. 
Sobald er um etwas fragte, was er selbst nicht wusste, erhielt er 
falsche Antworten. S. erklärt diese Erscheinung durch eine Art un- 
bewusster Suggestion mentale. OÖbersteiner (Wien). 


Zeugung und Entwickelung. 


J. B. Carnoy. Conference donnde ü la societE belge de Microscopie. — 
Les Globules polaires de l’Ascaris elavata. — Normalite des figures 
cinetiques. — Variations des cineses; Terminologie concernant la 
division. — Reponse ü Flemming (La ÜCellule III, 2, p. 225). 

Diese Arbeiten enthalten sehr ausführliche Beschreibungen der 

Vorgänge bei der Ausstossung der Richtungskörperehen der Eier 

verschiedener Nematoden, vor Allem von Ascarisarten. — Bei Ascaris 

megalocephala (Parasit des Pferdes) und bei einer Ascaridenart des 

Hundes besteht die erste chromatische Figur aus acht Stäbchen, von 

denen vier im ersten Richtungskörperchen ausgestössen werden. Die 

Ausstossung erfolgt nicht durch ein Loch, sondern unter Bildung einer 

Zellplatte; was ausgestossen wird. ist eine Zelle, kein Kern. Die Stäbchen 

theilen sich nicht. weder longitudinal noch transversal. Dann bildet 

sich eine zweite chromatische Figur aus vier Stäbchen, von denen zwei 
eliminirt werden. wobei der Vorgang im Detail demjenigen bei der 

Ausstossung des ersten Richtungskörperchens ganz ähnlich ist, so dass 

schliesslich zwei den definitiven Kern des Eies bilden. Bei Ascaris 

clavata (Parasit von Gadus) und einigen anderen, worunter auch Ascaris 
lumbrieoides, besteht die chromatische Figur aus 24 Stäbchen, die 
sich theilen, und derselbe Vorgang wiederholt sich bei der Bildung 
des zweiten Richtungskörperchens, so dass von jedem Stäbchen der 
vierte Theil zurückbleibt. Dabei sieht es aus, als ob transversale Theilung 
stattfände, indem nämlich jedes Stäbchen eine Einschnürung oder 
ungefärbte Stelle zeigt. Doch spricht sich der Verf. hierüber nieht 
mit Sieherheit aus; er beschreibt Figuren, die auf eine Quertheilung 
der Stäbchen, mit nachheriger, unvollkommener Längsspaltung hindeuten, 
indem die Hälften mit einem Ende in Zusammenhang bleiben und 
als ein Stäbchen zu den Polen rücken. Die Art und Weise, wie sich 
aus den chromatischen Figuren die Riehtungskörperehen bilden, wird 


Nr. 23. Centralblatt für Physiologie. 635 


im Detail disceutirt. Obwohl Verf. bei der Präparation der Eier Sorgfalt 
darauf verwandt hat, die Eier von verschiedenen Individuen in möglichst 
identischer Weise zu behandeln, findet er doch, was die Ausbildung 
der Figuren betrifft, beträchtliche individuelle Verschiedenheiten. Ja 
selbst bei einem und demselben Wurm findet er Unterschiede von Ei 
zu Ei, besonders in dem weiteren Ablauf der Phänomene von der Bildung 
der Krone („Mutterstern”) angefangen, indem die Bildung von Pol- 
platten („Tochtersternen) manchmal ausbleibt und die ehromatische 
Figur sich im Stadium der Krone auflöst; dazwischen Uebergänge. 
Um dem Einwand zu begegnen, dass die’ Reagentien die Eier nicht 
rasch genug getödtet hätten, hat er solche mit Brom, mit Fluor- 
wasserstoffsäure hehandelt und sowohl an diesen, wie auch an dünn- 
schaligen Eiern gewisser Nematoden, die leicht zu tödten sind, das- 
selbe gesehen wie an den anderen. „Es würde schwer halten, zwei 
Ascariden zu finden, deren Figuren im nebensächlichen Detail einander 
vollkommen gleichen.” Verf. besteht darauf, dass die von ihm beschrie- 
benen Dinge bei Ascaris megalocephala normal seien; sonst müsste 
man nach Allem annehmen, dass die Fortentwickelung der Eier in 
den Reagentien, die er angewandt hat (Aceton, Alkohol mit Schwefel- 
säure gesättigt,, Alkohol mit Essigsäure und Chloroform, Brom, Fluor- 
wasserstoffsäure) weiter vor sich geht und von dem Reagens nur 
beeinflusst werde. Doch gibt er zu, dass in den Stunden, die verflossen 
sind zwischen Tödtung des Wirths und der Entnahme der Ascariden, 
nebensächliche Veränderungen vor sich gehen könnten; führt aber 
dagegen an, dass er im Wesentlichen dasselbe wie bei Ascaris 
megalocephala auch im Hoden von Heuschrecken, wenn auch nur 
ausnahmsweise gefunden hat. wo der Befund von den erwähnten 
Einwänden frei ist. Der Verf. polemisirt endlich gegen Flemming. Er 
verwahrt sich dagegen. dass man nur eine einzige Art der indireeten 
Theilung als typisch für alle Gewebe und Thiere aufstelle; darin, dass 
Flemming neuerdings eine „homoeotypische” und „heterotypische” 
Form derselben beschrieben hat, erblickt er eine Annäherung an seinen 
Standpunkt. Keinem Phänomen der indireeten Kerntheilung käme 
wesentliche Bedeutung zu, auch nicht der Längstheilung der chro- 
matischen Stäbchen, welche vollständig fehlen, oder in jedem Stadium 
eintreten kann. Den Schluss bilden Bemerkungen über die Nomenclatur. 
Weder mit der Flemming’schen noch mit der von Strassburger 
vorgeschlagenen erklärt sich Ö. einverstanden. Seine eigene Terminologie 
würde folgendermassen lauten: 


Scission du boyau ou pelaton. 
Öouronne &@quatoriale. 
Ascension polaire. 
Couronnes polaires. 
Reconstitution du noyau. 
Paneth (Wien). 


F. Tangl. A sejttest &s sejtmag közti viszonyrol a mytoticus oszlas alatt. 
Das Verhältniss des Zellkörpers zum Kerne bei der mytotischen Zell- 
theilung (Mittheilung aus dem Laboratorium des Prof. Flemming 
in Kiel. — Vorgelegt ebenda von Högyes; Orvosi hetilap 43, 1887). 

47 * 


636 Centralblatt für Physiologie. Nr. 23. 


Gegenüber Pfitzner sucht Verf. zu beweisen, dass nach dem 
Verschwinden der achromatischen Kernhülle die scharfe Grenze zwischen 
Kern und Zellkörper schwindet und während der Mytose der Kern mit 
dem Zellkörper enger zusammenhängt, als im Ruhezustande, was wahr- 
scheinlich daher rührt, dass der Kernsaft sich während der Mytose 
mit der Interfilarsubstanz des Zellkörpers vermischt. Was Pfitzner 
als Achromatinhülle beschreibt, rührt nach Verf.'s Meinung nur von 
(Quellung der Chromatinfäden her. v. Thanhoffer (Pest). 


W. Richter. Zur Rense von der Üontinuität des Keimplasmas 
(Biolog. Centralblatt, Bd. VO, Nr. 2 u. f. S. 40). 


Verf. hat eonstatirt, dass das Bindegewebe des menschlichen 
Körpers Varianten functioneller Natur in grosser Zahl darbietet. Die- 
selben treten allerdings nieht überall im menschlichen Organismus in 
so einfachen Beziehungen auf, dass sie ohneweiters als functionelle 
zu erkennen sind; es glückt in vielen Fällen nicht, sie von der 
Thätigkeit der ÖCorrelation und der coordinirenden Kraft des Organis- 
mus zu trennen. 

Da die Muskeln geringe Varianten in Ursprung und Ansatz in 
grosser Zahl darbieten, so trifft es sich an manchen Stellen, dass 
Ursprung oder Insertion eines Muskels, der typisch am Knochen 
‘haftet, durch Varianten auf bindegewebige Membranen übergreift. auf 
welchen in Folge des Zuges sich bindegewebige Hypertrophien bilden. 
Hierauf bezugnehmend, folgen nun Beispiele, welche obige Behauptung 
hinreichend illustriren. 

In der Annahme, die typischen Verhältnisse in der Structur 
bindegewebiger Theile entsprächen den funetionellen Anforderungen 
mit solcher Vollendung, dass Selection zur Erklärung nicht ausreicht, 
sondern nur die durch Varianten erläuterte functionelle Anpassungs- 
fähigkeit des Bindegewebes. liege doch keine wesentliche Schwierigkeit 
für die Theorie Weismann’s. 

Die eingangs angedeuteten Beobachtungen und daraus abgeleiteten 
Folgerungen finden Erwähnung im Anschlusse an eine ausführliche 
Besprechung der Theorie von der Oontinuität des Keimplasmas und 
der durch sie geweckten widersprechenden Ansichten. Diese eingehende 
Kritik fällt günstig aus für den Schöpfer der genannten Theorie, in- 
dem Verf. zu dem Sehlusse kommt, dass Weissmann mit der Theorie 
von der Continuität des Keimplasmas, insofern sie voraussetzt, alle 
Variabilität entstehe im Keim und die Wirkung der Fanetion, sowie 
die direete bestimmte Einwirkung der Lebensbedingungen sei ohne 
Bedeutung für den phylogenetischen Fortschritt, nieht wesentlich in 
Widerspruch geräth mit den Grundsätzen der Seleetionstheorie. 


Steinach (Innsbruck). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Sigm. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Prof. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


en — — —— 
K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


IN TR ABDEATT 


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FFHrTSIULOGIE 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner ER Prof. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Franz Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) M. 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 18. Februar 1888. N” 24; 


Inhalt: Originalmittheilung: M. Sternberg, Öurven der Blutbewegung. — Allgemeine 
Physiologie: Comstock u, Königs, Chinaalkaloide. — Caravias, Antipyrin. — 
Liebermann u. Römer, Alkannin. — Abeles, Harnsäure in Organen. — Brieger, 
Choleraroth und Ptomaine. — Derselbe, Aetiologie des Wundstarrkrampfes. — 
Bowmann, Cotarnin. — Cornil, Vermehrung der Knochenmarkzellen. — Zacharias, 
Zellkern. — Schwarz, Protoplasma. —- Landsberger, Wachsthum in der Jugend. 
-— Pfeffer, Anilinfarben in lebenden Zellen. — Leitgb, Spaltöffnungen. — All- 
gemeine Nerven- und Muskelphysiologie: van Gehuchten, (Quergestreifte Muskel- 
fasern. — Physiologie der speciellen Bewegungen: Stoss, Muskeln des Pferdes. 
— Marey, Vogeltlug. — Eierron Men tendeheeht — Physiologie der Athmung: 
Fleischl v. Marxzow, Herzschlag und Athmung. — Physiologie der thierischen 
Wärme: Ch. Richet, Temperaturregulirung. — _Physiologie des Blutes, der 
Lymphe und der Circulation: Frederieg, Gekreuzte Blutzufuhr. — Physiologie 
der Drüsen: Mylius, Cholsäure.. — Bradford, Elektrische Erscheinungen bei 
Seceretion. — Canalis, Nebenniere. — Stolnikow, Leberzellen bei Phosphorver- 
eiftung. — Physiologie der Verdauung und der Ernährung: Johannessen; 
Bettelheim, Rumination beim Menschen. — Röhmann, Secretion und Resorption 
im Dünndarm. — Physiologie der Sinne: Wertheim, Seheinheiten. — Hering, 
Contrasttheorie. - Javal u. Martin, Astigmatismus. — Hartmann ; Jacobson ; Barth, 
Hörprüfungen mit Stimmgabeln. — Preyer, Bogengänge. — Gelle, Refleetorische 
Trommelfellspannung. — Engelmann, Otolithen. — Goldscheider, Temperatur- 
sinnprüfung. — Physiologie des centralen und sympathischen Nervensystems: 
Novi, Nervenerregung durch abnorme Bluteoncentration. — Rieger, Verlust der 
lauten Sprache. — Borel, Hysterischer Astigmatismus. — Richter, Hirnwinduugen. 
Westphal, Gentrale Augenmuskellähmung. — Physiologische Psychologie: Borel, 
Augenmuskelstörungen dureh Suggestion. 


Originalmittheilung. 


Bemerkung über Curven der Blutbewegung. 
Von Dr. Maximilian Sternberg in Wien. 
(Von der Redaetion übernommen am 26. Januar 1888.) 


Es wird gewöhnlich gelehrt, dass man an einer Blutdruck- oder 
Herzstosseurve die Höhe des Druckes in einem bestimmten Moınente, 
die Zunahme oder Verminderung desselben, endlich die Geschwindig- 
keit, mit der sich eine solche Veränderung vollzieht, ablesen könne. 
Zu diesem Zwecke wird die Ordinate eines Gurvenpunktes oder die 
Differenz der Ordinaten zweier benachbarten Punkte gemessen. 

Centralblatt für Physiologie. 48 


638 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


Die folgenden Zeilen sollen darauf hinweisen, dass es unter Um- 
ständen von Nutzen sein kann, zu beachten, ob ein Öurvenstück nach 
einer Richtung hin eoncav oder- convex sekrümmt ist. 

Wenn ein Punkt auf einer geraden Linie einfache Schwingungen 
vollführt, also beispielsweise der Schwimmer des Manometers durch 
Schwingungen der Quecksilbersäule in Folge eines einmaligen Stosses 
auf und ab pendelt, so gibt folgende Ueberlegung die Form der von dem 
Punkte gezeichneten Öurve. Wenn der Punkt von "der Ruhelage o nach auf- 
wärts sehwinet, so legt er während irgend eines Zeittheilchens den Weg 
ab zurück (Fig. 1). Während des zweiten ebenso grossen Zeittheilchens 
wird. da die Geschwindigkeit der Bewegung fortwährend abnimmt, der 
kleinere Weg be zurückeelest. Somit ist die Steigung des Curvenstückes 
b!c! welches während des zweiten Zeittheilchens seschrieben wird. kleiner 
als die des ersten Stückes a'b'. Daher ist das Stück a!b'e! gegen die 


Abseissenaxe zu — welche in der Figur unter die Ruhelage gelegt 
ist — concav gekrümmt. Die Fortführung dieser Betrachtung ergibt 


die Concavität des ganzen Wellenberges und zeiot, dass für dan Theil 


(Biz.d«) (Fig. 2.) 
der Schwingung, in welchem die Quecksilbersäule unter die Ruhelage 
hinuntergeht, sich die Krümmung umkehrt. So erhält man die Form 
der vollständigen Curve der einfachen pendelförmigen Bewegung 
(Sinuse urve). 

Ist dagegen nicht ein einmaliger Stoss auf die Quecksilbersäule 
die Ursache der Bew egung des Schwimmers, sondern wirkt eine sich 
steigernde Muskeleontraetion hebend auf den Schreiber, dann kann 
der Verlauf dergestalt sein, dass während eines Zeittheilchens der 
bewegte Punkt ein kleineres Stück (ab) gehoben wird, als in dem 
nächstfole enden gleich grossen Zeittheilchen — etwa weil neue Muskel- 
fasern mit stärkerer Zusammenziehung in Action treten. ‚In diesem Falle 
wird die verzeichnete Curve (Fig. 2) convex gegen die Abseissenaxe 
zu ansteigen. Aehnliches ist beim Nachlassen einer Muskeleontraction 
möglich. 


Es ergibt sich also: 

1. Einfache Schwingungen erzeugen stets concave Wellenberge und 
convexe Wellentläler. 
Muskeleontractionen können convex ansteigende und convex ab- 
fallende Curvenstücke hervorrufen. 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 639 


Wenn wir diese Sätze umkehren und auf irgend eine vorliegende 
Bewegungscurve anwenden, so können wir aus dem Sinne der Krümmung 
einen bedingten Schluss auf die Ursache der Bewegung ziehen. 

Ein Curvenstück, welches dem entsprechenden Theile 
der Curve der pendelförmigen Schwingung gleichsinnig 
sekrümmt ist, also ein Wellenberg,*) der gegen die Abseis- 
senaxe concav ist, kann durch eine passive Schwingung 
bedingt sein; ein bis zum Gipfel convex ansteigendes oder 
vom höchsten Punkte convex abfallendes Gurvenstück da- 
gegen kann nicht auf einer solehen Sehwingung beruhen.**) 

Derartige Schwingungen können etwa vom registrirenden Apparate 
herrühren, oder von Wellen der Blutmasse, oder des noch nicht 
eontrahirten Theiles des Herzmuskels, oder in der Brustwand ent- 
stehen u. s. f. 

Beispielsweise hätte dieses Kriterium bei der Frage, welche 


Gipfel des Kardiogramms von Schwingungen der Blutmasse herrühren, 
Verwendung finden können; ebenso in der Arbeit von Martius,y) 
dessen Zacke f, die er für die Folge einer Blutwelle erklärt, that- 
sächlich ein ziemlich regelmässig geformter concaver Wellenberg ist. 

Im Allgemeinen kann man zu einer Öurve der Blutbewegung, die 
man bei einem Versuche erhält, umsomehr Vertrauen haben, muss 
man umsoweniger befürchten, dass sich selbstständige Schwingungen 
des schreibenden Apparates eingeschlichen haben, je weniger die 
Theile der erhaltenen krummen Linie mit denjenigen Partien, welche 
in der Curve der pendelförmigen Schwingung entsprechen würden, 
Aehnlichkeit haben. 

Vierordt hat zu einer Zeit, als noch über die Monokrotie oder 
Polykrotie des normalen Pulses gestritten wurde, Pulscurven veröffent- 
licht, 77) welche er mit seinem Instrumente bei verschiedener Spannung 
aufgenommen hatte. Auf Grund des Dargelesten wird man bei der 
Betrachtung dieser Zeichnungen nicht zweifeln, dass eben die „bei 
enormer Belastung” geschriebenen Curven, welche der Autor für Trug- 
bilder hielt, die richtigeren seien — was übrigens bekanntlich schon 
längst entschieden ist. 

Es ist klar. dass die vorgetragenen Betrachtungen und Schlüsse 
auf die Curve einer jeden rhythmischen Bewegung, bei welcher das 
Detail von Interesse ist, angewendet werden können. 


*) Ich beschränke mich ausdrücklich auf die Betrachtung des Wellenberges. 
Ein Wellenthal kann man überhaupt nur dann als besonderen Abschnitt unter- 
scheiden, wenn die Curve den Sinn ihrer Krümmung vor und nach demselben ändert. 
Die Form eines solehen Wellenthales gibt kein brauchbares Kriterium, weil — wie 
eine einfache Ueberlegung zeigt — jede Art von Krümmung im Wellenthale von 
einer Schwingung herrühren kann. 

#*) Für gewisse Curven, welche mittelst Hebels geschrieben sind, muss man 
berücksichtigen, dass die Sehreibspitze Kreisbögen zeiehnet und daher alle Theile 
der Curve nach einer Richtung hin deformirt sind. so dass die den Kreisbögen 
gleiehsinnige Krümmung verstärkt, die entgegengesetzte verringert oder sogar um- 
gekehrt wird. Vgl. Landois, Die Lehre vom Arterienpuls, Berliu 1872, S. 75 ff. 

#=##) L. Fredericgq, Acad. Roy. des Seiences de Belgique, Bull. XIII 6, S. 711. 

7) Martius, Zeitschr. f. klin. Med., Bd. XIII, Heft 3 bis 6. 
+) Vierordt, Die Lehre vom Arterienpuls. Braunschweig 1855, S. 33. 


45* 


640 Centralblatt für Physiologie. "Nr. 24. 


Was die mathematische Seite der besprochenen Angelegenheit 
betrifft, so ist sie durch den Hinweis, dass es sich um den zweiten 
Differentialquotienten der durch eine Curve dargestellten Function 
handelt, erledigt. 


Allgemeine Physiologie. 


W. J. Comstock und W. Koenigs. Additionsproducte von China- 
Alkaloiden (Ber. d. d. chem. Ges. XX, 8. 2510). 

Die Verff. haben gefunden, dass Chinin, Cinchonin, Cinchen und 
Dehydrocinchonin sich schon bei gewöhnlicher Temperatur sehr leicht 
mit bei — 17" gesättigten Halogenwasserstoffsäuren zu zweifach sauren 
Salzen halogenhaltiger Basen vereinigen, welch’ letztere aus den ur- 
sprünglichen Basen dureh Addition von einem Molekul Halogen- 
wasserstoffsäure entstanden und den von den Verff. dargestellten Di- 
bromiden des Cinehonins, Öinchens und Chinens durchaus analog sind. 
So liefert z. B. salzsaures Chinin, wenn es mit bei — 17V gesättigter 
Salzsäure einige Wochen bei Kellertemperatur stehen bleibt, das salz- 
saure Salz des Hydrochlorcehinins: 0,, H,, UlN, O,: die freie Base 
ist in Wasser unlöslich, krystallisirt sehr schön aus Aether, schmilzt 
bei 186 bis 187°, bildet ein schön krystallisirendes Nitrat, welches sich 
in Wasser mit intensiver blauer Fluorescenz löst und durch Chlor- 
wasser und Ammoniak grün färbt; sie ist mit dem Chlorochinid Zorn’s 
oder dem Hydrochlorapochinin Hesse’s nicht identisch. Durch al- 
koholische Kalilauge wird der Base Öhlorwasserstoff entzogen und 
Chinin zurückgebildet. Aehnlich verhalten sich die oben genannten 
anderen Basen; doch entsteht aus dem Hydrobromcinehonin 
.0,,H3,BrN,0 durch alkoholisches Kali ausser Öinchonin noch das 
neue Isomere: Isocinehonin, welches in Alkohol, Aether, Benzol, 
Chloroform sehr leicht löslich ist, in Ligroin schwer, in Wasser kaum; 
mit letzterem gekocht. schmilzt es. Pyridin und Ohinolin vereinigen 
sich nicht in dieser Weise mit Halogenwasserstoff zu halogenirten Hydro- 
basen. Die Verff. vermuthen. dass die Anlagerung des Halogen wasser- 
stoffs bei den genannten Alkaloiden nicht am Öhinolinkern, sondern 
an dem damit verbundenen Atomcomplex O,, H,;, NO (beim Cinchonin) 
stattfindet, da das Hydrobromeinchonin ebenso wie das Cinchonin selbst 
bei der Oxydation reichliche Mengen Cinchoninsäure liefert. 

E. Drechsel (Leipzig). 
S. Caravias. Recherches experimentales et eliniques sur I’ Antipyrine 
(These de Paris 1887, in-8°, chez Steinheil). 

Die Herren Caravias und Gley haben die Wirkung des Anti- 
pyrins hauptsächlich auf die nervösen Funectionen studirt. In einer 
Reihe von Versuchen haben sie mit Hilfe des „myographe a poids” 
oder des „myographe double” von Marey die unter dem Einfluss des 
Antipyrin beim Froscheintretenden Veränderungen derneuroreflectorischen 
Muskelcontractionen aufgesucht. Diese Zusammenziehung schwächt 
sich bei Fröschen. welehe 1 bis 2 Oentigramm Antipyrin bekommen haben, 
nach Verlauf von 40 Minuten merklich ab und die Form der Zuckun«s 
hat die Neigung, sich derjenigen der direeten Muskelzuckung zu 
nähern. Das Studium des neuroreflectorischen Tetanus hat dieselben 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 641 


Resultate ergeben: Neigung, sich dem neuro-directen Tetanus zu 
nähern. Die Resultate werden dureh die Ligatur der Art. iliaca auf 
der Seite des Muskels, dessen Reflexcontractionen man aufzeichnen 
lässt, nicht geändert, was zeigt, dass es die Nervencentren sind, welche 
durch das Antipyrin in ihrer Leistung beeinflusst werden. ‚Diese Sub- 
stanz verringert also das exeitomotorische Vermögen des Rückenmarkes 
und wirkt vielleicht ebenso auf das Hirn, denn die vorbezeichneten 
Erscheinungen sind weniger deutlich an Fröschen, welche ihrer 
Grosshirnhemisphären beraubt sind. 

Eine sehr starke Gabe — 5 und 10 Gentigramm — ruft eine 
beträchtliche Ueberempfindlichkeit des Rückenmarkes hervor und 
eine ausgesprochene Neigung zum Tetanus. Der Frosch ähnelt einem 
strychinisirten; dieselben Erscheinungen wurden beim Hunde beob- 
achtet. 

Diese Untersuchungen wurden durch einige Experimente über 
die Veränderungen des (ireulationsapparates bei antipyrinisirten 
Thieren vervollständigt. In dieser Beziehung scheint das Antipyrin in 
schwacher Gabe wenig Wirkung sowohl auf kaltblütige wie auf die 
höheren Thiere zu haben. So constatirt man bei einer Gabe von 
0,01 Gramm bei dem Frosch eine leichte Beschleunigung im Anfang, 
welche dann von einer Verlangsamung und von einer Verringerung der 
Amplitude der Systole gefolgt ist. Nach einiger Zeit schwinden diese 
Erscheinungen und der Frosch erholt sich. Bei einer Gabe von 
10 Centigramm nehmen die Verlangsamung und die Amplituden- 
verkleinerung almählich zu bis zum Herzstillstande. 

Bei dem Hunde muss man eine Gabe von 3 Gramm intravenös 
injieiren, um ceireulatorische Veränderungen zu beobachten. Man 
eonstatirt dann eine reelle peripherische Vasodilatation, indem das 
Manometer einen in der That beträchtlichen Abfall des Druckes im 
peripherischen Ende der Art. femor. anzeigt. Was den Druck im 
centralen Ende betrifft, so kann er unverändert bleiben, oder er kann 
bald einen Abfall, bald eine Erhöhung zeigen. Die constante Vasodilatation 
ist also nieht an die Aenderungen des allgemeinen Druckes gebunden 
und stellt ein ursprüngliches Phänomen dar. Es besteht also eine 
direete Wirkung des Antipyrins auf die Vasomotoren, wie sie die 
Beobachtungen von Maragliano und Quavolo, Bettelheim, 
Casimir, festzustellen strebten. 

Aber diese Erweiterung der peripherischen Gefässe scheint nicht 
ausreichend, um die temperaturherabsetzende Wirkung des Antipyrins 
zu erklären und man muss eine directe Wirkung dieser Substanz auf 
die Nervencentren (thermische Öentren?) annehmen. 

Bei schwacher und mittlerer Gabe scheint das Antipyrin die 
Athmung regelmässiger zu machen, was ebenfalls auf einen beruligen- 
den Einfluss auf die Medulla ablongata hinweist. Die physiologische 
Studie ist von klinischen Untersuchungen gefolgt, welche auf der 
Klinik des Herrn Professor @. See angestellt wurden. 

Das Antipyrin scheint bei subeutaner Injeetion eine analgisirende 
Wirkung zu haben. In Lösung von 5 bis 10 Procent ist es auelı 
ebenso antiseptisch wie eine Sublimatlösung von 1 Procent. 

Ch. Richet (Paris). 


642 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24. 
C. Liebermann und M. Römer. Ueber Alkannin; vorl. Mitth. (Ber. 
d. d. chem. Ges. XX, 8. 2428). 


L. und R. geben eine Methode zur Gewinnung des Alkannins 
‚ aus dem käuflichen Alkannaextracte an; der möglichst gereinigte Farb- 
stoff bleibt beim Verdunsten seiner benzolischen Lösung als amorphe, 
dunkelrothe, kantharidenglänzende, spröde Kruste zurück. Die Analysen 
vaben Zahlen, welche zu der Formel CG,; Hı, ©, oder C,, H,, O0, führen. 
Mit Zinkstaub erhitzt liefert das Alkannin etwas Methylanthracen Glas 
neben anderen Kohlenwasserstoffen. Das käufliche Extract enthält neben 
dem Farbstoff namentlich ein farbloses Wachs, welches bei 76° schmilzt. 
in Benzol sehr leicht, in Alkohol und Eisessig schwer, in Aether fast 
gar nicht löslich ist; über 360° destillirt. E. Dreehsel (Leipzig). 


M. Abeles. Ueber Harnsäure im Blute und einigen Organen und Ge- 
weben (Wiener Mediein. Jahrbücher 1887, S. 479). 


A. benützte zur Abscheidung der Harnsäure die Methode von 
E. Ludwig. 2 Milligramm Harnsäure zu 200 Gramm Hundeblut ge- 
setzt, liessen sich noch deutlich nachweisen. A. fand Harnsäure in 
der Leber von Pferd und Hund, im Muskel vom Hund; sie fehlte im 
Pferdeblut, ebenso im Hundeblut, ob dieses nun aus Arterie, Pfortader 
oder Lebervenen gewonnen war. Dagegen gab das Blut eines 24jährigen 
justifieirten Mannes, ebenso wie seine Gelenke, ferner Leber und 
Milz sehr deutliche, Muskel nur schwache Murexidreaction. Leber, 
Milz, Muskel und Kniegelenk einer plötzlich verstorbenen Frau gaben 
sämmtlich sehr deutliche Reaction. J. Mauthner (Wien). 


L. Brieger. Ueber die Entstehung des Choleraroths, sowie über Pto- 
maine aus Gelatine (Deutsche med. Wochenschr. 1887, Nr. 22, 
S. 469). 

Das ce die Ursache der von Alex. Poehl (Ber. d. 

d. chem. Ges. XIX, 1162) entdeckten Rothfärbung von Cholerabacterien- 

culturen mit Mineralsäuren, ist ein Derivat des Indols: die chemisch 

reine Substanz mit Zinkstaub destillirt, gibt ein weisses, krystallinisches, 
intensiv nach Indol riechendes Sublimat, welches, mit rauchender Salpeter- 
säure versetzt, Nitrosoindolfärbung, respective Niederschlag liefert. Auch 
die Öholeraeulturen selbst liefern bei Destillation mit Essigsäure stets 
Indol. Das Choleraroth löst sich in Aether, Amylalkohol und Chloro- 
form. Durch Zusatz einer gewissen Alkalimenge geht es in einen blauen, 
in Amylalkohol löslichen Farbstoff über, der durch irgend eine Mineral- 
säure wieder in die ursprüngliche Farbe übergeht. — Aus Gelatine. 
welehe durch etwas menschliche Exeremente in Fäulniss versetzt und 
darin 50 Tage lang belassen wurde, erhielt B. Putrescin C,H,» Ns, 

Propylamin und reichlich das von ihm ebenfalls schon früher, aber 

nur in geringer Menge, aus faulen Fischen en Gadinin, 

dessen Formel, nunmehr richtig gestellt, lautet: C; H,, NO,. Das salz- 
saure Gadinin krystallisirt in strahlig angeordneten Nadeln gibt mit 

Phosphormolybdänsäure und Pikrinsäure leicht lösliche Doppelverbin- 

dungen. Das daraus durch Silberoxyd gewonnene freie Gadinin ist ein 

dem Pyridin ähnlich riechender, basischer Syrup. Grössere Mengen 

(05 bis 1'0 Gramm für Meerschweinchen) gefährden das Leben. Nach 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 643 


der Injeetion tritt für kurze Zeit Ausfluss aus Mund und Nase auf. 
Die Thiere verfallen in Prostration, die Athmung wird langsamer, die 
Pupillen erweitern sich und reagiren schliesslich nicht mehr auf Licht. 
Nach grösseren Mengen wird der Gang taumelnd, dann werden die 
hinteren, später die vorderen Extremitäten eelähmt. Die Sensibilität 
ist dabei nur wenig alterirt. In diesem Zustande gehen die Thiere erst 
nach 12 bis 24 Stunden zugrunde. Manche Meerschweine vertragen 

sehr grosse (Gaben ohne merkliche Reaction. Mäuse scheinen gegen 
Gadinin empfindlich zu sein. Vielleicht wird die Fischvergiftung beim 
Menschen durch Gadinin hervorgerufen. — Die Ptomaine wurden nach 
dem bekannten Verfahren des Verf. dargestellt: Eindampfen der faulen 
Gelatine mit Salzsäure, Extraetion mit absolutem Alkohol, Fällen mit 
alkoholischer Suhlimatlösung u. s. w. Das Gadinin wurde aus dem 
Filtrate der Quecksilberchloridfällung, sowie aus dem Filtrate von der 
Platinchloridfällung der alkoholischen Lösung der durch Quecksilber- 
chlorid fällbaren Substanzen erhalten. Gruber (Wien). 


L. Brieger. Zur Kenntniss der Aetiologie des Wundstarrkrampfes 
nebst Bemerkungen über das Choleraroth (Deutsche med. Wochen- 
sehrift 1837, Sep.-Abdr.; G. Thieme, Berlin und Leipzig 1887). 


Verf. hat Aussaaten 2 unreinen Unltur des von Nicolaier 

(D. med. Wochensehr. 1884, 842) im Erdboden entdeckten, von 
tosenbach aus der Wundstelle eines an Tetanus erkrankten Mannes 

gezüchteten Tetanusbacillus auf Fleischbrei gemacht und die von dieser 
Bacterienart produeirten Ptomaine isolirt (Reineulturen der Art waren 
bisher nieht zu gewinnen). Verf. ergänzt seine diesbezüglich gemachten 
Mittheilungen (Untersuchungen über Ptomaine, III. Th., Berlin 1886, 
Hirschwald). Ausser dem dort beschriebenen Tetanin C,; H,,N, 0, 
wurde aus den Culturen Tetanotoxin C,H,, N gewonnen (Ber. d. d. 
chem. Ges. 19, p. 3119). Diese Base ist weniger giftig als das Tetanin, 
ruft aber ebenfalls ‚Krämpfe und Lähmungserscheinungen hervor. 
Manche Thiere sind gegen dieses Gift sehr widerstandsfähig, erkranken 
nur leicht oder Scholen sich von heftiger Erkrankung wieder. Auch‘ 
andere flüchtige Toxine ‚waren dureh Destillation der alkalisirten 
Lösungen mit Wasserdampf zu gewinnen. Ausser Uadaverin und 
Putresein, welehe Produete der in den unreinen Culturen ent- 
haltenen Fäulnissbaeterien sind, wurden Methylamin und zwei 
weitere speeifische Krampfeifte erhalten. Aus dem Destillat wurde ein 
Alkoholauszug gemacht, der Alkohol verjagt, das Uadaverin durch 
pikrinsaures Natron gefällt, aus dem Filtrate die Pikrinsäure. nach 
dem Ansäuern durch Aether entfernt, dann durch Goldehlorid das 
Tetanotoxin und aus der durch Schwefelwasserstoff vom Gold be- 
freiten Mutterlauge das Methylamin durch Platinchlorid gefällt. In der 
Platinmutterlauge finden sich die beiden Krampfeifte. Das eine krystal- 
‚lisirt aus der Lauge beim Eindampfen in Blättchen aus. die 38:06 Pro- 
cent Pt und 555 Procent N enthielten. Das Chlor hydrat ist zerfliesslich. 
Mit Pikrinsäure und Goldehlorid entstehen sehr leicht lösliche Doppel- 
verbindungen. Das COhlorhydrat bewirkt Tetanus und sehr lebhafte 
Speichel- und Thränenseeretion. Das zweite Toxin lässt sich aus der 
Mutterlauge vom ersten durch Alkohol als Platinsalz fällen. Dieses 


644 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


schmilzt bei 210% und enthält 30:60 Procent Pt, 21:23 Procent C, 
4:95 Procent H. Das Chlorhydrat dieses, Spasmotoxin genannten 
Körpers, bewirkt in minimaler Quantität heftige.tonische und klonische 
Krämpfe. Auf Gehirnbrei erzeugen die Tetanusbacillen ausser Tetanin 
vorzüglich Tetanotoxin, in Milch letztere Base gar nicht, dagegen 
Spasmotoxin. Je nach dem Nährboden wechseln also die Producte. 
Stets entsteht in den Culturen reichlich Schwefelwasserstoff. Die beste 
Ptomainausbeute wird aus Fleischbrei bei 36 bis 375° erhalten. Bei 
höherer Temperatur sinkt die Ausbeute unter vermehrter Entstehung 
von Ammoniak. Vielleicht werden durch das Fieber die Ptomaine zer- 
stört. Aus Harn eines Tetanischen konnte kein Gift erhalten werden. 
Aus faulenden Substanzen, die sich über einem Pferdestalle befanden, 
konnte einmal Tetanin erhalten werden. Doch konnte aus mit Pferde- 
und Kuhmist beschiektem Fleischbrei und Milch nur eine eurare- 
artige Substanz gewonnen werden. (Verneuil hat darauf aufmerksam 
gemacht, dass Leute, die mit Pferden zu thun haben, häufiger als 
andere an Tetanus erkranken.) Die Entdeckung der Ptomaine wird 
vielleieht bald Anhaltspunkte für die Therapie geben, die Infeetions- 
krankheiten durch Herstellung ungiftiger Verbindungen im Körper des 
Erkrankten zu bekämpfen. Verf. erinnert an die Bildung der Aether- 
schwefelsäuren (Baumann) und der Glykuronsäuren (Schmiedeberg) 
im Organismus. 

Nach der Entdeckung von Poehl (Ber. d. d. chem. Ges. XIX, 
1162) und Bujwid (Zeit. f. Hyg. Il, S. 110) nimmt eine Cultur des 
Choleravibrio (Kommabaeillus) mit Säuren versetzt intensiv rothe 
Färbung an. Verf. züchtete Kommabaeillen auf Fleischwasserpepton- 
- gelatine, versetzte die Oultur nach mehrwöchentlichem Aufenthalte im 
Brutofen mit concentrirter Schwefelsäure und schüttelte dann nach 
Neutralisation mit Soda, wobei die violette Farbe in Sehmutzigroth- 
braun übergeht, den Farbstoff durch Benzol aus. ‘Aus dem Benzol 
krystallisirt der Farbstoff in rothbraunen, bei 215 schmelzenden, nicht 
sublimirenden. in Wasser und Aether unlöslichen Blättchen aus. Er 
gibt. mit Säuren einen prachtvoll violetten Farbstoff. Auch die alko- 
holische Lösung wird burgunderroth und zeigt im Speetrum bei D 
einen dunklen Streifen, der gegen Blau allmählich verschwindet. Seide 
nimmt die Farbe an. Ausser diesem übrigens ungiftigen Oholeraroth, 
das nur von den Choleravibrionen gebildet wird, wurde noch ein zweiter, 
nur in Aether, nicht in Benzol löslicher, violetter Farbstoff erhalten, 
identisch mit einem vom Verf. (Zeit. f. physiol. Chem.) früher aus 
Fäulnissgemisehen dargesellten. Neben anderen Ptomafnen bildet der 
Choleravibrio auf durch Soda stark alkalisch gemachtem Fleisehbrei 
erhebliche Mengen von Pentamethylendiamin (Cadaverin), jenes Ptomain, 
das Verf. aueh aus Fäulnissgemischen in grosser Menge gewonnen hat. 

Gruber (Wien). 
W. Bowmann. Ueber die Einwirkung von Essigsäureanhydrid auf 
Cotarnin (Ber. d. d. chem. Ges. XX, 8. 2431). 

Nach B. nimmt Öotarnin beim Kochen mit überschüssigem Essig- 
säureanhydrid 1 Molekül des letzteren auf und verwandelt sich nach 
nach der Gleichung: C,,H,, NO, + (0, H, 0, —(C,,H,, NO, in Acetyl- 
hydroeotarninessigsäure. Dieselbe ist in kaltem Wasser und Aether 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 645 


unlöslich, schwer löslich in kochendem Wasser, leichter in Alkohol und 
Benzol, krystallisirt in kleinen gelblichen Nadeln; Schmelzpunkt 201°. 
Mit 3procentiger Salzsäure gekocht, zersetzt sie sich nach der Gleichung: 
06H, N, +HCI+H,0=(,H,0,+0,H,N0,. HCl in Essigsäure 
und das krystallinische Chlorhydrat einer neuen Base. 
E. Drechsel (Leipzig). 

V. Cornil. Sur la multiplication des cellules de la moelle des os par 

division indireecte dans l’inflammation (Archives de Physiologie, 

aunserie,; X,.5,/p. 47). 

An Meerschweinchen wurden subcutane Fraeturen des Ober- 
schenkels erzeugt und das Knochenmark untersucht; vom dritten bis zum 
fünften Tage nach der V erletzung findet man die meisten Zelltheilungen. 
Es wurden theils Deckglaspräparate, wie zur Untersuchung der Sputa 
angefertigt, theils kleine Stückchen in Alkohol oder Flemı ming’scher 
Lösung gehärtet; Färbung mit Saffranin oder Ranvier’schem Häma- 
toxylin; Untersuchung mit der apochromatischen 2 Millimeterlinse von 
Zeiss und compensirendem Ocular bei Abb&’scher Beleuchtung. 
Verf. unterscheidet im entzündeten Mark ausser den Myeloplaxen 
zweierlei Arten Iymphoider Elemente, die sich aber nur durch ihre 
Grösse unterscheiden. Die ruhenden Kerne derselben sind von sehr 
verschiedener, unregelmässiger Gestalt, schwach gefärbt; die in Theilung 
begriffenen färben sich viel stärker und machen indirecte Kerntheilung 
durch, während sich Verf. nicht davon überzeugen konnte, dass directe 
Kerntheilung hier vorkommt. Von diesen „Markzellen” mittlerer Grösse 
ist ungefähr der vierte Theil in Kerntheilung begriffen, vielmehr als 
im normalen Zustand. Die Kerne der Riesenzellen (Myeloplaxen) des 
Knochenmarks färben sich im ruhenden Zustand mit Saffranin wenig, 
besser mit Hämatoxylin; sie zeigen meistens die Form eines länglichen, 
gebogenen, aufgerollten, verschlungenen Körpers, mit Ausstülpungen 
und Knospen, die durch ein Verbindungsstück mit der Hauptmasse 
. des Kerns zusammenhängen. In den grössten dieser Zellen findet man 
zwei bis drei derartige Kerne, oder neben dem Hauptkern statt der 
mit ihm zusammenhängenden Sprossen einen oder zwei getrennte 
rundliche Kerne. In diesen Kernen färben sich wenige zarte Fäden 
und Körnchen stärker als das Protoplasma der Zelle. Die Verände- 
rungen, die mit dem Kern vor sich gehen, wenn er sieh zur 'Theilung 
anschickt, bestehen darin, dass er rund wird, anschwillt, dass die 
gefärbte Substanz an Masse zunimmt und sich in Form von Fäden, 
zunächst unregelmässig vertheilt, dann in der Mitte des Kerns als 
„Aequatorialplatte”’” ansammelt, wo dann die Fäden, zahlreich, dick, 
stark gefärbt, eine unentwirrbare Masse bilden. Gleichzeitig ver- 
schwindet die Kernmembran, das Protoplasma der Zelle bildet um 
den Kern herum eine lichtere Zone. Die Existenz zweier „Polplatten” 
wurde nur an den mittelgrossen, nicht an den grössten Kernen gesehen: 
wohl aber an allen die weiteren Stadien, nämlich zwei „Kernplatten” 
in einer Zelle, und die Theilung der Zellen. (Kernplatte, plaque 
nucleaire, entspricht dem „diehten Knäuel”, „Polplatte” plaque polaire, 
dem „Tochterstern”; doch sind alle Abbildungen, die C. gibt, weit 
davon entfernt, die Regelmässigkeit der von den FEpithelien der 
Amphibien her bekannten zu zeigen. Ref.) In einer mehrkernigen 


646 Oentralblatt für .Physiologie. Nr. 24. 


Riesenzelle kann ein Kern, und zwar sowohl der grösste als auch 
einer von den kleineren in Karyokinese begriffen sein, während die 
anderen ruhen. — Das Vorkommen direeter Kerntheilung hält Verf. 
zwar für sehr wahrscheinlich, angesichts vieler Bilder, die auf eine 
Abschnürung von Theilen des Hauptkerns, und auf eine Abschnürung 
von Theilen der Zelle, in denen kleine Nebenkerne liegen, hindeuten, 
aber nicht für absolut sicher. — Er beschreibt ausserdem sowohl in 
den kleinen, als auch in den Riesenzellen stark gefärbte, structurlose 
Tröpfehen, als Producte des Absterbens der Kerne. Paneth (Wien). 


E. Zacharias. Beiträge zur Kenntniss des Zellkernes und der Sexual- 
zellen (Botan. Zeitg. 1887, Nr. 18 bis 23). 


Die Abhandlung enthält eine mikrochemische Untersuchung über 
den Zellkern und schliesst sich an frühere Arbeiten desselben Verf. 
enge an. In diesen war nachgewiesen worden, dass im Zellkern neben 
verdaulichem Eiweiss noch zwei andere Bestandtheile enthalten sind, 
welche nach Behandlung mit künstlichem Magensaft zurückbleiben und 
von denen der eine, das Nuclein, durch die Löslichkeit in Kochsalz, 
10procentiger Sodalösung, verdünntem Kali, vor dem anderen, darin 
unlösliehen Plastin sich auszeichnet. Dieses Nuclein der Zellkerne wird 
wegen der Gleichheit der Reactionen von Z. für identisch gehalten mit 
dem makrochemisch von Miescher untersuchten löslichen Nuclein, 
während das Plastin dem schwer löslichen Nuclein Miescher’s ent- 
spricht. In der neuesten Arbeit hebt Z. nun hervor, dass das Nuelein 
sich nur in den Zellkernen vorfindet, und zwar in der chromatisshen 
Substanz. Allerdings-ist Nuclein auch aus der Hefe dargestellt worden 
und von verschiedener Seite ist bestritten worden, dass die Hefezellen 
einen Zellkern besitzen. Indessen hat Z. sowohl in Sprosshefe wie in 
Presshefe den Zellkern nachweisen können; jedoch besitzen die Spross- 
hefezellen. Kerne ohne deutlich erkennbares Nuclein, -während in den 
Presshefezellen nucleinhaltige Zellkerne sichtbar zu machen sind. Die 
Nucleine, welche aus Dotterkörpern thierischer Eier dargestellt worden 
sind. unterscheiden sich in ihren Reactionen von dem Kernnuelein; 
das Nuelein der Milch rührt höchst wahrscheinlich von Zellkernen her. 

Wichtig ist der Nachweis, dass auch die Phyeochromaceen, jene 
Algen, bei welchen bisher vergeblich nach Zellkernen gesucht worden 
ist, in der That solche besitzen; theils am lebenden Object, theils nach 
Einwirkung von Verdauungsflüssigkeit liessen sich bei mehreren Species 
nueleinhaltige Kerne erkennen. 

Im ruhenden Kerne unterscheidet Z. die Grundmasse, das Kern- 
gerüst und den Nucleolus. Die erstere, wenig tinetionsfähig, tritt bis- 
weilen in Form eines zarten Netzwerkes auf und ist ihrer chemischen 
Beschaffenheit nach noch wenig erkannt; es ist noch nieht sicher, ob 
Plastin darin vorkommt oder fehlt. Das Kerngerüst ist ausgezeichnet 
dureh den Gehalt an Nuclein: der Nucleolus besteht aus Eiweiss und 
Plastin. Bezüglich der Beschaffenheit der in Theilung begriffenen Kerne 
bespricht Z. näher nur das Verhältniss des Zellprotoplasmas zum Kern. 
Gegenüber Strasburger betont Z., dass die Spindelfasern nicht aus 
dem Zellplasma herrühren, welches während der Theilung in den Kern 
eindringe, sondern aus verdaulicher Substanz bestehen, welche höchst 


Nr. 24. Gentralblatt für Physiologie. 647 


wahrscheinlich aus der Grundmasse des Kernes, respeetive dem Nucleolus 
herstammt. 

Besonders interessant sind die Beobachtungen über den chemischen 
Bau des Zellkernes in den Sexualzellen. Die Entwiekelungsgeschichte 
der männlichen Sexualzellen, z. B. der Spermatozoiden eines Farn- 
krautes, verläuft in ihren wesentlichen Zügen wie bei den thierischen 
Samenzellen. Der Kern der Samenmutterzelle wandelt sich bei dem 
Farnkraut in das Schraubenband des Samenfadens um, indem das Kern- 
gerüst diehter und enger wird und schliesslich zu einer homogenen, 
aus Nuelein bestehenden Substanz sich gestaltet. Der Nucleolus ver- 
schwindet vollständig; um das Schraubenband bildet sich eine zarte 
Hülle, welche aus dem Zellplasma herrührt. Bei den höheren Pflanzen, 
den Gymnospermen und Angiospermen, finden sich bekanntlich keine 
Samenfäden, sondern anstatt dessen die Pollenschläuehe, in welchen 
mehrere Kerne vorhanden sind, von denen aber nur der eine, der 
„generative (Strasburger), bei der Befruchtung betheiligt ist. Diese 
senerativen Kerne zeichnen sich nach Z. ebenfalls durch reichlichen 
Gehalt an Nuclein und den Mangel an Nucleolus aus. Ganz im Gegen- 
satz dazu verhalten sich die Kerne der weiblichen Eizellen. Der Eikern 
bei den Farnkräutern besitzt einen so geringen Nucleingehalt, dass 
derselbe auf dem mikrochemischen Wege sich nicht sicher nachweisen 
lässt. Entsprechend sind die Eikerne von Marchantia polymorpha, von 
höheren Pflanzen, wie Lilium candidum, Monotropa hypopitys ete., ge- 
baut. Z. untersuchte auch zum Vergleich Eier von Unio und beob- 
&ehtete, dass die Hauptmasse der Eikerne aus in Magensäft löslicher 
Substanz besteht, dass ausserdem ein Plastingerüst mit sehr wenig 
Nuelein und ein eigenthümlicher Nucleolus vorhanden ist, dessen 
kleinerer Theil sich wie die Substanz des gewöhnlichen Nucleolus 
verhält, während der grössere Theil sich von derselben durch die 
Verquellunge in Wasser unterscheidet. Aus den Darstellungen anderer 
Forscher ergibt sich auch für die Eikerne der verschiedensten Thiere 
die Eigenthümlichkeit der Armuth an Nuclein, während der Nucleolus 
durch Grösse oder durch seine Mehrzahl hervortritt. Es ist also eine 
allgemeine Erscheinung, dass die männlichen und weiblichen Kerne 
verschieden organisirt sind, specieller in dem Nucleingehalt Unterschiede 
zeigen, und es wäre möglich, dass für die Befruchtung, deren wichtigstes 
Moment nach der augenblicklich herrschenden Anschauung in der 
Verschmelzung der beiden Kerne ruht, gerade die Nucleinzufuhr dureh 
den männlichen Kern von grosser Bedeutung wäre. Klebs (Basel). 


Franz Schwarz. Die morphologische und chemische Zusammensetzung 
des Protoplasmas (Breslau, J. U. Kern’s Verlag |Max Müller]: 
8°, mit 8 Tafeln, 244 S.). 

Unter Protoplasma versteht Sch. den gesammten activ im Leben 
thätigen Zellinhalt, und er unterscheidet die geformten Theile desselben, 
Kern und Chlorophylikörper von der ungeformten zähflüssigen Grund- 
masse, dem Gytoplasma. Die umfangreiche Arbeit geht darauf hinaus, 
theils die gröbere, eben noch siehtbare Structur, theils die chemische 
Zusammensetzung des Protoplasmas zu erforschen. Die Methode der 
Untersuchung besteht darin, die mannigfaltigsten Substanzen: Säuren, 


648 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


Basen, Salze, in verschiedenen Öoncentrationen auf lebende Zellen ein- 
wirken zu lassen und aus der Art und Weise der Einwirkung Auf- 
schluss über die Verschiedenheit der das Protoplasma zusammensetzenden 
Stoffe zu erlangen. Bei der Auswahl der Reagentien wurde besondere 
kücksieht auf solche Substanzen genommen, welche bei der makro- 
chemischen Darstellung und Unterscheidung der Proteinstoffe ver- 
wendet werden, und welehe nicht alle der letzteren gleichmässig be- 
einflussen, sondern die einen fällen, die anderen lösen, und so eine 
Trennung derselben erlauben. 

Das erste Capitel beschäftigt sich mit der Reactionsweise des 
Protoplasmas und des Zellsaftes. Schnitte aus Pflanzentheilen, welche 
auf elektrischem Wege getödtet waren, wurden mit dem Farbstoff des 
Braunkohls behandelt, welcher bei saurer Reaction roth, bei alkalischer 
blau wird und neben grosser Empfindlichkeit sich auch dadurch aus- 
zeichnet, dass je nach der Menge der Säure, respective des Alkalis der 
Farbenton ein etwas anderer ist. Durch eine solche Untersuchung von 
Organen der verschiedensten Pflanzen wurde die schon bekannte Er- 
scheinung als allgemein giltig erkannt, dass das Protoplasma meist 
deutlich alkalisch, der Zellsaft sauer reagirt, jedoch je nach den Einzel- 
fällen in verschiedenen Graden. Die Frage nach der Ursache der 
alkalischen Reaction des Protoplasmas ist noch nicht gelöst. Doch er- 
scheint es wahrscheinlich, dass die phosphorsauren Alkalien dabei eine 
Rolle spielen. Kali und Phosphorsäure sind beide, wie die Aschen- 
analysen zeigen, um so reichlicher. vertreten, je mehr Protoplasma vor- 
handen ist. Sch. hält es für das wahrscheinlichste, dass das Alkali 
direet an die Proteinkörper gebunden ist. 

Von den geformten Theilen des Protoplasmas werden zuerst die 

Chlorophylikörper eingehend behandelt, bezüglich deren innerer Structur 
Sch. zu einer neuen Ansicht gelangt ist. Dieselben sollen nämlich aus 
zahlreichen dicht nebeneinander liegenden Fibrillen bestehen, die durch 
eine Zwischensubstanz zusammengekittet sind. In den Fibrillen befindet 
sich der Chlorophylifarbstoff nieht gleichmässig vertheilt, sondern in 
einzelnen grünen Vacuolen, respective Kugeln. Durch Quellung, re- 
speetive Lösung der Zwischensubstanz in Wasser, verdünnter Koch- 
salzlösung gelingt es, die Fibrillenstructur der Öhlorophylikörper sicht- 
bar zu machen, und darauf gründet Sch. auch seine Annahme, dass 
dieselbe in den intacten Organen vorhanden sei, während er die von 
anderen Forschern beobachteten Structuren als künstlich, durch die 
Fixirungsmittel veranlasste Fällungserscheinungen auffasst. Fibrillen- 
substanz und Zwischensubstanz werden von Sch. für chemisch differente 
Proteinkörper gehalten und als Chloroplastin und Metaxin bezeichnet. 
Beide verhalten sich verschieden gegenüber phosphorsauren Alkalien, 
freien Alkalien, Säuren, wie Salz-, Essigsäure, Verdauungsfermenten. 
Als charakteristisch mag hervorgehoben werden, dass das Metaxin ın 
Wasser, Iprocentigem Monokaliumphosphat löslich, das Chloroplastin 
darin unlöslich ist; dass das erstere in 4- bis 10procentigem Kochsalz 
quillt, das letztere meist wenig dadurch verändert wird. Der wichtigste 
Unterschied beider Stoffe liegt wohl darin, dass bei Einwirkung so- 
wohl von Pepsin wie von 'Trypsin das Metaxin verdaut wird, während 
das Chloroplastin unverändert zurückbleibt. 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 649 


Das dritte Oapitel des Buches erläutert die chemische Zusammen- 
setzung des Zellkerns, soweit dieselbe aus der mikrochemischen 
Untersuchung von Sch. sich ergibt. Die bisherigen Arbeiten auf 
diesem Gebiete, welches von botanischer Seite besonders durch 
Zacharias erforscht wurde, hatten das Resultat gehabt, dass das auch 
makrochemisch bekannte Nuclein hauptsächlich in dem färbbaren Be- 
standtheil des Zellkernes vorhanden sei. Sch. will jedoch dieses nicht 
anerkennen, sondern unterscheidet als specifische Kernstoffe fünf ver- 
schiedene Proteinkörper, welche makrochemisch nieht bekannt sind, 
nach ihm durch ihr verschiedenes mikrochemisches Verhalten sich 
sondern lassen. Diese Kernstoffe sind folgende: das Uhromatin, der 
vorzugsweise fürbbare Bestandtheil des Kerngerüstes, das Pyrenin im 
Kernkörperehen, das Amphipyrenin in der Kernmembran, das Linin, 
der nicht färbbare Stoff in den Kernfäden, das Paralinin in der Grund- 
substanz (Kernsaft). Das Chromatin zeichnet sich neben seiner grossen 
Farbfähigkeit durch leichtere Löslichkeit vor den übrigen Stoffen aus. 
So löst es sich in 20procentigem Kochsalz, 1- bis Dprocentigem Mono- 
kaliumphosphat, 1- bis 2Oprocentigem Dinatriumphosphat, in Kalkwasser, 
Kalilauge; besonders charakteristisch ist seine Löslichkeit in Ferrocyan- 
kalium + Essigsäure und schwefelsaurem Kupfer, welche Substanzen 
die anderen Kernstoffe unverändert lassen. Ferner wird das Chromatin 
durch 'Trypsin verdaut, während das Pepsin keine lösende Wirkung 
ausübt. Andererseits zeigt es gegenüber freier Säure (0'1- bis 20pro- 
centiger Salzsäure) sich als der relativ ne Stoff des 
Zellkernes. Das Pyrenin, ebenfalls lebhaft Farbstoff aufnehmend, unter- 
scheidet sich durch geringere Löslichkeit, insofern die phosphorsauren 
Alkalien, Kochsalz ete. es nicht verändern; dagegen quillt es und löst 
sich auf in 1procentiger Salzsäure. In Trypsin und Pepsin tritt nur 
bei längerer Dauer der Wirkung eine partielle Lösung des Pyrenins 
ein. Von den übrigen Kernstoffen, welche sich durch sehr geringe 
Tinetionsfähigkeit auszeichen, steht das Amphipyrenin dem Pyrenin 
so sehr nahe in seinem Verhalten gegenüber den angewandten Salzen, 
Säuren, Alkalien, dass Sch. seibst eine Identität für nicht unmöglich 
hält. Die beiden letzten Kernstoffe, das Linin und das Paralinin, sind 
ebenfalls einander sehr nahe verwandt, die Unterschiede zwischen 
ihnen wenig prägnant. Dieselben bestehen hauptsächlich darin, dass 
das Linin in gesättigter schwefelsaurer Magnesia und 1- bis 5procen- 
tigem Monokaliumphosphat unlöslich ist, während das Paralinin stark 
darin quillt, vielleicht sich auch löst. Ausserdem wird das letztere in 
Pepsin verdaut, das Linin dagegen nicht, während von Trypsin beide 
aufgelöst werden. 

In dem Oytoplasma nimmt Sch. keine präformirten Netze und 
Gerüste an, sondern dasselbe besteht nach ihm in einer Mischung, in 
welcher unter Umständen eine Trennung von festeren, zäheren und 
flüssigeren Substanzen eintreten kann. Die festen Theile können sich 
in manchen Fällen (z. B. in den Zellen von Moosblättern) zu Fäden 
und Strängen umbilden. Was so vielfach von anderen Forschern als 
fibrılläre Structur des Öytoplasmas beschrieben worden ist, beruht nach 
Sch. auf Fällungserscheinungen in Folge der Einwirkung von Fixirungs- 
mitteln. Um das noch klarer zu veranschaulichen, hat Sch. Fällungen 


650 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24 


und Niederschlagsmembranen künstlich erzeugt, z. B. durch Zusammen- 
bringen von Gerbsäure mit Leim, arabischem Gummi und Alkohol, 
essigsaurem Kupfer und Ferrocyankalium ete.; je nach den angewandten 
Substanzen, je auch nach deren ÖOoncentrationen gelingt es, fein- bis 
grobkörnige, fibrilläre, gerüstförmige Bildungen hervorzurufen, wie 
sie in entsprechender Weise an fixirten Zellen im Cytoplasma auf- 
treten. Eine sehr allgemeine Eigenschaft des Cytoplasmas ist die Fähig- 
keit, Vacuolen in sich zu bilden, was darauf schliessen lässt, dass in 
ihm unlösliche und lösliche Substanzen von bestimmten Eigenschaften 
vorhanden sein müssen. In homogenen organischen Körpern tritt niemals 
Vacuolenbildung bei der Quellung auf; dagegen gelang es Sch. künst- 
lich Vacuolen zu erzeugen bei Mischungen von mindestens zwei 
Stoffen, von denen der eine in der umgebenden Flüssigkeit löslich, 
der andere unlöslieh und undurchlässig für die gelöste Substanz 
ist. In dem Cytoplasma spielt die Rolle des unlöslichen und un- 
durchlässigen Körpers das Öytoplastin. Letzteres soll nach Sch., ab- 
gesehen von ganz jungen Zellen, der einzige im Oytoplasma vor- 
kommende Eiweissstoff sein, welcher zugleich das Material liefert für 
die Bildung der peripherischen‘ dichten Schicht an jedem Plasmakörper, 
sowie der Vacuolenwandungen. Dieses Cytoplastin, in heissem Wasser 
coagulirend, unlöslich in 1Oprocentigem Kochsalz,schwefelsaurer Magnesia, 
Ferrocyankalium, Essigsäure wird gefällt durch O'1- bis 1procentiger 
Essigsäure, 1- bis 2Oprocentiger Salzsäure, löst sich in O'1- bis 1pro- 
centiger Kalilauge und wird weder von Pepsin noch Trypsin angegriffen. 
Die Unterschiede von Cytoplastin und dem Chloroplastin erscheinen 
als sehr gering; ersteres quillt in Dprocentigem Dinatriumphosphat auf 
und löst sich schliesslich, während das letztere darin unlöslich ist. 
Andererseits wird Öytoplastin durch 1procentige Salzsäure unlöslich 
‘gefällt, während das Chloroplastin darin quillt. 

Am Schluss seines Werkes liefert Sch. eine Zusammenstellung 
unserer augenblicklichen Kenntnisse bezüglich der Eigenschaften der 
makrochemisch isolirten Proteinstoffe und vergleicht damit die von ihm 
nur mikrochemisch unterschiedenen Bestandtheile des Protoplasmas. 
Sch. kommt zu dem Resultat, dass die letzteren nieht mit den be- 
kannten Proteinstoffen identisch sind, und es sich vorläufig nicht be- 
stimmen lässt, in welchem Verhältniss beide zu einander stehen. 

Klebs (Basel). 
Landsberger. Das Wachsthum im. Alter der Schulpflicht (Biologisches 
Centralbl. VO, S. 281). 

Während Quetelet und die späteren Forscher für jede Alters- 
elasse 10 Menschen von normalem Wuchse untersuchten und aus den 
vorgenommenen Messungen das Durchsehnittsmass für jede Alterselasse, 
also. /derul- 29.732 etc. jährigen ableiteten, hat der Verf. vom Jahre 
1880 bis 1886 alljährlich im Mai eine grosse Anzahl Posener Schul- 
kinder, und zwar immer dieselben, vom 6. bis zum 13. Jahre, arme 
und wohlhabende, deutsche und polnische untersucht. Ursprünglich 
waren es 104, zuletzt nur 37; diese 37 sind somit gleichmässig beob- 
achtet worden. Die Kinder wurden stets in derselben Jahreszeit, zu 
derselben Stunde, mit denselben Messinstrumenten u. s. w. untersucht. 
Bestimmt wurden mit den entsprechenden Instrumenten die Körper- 


a 


x 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 651 


länge, die Klafterlänge (von einer Mittelfingerspitze zur anderen bei 
ausgebreiteten Armen) u. s. w., im Ganzen 25 Längenmasse, direct bei 
jedem Kinde abgenommen und die Länge des Oberarmes, des Vorder- 
armes, inclusive Hand, des ganzen linken Armes berechnet. Die Kinder 
(nur Knaben) wurden stets nackt gemessen, nur die Strümpfe durften 
anbehalten werden; direct sind 10.200 Maasse festgestellt worden. 

Die Differenzen zwischen polnischen und deutschen Kindern stellten 
sich durchwegs als recht klein heraus. Auch bei Gruppirung der Kinder 
nach religiösem Bekenntnisse, nach der Zahl der Geschwister ergab 
keine besonderen Differenzen. Das Längenwachsthum war jährlich ein 
ziemlich constantes, es betrug bei den untersuchten Kindern fur die 
6 Jahre 28°3 Centimeter, also für das Jahr durchschnittlich 47 Centi- 
meter; „die Kinder der wohlhabenden Bevölkerungskreise kommen 
kräftiger, grösser zur Schule, aber trotz der Fortdauer der besseren 
Ernährung ist ihr Wachsthum während der ersten Schuljahre kein 
grösseres’. Die Mädchen wachsen um circa Y, ÜCentimeter pro 
Jahr stärker als die Knaben während der Hauptschulzeit. Die Klafter- 
breite ist fast durchwegs gleich der Körperlänge. Wenn von der Klafter- 
länge die doppelte Armlänge abgezogen wird, so ergibt sich die 
„hintere Akromialbreite”, die „vordere Akromialbreite” wird als Ab- 
stand beider Akromien vorn über den Hals gemessen. Die hintere Akromial- 
breite ist nur 55 Procent so gross als die vordere und wächst weniger 
stark als sie, was der Entwickelung der Brust zu statten kommt. 
Während sich die Gesammtlänge des Menschen von der Geburt bis 
zum Erwachsensein um das 3'/, bis 3'!/,-fache vermehrt, wächst das 
Bein in derselben Zeit um das 4'/, fache. Aus den Beobachtungen des 
Verf. folgt, dass das grössere Wachsthum der Beiflänge im Wesent- 
lichen von dem verstärkten Wachsthume des Oberschenkels herrührt 
(vom Hüftbeinkamm bis zum oberen Rande der Kniescheibe gerechnet). 
Die Zunahme der Körperlänge ist hauptsächlich dem Wachsthume 
des Unterkörpers zu danken: die Mitte des menschlichen Körpers rückt 
immer tiefer nach unten. Der Leibesumfang folgt dem Längenwachs- 
thume nicht, er-wird im Verhältnisse zur Länge immer kleiner, da- 
gegen folgt die Entwickelung der Beckenbreite vollständig dem Längen- 
wachsthume. Der Kopf wächst in allen seinen Dimensionen weit lang- 
samer als der Körper; es war kein Racenunterschied zwischen deutschen 
und polnischen Kindern bei den Schädelmaassen zu finden. Das Wachs- 
thum des Schädels geht unabhängig von der Körperlänge nach eigenen 
Gesetzen vor sich. Im Alter der Schulpflicht wächst die Breiten- 
dimension der Schädelkapsel so gut wie gar nicht; „die Gesichts- 
höhe” (von der Mitte des Kinnes bis zur Grenze des Haares) wächst 
während des Schulalters beträchtlich stärker als alle anderen Kopf- 
masse. Das eigentliche Schädeldach, die obere Wölbung des Köpfes 
bis zum Haarrand wächst in derselben Zeit gar nicht. Bei den unter- 
suchten Schulkindern bestand Brachycephalie, die der Verf. dem 
Lebensalter zuschreibt, und zwar herrscht die Hyper-Brachyceephalie 
‚vor. Das Wachsthum des Kopfumfanges ist während der Schulzeit 
ein sehr langsames. Die Distanz der Brustwarzen ist regelmässig fast 
ganz genau gleich der Hälfte der Akromialbreite. Der Brustumfang 
ist fast genau gleich der halben Körperlänge. Es beträgt: 


652 Gentralblatt für Physiologie, Nr. 24. 


die Brustwarzendistanz circa 11-50 der Körperlänge 
die Akromialbreite a ER R 


der Brustumfang „4011.59, == 46 + Ih 3 ZI 
49'5°/, der Körperlänge. 
Latschenberger (Wien). 


W. Pfeffer. Ueber Aufnahme von Anilinfarben in lebende Zellen (Ein 
Beitrag zur Mechanik des Stoffaustausches; Untersuchungen aus d. 
botan. Institut in Tübingen II, S. 179). 

Es galt bisher, namentlich auf die Untersuchungen Nägeli’s hin, 
als eine ausgemachte Thatsache, dass Farbstoffe das leben dige Proto- 
plasma pflanzlicher Zellen nicht zu durchdringen vermögen. Die vor- 
liegende gründliche und interessante Arbeit liefert jedoch den Beweis, 
dass der obige Satz in seiner Allgemeinheit nicht mehr aufrecht zu er- 
halten ist und für eine grosse Anzahl von Anilinfarbstoffen nicht gilt. 

Wenn verschiedenen Pflanzen (Zygnema, Mesocarpus, Marchantia- 
Brutknospen, Elodea, Trianea, Lemna Euphorbia, Rieinus ete.) Anilin- 
farben in sehr verdünnten und je nach der Pflanzenart und dem 
Farbstoff verschieden concentrirten Lösungen geboten werden, so 
nehmen die absorbirenden Zellen merkliche Mengen des Farbstoffs 
auf, ohne geschädigt zu werden. Aufnahme wurde für folgende Farb- 
stoffe constatirt: Methylenblau, Methylviolett, Cyanin, Bismarekbraun, 
Fuehsin, Safranin, Methylorange, Tropäolin 000, Methylgrün, Jodgrün, 
Hoffmann’s Violett, Gentianaviolett und Rosolsäure. Alle diese Körper 
färben, mit Ausnahme des Methylenblau, bestimmte Theile des Proto- 
plasma, desgleichen werden alle — Rosolsäure ausgenommen — vom 
Zellsaft gespeichert. 

Im lebendigen Protoplasma färben sich Chromatophoren und 
‚Zellkern nicht, wohl aber im übrigen Plasma einzelne differenzirte 
Theile desselben (Mikrosomen, Grana, ‘Vacuolen). Erst wenn eine 
Schädigung der Zelle einzutreten beginnt, färbt sich auch der Zellkern. 
Bei der ‚Speicherung des Farbstoffes im Zellsaft entsteht entweder 
eine farbige Lösung oder eine amorphe oder krystallinische Aus- 
scheidung; mitunter können all diese Fälle in ein und derselben Zelle 
vorkommen. 

In den Zellen existiren präformirte Körper. welchen die Fähig- 
keit, Farbstoffe zu speichern, zukommt; nach den von dem Verf. ge- 
sammelten Erfahrungen besitzen die im Zellsaft häufig eingebetteten 
Gerbsäurebläschen diese Eigenschaft in ganz besonderem Grade. Ref. 
muss es sich versagen, auf den reichhaltigen Inhalt der Pf.'schen 
Arbeit näher einzugehen, allein die wenigen Angaben dürften genügen, 
um zu zeigen, wie werthvoll ihre Resultate für weitere Forschungen 
auf»dem Gebiete der Zellphysiologie (Reaction, Reductionsfähigkeit 
des Zellinhalts, Wachsthum, Zelltheilung ete.) werden können. 

Molisch (Wien). 

H. Leitgeb. Beiträge zur Physiologie der Spaltöffnungsapparate (Mit- 
theilungen des bot. Instituts zu Graz I, S. 125, 1 Tafel). 

Die Spaltöffnungsapparate, wie sie in grosser Anzahl in der 
Epidermis der Blätter vorkommen, bestehen hauptsächlieh aus den 
beiden meist eiförmigen bis halbkreisförmigen Schliesszellen, die an 


Nr. 24. Oentralblatt für Physiologie. 653 


ihrer Berührungsfläche einen Spalt zwischen sich lassen, dureh den 
die luftführenden Canäle des Pflanzengewebes mit der Aussenwelt in 
Verbindung stehen. Die die Schliesszellen direet umgebenden, nieht 
selten auch besonders gestalteten Zellen werden als Nebenzellen be- 
zeichnet. Je nach den äusseren Umständen erweitert und verengert 
sich der Spalt, und es sind gerade diese Bewegungen der Schliess- 
zellen, mit welchen die Arbeit sich beschäftigt. Bei Anwendung von 
schwachen Inductionsschlage reagiren die Schliesszellen in jedem 
Stadium ihrer Stellung mit dem vollständigen Verschluss der Spalte. 
Die Versuche legen aber dar, dass eine speeifische Reizbarkeit der 
Sehliesszellen gegenüber elektrischen Eingriffen nieht vorhanden ist. 
Von selbst schliesst sich der Spalt bei Einbruch der Nacht und öffnet 
sich bei Tage, eine Erscheinung, welche man als Beweis einer directen 
Abhängigkeit vom Licht aufgefasst hat. Jedoch zeigt der Verf., dass es 
eine grosse Anzahl Pflanzen gibt, welche diesen nächtliehen Spalt- 
verschluss niemals eintreten lassen und bei welchen derselbe auch 
nicht künstlich durch Verdunkelung herbeigeführt werden kann. Infolge 
dessen hat die Erscheinung überhaupt nieht die allgemeine physiolo- 
sische Bedeutung, welche man ihr zugeschrieben hat. Aber auch bei 
jenen Pflanzen mit nächtlichem Spaltverschluss ist dieser Vorgang wahr- 
scheinlich nicht direet vom Licht abhängig, vielmehr nur indirect, in- 
sofern durch die Dunkelheit der Turgor in der ganzen Pflanze und 
speciell in den die Spaltöffnung tragenden Organen steigt, damit der 
Seitendruck der Epidermiszelle gegen die Spaltenapparate sich ver- 
grössert und dieselben zum Verschluss bringst. Bei manchen Pflanzen 
gelingt es, das Oeffnen und Schliessen der Spalten künstlich zu veran- 
lassen, allein durch Veränderung des Wassergehaltes ohne Beeinflussung 
von Seiten des Lichtes. So öffnen sich z. B. die Spaltöffnungen der 
schwimmenden Blätter von Potamogeton, wenn die Luft über ihnen 
trocken gehalten wird und schliessen sich, wenn man die Luft sich 
mit Wasserdampf sättigen lässt. Jedoch ist diese directe Abhängigkeit 
vom Wassergehalt der Luft nicht bei den Spaltöffnungen aller Pflanzen 
zu beobachten; manche verhalten sich indifferent. ja bei einigen kann 
eine wasserdampfgesättigte Atmosphäre den Spaltenschluss direet hindern. 
Unter allen Umständen erfolgt aber ein solcher Verschluss der Spalte 
bei Verringerung der Bodenfeuchtiekeit, und zwar häufig noch bevor 
irgend ein Welken der Pflanze zu bemerken ist. Die Bedeutung der 
Beweglichkeit der Spaltenapparate möchte der Verf. überhaupt darin 
erblicken, „dass der Pflanze dadurch die Möglichkeit geboten ist, die 
Transpirationsgrösse — unabhängig von der Tageszeit — ihrem Wasser- 
gehalt anzupassen und so die (Gefahr eines zu weit gehenden Wasser- 
verlustes abzuschwächen. G. Klebs (Basel). 


Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie. 


A. van Gehuchten. Etude sur la structure intime de la cellule mus- 
ceulaire stri&ee (La Cellule II, 2, p. 293). 

Verf. hat die Muskeln der Extremitäten und Flügel verschiedener 
Arthropoden (Crustaceen und Insecten) im überlebenden Zustand, sowie 
nach Anwendung verschiedener Härtungen (Alkohol, kochendes Wasser, 

Centralblatt für Physiologie. 49 


654 Centralblatt für Physiologie. Nrt 92 


chromsaure Salze), Färbungen (Hämatoxylin ete.) nach Behandlung 
mit Gold unter Anwendung mehrerer Methoden, an Schnitten, vor 
Allem an Macerationspräparaten (verdünnte Kalilauge, Salzsäure, Ameisen- 
säure, künstliche Verdauungsflüssigkeit) untersucht, sowohl im gewöhn- 
lichen als auch im polarisirten Lieht. Seine Beobachtungen und Schlüsse, 
die Discussion der Ansichten anderer Autoren werden. in einer sehr 
umfangreichen Arbeit dargelegt und durch zahlreiche Abbildungen 
illustrirt. Auf das Detail kann hier unmöglich eingegangen werden; 
die Resultate, zu denen Verf. gelangt ist, sollen soweit als möglich 
dargelegt werden. 

I. Extremitätenmuskeln. Die Grundlage der diesbezüglichen 
Ansichten des Verf. bildet das Resultat der Macerationen, welche von 
dem Muskel nichts übrig lassen, als Kerne und ein ausserordentlich 
regelmässiges Netz mit länglichen Maschen. Dieses wird als „Reticulum 
plastinien” bezeichnet. Auf diesen Befund werden alle übrigen zurück- 
geführt. Das Netz ist optisch inactiv; es zeigt nur an den Verbindungs- 
stellen seiner Fäden unbedeutende Spuren von Doppelbrechung. Es 
färbt sich im isolirten Zustand ein wenig (mit Hämatoxylin, Methyl- 
blau, Fuchsin, Mayer'schem Karmin; Goldcehlorid färbt es roth). Es 
ist im lebenden Zustand zäh und wenig zerreisslich und setzt den 
collignativen Reagentien grossen Widerstand entgegen, wird darin nur 
vom Sarcolemm übertroffen. Nach Katharina Schipiloff und A. 
Danilewsky besteht es aus einer besonderen Eiweissart und Leeithin; 
Aetheralkohol bei 40% löst letzteres auf und lässt nur Körnchen 
übrig. In den Maschen dieses Netzes liegt das „Enchyleme myosique” 
als-eine hyaline, mattglänzende, homogene Masse, mehr oder weniger 
flüssig. Es enthält nach Nasse ausser Wasser und Salzen eine grosse 
‘ Menge Eiweisskörper und hauptsächlich Myosin. Dieses ist doppelt- 
breehend, wie Schipiloff und Danilewsky an dem aus dem Muskel 
rein dargestellten nachgewiesen haben; auf ihm beruht die optische 
Activität' des Muskels. Es färbt sich intensiv mit den angegebenen 
Farbstoffen und mit Gold. Die Macerationsmethoden, am besten die 
verdünnte Chlorwasserstoffsäure, lösen den „Muskelsaft” auf und lassen 
das Netz isolirt zurück; erhärtende Reagentien fällen die darin ent- 
haltenen Eiweisskörper. Das Netz wird nur aus einem Element der 
Zelle dem „Reticulum plastinien’”’ (Protoplasma, fibrilläre Substanz) 
der Zelle gebildet, aus der sich Verf. den Muskel enstanden denkt: 
Zellmembran und Enchylem (Paraplasma, interfibrilläre Substanz) 
nehmen daran keinen Antheil. Das Enchylem, welches das Myosin 
enthält, ist der zweite Bestandtheil dieser Zelle; das Sarkolemm ist 
ihre Zellmembran. Die centralen Kernreihen mit ihrem Protoplasma 
(Verf. sagt „cellules centrales’, was einen Widerspruch enthält) bilden 
dort, wo sie sich finden, einen nicht differenzirten, nicht regelmässig 
gewordenen Theil der primitiven Muskelzelle. Das vom Verf. beschriebene 
Netz ist also mit demjenigen von Retzius und Bremer nicht identisch, 
da es nach der Angabe dieser Autoren aus allen Bestandtheilen einer 
Zelle bestehen würde. (Sonderbarerweise zählt Verf. auch die Zell- 
membran zu den wesentlichen Bestandttheilen der Zelle.) Das Netz 
existirt schon im lebenden Zustand der Muskelfaser. Es wird von den 
verschiedensten Macerationsflüssigkeiten in gleicher Weise dargestellt. 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 655 


Es ist auch im überlebenden Zustand sichtbar, wenn auch theilweise 
dureh das starke Breehungsvermögen des Myosins verdeckt. 

Zu ihm gehört die „Strie transversale”, das heisst die Querlinie., 
welche die isotrope Scheibe durchzieht und alles, was man an Längs- 
fasern am überlebenden Muskel sieht, und was beim Absterben des 
Muskels, wie schon Engelmann angegeben hat, deutlicher und 
breiter wird auf Kosten der anisotropen Substanz; nach des Verf. 
Meinung, weil sich Albuminate darauf niederschlagen. Längsfibrillen 
existiren an den Extremitätenmuskeln nicht. Was auf dem Muskelquer- 
sehnitt die Cohnheim’schen Felder trennt, sind nicht Membranen, 
sondern Fäden; Muskelkästehen existiren also nicht. Wird die Faser 
in Alkohol gehärtet, so wird das Myosin auf die Fäden des Netzes 
niedergeschlagen; diese erscheinen verdickt und doppeltbrechend, wo 
sich das Myosin als „Muskelstäbchen” auf ihnen eoagulirt hat; von 
en Enden dieser Stäbchen gehen Fäden zu jener Verdieckung des 
Netzes, welches die „Strie transversale” bildet. Das Myosin existirt in 
(ler lebenden Muskelfaser nicht in Form von Prismen; diese entstehen 
blos dureh die Härtung und es liegen dann die daraus entstandenen 
Stäbehen (welche den „sarcous &lements” entsprechen würden, Ref.) 
nicht in der Mitte der supponirten Muskelkästchen, sondern an den 
Fibrillen des Netzes. Wenn gewisse coaeulirende Reagentien den 
Muskel in Fibrillen oder in Bowman’sche Dises zerfällen, so beruht 
das nicht darauf, dass (zwei verschiedene) Kittsubstanzen gelöst würden, 
sondern darauf, dass, je nachdem die den Muskel der Quere oder die 
denselben der Länge nach durehziehenden Fäden des Netzes abreissen; 
letztere dort, wo sie frei von dem darauf niedergeschlagenen Myosin 
sind, also in der hellen, isotropen Schicht. Wenn aber das Myosin 
gelöst ist, so bleibt die „Strie transversale” übrig, die Fasern reissen 
in der dunkeln, anisotropen Schicht; diese Art von Zerfällung in 
(Querscheiben ist von der erstbeschriebenen zu trennen, die Scheiben. 
die man auf Einwirkung verdünnter Säuren erhält, sind mit den 
Bowman’schen Dises nieht identisch; wie denn auch Krause und 
Rollett angegeben haben, dass der Zerfall des Muskels der Quere 
nach zu zwei verschiedenen Arten von Scheiben führen könne, je nachdem 
er in der hellen oder in der dunkeln Schicht des Muskels vor sich 
seht. Das „sarcous el&ment' ist ein Längsbälkchen des Netzes, von 
eoagulirtem Myosin umgeben. Diese Elemente sind der Quere nach von- 
einander unabhängige, der Länge nach durch die Fasern des Netzes 
verbunden. Es eibt also auch nicht zwei verschiedene, durch ver- 
schiedene Reagentien lösliche Kittsubstanzen im Muskel; wobei Verf. 
auf die Schwierigkeit hinweist, welcher diese Hypothese begegnet, 
wenn sie den Zerfall in Scheiben erklären soll, den jene Reagentien 
bewirken, die blos die eine (der Quere nach verbindende) Kittsubstanz 
lösen. Die „Strie transversale” in der optisch inactiven, hellen Schicht 
ist der Ausdruck davon, dass sich zu dieser Stelle transversal ver- 
laufende Netzbalken befinden; in der optisch activen, dunkeln Schicht 
sind blos Längsbälkchen vorhanden, die wegen ihrer Dünne im 
polarisirten Lieht sieh nicht als dunkle Streifen markiren; die „Neben- 
scheiben’ in der hellen Schicht bestehen dort, wo sie vorhanden 
sind, aus Verdiekungen der Längsfäden des Netzes, Die helle Schicht 

49* 


656 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


ist an der lebenden Muskelfaser nur ein optisches Phänomen, worin 
sich Verf. an Heppener anschliesst; im polarisirten Licht verschwindet 
sie und es bleibt nur eine dünne, optisch inactive (Juerlinie in dem 
sonst doppeltbrechenden Muskel zurück, die „Strie transversale’”. Unter 
dem Einfluss fixirender Reagentien aber entsteht eine breite, helle, 
optisch inactive Schichte dadurch, dass sich das Myosin auf die Längs- 
bälkehen des Netzes niederschlägt, zusammenzieht und Räume frei- 
lässt, in denen nur optisch inactive Substanzen liegen, und in deren 
Mitte die „Strie transversale” verläuft. So nimmt die dunkle, optisch 
active Schieht am lebenden Muskel den ganzen Raum zwischen zwei 
(uerscheiben ein. Der Hensen’sche Streifen der die doppeltbrechende 
Schieht durchzieht, verdankt seine Entstehung verschiedenen Um- 
ständen: Verdickungen der Längsbälkchen des Netzes, oder in anderen 
Fällen Verdickungen des deraufin Form von Stäbchen niedergeschlagenen 
Myosins, oder es können diese Stäbchen umgekehrt an den Enden 
dieker sein als in der Mitte, oder aus zwei getrennten Theilen be- 
stehen, so dass dem Hensen’schen Streifen für die Struetur der 
lebenden Faser keine Bedeutung zukommt, ausser in dem Ausnahms- 
Fall, dass er auf Verdickungen der Längsbälkchen des Netzes beruht. 

II. Flügelmuskeln. Diese sind bei einigen Inseeten (Hydro- 
philus, Stubenfliege, Maikäfer, Dytiseus) anders zusammengesetzt 
als diejenigen der Extremitäten, bei anderen (Vanessa, Noctuela, 
Gryllotalpa) mit diesen identisch. Bei ersteren bestehen sie aus 
Fibrillen, die von einer körnigen Substanz mit Kernen getrennt 
werden. Die Fibrillen bestehen aus einer dünnwandigen Röhre, die in 
reselmässigen Intervallen durch Querwände abgetheilt ist. Diese Sub- 
stanz widersteht den verschiedenen colliquativen Reagentien; Verf. 
identifieirt sie mit dem aus den Extremitätenmuskeln beschriebenen 
Netz. In diesen Röhren liest das „Enchyleme myosique”. Die Quer- 
wände, von biconcaver Form, bilden die schmale, optisch inaetive 
Schiehte. Eine Querlinie in der optisch activen Schiehte beruht ent- 
weder auf einer eireulären Verdiekung der Wand der Röhre oder auf 
einer besonderen Art der Coagulation des Myosin. Die Muskelfibrillen, 
die also hier ein Element des Aufbaues der Muskelfaser sind (nieht 
Kunstproduct, wie an Jen Extremitätenmuskeln), sind zu Bündeln ver- 
einigt, welehe durch fetthaltige Zellen getrennt werden (bei Hydro- 
philus); ein solches Bündel entsprieht einer Faser der Extremitäten- 
muskeln. Verf. glaubt trotz des von ihm beschriebenen „fundamentalen 
Unterschiedes in anatomischer Beziehung’ zwischen den beiden Arten 
Muskeln doch in ihnen analoge Elemente wiederzufinden: die Röhren 
und Querwände sind eine besondere Form des Netzes, dem. Sarkolemm 
entsprechen die Fettzellen ete. 

IH. Die Vorgänge während der Contraetion. Diese sind an 
lebenden Muskeln studirt worden, sowie an solchen, die in Osmium- 
säure, verdünntem Alkohol und Chromsäure gehärtet waren. Verf. 
selangt zu der Theorie, dass die ÖOontraetilität ausschliesslich auf dem 
optisch inaetiven Reticulum beruhe, dessen Fasern sich während der 
Contraetion verdieken, so dass eine Längsstreifung im Muskel auf- 
treten kann. Die optisch active Substanz, die nach dem Verf. aus dem 
strueturlosen, flüssigen „Enchyleme myosique’” besteht, ist an der 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 657 


Contraction nieht nur nicht betheiligt, sie setzt derselben sogar „durch 
ihre Masse passiven Widerstand’ entgegen. In Analysen Danilewsky’s. 
sowie in der Vergleichung verschiedener Muskeln von verschiedener 
Energie des Contractionsrermögens in Bezug auf die Mächtigkeit des 
Netzes findet Verf. Stützen dieser Ansicht, mit der er sich zu den 
Resultaten Engelmann’s, welche dieser in seiner bekannten Arbeit 
über „Contractilität und Doppeltbrechung” aufgestellt hat, in bewussten 
Widerspruch setzt. Das Reticulum, welches die „nervöse Substanz” 
Gerlach's darstellt, hängt nach Letzterem mit dem Nerven zusammen, 
so dass sich der Reiz auf dasselbe fortpflanzen kann. Die verschiedenen 
Ansichten, welche eontrahirte Muskeln darbieten können, werden vom 
Verf. mit seiner Hypothese in Einklang gebracht (die freilich die 
Thatsache nieht berücksichtigt, dass gerade die eminent contractilen 
Organe des Körpers aller Thierelassen jene doppeltbrechende Substanz 
enthalten, die bei der Contraction blos die Rolle des passiven Wider- 
standes übernehmen soll; Ref.). Die Structur der quergestreiften Muskel- 
faser .ist nach der Ansicht des Verf. sehr einfach; er definirt sie mit 
den Worten seines Lehres Carnoy als „eine gewöhnliche Zelle, deren 
Netz regelmässig angeordnet und deren Enchylem (Paraplasma) mit 
Myosin beladen ist”. Paneth (Wien). 


% 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


Stoss. Untersuchungen über die Skelettmusculatur des Pferdes (Deutsche 
Zeitschr. f. Thiermediein XII, 2 u. 3, S. 146). 

Die groben anatomischen Verhältnisse der Skeletmuskeln, sowie 
ihr mikroskopischer Bau sind genau festgestellt, der Bau der einzelnen 
Muskeln aber. die Beziehungen der einzelnen Muskelfasern zu den 
Sehnen sind bisher nur wenig berücksichtigt worden. Man bezeichnet 
als einfache, parallelfaserige Muskeln jene, bei welchen die Fasern 
parallel zur Längsaxe laufen; als einfach gefiederte jene, deren Fasern 
unter spitzen Winkeln die Längsaxe kreuzen und sich an den die 
Muskeln oberflächlich überziehenden Aponeurosen festsetzen; als mehr- 
fach gefiederte jene, deren Fasern ebenfalls die Längsaxe unter spitzen 
Winkeln kreuzen und sich aber auch an im Inneren der Muskeln vor- 
handenen Sehnenzügen festsetzen; die Fasern der gefiederten Muskeln 
sind bedeutend kürzer als deren Längsaxen. 

Zwischen dem parallel gefaserten einfachen Muskel und dem ein- 
fach gefiederten findet sich in Bezug auf die Insertion der Muskelfasern 
in die Sehnenaponeurose kein prineipieller Unterschied. Bei den parallel- 
gefaserten Muskeln findet die Anheftung der Muskelfasern an die Sehnen- 
eponeurose auch nicht in einer zur Längsaxe senkrechten Ebene statt, 
es breitet sich vielmehr die Aponeurose der Endsehne auf der einen 
Seite schief nach aufwärts und die Aponeurose der Anfangssehne auf 
der anderen Seite schief nach abwärts sich verjüngend aus. Bei dem 
einfach gefiederten Muskel jedoch sind diese aponeurotischen Aus- 
breitungen der Sehne bedeutend grösser, es überzieht jede derselben 
fast die ganze entsprechende Seite, : so dass sie sich übereinander schieben 
und nur um die Dicke des Muskels voneinander abstehen: es werden 
daher die Muskelfasern, welche von der einen Aponeurose zur anderen 


658 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


ziehen, bedeutend kürzer als die Längsaxe des Muskels sein und, da 
sie von einer Seite zur anderen reichen, die Längsaxe kreuzen müssen. 
Die mehrfach gefiederten Muskeln zeigen auf Längsschnitten in ihrem 
Inneren Sehnenstreifen, die stets in die Anfangs- oder Endsehne über- 
gehen, so dass also die Sehnen des Muskels in das Innere desselben 
schräge Strahlen senden, die sich von der Sehne entfernend, allmählich 
verjüngen; die Strahlen der einen Sehne wechseln mit denen der 
anderen regelmässig ab, so dass die zwischen ihnen liegenden Muskel- 
fasern stets von einem Strahl der einen Sehne zu einem solchen der 
anderen ziehen. Querschnitte zeigen, dass diese Sehnenstrahlen des 
Längsschnittes nichts Anderes sind als die Durchschnitte von gewunden 
verlaufenden Sehnenplatten; sämmtliche in eine Sehne übergehenden 
Sehnenstrahlen gehören nur einer Platte an, so dass also jede Sehne 
des mehrfach gefiederten Muskels in eine in ihm gewunden verlaufende 
und sich verjüngende Sehnenplatte übergeht und der Muskel aus zwei 
miteinander parallel gewundenen Sehnenplatten besteht, zwischen 
welchen die Muskelfasern verlaufen und von welchen jede in die zu- 
gehörige Sehne übergeht. Die von den beiden Sehnenplatten mitein- 
ander parallel vollführten Windungen bezeichnet der Verf. als „primäre 
Sehnenfalten”. In der That lässt sich in den meisten Fällen mit Hilfe 
des Messers jeder noch so eomplieirt gefiederte Muskel aufrollen und 
in einen flachen, einfach gefiederten Muskel, zwischen dessen beiden 
Sehnenplatten die Muskelfasern verlaufen, umwandeln. Es treten noch 
Complieationen hinzu; es können entweder die beiden Platten gegen- 
einander seitlich verschoben sein und jede die andere auf einer Seite 
mit dem Rande umfassen, wie "dieses beim M. coracobrachialis des 
Pferdes der Fall ist, oder es senden sich die beiden Sehnenplatten 
gegenseitig Duplicaturen entgegen, die der Verf. als „secundäre Sehnen- 
falten” bezeichnet; die Platten dieser Duplicaturen sind durch spärliches 
Bindegewebe verbunden, können aber, wenn auch schwer, aufgelöst 
werden. Eine solche Aufrollung eines mehrfach gefiederten Muskels 
mit dem Messer hat der Verf. an der unteren (Vorarm-) Hälfte des 
Biceps brachii des Pferdes, der einen sehr complieirten Bau besitzt, 
ausgeführt; ausser den beiden Sehnenplatten zieht durch diesen Muskel 

ein Bündel kräftiger Sehnen, welche mit den Muskelfasern nichts zu 
thun haben und als Spannband dienen; die mediale Hälfte des Muskels 
besitzt keine secundären Sehnenfalten, dagegen hat deren ziemlich viele 
die laterale Seite des Muskels. Der Verf. schlägt vor, die mehrfach ge- 
fiederten Muskeln als „sehnenfaltige’’ zu bezeichnen (analog dem Aus- 
drucke „schmelzfaltige Zähne”). Alle Muskeln sind gefiedert; Muskeln 
mit Sehneneinschreibungen, z. B. den geraden. Bauchmuskel, bezeichnet 
der Verf. als zusammengesetzte Muskeln. Es lassen sich diese Beob- 
achtungen sehr gut zur Bestimmung des physiologischen Querschnittes 
der Muskeln benützen, also des Gesammtquerschnittes aller neben- 
einandergelegt gedachter Fasern eines Muskels, indem man die mittlere 
Faserlänge aus einer Anzahl vorgenommener Messungen berechnet und 
dureh Division des Volumens des Muskels durch diese Faserlänge den 
physiologischen (uerschnitt des Muskels erhält. Das Volumen des 
Muskels wurde durch das von ihm verdrängte Wasservolumen bestimmt, 
die Faserlänge wurde direet gemessen, endlich wurde noch der phy- 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 659 


sikalische Querschnitt ausgemittelt, indem entweder durch Messung der 
grössten Peripherie derselbe bestimmt wurde oder der Muskel an 
seinem dicksten Theile in einen rechtwinkeligen, verstellbaren Holz- 
rahmen gebracht und Breite und Höhe des von ihm ausgefüllten 
Oblongums gemessen wurde. Von einer grösseren Zahl von Muskeln 
wird der Bau angegeben und bei mehreren Pferden der physiologische 
und physikalische (uerschnitt und ihr Verhältniss bestimmt. Bei dem 
vierköpfigen Kniescheibenstreeker ist dieses Verhältnis des Gesammt- 
muskels bei einem Militärpferde 16:1 (physiologisch : physikalisch), 
bei einem Anatomiepferde 1'6:1, bei einem zweiten 1'8:1, bei einem 
dritten 18:1: auffallend sind die Differenzen in der Faserlänge des- 
selben Muskels bei verschiedenen Individuen: so hat der Verf. bei 
jenem Muskel Längen von 11 bis 15 ÜCentimeter gefunden. Bei einem 
25 Centimeter langen Pferdeembryo waren die Verhältnisse schon so 
complieirt wie beim erwachsenen Thiere; es müssen also noch frühere 
Entwickelungsstadien untersucht werden. Der Bau und die bei mehreren 
Pferden bestimmten physiologischen und physikalischen Querschnitte 
sind angegeben vom vierköpfigen Kniescheibenstrecker, Tibialis antieus, 
Grastroenemius, vom langen und mittleren Zehenstrecker, vom Hufbein- 
beuger, vom Kronenbeinbeuger; endlich sind die beiden Querschnitte 
und ihr Verhältniss von den Muskeln der ganzen vorderen Extremität 
von mehreren Pferden in eine Tabelle zusammengestellt. Die breiten 
Muskeln müssen ihrer Function nach in mehrere Abtheilungen zerlegt 
und dann erst die mittlere Faserlänge bestimmt werden. 
Latschenberger (Wien). 
Marey. La Photochronographie appligude au probleme dynamique du 
vol des oiseaux (Compt. rend. IV, 10, p. 421). 
— De la mesure des forces, qui agissent dans le vol de l’oiseau (Ibid. 
12, p. 504). , 
— Du travail mecanique dispense par le goöland dans le vol horizontal 
(dbid. 15, pP. 597). 

Verf. hat die photochronographischen Bilder seiner fliegenden 
Möwe in Lebensgrösse projieirt und an diesen Bildern die Beweenngen 
des Schwerpunktes des Vogels sowohl in horizontaler als in vertiealer 
Richtung gemessen. Die verticalen Verschiebungen schätzt er zu etwa 
0:01 Meter, d. i. weniger als die der Massmethode wahrscheinlich an- 
haftenden Fehler und lässt sie in seinen weiteren Berechnungen canz 
weg. Bei Senkung der Flügel bekommt der Vogel eine Beschleunigung 
und bei der Erhebung eine Verlangsamung, so dass seine Weglänge 
zwischen den Grenzen 0:137 und 0:115 Meter in !/,, Secunde wechselt. 

Die Kräfte, die den horizontalen Flug bewirken, werden von zwei 
Componenten vertreten, von welchen die eine der Schwere entgegen- 
wirkt und ihr gleich ist, die andere den Vogel forttreibt und, nach 
Analogie mit der Beschleunigung der Masse des Vogels unter Ein- 
wirkung der Schwerkraft in '/,. Secunde, aus der dem Vogel in der 
Periode der Flügelsenkung ertheilten Beschleunigung zu 0'449 Kilo- 
gramm berechnet wird. Dazu kommt noch eine eleichgerichtete Kraft- 
componente zur Ueberwindung des Luftwiderstandes, welehe Kraft die 
Geschwindigkeit des Vogels während der Erhebung der Flügel eben- 
soviel vermindert, als die frühere sie vermehrt hat und also von der- 


660 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


selben Grösse sein muss. Die horizontale Krafteomponente wird somit 
0'895 Kilogramm, und da die verticale 0'623 Kilogramm ist, wird die 
Resultante 1:08 Kilogramm. Diese Resultante wirkt auf einen Hebelarm, 
welcher so lang ist, wie der Abstand des Widerstandpunktes des 
Flügels von der Flügelbasis, in diesem Falle 0:3 Meter. Die Flieg- 
muskeln wirken auf einen Hebelarm von 0'017 Meter Länge und müssen 
also eine Kraft von 1006 Kilogramm entwickeln, oder pro Quadrat- 
centimeter des Querschnittes 1'672 Kilogramm. Frühere Untersuchungen 
des Verf. haben bei elektrischer Reizung für die Fliegmuskeln einer 
Weihe 12 Kilogramm ergeben und für diejenigen einer Taube 1°4 Kilo- 
gramm pro Quadratcentimeter. 

Bei horizontalem Flug wird zur Bewegung der unterliegenden 
Luftmassen eine Arbeit verwendet, die sich für jeden Flügelschlag 
berechnen lässt aus dem Product der Schwere des Vogels und des 
vom Widerstandspunkt seiner Flügel zurückgelegten Weges. Das gibt 
bei einer Möwe 0'218 Kilogrammt. und pro Seceunde 1'09 Kilogrammt 
Die den Vogel vorwärtstreibende Arbeit aus den horizontalen Kraft- 
componenten und dem Wege berechnet gibt 2738 Kilogrammt. und 
die ganze Arbeit 3'828 Kilogrammt. Dies gilt aber nur für die ersten 
Flügelschläge, ehe der Vogel volle Geschwindigkeit erreicht hat. Darnach 
werden die Flügelschläge weniger und kleiner, wie 3:5, respective 
1:3, wodurch die oben berechnete Arbeit auf ’/, redueirt wird, d.h. 
auf 0'766 Kilogrammt. in der Secunde. 

Eine verticale Krafteomponente des relativen Windes erhebt die 
Flügel, indem sie die Fliegmuskeln dehnt und verrichtet dabei eine 
Arbeit, die unter Berücksichtigung der Zusammenfaltung des Flügels 
bei dieser Bewegung zu 04 Kilogrammt. pro Secunde geschätzt wird. 
Diese Dehnung der Muskeln erleichtert zwar ihre nächste Verkürzung, 
kostet jedoch den gedehnten Muskeln fast eben so viel Aufwand von 
Energie und Ermüdung wie die Zusammenziehung. 

M. Blix (Lund). 
A. M. Päterson. The limb plexuses of mammels (The journal of 
anatomy and physiology XXI, 4, p. 611). 

P. sucht die Frage zu entscheiden, weshalb die Nerven, welche 
obere und untere Extremitäten versorgen, gerade aus plexusartigen 
Verbindungen der spinalen Nerven hervorgehen. Er hat zu diesem 
Zwecke eine Reihe von Wirbelthieren genau zergliedert und gibt am 
Beginne seiner Arbeit als Paradigma eine detaillirte Schilderung des 
Plexus bei Atherura faseiculata. Das Brachialgeflecht der zehn von ihm 
untersuchten Vertebralen setzte sich bei fünf derselben aus fünf 
Spinalnerven zusammen; in vier Fällen waren vier Nerven in seine 
Zusammensetzung eingegangen, und in einem Falle sechs Nerven. 
Constant gingen in den Plexus brachialis ein der VI. (oder ein Theil 
desselben), VII. und VIU. CGervicalis und der I. N. thoracicus. In- 
constant sind der IV. Cerviealis (in einem Falle) und der V. (in fünf 
Fällen). 

Der Plexus lumbosacralis ging in neun Fällen aus fünf Spinal- 
nerven hervor, in einem einzigen Falle (Atherura fasciculata) formirte 
er sich aus sechs Nerven. Die Zusammensetzung dieses Plexus ergab 
beim ersten Anblick grössere Differenzen bei den einzelnen unter- 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 661 


suchten Species, indem entweder nur Lumbarnerven oder diese im 
Verein mit Saeralnerven ihn formirten. Diese Variationen sind jedoch 
durch die wechselnde Anzahl der Thoracolumbalwirbel und dureh die 
inconstante Lage der Artieulatio saero-iliaca bedingt. Zählt man die 
den Plexus zusammensetzenden Nerven der Reihe nach als Spinalnerven, 
so verschwinden diese Differenzen zum grossen Theile und es ergibt 
sich, dass die Nerven, welche den Plexus formiren, insgesammt zwischen 
21. und 29. Spinalnerven liegen, während der 25. in jedem Falle in 
den Plexus eingeht. 

Bezüglich der Anordnung der Nerven in den Plexus ergibt die 
Vergleichung der an den einzelnen Thieren gewonnenen Befunde 
folgende Regeln: 

1. Der primäre untere Ast eines jeden gemischten Spinalnerven, 
welcher in den Plexus eingeht, gibt dorsale und ventrale Aeste ab; 


2. diese dorsalen Aeste verbinden sieh ausschliesslich wieder 
mit dorsalen, die ventralen Aeste mit ventralen der anderen Spinal- 
nerven; 

3. derselbe Nerv, welcher bei einer Species aus dorsalen (respective 
ventralen) Aesten entspringt, geht auch bei jeder anderen aus dorsalen 
(respective ventralen) Aesten hervor. 


Nach einigen embryologischen Notizen, deren ausführlichere 
Publication in Kürze erfolgen soll. wendet sich der Autor im An- 
schlusse an die Mittheilungen von Dohrn und Gegenbaur zur Be- 
sprechung der Entwickelungsgeschichte der Extremitäten. In einem 
primitiven Zustande ist die Gliedmasse durch eine Reihe separater 
Knospen repräsentirt, welche von der ventrolateralen Seite der Somiten 
entspringen; diese Knospen vereinigen sich endlich untereinander und 
bilden die Lateralfalte (Amphioxus) oder Wolff’sche Leiste (höhere 
Vertebraten); diese Bildung schwindet zum Theil wieder, indem nun 
jene, in der Regel je fünf Somiten entsprechenden Partien übrig- 
bleiben, welche die Anlage der vorderen und hinteren Extremitäten 
bilden. Jeder dieser Somiten schliesst einen Nerven in sich; sobald 
nun die Vereinigung der aus diesen Somiten hervorgegangenen Knospen 
erfolgt ist, theilen ich die Nerven je in einen dorsalen und ventralen 
Ast, welche die entsprechenden dorsalen und ventralen Partien der 
Extremitätenanlage versehen. Die so formirte primitive Gliedmasse 
zeigt ein centrales Blastem, welches Knochen und Gelenke hervorgehen 
lässt und von den Anlagen von Muskeln und Haut umgeben ist.. Die 
dorsale und ventrale Muskellage, welche aus mesoblastischen Anlagen 
in den Somiten hervorgehen, differenziren sich unter mannigfachen 
Verbindungen und Umlagerungen in die definitiven Muskelgruppen. 
Aehnliehe Veränderungen müssen natürlich auch die schon vorhandenen 
Nerven, welche die primitive Gliedmasse versorgen, eingehen; und 
aus dieser Aneinanderlagerung zur Verbindung dorsaler und ventraler 
Zweige ergibt sich endlich die definitive Gestaltung des Plexus. Bei 
‘der Anlage des letzteren handelt es sich somit ausschliesslich um 
topische, durch die Entwickelung der Gliedmasse bedingte, keineswegs 
um functionelle Verhältnisse. 

Sigm. Fuchs (Wien). 


662 Centralblatt für Physiologie. Nr:7234} 


Physiologie der Athmung. 


E. Fleischl v. Marxow. Die Bedeutung des Herzschlages für die 
Athmung. Eine neue Theorie der Respiration (Stuttgart bei Enke, 
Octav, 196 S8.). 

Verschliesst man die nach abwärts gehaltene Oeffnung einer zur 
Hälfte mit Brunnenwasser sefüllten Injectionsspritze (es genügt jede 
Pravaz’sche Spritze) und hat dafür gesorgt, dass sich zwischen Stempel 
und Wasser keine Luftblase befindet, so gewahrt man beim Heraus- 
ziehen des Stempels einige wenige aufsteigende Luftbläschen. Lässt 
man dann den Stempel los, so schnellt er in bekannter Weise in seine 
Anfangsstellung zurück: nur eine kleine Luftblase hat sich zwischen 
ihm und dem Wasser angesammelt, als Resultat der Gaspumpenwirkung, 
die durch die Hebung des Stempels ausgeübt wurde. Versetzt man jetzt, 
ohne die Spritze wieder geöffnet zu haben. dem darin befindlichen 
Wasser einen Stoss, indem man den Handeriff des Stempels gegen 
einen mässig festen Körper schlägt, oder hat man nur den Stempel 
rasch genug in sein Rohr zurücksehnellen lassen und macht nun 
denselben Versuch, so schäumt das Wasser auf, und im Ruhestand 
des Stempels zeigt sich nun eine unvergleichlich grössere Luftblase 
zwischen Wasser und Stempel als früher da war. Das gestossene 
Wasser gibt also dem Vacuum viel leichter die in Lösung gehaltenen 
Gase ab, als das nicht gestossene. Analoge Erscheinungen sind beim 
Champagner und den kohlensäurehaltigen Wassern, sowie bei lockeren 
chemischen Verbindungen bekannt. Sie sind der Ausdruck einer dureh 
den Stoss erzeugten Veränderung im molecularen Verhältnisse zwischen 
Lösungsmittel und gelöster Substanz, welche Veränderung im Laufe 
von Seeunden und Minuten dem früheren Zustande wieder Platz macht. 

Auf dieser Thatsache beruht die neue Theorie. Der Stoss, den 
das Blut im rechten .Herzen erhält, befähigt es, seine Kohlensäure in 
der Lunge an die Luft abzugeben, in welcher der Partialdruck der 
Kohlensäure als sehr klein betrachtet werden kann, und der Stoss, 
den das Blut im linken Herzen erhält, macht es geeignet, seinen Sauer- 
stoff an die lebende Körpersubstanz weiterzugeben (Gewebsathmung). 
Die Lösung der Kohlensäure aus ihren chemischen Verbindungen er- 
fordert einen geringeren Stoss als die Lösung des Sauerstoffs aus 
seiner Verbindung mit dem Hämoglobin. 

Wir haben uns demnach vorzustellen, dass die Oontraetion des 
rechten Ventrikels die Kohlensäure, die in seinem Blute enthalten ist, 
in jenen Molecularzustand überführt, in welchem sie leicht an die 
Lungenluft abgegeben wird, während sie den restirenden Sauerstoff 
in seiner Hämoglobinverbindung unberührt lässt. Der’in der Lunge 
äurch chemische Affinität des Hämoglobins aufgenommene Sauerstoff 
wird im linken Ventrikel durch einen stärkeren Stoss vom Hämoglobin 
losgelöst und gelangt in diesem freien Zustande aus den Gefässen 
durch chemische Affinität zu den Geweben. Der Stoss des Ventrikels 
wird durch die dem strömenden Blute noch nachgeschiekten Puls- 
wellen überdies in seiner Wirkung unterstützt. Während das Blut 
durch den grossen Kreislauf fliesst, nimmt der im den Gefässen ver- 
bliebene Sauerstoff allmählich wieder seine alte Stellung in der Ver- 


Nr. 24. Oentralblatt für Physiologie. 663 


bindung mit dem Hämoglobin ein, welche Reoxydation näherungsweise 
vollendet sein dürfte, wenn das, unterdessen mit Kohlensäure beladene, 
Blut zum rechten Herzen zurückeelanet. 

Verf. findet in den bisher bekannten physiologischen Thatsachen 
so reichliche Stützen für seine neue Auffassung, dass er glaubt, seine 
Theorie mittheilen zu sollen, auch ehe er dieselbe durch eigene speeiell 
auf deren Prüfung gerichtete Versuche belegen kann. 

Hierher gehört z. B. die von E. Pflüger und seinen Schülern 
gemachte Erfahrung, dass bei der Auspumpung der Blutgase das Schütteln 
der Blutprobe wesentlich in Betracht kommt. Ein besonderes Gewicht 
aber legt Verf. auf gewisse, der Respiration anscheinend fernliegende 
Erscheinungen allgemeinerer Natur, welche im Lichte der neuen 
Theorie verständlich werden. So werden die Temperaturdifferenzen in 
verschiedenen Abschnitten des Gefässsystems auf die Lösung oder 
Wiederherstellung der Sauerstofiverbindung des Hämoglobins bezogen. 
Die auffallende Thatsache, dass das Blut der Aorta kälter ist als das 
des linken Herzens, ist der Ausdruck der negativen Wärmetönung, die 
mit dem Freiwerden des Sauerstoffes nothwendie verbunden ist; die 
allmähliche Erwärmung des Blutes auf seinem Wege zum rechten 
Herzen, der Effect der positiven Wärmetönung bei der. Reoxydation 
des Hämoglobins u. S. w. 

Wenn die „Percussion des Blutes im rechten Herzen hinreichen 
soll zur Befreiung der Kohlensäure, aber noch nicht zu der des Sauer- 
stoffes, so setzt dies nicht nur eine präcise Arbeit des Mechanismus, 
sondern auch eine bedeutende Constanz der Nebenbedingungen, von 
denen die Wirkung des Stosses abhängt, voraus. Zu diesen Neben- 
bedingungen, welche bei jedem Dissoeiationsvorgang eine Rolle spielen, 
gehört unzweifelhaft die Temperatur. Verf. sieht hierin den Grund für 
die Uonstanz der Temperatur bei allen Individuen der beiden Classen 
der Säuger und der Vögel, sowie in der Öonstanz der Pulsfrequenz 
und des Arteriendruckes bei diesen Wirbelthierelassen die messbare 
Grundlage einer gleichen Stosswirkung. Für die unteren Wirbelthier- 
classen sei die „Pereussionstheorie” nicht anwendbar. 

Der Umstand, dass man die durch den Stoss bewirkte Dissociation 
des Hämoglobins nicht ohneweiters aus seinem optischen Verhalten 
ersehen kann, falle nicht schwer gegen die Theorie ius Gewicht, da 
man über die chemische Bedeutung der Absorptionsstreifen doch noch 
zu sehr im Unklaren ist. Sigm. Exner (Wien). 


Physiologie der thierischen Wärme. 


Charles Richet. Regulation de la temperature chez le chien (U. R. 
Soc. de Biologie, Juillet 16, 1887, p. 482). 

Für die W ärmereeulation ist beim Hunde die Lungenventilation 
von hervorragender Bedeutung. Unter der Einwirkung der erhöhten 
äusseren Temper atur werden die Athembewegungen auf refleetorischem 
Wege (von der Haut aus) tiefer und häufiger. wodurch eine erhebliche 
. Wassermenge auf der Lungenoberfläche verdunstet wird (Polypnee 
reflexe). Wenn das Thier frei athmet, kann es auf diesem Wege, in 
der brennenden Sonne oder in einem heissen Kasten, gegenüber ziem- 


664 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


lich hoher äusserer Temperatur seine Eigenwärme beibehalten. Sobald 
aber ein geringes Hinderniss (enger Maulkorb) die rasche Erneuerung 
der Lungenluft erschwert, steigt die innere Temperatur sehr rasch — 
von + 40'5° zu +43:15", in einem angegebenen Versuch. Durch Wee- 
nahme des Maulkorbes wird dann die Athmung sehr beschleunigt (bis 
230 pro Minute) und die Temperatur fällt rasch wieder auf 40:0° herunter. 

Die Menge des verdunsteten Wassers kann annähernd durch die 
Gewichtsabnahme (Registrirwage) des Thieres gemessen werden; denn 
die ausgeschiedene Kohlensäure entspricht ungefähr dem Gewichte des 
absorbirten Sauerstoffs. Die normale Gewichtsabnahme ist beim Hunde 
ungefähr 105 Gramm Wasser pro Kilogramm und Stunde. In der 
brennenden Sonne kann der Gewichtsverlust bis 10'75 Gramm be- 
tragen, was für 10 Gramm Wasser einer Wegschaffung von 5800 Oa- 
lorien entspricht, also beinahe das Doppelte der von einem Kilogramm 
Hund normal produeirten Wärmemenge. 

R. unterscheidet auch eine Polypnd e eentrale, automatischer 
oder eentraler Natur, d. h. durch direete Wirkung der Erhöhung der 
inneren Temperatur oder des erhitzten Blutes auf das Athemceentrum. 
R. hat zum Beispiel durch elektrische Reizung des Rückenmarkes die 
innere Temperatur des Hundes bis zu 43'5” und darüber erhöht.“ Dabei 
wird die Athmung auch ausserordentlich häufig und der Gewichts- 
verlust des Thieres kann mehr als 10 Gramm pro Kilogramm und 
Stunde betragen. Leon Frederiegq (Lüttich). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Cireulation. 


L. Frederieg. Sur la circulation cephalique croisee, ou Echange de 
sang carotidien entre deux animaus. Communication preliminaire 
(Bullet. de l’Academ. royale des Sciences de Belgique XII, 4, 
p- 417). 

F. unterbindet bei zwei Kaninchen drei von den Kopfarterien; 
die vierte‘ (z. B. Carotis dextra) wird bei beiden durehschnitten und 
das peripherische Ende jeder von beiden mit dem centralen der Arterie 
des anderen Kaninchens durch Cannulen verbunden. Der Kopf eines 
jeden Thieres empfängt jetzt also nur noch Blut des anderen Thieres. 
Wird jetzt bei dem einen (A) die Athmung gestört (Unterbindung 
oder Verengung der Luftröhre, Athmung kohlensäurereicher oder 
sauerstoffarmer (remische), so wird das andere (B) dyspnoisch, be- 
kommt sogar Erstiekungskrämpfe, während bei A sich eher eine 
Neigung zur Apno@ bemerklich macht. F. sieht in dieser Thatsache 
eine schöne Bestätigung für die Richtigkeit der Rosenthal’schen 
Athmungstheorie. (Die interessante Versuchsanordnung ausdrücklich 
zur Entscheidung der Apnoäfrage zu benutzen, hat Verf. nieht ver- 
sucht. Ref.) Lang endorff (Königsberg). 


Physiologie der Drüsen. 


F. ne) Ueber die Cholsäure; IV. Mitth. (Ber. d. d. chem. Ges. 
XX, 8. 1968). 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 665 


M. hat namentlich im Hinblick auf die neuerdings wieder von 
Latschinoff (vgl. S. 404 dieses Centralblattes) vertretene Ansicht, 
dass der Cholsäure die Formel 03, H,O, zukomme, die möglichst ge- 
reinigte Säure abermals analysirt und im Mittel aus acht Versuchen 
darin 70:39 Procent C (Minimum 70:10 Procent, Maximum 70:77 Pro- 
cent) und 9:93 Procent H (Minimum 9:82 Procent, Maximum 10:00 Pro- 
cent) gefunden; da sich nun für die Formel C,, H,, 0; 70:59 Procent © 
und 9:80 Procent H, für die Formel C,; H,, O, dagegen 71:09 Procent © 
und 995 Procent H berechnen, so muss man erstere als die richtigere 
annehmen, denn für diese stimmen die gefundenen Mittelwerthe besser 
als für die andere. Strecker fand seinerzeit 70°52 Procent © und 
9:87 Procent H; Ü. Schotten im Mittel 70:32 Procent © und 10:00 Pro- 
cent H. Die Analyse des Silbersalzes ergab 5549 bis 55:97 Procent Ö; 
1:65 bis 8:17 Procent H; 2043 bis 21: 25 Procent Ag. was auch besser 
mit der Formel 0), H,, Ag 0, (br. 55°92 Procent 0: 757 Procent H; 
20:97 Procent Ag) stimmt als mit der Formel (,- ;H, Ag0, (br. 56°71 Pro- 
cent ©; 7:75 Procent H; 20-41 Procent Ag). Verf. "leet daher seinen 
weiteren Betrachtungen die Streeker’sche Formel mit I: zu Grunde, 
wenngleich er dieselbe auch nicht als absolut sicher festgestellt be- 
trachtet. 

Löst man Cholsäure in Alkoholen auf, so krystallisirt sie als Al- 
koholat aus, z. B. Cholsäure-Methylat: C,, H,0; + CH,.OH; solche 
Verbindungen hat M. mit Methyl-, Aethyl-, Normalpropyl- und Aethylen 
alkohol erhalten, welche alle schön krystallisiren und beim Erwärmen 
auf 120° reine Cholsäure unter Verflüchtigung des Alkohols zurück- 
lassen. Alle krystallisiren, ebenso wie die wasserhaltige und wasser- 
freie Oholsäure selbst rhombisch. Mit Isopropylalkohol konnte keine 
feste Verbindung erhalten werden und aus Isobatylalkohoi krystallisirt 
reine alkoholfreie Cholsäure aus; mit reinem Aceton verbindet sich 
die Säure nicht, wohl aber mit Senfölen. 

Das von Hüfner durch Einwirkung von alkoholischem Ammoniak 
auf Cholsäureäther zuerst dargestellte Cholamid Cy, H,,0,.NH, erhielt 
Verf. auch durch Erhitzen von 1 Theil Oholsäure mit 4 Theilen alkoho- 
lischem Ammoniak auf 250°; es krystallisirt aus Wasser (von welchem 
es eirca 5000 Theile zur Lösung bedarf) mit 3 Molekülen Krystall- 
wasser, welche bei 110° entweichen. Die wasserfreie Substanz schmilzt 
allmählich zwischen 130 bis 140° zu einer klaren Flüssigkeit, welche 
bei 180° strahlig krystallinisch erstarrt (wahrscheinlich unter Polymeri- 
sation) und dann gegen 223’ ohne Zersetzung nochmals schmilzt. Die 
erstarrte Masse aus Alkohol umkrystallisirt zeigt wieder den niedrigen 
Schmelzpunkt. Das dem Cholamid sonst sehr ähnliche Dimethylehol- 
amid zeigt dieses Verhalten nicht. 

Durch Erhitzen mit Eisessig auf 250 bis 300° wird der Cholsäure 
Wasser entzogen, doch gelang es dem Verf. nicht, eine einheitliche 
Substanz auf diese Weise zu gewinnen, ebensowenig auf andere, was 
nicht befremden kann, wenn man bedenkt, dass die Cholsäure in Folge 
ihres Gehaltes von drei Alkoholhydroxylen jedenfalls eine grosse An- 
zahl verschiedener saurer und neutraler Anhydride bilden kann. 

Für die Frage nach der Constitution der Cholsäure ist ihre Ueber- 
führung in Dehydrocholsäure und das Verhalten dieser Säure gegen 


666 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


Mercaptane und Phenylhydrazin von Interesse. Die genannte Säure 
entsteht aus der Cholsäure durch Wegnahme von 6 Atomen H; ihre 
Formel ist demnach G,, H,, O;. Dieselbe löst sich leicht in Phenyl- 
mercaptan und leitet man dann in der Kälte Ohlorwasserstoffgas ein, 
so scheidet sich Wasser aus und auf Zusatz von Alkohol bildet 
sich ein Krystallbrei. Die neue Substanz krystallisirt in farblosen 
glänzenden Nadeln, welche in Alkohol sehr schwer löslich sind; sie 
ist eine Säure, ist aber in Natronlauge unlöslich, da ihre Salze sich 
in Wasser nicht lösen. Sie entsteht nach der Gleichung: Cs, H,, 0; + 
+2(0,H,.SH =0(,,H,,0,(8.0,H,)a+H,0; die Reaction verläuft 
also ganz in derselben Weise wie zwischen Aldehyden, beziehungs- 
weise Ketonen und Mercaptanen, wobei zu beachten, dass nur eines 
der drei Sauerstoffatome der Dehydrocholsäure, welche mit Hydroxyl- 
amin in Wechselwirkung treten, durch Mercaptanreste substituirt wird. 
Die erwähnte Mercaptanverbindung ist übrigens noch fähig, mit Phenyl- 
hydrazin in Reaction zu treten, wobei eine in farblosen Nadeln krystal- 
lisirende Substanz entsteht nach der Gleichung: C,, H;, = (S.C, ER -- 
+2G,H,.HN.NH,—0(,, H,,0, (S. 0, H;), (NH. C;,H;,) +2H 

Durch Chromsäuremischung wird, wie bekannt, die a 
säure unter Aufnahme von 3 Atomen OÖ in Biliansäure: Ö,, Hz, 0, ver- 
wandelt, welche als reihheische Säure ein Silbersalz 0, Hz, Ags O; gibt. 
Verf. bestätigt zwar die Beobachtungen von Öleve und von Latschi- 
noff über diese Säure, zieht aber die angegebene Formel der von 
Latschinoff (Cs, H,, 0; + '/,H,0) vor. „Bei der Oxydation der ein- 
basischen Dehydrocholsäure zur dreibasischen Billansäure sind mithin 
zwei Garboxyleruppen entstanden. Da die Oxydation in einer: einfachen 
. Addition von Sauerstoff besteht, so kann man nur annehmen, dass diese 
beiden Öarboxylgruppen der Biliansäure aus zwei Aldehydgruppen der 
Dehydrocholsäure hervorgegangen sind” (s. u. 

Dass die beiden anderen Sauerstoffatome in ı Ketongruppen — 00) 
in der Säure enthalten sind, ergibt sich aus deren Verhalten gegen 
Hydroxylamin und Phenylhydrazin. Mit ersterem erzeugt Biliansäure 
eine in glänzenden Täfelchen krystallisirende, in Wasser und in ab- 
solutem Alkohol fast unlösliche, in verdünntem Alkohol lösliche Iso- 
nitrosoverbindung: 0,,H3,0; + 2NH,.. OH= (,,H,,0, (NOH),—+ 2H30; 
dieselbe bildet ein in Wasser fast unlösliches saures Natronsalz 6. B: Na O5 
(NOH),. Mit Phenylhydrazin erhält man aus der Biliansäure eine in 
ra unlösliche, aus Eisessig in farblosen Nadeln krystallisirende 
as 20, + 20,H,.NHNH, =(;, H;, 0; (C,H, . NH), + 
—+2H,0: mit Phenylmare captan verbindet sich die Biliansäure nicht. 
Ausser Biliansäure ensteht bei der Oxydation der Dehydrocholsäure 
noch eine der ersteren isomere Säure, die Isobiliansäure, deren Baryt- 
salz in kaltem Wasser reichlich, in kochendem fast gar nieht löslich 
ist und sieh von biliansaurem Baryt scharf unterscheidet. 

Nach den mitgetheilten Versuchen sind also in der Cholsäure 
zwei primäre und eine secundäre Alkoholgruppe anzunehmen; bei der 
Oxydation gehen erstere zunächst in Aldehydgruppen, die letztere in 
die Ketongruppe über (Dehydrocholsäure); wird noch weiter oxydirt, 
so wird noch eine neue Ketongruppe gebildet und die Aldehydgruppen 
werden zu Oarboxylen: 


EEE BEEEELEBEEEWETT ER 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 667 


C0.0H 
CO .OH en C0O.OH 
CH,.OH % }JCHO GH 1 C0.0H 
C»Hy)0H,.OH CyHu)cHo co 
GENzOH Co Co 
Cholsäure Dehydrocholsäure Biliansäure. 


Da nun die Cholsäure drei einwerthige Gruppen enthält, welche 
nothwendig an Endpunkten der Kohlenstoffkette stehen müssen, so 
kann der Säure auch keine einfache Kette zu Grunde liegen; wie diese 
aber construirt ist, lässt sich jetzt mit Sicherheit noch nicht angeben. 


In einer längeren Fussnote wendet sich Verf. gegen die Annahme 
von Latschinoff, dass die Desoxycholsäure nur wasserhaltige Cholein- 
säure sei, und dass man beide Säuren durch Erhitzen mit Eisessig 
ineinander überführen könne; dies ist M. nicht gelungen. Ueber den 
choleinsauren Baryt theilt M. noch mit, dass derselbe aus kochendem 
Alkohol wasserfrei (C,, A,, ba0,) in mikroskopischen Blättchen aus- 
krystallisirt, welche nur in absolutem Alkohol unlöslich sind, aber mit 
wenig Wasser erst zerfliessen und dann mit 3H, 0) keystallisiren, worauf 
sie in Alkohol wieder löslich sind. E. Drechsel (Leipzig). 


J. Rose Bradford. The electrical Phenomena accompanying the ex- 
citation of so-called secretory and trophic nerve fibres in the salivany 
glands of the dog and cat (Journ. of Physiol. VIII, 2, p. 86). 

Die vorliegende Abhandlung. welche sich einer früheren Mit- 
theilung unmittelbar anschliesst, enthält im Wesentlichen Betrachtungen 
über die Ursachen der bei Reizung der Drüsennerven auftretenden 
elektromotorischen Wirkungen der Speicheldrüsen. Eine wesentliche 
Mitbetheiligung der eleichzeiticen vasomotorischen Wirkungen lässt 
sich schon durch Atropinvereiftung ausschliessen, welche dieselben 
unverändert erhält, während die seeretorischen und elektrischen Wir- 
kungen dadurch meist rasch vernichtet oder doch wesentlich beein- 
flusst werden. Dagegen scheinen die Vorgänge bei der Wasserabsonderung 
mit den elektrischen Reizerfolgen eng verknüpft zu sein. Dies ereiht 
sich zweifellos aus dem Umstande, dass die Menge und Beschaffenheit 
des gelieferten Secretes auch zugleich die Grösse und Art (Phase) der 
zu beobachtenden elektrischen Schwankung bestimmt. Besonders über- 
zeugend sind in dieser Beziehung Versuche an der Submaxillaris und 
Parotis des Hundes. In der Regel bewirkt Reizung des Sympathicus 
keine merkliche Absonderung der letzgenannten Drüse und liefert auch 
nur wenige Tropfen zähen Submaxillarspeichels. Unter gewissen Um- 
ständen jedoch, besonders nach oft wiederholter Reizung der cerebralen 
Drüsennerven, tritt eine reichlichere Secretion ein und dementsprechend 
ändern sich auch sofort die elektromotorischen Wirkungen. Während 
nämlich in der Regel die Oberfläche beider Drüsen dureh Sympathicus- 


- reizung positiv zum Hilus wird, tritt in den erwähnten Ausnahmsfällen 


eine gegensinnige Schwankung hervor, welche bei Reizung der cere- 
bralen Drüsennerven allein auftritt oder dort (als „erste Phase” ) be- 
deutend überwiegt. B. ist daher geneigt, die ersterwähnte elektrische 
Veränderung („zweite Phase”) mit der Bildung der organischen Be- 


668 Centralblatt für Physiologie Nr. 24; 


standtheile des Speichels in ursächlichen Zusammenhang zu bringen, 
während die gegensinnige, meist stärkere Schwankung durch die Vor- 
gänge der Wasserabsonderung bedingt wird. Biedermann (Prag). 


Pierre Canalis. Contribution a V’dtude du developpement et de la 
PER des capsules surr@nales (Internat. Monatssehr. für Anat. 

„Enysiol4IV, 248,9: 2312). 

Verf. suchte an jungen und erwachsenen Hunden, Kaninchen, Meer- 
schweinchen und einem Maulesel die Frage zu lösen, wie die Re- 
generation des Nebennierenparenehyms und die Vernarbung desselben 
nach sesetztem Substanzverlust vor sich geht. 

Um Anhaltspunkte in dieser Beziehung zu gewinnen, untersuchte 
er zunächst das Wachsthum und die physiologische Bedeutung der 
Nebennieren. 

Bezüglich des ersten Punktes glaubt er aus dem Vorkommen und 
der Vertheilung von Mitosen im Parenchym der Nebennieren ver- 
schiedener -alter Thiere schliessen zu dürfen, dass das Wachsthum 
desselben nicht allein auf einer Volumszunahme der einzelnen Paren- 
chymelemente, sondern auch noch auf karyokinetischer Vermehrung 
derselben beruhe. Diese Vermehrung finde sowohl in der Cortical- 
als Medularsubstanz statt. Möge daher die Anlage letzterer welche 
immer sein, so wachse sie aus sich selbst und es sei eine continuir- 
liehe Umwandlung von Rindenzellen in Medularzellen, wie Gotschau 
annimmt, nicht wahrscheinlich. 

Was den zweiten Punkt betrifft, so sei das stete Vorkommen von 
Parenchymelementen, welche sich in Theilung befinden, bei erwachsenen 
Thieren ein Beweis dafür, dass eine zwar langsame aber ununter- 
brochene Aufzehrung (Gonsommation) der Zellelemente stattfindet. 

Die Regeneration des Nebennierenparenchyms, nach Abtragung 
eines Theiles desselben, geht vom Reste aus, indem sich die Paren- 
chymelemente karyokinetisch vermehren; doch wird der Substanz- 
verlust zum grossen Theile durch Neubildung von Bindegewebe von 
Seite der Kapsel her compensirt. Der Vernarbungsprocess werde durch 
den Absorptionsprocess des Parenchyms, welches durch den operativen 
Eingriff nekrotisch geworden ist, verzögert. Abgetragene Theile der 
Nebenniere können, auf andere Organe desselben Thieres aufgetragen, 
am Leben bleiben. Von einer totalen Regeneration des abgetragenen 
Parenehyms könne man daher nicht sprechen, sondern nur von einer 
theilweisen, welche aber eine Hyperplasie des zurückgelassenen Stückes 
mit sich bringt. Drasch (Leipzig). 


Stolnikow. Vorgänge in den Leberzellen, insbesondere bei der Phos- 
phorvergiftung (Aus dem physiolos. Institute zu Leipzig; Du Bois’ 
Arch. SSL sl): 


Alle Versuche wurden an Fröschen angestellt. Härtung und 
Färbung der Präparate geschah nach der Methode von Gaule. Be- 
kanntlich werden hierbei die fertigen, auf dem Öbjectträger aufgeklebten 
Schnitte hintereinander mit vier Farbstoffen behandelt, zu welchen 
sewisse Zellenbestandtheile besondere Verwandtschaft zeigen. Die 
mannigfaltigen Abstufungen des Farbentones geben dann dem mikro- 


Nr. 24. Oentralblatt für Physiologie. 669 


skopischen Bilde der Zellen eine sehr reichhaltige Gliederung. In 
frühen Stadien der Phosphorvergiftung zeigen die Kerne der Leber- 
zellen eine unregelmässige Form und zahlreiche Einschlüsse (Kern- 
körperchen), welche theils Plasmafärbung (Plasmosomen), theils Kern- 
färbung (Karyosomen) annehmen. Häufig” findet sich die Kernmembran 
zersprengt und die Einschlüsse im Protoplasma zerstreut, wobei sie 
Aenderungen in Form und Färbung erleiden. Bald haben sie den 
Öharakter von Nebenkernen, wie sie im Pankreas gefunden werden; 
bald nähern sie sich im Aussehen den kleinen nigrosinophilen Körnern, 
welche den Leib der Zelle erfüllen und an die Zymogenkörner erinnern. 
Indem Verf. die Beobachtungen von Ogata am Pankreas heranzieht, 
hält er es für wahrscheinlich, dass aus dem Kern der Leberzelle fort- 
während Gebilde hervorkommen, welche zur Erneuerung entweder 
des Protoplasmas, oder der ganzen Zelle dienen. Auch nach Pilokar- 
pinvergiftung findet man in den Leberzellen zahlreiche Plasmo- und 
Karyosomen, doch sieht man nichts von zertrümmerten oder neu ent- 
stehenden Kernen. 

Es werden sodann einige Wäecungen mitgetheilt, welche eine 
starke Zunahme der Phosphorleber (um !/, bis 2/, Ihres Normal- 
sewichtes) ergeben. Die Vergrösserung wird noch ansehnlicher, wenn 
vorher der Fettkörper oxstirpirt wurde. Gleichzeitig steigt der Ge- 
sammtfettgehalt (Alkoholätherextract) von eireca 3 "Procent bis auf 
6 Procent, von welchen ungefähr die Hälfte aus Lecithin besteht. 

Zum Vergleiche dienen dıe Bilder von normalen Lebern in ver- 
schiedenen Ernährungszuständen. Die Zuckerleber besitzt Kerne, welche 
sich mit Safranin färben, und eingeschlossen im Protoplasma, Körper, 
welche zum Eosin Verwandtschaft zeigen. Die Peptonleber dagegen 
hat mit Blauholz gefärbte Kerne und nigrosinophile Einschlüsse im 
Protoplasma, welche den Gebilden bei Phosphorvergiftung sehr ähnlich 
sind. Da gleichzeitig, wie Analysen ergeben, in der Peptonleber eine 
Vermehrung des Leeithins stattfindet, ebenso wie in den frühen Sta- 
dien der Phosphorleber, so schliesst Verf., dass die nigrosinophilen 
Körner mit dem Auftreten des Leeithins zusammenhängen. Neben den 
genannten Processen kann man noch eine lebhafte Fettbildung in der 
Leber hervorrufen, wenn man den Fettkörper des Frosches exstirpirt. 
Die Zellen der Leber sechwellen dabei an und das Protoplasma bildet 
ein weitmaschiges Netzwerk mit hellen Räumen. Die Bilder erhalten 
dann Aehnlichkeit mit späten Stadien der Phosphorvergiftung, deren 
Details so mannigfaltig sind, dass eine auszugsweise Beschreibung nicht 
möglich ist. Ebenso muss bezüglich der Deutung der Bilder auf das 
Original verwiesen werden. M. v. Frey (Leipzig). 


Physiologie der Verdauung und der Ernährung. 


A. Johannessen. Zwei neue Fälle von Wiederkäuen beim Menschen 
(Zeitschr. f. klin. Med. XII, S. 321). 


K. Bettelheim. Ein Fall von Rumination (Gentralbl. f. klin. Med. 
1837, Nr. 24, S. 441). 
In einer früheren Mittheilung (Zeitschr. f. klin. Med. 1885, Bd. X, 
S. 274) hatte J. über einen Fall von „Ruminatio humana” berichtet 
Centralblatt für Physiologie. 50 


| 


570 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


und diesem eine sehr lesenswerthe Zusammenstellung der seit der 
ersten Erwähnung durch Fabricius ab Aquapendente über den Gegen- 
stand bekannt gewordenen Veröffentlichungen, sowie der in ihnen ent- 
haltenen, mit den Anschauungen über das Wiederkäuen bei Thieren 
zusammenhängenden Erklärungsversuche der Erscheinung gegeben. 
Es ergab sich dabei auch die Wahrscheinlichkeit dafür, dass letztere 
vom Nervensystem abhängig ist und vielleicht in gewissen Ver- 
änderungen der Nerven und Nervencentren ihren ersten Grund hat. 
Von den hervorgehobenen und mit einem Theil der Literaturangaben 
übereinstimmenden klinischen Verhältnissen jenes Falles sei hier nach- 
getragen, dass der 27jährige Mann zu Epistaxis geneigt war und aus 
einer theilweise hämophilen Familie stammte, viel ass und schlecht 
kaute; die Affeetion zuerst im Alter von drei bis vier Jahren im Ver- 
iauf der Masern eingetreten war; die Rumination meist 5 bis 10 bis 15 
Minuten nach der Mahlzeit begann, '/, bis 1 Stunde dauerte und '/, bis 
!/, des (renossenen betraf; dass sie grosses Behagen verursachte, un- 
willkürlich verlief, bei heftiger Gemüthsbewegung ausblieb und dass 
der Versuch, sie zu verhindern oder hervorzurufen, sowie das (selten 
auftretende) Erbrechen mit Schmerz verbunden waren. 

Diesem Fall schliesst J. jetzt zwei neue, analoge Beobachtungen 
an, deren eine einen.25jährigen Landwirth, die andere einen 28jährigen 
Arzt betraf. (Auch unter den sonst bekannten Fällen sind verhältniss- 
mässig viel Aerzte und Studirte.) Interessant ist, dass im’ ersten Falle 
die Erscheinung im Alter von 15 bis 16 Jahren nach einer Hirn- 
affeetion, welche Sehstörungen_ ete. zurückliess, eintrat, was für die 
erwähnte nervöse Grundlage spricht; auch steht hiermit das für den 
zweiten Fall angegebene Auftreten nach einem Zahndurchbruch im 
20. Jahre nicht im Widerspruch. Im Uebrigen waren auch diese Per- 
sonen kräftig, in guten Verhältnissen. Bei dem einen bestand wieder 
hämophile Anlage; die Rumination erfolgte auch hier unwillkürlich, 
unter Wohlhehagen; nur bei Verdauungsstörung war das Herauf- 
gewürgte stark sauer oder schlecht schmeekend, so dass es ausgespuckt 
wurde. Die genaueste Untersuchung ergab (ebenso wie bei dem früheren 
Fall) kein Zeichen für Divertikelbildung am Oesophagus oder für Magen- 
ectasie. 

Einen ähnliehen Fall fügt B. hinzu: Der 59jährige Mann war 
auffallenderweise auch von hämophiler Anlage; er ass viel und 


kaute aus Mangel an Zähnen schlecht. Die Rumination trat ohne plau- 


sible Ursache vor vier Jahren allmählich ein; der Patient war zunächst 
dureh die Erscheinung sehr betroffen, gewöhnte sich aber schnell an 
dieselbe und hatte bald von ihr mehr Vergnügen, als von dem ersten 
Kauen. Das Ruminiren erfolgte hier entweder gleich nach der Mahl- 
zeit oder 3 bis 6 Stunden später. Die objeetive Untersuchung ergab 
auch hier nichts Abnormes. Auf die mehrfach aufgestellte Vermuthung 
bin, dass die Erscheinung mit Veränderungen der vorderen Portion 
des N. accessorius zusammenhänge, wurde die Erregbarkeit der von 
ihr versorgten Muskeln geprüft und eine geringe Verminderung der- 
selben am rechten Cucullaris constatirt. 
Riess (Berlin). 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 671 


F. Röhmann. Ueber Seeretion und Resorption im Dünndarm (Pflüger's 
Archiv, XLI, S. 411). , 


Den zahlreichen und ausgedehnten Versuchsreihen des Verf. 
dienten drei Hunde mit Thiry -Vella’schen Darmfisteln. Da die 
Fisteln in verschiedenen Gegenden des Dünndarmes angebracht waren, 
konnten Unterschiede in dem Verhalten des oberen und des unteren 
Dünndarmabsehnittes zur Beobachtung gelangen. 


Die Secretion von Darmsaft (bestimmt durch den Gehalt an 
kohlensaurem Natron, welchen eine eingefüllte neutrale Flüssigkeit in 
bestimmter Zeit annimmt) zeigte sich im oberen Theile des Dünn- 
darmes erheblich geringer als im unteren. Diese Verschiedenheit in 
der Secretion ist zugleich die Ursache für die verschiedene Consistenz, 
welche der „Darmsaft” in verschiedenen ‚Abschnitten des Dünn- 
darmes zeigt. 


Stärke wird im Dünndarm unter Mitwirkung eines diastatischen 
Fermentes in ansehnlicher Menge mit grosser Leichtigkeit resorbirt, 
und zwar erheblich mehr im rn Theil als im an 


Auch die Resorption von Rohrzuceker ist im oberen Theil des 
Dünndarmes eine grössere als im unteren. Es erklärt sich dies daraus, 
dass diastatisches und invertirendes Ferment im oberen Theil des 
Dünndarmes in grösserer Menge vorhanden sind. Für Traubenzucker 
und Pepton bleibt es noch unentschieden, ob sie im oberen Darm- 
absehnitt besser resorbirt werden als im unteren. Am schnellsten 
wird im Allgemeinen Traubenzucker und Rohrzucker, langsamer als 
diese Pepton,. am langsamsten Stärkekleister resorbirt. 

Die Menge des secernirten Darmsaftes ist am geringsten, 
wenn in den Experimentirdarm Traubenzuckerlösung eingefüllt wird, 
sie ist stärker bei Rohrzucker, noch stärker bei Amylum und Pepton; 
sie nimmt in der zweiten Stunde zu, und zwar ist diese Zunahme 
(gegenüber der ersten Stunde) geringe für 1procentige Stärke- 
und 1- bis 2procentige Traubenzuckerlösung; bei Rohrzucker ist 
sie am stärksten für O'5procentige Lösung” und nimmt mit zu- 
nehmender Concentration ab, während beim Pepton das Verhalten 
umgekehrt ist. 

Die Resorption von Wasser aus eingefüllten Lösungen ist am 
‚grössten für Traubenzucker und Pepton, kaum geringer bei Stärke- 
kleister. vielleicht etwas geringer bei Rohrzucker in der ersten Stunde; 
sie nimmt in der zweiten Stunde nur bei Stärkekleister ab, sonst 
steigt sie, und zwar bei Rohrzucker umsoweniger, je grösser die 
Coneentration ist, beim Pepton bis zu einem gewissen Grade mit 
steigender Öoncentration. 

Durch Zusammenwirken von Secretion und Resorption re- 
sultirt, dass aus dem Darm am meisten Wasser verschwindet nach 
Einfüllung von Traubenzucker, am wenigsten nach Einfüllung von 
Pepton. 

Besondere Versuche führten zu dem Schlusse, dass für die 
Seeretion und Resorption im Dünndarm die Gesetze der Filtration und 
Ösmose nicht wesentlich in Betracht kommen. 

J. Mauthner (Wien). 
50* 


672 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


Physiologie der Sinne. 


Th. Wertheim. Ueber die Zahl der Seheinheiten im mittleren Theile | 
der Netzhaut (v. Gräfe’s Arch. f. Ophth. XXXIU, 2, Se 137). 


In Band XXXIL 3 des v. Gräfe’schen Archives hat Cl. du Bois- 
Reymond eine Untersuchung über Seheinheit und kleinsten Sehwinkel 
im Centrum der Fovea centralis veröffentlicht. Du Bois-Reymond 
fand, dass die Zahl der Zapfen und die Zahl der Seheinheiten für 
jene Stelle der Retina gleich seien, dass jedem Zapfen ein Empfindungs- 
kreis entspreche. W. hat diese Untersuchung wiederholt und dasselbe 
Resultat erhalten. Ausserdem hat aber W. die Untersuchung auch auf 
die Nachbarschaft der Foveamitte, bis zu 24 Millimeter seitlich von 
dem Öentrum, ausgedehnt. Es ergab sich nun, dass für die Umgebung 
der Foveamitte die Zahl der Seheinheiten entschieden kleiner ist, als 
F. Salzer (Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wissensch. in Wien, LXXXI, 3) 
die Zahl der Zapfen, selbst in ganz peripherischen Theilen der Netzhaut, 
eefunden hat. Zur Auflösung dieses Widerspruches schliesst sich W. der 
E. H. Weber’schen Hypothese an, dass je ein Empfindungskreis dem 
Verbreitungsbezirk einer Optieusfaser entspreche, und dass die Primitiv- 
fasern des Opticus sich ungleichmässig in die Zapfen theilen, dergestalt, 
dass im Centrum der Fovea centralis nur je ein Zapfen, ausserhalb 
der Fovea aber mehrere Zapfen auf jede Primitivfaser kämen, eine 
Hypothese, die sehr gut zu der Thatsache passt, dass sieben- bis 
achtmal so viel Zapfen als Optieusfasern vorhanden sind. 

A. E. Fiek (Zürich). 
E. Hering. Ueber die Theorie bie simultanen Contrastes von Helmholtz. 
III. Mittheilung: Der Spiegelcontrastversuch (Pflüger's Arch. XLI, 

358). 

In der vorliegenden II. Mittheilung besprieht H. den Spiegel- 
contrastversuch, den er derart modificirte, dass ein Umstand, welcher 
bei der von Helmholtz gegebenen psychologischen Erklärune des 
Versuches eine wesentliche "Rolle spielt, nämlich die Siehtbarkeit der 
spiegelnden farbigen Glasplatte, ohne Aenderung des Erfolges aus- 
geschlossen ist. und daher nieht zur Erklärung des Contrastes benützt 
werden kann. H. zeigt, dass es für die Contrastfärbung in diesem Ver- 
suche ganz eleicheiltie ist, ob man die Vorstellung "erhält, dass die 
durch die farbige (etwa grüne) Platte direet oesehenen und die von 
derselben gespiegelten, im Contrast gefärbten (rothen) Objeete (Ringe) 
in einer und derselben Ebene liegen, oder dass die roth erscheinenden 
Ringe durch eine durchsichtige grüne Decke hindurchgesehen werden, 
oder endlich die Vorstellung, dass sie vor einer hellgrünen Fläche mit 
dunkelerünen Flecken oder Ringen schweben. Dasselbe gilt auch, 
wenn man die Mitwirkung des successiven Contrastes- vollständig aus- 
schliesst. Wie immer nimmt auch hier die Deutlichkeit der Contrast- 
farbe allmählich ab. Bei sorgfältiger Anstellung des Versuches er- 
scheint auch ein dem objeetiven Grau der sespiegelten Fleeke oder 
Ringe nach Ton und Helligkeit möglichst gleiches Papierscheibehen 
durch Contr astroth, wenn es oberhalb "der Glasplatte über einem solchen 
Spiegelbilde eehalten wird und es ist dies selbst bei binocularer Be- 
trachtung der Fall. ; Biedermann (Prag). 


tn 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 673 


Javal und Martin. Ueber Astigmatismus (Gongres de Soeiete francaise 
d’Ophthalmologie de 1887; Revue „enerale . d’Ophthalmologie VI. 
5 und 6). 

J. theilt die astigmatischen Augen in folgender Weise ein: 

1. Augen, deren verticaler Meridian am stärksten gekrümmt ist: 
der optische Fehler sitzt fast allein in der Cornea; 

2. Augen, deren Astigmatismus sich im horizontalen Meridian 
befindet; derselbe hat seinen Sitz in der Linse und übercompensirt 
den Hornhautastigmatismus; 

3. Augen, deren astigmatischer Meridian um 45° gegen die Ver- 
ticale geneigt ist; derselbe ist verbunden mit einer Decentrirung des 
Bulbus um 20 bis 25’ und lässt sich nur für schief auffallende 
Strahlen corrigiren. 

Auf J.s Antrag betraute der Congress eine Commission von drei 
Mitgliedern mit der Aufgabe, die zweckmässigste Benennung für 
Astigmatismen festzustellen. Die Commission schlug folgende Regeln 
zur allgemeinen Annahme vor: 

A. Es gilt für das rechte und das linke Auge nicht eine 
symmetrische, sondern identische Eintheilung. 

B. Die Gradeintheilung läuft von Null nicht nach zwei Richtungen 


je bis 90°, sondern in ein und derselben Richtung bis 180°. 


C. Für die Augen, welche im verticalen Meridian die Licht- 
strahlen am stärksten sammeln, liegt der Nullpunkt im horizontalen 
Meridian; für die Augen, welche im verticalen Meridian am schwächsten 
brechen, liegt der Nullpunkt im verticalen Meridian. 

D. Die Gradeintheilung läuft so, wie das zu untersuchende Auge 
den Uhrzeiger laufen sieht. 

Landolt bekämpfte diese Vorschläge der Commission als unklar 
und unzweckmässig und führte aus, dass eine nach den Vorschlägen 
der Commission abgefasste Formel, z. B. 6165’ —2:D15'— 22 
ohne besondere Erläuterungen absolut unverständlich sei. Er schlug 
daher vor, vom Verticalmeridian jeden Auges auszugehen und die 
Neigung des astigmatischen Meridianes sowohl, als auch die Neigung 
der ecorrigirenden Oylinderlinse nach beiden Seiten bis 90° zu zählen, und 
mit n (nasal), beziehungsweise t (temporal) unzweideutig zu bezeichnen. 
Die obige Formel würde dann lauten G : —2, avec — Cyl.1, Axe 75° t; 
D:—2, avec Oyl. 1, Axe 75° t, was, wie Landolt meint, ohne 
Commentar verständlich ist. 

Der Congress vertagte die ganze Angelegenheit auf das nächste Jahr. 

G. Martin sucht den Congress zu überzeugen, dass Hornhaut- 
astigmatismus durch eine partielle Öontraction des Ciliarmuskels 
compensirt werde, und dass diese partielle Contraction des Oiliar- 
muskels die Ursache der progressiven Myopie sei. Alt Beweis für 
diese Theorie führt er die Thatsache an, dass bei Astigmatikern stets 
ein Stophyloma posticum (atrophische Sichel an der Papilla nervi optici) 
zu finden sei. Bei Astigmatismus im Verticalmeridian finde die 


'compensatorische partielle Contraction des Ciliarmuskels in der 


Horizontalen statt, und demgemäss müsse die Richtung der atrophischen 
Siehel auch eine horizontale sein. Dies sei in der That der Fall: 
in 93 Procent der von M. untersuchten Fälle habe sich die Richtung 


674 Centralblatt für Physiologie. Nr. 34. 


der Sichel senkrecht zur Richtung des astigmatischen Meridianes nach- 
weisen lassen. In den restirenden 7 Procent sei die Richtung der 
Sichel dem astigmatischen Meridian parallel, weil in diesen Fällen 
die partielle Ciliarmuskelcontraction nicht eine eompensatorische sei, 
sondern den Hornhaut-(!)Astigmatismus erzeugt habe. 

Die Thatsachen M.’s hinsichtlich der Beziehung zwischen Lage 
der Sichel und astigmatischen Meridianes wurden von Armaignae 
direet in Abrede gestellt. A. Eugen Fick (Zürich). 


A. Hartmann. Die graphische Darstellung der Resultate der Hör- 
prüfung mit Stimmgabeln (Zeitschr. f. Ohrenheilk. XV, S. 67; 
XVII, S. 44). — Typen der verschiedenen Formen von Schwer- 
hörigkeit graphisch dargestellt nach den HResultaten der Hörprüfung 
mit Stimmgabeln verschiedener Tonhöhe (Berlin, Fischer, 1886). 


L. Jacobson. Ueber die Abhängigkeit der Hörschärfe von der Hör- 
zeit (Arch. f. Ohrenheilk. XXIV, S. 39). — Ueber die Abnahme der 
Schwingungsamplituden bei ausklingenden Stimmgabeln (Verhndle. d. 
physiol. Ges. zu Berlin, 1886 bis 1887, Nr. 16 u. 17). — Ueber 


zahlenmässige Bestimmung der Hörschärfe mit ausklingenden Stimm- 


gabeln (Arch. f. Öhrenheilk. XXV, 8. 11). 


A. Barth. Zur Frage der Hörprüfung mit Stimmgabeln (Zeitschr. f. 
Ohrenheilk. XVII, S. 105). — Das Decrement abschwingender Stimm- 
gabeln (Ebenda XVII, S. 30). — Die Bestimmung der Hörschärfe 
(Ebenda, S. 36). 


Die Methode, mit Hilfe von "ausklingenden Stimmgabeln die „Hör- 
schärfe” (eigentlich die Hörschwelle, Ref.) zu bestimmen, wird von den 
Ohrenärzten seit längerer Zeit so seübt, dass die Zeitdauer vom Mo- 
ment des Anschlagens der Stimmgabel bis zu dem Moment, in welchem 
für den Patienten der Ton der vor sein Ohr gehaltenen Stimmgabel 
entschwindet, verglichen wird mit der Zeit, während welcher der 
normalhörige Untersuehende die in gleicher Weise angeschlagene und 
in gleicher Weise vor sein Ohr gebrachte Stimmgabel tönen hört. 
Neuerdings hat H. den Anspruch erhoben, mit dieser Methode zahlen- 
mässige Bestimmungen der „Hörschärfe” zu geben, wobei er die „Hör- 
schärfe” der Hörzeit einfach proportional und die letztere beim Normal- 
hörigen gleich Eins setzte. Dieser Verwerthung der gemessenen Hörzeit 
zur zahlenmässigen Bestimmung der Hörschärfe” lagen die stillschweigend 
gemachten Annahmen zu Grunde, dass die Intensität der Gehörswahr- 
nehmune einfach proportional der Schwingungsamplitude sei, dass 
letztere bei dem Ausschwingen der Stimmgabel in arikhmetischer Pro- 
gression abnehme und dass die Anfangsamplitude stets gleich sei. Das 
Hauptgewicht legte H. darauf, unter Anwendung von Stimmgabeln 
verschiedener Tonhöhe, ein richtiges quantitatives Bild von der rela- 
tiven Herabsetzung der — nach seinem Mass gemessenen — Hör- 
schärfe für Töne verschiedener Höhe eben und dadurch be- 
stimmte Formen von Schwerhörigkeit charakterisiren zu können. 

J. machte darauf aufmerksam, "dass jene Annahmen zum Theil falsch, 
zum Theil nicht genügend beeründet seien, und er verlangte nicht nur 
eine gesichertere Grundlaee für die Berechtigung zur Verwerthung der 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 675 


Hörzeit als Massstab der Hörschärfe, sondern er nahm auch die Arbeit, 
eine solehe Grundlage auf experimentellem Wege zu schaffen, in die 
Hand. Was die Bedingung der Gleichheit der Anfangsamplitude an- 
langt, so zeigte er, dass ihr durch das Anschlagen aus freier Hand 
nieht genügt werden könne und von H. nach seinen eigenen Zahlen- 
angaben nicht genügt worden sei. Nur mechanische Auslösungsvor- 
richtungen können das Erforderliche leisten und werden sich in ge- 
nügend einfacher und sufficienter Weise herstellen lassen. Die Ab- 
nalıme der Amplituden beim Ausschwingen ist theoretisch nicht nach 
arithmetischer, sondern nach eeometrischer Progression zu erwarten. 
Die Uebereinstimmung des wirklichen Verhaltens mit der Theorie sei 
aber nicht ohneweiteres anzunehmen, da einmal nicht sicher sei, dass 
die Bedingungen, für welche die theoretische Voraussage gelte — 
genügende Kleinheit der Schwingungen, Proportionalität zwischen 
Widerstand und Geschwindigkeit — erfüllt wären und da Hensen 
thatsächlich Abweichungen vom Gesetz der geometrischen Progression 
beobachtet habe. J. hat dies Gesetz mit einer sorgfältig controlirten 
Methode einer erneuten experimentellen Prüfung unterzogen und er 
fand hierbei nicht so unregelmässige Abweichungen wie Hensen, 
sondern eine für das praktische Bedürfniss sogar "genügende Ueber- 
einstimmung mit der Theorie. Indem er nun ferner, als die vorläufig 
wahrscheinlichste Annahme, festhält, dass die Intensität des Tones dem 
Quadrat der Schwingungsamplitude proportional sei, entwickelt er für 
die quantitative Bestimmung der Hörschärfe aus der Hörzeit als 
das Verhältniss der Hörschärfe des Kranken zu der des Gesunden 
e2"®:1. In diesem Ausdruck bedeutet n die Hörzeit des Gesunden, 
m die des Kranken und e das Verhältniss der zweiten Schwingungs- 
amplitude der ganzen Reihe zur ersten, welche letztere Grösse für 
jede Stimmgabel empirisch zu bestimmen ist. J.’s Untersuchungen 
zur Begründung und Ausarbeitung der Methode sind noch nicht ab- 
geschlossen. 

Gegen J.'s streng wissenschaftliches Vorgehen haben H. und B. 
in ziemlich erbitterter Weise Front gemacht. Wenn sie sieh damit 
besnügt hätten, H.’s Art zu messen, für ihre eigenen Bedürfnisse 
zunächst als ausreichend zu betrachten, so könnte man das Urtheil 
hierüber ihren näheren Fachgenossen überlassen. Da sie aber miss- 
verständliche Einwendungen gegen die wissenschaftlichen Anforderungen 
machen, welche J. an eine quantitative Methode mit Recht stellt und 
zu erfüllen strebt, so muss ihr Vorgehen als ein die Grenzen ihres 
eigenen Gesichtskreises überschreitendes, zurückgewiesen werden. 

Gad (Berlin). 
W.Preyer. Die Wanmehmung der Schallrichtung mittelst der Bogen- 
gänge (zum Theil nach Versuchen von K. Schäfer; — Pflüger’s 
Arch. f. d. ges. Physiol. XXXX, S. 586). 


Auf Grund einer ausgedehnten Versuchsreihe über die Fehler bei 
der Beurtheilung von Sehallriehtungen findet sich Verf. veranlasst, die 
seit Jahrzehnten” aufgerebene Theorie, nach welcher die funetionelle 
Bedeutung der Bogeneänee in der Localisation von Gehörseindrücken 
zu suchen ist, wieder aufzunehmen. 


676 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


Kurzdauernde Schalleindrücke, erzeugt entweder durch ein Cri-cri,*) 
oder durch ein Telephon beim Oefinen und Schliessen eines Stromes, 
wirkten von 26 verschiedenen um dem Kopf des Beobachters regel- 
mässige angeordneten Richtungen. Es war die Aufgabe gestellt, die 
Riehtung — natürlieh unter Beachtung verschiedener Vorsiehtsmass- 
regeln anzugeben. 

Mehr als zweitausend Einzelversuche, statistisch verarbeitet, er- 
gaben: 

Die grösste Sicherheit des Urtheils ist für die Unterscheidung 
von Links und Rechts vorhanden, eine bedeutend grössere Sicherheit 
als für die Unterscheidung von Oben und Unten oder von Hinten und 
Vorne. Ferner ist die Beurtheilung von Schallimpulsen, welche unter 
verschiedenen Winkeln gegen die Vertieale und gegen die Sagittal- 
ebene geneigt, aber doch von oben kommen, beiweitem sicherer, als 
die jener Impulse, die von unten kommen. In ähnlicher Weise über- 
wiegt die Sicherheit der Beurtheilung für Eindrücke, die von hinten 
kommen, jene für Eindrücke von vorne. 

Was die Art der Verwechslungen anbelangt, so kommen solche 
gewisser Richtungen häufiger, andere seltener oder gar nicht vor, wie 
dies eine Anzahl von Tabellen, deren Inhalt in Kürze nicht wieder- 
zugeben ist, klarlegt. 

Diese ungleiche Sicherheit in unserem Urtheil über die Schall- 
richtung findet Verf. erklärlich bei Zugrundelegung folgender Hypothese: 

„Die speeifische Energie der Ampullennerven ist es, ein mit Schall 
verbundenes Raumgefühl zu geben--und zwar ein Richtungsgefühl. Die 
Art dieses Eindruckes ist verschieden je nach der Richtung aus welcher 
der Schall herkommt, und wird durch diesen bestimmt, indem die 
- einzelnen Schallrichtungen, welche überhaupt erkannt werden können, 
immer einen Bogengang oder ein Bogengangpaar stärker als die anderen 
treffen müssen. 

Ich nehme an, dass die sechs Bogengänge folgende speeifische 
Energien habe: 

Horizontaler Bogengang links. Er wird am stärksten erregt 
bei den Schallrichtungen von links her in der horizontalen Ebene. 

Horizontaler Bogengang rechts. Ebenso von rechts her. 

Oberer verticaler (vorderer) Bogengang links. Er wird 
am stärksten erregt bei den von oben und von oben und vorn kom- 
menden Schalleindrücken, welche die linke Kopfhälfte mehr als die 
rechte treffen. 

Oberer verticaler (vorderer) Bogengang rechts. "Er wird 
am stärksten erregt bei den von oben und varn-oben kommenden 
Schalleindrücken, welche die rechte Kopfhälfte mehr als die linke 
treffen. 

Unterer verticaler (hinterer) Bogengang links. Er wird 
am stärksten erregt bei den von hinten und von hinten-unten kom- 
menden Schalleindrücken, welche die linke Kopfhälfte mehr als die 
rechte treffen. 


*) Ein Spielzeug bekannter Art. 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 677 


Unterer verticaler Bogengang rechts. Desgleichen, nur ist 
statt links zu setzen rechts und umgekehrt.” 

Wenn diese Hypothese richtig ist, dann müssen alle Schallrichtungen, 
denen annähernd gleiche Erregungen der Ampullennerven entsprechen, 
häufig miteinander verwechselt werden; Verf. findet, dass dieser Forderung 
laut Tabellen entsprochen wird. 

Da der genannten Hypothese die Vorstellung zu Grunde liegt, 
dass es wesentlich die Schallleitung durch die Kopfknochen ist, w elche 
die Schallorientirung vermittelt, so stellte P. auch Versuche über die 
Richtungswahrnehmung bei verschlossenem Gehörgange an. Er fand 
„die Bevorzugung der Schallrichtungen links und rechts’ (d. h. die 
Sicherheit des Urtheils in Bezug auf diese Richtungen) „fällt nach 
Ausschluss der Luftleitung fort oder tritt zurück”. Verf. erklärt sich 
dies daraus, dass beim normalen Hören die beiden horizontalen Bogen - 

gänge bei den Excursionen der Fussplatte des Steigbügels am leichtesten 
affieirt werden müssen: „denn der Steigbügel liest in einer zum horizon- 
talen Bogengang fast genau parallelen Ebene”. Aber nicht blos in Bezug auf 
Links und Rechts, auch für andere Richtungen fand Verf. die Sicherheit 
des Urtheiles bei verschlossenem Gehörgang erheblich herabgesetzt. 

Endlich wurden Versuche bei Verschluss eines Öhres und bei 
Ausschluss der Kopfleitung, so weit letzteres möglich ist, angestellt, 
deren Resultate von geringerem Belang sind. 

(Dem Ref. ist Manches in der Ausführung der Hypothese unklar 
geblieben, insbesondere, wie sich Verf. die Beziehung der Lage des 
Steigbügels und der Bogengänge zu der wahrzunehmenden Schall- 
richtung denkt, da ja die Bewegung des Steigbügels von der des 
Trommelfelles abhängt und letzteres bei allen Sehallrichtungen in 
Action gesetzt wird, sowie welche Rolle Verf, nach den zuletzt ge- 
nannten. Versuchen,- der Kopfleitung noch zuschreibt.) 

Siem. Exner (Wien). 
Gelle. Röflexes auriculaires. — Conservation dur ‚eflexe d’accommodation 
binaurieulaire dans un cas d’h@mianesthesie de la peau et des sens 
(©. R. Soc. de Biologie, Juin 18, 1887, p. 395). 

Wird bei einem normalen Individuum etwas Luft mittelst Kaut- 
schukbeutels durch den Meatus auditorius externus auf das Trommel- 
fell des einen Ohres getrieben, so werden im anderen Ohre die Schall- 
empfindungen momentan geschwächt. Es wird in diesem Falle die 
Spannung der beiden Trommelfelle auf refleetorischem Wege geändert. 

Bei einer hysterischen Patientin (aus der Klinik von Prof. Charcot) 
war Hemianästhesie und rechtsseitige Taubheit vorhanden. Nichts- 
destoweniger gelang das beschriebene Experiment (welches G.l’epreuve 
de lasynergie daccommodation biauriculaire nennt), wenn man 
rechts mit dem Luftbeutel in das äussere Ohr blies. Dieser Accommo- 
dationsreflex ist also von der Schallempfindung in dem Ohre, in welches 
geblasen wird, unabhängig. Leon Frederiegq (Lüttich). 


Th. W. Engelmann. Ueber die Function der Otolithen (Zoolog. Anzgr. 
Nr. 258, 1887). 

Im Anschluss an den Aufsatz von Yves Delage, über welchen 

bereits berichtet wurde, theilt E. seine allerdings noch nieht experi- 


678 Centralblatt für Physiologie. Nr. 24. 


mentell sichergestellten Ansichten über die Bedeutun® der Otolithen 
im „Sinneskörper” der Ötenophoren mit, die er ebenfalls für „einen 
die Erhaltung des Körpergleichgewichtes vermittelnden Apparat’ hält. 
Der kugelige Otolith ruht hier am aboralen Pol des Thieres auf vier 
gleichen federartigen, elastischen Wimperplättchen derart, dass er „in- 
mitten der Glocke nach allen Seiten frei beweglich in den vier Federn 
pendelt’. Jede Abweichung der Hauptaxe aus der senkrechten Lage 
hat daher nothwendig Aenderungen des Druckes auf die stützenden 
Federn zur Folge, welche mittelst der von ihnen ausgehenden, als 
Nerven fungirenden Zellstränge das Spiel der Wimperplättchen re- 
fleetorisch so beeinflussen könnten, dass eine compensatorische Körper- 
bewegung herbeigeführt und der normale verticale Stand wieder her- 
gestellt wird. 

Zu Gunsten der Ansicht, dass die Otolithen überhaupt im Thier- 
reich für die automatische Regulirung des Gleichgewichts von Be- 
deutung sind, spricht schon das sehr verbreitete Vorkommen derselben 
bei frei beweglichen, ihr Fehlen bei vielen festsitzenden oder träge 
kriechenden Formen, die in ihren frei beweglichen Jugendzuständen 
ansehnliche Otolithen besitzen. E. hebt auch die Unwahrscheinlichkeit 
der Annahme hervor, dass die Steinchen, welche gewisse Krebse 
(Palaemon antennarius) mittelst der Scheeren bei jeder Häutung von 
Aussen in die „Gehörblase” einschieben, wo sie auf die Hörhaare zu 
liegen kommen, irgend etwas mit dem Hören zu thun haben. Dagegen 
würde offenbar nichts im Wege stehen, denselben die früher erwähnte 
Function zuzuschreiben. f Biedermann (Prag). 


A. Goldscheider. Eine neue Methode der Temperatursinnprüfung 
(Arch. f. Psychiatrie und Nervenkr. XVII, 3, S. 659). 

G. empfiehlt, die objective Prüfung des Temperatursinns statt auf 
die Reizschwelle vielmehr auf die Empfindungsintensität zu basiren. 
Die topographischen Abstufungen der absoluten Kälte- und Wärme- 
empfindlichkeit zeigen bei den verschiedenen Menschen eine aus- 
reichende Constanz, welche der Öonstanz der anatomischen Verbreitung 
der Nerven bei den verschiedenen Menschen entspricht. Bezüglich der 
Kälteempfindlichkeit unterscheidet G. 12, bezüglich der Wärmeempfind- 
lichkeit acht Stufen. Jeder Körperstelle kommt eine bestimmte Stufe 
zu. Das Verhältniss je zweier Stellen zu einander kann unter 
physiologischen Verhältnissen (Aufmerksamkeit, Ermüdung, Verände- 
rung der Eigentemperatur) um zwei bis drei Stufen schwanken. Dies 
fällt der Methode, nicht der objectiven Temperaturempfindliehkeit zur 
Last. Die letztere ist nur an ganz gewissen Stellen wirklich individuell 
inconstant, und zwar meist in Folge zufälliger Varianten in der 
anatomischen Nervenverbhreitung. 

Die starkempfindlichen Stellen (mit hoher tabellenmässiger Stufe) 
entsprechen der diehten Nervenconcentration in den Üentren faser- 
reicher Innervationsbezirke, die schwachempfindlichen Stellen den 
Centren faserarmer Innervationsbezirke und der Peripherie der Nerven- 
ausbreitungsbezirke. 

Das Verhältniss der Stufenwerthe vieler Stellen ist absolut fest, 
z. B. gibt es keinen Arm, an welehem .nieht an der Mnskelfurche des 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 679 


Humerus die stärkste Kälteempfindlicheit wäre und vieles Andere mehr. 
Abweichungen von den in seinen: Tabellen und Figuren angegebenen 
Stufen fand G. am häufigsten an Brust, Bauch, Ober- und Unterarm, 
am bedeutendsten an Brust und Bauch. Symmetrische Stellen rechts 
und links differiren sehr selten um mehr als eine Stufe. Die locale 
Eigentemperatur ist für die physiologischen Unterschiede der Temperatur- 
empfindliehkeit an verschiedenen Stellen gegenüber den anatomischen 
Innervationsverhältnissen von verschwindend geringer Bedeutung. Dass 
grössere Temperaturempfindlichkeit nicht selten Hand in Hand geht 
mit höherer Temperirung, erklärt sieh daraus, dass die nervenreicheren 
Stellen auch. die gefässreicheren sind. 

Die Empfindlichkeitsstufe bleibt in manchen Körpergegenden aut 
grossen Territorien gleich, mitunter behält sie nur für ein ganz eircum- 
sceriptes Feld dieselbe Zahl. 

G. schildert dann eingehend, wie die Diagnose patholoeischer 
Anomalien des Temperatursinns nach seiner Methode zu machen ist. 
Coeainversuche zeigen, dass G.'s nach Empfindungsintensitäten geordnete 
Körperseala nieht mit der Eulenburg’schen Scala der zur Erregung 
nothwendigen Reizminima zusammenfällt. 


Für die Reizung der Kältenerven empfehlen sich Metalleylinder von 
ungefähr 15° Ö., für die der Wärmenerven Öylinder von 45 bis 49". 
Auf die Besprechung der Fehlerquellen kann hier nur verwiesen 
werden. Abkühlung um 8° verschiebt die Kälteempfindlichkeit der 
Hand um eirca fünf Stufen, die Wärmeempfindlichkeit um eirca drei 
Stufen; Abkühlung um 2° scheint noch einflusslos. Die Wärmeempfind- 
lichkeit wird sogar von Abkühlungen um weniger als 3° eher erhöht. 
Eine Differentialdiagnose zwischen der Hyperästhesie durch Abkühlung 
und derjenigen durch pathologische Störung ist nicht möglich. 

Sieben Beispielstatus erläutern den Gang der Untersuchung. Mit 
Recht weist G. zum Schluss auf die Bedeutung seiner Methode hin, 
deren Handlichkeit ebenso wie die Allgemeingiltigkeit der Tabelle in 
den angegebenen Grenzen Ref. bereits bestätigt finden konnte. 


Für einige Körperstellen seien @.'s Stufen hier angegeben: 


Kältesinn Wärmesinn 


Glabella 3 3 
Canthus ext. a Ü 1) 
Antibrach. dors. inf. 6 3 
Hypothenar 3 1 
Daumenspitze | 1 
Sternum supr. 5 5 
Mammilla . 11 6) 
Regio pubis 3 3 
Patella NEE ee! 1 
Femur, mittleres Drittel vorn innen 8 6 
Sura super. innen . 7 3 
Hallux phal. I. dors. 3 1 
Planta med. 2 2 


Ziehen (Jena). 


680 Öentralblatt für Physiologie. Nr; 24. 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systems. 

J. Novi. La concentrazione del sangue come condizione di stimolo del 
sistema nervoso centrale (Lo Sperimentale, Heft 5, 1887: aus dem 
physiolog. Laboratorium des Istituio superiore di Firenze). 

Ausgehend von der bekannten Thatsache, dass, wenn der Gehalt 
des Organismus an Ohlornatrium beträchtlich zunimmt, alle Muskeln 
des Rumpfes und der Extremitäten von Zittern befallen werden, dem 
klonische oder tonische Zuckungen folgen, stellte Autor eine Reihe 
von Versuchen an Hunden an, um den Grund davon besser festsetzen 
zu können. 

Im Folgenden sind die hauptsächlichsten Schlussfolgerungen an- 
seführt, zu denen Verf. gelangte und die experimentellen Thatsachen, 
auf‘ denen sie beruhen. 

1. Kochsalz in 10procentiger Lösung in die Venen der höheren 
Thiere eingespritzt, bewirkt Krämpfe in allen Muskeln des Körpers, 
sobald es im Blute eine Concentration erreicht hat, die beiläufig das 
Doppelte der normalen beträgt. 

2. NaCl wirkt unter diesen Verhältnissen nicht, indem es das 
Hämoglobin in Methämoglobin umwandelt. Seme Wirkung ist demnach 
ganz verschieden von der, welche Marchand für die alkalischen Chlo- 
ride nachwies. In der That war das während des Experimentes den 
Thieren entnommene Blut schwarz, aber der Luft ausgesetzt wurde 
es hellroth und lieferte ein farbloses Serum. (Die Spectralanalyse würde 
ein weit genaueres Ergebniss geliefert haben. Der Ref.) 

3. Die Ursache der Krämpfe darf nieht in einer Einwirkung des 
NaCl auf die Muskeln gesucht werden. Wäre das der Fall, so müsste 
man beim Einspritzen einer Kochsalzlösung in einen mit Curare be- 
handelten Hund ebenfalls Zuckungen haben. Diese bekommt man aber 
nicht, ja sie wurden unterbrochen, wenn man das Thier curarisirte, nach- 
dem die Krämpfe schon begonnen hatten. 

4. Auch kann sie nicht auf einen Einfluss auf die peripherischen 
Nerven bezogen werden, wie folgende Versuche zeigen: «) Bei einem 
Hunde, der verendete, als das Blut 11598 Procent UlNa enthielt, 
waren die peripherischen Nerven sehr stark erregbar (so auen die 
Muskeln, aber nicht die graue Hirnsubstanz). 5b) Wenn man den 
N. sciadieus und N. eruralis durchschnitt in dem Momente, wo die 
/uckungen am heftigsten waren, hörten diese in der entsprechenden 
Extremität auf. ce) Wenn man in einer gesunden Extremität Blut eir- 
euliren liess, welehes das Doppelte des normalen ClNa enthielt, hatte 
man weder Starrkrampf noch Krampf, noch fibrilläre Contraetionen. 

5 Der Grund der Erscheinung liegt weder im Rückenmarke noch 
in der Medulla oblongata, sondern einzig und allein im Gehirm. 
a) Wenn man einen (uerschnitt 3 Millimeter unterhalb des Calam. 
seriptorius bei einem Hunde. der wegen Cl Na in allgemeine Zuekungen 
verfallen war, anbrachte, so hörten diese am ganzen Körper auf, aus- 
genommen in den Gesichtsmuskeln, obgleich die künstliche Athmung 
eingeleitet wurde. b) Wenn man unter denselben Voraussetzungen die 
Medulla oblongata durchschnitt, aber etwas höher, nämlich im oberen 


"Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 681 


Winkel des vierten Ventrikels, so wurden die Zuckungen weit be- 
schränkter und schwächer, oder verschwanden ganz, je nachdem der 
Schnitt die Pyramidenbahnen theilweise oder ganz getroffen hatte. 
e) Bei einem tief dureh Chloroform narkotisirten Hunde führten die 
ClNa-Injectionen allmählich zum Tode und es zeigten sich keinerlei 
Zuckungen. 


6. Der Wasserverlust, den das Gehirn und besonders dessen graue 
Substanz erleidet, ist die Ursache der von ÖaNl bewirkten Krämpfe. 
Vier Wasserbestimmungen in der grauen Hirnsubstanz zweier normalen 
und zweier mit ÖlNa-Injeetionen behandelten Hunde lieferten das 
Ergebniss: bei den normalen Hunden 7973 bis 8170 Procent, bei 
den mit ClNa behandelten 7635 bis 7590 Procent Wasser. Das ent- 
spricht einem Wasserverlust von 5 bis 6 Procent. 

7. Aller Wahrscheinlichkeit nach rühren von derselben Ursache 
die Krämpfe her, welche im Gefolge analoger, aber pathologischer 
Bluteoncentrationen vorkommen (z. B. die Krämpfe bei Cholera 
asiatica). A. Mosso (Turin). 


C. Rieger. Ein Full von anfallsartig auftretenden Zuständen von 
Verlust der lauten Stimme (Sitzungsber. der Würzburger physik.- 
med. Ges. 1887, V. Sitzung vom 12. Februar 1887). 


Ein 11jähriger, linkshändiger Knabe leidet seit seinem vierten 
Lebensjahre an täglich auftretenden Anfällen von Stimmlosigkeit. Es 
handelt sich bei demselben nur um einen Defect der Stimmband- 
spannung: die Athmung, sowie die Bewegungsfähigkeit der übrigen 
Sprachorgane bleibt normal. Bei refleetorischen oder spontanen Husten- 
stössen kommt auch im Anfall der für das Sprechen versagende 
Stimmbandschluss zu Stande. Veranlassung zu den Anfällen gibt lautes 
Sprechen und namentlich lautes Lesen. Bei dem gewöhnlichen Zählen 
und einfachen Rechenaufgaben verlor er die Stimme fast nie, sehr oft, 
wenn man ihn rückwärts zählen liess. Beim Lesen war es ohne Ein- 
fluss auf die Häufigkeit der Anfälle, ob er Bekanntes oder Unbekanntes, 
Verständliches oder Unverständliches las. Auch Ermüdung spielt keine 
Rolle; bald trat der Anfall nach einigen Zeilen, bald nach einigen 
Seiten ein. Ein sicheres Mittel den Anfall zu erzeugen, bestand darin, 
dass R. an einer der Stellen, an denen der Knabe einmal gescheitert 
war, einen Strich ins Buch machte. Kam er nun an diesen, trat der 
Anfall sicher ein. 


Der erblich nicht belastete Knabe bot sonst nur die eine Ab- 
normität, dass seine ganze rechte Körperhälfte mangelhafter innervirt 
war als die linke. Auch traten bei ruhigem Stehen leichte zuckende 
Bewegungen, und zwar nur in der rechten Hand ein. Es trifft also 
anfallsartiger Stimmverlust mit ausschliesslich rechtsseitigen Innervations- 
störungen zusammen. Der sonst linkshändige Knabe schreibt übrigens 
mit der rechten Hand. R. betrachtet die Störung der Stimmband- 
innervation als eine rein funetionelle des centralen Nerven- 
systems; insofern steht sie der hysterischen Aphonie (und wohl auch 
Fraenkel’s neuerdings beschriebener Mogiphonie) nahe. 

Ziehen (Jena). 


682 Centralblatt für Physiolosie. Nr. 34. 


G. Borel. Hysterischer Astigmatismus (Soeiete francaise d’ophthal- 
mologie, Scance du Mai 7, 1887; Revue general d’ 'ophthalmolosie, 
m: v1, 6). 

B. erzählt, dass er in Landolt’s Klinik eine Hysteriea untersucht, 
deren Sehschärfe >/,, der normalen war und durch gewisse Oylinder- 
oläser auf %/,, gebracht werden konnte. Alle anderen Gläser verbesserten 
das Sehvermögen nicht und auch die corrigirenden Gläser wurden ver- 
worfen, sobald die Axe nicht eine ganz bestimmte Lage hatte. Die 
Kranke wurde so amblyopisch, dass sie nicht allein gehen konnte. 
Plötzliche Heilung durch einen Besuch in Lourdes. Abermalige Unter- 
suchung ergab jetzt Emmetropie und normale Sehschärfe. B. schliesst 
hieraus, dass es einen Astigmatismus hysterieus gibt, der auf par- 
tieller Contraction des Ciliarmuskels beruht. 

A. Eugen Fick (Zürich). 

A. Richter. Ueber die Windungen des menschlichen Gehirns. II. Ueber 
die Entstehung der Grosshirnwindungen (Virchow’s Archiv OVII, 
3,.18.,998)0 

In einem früheren Abschnitt hatte R. gewisse Entwiekelungs- 
anomalien (Mykrogyrie etc.) bei Idioten zu erklären versucht. In diesem 
zweiten Abschnitt geht er von der Untersuchung sieben fötaler Ge- 
hirne des Menschen aus. Das Alter ergibt sich aus der Länge des 
sagittalen Hemisphärendurchmessers, welche 15 Centimeter beim 
kleinsten, 5°1 Centimeter beim grössten Fötus mass. Es zeigt sich nun, 
dass bei den jüngeren Föten unregelmässige Quer- und Längsfalten an 
der medialen Seite, sowie an der Aussenseite der Hemisphärenblasen 
auftreten. Diese Falten verschwinden wieder völlig. Bei einem Fötus 
von 3'2 Öentimeter sagittalem Hemisphärendurchmesser war die Aus- 
glättung schon ziemlich vollendet. Sie wird bewirkt namentlich durch 
die strotzenden Adergeflechte. Die Bogenfurche und deren Fortsätze 
in die Fiss. parieto-oceipitalis und calcarina entstehen durch das 
Drängen der Hemisphärenbläsehen, zufolge der Rundung des Hinter- 
hauptes, nach innen. Ebenso wie die Fiss. parieto-oceipitalis und cal- 
carina entwickeln sich von der Bogenfurche aus, indem die Schädel- 
wölbung auch von vorn und oben "her die Hemisphärenblasen nach 
der zuerst eingedrückten Bogenfurche drängt, noch neun andere radiäre 
Furchen an den medialen Hemisphärenwänden, die wie die oceipitalen 
Falten früherer Stadien — obwohl sie wie diese Totalfalten im His- 
schen Sinne sind — sämmtlich wieder verschwinden. 

Hat der sagittale Hirndurchmesser eine Grösse von 4°7 bis 5'1 Centi- 
meter erreicht, so kommen Einstülpungen oder Einkniekungen der 
Hemisphärenwände normal nicht mehr vor. Trotzdem bilden sich noch 
die sogenannten „secundären Furchen”. Die Meinung, dass deren 
Bildung auf einer Ueberwucherung der Marksubstanz durch die Rinden- 
substanz und so auf einer Fältelung der letzteren beruhe, scheint dem 
Verf. in Widerspruch damit zu stehen, dass im Gegentheil die graue 
Substanz im Wachsthum relativ zurückbleibt. Er weist dies für das 
Diekenwachsthum zahlenmässig nach. Er hält schliesslich für die allein 
annehmbare Auffassung, dass gewisse Rindenpartien striehweise im 
Wachsthum zurückbleiben und die zwischen diesen gelegenen flächen- 
haft wuchern, d. h. schneller wachsen. 


Nr. 24. Centralblatt für Physiologie. 683 


Die Wachsthumsenergie der einzelnen Rindenpartien ist also 
verschieden. Diese Verschiedenheit erklärt sich aus den fötalen Hirn- 
bewegungen. Bei jeder Herzsystole werden nämlich die Hemisphären- 
flächen Erschütterungen erfahren, deren Gang dem Gang von Wellen 
verglichen werden kann und für die ebenfalls bestimmte, eonstant ge- 
legene Interferenzlinien existiren. In diesen Interferenzlinien selegene 
Ganglienzellen werden daher linienweise im Wachsthum aufechalten 
und "lassen, indem die pulsatorischen Erschütterungen auch weiterhin 
sieh immer in derselben Linie brechen, eine Furche entstehen.- Im 
Anschluss an die ersten derartigen Secundärfurchen entstehen nun, 
solange als das Gehirn wächst, immer neue Interferenzlinien und Furchen. 

Die Structur aller Seeundärfurchen gleicht durchaus der der um- 
sebenden Hemisphäre. Die Entwickelung von Secundärfurchen beginnt 
im Allgemeinen erst dann, wenn das wachsende Gehirn die Primär- 
furchen ausgenutzt hat. Von einem Entstehen von Windungen kann 
darnach bei der Hirnentwickelung nicht die Rede sein, sondern nur 
von einem Entstehen von Furchen. Die Centralfurche ist meist (nicht 
immer) der erste Ausdruck der gesammten pulsatorischen Erschütterung 
der lateralen Hemisphärenfläche. 

Für das Zustandekommen der Furchen ist ausser dem dynamischen 
pulsatorischen Factor natürlich auch der des peripheren Hirnwachs- 
thums, ohne den der ganze Vorgang undenkbar wäre, und der mecha- 
nische des Schädelgerüstes wirksam. Nachträgliche Aenderung der 
Verlaufsriehtung chen entstandener Furchen durch äussere Momente 
und auch durch eine gewisse spätere Wachsthumsselbstständigkeit der 
Windungen gibt Verf. zu. So mögen namentlich Uebergangswindungen 
und tiefe UVeberbrückungen entstehen. 

Bei der gegebenen” Theorie der Furchenentstehung schliesst ein 
reich detaillirtes Gehirn, als Ausdruck allseitig ausgenutzter Ent- 
wickelungsverhältnisse, auch die Möglichkeit der Entwickelung einer 
guten Intelligenz wenigstens nicht aus. Ziehen (Jena). 


C. Westphal. Ueber einen Fall von chronischer progressiver Lähmung 
der Augenmuskeln ( Ophthalmoplegia externa) nebst Beschreibung von 
Ganglienzellengruppen im Bereich des Oculomotoriuskerns (Arch. f. 
Psychiatrie und Nervenkr. XVII, 3. S. 846). 


Es handelt sich um einen Fall von Dementia paralytica mit 
tabischen Symptomen, welchen eine vollständige Lähmung aller Augen- 
muskeln beider Seiten und eine partielle Atrophie der linken Zungen- 
hälfte complieirte. Die Pupillen waren lichtstarr, reagirten aber bei 
Convergenz. Die makroskopische und mikroskopische Untersuchung 
p. m. ergab Atrophie der Stämme, Wurzeln und Kerne der Nn. 
Abducentes, Oculomotorii und Trochleares beiderseits, sowie des linken 
N. Hypoglossus und seines Kerns, ferner Veränderungen, die auf die 
Tabes und allgemeine Paralyse zu beziehen sind. Interessant ist nun, 
dass dorsalwärts von den atrophischen Oculomotoriuskernen beiderseits 
zwei Ganglienzellengruppen, eine mediale und eine laterale, welche 
beim Erwachsenen noch nicht gesehen, respective noch nicht beschrieben 
worden sind, wohl aber durch v. Gudden’s Experimente an neu- 
geborenen Kaninchen und Edinger’s und Darkschewitsch's Beob- 


684 Centralblatt für Physiologie. Nr. 22 


achtungen an menschlichen Föten als in Beziehung .stehend zu 
den Oeculomotoriuskernen bekannt geworden waren, durchaus intaet - 
sefunden wurden. In anatomischen Lehrbüchern werden diese Gruppen 
nicht erwähnt, aber sie fehlten an keinem der zum Vergleich heran- 
gezogenen normalen Präparate, finden sich jedoch nur in den oberen 
. Partien der Oculomotoriuskernregion. Aus der medialen wie lateralen 
Gruppe ziehen viele markhaltige Nervenfäserchen abwärts und bilden 
mediale Wurzelfäden des Oculomotorius, nur wenige treten ins hintere 
Längsbündel ein. Der Zusammenhang der Zellgruppen mit dem 
Oeulomotorius ist darnach sehr wahrscheinlich. Obiger Fall gibt jedoch 
auch einigen Aufschluss über ihre physiologische Bedeutung. Da 
nämlich im obigen Fall dieselben mitsammt den aus ihnen entspringenden 
Wurzelfäserchen des Oculomotorius intaet waren, so ist nur der Haupt- 
kern des Oculomotorius mit der Innervation der äusseren Augen- 
muskeln, die ja sämmtlich gelähmt waren, in Beziehung zu setzen. 
W. vermuthet nun, dass die beiden dorsalen Zellengeruppen die Inner- 
vation der inneren glatten Augenmuskeln besorgen. Zur Unterstützung 
dieser Annahme zieht er zwei Fälle von Kahler und Pick, welche 
zeigen, dass die pupillären Fasern des Oculomotorius beim Menschen 
in den obersten, respective vordersten Wurzelbündeln desselben ver- 
laufen, und die bekannten Versuche von Hensen und Völkers heran; 
die von W. beschriebenen Zellengruppen nehmen ja in entsprechender 
Weise denselben vorderen Theil der Oculomotoriusregien ein, dessen 
elektrische Reizung Accommodationsbewegung und Iriscontraetion nach 
Hensen und Völkers bewirkt, 

Die Lichtstarre der Pupille in W.'s Falle trotz Intaetheit der 
hypothetischen Ursprungsstellen für die Pupilleninnervation muss, wie 
überhaupt bei Tabes und Paralyse, auf Erkrankung in anderen Theilen 
des Gentralnervensystems bezogen werden. Ziehen (Jena). 


Physiologische Psychologie. 


M. G. Borel. Contractions et paralysies oculaires par suggestion 
(Arch. generale d’ophthalmologie VI, 6). 

B. theilt dem Congress der Französischen Gesellschaft für Oph- 
thalmologie mit, dass es ihm gelungen sei, bei hypnotisirten Personen 
Lähmung des oberen Augenlides dadurch zu erzeugen, dass er ihnen 
suggerirte, sie könnten ein Auge nicht öffnen; Anderen suggerirte er, 
sie schielten, mit dem Erfolg. dass das betreffende Individuum beim 
Erwachen über Doppelbilder klagte, die bei Wendung des Blickes 
nach der Seite des paralytischen Muskels weiter ayıseinanderwichen. 
Freilich muss B. zugeben, dass bei der durch Suggestion erzeugten 
Ptosis ein Krampf des Orbieularis und bei den Fällen convergenten 
Sehielens ein Krampf des einen Rectus internus vorhanden und die 
Lähmung des Levator palpebrae superioris, beziehungsweise des Reetus 
externus keineswegs zweifellos gewesen ist. 

A. Eugen Fick (Zürich). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Eocner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Prof. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von ‚Originalmittheilungen’” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redaeteur: Prof. Sigm. Exuer. 


OENTRALBEATT 


für 


EHTSIULOGIE, 


Unter Mitwirkung der Physiologischen 6esellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner Re Prof. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Franz Deuticke in Leipzig und Wien. 
Eirscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) M. 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


nhalt : Allgemeine Physiologie: Nasse, Aussalzen. — Gley u. Lapieque, Pfeilgift. — 
Marchand, Chlorsaure Salze. — Dubois, Leuchten von Pholades. — Krukenberg, 
Phosphorescenz der Organismen. — Lukjanow, Zelle. — Regnard u. Loye, Ge- 
köpfte. — Schiemeny, Wasseraufnahme. — Grützner, Zeitmarkirungsapparat. — 
Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie: Gad, Spinalganglien. — Grützner, 
Myographion. — Derselbe, Stöhrer'sche Maschine. -— Schiefferdecker, Nerven- 
fasern. — Fick, Myogramme vom Menschen. — Physiologie der speciellen Be- 
wegungen: Wassiliefj, Schluckreflex. — Braune u. Fischer, Handbewegungen. — 
Physiologie der Athmung: d’Arsonval, Registrirender Respirationsapparat. — Der- 
selbe, Kohlensäureabsorption. — Physiologie der thierischen Wärme: Rubner, 
Biologisches. — Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Circulation: Arnold, 
Wanderzellen. — Krüger, Hämoglobin. — Martin u. Donaldson, Saugkraft des 
Herzens. — Gotch u. Burdon-Sanderson, Herzhemmung. — v. Kries, Bewegung 
des Blutes. — Peckelharing u. Mensonides, Lymphstrom. — Physiologie der 
Drüsen : Aruse, Harnceanälchen. — Leube, Albuminurie. — Munk, Schilddrüse. 
— Fiiess, Wasserausscheidung. — Physiologie der Verdauung und der Ernährung: 
Ewdokimof, Stickstoffwechsel. — Nasse, Oxydation. — Stadthagen, Harnsäure in 
Organen. — Physiologie der Sinne: Zeroy, Pupillenschatten. — Jegorow, Ganglion 
ophthalmieum. — Le Conte, Binoeulares Sehen. — Breton, Lichtreiz. — Bory- 
siekiewiez, Retina. —- Jegorow, Vogelpupille. — Böttcher, Function der Schnecke. 
E Rogdestwensky, Gehörsempfindungen. — Doumer, Klangfarbe, — Ewald, 
Bogengänge. — Delage, Otocysten. — Drasch, Papilla foliata. — Haycraft, 
Sinnesempfindungen. — Physiologie des centralen gi sympathischen Nerven- 
systems: Kölliker, Gentralnervensystem. — Exner Paneth, Rindenteld des 
Faeialis. — Quinguaud, Erschütterung. — Kny, en — Fusari, Fisch- 
hirn. — Hällsten, Retlexapparate. — Helweg, Vasomotoren. — Physiologische 
Psychologie: Lange, Aufmerksamkeit. — Zeugung und Entwickelung: Benda, 
Sameneanälchen. 


Allgemeine Physiologie. 


O. Nasse. Ueber das Aussalzen der Eiweisskörper und anderer colloider 
Substanzen. Nach gemeinschaftlich mit Dr. A. Krüger angestellten 
Versuchen (Pflüger’s Archiv XLI, S. 504). 


Es wurden Salzlösungen verschiedener Öoncentration hergestellt 
und zu diesen Eiweisskörpern verschiedene Glutine und Kohlehydrate, 
stets in gleichen Mengen Wasser gelöst, hinzugetropft. Von Salzen 

Centralblatt für Physiologie. 51 


9s6 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


liessen sich durchgängig nur die Sulfate des Ammoniums und 
Magnesiums anwenden. Nachdem festgestellt war, bei welchen Öon- 
centrationen der beiden Salzlösungen eben eine Fällung eintrat, 
wurde für jede einzelne der colloiden Substanzen das Verhältniss dieser 
Öoncentrationen der beiden Salzlösungen zu einander gerechnet. Aus 
der Verschiedenheit der so erhaltenen Quotienten geht hervor, dass 
beim Aussalzen der genannten Stoffe keinesfalls ganz allgemein die 
wasserentziehende Kraft des Salzes das Bestimmende sein kann. Es 
wird auf die Möglichkeit hingewiesen. dass die genannten eolloiden 
Stoffe mit den Salzen lockere Verbindungen eingehen. Mit Steigen 
der Temperatur nimmt die zur Abscheidung nöthige Salzmenge zu; 
nur beim Glykogen tritt beim Erwärmen mit einer zur Ausfällung 
nicht ganz hinreiehenden Menge von Magnesiumsulfat Trübung ein, 
die bei Abkühlung wieder verschwindet. 

Im Einklang mit den Resultaten des Verf. stehen die Ergebnisse 
von Lewith. J. Mauthner (Wien). 


E. Gley et L. Lapicque. Fecherches sur laction physiologique d’un 
poison de fleches (lInee ou Strophantus hispidus) (Ö©. R. Soe. de 
Biologie, Juillet 2, 1887, p. 421). 


G. und L. haben mit dem Gift von zwei Pfeilen aus Zanzibar 
emige Versuche angestellt: die physiologische Wirkung war genau 
dieselbe wie sie von Carville und Polaillon 1872 für Strophantus 
hispidus beschrieben worden ist. Verff. haben ferner gefunden, dass 
dies Pfeileift beim Frosch zugleich central (Schwächung der Reflex- 
erregbarkeit des Rückenmarks), wie peripher (ob auf die Muskelfaser 
oder auf die motorischen Endplatten, wird nicht entschieden) lähmend 
wirkt und auch das Herz rasch zum systolischen Stillstand bringt. 


Beim Hund beobachtet man nach Strophantuseinspritzung (mit 
oder ohne gleichzeitige Atropin- oder Öurarevergiftung. und vorherige 
Zerstörung der Medulla oblongata) zuerst Verlangsamung des Pulses, 
dann vorübergehende Beschleunigung, später grosse Unregelmässigkeit 
und endlich vollständiger Stillstand des Herzens. Der Blutdruck, der 
zuerst erhöht war, fällt später allmählich bis auf Null herab. Auch 
die Athmung ist zuerst beschleunigt und dieser Wirkung auf das 
Athemcentrum geht die Herzwirkung voran. Später werden die Athem- 
hewegnngen seltener und seltener, um zugleich mit dem Herzschlag 
sänzlich aufzuhören. Leon Frederieq (Lüttich). 


F. Marchand. Ueber die giftige Wirkung der chlorsauren Salze. Zur 
Erwiderung an B. J. Stokvis in Amsterdam (Archiv f. experiment. 
Pathol. und Pharmakol. XXI, S. 201; XXIH, S. 273 u. 347). 


Die von M. und Anderen ausgebildete Lehre, dass die Wirkung 
der chlorsauren Salze auf den thierischen Körper hauptsächlich 
auf einer Umwandlung des Blutfarbstoffes und der Blutkörperchen be- 
ruhe, hatte Stokvis (Arch. f. experiment. Pathol. u. Pharmakol. XXI, 
S. 169) angezweifelt, indem er diese Wirkung im Wesentlichen der- 
jenigen einer concentrirten Salzlösung gleichsetzen wollte. Diese An- 
schauung weist nun M. hier in ausführlicher Auseinandersetzung zurück 


r. >». Centralblatt für Physiologie. 687 


zZ 


und betont von neuem seine früheren Mittheilungen (Virchow s Arch. 
_ LAXVI, S. 455. 1879). An seinen älteren, mit Hunden angestellten 
Experimenten und den bekannt gewordenen Vergiftungsfällen führt 
er nochmals aus, dass bei Menschen und Hunden nach Einwirkung 
chlorsaurer Salze schon bei Lebzeiten eine Umwandlung des Hämo- 
slobin in Methämoglobin und ein Zerfall der Blutkörperehen mit 
späterer Ansammlung der Zerfallsproducte in Milz und Nieren statt- 
findet. Der Einwand von Stokvis, dass bei den Thierexperimenten 
das Blut. selbst bei directer Entnahme aus dem Blutgefäss vor dem 
Tode. nicht mehr als lebend zu betrachten sei, hält er für unstatthaft; 
er betont auch als Beweis desselben Punktes die im Leben zu heob- 
achtende Braunfärbung der oberflächlichen Gefässe und Gewebe. Dass 
Methämoelobinurie in den ganz acuten Fällen fehlt, beweist nichts 
gegen seine Anschauung. Dass Stokvis so selten Methämoglobinurie 
sah, führt M. mit Recht darauf zurück, dass den Ausführungen des- 
selben ausschliesslich Versuche an Kaninchen zu Grunde liegen. 
Umgekehrt fehlte die Gastritis, welche Stoxvis als Hauptzeichen für 
die Wirkung concentrirter Salzlösung betont, vei Menschen und Hunden 
fast constant. 

Weitere Besprechungen schliesst M. an eine Reihe neuer Ex- 
perimente, welche er mit Einführung von chlorsaurem Natron bei 
Thieren anstellte. Die Mehrzahl derselben betraf Hunde, an denen 
er sechs Versuche mit innerlichen (einmaligen oder wiederholten) 
Gaben. drei mit intravenöser Injection der Salzlösung ausführte. Bei 
letzteren drei Fällen wurden die secernirten Harnmengen genau ge- 
sammelt und in ihnen der Gehalt an Chloraten bestimmt: dabei fand 
sich das eingeführte Salz fast vollständig im Urin wieder; die Differenz 
fiel imnerhalb der Grenzen der Versuchsfehler. Indem M. für dieselben 
Fälle die Zahlen der Harnseeretion und des berechneten muthmasslichen 
Chloratgehaltes des Blutes zusammenstellte, kam er zu dem Resultat: 
dass, je schneller die Infusion stattfand, desto langsamer die Aus- 
scheidung des Salzes war (also desto länger ein höherer Chloratgehalt 
des Blutes bestand) und Hesto plötzlicher eine Steigerung der Harn- 
absonderung eintrat. der aber auch um so schneller eine Abnahme 
derselben folgte. 

Die Dosen des Giftes verhielten sich bei den Hundeversuchen so, 
dass eine innerliche Dosis von 0'S (pro Kilogramm Thier) noch un- 
schädlich war, eine solche von 1:0 erhebliche Vergiftungserscheinungen, 
von 1'2 den Tod zur Folge hatte; dass ferner der Eintritt der Ver- 
siftungssymptome bei innerlieher Gabe von 1'2 {pro Kilogramm) nach 
eirca 4 Stunden. bei intravenöser Einführung von 1'0 nach SO Minuten 
bis 2 Stunden stattfand. 

Für die Blutveränderung hebt M. hervor, dass das Auftreten des 
Methämoglobins der „primäre” Vorgang ist und die Alteration der 
Blutkörperchen. die er theils als einfache Entfärbung, theils als kör- 
nigen Hämoglobinzerfall (wie ihn Ref. beim Menschen fand) beschreibt, 
erst in dessen Gefolge eintritt. 

Den Urin fand er nach der Chlorateinführung in der Regel ver- 
mehrt: neben Methämoglobin öfters Hämoglobin auch im frischen Harn. 
In Bezug auf die Nieren sei der eigenthümliche Befund von farblosen 

51* 


688 Centralblatt für Physiologie. Nr. 95 


Krystallen in den Kernen der gewundenen Öanälchen in einem der 


Fälle erwähnt. Die Leber zeigte einmal starken Ikterus. Der Puls war 


nach der Chloratverabreichung zuerst vorübergehend verlangsamt, 
dann zunehmend beschleunigt. 

Zwei Versuche an Katzen ergaben etwa dieselben Resultate, 
nur zeigten sich diese Thiere noch empfindlicher gegen das Gift als 
die Hunde, und der Blutkörperchenzerfall war bei ihnen intensiver. 

Dagegen starben sechs Meerschweinchen, welche chlorsaures 
Natron mit Rüben gemischt erhielten, an Gastritis, ohne dass Methämo- 
globinbildung oder sonstige charakteristische Erscheinungen auftraten. 
Ebenso fehlten letztere bei einem vergifteten Kaninchen. 

In Bezug auf die Theorie der CUhlcratwirkung hebt M. hervor, 
dass nach seinen Harnbestimmungen kein Anhaltspunkt für die 
Annahme einer erheblichen Zersetzung des Salzes im Blnt 
vorliegt. Dass zur Erklärung "der Einwirkung auf den Blutfarbstoff die 
einfache wasserentziehende Salzwirkung ausreicht, ist ihm nicht plau- 
sibel. Vielmehr hält er es für das Wahrscheinlichste, dass „unter dem 
Einfluss des veränderten Salz- und Wassergehaltes des Plasma ein 
veränderter Austausch der Salze der rothen Blutkörperchen, respective 
ein Eindringen des Öhlorates in dieselben auf dem Wege eines Dif- 
fusionsprocesses stattfinde, und dass dann jene Umwandlung des 
Farbstoffes durch eine anderweitige Bindung des Sauerstoffes zu Stande 
käme’. 

Den Unterschied zwischen dem Verhalten der fleisch- und pflanzen- 
fressenden Thiere gegen das Gift bezieht M. zum Theil auf eine ver- 
schiedene Resistenzfähigkeit der Blutkörperchen, zum grössten Theil 
auf die Schwierigkeit, gleiche Versuchsbedingungen (besonders bei 
Einführung in den Magen) herzustellen. 

Nach Allem erklärt M. die cehlorsauren Salze für „echte Blut- 
körperehengifte” oder „Hämoglobingifte”. Er hebt noch hervor, 
dass dem Anschein nach nicht alle Blutkörperchen gleichmässig von 
der Veränderung betroffen und nur diejenigen untauglich werden, bei 
denen ein grosser Theil ihres Hämoglobins umgewandelt ist. 

(Ref. weist darauf hin, dass seine gleichzeitige Mittheilung über 
das Verhalten des Thierkörpers gegen Chlorate [siehe dieses Central- 
blatt Nr. 10] in manchen Hauptpunkten mit den vorstehenden Angaben 
gut übereinstimmt und namentlich auch klargestellt hat, dass die Ver- 
schiedenheit der Befunde von Stokvis gegenüber denen M.'s auf das 
differente Verhalten der Fleischfresser und der pflanzen- 
fressenden Thiere gegen das Gift zurückzuführen ist.) 

Riess (Berlin). 
R. Dubois. Note sur la fonction photogenique chez les Pholades (Ü. R. 
Soc. de Biologie, Octobre 15, p. 564; Compt. rend. CV, 16, p. 690). 

1. Mantel und Athemröhre eines lebendigen Pholas dactylus 
werden ausgeschnitten, gewaschen und im Luftstrom rasch getrocknet. 
Das dunkle trockene Gewebstück leuchtet wieder,. sobald man es in 
destillirtes Wasser taucht. 

2. Aufenthalt der Gewebe in kochendem Wasser hebt das Leuchten 
rasch auf. Trocknen und nachherige Behandlung mit destillirtem Wasser 
können es nicht wieder hervorrufen. 


% 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 689 


3. Der leuchtende Saft, der vom Aspirationsrohr von Pholas 
abgeschieden wird, kann filtrirt werden, ohne seine liehterzeugende 
Wirkung einzubüssen. Das Schütteln und Erwärmen vermehren die 
Intensität des Leuchtens; bringen es dann aber rasch zum Erlöschen. 

4. Wenn das Leuchten des Saftes gänzlich spontan erloschen ist, 
wird die Innenfläche eines gekochten Thieres damit begossen. Das 
Leuchten erscheint wieder an den Punkten des Thieres, wo man es 
gewöhnlich wahrnimmt. 

5. Das Lieht einer Portion des Saftes wird durch Kochen rasch 
erlöscht; eine andere Portion wird sich selbst überlassen, bis sie nicht 
mehr leuchtet. Die zwei dunklen Flüssigkeiten leuchten, wenn. man sie 
zusammenmischt. 

6. Das Leuchten verschwindet durch Kochen der Flüssigkeit und 
durch die Wirkung aller eiweiss-coagulirenden Mittel: Tannin, Sublimat, 
absoluten Alkohol u. s. w. 

7. Mit absolutem Alkohol behandelte Stücke von Pholas leuchten 
wieder, wenn man sie mit destillirtem Wasser tränkt, im Falle, wo die 
Alkoholwirkung nicht allzu tief und lang war. 

8. Mit Alkohol vollständig ausgezogene Gewebestücke verlieren 
unwiderruflich die Fähigkeit zu leuchten. 

9. Der Alkoholauszug kann wieder leuchten, sobald man ihn mit 
der wässrigen Flüssigkeit vermischt, worin die Gewebstücke von 8 
eine Stunde lang macerirt worden sind. 

10. Mit Petroleum oder Benzin ist der Erfolg noch schlagender 
als mit Alkohol. 1 

11. Der leuchtende Saft erlischt, sobald mamihn mit Chlornatrium 
sättigt; durch Verdünnung mit destillirtem Wasser leuchtet er wieder. 

Das Leuchten beruht also auf einer nicht oxydativen chemischen 
Reaction. x 

Aus den leuchtenden Theilen von Pholas dactylus kann man zwei 
Substanzen ausziehen, welche zusammengebracht das Leuchten hervor- 
bringen. D. nennt sie Luciferin und Luciferase. 

Lueiferin ist ein in Wasser, Benzin, Aether und Petroleumäther 
leicht, in Alkohol weniger löslicher, krystallinischer Körper von eigen- 
thümlichen optischen Eigenschaften. Ihm verdanken die leuchtenden 
Gewebe von Pyrosoma und anderen Thieren ihren auffallenden opali- 
sirenden Glanz. Lueiferase soll ein lösliches Ferment sein. 

Leon Frederiegq (Lüttieh). 
C. Fr. W. Krukenberg. Neue Thatsachen für eine vergleichende 
Physiologie der Phosphorescenzerscheinungen bei Thieren und Pflanzen 
(vgl. Physiol. Studien, 2. Reihe, 4. Abth., S. 78; C. Winter, Heidel- 
berg 1887). 

K. benützte die Gelegenheit, welche sich ibm auf einer Reise über 
Marseille und Triest nach Suakim und Massaua bot, zu Beobachtungen 
über Phosphorescenzerscheinungen an verschiedenen Organismen und 
bestrebte sich, durch Untersuchung der Wirkung verschiedener Ein- 
griffe weitere Anhaltspunkte für die Auffassung der organischen 
Phosphorescenz als eines vitalen Processes zu gewinnen. 


690 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


Schon 1871 hatte Panceri an Pennatuliden experimentirt und 
war zu dem Resultate gelangt, dass die Phosphorescenz bei diesen 
Thieren (wie bei den Inseeten) vom Nervensystem abhängig ist. 
K. prüfte zunächst an Pteroides griseum die Wirkungsweise verschiedener 
chemischer Substanzen und fand, dass, während die einen (Uhinin. 
Morphin, Cotfein) nur sehr vorübergehend als Reize wirken, um das 
Leuchtvermögen alsbald zu vernichten, andere (Strychnin, Veratrin., 
Chloroform, Kaliumceholat, süsses und destillirtes Wasser) das Leuchten 
nicht nur hervorrufen, sondern es auch längere Zeit zu erhalten ver- 
mögen. Als dauernder Reiz wirkt auch Erwärmung bis etwa auf 380 G., 
während bei etwa 40° C. die Phosphorescenz erlischt. Gewisse Sub- 
stanzen (Essigsäure, Nicotin, Coniin, Curare) wirken nach K. früher 
oder später lähmend, ohne dass es vorher zu einer Reizung käme: 
Atropin verhält sich ziemlich indifferent. Der Umstand, dass mit 
Veratrin vergiftete Stücke durch Strychnin oder destillirtes Wasser noch 
zum Leuchten zu veranlassen sind, dass umgekehrt in strychnisirtem 
Wasser die Reizempfindlichkeit für Stryehnin erlischt, die für Veratrin, 
destillirtes Wasser und tactile Reize jedoch erhalten bleibt und dass 
endlich chloroformirte wie curarisirte Stücke in einem gewissen 
Stadium der Wirkung nur noch durch destillirtes Wasser respective 
höhere Temperatur leuchtend werden, lässt K. schliessen, „dass sich 
an dem Phosphorescenzvorgange von Pteroides eine Summe von Sub- 
stanzen oder eine Summe von Atomeomplexen, welche einem lebens- 
thätigen Eiweissmolekül angehören, mitbetheiligen, von denen der 
eine oder andere Summand unabhängig von den übrigen abzutödten 
ist". Im Gegensatz zu Panceri leugnet K. die Mitwirkung des Nerven- 
systems bei dem Leuchten der Pennatuliden, indem er einerseits auf 
die ausserordentlich rasche Erschöpfbarkeit der Reizübertragung, 
andererseits aber auf deren Langsamkeit (etwa 1 Meter in 20 Secunden) 
hinweist, welche eher an eine Analogie mit der Fortleitung gewisser 
Turgescenzerscheinungen an Pflanzen (Mimosa) denken lässt. K. unter- 
suchte weiterhin auch die Phosphorescenz bei Agaricus olearius, 
einem in Südfrankreich häufigen Pilze. Er konnte auch hier einen 
lichtverstärkenden Einfluss gewisser Substanzen (Chloroform, destillirtes 
Wasser und besonders verdünnte Alkalien) nachweisen, während 
Stryehnin und Coffein nur geringe Wirkung äusserten. In hohem Grade 
schädlich erwiesen sich freie Säuren, sowie auch Nicotin und in 
minderem Grade Chinin. Die Thatsachen, im Verein mit dem Umstande, 
dass die Phosphorescenz bei 394° ©. regelmässig erlischt, berechtigen 
zu dem Schlusse, dass auch in diesem Falle das Leuchtvermögen an 
lebendiges Protoplasma gebunden ist. In Massaua hatte K. Gelegen- 
heit, das Phänomen des Meerleuchtens und die Lebenseigenschaften 
der dasselbe hauptsächlich bewirkenden Noctiluken zu beobachten, 
welche daselbst unter gewissen Umständen stundenweite Strecken 
der Oberfläche des Rothen Meeres als ununterbrochene gallertige 
Schiehten überziehen. K. fand die Noctiluken viel empfindlicher gegen 
Gifte als Pteroides und Agaricus. Selbst in sehr verdünnten Lösungen 
wirkten Veratrin, Chinin und Nieotin stark erregend, in minderem 
Grade destillirtes Wasser, Atropin, ÖOurare und Strychnin. Erwärmung aut 
etwa 40° ©. vernichtete mit dem Tode der Thiere auch deren Leucht- 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 691 


vermögen. Aeussert empfindlich erweisen sich die Noetiluken gegen 
mechanische Reizung und theilt K. in dieser Beziehung eine interessante 
Beobachtung mit; er sah nämlich bei sehr dunkler Nacht zahlreiche, 
scheinbar selbstleuchtende Fische sich im Meere tummeln, deren jeder 
durch ein mehr oder weniger scharf begrenztes, dunkles Querband 
ausgezeichnet war. Das Licht rührte nachweislich von Noetiluken her. 
die durch die Bewegungen der Fische ins Leuchten geriethen. „Doch 
nur die stärker sich bewegenden Körpertheile vermochten die Noetiluken 
zum Leuchten zu veranlassen; an der Körpermitte, wo kein Flossen- 
schlag sich regte und welche bei jeder Wendung des Kopf- oder 
Sehwanztheiles sich unbeweglich verhielt, reichte die Stärke der 
Bewegung nicht aus, um die Leuchtorgane der Noctiluken in Thätig- 
keit zu versetzen." Biedermann (Prag). 


S. M. Lukjanow. Beiträge zur Morphologie der Zelle. I. Abhandlung: 
Ueber die epithelialen Gebilde der Magenschleimhaut bei Salamandra 
mac. (Aus dem physiologischen Institut zu Leipzig, Du Bois’ Arch. 
1887, Suppl., S. 66). 

Verf. benutzt dasselbe Verfahren, welches Gaule und Ogata am 
Pankreas angewendet haben: Härtung in Sublimat und Alkohol. 
Färbung mit Hämatoxylin, Nigrosin, Eosin und Safranin. Es lassen 
sich drei Zellenarten unterscheiden: die sogenannten cylindrischen 
Epithelzellen der freien Magenfläche; die oberflächlichen und die tief- 
liegenden Drüsenzellen. Ausser Kern und Protoplasma findet man in 
diesen Zellen in der Regel noch Einsehlüsse der verschiedensten 
Art, deren systematische Aufzählung und Abbildung der Verf. sich 
zur Aufgabe macht. 

Es werden foleende Gebilde gefunden: ‚ 

1. Plasmosomen, die sich mit Eosin oder Safranin färben; 
2. Karyosomen, die sich mit Hämatoxylin färben; 3. Achromatische 
Körnchen oder Bläschen, die gewöhnlich in Haufen, in Schnüren, 
Ketten oder Kränzen zusammenhängen; 4. ein Gebilde, welches als 
Sichel bezeichnet wird und in der Regel eine tiefrothe Färbung an- 
nimmt; 5. Formen, welche ausgebildeten Kernen sehr ähnlich sehen: 
6. Zymogenkörner: 7. grosse farhlose, wahrscheinlich schleimhaltige 
Kugeln. Endlich kommen auch alle möglichen Combinationen der 
aufgezählten Formen vor. Diese Gebilde können innerhalb oder ausser- 
halb des Kernes auftreten. Im letzteren Fall liegen sie oft dem Kerne 
dieht an oder in einer Aushöhlung desselben. Liegen sie im Proto- 
plasma der Zelle, so sind sie von einem lichten Hof umgeben. Sie 
finden sich in allen drei Zellengattungen, doch beschränken sieh die 
Zymogenkörner vorzugsweise auf die tiefen Drüsenzellen, während die 
Schleimkugeln den oberflächlichen Zellen eigenthümlich zu sein 
scheinen. Zuweilen trifft man auch auf Kerntheilungsfiguren, doch sind 
sie im Verhältniss zu den beschriebenen Formen selten zu nennen. 

Mit dem Alter und Geschlecht des Thieres, dem Ernährungs- 
zustand, durch Vergiftung mit Pilokarpin ete. ändert sich an den Er- 
scheinungen nichts Wesentliches. Nur die absoluten und relativen 
Mengen, in welchen gewisse Formen auftreten, werden durch diese 
Bedingungen beeinflusst. 


- 


692 Centralblatt für Physiologie. Nr. .25. 


Eine Deutung der Bilder wird nicht versucht, doch ist die Aehn- 
lichkeit mit Ogata’s Befunden eine’ zu auffallende, als dass man nicht 
an Vorgänge denken sollte, wie sie für das Pankreas auf dem Wege 
der Statistik nachgewiesen wurden. Die grössere Manniefaltigkeit der 
Formen im gegenwärtigen Falle lässt auf noch verwickeltere Processe 
schliessen. M. v. Frey (Leipzig). 


P. Regnard et P. Loye. Fvecherches faites a Amiens sur les restes 
d’un SupplieiE (C. R. Soc. de Biologie, Juillet 2, 1887, p. 433). 

1. Bis zu seinem letzten Augenblick zeigte das Individuum den 
grössten Muth. Das Antlitz erblasste nicht, wie es bei Hinrichtungen 
gewöhnlich vorkommt, sobald der Verbrecher auf dem Brett fest- 
geschnürt wird, sondern blieb bis eine Minute nach der Enthauptung 
röthlich gefärbt. 

2. Zwei Secunden nach der Enthauptung wurde nicht mehr das 
mindeste Zeichen von Bewusstsein im Kopfe wahrgenommen. 

3. Bis sechs Secunden nach der Enthauptung konnte der Uorneal- 
reflex hervorgerufen werden. Die Herzkammern schlugen noch fünf- 
undzwanzig Minuten weiter fort und die Vorkammern eine ganze 
Stunde lang. 

4. Die überdauernden Bewegungen der Augen, der starke Schluss 
des Unterkiefers und das Spritzen aus den Karotiden waren die ein- 
zigen Zeichen, dass man wirklich einen lebendigen Mann und nicht 
einen Öadaver geköpft hatte. 

5. Dieser sanfte Tod, frei von agonistischen Erscheinungen, erinnert 
an den Hemmungstod, welchen Brown-Sequard dureh gewisse 
Reizungen des Öentralnervensystems bei Thieren hervorgerufen hat. 

6. Die Anwesenheit von Luftblasen in den Piagefässen und in 
den Subarachnoidalräumen erklärt sich nach einfachen physikalischen 
Betrachtungen. Die Luftblasen sind nach der Enthauptung aus der 
Atmosphäre aufgesogen worden, um das in Folge von Arteriencontraction 
abzelaufene Blut in der starren Schädelkapsel zu ersetzen. 

Leon Frederieg (Lüttich). 
P. Schiemeny, Ueber die Wasseraufnahme bei Lamellibranchiaten und 
Gastropoden (einschliesslich der Pteropoden) (l. Theil. Mittheilungen 
der zoologischen Station zu Neapel, Bd. V. Heft 3 und 4, 1884, 
S. 509; II. Theil, ibid., Bd. VIL, Heft 3, 1837, S. 423). 

Seit Langem herrseht in der zoologischen Literatur ein Streit 
darüber, ob bei den Mollusken, insbesondere bei den Schnecken und 
Muscheln, eine Wasseraufnahme in den Organismus stattfände, und 
zwar auf dazu vorgebildeten Wegen. 1 

Man war zu der Annahme einer solehen Wasseraufnahme durch 
die Beobachtung gelangt, dass viele Schnecken und Muscheln, gewöhn- 
lieh contrahirt erscheinend, unter gewissen physiologischen Bedingungen 
zur Ausführung gewisser Bewegungen und anderer Verriehtungen plötz- 
lich oft auf das Doppelte oder _das Mehrfache ihres Umfanges sich 
ausdehnten und dabei durchseheinend wurden, andere wenigstens einen 
Theil des Körpers, meistens den Fuss, zu ganz enormer Ausdehnung 
freiwillig und plötzlich zu bringen vermochten. Voraussetzung dahei 
war stets, dass die beobachteten Thiere sieh unter normalen Lebens- 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 693 


bedingungen befanden. Ferner fand man, dass, wenn solche „ge- 
schwollene”’ Schnecken oder Muscheln gereizt wurden, sie bei der 
auf den Reiz folgenden Öontraction ihres Körpers die anscheinend 
abnorm in ihrem Leibe enthaltene Flüssigkeit in mehr oder minder 
starken und mehr oder minder zahlreichen Strahlen wieder von sich 
gaben. Man glaubte sich ein solches Phänomen nur durch besondere 
Aufnahme von Flüssigkeit aus dem umgebenden Medium (wozu auch 
bei Landlungenschnecken der Thau und der Regen gehörte) erklären 
zu können, weil nach der Annahme, für die allerdings niemals ein 
Beweis auch nur versucht wurde, die normale Blutflüssigkeit zu solch 
excessiven Schwellungen nicht ausreichen konnte. Und man fand auch 
die zu solcher Aufnahme geeigneten Vorriehtungen, die man „Pori 
aquiferi” nannte, und die nach den Einen direet zum Blutgefässsystem, 
nach den Anderen zu einem besonders differenzirten W assergefässsystem 
führen sollten. Als Vertheidiger dieser Ansicht, die durch die ver- 
schiedensten Methoden und Experimente gestützt wurde, erwähne ich 
nur von vielen Anderen: Delle Chiaje, v. Baer, Leydig, Koll- 
mann, Griesbach. 

Ebenso scharfsinnige Vertheidiger, ebenso scharfsinnige Gegner 
fand diese Ansicht und nenne ich hier nur Flemming, Garriere und 
Fleischmann. Carriere erkannte den „Porus aquiferus’, wenigstens 
für einen Theil der sogenannten Vorderkiemer unter den Schnecken, 
als Drüsenmündung. Fleischmann widerleste definitiv die Annahme 
von der Wasseraufnahme bei Muscheln. Diese Classe der Mollusken 
ist aus der Diseussion über dieses Thema- nun vollständig auszu- 
schliessen. (Die Fleischmann ’sche Arbeit findet sich in der Zeit- 
schrift für wissenschaftliche Zoologie, Bd. 42.) 

Immerhin blieb noch die Thatsache zu Recht bestehen, dass die 
Schnecken, namentlich die marinen, im Stande sind, plötzlich und 
scheinbar willkürlich Wasser zu bestimmten ‘Zwecken in grossen 
Mengen ihrem Organismus einzuverleiben und dasselbe ebenso von 
sich zu geben, ohne dabei in ihrer Gesundheit geschädigt zu werden. 

Hier setzen nun die Sch.’schen Untersuchungen ein, die an einem 
sanz besonders dazu geeigneten Thiere, der Natiea josephina, einer 
Raubschnecke aus der Ordnung der Vorderkiemer, angestellt wurden. 

Sch., aus aprioristischen Erwägungen ein Gegner der Wasserauf- 
nahme bei Beginn seiner Beobachtungen, fand zu seinem Erstaunen 
(diese Resultate sind im ersten Theile der Arbeit enthalten), dass 
Natica josephina, die im gestreckten (geschwollenen) Zustande zur 
Wasserabgabe gereizt wurde, mindestens das Doppelte, meistens noch 
mehr, bis fast das Dreifache derjenigen Quantität Wasser von sieh 
gab, die sie im contrahirten Zustande verdrängte. Er bestätigte durch 
eine andere Versuchsanordnung, dass diese Sehnecke, wenn sie con- 
trahirt in ein geeignetes, mit Seewasser gefülltes Gefäss kam, stets 
zu ihrer Ausdehnung Wasser in sich aufnahm, und zwar in massen- 


‚hafter Weise. Er überzeugte sich, dass, entgegen den Vorstellungen 


der meisten Verfechter der Wasseraufnahme, nicht der ganze Körper 
sewissermassen durchtränkt wurde, sondern dass das Plus allein dem Fusse 
des Thieres zugute kam. Das Minimum an Zeit, das von der voll- 
ständigen Öontraetion des Fusses bis zu seiner vollständigen Schwellung 


694 Centralblatt für Physiologie. Nr952 
nöthig war, betrug 2 Minuten, das Maximum 9 Minuten, der Durch- 
schnitt 4 Minuten 54 Secunden. Es zeigte sich ferner, dass das von 
den Schnecken abgegebene Wasser, soferne die Abgabe nur unter 
normalen Bedingungen, also nicht gewaltsam, erfolgte, stets frei von 
Blutkörperchen und Eiweiss war. 


Wir sehen also hier den Nachweis geführt, dass wenigstens bei 
einer Familie der Schnecken eine Wasseraufnahme stattfindet und es 
handelte sich nun darum, da auch das Wo festgestellt worden war, 
nämlich der Fuss, auch das Wie nachzuweisen, auf welchen Wesen 
und zu welchem Zwecke. 

Antwort hierauf gibt der zweite Theil der Arbeit. 

Verf. zeigt durch sehr sorgfältige morphologische Beschreibung 
(dieselbe eignet sich hier nicht zum Referat), dass das Blutgefässsystem 
im Fusse der Natica ein überall geschlossenes ist, dass somit das ein- 
dringende Wasser nicht mit dem Blut und demgemäss auch nicht mit 
den inneren Organen des Körpers in Berührung treten kann. Für das 
Wasser sind eigene Räume, „Wasserräume”, vorhanden, die für sich 
selber existiren und gegen welche die histologischen Elemente des 
Fusses vollständig abgegrenzt sind. 

Die „Wasserräume” zeigen sich auf Schnitten durch das im ge- 
füllten Zustande gehärtete Organ als „Strassen, die durch besondere 
Schliessmuskeln abgesperrt werden können. Es stellen diese „Wasser- 
räume also einen mehrfach ramificirten Sinus dar, der durch band- 
förmige Muskeln geschlossen, .respeetive geöffnet werden kann. Das 
Thier hat es daher in der Gewalt, dem Wasser den Eintritt zu wehren, 
respective das eingetretene Wasser vom Austritt abzuhalten. 

Der „Porus aquaticus” bei Natica ist nach Verf. eine „Wasser- 
spalte” und findet sich am ganzen oberen Rande des Vorderfusses bis 
zu dessen Verschmelzung mit dem Hinterfusse. 

Das Wie der Aufnahme hat Verf. nicht beobachten können. Er 
erklärt sich den Vorgang foleendermassen: Wenn das Thier die Muskeln 
des Fusses erschlaffen lässt und Blut in dessen Gefässsystem in er- 
höhtem Masse treibt, so werden durch das schwellende „und somit 
sich aufrichtende Adernetz” die erschlafften Muskeln auseinandergerückt. 
In die so entstehenden Hohlräume dringt das Wasser ein, wobei die 
natürliche Geringfügigkeit der Öeffnung es verhindert, dass Fremd- 
körper, Schleim, von dem alle marinen Schnecken umgeben sind, ete. 
mit dem Wasser in die Wasserräume gelangt. 

Auf die Frage: „Zu welchem Zwecke?”, ertheilt Verf. folgende 
Antwort: Da das Wasser nur in den Fuss eintritt, so ist die Wasser- 
aufnahme mit der Locomotion in Verbindung zu bringen. Natica 
josephina lebt von Muscheln, deren Schalen sie in noch unbekannter 
Weise anbohrt, um dann das Thier herauszufressen. Die ihr zur 
Nahrung dienenden Muscheln leben im schlammigen Sande und dem- 
semäss hält sich auch Natica josephina dort auf. Um nun in den 
Sand sich einbohren zu können, indem sie sich schnell vorwärts 
bewegt, muss sie den Vorderfuss keilförmig gestalten können, und 
dies kann nur geschehen, indem sie das Glied plötzlich auszudehnen 
in den Stand gesetzt ist. 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 595 


Bedingung also für die Existenz der Wasseraufnahme ist nach 
des Verf. Anschauung das Vorhandensein eines geschlossenen Gefäss- 
systems; wo diesem physiologischen Postulat nicht genügt ist, findet 
eine Wasseraufnahme nicht statt. Rawitz (Berlin). 


heuer. Ein neuer Zeitmarkirungsapparat (Pflüger's Arch. XXXXI, 
S. 290). 

G. benutzt zur Zeitmarkirung Wassertropfen, die unter gleich- 
bleibendem Druck aus einer feinen Spitze aus etwa 45 Centimeter 
Höhe auf eine etwas schräg gestellte Marey’sche Trommel falien, 
welche durch Gummischlauch mit einer zweiten Zeichentrommel ver- 
bunden ist. Vom Rande der ersten Trommel wird das Wasser durch 
einen angelegten Fliesspapierstreifen weggesaugt. Zur willkürlichen 
Veränderung des Tropfenintervalles ist ein besonders construirter Hahn 
in die Tropfr öhre eingeschaltet. Besondere Versuche (Stimmgabelschrift) 
stellen die Zuverlässiekeit der einfachen und billigen Methode ausser 
Frage. Schoenlein (Breslau). 


Allgemeine Nerven- und Muskelphysiologie. 


J. Gad. Zur Anatomie und Physiologie der Spinalganglien (Deutsche 
med. Wochenschr. 1887, Nr. 43; Vortrag auf der Wiesbadener Natur- 
forscherversammlung). 

G. hat in Gemeinschaft mit Joseph untersucht, ob in den Spinal- 
ganglien eine zeitliche Verzögerung centripetaler Erregungen stattfindet. 
Als Versuchsobjeet diente das einem Spinalganglion homologe Ganglion 
Jugulare vagi. Gemessen wurde die Zeit, die zwischen einer Vacus- 
reizung und dem auf sie folgenden Athemreflex vergeht. wenn die 
Reizstelle das einemal peripher, das anderemal central vom Ganglion 
gelegen ist. Es stellte sich eine Verzögerung um mehrere Hundertstel 
Secunden für den Weg durch das Ganglion heraus. 

Nach Durchschneidung des N. vagus am Halse fand sich vier bis 
sechs Wochen nachher der peripherische Stumpf fast völlig degenerirt 
und functionslos (keine Wirkung auf Kehlkopf und Oesophagus, schwache 
aufs Herz). Der centrale Stumpf dagegen, der mit dem Ganglion in 
Zusammenhang geblieben war, zeigte sich anatomisch wie functionell 
intact. 

War die Durchschneidung zwischen Vaguswurzeln und Ganglion 
vorgenommen worden, so fand man den Halsvagus partiell entartet, 
und zwar betraf die Entartung die centrifugalen Bahnen. Durch diese 
Beobachtungen wird ein trophischer Einfluss des Jugularganglions auf 
die centripetalen Vagusbahnen bewiesen. 

Langendorft (Königsberg). 

Grützner. Ein neues Myographion (Pflüger’s Archiv XXXXI, 8. 281). 

G. ertheilt zwecks Erzeugung isotonischer Muskeleurven dem Muskel 
die nöthige Spannung durch einen am Hebel unter spitzem, nach rück- 
wärts offenen Winkel angeknüpften und straff gespannten Gummifaden. 

bewest sich der Hebel nach aufwärts, so wächst zwar die Span- 
nung des Fadens, seine Zugriehtung wird aber auch zugleich ungünstiger, 
da der Winkel, unter welchem er am Hebel angreift, spitzer wird. 


696 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


Durch zweckentsprechende Wahl des Angriffswinkels und der Faden- 
länge lässt es sich, wie G. durch’ Rechnung und durch Construction 
zeigt, erreichen, dass die Spannungszunahme durch die ungünstigere 
Angriffsrichtung innerhalb eines ziemlich grossen Drehungswinkels des 
Hebels derart compensirt wird, dass die resultirende Spannung des 
Muskels sich nicht verändert. 

(In dem Fall I der Construction (Fig. II, Tafel II) muss überall 
die Kraft Bu statt der Kraft BM zur Construction der Öurve 0, —o, 
verwendet werden, wenn die Construction richtig sein soll, was G@. 
zu erwähnen übersehen hat und wodurch sich übrigens an der Richtig- 
keit des angewendeten Principes nichts ändert. D? Ref.) 

Schoenlein (Breslau). 
Grützner. Ueber die Reizwirkungen der Stöhrer’schen Maschine auf 
Nerv und Muskel (Pflüger’s Archiv XXXXI, S. 257 

G. untersucht die Wirkungsweise der Stöhrer’schen Maschine, 
nachdem der Commutator entfernt und durch einen einfachen Schleif- 
contact ersetzt ist. 

' Bei elektrolytischer Schrift auf Jodkaliumkleisterpapier zeichnet 
jede der beiden Elektroden während jeder Umdrehung je einen Strich, 
dessen sehr dicke Enden nur durch eine zarte blaue Linie mitein- 
ander verbunden sind, und der sich bei schnellerer Umdrehung der 
Schreibtrommel in zwei ihre spitzen Enden einander zukehrende Halh- 
striche theilt. Die Schrift der einen Elektrode beginnt unmittelbar nach 
Beendigung der Schrift der anderen. Die Markirung der Ankerlage 
durch pneumatische Uebertragung” zeigt, dass jeder Strich, eventuell 
je zwei Halbstriche einer halben Umdrehung der Maschine entsprechen 
und die dieken Enden der Striche in dem Momente entstehen, wo 
‘ der Anker die Polflächen des ruhenden Magnetes passirt. 

Während jeder Umdrehung entstehen somit zwei entgegengesetzt 
gerichtete Ströme, und der Stromwechsel geschieht, wenn der Anker 
gerade vor den Polen steht. Der einzelne Strom aber hat zwei Maxima, 
zwischen denen in der Mitte ein bis zu Null gehendes Minimum liegt. 
Der Abfall zu diesem und der Anstieg von ihm zum zweiten Maximum 
geschehen langsamer als der Anstieg zum ersten und der Abfall vom 
zweiten Maximum. 

Von diesen Strömen wirken auf den Nerven zunächst nur die steil 
ansteigenden Theile, und zwar am oberen Nervenende der absteigende, 
am unteren Nervenende der aufsteigend gerichtete Strom. Bei diesen 
Elektrodenlagen gibt deshalb jede Umdrehung nur eine Zuckung. Es 
treten deren zwei nur dann auf, wenn die Elektroden im v. Fleischl- 
schen Aequator liegen. Stromverstärkung lässt auch den aufsteigend 
gerichteten Strom am oberen, den absteigend gerichteten am unteren 
Nervenende zur Wirkung kommen, so dass jetzt jede Umdrehung bei 
jeder Elektrodenlage zwei Zuckungen liefert. Bei weiterer Stromver- 
stärkung werden endlich auch die langsam ansteigenden Ströme wirk- 
sam, so dass jetzt bei jeder Umdrehung drei oder vier Zuekungen 
erfolgen. 

In einem Anhang zu dieser Untersuchung sucht G. die Ansicht 
wahrscheinlich zu machen, dass bei schwachen Contractionen nur ein 
Bruchtheil der Gesammtfaserzahl des Muskels in Thätigkeit gerathe, 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 697 


und alle Fasern des Muskels sich nur bei maximaler Verkürzung zu- 
sammenziehen, sowie, dass die Selbstunterstützung im Tetanus durch 
die Arbeit der rothen Faserantheile bewirkt wird. 
Schoenlein (Breslau). 
p. Schiefferdecker. Beiträge zur Kenntniss des Baues der Nerven- 
fasern (Archiv für mikrosk. Anatomie XXX, Heft 3, S. 435). 

Sch. hält zunächst Boveri gegenüber die Eintheilung der Nerven 
in markhaltige und marklose aufrecht. Sowohl die Lantermann’schen 
Einkerbungen wie Ranvier’schen Schnürringe gehen dureh die ganze 
Dieke der Markscheide. In den dadurch geschaffenen U nterbreehungen 
der Märkscheide liegt eine Zwischensubstanz, scheibenförmig sestaltet 
bei den Schnürringen, trichterartig bei den Einkerbungen, weshalb 
Verf. für jene den Namen „Zwischenscheibe”, für diese die Benen- 
nung „Zwischentrichter” vorschlägt. Die Markscheide selbst besitzt 
keine ihr eigenthümlichen Kerne. Alle eentralen Fasern sitzen nackt 
in der Stützsubstanz, alle peripheren haben eine bindegewebige Scheide, 
die Schwann’sche, welche beim Austritt der Wurzeln aus dem Üen- 
tralorgan beginnt und bei den marklosen Fasern dem Axeneylinder, 
den markhältigen der Markscheide anliegt. Sie stellt einen der Form 
und Grösse der Nervenfaser entsprechenden homogenen, in seiner 
sanzen Länge geschlossenen Schlauch dar, der keine Verdickungen 
oder Verdünnungen an den Stellen der Ranvier’schen Einschnüruneen 
besitzt und in bestimmten Abständen Kerne enthält. Der Axen- 
cylinder hat die Form eines mehr oder weniger regelmässigen 
Öylinders, an dem Verschmälerungen an den Zwischenscheiben nicht 
vorkommen, und der in seiner Continuität nirgends unterbrochen ist. 
Er besitzt einen äusseren sehr dünnen festeren Theil, .die Rinde”, 
welche einen inneren weicheren Theil, eine sehr leicht bewegliche, 
mehr flüssige, stark wasserhältige Eiweisssubstanz umgibt: In letzterer 
können Fibrillen liegen, was aber Verf. nicht wahrscheinlich ist. 
Zwischen Axencylinder und Markscheide oder bei marklosen Fasern 
zwischen ihm und der Schwann schen Scheide ist normalerweise 
ein „periaxialer Spaltraum” vorhanden, der von einer wahrscheinlich 


‘ der Lymphe ähnlichen Flüssigkeit erfüllt ist, welche die Ernährung 


des Axencylinders mit Hilfe der Markunterbrechungen vermittelt. Die 
Axeneylinderscheiben der Autoren sind mit Ausnahme der Mauthner- 
schen wahrscheinlich nur auf Aufblätterung der Markscheide zurück- 
zuführen. Ebenso existirt die Ranvier’sche Protoplasmascheide nicht. 
Die Mauthner’sche Scheide beruht wahrscheinlich auf einer Differen- 
zirung der Axencylindersubstanz. Drasch (Leipzig). 


A. Fick. Myographische Versuche am lebenden Menschen (Pflüger’s 
Archiv XXXXI, 8. 176). 

F. hat seinen Spannungszeiger nun auch zur graphischen Dar- 
stellung des isometrischen Muskelactes beim Menschen verwendet. 
Benutzt wurde der Abduetor indieis, indem bei passend fixirter Hand 
über den horizontal ausgestreckten Zeigefinger in der Gegend des 
Gelenkes der Nagelphalanx ein unbiegsamer Drahtbügel aufgelegt und 
letzterer mit der Axe des Spannungsmessers verbunden wurde. Die 
maximale Spannung ging bei willkürlicher Innervation am Spannungs- 


695 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


zeiger bis zu 2 Kilogramm, woraus sich den Hebelübersetzungen ent- 
sprechend, für den Muskel eine Spannung von 10 Kilogramm in der 
Faserrichtung ergibt. 

Von wesentlicher Bedeutung ist erstens, dass die künstliche te- 
tanische Maximalspannung bis über das Zehnfache des bei der Einzel- 
reizung beobachteten maximalen Werthes hinausgeht, und zweitens, 
dass der Effeet selbst des unerträglich starken Tetanisirens von dem 
bei der willkürlichen Thätigkeit erreichten Spannungsgrade beiweitem 
übertroffen wird. 

Die durch einzelne Inductionsschläge erhaltenen Spannungen ad- 
diren sich zu der Spannung der willküriichen Innervation in jedem 
Spannungsgrade. solange letzterer noch nicht maximal ist. Dann jedoch 
folet der elektrischen Reizung nach einer Latenz von etwa 0'1 Secunde 
ein kurzdauernder Spannungsnachlass, welcher der Latenz gemäss als 
eine reflectorische Hemmung der willkürlichen Erregung "betrachtet 
werden kann. Schoenlein (Breslau). 


Physiologie der speciellen Bewegung. 


N. Wassilieff. Wo wird on Schluckreflew ausgelöst? (Zeitschr. f. 
Biologie, N. F., VI, 1, S. 29). 

Reizte W. bei Kaninchen "hach Spaltung der Membr. thyreohyoidea 
und der Epiglottis auf mechanischem Wege die vordere, centrale 
Fläche des weichen Gaumens, so erfolgte regelmässig eine Schluck- 
bewegung. Die empfindliche Schleimhautpartie erstreckt sich von der 
Mitte der Tonsillen bis zum harten Gaumen in einer Länge von etwa 
2 Centimeter und einer Breite von etwa 1 Centimeter. Ein medianer 
Streif von 1 bis 2 Millimeter Breite ist unwirksam. Eine starke Lösung 
‘von Öocain örtlich angewendet, vernichtet vorübergehend die Fähig- 
keit der genannten Stelle. den Schluckreflex auszulösen. Nach Durch- 
schneidung der Oblongata oberhalb der Alae einereae erschien in Folge 
der Ausschaltung des N. trigeminus die Schluckreflexstelle unempfind- 
lich und der M. mylohyoideus eelähmt: doch waren die Kaninchen 
keineswegs unfähie Wasser zu schlucken. Der Umstand, dass Reizung des 
Laryngeus sup. regelmässig Schluckbewegungen auslöst, weist in diesem 
Falle auf die Bedeutung desselben für die Auslösung des Schluckactes 
hin. Reizung des Glossopharyngeus wirkt hemmend auf jede irgendwie 
angeregte Schluekbewegung. Beim Menschen kommt Schlucken zu 
Stande, sobald die Massen hinter das Velum in die Gegend der 
Tonsillen gelangen. W. erzeugt an sich selbst durch Cocainisirung 
der betreffenden Stellen Unfähigkeit zu schlucken. 

Biedermann (Prag). 
W. Braune und O. Fischer. Das Gesetz der Bewegungen in den 
Gelenken an der Basis der mittleren Finger und im Handgelenk des 
Menschen (Abhandl. der math.-phys. Classe der königl. Sächs. Ges. 
d.\ Wiss. XIV}4,98.'203). 

Die Gelenke zwischen den Metakarpusknochen und den Grund- 
phalangen der Finger sind reine Kugelgelenke, wie sich aus einer 
Reihe von Schnitten durch das Gelenk nachweisen lässt. Thatsächlich 
lassen sich in jedem dieser Gelenke passive Drehungen um drei auf- 


Nr. 25. Öentralblatt für Physiologie. 699 


einander senkrecht stehende Axen ausführen. Die Drehungen dorsal- 
und volarwärts, ulnar- und radialwäris werden sämmtlich als Flexionen 
bezeichnet, im Gegensatz zu den Drehungen der Phalange um ihre 
Längsaxe, welche Rollungen heissen. Während also die passiven 
Bewegungen drei Grade der Freiheit besitzen, zeigte es sich, dass 
bei willkürlichen Bewegungen eine Beschränkung insofern eintrat, als 
mit jeder Flexionsstellung eine bestimmte Rollung zwangsmässig ver- 
bunden war. Für die Bewegung der Augen ist diese Erscheinung als Don- 
ders’sches Orientirungsgesetz bekannt. Es wurden nun durch besondere 
Versuche am 2., 3. und 4. Finger die Rollungen bestimmt, welche 
zu einer grossen Anzahl von Flexionsstellungen gehörten und es wurde 
gefunden, dass es eine, in Analogie mit dem Auge, als Primärstellung 
bezeichnete Lage des Fingers gibt, von welcher aus jede Secundär- 
stellung durch reine Flexion ohne Rollung erreicht wird. Die Primär- 
stellung ist dadurch gekennzeichnet, dass der gestreckte Finger die 
seradlinige Fortsetzung des Metakarpusknochens darstellt. Für jede 
andere Ausgangsstellung ist im Allgemeinen mit der Flexion auch 
eine Rollung verbunden. Ausgenommen sind nur diejenigen Fälle, wo 
Ausgangs- und Endstellung in einer Ebene liegen, welche dureh die 
Primärstellung hindurch geht. 

Die Versuche wurden nun auf das Handgelenk ausgedehnt und 
durch geeignete Befestigung des Vorderarms darauf geachtet, dass 
Bewegungen im Radio- Ulnargelenk ausgeschlossen blieben. Auch hier 
zeigte sich ein Verhalten, welches dem Listing’schen Gesetze ent- 
spricht. Jeder Versuch, in einer bestimmten Flexionsstellung Rollungen 
um die Längsaxe der Hand auszuführen, „machte sich dem zweiten 
Beobachter sofort an den Vorderarmknochen bemerklich, war also 
nur durch Bewegung im Radio-Ulnargelenk möglich”. Die beiden 
untersuchten Gelenke sind somit ganz andere Einrichtungen als das 
Hüft- und Schultergelenk. In der letzteren sind für jede Stellung noch 
beliebige Rollungen möglich. Die Metakarpo-phalangealgelenke gestatten 
dagegen, trotz ihrer kugeligen Flächen, nur Bewegungen von zwei 
(raden der Freiheit. Die Gestalt der Gelenkflächen gibt daher allein 
noch keinen Aufschluss über die Bewegungsarten, deren das Gelenk 
fähig ist. Dass die gesetzmässige Beschränkung der Beweglichkeit in 
den Hand- und F ingergelenken für die Örientirune durch den Tastsinn 
von Bedeutung ist. kann nieht bezweifelt werden. 

M. v. Frey (Leipzig). 


Physiologie der Athmung. 


A. d’Arsonval. Appareil permettant de faire respirer un individu 
dans une atmosphere limitce de composition constante et d’enregistrer 
les phases de la consommation d’o@ygene et du degagement de l’acide 
carbonique (Ebendas. p. 750). 

In der Sitzung vom 23. Januar 1887 (s. diese Zeitschrift Nr. 5, 

S. 115), hat d’A. eine Modification, des Regnault und Reiset schen 

Respirationsapparates beschrieben, welche gestattet, die Curve des 

Sauerstoffverbrauchs auf eine Registrirtrommel aufzuschreiben. Die 

Kohlensäure wurde hier durch das Spiel einer Wasserstrahlpumpe 


700 Centralblatt für Physiologie. Nr 25. 


entfernt. Statt dieser kann man den Kalipulverisator anwenden und 
gleichzeitig die Kohlensäureproduetion graphisch darstellen. 

Die Luft des Apparates wird in Bewegung versetzt und durch‘ 
den Kalinebel getrieben mittelst einer langen senkrechten Röhre, 
welche äusserlich erhitzt wird und eine Art Luftthermosiphon 
darstellt. Diese äusserliche Röhre communieirt unten mit dem Boden. 
oben mit dem Dach der Respirationskammer. 

Leon Frederieg (Lüttich). 
A. d’Arsonval. Proc&de pour absorber rapidement l’acide carbonique 
de la respiration (©. R. Soc. Biol., Decembre 10, 1887, p. 750). 

d’A. hat früher einen Apparat beschrieben, um die durch Athmung 
gebildeten Kohlensäuremengen zu registriren. Die Kalilauge, die mit 
der Exspirationsluft in Berührung gewesen ist, fliesst fortwährend in 
eine mit verdünnter Schwefelsäure gefüllte Flasche. Die dort frei- 
gewordene Kohlensäure sammelt sich in einer kleinen Gasometerglocke, 
deren Erhebung graphisch verzeichnet wird. 

In dem neuen Apparat wird die Kalilauge in einem Glaspulveri- 
sator durch die Exspirationsluft zu Staub geblasen, wodurch eine voll- 
ständigere Absorption der Kohlensäure erreicht wird. 

Leon Fredericg (Lüttich). 


Physiologie der thierischen Wärme. 


M. Rubner. Biologische Gesetze (Universitätsprogramm, Marburg 1887, 
C. L. Pfeil’sche Universitätsbuchdruckerei). 

In dieser Schrift sucht \erf. den Einfluss der Temperatur auf 
die Organismen auf experimenteller Basis klarzulegen. Während der Kalt- 
blüter ganz von der ihn umgebenden Temperatur abhängt und seine 
Lebensäusserungen mit der steigenden Temperatur an Lebhaftigkeit 
gewinnen, ist der Warmblüter in hohem Masse von derselben un- 
abhängig, so zwar, dass die Grenzen, innerhalb deren er existiren 
kann, viel weiter sind, als die für den Kaltblüter gezogenen. Er ist 
auch innerhalb dieser Grenzen fast überall gleich leistungsfähig, und 
dies setzt voraus, dass er durch besondere Mechanismen befähigt ist, 
seine Eigentemperatur unter wechselnden äusseren Bedingungen stets 
auf derselben Höhe zu halten. Diese Wärmeregulation könnte durch 
Aenderung der Wärmeproduction auf reflectorischem Wege erfolgen 
(chemische Regulation), oder durch eine Schutzvorrichtung gegen 
Wärmeverlust durch Aenderung der Bluteireulation (physikalische 
Regulation), oder durch eine Gombination dieser beiden Arten, ent- 
weder so, dass diese Combination bei allen Temperaturen gegeben 
ist, oder dass innerhalb bestimmter Grenzen nur chemisch, innerhalb 
anderer nur physikalisch regulirt wird. Verf. hat schon früher nach- 
gewiesen, dass die Oberflächenentwickelung für die Wärmeabgabe von 
grösster Bedeutung ist; je kleiner das Thier, desto grösser ist seine 
relative Oberfläche, desto stärker wird es durch das umgebende Me- 
dium abgekühlt, desto grösser ist aber auch seine Wärmeproduction 
(gemessen durch den Stoffverbrauch), so zwar, dass die Anzahl der 
entwiekelten Calorien für 1 Quadratmeter Oberfläche bei Thieren der- 
selben Art fast ganz gleich ist. So erzeugte ein Hund von 31'2 Kilo- 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 701 


eramm pro Kilogramm in 24 Stunden 35°68 Calorien, pro 1 Quadrat- 
meter 1036 Calorien; ein anderer von 19'8 Kilogramm, respective 
45:87 und 1207 Calorien; ein dritter von 3:19 Kilogramm 88:07, 
respective 1212 Calorien. Demnach wirkt die Abkühlung durch die 
Oberfläche viel mächtiger als die durch Temperaturschwankungen 
bewirkte, welehe ein und dasselbe Thier treffen. Ganz ähnliche Ver- 
hältnisse finden sich beim Menschen; die Wärmebildung von Kindern 
verschiedenen Alters und Erwachsenen ist ebenso verschieden, wie 
die Grösse der Oberfläche, so dass die pro 1 Quadratmeter gebildete 
Wärmemenge fast immer dieselbe ist, eine Thatsache, welche auch 
durch die Beobachtung eines 6°'07 Kilogramm schweren Zwerges 
bestätigt wurde. Setzt man Wärmebildung, Pulszahl und die nach 
Vierordt pro Kilogramm Körpergewicht strömende Blutmenge bei 
Erwachsenen — 100, so wachsen diese Zahlen für das absteigende 
Lebensalter (bis zum einmonatlichen Säugling) in einem sehr ähn- 
lichen Verhältnisse. Ferner ergeben Versuche an Hunden, dass der 
Organismus schon gegen sehr geringe Temperaturunterschiede durch 
Aenderung der Wärmeproduetion sehr prompt reagirt; schon ein Sinken 
oder Steigen der Temperatur von eirca 1” genügt, um die Wärme- 
bildung zu steigern oder zu vermindern. Neue Versuche an hungernden 
Meerschweinchen im Respirationsapparate zeigten dem Verf. mit aller 
Schärfe, dass mit steigender Temperatur (von 0° auf 30°) immer 
weniger Kohlensäure ausgeathmet wurde; von 30° ab findet dann noch 
einmal eine viel geringere Abnahme statt, von 35 bis 40° aber tritt dann 
eine Steigerung ein, eine physikalische Regulation macht sich geltend. 
Minimum und Maximum der Kohlensäurebildung und Abhängigkeit 
von der Temperatur sind sehr verschieden und verhalten sich wie 
100 : 228. In diesen Versuchen ist der Stoffverbrauch bei 30° auf ein 
Minimum abgesunken, und es ist zu untersuchen, ob dabei nur noch 
Eiweiss oder ausser diesem auch Fett zerstört wird. Frühere Bestim- 
mungen an einem hungernden Meerschweinchen, welches am Morgen 
des zehnten Tages starb, lassen erkennen, dass die Wärmebildung 
hier durch’ die ganze Hungerzeit hindurch gleich blieb; die Gleich- 
mässigkeit der Eiweisszersetzung weist ferner darauf hin, dass das 
Thier reichlich Fett abgelagert hatte. Verf. berechnet dessen Menge 
zu 13 Procent für den Anfang der Hungerreihe; das Eiweiss lieferte 
nur 9:63 Procent der Gesammtmenge der produeirten Wärme. Die 
mittlere Temperatur während dieses Versuches war 164°; da nun die 
CO, beim Ansteigen der Temperatur um rund 23 Procent pro 1" ab- 
sinkt, so würde bis zum Minimum der Stoffzersetzung bei 30° eine Ver- 
ringerung derselben um 31°3 Procent stattfinden. Wenn aber auch die 
Wärmebildung bei dem untersuchten Thiere um ein Drittel eingeschränkt 
worden wäre, so müsste immer noch Fett neben Eiweiss zersetzt werden, 
denn letzteres liefert kaum 10 Procent, das Fett aber 90 Procent der 
gesammten Wärme. Daraus geht mit voller Sicherheit hervor, dass 
bei dem minimalsten Stoffverbrauche bei höherer Temperatur immer 
noch Fett neben Eiweiss zerstört werden muss. 

Verf. hat sodann Thiere verschiedener Grösse auf ihre Wärme- 
bildung untersucht und gefunden, dass bei 0° die pro Kilogramm ge- 
bildete Kohlensäuremenge um so grösser ist, je kleiner das Thier, 

Centralblatt für Physiologie. 52 


702 Centralblatt für Physiologie. Nr. 


1) 


D. 


dass man aber fast denselben Werth bei allen Thieren erhält,. wenn 
man die ausgeschiedene Kohlensäure auf 1 Quadratmeter Oberfläche be- 
rechnet, und dasselbe Resultat ergab sich bei analogen Versuchen bei 
30°, d. ı. der Temperatur des minimalsten Stoffverbrauchs. Daraus 
folgt, dass auch jene Zellen, welche nicht in unmittelbarem Zusammen- 
hange mit der Wärmereeulation stehen, bei grossen und kleinen Thieren 


‚eine verschiedene Intensität der Zersetzung zeigen; der Muskelapparat 


trägt nicht allein die Mehrzersetzung, sondern es liest eine allgemeine 
Accommodationserscheinung der Zellen vor. Von erösstem Einflusse 
ist hier das Moment der Nahrungszufuhr: derselbe Hund, welcher im 
Hungerzustande auf die kleinsten Temperaturschwankungen durch Aen- 
derung eines Stoffverbrauchs reagirte, zeigte sich“ gegen diese un- 
empfindlich, sobald er reichlichst mit Eiweiss gefüttert worden war. 
Die Wärme wird theils in den Muskeln, theils in den Drüsenapparaten 
gebildet, und bei einem abundant gefütterten Thiere sind erstere aus- 
geschaltet, der Drüsenapparat dagegen in seiner Thätigkeit bedeutend 
gesteigert. Verf. hat sodann reichlich gefütterte Thiere bei verschie- 
denen "Temperaturen auf die Kohlensäureproduction untersucht und bei 
niederen Temperaturen die Curven ähnlich wie bei hungernden ge- 
funden, bei höheren Temperaturen zeigten sie aber eine Aenderung 
in dem Sinne, dass die Abnahme der Kohlensäure pro 1°C. geringer, 


Ja bei kleinen Thieren Null wird, beziehungsweise ins Gegentheil um- 


schlägt. Minimum und Maximum der.Kohlensäureausscheidung verhielten 
sich im letzteren Falle wie 100 : 170. Vergleieht man die Kohlensäure- 
entwickelunge pro 1 Quadratmeter Öberfläche hei 0° bei hungernden 
und reichlich gefütterten Thieren verschiedener Grösse, so zeigt sich 
kaum ein Unterschied: erstere liefern 30:6 Gramm CO, letztere 
30:95 Gramm. Bei 30° treten dagegen gewisse Unterschiede zwischen 
alten und jungen (gefütterten) Thieren auf, indem die Menge der 
Kohlensäure mit dem Alter abnimmt. Der bedeutende Einfluss der 
Thätigkeit des Verdauungsapparates auf die Wärmeproduction ist hier- 
nach klar; Verf. nennt der Kürze wegen jene Processe, welche unab- 
hängig von der Wärmeregulation verlaufen und durch die Nahrungs- 
aufnahme beeinflusst werden können, Drüsenarbeit, ohne indess der 
Meinung zu sein, dass alle Zersetzungen, welche bei Thieren in Luft- 
temperaturen von 30° ablaufen, dann canz allein auf Drüsenzellen zu 
beziehen seien. Wie energisch diese Drüsenarbeit sein kann, ergibt 
sich aus der Vereleiehung der C0,-Production nüchterner und ge- 
fütterter Thiere; bei 30’ nimmt dieselbe in Folge der Fütterung zu 
um 11°8 Procent (bei dem grössten), um 34:8 Procent (bei dem kleinsten 
Thiere, welches ja auch verhältnissmässig am meisten frisst). „Die 
physikalische Wärmeregulation tritt ein, wenn die Muskeln auf dem 
Minimum ihres Stoffverbrauches angelangt sind, sei dies nun durch 
Steigerung der Lufttemperatur oder dureh vermehrte Wärme- 
bildung im Inneren des Organismus, in den Drüsen.” Verf. 
berechnet aus seinen Versuchsdaten, dass im Hungerzustand bei 0° 
55:5 Procent CO, dem Muskelapparat und 445 Procent dem Drüsen- 
apparat entstammen, bei 10% 40:7 gegen 59'3 Pocent, bei 20° 199 
gegen 80:1 Procent, bei 30° 0 gegen 100 Procent: bei Kohlehydratnahrung 
(Meerschweinchen) sind die entsprechenden Werthe: bei 0% 479 gegen 


Nr .25. ‘ Centralblatt für Physiologie. 708 


52:1 Procent, bei 10° 29:5 gegen 70°5 Procent, bei 20° 9:7 gegen 90'3 Pro- 
cent, bei 30% O gegen 100 Procent. In ganz ähnlicher Weise wie durch die 
Thätigkeit der Drüsen wird die Art der Regulation auch durch die Arbeits- 
leistung geändert und „kaum ist die Wärmeproduetion (nicht Krafteonsum) 
bei der Arbeitsleistung höher als sie durch reichlichste Eiweisszufuhr er- 
reicht werden kann”. Die beiden Gesetze, welche die Wärmeabgabe 
regeln, sind von äusserster Wichtigkeit für die Betrachtung klimatischer 
Fragen, denn es kann nicht zweifelhaft sein, dass sich das Mitgetheilte 
mutatis mutandis auf den Menschen übertragen lässt, obsehon hier 
noch andere Factoren, wie namentlich die Kleidung, mit in Betracht 
gezogen werden müssen. Die Kleidung ist ebenfalls ein Mittel zur 
Regulation der Wärmeabgabe, aber nur ein excessorisches, und ähnlich 
wirkt. die Behaarung der T'hiere. „Das erste Gesetz zeigte uns, dass 
der Organismus der Warmblüter sich innerhalb der normalen Lebens- 
grenzen dem Wechsel der abkühlenden Bedingungen auf refleetorischem 
Wege durch Mehrung und Minderung der Wärmeproduction anpasst.” 
und „die zweite gesetzmässige Beziehung zwischen Lufttemperatur und 
den Organismen — die physikalische Regulation kann nirgends ein- 
treten. wenn nicht dem ersten Gesetze Genüge geleistet ist; beträgt 
aber die Wärmeproduction mehr als dem minimalsten Wärmeverlust 
für die gegebene Temperatur entspricht, so bleibt innerhalb gewisser 
Grenzen die Wärmebildung unabhängig von der Lufttemperatur; sie 
mindert sich nicht beim Steigen der Lufttemperatur und mehrt sich 
erst, wenn durch vermehrte Abkühlung der Organismus dem Grenz- 
werthe der minimalsten Wärmeproduction sich nähert.” 


'E. Drechsel (Leipzig). 


Physiologie des Blutes, der Lymphe und der Oirculation. 


Julius Arnold. Ueber Theilungsvorgänge an den Wanderzellen, ihre 
progressiven und. regressiven Metamorphosen (Arch. f. mikrosk. Anat. 
XXX, ,2,.8. 205). 

Zur Entscheidung der Frage, ob sich Wanderzellen mitotisch 
oder amitotisch theilen, ferner um Aufschlüsse über Degenerations- 
erscheinungen dieser Zellen und ihre progressiven Metamorphosen zu 

75 E S 
erhalten, schlug Verf. folgendes Verfahren ein: 


Unter Beobachtung des antiseptischen Verfahrens brachte er dünne 
Hollundermarkplättchen in den Lymphsack von Fröschen, oder legte 
solehe auf das ausgebreitete Mesenterium. Nach kurzer Zeit beginnt 
eine Einwanderung von Wanderzellen in die Maschenräume des 
Markes, welche an Präparaten letzterer Art direet beobachtet werden 
kann. An diesen lassen sich aber auch gleichzeitig die biologischen 
Vorgänge in den einwandernden und eingewanderten Zellen beobachten. 
In überlebendem Zustande werden die Wanderzellen in den Plättehen 
studirt, welche dem Lymphsacke einverleibt wurden, und zwar, ent- 
weder an den herausgenommenen Plättehen selbst, oder an Membranen, 
welche sieh von den Plättchen abziehen lassen, wenn sie mehrere 
Tage in dem Lymphsacke gelegen- waren. Zur Controle der an den 
lebenden Zellen beobachteten Vorgänge wurden Plättchen beider Arten 


59* 


704 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


in toto in die gebräuchlichen, die Mitosen conservirenden Reagentien 
gebracht. Verf. kommt nun zum Schlusse, dass die Wanderzellen sich 
zwar sehr wahrscheinlich nach dem Typus der Mitose theilen können, 
dieses aber nicht erwiesen sei. Denn dass im Blute, in der Lymphe 
und den Iymphatischen Organen Mitosen gefunden werden, könne 
nicht als Beweis dafür angesehen werden, dass die Lymphocyten sich 
gewöhnlich nach diesem Typus theilen, noch dafür, dass sie aus- 
schliesslich nach demselben sich vermehren. Rückschlüsse von diesen 
Zellen auf Wanderzellen und umgekehrt seien nicht ohneweiters zu- 
lässig, weil diese Zellarten nicht gleichwerthig seien. Dagegen stehe 
fest, dass sich die Wanderzellen nach dem Typus der Fragmentirung 
theilen, bei welchem Vorgange die durch active Bewegung vermittelte 
Formveränderungen des Kernes und wahrscheinlich der Zelle eine 
Rolle spielen. Die zeitliche Aufeinanderfolge der Theilungsabschnitte 
ist aber keine gesetzmässige; es können Kerne und Zellen in dem 
einen Stadium längere Zeit verweilen und daraus lasse sich das Vor- 
kommen mehrkerniger Zellen, sowie das von Zellen, welche durch‘ 
Protoplasmastränge verbunden sind, erklären. 

Bei den Vorgängen, wo ohne Fragmentirung des Protoplasmas 
aus grossen oder kleineren Wanderzellen vielkernige Zellen entstehen, 
kommt es zuweilen zur Bildung sehr complieirter Kernfiguren, manch- 
mal nur zu einer einfachen Abschnürung der Kerne. Von den Riesen- 
zellen können sich theils Zellen mittelst Bildung von Fortsätzen, theils 
randständige kernhaltige Zellen abschnüren. 

Was die Degeneration der Wanderzellen anlangt, so lasse sich 
einfacher Kernsehwund, ohne” Umordnung der chromatischen Sub- 
stanz, nucleäre Degeneration, Kernschwund mit Umordnung der 
cehromatischen Substanz, Degeneration der Kerntheilungsfiguren, 
‘“ und abortive Kerntheilung constatiren. 

Die Möglichkeit, dass die Wanderzellen, beziehungsweise die 
weissen Blutkörperchen in der That einer fortschreitenden Umwand- 
lung fähig sind, sieht Verf. darin, dass in den Maäschenräumen des 
Hollundermarkes enthaltene Zellen sich zu epitheloiden Zellen und 
Riesenzellen umwandeln. Ob sich aber diese weiter an der Bildung 
von Bindegewebe betheiligen, konnte Verf. nicht weiter mit Sicherheit 
verfolgen. Drasch (Leipzig). 


F. Krüger. Beobachtung über die Absorption des Lichtes durch das 
Osxcyhämoglobin (Zeitschr. f. Biologie XXIV, 47). 

Das Absorptionsverhältniss, d. i. der Quotient aus der Concentration 
und dem Extinctionscoöfficienten (Bestimmungen mittelst des Hüfner- 
schen Speetrophotometers, zwischen den Linien D und Z), nimmt bei 
fortgesetztem Umkrystallisiren der Blutkryställe, offenbar durch partielle 
Zersetzung des Blutfarbstoffes, zu. Bei Ausführung einer quantitativen 
Blutanalyse legt man der Berechnung dasjenige Absorptionsverhältniss 
zu Grunde, welches das Oxyhämoglobin des betreffenden Blutes nach 
der ersten Krystallisation zeigt. Wahrscheinlich ist auch der so er- 
haltene Werth noch um ein Geringes zu hoch; rechnet man aber mit 
dem Absorptionsverhältniss nach zwei-, drei- oder viermaligem Um- 
krystallisiren, so kann man die Hämoglobinmenge grösser finden, als 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 705 


den gesammten festen Abdampfrückstand der Lösung. Die Anwendung 
von Ammoniak in der von Schmidt angegebenen Weise übte auf die 
zweite und dritte Krystallisation keinen wesentlichen Einfluss; bei der 
»rsten war, wenn Ammoniak verwendet wurde, das Absorptionsverhält- 
niss höher, bei der vierten Ei als bei Ausschluss von Ammoniak. 
Krystallisationen 1. II. IV. 
Hundeblut ohne NH, 0: 1337 01417 0.1435 01498 
i mit NH, 01401 01429 01453 0:1452 
Die mit Anwendung von Ammoniak hergestellten Blutkrystalle 
erwiesen sich übrigens als etwa doppelt so leicht löslich, wie die ohne 
Ammoniak hergestellten. Schotten (Berlin). 


H. N. Martin and F. Donaldson. Experiments in regard to the 
supposed „suchion pump” action of the mammalian heart (Studies 
from Biol. Lab. Jahns Hopkins Univ. IV, 1, p. 1). 

Von der Ansicht ausgehend, dass das Herz möglicherweise unter 
normalen Bedingungen eine das Einströmen des Venenblutes fördernde 
active Saugkraft ausüben könne, indem die blutgefüllten, elastischen 
Gefässverzweigungen im Myokard dieses nach Beendigung der Systole 
zu dehnen streben und so die Ventrikel erweitern, unternahmen die 
Verff. Versuche an Hunden, bei welchen nach Eröffnung des Thorax 
Herz und Lungen in situ künstlich mit defibrinirtem Blute durchströmt 
wurden. Bei Erhaltung künstlicher Respiration wurde die obere Hohl- 
vene nach Unterbindung aller anderen Venen mit einem Blutreservoir 
in Verbindung gesetzt, welches zugleich auch durch ein langes Rohr 
mit der absteigenden Aorta verbunden wurde. Da sämmtliche aus dem 
Anfangstheil der letzteren entspringende Gefässe mit Ausnahme der 
Öoronararterien verschlossen waren, so strömte das Blut nur durch 
die Lungen und das Herz selbst, welches, vor Abkühlung geschützt, 
unter diesen Umständen stundenlang seine normale Thätigkeit fort- 
setzt. Der rechte Vorhof konnte nach Absperrung des in die obere 
Hohlvene eingeführten Zuflussrohres beliebig mit einem in dem 
letzteren seitlich dicht vor dem Atrium eingefügten, blutgefüllten 
Manometerrohr in Verbindung gesetzt werden, so dass sich an dem- 
selben eine etwaige saugende Wirkung des rechten Herzens hätte 
leicht erkennen lassen. Es zeigte sich jedoch, dass der rechte Vorhof 
niemals Blut aus dem Manometer aufnahm, ausser wenn dasselbe 
unter einem wenn auch nur geringen positiven Druck stand. 

Biedermann (Prag). 

Gotch und Burdon-Sanderson. I/nhibition of tortoise heart (Proceed. 
of the physiol. Soc. 2 July 1887; Journ. of Physiol. VII, 3, 4). 

G. untersuchte die Veränderungen des Demarcationsstromes an 
dem verletzten Ventrikel des Frosch- und Schildkrötenherzens während 
längerer Beobachtung. Er fand, dass der Strom beim Frosch erst 
rasch, dann immer langsamer abnimmt, während er bei der Schild- 
kröte anfangs bisweilen noch wächst. Wird der Herzmuskel zwischen- 
durch gereizt, so erfolgt die Abnahme des Stromes rascher. 

Mittelst des Capillarelektrometers beobachtete G. an dem ver- 
letzten, schlagenden Vorhof des Schildkrötenherzens die Veränderungen 
des Demarcationsstromes vor und während hemmender Vagusreizung. 


706 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


Er findet, dass letzterenfalls die Quecksilbersäule dauernd in derselben 
Lage verharrt, welche sie vorher während der Diastole annahm. B.-S. 
dagegen stellte mittelst des Galvanometers fest, dass in beiden Fällen 
ein Unterschied in der Grösse der Spannungsdifferenz zu Gunsten der 
Vagusreizung nachweisbar ist und gelangte zu demselben Resultate 
auch an dem abgekühlten oder durch eine Stannius’sche Ligatur in 
dauernden Ruhestand versetzten Froschherz. (Gaskell und Heiden- 
hain haben bereits angegeben, dass das Herz bei der durch Vagus- 
reizung bewirkten Erschlaffung weiter ist, als bei den spontanen _ 
Diastolen.) Biedermann (Prag). 


J. v. Kries. Ueber ein neues Verfahren zur Beobachtung der Wellen- 
bewegung des Blutes (Du Bois-Reymond's Arch. 1837, 3/4, S. 254). 
Das Verfahren beruht auf dem Principe des Gassphygmoskopes 
und Plethysmographen. Ein Cylinder, ähnlich dem des Plethysmo- 
graphben, nimmt den Arm auf und ist mit einem Gasbrenner in Ver- 
bindung, welcher durch eine besondere Leitung mit Leuchtgas gespeist 
wird. Die Verbindung des Öylinders mit dem Brenner ist so weit, dass 
der Fortpflanzung der durch die Pulsbewegung bedingten Bewegung 
in der Luft des Cylinders möglichst geringe Widerstände entgegen- 
stehen. Ebenso ist die Öonstruction des Brenners so gewählt, dass 
zwar die Flamme noch ruhig brennt, aber dennoch keine zu grossen 
Widerstände bietet. Das wurde erreicht durch Auflöthen einer Platte 
mit centraler Oeffnung von 1 Millimeter Weite auf ein Rohr von 8 bis 
10 Millimeter Lichtung. Man beobachtet, wenn Hand und ein Theil 
des Unterarmes im Cylinder sind, an der brennenden Gasflamme leicht 
Bewegungen von mehreren Öentimetern. Die Methode wurde dadurch 
‘in eine registrirende verwandelt, dass die Gasflamme auf einer be- 
wegten lichtempfindlichen Platte photographirt wurde. Zum Unter- 
schiede von den Sphygmogsrammen, welche die Drucksehwankungen 
des Arterienrohres, und den Plethysmogrammen, welche die Volum- 
schwankungen angeben, nennt v. K. diese Curven Tachogramme. Die 
Methodik gestattet einen Schluss auf die Stromstärke in der Arterie, 
welche das Blut zum Cylinder zuführt, an jener Stelle, wo der Arm 
in der Manschette liegt. Eine Reihe von Resultaten über die Art der 
Reflexion und die Richtung des Verlaufes der secundären Welle sind 
mitgetheilt. Die Methode lässt eine Graduirung des Beobachtungs- 
apparates zur quantitativen Auswerthung der Pulswelle zu. 
Klemensiewicz (Graz). 
C. A. Peckelharing et W. ©. Mensonides. L’influence de !’hy- 
peremie active sur le courant Iymphatique (Arch. neerlandaises des 
sciences exactes et naturelles 1887, XXI, p. 69). 

Verff. haben den Einfluss arterieller Hyperämie auf die Lymph- 
bildung studirt. Sie beobachteten, wie Emminghaus, an den Lymph- 
gefässen der Hinterpfote des Hundes; die ausgeflossene Lymphmenge 
wurde in gleichen Zeitabständen gewogen. Um den Lymphstrom in 
Gang zu bringen, wurde die Pfote durch eine automatische Vorrichtung 
von Zeit zu Zeit comprimirt oder passiv bewegt. Die Hyperämie ward 
durch Durehschneidung und durch „Kerbung” des N. ischiadieus her- 
vorgebracht. Ein Thermometer gab Auskunft über ihre Grösse. 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 707 


Aus den Versuchen ergab sich wie bei den ähnlichen von Ro- 
gowicz, dass auch die active Hyperämie den Lymphstrom 
steigert. Nach P. und M. berechtigen die bisher eruirten Thatsachen 
nicht, als Ursache der Lymphausscheidung andere Kräfte, wie die der 
Filtration in Anspruch zu nehmen. Sie bekämpfen die diesbezüglichen 
Ausführungen von Adami. (Die Versuche und Schlüsse von Tiger- 
stedt [Mitth. v. physiol. Laborat. des Carol. med.-chir. Institutes in 
Stoekholm 1886| scheinen den Verff. unbekannt geblieben zu sein. 
D. Ref.) Langendorff (Königsberg). 


Physiologie der Drüsen. 


W.Kruse. Ein Beitrag zur Histologie der gewundenen Harncanälchen 
(Virehow’s Arch. CIX, 1, S. 193). 

Die Untersuchungen betreffen den „Bürstenbesatz” der Nieren- 
epithelien, einen bereits von verschiedenen Beobachtern constatirten 
Structurtheil der Epithelzellen, den Verf. an dem reichen Material von 
150 menschlichen Seetionen studirt hat. Bekannt war, dass die Zellen 
der gewundenen Canälchen bisweilen an ihrer dem Lumen zugekehrten 
Oberfläche einen Besatz von feinen, den Flimmerhaaren ähnlichen, 
aber nieht flimmernden Stäbehen erkennen lassen. Aus der Uebersicht 
über das Verhalten des Bürstenbesatzes hei jenen 150 Fällen folgt noch 
wenig Gesetzmässiges für den Einfluss der einzelnen Erkrankungen 
auf das Erscheinen jenes Strueturverhältnisses. Nur die vier beobach- 
teten Fälle von pernieiöser Anämie zeichneten sich dadurch aus, dass 
sie alle den Bürstenbesatz besonders schön und ausgedehnt erkennen 
liessen. Bei tiefer greifender allgemeiner Degeneration der Epithelien, 
wie in fünf von zwölf beobachteten Fällen von Syphilis und in einem 
Fall von Vergiftung durch Kali ehlorieum, fehlte der Bürstenbesatz. 
Im Ganzen waren es aber nur 21 Fälle, an denen er gar nicht ge- 
funden wurde. 

Nähere Beziehungen als zu den einzelnen Erkrankungen zeigte 
das Vorhandensein des Bürstenbesatzes zu bestimmten Zuständen der 
Epithelzellen selbst. Er fand sich in weiterer und regelmässigerer 
Ausbreitung nur an solehen Epithelien, „die eine ebenmässige oder 
höchstens leichtwellige Oberfläche haben und deren Durchmesser 
inelusive Saum in den Grenzen von 7 bis 15 « schwankt, gewöhnlich 
sich in der Mitte hält”. Allerdings fand sich der Bürstenbesatz auch 
nicht in allen Fällen, wo die Epithelien diese Postulate erfüllten. 
Waren die Epithelien schmaler oder breiter, so fand sich der Härchen- 
saum nicht; zeigten die Zellen in der Gegend des Kerns eine kuppen- 
förmige Anschwellung, wie dies häufig zu beobachten ist, so fehlte 
auf dieser der Besatz, konnte aber an den seitlichen Theilen der Zelle 
vorhanden sein. 

Der Besatz kann gleichzeitig mit der von Heidenhain ent- 
deckten, pallisadenartigen Strichelung des Leibes der Epithelzellen zur 
Erscheinung kommen. Verf. nimmt die unmittelbare Verbindung der 
Heidenhain’sehen Protoplasmastäbchen mit den Bürstenhaaren an, 
er vermuthet, dass letztere für gewöhnlich im Innern der Zelle ein- 
geschlossen sind und unter bestimmten, noch unbekannten physiolo- 


708 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 25 


gischen Bedingungen durch a eines Theiles des Zellleibes frei 
werden. C. Benda (Berlin). 


W. Leube. Ueber physiologische Albuminurie (Zeitschr. f. klin. Med. 
ARE SD) 

Im Anschluss an seine früheren Mittheilungen über „physiologische 
Albuminurie” hat L. die neueren Angaben, dass geringe Mengen 
von Eiweiss in jedem normalen Urin enthalten seien, nachzu- 
prüfen gesucht. Zu diesem Zweck wurde eine Anzahl von Urinen, die 
mit Salpetersäure, sowie mit Ferrocyankalium und Essigsäure keine Ei- 
weissreaetion gaben, genauer untersucht: dieselben wurden bei niedriger 
Temperatur (unter Luftabsaugung und mit Cautelen zur Vermeidung 
der Entwickelung von Mikroorganismen) eingeengt, dann sowohl 
das entstehende Sediment wie die darüber bleibende Flüssigkeit nach 
der neuerdings von Posner empfohlenen Methode mit Alkohol be- 
handelt und der Alkoholniederschlag mit den feinsten Eiweissreactionen 
geprüft. R 
Hierbei fand L. in den meisten Proben, besonders in dem ent- 
standenen Sediment, Spuren von Eiweiss, welche aber als höchst 
unbedeutend, bisweilen kaum noch nachweisbar bezeichnet werden 
müssen. In dem Urin eines gesunden Kindes fehlte dagegen auch 
bei dieser Verarbeitung jede Spur von Albumin. Die Annahme, dass 
jeder Urin Eiweissspuren enthält, ist daher nach L. nicht gestattet. _ 

In dem Sediment der untersuchten Urine fand ferner L. nur ganz 
ausnahmsweise und vereinzelt hyatine Eiweisseylinder. Feinkörnige Cy- 
linder, welche sich häufig zeigten, erwiesen sich als durch saures 
harnsaures Natron gebildet. 

Für die praktische Beurtheilung der Harnbefunde schliesst L. 
hieraus, dass das Vorkommen hyaliner Gylinder in nicht ein- 
gedampftem Urin immer das Zeichen pathologischer Eiweissaus- 
scheidung ist. Ebenso hält er nach seinen neuen -Erfahrungen jede 
stärkere Eiweissreaction des Urins (welche über leichte Trübung 
hinausgeht) für verdächtig in Bezug auf eine Nierenerkrankung und 
räth überhaupt zu grosser Vorsicht bei der Diagnose einer physio- 
logischen Albuminurie. Riess (Berlin). 


H. Munk. Untersuchungen über die Schilddrüse (Sitzungsber. d. Berl. 
Akad. 1837, XL, 8. 823). 

Alle Diejenigen, welche sich bisher experimentell mit der Schild- 
drüse beschäftigt haben. kommen darin überein, dass beim Hunde, bei 
der Katze und beim Affen die Totalexstirpation der Schilddrüse schwere 
Krankheiten nach sich zieht, wie die totale Kropfexstirpation beim Men- 
schen, und dass diese Krankheiten die Folgen des Ausfalls der Function 
der Schilddrüse sind, einer lebenswichtigen, für das Leben der Thiere 
‚„unentbehrliehen Funetion. Schon eine genauere kritische Würdigung 
der bisherigen Versuchsresultate (bezüglich deren auf das Original 
verwiesen werden muss) führte jedoch den Verf. zu dem Ergebniss, 
dass die tödtlichen Folgen der Schilddrüsenexstirpation vom Ausfall 
der Sehilddrüsenfunction nicht hergeleitet werden können; es müssten 
dieselben vielmehr von anderweitigen en welche mit der Schild- 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 709 


drüsenexstirpation verknüpft sind, abhängig angenommen werden. Die 
experimentelle Prüfung der Frage, welehe Verf. nunmehr vornahm, 
hat zu einer vollkommenen Bestätigung dieser Ansicht geführt. 

Verf. machte es sich zur Aufgabe, zuverlässig und immer wieder 
nachweisbar die Folgen des Ausfalls der Schilddrüsenfunction von den 
anderweitigen Folgen der Schilddrüsenexstirpation zu trennen. Er hob 
zu diesem Zweck beim Hunde nach doppelter Unterbindung und 
Durchschneidung der vom unteren Ende abgehenden Venen und eventuell 
auch der seitlich zu- und abtretenden Gefässe die beiden Schilddrüsen- 
lappen frei aus der Kapsel heraus, bis sie nur noch dureh die Gefässe 
und Nerven des Hilus mit dem Thierkörper zusammenhingen, unter- 
band dann diese Gefässe und Nerven und brachte endlich die Lappen 
in ihre ursprüngliche Lage zurück. Die Hunde, bei welchen die Ver- 
letzung gut per primam heilte, blieben ganz gesund, lebten durch 
Monate bei bestem Befinden, nahmen an Körpergewicht zu und 
wuchsen, wenn sie jung genug waren. Die Schilddrüse aber war ganz 
oder fast ganz untergegangen: meist war, und zwar schon nach zehn 
Tagen, keine Spur von ihr zu finden, sonst nur ein kleinster Rest. 
Kam es aber zu einer Schwellung der Operationswunde (entzündlicher 
oder ödematöser Natur etc.) oder gar zur Eiterung, so stellten sich 
sehr bald die bekannten charakteristischen Krankheitserscheinungen 
der Schilddrüsenexstirpation ein und entwickelten sich in den meisten 
Fällen, bis das Thier erlag. In solchen Fällen fand Verf. die Drüsen- 
lappen in ansehnlicher, wenn auch — übrigens beiderseits ungleich 
— verminderter Grösse wieder, bindegewebig der Umgebung und 
insbesondere der Luftröhre angeheftet. 

Die hier beobachteten Vorgänge entsprechen unseren allgemeinen 
Erfahrungen über die Transplantation. Der aus dem Kreislauf ausge- 
schaltete Drüsenlappen ist, wenn nicht von aussen her Hilfe kommt, 
der Nekrose verfallen; diese tritt ein und schreitet immer weiter vor, 
und durch die Resorption der Zerfallsproducte seitens der Umgebung 
des Lappens schwindet dieser immer mehr, bis er endlich ganz ver- 
schwunden ist. Dem Fortschritte der Nekrose kann aber Halt geboten 
werden durch eine entzündliche Reaction der Umgebung, indem diese 
den Lappen anheftet und in dem verbindenden Gewebe von neuem 
das Blut zum Lappen bringt; soweit dann der Lappen wieder in den 
Kreislauf eingeschaltet ist, bleibt er erhalten, ist er verpflanzt, und 
ferner untergehen kann nur, was noch dem Kreislaufe entzogen ist 
und bleibt. 

In den beschriebenen Versuchen ist es also gelungen, die Schild- 
drüsenfunetion auszuschalten, ohne die Schilddrüse zu exstirpiren. Es 
kann indessen die Frage entstehen, ob es bei den gelungenen Aus- 
schalteversuchen nicht etwa die Resorption der Schilddrüsensubstanz 
ist, durch welehe die Schilddrüse dem Thierkörper auch nach der 
Ausschaltung noch zugute kommt und durch welche die üblen Folgen, 
_ welche die Sehilddrüsenexstirpation immer nach sich zieht, hintange- 
halten werden (Schiff). Der Verf. konnte darthun, dass diese Vor- 
stellung keine thatsächliche Unterlage hat. Insbesondere ein Versuch 
des Verf. beweist dies klar. Man kann bei den gelungenen Ausschalte- 
versuchen, bei welchen die Verletzung gut per primam heilte und der 


710 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25: 


Hund gesund blieb, von der zweiten Woche an sich überzeugen, dass 
die Schilddrüse ganz oder nahezu verschwunden ist, indem man von 
neuen Hautschnitten aus zur Luftröhre vordringt, wie wenn man die 
frühere Operation wiederholen wollte. Heilt dann die neue Verletzung 
wieder gut per primam, so treten keinerlei Krankheitserscheinungen 
auf, und der Hund lebt bei bester Gesundheit fort. Anders aber ist es, 
wenn jetzt entzündliche Schwellung oder Eiterung eintritt; gerade so 
wie nach der Exstirpation stellen sich deren Krankheitserscheinungen 
ein und entwickeln sich ebenso weiter, bis der Hund erliegt. Das in 
äusserster Einfachheit Ueberzeugende dieser Versuche lässt keine Aus- 
tlucht zu. Wäre der Hund nach der ersten Operation durch die Re- 
sorption der Schilddrüsensubstanz vor der charakteristischen Erkran- 
kung bewahrt worden, so hätte er nicht dieser Erkrankung nach 
Wochen in Folge der zweiten Operation unterliegen dürfen; und erst 
recht hätte die Erkrankung nach der zweiten Operation ausbleiben 
müssen, wenn in den inzwischen verflossenen Wochen andere Organe 
den Ersatz der Schilddrüse übernommen hätten. Auch jeder Gedanke 
an compensirende Organe nach Schiff ist hiermit ausgeschlossen. 

Somit steht jetzt fest, dass der Ausfall der Schilddrüsenfunetion 
keinerlei Störung im Befinden und Verhalten des Hundes bedingt. 
Demgemäss müssen nicht blos die tödtlichen, sondern überhaupt alle 
üblen Folgen der Schilddrüsenexstirpation beim Hunde von anderweitigen 
Schäden abhängig sein, welche mit dieser Exstirpation verknüpft sind. 

Genau dasselbe wie vom Hunde gilt auch von der Katze. 

Am Affen hat Verf. nur *Exstirpationsversuche vorgenommen. 
Wenn er die ganze Schilddrüse exstirpirte, zeigte sich doch niemals 
Myxödem und Cretinismus: immer traten dagegen als Folge der 
Exstirpation fihrilläre Zuekungen und klonische, sowie tonische Krämpfe 
ein, die unter Umständen zum Tode führten, von denen aber auch 
die Affen ohne merkliche bleibende Nachtheile genesen konnten. 
Indem: mit den Krämpfen auch beim Affen Paresen, Parästhesien, 
Respirationsstörungen, Apathie u. s. w. sich verbunden zeigten, bieten 
in den üblen Folgen der Schilddrüsenexstirpation Hund und Affe keine 
andere Verschiedenheit dar, als dass der Hund fast immer dem Tode 
verfallen ist, der Affe häufig dem Tode entgeht. Und so springt beim 
Affen schon durch die Exstirpationsversuche allein in die Augen, was 
beim Hunde sich unter den gleichen Umständen der Beachtung hat 
entziehen können, dass die Schilddrüsenfunetion nicht lebenswichtig, 
nicht für das Leben unentbehrlich ist. 

Dass trotzdem die Exstirpation der Schilddrüse (nie bei Ka- 
ninchen und Ratten, wohl aber beim Hund, bei der’Katze und beim 
Affen) oft Krankheit und selbst den Tod zur Folge hat, rührt nur 
von anderweitigen durch den Eingriff gesetzten Schäden her, welche 
der Verf. demnächst näher darlegen will. A. Auerbach (Berlin). 


L. Riess. Ueber die Wasserausscheidung des menschlichen Körpers 
durch Haut und Nieren bei thermisch indifferenten Bädern (Arch. f. 
experim. Pathol. u. Pharmakol. 1887, XXIV, 1 u. 2, 8. 65). 


Entgegen der allgemeinen Annahme, dass die Wasserausscheidung 
durch die Haut während des Aufenthaltes des Körpers im Bade sehr 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 711 


stark verringert oder aufgehoben, diejenige durch die Nieren vermehrt 
sei, konnte Verf. für länger dauernde (sogenannte permanente) Bäder 
von lauwarmer Temperatur feststellen, dass die Wasserausscheidung 
durch die Haut während des Bades durchaus nicht vermindert ist. 
und dass solehe Bäder die Urinmenge, wenn man grössere zZeit- 
räume in Betracht zieht, nicht allgemein vermehren. Verf. beob- 
achtete bei Herzfehlern, bei Emphysematikern und Nephritikern ein 
Schwinden hartnäckiger Oedeme während der Anwendung warmer 
Bäder ohne gleichzeitige Vermehrung der Urinmenge oder sogar unter 
Verminderung derselben; auch bei Gesunden konnte Verf. im Gefolge 
des permanenten Bades (neben gleichzeitiger Abnahme des Körper- 
gewichtes) eine Urinverminderung eintreten sehen. Es muss in solchen 
Fällen wohl während des permanenten Bades eine reichliche, meist 
sogar gesteigerte Wasserausscheidung durch die Haut stattgefunden 
haben. Durch unter geeigneten CUautelen angestellte Chlorbestimmungen 
des Badewassers vor und nach der Badeperiode konnte dies mit Sicher- 
heit bewiesen werden. A. Auerbach (Berlin). 


Physiologie der Verdauung und der Ernährung. 


Ewdokimoff. Versuch einer Bestimmung des Stickstoffwechsels beim 
Menschen in qualitativer und quantitativer Beziehung (St. Petersburg 
1887, Dissertation). 

Verf. bestimmte den N-Gehalt in Nahrung und Exereten nach 
der eombinirten Methode Kjeldahl-Borodin; im Harn wurde der 
Stickstoff des Harnstoffs und der übrigen Extractivstoffe separat be- 
stimmt, indem aus dem gesammten Harnstickstoff jener des Harnstofts 
abgezogen wurde. Zu demselben Zweck verwendete der Verf. auch das 
Verfahren von Chavane und Ch. Richet (Compt. rend. de la Soe. 
de Biol. 1881), welches in einer Reduction des HgJ, durch die Ex- 
tractivstoffe des Harns besteht. Im normalen Zustande bei gemischter 
Kost war das Verhältniss des Harnstoffstickstoffs zu dem übrigen 
Stickstoff wie 62:1. Nach Beobachtungen des Verf. soll dieses Ver- 
hältniss kein constantes sein, selbst in dem Falle, wenn die Menge 
des aus der Nahrung aufgenommenen und im Harn ausgeschiedenen 
Stickstoffs unverändert blieb. Verf. untersuchte speciell die Wirkung 
des Schwitzens (nach Bädern von 32°) bei Gesunden und bei Kranken 
(Nephritis parenchymatosa) und fand, dass „die Qualität des N-Stoff- 
wechsels’”” dadurch verändert wird, indem jenes Verhältniss steigt, 
‚obgleich die gesammte Menge des ausgeschiedenen N gleichzeitig 
abnehmen kann. (Die Arbeit wurde unter Leitung des Prof. Koschla- 
koff ausgeführt.) B. Danilewsky (Charkow). 


Otto Nasse. Ueber primäre und secundäre Oxydation (Archiv f. d. 
ges. Physiologie u. s. w. XLI, S. 378). 

Der Verf. bezeichnet als „directe” Oxydation jene, bei welcher 
die Körper durch neutralen Sauerstoff ohne Mitwirkung einer Kraft. 
ausser der Wärme, sofort im Organismus verbrannt werden; bei der 
„primären” Oxydation werden die Atomeomplexe zuerst gelockert oder 
gespalten und dann oxydirt; als dritter Oxydationsvorgang wird die 


112 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25: 


„secundäre” Oxydation betrachtet, bei welcher die Oxydation nicht 
durch Sauerstofimoleküle, sondern durch Sauerstoffatome bewirkt wird 
und die bis jetzt als Oxydation durch activen oder atomistischen 
Sauerstoff bezeichnet wurde. Freie Sauerstoffatome entstehen bei 
directer und primärer Oxydation, wenn nicht die ganzen Sauerstoff- 
moleküle verbraucht werden, sondern nur einzelne Atome, so dass die 
anderen disponibel werden. Es gibt eine Reihe von Körpern, welche 
im Organismus nur durch die secundäre Oxydation oxydirt werden 
können, z. B. Benzol, Benzoösäure, Phenol u. s. w., und durch die 
man diejenigen directen und primären Oxydationen im Organismus 
feststellen kann, bei welchen Sauerstoffatome frei werden. Eine solche 
Oxydation ist die des Fettes, indem man, bei gleichbleibenden Phenol- 
gaben, die Menge des ausgeschiedenen oxydirten Phenols (Hydrochinons) 
durch Zusatz von Fett zur Fleischnahrung erhöhen kann, wenn das 
Fett wirklich oxydirt und nicht blos im Körper angesetzt wird, wie 
man es nach den Voit’schen Untersuchungen durch ein entsprechen- 
des Verhältniss von Fleisch und Fett in der Nahrung herbeiführen 
kann. Die Beobachtung von Voit, dass bei hungernden Hunden der 
Eiweisszerfall durch Verabreichung von Fett erhöht wird, lässt sich 
dadurch erklären, dass. bei der Oxydation des Fettes Sauerstoffatome 
frei werden, welche das Eiweiss durch seeundäre Oxydation zerstören. 
Bei genügender Fleischmenge in der Nahrung bewirkt Fettzusatz Ver- 
ringerung des Eiweisszerfalles und daher Verringerung der Glycuron- 
säure im Harn, die nach Threrfelder von den Eiweisskörpern abstammt. 
k Latschenberger (Wien). 
M. Stadthagen. Ueber das Vorkommen der Harnsäure in verschie- 
denen thierischen Organen, «hr Verhalten bei Leukämie und die 
Frage ihrer Entstehung aus den Stickstoffbasen (Virchow 's Arch. 
1887, CIX, 3, 8. 390). 

1. Verf. untersuchte die Leber (2 Kilogramm) und die Milz (1Y, Kilo- 
gramm) eines an lienaler Leukämie gestorbenen 33jährigen Mannes, 
sowie gleiche Mengen Milz und Leber von gesunden, jugendlichen, 
während der Verdauungsperiode sestorbenen Individuen auf das Vor- 
kommen der Harnsäure und der Hauptrepräsentanten der Xanthinreihe; 
er fand in der 


Leber Mil 

eines gesunder eines gesunder 
Leukämikers Personen Leukämikers Personen 

Harnsäure . — — — _- 
Xantkın 22 ,...:0:9630 08935 0.6855 03105 
Hypoxanthin . 04320 0.1540 0:3510- 03005 
Adenmm:,...... ’0:0319 B= . Spuren Spuren 

Guamn » . = °0:0075 — Spuren — 


Während sonach in der leukämischen Milz und Leber die Hauptreprä- 
sentanten der Xanthinreihe sämmtlich enthalten sind, konnte Verf. ebenso 
wie die meisten früheren. Untersucher hier wie in der Norm keine Harn- 
säure nachweisen. Auch die Gesammtausbeute an Xanthinkörpern zeigte 
sich in der. leukämisehen Leber nur unwesentlich grösser, in der leu- 
kämischen Milz dagegen etwas stärker als in der Norm. Verf. glaubt 
nach seinen Resultaten, dass es bisher an sicheren Thatsachen fehle, 


NT. 25, Centralblatt für Physiologie. 713 


die beim Menschen eine Bildung der Harnsäure in den Geweben er- 
weisen. 

2. Bei einem Fall von (lienaler) Leukämie, einem von Pseudo- 
leukämie und einer gesunden Person suchte Verf. festzustellen, ob bei 
Leukämie die Ausscheidung der Harnsäure durch den Harn vermehrt 
sei. Als die Versuchspersonen auf gleiche Diät gesetzt waren, ergab 
sich in Uebereinstimmung mit der Feststellung der meisten Beobachter, 
dass die Harnsäureausscheidung bei dem Leukämiker ausserordentlich 
vermehrt war. Während der Gesunde täglich durchschnittlich 3301 
Harnstoff und 0°557 Harnsäure ausschied (Verhältniss von U: U*) — 
— 1:591), betrug der Umsatz beim Pseudoleukämiker 32:65 Ü und 
nur 0'490 U (Verhältniss von U: 1) — 1: 666), beim Leukämiker 
dagegen 30:66 Ü und 1:30 bis 2:06 Harnsäure (Verhältniss von U: 0 
— 1:15). Die Ausscheidungsmenge der U erwies sich bei dem Leu- 
kämiker unabhängig von der Art der Nahrung. Dass die enorme Mehr- 
ausscheidung von U bei ihm nicht durch die Milzerkrankung bedingt 
war, eing daraus. hervor, dass beim Pseudoleukämiker die Tagesaus- 
scheidung der Harnsäure niedrig blieb. Diese grosse Mehrausscheidung 
von Harnsäure wird durch eine Mehrbildung derselben, nicht etwa 
dadurch hervorgerufen, dass beim Leukämiker die Oxydation der Harn- 
säure gehindert ist. Dass letzteres nicht der Fall ist, schliesst Verf. 
daraus, dass dem Leukämiker per os verabreichte 2!/, Gramm neu- 
tralen harnsauren Natrons keine Zunahme der Harnsäureausscheidung 
bewirkten; auch das Verhältniss zum Harnstoff im Harn zeigte im 
Vergleich” mit den Vortagen keine Aenderung zu Gunsten der Harn- 
säure. Die verabreichte Harnsäure muss also wohl, zumal sich kein 


Allantoin nachweisen liess, in U übergeführt worden sein. 


3. Dass im Organismus Harnsäure durch Oxydation aus den 
Xanthinkörpern gebildet werde, ist bisher nicht erwiesen. Auch dem 
Verf. gelang es "nicht, dies darzuthun; denn weder nach der Ver- 
fütterung eines Xanthinkörpers (Guanin), noch nach der von Nuclein 
an Hunde war eine Zunahme der Harnsäure oder der Xanthine oder 
eine Ausscheidung von Allantoin zu bemerken. 

A. Auerbach (Berlin). 


Physiologie der Sinne. 


C. J. A. Leroy. Le phenomene de l’ombre pupillaire (Rev. gener. 
d’ophthal. VI. 7, p. 289; 8, p. 337). 

Man setze sich einem Menschen wie zum Augenspiegeln gegenüber 
und beleuchte seine Pupille mit Hilfe eines Concavspiegels. Wenn man 
jetzt den Spiegel um seine verticale Axe kleine Drehungen nach rechts 
und nach links machen lässt, so bemerkt man, dass bald am nasalen, 
bald am temporalen Rande der beobachteten Pupille ein Schatten er- 
‚scheint, mit anderen Worten, dass die Pupille nur theilweise erleuchtet 
ist. Der Schatten wandert nun entweder in gleicher Richtung, wie der 


a 
*) Im Original steht irrthümlich U: U. Ref. 


714 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


Spiegel sich dreht oder aber in umgekehrter. Dies ist das von Öuignet 
entdeckte und nach ihm benannte Phänomen des Pupillarschattens, 
dessen mathematische und experimentelle Analyse L. in vorstehend 
erwähnter Arbeit zu geben versucht. Nach L.'s Auseinandersetzungen 
hätte man sich die Sache folgendermassen vorzustellen: Auf der 
Macula lutea des beobachteten Auges befinde sich das Bildehen einer 
10 Millimeter langen Petroleumflamme und das beobachtete Auge sei 
auf einen Punkt P eingestellt, dann wird aus der Pupille dieses 
Auges ein Strahlenkegel austreten, dessen Spitze in P liegt; nun 
placire der Beobachter sein Auge so, dass es einen Theil jenes 
Strahlenkegels auffängt, so wird ihm die Pupille des untersuchten 
Auges zum Theil hell, zum 'Theil dunkel erscheinen. Liegt der Punkt 
P zwischen dem Auge des Beobachters und des Beobachteten, so 
wird die Lage des Pupillarschattens zum erleuchteten Theil der Pupille 
umgekehrt sein, als wenn der Punkt P (der augenblickliche Fernpunkt 
des beobachteten Auges) hinter dem Beobachter liege. Es kann also 
aus der Lage des Pupillarschattens auf die Lage des Punktes P, mit 
anderen Worten auf den augenblicklichen dioptrischen Zustand des 
untersuchten Auges und falls die Accommodation ausser Spiel blieb, 
auf die Refraetion schlechtweg geschlossen werden. 

Nachdem L. das Problem auch quantitativ behandelt und die 
Technik der Refraetionsbestimmung durch Pupillarschatten festgestellt 
hat, kommt er zu dem Schluss, dass diese neue Methode der Refrac- 
tionsbestimmung den alten in keiner ‚Weise nachstehe, sie in mancher 
Beziehung sogar übertreffe, da z. B. bei der neuen Methode der 
Beobachtunesfehler nicht mit der zu messenden Refraetionsanomalie 
wachse, sondern stets die nämliche Grösse (0.25 D.) habe. 

In Uebereinstimmung mit seinen Ausführungen definirt L. den 
Pupillarschatten als den Schatten, welchen die Iris des Beob- 
achters auf die Pupille des beobachteten Auges wirft, wäh- 
rend Cuignet den Schatten auf der Cornea, Landolt, Parent und. 
Andere auf der Retina des beobachteten Auges entstehen lassen. 

A. Eugen Fiek (Zürich). 
J. Jegorow. Fecherches anatomo-physiologiques sur le ganglion oph- 
ir (Arch. slaves de Biol. II, 1, p. 50; 2, p. 227; 3, p. 322). 

Das Ganglion ophthalmieum, ein Homologon der Spinalganglien. 
empfängt von drei verschiedenen Nerven, vom Öculomotorius, Trige- 
minus und Sympathicus, seine Fasern, doch bilden die nur hindurch- 
tretenden motorischen Fasern die Hauptmasse. In die Anastomosirungs- 
stelle zwischen den N. N. ciliares breves und longi, also dem dritten 
und fünften Gehirnnerven, finden sich Nervenzellen eingelagert, welche 
sogar kleine -Ganglien, in mehr minder grosser Nälfe vom Ganglion 
ophthalmieum, bilden können. Die Zahl dieser supplementären Ganglien 
kann nicht nur bei verschiedenen Thieren derselben Species, sondern 
sogar an den beiden Augen desselben Thieres varliren; am con- 
stantesten finden sich vier Ganglien. Hiernach bedarf also die Ansicht 
Schwalbe’s, dass derartige Ganglienzellenanhäufungen für gewisse 
Fische charakteristisch seien, einer Erweiterung dahin, dass dieselben 
auch bei vielen anderen höheren Thieren — Vögeln und Mammiferen 
— angetroffen werden. 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 715 


Nach dieser hier nur in grossen Zügen wiedergegebenen ana- 
tomischen Charakteristik des Ganglion ophthalmieum, dessen genaueres 
Verhalten bei den einzelnen Thierclassen im Original nachgesehen 
werden muss, beschäftigt sich der zweite Theil der Arbeit mit der 
Beantwortung der Frage nach der physiologischen Bedeutung des 
Ganglions. Bei Hunden macht sich in den Contraetionen der Pupille 
ein deutlicher Unterschied geltend, je nachdem man den Veulomotorius 
vor seinem Eintritt in das Ganglion oder das letztere selbst reizt; in 
diesem Falle ist die Oontraction viel schneller und energischer. Auf 
die Gefässe des Augenhintergrundes scheint weder der Oculomotorius 
noch das Ganelion einen Einfluss auszuüben, ebensowenig befindet sich 
in dem Ganglion ein refleetorisches Centrum. 

Eine weitere Reihe von Experimenten befasste sich mit der 
Controle einer von Bechat und A. Bernard herrührenden Angabe, 
wonach in dem Ganglion ophthalmieum ein Centrum für die Seeretion 
und Nutrition des Auges existiren solle. Wahrscheinlicher dürfte es 
indess sein, dass die der Exeision des Ganglions nachfolgende De- 
struction des Augapfels auf die mit der Operation verbundenen Neben- 
verletzungen zurückgeführt werden muss. Daher bediente sich J. ausser 
einer strengen Antisepsis noch einer eigenen Öperationsmethode, bei 
weleher Knochen und Muskeln nieht verletzt zu werden brauchten. 
Von 18 Experimenten misslangen drei. Neunmal wurde das Ganglion 
exeidirt und sechsmal der N. oculomotorius oberhalb des Ganglion 
ophtalmieum durehsehnitten. Das Resultat der ersteren Experimente 
war, dass die Exeision des Ganglions nicht nothwendig den Verlust 
des Augapfels herbeizuführen braucht; zwar schuppt sich das Epithel der 
Cornea ab und es kommt zur Eiterung, indess sind die Veränderungen 
nicht dauernde und später kommt es zur Narbenbildung, so dass es 
Verf. mit Recht sehr ungewiss lässt, ob die angeführten Veränderungen 
nicht von zufälligen Nebenumständen abhängen. Dagegen erweitert 
sich nach dieser Operation die Pupille ad maximum und wird immobil, 
der Einfluss auf die Cireulation des Auges scheint sehr gering zu sein; 
ob sich die Spannung des Auges ändert, lässt sich schwer beurtheilen, 
da die einzig angewandte Methode, Palpation mit den Fingern, leicht 
zu Irrthümern führen kann. Die Durchschneidung der N. ciliares 
longi dagegen bewirkt eine. locale Anästhesie der ÜGornea, ist indess 
ohne Einfluss auf die Pupille. Die der Exeision des Ganglion folgende 
Degeneration erstreckt sich auf die N. eiliares breves, das centrale 
Stück des Oculomotorius und den für den M. oblig. inf. bestimmten 
Nervenast. 

Nach den central vom Ganglion ausgeführten Durehschneidungen 
verändert sich zwar das. Aussehen der Cornea ebenfalls, sie wird 
diffus getrübt, hellt sich aber bald auf. Die Pupille erweitert sich 
ebenfalls, indess niemals ad maximum, sie wird unbeweglich. Dagegen 
sind die Cireulationsveränderungen im Inneren des Auges und die 
Spannungsveränderungen zu wenig constant und nicht auffallend genug, 
als dass man sie mit Hilfe der Palpation und des Ophthalmoskops 
sonstatiren könnte. Das Ganglion atrophirt vollkommen, denn sein 
Volumen ist geringer als das der gesunden Seite. (Hier ist Verf. auch 
wieder in den Irrthum verfallen, dass er das Untergehen einer be- 


716 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


stimmten Fasergattung, der direeten Fasern, welches naturgemäss zu 
einem geringeren Volumen des Ganglions führen muss, für eine voll- 
kommene Atrophie des Ganglions angesehen hat. Dass dem so ist, 
darauf weist auch die nachfolgende Bemerkung hin, dass die Degene- 
ration der Fasern in diesem Falle weniger ausgesprochen ist als nach 
Exstirpation des Ganglions. Ref.) Die Degeneration der Nervenfasern ist 
viel geringer als in den Experimenten der ersten Reihe, nur das centrale 
Stück des N. oeulomotorius ist stark atrophisch. Nach Aufhebung der 
Communication des Ganglions mit den Nervencentren erreicht also 
die Nutritionsstörung der Cornea ebenso wie die Erweiterung der 
Pupille niemals den hohen Grad, wie nach Exeision des Ganglions, 
auch die Degeneration der das Ganglion durchziehenden Nervenfasern 
ist weniger ausgesprochen. 

Das Ganglion ophthalmieum äussert also offenbar seinen Einfluss, 
in der Art, dass es für die Integrität der N. ciliares breves oder, 
allgemeiner gesagt, der es durchziehenden Nervenfasern sorgt. Es 
bietet mithin eine grosse Analogie mit den cerebro-spinalen Ganglien 
dar, deren Function nach den Waller’schen Versuchen ebenfalls in 
einem regulätorischen Einflusse auf die Ernährung der von ihm ab- 
gehenden Nervenfasern besteht. Joseph (Berlin). 


J. Le Conte. On some phenomena of binocular vision. N’ XII. Some 
pecularities of the phantom-images formed by binocular combination 
of regular figures (The American Journal of Seience XXXIV, N° 200, 
PAIR): 

Der Verf. macht folgendes Experiment: Er sitzt auf einem Stuhl, 

der auf einem regelmässig gemusterten Flur steht; das Muster besteht 

aus Quadraten abe, abe u. s. w.; der Beobachter blickt unter einem 

Winkel von 45° auf das Muster. Indem er nun durch eine Convergenz- 

bewegung seiner Sehaxen das Quadrat b mit dem nächsten Quadrat b 

zu einem einzigen, binocular gesehenen Quadrat d combinirt, zeigen 

sich folgende Erscheinungen: 

1. Das Bodenmuster erscheint näher und kleiner alg bei correcter 
Augenstellung. _ 

2. Die Bodenebene erscheint nieht mehr horizontal, sondern ge- 
neigt, und zwar unter einem umsomehr nach vorn, vom Beobachter 
weg, geöffneten Winkel, je stärker der Beobachter seine Sehaxen con- 
vergiren lässt. 

3. Die Quadrate verwandeln ihre Gestalt, und zwar in langgestreckte 
Rhomben, falls die Bliekriehtung des Beobachters annähernd mit einer 
Diagonale der Quadrate zusammenfällt. 

Die vom Verf. gegebene Analyse dieses, noch verschiedentlich 
varlirten Experimentes lässt sich im kurzen Referat kaum wiedergeben. 
Es genüge daher die Bemerkung, dass der Verf. zur Erklärung der 
sub 2 und 3 erwähnten Beobachtungen die perspectivischen Projec- 
tionen der Objeete auf die beiden Netzhäute eonstruirt und zeigt, dass, 
wenn die Quadrate b und 5 auf identischen Netzhautstellen sich ab- 
bilden, dies mit dem Quadrate «a und a, ce und e nicht der Fall ist. 

Er nimmt nun die Hypothese zu Hilfe, dass man Bilder, die auf 
nicht genau identische Netzhautstellen fallen, auf Objecte beziehe, 


’ 


N2,25. ‚Centralblatt für Physiologie. 717 


welche näher oder ferner als der Durchsehnittspunkt der Sehaxen 
liegen, und zwar erscheine das Object ferner, wenn die affieirten Netz- 
hautstellen näher zusammenliegen als identische; das Object erscheine 
näher, wenn die afficirten Netzhautstellen weiter voneinander entfernt 
seien als identische. A. E. Fick (Zürich). 


Ph. Breton. Mesure des sensations lumineuses, en fonction des quan- 
tites de lumiere (0. R. CV, 10, p. 426). 

Der Verf. hat in der namentlich von Delboeuf geübten Weise 
(vgl. auch Ebbinghaus, Ueber die Gesetzmässigkeit des Helligkeits- 
sontrastes; Sitzungsberiehte der Berliner Akademie 1857, December) 
gleich gross erscheinende Helliekeitsdifferenzen hergestellt, theils ver- 
mittelst Uebereinanderschichtung von Papierblättern in verschiedener 
Zahl, theils mittelst Beleuchtung durch mehrere Lichtquellen. Er findet 
hierbei, dass die Unterschiede nicht gleich gross erscheinen, wenn die 
Helliekeiten in gleichem Verhältnisse stehen; vielmehr wächst, wie ein 
Versuch zeigte, während die Empfindung in gleicher Weise zunimmt. 
die Beleuchtung quadratisch, so dass eine Formel H = US? die In- 
tensität der Beleuchtung als Function der Empfindung ausdrücke. Auch 
die mechanische Deutung dieser Abhängiskeit ergibt sich in einer 
Weise, die wenigstens den Verf. vollkommen zu befriedigen scheint. 
Die Lichtempfindungen sind den Quadratwurzeln der Liehtintensität, 
somit den Amplituden der Schwingungen des Aethers oder auch 
den Amplituden der den Nervenfäden der Netzhaut mitgetheilten 
Schwingungen proportional. Zu messen sind sie demgemäss nicht etwa 
in Längenwerthen, sondern in Kilogrammen nach den Kräften nämlich, 
welche erforderlich sind, um die Moleküle des Aethers oder der Nerven- 
fäden um eine halbe Amplitude aus ihrer Gleichgewichtslage zu entfernen. 

v. Kries (Freiburg). 


M. Borysiekiewicz. Untersuchungen über den feineren Bau der 
Netzhaut (Mit 91 Abbildungen. Leipzig und Wien, Toeplitz und 
Deuticke, 1887). 

Die Untersuchung schliesst sich an eine vom Verf. im Jahre 1883 
veröffentlichte vorläufige Mittheilung an, in welcher der merkwürdige 
Befund publieirt worden war, dass in der Netzhaut des Tigers und 
des Leoparden die Stäbchenzapfenschicht fehlte und durch eine „eigen- 
thümliche Gewebsformation” ersetzt war, während die gleichzeitig 
untersuchte Retina des Silberlöwen die genannte Schicht in ty pischer 
Weise zeigte. Schon damals wurde von B. daran die Vermuthung 
Seknüpft, dass die Function der Stäbehenzapfenschicht eine andere sei. 
als bis dahin allgemein angenommen worden war. Die neue Unter- 
suchung erstreekt sich auf eine Reihe möglichst frisch in die Fixirungs- 
Hüssigkeiten lee an Flüssigkeit; '/)- bis lprocentige Ueber- 
osmiumsäurelösung, t/procentige” Chromsäurelösung) eingebrachter 
hinterer Bulbusabschnitte vom Menschen, Elephanten, Tiger, Löwen. 
Leoparden, der Tigerkatze und der Hauskatze. Bei der detaillirten 
‚ Mittheilung seiner Befunde lest B. die M. Schulze’sche Eintheilung 
ler Retina in zehn Sehiehten zu Grunde. 

In der Opticusfaserschicht fand Verf., abweichend von den bis- 
herigen Untersuchern, dass die Nervenfasern sich bis in die nächste 

Centralblatt für Physiologie. 53 


Me 


718 Centralblatt für Physiologie. Nr 


Nähe der Gentralgewebe als zusammenhängende Lage verfolgen liessen. 
An Macerationspräparaten zeigten sich des öfteren Varicositäten. sowie 
Andeutungen einer fibrillären Strueter der Nervenfasern, dagegen nie 
die von Gerlach beobachteten gabligen Theilungen, Die in dieser 
Schicht noch vorkommenden platten, meist bipolaren Zellen rechnet. 
er mit Schwalbe zur Neuroglia. 

In den Ganglienzellen des Ganglion nervi optici fand Verf. oft 
Andeutungen einer fibrillären Structur der Zellsubstanz; beim Tiger 
und Leoparden waren die Ganglienzellen häufig von einer structurlosen 
zarten Haut umgeben, die als Zellmembran zu deuten wäre. In der 
Macula lutea fanden sich ausschliesslich bipolare Zellen. Der Axen- 
cylinderfortsatz war immer ungetheilt und in einem Präparate von 
Elephanten sogar einmal in vierfacher Zahl vorhanden. Die äusseren 
(Ganglienzellen anastomosirten oftmals mit den kleinen Ganglienzellen 
der inneren granulirten oder der inneren Körnerschicht. Die innere 
sranulirte Schicht, deren Structur als eine netzartige bezeichnet wird, 
entspricht nach B. der Neuroglia der Hirnrinde; im Netze finden sich 
Zellen, deren Fortsätze in das Netz eingreifen. Die Müller’schen 
Radialfasern gehen durch diese Schicht glatt, ohne Verbindungen ein- 
zugehen, hindurch. Eine Reihe von Gebilden dieser Schicht gleicht 
völlig den Körnern der inneren Körnerschicht; daneben finden sich 
grössere und kleinere Ganglienzellen und endlich zellige Gebilde, die 
sich nur durch geringe Tinctionsfähigkeit des Protoplasmas in Ueber- 
osmiumsäure und ihre Plattheit von Ganglienzellen unterscheiden. 

Die innere Körnerschicht baut sich aus dreierlei Formelementen 
auf. Die erste Art derselben, körnerartige Gebilde, liegt innerhalb 
des in der Körnerschicht verlaufenden Abschnittes der Müller ’schen 
Fasern. Manchmal finden sich diese Körner auch im Bereiche der 
inneren granulirten Schicht, was B. zu der Vermuthung bringt, dass 
auch die in der inneren granulirten Schicht liegenden Körner immer 
einer Müller’schen Faser angehören. Nur diese Gebilde werden als 
innere Körner bezeichnet. Die zweite Art von Formelementen sind 
kleine Ganglienzellen und dürften mit jenen Zellen identisch sein, 
welche Schwalbe für die oberste Lage der Bildungszellen der inneren 
Körnerschicht hält und W. Müller in gleichem Sinne Spongioblasten 
nennt. Diese Zellen haben stets nur einen gegen die innere granulirte 
Schicht verlaufenden Fortsatz. Die dritte Gruppe von zelligen Elementen 
sind grosse Ganglienzellen. 

Die äussere granulirte Schicht hat bei den höheren Vertebraten 
mit der inneren granulirten Schicht die grösste Aehnlichkeit; die 
Müller’schen Radialfasern durchsetzen auch sie ganz glatt. Den weit- 
aus wichtigsten Theil der Arbeit bilden die Angaben über die 
Müller’schen Fasern und ihr Verhältnis zu den Stäbehen und Zapfen. 
Jede Müller’sche Faser hat nach B. drei Kerne in ihrem Leibe; die 
innerste Abtheilung der Faser beginnt an der Membrana limitans 
interna mit einer, zwei oder auch mehr kegelförmigen Wurzeln und 
zeigt gewöhnlich in der Höhe des inneren Randes der Ganglienzellen- 
schicht einen rundlichen Kern mit Kernkörperchen. Die zweite, mittlere 
Abtheilung der Müller’schen Faser trägt ihren Kern meist knapp 
über der äusseren granulirten Schicht, die dritte Abtheilung endlich 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 719 


ist dargestellt dureh das Stäbchen, respective den Zapfen; in der 
Nähe des oberen Endes des Innengliedes dieser Bildungen liegt wieder 
ein Kern mit Kernkörperchen. Die Müller’sche Faser nimmt somit 
an der Limitans interna ihren Ursprung und endet in der Form von 
Stäbchen und Zapfen; sie dürfte wohl in ganzer Continuität ein 
eylindrisches schlauchförmiges Gebilde sein. Stäbchen und Zapfen 
sind morphologisch und functionell völlig gleichwerthige Gebilde; 
die letzteren entstehen aus den ersteren durch Einwandern eines 
Kernes. In dem Abschnitte der Müller’schen Faser, welcher inner- 
halb der äusseren Körnerschicht gelagert ist, findet sich nur im 
(Gebiete der Fovea centralis je ein sogenanntes äusseres Korn in je 
einer Faser. Ausserhalb der Fovea sind in einer Faser zuweilen auch 
zwei Körner mit Bestimmtheit nachzuweisen. Folglich muss die Zahl 
der Stäbchen und Zapfen geringer sein, als die der äusseren Körner. 
B. neigt besonders mit Rücksicht auf einen Befund, nach welchem 
in der Retina eines Mannes in der ganzen Macula die Körner jen- 
seits der Limitans externa gelegen waren, der Ansicht zu, dass die 
äusseren Körner unter gewissen Einflüssen ihren Ort verändern. Als 
wichtigste physiologische Consequenz seiner Untersuchungen, die in 
den Resultaten eipfeln, dass .Stäbehen und Zapfen directe Fortsetzungen 
der Müller’schen Radialfasern und dass beide Gebilde identisch sind, 
ergibt sich für B., dass „die liehtempfindenden Stellen in der Region 
von der inneren bis über die äussere Körnerschicht, und zwar inner- 
halb der Müller’schen Röhren zu suchen” sind. Die von H. Müller 
und Anderen beigebrachten Beweise, dass Stäbehen und Zapfen die 
pereipirenden Elemente seien, hält Verf. nieht für einwurfsfrei. 
Siem. Fuchs (Wien). 

J. Jegorow. Ueber den Einfluss des Sympathicus auf die Vogel- 

pupille (Mitgetheilt von Prof. Joh. Dogiel; Pflüger’s Archiv XLI, 

S. 326). 

Versuche an Tauben, Hühnern und Truthähnen überzeugten Verf., 
dass weder die Durchscehneidung noch die Reizung des Sympathicus 
im Intertransversalcanal irgend einen Einfluss auf die Pupillenweite 
ausüben. Auch die indirecte Reizung des Sympathieus (durch das 
Rückenmark hindurch) blieb in dieser Hinsicht erfolglos. 

Diese Versuchsergebnisse stehen somit in Widerspruch zu den An- 
gaben Grünhagen’s. 

Weitere Untersuchungen ergaben ferner, dass bei soeben getödteten 
Thieren durch Reizung der Gegend, wo der oberste Halsknoten liegt, 
Veränderungen im Pupillardurchmesser veranlasst werden können; 
bei Reizung „sofort nach dem Tode oder näher zum Schnabel” ver- 
engerte sich die Pupille; bei Reizung „einige Zeit nach dem Tode 
oder mehr zum Hinterhaupt hin” erweiterte sich dieselbe. 

Verf. glaubt, dass diese Erscheinungen mit dem Sympathieus oder 
dem obersten Nervenknoten in keinem ursächlichen Zusammenhange 
stehen; denn 1. gibt die direete Reizung dieser Gebilde keine Ver- 
änderungen in der Pupillenweite und 2. erhält man letztere, nachdem 
der oberste Halsknoten entfernt worden ist. Unter solehen Erwägungen 
neigt Verf. zur Ansicht, dass die Erweiterung der Pupille in Folge 
der Reizung der erwähnten Gegend durch den Uebergangsstrom auf 

5a* 


TE u Fa u m a a Tann a — > 


720 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


die pupillenerweiternden Nervenfasern im Trigeminus zu Stande 


kommt und findet eine Bestätigung hiefür in dem Umstande, dass die 


Erweiterung der Pupille nur bei intaectem Trigeminus beobachtet wird. 
Wird derselbe dagegen nach seinem Abgange vom Hirn und vor dem 
Eintritt in das Felsenbein durchschnitten, so bleibt die Erweiterung 


der Pupille auf Reizung der Gangliongegend aus. 


Ueber Methode und Versuchsanor dnung ist im Original nachzulesen. 

Verf. zieht aus den Ergebnissen seiner Arbeit folgende Schluss- 
folgerungen: 

Der Sympathieus bei Vögeln unterscheidet sich schon anatomisch 
von dem der Säugethiere. 

Der Intertransversalcanal ist bei verschiedenen Vögeln verschieden 
entwickelt: so ist derselbe bei einigen (Huhn) vollkommen geschlossen, 
während er bei anderen (Truthahn) nur aus einzelnen Knochenringen, 
entsprechend den Querfortsätzen der Halswirbel besteht, zwischen 
beiden existirt eine Reihe von Uebergangsformen. 

Bei den Vögeln ist ein Verhältniss des Sympathicus zur Iris- 
bewegung nicht nachweisbar. Der Sympathicus hat an der Irisinner- 
vation in dieser Hinsicht keinen Antheil. 

Das dritte Augenlid bewegt sich bei den Vögeln unabhängig vom 
Sympathieus. 

Der Halssympathicus sowie das oberste Halsganglion enthalten 
BE Fasern für die Hautlappen am Halse und Kopfe einiger 

Vögel, ebenso für die Conjunetiva und den Augapfel. 
Steinach (Innsbruck). 
A. Böttcher. Wie kommt die a in der Schnecke zu 
Stande? (Arch. f. Ohrenheilk. XXV, 1887, 8. 1). 

Nach den Untersuchungen des Verf., ae von Schwalbe und 
Retzius bestätigt sind, setzt sich die Cortissche Membran mit den 
akustischen Endapparaten durch faserige Fortsätze in eine directe 
Verbindung: und zwar sind es wahrscheinlich die Corti’schen (nicht 
die Deiters’ schen) Zellen, welche jene Fortsätze in sich aufnehmen. 
Da überdies die Corti’schen Zellen mit einem Stiel auf der Basilar- 
membran aufsitzen, so ist es wahrscheinlich, dass sie bei Schwingungen 
der Basilarmembram ganz direct in Mitbewegung versetzt werden. 
Gorti'sche Membran und Uorti’sche Zellen erscheinen somit als ein 
elastisches Gebilde, welches zwischen zwei festen Punkten (nämlich 
dem freien Rande der Gehörzähne und der Insertionsstelle des Stiels 
der Gorti’schen Zelle) ausgespannt ist; die Pfeiler- oder Bogenfasern 
sind ein Stützapparat, über welchen jene Theile gespannt sind. Die 
Function der inneren Haarzellen, welche nicht in ähnlicher Weise wie 
die äusseren in Bewegung gesetzt werden können, ist‘ vermuthlich von 
der der Corti’schen Zellen verschieden. Auch die direete Verbindung 
der Corti’schen Zellen mit Fasern des Acusticus gewinnt durch die 
neuen Untersuchungen immer mehr an Wahrscheinliehkeit. Endlich 
ist durch Nuöl gezeigt, dass die Stiele der Öorti’schen Zellen sich 
in zwei oder drei Fasern auflösen und auf diese Weise an zwei oder 
drei Fasern der Basilarmembran anheften. Dabei verbindet sich jedes- 
mal die äusserste Zelle mit den zwei oder drei Seiten der Basilar- 
membran, welehe gerade in der Mitte unter dem Fusse des betreffen- 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. Tal 
den äussersten Pfeilers hervortreten; die erste und zweite Gorti sche 
‘Zelle dagegen mit je zwei oder drei Seiten der Basilarmembran, welche 
von jenen nach links, respective rechts gelegen sind. Es wird also 
anzunehmen sein, dass jede Corti’sche Zelle direct durch Bewegung 
von zwei oder drei Saiten der Basilarmembran in Thätigkeit gesetzt 
werden kann: dagegen wird die Annahme fallen zu lassen sein, dass 
die Pfeiler und die Lamina retieularis in Mitbewegung versetzt werden 
und dass die Stäbehen der Corti'schen Zellen gegen die Corti’sche 
Membran anschlagen. Da die vorher erwähnten Stiele der Öorti'schen 
Zellen von den Deiters’schen Zellen umklammert werden, in sie ein- 
gescheidet sind, so liegt es nahe, in diesen letzteren eine Dämpfungs- 
einrichtung zu erblicken. v. Kries (Freiburg). 


J. Rogdestwensky. Ueber die Localisation der Gehörsempfindungen 
(Petersburg 1887, Dissertation). 

In Betreff der Localisation der Gehörsempfindungen, sowie auch 
der Gehörsschärfe überhaupt schreibt Verf. der Ohrmuschel eine sehr 
hohe Bedeutung zu. Bedeckt man die hintere Fläche der Ohrmuschel 
mit weichem Kautschukstoff, so werden die beiden erwähnten Fähig- 
keiten für von hinten kommende Schalleindrücke stark herabgesetzt. 
während die von vorne kommenden Gehöreinwirkungen ganz normal 
vernommen werden. Mittelst eines engen (4 Millimeter) Kautschuk- 
rohres richtete der Verf. die Schallstrahlen (Tieken einer Taschenuhr) 
auf verschiedene Theile der Ohrmuschel und bemerkte dabei, dass von 
der hinteren Fläche drei- bis viermal schlechter wahrgenommen wird 
als von der vorderen. Weiter bestätigte Verf. eine Beobachtung von 
Tarchanoff: wenn sich zwei gleichartige Schallquellen (z. B. Tele- 
phone) ganz symmetrisch zur Sagittalfläche in gleicher Entfernung 
von den Ohren befinden, so entsteht die Wahrnehmung einer einzelnen 
Gehörsempfindung, welche in das Innere des Körpers in die Median- 
ebene projieirt wird. Indem Verf. die Schallquellen auf verschiedene 
Höhen — stets symmetrisch — festhielt, konnte er dadurch die ein- 
zelnen „Schallbilder” in die Brust oder den Bauch projieiren. Was 
die Membrana tympani betrifft, so schreibt der Verf. ihr auch eine 
hohe Bedeutung für die Localisation der. Gehörsempfindungen zu 
(Weber), weil die von Unebenheiten der Öhrmuschel refleetirten 
Schallstrahlen je nach der Richtung der Schallquelle verschiedene 
und jedesmal bestimmte Theile der Membran treffen. Die Beob- 
achtungen des Verf. an Kranken mit Contractura M. tensoris tympani 
haben ergeben, dass das Localisationsvermögen dadurch fast ganz ver- 
nichtet ward. Aehnliche Ergebnisse bekommt man, wenn in den äusseren 
Gehörgang ein Kautschukrohr (3 Centimeter) eingesteckt wird. Mittelst 
eines mit Spiritusäther gefüllten Manometers, welcher in den äusseren 
Gehörgang eingeführt wurde, bestätigte der Verf. die Angabe von 
Hensen, welcher im Beginne der Schallempfindung eine Zuckung 
des M. tensor. tympanı beim Hunde beobachtete. Hörte der Verf. auf- 
merksam einer Schallquelle zu, so bemerkte er rhythmisch verlaufende 
Schwankungen des Manometers (50 bis 70 in einer Minute), welche 
nach Verf. nicht vom Puls, sondern von periodischen Gontraetionen 
des M. tensor. tympani herrühren. Dieser Umstand soll die Localisation 


u Pe en le nn U nn nn U N nn a) = ___ — 


a ni Tem 


123 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 
unterstützen; er ist ein Analogon der Accommodation des Auges. (Diese 
Arbeit ist unter Leitung des Prof. Tarchanoff ausgeführt worden.) 
i B. Danilewsky (Öharkow). 
E. Doumer. Etude du timbre des sons par la methode des flammes 
manometriques (Oompt. rend. CV, p. 222). 

Der Verf. hat seine früher beschriebene Methode (photographische 
Aufzeichnung der vibrirenden König’schen Flamme auf eine schnell 
bewegte Trockenplatte; ©. R. CIH, p. 340), welche damals zur Be- 
stimmung der Tonhöhe diente, nunmehr auch zum Studium der Klang- 
farbe verwendet. Die Zahl der seeundären Zacken lässt die Ordnung 
der vorhandenen Obertöne, die Lage derselben gegen den Hauptgipfel, 
auch das Phasenverhältniss zwischen Grund- und Oberton erkennen. 
In einer Anzahl von Probeversuchen wurden bestimmte Phasendifferenzen 
zwischen Grundton und erstem Oberton willkürlich hergestellt; es er- 
gab sieh zwischen den berechneten und den aus den Photographien 
zu entnehmenden Phasendifferenzen befriedigende Uebereinstimmung; 
die Methode wird demgemäss noch zur Entscheidung der Frage ge- 
eignet sein, ob die Klangfarbe von dem Phasenverhältniss zwischen 
Grundton und Obertönen abhängt, wie es im Gegensatz zu der Helm- 
holtz’sehen Theorie König annimmt. Die Empfindliehkeit der Platte 
gestattet eine Aufzeichnung der Flammenbewegung selbst noch bei 
den höchsten musikalischen Tönen. v. Kries (Freiburg). 


J. Rich. Ewald. Zur Physiologie der Bogengänge (Archiv f. d. ges. 
Physiologie XLI, S. 463). 

Es wurden bei Vögeln die beiden Canal. externi unter Schonung 
‚aller benachbarten Organe eröffnet und durch ein besonderes Operations- 
verfahren die häutigen Canäle ohne Zerrung derselben vollständig 
durchtrennt. Nach 24 Stunden sind die ersten secundären Erschei- 
nungen, welche durch das Fixiren, Freilegen der Canäle u. s. w. 
bedingt sind, verschwunden und es treten die Erscheinungen auf, 
welche der Verf. in dieser Abhandlung beschreibt und die Reiz- 
erscheinungen und keine Ausfallserscheinungen sind; bis zum dritten 
Tage sind sie rein, dann treten die secundären Symptome auf, welche 
der Verf. in einer späteren Abhandlung besprechen will. Die Versuche 
sind an Tauben, Sperlingen und Canarienvögeln, Schwalben, Raben, 
Hühnern und Gänsen ausgeführt wordeu. Die Störungen bestehen 
darin, dass einzelne Bewesungsformen weniger vollkommen oder gar 
nicht mehr ausgeführt werden können und sind bei den verschiedenen 
Bewegungsformen ungleich und bei den Vögeln um so grösser, je 
schwieriger es für die Thiere ist, bei den entsprechenden Bewegungs- 
formen das Gleichgewicht zu behaupten und je feiner die dazu noth- 
wendigen Muskelbewegungen abgestuft werden müssen. 

Latschenberger (Wien). 
Yves Delage. Sur une fonction nouvelle des otocystes comme organes 
d’orientation locomotrice (Arch. de Zool. Experim. et generale V, 
1887, p. 1). Steiner, Entgegnung hierauf (Compt. rend. Avril 1887). 

Von dem Gedanken geleitet, dass die Otoeysten der Wirbellosen 
dem häutigen Labyrinthe der Wirbelthiere entsprechen, untersuchte 
D. die Folgeerscheinungen der Zerstörung jener Organe bei gewissen 


Nr.»25: Centralblatt für Physiologie. 123 


Mollusken und Örustaceen. Er beobachtete bei Gepholopoden (Octo- 
poden) deutlich ausgeprägte Bewegungsstörungen, indem bei gleich- 
zeitiger Drehung des Körpers um eine der drei Hauptaxen die in der 
Regel geradlinige Bahn der Bewegung in verschiedener Weise ver- 
ändert erscheint. Die Störungen wurden durch Blendung des Thieres 
noch wesentlich gesteigert, während der Verlust des Gesichtssinnes 
allein die normalen Bewegungen in keiner Weise beeinträchtigte. Es 
scheint daher, dass die Otocysten die Bedeutung eines die Bewegungen 
regulirenden Nervenapparates besitzen. Ganz ähnliche Erscheinungen 
beohachtete D. auch an verschiedenen Orustaceen nach Zerstörung 
der Otocysten mit oder ohne gleichzeitiger Blendung. So bei Mysis, 
Palaemon, Gebia, Corystes und Polybius. Die verstümmelten Thiere 
wurden unter Umständen lange (bis 42 Tage) lebend erhalten, ohne 
dass die Bewegungsstörungen sich merklich besserten. Dieselben 
bestehen z. B. bei Palaemon darin, dass das Thbier bald in Seiten- 
oder Kückenlage schwimmt, bald sich überschlägt und Kreisbahnen 
in verticaler oder horizontaler Ebene beschreibt. Gebia zeigt ähnliche 
Störungen schon nach alleiniger Entfernung der zwei inneren mit 
Otocysten ausgestatteten Antennen. Auch Oorystes und Polybius 
sind schon nach Zerstörung der Otoeysten allein unfähig, bei raschem 
Schwimmen das Gleichgewicht zu erhalten. Da alle diese Störungen 
dauernd sind, so können sie nicht wohl als Reizerscheinungen auf- 
gefasst werden. D. ist vielmehr der Ansicht, dass sowohl die Bogen- 
gänge der Wirbelthiere, wie die Otocysten gewisser Wirbellosen, nebst 
ihrer unzweifelhaften Bedeutung für das Hören, auch für die Erhaltung 
des Gleichgewichtes und der Coordination der Bewegungen eine wichtige 
Rolle spielen, indem sie theils auf refleetorischem Wege, theils durch 
Vermittelung gewisser Empfindungen die Erhaltung der normalen Lage 
des Körpers bei der Bewegung vermitteln. D. ist ferner der Meinung, 
dass bei den Wirbellosen, welche keine Otocysten besitzen (Insecten), 
die durch den Gesichts- und Tastsinn vermittelten Empfindungen für 
die Regulirung der Bewegungen allein ausreichen. 

Gestützt auf Versuche an Haifischen, welehe die Bedeutungslosig- 
keit der Bogengänge für die Orientirung im Raume zu beweisen scheinen, 
bekämpft Steiner neuerdings auch die erwähnten Ansichten D.'s über 
die Functionen der Ötocysten der Wirbellosen. Er glaubt, dass bei 
Palaemon und Mysis hauptsächlich der Verlust des Gesichtssinnes 
als Ursache der Störungen zu bezeichnen sei. Bei Gebia konnte er 
sich von dem Vorhandensein derselben nicht überzeugen. 

Biedermann (Prag). 
©. Drasch. Untersuchungen über die Papillae foliatae et circum- 
vallatae des Kaninchens und Feldhasen. (Abhandlungen der math.- 
physik. Classe der kgl. sächs. Ges. d. Wiss. XIV, S. 231). 

Alle Papillen, welche teschmacksknospen tragen, erscheinen nur 
durch den Epithelüberzug als einheitliche Körper. Das bindegewebige 
Stroma ist warzenartig zerspalten, d. h. es sitzen auf einem gemein- 
schaftlichen Halse eine Anzahl, oft sehr viele, Leisten, Kämme oder 
Blätter, deren Zwischenräume durch Epithel ausgefüllt sind. Enthält 
das Epithel Geschmacksknospen, so sind für die Aufnahme derselben 
besondere Nischen in der Wand der Blätter vorhanden. Sind diese 


724 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


Nischen, wie gewöhnlich, in Reihen über- und nebeneinander se- 
ordnet, so entstehen Längs- und Querleisten, welche in den Epithel- 
überzug vorspringen. In diesen Leisten lassen sich durch die Vergol- 
dungsmethode eine ungeheuere Zahl markloser, aber mit doppelt 
contourirten Fasern zusammenhängender Fasern nachweisen, welche 
aus anatomischen Gründen mit den Geschmacksknospen nichts zu thun 
haben können. Die Nerven, welche für die Sinneszellen bestimmt sind, 
lassen sich stets ais geordnete Bündel markloser Fasern bis in den 
Grund der Nischen verfolgen, wo sie sich in ein sehr feines Netz 
auflösen. Von diesen Fasern völlig getrennt, vertheilt sich das übrige, 
noch viel reichere Nervengeflecht, welches durch zahlreiche, ganglien- 
artige Zellen unterbrochen ist, um theils in der Tiefe der Schleim- 
haut, theils in der Nähe des Epithelgrundes in vorläufig noch 
unbekannter Weise zu endigen. Auch zu den Ausführungsgängen der 
Schleimdrüsen gehen Zweige ab. Dasselbe Geflecht findet sich auch in 
jenen Blättern der Papillae foliatae und circumvallatae, welche der 
(Geschmacksknospen entbehren. Ueber die Function dieser Fasern 
lassen sich gegenwärtig nur Vermuthungen aufstellen. Nimmt man an. 
dass sie sämmtlich aus dem Glossopharyngeus stammen, so müssten 
diesem Nerven wohl noch andere Qualitäten als die Auslösung der 
(Geschmaeksempfindung zugeschrieben werden. Namentlich spricht 
die Degeneration der Papillen nach Durchschneidung des Nerven, 
sowie die Secretionserscheinungen, welche durch Reizung des peri- 
pheren Stumpfes sowie reflectorisch ausgelöst wurden. für centrifugale 
Bahnen. Die Abhandlung ist mit einer Anzahl sehr schöner Tafeln 
ausgestattet. M. v. Frey (Leipzig). 


J. B. Haycraft. The nature of the objective cause of sensation. Part 1, 
Taste (Brain X, July 1887, p. 145). 


Verf. will eine Analogie zwischen den Geschmacksempfindungen 
und den Gehörs- und Gesichtsempfindungen herstellen, indem er eine 
Beziehung zwischen Atomgewicht und Molecularschwingungen an- 
nimmt; hiernach lässt sich eine Anordnung der Elemente vom leich- 
testen bis zum schwersten Atomgewieht vergleichen etwa mit der- 
jenigen der Aetherschwingungen vom Ultraviolett bis zum Ultraroth 
und die (Qualität der Geschmacksempfindung soll in einer ähnlichen 
Abhängigkeit vom Atomgewicht stehen wie die Gesichtsempfirdung 
von der Schwi neuneszahl. Allein, wenn man das absolute Atomgewieht 
zu Grunde legt, geht eine solehe Beziehung nicht hervor und Verf. 
seht daher auf die Thatsache der Atomgewichtsregelmässigkeiten zu- 
rück und benutzt als Basis seiner Beweisführung die von Mendelejeff 
gegebene Anordnung der Elemente in Gruppen, welche je Stoffe von 
ähnlichen ehemisch- physikalischen Eigenschaften bei differenten und 
innerhalb der Gruppe progressiv ansteigenden Atomgewichten ent- 
halten, so zwar, dass die Art der Progression in jeder Gruppe wieder- 
kehrt. Verf. findet nun, indem er von den acht Gruppen drei aus- 
wählt, dass die Salze der Elemente je einer Gruppe ähnlichen Geschmak 
haben, welcher jedoch von den leichteren zu den schwereren Gliedern 
zum Theil gewisse geringe Veränderungen zeigt, während die Salze 
der Elemente verschiedener Gruppen” different schmecken. Allein 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 125 


die von ihm angeführten Beispiele lassen keineswegs differente Grund- 
empfindungen erkennen, sondern nur gewisse Abstufungen von 
Mischgeschmäcken, derart. dass die einen mehr salzig-bitter, die 
anderen mehr bitter-salzig sind, wobei auch Eigenschaften, wie 
stechend u. s. w., in der gedachten Richtung verwendet werden. So- 
bald es sich dagegen um Unterschiede einfacher Grundempfindungen 
handelt, kann Verf. keine einzige Thatsache für sich anführen. Das in 
der Gruppe der bitter-salpetrig-stechenden Substanzen stehende Beryll 
schmeckt — süss. Bei den organischen Substanzen begnügt sich Verf. 
mit dem Nachweis. dass die sauer schmeckenden Stoffe ein gemein- 
sames Radical ÜOOH, die süss schmeckenden ebenfalls ein solches 
CH, OH enthalten, während von den Atomgewichten nicht mehr ge- 
sprochen wird. Die bitteren Alkaloide werden wegen ungenügender 
chemischer Grundlage ausserhalb der Betrachtung gelassen. Es kann 
somit die Durchführung des durchaus berechtigten Versuches nicht 
als gelungen bezeichnet und nur mit Bedauern constatirt werden, dass 
die chemischen Daten hiefür zur Zeit noch unzulänglich sind. 
Goldscheider (Berlin). 


Physiologie des centralen und sympathischen Nerven- 
systems. 


A. Koelliker. Die Untersuchungen von Golgi über den feineren Bau 
des centralen Nervensystems (Anat. Anzeiger II, 15, S. 480). 

K. hält die Argumentation Golgi’s, dass die Protoplasmafortsätze 
der Nervenzellen aus dem Grunde nicht nervöser Natur seien, weil 
sie in Gegenden liegen und zu Orten hinziehen, wo keine markhaltigen 
Nervenfasern vorkommen, für nicht richtig. Denn in solchen- Gegenden. 
z. B. in den oberflächlichen Lagen der grauen Rinde, in der Faseia 
dentata cornu Amonis, lassen sich "dunkelrandige Fasern in grosser 
Menge nachweisen. 

Ebenso könne obige Annahme Golgi’s auch nicht durch die 
Thatsache gestützt werden, dass die Protoplasmafortsätze der Nerven- 
zellen auch in Gegenden hinein verlaufen, wo nur Nervenfasern vor- 
kommen, weil in diesem Falle ja die Fortsätze direet in feine dunkel- 
randige Fasern übergehen können. 

Im Sinne Golgi’s spricht sich aber auch K. gegen eine Anastomosi- 
rung der verästelten Fortsätze aus, wenigstens lassen sich Anasto- 
mosen nicht sicher nachweisen. 

Ferners sollen nach Golgi zwei Formen von Axeneylinderfort- 
sätzen vorkommen: es werde nämlich der eine Fortsatz unter gleich- 
bleibender Dicke zum Axencylinder einer dunkelrandigen Faser, 
ausserdem aber bilden eine Anzahl feiner sich verästelnder Fortsätze 
ein nervöses Netz, welches Nervenfasern und Nervenzellen verbindet. 
In dieses Netz treten auch nervöse Fortsätze sensibler Nervenzellen. 
sowie feine Ausläufer sensibler dunkelrandiger Fasern ein. 

Nach K. geben zwar die Axencylinderfortsätze der Purkinje- 
schen Zellen Seitenästehen ab, nicht sei es aber bewiesen, dass die 
motorischen Nervenfasern solche Aestchen abgeben und die sensiblen 
Fasern sich in feine Verzweigungen auflösen. Man sehe in der grauen 


726 Centralblatt für Physiologie. Nr. 95. 


Substanz nie eine Theilung von dunkelrandigen Nervenfasern oder 
eine Auflösung derselben in feine Aestchen. Immerhin sei es möglich, 
obwohl nicht bewiesen, dass die feinsten dunkelrandigen Fäserchen 
in marklose Elemente übergehen und als solche sich verästeln. 
K. neigt sich der Hypothese zu, „dass die Bindeglieder entfernter 
Nervencentren durch dunkelrandige Nervenfasern dargestellt werden, 
welche direct von den letzten Ausläufern der verästelten Nervenzellen- 
fortsätze entspringen, sei es, indem jeder dieser Ausläufer in eine 
besondere Nervenfaser übergeht, oder mehrere derselben zum Axen- 
cylinder einer einzigen markhaltigen Nervenfaser werden”. 
Drasch (Leipzig). 

S. Exner u. J. Paneth. Das Rindenfeld des Facialis und seine Ver- 

bindungen bei Hund und. Kaninchen (Arch. f.d. ges. Phys. XLI, S. 349). 

Jene Muskelgruppen, welche gewöhnlich an "beiden Körperhälften 
gleichzeitig innervirt werden, stehen in Beziehung zu den corticalen 
Uentren nicht blos der gekreuzten, sondern auch derselben Hemisphäre; 
so wird, wie auch experimentell nachzuweisen ist, das Rindenfeld des 
Nervus facialis der einen Seite zu den Facialismuskeln beider Seiten 
in Beziehung stehen. 

Beim Hunde kann man allerdings von der Hirnrinde aus (lateral 
vom Gyrus sigmoideus) meist nur Öontraction des contralateralen 
M. orbieularis palpebrarum erzielen, während aber auf Reizung der 
Dura mater, namentlich in ihren vorderen Partien, Blinzeln des gleich- 
seitigen Auges als constante Reflexerscheinung beobachtet wird. Man 
hat es also beim Hunde völlig im der Hand, durch Application der 
Elektroden auf die Hirnoberfläche oder auf die Dura, das gekreuzte 
oder das gleichseitige Auge blinzeln zu lassen. 

Anders verhält es sich beim Kaninchen; hier ruft Reizung des 
Faeialisfeldes ausnahmslos Contractionen in den beiderseitigen Gesichts- 
muskeln hervor. Unterschneidung der erregbaren Rindenpartien hob 
den Effect der Rindenreizung für beide Gesichtshälften auf. Es handelte 
sich nun, den Weg ausfindie zu machen, auf welchem die Faserbahnen 
von der Hirnrinde zur eleichseitigen Gesiehtshälfte gelangen. Um eine 
Miterregung des anderseitigen Facialisfeldes in der Hirnrinde kann 
es sich nicht handeln, denn die doppelseitige Zuekung erfolgte noch 
nach Durchscehneidung des Balkens und anderer Commissurenfasern, 
ja sogar auch dann, wenn das andere Facialiscentrum völlig ex- 
stirpirt worden war. 

Nach Spaltung der Medulla oblongata in der Medianebene hören 
aber die beiderseitigen Zuekungen von jeder der beiden Hemisphären 
aus vollständig. auf. "Man muss daher annehmen, dass “die vom corti- 

calen Facialisgebiete zum Facialiskern ziehenden Fasern sich in der 

Medulla obloneata vollständig kreuzen. Die Beziehung zu den gleich- 
seitigen Gesichtsmuskeln würde dadurch hergestellt werden, dass in 
der Medulla oblongata, am wahrscheinlichsten zwischen den Facialis- 
kernen, auch noch Bahnen übertreten, welche die Miterregung der 
eleiehseitigen Facialisfasern bewirken. 

Eine weitere Versuchsreihe hatte den Zweck, auf physiologischem 
Wege eine engere Umgrenzung des Facialiskernes in der Medulla 
oblongata vorzunehmen. Obersteiner (Wien). 


N25. Centralblatt für Physiologie. 797 


Ch. L. Quinquaud. Note sur la Commotion, la Contusion experimen- 
tale (©. R. Soc. de Biologie, Juillet 9, 1887, p. 451). 

Naeh einer mittelstarken Erschütterung (es wird nicht gesagt, wie 
dieselbe hervorgebracht wird), welehe vorübergehende Muskellähmung 
hervorruft, mit oder ohne Gehirncontusion, steigt beim Hunde der 
Sauerstoffverbrauch (z. B. von 925 bis 1060 Kubikcentimeter), die 
Kohlensäureausscheidung (von 2:51 bis 2:96 Gramm), die Körper- 
temperatur (von 39:5 zu 40°2 bis 40:5”) und die am Calorimeter ab- 
gegebene Wärmemenge. Ferner beobachtet man Verlangsamung des 
Pulses, Vermehrung oder Unveränderlichkeit der Athemfrequenz, Er- 
höhung des Blutdruckes (von 160 bis 177 Millimeter Hg, selbst 200 Milli- 
meter und darüber), Vermehrung der einen Bezirk durehfliessenden 
Blutmenge (von 45 zu 60 Kubikcentimeter in fünf Seeunden). 

Bei schweren Erschütterungen beobachtet man im Gegentheil eine 
Herabsetzung des respiratorischen Gaswechsels und der producirten 
Wärme, Acceleration des Pulses, Verminderung der durchtliessenden Blut- 
menge, Verlangsamung der Athmung. Auch kann die Athmung plötzlich 
nach der Erschütterung sofort sistiren und das Thier zugrunde gehen. 

Als Folge dieser Erschütterungsversuche kann man auch bei 
Hunden fortdauernde rhythmische Krämpfe, epileptoides Zittern oder 
choreiforme Bewegungen beobachten. 

Nach sehr oft wiederholten Erschütterungen zeigt das Meer- 
schweinehen spontane Anfälle von Epilepsie, auch Monoplegien, locali- 
sirte Lähmungen der vorderen oder der hinteren Pfoten ete. Die 
- Thiere magern ab und werden dumm. Diese Störungen können nach 
Stunden, Tagen oder Monaten allmählich verschwinden; in anderen 
Fällen dauern sie fort ohne Besserung. 

Die Störungen des Nervensystems, welche man bei misshandelten 
Kindern so oft beobachtet, sind wahrs&heinlich in ähnlicher Weise 
dem wiederholten Trauma (traumatisme a repetition) zuzuschreiben. 

Leon Frederiegq (Lüttich). 
E. Kny. Untersuchungen über den galvanischen Schwindel (Arch. f. 
Psychiatrie und Nervenkr. XVIII, 3, S. 637). 

K. applieirte flache Schwammelektroden auf das äussere Ohr bei 

16 Personen (darunter vier Gesunde) in über 1000 Einzelversuchen. 
Im Gesensatz zu Hitzig sah er die Schwankungen des Körpers und 
die Kopfbewegungen stets den Augenbewegungen vorangehen. Schein- 
bewegungen ohne Augenbewegungen kamen nie zur Beobachtung. Er 
unterscheidet vier Grade: Benommenheit, Kopfbewegung, Augen- 
bewegungen, Scheinbewegungen der Objecte: Die Versuchsperson fällt 
constant auf die Seite der Anode (gegen Wundt). Dies Fallen ent- 
springt nicht aus dem Gefühl einer Scheinbewegung des Körpers nach 
der Kathode, .dessen Existenz K. übrigens nicht leugnet, ist also auch 
keine willkürliche Compensationsbewegung in Hitzig’s Sinn, sondern 
die Kranken fühlen sich rein passiv nach der Anode gedreht. 
- Die Bewegung der Augen erfolgt primär nach der Anode, sie 
besteht bei Parallelstellung der Augenaxen in einem rotatorischen 
Nystagmus (zur Anode absinkend), bei sehr energischer Öonvergenz 
in einem rein horizontalen Nystagmus, bei Zwischenlagen in einem 
(remisch beider. 


1283 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


Bei höheren Stromstärken tritt, wenn man durch Fixation des 
Kopfes Fehlerquellen möglichst ausschliesst, bei geschlossenen Augen 
constant die Empfindung ein, als überschlage sich Kopf und Körper 
nach der Kathodenseite. Die Scheinbewesung der Objeete ist primär 
stets eine rotatorische (von der Anode aufsteigend und zur Kathode 
sinkend); erst energische Öonvergenz erzeugt auch horizontale Schein- 
bewegungen. 

Thierversuche fielen bestätigend aus. Ein Hund, dem Goltz den 
ganzen Wurm des Kleinhirns (Lineula und Hemisphären blieben intaet) 
zerstört hatte, zeigte den galvanischen Schwindel gleichfalls, aber ent- 
schieden in schwächerem Grade. 

Trotz obiger Abweichungen schliesst sich theoretisch der Verf. 
Hitzig durchaus an. — Der Sitz des Schwindels ist nicht in den 
halbzirkelförmigen Canälen zu suchen, sondern wahrscheinlich im 
Kleinhirn. Gegen die erstere Localisation spricht auch, dass bei un- 
verrückter Fixation des Kopfes die Schwindelerscheinungen eher zu- 
nehmen. Ziehen (Jena). 


R. Fusari. Untersuchungen über die feinere Anatomie des Ge- 
hirns der Teleostier (Internat. Monatsschrift. für Anatomie u. Physio- 
logie IV, 7/8, S. 275 

F. wandte die schwarze Reduction Golgi’s auf das Üentral- 
nervensystem einiger Teleostier an und fand, dass die Structur des 
Gehirns der niederen Wirbelthiere im Allgemeinen von der der 
höheren nicht abweiche. Er bespricht zunächst nur das Kleinhirn, die 
Valvula cerebelli und das Dach des Optieus. 

Durch Golgi’s Methode färbten sich schwarz: Nervenzellen, 
Nervenfasern, Neurogliazellen und Epithelzellen. 

Was die Nervenzellen betrifft, so lassen sich, wie bei den Säuge- 
thieren, zwei Typen unterscheiden: Ganglienzellen, deren Nervenfort- 
satz spärliche Seitenfäden liefert und sich direet in den Axeneylinder 
einer markhaltigen Nervenfaser umwandelt; Ganglienzellen, deren Ner- 
venfortsatz, sich immer weiter theilend, die eigene Individualität voll- 
kommen verliert und in toto an der Bildung eines diffusen Nerven- 
netzes theilnimmt. Auch die Nervenfasern können in zwei Kategorien 
unterschieden werden: Nervenfasern, deren Axencylinder, obwohl er 
secundäre Fihrillen liefert, doch die eigene Individualität behält und 
sich in direeten Rapport zu den Ganglienzellen des ersten Typus setzt, 
indem er in den bezüglichen Nervenfortsatz übergeht. Nervenfasern. 
deren Axencylinder sich immer weiter theilt, seine eigene Individualität 
verliert und in seiner Gesammtheit an der Bildung des diffusen Nerven- 
netzes theilnimmt. Durch dieses Nervennetz werden also "nicht nur 
die Nervenfasern mit den Nervenzellen der zweiten Kategorie in Be- 
ziehung gebracht, sondern auch eine Verbindung zwischen Fasern und 
Fasern hergestellt und sowohl Zellen, welche verschiedenen Regionen 
angehören, als auch einzelne Zellgruppen unter sich verbunden. In 
den Aufbau dieses eomplicirten Netzes gehen mithin ein: die Nerven- 
fäden, die von den Nervenfortsätzen der Zellen des ersten Typus aus- 
sehen; die Nervenfortsätze der Zellen des zweiten Typus in ihrer 
Totalität, viele Nervenfibrillen in ihrer Totalität, und zwar jene, die 


Nr. 25. Gentralblatt für Physiologie. 729 


von den complieirten Verzweigungen der Fäden der zweiten Kategorie 
stammen. 

Die Neurogliazellen, sternförmig oder rund, irregulär, zuweilen mit 
zahlreichen, sehr feinen Fortsätzen versehen, unterscheiden sich haupt- 
sächlich dadurch von den Nervenzellen, dass sie eines einzigen be- 
sonderen Fortsatzes, welcher jenen niemals fehlt, immer ermangeln. 

Die Epithelzellen des Uentraleanales und seiner Divertikel sind 
eylindrisch-konisch. Die Spitze des konischen, von der Höhle ab- 
sewandten Theiles verlängert sich in einen oder mehrere Fäden, 
welche sich mit den Fortsätzen der Neurogliazellen verbinden, ein 
Beweis, dass diese Gebilde aus dem äusseren Keimblatte stammen. 
Am Kleinhirn unterscheidet Verf. vier Schichten: 1. Gortieale Schicht, 
2. Grenzschieht, 3. Körnerschicht, 4. Schicht der Centralfasern. Was 
die Anordnung der Nervenfasern, Ganglienzellen und deren Fortsätze 
in diesen Schichten betrifft, so muss auf das Original und hauptsäch- 
lich auf die beigebrachten Tafeln verwiesen werden. Hier sei nur 
hervorgehoben, „ dass die ausserordentliche Entwickelung und prächtige 
Verzweigung. welche die Protoplasmafortsätze der grossen Zellen der 
molecularen” (äusseren) Schieht darbieten, beweisen, wie unbegründet 
die Theorie ist, dass homologe Nervenzellen eine um so grössere Zahl 
von Fortsätzen haben und diese sich umsomehr verzw eigen, je höher 
man ins Thierreich gehe”. 

Die Valvula eerebelli ist eine Verlängerung des Kleinhirns, deren 
Nervenzellen sich wie diejenigen der moleeularen Schicht des Klein- 
hirns verhalten. 

Am Optieusdach. dem Homologon der Eminentiae bigeminae 
anteriores, kommen sieben Schichten vor: 

1. Eine Schicht. die das eylindrische Flimmerepithel begreift, 
auffallend durch die von den Epithelien abgehenden Fortsätze. 

2. Eine granulöse Schicht, mit zahlreichen Faserbündeln, die quer 
und parallel der freien Oberfläche laufen. 

3. Eine Schicht mit grossen Nervenzellen und Bündeln von 
Nervenfasern in verschiedenen Richtungen. 

4. Eine Schicht, die wichtigste, mit zahlreichen Formen von 
Nervenzellen und ein dichtes Netz von Fasern. 

5. Eine Sehicht von markhaltigen Fasern, parallel gehend der 
‚ Oberfläche des Optieusdaches. Die Fasern dieser Schicht verbreiten 
sich vorwiegend in die vierte Zone, wo sie alle enden. 

6. Eine dünne Schieht mit einigen. rundlichen Nervenzellen. und 
srösstentheils von dem Netze der Protoplasmazweige der Zellen der 
vierten Schicht eingenommen. ; 

. Eine sehr dünne Schicht von vaseulärem Bindegewebe. 

Vorl sieht in dem Umstande, dass die Nervenfasern der fünften 
Schicht, welche die Ursprungsfasern des Optieus bilden, als sensitive 
Fasern einen indirecten Ursprung von dem complieirten Netze von 
Fibrillen nehmen, eine Stütze für die Ansicht Golgi’s, dass die Nerven- 
zellen des ersten Typus, welche mit den Fasern in direeter Verbindung 
stehen, motorischer, die des zweiten Typus hingegen, welche mit den 
Fasern in indirecter Verbindung stehen, sensitiver Natur sind. 

Drasch (Leipzig). 


’ 


730 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25 


K.Hällsten. Zur Kenntniss der sensiblen Nerven und Reflexapparate des 
Rückenmarkes (Du Bois-Reymond's Archiv 1887, Nr.3 u. 4, 8. 316). 
In Verfolgung seiner Untersuehungen über die Reizung sensibler 
Nerven gelangt Verf. zu folgenden weiteren Ergebnissen: Um beim 
Reflexpräparat des Frosches Reflexbewegungen durch elektrische Rei- 
zung zu erzielen, bedarf man bei Reizung der Haut stärkerer Ströme 
als für die enthäutete Pfote, woraus zu schliessen ist, dass bei dieser 
Form der Reizung nieht die Endapparate der Haut, sondern die unter 
dem Epithel gelegenen Nervenfasern erregt werden. 

Unfähig, von der Haut aus Reflexe zu erzeugen, sind von che- 
mischen Reizen: Glycerin. pur., concentrirte Zuckerlösung, 30procentige 
Harnstofflösung; wirksam sind: Chlornatrium, Säuren, Alkalien. Vom 
Nervenstamm aus sind nur wirksam Wärme und elektrische Reize. 

Ordnet man die Reizmittel nach der Stärke und Aehnlichkeit ihrer 
Wirkung auf den sensiblen oder motorischen Nervenstamm, so ergibt 
sich folgende Reihe: Wärme, Inductionstrom, Entstehen des Katelektro- 
tonus, Verschwinden des Anelektrotonus, mechanische Reize, Ohlor- 
natriumlösung und Glycerin, Rohrzuckerlösung, Säuren und Alkalien. 
Eine ganz andere Reihenfolge ergeben die Reizmittel, wenn man die 
Haut als Applicationsort wählt. (Dem Ref. ist diese Gruppirung nicht 
ganz verständlich gewesen.) 

In der verschiedenen Wirksamkeit der Reize sieht H. einen Be- 
weis dafür, dass der Erregungsvorgang im Nerven nicht immer von 
derselben Beschaffenheit ist, sondern dass den Nervenerregungen ver- 
schiedene Eigenschaften zukommen, je nachdem sie auf die eine oder 
die andere Weise hervorgerufen worden sind, und dass die Erregung 
sich während ihrer Fortpflanzung sogar qualitativ ändern kann. 

Secundäre Reflexzuckungen hervorzurufen, gelang vom Muskel, 
nicht aber vom Nerven aus. 

Verf. behandelt endlich die „doppelten Reflexe”, d. h. die Er- 
scheinung, dass der Reizung fast unmittelbar eine kleine, weit später 
dann ‘eine grosse Reflexzuckung folgt. Dieses Verhalten zeigen be- 
sonders Stryehninpräparate bei Reizung der sensiblen Nerven mit 
constanten Strömen. H. leitet die Erscheinung von der successiven 
Erregung eines tief unten im Rückenmark und eines über dem dritten 
Wirbel gelegenen Reflexcentrums her. Letzteres vermittele den starken 
Reflex mit langer, ersteres den schwachen mit kurzer Latenz. Bei Ab- 
trennung des Rückenmarkes über dem dritten Wirbel blieb die zweite 
grössere Reflexzuekung aus; auch bedurfte es nach dieser Operation 
srösserer Reizstärken, um überhaupt Reflexe zu erzielen. 

Langendorff (Königsberg). 
Helweg. Studien über den centralen Verlauf der vasomotorischen 
Nervenbahnen (Arch. f. Psychiatrie XIX, 1, 8. 104). 

H. sah im Quersehnitt des Halsmarks regelmässig bei Geistes- 
kranken und nur bei diesen an Karminpräparaten da, wo die Seiten- 
strangsreste an die vorderen Wurzeln stossen, einen mit seiner Basis 
dem Rande zugekehrten Keil sieh durch besonders intensive Färbung 
und besonders feine Fasern auszeichnen. Ausser dieser „dreikantigen 
Bahn” finden sich in dem übrigen Theil der Seitenstrangsreste und 
im äusseren Theil der Vorderstränge gleichfalls solch abnorm feine 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. oh! 


Fasern, aber zerstreut. Diese ‘abnorme Feinheit der Fasern ist auf eine 
Entwickelungshemmung zurückzuführen. H. hat sowohl die concentrirte 
Formation dieser Fasern in der dreikantigen Bahn wie auch die diffusere 
in den übrigen Seitenstrangsresten centralwärts durch Oliva sup. und inf. 
und Haube bis in die Commissura post. und den Lemniscus verfolet. 
Da sich die abnorme Feinheit dieser Bahn nur bei Psychosen 
findet und bei keiner Psychose fehlt, und da bei allen Psychosen nur 
ein System, nämlich das vasomotorische, stets leidet, so glaubt H. 
jene Bahn als vasomotorische ansprechen zu können. Die diffuse For- 
mation, soweit sie den Vordersträngen angehört, endet wahrscheinlich 
im Lobus frontalis und enthält die Gefässnerven der Unterleibsorgane. 
Soweit sie den Seitensträngen angehört, enthält sie die Gefässnerven 
der Extremitäten und endet im Gyr. central. ant. Die dreikantige Bahn 
endlich, welche sich längs der vier obersten Halsnerven verliert, endet 
centralwärts im Oceipital- und Temporallappen und soll die Gefässnerven 
des Gehirns führen. Die Gründe, womit H. diese Hypothesen zu stützen 
versucht, sowie die genaue anatomische Beschreibung sind im Originale 
nachzulesen. Ziehen (Jena). 


Physiologische Psychologie. 


N. Lange. Beiträge zur Theorie der sinnlichen Aufmerksamkeit und 
der activen Apperception (Philosoph. Studien IV, 3, 8. 390). 

Verf. hat die bekannten Intensitätsschwankungen bei Gesichts- 
und Gehörsempfindungen — welche er übrigens auch bei taktilen 
Empfindungen beobachtet hat — zeitlich gemessen und dabei gefunden, 
dass sie für die verschiedenen Empfindungsmodalitäten von verschiedener 
Dauer sind: am langsamsten erfolgen sie bei den Gehörsempfindungen, 
schneller bei den Gesichts- und am schnellsten bei den elektrischen 
Tastempfindungen. Die Dauer der einzelnen Schwankungen ist soweit 
constant, dass ihre mittlere Abweichung nur etwa den vierten Theil 
der ganzen Periode ausmacht, was in Anbetracht der Schwierigkeiten 
der Beobachtung und Registrirung als wenig gelten muss. Diese 
Schwankungen sind centraler Natur und gehören der „sinnlichen Auf- 
merksamkeit”” an. Analoge Schwankungen nun zeigen activ hervor- 
gerufene Erinnerungsbilder; auch ihre Dauer hat Verf. gemessen und 
findet sie etwas kürzer als die Schwankungen derjenigen objectiven 
Empfindungen, deren Modalitätssphäre das Vorstellungsbild angehört. 
Eine Anwendung dieser Feststellungen macht nun Verf. zur Erklärung 
einer anderen hierher gehörigen Erscheinung: wenn man die sogenannte 
Sehröder’sche Treppenfigur betrachtet, so erscheint dieselbe "bald als 
convexe Treppe, bald concav als eine zerstörte Mauer. Beide Vor- 
stellungen zeigen eine Periode der Schwankungen. Da diese analog 
sind den Schwankungen der sinnlichen Aufmerksamkeit bei den ob- 
jeetiven Empfindungen, andererseits aber wohl so zu Stande kommen, 
dass die Erinnerungsbilder einmal der Treppe, das anderemal der 
Mauer auf- und niederschwanken und so, bald das eine, bald das 
‚ andere, die Oberhand gewinnen lassen, so stellt Verf. die Hypothese 
auf, dass die sinnliche Aufmerksamkeit in der Assimilation der realen 
Empfindung mit dem activ hervorgerufenen Erinnerungsbild besteht. 
Wenn wir daher durch Riehtung der Aufmerksamkeit sinnliche Ein- 


z 


733 Centralblatt für Physiologie. Nr. 25. 


drücke verstärken können. so komme dies so zu Stande, dass wir die 
betreffenden Erinnerungsbilder verstärken. Ueber die Art, wie letzteres 
veschieht, hat sich Verf. besondere Vorstellungen gemacht, welche 
eventuell im Original einzusehen sind. Goldscheider (Berlin). 


Zeugung und Entwickelung. 


©. Benda. Untersuchungen über den Bau des functionirenden Samen- 
canälchens einiger Säugethiere und Folgerungen für die Spermatogenese 
dieser Wirbelthierclassen (Arch. f. mikrosk. Anat. XXX, 1, S. 49). 
Der Schwerpunkt der vorliegenden Arbeit liegt in der Beziehung, 
in welche der Verf. auf Grund umfassender eigener Untersuchungen 
die Samenzellen zu den Fusszellen setzt. In lebereinstimmune mit 
len meisten Autoren nimmt er im Samencanälchen der Säugethiere 
zwei functionell verschiedene Elementarten an: die Stammzelle mit 
ihren Abkömmlingen und die Fusszelle.e. Die Frage nach dem 
senetischem Zusammenhang zwischen beiden, welche er früher 
geglaubt hat bejahen zu können, erklärt er für jetzt wieder in suspenso 
lassen zu müssen. Die Stammzellen und die Fusszellen bilden den 
der Basalmembran nächstliegenden Zellbelag. Die Production eines 
Samenzellenschubes erfolgt nach vorbereitenden Ortsveränderungen der 
Stammzellen und nach Umwandlung in Ersatzmutterzellen und Mutter- 
zellen durch indirecte Zelltheilungen in den inneren Schichten des 
Uanälehens. Nach Vollendung einer Generation von Samenzellen treten 
die in der äussersten Zone gelegenen Fusszellen mit ihnen in 
Gopulation, und zwar jede Fusszelle mit einer Anzahl Samenzellen. 
Die Oopulation geschieht derart, -dass Protoplasmafäden von den Fuss- 
zellen ausgehen, deren je einer sich mit je einer Samenzelle in Ver- 
bindung setzt, gleichzeitig mit oder unmittelbar vor dem beginn 
der Umwandlung der Samenzelle in das Spermatozoon. Die Umwand- 
lung der Samenzellen besteht in der Umbildung des Kernes in die 
verschiedenen Organe des Spermatozoons unter Auflösung des *Zell- 
leibes. Die Anlage der Organe des Spermatozoons orlentirt sich gegen 
die Copulationsstelle, indem der nächstgelegene Kerntheil den Kopf, 
der abgewandte den Schwanzfaden bildet. Die Samenzellen bleiben 
während ihrer ganzen Umwandlung in organischem Zusammenhang 
mit der Fusszelle und werden durch active und passive Veränderungen 
dieser selben zu einem Spermatozoenbündel formirt. Als eine „wirklich 
seschlechtliche Copulation” will B. die substantielle Vereinigung der 
differenten Zellgebilde bei der Spermatogenese der Säugethiere, wegen 
des verschiedenen Grades der Kernbetheilisung, nicht aufgefasst 
wissen, er neigt vielmehr der Auffassung zu. „dass die Samenzellen, 
die durch die Umwandlung ihres Kernes doch eigentlich ihre Zell- 
individualität in gewissem Grade verlieren. durch die Copulation dem 
Nährbezirk einer anderen Zelle angeschlossen werden”. Ein hervor- 
ragendes Recht, für die wesentliche Bedeutung des Copulationsvor- 
sanges bei der Spermatogenese einzutreten, hat sich Verf. durch die 
Demonstration von Präparaten erworben, in. denen ein sehr frühzeitiges 
Eintreten der Verbindung zwischen den Protoplasmafäden der Fuss- 
zelle und den Samenzellen zu erkennen ist. Gad (Berlin). 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Siym. Escner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Prof. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrass? 67). 


Die Autoren von ‚‚Originalmittheilungen’” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


X. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


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EHTSIULUGTIE, 


Unter Mitwirkung der Physiologischen 6esellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner 3 Prof. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von F'’ranz Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) M. 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 17. März 1888. 2. ba. 


Inhalt: Originalmittheilung: P. Albertoni, Hemmungscentren der Kröte. — IV. Er- 
gänzende Literaturübersicht. 


Originalmittheilung. 
Ueber die Hemmungscentren der Kröte. 
Von Prof, Peter Albertoni in Bologna. 


(Der Redaetion zugekommen am 28. Februar 1888.) 


Mit Rücksicht auf die Arbeit von Tarchanoff, „Zur Physiologie 
des Geschlechtsapparates des Frosches’ (Pflüger's Archiv, Bd. 40, 
S. 330, 1887), welche mir erst jetzt bekannt wird, glaube ich die 
Ergebnisse der von mir an Kröten angestellten und sowohl in meinem 
Handbuche der Physiologie des Menschen (Mailand 1887) als auch 
in den Berichten des medicinischen Oongresses zu Pavia publieirten 
Versuche (vgl. Arch. italiennes de Biologie, Tome IX, Fasc. I, 1887) 
hier mittheilen zu sollen. 

„Die Kröten sind in der Brunst, „wenn der Frühling sich erneut”. 
Sie hocken sich dann auf ihre Weibchen, welche sie mit ihren vorderen 
Gliedmassen kräftig umarmen. 

In diesem Zustande kann man sie misshandeln, ohne dass sie 
ihre Weibchen verlassen; es scheint im Gegentheil, dass sie dieselben 
stärker umklammern. 

Bei diesen Thieren tritt die Begattung allein nach der Spannung 
und dem Füllungsgrad der Hoden ein und sie muss recht eigentlich 
als ein Reflex betrachtet werden. 

Man kann diesen ganz wohl gebrauchen, um die Gesetze zu studiren, 
welche die refleetorische Thätigkeit regeln. 

So kam ich zu folgenden Ergebnissen: 

1. Mehrere Kröten, deren Gehirn während der Umklammerung 
entfernt wurde, liessen die Weibehen nicht los, wohl aber genügt es, 
die Sehhügel (lobi ottiei) durch die Pincette leicht zu berühren, um 
sogleich die Trennung des Paares zu bewirken. Ein Männchen, welches 

Centralblatt für Physiologie. 54 


134 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


wegen dieses Eingriffes, sein Weibchen verlassen hatte, umarmte das- 
selbe wieder, nachdem man es nochmals auf den Rücken des letzteren 
vesetzt hatte. 

2. Kröten, welche keine Gehirnverstümmelung erlitten haben, 
lassen ihre Weibehen nach Berührung eines Sehhügels gleich los. 

3. Entfernt man schnell die Sehhügel des Männchens, so bleiben 
die Thiere vereinigt; wird aber die Operation so ausgeführt, dass sie 
als Erregung wirkt, so tritt Trennung ein. 

4. Erregungen der anderen Partien des Gehirns wirken aut die 
Umklammerung ganz negativ. 

Erregungen, weder “der Haut noch des centralen Stumpfes des 
Nervus ischiadieus durch starke faradische Ströme, können die Tren- 
nung des Paares verursachen. 

Diese Thatsachen zeigen, dass ein refleetorischer Act wie der 
Ooitus bei den Kröten durch schwache Erregsungen der Sehhügel getrennt 
werden kann, während die stärksten sensorischen Erregungen gar 
nichts bewirken. Man muss also schliessen, dass die Sehhügel als 
Hemmungscentren für speeifische Thätigkeiten fungiren. 

Es ist das bedeutungsvoll für die Hemmungstheorie. 

Mit seinen Versuchen wollte Setschenow zeigen. dass in den 
Sehhügeln des Frosches ein specieller Hemmungsmechanismus vor- 
handen ist. Aber die Thatsache, dass Erregungen der verschiedenen 
Empfindungsnerven, die refleetorischen Acte nach der Durchschneidung 
des Rückenmarks hemmen können, liess Setschenow’s Ansicht zweifel- 
haft erscheinen. 

Meine Ergebnisse, dass schwache Tonusänderungen des Sehhügels 
im (Gegensatz zu anderen Üentren, einen refleetorischen Act, wie den 
Coitus, hemmen können, beweisen, dass die Hemmungsthätigkeit für 
refleetorische Wirkungen den Sehhügeln besonders zukommt.” 


Ergänzende Literatur-Uebersicht Xr. 


I. Allgemeine Physiologie. 


W. Wundt. Zur Erinnerung an G. Th. Feehner. Leipzig 1887. 

A. Dastre. Les travaux de Paul Bert. Revue seientif. 1887, II, 25, p. 779. 

N. Pringsheim. en Baptiste Boussingaultals Pflanzenphysiologe. Ber. d. Deutsch. 
Bot. Ges. V, Gen.-Vers.-Heft S. IX. 

J. Gad. Nacken’ an A. Christiani. Deutsche Med. Wochenschr. 1857, Nr. 51. 

G. Bunge. Lehrbuch der physiologischen und pathologischen Chemie in 20 Vor- 
lesungen. Für Aerzte und Studirende. 8. 380 S. Leipzig, F. C. W. Vogel. 

E. Lellmann. Prineipien der organischen Chemie. Berlin, Oppenheim, 1887. 511 S 
S. (Reactionen der Kohlenstoffverbindungen in systematischer, auf der rat 
der Reactionen aufgebauter Anordnung.) 

}. Rosenthal. Vorlesungen über die öffentliche und private “ Gesundheitspflege. 
E. Besold, Erlangen 1857. 

F. Gutierrez Jimenez. Elementos de fisologiea general. Granada 1887. pp. 310 in-8. 
(Besproehen in Le Progres Med. 1887, N° 51, S. 527.) 

H. C. Chapmann. Treatise on human Physiology for the use of students and practi- 
tioners of medieine. Lea Brothers & Co., 1887, Philadelphia, pp. 945. (Günstig 
besprochen in The Amer. Lancet XI, 12, p- 472.) 

E. v. Cyon. Gesammelte physiologische Arbeiten. Mit Taf, Holzschn. u. dem Portr. 
d. Verf. gr. 8. Berlin, Hirschwald. 

Benedikt Moriz. Ueber mathematische Morphologie und über Biomechanik. Wies- 
baden 1887. 


Nr. 26a. “ Centralblatt für Physiologie. 735 


Delboeuf. Matiöre brute et matiere vivante. Paris 1887. 
Miesler. Ueber elektromotorische Verdünnungseonstanten. Sitzungsber. d. k. Akad. 
: d. Wiss. XCVI, Abth. 2, S. 183. ß 

L. Hermann. Ueber Polarisation zwischen Elektrolyten. Nachriehten von der köuigl. 
Ges. d. Wissenschaften zu Göttingen 1837, Nr. 11, S. 326. 

F. Boll. Einfluss der Temperatur auf den Leitungswiderstand und die Polarisation 
thierischer Theile. Inaug.-Diss. 1887, Königsberg i/Pr. 

Streintz. Experimentaluntersuchungen über die galvanische Polarisation. Sitzungsber. 
d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien XCVI, Abth. 2, S. 838. 

R. Vigouroux. Ueber die Verminderung des elektrischen Widerstandes in der Base- 
dow schen Krankheit. Centralbl. f. Nervenheilk. 1887, Nr. 23, S. 705. 

A. Eulenburg. Zusatz zu vorstehender Mittheilung. Ebenda, S. 708. 

R. Hiecke. Ueber Deformation elektrischer Öseillationen durch die Nähe geschlossener 
Leiter. Sitzungsber. der k. Akad. d. Wiss. zu Wien XCVI, Abth. 2, S. 134. 

J. Stefan. Ueber veränderliche elektrische Ströme in dieken Leitungsdrähten. Wiener 
akad. Sitzungsber. XCV, April bis Mai, 2. Abth., S. 917. 

G. Jäger. Ueber die elektrische Leitungstähigkeit der Lösungen neutraler Salze (aus 
d. physik.-chem. Laboratorium d. Wiener Universität). Sitzungsber. d. Akad. d. 
Wiss. zu Wien XCVI, Abth. 2, S. 317. (Messungen des Widerstandes einer 
Reihe von Metallsalzen bei verschiedener Concentration.) 

= — Die Berechnung der Grösse der Molekeln auf Grund der elektrischen Leitungs- 
fähigkeit von Salzlösungen (aus dem physik.-chem. Laboratorium der Wiener 
Universität). Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien XCVI, Abth. 2, S 614. 

Franz Exner. Ueber die Abhängigkeit der atmosphärischen Elektrieität vom Wasser- 
gehalt der Luft. Sitzungsber. d. Akad. d. Wiss. zu Wien XCVI, Abth. 2, S. 419. 

Lecher. Convection der Elektrieität durch Verdampfen. Sitzungsber. d. k. Akad. d. 

: Wiss. zu Wien XCVI, Abth. 2, S. 103. 

A.v. Obermayer. Versuche über die Diffusion von Gasen. IV. Sitzungsber. d. k. Akad. 
d. Wiss. zu Wien XCVI, Abth. 2, S. 546. 

J. Setschenow. Weiteres über das Anwachsen der Absorptionscoöffieienten von 00, 
in den Salzlösungen. M&m. de l’ae. imp. des sciences de St. Petersbourg XXXV. 7. 

M. Marcet u. A. Laudrist. Untersuchungen über den Kohlensäuregehalt der Luft in 
der Ebene und im Gebirge. Forsch. a. d. Gebiet der Agrie.-Phys. 10, 248. 

6. Pouchet. Note sur la pretendue obscurit@ de l’Ocean. Ü. R. Soc. Biologie, Oct. 29, 
1887, p. 600. (Der hohe Entwickelungsgrad der Augen der Tiefseebewohner 
widerspricht nach P. der Annahme einer vollständigen Finsterniss in der Tiefe 
des Meeres. ‚Dass die photographischen Platten bei einer Tiefe von 300 Metern 
keine Lichteinwirkung zeigen, scheint ihm für die aufgestellte Frage wenig 
beweiskräftig. Die Augen der Tiefseebewohner können sehr wohl viel empfind- 
lieher gegen Licht sein als die Bromgelatineplatten und übrigens ist es möglich, 
dass das Meereswasser andere Lichtstrahlen durchlässt als diejenigen, welche 
auf die photographischen Platten wirken.) Leon Frederieg (Lüttich). 

— Les eaux vertes de l’Ocean. ©. R. Soc. Biologie, Nov. 5, 1887, p. 629. 

F. Steiger. Ueber die Bedeutung.der Absorptionsstreifen. Botan. Ztg. 1887, Nr. 8, 
S. 119. (Entgegnung gegen Reinke [Botan. Ztg 1886, Nr. 9 bis 14]. experi- 
mental-kritisch: Einem im Speetrum siehtbaren Absorptionsstreifen entspricht 
ausnahmslos ein Absorptionsmaximum.) 

E. Fischer u. J. Tafel. Synthetische Versuche in der Zuckergruppe. Ber. d. d. chem. 
(ses. XX, 2566. 'Die Verff. haben das Isoglukosamin, welches sie früher dureh 
Reduction des Phenylglukosazons mit Zinkstaub und Salzsäure erhalten hatten, 
durch Behandlung seines sauren Oxalates mit Natriumnitrit in eiskalter Lösung 
glatt in einen Zucker C, H,, O, übergeführt, welcher sieh in jeder Hin$icht mit 
Levulose identisch erwies, namentlich linksdrehend war, mit Bierhefe vergohr und 
mit Blausäure das eharakteristische Levuloseeyanhydrin gab. Dem Isoglukosamin 
kommt daher folgende Formel zu: NH,.CH,.CO.(CH.O0H)J,.CH,.OH. 
Auf diese Weise wäre es gelungen, Dextrose in Levulose umzuwandeln, denn 
das Phenylglukosazon war aus Dextrose und Phenylhydrazin bereitet worden. 
Die Osazone der natürlichen Zuckerarten sind sämmtlich optisch activ, die 
künstlich dargestellten dagegen inaetiv. Zwei solche entstehen bei der Ein- 
wirkung von Phenylhydrazin auf das Product aus Akroleinbromid und kaltem 
Barytwasser; das eine, «-Phenylakrosazon, ist dem Phenylglukosazon zum Ver- 
weehseln ähnlich, schmilzt bei 200°, ist aber optisch inactiv; das ß-Phenyl- 


DEF 


136 


Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


akrosazon schmilzt dagegen bei 148%, ist in Aceton und heissem Alkohol viel 
leichter löslich als die «-Verbindung; beiden kommt die Formel C,,H,N, 0, 
zu. «-Penylakrosazon mit Zinkstaub und Essigsäure behandelt, liefert «-Akro- 
samin, isomer mit Isoglukosamin; es redueirt Fehling’sche Lösung stark, wird 
durch Kochen mit Alkalien gebräunt, ist aber optisch inactiv. Durch salpetrige 
Säure wird es in einen zuckerähnliehen Körper verwandelt, welcher süss schmeckt, 
Fehling’sche Lösung sehr stark redueirt und mit Phenylhydrazin wieder Phenyl- 
akrosazon liefert. Schliesslich beschreiben die Verff. noch kurz die aus Isoduleit 
und Milehzucker mit Phenylhydrazin entstehenden Hydrazinverbindungen.) 
E. Drechsel (Leipzig). 


E. Fischer u. J. Tafel. Synthetische Versuche in der Zuckergruppe, Il. Ber. d. d. chem. 


C. Wehmer. Zur Kohlenhydratnatur der Formose. Ber. d. d. chem. Ges. X 


Ges. XX, 3384. (Die Verff. haben die Zuckerarten C, H,, O, aus Akroleinbromid [«- 
und ß-Akrose] auch aus Glycerin durch Oxydation mit Salpetersäure, besser mit 
Brom und Soda erhalten. Zunächst entsteht hierbei Glycerinaldehyd, welcher 
mit Penylhydrazin in essigsaurer Lösung Glycerosazon gibt; lässt man aber 
die Aldehydlösung nach Zusatz von eirea 1 Procent freiem Natronhydrat vier 
bis fünf Tage bei eirca 0” stehen, so findet Polymerisation des Aldehyds und 
Bildung von Akrose statt, welche durch Phenylhydrazin in die Osazone über- 
geführt werden können. Vermuthlich sind diese Körper mit den aus Akrolein 
erhaltenen identisch. Auch Duleit gibt bei der Oxydation mit Brom und Soda 
ein Product, welches alkalische Kupferlösung redueirt und mit Phenylhydrazin 
in essigsaurer Lösung ein Ösazon Cs H, N, 0, [Schmelzpunkt 205 bis 206°] gibt.) 
E. Dreeh sel (Leipzt 
‚ 2614. 
(W. hat, um weitere Anhaltspunkte für die Entscheidung der Frage, ob die 
Formose von Loew den Kohlenhydraten, i. e. Zuckerarten ete., zuzurechnen sei, 
zu gewinnen, untersucht, ob dieselbe von entstärkten Pflanzenblättern oder etio- 
lirten Sprossen unter Ausschluss des Lichtes aufgenommen und zur Bildung 
von Stärke benutzt wird. Dies geschieht indessen nicht, ebensowenig wie bei 
Inosit, Trioxymethylen, Erythrit ete., während Dextrose, Levulose, Galaktose, 
Maltose ete. aufgenommen werden, Ferner hat Verf. Formose sowohl mit ver- 
dünnter als eoncentrirter Salzsäure erhitzt, dabei auch die Ausscheidung von 
Huminsubstanzen beobachtet, dagegen die Bildung von Lävulinsäure nieht nach- 
weisen können. Verf. schliesst daraus, dass die Formose nieht mit den natür- 
liehen wirklichen Zuekerarten in eine Gruppe vereinigt werden darf.) 
E. Dreehsel (Leipzig). 


0. Loew. Ein neuer Beweis für die Zuckernatur der Formose. Ber. d. d. chem. Ges. 


XX, 3039. (Verf. hat gefunden, dass die Formose beim Kochen mit verdünnter 
Schwefelsäure viel mehr Furfurol gibt als andere Zuckerarten; da nun Furfurol 
und Lävulinsäure in nahem Zusammenhange stehen, so scheint es, als ob das 
Furfurol bei dieser Zersetzung die Lävulinsäure vertrete. Verf. hält seine An- 
sicht, dass die Formose ein Zucker sei, den Einwänden von Tollens und seinen 
Mitarbeitern gegenüber völlig aufreeht. Er stellt als charakteristische Eigen- 
schaften eines Zuekers in erster Linie auf: 1. süssen Geschmack, 2. starke 
Reductionsfähigkeit, 3. leichte Veränderliehkeit durch verdünnte Alkalien, 4. Bil- 
dung einer zugehörigen Saecharinsäure, respective deren Lacton dureh Ein- 
wirkung von Aetzkalk, 5. Verbindungsfähigkeit mit Wasserstoff und Blausäure 
und Bildung eines Osazons, 6. Bildung von Huminsubstanz durch Säuren; in 
zweiter Linie: 1. Bildung von Furfurol, respective Lävulinsäure durch ver- 
dünnte Säuren, 2. Gährfähigkeit, 3. die Zusammensetzung der Osazone [ob diese 
0, oder O, enthalten]. „Sämmtliche obige Hauptmerkmale, finden wir bei der 
Formose.” Verf. weist auf mehrere Irrthümer Wehmer’s hin, von denen hier 
nur erwähnt werden möge, dass nach A. Meyer auch Milehzucker den Pflanzen 
zugeführt, keine Stärke erzeugen, dass Formose ein vorzügliches Nährmaterial 
für Pflanzen ist [Schimmelpilze gedeihen darin sehr gut und bilden dort Öellulose, 
also ein Kohlehydrat daraus], und endlich dass sich Formose aueh mit Wasser- 
stoff und mit Blausäure [unter starker Wärmeentwickelung] verbindet.) 
E. Drechsel (Leipzig). 


A. Cramer. Beiträge zur Kenntniss des Glykogens. Zeitschr. f. Biologie, N. F. VI, 


1, S. 67. (Das von R. Külz [Zeitschr. f. Biol., Bd. 22] angegebene Verfahren 
der Extraetion des Glykogens aus Organen mittelst kochender Kalilauge liefert 
gute Resultate. Die optische Bestimmung des Glykogens nach E. Külz [Pflü- 


Nr. 26a. Centralblatt für Physiologie. 137 


ser’s Archiv, Bd. 24] steht an Genauigkeit kaum hinter der Gewichtsbestimmung 
zurück. Glykogen lässt sich ohne erhebliche Verluste sechs Stunden mit Wasser 
unter drei Atmosph. Druck kochen. Bruttemperatur setzt den Glykogengehalt vom 
Körper abgetrennter Muskeln innerhalb vier Stunden sehr erheblich herab. In 
der Leber ist der Glykogengehalt ein gleichmässiger; es ist also erlaubt, behufs 
quantitativer Bestimmung ein beliebiges gewogenes Stück der Leber zu ver- 
arbeiten und das Resultat auf die ganze Leber umzurechnen. Symmetrische 
Muskeln und Muskelgruppen enthalten gleichviel Glykogen; dagegen ist der 
Glykogengehalt verschiedener Muskelgruppen, wie schon von O0. Nasse an- 
gegeben ist, ein verschiedener. Das Herz enthält procentisch viel weniger Gly- 
kogen als die Körpermuseulatur; auch differiren einzelne Theile des Herzens 
in dem Gehalt an Glykogen. Glykogen wurde vom Verf. ferner nachgewiesen in 
der Lunge, in den Nieren; in Spuren in der Milz, in der Thymusdrüse und im 
Pankreas: in grösserer Menge im Darmtraetus und in verschiedenen Theilen 
des Geschlechtsapparates; ferner im Gehirn des Neugeborenen, im Eiter, im 
Knorpel und in der Haut. Bei der Bestimmung des Gesammtglykogengehaltes 
inenschlicher Früchte ist, wie dies Böhm und Hoffmann für neugeborene 
Thiere feststellten, für gewöhnlich nur Leber und Museulatur zu berücksichtigen; 
der Glykogengehalt der übrigen Organe kann ohne erhebliehen Fehler vernach- 
lässigt‘ werden.) Schotten (Berlin). 
€. S. Lintner. Studien über Diastase IT. Journ. f. pr. Chem. N. F. XXXV], 11. S. 481. 
(Dureh Fällung des wässerigen Extractes von Weizenmalz mit Alkohol wird eine 
Diastase mit einem Stiekstoffgehalt von 102 bis 104 Procent erhalten, welche 
sieh gerade noch auf Grund dieses constanten Stickstoffgehaltes als identisch 
mit der Diastase aus Gerstenmalz erwies. Die mit dieser Diastase gemachten 
Beobaehtungen werden in folgenden Sätzen zusammengefasst: Chlornatrium und 
Chlorkalium sind in geringer Concentration ohne Einfluss auf das Fermentativ- 
vermögen der Diastase, in höherer Concentration wirken sie günstig. Chlor- 
caleium ist in geringer ÖConcentration gleichfalls ohne Einfluss. Kupfervitriol 
und wahrscheinlich die meisten Salze der Schwermetalle setzen das Fermentativ- 
vermögen herab oder heben es ganz auf. Das Gleiche gilt von saurer oder alka- 
lischer Beschaffenheit der Flüssigkeit. Durch Erwärmen wässeriger Diastase- 
lösungen wird das Fermentativvermögen je nach der Temperatur mehr oder 
weniger herabgedrückt; weniger stark ist jene Verminderung des Fermentativ- 
vermögens bei Gegenwart von Stärke, wenn die Diastase also zugleich Gelegen- 
heit zu wirken hat. Wirkt die Diastase bei gewöhnlicher Tem eratur auf Stärke, 
so büsst sie dadureh nicht an Fermentativvermögen ein. Es lässt sich keine 
Thatsache dafür auffinden, dass zwei Fermente im Malz existiren, ein stärke- 
lösendes und ein stärkeverzuckerndes. Dagegen ist es nicht unwahrscheinlich, 
dass in der Gerste ein Ferment vorkommt, welches die Stärke zwar nieht zu 
lösen, aber zu verzuckern vermag. Bei 50° können mit den kleinsten Diastase- 
mengen die grössten Stärkemengen verflüssigt werden. Bis zu 70” erfolgt die 
Verflüssigung um so rascher, je höher die Temperatur ist. Je höher die 
Temperatur, desto mehr Diastase muss zur Verflüssigung angewandt werden. 
Mittelst gefällter Diastase lässt sick noch bei gewöhnlicher Temperatur leicht 
Maltose gewinnen.) - F. Röhmann (Breslau). 
E. Salkowski. Beiträge zu den Untersuchungsmethoden des Leberthrans und der 
Pflanzenöle. Z. f. analyt. Chem. XXVI, Heft 5, S.557. (Es sei hier nur Folgendes 
erwähnt: Die Erstarrungs- und Schmelzpunkte der verschiedenen Leberthran- 
sorten sind verschieden, sie sind niedrig und liegen theils über, theils unter 0°. 
Vermuthlich werden aus den Leberthranen die schwerer schmelzbaren Antheile 
bei der Fabrication durch Abkühlen abgeschieden. Der Leberthran enthält Gly- 
ceride von niederen Fettsäuren nur in sehr geringer Menge. Die Reaction, 
welehe Leberthran mit eoncentrirter Schwefelsäure gibt, rührt her von einem 
nieht unbedeutenden Gehalt an Cholesterin, einem Lipochrom [mit concen- 
trirter Schwefelsäure sich blau färbend], zum Theil von den Fettsäuren selbst. 
Im Gegensatz zum Leberthran enthalten die Pflanzenfette nicht Cholesterin, 
sondern das von Hesse entdeckte Phytosterin. Das letztere verhält sich in 
Chloroform gelöst zu concentrirter Schwefelsäure fast genau ebenso wie Cholesterin. 
Es unterscheidet sich voın Cholesterin, besonders bei der mikroskopischen Unter- 
suchung, durch die verschiedene Krystallform. Das Cholesterin der Pflanzenöle 
bildet sternförmige oder in Bündeln angeordnete lange, zierliche, solide Nadeln 


138 


Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


das thierische Cholesterin dagegen äusserst dünne rhombische Tafeln, häufig 
mit einem einspringenden Winkel. ‘Bei langsamer Ausscheidung erscheint das 
Cholesterin aus Pflanzenölen in Form sehr schön ausgebildeter, meistens etwas 
langgezogener sechsseitiger Tafeln, was beim eigentlichen Cholesterin nie der Fall 
ist. Schmelzpunkt 132 bis 134°. Niedere, in Wasser lösliche Fettsäuren dürfen im 
Leberthran nicht vorkommen; ein Gehalt davon ist ein Zeichen dafür, dass der 
Thran aus gefaulten Lebern hergestellt ist. Von höheren Fettsäuren enthalten 
die- guten Handelssorten, ebenso wie die anderen Thierfette, nur ganz unbedeu- 
tende Quantitäten. Die speeifische, günstige Wirkung des Leberthrans beruht 
also nieht auf einer dureh einen grösseren Fettsäuregehalt bedingten leichteren 
Emulgirbarkeit. In der Butter scheint neben dem Cholesterin noch Phytosterin 
enthalten zu sein.) F. Röhmann (Breslau). 


D. Baldi, Einige Beobachtungen über die Verbreitung des Jecorins im thierischen 


Organismus. Aus dem physiologischen Institute zu Leipzig. Du Bois’ Arch. 
1887, Suppl., S. 100. (Drechsel und Stolnikow haben aus der Leber des 
Pferdes und Hundes eine Stickstoff, Schwefel und Phosphor enthaltende Substanz 
gewonnen, welche durch ihre Eigenschaften einerseits dem Leeithin, andererseits 
den redueirenden Kohlehydraten nahe steht. Denselben Stoff findet Verfasser 
auch in der Kaninchenleber, in der Rindermilz, dem Pferdeblut, dem Pferde- 
muskel und dem Menschenhirn. Bei der Unmöglielikeit, das Jecorin aus seinen 
Lösungen vollkommen auszuscheiden, mussten natürlich quantitative Vergleiche 
ausgeschlossen bleiben. Doch liess sich aus der Leber stets die grösste Aus- 
beute gewinnen, sodann aus der Milz, während Blut und Muskel nur sehr 
geringe Mengen enthalten. Bestimmungen des Schwefel- und Phorsphorgehaltes 
der Präparate zeigten weder unter sich, noch mit dem Präparate von Drechsel 
Uebereinstimmung. Die Verschiedenheit beruht voraussichtlich nieht auf der 
etwas abweiehenden Darstellung. Die Präparate sind vielmehr höchst wahr- 
scheinlich nieht identisch. Das Leberjecorin, welches man als das typische 
Präparat betrachten kann, redueirt sehr stark alkalische Kupferlösung und gibt 
dabei so viel Seife, dass die Flüssigkeit beim Erkalten erstarrt. Das Milzjecorin 
redueirt nicht so kräftig, liefert aber viel Seife. Das Jecorin aus Pferdeblut 
endlich redueirt sehr stark, gibt aber nicht so viel Seife, dass die Lösung beim 
Erkalten fest wird. Besondere Verwandtschaft zeigt die Substanz zum Leeithin. 
Reines Jecorin ist in absolutem Alkohol unlöslich, wird aber löslich, sobald 
man etwas Leeithin zusetzt. Darauf beruht es, dass man den Organen das 
Jeeorin dureh Alkohol entziehen kann. Auf die Trennung von Jecorin und 
Leeithin muss daher bei der Darstellung besondere Sorgfalt verwendet werden. 
Die gebräuchliche Methode der Leeithinbestimmung aus dem Phosphorgehalte 


. der Alkoholätherextracte der Organe muss daher stets zu hohe Werthe geben 


und dasselbe gilt von den Zuckerbestimmungen, wenn das Reductionsvermögen 
von wässerigen oder alkoholischen ÖOrganextraeten der Reehnung zu Grunde 
gelegt wird.) M. v. Frey (Leipzig). 


J. Horbaczewski. Ueber eine neue Synthese und die Constitution der Harnsäure. 


Wiener akad. Sitzber. XCV, II. Abth., April 1887, S. 825; Monatschrift 
f. Chemie VIII; 201. (1 Theil Triehlormilehsäureamid CCh-—CHOH—CONBH, 
mit 10 Theilen Harnstoff gemengt liefern, in kleinen Portionen geschmolzen, 
neben Öyanursäure, Kohlensäure, Ammoniak, Salzsäure, Wasser und anderen 
Produeten Harnsäure in der Menge von eirca 15 Procent der theoretisch 
möglichen Ausbeute. Diese Synthese steht in vollem Einklang mit der Formel 
von Medieus, wonach die Harnsäure als ein Acrylsäurediureid aufgefasst wird 


von der Formel: CO—NH 
| | 
NH-C6 c0 
00< | | { 
NH—-C—NH J. Mauthner (Wien). 


K. Baas. Ueber das Verhalten des Tyrosins zur Hippursäurebildung. Zeitschr. 


f. phys. Chem. XI, 6, S. 485. (B. bestimmt an sieh selbst zünächst die 
Menge der Schwefelsäuren und Aetherschwefelsäuren, sowie die Hippursäure 
im Harn bei einer möglichst gleiehartigen Ernährung, dann dieselben Substanzen 
nach Genuss von 3 Gramm, beziehungsweise 13 Gramm Tyrosin. Die Hippursäure- 
ausscheidung wurde nieht merklich beeinflusst; ebensowenig die Schwefel- und 
Oxysäuren. Es beweist dies, dass das Tyrosin nicht, entsprechend der Ansicht 


a 


N VE 


Nr. 25. Centralblatt für Physiologie. 139 


Salkowski's, Material zur Hippursäurebildung liefert und dass es nicht immer 
im Darm diejenige Fäulnisszersetzung erleidet, welche, wie Brieger und 
Blendermann gefunden haben, zur Vermehrung der Phenol- und Kresol- 
ausscheidung sowie der Oxysäuren führt.) F. Röhmann (Breslau). 

E. Hardy et G. Calmels. Sur la Composition et la Synthese de la Pilocarpine, 
Juillet 23, 1887, p. 486. (Pilocarpin wandelt sich sehr leicht unter Aufnahme 
eines Molekül Wasser in Pilocarpinsäure, scheint also ein Anhydrid zu sein. 
Dureh Verlust von Methylalkohol wandelt Pilocarpin sich in Piloearpidin. 
Sehnell erhitzt wird es in sein Isomer, Jaborin oder Jaborinsäure umgewandelt. 
Mit Wasser gekocht, zerfällt es in Trimethylamin und ß-Pyridin-«-Milchsäure. 
Dureh übermangansaures Kali joxydirt, liefert es zuerst Pyridino-Tartronsäure 
und durch weiterschreitende Oxydation ß-pyridino-Kohlensäure. Diese Reactionen 
deuten auf folgende Constitutionsformel hin: 


00 
[in CH? 
(HN) ßB-C-N<— CH: 
| CH 
CH, 


Pilocarpin ist also zu gleicher Zeit Pyridin, Alanin und Betain. Die Syntliese 
des Pilocarpins geschieht in zwei Abschnitten, und zwar: 1. Umwandlung der 
ß-Pyridino-«-Milehsäure in Pilocarpidin; 2. Umwandlung des Pilocarpidin in 
Pilocarpin. ß-Pyridino-«-Milchsäure wurde mit Phosphorbrom behandelt unter 
Zusatz von Barythydrat, dessen Ueberschuss durch einen Strom von Kohlensäure 
beseitigt wurde. Dann wurde Bromwasserstoff und Goldehlorid zugesetzt; der 
entstandene Niederschlag wurde mit Schwefelwasserstoff zerlegt und man erhielt 
Pyridino-Bromopropionsäure. Diese auf 160° mit Trimethylamin erhitzt, gab 
Pilocarpidin. Die methylische Lösung von Pilocarpidin wurde mit Jodmethyl 
und Kali zersetzt; es bildet sich ein Jodomethylat, das mit übermangansaurem 
Silber zerlegt wurde und es bildete sich Pilocarpin. Synthetisch dargestelltes 
Pilocarpin hat dieselben physiologischen Eigenschaften wie natives: 1. Lähmende 
Wirkung auf das Froschherz — durch Atropin beseitigt; 2. speichelerregende 
Wirkung beim Hund.) Leon Frederieg (Lüttich). 
C. le Nobel. Zur Liebermann ’'schen Eiweissreaction. Centralblatt f. d. medie. 
Wissensch. 1887, Nr. 34, S. 625. (Verf. bestätigt die Angaben von Lieber- 
mann [s. dieses Centralblatt 1887, S. 391]. Völlig reines Pepton aus Fihrin 
zeigt die Beaction mit Salzsäure nicht. Ein Harn, der Cylindroide enthielt, zeigte 
keine der gebräuchlichen Eisweissreaetionen, wohl aber die Salzsäurereaction 


nach Liebermann. Durch Sättigen mit Magnesiumsulfat war in grösserer 


Menge des Harnes Globulin nachweisbar.) J. Mauthner (Wien). 

L. Meyer. Les theories modernes de l’affinite. Rev. seientif. 1887, II, p. 1. 

V. Meyer. Weitere Beobachtungen über die Haltbarkeit antiseptischer Sublimat- 
lösungen. Ber. d. d. chem Ges. XX, 2970. (Verf. hat gefunden, dass die Ab- 
scheidung unlöslicher Niederschläge aus verdünnten Lösungen vom Sublimat 
in gewöhnlichem [Leitungs-| Wasser durch die Einwirkung des diffusen Tages- 
liehtes sehr begünstigt wird; im Dunkeln halten sieh solehe Lösungen, in Flaschen 
mit gut eingeriebenem Glasstopfen aufbewahrt, zwei Monate lang ohne merkliche 
Zersetzung, selbst wenn bei der Bereitung kein Kochsalz zugesetzt worden ist.) 

E. Drecehsel (Leipzig). 

Schramm. Einfluss des Lichtes auf den Verlauf chemischer Reactionen bei der 
Einwirkung der Halogene auf aromatische Verbindungen. Wiener akad. Sitzungs- 
berichte XCV, 2. Abth., S. 388. 

F. Bellamy. Ueber die Bildung von Chlor bei der Darstellung von Sauerstoff durch 
Kaliumehlorat. Chem. Ztg. 11, Rep. 247. 

J. Bechamp. Nouvelles recherches sur les albumines normales et pathologiques. >. 
Paris, Bailliere et f. 

A. Kossel. Ueber das Adenin, III. Ber. d. d. chem. Ges. XX, 3356; du Bois- 
Reymond's Arch. 1887, Nr. 6, S. 580. (Verf. beschreibt das Nitrat: C, H,N; . 
‚HNO, + !/)H,0, Chlorbydrat: C,H, N,. HCl -+ '/,H,0 und Chloroplatinat: 
(C,H, N, . HCl), PtCl, des Adenins, welehe schön krystallisiren; ferner die in 
Ammoniak unlöslichen Silberverbindungen: C,H,AgN, und C, H,N, . Ag; 0, 
sowie das Acetyl- und das Benzoyladenin, welche durch Behandlung des Adenins 
mit den entsprechenden Säureanhyariden entstehen und schön krystallisiren. 


740 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


Erhitzt man Adenin längere Zeit mit Zink und Salzsäure auf dem Wasserbade, 
so entsteht ein Reductionsproduet, welches langsam in neutraler, schnell in 
alkalischer Lösung durch Sauerstoffaufnahme in eine braunschwarze, der Azulmin- 
säure ähnliche Substanz übergeht. Hypoxanthin gibt diese Reaction ebenfalls.) 
E. Drechsel (Leipzig). 

R. Neumeister. Bemerkungen zur Chemie der Albumosen und Peptone. Zeitschr. f. 
Biol. VI, 3, S. 267. 

— Ueber die Einführung der Albumosen und Peptone in den Organismus. Zeitschr. 
f. Biol. VI, 3, S. 272. 

6. Cola. Le reazioni della ereatinina. Bull. della R. Ace. Med. di Roma. XII, 
1, p. 3. 

A. Piukti. Reeiproca trasformazione delle due asparagine rotatorie. Nota preliminare. 
Ann. di Chim. e di farmacol. 1887, N® 3, p. 129. 

Horbaczewski. Weitere synthetische Versuche über die Constitution der Harnsäure 
und Bemerkungen über die Entstehung derselben im Thierkörper. Sitzungsber. 
d. Akad. d. Wiss. zu Wien XCVI, Abth 2, S. 849. 

Salkowski. Ueber das Verhalten des Benzo@säureanhydrids im Organismus. Centralbl. 
f. d. med. Wiss., 17. Dee., Nr. 51, S. 961. 

B. Fischer u. S. Rabow. Das Saceharin. Therap. Monatsh. I, 10. (Saecharin Fahl- 
berg ist die jetzt bekannte süsseste Substanz, schmeckt noch in der Verdünnung 
von 1:70000. Der Constitution nach ist es Orthosulfaminbenzo@säureanhydrid. 
Das Saecharin-Peligot ist ein nicht süss schmeckendes Kohlenhydrat.) 

Sidney Skiuner u. L. Ruhemann. Ueber die Einwirkung von Phenylhydrazin aut 
die Glieder der Harnstoffreihe. Ber. d. d. chem. Ges. XX, 3372. 

A. Reychler. Sur un mode de preparation de la phenylhydrazine. Bull. de l’Acad. 
roy. des Sc. de Belg. XIV, 9 bis 10, p. ‚450. 

P. Latschinow. Ueber die empirische Formel der Cholsäure. Ber. d. d. chem. Ges. 
XX, 3274. (L. hat, um die Frage, ob der Cholsäure die Formel C,, H,, 0, oder 
C,,H, 0, zukomme, zu entscheiden, zunächst auf verschiedene Art und Weise 
versucht, dieselbe wasserfrei zu erhalten, aber ohne Erfolg; die Säure hielt stets 
hartnäckig etwasWasser oder ein anderes Krystallisationsmittel zurück, von welcher 
sie nur bei einer Temperatur befreit werden konnte, bei welcher sie sich bereits 
zu zersetzen begann. Das Alkoholat der Cholsäure hat die Zusammensetzung: 
C,H» 0, + 1% H50 + 7% H,O [oder eine andere Substanz au Stelle des 
Alkohols]: beim Trocknen verliert sie leicht Alkohol, aber nicht Wasser, sodass 
nach dem Trocknen bei 105 bis 120° C,, H,; 0, + '/, H,O zurückbleibt, welches 
das Wasser erst bei 160° unter beginnender Anhydridbildung entlässt. Das 
Hydrat der Cholsäure ist CO, H,O, — H,0; bei 120% entweicht °/, H,0, bei 
145° das letzte Viertel unter beginuender Zersetzung. Auch die Salze der Chol- 
säure zeigen ähnliche Eigenschaften, insofern sie hartnäckig Krystallisations- 
wasser und einen Ueberschuss der Base zurückhalten.) 

E. Drechsel (Leipzig). 

E. Schmidt u..J. Weiss. Ueber Cholin und verwandte Körper. 60. Naturf.-Vers. zu 
Wiesbaden, Tagebl. S. 122. 

M. Hönig u. St. Schubert. Ueber Lichenin. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. zu 
Wien XCVI, Abth. 2, S. 685. | 

Weidel. Studien über Reactionen des Chinolins. Wiener akad. Sitzungsber. XCV, 
2. Abth., S. 436. 

D. Axenfeld. Sugli enzimi e fermenti solubili. Sperimentale 1887, N° 4, p. 225. 

Herm. Hoffmann. Das Schicksal einiger Fermente im Organismus. Pflüger’s Arch. 
f. d. ges. Physiol. XXXXI, S. 148. 

A. G. Ekstrand u. C. J. Johanson. Zur Kenntniss der Kohlenhydrate. Ber. d. d. 
chem. Ges. XX, 3310. (Die Verff. haben aus Phleum pratense und Baldingera 
arundinacea ein Kohlenhydrat 6 C, H,, 0; + Hs0 erhalten, welches durch Kochen 
mit Säuren in Levulose übergeführt wird; sie nennen es Graminin. Aus 
Dracaena australis erhielten sie ein ebenfalls in Levulose überführbares Kohlen- 
hıydrat, welehes dem Tritiein aus Triticum repens sehr ähnlich, vielleicht damit 
identisch ist.) E. Dreehsel (Leipzig). 

E. Voit. Die Glykogenbildung aus Kohlenhydraten. Sitzungsber. d. Ges. f. Morphol. 
u. Physiol. in München, 1887, S. 17. 

M. Hönig u. St. Schubert. Zur Kenntniss der Kohlenhydrate. 2. Abhalg. Sitzungsber. 
d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien XCVI, Abth. 2, S. 653. 


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; .. Maumene. Sur linactose du sucre neutre. Bull. de la Soc. chim. de Paris 1887, 
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. Griess u. G. Harrow. Ueber die Einwirkung aromatischer Diamine auf Zucker- 
arten. Ber. d. d. chem. Ges. XX, 3111. 

- 0. v. Lippmann. Ueber einige organische Bestandtheile des Rübensaftes. Ber. d. 
d. chem. Ges. XX, 3201. 

. Rischbieth. Bemerkung über Isonitrosogalaktose. Ber. d. d. chem. Ges. XX, 2673. 
(Während Dextrose, Levulose und Arabinose mit salzsaurem Hydroxylamin und 
Soda in wässeriger Lösung keine Ausscheidung geben, erhält man nach R. mit 
Galaktose eine schöne weisse krystallisirte Substanz, Isonitrosogalaktose 0,H,30,N, 
welche bei 175 bis 176° unter Bräunung schmilzt.) E. Dreehsel (Leipzig). 

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Maquenne. Sur quelques derives de l’acide saccharique et de l’aeide mueique. Bull. 
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Biologie, Nov. 26, 1887, p. 698. (Chemisch reine Galaktose kann eine ganze 
Woehe hindurch mit Bierhefe bei 15 bis 16” digeriren, ohne in Gährung über- 
zugehen. Bei Gegenwart von Traubenzucker vergährt aber die Galaktose voll- 
ständig.) Leon Frederieq (Lüttich). 

E. Duclaux. Fermentation aleoolique du suere de lait. Ann. de l’Instit. Pasteur 
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E. Ch. Morin. Etudes des aleools produits dans la fermentation de la glyeerine par 
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E. Grimaux. Sur l’aldehyde glycerique fermenteseible. Compt. rend. CV, 24, p. 1175. 
(Bei der Oxydation des Glycerins mit Platinmohr oder Salpetersäure [E. Fiseher 
u. Tafel] entsteht Glyeerinaldehyd. Derselbe gibt alle Reactionen der Gly- 
kose, gährt mit Bierhefe und bildet mit Phenylhydrazin eine bei 131° C. schmel- 
zende Verbindung.) F. Röhmann (Breslau). 

6. Ciamician. Sul tetrajodopirrola (jodolo) e sulle sue proprietä terapeutiche. Ann. 
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Ciamician e Silber. Studi sulla eostituzione di aleuni derivati del pirrolo. Notal u. 
II. Att. della Real. Acc. dei Lincei III, 2° sem. 1887, N° 1, p. 11; N°2, p. 44. 

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E. Neumann. Beiträge zur Kenntniss der pathologischen Pigmente. Virehow's Arch. 
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P. Guttmann. Indigobildende Substanz in einem Pleuraexsudat. Deutsch. Med. Wochen- 
schrift 1887, Nr. 51, S. 1097. (Das Exsudat bläute sich allmählich beim Stehen 
an der Luft, enthielt nach Untersuchung von Brieger Indigoweiss und war 
frei von Mikroorganismen. Ehrlich sieht, bei einer Diseussion im Verein für 
innere Mediein, in diesem Fall einen Beweis für seine Ansicht von der redu- 
eirenden Eigenschaft des Lungengewebes.) 

E. Duclaux. Sur la migration des matieres grasses. Ann. de l’Inst. Pasteur, Paris 
1887, p. 347. 

J. Pohl. Zur Lehre von den substituirten Fettsäuren. Arch. f. exp. Path. u. Pharmakol. 

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142 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


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A. Zimmermann. Die Morphologie u. Physiologie der Pflanzenzelle. Mit 36 Fig. 
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E. Korschelt. Ueber die Bedeutung des Kernes für die thierische Zelle. Naturw. 
Rundsch. II, 46, S. 409. 

G. Haberlandt. Ueber die Lage des Kernes der sich entwickelnden Pflanzenzellen. 
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Centralbl. 1887, Nr. 22, S. 572.) 


Nr. 26a. Centralblatt für Physiologie. 7143 


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A. Hansen. Ueber die Bedeutung des Chlorophyllfarbstoffs. Ebenda, Nr. 53, S. 501. 
(Seh. und H. sind unabhängig voneinander zu der Vorstellung gelangt, dass eine 
oder die wesentliche Function des Chlorophylis die condensirende Bindung und 
Uebertragung der CO, an das assimilirende Protoplasma sei.) 

J. Peyron. Des variations horaires de l’action chlorophyllienne. Compt. rend. CV. 4. 
p- 240, 8, p. 385. 

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et reponse Onderz. Physiol. Labor. Utrecht III, Reeks, X DI. (Franz.) 

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Laborat. Utrecht, III Reeks X DI. (Deutsch.) 60 Stn. 2 Tafeln. Botan. Zeitung 
1887, Nr. 25 u. ff. 

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laccompagnana. Malpighia I, 10-11, p. 478. 

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Chrapowitzki. Ueber die Synthese der Eiweissstoffe in chlorophylihaltigen Pflanzen. 
Vorläufige Mittheil. Bull. de l’ac. imp. des sc. de St. Pätersbourg XXXI], 1, p. 96. 

F. Hüppe. Ueber Chlorophyilwirkung chlorophylifreier Pflanzen. 60. Naturf.-Vers. zu 
Wiesbaden. Section für Botanik, Tagebl., S. 244. 

U. Kreussier. Beobachtungen über die Kohlensäure-Aufnahmen und -Ausgaben (Assi- 
milation und Athmung der Pflanzen). Landw. Jahrb. 1887, XVI, S. 711: Chem. 
Ztg. 11, 240. (Besprochen von Sachsse im Cnem. Oentralbl. 1887. Nr. 52. 
S. 1475. Der Wassergehalt der Pflanzen wird als ein die Assimilationsintensität 
stark beinflussender Factor hingestellt.) 

A. Mayer. Die Sauerstoffausscheidung einiger diekblätteriger Pflanzen bei Abwesenheit 
von Kohlensäure und die physiologische Bedeutung dieser Erscheinung. Land- 
wirthsch. Vers.-Stat. XXXIV, S. 127. (Besprochen von Sachsse im Chem. 
Centralbl. 1887, Nr. 22. S. 571.) 

H. Rodewald. Quantitative Untersuchungen über die Wärme- und Kohlensäureabgabe 

athmender Pflanzentheile. Jahrbücher f. wissensch. Bot. XVIII, 3, S. 263. 

J. Boehm. Ueber die Respiration der Kartoffel. Botan. Zeitg. 1887, Nr. 41, S. 671. 
und Nr. 42, S. 681. 

L. Mangin. Sur le röle des stomates dans l’entree ou la sortie des gaz. ‚Compt. rend. 
27239 .p:.879.: 

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a Transspiration der Pflanzen. Verh. d. zool.-botan. Ges. in Wien XXXVII, 4, 

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Leben von Pflanzen. Arch. Pharm. XXV, 918. (Besprochen von Proskauer 
im Chem. Centralbl. 1887, Nr. 54, S. 1512) 

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phylihaltige Pflanzen. Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. V. 8, S. 350. 

C. 0. Harz. Beiträge zur Stickstoffernährung einiger Culturpflanzen. Deutsehe Zeit- 
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Molisch. Einige Beziehungen zwischen anorganischen Stiekstoffsalzen und der Pflanze. 
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N. W. Diakonow. Organische Substanz als Nährsubstanz. Ber. d. Deutsch. Botan. 
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— Della natura .e del modo di agire dei fermenti amorfi. Atti del congresso 
nazion. di botan. erittogam. in Parma 1887, fase. 1. 

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sources of nitrogen of vegetation with some new results and preliminary notice 
of new lines of investigation. Roy. Soc. Proc. XLIII, 259, p. 108. 

W. Cohn. Uebersicht über die neueren Forschungen betreffs der Aufnahme freien 
Stiekstoffs durch den Boden. Ind.-Bl. XXIV, S. 305, 314, 322. 

Berthelot. Sur la fixation directe de l’azote gazeux de l’atmosphere par les terres 
vegetales. Bull. de la Soc. Chim. de Paris XLVII, 11, p. 683. 


744 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


Berthelot et Andre. Sur l’etat de la potasse dans les plantes, le terreau et la terre 
vegetale, et sur son dosage. Terre vegetale. Compt. rend. CV, 19, p. 833, 
N2 20, p..911- 

— — Sur letat du soufre et du phosphore dans les plantes, la terre et le terreau 
et sur leur dosage. Compt. rend. UV, 25, p. 1217. | 

— — Recherches sur l’&mission de lammoniaque par la terre vegetale. Bull. de la 
Soc. Chim. de Paris XLVII, 11, p. 675. 

J. B. Green. On the changes in the proteids in the seed which accompany ger- 
mination. Roy. Soc. Philos. Transaetions 1887, London, Harrison and Sons. 
Roy. Soc. Proc. XLI, 250, p. 466. 

C. Wehmer. Ueber das Verhalten der Formose zu entstärkten Pflanzenzellen. Botan. 
Zeit. 1837, Nr 44, S. 714. (Die von O0. Löw dureh Condensation des Form- 
aldehyds erhaltene Formose wird nicht wie Dextrose, Levulose und Galaktose von 
der Pflanze in Stärke übergeführt. Bayer’s Theorie der. Zuckerbildung aus 
Formaldehyd in der Pflanze beim Assimilationsprocess hat durch diese Arbeit 
keine Stütze erhalten.) 

L. Errera. Anhäufung und Verbrauch von Glykogen bei Pilzen, nebst Notiz über 
Glykogenbildung der Hefe. Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. V. Gen.- Vers. -Heft, 
S. LXXIV. 

W. Palladin. Bildung der organischen Säuren in den wachsenden Pflanzentheilen. 
Ber. d. Deutsch. Bot. Ges. V, 8, S. 325. 

H. Molisch. Ueber Wurzelausscheidungen und deren Einwirkung auf organische 
Substanzen. Chem. Physik. Ges. Wien, 25. Oct.; Zeitschr. d. allg. österr. 
Apothekerver. XLI, S. 505; Verh. d. zool.-bot. Ges. in Wien, XXXVII, 4. 
en S. 65. (Besprochen von Arendt im Chem. Centralbl. 1887, Nr. 54, 
S. 1512.) 

R. Marloth. Zur Bedeutung der salzabscheidenden Drüsen der Tamariscineen. Ber, 
d. deutsch. Bot. Ges. V, 8, S. 319. 

G. Volkens. Zu Marloth's Aufsatz „Ueber die Bedeutung der salzabscheidenden 
Drüsen der Tamarisceineen.” Ber. d. deutsch. Bot. Ges. V, 9, S. 434. 

Johannsen. Sur la localisation de l’emulsine dans les amandes. Ann. des Se. nat. 
Botan. Vl, 2, p. 118. 

A. Tschirch. Ueber die Kalkoxolatkrystalle in den Aleuronkörnern der Samen und 
ihre Functionen. Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde zu Berlin. 1887, Nr. 4, 
19, IV, 87. 

Schütze. Assimilation von Kupfer durch Pilze. Ztsehr. f. Naturwissenschaften. Halle 
a/S. VI, 3/4, S. 333. (Die auf dem Keuper bei Erlangen wachsenden Pilze ent- 
halten bemerkenswerthe Mengen von Kupfer.) j 

J. Wortmann. Einige neue Versuche über die Reizbewegungen vielzelliger Organe. 
Ber. d. deutsch. Bot. Ges. V, 10, S. 459. 

J. Wortmann, Zur Kenntniss der Reizbewegungen. Botan. Zeitung 1887, Nr. 48—51. 

J. M. Janse. Die Mitwirkung der Markstrahlen bei der Wasserbewegung im Holze. 
Pringsheim’s Jahrb. f. wissenseh. Botanik. XVII 1, S. 1. (Experimentelle Ver- 
theidigung der Ansicht Gadlewski’s über die active Betheiligung der parenchy- 
matischen [lebenden] Elemente des Holzes an der Wasserhebung in der Pflanze.) 

0. Stapf. Ueber die Schleuderfrüchte der Alstroemeria psittaeina. Verh. d zool.- 
bot. Ges. in Wien. XXXVII, 4. Sitzungsber., S. 53. 

A. Hansgirg. Physiologische und algologische Studien. 4. 187 pp. mit 4 lithogr. 
Tafeln. Prag, Borovy 1887. (I. Beiträge zur Kenntniss der Bewegungserschei- 
nungen und der Organisation der Oseillarien. Botan. Cbl. 1887, Nr. 47, S. 236.) 

St. Coulter. Spirogyra under skock. The Botan. Gaz. XII. 7, p. 159. 

er em L’effieaeite des structure defensives des plantes. Bull. Soc. Bot. Belg. 
NV. 32. 

0. Loew und Th. Bokorny. Chemisch-physiologische Studien über Algen Journ. f. 
prakt. Chemie. XXXVI, 272. (Nach Mittheilung von Untersuchungen über die 
Zusammensetzung und über die Ernährung dureh anorganische und organische 
Pflanzennährstoffe wird über die Wirkung heterogener anorganischer und orga- 
nischer Substanzen auf die Algen referirt. Von den organischen Substanzen 
wirken die Basen mehr oder weniger giftig, und zwar in der Weise, dass sie 
im Protoplasma und, wenn actives Eiweiss auch im Zellsaft vorhanden ist, auch 
in diesem Granulationen erzeugen. Da die Körnchenbildung nieht stattfindet, 
wenn die Zellen zuvor, z. B. durch Aetherdampf, getödtet wurden, so glauben 


ee er. 


Nr. 26a. Centralblatt für Physiologie. 745 


sie die Verff. nicht anders auffassen zu dürfen, denn als eine Polymerisation 
der activen Eiweissmoleküle, in welchen, wie sie früher auseinandergesetzt 
haben [vel. L. u. B. Pflüger’s Arch. XXVIII, 94, und dagegen: Baumann, 
ebenda XXIX, 400] Aldehydgruppen vorhanden sein sollen, die bekanntlich zur 
Polymerisation sehr geeignet sind. Die Ansicht von Pfeffer [Unters. a. d. 
botan. Inst. in Tübingen 2, 243], dass die Körnchen Fällungen von gelöstem 
gerbsauren Eiweiss durch Alkali seien, verwerfen die Verff., indem sie dem aller- 
dings nachweisbaren Gerbstoffgehalt nur secundäre Bedeutung zusprechen, mit 
welchem Einwurf sie mir aber nur insofern Recht zu haben scheinen, als 
Gerbsäure neben Eiweiss wohl nicht der einzige Bestandtheil dieses Nieder- 
schlages sein wird. — Um festzustellen, ob im Sinne der Bayer'schen Theorie, 
dass die Stärkebildung in der Pflanze aus Kohlensäure dureh Formaldehyd und 
Glykose hindureh stattfinde, Formaldehyd oder eine Verbindung derselben 
Pflanzenzellen ernähren und Stärke bilden könne, haben die Verff. Formaldehyd 
und Methylal. welches sich unter Aufnahme von 1 Molekül Wasser in Form- 
aldehyd und Methylalkohol spalten kann, in 1- bis 0'02procentiger Lösung auf 
verschiedene Algen wirken lassen. Formaldehyd erwies sich als Gift: vom 
Methylal aber fanden sie, dass es, und zwar ohne des Lichtzutrittes zu be- 
dürfen, zur Ernährung der Zellen dienen kann, dass es aber nie in Stärke um- 
gesetzt wird. Trotz des Misslingens dieses Versuches halten die Verff. übrigens 
an der Theorie Bayer's fest.) Schotten (Berlin). 


Detmer. Ueber die Einwirkung niederer Temperaturen auf Pflanzen. Bot. Centralbl. 


1887, Nr. 12, S. 379. (Wie schon mehrfach bekannt ist, ertragen Pflanzen- 
theile unter Umständen sehr niedere Temperaturen, besonders in wasserarmem 
Zustande. So halten nach dem Verf. trockene Früchte, Samen lange Zeit bei 
— 10” aus, ohne ihre Keimfähigkeit zu verlieren, während dieselben in ge- 
quollenem Zustande bald zugrunde gehen. Indessen werden Weizenkörner bei 
längerem Aufenthalt in einer Temperatur von — 10° insoweit geschädigt, als 
die aus ihnen entstehenden Keimlinge ein kümmerliches Wachsthum zeigen. 
Wurzelblätter von Primula elatior, welche im Winter in geschlossenen Gläsern 
einer Temperatur von —7? sechs Stunden lang ausgesetzt waren, zeigten sich 
nach dem Aufthauen noch lebendig; bei einer Temperatur von — 17 jedoch 
waren die Blätter abgestorben. Die Bacterien zeigen auch gegenüber Kälte eine 
grosse Widerstandsfähigkeit. Malzextract mit etwas bacterienhältiger Flüssigkeit 
geimpft, wurde in zugeschmolzener Glasröhre sechs Stunden hindurch auf 
— 17’ gehalten. Nach Aufthauen entwickelte sich in wenigen Tagen eine 
üppige Bacteriencultur. Bezüglich der Frage nach der Ursache des Absterbens 
bei Frost erwähnt der Verf., dass bei den Blättern von Begonia maniecata der 
Tod in Folge des Gefrierens eintritt, was sich aus der auffallenden Farben- 
veränderung mit Bestimmtheit ergibt. Andererseits hat die Ansicht von Sachs 
für manche Fälle seine Richtigkeit, dass nämlich der Tod erst bei dem allzu- 
schnellen Aufthauen eintritt. Wurzelblätter von Primula elatior, die bei — 7° 
sechs Stunden lang gefroren waren, blieben lebendig, wenn man sie langsam 
im Wasser von + 6° aufthauen liess, gingen aber meist zugrunde, wenn man 
sie sofort in Wasser von + 17° brachte.) G. Klebs (Basel). 

Scholtz. Ueber den Einfluss von Dehnung auf das Längenwachsthum der 
Pflanzen. Cohn’s Beiträge zur Biologie der Pflanzen IV, 3, S. 323. (Abgesehen 
von ein paar vereinzelten Versuchen Baranetzky’s, lagen genaue Experimental- 
untersuchungen über den eben genannten Gegenstand bisher nieht vor. Eine 
solehe für die Wachsthumsmechanik der Pflanze sehr erwünschte Arbeit ver- 
danken wir dem Verf., der die Resultate seiner Versuche nach Ausschluss alles 
Hypothetischen in folgender Weise zusammenfasst: Ein spannendes Gewicht 
übt auf einen wachsenden Stengel zwei entgegengesetzte Einflüsse aus. Erstens 
einen das Wachsthum verzögernden, zweitens einen dasselbe beschleunigenden. 
Beide finden gleichzeitig statt, und von ihrem gegenseitigen Verhältniss hängt 
es ab, ob ein in Bezug auf die Vergleichspflanzen gleiches, verzögertes oder 
beschleunigtes Wachsthum stattfindet. Bei empfindlicheren Pflanzen [Ipomoea 
purpurea, Linum, Tropaeolum] hat der Verzögerung bedingende Einfluss dauernd 
das Uebergewicht; bei weniger empfindlichen [Helianthus, Oueumis, Fagopyrum] 
kommt eine Verzögerung nur am ersten Versuehstage zur unmittelbaren Mes- 
sung, wenn das spannende Gewicht nur so gross ist, dass es noch weit davon 
entfernt ist, die Pflanze zu zerreissen; bei grösseren Gewichten jedoch ist auch 


746 Centralblatt für Physiologie. Nr."263: 


am ersten Tage der die Verlangsamung bedingende Einfluss nicht unmittelbar 
wahrzunehmen, muss aber als vorhanden erschlossen werden. Während aber 
bei empfindlicheren Pflanzen der die Verzögerung bewirkende Einfluss dauernd 
anhält, verschwindet er bei weniger empfindlichen allmählich. Bei denjenigen 
Pflanzen, wo nur am ersten Tage oder auch hier nicht eine Verlangsamung 
direet zu messen ist, kommt die Beschleunigung des Wachsthums, die durch 
den zweiten Einfluss bedingt ist, zur unmittelbaren Beobachtung: dabei zeigen 
sich von der Grösse des Gewichtes und von dem Alter der Pflanze abhängende 
Verschiedenheiten, welche durch die verschiedene Quantität der Wirkungen 
beider Einflüsse zu erklären sind. Das Dickenwachsthum der Pflanzen wird 
nieht gehemmt. Endlich wurden noch Krümmungen des gespannten Pflanzen- 
theiles beobachtet, welehe bei Abnahme des Gewichtes eintraten und die dahin 
zielten, die Stelle des Stengels, wo der Faden befestigt war, seitlich oder nach 
unten wegzuwenden.) Moliseh (Wien). 

€. Fr. W. Krukenberg. Die Beeinflussung des a der lebenden Gewebs- 
elemente durch den Salzgehalt der Umgebung. Vgl. physiol. Studien II. Reihe, 
4. Abth., S. 1, €. Winter, Heidelberg "1887. (Nachdem schon L. Fredericegq 
auf die Uebereinstimmung im Salzgehalte des Crustaceen- und Molluskenblutes 
mit dem des Wassers, in welchem die Thiere leben. aufmerksam gemacht hatte, 
stellte K. neuerdings dieselbe Thatsache auch an Medusen und zusammen- 
gesetzten Aseidien fest, fand jedoch, dass in salzarınen Meeren der Salzgehalt 
der Flüssigkeit in der Grallertscheibe [welcher den des Meerwassers übrigens 
stets übertrifft], relativ höher ist als bei Medusen aus salzreichen Meeren. K. 
wendete ferner seine Aufmerksamkeit dem eigenthümlichen Entwässerungs- 
vorgange zu, welcher spontan an der absterbenden Gallerte eintritt. Besonders 
rasch erfole et die W asserabgabe beim Liegen im Trockenen oder unter dem 
Jinfluss wasserentziehender Stoffe [Salze, Alkohol]. In destillirtem Wasser ist 
der Substanzverlust beträchtlicher als im Meerwasser oder in Lösungen von 
Kochsalz [5 bis 20 Procent]. was zum grossen Theil auf die unter diesen Um- 
ständen besonders gesteigerte Salzabgabe zu beziehen ist. Bittersalzlösungen 
wirken bei einem Gehalte von 5 bis.20 Procent stark entwässernd. Durch Zusatz 
von Essigsäure, Chinin oder Veratrin zum Meerwasser wird der Substanzverlust 
der Medusengallerte bedeutend gesteigert, durch Natronlauge herabgesetzt. Be- 
merkenswerth ist der starke Wasserverlust beim Aufbewahren der Gallertstücke 
in fetten Oelen. Bezüglich der mit dem Wasser austretenden Salze ermittelte 
K., dass im Meerwasser eine wesentlich salzreichere Flüssigkeit austreten kann, 
als jenes darstellt; doch nimmt mit steigendem Salzgehalt des umgebenden 
Mediums der Wasserverlust rasch zu. Zusatz gewisser Alkaloide oder schwerer 
Metallsalze zu destillirtem Wasser steigert beträchtlich den Salzgehalt der 
Flüssigkeit, welche aus den in den betreffenden Lösungen aufbewahrten Me- 
dusenstücken austritt, was nach K. darauf zu beziehen sein würde, dass durch 
die genannten Stoffe „‚die lebenden Bestandtheile des Wassergewebes selbst eine 
tiefereifende Veränderung erfahren, dass sie für Wasser weniger durchgängig 
werden”. K. versuchte darüber Aufschluss zu erhalten, „ob die cesammte 
Flüssigkeitsmenge in der Medusengallerte in ein und derselben Weise gebunden 
ist” oder nicht, “indem er pulverisirtes Bittersalz auf zuvor in verschiedenartiger 
Weise behandelte Gallertstücke einwirken liess. Er gelangte zu keinem be- 
stimmten Resultate, gibt jedoch an, dass Salze der Schwermetalle die durch 
Bittersalz entziehbare _Flüssigkeitsmenge unter die Norm herabsetzen; Alkohol, 
Essigsäure, Chloroform, Kampfer und fette Oele, sowie gewisse Alkaloide die- 
selbe steigern. K. lässt es schliesslich unentschieden, „ob -der Wasseraustritt 
bei den Medusen eine Exsudation oder ein mechanisch 'erfolgender Wasserverlust 
ist”, glaubt jedoch Diffusionsprocesse sicher ausschliessen zu können.) 

Biedermann (Prag). 

R. v. Lendenfeld. Die Leuchtorgane der Fische. Biolog. Centralbl. VII, 20, S. 609. 

A. Giard. Sur un nouveau genre de Lombriciens phosphorescents et sur liespece 
type de ce genre Photodrilus phosporeus Duges. Compt. rend. OV, 19, p. 872; 
The Ann. and Mag. of nat. hist. XX, 120, p. 44. 

R. Dubois. De la fonction photogenique "dans les oeufs du Lampyre. Bull. de la 
Soc. zoolog. de France XII, 1, p. 137. 

B. Fischer. Ueber einen lichtentwiekelnden, im Meerwasser gefundenen Spaltpilz. 
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Nr. 26a. Centralblatt für Physiologie. 747 


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Ch. Richet, Experiences sur le poids des animaux. Arch. de Physiol. XIX, 8, p- 473. 
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W. Khawkine. Recherches biologiques sur l’Astasia ocellata n. s. et l’Euglena viridis 
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Emile Yung. Oontributions ü l'histoire physiologique de l’eseargot (helix pomatia). 
Mömoire couronne par la classe des Sciences de l’acadsmie royale de Belgique 
en 1885. Bruxelles, F. Hayez, 1887. in-4. 119 p., 2 pl. 

Emile Bovier-Lapierre. Observations sur la Sardine. ©. R. Soc. Biologie, Dee. 24. 
1887, p. 79. 

W. 0. Atwater. On the chemistry of fish. Amer. Chem. Journ. IX, 6, p. 421. 

Leon Vaillant. Remarques sur la construetion du nid de l’Antennarius marmoratus, 
dans la mer des Sargasses. ©. R. Soc. Biologie, Dec. 3, 1837, p. 732. 

Megnin. La faune des tombeaux. ©. R. Soc. Biologie, Nov. 12, 1887, p. 655. (Auch 
in ©. R. Acad. Seiences.) 

Jules de Guerne. La faune des eaux douces des Acores et le transport des animaux ä 
grande distance par lintermediaire des oiseaux. C.R. Soe. Biol. Ds 22, 1877, p.580. 


Erbprinz von Monaco. Sur la troisieme eampagne de l’Hirondelle. Ü. R. Soc. Biol., 
Oct. 22, 1887, p. 574. (Bericht über eine wissenschaftliche Bi im Atlantischen 
Ocean.) Leon Fredericgq (Lüttich). 


P. F. Frankland and T. 6. Hart. Further Experiments on the Distribution of Miero- 
organisms in Air. Roy. Soc. Proc. XLII, 254, p. 267. (Wie die früheren Ver- 
suche der Verff. wurden auch diese nach der Hesse schen Methode angestellt 
und gleichzeitig Nährgelatineplatten während gemessener Zeit ausgelegt, um die 
in der Zeiteinheit auf eine gegebene horizontale Fläche fallenden Keime zu be- 
stimmen. Der Keimgehalt der Luft im Freien wurde wie früher auf dem Dache 
von Seience Schools, South Kensington bestimmt. Die Zahl der Keime in 10 Liter 
Luft beträgt im Monatsmittel: Januar 4, März 26, Mai 31, Juni 54, Juli 63, 
August 105, September 43, October 35, November 13, December 20. Zur Zeit 
der höchsten Temperatur ist auch der Keimgehalt am grössten. Im Inneren von 
(ebäuden ist der Keimgehalt sehr wechselnd, sehr hoch, wenn die Luft bewegt 
ist in überfüllten Räumen; viel niedriger als im Freien, wenn die Luft ruhig 
ist. Den höchsten Keimgehalt fanden die Verff. in einer Scheune bei Beginn 
des Dreschens. Im Hyde-Park enthielt die Luft sehr wenig Keime, die Luft in 
Exhibition Road zur Zeit starken Verkehres viel mehr als die Luft auf dem 
Dache der Schule u. s. w. Gruber (Wien). 


748 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


E. Moser. Ueber die organischen Substanzen des Mainwassers bei Würzburg. Ein 


Beitrag zur Frage der Flussverunreinigung. Verhandl. d. Physik.-medie. Ges. 
in Würzburg, N. F., XX, Nr. 9. (Die Bestimmung der organischen Substanzen 
geschah nach der Kubel’schen Methode der Titrirung mit Chamäleon. Ueber- 
einstimmend mit an anderen Orten gemachten Erfahrungen ergab sich, dass der 
Main bereits 16 Kilometer unterhalb Würzburg nur mehr halb soviel organische 
Substanzen führt als ın Würzburg nach Einmündung der Siele. Bei dieser 
Selbstreinigung spielen bekanntlich die Bacterien die Hauptrolle. Auch, Verf. 
suchte dies durch Versuche zu bestätigen. Es wurde die Abnahme des 
Chamäleonverbrauches mit der Dauer des Stehens für ungekochte und gekochte 
Mainwasserproben verglichen, dann, da durch das Kochen nicht alle Keime 
setödtet worden waren, für Proben mit und ohne Sublimatzusatz und mit und 
ohne Luftdurchleitung. In den ungekochten Proben sinkt der Chamäleonverbrauch 
rascher und bedeutender ab als in den gekochten, ebenso verhielten sich die 
Sublimatproben gegenüber den Proben ohne Sublimat. Die Luftdurchleitung 
beförderte die Abnahme des Chamäleonverbrauches nicht. Bei allen Proben 
blieb nach aufänglichem Absinken der Chamäleonverbrauch durch einige Zeit 
nahezu constant, um dann mit Ausnahme der Sublimatproben wieder anzu- 
steigen, so dass bei einem Versuche der Consum beim ungekochten Wasser 
schliesslich wieder grösser war, als beim gekochten. Verf. vermuthet, dass 
dieses Ansteigen daher komme, dass durch die Bacterien schwer oxydable Sub- 
stanzen in leicht oxydable umgewandelt werden.) Gruber (Wien). 
L. C. Wooldridge. Note on Protection in Anthrax. Roy. Soc. Proc. XLII, 254, 
p. 312. (Verf. theilt kurz ein von ihm entdecktes Verfahren mit, Kaninchen 
sesen Milzbrand zu schützen; die ausführliche Abhandlung wird im Re- 
port of the Medical Officer to the Local Government Board erscheinen. Die aus 
Hoden oder Thymus nach dem Verfahren des Verf. [Arch. f. Anat. u. Physiol. 
1886, Physiolog. Abth., S. 397] gewonnene eiweissartige Substanz wird in ver- 
dünntem Alkali gelöst, die Lösung durch wiederholtes Aufkochen sterilisirt, 
dann mit Milzbrandbacillen besäet und zwei bis drei Tage lang bei 37% ge- 
halten. Die gewöhnlich nicht sehr, reichliche Vegetation wird dann durch Fil- 
tration [Filter?] von der Oulturflüssigkeit getrennt, ein kleiner Theil des klaren 
Filtrates in die Blutbahn injieirt. Eine gleichzeitige subeutane Infection mit 
höchst virulentem Milzbrand bleibt dann ohne schädliche Folgen, ebenso wie 
fünf und zehn Tage später vorgenommene Infectionen. Vier Thiere wurden auf 
diesem Wege geschützt. Controlkaninchen erlagen ohne Ausnahme der Infection 
mit gleichem Materiale. Die abfiltrirte Milzbrandvegetation tödtet in einigen 
Fällen, in anderen bleibt ihre Einimpfung wirkungslos. In diesem Falle wird 
aber nicht die geringste Schutzwirkung erzielt. Die sterile Culturflüssigkeit, in 
welcher Milzbrand nicht gewachsen ist, ist wirkungslos. Das schützende Filtrat 
selbst ruft niemals Krankheitssymptome hervor. Andere eiweisshaltende Flüssig- 
keiten, z. B. Blutserum, in gleicher Weise mit Milzbrand besäet und verwendet 
üben keinen Schutz. In einer ergänzenden Anmerkung werden zwei weitere Ver- 
suche mitgetheilt, bei welchen zwei Kaninchen 40, respective 20 Kubikeentimeter 
der filtrirten Culturflüssigkeit injieirt wurden. Gleiehzeitige Infeetion mit höchst 
virulentem Milzbrand hatte nur Localerkrankung von den Infeetionsstellen, Ohr 
und Bein, aus zur Folge. 24, respective 28 Tage nach der Infeetion sind die 
Thiere wieder ganz wohl.) Gruber (Wien). 
Thos. Carnelly and J. S. Haldane and A. M Anderson. The carbonic acid, organie 
matter and microorganisms in air, more especially of dwellings and schools. 
Roy. Soe. Phil. Trans. 1887. London, Harrison & Sons, 
G. Frank. Ueber Veränderungen des Spreewassers innerhalb und unterhalb Berlins. 
in bacteriologischer und chemischer Hinsicht. Ztseh. f. Hygiene III, 3, S. 358. 
T. Leone. Sopra alcune trasformazioni che avvengono nelle acque per lo sviluppo 
dei batteri. Atti della reale Ace. dei Lincei. III, 1 p. 37. 
C. Fränkel. Untersuchungen über das Vorkommen von Mikroorganismen in ver- 
schiedenen Bodenschiehten. Ztschr. f. Hygiene II, 3, S. 521. 
Netter. Du mierobe de Friedlaender dans la salive et des r&eserves quil eonvient de 
faire au sujet de son influence pathogene chez ’homme, au moins dans le cas 
de pneumonie. ©. R. Soc. Biologie, Dee, 24, 1887, p. 799, Oct. 29, 1887, p. 611. 
Arloing. Un nouveau mierobe gazeifere parasite de I’homme. ©. R. Soe. Biologie, 
Nov. 26, 1887, p. 720. 


Nr. 26a. Centralblatt für Physiologie. 749 


Rappin. Sur le microbe du Careinome. ©. R. Soc. Biologie. Dee. 20, 1887, p. 756. 

M. Schottelins. Biologische Untersuchungen über den Microeoceus prodigiosus. Fest- 
schrift f. A. v. Kölliker,, 1887, S. 185. Leipzig, W. Engelmann. 

Mad” A. Weber van Bosse. Etude sur les algues parasites des paresseux. Natuur- 
kundige Verhandlingen van de Hollandsche ee der Wetenschappen. 
34° Verz. Deel. V, 1** stuk. 

C. Garre. Ueber Antagonismus unter den Baeterien. Deutsche Med. Wochenschr. 
1887, Nr. 27. (Autorreferat eines Vortr. in der 33. Vers. d. Schweiz. ärztl. 
Centralvereines in Basel; vergl. Correspondenz f. Schweizer Aerzte 1897, 
Nr. 13, p. 385. 

Hugo Rippert. Der Untergang pathogener Schimmelpilze im Körper. Mit 1 Taf. 
gr. 8. Bonn, Cohen & 8. 

R. Emmerich. Die Heilung des Milzbrandes. Arch. f. Hygiene VI, +, 8. 442. 

F. Emmerich und E. di Mattei. Vernichtung von Milzbrandbaeillen im Organismus. 
Fortsehritte der Mediein 1887, Nr. 20, S. 653. 

Guignard et Charrin. Sur les variations morphologiques des Microbes. ©. R. Soc. 
Biologie, Dec. 10, 1887, p. 758. 

Charrin et &. H. Roger. Des modifications qu’on peut provoquer dans les fonetions 
d’un mierobe chromogene. ©. R. Soc. Biologie, Oct. 29, 1837, p. 596. 

E. Wasserzug. Sur la formation de la matiere eolorante chez le bacıllus pyoeyaneus. 
Ann. de I’Instit. Pasteur 1887, N° 12, p. 581. 

Arloing. Bo sur l’action de la lumiere. Ann. de lInstit. Pasteur 1887, N® 12, 

. 594. 

E. Salkowski. Ueber das „Choleraroth” und das Zustandekommen der Cholerareaction. 
Virehow’s Areh. CX, 2, S. 366. 

K. Schuchardt. Bemerkung über das „Choleraroth”. Virehow’s Arch. CX, 2, S. 373. 
(Literarischer Nachweis, dass Virchow schon 1856 die „rosige Färbung” der 
Cholerastühle durch Salpetersäure und eine ähnliche Färbung faulender Albu- 
minate durch Mineralsäuren gekannt und richtig gewürdigt hat.) 

L. Brieger. Zur Kenntniss der Stoffwechselproducte des Cholerabaeillus. Berl. klin. 
Woechenschr. 1887, Nr. 44, S. 317. 

A. Capparelli. Sulle ptomaine del cholera. Ann. di Chim. e di Farmacol. 1897, 
Nov.;p- 311: 

J. Guareschi. Ricerche sulle basi che si trovano fra i prodotti della putrefazione. 
Ann. di Chim. e di Farmacol. 1887, N’ 4, p. 237. 

A. Baginsky. Demonstration zur reduceirenden Wirkung der Bacterien. Du Bois- 
Reymond's Arch. 1887, Nr. 6, S. 583. 

F.Cahen. Ueber das Reductionsvermögen der Bacterien. Zeitschr. f. Hygiene II, 3, S. 386. 

Globig. Ueber Bacterienwachsthum bei 50 bis 70°. Zeitschr. f. Hygiene III, 2, S. 322. 

M. Sternberg. The thermal death-point of pathogenie organisms. The Amer. Journ. 
of Med. Sciences 1887, N° 187 (July), p. 146. 

Globia. Ueber einen Kartoffelbacillus mit ungewöhnlich widerstandsfähigen Sporen. 
Zeitsehr. f. Hygiene III, 2, S. 322. (Die Sporen des rothen Kartoffelbaeillus 
überstehen einen Aufenthalt von °,, Stunden im gespannten Dampf von 109 bis 
113° und werden durch Dampf von 113 bis 125° in 25 Minuten, von 130° augen- 
bliekliceh zerstört.) 

F. Graner. On the action of sulphureted hydrogen on certain mieroorganisms. 
Medieal News LI, 24, p. 670. 

P. Regnard. Influence de läge de la levure sur la fermentation aleoolique. C. R. 
Soc. de Biologie, Juillet 2, 1887, p. 443. (R. hat mittelst seines Registrirappa- 
rates [graphische Darstellung der CO,-Entwickelung] die Zuckergährung mit 
frischer oder alter Bierhefe verfolgt und theilt einige Curven mit. Mit zu- 
nehmendem Alter der Hefe verlängert sich der Anfang, später verflacht sich 


die Curve stark [s. das Original.) Leon Frederieg (Lüttich). 
S. Schenk. Nährboden für Bacillen. Anz. d. Ges. d. Aerzte zu Wien 1887, S. 89. 
P. Regnard. Expression graphique de la fermentation. — Action des antiseptiques. 


C. R. Soe. de Biologie, Juillet 9, 1887, p. 455. (Zusatz von /a5o09 Sublimat oder 
von Y/ss0o Thymol, Phenol, Nitras argenticum oder Jod genügt, um die Hefe- 
gährung vollständig aufzuheben. Durch Y/asoo Salieylsäure, Yasooon BIS Y/ıa5000 
Sublimat wird die Gährung sehr herabgesetzt. Auch Kupfersulfat (!/a59,) wirkt 
sehr schädlich. Zinkehlorid ('/334n) hat eine viel schwächere Wirkung und Oleum 
essent. Anis. (1/3s99) ist wirkungslos. Leon Frederiegq (Lüttich). 


Centralblatt für Physiologie. 55 


750 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


A. Paltauf. Das Verhalten des Veratrins gegen Schimmelpilzwachsthum. Mediein. 
Jahrbücher 1887, S. 609. (Veratrin wurde im Laufe von 10'/, Monaten durch 
Schimmelpilzvegetation nicht zerstört, ebensowenig wurden 5 Milligramm des- 
selben in Lösung durch fünf Monate langes Schimmeln zersetzt. 

Latschenberger (Wien). 

6. Kossiakow. De la propriete que possedent les microbes de s’aecommoder aux 
milieux antiseptiques. Ann. de lInstiut Pasteur 1887, N 10, p. 465. 

Rappin. Micro-organismes de la cavit@ buecale des animaux. Gaz. med. de Nantes 
1886 a 1887, p. 139. 

L. Hiltner. Die Bacterien der Futtermittel und Samen. Die Landw. Vers.-Stationen 
TSSTLL NL DE BI. 

Rietsch. Contribution a l’etude des ferments digestifs seeretes par les bacteries. 
Marseilles med. 1887, Sept. 30, p. 513. (Besprochen im Centralbl. f. Bacteriol. II, 22, 
S. 654. Der Staphylococeus aureus und der Cholerabaeillus scheinen in alkalischer 
Lösung Fibrin zu peptonisiren, der Tuberkel- und der Typhusbaeillus nicht.) 

Griessmayer. Untersuchungen über Cellulosegährung. Allg. Brauer- und Hopfenztg. 
1887, Nr. 132, S. 1621. 

U. Gayon et E. Dubourg. De la ermentation de la dextrine et de l’amidon par les 
mucors. Ann. de lInstit. Pasteur 1887, N° 11, p. 532. 

P. Lindner. Neue Beobachtung über die Sporenbildung der Hefe. Wochensehr. f. 
Brauerei. 1887, Nr. 49, S. 593. 

R. Kobert. Compendium der praktischen Toxikologie. Stuttgart 1887, F. Enke. 

S. Ringer. An address concerning the Antagonism of drugs, deliverd before tlıe 
Midland Medie. Soc. 9, XI, 87. The Brit. Med. Journ. 1887, Nr. 1402, p. 1033. 

F. Coppola. Sull’azione fisiologiea di alcuni derivati della santonina e eontributo 
allo studio della santonina. Lo Speriment 1887, Juli u. Aug. Besprochen in den 
Ann. di Chim. e di Farmacol. 1887. Nov.. p. 330. (Beziehungen zwischen 
optischen Eigenschaften und physiologischer Wirkung.) 

T. Coppola. Sur l’action physiologique de quelques derives de la santonine. Arch. 
Ital. de Biol. IX, 1, p. 73. 

Blake. Sur les rapports entre la respiration, les mouvements du eoeur et la pression 
arterielle. ©. R. Soc. Biologie, 5. Nov. 1887, p. 617. (Einwirkung des Alumi- 
nium, Thorium und der Eisensalze auf Athmung und Blutbewegung.) 

Leon Frederieq (Lüttich). 

6. H. Roger. Note sur les proprietes toxiques des sels de cuivre, Rev. de Med. 
VII, 11, p. 888. 

J. Cahn. Beiträge zur Kenntniss der Wirkung der chlorsauren Salze. Arch. f. exper. 
Pathol. u. Pharmakol. XXIV, 3, S. 180. 

F. Moritz. Einige Beobachtungen bei Injectionen von concentrirter Kochsalzlösung 
in die Bauchhöhle von Thieren. Deutsches Arch. f. klin. Med. XLII, 4, S. 39. 

H. A. Hare. The physiological action of the oil of turpentine. Med. News. Philad. 
1887, Nr. 21, p. 59. 

V. Meyer. Ueber die physiologische Wirkung der gechlorten Schwefelaetyle. Naturw. 
Rundsch-117 252932197 

Boris Chapiroff. Sur l’action physiologique des aleools tertiaires. Bull. et Mem. de 
la Soe. de Therap. 1887, N° 25. 

M. Lesnik. Ueber einige Ester der Salieylsäure und ihr Verhalten im Organismus. 
Areh. f. exper. Pathol. u. Pharmakol XXIV, 3, S. 167. 

6. Salomon. Ueber die physiologischen Wirkungen des Paraxanthins. Du Bois- 
Reymond’s Arch. 1887, Nr. 6, S. 582. 

E. Fröhner. Zur Toxikologie des Paraldehyds. Berl. klin. Wochenschr. 1837, Nr. 24, 
S.685.(Paraldehyd erzeugt beim Pferde in mittleren Dosen, welche noch keine Hyp- 
nose bewirken, Methämoglobinämie u. Methämoglobinurie, beim HundePoikilocytose. 

A. P. Langovoi. The physiological and therapeutic action of urethan. Wratsch 7, 
p. 179. Besprochen in The Brit. Med. Journ. 1887, Nr. 1368, p. 636. 

Oechsner de Coninck. Sur le passage de la Pyridine ä travers l’organisme. ©. R. 
Soe. Biologie, Döe. 10, 1887. p. 755. (Nach Einverleibung von Pyridin [C; H,N] 
oder Pyridinchlorid [täglich 075 bis 1:25 Gramm] findet sich das Pyridin 
constant beim Hund, sowohl im Harne als im Speichel und im ausgeathmeten 
Wasserdampf. Dagegen hat His neuerdings nach Einnahme von essigsaurem 
Pyridin im Harne die Base C,H,N [Pieolin oder Methylpyridin] gefunden.) 

L&on Frederieq (Lüttich). 


Nrr-268;: Centralblatt für Physiologie. 751 


‚Andeer. Resorcin bei der Seekrankheit. Oentralbl. f. d. med. Wiss., Nr. 50, S. 930. 
€. Stadelmann. Die chronische Vergiftung mit Toluylendiamin. Weitere Beiträge 
zur Lehre vom Ikterus. Arch. f. exper. Path. ete. XXIII, 5,6, S. 427. (S. be- 
schreibt die pathologiseh-anatomischen Befunde bei Thieren, die er einer acuten 
oder einer chronischen Vergiftung mit Toluylendiamin unterworfen hatte. Auf 
Grund dieser und der bekannten intra vitam eintretenden Erscheinungen ent- 
wirft er folgende Schilderung von der Wirkung dieses Giftes: Auflösung der 
rothen Blutkörperehen. in Folge dessen Hämoglobinurie [besonders bei Katzen] 
und Vermehrung der Gallenfarbstoffbildung in der Leber. Anämie der Thiere, 
in deren Gefolge mässige Verfettung der grossen Drüsen eintritt. Veränderungen 
in Nieren, Milz und Leber, die vielleieht direet dureh das Gift hervorgerufen, 
vielleicht eine Folge der Cireulation des stark veränderten Blutes sind. Ab- 
lagerung von eisenfreiem Pigment in Leber und Milz. Im Harn der vergifteten 
Hunde erscheinen Krystallbüschel, die kein Tryrosin sind.) 
Langendorff (Königsberg). 
R. Lepine. Sur l’action du Furfurol. ©. R. Soc. de Biologie, Juillet 2, 1887, p. 437. 
(Einspritzung von 25 Centigramm Furfurol pro Kilogramm Thier bewirkt sofort 
beim Hunde Beschleunigung des Herzschlages, Erniedrigung des arteriellen 
Blutdruckes, vorübergehende Beschleunigung und nachherige starke Verlang- 
samung der Athmung. leichte Krämpfe in den vier Pfoten, Diarrhoe. Eine halbe 
Stunde später hat sich der Carotisdruck wieder etwas erhöht: auch in der Vena 
femoralis ist der Druck ziemlich hoch, 60 Millimeter Hg, was auf eine Erwei- 
terung der ee Gefässe hindeutet. Schläfrigkeit, Speichelfluss, Tod 
nach einigen Stunden. Meerschweinchen scheinen besonders für Furfuroleinnahme 
empfindlich : 0:08 bis 01 Gramm Furfurol pro Kilogramm Thier wirkt schon 
tödtlieh, während der Mensch ohne Schaden bis 6 Gramm auf einmal [also auch 
ungefähr 0:08 bis 0-1 Gramm pro Kilogramm] einnehmen kann. Bei starken 
Dosen stirbt das Meerschweinchen sehr rasch: nach dem Tode schlägt das 
Herz noch zwei Stunden weiter.) Leon Frederiegq (Lüttich). 
4. Chouppe. Note sur l’action de l’Antipyrine. ©. R. Soc. de Biologie, 2 Juillet 1887. 
p. 429. (Antipyrin und Strychnin scheinen antagonistisch auf das Rückenmark 
zu wirken. Die Symptome der leichten Stryehninvergiftung, welche sich regel- 
mässig beim Hund nach subeutaner Einspritzung von 0'185 Milligramm Stryehnin 
pro Kilogramm Thier zeigen, werden durch gleichzeitige Antipyrineinspritzung 
gänzlich “unterdrückt. Selbst tödtliche Dosen von Strychnin, z. B. 0'308 Milli- 
gramm pro Kilogramm Tbier, kann der Hund ohne grossen Schaden ertragen. 
wenn er zu gleicher Zeit 10 bis 15 Öentigramm Antipyrin pro Kilogramm 
bekommt.) Leon Frederieg (Lüttich). 
S. Caravias et E. Gley. Sur laetion physiologique de l’Antipyrine. ©. R. Soc. de 
Biologie, Juillet 2, 1887, p. 437. (Bei schwachen Dosen [0'01 bis 0:02 Gramm 
beim Frosch] erniedrigt Antipyrin die exeitomotorische Erregbarkeit des Rücken- 
marks. Bei sehr starken Dosen [0:05 bis 010 Gramm beim Frosch, 7:10 Gramm 
für einen Hund von 12:15 Kilogramm] wirkt es dagegen stark erregend. Der 
vergiftete Frosch verhält sich.dann wie ein Strychninfrosch. Beim Hund ent- 
stehen Anfälle von ausgedehnten klonischen Bewegungen, welche bald von 
allzemeinem Tetanus gefolgt werden. Diese und viele andere Experimente werden 
in der These von Dr. S. Caravias ausführlich beschrieben.) 
L&on Frederieq (Lüttich). 
4. Chouppe. Note sur l’Action r£eiproque de la Strychnine et de l’Antipyrine. ©. 
R. Soc. de Biologie, Juillet 16, 1887, p. 473. (Hohe Dosen von Antipyrin 
bringen beim Hunde Krampfanfälle hervor. Diese Krämpfe unterscheiden sich 
aber von den Stryehninkrämpfen durch folgende Merkmale: a) Sie bestehen 
nicht aus tonischen, sondern aus einer Reihe von mehreren klonischen Krämpfen; 
5) sie können nicht durch sensible Reize hervorgerufen werden; «) die Athem- 
muskeln werden dabei viel weniger in Anspruch genommen, als es bei Strychnin- 
tetanus der Fall ist. — Hohe Dosen von Antipyrin heben den Strychnintetanus 
auf, aber ohne Muskelerschlaffung zu erzeugen.) L&on Frederiegq (Lüttich). 
L. Bnlten et E. Gley. De la toxieite de l’antipyrine suivant les voies dintroduction. 
R. Soc. Biologie, Nov. 26, 1887, p, 703. (Die tödtliche Dosis von Antipyrin 
beträgt pro Kilogramm Thier: 1:43 bis 1-50 Gramm nach subeutaner Einspritzung: 
Tod nach 15 Minuten, 1 Stunde, 1'/, Stunden oder 2 Stunden. — 0'645 bis 
0'684 Gramm nach Einspritzung in eine peripherische Vene: Tod nach 20 bis 


.. 


H5F 


759 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


45 Minuten. — 0'747 bis 0957 Gramm nach Einspritzung in eine Mesenterial- 

vene: Tod nach 30 bis 55 Minuten. — Es scheint bei dieser letzten Ein- 

spritzungsart ein Theil des Antipyrins in der Leber zurückgehalten zu sein. 
Leon Frederieg (Lüttich). 

A. Robin. L’antipyrine, son action sur la nutrition, ses indieations generales. Essai 
de chimie physiologique appliquee ä& la therapeutique. Bull. de l’acad. de Med. 
1887, N’ 49, p. 701. Gaz. Med. de Paris 1887, N° 50, p. 589. Paris 1837, 
G. Rougier et Co. 

P. Brouardel. Sur l’action physiologique de l’antipyrine. Bull. de l’acad. de Med. 
1887, N° 51, p. 852. (Antipyrin verzögert die Gährung, die Keimung und die 
Fäulniss des Blutes.) 

W. Iwanoff. Beitrag zur physiologischen Wirkung des Antipyrins. du Bois-Reymond’s 
Arch. 1887, Suppl. S. 48. 

Mairet et Combemale. Note sur l’action hypnotique de l’antipyrine chez les Alien£s. 
©. R. Soc. Biologie. Nov. 26 1887, p. 710. 

Laget. Emploi de l’Antipyrine dans l’accouchement. ©. R. Soe. Biologie. Dee. 24 
1887, p. 812. 

Georges Lemoine. Note sur l’emploi de l’Antipyrine dans l’epilepsie. Dec. 17 1887, 


E. Cnouppe. Emploi de l’Antipyrine pour eombattre les coliques uterines provoquees 
par le seigle ergot& C. R. Soc. Biologie. Nov. 19 1887, p. 676. 

H. Dupuy. Antipyrine contre lemal de mer. ©. R. Soe. Biologie. Nov. 51887, p. 637. 

A. Henocque. Mode d’action de l’Acstanilide (Antifebrine) sur le sang et sur l’aetivite 
ae la reduetion de l’oxyh&moglobine. ©. R. Soe. de Biologie, Juillet 23, 1887, p- 498. 
(Gelassenes Blut mit Acetanilid vermischt, zeigt nur nach Stunden das Absorp- 
tionsspectrum des Methaemoglobins. Einführung von Acetanilid in den Magen 
bewirkt ein rasches Sinken des Hämoglobingehaltes des Blutes. Bei einem Hunde 
fiel das Hemoglobin innerhalb zwei Stunden von 12 Procent auf 5 Procent des 
Blutes. Das Methaemoglobin erschien nur ziemlich spät im Blut, als der Hämo- 
globingehalt schon stark herabgesetzt war. Beim Menschen hat die fortgesetzte 
therapeutische Behandlung mit Agetanilid eine starke Herabsetzung des Hämo- 
globingehaltes des Blutes zur Folge und auch eine Verlangsamung der Re- 
duetionszeit des Oxyhämoglobins des Blutes.) Leon Frederiegq (Lüttich). 

R. Löpine. Sur l’alteration du Sang produite par l’acetanilide et par la Dioxynaphta- 
line. ©. R. Soc. de. Biologie, Juillet 30, 1887, p. 517. Herabsetzung des Hämo- 
globingehaltes des Blutes nach fortgesetzter therapeutischer Anwendung von 
Acetanilide. Bei acuter Vergiftung soll das Hämoglobin nieht zerstört, sondern 
zum Theil in Methämoglobin verwandelt werden. Aehnliche Wirkung übt das 
Diexynaphtalin beim Hund aus [0'10 Gramm pro Kilo Hund].) 

Leon Frederieg (Lüttich). 

Ph. Bonnot. Note sur l’Acetanilide. ©. R. Soc. de Biologie, Juillet 9, 1887, p. 457. 
(Sonst tödtliche Dosen von Stryehnin [0'3 Milligramm pro Kilogramm Thier] 
oder von Nieotin [ein Tropfen für einen 11 Kilogramm schweren Hund] können 
vom Hunde ertragen werden, wenn man dem Thier vorher oder zu gleicher Zeit 
Acetanilide [0'1 Gramm pro Kilogramm Thier] in eine Vene injieirt. Acetanilide 
scheint also wie das Antipyrin in den Chouppe’schen Versuchen [s. oben] der 
durch Stryehnin vermehrten Erregbarkeit des Rückenmarks oder der bulbären 
Nieotinerregung entgegenzuwirken.) Leon Frederieg (Lüttich). 

R. Lepine. Sur l’action physiologique et thörapeutique de l’Acetanilide. Extrait de 
la Revue de Medeeine VII, 4, p. 306. 

S. Weill. Contribution & l’&tude physiologique et therapeutique de l’Acötanilide. These 
de Paris, presentee par Monsieur Laborde. C. R. Soc. de Biologie, Juillet 9, 
1887, p. 453. (Referat von Laborde über die zwei genannten Abhandlungen.) 

Leon Frederieg (Lüttich). 

Oechsner de Coninek. Contribution & l’etude des alealoides. Compt. rend. CIV, 8, 
p. 513. (Besprochen von Arendt im Chem. Centralbl. 1837, Nr. 13, 8. 357.) 

— Essai de diagnose des alcaloides volatils. Compt. rend. CV, 25, p. 1258. 

R. Fleischer. Ueber die Einwirkung des Cocainum muriatieum auf das Nerven- 
system und den thierischen Stoffwechsel. Deutsch. Arch. f. klin. Med. XLU, 
1/3, S. 82. 

U. Mosso. Sur l’action physiologique de la cocaine. Arch. Ital. de Biol. VIII, 3, 
p- 323. 


Nr. 26a. Centralblatt für Physiologie. 753 


U. Mosso. Ueber die physiologische Wirkung de» Cocains. (Aus dem physiol. Inst. zu 
Turin.) Arch. f. exper. Path. u. Pharmakol. XXIH, 3 u. 4, S. 153. 

H. Chouppe. Note ä propos du mode d’action de la cocaine. ©. R. Soc. Biologie, 
Oct. 22, 1887, p. 574. (Verschiedene Individuen zeigen gegenüber der toxischen 
Wirkung von Üoeaineinspritzungen eine sehr ungleiehe Empfindlichkeit.) 

Leon Frederiegq (Lüttich). 

M. Laffont. Analyse de l’action physiologique de la eoeaine. Compt. rend. CV, 25, 
p- 1278. 

Laffont. Recherches sur l’analyse physiologique de l’action de certains medicaments. 
C. R. Soc. Biologie, Dee. 3, 1887. p. 740. 

-— Reeherehes sur l’aetion anesthesiante de la Coeaine. — Antagonisme 'vaseulaire 
de la Coeaine et de la Piloearpine. Ebenda, Dec. 17, 1887, p. 768. 

Laborde. Sur l’action physiologique de la Cocaine. Ebendas., Dec. 24, 1837, p. 788. 
(Nach L. enthalten die Notizen von Laffont nur bekannte, von Laborde und 
Anderen gefundene Thatsachen.) Leon Frederieg (Lüttich). 

L. Dejerine. Sur un cas d’empoisonnement par injeetion sous-ceutanee de Cocaine, 
chez un Cocainomane, termine par la guerison. ©. R. Soc. Biologie, Dee. 17, 
1887, p. 772. 

Hantz. De l’administration de la Cocaine dans le mal de mer. ©. R. Soc. Biologie, 
Oct. 29, 1887, p. 607. 

Pilliet. Note sur les lesions histologiques de l’intoxieation morphinique subaigue. 
©. R. Soc. Biologie, Oct. 22, 1887, p. 586. (Interstitielle Steatose in der Leber 
und im Gehirn bei Hunden, welehen drei Wochen hindurch täglich 10 Uenti- 
gramm Morphium ehlorhydrieum subeutan eingespritzt worden war. 

en Frederieg (Lüttich). 

Pinet et Chouppe. Note sur la dose mortelle de strychnine par injection intra- 
arterielle. ©. R. Soc. Biologie, Oet. 22, 1887, p. 574. (Die tödtliehe Strychnin- 
dosis beträgt bei Hunden 0'335 Milligramm pro Kilogramm Thier, wenn das 
Gift in eine Arterie [A. eruralis] eingespritzt wird. Bei Veneneinspritzung ist 
das Gift bekanntlich etwas wirksamer.) Leon Frederiegq (Lüttich). 

Chouppe et Pinet. Injection de strychnine dans les arteres. Octobre 29, 1837, p. 610. 
(Für die Bestimmung der tödtlichen Dosis von Strychnin ist es gleichgiltig, ob 
man das Gift in die Carotis oder in die Cruralis einspritzt, da beide Gefässe 
nicht in direcetem Zusammenhang mit dem Rückenmark stehen.) 

Leon Frederiegq (Lüttich). 

Th. J. Mays. The differential action of brucine and of stryehnine. 'T'he Journ. of 
Physiol. VIII, 6, p. 391. 

£. pet nn das Alkaloid des indischen Hanfs. Arch. d. Pharm. 1887, Juni 
S. 479. 

H. Kuntz. Beiträge zur Kenntniss des Emetins. (Aus dem pharmakologischen Institute 
der Universität Leipzig.) Arch. d. Pharmacie 1837, Juni, S. 461. 

E. Jungfleisch et E. Leger. Sur les isom£eries optiques de la einchonine. Compt. 
rend. CV, 25, p. 1255. 

J. er die Wirkung des Chinolins. Deutsches Arch. f. klin. Med. XLII, 

-  1/3,.8. 206. 

&. Silvestrini e L. Picchini. Dell’ Idrochinone. Ricerehe eliniche e sperimentali. Il 
Morgagni XXIX, N° 1, Jan. 1887, p. 52; N° 3, p. 159. 

&. E. de Schweinitz and H. A. Hare. A contribution to the physiologieal action of 
the hydrobromate of homatropine. Med. News. Phila. LI, 26, p. 731. 

H. Paschkis u. Th. Zerner jun. Zur Kenntniss der Strophantinwirkung. Wiener med. 
Jahrbücher 1887, VIII, p. 513. (Die Untersuchungen wurden an Thieren und 
am Menschen angestellt. bs fand sich bei Fröschen vergrösserte Energie der Systole 
und schliesslich systolischer Stillstand des Herzens. Bei Hunden bewirkten 
kleine Dosen Blutdrucksteigerung, grössere ein Sinken des Blutdruckes mit 
Arrhythmie des Pulses und die grössten Dosen Herzstillstand. Die Versuche am 
Menschen ergaben Resultate, welehe auf eine ausgiebigere und raschere Thätig- 
keit des linken Herzens deuten.) Klemensiewiez (Graz). 

Mairet, Combemale et Grognier. Recherches sur l’aetion physiologique du stro- 
phantus hispidus ou inee. Ö.R. Soc. Biologie, Oct. 22, 1887, p. 588. (Nach 
subeutaner Einspritzung von 00006 Gramm [pro Kilogramm Thier] wässerigen 
oder alkoholischen Auszuges von Strophantussamen beobachtet man: zuerst Er- 
höhung, dann Erniedrigung des Blutdruckes, Puls klein und unregelmässig, 


754 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


blutigen Harn, Erbrechen, Dyspno& und später Erstickung, Tod. Bei der Section 
findet man Blutanfüllung und Blutungen in verschiedenen Organen: Nieren, 
Darmcanal, Lungen, Herz, Nervensystem und Muskeln. 

Leon Fredericegq (Lüttich). 

Mairet, Combemale et Grognier. Recherches sur l’action physiologique du strophantus- 
et sur le m&canisme de cette action. ©. R. Soc. Biologie, Nov. 5, 1887, p. 623. 

E. Gley et L. Lapicque. Sur le mode d’action de l’Inee. Ebendas., p. 627. (Grössten- 
theils polemischer Natur.) Leon Fredericg (Lüttich). 

J. V. Laborde. Etude experimentale de l’action physiologique: 1. d’un poison des 
fleches des Negritos [Sakayes] de la presqu’ile malaise; 2. du poison des Wa- 
kamba [Zanguebar]. Deduetions de physiologie generale. Mem. de la Soc. de 
Biologie, p. 37. (Wird erst nach vollständiger Publieation referirt.) 

A. Mairet et F. Combemale. Du Strophanthus hispidus ou Inee. Gaz. hebdom. de 
Med. et de Chir. 1887, N° 49, p. 805. 

Buttin. Note sur le Strophanthus. Rev. med. de la Suisse Romande VII, 11, p. 673. 

JL. EN: Le Strophantus. Revue ceritique. Rev. Med. de la Suisse Rom. VII, 12, 
P- . 

Blondel. Sur les graines de strophantus du commerce. Bull. et Mem. de la Soe. 
de Therap. 1837, N’ 23, p. 226; N° 24, p. 245. (Pharmakognostische Kriterien 
verschieden wirksamer Arten von Strophantussamen.) 

J. Marshall. The composition of Gleditschine or Stenocarpine. Med. News. Philad. 
1887, LI, 18, p. 504. 

A. v. Frisch. Schutzimpfungen gegen Hundswuth. Anzeiger d. Gesellsch. d. Aerzte 
zu Wien 1887, S. 146. 

- Aa endluns der Wuthkrankheit. Eine experimentelle Kritik. Wien 1887. 
153 8. 

V. C. Vaughan. Four cases of poisoning from tyrotoxicon, with three fatal results. 
Investigations as to the origin of the poison; results of autopsy and chemical 
analyses. Medical News. Philad. LI, N° 23, p. 644. 

W. Heineke. Die Fermentintoxieation und deren Beziehung zur Sublimat- und Leucht- 
gasvergiftung. Deutsches Arch. f. klin. Med. XLII, 1/3, S. 147. 

H. C. Yarrow. Jaborandi an antidote to serpent venom. Med. News. Philad. LI, 25, 
p-_718. 

Bachelier. La scolopendre et sa piquüre. Accidents qu'elle determine chez ’homme. 
These de la faculte de Med. de Paris. 

Dujardin-Beaumetz. Effets physiologiques et mode d’applieation de l’hydroth£rapie. 
Bull. gen. de Therapeutique 1887, N° 8, p. 346. 

A. Eulenburg. Ueber allgemeine und locale Elektrisation mittelst hoch gespannter 
Ströme (Franklinisation). Berl. klin. Wochenschr. 1887, Nr. 13. 

F. Arnheim. Zur Frage über den Einfluss des Firnissens der Haut. Zeitschr. f. klin. 
Med. XII, 3 u. 4, S. 378. 

E. Lier. Die Haut als Vermittler der Erkältungskrankheiten. 8. Hamburg, Voss. 

E. Demange. Das Greisenalter. Deutsch von Spitzer. Mit 6 Taf. 8. Wien, Toeplitz 
& Deuticke. 

A. d’Arsonval. La mort par l’eleetrieite dans l’industrie: ses mecanismes physiolo- 
giques; moyens preservateurs. Compt. rend. CIV, 14, p. 978. 

J. V. Laborde. Römarques ä propos des reeherches de MM. Regnard et Loye, 
faites & Amiens, sur les restes d’un supplieie. ©. R. Soe. de Biologie, Juillet 16, 
1887, p. 641. (L. bemerkt, dass die von Regnard und Loye bei der letzten 
Hinrichtung in Amiens angestellten Versuche keinen Widerspruch mit dem 
früher festgestellten Thatsachen in sich einschliessen. Sie beweisen nur, wie 
mannigfach und complieirt die Verhältnisse sich gestalten bei der scheinbar 
einfachen Operation der Enthauptung.) Leon Frederiegq (Lüttich). 

A. Mentsching. Beiträge zur Histologie des Haares und des Haarbalges. Arch. f. 
mikrosk. Anat. XXXI, S. 32. 

S. Giovannini. Ueber die normale Entwiekelung und über einige Veränderungen der 
menschlichen Haare. Vierteljahrsschr. f. Dermatol. u. Syphilis XIV, 4, S. 1049. 

Ullmann. Schutzimpfung gegen Hundswuth. Anzeiger d. Ges. d. Aerzte zu Wien 
1887, S. 146. 

S, R. Cajal. Tejido öseo. Boletin del Instituto Mödieo Valeneiano XX, 1887, Enero 
(Januar), p- 7. 

0. van der Stricht. Recherches sur le cartilage hyalin. Arch. de Biol. VII, 1, p. 1. 


Nr. 26a. ‚Oentralblatt für Physiologie. 755 


B. Solger. Die Wirkung des Alkohols auf den hyalinen Knorpel. Festschrift für 
A. v. Kölliker, 1887, S. 103. Leipzig, W. Engelmann. 
0. Behn. Studien über die Hornkautschieht der menschlichen Oberhaut, speciell 
nl über die Bedeutung des Stratum luecidum (Oehl\. Inaug.-Diss., Kiel 
Ch. Degagny. L’'hyoplasma ou protoplasma fondamental, son origine nueleaire. Bull. 
de la Soc. Bot. de France 1887, N° 7, p. 365. 
A. Meunier. Le nucl&ole des Spirogyra. Lierre, J. v. In et Co., 1897. 
6. Fritsch. Die elektrischen Fische. Nach neuen Untersuchungen anatomisch-zoo- 
logisch dargestellt. I. Abtheil. Malopterurus eleetrieus. Leipzig 1837, Veit u. Co. 
A. Piutti. Sintesi dell’ acido aspartico. Atti della R. Acc. dei Lincei III, 10, p. 300. 


II. Allgemeine Muskel- und Nerven-Physiologie. 


J.R. Ewald. Aendert sich das Volumen eines Muskels bei der Contraction? Pflüger's 
Arch. XLI, S. 215. (E. untersuchte neuerdings die Frage, ob der Muskel bei 
seiner Zusammenziehung eine Volumverminderung erfährt oder nicht. Bei 
richtiger Ausführung erwies sieh die schon von den ältesten Forschern ange- 
wendete Methode, den Muskel in ein kleines mit Flüssigkeit [0-'6procentige 
Koehsalzlösung] gefülltes Gefäss einzuschliessen, welches mit einer capillaren 
Steigröhre verbunden ist, als die weitaus empfindlichste. Jede kleinste Volum- 
schwankung [in E.'s Versuchen noch im Betrage von 0:0001 Kubikmillimeter] 
würde sich durch eine entsprechende, mit dem Mikroskop zu beobachtende 
Niveauänderung in der Steigröhre verrathen haben. Die Versuchsergebnisse 
waren jedoch durchaus negativ. E. brachte ferner den zu untersuchenden 
Muskel in eine mit 0°6 Procent Kochsalz versetzte Gummilösung von gleichem 
speeifisehen Gewicht, so dass er darin frei schwebte. Wurde nun das Präparat 
in diesem Zustande tetanisirt und durch ein Fernrohr beobachtet, so bewegte 
sich bei Beginn der Contraction das obere Ende nach unten, das untere aber 
gleichzeitig nach oben. „Während der Dauer des Tetanus bleibt der Muskel 
aber wieder in völliger Ruhe schwebend.” Ein Maass für die Empfindlichkeit 
dieser Methode bietet die Bestimmung des kleinsten Gewichtes, welches auf den 
schwebenden Muskel gelegt, ein genügend schnelles Sinken desselben bewirkt. 
In einem gegebenen Falle betrug dasselbe bei einem speeifischen Gewichte der 
Gummilösung von 1'0765 0:18 Milligramm. Hätte also der Muskel nur 0'168 Ku- 
bikmillimeter an Volum bei der Öontraetion verloren, so wäre dies deutlich zu 
erkennen gewesen. Um den ungünstigen Einfluss der Consistenz der Gummi- 
lösung bei diesem Versuche auszuschliessen, wiederholte E. denselben mit 
gleichem Erfolge an Muskeln, welehe mittelst Platindraht mit einem Wachs- 
stückehen verbunden, frei in physiologischer Kochsalzlösung schwebten. Auch 
bei Wiederholung des Valentin schen Versuches mit der hydrostatischen Wage 
konnte E. keine merkliche Volumänderung des Muskels nachweisen. Derselbe 
wurde tetanisirt, während die Wage arretirt war. Gleich nach Beginn des 
Tetanus wurde sie vorsichtig frei gelassen und da ihre Ruhelage genau der 
Lage entsprach, in der sie frei wurde, so konnte eine Schwingung der Wage 
überhaupt nur erfolgen, wenn das speeifische Gewicht des angehängten Muskels 
sich durch den Tetanus änderte. Die positiven Resultate, welche Ermann und 
nach diesem Marchand und Ed. Weber mittelst der ersterwähnten Methode 
an gereizten Aalschwänzen erhielten, erklärt E. durch ungenügende Befestigung 
des von der Steigröhre durehsetzten Pfropfens im Halse des Gefässes. Wird 
derselbe durch Drahtbügel am Gleiten verhindert oder verwendet man ein- 
geriebene Glasstöpsel, so ist das Ergebniss dasselbe wie bei den Versuchen an 
isolirten Froschmuskeln.) Biedermann (Prag). 

A. Ceci u. F. Smutny. Muskelatrophie durch Unthätigkeit und Verkürzung des 
Muskels bedingt. Centralbl. f. d. med. Wiss. 1857, Nr. 43. An Hunden, Hühnern 
und Ratten wurde durch Tenotomie oder Fractur an einem Bein eine Ver- 
kürzung von Muskeln bewirkt. Das kranke, sowie das entsprechende gesunde 
Bein wurden in einen festen Verband gebracht, die Thiere in verschiedenen 
Zwischenräumen getödtet, die Muskeln [gemelli] genau präparirt und gewogen. 
Das Gewicht der verkürzten Muskeln nimmt mit der Zeitdauer constant ab. Die 
Muskein zeigen die Erscheinungen einfacher Atrophie. Der Blutreichthum des 
atrophischen Muskels ist in den ersten Tagen ein grösserer als der des ge- 
sunden Muskels.) Klemensiewiez (Graz). 


756 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


N. Kultschizny. Ueber die Art der Verbindungen der glatten Muskelfasern mit- 
einander. Biol. Oentralbl. Nr. 18, S. 572. (Verf. hat sieh an Schnitten durch 
die Musecularis externa vom Hundedarm überzeugt, „dass die einzelnen Zeilen 
der glatten Museulatur nicht durch eine Kittsubstanz verbunden sind, sondern 
mittelst kleiner protoplasmatischer Brückchen aneinanderhaften, und dass zwischen 
den Zellen Intercellularräume übrig bleiben.” [Es entspricht das der alten Theorie 
von Heitzmann. Ref.]) Sigm. Exner (Wien). 

C. Fr. W. Krukenberg. Fortgesetzte Untersuchungen zur vergleichenden Muskel- 
physiologie. Vgl. Physiol. Studien, 2. Reihe, 4. Abth., S. 143. C. Winter, 
Heidelberg 1887. (Bei früheren Untersuchungen hatte K. gefunden, dass die 
Muskeln verschiedener Thiere unter Umständen beträchtliehe Mengen von Exeret- 
stoffen aufzuspeichern vermögen. |So die Muskeln der Selachier Harnstoffe, die 
der Krokodile Urate, bei Cephalopoden findet sich reichlich Tannin, bei Lamelli- 
branchiaten Glyein, in Krebsmuskeln Tyrosin und in denen des Luvarus 
imperialis Kreatinin.] Der von K. versuchte Nachweis von Indol und Indican 
in Muskelextracten misslang in allen Fällen. Dagegen trat bei Zusatz von 
Nitroprussidnatrium und Kalilauge oder Ammoniak sowohl in Muskelauszügen 
von Fischen, als auch in solehen von Krebsen, Cephalopoden und Asteriden eine 
Purpurfärbung ein; doch gelang es nicht, das Öhromogen chemisch zu bestimmen. 
Auf K.s Anregung hatte schon H. Häckel die funetionell verschiedenen 
Scheren- und Schwanzmuskeln des Hummers und Flusskrebses histologisch 
untersucht und gefunden, dass die Höhe der „Muskelfächer” an den Fasern des 
Schliessmuskels der Schere beträchtlich grösser ist, als an denen der longitu- 
dinal verlaufenden Schwanzmuskeln. Bei Vergleichung der Muskeln der oft 
ausserordentlich ungleich entwickelten Scheren gewisser Einsiedlerkrebse fand 
K. in den stärkeren Scheren eine weit grössere Zahl schmaler und sehr fein 
gestreifter Fasern, als in den kleinen und fasst demgemäss die Verstärkung der 
Muskelmasse als „einen durch Hyperplasie [nicht durch Hypertrophie] bedingten 
Vorgang” auf. Nach K. büssen gewisse Arthropodenmuskeln beim Erwärmen in 
Glyeerin auf etwa 60°C. ihre Doppelbrechung ein, während die Muskelfasern 
der Wirbelthiere, und zwar die blassen mehr als die rothen, sich viel resistenter 
zeigen. Die letzteren würden sich beim Kaninchen nach K. auch dadurch von 
jenen unterscheiden, dass sie schmäler sind und höhere Muskelfächer besitzen. 
Unterschiede der Breite lassen sich auch an den contractilen Elementen des 
glasigen und faserigen 'T'heiles des Schliessmuskels der Auster nachweisen.) 

Biedermann (Prag). 

Ch. Rouget. Sur les grains ou boutons des terminaisons dites en grappe des nerfs 
moteurs. Comptes Rendus CV, 3, p. 173. Die Knöpfchen der von Tsehiriew 
und Bremer beschriebenen trauben- [dolden-] förmigen Nervenendigung in den 
Muskeln der Eidechsen und Blindschleichen zeigen nach Behandlung mit 
1 pro mille Salzsäure, entweder direet oder nachdem ein längerer Aufenthalt 
in 25proeentiger Chlornatriumlösung vorausgegangen war, eine complieirte 
Struetur, indem jedem solehen Knöpfehen eine Nervenendsehlinge zu Grunde 
liegt. Verf. sieht in den „Enddolden” nicht Jugendzustände der Endplatten, 
sondern eine bleibende, einfachste Form der motorischen Nervenendigung. Der 
wesentliche Bestandtheil einer solehen, weleher auch in den Nervenendplatten, 
sowie in der Nervenendigung des elektrischen Organs von Torpedo vorkommt, ist 
eben die „Endschlinge”.) Paneth (Wien). 

W. Kochs. Versuche über das doppelsinnige Leitungsvermögen der Nerven. Biolog. 
Centralbl. VII, S. 523. (K. wiederholte die bekannten Versuche Paul Bert’s 
über die Folgen der Implantation des am freien Ende verwundeten Ratten- 
sehwanzes in der Rückenhaut des Thieres, durch welche die Frage des doppel- 
sinnigen Leitungsvermögens der [sensiblen] Nervenfasern entschieden werden 
sollte. In einer grossen Anzahl von Fällen, wo die Operation an alten oder 
jungen Thieren gelungen war, zeigte das mit der Rückenhaut verheilte Endstück 
des Schwanzes, welches nach Durchsehneidung der Schlinge übrigens oft von 
dem Thiere abgefressen, anderenfalls aber im Verlaufe mehrerer Wochen resorbirt 
wurde, niemals eine Spur von Sensibilität. Es war dies auch dann nicht der 
Fall, wenn die angefrischte Schwanzspitze an die Seite der Schwanzwurzel an- 
geheilt wurde. K. hält diese Thatsachen für einen Beweis gegen das doppel- 
sinnige Leitungsvermögen der Nervenfasern.) . } 

Biedermann (Prag). 


Nr. 


26a. Centralblatt für Physiologie. 757 


F. Henrijean. Application de la Protogapbie & l’ötude de l’ölektrotonus des nerfs. 


Ph. 


Bull. de l’Aead. Roy. de Belgique XIV, 7, p. 80. (H. untersuchte mittelst des 
Capillarelektrometers an Kalt- und Warmblüternerven den Verlauf der kat- und 
anelektrotonischen Zuwachsströme bei einmaliger Schliessung eines polarisirenden 
Stromes, indem er die Aussehläge der Queeksilbersäule photographisch auf- 
zeichnete. Den mitgetheilten Curven zufolge würde der Anelektrotonus rascher 
seinen grössten Werth erreichen als der Katelektrotonus. Bei schnellerer Be- 
wegung der photographischen Platte [45 Millimeter pro Secunde] beobachtete 
H. ein Latenzstadium des Katelektrotonus, dessen Grösse einer Fortpflanzungs- 
geschwindigkeit von etwa 13°’5 Meter pro Secunde entsprechen würde.) 
en (Prag). 

Limbourg. Beiträge zur chemischen Nervenreizung und zur Wirkung der Salze. 
Pflüger’s Arch. XXI, p. 303. (L untersuchte neuerdings die chemische 
Reizung motorischer Frosehnerven durch Lösungen von Chlornatrium, Chlor- 
kalium und Harnstoff. Aus dem Umstande, dass die Erregungserscheinungen 
rascher und stärker hervortraten, wenn der durehsehnittene Nerv eingetaucht 
wurde, als wenn die Lösungen im Verlaufe eines unversehrten Nerven ein- 
wirkten, schliesst L., dass das Eindringen der Flüssigkeit hauptsächlich vom 
Querschnitt aus erfolge. Wird nach längerem Bestehen einer chemischen 
Reizung der Nerv abgeschnitten, so erschlafft der Muskel in der Regel nicht 
vollständig [Contractur]. Die Erregbarkeit des Nervmuskelpräparates nimmt 
im Allgemeinen durch ehemische Reizung zu. Bei Verwendung sehr erregbarer 
Präparate gelingt es, auch seeundäre Erregung zu erzielen. Nebst der Wasser- 
entziehung nimmt L. auch noch bestimmte Eigenwirkungen der Salze als 
Ursache der Erregung an.) Biedermann (Prag). 


Carslaw. Die Beziehungen zwischen der Dichtigkeit und den reizenden Wirkungen 


der Kochsalzlösungen. Aus dem physiolog. Institute zu Leipzig. Du Bois’ Archiv 
1887, S. 430. (Leitet man dureh die Gefässe eines Frosehhintertheils reine 
Kochsalzlösungen, deren Gehalt zwischen 02 und 20 Procent schwankt, so 
findet man keine Concentration, welche sich vollkommen „indifferent” verhält: 
Die Reizbarkeit durch den elektrischen Strom sinkt in allen Fällen bedeutend 
rascher ab, als wenn der undurehströmte Muskel in der feuchten Kammer auf- 
gehängt bleibt und dazu treten gleichfalls ausnahmslos Reizungserscheinungen 
von Seiten der Lösungen. Die letzteren sind wesentlich verschieden, je nach 
der Diehtigkeit der Lösung. Unter 05 Procent treten nach einer Pause von 
etwa einer halben Minute Tetani auf, welche, durch Ruhezeiten getrennt, 
mehrere Minuten lang beobachtet werden können. Sind die Anfälle vorüber, 
so bleibt der Muskel auch bei weiterer Zufuhr derselben Salzlösung in Ruhe, 
während noch schwächere Lösungen unter gewissen Umständen neuerdings 
reizend wirken können. Die direete wie indireete Reizbarkeit durch den elek- 
trischen Strom ist aber nach Aufhören der Tetani keineswegs erloschen, oft 
kaum herabgesetzt. Die Erscheinungen verlaufen um so rascher und energischer, 
je höher der Druck ist, unter welehem die Lösungen einströmen. Die Reizung 
kann nicht als eine Folge der Aufquellung betrachtet werden. Deutliche 
Quellungen treten meist erst ein, wenn die tetanischen Anfälle bereits vorüber 
sind. Setzt man den Lösungen Curare zu, so verschwinden die Reizungs- 
erscheinungen zum grössten Theil, obwohl die Quellung wie sonst stattfindet. 
Lösungen zwischen 0-5 und 0'7 Proeent führen zu fibrillären Zueckungen, welche 
den Schreibhebel kaum bewegen; Lösungen von 1 Procent ausserdem zu einer 
contraeturartigen, allmählich wachsenden, später wieder abnehmenden Ver- 
kürzung des Muskels; bei 2 Procent fallen die fibrillären Zuckungen weg und 
es bleibt nur eine langsam zunehmende Sehrumpfung des Muskels. Gleichzeitig 
verliert er rasch die Erregbarkeit durch den elektrischen Strom. Einzelreize 
und Tetani sind mit starken Contraeturen behaftet. Zuweilen führten Reizungen 
zu einer vorübergehenden Verlängerung des Muskels. In Bezug auf vergleichende 
Versuche am Säugethiermuskel sowie am Froschherz muss auf die Abhandlung 
verwiesen werden.) M. v. Frey (Leipzig). 


A. v. Gehuchten. Etude sur la structure intime de la cellule museulaire strice. 


Anat. Anz. II, 26, S. 79. 


A. Pilliet. Note sur l’aspect des champs de Cohnheim dans les fibres museu- 


laires stri6es chez ladulte. Bull. de la Soc. de Zool. de France 1887, XI, 2°, 
3’ et 4% parties, p. 145. (Die Cohnheim’schen Felder in den einzelnen Fasern 


758 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


desselben Muskels beim Erwachsenen sind verschieden und ihre Verschiedenheit 
lässt sich zur Altersbestimmung der Fasern verwenden.) 

$. Mayer. Einige Bemerkungen zur Lehre von der Rückbildung quergestreifter 
Muskelfasern. Prager Zeitschr. f. Heilkunde 1887, VIIL S. 177. 

L. Leven. Experimentelle Untersuchungen über die Regeneration der quergestreiften 
Muskelfasern uuter besonderer Berücksichtigung der Karyokinese Inaug.-Diss. 
Halle 188:. 

A. J. Kunkel. Studien über die quergestreifte Muskelfaser. Festschrift für A. v. Kol- 
liker, 1887, S. 223. Leipzig. W. Engelmann. 

W. Felix. Die Länge der Muskelfaser bei dem Menschen und einigen Säugethieren. 
Festschrift für A. v. Kölliker, 1887, S. 281. Leipzig, W. Engelmann. 
Jourdan. Sur la structure des fibres musculaires de quelques Annelides polychetes. 

Compt. rend. CIV, 11, p. 79. 

C. F. Marshall. Observations on the structure and distribution of striped and unstri- 
ped muscle in the animal kingdom and a theory of museular eontraction. The 
Quart. Journ. of Mierose. Se. XXVIOI, 1, p. 75. 

Brown-Sequard. Recherches sur les mouvements de eontraetion et de relächement, 
en apparence spontanes qui se produisent dans les museles, apres la mort, tant 
que dure la rigidite cadaverique. Compt. rend. CV, 14, p. 556. 

6. Gärtner. Ueber die therapeutische Verwendung der Muskelarbeit und einen neuen 
a zu ihrer Dosirung. Allgem. Wiener med. Zeitung Nr. 49 u. 50. (Be- 
schreibung und Verwendung einer unter variabler Reibung gehender Kurbel. 
Aus der ablesbaren Tourenzahl und der einstellbaren Reibung lässt sich die 
aufgewendete Muskelarbeit bestimmen.) Sigm. Exner (Wien). 

A. Chauveau et Kaufmann. Nouveaux documents sur les relations qui existent entre 
le travail chimique et le travail m&canique du tissu museulaire. — De l’activite 
nutritive et respiratoire des museles qui fonetionnent physiologiquement sans 
produire de travail mecanique. Compt. rend. CIV, 25, p. 1762. 

— — Nouveaux documents sur les relations qui existent entre le travail ehimique 
et le travail möcanique du tissu musculaire. De la quantite de chaleur produite 
par les museles qui fonetionnent utilement dans les conditions physiologiques 
de l’etat normal. Compt. rend. CV, 6, p. 296. 

— — Du coöffieient de la quantit© de travail mecanique proauit par les museles 
qui fonetionnent utilement dans ete. Ibid. 7. p. 328. 

A. Monari. Mutamenti della composizione chimica dei muscoli nella fatica. Torino 
1887. Gaz. chim. ital. XVII, p. 367. 

P. Bertacchini. ÜGontribuzione allo studio delle eorrenti elettriche nei muscoli. 
Rassegna di med. Modena 1837, p. 270, 3 

Sigm. Exner. Physiologische Verschiedenheiten der Muskelleistungen. Anzeiger der 
Gesellsch. d. Aerzte zu Wien 1887, S. 181. (Gelegentlich einer Discussion wird 
darauf hingewiesen, dass die chemischen Vorgänge in den Muskeln verschieden 
sein müssen, je nachdem dieselben eine Arbeit im mechanischen Sinne des 
Wortes leisten, z. B. beim Heben des Körpers, oder als in ihrer Länge ver- 
änderliche elastische Bänder wirken; z. B. wenn sie beim Bergabsteigen das 
Gewicht des Körpers aufzufangen haben. Im letzteren Falle schwitzt man, wird 
aber nicht dispnoisch; im ersteren — beim Besteigen eines Berges — schwitzt 
man und wird auch dispnoisceh.) 

K. Hallsten. Directe Reizung der quergestreiften Muskeln mittelst des constanten 
Stromes. (Fortsetzung.) Zeitschr. f. Biol., N. F., VI, 2, S. 164. 

Ch. L. Edwards. The influence of warmtl upon the irritability of frog’s musele and 
nerve. Studies from the Biol. Lab. Johns Hopkins Univ. IV, 1, p. 19. 

M. Friedmann. Experimenteller Beitrag zur Lehre von der Erhöhung der mecha- 
nischen Muskelerregbarkeit. Neurol. Centralbl. 1887, Nr. 21, S. 489. 

L. Ringer and D. Buxton. Upon the similarity and dissimilarity of the behaviour 
of cardiae and skeletal muscle when brought into relation with solutions con- 
taining sodium, ealeium and potassium salts. 'T’he Journ. of Physiol. VII, 5, 
p- 288. 

A. Maschek. Ueber Nervenermüdung bei elektrischer Reizung. Wiener akad. Sitzungs- 
bericht XCV, III. Abth., p. 109. (M. bestätigt die Angabe von Wedensky, dass 
der markhaltige Nerv selbst bei stundenlang fortgesetzter Reizung mit tetanisiren- 
den Wechselströmen keine locale Ermüdung zeigt. Die Erregung wurde vom 
Muskel entweder durch einen schwachen Kettenstrom nach vorgängiger Schiiessung 


Nr. 26a. Centralblatt für Physiologie. 759 


eines stärkeren oder durch locales Aetherisiren abgehalten. Ein gleiches Resultat 
ergab sieh nach Reizung mit gleichgerichteten Inductionsströmen. 
Biedermann (Prag). 
T. W. Poole. On the necessity for a modifieation of certain physiological doetrines 
regarding the interrelations of nerve and muscle. Med. Reg. Philad. 1837, 
p- 374, 399. 


D. Leicher. Ueber den Einfluss des Durchströmungswinkels auf die elektrische 
Reizung der Muskelfaser. Inaug.-Diss., Halle a/S. 1887. 


III. Physiologie der speciellen Bewegungen. 


Marey. Figures en relief representant les attitudes successives dun pigeon pendant 
le vol. Disposition de ces figures sur un zootrope. Compt. rend. CIV, 24, p. 1669. 
(In ähnlicher Weise, wie Marey früher die Phasen des Möventluges nach 
Augenblieksphotographien und plastischen Figuren dargestellt hat, verdeutlichte 
er jetzt den Flug der Taube durch elf Phasendarstellungen in Bronzeguss. 
Die den Phasen entsprechende Zeitdifferenz beträgt 0:01 Secunden. Bringt man 
diese Figuren auf einem Zootrop an, so kann man sich, bei langsamer 
Drehung, den Flugaect so zur Anschauung bringen, dass der Vorgang als ein 
eontinuirlicher erscheint, aber doch so langsam abläuft, dass man ihm bequem 
folgen kann.) Langendorff (Königsberg). 

H. St. John Brooks. Variations in the nerve-supply of the lumbrical museles in 
the hand and foot with some observations on the innervation of the perforating 
flexors. The Journal of Anatomy and physiology XXI, 4, p. 573. (Die englischen 
Anatomen schildern in übereinstimmender Weise die Innervation der Lumbrical- 
muskeln, die continentalen Lehrbücher dagegen weichen in ihren Beschreibungen 
mannigfach voneinander und von denen der Engländer ab. B. hat diese Verhältnisse 
neuerdings untersucht und Folgendes gefunden: Bezüglich der Museulatur der 
grossen Zehe ergab sich unter vierundzwanzig Fällen nur zweimal ein von der 
Norm abweichendes Verhaiten, indem der Adduetor hallueis auch von Zweigen 
des N. plantaris int. versorgt wurde, welehe in der Substanz des Muskels 
mit den tiefen Verzweigungen des N. plantaris ext. sich verbanden; in keinem 
Falle jedoch fand sich, dass der tiefe Zweig des N. plant. ext. den äusseren 
(fibularen] Kopf des Flexor hallueis brev. versorgte, wie dies von Henle und 
Schwalbe als normales Verhalten geschildert wird. In Betreff der Innervation 
der Lumbrieales gewinnt B. durch seine Zergliederungen, deren specielle 
Resultate im Originale nachzusehen sind, die Anschauung, dass sowohl an der 
Hand als am Fusse der tiefe Nerv |N. uln., respective N. plantaris ext.] grad- 
weise den oberflächlichen [|N. medianus, respective N. plant. int.] verdrängt 
und substituirt. Eines Details sei eingehender gedacht, welches B. bezüglich 
des den zweiten Lumbricalis am Fusse versorgenden Nerven, der vom tiefen 
Aste des N. plant. ext. entspringt, auffand. Derselbe verläuft unter dem M. 
adduetor transversus nach vorne, schlingt sich um den vorderen Rand dieses 
Muskels, um dann rückläufig auf dessen Oberfläche zum zweiten Lumbriealis 
zu gelangen. Dieser Verlauf des Nerven findet seine Erklärung in den embryol. 
Untersuchungen S. Ruge’s |Morphol. Jahrb. 1878, p. 132), welche zeigten, dass 
der Adductor transversus im Embryo dieht am Adductor hallueis liegt und erst 
allmählich an den Platz vorwärts rückt, den er beim Erwachsenen einnimmt. 
Cunningham’s Untersuchungen an niederen Säugern [Uuseus Thylaeinus u. a.] 
sprechen sehr zu Gunsten obiger Anschauung. Bezüglich der Innervation des 
Flexor digitorum perforans an der Hand fand B., dass der für den Zeigefinger 
bestimmte Bauch ebenso wie der erste Lumbriealis ausschliesslich vom N. 
medianus, der für den kleinen Finger bestimmte Bauch, sowie der vierte Lum- 
briealis typisch vom N. ulnaris versorgt wird, während der Ringfingerbauch 
mit dem dritten Lumbricalis von beiden Nerven Zweige bekommt. Diese Beob- 
achtungen sind neue Stützen für die von Russell anfgestellte Regel, nach 
weleher jeder Lumbriealis dieselbe Innervation aufweist wie jener Bauch des 
Flexor digitorum perforans, an dessen Sehne der betreffende Lumbricalis ent- 
springt.) 

Sigm. Fuchs (Wien). 


760 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


W. Podwyssozkl jun. Ueber die Beziehungen der quergestreiften Muskeln zum 
Papillarkörper der Lippenhaut. Archiv für mikroskop. Anat. XXX, 3, S. 327. 
(P. beschreibt für die papillare Schicht der Haut an der Oberlippe des Kaninchens 
eine pinselartige Ausbreitung der aus der Tiefe des Unterhautzellgewebes empor- 
dringenden quergestreiften Muskelbündel. Durch gegenseitige Kreuzung der 
aufgefaserten Bündel entsteht an der Grenze des Papillarkörpers ein System 
von zahlreichen Muskelfibrillen-Bündelchen und von einzelnen Muskelfibrillen. 
Diese treten sowohl zu den interpapillären Wülsten als auch in die Papillen hinein 
und selbst in die entfernteste Spitze derselben. Auch zu dem Epithel stehen die 
Muskelfasern in enger Beziehung: die feinsten sehnenartigen Fibrillen, nämlich 
die Fortsätze der primitiven Muskelfibrillen, kommen in engste Verbindung mit 
dem Epithel des Stratum mucosum, indem sie wahrscheinlich in die intercellu- 
laren Spalten derselben eindringen. Bezüglich des Uebergangs der Muskel- 
fibrille in die Sehne, schliesst sich Verf. der Ansicht jener an, welche den 
Uebergang der Muskelfasern in Sehnenfasern per continuitatem lehren. Die 
physiologische Bedeutung der Bezis-hung der quergestreiften Muskeln zum Pa- 
pillarkörper ist zunächst wahrscheinlich mit der Mimik der Lippen verbunden. 
Durch die Befestigung einzelner Muskelfasern an den intraepithelialen Wülsten 
und in den Papillen kann aber auch während der Thätigkeit der Muskeln eine 
indireete vasomotorische Wirkung auf die Capillaren der Papillen ausgeübt 
werden, indem durch die relative Verschiebung der interpapillären epithelialen 
Wülste eine kleinere oder grössere Blutfüllung der in den Papillen verlaufenden 
Capillaren hervorgerufen wird.) Drasch (Leipzig). 

Vierordt. Zeitliche Verhältnisse des Gehens. Pflüger’s Arch, f. d. ges. Physiologie 
XXXXI, S. 489. , 

Marey et Demeny. Etude experimentale de la locomotion humaine. Compt. rend. 
CV, 14, p. 544. 

Demeny. Etude des deplacements du centre de gravite dans le corps de l’homme 
pendant les actes de la locomotion. Compt. rend. CV, 16, p. 679. 

H. v. Mayer. Zur Schuhfrage. Zeitschr. f, Hygiene III, 3, S. 487. 

G. Hinsdale. The station of man physiologically and celinieally. 'The Amer. Journ. 
of the Med. Sc., N’ 186, April 1887, p. 478. 

Marey et Pages. Locomotion comparee: mouvement du membre pelvien chez !’homme 

l’elephant et le cheval. Compt. rend. CV, 3, p. 149. 

C. Strecker. Ueber die Condylen des Hinterhauptes. His-Braune’s Arch. 1887, 
Nr..6, S. 301. 

B. Stowell. The facial nerve in the domestie eat. Proc. of the Amer. Philosoph- 
Soc. Philad. XXIV, 125, p. 8. ; 

W. Braune u. 0. Fischer. Untersuchungen über die Gelenke des menschlichen Armes. 
Abh. d. math.-physik. Cl. d. kgl. Sächsischen Ges. d. Wiss. 1837, II, S. 81. 

P. Reynier. Oonsiderations anatomiques et physiologiques sur l’artieulation scapulo- 
humerale. Journ. de l’anat. et de la physiol. XXIII, 5, p. 530. 

A. de Souza. Sur la prösence d’un os pleural chez les Cobayes. ©. R. Soc. Biolog., 
Nov. 19, 1887, p. 675. 

F. R. Fry. The flexibility of the metacarpophalangeal joint of the thumb. St. Louis, 
Cour. Med. XVII, 1887, p. 8. 

B. Windle. On the adductor muscles of the hand. Proc. of the Birmingham Philos. 
Soe. V. 

P. Sebileau. Sur le muscle pedieux de la main. Bull. de la Soc. anatom. de Paris 
I, 28, p. 852. ; 

R; Balkan Musele court extenseur des doigts (pedieux de la main). Bull. de la 
Soe. anatom. de Paris I, 29, p. 880. 

H. Leboueg. L’apophyse styloide du 3° metacarpien chez l’homme. Ann. de la Soe. 
de Med. de Gand LXVI, Sept., p. 178. 

H. Hartmann. Note sur l’anatomie des nerfs de la paume de la main. Bull. de la 
Soc. anatom. de Paris I, 28, p. 860. 

G. Chiarugi. Di aleune disposizioni ralative ai muscoli flessori dell’ antibraceio e del 
probabile signifieato morfologieo della corda di Weitbrecht. Boll. d. sez. d. 
eult. d. se. med. n. r. Acead. d. fisioerit. di Siena 1887, p. 258. 

A. Goldschelder. Ueber Ataxie und Muskelsinn. Du Bois-Reymond’s Arch. 1887, 
Nr. 5, 8. 491; Deutsche Militärärztl. Zeitschr. XVI, 12, S. 556. (Durch starke, 
geeignet applieirte Faradisirung lässt sich die Empfindlichkeit für passive Be- 


Nr. 26a. Centralblatt für Physiologie. 761 


wegungen übertäuben und unter diesen Bedingungen nehmen die activen Be- 
wegungen den Charakter der „atactischen” an.) 

N. A. Randolph. The irradiation of motor impulses. Med. News. of Philadelphia 
1887, N° 19, p. 412; Coll. of Phys. of Philad. 2 March 1887. 

6. Arthaud et A. Duprat. Note sur liinnervation de la vessie. Ann. med.-chir. 
frangaises et etrangeres III, p. 149. 

J. Kunstler. Contribution & l’&tude de appareil mastieateur chez les rongeurs; notice 
myologique sur l’aretomys marmotta. Ann. des se. nat. Zool. IV, 1/3, p. 150. 
(Murmelthier, Ratte, Maus und einige andere Nagethiere, nicht Meerschweinchen, 
Hasen, Kaninchen, zernagen feste Körper von kleinem Querschnitt zwischen den 
beiden unteren Schneidezähnen, welche mit grosser Schnelligkeit und Kraft gegen- 
einander bewegt werden; die oberen Schneidezähne dienen bei dieser Art des 
Nagens nur als Widerlager. Der betreffende Bänder- und Muskelapparat beim 
Murmelthier wird an Abbildungen erläutert.) 

Bertinet. Sur le vol des oiseaux. Compt. rend. CV, 22, p. 1089. 

Amans. eg sur les organes de locomotion aquatique. Compt. rend. CV, 21, 

5 d. 

L. Charbonnel-Salle. Recherches experimentales sur les fonctions hydrostatiques de 
la vessie natatoire. Ann. d. se. nat. Zoologie Il, 5 u. 6, p. 305. 

Henri Corblin. Recherches sur la locomotion du peisson et sur la fonetion hydro- 
statique de la vessie natatoire. ©. R. Soe. Biolog. (Wird erst nach ausführlicher 
Mittheilung besprochen.) Leon Frederiegq (Lüttich). 

l. a Der Haftapparat der Batrachierlarven. Zeitschr. f. wiss. Zool. XLVI, 1, 
S. 67. 

W. Preyer. Ueber die Bewegungen der Seesterne. Zweite Hälfte. Mitth. aus der 
Zool. Station zu Neapel VII, 2, S. 191. 


IV. Physiologie der Athmung. 


F. Jolyet, J. Bergonie et C. Sigalas. Echanges gazeux pulmonaires dans la respiration 
de l!’homme. Compt. rend. CV, Nr. 16, p. 675. (Mit Hilfe des früher beschriebenen 
Respirationsapparates constatiren die Verff., dass bei der Athmung durch die 
Lungen Stiekstoff absorbirt wird, sowohl beim Menschen wie beim Hunde. 
Die absorbirte Menge betrug in den Versuchen am Menschen nie weniger als 
ein S/ıpoo und stieg sehr häufig bis auf ein 2/,ou des verbrauchten Sauerstoffs. 
Eine Bestätigung für die Richtigkeit dieser Beobachtung erblicken sie darin, 
dass nach ihren Versuchen der Stickstoffgehalt im Blut des rechten Herzens 
etwas geringer war als im linken.) F. Röhmann (Breslau). 

Ch. Richet. Des conditions de la polypn&e thermique. Compt. rend. CV, 6, p. 313. 
(R. meint, dass in der Wärmedyspno& [polypnee thermique] eine Art von 
agonischem Zustand bestehe, der ein längeres Athmen selbst bei Verschluss der 
Luftwege erlaube. Die Vermehrung der Athemfrequenz fällt fort, wenn durch 
Kohlensäure verschlechterte Luft geathmet wird. Auch Athmungshindernisse 
beseitigen die Polypno@. Durch die chemischen Bedürfnisse der Gewebe wird 
die Wärmedispno& nieht veranlasst; sie kommt nur dem Abkühlungsbedürfniss 
entgegen, und zwar dadurch, dass durch die vermehrte Athmung die Wasser- 
verdunstung von der Lungenoberfläche und damit die Wärmeabgabe bedeutend 
vergrössert wird. Die Beobachtungen wurden an der Sonnenstrahlung aus- 
gesetzten Hunden angestellt.) Langendorff (Königsberg). 

— De quelques conditions qui modifient le rythme respiratoire. Mem. de la Soc. de 
Biologie p. 25, 1887. (1. Die Beschleunigung der Athmung [Polypn&e thermi- 
que) kann entweder auf refleetorischem Wege, durch Erhöhung der Temperatur 
der sensiblen Nerven der Haut zu Stande kommen, oder einer directen Ueber- 
hitzung der Nervencentra ihre Entstehung verdanken. 2. Diese Polypnee ist 
nur bei minimalstem Druck sowohl der In- als der Ausathmungsluft möglich. 
Sie verschwindet sobald die Luftwege nicht mehr weit offen sind. 3. Durch 
Verdunsten des Blutwassers an der Lungenoberfläche wirkt die Polypnee als 
kräftiges Abkühlungsmittel bei überhitzten Thieren. 4. Diese Polypnee ist nur 
bei sehr oberflächlieher Athmung möglich; auch wird sie durch Anhäufung von 
Kohlensäure, die bekanntlich die Athmung vertieft, aufgehoben. 5. Ein Ueber- 
schuss von Kohlensäure, welche den normalen, trägen Respirationsrhythmus [bei 


762 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


nieht überhitzten Thieren] leicht beschleunigt, wirkt im Gegentheil stark ver- 
langsamend, wenn der Athmungsrhythmus schon vorher beschleunigt war. 6. Alle 
diese Thatsachen kann man noch nach Durchschneidung der Vagi und bei tief 
chloralisirten Thieren beobachten.) Leon Frederiegq (Lüttich). 

A. Loewy. Ueber das Athemcentrum in der Medulla oblongata und die Bedingungen 
seiner Thätigkeit. Du Bois-Reymond's Achiv f. Physiol. 1887, 8. 472. (L. sah 
bei Thieren, deren Athemeentrum er von alleı peripherischen Zuflüssen und 
von den oberen Hirnbahnen isolirt hatte, eine rhythmische, wenn auch enorm 
verlangsamte und sehr vertiefte, durch erhebliches Ueberwiegen der Inspiration 
ausgezeichnete Athmung fortdauern. Die Reaction des isolirten Centrums auf 
Kohlensäure oder auf die Stoffwechselproduete tetanisirter Muskeln war die- 
selbe wie vor der Operation. Die Regulirung der Athmung wird somit durch 
das medullare Oentrum selbst besorgt. Die weiteren Versuche des Verf. beweisen 
die Existenz eines von den rhythmischen Aenderungen des Lungen- 
volums unabhängigen Tonus des Lungenvagus. Durch vollständige 
Atelektasirung der Lunge wird er aufgehoben; diese Operation, einseitig vor- 
genommen, wirkt wie Durchschneidung des gleichseitigen Vagus; wird bei 
einseitiger Atelektase der Vagus der anderen Seite durchschnitten, so treten 
die für doppelseitige Vagotanie charakteristischen Athmungsveränderungen auf; 
durch hinzugefügte Durchtrennung des der luftleeren Lungenhälfte angehörenden 
Nerven werden diese nicht beeinflusst. Durch Aufblasen der atelektatischen 
Lunge wird ihr Vagus wieder wirksam.) Langendorff (Königsberg). 

G. Sandmann. Ueber Athemreflexe von der Nasenschleimhaut. Du Bois-Reymonds 
Archiv f. Physiologie. 1887, S. 483. (Beim Kaninchen tritt bei Behinderung der 
Nasenathmung durch Tamponade Dyspno@ und nach vier bis acht Tagen Tod 
ein. Die Mundathmung reieht deshalb nicht aus, ‚weil durch die Zunge eine 
ventilartige Stenosirung dieses Weges herbeigeführt wird. Die graphische Dar- 
stellung der Athmung liefert den Beweis für das Vorhandensein eines stenosiren- 
den Hindernisses. Reizungen der Nasenschleimhaut hemmen entweder die 
Athmung [stärker reizende Dämpfe] oder sie führen zu Niessreflexen. Das 
letztere ist der Fall bei milder, besonders auch mechanischer Reizung. Der 
Niessreflex kann abortiv sein, d.h. die dem auf den Reiz folgenden inspiratori- 
schen Krampf sonst sich anschliessende foreirte Exspiration ausbleiben. Die in 
Rede stehenden Reflexe lassen sich nur von demjenigen Theil der Nasenschleim- 
haui auslösen, der vom N. ethmoidalis versorgt wird [Nähe des Naseneinganges|. 
Reizung des Stammes dieses Nerven ist ebenfalls von Erfolg, während die vom 
N. pterygopalatinus innervirten Schleimhautpartien selten und schwach wirk- 
sam sind.) Langendorff (Königsberg). 

6. Vaerst. Ueber die Ursachen des Kehlkopfpfeifens. Deutsche Zeitschr. f. Thier- 
mediein XI, 2 u. 3, S. 129. (Die Ursache des Kehlkopfpfeifens der Pferde ist 
nach Günther sen. die Lähmung des N. laryngeus recurrens, in Folge welcher 
die von ihm versorgten Erweiterer der Stimmritze — M. erico-arytaenoideus 
postieus, crico-arytaenoideus lateralis, arytaenoideus transversus — nieht mehr 
funetioniren können. Fast ausnahmslos ist die Erkrankung des N. lar. reeurrens 
sinister, ausnahmsweise die des N. lar. rec. dexter die Ursache des Leidens. 
Den Inhalt der Abhandlung des Verfassers bildet eine theoretische Erörterung 
aller denkbaren Ursachen dieser auffallenden Erscheinung; trotz vielfachen 
Bemühens gelang es dem Verfasser nicht durch direete Beobachtung die auf- 
gestellten Theorien zu stützen. Die fast constant linksseitige Erkrankung beruht 
auf der innerhalb der Brusthöhle vorhandenen Verschiedenheit des Verlaufes 
der N. recurrentes, der N. reeurrens sinister hat einen längeren und gefähr- 
licheren Weg in der Brusthöhle als der N. recurrens dexter [auch in der letzten 
Lieferung des „Lehrbuches der speciellen Pathol. und Ther. der Hausthiere‘ 
von Friedberger und Fröhner wird „der Verlauf des linken Recurrens in 
der Brusthöhle” als Ursache der häufigeren Erkrankung des linken Recurrens 
angegeben]. Der linke Reeurrens ist nach seiner Abzweigung vom N. vagus 
von der Pleura überzogen und es können sich daher Entzündungen u. s. w. 
von der Pleura auf ihn fortsetzen; thatsächlich beobachtete Diekerhoff Pferde, 
die wenige Wochen nach der Genesung von der Brustseuche mit dem Kehl- 
kopfpfeifen behaftet waren. An der Stelle, wo sich der Reeurrens sinister um 
den Aortenbogen herumschlägt, liegen ihm Packete der hinteren Mittelfelldrüsen 
an, deren Erkrankung ebenfalls den Nerv beeinflussen kann; im weiteren Ver- 


Nr. 26a. Centralblatt für Physiologie. 763 


laufe liegt der Nerv zwischen dem Aortenbogen und den wenig nachgiebigen 
Knorpelringen der Trachea, so dass pathologische Veränderungen am Aorten- 
bogen den Nerven bedeutend in Mitleidenschaft ziehen müssen. Es kann der 
Nerv von dem von der Fascia endothoracica kommenden. zum fibrösen Theile 
des Pericardiums tretenden und ihn überbrückenden Blatte comprimirt werden, 
ebenso wie durch den Truneus carotieus an der Stelle, wo er zwischen diesem 
und der Traehea verläuft. Endlich kann er durch Dilatation und Divertikel des 
Oesophagus dort, wo dieser in der vorderen Brustregion von der hinteren auf 
die linke Seite der Trachea tritt, ebenfalls comprimirt werden.) 
Latschenberger (Wien). 

E. Wertheimer. Recherches expörimentales sur les centres respiratoires de la moölle 
epiniere. Journ. de l’Anat. et de la Physiol. XXIII. 6, p. 567. 

L. Braun. Ueber das Cavum pharyngo-ovale et laryngeum des Schluck- und Athmungs- 
apparates. Inaug.-Diss. München 1887. 

F. Maurer. Die Kiemen und ihre Gefässe bei Urodelen und Anuren. Morphol. Jahrb. 
XII, 2, S. 388. 

Fubini e Spalitta. Influenza della luce monocromat. sulla espirazione del U0,. Arch. 
per le seiene. med. XI, N° 15. 

L. de Saint-Martin. Influencee du sommeil naturel ou provoqut sur lactivite des 
combustions respiratoires. Compt. rend. CV, 23, p. 1124. 

E. Delsaux. Sur la respiration des Chauves-Souris pendant leur sommeil hibernal. 
Arch. de Biol. VIII, 1, p. 207. 

Traube-Mengarini. kiicerche sui gas contenuti nella vesica natatoria dei pesei. Nota 1. 
Atti della R. Ace. dei Lincei III, 2° Sem. 1887, N° 3, p. 55. 

F. Plateau. De l’absence de mouvements respiratoires perceptibles chez les Araclı- 
nides. Arch. de Biolog. VII, 2, p. 331. 

S. Fredericg. Etude experimentale sur l’asphyxie aigue. Arch. de Biol. VII, 1, p. 217. 
Brown-Sequard. Remarques sur le traitement de la perte de respiration & propos 
de la Communication de M. dArsonval. Compt. rend. CIV, 14, p. 981. 

F. H. Champneys. Experimental researches on artifieial respiration in stillborn 
children. London, H. K. Lewis, 1887. (Besprochen in The Brit. Med. Journ. 
1887, N’ 1400, p. 946.) : 

A. Flint. On the elimination of sulphuretted hydrogen artificially introduced into 
the body. Medical News Philad. LI, 24, p, 670. 

J. Straus et W. Dubreuilh. Sur l’absence de microbes dans lair expire. €. R. Soc. 
Biologie, Dee. 3, 1887, p. 728; Compt. rend. CV, 23, p. 1128. ' 

Brown-Sequard et A. d’Arsonval. Demonstration de la puissance toxique des ex- 
halaisons pulmonaires provenant de l’homme et du chien. ©. R. Soc. Biologie, 
Dee. 24, 1887, p. 814. 

Ch. Richet. Observations historigues sur l’exhalation pulmonaire, a propos de la 
note de M. Brown-Sequard. ©. R. Soc. Biolog., Dec. 10. 1887, p. 754. 

N. Grehant. Action physiologique des gaz produits par une combustion incomplete 
du gaz d’eelairage. C. R. Soc. Biol., Dee. 17, 1887, p. 779. (Bei der unvoll- 
kommenen Verbrennung des Leuchtgases bildet sich eine beträchtliche Menge 
Kohlenoxyd. — Vergiftung eines Hundes, dessen Blut 6 Volumprocente Sauer- 
stoff und 20 Volumprocente Kohlenoxyd enthielt.) 

Leon Frederieg (Lüttich). 

— Sur les aeccidents mortels qui peuvent survenir a la suite de l’anesthesie par 
lacide earbonique. ©. R. Soc. de Biolog., Aoüt 6, 1887, p. 542. (Wenn man 
Kaninchen nach zweistündiger Athmung eines Gasgemenges mit 45 Procent 
Kohlensäure wieder in der Atmosphäre frei atımen lässt, dann hört die Nar- 
kose sofort auf. Das weitere Verhalten der Thiere ist ein sehr wechselndes: 
einige zeigen im Anfang eine gewisse Schwäche der Nackenmuskeln und eine 
leichte Lähmung der vorderen Extremitäten, erholen sich aber bald gänzlich 
wieder. Andere dagegen sterben binnen 11 Minuten unter den Zeichen einer 
allgemeinen Muskellähmung.) Leon Frederieg (Lüttich). 

K. B. Lehmann. Experimentelle Studien über den Einfluss technisch und hygienisch 
wichtiger Gase und Dämpfe auf den Organismus. Theil II u. IV. Chlor und 
Brom. Arch. f. Hygiene VII, 3, S. 231. 

M. v. Pettenkofer. Ueber Gesundheitsschädlichkeit mehrerer hygienisch und technisch 
wichtiger Gase und Dämpfe. Sitzungsber. der mathem.-physik. Cl. d. k. Bayeri- 
sehen Akad. d. Wissensch. München 1887, II, S. 179. 


764 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


6. Tizzoni. Nuovi studi sulle alterazioni del bulbo nel fenomeno di Cheyne-Stokes. 
Memorie della R. Accad. delle Seienze dell’ Istituto di Bologna VII, 1, p. 111, 
1887. ° 

Knoll. Beiträge zur Lehre von der Athmungsinnervation. VII. Mittheil. Wiener 
akad. Sitzungsber. XCV, 1 bis 5, Abth. 3, $. 188: (In dieser siebenten Fort- 
setzung seiner Untersuchungen bespricht Verf. den Reflex vom N. glosso- 
pharyngus auf die Athmung, die Schluckathmung, die Wirkung der durch 
eine Trachealfistel eingeathmeten Kohlensäure und der verhinderten Inspiration, 
endlich das periodische [periodisch auftretende] Athmen.) 

G. Bodländer. Die Wasserausscheidung durch die menschliche Haut nach Aufnahme 
von Weingeist. Zeitschr. f. klin. Med. XIII, 5, S. 401. (Methodisch beachtens- 
werthe Untersuchung. Resultate inconstant bei verschiedenen Versuchspersonen, 
meistens trat Verminderung der Wasserausscheidung durch die Haut nach 
Alkoholgenuss auf.) 


V. Physiologie der thierischen Wärme. 


G. A. Hirn. La thermodynamique et le travail chez les &tres vivants. Rev. scientif. 
1887, I, 22, p. 613; 28, p. 744. N0. 25, DA Id. 

U. Mosso. Recherches sur linversion des oseillations diurnes de la temperature 
chez I’homme normal. Arch. Ital. de Biol. VIH, 2, p. 177. 

Ch. Richet. La respiration et la temperature. Rev. scientif. 1887, II, 25, p. 801. 

Paul Loye. Influence du sommeil anesthesique sur l’activite des combustions respi- 
ratoires. Ö. R. Soe. Biologie, Dec. 17, 1887, p. 778. 

F. Henrijean. Influence des agents antithermiques sur les oxydations organiques. 
Arch. de Biol. VII, 2, p. 277. 

G. Corin et A. v. Beneden. Recherches sur la regulation de la temperature chez 
les Pigeons prives d’hemispheres cerebraux. Arch. de Biol. VII, 2, p. 266. 

J. Ott und Ch. Colimar. The thermal inhibitory apparatus. Journ. of nerv. and 
disease. 1887, XIV, p. 428. Resprochen im Neurol. Centralbl. 1887. Nr. 23, 
. 545. 

Terrier. Rapport sur un travail du docteur Defontaine, intitule: Note sur le coup 
de soleil eleetrique. Bull. et Mem. de la Soc. de Chir. de Paris XIII, 12, 
p. 199. 


VI. Physiologie des Blutes und der Circulation. 


K. Klotz. Untersuchungen über die Vena saphena magna beim Menschen u. s. w. 
Arch. f. Anat. und Physiol. Anatom. Abth. 1887, 2, S. 153. (K. gibt 
eine genaue Beschreibung des Verlaufes und der Klappenverhältnisse der V. 
saphena magna des Menschen Die Klappen bestehen je aus zwei Taschen 
und sind meistens an Asteinmündungsstellen angebracht, ohne dass jedoch 
diese Regel bindend wäre. Die vorhandenen Klappen sind nicht alle sufficient. 
Mit zunehmendem Alter nimmt die Zahl der funetionsunfähigen Klappen zu; 
so findet K. beim Fötus und beim Neugeborenen alle Klappen tauglich, beim 
25jährigen Mann dagegen schon 17 Procent, beim 48jährigen 23 Procent, beim 
54jährigen 40 Procent, beim 70jährigen sogar 80 Procent geschrumpft, und er 
meint, dass sich daraus die im späteren Lebensalter auftretenden Varicen und 
anderen Beschwerden erklären dürften. R 

Langendorff (Königsberg) 

E. Maragliano. Ueber die Resistenz der rothen Blutkörperehen. Berlin. Klin. 
Wochenschr. 1887, Nr. 43. (M. gibt hier eine vorläufige kurze Zusammen- 
stellung von Studien, welche er über die Resistenzfähigkeit der rothen 
Blutkörperchen im menschlichen Blut unter normalen und unter patho- 
logischen Verhältnissen anstellte. Zunächst untersucht er gesundes Blut, 
theils bei Paraffinverschluss, theils unter Einwirkung von Hitze, Trocknung, 
Compression, chemischen Reagentien und Tinetionsversuchen. Es sei aus den 
diesbezüglichen Angaben erwähnt, dass er bei Paraffinverschluss ehromatische 
und morphologische Veränderungen der Blutkörperchen unterscheidet und 
letztere zum Theil den von italienischen Beobachtern im Malariablut be- 


Nr: 26a. Centralblatt für Physiologie. 765 


schriebenen Alterationen ähnlich fand. Bei der Tinetion constatirte er, dass 
ein Blutkörperehen sich um so weniger färbt, je normaler es ist. Sodann ver- 
gleicht er das Blut bei verschiedenen Krankheiten mit diesen normalen Be- 
funden und gibt als hauptsächliche Ergebnisse hiervon an: dass die schwerste 
Resistenzverminderung der rothen Blutkörperchen dureh chronische Affee- 
tionen, besonders Lues, Tubereulose und chronische Leberkrankheiten [speeiell 
Cirrhose] hervorgerufen wird, dass Fieber an und für sich die Resistenzfähig- 
keit nicht beeinflusst und dass unter den Oligämien einige sind, bei denen 
die Aenderung der Resistenz beträchtlich ist, andere, bei denen sie fehlt.) 
Riess (Berlin). 
M. Löwit. Die Umwandlung der Erythroblasten in rothe Blutkörperchen. Wiener 
akad. Sitzungsber. XCV, III. Abth., p. 129. (Mit der Lymphe und dem aus 
den Blutzellen bildenden Organen abströmenden Venenblute gelangt stets eine 
mehr oder weniger grosse Zahl von Erythro- und Leukoblasten in den Kreis- 
lauf. Die letzteren, ursprünglich „einkernig’, wandeln sich im Blutstrom all- 
mählieh in „mehrkernige” Formen um, welche daher im arteriellen System 
überwiegen. Erythroblasten finden sich nur in Gefässgebieten, welche zu Blut- 
zellen bildenden Organen in näherer Beziehung stehen. Sie gehen theils schon 
in diesen letzteren, der Hauptsache nach aber erst im [venösen] Blutstrome 
selbst in kernführende, hämoglobinhaltige Vorstufen rother Blutkörperchen 
[„gekernte” und „kernhaltige rothe Blutkörperehen] über, welche erst später 
den Kern verlieren. L. bezieht auf diese Vorgänge die grössere Zahl der rothen 
Blutkörperchen und den grösseren Hämoglohingehalt des Venenblutes.) 
Biedermann (Prag). 
A. P. Fokker. Untersuchungen über Heterogenese. II. Die Hämatocyten. Groningen, 
P. Noordhoff 1837. (Weder in dem unter Asepsis aufgefangenen unverdünnten 
Blute treten Spaltpilze oder überhaupt Organismen auf [Fokker, Unter- 
suchungen, I. Heft], noch in dem mit destillirtem Wasser hochgradig verdünnten 
Blute, ebensowenig in einer Verdünung mit 06 Procent Kochsalz, und zwar 
weder bei Zimmertemperatur noch bei 37% C., noch bei höheren Temperaturen. 
Es bildet sich nur ein lockeres, amorphes Sediment. Wurde jedoch das Blut 
mit sehr verdünnten Salzlösungen versetzt, z. B. mit Groninger Leitungs- 
wasser oder mit einer Lösung von 50 Milligramm KCl + 50 Milligramm 
Ca SO, im Liter, dann nimmt das ursprünglich amorphe Sediment allmählich 
Formung an, langsam bei 37°, binnen 24 Stunden bei 50 bis 55". -Es entstehen 
kugelige, manchmal etwas eckige Bläschen, welche einzeln oder zu zwei und 
mehreren verbunden sind, bisweilen auch stäbchenartige Gebilde. Ihre Grösse 
ist sehr verschieden von der eines Blutkörperchens bis zu unmessbarer Klein- 
heit. Sie sind widerstandsfähig gegen Alkalien und Essigsäure, färben sich mit 
‚Jod intensiv braun, ferner mit Anilinfarben, insbesondere nach dem Gram ’'schen 
Verfahren. — In einer Verdünnung des Blutes mit '/, Procent Fleischextraet 
'/; Procent Pepton, !', Procent NaCl, 1 bis 5 Procent Milchzucker bleiben die 
rothen Blutkörperchen erhalten und man sieht auf dem Wärmetisch bei 52° die 
erwähnten Gebilde aus den Blutkörperchen hervorspriessen. Nach 24 Stunden 
ist die Bildung beendet. Temperaturen über 60", starke Säuren und Alkalien 
hindern den Process. — Verf. hält diese Formen für verschieden von den von 
Max Schultze [Arch. f. mikr. Anat. I, 1865] und Ranvier [Techn. Lehrb. d. 
Histologie 1877] beschriebenen Knospungen aus den rothen Blutkörperchen bei 
höheren Temperaturen. Sie sind widerstandsfähiger und sind, wie angegeben, 
färbbar. Ebenso hält sie Verf. nicht für Eiweisscoagula, insbesondere deshalb, 
weil sie sich in 0 O,- und H,-Atmosphäre nicht bilden. — Verf. glaubt, dass 
sie sich dureh Sprossung vermehren, hält sie für Lebensformen und nennt sie 
Hämatoeyten. Ihre Cultur gelang auf keinerlei Weise.) 
Gruber (Wien.) 
C. A. Pekelharing. Sur la cause physique de la diapödese des corpuseules blancs 
du sang, en cas dinflammation. Arch. ncerland. 1887, XXI, p. 34. (P. wendet 
sich gegen Binz, der gegenüber Hering und Öohnheim für die Auswanderung 
der Leukoceyten aus den Gefässen entzündeter Gewebe nicht einfache Filtrations- 
kräfte, sondern die amöboide Beweglichkeit der farblosen Blutkörperchen ver- 
antwortlich. gemacht hat, indem er sich besonders auf die zugleich proto- 
lasmalähmende und die Auswanderung hemmende Wirkung des Chinins, des 
ucalyptusöls und Anderes stützte. P. zeigt am entzündeten Mesenterium des 


Centralblatt für Physiologie. 56 


766 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


Frosehes, dass Irrigation mit den betreffenden Substanzen allerdings im Sinne 
von Binz wirkt, dass dieselbe aber zugleich einen Einfluss auf die Gefässwand 
hat, die sich im Wesentlichen in einer Verengerung der Venen äussert. Bei 
Hunden schätzte P. die Energie des Blutstromes und die Durchlässigkeit der 
“efässwände nach der Menge von Lymphe, die aus einem der V. saphena be- 
nachbarten Lymphgefäss an einer entzündeten Hinterpfote ausfloss. Gab er den 
Thieren Chinin oder salieylsaures Natron, so wurde der Jymphstrom ver- 
mindert, ohne dass diese Verminderung auf eine Herabsetzung des allgemeinen 
Blutdruckes hätte bezogen werden können. P. glaubt deshalb, dass diese Sub- 
stanzen, die Durchlässigkeit der Gefässwände, die in Folge der Entzündung 
gewachsen ist, wieder verringern; und in diesem Sinne erklärt er auch ihren 
Einfluss auf die Auswanderung der Leucocyten.) 
Langendorff (Königsberg). 

J. Archarow. Ueber die Anfsaugung aus den subcutanen Lymphsäcken bei dem 
Frosche. Du Bois-Reymond's Arch. f. Physiol. 1887, S. 377. (A. untersuchte 
die Resorption von Indigkarminlösung, die er in einen Lymphsack eingebracht 
hatte. in ihrer Abhängigkeit von verschiedenen Variablen. Die Schnelligkeit der 
Resorption wurde nach dem Beginne der Bläuung an der Zunge oder bei Ein- 
bringung der Farbstofflösung in den euralen Lymphsack nach dem Beginn des 
Ausflusses gefärbten Blutes aus der Femoralvene beurtheilt. Es zeigte sich, dass 
Fesselung die Aufsaugung verlangsamt; dass Erwärmung sie beschleunigt und 
Kälte hemmend wirkt. Möglicherweise beruht der Temperatureinfluss auf der 
Vermehrung oder Verminderung der Herzthätigkeit: denn wenn beim ab- 
gekühlten Frosch das Herz mit warmem, beim erwärmten mit kaltem 
Wasser berieselt wurde, war die Temperatur des ganzen Thieres ohne 
oder von geringem Einfluss auf die Resorptionsgeschwindigkeit. Durch- 
sehneidung des Pl. ischiadieus einer Seite verlangsamte die Aufsaugung 
aus den Lymphsäcken der betreffenden Extremität; aber nur deshalb. weil die 
Pfote gelähmt war; wurde der peripherische Stumpf des Nerven gereizt, so 
inachte sich keine Verzögerung geltend. Nach hoher Rückenmarkdurehsehneidung 
zeigte sich die Resorption ebentalls verlangsamt, mehr noch nach Ausbohrung 
des Markes; doch meint Verf., dass die Schädigung der Cireulation daran die 
Schuld trage und dass diese Versuche keinen Beweis für einen unmittelbaren 
Einfluss des Centralnervensystems auf die Aufsaugung liefern. Aus weiteren, 
mehrfach variirten Versuchen schliesst Verf., dass die Farbstofflösung aus den 
Lymphsäcken unmittelbar am Orte der Injeetion, ohne irgend eine Betheiligung 
der I mohhazen, ins Blutgefässsystem eindringt: er glaubt, dass die dabei 
wirksame Kraft die Diffusion sei.) - 

Langendorff (Königsberg). 

P. J. Meyer. Untersuehungen über die Veränderungen des Blutes in der Schwanger- 
schaft. Arch. f. Gynäkol. XXXI, 1. S., 145. (M. fand bei zehn gesunden 
20 bis 25 Jahre alten Mädehen im Kubikmillimeter Blut im Durchschnitt 
5-9 Millionen rothe Blutkörperehen. Der Blutfarbstoffgehalt wurde mit Hilfe 
des Fleischl’schen Hämometers zu 854 Procent seiner Scala bestimmt. Bei 
37 Schwangeren, meistens im zehnten Monat, zeigten sich beide Werthe ver- 
mindert: Die Blutkörperehenzahl auf 5-2 Millionen im Mittel [Minimum 3:56; 
Maximum 6-29], der Hämoglobingehalt auf 77:6 Procent [Minimum 62, Maxi- 
mum 95 Procent] gesunken. Bei denselben Individuen verminderte der Eintritt 
der Geburt Blutkörperehen und Blutfarbstoff noch mehr, so dass kurze Zeit 
nach derselben im Mittel nur 4:62 Millionen der ersteren und.66°7 Procent des 
letzteren vorgefunden wurden. Am Ende des Wochenbettes zeigten sich beide 
vermehrt [auf 510 und 743]; in einzelnen Fällen war die Vermehrung so 
bedeutend, dass die beiden Werthe schon zwei Wochen post partum höher 
waren, wie bei derselben Frau während der Schwangerschaft.) 

Langendorff (Königsberg). 

K. Bornstein. Einiges über die Zusammensetzung des Blutes in verschiedenen Ge- 
fässprovinzen. Inaug.-Diss. Breslau 1887. (B. will die Frage, ob Fett ausser 
durch die Chylusgefässe noch durch die Pfortaderwurzeln in den Organismus 
gelangt, durch quantitative Bestimmung des Fettes im Blute der Carotis einer- 
En im Blute der Pfortader andererseits entscheiden. Er erhält folgende 
„anlen: 


Nr. 26a. Centralblatt für Physiologie. 767 


Trockenrückstand Fettgehalt Fettgehalt 
No. On in 1009 Gesammtblut || in 100 g trockenem Blut|| Bemerkuns 
Carotis | Pfortader (a | Pfortader || GCarotis A Pfortader 3 
a ee 
II 2510 | 24:93 0.894 0.857 3:56 1 12.—16. Ver- 
IH | 2217 | 22:68 || 0'697 0 684 315": 302 dauungs- 
IV! 1956 | 20:50 —_ = ua stunde 
vl"2252 | 2325 0.953 0:8907 I 4:237 21° 778:007 "| 
vl 2202 | 885 | — | 
vo — | — 080 | 0860) — | — |) 5 Ye 
VIIL|| 1614 | 1558 | 0780 | 080 | ass | en It. ver 
IX 12087 | 2108 | 0711 | 0696 | 34 | 331 | "stunde 
X || 2058 | 21.52 0:577 0.571 28077 °02:53 z 
XL| 21-59 | 22-62 0.760 0.650 Sol a 283 


| 
Mit Ausnahme von Versuch VIII, in welchem auch der Trockenrückstand ganz 
abnorm gering ist und der mit Rücksicht hierauf von der Beobachtung aus- 
seschlossen wird, findet sieh in allen anderen Versuchen ein wenn auch ge- 
ringer Mehrgehalt an Fett im Trockenrückstand der Carotis im Ver- 
gleich mit dem der Pfortader. Dieses ebenso unerwartete wie interessante 
Resultat bedeutet, dass die Frage, ob Fett ausser durch die Chylusgefässe 
auch durch die Pfortaderwurzeln resorbirt wird. durch Bestimmung des Fett- 
gehaltes im Blute nicht entschieden werden kann. Einige andere Versuche, in 
denen der Fettgehalt des Blutes in der Art. carot. mit dem der Vena cava in- 
ferior, und der der art. femoralis mit dem der Vena femoralis verglichen werden, 
führen B. zu dem Schluss, dass nicht nur in der Darmwand, sondern auch in 
den anderen Organen dem eintretenden Blute eine nachweisbare Menge Fett 
entzogen wird. Die Werthe für den Trockenrückstand ergeben, dass derselbe 
in der Pfortader grösser ist als in der Carotis, in der Vena femoralis grösser 
als in der Art. femoralis, und in der Vena cava- inferior grösser als in der 
Uarotis.) F. Röhmann (Breslau). 
€. le Nobel. Ueber die Einwirkung von Reduetionsmitteln auf Hämatin und das 
Vorkommen der Reductionsproducte in pathologischem Harne (Pfüger s Archiv 
f. d. ges. Physiologie, 40. Bd., S. 501. (Ausführliche Mittheilung von Versuchen. 
deren Resultate in diesem Öentralblatte [1887, S. 311] bereits referirt sind, mit 
historisch-kritischer Einleitung.) Mauthner (Wien). 
N. Kowalewsky. Ueber die Einwirkung des Alloxantins auf das Blut. Centralbl. f. 
d. mediein. Wissensch. 1887, S. 658. (Wenn der Verf. bei Luftabschluss zu 
verdünnten Blutlösungen in einem entsprechend eonstruirten Apparate Alloxantin- 
lösung brachte, so trat nur Reduction des Oxyhämoglobins ein, aber keine 
Methämoglobinbildung; bei Luftzutritt blieb das Oxyhämoglobin zuerst un- 
verändert, später trat Methämoglobin auf. Dass diese letztere Erscheinung darauf 
beruht, dass durch Oxydation des Alloxantins Substanzen aus demselben ent- 
stehen, die direct aus dem Hämoglobin, ohne es in Oxyhämoglobin umzu- 
wandeln, Methämoglobin bilden, zeigte der Verf. dadurch, dass er Krystalle 
von reinem Alloxan, welches leicht durch Oxydation aus dem Alloxantin ent- 
steht, in redueirte Blutlösungen brachte, es entstand rasch um die Krystalle 
Methämoglobin. Der Verf. schliesst, dass das Alloxantin im Blute zuerst das 
ÖOxyhämoglobin zu Hämoglobin redueirt und das durch die Oxydation des 
Alloxantins entstandene Product aus dem Hämoglobin das Methämoglobin er- 
zeugt.) Latsehenberger (Wien). 
M. Berlinerblau. Ueber das Vorkommen der Milchsäure im Blute und ihre Ent- 
stehung im Organismus. Arch. f. exper. Path. ete. XXI, 5 u. 6, S. 332. (In 
Uebereinstimmung mit Gaglio vermochte B. Fleischmilehsäure im Blute 
nachzuweisen. Im Kaninchenblute fand er bis 0:0723 Procent. Um die Quelle 
der Milchsäure kennen zu lernen, machte er Durehblutungsversuche an den 
hinteren Extremitäten frisch getödteter Hunde und Kaninchen. Der Milchsäure- 
gehalt des Blutes nahm in Folge der Durchströmung zu; grösser war der 
Zuwachs, wenn dem Blute zuvor Traubenzucker oder Glycerin zugesetzt worden 
war. B. glaubt deshalb, dass die Kohlenhydrate der Gewebe, speciell das Glykogen, 
die Quelle der Milchsäurebildung sind. Von gewissen Erwägungen ausgehend, 


56* 


768 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 26a. 


setzte Verf. dem Perfusionsblute aueh propionsaures oder buttersaures Natron 
zu, sah aber dadureh den Milchsäuregehalt nicht zunehmen.) 
Langendorff (Königsberg). 
Kasem-Beck. Ueber das Vorkommen von Ganglien und einzelnen Nervenzellen aut 
den Herzventrikeln des Menschen, der Säugethiere und der Vögel. Centralbl. f. 
d. med. Wissenschaften 1887, Nr. 42. (Verf. hat im Gegensatze zu einigen 
hierauf bezugnehmenden Literaturangaben constatirt, dass bei Säugern und 
Vögeln Ganglien und Nervenzellen auf der Herzoberfläche. hauptsächlich auf 
dem linken Ventrikel vorkommen. Beim Menschen war bisher keine einzige 
Nervenzelle auf der Herzoberfläche zu finden. Von den untersuchten Säugern 
zeigte den grössten Reiehthum an genannten Gebilden das Ferkel, dann folgt 
das Schaf; am wenigsten hat der Hund. Einen solehen Unterschied konnte 
Verf. bei den Vögeln [Ente, Truthahn, Huhn] nicht feststellen. ‘Die Nerven- 
zellen auf der Herzoberfläche stimmen in ihrem Bau mit dem der übrigen 


Herzganglien überein.) Steinach (Innsbruck). 


N. Tschistowitsch. Ueber die physiologische und therapeutische Wirkung der Radix 
Hellebori viridis auf das Herz und auf die Bluteireulation. Öentrbl. f. d. medi- 
ein. Wissenschaft 1887, S. 513. (Sehroff constatirte die Wirkung der Radix 
Hellebori viridis auf das Herz; der Verfasser prüfte in der Klinik von Prof. 
Botkin in St. Petersburg neuerdings diese Wirkung des Mittels. Zu den Ex- 
perimenten wurde das Extractum fluidum aquosum radieis Hellebori viridis ver- 
wendet. Nach subeutaner Injection von 0:1 bis 0'6 Centimeter einer Iprocentigen 
Lösung dieses Extractes trat bei Fröschen eine Abnahme der Zahl der Herz- 
contraetionen ein, die Systolen wurden energischer. später erschlafft der Ven- 
trikel nieht mehr vollständig zwischen zwei Contractionen bis endlich der Ven- 
trikel im stark ceontrahirten Zustande stillsteht, die Vorkammern eontrahiren sich 
noch länger, kommen aber schliesslich im erschlafften Zustande zum Stillstehen ; 
die Erscheinungen sind auch naeh der Durchschneidung der Nn. sympathico- 
vagi oder nach Atropininjeetionen dieselben. An der mit Hilfe des William’'schen 
Apparates ernährten Herzspitze konnte durch Inductionsströme die anfängliche 
Zunahme und die spätere Abnahme der Erregbarkeit des Herzmuskels consta- 
tirt werden. Die Nn. sympathieo-vagi können den Herzstillstand hervorrufen, so 
lange das Herz pulsirt. Der Blutdruck wird in den Arterien des Frosches 
erhöht sowohl dureh die Contraction der feineren Gefässe als durch die Zu- 
nahme der Arbeitskraft des Herzens. Bei Hunden nimmt nach der Injeetion 

3 von 02 bis 1-5 Centimeter einer Iprocentigen Lösung von dem Extracte der Blut- 
druck in den Arterien zu, die Pulsfrequenz nimmt anfangs bedeutend ab, 
später aber zu, dann tritt Arrhythmie und plötzlich Herzstillstand ein. Die im 
Beginne der Wirkung vorhandene Abnahme der Pulsfrequenz wird durch Dureh- 
schneidung der N. vagi und durch Atropininjection beseitigt. Die Erhöhung des 
arteriellen Blutdruckes wird durch die Verengerung der Gefässe und durch die 
Erhöhung der Herzthätigkeit bedingt; auch die Gefässe der Lunge contrahiren 
sich. Die Function der eentralen und peripheren gefässerweiternden Apparate 
wird nicht beeinträchtigt. Bei Menschen wurde eine 1procentige wässerige Lösung 
des Extractes zu 10 bis 20 Tropfen 4- bis 6mal täglich oder vom Infusum rad. 
Hellebori vir. [e gran. IV bis VI] 6 Unzen, alle 2 Stunden ein Esslöffel in 
11 Fällen verschiedener Herzleiden in der Periode der Compensationsstörungen 
verabreicht. In 6 Fällen verschwanden die Erscheinungen der ÖCompensations- 
störungen rasch. in 2 Fällen besserte das Mittel nur bei gleichzeitiger An- 
wendung des Infusum Adonid. vernalis den Zustand der “Kranken; in zwei 
Fällen der Combination der Herzfehler mit Nephritis und in einem Falle 
der Combination eines Herzfehlers mit Pleuritis exsudativa gab das Mittel nega- 


tive Resultate.) Latschenberger (Wien). 
(Fortsetzung und Schluss der Literaturübersicht folgt in Nummer 26h.) 


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Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Sigm. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Prof. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redaeteur: Prof. Sigm. Exner. 


CENTRALBLATT 


für 


EHYSIOLUGIE, 


Unter Mitwirkung der Physiologischen Gesellschaft zu Berlin 
herausgegeben von 
Prof. Dr. Sigm. Exner a Prof. Dr. Johannes Gad 


in Wien in Berlin. 


Verlag von Franz Deuticke in Leipzig und Wien. 
Erscheint alle 2 Wochen. 


Preis des Bandes (26 Nummern) M. 16.—. 
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Postanstalten. 


Literatur 1887. 31. März 1888. N®: 26b. 


Der gegen den ursprünglichen Voranschlag bedeutend an- 
gewachsene Umfang des „Centralblatt für Physiologie” erheischt 
eine Erhöhung des Preises und kostet künftig jeder Jahrgang Mk.25. 
Auch Jahrgang 1887 wird für neu eintretende Abonnenten auf diesen 
Preis erhöht. Die Verlagshandlung. 


Inhalt: IV. Ergänzende Literaturübersicht. (Fortsetzung und Schluss). 


Ergänzende Literatur-Uebersicht Xr. 4. 


(Fortsetzung und Schluss aus Nr: 26a.) 


VI. Physiologie des Blutes und der Circulation. 


l. P. Pawlow. Ueber den Einfluss des Vagus auf die Arbeit der linken Herzkammer. 
(Aus dem physiologischen Institut zu Leipzig.) Du Bois’ Arch. 1887, S. 452. 
(Verf., welcher schon früher gezeigt hat |Centrbl. f. d. med. Wiss. 1883 und 
1885]. dass gewisse Aeste des Vagus die Arbeit des Herzens vermehren können, 
ohne dass gleichzeitig der Rhythmus der Contraetionen sich zu ändern braucht, 
untersucht nun die Wirkung dieser Nerven auf den Blutstrom mittelst einer 
neuen von ©. Ludwig construirten Stromuhr, welehe in die Aorta des Thieres 
eingesetzt wird. Das Instrument ist so eingerichtet, dass die Wendung des 
Stromes automatisch geschieht und gleichzeitig die durchgegangenen Blutmengen 
aufgeschrieben werden. Um die hemmende Wirkung der Nerven auf die Schlag- 
zahl zu lähmen, wurde Atropin gegeben. Die Reizung ergab ausnahmslos eine 
Vermehrung der Stromstärke in der Aorta, welche von langer Nachwirkung 
war. Während der Reizung wurde der Herzschlag in vielen Fällen häufiger; 
die Blutmenge, welehe dabei durch jede Systole ausgeworfen wurde, konnte 
aber, trotz der verkürzten Diastole, grösser sein als im ungereizten Zustande, 
so dass die Stromstärke auf das Fünffache des ursprünglichen Werthes an- 
steigen kann. So starke Vermehrungen werden indess nur dann beobachtet, 
wenn die Stromstärke im Laufe des Versuchs unter die normale Grösse gefallen 
ist. Bei zwei Hunden konnte die Vermehrung der Stromstärke auch dureh 
Reizung des Vagus am Halse erzielt werden, so dass die Abkunft der Fasern 
aus dem Rückenmark nieht für alle Fälle zu gelten scheint. Ueber die Art, 
wie die Vermehrung zu Stande kommt, ist vorläufig niehts Genaueres bekannt. 
Bemerkenswerth ist, dass das Blut, welches längere Zeit durch die Stromuhr 
fliesst, seine Gerinnbarkeit vollkommen einbüsst, ohne dass Gerinnsel abge- 
schieden werden. Dieses Verhalten tritt jedesmal ein, wenn die Stromuhr derart 
eingesetzt wird, dass sie die Stelle des grossen Kreislaufes vertritt, das Blut 
also von der Aorta zufliesst und in die Vena cava superior abfliesst.) 

M. v. Frey (Leipzig). 


Centralblatt für Physiologie. 57 


770 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


6. Fano und S. Sciolla. Azione di aleuni veleni sulle oseillazioni del tono auri- 
colare nel cuore dell’ Emys europaea. Mantova 1857. 15 S. (G. Mondovi). 
(F. hatte gefunden [Beiträge zur Physiologie, Carl Ludwig gewidmet, Leipzig 
1887], dass der Vorhof des Herzens von Emys ausser den gewöhnlichen rhyth- 
mischen Contractionen eigenthümliche Tonusschwankungen mit selbstständigem 
Rhythmus erkennen lässt, welche bei Vagusreizung bestehen bleiben oder sogar 
verstärkt werden, während umgekehrt Wärme die normalen Contractionen 
|„rhythmische Grundfunetion] steigert, die Tonusschwankungen aber aufheht. 
Ein ähnlicher Antagonismus, wie zwischen Vagusreizung und Wärme, besteht 
auch hinsichtlich der Wirkung des Muscarins und Atropins. Während das 
erstere Alkaloid die rhythmische Grundfunction hemmt, die Tonusschwankungen 
aber erhält oder sogar steigert, zeigt Atropin eine gegensätzliche Wirkung. 
Diesem ähnlich wirken auch Nikotin und Veratrin. Vereiftung mit Helleborin 
führt zu einer Gruppenbildung der Vorhofspulse, wobei in den Pausen die 
Tonusschwankungen, wenn auch minder deutlich, erkennbar bleiben. Ein auf- 
fallender Antagonismus besteht auch zwischen Digitalin und Coffein. Das 
erstere bewirkt eine starke tonische Zusammenziehung des Vorhofs, wobei 
sowohl die rhythmischen Pulse wie auch die Tonusschwankungen an Grösse 
abnehmen und schliesslich ganz verschwinden. Diese Folgewirkungen der Digi- 
talinvergiftung lassen sich durch Coffein aufheben, während umgekehrt an 
einem durch das letztere Gift gelähmten Atrium Digitalin nicht nur die rhyth- 
mischen Pulse, sondern auch die Tonusschwankungen wieder hervorruft, welch 
letztere durch wechselnde Contraetionszustände der Muskeln bedingt werden.) 

Biedermann (Prag). 

G. Fano und V. Fayod. Di alcuni rapporti fra le proprieta contrattile e elettriche 
degli atri eardiaci. Mantova 1837. 25 S. G. Mondovi. (F. und F. unter- 
suchten mittelst des Capillarelektrometers, dessen Ausschläge auf einer bewegten 
lichtempfindlichen Platte photographisch fixirt wurden, die elektrischen Er- 
scheinungen des pulsirenden Vorhofess von Emys europaea und fanden, 
abgesehen von den durch die normale rhythmische Thätigkeit bedingten 
Actionsströmen, noch andere langsamere Schwankungen, welche bisweilen den 
von Fano bereits beschriebenen rhythmischen Tonusschwankungen entsprachen, 
in der Mehrzahl der Fälle jedoch von diesen unabhängig waren. Häufig wurden 
starke elektrische Schwankungen im Rhythmus der normalen Pulse beobachtet, 
ohne dass der Vorhof sich merklich contrahirte, es war dies auch oft während 
hemmender Vagusreizung der Fall, sowie dann, wenn der Vorhof entweder 
spontan oder in Folge von Digitalinwirkung dauernd contrahirt blieb, so dass 
sichtbare Pulsationen unmöglich waren. Bezüglich der Grösse der elektrischen 
Einzelschwankungen besteht keine Uebereinstimmung mit der Stärke der rhyth- 
mischen Pulsationen, ja in vielen Fällen machte sich sogar ein direeter Gegen- 
satz bemerkbar, indem schwachen Pulsen starke Stromesschwankungen und um- 
gekehrt entsprachen. In-der Regel erscheinen die kardiographischen und die 
elektrischen Schwankungseurven derart gegeneinander verschoben, dass diese 
früher beginnen und enden als jene; doch fallen die Gipfel meist zusammen. 
Form und Verlauf der „elektrischen Pulse” sind ziemlich variabel. Es kommen 
sowohl einfache wie auch ana- und katakrote oder dreigipfelige Curven vor. 
Während hemmender Vagusreizung können, wie schon erwähnt, sehr aus- 
geprägte elektrische Schwankungen in gleichem Rhythmus fortdauern; dieselben 
zeigen jedoch dann einen gerade entgegengesetzten Charakter wie vor der 
Reizung. War der elektrische Puls in Bezug auf eine vorhandene Spannungs- 
differenz vorher positiv, so wird er durch Vagusreizung negativ und umgekehrt. 
Die Verff. schliessen hieraus auf eine „trophische” Funetion des N. vagus im 
Sinne Gaskell's.) Biedermann (Prag). 

S. Fubini e F. Spallitta. Rimarchevole tolleranza di ferite nel euore. Giornale R. 
Accad. di Med. 1887, N’ 9-10. (Autor fand, dass sofort nach Abtragung des 
Apex die Frequenz der Bewegungen des Herzens nicht im Geringsten verändert 
erscheinen. Und wenn auch ‘nach Abtragung der Spitze das Herz sich nur 
unvollständig mit Blut füllte, so ist es doch interessant zu bemerken, mit 
welcher Energie und Frequenz es noch einige Tage seine Bewegungen fortsetzt. 
Auch nach Abtragung eines Theiles der Vorderwand des Herzens blieben einige 
Thiere [bufo vulgaris] noch monatelang am Leben. Die Läsion und Abtragung 
eines Theiles des Vorhofes, gleichviel ob rechts oder links, sind tödtlicher 


Nr. 26h. Uentralblatt für Physiologie. 771 


als Läsionen des Ventrikels. Wenn die abgetragene Portion 4 bis 5 Deeimilligramın 
betrug, starb das Thier. Trug man eine kleinere Quantität ab, so konnte das T'hier die 
Operation überleben, auch wenn die Herzhöhle eröffnet wurde. Diese Verletzungen 
sind gefährlicher aın rechten Vorhof als am linken.) A. Lustig (Turin). 
L. Fredericg. Was soll man unter „Traube-Hering'sche Wellen” verstehen ? 
Du Bois-Reymond’s Arch. 1887, Nr. 3 u. 4, S. 351; Verh. d. Physiol. 
Ges. zu Berlin, 25. März 1837. (F. betont die Verschiedenheit der von 
S. Mayer beschriebenen spontanen oder vasomotorischen Blutdruckschwan- 
kungen von den Traube-Hering schen Wellen. Nur die letzteren sind, wie 
Hering bewiesen hat, Athemsehwankungen des Blutdruckes. Man kann 
sich von ihrem Zusammenhange mit der Athmung leicht überzeugen, wenn 
man dureh Morphin und Chloroform betäubten Hunden die vordere Thorax- 
wand in grosser Ausdehnung entfernt, die Bauchhöhle öffnet, die N. phreniei 
durehsehneidet und die Athembewegungen der Rippenstümpfe zugleich mit der 
Blutdruckeurve aufschreiben lässt.) Langendorff (Königsberg). 
R. Klemensiewiez. Ueber die Wirkung der Blutung auf das mikroskopische Bild 
des Kreislaufes. Sitzb. d. k. Akad. in Wien XCVI, III. Abth. (Zu den Ver- 
suchen wurde nur Rana temporaria verwendet, da der Kreislauf meistens an 
den Schwimmhäuten, seltener an dem Mesenterium, der Zunge oder der Harn- 
blase beobachtet wurde. Nach starken Blutverlusten kommt es zur Verminderung 
der Strömungsgesehwindigkeit, ja oft zum Stillstande des Kreislaufes, zur Ver- 
minderung der rothen, zur Vermehrung der weissen Blutkörperchen; es ballen 
sich oft rothe, weisse Blutkörperchen und die spindelförmigen Elemente des 
Blutes zu Pfröpfen zusammen; die Arterien und Venen verengern sieh, (ie 
Capillaren jedoch werden einige Zeit nach dem Blutverluste, selbst bei stockendem 
Kreislaufe in Folge von Flüssigkeitsaufnahme aus den umgebenden Gewebs- 
lücken sehr weit. Bei Verengerung der Mesenterialarterien wird der perivas- 
euläre Lymphstrom in der Riehtung gegen die Gekröswurzel stark beschleunigt, 
die Erweiterung der Arterien hat die Sistirung oder Umkehr des Lymphstromes 
zur Folge.) Latschenberger (Wien). 
R. Klemensiewicez. Ueber den Einfluss der Körperstellung auf das Verhalten des 
Blutstromes und der Gefässe. Sitzb. d. kais. Akad. d. Wissensch. in Wien, 
XCVI. Bd., III. Abth. (In Schwimmhäuten von Fröschen, deren Kopf nach 
abwärts gerichtet ist, oder in der oberen Schwimmhaut solcher, deren Körper 
horizontal gelagert ist und bei welehen das eine Hinterbein nach aufwärts, 
das andere nach abwärts gerichtet ist, tritt schliesslich Verminderung der Blut- 
körperchen in den Gefässen, durch Senkung derselben veranlasst, Erweiterung 
der Arterien, Verlangsamung des Blutstromes und Verminderung des Blut- 
druckes ein. Unter den entgegengesetzten Verhältnissen bilden sich die genau 
entgegengesetzten Erscheinungen aus. Zur Messung des Blutdruckes in den 
Sehwimmhautgefässen wurde ein Apparat besonders eonstruirt; derselbe ist in 
der Abhandlung ausführlich beschrieben.) Latschenberger (Wien). 
Th. Ziehen. Sphygmogr. Unters. an Geisteskranken. Habil.-Schr. Jena, @. Fischer, 
1887. 67 S. (Auf Grund sorgfältiger Untersuchungen, welche mit einem ein- 
fachen Sphygmographen besonderer Construction angestellt wurden, kommt Z. 
zu dem Schlusse, dass ‚den einzelnen Psychosen keine bestimmten Sphygmo- 
gramme entsprechen. Die bei verschiedenen Geisteskrankheiten auftretenden 
besonderen Pulsformen verdanken besonderen, mehr aceidentellen Symptomen 
ihre Entstehung. Wo solche auf die Pulsform wirkende Symptome fehlen, ist 
auch die Pulsform normal, die Psychose kann dabei heilbar oder unheilbar 
sein. Als solehe Symptome, welehe deformirend auf den Puls wirken, führt 2. 
die pathologischen Affeete, die Parese und den Spasmus der kleinen arteriellen 
Gefässe an, durch deren Combination fünf Veränderungen der Pulseurve sich 
ergeben, welche mit Beispielen belegt und soweit als möglich auch physiologisch 


erklärt werden.) Klemensiewiez (Graz). 
Gley et Mathieu. Irritation du sciatique. — Hemorrhagies interstitielles d’origine 
neuropathique. — Bullet. de la soeiete anatomique de Paris. 5” Serie, Tome 1, 


Juillet 22. (Es gelang den Verff. dureh Reizung des Ischiadieus eine wirkliche 
Purpura zu erzeugen. Es wurde ein mit NaCl getränkter Faden um den Ischia- 
dieus eines Hundes geschnürt, nach einiger Zeit [in den demonstrirten Präpa- 
raten nach neun Tagen] fand man an der Einsehnürunssstelle eine narbige 
Verdiekung und unterhalb derselben Waller’sche Degeneration einzelner Fasern. 


57% 


> Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


Am interessantesten waren aber die peripheren Veränderungen : In Hautschnitten 
von der Planta pedis des Hundes zeigten sich an einzelnen Stellen Haufen von 
rothen Blutkörperchen zwischen den Fasern des elastischen und Bindegewebes 
zerstreut. Es handelte sich um ausserordentliche Erweiterung der Capillaren 
mit nachfolgenden interstitiellen Hämorrhagien. In der Diseussion betonte 
Cornil, dass man zwar oft nach Nervendurchschneidungen Hämorrhagien mit 
nachfolgender Nekrose der Haut finde, in diesem Falle aber weder Nekrose 
noch trophische Störungen, sondern nur Gefässveränderungen ‚zu sehen gewesen 
wären.) Joseph (Berlin). 

A. F. Festal. Recherches anatomiques sur les veines de l’orbite, leurs anastomoses 
avec les veines des regions voisiner. Paris 1887. 74 p., 5 pl., 4. 

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(Die Vergoldungsmethode lässt in der Adventitia des Ductus thoracieus, an der 
äusseren Seite der Muscularis, ein Netz von feinen Nervenfäden, jedoch ohne 
Ganglienzellen, erkennen.) Leon Frederieq (Lüttich). 

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Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. 173 


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klappen und die Atrioventrieularklappen in ihren fibro-elastischen Theilen keine 
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774 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26b. 


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l. eedusen: Kardiografiska och sfygmografiska studier. Nord. Med. Arhiv XIX, 3, 
>19: ,p: 4. 

— Etudes ae ihighbs et sphygmographiques. Ibid. Compt. rend. des traites, 
N 19 ap: 

F. Wolfner. Sphygmomanometrische Beobachtungen über den Einfluss vermehrter 
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VII. Drüsen und Drüsensecrete. 


W. Wissokowitsch. Die Gewinnung der Milchsäure aus der künstlich durchbluteten 
Leber. Aus dem physiologischen Institut zu Leipzig. Du Bois’ Arch. 1887, 
Suppl., S. 91. (Nachdem schon früher Drechsel und Gaglio gefunden hatten, 
dass defibrinirtes arterielles Blut sich an Milehsäure bereichere, wenn es durch 
eine ausgesehnittene Niere oder Lunge geleitet wird, da ferner dasselbe Ver- 
halten auch für den ausgeschnittenen Muskel gilt, so war es wünschenswerth, 
auch das Verhalten der Leber zum künstlichen Blutstrom kennen zu lernen. 
Für das unversehrte Thier war es ja durch die Versuche von Minkowski 
|Med. Centralbl. 1885] sehr wahrscheinlich geworden, dass die Leber die Mileh- 
säure irgendwie aus dem Blut entferne. In sieben Versuchen, über deren Aus- 
führung im Original nachzusehen ist, fand sich stets eine Vermehrung der 
Milehsäure im arteriellen Blute, wenn auch die zugewachsenen Mengen relativ 
und absolut sehr schwankende und zuweilen sehr geringe Werthe zeigen. In 
sechs der obengenannten Versuche wurden ausserdem noch Durchleitungen mit 
Erstickungsblut oder mit Serum ausgeführt. Mit Ausnahme eines einzigen Falles, 
in welchem das Erstickungsblut in Folge der Durchleitung eine kleine Abnahme 
seines Gehaltes an Milehsäure erfährt, findet sich auch hier stets wieder eine 
Zunahme, welche bald grösser, bald geringfügiger als die im arteriellen Blute 
ist. Daraus ist zu schliessen, dass die Quantitäten von Milehsäure, welehe aus 
der Leber austreten, weniger abhängen von der Beschaffenheit der durehgeleiteten 
Flüssigkeit, als von dem Zustande des Organs. Dafür sprieht auch ein weiterer 
Versuch [Nummer 8], in welchem die Leber mit Kochsalzlösung ausgespült 
wird. Weder an die Salzlösung, noch an nachfolgendes arterielles Blut wurde 
Milchsäure abgegeben. Für das Verständniss der Erscheinungen dürfte es wiehtig 
sein, dass die Mengen von Milchsäure, welehe austreten, im Laufe des Versuches 
zuzunehmen scheinen.) M. v. Frey (Leipzig.. 

W. B. Ransom. On the influence of Glycerine on the liver. Journal of Physiology 
VII, 2, p. 99. (Im Anschluss an ältere Beobachtungen von Luchsinger und 
Eckhard stellte R. neuerdings Versuche an über den hemmenden Einfluss des 
Glyeerins auf die Zuckerausscheidung bei künstlich erzeugtem Diabetes. Als 
Versuchsthiere dienten ausschliesslich Kaninchen, welehe entweder durch Ver- 
siftung [mit Morphium oder Amylnitrit] oder durch Piqure diabetisch gemacht 
wurden. Wenn vorher Glycerin gegeben worden war [subeutan oder besser vom 
Magen aus], so zeigte sich stets die Zuckermenge im Harn sehr beträchtlich 
vermindert. Der Umstand, dass in solchen Fällen aueh der Zuckergehalt der 
Leber geringer als bei Controlthieren gefunden wurde, weist darauf hin, dass 
die Zuckerbildung in der Leber durch Glycerin gehemmt wird. Da dies auch 
von der postmortalen Zuckerbildung gilt, so dürfte sieh die erwähnte Wirkung 
des Glycerins direet auf die Leberzellen beziehen, in welchen dadurch die Um- 
setzung des Glykogens beeinträchtigt wird. Man findet dementsprechend auch, 
besonders wenn das Glycerin in den Magen gebracht wird und daher in 
grösserer Menge in die Leber gelangt, den Glykogengehalt der letzteren erheblich 
vermehrt.) ! Biedermann (Prag). 

Strauss et P. Blocq. Etude experimentale sur la_Cirrhose alcoolique du Foie. Note 
preliminaire. ©. R. Soe. de Biologie, Juillet 16, 1887, p. 467. (Verff. haben 


Nr. 


26h. Centralblatt für Physiologie. TB 


mehrere Monate bis ein Jahr hindurch Kaninehen täglich 750 Gramm Aethyl- 
alkohol und 750 Gramm Amylalkohol, zusammen mit dem dreifachen Volumen 
Wasser verdünnt, in den Magen mittelst Schlundsonde eingespritzt. Nach jeder 
Einspritzung zeigte sich vollständige Narkose, welche nach 4 bis 5 Stunden allmäh- 
lieh verschwand. Die Versuchsthiere ertrugen diese Einspritzungen weit besser als 
es Hunde thun. Diese letzten unterliegen gewöhnlich nach wiederholten Alkohol- 
einspritzungen den Folgen ulceröser Magenentzündungen. Bei der Obduetion 
fanden sich bei den alkoholisirten Kaninchen pathologische Veränderungen an 
der Magenschleimhaut, welche gänzlich an die chronische Gastritis der Säufer 
erinnerten. Die Leber ist makroskopisch nur wenig verändert. Mit Hilfe des 
Mikroskopes erkennt man aber sehr deutlich die pathologischen Veränderungen 
der „Cirrhose annulaire perilobulaire et monolobulaire [Chareot]”, für deren 
Beschreibung wir auf das Original verweisen.) Leon Frederiegq (Lüttich). 


H. Girard. Ueber die postmortale Zuekerbildung in der Leber. Vorl. Mittheilung. 


Pflüger 's Arch., Bd. 41, S. 294. (Nach G. enthält die Leber des gesunden 
lebenden Thieres keinen oder nur die geringe Menge Zucker, die im Blute der 
Leber enthalten ist. Der in der todten Leber gebildete Zucker stamme nur aus 
Glykogen; auch bei Hunden gehe [in Nichtübereinstimmune mit den Resultaten 
von Seegen und Kratschmer] die postmortale Zuckerbildung Hand in Hand 
mit einer Abnahme des Glykogens. Durch Krankheit elykogenfrei gewordene 
Leber, die aus sich selbst keinen Zucker bildet, besitzt, namentlich be Gegen- 
wart von Blut, sowie andere Gewebe, die Fähickeit, post mortem Glykogen in 
Zucker umzuwandeln. J. Mauthner (Wien). 


F. Mylius. Zur Kenntniss der Pettenkofer schen Gallensäurereaction. Zeitschr. f. 


pbys. Chem. XI, Heft 6, S. 492. (Cholsäure, Chollinsäure, die gepaarten Gallen- 
säuren, sowie die  Destillationsproduete der Cholsäure liefern die Petten- 
kofer sche Reaction, dieselbe geben nicht Dehydrocholsäure, Biliansäure, Sto- 
biliansäure. Von denjenigen flüchtigen Substanzen, welche bei der Destillation 
von Zucker und Schwefelsäure entstehen, färbt sich das Furfurol mit Cholsäure 
roth. Löst man einen Tropfen Furfurol in 10 Kubikeentimeter Wasser, so ge- 
nügt ein Tropfen der Lösung eine Mischung von Cholsäure, Wasser und 
Schwefelsäure blutroth zu färben. Je nach dem Verhältnis von Furfurol und 
Cholsäure erhält man rothe bis blaue Farbstoffe. Aus der Cholsäure selbst 
wird, wie bereits Schiff fand, kein Furfurol gebildet. Ausser der Cholsäure 
färben sieh noch eine Reihe anderer Substanzen mit Furfurol [siehe Text]. Es 
ist nicht unmöglich, dass eine bei der Einwirkung von Schwefelsäure auf Chol- 
säure entstehende ungesättigte Kohlenwasserstoffgruppe die Furfurolreaetion 
veranlasst.) F. Röhmann (Breslau). 


C. Posner., Be Verhalten der Harnabsonderung während der Nacht. Du Bois- 


Reymonds Arch. f. Physiol. 1857, S. 389. (Zur Entscheidung der Frage, ob 
die stärkere Coneentration des Morgenharnes auf einer in der Blase stattgehabten 
Resorption oder auf einem Einfluss des Schlafes auf die Harnausscheidung 
[Quineke] beruhe, hat P. Untersuchungen an mehreren Personen angestellt, 
deren Schlaf mehrmals während der Nacht zu dem Zwecke der Harngewinnung 
unterbrochen wurde. Harnmenge und specifisches Gewicht wurden bestimmt, aus 
letzterem der Gehalt an festen Bestandtheilen geschätzt. Es ergab sich, dass 
während der Naeht anfangs ein schwerer und spärlie her, allmählich 
immer dünnerer und leichterer Harn absesondert wird und dass 
Unterbrechung des Schlafes die Harnabsonderung steigert. Die Beschaffenheit 
des Morgenharnes ist demnach nicht durch resorptiven Wasserverlust, Fordern 
durch die Herabsetzung der Harnabsonderung im Schlafe zu erklären.) 


Langendorff (Königsberg > 


Cornil et Toupet. Sur la karyokinese des cellules epitheliales et de Y’endothelium 


vaseulaire observee dans le rein & Ja suite de l’empoisonnement par la cantha- 
ridine. Arch. de Physiologie. 3° Serie, X, 5, p. 71; Compt. rend. CIV, 26, 
p- 1875. (Wenn man Kaninchen oder Meerschweinchen eine acute Canthariden- 
vergiftung zufügt, in Folge deren sie in zwei Stunden zugrunde gehen, so 
findet man schon nach Ablauf einer Stunde in den Nieren derselben sehr aus- 
gesprochene Veränderungen, aber keine Anzeichen von Zelltheilung. Injieirt man 
aber Meerschweinchen während fünf Tagen täglich mehrmals sehr kleine Dosen 
Cantharidin, so findet man in den tubulis eontortis eine starke Wucher ung. des 
Epithels, so dass sie von mehreren Reihen von Zellen ausgekleidet sind. Man 


776 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


tindet die Mehrzahl der bekannten Stadien von indirecter Kerntheilung sehr 
gut ausgebildet. Auch in dem Endothel von Capillaren und kleinen Arterien 
findet man karyokinetische Figuren.) Paneth (Wien). 
Oertel. Ueber die Bildung von Bürstenbesätzen an den Epithelien diphtheritisch 
erkrankter Nieren. Arch. f. mikr. Anat. XXIX, S. 525. (O. fand in drei von 
zehn untersuchten Nieren, welche von Fällen schwerer Diphtherie herrührten, 
die Epithelien in den gewundenen und geraden Harncanälchen des Labyrinths 
derart verändert, dass der dem Lumen zugewandte Theil derselhen in Stäbchen 
zerfallen war. Dieser Zerfall erstreckt sich verschieden weit. Verf. macht darauf 
aufmerksam, dass gewisse Unterschiede zwischen dem von ihm mitgetheilten 
Befund und den von verschiedenen Autoren, zuletzt von Tornier beschriebenen. 
im normalen Zustand vorhandenen, mit der Funetion zusammenhängenden 
Bürstenbesätzen bestehen. Das von ihm Beschriebene erklärt er als den Aus- 
druck eines „theilweisen Zerfalles der Zellen, der mit dem vollständigen Zu- 
grundegehen der Zelle selbst endigt”. Dieselben Veränderungen der Nieren- 
epithelien hat Tuttle bei Blattern gefunden und glaubt Verf. die Auflösung 
der Zellen auf die Wirkung eines bei diesen Infectionskrankheiten eigenthünm- 
lichen Giftes zurückführen zu müssen. In einem der drei von ihm beschriebenen 
Fälle war weder ehlorsaures Kalium noch ein anderes Medieament, auf welches 
eine Nierenreizung eintreten kann, gegeben worden.) Paneth (Wien). 
P. Albertoni und &. Pisenti. Ueber die Wirkung des Aceton und der Acetessig- 
säure auf die Nieren. Arch. f. exp. Pathol. ete. XXIIL, 5/6, S. 393. (Verff. be- 
schreiben eine Nierenaffeetion bei Kaninchen, denen sie Aceton verabreicht 
hatten. Die Alteration beschränkt sich auf die Epithelien der gewundenen 
Harncanälchen und hat viel Aehnlichkeit mit der von Ebstein bei Diabetikern 
beschriebenen. Nach der Auffassung der Verff. entsteht sie durch die reizende 
Wirkung des durch den Harn ausgeschiedenen Acetons; aus ihrer Localisation 
glauben Verff. schliessen zu müssen, dass das Aceton nicht zusammen mit dem 
Wasser in den Malpighi’schen Knäueln filtrirt, sondern durch eine secre- 
torische Thätigkeit der genannten Epithelien ausgeschieden wird.) 
- Langendorff (Königsberg). 
H. Stilling. Zur Anatomie der Nebennieren. Virchow’s Archiv, Bd. CIX, p. 324. 
(Verf. hat neuerdings die Zona glomerulosa und die Lymphgefässe der Neben- 
nieren einem eingehenden Studium unterzogen. Seine Injecetionsergebnisse leiten 
ihn zu der Annahme, dass die Lymphgefässe die vergeblich gesuchten Aus- 
führungsgänge der Nebennieren darstellen — ein Gedanke, dem bereits im. 
vorigen Jahrhundert der Breslauer Anatom Kulmus Ausdruck verlieh. Mit dem 
grossen Reichthum der Nebennieren an Lymphgefässen steht auch das bisher 
kaum: beachtete Vorkommen Iymphatischen Gewebes im Inneren der Drüse in 
Zusammenhang. Sowohl in der Rinde wie im Mark trifft man bei manchen 
Thieren wohl ausgebildete Follikel, ungefähr von der Grösse einer Steeknadel- 
spitze, welche sich von den Elementen der Nebenniere deutlich abheben.) 
Steinach (Innsbruck). 
Th. Zerner jun. Ueber die Abhängigkeit der Speichelsecretion vom Blutdrucke. Wien. 
med. Jahrb. 1887, VIII. Heft, p. 530. (Es enthält die Arbeit eine Ergänzung 
einer früheren (ebenda 1886 Bd. I), aus welcher hervorging, dass die Gland. 
submaxill. des Hundes nach Durehschneidung des Halsmarkes indigoschwefel- 
saures Natron ausscheide. Z. polemisirt gegen Eckhard, welcher die Aus- 
scheidung des Farbstoffes auf dem Wege der Diffusion und der Ausspülung 
durch den Speichel annimmt. Eine Reihe neuerlicher Versuche ergaben Z. das 
Resultat, dass die Durchsehneidung des Rückenmarkes keine Verletzung der 
Secretionsnerven bewirke; dass ferner mit der Herabsetzung des Blutdruckes sich 
die Secretionsgeschwindigkeit vermindere und der Speichel an organischen 
Bestandtheilen reicher werde.) Klemensiewiez (Graz). 
Ellenberger und Hofmeister. Beitrag zur Lehre von der Speichelsecretion. Du Bois- 
Reymond's Arch. f. Physiol., Suppl.-Bd. 1837, S. 138. (Verff. haben eingehende 
Untersuchungen über die Speichelabsonderung bei Kühen und Pferden angestellt, 
denen sie Fisteln des Wharton’schen und des Stenon’schen Ganges angelegt 
hatten. Die Ergebnisse sind folgende: Bei der Kuh secernirt die Submaxillaris 
wie die Parotis bei der Nahrungsaufnahme und auch beim Kauen auf einem 
Strohseil lebhaft; die erstere lieferte bei einer Kuh während der Nahrungs- 
aufnahme in einer Stunde 240 his 280 Kubikeentimeter Secret, die Parotis 110 


An 


Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. 777 


bis 550 Kubikeentimeter; bei anderen Kühen konnte die Parotisabsonderung 
bis 1500 Kubikcentimeter pro Stunde betragen; bei der Submaxilladrüse sind 
die Schwankungen geringer. Beim Pferde lieferte die letztere Drüse während einer 
Mahlzeit 150 bis 500 Kubikcentimeter, die erstere in. einer halben Stunde 500 
bis 2000 Kubikeentimeter. Beim Wiederkauen bleibt die Submaxillaris trotz der 
lebhaften Kaubewegungen unthätig [Bestätigung einer Angabe von Colin], die 
Parotis dagegen sondert ab. In den Ruhepausen secernirt bei der Kuh nur die 
letztere Drüse [40 bis 55 Kubikeentimeter in einer Viertelstunde]. Pilocarpin- 
injeetion regt die Absonderung besonders in der Öhrspeicheldrüse an. Beim 
Pferde stieg die Speiehelabsonderung auf Injection von 07 Gramm Piloearpin 
so hoch an, dass in 10 Minuten 1000 Gramm Speichel abgesondert wurden und 
die Thiere eine erhebliche Abnahme ihres Körpergewichtes erfuhren. Die Verff. 
theilen ferner Analysen des Speichels bei gewöhnlicher Fütterung, bei Koch- 
salzbeigabe zur Nahrung, sowie bei Pilocarpinvergiftung mit, deren Ergebnisse 
sich der Mittheilung in einem kurzen Berichte entziehen. Bemerkt sei,. dass der 
untersuchte Rinderspeichel ein niedriges speeifisches Gewicht, hohen Wasser- 
gehalt und nur geringe Mengen von Trockenbestandtheilen zeigte.) 
Langendorff (Königsberg). 
A. P. C. van Tusschenbroek. Bijdrage tot de Morphologie van de Melkvorming. 
Önderzoekingen gedaan in het physiolog. Labor der Utrechtsche Hoogeschool, 
Derde Reeks. D. X, 2 Stuck, S. 260. (T. untersuchte einerseits die geformten 
Bestandtheile des menschlichen Colostrums, andererseits die thätige Drüse 
selbst. Er fand in dem ersteren isolirte oder zu Gruppen vereinigte Milch- 
kügelchen verschiedener Grösse, Colostrumkörperchen, kleinere und grössere, 
oft noch zusammenhängende Epithelzellen mit.Fetttröpfchen, sowie sehr ver- 
einzelt fettfreie Leukocythen nebst verschiedenen Resten von Zellen. Diese Be- 
funde scheinen der Annahme Vorschub zu leisten, dass die Milchkügelehen 
abgestossenen und aufgelösten Epithelzellen entstammen. Dagegen lehrt die 
mikroskopische Untersuchung functionirender Drüsen verschiedener Säugethiere 
und des Menschen, dass die Milehbildung ein wahrer Secretionsprocess ist, 
indem die Fetttropfen in den Epithelzellen entstehen und von denselben nebst 
Theilen des Protoplasmas ausgestossen werden. Freie Zellen oder Leukocythen 
konnte T. im Lumen der Alveolen nicht finden. Auch vermochte er sieh nicht 
von dem Vorhandensein eines Secretbläschens an den Drüsenzellen, welches 
Partsch beschrieb, zu überzeugen und hält die betreffenden Bilder für Kunst- 
producte. Die zahlreichen freien Epithelzellen im Colostrum bezieht T. auf. eine 
rasche und reichliche Zellenerneuerung im Beginn der Thätigkeit der Milch- 
drüse.) Biedermann (Prag). 
A. Kast. Ueber aromatische Fäulnissproducte im menschlichen Schweisse. Z. f. phys. 
Chem. XI, Heft 6, S. 501. (Drei junge gesunde Männer, sorgfältig. gereinigt, 
und in polirte Zinkwannen gestellt, wurden während 30 bis 40 Minuten der 
Einwirkung einer 40 bis 45" R. warmen Luft unterworfen. Der Schweiss — 18 
bis 20 Liter — wurde sofort mit einem Ueberschuss von Alcoh. abs. versetzt, 
mit Natriumcarbonat schwach alkalisch gemacht, auf dem Wasserbade auf ein 
kleines Volum eingedampft. Er enthielt Schwefelsäure (A) und Aetherschwefel- 


säure (B) A208 Im Harn war gleichzeitig X = 16.05: Nach Eingabe 


B 1.339 B 1 
4 Ss rar im EN re 1 \ reiss I en 
von a war im Harn x Im Schweiss AR 50 
Nach Favre verhalten sich die Chloride zu den anderen organischen Salzen: 
Chloride Phosphate Sulfate 


Schweiss . . 1 Spuren 0,043 
? | 0,0959 0,380 
RK. Ändet: Schweiss ... 1 0.0015 0,009 
Harn 1 0,132 0,397 


Im Schweiss wurden weiter Spuren von Phenol und aromatischen Oxysäuren 
nachgewiesen. Bei Anstellung der Jaffe schen Probe wurde eine Rothfärbung 
wie bei Skatoxyl erhalten. K. hält es deshalb nicht für wahrscheinlich, dass in 
den beobachteten Fällen von Chromhidrose Indoxyl die färbende Substanz war; 
möglicherweise sei die Färbung durch ehromogene Pilze bedingt gewesen.) 

F. Röhmann (Breslau). 


7178 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


L. Ranvier. Le me&canisme de la seeretion. Lecons faites au College de France en 
1886 a 1887. Journ. de Micrographie XI, N° 1, Janv. 1837, p. 7. Suite et ä 
suivre. (Am Schluss des Jahrganges noch nicht beendet.) 

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tion der Drüsenzellen bei den Säugethieren. Virchow 's Arch. CX, 1, 8. 155; 
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E. Lahousse. Contribution a l’ötude des modifieations morphologiques de la cellule 
hepatique pendant la s&cretion. Arch. de Biol. VII, 1, p. 167. 

— Recherches experimentales sur linfluence exereee sur la structure du foie par la 
ligature du canal choledoque. Ibid., p. 187. 

A. Leonard. Der Einfluss der Jahreszeit auf die Leberzellen von Rana temporaria. 
Du Bois-Reymond's Arch. 1887, Suppl., S. 28. 

Stolnikow. Vorgänge in den Leberzellen, insbesondere bei der Phosphorvergiftung. 
Du Bois-Reymond's Arch. 1837, Suppl., S. 1. 

G. Krönig. Die (senese der chronischen interstitiellen Phosphorhepatitis. Virchow's 
Arch. CX, Sep.-Abdr. 

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ges. Physiol. XXXXI, S. 515. 

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dans la foie apres la mort. Arch. slaves de Biol. IV, 1, p. 62. 

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p- 704. 

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(Besprochen in Centralbl. f. Bacteriol. II, 20, S. 599 ) 

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(oe u CS A ee em) 


Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. 779 


Arthaud et Butte. Des effets de la faradisation du pneumogastrique droit sur la 
söeretion urinaire. (Bei eurarisirten Hunden hat die faradische Reizung des un- 
durehsehnittenen rechten Vagus oder dessen durehsehnittenen peripherischen 
Endes eine starke Verminderung der secernirten Harnmenge zur Folge. Der 
Harn kann Eiweiss und Blut enthalten. Die Rindensubstanz der Nieren zeigt 
eine rothe Punktirung.) Leon Frederieg (Lüttich). 

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780 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26b. 


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3. H. List. Zur Kenntniss der Drüsen im Fusse von Tethys fimbriata. Zeitschr. f. 
wissensch. Zool. XLIV, 2, S. 308. 

P. Marchal. Sur l’exeretion chez les Crustaces decapodes braehyoures. Compt. rend. 
CV, 23, p. 1130. 


VII. Physiologie der Verdauung und der Ernährung. 


J. P. Mall. Die Blut- und Lymphwege im Dünndarm des Hundes. Aus dem physio- 
logischen Institut zu Leipzig. Abhandlgn. der math.-physischen Classe der kel. 
sächs. Ges. d. Wiss. XIV, 3, S. 153. (Ausser der Beschreibung des Systems 
der Blut- und Lymphgefässe, wie sie in gleicher Vollständigkeit bisher nicht 
gegeben worden ist, enthält die Abhandlung auch zahlreiche Beobachtungen 
über die feinere Structur des Darmes stets mit Beziehung auf die Funetionen 
des Organs. Als charakteristisch für die Anordnung der Blut- und Lymphge- 
fässe muss es gelten, dass ihr Verlauf, der im Allgemeinen radiär zur Darm- 
achse gerichtet ist, durch zahlreiche Querstücke unterbrochen wird, welche zu- 
sammenhängende, zwischen den Schichten des Darmes ausgebreitete Plexus dar- 
stellen. Am reiehsten an diesen Bildungen ist die Submueosa; indessen fehlen 
auch innerhalb der eigentlichen Schleimhaut, zwisehen den Muskellagen, sowie 
ausserhalb des Darmes im Gekröse derartige Einriehtungen nieht. Da von ihnen 
aus die Versorgung der angrenzenden Sehiehten- mit feineren Gefässen statt- 
findet, so stellen die Plexusbildungen Reservoire dar, in welchen die Verschieden- 
heiten des Druckes und der Geschwindigkeit, welche zwischen den. radiären 
Stromzweigen bestehen, ausgeglichen werden. Nur die Arterien der Zotten, welche 
aus dem Gefässnetz der Submucosa hervorgehen, müssen als Endarterien auf- 
gefasst werden. Dem Venensysteme eigenthümlich sind Muskelringe an den 
Stellen, wo es die Museularis muscosae durehbriecht und sehr zahlreiche und 
kleine knäuelartige Wundernetze in der Submucosa. Die Lymphräume der 
Zotte lassen sich bis an die Oberfläche dureh Injeetion füllen. Zunächst zeigt sich, 
dass der centrale Lymphraum nicht mit der kolbigen Anschwellung endet, sondern 
als enger Knäuel sich bis in die Spitze der Zotte fortzieht. Ist die Zotte con- 
trahirt, so erscheint er winkelig oder korkzieherartig gekniekt. Von diesem 
Canal dringt die Masse zwischen die Zellen des Retieulum, ja zwisehen die 
Zellen des Epithels ein. Osmiumpräparate von Därmen- in Verdauung; zeigen 
das Fett in übereinstimmender Weise gelagert. Für das Studium der feineren 
Strueturen dienten Maceration in 10 Procent NaCl, saurem Alkohol, 10 Procent 
Kalilauge und künstliehen Verdauungsgemischen. Auffallend ist der grosse Reich- 
‚thum an elastischem Gewebe in der Schleimhaut, durch welches ihr eine ge- 
wisse Gleichgewichtslage gesichert zu sein scheint. Dasselbe tritt theils auf 
in Gestalt von Platten und Häuten, wie die Kapseln der Krypten und die 
Membrana fibrosa am Grunde der Schleimhaut unmittelbar nach innen von 
der Museularis mucosae, theils in Gestalt von Fasern und Netzen, welehe die 
ganze Schleimhaut durchziehen. Eine besondere Bildung dieser Art wird be- 
schrieben als Membrana granulosa. Dieselbe liegt zwischen der oben erwähnten 
Membr. fibrosa und dem blinden Ende der Krypten und stellt eine zusammen- 
hängende Schicht Iymphoiden Gewebes dar, welches in den solitären und 
gehäuften Follikeln seine stärkste Ausbildung erfährt. Nach vorgenommenen 
Zählungen und Schätzungen kommen auf den Darm eines 5 Kilogramm 
schweren Hundes 1 Million Zotten und über 16 Millionen Krypten. Aus der 
Million Zottenarterien entstehen etwa 31 Millionen Capillaren mit einem Ge- 
sammtquerschnitt, weleher mehr als das 200fache des Querschnittes der Art. 
mesenterica ausmacht. Zählt man auch die Querschnitte der übrigen Capillar- 
systeme der Darmwand hinzu, so beträgt die Zunahme des Querschnittes fast 
das 300fache. Auf die Abbildungen, mit welehen die Abhandlung ausgestattet 
ist, sei besonders aufmerksam gemacht.) M. v. Frey (Leipzig). 

A. Bokai. Experimentelle Beiträge zur Kenntniss der Darmbewegungen. — Ueber 
die Wirkung der gesteigerten Körpertemperatur auf die Darmbewegungen. Arch. 
f. exp. Pathol. XXIII, 5/6, S. 414. (Bei fiebernden Kaninchen reagirt der Darm 


Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. 781 


gar nieht auf mechanische Reizung, nur local auf Reizung mit Kochsalz, in 
normaler Weise dagegen bei Berührung mit einem Kalisalzkrystall. Die Ursache 
dieser Erscheinung liegt in einer gesteigerten Energie der Hemmungsapparate ; 
denn die peristaltische Wirksamkeit des N. vagus ist erhalten und Durchtren- 
nung der N. splanchniei oder Lähmung derselben durch grössere Morphium- 
dosen [Nothnagel] beseitigt den paretischen Zustand. Dieselbe Wirkung auf 
die Darmthätigkeit hat künstliche Erwärmung auf 39 bis 42:5° C. Höhere 
Temperaturen rufen dagegen in Folge von Splanehnieuslähmung stürmische 
Peristaltik und gesteigerte Erregbarkeit hervor.) angendorff (Königsberg). 


Rejehmann. Ueber den örtlichen Einfluss des Kochsalzes auf die Absonderung des 


Magensaftes. Gaz. lek. Warszawa 1887, 2, VII, p. 200: Polnisch. Arch. f. exp. 
Path. u. Pharmak. XXIV, 1 u. 2, S. 78. (Nachdem der Autor die Qualität und 
die Eigenschaft des Mageninhaltes bei den an Gastritis chronica oder Dys- 
pepsie Leidenden sowohl, wie bei einer gesunden Person nach Einnahme von 
destillirtem Wasser oder derselben Quantität einer Kochsalzlösung von 2 bis 5 
oder 10 Procent untersuchte, schliesst er Folgendes: 1. Die Kochsalzlösung 
ruft bei örtlicher Einwirkung die Absonderung des Magensaftes nicht hervor. 
2. Das Kochsalz vermindert bei örtlicher Wirkung den Säuregrad des Magen- 
saftes und beschränkt vielleicht auf einen gewissen Grad seine Absonderung. 
Diese Wirkung rufen nicht nur starke [10 bis 15 Procent], sondern auch schwächere 
Lösungen [1 bis !/; Procent] hervor. 3. Verminderung des Säuregrades entsteht 
hauptsächlich durch Transsudation von den Gefässen der Magenschleimhaut 
her und in geringerem Grade durch die erhöhte Schleimabsonderung. Diese 
letzte Vermuthung ist nach dem Autor zweifelhaft.) N. Oybuıski (Krakau). 


W. Jaworski. Vorläufige Mittheilung über die Wirkung der Säuren auf die Magen- 


Th 


funetion des Menschen. Zeitsehr. f. Therap. 1887, Nr. 7. — Methoden zur Be- 
stimmung der Intensität der Pepsinausscheidung aus dem menschlichen Magen 
und Gewinnung des natürlichen Magensaftes zu physiologisch-chemischen Ver- 
suchszwecken. Vorl. Mitth. Münch. med. Woch. 1887, Nr. 33. (Wurden in den 
nüchternen speisefreien Magen 100 bis 500 Kubikeentimeter !/.-Normalsäure 
(Salz-, Mileh- oder Essigsäure) eingeführt und nach gewissen Zeitintervallen 
der restirende Mageninhalt aspirirt und untersucht, so fand sich, dass alle drei 
Säuren aus der Magenschleimhaut erhebliche Quantitäten von Pepsin abspal- 
teten; denn selbst in Fällen, in welehen der Mageninhalt auch nach H Cl-An- 
säuerung sich unverdauungsfähig erwiesen hatte, war man im Stande, nach Ein- 
führung einer Säurelösung eine mit Salzsäure kräftig verdauende Magenflüssig- 
keit zu gewinnen. Es scheint sonach die Pepsinausscheidung sehr wesentlich 


unter dem Einflusse der HÜl-Secretion zu stehen. Säurelösungen verschwanden, 
so fand Verf. weiter, aus dem Magen langsamer als destillirtes Wasser ; in stär- 
kerer Öoncentration oder grösserer Quantität eingeführt, bewirkten sie meist 
Gallenerguss in den Magen. Während Milch- und Essigsäurelösungen die H Ol- 
Secretion der Magenschleimhaut nieht mehr beeinflussten, als entsprechende 
Quantitäten destillirten Wassers, regte stark mit Kohlensäuregas imprägnirtes. 
destillirtes Wasser die Säure- und Pepsinausscheidung erheblicher an; auch 
verschwand kohlensäurehaltiges Wasser rascher aus dem Magen als destillirtes. 
Die Kohlensäure erscheint somit als ein den Chemismus uhd die Resorption 
stark anregendes Mittel. Die oben berichtete Wahrnehmung, dass wässerige 
Säurelösungen aus der Magenschleimhaut das Pepsin in grosser Quantität auf- 
nehmen, benutzt J. zu einem recht umständlichen, hier nicht wiederzugebenden, 
übrigens dem Brücke’schen Prineip sieh annähernden Verfahren, mittelst 
dessen er erkennt, ob der Magendrüsenapparat noch pepsinbildungsfähig ist 
oder nicht. Dieselbe Beobachtung gibt auch die Möglichkeit, hinreichende Quan- 
titäten Magensaft zu experimentellen Zwecken zu gewinnen: man bringt ver- 
dünnte Säure, am besten Salzsäure, in einen nüchternen Magen, dessen Pepsin- 
ausscheidung sich kräftig zeigt, hinein; der [nach ®/, Stunden] heraufgeholte 
und filtrirte Mageninhalt stellt einen reinen Magensaft vor, dessen Aecidität von 
der verwendeten Säure abhängt.) J. Auerbach (Berlin). 

Rosenheim. Ueber Magensäuren bei Amylaceenkost. Obltt. f. d. med. Wissensch. 
1887, S. 865. (Während Ewald und Boas nach Einführung von 50 Gramm 
Semmel mit Wasser in den nüchternen Magen die Milehsäure anfangs zunehmen 
und zuletzt verschwinden, die Salzsäure jedoch später auftreten und bis zur 
völligen Entleerung des Mageninhaltes verweilen sehen, nach der Einführung 


182 


Centralblatt für Physiologie. N R% 26h. 


von reinen Kohlehydraten nur Salzsäure nachweisen konnten, fand der Verf. 
nach der Verabreichung von Semmel Milchsäure vom Anfange bis zum Ende 
in fast eleichbleibenden Mengen und ebenso Salzsäure, nach” Darreichung von 
reinen Kohlehydraten wenig Salzsäure und stets Milchsäure, auch bei sorgfäl- 
tigem Abschluss des Speichels. Bei Careinom ist die Menge der Salzsäure ver- 
mindert, bei Hyperacidität vermehrt.) Latschenberger (Wien). 


H. Tappeiner. Nachträge zu den Untersuchungen über die Gährung "der Celia 


Zeitsehr. f. Biologie, N. F., VI, 1, S. 105. (Es werden quantitativ durchgeführte 
Versuche über Cellulosegähr ung mitgetheilt, die sich den vom Verf. in derselben 
Zeitschrift [XX, S. 52] mitgetheilten Versuchen anschliessen. Die Menge des 
Kohlenstoffes derjenigen gasförmigen Produete, welche bei der durch Pansen- 
inhalt hervorgerufenen Gellulosegährung entwickelt werden, ist geringer als die 
der vergohrenen Cellulose; es bilden "sich ausser den gasförmigen Producten 
wahrscheinlich noch flüchtige fette Säuren und noch unbekannte Substanzen. 
Bei den Versuchen, in welehen Asparaginlösung mit Baumwolle durch Pansen- 
inhalt zur Gährung gebracht worden ist, ist das Gewicht des Kohlenstoffes der. 
Gährungsproducte grösser als die Menge desjenigen der Baumwolle, so dass 
also auch Asparagin mitvergohren ist. Die Baumwolle vergährt nur in ver- 
dünnten [eirca O'dprocentigen] Asparaginlösungen, in concentrirteren vergährt 
nur das Asparagin und nicht die Baumwolle. 2procentige Asparaginlösungen 
mit Nägeli s Salzgemisch vergähren durch Panseninhalt nur langsam oder gar 
nicht; wird Baumwolle zugefügt, so vergähren sie rasch, ohne dass die Baum- 
wolle selbst angegriffen wird; einen solchen eährungsfördernden Einfluss zeigt 
die Wolle auch bei Lösungen von weinsaurem Ammonium.) 
Latschenberger (Wien). 


A. Herrmann. Ueber die Verdauung des Fibrins durch Trypsin. 2. £. physiol. Chem. 


L. B 


XI. 6, S. 508. (Anknüpfend an die Untersuchungen Otto’s hatte H. bereits vor 
den Mittheilungen Hasebroek’s folgende Versuche angestellt: Ausgewaschenes 
Fibrin wurde in destillirtem Wasser nach Zusatz von etwas Aether während 
24 Stunden der Einwirkung einer Trypsinlösung unterworfen. Die Lösung wurde 
filteirt, das Filtrat bei 40%C. mit „Magnesiumsulfat gesättigt. Der Niederschlag 
in Wasser gelöst enthielt zwei Substanzen, von denen die eine bei 54 bis 550, 
die andere bei 70 bis 75° eoagulirte. Beide fielen beim Dialysiren der Magnesium- 
sulfatlösung aus. Wurde das Fibrin vor der Verdauung mit 5procentiger Koch- 
salzlösung behandelt, so wurde Paraglobulin extrahirt, und nun erhält man bei 
der Tıypsineinwirkung als Hauptproduet nur die bei 55 bis 56°C. coagulirende 
Substanz. Die letztere ist ein Globulin. Sie drehte &» —37:0°. Ihre Identität mit 
Fibirnogen liess sich bisher nieht sicher ermitteln. Bei der langsamen Lösung 
von Fibrin in Salzwasser, wie sie Plosz und Gautier beobachtet haben, spielt 
auch trotz Zusatz von Thymol die Fäulniss eine Rolle, welche das durch Trypsin- 
wirkung schnell entstehende Globulin in dem Masse als es sich bildet, bald in 
Heteroalbumose und andere überführt.) F. Röhmann (Breslau). 
leibtreu. Ueber die Grösse des Eiweissumsatzes bei abnorm gesteigerter Nahrungs- 
zufuhr [Weir-Mitchell’sche Cur] Arch. f. d. ges. Phys. XLf, S. 398. (Das 
Wesen der Weir-Mitchell’schen Cur besteht darin, dass bei gleichzeitiger 
Massage die Aufnahme besonders eiweisshaltiger Nahrung bedeutend gesteigert 
wird. Der Verf. hat bei einer an hy sterischer Spinalirritation leidenden Dame, 
bei weleher die erwähnte Cur mit gutem Erfolge angewendet wurde, während 
der Dauer derselben die Grösse des Eiweissumsatzes dadurch bestimmt, dass 
er die Menge des im Harne ausgeschiedenen Stickstoffes nach der von Pflüger 
und Bohland modifieirten Kjeldahl’schen Bestimmungsmethode feststellte und 
daraus die Menge des zersetzten Eiweisses berechnete. Vom Beginne der Cur 
stieg die Menge des zersetzten Eiweisses von 1'562 Gramm bis zum Maximunı 
von 3'220 Gramm für den Tag und 1 Kilogramm Körpergewicht, im Mittel 
betrug dieselbe 2736 Gramm, während bei gesunden Menschen als höchster 
Werth 2192 Gramm und im Durehschnitte 1'464 Gramm bestimmt wurde. Die 
Menge der stickstoffhaltigen Substanzen im Kothe war nieht über die Norm 
erhöht. Angesetzt wurden in 44 Tagen 1584 Kilogramm, davon kommen 
7414 Kilogramm [dureh Rechnung bestimmt] auf stickstoffhaltige Substanzen.) 
Latschenberger (Wien). 


A. Dastre. Du röle de la bile dans la digestion des matieres grasses. "C. R. Soe. de 


Biologie, Deeembre 23, 1887. (Cl. Bernard hat gezeigt, dass beim Kaninchen, 


Nr. 26). Uentralblatt für Physiologie. 183 


bei welchem bekanntlich der Pankreassaft tief unterhalb der Mündung der 
Gallenwege in den Darın fliesst, die Galle allein nieht im Stande ist, die Fette 
zu verdauen. Nach Ol. Bernard soll der Pankreassaft die Hauptrolle bei der 
Fettverdauung spielen. Es ist D. gelungen, beim Hunde das umgekehrte Ex- 
periment zu bewerkstelligen. Durch eine Choleeystointestinal-Fistel lässt er die 
Galle tief unterhalb der Mündung (des pankreatischen Ganges in den Darm 
fliessen und beobachtet dann, dass die Fette im Anfange des Darmes, da wo 
sie nur mit Pankreassaft in Berühreng waren, nicht resorbirt sind und dass 
die Chylusgefässe erst unterhalb der Mündung der neugeschaffenen Gallenwege 
durch Fettresorption milchig getrübt erscheinen. Galle und Pankreassaft scheinen 
also beide für die Fettresorption im Darme unentbehrlich zu sein.) 
Leon Frederiegq (Lüttich). 
Rejehmann. Ueber den Einfluss der Bittermittel auf die Thätigkeit des gesunden 
und kranken Magens. Gazeta lekarska N° 51, 1887. (Die Meinungsverschiedenheit 
über den Einfluss der Bittermittel auf die Thätigkeit des Magens veranlasste 
R. zu weiteren Forschungen in dieser Richtung. Das Programm, welches er für 
das zweckmässigste hielt, ist folgendes. Man muss den Einfluss der bitteren 
Stoffe separat auf einzelne Bestandtheile des Verdauungsapparates prüfen, man 
muss also ausser der Ausscheidung des Magensaftes, die nur ausschliesslich bis 
jetzt untersucht wurde, auch die Schleimseeretion, den Mechanismus, den Ver- 
lauf und die Dauer der Verdauung berücksichtigen und alles das in verschiedenen 
Zuständen des Verdauungsapparates, nämlich beim leeren und vollen Magen 
und in verschiedenen seinen Krankheiten. Man muss weiter nieht nur die 
Wirkung des bitteren Stoffes allein, sondern auch die Wirkung anderer Be- 
standtheile der Bittermittel, wie Salze, Pigmente, ätherische Oele, organischer 
Säuren u. s. w., untersuchen. Dann muss man die Differenz der Wirkung der 
bitteren Mittel von verschiedenen Gruppen berücksichtigen und jedes einzelne 
in seinen verschiedenen pharmakologischen Formen, wie Extracte, Tineturen, 
Decocten, Infusen, Macerationen u. s. w. Diesem Programm, inwieweit dies 
möglich war, strengstens folgend, machte R. 173 Experimente mit folgendem 
Resultate: 1. Man kann keine besondere Differenz in der Wirkung einzelner 
Präparate der Amara finden. 2. Wenn man in einen leeren Magen ein Amarum 
einführt, -so wird die Magenseeretion wässeriger als nach dem Einführen des 
destillirten Wassers. 3. Erst nach dem Verschwinden des Amarum aus dem 
vorher leeren Magen wird die Ausscheidung des Magensaftes bedeutend reich- 
licher als gewöhnlich. 4. Die Verdauung wird im vollen Magen dureh Amara 
gestört und die Menge der Peptone ist manchmal geringer.) 
N. Cybulski (Krakau). 


Vignal. Sur l’action des mieroorganismes de la bouche et des matieres fecales sur 


quelques substances alimentaires. Compt. rend. CV, 6, p. 311. 

Recherches sur les mieroorganismes des matieres fecales et sur leur action sur 
les substances alimentaires. Arch. de Physiol. XIX, 8, p. 495. 

Besser. Die Baeterien des Würzburger Leitungswassers. (Aus dem pharmakolog. 
Institut.) Inaug.-Diss.. Würzburg 1887. 

Boni! Die pathogenen Mikroorganismen des Speichels. Zeitschr. f. Hygiene II, 

8 194. 

Fenwick. The saliva as a test for funetional dirorders of the liver. J.& A. Chur- 
ehill, London 1887. (Besprochen in Chem. News 1887. Dec., 1464, p. 259. 
Quantitative Abschätzungen des Rhodankaliums im Speichel von Gesunden und 
Kranken. Verminderung der Reaction bei Verdauungsstörungen.) 

Boucher. Insensibilit@ pharyngienne et perte du reflexe pharyngien chez les tuber- 
euleux. ©. R. Soe. d. Biologie, Nov. 19, 1887, p. 671. 

Nauwerek. Studien über die Pharynx-Mucosa. Inaug.-Diss. Halle 1887. 

Frantzen. Zur Mechanik des Magens beim Brechacte. Dorpat 1887, H. Laak- 
mann. 45 8. 1 Taf. 8. 

Freiherr v. Pfungen. Ueber Atonie des Magens. Schnitzler's klinische Zeit- 
und Streitfragen. Wien, Wilh. Braumüller. 

Francon. Des mouvements peristaltiques de l’estomae dans la dilatation secondaire 
de cet organe. Lyon med. 1887. p. 449. 526. 

Sievers. Till kännedomen om magsäckens motoriska verksamhet. ©. R. Remarques 
sur l’aetivite motriee de l’estomae. Finska läk. sällsk. handl. Helsingfors, 1887, 
p- 405. 


784 Öentralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


A. Pilliet. Sur l’evolution des cellules slandulaires de l’estomae chez ’homme et 
les vertebres. Journ. de l’anat. et de la physiol. XXIII, 5, p. 463. 

R. Oddi. Action de la bile sur la digestion gastrique, etudiee au moyen de la fistule 
coleeiste gastrique. Arch. Ital. de Biol. IX, 1, p. 138. 

A. Gluzinski. Ueber das Verhalten der Chloride im Harn bei Magenkrankheiten. Berl. 
klin. Wochenschr. 1887, Nr. 52, S. 983. (Hypersecretion von Magensaft mit viel 
Salzsäure gibt nur dann Veranlassung zur Abnahme, respective zum Schwinden 
der Chloride im Harn, wenn durch Erbrechen die Resorption des Magensaftes 
verhindert ist.) 

De Nesslern. Contribution & l’etude de linfluence de l’aleool sur la pepsine. These 
de la faculte de Medeeine de Paris 1837. 

Doleris et L. Butte. Ferments digestifs solubles de l’estomac et du panereas dun 
foetus humain a terme. N. Arch. d’ost. et de gynec. Paris 1887, p. 378. 

J. W. Barrett. The preparation of artifieial digestive fluids. Australas. M. Gaz. 
Sydney. 1885—1887, VI, p. 270. 

A. Clermont. Sur la production de la peptone par reaction chimique. Compt. rend. 
CV, 21, p. 1022. 

E. Stadelmann. Bildung von Ammoniak bei Pankreasverdauung von Fibrin. Zeitschr. 
f. Biol. VI, 3, S. 261. 

Ellenberger u. Hofmeister. Zuckergehalt des Magen- und Darminhaltes. Pflüger’s 
Arch. f. d. ges. Physiol. XLI, p. 484. (Bezieht sich auf eine Untersuchung von 
Seegen und enthält wesentlich eine Recapitulation älterer Versuchsergebnisse.) 

P. Schiefferdecker. Beiträge zur Topographie des Darmes. His-Braune’s Arch. 
1837, Nr. 4/5, S. 235. ; 

A. Bokai. Experimentelle Beiträge zur Kenntniss der Darmbewegungen. ©. Ueber 
die Wirkung einiger Bestandtheile der Fäces auf die Darmbewegungen. Arch. 
f. exper. Pathol. u. Pharmakol. XXIV, 3, S. 153. 

Langer. Ueber das Verhalten der Darmschleimhaut an der Ilioeöcalklappe, nebst 
Bemerkungen über ihre Entwicekelung. Denkschrift der Wiener Akademie der 
Wiss. LIV. . 

Kultschitzky. Beitrag zur Frage über „die Verbreitung der glatten Museulatur in 
der Dünndarmschleimhaut. Arch. f. mikrosk. Anat. XXXI, S. 15. 

P. Grützner. Einige neuere Arbeiten, betreffend die Lehre von der Resorption. 

Deutsche med. Wochenschr. 1887, Nr. 4, S. 956. 

€. v. Voit. Untersuchung der Kost eines Vegetarianers. Sitzungsber. d. Münchener 
Akad. d. Wiss. 1887, 1, S. 63. 

W. Camerer. Der Stoffwechsel von Kindern im Alter von 7 bis 12 Jahren. Zeitschr. 
f. Biol. N. F. VI, 2, S. 141. 

J. Rutgers. Haben vegetabilische Eiweissstoffe den gleichen‘ Nährwerth für den 
Menschen wie die animalischen? Zeitschr. f. Biol. VI, 3, S. 351. 

F. Hirschfeld. Untersuchungen über den Eiweissbedarf des Menschen. Pflüger's 
Arch. f. d. ges. Phys. XXXXI, S. 533. 

W. v. Knieriem. Ueber die eiweisssparende Wirkung der Cellulose bei der Ernährung 
der Herbivoren. Entgegnung. Zeitschr. f. Biol. VI, 3, S. 2983. 

E. Pflüger. Ewald’s Versuche über die Ernährung durch Pepton- und Eierklystiere. 
Pflüger’s Arch. f. d. ges. Physiol. XXXXI, S. 189. 

Ewald. Erwiderung auf vorstehenden Aufsatz. Ebenda. S. 197. 

Sanarelli. Ricerche fisio-pathologiche sulla influenza del regime alimentare sull' 
organismo. Real. Ist. Lomb. di Se. e Lett. Rendie. XX, 15 u. 16, p. 689. 

B. London. Ueber den Einfluss kochsalz- und glaubersalzhaltigen Mineralwassers 
auf einige Factoren des Stoffwechsels. Zeitschr. f. klin. Med. XII, 1, S. 48.. 

Senator, Zuntze, Lehmann, J. Munk, F. Müller. Bericht über die Ergebnisse des 
an Cetti ausgeführten Hungerversuches. Berl. klin. Wochenschr. 1887, Nr. 24, 
S. 425. — Virehow’s Bemerkung in der Diseussion. Berl. Med. Ges., 25. Mai 
1887; Deutsche Med. Wochenschr. 1887, Nr. 22, S. 483. 

Leven. Des rapports du systeme nerveux et de la nutrition. ©. R. Soc. Biologie, 
Oct. 22, 1887, p. 576: Nov. 19, 1887, p. 665; Dee. 17, 1887, p. 765. 

E. Ungar u. 6. Bodländer. Ueber die toxischen Wirkungen des Zinns, mit besonderer 
Berücksiehtigung der durch den Gebrauch verzinnter Conservenbüchsen der Ge- 
sundheit drohenden Gefahren. Zeitschr. f. Hygiene II, 2, S. 241. 

V. C. Vaugham. Preliminary note on the chemistry of tyrotoxieon. Med. News of 
Philadelphia 1887, N° 14, p. 369. 


Nr. 26b. Centralblatt für Physiologie. 7185 


F. Mocquard. Recherches anatom. sur l’estomae des erustaces podophthalmaires 
Av. 11 pl. 8. Paris, Bailliere et fils. 

G. Cattaneo. Sulla struttura dell’intestino dei erostacei deeapodi e sulle funzioni 
delle loro glandole enzimatiche. Con 1 tavola. Atti ‚della Soe. ital. di seienze 
DARIN 2, 


x IX. Physiologie der Sinne. 


Kuhn. Zur Chemie des Humor aquens. Pflügers Archiv 41, 1887, S. 200. (Im 
Humor aqueus normaler Kaninchen und Rinder findet sich stets ein die 
Trommer’sche Probe gebender Körper. Derselbe ist nieht das Alkapton 
Boedeker's, respective das mit demselben für identisch angesehene Brenz- 
katechin, da er auch nach Ausfällung des eiweissfreien Humor aqueus mit 
Bleiacetat in das Filtrat übergeht, während das Alkapton oder Brenzkateehin 
von. dem Bleiniederschlage mitgerissen wird, sondern wirklich Traubenzucker, 
da er, wie dieser, durch Bleiacetat und Ammoniak gefällt und durch Zerlegung 
des in Alkohol vertheilten Niederschlages mit Schwefelwasserstoff wieder ge- 
wonnen wird.) Sigm. Fuchs (Wien). 

R. Dubois et L. Roux. Action du chlorure d’ethylene sur la cornde. Comptes rendus 
CIV, 26, p. 1869. (Die Verft. liessen zwei Hunde anderthalb Stunden lang 
Aethylenehlorid einathmen. Während und unmittelbar nach der Narkose wurde 
an den Augen der Hunde beträchtliche Herabsetzung des intraoceularen 
Druckes und irregulärer Astigmatismus bemerkt. Am folgenden Tage, 16 bis 
18 Stunden nach der Narkose, ist der intraoculare Druck über das Normale 
gesteigert, die Corneae sind diffus getrübt, der irreguläre Astigmatismus ist ver- 
schwunden, die Krümmung der Cornea im horizontalen Meridian vermehrt und 
hierdurch regulärer Astigmatismus zu Stande gekommen; die Empfindliehkeit 
der Cornea ist normal. In den nächsten Tagen nimmt die Trübung der Cornea 
und die Drucksteigerung etwas ab. Ein Versuch durch nochmaliges Narkoti- 
siren eines der Hunde mit Aethylenchlorid, Drucksteigerung und Hornhauttrübung 
zum Verschwinden zu bringen, schlug bezüglich der Hornhauttrübung fehl. Die 
Verff. halten es für möglich, dass die Hornhauttrübung Folge der Drucksteige- 
rung sei. Auch könne man an eine durch das Aethylenchlorid bewirkte Wasser- 
verdunstung des Gesammtkörpers denken; dagegen sei eine unmittelbare 
Einwirkung des Aethylenchlorides auf die Corneae, vermöge der Versuchsanord- 
nung, ausgeschlossen.) A. E. Fiek (Zürich). 

J. Löb. Dioptrische Fehler des Auges als Hilfsmittel der monocularen Tiefenwahr- 
nehmung. Pflügers Arch. f. d. ges. Physiol. XLI, S. 371. (Die instinetive 
Bewegung, mit welcher beide Augen einem sich nähernden oder sich ent- 
fernenden Objecte folgen, rührt her von der Verschiebung der Netzhautbilder 
beider Augeu nach entgegengesetzter Richtung. Fixirt man aber nur mit einem 
Auge, so braucht das Netzhautbild keine Verschiebung zu erleiden, wenn sich 
die Distanz des Körpers vom Auge ändert, doch aber folgt die „Einstellung 
des Auges in instinctiver Weise, wie beim binocularen Sehen. Verff. ist der 
Ansicht, dass die Aenderung .der Einstellung in dem einen oder dem anderen 
Sinne die Folgen der Veränderungen sind, denen die Gestalt der Zertreuungs- 
kreise im astigmatischen Auge unterliegen. Die Zertreuungsfiguren ändern 
sich bei der Annäherung in einer anderen Richtung, als bei der Entfernung.) 

Sigm. Exner (Wien). 

Th, Treitel. Ueber das Verhalten der normalen Adaptation. v. Gräfe's Arch. f. Ophth. 
XXXIN, 2, S. 73. (Der Verf. hat bereits in einer früheren Arbeit [v. Gräfe's 
Arch. XXXIII, 1] die These aufgestellt, dass Hemeralopie oder Nachtblindheit 
eine Störung der Netzhautadaption sei; in dieser Arbeit sucht er seine Ansicht 
durch neue Experimente als richtig zu erweisen. Seine Versuche bestanden 
darin, dass er in einem halb finsteren Zimmer Sehschärfe, Liehtsinn und Farben- 
sinn seiner beiden Augen bestimmte, deren eines eine Viertelstunde lang dureh 
eine Klappe gegen Lichteinfall geschützt [adaptirt], deren anderes unmittelbar 
vor Beginn des Versuches dem Tageslicht ausgesetzt [mangelhaft adaptirt| war. 
T. fand nun, dass das mangelhaft adaptirte Auge alle die eharakteristischen 
Symptome der Hemeralopie zeigte. Als Bereicherung des Thatsachenmateriales 
werden folgende Sätze hingestellt: Die Adaptationsgrösse hängt in erster Linie 
von der Differenz zwischen Tageshelliskeit und Helligkeit desjenigen Zimmers 
ab, in welchem die Prüfungen der Sehschärfe, des Liehtsinnes ete. angestellt 


Centralblatt für Physiologie. 58 


786 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


werden. Die Adaptationsgrösse wächst unter sonst gleichen Verhältnissen mit 
der Grösse des Gesiehtswinkels, unter welchem die Probeobjeete angeschaut 
werden. Die Adaptationsgrösse ist unter gleichen Verhältnissen weit grösser 
für den Liehtsinn, als für die Sehschärfe. Das Gesichtsfeld eines nieht adaptirten 
Auges zeigt sich bei Prüfung in stark verdunkeltem Zimmer [Objeet weiss von 
400 Quadratmillimeter Oberfläche] bis an den Fixirpunkt eingeengt. Adaptation 
erfolgt bei Abnahme der Beleuchtung stets, gleichviel, ob die geringere Be- 
leuehtung an sich klein oder gross, z. B. Tageslicht ist. Wird ein Auge dureh 
farbiges Licht ermüdet, so erkennt es im halb verdunkelten Zimmer Pigmente in 
einer anderen zeitlichen Reihenfolge als das durch gewöhnliche Tagesbeleuchtung 
ermüdete zweite Auge. Ausserdem werden zahlreiche von Aubert, Förster, 
Landolt und anderen Forschern gefundene Thatsachen bestätigt.) 
A. E. Fiek (Zürich). 
W. Dobrowolsky. Ueber die Ursachen der Erythropsie. V. Gräfe’s Arch. f. Ophth. 
XXXIH, 2, S. 213. (Das bei Staaroperirten zuweilen auftretende Phänomen der 
Erythropsie ist von verschiedenen Autoren verschieden erklärt worden. D. 
gelang es, bei sich selbst die Erytropsie experimentell hervorzurufen, und zwar 
unter folgenden Bedingungen: 1. Die ganze Retina muss diffus beleuchtet 
werden, zu welehem Zwecke die Pupille maximal zu dilatiren ist; 2. Die Retina 
muss grell beleuchtet werden, zu welchem Zweeke man das Auge z. B. auf eine 
hell beleuchtete Wolke richtet. Wendet man das solehergestalt im ganzen Gebiet 
der Retina geblendete Auge auf weisse Gegenstände, so erscheinen dieselben 
violett; graue und ganz besonders gelbe oder orangenfarbene Gegenstände er- 
scheinen karminroth. Bei kürzlieh wegen Catarakt Operirten sind alle Bedingungen 
zum Entstehen der Erythropsie vorhanden: ein grosses Colobom und etwa vor- 
handener Nachstaar begünstigen diffuse Belichtung der gesammten Retina, die 
grosse Empfindlichkeit der Netzhaut gegen Licht begünstigt Blendung. Da 
bei D.s Versuchen die Erythropsie niemals vom Versuchsauge auf das 
andere Auge überging,. im Gegentheil durch Oeffnen des anderen Auges das 
Phänomen abnahm, oder gar völlig erlosch, so ist die peripherische Entstehung 
der Erythropsie zweifellos.) A. E. Fick (Zürich.) 
A. Charpentier, Note sur le synehronisme apparent de deux exeitations lumineuses 
suecesives et voisines. ©. R. Soc. de Biologie, Juillet, 1877, p. 447. (Der Wider- 
spruch zwischen den Resultaten, welche Bloch und der Verf. erhalten haben, 
ist- nur ein scheinbarer. Die Erklärung wird dureh das Gesetz gegeben, welches 
Verf. in seiner Notiz vom 4. Juni 1887 [C. R. Soc. de Biologie] ausgesprochen 
hat: Diezeitliche Vergleiehung von zwei kurz aufeinanderfolgenden Lichterregungen 
von benachbarten Retinabezirken hängt von der Grösse der Retinabilder ab. 
Der Vergleich wird um so leiehter, je grösser die Retinabilder und je ausge- 
dehnter der Contact der zwei gereizten Stellen ist — und muss folglieh mit der 
Entfernung oder mit der absoluten Grösse der beleuchteten Gegenstände in 
hohem Masse wechseln.) Leon Frederiegq (Lüttich). 
Pouchet. Öommunication a propos de l’anatomie du Cachalot. C. R. Soc. de Biologie, 
Juillet 16, 1887, p. 466. (Der Wallrath wird nicht, wie P. und Beauregard 
früher meinten, bei Physeter aus der leeren reehten Nasenhöhle, wie aus ejner 
Cisterne, mit dem Eimer geschöpft, sondern befindet sich mitten in einem 
äusserst zarten und brüchigen Fettgewebe, das die Nasenhöhle ausfüllt.) 
Leon Frederiegq (Lüttich). 
V. Urbantschitseh. Gegenseitige Erregung der Sinnesbezirke. Anzeiger d. Ges. d. 
Aerzte in Wien, 1887, S. 171. 
Th. Meynert. Nachempfindungen. Anzeiger d. Ges. d. Aerzte in Wien 1887, 8. 97. 
Ch. Fere. Note sur le rappel des sensations conseeutives. C. R. Soc. de Biologie, 
Juillet 30, 1887, p. 511. (Ganz erloschene negative Nachbilder können beim er- 
müdeten Beobachter unter dem Einfluss einer heftigen sensorischen Erregung 
| Reiben der Augen, Betrachtung eines leuchtenden Gegenstandes, Auflegen einer 
vibrirenden Stimmgabel auf dem Schädel u. s. w.] wieder hervorgerufen werden.) 
Leon Frederieg (Lüttich). 
— Note sur les effets genöraux des exeitations des organes des sens. Eiffets retro- 
actifs des exeitations sensorielles. ©. R. Soe. Biologie, Dec. 10, 1887, p. 747. 
(1. Durch die Erregung eines Sinnesorganes wird die Empfindlichkeit aller 
anderen Sinnesorgane beeinflusst. F. erläutert diesen Satz durch einige ältere 
und neuere Beispiele [Steigerung der Empfindlichkeit des einen Auges durch 


Nr. 26h. Jentralblatt für Physiologie. 187 


Offenhalten des anderen u. s. w.] 2. Eine Erregung, die eben zu schwach ist 
um wahrgenommen zu werden, kann durch eine nachfolgende Reizung eines 
anderen Sinnesorganes auf rückwirkende Weise beeinflusst werden und sodann 
zum Bewusstsein gelangen. Buchstaben, die entschieden zu weit entfernt sind, 
um gelesen zu werden, werden durch einen hysterischen Patienten betrachtet; 
dann werden die Buchstaben verdeckt, und zugleieh eine starke sensorische Er- 
regung hervorgebracht. Patient erkennt jetzt richtig die verdeekten Buch- 
staben.) Leon Frederiegq (Lüttich.) 
M. Duval. Quelques exemples de dynamogenie sur les eentres des organs des sens. 
C. R. Soc. de Biologie, Dee. 23, 1887, p. 753. (Folgende Thatsachen sollen 
Fälle von Dynamogenie im Sinne Brown-Söquard's darstellen: Die optische 
Erregung [ohne Netzhautbild] des einen Auges bringt eine schärfere Perception 
der Netzhautbilder des anderen Auges hervor, wovon man sich überzeugen kann, 
wenn man mit dem einen Auge durch ein Fernrohr blickt, während das andere 
Auge bald offen, bald zugehalten wird. Es gibt schwerhörige Leute, welche besser 


hören, was man ihnen sagt, wenn sie mitten im Lärm sind.) 
Leon Frederiegq (Lüttieh.) 
E. Kröner. Gemeingefühl und sinnliches Gefühl. Vierteljahrsschrift für wissensch. 
Philosophie. XI, 2, S. 153. (Verf. hat herausbekommen, dass der Begriff des 
Gemeingefühls noch von keinem Physiologen richtig gefasst worden sei, das 
Gemeingefühl gehöre dem Körper in seiner Totalität; das Hauptmerkmal des- 
selben sei daher seine Niehtlocalisirbarkeit! Deshalb scheidet Verf. auch 
den Schmerz aus den Gemeingefühlen aus. Letztere entsprechen nach ihm einer 
Beeinflussung sämmtlicher Gewebe und Organe des Körpers, z. B. Gefühl beim 
Einathmen verdorbener Luft, beim Fieber, bei der Ermüdung, der Verdauung ; 
die Ursachen sind chemischer Natur. Sinnliche Gefühle dagegen sind die 
uns auf distineten Nervenbahnen zugehenden. Um seine Deduetionen zu bewahr- 
heiten, beschreibt Verf. den Weg des Experimentes. Er bestimmt die Reactions- 
zeiten für Gesichts- und Gehörswahrnehmungen unter normalen Verhältnissen 
und bei Einwirkung von Schmerz, von unangenehmen Gesichts- und Gehörs- 
eindrücken, sowie endlich von unangenehmen Gerüchen [den Exhalationen eines 
Grove'scehen Elementes] und findet, dass jene durch die unangenehmen Gerüche 
erheblich verlängert, durch die anderen Einwirkungen aber nicht wesentlich 
verändert werden. Da die unangenehmen Dünste nash ihm ein Gemeingefühl 
— vom Olfaetorius sprieht Verf. nieht — bewirken, während die anderen Ein- 
wirkungen nur sinnliche Gefühle erregen, so sieht er den Beweis erbracht, dass 
ein Gemeingefühl die verschiedenen Sinne beeinflusst, mithin den ganzen Körper. 
Die Versuche selbst entbehren jeder Bedeutung, da sie die für Reaetionszeit- 
Bestimmungen nothwendigen Belingungen vermissen lassen.) 
Goldscheider (Berlin). 
Conr. May. Ueber das Geruchsvermögen der Krebse nebst einer Hypothese über 
die analytische Thätigkeit der Riechhärchen. Dissert. Kiel 1837. (M.’s Arbeit 
enthält interessante Angaben über den Bau und die Function des Riechorganes 
von Krebsen [Palämon, Mysis, Careinus]|. Die von Leydig bereits als 
Geruchsorgane gedeuteten äusseren Aeste der Antennulae von höheren Krebsen 
sind mit langen Riechhaaren bedeckt, zu deren näherer Untersuchung der Verf. 
besonders Ehrlich’s biologisehe Färbung durch Injeetion von Methylenblau- 
lösung mit grossem Vortheile verwendete. Wurde vor Anwendung dieses Ver- 
fahrens das lebende Thier mit SH,-Gas behandelt, so konnten die nun blau 
gefärbten Riechnervenfasern in ihrem ganzen Verlaufe verfolgt werden. Vor 
dem Eintritte in das Rieehhaar passirt die Nervenfaser ein Ganglion. An dem 
einen Ende des Ganglion löst sich die zutretende Nervenfaser in feine Fibrillen 
auf, welehe wohl mit den Ganglienzellen in Verbindung treten. Am entgegen- 
gesetzten Ende des Ganglion treten Nervenfibrillen aus, gehen sich vereinigend 
in das Riechhaar über und endigen nach kurzem Verlaufe in demselben. Dar 
übrige Theil des Riechhaares- ist von homogener, dureh SH,-Behandlung körnig 
gerinnender, flüssiger, eiweissartiger Substanz erfüllt. Es verdient hervorgehoben 
zu werden, dass diese Substanz [ebenso wie das Ganglion] durch SH,, also 
einen von Nebsnwirkungen freien Riechstoff, der in Gewässern am häufigsten 
vorkommt und für Aasfresser besonders wichtig ist, eine deutlich wahrnehmbare 
Veränderung ihres Moleeularzustandes erfährt. Diese Aenderung kann hier nur 
durch Endosmose des im Wasser gelösten SH,-Gases geschehen. — Die Tast- 


58* 


788 Centralblatt für Physiologie. Nr. 36h. 


nerven, die in demselben Fühler vorkommen, unterscheiden sich durch Ver- 
theilung und Endigung von den Riechnerven. Bei der Häutung von Mysis 
silt für die Riechhaare das, was Hensen für die Haare der Decapoden im 
Allgemeinen festgestellt hat: die neuen Haare werden unter der Schalenhaut 
[nieht in den alten Haaren] gebildet; zur Bildung eines Haares trägt eine grosse 
Anzahl von Zellen bei. Dass die Spitze des neuen Haares nicht in das alte Haar 
hineinragt, hat in den speciellen Verhältnissen seinen Grund. Ueber das Ver- 
halten des Riechnerven bei der Häutung konnte nichts Sicheres ermittelt werden.) 

K. Brandt (Kiel). . 

Brock. Ueber Terminalkörperchen. Aehnliche Organe in der Haut von Knochen- 
fischen. Internat. Monatsheft f. Anat. u. Physiologie IV, 7,8, S. 301. (B. fand 
an einem indischen Knochenfische Gasterotokeus biaculeatus in der After- 
gegend ein kleines rundliches, mit Papillen besetztes Polster, und in letzterem 
Gebilde, welehe er wegen ihrer grossen Aehnlichkeit mit den Nervenend- 
körperchen höherer Wirbelthiere als Tastkörperchen und Endkolben bezeichnet, 
obwohl es ihm bei dem mangelhaften Materiale nicht gelang, Nerven zu finden, 
welche mit denselben irgendwie in Verbindung stehen) Drasch (Leipzig). 

V. Graber. Thermische Experimente an der Küchenschabe (Periplaneta orientalis). 
Pflüger's Archiv, Bd. XLI, S. 240. (Vorliegende Experimente bilden ein weiteres 
(Glied in der langen Kette von des Verf. Arbeiten über das Verhalten der Thiere 
gegen verschiedene Sinnesreize und verfolgen den Zweck, zu untersuchen, inwie- 
weit jene gegenüber zwei ungleich hohen Temperaturen durch Ausführung von 
Riehtungsbewegungen reagiren. Aus der Differenz zwischen dem vitalen Tem- 
peraturminimum und Maximum ergab sich die vitale thermische Breite. Das 
planmässige Studium des reactiven Verhaltens gegen Temperaturunterschiede 
führte dann auch zur Bestimmung des bisher noch an keinem Thiere exact 
festgestellten vitalen Temperaturoptimums. Bezüglich der Untersuchungsmethode 
und der ermittelten Zahlenweite verweise ich auf das Original und dessen 
Tabellen.) Steinach (Innsbruck). 

J. Hirschberg. Wörterbuch der Augenheilkunde. gr. 8. Leipzig. Veit & Comp. 

H. Adler. Ueber die Schäden, die das Auge der Schüler durch Ueberbürden an den 
Mittelschulen erleidet. Mitth. d. Wiener med. Doctorencollegiums. XIII. Bd. 

P. Delbet. Note sur les nerfs de l’orbite. Arch. d’Ophthalmol. VII, 6, p. 485. 

M. Straub. Notiz über das Ligamentum pectinatum und die Endigung der Membrana 
Descemeti. Arch. f. Ophthalmol. XXXIIL, 3, S. 75. 

— Die Lymphbahnen der Hornhaut. His-Braune’s Arch. 1887, Nr. 4/5, S. 179. 

H. Saltini. Sul modo di agire della cocaina nelle diverse funzionalita dell’ oeehio 
Bull. della R. Ace. Med. di Roma XII, p. 71. 

R. Dubois et P. Roux. Action du chlorure d’ethylene sur la cornee. ©. R. Soe. Bio- 
logie. Oct. 22, 1887. p. 584. (Hunde, welche eine Stunde lang mittelst Ethylen- 
ehlorid [CH, Cl. CH,Cl] narkotisirt werden, zeigen nach 24 oder 36 Stunden 
eine milchige Trübung der beiden Corneae, mit anormaler Vorwölbung derselben, 
besonders im senkrechten Meridian. Die sofort nach der Narkotisirung aus- 
geführte Glaukomoperation beseitigt das Auftreten der Hornhauttrübung. Ist 
die Trübung aber einmal hervorgebracht, dann verschwindet sie nicht mehr.) 

Leon Frederiegq (Lüttich). 

Panas. Quelques courtes remarques au sujet du travail du docteur ©. Hess de 
Prague sur la cataracte naphthalinique. Arch. d’Ophthalmol. VII, 6, p. 582. 

L. Matthiessen. Beiträge zur Dioptrik der Krystalllinse. III. (Vögel, Cetaceen, Fische.) 
Zeitschr. f. vergl. Augenheilk. V, 2, S. 97.) 

W. Lang and J. W. Burnett. T’he refraction character of the eyes of the mammalia. 
Roy. London Ophth. Rep. XI, p. 103. (Besprochen in Rev. gen. d’Ophthalm. 
VI, 12, p. 550). 

Monoyer. Optometrie scotoscopique ou determination de l’Ametropie par l’observation 
des phases de chatoiement et d’obseurite pupillaires dues aux mouvements de 
limage aerienne. Explieation par la th&orie des images de diffusion. Rev. gen. 
d’Ophthalmol. VI, 12, p. 529. 

C. J, A Leroy. Note complömentaire sur la theorie du phenomene de l’ombre 
pupillaire. Rev. gen. d’Ophthalmol. VI, 10, p. 440. (Einfache Construction zur 
Erläuterung der Theorie. [Siehe Nr. 25, S. 713 dieses Blattes.]) 

B. M. Gunn. Note on certain retinal reflexes visible with the ophtholmoseope. Roy. London 
Ophth. Rep. XI, p. 348. (Besprochen in Rev. gen. d’Ophthalm. VI, 12, p..551. 


1 ie Kö nn Zu 


Nr. 26h. Centralblatt für Plıysiologie. 7189 


6. Meslin. Sur une experience relative a la vision dans les miscroscopes. Journ. de 
Physique. VI, 11, p. 509. 

F. Tumlirz. Ueber ein einfaches Verfahren, die Farbenzerstreuung des Auges direct 
zu sehen. Exner’s Repert. d. Physik XXIII, 9, S. 616. 

Boehm. Die Diagnose des Astigmatismus durch die quantitative Farbensinnprüfung. 
Klin. Monatsbl. f. Augenheilk. XXV, Nov., S. 429. 

G. Martin. Etude sur les contraetions astigmatiques du muscle eiliaire. 8. Paris, 
Delahaye et L. 

A. E. Fick. Ueber binoeulare Accommodation. Corresp.-Bl. f. Schweizer Aerzte 1837, 
Nr. 23, S. 713. (Experimenteller Beweis, dass künstlich erzeugte Verschieden- 
heiten der beiderseitigen Refraetionsbedingungen im Interesse des binoeularen 
Sehens durch entsprechend verschiedene Accommodationsanstrengung his. zu 
einem gewissen Grade überwunden werden können.) 

W. Lang and J. W. Burnett. The action of myoties and mydriatics on the accom- 
modation. Roy. London ophth. Hospital Reports XI, p. 219. (Besprochen. in 
Rev. gen. d’Ophthalmol. VI, 12, p. 550. 

6. Secondi. Sul rapporto tra laccomodazione e la convergenza della vista. Bull. 
della R. Ace. Med. di Roma XIII, 1, p. 74. 

F: ee Sull’ anatomia della retina. Intern. Monatsschr. f. Anat. u. Physiol. IV, 
10, p. 421. 

H. v. Genderen Stort. Ueber Form- und Ortsveränderungen der Netzhautelemente 
unter Einfluss von Licht und Dunkel. Arch. f. Ophthalmol. XXXIH, 3, S. 229; 
Arch. neerl. des sc. exaetes et nat. XXI, 4, p. 316; Onderz. Physiol. Laborat. 
Utrecht III Reeks, X Deel. 

W. Wundt. Die Empfindung des Liehtes und der Farben. Wundt’s Philosoph. Studien 
IV, S. 311. (Besprochen von Gad in Naturw. Rundschau II, 53, S. 507.) 

k u The psychophysie law and starmagnitudes. The Amer. Journ. of Psychol. 

ps bi2: 

i Eur ähnins. Die Gesetzmässigkeit des Helligkeitscontrastes. Berl. Akad. Sitzungs- 
bericht 1887, XLIX, S. 9%. z 

. Govi. Du cerele chromatique de Newton. Compt. rend. CV, 17, p. 733. 

. Mendelssohn et F. C. Müller-Lyer. Recherches eliniques sur la perceptibilite 
differentielle du sens de la vue chez l’'homme sain et malade. Arch. de Neurol. 
XIV, 42, p. 354. h 

C. Müller-Lyer, Experimentelle Untersuchungen über die Amblyopiefrage. Du Bois- 
Reymond’s Arch. 1837, Nr. 5, S. 400. 

$. Ottolenghi. Sul transfert dell’ ambliopia emianestesica provocato dalla suggestione 
I transfert dell’ emianestesia sensitiva dello stesso lato. Riforma med. Marzo 
1837. 

Jul. Michel. Ueber die Sehnervendegeneration und Sehnervenkreuzung. Festschrift 
zur Feier d. 70. Geburtstages Alb. v. Kölliker’s. gr. 4. Mit 4 Taf. Wiesbaden, 
Bergmann. 

J. v. Kries. Entgegnung an E. Hering. Pflüger’s Arch. f. d. ges. Phys. XL, 1, 
S. 389. (Polemisch.) 

E. Hering. Gegenbemerkung. Ebenda, S. 397. (Polemisch.) 

‚Chr. Ladd-Franklin. A method for the experimental determination of 
The Amer. Journ. of Psychol. I, 1, p. 99. 

-De Burgh Birch. A new modell for demonstrating the action of the muscles of the 
eye-ball. The Journ. of anat. and physiol. II, 1, p. 107. 

.G. C. Savage. The funetion of the oblique muscles in certain cases of astigmatism. 
The Journ. of the Amer. Med. Assoc. IX, 19, p. 589. (Wenn der. beste Meridian 
astigmatischer Augen bis zu 15° von dem senkrechten oder wagerechten ab- 
weicht, so tritt eine Rollung des Augapfels bis zur Einstellung des besten Me- 
ridians in die senkrechte oder wagerechte Richtung ein.) 

:F. Helfreich. Eine besondere Form der Lidbewegung. Festsehr. f. A. v. Kölliker, 
1887, Leipzig. S. 413. W. Engelmann. (Zwei Fälle von Ptosis, bei denen eine 
energische Aufwärtsbewegung des Lides stets nur gleichzeitig mit Oeffnung des 
Mundes erfolgte. Vermuthung einer theilweisen Innervation des M. levator pal- 
pebrae superioris statt aus dem Kern des Oeulomotorius aus dem des Faeialis 
oder Trigeminus.) 

.T. Imada. Lage des inneren Ohres. Mitth. a. d. med. Facultät d. kais. Japanischen 
Umv; HE 1,2. 131. 


eu), ee 


= 


the horopter. 


790 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26b. 


A. Böttcher. Rückblicke auf die neueren Untersuchungen über den Bau der Schnecke 
im Anschluss an eigene Beobachtungen. Arch. f. Ohrenheilkunde XXIV, 2 u. 3 


I 


S. 9. 

A. Barth. Beiträge zur Anatomie des Ohres. Zeitschr. f. Ohrenheilkunde XVIJ, 3 u. 4, 
S. 261. 

A. Randall and H. Lee Morse. Photographie illustrations of the anatomy of the 


human ear together with pathological conditions of the drum membrane and 
descriptive text. Philadelphia 1887, P. Blakiston Son & Co. 

. Stefanini. Di alcune esperienze sulla misura dell’ intensit& del suono. Il Nuovo 
Cimento XXII, p. 97. «Die Intensität der Gehörsempfindung soll proportional 
der ersten Potenz der Schwingungsamplitude sein.) 

Gelle. Sulla funzione della chioceiola nell’ audizione. — Sulla parte che ha la chioe- 
eiola nella produzione dei disturbi dell equilibrio. La Trib. med., Juin 1837. 
(Besprochen in Il Morgagni XXIX, parte II, N° 47, p. 585.) 

C. Raggi. Un fenomeno di instabilita nei limiti minimi delia pereezione uditiva. 
Rendie. del reale Istituto Lomb., Vol. XX, Fase. I, p. 86. 

J. Steiner. Sur la fonction des canaux semi-eireulaires. Comptes rendus CIV, 16, 
3aabhlr 

an Ueber die Bedeutung der Riech- und Epithelialzellen der Regio olfactoria. 
Mittheil. aus dem Embyol. Institut, Wien 1887, Heft 9. 

Gelle. Analyse de quelques troubles de l’audition aux differents äges de la vie. C. R. 
Soc, Biologie, Nov. 5, 1887, p. 659. 

F. Herrmann. Studien über den feineren Bau des Geschmacksorgans. Habilitations- 
schrift, Erlangen 1887. 

Eriffini. Sulla riproduzione degli organi gustatorj. Real. Ist. Lomb. di Sc. e Lett. 
Rendie. XX, 15 u. 16, p. 667. 

F. P. Venables. Sensitivness of taste. .The Chem. News 1887, Nov., 1461, p. 224. 
(1 Kubikeentimeter wässeriger Lösung von Zucker 3 : 1000, Kochsalz 1 : 1000, 
Tannin 2: 10.000, Salzsäure 1 : 10.000, Saccharin 5 : 1,000.000, KZtryehnin 
5: 10,000.000 eben geschmeckt.) " 

W. H. Howell and J. H. Kastle. Note on the speeifie energy of the nerves of taste. 
Studies from the Biol. Lab. Johns Hopkins Univers. IV, 1, p. 13. 

J. Corir. Action des acides sur le goüt. Bull. de l’ac. roy. des Sciences de Belg. 
XIV. 31; p- 616. 

A. Goldscheider. Ueber die Topographie des Temperatursinnes. Du Bois-Rey- 
mond’s Arch. 1887, Nr. 5, S. 473. 

— Ueber die Einwirkung der Kohlensäure auf die sensiblen Nerven der Haut. Du 
Bois-Reymond's Arch. 1837, Nr. 6, S. 575. (Die durch Einwirkung von C0, 
auf die äussere Haut hervorgerufene Sensation wird auf direete chemische Er- 
regung der Wärmenerven zurückgeführt.) 

. Stanley Hall and Yuzero Motoro. Dermal sensitiveness to gradual pressure-changes. 
The Amer. Journ. of Psychology I, 1, p. 72. 

. Mackenzie. Recent diseussion on the museular sense. Mind 1887, XLVII, p. 429. 

. Sollier. Le sens musculaire. Revue critique. Arch. de Neurol. XIV, 40, p. 81. 

. Schäfer. Ueber die Wahrnehmung eigener passiver Bewegungen durch den 
Muskelsinn. Pflüger’s Arch. f. d. ges. Phys. XXXXI, S. 566. (Von dem Ge- 
danken ausgehend, dass die Bogengänge ihrer Fähigkeit, passive Bewegungen 
dem Bewusstsein zur Kenntniss zu bringen, entkleidet sind, sucht Verf. die ein- 
schlägigen Wahrnehmungen dureh den Muskelsinn zu erklären.) 

0. Külpe. Zur Theorie der sinnliehen Gefühle. Erster Artikel. Vierteljahrsschr. f. 

wissensch. Philos. XI, 4, S. 424. 

S. Fubini. Unters. über die Vater-Pacini’schen Körperchen des Katzenmesenteriums. 
Centralbl. f. d. med. W., Nr. 49, S. 913; Ann. Univ. di Med. e Chir. Milano 
1887, Novembre, Part. orig., p. 384. 

. v. Planner. Ueber das Vorkommen von Nervenendkörperehen in der männlichen 
Harnröhre. Arch. f. mikrosk. Anatomie XXXI, S. 22. 

. Liehtwitz. Les anesthesies hysteriques des muqueuses et des organes des sens 
et les zones hysterogenes des mouqueuses. Paris 1887, J. B. Baillere et Fils. 

. Dubois et L.Roux. Sur l’action anesthösique du methylehloroforme. Compt. rend. 
CIV, 22, p. 1549. 

. Steinbrügge. Ueber seeundäre Sinnesempfindungen. Antrittsrede. 26 S. gr. 8. 
Wiesbaden, J. F. Bergmann. 


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Nr. 26b. Centralblatt für Physiologie. 791 


J. Baratoux. De l’audition coloree. Le Progres medieale 1857, N’ 50, p. 405. 
(Historische Uebersicht.) 

Ch. Fere. La vision eolor&ee et l’equivalenee des exeitations Sensorielles. ©. R, Soe. 
Biolog., Dee. 26, 1887, p. 791. (Zusammenstellung von interessanten Thatsachen, 
betreffend „Vision eolor&e, olfaetion eolor@e” und andere assoeüirte 
Empfindungen, welche sieh nieht gut zu einem Auszug eignet.) 

Leon Frederieg (Lüttich). 

Hensen. Das Verhalten der Nerven an den Endapparaten von Sinnesorganen. Anat. 
Anz. II, 12, S. 375; Verh. d. I. Vers. d. Anat. Ges. Leipzig, 14. u. 15. April 1837. 

J. P. Nuel. Du döveloppement phylogenetique de l’organe visuel des vertehr6s. Arch. 
de Biol. VII, 2, p. 389. 

F. Plateau. Recherches experimentales sur la vision chez les Arthropodes (premiere 
partie). a) Resume des travaux effeetues jusqu’en 1887 sur la structure et le 
fonetionnement des yeux simples. 5) Vision chez les Myriopodes. Bull. de l’Acad. 
roy. des Se. de Belg. XIX, 9 a 10, p. 407. 

— Recherches experimentales sur la vision chez les Arthropodes (deuxieme partie). 
Vision chez les Arachnides. Bull. de l’Ac. roy. d. Seiene. de Belg. XIV, 11, p. 545. 

L. Pogojeff. Ueber die feinere Structur des (reruchsorganes des Neunauges. Arch. f. 
mikrosk. Anatom. XXXI, 1, 8. 1. 

R. Wiedersheim. Das Geruchsorgan der Tetrodonten nebst Bemerkungen über die 
Hautmuseulatur derselben. Festschr. f. A. v. Kölliker, 1887. S. 73. Leipzig, 
W. Engelmann. 

0. v. Rath. Ueber die Hautsinnesorgane der Inseeten. Zool. Anz. 1887. Nr. 266, 
ET Nr. 267, S. 645: 

Et. Jourdan. Structure histologique des teguments et des appendices sensitifs de 
l’Hermione hystrix et du Polynoe Grubiana. Arch de Zool. experim. et gen. V, 
3792 IE 

Bay: köndehfelt, Synoeyls, Sinnesorgane der Spongien. Zool. Anz. 1887, X, 246, 


l. Waldschmid!. Beitrag zur Anatomie des Centralnervensystems und des Geruchs- 
organs von Polypterus biehir. Anat. Anz. II, 11, S. 308. 


X. Stimme und Sprache. 


R. Handmann. Die menschliche Stimme und Sprache in physiologisch-psychologischer 
Beziehung. Münster 1887, Aschendorft. 

M. Mackenzie. Singen und Sprechen. Pflege und Ausbildung der Stimmorgane. 
Deutsch v. Michael. Mit Bildniss des Verf. u. 19 Abb. 8. Hamburg. Voss. 
Ferrand. De l’exereice et des troubles de la parole et du langage. 8. Paris, 

Delahaye et L. 

E. Doumer. Des voyelles dont le caractere est tres aigu. Compt. rend. CV, 25, p. 1247. 
(Durch Analyse von Photographien König'scher Flammenbilder wird constatirt, 
dass in der Klangmasse der in verschiedener Tonhöhe gesungenen Vocale I und U 
neben dem Grundton nur ein Oberton vorkommt, dass dieser harmonisch zum 
Grundton und von ziemlich eonstanter Tonhöhe [ut,—re, bei I, sol,—si, bei U] 
aber von wechselnder Ordnungszahl ist. Beim I gehörten zu Grundtönen von 
427 bis 619 Schwingungen der 10”—7‘“ Öberton, bei dem U zu Grund- 
tönen von 419 bis 534 Schwingungen der 7° und 8‘ Oberton. 

Puluj. Objeet. Darstellung der wahren Gestalt einer schwingenden Saite. Wiener 
akad. Sitzungsber. XCV. 2. Abth. S. 355. 

Tumlirz. Fortpflanzung ebener Luftwellen endlicher Schwingungsweite. Wiener akad. 
Sitzungsber. XCV, 2. Abth., S. 367. 

Semon u. Horsley. Der Aethereffeet. Internat. Centralbl. f. Laryngol. III, 9, S. 358. 

F. H. Hooper. The anatomy and physiology of the receurrent laryngeal nerves New 
York. Med. Journ. 1887, p. 150. 

— Eiffeets of varying rates of stimulation on the action of the reeurrent laryngeal 
nerves (Preliminary eommunieation). New York. Med. Journ. 1887, p. 591. 
Farges. Aphasie chez une tactile. L’Encephale 1887, N°. 5, p. 545. (Eine Kranke 
findet die Worte für Objeete nur mit Hilfe von Berührungs-, Geschmacks- und 

Geruchsempfindungen. 

K. Russ, Sprechende Vögel. 1. Bd. Die sprechenden Papageien. 2. Aufl. 8. Magde- 

burg, Creutz. 


792 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


XI. Physiologie des centralen Nervensystems. 


J. Seitz. Ueber die Bedeutung der Hirnfurchung. Jahrb. f. Psychiatrie VII, 3, 
S. 225. (Während die Basalganglien gesteigerten physiologischen Ansprüchen 
durch einfache Umfangzunahme in der Thierreihe genügen, muss die Hirnrinde 
noch die Faltung zu Hilfe nehmen. Diese Faltung wäre auch ohne Furchung 
möglich, kommt aber ohne dieselbe nicht vor, Der Grund liest in dem ge- 
steigerten Ernährungsbedürfniss. Die Hirnfurchen sind Nährschlitze. Dass sie 
gerade mit den Rindenfalten zusammentreffen, hat darin seinen Grund, dass 
die Rinde so die beste und direeteste Blutzufuhr erhält. Der Ort der Furchen 
ist für die einzelne Thierart charakteristisch und wird bestimmt vom Ernäh- 
rungsbedürfniss der Theile, der groben Hirnform im Grossen und damit in- 
direct auch von der Schädelform. Bei den grössthirnigen Thieren und gerade 
beim Menschen ist andererseits die Variabilität und Ersetzbarkeit der unter- 
geordneteren Furehen sehr gross. Selbst bei den erheblichsten Entwickelungs- 
hemmungen des menschlichen Gehirns bleibt der I’ypus des Menschliehen noch 
ausgesprochen. Gehirn und Schädel beeinflussen sich bis zu einem gewissen 
Grad in ihrem Wachsthum.) Ziehen (Jena). 

G. Jelgersma. Beitrag zur Morphologie und Morphogenese des Gehirnstammes. 
Uebersetzt von Kurella. Centralbl. f. Nervenheiik. X, 18—20, S. 545. (J. hat 
fünf Idiotengehirne genau untersucht, darunter zwei, bei welchen nur eine 
Hemisphäre pathologisch verändert war. Seine Befunde lassen ihn drei Systeme 
von Nervenelementen im Hirnstamm und in der Oblongata annehmen: 1. In- 
tellectuelle Bahnen und Centren, welche bei primärer Affection des Intelleetuo- 
riums atrophiren. 2. Verbindungsbahnen zwischen Intellectuorium und Reflex- 
bogen ; hierher Pyramiden- und Schleifensystem. 83. Der Reflexbogen, als Fort- 
setzung der Rückenmarkscentren ; hierher auch die primären Öentren der hier 
entspringenden Nerven mit ihren Verbindungen untereinander. Die sogenannte 
seeundäre Degeneration geht nie vom psychischen System [1] auf das Reflex- 
system [3] über. In Folge Läsion eines Centrums atrophirt ein Centrum des- 
selben Systems nur dann, wenn Achseneylinderfortsatz-Verband im Sinne 
Golgi's besteht. Innerhalb desselben Systemes atrophiren auch die Ganglien- 
zellen mit. J. versucht dann entwickelungsgeschichtlich und vergleichend 
anatomisch seine Eintheilung zu begründen. Die beiden Endstationen der 
intellectuellen Bahn [Grosshirn — Hirnsehenkel — Pons — Oliven — Kleinhirn 
— Bindearme — rothe Kerne], Grosshirn und Kleinhirn stehen mit dem Reflex- 
bogen durch je zwei Bahnen in Zusammenhang. Für das Grosshirn und Rücken- 
mark sind dies die Pyramidenseitenstrangsbahn und die Hinterstränge, für das 
Kleinhirn und Rückenmark die Kleinhirnseitenstrangsbahn und eine noch auf- 
zufindende Bahn in den Vordersträngen. Das Grosshirn verbindet sieh mit dem 
Kleinhirn und dem Reflexbogen gekreuzt, das Kleinhirn mit dem Reflexbogen 
‚ungekreuzt. Der Bau von Oblongata und Hirnstamm ist das Product eines sehr 
complieirten Zusammenwirkens der drei Systeme. Zahlreiche weitere theoretische 
Erörterungen können hier nieht erwähnt werden.) Ziehen (Jena). 

L. Löwenfeld. Ueber die Schwankungen in der Entwiekelung der Gehirngefässe 
und deren Bedeutung in physiologischer und pathogenetischer Hinsicht. Arch. 
f. Psychiatrie und Nervenkr. XVIN. 3, S. 819. (Weder die Masse des Gehirns 
noch die Flächenentwickelung der Grosshirnrinde lassen sich als einfacher 
Ausdruck der Stufe geistiger Entwickelung betrachten. Der Einfluss der Körper- 
länge und des Körpergewichtes, sowie die Schwankungen der Rindendicke sind 
als complicirende Factoren bekannt. L. fügt einen weiteren hinzu: Die indivi- 
duellen, während der ganzen Lebensdauer sich geltend machenden Schwankungen 
in der Ernährung des Gehirns. L. verglich die Weite der grossen basalen Hirn- 
gefässe, das Hirngewicht und den Umfang der Aorta an über 200 Gehirnen. 
Es ergab sich aus 122 Gehirnen mit normalen Gefässen, dass das Verhältniss 
der Arterienweite zum Hirngewiehte unter normalen Verhältnissen sehr erheb- 
lichen Schwankungen unterliegt. Addirt man nämlich die Umfangsmasse der 
beiden Karotiden und Vertebrales, so kann man die Summe als Gesammtwerth 
der Grefässversorgung des Gehirns annehmen. Dann zeigt sich, dass die auf 
100 Gramm Hirngewicht entfallende Gefässquote — die relative Gefässweite — 
ungefähr zwischen 0175 und 0'315 Centimeter variirt. Der Durchsehnittswerth 
der relativen Gefässweite nimmt mit dem Alter etwas zu. Mit der Weite der 


Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. 793 


Fr 


W. 


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Aorta geht weder die absolute noch die relative Entwickelung der Hirngefässe 
völlig parallel. Die Fähigkeit zu anhaltender geistiger Arbeit hängt wesent- 
lich von einer günstigen relativen Entwickelung der Hirngefässe ab. Die Ent- 
wickelung und Ausbildung von Anlagen ist nieht nur von Hirnmasse und Win- 
dungsreichthum abhängig, sondern auch von der Entwickelung der Hirngefässe. 
Erwähnt sei noch, dass zwölfmal der Umfang beider Karotiden gleich, 31mal 
die rechte und 49 mal die linke weiter war.) Ziehen (Jena). 
Franck. Les troubles moteurs du cerveau. (Extrait d’un livre qui paraitra pro- 
chainement ä la librairie Doin: Lecons sur les fonetions motrices du cervean.) 
1 vol. in-8. Rev. scientif. 1887, XXXIX. 25, p. 788. Autoreferat. Von Charcot 
ist. das Buch besprochen in Bull. de l’Acad&mie de Med. 1887, Nr. 24, p. 628. 
(In dem Autoreferat resumirt F. kurz die Resultate der physiologischen Ex- 
perimentalforschung. Er legt grosses Gewicht auf die Zunahme der nach Rinden- 
exstirpationen auftretenden Läbmungserscheinungen sowohl an Intensität wie an 
Dauer mit dem Aufsteigen in der Thierreihe. Beim Affen fehlt schliesslich 
auch jenes gradweise Zurückgehen der Erscheinungen, das bis zu einer gewissen 
Grenze der Hund noch zeigt. Verf. sucht dann die Ausdehnung der motorischen 
Region für den Menschen rein klinisch-anatomisch nach Charcot's bekannten 
Grundsätzen festzustellen, und es ist werthvoll, dass er zu Resultaten kommt, 
die mit den von Nothnagel neuerdings auf demselben Weg gefundenen gut 
übereinstimmen. Die sämmtlichen Frontalwindungen, sowie die Lobuli parietales 
sup. und inf. gehören nach F. nieht zur motorischen Zone; Nothnagel hatte 
die motorische Natur der Frontalwindungen und Scheitelläppehen wenigstens 
als zweifelhaft bezeichnet. Motorisch sind also nur die Gyri centraies und der 
Lobulus paracentralis. Das untere Ende der beiden Öentralwindungen, besonders 
der vorderen, entspricht der Gesichtsmusculatur, der mittlere Theil wiederum 
namentlich der vorderen Centralwindung entsprieht der Armmuseulatur, die 
oberen Enden beider Centralwindungen und der Paracentrallappen der Bein- 
museulatur.) Ziehen (Jena). 
König. Beitrag zur Lehre von der Erkrankung der motorischen Zone des Gross- 
hirns. Arch. f. Psychiatrie und Nervenkr. XVII, 3, S. 831. (Eine in Folge eines 
Kopttraumas eingetretene eireumsecripte linksseitige Sklerose der Centralwindungen, 
des zu ihnen gehörenden Theiles des Klappdeckels und des angrenzenden 
Stückes der untersten Stirnwindung bewirkte im Leben ausser einer rechts- 
seitigen Hemiparese des Gesichtes, der Zunge und der Extremitäten und ausser- 
motorischer Aphasie auch eine Herabsetzung der Schmerzempfindlichkeit auf der 
rechten Seite. Letztere ist mit Sicherheit auf die Sklerose der Centralwindungen 
zu beziehen, da die mikroskopisch nachgewiesene diffuse Encephalitis chron. des 
übrigen Gehirns für die genannten Symptome nach dem klinischen Verlauf 
nicht verantwortlich gemacht werden kann. Auch Fernwirkung ist bei der Natur 
des pathologisch-anatomischen Processes auszuschliessen. Interessant ist auch, 
dass die motorischen Störungen bestanden, ohne dass die Rindensklerose die 
Marksubstanz mitergriffen hatte. Ein zweiter Fall zeigt eine Parese der linken 
Extremitäten [ohne Faeialis und Hypoglossus], Herabsetzung der Schmerz- 
empfindlichkeit und öfteres Kältegefühl im linken Arm und Bein abhängig von 
einer Gliomgesehwulst in der oberen Hälfte der vorderen Centralwindung und 
in einem kleinen Theile des Fusses der ersten Stirnwindung, sowie im Lob. 
paracentralis. Die Sensibilitätsstörung konnte jedoch hier Fernwirkung sein, 
ebenso die vasomotorische Erscheinung. Ab und zu auftretende Krämpfe be- 
schränkten sich entweder auf die paretischen (lieder oder, wenn sie als 
allgemeine auftraten, begannen sie stets in denselben.) Ziehen (Jena). 
merling. Casuistischer Beitrag zur Localisation im Grosshirn. Arch. f. Psychiatrie 
und Nervenkrankh. XVII, 8, S. 877. (Eine 64jährige Frau erleidet einen apo- 
plektischen Insult. Darnach Hemiparesis dextra, ausgesprochene aphasische 
Sprachstörung gemischter Natur, epileptiforme Anfälle mit klonischen Zuckungen 
der rechten Körperhälfte, weiterhin rhythmische klonische Zuekungen der rechten 
Bauchmuseulatur und des rechten Armes. Die bei dem Geisteszustand der 
Kranken unsichere Prüfung auf Hemianopsie gab ein negatives Resultat. Tod im 
Krampfanfall. Die Section ergab makroskopisch ausser einem jedenfalls alten 
Erweiehungsherd am Kopf des linken Streifenhügels nur einen frischen grossen 
gelben Erweichungsherd im linken Oeeipitalhirn. Erst die mikroskopische 
Untersuchung wies eine beträchtliche Zahl zum Theil grosser Körnchenzellen- 


794 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26b 


herde auch in der motorischen Rindenregion und dem darunter liegenden 
Marklager der linken Hemisphäre nach. Jedenfalis gibt der Fall einen neuen 
Beweis, wie wenig scheinbar gegen die Loealisationslehre sprechende lediglich 
makroskopische Sectionsbefunde beweisen.) Ziehen (Jena). 

Wernicke. Ueber Herabsetzung der elektrischen Erregbarkeit bei cerebraler Lähmung. 
Jahresbericht der Schlesischen Gesellschaft für vaterländische Oultur, LXIV, 
S. 22 bis 29. (Während als Regel gilt, dass die Nerven- und Muskelerregbarkeit 
bei eerebralen Hemiplegien normal bleibt. bestätigt Verf. mit exaeter Unter- 
suehungsmethode [bei Berücksichtigung des Leitungswiderstandes] die schon 
von Todd und Anderen gemachte Angabe, dass in einzelnen Fällen eine recht 
erhebliche Erregbarkeitsherabsetzung des Stromes der gelähmten Seite für beide 
Stromesarten nachzuweisen ist. Die Erregbarkeitsherabsetzung ist nieht gleich- 
mässig in allen Muskeln und soll erheblicher sein in denjenigen. in welchen 
der Tonus herabgesetzt ist. Ohne anatomische Beweise beibringen zu können, 
glaubt Verf., dass besonders Hemiplegien, welche als „directe Herdsymptome” 
aufzufassen sind, diese Erregbarkeitsherabsetzung darbieten. Da mit derselben 
Muskelatrophie einhergeht, sei eine leicht trophische Alteration der Ganglien- 
zellen der grauen Vorderhörner wahrscheinlich. E. Remak (Berlin). 

A. v. Horanyi. Theoretische Betrachtungen über Coordination und Ataxie. Orvosi 
hetilap. 1897, N° 41, 42. (Verf. hat die Öontractionen der Kopf-, Augen-, 
Rumpf- und Gliedmuskeln bei Rotation des Körpers von Kaninchen untersucht 
und gefunden, dass alle passiven Bewegungen, die einem Thiere mitgetheilt 
werden, eine compensatorische Activität hervorrufen. Diese Activität wird durch 
einen Nervenapparat bedingt, dessen sensorischer Theil in den Ampullen der 
Labyrinthe liegt. Die Untersuchungen des Verf. ergaben, dass Rotation eines 
Kaninchens Üontraetionen folgender Muskeln bewirkt: 


Horizontale Rotation Frontale Rotation Mediale Rotation 

nach links *) nach links O bis 180% *) vorwärts O bis 180° zurück 0 bis 180%. 

RLd R Ss R Ss R Ja 

Ab bs E bs = E bs F ba 

Ad fs Bis IRUSETS Efd 

RMs Rds RlLs RMad 

Adbd Abbd Abbd Adbs 

Ab fd Adfd Ad fd Ab fs 

Ve d Ob.Jd Ob Jd Ob Ss 

*=) Nach rechts R Jd R Sd R Js 

deren Antagonisten. F ba E ba F bs 

Efd a! 2 En : 

RMa RLd R Ms 

Adbs Ab bs Adbd 

Ab fs Ad fs Ab fd 

Ob Ss Ob Js Ob sd 

Rot. cd Fe Ee 
—= reetus, L — lateratis, S = superior, M = medialis, J = interior, Ob = 
obliquus, oculi, Ab = ahductor, Ad = adduetor, F = Flexor, E —= extensor, 
b = brachii, f = femoris. d = dextri, s = sinistri, V =versor [in der Hori- 
zontalen], Rot. = rotator [in der frontalen Ebene], e = eapitis, Fe = Muskeln, 
die eine Neigung des Kopfes nach vorne, Ee = die eine solche nach hinten 
bewirken. 


Nach theoretischen Betrachtungen, die wir hier nieht wiedergeben können, 
und gestützt auf seine Experimente, folgert Verf., dass die Ursache der atakti- 
schen Erscheinungen bei Tabes dorsalis in einer. zur Erzeugung des normalen 
Anstrengungsgefühles wegen verminderter Reizbarkeit des Muskelsinnes erforder- 
lichen, gesteigerten Muskelkraftentwiekelung, und in einer durch herabgesetzte 
Reizbarkeit des Tastsinnes verursachten Abnahme der Tonusquantität liegt, 
wodurch ein zu grosser Theil der Inneryation für active Muskelthätigkeit zurück- 
bleibt. So entstehen durch exagerirte Compensation der Körperschwankungen 
und dureh zu starke Bewegungen die charakteristischen Störungen beim Stehen 
und Gehen.) v. Thanhoffer (Pest). 

B. Bramwell. A case of ataxy with loss of museular sense. Brain XXXVIIL, 1887, 
July, p. 218. (Ferrier s Behauptung in der bekannten Diseussion der Neuro- 
logischen Gesellschaft zu London über das Muskelgefühl [16. Dee. 1886], dass 


Nr. 26b. Centralblatt für Physiologie. 795 


Störungen des Muskelgefühls ohne gleiehzeitige Störungen der Berührungs- 
empfindliehkeit nicht vorkämen, gibt B. Veranlassung zur Veröffentlichung 
seines Falles. Es handelt sich um eine typische Tabes. An den Unterextremi- 
täten ist das Muskelgefühl total aufgehoben, während die Berührungsempfind- 
lichkeit gar nieht oder nur höchst unbedeutend gestört ist; für Kälte besteht 
Hyperästhesie, ausserdem deutliche Hyperaigesie. Ab und zu treten laneinirende 
Schmerzen auf. Die Beinbewegungen sind nicht paretisch, aber durchaus in- 
eoordinirt. Alle Reflexe sind erloschen.) Ziehen (Jena). 
J. Hutchinson. A case in which paralysis of the sphineters and ineontinenee of urine 
were, together with torpid intelleet, the chief symptoms of symmetrical disease 
of corpora striata. Brain XXXVIH, 18837, July, p. 223. (Die Section ergab 
beiderseits ein Sarkom in den vorderen und inneren Theilen des Corpus striatum 
und eine von dem rechtsseitigen Sarkom ausgegangene frische Hämorrhagie 
mit Durehbruch in den Ventrikel. Die Sphinkterenlähmung ging der psychischen 
Störung, die ohne Zweifel auf den gesteigerten Hirndruck zu beziehen ist, voran 
und bildete neben einer leichten Schwäche der Beine das einzige körperliche 
Symptom. Nur in einem Falle von Bright war gleichfalls Incontinentia urinae 
das früheste und hervorragendste Symptom eines [einseitigen] Herdes im Corp. 
striatum. Die sexuellen Funetionen waren in Hutehinson’s Fall angeblich 
erhalten. Das Rückenmark wurde nicht untersucht; doch bestanden, wie 
erwähnt, ausser der Blasen- und Mastdarmlähmung keine spinalen Symtoine.) 
Ziehen (Jena). 
Goldscheider. Ueber die Reactionszeit der Temperaturempfindungen. Du Bois- 
Reymonds Arch. f. Physiol. 1887, S. 469. (G. findet, dass die Reaetion auf 
Wärmereizung später erfolgt, wie die auf Kältereizung. Die Differenz ist um 
so grösser, je weiter der untersuchte Körpertheil vom Kopf entfernt ist und je 
schwächer die Empfindung ist. Bei intensiven Empfindungen ergaben sich 
folgende Durchschnittswerthe [in 0:01 Secunden ®)]: 
Kälte Wärme 


Gesicht re er 19 
Obere Extremität . . 150 27 
Bauch ru m99: 62 
Untere Extremität. . 255 79 


Die Reizung wurde durch eine erwärmte oder abgekühlte Metallkugel be- 
sorgt, deren Berührung ein elektrisches Signal in Thätigkeit setzte. Das Reactions- 
signal wurde durch einen zwischen die Zähne genommenen Beisscontact ertheilt.) 

Langendorff (Königsberg). 
J. Faragö. Ueber das Verhalten einiger Reflexe der neugeborenen Kinder. Arch. £. 
Kinderheilkunde, VII. Bd., 5. Heft, S. 385. (Verf. hat 117 gesunde Kinder 
[49 Knaben. 68 Mädchen] im Alter vom Gebnrtsmoment bis zum 16. Lebenstage 
bezüglich des Verhaltens der Haut- und Sehnenreflexe untersucht und, frühere 
Untersuchungen Anderer [Eulenburg, Pelizaeus] bestätigend, gefunden, dass 
Neugeborene und selbst solche, welehe gewisse Anzeichen vorzeitiger Geburt 
aufweisen, fast durchwegs deutliche Reflexe zeigen. Es hat sich ferner eine Be- 
ziehung der Stärke des Patellarreflexes zu dem Gewicht, welehes die Kinder 
bei der Geburt zeigten, ergeben, derart, dass bei den Kindern mit subnormalem 
Anfangsgewicht jenes Phänomen viel schwächer ausgesprochen ist als bei den- 
jenigen von normaler Schwere.) (roldscheider (Berlin). 
W. Bechterew. Zur Frage über die seeundären Degenerationen des Hirnschenkels. 
Arch. f. Psychiatrie XIX, 1, S. 1. (Aus drei klinischen Fällen mit Seetions- 
befund ergibt sich: das Türek’sche [laterale] Bündel des Hirnschenkelfusses 
degenerirt absteigend und entspringt in der Rinde der Schläfenwindungen 
und des Basaltheils des Hinterhauptlappens. Die Substantia nigra atrophirt in 
Abhängigkeit von Zerstörungen im Streifenhügel. Die Leitungsbahn der unwill- 
kürliehen mimischen Gesiehtsbewegungen verläuft in der Haube.) 
Ziehen (Jena). 
Fedor Krause. Ueber aufsteigende und absteigende Nervendegeneration. Du Bois- 
Reymond'’s Arch. 1887, 3/4. S. 370; Verh. d. physiol. Ges. zu Berlin, 15. April 
1887. (Verf. untersuchte die Nerven an menschlichen Gliedmassen, welche 
wegen Gangrän amputirt wurden und fand, dass die centralwärts von der er- 


*) Im Original heisst es, offenbar irrthümlieh, 0:1 Seeunde. Ref. 


796 


Max 


Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


krankten Stelle gelegenen Nerven .eine sehr grosse Anzahl von degenerirten 
Fasern enthalten. Ebenso fand er, dass nach Durchschneidung sowohl ge- 
mischter als rein sensibler Nerven am Kaninchen nicht das ganze periphere 
Stück der Degeneration verfalle, sondern in der ganzen Ausdehnung des Nerven 
eine geringe Anzah! markhaltiger Fasern intact erhalten bleibt, und zwar gehen 
hier ım centralen Stück genau so viele Fasern durch Degeneration zugrunde 
als im peripheren Nervenabscehnitte sich erhalten haben. Derlei Fasern sollen 
nach den Autoren der „rückläufigen Sensibilität” dienen. Da aber beim Menschen 
die Anzahl soleher Fasern viel zu gross ist, um in diesem Sinne aufgefasst 
werden zu können, so stellt Verf. die Ansicht auf, „dass im centralen Abschnitt 
der Degeneration anheimfallen und im peripheren Abschnitt intaet sich erhalten: 
alle diejenigen sensiblen Fasern, welehe mit einem trophischen Centrum in der 
Peripherie, vielleicht also den Meissner’schen Tastkörperchen in Verbindung 
stehen; dass dagegen im centralen Abschnitt erhalten bleiben und im peripheren 
Abschnitt degeneriren: 1. alle motorischen Nervenfasern; 2. die sensiblen 
Nervenfasern der Knochen, des Periostes, der Gelenke, der Muskeln, Sehnen 
und der Knochen, und endlieh von den Hautnerven die frei in der Haut endi- 
genden Fasern.) Drasch (Leipzig). 

Joseph. Zur Physiologie der Spinalganglien. Arch. für Anatomie und Physiol. 
1-87, S. 296. (Verf. hat an dem zweiten Spinalganglion von Katzen, als dem 
von Waller angegebenen „elassischen Ort” für derartige Untersuchungen, seine 
Versuche angestellt. Die Thiere, am besten jüngere, weil sich bei solchen die 
Degenerationserscheinungen rascher entwickeln, blieben 6 bis 8 Wochen nach 
der Operation am Leben; die mikroskopische Untersuchung wurde an Schnitt- 
präparaten nach Härtung in Mueller’seher Flüssigkeit und passender Färbung, 
sowie an Zupfpräparaten nach Maceration in Ueberosmiumsäure vorgenommen. 
Verf. findet Folgendes: 1. Nach Durehsehneidung einer vorderen Wurzel den 
peripherischen Theil derselben degenerirt, den centralen normal, in Ueberein- 
stimmung mit Waller, gegen Vejas. 2. Nach Durchsehneidung des Nerven 
peripherisch vom Ganglion degenerirt nicht nur der Nerv vollständig, sondern 
auch ein Theil der hinteren Wurzel. Im Ganglion selbst findet sich zwar eine 
nicht hochgradige Kernvermehrung in der Umgebung der Ganglienzellen und 
„ein direetes Einwandern der Kerne” in dieselben, aber kein Zugrundegehen 
derselben. Wohl aber finden sich in dem Ganglion degenerirte Nervenfasern. 
Verf. betont, in Berücksichtigung der Arbeiten S. Mayer’s, aus denen hervor- 
geht, dass auch im normalen Nerven ein steter Wechsel von De- und Regenera- 
tion stattfindet, dass sein Befund ausserhalb des Bereiches des Normalen fällt. 
3. Nach Durehschneidung der hiuteren Wurzel central vom Ganglion degenerirt 
der grösste Theil der Nervenfasern in dem eentralen Stumpf; nur ein geringer 
Theil derselben erscheint normal. Das Ganglion und der peripherische Nerv 
zeigen neben zahlreichen normalen Nervenfasern wenige degenerirte und eine 
recht auffällige Kernvermehrung. Verf. zieht aus seinen Experimenten den 
Schluss, dass das trophische Centrum für die Nervenfasern der vorderen Wurzel 
im Rückenmark liege ; dass es für den grössten Theil der Fasern der hinteren 
Wurzel im Spinalganglion liege, während ein kleinerer Theil durch das Ganglion 
blos hindurehzieht, ohne mit den Zellen desselben in Verbindung zu treten und 
somit sein trophisches Centrum im Rückenmark hat.) Paneth (Wien). 


Pregaldino. Contribution ä l’&tude des ganglions intervertebraux. Bull. de l’Acad. 


royale de med. de Belgique. IV° Serie, Tome I, N° 8, p. 671 a 683. (Verf. 
wollte auf physiologischem Wege die Frage entscheiden, ob “alle Nervenfasern 
in den Spinalganglien mit Zellen in Verbindung stehen. Zu diesem Zwecke 
isolirte er beim Frosche und Hunde ein oder mehrere Ganglien mit den hinteren 
Wurzeln. Auf diese Weise glaubte er jede Bluteireulation ausgeschaltet zu 
haben, da er den dureh die peripheren Nerven und die hinteren Wurzeln ver- 
laufenden Gefässen keine Bedeutung beimisst. Die hiernach erwartete Degenera- 
tion der Ganglienzellen sollte dureh die Absehwächung der Reizwirkung von 
Inductionsströmen gemessen werden, da die Erregungswelle in diesen Organen 
einen wesentlichen Widerstand zu überwinden haben würde. Die Zeit, in welcher 
ein soleher Erfolg beobachtet wurde, war beim Warm- und Kaltblüter ver- 
schieden. Beim Frosche hält die Erregbarkeit noch 40 bis 60, beim Hunde 
16 bis 20 Stunden an. Aus der schon naelı Verlauf einiger Stunden zu con- 
statirenden Verminderung der elektrischen Erregbarkeit schliesst Verf., dass die 


Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. 7197 


Zellen degenerirt sind und dass in jede Nervenfaser eine Ganglienzelle einge- 
sehaltet ist. Würde ein Theil der Fasern direet dureh das Ganglion hindurch- 
sehen, so müssten selbst nach Degeneration der Zellen die centripetalen Nerven 
doch noch Reflexbewegungen auslösen, was nie der Fall war. [Referent möchte 
nieht versäumen, darauf hinzuweisen, dass die Arbeit keine Entscheidung ge- 
bracht hat. Leider fehlt uns über die Art der als Kriterien der Erregbarkeit 
benutzten Reflexe jede Andeutung. Ob ferner dem Verf. durch die von ihm 
beliebte Operationsweise die vollkommene Ausschaltung der Cireulation gelungen 
ist, dürfte ebenfalls zweifelhaft sein. Schliesslich war aber die mikroskopische 
Untersuchung der Ganglien nicht zu unterlassen.]) Joseph (Berlin). 

P. Schiefferdecker. Nachtrag zu meiner Arbeit über den Bau der Nervenfasern. 
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— — Recherehes experimentales sur l’&eoree esröbrale des singes (Macacus sinieus) 
dömontröes devant la Soeciete de Biologie de Paris. ©. R. Soc. Biologie, 
Nov. 12, 1887, p. 647. (Uebersicht ihrer in den Philosophieal Trans- 
actions und im British Medieal Journal, 2. Oet. 1886 und 23, April 1887, 
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hemisphäre eine eystenartige Erweiterung des Seitenventrikels darbot, konnte 
die Hirnoberfläche in der Nähe des Suleus erueiatus durch faradische Ströme 
gereizt "werden, ohne Muskelbewegungen hervorzurufen. Nach Spaltung des 
Hirndaches der Cyste wurde das freigelegte Corpus striatum mit sehr schwachen 
Strömen gereizt, wodurch die bekannten, von D. früher beschriebenen motorischen 


BR‘) 


Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. 799 


Erscheinungen hervortraten. D. schliesst daran Betrachtungen polemischer Natur 
gegen Carville und Duret.) Leon Frederieg (Lüttich). 

Sigm. Exner. Nervencentren der Gesichtsmuskeln. Anzeiger d. Gesellsch. d. Aerzte 
zu Wien 1837, S. 181. 

Eugene Dupuy. Des pretendus fonctions motrices de la substance eorticale du cerveau 
du chien. ©. R. Soc. Biologie. Dec. 24, 1887, p. 789. (Fortbestehen der normalen 
Bewegungen der vier Pfoten, bei einem Hunde, trotz vollständiger und beider- 
seitiger Abtragung der grauen Substanz der psychomotorischen Centren in der 
Nähe des Suleus erueiatus. [Polemik gegen Frank und Pitres.]) 

Leon Frederiegq (Lüttich). 

Brown-Sequard. Influence de la position de la tete sur les proprietes des prötendus 
centres moteurs et sur les manifestations morbides des cerveaux l&s£s. Ö. R. Soe. 
Biologie. Oct. 29, 1887, p. 607. (B.-S. eitirt zwei Fälle von Abtragung oder 
Reizung von gewissen Hirntheilen (Hund und Kaninchen), wo die beobachteten 
Bewegungserscheinungen sieh ganz anders verhielten, je nach der Neigung des 
Kopfes und des Rumpfes des Thieres auf der linken oder auf der rechten Seite.) 

Leon Frederieg (Lüttich). 

— Recherches sur les deux prineipaux fondements des doctrines regues ä l’egard 
de la dualite cerebrale dans les mouvements volontaires. Compt. rend. OV, 
19, p. 840. 

H. Mya. Influenza di aleuni componenti normali ed anormali dell’ urina sulle reazioni 
motriei determinate dall’ eceitazione elettrica della corteceia cerebrale. Gazz. d. 
osp. Milano 1887, p. 498, 508. 

J. Paneth. Nervencentren der Gesichtsmuskeln. Anzeiger d. Ges. d. Aerzte 1887, S. 181. 

L. Brieger. Beitrag zur Kenntniss der Erkrankung der Hirnoberfläche. Berl. Klin. 
Wochenschr. 1887, Nr. 47, S. 882. (Tumor in erster und zweiter Stirnwindung 
und der vorderen und hinteren Centralwindung rechts, linker Arm und linkes 
Bein motorisch fast völlig gelähmt, Sensibilität in diesen beiden Extremitäten 
völlig erhalten.) 

B. Tomaschewski. Zur Frage über die Betheiligung der Hirnrinde an der Ent- 
stehung des epileptischen Anfalles. Verh. d. Aerztegesellschaft in Odessa. — 
Russisch. (Referirt v. P. Rosenbach. Neurol. Centralbl. VI, 7, S. 152.) 

Nannyn. Localisation der Aphasie. Biolog. Centralbl. Nr. 15, S. 466, identisch mit 
dem Vortrage in den Verhandl. des VI. Congresses für innere Mediein zu 
Wiesbaden 1887. 

G. E. Paget. Notes on an exceptional case of Aphasia. The Brit. Med. Journ. 1887, 
N° 1406, p. 1258. (Aphasie bei einem sonst linkshändigen, aber mit der rechten 
Hand schreibenden [und zwar sehr viel] Prediger, in Begleitung einer rechts- 
seitigen Hemiplegie, nachdem eine linksseitige ohne Sprachstörung vorher- 
gegangen war.) 

H. Ch. Bastian. On different kinds of Der With special reference to their elassi- 
fieation and ultimate pathology. 8. A. London. The Brit. Med. Assoc. 429. 
Strand W. C. 1837. 

-— On different kinds of Aphasia. With special reference to their elassifieation and 
ultimate pathology. Read in the section of medieine at the Dublin meeting. 
The Brit. Med. Journ. 1887, N° 1400 u. 1401. . 

M. Duval. L’aphasie depuis Broca. Revue seientif. 1887, II, 25, p. 769. 

J. Ott and W. L. Carter. The four cerebral heat-centres. Therap. Gaz. Detroit 
1887, p. 592. 

J. Ott. A heat centre in the cortex cerebri. A preliminary note. Medieal News LI, 
24, p. 674. (Mechanische Zerstörung einer umschriebenen Rindenstelle an der 
Verbindung der suprasylvischen und postsylvischen Furche erzeugt bei „niederen 
Thieren” Erhöhung der Wärmeproduction und der Temperatur um einige Grade, 
an der ganzen Körperoberfläche, für 24 Stunden.) 

H. Girard. De l’action de l’antipyrine sur l’un des centres thermiques eneöphaliques. 
Rev. med. de la Suisse romande VII, 11, p. 642. 

A. Cionini. Sulla struttura della ghiandola pineale. Riv. sperim. di Freniatria XII, 

ir i 

A. Peytoureau. La glande pintale et le troisieme oeil des vert&brös. Paris 1837, 
OÖ Doin, p. 71. 

+ neck Ueber das Parietalauge der Reptilien. Jen. Zeitschr. f. Naturw. XXI, 
3/4, 8. 314. 


s00 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


W. Bechterew. Die Bedeutung der Sehhügel auf Grund von experimentellen und 
pathologischen Daten. Virchow’s Arch. CV, 1, S. 102. 

V. Marchi. Sulla fine struttura dei corpi striati e dei talami ottiei. Riv. sperim. di 
Freniatria XIl, 4, p. 28. 

Peyrani. Contribuzione allo studio delle Funzioni del Talamo ottico. Parma 1887. 

B. H. Stephan. Zur Genese des Intentionszitterns. Arch. f. Psychiatrie XIX, 1, S. 18. 
Sehluss zu XVII, 3. (Sklerotische Herde im Sehhügel bewirken das Phänomen.) 

Herringham. Cerebellar ataxy in Kitten. The Lancet, 1857, N’ 3349, p. 919. (Alle 
vier Katzen eines Wurfes zeisten bei ruhigsem Sitzen und "Stehen normale 
Haltung von Extremitäten, Hals und Kopf, verloren aber das Gleiehgewicht 
beim Versuch, zu gehen oder zu laufen. Ein Kätzehen wurde geopfert, das 
kückenmark war normal. im Kleinhirn fehlte die Granularschicht fast völlig, 
die Schieht der Rindenzellen war schwach entwickelt.) 

E. Dupuy. Recherches sur la physiologie du Cervelet. ©. R. Soe. Biologie. Nov. 5, 
1887, p. 636. (Vollständige Abtragung des Kleinhirns hat nur allgemeine 
Muskelschwäche zur Folge und bringt keineswegs die von Flourens und 
Anderen beschriebenen Störungen der Coordination der Bewegungen hervor.) 

Leon Frederiegq (Lüttich). 

A. Saccozzi. Sul nucleo dentato del cervelletto. Riv. sperim. di freniatria XIII, 1, 
5 SB F 

R. Wisssak. Das Kleinhirn des Frosches. Du Bois-Reymond's Arch. 1887, Suppl., 
S::107: 

L. Vincenzi. Sulla fina anatomia dell’ oliva bulbare dell’ uomo. Bull. della reale Accad. 
Med. di Roma XIII, 4 e 5, p. 260. 

Mendel. Ueber den Kernursprung des Augenfacialis. Berl. Med. (Gres., 9. u. 16. No- 
vember 1887; Deutsche Med. Wochenschrift 1887, Nr. 46, S. 1007; Berl. klin. 
Wochenschrift 1887, Nr. 48. S. 913; Neurol. Centralbl. 1887, Nr. 23, S. 537; 
Deutsche Medieimal-Ztg. 1887, Nr. 93, S. 1059. (Exstirpation des M. orbieul. 
palpebr. und des M. frontalis bei achttägigen Kaninchen und Meerschweinchen 
hatten Atrophie von Ganglienzellen in der hinteren Abtheilung des Oeculo- 
motoriuskernes zur Folge, welche nach der im fünften bis zehnten Monat vor- 
genommenen Section constatirt wurde. Fasern aus dem Öeulomotoriuskern 
scheinen durch das hintöre Längsbündel in das Knie des Faecialis überzugehen. ) 

P. D. Koch. Untersuchungen über den Ursprung und die Verbindungen des Nervus 

. hypoglossus in der Medulla oblongata. Arch. f. mikr. Anatom. XXX, S. 54. 

J. Hamilton. Remarks on the conducting paths between the cortex of the brain and 
the lower centres in relation to physiology and pathology. The Brii. Med. Journ. 
1857, Nr. 1366, p. 493. 

Francois-Franck. De la degeneration descendante du faisceau pyramidal eonseeutive 
aux lesions corticales. Gaz. hebd. de Med. et de Chir. 1887, N? 26, p. 424; 
N’ 27, p. 436. ; 

L. Mazotti. Rammollissimento dei peduncoli cerebrali in un caso di paralisi agitante. 
Bologna 1887, Ospedale-Magiore, p 

W. His. a Betrachtung der Kopfnerven. His-Braune s Arch. 1837, 
Nr. 6, S. 379. 

J. J. Cnisolm. Congenitale Lähmung des 6. u. 7. Hirnnervenpaares bei einem Er- 
wachsenen. Arch. f. Augenheilkunde XVII, 4, S. 414. ’ 

Arthaud et Butte. Note sur l’albuminurie experimentale & la suite de lesions du 
pneumogastrique. ©. R. Soe. Biologie, Nov. 26, 1887, p. 701. (Pulvis Lyeopodii 
jin Wasser aufgeschwemmt] wird in den peripherischen Stumpf des rechten 
durchschnittenen Halsvagus beim Hund oder Kaninchen eingespritzt, wodurch 
nach A. und B. eine chronische Neuritis entsteht, welche Polyphagie, Poly- 
dipsie, Polyurie, Albuminurie, Azoturie, interstitielle Nephritis, tiefe Störung der 
Ernährung und endlich den Tod des Versuchsthieres zur Folge hat.) 

Leon Frederieg (Lüttich).. 

— — Note sur l’albuminurie qui suceöde aux lesions du nerf vague. ©. R. Soc. 
Biologie, Dec. 3, 1887, p. 730. (Einspritzung von Pulvis Lycopodii in den cen- 
tralen Stumpf des rechten durchsehnittenen Vagus bleibt ohne Wirkung, während 
die chronische Erregung des peripheren Stumpfes der Nerven schwere Folgen, 
namentlich Nephritis und Albuminurie mit sieh zieht. Einspritzungen von 
Crotonöl in den rechten Halsvagus [ohne Durchschneidung] ruft sehr schnell 
Albuminurie, Nephritis und Tod hervor.) L&on Frederiegq (Lüttich). 


Nr. 26b. Centralblatt für Physiologie. 801 


A. Borgherini. Sulle vie di eondueibilitä nella midolla’spinale. Riv. sperim. di Fre- 
niatria XII, 4, 334. 

G. Rossolymo. Experimentelle Untersuchungen über die sensiblen und motorischen 
Leitungsbahnen im Rückenmarke. Inaug.-Diss. Moskau 1887. — Russisch. — 
(Besprochen von P. Rosenbach im Neurol. Centralbl. VI, 13, S. 292.) 

J. Pal. Zwei neue Nervenbündel im Rückenmarke. Wiener med. Jahrb. IX, S. 592. 

V. Codeluppi. Degenerazione discendenti ed ascendenti in seguito a compressione 
del midollo cervicale. Riv. sperim. di Freniatria XII, £, p. 370. 

A. Borgherini. Caso speziale di affezione combinata dei cordoni posteriori e laterali 
del midollo spinale. Riv. sperim. ‚di freniatria ete. XII, 2, p. 137. 

Hoffmann. Klinische Beiträge zur Kenntniss der Halbseitenläsion des Rückenmarkes 
und der Spinalapoplexie. (Aus der med. Klinik des Prof. Strümpell.) Münchener 
Med. Wochenschr. 1887, Nr. 22, S. 409; Nr. 23, S. 429. 

L. Caporaso. Sulla rigenerazione parziale del midollo spinale nei tritoni. Rassegna 
di seienze mediehe Modena, Ottobre 1887, p. 468. 

Zelerizki. Experimentelle Untersuchungen zur Frage über die Veränderungen im 
Rückenmark, Nerven und Wurzeln nach Durehschneidung der letzteren und über 
die trophische Bedeutung in den Spinalganglien. Psychiatr. Ver. zu St. Peters- 
burg, 17. Oet. 1887. (Besprochen im Centralbl. f. Nervenheilk. 1887, Nr. 24, 
S. 745.) 

E. Siemerling. Anatomische Untersuehungen über die menschlichen Rückenmarks- 
wurzeln. Berlin, Hirschwald, 1887. 32 S., 2 Tat. 

P. Bornezzi. I vasomotori ed i centri vasomotori nel midollo spinale e nel cervello. 
I nervi vasodilatatori nelle radici posteriori del midollo spinale. Bull. della Reale 
Accad. Med. di Roma XII, 8, p. 539. (In allen hinteren Rückenmarkswurzeln 
sollen vasodilatatorische Fasern centrifugal verlaufen. Experimentelle Bestätigung 
und Erweiterung von Angaben Strieker's gewonnen unter Leitung von Co- 
lasanti. Soll ausführlich in den Atti accad. veröffentlicht werden.) 

J. Gad. Ueber Anatomie und Physiologie der Spinalganglien. Du Bois-Reymond's 
Arch. 1887, Nr, 6, S. 570. (Identisch mit der auf S. 695 dieses Centralblattes 
besprochenen Publication.) 

Gitis. Beitrg. zur vergleichenden Histologie der peripheren Ganglien. Dissertation. 
Bern 1887. 

Th. Aschenbrandt. Das Ganglion nasopalatinum s. ineisivum der Nagethiere. Verl. 
d. Physik. Med. Ges. zu Würzburg. N. F. XX, 1887, S. 9. 

G. Cattani. Sulla degenerazione e neoformazione delle fibre nervose midollari peri- 
feriche. Arch. per le sc. med. 1887, p. 175. 

H. E. Sauvage. Note sur le plexus brachial et le plexus sacro-lombaire du Zonure 
geant. Bull. «e la Soc. de Zool. de France 1887, XII, 2°, 3° et 4° parties, p. 489. 

C. Vanlair. Recherches critigues et experimentales sur linnervation indireete de la 
peau. Arch. de Biologie VII, 2, p. 433; 3, p. 501. - 

H. Schindelka. Zur Öasuistik der Area Üelsi. Oesterr. Zeitschr. f. wissensch. Veteri- 
närkunde I, 4, S. 247. (Hat einigen Bezug auf Joseph s Experiment zum 
Beweise der Existenz trophischer Hautnerven. [S. dieses Centralbl; I, 1, S. 29.]) 

T. Drobnik. Topographisch-anatomische Studien über den Halssympathieus. His- 
Braune’s Arch. 1867, Nr. 6, S. 339. 

Durdufi. The action of cucaine on the sympathetie. Wratsch 7, 1887, p. 175. (Be- 
sprochen in The Brit. Med. Journ. 1887, N° 1368, p. 637.) 

A. B. Wollerner. Ein Fall von eireulärer Geisteskrankheit mit pathologisch-anato- 
mischem Befunde. Neurol. Centralbl. VI, 7, S. 145. 

A. H. Smith. Waking-Numbness: A heretofor undeseribed neurosis. The Amer. Journ. 
of the Med. Se., N° 186, April 1887, p. 410. 

F. Legneu. Epilepsie jacksonnienne — Mort. — Ramollissement eerebral aneien en 
dehors de la zone motrice. Bull. de la Soc. Anat. de Paris I, 23, p. 716. 

Bourneville et P. Bricon. De l’epilepsie procursive. II. Arch. de Neurol. XIV, 40, 


p-'552. ;; 

L. Mongin. Etude anatomique et physiologique sur l'hemiehoree symptomatique., 
Paris 1837, A. Davy. 

C. L. Dana. Hereditary tremor. A hitherto undeseribed form of motor neurosis. The 
Amer. Journ. of the Med. Sc. 1887, Oct., N’ 188, p. 386. 

Charcot. La Maladie de Friedreich. Lecon recueillie par P. Berbez et H.Berbez. 
Le Progres Med. 1887, N° 23, p. 453. 


Centralblatt für Physiologie. 59 


302 Gentralblatt für Physiologie. Nr. 26b. 


R. Stintzing. Ueber hereditäre Ataxie. Münchener Med. Wochensehr. 1887, Nr. 21, 
S. 389. 

L. Rütimeyer. Ueber hereditäre Ataxie. Ein Beitrag zu den primären eombinirten 
Systemerkrankungen des Rückenmarkes. Virehow’s Arch. CX, 2, S. 215. 

A. Binet et Ch. Fere. Recherches experimentales sur la physiologie des mouvements 
chez les hysteriques. Arch. de Physiol. XIX, 7, p. 320. 

Rieger. Demonstration seltener Bewegungsstörungen. Sitzungsber. d. Physik. Med. 
Ges. zu Würzburg 1887, Nr. 7, S. 110. (Fall von Atrophie des Quadriceps fe- 
moris mit typischen Störungen des Ganges, welehe in einer Dissertation von 
C. Vogt, 1888, beschrieben werden sollen.) 

R. Roscioli. Un caso di emiatetosi (con sezione cadaverica). Brevi considerazioni 
sulla natura di essa. Napoli 1837, A. Tocca, pp. 11. 

D. Miliotti. La maschera tabetica. Il Morgagni XXIX, N° 1, Jan. 1837, p. 30. 

W. P. Lombard. The variations of the normal knee-jerk and their relation to the 
activity of the central nervous system. The Amer. Journ. of Psychology. Bal- 
timore, Oct. 1887, I, 1, p. 5. 

M. Bernhardt. Zur Pathologie der Thomsen’sehen Krankheit. Centralbl. f. Nerven- 
heilkunde X, 22. 

Brown-Sequard. Dualite du cerveau et de la moelle &piniere, d’apres des faits mon- 
trant que l’anesthösie, I’hyperesthesie, la paralysie et des etats varies d’hypo- 
thermie et d’hyperthermie dus a des lesions organiques du centre cerebrospinal 
peuvent etre transferes d'un cöte a l’autre du eorps. Compt. rend. CV, 16, p. 646. 

Th. Ziehen. Sphygmographische Untersuchungen an Geisteskranken. Habilitations- 
schrift. Jena 1887, G. Fischer. 

H De la temperature centrale dans l’Epilepsie. Arch. de Neurol. XII, 38, 
p- U9. ; 

Hayem et Barrier. Sur les transfusions du sang dans la tete des animaux de- 
capites. Comptes rendus CIV, N°9, p. 589. 

Judee. Action du systeme nerveux sur la production de la salive. Compt. rend. OV, 
19,'p. 893. 

J. W. Warren. The effeet of pure alcohol on the reaction time, with a description 
of a new Chronoscope. The Journ. vf Physiol. VIII, 6, p. 311. 

M. v.Vintschgau u. E.Steinach. Ueber die Reactionszeit von Temperaturempfindungen. 
Vorläufige Mittheil. Pflüger ’s. Arch. f. d. ges. Physiol. XLI, S. 367. (Wird 
nach Erscheinen der ausführlichen Abhandlung besprochen werden.) 

R. Fusari. Ricerche interno alla fina anatomia dell’encefalo dei Teleostei. Atti della 
reale Acc. dei Lincei III, 5, p. 14. (Soll in den Atti accademiei publieirt 
werden.) , 

H. Viallanes. Etudes histologiques et organologiques sur les centres nerveux et les 
organes des sens des animaux artieulös. 4° mömoire. Le cerveau de la Gu£pe 
(Vespa crabra et-V. vulgaris). Ann. des se. nat. Zool. I, 1u.2, p. 5. (V. unter- 
scheidet im Gehirn [masse nerveux sus-oesophagienne] „le protoeerebron” und 
„le deutocerebron''. Das Protocerebron zeigt eine Zusammensetzung fast identisch 
mit dem der Libelle. Das Deutocerebron besteht aus zwei Lobi olfactorii. — 
Die rein histologische Arbeit geht zu sehr in das Einzelne, um im Bericht 
wiedergegeben werden zu können und sie enthält nichts Physiologisches.) 

H. de Varigny (Paris). 

P. BaIETDEE. Recherehes sur le systeme nerveux des Pteropodes. Arch. de Biol. 
RE 

B. Rawitz. Das centrale Nervensystem der Acephalen. Jen. Zeitschrift f. Naturwissensch. 
XX, 2, 3, S. 384. 

J. Waldschmidt. Zur Anatomie des Nervensystems der Gymnophionen. Jen. Zeit- 
schrift f. Naturwissensch. XX, 2, 3, S. 461. 

F. Nansen. Anatomie und Histologie des Nervensystems der Myzostomen. Jen. Zeitschr. 
f. Naturw. XXI, 3/4, S. 267. 

W. Kükenthal. Ueber das Nervensystem der Opheliaceen. Jen. Zeitschr. f. Naturw. 
RN 428, 54. 

Onodi. Neurologische Mittheilungen. Du Bois-Reymond’s Arch. 1897, Nr. 3 u. 4, 
= I Verhandl. der Physiol. Ges. zu Berlin, 29. März 1887, 1886 bis 1887, 

r. 4. 

J. Beard. T’he eiliary or motoroeuli ganglion of the ophthalmieus profundus in Sharks. 

Anat. Anz. II, 18 u. 19, S. 565. 


Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. 803 


W. Krause. Ueber die Folgen der Resection der elektrischen Nerven des Zitter- 
rochens. Du Bois-Reymond'’s Arch., Heft 1 u. 2, S. 148. (Nach Durch- 
schneidung elektrischer Nerven von Torpedo degeneriren die zugehörigen Nerven- 
fasern bis zu den doppelteontourirten Fasern der elektrischen Lamellen und 
bis zu den Terminalfasern des „scheinbaren Endnetzes” einschliesslich, wie moto- 
rische Nervenfasern. in dem gleichen Falle thun würden. Da die sogenannte 
„elektrische Punctirung” aber nie die geringste Veränderung erkennen lässt, so 


„kann sie nicht länger für eine Nervenendigungsform gehalten werden”.) 


XI. Physiologische Psychologie. 


W. Wundt. Selbstbeobachtung und innere Wahrnehmung. Philos. Studien IV, 2, 
S. 292. (Enthält eine Betrachtung über die unmittelbare Beobachtung innerer 
Vorgän&e einerseits und die Anwendung der experimentellen Methode auf 
dieselbe andererseits, welche den Werth des letzteren Verfahrens gegenüber 
dem ersteren darlegt. Die Abhandlung richtet sich gegen bezügliche Angriffe 
von Vockelt.) Goldscheider (Berlin). 

R. Glass. Kritisches und Experimentelles über den Zeitsinn. Philosoph. Studien IV, 
3, 8. 423. (Verf. hat Versuchsreihen über die Schätzung von Zeitwerthen an- 
gestellt, aus welchen er, gegenüber Estel, nach dem das Weber’'sche Gesetz 

“im Gebiete des Zeitsinnes gar nicht und gegenüber Mehner, nach dem es etwa 
von 7:1 Seeunden ab gilt, den Schluss zieht — unter Berücksichtigung einer Reihe 
von Besonderheiten, welche die Untersuchung der Zeitschätzung mit sich bringt 
— dass dieses Grezetz allerdings wahrscheinlich auch im Gebiete des Zeitsinnes 
Giltigkeit habe — freilich mit gewissen Beschränkungen bezüglich des Umfanges, 
wie sie auch andere Gesetze, z. B. das Mariotte sche in der Physik, zeigen.) 

Goldscheider (Berlin). 

F. Koerber. Bain s Ansichten über die mechanischen Correlate der Erinnerungen. 
Vierteljahrsschrift für wissenschaftl. Philosophie XI, 2, S. 137. (Bain hatte 
aufgestellt, dass bei der Reproduction einer Empfindung derselbe Vorgang statt- 
habe, ‚als wenn dieselbe durch eine objective Ursache erregt werde, nur mit 
geringerer Intensität, also eine die peripheren Endorgane, die Leitungsstrecke 
und das Centrum durchlaufende Erregung. Verf. führt hiergegen — und für 
die Anschauung, dass es sich dabei vielmehr um rein centrale Vorgänge handle 
— eine Reihe von Einwänden an, von denen wir folgende hervorheben: Wenn 
wir uns eine Melodie in das Gedächtniss zurückrufen, so pflegen wir, falls wir 
nicht leise mitsummen, mindestens rhythmische Exspirationsbewegungen zu 
machen. Während Bain nun die bei der Reproduction von Musikgefühlen 
thatsächlich stattfindenden leisen Bewegungen dahin auslegt, dass eben auch 
die peripherischen Ausbreitungen der Nerven miterregt werden, können die 
vorerwähnten Mitbewegungen in dieser Weise nicht erklärt werden, sprechen 
vielmehr dafür, dass diese und ähnliche Bewegungen, wie sie die Erinnerungen 
begleiten, zur Unterstützung des rein eentralen Vorganges dienen. Menschen, 
deren Netzhaut oder Schnecke zerstört ist, können träumen. Bain hatte als 
Beweis dafür, dass wir durch die Vorstellung ein wirkliches Gefühl erzeugen 
können, angeführt, dass, wenn wir unsere Aufmerksamkeit etwa auf die grosse 
Zehe concentriren, alsbald ein Gefühl in derselben wachgerufen wird. Allein 
es ist gewiss, dass unsere ganze Körperoberfläche beständig. von schwachen 
Sinnesreizen affieirt ist und es ist eine plausible Vorstellung, dass durch die 
Riehtung der Aufmerksamkeit diese untermerkliehen Empfindungen über die 
Schwelle gehoben werden.) Goldscheider (Berlin). 

E. Ferriere. L’äme est la fonetion du cerveau. 2 vols. 12. Paris, Germer Bail- 
liere et Co. s 

6. Sergi. La psychologie physiologique. Trad. par Mouton. Av. 40 fig. 8. Paris, Alean. 

J. Mac Cosh. Psychology. The motive powers. Emotions, eonseience, will. New York, 
Ch. Seribner’s sons, 1887. Un vol. in-8. 267 p. 

Ch. Före. Note sur les conditions physiologiques des &motions. Rey. philos. XII, 
12, p. 561. 

C. Lange. Ueber Gemüthsbewegungen. Eine psycho-physiologische Studie. Autoris. 
Uebers. v. H. Kurella. Leipzig 1887, Thomas. 8. 

A. Lasson. Recension von „Erfahrung und Denken”, kritische Grundlegung der 
Erkenntnisstheorie von J. Volkelt. Philol. Monatsh. XXIV, 3 u. 4, S. 193. 


59* 


804 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


B. Kerry. Ueber Anschauung und ihre. psychische Verarbeitung. Dritter Artikel. 
Vierteljahrsschr.,f. wissenschaftl. Philosophie 1887, XI, 1, S. 53. 

A. Elsas. Die Du, der psycho-physischen Gesetze. Philos. Monatshefte XXIV, 
3 u.4, 8. 19. 

G. Sergi. Ricerche di psicologia sperimentale. Riv. sperium di Freniatria XII, 4, p. 307. 

H. Dehio. Untersuchungen über den Einfluss des Coffeins und des Thees auf die 
Dauer einfacher psychischer Vorgänge. Inaug.-Diss. Dorpat 1887. 

S. Lourie. Studi di psico-fisiologia. — 1 fatti e le teorie dell’ inibizione. — I fatti 
(primo artieolo). Riv. di Filosophia seient. VI, Öttobre, p. 577. 

Rieger. Eine Methode zur Untersuchung der Willensthätigkeit. Zeitschr. f. d. Behandl. 
Schwachs. u. Epilept. I, 2. 

Fr. Paulhan. Simultaneite des actes psychiques. Rey. scientif. 1887, I, 22, p. 673. 

Th. Ribot. Le mecanisme de laattention 1I. L’attention volontaire. Rev. philos. XII, 
11, p. 49. 

6. Cesca. Die Lehre vom Selbstbewusstsein. Vierteljahrssehr. f. wissenschaftl. Philo- 
sophie. XI, 4, S. 385. 

De Sarlo. I sogni. Saggio psicologico. Napoli 1887, A. Tocco & Co. 32 p. 8°. 

J. L. Championniere. Contribution a l’etude de l’hysterie chez I’homme. — Troubles 
de la sensibilite chez les Orientaux. — Les Aissaoua. Arch. de Neurol. XIV, 
40, p. 15. 

J. Janet. Guerison de contractures hysterigues du jambier anterieur gauche et du 
triceps erural droit, obtenue chez une malade non hypnotisable par suggestion 
pendant le sommeil naturel. Gaz. Med. de Paris 1887, N’ 28, p. 333. 

Lilienthal. Der Hypnotismus und das Strafrecht. Berlin 1887. 

A. Wernicke. Zur T'heorie der Hypnose. (Eine Anregung.) Vierteljahrsschr. f.wissensch. 
Philos. XI, 3, S. 308. 

J. 6. Sallis. Der thierische Magnetismus (Hypnotismus) und seine Genese. gr. 8. 
Leipzig, E. Günther. 

— Ueber hypnotische Suggestionen, deren Wesen ete. gr. 8. Mit 1 Tafel. Neuwied, 
Heusers Verl. - 

L. Moutin. Le nouvel hypnotisme. Ill. 16. Paris, Perrin et Co. 

Ochorowiez. De la suggestion mentale. 18. Paris, Doin. 

. Delboeuf. De l’origine des effets curatifs de l’hypnotisme. Acad. Roy. des Sciennes 
de Belg. Bull. XIII, 6, p. 773. 

J. N. Langley and H. E. Wingfield. A preliminary account of some observations on 
„Hypnotism”. Proc. of the Physiol. Soc. 1887, IV, May 14, Cambridge. 

E. Tanzi. Studi sull’ ipnotismo. — La eosi detta „polarizzazione cerebrale” el le leggi 

E. 


ng 
D 


associative. Riv. di Filos. scientif. VI, Sett., p. 548. 
Gurney. Further problems of hypnotism. Mind. 1887, XLVII, p. 397. 

A. Roggi. Nuovi studii sull’ipnotismo. Arch. di Psichiatria ete. VII, 5, p. 501. 

J. Luys. Note sur l’aetion & distanee des metaux chez les sujets en etat d’hypnotisme. 
C. R. Soe. Biologie, Nov. 12, 1887, p. 643. 

— De la sollieitation experimentale des phenomenes emotifs chez les sujets en etat 
d’hypnotisme. Bull. de l’Acad. de Med. 1887, N° 35, p. 291. (Die Acad. de 
Med. hat eine Commission zur Prüfung der Beobachtungen von Luys ernannt, 
deren Berieht noch aussteht.) 

— Les emotions chez les sujets en etat d’hypnotisme. L’Eneephale 1887, N° 5, p. 513. 

6. J. Romanes. Lintelligence des animaux. 2 vols. 8. Paris, Alean. 

K. Moebius. Ueber das Wahlvermögen der thierischen Instinete. Sitzungsber. d. Ges. 
Naturf. Freunde. Berlin 1887, Nr. 9, S. 192. , 

P. Marchal. Etude sur linstinet du Cerceris ornata. Arch. de Zool. experiment. et 
gen: Vol pi 2 er 

A. Binet. La a psychique des mieroorganismes. Rev. philosoph. XI, 11, p. 449. 


XIII. Zeugung und Entwickelung. 


J. Dingfelder. Beitrag zur Vererbung erworbener Eigenschaften. Biol. Centrbl. VII, 
S. 427. (Bericht über einen Wurf von sieben jungen Hunden, deren vier mit Stutz- 
schwänzen geboren wurden. Die Mutter hatte einen langen buschigen Schweif, 
aber zwei von den drei Männehen, mit denen sie sieh begattet hatte, waren 
Stutzschwänze. Die Hündehen mit den Stutzschwänzen gliehen der Gestalt 
nach den wahrscheinlichen Vätern. Dieselbe Hündin warf dann noch einmal 


Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. Ss05 


neun Junge von denselben Vätern. Diesmal hatten fünf Stutzschwänze. Ein 

Weibehen dieses Wurfes, das keinen Schwanz hatte, wurde am Leben erhalten, 

und brachte in seinem ersten Wurf von fünf Jungen drei schwanzlose zur Welt.) 
Sism. Exner (Wien). 

Kollmann. Vererbung erworbener Eigenschaften (nebst Zusatz). Biol. Centrbl. VII, 
S. 531. (Bemerkungen zu dem ebengenannten Aufsatze von Dingfeld.) 

W. Detmer. Zum Probleme der Vererbung. Pflüger’s Arch. f. d. ges. Phys. XLI, 

S. 203. . 

V. Galippe. La droiterie ou la gaucherie sont-elles fonetions de l’education ou de 
l'heredite. ©. R. Soc. de Biologie, Juillet 30, 1887, p. 519; Gaz. des höpitaux 
1887, N° 115, p. 953. (G. nimmt gegen Debierre [siehe dieses Centralblatt Nr. 3, 
S. 76] eine ursprüngliche Ungleichartigkeit der beiden Körperhälften an: das 
Ueberwiegen der rechten Seite soll nicht blos eine Folge der Uebung und der 
Erziehung sein. Die Zähne der rechten Seite sind bei Rechtshändigen grösser 
und dichter [specifische Schwere], als die der linken Seite. Auch die Kiefer oder 
Zahnanomalien sind links viel häufiger als rechts. Das umgekehrte Verhältniss 
soll man bei linkshändigen Leuten beobachten. Bei Epileptikern, Wahnsinnigen 
und Verbreehern ist die Zahl der Linkshändigen grösser [5 bis 20 Procent], 
als bei normalen Individuen [2 bis 5 Procent].) Leon Frederiegq (Lüttich.) 

C. Hasse. Ueber Gesichtsasymmetrien. Archiv für Anatomie (und Physiologie) 1837 
Nr. 2 u. 3, 8.119. 

N. Kuskow. Beiträge zur Kenntniss der Entwickelung des elastischen Gewebes im 
Ligamentum nuchae und im Netzknorpel. Aus dem anatomischen institut in 
Berlin. Archiv für mikr. Anatomie XXX, S. 32. (Als Untersuchungsobjecte 
dienten das Ligamentum nuchae von Rindsembryonen [3, 5, 6 Monate], sowie 
der Ohrknorpel eines sechsmonatlichen Rindsembryos. Der Gieskannenknorpel 
eines 2!/smonatlichen Kalbes gab kein brauchbares Resultat, da in diesem Alter 
alle Zellen nur hyaline Substanz zu bilden scheinen. Die ersterwähnten Objecte 
wurden nach Unna und Lustgarten, sowie auch nach einer dem Verf. eigen- 
thümlichen Methode behandelt. Schnitte aus dem in Alkohol erhärteten Gewebe 
kommen in eine aus Pepsin und Oxalsäure bereitete Verdauungsflüssigkeit, auf 
10 bis 40 Minuten bei Zimmertemperatur. Sie werden mit ammoniakalischem 
Karmin allein oder in Karmin und Pikrinsäure gefärbt und in Glycerin an- 
gesehen. Verf. findet, dass die elastischen Fasern von den Kernen ausgehen, 
zum Theile innerhalb derselben entspringen, und zwar bis zu fünf elastischen 
Fasern von einem Kerne. Dass es sich wirklich um elastische Fasern handle, 
wurde durch die Resistenz gegen Kalilauge bewiesen. Einen Zusammenhang 
mit dem Protoplasma von Zellen stellt Verf. in Abrede, die Fasern verlassen 
dasselbe vielmehr sehr bald. Doch hält Verf. eine Betheiligung des Protoplasmas 
an dem Aufbau des elastischen Gewebes durch seine Befunde nicht aus- 
geschlossen. Das beste Objeet war das Ligamentum nuchae eines fünfmonat- 

- liehen Rindsembryos.) Paneth (Wien). 

J. H. Chievitz. Die Area und Fovea centralis retinae beim menschlichen Fötus, 
Internationale Monatsschrift für Anatomie und Physiologie IV, 6, S. 201. (An 
einer Reihe menschlicher Embryonen von der 22. Woche bis zum 9. Monat 
hat Verf. die Entwickelung der Macula lutea und der Fovea centralis verfolgt, 
sowie die fötalen Zustände dieser Theile untersucht. Die Fovea centralis kann 
nicht als Rest der fötalen Augenspalte angesehen werden, weil sich letzere 
beim Menschen vollständig schliesst, ehe die Fovea entsteht und sich ein 
genetischer Zusammenhang damit überhaupt nieht nachweisen lasse. Nach dem 
Verf. bildet sich selbe vielmehr erst nach dem 6. Monat allmählich aus, und 
zwar an einer alle Netzhautschichten enthaltenden Stelle der Area centralis, 
von welcher (im Anfange des 5. Monates, zu welcher Zeit die Area die am 
meisten entwickelte Stelle der Netzhaut ist, wo die Differenzirung zuerst durch 
alle Schichten- gelangt) die Bildung der Zapfen und der Zwischenkörnerschichte 
ausgeht. In dieser Area entsteht eine „Vertiefung, welche, an der vitrealen 
Retinafläche beginnend, sich allmählich in die Tiefe drängt, wobei die einzelnen 
Sehiehten verdünnt, zum Theile auch ausgebuchtet werden.” Ueber die Diffe- 
renzirungen der Schiehten der Retina und die Details derselben muss auf das 
Original verwiesen werden.) Drasch (Leipzig). 

L. Stieda. Ueber den Haarwechsel. Biolog. Centralbl. Bd. VII, Nr. 12, p. 354. Vor 
zwei Deeennien ist St. mit der Behauptung hervorgetreten, dass sich das neue 


806 Oentralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


Haar auf Grundlage einer neuen Papille bilde. Diese Ansicht war seither 
(regenstand wiederholter Angriffe. In der vorliegenden Erörterung gibt Verf. 
eine übersichtliche Darstellung der gesammten auf die Frage bezugnehmenden 
Literatur und schildert die Resultate seiner erneuten Beobachtungen, auf Grund 
derer die eingangs erwähnte Annahme, für die sich auch Steinlein, Moll, 
Bendz und Klein mit Sicherheit ausgesprochen haben, eine endeiltige Bestä- 
tigung finde.) Steinach (Innsbruck). 

A. Sticker. Pseudohermaphroditismus externus masculinus beim Rinde. Arch. f. 
wissensch. u. prakt. Thierheilkunde XUI, 1 u. 2, S. 95. (Der Verf. bespricht 
das Wesen und die verschiedenen Arten des Hermaphroditismus; in der Pflanzen- 
welt ist er allgemein, im Thierreiche nur bei den unvollkommeneren Thier- 
gattungen, bei den höher organisirten ‘verschwindet er. In einem gewissen 
Stadium der Entwickelung ist aber jedes Individuum auch der vollkommensten 
Thiergattung hermaphrodit, indem die Anlagen für beide Geschlechtsdrüsen und 
ihre Ausführungsgänge, also für den Eierstock mit dem Müller’schen Gange 
und den Hoden mit dem Wolff’schen Gange in jedem Individuum vorhanden 
sind; die Anlage für die äusseren Geschlechtstheile jedoch ist einfach, durch 
diese kann also eine Zwitterbildung nicht veranlasst werden. Dadurch, dass 
auch bei höheren Thieren, bei welchen normalerweise keine Zwitterbildung 
vorkommt, beiderlei Geschlechtsdrüsen sich entwickeln, entstehen die wahren 
Zwitter; man unterscheidet einen H.,verus bilateralis, wenn beiderseits Hode 
und Eierstock entwickelt sind; H. verus unilateralis, wenn Hode und Eierstock 
auf einer Seite entwickelt sind; endlich einen H. verus alternans, wenn auf der 
einen Seite eine Hode und auf der anderen ein Eierstock entwickelt ist. Im Gegen- 
satze zur wahren steht die falsche Zwitterbildung, der Pseudohermaphroditismus, 
hei welchem die äusseren Genitalien oder die Geschlechtsgänge der Geschlechts- 
drüsen nicht entsprechend entwickelt sind; er kann also beim männlichen und 
weiblichen Geschlechte vorkommen. Der Fall, welehen der Verf. beobachtet hat, 
ist ein Pseudohermaphroditismus externus maseulinus; die Geschlechtsdrüsen 
waren vollständig entwickelt. Hoden nit ausgebildeten Sameneanälchen und 
Samenfäden; der Penis war in Folge einer Bildungshemmung verkürzt, ver- 
kümmert mit offener Harnröhrenrinne [Hypospadie]. Das Serotum war gespalten, 
der Hoden nur bis in den äusseren Leistenring gelangt [Uryptorchismus]. 
sind solehe Fälle sehon wiederholt beobachtet worden, aber bei keinem ist Fa 
histologische Untersuchung der Geschlechtsdrüsen vorgenommen worden, so 
dass man sie statistisch eigentlich nieht verwerthen kann.) 

Latschenberger (Wien). 

Hatschek. Ueber die Bedeutung der geschlechtliehen Fortpflanzung. Prager Med. 
Woechensehr. XII, 47. 

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J. R. Er Castration not the eure for venereal desire. Journ. of the Am. Med. 
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— La castration parasitaire. Bulletin seientif. du Nord, N° 1 a 2, 1887. 

— Parasitie castration and its influence upon the external characters of male sex, 
in the decapod erustacea. The Ann. and Mag. of nat. hist. XIX, N° 113, p. 325. 

Ed. Retterer. Texture des tissus erectiles dans les organes d’accouplement chez les 
mammiferes. ©. R. Soc. Biologie, Nov. 26, 1887, p. 694. ‚ 

B. Lockwood. Development and transition of the testis, normal and abnormal. The 
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Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. 807 


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Mittheilung.” Verh. d. Med. Sect. d. schles. Ges. f. vaterl. Cultur, 28. Jan. 187; 
Allg. Med. Centralzeitg. 1887, Nr. 27, S. 418. 

A. de Korotnef. Sur la spermatogenese. Compt. rend. OV, 20, p. 953. 

La Valette St. George. Zelltheilung und Samenbildung bei Forfieula aurieularia. 
Festschrift f. A. v. Kölliker, 1887. S. 49. Leipzig, W. Engelmann. 

R. Kürzel. Ueber die Lage des Uterus und die physiologische Bedeutung des 
Sphineter ani tertius. Inaug.-Diss. München 1887. 

Vajda. Zur Anatomie des männlichen Urogenitalapparates. Anzeiger d. Ges. d. Aerzte 
zu Wien 1887, S. 164. 

6. Arnold. Ueber das zeitliche Verhältniss der Ovulation zur menstruellen Blutung. 
Inaug.-Diss. Würzburg 1887. 

J. Rouvier. Recherches sur la menstruation en Syrie. Ann. de gynecologie et d’ob- 
stetrique XXVII, Mars 1887, p. 178. 

P. Bamum. Gewichtsveränderungen der Schwangeren, Kreissenden und Wöchnerinnen 
bei der in der Münchener Frauenklinik üblichen Ernährungsweise derselben. 
Münchener Med. Wochenschr. 1887, Nr. 6, S. 98. 

P. Müller. Bemerkungen über die physiologische und pathologische Involution des 
puerperalen Uterus. Festschrift f. A. v. Kölliker, 1837. S. 205. Leipzig, 
W. Engelmann. 

G. Krukenberg. Experimentelle Untersuchungen über den Uebergang geformter Ele- 
mente von der Mutter zur Frucht. Arch. f. Gynäkol. XXXI, 2, S. 313. (Der 
Baeillus prodigiosus geht nicht auf* den Fötus über; Zinnober und Ultramin 
thuen es, wie es scheint, mitfortgeführt durch Leukoeythen.) 

P. Foa u. 6. Bordoni-Uffreduzzi. Ueber die Abort veranlassende Wirkung des Me- 
ningococeus und sein Uebertreten von Mutter zum Fötus. Nach Riforma med. 
1887, N° 39. (Besprochen von C. Günther in Deutsche Med. Wochenschr. 1897, 
Nr. 52, S. 1132. 

W. Opitz. Ueber die Bedeutung des Fruchtwassers für die Ernährung des Kindes. 
Blinde Endigung der Speiseröhre. Centralbl. f. d. ges. Med. Gynäkol. 1837, 
Nr. 46, S. 734. (Ein mit Verschluss der Speiseröhre geborenes Kind war sonst 
normal und kräftig entwickelt, der Fötus kann mit seiner Ernährung also nicht 
auf das Fruchtwasser angewiesen sein, wie Ott behauptet hat.) 

R. Nitabuch. Beiträge zur Kenntniss der menschlichen Placenta. Inaug.-Diss. Bern. 

G. Colucci. Di aleuni nuovidati di struttura della placenta umana: rieerche. Napoli 
1887, V. Morano. 4, pp. 31 con 4 Tav. ‚ 

6. Paladino. Ulteriori ricerche sulla distruzione e rinovamento continuo del paren- 
chima ovarico nei mammiferi. Napoli 1887, A. Morano. 

F. Stuhlmann. Zur Kenntniss des Ovariums der Aalmutter. Hamburg, Friede- 
richsen & Co. S. 48. gr. 8. Mit 4 Taf. 

H. Gadow. Remarks on the eloaca and on the copulatory organs of the Amniota. 
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F. Leydig. Zur Kenntniss des thierischen Eies. Zool. Anz. 1887, Nr. 265, S. 608; 
Nr. 266, S. 624. 

Carini. Zur Lehre über die Reife des Ries. Mitth. a. d. Embryol. Inst. Wien 1887, H. 9. 

0. Hamann. Die Urkeimzellen (Ureier) im Thierreich und ihre Bedeutung. Jen. Zeit- 
schrift f. Naturw. XXI, 3/4, S. 516. 

F. v. Preuschen. Die Allantois des Menschen. Eine entwickelungsgeschichtliche 
Studie auf Grund eigener Beobachtungen. Mit 10 Tafeln. 

G. Born. Ueber die Furehung des Eies bei Doppelbildungen. Bresl. ärztl. Zeitschr. 
1887, Nr. 15, S. 169. 

L. Gerlach. Ueber die Entstehungsweise der vorderen Verdoppelung. Deutsches Arch, 
f. klin. Med. XLII, 1/3, S. 103. 

Kaczander. Ueber die Beziehungen des Medullarrohres zu den Primitivstreifen. Mitth. 
aus d. Embryol. Inst. Wien 1887, Heft 9. 

W. His. Die Entwiekelung der ersten Nervenbahnen beim menschlichen Embryo. 
His-Braune's Arch. 1887, Nr. 6. | 

B. N. Lvoff. Vergleichend-anatomische Studien über die Chorda und die Chorda- 
scheide. Bull. de la Soc. Imp. de Naturalistes de Moscou 1887, N? 2, p. 442. 

0. Paulisch. Das vordere Ende der Chorda tympani und der Francek’sche Nasen- 
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808 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


N. Katschenko. Das Schlundspaltengebiet des Hühnehens. His-Braune’s Arch. 
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Franklin P. Mall. Entwickelung der Bronchialbogen und -Spalten des Hühnehens. 
His-Braune’s Arch. 1887, Heft 1, 8. 1. 

A. Dohrn. Studien zur Urgeschichte des Wirbelthierkörpers. XII. Thyreoidea und 
Hypobranchialrinne, Spritzlochsack und Pseudobranchialrinne bei Fischen, 
Ammocoetes und Tunicaten. Mitth. aus d. zool. Station zu Neapel, III, 2, S. 301. 

J. Rückert. Ueber die Anlage des mittleren Keimblattes und die erste Blutbildung 
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P. Mayer. Ueber die Entwiekelung des Herzens und der grossen Gefässstämme bei 
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A. Broca. Exstrophie de la vessie. — Malformation intestinale eoncomitante (Ab- 
sence de torsion de lintestin grele. Terminaison en eul-de-sae adherant a la 
partie posterieure de la vessie: absenee d’anus et de reetum) Hernie ombilicale. 
— Ectopie testieulaire intra-abdominale. — Spina bifida lombaire. Bull. de la 
Soc. Anat. de Paris 1887, N° 26, p. 791. 

Beliquet. Persistance du canal de Müller. Le Progres Med. 1887, N° 11, p. 205; 
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Manz. Ueber Schädeldeformität und Sehnervenatrophie. Bericht über die 19. Vers. d. 
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Zuckerkandel. Ueber die morphologische Bedeutung des Siebbeinlabyrinthes. Wiener 
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Nr. 26b. Centralblatt für Physiologie. 809 


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Nr 1978. 917. 

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Abhandlung. Zeitsehr. f. wissensch. Zool. XLIV, 2, S. 177. 

F. Schanz. Das Schicksal des Blastoporus bei den Amphibien. Jen. Zeitschr. f. Naturw. 
XXI, 3/4, S. 411. 

H. Strahl. Die Dottersackwand und der Parabast der Eidechse. Zeitschrift für 
wissensch. Zool. XLIV, 2, S. 282. 

M. Sacchi. Sulla struttura del tegumento negli embrioni ed avannotti del Salmo 
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0. Schultze. Zur ersten Entwiekelung des braunen Grasfrosches. Festschrift für 
A. v. Kölliker, 1837, S. 265. Leipzig, W. Engelmann. 

A. Swaen. Etudes sur le developpement de la Torpille (Torpedo oeellata). Arch. de 
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M.A. Heathcoat. The postembryonie development of Julus terrestris. Roy. Soe. Proc. 
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J. Chatin. De l’appareil exeröteur et des organes genitaux chez la Bilharzie. Compt. 
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Schauinsland. Ueber das Urogenitalsystem der Würmer. Sitzungsber. d. Ges. f. 
Morphol. u. Physiol. in München 1887, S. 13. 

E. v. Beneden et A. Neyt. Nouvelles recherches sur la fecondation et la division 
mitosique chez l’Ascaride megaloc£phale. — Communication preliminaire. Bull. de 
l’Ac. roy. des Sciences de Belg. XIV, 8, p. 215. 

0. Zacharias. Copulation und Befruchtung bei Askaris megaloceph. Areh. f. mikr. 
Anal KRX, 8. 111. 

— Ueber die feineren Vorgänge bei der Befruchtung des Eies von Asearis megalo- 
cephala. Zool. Anz. X, 247, S. 164. 

— Die Befruchtungserseheinungen am Ei von Ascaris megalocephala. Anat. Anz. II, 
26, S. 787. 

A. v. Gehuchten. Nouvelles observations sur la vesieule germinative et les globules 
polaires de l’Ascaris megalocephala. Anat. Anz. II, 25, S. 751. 

Th. Boveri. Ueber Differenzirung der Zellkerne während der Furchung des Eies 
von Ascaris megalocephala. Anat. Anz. II, 22, S. 688. 

F. E. Beddard. Structure and development of the ovum in an annelid (Endrilus). 
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L. Sheldon. On the development of Peripatus Novae-Zealandiae. The Quart. Journ. 
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W. Schimkewitsch. Etude sur developpement des Araignees. Arch. de Biol. VI, 3, 


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P. Hallez. Nouvelles &tudes sur l’embryogenie des Nematodes. Compt. rend. CIV, 


8:D. 517: 
J. Danysz. Un nouveau peridinien et son evolution. Arch. slaves de Biologie III, 


np 1, 

P. Hallez. Sur la fonetion de l’organe &nigmatique et de luterus des Dendrocoeles 
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E. Perrier. Memoire sur l’organisation et le developpement de la comatule de la 
mediterranee. Nouv. Arch. du Museum d’hist. nat. IX, 1 et 2. 

0. Hamann. Die wandernden Urkeimzellen und ihre Reifungsstätten bei den Echino- 
dermen. Zeitschr. f. wiss. Zool. XLVI, 1, S. 80. 

P. u. F. Sarasin. Knospenbildung bei Seesternen. Zool. Anz. 1887, Nr. 268, S. 674. 

K. Fiedler. Ueber die Entwickelung der Geschleehtsproduete bei Spongilla. Zool. 
Anz. 1887, Nr. 266, S. 631; The Ann. and Mag. of nat. hist. XX, 120, 
. 485. 

F. Guitel. Sur quelques points de l’embryogenie et du systeme nerveux des Lepado- 
gastres. Compt. rend. CV, 25, p. 1270. 

E. Maupas. Sur la puissance de multiplieation des infusoires eilies. Compt. rend. 
CIV, 14, p. 1006. 

— Sur la eonjugaison des Cilies. Compt. rend. CV, 3, p. 175. 

-— Theorie de la sexualite des Infusoires eilies. Compt. rend. CV, 7, p. 356. 

— Sur la eonjugaison du Parameeium bursaria. Compt. rend. CV, 20, p. 955. 


Centralblatt für Physiologie. 60 


810 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


S.J. Hickson. On the sexual cells and the early stages in the development of Mille- 
pora plicata. Roy. Soc. Proc. XLIII, 261. p. 245. 

H. Bury. The early stages in the development of Antedon rosacea. Roy. Soc. Proc. 
XLII, 261, p. 297. 

F. Schütt. Ueber die Sporenbildung mariner Peridineen. Ber. d. Deutsch. Botan. Ges. 
V, 8, 8. 364. 

K. B. Lehmann. Ueber die Sporenbildung bei Milzbrand. Münchener Med. Wochen- 
schrift 1887, Nr. 26, S. 485; Ges. f. Morph. u. Physiol. in München, 17. Mai 1887. 

J. Künstler. La genitogastrula. Journ. de Mierographie XI, N’ 1, Janv. 1887, p. 28. 
(Wiedergabe der Ideen von Salensky über die Entstehung der Gastrula. 
Speeulativ-Morphologisches.) 

J. Nussbaum. L’embryologie de Mysis Chameleo (Thompson). Arch. de Zool. 
experim. et gen. V, 2, p. 145. 

Dubrissay. La croissance des enfants. Rev. scientif. 1887, II, 25, 796. 

Landsberger. Das Wachsthum im Alter der Schulpflicht. Arch. f. Anthropol. XVII, 
3, 8. 229. 

Dollinger. Sind die augeborenen und die später erworbenen Verkrümmungen erblich ? 
Wiener med. Blätter X, 19, S. 599. 

J. Orth. Ueber die Entstehung und Vererbung individueller Eigenschaften. Festschrift 
f. A. v. Kölliker 1887, S. 157. Leipzig, W. Engelmann. 

A. Lang. Mittel und Wege phylogenetischer Erkenntniss. Jena, G. Fischer, 1897. 


S. 
XIV. Zur Versuchs-Technik. 


A. Dastre. Chirurgie experimentale. Operation de Thiry. — Fistule choleeysto 
jejunale. — Fistule ureteroreetale. C. R. Soc. de Biologie, Juillet 9 a 16, 1887, 
p- 463. (l. Thiry sche Fistei. — Die sonst gefährliche Operation lässt sich. 
beim Hunde leicht ausführen, wenn man folgende Regeln streng in Acht nimmt: 
1. Aeusserst geringe Mengen von Chloroform genügen, um während der langen 
Operation eine vollständige Narkose und einige Zeit nach der Operation ein 
ruhiges Verhalten hervorzubringen, wenn dem Versuchsthiere vorher Atropin 
und Morphin eingespritzt worden ist. 2. Die Drähte und Nähte sollen mit einer‘ 
alkoholisch-ätherischen Lösung von Jodoform desinfieirt werden. 3. Ausschneiden 
des grossen Epiploons scheint die Gefahr der Bauchfellentzündung für Hunde 
in hohem Masse zu vermindern. 4. Die Nähte müssen sehr sorgfältig angebracht 
werden, damit der seröse Ueberzug der beiden Darmstücke genau aufeinander 
passt. Auch muss die Berührung des Peritoneums mit dem Darminhalte pein- 
lichst vermieden werden. Gegen die Infieirung mit gewöhnlichen Luftmieroben 
ist das Hundeperitoneum ziemlich widerstandsfähig, während er für die Darm- 
mieroben äusserst empfindlich ist. Die beiden Darmstücke werden auf einem 
eylindrischen Stab geschoben und darüber aneinander genäht. Der kleine 
Cylinder, welcher aus essbarer Paste besteht, verschwindet später von selbst 
durch Auflösung im Darmsaft. — II. Choleeysto-jejunale Fistel. — Der 
Ductus choledochus wird beim Hund in einer Länge von 2Centimeter ausgeschnitten 
und der Gallenblase ein Ausfluss in den Dünndarm, ungefähr 1 Meter unter dem 
Duodenum, künstlich verschafft. So fliessen hier Pankreassaft und Galle weit von- 
einander getrennt in den Darmeanal aus. Es wird von grossem Interesse sein, 
später das Thier während der Fettverdauung zu tödten. Hier hängt auch. das 
Gelingen der Operation von der strengen Antisepsis, von der Anwendung des 
Führungsstabes aus essbarer Paste u.s. w. ab.) Leon Frederieg (Lüttich). 

— Operation de la fistule gastrique. Nouvelle canule & fouloir. C: R. Soc. Biol. 
Oct. 29, 1887, p. 598. (D. wählt für die Magenfisteloperation nüchterne, narkoti- 
sirte Hunde [mit Atropin, Morphin und Chloroform], deren Magen mittelst 
Schlundsonde und eingeführten Kautsehukbeutels aufgeblasen wird. Die Magen- 
wände werden in zwei Tempo durchschnitten: zuerst werden Peritoneum und 
Muskeln gespalten, und die durch diese erste Oeffnung sich hervorwölbende 
Schleimhaut nachher durehsehnitten. Die angewandte Canüle ist derart con- 
struirt, dass der Pfropfen die innere Höhle der Canüle gegen Eindringen von 
Mageninhalt gänzlich beschützt; der Pfropfen trägt äusserlich eine kuppelförmige 
Wölbung, so dass er durch die Zähne des Thieres nicht zu fassen ist. Für 
genauere Beschreibung und Abbildung der Canüle wird auf das Original ver- 
wiesen.) "Leon Frederieg (Lüttich). 


Nr. 26h. Centralblatt für Physiologie. sı1l 


A. Lehmann. Ueber Photometrie mittelst rotirender Scheiben. Philosoph. Studien 
IV, 2, S. 231. (Bringt man vor eine Lichtquelle eine rotirende Scheibe mit 
ausgebrochenen Sectoren, so kann man je nach der Breite der letzteren ver- 
schiedene Helligkeitsabstufungen herbeiführen, welche sich leicht mathematisch 
bestimmen lassen [Plateau]. Verf. schlägt daher zu photometrischen Bestimmungen 
einen Apparat vor, welcher im Wesentlichen aus zwei parallel gegenübergestellten 
durehbrochenen Scheiben besteht, durch deren gegenseitige Verschiebung die 
Breite der.freien Sectoren variirt werden kann.) Goldscheider (Berlin). 

H. Ebert. Anleitung zum Glasblasen für Physiker und Chemiker. Nach dem Engli- 
schen von W. A. Schenstone. Leipzig 1887, J. A. Barth. 86 S. mit 44 Fig. 

E. Claudon et E. Ch. Morin. Sur un nouvel appareil pour la destillation fractionnee 
dans les laboratoires. Bull. de la Soc. chim. de Paris. 1887, N’ 12, p. 804. 

P. A. Walter. Ueber das Verfahren von Haykraft zur quantitativen Bestimmung der 
Harnsäure. Wratsch. 11, p. 243 (Russisch.) 

Th. Pfeiffer. Ueber die titrimetrische Bestimmung des Harnstoffes. Entgegnung an 
Herrn Geheimrath Pflüger. Zeitschr. f. Biol. VI, 3, S. 336. 

Leo Vignon. Sur une nouvelle methode de dosage de l’aeide earbonique dissous. 
Compt. rend. CV, N°. 23, p. 1122. 

0. Rössler. Ueber einen Nachweis sehr kleiner Mengen Kohlensäure und anderer 
gasförmiger Körper. Ber. d. d. chem. Ges. XX, 2629. 

Hanriot et Charles Richet. Note sur l’absorption de l’aeide carbonique et sur 
inseription graphique de l’acide earbonique exhale. ©. R. Soc. Biologie. Dee. 10, 
1887, p. 753. (Siehe diese Zeitschrift Nr. 5, S. 114, wo der Apparat von 
Hanriot und Ch. Richet nach der Mittheilung in den ©. R. Acad. des Se. 
CIV, N° 7, p. 435, beschrieben ist.) Leon Frederieg (Lüttich). 

L. Siegel. Ueber die Bestimmung der Salpetersäure im Trinkwasser. Zeitschr. f. 
Hygiene II, 2, S. 163. 

B. J. Petri. Eine neue Methode, Bacterien und Pilzsporen in der Luft nachzuweisen 
und zu zählen. Zeitschr. f. Hygiene III, 1, S. 1. (Besprochen von Proskauer 
im Chem. Centralbl. 1887, Nr. 47, S. 1318.) 

P. F. Frankland. A new method for the quantitative estimation of the micro- 
organisms present in the atmosphere. Roy. Soc. Philos. Trans. 1887. London, 
Harrison and Sons. 

P. F. Frankland. Methode der bacteriologischen Luftuntersuchung. Zeitschr. f. Hygiene 
II, 2, S. 287. ü 

Arloing. Modifieation apportte a un analyseur bacteriologique. ©. R. Soc. Biol. 
Nov. 26, 1887, p. 722. 

Dal Pozzo Domenico. Das Eiweiss der Kibitzeier als Nährboden für Mikroorganismen. 
Med. Jahrb., Wien, S. 523. 

W. Behrens. Tabellen zum Gebrauche bei mikroskopischen Arbeiten. Braunschweig, 
Har. Bruhn, 1887. (Durch Anatom. Anz. warm empfohlen.) 

F. E. Schulze. Eine von Herrn Westien in Rostock angefertigte Doppelloupe. 
Sitzungsber. d. Ges. d. Naturf. Freunde in Berlin 1887, Nr. 8, S. 146. 

V. Hensen. Ein photographisches Zimmer für Mikroskopiker. Festschrift f. A. v. Köl- 
liker, 1887. S. 61. eipzie: W. Engelmann. 

R. Neuhauss. Leitfaden der Mikrophotographie. Berlin, Klönne & Müller. 1887. 8. 

Steinach. Siebdosen. Eine Worten zur Behandlung mikroskopischer Schnitte. 
Beilageheft zur Ausstellung des VI. Internation. Congresses für Hygiene und 
Demographie, Wien. — Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. IV, 4, S. 433. 

L. Ranvier. De l’emploi de l’acide perruthönique dans les recherches histologiques 
et de l'application de ce reactif a l’etude des vacuoles des cellules calieiformes. 
Compt. rend. CV, 3, p. 145. 

D. Biondi. Neue Methode der mikroskopischen Untersuchung des Blutes. Arch. f. 
mikrosk. Anat. XXXI, S. 105. 

L. v. Thanhoffer. Neuere Methoden zur Präparation der Nervenzellen. Zeitschr. f. 
wiss. Mikrosk. IV, 4. S. 467, 

H. Griesbach. Das Metanilgelb. Weitere Untersuchungen über Azofarbstoffe behufs 
Tinetion menschlicher und thierischer Gewebe und Erwägungen über die Theorie 
der Färbung. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. IV, 4, S. 439. 

V. Babes. Ueber Safraninlösung mit Anilinöl. Zeitschr. f. wiss. Mikrosk. IV, 4, S. 470. 

C. C. Keller. Die Reinigung des Tolubalsams zu mikroskopischen Zwecken. Zeitschr. 
f. wiss. Mikrpsk. IV, 4, S. 471. 


60* 


812 Centralblatt für Physiologie. Nr. 26h. 


S. v. Stein. Schienenmikrotom nach Sehwabe. Zeitschr. f, wiss. Mikrosk. IV, S. 463. 

H. Zwaardemaker. Hilfsapparat zum -Cambridge rocking mierotome. Zeitschr. f. 
wiss. Mikrosk. IV, 4, S. 465. 

Ch. Dawson. A new dog-holding Apparatus. Studies from the Biol. Lab. Johns 
Hopkins Univ. IV, 1, p. 51. 

H. Sewall. The tympanie Kymograph: a new pulse and biood-pressure registring 
apparatus. The Journ. of Physiol. VIII, 6, p. 349. 

R. Caton. New form of recording apparatus for the use of practical physiology 
celasses. The Journ. of Anat. and Physiol. II, 1, p. 108. 
P. Grützner. Ein einfacher Zeitmarkirungsapparat. pliüger:s Arch. f. d. ges. Phys. 
XXXXI, S. 290. ; 
Rene e Beaunis, Tamburo a leva rettificabile (modifieazione al tamburo di Marey). 
Il. Morgagni, XXIX, Parte II, N’ 48, p. 175 (Beschreibung mit Abbildung.) 

P. Grützner. Ein neues Myographion, Pflüger’s Arch. f. d. ges. Phys. XXXXI, S. 281. 

P. Louge. Procede zinco-ceuprique, speceialement appliecable aux seiences medieales 
pour la reproduetion typographique fidele des trac&s graphiques sans helio- 
gravure. Gaz. des Höpit. 1887, N’ 146, p. 1240. 

S. v. Basch. Kritiken über mein Sphygmomanometer. Berl. klin. Wochenschr. 1887, 
Nr. 52, S. 987. 

J. v. Kries. Ein Verfahren zur quantitativen Auswerthung der Pulswelle. Berl. klin. 
Wochenschr. 1887, Nr. 32, S. 589. 

— Ueber ein neues Verfahren zur Beobachtung der Wellenbewegung des Blutes. 
Du Bois-Reymond'’s Arch. 1887, S. 254. - 

J. Gad u. F. Donaldson. Ueber eine Methode, das Herz von Warmblütern zu isoliren. 
Du Bois-Reymond’s Arch. 1887, Nr. 6, S. 584. 

Mayei. Sur un nouveau serum artificiel, destine & la dilution da sang pour la 
numeration des globules. Compt. rend. CV, 20, p. 943. 

J. v. Gieson. A Resume of recent technieal methods for the nervous system. Journ. 
of nerv. and ment. diseases XIV, 5, p. 310. 

G. Pauel. Dun moyen pratique de photographier le fond de l’oeil. Paris 1887, 
A. Delahaye et E. Lecerosnier,”pp. 35 avee une planche. 

E. Starr. On photographing the interior of the human eyeball. The Amer. Journ. 
of Ophthalmol. 1887, July. 

L. Bellarminow. Verbesserter Apparat zur graphischen Untersuchung des intra- 
oeularen Druckes und der Pupillenbewegung. Separatabdruck aus dem Bericht 
der Ophthalmologischen Gesellschaft zu Heidelberg 1887. 

C. Wurster. Ueber ein Hygrometer in kleinem Formate zur Untersuchung des 
künstlichen Klimas des bekleideten Körpers. Zeitschr. f. Hygiene III, 3, S. 466. 

Wassmuth u. Schilling. Ueber eine Methode zur Bestimmung der Galvanometer- 
eonstante. Sitzungsber. d. k. Akad. d. Wiss. zu Wien XCVI, Abth. 2, S. 19. 

Th. 5 Engelmann. Le rheostat a vis. Arch. Neerl. des Se. exactes et nat. XXI, 
‚3 p- 145. 

— Die Weleda anhe; ein neuer Rheostat. Zeitschr. f. Instrumentenkunde 
1887, October, S. 333. 

Story. An apparatus to illustrate an experiment of Körner upon eapillary trans- 
sudation. Dublin J. M. Se. 1887, p. 251. 

E. Mach u. P. Salcher. Photographische Fixirung der durch Projeetile in der Luft 
eingeleiteten Vorgänge. Wiener akad. Sitzungsberichte XCV, April bis Mai, 
2. Abthle., S. 764. (Verfl. konnten nach der Schlierenmethode die durch das 
fliegende Projectil erzeugten Luftverdichtungen photographisch fixiren. Eine 
kleine Flasehenbatterie, die einen Funken von 6 bis 7 Millimeter Länge gab, 
die käuflichen Bromsilbergelatinplatten und die gangbaren Gewehre reichten 
dazu hin.) Sigm. Exner (Wien). 

Erbprinz von Monaco. Sur les filets fins de profondeur employes ü bord de 
!Hirondelle. ©. R. Soe. Biologie, Nov. 12, 1887, p. 661. (Mit Abbildungen.) 

Pouchet et Chabry. Sur un filet fin de profondeur. ©. R. Soe. Biologie, Oct. 29, 
1887, p. 602. 


Zusendungen bittet man zu richten an Herrn Prof. Sigm. Exner (Wien, IX. Schwarz- 
spanierstrasse 3) oder an Herrn Prof. Dr. J. Gad (Berlin, SW. Grossbeerenstrasse 67). 


Die Autoren von „Originalmittheilungen” erhalten 50 Separatabdrücke gratis. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. — Verantwortlicher Redacteur: Prof. Sigm. Exner. 


Namensverzeichniss. 


Abeles, M., Zucker in der Leber 338, 77 
— Harnsäure 642. 

Ahbney u. Festing, Photometrie 446. 

Adamkiewiez, A., Ganglienzelle 543 — 
Nervenkörperchen 797. 

Adams, B. F. u. Nys, C. v., Kohlensäure 
der Luft 528. 

- Adler, H., Schule u. Augenkrankheiten 788. 

Aducco, V., Harnreaction 384, 778 — 
Vagusreiz 586 — Respirationsbewe- 
gungen 615 — Muskelarbeit 591 — u. 
Rey, E., Blutdruck 774 — u. Mosso, 
Saccharin 41. 

Ahrens, F., Spartein 569. 

Albarrau, J., Zahnentwickelung 560. 

Albarrow, T., Zahnentwickelung 560. 

Albertoni, P., Hemmungscentren 733 — 
Alkohol im Organismus 741 — u. 
Pisenti, G., Aceton 776. 

Albert, Commotio cerehri 798. 

Albini, E., Indirectes Sehen 169. 

Albrecht, P., Nervenstrom 11. 

Alexeyeff, P., Fettreihe 382. 

Altmann, R., Zelle 229. 

Alvarez, F., Indigobaeillus 528. 

Amans, Schwimmen 761. 

Amat, L., Ammoniakphosphat 533. 

Andeer, Resorein bei Seekrankheit 751. 

Anders, J. M., Hauspflanzen 167. 

Anderson, A. M., Carnelly, Th. u.Haldane, 
J. S., Bestandtheile der Luft 748. 

Andersson, C., Erster Athemzug 539. 

Andre, Krankenfall 530 — u. Berthelot, 
Kohlenstoff in Pflanzen 167 — diesel- 
ben, Stickstoff im Boden 197, 534 — 
dieselben, Ammoniak 471 — dieselben 
Chemie des Bodens 744. 

Andrews, E. A,, 
nisches 564. 

Anfosso, C., Mikroben 167. 

Angiolella, G.u. Cianci, C., Blutkörperchen 
713 


Anrep, V. K., Urethan 536. 


Centralblatt für Physiologie. 


Mikroskopisch-Tech- 


Anschitz, R. u. Wirtz, Ch., Säuren 532. 

Antrick, O., Cocain 244. 

Apathy. J., Najaden 747. 

Archarow,J.,Lymphsäcke 766 - Coniin 528. 

Arloing, S., Bacillus anthracis 396 — 
Bacteriologisches 564, 748, SI11 — u. 
Cazeneuve, Färbung d. Nahrungsmittel 
393: 

Armstrong, E.. Bildungswärme 305. 

Arnaud, H., Worttaubheit 594. 

Arnschink, L., Glycerin 69. 

Arndt u: Dohm, Psychosen 171. 

Arnheim, F., Thermo-elektr. Apparat 172 
— Firnissen der Haut 754. 

Arnold, J., Wanderzellen 703. 

Arnold, G., Menstruation 807. 

Arrhenius. C., Leitungsvermögen 32. 

Arnould, Typhusbaeillen 528. 

d’Arsonval, A., Tod durch Elektrieität 62, 
754 — Sauerstoffabsorption 115 — 
Respirationsapparat 699 — Kohlen- 
säureabsorption 700 — Instrumente f. 
thier. Elektrieität 172 — u. Brown- 
Sequard, Exspirationsluft 763. 

Arthaud, G., Myelin 351 — u. Butte, Niere 
bei Vagusreizung 779 — dieselben, 
Nerv. vazus 800 — u. Duprat, A., Harn- 
blaseninnervation 344, 545. 

Arviest, L., Gefässe der Nasenhöhle 542. 

Asch, E. und Neisser, E., Erregbarkeit 
der Grosshirnrinde 74. 

Aschenbrandt, Th., Ganglion nasopala- 
tinum 801. 

Ashdown, H. H,, Harnblase 45. 

Atwater, W. O., Fleisch als Nahrungs- 
mittel 548 — Chemie d. Fische 747. 

Aubert, H., Bewegungsempfindung 317, 
550. 

Audry, Ataxie 75. 

Auerbach, Lobi optiei d. Fische 554. 

Axenfeld, D.. Curare 460 — Propepton- 
reagens 563 — Enzyme u. Fermente 
530, 730, 740 — Hämin 530. 


61 


814 


Azam, Hypnotismus 171. 

Baas, K., Tyrosin u. Hippursäure 738. 

Babajew, A., Hydro-elektr. Bäder 555. 

Babes, V., Safranin 811. 

Bachelet, Ernährung 169. 

Bachelier. Scolopender-Biss 754. 

Bahadhurji, K. K., Strophantus 536. 

Baginsky. A., Acetonurie 545 — Reduc. 
Wirkung der Bakterien 749. 

Bahnson, H.F., Sexuelle Entwickelung 559. 

Bain, A. Association 557. 

Balbiani, Parasitismus 535 
organismen 598. 

Baldi, D., Jecorin 738. 

Balbiano, L., Kampfer 524. 

Bamberger, E., Guanylharnstoff 39. 

Bamberger, v., Hämoglobinurie 778. 

Bambeke, Ch. v., Kerndeformation 742. 

Baraban, L. u. Rohmer, $., Transplan- 
tation des Auges 5. 

Baratoux, J., Farben und Töne 791. 

Barbacei, O., Nervus laryngeus sup. 591. 

Barbier, G. u. Hayem, G., Hirnanämie 592. 

Barety, A., Anim. Magnetismus 167, 553. 

Barrett, J. W., Verdauungstlüssigkeit 547, 
784. 

Barfurth, D., Sarkoplasten 52 — Frosch- 
larven 109. 


Mikro- 


Barrier, G. u. Hayem, Köpfung 87, 259, | 


802. 

Barth, A., Geräusche 447 — Hörprüfung- 
674 — Anatomie des Ohres 7%. 

Bariholow, R., Elektrieität 525. 

Bary, A. de, Bakterien 166. 

Bary, W. de, Anophthalmus 558. 

Baserin, 0., Galle &89. 

Basch, S. v., Sphygmomanometer 146, 
812 — Capillardruck 365 — Capillar- 
druck in den Lungenalveolen 384. 

Bassi, @.. Blutkörperchen 384, 541 — 
Blutveränderung 542. 

Bastian, Ch., Muskelsinn 374 — Aphasie 
555, 799. 

Bateman, F., Aphasie 130. 


Battistini, A. und Moleschott, Reaction | 


von Muskel und Nerv 13. 

Bäumler, A., Rückenmark 552. 

Bauer, R., Fettsäuren 172 — Kohlen- 
säurebestimmung 172. 

Baum u. Ellenberger, Arzneimittel und 
Leberzellen 590. 

Baumm, P., Wöchnerinnen 807. 

Baylis, W. M. and Bradford, J. R., Se- 
cretion 344. 

Beaunie, H., Somnambulismus 171 — 
Facialis 332 — Muskelsinn 209 — u. 
Rene, Trommel v. Marey 812. 

Beard, J., Ganglion eiliare 802. 

Bechamp, A., Blut 230. 

Bechamp, ]., Eiweiss 739. 

Bechterew, W., Hintere Nervenwurzeln 
595 —- Trigeminusursprung 552 — 


| Beneden, A. v. u. 


Namensverzeichniss. 


Hörnerv 450 — Hirnschenkel 795 — 
Motorisches Rindenfeld 798 -— Seh- 
hügelfunction 800. 

Beddard, F. E., Zusammengesetztes Auge 
549 — Ei von Endrilus 809. 

Beevor, E. u. Horsley, V., Rindenreizung 
798. 

Behn, 0., Epidermis 759. 

Behrend, R., Synthese der Harnsäure- 
reihe 545. 

Behrens, W., Tabellen für mikroskop. 
Zwecke 811. 

Beilstein, F., Organ. Chemie 32. 

Bellamy, F., Darstellung von Sauerstoff 

Beilarminow, L., Intraoculärer Druck 812. 

Bellonci, G., Comissura cerbr. ant. 552. 

Belloni, C. und Menozzi, A., Sarkosin 524. 

Belluci, &@., Stärke und Chlorophyll 742. 

Belzung, E., Amylum 530 — Stärke u. 
Chlorophyll 742. 

Benda, U, Spermatozoiden 387, 732 — 
Niere der Maus 549. 

Benecke, F., Reifung des Käses 571. 

Corini, @., Wärme- 
regulirung nach Hirnexstirpation 746. 

Beneden, E. v., Tunikaten 561 — u. 
Neyt, A., Befruchtung bei Ascaris 80% 

Benedikt, M., Chinesengehirn 251 — Bio- 
mechanik 734 — Indianergehirn 797 
Wechselwirkung der Sinneseindrücke 
798. 

Beraneck, E., Hirn des Hühnchens 552 
— Hirnnerven 209 — Zirbelauge 799. 

Bergami, O., Ruberythrinsäure 569 — u. 
Liebermann, Cochenille 299. 

Berg, A. u. Klein, Zucker 526. 

Bergeat, E., Nährwerth der Gewebe 548. 

BOTUEDN, L., Kohlensäure-Klystiere 531, 
539. 

A E., Auge” 85 — Augenverletzung 
69. 

Berggrün, Kernvermehrung 742. 

Bergonie, J., Sigalas, ©. u. Jolyet, F., 
Respirationsbestimmung 564 — die- 
selben, Gaswechsel 761. 

Berkenbusch, H., Sehnengefässe 543. 

Berlin, R., Wortblindheit 51 — Linsen- 
astigmatismus 164. 

Berlinerblau, M., Milchsäure im Blut 767. 

Bernardini, C., Hirnhypertrophie 798. 

Bernhardt, M., Federnde Finger 43 — 
Neuropathologisches 629 — Thomsen- 
sche Krankheit 802. 

Bernheim, Hypnotismus 169. 

Berry, A., Pons Varoli 170. 

Berry, J., Schilddrüse 779. 

Bernstein, Pulscurve 617. 

Bertacchini, P., Muskelstrom 758. 

Berthelot, Stickstoff 141 — Stickstoff im 
Boden 397, 743 — u. Andre, Stick- 
stoff im Boden 197, 534 — dieselben, 


Namensverzeichniss. 


Chemie des Bodens 744 — Ammoniak 
473 — Kohlenstoff in Pflanzen 167 — 
u. Recoura, Calorimetrische Bombe 
284 — Verbrennungswärme 429 — u. 
Lanquinine, Verbrennungswärme 429 
— u. Vieille, Verbrennungswärme 429. 

Berthold, G., Protoplasma 32. 

Bertinet, Vogeltlug 761. 

Beshorner, Kehlkopflähmung 551. 

Besser, F., Bakterien im Wasser 783. 

Bettany, &. T., Darwin’s Leben 524: 

Bettelheim, K., Rumination 669. 

Ber: H. 6., Giftwirkungen 328 — Tropin 
532. 

Bezold, M. v., Complementärfarben 388. 

Bianchi, Rindenlocalisation 553 — u. 
Sommer, Hypnotismus 353. 

Bickerton, H., Farbenhlindheit 549. 

Bidder, T., v. Baer (Rede) 524. 

Bidon, Hypnotismus 557. 

Biedermann, W., Schleimseeretion 96 — 
Krebsscheere 471 — Nervenendigungen 
im Muskel 613. 

Biedert, Ph., Milch 169. 

Biginelli, P. u. Guareschi, S., Chlor- 
bromnaphthalin 526. 

Er: Luftzellen der Vogelknochen 
168. 


Bimar u. Lapeyre, Pharynxvenen 541. 

Binet A., Psychisches Leben d. Mikroben 
804 — u. Fere, Ch., Thierischer Mag- 
netismus 553 — Hysterie 802 — u. 
Prevost, J. L., Cytisus 530, 532 — 
Diabetes 544. 

Binswanger, Hypnotismus 556. 

Binz, C., Atropin 85, 532. 

Biondi, D., Mikroben im Speichel 783 — 
Spermatogenese 807 — Lippenspalte 
808 — Blut (mikroskop.) 811. 

Birch, Burgh de, u. Spong, H., Gallen- 
blase 778. 

Birdsall u. Weir, Hirnoperation 798. 

Bissaud u. Mane, Hysterie 321. 

Bizzozero, 6., Mikroskopie 562 — u. 
Vassale, G., Secretion 778. 

Blake, J., Physiologische Wirkung 428, 
750. 

Blanc, E., Augenmuskellähmung 15. 

Blanc-Fonteuille, Hysterie 377. 

Pan: E., Nierensecretion u. Blutdruck 

Bland Sutton, J., Spina bifida 558. 

Blarez u. Deniges, Harnsäure 545. 

Blaschko, A., Oberhaut 548. 

Blasi u. Fubini, Speichel 779. 

Bleibtreu, L., Eiweissumsatz 782. 

Blexland Benham, W., Würmer 747. 

Blix M., Physiolosie 526. 

Bloch, A. M., Netzhauteindruck 99, 594 
— Geschwindigkeit der Empfindung 
550. 

Blochmann, F., Richtungskörper 380 — 


815 


Bakterien in Inseeteneiern 529 — Fort- 
pllanzung v. Euglypha 561. 

Blocq, P. u. Strauss, Lebereirrhose 774. 

Blondel, Strophantus 754. 

Blondel, R., Pharmakologie 530. 

Boas, J., Eiweissverdauung 317 — Lab- 
ferment 444 — Fleischmilchsäure 548 
— Tropäolinpapier 548 — Arterien- 
bosen 562. 

Bocci, B., Sinnesenergien 170 — Reflexe 
3386 — Doppelsinnige Leitung 537. 

Bocklisch, O., Ptomaine 470. 

Bodländer, A., Wasserausscheidung 764 
— u. Ungar, E., Zinn (toxisch) 784. 

Bödecker, C. F. W. u. Heitzmann, C 
Zahnbildung 561. 

Boehm, Astigmatismus 789. 

Böhm, A., Befruchtung bei Neunausen 
560. k 
Boehm, J., Respiration der Pflanzen 743. 

Böhm, L., Locomotion 538. 

Boehm, R., Curare 200. 

Böhmig, L., Sinne der Turbellarien 549. 

Böttcher, A., Schnecke 720, 790. 

Boettcher, E., Herpes zoster 171. 

Bohr, Ch., Hämoglobin 18 — Gasspan- 
nungen im Blute 293. 

Bokai, A., Darmbewegungen 621, 780, 
7854, — Methämoglobin 543 — Chlor- 
saures Kali 243. 

Bokorny, Th., Silberabscheidung 533 — 
u. Loew, Activ. Albumin 742 — Algen 
744. 

Boil, F., Temperatur und Leitungswider- 
stand 735 — Galvan, Verhalten thier. 
Theile 747. 

Bonnal, Hitzewirkung 471. 

Boneko, F., Schwefelwasserstoff im Harn 
718. 

Bonnot, Ph., Acetanilid-Wirkung 752. 

Bonome, A., Knochenresorption 808. 

Borbacci, Hämoglobin 540. 

Bordoni-Uffreduzzi, G., Eis 561 — u, 
Foa, P., Meningococeus 807. 

Borel, G., Augenmuskel bei Hysterie 550 
— Astigmatismus 682 — Suggestion 
684. 

Borgherini, A., Rückenmark 101, 170, 
801 — Leitungswege d. Med. oblong. 
801. 

Born, G., Eifurchung 807. 

Bornezzi, P., Vasodilatatoren 801. 

Bornstein, K., Blut verschiedener Bezirke 
766. 

Borysiekiewicz, M., Netzhaut 549, 717% 

Boutroux, L., Glykonsäure 144. 

Bouchard, Ch., Intoxication 332 — Selbst- 
vergiftung 525. 

Bouchardat, 6. u. 
526. 

Boucher, L., Pharynx 783. 

Bouillier, F., Gedanken 387. 


61* 


4! 


Lafont, J., Kampher 


816 Namensverzeichniss, 


Bourget, L., Ptomaine 525. 

Bourne, A., Skorpion 432. 

Bourneville, Epilepsie 802 — u. Brieon, 
P., Epilepsie 801 — u. Pilliet, ldiotis- 
mus 386. 

Bourquelot, E., Speichelwirkung 182 — 
Stärke 182 — Diastase 349 — Galak- 
tose (Alkoholgährung) 741. 

Bouvier, E. L., Nervensystem der Proso- 
branchier und Ctenobranchier 386, 554. 

Bouveret, L., Rindenblindheit 798. 

Boveri, Th., Zelle 742 — Furchung bei 
Ascaris 809. 

Bovier-Lapierre, E., Sardine 747. 

Bowditch, H. P., Schwefeläther 435. 

Bower, F. O., Sporen 534. 

Bowiby, A., Nervenverletzung 482. 

Bowmann W., Cotarnin 644. 

Bradford, J. R,, Ulexin 461 — Secretion 
667 — u. Bayliss, Secretion 344 — 
u. Philipps, Nierensecretion 549. 

Bramweli, B., Ataxie 794. 

Brandt, E., Nervensystem d. Isopoden 594. 

Brasse, L., Quecksilber im Harn 477 — 
Tanret's Harnreagens 620 — u. Wirth, 
Quecksilber-Ausscheidung 779. 

Braun, L., Cavum pharyngeum 769. 

Braune, W., Hand und Fuss 332, 399 — 
u.Fischer Hand 538,698 — Armgelenke 
760. 

Bray, A. u. Sulzberger, B., Photomikro- 
graphie 562. 

Breithaupt, P. V., Bienenzunge 549. 

Brenstein, G., Aetherwirkung bei Pflanzen 
743. 

Bresgen, M., Nasenhöhle 538. 

Breton, Ph., Lichteindruck 717. 


“ Breusing, R., Harn 23. 


Bricon, P. u. Bourneville, Epilepsie 801. 

Brieger, L., Trimethylamin 42 — Wund- 
starrkrampf 642 — Choleraroth, Pto- 
maine 648 —  Cholerabaeillus 749 — 
Hirnerkrankung 79. 

Brillonin, Resonatoren 562. 

Brinck, J. u. Kronecker, H., Synthese 
durch Zeilen 533. 

Brischke, Parthenogenesis 387. 

Brissaud, E., Hemiplegie 371. 

Broadbent, W. H., Puls 168. 

Broca, A., Blasenmissbildung 808 — 
Hasenscharte 558 — Entwickelung des 
Gesichtes 560 — Gesichtsmissbildungen 
808. 

Broneiner, Acetylen 540. 

Brock, Doppelte Spermatozoön 561 — 
Terminalkörperchen 788. 

Brodhun, E., Farbenmischung 445. 

Brooks, H., Nervus phrenicus 538 — 
Innervation der Lumbriealmuskeln 538 
— Nerven von Hand und Fuss 759. 

Brouardel, P., Antipyrin-Wirkung 752 — 
Trinkwasser 169 — Ptomaine 525. 


Brown, A. J., Bakterien 530. 
Brown, A. M., Ptomaine 534. 


‘ Brown, $. u. Schäfer, E. A., Rinden- 


function 798. 

Brown-Sequard, Künstliche Athmung 763 
Respirationscentrum 266 — Hirn und 
Rückenmark 802 — Hemmung 318 — 
Rindenreizung 320, 799 — Todten- 
starre 758 — Nervöse Reizung 319 — 
u. d’Arsonval, Exspirationsluft 763. 

BruEh A. T., Nervensystem der Inseeten 
558. 

Bruck, C., Sublimat 167, 530. 

Brücke, E., Musculus pyramidalis 15 — 
Reaction des Harns 359 — Physiologie 
32 — Säure im Harn 182 — Guanin- 
reaction 260. 

Brühl, W., Bildungswärme 309. 

Bruine, H. de, Foramen ovale 541. 

Brunn, A. v., Gehörlabyrintı 3855 — 
Schmelzorgane 407. 

Brunner, @., Morbus Menieri 385. 

Brunner, C., Spina bifida 101. 

Bruns, P., Kachexia strumipriva 779. 

Buchner, H., Cholerabaeillen 525 — u. 
Longard, K. u. Riedlin, @., Bakterien 
532. 

Budde, V., Harn 23. 

Budge, A., Lymphsystem 772. 

Buff, R., Speichelseeretion 779. 

„Buisine, Fett 169. 

Bum, Massage und Secretion 778. 

Bunge, G., Alkoholgenuss 169 — Fett- 
bildung 547 — Phys. u. path. Chemie 
734. 

Burdon-Sanderson u. Gotsch, Herzhem- 
mung 709. 

Buroerstein, A., Transspirationd. Pflanzen 
743. : 

Burghardt, Ch. A., Kohlen- und Stick- 
stoffbestimmung 569. 

Burgh-Birch, de, Bulbusbewegung 789. 

Burgh, de, Spong, H. und Birch, Gallen- 
blase 778. 

Burkner, K., Auer'sches Licht 562. 

Burnett, J. W. u.Lang, W.,‘Dioptrik des 
Auges 788 — Accommodation 789. 

Burot, Suggestion 292. 

Burton, W. M. u. Morse, H. N., Milch 
544. 

Bury, H., Antedon (Entwickelung) 810. 

Busachi, J., Muskelfasern 191. 

Butler, $., Entwiekelung 388. 

Butte u. Arthaud, Nerv. vagus 800 — 
Niere bei Vagusreizung 779 — u.Doleris, 
Verdauungsfermente des Embryo 784. 

Buttin, Strophantus 754. 

Buxten, D. u. Ringer, L., Muskel und 
Salze 758, 331. 

Cahen, F., Reduction durch Bakterien 749. 

Cahn, A., Verdauung 26. 

Cahn, J., Wirkung a. chlors. Salze 750. 


Namensverzeichniss. 


Cajal, S. R., Knochensubstanz 754 — 
Knorpel 772. 

Callamand, E., Wasser in der Ernährung 
169. 

Caldwell, W. H., Embryologie der Mono- 
tremen 558: 

Balmes, G. u. Hardy, Pilocarpin 531, 545, 
739. 

Camerer, W., Raumsinn 323 — Stick- 
stoff im Harn 778 — Stoffwechsel v. 
Kindern 784. 

Campari, G., Harnstoffbestimmung 388. 

Campbell, v., Spermatozoiden 380 — Zell- 
kern 535. 

zenpäel) J. P., Pepton und Gerinnung 
72 


Canalis, P., Nebenniere 779, 668. 
Capitan u. Gley, E., Antipyrin-Wirkung 
751. 


Caporaso, L., Rückenmarksregeneration 
801. 

Capparelli, A., Choleraptomaine 749. 

Caravias, S., Antipyrin 640 — u. Gley, 
E., Antipyrin-Wirkung 751. 

Cardone, F., Thyreoidea und Milz 779. 

Carini, Ei 807. 

Carl Herzog in Baiern, Auge bei Nieren- 
kranken 550. 

Carnelly, Th., Haldane, J. $S. u. Anderson, 
A. M., Bestandtheile der Luft 748. 

Carnoy, J. B., Zelltheilung 387, 634. 

m u. Rouville, 6. de, Nierendefect 

Carruccio, A., Vergiftung durch Fische 
547 — Parasiten im Hühnerei 561. 

Carslaw, Kochsalz als Nervenreiz 757. 

Carter, J., Spongien 387, 772. 

Carter-Gray, L., Rindenloealisation 798. 

Carter, W. L. u. Ott, J., Wärmecentrum 
199: 

Cartin, Magensäure 385, 546. 

Cash, J. Th. u. Brunton, Opium 261 — 
Physiologische Wirkung 428 — Öoffein 
und Thein 428. 

Caton, R. F., Registrirapparat 812. 

Cattaneo, A., Muskelendigungen 171. 

Cattaneo, G., Verdauung 546 — Darm 
der Orustaceen 785 — Magendrüsen 
der Embryonen 808. 

Cattani, G., Re- und Degeneration der 
Nerven 801. 

Cattell, J., Association 52. 

Cazeneuve u. Arloing, Färbung d. Nah- 
rungsmittel 393 — u. Hugonneng, 
Harnstoffbestimmung 562, 564. 

Cazin, M., Masendrüsen 162 — Ent- 
wickeluug des Magens 562. 

Cecchini, $.. Milz 545. 

Ceci, A. u. Smutny, F., Muskelatrophie 
19D. 

Cecil, J. @., Ausscheidung d. d. Brust- 
drüse 779. 


817 


Della Cella, V., Acetanilid 568. 

Celli, A. u. Marchiafava, Blutveränderung 
542. 

Cesca, G., Selbstbewusstsein 804. 

Chabry, L., Ascidien 558 — u. Pouchet, 
Grundnetze 812. 

Chamberland, Antisepsis 382. 

Champneys, F. H, Künstliche Athmung 
539, 763. 

Champonniere, J. L., Hysterie 804. 

Chandelon, Pepsin 169 — Syntoninpepsin 
343. 

Chapman, H. C., Elefant 383 — Physio- 
logie 734. 

Chapiroff, B., Wirkung d. tert. Alkohole 
750. 

Charbonnel-Salle, Fischblase 436, 761. 

Charcot, J., Hysterie 170, 336 — Nerven- 
system 170 — Nervenkrankheiten 797 
Friedreich’sche Krankheit 801 — u. 
Richer, P., Besessene 556. 

Charpenter, H., Antedon 196. 

Charpentier, A., Netzhauteindruck 47, 99, 
185, 235, 593, 594, 786 — Entoptische 
Erscheinungen 481. 

Charrin, Schutzimpfung 533 — Harngifte 
778 — u. Roger, 6. H., Harn als Gift 
197 — Mikroben 749 — u. Guignard, 
Mikroben 749. 

Chatellier, H., Cortische Membran 550. 

Chatin; J., Bilharzia 809. 

Chauveau u. Kaufmann, Muskelarbeit 363, 
758. ; 
Chiarugi, G., Menschl. Ei d. 2. Woche 
559 — Armmuskeln 760 — Herzfase- 
rung 773 — Knochenentwickelung 808. 

Chibret, Milchdiätt 334 — Chromato- 
photometer 409. 

Chievitz, J. H., Fovea centralis 805. 

Chimielewsky, V., Protein 524. 

Chisolm, J.J., Augennervenlähmung S00. 

Chlodovski, Milz 541. 

Chmielewsky, V., Chlorophyll 742. 

Chrapowitzki, Eiweisssynthese in Pflanzen 
748. 

Christmas-Dirckinck-Holmfeld, $. v., 
Phagoeyten 772. 

Cholodkovsky, N., Harnapparat d. Lepi- 
dopteren 780. 

Chouppe H., Stryehnin u. Cocain 301, 
531 — Antipyrin und Strychnin 751 
— Antipyrin-Wirkung 751, 752 — 
Coeain-Wirkung 753 — u. Pinet, Strych- 
nin-Wirkung 3835 — Strychnin 531, 
735 — Stryehnin in der Leber 778 — 
Lobelin 393. 

Chworostansky, C., Ei 
558. 

Ciamician, 6@., P., Jodol 741 — u. Silber, 
Pyrrol 88, 526, 174 — Liehtwirkung 382 
Pyridin 524 — Pyrolin 536. 


des Blutegels 


| Cianci, €. u. Angiolella, @., Blutkörp. 773. 


—. 


818 Namensverzeichniss. 


Cionini, A., Zirbeldrüse 799. 

Clermont, A., Pepton 784. - 

Claudon, E. u. Morin, Ed. Ch., Butyl- 
Alkohol 383 — Destillationsapparat 811. 

Clautrian, @., Errera u. Maistriau, Alka- 
loide 501. 

Cochin, D., Leben 167. 

Codeluppi, V., Degeneration des Rücken- 
markes 801. 

Coen, E., Milchdrüse 544, 

Coen, R., Uvulaerkrankung 551. 

Cohn, M., Kalomel 169, 530. 

Cohn, W., Stickstoff im Boden 743. 

Cohn, R. u. Jaffe, M., Furfurol 518. 

Colandon, Uhromato-Photometer 409. 

Coldwell, W. H., Monotremen (embryol.) 
808. 

Coleman, J. J., Diffussion 6. 

Colin, @., Bewegungen des Magens 314. 

Collier, M., Duodenum 547. 

Colmar, Ch. u. Ott, J., Wärmeregulirung 
164 — Albumose 535. 

Colosanti, 6., Kreatinin 740 — u. Mosca- 
telli, R., Milchsäure im Harn 778. 
Colson, L., Aponeurosenspanner 437 — 
Muse. tens. aponeu. cerv. suprf. 538 — 

Musc. supracostalis 538. 

Colucei, G., Placenta 807. 

Combemale u. Mairet, Colchiein 58 — 
Methylal 91 — Hyosein 328 — Anti- 
pyrin-Wirkung 752 — Strophantus 754 * 
dieselben u. Grognier, Strophantus 
1593, 754. 

Compary, 6G., Stickoxyd 167. 


Comstock, W. J. u. Koenigs, W., Ohina- 


Alkaloide 640. 

Constantinidi, A., Weizenkleber 97. 

Le Conte, J., Strahlen der Sterne 169 — 
Binoculares Sehen 716. 

Le Conte-Stevens, W., Stereoskopisches 
Sehen 169. 

Conti, A., Hirnrinde 554,797 — u.Varaglia, 
S., Herznerven 543. 

Cope, E. D., Entwickelung 388 

Copeman, S.M., Anämia perniciosa 541. 

Coppola, F., Polymerie 382, 526 — San- 
tonin 750 — Wassertoffsuperoxyd 5831 
— Üotfein 536. 

Corblin, H., Schwimmen 761. 

Corin, J., Geschmack 790. 

Corin, @., Cireulus art. Willisii 542 — 
u. Beneden, A. v, Wärmeregulirung 
nach Hirnexstirpation 746. 

Cornil, M., Zellkern 524 — Zelltheilung 
645, 742 — u. Toupet, Karyokinese i. 
d. Niere 775. 

Cornwall,H.B.u.Shippen-Wallace Butter- 
analyse 563. 

Corre u.Lejaune, Pharmakologie 533. 

Cosh, J. Mc., Psychologisches 556. 

Coulter, St., Spirogyra 744. 

Courtade, D. Aphasie 386. 


Cousins, J. W., Augenzahn 558. 

Cozzolino, V., Taubheit 551. 

Cramer, A., Glycogen 736. 

Cristaldi, G., Santonin 524. 

Cros, A., Wilson’s Muskel 538. 

Crookes, W., Elemente 167. 

Cullerre, Idiot 149. 

Cuneot, L., Nerven ‘und Gefässe der 
Ophiuren 554. 

Cunningham, D. J., Flexor pollieis 286 
— Herz der Beutelthiere 540. 

Curci, A., Kant 525 — Metalle 536. 

Curran, W., Scorpion 526 — Sinne der 
Wilden 548. 

Curtis, L., Patellarreflex 555. 

Cuzzi, A., Tuba Fallopii 559. 

Cybulski, N., Autosuggestion 253. 

Cyon, E. v., Physlg. Arbeiten 734. 

Drama G. u. Ramati A., Glykolsäure 

Dalla-Rosa, L., Wachsthum d. Schläfe- 
muskels 560. 

Dalche u. Villejean, E., Wismuth 525. 

Dally, Cocain 528. 

Dana, C. L., Tremor 801. 

Danilewsky, B., Kymorheonom 490 — 
Parasiten des Blutes 540. 

Danysz,J., Peridinium (embryol.) 809,561. 

Daremberg, Meningitis 533. 

Darier, J., Gefässe der Herzklappen 773 
u. Quenu, E, Nerven d. duct. thorae. 
112. 

Darkchewitsch, Vierhügelfunetion 553. 

Darkjewitsch, L. u. Dejerine, Tabes 129. 

Dastre, A., Erinnerung a. P. Bert 734 
— Fistel-Operationen beim Hunde 810 
— Galle und Fette 782 — Leber 476. 

Dawson, Ch., Hundehälter 812, 564. 

David, „Vertige paralysant’ 353. 

Davezac, Anästhesie d. Schleimhäute 549. 

Davidoff, D., Kernbildung 742. 

Davidoff, M. v., Ascidien-Entwickelung 
560 — Darmepithel 408. 

Day, W. H., Gehirnerregung 559. 

Debierre, Ch., Gliedmassen 76 — Herma- 
phroditismus 77. 

Decker, F., Fischdarm 591. 

Dees, 0., Nervus accessorius 321. 

Degagny, Ch., Protoplasma 759. 

Degive. A. u. Marique, $., Freier Wille 
556. & 

Deherain, P. P., Boussingault's Werke 524. 

Dehio, H., Puls 541 — Reactionszeit 804. 

Deichler, Sonnenlicht 383. 

Dejerine, S., Neuritis 533 — Coeain- 
Wirkung 753 — Muskelhypertrophie 
383 — u. Darkjewitsch, L., Tabes 129. 

Delage, Yves, Otocysten 722. 

Delbet, P,, Nerven d. Orbita 788. 

Delboeuf, J., Hypnotismus 700, 804 — 
Materie 735, 557 — Somnambulismus 
337. 


Namensverzeichniss. 


Delpino, F., Alkoholgährung 534. 

Delsaux, E., Winterschlaf 763. 

Demange, E., Greisenalter 754. 

Demeny, locomotion 760 — u. Marey 
Locomotion 760. 

Demuth, Milch als Nahrungsmittel 548. 

Deniau, L., Strophantus 533. 

Deniges u. Blarez, Harnsäure 545. 

Dennert, H., Akustische Unters. 186. 

Destree, E., Schluckgeräusche 538. 

Desvernine, C. M., Stimmbänder 551. 

Detmer, W., Temperatur u. Pflanzen 745 
Vererbung 805. 

Detmers, F.. Blutkörperchen 773. 

Dewitz, J., Furchung 268. 

Dewoletzky, R.. Seitenorgan der Nemer- 
tinen 555 383. 

Diakonow, N. W., Athmung d. Pflanzen 
158 — Ernährung d. Pflanzen 743 — 
Zelle 742. 

Dichas, A., Gedächtniss und Hypnotis- 
mus 556 — Hypnotismus 171. 

Diez, R., Glycerin 426. 

Dieff, W. u. Reformatzky, A., Oelsäuren 
362. 

Dieulafoy, Albuminurie 545. 

Dingfelder, J.. Vererbung 804. 

Disselhorst, R., Emigration 336. 772. 

Dobrowolsky, W.. Erythropsie 786. 

Dönitz, Copulation v. Spinnen 560. 

Dogiel, J., Pupille 719. 

Dohm u. Arnat, Psychosen 171. 

Dohrn, A., Urgeschichte d. Wirbelthiere 


' Duclaux, E., 


819 


Dubrenilh, W., Albuminurie 544 — u. 
Straus, J., Exspirationsluft 763. 
Dubrissay, Wachsthum d. Kinder 810. 
Fett 741 — Milch 779 — 
Milehzucker (Gährung) 741 — Mikroben 
382, 527, 535 — Sonnenlicht 395. 
Duden, &., Albuminurie 545. 


| Dufour, L., Assimilation d. Pflanzen 597 


— Laubblätter 534. 
Dujardin-Beaumetz, Hydrotherapie 754 — 
Hygiene der Nahrung 546. 
Dukes, C., Hitzschlae 540. 


| Dulac, J., Phosphorescenz 167. 


Dunham E. K., Cholerabakterien 527. 
Dupetit G. u. Gayon, Nitrate 167. 
Dupont, M., Lungengewebe 160. 

Duprat A., Mormodica Bucha 108 — ıı. 
Arthaud G., Harnblaseninnervation 545, 
761, 344 — u. Pinet, Remijia 199. 

Dupuy, E, Antipyrin bei Seekrankheit 752 
— Hirnreizung 321, 798 — Motorisches 
Rindenfeld 799 — Kleinhirnexstirpation 
800 — Reflexe 102. 

“ urand, Extremitäten der Vertebraten 561. 


' Durdufi, 6. N., Cocain 301. 801. 


808. 

Dohrn, R., Entstehung des Geschlechtes | 
560. 

Doleris u. Butte L, Verdauungsfermente 
784. 


Dollinger, Vererbung 810. 


Donaldson, F., Nervus laryngeus inf. 551, 
579 — u. Gad, J, Herz (isolirt) 8312 — | 


u. Martin, Herzschlag 705. 


Dor, H., Aphasie 484 — u. Panas, Staar | 


nach Naphthaiin 593. 
Doumer, E., Klangfarbe 722 — Vocale 791. 
Dourdouffi, G. N.. Vedem 586. 
Drasch, 0., Papillae foliatae 723. 
Drasche, Strophantus-Wirkung 572. 
Drechsel, E., Elektrosynthese 177. 


Dreser, H., Herzgifte 773 — Hopfen- 
bittersäure 393 — Säurebildung im 


Muskel 195. 
Drobnik, T.. N. sympathieus 801. 
Dubois, E., Kupfer 530. 
Dubois, M. R., Leuchten 168, 746. 
Dubois, R., Phosphorescenz 6898 — Vaeuo- 


liden 397, 533 — u. Le Roux, Ethylen- | 


ehloryr 536, 785 — Ethylenchloryr i. 
Auge 788 — Methylehloroform 790. 
Du-Bois-Reymond, E., Zitterrochen 108 
Dubourg, E. u. Gayon, N., Gährung v. 

Dextrin u. Stärke 750. 


Duroziez, P., Puls 555. 


| Durville, H., Masnet 387. 


Duval, M.. Aphasie 799 — Physiologie 
382 — Placenta 172, 559 — Wechsel- 
wirkung d. Sinneseindrücke 787. 


Eaton, F. C., Taubheit 386. 
Ebbinghaus, H., Contrast (opt.) 789. 
Eberstaller, Insula Reilii 798. 

Ebert, H., Glasblasen 811. 

Eberth, C. J., Blutplättchen 311, 772 — 
Blutspindeln 540 — u. Schimmelbusch, 
C., Thrombose 400, 541. 

Ebner, V. v., Knochengewebe 83 — Kalk- 
skelette d. Schwämme 747. 

Ebstein, W., Diabetes 778. 

Eccles, A., Massage 525. 

Eckhard, C., Uebertritt in Speichel 183. 

Edgren, J. G., Cardiogramm 487. 774. 

Edinger, L.. Zwischenhirn 206, 552. 

Edwards, C. L., Wärme und Muskel 758 
— Wärme und Erregbarkeit 535. 

Effront, J.. Amylum und Zucker 172 — 
Saccharifieirung 524. 

‚ E. Regeneration bei Reptilien 

559. 

Ehrenberg, A., Wurstvereiftung 8 — Stick- 
stoff bei Fäulniss 309 — Metlıylen 534. 

Ehrenfried, A., Endokardium 541. 

Einhorn, A,, Ecsonin 363. 

Ekstrand, A. G. u. Johanson, 
Graminin (Kohlehydrat) 740. 

Ellenberger, Ferment des Magens 546, 
347 — u. Baum, Arzneimittel u. Leber- 
zellen 590 u. Hofmeister, Zucker 
im Darmtraet 784 — Speichelseeretion 
776 — Verdauung 369. 


BaNJ:; 


320 Namensverzeichniss. 


Ellis, F. W., Cireulation i. d. Orbita 550. 
Elsas, A.. Psycho-physisches (Gesetz 804. 
Emery, C., Musculatur v. Nephthys 562. 
Emmerich, R., Milzbrand 749. 


Emmerich, P. u. Mattei, E. di, Milzbrand | 


749. 

Emmerling, A., Eiweissbildung 467. 

Emmert, Augapfel 548. 

Esmarch, E., Infectiöse Mauern 528. 

Engel, C.. Halsrippen 808 — u. Kiener, 
Urin 234 — Urobilinurie 384 — Ikterus 
545 — Toluylendiamin 535. 

Engelmann, Th. W., Bakterienmethode 
167, 564 —  Blattfarbe 536, 743 — 
Chlorophyll 527 — OÖtolithen 677 — 
— Widerstandsschraube 579, 812 — 
Polyrheonom 517 — u. Errera, Chloro- 
phyllfunction 743. 

Engelskjön, C., Sympathieus-Reizung 553. 

Eperon u. LandoltE., Augenbewegungen 
550. 

Ernst, P., Bacillus d. Eiters 535. 

Errera, G., Aether 531 — Parahrom- 
benzo&säure 531. 

Errera, L., Glykogen der Pilze 533, 744 
— Vertheidigungsmittel der Pflanzen 
744 — Schlaf 6.3 — Pflanzensaft 330 
— Zelle 177 — u. Engelmann, Chloro- 
phylifunction 743 — u. Maistriau u. 
Clautrian G@., Alkaloide 501. 

Escherich, Stillen 338 — Verdauung d. 
Kindes 547. 

Eulenburg, A., Widerstand bei Morb. Base- 
dowii 537 — Basedow’'sche Krankheit 

- 735. — Elektrisirung 754 — Federnde 
Finger43 — Galvanische Strommessung 
564 — Leitungswiderstände am Kopfe 
304 — Tabes 555. 

Evetsky, 0.: Staar 550. 

Ewald, C. A, Ernährung d. Klysmen 
349, 546, 547, 784. 

Ewald, J. R., Bogengänge 722 — Muskel- 
volumen 755 — Thyreoidea 162. 

Ewart, J. C., Todtenstarre 537. 

Ewdokimoff, Stickstoffwechsel 711. 

Exner, F., Athmosphär. Elektrieität 735. 

Exner, S., Bewegungsnachbilder 135 — 
Facialisfeld 799 — Nev. facialis u. 
Hirnrinde 798 — Muskelfasern 433 — 
Muskelarbeit 758 — Urtheilstäuschung 
482 — Wechselwirkung der Sinnes- 
eindrücke 797 — Schablone d. menschl. 
Gehirns 797 — u. Paneth, J., Rinden- 
feld des Facialis 726. 


Fabre-Domergue, Infusorien 742. 
Faivre, Oryptorchie 559. 
Falcone, T., Hirnwindungen 797. 
Bin E.. Tubo-ovarialschwangerschaft 
71. 
Falk, F., Morsagni's Werke 524. — Blut- 
farbstoff 541 — Lungenatelectase 560. 


Pan H. u. Naunyn, B., Hirndruck 

; Fambach, Pferdehuf 538. 

ı Fanissek, V.. Darm der Insecten 548. 

Fano, G., Tonusschwankungen d. Atrien 
310 — Herzgifte 773 — u. Fayod, V., 
Herz (elektromot. Wirkung) 770 — u. 

|  Seiolla, $., Herzgifte 770. 

Faragö, S., Reflexe d. Kinder 554, 795. 

Farges, Aphasie 791. 

Farlow, W. G@.. Parasiten 530. 

Faure, Acetanilid 531. 

Fauvelle, Phylogenie 559. 

Favel, P., Herzmediecamente 541. 

Fayod, V. u. Fano, G., Herz (elektromot. 
Verhalten) 770. 

Fechner, 6. Th., Psychische Massprinci- 
pien 452. 

Feinberg, J., Cocainwirkung 301. 

Felix, W., Muskelfasern 758. 

Feltz, V., ToxischeWirkungen d. Harns461. 

Fenwick, S., Speichel 783. 

Fere, Ch., Tabes 170 — Empfindung u. 
Bewegung 171, 556 — Thränenträufeln 
322 — Zungenkrampf 383 — Schreib- 
krampf 5338 — Hämatophobie 554 — 
Schwindel und Epilepsie 554 — Sinnes- 
reize, gegenseitig beeinflusst 786, 791 — 

| Gemüthsbewegungen 8083 — u. Binet, 

A., Thierischer Magnetismus 553 — 

-_ Hysterie 802. 

Ferraud, Sprache u. Aphasie 386, 557, 791. 

Ferranini u. Rummo, Hirnpuls 50. 

Ferraresi, 0. u. Mingazzini, @6., Mikro- 
cephalus 797. 

Ferrier, D, Hirnlocalisatiou 554. 

Ferriere, E., Seele und Gehirn 803. 

Festat, A. F., Venen d. Orbita 772. 

Festing u. Abney, Photometrie 446. 

Fick, A., Paukenfell 125 — Phonographik 
851 — Myographie 697. 

Fick, A. E., Erkältung 536 — Mikro- 
organismen d. Üonjunctiva 528 — 
Accommodation binoe. 789. 

Fick, R., Inosit 527. 

Fiedler, K., Spongilla (Geschlechtspro- 
ducte) 809. 

Fieutzal, Netzhautelemente 549. 

Filehne, W., Benzoylderivate 309. 

Finkler, D, Papain 531 — Papoid 533. 

Fisch, C., Hanf 49. - 

Fischer, A., Zeilmembran 742. 

Fischer, B., Leuchtender Pilz 496, 746 
— u. Rabow, $., Saccharin 740. 

Fischer, E., Phenylhydrazin 227° — 
Drehungsgesetz 559 — u. Penzoldt, 
Geruchsinn 447 — u. Tafel, Alkohole 
391; Zucker 735, 736. 

Fischer, E. L., Erkenntnisstheorie 599. 

Fischer, H., Hyperästhesie 207. 

Fischer, 0. u. Braune, Handgelenke 538, 
698 — Armgelenke 760. 


Namensverzeichniss. 


Fizeau, H., Brechung des Schalles 431. 

Flesch, M., Hirn d. Carnivoren 797 
Conservirung 388. 

Fleischer, R., Cocain-Wirkung 752. 

Fleischl v. Marxow, E., Herzschlag und 
Athmung 231, 662 — Öbjecttisch 562. 

Flemming, W., Zelle 280, 524 — Flexor 
pollieis und hallueis 285, 286 — Auge 
3385 — Voeabularium 387 — Spermato- 
somen 806. 

Fleury, A. de, Hirngefüsse 5583, 797. 

Flinker, A., Farbensinn d. T'hiere 549. 

Flint, A., Schwefelwasserstoff 763. 

Florand, A., Lateralklerose 386. 

Foa, P. u. Bordoni-Uffreduzzi, G., Menin- 
gococeus 807. 

Fokker, Hämatocyten 533 — Heteroge- 
nese-Protoplasmawirkung 742, 765. 
Fonta, J. u. Segard, Ch.. Hypnotismus 556. 

Fontan, Hypnotismus 557. 

Forcraud, M. de, Alkohole 167. 

Forel, A., Hirnanatomisches 72 — Winter- 
schlaf 208 — Hypnotismus 557 — 
Sinne d. Inseeten 622 — Elemente d. 
Nervensystems 797. 

Forster, J., Leuchtende Bakterien 531 — 
Phosphorsäureausscheidung 548. 

Foth, G., Gährung 382. 

Fournioux, Zuckerbestimmung 562. 

Fowler, Hermaphroditismus 559. 

Fränkel, B., Stimme 170. 

Fränkel, C., Bakterienkunde 382 — Mikro- 
organismen im Boden 748. 

Francis, J. A., Künstliche Athmung 539. 

Francois-Frank, Absteisende Degeneration 
800 — Aorteninsuffieienz 338. — Loca- 
lisation im Gehirn 793. 

Francon, A., Magenbewegung 783. 

Francotte,P., Mikroskopische Technik 388. 

Frank, B., Salpetersäure in Pflanzen 743. 

Frank, G., Wasser der Spree 748. 

Frank! v. Hochwart, L., Nervenfasern 94 
— Erregbarkeit bei Tetanie 536. 

Frankland F., Mikroorganismen 244, S11 
— u. Hart, T. @., Mikroorganismen d. 
Luft 245, 747 — u. Frankland, 6. C., 
Mikroben der Luft 528. 

Frantzen, A., Brechact 547, 783. 

Fraser, J. W., Getränke u. Verdauung 348 
— Verdaulichkeit des Eiweisses 547 — 
Angeborener Schädeldefect 558. 

Fredericq, L , Muskelarbeit 168 — Selbst- 
amputation 383 — Herzsystole 474 — 
Cardiogramm 475 — Gekreuzte Cireu- 
lation 664 — Herzaction 542, 773 — 
— Traube-Hering’sche Wellen 771. 

Fredericg, S., Asphyxie 763 . 

Frenkel, S., Epithelnerven 537. 

Frenzel, J., Verdauung lebenden Gewebes 


Freud, S, Cocainsucht 529 — Wechsel- 
wirkung v. Sinneserregungen 798. 


821 


Freund, M. u. Will, W., Hydrastin 601. 

Frey,M. v., Muskeleurve 178 — Muskel 
fe} 

Friedel, L., Zahntransplantation 559. 

Friedmann, M., Hemisphärenmark 263 — 
Muskelerregbarkeit 758. 

Frisch, A. v., Hundswuth 754. 

Fritsch, G., Elektr. Fische 755. 

Fröhner, E., Paraldehyd-Wirkung 750. 

Frölich, O0.. Wheatstone’sche Brücke 63. 

Fromhold-Treu, W., Gefässe 774. 

Frommann, C., Zellmembran 383. 

Fromme, C.. Polarisation 32. 

Froriep, A., Chorda tympani 558 — Kopf- 
skelet 808. 

Fry, F. R., Metacarpo-phalangeal-Gelenk 
538 — Daumengelenk 760. 

Fubini, S., Pacinische Körperehen 790 
— u. Blasi, Speichel 779 — u. Spalitta 
Lieht und Athmung 763 — Herz (theil- 
weise Abtragung) 770. 

Fürst, C. M., Spermatozoön 806. 

Fuhr, F., Lehmann, K. B. u. 
C. v.. Sehilddrüse 543. 

Fusari, R., Gehirn 728, 802. 


Noorden 


Gad, J., Activer Sauerstoff 528 — Körper- 
wärme, Arbeit und Klima 540 — Nach- 
ruf an Christiani 734 — Reactionszeit 
514 — Spinalganglien 695, 801 — u. 
Donaldson, Isolirtes Herz 812 — u. 
Wurster, Activer Sauerstoff 59. 

Gadow, H., Genitalien d. Amnioten 807. 

Gärtner, G., Blutgeschwindigkeit 542° — 
Muskelarbeit 758 — Nierenblutgefässe 
246 — u. Wagner, J., Hirnkreislauf 
372, 384, 772. 

Gaglio, @., Kohlenoxyde und Oxalsäure 41. 
Galippe, V., Mikroben in Pflanzen 529 — 
Reehtshändig und linkshändig 805. 
Gardiner, W., Protoplasmabewegung 742. 

Garnault, P., Ei der Chitoniden 562. 

Garnier, L., Eiweissbestimmung 563. 

Garre, C., Bakterienkampf 749. 

Garzella, A., Anatomie u. Physiologie 
524. 

Gaskell, W. H., Elektromot. Wirk. des 
Herzens 773 — Nervi erigentes 251 — 
Herzmuskel 262. 

Gattermann, L. u. 
chloride 168. 

Gaule, J., Oekus 142 — Leben 32. 

Gautier, A., Denken 130 — Ptomaine 528. 

Gayon, N. u. Dupetit, Nitrate 167 — u. 
Dubourg, E., Gährung von Dextrin u. 
Amylum 750. 

Gegenbaur, C., Kopfskelet 529. 

Gehuchten, A. van, Befruchtung b. Asca- 
ris 809 — Muskelfasern 653. 757. 

Gelle, Gehörempfindung und -Störungen 
790 — Gehörschnecke 349 — Trommel- 
fell-Reflex 677. 


Schmidt, Harnstoff- 


822 


Genderen-Stort, H. v., Bewegung der 
Retinaelemente 550 789. 

Geppert, J., Alkoholwirkung 113. 

Gergens, Erkältung 383. 

Gerlach, L., Embryolog. 
Verdoppelung 807. 

Gerland, E., Registrirende Apparate 563. 

Gerlier, „Vertige paralysant” 353, 552. 

Giard, A., Leuchtende Thiere 746 — 
Parasitäre Öastration 806 — Selbtsampu- 
tation 383. 

Gibbson, Galaktorrhoe 779. 

Gibson, Cheyne- Stokes’sche Atımung 145 

Gieson, J. v., Methoden (Nervensystem) 
312." 

Gilbert, J. H. u. Lawes, J. B., Pflanzen- 
stickstoff 743. 

Giovannini, S., Haar 754. 

Girard, A., Amylaceen 534 — Stärke 535. 

Girard, H., Antipyrin-Wirkung 799 — 
Zucker d. Leber 775 

Girard, M., Bienen 528. 

Gitis, Ganglien 801. 

Glass, R., Zeitsinn 803. 

Glatz, P., Hämoglobinometer 562. 

Glauer, Drosera 529 

Gleiss, W., Muskelchemie 473. 

Gley, E.u. Capitan, L-, Antipyrin-Wirkung 
7531 — u. Caravias, S., Antipyrin- 
Wirkung 751 — u. Lapieque, L., Pfeil- 
eift 686 — N -Wirkung 754 
— u. Marillier, Muskelsinn 412 — 
u. Mathieu, ne Hämorrhagie 
771 — Richet, Ch., Harmstoffausschei- 
dung 620 — u. Rondeau, P., Hyosein 
83, 176 — u. See, Herzschlag 230. 

Globig, Bacterienwachsthum 749 — Kar- 
toffelbaeillus 749. 


Methode 564 — 


Gluzinski, A., Chloride d. Harns 784 — 
Spartein 461 -- u. Jaworski, W., 
Magensaft 547. 

Godwin, ]. R., Castration 806. 

Götte, A., Entwickelung 32. 

Götze, u Chylurie 778. 

Soft, E. S., Temperatur der Pflanzen 


Goldberg, G. A., Wale 172. 
Goldscheider, A., Ataxie 760 — Bewe- 
sungen 223 — Reactionszeit 795 — 
Temperatursinnprüfung 678 — Kohlen- 
säurewirkung a. d. Haut 790. 
Goldschmidt, H., Verdauung 249 — Re- 
sorption — Verdauungssäfte 478. 
Golgi, C., Denkvermögen 513, 556. 
Goltz, Grosshirnschenkel 513. 
Goodale, G., Protoplasma 742. 
Gotch, F., Elektr. Organ 537, 
u. 'Burdon- -Sanderson, 
705. 
Gottschalk, S., Uterus 171. 
Gouguenheim, A., Glottis suplem. 551. 
Govi, 6., Farben 789. 


747 
Herzhemmung 


Namensverzeichniss. 


Gowers, W.R , Augenmuskellähmung 352. 

Graber, V., Bienenzunge 549 — Insecten- 
fühler149 — Temperaturempfindungen 
d. Thiere 788. 

Gradenigo, Mittelohr und Gehörknöchel- 
chen 415. 

Gräber, E. u. Stintzing, Leitungswider- 
stand des Körpers 12 — Polemisches. 
388. 

Graner, F., Schwefelwasserstoff u. Mikro- 
ben 749. 

Grapow, M., Palmaraponeurose 580. 

Grattery, P. u. Pozzi, A., Pseudoherma- 
phroditismus 558. 

Gray, N. M., Nervenfärbung 564. 

Grazzi, Parosmia 556. 

Green, J. R., Fibrin 772 — Sameneiweiss 
144. 

Greenlees, T. D, Sphygimographie 21. 

Greenwood, M.,Verdauung d. Rhizopoden 
147. 


Gregory, E. H., Zellantagonismus 52. 

Grehant, N., Kohlensäure 528 — Kohlen- 
säure u. Chloroform 143 — Leuchtgas 
u. 'Kohlensäurewirkung 763 — Lungen- 
volumen 334 — Narkose 229 — Ver- 
giftung durch Gase 196 — u. Mis- 
lawsky, Harnstoff bei Leberreizung 546 
— u. Quinquaud, Ameisensäure 58, 382. 

Griesbach, H., Metanilgelb 811. 

Griess’sche Reaction 59. 

Griess, P. u. Harrow, G., Zucker 88, 
570, 741. 

Griessmayer, Cellulosegährung 750. 

Griffini, Geschmacksorgan 790. 

Griffith, W., Krankenfall 552. 

Grigorescu, Blut in der Milz 620. 

Grimaux, E., Glycerinaldehyd 741, 427. 

Grobben, C., Wasseraufnahme 383. 

Grognier, Mairet u. Combemale, Stro- 
phantus-Wirkung 753, 754. 

Groot, J. G., Mikrotom 531. 

Grosse, W., Photometer 388, 563. 

Grossmann, M., Lungenödem 505. 

Gruber, A.,l'heilung v. Actinosphärium 557. 

Gruber, J., Ptomaine 535. 

Gruber, M., Reaction des Harns 181 — 
Buttersäuregährung 395. 

Gruenhagen, A., Resorption 26, 477 — 
Physiologie 32. 

Grützner, P., Muskelphysiologisches 64 
_ Myographion 695 — Resorption 784 
Stöhrer'sche Maschine 696 — Zeit- 
schreiber 812. 695. 

Grunmach, E., Pulsgeschwindigkeit 401. 

Guerne, J. de, Ausbreitung der Fauna 747. 

Guareschi, J., Fäulnissbasen 749 
Kreatininreaction 563 — u. Biginelli, 
P., Chlorbromnaphthalin 526... 

Gunn, B. M., Netzhautreflexe 788. 

Günther, C., " Suhjective Gesichtsersehei- 
nung 350 — Bacterienfärbung 569. 


Namensverzeichniss. 823 


Günzburg, A., Salzsäure im Magen 548. 

Guignard u. Gharrin, \Mikroben 749. 

Guitel, F., Lepadogastrier 809. 

Gunckel, H., Pseudohermaphroditismus 
560. 

Gurney, E., Hypnotisnus 387, 557, 804. 

Gutierrez-Jimienez, F., Allgem. Physio- 
logie 734. 

Guttmann, P., Indigobildende Subst. 741. 

Guyon, F., Harnblase 234. 

Guyot-Daubes, Gestalt d. Menschen 530. 


Haberlandt, G., Spaltöffnungen 519 — 
Kern und Zelle 742. 

Hache, E., Glaskörper 594 — Choroidea 
482. 

Haddon, A. C., Epihlast 808. 

Hällsten, K, Muskelreizung 145, 755 — 
Retlexe 730. 

Härtling, R., Schwefelwasserstoff im Harn 
545. 

Hahn, S., Halbseitige Lähmung 170. 

Haig, A., Harnsäure 535. 

Haldane, J. S., Anderson, A. M., ı. 
Carnelly,Th., Bestandtheile der Luft 748. 

Hallez, P., Selbstamputation 68 — Den- 
droeoelen 809 — Entwickelung der 
Nematoden 809. 

Halliburton, W. D., Muskelplasma 537 
— Blutkrystalle 541. 

Halsted, B. D., Kerne in Pollen 742. 

Halsted, W. S., Darmnaht 564. 

Hamann, O., Urei 807 — Echinodermen 
(Keimzelle) 809. 

Hamburger, H. J., Blutkörperchen 231. 

Hamilton, S., Leitungsbahnen 800. 

Handfield Jones, C., Hirnarterien 541. 

Handl, A., Farbensinn der Thiere 370. 

Handmann, R., Sprache 791. 

Hanriot u. Richet Ch., Respiration 114, 
400 — Muskelarbeit 504 — Kohlen- 
säurebestimmung 811 — Spirometer 
540. 

Hanssen, A., Brucein 198 — Chlorophyll 
242, 743 — Eneymwirkung b. Pflanzen 
546. 

Hansgirg, A., Oscillarien 744. 

Hantz, Cocain bei Seekrankheit 753. 

Hardy, E. u. Calmes, G., Pilocarpin 531, 
545, 739. 

Hare, H. A, Terpentinöl 570 — Spigelia 
328 — Bier 547. — u. Schweinitz, 6. 
E, Homatropin 753. 

Harrow, G., u. 6Griess, Diamine SS — 
Zucker u. arom. Diamin 570, 741. 
Hart, F. G. u.Frankland, Mikroorganismen 

der Luft 245, 747. 

Hartley, W. N., Spectroskopie 201. 

Hartmann, A., Hörprüfung 169, 674. 

Hartmann, H., Nerven der Hand 760. 

Hartog, M. M., Echinodermen 535. 

Harvey, W., Anatom. Vorlesungen 166. 


Harward, Med. Schule 531. 

Harz, C. O., Stickstoffaufnahme der Pflan- 
zen 743. 

Hasebroek, K., Masenverdauung 315. 

Hasse, Gesicht 3838 — Gesichtasymmetrie 
808. 

Hatschek, Geschleehtl. Fortpflanzung 806. 

Haycraft, J. B., Sinnesemptindungen 724. 

Hayduck, M., Milchsäuregährung 524. 

Hayem, G., Leukocyten 334 — u. Barrier, 
G., Köpfung 87, 259, 802 — Hirn- 
anämie 52. 

Head, H., Nervenstrom 110. 

Heathcoat, M. A., Julus terrestr. 809. 

Heele, H., Apparat z. Best. d. Reactions- 
zeit 564. 

Heger, P., Gefässe 246. 

Heincke, W., Fermentintoxieation 754. 

Heinricher, E., Öberhaut d. Pflanzen 527. 

Heitzmann, C. u. Bödecker, C. F. W., 
Zahnbildung 561. 

Helfreich, F., Lidbewegungen 789. 

Helmholtz, R. v., Physiol. Optik 169. 

Helweg, R., Vasomotoren 555, 730. 

Hempel, W., Sauerstoff der Luft 431. 

Henessy, H., Bienenzellen 528. 

Henle, A, Epithelcanäle 529. 

Henneguy, F., Balbiani's Bläschen 356. 

Henocque, A., Blut 2837 — Hämatoscopie 


543 — Hämoglobin 773 — Hämoglo- 
binurie 541 — Acetanilidwirkung 752. 


Henrijean, F., Antipyretica 746 — Elektro- 
tonus 757. 

Henry, L., Acetonitrid 382, 

Henschke, H., Scopoliawurzel 529. 

Hensen, V., Nerven der Sinnesorgane 791 

— Naturwissenschaft 166 — Photogr. 
Zimmer 811. 

Hepp, P., Quecksilberäthylverbindungen 
425. 

Herczel, E., Acetanilid 494. 

Hering, E., Gegenfarben 50% — Farben- 
empfindung 789 — Urtheilstäusehung 
509 — Simultaner Contrast 70, 508, 
672. 

Heronard, E., Gefässe 
Holothurien 772. 
Herrick, Embryologie von Alpheus 558. 
Herringham, P., Brachial-Plexus 202 — 

Ataxie 800. 

Herrmann, A,, Tırypsinverdauung 782. 

Herrmann, F., Geschmacksorgan 7%. 

Hermann 6. u. Tourneux F., kücken- 
marksende 559. 

Hermann, L., Polarisation zwischen Elek- 
trolyten 739. 

Hertwig, R. u. Hertwig, O., Befruchtung 
58, 77. 

Hertwig, 0., Entwickelung 32. 

Herzen, A., Hirnthätigkeit 130, 556, 537, 
168 — Milz und Pankreas 179 — u. 
Löwenthal, Schilddrüsenexstirp. 169. 


und Nerven der 


824 


Hess, C., Naphthalin 549 — Naphthalin- 
katarakt 550 — Phagocyten 531, 742. 

Heymans, J. F., Curare 535. 

Hickson, S. J., Millepora (Entwickelung) 
810. 

Hiecke, R., Elektr. Oseillationen 735. 

Hieronymus, T. de, Nervenzellen 797. 

Hilbert, R., Chromhidrosis' 544. 

Hiller, A., Hitzschlag 540. 

Hiltner, L., Bacterien im Futter 750. 

Hindess, Tn., Harnsteine 169. 

Hinsberg, Toluylendiamin und Trauben- 
zucker 243. 

Hinsdale, G., Stellung 760. 

Hirn, G. A., Arbeit und Wärme 764. 

Hirschberg, J., Augenheilkunde d. Griechen 
548 — Augenheilkunde 788. 

Hirschfeld, F., Eiweissbedarf 784. 

Hirt, L, Kaumuskellähmung 629. 

His, W., Pyridin 40 — Photographie von 


Schnittreihen 564 — Kopfnerven 800 
— Lungenentwickelung 808 — Erste 


Nervenbahnen 797, 807 — u. Strasser, 
Plastische Reconstruction 563. 

Hitzig, E., Grosshirn 50. 

Hochstetter, Selterwasser 529. 

Hochstetter, F., Hohlvene 558 — Venen- 
klappen 772. 

Högyes, A., Lyssa 577. 

Höffding, H., Psychologie 555. 

Höltzke, H., Atropin 235. 5 

Hönig, M. u. Schubert, St., Lichenin 740 
— Kohlehydrate 740. 

Hoffa, Kropfexstirpation 779. 

‘ Hofer, B., Speicheldrüsen von Blatta 477, 
545. 

Hofmann, A. W., Naphthylverbindungen 
332. 

Hoffmann, Rückenmarksläsion 801. 

Hoffmann, E. F., Nerven im Peritoneum 
498. 

Hoffmann, H, Fermente im Organismus 
740. 

Hoffmann, J., Nerven bei Tetanie 536. 

Hofmeister, F., Resorption 25. 

Hofmeister, V. u. Ellenberger, Verdauung 
369 — Speichelsecretion 776 — Zucker 
im Darmtract 784. 

Holder, Ch. F., Leuchtende Organismen 
147. 

Holl, M., Mundhöhle von Rana 315. 

Holmes, E. W., Cocain 59. 

Hooper, F.H., Nervus laryngeus inf. 551, 
580, 791. 

Hoorn, W. v., Cocain 383. 

Hoppe J, Entoptisches Sehfeld 349 — 
Hallueination 451, 556 — Tiefenein- 
druck 452. 

Hoppe-Seyler, F., Wasserstoffbestimmung 
172 — Methangährung 570. 

Horbaczewski, J, Harnsäureeonstitution 
740, 738. 


Namensverzeichniss. 


Horseley, V., Motorische Region 386 — 
u, Beevor, E., Rindenreizung 798 — u. 
Schäfer, E. A., Hirnrinde 170 — u. 
Semon, F., Recurrensreizung 94 — 
Aetherwirkung 791. 

Horstmann, C., Anästhesia retinae 385. 

Hotter, E., Phenacetursäure 40. 

Houssay, F., Scorpion 243. 

Howard, Naturphilosophisches 337. 

Howe, L., Auge im Tod 550. 

Howeil, W. H., Hämoglobin 773 — u. 
Kastie, J. H., Geschmacksnerven 549, 
TN. 

Hoyer, H.. Milzgefässe injieirt 545. 

Htasko. B., Gehirn und Magen 547. 

Hübner, C. u. Sticker, G.. Secrete 384. 

Hüfner, G., Blutfarbstoff 247. 

Hünlich, C., Oeffnungsfunken 93. 

Hüppe, F., Chlorophyliwirkung 743. 

Huber, A., Salieylsäure 544 — Paralysis 
agit. QU8. 

Huber, 0O., Brustwarzen des Frosches 545. 

Hughlings-Jacson, J., Nervensystem 387. 

Hugonneng, L., Oxybuttersäure 247 — 
Diabetes 544 — u. Cazeneuve, Harn- 
stoffbestimmung 562, 564 

Humphrey, Anatomiestudium 524. 

Humphrey, L. u. Marten, Hirntumor 553. 

Hun, Rindenlocalisation 450. 

Hunter, D, Hitzschlag 540. 

Hunter, W., Transfusion 287. 

Hurd, E. P., Hirnlocalisation 554. 

Hutckinson, J., Streifenhügel 79. 


Jacobi, R., Sensibilitätsphänomen 624. 

Jacobson, A., Musculus thyreo-arytaenoi- 
deus 448. 

Jacobson, L., Hörsehärfe 674. 

Jacobs, J., „Prehension” 52. 

Jäger, G., Leistungsfähigkeit v. Lösungen 
— Grösse d. Molekeln 735 

Jaffe, M. u. Cohn, R., Furfurol 518. 

Jahns, E.. Hanfalkaloid 753. 

Jaja, T., Coronarkreislauf 542. 

Jaja, F., Herzkreislauf 773. 

Jakobi, E., Nervenfaser 578. 

James, W., Raumsinn 700. 

Jammes, L., Morphinismus 382. 

Janet, J, Suggestion 804. 

Janke, H., Erzeugung d. Geschlechtes 558. 

Janse, J.M., Markstrahlen d. Pflanzen 527 
— Plasmolyse 742 — Wasserbewegung 
im Holze 744. 

Jarochevsky, Strychnin 528. 

Jastrow, J., Psychophysisches Gesetz 789. 

Javal u. Martin, Astigmatismus 673. 

Jaworski, W., Magenfunetion 534, 781 — 
u. Gluzinski, Magensaft 547. 

Jegorow, J, Ganglion ophthalmicum 714 
— Vogelpupille 719. 

Jelgersma, 6., Hirnstamm (anatom.) 792. 

Jelinek, C., Psychrometertafeln 563. 


Namensverzeichniss. 825 


Jensen, Spermatozoön 806. 

Jessop, Ch. M., Gewand und Gesundheit 
536. 

Jessop,W. H., Intraoculäre Muskeln 550. 

Jewdokimow. A., Stickstoffumsatz 547. 

Ikalowiez, C. u. Pal, J, Kreislauf 772. 

Imada, T. Inneres Ohr (Lage) 789. 

Joffroy, A. Rindencentrum 209. 

Johannessen, A., Wiederkäuen 669. 

Johannsen, Emulsin der Mandeln 744. 

Johanson, C.J. u. Ekstrand, A. 6., Gra- 
minin (Kohlehydrat) 740.} 

Johne, A., Hermaphroditismus 523. 

Johnson, @., Kreatinin 545. 

Johnstone-Lavis, J. u. Vosmaer, J., Mi- 
kroskop. Schnitte 563. 

Jolly, Phosphate 528. 

Jolyet, F., Bergonic, J. u. Sigalas, C., 
Respirationsbestimmung 564 — Gas- 
wechsel 761. 

Jones, W., Weisse Blutkörperehen 168. 

Jordan, T., Charakter 171. 

Joseph, M., Talgdrüsen 3 — Trophische 


Nerven 29 — Spinalganglien 611, 796. | 


Jost, L., Athmung der Pflanzen 536. 

Joubin, L , Speicheldrüsen d. Cephalopoden 
546. 

Jourdan, Muskelfasern 758. 

Jourdan, Ed., Sinnesorgane v. Hermione 
791. 

Ireland, W. W., Geisteskrankheit 386. 

Isbert, A. u. Stutzer, A., Phosphorsäure- 
bestimmung 529. 


Isch-Wall, Gefässe der Nasenhöhle 542. | 


Isham, A. B. u. 
sraphie 541. 
Ishikawa, C., Geschleehtszelle von Euden- 

drium 561. 
Judee, Speichelsecretion 802. 


Keyl, A. T., Sphygmo- 


| Kirk, R.. Albuminurie 
| Kisch, H., Geschlecht 


Kastle, J. H. u. 
nerven 549. 
Katschenko, N., Graph. Isolirung 564 — 
Schlundspalten 515, 808 — Recon- 
struction 569. 

Katz, L., Labyrinth 549. 

Kaufmann, Riechzellen 790 — u. Chauveau, 
A., Muskelarbeit 363, 758. 

Kaufmann, E., Balkenloses Hirn 798. 

Kayser, R., Respiration 582. 

Keen, M., Psychometrisches 556. 

Keller, C. C., Tolubalsam S11. 


Howell, W. H., Tast- 


ı Kerry, B., Anschauung 804. 


Kerschner, L., Keimzelle 561. 
Kessner, F., Luftdruck 167. 

Keyl, A. T. u. Isham, A. B., Sphygmo- 
sraphie 541. 
Khawkine, W., 

747. 


Astasia u. Euglena 


' Kiener u. Engel, Ieterus 545 — Toluylen- 


diamin 535 — Urobilinurie 334 — Urin 
234. 


| Kiliani, H., Arabinose 225, 428. 


Kingsley, F. S., Mikroskopiseh-Teehni- 
sches 564. 
544. 


267, 559. 

K'aatsch, A., Tastballen 550. 

Klaatsch, H.. Mikroskop. Technik 564. 

Klebs, G, Pflanzenzelle 463 — Zellhaut 
533 — Zellkern 576. 

Klein, D. u. Berg, A., Zucker 526. 

Klein, E., Cholerabaeillen 527. 

Klein, S. M., Zelltheilung 525. 

Klemensiewiez. R., Blutstvom 118, 771. 


' Klippel, Motor. Centren 553. 


Klotz, K., Vena saphena 764. 


' Knapp, H., Hörschärfe 549. 
| Knieriem, W.v., Cellulose als Nährmittel 


Julin, Ch., Ammocoetes 236 — Thyreoi- | 
| Knies, M, Farbenempfindung 549, 626. 


dea 384 — Kiemenspalten 337 — Zirbel- 
drüse 560. 
Jungfleisch, E. u. Leger, E., Oinchonin 753. 
Jussewitsch, S., Alkaloide 495. 
Iwanoff, W., Antipyrinwirkung 752. 
Izarin, Chromatophotometer 409. 


Kaczander, Rückenmarksentwickelung807. 

Kahler, O., Hemianopie 515 — Ponsheerd 
171. 

Kahn-Bensinger, Uterusdefect 559. 

Kaiser u. Schmieder, Milch beim Ge- 
frieren 544. 

Kaiser,J., Embryologie d. Eehinorhynchus 
560. 

Kamocki, V., Augen Diabetischer 385. 

Kappeler, O0, Anästhetica 574. 

Karg, Entzündung 5238 — Hautpigment 
608. 

Kasem-Beck, A., Ganglien des Herzens 
768 — Herzinnervation 543. 

Kast, A., Schweiss 777. 


754. 


Knoll, Ph., Athmungsinnervation 764 — 
Augenbewegung 189, 1%. 

Knüppel, A, Speicheldrüsen 342. 

Kny, R., Schwindel 727. 

Kobert, R.. Hyoscin 176 — Quillajasäure 
604 — Toxicologie 750. 

Koch, L., Stoffwechsel d. Pflanzen 743. 

Koch, P. D, Ursprung d. N. hypoglossuss 
555, 800. 


| Kochler, R., Gammarus 208. 


Kochs, W, Doppelsinnige Nervenleitung 

756. 

Koehler, R., Muskelfasern 383, 435 — 
Muskelfasern d. Ecehinorhynehus 536 
— Gefässe der Schlangen 772. 

Kölliker, A, Knochengewebe 388 — Cen- 
trales Nervensystem 725 — Rede 382 
— Pigment 519, 528. 

König, A., Farbenmischung 445 — Hör- 
schärfe 549. 

König, W., Grosshirn 793. 


826 


Königs, W. u. Comstock, W. 1J., China- 
alkaloide 640. 

Körber, F., Erinnerung 803. 

Körner, E. 6. u. Menozzi, Asparagin 524. 

Kohlrausch, Magnetismus 92 — Feder- 
salvanometer 562. 

Kolbe, B., Optische Apparate 388. 

Kollmann, Vererbung SUB. 

Koninck, L. L. de, Hyposultite 172. 

Koppe, R., Frühgeburt 268. 

Koranyi, A., Nystagmus 186 — Ataxie794. 

Korotnef, A. de, Spermatogenese 807. 

Korschelt, E., Insecteneier 387, 557 — 
Dinophilus 561 — Kern und Zelle 742. 

Kossel, A., Adenin 739. 

Kossel, H., Auswurf 546. 

Kossiakow, G , Mikroben bei Antisepsis750. 

Kotlarewsky, A., Nervenzellen 797. 

Kowalewsky, N., Alloxantin u. Blut 767 
— Blutkörperchen 203 — Blutkörper- 
chen u. Salze 541, 773 — Methämo- 
slobin 19 — Eiweissproben 533. 

Krabbe, G., Zellhaut 742. 

Kraepelin, 'E;, Psychiatrie 171. 

Krasser, F., Eiweiss 282. 

Kraus, C., Bacterien im Trinkwasser 394 
— Bluten d. Pflanzen 5297. 

Krause, F., Nervendegeneration 795. 

Krause, W., Electr. Nerv 803 — Electr. 
Organ 527. 


Kreusler, U., Salpetersäure in Pflanzen 


307 — Kohlensäurewechsel b. Ptlanzen 
743 — Sauerstoffgehalt der Luft 304. 
Kries, J. v., Blutbewesung 706 — Puls- 
welle 8{2 — Strömen v. Flüssigkeiten 


22 — Farbenempfindung 789 — Unter- 
scheidungszeit 354. 
Kröner, E., Gefühl 170, 787. 
Krönig, Gr " Phosphorvergiftung 118. 
Kronecker, F., Adenin 6. 


Kronecker. H, Atıımungscentrum 539 — | 


Herzarbeit 773 — u. Brinck, J., Syn- 
these durch Zellen 533 — u. Popoff, 
N., Serumalbumin im Darm 547. 

Kronthal, P, Progressive Paralyse 552. 

Krüger, A., Aussalzen 685. 

Krüger, F., Oxyhämoglobin 704, 773 — 
Gerinnung 772. 

Kruis, J. u. Raymau, B., Isoduleit 741. 

Kruckenberg, C. Fr. W., Korallen 529 — 
Muskelchemie 756 — Salzgehalt der 
Gewebe 746 — Harnstoff 496 — Phos- 
phorescenz 689. 

Kruckenberg, G., Mutter u. Frucht 807. 

Kruse, W., Harncanälchen 707. 

Kühn,J., Fruchtbarkeit v.Bastarden356, 560. 

Kühne, 'w., Nervenendigungen 168. 

Kükenthal, W., Nervensystem m d. Ophelia- 
ceen 802. 

Külz, E., Schleimhaut d. Magens 161 — 
Indischgelb und Glykuronsäure 155. 

Küling, O., Aromatischer Körper 5. 


Namensverzeichniss. 


Külpe, O., Gefühle 790. 

Künstler, air Gastrula 810. 

Kürzel, R.. Lage d. Uterus 807. 

Küssner, B., Bauchreden 551. 

Kuhn, Humor aqueus (chem.) 785. 

Kultschizky, N., Karyokinese 17 — Dünn- 
darm 784. 

Kultschizny, N., Glatte Muskelfasern 756. 

Kundrat, H., Gesichtsspalten S08. 

Kunkel, A. J., Muskelfasern 758 — Gifte 
und Muskeln 537. 

Kunstler, J., Kaubewegungen 761 — Pro- 
tozoen 742. 

Kuntz, H., Emetin 753. 

Kupffer, Zirbeldrüse 552. 

Kurz, Federnder Finger 43. 

Kuskow, N, Elastisches Gewebe 805. 


Labadie-Lagrane u. See, G,, 
hygiene 547. 

Laborde, J. v., Köpfung 87, 309, 384, 
432, 754 — Farbstoffe als Reagens 212 
— Gifte 528, 754 — Üocain 532, 753 
— Narcein 108 — Muskelarbeit 474 — 
Reflexe 150 — Vaguskern 353, 554 — u. 
Magnan, Giftigkeit d. höheren Alkohole 
529. 

Lacassagne, Hygienisches 352 — 
539 


Nahrungs- 


Taucher 


Lacaze-Duthiers, H. de, Pennatula 171 
— Med. Hilfswissenschaften 528 — u. 
Pruvot, G., Analauge d. Gastropoden 562. 

Lacerda, ]. 'B. de, Gelbes Fieber 535. 

Ladd, @. T., Physiol. Psychologie 556. 

Ladd- Franklin, Ch., Horopter 789. 

Ladenhurg, A, Benzol 39 — Tropin 460 
— Cadaverin 571 — u. Petersen, F., 
Duboisin 459. 

Lafont, J. u. Bouchardat, G., Kampfer 526. 

Laffont, M., Herzreizung 773 — Mediea- 
mente 7593. 

Laget, Antipyrinwirkung 752. 

Lahousse, E., Kleinhirn 513 — Leber- 
zellen 778. 

Lajoux, Milch 384. 

Landerer, Transfusion 246. 

Landois, L., Urämische Krämpfe 127, 555. 

Landolt, E., Augenbewegungen 550 — u. 
Eperon, Augenbeweeungen 550. 

Landsberger, Wachsthum 388 —d. Kinder 
650, 810. 

Lang, A., Phylogenese 810. 

Lang, wu. Burnett, J. W., Dioptrik d. 
Auges 788 — Accomodation 789. 

Lange, Zellsaft 742. 

Lauganrd, Strophantus 536. 

Lange, C., Gemüthsbewegungen 556. 

Lange, L., Chronograph 564. 

Lange, N., Aufmerksamkeit 731. 

Langendorff, 0., Lidschluss 75 — Curare- 
diabetes 122 — Reflex 128 — Athem- 
bewegungen 614. 


Namensverzeichniss. 


Langer, C., Darmschleimhaut 784. 

Langley, J. N., u. Wingfieldl, H. E., 
Hypnotismus 804. 

Langlois, P., Calorimetrie 237, 335, 540. 

Langovoi, A. P., Urethanwirkung 750. 

Lannois, Magenreaction 546. 

Lanquinine u. Berthelot, Verbrennungs- 
wärme 429. 

Lapeyre u. Bimar, Pharynxvenen 541. 

Lapieque, L. u. Gley, Pfeilgift 656 — 
Strophantuswirkung 754. 

Larroque, Seglas u. Voisir, A., Hysterie 
99 


Larsdorsky, N., Herzganglien 542. 

Lasson, A., Denken 803. 

Latschenberger, J., Gallenfarbstoff 232. 

Latschinoff, P., Gallensäuren 404 — Chol- 
säure 740. 

Latteux, P., Mikroskopie 562. 

Lauder-Brunton, T., Pharmakologie 525 
— u. Cash, J. Th., Physiologische 
Wirkung 428 -- Coffein u. Thein 428 
— Opium 261. 

"Laudrist, A. u. Marcet, M., Luft (C0,- 
Gehalt) 735. 

Laulanie, Geschlechtsepithel 560. 

Laurent, L., Saccharimeter 564. 

Laves, M., Glycogen 406. 

Lawes, J. B. u. Gilbert, J. H., Pilanzen- 
stickstoff 743. 

Lebensbaum, M., Hämoglobin 384. 

Leboucgq, H., Hand 760. 

Lebrun, Puls 168. 

Lechartier, G., Gährung 533. 

Lecher, Convection der Elektrieität 735. 

Lee, F. S., Muskelzuckung 611. 

Lee, H., Trochlearis 550 — u. Morse u. 
Randall, A., Gehörorgan (anat.) 790. 

Leger, E. u. Jungfleisch, E., Cinchonin 753. 

Legge, F., Hühnerei 558. 

Legneu, F., Cortie. Epilepsie 801. 

Buns G. u. Tourette, G. de la, Hysterie 
Irak 

Lehmann, Milchbildung 343. — u. Munk, 
Müller, Senator, Zuntz, Hungerver- 
versuch 784. 

Lehmann, A., Photometrie 811. 

Lehmann, K. B., Wirkung von Gasen 763 
— Milzbrand (Sporen) 810 — u. Noor- 
den, C. v. u. Fuhr, F., Schilddrüse 
543. 

Leicher, D., Muskelreizung 759. 

Leitgeb, H., Spaltöffnungen 652. 

Lejard, Ch., Hämoglobin 773. 

Lejaune u. Corre, Pharmakologie 533. 

Leilmann, E., Synthese 382 — Organische 
Chemie 734. 

Lemoine, G., Antipyrinwirkung 752. 

Lemos, M., Hirncongestion 265. 

Lendenfeld, R. v., Nesselzellen 141 — 
Leuchten der Fische 746 — Spongien 
747, 791. 


827 


Lenhartz, H., Morphin und Atropin 156, 
525, 532. 

Lenhossek, M. v., Gehirnbau 554, 798. 

Lenz, L., Stiekstoffbestimmung 5t3. 

Lenz, R., Gaumenlaute 164. 

Leo, H., Harn 24. 

Leonard, A., Leberzellen 778. 

Leone, T., Wasser 748. 

Lepine, R., Acetanilid 382, 752 — Acet- 
anilid u. Dioxynaphthalin 752 — Fur- 
furolwirkung 751. 

Leplat, L., Humor aquaeus 290. 

Leroy, €. J. A., Optische Bilder 503 — 
Pupillarschatten 713, 788. 

Leroux, L. u. Dubois, P., Ethylenchloryr 
596. 

Leslie, G., Kleinhirntumor 75. 

Lesnik, M., Salieylsäure-Ester 750. 

Leube W., Herderkrankung 252 — Albu- 
minurie 708. 

Leven, L,, Regeneration von Muskelfasern 
758 — Ernährung u. Nervensystem 784. 

Lewin, L., Extractionsapparat 172 — u. 
Posner, C., Hämaturie 340. 

Lewith, S., Serum und Salze 772. 

Leyden, E., Localisation im Gehirn 798. 

Leydig, F., Parietalorgan 561 — Ei 807. 

Libermann, Öpiumrauch 525. 

Lichtwitz, L., Hysterie 790. 

Liebault, A., Hypnotismus 165. 

Liebermann, C., Ruberythrinsäure 569 — 
— u. Bergami, 0., Öochenille 299 — 
u. Römer, M., Alkannin 642. 

Liebermann, L., Mucin 147 — Thieri- 
sches Dextran 362 — Eiweissreaction 
390. ü 

Lier, E., Erkältung 532, 754. 

Lietzmanr, E., Zellmembran 530. 

Lilienthal, Hypnotismus 804. 

Limbourg, Ph., Chem. Nervenreizung 757. 

Lindner, P, Ferment f. Milchsäure 532 
— Hefesporen 750. 

Lindo, D., Zuckerreaction 563. 

Linossier, G., Barium iin Organismus 86 
—- Hämatin 530, 367. 

Lintner, C. J., Diastase 280, 737. 

Lippmann, E. 0.v., Galaktan 326 — Rüben- 
saft 741. 

Lissauer, H., Veratrumalkaloide 463. 

List, J. H., Abwehr 168 — Becherzellen 
67 — Periblast 192 — Entwickelung 
der Knochenfische 561 — Drüsen v. 
Tethys 780. 

Lloyd Jones, E., Schwere des Blutes 160. 

Lochert, H., Aldehyd und Glyeol 741. 

Lockwood, B., Hoden 806 — Entwicke- 
lung der Brustorgane 808. 

Löb, J., Hirnrinde 170 — Inversion 147 — 
Fühlraum 521 — Tiefenwahrnehmung 
785. 

Löffler, T., Bacterien 525 — Bacterien 
der Milch 534. 


828 


0., Fermente 8 — Formose 91, 736 

Giftwirkung 302 — Katalytische 
Wirkungen 92 — u. Bokorny, Activ. 
Albumin 742 — Algen 744. 

Löwe, L., Ohr 550, 

Löwenfeld, L., Hirngefässe 792. 

Löwenthal u. Herzen, Schilddrüsenexstir- 
pation 169. 

Löwit, M., Thromben 367 — Frytkro- 
blasten 765 — Blutplättehen 772. 

Löwy, A., Athmungscentrum 762. 

Lombard, Salol 531. 

Lombard, W. P., Kniephänomen 377, 802. 

Lombroso, Fasten 556. 


Loew, 


London, B., Stoffwechsel u. Mineralwässer 


784. 

Longard, K., Riedlin, G. u. Buchner, H., 
Bacterien 532. 

Longuinine, Verbrennungswärme 524. 

Lorchet, H., Glycol 531. 

Louge, P., Öurven (reprodueirt) 812. 

Lourie, J., Hemmung 804. 

Loye, P., Schlaf und Athmung 764 — 
Decapitation 470, 575 —- u. Regnard, P., 
(Geköpfte 533, 692. 

Luc, Kehlkopflähmung 551. 

Ludwig, F., Photogene Bacterien 531. 

Lübbert, Spaltpilze 167. 

Luigi, F., Porencephalie 386. 

Lukjanow, S. M., Zelle 691. 


Lundström, A. N., Pflanzenbiologisches* 


527. 

Lustgarter, S. u. Mannaberg, J., Mikro- 
ben der Harnwege 178. 

“ Lustig, A., Cholerabaeillen 525. 

Luys, J., Medicamente in Distanz 129 — 
Opium 525 — Hirnbau 798 — Hypno- 
tismus 804. 

Lvoff, B. N., Chorda dorsalis 807. 

Maass, A., Tubarschwangerschaft 171. 

Macallum, A. B., Nerven der Leber 439 
— Muskelfasern 473. 

Macechiati, L., Farbstoffe des Laubes 743. 


Mac Cosh, J., Psychologie 803. 
Mac William, Muskelgeräusch 537. 
Mace, Phosphoreseiren 168 — Trink- 


wasser'3°D. 
NMacfadyen, A., Bacterien 359. 
Mach, E. u. Salcher, P., Photographie 
der Projeetile 812. 
Mach, W., v., Hypoxanthin 407. 
Mackenzie, r® Muskelsinn 790. 
Mackenzie, M., Gesang und Sprache 791. 
Macmunn, C. A., Myohaematin 497 — 
Farben der Anthea 747 — Hämato- 
porphyrin 773. 
Macwilliam, A., Herzcontraction 773. 
Maddox, L., Muskeln der Mumie 537. 
Magini, G., Herzschlag 403. 
Magini, J., Blutdruck im Herzen 16. 
Maggi, L, Trinkwasser 546, 547. 


— 


Namensverzeichniss. 


Maynan u. Laborde, Alkohol 529. 

Magnanini, G., Indol 524. 

Magnieu, L., Kopfnerven der Vögel 386. 

Magnus, H., Augenbewegungen 538. 

Mairet, A. u. Combemale, Methylal, 91, 
303 — Colehiein 58 — Salpetersaures 
Kali 141 — Hyosein 328 — Antipyrin- 
wirkung 752 — Strophantus 754 — 
dieselben u. Grognier, Strophantus- 
wirkung 753, 754. 

N Errera u. Clautrian, Alkaloide 

Major, H. C., Respirationsbewegungen 539. 

Maiapert-Neuville, R. de, Wasser 385. 

Malard, Schwefelsäure secernirt 545. 

Malinin, Milz 779. 

Mall, J. P., Gefässe des Dünndarms 780 
— Bronchialspalten 808. 

Malling Hansen, Wachsthum 150. 

Manchester, H.L., Geschlechtsangabe 562. 

Mane u. Bissaud, Hysterie 321. 

Manfredi, L., Mikroorganismen 525. 

Mangir, L.. Hautdiffusion 469 — Gas- 
wechsel der Pflanzen 743. 

Mannaberg, J. u. Lustgarten, S., Mikro- 
ben der Harnwege 778. 

Manz, Missbildung S08. 

Maquenne, Inosit 199, 535, 603 — Zucker- 
säure, Schleimsäure 741. 

Maradon de Montyel, E., Hirngewicht 798. 

Maraglianc, E., Blutkörperchen 764, 773. 

Marcacei, A., Alkaloide 226. 

Marcano, V. u. Müntz, Salpetersäure im 
Boden 396. 

Marcet, M. u. Laudrist, A., Kohlensäure 
der Luft 735. 

Marchal, P., Exceretion der Crustaceen 780 
— Instinet v. Cerceris 804. 

Marchand, F., Chlorsaure Salze 686. 

Marchi,V. ‚ Stammeanelien 549 — Streifen- 
u. Schhügel Son. 

Marchiafava, E. u. Celli, 
derung 542. 

Marechal, Ph. u. Menin, E., Fasten 546. 

Mares, E% anregen 384 — 
Harnsäure 444. 

Marey, Hodograph 564 — Muskelbau 557 
— Vogelflug 112, 538, 659, 759 — u. 
Demeny, Locomotion 760 — u. Pages, 
Locomotion 760. 

Marfori, P. u. Sartori, D., Scopoleina 531. 

Marillier, L. u. Gley, Muskelsinn 412. 

Marique, J., Larynx 551 Hirnwin- 
dungen 555 — Nervensystem 555 — 
Wille 557 — u. Degive, A., Freier 
Wille 556. 

Mark, C. L., Einfache Augen 548. 

Marloth, R., Drüsen der "Tamariseineen 
744. 

Marme, W., nn 525. 

Marshal!, J., Hüfner'sche Reaction 204 
— Säure im Harn 403 — Gleitsehin 754. 


A., Blutverän- 


Namensverzeichniss. 


Marshal!, C. F., Muskelfasern 758. 
Marson, M., Zuckerreaction 545. 
Martin u. Humphrey, L., Hirntumor 553. 


Martin, G., Astigmatismus d. d.m. tens. 
choroid. 789 — u. Javal, Astigmatis- 


mus 673. 
Martir, H. N. u. 
schlag 705. 
Martius, Körperwiderstände 159 — Acces- 

soriuslähmung 352 — Herzschlag 773. 
Maschek, A., Nervenermüdung T7L8. 
Masse, E., Kehlkopfbewegung 999. 
Masse, e% Schwämme 527. 

Masini 157 Kehlkopfeentrum 798. 
Masini, O., Lymphgefässe d. Herzens 773. 
Masius, Spartein 602. 


Don:Idson, F., Herz- 


Masje, A., Wärmestrahlung d. Körpers 65. | 


‚Mathieu u. Gley, Neuropath. Hämorrhagie 
AR 
Matte‘, 
749. 


Ma:ithews, G. Ch., Druck durch Gährung | 


5931. 


Matthews, W., Drehung des Humerus 562. | 
126 | 


Matthiesser, A; Auge von Üervus 
_ Dioptrik der Linse 385, 788. 

Maudsley, H., Bewusstsein 556. 

Er &, E., Glyconsäure 174 — Zucker 

4. 

Maupas, E., Infusorien (Vermehrung) 809. 

Maurel, E., Brustkorb 540. 

Maurer, F., Kiemen 769. 

May, C, Geruchsempfindung 787. 

Mayalt, J. jun., Mikroskopie 563. 

Mayer, A., Sauerstoffausscheidung 
Pflanzen 743. 

Mayer, N., Muskelkrampf 554. 

Mayer, P., Blutgefässentwickelung 808. 

Mayer, Sigm., Sarkolyten 473, 758. 

Mayet, Blutkörperchenzählung 812. 

Maydl, C., Salzwasserinfusion 308. 

Mays, T. J., Kreatin 532 — Thoraxbewe- 
gungen 538 — Stryehnin und Bruein 753. 

Mazotti, L., Hirnschenkelerweichung 800. 

Mebride, P., Retlexneurosen 168. 

Megnin, P., Fauna der Gräber 747 
Reduvius 532. 

Mehu, E.. Diabetes 3834 — Zucker im 
a 544, 545 — Harnstoffbestimmung 
562. 

Melde, F, Akustisches 32. 

Meldola,R., Diazoamidoverbindungen 524. 

Mendel, F., Ataxie 553 — Ursprung des 
Faecialis 800. 

Mendelssohr, M. u. Müller-Lyer, F. C., 
Liehtempfindung 789. 

Mer.des de Leor, M. A., Milch 779. 

Mengus, Menstruation beim Kind 558. 

Menin, E. u. Marechal, 

Menozzi, A., Nitrifieirender Mikrococeus 
u —A. "Bellon', C., Sarkosin 524 — 

. Körner, E., 6 Asparagin 524: 


Centralblatt für Physiologie. 


bei 


E. di u. Emmerich, P., Milzbrand | 


Ph., Fasten 546. 


829 


Mentsching, A., Haar 754. 

Merk, L., Mitosen 797. 

Merkel, F., Musculus supereiliaris 42. 

Merkel, J., "Psychophysisches Gesetz 130, 
809. 

Mermanr, Fötalbewegungen 561. 

Meslir, G., Mikroskop. Sehen 789. 

Mesonides, W.C. u. Peckelharing, Lymplı- 
strom 706. 

Metschnikoff, E, Keime 
eytenkampf 532, 608. 

Meul:. Hilty, J, Schlaf 789. 

Meunier, A, Spirogyra 759. 

Meyer, H. v., Schuhe 760. 

Meyer, L., Affinitätslehre 526, 739. 

Meyer, P. J., Blut i.. d. Schwangerschaft 
766. 

Meyer, V., Med.-chem. Notizen 457 — 
Moleculargrösse 167 — Uhlorschwefel- 
äthyle 750 — Schwefeläthyle 525 -- 
Sublimatlösungen 739 — Carbonylver- 
bindungen 524 -— u. Warrington, A., 
Acetoxime 524. 

Meyers, F. W. H., 
ästhesie 597. 

Meynert, Th., Frontale Gehirnentwicke- 
lung 412 — Wechselwirkung d. Sinnes- 
erregungen 798 — Nachempfindungen 
786. 

Mibelli, V., Alopexia 558. 

Michael, A, Levulinsäure 741. 

Michel, J., Sehnervenkreuzung 789. 

Miesler, Verdünnungsconstanten 739. 

Mihalkowies, Mikrolektron 563. 

Miliotti, D., Tabes 802. ° 

Miller, w. D., Zähne 385. 

Mills ;T. W. ‚ Herzschlag 168 — Schlangen- 
gift 531 — Mikroben im Boden 533 
— Schildkrötenherz 541 .— Herz der 
Schlangen 774. 

Mingazzani, G., Schädel 386 — Gehirn 
596 — u.Ferraresi, 0., Mikrocephalus 
797. 

Minor, L , Kniephänomen 5%. 

Mislawsky, N.. Pupillenerweiterung 352 
— u. Grehant, Harnstoff bei Leber- 
reizung 546. 

Mitchell Prudder, T., Bacterienim Eis 607. 

Mitchel Weyr u. Reichert, E., Schlangen - 
gift 62, 533. 

Mitschell, J. H., Hirnlocalisation 554. 

Mitterdorf, W. F., Ophthalmoplegie 550. 

Miura, M., Melanin 38. 

Mitrophanow, P, Nervenhügel 411. 

Mocquard, F., Dee der Crustaceen 785. 

Moebius, K., Instinete 804. 

Moebius, P. J., Basedow'sche Krankheit 


3887 — Pliago- 


Hypnotische Hyper- 


546. 
Moennich, P., Krystalllinse 250 
Mohr, F., Titrirmethode 172. 


Moleschott, J., Leben 166 — u. Battistini, 
A., Reaetion. von Muskel und Nerv 13. 


62 


330 


Molisch, H., 


— Zucekerreactionen 7 — Wurzelaus- . 
scheidungen 744 — Stickstoffsalze u. 


Pflanzen 748. Ä 

Monaco, Erbprinz von, Seereise 747 — 
Grundnetze 812. 

Monakow, V., Hörnerv 449. 

Monari, A., Xanthokreatinin 382, 531 — 
Muskelermüdung 537, 758. 

Mondino, C., Mikro- u Makroskopie 552. 

Mongin, L., Hemichorea 801. 

Moniez, Lecanium hesperidum 152. 

Monoyer, Dioptrik des Augss 788. 

Moore, > Ile, Licht u. Protoplasma 742. 

Mooren, Rindenfeld des Auges 550. 

Mordhorst, C., Blutvertheilung in der 
Lunge 543. 

Moroan, &. L., Biologie 529. 

Mori, R., Bier als Diuretieum 779. 

Mırian, R., Gesichtsspalte 558. 

Morin, Ch., Baeillus der Buttersäure 532 
Glyceringährung 741 — u. Claudon, 
Ed., Butylalkohol 383 — Destillations- 
apparat 811. 

Moritz, F., Kochsalzwirkung 750. 

Morse, H. N. u. Burton, M. W., Milch 544. 

Morselli, E., Combinirte Wirkung der 
Hemisphären 554 — u. Tanzi, E., Hyp- 
nose 539. 

Mortensen, C., Begattung der Lacerta 560. 

Moscatelli, R. u. Colosanti, @., Milch-- 
säure im Harn 778. 

Moser, E., Mainwasser 748. 

Mosnet, Somnambulismus 387. 

“ Mosso, A., Blutkörperchen 115, 366, 583, 
772 — Ermüdung 526 — Cocain 393. 

Mosso, U., Cocain 752, 753 — Tempe- 
ratur d. Menschen 764 — u. Aducco, 
Saceharin 41. 

Motais, Augenmuskeln 550. 

Moura, Museuli arytänoidei 551. 

Moutin, L., Hypnotismus 804. 

Müller, Schilddrüsenexstirpation 779. 

Miller, Fr., Schwefelwassertoff im Harn 
368. 

Müller-Lyer, F. C., Amblyopie 789 — u. 
Mendelssohn, M., Lichtempfindung 789. 

Müller, F, Senator, Zuntz, Lehmann, 
Munk, J., Hungerversuch 784. 

Müller, F. M., Gedanken 556. 

Miller, J., Chimpansegehirn 797. 

Mälier, P., Uterusinvolution 807. 

Mintz, M. A., Milchzucker 404 — Nitrate 
im Boden 527 —- u. Marcano, V., 
Salpetersäure im Boden 396. 

Münz, E., Pulsfolge und Blutdruck 311. 

Munk, H., Schilddrüse 708. 

Munk, J., Diuretica 2+ — u. Uffellmann, 
Diätetik 169 — u. Müller, F., Senator, 
Zuntz, Lehmann, Hungerversuch 784. 

Murri, A., Herzstoss 542. 

Muybridge, E , Locomotion der Thiere538. 


teagens auf Holzstoff 563 | 


Namensverzeichniss. 


Mya, H., Hirnreizung u. Harn 799. 

Mylius, F., Jodstärke 153, 241 — Chol- 
säure 654 — Gallensäurereaetion 775. 

Myschkin, M. M, Zwillinge 355. 


N. N., Fasten 140. 

Nägeli, E. u. Schulze, Eiweisszerfall 40. 

Nagamatsz, Al., Chlorophyll 433. 

Nagel, W., Menschliches Ei 807. 

Nansen, F., Nervensystem d. Myzostomen 
802. 

Nasini, R. u. Scala, Allyl 524. 

Nasse, O., Aussalzen 685 — Oxydation 
714: 

Natanson, L., Kräfte der Lebewesen 555 

Nathusius, W v, Eischalen 558. 

Natorp, P., Erkenntniss 555. 

Naunyn, B., Aphasie 799 — u. Falken- 
heim, Hirndruck 99. 

Nauwerek, G., Pharynx 783. 

Naville, A., Denken 171. 

Neiglick, H., Psychophysik 32, 385 — 
Contrast 557. 

Nelson, J., Geschlecht 557. 

Nehlmeyer, Th., Pulsmesser 562. 

Nencki, v., Blutfarbstoff 541. 

Nencki, M. u. Sieber, N., Melanine 533. 

Nessiern, De, Pepsin u. Alkohol 784. 

Netter, Pneumoniecoccen 748. 

Neuburger, P., Halsrippen 808. 

Neuhauss, R., Mikrophotographie 811. 

Neumann, E., Pigmente (pathol.) 741. 

Neumeister, R., Albumosen 740. 

Newman, D., Kehlkopflähmung 551. 

Neyt, A. u. Beneden, E. van, Befruch- 
tung bei Ascaris 809 

Nickel, O., Harn 169. 

Nico!, Volubilitas linguae 168. 

Nicolas, A., Trinkwasser 547 — Ge- 
schlechtsapparat des Widder 172, 560. 

Nieden, A., Lesescheu 51. 

Nitabuch, R., Placenta 807. 

Nobel, C. le, Hämatin 311, 767 — Eiweiss- 


reaction Liebermann’s 739 — Harn. 
zucker 545. 

Noorden, €. v.. Blutalkalesceenz 28 — 
Fleischmilehsäure 548 — Fuhr F. 


u. Lehmann, R. B., Schilddrüse 548. 

Noorden, W. v., Schädelbasis d. Embryo 
808. 

Nordman, 6. A., Sehvermögen 378 — 
Optisches 549. 

Nothnagel, H., Rindenlocalisation 511. 

Novi, J., Bluteoncentration u. Nervenreiz 
797 — Koehsalz im Blute 680. 

Nuel, J. P., Amblyopie 550 — Auge 
(Entwickelung) 791. 

Nussbaum, J., Augenmuskelnerven 628 
— Mysis (Entwiekelung) 810. 

Nussbaum, M., Hydra 106. 

Nys, C. v. u. Adams. B.F., Kohlensäure 
der Luft 528. 


Namensverzeichniss. 


Obermeyer, A. v., Diffusion d. Gase 735. 

Obersteiner, H., Ba: nerv. Öentralorgane 
797 — Hypnotismus 632. 

Ochorowiez, J., Sugsestion 553, 804. 

Ockel, R., Schilddrüsenexstirpation 169, 
544. 

Oddi, R., Gallengang 778 — Galle bei Ver- 
dauung 312, 548,784 — Sdhinkteren531. 

Oechsner de Coninck, Alkohole 741 — 
Pyridin im Körper 750 — Alkaloide 752. 

Derley, L., Criodrilus 747. 

Oertel, Nierenepithel 776. 

Oliver, J., Menstruation 888. 

Oliver, J. W., Reizbare Narben 606. 

Onufrowiez, W., Mikrocephalus 797. 

Onodi, Ganglien der Augenhöhle 383 — 
Neurologisches 802. 

Opitz, W., Ernährung d. Fötus 807. 

Oppenheim, H., Progressive Paralyse 553. 

Orecchia, G., Schilddrüsenexstirpation 587 
— u. Sanguirico, C., Schilddrüsen- 
exstirpation 779. 

Osborn, H. F., Corpus eallosum 373. 

Orschansky, $S.. Reactionszeit 556. 

Orth, J., Vererbung 560, 810. 

Otis, W. J., Mastdarmbeleuchtung 405, 
547. 

Ott, A., Herzganglien 541, 542. 

Ott, J., Wärmecentrum 252, 540, 799 — 
Wärmeregulator 564 — u. Carter, W. 
L., Wärmecentrum 799 — u. Colmar, 
Ch., Wärmeregulirung 764 — Albumose 
535. 

Otto, J. G., Kreislauf 540. 

Otto, R., Heterotopie 559. 

Ottolenghi, J., Transfert 789. 

“Qugthon, T., Sehvermögen 379, 385. 

Ozanam, Ch., Kohlensäure 157. 


Paget, G. E., Aphasie 799. 

Pages u. Mırey, Locomotion 760. 

Pal, J., Nervenfärbung 797 — Rücken- 
marksfaserung 801 — u. Ikalowiez, C. 
J, Kreislauf 772. 

Paladino, G., Ovarium 807. 

Palladin, W., Säuren in Pflanzen 744. 

Palm, R, Milch 405. — Milchsäure 39 — 
Albumin 40. 

Palmgoist, A. u. Pettersson, O., Kohlen- 
säurebestimmung 568. 

Paltauf, A., Veratrin und Pilze 750. 

Panas, Ernährung. des Auges 143, 549 
— Naphthalinstaar 788 — u. Dor, 
Staar nach Naphthalin 593. 

Paneth, J., Sarkoplasten 190 — Lieber- 
kühn sche Krypten 255 — Innervation 
der Ohrgefässe 272 — Nervencentren 
der Gesichtsmuskeln 799 — u. Exner, 
iindenfeld des Faeialis 726. 

Panormoff, A, Glycogen 778. 

Pansini, S., Entstehung der elastischen 
Fasern 558. 


831 


Paschkis, H. u. Zerner, Th. jun., Stro- 
phantin 753 

Pasternatzky, Antipyrin 5536. 

Patella, V., Fermente im Harn 778. 

Patersonr, A. M., Spinalnerven 561 — 
Sakralplexus 33 — Lendenplexus 660. 

Patton, Augen der Arthropoden 548. 

Pauel, 6., Augenhintergrund photographirt 
812. 

Paulhan, Fr., Psychische Acte 804. 

Paulisch, O., Chorda tympani 807. 

Pawlowsky, A. D., Milzbrand 465. 

Pawlow, J. P., Herznerven 773 — Vagus 
und Herzarbeit 769. 

Peckelharing, C. A., Entzündung 765 
— u. Mensonides, W. C., Lymphstrom 
706. 

Pecqueur, W., Anämie 555. 

Peiper, E., Perspiration 44. 

Peliquet, Müller'scher Gang 808. 


| Pella, A. V., Magensaft bei Krebs 547. 


Pelseneer, P., Nervensystem der Ptero- 
poden 802. 

Penzoidt, F. u. Fischer, Geruchsinn 447. 

Perrier, E., Herz der Echinodermen 184 
—- Mediterraneen 809. 

Petersen, F. u. Ladenburg, A, Duboisin 
459. 


Petit, A., Aufsteigende Paralyse 552. 

Pe’ri, R. J., Mikroorganismen der. Luft 
529, 530, 811. 

Petrone, L. M., Nervenstructur 537 — 
Neuroglia 554, 797. 

Pattenkofer, M. v., Wirkung von (rasen 
763 3 

Pettersson, O. u. Pa'!mgoist, A., Kohlen- 
säurebestimmung 563. 

Petzoldt, J., Philosophie 555. 

Peuck, F., Gift in Schweinefleisch 547. 

Peyrani, Sehhügel 800. 

Peyrand, H, Tanacetum 529 — Chloral- 
hydrat gegen Wuth 558. 

Peyron, J., Function des Chlorophyll 743. 

Peytoureau, A., Zirbelauge 799. 

Pfeffer, W., Anilinfarben in Zellen 652. 

Pfeiffer, E., Milch 779. 

Pfeiffer, L, Plasmodien 542. 

Pfeiffer, Ta., Harnstoffbestim mung 811. 

Pflüger, E.. Harnstofftitrirung 545 - Er- 
nährung d. Klysmen 547, 78+ — Kurz- 
sichtigkeit 169. 
Pfungen, R. Freiherr v , Atonie d. Magens 
783 — Magenbewegungen 220, 275. 
Philips, W. D. F.,! Niereneireulation, 
Medieamente u. Harnseeretion 542, 779 
— u. Bradford, Nierensecretion 545. 

Phisalix, Hirnnerven 268 

Phisalix, C., Embryo 808. 

Piechini, L: u. Silvestrini, G., Hydro- 
chinon 753. 

Pierson, R. H., Neuritis 383. 

Pietro, L. F. di, Peptonurie 248. 


62* 


832 


Pilliet, A., Magendrüsen 784 — Muskel- 
fasern 757 — Morphinwirkung 753 — 
u. Bourneville, Idiotismus 386. 

Pinet, Ulexine 198 — u. Chouppe, Lobelin 
393 — Stryehninwirkung 335, 531, 735 
— Stryehnin in der Leber 778 — u. 
Duprat, A., Remijia 199. 

Piotrowski, &., Gefässinnervation 454. 

Pisanello, @, Proprionitril 167. 

Pisenti, @. u. Albertoni, G., Aceton 776. 

Pitres, A. u. Vaillard, L., Neuritis 613 
— Paralyse 171 — Trophische Störun- 
gen 559. 

Piutti, A., Asparagin 740 — Aether 167 
— Synthese 755. 

Plagge u. Proskauer, Trinkwasser 528. 

Planner, R. v., Nervenenden d. Harnröhre 
7. 

Plateav, F., Sehen d. Gliederthiere 791 
— Spinnen ohne Athmungsbewegung 
769. 

Platner, G, Karyokinese 171. 

Ploss, G., Weib 524. 

Plugge, P. C., Opiumalkaloide 531. 

Podwyssozk’. W., Drüsenregeneration 543. 

Podwyssozk', W.jun., Lippenmuskeln 760. 

Pogojeff, L., Geruchsorgan 791. 

Pohl, J., Feitsäuren 741. 

Poh', R., Nasenathmung 539 — Stottern 
551. 

Poirier, P., Lymphwege des Larynx 203 
— Handmuskeln 760. 

Potaillor, Nervennaht 536, 537. 

Polail!or, M., Hermaphroditismus 523. 

-Polzam, E, Häringe 529. 

Pons, Hypnotismus 557. 

Be E. u. Vanni,L., Phosphate i. Harn 

78. 

Poole, W., Nerv u. Muskel 759. 

Popoff, N. u. Kronecker, Serumalbumin 
im Darm 547. 

Posner, C. Albuminurie 778, 438 — 
Harnseeretion 775 — u. Lewin, Häma- 
turie 340. 

Postma, G., Darm der Vögel 547. 
Pouchet, Denken 130 — Walrath 
— u. Chabry, Grundnetze 812. 

Pouchet, F. A., Instinkte 556. 

Pouchet, @., Pigment 177 — Dunkelheit 
und Farbe im Ocean 735. 

Pozzi, A. u. Graitery, P., Pseudoherma- 
phroditismus &58. 
Pozzo, Domenico, dal, 

Mikroben 811. 

Pregaldino,Meersalz308 — Spinalganglien 
796. 

Prenaut, A., Samencanälchen 388,559, 560. 

Preuscher, F. v., Allantois 807. 

Prevcst, J. L., Strophantus 754 — u. 
rs, P., Cytisus 530, 532 — Diabetes 

Preyer, W., Wahrnehmung der Schall- 


786 


Nährboden für 


Namensverzeichniss. 


richtung 675 — Seesterne 168 — Be- 
wegungen der Seesterne 761. 
Pribram, Rich., Optisches Drehungsver- 
mögen 572. 
Prince, E., Fischei 558. 
Pringsheim, N., Ueber Boussingault 734 
ie Grüne Zelle 499 — Bacterienmethode- 
7: 
Proskauer u. Plagge Trinkwasser 528. 
Prus, J., Leber 544. 
Pruvot, G. u. Lacaze-Duthiers, H. de,, 
Analauge der Gastropoden 562. 
Pscheid!, "Linsenbrennweite 32. 
Puejac, A, Abnorme Menstruation 559. 
Puluj, Saite (Sehwingungen) 791. 
Purtscher, 0, Erythropsie 235. 
Pye-Smith, P. H., Sympathieus 164. 


Quenu, E. u. Darier, J., Nerven d. duet.. 
thor. 772. 

Quincke, H., Schluckgeräusche 113, 538. 

Quinquaud, Ch. E, Temperatur u. Athmung 
539 — Bäder 329 - Kältewirkung 432 
— u. Grehant, Ameisensäure 58, 382. 

Quinquaud, Ch. L., Erschütterung 727. 


Rabl, C., Nervus facialiss 262. 

Rahl- Rückhard, Entwickelung des Fisch- 
hirns 559. 

Rabow, S. u. Fischer, B., Saccharin 740.. 

Raggi, A., Contrast psyc nische 558. 

Raggi, C., "Schwache Gehörseindrücke 790. 

Rahmer, 'S., Vagusdurchschneidung 146. 

Ralfe, Ch. H., Diabetes 384. 

Ramat', A.u.Daccomo, G.,Glycolsäure526. 
Randal', A., Retinavene 385 — u. Lee 
Morse, H., Gehörorgan (anat.) 790. 
Randazze, G., Kohlensäureausscheidung 

287. 

Randolph, N. A., Motor. Impulse 761. 

Ransom, W. R., Muscarin 540 — Glycerin 
und Diabetes 774. 

Ranvier, L., Muskeln 159 — Secretion 
545, 778 — Perruthensäure 811 — 
Ueberruthensäure u. Becherzellen 577. 

Rappir, Mikroben des Careinoms 749 — 
Mikroben im Mund 750. 

Rath, O0. v., Hautsinne der Insecten 791. 

Raudnitz, R. W., Labferment 548. 

Raulir, M., Stickstoffbestimmung 172, 563. 

Rawitz, B., Nervensystem d. Acephalen: 
386, 630, 802 — Feilenmuschel 747. 

Raymau, B. u. Kruis, J., Isoduleit 741. 

Raymond, R. W., Signalisirende Pflanzen 
580. 

Recoura u. 
Bombe 284. 

Rees, J. v., Sexuelle Fortpflanzung 557. 

Reformatzky, A. u.Dieff, Oelsäuren 362. 

Regnard, P., Hoher Luftdruck 93, 284 
— Magnetismus lebender Substanz 22% 
— Verdauung 313 — Alter d. Hefe 749 


Berthelot. Calorimetrische 


Namensverzeichniss. 


Regnard, P., Nervenleitung 612 — Gäh- 
rung und Antisepsis 749 — u. Loye 
P., Geköpfte 533, 692. 

Regeczy. E.v., Nerven- u. Muskelphysio- 
logisches 39 

Reichardt, E., Wasserleitung 532. 

Reichel, L., Lamellibranchiaten 535. 

Reichert, E. u. Weyer-Mitschell, Schlan- 
gengift 62, 533. 

Reichmann, N., Magensaft 169. 

‚Reid, E.W. u. Waller, A. D., Herzaction 
542. 

Reimer, C. L. u. Will, Rüböl 604. 

Reinhard, C., Hirnlocalisation 798. 

Reinke, F., Horngebilde 468. 

Reinke, J., Absorptionsbänder 550 — 
Oxydation in Pflanzen 534, 606. 

Rejchmann, N., Magensaft u. Kochsalz 
781 — Bittermittel 783. 

Remy, G. St., Oentralcanal 552. 

Renaut, J., Knorpel 398. 

Rene, A., Cardiograph 201, 563 — u. 
Beaunis, Trommel v. Marey 812. 

‚Renzi, de, Puls 384. 

Retterer, Ed., Pigment 172 — Castra- 
tion 355 — Entwickelung der Geni- 
talien 560 — Drüsenbau 561 — Schwell- 
sewebe 806. 

‚Reverdin, J. L., Schilddrüsenexstirpation 
544. 

Revfy, E., Kawa-Kawa 602. 

Revoura u. Berthelot, Verbrennungs- 
wärme 429. 

Rey, E. u. Adduco, V., Blutdruck 774 — 
Vagusreiz 586, 

Beychler, A., Phenylhydrazin 740. 

'Reymond, Accomodationslähmung 385. 

Regnauld, J. u. Villejean, Chinin 167. 

Reynier, P., Schultergelenk 760. 

Reyrolds, E. S.,, Amputation 76. 

Reynolds, F., Anästhesirung der Haut 
554 


’ 


Ribbert, Schilddrüse 385. 

Ribot, Th., Psychische Vererbung 557 — 

Aufmerksamkeit 557, 804. 
Richardson, B. W., Sauerstoff 538. 

Richet, Ch., Denken 130 — Psychologie 
387, 557 — Instinkt 555 — Vogelhirn 
558 — Gewicht der Thiere 747 — 
Wärmeregulirung 540, 663 — Respi- 
ration 383 — Athmung u. Temperatur 
764 — Kohlensäureausscheidung 583 
— Wärmedispnoe, Athmungsrhythmus 
761 — Expirationsluft 763 — u. Gley, 
Harnstoffausscheidung 620 — u. Han- 
riot, Kohlensäureausscheidung 400 — 
Kohlensäurebestimmung811 — Muskel- 
arbeit 504 — Spirometer 540. 

Richer, P. u. Charcot, Besessene 556. 

Richter, A., Hirnwindungen 681. 

Richter, W., Keimplasma 636. 

Ricklin, E., Digitalis 533. 


333 


Riedlin, 6., |Buchner, H. u. Longard, K., 
Bacterien 532. 

Riegel, F., Magenseeretion 545. 

Rieger, C., Verlust der Stimme 681 — 
Bewegungsstörung 802 — Willens- 
thätigkeit 804. 

Riess, L., Chlorsaure Salze 213 — Wasser- 
ausscheidung 710. 

Rietsch, Fermente der Bacterien 547 — 
Verdauung durch Bacterien 750. 

Rigal, Gallensteine 545. 

Ringer, S., Wirkung v. Medieamenten 750 
— u. Buxton, D., Muskel u. Salze 758, 
331. 

Rippert, H., Schimmelpilze 749. 

Rischbieth, P., Lävalinsäure 460 — Iso- 
nitrosogalaktose 741. 

Rittinghaus, P., Pollen 527. 

Robertson, J. M. @., Physiolog. Physik 
172. 

Robin, A., Antipyrinwirkung 752. 

Robinson, A., On 197: 

Robson, M., Rindenläsion 265. 

Rochas, A. de, Suggestion 337 — Un- 
bestimmte Kräfte 555 — Hypnotismus 
354. 

Rochas, T., Ganglion cerv. prim. 386. 

Rodet, A. J., Gifte 382, 530 — Hemmung 
durch Nerven 553. 

Rodewald, H., Stoffwechsel d. Pflanzen 743. 

Röhmann, F., Muskelthätigkeit 537 — 
Secretion und Resorption 671. 

Römer, M. u. Liebermann, Alkannin 642. 

Rössler, O., Kohlensäurebestimmung 811. 

Kouliestwenaky, J.;  Gehörsempfindung 

Roger, @. H., Alcaloide 182 — Leber 
bei Giften 123 7738 — Wirkung der 
Kupfersalze 750 — u.Charrin, Harn als 
Gift 197 — Mikroben 749. 

Roggi, A. Hypnotismus 804. 

Rogowitsch, Schilddrüse 546. 

Rohmer, J. u. Baraban, L., Transplan- 
tation des Auges 550. 

Rohon, J. V., Gehirn 552. 

Rohrbeck, H., Thermostat 564. 

Rokitansky, P. Freih. v., Fettsäuren im 


Harn 588. 
Rolleston, H. D., Druck im Herzen 
TS 
Rollett, A., Käfermuskeln 609. 
Romanes, J., Geruchsinn 549 — Ver- 


stand der 'Thiere 556, 804. 

Rondeau, P. u. Gley, Hyosein 83. 

Roscioli, R., Hemiatetose 802. 

Roscoe, H. E., Synthese 536. 

Rosenheim, Th., Quecksilberpräparate 543 
— Schwefelwasserstoff im Harn 544 — 
Magensäure 781. 

Rosenthal, E., Urämie 544. 

Rosenthal, J., Gesundheitspflege 734 — 
Chinolinwirkung 753. 


834 


Rosenthal, M., Wechselwirkung d. Sinnes- 


eindrücke 797. 

Ross, J., Aphasie 170. 

Rossolymo, G., Leitung im Rückenmark 
801. 

Roth, W., Neuromusculäre Stämmchen 61. 

Rothman, A., Papillom 526. 

Rouget, Ch., Absterbende Muskelfasern 
331 — Nerven der Muskeln 756. 

Roule, L., Keimblätter 560 — Mollusken 
747. 

Rousseau, Erkältung 384. 

Rouvier, J., Menstruation in Syrien 807. 

Rouville, €, de u. Garrien Nierendeffect 
508. 

Roux, L., Naphthalin 167 — u. Dubois, 
R., Methylchloroform 790 — Ethylen- 
ehlorür 785 — Ethylenchlorür u. Auge 
788. 

Roux, W., Embryo 210. 

Royer, Ch., Geistesentwickelung 556. 

Rozsahegy', A. v., Bacterien 532. 
Rubens-Hirschbere, Massage 529. 
Rubner, M., Kohlensäureausscheidung 334. 

Biologische Gesetze 700. 

Rückert, J., Herzendothel 558 — Mittleres 
Keimblatt bei Torpedo 808. 

Rüdinger, N., Verunstaltete Schädel 528 
— Hirn Gambetta’s 555. 

Rütimeyer, L., Erbliche Ataxie 802. 
Ruge, G., Gesichtsmuskeln 168, 538. 
Ruhemann, S., Citronensäure 226 — u. 

Skiuner, S, Phenylhydrazin u. Harn- 
stoff 740. 

‘Rummo u. Ferrannini, Hirnpuls 50. 
Russ, K., Sprechende Vögel 791. 
Rutgers, J., Eiweiss als Nährmittel 784. 
Rutherford, W., Gehörsinn 71. 

Ryder, John A., Pigmentzellen 388. 


Sablor, L. du, Ranken 283. 

Sacchi, M., Peptonurie 778 — Embryonen 
von Salmo 809. 

Saccozzi, A., Nucleus dentat. 800. 

Sachs, B., Rückenmarksläsion 31. 

Sachs, J., Ultraviolette Strahlen 9. 

Sahl', H., Hämoglobinometer 562. 

Saint-Martin,L. de, Athmung u. Schlaf763. 

Salcher, P. u. Mach, E., Photographie d. 
Projeectile 812. 

Salensky, Entwickelung d. Anneliden 809. 

Salkowski, E, Benzoäsäureanhydrid 740 
— Wasser 10 — Untersuchung von 
Fetten 737 — Pathologischer Speichel 
889 — Urobilin 534 — Choleraroth 749. 

Salle, Ch., Schwimmblase 535. 

Sallis, J. @., Hypnose; Suggestion 804. 

Salomon, G., Xanthinkörper 404 — Para- 
xanthinwirkung 750. 

Saltini, H., Cocain u. Auge 788. 

Samschin, A., Ureteren 546. 

Samuel, S , Wachsthum u. Cireulation 329. 


Namensverzeichniss. 


Sanarelli, G., Ernährung 784 — Harn- 
säure 544 — Alkalescenz d. Harns 530: 

Sandmann, G., Athemreflexe 762. 

Sanders, A., Gentralnervensystem 552. 

Sanfelice, Samenzellen 560, 

Sanguirico, C. u. Orecchia, C., Schild- 
drüsenexstirpation 587, 779. 

Sanson, A., Muskelarbeit 168. 

Sarasir, P. u. F., Ichthyophis 387 — 
Seesterne (Knospen) 809. 

Sarlo, de, Traum 804. 

Sartori, S. u. Marfori, P., Scopoleina 531- 

Sasse, E., Empfindung 171. 

Satiler, Accommodation 549. 

Sauvage, H. E., Extremitätennerven 801. 

Sauvaire, C., Hypnotismus 210. 

Savage, G. C., Function d. m. obliqui 
oculi 789. 

Scala u. Nasini, R., Allyl 524. 

Schack, C., Gesichtsausdruck 168. 

Schadewaldt, Empfindungen der Hals- 
organe Dad. 

Schaefer, E. A., Rindencentren 371, 553 
— u.Brown, S., Rindenfunetionen 798 
— u. Horsley, V., Hirnrinde 170. 

Schäfer, K., Muskelsinn 790. 

Schaffer, K., Hundswuth 552. 

Schanz, F., Blastoporus 809. 

Scharff, R, Ei der Fische 150, 561. 

Schauinsland, Genitale d. Würmer 809. 

Schedel, Jos., Färbung der Thiere 526. 

Scheiner, J., Strahlende Wärme 536. 

Schenk, S., Nährboden f. Baeillen 749. 

Schewiakoff, W., Karyokinese 742. 

Schiefferdecker, P., Nervenfasern 697, 
797 — Fischauge 550 — Darm 784. 


Schiemeny, P., Wasseraufnahme bei 
Schnecken 69. . 

Schiff, Geschmacksnerven 170. 

Schildovski, K., Entstehung des Ge- 


schlechts 560. 

Schillbach, E., Darm 478. 

Schilling u. Wassmutb, Galvanometer- 
eonstante 812. 

Schimkewitsch, W., Entwickelung der 
Spinnen 809. 

Schimmeibusch, C. u. Eberih, Thrombose 
400, 541. 

Schimper, F. W., Stärke 742 

Schindelka, H., Area Celsi 801. 

Schloesser, C., Cataracte traumat. 550. 

Schmidt, A. u. Wurster, Kohlensäure im 
Harn 421. 

Schmidt, E. u. Weiss, J., Cholin 740. 

Schmidt, F. A., Kochen der Milch 545. 

Schridt, G. u. Gattermann, Harnstoff- 
chloride 168. 

Schmidt-Rimpler, Sehschärfe 549. 

Schmieder u. Kaiser Milch beim Ge- 
frieren 544. 

Schmitz, W., Blitz 534. 

Schön, W., Accommodation 627. 


Namensverzeichniss. 


Scholtz, M., Wachsthum d. Pflanzen 745. 


Schottelius, M., Mikrococeus prodig. 749. | 


Schotter, C., Galle 180. 

Schrader, M. E. @., Froschgehirn 596. 

Schramm, Licht u. chem. Reaction 739. 

Schroeder, W. v., Harnsäure 233 
Coffeinwirkung 779. 

Schröter, J. Fr. u. Worm-Müller, Zucker- 
bestimmung 168. 

Schubert, St. u. Hönie, M., Kohlehydrate 
740 — Lichenin 740. 

Schuchardt, R. K., Choleraroth 749. 

Schütt, F., Peridineen 810. 

Schütz, F., Alopecia 372. 

Schütz, J., Diaphotoskop 564. 

Schütze, Kupfer in Pilzen 744. 


Schulmann, S., Respiration u. Cireulation | 


540. 
Schulz, H., Phosphorsauerstoffverbindun- 
sen 394 — Chinin 602 — Coniin 382. 
Schultze, Kleinhirnsehwund 411. 
Schuitze, B. 6., Nabelschnur 380. 
Schuitze, 0, Embryo d. Frosches &09 — 


Embryonalaxe Befruchtung 809 — Zell- | 


granula 742. 

Schulze, B., Fettsäuren 172. 

Scbulze, E., Nitrate 465 — Cholin 462 
— u. Nägeli, E., Kiweisszerfall 40 — 
u. Steiger, E., Paragalaktin 83. 

Schulze, F. E., Doppellupe 811. 

Schunk, E., Chlorophylifunction 743. 

Schwalbe, &, Gehörschneeke 70 — Mi- 
krotom 811. 

Schwarz, F., Protoplasma 647. 

Schweizer, F., Bacillen in der Niere 778. 

Schweinitz, G. E. v. u. Hare, H. A., 
Homatropin 753. 

Schwendener, S., 
Membranen 742, 

Schwirkus, @., Waagen 172. 

Sciolle, S. u. Fane, @., Herzgifte 770. 

Sebilleav, P., Handmuskeln 760. 

Secondi, G., Accommodation u. Gonver- 
genz 789. 

Sedgwiek, A., Peripatus 387. 

See, G., Antipyrin 528, 530 — u. Gley, 
E., Herzschlag 230 — uw. Labadie- 
Lagrane, Nahrungshygiene 547. 

Seeger, J., Glykogen 392 — Leberblut 
337 — Zuekerbildung in der Leber 339, 
778 — Stoffwechsel 32. 

Seeland, v., Nahrungsentziehung 439. 

Segard, Ch. u. Fonte, J., Suggestion 556. 

SS Voisin, A. u. Larroque, Hysterie 
58. 

Seguin, E. C., Cerebellum 386 — Hirn- 
localisation 554. 

Sehrwald, E., Niereninnervation 544. 

Seia, Nervus optieus 385. 

Seitz, A., Schutzmittel der Thiere 747. 

Seitz, J., Hirnfurehen 552, 792. 

Selenka, C., Entwickelungsgeschiehte 808. 


Doppelbreehung von 


' Senator, H. 


835 


Seliwanoff, Th., Frucktzucker 86. 

Selvatico, $S., Aorta von Insecten 542. 

Semon, F. u. Horsley, Recurrensreizung 
94 — Aetherwirkung 791. 

Semor, R., Keimdrüsen des Hühnchens 
61. 

u. Munk, J., Harn 23. 

Senator, Zuntz. Lehwaun, Munk, J. u. 
Mäller, F., Hungerversuch 784, 

Sendtner, R., Bier 124 — Fleischextraet 
347. 

Senger, E., Hirndiagnostik 386. 

Seppilli, G., Blut Geisteskranker 384. 

Sergi, @., Psychologie 337, 556, 803, 804. 

Setschenow, J., Absorptionseoöfficient d. 
00, 735 — Trypsinprobe 520. 

Sewall, H., Kymographion 812 — Schlan- 
gengift 532. 

Seyler, C. A., Thermochemie 526. 

Sheldon, L., Entwickelung von Peripatus 
809. 

Shippen-Wallace u. 
Butteranalyse 563. 

Shoemaker, G.E., Selbstbeobachtung bei 
Narkose 553. 


Cornwal!, H. B., 


' Shore, Th. W., Biologie 526. 


Sieard, L., Hypnotismus 634. 

Sidney-Martin, Phytalbumose 525. 

Sieber, N. u. Nencki, M., Melanine 533. 

Siegel, L., Salpetersäure im Trinkwasser 
Sr 

Siemerline, E., Grosshirn 793 — Rücken- 
markswurzeln 801. 


| Sievers, R., Magen 783. 
' Sigalas, C., Jolyet, F. u. Bergonie, J., 


| Silvestrini, @. u. 


Gaswechsel 761 — dieselber, Respira- 
tionsbestimmung 564. 
Sigaud, C., Wortblindheit 554, 597. 
Silber, P. u. Ciamiciar, @., Lichtwirkung 
382 — Pyridin 524 — Pyrol 88, 526, 
741 — Pyrolin 536. 
Picchin’, L., Hydro- 
chinon 753. 


Simrotk, H., Fortpflanzung d. Schnecken 


561. 

Sinclair, Th., Sternumdefect 539. 

Sinety, de, Polymastie 515. 

Sinnett, A. P., Hypnotismus 556. 

Sirotinin, W., Punktförmig begrenzte Rei- 
zung 322. 

Skiuner, $. u. Ruhemann, L., Phenyl- 
hydrazin u. Harnstoff 740. 

Skrzeczka, P., Pigmentbildung 773. 

Smirnow, A., Mikrostat 172. 

Smith, A. H., Neurose 801. 

Smith, R., Harn 97. 

Smith, W., Reflex des Riechnerven 553. 

Smitts, Th., Bacterien 527. 

Smolka, A, Harnstoff 526. 

Smutny, F. u. Cec’, A, Muskelatrophie 
755. 

Snell, S., Missbildung 808. 


336 


Solger, B., Knorpel 755. 
Sollier, P., Muskelsinn 790. 
Sommer u. Bianchi, Hypnotismus 353. 


Soubeiran, L., Vegetation in Alkaloiden 8. 


Souza, A. de, Pleuralknochen 760. 

Soyka, J, Reinculturen in Dauerpräpa- 
raten 563. 

Spallanzani, P. u. Zappa, R., Arsen 548. 

Spallitta F., Galle und Herzschlag 773 
— u. Fubini, S., Herz (theilweise Ab- 
tragung) 770 — Licht u. Athmung 763. 

Speck, Athmung 580. 

Spee, Graf, Zahnschmelz 151. 

Spehl, E., Blut im Gehirn 188. 

Spencer, H., Wachsthum 388. 

Spencer-Umfreville Pickering, Bildungs- 
wärme 305. 

Spengler, L., Puls 336, 541. 

Spenzer, Chlorophyll 748. 

Spica, M., Urethan 545 — u. Varda, 6. 
de, Chlorkohlenstoff 529. 

Spina, A., Baeterien 532. 

Spong, H., Birch u. Burgh, de, Gallen- 
blase 778. 

Springer, M., Trophische Störung 321. 

Spronck, C. H., Poiydaktylie 808. 

Stadelmann, E., Füces 3835 — Fermente 
im Harn 778 — Fibrinverdauung 784 
— Oxybuttersäure im Harn 248 — 
Toluylendiamin 751. 

Stadthagen, M., Harnsäure 712. 

Städel, E., Muskelregeneration 536. 

Stanley, H., Hall u. Yuzero Motoro, 
Druckempfindung 790. 

‚Stapf, O., Schleuderfrüchte 744. 

Starr, A., Öortieale Epilepsie 386. 

Starr, E.,Augenhintergrund photographirt 
812. 

Staub, J., Psychophysik 171. 

Stefan, J., Elektr. Ströme in Drähten 735. 

Stefani, A., Collateralkreislauf 586 — 
Nervenstümpfe 579. 

Stefanini, A., Gehörsempfindung 790. 

Steiger, E., Galaktan 459 — u. Schulze 
Paragalaktin 83. 

Steiger, F., Absorptionstreifen (Bedeu- 
tung) 785. 

Stein, St.v., Staar 28 — Mikrotom 812. 

Stein, $S. Th., Licht als Hilfsmittel 172. 

Steinach, E., Pupillarreaction 105 — 
Siebdosen 811 — u. Vintschgau, M. v., 
Reactionszeit 802. 

Steinbrügge, L., Secundäre Sinnesempfin- 
dungen 549, 790. 
San, J., Bogengänge 790 — Otoeysten 

! 22. 

Steinert, B., Inactivitätsatrophie 578. 

Steinthal, C. F., Zehenmangel 559. 

Stenglein, M., Mikrophotographie 562. 

Stephan, B. H., Zittern 800. 

Sternberg, M., Sehnenreflex 81 — Blut- 
eurven 637. 


Namensverzeichniss. 


2 


Sternberg, M., Bacterien u. Temperatur 749. 

Stewart, Myxödem 385 — Albuminurie 95. 

Stewart, A., Temperamente 555. 

Stewart, F. @., Eiweiss im Harn 543, 544. 

Sticker,A., Pseudohermaphroditismus 806. 

Sticker, @., Chlorgehalt des Harns 544 
— u. Hübner, C., Secrete 384. 

Stieda, L., Haarwechsel 805. 

Stilling, H., Nebenniere 776. 

Stintzino, R., Erbliche Ataxie 802 — 
Entartungsreaction 555 — u Graeber, 
E., Leitungswiderstand des Körpers 12 
— Polemisches 388. 

Stirling, A. W., Albuminurie 778. 

Stocker, F., Mydriatika und Myotika 410. 

Stocks, H. B, Jodstärke 741 

Stockwell, A., Schlangengift 528. 

Stöhr, C., Strychnin 198 — Skatol 392. 

Stöhr, Ph., Histologie 526 — Sehleim- 
drüsen 439, 779 — Retina 574 — Haar- 
balg 574 — Drüsen der Nasenschleim- 
haut 575. 

Stohmann, F., Kritisches 526 

Stolnikow, Leberzellen 668 — Phosphor- 
vergiftung 778. 

Stone, W. E., Stickstoffverbindungen in 
Pflanzen 532. 

Story, Transsudation 812. 

Stoss, Muskeln des Pferdes 657. 

Stowell, B., N. facialis d. Katze 760. 

Strahl, H., Parablast 809. 

Strasser, H., Plastische Reconstruetion 
564 — u. His, W., Plastische Recon- 
struetion 563. 

Strassmann, F. u. Strecker C., Teratom 
im Seitenvertrikel 559. 

Straub, M., Ligamentum pectinatum, Horn- 
haut 788. 

Straus, J.; Diabetes 545 — u. Dubrenilh, 
W., Exspirationsluft 763. 

Strauss u. Blocq, P., Lebereirrhose 774. 

Strecker, C., Condylen d. Hinterhauptes 
760 — u. Strassmann, F., T’eratom im 
Seitenventrikel 559. 

Streintz, Polarisation (galv.) 735. 

Stricht, O.van der, Knochensubstanz 561 
— Knorpel 754. 

Stricker, &., Speichel und Magensaft 545. 

Stricker, S., Rückenmarkswurzeln 801. 

Strümpell, A., Mitbewegungen im Fusse 


128. . 
Stuhlmann, F., Ovarium des Aales 807. 
Stutzer, A., Fäces 317 — Verdauungs- 


fermente 46, 528 — u. Isbert, A., Phos- 
phorsäurebestimmung 529. 
Suchanek, Hypophysengang 559. 
Suckling, E. W., Nervenkrankheiten 558. 
Sulzberger, B. u.B-ay, A., Photomikro- 
graphie 562. 
Sutton, J. B., Bürzeldrüse 342 — Liga- 
mente 538 — Menstruation d Affen 559. 
Suzanne, G., Mundhöhle 551. 


Namensverzeichniss. 


Swaen A., Embryo von Torpedo 809. 

Swedenborg, E., Gehirn 554. 

Symington, J., 
— Weibliche Genitalien des Kindes 558 
— Zahnbildung 558. 

Szigethy, K., Augenbewegungen 263. 

Szili, A., Papilla nervi optiei 49. 


Tafani, A., Placentarkreislauf 18. 

Tafel, J. u. Fischer, Alkohole 391 — 
Zucker 735, 736. 

Takäcs, A., Hintere Wurzeln 170, 206. 

Tangl, E., Nerven 144, 383. 

Tangl, F., Herzhypertrophie 619, 635. 

Tanzi, E., Accorde 385 — Hypnotismus 
804 — u. Morselli, E.. Hypnose 539. 

Tappeiner, H., Cellulosegährung 782. 

Tarchanoff, J., Galvanometer 144 — Ge- 
schlechtsapparate 413. 

Tataroff, D., Ohrmuschel 333. 

Tartuferi, Ei Retina (anatom.) 789. 

Tassi, Fl., Antisthesie d. Pflanzen 282,527. 

Tenchini, L., Gehirnbau 170. 

Tereg, Hypnose 129. 

Terrier, Elektr. Sonnenstich 764. 

Terry, S. H., Geschleehtsbestimmung 562. 

Thanhoffer,L.v., Mikroskopische Apparate 
57 — Nervensystem 36 — Nerven- 
centren 552 — Nervenzellen 811. 

Theremin, E., Fötale Involution 559. 

Thiel, A., Glykosurie 488. 

Thiele, J., Sinne der Lamellibranchier 
549 — Saugapparat 761. 

Thierfelder, H., Glykuronsäure 458. 

Thiery, P., Künstl. Athmung 540. 

Thompson, S. P., Bogenlampe 569. 

Thompson, W., Blutkörperchen der Öyelos- 
tomen 541. 

Thomsen, J., Verbrennungswärme 470,529. 

Thomsen, R., Augenmuskellähmung 385. 

Thomson, H., Gefässe u. Medieamente 541. 

Thomson, W. H., Wortblindheit 557. 

Thorburn, W., Rückenmarsläsion 101. 

Thormählen,J., NeuerHarnbestandtheilö43. 

Tichborne, Ch., Harnsäure d. Haut 779. 


Tigerstedt, R., Nervenreizung 261 — 
Physiologie 526. 

Tivoli, Luft 539. 

Tizzoni, G., Cheyne-Stockes’sches Athmen 
764. 

Tomaschewski, B., Epilepsie u. Hirn- | 


rinde 554, 799. 
Tonnini, Suggestin 556. 
Tossinari, Phenol 526. 
Toupet, Karyokinese 524 — u. 
Karyokinese in der Niere 775. 
Tourette, de la, Hypnotismus 171, 553 
— u. Leque, @., Hysterie 171. 
Tourneux, F. u. Hermann, G., Rücken- 
marksende 559. 
Towne, E. C., Lebenstheorie 526. 
Traube, Wasserstofihyperoxyd 531. 


Cornil, 


Anatomie des Kindes 558 


837 


Traube-Mengarini, Gas d. Fischblase 763. 

Trautwein, J., Bäder 539 

Treitel, Th., Lichtsinn 369 — Adaptation 
der Netzhaut 785. 

Trzebinski, St., Ganglienzellen 170. 

Tschanssow, M., Uteruslage 561. 

Tscherning, Listing'sches Gesetz 549. 

Tschirsch, A., Chlorophyll 568 — Kalk- 
oxalat in Samen 744.‘ 

Tschistowitsch, N., Isolirtes Herz 133 
— Wirkung von Helleborus 768. 


| Tschusi zu Schmidhoffen, Gesang d. Tan- 


nenhähers 551. 

Tuboni, G., Weinrebe 383. 

Tuckermann, F., Geschmacksorgane von 
Mephitis 549. 

Tuffier, Fingerbewegungen 437. 

Tumlirz, 0., Farbenzerstreuung d. Auges 
184, 789 — Schallwellen 791. 

Tusschenbroek, A. P. C. van, Milch- 
secretion 777. 


Uckermann, V., Stummheit 551. 

Uffelmann, J., Eiweissgehalt d. Pilze 205 
— Temperatur d. Nahrungsmittel 547 
— u. Munk, J., Diätetik 169 

Ullmann, Hundswuth 754 — u. Pfungen. 
NV Magenbewegungen 273. 

Ungar, Ei u. Bodländer, G., Zinn (toxisch) 
784. 

Unverricht, Polymyositis 536 

Urbantschitsch, V., Trigeminusreize 507, 
797 — Sinneseindrücke gegenseitig be- 
einflusst 786. 

Urech, F., Saccharobiose 458. 

Uskow, N., Blutgefässenfwiekelung 808. 

Ustimowitsch, Gefässtonus 506. 


Vaerst, G@., Kehlkopfpfeifen 762. 
Vajda, Urogenitale (männl.) 807. 


ı Vaillant, L., Tastfäden d, Bathypteren 562 


— Antennarius 747. 

Vaillard, L. u. Pitres A., Paralyse 171 
— Neuritis 613 — Trophische Störun- 
sen 5583. 

Valett St. George la v., Spermatogenese 
806, 807. 


' Valude, Cyelopie 808. 
' Vanlair, C., Innervation der Haut 801. 


Vanni,L.u. Pons,E., Phosphate i. Harn 778. 

Varaglia, Su: Conti, A., Herznerven 543. 

Varda, G. de u.Spica, M., Chlorkohlen- 
stoff 529. 

Varigny, H. de, Herzthätigkeit 21 — 
Wirkung von Süsswasser 84, 566 — 
Aurelia 389 — Temperaturerhöhung b. 
Crustaceen 173. 

Vassali, @., Pankreas 779 — u. Bizzozero, 
G., Seeretion 778. 

Vaugham, V. C., Giftiger Käse 547 — 
Tyrotoxin 754 Tyrotoxikon 784. 
532. 


838 


Veit, ]., Geburt 560. 

Vejdovsky, F., Excretionssystem 780. 
Venables, F. P., Geschmack 790. 
Veraguth, Klima 525. 

Verson, E., Stigmen von Bombyx 562. 


Vetter, A., Localisation in der Rinde 170 


— Epilepsie 386. 
Vesterbere, A., Amyrin 426. ! 
Viallanes, H., Hirn der Orthopteren 554 
— Gelirn der Wespe 802. 


430. 

Vierordt, Gehen 760. 

Vigna,l w., Mikroben d. Verdauungstraetes 
622, 783. 

Vignier, C., Bogengänge 549. 

Vignon, L., Kohlensäurebestimmung 811. 

Vigoureux, R., Widerstand i. d. Basedow- 
schen Krankheit 735. 

Villemin, Diabetes 59. 

Villanes, H., Gehirn der Insecten 251. 

Villejean, E. u. Dalche, Wismuth 525 — 
u. Regnauid, Ohinin 167. 

Vincent, Monstrositäten 559. 


Namensverzeiehniss. 


Walter, P. A., Harnsäurebestimmung 811. 
Warlington, Nitrate im Boden 527. 
Warner, F., Anatomie der Bewegung 538. 
Warren, J. W., Verdauung lebenden Ge- 
webes 548 — Reactionszeit 802. 
WEDER, A. u. Meyer, V., Acetoxime 
524. 
Wasserzug, E., Bacillus pyocyaneus 749. 
Wassilieff, N., Schluckreflex 698. 


D ' Wassmuth u. Schilline, Galvanometer- 
Viaud-Grznd-Marais, Kleopatra’s Tod 590. | 
Vicelle u.Beriheloih, Verbrennungswärme | 


constante 812. 
Watson, B. A., Herzpunetion 541. 
Watteville, A. de, Öonvergenzbewegung 
376. 


‘ Waymouth, E., Reid u. waller, Herz 245 


Vincenzi, L., Spaltpilze 40 — Oliven S00. | 
Vintschgav, M. v. u. Steinach, E, Re- | 


actionszeit 802. 
Virchow, R., Myxödem 162. 
Viscardi, E., Hysterie 559. 


— Herzschlag 476, 773. 

Weber, H., Wheatstone'sche Brücke 201. 

Weber, L., Photometer 562. 

Weber, van Bosse A., Aleen 749. 

Wedding, M., Einfluss des Lichtes auf die 
Haut 577. 

Wedensky, N, Ritter-Rollet'sches Phäno- 
men 256, 269. 

Wegener, F., Tabes 170. 

Wehmer, C., Formose 736, 744. 

Weidel, Chinolin 74U. 

Weigert, C., Färbung 388 — Vererbung 
560. 


Weil, L. A., Zahnpulpa 547. 


Vizioli, R., Suggestion 397. N 


Vöchting, H., Knollen 501. 

Vogel. H. W., Mischfarben 388 — Moment- 
aufnahmen 388. 

‚ Vog’, C., Vererbung 172. 

Voisin, A., Larroque u. Seglas, Hysterie 
558. 

Voisin, J., Suggestion 379. 

Voit, C. v., Vegetarianismus 784. 

Voit, E., Glykogen aus Kohlehydraten 740. 

Volkens, A., Drüsen der Tamariseineen 744. 

Vosmaer, J. u Jchnstone-Lavis, Mikrosk. 
Schnitte 563. 

Vuillemin, P., Schistostega osmundacea 


326. 


Wagner, H., Santonin 459. 

Wagner, J. u. Gärtner, Hirnkreislauf 372. 

Wagner, P., Riesenwuchs 560. 

Waldeyer, W., Schilddrüse 162 — Samen- 
fäden 387 — Placentarkreislauf 166 — 
Karyokynese 324, 561. 

Waldschmidt, J., Taubstummengehirn 267 
— Nervensystem v. Polypherus 791 — 
Nervensystem d. Gymnephionen 802. 

Walkhoff, Zahnbein 561. 

Wall, A. J., Geschlechtsbestimmung 806. 

Waller, A., Herzschlag 773 — u. Way- 
mouih Reid, E., Herzaction 245, 542 
— Herzschlag 476, 773. 

Wallich, M., Trophische Störung 165. 

Walter, O., Hyoscin 385. 


Weill, S., Acetanilid 362, 752. 

Weir u. Birdsail, Hirnoperation 798. 

Weiss, J. u. Schmidt E., Cholin 740. 

Weliky, St., Lymphherzen 542. 

Went,C ‚Vacuolen 742 — Zelltheilung 742. 

Werner, R., Galle und Niere 548. 

Wernich, A., Desinfeetion 532. 

Wernicke, A., Erregbarkeit bei cerehr. 
Lähmung 794 — Hypnose 804. 


' Wertheim, Th., Selieinheiten 672. 


Weriheimer, E., Respiration 95 — Atlı- 
mungscentrum 763. 

Weriheimer, L., Darm von Oryctes 548. 

Wesley Milis, T., Herzschlag 384. 

Westermaier, M., Gerbstoff 330. 


Westien, H., Apparate 172 — Doppel- 


| 
| 
| 
| 


lupe 811. 
Wesiphal, C., Kniephänomen 386 — Lälı- 
mung der Augenmuskeln 683. 
Wey!, Th, Torpedo 569. 
Whitcher, G. H., Luftwurzeln 383. 
Whitaker, J. R, Centralnervensystem 582. 
White, W. Cervicalganglion 484. 
Wick, L., Hämometrie 402, 541. 
Wide, A., Nervendruck 537. 


' Wiedersheim, R., Abstammung d. Men- 


schen 557 — Geruchsorgan d. Tetro- 
donten 791. 

Wieler, A., Jahresringe 559 — Plasmo- 
iyse 742. 


| Wiet, Metabolismus des Embryo 558. 
| Wigand, A., Färbung von Laub 527. 


Wilbrand, H., Seelenblindheit 170. 


Namensverzeichniss. 


x 


Wild, R. B., Chinin 536. 

Wilder, G., Hirn der Dipteren 558. 

will W., Naringin 8$ — Zucker 362 — 
Zuckerbestimmung 546 — Hydrastin 
601 — Kküböl 604. 

Wille, N., Anpassungen der Pflanzen 605. 

Windie, B., Handmuskeln 760. 

Wingfield, H. E. u. Langley J. N., Hyp- 
notismus 804. 

Winogradsky, S., Schwefelbaeterien 534. 

Winter, Neugeborene 16. 

Wirth u. Brasse, L., Quecksilberausschei- 
dung 779. 

Wirtz, Ch. u. Anschitz, R.. Säuren 532. 

Wislicenus, J., Anordnung der Atome 
534. 

Wissokowitsch, W., Milchsäure d. Leber 
174. 

Wlassak, R., Kleinhirn des Frosches 800. 

Wöhler’s Organ. Chemie 166. 

Wolff, G., Niere 384. 

Wolff, M., Ohromasie d. Auges 550 — 
Miessmuschel 747. 

Wolfner, F., Sphygmomanometrie 774. 

Woll, F. W. A., Butter 169. 

Wollerner, A. B., Geisteskrankheit 801. 

Wellny, E., Mikroorganismen 167. 

Wollny, F., Erkennen 387. 

Wooldridge, L. €C., Blutgerinnung 20 — 
Blutserum 585 — Mikroorganismen 584 
— Schutzimpfung für Milzbhrand 748. 

Worm-Müller u. Schröter, Zuckerbestim- 
mung 168. 

aan, J., Bewegungen der Pflanzen 
44. 

Wüllner Physik 32 

Wundt, W., Lieht u. Farben 789 — Ge- 
denkrede an Fechner 734 — Wahr- 
nehmung 808. 

Wurster, C., Hühnereiweiss 495 — Oxy- 
dation 59 — Eiweiss 327 — Eiweiss- 
und Tyrosinreaetionen 193 — Wasser- 
stoffsuperoxyd und Kohlehydrate 33 — 
Wasserstoffsuperoxyd (Oxydätion Färb- 
stoffbildung) 741 — Wasserstoffsuper- 
oxyd und Eiweiss 8 — Salpetrigsaures 
Natron 327 — Ammoniakbestimmung 


ı 


485 — Congoroth 240 — Hygrometer 
812 — u. Schmidt Kohlensäure im 
Harn 421. 

Wynter Blyth, A., Hirnuntersuchung 798. 


Yarrow, H. C., Schlangınbiss 525 — 
Jaborandi gegen Schlangenbiss 751. 

Yung, E., Helix 747. 

Yuzero, Motoro u. Stanley Hall H., Druck- 
empfindung 790. 


Zaayer, H. €. de, Andromedotoxin 300. 
Zacharias, E., Zellkern 646 
Zacharias, O., Befruchtung bei Ascaris 
809. 
Zäslein, Th., Öholerabaeillus 536. 
Zaleski, S. S., Muskel 11 Morbus 
maculosus 426 — Eisen i. Muskel 537 
— Eisen im Thierkörper 592. 
Zamshin, A. J., Ureteren 544. 
Zappa, R. u. Spallanzzani Arsen 548. 
Zawarykin, Fettresorption 315. 
Zelerizki, Spinalganglien und Wurzeln 
801. 
Zelgersm2, Hirnschenkel 552. 
Zellwener, J., Sehnerven- und Hirner- 
krankung 555. 
Zenner, Ph., Neurose 386. 
Zerner, Th. jun., Speichelseeretion 776 
— u. Paschkis, H., Strophantus 753. 
Zesas, D. @., Schilddrüsen-Exeisionen 779. 
Ziegler, Amaurose nach Blutverlust 543. 
Ziegler, G. A., Wasseranalyse 564. 
Ziehen, Th., Sphygmographie 771, 802 — 
Secundäre Degeneration 49. 
Ziemsser, H. v., Elektrieität 167. 
Zigari, G., Coneurrenz der Mikroben 529. 
Zimmermann, A., Pflanzenzelle 742. 
Zoja, Muskelkraft 1698 — Dolichotrichie 
172. 
Zuckerkandl, E., 
Siebbein 808. 
Zuntz, N, u. Berdez, Weingeist 113 — 
u. Lehmann, Munk, J., Müller, F., Sena- 
tor, Hungerversuch 784. 
Zwaardemaker, H., Lymphzellen 542 — 
Mikrotom 812. 


Riecheentrum 30 


Be 


Sachregister. 


Ablenkung der Schallstrahlen 431. 

Absorption von Alkaloiden 495; der 
Harnblase 45. 

Absorptionseoefficient d. Kohlensäure 
735 — Bänder subjeetiv 550; (Be- 
deutung) 735. 

Abstammung des Menschen 557. 

Accessoriuslähmung 332. 

Accomodation 549, 550, 627; u. 
Convergenz 789; bei Medicamenten 
789; binoculare 789; d. Ohrs 677. 

Accomodationslähmung 38. 

Accorde, musikalische 385. 

Avephale, ihr Nervensystem 630. 

Acetanilid 362, 382, 494, 531, 563, 

- 752, s. Antifebrin. 

Acet-Essigsäure 776. 

Aceton 776. 

Acetonitril 382. 

Acetonurie 54. 

Acetoxime 524. 

A cetylin 540. 

Acidum uriecum 642, s. Harnsäure. 

Actinosphärium, künstliche Theilung 
557. 

Aecute Anämie 308. 

Adaptation der Netzhaut 785. 

Adenin 6. 739. 

Aether 167, 531, 613. 

Aethernarkose, Selbstbeobachtung 553; 
Wirkung 791; bei Pflanzen 743. 

Aethylenchloryr 785; u. Auge 788. 

Affinitätslehre 526. 

Agraphie 170. 

Akustisches 186. 

Albumin 40, activ 742; s. Eiweiss. 

Albuminoide 201. 

Albuminurie 9, 544, 545, 708; (nor- 
male) 778, 438. 

Albumose 535, 740. 

Aldehyd im Organismus 741; u. Glyeol. 
741. 

Alexie 170. 


n— 


Algen 744 — parasitische 749. 

Alkalescenz des Blutes 28. 

Alkaloide 8, 182, 226, 501, 752 — 
i. Harn 620 — i. Körper 741, 495. 

Alkannin 642. 

Alkohol 113, 167, 529, 548, 741 — 
Oxydation 391; Verbrennungswärme 
430 — Wirkung 113; — 169 u. Pepsin 
784; — tertiärer: Wirkung 75). 

Alkoholgährung 534; der Galaktose 
74 

Allantois 807. 

Alloxantin 19; u. Blut 767. 

Allyl 524. 

Alopecia 372, 558. 

Alpheus; Embryologie 558. 

Amaurose 550: nach Blutverlust 543. 

Amblyopie 550, 789. 

Ameisensäure 58, 382. 

Ammocoetes 236. 

Ammoniak 471: — Bestimmung 485; — 
Phosphate 533; — Zersetzung d. Harns 
97 


Amputation 76; spontane 65, 383. 

Amylaceen 534. 

Amylum 182, 530. 

Amyrin 426. 

Anämie 555; acute 308; 
hirns 552; pernie. 541. 

Anästhesie 229; der Retina 385; 
d. Pflanzen 282; d. Schleimhäute 549; 
hysterische 790; künstliche der Haut 
554. 

Anästhetiea 159, 574; bei 
527. 

Analauge d. Gasteropoden 562. 
Anatomie der Bewegung 538; 
Kindes 558; — Studium 524. 

Andromedotoxin 300. 
Anilinfarben in Zellen 652. 
Anneliden (Entwiekelung) 809. 
Anophthalmus 558. 
Anpassung der Pflanzen 60). 


des Ge- 


Pflanzen 


des 


Sachregister. 


Antedon 196; Entwiekelung 810. 

Antifebrinwirkung 752. 

Antipyrin 528, 530, 536, 640; u. 
Stryehnin 751; — Wirkung 751, 752 
139. 

Antisepsis 382, 750 — u. Gährung 749. 

Antiviviseetion-Society 524. 

Aorta von Insecten 542. 

A orteninsuffieienz 338. 

Aphasie 130, 170, 386, 484, 555, 791, 
799; Worttaubheit 594. 

Aponeurose der Hand 580. 

Aponeurosenspanner 437. 

Apoplexie des Rückenmarks 801. 

Apparate, mikroskopische 57; zur 
Zeitschreibung 695. 

Apperception 731. 

Arabinose 225, 428. 

Area celsi 801. 

Armegeflecht 202; — Gelenke 760; — 
— Muskeln 760. 

Aromatische Körper 5. 

Arsen 548. 

Arterienbogen 561; — 
kungen 310. 

Arzneimittel 590 — Wirkung 
Medicamente u. s. Wirkung. 

Asearis (Befruchtung) 809; Richtungs- 
körperchen desselben 639. 

Ascidien, Entwickelung 558. 

Asparagin 524, 740. 

Asphyxie 768. 

Assimilation 25; d. Pflanzen 5297. 

Association 557 — von Gedanken 52. 

Astigmatismus 164, 673, 789; hyste- 
rischer 682; u. Tensor choroideae 789. 

Asymmetrie des Gesichtes 805. 

Ataxie 75, 5:3, 760, 794, 800; 
ditäre 802. 

Athetose 75. 
Athembewegungen 614; — Reflexe von 
der Nase 762; — Zug, erster 539. 
Athmung 9, 113, 114. 160, 504, 580, 
582, 662; Cheyne-Stokes’sche 145, 
764; der Pflanzen 158, 536; künst- 
liche 540, 763 — u. Liehtwirkung 763 
— u. Sehlaf 763, 764; — u. Temperatur 

164 — s. Respiration. 

Athmungscentrum 539, 762, 763 — 
Innervation 764; — Rhythmus 761. 

Atome Anordnung 584; Grösse 785. 

Atrophie 802; der Muskeln 578; der 
Sehnerven 808. 

Atropin 85, 156, 235, 532; — Wirkung 


0, 

Auer'sches Licht 562. 
Auffassung 52. 
Aufmerksamkeit 557, 731, 804. 
Aufsteigende Paralyse 552. 
Augapfel, Grösse 548. 
Auge 148; anales der Gasteropoden 

562 ; Anatomie 385; b. Nierenkran- 


Tonusschwan- 


602, s. 


-here- 


841 

ken 550; der Arthropoden u. Mol- 
lusken 548; d. Fische 550; Diabe- 
tischer 385; d. Zirbeldrüse 799; 
einfache 548; Ernährung 549; im Tod 
550 ; phylogen. Entwickelung 791; un- 
paares 552; von Cervus 126; zusammen- 
gesetztes 549. 

Augenbewegungen 186, 189, 190, 263, 
538, 550, 789; — Defect 808; — 
Heilkunde der Griechen 548; — Hinter- 
grund photographirt 812; — Lid- 
bewegungen 75, 789 — Tafel 385. 

Augenmuskel 550; hei Hysterie 550; 
Kerne 683; — Lähmung 15, 352, 385, 
683; durch Suggestion 684; — Nerven 
628 


Augennervenlähmung 800. 

Augenverletzung 169. 

Aurelia 389. 

Ausathmungsluft, giftige 538. 

Aussalzen 685. 

Ausscheidung der Kohlensäure 583 
d. d. Brustdrüse 779. 

Auswurf 546. 

Auto-Intoxieation 382; — Suggestion 253. 


Bacillus anthraeis 396; 
Glyeeringährung 741; d, 


butyl. bei 
Buttersäure 


532; d. Cholera 749; d. Kartoffel 
749; d. Eiters 585; d. Milzbrand 
465; in der Niere 778; pyocyaneus 
749. 


Bacterien 166, 359, 395, 396, 496, 535, 


527,530; d. Luft 530, 811; d. Milch 
534; im Ei 529, 607 ; im Futter 
750; ihre Fermente 547; i. Wasser 


385, 394, 547, 783; photogene 531; 
redueirende 749: — u. Temperatur 749. 

Bacterien bestimmune 811; — Färbung 
563; — Kampf 529, 749; — Kunde 
382: — Methode 167, 564. 

Bacteriologisches 532, 564. 

Bäder 329, 539, 710; hydro-elektrische 
boD. 

v. Baer, Rede 524. 

Balbiani's Bläschen 356. 

Balkenloses Gehirn 797, 798. 

Barium im Organismus 86. 

Bariumsalze 86. 

Basedow sche Krankheit 546, 735. 

Bastarde 356. 

Bauchspeicheldrüse 520; — Reden 551. 

Becherzellen 67, 313, 577. 

Beethaar 468. 

Befruchtung 53, 77, 809; b. 
809; bei Neunaugen 560. 

Begattung der Lacerta 560. 

Benzo@säureanhydrid 740. 

Benzol 39. 

Benzoylderivate 303. 

Beschäftigungsneurose 386. 

Besessene 556. 


Ascaris 


842 


Beuger des Daumens 285. 
Bewegungen 171; 


d. Pflanzen 744; d. Seesterne 168; 


d. Auges 789; d. .Magens 275, 
3l4; gesehen 164; wahrgenommen 
233; willkürliche 799. 

Bewegungsempfindung 317, 550; — 


nachbilder 135; — Störung 802. 

Bewusstsein 5)6. 

Bibliographie 523, 524. 

3ier 12#, 547; — Wirkung 779. 

Bienen 528; — Zellen 528; — Zunge 549. 

Bildungswärme 305. 

Bilharzia 809. 

Binoeulares Sehen 716. 

Biologie 526, 529, 700. 

Biomechanik 734. 

Bittermittel 783. 

Biuretreaction 778. 

Blase der Fische 436, 768. 

Blasen missbildung 808. 

Blastoporus 809. 

Blatta, Speicheldrüsen der 477. 

Blätter d. Pflanzen (ihre Farbe) 743. 

Blattgrün 433, 568. 

Blindheit, halbseitige 515; b. 
läsion 798. 

Blinzeln 75. 

Blitz 534. 

Bloch 's Gesetz 47. 

Blut 115, 230, 287, 293 — Geistes- 
kranker 384: i. 
Milz 620; i. d. Schwangerschaft 766; 


intraperitoneal 287; mikroskop. 811; | 


Parasiten 540; Schwere d. 160; — 
u. Alloxantin 767. 

Blutalkalescenz 28; — Bewegung; 706 
— Cireulation gekreuzte 664; — ÜÖon- 
centration als Nervenreiz 680, 797; — 
Gurven 637; — Druck 146. 311; bei 
Vagusreiz 774, 586; i. Herzen 16; i. 
Hirn 50; u. Nierenseeretion 779; — 


Farbe 541; — Farbstoff 247, 327, 541, 


704; s. Hämoglobin; — Gefässe des 
Darınes 780; der Ophiuren 554; Em- 
pfindlichkeit 246; Entwickelung 808; — 
Gerinnung 20, 772 — Geschwindigkeit 
542; — Körperehen 115, 231, 366, 583, 
765; d. Cyelostomen 541; d Frosches 
541; farblose 17, 168, s. Leukocyten; 
rothe 203. 384, 764, 772, 773; u. Salze 
541.773; Zählung 812; — Krystalle 541; 
— Messung 402; — Plättehen 311, 772 — 
Scheibehen 311 — Serum 585; u. Salze 
772; — Spindeln 540; Stauung im 
Hirn 265° — Strom 118, 706 — Ver- 
änderung 542; — Vertheilung in der 
Lunge 543. 

Bluten d. Pflanzen 597. 

Brechungsvermögen der Linse 290. 

Boden 471; Chemie, des 744; Stick- 
stoff darin 197, 397. 


choreaartige 75; _ 


Hirn- | 
ı Caffein 428; s. Coffein. 
| Oaffee 348. 


Gehirn 188; d.ı 


Sachregister. 


Bogengänge 549. 675, 722; Funetion 
790; — Lampe 563 

Bombe calorimetrische 24. 

Bouillonextraet 347. 

Boussingault 524. 

Bowman’'sche Drüsen 575. 

Brachialplexus 202. 

Breehact 547. 

Brecehung des Schalles 431. 

Breehungsindex der Muskelfasern 433. 

Bronchialspalten 808. 

Bruein 198; — Wirkung 753. 

Brücke, Wheatstone’sche 63. 

Brustdrüse 515; Ausscheidung von 
Medicamenten 779; — Korb 540; — 
Organe, Entwickelung808; — Warzen d. 
Frosches 545. 

Bürzeldrüse 3, 342. 

Bulbus oe., Grösse 548 

Butter 169 —; Analyse 563; — Säure- 
gährung 39. 

Butylalkohol 383. 


' Cacao 348. 


Cachexia strumipriva 779: 
Cadaverin 571. 


Calomel 169, 530. 

Calorimetrie 237, 540; — d. Menschen 
338. 

Calorimetrische Bombe 284. 

Capillardruck 365. 

Capsula suprarenalis 668. 

Careinom (Mikroorganismen) 749. 

Öardiogramm 475 

Cardiographie 201, 774. 

Cariea Papaya 530., 

Castration 355, 806; parasitäre 806. 

Cellulose als Nährmittel 784; — Gährung 
750, 782. 

Gentraleanal 552. 

Centralnervensystem(Anatomie) 552. 

Centren 802; d. Gesichtsmuskeln 799; 
d. Respiration 266; s. Athmung; der 
Rinde 209; s. Loealisation. 

Gerebellum 513. 

Cerebrospinale Centren 802. 

Öerviealganglien 484. 

Charakter 171. 

Chemie, organische 166, 734; phys. 
u. path. 734. 

Cheyne-Stokes’sche Respiration 145. 

Öhinaalkaloide 640. 

Chinesengehirn 251. 

Chinin 167, 536, 602. 

Chinolin 740; — Wirkung 753. 

Chloralhydrat gegen Wuth 533. 

Chlorbromnaphthalin 526. 

Chloride d. Harns 784. 

Chlornatrium als Nervenreiz 680; s. 
Kochsalz. 


Sachregister. 345 


Chloroform 143; — Wirkung 574 

Chloraphyll 242, 433, 527, 568, 742; 
d. Epidermis 743; Funetion 743; Wir- 
kung 743. 

OhlorsaureSalze 213, 686; Wirkung 750. 

Chlorschwefeläthyle (Wirkung) 750. 

Oholeinsäure 404. 


Cholerabaeillen 525. 527, 536, 749; — | 
Ptomaine 749; — Roth 642, 643, 749. | 
| Darm 259, 418, 184: dl. 


Cholin 462, 740. 
Cholsäure 664; — Formel 740. 


Chor da dorsalis 807; — tympani 558, | 


507. 

Choroidea 482. 

Chromasie des Auges 184, 550. 

Chromatophotometer 409. 

Chromhidrosis 544. 

Chronograph 564. 

Chylurie 778. 

Cinehonin 753 

Cireulation, gekreuzte 664; im Ge- 

Wachsthum 329. 

. Cireulus art. Villisii 542. 

Citronensäure 226. 

Cleopatra's Tod 530. 

Coagulation 115, 366. 

Cocain 59, 244, 301, 383, 393, 528, 
532, 788 801; — Sucht 529; — Wir- 
kung 752, 758. 

Gochenille 299. 

Coffein 428, 536, 779; — Wirkung 770; 
auf die Reactionszeit 804. 

Cohnheim’'sche Felder 757. 

Colehiein 58. 

Collateralkreislauf 586. 

Combinationstöne 186. 

Comissura cerebri anterior 552. 

Complementärfarben 388. 

Coneurrenz der Mikroben 529. 

Condylen des Hinterhauptes 760. 

Congoroth 240. 

Coniin 382, 528. 

Gonjugation d. Infusorien 809. 

Gonjunetiva (Mikroorganismen) 528. 

Conservirung 388. 

Consonanten 164. 

Gontinuität d. Keimplasma 636. 

Contrast 508, 509, 557, 672, 789; 
simultaner 70; psychischer 553. 

Coordination 79%. 

Convergenz d. Augen 376 — u. Acco- 
modation 789. 


Copulation von Spinnen, Lacerta 560. | | 
| Drehung der Polarisationsebene 572; 


Cornea und Aethylenchlorür 785. 

Goronarkreislauf 542. 

Corpus callosum 373; — 
795. s. Streifenhügel. 

Cortis Membran 5890; — Organ 349. 

Cotarmin 644. 

Cretin 149. 

Criodrilus 747. 


striatum 


| Grustaceen 173; Selbstamputation 69. 
| Crystallinse 290. 


Curare 200, 460, 535: — Diabetes 122, 
Curven (reprodueirt) 812. 

Outis 548. 

Gyelopie 808 

Cytisus 530. 532. 

Cystisinnitrat 525. 


ÖOrustaceen 
785; d. Insecten 547; d. Vögel 547: 
v. Fisch 591; v. Oryetes 548; — Ge- 
fässe 780. 


| Darmbewegungen 621, 780, 784: — 
Epithel 408; — Naht 564; — Schleim- 
haut 784; — Traet, Baeterien daselbst 


359, 785. 
Darwin's Leben 524. 
Dauer d. Gesichtseindruckes 99, 593, 594. 


ı Deeapitation 897,470, 575; s. Geköpfte. 
| Degeneration (absteig.) 800; d. 
hirn 188 — i. d. Orbita 550; — u. | 


Hirn- 
schenkel 795; — d. Nerven 94, 795, 
796; d. Rückenmarks 101, 801; secun- 
däre 49. 

Dendrocoelen 809. 

Denken 130, 171. 803. 

Denkvermögen 513. 

Desinfeetion 532. 

Destillationsapparat 811. 

Dextran, thierisches 362. 

Dextringährung 750. 

Diabedesis 765. 


| Diabetes 24, 59, 384, 544, 545, 778: — 


u. Glycerin 774. 
Diazoamidoverbindungen 524. 
Diätetik 169. 

Diamine 88 — aromatische 570. 
Diamagnetismus lebender Substanz 
93, 229. 


| Diaphotoscop 564. 


Miastase 280, 349, 737. 

Diffussion 6 — d. Gase 755. 
Disitalis 533. 

Digitalinwirkung 770. 

Dinophilus 561. 

Dioptrik d. Auges 788; d. Linse 385. 
Dioxynaphthalinwirkung 752 
Diuretiea 2. 

Diurese; s, Harnseeretion. 


' Doliehotriehie 172. 


Doppelbreehung v. Membranen 742. 
Doppelsinnige Leitung 537. 
Dotterkern 356. 

Dottersaek 809. 


d. Humerus 562. 

Drehungs gesetz 559; — Vermögen opti- 
sches 572. 

Drillingshirn 59%. 


Druek, hoher, 284, 612; 
812; durch Gährung 531. 


| Drosera 59. 


intraoeul. 


344 


Druckempfindung 790 ; — Schwankungen 
(Traube-Hering sche 771. 


Drüsen 96; — Bau 561 ; — Regeneration 


543; — Secretion 545; s. Secretion. 
Duboisin 459. 
Dünndarm 784; — Resorption; 671 — 
Secretion 671. 
Duodenum 547. 
Dysanagnosie 51. 
Dyslexie 51. 


Eegonin 369. 

Echinodermen 535; Herz 184; Keim- 
zelle 809. 

Eehinorhyncehus, Entwickelung 560. 

Ei 356, 380, 807; Befruchtung 77; — 
d. Blutegels 558; d. Chitoniden 562; 
d. Fische 150, 558, 561; Furchung 
807; menschliches 355,807; d. zweiten 
Woche 559; ‘ Theilung 53, 77; u. 
Menstruation 807; v. Endrilus 809. 

Eier d. Insecten 557; leuchtende 746. 

Eierklystiere 546; — Stock 191. 

Eis 561 — u. Bacterien 607. 

Eisen bei morbus maculosus 426; i. 
Muskel 11, 537 i. Thierkörper 592. 

Eischalen 558. 

Eiweiss 84, 282, 327,495, 6€5; norm. 
u. pathol. 739; als Nährmittel 784 
d.%, Milch; 469% 7:4. Pilze 120557 °.d! 
Samen 744; ji. Harn 95, 438, 543, 
544. 620; — Bestimmung 563; — Bil- 
dung 467; — Klystiere 547 ; — Körper 
685; — Proben 533; — Reaetionen 40, 
193, 390, 739; — d. Zellhaut 742; — 


Synthese in Pflanzen 743 — Umsatz 
782; — u. Salze 772; — Verdanlichkeit 
ik — Verdauung 317; — Zerfall 


Elastische Fasern, Entstehung 558, 805. 

Elektrieität 167: medieinisch 525. 

Elektrische Erscheinungen b. Seceretion 
344, 671; — Lieht 563; — Organ 537, 
747; — Ströme in Drähten 735. 

Elektrisirung 754; mit statischer 
Elektrieität 377. 

Elektrieitätals Todesursache 62, 754; 
— d. Atmosphäre 735; -- Convection 
der 735. 

Elektrotonus 757. 

Elektrosynthese 177. 

Elemente 167. 

Elephant 383. 

Elliptische Lichtstreifen 350. 

Email 407. 

Embryo 210; Axe des 809; menschl. 


808; d. Frosches. 809; v. Salmo 
809; v. Torpedo 809. 
Embryologie v. Alpheus Eehinor- 


hynchus 560 — d. Monotremen 558; u. 
marsupialia 808. 
Embryologische Methode 564. 


Sachregister. 


Emetin 753. 
Emigration 336, 772. 


Empfindungen 171, 724; d. Hals- 
organe 555; d. Insecten 622 Ge- 
schwindigkeit 550; secund. 790; — 


u. Bewegung 556. 
Empfindlichkeit d. Harnblase 234. 
Emulsin d. Mandeln 744. 
Endocardium, Muskeln des 541. 
Endothel d. Herzens 558. 
Entartungsreaction EB. 
Entoptisches Sehen 481 — Sehfeld 

349. 

Entwiekelung d. Ascidien 560 — d. 
Gliedmassen 76; d. Knochenfische 
561; d. Zähne 151; niederer Thiere 
809, 810; organische 388. 

Entwickelungsgeschichte 32, 808. 

Entzündung 528, 765. 

Epiblast 808. 


Epidermis 548, 608, 725; Pigmente 
519. 
Epilepsie 386, 554, 801, 802; corti- 


cale 386, 799, 801. 
Epithel d. Blase 67; — Canäle 529 — 
Nerven 537. 
Enzyme 530; lösl. 740; 
hei Pflanzen 546. 
Erbrechen 783. 
Erde, Stickstoff darin 396, 397; s. Boden. 
Ereetion 251. 
Erhabensehen 452. 
Ericaceen 300 
Erinnerung 808. 
Erkältung 383, 384, 532, 536, 754. 
Erkennen 3837. 
Erkenntnisstheorie 555. 
Ermüdung 31, 526, 758. 
Ernährung 25,5 169, 439, 784; der 
Pflanzen 743 — u. Nervensystem 784. 
Erregsbarkeit bei cerbr. Lähmung 794 
b. hohem Druck 284 d. Gross- 
hirnrinde 74 d. Nerven 269; u. 
Muskeln 696 — verschiedener Nerven 
256 — verschiedener Muskeln 269 — 
u. Wärme 535. 
Erscheinungen, entoptische 481. 
Ersehütterung 727. 
Erstieken 763. 
Erythroblasten 765. 
Erythropsie 235, 786. 
Ethylenehlorür 536. 
Exkrete 384. 
Exkretion niederer Thiere 780. 
Experimente an lebenden Thieren 530. 
Exspiration 287; active 615. 
Expirationsluft 763: — Apparat 172. 
Extremitäten der Vertebraten 561. 
Extravasate (Pigment) 773. 


317, 385; 


Wirkung 


Faeces 
622. 


Mikroorganismen 


Sachregister. 


Färbung d. Nahrungsmittel 393; d. | @Gährung 382, 531, 533; 


Thiere 526; von Laub 597. 
Fäulniss 309; — Basen 749. 


Farben 789 der Antea 747; d. Blätter | 


536; d. Ocean 735; — u. Lieht 789; — | 
| Galaktan 326, 459. 


u. Töne 791. 
Farbensinn der Thiere 370, 549; — 


Blindheit 549; — Empfindung 549, | 
626; — Mischung 445; — Photometrie | 


446; — Zerstreuung 184; (d. Auges) 789. 
Farbstoffe als Reagens 172. 
Fasten 140, 546, 556. 
Faunaausbreitung 747. 
Federgalvanometer 562. 
Federnde Finger 43. 


Fermente 8, 349; d. Bacterien 547; d. | 


Magens 546; d. Magensaftes 347; d. 
Verdauung 46; im Harn 23, 778; 
Milehsäure 532; im Organismus »740:; 
lösliche 740. 
Fett 169; im Körper 741. 
Fettbildung 547; — Krystalle in Faeces 
385; — Reihe 382; — Resorption 26, 


315, 477, 782 — Säure 172, 741; im 


Harn 588. 


Fibrin20, 772; verdaut. d. Trypsin 782. | 


Fibringerinnung 772;— Verdauung 784. | Gasdiffusion 735; 


Fieber, gelbes 535. 

Finger, federnde 43 überzählige 808; 
— Bewegung 437. 

Firnissen der Haut 754. 

Fischblase 436: Gas darin 
Darm 591. 

Fische, Biologie 747; eleetr. 755. 

Fisteloperationen beim Hunde 810. 

Fleisch als Nahrungsmittel 26; 547; 
Extraet 347; — Milchsäure 548; 
Zucker 603. 

Fleisehl’s Hämometer 540, 541. 

Flexor pollieis 285, 286. 

Flüssigkeiten, in Röhren strömend 22. 

Flug 112. 

Fötalbewegungen 561. 

Fötusernährung 807. 

Foramen, ovale 541. 

Formose 91, 736, 744. 

Fortpflanzung d. Schnecken 561; 
geschlechtliche 557, 806; v. Euglypha 
561. 

Fovea centralis 805. 

Friedreich sche Krankheit 801. 

Frosehlarven 103; — Hirn 596. 

Fruchtbarkeit der Bastarde 356, 560, 

Frucehtzucker 86. 

Frühgeburt 268. 

Fühler d. Insecten 149. 

Fühlraum 521. 

Funken, elektrischer 93. 

Furchen 552, 79. 

Furehung 268. 

Furfurol 518; — Wirkung 751. 

Fuss 332. 


CentralLllatt für Physiologie. 


763; — 


ı Gallenblase 778; 


S45 


d. Cellulose 
750, 782; d. Essigsäure 570: von 
Amylum 750; von Dextrin 750: d. 
Milchzuckers 741 — d. Glycerins 741: 
v. Methan 570 ; — u. Antisepsis 749. 


Galaktose 326, 741; — Alkoholgäh- 
rung 741. 

Galaktorrhoe 779. 

Galle 180, 204, 476, 589; u. Fette 
782; und Herzschlag 773; bei der 
Verdauung 548, 784. 

Farbstoff 232: 

Fistel 548; Gang 718; - 

Jejunal-Fistel 810; — Säuren 180, 404; 

Säurereaction 775: Steine 


545. 
Galvanometer 144; — Constante 812. 
Gammarus 208. 


| Ganglien 801; — Zellen 170: Gefässe 


der 543; s. Nervenzellen. 


Ganglion cervicale 386, 484: — ciliare 
802; — jugulare 695; — d. Augenhöhle 
382: — nasopalatinum 801; — oph- 


thalmieum 714; — spinale 611. 

Gastrula 810. 

durch die Haut 
469; — Spannung im Blut 293; — 
Wechsel 761; bei Alkohol 113; der 
Pflanzen 743. 

Gaumenlaute 164; — Spalte 515. 

Geburt 268, 560. 

Gedächtniss 803; — u. Hypnotismus 
556. 

Gedanken130, 171, 387, 556; s. Denken: 
— Association 52. 


Gefässe 246; der Herzklappen 773 
d. Holothurien 772; d. Niere 246: 
d. Schlangen 772; d. Gehirns 792: 
gereizt 774; ihre Contfättion 246: 
— u. Medieamente 541. 

Gefässinnervation 272, 454; — Tonus 


506. 

Gefühl 170; sinnl. 790 

Gegenfarben 508. 

Gehen 760. 

Gehirn 50, 72, 189, 251, 263, 552, 596, 
728; eonservirt 388; von Indianern 
797; d Inseeten u. Crustaceen 251; 
der Knochenfische 802; von Rinde 
265 ; d. Taubstummen 267;d. Vögel 
553; d. Wespe 802; v. Chimpanse 797; 
ohne Balken 797, 798; — u. Magen 
547; — Anämie 552; — Bahnen 800; 
— Bau 554; Cireulation 188; — Druck 
99; — Entwickelung, frontale 412 559; 
— Kreislauf 372; — Puls 50 : — Rinde 
320, 321, 515 — s. Hirn. 

Gehörseindrücke (schwache) 790; 
Empfindungen 675, 720, 721, 790; — 
Knöchelechen. ihre Entwiekelung 415: — 
Labyrinth 385, 723; — Organ (Lage) 

63 


846 


789; — Prüfung 674; — Schnecke 70, 


349, 790; — Sinn 71; — Störungen 7%. 


Geistesentwiekelung 556; -— Krankheit 
386 

Geköpfte 87, 259, 309, 384, 432, 470, 
533, 575, 692, 754, 802. 

Gelbes Fieber 535. 

Gelenk d. Schulter 760; 
760; d. Daumens 760. 

Gemüthsbewegungen 556, 803. 

Gemeingefühl 787. 

Genitalien der Amnioten 807; der 
Würmer 809; d. Nager Entwickelung 
560; weibliche d Kindes 558. 

Geophilus 168 

Geräusche 447. 

Gerbstoff 330. 

Gerinnung 20, 772. 

Geruchsempfindungen 787; — Sinn 
549: Feinheit 447; — Organ d. Neun- 
augen, d. Tetrodonten 791; v. Polyp- 
terus 791; — Sehlemmhaut 790. 

Gesang 791; d. Tannenhähers 551. 

Geschlecht 499; Entstehung d. 267, 
559, 560; Bestimmung 562, 806; 
willkürlich erzeugt 558. 

Geschleehtsapparat 413 — d Nager, 
Entwiekelung 560 — d. Widder 172, 
560; — Dimorphismus 561; — Epithel 
560; — Zeichen 557 ; — Zelle v. Euden- 
drium 561. 

Geschmack. Feinheit 790. 

Gesehmacksnerven 170; — Organ 723, 
790; v Mephitis 549. 


d. Armes 


.Gesehosse, photographirt 812. 


Gesehwindigkeit von 
strömen 22 

Gesetz, psychophysisches 130. 

Gesicht 388. 

Gesiehtsasymmetrie 805; — Ausdruck 
168; — Entwickelung 560; — Erschei- 
nungen subjeetive 350. 481; — Feld- 
defeet 450; — Missbildung 808; — 
Muskeln 168, 538; — Spalten 558, 808; 
— Verzerrung 321. 

(restalt des Menschen 530. 

Gesundheitspflege öffentliche 734. 

Getränke und Verdauung 348. 

Gewand und Gesundheit 536. 

(Gewicht d. Thiere 747. 

Gifte 123, 528, 530; d. Schlangen =. 
Schlangengift; d. Fische 547; im Harn 
778; i. Käse 547 ; i. Schweinefleisch 547; 
— u. Leber 778; — u. Muskeln 537. 

Giftwirkung 302, 328, 754. 

Glandulae mucosae 439: — thyroidea 
162, 384, 385, 587, 708. 

Glasblasen 811; — Körper 594. 

Gleditsehin 754. 

Gleiehgewichtsorgan 677. 

Gliedmassen 76. 

Glottis supplem. 551. 


Flüssigkeits- 


Sachregister. 


Glycerin 69, 426, 427; — u. Diabetes 
774. 

Glycerinaldehyd 741; — Gährung 741. 

Glykol 531; — u. Aldehyd 741; — Säure 
526. 

Glykonsäure 174. 


| Glykosurie 438. 


Glykuronsäure 155, 458 

Glycogen 392, 406, 736; bei Pilzen 
533, 744; aus Kohlehydraten 740. 

Graminin, neues Kohlehydrat 740. 

Graphische Apparate 812. 

Greisenalter 754. 

Grenze des Sehvermögens 378, 379. 

Grosshirn50; Rindeerregbarkeit 74; — 
Sehenkel 513; s. Loealisation; s. Hirn. 


Grundnetze 812. 

Guaninreaction 260. 
Guanylharnstoff 39. 

Guthrier’s Muskel 538. 

Gyri des Gehirns 681; s. Windungen. 


Haar 754; — Balg 574; — Wechsel 468, 
805; — Wuchs 372. 

Hämapheisehe Reaction 234. 

Hämatin 311, 367, 530, 767. 

Hämatocyten 533 — Phobie 554 — 
Porphyrin 773. 

Hämatoscopie 287, 543. 

Hämaturie 340. 

Hämianopsie 170, 515. 


Hämin 530. 
Hämoglobin 18, 247, 327, 384, 4%, 
540, 704; bei Eechinodermen 773; 


i. Muskel 11; s. Oxyhämoglobin; — 
Krystalle 541; — ometer 562; — urie 
541, 778. 

Hämometer 402, 540, 541. 

Hämorrhagie (neuropath.) 771 

Häringe 529. 

Halsrippen 808. 

Hallueination451, 556; d. Gesichts 349. 

Hand 332, 399, 538, 760; — Gelenke 
698; — Muskeln 760. 

Hanf 499; Alkaloid, des 753. 

Harn 23, 24, 95, 97, 169, 181, 182, 
248, 311, 340, 404, 421, 485, 591, 620, 


708; b. Blutstauung 23; Diabeti- 
tischer 247, 248; als Gift 197, 461, 
525; »b. Hirnreizung 799; Queck- 


silber 477; neue Säure 403; Schwefel- 
wasserstoff 368, 544, 545, 778; 
— Alkalesceenz 330; — Apparat der 
Lepidopteren 780; — Bestandtheil, neuer 
543; — Blase 234, 344; Absorption 45; 
Innervation 545, 761 — Chlorgehalt 
544 — Chloride 784; — Eiweiss 543, 
544; — Fettsäuren 588; — Gifte 778; 
— Kanälchen 707: — Phosphate 778; — 
Reaction 359, 384; bei Arbeit 591, 778; 
— Reagens 620; — Röhre (Nerven. 


Sachregister. 


enden) 790; — Süure 444, 535, 544, 
545, 642; Constitution 712, 738, 740; 
aus Hypoxanthin 407; i. Geweben 233; 
d. Haut 779: Ausscheidung 384; Be- 
stimmung 811; — Seeretion 542; u. 
Massage 778, b. Nacht 775; — Steine 
169; — Stoff 39, 496, 526; bei Leber- 
reizung 546; u. Pheuylhydrazin 740; 
Ausscheidung 384, 620; — Chloride 
168; — Bestimmung 388, 545, 562, 
564, 811; — Zucker 544, 545; Be- 
stimmung 546. 

Hasenscharte 558, 808. 

Hauspflanzen 167. 

Haut,Erkältung 754; Einfluss d. Lichtes 
577; — embryonale 809; — Abduns- 
tung 44; — Diffusion 469; — Empfin- 
dung 790; — Innervation 801; — 
Pigment 519, 608; — Sensibilität 678; 
— Sinnesorgane d. Insecten 791; — 
Widerstand 159. 

Hefe, Alter der 749; — Sporen 750. ; 

Heilmittel, neue 530. 

Helligkeıt in der Meerestiefe 735; — 
Empfindung 717: — Unterschiede 509. 

Hemiathetose 802; — Chorea 801. 

Hemiplegie 271. 

Hemispherenmark 263. 

Hemmung 318, 553, 804; — Reaetions- 
zeit, der 514; — Üentren 733. 

Herderkrankung 23%. 

Hermaphroditismus 77, 523, 
559, 560, 806. 

Herpes Zoster 171. 

Herz 245 Blutdruck 16, 773; der 
Beutelthiere 540; d. Ecehinodermen 
184; elektromotorisch 770, 773; 
isolirt 133, 812; Lymphgefässe 773; 
— Operation 770 — Action 541, 542; 
— Arbeit 773; u. N. vagus 769; — 
Contraetion 476; fibrilläre 773 — En- 
dothel 558; — Faserung 773;—Ganglien 
541, 542, 768; — Gifte 770, 773; — 
Hemmung 705; - Hypertrophie 619; 
— Innervation 543; — Klappen (Ge- 
fässeı 773; — Kreislauf 773; — Mediea- 
mente 540; — Muskel 262; — Nerven 
543, 773; — Punetion 541; — Reizung 
773; — Sehlag 168, 230, 231, 384, 403, 
541, 662, 705, 773; — Stoss 542; — 
Systole 474, 475; — Thätigkeit bei 
Careinus 21. 

Hesperidin 362. 

Heterogenese 742, 765. 

Heterotopie 55. 

Hintere Rückenmarkswurzeln 598. 

Hippursäure u. Tyrosin 738 

Hirn 50; des Gammarus 208; Gam- 
betta’s 555; Corpus callosum 373; 
Anatomisches 72; — Arterien 541; 
— Bau 555, 798; — Centrum für 
Wärme 255; — CÜongestion 265; — 


808, 


347 


Diagnostik 386; — Druck 99; — Er- 
schütterung 798; — Erkrankung 799; 
— Exstirpation, Wärmeregulirung 764 
— Funetionen u.Psyche 556; — Furehen 
552, 792; — Gefässe 553, 792, 797; 
erweitert 798; — Gewicht 798; — Hyper- 
trophie 798 ; --Kreislauf 372; — Locali- 
sation 511, 553, 554, 629; — Operation 
798; — Puls 50; — Reizung 321; — 
Rinde 170, 371, 374, 450, 554, 797; 
Augencentrum 550; Einfluss auf die 
Pupille 352; Erregbarkeit 74; u. Epi- 
lepsie 799; — Nerven 268; — Entwieke- 
lung 209; — Schenkel 252, 552; Dege- 
neration 795; Erweichung 800 :— Stamm 
792; — Thätigkeit 130: — Windungen 
681; Carnivoren 797; vergleichend ana- 
tomiseh 555. s. Gehirn, 

Histohämatin 497. 

Histologie 526. 

Hitzewirkung 471. 

Hitzscehlag 540. 

Hoden 806 

Hodograph 564. 

Hopfenbittersäure 39. 

Hörnerv 449, 450; — Prüfung 169, 674; 
— Schärfe 549; — Zeit 674. 

Hoher Luftdruck 93. 

Hohlvene 558. 

Holz, Wasserbewegung im 744. 

Holzstoffreagens 562, 563. 

Homatropinwirkung 753, 

Horngebilde 468. 

Hornhaut, Lymphbahnen der 788; — 
Substanz 468. 

Horopter 789. ; 

Hühnereiweiss 327; — Ei 558. 

Hüfner’sche Reaction 204. 

Humor aqueus Regeneration 290; chem. 
785; — vitreus 594. 

Hundehälter 564, 812. 

Hundswuth 552, 577, 754. 

Hunger 103, 140, 439; 
784 


Hydra 106. 

Hydrastin 601. 

Hydrochinonwirkung 753. 

Hygienisches 382. 

Hygiene der Nahrung 546, 547. 

Hygrometer 812. 

Hyosein 83, 176, 328, 385. 

Hyperästhesie, hypnotische 557. 

Hypertriehose 101. 

Hypertrophie des Herzens 619. 

Hypnose 129, 292, 539. 

Hypnotismus 165, 171, 210, 253, 353, 
354, 379, 387, 553, 556, 557, 632, 634, 
684, 700, 804 — als Heilmittel 804. 

Hypophysengang 559. 

Hyposulfite 172. 

Hypoxanthin 407. 

Hyperästhesie 207, 210. 


— Versuch 


63* 


848 


Hysterie 170, 171, 321, 371, 377, 386, 
553, 790, 802, 804: Astigmatismus 
682; Augenmuskeln 550. 


Jaborandi, gegen Schlangenbiss 754. 

Jahresringe 559. 

Icehthyophis 397. 

leterus 545. 

Jdiotismus 149, 386, 798. 

Jecorin im Organismus 738. 

Impfung gegen Lyssa 577, 754. 

Inactivitätsatrophie 578. 

Indigo baeillus 528. 

Indigobildende Substanz 741. 

Indigschwefelsaures Natron im 
Speichel 183. 

Indirectes Sehen 169. 

Indischgelb 15. 

Indol 524. 

Infeetiöse Mauern 528. 

Infusion 246; von Salzwasser 308. 

Infusorien 742; — Vermehrung 809. 

Innervation d. Athembewegungen 614; 
d. Gefässe 454; d. Harnblase 344; d. 
Krebsscheere 471; d. Lumbrical- 
muskeln 538; d. Ohrgefässe 272. 

In osit 199, 527, 535, 608. 

Intervertebralganglien 611. 

Intoxiecation 382, s. Wirkung und s. 
Gifte. 

Intrao eulärer Druck 410, 812. 


Insecten ihre Sinne 622; — Hautsinn 
791: 

Insecteneier 380, 387; — Fühler 

199: 


Inspiration, passive 615. 

. Instinet 555, 556, 804. 

Instrumente f. thier. Elektrieität 172. 

Insula Reilii 798. 

Inversion, optische 147; — von Sac- 
eharabiose 458. 

Involution, fötale 559. 

Jodcholsäure 153. 

Jodol 741. 

Jodstärke 153, 241, 741. 

Irisbewegung 105. 

Isoc yansäureäther 168. 

Isoduleit 741. 

Isonitrosogalaktose 741. 

Julus terrestr. 809. 


Käfermuskeln 609. 
Kältewirkung 482. 
Käse-Reifung 571. 

Kali, salpetersaures 141. 

Kalium chloriecum 243, 
Kalkoxolat in Samen 744. 
Kalkskelette der Schwämme 747. 
Kampf der Phagocyten 608. 
Kampher 524. 

Kardiographie 497. 
Kardiographische Pincette 568. 


Sachregister. 


Karyokinese 17, 171, 324, 524, 561, 
635, 639, 742, 797; — in der Niere 775. 


 Katalyse 9. 


Katarakt 550; künstliche 593; trau- 
matische 550; dureh Töne 28; durch 
Naphthalin 593. 

Kaubewegungen bei Nagern 761; — 
Muskellähmung, eortieale 629. 

Kawa-Kawa 602. 

Kehlkopf 551. 

Kehlkopfbewegung 539; — Centrum 
798; — lähmung 170, 551; — Nerv 
unterer 579, 580; — pfeifen 762. 

Keimblätter 560, 561. 

Keimblatt, mittleres bei Torpedo 808, 

Keimdrüsen der Hühner 561. 

Keimpflanzen 462. 

Keimplasma 636. 

Keimzelle 561; d.' Echinodermen 809. 

Kerne der Augenmuskeln 628; d. N. 
facialis 800; d. N. hypoglossus 800; d. 
Öcolumotorius 683: d. Vagus 353; d. 
Pollen 742; — u. Zelle 742; — Defor- 
mation künstl. 742; - Theilung 324; 
— Vermehrung 742; s. Karyokinese. 

Kibitzeier als Nährboden 811. 

Kiemen 763; — Spalten 387. 

Kinder, Wachsthum 150, 810. 

Kindesmord 560. 

Klangfarbe 722; d. Vocale 791. 


-Klapperschlangengift 532. 


Kleber 97. 
Kleinhirn 513; d. Frosches 800; 
Nuel. dentat. 800; Exstirpation 


800; — Schwund 411; — Tumor 75. 

Klima 525. 

Klys ma zur Ernährung 349, 784. 

Kniephaenomen 377, 386, 596, 802. 

Knochen (Luftzellen) 168. 

K noch enentwiekelung 808; - Fische, Ent- 
wiekelung 561; — Mark 645; — Resorp- 
tion 808; — Substanz 88, 388, 561, 754. 

Knollen 501. 

Knorpel 398, 754, 755, 772. 

Knospenbildung bei Seesternen 809. 

Kochsalz als Nervenreiz 680, 757; 
Wirkungauf Harn 181; — Wirkung 750. 

Körperwärme 168, 540; s. Wärme; — 
Widerstand 159. 

Köpfung 87, 470, 575; s. Geköpfte. 

Kohlehydrat Formose ein 736; Grami- 
nın 740; 33, 201, 740; Verbrennugs- 
wärme 430. 

Kohlenoxydim Organismus 41; — Ver- 
giftung 287. 

Kohlensäure 229, 421; Absorptions- 
coefficient 735; als Anaesthetieum, 143, 
157, 763; der Luft 528, 735; hygie- 
nisch 528. 

Kohlensäureabsorption 700; - Ausschei- 
dung 287, 334, 400, 583; — Bestimmung 
172, 563, 811; — Klystiere 531, 539; — 


Sachregister. 


Wechsel bei Pflanzen 743: — Wirkung 
auf Blut 230; Wirkung auf d. Haut. 790. 

Kohlenstoffbestimmungd63; — Verbin- 
dungen 167. 

Kohlenwasserstoffe, 
wärme 429. 

Kopfnerven (morphol.) 800; der Vögel 
386. 

Kopfskelett 529, 808. 

Korallen 529. 

Kraft des fliegenden Vogels 659. 

Kräfte des Lebewesens 555. 

Krämpfe 555: auf chemischem Weg 
127. 

Krankenfall (Hirnläsion) 553. 

Kreatin 5932. 

Kreatinin 532,545, 740; — Reaction 563. 

Krebsscheere 471. 

Kreislauf in der Placenta 18, 166; 
bei Blutung 771; im Abdomen ! 772 
im Gehirn 372, 772; im Herzen 773; 
— u. Schwere 771. 

Kryptorchie 559. 

Künstliche Athmung 539, 763. 

Kupfer 525, 530; in Pilzen 744. 

Kupfersalze Wirkung 750, 

Kurzsiehtigkeit 169. 

Kymographion 812. 

Kymorheonom 490. 


Labferment 444, 548. 

Labyrinth 549. 

Lähmung der Augenmuskeln 683, 684; 
— des Accessorius 352; — halbseitige 
170. 

Läyulinsäure 460, 534. 

‚Lamellibranchiaten 535. 

Larynx 551; s. Kehlkopf. 

Lateralsklerose 386. 

Laubblätter 242, 534; — Farben 743; 
— Farbstoffe 748. 

Lebenstheorie 166, 167, 526. 

Leber 439, 476, 544; Milehsäurebildung 
774; bei Giften 123, 778; Zucker- 
bildung 338. 

Leberblut 337; Cirrhose, künstliche 
774; — Extirpation 406; — Thran 
(Untersuchung) 737; — Zellen 590, 
668, 778. 

Leeanium hesperidum 152. 

Leinölsäure 362. 

Leitung (elektr.) von Lösungen 32, 735. 

Leitungsbahnen 797, 801; — Wider- 
stand des Körpers 12; des Kopfes 30%; 
thier. Theile 747; und Temperatur 735. 

Lendenplexus 660. 

Lepadogastrier 809. 

Lesescheu 51. 

Leuehten 688; d. Myriapoden 168 ; d. 
Pilze 746; d. Thiere 746; d. Thiere u. 
Pflanzen 689; v. Eiern 746; v. Orga- 
nismen 747. 


Verbrennungs- 


549 


Leuehtgas 769. 

Leukämie 712. 

Leukocyten 336, 384, 583, s. Blut- 
körpercehen. 

Leukomaine 534. 

Liehenin 740. 

Lieht als Hilfsmittel 172; — Einfluss 
auf die Haut 577; — i. d. Meerestiefe 


735; — u. Athmung 763; u. chemische 
Reactionen 739; u. Farben 734; — 


Wirkung auf Protoplasma 742; 
Brechung im Auge 126; — Eindruck 
99, 235, 717; — Empfindung 789 — 
Entwiekelung 397; — Sinn 32, 132, 
369; — Reiz 185. 

Lidbewegungen 789; — Schluss 75. 

Lieberkühn sche Orypten 255. 

Ligamente 538. 

Ligamentum peetinatum 7838. 

Linkshänder 799, 805. 

Linse 290; — Dioptrik 788. 

Linsenastigmatismus 164. 

Lippenmuskeln 760; — Spalte 808. 

Listing ’sches Gesetz 549. 

Lobellin 393. 

Lobi opt. der Fische 554. 

Lobulus paracentralis 209. 
Localisation des Muskelsinns 374; — 
im Gehirn 170, 450, 511, 793, 798. 
Loeomotion 538; der Thiere 538; 
des Menschen 760; — vergleiehende 

760. 

Luft 304; 431; Bestandtheille 748; 
Kohlensäuregehalt 735; hygienisch 
539; Mikroorganismen 244, 245, 747, 
811; verschluckt 113 . 

Luftdruck 167; hoher 93; Wirkung auf 
Blut 230; — Wurzeln 383; — Zellen 
der Vogelknochen 168. 

Lunge, Inftleere Neugeborener 16, 560. 

Lungenalveolen 365; — Entwicklung 
808 ; Gewebe 160; — Kreislauf 543; — 
Oedem 505; — Volumen 334. 

Lupe 811. 

Lupinus luteus 459. 

Lymphgefässe d. 780; 
d. Herzens 773. 

Lymphherzen 542; — Säcke 766; — 
Strom 706; — System (Entwiekelung) 
772; — Wege des Larynx 203; 
Zellen 542. 

Lyssa 552; 577, 754. 


Magen 314; — d. Crustaceen 785; — 
Atonie 783; — Bewegungen 275, 220, 
783; — Drüsen 162; Entwickelung 784, 
808, 562; — Epithel 691; — Ferment 
347 ; — Fistel 810; — Function 783; — 
Reaction546; — Säure 335, 546, 781; 
— Saft 169, 534, 547, 548; beim Krebs 
547; und Speichel 545; Bestimmuns 
172; — Schleimhaut 161; — Seeretion 


Darmes 


850 
545; u. Kochsalz (Säuren) 781; — Ver- 
dauung 315, 476 

Magnet, therapeut. 387; — Wirkung 
207. 

Magnetismus, animalischer, 167; 
d. Körpers 92; Lebender Substanz 
229; Thierischer 553. 

Mamma 515. 


Marey’sche Trommel 812. 

Mark der Hemisphären 263. 

Markstrahlen der Pflanzen 527. 

Marsupialia Embryologie 558. 

Masdevallia 535. 

Massage 5%, 529; u. Seeretion 778. 

Massbestimmung des Raumsinns 323; 
— Prineipien psycho-physische 452. 

Masteur 782; — Darm 547; Beleuchtung 
405. 

Materie 557; lebende u. todte 735. 

Mechanik des Embryo 210. 

Meehanismus d. Accomodation 627. 

Medicamente (ausgeschieden d. d: 
Mamma) 779; in Distanz 129. 

Medulla oblongata 411. 

Melanin 38, 177, 533. 

Membranen (Doppelbrechung) 742. 

Membrana tympani 125. 

Meningitis 538. 

Meningococeus 807. 

Menstruation 388; abnorme 559; 
beim Kind 558; d. Affen 559; i. 
Syrien 807; u. Ovulation 807. 

Metabolismus d. Embryo 558. 

‚Meta-carpo-phalangeal-Gelenk 538. 

Metalle 536. 

Mlethanilgelb 811. 

Methaemoelobin 19, 543; — Krystalle 
541. 

Methangährung 570. 

Methode d. mittleren Abstufung 32, 
Unters. d. Nervensystemes 812. 

Methylal 91, 308. 

Methylehloroform 79%. 

Methylen 534. 

ua reaction d. Zellgranula 
42. 

Miesmuschel 747. 

Mikroben s. Mikroorganismen. 

Mikrobiologie 535. 

Mikrocephalus 797. 

Mikroeoeeus, nitrifieirender, 
prodigiosus 749. 

Mikroleetron 563. 

Mikroorganismen 40, 167, 382, 525, 
527, 584, 749: Concurrenz 529; 
Entwiekelung 558; Färbung 888; 
psychisches Leben 804 ; leuchtende 
4%; a. d. Conjunctiva 528; des 
Darmtraetes 783; d. Fäces 622; 
d. Harnwege 778; d. Luft 244, 245, 
528, 529, 747, 811; der Mundhöhle 
622; i. Mund 750; d. Pneumonie 


743, — 


Sachregister. 


748; d. Careinom 749; im Boden 
533, 748; im Selterwasser 529; 
i. Speichel 783: i. Pflanzen 529. 

Mikrophotographie 562, 811. 

Mikroseopie 562, 563. 

Mikroskopische Apparate 57; — 
Technik 388, 564. 

Mikrostat 172. 

Mikrotom 531, 812. 

Milch 544; als Nahrungsmittel 548; 
beim Gefrieren 244; menschliche 
384; Zusammensetzung 405; Ana- 
lyse 779; — Bildung 343; — Diät 
384; — Drüse 544; -- Kochen 545; 
— Säure 839; Ferment 532; Gäh- 
rung 524; der Leber 774; ji. Blut 
767; i. Harn 778; -— Seeretion 777; — 
Zucker (Gährung) 741; i. Pflanzen 404.. 

Millepora (Entwickelung) 810. 

Milz 179, 541, 545, 779; u. Thyreoidea 
779; — Blut 620; — Brand 465, 749; 
Sporen 810; — Gefässe, injieirt 545. 

Mimik 168. 

Mineralwässer u. 

Mischfarben 388. 

Mitbewegung des Fusses 128. 

Mitosen, s. Karyokinese. 

Mittelohr, seine Entwiekelung 415. 

Modell der Accomodation 627. 

Möwe, Flug der 659. 

Mogiphonie 170. 

Molekulargrösse 167, 735. 

Moment-Aufnahmen 388. 

Momordica Bucha 108. 

Monotremen Embryologie 558. 

Monstrositäten 59. 

Morbus Basedowii 159; — maculosus 
Werlhofii 426; —- Mennieri 385. 

Morgagni's Werke 524. 

Morphin 156, 261, 525; — Wirkung 753. 

Morphinismus 382. 

Motorische Funetionen des }Gehirns 
793; — Impulse761; — Region 386. s. 
Hirn. 

Muein 147: 

Müller’scher Gang (persistirend) 808. 

Mundhöhle 551; Mikroorganismen d.. 
622, 750; von Rana 315. 

Muscarin 505, 540,773; — Wirkung 770. 

Muscheln 747. i 

Museuliarytaenoidei 551; —lumbrieales: 
538; — obliqui oe. 789. 


Stoffwechsel 784. 


Musculus pyramidalis 15; — supereili- 
aris 42; — supra- -costalis 538; — tem- 
poralis, Wachsthum 560; — teusor 


aponevr. cerv.437, — tens. aponevr. cerV. 
superf. 538; — thyreo-arytaenoideus 
448; — Museulus s. Muskeln. 
Muskelarbeit 168. 363, 474, 504, 591; 
therapeutisch 758; u. Harnreaction 
778; — Atrophie 371, 578, 755; — bau 
537; — Chemie 473, 736; — Curve 


Sachregister. 


tetanische 178;— Endigungen d. Nerven 
171, 756; — Ermüdung 537, 758; — 
Erregbarkeit 758; u. Wärme 758; — 
Fasern 290, 383, 473, 653, 758; ab- 
sterbende 531; Bau derselben 435, 757 ; 
Degeneration 473; d. Echinorhynchus 
536; Entstehung 473; glatte 756; op- 
tische Eigenschaften 433; Regeneration 


191, 758; Rückbildung 758; von 
Nephthys 562; — Geräusch 537; — 


Glyeogen 406; — Hypertrophie 383; 
— Kraft 168; Krampf 554; — 
Nerven 613; — Plasma 537; — Re- 
generation 536; Reizung 145, 


| 
| 


179, 758, 759; — Sinn 209, 374, 412, | 


760, 790, 794; — Strom 611, 758; — 
Thätigkeit 195, 537; — Volumen 755. 
Muskeln 11, 64; rothe und weisse 64, 
159; Rückbildung 52; bei hohem Druck 


284; bei Tabes 129; der Mumie 
537; d. Lippe 760; d. Öhrmuscheln | 
333; des Arms 760; des Gesichts 
168; d. Pferdes 657; i. d. Hyp- | 
nose 129; intra-oeulare 550; Wir- 
kung von Coffein u. Thein auf die- 
selben 428; Wirkung von Salzen 
331; — u. Nerven 759; — u. Salze 


758. 
Mutter u. Frucht 807. 
Mydriatica410; — u. Accomodation 789. 
Myelin 351. 
Myographion 69%, 697. 
Myohaematin 497. 
Myopie 169. 


Myotica 410; — u. Accomodation 789. | 


Myriapoden 168. 
Mysis (Entwickelung) 810. 
Myxoedem 162, 385, 544, 546. 


Nabelschnur 380. 


Nachbilder von Bewegungen 135; — | 
| Nervenverletzung 482; 


Empfindungen 786. 


Nährboden für Mikroben 749, 811; — 


Stoffe 25; — Werth der Gewebe 548. 
Nahrungsentziehung 439; — Hygiene 
547; — Mittel (Gewebe) 548; ihre 
Temperatur 547. 
Najaden 747. 
Naphthalin 167, 549, 550; — Staar 788. 
Naphthylverbindungen 382. 
Narben der Pflanzen gereizt 606. 
Narcein 108. 
Naringin 84, 362. 
Narkose 229, 541; Selbstbeobachtung 
bei 553; — und Zucekerbildung 339. 
Nasenathmung 539; — Blutgefässe 542; 
— Höhle 538; — Schleimhaut 790. 
Naturwissenschaft 166. 
Nebenniere 668, 776, 779. 
Necturus, Muskelfasern der 473. 
Nematoden (Entwickelung) 809. 
Nemertinen 535. 


s5l 


Nerven, elektrische803; — und Muskel 
759; bei Tetanie 536; des duct. 
thorae 772; der Hand 759, 760: 
der Haut 801; des Herzens 773; 
d. Holothurien 772: d. Leber 439; 
der Muskeln 756; der orbita 
788; des Peritoneums 498; der 
Sinnesorgane 791; der Speichel- 
drüsen 477, 545; der Hypnose 
129; trophische 29; von Hand u. 
Fuss 759; — Balınen (erste des Em- 
bryo) 807; — jCentren der Articulaten 
251; — Degeneration 144, 795; — 
Druck 537; Endigungen 168; 
in Bindegewebskörperchen 498; der 
Harnröhre 790; im Muskel 613; — 
in Stomata 498; — Ermüdung 537, 
758; — Färbung 564, 797; — Fasern 
94, 578, 697, 797; Getlecht 660; — 
Hügel 411; — Körperchen 797; — 
Leitung 612; doppelsinnig 756; 
Naht 536, 537; — Regeneration Y4, 
144, 801; — Reizung 319; und Blut- 
coneentration 797 ; chemische 757; durch 
Kochsalz 680; mechanische 261; 
Strom 11, 110; — Structur 537; — 
Stümpfe 579 

Nervensystem Amputfirter 76; cen- 
trales 36, 552,725; der Acephalen 630. 


in 


802; des Ammocoetes 236; Ele- 
mente 797; der Gymnophionen 
802; der Inseeten 553; der 


Isopoden 554; der Myzostomen 802; 
der Ophiuren 554; — der Opheliaceen 
802; der ÖOrthopteren, der Dipteren 
554; der Prosobranchier, der Uteno- 
branchier 554; der Pteropoden 802; 
funetionell 555; Krankheiten 170; 
Structur 552; — und Ernährung 
784; v. Polypterus 791; Wandlungen 
387; Wirbelloser 386, 

— Wurzeln, 
hintere 206, 598; — Zellen 797, 811. 
s. Ganglien. 

Nervus accessorius 321, 352; 
acustieus 449; — erigens 251; 
facialis 266, 332, 726; der Katze 760; 
und Hirnrinde 798; Ursprung 
800; — Hypoglossus, Ursprung 555, 
800; laryngeus inferior 94, 
579, 580, 551, 791; sup. 551; — 
olfaetorius 30; — opticus 385; 
phrenieus 538; — Heizung 9%; — 
sympathieus 164; gereizt 553, 801; 
— trigeminus (Ursprung) 552; — troch- 
learis 550; — vagus 146, 262, 311; 
und Blutdruck 586, 774; Folgen 
seiner Läsion 800; und Herzarbeit 
769; gereizt (Nierensecretion) 779; 
Plexus nodosus 695; Ursprung 554; 
— vestibularis 450. 

Nesselzellen 141. 


852 


Netzhaut 549, 574, 717, (anatom.) 789, 
(Fovea) 805; — Eindruck 47, 99, 
185, 593, 594; zeitlich 786; — Ele- 
mente 672; Bewegung 549, 789, 550; 
— Gefässe 385; — Reflex 788. 

Neugeborne 16. 

Neuritis 383, 613. 

Neuroglia 554, 797. 

Neuromuskuläre Stämmehen 64. 

Neuropathologisches 629. 

Neurose 801. 

Nevyritis 533. 

Niere 384; Defeet 808; der Maus 
943; Function 24; Wirkung d. Galle 
945. 

Niereneireulation 542; Epithel 776; 
— Gefässe 246; — Innervation 544: 
— Secretion 545; bei Vagusreizung 
779; — und Blutdruck 779. 

Nikotinwirkung 770. 

Nitrate 167, 465; im Boden 597. 

Nitrobenzol 38. 

Nystagmus 186, 352. 


Oberhaut 548; der Pflanzen 527. 

Objeettisch 5. 

Oculomotoriuskern 683; — Lähmung 
484. 

Oedem 586. 

OÖ effnungsfunken 93. 

Oel (Untersuchung) 737. 

Oekus 142. 

Ohr (anatom.) 790; (innere) Lage 789. 

Ohrendefeet 808; — Entwickelung 415; 

. — Gefässe 272; — Knorpel 333; — 
Muschel 333. 

Oliven 800. 

Ophthalmoplegie 1. 


Opium 108, 261, 525; — Alkaloide 
581; — Raucher 52. 

Optik, physiologische 169. 

Optische Bilder 5083: — Drehungs- 


vermögen 572; — Täuschung 147. 

Organismen, pathogene s. Mikroorga- 
nismen. 

Öscillarien 744. 

Oseillationen (elektr.) 735. 

Osmidrosis, subjective 551. 

Otoeysten 722. 

Ötolithen, Function der, 677. 

Ovarium 191, 807; d. Aales 807. 

Oxalsäure 167; im Harn 169; im 
Organismus 41. 

Oxybuttersäure 248, 247. 

Oxydation 711: d. Wasserstoffsuper- 
oxyd 741; in Pflanzen 534, 606; in 
Flusswasser 10. 

Öxyhämoglobin 704; 113; 
s. Hämoglobin. 


optisch 


Pacini'sche Körperehen 79%. 
Palatale 164. 


Sachregister: 


Palmaraponeurose 580. 
Pankreas 179, 520, 779. 


| Papain 531. 


Papilla nervi optiei 49; — foliata 723. 

Papillom 526. 

Papoid 533. 

Parablast 809. 

Parabrombenzoäösäure 531. 

Paragalaktin 83. 

Paraldehydwirkung 750. 

Paralyse 171; aufsteigende 552; pro- 
gressive 552, 553. 

Parallysis agitans 208. 

Parametium (Conjugation) 809. 

Parasiten 530, 535; des Blutes 540; 
im Hühnerei 561. 

Paraxanthinwirkung 750. 

Parietalorgan 561. 

Parosmia 556. 

Parthenogenesis 397. 

Patellarreflex 553. 

Pathogene Organismen 584 s. Mikro- 
organismen. 

Paukenfell 12. 

Pedunculus cerebri 513. 

Pennatula 171. 

Pentamethylendiamin 571. 

Pepsin 169, 343, 534: u. Alkohol 784. 

Peptone 740, 784; und Gerinnung 
772. 

.Peptonklystier 546, 547. 

Peptonurie 248, 620, 778. 

Periblast 19. 

Peridineen, Entwiekelung 561, 809, 
(Sporen) 810. 

Peritoneum 498. 


| Peripatus 387; Entwiekelung 809. 
| Peristaltische Bewegungen 621, 780. 


Perruthensäure (Mikroskop. Reagens) 
811 

Perspiration 44; 

Pfeilgift 686. s. Curare. 

Pferdehuf 533; — Magen 478; — 
Muskeln 657. 

Pflanzen, Anpassung 605; im Haus 
167; signalisirende 530; Biologie 527; 
— Ernährung 743; — Oele (Unter- 
suchung) 737; — Saft 330; — Zelle 
463, 742. 

Phagoeyten 531, 532 608, 742, 772. 

Pharmakologie 525, 530, 533. 

Pharynx 783; — Venen 541. 

Phenacetursäure 40. 

Phenol 526. 

Phenylamidopropionsäure40; —hydrazin 
227, 740; u. Harnstoff 740. 

Pholas 688. 

Phonographik 351. 

Phosphate 528; im Harn 778. 

Phosphordiabetes 334; — esciren 168, 
688, 689; — escirende Organismen 
167; — säureausscheidung 548; — 


‚Sachregister. 


säurebestimmung 529 ; — Sauerstoffver- 

- bindungen 394; — Vergiftung 668, 778. 

Photographied562: d. Projeetile 812 
Schnittreihen 564. 

Photographisches Zimmer 811. 

Photometer 388, 562, 563. 

Photometrie 446, 811. 

Photomikrographie 5. 

Phylogenese 810, 559. 

Physiologie 526; allgemeine 734. 

Physiologische Physik 172; — Wir- 
kung 428; s. Wirkung. 

Phytalbumose 525. 

Pigment 172, 177, 528; pathol. 741; 
in Extravasaten 733; — Zellen 388, 519. 

Pilocarpin 531, 545; Synthese und 
Constitution 739. 

Pilze 205; leuchtende 746. 

Piper methystieum 602. 

Placenta 172, 559, 807. 

Placentarkreislauf 18, 166. 

Plasmodien 542. 

Plasmolyse 742. 

Pleuralknochen 760. 

Plexus lumbalis 660; — sacralis 334. 

Pneumonie coccen 748. 

Polarisation (galv.) 32, 735; 
chique 353; thier. Theile 747. 

Pollen 527. 

Polycholie 589: — Daktylie808 ;— Mastie 
515; — Merie 382, 526 ; — Pterus (Nerv.- 
u. Geruchsorg.) 791; — Rheonom 517; 
— Mpyositis 536. 

Pons, Varoli 170, 171. 

Porencephalie 386. 

Prehension 3. 

Progressive Paralyse 552, 553. 

Projeetile, photographirt 812. 

Propeptonreagens 568. 

Proprionitril 167. 

Protein 524. 

Protoplasma 755, 647; d. Infusorien 
742; u. Licht742 ; — Bewegung 32, 727. 

Pseudohallueination 451; — Hermaphro- 
ditismus 523, 558, 560, 806. 

Psyehiatrie 171. 

N Acte 804; — Thätigkeit 

Psyehologie 387, 555, 556, 804; — 
physiologische 803. 

Psyehometrisches 556. 

Psyehophysik 132, 171, 452; d. Lieht- 
sinnes 385. 

Psychophysisches Gesetz 130, 355. 
789, 804. 

Psyehosen 171. 

Psyehrometertafeln 563. 

Ptomaine 8, 470, 525, 528, 534, 535, 
643; d. Cholera 749. 

P ulpa d. Zahns 547. 

Puls 168, 311, 336, 384, 487, 541; d. 
Hirns 50. 


PSJ- 


853 


Pulscurve 617; — Geschwindigkeit 401; 
— Messer 562; — Messung21; — Welle 

812. 

Pulsus gem. 535. 

Pupille 719.. 

Pupillenerweiterung 352; — Reaction 
105; — Schatten 713, 788. 

Purree 458. 

Pylorusbewegungen 220, 275. 

Pyridin 40, 88, 226, 524; im Körper 750. 

Pyrrol 88, 526, 741. 


Quecksilber im Harn 477. 

Queceksilberaethylverbindungen 425; 
— Ausscheidung 779; — Präparate 
543; — Vergiftung 425. 

Quergestreifte Muskelfasern, s. Muskel- 
fasern. 

Quillajasäure 604. 


Ranken 283. 

Raumsinn 323, 521, 700. 

Reactionszeit 354, 514, 556, 795, 804; 
bei Alkohol 802; der Temperatur- 
empfindung 802; Bestimmung 564. 

Reactionen (ehem.) u. Lieht 739; — 
von Muskel u. Nerv 13. 

Reehtshändige 805. 

Reeonstrucetion, plastische 563, 564. 

Rectum 547; — Beleuchtung 405. 

Reeurrens, s. N. laryngeus inf. 

Reduvius 532. 

Reflexe 102, 128, 150, 386, 730; beim 
Kniephänomen 377; d. Kinder 554, 795; 
d. Riechnerven 553; im ‚Knie 596; im 
Ohr 677. 

Reflexneurosen 168. 

Regeneration bei Reptilien 559; von 
Muskelfasern u. Nervenfasern, s. diese. 

Registrirende Apparate 563, 812. 

Regulirung d. Wärme 663 

Refraetion d. Thieraugen 788. 


‚Reifung d. Käses 571. 


Reineulturen in Dauerpräparaten 563. 
Reizung d. Darmes478; d. d.constanten 
Strom 145; punktförmig begrenzte 322. 

Reizbarkeit der Pflanzen 606. 

Remijia 199. 

Resorein bei Seekrankheit 751. 

Resonatoren 562. 

Resorption 25, 315, 477, 478, 671, 784; 
von Fett 26. 

Respiration 113, 114, 115, 160, 383, 
400, 580, 582, 662, 700; bei Bädern 
329; Cheyne - Stokes’sche 145; d. 
Taucher 539; u. Cireulation 540; s. 
Athmung 

Respirationsapparat, selbstregistriren- 
der 699; — Bestimmung 564: — 
Bewegung 9, 539, 614, 615; — Cen- 
trum 266. 

Retina, s. Netzhaut. 


8354 


Rheonom 490, 517. 

Rheostat 579, 812. 

Riehtung des Schalles 675. 

Riehtungskörperehen 380, 639. 

Ricinölsäure 36. 

Riecheentrum 30; — Zellen 790. 

Rieselfelder 10. 

Riesen wuchs 560. 

Rindenblindheit 798; — Centren 265; 
371; des Geruches 30. 

Rindenfeld 209; des Auges 550; 
des Facialis 726; des Kehlkopfes und 
des Facialis 798; motorisches 558, 
798, 799; — Funktionen (d. Affen) 
798; — Läsionen 515; — Loeali- 
sation 450, 511, 793; der Kaumuskeln 
629; — Regionen, motorische 49; — 
Reizung 320, 798, 799. 

Rippen am Hals 808. 

Ritter-Rollett’sches 
269. 

Robert’s Methode 23. 

Rothsehen 235. 

Ruberythrinsäure 569. 

Rübensaft 741. 

Rüböl 604. 

Rückfallstyphus 608. 

Rückenmark 170, 411, 552, 730. 
801; Degeneration 101; Reizung des 
322. 

Rückenmarksende 559; — Entwicke- 
lung 807; — laesion 31, 101; — Rege- 
neration 801; — wurzeln 206, 801. 

Ruminätion 669. 


Phänomen 256, 


Saccharifieirung 524. 

Saeeharin 41, 740. 

Sacharimeter 564. 

Saecharobiose 458. 

Sacralplexus 334. 

Safranin 811. 

Saite (schwingend) 791. 

Salieylsäure 544; — Ester 750. 

Salol 531. 

Salpetersäure im Boden 396; in 
Pflanzen 307, 745; im Trinkwasser 
811. 

Salpetrigsaures Natron 327. 

Salzgehalt der Gewebe 746. 

Salzsäure im Magen 458. 

Saizwasserinfusion 308. 

Salze, Wirkung auf Blut 203. 

Samen 806, 807; — Kanälchen 388, 
559, 560; 732, — Zellen 560. 

Santonin 459, 594, 750. 

Saponin 604. 

Sarkolyten 473. 

Sarkoplasten 52, 190, 473. 

Sarkosin 524. 

Säurebildung im Muskel 19. 

Säure im Harn 403; in Pflanzen 744; 
organische 33. 


Sachregister. 


Sauerstoff 538; activer 59, 528; der 
Luft 304, 431; in Pflanzen; — 499; 
— Absorption, Apparat zur Bestimmung 
115; — Ausscheidung bei Pflanzen 
743; -- Wirkung auf Blut 230. 

Saugkraft des Herzens 705. 

Schädel 386; künstlich verunstalteter 
582 — Basis des Embryos 808; — 
Defeet, angeborner 558. 

Schall. 351; Breehung 431; — Rich- 
tung 675; — Stärke 130; — Wellen 
(Fortpflanzung) 791. 

Schatten der Pupille 713. 

Schiasma, nerv. opt. 789. 

Schilddrüse 162, 334, 335, 543, 546, 
708, 779. 

Schilddrüsenexeisionen 779; — Ex- 
stirpation 169, 544, 546, 587; — siehe 
Thyroidea. 

Schildkrötenherz 541, 705. 

Schimmelpilze 749. 

Schistostega osmundacea 326. 

Sehläfenmuskel, Waehsthum 560. 

Sehlaf 165, 357, 633; — und Athmung 
763, 764. 

Schlangenbiss 525; Antidot 754; — 
Gift 62, 528, 531, 532, 533; — Herz 
774. 

Schleimdrüsen 439, 779. 

Schleimhäute, anästhetisch 549; — 
säure 741; — secretion 96. 

Schluekgeräusehe 113, 538; — Reflex 
698. 

Schlundspalte 515, 808. 

Schmelzorgan 407. 

Schneeke 70, 720. 


‚ Sehnecken 747; Fortpflanzung 561. 


Sehnitte, mikroskopische 563. 

Schreiberkrampf 538. 

Schuhe 760. 

Schule und Augenkrankheiten 788. 

Sehultergelenk 760. 

Sehutzimpfung 533; gegen Milzbrand 
748; gegen Hundswuth 754. 

Scehutzmittel der Thiere 747. 

Schwämme 597; — Kalkskelette 747. 

Schwalbe’s Mikrotom 812. 

Schweiss 777, 779. 


ı Sehwere des Blutes 160. 


Schwellgewebe 806. 

Schwerhörigkeit 674. 

Schwimmblase 535, 761. 

Schwimmen 761. 

Schwindel 554; 
galvanischer 727. 

Schwefeläther 435; — aetıyle 525; — 
Bacterien 534; —- Säure, secernirt 545 ; 
— Wasserstoff 368; im Harn, 545, 778; 
im Körper 793. 

Scolopenderbiss 754. 

Seopoleina 531. 

Seopoliawurzel 529. 


als Krankheit 552; 


Sachregister. 


Scorpion 243, 432, 526. 

Secrete 384. 

Secretion 96, 344, 545, 667, 671, 778, 
777; und Massage 778. 

Seekrankheit 751, 752, 753. 

Seele und Gehirn 803. 

Seelenblindheit s. Hirn. 

Seesterne 168; Bewegungen 
Knospen 809. 

Sehen, binoceulares 716; imdirectes 169; 
mikroskopisches 789; stereoskopisches 
169; der Gliederthiere 791; von Be- 
wegungen 135, 317. 

Seheinheiten 672; — Grenze 285; — 
Hügel 549, S00; — Nerven und Hirn- 
erkrankungen 555; — Nervenatrophie 
808; — Nerveneintritt 49; — Nerven- 
kreuzung 789; — Schärfe 549; — 
Störungen (cerebrale) 798; Vermögen 
378, 379 

Sehnen, Gefässe der 543; — Endigun- 
gen der Nerven 171; — Reflex 81. 

Seifen 172. 

Seitenorgan 383. 

Selbstamputation 383; — Bewusstsein 
804; — Verdauung 27; — Vergif- 
tung 525. 

Selterwasser 529. 

Sensibilitätsphänomen 624. 

Sensorische Nerven 206. 

Serum 585; künstliehes 812. 

Serumalbumin im Darm 547. 

Siebbein 808; — dosen 811. 

Silberabscheidung 533. 

Simultaner Contrast 70, 672. 

Sinn für die Ausdehnung 700; für 
Temperaturen 678. 

Sinne in der Hypnose 210; der Inseeten 
622; der Lamellibranchier 549; der 
Spongien 791; der Turbellarien 549; der 
Wilden 548. 

Sinneseindruck, Wechselwirkung 786; 
787; — Empfindung 724; der Inseeten 
622 ; secundäre 549,790 ;-— Energien170. 

Skatol 392. 

Skelettmuskeln des Pferdes 657. 

Somnambulismus 171, 387. 

Sonnenlicht 383, 395. 

Sonnenstich, elektrischer 764. 

Soxhlet’sches Milchkochverfahren 545. 

Spaltöffnungen 519, 652; — Pilze 40, 
s. Mikroorganismen. 

Spartein 461, 569, 602. 

Speeifisches Gewicht des Blutes 160. 

Speetroskopisches 201. 

Speichel 779, 783; Mikroben 783; 
pathologischer 598; Uebertritt in 183; 
und Magensaft 545; — Drüsen 342, 545; 
von Blatta 477; der Cephalopoden 546; 
Erscheinungen, galvanische 344; — 
Seeretion 671, 776, 779, 
Wirkung 182. 


761; 


802; — | 


855 


Spermatogenese 732, 806, 807 ; — Somen 
806; — Zoiden 380, 387, 806, 807; 
doppelte 561. 

Spiegelversuch 672. 

Spigelia 328. 

Spina bifida 101, 558. 

Spinalganglien 611, 695, 801; physiol. 
796; — Nerven 561; — Wurzeln 801; 
hintere 598. 

Spinnen Copulation &60; Entwickelung 
809: ohne Athmungsbewegung 763. 

Spirogyra 744, 755. 

Spirometer 540. 

Sphincteren 531. 

Sphygmographie 21, 336, 487, 541, 
617, 771, 774, 802. 

Sphygmomanometrie 146, S12, 774. 

Spongien 747, 772; Sinnesorgane 791. 

Spongilla (Geschlechtsproducte) 809. 

Sporen d Hefe 750. 

Sprache 286, 557; d. Papageien 791; 
u. Stimme 791; Verlust der 681. 

Sprachbewegungen 168; — Laute 164; 
— Störungen s. Aphasie. 

Staar 550; künstlicher 593; traum. 550 
durch Töne 28; nach Naphtaliu 593. 

Stärke 153, 182, 241..535, 742; u.Jod 
741; Bestimmung 172; Gährung 750. 

Stauung, venöse, der Niere 23. 

Stenoearpin 754. 

Stereoskopisches Sehen 169. 

Sternumdefect 539. 

Stiekoxyd 187. 

Stiekstoff, fixirt141;bei Fäulniss309;im 
Boden 197, 397, 534, 743; im Harn 778; 
Aufnahme der Pflanzen 743; Bestim- 
mung 172, 563; Umsatz 547; Ver- 
bindungen in Pflanzen 532; Wechsel 711. 

Stigmen von Bombyx 562. 

Stillen 388. 

Stimme 170; Verlust 681; u. Sprache 791. 

Stimm bänder, Spannung 551; — Gabeln 
zur Prüfung der Hörschärfe 674. 

Stöhrer’sche Maschine 696. 

Stoffwechsel 32, 167, 504; bei Kindern 
784; d. Pflanzen 743; u. Mineralwässer 
784: — Producte 317. 

Stomata 498. 

Stottern 551. 

Strahlen d. Sterne 169; ultra-violette 
Wirkung auf Pflanzen 9. 

Strahlung395;d. Haut172;d. Körpers 65. 


| Streifenhügel 549, 790, 800. 


Strom d. Nerven 110; d. Herzmuskels 
262; im Auge 148; elektr. in Drähten 
735: Messung (galvan.) 564. 

Strömen von Flüssigkeiten 22. 

Strophantin-Wirkung 753, 754. 

Strophantus 533, 536, 686, 572. 

Stryehnin 198, 301, 335, 392, 528, 
778; u. Antipyrin 751; — Wirkung 
1753; — Vergiftung 531. 


856 


Stummbheit 551. 

Subjecetive Gesichtserscheinungen 481. - 

Sublimat 167, 457, 530; Haltbarkeit i. 
Lösung 739. 

Süsswasserwirkung 566. 

Suggestion 253, 292, 379, 387, : 
556, 634, 684, 789, 804. : 

Sympathicus 164: Galvanisation 

Synthese 536; i. d. Zuckergruppe 
736. 

Syntonin-Pepsin 343. 

Systole 474. 

Sexuelle Entwiekelung 559. 

Sexualzellen 646. 


Tabes 129, 170, 322, 376, 555, 802. 

Tachycardie 541. 

Tactile Empfindungen 624. 

Täuschung d. Urtheils 482. 

Talgdrüsen 3. 

Tambour 812; Marey's 201, 

Tanacetum 529. 

Tannin 330. 

Tanret’s Harnreagens 620. 

Tastballen 550; — Gefühl 624; — 
Fäden der Bathypheren 562; — Sinn 
507, 724, 790: — Nerven 549. 

Taubheit 386, 551. 

Taubstummengehirn 267. 

Taucher 539. 


Technik, mikroskopische 564. ! 
| Trommelfellreflex 677. 


Temperamente 555. 

Temperatur bei Epilepsie 802; bei 
Strychninwirkung 335; innerer Organe 
432; d. Menschen 764; d. Muskeln 474 ; 
d. Nahrungsmittel 547; d. Pflanzen 535; 
u. Athmung 539, 764. 

Temp eraturempfindung (Reactionszeit) 
79, 802, 788; — Erhöhung bei Crus- 
staceen 173; — Regulirung 663 ; — 
Sinn 507, 678, 790. 

Tentakeln 159. 

Terminalkörperchen 788. 

Terpentinöl- Wirkung 750. 

Tertiäre Alkohole (Wirkung) 750. 

Tetanie 536. 

Tetanus durch Infeetion 642. 

Tethys (Drüsen) 780. 

Thee 348. 

Thein 428. 

Theilbarkeit, lebender Substanz 106. 

Theilung, künstliehe 557. 

Theorie d. Farbenempfindung 626. 

Therapie durch Hypnotismus 700. 

Thermochemie 305, 5265 — _electr. 
Apparat 172; — Stat 564. 

Thiere d. Gräber 747. 

Thiry’sche Fistel 810. 

Thomsen’sche Krankheit 802. 

Thorax 540; — Bewegungen 538. 

Thränenträufeln 322. 

Thromben 367, 400, 772, 541. 


Sachregister. 


Thyroidea 162; Exstirpation 578; und 
Milz 779; s. Schilddrüse. 

Tiefeneindruck 452; — Wahrnehmung 
(monoeulare) 785. 

Titrirmethode 172. 

Tod dureh Elektrieität 62, 526: 
Hitze 471. 

Todtenstarre 537, 758. 

Tolubalsam 811. 

Toluylendiamin 243. 535. 751. 

Töne 447, 722; u. Farben 791. 

Tonempfindungen 71, 385. 

Tonus d. Gefässe 506; Schwankungen 
310. 

Torpedo 569. 

Toxicologie 750. 

Transfert 789. 

Transfusion 246, 
Köpfung 259. 

Transpiration d. Pflanzen 743; — plan- 
tation des Auges 550; — Sudation 
812. 

Traubenzucker 243; Bestimmung 23. 

Traube-Hering’'sche Wellen 771. 

Traum 804. 

Tremor 801. 

Trigeminus, Ursprung 552; — Reize 
07, 7 U% 

Trimethylamin 42. 

Trinkwasser 161, 385, 394, 258, 546, 
547; (Salpetersäure) 811. 


durch 


287, 308; nach 


Tropaeolinpapier 548. 

Tropin 532, 460. 

Trophische Nerven 29, 671, 801; — 
Störung 165, 321, 553. 

Trypsinprobe 520; — Verdauung 782. 

Tuba Fallopii 559. 

Tubarschwangerschaft 171. 

Tubo-Ovarialschwangerschaft 171. 

Tunicaten 561. 

Typhusbaeillen 528; — recurrens 608. 

Tyrosin u. Hippursäure 738. 

Tyrosinreaetion 193. 

Tyrotoxicon 532. 

Tyrotoxin 754, 784. 


Ueberruthensäure zum Mikroskopiren 
977, Sl. 

Ulexin 198, 461. 

Ultra-violett Wirkung auf Pflanzen 


Unterscheidungszeit 354. 
Uraemie 127, 544. 
Urei 807. 

Urethan 536, 545; Wirkung 750. 
Uretheren 544, 545. 

Uretra, s. Harnröhre. 

Urin 234; s. Harn. 

Urobilin 534. 

Urobilinurie 384. 
Urogenitale (männl.) 807. 


Sachregister. 


Urtheilstäusehung 482, 509. 

Uterus 171; Defect 559; Lage 807, 
561; post partum 807. 

Uvula, erkrankte 551. 


Wacuolen 742. 

Vacuoliden 397, 538. 

Vagusdurehschneidung 146; — Reiz u. 
Blutdruck 586; — Ursprung 554. s. 
Nervus vagus. 

Vasodilatatoren 801; — Motoren 272, 
454, 555, 730. 

Vater-Paeinische Körperchen 790. 

Vegetarianismus 784. 

Vegetation in Alkaloiden 8. ’ 

Vena saphena 764. 

Venen d. Oıbita 772; — Bildung 558; 
— Klappen 772. 

Veratrin 463; — u. 
Wirkung 770. 

Verbrennungswärme 284, 430, 429, 
470, 524, 529. 

Verdaulichkeit des Eiweiss 547. 

Verdauung 26, 161, 249, 312, 313, 
317, 315, 369; d. Crustaceen 785; d. 
Fische 591; d. Rhizopoden 747; d. 
Kindes 547; durch Bacterien 750; d. 
Trypsin 782; lebenden Gewebes 27, 
548.; vergleichende 546; von Fibrin, 
784. 

Verdauungsfermente 46, 529, 547; d. 
Fötus 784; — im Harn 778; — Flüssig- 
keit 784; — Säfte 478. 

Verdünungsconstanten 755. 

Verdoppelung 807. 

Vererbung 172, 560, 561, 636, 804, 
805. 810; psychische 597. 

Vergiftung, s. Wirkung von Giften. 

Verkrümmungen (Erbliehkeit) 810. 

Verlängertes Mark 411, 801. 

Verstand d. Thiere 556, 804. 

Vertheidigungsmittel d. Pflanzen 
744. 

Vertieftsehen 452. 

Vertige paralysant 3593. 

Verwachsung von 
579. 

Verwandtschaft 739. 

Vesica urinaria, s. Harnblase. 

Vibrio Proteus 470. 

Vierhügel 252; — Funetion 553. 

Vivisection 524, 530. 

Vocale 791. 

Vogelflug 112, 538, 659, 759, 761; 
— Hirn 553; — Pupille 719. 

Volubilitas linguae 168. 


Pilze 750; — 


Nervenstümpfen 


Wachsthum 388; d. Baecterien 749; 
d. Kinder 150, 810; d. Pflanzen 745; 
in der Jugend 650; — und Cireulation 
329. 

Waagen 172. 


857 


Wägungen von Hirnlappen 412. 

Wahrnehmung, innere 803; von Be- 
wegung 223, 

Wale 172. 

Walrath 786. 

Wanderzellen 708. 

Wärme 237; bei Muskelarbeit 168, 474, 
strahlende 395, 536; thierische 700; 
u. Erregbarkeit 535; u. Muskelerreg- 
barkeit 758. 

Wärmecentrum 255, 540, 799, — dis- 
pno& 761; — Empfindung 678; — Pro- 
duction d. Menschen 335; — Regulation 
564, 540, 663, 764; nach Hirnexstir- 
pation 764; Strahlung 65. 

Wasser 10, 385; Bacterien 783; d. 
Spree 748; in d. Ernährung 169; 
organische Substanzen darin 748; s. 
Trinkwasser, 

Wasseranalyse 564; — Aufnahme d. 
Mollusken 383; d. Schnecken 692%; -— 
Ausscheidung 710, 764; — Bewegung 
im Holz 744; — Leitung 532; — Zu- 
fuhr 774. 

Wasserstoffbestimmung 172; — super- 
oxyd 59, 531; u. Eiweiss 84; Farbstoff- 
bildung 741; u. Kohlehydrate 33; 
Oxydation 741. 

Wechselwirkung d. Sinne 791, 797, 
798. 

Wehen 268. 

Weib 524. 

Weingeist, s. Alkohol. 

Weir-Mitchel’sche Cur 782. 

Westien’'sche Doppellupe 811 

Weisse Blutkörperehen, s. Leucocyten. 

Weizenkleber 97. 

Wellenbewegung 606. 

Wheatstone'sche Brücke 63, 201. 

Widerstand, galvanischer 159; — des 
Körpers 12; bei morb. Basedowii 537, 
135. 

Widerstandsschraube 579, 812. 

Wiederkauen 669. 

Wilson’s Muskel 538. 

Wille 557; freier 556. 

Willensthätigkeit 804. 

Willkürliche Bewegungen 799. 

Windungen des Gehirns 681; des 
Hinterhauptlappens 412 

Winterschlaf 208, 763. 

Wirbelthiere, Urgeschiehte 808. 

Wirkung von Acetanilid 362, 382; 
Acetessigsäure 776; Aceton 776; Aether 
613, 791; auf Pflanzen 743; Aethylen 
chlorür 785; auf's Auge 788; Alkaloiden 
226: Alkohol 113, 548; tert. Alkoholen 
750; Anästhetica auf Pflanzen 597; 
Andıomedotoxin 300; Antifebrin 752; 
Antipyrin 640, 751, 752, 764, 799; 
Antipyretica 764; Arsen 548; Arznei- 
mitteln 590; Atropin 85, 156, 235, 


858 


328, 532, 770; — Bädern 329; 539 Bae- 
terien (redue) 749; Belladonna 59; 
Bier 547, 779; Blitzen 534; Benzoyl- 
derivaten 303; Bruein 753; Cacao 348; 
Oaffee 348; Calomel 169, 530; Carica 
Papaya 530; Chinin 536, 602; Chinolin 
753; Chloroform 143, 574; ehlorsauren 
Salzen 213, 543, 686, 750; Chlor- 
Schwefeläthyl 750; Cocain 59, 301, 
393, 528, 752, 753, 801; auf das Auge 
788; Coffein 428, 536, 770, 779; 
Öolchiein 58; Coniin 382, 528; Curare 
122, 460; Cystisinnitrat 525; Cytisus 
530, 532; Daturin 328; Digitalis 770; 
Dioxynaphthalin 752; Furfurol 751; 
Galle 312; Gasen 763; Giften 302, 754; 
auf Muskeln 537; Glycerin 69; Helle- 
borus 768; Herzgiften 770; Homatropin 
328,753 ; Hopfenbittersäure393; Hydro- 
chinon 753; Hyosciamin 328; Hyosein 
83, 176, 328, 385; Kalium chloricum 
243; Kälte 432; Kawa-Kawa 602; 
Klimaten 525; Kochsalz 750; Kohlen- 
oxyd 196; Kohlensäure 143, 157, 196, 
229; a. d. Tastsinn 790; Kreatin 532; 
Kupfersalzen 750; Sonnenlicht auf d. 
Körper 383; Licht auf Athmung 763; 
Massage 525; Medieamenten 750, 753; 
auf Nierenseeretion 545; auf Harn- 
secretion 779: auf Pflanzen 282; Meer- 
salzen 308; Meningococcen aufd Uterus 
807; Methylal 91, 393; Methylehloro- 
form 790: Momordiea Bucha 108; Mor- 
phin 156, 753; Muscaria 505, 540, 
770, 773; Naphtalin 549, 55u, 593; 
Narcein 108; Nikotin 770; Opium 59, 
108, 261; Paraldehyd 750; Paraxanthin 
750; Phosphor 778; Phosphorsauer- 
stoffverbindungen 394; Piper methysti- 
eum 602; Quecksilber 779; Quecksilber- 
präparaten 543; Saccharin 41; Salieyl- 
säure 544; Salol 531; salpetersaures 
Kali 141; Salzen 203; auf Binikörper: 
chen 773; auf Muskeln 331; Santonin 
750; Sauerstoff 196; Schlangengift 62, 
528; Schwefeläther 435; Schwefel- 
aethylen 525; Schwefelwasserstoff auf 
Mikroben 749; Spartein 461, 62; 
ee 328; Strophantus 572; Stro- 
phantin 754, 753; Stryehnin 301, 335, 
753; gegen Alkohol 528; Sublimat 
auf den Stoffwechsel 530; Süsswasser 


566; auf Bero& 84; Tanacetum 529; 


Temperaturen auf Pflanzen 745; Ter- 
pentin 750; Thee 348; Thein 428; 
Toluylendiamin 535, 751; Tyrotoxicon 
532; Ulexin 198, 461; Urethan 750; 


Sachregister. “ 


b # 
Veratrin 770; auf Pilze 750; Veratrum- 
Alkaloiden 463; Weasserstoffsuperoxyd 
531; Wismuth 525; Zinn 784. 
Wirkungen, katalytische 92. 
Wismuth 5%. 
Wöchnerinnen 807. 
Wortblindheit 51, 554, 557. 
Worttaubheit 598. 
Wuchs 560. 
Würmer 747. 
Wundstarrkrampf 642. 
Wurstvergiftung 8. 
Wurzeln, hintere 17, 205. 
Wurzelausscheidungen 744. 


Xanthinkörper 404. 
Xantho-Kreatinin 382, 531. 


Zähne und Nahrung 385. 

Zahn bein 561; — Bildung 407, 558, 50, 
561; — pulpa 547; — Schmelz 151; — 
Transplantation 559. 

Zapfen der Netzhaut 672. 

Zöhenmenzel 559 

Zeichnungen mit optischer Täuschung 
147. 

Zeitmarkirungsapparat 695; — Schreiber 
812; — Sinn 803. 

Zelle 177, 229, 280, 463, 524, 576, 691, 
742; Anilinfarben enthaltend 652. 

Zellen Antagonismus 525; — verhornte 
468. 

Zellgranula 742; — Haut 282, 383, 530, 
533, 742; — Kern 524, 535, 576, 646; 
Saft 742; — Theilung 387, 525, 635, 
639, 645. 

Zink 167. 

Zinn 784. 

Zirbelauge 799; — Drüse 552, 560, 
293: 

Zittern 800 

Zitterrochen 108, 803. 

Zucker 86, 88, 174, 227, 362, 526, 570, 
741; der Leber 775, 778; Verbrennungs- 
wärme 430; im Darmtraet 784; im 
Harn 544, 545; Synthetische Versuche 
735, 736; u. arom. Diamine 741; — Be- 
stimmung 23, 168, 172, 546, 562; — 
Bildung in d. Leber 338, 339; — Re- 
actionen 7, 545, 5638; — Säure 
741. , 

Zungenkrampf 383. 

Zwillinge 35. 

Zwischenhirn 206, 552. 

Zwitter 523. 

Zwitterbilduung 523. 

Zwölffingerdarm 547. 


K. k. Hofbuchdruckerei Carl Fromme in Wien. 


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Ilvır 
RD ba 


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